THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
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in 2014
https://archive.org/details/deutschetechnik2819unse_5
DEUTSCHE
Techniker-Zeitung
Herausgegeben vom Deutschen Techniker-Verbände
Wochenschrift für alle technischen Berufsstände
Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin
Achtundzwanzigster Jahrgang 1911
Redaktion: Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94a;.
1. c
Inhaltsverzeichnis der Deutschen Techniker-Zeitung.
XXVni. Jahrgang 1911.
Die mit * bezeichneten Artikel sind mit Abbildungen versehen.
Die Kursivziffern bedeuten die jeweiUgen Nummern des betreffenden Heftes.
I. Fachwissenschaftlicher Teil.
Heft Seite
I. Namensverzeichnis.
Benscheidt, Ueber Spannungs-
verteilung in Winkeleisen-
stäben 43 617*
Bernhard, Ueber die Form-
gebung bei Holztüren ... 32 500
— , Umfassungsmauern für Klein-
wohnungen 46 729
Brenscheidt, Wettbewerbsarbeit
zu einem Volksbrause- und
Schwimmbad in Tilsit ... 37 579*
Briner, Das Schulbrausebad . 27 420*
29 451
Brückner, Wohnungspflege und
Gartenstadtbewegung ... 52 825
Budnowski, Beitrag zur Ansied-
lungsfrage auf dem platten
Lande 52 823
Dewitz, Dipl.-Ing., Betonprobe-
körper 42 666
— , Massive Balkone an Wohn-
häusern 29 453*
— , Oeleinwirkung auf Beton . 44 696
Eckler, Ueber Sandstrahlgebläse
und Sandstrahlreinigung von
Eisenkonstruktionen u. sonst.
Bauwerken 4 52*
Feurer, Dipl.-Ing., Die gebräuch-
lichen Schienen-Schweißver-
fahren 46 724*
U> 48 755
■ ^ Fischmann, Dipl. - Ing., Ueber
^ der derzeitigen Stand der
Eisenbetontechnik 2 23
Günther, Dr. - Ing., Ludwig,
Photograph. Meßbildkunde . 36 567*
Haller, Straßenbauten in der
Schweiz und Oberitalien . . 31 483*
— , Wasserbauten in Ober-
italien 38 594*
39 616
— , Reinigung städtischer Kanal-
wässer ^5 711*
Herberg, Dr.-Ing., Ausgewählte
Kapitel aus der Feuerungs-
technik 6 82*
16 245
24 370
29 455
33 514
Hempel, Ein Landhaus bei
Mannheim -^9 771*
Hermes, Bremsberganlagen . . 20 309*
Hünecke, Ueber die wirtschaft-
liche Dimensionierung der
Eisenbeton-Plattenbalken . . 43 675*
Heft Seite
Karsch, Die neue Bürgerschule
und städtische Präparanden-
Anstalt in Hannox er .... 3 35*
— , Wohnhaus de.- Frau Watten-
berg in Hannover-Kleefeld . 25 386*
Klose, Der Hausschwamm . . 21 328
30 476
Knöfel, Anfänge der Portland-
zemeniindustrie in Deutschland 7 102
Könecke, Ueber die wirtschaft-
lichste Dimensionierung der
Eisenbeton-Plattcnbalken . . 51 809
Kramer, Das Krematorium in
Dessau 39 612*
Lautensack, Reg.-Baumstr. a. D.,
Aus der Praxis des Heimat-
schutzes . S 114*
— , Die architektonische Gestal-
tung des Schornsteinkopfes . 19 293*
— , Ueber die Nachteile fehler-
haften Ziegelmauerwerks . . 37 583*
Leipold, Dipl.-Ing., Exzentrische
Belastung von Stützen und
Pfeilern 72 178*
13 193
— , Formeln für die ungünstigste
Laststellung beim einfachen
Balken 5 68*
Linker, Dr. Ing., Schutzmittel
gegen atmosphärische Elektri-
zität ,3 37
Lohmann, Städtebauliches ... 75 226*
Ludwig, Spannungsverteilung in
Winkeleisenstäben 22 344*
Marten, Dr., Das Kgl. Material-
prüfungsamt zu Berlin ... 77 163
— , Zur Geschichte des Bes-
semerverfahrens 43- 673
Matzdorff, A., Reisebilder . . 36 563*
Ma3'er, Joh. Eugen, Ueber Ver-
breitung von Zentralheizungen 34 533
Nitzsche, Dr.-Ing., Untersuchung
von Schrägschnitten . ... 21 323*
Oppenkowski, Allgemeines über
das Abstecken der Kreisbögen
im Felde und die Eisenbahn-
kurven im besonderen . . . 10 148*
72 181
Pollitzer, Dipl.-Ing., Die Berech-
nung statisch unbestimmter
Tragwerke ....... 9 131*
14 211
78 275
22 338
35 549
40 628
44 690
Heft Seite
Radunz, Neuartige Vorrichtung
zur Dämpfung des Schlingerns
von Schiffen . 7^ 213*
Raiß, Kleinwohnungen . ... 34 530*
Ramisch, Professor, Ueber ge-
schichtete Federn 26 404
Rösler, Ueber die Verwendung
von Drainageröhren f. Wasser-
versorgungen 6 86
Ruff, Zur Hausschwammfrage . 30 476
Schütz, Fehlerhafte Indikator-
Diagramme und Diagramme
fehlerhafter Maschinen . . . 31 488*
32 502
Schuberg, Elektrische Reklame-
und Festbeleuchtungen ... 7 1*
2 21
— , Mikroskopische Sichtbarkeits-
grenzen ... 77 260*
Schultz, W. J., Vom Schaubild-
zeichnen 23 355*
Speibrink, Ueber geodätische
Vor- und Absteckungsarbeiten
bei Tunnelbauten . 50 788"^-
51 804
Stolzer, Anleitung zur Prüfung
eines Wasserrohrstranges einer
Quellwasserleitung . ... 26 407*
Werner-Bleines, Tönende Tele-
funken 41 643*
42 658
45 707
47 741
Wintermeyer, Dipl.-Ing., Fahr-
bare Drehkrane zum Ein-
stellen in Eisenbahnzüge . . 27 422*
\\. Sachverzeichnis.
a) Fachwissenschaftliche Abhandlungen.
Abstecken der Kreisbögen und
Eisenbahnkurven 10 148*
72 181
Abwässerreinigung 45 711*
Ansiedlungsfrage auf dem plat-
ten Lande, Beitrag zur . . 52 823
Badeanstalt in Tilsit .... 37 579*
Bäder, Brause- 27 420*
29 451
Balkone, massive, an Wohn-
häusern 29 453*
Bessemerverfahrens, Zur Ge- '
schichte des 43 673
Beton, Oeleinwirkung aut den-
selben 44 696
Betonprobekörper 42 6C6
Bremsberganlagen 20 309*
238069
Heft Seite
Dampfmesser der Farbenfabr.
vorm. Friedr. Bayer & Co.,
Elberfeld 25 388*
Drainageröhren für Wasserver-
sorgungsanlagen 6 86
Eisenbahn-Güterschuppen, Ein
Vorschlag zur Verbilligung
der 79 296=^
Eisenbahnkurven, Abstecken der 10 148*
12 181
Eisenbeton-Plattenbalken, Ueber
die wirtschaftlichste Dimensio-
nierung der 43 675*
31 809
Eisenbetontechnik, Ueber den
derzeitigen Stand der ... 2 23
Eisenbetonplatten, Beitrag zur
Berechnung kreuzweis armiert. 16 242*
Elektrische Reklame- und Fest-
beleuchtungen / 1*
2 21
Elektrizität, Schutzmittel gegen
atmosphärische ...... 3 37
Federn, Ueber geschichtete . . 26 404*
Feuerungstechnik, Ausgewählte
Kapitel aus der 6 82*
16 245
2-1 370
.29 455
33 514
Gasbehälter-Einsturzes in Ham-
burg, Die Ursachen des . .18 28 1
Grate und Kehlen, Die zeichne-
rische Bestimmung des Nei-
gungswinkels ...... 46 728*
Hausschwamm 21 32S
30 476
Heimatschutzes, Aus der Praxis
des 8 114*
Indikator - Diagramme, Fehler-
hafte 31 488*
32 502
Isolierung des Schalles und der
Erschütterungen in techni-
schen Betrieben 22 342
Kanalwässer, Reinigung städti-
scher ^5 711*
Kirchentyp, Ein verbesserter . . 36 570
Kleinwohnungen 34 530*
Kranbau, Drehkrane zum Ein-
stellen in Eisenbahnzüge . . 27 422*
Krematorium in Dessau . . .39 612*
Ladebank f. eine Schützengilde 8 117*
Landhaus bei Mannheim . . . 49 771*
Laststellung beim einfachen
Balken, Formeln für die un-
günstigste 5 68*
Materialprüfungsamt, Das Kö-
nigliche zu Berlin 7/163
Mauerwerks, Ueber die Nach-
teile fehlerhaften Ziegel- . . 37 583*
Mef5bildkunde, photographische 36 567*
Oeleinwirkung auf Beton . . . 44 696
Pfarrliaus 8 115*
Photogrammetrie 28 440
Praktische Winke: Vom Scliau-
bildzeichnen 23 355*
Rcisebilder 36 563*
Sandstrahlgebläse und Sand-
strahircinigung 4 52*
Heft Seite
Schaubildzeichnen, Vom ... 23 355*
Schulbrausebad, Das . . . .27 420*
Schrägschnitten, Untersuchung
von . 21 323*
Schienenschweißverfahren, Die
gebräuchlichen 46 724*
48 755
Schiffscblingerns, Neuartige Vor-
richtung zur Dämpfung des . 14 213*
Schornsteinkopfes, Die architek-
tonische Gestaltung des . . . 19 293*
Schulhausanlage, ländliche . . 8 119*
Schulhäuser (Die neue Bürger-
schule und städt. Präparanden-
Anstalt in Hannover) ... 3 35
Schulbrausebad . . . . 27 420*
29 451
Sichtbarkeitsgrenzen, mikrosko-
pische 77 260*
Spannungsverteilung in Winkel-
eisenstäben . . ... 22 344*
43 677
Städtebauliches 15 226*
Statisch unbestimmte Trag-
werke, Die Berechnung der-
selben 9 131*
14 211
18 275
22 338
35 549
40 628
44 69Ü
Staubgefahren . 8 120
Straßenbauten in der Schweiz
und Oberi'a'ien 31 483*
Stützmauer, Graphische Berech-
nung einer 23 3ö0*
Stützen und Pfeilern, Exzen-
trische Belastung von . . . 12 178*
13 1931
Türen, Lieber die Formgebung
hölzerner 32 500*
Telefunken, Tönende . ... 41 643"
42 658
45 707'
47 741
Tunnelbauten, Ueber geodät.
Vor- und Absteckungsarbeiten
bei 50 78S*
31 804
Umfassungsmauern für Klein-
wohnungen 46 729
Wasserversorgung, Ueber die
Verwendung von Drainage-
röhren für . 6 86
Wasserrohrstranges, Prüfung
eines 26 407*
Wohnhaus der Frau Watten-
berg in Hannover-Kleefeld . 25 386*
Wohnungspflege und Garten-
sladtbewegung 52 825
Wasserbauten in Oberitalien . . 38 594*
39 616
Zentralheizungen, Ueber Ver-
breitung \on 34 533
Zementindustrie, Die Anfänge
derselben in Deutschland . . 7 102
b) Bücher- und Zeitschriftenschau.
Adreßbuch der Behörden
Deutschlands 23 365
Bachem, Staatslexikon . ... 39 622
Barth, Die Stoßdichtung von
Steinzeugröhren 33 524
Bamngartner, Uebungen im
Ski/zieren elektrischer Schal-
tungen .18 2S3
21 333
Heft Seite
Bericht über die IL Tagung der
Vereinigung der höheren
technischen Baupolizeibeamten
Deutschlands . . . . 30 All
Beton-Taschenbuch 1911 . . . 20 317
Böhm, Leitende Grundsätze für
die Entwässerung von Ort-
schaften , 52 509
Boehmer, Die Patentfähigkeit
von Erfindungen ..... 20 316
Braun, Annalen für soziale Po-
Ii. ik und Gesetzgebung ... 37 590
Brinckmann, Platz u. Monument 24 381
Bürner, Die Anstellungsverhält-
nisse der Motorwagenführer
in Privatdiensten 2Ö 317
Comperl, Die gewerbliche Bau-
kunde 50 191
Damme, Der Schutz technischer
Erfindungen als Erscheinungs-
form moderner Volkswirtschaft 18 284
Dubbei, Entwerfen und Be-
rechnen der Dampfmaschinen 4 59
Düsing, Die Elemente der
Differential- und Integralrech-
nung .6 91
— , Leitfaden der Kurvenlehre . 29 461
Eberstadt, Handbuch des Woh-
nungswesens und der Woh-
nungsfrage 79 289
Eisner, Technisches Spezial-
Wörterbuch für Werkzeug-
maschinen und Maschinen-
werkzeuge 21 333
Emden, Grundlagen der Ballon-
führung 6 91
Emperger, Handbuch für Eisen-
betonbau r/3 686
Eyth, Max, Der Schneider von
Ulm 25 397
Faul, Anleitung zur Gründung
einer Gesellschaft mit be-
schränkter Haftung usw. . . 21 333
Fiebelkorn, Hydraulischer Kalk
und Zement in Süd-Frank-
reich . 23 365
Fi^cher-Dückelmann, Die Frau
als Hausärztin ...... 15 235
Förster, Taschenbuch für Bau-
ingenieure 43 686
Frick, Baukonstruktionslehre . 50 191
Genzmer, Kanalisation der Klein-
und Mittel-Städte /5 236
Götze-Schindler, Jahrbuch der
Arbeiterversicherung 1911 . . 18 2S4
Greineder, Betriebsbuchführung
für Gaswerkbetriebe . . . .20 317
Gruber, Ungeteilte Arbeits- und
Schulzeit ' 1' 265
Haeder, Die kranke Dampf-
mascliinc ........ -73 686
— , Der kranke Gas- und Oel-
motor ■
Handelshochschule Berlin, Ge-
werbliche Einzelvorträge . . 2 26
Hartleib, Praktische Lohn-Ta-
be'ilcn zum Gebrauch bei
Akkord- und Lohnrechnungen 22 348
Heidmann, Technikerberuf . . J7 590
Henneberg, Graphische Statik
der starren Systeme . ... 33 525
Holicnner, Geodäsie 23 365
Huber, Handbuch der Mechanik 6 91
Joiv, Technisches Auskunfts-
buch -/-/ 690
V
Josse, Neuere Kraftanlagen
Heft Seite
33 524
Kaiser, Der Luftstickstoff und
seine Verwertung 22 348
Kasten und Minetti, Gewerb-
liche Buchführung und Kal-
kulation für Bauhandwerker .20 317
Keller, Der künstliche Vogelflug 42 669
Kempe, Aviatik 42 669
Kleefeld, Bürgerkunde des
Hansabundes 34 540
Kleinloge!, Eisenbeton und um-
schnürter Beton 28 445
Knabenbuch, Deutsches ... 2 27
KnoU, Taschenbuch zum Ab-
stecken der Kurven an Stra-
ßen und Eisenbahnen . . . 33 524
Kommunalblatt für Ehrenbeamte 35 558
Konkurse 25 397
Korkisch, Die Denkschrift der
Österreich. Pensionsanstalt zur
Novellierung des Pensionsver-
sicherungsgesetzes . ... 35 558
Kunstwart 7 105
Lachmund, Wie berechne ich
mein steuerpflichtiges Ein-
kommen? /S 283
Lamock, Die Sackkalkherstel-
lung 25 365
Langenscheidts Verlag, Fremde
Sprachen und ihre Erlernung 23 365
Lindner, Maschinenelemente . . 29 461
Lustig, Der treue Ratgeber im
Metz, Der internationale Post-
scheck-Verkehr 22 347
Meyers Kleines Konversations-
Lexikon 2^ 381
Meyers Großes Konversations-
Le.xikon 23 3b5
Motorwagen- Verein, Mitteleuro-
päischer, Die Ausbildungs-
und Prüfungsstellen für den
deutschen Kraftfahrzeugver-
kehr 30 477
Nansen, Nebelheim 50 797
Niehus, Leitfaden für Deutsch
und Geschäftskunde an Bau-
gewerkschulen u. verwandten
Lehranstalten ... . . 47 750
Oppenheimer, Theorie der reinen
und politischen Oekonomie 6
91
Painleve, Theorie und Praxis
der Flugtechnik J2 509
Pascal, Repertorium der höhe-
ren Mathematik 6 90
Patentwesens, Taschenbuch des 78 283
Pfanhauser, Die elektrolytischen
Metallniederschläge . . . _ 34 540
Preuß, „Liegt Sturm- oder Blitz-
schaden vor?" 26 412
Purpus, Was der Handwerker
von den Gesetzen wissen
muß .47 750
Radioff, Jahrbuch baurechtlicher
Entscheidungen 1910 ... 23 365
Riese, Das autogene Schweiß-
und Schneidverfahren ... 6 91
Saliger, Der Eisenbeton in
Theorie und Konstruktion . .26 412
Soennekens Notiz - Umleg - Ka-
lender 2 27
Sonntag, Tabelle zum Ablesen
der Spannungsstärken f. Holz-
zement- u. Doppelpappdächer 23 365
Schaper, Eiserne Brücken ... 25 365
Schlegel, Bauinschriften an deut-
schen Kulturstätten ....
Schubert, Leitfaden der landwirt-
schaftlichen Baukunde . . .
Schulze, Seehafenbau ....
Stoffers, Deutschland in Brüssel
1910
Heft Seite
26 412
26
5
Wehnert, Einführung in die
Festigkeitslehre' ......
Weidmann, Eisenbetondecken,
Eisensteindecken imd Kunst-
steinstufen ....... 25
Werner, Die feuerfeste Industrie 26
Weyrauch, Wasservetsorgung
der Ortschaften . . . . 22
Wilhelm, Friedr., Das Weltpatent 22
Winnig, Die Grundlagen der
Bautechnik für oberirdische
Telegraphenlinien ..... 6
Zentralstelle fürVolkswohlfahrts-
pflege, Aufgaben und Orga-
nisation der Fabrikwohlfahrts-
pflege in der Gegenwart . .
Ziegler, Der Talsperrenbau
nebst Beschreibung ausgeführ-
ter Talsperren ......
Zimmermann, Mathematische
Formelsammlung .....
Zeitschriftenschau für Dez. 1910
Zeitschriftenschau für Jan. 1911
Zeitschriftenschau für Febr. 1911
Zeitschriftenschau für_März 1911
Zeitschriftenschau für* Mai 1911
Zeitschriftenschau für Juni 1911
Zeitschriftenschau für Juli 1911
Zeitschriftenschau f. August 1911
Zeilschriftenschau für Sept. 1911
Zeitschriftenschau für Okt. 1911
Zeitschriftenschau für Nov. 1911
6
5
6
11
13
17
19
25
29
34
41
44
49
50
52
412
75
25 397
Tilly, Ueber die Rentabilität
von
Zentralheizungen . . .
7
105
Tönsmann, Unterrichtsbriefe
für
Eisenbetonbau ....
40
637
Türmer, Der (Monatsschrift)
37
590
Ueber Land und Meer . .
50
797
Umschau (Wochenschrift) .
21
333
Volkswirtschaftliche Blätter
2
26
Vorreiter, Jahrbuch über
die
Fortschritte auf allen Gebieten
der Luftschiffahrt . .
21
333
33 525
397
412
318
348
90
20 316
21 333
91
74
89
171
203
267
299
395
460
539
653
698
779
796
829
c) Briefkastenauskünfte.
Abwässerreinigung für ein
Wohnhaus ....... 27 429
Anstrich für Blockhaus . . .27 429
Asphaltfußboden 46 IIb
Anstrich für Zementfußboden
bezw. Ziegeldächer . . . .20 317
Anstrich, säurefester 28 445
Arrestzellen . . // 172
Ausmaß der Zwischenwände . . 14 219
15 236
Ausschlag an den Wänden eines
Vorratskellers 9 140
Azetylen-Motor /O 153
Badeanstalt ... . 47 751
49 781
Bäckereiöfen, Gasheizung für . 37 591
Bäckerei-Wand- und Fußboden-
Bekleidung -^5 717
Baubuchführung . .... 46 735
Heft Seit'
Befestigung von Höfen, Straßen
usw 3 45
Betondecke über Balkenlagen . . 13 205
Betonpfosten für Staketenzäune . 2 27
Blockhaus-Einkleidung . ... 28 445
Brunnen-Teilung ... . 19 301
20 318
Bureauräume über einem Heiz-
keller 37 591
38 605
Dachanstrich, wetter- und säure-
fester 28 445
Dachgaubenzwickel verkleiden .' 17 269*
Decke, massive, über Balkenlage 13 205
Dreschmaschinen-Trommel, Um-
drehungsgeschwindigkeit einer 31 493
Druckhöhenverlust 47 751
Eiskelleranlage . . . . . 39 623
40 638
Eisschuppen 44 700
Elektrischer Lasthebemagnet . . / 10
Elektrische Zimmerheizung . . 41 655
Emaillewände .29 461
Entwässerungsanlage .... 8 125
Fäkaliensammelgruben-Ent-
leerung . 38 605
Fäkalien-Verwertung . . . / 10
3 45
Federstahl 44 700
Fensterrecht . 23 356
Filtermaterial für Wasser-Ent-
eisenungs-Anlagen . 22 348
23 366
Feuchtkalte Dachwohnräume . . // 172
Feuchte Mauern . . . . 8 125
10 153
14 21 Q
17 269
23 366
Feuchte Mittelwände eines Kran-
kenhauses 9 140
Feuerschüt/cn je Ummantelungen 41 655
Filter für eisenhaltiges Wasser 23 366
// 172
Flecke auf Schornsteinwan-
dungen 40 637
Formulare für Kostenanschläge . 2/ 429
Fräsmaschinen, Drehmoment-Be-
stimm.ung 32 510
Fugen-Dichtung für Fenster und
Balkontüren / 10
2 27
Fußbodenerwärmung .... 27 429
Fußboden, fugenloser . . . . / 9
Fußboden für Bäckereien . . . 45 717
Fußboden für Kesselschmiede
und Konstruktionswerkstätte . 13 205
Fußboden für Werkstätten . . . 45 717
Fußboden für Schweinehof . . 1 9
Fußboden, säurefester und
warmer 44 700
Fußboden, schwammiger . . . 13 205
Fußbodenöl, staubbindendes . . 4S 766
Gefährdung eines Hauses durch
die Abwässerung des Nachbar-
grundstücks 4
Geräusch- und Erschütterungs-
beseitigung 3
Geschoßbahn 46
Giebel, überhängender . ... 49
Grasvertilgung in Straßen ... 30,
Gründung auf Moorboden . . . 21
Grundstücksbeleihung, hypothe-
karische ■ 33
Heizung, elektrische
Holzschindel Verkleidung
41
27
60
45
735
781
478
334
525
655
429
Imprägnierung von Holzmasten 3 45
VI
H.eft Seite
Imprägnierungsmitte', Geruchlose 48 766
Isolierung einer Backsteinmauer
gegen Schlagregen . ... 41 655
Isolierung einer Beton-Keller-
decke . 40 byi
Keller Konstruktion 73 205
Kessell.auseindeckung . ... 30 47S
Kleinmotor 7 106
Klosetts, frostsichere 7 106
Kühl- und Eisanlage in den
Tropen 2S 445
Magnete, Berechnung elek-
trischer / 10
Mehrleistungen, Entschädigung
für 48 76Ö
Messing'ack . . . . 7 1C6
Modelle für Häuser ...['. 43 687
Mörtelverputz für Gerberei-
Trockenraum ........ /9 301
Obstkeller 45 1X1
Oefen, Ventilations-Kachelöfen . 2 27
4 60
Photographischer Apparat . . 37 591
Putz, farbiger . . . . 2/429
43 687
Putz, schadhafter, an einer Stütz-
mauer .... 5(5 574
' ' ' 37 590
Rabitzgewölbe über einer Kirche 10 154
Rammen in der Nähe hoher
Schornsfeine 33 525
Rentenberechnung bei einer
Chaussecüb.rnahme . . 46 733
Riemenscheiben, feste und lose 9 140
Heft Seite
Rode'bahn . „ 7 106
30 411
Rohrdurch'aß durch einen Eisen-
ba! n lamm ...... 15 236
Rostschutz für Federn . . _ . 4 60
Rußwasser im Schornstein . . 13 205
14 219
Sandfilter . . ... 23 366
Säurefeste Bottiche . 43 687
45 717
47 750
Säurefestes Dach für eine Fär-
berei 43 526
Säurefeste G übe . . . . S 125
Se bst.ütterungs- und Tränkungs-
anlage für Schweineställe . . / 10
Scha Idämp ung 41 655
42 670
Schallsicherheit für Krankenhaus
bezw. Musiksaa! . . 20 317
Schiffshypothel.enwesen . , 40 637
Schmelzofenhcrstel ung . . . . / 9
Schornstein - Höherführung
(Kostenfrage) 41 655
Schü.'.e rinnen 9 140
Schwitzw asser - Verhütung bei
einem Gewölbe /ö 153
Schwitzwasserbesei jgung ... 29 461
30 478
40 63S
Staubbin-^ung 39 411
Steinbruch-Bohrmaschine . . . 17 2^9
Steinho zfuß' öden, Hers'ellung
fugenloser / 9
Steinholzfußböden reinigen . . 38 605
Steinmehl . . 10 154
// 172
Stoßwirkung eines herabfallen-
den Aufzuges 33 525
Heft Seite
Störung des Nachbars durch
Konzert 8 125
Teergeschmack des Trink-
wassers . 44 700
' 46 133
Tropf sichere Fabrikräume . , .20 317
Ummantelungen, feuerschüt-
zende, für Träger und Säulen . 41 655
Verschiebbare Raumabschlüsse . 9 140
Verschiebung eines Wassertu ms 49 781
Versicberungs-Anstalten, Tech-
nikerlaufbahn bei den . . . / 9
Warmwasserbehälters, Zerstö-
rung eines 39 623
40 637
Wasserbassin über einem Kuh-
stall ... . 29 461
30 478
Wasserdichte Abdeckung von
Eisen' onstruk ionen .... 39 623
Waster Jchte Gl :t e Überdachung 8 125
Wasserdichter Teerbehäiter . . 33 526
Wasserkraftan'age, genehmi-
gungspflichtige 2 28
Wasserkühlung . . . 48 766
Wasserleitung 46 133
Wasserlei ung für einen Neubau
auf einem Berg 6 92
Wasserlei ung im Gebirge . 22 348
Wetterfeste Verkleidungen . . 39 623
Wohnhäuschen, zerlegbare . 25 397
26 413
Zementverputz eines säurehal-
tigen Wasserbassins . ... 27 429
VII
II. Allgemeiner Teil.
Heft Seite
I. Namensverzeichnis.
Baum, Dr., Das Recht der Tech-
niker und Belriebsbeamten in
Oesterreich
Bech:old, Das Problem der Ar-
beitslosenversicherung
39 609
— , Die neue Forschungs-
meihode in der National-
ökonomie _ 27
Brachvogel, Aus den Berichten
der Ge\verbeinspekto-en . . 40
Breitschei l, Dr., Techni cerstreik 48
Brönner, Ein neues Dezennium /
49
72
424
631
764
7
Clauß, Dr., Die Werkpensions-
kassen innerhalb der Pensions-
V£rsichefung ^5 715
Gornik, Die neuen Sätze unserer
Stellenlosen - Unterstützungs-
kasse . 9 129
— , Sommerurlaub 17 263
— , Für die Ausdehnung der Ge-
werbegerichte . . . 15 235
— , Persona akten 79 297
Günther, Dr., Die deutschen
Techniker. Sozialpolitische Er-
gebnisse der Verbandsstatistik 47 739
48 753
49 774
50 792
— , Dr., Werkpensionskassen
und staatliche Pensionsver-
sicherung 15 225
— , Dr., Klärung 2/321
— , Dr., Unsere Verbandsstati-
stik — eine Unterlage unserer
Verbandsarbeit 22 345
— , Dr., Unsere Stellung zum
Hauptausschuß 30 Abi
— , Dr., Wirtschaftspolitik und
Sozialpolitik — Der Hansa-
bund * 55 517
Händler, Schwere Kämpfe in der
Metallindustrie? 35 546
Heiß, Dr., Die volkswirtschaft-
lichen und technischen Auf-
gaben der Gemeinde-Verwal-
tungen // 166
— , Dr., Wohnungswesen und
Wohnungsfrage . . 19 289
20 305
— , Dr., Die deutschen Getreide-
zö le . . 30 465
32 m
— , Dr., Vom alten und neuen
Mittelstand 57 584
— , Dr. Die Krankenversicherung 41 641
43 679
— , Dr. Die Selbstgerechten auf
Abwegen 43 685
— , Dr., In persönlicher An-
gelegenheit 48 765
Hirsch, Dr., Julius, Die staat-
liche Arbei'.s'osenversicherung
in England 25 391
— , Th., Deutscher Ausschuß
für technisches Schulwesen . 31 491
Jansen, Eisenbahnlandmesser u.
Eisenbahnvermessungstechn. . 24 374
Heft Seite
Kahnt, XXII. Wanderversamm-
lung des Deutschen Gewerbe-
schulverbanc!es
Kaufmann, Der Gesetzentwurf
der staatlichen Pensions- und
Hinterbliebenen -Versicherung
der Pri\atangestellten . . .
— , Ein PoÜzeisergeant als Tech-
niker
— , Unsere Werfthilfstechniker-
Petition vor dem Reichstage .
— , Schon wieder eine Maßrege-
lung (BaumwoUsp. Speyer,
A.-G.) . . .
— , Zur Reichsversicherungsord-
nung
— , Die Fortzahlung des Gehaltes
bei militärischen Uebungen .
— , § 541 a der Reichsversiche-
rungsordnung
— , Das Reichsmarineamt gegen
die Techniker
— , Das Reichsmarineamt gegen
den Reichs'ag
— , Die Angestellten der Tor-
pedowerks att und der neue
Dienstvertrag
— , Zinn Konflikt mit dem
Reichsmarineamt
— , Ein „modernes" Anstellungs-
schreiben ........
— , Hauptausschuß und Werk-
pensionskassen
Kötschke, Die Gartenstadtbewe-
gung in Berlin
— , Die Wohnungsprobleme . .
— , Der interna'ionale Woh-
nungshygiene-Kongreß . . .
Lassen, Dr., Arbeitet! .... 5
— , StandesbewG'ßtsein ....
— , Die Reichsversicherungsord-
nung und die getäuschten Pri-
vatangestellten
— , Zur Entstehungsgeschichte
der Pensionsversicherung . .
Linker, Dr.-Ing., Die Berücksich-
tigung der priva+en praktischen
Tätigkeit im Staatsdienst bei
der Bemessung des Pensions-
Matzdorff, Zur Geschäftslage
der e'ektrotechnischen Spezial-
fabriken
Natho, Technisches Vorlesungs-
wesen in Hamburg ....
Pfeiffer, Prof., Lehrgang für den
Werkstättenunterricht der Kgl.
Fachschule für Maschinenbau
und E.ektrotechnik in Kaisers-
lautern
Potthoff, Dr., Der Vorentwurf
eines Versicherungsgesetzes
für Angestellte
— , Ist Unternehmerfürsorge für
in^alide Angestellte eine sitt-
liche Pflicht?
— , Die notwendigste Ersatzkasse
— , Raubbau und Arbeitsrecht .
— , Privatbeamte u. Steuerpo i ik
— , Lohnfragen im Arbeitsrecht .
30
469
7
07
2
21
9
136
14
217
24
3ö9
25
385
26
408
28
434
29
449
30
473
32
505
40
635
50
786
24
378
28
441
43
683
35
554
3
33
6
81
22
337
27
418
42
663
16
248
19
298
49 773*
65
20 314
28 433
31 481
34 529
40 625
41 647
— , Arbeitnehmerinteressen . . 52 827
Heft Seit«
Radunz, Die Sächs.-Böhmische
Dampfschiffahrts - Gesellschaft
(75jähr. Bestehen) .... 760
Rie'mann, Vermessungstechnische!
Ausbildungskurse ..... 55 522
Rommel, die Privatbeamtenver-
sicherung und die Angestellten
im öffentlichen Dienst ... 7 101
Scharrelmann, Soziales Gewissen 59 619
Scheffer, Dr., Ein neues Amt . 38 600
— , Kirchenbaumeistereien . . , 42 667
Schönrock, Zur Frage der Ent-
lassung eines Technikers . . 13 201
Schrüffer, Dr., Die Sozialpolitik
in der bayerischen Steuer-
reform 2 18
— , Reichs - Einigungsamt
Reichs-Arbeitsarnt ..... /S 273
— , Der neue deutsche ißuch-
druckertarif . . .50 785
52 820
Sohlich, Was man aus der Ge-
schichte der Volkswirtschafts-
lehre lernen kann ..... 25 393
Stillich, Dr., Die Grundsätze der
polit. Parteien in Deutsch-
land 5/801
52 817
Storck, Karl, Entwicklung und
Persönlichkeit ...... 43 682
Süß, Fr., Techniker und Fort-
bildungsschule 57 589
Umbrecht, Dr., Der organisato-
rische Wert der Geselligkeit . 34 520
Vogeler, Arbeiterwohnung —
Arbeiterhausrat .... .41 650
Wagner, Die Wertschätzung des
Technikers
Walter, Dr., Das Ehrenwort in
der Konkurrenzklausel .
Wildegans, Wohnungsnot und
Wohnungselend, ihre Ur-
sachen und Folgen ....
— , Auch eine Antwort! (auf die
provokatorische Agitation des
B. t.-i. B.)
Woldt, Das Maschinenproblem
im industriellen Großbetrieb 57 580
II. Sachverzeichnis,
a) Kultur und Kunst.
51 810
17 266
24
Arbeiterwohnung — Arbeiter-
hausrat .
41
650
Der Preuß. Minister der öffentl.
Arbeiten und die geschicht-
liche Ueberlieferung ....
34
534
Entwicklung und Persönlichkeit .
43
682
Künstlernot .... ...
23
360
Pflanzenwuchs u. Baudenkmäler
Platz und Monument ....
2
24
24
377
Soziales Gewissen . .
39
619
vin
Heft Seile
Volkshochschulen im Deutschen
Reich! /2 189
Wohnungsnot und Wohnungs-
clend, ihre Ursachen u. Folgen / 6
Wohnungswesen u. Wohnungs-
frage /9 289
20 305
Wohnungshygiene-Kongreß, Der
internationale 43 683
b) Wirtschaft und Leben.
Abwehrverbände 36 571
Berufswahl, Zur . . , . . . S 121
Die Berücksichtigung der pri-
vaten praktischen Tätigkeit im
Staatsdienst bei der Bemes-
sung des Pensionsdienstalters 42 663
Dampfschiffahrts - Gesellschaft,
Die Sächsisch-Böhmische (75-
jähriges Bestehen) 761
Die neue Forschungsmethode in
der Nationalökonomie ... 27 424
Die Sozialpolitik in der baye-
rischen Steuerreform .... 2 18
Ein neues Amt 38 600
ElektrotechnischeSpezialfabriken,
Ueber die Geschäftslage der 16 248
Freifahrt-Gewährung bei preuß.
Eisenbahnen, Neue Bestim-
mungen über // 169
Gespensterfurcht (,,Am Vor-
abend des Generalstreiks") . 38 600
Getreidezölle, Die deutschen . . 30 465
32 497
Gemeindeverwaltungen , Die
volkswirtschaftlichen und tech-
nischen Aufgaben der . . . // 166
Gewerbeinspektoren, Aus den
Berichten der .40 631
Hansabund u.Verdingungswesen 24 377
Kirchenbaumeistereien . , , . 42 667
Kolonialtechnisches 20 3\o
Koloniale Wirtschaftsfragen . . 49 777
Landwirtschaft und Technik . . 28 437
Maschinenproblem im indu-
striellen Großbetrieb, Das . . 37 580
Mangel an Handwerkslehrlingen
und Technikerüberzahl . . . 14 214
Neuorganisationen der Staats-
verwaltungen 6 87
Offene oder geschlossene Bau-
weise? 3 43
Politische Parteien Deutsch-
lands, Die Grundsätze der . . 51 801
52 817
Schmiergelderparagraph, Zwei
Jahre 37 587
Schneider von Ulm, Der . . . 25 393
Stipendien der Rathenau-Stiftung / III
Streik und Steuer 48 lb2
Tarife im Tischlergewerbe . . 13 205
Tarifvertrag im Buchdruck-
gewerbe ........ 2S 443
Techniker im Verwaltungsdienst 6 88
45 715
Tiefbau - Berufsgenossenschaft,
Stand des Katasters 1910 . . 6 87
Heft Seite
Unfallverhütung, L technischer
Kongreß für 59 620
Wirtschaft und Recht für Tech-
niker, Ein Werk über .... 3 37
Wohnungsprobleme .... 28 441
Weltausstellungen 2/331
c) Soziale Bewegung,
Arbeitslosenversicherung, Das
Problem der ^49
5 72
Arbeitslosenversicherung in Eng-
land, Die staatliche .... 25 391
Arbeitslosenversicherung, Die A.
auf dem Deutschen Städtetag
in Posen ^0 634
Arbeitskämpfe in der Metall-
industrie .... ... 35 546
38 691
Arbeits- und Schulzeit, Unge-
teilte /7 265
Angestelltenausschüsse bei Han-
delskammern 18 2S2
Bund der Kaufmännischen An-
gestellten 32 505
Bund Deutscher Architekten . . 34 534
41 652
Entwicklungstendenzen und ihre
Forderungen 37 577
Falvahütte, Das Willkürregiment
auf derselben /3 200
Fortzahlung des Gehalts bei mili-
tärischen Uebungen .... 25 385
Gartenstädte? . // 161
Gartenstadtbewegimg in Berlin 24 378
Gelbe Organisationen . . . . 2S 442
Gelbe Werkvereine 34 535
Gewerkschafts - Kongreß, Der
achte 30 472
Handlungsgehilfen - Verbände,
Tagungen der ...... 35 553
Handwerks- und Gewerbekam-
mertags, Zu den Beschlüssen
des .... 3ö 571
Hansabund und Angestellte . . 33 517
Hansabund und Zentralverband
Deutscher Industrieller ... 27 428
Hansabund und Sicherung der
Koalitionsfreiheit 47 IM
Juristentag, 30. Deutscher ... 75 231
Kaufmännischer und technischer
Hilfsvercin (Umgehung des
Stellenvermittlergesetzes) . . 15 233
Krankenversicherung, Die . . . 41 641
43 679
Lohnfragen im Arbeitsrecht . 40 625
41 647
Mittelstandstag, Erster rcichs-
deutscher 41 651
Oesterreich, Das Recht der
Techniker und Betriebsbeam-
ten in 39 609
Privatbeamtenverein, Der Deut-
sche 26 410
Privalbeamtenrccht, einheitliches 15 231
Privatbcanite und Steuerpolitik . 34 529
Raubbau und Arbeitsrecht . . 31 4SI
Heft Seitf
Reichseinigungsamt — Reichs-
arbeitsamt . . . . . . . . /S 273
Reichstags, Die Arbeiten des . . 43 684
Richtertag, Der Deutsche ... 39 620
Sachsens, Die Mittelschultech-
niker in der Hochbauverwal-
tung 42 657
Sommerurlaub 17 263
Sozialer Ausschuß von Vereinen
technischer Privatangestellten 5 74
42 668
46 731
47 746
49 769
Sozialversicherung, internatio-
nale Konferenz für S. in Dres-
den - . 634
Soziale Bewegung ..... 27 427
Statistik des D. T.-V., Sozialpoli-
tische Ergebnisse derselben ^ 47 739
48 753
49 774
50 792
Statistik des D. T.-V., Vorbemer-
kungen zur . . . . . 22 345
37 580
u. III
Stellenvermittlergesetzes, Um-
gehung des . . . . . 75 233
Sterkrade und Weihnachten . . 52 827
Tarifvertrages, Feinde des . . 28 443
Tarifvertrag der Buchdrucker,
Der neue 50 785
52 820
Ungeteilte Arbeits- und Schulzeit 77 265
Unternehmerfürsorge für in-
valide Angestellte eine sitt-
liche Pflicht? 20 314
Verband technischer Schiffsoffi-
ziere, Hamburg . . . 2/ 331
Vor den Wahlen 72 177
Volkswirtschaftlicher Verband
(Bericht über dessen 9. Haupt-
versammlung) 3 44
Konkurrenzklausel:
Ein Gesetz über die Konkurrenz-
klausel? 37 492
Die Konkurrenzklausel in der
Berlin-Anhalt. Maschinenbau-
A.-G. . . . . . 77 255
u. 272
Konkurrenzklauseln im Bau-
gewerbe 40 635
Das Ehrenwort in der Kon-
kurrenzklausel (Reichsgerichts-
entscheidung vom 8. 11. 1910) 77 266
Der Verein deutscher Seiden-
webereien zur Konkurrenz-
klauselfrage 35 553
Konkurrenzklausel (Reichsge-
richtsentscheidung vom 1, 11.
1911) 46 13\
Zur Reichsversicherungs-
Ordnung:
Der Stand der Reichsversiche-
rungsordnung 77 257
Die Reichs Versicherungsordnung
und die getäuschten Privat-
ajigcstellten 22 337
IX
Heft Seite
Zur Reichsversicherungsordnung 24 369
§ 541 a der Reichsversicherungs-
ordnung ... 26 408
Staatliche Pensions- und Hin-
t e r b 1 i e b e n e n V e r s i c h e r u n g der
Pri\atangestellten:
Der Gesetzentwurf 5 65
7 97
// 168
Die Angestellten im öffentlichen
Dienst und der Gesetzentwurf 7 101
Einberufung eines deutschen
Privatangestelltentages . . . 7 104
Aussichten des Gesetzentwurfes . 8 123
Drei Kundgebungen zur Pen-
sionsxersicherung der Privat-
angestellten . . 10 145
Zu den Leistungen der An-
gestelltenversicherung . . . 14 209
Ausnahmebestimmungen für die
NX'^erkpensionskassen . ... 15 225
Der Gesetzentwurf an den
Reichstag gelangt 23 362
Zur Entstehungsgeschichte der
Pensionsversicherung . , - . 27 418
Die notwendigste Ersatzkasse . 28 433
Unsere Stellung zum Hauptaus-
schuß 30 467
Eine Warnung für die Angesteil-
ten 44 b97
Der Gesetzentwurf vor dem
Reichstag ^5 705
46 721
Die Werkpensionskassen inner-
halb der Pensionsversicherung 45 TIS
Hauptausschuß und Werkpen-
sionskassen 50 786
Annahme des Pensionsversiche-
rungsgesetzes durch d. Reichs-
tag .. , 5/810
d) Standesbewegung.
Andere Zeiten (Der D. T.-V. in
Jena und Erfurt) .... 76 241
21 321
22 346
Arbeitet! 3 33
Aus dem Baufach 49 777
Bauschul- und Heimatkunst . . 39 621
Bedenkliche Zeichen (Der Fall
Teichert & Sohn, Liegnitz) . 38 602
Berlins Etat und die städtischen
Techniker ........ 72 188
Bewertung der technischen Ar-
beit 3 44
72 188
75 234
28 443
29 458
36 572
37 587
57 813
Heft Seite
Deutscher Steiger-Verband . . 43 684
Deutscher Werkmeister-Verband 42 668
46 731
47 746
49 769
u. 70
Düsseldorfer Akademie für kom-
munale Verwaltung . ... 34 535
Eisenbahnlandmesser und Eisen-
bahnvermessungstechniker . . 24 374
Eisenbahnministerium und Ver-
ein Deutscher Ingenieure . .77 170
Eisenkonstrukteure, Bewegung
der Berliner . . .34 537
35 555
37 588
38 602
44 689
46 732
47 737
48 764
57 810
Eisenkonstrukteur und Diplom-
Ingenieur ........ 46 732
Es tagt! (bei den höheren tech-
nischen Angestellten) . ... 32 507
Ingenieurtitelfrage in Oester-
reich-Ungarn 2^ 380
Koalitionsrecht, Angriffe auf das 7-7 217
29 457
43 684
45 716
■77 748
Klärung ......... 27 321
Kriegsministerium und Anerken-
nung der Organisation . . . 77 169
Lage des technischen Berufes .57 813
Lehrlings- und Volontäiunwesen
im Technikerberuf . . .29 448
4! 652
Maßregelung technischer An-
gestellter . . . 14 217
44 704
Mittelschul- und Hochschultech-
niker 2-7 379
34 536
57 811
Mittelstand, Vom alten und
neuen 37 584
Neujahr 1911 . . .7 1
7 7
Neutralität, Parteipolitische . . 35 554
Organisation und Geselligkeit . 33 520
Pfuschertum im Baugewerbe . 33 521
36 572
Personalakten 7 . . . . 9 137
19 'Wl
Polizeisergeant als Techniker . 2 24
Postbausekretäre, Die . ... 13 201
Schüleragitation, Unsere ... -7 60
Schwarze Listen . . . . . .72 187
38 602
45 716
46 731
47 749
Selbsteinschätzung . . . . 37 587
57 813
Standesbewußtsein ..... ö 81
Techniker in Konkurrenz mit
Volksschullehrern . ... 52 828
Titelfrage, Zur 79 297
24 380
Heft Seite
Titel statt Lohn 55 555
Ueberfüllung des technischen
Berufes . 36 572
57 813
Verband der Eisenbahntechniker
der Preuß.-Hess. Staatsbahnen
und das Koalitionsrecht . . ,72 187
Verband Deutscher Diplom-In-
genieure .... . . 9 135
24 379
32 508
34 536
46 732
48 763
Vermessungstechniker, Ein Stel-
lenangebot für . 3 44
75 234
Werbearbeit! ....... 561
Werkpensionskassen . 75 225
■ "75 715
46 723
46 730
50 786
Wertschätzung des Technikers 51 810
Winters Ende ....... 73 193
Wie eine Behörde Techniker ein-
schätzt 52 823
Das Reichsmarineamt gegen
rinebetrieben:
Die Angestellten der Marine-
betriebe und der neue Privat-
dienstvertrag . . 24 370
26 411
Das Reichsmarineamt gegen die
Techniker 25 434
Das Reichsmarineamt gegen den
Reichstag ..... 29 449
Die Angestellten der Torpedo-
werkstatt und der neue Dienst-
vertrag , 30 473
Wir gehen! 32 497
Zum Konflikt mit dem Reichs-
marineamt . . . . 32 505
32 512
33 513
38 608
Petition des D. T.-V. u. B t.-i B. 48 762
•79 778
Besprochene Firmen:
Mucke, G., Architekt u. Kirchen-
bainneister, Hagen i. W. . . 7 8
Behms, Erw., Geometer in Zittau 3 44
Falvahütte, O.-Schles. .... 13 200
Baumwollspinnerei Speyer, A.-G. 14 217
Berlin-AnhaltischeiMaschinenbau-
A.-O . 77 265
Stengel & Hofer, München . . .22 346
25 393
Bachstein & Koppel, A.-G., Ber-
lin 23 363
Carl Krause, Leipzig .... 25 385
Maschinenfabrik Eßlingen ... 25 385
X
Heft Seite
Voigt & Haeffner, A.-G. . . 25 385
Waclaf Lysinski, Ing., Posen . 28 443
Siemens-Schuckert-Werke . . , 28 444
45 716
Bergmann, Elektrizitätswerke . 29 457
Druckenmüller, G. In. b. H., Ber-
lin 55 555
Teichert & Sohn, Liegnitz ... 58 602
Bing, Gebr. ^5 716
Erich Voigt, Obernigk b. Bres-
lau -^0 636
F. S. Kustermann, München 44 704
Gutehoffnungshütte, Sterkrade v 45 716
46 731
47 737
47 748
Bußmann & Jacobs, Dortmund . 49 777
Bund der technisch-
industriellen Beamten:
Ein neues Dezennium . . . . / 7
Auch eine Antwort 2 24
Zu den Protestversammlungen
des Sozialen Ausschusses . . 5 74
Unsere Schüleragitation . . . 4 61
8 123
Die „Los vom Verband"-Be-
wegung gescheitert .... 6 88
Gewerkschaftliche Stammtisch-
abende 6 88
B. t.-i. B. und D T.-V. (zur
Verschmelzungsfrage) ... 7 107
Die Sieger S 113
D. T.-V. und Diplomingenieur-
Tag 9 136
Liquidatoren i /ö 151
„Der kaufmännische Lehrling" . 12 188
Des Bundes Unkenrufe ... 75 234
Bund der kaufmännischen An-
gestellten 52 505
Der D. T.-V. handelt „leicht-
fertig" (Zur Aussperrung der
Marinetechniker) 52 5b7
Die Bewegung _ der Berhner
Eisenkonstruktcure . . .34 537
57 588
Die „Enthüllungen" des B.
t.-i. B 40 b37
In eigener Sache (Die Mit-
gliederbewegung des D. T.-V.) 35 545
Die Industriebeamten - Zeitung
(„ungewerkschaftliches" Ar-
beiten des D. T.-V.) .... 55 555
Wer schimpft? 58 593
7. ordentlicher Bundestag ... 58 603
Heft Seit3
Und Wieder der Bund! .... -^2 667
Eine Provokation 42 668
Die Selbstgerechten aut Ab-
wegen 43 685
Eine Erklärung , 44 700
In persönl. Angelegenheit des
Herrn Dr. Heiß 48 765
Sozialer Ausschuß . . .42 668
46 731
47 746
49 769
Gemeinsame Petition des D.
T.-V. und B. t.-i. B. für den
Schutz der Koalitionsfreiheit . 48 762
49 778
Der B. t.-i. B. „vergleicht" . . 5/ 813
e) Petitionen.
Unsere Petition für die Inten-
danturbausekretäre und Hilfs-
techniker der Militärbauämter
vor dem Kriegsministerium . // 169
48 763
Petition für die Postbausekretäre 13 201
Petition für die Privatangestell-
ten bei den Reichseisenbahnen
in Elsaß-Lothringen .... 22 346
48 763
49 779
Petition für die auf Privatdienst-
vertrag Angestellten der All-
gemeinen Bauverwaltung . 34 535
Unsere Petition für die Werft-
hilfstechniker \or dem Reichs-
tag 9 136
Unsere Petition für die Ver-
messungstechniker vor dem
Reichstag 9 136
Petition des D. T.-V. und B.
t.-i.B. zur Durchführung der zu
Gunsten der techn. Angestell-
ten gefaßten Beschlüsse . . 48 762
49 778
f) Patentrecht und Erfinderschutz.
Auskünfte in Fragen des ge-
werblichen Rechtsschutzes . . 14 220
17 270
24 381
Patenterschleichung 42 668
g) Schulfragen.
Ausbildungskurse für Techniker
zu Lehrern an gewerbl. Fort-
bildungsschulen . . 17
31 492
55 556
Bildungskurse 26 403
Deutscher Ausschuß für tech-
nisches Schulwesen . ... 31 491
Ferienkursus über Redekunst,
Volkswirtschaft u. staatsbürger-
liche Fortbildung in Berlin . . 12 190
Heft Seite
Lehrgang für den Werkstätten-
unterricht der Kgl. Fachschule
für Maschinenbau und Elektro-
technik in Kaiserslautern . . 49 773*
Techniker als Lehrer an gewerb-
lichen Fortbildungsschulen . . 1 7
Techniker und Fortbildungs-
schule ......... 57 589
Technischer Unterrichts-Verband 22 346
Vermessungstechnische Ausbil-
dungskurse .. 55 522
Vorlesungswesen, technisches,
in Hamburg 79 298
Wanderversammlung des Deut-
schen Gewerbeschulverbandes
1911 50 469
Wie es gemacht wird! (Zur Pro-
paganda technischer Lehr-
anstalten) 52 506
h) Rechtsfragen.
Anstellungsurkunde, Die „ungül-
tige" 9 137
Anwendung der „Berliner
Norm" bei Berechnung des
Architektenhonorars .... 59 621
Auskunft über einen früheren
Angestellten 6 88
Das Recht des Ingenieurs, in
seiner Stellung erlangte Kennt-
nisse über den Bau einer Ma-
schine später für eigene
Zwecke zu verwenden ... 52 828
Das Recht der Techniker und
Betriebsbeamten in Oesterreich 59 609
Entlassung eines Technikers . . 73 201
Familie contra Gläubiger (Zur
Frage des pfändungsfreien
Einkommens) 52 508
Für die Ausdehnung der Ge-
werbegerichte 75 235
Grenzen der Sorgfaltspflicht des
Bauunternehmers 20 315
Ist der in einem Hoch- und
Tiefbaugeschäft als Bagger-
meister Angestellte ,, Werk-
meister" im Sinne des Kran-
kenversicherungsgesetzes? . . 29 458
Ist der Prinzipal verpflichtet, ein
Zeugnis, bei dessen Ausstel-
lung er sich hinsichtlich der
Eigenschaften des Angestell-
ten im Irrtum befunden hat,
zurückzuverlangen? . ... 47 749
Müssen die im Auslande arbei-
tenden Monteure einer deut-
schen Firma in Deutschland
zur Unfalh ersicherung an-
gemeldet werden? 79 299
Sachverständigen-Gebühren . 7 104
Submissionsverfahren, Protest
gegen ein 70 153
Verschweigen einer Vorstrafe
beim Engagement 44 697
Von unserer ,,Rechts"lage , . 7 8
i) Aus der Volkswirtschaftslehre.
Was man aus der Geschichte
der Volkswirtschaftslehre ler-
nen kann 25 393
XI
Heft Seite-
Die verschiedenen Arten der
Versicherung 2 26
Gegenseitigkeitsverein oder Ver-
sicherungsaktiengesellschaft . 3 44
Der öffentliche Betrieb der Ver-
sicherung 4 58
Verschiedene Formen der öffent-
lichen Versicherung . . . . 6 89
Geschichte, Natur und Einrich-
tungen des Versicherungsver-
eins auf Gegenseitigkeit ... 7 105
Der Staat und das Versiche-
rungswesen ....... 8 124
Kritik der verschiedenen Sy-
steme der Staatsaufsicht über
das Versicherungswesen . . // 170
Die Gestaltung der Staatsauf-
sicht in den einzelnen Län-
dern 73 203
Die Anfänge des Versicherungs-
wesens 17 267
Die Entstehung des modernen
Versicherungswesens .... 78 282
Lloyds Versicherer 79 299
Die wirtschaftliche Bedeutung
des Versicherungswesens . . 20 316
Versicherungsmakler und Ver-
sicherungsagent 27 332
Konzentrationsbestrebungen in
der Versicherungsorganisation 22 347
• Heft sc'fe
Versicherungs - Verbände und
-Kartelle 23 364
Die technische Gestaltung des
Versicherungsbetriebes ... 25 394
Die Finanzwirtschaft in der Ver-
sicherung 26 411
Die Versicherungswissenschaft
und ihre Organisation ... 28 444
Der Kapitalanlagezwang und das
Versicherungswesen .... 29 459
Die Geschichte der Lebens\er-
sicherung 30 475
Die Entwicklung der Lebensver-
sicherungsbedingungen ... 32 508
Die Sterbetafeln und ihre Kon-
struktion . 33 523
Die Prämienberechnung in der
Lebensversicherung . ... 34 538
Die Prämienreserven . • . . .35 556
Die Arten der Lebensversiche-
rung 35 557
Die Lebensversicherung ohne
ärztliche Untersuchung ... 38 604
Die Rentenversicherung und die
Sterbekassen 39 621
Die Volksversicherung , . . 42 669
Kranken- und Invalidenversiche-
rung 44 698
Helt feite
Organisation und Technik der
Entstehung und Entwicklung
der Unfallversicherung . . . 41 749
Organisation und Technik der
Unfallversicherung . ... 49 779
Entstehung und Bedeutung der
Haftpflichtversicherung . . . ^0 795
III. Verbandsangelegenheiten und Mit-
ieilungen an unsere Mitglieder.
Veränderungen im Gesamtvor-
stand des D. T.-V 17 210
23 366
49 781
50 im
Bericht über die Sitzung des
Gesamtvorstandes am 8. und
9. Januar in Sondershausen . " 107
Dresden, Wanderversammlung
des D. T -V 26 401*
31 493
Posen, Wanderversammlung des
D. T -V . . . 23 333=^
27 429
Genehmigung der neuen Sat-
zungen 32 510
Rechenschaftsbericht des D.T.-V.
für 1910
(Sonderbeilage zu Heft 24)
Stellunglosenunterstützung des
D. T-V, Erhöhung derselben 9 129
27 417
Vergünstigungen für Mitglieder
bei Abonnementsabschlüssen
auf Zeitschriften 2^ VI
Brühl'sche Univ.-Buch- u. Sfeindruckerei. R. Lange, Gießen.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 1 scbriftieiumg: e. Rieh. Schubert, BeiUi. 31. Dezember 1910
Inhalt: Ein neues Jahr! — Reklame- ii
id Festbeleuchtungen — Sozia
e Bewegung — Standesbewegung — Schulfragcn — Rechtsfragen — Briefkasten — Mitteilungen aus
dem Verbände.
Ein neues Jahr!
[Wenige Augenblicke nur halten wir still und blicken
zurück. Hat das altd Jahr unsere Bewegung dem Ziele
näher geführt? Im Mittelpunkt steht unsere Stuttgarter
Tagung, um deren Erfolge noch heute unsere Kreise be-
wegt sind. Stuttgart gab uns ein Programm, an dem
sich nicht drehen und nicht deuteln läßt und dieser Schritt
vorwärts ist unbestritten. Schon vorher wußten wir, wohin
der" Weg gehen sollte, schon bis Stuttgart bewiesen wir,
daß es uns allen heiliger Ernst ist, uns in den Dienst jener
Bewegung zu stellen, die als soziale Strömung unter tech-
nischen Angestellten sich der sozialen Oesamtbewegung
unterordnen will. Stuttgart kleidete dieses Streben in
Worte: wir sind ein Glied der sozialen Bewegung — und
damit wurde die Mitarbeit an dieser Bewegung zur Ver-
bandsdisziplin.
Blicken wir heute darauf zurück, dann sind wir mit
uns zufrieden. Sträubten sich manche, so erwies sich ihnen
gegenüber das Notwendige, das Selbstverständliche unserer
Forderung so ßtark, daß sie sich heute alle einordnen,
die aus dem Studium unserer Berufslage, aus dem Ein-
dringen in wirtschaftliche und politische Fragen sich ein
anderes Urteil bildeten. Auch im alten Jahre war man
an der Arbeit, um gegen uns flau zu machen. Man sagte
uns wieder nach, daß wir soviel von den Unternehmern
an neuen sozialpolitischen Lasten verlangten, daß darunter
die Leistungsfähigkeit im Weltwettbewerbe leiden müßte.
Man bezeichnete uns als Unruhestifter, die keinen Sinn
hätten für das friedliche Zusammenarbeiten von Arbeit-
nehmern und Arbeitgebern! Man tut dann so, als ob man
schon alles getan habe! Und doch, wo blieb die Pen-
sionsversicherung der Privatangestellten, wo die Ver-
besserung unseres Rechts durch die Gewerbeordnung,
was wird aus den Arbeitskammern werden? Ueberall nur
schlechte Aussichten !
Wenn wir das bedenken, dann zwingt uns diese
Stunde der Umschau zu resignierter Hoffnungslosigkeit.
Zu Hoffnungslosigkeit, nicht an unserer Bewegung, wohl
aber daran, ob mit den Mitteln und auf dem begangenen:
Wege unser Ziel zu erreichen ist. Wir müssen uns dann
zu größerer Opferfreudigkeit gegenseitig anspornen, unsere
Pflicht ernster nehmen mit größeren Massen, ja mit allen
Berufsgenossen für unsere Idee eintreten. Die Macht, so
sehen wir, entscheidet auch auf diesem Gebiete. Bekunden
auch wir den Willen zur Macht, um auf dem Wege der
politischen Beeinflussung das schneller zu erreichen, was
wir mit den seither verwandten Mitteln der Verbandsarbeit
zu erlangen versuchten. Nach den Enttäuschungen, die
wir erleben mußten, nach den Vertröstungen, ja nach den
Verdächtigungen, die wir erfuhren, muß uns das kommende
Jahr enger verbunden finden, wie je. Wieviele klagen täg-
lich, daß die Lebensbedingungen für sie schlechter werden,
wie mancher verbittert, weil er die Rechtsunsicherheit am
eigenen Leibe er..Jirt, hunderte empfinden täglich unsere
Vertragsunfreiheit und doch begreifen sie ihre Pflicht zum
Zusammenschluß nicht. Das soll im neuen Jahre besser
werden, es muß besser werden!
. Die aufsteigende Bewegung, die unser Verband ein-
hält, läßt uns von der Mitarbeit der Verbandsmitglieder
in der Werbung neuer Streiter manches hoffen. Viel er-
warten wir auch davon, daß sich die Mehrheit der Mit-
glieder immer mehr vertieft in das, was wir vertreten,
daß ihnen soziale Gesinnung Glaubensbekenntnis werde,
Weltanschauung, unter der sie alles Tun beurteilen.
Wie viel Segen wird dann aus dem Kommenden ent-
springen, nicht für unsern Stand allein, sondern für die
Gesamtheit. Das hat unsere Bewegung doch voraus, vor
den Bestrebungen, gegen die wir kämpfen: wir sind sozial,
weil der Aufstieg des ganzen deutschen Volkes uns am
Herzen liegt. Für diesen Preis kann man seine ganze
Kraft einsetzen und beseelt von dem Glauben an die
Zukunft unseres Volkes werden wir's im neuen Jahre erst
recht und freudigen Herzens tun!
Glückauf 1911!
P 'ie V e r b a n d s 1 e i t u n g-.
Reklame- und Festbeleuchtungen
Von Ing. KARL SCHUBERG.
Trotz der Gegnerschaft, deren sich die Reklame-
beleuchtung in manchen Kreisen erfreut, oder vielleicht
gerade in Rücksicht darauf, möchte ich noch einige Appa-
raturen beschreiben und damit gleichzeitig meinen Artikel
in der D. T.-Z. 1910, Heft 2, ergänzen. Es wird sich dabei
Oelegenheit bieten, zu beweisen, wie man gerade im Gegen-
satz zu den Behauptungen der Gegner bestrebt ist, Re-
klamebcleuchtungen herzustellen, die vermöge feinster
Farben- und Helligkeitsübergänge in reizvollem Lichtspiele
das Auge erfreuen, statt ihm durch grelle Lichteffekte wehe
zu tun. Denn es liegt ja im größten Interesse der je-
weiligen Geschäfte, ihre Reklame derart geschmackvoll,
2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 1
angenehm und vielleicht sogar ästhetisch zu halten, daß
der Blick des Beschauers mit Wohlgefallen daran haften
bleibt und sich in der Folge den Inhalt der Reklame dauernd
einprägt, während durch grelle Licht- und Farbenwechsel
das Gegenteil erreicht würde.
Schon die einfachsten Elemente der Leuchtschilder,
zeigen in neuerer Zeit solche Bestrebungen. Tief in dei*
Straßenfront hängende Reklamebeleuchtungen werden sel-
ten mehr mit offenen, hell leuchtenden Lampen ausgestat-
tet, vielmehr sucht man durch indirekte Beleuchtung oder,
durch matte und farbige Uebergläser den Lichtschein zu
dämpfen. So bringen Krüger & Friedeberg, Berlin, trans-
parente Universal-Schriftüberfänge (Abb. 1) in den Han-
del, die aus Opal- oder Milchglas, auch aus ganz dünnem
Porzellan hergestellt sind und in Klemmfedern über die
Lampen gestülpt werden. Von dem gleichen Gesichtspunkt
aus ist die „Liofriedbeleuchtung" derselben Firma zu be-
trachten. Es sind das Glühlampen in Röhrenform Von
etwa 30 bis 40 cm Länge und 3 cm Durchmesser. Der
Kohlefaden ist von einem Rohrende zum andern federnd
gespannt und die Röhre selbst trägt halbseitig einen der
Firma geschützten Spiegelbelag. Die Röhren liegen
(Abb. 2) durch sehr einfache und betriebssichere Klemm-
fassungen (Abb. 3) gehalten in einseitig offenen Blech-
kästen. Die Beleuchtung ist also auch hier eine indirekte
und trotzdem gibt die Firma als Folge des Spiegelbelags
eine etwa 40o/oige Lichteffektsteigerung gegenüber anderen
Abb. 1
ersetzen. Es ergeben sich aus dieser Schaltung folgende
elektrische Vefhältnisse: Gruppenzahl = Netzspannung:
Lampenspannung; Stromstärke in Zuleitung = Lampen-
zahl pro Gruppe x Stromstärke pro Lampe. Die Abb. 5
bis 7 erläutern die Verhältnisse. In Abb. 5 sind 3 Gruppen
vorhanden und die angelegte Spannung verteilt sich daher
auf drei Lampen. Es sind also zu verwenden: bei 100
Volt Lampen zu 37 Volt, bei 220 .Volt, Lampen zu 73 Volt.
Abb. 2
indirekten Beleuchtungen an. Natürlich gestattet die An-
ordnung auch die Verwendung gefärbter Röhren, ja es'
lassen sich auf diese Weise (Abb. 4) auch beliebige Farben,-
nuancen erzielen. Saal-, Bühnen-, Schaufenster-, Schrank-,
Bild-, Fahrplan-, Wandtafel-, Stellwerksbeleuchtungen las-
sen sich daraus herstellen und bei der Anwendung (in
Lichtbädern zeigen sie ihren geringen Raumbedarf als be-
sonderen Vorteil.
Uebergehend zu den Apparaturen, deren Beschreibung
die Ergänzung meines ersten Aufsatzes bilden soll und
in deren Verlauf sich ebenfalls noch Gelegenheit bieten
wird, auf die Augen schonende Tendenz der heutigen
Reklamebeleuchtungen hinzuweisen, möchte ich zunächst
eine Schaltung der oben genannten Firma erörtern, deren
Hauptvorzüge in der Ersparnis an Leitungskupfer und
in einer gewissen Betriebssicherheit gegenüber Lampen-
defekten liegen.
Wenn eine Lampenreihe in Serie gesclialtet ist und
eine Lampe durchbrennt, so erlischt die ganze Reihe. Um
den Fehler zu finden muß man jede einzelne Lampe prüfen,
eine Arbeit, die bei größeren Schildern recht zeitraubend
werden kann. Schaltet man dagegen die Lampen eines
Schildes gruppenweise parallel und erst die Gruppen jn
Serie, so wird der Betrieb des ganzen Schildes vom Ver-
sagen einer oder mehrerer Lampen unabhängig und außer-
dem ist die defekte Lampe sofort zu erkennen und zu
In Abb. 6 haben wir 8 Gruppen und man braucht bei
110 Volt Lampen zu 14 Volt, bei 220 Volt Lampen zu
28 Volt und schließlich in Abb. 7 16 Gruppen und daher
sind bei 110 Volt 7-Voltlampen und bei 220 Volt 14-Volt-
lampen nötig.
Was geschieht nun, wenn in einer Gruppe eine Lampe
durchbrennt? Es sei n = Lampenzahl pro Gruppe, g =
Gruppenzahl, w = Widerstand einer Lampe (ohne Be-
rücksichtigung der bekannten Widerstandsschwankungen
infolge der Erhitzung) und E = Netzspannung. Dann wird
w
der Widerstand einer intakten Gruppe = — und der Wi-
derstand des ganzen ^Systems W, =
w
n
Brennt jetzt
wird der
so
W.,
(g
in irgend einer Gruppe eine Lampe durch,
Widerstand des defekten Systems offenbar
w w w g (n — 1) -f- 1 2)
n n — 1 n n — 1
Die Stromstärken stellen sich dann zu :
aus 1 ) intaktes System : J. == .^y- = "
' •' ■'^ w g
_ E n n — 1 4)
W, ~ w ■ g(n-l) -f 1
Die Stromstärken in den einzelnen Lampen erhalten
fobcnde Werte:
aus 2) defektes System : J^,
Abb
aus 3) intaktes System: i|
g
5)
6)
7)
n — 1 w g (n — 1) + 1
Die Klemmenspannungen der einzelnen Lampen er-
intakte Gruppen : i^,
defekte Gruppe: i^
n w
aus 4) defektes System:
Ja ^ E n — 1
n w g (n — 1) -j- 1
Ja E n
geben sich dann sehr einfach:
aus 5) intaktes System e^ = i^ • w =
defektes System :
aus 6) intakte Gruppe e, = ij w =
aus 7) defekte Gruppe e'., = i'o • w =
g
8)
E • (n-1) 9)
g (n - 1) + 1
E • n 10)
g (n- 1) + 1
Setzt man diese einzelnen Klemmenspannungen zu ein-
ander ins Verhältnis, so kommen wir dadurch zur Beant-
wortung der Frage nach der Verteilung der Spannung auf
die Lampen eines defekt gewordenen Schildes mit der
„Serienparallelschaltung" der genannten Firma.
Es sei 62 = X ■ e^; dann ist das Verhältnis x == —
aus 8) und 9) x =
g (n-1)
g (n—l) + 1
Nenner wird x < 1
folglich 62 < e^.
Es sei ferner e'2 == x' • e^ ; x' =
da der Zähler <^
e'
aus 9) und 10) x'
ist, x' > 1
; da der Zähler Nenner
folglich e'2 i> e.,.
Schließlich e'..
x" =
e, : x" =
g • n
e'
g • n
g (n — 1) + 1 g • n
da der Zähler > Nenner ist, x" > 1
folglich 62 > ej.
Zusammengestellt wird e', > e^^ >
oder mit anderen Worten: Wird in einer Gruppe eine
Lampe defekt oder ausgeschaltet, so werden die Lampen
dieser Gruppe gleichmäßig überspännt, während sämtliche
Lampen der übrigen Gruppen eine gleichmäßig verteilte
Unterspannung aufweisen. Sämtliche Lampen der intakten
Gruppen brennen daher etwas dunkler, diejenigen der de-
fekten Gruppe heller. Aus den Verhältniszahlen der
Lampenspannungen geht hervor, daß die Ueberspannung
der Lampen der defekten Gruppe in Prozenten der nor-
malen Klemmenspannung größer ist, als die Unterspannung
der Lampen der intakten Gruppen. Werden mehrere
Lampen in der gleichen oder in verschiedenen Gruppen
defekt» so treten die gekennzeichneten Spannungsverhält-
nisse in entsprechend verschärftem Maße hervor.
Zwei Zahlenbeispiele: Es sein ein Schild mit 9 Lampen
vorhanden. Die Netzspannung sei III Volt. Es ergeben
sich daraus 3 Gruppen zu je 3 Lampen, so daß wird:
E = III; n - 3, g = 3.
E III
intaktes Schild : e, — = 37 Volt x = 0,857
g 3
4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft l
Abb. 5
Abb. 6
4-
Abb. 7
defektes Schild
III ■ 2
III
= 31,7 Volt X' --^ 1,5
= 47,571 Volt X" = 1,2857
intakte Gruppe:
defekte Gruppe: e'.,
I
Die Unterspannung beträgt in diesem Falle für die
Lampen der intakten Gruppen etwa 14,3o/o, die Uebcr-
spannung der Lampen der defekten Gruppe etwa 28,5 ,o
der normalen Lampenspannung.
Hat das Schild aber z. B. in jeder der drei Gruppen
15 Lampen, also im ganzen 45 Lampen, so wird g ^ 3,
n = 15; E = III
= — = = 37 Volt
g 3
E (n— 1) lU • 14
intaktes Schild: e,
intakte Gruppe: e^,
g(n-
36,137 Volt
3 • 14 + 1
• n III ■ 15
"l)+ 1 3 • 14 4- 1
defekte Gruppe: e'., = — -. —
= 38,72 Volt.
Diesmal beträgt die Unterspannung nur 2,33o'o, die
Ueberspannung 4,65 der normalen Lampenspannung".
Man lernt aus diesem Befund, daß die Beeinflussung des
ganzen Schildes infolge Durchbrennens einer Lampe um
so geringfügiger wird, je mehr Lampen die einzelne
Gruppe enthält.
Nimmt man dagegen eine große Gruppenzahl, z. B.
8 Gruppen und eine kleine Lampenzahl in der Gruppe,
z. B. n = 3, so ergibt sich für 112 Volt Netzspannung,
entsprechend 14-voltigcn Glühlampen eine Unterspannung
von 5,89'','o, dagegen die unmögliche Ueberspannung pn
der defekten Gruppe von 41,17o'o der normalen L'ampen-
spannung. Es ist also bei großer Gruppenzahl eine ent-
?prechend große Lampenzahl pro Gruppe Hauptbedingung.
Für kleinere Schilder eignen sich daher niedervoltige, fiir
große Schilder höhervoltige Lampen, ein Verhalte« der
Schaltung, das der Oekonomie des Betriebes zugute kommt.
Von den Reklameschaltapparaten, die hier noch weiter
zu behandeln sind, wurde ein großer Teil seit dem Er-
scheinen meiner Arbeit zu Anfang dieses Jahres in
anderen Zeitschriften beschrieben. Ich nenne vor allem
den Artikel ,, Elektrische Lichtreklame" von Zivilingenieur
A. Stiller; Leipzig, in „Helios" XVI, Nr. 39, S. 454 und
ferner „Neuere automatische Schaltapparate von Dipl.-Ing.
Wagmüller in E.-T.-Z. 31, Nr. 35, S. 886. In der Vor-
aussetzung, daß nicht jedem Leser der D. T.-Z. die beiden
Zeitschriften sofort zur Hand sind, will ich auf einige
typische Konstruktionen eingehen, zumal einige davon auch
von der Firma E. A. Krüger & Friedeberg, deren Fabri-
katen diese Zeilen im wesentlichen gelten, geführt werden.
Herr Ziviling. Stiller betont in seinem Aufsatz ganz
richtig, daß bis heute die Reklameschaltapparate in rwei
große Gruppen eingeteilt werden können. Zu der ersten
Gruppe gehören solche Apparate, die den Stromkreis nie
vollständig unterbrechen, sondern die Spannung selbst-
tätig durch Widerstandsänderung periodisch zwischen
einem Minimum und der normalen Höhe schwanken lassen.
Die Lampen brennen daher einmal normal und dann wieder
so dunkel, daß eine Lichtentwicklung kaum wahrnehmbar
ist. Zur zweiten Gruppe sind alle diejenigen Vorrichtungen
zu zählen, bei denen der Stromkreis durch be-
sondere Einrichtungen periodisch ein- und ausgeschaltet
wird. Ich möchte diese letzte Gruppe noch weiter klassi-
fizieren in Motorschalter und in Automaten.
Heh 1
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
5
1. Gruppe; Hell-Dunkelschaltung. Ein zylindrischer
Körper aus gut leitendem Material von hohem Wärme-
dehnungskoeffizienten trägt eine Widerstandsvvicklung, die
so bemessen ist, daß sie nahezu den ganzen Strom in
Wärme umwandelt und dadurch den Lampen, denen sie
vorgeschaltet ist, die Spannung wegnimmt. Die erzeugte
Wärme dehnt den Wicklungsträger aus, so daß durch den
letzteren die Heizwicklung mittels Platinkontakten bei einer
bestimmten Temperatur kurzgeschlossen wird. Im Mo-
ment des Kurzschlusses brennen die Lampen hell, der Wick-
lungsträger kühlt sich gleichzeitig ab, zieht sich zusammen
und schaltet dadurch die Widerstandsheizspirale wieder
ein, so daß das Spiel von neuem beginnt. Die „Thermo-
staten" sind natürlich nur für ganz kleine Stromstärken zu
gebrauchen, etwa 2 bis 3 Amp. Ihre Haltbarkeit ist
wesentlich abhängig vom Material der Widerstandswick-
lung und von der Güte der Plattinkontakte, die der Ab-
nutzung durch die Schließungs- und Oeffnungsfunken aus-
gesetzt sind. Dipl.-Ing. Wagmüller bemerkt noch dazu,
daß sie für die doppelte Stromstärke benutzt werden
können, wenn man der Funkenstrecke einen Kondensator
parallel schaltet und daß sie mit Metallfadenlampen rascher
arbeiten, als mit Kohlefadenlampen. Der Grund hierfür
liegt darin, daß der Temperaturkoeffizient der Metallfäden
positiv, derjenige der Kohlefäden negativ ist. Diese
Schalter sind ebensogut für Gleichstrom, wie für Wechel-
strom verwendbar. Bezgl. der näheren Beschreibung ver-
weise ich auf die oben zitierten Arbeiten.
2. Gruppe. Von ungleich größerer Bedeutung für die
Lidttreklamen sind die Schalter der zweiten Hauptgruppe,
weil sie im allgemeinen für beliebig hohe Stromstärken
verwendbar sind. Allerdings spielt dabei die Abnutzung
der einzelnen Teile eine weitaus größere Rolle, namentlich
an den Schaltkontakten durch die Schließungs- und Oeff-
nungsfunken. Die in meiner ersten Arbeit beschriebenen
Patente der A. E. G. gehören im weiteren Sinne zur ersten
Klasse dieser Gruppe, zu den Motorschaltern. Es sei hier
als ihr Vertreter der „Perlluxmotorschaltapparat" der Firma
E. A. Krüger & Friedeberg vorgeführt. Der kleine, auf
einem Grundrahmen (Abb. 8.) montierte Motor besitzt
eine verlängerte Welle, die mit einem doppelten Schnecken-
getriebe elastisch gekuppelt ist. Ein Kasten, der am Grund-
rahmen angegossen ist, bildet das Gehäuse für das Getriebe
und ist vollständig mit Gel gefüllt. Aus ihm ragt die lang-
sam laufende Schaltwelle senkrecht nach oben heraus und
trägt die gekrümmte Kontaktfeder, die an den auf dem
Kastendeckel montierten Kontaktflächen entlang gleitet. Die
Vorteile dieses Apparates sind darin zu erblicken, daß
die Kontaktflächen reichlich bemessen werden können und
daß jede Schaltung momentan erfolgt. Die spiralige Kon-
taktfeder wird durch die Krümmung der Kontaktflächen
gespannt und springt daher im entscheidenden Moment
von einem Kontakt zum andern, gleitet nicht mehr. Sinn-
gemäß können viele Kontakte und damit viele Stromkreise
angebracht werden, wodurch sich die Verwendbarkeit er-
höht. Nachteil: knackende Geräusche und starke mecha-
nische Abnutzung der Kontakte. Der Apparat wird als
HeH- und Dunkel- und Zwei- bis Vierfarbenschalter bis
zu 40 Amp. und als Stufenschalter bis zu 20 Amp. gebaut.
Diese Motorschaltwerke sind von einer Reihe von
Firmen — ich nenne Paul Firchow Nachf., Berlin, Richter,
Dr. Weil & Co., Frankfurt a. M., Dr. Paul Meyer, A.-G.,
Berlin u. a. m. — in den mannigfachsten Spielarten vom
kleinsten Apparat bis zum vielwalzigen Schaltwerk mit
vielen hundert Kontakten ausgebildet worden. Das Prinzip
ist bei allen mehr oder weniger dasselbe, Schaltwalzen
mit Schleifkontakten, wie in meiner ersten Arbeit bereits
gesagt. Nähere Beschreibungen finden sich in dem er-
Abb. 8
wähnten Artikel von A. Stiller in reichem Maße. WasI
die Lebensdauer solcher Schaltwerke und die Forderung
geräuschlosen Ganges angeht, so ist meist durch Ver-
wendung von Oelbädern für die Getriebe Sorge getragen.
Anders verhält es sich vielfach bzgl. der Schleifkontakte
mit ihrer starken Reibung und ihren Schaltfunken, sofern
nicht Momentschaltung oder Blasmagnete die Funken-
bildung möglichst unterdrücken. Die mechanische Ab-
nutzung wird sich bei den verhältnismäßig weichen in
Betracht kommenden Materialien (Kupfer, Messing, Bronze,
Rotguß usw.) kaum in wünschenswertem Maße verhüten
lassen.
Dagegen zeigen diese modernen Schaltwerke in der
eingangs erwähnten Beziehung geradezu erstaunliche Fort-
schritte. Sie ermöglichen es, Lichtreklamen herzustellen,
die nichts weniger als den Vorwurf verdienen, die Augen-
nerven des Großstädters in unerträglicher Weise zu bean-
spruchen. Hören wir, was Herr Ziviling. Stiller darüber
sagt: „Davon ausgehend, daß schroffe Licht- und Dunkel-
heitsgegensätze nur erschrecken und stören, und daß grelle
Farbenwechsel blenden und ermüden, läßt die Firma
(Richter, Dr. Weil & Co.^ d. Verf.) bei ihren Apparaten,
die Schaltwechsel nicht unvermittelt rasch, sondern lang-
sam sich vollziehen. Dadurch wird .... bei Hell-Dunkel-
schaltung ganz allmählich der Lichteffekt vom absoluten
Dunkelheitszustande durch die Dämmerungsstadien auf-
wärts bis zur vollen Helligkeit gesteigert und umgekehrt
wieder abgeschwächt, bezw. beim Farbenwechsel das Spiel
der ersten Farbe vom Dunkelheits- bis zum Helligkeits-
und wieder zurück zum Dunkelheitszustand so stetig, so-
wie der Uebergang zum nächsten Farbenspiel so sanft voll-
zogen, daß es aufs Auge höchst wohltuend und daher an-
ziehend wirkt.
Die Wirkung gründet sich auf die allmähliche Aus-
und Einschaltung eines vielstufigen Widerstandes, dessen
Einzelstufen so klein bemessen werden, daß beim Ueber-
gang des Schalthebels von Kontakt zu Kontakt keinerlei
Flackern der Lampen wahrzunehmen ist; vielmehr scheint
das Wortgebilde des Reklameschildes magisch aus dem
Dunkel herauszuwachsen und sich zu nähern, um allmählich
wieder in weiter Ferne zu verschwinden. Beim Farben-
wechseln ist die Wirkung geradeso.
Ferner lassen sich bei geeigneter Kombination der-
artiger Schaltwerke auch Farbenmischungen und Farben-
übergänge ansprechend erzielen. Bei dieser Einrichtung
wechselt der Lichteffekt beständig in der Farbe derart,
daß, während eine Farbe in der Helligkeit abnimmt, die
andere darin zunimmt, so daß langsame Farbenübergänge
ohne merkliche Schwankungen der Helligkeit entstehen.
Durch sanftes Zuschalten einer Farbe wird die andere
Farbe geändert und abgetönt, wobei die anfängliche Grund-
farbe verschwindet, bezw. der nächsten weicht, so daß
ein fortgesetzter Farbenwechsel der Schriftzeichen ohne
Dunkelheitszustand sich vollzieht. Grundfarben sind z. B.
weiß, gelb, orange, rot, blau, grün usw. mit allen Ueber-
gahgsnuancen."
6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 1
Aus diesen Worten eines sachlich urteilenden Fach-
mannes geht deutlich hervor, daß von einer ernstlichen
Belästigung des Publikums und einer Steigerung der Qroß-
stadtkrankheit, Nervosität genannt, kaum gesprochen wer-
den kann. Ganz für verfehlt halte ich es aber, auch auf
diesem Gebiet nach der Polizei zu rufen, wie es in dieser
Zeitschrift geschehen ist. Ich denke unser ganzes privates,
geschäftliches und öffentliches Leben ist wahrlich über-
genug durch Gesetze, Vorschriften und Verbote eingegrenzt
imd bevormundet; daß aber dieser Ruf aus den technischen
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG
Wohnungsnot and Woliniingselend, ihre Ursachen
und Folgen
Im Heft Nr. 46 des vorigen Jahrganges der Deutschen
Techn.-Ztg. geht Herr Hermann Kötschke in seinem Ar-
tikel „Mietskasernen und Großstadtkultur" auf eines der
unser Zeitalter kennzeichnenden, für die soziale Frage so
wichtigen Probleme — die Wohnungsfrage ein; es dürfte
deshalb der Mühe wert sein, die einmal in dieser Zeit-
schrift und damit in Technikerkreisen in Fluß gebrachte
Wohnungsfrage weiter auszuspinnen. Dazu soll das hier
behandelte Thema beitragen.
Infolge der sich dank der Tüchtigkeit der deutschen
Techniker sich immermehr ausbreitenden Industrie, hat
sich eine kapitalistische Entwicklung vollzogen, die natur-
gemäß soziale Schäden mit sich bringen mußte. Es bil-
deten sich in rascher Folge Gesellschaften auf Gesellschaf-
ten, diese zogen das Kapital in großen Mengen zusammen
und verlegten ihr Betätigungsfeld in die großen Städte,
die wir heut als Industriestädte bezeichnen. Die großen
Betriebe und die in denselben zu erledigenden reichen
Aufträge benötigten viele Arbeitskräfte, — mehr als in
diesen Städten zur Verfügung standen. Die Industrie-
gesellschaften sahen sich deshalb gezwungen, die ihnen
zum Zwecke einer geregelten Fabrikation notwendigen,
aber fehlenden Arbeitskräfte in die Städte zu ziehen. In-
folge günstiger Absatzverhältnisse war die Industrie in
der Lage, die Löhne ihrer Arbeiter denen gegenüber kleiner
Kreisen selbst erschallt, ist um so verwunderlicher, als
der verantwortliche Ingenieur, Baumeister oder Techniker
vielfach gerade durch — vielleicht berechtigte — Polizei-
vorschriften eingeengt und in der Ellenbogenfreiheit stark
beschränkt ist. Und wenn einmal Geschmacklosigkeiten
im Lichtreklamewesen vorgekommen sind oder noch vor-
kommen, so sind sie doch vereinzelt und .verschwinden
von selbst, weil sie eben abschrecken, anstatt anziehen.
(Schluß folgt.)
■ i:
Städte und auf dem platten Lande günstiger zu gestalten.
Eine selbstverständliche Folge hiervon war, daß, verlockt
durch die Aussicht auf einen höheren Lohn, ein starker
Zuzug in die Großstädte einsetzte. Dieser Umstand mußte,
da sich der Zuzug ziemlich schnell vollzog, ohne weiteres
zu einer Uebervölkerung führen. Die Boden- und Bau-
spekulanten rieben sich lachend die Hände, konnten sie
doch, weil die Nachfrage nach Wohnungen viel größer
war als das Angebot, ihre Bodenpreise und Wohnungs-
mieten beliebig hochschrauben. Die Menschen mußten
doch wohnen und sahen sich deshalb genötigt, die un-
geheueren Preise zu zahlen. Und da die Bautätigkeit mit
der immermehr steigenden Nachfrage nach Wohnungen
nicht Schritt hielt, trat eine überraschend um sich greifende
Wohnungsnot ein. Es dürfte angebracht sein, hier einige
Zahlen anzuführen, die den Zuzug nach den Großstädten
so recht charakterisieren. Es sind nämlich die Städte von
mehr als 100 000 Einwohnern in den Jahren von 1820 bis
1900, das ist in 20 Jahren, um 112'io gewachsen, während
die Bevölkerungszunahme im Deutschen Reich in derselben
Zeit überhaupt nur 14,5 o/o betrug.
Die große Nachfrage und das geringe Angebot von
kleineren Wohnungen brachten es mit sich, daß die Woh-
nungsmieten eine von den Minderbemittelten kaum er-
schwingbare Höhe erreichten. Hinzu kommt noch, daß
infolge der schnellen Entwickelung der Städte und der
damit verbundenen Belebung des gesamten Geschäfts-
verkehrs die Preise für alle sonstigen Lebensbedürfnisse
Höhen erreichten, die den Minderbemittelten zwangen,
wenn er sein und seiner Familie Leben fristen wollte, die
Ausgaben für die Wohnungsmiete auf das möglichste Maß
Die übervölkerten Wohnungen am 1. Dezember 1009.
Städte
A.
Zahl der Wohnungen mit
Zusammen Wohnungen
1 Wohnraum und mit 6
und mehr Bewohnern
2 Wohnräume und mit 11
und mehr Bewohnern
Zusammen Wohnungen
B. Zahl der Wohnungen mit
0
1
2
Zusammen,
Wohnungen
0
1
2
1
Haus-
hal-
. tung
2
Hat
3
shnltiiu
4
und
mehr
gen
heizb. Zimmern, wo-
bei die Küche nicht
alsein heizb. Zimmer
gerechnet ist
heizb. Zimmern, wo-
bei die Küche als
ein heizb. Zimmer
gerechnet ist
und mit 6 und
mehr
Bewohnern
und mit
1! und
mehrBe-i
wohnei'n
und mit' 6
und mehr
Bewohnern
und mit
11 und
mehrBc-
wohnern
Berlin
238
23786
416
24440
15
531
109
655
297
i
68 1
365
•
•
•
•
Cliarlottenburg
25
1575
73
1673 '
60
10
70
42
6
48
•
•
•
•
Hamburg
108
5 91
263
5662 1
1
107
60
168
1
2
3 1
176467
5442
280
17
Königsberg i. Pr.
2
4548
80
4630
298
69
367
179
10
189
•
•
•
Lei]')zig
5
3687
295
3987
^0
43
133
7
112549
2030
74
5
Strasburg i. Eis.
90
34
124
•
•
•
*
•
•
•
36596
194
11
1
Von 1000 bewohnten Wohnungen:
Berlin
0,5
45,4
0,8 1
46,7 ,
0,0
1,0
0,2
1,3
0,6
0,1
0.7
•
•
•
•
Charlottenburg
0,4
28,0
1,3
29,7
1,1
0,2
1,2
0,7
0,1
0,8 I
•
•
•
•
Hamburg
0,6
29,0
1,4
31,1
0,0
0,6
0,3
0,9
0,0
0,0
0,0
968,5
29.9
1,5
0.1
Königsberg i. l'r.
0,0
91,3
1,6
93,0 i
1,4
7,4
3,6
0,2
3,8
•
•
•
•
Leipzig
0,0
32,2
2,6 1
34,8 '
0,8
0,4
1,2
0.1
0,1 1
981,6
17.7
0,6
0,0
Straßburg i. Eis.
2,4
0,9 1
3,4 1
•
•
•
•
•
• i
994,1
5,3
0,3
0,0
Heft 1 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 7
einzuschränken. Die Hauptsache war, wenig Miete zu
zahlen ohne Rücksicht auf die Art und Beschaffenheit der
Räume, man war zufrieden, wenn man nur ein Unter-
kommen gefunden hatte. So entwickelten sich die häß-
lichsten Zustände im Wohnungswesen und verdichteten
sich zu einem Wohnungselend, das einen Umfang an-
genommen hat, der jedem sozial empfindenden Menschen
zum Denken an die notwendige Abhilfe Veranlassung
geben sollte. Wohnungsnot und das daraus folgende
iWohnungselend, sie sind die Ursachen der zunehmen-
den Säuglingssterblichkeit, Tuberkulose, Geisteskrankheit,
Prostitution und Verbrechen. Hätte man rechtzeitig die
sozialen Schäden der Wohnungsnot erkannt, und hätte man
rechtzeitig dem Umsichgreifen des Wohnungselends Ein-
halt geboten, dann würden dort, wo heute Irrenanstalten,
Zuchthäuser und Gefängnisse in erschreckendem Umfange
errichtet werden müssen, blühende Parkanlagen, grünende
Spielplätze und lachende Wohnhäuser zu finden sein.
Ein recht klares Bild der traurigen Verhältnisse im
Wohnungswesen zeigen die, nach den gelegentlich der
Volkszählung am 1. Dezember 1905 vorgenommenen Er-
hebungen über Wohnungsverhältnisse von dem statistischen
Amt der Stadt Leipzig bearbeiteten Tabellen im sta-
tistischen Jahrbuch Deutscher Städte, herausgegeben von
Prof. Dr. M. Neefe, Verlag von Wilh. Qottl. Korn, Bres-
lau 1Q09. Von diesen Tabellen dürfte besonders die von
Interesse sein, die sich mit den übervölkerten Wohnungen
befaßt. Ein Auszug daraus ist vorstehend wiedergegeben.
Bei einer eingehenden Betrachtung dieses Tabellen-
auszuges wird man als objektiv denkender Mensch bald
zu der Einsicht kommen, daß in unserem Wohnungswesen
Verhältnisse bestehen, deren Abhilfe dringend zu wünschen
ist. Darum sollte ein jeder Volksgenosse die von Staat
und Gemeinde getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung
der Wohnungsnot und des damit so eng verbundenen Woh-
nungselends freudig begrüßen und soweit es in seinen
Kräften steht, diese zu unterstützen versuchen. Die deut-
schen Techniker seien aber dessen eingedenk, daß sie mit
zur Schaffung unseres gewaltigen Industriearbeiterheeres
beigetragen haben. Es ist deshalb ihre Pflicht, mit daran
zu helfen, daß diese Gruppe unserer Volksgenossen men-
schenwürdig wohnt. Eine jede Betätigung auf dem Gebiet
der Wohnungsreform ist ein Teil nationaler Arbeit, denn
die Wohnungsreform fördert die Volkskraft!
W i 1 d e g a n s'.
:: H H :: STANDESBEWEGUNG
Ein neues Dezennium
Es' ist ein schöner Brauch geworden, bei der Jahreswende
einmal still zu halten und im Geiste die Geschehnisse des
vergangenen Jahres vorüberziehen zu lassen. Manch
schöner Wunsch ist in Erfüllung gegangen, manch schöne
Hoffnung freilich auch gescheitert. Zum Schlüsse siegt
aber immer der Gedanke, daß die Zukunft uns das bringen
möge, was das Schicksal uns bis jetzt noch vorenthalten.
Auch unser Verbandsleben verträgt wohl (Cmen solch sinnein-
dea Blick, ein Blick nach rückwärts und einen in die
Zukunft gerichtet. Auch hier hat manch stolze Hoff-
nung betrogen und manch schöner Wunsch ist fehl-
geschlagen. Ein gutes Stück Wegs ist es doch vorwärts
gegangen. Der Organisationsgedanke hat Wurzel ge-
schlagen und die stattliche Anzahl von Organisierten ist
der beste Beweis, daß der Gedanke auch bodenständig
ist. Ja, allen Anfeindungen zum Trotz hat sich unsere
Zahl nicht nur erhalten, sondern stetig erweitert. Und
gerade in jüngster Zeit hat es doch gewiß nicht an Be-
strebungen zersetzender Art gefehlt, von denen man weder
behaupten kann, daß sie originell noch geschmackvoll ge-
weseH seien. Der strategische Kniff, in unsere Reihen
Verwirrung zu bringen, hat sich in das gerade Gegen-
teil gekehrt. Wir haben uns nur umso geschlos-
sener gezeigt. Die stete Spannung hat unseren Blick
nur geschärft, unsere Willenskraft angefeuert, unser
Solidaritätsgefühl nur noch mehr gefestigt. Die Tatsache,
daß unser Verband sich schon vor Dezennien in richtiger
Erkenntnis seiner sozialen Aufgabe entwickelte, somit auf
historischem Boden steht, läßt sich durch keine Gehässig-
keit wegdisputieren. Der Begriff ,, Organisation", der doch
den Zusammenschluß aller Angehörigen einer bestimmten
Wirtschaftsgruppe vorsieht, nimmt der kläglichen Wühl-
arbeit von vornweg jede Bedeutung. Unter dem Druck
der bestehenden sozialen Misere nimmt die Organisations-
idee doch ihren Fortgang, und die dürften einmal in der
Geschichte der Deutschen Techniker-Organisation schwer-
lich auf Dank rechnen, die stets zu den Waffen für den
Bruderkampt riefen. Ihnen möchte ich jene Eabel
von den Haselnußgerten vorhalten : Ein Vater hatte
ihrer ein Bündel zusammengemacht und es seinen
Kindern mit der Aufforderung überreicht, sie sollen es
zerbrechen. Es gelang keinem von ihnen. Da löste der
Alte die Schnur, und nun war es eine Leichtigkeit, die
dünnen Stäbchen zu knicken. Wenn ich einmal gestorben
bin, sagte der Vater zu seinen Kindern, dann laßt euch
dieses Gleichnis zur Lehre sein. Lebt nicht in Zwist und;
Trennung, seid einig und verbunden! ;
Es wäre unverzeihliche Kurzsichtigkeit, auch nur
einen Augenblick anzunehmen, diese gegenwärtige Kluft
könnte für immer yon Bestand sein. Das Selbstbcstim-
mungsrecht einer seiner Lage und Würde immer mehr
bewußtwerdender Technikerschaft wird vielmehr darüber
zu entscheiden haben, ob sittliche Interessen nicht über
alle Parteistreitigkeiten erhaben sind. Die Antwort kann
nicht zweifelhaft sein. Solange aber der organische
Zusammenschluß fehlt, so lange ist es Pflicht unserer Ver-
bandsorganisation, den Ausbau mit allen Kräften zu ver-
vollkommnen, denn nur die beste Organisation ist die
größte. In diesem Sinne mitzuarbeiten ist Pflicht eines
Jeden, zum Wohle des Verbandes im einzelnen, zur För-
derung der Deutschen Techniker-Organisation im ganzen.
Franz Brönner, M.-Nr, 37 086.
SCHULFRAGEN
Ausbildungskurse für Techniker zu Lehrern an
gewerblichen Fortbildungsschulen
Zu diesem Thema, das wir in unserer Techniker-
zeitung im letzten Jahre öfters behandelt haben, nehmen
wir heute — wegen der vielfachen Unklarheiten, die
darüber in den Kreisen unserer Mitglieder herrschen —
noclimals Stellung.
In den Monaten Juli und August 1911 finden in ver-
schiedenen Städten Preußens — wo ist noch unbestimmt
— Kurse zur Heranbildung von Lehrern an gewerblichen
Fortbildungsschulen statt, zu denen neben den Volksschul-
lehrern auch Techniker zugelassen werden.
Es werden von der Regierung I. sogenannte sechs-
wöchentliche gemischte Kurse und II. dreiwöchent-
liche Eachkurse veranstaltet.
Die gemischten Kurse unterscheiden sich von den
Fachkursen in der Art, daß in ersteren Anleitung für
den Unterricht im gesamten Handwerk, wie Maurer, Zim-
merer, Tischler, Stellmacher, Schlosser, Mechaniker, In-
stallateure, Schuhmacher, Schneider usw. gegeben wird.
Diese gemischten sechswöchentlichen Kurse
kommen hauptsächlich für Techniker in kleinen Orten in
Frage, in denen alle fortbildungsschulpflichtigen Lehrlinge
und jugendlichen Arbeiter wegen ihrer geringen Zahl in
einer gemeinsamen Klasse unterrichtet werden. In
diesem Falle muß auch der Techniker, wenn er in kleinen
Orten als Fortbildungsschullehrer verwendet werden will,
sich mit der Eigenart und dem Wesen der verschiedenen
Handwerke bekannt machen, in denen seine Schüler be-
schäftigt werden.
8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 1
II. Die sogenannten dreiwöchentlichen Fach-
kurse werden nach Berufen in mehrere Gruppen getrennt
und zwar
a) in Kurse für das Baugewerbe: wie Maurer,
Zimmerer, Tischler, Stellmacher usw.,
b) in Kurse für Metallarbeiter: wie Schlosser,
Installateure, Mechaniker, Klempner usw.,
c) in Kurse für das schmückendeGewerbe : wie
Maler, Bildhauer, Kunstschlosser, Ziseleure usw.
Neben diesen Kursen finden auch noch Fachkurse
für Schuhmacher, Schneider usw. statt, die den Tech-
niker außer den unter I aufgeführten Fällen wohl wenig
interessieren.
Wie bereits in den letzten Heften Nr. 47 und 48 der
,, Techniker-Zeitung" mitgeteilt wurde, müssen Kollegen,
die an einer der bestimmt stattfindenden drei- und sechs-
wöchentlichen Kurse teilnehmen wollen, sich möglichst bis
zum 15. Dezember*) d. Js. bei dem Herrn Regierungs-
Präsidenten ihres Bezirks melden. Die Meldungen sind
schleunigst zu bewirken und ist hierbei in dem Gesuche
anzugeben, an welchen der vorstehend aufgeführten Kurse
sich die Bewerber beteiligen wollen. Dem Gesuche ist
ein kurzgefaßter Lebenslauf, der Aufschluß über die all-
gemeine und fachliche Ausbildung, über die praktische
Tätigkeit als Geselle oder Lehrling und über die Tätig-
keit als Techniker gibt, sowie eine Abschrift des Fach-
schulzeugnisses beizufügen. Sonstige Zeugnisse sind nicht
erforderlich. Um auch Technikern und Praktikern, die
nicht an Kursen von drei bis sechs Wochen Dauer teil-
nehmen können, Gelegenheit zu geben, sich die Kenntnisse
anzueignen, die zur Erteilung von Unterricht notwendig
sind, sind sogenannte kleine Fachkurse speziell für
Techniker und Praktiker in Aussicht genommen, in denen
weniger Wert auf das fachliche, wie auf das methodisch
pädagogische Gebiet gelegt werden soll. Die Kurse sollen
nur 14 Tage dauern, aber sonst ebenso nach Berufen
gegliedert werden, wie die unter II aufgeführten drei-
wöchentlichen Kurse. Diese 14 tägigen Kurse finden aber
nur dann stitt, wenn sich eine genügende Anzahl Teil-
nehmer melden. Kollegen, die die Absicht haben, an einem
solchen kleinen Fachkursus teilzunehmen, wollen ihre
Gesuche ebenfalls umgehend bei den Herren Regierungs-
präsidenten ihres Bezirkes einreichen.
Sobald näheres über die kleinen 14tägigen Fach-Kurse
bekannt wird, werden wir es den Mitgliedern durch unsere
Verbandszeitung bekannt geben. Vorerst bitten wir aber
unsere Mitglieder, sich zu diesen Kursen in möglichst
großer Zahl zu melden, um ihre Einführung dadurch zd
ermöglichen. Es genügt nicht, darüber zu klagen, daß
der Fachunterricht an den Fortbildungsschulen zurzeit noch
fast ausschließlich von den VoiksschuUehrern erteilt wird.
Die Techniker müssen zeigen, daß sie gewillt sind, ihre
Kräfte in den Dienst der Fortbildungsschulen zu stellen,
daß sie auch bereit sind, an den Kursen teilzunehmen, um
sich dort die notwendigen pädagogischen Kenntnisse zu
erwerben.
Bemerkt sei noch, daß in den großen Städten immer
mehr dazu übergegangen wird, den Fortbildungsunterricht
auf den ganzen Tag zu verteilen und die Lehrer im Haupt-
beruf zu beschäftigen. Techniker, die sich dann bei dem
nebenamtlichen Unterricht bewährt haben, werden bei der
Besetzung solcher hauptamtlichen Stellen bevorzugt und
können dadurch event. eine sichere Lebensstellung er-
reichen. Wie bereits in Heft Nr. 47 der Zeitung mit-
geteilt ist, erhalten Kollegen, die an einem Kursus außer-
halb ihres Wohnsitzes teilnehmen, ein Tagegeld von 5 M.
für die Dauer des Kursus und die Kosten der Hin- und
Rückreise für die III. Klasse erstattet.
*) Obwohl der Aufsatz aus technischen Gründen nicht
früher erscheinen konnte, halten wir nachträgliche Meldungen
trotzdem für angebracht, um den Minister von dem Bedürfnis
solcher Kurse zu überzeugen.
RECHTSFRAGEN H :; ::
Von unserer Rechts" läge
Wir können wiederholt feststellen, wie häufig die
Unternehmer die Lücken des Gesetzes zu unserem Schaden
benutzen. Ein ähnlicher Fall lag uns zur Beurteilung vor.
Ein Angestellter hatte folgendes Zeugnis, um dessen Aus-
stellung er beim Gewerbegericht klagen mußte, erhallen:
„Der Unterzeichnete bestätigt hiermit, daß der Bautech-
niker N. N. vom 13. Februar bis 30. Juh er. in meinem
Bureau als Zeichner und Bauführer tätig war. Seine Füh-
rung ist während dieser Zeit gut und seine Leistungen
zufriedenstellend gewesen, gez. Mucke. Hagen i. W.,
den 11. Oktober 1910."
Das Zeugnis entspricht den gesetzlichen Bestim-
mungen, da es die Art der Tätigkeit angibt, ebenso ihre
Dauer und auch ein Urteil über Führung und Leistung,
der Arbeitgeber ist zu nichts weiter verpfhchtet. Das
Außergewöhnliche, ja Unerhörte liegt aber darin, daß dieses
Zeugnis dem Angestellten auf einer offnen Postkarte zu-
ging. Hierüber enthält das Gesetz keine Bestimmungen,
und dem Arbeitgeber scheint das Gefühl dafür abzugehen,
was er seinem Angestellten schuldig ist, wenn er ihn nach
zufriedenstellenden Leistungen entläßt. Wir hoffen nicht,
daß sich andere Unternehmer diesen zum Muster nehmen.
Der Vorgang illustriert aber die „Rechts"lage der An-
gestellten gut.
:: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beilieji und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
W ü Ii n u n ß und Mitglied nummer hinzuzufügen. Anfr.igen nacli Bezugs-
quellen und liüclicrn werden unparleiiscli und nur schnftlicli erteilt. tine
K ü e Ii s c n d u n g der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dni'icn ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die frage erscheinen soll. tiine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für I 11 h .1 1 t iiml Richtigkeit von Kragen und Anlvt'orten lehnt die Schrift-
Iciliiiig niu hdrüi klieh ab. D e zur trläuterung der Fragen, notwendigen Drack-
slöckc zur Wiedergabc von Zeichnungen muß der iTagestcllcr vorher bezahlen.
rra<jeti
Frage I. In unserem Betriebe für Massenfabrikation macht
sich beim Löten einzelner Teile (Federstahl mit Flußstahl) der
Fehler bemerkbar, daß das Lot nicht bindet, sondern sich ab-
schält. Vor längerer Zeit bestand derselbe Uebelstand, er wurde
aber unseres Ermessens durch Anwendung von besserem Borax
behoben. Kürzlich erhielten wir nun eine neue Sendung Fluß-
eisen, welches nicht ganz rein war, sondern hier und da kleine
Schlackenadern ^aufwies. Dabei stellte sich der alte Fehler
wieder ein. Vergeblich wurde versucht, durch Anwendung von
leichterem und schwererem Lot, anderem Borax usw. dem
Uebelstand abzuhelfen. Wir löten mit Koksfeuer und IJnter-
windgebläse und die einzelnen Teile werden \orhcr sauber,
aber rauh gefeilt und vor dem Auflegen der Mischung von Borax
und Lot in eine Borax-Wasserlösung getaucht. Wo liegt der
Fehler und wie ist demselben abzuhelfen?
Frage 2. Wie sind die Anstcllungsverhältnisse der Tech-
niker, insbesondere die der Bautechniker in der Schweiz, Ruß-
land, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Südamerika
und in den deutschen Kolonien? Wo und wie bewirbt man
sich am besten?
Frage 3. Ein Kamin von 52 m Höhe und 2 m oberer
I. W. dient zur Abfuhrung der Abgase von 1400 kg stündlich
verfeuerter Steinkohlenmcnge auf ca. 25 qm Glühofen- und
Kesselrostfläche. Temperatur der Abgase ca. 300" C. Der
Kamin soll außerdem die in einer 20 ni entfernten Beizerei
und Verzinnerei entstehenden Schwefel- und Salzsäuredämpfe
von ca. 15" C absaugen. Wie groß ist die I.W. der an den
Kamin anzuschließenden Leitung zu wählen und wieviel cbni
Säuredämpfe kann der Kamin pro Minute abführen, ohne daß
der natürliche Zug des Schornsteines unter das erforderliclie
Maß für die zu verbrennende Kohlenmcnge fällt.
Anstatt des vorhandenen Kamins soll ein neuer dicht an
dem Beizerei- und Verbleicrci-Gebäude errichtet werden, welcher
zur Abführung von Abgasen von ca. 800 kg auf ca. 17 qm
Olühofen-Rostfläche stündlich verfeuerter Kohlenmengc sowohl,
als auch zur Abführung der Säuredämpfe dient.
Welche Abmessungen muß der Kamin erhalten, und welche
lichte Weite muß die kurze an den Kamin anzuschließende
Heft 1
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
9
Saugleitung erhalten, um mindestens 250 cbm Säuredämpfe pro
Minute absaugen zu können?
Frage 4. Welchen Instanzenweg hat man einzuschlagen,
um eine Wasserkraft nutzbar zu machen? Es handelt sich um
einen kleinen Bach, welcher durch einen Wiesengrund geht
und ca. 0,02 cbm Wasser pro Sekunde liefert. Das Wasser
wird von ca. 10 Besitzern zum Bewässern ihrer Wiesen benutzt.
Haben diese Besitzer nach dem neuen Sachs. Wassergesetz
ein Vorrecht, oder würde es zu industriellen Zwecken den Be-
sitzern entzogen werden können? Welche Entschädigung würde
man den Besitzern zu zahlen haben, wenn sie ein Recht aui'
dieses Wasser besitzen? Wie wäre vorzugehen, um die Sache
erfolgreich durchzuführen, ohne große Geldmittel anzuwenden?
Frage 5. Bitte um Angabe der Bezugsquelle von Dreh-
bankmitnehmern, die 9. Zt. von der Firma S. Neumann & Co.
in Stuttgart in den Handel gebracht wurden.
Arilu'ort^/t
Zur Frage 408. Technikerlauf bahn bei Versicherungsanstal-
ten. I. Bei den Landesversicherungsanstalten (Träger der In-
validenversicherung) gibt es keine Technikerstellen, dagegen bei
den Berufsgenossenschaften für technische Aufsichts-
beamte. Diese sollen eine abgeschlossene Hochschulbildung
besitzen loder doch mindestens in ihrem Spezialfach hervor-i
ragende, praktisch erfahrene Techniker sein. Sie müssen in
der sozialen Gesetzgebung und deren Durchführung durchaus
sachverständig sein. Technische Aufsichtsbeamte werden mit
Pensionsberechtigung und Hinterbliebenenversorgung angestellt.
Die Gehälter sind sehr verschieden (etwa 3600 bis 7000 M Höchst-
gehalt). Vakanzen solcher technischen Aufsichtsbeamten werden
meist nur in den amthchen Nachrichten der betreffenden Berufs-
genossenschaft ausgeschrieben. Gr.
II. Um bei der Königlich Sächsischen Landes-
brandversicherungs-Anstalt zur Anstellung zu ge-
langen, ist nach dem Sächsischen Brandversicherungsgesetz vor-
erst die Ablegung der sächsischen Baumeisterprüfung nach-
zuweisen, und zwar kommen dann unter der großen Anzahl
vorgemerkter Bewerber selbstverständlich in erster Linie die-
jenigen mit den besten Zeugnissen in Betracht. Da sich aber
zu den Stellen der Brandversicherungs-Inspektions-Assistenten,.
trotzdem diese als Subalternbeamte gelten, infolge guter Be-
soldungsverhältnisse auch Regierungshaumeister sehr stark
drängen, so kann man darauf schließen, daß dem Mittelschul-
techniker, dem eigentlich diese Stellen offen sind, die Möglich-
keit einer Anstellung sehr erschwert ist.
Die Ausschreibung solcher Stellen geschieht überhaupt nicht.
Durch die allgemeine Stellungslosigkeit, die nicht nur dem
Mittelschultechniker, sondern auch Hochschulabsolventen be-
sorgniserregend vor Augen steht, ist es soweit gekommen, daß
nur besondere Umstände zu einer Anstellung führen können.
Die Anstellung erfolgt unter Vorbehalt 1/4 jährlicher Kün-
digung mit Staatsdienereigenschaft mit 2550 M und steigt bei
einer Zulage von 300 M aller drei Jahre bis auf 4200 M mit
300 M Wohnungsgeld für verheiratete Assistenten. Je nach
Leistungen und Bedarf rücken die Assistenten nach etwa 15 bis
20 jäh riger Dienstzeit in die Inspektorstellen ein, deren Gehalis-
skala (als Oberinspektor) sich bis zu 6500 M beläuft. Für
dienstliche Verrichtungen gelten für außerhalb die gesetzlichen
Tagegelder und Reisekosten, 7 M Tagegeld bei zwölfstündiger
auswärtiger Dienstzeit, Kilometer 30 Pfg. und Bahnfahrt II. Kl.
Außerdem hat jeder Beamter einen Beschäftigungsnachweis,
der seine Leistungen in Form einer Relation erkennen läßt,
am Schlüsse jeden Monats einzureichen. Der Dienst an und
für sich ist sehr anstrengend; da der Beamte bei Bauunfällen
gleichzeitig die baupolizeiliche Prüfung mit vorzunehmen hat,
so dürften die Geschäfte nur mit aller Aufopferung und größtem
Fleiß bewältigt werden können.
Zur Frage 414. (I.Teil.) Technikerlauf bahn bei der Königl.
Bayr. Brand-Versicherungskammer. Amtliche Bestimmungen
sind darüber enthalten im Brandversicherungsgesetz f. d. König-
reich Bayern von Th. v. Hauck, erhältlich in der Beckschen
Verlagsbuchhandlung, München (Preis 4.50 M), Anhang III, § 2.
Vorbedingungen zum Dienste eines Brandversicherungs-
inspektors sind:
la) Absolutorium einer Realschule oder Reifezeugnis für
die sechste Gymnasialklasse. Der Nachweis der Berechtigung
zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst ersetzt diesen Bildungsnach-
weis nicht.
b) Absolutorium der bautechnischen Abteilung einer Königl.
Industrieschule :oder einer vollständigen Baugewerkschule mit
vier Kursen. (Staatlich überwachte Privatschule oder nicht
bayerisches Technikum genügt nicht.)
c) eine einjährige Tätigkeit im Hochbaufache als Bau^
techniker, insbesondere am Bauplatze; die Beschäftigung als
Bauzeichner wird nicht eingerechnet.
d) eine wenigstens zweijährige, ununterbrochene Tätigkeit
bei einem Brandversicherungs-Inspektor. Die Aufnahme zum
Vorbereitungsdienst a!s technischer Gehilfe erfolgt nunmehr durch
die Versicherungskammer selbst. Gesuche mit amtsärztlichem
Zeugnis usw. sind zu richten „An die Königl. Versicherungs-
kammer, Abteilung für Brandversicherung, München".
e) Das Bestehen einer für den Brandversicherungs-Inspek-
torendienst alle zwei Jahre an der Kgl. Brandversicherungskammer
stattfindenden Prüfung.
§ 3. Für den Schätzungsdienst allein (ohne Anwartschaften
auf die Stelle eines Brandversicherungs-Inspektors) werden auch
Absolventen einer bayer. öffentlichen Baugewerkschule mit guten
Prüfungsergebnissen, ohne Mittelschulbildung aufgenommen und
zwar zunächst als technische Gehilfen mit der Anwartschaft
auf Aufnahme als Assistenten II. Klasse. Eine Weiterbeförderung
ist diesen nicht in Aussicht gestellt. Anfangsgehalt 120 M,
nach drei Monaten 140 M, dann 150 M bis 160 M. - Nach zwei-
jähriger Gehilfenzeit Aufnahme als Assistent II. Klasse usw*.;
Hans Alt werk, Bauassistenf.
Zur Frage 432. Herstellung eines Metallschmelzofens.
Ein Metallschmelzofen läßt sich sehr leicht wie folgt herstellen:
Ein einfacher Hohlzylinder aus etwa 5—8 mm Blech, der oben
und unten mit Winkeleisen garniert wird, nimmt unten einen
giffieisernen zirka 15—20 mm starken Ring auf, dessen lichte
Weite der Ofenweite entspricht, dessen äußerer Durchmesser
aber so bemessen ist, daß der Ring leicht in den Blechmantef
gebracht werden kann. Auf diesen Ring wird die Ausmauenmg
des Ofens (am besten Dörentruper feuerfeste Fassonsteine) auf-
gemauert und zwischen Mauerwerk und Hohlzylinder mit Sand
aufgefüllt. Selbstverständlich muß im Hohlzyhnder und Mauer-
werk eine Oeffnung für den Anschluß an einen Schornsteinj
vorhanden sein. Als Rostbalken und Rosten nimmt man starke
Vierkanteisen, die etwa 25 mm tiefer als der Hohlzylinder mit
diesem zusammen in einen mit Einsteigschacht versehenen Schutz-
mantel (Mauerwerk) so eingemauert werden, daß Rosten und
Ofen genügend Platz zur Ausdehnung haben. Der Einsteig-
schacht wird mit perforiertem Eisenblech abgedeckt, das durch
Belegen gleichzeitig zur Regulierung der Frischluftzuführung'
benutzt werden kann. Eine gewöhnliche Herdplatte mit dreh-
barem Verschlußdeckel bildet den oberen Abschluß. Beim Be-
nutzen wird der Tiegel auf einen, auf den Rosten ruhenden.
Stein gestellt und dann mit Koks usw. umgeben ; zur Zugregu-
lierung kann noch ein Rauchscliieber angebracht werden. Die
Kosten eines solchen Ofens sind sehr gering. Zu weiteren
Auskünften bin ich bereit. Zivil-Ing. E. B u c k - Geestemünde.
Zur Frage 440. Befestigung des Fußbodens in einem
Schweinehof. Ein geteerter Fußboden ist nicht zu empfehlen,
da dieser im Sommer zu heiß wird und die Tiere sich daher
nicht hinlegen können. Am besten dürfte es wohl sein, den
Schweinehof in zwei gleiche Teile zu teilen. Während man die
eine Hälfte im Urzustände beläßt, wird die andere mit Gras
bepflanzt, damit die Tiere wechseln können. Es empfiehlt
sich auch die Anlage eines Bades mit fließendem Wasser, das
von den Tieren im Sommer sehr gern genommen wird.
Zur Frage 448. Herstellung fugenloser Steinholzfußböden.
Die Hersteilung eines fugenlosen Steinholzfußbodens kann an
Hand einer ausführlichen Anleitung zur Herstellung solcher
Fußböden, welche zuverlässige Bezugsquellen für die erforder-
lichen Materialien und bewährte Rezepte für die Mischungen
enthält, von jedermann ohne weiteres ausgeführt werden. Einem
gesetzlichen oder patentamtlichen Schutz unterstehen die Stein-
holzfußböden im allgemeinen Sinne nicht, und die angeblichen
Schutzrechte, welche einige Spezialfirmen für sich in Anspruch
nehmen, beruhen entweder nur auf dem Namen des betreffenden
Fabrikats („Silesit", „Torgament", „Pyrofugont", „Sanitas",
„Euböolith", „Linolith" usw.) oder auf einem bestimmten
Mischungs- bezw. Herstellungssystem. In den meisten Fällen ist
der behauptete Schutz höchst zweifelhaft und fragwürdig, und in
manchen Fällen kann gleiches auch von der Güte und Haltbarkeit
des Fabrikats gesagt werden. Die Herstellung schöner und halt-
barer Steinholzfußböden ist aber durchaus nicht so einfach, wie
es den Anschein hat, und ohne gründliche Vorkenntnisse, zu-
verlässige Bezugsquellen, tüchtige Arbeiter und ausreichende
Betriebsmittel ist es nicht ratsam, sich dieser Spezialbranche
zuzuwenden. Auch in der Steinholzindustrie sind die Preise
zufolge der scharfen Konkurrenz derart gedrückt und oft so
gering, daß dafür eine gute Arbeit ohne Verlust nicht geliefert
werden kann. Dies bezieht sich aber nur auf die deutsche
Geschäftslage. Im Ausland und in den Kolonien ist mit Stein-
holz- und Asbestfußböden noch immer und je länger je mehr ein
Geschäft zu machen, vorausgesetzt freilich, daß man über die
nötigen Beziehungen, Kenntnisse, Erfahrungen, Mittel, Arbeits-
kräfte und Bezugsquellen verfügt. Als Mitbegründer der deut-
schen Steinholzindustrie, also als Fachmann mit langjähriger
10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 1
Erfahrung bin ich in der Lage, ülber alle Einzelheiten dieses
Industriezweiges genaue und zuverlässige Auskunft zu geben,
selbstverständlich aber nur gegen angemessene Vergütung.
Mauch, Ing., Karlsruhe i. B., Kriegstr. 118, M.-Nr. 13 190.
Zur Frage 456. (1.) Verwertung von Fäkalien. Die Fäkalien
werden durch Maschinen zu Dünger verarbeitet. Solche Be-
triebe befinden sich in Kiel und Rendsburg.
(II.) Neumünster i. H. hat seit längeren Jahren Kübelabfuhr.
Die Fäkalien werden mit Torfmull zu Kompostdünger verarbeitet.
Das Verfahren ist einfach und hat sich, abgesehen \'on Mängeln
die dem Kübelsystem allgemein anhaften, bewährt. K.
Zur Frage 461. Berechnung eines Lastliebemagneten. Die
Erläuterung der Berechnung eines großen Lasthebemagneten
kann im Rahmen einer Briefkästennotiz nicht erschöpfend be-
handelt werden. Alles zum Verständnis und zur Berechnung
Notwendige findet sich in: P. Thompson, Der Elektromagnet.
Zu beziehen durch die Buchhandlung des D. T.-V.
Quastenberg, M.-Nr. 26 761 .
Zur Frage 462. Gummiabschlußleisten für Fenster und
Balkontüren. Gummiabschlußleisten, welche den Wasserschenkel
an Fenstern, Balkontüren usw. luft- und wasserdicht abschließen,
liefert Wilh. Heyl, Eppendorf j. S. Verlangen Sie von dort
Druckschrift K. Mitglied 50 101.
Zur Frage 465. Selbstfütterungsanlage in einem Schweine-
stall. Ueber den Trögen sind in der ganzen Länge Behältei*
aus Holz zu bauen, die unten durch eine drehbare Klappe
geschlossen sind. Die Behälter werden voll mit Futter gefüllt
und die Klappe nach Bedarf gedreht. Naturgemäß muß auch
eine Selbsttränkanlage angelegt werden. Zu weiterer Auskunft
gern bereit. Adresse durch die Redaktion zu erfahren.
Mitteilungen aus dem Verbände
Die Verwaltung vom Erholungsheim Alle Anfragen und Anmeldungen
wünscht allen Heimgästen, Freunden und Gönnern des Hauses die das Erholungsheim betreffen, sind n u r zu richten: An das
ein frohes, neues Jahr. Auf Wiedersehn! Erholungsheim des Deutschen Techniker- Verbandes in Sonders-
B u r k h a r d t. hausen.
Bekanntmachung.
Den Mitgliedern unserer Bezirksverwaltung teilen wir hierdurch mit, daß seitens des sozialen
Ausschusses von Vereinen technischer Privatangestellten, dem auch unser Verband angeschlossen ist, am
Freilaii, d. 13. Jan. 1911, als. Sil! br, io MId, Neue Piiilbarnioflie, RöpeDicler Sir. 96
eine Kundgebung zu Gunsten eines besseren Rechtes der technischen Angestellten veranstaltet wird.
In dieser Versammlung wird Herr Redakteur Schubert das Referat zu dem Thema halten.
Wir erwarten, daß sich unsere Mitglieder vollzählig und pünktlich an dieser Kundgebung beteiligen.
Bezirks Verwaltung Brandenburg.
Sitzunqs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederliolt darauf aufmerksam, daß Anzeisren und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tiinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Oberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Dezirhsverwaltungen
Brandenburg. Der 13. Bezirkstag der Bezirksverwaltung
Brandenburg fand am Sonntag, 11. Dezember, in Berlin statt. Er
wurde um IOV4 L'hr vormittags durch den Vorsitzenden Kollegen
Schwenkler eröffnet mit der Bitte, die Versammlung möge
sich damit einverstanden erklären, den Vortrag „P a r i t ä t o d e r
Gewerkschaft" gleich als ersten Punkt der Tagesordnung
zu verhandeln. Hierzu wird Herrn Stadtverordneten Gold-
schmidt das Wort erteilt.
Ausgehend von der Entwickelung der Gewerkschaftsbewe-
gung, betont der Referent, daß jede Organisation zur Erringung
besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen in erster Linie den Weg
der friedlichen Verständigung gehen muß, und erst wenn dieser
Weg versagt, der Kampf einzusetzen hat, der dann aber auch'
energisch und mit allen Mitteln durchzuführen ist. Auf diesen
Boden hätten sich die Gewerkschaften von jeher gestellt und
CS sei deshalb falsch, den Gewerkschaften nachzusagen, daß
sie unter allen Umständen den Kampf gegen den Unternehmer
als Grundbedingung der gewerkschaftlichen Organisation hin-
stellten. Selbst die radikaleren „Freien Gewerkschaften"
gehen den Weg der friedlichen Verständigung, indem
sie immer wieder von Organisation zu Organisation
„Tarifverträge" abschließen, die friedliche Verhandlungen \or-
;iussetzen. Zunächst nuiß festgestellt werden, daß bei den An-
gestelltenorganisationen einerseits das letzte Mittel der Arbeiter-
organisationen — der Streik in absehbarer Zeit gar nicht
durchzuführen ist, dagegen erscheint es andererseits nicht aus-
geschlossen, durch Sperrungen der Betriebe neben der Anerken-
nung der Organisation auch bessere Gehaltsbedingungen zu
erreichen. Voraussetzung ist hierbei aber eine straffe, gutdiszipli-
nierte Organisation. Die Angestelltenorganisationen müssen also
darnach streben, in jeder Beziehung schlagfertig dazustehen. Zur
paritätischen Organisation übergehend, stellt sich der Referent
auf den Standpunkt, daß man sehr wohl Selbständige als außer-
ordentliche Mitglieder, solange sie die Interessen der Gehilfen
unterstützen, in der Organisation dulden kann. Vorstandsämter
soll man ihnen aber nicht übertragen. Der Vortrag wurde mit
Beifall aufgenommen und zeitigte eine rege Diskussion, an der
sich die Kollegen Arndt, Küster, Schmidt, Rohr, Snetlage, Mark-
ward und von der Verbandsleitung Koll. Kaufmann und Dr.
Günther beteiligten. In der Diskussion wurde auch der Bovkott
der Berliner Wasserwerke durch die Verbandsleitung von Koll.
Küster gestreift, der der Verbandsleitung übereiltes Vorgehen in
dieser Sache vorwirft. Nachdem aber die Herren Dr. Günther
und Kaufmann den Verlauf der Verhandlungen mit der Firma
schilderten und feststellten, daß von selten der Verbandsleituiig
richtig gehandelt wurde, während sich die Firma auf den „Herrn-
im-Hause"-Standpunkt stellte, erkennt auch Koll. Küster das
Vorgehen der Verbandsleitung an. Kollege Dieter hebt hervor,
daß ein gemeinsames Band die Privatangestellten und Beamten
im Verbände umschließt und ein gemeinsames Arbeiten im Inter-
esse der Technikerbewegung absolut notwendig ist. Im Verlauf
der Diskussion wird von der Versammlung gegen 11 Stimmen
folgende Resolution angenommen:
„Der 13. Bezirkstag der Bezirksverwalfung Brandenburg
erkennt an, daß die gewerkschaftliche Organisation für die
technischen Privatangestcllten sowohl als "auch für die im
Reichs- und Kommunaldicnst tätigen Techniker in der heutigen
Wirtschaftsordnung die richtige ist. Die Verbandsleitung wird
beauftragt, Richtlinien über die Art und Weise der gewerk-
schaftlichen Beteiligung der Privatangestellten und Beamten
auszuarbeiten. Der Bezirkstag begrüßt es mit Freuden, daß
die selbständigen Mitglieder der Münchener \'crcine in An-
Heft 1
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
11
erkennung der gewerkschaftlichen Organisation beantragt
haben, sie vom 1. Januar IQll ab als außerordentHche Mit-
gUeder zu führen.
Der Bezirkstag ist der Anschauung, daß in Zukunft selb-
ständige Techniker kein Interesse mehr haben, in den D. T.-V.
aufaenommen zu werden.
Von der Verbandsleitung erwartet der Bezirkstag, daß
sie nach wie vor, durch Wort und Schrift für die gewerk-
schaftHche Weiterentwickelung des Verbandes eintritt. Der
Bezirkstag spricht weiterhin sein Bedauern darüber aus, daß
es unter den selbständigen Mitgliedern des Verbandes, wie in
einer Berliner Versammlung hervorgehoben wurde, noch solche
gibt, gegen die der Rechtsschutz des Verbandes in Anspruch
genommen werden muß. Der Bezirkstag billigt die Gewährung
des Rechtsschutzes unbedingt, fordert aber weiterhin den
Verbandsvorstand auf, selbständige Mitglieder, denen die
Schuld an dem Rechtszustande beizumessen ist, auf Orund
des § 11, Absatz a, aus dem Verbände auszuschließen."
Die Vollmachtsprüfer stellten fest, daß auf dem Bezirkstag
58 Vorstandsmitglieder und 81 Delegierte anwesend sind. Nicht
vertreten sind die Vereine: Techn. V. Guben, Verein techn.
Qemeindebeamten Weißensee, Verein techn. Gemeindebeamten
Zehlendorf und Techn. Verein Westpriegnitz. 11 Mandate der
Einzelmitglieder werden beanstandet, nach lebhafter Debatte
aber mit 59 gegen 53 Stimmen als gültig erklärt. Koll. Arndt
stellt hierauf den Antrag, die Verhandlungen des Bezirkstages
nach der Geschäftsordnung des Verbandes zu führen. Die Ver-
sammlung beschließt: „Die Vorstandsmitglieder behalten bei
der heutigen Verhandlung Sitz und Stimme, im übrigen sind
aber die Verhandlungen gemäß der Geschäftsordnung des Ver-
bandes zu führen; Als Verhandlungsleiter wird hierauf Kollege
Harenberg, als Schriftführer und Beisitzer die Koll. Markward
und Zukale gewählt.
Koll. Schwenkler legt nunmehr sein Amt als Vorsitzender
der Bezirksverwaltung endgültig nieder. Die Versammlung be-
schließt auf Antrag Reichel, Kollegen Schwenkler für seine
langjährige, aufreibende Mühewaltung ihren aufrichtigen Dank
auszusprechen. Koll. Lierow erstattet nunmehr den Rechen-
schaftsbericht. Derselbe schließt ab bis zum 15. November 1910
durch Einnahmen mit 4708,82 M und Ausgaben mit 4516,74 M.
Es ergibt sich somit ein Kassenbestand von 188,08 M. Außer-
dem sind noch bis 30. Dezember 1910 an Einnahmen zu er-
warten 2128,08 M und an Ausgaben 728,08 M, so daß am
Schluß des Jahres der Bestand 1400 M beträgt. Dem Kassierer
wird Entlastung erteilt und diese zugleich auf den abwesenden
Obmann der Wirtschaftskommission ausgedehnt. Kollege
S c h w e n k 1 e r beantragt, von dem verbleibenden Ueberschuß
376,50 M der Sammlung für das Erholungsheim zuzuwenden,
damit mit den bereits gesammelten 623,50 M am Schluß des
Jahres 1000 M für das Brandenburg-Zimmer überwiesen werden.
Der Antrag findet einstimmige Annahme. Zu Punkt 5 der
Tagesordnung, Genehmigung der neuen Bezirkssatzung, bean-
tragt Koll. Arndt, dieselben in der vom Verbandstag geneh-
migten Fassung mit der Bestimmung anzunehmen, daß die
Ergänzungen vom Vorstand eingefügt und dem nächsten Be-
zirkstag zur Abstimmung vorgelegt werden sollen. Kollege
Heinze hebt hervor, daß die §§ 5, 7 und 8 noch einer
Aenderung bedürfen. Die Versammlung nimmt den Antrag Arndt
mit dem Zusatz Heinze an.
Es wird festgestellt, daß ein Vertreter der Bezirksverwaltung
Halle anwesend ist, der den Gedanken propagiert: Die Vereine
müssen aus dem D. T.-V. austreten, falls der Verband immer
wieder den gewerkschaftlichen Gedanken in den Vordergrund
stellt. Diese Ausführungen rufen eine starke Erregung hervor.
Koll. Ferdinand aus Merseburg führt hierzu aus: Er
sei hergekommen, um sich zu informieren, wie die Bezirks-
verwaltung Brandenburg zur Frage „Parität oder Gewerkschaft"
steht. Er bekennt sich zur Parität und meint, daß wir unseren
Gegnern eine W^'fe in die Hand geben, wenn wir uns als
Gewerkschaft bezeichnen. (Widerspruch.) Weiterhin behauptet
er, daß unsere Oberbeamten überall erklären, die Bezirksver-
waltung Brandenburg zwinge sie daz-^, die Gewerkschaft zu pro-
pagieren. Herr Schubert fordert den Koll. Ferdinand auf,
hier an dieser Stelle zu erklären, wo die" Beamten die ihnen
in den Mund gelegten Worte gebraucht haben sollen. Im
übrigen erklärt er, diese Worte gelten auch für seine Kollegen,
daß ihn niemand zu zwingen brauche, den gewerkschaftlichen
Gedanken zu vertreten, aus dem einfachen Grunde, weil er ihm
seit Jahr und Tag in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Auf diese Aufforderung hin schränkt Koll. Ferdinand seine
Worte bedeutend ein. Er selber hat es nicht gehört, es ist ihm
aber mitgeteilt worden und er wird veranlassen, daß dem Ver-
bandsvorstand Mitteilung darüber gemacht wird. Ebenso rügen
die Koll. Markward und Kröbel das Verhalten des Koll.
Ferdinand. Hiermit ist der Zwischenfall erledigt.
Auf Vorschlag des Verhandlungsleiters wurden nunmehr
die Wahlen zum Bezirksvorstand vorgenommen. Gewählt wurden
Koll. Arndt zum 1. Vorsitzenden, Koll. Markwardt zum
Schriftführer und Koll. Kröbel zum Kassierer. Weiterhin für
Gruppe A Koll. Groß, für Gruppe B Koll. Moser, für
Gruppe C Koll. Snetlage und für Gruppe D Koll. L e 1 1 o w.
Während der Wahl erstattete Koll. Schmidt den Rechenschafts-
bericht über unser Bezirksblatt. An Einnahmen sind zu ver-
zeichnen 5675,10 M und an Ausgaben 4954,75 M. Es verbleibt
daher ein Bestand von 720,35 M. Der Verhandlungsleiter
spricht Koll. Schmidt den Dank der Bezirksverwalt. für seine
JVlühewaltung aus und wird der Bericht genehmigt. Die Ver-
treter der Einzelmitglieder hatten zu diesem Punkt einen Antrag
gestellt, dahingehend, daß ein von ihnen eingesandter Gegcn-
artikel auf Ausführungen des Koll. M a r k w a r d , welcher zurück-
gewiesen worden ist, noch nachträglich aufgenommen werden
sollte. Nach lebhafter Debatte, in welcher auch der betreffende
Artikel verlesen wurde, fand der Antrag die Zustimmung des
Bezirkstages und zwar mit 43 gegen 37 Stimmen. Auf Antrag
des Koll. Schwenkler wurde noch ein Protestschreiben der
Einzelmitglieder zur Verlesung gebracht, welches eine lebhafte
Debatte zeitigte und in welcher von verschiedenen Seiten das
Vorgehen der Einzelmitglieder mißbilligt wurde.
Der Verhandlungsleiter gibt nunmehr bekannt, daß ein
Protes t gegen die heutige Vorstandswahl eingegangen ist,
welcher dem Verbandsvorstand zugestellt werden wird. Zu-
gleich macht er noch darauf aufmerksam, daß auf Anregung
von Koll. G r u b e r , Mitte Januar eine Besichtigung voriKöpenick
stattfindet, und bittet die Kollegen schon jetzt, sich zahlreich
daran zu beteiligen. Nachdem noch Koll. Kaufmann in wenigen
Worten darauf hingewiesen hatte, alle Kräfte innerhalb der Be-
zirksverwaltung im Interesse unseres Verbandes zur vollen Ent-
faltung zu bringen, schließt der Verhandlungsleiter, unter Zurück-
stellung aller übrigen Punkte der Tagesordnung zum nächsten
Bezirkstag, um lO^i Uhr abends den 13, Bezirkstag.
Dresden. Die Bezirksverwaltung Dresden hatte für Sonn-
tag, 30. Oktober, ihre Mitglieder zu einem Bezirkstage nach'
Bautzen eingeladen. Für den Vormittag war ein Vortrag des
Herrn Redakteur Schubert aus Berlin über: „Tech-
nische Arbeit im Wirtschaftsleben der Gegen-
wart"' angesetzt, zu welchem auch eine Anzahl Vertreter der
staatlichen und städtischen Behörden von Bautzen und sonstige
Gäste erschienen waren.
Nachmittags 3 Uhr begannen die speziellen Verhandlungen
des Bezirkstages, auf welchem 12 Vereine und die Einzelmit-
glieder durch 53 Stimmführer vertreten waren. Auf df^r Tages-
ordnung standen folgende Punkte: 1. Eröffnung und Festsetzung
der Stimmen. 2. Eingänge und Geschäftliches. 3. Bericnt über
a) den Stand der „Mitteilungen" der Landesverwaltung; b) die
Arbeiten der Verbandsschulkommission; c) den Stand der Ar-
beiten der Pensionsversicherung der Privatangestellten; d) die
Konkurrenzklausel. 4. Beratung evtl. Anträge. 5. Verschiedenes.
Nach Verlesung und Besprechung einiger Eingänge eröffnet der
Vorsitzende über die Finanzierung der Wanderversammlung anläß-
lich der Int. ,Hygiene-Ausstelluing; Dresden 1911 die Debatte, welchö
sich sehr lebhaft gestaltet. Schließlich beantragt Koll. Pönisch:
1. daß von der Bezirksverwaitung 500 M als Garantiefonds
bereitgestellt und 2. ein darüber hinausgehendes Defizit von
den Vereinen der Bezirksverwaltung prozentual ihrer Mitglieder
gedeckt wird. Beide Teile des Antrages werden getrennt gegen
zwei Stimmen angenommen. Zu Punkt 3 a berichtet Herr
Gawehn über die Finanzlage und die Verhandlungen mit der
Firma Degner & Co., Leipzig, wegen Verpachtung des Annoncen-
teils. Mit genannter Firma ist ein Vertrag abgeschlossen worden.
Zur Deckung des bestehenden Defizits und der Redaktionskosten
wird auf Antrag )ßock beschlossen, von sämtlichen Vereinen
50 Pf. pro Mitglied und Jahr zu erheben. Zu Punkt 3 b berichten
die Kollegen Böttcher und Mirtschin über die erzielten Erfolge,
von denen insbesondere die der bautechnischen Schulkommission
bemerkenswert sind. In den neuesten Bestimmungen für die
sächsischen Bauschulen sind wesentliche Verbesserungen bezw.
Verschärfungen der Aufnahmebedingungen enthalten, die den
Rückgang der Bewerberzahl zur Folge hat. Aus den weiteren
Verhandlungen ist als besonders bemerkenswert zunächst eine
Resolution hervorzuheben, welche im Anschluß an ein Referat
des Herrn Kollegen Bock über die Aussichten des Zustande-
kommens eines Gesetzentwurfes betr. die Pensionsversicherung
der Privatangestellten noch in dieser Reichstagssession erstattet
wurde. Die Resolution hatte folgenden Wortlaut:
„Die zu befürchtende Verzögerung der Einbringung eines
Privatbeamten-Pensions-Versicherungs-Gesetzes wird von den
Privatbeamten auf das tiefste bedauert, die Reichsregierung
wird daher um schleunigste Einbringung dieses verspro-
chenen Gesetzes ersucht."
12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 1
Gleichzeitig wurde noch beschlossen, die Kgl. Sachs. Staats-
regierung zu ersuchen, ihren Vertreter im Bundesrat zu beauf-
tragen, tür die Beschleunigung der Einbringung dieses Gesetz-
entwurfes an den Reichstag besorgt sein zu wollen.
Ein weiteres Referat des Herrn Koll. Mager beschäftigte
sich hierauf mit der augenblicklich ebenfalls im Vordergrund
des Interesses stehenden Frage der Konkurrenzklausel. Hierzu
wurde folgende Resolution gefaßt:
„Die in Bautzen tagende Delegiertenversammlung der Be-
zirksverwaitung Dresden des D. T.-V. protestiert gegen eine
derartige Regelun;>' der Konkurrenzklausel, wie sie die Vor-
schläge des preuf^ischen Ministers für Handel und Gewerbe
" herbeiführen wollen, auf das entschiede.iste. Sie kann die
vorgeschlagene geringfügige Entschädigung für die Karenz-
zeit nicht als wesentliche Besserung des bisherigen Rechtes
ansehen, um so weniger, als hierdurch die Rechts jrechung
ungünstig beeinflußt werden würde. Die Versammlung er-
achtet dagegen die nunmehr zugelassene Klage auf Er-
füllung der Konkurrenzklausel und auf Schadenersatz
neben der Konventionalstrafe als mehr ins Gewicht fallende
Verschlechterung. Weiter erklärt sie sich stharf gegen
den Versuch, auf die gemeinsame Kündigung zum Zweck der
Beseitigung unerträglicher Konkurrenzklauseln einen Nachteil
gewissermaßen als zu Strafe zu setzen, und erwartet, daß
nicht nur die denkbar einseitigste Beurteilung der Handels-
vertretungen allein Berücksichtigung finden, sondern auch die
machtvolle Zahl verantwortungsvoller Staatsbürger, welche die
Angestelltenverbände repräsentieren, gehört werden. Den ge-
rechten Forderungen der Privatangesleilten würde nur statt-
gegeben durch das völlige Verbot der Konkurrenzklausel, um
weitere Schädigungen der beteiligten Angestellten, sowie der
ganzen Volkswirtschaft zu verhindern."
Fernerhin gelangte noch ein Antrag der Dresdner Bauhütte
zur Beratung, welcher in Form nachstehender Resolution zur
Aussprache und Beschlußfassung gelangt:
„Der am 30. Oktober 1910 in Bautzen tagende Bezirks-
tag der Bezirksverwaltung Dresden des D. T.-V. verurteilt
aufs schärfste die in jüngster Zeit vom Bund technisch-
industrieller Beamten gegen den Deutschen Techniker- Verband
eingeleiteten herausfordernden und völlig unberechtigten An-
griffe und erklärt, nach wie vor treu im Sinne des Stuttgarter
Programms zu arbeiten und für eine fortschrittliche Weiter-
entwicklung desselben zu wirken. Die Art und Weise des
Kampfes auf selten des Bundes techn.-ind. Beamten gegen
den D. T.-V., die darauf abzielt, Uneinigkeit in die Reihen
der Technikerschaft zu tragen, ist als eine Schädigung
unserer Bestrebungen zur Hebung der sozialen und wirt-
schaftlichen Lage des Standes zu betrachten und wird als
solche nachdrücklichst verurteil t."
Sämtliche eingebrachten Resolutionen fanden die ein-
stimmige Annahme der Versammlung. Zum Schluß wurden
noch einige Mitteilungen über den Staad der Vorarbeiten des
Ausschusses für die Vorbereitung einer Wanderversammlung
des D. T.-V. anläßlich der Int. Hygiene-Ausstellungi
Dresden 1911 zur Kenntnis gebracht. Die Veranstaltung-
wird, wahrscheinlich am 1. bis 3. Juli nächsten Jahres in
Dresden stattfinden. Die Teilnahme weitester Kreise der deut-
schen Technikerschaft erscheint gesichert.
Bezirksvenvaltung an der Unterelbe (Nord-Hannover). Vrs. j
W. Haarstrich. V. u. O.: Buxtehude am 15. Januar 1911. Br.-A.:
W. Haarstrich, Harburg, Marienstr. 19. Unser 35. Bezirks-
tag findet am 15. Januar 1911 in Buxtehude im Bahnliofshotel,
Bahnhofstraße, statt. Tageseinteilung: 12 bis 2 Uhr: Sitzung
des Gesamtvorstandes. 4 bis ö'/g Uhr: Bezirkssitzung. Tages-
ordnung: 1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Bericht des
Kassenrevisionsvereins. 4. Bericht über die Gesamtvorstands-
Sitzung. '\. Neuwahl des Bezirksvorstandes. 6. Neuwahl des Vor-
ortes. 7. Beratung |der neuen Satzungen. 8. Vortrag: Die
Bestrebungen des Deutschen Techniker-Ver-
bandes. 9. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf die äußerst
wichtige Tagesordnung, sowie die Anwesenheit des Lehrerkolle-
giums und der Schüler der Kgl. Baugewerkschule zu Buxtehude,
bitten wir unsere Vereins- und Einzelmitglieder, recht zahlreich
erscheinen zu wollen.
Ostpreußen. Am 15. Januar 1911 findet der 20. Bezirks-
tag in Tilsit statt. Anträge zum Bezirkstage sind umgehend
an den Vorsitzenden, Baumeister O. Radtke, Königsberg i. Pr.,
Kurfürstendamm Nr. 15, einzureichen. Tagesordnung wird noch
bekannt gegeben.
Pommern. Unser 6. Bezirkstag findet am Sonntag,
12. bezw. 26. Februar in Stettin statt. Den Sonnabend vorher
wird eine Agitationsversammlung abgehalten, in welcher einer
unserer Herren Oberbeamten sprechen wird. Tagesordnung
für den Bezirkstag: 1. Eingänge. 2. Prüfung der Vollmachten.
(Auf je 50 Vereins- und Einzelmitglieder kann ein Abgeordnet-r
entsendet werden. Den Abgeordneten sowohl als auch den
Vorstandsmitgliedern wird Fahrgeld 3. Klasse vergütet.) 3. Ver-
lesung des Protokolls des 5. Bezirkstages in Stettin. 6. Ein
noch zu bestimmender Vortrag. 7. Jahresbericht des Vorstandes.
8. Bericht der Kassenprüfer. 9. Bericht des Obmannes der Slellcn-
vermittlung. 10. Neuwahl des 1. Vo;-sitzenden. 11. Wahl von
Mitgliedern des erweiterten Vorstandes für die Einzelmitglieder.
12. Kostenvoranschlag für 1911. 13. Anträge der Bezirksver-
waltung bezw. Zweigvereine. Die genauen Daten betreffend
Lokal und Zeitangabe werden noch bekannt gegeben. Die
Zweigvereine und Einzelmitglieder werden gebeten, Anträge nach
§ 6 unserer Bezirksstatuten bis Ende Januar an den stellver-
tretenden Vorsitzenden, Kollegen Beyer, Stettin, Oberwiek 70 II,
einzureichen. Ferner geben wir unseren Mitgliedern bekannt,
daß der 1. Vorsitzende Kollege Heynacher sein Amt nieder-
gelegt hat. Wir sprechen ihm an dieser Stelle für seine Be-
mühungen und geleistete Arbeit für unsere Bezirksverwaltung
unseren herzlichsten Dank aus. Briefadresse ist bis auf wei-
teres die des stellvertretenden Vorsitzenden Kollegen Beyer.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Aue. Technischer Verein zu Aue und Um-
gegend. Vors. u. Br.-A. : Baumeister Otto Lenck, Wettiner
Straße 53. Vereinslokal: „Wettiner Hof" Die Jahres-Haupt-
versammlung fand am 7. Dezember statt. Es wurden folgende
Herren in die Vorstandschaft wieder- bezw. neugewählt: 1. Vor-
sitzender: Stadtbauassistent Lenck; 2. Vorsitzender: Ingenieur
Kühne; 1. Schriftführer: Baumeister Georgi I; 2. Schriftf. :
Masch. -Techn. Reinhardt (zugleich Bücherwart) ; Kassierer: Bau-
meister Walther; Kassenprüfer: Ing. Löhs und Techn. Hesse;
Beisitzer: Architekt Pöschl, Masch.-Techn. Georgi IL, Stadt-
bauführer Melzer und Baumstr. Weigert. Die Versammlung hat
beschlossen, die Verbands- und Vereinsbeiträge vierteljährlich auf
5,85 M festzusetzen und diesen Betrag vierteljährlich zu er-
heben. Mögen im kommenden Jahre die Vereinsabende und
sonstigen Veranstaltungen recht zahlreich besucht werden und
somit Glück auf im neuen Jahr.
Aue i. Erzgeb. Technischer Verein Aue und
Umgegend. Laut Beschluß der letzten Generalversammlung
wurden folgende Herren in den engeren Vorstand gewählt:
Baumeister Otto Lenk, 1. Vors.; Baumeister Otto Walther,
2. Vors. ; Baumeister K. Georgi, 1. Schriftf. ; Techniker Otto Rein-
hardt, 2. Schriftf. (zugleich Archivar); Techniker Otto Kühne,
Kassierer. Sitzung jeden 1. Mittwoch im Monat. Vereinslokal:
„Wettiner Hof". Gäste willkommen.
Bayreuth. Techniker-Verein, ErV. Am Freitag,
20. Januar 1911, findet im Vereinslokal die satzungsgemäße
ordentliche Hauptversammlung mit folgender Tagesordnung
statt: 1. Prüfung des Rechenschaftsberichtes. 2. Neuwahl der
Vorstandschaft und der Beisitzer. Eventuelle Anträge sind
spätestens bis zum 14. Januar 1911 bei der Vorstandschaft
schriftlich einzureichen. Um vollzähliges Erscheinen wird ebenso
höflich als dringend ersucht.
Bromberg. Technische Vereinigung. Versamm-
lungen finden an dem 1. Donnerstag der ersten und zweiten
Hälfte jeden Monats im Dickmann'schen Lokale Wilhelmstraße,
statt. Briefadresse: Theod. Voß, Ingenieur, Bromberg, Ber-
hner Straße 12 b.
Danzig. Technischer Verein. Die erste Sitzung
im neuen Jahre findet am Mittwoch, 4. Januar, abends 9 Uhr,
im Restaurant Hohenzollern, Langenmarkt, statt. Tagesordnung:
Aufnahme neuer Mitglieder. Ce. neidet haben sich die Kollegen
Gcometer Richard Kanty und Schiffsbautechniker Otto Werner.
Danach: der in der letzten Vereinsversammlung verschobene
Vortrag des Kollegen H ä h n el: Einiges über Nationalökonomie.
Lichtbildervortrag des Koll. Kr u gel: „Bilder aus unserer
engeren Heimat". Einzelmitglieder und Freunde unserer Ver-
bandssache, auch Damen, sind als Gäste freundlichst eingeladen.
Jahres-Hauptversammlung am 18. Januar 1911.
Oraudenz. Vereinigung Graudenzer Techniker.
Br.-A.: Bruno Jochade, Stadtbauführer, Kasernenstr. 1 B II. V. u.
0. : Jeden Dienstag nach dem 1. und 15. jeden Monats,
abends 872 Uhr, im Zentral-Hotel, Getreidemarkt. Gäste, ins-
besondere dem Verbände noch fernstehende Kollegen, sind zu
unseren Sitzungen stets willkommen.
Hanau. Techniker-Verein. Donnerstag, 5. Januar
1911, abends Vs^ Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel
zum Riesen". Tagesordnung: 1. Mitgliederaufnahme. 2. Jahres-
bericht. 3. Kassenbericht. 4. Revisionsbericht. 5. Haushaltungs-
plan 1911. 6. Satzungsänderungen. 7. Verschiedenes. Der
Vorstand besteht für das Vereinsjahr 1911 aus folgenden Herren:
1. Vorsitzender: W. Kaiser, ßautechniker; 2. Vorsitzender:
G. Kroß, Betriebsingenieur; 1. Schriftführer: E. Apitzsch, In-
Heft 1
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
13
genieur; H. Genze, 2. Schriftführer; Kassierer: A. Jung, Bau-
techniker. Alle Zuschriften sind zu richten an W. Kaiser, Hanau
am Main, Röhnstraße 2.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ing., Kiel,' Fährstr. 7. Jeden 1. und 3. Donnerstag eines Monats,
abends 8V2 Uhr, im „Patzenhofer", Faikstr. 121. Nächste Mit-
gUederversämmlung am 5. Januar, pünktlich 8V2 Uhr, im Vereins-
lokal. Tagesordnung: 1. Prolokollverlesung der letzten Ver-
sammlung. 2. Eingänge. 3. Aufnahmen (namentlicher Aushang
im Geschäftszimmer). 4. Verbandsangelegenheiten (Gesamt-
vorstandssitzung des D. T.-V. am 8. Januar 1911 in Sonders-
hausen). 5. Sonstiges. Den verehrlichen Mitgliedern gleich-
zeitig zur Kenntnis, daß es dem Vorstande bei Mietung der neuen
Vereinsräunie gelungen ist, ein unseren Verhältnissen ent-
sprechendes Geschäfts- und Lesezimmer mit zu belegen, das
nach wie vor geöffnet ist: Werktags (außer Sonnabends) von
8 bis 10 Uhr abends, Sonntags von 9V2 bis 12 Uhr vormittags.
Wir bitten, diesem Lesezimmer mehr wie bisher Beachtungi
zu schenken. Es hängen aus erstklassige Zeitschriften auf fach-
wissenschaftlichem und volkswirtschaftlichem Gebiete; an Tages-
zeitungen liegt das „Berliner Tageblatt" aus. Die Ausgabe
von Bibliothekbüchern erfolgt in obenstehender Zeit, am Don-
nerstag und Sonntag. Indem wir unsere Mitglieder dann noch
bitten, sich an dieser und allen späteren Versammlungen zahl-
reich und pünktlich zu beteiligen, verhehlen wir nicht, darauf
aufmerksam zu machen, daß in Zukunft lt. ncu'e;r Satzungen
unsere Mitgliederversammlungen, ohne Rücksicht auf die Anzahl
der Versammlungsteilnehmer, stets beschlußfähig sind und
präzise 81/2 Uhr eröffnet werden. Dem Verbände noch fern-
stehende Kollegen sind uns zu den Mitgliederversammlungen
stets willkommen.
Königsberg i. Pr. Technischer Verein. Der Tech-
nische Verein Königsberg feierte am Sonnabend, 3. Dezember, in
den Räumen der Deutschen Ressource sein 25 jähr. Stiftungsfest.
Als Vertreter des Verbandes war Herr Dr. Günther, Berlin, als
Vertreter der Bezirksverwaltung Ostpreußen, Herr Baumeister
Radtke erschienen. Außerdem waren Vertreter der Bruder-
vereine von Stadt und Provinz und ein Vertreter des Verbandes
Deutscher Handlungsgehilfen Leipzig anwesend. Das Fest wurde
durch den 1. Vorsitzenden, Herrn Eisenbahn-Bau-Assistent
Ruhnau, durch eine Begrüßungsrede eröffnet. Eine Festschrift,
die da»Entstehen und Wachsen des Vereins schilderte, gelangte
zur Verteilung. Herr Dr. Günther hielt einen unter großem
Beifall aufgenommenen Vortrag über Kultur und Technik. Den
Herren Techn. Revisionsbeamter Flögel und Kgl. Universitäts-
bausekretär Rogenschat wurde für treue 25 jährige Mitglied-
schaft je ein künstlerisch ausgestattetes Diplom überreicht. Unter
den zahlreichen Glückwünschen, die dargebracht wurden, seien
erwähnt die des Vorsitzenden der Bezw. Ostpreußen, Kollegen
Radtke. Auch die Vertreter anderer Vereine brachten ihre
Glückwünsche dar und zahlreich eingetroffene Depeschen von
Kollegen und Vereinen wurden verlesen. Einige gesellige Ver-
anstaltungen bildeten den übrigen Teil des Festes.
Ludwigshafen a. Rh. Techniker-Verein „1 90 8".
Mitteilung an die Herren Mitglieder und die Herren Einzelmit-
glieder von Ludwigshafen und Umgebung: Trotz der Erhöhung
der Verbandsbeiträge auf 18 M ab 1. Januar 1911 werden wir
nur einen Jahresbeitrag von 21 M erheben, welcher in vier
Raten von je 5,25 M einkassiert wird und zwar immer in
der ersten Woche der Monate Februar, Mai, August und No-
vember. Die Herren Einzelmitglieder laden wir hiermit ein,
dem Lokalverein beizutreten, und bitten diesbezügliche Mel-
dungen an den Vorsitzenden H. Weidemann, Ludwigshafen,
Bleichstr. 35, izu senden. Unsere Vereinsabende finden jeden
1. und 3. Dienstag im Monat im Hotel Zentral statt. Die nächste
Monatsversammlung findet am 17. Januar statt.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. Br.-A. :
Gottfried Hasselbeck, Berliner Str. 86. Freitag, 6. Januar, abends
31/2 Uhr, im Vereinslokal Kasino-Restaurant Monatsversamm-
lung. Tagesordnung: 1. Einführung des neugewählten Vor-
standes. 2. Eingänge. 3. Kassenbericht und Kostenvoranschlag.
4. Nachwahl für den Archivar^. — In der Generalversiammlung
vom 9. Dezember 1910 wurden folgende Herren als Vorstand
unseres Vereins gewählt: G. Hasselbeck, 1. Vorsitzender; Otto
Möller, 2. Vorsitzender; Rieh. Kuhncke, A. Brüggemann, A. Ro-
land, 1., 2. und 3. Schriftführer; H. Spakler, Kassierer.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Jeden
Donnerstag abend von 8V2 Uhr ab .Versammlung im Restaurant
„Bürgerbräu", Töpferstr. Donnerstag, 5. Januar 1911, findet
die Haupt-Generalversammlung statt, zu der wir jeden einzelnen
dringend einladen.
Passau. Techniker-Verein, E. V. Durch Beschluß
der Hauptversammlung vom 14. Dez. 1910 wurden folgende
Herren in die Vorstandschaft gewählt: Bausekretär Grymer als
1. Vorsitzender; Bildhauer Hauber als 2. Vorsitzender; Bau-
assistent Ulrich als 1. Schriftführer; Bauführer Capellaro als
Kassierer. Die Herren ErtI, Holzmann, Kagleder, Rothenfelder
als Beisitzer.
Posen. Vereinigung Posener Techniker. Die
nächste Versammlung findet am Freitag, 6. Januar 1911, abends
pünktlich 9 Uhr, bei Mandel. Berhner Straße 19 I, statt. Tages-
ordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Arbeitsprogramm des
neuen Vorstandes. 3. Stellungnahme zu der Behandlung der,
Technikerwünsche durch Regierung und Reichstag. 4. „Ein
Vergleich" von Beiträgen und Leistungen der Technikerorgani-
sationen (Referent: Koll. Kühne). 5. Neuwahl des Wahl-
und Agitationsausschusses. 6. Verschiedenes. Die folgende
Versammlung findet am Freitag, 20. Januar, in demselben Lokal
statt. Besondere Einladungen ergehen aber nur zu der ersten
Versammlung im Monat. Die Beiträge betragen ab 1. Jan. 1911
für den D. T.-V. 4,50 M und für den Verein 0,50 M, dasi
sind vierteljährlich 5 M, werden also trotz Erhöhung des Ver-
bandsbeitrages nicht erhöht. Daneben wird von den Vereins-
initgliedern für das Jahr 1911 eine vierteljährliche Umlage von
0,25 M zur Ausstattung des Posener Zimmers im Erholungsheim
erhoben. Die Beiträge sind aber in den ersten beiden Monaten
eines jeden Vierteljahres portofrei an den zuständigen Kassen-
wart abzuführen. Beiträge, die bis dahin nicht bezahlt sind,
werden unter Zuschlag der Einziehungskosten, die der Verein
bei dem auf 2 M für das Jahr herabgesetzten Vereinsbeitrage
nicht mehr tragen kann, durch Boten oder durch die Post
eingezogen.
Regensbnrg. Technischer Verein. Resultat der am
13. d. M. stattgefundenen Generalversammlung: 1. Vorstand:
Eduard Weißenborn, techn. Sekretär, Landshuter Str. 37; 2. Vors.;
Anton Heuring, Bauführer; 1. Schriftführer: Joh. Geiger, Kgf.
Bauzeichner, Steinweg 52V4; 2. Schriftf.: Willibald Holleber,
Bautechniker; Kassierer: Adam Bauer, fürstl. Baumeister, Ge-
sandtenstr. 4; Beisitzer: Konrad Aschenbrenner, Jos. Randlkofer,
Albert Schauer und Peter Wenninger; Kassenrevisoren: Mich.
Schwarz und Franz Veil. Redaktionsausschuß: Konrad Aschen-
brenner und Heinrich Scheuerer. Obmann für Stellenvermitt-
lung: Peter Wenninger, Bautechniker, Domplatz 3. Vereins-
abend: Jeden Dienstag. Vereinslokal: „Bischofshof", 1. Stock.
Regenwalde. Technischer Verein Regenwalde
und Umgegend. Am 4. Dezember fand unsere letzte dies-
jährige Versammlung in Florichs Hotel in Regenwalde statt.
Es wurde beschlossen, nächsten Sonntag eine Exkursion nach
Naugard zu unternehmen und daselbst anwesende Kollegen zu
einer Besprechung einzuladen. Dieses kam zur Ausführung
und wir können die Mitteilung machen, daß nachstehend ge-
nannte Herren um Aufnahme ersuchen. Als Verbands- und
Vereinsmitglieder die Herren: G. Krüger-Naugard, W. Mahr-
mann-Naugard. Als Vereinsmitglieder: das langjährige Ver-
bandsmitglied Herr P. Schwichtenberg-Naugard und Herr
J. Hamann-Regenwalde. Somit erstreckt sich nunmehr unser Ver-
ein auch über Naugard. Wir hoffen und wünschen, daß unser
Verein mehr und mehr anwächst, zumal noch Aussichten vor-
handen sind, weitere Mitgheder zu werben. Die nächste Ver-
sammlung findet Sonntag, 8. Jan. 1911, in Plathe, Pommerscher
Hof, statt. Deselbst wird Herr Ing. Zube einen kleinen Vor-
trag über Stärkefabriken halten. Gäste sind ebenfalls herzlich
eingeladen. Weitere Punkte der Tagesordnung sind Aufnahme
neuer Mitglieder und .Vorstandswahl. Adresse des Vereins:
Vorsitzender Ing. Fr. Zube-Regenwalde Mauerstr. 259.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Ing. E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch nach dem 1. eines jeden Monats im „Hotel zum Prinzen".
Monatsversammlung am Mittwoch, 4. Jan. 1911, abends 8Vs Uhr,
im „Hotel zum Prinzen". Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer
Mitglieder. 2. Wahl eines Vertrauensmannes für die Stellen-
vermittlung. 3. Wahl zweier Mitglieder für den Werbeausschuß.
4. Verschiedenes. Hierdurch teilen wir mit, daß in der letzten
Mitgliederversammlung in den Vorstand folgende Herren gewählt
worden sind: Ingenieur E. Ebert, Vorsitzender; Bautecbniker
J. Stöpermann, Schriftführer; Bautechniker C. Feiken, Kassierer;
Bautechniker C. Becker, Beisitzer (Gruppe A) ; Ing. A. Farner,
Beisitzer (Gruppe B) ; Bautechn. O. Rave, Beisitzer (Gruppe C) ;
Stadtbauamtsassistent J. Greve, Beisitzer (Gruppe D).
Schneidemühl. Technischer Verein. Jeden Freitag
am 1. bezw. nach dem 1. des Monats Hauptversammlung. Jeden
ersten Freitag nach dem 15. des Monats Versammlung. Vereins-,
lokal: Hotel Froese, Breite Straße.
Sternberg i. Mecklenburg. Sonnabend, 26. November 1910,
fand hier eine vom Deutschen Techniker- Verband einberufene,,
recht gut besuchte Versammlung der Studierenden des
hiesigen Technikums statt, in der Herr Architekt Kauf-
mann, Berlin, über die Bewertung der technischen Arbeit und
die Notwendigkeit der Organisation sprach. Herr Kaufmann
14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 1
wies nach, daß auch für die Schüler der technischen Lehr-
anstalten die Zeit gekommen sei, sich mit Organisationsfragen
zu beschäftigen und sich einer Organisation anzuschließen,
damit dann, wenn der junge Techniker ins Leben hinaustritt,,
die Gesamtheit seiner Berufsgenossen ihm zur Seite steht. Die
Worte des Referenten fielen erfreulicherweise auf fruchtbaren
Boden. Deshalb trat in der Diskussion der von Berlin nach-
geschickte Bundesbeamte Herr Ingenieur Bote auf, um auch
hier wieder die Zersplitterungsarbeit des Bundes zu betreiben.
Mit dem Referat des Kollegen Kaufmann mußte er sich voll-
ständig einverstanden erklären, was ihn aber nicht hinderte,
die alten, dutzendmal schon widerlegten Märchen und Er-
zählungen, mit denen der D. T.-V. vernichtet werden soll, aufs
neue vorzubringen. Daß die Arbeitgeberfra^e und die Existenz
der Beamten im Verbände dabei eine Rolle spielten, versteht
sich von selbst. Herr Kollege Lammers aus Lübeck fand
treffliche Worte, die Angriffe des Bundesbeamten auf den D.
T.-V. zurückzuweisen und um das Verhalten des Bundesbeamten
zu charakte. isieren. In dieser Versammlung sind uns Aeuße-
rungen eines Verbandsmitgliedes, des technischen Eisenbahn-
sekretärs Nickel, der in einer Erfurter Versammlung dem Bundes-
redner gegenüber bedauert haben soll, daß der Verband be-
soldete Agitationsbeamte angestellt hat und sich im übrigen
recht absprechend über die Forderungen unserer heutigen Tech-
niker-Jugend ausgelassen haben soll, entgegengehalten worden.
Diese Aeußerungen wurden zunächst angezweifelt, aber für
den Fall, daß die Bundesdarstellung den Tatsachen entsprechen
würde, vom Kollegen Lammers, der selbst Beamter ist, aber i e
gewerkschaftliche Richtung des Verbandes unterstützt und
fördert, auf das entschiedenste zurückgewiesen. Der Bund habe
kein Recht, aus den Worten einzelner Mitglieder Kapital zu,
schlagen. Bei uns herrscht eben Meinungsfreiheit. Die Haupt-
sache sei, daß die große Mehrheit unseres Verbandes solche
rückschrittliche Auffassungen, wie die Herrn Nickel nacliJ
gesagten, nicht mehr vertrete und davon in weitem Bogen ab-
weiche. Recht interessant waren die Ausführungen eines Lehrers
am Technikum, des Herrn Regierungsbaumeisters Bandst
hof, der seiner Genugtuung Ausdruck gab über den Vortrag^
unseres Referenten und die sachliche Aussprache des Abends^
sowie die einvvandsfreie Form der Diskussion begrüßte. Um
so mehr mußte aber der Herr Regierungsbaumeister sein Be-
dauern aussprechen über das sonderbare Verhalten des Refe-
renten in der am vorangegangenen Montag von dem B. t-i*. B.
einberufenen Versammlung. Dort sprach Herr Architekt M e -
d e r I e. Statt eines Referats hätten die Versammlungsbesucher,
die zum größten Teile auch diesmal wieder erschienen waren,
ein wüstes Geschimpfe auf den D. T.-V. zu hören bekommen.
Das Verhalten des Herrn Mederle in der Montagsversammlung
wurde vom Kollegen Kaufmann im weiteren Verlauf der Debatte
gebührend gekennzeichnet. Herr Mederle ist wahrhaftig für
uns unschädlich und die Verbandsfreunde können nur wün-
schen, daß der B. t.-i. B. noch recht viele solcher Beamten
auf die Agitation schickt, dann wird der Erfolg für uns gewiß
nicht ausbleiben. Dies zeigte sich sofort in Sternberg, denn
nach Schluß der öffentlichen Versammlu g konnte die
Gründung einer recht lebenskräftigen Hospi-
tantengruppe des D. T.-V., zu der sich noch fünf
Neuaufnahmen als ordentliche Mitglieder
fanden, vorgenommen werden. Bei der Rührigkeit
der neugewonnenen Kollegen dürfte es nicht schwer fallen, un-
seren neuen Zweigverein Sternberg, der noch am Abend die
Vorstandswahlen vorgenommen und die nötigen Formalitäten
erledigt hat, bedeutend zu stärken. Wir wünschen dem neuen
Verein eine recht kräftige Entwickelung und danken an dieser
Stelle Herrn Ingenieur Mederle für seine wertvolle Vorarbeit.
Straßburg. Technischer Verein. In der General-
versammlung vom 6. (d. M. wurde der Vorstand wie folgt
gewählt: Wypukol, Johannes, Vermessungsassistent Straß-'
blurg, Brantplatz 211, 1. Vorsitzender; Distelmeier, Heinrich,
Bauiührer (Art.-Werkst.), Straßburg, Kölner-Ring 5, 2. Vors.;
Gix>ßmann, Bernh., Arch. und Reallehrer, Straßburg, Neudorf,
Baldnersweg 17, I.Schriftführer; Teichmann, Alfred, Tiefbautech-
niker, Straßburg-Neudorf, Aloysiusstr. 43 II, 2. Schriftf. ; Sprenger,
Julius, Stadtbauführer, Straßburg, |Hönheimer-Str. 4, Kassierer;
V. Boltenstern, Ferdinand, Stadtbauführer Straßburg, Lessing-
straße 31, 1. Beisitzer und Bibliothekar; \valther, Georg, Fortif.-
Techniker, Straßburg, Graumannsg. 1, 2. Beisitzer.
Thorn. Technischer Verein. Br.-A und 1, Vors. :
Hugo Lorenz, Architekt, Thorn III, Wellienstr. 101. V. u. O.:
Jeden 1. Freitag nach dem ersten eines Monats bezw. an dem
auf den ersten eines jeden Monats selbst fallenden Freitag im
Vereinslokal Artushof.
Waldenburg. Technischer Verein Waldenburg
und Umgegend. Nächste Sitzung am 4. Januar 191 1. Tages-
ordnung: Jahres- und Kassenbericht, Beratung der Kassen- und
Bücherei-Ordnung. Der Vorstand für 1911 setzt sich zusammen
aus den Herren: Weigmann, Ingenieur, 1. Vors.; Lipinski,
Kreisbauamtsassistent, 2. Vorsitzender; Günther, Bautechniker,
1. Schriftführer; Schade, Ingenieur, 2. Schriftführer und Bücher-
wart; Wiefel, Ing., Kassierer; Kirsten, Obering., 1. Beisitzer;
Ehrenberg, Bautechniker, 2. Beisitzer; Rogge, Stadtbaumeister,
3. Beisitzer. Für 1911 ist die Briefadresse des Vereins: Ing.
Weigmann, Altwasser i. Schles., *Charlottenbrunner Straße.
Waldenburg i. Schles. Technischer Verein Wal-
denburg und Umgegend. Vrs. u. Br.-A.: Oberingenieur
B. Kirsten, Altwasser i. Schles. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Mitt-
woch eines jeden Monats, abends 8V2 Uhr, im Hotel Kaiserhof.
Würzburg. Techniker-Verein, E. V. Dienstag,
3. Januar 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal außerordent-
liche Hauptversammlung behufs Neuwahl eines Ausschußmit-
gliedes (1. Schriftführer) gemäß § 40 unserer geänderten Satz-
ungen. Daran anschließend: Monatsversammlung mit sehr
wichtiger Tagesordnung. Besondere Einladungen ergehen nicht.
Zahlreiches Erscheinen dringend notwendig.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. Vors. :
W. Träger, Tempelhof, Friedrich-Wilhelm-Straße 105. Unsere
jährliche Generalversammlung findet am Mittwoch, 4. Januar
1911, im Vereinslokal „Hilsebein - Restaurant", Belle-Alliance-
straße 87, statt. Anfang präzise 8V2 Uhr. Tagesordnung:
1. Jahres- und Kassenbericht mit nachfolgender Endastung des
Vorstandes. 2. Neuwahl des Vorstandes. 3. Geschäftliches.
4. Bericht über den Bezirkstag aim 11. Dezember. 5|. Verschie-
denes. Wir bitten unsere Vertrauenslmänner und Kollegen
dringend, dafür zu sorgen, daß bei dieser überaus wichtigen
Versammlung niemand fehle.
Dresden. Bauwissenschaft 1. Verein „M o t i v".
Montag, 9. Januar 1911, 1/29 Uhr, abends findet im Gewerbe-
haus Oeneralvorstandssitzung statt. Die Mitglieder des Vor-
standes, l'Jer Ausschüsse, die Beisitzer und Kassenrevisoren
werden gebeten, vollzählig und pünktlich hierzu erscheinen zu
wollen. Tagesordnung: 1. Die Jahres - Hauptversammlung.
2. Bericht der Herren Ausschußobmänner. 3. Aussprache. —
Für die am 5. Januar geplante große Kund'^ebung zur Erlangung
eines besseren Rechtes der technischen Privatangestellten, wozu
noch öffentliche Einladung erfolgt, erbitten wir die Anwesenheit
aller Kollegen.
Dresden. „D r e s d n e r B a u h ü 1 1 e." Vereins'okal: „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 311. Vorsitzender: Baumeister F. Se-
veritt. Radebeul, Albertstr. 7. Kassierer: Baumeister R. Glade-
witz, Dresden-N., Konradstr. 12. Wir weisen auf die am 5. Jan.
1911 stattfindende große öffentliche Versammlung, vom Sozialen
Ausschuß der technischen Privatbeamten einberufen, hin. Alles
weitere ist aus der noch zugehenden besonderen Einladung zu
ersehen. Wir hoffen, daß es jedes Mitglied als Ehrensache be-
trachtet, dieser Versammlung beizuwohnen. 12. Januar 1911
Jahres-Hauptversammlung im Vereinslokal, pünktlich abends
V29 Uhr. Anträge müssen schrifthch acht Tage vorher dem
1. Vorsitzenden zur Kenntnis gebracht sein. Es wird noch be-
sonders auf § 25 Absatz 2 der Vereinssatzungen aufmerksam
gemacht. Unser 25 jähriges Stiftungsfest wird am 7. Februar
1911 in den Sälen des Linkschen Bades gefeiert.
Hof. H o f e r B a u hü 1 1 e , E.V. Am Donnerstag, 5. Jan.
1911, abends 8 Uhr, findet im Vereinslokal Zentralhotel ordent-
liche Generalversammlung mit nachfolgender Tagesordnung
statt: 1. Verlesung und Genehmigung des letzten Protokolls.
2. Einlauf und Schriftwechsel. 3. Jahresbericht des 1. Vor-
sitzenden, des Schriftführers und des Kassierers und Entlastung
derselben. 4. Neuwahl der Vorstandschaft und der Ausschuß-
mitglieder. 5. Sonstiges. Einem zahlreichen Besuch wird ent-
gegengesehen.
Stettin. „Bauhütte." Vors. u. Br.-A.: Paul Beyer,
Stettin, Oberwiek 70 II. Unsere Hauptversammlung findet dies-
mal ausnahmsweise am Mittwoch, 11. Januar 1911, im Vereins-
lokal ,,Zum Pschorr", Falkenwalder Str. 129, statt. Beginn
abends 8V2 LIhr. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls
der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Verlesung
der Eingänge und Besprechung neuer Besichtigungen und Vor-
träge. 4. Stellung und Beratung von Anträgen zum im Februar
stattfindenden Bezirkstag. 5. Wahl von Vereinsvertretern in
den erweiterten Vorstand der Bezirksverwaltung. 6. Festsetzung
der Vereinsbeiträge vom 1. Januar 1911 ab. 7. Vereinsangelegcn-
heiten. 8. Verschiedenes. 9. Fragekasten. — Der im Oktober
in den Räumen der Handelskammer begonnene Betonkursus wird
mit Schluß dieses Jahres beendet. Der Besuch war ein sehr
reger und sprechen wir dem Vortragenden, Kollegen Wilk für
seine Bemühungen an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank
aus. Es ist nun von mehreren Mitgliedern angeregt worden,
diesen Kursus im neuen Jahr weiter fortzusetzen. Teilnehmer
Heft 1
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
15
wollen sich am Hauptversammlungsabend oder beim Vorsitzenden
Kollegen Beyer möglichst bald melden, um die nötigen Anord-
nungen treffen zu können. Ferner geben wir unseren Mitgliedern
bekannt, daß an diesem Hauptversammlungsabend das 150. Mit-
glied aufgenommen wird, und bitten wir um recht regen Besuch.
Techniker in der Industrie.
Bezirk Groß-Berlin. Br.-A.: Otto Dolz, NW. 87, Siemens-
straße 10. Unsere Hauptversammlung findet am Mittwoch,
4. Januar 1911, abends 8 Uhr, in den Sophiensälen, Sophien-
straße 18, statt. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolies
der letzten Versammlung. 2. Geschäftsbericht pro 1911.
3. Kassenbericht pro 1911. 4. Bericht der Kassenprüfer.
5. Neuwahl des Vorstandes. 6. Verschiedenes. Mit Rücksicht
auf die Wichtigkeit der Tagesordnung bitten wir dringend um
zahlreichen und pünktlichen Besuch.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Br.-A. : Rob.
Donix, Chemnitz, Elisenstr. 5. Vereinslokal: Hotel Roter Hirsch,
Freitag, 20. Jan., abends 91/2 Uhr, Außerordentliche Hauptver-
sammlung im Saale des Roten Hirsch. T.-O. : 1. Vortrag des
Herrn Ingenieur F. H e r b o r t : „W as muß der Erfinder
vom gewerblichen Rechtsschutz wissen?". Mit
Erklärungen an mitgebrachten Modellen. 2. Freie Aussprache.
3. Protokoll. 4. Vereinsangelegenheiten. Beschlußfassung über
die Höhe der Vereinssteuern für 1911 und folgende Jahre.
Leitung: Koll. P. Oelzschig. — Voranzeige: Anfang Februar
findet die diesjährige Jahres-Hauptversammlung statt. Alle An-
träge hierzu müssen laut Vereinsstatut § 17 Abs. 3 acht Tage
zuvor in den Händen des Vorstandes sein. Kollegen, welche
gewillt sind, unserem Verein beizutreten, sind zu allen Ver-
anstaltungen herzlich willkommen. — Unterhandlungen wegen
einer Exkursion sind noch nicht abgeschlossen, die Bekannt-
machung derselben wird durch die Verbandszeitung erfolgen.
Halle a. S. Maschinentechnischer Verein.
Vrs. u. Br.-A.: Paul Gebhardt, Ing., Halle a. S., Beesener
Straße 10 k. V. u. O. : Jeden Sonnabend, abends 81/0 l^hr, im
Restaurant Freybergbräu, Kleine Märkerstraße. Gäste sind
zu allen Versammlungen willkommen.
Halle a. S. Maschinentechnischer Verein. Am
3. Dezember sprach Kollege Yström, Magdeburg, über das
Thema : „W arum, wofür und wie müssen wir tech-
nischen Angestellten für unseren Stand kämp-
fen? Eine Begründung der sozialen Bewegung
überhaupt und der Reformbestrebungen im
Deutschen T e c h n i k e r - V e r b a n d e." Der Referent
führte ungefähr folgendes aus: Alle Staatsbürger fügen sich in
die Ordnung ihres Staatswesens, um dadurch einen Schutz ihrer
Person und ihrer Güter zu erhalten und um zu sicheren Lebens-
bedingungen zu kommen. In der Erfüllung dieser Forderungen
liegt der Wert und Zweck jedes Staatswesens. Je nach der
Erkenntnis, inwieweit "durch unser Staatswesen diese Zwecke
für den einzelnen Staatsbürger erfüllt werden, sollte sich bei
jedem logisch denkenden Menschen seine politische Stellung-
nahme richten. Die sozialen Gegensätze, die Klassifizierung
im Staate, werden in der Hauptsache durch den Besitz hervor-
gerufen. Die Techniker gehören in ihrer großen Mehrheit zu
der Kategorie der Besitzlosen. Ihre körperliche und geistige
Befähigung allein ist das Kapital, auf dem sich ihre Existenz
aufbaut. Die Konkurrenzklausel und das herrschende Erfinder-
recht, welches Erfindungen des Angestellten, soweit sie in den
Fabrikationsbereich des Arbeitgebers fallen, letzterem zuspricht,
bedeuten eine Lahmlegung des geistigen Kapitals der An-
gestellten zugunsten der Vermögensinteressen des Unternehmer-
tums. Die ideellen Güter, geistiges Eigentum, persönliche Frei-
heit und Arbeitskraft, das sind aber für den Angestellten das-
selbe, was für den 'Unternehmer sein materielles Besitztum ist.
Unser herrschendes Recht stellt also das Recht der Vermögens-
interessen, der Sachgüter über das menschlichste aller Rechte,
über das der Person. Die Beseitigung dieser unsozialen Rechts-
formen und Rechtsnormen muß mit aller Energie angestrebt
werden. Das Ziel kann nur erreicht werden durch politische
Betätigung der einzelnen Berufsangehörigen und durch Auf-
klärungsarbeit in der breitesten Oeffentlichkeit. Die Um-
formung dieses Rechtes wird den Technikern insbesondere durch
das retardierende Verhalten der Regierung erschwert, welche
Iwohl Gutachten von den Organisationen und Vertretungen der
Arbeitgeber einholt, die Angestellten-Organisationen aber in der
Regel übersieht. Gegen dieses parteiische Verhalten hilft nur
einmütige politische Stellungnahme aller Standesangehörigen,
selbstverständlich bei völliger politischer Neutralität der An-
gestellten-Organisationen. Die letzte (Statistik des Deutschen
Techniker-Verbandes beweist die außerordentliche Entwertung
der Arbeit des Technikers. Diese Entwertung ist bedingt durch
die rechtliche Hilfslosigkeit und durch die von den Kommunen
usw. in egoistischem Interesse geförderte Ueberproduktion an
technischen Arbeitskräften, ferner durch die sich immer mehr
häufenden Fusionen in der Großindustrie und durch die ge-
heimen Abmachungen in ganzen Industriekonzernen. Nur
straffste Organisation kann hier Wandel schaffen. Erst, wenn
alle Techniker organisiert sind, wenn die gewerkschaft-
liche Idee in .ihrer ganzen wirtschaftlichen, nationalen und
sittlichen Bedeutung den Technikerstand beherrscht, können
wir Besserung unserer Lage erwarten. Ein bedauerhches Mo-
ment in der Angestelltenbewegung zeigt sich in dem Verband
Deutscher Diplom-Ingenieure, welcher die von ihm beanspruchte
rechtliche SondersteLung der Diplomingenieure allein aus ihrer
akademischen Bildung herleitet, im Widerspruch zu den natür-
lich und in der Praxis herrschenden Zuständen, Vvfo Fach-
und Hochschulen im allgemeinen an denselben Aufgaben mit
gleichen Erfolgen arbeiten. Der Referent wies dann noch auf
die Erfolge hin, welche die Volksschullehrer und die Aerzte
durch die einmütige Vertretung ihrer Standesinteressen erreicht
haben, und schloß mit dem Appell an die Versammlung, bei
jeder sich bietenden Gelegenheit für die Interessen der tech-
nischen Privatangestellten einzutreten und den zeitgemäßen Aus-
bau der Organisationen nicht zu vernachlässigen. Die äußerst
lebhafte Diskussion endete mit der einstimmigen Annahme der
folgenden Resolution :
„Die am 3. Dezember 1910 tagende Hauptversammlung
des Maschinentechnischen Vereins Halle a. d. S. spricht der
gegenwärtigen Verbandsleitung ihr vollstes Vertrauen aus und
erhofft ein striktes und weiteres Fortschreiten ihrer gewerk-
schaftlichen Standesarbeit im Verbände, im Sinne des Stutt-
garter Programmes."
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1 9 0 8. Der Verein besichtige am 20. Dezember untere
großer Beteiligung sämtliche maschinellen Einrichtungen der
Firma Hugo Haase, zurzeit Heiligengeistfeld in Hamburg. Durch
die Führung des Geschäftsführers Herrn Schäfer genannter Firma
konnte der Verein einen schönen Einblick in die Unternehmungen
bekommen. — Die nächsten Versammlungen finden statt:
Freitag, 6. Januar 1911, abends 9 Uhr, Hauptversammlung,
Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls und der Eingänge.
2. Mitgliederbewegung. 3. Technische Fragen. 4. Vortrag des
Kollegen Herrn Ing. Diestel über das Thema: „Tiefboh-
rungen". 5. Verschiedenes. Freitag, 20. Januar 1911, abends
y Uhr, Nebenversammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des
Protokolls und der Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Vortrag
des Kollegen Herrn Ing. O. Becker über das Thema: „Mo-
ilerne Gießereieinrichtunge n". 4. Verschiedenes.
Sonntag, 22. Januar 1911, nachmittags 3 Uhr, im „Neustädter
(jesellschaftshaus" Bezirkstag. Tagesordnung wird den Mit-
gliedern noch einzeln zugestellt. Wir bitten unsere Mitglieder,;
vollzählig zu erscheinen. Gäste sind willkommen, namentlich
die dem Verbände noch fernstehende Kollegen.
Nürnberg. „Kraft und Licht", T e c h n. Verein.
Br.-A.: W. Muth, Bayernstr. 125. Vereinslokal: Rest. „Theodor
Körner", kleine Insel Schüft. Mittwoch, 4. Januar 1911, abends
8V2 Uhr, Monatsversammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Neuaufnahmen. 3. Bericht über die Lokalausschußsitzung.
4. Vorträge und Exkursionen. 5. Oeffentliche Versammlung
des sozialen Ausschusses von Vereinen techn. Privatangestellten.
6. Karnevalsfest. 7. Wahl von verschiedenen Ausschüssen.
8. Verschiedenes. Im Interesse einer gedeihlichen Entwicklung
unseres Vereins und Verbandes ist vollzähliges und pünktliches
Erscheinen dringend erwünscht. — Gleichzeitig wird bekannt
gegeben, daß laut Beschluß der Generalversammlung die Bei-
träge ab 1. Januar 1911 20 M einschl. Verbandsbeitrag pro
Jahr betragen.
Nürnberg. ,,K r a f t und Licht", Techn. Verein.
Das Ergebnis der Neuwahlen der Vorstandschaft und Ausschuß
in unserer am 7. Dezember abgehaltenen Generalversammlung
war folgendes: Herr W. Muth, I.Vorsitzender; Herr W. Ebel,
2. Vorsitzender; Herr C. Schuch, 1. Schriftführer; Herr Hans
Bickel, 2. Schriftführer; Herr R. Kislinger, 3. Schriftführer;
Herr W. Seeberger, 1. Kassierer; Herr G. Reinhard, 2. Kass. ;
Herr H. Zächelein, 1. Bücherwart; Herr E. Höhenbergery
2. Bücherwart. Ausschuß : die Herren Hasenclever, Kamberger,
Klassert, Stier, Trede, Wuzel. Obmann der Stellenvermittlung
für Maschinen- und .Elektrotechniker: Herr Gg. Hauenstein.
Staatstechniker.
Saarbrücken. Eisenbahn - Techniker - Verein.
Br.-A. u. Vors.: Ing. Till, Saarbrücken 2. Jahres-Hauptver-
sammlung am Samstag, 7. Januar 1911, abends 9 Uhr, in der
Tonhalle zu Saarbrücken 1, mit folgender Tagesordnung: 1. Ver-
lesen der Niederschrift über die Verhandlungen der letzten
Hauptversammlung. 2. Jahresbericht. 3. Petitionsrundschreiben
16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 1
4. Kassenbericht. 5. Bericht der Kassenprüfer und Entlastung
des Vorstandes. 6. Neuwahl der satzungsgemäß ausscheidenden
Vorstandsmitglieder: a) 1. Vorsitzender, b) 2. Schriftführer,
c) 1. Kassierer, d) Beisitzer. 7. Beratung der Anträge zum
Bezirl<stag. 8. Standesbevvegung. 9. Eingänge und Versch e-
denes. In der Hauptversammlung am 17. Dezember 1910 wurde
einstimmig eine am 1. Januar 1911 in Kraft tretende Erhöhung
der Monatsbeiträge von 1,60 M auf 2 M genehmigt. Die
höheren Beiträge sind durch Mehrleistungen an den Verband
— jetzt 18 M — und anderweitigen größeren Ausgaben bedingt.
L a n d c s V c r c i n A\ i 1 1 I. Sächsischer Eisenbahn-
t c c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tram.m, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.)
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A. : E. Klotzsche, Bahnmeister 1. Kl., Zschopauer Str. 64.
Donnerstag, 5. und 19. Januar 1911, abends Va^ Uhr, finden die
nächsten Versammlungen statt. Tagesordnung wird noch be-
kannt gegeben. Die Jahres-Hauptversammlung mit Fachvortrag:
„A eitere und neuere Baustile" ist auf Sonntag, 5. Febr.
1911, nachm. 3 Uhr, festgelegt. Einladungskarten mit Tages-
ordnung folgen. Es wird um pünktliches, zahlreiches Erscheinen
dringend gebeten. Anträge sind schriftlich beim 1. Vorsitzenden
einzureichen.
Oemeindetechniker.
Hauptausschuß des Verbandes der Technischen Oemeindcr
beamten Deutschlands, Interessengruppe im D. T.-V. (Vorsitzen-
der Emil Rohr, Charlottenburg 5, Stadt. Bürgerhaus).
Der kostenlose Versand der Zeitschrift „Der Technische Ge-
meindebeamte" erfolgt nur an Gemeindetecnniker, die Mitglieder
des Deutschen Techniker-Verbandes sind; aus Agitationsgründen
kann jedoch, wenn dies von den betreffenden Vereinsvorständen
oder einzelnen Mitgliedern gutgeheißen wird, die Uebersendung
auch an Oemeindetechniker erfolgen, die zurzeit noch nicht
Mitglieder des Deutschen Techniker-Verbandes sind, von denen
man aber erwarten kann, daß sie diese Mitgliedschaft in aller-
nächster Zeit erwerben. — Für den alsbaldigen Erhalt genannter
Zeitschrift durchaus notwendig ist aber, daß in den —
allein an die „Expedition des Technischen Ge-
meindebeamten, Berlin NW. 52, L ü n c b u r g e f
Straße 3" zu richtenden — Anforderungen der Zeitung
1. die genaue Adresse (Name, Vorname, Wohnort, Straße
und Hausnummer),
2. die Mitgliedsnummer beim D. T.-V.
in klarer, leserlicher Schrift angegeben werden. — Schriftsätze
für unsere Zeitung werden nach den üblichen Sätzen honoriert
und sind aus dem Kreise der Gemeindetechniker besonders will-
kommen. Diesbezügliche Sendungen sowie Zuschriften, die die
Interessengruppe betreffen, wolle man an die obengenannte
Adresse des Vorsitzenden gelangen lassen. Adressen-
änderungen, Reklamationen oder Neuanforderungen der
Zeitung sind aber, wie schon gesagt, allein an die „Expedi-
tion Berlin NW. 52, Lüneburger Straße 3", zu richten. Gleich-
zeitig wird noch auf einen generellen Entwurf für eine Petition
zur Verbesserung der Anstellungsverhältnisse der Gemeindetech-
niker hingewiesen und bekannt gegeben, daß dieser Entwurf
in Heft 18 des Verkündigungsblattes: „Der Technische Ge-
meindebeamte" abgedruckt ist und von der Geschäftstelle kosten-
los bezogen werden kann.
Vorzugspreise für Verbandsmitglieder beim Pj^age von
Fachkalendern :
I. Deutscher Baukalender 1911.
a) Ausgabe in dunkel Lederband anstatt 3,50 M
für 3.00 M
b) Ausgabe in rotem Leder mit Schloß anstatt
4,00 M für 3, 10 M
n. Kalender der Baugewerkszeitung 1911.
a) Ausgabe in schwarzem Einband anstatt 2,75 M
nur 2,25 M
b) Ausgabe in rotem Einband mit Schloß anstatt
3,25 M nur 2,75 M
c) Ausgabe in ff. Offenbacher Ledercinband mit
Nickelschloß anstatt 4,50 M nur . . . 4,00 M
sind jetzt erschienen und gegen vorherige Einsendung des Be-
trages und 30 Pfg. Porto für ein Exemplar, 50 Pf*, für
zwei und mehrere, durch die Geschäft-steile des D. T.-V. Berlin,
Markgrafenstraße 94, zu beziehen.
Wir weisen jedoch besonders darauf hin, daß die Ver-
günstigungen für diese Kalender nur unter der Be lingung ge-
währt wurden, daß der Verband eine größere Anzahl Exeniplare
auf einmal abnimmt. — Einzelne Exemplare werden vom Ver-
leger direkt an die Mitglieder nicht abgegeben, daher müssen
derartige Gesuche unberücksichtigt bleiben.
III. Kalender für den Süddsutschen Baumeister 1911. Unter
Mitwirkung von Fachmännern neu umgearbeitet und durch-
gesehen von Architekt Franz Zell, Schriftleiter der „Süd-
deutschen Bauzeitung". XIII. Jahrgang. II Teile. Preis
zusammen statt 2,50 M 2 M und 30 Pfg. Porto.
Der Kalender ist gegen vorherige Einsendung des Betrages
nur direkt von der Süddeutschen Verlags-Anstalt, G. m. b. H.,
München, Heustraße 18/19, zu beziehen.
IV. Kalender für Betriebsleitung und praktischen Maschinen-
bau 1911, Völlig neu bearbeitet, geordnet und ergänzt.
Herausgegeben von Herrn Direktor Hugo Güldncr. In
Leinen gebunden: Ausnahniepreis 2,50 M franko.
Dieser Kalender ist gegen vorherige Einsendung des Be-
trages nur direkt von der Verlagsanstalt H. A. Ludwig Degener
in Leipzig, Hospitalstraße 15, zu beziehen.
Verbandsbeitrag 1911
Wir geben hierdurch unseren Mitgliedern bekannt, daß laut
Beschluß des Stuttgarter Verbandstages
der jährliche Verbandsbeitrag vom 1. Januar 1911 ab
M 18,00
beträgt.
Die Einzelmitglieder können den Jahresbeitrag in halb-
jährigen Raten entrichten und zwar im Alonat Januar 9 M als
"Beitrag für das erste Halbjahr, im Monat Juli 9 M als Beitrag
für das zweite Halbjahr. Zahlstelle für Einzelmitglieder:
„Deutscher Techniker-Verband, Berlin SW. 68".
Die Mitglieder der Zweigvereine zahlen nach wie vor den
Verbandsbeitrag an diese.
Die Verband. -ilcitung.
ERHOLUNGSHÜM des D T V-
GONDERSHAUSEN
Das ganze Jahr geöffnet!
Herrliche, freie Gebirgslage. Gesundes,
billiges Wohnen, freundl. Zimmer mit
1 oder 2 Betten.
Behagliche Gesellschaftsräume. Gute
und reichliche Kost. Volle Pension
3,50 M für den Tag.
/immer stehen stets zur Ver-
fügung.
I ahrkarte nach Sondershausen-Possen
Uscn. — Jede gewünschte Auskunft
durch die Verwaltung.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 2 sdiriftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 7. Januar 1911
Inball: Die Sozialpolitik in der bayerischen Steuerreform — Reklame- und Festbeleuchtungen — Ueber den derzei igen Stand der Eisenbetontechnik — Kultur und Kunst
Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Büchel schau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Sozialpolitik in der bayerischen Steuerreform
Von Dr. ALEXANDER SCHRÜFFER.
Wir machen die Wahrnehmung, daß in unseren Tagen
der soziale Gedanke, der auf allen Gebieten seinen Einzug
gehalten hat, auch bei Steuergesetzen in den Vordergrund
gestellt vi'ird. So wies auch vor einigen Tagen bei der
großen Etatsberatung im Reichstag der Abgeordnete
Bassermann auf den sozialen Gedanken in der Reichs-
finanzreform hin. Es wird deshalb vielleicht von Inter-
esse sein, einmal auch die neuen bayerischen Steuern
daraufhin zu prüfen, ob und inwieweit sie den Anforde-
rungen entsprechen, die wir vom Standpunkt der Sozial-
politik aus stellen können.
Mit allgemeiner Spannung war der L August 1910
in Bayern erwartet worden : brachte er doch die Entschei-
dung, ob das große Werk der bayerischen Steuerreform
an dem letzten Differenzpunkte, über den die beiden
Kammern eine Einigung nicht finden konnten, scheitern
oder zur Vollendung kommen sollte. Die Kammer der
Reichsräte ging in der Frage des Tarifs zum Einkommen-
steuergesetz Von ihrem streng betonten Standpunkt ab
und nahm den von der Abgeordnetenkammer beschlossenen
Tarif mit dem Höchstsatz von So/o an: damit war die
Steuerreform gerettet. Es erscheint nicht merkwürdig, daß
es gerade der Tarif war, der zuletzt noch den Zankapfel
zwischen den beiden Körperschaften bildete. Schon im
Verlauf der Beratungen, insbesondere auch beim Gewerbe-
steuergesetz hatte sich herausgestellt, daß die Kammer
der Reichsräte sich sehr geneigt zeigte, das von der un-
teren Kammer stärker herangezogene Großkapital und die
hohen Einkommen zu schützen und andererseits die nach
ihrer Ansicht zu weitgehende Berücksichtigung der nie-
deren Steuerklassen zu paralysieren.
Betrachtet man einmal die bayerische Steuerreform
unter diesem Gesichtspunkte der sozialen Bedürfnisse, so
müssen wir zunächst die Wahrnehmung machen, daß schon
in der Steuerreform als solcher der soziale Gedanke zum;
Ausdruck kommt. Waren es auch vorwiegend Gründe finan-
zieller und steuertechnischer Natur, welche eine gründliche
Reform notwendig machten, so darf doch auch nicht ver-
gessen werden, daß die lebhaften Klagen über die un-
gerechte Belastung der Pflichtigen, über die mangelnde
Schonung der Minderleistungsfähigen usw. ihr Teil dazu
beitrugen, die Revisionsbedürftigkeit der alten Steuer-
gesetze noch augenfälliger zu machen. Den einfachen
Wirtschafts- und Lebensverhältnissen am Anfang des
vorigen Jahrhunderts entsprechend waren die Steuern
technisch einfach; ihre drückende Wirkung begannen sie
rst zu äußern, als sich in unserem Wirtschaftsleben die
ewaltige Veränderung vollzog und der Industrialismus,
t^Ie Technik, die Weltwirtschaft auch auf den ursprüng-
lichen Agrarstaat überzugreifen begannen. Diesen
komplizierten Verhältnissen zeigten sich die alten
Steuergesetze, die sich teilweise, wie die Grundsteuer,
acht Jahrzehnte unverändert durchs Leben geschleppt
hatten, nicht mehr gewachsen, und sie wirkten ganz be-
sonders drückend durch die Gemeindesteuern, die in Form
von Zuschlägen zu den Staatssteuern hinzutraten und da-
durch manche kleinere und an sich bedeutungslose Nach-
teile geradezu ins Groteske verzerrten.
Die Tendenz der Steuerreform war auf die Herbei-
führung eines Systems gerichtet, das bei reinlicher Schei-
dung der Staats- von den Gemeindefinanzen eine gerechte
Verteilung der Lasten zwischen Leistungsfähigen und
weniger Leistungsfähigen ermöglichte, die höheren Ein-
kommen in einem steigenden Maße zur Deckung des Be-
darfs heranzog und technisch allen Anforderungen, welche
die Neuzeit an ein Steuergesetz stellt, gewachsen war.
Dies konnte nur die allgemeine Einkommen-
steuer sein, entweder in Verbindung mit einer Ver-
mögenssteuer oder mit teilweiser Beibehaltung der Er-
tragssteuern. Da die gleichzeitige Einführung der Ver-
mögenssteuer neben der allgemeinen Einkommensteuer mic
Rücksicht auf den Vollzug und auf die Unsicherheit der
finanziellen Ergebnisse als zu schwierig erschien, wurde
die Reform in zwei Perioden eingeteilt, für die erste
Periode, die ungefähr sieben Jahre umfassen soll, werden
die Ertragssteuern beibehalten, in der zweiten Periode,
nachdem ein Ueberblick über die Erfolge der allgemeinen
Einkommensteuer möglich wäre, soll die Vermögenssteuer
an die Stelle der den Gemeinden zuzuteilenden Ertrags-
steuern treten.
Die erste Periode der Wirksamkeit der allgemeinen
Einkommensteuer beginnt mit dem L Januar 1912. Be-
trachten wir nun ' die Steuergesetze im einzelnen imter
dem von uns gewählten Gesichtspunkt.
Die Einkommensteuer als das Rückgrat der Staats-
steuern muß vor allem dem Prinzip der Gerechtigkeit ent-
sprechen, und dies kann sie nur, wenn sie sowohl ,, all-
gemein" ist, das heißt alle Einkommenquellen erfaßt, als
auch ,, progressiv", d. h. je nach der Leistungsfähigkeit
des Pflichtigen steigende Anforderungen stellt. Hierbei
müssen aber auch die persönlichen Verhältnisse in ent-
sprechender Weise berücksichtigt werden, und nach dem
Maße dieser Berücksichtigung kommt der Steuer die Cha-
rakteristik „sozialpolitisch" in höherem oder geringerem
Grade zu. In erster Linie sind es die Familienverhältnisse,
welche dem Normaleinkommen als Wertmesser zugrunde
gelegt werden müssen. Große Kinderzahl, Krankheit, Un-
fälle können das Einkommen oder Verdienst der Durch-
18
Heft 2
Schnittsfamilie, und nur diese kann bei dieser Betrach-
tung in Berücksichtigung gezogen werden, in einer Weise
verändern, daß auch ein an sich gerechter und geringer
Steuersatz zu einer drückenden Ungerechtigkeit wird.
Diesem Moment trägt Art. 19, der sog. „Kinderparagraph",
in weitgehender Weise Rechnung. Für zwei Kategorien
Steuerpfhchtiger bestehen verschiedene "Ermäßigungsstufen
je nach der Zalil der unterhaltsbedürftigen Abkömmlinge :
1. einem Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von
nicht mehr als 3000 M wird Ermäßigung gewährt um
eine Tarifstufe bei einem oder zwei Abkömmlingen, um
zwei Stufen bei drei oder vier Abkömmlingen, um vier
Stufen bei fünf oder sechs Abkömmlingen, um sechs Stufen
bei sieben oder mehr Abkömmlingen. 2. Steuerpflichtige
mit Einkommen von mehr als 3000, aber nicht mehr als
5000 M erhalten Ermäßigung um eine Stufe bei drei oder
vier, um zwei Stufen bei fünf oder sechs, um drei Stufen
bei sieben oder mehr Abkömmlingen. Voraussetzung ist
die Gewährung des Unterhalts auf Grund gesetzlicher Ver-
pflichtung, die Abkömmlinge selbst dürfen das 15. Lebens-
jahr nicht überschritten haben oder müssen in der Vor-
bildung für einen Beruf begriffen sein oder ihrer aktiven
Militärdienstpflicht genügen. Wir ersehen hieraus, daß
gerade Familien mit geringen Einkommensverhältnissen,-
die sich in der Regel durch eine größere Nachkommenschaft
als die oberen Steuerklassen belastet fühlen, in besonderem
Maße durch das Gesetz begünstigt sind.
Um andere Verhältnisse der Wohltat des Gesetzes
unterwerfen zu können, ist in Art. 20 für Steuerpflichtige
mit Einkommen bis zu 6000 M die Möglichkeit der Steuer-
ermäßigung um zwei bis vier Stufen vorgesehen, wenn
ihre Leistungsfähigkeit durch besondere wirtschaftliche Ver-
hältnisse wesentlich beeinträchtigt ist. Das Gesetz gibt
gleichzeitig eine authentische Interpretation dieser Voraus-
setzungen und nennt drei Arten außergewöhnlicher Be-
lastung, die ausschließlich zu dieser Ermäßigung berech-
tigen: durch pflichtgemäßen Unterhalt von Abkömmlingen
und mittellosen sonstigen Angehörigen, durch andauernde
Krankheit und besondere Unglücksfälle.
Ist diese Ermäßigung auch als eine weitgehende zu
erachten, wie sie in keinem anderen Steuergesetz zu finden
ist, so muß andererseits in Betracht gezogen werden, daß
die Festsetzung des Existenzminimums auf 600 M, wie
der Regierungsentwurf vorschlug und wie auch im Land-
tag nach einem Abänderungsversuch beschlossen wurde,
eine umfassende Heranziehung gerade der Wenigstleist-
ungsfähigen enthält. Der Hinweis auf das hierdurch ge-
währleistete Wahlrecht bietet keine genügende Entschul-
digung, da hier die Möglichkeit freiwilliger Leistung der
geringsten Tarifstufe offengestanden wäre, ohne daß man
die große Zahl der erwerbstätigen Frauen mit der Steuer
belastete. Der Tarif des preußischen Einkommensteuer-
gesetzes beginnt wenigstens erst bei einem Einkommen
von 900 M; allerdings setzt er gleich mit einer schärferen
Belastung als der bayerische ein.
Auch die Bestimmung in Art. 9, daß das Einkommen
steuerpflichtiger Ehegatten einheitlich zu veranlagen ist,
und zwar ohne Rücksicht auf den ehelichen Güterstand,
kann vom sozialpolitischen Standpunkt aus nicht als be-
sonders glücklich bezeichnet werden, obwohl sie auch in
anderen Staaten gilt und schon in dem bisherigen Gesetz
enthalten war, daher nicht mehr das Abschreckende der
Neuheit hat. Wenn man bedenkt, daß gerade die wirt-
schaftlich Schwachen auf den Nebenverdienst der Frau,
der vielleicht manchmal zum Hauptverdienst der Familie
wird, angewiesen sind, so ist es klar, daß in solchem
Fall die Veranlagung in einer höheren Tarifstufe, welche
die Folge der Zusanimenrechnung sein kann — wenn sie
dies auch nicht immer sein muß — , besonders hart wirkt.
Glücklicherweise hat dieses Prinzip eine Milderung erfahren
durch Art. 18, wonach ein Steuerpflichtiger, dessen Steuer-
bares Einkommen bei Zurechnung des Einkommens seiner
Ehefrau nicht mehr als 1800 M beträgt, verlangen kann,
daß die Berufseinkünfte seiner Ehefrau bis zum Betrage
von 400 M für die Berechnung seiner Steuer außer Ansatz
bleiben. "Steuerpflichtig bleibt er aber jedenfalls, auch
wenn er nach dieser Berechnung in keine Tarifstufe mehr
einzureihen ist und unter dem Existenzminimum bleibt,
mit dem geringsten Steuersatz von 1 M. Diese Ermäßi-
gungsbestimmung enthält von den größeren deutschen
Bundesstaaten nur noch das badische Einkommen
steuergesetz
Eine selbstverständliche Vorschrift ist, daß Leistungen
aus einer Krankenversicherung an die Versicherten für die
Staatssteuerveranlagung außer Betracht bleiben wie die
Armenunterstützungen und Unterrichts- und Erziehungs-
beihilfen aus öffentlichen oder Stiftungsmitteln, oder wie
die Beihilfen aus öffentlichen Fonds an niedere Militär-
personen und ihre Hinterbliebenen (Artikel 8, Abs. 1,
Ziffer 6, 7, 8).
Im Zusammenhang mit der reichs- und landesgesetz-
lichen Regelung der Sozialpolitik sind die zur Durch-
führung der Arbeiterversicherung auf Grund dieser Ge-
setze errichteten Kassen, Berufsgenossenschaften und Ver-
sicherungsanstalten einkommensteuerfrei, während die Ein-
künfte juristischer Personen und nicht rechtsfähiger Ver-
eine, insbesondere die Stiftungen, Anstalten und Kassen,
soweit sie satzungsgemäß für Zwecke des Unterrichts, der
Erziehung, der Wohltätigkeit usw., oder andererseits zu
fortlaufenden Unterhaltungsbeiträgen oder zu Unter-
stützungen in Kranken-, Sterbe- oder Notfällen oder im
Falle der Arbeitslosigkeit an die Mitglieder oder deren
Hinterbliebene verwendet werden, nur von der Staats-
einkommensteuer befreit sind, dagegen der gemeindlichen
Steuerpflicht unterliegen.
Von wesentlichem Einfluß auf die Gestaltung der
Steuerlast ist die Möglichkeit des Abzugs von Ausgaben,
die zur Erwerbung, Sicherung oder Erhaltung der Ein-
künfte gemacht werden müssen (Betriebsausgaben) oder
die für den Verbrauch und Lebensbedarf in allgemeiner
Weise in Betracht kommen (Verbrauchsausgaben). Das
hierdurch ermittelte Nettoeinkommen kann ganz erheblich
geringer sein als die Roheinkünfte. Von unserem Ge-
sichtspunkt ist hier besonders zu erwähnen die Abzugs-
fähigkeit der Beiträge des Unternehmers zu Kranken-,
Unfall-, Invaliden-, Alters-, Pensions-, Sterbe-, Witwen-
und Waisenkassen oder -Versicherungen für die in seinem
Betrieb beschäftigten Personen. Diesen gesetzlichen oder
vertragsmäßigen Verpflichtungen gleichgestellt sind die
Unterhaltsbeiträge für die Hinterbliebenen von Angestell-
ten. Die Leistung kann auch in einer anderen Form er-
folgen, wenn die Verwendung der Beiträge für die be-
stimmten Zwecke dauernd sichergestellt ist.
Als abziehbare Verbrauchsausgaben sind besonders
zu nennen die gesetzlichen oder vertragsmäßigen Beiträge
des Steuerpflichtigen für sich oder einen nicht selbständig
zu veranlagenden Haushaltungsangehörigen zu den oben-
genannten Versicherungen, sowie zu Haftpflichtversiche-
rungen. Eine außerordentliche Schwierigkeit bei der parla-
mentarischen Behandlung des Gesetzes entstand auch be-
züglich der Abzugsfähigkeit der Lebensversicherungs-
prämien, die nach langen Kämpfen erreicht wurde mit
der Begrenzung des Einkommens auf 10 000 M und der
Versicherungsprämien auf einen Gesamtbetrag von 400 M.
Von Interesse ist noch, daß auch die Fahrtkosten des
Pflichtigen und seiner nicht selbständigen Haushaltungs-
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
19
angehörigen für Fahrten zwischen Wohnsitz und Arbeits-
stätte zur Ausübung der Arbeit abzugsfähig sind. Bei
der großen Ausdehnung unserer Industrie- und Fabrik-
städte und der hierdurch bedingten Wohnungsmisere ist
jede Maßregel, die das Wohnen in den gesunderen Stadt-
teilen und Vororten begünstigt, mit Freude zu begrüßen,
auch wenn sie an s'ich noch so geringfügig erscheint.
Dem Qenossenschaftsgedanken wird das neue Ein-
kommensteuergesetz insofern gerecht, als es die allgemeine
Steuerpflicht der Genossenschaften für diejenigen außer
Kraft setzt und Steuerfreiheit gewährt, die ausschließlich
und unmittelbar der land- und forstwirtschaftlichen oder
der gewerblichen Produktion oder der besseren Ver-
wertung der eigenen Erzeugnisse ihrer Mitglieder
dienen, einschließlich der Vorschuß- und Kredit-
genossenschaften, unter der Voraussetzung, daß diese Ge-
nossenschaften die ihrem Zwecke entsprechende Tätigkeit
auf den Kreis der Mitglieder beschränken; desgleichen
erhalten die übergeordneten Verbände solcher Genossen-
schaften und die gemeinnützigen Baugenossenschaften
Steuerfreiheit. Diese letztere Bestimmung gewinnt be-
sondere Bedeutung mit Rücksicht auf die außerordentliche
Wohnungsnot und die zu ihrer Beseitigung in wachsender
Zahl gegründeten Baugenossenschaften, die von der baye-
rischen Regierung wesenthch gefördert werden. Es wird
hier gleichzeitig eine Definition des Begriffes „gemein-
nützig" gegeben. Diese Eigenschaft und damit die Steuer-
freiheit wird solchen Baugenossenschaften aberkannt, die
satzungsgemäß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr
als 4 vom Hundert verzinsen oder den Mitgliedern im
Falle der Auflösung mehr als die Einzahlungen aus-
antworten.
Aus dem gleichen Gesichtspunkt und mit demselben
Wortlaut erhält übrigens diese Kategorie Genossenschaften
die Freiheit von der Gewerbesteuer auf Grund des Art. 3
des Gewerbesteuergesetzes.
Der enge Zusammenhang, in dem einzelne Gesetze
mit dem Einkommensteuergesetz stehen, veranlaßt in den
Bestimmungen allgemein eine Angleichung an dasselbe.
Dies kommt naturgemäß auch in jenen Bestimmungen
zum Ausdruck, die den Gegenstand dieser Betrachtung
bilden. Es sei hier nur an die einheitliche Veranlagung
der Ehegatten, an die Steuerbefreiungen und anderes er-
innert. Es ist auch klar, daß bei Veranlagung einer
Steuer nach emem Tarif die Grundsätze für Beginn und
Steigerung der Stufen in einem Verhältnis zur allgemeinen
Steuerpflicht stehen muß. Daher bleiben z. B. bei der
Gewerbesteuer die kleinen Gewerbebetriebe, die vielfach
nur einen Nebenverdienst bilden, für die Steuerberechnung
außer Ansatz, soweit ihr Betriebskapital 2000 M und ihr
Reinertrag 1000 M nicht übersteigt.
In der Natur der Sache liegt auch die Notwendigkeit
begründet, für das fundierte, d. h. von der jeweiligen
Erwerbsmöglichkeit des Inhabers unabhängige Einkommen
eine andere steuerliche Behandlung zu betätigen als für
das unfundierte Berufs- und Arbeitseinkommen. Dieses
hängt von Zufälligkeiten ab, die vielfach nicht bemessen
werden können, während die Kapitalrenten bei gleich-
bleibender Anlage und Höhe des Grundkapitals dem Be-
zugsberechtigten ohne Rücksicht auf Veränderungen in
den persönhchen Verhältnissen unverändert zur Verfügung
stehen. Trotzdem muß aber auch hier die Steuer auf
die persönlichen Verhältnisse Rücksicht nehmen, denn es
ist ein wesentlicher Unterschied, ob es sich um Renten
eines umfangreichen Kapitalvermögens handelt oder um
Renten, die sich als Zinsen eines kleinen Sparkapitals
oder Erbteils darstellen und notdürftig zur Bestreitung
des Lebensunterhaltes ausreichen. An sich ist der Kreis
der Kapitalrentensteuerpflichtigen sehr weit gezogen, die
Steuerpflicht beginnt, wie nach dem bisherigen Gesetz,
schon bei einer Kapitalrente von 70 M. Das soll haupt
sächlich jene Fälle treffen, in denen der Bezug einer
kleineren Kapitalrente neben einem anderweitigen Ein-
kommen einhergeht. Für bestimmte Personenkategorien
sieht unter der Voraussetzung eines beschränkten Einkom-
mens das Kapitalrentensteuergesetz Steuerfreiheit vor, so
für Witwen, geschiedene, verlassene und nach § 1575
B. G. B getrennt lebende Ehefrauen, sowie für vaterlose
Minderjährige und erwerbsbeschränkte Personen, wenn ihre
Kapitalrenten nicht mehr als 400 M betragen und ihr Ge-
samteinkommen 800 M nicht übersteigt. Auch für Vci-
sicherungsvereine auf Gegenseitigkeit ist die Steuerfrei-
heit statuiert.
Eine Schonung der geringeren Einkommen, die nicht
nur als zweckmäßig, sondern sogar als notwendig an-
gesehen werden muß, liegt in der Bestimmung, daß für
eine Kapitalrente von nicht mehr als 1000 M, wenn das
steuerbare Einkommen des Steuerpflichtigen nicht mehr
als 2000 M beträgt, nur die Hälfte der Steuer zu entrichten
ist. Beträgt die steuerbare Kapitalrente nicht mehr als
2000 M und das steuerbare Einkommen insgesamt nicht
mehr als 3000 M, sö^ tritt eine Ermäßigung der Steuer
um ein viertel kraft Gesetzes ein. Die Steuer selbst be-
trägt gleichbleibend 2 Prozent der steuerbaren Kapital-
rente, für Renten von 70 — 1000 M ist hierbei in vierfacher
Abstufung ein geringerer Steuersatz von 1 — iVi Prozent
vorgesehen.
In der Tendenz der gesamten Steuerreform liegt es
ferner, die bisher tatsächlich zu gering besteuerten Be-
rufseinkünfte in höherem Maße zur staatlichen Besteue-
rung heranzuziehen. Wenn wir die Lasten, die in anderen
Staaten das Berufseinkommen auf sich nehmen muß, mit
der bisherigen sog. „speziellen Einkommensteuer" oder
„Arbeitsertragssteuer" vergleichen, so finden wir eine
außerordentliche Besserstellung des Arbeitseinkommens in
Bayern. Der notwendige Ausgleich in dem Verhältnis zur
Besteuerung der übrigen Einkommen konnte, um Härten
zu vermeiden, nur durch eine größere Schonung bei der
Gemeindebesteuerung geschehen, wie wir ja auch oben
bereits sahen, daß gerade die Gemeindesteuern es waren,
welche dem bisherigen Steuersystem in einzelnen Teilen
einen unbilligen Charakter verliehen. Diesen Gesichts-
punkten trägt das Umlagengesetz Rechnung, indem
für die Bemessung der Umlagen die Einkommensteuern
mit den halben Beträgen in Ansatz gebracht werden,
während die Kapitalrentensteuern mit den eineinhalb-
fachen Beträgen und alle übrigen Steuern (Grund-
steuern, Haussteuern, Gewerbesteuern und Steuern
vom Gewerbebetrieb im Umherziehen) mit den zwei-
einhalbfachen Beträgen zugrunde gelegt werden. Hierin
hegt eine wesentliche Begünstigung der Einkommen, haupt-
sächlich der nichtfundierten Einkommen, die zwar eine
ungemein komplizierte steuerliche Berechnung voraussetzt,
aber doch von der Bemühung ausgeht, den schwächeren
Schultern eine wohlwollende Berücksichtigung zuteil werden
zu lassen. Dieselbe Absicht drückt sich auch in der ge-
setzlichen Ermächtigung der Gemeindeverwaltung aus, die
Gemeindeumlagen ganz oder teilweise nachzulassen, wenn
deren Einhebung die Pflichtigen in ihrem wirtschaftlichen
Fortkommen gefährden würde.
Von allgemeinem sozialpolitischen und verwaltungs-
rechtlichen Interesse ist die neu eingeführte Pflicht der
Zuschußleistung der Arbeitsgemeinde an die Arbeiterwohn-
gemeinde. Es kommen hier besonders die Vororte und
Nachbargemeinden größerer Industriestädte in Betracht. Er-
wachsen den ersteren durch dort wohnende Personen, die
20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 2
in einer anderen Gemeinde im Betrieb eines stehenden
Gewerbes beschäftigt werden, nachweisHch Mehrausgaben
für Zwecke der öffentlichen Voll<sschulen, der öffentlichen
Armenpflege oder der Polizei, die im Verhältnisse zu den
ohne diese Personen für die gleichen Zwecke notwendigen
Gemeindcausgaben erheblich sind und eine unbillige Mehr-
belastung der Umlagenpflichtigen bevvi ken, so ist die Be-
triebsgemeinde auf Verlangen der Wohngemeinde ver-
pflichtet, dieser einen angemessenen Zuschuß zu leisten.
Diese Bestimmung enthält letzten Endes eine nicht ge-
ringe Belastung der Industrie, die überhaupt bei der ganzen
Steuerreform nicht besonders günstig behandelt worden
ist. Der Zuschuß besteht nämlich in einem entsprechenden
Teilbetrag der Gemeindeumlagen, die von den beteiligten
Betrieben an die Bet.iebsgemeihde aus den Gewerbesteuern
entrichtet werden. Allerdings müssen dabei auch die der
Wohngemeinde aus der erhöhten Steuerkraft zugehenden
Vorteile bei der Bemessung des Zuschusses in Berück-
sichtigung gezogen werden.
Auch diejenigen Steuern, welche nach ihrer ganzen
Natur eine Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse
ausschließen, müssen doch die Möglichkeit bieten, in ganz
besonderen Fällen einen Nachlaß mindestens zu gewähren,,
wenn sie nicht eine von dem Gesetzgeber ungewollte Härte
in sich schließen sollen. Aus diesem Grunde ist auch
in dem neuen Grund- und Haussteuergesetz eine
einheitliche Neuregelung der Vorschriften über die Ge-
währung von Steuernachlässen aufgenommen worden. Die
bisherigen Vorschriften waren sehr veraltet und außer-
ordentlich umständlich im Vollzug, auch für die Landes-
teile links und rechts des Rheins verschieden, so daß eine
Vereinheitlichung dringend nottat. Zwar nimmt schon die
allgemeine Einkommensteuer auf die wirtschaftliche Leis-
tungsfähigkeit des Steuerpflichtigen und auf Ertragsminde-
rungen, die durch besondere Umstände veranlaßt sind,
Rücksicht, doch durfte die Möglichkeit eines Nachlasses
nicht außer Betracht bleiben. Es ist daher ein Nachlaß
an der Grundsteuer zulässig, wenn infolge außerordent-
licher Elementarereignisse die gewöhnliche Jahresernte
landwirtschaftlich benützter Grundstücke mindestens zum
vierten Teile beschädigt oder der Wert des Wirtschafts-
inventars um mindestens den vierten Teil vermindert wurde.
Das Haussteuergesetz gestattet einen Nachlaß an der Miet-
steuer, wenn Wohnungen oder Geschäftsräume unvermietet
und unbenützt bleiben und der Mietentgang mindestens den
fünften Teil des Mietertrags beziffert.
Bei beiden Steuerarten besteht schließlich noch die
Möglichkeit, die Steuerbeträge niederzuschlagen, wenn die
zwangsweise Beitreibung die Steuerpflichtigen in ihrem
wirtschaftlichen Fortkommen gefährden würde.
Den Bestrebungen, die in neuerer Zeit von privater
und öffentlicher Seite dem Wohnungswesen und der Woh-
nungshygiene zugewendet werden, wi.d auch in dem neuen
Haussteuergesetz Rechnung getragen. Handelt es
sich bei einem neuaufgeführten Gebäude, dessen Steuer-
pflicht an sich mit dem Ablauf des dem Jahre, in welchem
der Neubau vollendet wurde, folgenden Kalenderjahres be-
ginnt, um einen Kleinwohnungsbau für die minderbemittelte
Bevölkerung oder zur Ansiedelung landwirtschaft icher Ar-
beiter, so beginnt die Steuerpflicht erst mit dem Ablauf
der dem Jahre, in dem der Neubau vollendet wurde,
folgenden sechs Kalenderjahre. Eine noch weitergehende
Steuerfreiheit ist dann vorgesehen, wenn der Kleinwoh-
nungsbau nicht mehr als vier Wohnungen enthält oder
wenn er von einer Gemeinde oder einer rechtsfähigen
gemeinnützigen Vereinigung hergestellt ist, die sich mit
der Erbauung, Beschaffung oder Verbesserung von Woh-
nungen für die minderbemittelte Bevölkerung befaßt. In
diesen Fällen sind zwölf Steuerfreijahre in Aussicht ge-
stellt. Die staatliche Begünstigung der Wohnungsfürsorge,
wie sie bereits durch das Gesetz, die Landeskulturrenterir,
anstalt betr., in der Fassung der Bekanntmachung voirt,
31. März 1908 eingeleitet wurde, hat hierdurch auch in
steuerlicher Hinsicht eine Bestätigung erfahren, die sehr
erfreulich und die Initiative auf diesem Gebiete zu beleben
geeignet ist. Eine wohlwollende Berücksichtigung der
Wohnungsbauvereine, die hier gleich erwähnt werden darf,
enthält auch der Art. 6 des Besitzveränderungs-
abgabengesetzes vom 14. August 1910, wonach
Eigentums- und Rechtsübergänge auf derartige Vereini-
gungen von der Besitzveränderungsabgabe befreit sind.
Eine zurzeit vielumstrittene Frage, die zwar mit der
Sozialpolitik nur in einem sehr losen Zusammenhang steht,,
der ihr aber infolge ihrer Beziehungen zur Bodenreform
und deren Bestrebungen nicht ganz bestritten werden kann,
wurde von dem bayerischen Landtag gesetzlich nicht be-
handelt : Die Wertzuwachssteuer. Der hierfür vor-,
gelegte Entwurf wurde mit Rücksicht auf die Absicht der
Reichsregierung, diese Frage von Reichswegen gesetzlich
zu regeln, vom Landtag im Einverständnis mit der Staats-
regierung fallen gelassen. Die Meinungen und Interessen-
vertretungen kämpfen noch um dieses Projekt, und die:
Verhandlungen im Reichstag über dieses Projekt werden
jedenfalls im Laufe des Winters oder gegen Ende der
Session zum Abschluß gelangen.
Es soll hier noch eine Steuer Erwähnung finden, die
von allem Anfang an einen sozialpolitischen Zweck ver-
folgte. Die im Jahre 1899 eingeführte Sonderbesteuerung
der Warenhäuser und ähnlichen Unternehmungen, mit
der Bayern den deutschen Bundesstaaten voranging, ver-
folgte einem Gesamtbeschluß beider Kammern gemäß die,
Tendenz, eine so hohe Besteuerung der Warenhäuser mög-;
lieh zu machen, daß der durch diese Unternehmungen
drohende Ruin der mittleren und kleineren Betriebe in
Handel und Gewerbe verhindert werden könnte. Diesem
Gesichtspunkt der Erhaltung des Mittelstandes um jeden'
Preis, auch der volkswirtschaftlich untauglichsten und un-'
rentabelsten Kleinbetriebe, stellte die Regierung ihre Auf-;
fassung entgegen, nicht steuerliche Ausnahraebes ■ -nungen^
gegen ganze Gewerbekategorien zu treffen, die airekt zu
einer Erdrosselung und Aufhebung der reichsrechtlich ge-
währleisteten Gewerbefreiheit führen mußten. Der Zweck
wurde nicht erreicht. Ungeachtet der starken Besteuerung
haben die Warenhäuser nach Zahl und Umsatz eine Zu-
nahme erfahren, und die Steuer kann nur als fruchtloser
Versuch einer unrichtigen Mittelstandspolitik angesehen
werden, sie bedrückt die Warenhäuser, aber sie erdrückt
sie nicht, und dem Mittelstand ist nicht geholfen.
Eine Steuer verfolgt von vornherein in der Haupt-
sache nur Finanzzwecke, eine rein sozialpolitische Tendenz
kann ihnen infolge ihrer ganzen Natur nur selten inne-
wohnen, und dann ist noch sehr die Frage, ob dieser
Zweck auch erreicht wird, wie wir an der letztgenannten
Steuer sahen. Es kann sich also vor allem nur um Be-
gleiterscheinungen handeln, welche die bei jedem Steuer-
gesetz möglichen Härten ausgleichen sollen. Entspricht
auch die bayerische Steuerreform in technischer und finanz-
politischer Beziehung nicht vollkommen den an eine solche
zu stellenden Anforderungen, so darf ihr doch das Lob
zugesprochen werden, daß sie in wichtigen Punkten eine
weitgehende Berücksichtigung der schwächeren Schultern
enthält und damit auch zu einem guten Teile an der
Verwirklichung sozialer Ideen mitarbeitet.
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
21
Reklame- und Festbeleuchtungen
Von Ing. KARL SCHUBERG.
(Schluß.)
Kehren wir nach dieser Zwischenbemerkung zu
unserem Thema zurück. Da interessiert die zweite
Klasse der Ein- und Ausschaltapparate, die eigentlichen
Automaten ohne motorischen Antrieb. Zu diesen führten
hauptsächlicli die Forderungen geräuschlosen Ganges, Un-
schädlichkeit der Schaltfunken und Umgehung mecha-
nischer Abnutzung. Unschädlich können die Schließungs-
funken durch Schaltung in indifferenter Atmosphäre ge-
macht werden. Das ist der Fall bei den „Thermoschaitern
mit Kontaktgebung unter Luftabschluß" nach System
Wagmüller, wie sie von den Schiersteiner Metallwerken,
A.-G., und von Krüger & Friedeberg gebaut werden. Man
nennt sie auch automatische Quecksilberwippen oder Tick-
Tack-Schalter. Eine beiderseits zugeschmolzene Glasröhre
ist luftentleert und mit Kohlensäure oder Stickstoff gefüllt
und enthält etwas Quecksilber. In der Mitte und an
einem oder beiden Enden sind Platinkontakte eingeschmol-
zen. In der Mitte sind sie in einer Metallhülse gefaßt und
an einem Hebel pendelnd aufgehängt. Der eine T-Balken
des Pendels ist durch eine Zugstange an der Mitte eines
wagerecht gespannten Hitzdrahtes befestigt, am anderen
greift eine Spiralfeder an. Von den eingeschmolzenen
Kontakten führen perlenisolierte Kabel zu den Klemmen.
Aus Abb. 9 ist die Anordnung für einen Ein- imd
Ausschalter, bezw. einen Wechsel- oder Umschalter
ersichtlich. Die Wirkungsweise ist folgende: Der Strom
tritt an der linken Klemme in den Hitzdraht ein, geht
von da durch das Perlenkabel zum rechten Röhren-
kontakt, durch das Quecksilber zum mittleren Röhrenkon-
takt und durch das zweite Perlenkabel zur rechten Klemme,
zum Schild, bezw. Gruppe, die jetzt leuchtet, und zum
Netz zurück. Der Hitzdraht wird dabei erwärmt, dehnt
sich aus und die Spiralfeder bringt die Röhre zum Kippen.
Infolgedessen fließt das Quecksilber nach dem anderen
Röhrenende, so daß der Kontakt geöffnet und das Schild
dunkel, bezw. die eine Lampengruppe aus-, die andere
eingeschaltet wird. Der jetzt stromlose Hitzdraht kühlt
sich und zieht sich zusammen und kippt die Schaltröhre
in die Anfangsstellung zurück, worauf das Spiel von vorne
beginnt. Die Abb. 10 gibt einige Schemata dazu. In
Abb. 11 sei ein Apparat vorgeführt, der auf dem gleichen
Hitzdrahtprinzip beruht, jedoch freiliegende Quecksilber-
kontakte besitzt; seine Fabrikation ist von Krüger & Friede-
berg allerdings aufgegeben worden.
Abb. 9
Diese Schälter arbeiten absolut geräuschlos, haben tat-
sächlich minimale Abnutzung und gelten daher als sehr
betriebssicher. Abb. 9 wird bis zu 12 Amp., Abb. 11 wurde
bis zu 100 Amp. bei 110 bis 220 Volt ausgeführt. Die
ersteren Schalter dagegen werden jetzt mit zwei parallel
geschalteten und starr miteinander verbundenen Wipp-
röhren gebaut und besitzen daher 24 Amp. zulässige
Stromstärke.
Uebrigens wird die Quecksilberwippe auch für höhere
Stromstärken und mehrere Stromkreise verwendet, dann
allerdings mit Motorantrieb, dessen in Oel laufendes
Schneckenvorgelege die Wippen mittels Exzenterwelle
betätigt. Die Schaltgeschwindigkeit kann bei solcher
Anordnung durch das Uebersetzungsyerhältnis des Vor-
geleges und die Touren des Motors geregelt werden,
während bei den kleineren Apparaten eine Rändelschraube
als Regelorgan dient, die den Hitzdraht mehr oder weniger
stark spannt.
1 1
Abb. 10
22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 2
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Für die Automaten kommen noch andere Anordnungen
zur Verwendung. Die Dr. Paul Meyer, A.-Q., Berlin, bringt
einen „Oszillor-Schalter" auf den Markt, der auf elektro-
magnetischen Vorgängen beruht. Die Wicklung des Elok-
tromagnets ist an die Leitung angeschlossen, sein Anker
trägt die Wippe, deren Kontakte durch das Quecksilber
verbunden sind. Die Schaltung ist aber derart, daß in
diesem Zustand der Magnet erregt ist. Wird jetzt hier-
durch der Anker angezogen und die Wippe >gekippt, so
wird der Strom uiitei brachen, der Anker fäl.t zurück und das
Spiel beginnt von neuem. Dabei bilden die Quecksilber-
kontakte den Stromschluß nur für den Magneten. Der
Lampenkreis wird durch besondere, durch die Schaltwippe
betätigte Kontakte bedient. Infolgedessen gestatiet diese
Unabhängigkeit von der Wippe beliebige Stromstäiken für
den Lampenkreis. Auch Krüger & Friedeberg bringen ähn-
liche Schaltautomaten in den Handel. Der eine davon
(Abb. 12) arbeitet ohne Quecksilberröhre, doch hat der
übrigens sehr betriebssichere Apparat den Nachteil stark
knackender Geräusche. Er ist auch für Sti omstärken von
nur 10 Amp. verwendbar.
Dagegen ist der neueste Apparat, den die genannte
Firma baut und unter dem Namen ,,Perllux-Quecksilb,M-
schalter" in den Handel bringt, vom technischen Stand-
punkt aus sehr interessant. Es wird bei ihm ein Be-
M'egungsprinzip des Magnetankers verwendet, das bislang
wenig gewürdigt worden ist. In Abb. 13 ist der Schalter
vorgeführt. Ein Elektromagnet A (Abb. 14, schematische
Darstellung) ist wagerecht auf einem senkrecht hängenden
Brett angebracht. Um den Drehpunkt B dreht sich der
stabförmige Anker, der durch das ersichtliche Zahnrad-
segment auf ein doppeltes Rädervorgelege C arbeilet;
dieses seinerseits betätigt das Zahnradsegment D am Dreh-
punkt E, mit dem die Quecksilberkontaktröhre F starr
verbunden ist. Die elektrische Schaltung geht aus der
Zeichnung ohne weiteres hervor. Der Apparat ist in Ruhe-
stellung gezeichnet. Wenn nun in dieser Stellung, in die
der Schalter vermöge der mittels Rändelschraube einstell-
AAAV«
Abb. 14
baren Spiralfeder Q auch nach dem Abschalten vom Netz
zurückkehrt, der Strom der Klemme K, zufließt, so nimmt
er seinen Weg durch das Quecksilber über Endkontakt L'
nach Klemme Ko und von da einerseits über die Lampen,
andererseits durch den Elektromagneten A über Klemme Ks
nach dem Netz. Das magnetische Drehmoment dreht jetzt
den Anker in die Süd-Nordrichtung der Pole, das Rädcr-
vorgelege tritt in Tätigkeit und kippt langsam die Schalt-
röhre bis das Quecksilber nach der anderen Seite fließt,
den Kontakt unterbricht und damit Lampen und Magnet
stromlos macht. Die Spiralfeder bringt dann den Apparat
wieder in die Ruhelage zurück. Die Schallgeschwindig-
keit wird dabei nicht nur durch die Feldstärke des Magnets
und die Vorspannung der Spiralfeder geregelt, sondern
auch durch das Windrad M, dessen Flügelflächen beim
Einstellen des Apparates nach Bedarf bemessen werden
können. Die Klemme K4 mit der gestrichelt gezeichneten
Leitung, Kontakt und Lampengruppe vervollständigt die
Darstellung des Ein-Ausschaltwerkcs zu einem Wechsel-
schalter für zwei Lampengruppen. Das seitlich angebrachte
Lot (in der Abb. 13 zu erkennen) dient zur genauen senk-
rechten Einstellung, die notwendig ist, um die Einw irkung
der Schwerkräfte der einzelnen Teile auf die Bewegungs-
funktionen auszugleichen.
Die Vorrichtung wird von der genannten
Hell-Dunkelschalter für einen Stromkreis und
farbenschalter für zwei Stromkreise bis zu 24
110 Volt und 20 Amp. bei 220 Volt ausgeführt.
Gleich- wie für Wechselstrom verwendbar. Zu dem Vorteil
der Kontaktgebung in indifferenter Atmosphäre tritt bei
diesem Schalter noch hinzu das Fehlen des Hitzdrahtes
und daher Unabhängigkeit von der Lampenzahl, das Fehlen
aller Hilfskontakte, der Wegfall jegücher Wartung, unmerk-
liche Abnutzung und daher hohe Lebensdauer und schließ-
lich die Möglichkeit, daß jeder Laie imstande ist, den Appa-
rat mittels der Rändelschraube der Spiralfeder auf die ge-
wünschte Schallgeschwindigkeit einzustellen.
Firma als
als Zwci-
Amp. bei
Er ist für
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
23
Nachdem im Vorstehenden noch die ergänzende Be-
schreibung einer Reihe von Schaltweri<en gegeben worden
ist, möchte ich im Anschluß daran nicht versäumen, auf
eine zweite Abhandlung von Herrn Stiller in Helios, Export-
zeitschrift XVI, Nr. 39, S. 1708 u. 1709, aufmerksam zu
machen, in der er auf die Erläuterung der Reklameschrift-
zeichen und einiger hervorragender Rcklamebeleuchtungs-
anlagen eingeht. Unter diesen ist ganz besonders der weit-
aus größten, ja in gigantischen Formen gehaltenen Anlage
auf dem Broadway in Newyork zu gedenken, die ein anti'<-
römisches Pferderennen darstellt und in der Vortäuschung
lebender Bewegung der Pferde, Wagen, Räder, des Rosse-
lenkers und seines im Winde flatternden Mantels, ja des
yon Rädern und Pferdehufen aufgewirbelten Staubes einzig
dastehen soll. Eine solche Lichtreklame ist der lebende
Beweis dafür, was ich im Schlußsatz meines vorigen Arti-
kels schwach andeutete und was ich jetzt um so nachdrück-
licher wiederhole, daß nämlich die moderne Lichtreklame
durchaus nicht auf dem Wege ist, ein weiteres Gift für die
Nerven des Großstädters zu werden, sondern vielmehr ge-
eignet ist, der sonst leicht aufdringlich und unangenehm
wirkenden Reklame großen Stils — man denke an die oft
ungeheuerliche Verschandelung der schönsten deutschen
Landschaften durch weithin sichtbare Plakate — einen an-
genehmen und ansprechenden Charakter zu verleihen, ja
sie mit einem guten Teil Schönheit und Aesthetik auszu-
statten und so zu einem weiteren, lebendigen Schmuck des
nächtlichen Großstadtbildes zu gestalten.
Ueber den xlerzeitigen Stand der Eisenbetontechnik
(Erwiderung auf die Ausführungen des Herrn Ing. C. Kersten in Heft 44/1910.*)
Herr Ingenieur Kersten nimmt meine Berichtigungen zu
einem von ihm gehaltenen Vortrage zum Anlaß, sich ein-
gehend mit meinem im Mai gehaltenen Vortrage zu be-
schäftigen und daran Erörterungen über Einrichtungen und
Maßnahmen des Stahlwerks-Verbandes zu knüpfen, auf die
ich einiges erwidern will.
Die Frage, warum für das Gesdhäftshaus des Vereins
deutscher Eisenhüttenleute ein Dach in Eisenbetonkonstruk-
tion gewählt worden ist, vermag ich nicht zu beantworten,
denn weder in diesem Fall noch in all den anderen habe i c h
die Zweckmäßigkeit zu prüfen und zu entscheiden gehabt.
Gewiß können neben rein wirtschaftlichen Gründen
auch noch andere Gründe maßgebend und diese auch
manchmal so schwerwiegend sein, daß sich die Wahl der
teureren Konstruktion rechtfertigt. Was ich unter An-
führung bestimmter Beispiele verlangt habe, ist die Prüfung,
die aus den von mir angeführten Gründen vielfach unter-
lassen wird.
Daß Herr Kersten eine Berichtigung des Irrtums be-
züglich des Eisenbetonschiffes beabsichtigte, wußte ich
nicht. In diesem Falle hätte ich selbstverständlich keine
Veranlassung zu der meinigen gehabt.
Herr Kersten beschäftigt sich dann eingehend mit dem
Stahlwerks-Verband und erblickt in der Einrichtung eines
Statischen Bureaus, das Vorschläge für die Verwendung
von Eisen, insbesondere auch für Trägerdecken ausarbeitet,
in der Herausgabe von Druckschriften, wie der Broschüre
über „Massive Decken zwischen eisernen Trägern", des
„Taschenbuches über die Verwendung von Eisen im Hoch-
bau" usw. die Aufnahme des Kampfes gegen die Eisen-
betonkonstruktionen.
Mir scheint, als ob unter den Interessenten der Eisen-
betonbauvv^eise eine gewisse Nervosität Platz gegriffen hat,
die sie hindert, die Dinge objektiv zu betrachten. Die
W^erke des Stahlwerks-Verbandes haben an einer Steigerung
des Absatzes von Stabeisen wie von Trägem ein starkes In-
teresse und sie denken darum gar nicht daran, etwa den
Eisenbetonhau in seiner Entv\i:kelung zu hemmen. Nun kann
aber dem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen sein,
wie der Eisenbetonbau immer intensivere Anstrengungen
macht, den reinen Eisenbau vollständig zurück zu drängen
*) Mit diesem Artikel schließen wir die Diskussion über
das Yorliegende Thema. Die Redaktion.
und sich ein Anwendungsgebiet nach dem anderen zu er-
obern und das auch in Fällen, wo er nicht am Platze ist
und wenig geeignet erscheint, die reine Eisenkonstruk-
tion bezw. die Trägerbauweise zu ersetzen.
Man verfolge die technische Literatur, die Tagespresse,
man lese die Kataloge und Prospekte der Eisenbetonfirmen
und man wird die Richtigkeit des Gesagten zugeben
müssen.
Jahrelang haben die Eiseninteressenten dem ruhig zu-
gesehen und wenn nun der Stahlwerks-Verband, gerade
weil er objektiv sein und den reinen Eisenbau nicht da ver-
drängt sehen will, wo er unter Berücksichtigung aller Um-
stände die zweckmäßigste und wirtschaftlichste Ausfüh-
rungsform darstellt, aufklärend vorgeht, wird dies als un-
berechtigter Eingriff und als Kampfruf empfunden.
Ich pflichte Herrn Kersten durchaus bei und habe
es in meinem Vortrag ja auch selbst gesagt, daß sich
scharfe Grenzen in der wissenschaftlichen und wirtschaft-
lichen Verwendung der beiden Bauweisen nicht gut ziehen
lassen. Man bleibt also darauf angewiesen, in jedem Fall
zu prüfen. Daran muß man aber unsere Architekten z. T.
erst gewöhnen, denn ich glaube, auch Herr Kersten wird
mir zugeben, daß vorläufig wenigstens eingehende Prü-
fungen noch meist unterbleiben.
Ein genaueres Eingehen auf die weiteren Ausführungen
des Herrn Kersten erübrigt sich wohl. Sie enthalten, wenn
ich meinen Vortrag und die sich daran knüpfenden Ent-
gegnungen des deutschen Betonvereins und meine Er-
widerung darauf als bekannt voraussetze, nichts wesent-
lich Neues. Herr Kersten sucht m. E. für die allgemeine
Bedeutung der Sache eine zu starke Beweiskraft darin,
daß die Festigkeit mit zunehmendem Alter anwachsen
kann, daß die Festigkeit des Probewürfels größer als
die im Bauwerk sein kann und daß in einzelnen Fällen
ganz gewaltige Festigkeiten erzielt worden sind. Er sagt
selbst, ,,daß die Druckergebnisse der einzelnen Würfel
oft auch recht verschieden sind, weshalb in der Regel der
Mittelwert dreier Würfelproben Gültigkeit behält. Solche
Verschiedenheit ist in erster Linie auf die Art der Herstel-
lung der Würfel zurückzuführen. Es sind zwar genaue
Vorschriften für das richtige Einstampfen vorhanden, doch
ist man sehr von der Geübtheit der Leute abhängig. Ein
durchaus gleichmäßiges Stampfen ist sehr schwer, wes-
halb der Wert der Würfelproben oft nur recht fragwürdiger
Natur sein kann."
24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 2
Ist dies beim Probewürfel schon schwer, so ist es erst
recht der Fall beim Stampfen des Bauwerks, denn hierbei
finden ja nicht nur die besten geübten Leute wie bei den
Probewürfeln Verwendung!
Nach meinen Erfahrungen — ' und ich habe dabei die
Verhältnisse, ^vie sie sich im allgemeinen gestaltet
haben im Auge — werden für kleinere und mittlere Bauten,
wie sie von der großen Ueberzahl der Unternehmer aus-
geführt werden, überhaupt keine Probewürfel angefertigt
und den Erfahrungen des Herrn Kersten mit den hohen
Festigkeitswerten kann ich die Meinigen entgegenstellen,
nach denen tatsächlich bei Mischungsverhältnis 1 : 5, nicht
Fundamentbeton 1:8 oder 1:10, wie Herr Kersten meint,
nur durchschnittliche Festigkeiten von 150 bis 180 kg/qcm
erreicht werden. Beide haben wir natürlich recht. Es be-
weist eben nur die großen möglichen Schwankungen und
das Bedenkliche erblicke ich darin, daß man Eisenbeton
auch ohne weiteres dort ausführt, wo das Rohmaterial
nur die von mir angegebenen Festigkeiten zuläßt, ohne vor-
her zu prüfen und die rechnungsmäßigen Annahmen damit
in Einklang zu bringen.
Düsseldorf. Dipl.-Ing. F i s c h m a n n.
Ii n V: II KULTUR UND KUNST :: :: H
Pflanzenwuchs und Baudenkmäler
Moose, Flechten und Algen geben den Mauern eines
Baudenkmals den milden verklärenden Schimmer des Alters,
bilden den Edelrost, der dem Stein den warmen Farben-
ton verleiht. Efeuumrankte Mauern, in deren Gefüge
blaue Blumen blühen und feingliedrige Farne winken,
zaubern den Beschauer zurück in das alte romantische
Land. Entfernt den grünen Schmuck des Gerankes und
säubert die Mauern vom wuchernden Moos — ihr er-
haltet sie länger in ihrem Gefüge, aber ihr tötet die Schön-
heit, die vordem ausgegossen war über die ehrwürdigen
Zeugen vergangener Jahrhunderte. Und so ist denn meine
sehr persönliche Anschauung in der Frage Pflanzenwuchs
und Denkmalschutz die: der Schönheit den Vortritt zu
lassen vor der Nützlichkeit, den Efeu und den wilden
Wein und das bunte Pflanzengeschlecht lustig weiter
grünen und wachsen zu lassen, und nur den sprengenden
Baumwuchs aus dem Gefüge der Mauern zu entfernen.
Mag auch Verfall und Sterben rascher fortschreiten, schöner
und befriedigender bleibt das Bild ragender Baudenkmäler
im grünen Kleid, als mit Zement dauerhaft verputzt und
— verpatzt. (Aeußerung eines bayrischen Forstmeisters,
angeführt in dem Vortrag des Generalkonservators Dr.
Hager über den Einfluß der Vegetation auf die Baudenk-
mäler auf dem XI. Tag für Denkmalpflege zu Danzig 1910,
auch gedruckt als Flugschrift des Dürerbundes, München,
Georg D. W. Callwey.)
u :: STANDESBEWEGUNG :: :: H
Ein Polizeisergeant als Techniker
In Bückeburg wird, wie man uns glaubwürdig mit-
teilt, beim Königlichen Kanalbauamt ein Polizeisergeant
a. D. als technischer Bauaufseher beschäftigt. Ihm ist die
Beaufsichtigung der Bauarbeiten einer Eisenbetonbrückc
und der Widerlager einer zweiten eisernen Brücke über dvii
Ems-Weser-Kanal übertragen. Wir würden von der Tat-
sache, daß hier ein Polizist als Techniker auftritt, kaum
Notiz nehmen und das Ganze als Kuriosum betrachten,
wenn nicht die Umstände, unter denen der Herr Polizei-
sergeant a. D. zum Techniker gemacht wurde, eine scharfe
Kritik herausfordern müßten.
Der Bildungsgang dieses auf ungewöhnlichem Wege
zustande gekommenen „Technikers" ist etwa folgender:
Besuch der Volksschule, Erlernung der Möbeltischlerei,
einige Jahre Tätigkeit als Tischlergcsclle, dann die Militär-
dienstzeit (Frontdienst und Rekrutcnausbildimg), Schutz-
mann in Bückeburg, Entlassung aus dem Schutzmnnns-
dienstc nach Differenzen mit Vorgesetzten. Hierauf Tätigkeit
im Tischlerhandwerk. Aus der Militär- oder Schutzmanns-
zeit müssen wohl noch einige Beziehimgen zu vielvermögen-
den Vorgesetzten übrig geblieben sein, denn einer dieser
Herren trat eines Tages persönlich an die Herren Bau-
inspektoren des Kanalbauamtes heran mit dem Verlangen,
den Polizeisergeanten a. D. als Bauaufseher zu beschäftigen.
Obwohl sich die Kanalbaudirektion Hannover, welche die
Oberleitung dieser Bückeburger Bauarbeiten auszuüben hat,
anfangs ablehnend verhielt, gelang es dem Herrn Protektor
doch, seinen Willen durchzusetzen. Es ist also auch mög-
lich, aus einem Schutzmann einen Techniker zu machen,
wenn ein mächtiger Wille dahinter steht. Viel Freude
scheinen die vorgesetzten Baubeamten in Bückeburg indes
an ihrem Schützling, dem jegliche technische Vorbildung
abgeht, und der deshalb den ihm übertragenen Arbeiten
völlig verständnislos gegenübersteht, nicht zu erleben. Vor-
sichtigerweise hat man daher bei einer Kontrolle der Bau-
stelle durch höhere Ministerialbaubeamte den ,,Polizei"-
Bauaufseher bescheiden in die Ecke gestellt und eine be-
sondere Verfügung herausgegeben, nach der er sich an
diesem Tage so wenig wie möglich bemerkbar machen
solle. Die bei anderen Bi-ückenbauten der gleichen Strecke
des Ems - Weser- Kanals beschäftigten Tiefbautechniker
haben ihre schwere Not, um mit dem Herrn auszukommen.
Der Regierungsbauführer wie die technisch vorgebildeten
Bauaufseher müssen den Polizeisergeanten a. D. im Nivel-
lieren, wie in allen anderen technischen Arbeiten erst
unterrichten. Wie der Verlust an Zeit gerechtfertigt wird,
der infolge des Unterrichtens des Herrn Polizeisergeanten
durch die wirklichen Techniker des Kanalbauamts entsteht,
ist uns unbekannt. Das eigentümlichste an der Sache aber
ist, daß der Polizeisergeant als Techniker ein Gehalt von
165 M bezieht, während den daneben beschäftigten ordent-
lich ausgebildeten Tiefbautechnikern, die bereits ihrer
Militärpflicht genügt haben, nur 120 und 135 M Gehalt
gewährt wird.
Nach Fertigstellung der Bauarbeiten des Ems-Weser-
Kanals werden die ordentlichen Techniker wohl wieder
gehen können, während dem Polizeisergeanten a. D.
zweifellos irgend eine etatsmäßige technische Steile über-
tragen werden wird.
Sollte das Beispiel von Bückeburg Nachahmung
finden, dann könnte sich der preußische Staat wahrhaftig
die Ausgaben für Baugewerkschulen und sonstige tech-
nische Lehranstalten sparen und seinen Bedarf an Tech-
nikern einfach auf dem Kasernenhofe heranbilden lassen.
Kf m.
*
Auch eine Antwort!
Die provokatorische Agitation des B. t.-i. B. dem D.
T.-V. gegenüber hat eine, zu den ärgsten Bedenken ver-
anlassende Form angenommen. Allerdings dürfte diese
w eniger geeignet sein, dem Ansehen des D. T.-V. Abbruch
zu tun, als sie vielmehr, imd das ist die unangenehme
Begleiterscheinung, nur schädigend auf die Bestrebungen
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
25
des Technikerstandes überhaupt wirken wird. Die öffent-
liche Meinung wird, und das ist eine der unausbleiblichen
Folgen, noch mehr, als es bis jetzt der Fall war, der An-
sicht hinneigen, daß die Organisationen der technischen
Angestellten wegen ihrer feindlichen Stellung zueinander
nicht mehr recht ernst genommen werden könnten.
Gerade in einer Zeit, in der maßgebende Männer sich
endlich zu der Erkenntnis durchgerungen haben, daß es
in erster Linie der Stand der technischen Angestellten ist,
dem man eine unbegrenzte Beachtung und Berücksich-
tigung in der sozialen Gesetzgebung schuldig ist, hätten
die führenden Personen des B. t.-i. B. wahrlich frucht-
bringendere Arbeit zu leisten, d. h. ihre exponierten Stel-
lungen in der Technikerbewcgung dazu zu benutzen, die
leider noch so sehr zersplitterten Kräfte zusammen zu
führen, anstatt sie noch mehr zu trennen.
Wenn man bisher im D. T.-V. hier und dort immer
noch geneigt war auf einer gesunden, den vornehmsten
Tendenzen des Technikerstandes entsprechenden Grund-
lage, für die Herbeiführung einer fruchtbringenden Ver-
ständigung mit dem B. t.-i. B. einzutreten, so dürften die
Vorgänge der letzten Zeit die Mitglieder des D. T.-V ,
welche in ihren Reihen in überzeugender Weise die ge-
werkschaftliche Einheitsorganisation propagieren, zu der
Ueberzeugung gebracht haben, daß es nicht mehr im Inter-
esse einer Erfolg versprechenden Standesbewegung liegen
kann, die Mitglieder des D. T.-V noch fernerhin dem Ver-
schmelzungsgedanken gefügig zu machen. Wir haben ge-
nug von einer derartigen Standesarbeit, wie sie der B. t.-i B.
in der letzten Zeit zu leisten beliebt.
Den Höhepunkt erreicht diese dezentralisierende Tätig-
keit des Bundes aber mit dem kürzlich verbreiteten Flug-
blatt, das den Titel trägt: „Los vom Verband!" — Wieder
eine andere Farbe! Man weiß nicht recht, woher die Bun-
desleitung letzten Endes die Farben noch hernehmen will.
Vielleicht ist sie geneigt, den Vorschlag zu akzeptieren,
es doch einmal mit der Aenderung der Druckfarbe zu ver-
suchen, oder auch eine farbige Ränderung in Erwägung
zu ziehen? Es ist doch nötig, seinen Mitgliedern die nötige
Abwechselung (!) zu bieten. Inhaltlich ist dieses ja be-
kanntlich nicht der Fall, es ist vielmehr immer derselbe,
aus alten, von objektiv denkenden Menschen des Debat-
tierens nicht mehr für wert erachteten Organisationsfehlern
des D. T.-V. zusammengesuchte Inhalt nur mit anderen
Worten ausgeführt. Deshalb erscheint es der Bundes-
leitung jedenfalls für angebracht, in der äußeren Erschei-
nung effektvolle, Begeisterung auslösende Abwechselungen
in Erscheinung treten zu lassen, sonst würden die Inter-
essenten zu leicht ermüden und zu früh, d. h. n o c h
rechtzeitig die Nutzlosigkeit einer derar-
tigen Agitation erkennen.
Wenn man sich trotzdem mit dem Inhalt des Flug-
blattes befaßt, so wird man ohne weiteres, eine rein
sachliche Kritik vorausgesetzt, zugeben müssen, daß das,
was der Bund für sich — als die einzig richtige
Angestelltenorganisation — in Anspruch nimmt,
dem D. T.-V. nicht abgesprochen werden kann. Unter den
dem D. T.-V. gemachten Vorwürfen sind aber solche
festzustellen, die, wenn sie im entgegengesetzten Falle dem
Bunde unterschoben würden, ihre Berechtigung hätten.
Schon längst hat z. B. der D. T.-V. den Erweis dafür
erbracht, daß er nicht nur eine Angestelltenorganisation ist,
sondern, daß er auch gewillt ist, mit allen ihm zu Gebote
stehenden Mitteln die Interessen der technischen Angestell-
ten zu vertreten.
Die Erkenntnis des B.,t.-i. B., daß dem gewerkschaft-
lichen Gedanken die Zukunft gehört, bedurfte als Angriffs-
moment gegen den D. T.-V. wirklich nicht der Erwähnung,
ist doch diese Tatsache nicht nur von den Beamten des
D. T.-V., sondern auch von den Mitgliedern wiederholt
und ausdrücklich befürwortet worden. ' Es fragt sich nur,
ob man der Ansicht sein will, daß auch die festbesoldeten
Techniker — ganz abgesehen von der im „Technischen
Gemeindebeamten", Heft 20 vom 15. Oktober zum Aus-
druck gebrachten persönlichen Ansicht — berechtigt sind,
ihre Mitwirkung in der gewerkschaftlichen Organisation
zu fordern. Bei dieser Betrachtung kommt man dann von
selbst zu jener so wichtigen Angelegenheit, die das hin-
dernde Moment bei den gepflogenen Einigungsverhand-
lungen war.
Wenn wir nach wie vor daran festhalten, daß auch'
den Beamten die Bahn zur gewerksehaftlichen Organisation
frei gemacht werden muß, dann dürften uns Motive leiten,
die bisher vom Bunde noch niemals einer Besprechung
unterzogen zu sein scheinen. Würde man nämlich |die
technischen Beamten aus den Organisationen ganz aus-
schalten — das Wort ganz verdient aus bestimmten Grün-
den besonders hervorgehoben zu werden — , dann würde
die natürliche Folge sein, daß diese — an und für sich
eine kleine Zahl, den jetzt schon nach ihnen schielenden
Vereinen und Verbänden der Verwaltungsbeamten aus-
geliefert wären. In diesen Organisationen würden die
technischen Beamten aber, und das dürfte wohl von nie-
mand bestritten werden, mfolge ihrer geringen Zahl niemals
zur Geltung kommen, d. h. sie könnten dort ihren berech-
tigten Forderungen nie die rechte Geltung yerschaffen.
Man sollte doch bei der Erwägung einer solch einschnei-
denden Frage nie vergessen, daß es gerade der Verwal'-
tungsbeamte ist, der aus bestimmten Gründen im Tech-
niker seinen, ihm unangenehmen Konkurrenten sieht und
deshalb immer ein Interesse daran haben wird, den Inter-
essen der technischen Beamten entgegen zu arbeiten. Aus
diesen Gründen schon müßte die Behauptung, daß die
vollständige Ausschließung der technischen Beamten
aus den bestehenden Organisationen eine der ärgsten Ver-
sündigungen an der Standesbewegung der deutschen Tech-
niker ist, ihre Berechtigung bewiesen haben. Der D. T.-V.
hat darum recht getan, als er bei den Verschmelzungsver-
handlungen mit dem Bunde das Anerbieten, die technischen
Beamten auszuschalten, ablehnte. Hoffentlich geht der
Verband noch weiter und stellt der Gewerkschaft der tech-
nischen Privatbeamten des Bundes die Gewerkschaft
sämtlicher Techniker gegenüber.
Die weitere Behauptung des Bundes, daß mit den Mit-
gliedern des Verbandes gespielt werde, ist nicht recht
verständlich und zwar eben deshalb, weil, wenn auch' diese
Behauptung in bezug auf den Bund aufgestellt würde,
vielleicht jhre Berechtigung hätte.
Wenn die Bundesleitung noch jetzt mit dem Schlag-
wort ,, Parität", das in bezug auf den D. T.-V. längst ab-
getan ist, und von dem vielleicht berechtigterweise mie
die Rede sein konnte, krebsen geht, so muß dem entgegen-
gehalten werden, daß es doch dienlicher wäre, den organi-
sationsbedürftigen Technikern mit Tatsachen zu dienen,
die die Organisationen wirklich fördern, oder hält die
Bundesleitung die technischen Angestellten für so töricht,
daß diese sich in ihren Entschlüssen von Argumenten
leiten lassen, die aus Nichtbestehendem konstruiert werden?
Bei einer solchen Art von Agitation wird sich die Bundes-
leitung immer mehr zu einem Teil der Kraft entwickeln,
die das Böse will und das Gute schafft!
Und nun noch zu dem am Schlüsse des offiziellen
Teiles des Flugblattes stehenden Fettdruck: „Die Gewerk-
schaft ist die Freiheit!" Diese Worte unterstreichen auch
wir. Die Gewerkschaft als prinzipienfeste Organisation
im großen Wirtschaftskörper wird den Angestellten die
wirtschaftliche Freiheit bringen, sie soll aber auch dem
einzelnen Individuum die persönliche Freiheit den die
Organisationen leitenden Personen gegenüber wahren
und verhindern, daß die führenden Körperschaften sich
zu absoluten Monarchien ähnlich scheinenden Gebilden
auswachsen.
Der Bund behauptet schon immer eine solche Organi-
sation zu sein und die Beamten sind in der Oeffentlich-
keit nie des Lobes voll genug darüber, daß nur der Bund
allein die richtige, dem modernen Zeitalter entsprechende
Standesarbeit leistet. Wir wollen hoffen, daß diese Be-
hauptung noch einmal Tatsache wird. Solange, wie der
Bund die bekannte, der Technikerbewegung gegenüber
dezentralisierende Tätigkeit entfaltet, kann davon nicht
26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 2
die Rede sein. Dieses wird aber erreicht werden, wenn
die Führer des Bundes im gewerkschaftlichen Kampfe
ihrer Tätigkeit endlich die Worte Goethes zugrunde legen:
„Der Mensch, der recht zu wirken denkt,
muß auf das beste Werkzeug halten!"
Das sei: „Auch eine Antwort"!
A. W i 1 d e g a n s.
n AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die verschiedenen Arten der Versicherung
Man kann die große Reihe der verschiedenartigen Ver-
sicherungszweige, die sich im Lauf der Jahrhunderte heraus-
gebildet haben, in Personen- und Güterversicherungen
unterscheiden, zu denen drittens Vermögenswertversiclie-
rungen treten. Man denkt bei dieser Art der Einteilung
an die Objekte, an denen sich die Ereignisse, gegen die
Versicherung genommen wird, betätigen. Bei den Per-
sonenversicherungen besteht das Versicherung:gut in der
menschlichen körperlichen oder geistigen Kraft, also iit
Leben, Gesundheit, Erwerbsfähigkeit, Arbeitskraft usw.
Hierher gehört die Versicherung auf den Todesfall, bei
der die Hinterbliebenen des Versicherten nach dessen Tode
die Versicherungssumme ausgezahlt erhalten. Ferner die
Erlebensfall Versicherung. Bei ihr wird die Versicherungs-
summe fällig, wenn der Versicherte ein bestimmtes Le-
bensjahr, z. B. das 50., 55. oder 60. erreicht. DHttens
die gemischte Lebensversicherung. Ihre Eigenart besteht
darin, daß die Versicherungssumme fäl.ig wird, wenn der
Versicherte ein bestimmtes Alter erreicht, aber auch, wenn
er vorher stirbt. Außerdem sind hier zu nennen die Un-
fallversicherung, die Krankenversicherung, die Invaliditäts-
versicherung und die Arbeitslosenversicherung.
Die große Gruppe der Güterversicherungen umfaßt
eine lange Reihe verschiedener Versicherungszweige. Es.
mag genügen die Feuerversicherung, die Transport- und
Seeversicherung, die Maschinenversicherung, die Glasver-
sicherung, die Wasserleitungsschädenversicherung, die
Sturmschäden- und Hagelversicherung, die Viehversiche-
rung, die Einbruchdiebstahls- und Unterschlagungs-Ver-
sicherung hervorzuheben.
Die dritte Gruppe ist die der Vermögensvvertversiche-
rungen. Zu ihnen zählt die Haftpflichtversicherung, die
Kreditversicherung, die Auslosungsversicherung, die Hypo-
thekenversicherung u. a. m.
Nach der Form, unter der die Versicherung betrieben
wird, unterscheidet man die genossenschaftliche, gewerb-
liche und gemeinnützige Versicherung. Bei der genossen-
schaftlichen, die man in der Regel als Versicherung auf
Gegenseitigkeit bezeichnet, treten die Versicherten selbst
zu einer Gesellschaft zusammen. Allerdings wird oft mit
der Verwaltung ein Stab von Beamten, der Vorstand, Auf-
sichtsrat und die leitenden Direktoren, betraut. Der Ver-
sicherungsverein auf Gegenseitigkeit und die Berufs-
genossenschaften, wie man sie in der Arbeiter-
unfallversicherung findet, sind Beispiele einer solchen
Organisationsform.
Bei der gewerblichen Versicherung ist ein Unternehmer
vorhanden, der in der Absicht, hierdurch einen Gewinn
zu erzielen, eine Versichcrungsgemeinschaft ins Leben ruft.
Es kann sich hierbei um einen Einzeluntcrnehmer oder
um eine Gesellschaft handeln. Die wichtigste Organi-
sationsform der gewerblichen Versicherung ist die Aktien-
gesellschaft.
Bei der gemeinnützigen Versicherung steht ebenfalls
ein Unternehmer der Versichcrungsgemeinschaft gegen-
über, aber er schafft die Möglichkeit der Versicherung
nicht in der Absicht zu erwerben, sondern ohne diesen
iWunsch aus sozialen, ethischen usw. Motiven heraus.
Die Versicherung kann auf dem Grundsatze der Frei-
willigkeit beruhen, das ist z. B. bei der Lebens-, Feuer-,,
Haftpflicht- usw. Versicherung der Fall, oder sie kann
durch das Machtgebot des Staates als Zwangsversicherung
organisiert sein, wie dies die gesamte deutsche Arbeiter-
versicherung zeigt. Nach dem wirtschaftlichen Charakter
des Versicherungsunternehmers spricht man von privat-
wirtschaftlicher und öffentlichwirtschaftlicher Versicherung.
Bei der ersteren sind private Gesellschaften, entweder
Gegenseitigkeitsvereine oder Aktiengesellschaften, die
Unternehmer, bei letzterer treten der Staat oder die Ge-
meinde oder von diesen öffentlichrechtlichen Institutionen
mit der Durchführung der Versicherung betraute Organe
als Versicherungsunternehmer hervor. Als Beispiel für die
an erster Stelle genannte Art der Versicherung mag die
Lebensversicherung, für die zuletzt erwähnte die Feuer-
versicherung bei den Sozietäten in Preußen dienen.
Es ist oft und nicht selten mit Heftigkeit das Problem
erörtert worden, welche Form der Versicherung die beste
sei. Die Anhänger der Gegenseitigkeit sind gegen die Ver-
treter des Aktienprinzips, die Freunde der privatwirtschaft-
lichen Versicherung gegen die Befürworter einer allge-
meinen Verstaatlichung des gesamten Versicherungswesens
aufgetreten. Es ist nicht möglich, dies Problem für alle
Versicherungszweige und für alle Länder gleichzeitig lösen
zu wollen. Die Eigenart jeder Versicherungsbranche muß
ebenso sehr in Betracht gezogen werden, wie die Ver-
hältnisse in den einzelnen Staaten. Doch wird man sagen
können, daß volkswirtschaftlich in dem Nebeneinander-
bestehen der verschiedenen Organisationsformen der Ver-
sicherung der größte Vorteil zu erblicken ist.
BÜCHERSCHAU
(Sämlliche Werke sind durch die Buchiiandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Die Volkswirtschaftlichen Blätter (herausgegeben im Auf-
trage des Deutschen Volkswirtschaftlichen Verbandes von Dr_
H. E. Krueger-Berlin, Carl Heymanns Verlag, Berlin W. 8) ver-
öffentlichen soeben Heft 23. Aus dem Inhalt heben wir her-
vor: Dr. Hübener: Wissenschaftliche Pflichten des prak-
tischen Volkswirts bei der Jahresberichterstattung. Stok-
1 o s s a : Presse und Volkswirte. B e c h t o 1 d : Volkswirtschaft
und Sozialpolitik in den Gemeindeverwaltungen. Bankarchive,
Dr. Schönemann: Zur gärtnerischen Rechtsfrage. Die Um-
lagebeiträge der Preußischen Landwirtschaftskammern in den
Rechnungsjahren 1Q09/10 und 1910/1 L Literaturberichte:
Weber und Dr. Goehts: Verkehrsliteratur. Stoklossa:
Zeitungswesen. Dr. Schell wien: Wirtschafts- und Sozial-
politisches. Weidler: Reiseliteratur. Kurze Nachrichtea
über Berufs- und Standesfragen der praktischen Volkswirte: Ver-
sammlung der Redakteure und Mitarbeiter von genossenschaft-
lichen Blättern. Sprechsaal: Professorenpolitik. Aus den Or-
ganisationen: A. Deutschland. B. Ausland und Internationales.
Kongresse. Ausstellungen. Bildung. Zeitungs- und Zeitschrif-
tenwesen. Verschiedenes. Aus der Praxis für die Praxis. Sta-
tistik. PersönUches.
Die gewerblichen Einzelvorträge an der Handelshochschule-
Berlin, die gegen Ende des Winter- und zu Anfang des Sommer-
semesters von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin
veranstaltet wurden, haben in weiten Kreisen der Geschäftswelt
wie der Theoretiker so großen Anklang gefunden, daß auch
die Drucklegung der vierten Reihe dieser Vorträge beschlossen
wurde. Diese Veröffentlichung ist jetzt im Buchhandel erschienen
(Berlin, Verlag von Georg Reimer). Die Reihe wird eröffnet
durch den Vortrag des Herrn D. Sandmann, Mitglieds der
Handelskammer zu Berlin, über „Die Vorbereitung des ostasia-
tischen Marktes für die Ausdehnung unseres Exportes dorthin".
Dann folgen die Vorträge des Herrn Franz Bend ix, Direktors
der Ferdinand Bcndix Söhne - Aktiengeseilsbhaft für Holzbear-
beitung, über ,,Die Entwicklung, Art und Bedeutung der mo-
dernen Holzbearbeitungsindustrie", des Geh. Staatsrats a. D.
J. Budde, Direktors der Berliner Hypothekenbank, über „Die
wirtschaftliche Bedeutung der Gnmdstücks- und Hypotheken-
geschäfte" (als Fortsetzung seines \orjährigcn Vortrages, ab-
gedruckt in der 3. Reihe der ,, Gewerblichen Einzelvorträge"),
des Diplomingenieurs A. M. Goldschmidt über „Die Ent-
wicklung und Bedeutung der Kalzium-Karbid- und Stickstoff-
dünger-Industrie". Den Schluß bildet ein Vortrag \on Dr.
W. Waldschmidt, Direktor der Aktiengesellschaft Ludwig
Loewe & Co., über „Die Organisation einer modernen Werk-,
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
27
Zeugmaschinenfabrik". Einen besonderen Wert erhält die
Sammlung dadurch, daß der Bibiiothei<ar der Korporation der
Kaufmannschaft Dr. Reiche den einzelnen Vortrcägen Lite-
raturnachweise für weilere Studien beigegeben hat.
Westdeutscher Taschenkalender für Architekten und Ingenieure
für 1911. Preis 1 M. Selbstverlag des Technischen Ver-
eins Dortmund.
Bereits im 13. Jahrgang erscheint nun der vom Tech-
nischen Verein Dortmund herausgegebene Taschenkalender und
damit hat er am besten seine Vortreffhchkeit bewiesen. Es
ist aber auch nicht wegzuleugnen, daß der so rührige Verein
keine Mühe gescheut hat, um in dem Taschenbuch stets nur
das zu bringen, was gerade der in der Praxis stehende Tech-
niker braucht. Dieses Prinzip finden wir auch in dem Jahr-
gang für IQll vertreten. Wir können die Anschaffung des
Taschenbuches jedem Architekten und Ingenieur bestens emp-
fehlen. Dies um so mehr, als ja der Preis ein so niedriger ist.
le.
Soenneckens Notiz-Umlegkalender. „Sehr fatal, das habe
ich vergessen." Wer hätte das nicht schon oft gesagt und
noch häufiger gedacht. Das „ich hab's vergessen" fährt uns
urplötzlich mit einem Ruck durch die Glieder. Es macht sel'.en
froh, und wenn es gut geht, behält es einen tragikomischen
Beigeschmack. Es kann aber auch bitter ernst sein. Und bitter
ernst ist es vor allem für den, der Tag für Tag auf rechtzeitige
Erinnerungen a igewiesen ist, denn ein Versagen des Gedächt-
nisses rächt sich tausendfältig. Man hat deshalb auch vielerlei
erdacht, was das Gedächtnis erleichtern und rechtzeitig und
mit zwingender Gewalt an wichtige Dinge erinnern soll. Nichts
erfüllt diesen Zweck dankenswerter und besser als ein Notiz-
Umlegkalender der bekannten Firma F. Soennecken in
Bonn. Es gibt unzählige Geschäftsleute, Gelehrte und Be-
amte, die seit Jahrzehnten einen solchen — übrigens sehr
preiswerten — Kalender benutzen und die erst beruhigt auf-
atmen, nachdem sie eine besonders wichtige Sache diesem treu-
bewährten, hilfsbereiten Freund zur rechtzeitigen Mahnung an-
vertraut haben.
Deutsches Knabenbuch. Ein Jahrbuch der Unterhaltung, Be-
lehrung und Beschäftigung für unsere Knaben. 24. Jahrg.
410 Seiten mit vielen Hundert schwarzen und 14 farbigen
Bildern im Text sou'ie fünf feinen Einschaltaquarellen.
(K. Thienemanns Verlag, Stuttgart. Preis eleg. geb. 6,50 M.)
Der neue Band ist ein würdiger Nachfolger seiner 23 Vor-
gänger. Er bringt neben den sorgfältig ausgewählten Er-
zählungen der beliebtesten Jugendschriftsteller eine Reihe vor-
züglicher Aufsätze aus allen möglichen Gebieten des Wissens.
Graf Bernstorff setzt seine Schilderung des Lebens und des
Dienstes bei der Marine fort und zeigt den jungen Lesern
den ihnen längst wohlbekannten Heinz Wohlfahrt diesmal als
Wachtoffizier auf der „Nassau". Julius R. Haarhaus führt
uns durch ein deutsches Welthaus für naturwissenschaftliche
Präparate und Lehrmittel. Oberstudienrat Prof. Dr. Kurt Lam-
precht plaudert über den Schmuck unserer neuen Landsleute
in der Südsee, und Dr. A. Gosche macht uns an der Hand
köstlicher Originalwerke mit dem Leben und Wirken Daniel
Chodowieckis bekannt. Prof. A. Schwarz behandelt das neuer-
dings so wichtig gewordene Thema „Die künstliche Kälte und
ihre Verwendung", O. F. Hoppe gibt einen Bericht über die
lenkbaren Luftschiffe im Jahre IQIO, und während wir mit
Prof. Dr. K. Weule die Eingeborenen Dcutsch-Ostafrikas be-
suchen, führt uns Dr. A. Stolberg in die Regionen des ewigen
Eises, in das Reich der Eskimos. Von den naturwissenschaft-
lichen Beiträgen sei nur einer hervorgehoben: Th. H. Pantenius'
Aufsatz über die Singvögel unseres Gartens, dessen farbige
Illustrationen wahre Meisterwerke der Reproduktionstechnik sind.
H :: :: :: H H BRIEFKASTEN :: H :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegl und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des binsenders sind
W 0 Ii n u n g und Mitgliednummer liinzuzuf (igen. Anfr:igen nacli Bezu'^s-
qucllen und Bücfiern werden unp.irteiisch und nur sthriftlicli erteilt. tiine
Rücksendung dir Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtae; für Einsen-
djngeii ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor f^rscheinen des Heftes
in dem die Frage ersclieinen soll. l^ine Verbindlictikeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Kragen und Antworten lehnt die Schrift-
Icilung nachdrücklich ab. Die zur hrläuterung der Fragen notvrcndigen Druck-
stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
rra^en
Frage 6. Wie kann man kleine Stahlfedern, welche zur
Fabrikation von Kondenswasserableitern verwendet werden, vor
dem Verrosten schützen? Die Federn dürfen, nachdem sie
gepreßt und gehärtet sind, nicht mehr erwärmt werden. Das
Stahlblech ist 0,5 mm stark. .
Frage 7. Einer Bedachungsfirma wurden s. Zt. drei größere
Pappdächer in Auftrag gegeben. Nach dem Begleich der Rech-
nung stellte sich eine Maßdifferenz zwischen den tatsächlich
ausgefüiirten und den in Rechnung gesle!ken Arbcilen im Werte
\on etwa 22 M heraus. Die Rückzahlung dieser Summe ver-
weigert nun die Bedachungsfirma, unter Berufung auf den Vor-
druck ihrer Rechnungen: „Reklamationen werden nur innerhalb
acht Tagen berücksichtigt". Nach meiner Ansicht können aber
derartige Rechnungen von jenem Vordruck nicht berührt werden.
Hat ein Kollege schon Erfahrungen in dieser Beziehung gemacht?
Frage 8. Ein Eisenbetonbehälter soll zur Aufnahme von
Petroleum dienen. Es wird beabsichtigt, diesen mit Glasplatten
zu bekleiden, um ihn vor der zerstörenden Wirkung des Pe-
troleums zu schützen. Ist dies empfehlenswert, und welcher
Kitt zum Ausfugen der Platten würde sich widerstandsfähig
erweisen ?
Antworten
Zur Frage 454 (Heft 50/1910). Rostschutz für die eiserne
Dachkonstruktion einer Färberei. Die eiserne Dachkonstruktion
eines Färberei-Gebäudes für Baumwollgarne kann dadurch vor
Zerstörung geschützt werden, daß sie mit einem Zementputz
ummantelt wird. Die einzelnen Stäbe werden entweder mit
Draht umspannt und beworfen, oder die Binder werden durch
zwei glatte Rabi,tzwände vollständig eingehüllt. Ich habe im
vergangenen Jahre zahlreiche Versuche angestellt, um einen
Anstrich ausfindig zu machen, der den Färbereidämpfen wider-
steht, und mich deshalb mit bekannten chemischen Fabriken
in Verbindung gesetzt, die sich speziell mit derartigen Rostschutz-
anstrichen befassen; zu einem günstigen Resultat kam ich
aber dabei nicht. Während einige bereits in sechs Wochen die
Rostbildungi des Eisens zuheßen, wurden andere erst in einem
Vierteljahr angegriffen, die besten Farben hielten zirka Jahr
stand, dann bröckelten sie aber ebenfalls ab resp. weichten auf.
Falls sich bei dein in Frage stehet den Dach eine Ummantelung
nicht mehr lohnen sollte, empfehle ich Ihnen, dasselbe ab-
zubrechen und ein neues zu errichten, unter Berücksichtigung
nachstehender Grundsätze, die sich bei zahlreichen Ausführungen
bestens bewährt haben:
Als Bindersystem wird ein vollwandiger Bogenbinder, sog.
Bockbinder, aus I- oder zwei □ -Eisen gewählt, der leicht
ummantelt werden kann; ebenso vorteilhaft ist auch eine Steif-
rahmenkonstruktion, bei der sich gerade Dachflächen ergeben.
Die Beanspruchung des Zugbandes wird höchstens zu 600 kg
angenoiTimen, so daß sich der Querschnitt mit der Zeit ohne
Gefahr etwas verringern kann. Es genügt dann ein von Zeit
zu Zeit zu erneuernder Anstrich mit Zementmilch.
Werden als Bedachung Ziegel gewählt, so sind die Pfetten,
Sparren und Latten mit Karbolineum zu tränken, besser ist
jedoch die Verwendung von Bimsbeton mit Pappe, der zwischen
eiserne Pfetten gestampft wird. Der untere Flansch dieser
Pfetten wird ummantelt. Sind zur Belichtung Oberlichte vor-
gesehen, so wählt man am vorteilhaftesten kittlose Sprossen,
die jedoch sehr gut verzinkt sein müssen.
Zur weiteren Auskunft bin ich evtl. gern bereit. Adresse
durch die Schriftleitung. L bj.
Zur Frage 462 (Heft 50/1910). Apparate zum Dichten
der Balkontür-Fugen. Die Regentwerke Küppers & Schlüter in
Dortmund, Andreasstr. 4/6, verfertigen für diesen Zweck einen
patentierten Apparat, „Absolut" genannt. Sobald die Tür ge-
öffnet wird, ist der Apparat hoch, schleift also niemals, ver-
bessert dabei gleichzeitig den durch mangelhaften Fitschen-
anschlag zuweilen recht schlechten Türschluß und dichtet bei
geschlossener Tür den Spalt vollständig luftdicht ab.
M.-Nr. 16 694.
Zur Frage 468 (Heft 51/1910). Ventilations-Kachelofen.
In die Feuerung des Ofens, der im übrigen genau wie ein
gewöhnlicher Kachelofen gebaut wird, ist ein knieförmiges
eisernes Heizrohr eingesetzt, dessen unteres Ende mit der Frisch-
luftzuführung verbunden und dessen oberes frei in das Zimmer
mündet. Die einströmende Außenluft wird sofort erwärmt und
als Warmluftstrom von 80 bis 100" C weit in das Zimmer
i^epreßt. Die Wärmeabgabe erfolgt bereits 10 bis 15 Minuten
nach Beginn des Anheizens und ist ebenso andauernd wie beim
gewöhnlichen Kachelofen. Die Oefen werden in der Provinz
Posen viel für Schulbauten verwendet. Die Firma Karl Ritter
in Buck (Posen) wird Ihnen die Bezugsquelle des Einsatzes
angeben können. B e r 1 a u e r , Mitgl.-Nr. 24 480.
Zur Frage 469 (Heft 51/1910). Betonpfosten für Staketen-
zäune. I. Wenden Sie sich an den Patentinhaber, Ingenieur
Grähe, Formenbauanstalt in Pankow-Berlin. Die Firma fertigt
diese verstellbaren Formen als Spezialität. Die Pfosten finden,
soweit mir bekannt ist, in der Provinz wegen ihrer leichten und
billigen Herstellungsweise sehr guten Absatz. Eine Veröffent-
28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 2
lichung dieses Systems dürfte in der Fachschrift: Kunststein-
Industrie, Neustadt (Schles.) zu finden sein. In neuerer Zeit
fertigt auch die Maschinenfabrik Wolff & Co. in Guben diese
Formen an. Kallert, M.-Nr. 44 549.
II. Wenden Sie sich wegen Herstellung von Betonpfosteri
zu Staketenzäunen an die Leisniger Zementwaren-Industrie,
Leisnig i. Sa.
Zur Frage 4. Genehmigiingspflicht bei der Nutzbar-
machung von Wasserkräften. Die Nutzbarmachung einer
Wasserkraft zu industriellen Zwecken ist nach § 17 f. der Reichs-
gewerbeordnung in Verbindung mit §§ 23, 33 des Sächs. Wasser^,
gesetzes genehmigungspflichtig. Der Oenehmigungsantrag ist
in Städten mit revid. Städteordnung beim Stadtrat, in allen
übrigen Fällen bei der zuständigen Amtshauptmannschaft an-
zubringen. Dem Antrage sind die nach der Gewerbeordnung
vorgeschriebenen zeichnerischen und beschreibenden Unterlagen
beizufügen. Weitere Vorschriften über die Beschaffenheit der
bezeichnete.! Unterlagen gibt § 8 de;- Aiisf,-Vdg. zum Wasser-
gesetz. Allen Entscheidungen geht die Entschließung des
Wasseramts voraus.
Zweifellos haben die Besitzer der vom Bache berührten'
Grundstücke ein Vorrecht an der gesetzlich erlaubten Wasser-
benutzung. Diese Benutzung kann ihnen zugunsten einer pri-
vaten industriellen Benutzung nicht so ohne weiteres entzogen
werden. Eine Entschädigung- rechtmäßiger Wassernutzungen
würde in allen Fällen nötig sein, Zwangsenteignung kommt nur'
bei hervorragendem öffentlichen oder Allgemeininteressen in
Frage. Im vorliegenden Falle würden nur gütliche Verein-
barungen auf Grund entsprechender Entschädigungen einen Er-
folg versprechen. Die Höhe der Entschädigungen richtet sich
nach dem Kapitalwerte der künftig wegfallenden Vorteile und
nach dem persönlichen Geschick dessen, der mit den bisherigen
Nutznießern zu unterhandeln hat. B.
Mitteilungen aus dem Verbände
Bekan ntm ach u ng.
Den Mitgliedern unserer Bezirksverwaltung teilen wir hierdurch mit, daß seitens des Sozialen
Ausschusses von Vereinen technischer Privatangestellten, dem auch unser Verband angeschlossen ist, ar:
Freitai, d. \l Jan. 1SI1, Mi. D!ir, ifl Serliii, Neue PliillariDOiiie, KöpeDicker Sir. 96
eine Kundgebung zu Gunsten eines besseren Rechtes der technischen Angestellten veranstaltet wird.
In dieser Versammlung wird Herr Redakteur Schubert das Referat zu dem Thema halten.
Wir erwarten, daß sich unsere Mitglieder vollzählig und pünktlich an dieser Kundgebung beteiligen.
Bezirksverwaltung Brandenburg.
die
sein müsbin.
beschriebenen BLiltcrn
suszufüllen : Vrs.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiccIerhoU darauf aiifmcrks-iin, daß Anzeigen und Mitteilungen fiici
,,U. 1 . Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau,
" Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite'
cingcrciclit werden. Bei jeder liinsendun;» ist am Kopfes
Vorsitzender, V. u. O. = Vcrsainmlun^siag und Ort;;
Br. A. = Biiifaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlicliung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gera
zur Verfügung.
Landesverwaltungen. -
Elsaß-Lothringen. Landesverwaltung des D. T.-V.
/. u. O. : Metz. Br.-A. : E. Mühlenkatup, Montigny b. Metz,
Seminarstr. 24. Am 22. Januar findet in Colmar i. E. der
4. Landestag statt. Das Programm ist folgendes: Sonn-
abend, 21. Januar, von 5 bis 8V2 Uhr, Sitzung des erweiterten
Vorstandes im Restaurant Salmen. Sonntag, 22. Januar, vot^
8 bis 12 Uhr, Fortsetzung der Sitzung des erweiterten Vor-^'
Standes. Von 12 bis 2V2 Uhr Mittagspause. Um 2V2 Uhr
Vortrag eines Verbandsbeamten im großen Kaufhaussaale. Von,
31/2 Uhr ab Landesversammlung. Tagesordnung hierfür: 1. Re-
ferat des Herrn G r o ß m a n n - Straßburg über: „Das tech-
nische Schulwesen im Reich und R e i c h s 1 a n d e''.
2. Referat des Herrn Mühlenkamp - Metz über: ,,D i e ge-
meinsame Organisierung der technischen Be-
amten und Privatangestellten im D. T.-V.". 3. Be-
richt über den 20. Verbandstag. 4. Bericht über die Gesamt-
vorstandssitzung am 8. Januar 1911 in Sondershausen. 5. Ge-
schäfts- und Kassenbericht. 6. Entlastung des Vorstandes.
7. Beschlußfassung über die gestellten Anträge. 8. Wahl von^
zwei Kassenprüfern. 9. Desgl. der Gruppenvertreter in die
Landesausschüsse. 10. Desgl. des Vorortes Metz der Landcs-
verwaltung bis zum 1. Januar 1914. 11. Desgl. des Vorsitzenden
rler Landesverwaltung. 12. Desgl. des Ortes für die Abhaltung
des 5. Landestages. 13. Desgl. eines Ersatzmannes für das
Gesamtvorstandsmitglied des Verbani'es. 14. Stellungnahme der
Landesverwaltung zur Haltung der Verbandsleitung in der Ver-
schmel/ungsfrage mit dem B. t.-i. B. 15. Geschäftliches. W ir
bitten die Vereine und Einzelmitglieder, sich an der 4. Tagung
unserer Landesverwaltung recht zahlreich zu beteiligen und Herrn
Masch. -Techn. G. Howald in Colmar, Blumengasse 6, die Teil-
nehmerzahl bis spätestens den 18. Januar mitzuteilen.
Wiirttemberg. LandesverwaltungdesD. T.-V. Vrs. :
H. Glaenz, Stuttgart, Heusteigstr. 78. Die 14. Landesversamm-
lung findet am Sonntag, 15. Januar 1911, statt im Hotel Kon-
kordia, Cannstatt. Tageseinteilung: 10 Uhr Sitzung des Gesamt-
vorstandes. 121/2 Uhr gemeinsames Mittagessen. 2}! 2 Uhr
Landessitzung. Tagesordnung: 1. Geschäfts- und Kassen-
bericht. 2. Bekanntgabe der Beschlüsse des Gesamtvoistandes.
3. Neuwahl des Landesvorstandes. 4. Referate über die neue
Verbandsverfassung, die Konkurrenzklausel, die Krankenkasse.
5. Wahl des Ortes für die nächste Landesversammlung. 6. Ver-
schiedenes. 5 Uhr: Zwanglose Familienunterhaltung im Hotel
Konkordia. Anmeldungen zum Mittagessen sind bis Freitag,
13. Januar, erbeten an Herrn Ing. Weber, Cannstatt, Rosenau-
straße 42. Evtl. Anträge sind bis zum 10. Januar einzusenden.
Wir bitten um recht zahlreiche Beteiligung unserer Einzel- und
Vereinsmitglieder.
Dt'zirlisverwaltungen
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Sonnenstr. 8. Briefe an
den 1. Vors. Infolge eines unvorhergesehenen Zwischenfalles
sind wir genötigt, den für den 9. Januar angekündigten Vortrag
des Herrn Dr. Günther über: ,,Sozialstatistische
Grundlagen der Sozialpolitik" auf AAittwoch,
11. Januar, zu verlegen. Der Vortrag wird ebenfalls im
Saale des Handwerker-Vereinshauses stattfinden und um S'/o Uhr
beginnen. In Anbetracht des sehr interessanten Themas bitten
wir um rege Beteiligung der Mitglieder mit werten Angehörigen.
Anträge für unsere Mitte Februar stattfindende Jahrcs-Haupt-
versammlung bitten wir baldigst einzureichen.
Hamburg-Altona. Soiuitag, 22. Januar 1911, nachinittagti
2V2 Uhr, im kleinen Saale der Neustädter Gesellschaftssäle,
Valentinskamp 40 : B e z i r k s v e r s a m ni 1 u n g. Tagcsordn. :
I. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Jahresbericht. 3. Bericht
des Kassierers und der Kassenprüfer. 4. Bericht der Kommis-
sionen. 5. Vorstandswahl: a) Neuwahl des 1. Vorsitzenden,
b) Ersatzwahl des 1. Schriftführers, c) Neuwahl des 2. Schrift-
führers, d) Neuwahl des 2. Kassierers, e) Wahl des Vertreters
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
29
des Gesamtvorstandsmitgliedes, f) Wahl der Kassenprüfer,
g) Wahl des Vertreters der Einzelmitglieder in den Vorstand
der Bezirksverwaltung. 6. Antrag des Vorstandes: Die Wahl
der Kommissionen findet jährlich statt. 7. Wahl der Kommis-
sionen: a) Sozialpolitische Kommission, b) Pressekommission,
c) Exkursionskommission. 8. Geschäftsstelle und Stellenvermitt-
lung. 9. Wahl einer Kommission zur Beratung der Satzungen.
10. Antrag des Vorstandes: Aenderung des § 7 der Bezirks-
satzungen wie folgt: „Die Entsendung von Vertretern zum
Verbandstage geschieht von der Bezirksverwaltung. Die Wahl
derselben erfolgt in der, dem Verbandstage voraufgehenden Be-
zirksversammlung oder in Ermangelung einer solchen durch
den Bezirksvorstand. Zur Bestreitung der Spesen für die Ver-
treter zum Verbandstage sind pro Mitglied und Jahr 0,25 M
zurückzustellen. Wünscht ein Verein sich selbständig vertreten
zu lassen, so hat er die Kosten selbst zu tragen." 11. Antrag
des Vorstandes: „Alle in unserem Bezirk vorkommenden Klagen
mit Rechtsschutz des Verbandes sind einem noch zu bestimmen-
den Rechtsanwalt zu übergeben, der sich in entgegenkommender
Weise bereit erklärt, sozialpolitische Vorträge zu halten." (Ver-
gleiche Rundschreiben der Verbandsleitung.) 12. Verschiedenes.
Um zahlreichen und pünktlichen Besuch wird gebeten.
Bezirksverwaltung an der Unterelbe (Nord-Hannover J. Vrs'. ;
W. Haarstrich. V. u. O.: Buxtehude am 15. Januar 1911. Br.-A.:
W. Haarstrich, Harburg, Marienstr. 19. Unser 35. Bezirks-
tag findet am 15. Januar 1911 in Buxtehude im Bahnhofshotel,
Bahnhofstraße, statt. Tageseinteilung: 12 bis 2 Uhr: Sitzung
des Gesamtvorstandes. 4 bis 6^/2 Uhr: Bezirkssitzung. Tages-
ordnung: 1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Bericht des
Kassenrevisionsvereins. 4. Bericht über die Gesamtvorstands-
Sitzung. 5. Neuwahl des Bezirksvorstandes. 6. Neuwahl des Vor-
ortes. 7. Beratung (der neuen Satzungen. 8. Vortrag: Die
Bestrebungen des Deutschen T e c h n i k e r - V e r -
b a n d e s. 9. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf die äußerst
wichtige Tagesordnung, sowie die Anwesenheit des Lehrerkolle-
giums und der Schüler der Kgl. Baugewerkschule zu Buxtehude,
bitten wir unsere Vereins- und Einzelmitglieder, recht zahlreich
erscheinen zu wollen.
Oberschlesien. Der für Beuthen, O.-S., für den 16. Januar
in Aussicht gestellte Agitationsvortrag findet nicht statt. Vom
3. bis 6. Februar werden durch unseren Verbandsbeamten Herrn
Architekt Kaufmann in Oberschlesien vier Vorträge ab-
gehalten. Ort und Thema der Vorträge werden noch näher
bekannt gegeben.
Rheinland. Die nächste Sitzung des geschäftsführenden Vor-
standes findet am Samstag, 14. Januar, abends 8V2 Uhr, im
„Rheingold", Köln-Leystapel, statt. Tagesordnung: 1. Bericht
über die letzte Gesamtvorstandssitzung. 2. Kassenabschluß 1910.
Das Erscheinen sämtlicher Vorstandsmitglieder ist erforderlich.
Saargegend. Am Sonntag, 15. Januar 1911, nachmittags
3 Uhr, findet zu Saarbrücken 1 im kleinen Saale der Tonhalle
der nächste Bezirkstag statt. Tagesordnung: 1. Verlesung
des Sitzungsberichtes. 2. Bericht über die letzte Sitzung des
Oesamtverbandsvorstandes am 8. Januar 1911 in Sondershausen.
3. Bericht der Kassenprüfer und Entlastung des Vorstandes.
4. Beratung der eingegangenen Anträge. (Anträge zum Bezirks-
tage sind bis spätestens Mittwoch, 11. Januar 1911, an den Vor-
sitzenden, Herrn Ing. W. Feien, Saarbrücken 1, Feldmannstr. 40,
einzureichen.) 5. Vorstandswahl. 6. Wahl des Vertreters der
Bezirksverwaltung zum Gesamtverbandsvorstand. 7. Wahl des
Vorortes. 8. Verschiedenes. Die Herren Einzelmitglieder
wählen auf diesem Bezirkstage ihre Vertreter. Die überaus
große Wichtigkeit der Tagesordnung bedingt unter allen Um-
ständen das pünktliche und vollzählige Erscheinen sämdicher
Kollegen.
Sachsen - Anhalt. Br.-A. : A. Uebe, Magdeburg, Nacht-
weidestraße 20 a. Unser Frühjahrs-Bezirkstag findet
am Sonntag, 19. Februar, in Magdeburg statt. Wir bitten,
etwaige Anträge bis spätestens 17. Januar 1911 an die obige
Briefadresse einzusenden.
Westpreußen. (Danzig.) Einladung. Der nächste Be-
zirkstag findet am Sonntag den 15. Januar 1911 in Danzig
statt. Programm: 10 Uhr vorm. Sitzung des Gesamtvorstandes
mit beschränkter Oeffentlichkeit für Verbandsmitglieder (Aus-
weis Mitgliedskarte) im „Hohenzollern", Langenmarkt.
Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht. 2. Kassenbericht. 3. Be-
richt des Stellenvermittlers. 4. Ausblick nach innen und außen.
5. Anträge: a) (T.-V. Marienburg) betr. Streitigkeiten zwischen
D. T.-V. und B. t.-i. B.; b) (Geschäftsführ. Bez.-Vorstand) betr.
Umlage für das Erholungsheim. 6. Kostenvoranschlag für 1911.
7. Verschiedenes, 8. Neuwahl des Vorstandes. Um 12 Uhr
Bezirksversammlung für die Mitglieder im Hohenzollern mit
folgender Tagesordnung: 1. Genehmigung des Protokolls der
Vorstandssitzung. 2. Moderne Organisationsfragen (Referent
Herr Heinrich Kaufmann - Beriin). 3. Techniker und
Politik. 4, Verschiedenes. Um 2 Uhr: Gemeinschaftliches Mit-
tagessen im Hohenzollern (Gedeck 1,50 M, Anmeldungen bis
13. Januar an Architekt Klons, Danzig-Lang/uhr, Hennersdorfer
Weg 8 erbeten). Um 8 Uhr Vortragsabend mit Damen im
Gewerbehaus, Heil. Geistgasse 82: .,Die Elektrizität in
der Hauswirtschaft". Vorfünrung von Apparaten und
Lichtbildern durch Herrn Ingenieur Wedel, Danzig. Zum
Vortragsabend wird um Einführung von Gästen gebeten. —
Die Vertretung der E i n z e 1 m i t g 1 i e d e r auf dem
Bezirkstage ist noch nicht geregelt. Diejenigen
Einzelmitglieder, die diesem Gegenstande Interesse entgegen-
bringen, wollen sich umgehend an den Vorsitzenden, Architekt
Klohs, Danzig-Langfuhr, Hennersdorfer Weg 8, wenden.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Bei der am 6. Der.
vorgenommenen Vorstandswahl wurden gewählt: als 1. Vor-
sitzender Herr Kollege Ernst Hesse, Architekt; als 2. Vor-
sitzender Herr Kollege Fritz Wolff, Ingenieur; als 1. Schrift-
führer Herr Kollege F. J. Gatzweiler, Bauassistent; als 2. Schrift-
führer Herr Koll. Wilh. Christ, Tiefbautechniker; als Kassierer
Herr Kollege M. Kemmerich, Architekt; als Bücherwart Herr
Kollege Hans Fechner, Betriebsleiter; als Beisitzer (zugleich
Obmann für die Stellenvermittelung und Auskunftei) Herr Kollege
Franz Roß. Am gleichen Abend wurde nach einem Referate
des Bezirksvorsitzenden, Herrn Koll. Schreier Mülheim, die auf
dem Verbandstage beschlossene Gruppenbildung in Gemein-
schaft mit dem Technischen Verein Eschweiler vorgenommen.
Als Vorsitzender wurde gewählt: für die Gruppe A Bautechniker
Herr Kollege Steiner, Aachen, für die Gruppe. B Maschinen-
techniker Herr Kollege A. Johnen, Aachen. Die Gruppen C
und D wurden vorläufig zu einer Gruppe zusammengefaßt, weil
nur ein Mitglied der Gruppe C anwesend war. Mit dem Vorsitz
wurde provisorisch Herr Kollege Gatzweiler betraut. — Am
Samstag, 7. Januar, abends Punkt 8^/4 Uhr, findet im „Beriiner
Hof" unsere erste diesjährige Sitzung statt mit folgender Tages-
ordnung: 1. Verlesung des Protokolls der letzten Versammlung.
2. Bekanntgabe von Neueingängen. 3. Erstattung des Berichts
über das abgelaufene Geschäftsjahr. 4. Erstattung des Kassen-
berichts über das abgelaufene Geschäftsjahr, daran anschließend
Bericht der Revisoren. 5. Verschiedenes. Wir machen heute
schon darauf aufmerksam, daß am nächsten Vereinsabend wie-
derum ein Vortrag stattfinden wird, für welchen Herr Kollege
Lenz, der Leiter der Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen,
zugesagt hat.
Bromberg. Technische Vereinigung. Versamm-
lungen finden an dem 1. Donnerstag der ersten und zweiten
Hälfte jeden Monats im Dickmann'schen Lokale, Wilhelmstraße,
statt. Briefadresse: Theod. Voß, Ingenieur, Bromberg, Ber-
hner Straße 12 b.
Coblenz. Technischer Verein. In der Hauptver-
sammlung am 6. Dezember fand Neuwahl des Vorstandes,
Rechnungslegung und Bekanntgabe des Jahresberichtes statt.
Nach dem Berichte wurde der Verein am 22. Juni 1910 von
12 hiesigen Herren gegründet und mit der ersten Hauptversamm-
lung, am 7. Juli die Vereinstätigkeit aufgenommen. Seit der
Gründung fanden sechs Hauptversammlungen und eine außer-
ordentliche Versammlung statt. Zur Hebung der Geselligkeit
wurden drei gemeinschaftliche Ausflüge mit Damen in die herr-
liche Umgebung von Coblenz unternommen. Eine Besichtigung
der interessanten Erzeugung von Tonwaren in Grenzhausen auf
dem Westerwalde fand allgemeinen Anklang. Weitere Besich-
tigungen industrieller Anlagen sind für die nächste Zeit in Aus-
sicht genommen. Mit dem Thema „Pflicht zur Organisation"
hielt Herr Redakteur Schubert, Berlin, einen Agitationsvortrag,
der zur Anmeldung von fünf neuen Mitgliedern beitrug, so daß
die Mitgliederzahl zurzeit 28 beträgt. Der erfreuliche Rückblick
auf die zwar kurze, aber rege Vereinstätigkeit erweckt berech-
tigte Hoffnungen auf das weitere Blühen und Gedeihen des
Vereins. Der neugewählte Vorstand setzt sich aus folgenden
Herren zusammen: 1. Vors.: Fr. Müller; 2. Vors.: H Ströder;
1. Schriftf.: H. Dany; 2. Schriftf.: P. Ledosquet; 1. Kass.:
W. Knöpf el; 2. Kass.: K. Lange; Beisitzer: Klaas van Dyk.
Vereinslokal: Hotel ,,Rizza", gegenüber der städt. Festhalle.
Vereinsabende: Am 1. Dienstag im Monat Hauptversammlung,
an den übrigen Dienstagen zwanglose Zusammenkunft.
Deuben. Techn. Verein „Plauenscher Grund".
Die Jahres-Hauptversammlung findet Sonnabend, 14. Januar 1911,
abends 8 Uhr, im Ratskeller zu Deuben statt. Bekanntgabe
fier Tagesordnung erfolgt durch Einladung. Das Erscheinen
aller Mitglieder ist dringend erwünscht.
Eisenach. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
W. Kirchhof, Bauamtsassistent, Weststr. 5. V. u. O. : Jeden
30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 2
Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats, abends 8V2 Uhr,
im Hotel Thüringer Hof, Karisplatz. Sonnabend, 7. Januar,
Hauptversammiung. Tagesordnung: Eingänge. Protokolle.
Jahresbericht. Kassenbericht. Entlastung des Vorstandes. Weih-
nachtsfeier 8. Januar im Waldhaus. Vortrag des KoU. Ruppert
über Heizungsanlagen.
Frankfurt a. AI. T e c h n i s c h e r K 1 u b. Der Technische
Klub Frankfurt a. M. veranstaltete am Freitag, 16. Dez., eine
öffentliche Versammlung, in der Herr Lenz, Dortmund, einen
Vortrag über das Thema: „Zweck und Ziele des Deutschen
Techniker-Verbandes auf Grund der Stuttgarter Verbands-
beschlüsse" hielt. Ein vollbesetztes Haus zeigte, welches Inter-
esse man diesem Thema, speziell auch seitens des B. t,-i. B.,
entgegenbrachte. Der Redner referierte wie folgt: Die Stutt-
garter Verbandsbeschlüsse hätten nicht eine Wesensänderung
zu bezwecken gehabt. Die Ziele des Deutschen Techniker-Ver-
bandes seien durch 26 Jahre hindurch unverrückbar dieselben ge-
blieben, die Förderung, die Hebung des deutschen Techniker-
standes, und durch die Wahrung der Standesinteressen schließlich
den Weg ausfindig zu machen, der am besten zum Ziele führen
würde. Der Verband habe diese schwierige Aufgabe unter
Aufrechterhaltung seiner bewährten Organisationsprinzipien und
seiner Tradition bisher gelöst. Die Cjehässigkeit, mit der der
B. t.-i. B. den Grundprinzipien des D. T.-V. entgegenarbeitet,
bedeutet weiter nichts, als eine größere Mitgliedsziffer zu er-
reichen. Wenn der Verband für die Rechte der technischen
Angestellten eintrete, so wäre damit eine durchaus im Sinne
der gewerkschaftlichen Standesarbeit liegende Betäti-
gung des D. T.-V. festgelegt. Wo es sich um prinzipielle Fragen
handle, wie in Kiel usw., habe der Verband zur Genüge bewiesen,
daß er jederzeit auf dem Plane sei, wenn es gelte, die Inter-
essen der Angestellten zu vertreten; sich aber durch solche
einzelne Fälle in eine grundsätzliche und unterschiedslose Oppo-
sition zum Unternehmertum drängen zu wollen, das halte er
nicht für fortschrittlich. Nach wie vor sei der D. T.-V. bestrebt,
eine Ueberbrückung und nicht Vertiefung der sozialen Kluft
herbeizuführen, wo es sich um praktisch Mögliches und Erreich-
bares handele. Als bei den Verhnndlungen im Vorjahre schon
Aussicht bestand, daß eine Einigung der beiden Verbände erzielt
werden könne, da trat man an deu D. T.-V. mit der Forderung
heran, Staats- und Gemeindebeamte aus dem Verband aus-
zuschließen, und von dem Augenblick an hat sich der D. T.-V.
veranlaßt gesehen, die Verhandlungen abzubrechen, ein Beweis
dafür, daß er Wert darauf ilege, daß die Interessen der in
öffentlichen Dienststellen befindlichen Beamten in einer großen
Organisation mitvertreten werden, und allen ist ja bekannt, daß'
aus gleichen Gründen ähnliche Verhandlungen scheiterten. Die
Forderung, daß die technische Arbeit in ihrer inneren Bedeutung
erkannt und gewertet werde durch entsprechende Berücksich-
tigung in der Gesetzgebung, durch Berücksichtigung unserer
Vertreter in den Verwaltungskörperschaften, das wären Aufgaben,
die der Verband übernommen habe und die sehr wichtig seien.
Zum Schluß richtete der Redner an die Anwesenden den Appell,
sich dem D. T.-V. anzuschließen. Im D. T.-V. fänden sie die
Organisation, die sich das Ziel gesteckt habe, die deutsche
Technikerschaft zur Hebung ihres Standes aneinanderzugliedern,
für den technischen Angestellten einzutreten, wo es gelte, seine
materiellen und ideellen Interessen zu schützen und zu vertreten.
Dem Vortrag folgte eine zweistündige Diskussion, in der der
'B. t.-i. B. durch Herrn Flügger, sowie durch den Vorsitzenden
des Ortsausschusses, Herrn Mayer, den D. T.-V. aufs heftigste
bekämpfte. Diese Vorwürfe wurden durch die Herren L ö s e r ,
Gehrig, Amende und zum Schluß durch den Verbands-
redner aufs beste widerlegt. Es wurde den Bundesrednern an
Hand verschiedener Beispiele nachgewiesen, daß die Bundes-
leitung dem Kampf gegen den D. T.-V. zu Liebe die Interessen
der deutschen Technikerschaft vernachlässigt. Die sonst noch
vorgebrachten Entstellungen Unrichtigkeiten und persönlichen
Angriffe waren wirkungslos, da denselben auf Grund der Tat-
sachen sofort entgegenget; eten werden konnte. Besonders kenn-
zeichnete noch der Referent, Herr Lenz, die skrupellose Agi-
tation des Bundes, welcher sich erdreistete, sein Flugblatt „Los-
vom Verbände" vor dem Versammlungslokal verteilen zu lassen.
Graudenz. Vereinigung Grau d enzer Techniker.
Br.-A.: Bruno Jochade, Stadtbauführer, Kasernenstr. 1 B II. V. u.
O. : Jeden Dienstag nach dem 1. und 15. jeden Monats,
abends 8V2 Uhr, im Zentral-Hotel, Getreidemarkt. Gäste, ins-
besondere dem Verbände noch fernstehende Kollegen, sind zu
unseren Sitzungen stets willkommen.
Hildesluirn. Technischer Verein. Die nächste
Hauptversammlung findet Sonnabend, 14. Januar, präzise 9 Uhr,
im Vereinslokal statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mit-
teilungen. 2. Mitgliederaufnahme. 3. Vortrag des Herrn Koll.
Opitz: „Die Funkentelegraphie und ihre An-
wendung in der Armee". 4. Verschiedenes. Im Hin-
blick auf das interessante Vortragsthema wird das Erscheinen
aller Mitglieder erwartet. Gäste sind willkommen. Wir teilen
unseren Mitgliedern ferner noch mit, daß in der letzten Haupt-
versammlung auf Antrag des Vorstandes beschlossen ist, ab
1. Januar 1911, von welchem Zeitpunkte ab der auf 18 M er-
höhte Verbandsbeitrag .erhoben wird, den Vereinsbeitrag von
6 M auf 4 M herabzusetzen.
Hirschberg und Umgegend. Techniker-Verein.
Quittung. Für die Hinterbliebenen des Mitgliedes Nr. 49 726
sind beim Techniker-Verein in Hirschberg (Schles.) folgende
Beträge eingegangen: Von den techn. Vereinen Waldenburg
22 M, Warmbrunn 25 M, Mitglied Nr. 5208 3 M, Annaberg
5 M, Potschappel 3 M, Altona 10 M, Erkelenz 5 M, Motiv-
Dresden 5 M, Erfurt 10 M, Eßlingen 6 M, Eisenbahn-Techniker-
Verein Dresden 10 M, Breslau 10 M, Kalk 5 M, Fürth 5 M,
Düsseldorf 11,50 M, Vereinigung Görlitzer Techniker 5 M,
Friedrichsort 5 M, Eisenbahn-Techniker-Verein Saarbrücken
(Heimat des Mitgliedes Nr. 49 726) 10 M, Pirmasens 2,50 M,
Oldenburg 5 M, Maschinentechn. Verein Cannstatt 5 M, desgl.
Hannover und Linden, E. V., 15 M, Helgoland 3 AI, Stettin
5 M, Nürnberg 15 M, Bielefeld 10 M, „Wesermündung"-
Bremerhaven 10 M, Bremen 10 M, Verein für Ingenieure und
Maschinentechniker Görlitz 5 M, desgl. Dresden 10 M, Staß-
furt 5 M, Plauen 20 M, Marburg 5 M, Beuthen (O.-S.) 20 M,
Danzig 10 M, Eberswalde 3 M, Techn. Verein Nürnberg 10 M,
Maschinentechn. Verein Halle a. d. S. 10 M, Uelzen 3 M,
Zwickau (S.) 5 M, Neugersdorf (S.) 3 M, Sagau 9 M, Zeitz
10 M, Hannover 20 M, Wilhelmsburg (Elbe) 5 A4, Magdeburg
5 M, Halle 10 M, Osnabrück 10 M, Swinemünde 5 M, Klub
Vegesack 5 M, Harburg 13,40 M, Grünberg 13 M, Gummersbach
(Rhld.) 4 M, Lübeck 10 M, Würzburg 5 M, Ulm 5 M, Eisen-
bahn-Techniker-Verein Zwickau 5 M, Freiburg 3 M, Penzig
3 M, Verein für Ingenieure und Maschinentechniker Gera
3 M, Verein Deutscher Vermessungstechniker Dresden 5 M,
Schweinfurt 3,25 M, Ludwigshafen 10 M, Bauhütte Chemnitz
10 M, Verein der Techniker der k. b. Staatsbauverwaltung Nürn-
berg 3 M, Cassel 7 M, Greifswald 3 M, Neisse 5 M, Frank-
furt (O.) 7 M, Techniker-Verein Cassel 15 M, Mainz 5 M,
Cöln (Rh.) 10 M, Regensburg 3 M, Lippstadt 5 M, Düsseldorf
10 M, Braunschweig 5 M, Halberstadt 5 M, Eltmann 6,80 M,
Schneidemühl 8 M, Sorau 11 M, Essen (R.) 10 M, Siegerland
10 M, Insterburg 5 M, Hanau 5 M, Vereinigung Berliner
Techniker 5 M, Techniker- Verein Wesel 7,85 M, Meißen 3 M,
Wernigerode 5 M, Mülheim (R.) 5 M, Vanne 5 M, Worms
2 M, Cottbus 5 M, Mörs 10 M, Duisburg-Aleiderich 10 M,,
Roßlau 5 M, Liegnitz 5 M, Spandau 15 M. (Fortsetzung folgt.)
Der Verein sagt allen freundlichen Gebern herzhchsten Dank.
Schulz, Königl. Bausekr.
Metz. Techniker-Verein. Vrs. : E. Mühlenkamp,
Montigny b. Metz, Seminarstr. 24 1. V. u. O. : Jeden 1. und
3. Donnerstag im Monat im Hotel du Nord, Metz, Steinweg. —
Am Donnerstag, 19. Januar, findet die diesjährige Hauptver-
sammlung statt. Die Tagesordnung enthält: 1. Aufnahmen und
Anmeldungen. 2. Beschlußfassung über die an den 4. Landes-
tag gestellten Anträge. 3. Entsendung von Delegierten zum
4. Landestage am 22. Januar nach Kolmar. 4. Neuwahl des
Vorstandes und der Kommissionen. 5. Geschäftliches. Im ver-
flossenen Jahre hat der Verein wiederum einen großen Schritt
vorwärts getan. Es wurde eine neue Satzung angenommen,
die die Beiträge auf 24 M bei monatlicher Einziehung von
2 M erhöhte. Damit ist die schon lange angestrebte Beständig-
keit in punkto Beitragszahlung erreicht. Alag nun erneut eine
Erhöhung der Beiträge von selten des Verbandes an uns heran-
treten, die dann ohne Beratung angenommen werden kann.
Ferner ist auch in die neue Satzung von der alten übertragen,
daß selbständige Mitglieder nicht in den Vorstand gewählt
werden können. Der § 1 der neuen Verbandssatzung vertritt
nur Angestellten- und Beamteninteressen. Hierdurch ist ja die
Richtung für unsere Arbeit genau festgelegt, so daß eine weitere
Stellungnahme zu der Selbständigenfrage überflüssig erschien.
Die Zugehörigkeit zur Vereins-Sterbe- und Unterstützungskasse,
Bibliothek usw. ist derart geregelt, daß diejenigen Verbands-
mitglieder, die aus dem Verein austreten und von AAetz und
Vororten verziehen, außerordentliche A\itglieder, gegen Zahlung
eines Beitrages von 4 M, sein können. Die Gruppengliedcrung
bestand ja bereits vor dem Verbandstage, so daß hier eine
Aenderung nicht nötig war. Die Werbearbeit fand in einem
großen Mitgliederzuwachs Befriedigung. Der Verschnielzungs-
frage mit dem B. t.-i. B. wurde wenig Bedeutung beigelegt, da
die Haltung des Bundes hier nicht ernst genommen wurde.
Recht erfreulich ist, daß einige Bundesmitglieder übertraten.
Die Verleitung seitens des B. t.-i. B. zum bezahlten Verrat am
D. T.-V. wurde von allen Mitgliedern mit Entrüstung zurück-
gewiesen. Mögen die Bundesmitglieder selbst darüber ent-
scheiden, was man vom Ehrgefühl, Anstand und Sitte der Kol-
Heft 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
31
legen im D. T.-V. zu erwarten hat. An Unterstützungen aus
der Vereinskasse konnten größere Beträge gewährt werden,
mehreren Mitgliedern konnten die Beiträge erlassen werden.
Möge es dem Verein vergönnt sein, mit einem tüchtigen Vor-
stande an der Spitze, im kommenden Vereinsjahre in derselben
Weise Vorteile für unsere Mitglieder und damit den gesamten
Technikerstand zu erringen. Zu der Hauptversammlung bitten
wir alle Mitglieder zu erscheinen.
Nürnberg. Technischer Klub. Donnerstag, 12. Jan.
1911, abends 8V2 'Jhr, findet in der Restauration zum Losunger,
2. Stock, Monatsversammlung statt. Tagesordnung: 1. Neu-
aufnahmen. 2. Innere Vereinsangelegenheiten. Um zahlreiches
Erscheinen wird ersucht.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
10. Januar 1911, abends 8V2 Uhr, im Hotel Kaiser Friedrich
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Ein-
gänge. 3. Verschiedene Verbands- und Vereinsangelegenheiten.
Für das Jahr 1911 setzt sich der Vorstand zusammen aus den
Herren: Karl Horn, 1. Vorsitzender; Hermann Schmidt, 2. Vor-
sitzender; Alex Quinger, 1. Schriftführer; Heinrich Ratz,
2. Schriftführer; Jean Werner, Kassierer; Paul Nenner, Archivar;
Jakob Schuhmacher, Beisitzer. Alles weitere ist dem Rund-
schreiben vom 1. Januar 1911 zu entnehmen. Briefadresse:
Karl Horn, Offenbach a. M., Bettinastraße 16.
Osnabrück. Technische Vereinigung. Die hiesige
Ortsgruppe des B. t.-i. B. hatte die Mitglieder der Technischen
Vereinigung Osnabrück zu einer öffentlichen Versammlung,
welche am Mittwoch, 9. Nov., im „Dortmunder Hof" abgehalten
wurde, eingeladen. Das Thema: „Verbandspolitik", worüber
Herr Ingenieur Schweitzer aus Düsseldorf sprach, hatte
unsere Mitglieder ungefähr geschlossen zur Versammlung gefülirt,
auch war Herr Kollege Kaufmann - Berlin erschienen. Nach
einigen allgemeinen Ausführungen ging Herr Schweitzer zum
eigentlichen Thema über, indem er die „paritätische" Grundlage
des D. T.-V. kritisierte. Die Folge dieser Organisationsform sei,
daß der Verband niemals richtige Angestelltenpolitik betreiben
könne. Redner kam sodann auf die Finanzverhältnisse des Ver-
bandes zu sprechen. Seit Jahren arbeite dieser mit einem Defizit,
für Rechtsschutz seiner Mitglieder usw. habe er nur sehr wenig
ausgegeben, dagegen seien aber die Verbändler sofort bei der
Hand, wenn es sich um Feste feiern handele. Im weiteren
erörterte Redner die Verschmelzung der beiden Verbände und
betonte, daß nur die Haltung des Verbandes schuld daran sei,
daß eine Vereinigung bis heute nicht zustande gekommen ist.
Redner versuchte auch durch Briefe usw. seine Behauptungen
zu beweisen, was aber, das sei gleich vorweg genommen, als
nicht gelungen bezeichnet werden muß. Zum Schluß ging Redner
imserer Ansicht nach zum eigentlichen Zwecke der Versammlung
über, indem er die Mitglieder des Verbandes unter Anführung
des bekannten Versprechens aufforderte, dem Bunde beizutreten.
Nach diesen wackeren Ausführungen erhielt Kollege Kaufmann
das Wort, welcher in zündender Rede dem Referenten entgegen-
trat und Zug um Zug die Ausführungen des Ing. Schweitzer
widerlegte. Kollege Kaufmann richtete zum Schluß seiner Aus-
führungen an unsere Mitglieder die Bitte, gerade in schweren
Zeiten fest und treu zum Verband zu halten, und gab seiner
Meinung dahin Ausdruck, daß in Osnabrück wohl nicht ein ein-
ziger Kollege zum Bunde übertreten werde. Mit starkem Applaus
lohnte die Versammlung die überaus gelungene Widerlegung
der seitens des Ing. Schweitzer gemachten Ausführungen. Nach-
dem dann noch verschiedene Herren vom Bund und Verband
gesprochen hatten, wurde vom Vorsitzenden unserer Vereinigung,
Koll. Siebel, der Antrag zur Annahme einer Resolution gestellt,
welcher anfangs von der Versammlungsleitung (Vor-
sitzender der hiesigen Ortsgruppe des Bundes) [!] abgelehnt
wurde. Nachdem aber Kollege Kaufmann erläutert hatte, was
unter einer Resolution zu verstehen sei, ließ der Versamm-
lungsleiter über dieselbe abstimmen. Die Resolution wurde
gegen zirka 10 Stimmen von der Versammlung angenommen;
dieselbe besagt u. a. :
„Die Versammlung kann den in der letzten Zeit vom
B. t.-i. B. gegen den D. T.-V. eingeleiteten Kampf nicht im
Interesse des Standes gelegen erachten und weist die Be-
hauptungen, daß im D. T.-V. die Arbeitgeber den Ton angeben,
entschieden zurück. Die Versamijilung spricht dem Vorstande
und den Beamten des Verbandes ihr volles Vertrauen aus
und erwartet von allen in der Tecbnikerbewegung maßgeben-
den Faktoren ein energisches Zusammenarbeiten in aller Ver-
tretung der Standesinteressen.
Eine Verschmelzung der beiden Verbände könne nur dann
angestrebt werden, wenn die Bundesleitung wieder zu einer,
dem Technikerslande würdigen Form der Agitation zu-
rückkehre."
Nachdem so der Bund genau das Gegenteil von dem er-
reicht, was er angestrebt hatte, erhielt Herr Ingenieur Schweitzer
das Schlußwort, worüber nichts weiter zu berichten ist. Wir
Mitglieder des Verbandes aber hier in Osnabrück bekennen uns
freudig zum Verband und sprechen nochmals der Verbands-
leitung unser Vertrauen aus, besonders können wir nicht umhin,
Herrn Architekt Kaufmann auch an dieser Stelle unseren besten
Dank zum Ausdruck zu bringen.
Pforzheim. Technischer Verein. Vors.: Gustav
Jäkel, Stadtbauassistent, Salierstraße 20. Br.-A. : Technischer
Verein Pforzheim. Mitgliederversammlung jeden ersten Mitt-
woch im Monat, an den übrigen Mittwochen zwanglose Zu-
sammenkunft im Vereinslokal ,,Bavaria", östliche Karl-Friedrich-
Straße 29. — Unsere Mitglieder machen wir auf den am Montag,
9. Januar, abends 8V2 Uhr, im ,, Schwarzen Adler" stattfindenden
Lichtbildervortrag von Dipl. -Ing. Fr. Dunckler-Frankenhausen
über den modernen Städtebau aufmerksam. Eintrittspreis 20 Pf.
Unsere ordentlichen Mitglieder machen wir darauf aufmerksam,
daß in der letzten Monatsversammlung der einstimmige Beschluß
gefaßt worden ist, ab 1. Januar den Gesamt-Jahrcsbeitrag auf
24 M zu erhöhen. Derselbe wird in monatlichen Raten von je
2 M erhoben werden, und bitten wir dringend, die einzelnen
Beträge pünktlich zu entrichten. — Ueber den abzuhaltenden
Kursus in Statik und Festigkeitslehre unter hauptsächlicher Be-
rücksichtigung der Berechnungsweise der Eisenbetonkonstruk-
tionen ergeht besonderes Schreiben an die MitgHeder. Der Kurs,
an dem auch Nichtvereinsmitglieder teilnehmen können, wird
von einem bewährten Fachmann abgehalten werden und dürfte
je nach der Anzahl der Teilnehmer auf etwa 5 bis 15 M für
den einzelnen zu stehen kommen. Wir ersuchen auch an dieser
Stelle um möglichst zahlreiche Beteiligung an der Veranstal-
tung. — Anläßlich der letzten Vorstandswahl wurde als Stellen-
vermittler und Vertrauensmann Kollege Philipp Dahl, Stadtbau-
assistent, Verlängerte Holzgartenstraße 133, bestellt. Wir bitten
alle Kollegen, frei werdende Stellen sofort zu melden, denn nur
durch die eifrige Mitarbeit aller kann eine ersprießliche Tätig-
keit der Stellenvermittelung erzielt werden. — Etwa vorkommende
Wohnungsänderungen — in der Stadt und namentlich auch bei
Wegzügen von Pforzheim — bitten wir sofort dem Vorstand
nytzuteilen, um unnötige Portoverluste und Mehrarbeiten zu
vermeiden. Um zahlreichen und pünktlichen Besuch der Ver-
sammlung wird gebeten. Gäste, insbesondere dem Verein und
Verband noch fernstehende Kollegen, sind stets willkommen.
Schneidennihl. Technischer Verein. Jeden Freitag
am 1. bezw. nach dem 1. des Monats Hauptversammlung. Jeden
ersten Freitag nach dem 15. des Monats Versammlung. Vereins-
lokal: Hotel Froese, Breite Straße.
Thorn. Technischer Verein. Br.-A und 1 . Vors. :
Hugo Lorenz, Architekt, Thorn III, Wellienstr. 101. V. u. O. :
Jeden 1. Freitag nach dem ersten eines Monats bezw. an dern
auf den ersten eines jeden Monats selbst fallenden Freitag im
Vereinslokal Artushof.
Waldenburg i. Schles. Technischer Verein Wal-
denburg und Umgegend. Vrs. u. Br.-A.: Oberingenieur
B. Kirsten, Altwasser i. Schles. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Mitt-
woch eines jeden Monats, abends S^j Uhr, im Hotel Kaiserhof.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „Dresdner Bauhütte." Vors. u. Br.-A.:
Baumeister Severitt, Radebeul, Albertstr. 7. Vereinslokal: „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 II. Die Jahres-Hauptversammlung findet
am 12. Januar 1911, pünktlich abends 8 Uhr, im Vereinslokal statt.
Tagesordnung: 1. Erledigung der Eingänge. 2. Genehmigung
des Jahresberichts. 3. Genehmigung des Kassenberichts. 4. Ent-
lastung des Gesamtvorstandes. 5. Erledigung \on Anträgen. Die
Mitglieder werden gebeten, sich recht zahlreich und . pünktlich
an diesem Abend einzufinden. Man beachte § 25 Absatz 2
der Vereinssatzungen.
Essen. Verm essung s-Technikcr-Vcrcin für
Rheinland und Westfalen. Unsere nächste Haupt-
versammlung findet findet am Sonntag, 15. Januar 1911, statt
und zwar: vormittags 9 Uhr Interessengruppensitzung, 10\.jUhr
Vorstandssitzung, nachmittags 2 Uhr Beginn der Hauptversamm-
lung mit folgender Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht und Schrift-
wechsel. 2. Aufnahme neuer J^itglieder. 3. Beratung der ein-
gegangenen Anträge. 4. Bericht des Koll. Schweisfurtli über
Beratungen im Gesamtvorstande. 5. Jahres- und Kassenbericht.
6. Neuwahl des Vorstandes. 7. Verschiedenes.
Techniker in der Industrie.
Dresden. Verein für M a s c h i m e n t e c h n i k e r und
-Ingenieure. Freitag, 13. Januar, abends ^ -.9 Uhr be-
ginnend, im Vereinslokale Gewerbehaus, Ostra-Allee, Jahres-
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge". 2. Aufnahm.e
32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 2
neuer Mitglieder. 3. Jahres- und Kassenberichte. 4. Entlastung
des Gesamtvorstandes. 5. Neuwahl des Gesamtvorstandes und,
der Ausschüsse. 6. Verschiedenes. Die am 16. Dez. statt-
gefundene außerordentliche Monatsversammlung hat beschlossen,
die Amtsdauer für die Gesamtvorstandsmitglieder auf zwei Jahre
festzulegen, damit aber die Ergänzung teilweise erfolgt, soll
alljährlich die Hälfte neu gewählt werden. Die angemeldete
Jahres-Hauptversammlung wählt auf zwei Jaiire den 1. Vor-
sitzenden, 1. Schriftführer, einen Bücherwart und zwei Beisitzer.
Die anderen Vorstandsmitglieder werden für diesmal nur auf
ein Jahr gewählt. Wer dem scheidenden Vorstande für seine
Amtsführung Anerkennung zollen will und wer dem neugewählten
Vorstande sein Vertrauen ausdrücken will, der tue dies durch
sein Erscheinen zur Jahres-Hauptversammlung. Wir bitten
unsere Mitglieder, auch im kommenden Jahr für den Vereip
und Verband neue Mitglieder zu werben. Gäste sind stets
herzlichst willkommen.
Halle a. S. Maschinentechnischer Verein.
Vrs. u. Br.-A. : Paul Gebhardt, Ing., Halle a. S., Beesener^
Straße 10 k. V. u. O. : Jeden Sonnabend, abends SV« Uhr, im
Restaurant Freybergbräu, Kleine Märkerstraße. Gäste sind
zu allen Versammlungen willkommen.
Gemeindetechniker.
Hauptausschuß des Verbandes der Technischen Geiiieinde-
beamten Deutschlands, Interessengruppe im D. T.-V. (Vorsitzen-
der Emil Rohr, Charlottenburg 5, Städt. Bürgerhaus).
Der kostenlose Versand der Zeitschrift „Der Technische Ge-
meindebeanite" erfolgt nur an Gemeindetechniker, die Mitglieder
des Deutschen Techniker- Verbandes sind; aus Agitationsg:ünden
kann jedoch, wenn dies von den betreffenden Vereinsvorständen
oder einzelnen Mitgliedern gutgeheißen wird, die Uebersenching
auch an Gemeindetechniker erfolgen, die zurzeit noch nicht
Mitglieder des Deutschen Techniker-Verbandes sind, von denen
man aber erwarten kann, daß sie diese Mitgliedschaft in aller-
nächster Zeit erwerben. — Für den alsbaldigen Erhalt genannter
Zeitschrift durchaus notwendig ist aber, daß in den —
allein an die „Expedition des Technischen Ge-
meindebeamten, Berlin NW. 52, L ü n e b u r g e r
Straße 3" zu richtenden — Anforderungen der Zeitung
1. die genaue Adresse (Name, Vorname, Wohnort, Straße
und Hausnummer),
2. die Mitgliedsnummer beim D. T.-V.
in klarer, leserlicher Schrift angegeben werden. — Schriftsätze
für unsere Zeitung werden nach den üblichen Sätzen honoriert
und sind aus dem Kreise der Gemeindetechniker besonders will-
kommen. Diesbezügliche Sendungen sowie Zuschrilten, die die
Interessengruppe betreffen, wolle man an die obengenannte'
Adresse des Vorsitzenden gelangen lassen. Adressen-
änderungen, Reklamationen oder Neuanforderungen der
Zeitung sind aber, wie schon gesagt, allein an die „Expedi-'
tion Berlin NW. 52, Lüneburger Straße 3", zu richten. Gleich-
zeitig wird noch auf einen generellen Entwurf für eine Petition
zur Verbesserung der Anstellungsverhältnisse der Gemeindetech-
niker hingewiesen und bekannt gegeben, daß dieser Entwurf
in Heft 18 des Verkündigungsblattes: „Der Technische Ge-
meindebeamte" abgedruckt ist und von der Geschäftstelle kosten-
los bezogen werden kann.
Vorzugspreise für Verbandsmitglieder beim Bezüge von
Fachkalendern :
I. Deutscher Baukalender 1911.
a) Ausgabe in dunkel Lederband anstatt 3,50 M
für 3,00 M
b) Ausgabe in rotem Leder mit Schloß anstatt
4,00 M für 3,10 M
Nur noch für kurze Zeit
können wir die nachstehenden
■:====L Weihnachtsprämien r:=:i:^=zrz
an unsere Mitglieder abgeben :
1. Goethes Meisterwerke.
2. Fritz Reuters Werke.
(Neue lUustr. Jnhilänmsausgabe in plattdeutsrtier Mundart).
3. Gesammelte Werke von 6 großen Dichtern.
(Arndt, Schenkendorf, von Fallersleben u. a.) — Jedes der drei vorstehenden Weike
in zwei hocheleganlen Prachlbänden zum Preise von 3 M pro Werk.
4. Das große Buch der Jagden und Abenteuer aus allen
Zonen.
II. Kalender der Baugewerkszeitung 1911.
a) Ausgabe in schwarzem Einband anstatt 2,75 M
nur 2,25 M
b) Ausgabe in rotem Einband mit Schloß anstatt
3,25 M nur 2,75 M
c) Ausgabe in ff. Offenbacher Ledereinband mit
Nickelschloß anstatt 4,50 M nur . . . 4,00 M
sind jetzt erschienen und gegen vorherige Einsendung des Be-
trages und 30 Pfg. Porto für ein Exemplar, 50 Pf«, für
zwei und mehrere, durch die Geschäftsstelle des D. T.-V. Berlin,
Marksrrafenstraße Q4, zu beziehen.
Wir weisen jedoch besonders darauf hin, daß die Ver-
günstigungen für diese Kalender nur unter der Bedingung ge-
währt wurden, daß der Verband eine größere Anzahl Exemplare
auf einmal abniinmt. — Einzelne Exemplare werden vom Ver-
leger direkt an die Mitglieder nicht abgegeben, daher m.üssen
derartige Gesuche unberücksichtigt bleiben.
III. Kalender für den Süddeutschen Baumeister 1911. Unter
Mitwirkung \'on Fachmännern neu umgearbeitet und durch-
gesehen von Architekt Franz Zell, Schriftleiter der Süd-
deutschen Bauzeitung". XIII. Jahrgang. 11 Teile. Preis
zusammen statt 2,50 M 2 M und 30 Pfg. Porto.
Der Kalender ist gegen vorherige Einsendung des Betrages
nur direkt von der Süddeutschen Verlags-Anstalt, G.m.b.H.,
München, Heustraße 18/lQ, zu beziehen.
IV. Kalander für Betriebsleitung und praktischen Maschinen-
bau 1911. Völlig neu bearbeitet, geordnet und ergänzt.
Herausgegeben von Herrn Direktor Hugo Güldner. In
Leinen gebunden: Ausnahmepreis 2,50 M franko.
Dieser Kalender ist gegen vorhciige Einsendung des Be-
trages nur direkt von der Verlagsanstalt H. A. Ludwig Degener
in Leipzig, Hospitalstraße 15, zu beziehen.
Nachruf. ,
Am 22. Dezember verstarb unser langjähriges Mitglied
und Mitbegründer unseres Vereins, Herr
Maurermeister Leopold Hartlep,
Wolkramshausen i. Th.
Wir verlieren einen lieben Kollegen und werden ihm
stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Techniker-Verein Hannover.
5. Das große illustrierte Snielbuch.
Enthaltend mehr als 1000 neue und ältere Spiele.
6. Götter- und Heldensagen der Germanen.
7. Großes illustriertes Mädchenbuch.
Eine Sammlung von Erzählungen, Beschreibungen, Spielen usw.
8. Das andere Märchenbuch.
Neue illustrierte Sammlung der schönsten Märchen und Sagen.
9. Das neue Musikalbum.
Klänge aus aller Herren Länder. lUustr. Prachtband in Groß-Quart-Foiniat
Jede der unter 4-S verzeichneten Prämien besteht aus einem hocheleganten,
vielfarbigen öanzle nen-Prachiband in I.exikon-Forniat.
Alle Werke sind zum Preise von 3 M pro Excmpl.ir portofrei durch die
Hauptstelle des D. T.-V., Berlin SW., Markgrafenstraße 94, zu beziehen.
Badischer Techniker- Verband.
Am 18. Oktober v. Js. verschied unser treues Mitglied
Herr Wegebautechniker Johann Häfner
aus Kül!>heim in Baden.
Derselbe fiel, nachdem er erst kurze Zeit von seiner
Heimat Abschied genommen hatte, auf der Insel Ponape
(Ost-Karolinen) ruchloser Mörderhand zum Opfer.
Wir betrauern in ihm einen pflichteifrigen, braven
Kollegen und werden sein Andenken stets in Eliren halten.
Der Vorstand der Landesverwaltung Baden.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 3 Schrmieiiung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 14. Januar 1911
lohalt: Arbeitet! — Die neue Bürgerschule und städtische Piäparanden-Anstalt in Hannover — Schutzmittel gegen atmosphärische Elektrizität - Wirtschaft und Leben —
Soziale Bewegung — Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände.
Arbeitet!
Von Dr. W, LASSEN.
Unsere Verbandsgeschichte setzt ein mit dem Zu-
sammenschluß von Technikervereinen, die sich zunächst
kein umfassendes Programm gestellt hatten, sondern ent-
standen waren aus dem Bedürfnis, mit seinesgleichen an
der fachlichen Weiterbildung zu arbeiten, Not durch
kameradschaftliche Selbsthilfe zu lindern und nebenher
Geselligkeit zu pflegen. Die Werbetätigkeit beschränkte
sich darauf, die Standesgenossen des betreffenden Ortes
in den Verein hineinzubekommen. Damit w^ar die positive
Arbeit des Lokalvereins im wesentlichen erschöpft. Man
hatte seinen „Klub", in dem man mit Kollegen zusammen-
kam und sich über technische Fragen unterhielt, auch wohl
über die Lage des Standes sprach, wenn ein besonders'
krasser Fall zur Kenntnis kam; im wesentlichen hatte es
aber dabei sein Bewenden. Es war im allgemeinen das
Milieu des Klubs mit seinen kleinen Annehmlichkeiten
und Freuden, ohne daß der ausgesprochene Wille vor-
handen gewesen wäre, aus der Enge des örtlichen Intcr-
essenkreises herauszutreten, hinüberzugreifen in die großen
Aufgaben einer zielbewußten, die Gesamtheit umfassenden
Standespolitik.
Als die rasch aufblühende Volkswirtschaft den Tech-
niker aus seiner günstigen sozialen Lage herauswarf und
ihn mehr und mehr hinabdrückte in die Reihen derer,
die nie zur Selbständigkeit und Wohlhabenheit gelangen,
als der Widerspruch zwischen der unzulänglichen Lage
einerseits und seiner Bedeutung im Produktionsprozeß
andererseits immer offensichtlicher wurde, da begriff man,
daß der einzelne Verein völlig bedeutungslos und mit ihm
nichts zu erreichen war, solange er Glicht Glied einer großen
Organisation wurde. Da war ein Umlernen, ein Hinzu-
lernen nötig. Hatte man früher seine Arbeit dem Verein
gewidmet, so mußte die viel größere und schwierigere
Arbeit für die Organisation des Verbandes geleistet
werden. Menschen mußten in die Leitung hinein-
genommen werden, die weitsichtig die Interessen aller
überblickten und tatkräftig die Wege wiesen, die Führer-
eigenschaft genug besaßen, um die anderen mit fort-
zureißen, sie zu erwärmen für die neuen Ideen. Die ersten
Arbeiten bestanden einmal in der Organisation des Ver-
bandes, dann in der Schaffung der Technikerhilfskassen,
der Krankenkasse und der übrigen Unterstützungskassen.
In jenen ersten Zeiten konnte wenig nach außen gewirkt
werden; man hatte genug zu tun mit der Kräftigung
der jungen Organisation und mußte sich auf eine sozial-
politische Defensive, auf die Selbsthilfe beschränken. Diese
Phase der Verbandsgeschichte wird gekennzeichnet durch
eine Stimmung der Mitglieder, die sich etwa so wieder-
geben läßt: Man sagte sich: Unser Stand, der der Leitung
der Produktion viel zu nahe steht, um Interesse zu haben
an einem gespannten Verhältnis zu den Unternehmern,
kann es nicht mit seiner Würde vereinigen, mit den Mitteln
und nach Art der Arbeiterschaft etwa für sich zu fordern.
Wir glauben eher, unsere Wünsche erreichen zu können,
wenn wir uns an die Unternehmer wenden und ihnen
unsere Wünsche vortragen.
Zum zweiten Male mußte der Techniker umlernen,
als die Erkenntnis kam, daß dieser Weg viel zu lang war,
vielleicht nie zum Ziele führen würde. Da ging man
daran, ein Programm zu formulieren, das von zielbewußter
Angestelltenpolitik sprach und das Wort „Gewerkschaft"
trat in den Bereich der Diskussion. Nicht mehr Bittsteller
wollte man sein mit der Scham des Bittenden, sondern!
Forderungen erfüllt wissen, die begründet waren mit guten
menschUchen Gründen, Foiderungen der Gerechtigkeit und
des Anstandes, Forderungen, die erfüllt werden mußten,
weil sie nichts anderes als Gebote der Sittlichkeit waren.
In diesem Stadium der Entwicklung stehen wir heute.
Wir sind noch am Anfang, die Arbeit liegt noch vor uns.
Denn das muß allen klar werden, die Aufstellung eines
Programms tuts nicht allein. Es genügt nicht, seinen Bei-
trag zu bezahlen, die Verbandszeitung zu lesen und all-
monatlich in Versammlungen zu gehen. Damit ist weder
dem einzelnen, noch dem Verbände geholfen. Es gehört
mehr dazu, um unsere Bewegung vorw ärts zu bringen.
Jede Organisation, die Aufwärtsbewegung ihrer Mit-
glieder will, hat zwei Arbeitsgebiete. Das eine liegt in
der Oeffentlichkeit. Es gilt, Arbeitgeber, Parlament und
Regierung mit unseren Forderungen vertraut zu machen.
Man muß wissen, was wir wollen und vor allem, daß
34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
Hcit 3
wir wollen. Man täusche sich darüber nicht : Wie die
Dinge heute liegen, erreichen wir nichts, so lange wir kein
Gewicht in die Wagschale zu werfen haben, sei es, daß
man unsere Organisation fürchtet, weil sie mächtig genug
ist, nötigenfalls unbequem zu werden, sei es, daß die
Oeffentlichkeit hinter uns steht. Keine Forderung, und
sei es die gerechteste der Welt, würde darum erfüllt,
weil sie gerecht ist. Es muß die Macht dahinter stehen.
Lest Lasalles Vortrag über Verfassungswesen und Ihr
werdet begreifen, daß jeder Stand so viel Einfluß und
Bedeutung im Staat hat, als er die Macht dazu hat. Auch
Fragen des Rechts sind politische Fragen, und das Recht
wird geschaffen im Kampf der Parteien untereinander und
mit der Regierung. In dem Sinn muß jede Organisation,
die Forderungen an die Gesetzgeber zu stellen hat, politisch
werden, daß sie sich überlegt, wie und wo erreichen wir
am meisten für die Erfüllung unseres Programms. An
die Stelle der Hoffnung auf gerechte Wür-
digung der Standesinteressen muß derWille
zur Macht treten, an Stelle der Defensive
dieOffensivc.
Dieser Wille zur Macht muß die Organisation als
solche, aber auch jeden einzelnen beherrschen. Und das
ist das zweite, ungleich schwierigere Arbeitsfeld, wo der
Verband tätig zu sein hat. Das einzelne Mitglied muß
durchdrungen werden von der absoluten Notwendigkeit
und Berechtigung unserer Bewegung, muß restlos in sich'
aufnehmen, was wir als Verband zu fordern haben. Die
Führer mögen den besten Willen haben; sie sind matt
gesetzt, so lange sie nicht die Masse hinter sich haben.
Von ihr müssen sie getragen werden, bei ihr müssen sie
Verständnis und Mitarbeit finden, vor allem den Willen
verspüren zum Vorwärtskommen. Wenn jeder einzelne,
da wo er steht, sich rücksichtslos einsetzt für seinen Ver-
band, wir hätten gewonnenes Spiel. Der Erfolg der
Bewegung hängt von dem ab, was der ein-
zelne leistet. Daß er aber etwas leistet für die Ge-
samtkeit hängt davon ab, daß er Idealismus genug in sich
trägt, um Zeit und Arbeit zu opfern. Ist er nur dessen
fähig, so kann er die wertvollste und wichtigste Tätigkeit
entfalten: Nämlich Kleinarbeit leisten. Man ist gar zu
leicht geneigt, den Erfolg des Verbandes nach der Zahl
seiner öffentlichen Versammlungen zu bewerten. Gewiß,
die sind außerordentlich wichtig, aber sie genügen nicht.
Der Eindruck, den ein guter Redner macht, die Stimmung
eines gut besuchten Versammlungsabends — wie lange
hält es vor? Die Ergänzung durch die ständige Klein-
arbeit allein bürgt für den endgültigen Erfolg der Klein-
arbeit, die wieder und wieder sich an den einzelnen
wendet, den einzelnen für die großen gemeinsamen Inter-
essen zu gewinnen sucht. Der Wille zur Alacht findet
seine Betätigung darin, daß für den Verband geworben
wird. Mit der großen Zahl gewinnen wir die künftigen
Schlachten. Schafft alle Techniker in die Organisation —
dann wollen wir hingehen, von neuem unsere Forderungen
zu stellen. Das sei nicht möglich? Arbeitet und es
wird möglich.
Eine kleine Weisheit sei hinzugefügt. Man hörte
sagen, die Werbetätigkeit sei oft undankbare Arbeit. Nur
die können dergleichen sagen, die diese Tätigkeit noch
nicht kennen. Soviel ist gewiß: Je mehr Arbeit der ein-
zelne in die Organisation hineinsteckt, desto größer seih
persönlicher Gewinn. Nicht nur, daß sich an ihm geltend
machte die Erfahrung: Je mehr Arbeit jemand im Verein
leistet, desto größer sein Einfluß, vor allem erfährt er eine
Bereicherung der Persönlichkeit, wie sonst nirgends. Ich
stelle den Satz auf: Er wird in der Arbeit ein anderer
Mensch! Er lernt Denken und Fühlen mit der Organi-
sation, die Sorgen des Verbandes werden seine Sorgen.
Nicht der Kegelabend oder die Stammtischkneipe macht
den Menschen glücklich; zu leiden und sich zu freuen mit
der Organisation, das ist es, was das Leben erst wertvoll
macht. Arbeitet an der Größe, an der Macht des Ver-
bandes und wir werden Menschen haben, aus deren Augen
sprechen wird der Stolz auf den Verband.
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
35
Die neue Bürgerschule und städtische Präparanden-Anstalt in Hannover,
Bonifaciusplatz Nr. 15
Architekten: Ober-Stadtbaurat Dr. .WOLFF und Stadtbauinspektor Dr. ing. ROWALD, ICönigl. Baurat.
OHO
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Am Bonifaciusplatz, der ein wesentliches Schmuckstück
des nordöstlichen Stadtteils von Hannover bildet und be-
reits von zwei stattlichen Schulgebäuden eingefaßt wird,
ist jetzt ein monumentaler Neubau entstanden, der zwei
Anstalten, eine Bürgerschule und die städtische Lehrer-
Präparanden-Anstalt, aufnimmt.
Etwa die Hälfte der Front am Bonifaciusplatz wird
von der Präparanden-Anstalt, der übrige Teil von der
Knabenbürgerschule eingenommen, während die Mädchen-
bürgerschule an der Ulrich-Straße belegen ist.
Die beiden Anstalten haben getrennte Zugänge und
Treppen, besondere Eingänge für Knaben und Mädchen
sind im Rundbau an der Ecke des Gebäudes belegen.
Im Erdgeschoß des Volksschulflügels ist außer der
Wohnung des Schulvogts, der zur Uebersicht beider An-
stalten zwei Dienstzimmer erhalten hat, eine Schulküche
mit drei Doppelherden eingerichtet, in der praktischer Haus-
haltungsunterricht für die Mädchen der oberen Klassen er-
teilt wird. Außerdem befindet sich rechts vom Eingang
ein Säuglingsheim mit .Warteraum imd Untersuchungs-
zimmern.
In den oberen Geschossen sind 15 Klassen von etwa
9,0 X 7,0 m Größe an 2,6 m breiten Fluren untergebracht.
Ueber dem Eingang im I. Obergeschoß liegt das Rektor-
zimmer, das in der ovalen Form von vortrefflicher Raum-
wirkung ist. Darüber im II. Obergeschoß ist das Lehrer-
zimmer und im dritten Geschoß das Physikzimmer an-
geordnet. Das Lehrerinnenzimmer, Räume für Lehrmittel,
und die Bibliothek liegen ebenfalls nahe dem Treppenhause.
Das Brausebad mit Kleiderablage ist im Keller ein-
gerichtet.
Die Präparandenanstalt, in der sich die Räume um
einen Mittelkorridor gruppieren, weist sechs Klassen auf,
von denen drei zunächst zur Reserve dienen. Das Unter-
36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
h?eft 3
Detail mit Aulafenstern und dem Eingang zur Präparanden-Anstalt
geschoß enthält neben dem Eingang die helle freund-
liche Turnhalle von 12,0 x 20,0 m Qröße, deren Fußboden
mit außergewöhnlich starkem Linoleum versehen ist, ein
Material, das sich durch seine Elastizität für Turnzwecke
vorzüglich eignet. An der Hofseite des Flurs sind etwas
tieferliegende Werkstätten für den Handfertigkeitsunter-
richt mit Hobelbänken und Tischen für Arbeiten in Holz,
Glas, Pappe usw. eingerichtet.
''"Im Erdgeschoß haben außer dem oberen Teil der
Turnhalle Zimmer für den Vorsteher (Rektor) und die
Lehrer Platz gefunden. Das I. Obergeschoß enthält haupt-
sächlich die vornehm ausgestattete Aula, welche außer
zu Feierlichkeiten dem Unterricht im Orgelspiel dient. Ihre
Wände sind in dem unteren Teile mit eichenen Panelen
und darüber mit dunkelrotem Stoffe ausgekleidet. Die
Kassettendecke ist schwer, feierlich. Bis auf schmale
Pfeiler ist die Außenwand in prächtige, farbige Fenster
aufgelöst. Außerdem liegen im Obergeschoß ein Samm-
lungszimmer, ein Lehrraum für Physik und eine Klasse.
Zwei weitere Klassen für je 30 Schüler, ein Unterrichts-
raum für Musik und ein Lehrmittelzimmer befinden sich im
II. Obergeschoß.
Der Zeichensaal über der Aula, ein Uebungsraum für
Geige, zwei Klavierzellen und drei Klassen für die künf-
tige Erweiterung der Anstalt liegen im III. Obergeschoß.
Die Architektur ist in den Massen gut geglied^'rt un3
erhält Schwung durch eine wuchtige Ornamentation. Die
Neigung zu geschlossener plastischer Gestaltung, wie sie
sich in den zweigeschossigen Fensterpfeilern kundgibt, wird
dem Bauwerk eine dauernde Wirkung sichern. Die Archi-
tekturteile sind Sandsteine, die Flächen Putz. Durch eine
prächtige Saalfront werden die übereinanderliegenden
großen Räume von Turnhalle, Aula und Zeichensaal wir-
kungsvoll hervorgehoben.
Die Bogen über den drei Eingangsöffnungen der Bür-
gerschule am Rundbau tragen in den Schlußsteinen figür-
lichen Schmuck; Knabe, Mädchen, Erzieher.
In der Innenarchitektur des Bauwerks wird eirte Fülle
von Farbe dem Auge dargeboten, farbige Anstriche und
Muster in den Klassen, bildliche Darstellungen in be-
lehrender und gefälliger Form in den Fluren, eichene Panele
in den Lehrerzimmern und den offiziellen Räumen, Fliesen
im Treppenhaus, in der Schulküche, Aborten und Bad.
Auch die im Flur befindlichen Wandbrunnen sind er-
wähnenswert und tragen zum Schmuck wesentlich bei.
Das ganze Gebäude ist mit Niederdruckdampfheizung,
W^arm- und Wasserleitung und elektrischem Licht ver-
sehen. Die Gesamtkosten haben 600 000 Mark betragen.
Die Bauausführung leitete Stadtbauinspektor Dr. ing. Ro-
wald mit dem Stadtbaumeister Feldmann und dem Bau-
führer Mertens gemeinsam. K a r s c h.
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
37
Die neue Bürgerschule und städtische Präparanden-Anstalt in Hannover
Architekten: Ober-Stadtbaurat Dr. Wolff und St;ultbauinspel<tor Dr. ing. Rowald, Königl. Baurat
Schutzmittel gegen atmosphärische Elektrizität
Von Dr. ing. A. LINKER.
In welcher Weise die atmosphärische Elektrizität ent-
steht, ist bisher mit Sicherheit noch nicht festgestellt
worden. Allerdings bestehen einige Hypothesen, von
denen die folgende jedenfalls am meisten Anspruch auf
Wahrscheinlichkeit erheben dürfte.
Aus dem Innern der Erde strahlt ununterbrochen
Elektrizität in den Weltenraum. Infolge der geringeren Leit-
fähigkeit der Luft im Vergleich zur Erde erfährt die elek-
trische Strömung eine merkliche Verzögerung und zwar
in um so größerem Maße, je höher wir in der Atmosphäre
emporsteigen, weil die höheren Schichten einen geringeren
Wasserdampfgehalt haben als die niederen, und deshalb
schlechtere Leiter sind. Diese Strömungen verursachen
nun in den einzelnen Luftschichten verschiedene Span-
nungen, die mit der Höhe derselben ziemlich rasch ab-
nehmen. Sobald sich nun die Luft abkühlt, kondensiert
der vorhandene Wasserdampf und fällt als Regen
zur Erde. Vollzieht sich dieser Vorgang sehr schnell, so
werden große Luftmengen aus den höheren Regionen der
Atmosphäre herniedergerissen. Dadurch werden die Träger
verschiedenen Potentials, nämlich die Luftschichten und
die Erde, unter gewissen Verhältnissen soweit genähert,
daß infolge der großen Potentialdifferenz ein gewaltsamer
Ausgleich in der Form eines elektrischen Funkens, des
Blitzes, stattfinden kann. Je wärmer nun die Luft ist, um
so mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen, so daß bei
eintretender Abkühlung der Luft bedeutende Wolkenmassen
entstehen. Deshalb sind die Gewitter im Sommer häufiger
und heftiger als im Winter.
Nun wirkt aber die Wolkenelektrizität auch durch In-
fluenz auf die Erde ein, wodurch die gleichnamige Elek-
trizität abgestoßen, die ungleichnamige angezogen wird.
38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 3
Als Folge hiervon findet sich somit in den der Wolke zu-
nächst gelegenen Teilen der Erde, z. B. Häusern, Bäumen,
Türmen usw., eine größere Elektrizitätsmenge vor, die be-
sonders an den Spitzen und Kanten der Gebäude die größte
Dichte und Spannung zeigt, weil bei unregelmäßig ge-
krümmten Oberflächen die kleineren Krümmungen ver-
hältnismäßig mehr Elektrizität pro Flächeneinheit auf-
nehmen. Das ist die Ursache der vielen Blitzschläge in
Kirchtürme, Schiffsmasten, Häuser auf hohen Bergen usw.,
besonder? auch deshalb, weil die vom Blitz zu über-
springende Strecke kürzer ist als bei niedrigen oder tief-
gelegenen Gebäuden.
Infolge der atmosphärischen elektrischen Ladungen
treten zwischen Elektrizitätsträger und den verschieden-
artigen Gegenständen der Erdoberfläche Potentialdiffe-
renzen oder Spannungen auf, die sich durch Erzeugung-
von Funken als Blitze oder durch allmähliche sogenannte
stille Entladungen ausgleichen. Dadurch werden an Ge-
bäuden, elektrischen Anlagen, Telegraphen- und Fern-
sprechleitungen und Apparaten Schäden oder wenigstens
Störungen hervorgerufen, woraus sich die Notwendigkeit
ergibt, zweckentsprechende Schutzmittel anzuwenden.
Man kann diese in zwei Gruppen einteilen:
1. Gebäudeblitzableiter,
2. Schutzvorrichtungen für elektrische Anlagen und
Leitungen.
Die Wirkung aller Blitzschutzvorrichtungen soll darin
bestehen, die atmosphärische Elektrizität möglichst durch
stille Entladungen unschädlich zu machen und, wo das
infolge zu großer Mengen nicht schnell genug erfolgen
kann, einen eventuellen Blitzschlag gefahrlos zur Erde
abzuleiten.
Zu den Blitzableitern der ersten Gruppe rechnet man
a) Vorrichtungen, die direkt an Gebäuden befestigt
und mit diesen leitend verbunden sind, wie sie zuerst
Franklin, später Gay-Lussac und Meisens angegeben
haben.
b) alle Eisenkonstruktionen, Gas- und Wasserleitungen,
eiserne Schornsteine und andere Eisenkonstruk^
tionen, sofern sie mit dem Grundwasser oder der
Erde in gut leitender Verbindung stehen. Daraus
folgt ohne weiteres, daß eiserne Schiffe vorzügliche
natürliche Blitzableiter bilden.
c) Anordnungen gitterartiger oder netzförmiger Me-
tallkonstruktionen, die das Gebäude vollständig um-
schließen, ohne mit ihm direkt leitend verbunden zu
sein (Faraday's Käfig).
Die zweite Gruppe der in elektrischen Anlagen ver-
wendeten Blitzschutzvorrichtungen soll die mit den Fern-
leitungen in Verbindung stehenden Maschinen und Appa-
rate gegen die atmosphärischen Entladungen oder die
durch sie hervorgerufenen Ueberspannungen im Leitungs-
netz schützen. Es gibt davon eine große Anzahl mannig-
facher Formen, die eine den verschiedensten Zwecken ent-
sprechende Bauart besitzen.
Während man anfänglich auf den kurzen Entladungs-
strom des Blitzes die Gesetze des Gleichstromes anwendete
und das häufig vorkommende Abspringen des Blitzes xon
der Leitung meistens einer mangelhaften Verbindung oder
Unterbrechung der Leitung oder einer schlechten Erd-
leitung zuschrieb, hat Professor Oliver Lodge fest-
gestellt, daß der Blitz ein Wechselstrom von sehr grol'u r
Schwingungszahl ist, so daß man die Seitencntladung\ ii
als eine Folge der Selbstinduktion erklären kann.
Verzweigt sich nämlich ein Gleichstrom in mehrere
Teile, so verteilt er sich in den Zweigleitungen nach dorn
Ohmschen Gesetz proportional den Leitungsfähigkcit.Mi.
Anders verhält sich jedoch die Sache bei elektrisclun
Funkenentladungen, wie sie bei Blitzschlägen auftreten.
Da nämlich ein elektrischer Strom beim Entstehen und
Verschwinden oder beim Wechseln seiner Richtung und
.Stromstärke in dem eigenen Leiter durch Induktion eine
elektromotorische Kraft erzeugt, deren Strom die Aende-
rung jeder Bewegung zu hemmen sucht, so wird damit
gewissermaßen der Widerstand der Leitung für diskonti-
nuierliche Ströme vergrößert, ein Umstand, der in der
Mechanik dem Beharrungsvermögen oder der Trägheit ent-
spricht und in der Elektrizitätslehre mit dem Ausdruck
„Selbstinduktion" bezeichnet wird. Die elektromotorische
Kraft, welche nötig ist, um den durch die Selbstinduktion
auftretenden scheinbaren Widerstand in der Leitung zu
überwinden, kann so groß werden, daß der Blitz eher den
großen galvanischen Widerstand einer längeren Luftstrecke
überwindet, als daß er dem ununterbrochenen metallischen
Leiter folgt.
Diese Selbstinduktion zeigt uns ein Mittel, Apparate
und Instrumente, die mit einer den atmosphärischen Ent-
ladungen ausgesetzten Fernleitung in Verbindung stehen,
gegen den Blitz zu schützen, indem wir ihn zwingen,
auf andere in der Nähe befindliche gute Leiter mit Erd-
verbindung überzuspringen. Der Unterschied zwischen
dem gewöhnlichen galvanischen Leitungswiderstand und
dem durch Selbstinduktion ihervorgerufenen scheinbaren
Widerstand besteht darin, daß durch den ersteren die
Energie des Stromes in Joulesche Wärme umgesetzt wird,
während letzterer eine Gegenkraft erzeugt, die so oft bei
anscheinend guten Blitzableitern ein Abspringen hervorruft.
Die Folge dieser Gegenkraft ist, daß ungeheuer schnell
oszillierende Wechselströme, wie sie bei den Funkenent-
ladungen von Leydener Flaschen oder von Fuiikeninduk-
toren in den Poldrähten und wahrscheinlich auch beim
Durchgang des Blitzes durch einen Leiter auftreten, den
Querschnitt der Leiter nicht vollständig durchdringen, son-
dern vorzugsweise an der Oberfläche verlaufen, wie dies
durch die Hertz sehen Versuche über die Fortleitung
elektrischer Wellen durch Drähte festgestellt ist.
In seinen Werken über elektrische Wellen (Bd. II,
S. 171) finden wir folgende von Hertz angegebene Er-
klärungen dafür: „Fließt ein unveränderlicher Strom in
einem zylindrischen Drahte, so erfüllt er jeden Teil des
Querschnitts mit gleicher Stärke. Ist aber der Strom ver-
änderlich, so bewirkt die Selbstinduktion eine Abweichung
von dieser einfachsten Verteilung. Denn da die mittleren
Teile des Drahtes von allen übrigen im Mittel weniger
weit entfernt sind als die Teile des Randes, so
stellt sich die elektromotorische Kraft der Induktion
den Veränderungen des Stromes in der Mitte des
Drahtes stärker entgegen als am Rande, und in-
folge hiervon wird die Strömung die Randgebiete bevor-
zugen. Wenn der Strom einige hundertmal in der Sekunde
wechselt, kann die Abweichung von der normalen Ver-
teilung schon nicht mehr unmerklich sein. Diese Ab-
weichung wächst schnell mit der Zahl der Stromwcchsel,
und wenn gar die Strömung iiire Richtung viele milüonenmal
in der Sekunde wechselt (wie dies bei Funkenentladungen
der Fall ist), so muß fast das ganze Innere des Drahtes
stromfrei erscheinen und die Strömung sich auf die nächste
Umgebung der Grenze beschränken."
Der Vorgang ist also so aufzufassen, als ob die clck- idB
trische Kraft, welche den Strom bedingt, sich überhaupt ™
nicht in dem Drahte selber fortpflanzt, sondern von außen
in den Draht eintritt und sich in dem Metall verhältnis-
mäßig langsam und nach ähnlichen Gesetzen ausbreitet,
wie Temperaturänderungen in einem wärmeleitenden
Körper. Es wird also, wenn die Kräfte in der Umgebung
des Dralitcs die Richtung beständig wechseln, die Wirkung
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
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dieser Kräfte sich nur auf eine sehr kleine Tiefe in das
Metall hinein erstrecken. Je langsamer die Schwankungen
vor sich gehen, desto tiefer wird die Wirkung eindringen
und wenn endlich die Aenderungen unendlich langsam er-
folgen, d. h. nicht vorhanden sind, hat die Kraft Zeit, das
ganze Innere mit gleichmäßiger Stärke zu erfüllen.
Allgemein ist es zwar nicht anerkannt, daß der Blitz
den Entladungsfunken von Leydener Flaschen entspricht,
jedoch sprechen die Vorgänge bei zahlreichen Blitzschlägen,
insbesondere die auffallende Bevorzugung großflächiger
Leiter, die Neigung zu Seitenentladungen bei spulenartigen
Windungen im Blitzableiter, die Zersplitterung von Hölzern
vorzugsweise an ihrer Oberfläche dafür, daß wenigstens
die Funkenblitze einen ähnlichen Charakter wie die künst-
lichen Kondensatorentladungen besitzen.
Um nun den Entladungen der atmosphärischen Elek-
trizität vorzubeugen oder sie wenigstens für die bestehen-
den Anlagen unschädlich zu machen, verwendet man Blitz-
ableiter oder Blitzschutzvorrichtungen. Die ersten Blitz-
ableiter richtete man 1752 in Amerika ein, nachdem Ben-
jamin Franklin den Nutzen derselben nachgewiesen
hatte. Um seine Anschauungen populärer zu machen,
arbeitete er einige Vorträge aus, konstruierte einen voll-
ständigen Experimentierapparat und betraute damit den
ihm befreundeten Arzt Kinnersley, Experimentalvor-
träge zu halten, da er selbst wenig Zeit dazu hatte. Dieser
reiste nun nach Art eines populär-wissenschaftliche Vorträge
haltenden Wanderredners umher und wurde überall mit
großem Beifall aufgenommen. Unter diesen Umständen
verbreiteten sich die Blitzableiter ziemlich rasch in Amerika.
In England, Deutschland, Frankreich und Italien hatte
man bei der Einführung der Blitzableiter mit größeren
Schwierigkeiten zu kämpfen, besonders weil es zu einer
wirksamen Propaganda für die Einführung nicht nur an
überzeugenden Erfahrungen von ihrem Nutzen, sondern
auch an Männern fehlte, die mit vollem wissenschaftlichen
Verständnis der Sache die richtige Initiative verbanden
und vor Schwierigkeiten nicht zurückschreckten, welche
teils durch technische Unerfahrenheit, teils durch das ge-
ringe Entgegenkommen, ja sogar durch die Opposition
der abergläubischen Menge auftraten.
Einen gewichtigen Gegner fanden die Blitzableiter in
Europa noch in dem Abbe N o 1 1 e t , Professor der Physik
in Paris, der die Einführung derselben in Frankreich um
eine geraume Zeit aufhielt. Als erster französischer Elek-
triker konnte er es nicht ertragen, daß ihm ein ameri-
kanischer Buchhändler sein Privilegium streitig machen
sollte. Er opponierte daher gegen die Anlagen, erklärte
dieselben für feuergefährlich, da sie den Blitz auf die Ge-
bäude zögen.
Erst im Jahre 1760 erhielt Europa den ersten Abieiter
in England. Der auf einem Felsen neugebaute Edd3'stonc-
Leuchtturm bei Plymouth wurde mit einem solchen ver-
sehen, nachdem der frühere hölzerne infolge Blitzschlags
abgebrannt war. Auf dem Kontinent folgte man im Jahre
1769 mit der Errichtung eines Blitzableiters auf dem
Jakobikirchturm in Hamburg durch den Arzt Dr. R e i -
m a r u s , 1 776 in Bayern durch Osterwald, 1 782 in
Baden durch Professor Böckmann und zu gleicher
Zeit in Württemberg. Nach dem Tode Nollets führte man
auch in Frankreich 1773 den Blitzableiter ein, in Oester-
reich schon 1770, in der Schweiz 1771, in Italien 1772.
Was nun das Material anbetrifft, aus dem die Blitz-
ableiter hergestellt wurden, so wird man finden, daß darin
eine große Willkür geherrscht hat.
Zunächst unterscheiden wir 3 Teile beim Blitzableiter:
1. die Auffangstange
2. die Luftleitung,
3. die Erdleitung.
Bis zum Anfang dieses Jahrhunderts hat man all-
gemein die Auffangstange für notwendig erachtet. Die-
selbe sollte die höchste Spitze des Daches um etwa 2 m
überragen und möglichst in einer feinen vergoldeten oder
platinierten Spitze endigen. Beliebt sind auch Spitzen-
kreuze gewesen.
Für die Luftleitung empfahl man Eisen, Kupfer, Blei,
Messing in Band- oder Litzenform. Der Querschnitt des
Eisens sollte mindestens 127 qmm betragen, entsprechend
einer runden Stange von V2 Zoll Dicke.
Als Erdleitung verwendete man zuerst eiserne Stangen,
im Boden oft mit Kohle umgeben, Bleiplatten und Röhren,
Kupferplatten, vielfach mit Spitzen versehen, da man der
Ansicht war, die Spitzen wirkten ebenso wie in der Luft,
was natürlich nicht der Fall ist.
In der zweiten Periode der Blitzableiterpraxis, un-
gefähr vom Beginn des IQ. Jahrhunderts bis zur Erfindung
der Dynamomaschine in den 80 er Jahren, wurden die Auf-
fangstangen auffallend hochgemacht, bis etwa 9 m. Platin-
spitzen wurden eingeführt. Der Begriff des ,, Schutzbezirks"
wurde definiert und bei den Berechnungen zugrunde gelegt.
Dabei dachte man sich den Schutzbezirk eines Abieiters
als Kegel, dessen Grundkreisradius das doppelte der Höhe
vom Boden bis zur Spitze betrug. Die Luft- und Boden-
leitungen wurden stärker als bisher angenommen, da Blitz-
schläge Zerstörungen hervorgerufen hatten. In neuerer
Zeit ist man jedoch über diese Anordnungen hinweg-
gekommen, indem man einheitliche Normen aufzustellen
versuchte. Dabei ist es besonders das Verdienst des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker gewesen, daß er
durch Versuche und Unterstützung von Forschungsarbeiten
auf diesem Gebiet und Zusammenfassung der wichtigsten
Resultate einheitliche Normen für die Anlage von Blitz-
ableitern herausgegeben hat, die unter der Bezeichnung:
„Leitsätze über den Schutz der Gebäude gegen den Blitz"
erhältlich sind. Darnach werden Stangen von 2 bis 4 m
Länge empfohlen. Allgemein ist es gleichgültig, wie man
eine Stange endigen läßt. Trotzdem findet man in der
Praxis einen wahren Spitzenkultus vorherrschend und
macht das Wesen und den Schutz eines Blitzableiters ge-
radezu von einer zumeist sehr kostspieligen Spitze aus
Platin abhängig, die noch dazu meistens vom ersten Blitz-
schlag geschmolzen wird.
Am gesichertsten sind gegen Blitzschäden Gebäude,
welche ganz aus Eisen bestehen. Zu dem Zweck umgibt
man z, B. Magazine, die explosible oder feuergefährliche
Stoffe enthalten, mit einem Netzwerk von Eisendrähten,
das nach Art eines Faraday sehen Käfigs das Innere
vor Beschädigungen durch atmosphärische Elektrizi*<'£-
schützt. Es ist also auch nicht notwendig, Metallmassen,
welche sich ganz innerhalb eines solchen Gebäudes be-
finden, zum Schutze gegen Seitencnlladungen oder gefähr-
liche Induktionswirkungen mit der metalhschen Hülle
leitend zu verbinden. Wenn dagegen ein guter Leiter, z. B.
eine Telegraphenleitung oder ein anderer elektrischer
Leitungsdraht oder eine Gas- oder Wasserleitung, in ein
mit einer metallischen Hülle umgebenes Gebäude tritt,
oder wenn das Innere desselben durch eine eiserne Pumpe
mit dem Grundwasser in Verbiiidung steht, so kann eine
gefährliche Potentialdifferenz innerhalb des Gebäudes auf-
treten. In diesem Fall muß man solche Leitungen mit
der Hülle des Gebäudes metallisch leitend verbinden.
Damit nun die bestehenden Blitzableiteranlagen ihre
Funktion auch ordnungsmäßig verrichten können, müssen
40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 3
sie in dauernd gutem Zustande erhalten werden. Zu dem
Zweck prüft man die Anlagen öfters auf ihre Brauchbarkeit
hin, und zwar entweder direkt nach der Herstellung oder
bei älteren Abieitern besonders nach stattgefundenen Blitz-
schlägen. Trotzdem man jedoch heute nicht mehr auf
dem Standpunkt steht, daß eine schadhafte Luftleitung
statt eines Schutzes eine Gefahr für ein Haus bilden soll,
was man daraus ersehen kann, daß auch mangelhafte Ab-
ieiter zur Verminderung des Schadens beitragen können,
so kann es doch eintreten, daß sie entweder ganz versagen
oder zu einem Abspringen des Blitzes Veranlassung geben
können. Ein nach den richtigen Grundsätzen angelegter
Blitzableiter auf einem neuen Hause wird ohne Zweifel
in den ersten Jahren richtig funktionieren, bedarf dalier
keiner peinlichen Ueberwachung oder Prüfung. Je älter
er dagegen wird, um so rascher tritt.eine Zerstörung durch
die Atmosphärilien ein und besonders eine Beschädigung
durch die an den Gebäuden vorzunehmenden Reparaturen.
Im allgemeinen prüft man Blitzableiter auf neuerbauten
Häusern nach einem Zeitraum von etwa 10 Jahren, spater
alle 5 Jahre, außerdem nach jeder Dachreparatur oder
baulichen Veränderung. Nur kommt es bei der Unter-
suchung nicht auf eine vollständige Kontinuität der Lei-
tungen an, d. h. daß sie die galvanische Probe bestehen,
und doch wird heutzutage in den meisten Fällen mehr
galvanisch geprüft als früher. Die galvanische Methode
ist jedoch nicht zu verwerfen, weil sie bei einem un-
günstigen Resultat zu einer genauen Nachforschung nach
den Gründen desselben Anregung gibt. Die Hauptsache
bleibt immer noch die richtige Zahl und Führung der
Luft- und Erdleitungen und der Anschluß der in erster
Linie zu Seitenentladungen Veranlassung gebenden Metall-
massen an Gebäuden.
Diese Ansicht steht auch im Einklang mit dem Ab-
satz 4 der Leitsätze des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker. Darin findet sich folgende Bemerkung: ,,Der
Schutz, den ein Blitzableiter gewährt, ist um so sicherer,
je vollkommener alle dem Einschlag ausgesetzten Stellen
des Gebäudes durch Auffangevorrichtungen geschützt, je
größer die Zahl der Gebäudeleitungen und je reichlicher
bemessen und besser ausgebreitet die Erdleitungen sind.
Es tragen aber auch schon metallene Gebäudeteile von*
größerer Ausdehnung, insbesondere solche, welche von
den höchsten Stellen bis zur Erde führen, selbst wenn
sie ohne Rücksicht auf den Blitzschutz ausgeführt sind,
in der Regel zur Verminderung des Blitzschadens bei. Eine
Vergrößerung der Blitzgefahr durch Unvollkommenhciten
des Blitzableiters ist im allgemeinen nicht zu befürchten."
Die Erdleitungen haben den Zweck, die gewaltige
Energie des Blitzes in eine große Anzahl kleiner Teile
zu zerlegen und der Erde zuzuführen. Aus diesem Grande
wählt man am besten solche Leitungen, die sich stark vcr-
"^yeigen, z. B. Gas- und Wasserleitungen. Fehlen diese,
so kann man sich durch Verlegung von Einzeldrähtcn,
Metallbändern oder Drahtgeflecht helfen. Besonders bei
felsigem Grund ist eine weitverzweigte Oberflächen-Erd-
leitung die zuverlässigste Ausführungsform. Damit der
Blitz möglichst wenig gehindert von der Erdleitung zur
Erde abfließen kann, ist es erforderlich, den Ausbreitungs-,
d. h. Uebergangswiderstand klein zu machen. Diese Be-
dingung ist erfüllt beim Einlegen der Erdleitung in Grund-
wasser, Seen, Flüsse, Brunnen.
Bei elektrischen Anlagen ist es nun nicht
möglich, Leitungen, welche in ein Gebäude hineinführen,
in unmittelbare Verbindung mit dem Blitzableiter /u
bringen. In diesem Falle wendet man zur Aufhebiuig
oder wenigstens Verminderung der Blitzgefahr besonders
konstruierte B 1 i t z s c h u t z v o r r i c h t u n g e n an.
Während man nun beim Eintreten eines Gewitters die
Telephon- und Telegraphenapparate teilweise abschaltet
und die Leitungen direkt an Erde legt, kann man diese
Schutzmaßregel bei Starkstromanlagen nicht anwenden,
sondern nimmt seine Zuflucht zu anderen Hilfsmitteln,
die hier näher erläutert werden sollen.
Die einfachste Art eines Blitzschutzes besteht darin,
daß man die Pole der Leitung mit einer Kombination
von gezahnten Platten oder Saugkämmen verbindet, deren
Spitzen einander in einem Abstand von ca. 0,5 mm gegen-
über stehen.
Die nicht mit den Leitungen direkt verbundene Platte
ist ihrerseits durch eine kurze selbstinduktionsfreie Leitung
mit der Erdplatte verbunden. Bei dieser ziemlich primi-
tiven Konstruktion stellt jedoch der Blitz häufig eine elek-
trische Verbindung zwischen den Leitern verschiedener
Polarität her. Der Maschinenstrom hat dann das Be-
streben, dem durch den Lichtbogen gebildeten Weg zu
folgen. Infolge dieses Kurzschlusses werden die Maschinen
natürlich sehr hart mitgenommen. Daher suchte man den
Kurzschlußstrom durch Einsetzen von Abschmelzdrähten
nach Art der Sicherungen in die Erdleitung zu beseitigen.
Sobald sich nämlich der Lichtbogen zwischen den Saug-
kämmen bildet, fließt ein so starker Strom durch die
Sicherungsbkidrähte, daß dieselben schmelzen und den
Stromkreis auf eine genügende Länge unterbrechen, so
daß der Lichtbogen nicht weiter bestehen kann. Diese An-
ordnung hat jedoch den Nachteil, daß man die Drähte
jedesmal, wenn der Apparat in Tätigkeit war, sofort wieder
ersetzen muß. Indessen kann man diese Unbequemlich-
keit in Kauf nehmen bei Anlagen, die dem Blitz wenig
ausgesetzt sind, und in dem Falle, wo man die Blitzschutz-
vorrichtung leicht überwachen kann.
Nun hat der Franzose L a b o u r eine ausgezeichnete
Konstruktion ersonnen, die bei Verwendung von Ab-
schmelzdrähten den soeben geschilderten Nachteil nicht
besitzt. Dieselbe besteht aus einem Porzellanisolator ge-
wöhnlicher Art, welcher oben einen metallischen, mit der
zu schützenden Leitung verbundenen Ring besitzt. Ueber
diesen wird ein zweiter federnder und leicht auswechsel-
barer Ring geschoben, der eine große Anzahl parallel
zur Mantelfläche verlaufender Abschmelzdrähte trägt. Die
Enden derselben ragen mit einem kleinen Zwischenraum
nach einem am unteren Ende des Isolators befindlichen
Eisenring hinab, der mit einem vertikalen Draht versehen
ist. In einiger Entfernung befindet sich eine kleine ge-
zahnte Scheibe aus Zink, von der die Erdleitung nach
unten führt.
Strömt nun atmosphärische Elektrizität in die Leitung,
so springt der Funke von den Schmelzdrähten nach dem
unteren Eisenring und dann vom vertikalen Draht durch
die Luft nach der Zinkscheibe und schließlich nach der
Erde. Sobald sich dabei ein Lichtbogen bildet, schmilzt
der betreffende Bleidraht durch und der Lichtbogen zer-
reißt. So bleibt der mit etwa 15 Drähten ausgerüstete
Apparat eine lange Zeit, ohne einer Erneuerung der Drähte
zu bedürfen, in Tätigkeit. Von Zeit zu Zeit wechselt
man den benutzten gegen einen neuen, mit der vollen
Anzahl von Schmelzdrähten versehenen Ring aus. Dieser
Apparat hat sich sehr gut bewährt und gibt genügend
Sicherheit.
Besonders günstig zeigten sich die von Wurts, dem
amerikanischen Spezialisten für Blitzschutz, gebauten
Apparate.
Auf einer zur Erde abgeleiteten Grundplatte ist eine
Reihe von Zinkscheiben übereinander geschichtet und ab-
wechselnd durch Glimmerscheiben voneinander isoliert.
Die oberste Scheibe stellt mit der zu schützenden Leitung
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ IQll
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in Verbindung und die Entladung erfolgt von dieser zur
nächsten Scheibe und so fort bis mr untersten.
Auf diesem Wege wird ihr voviel Wärme entzogen,
daß kein großer Lichtbogen zustande kommt, son-
dern nur kleine fünkchen entstehen. Eine solche Vor-
richtung wird von der Allgemeinen Elektrizitäts-
gesellschaft, Berlin, für niedrige Spannungen aus-
geführt. Eine Modifikation ist von Voigt und H ä f f n e r
angegeben. Dabei ist die Isolation mehr gesichert, weil
die Platten in ihrer Mitte nicht durchbohrt sind, sondern
als vollständige Kreisscheiben ausgebildet und nur durch
Druck zusammengehalten werden. Für höhere Spannungen,
etwa für 2000 bis 3000 Volt, verwendet man Zinkblech-
röhren, welche auf isolierende Bolzen beweglich auf-
geschoben sind.
Damit alle Teile des Zinkmantels, der durch die über-
springenden Funken angegriffen wird, ausgenutzt werden,
hat man die Zinkröhren auf dem Boden drehbar angebracht,
um dieselben von Zeit zu Zeit in eine andere Stellung
bringen zu können.
Zink oder Messing, welches neuerdings wegen seiner
schweren Schmelzbarkeit bevorzugt wird, hat sich bei diesen
Konstruktionen sehr gut bewährt, was wohl dem Umstände
zuzuschreiben ist, daß die durch den Lichtbogen gebildeten
Metalloxyddämpfe schlechtleitend sind und die Bildung
größerer und dauernder Lichtbogen aufheben oder
wenigstens erschweren. W u r t s bettet bei seiner als
„Standard" bezeichneten Blitzschutzvorrichtung mehrere
geriffelte, vertikal aufgestellte Zinkzylinder in Porzellan-
stücke mit entsprechenden Aushöhlungen ein.
Prof. Elihu Thomson verhindert in seiner, der
Wurtsschen analogen Blitzschutzvorrichtung die Ent-
stehung des Flammenbogens in folgender Weise: Er
schichtet eine Anzahl von Metallplatten mit isolierenden
Zwischenlagen übereinander. Die Platten tragen einen
kurzen, vorspringenden Arm, der in eine kleine Metall-
kugel endigt. Diese Kügelchen bilden einen Spiralweg,
bei welchem jede Kugel von der anderen durch einen
kleinen Luftraum getrennt ist. Der Funke überspringt
diese kleinen Abstände leicht, aber der Flammenbogen
wird durch die zahlreichen Unterbrechungen in seiner Ent-
stehung gehindert, und so erreicht man ohne alle beweg-
lichen Teile eine sichere Abführung der atmosphärischen
Elektrizität.
Bei einem Blitzableiter der Westinghouse El. &
Mfg. Co. werden die Elektroden selbsttätig durch die
Wärmewirkung des Lichtbogens auseinander geschleudert.
Die Kohleelektroden, welche mit den Leitungen in Ver-
bindung stehen, sind an Armen befestigt, die nahezu
vertikal herunterragen und um eine Achse drehbar mit
ihrem unteren Teil die Oeffnungen eines geschlossenen
Kastens abdecken. Sobald ein Lichtbogen zwischen den
Kohlen entsteht, wird die Luft momentan ausgedehnt und
schleudert die Arme auseinander, wodurch der Lichtbogen
zerreißt. Infolge der Schwerkraft fallen dann die Arme
wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück.
Die schädliche Wirkung des Kurzschlußstromes auf
den Betriebszustand der Zentrale und auf die Stromver-
braucher hat man nun dadurch zu vermeiden gesucht, daß
man den Kurzschlußstrom selbst zur Betätigung elektro-
magnetischer Wirkungen benutzt, welche den sich bildenden
elektrischen Lichtbogen immer mehr dehnen und schließ-
lich zum Zerreißen bringen. Eine derartige Anordnung
hat die General El. Co. nach Angaben von Elihu
Thomson ausgeführt. Der Apparat besitzt keine beweg-
lichen Teile, sondern besteht nur aus einem in die Leitung
geschalteten Elektromagneten, zwischen dessen Eisen-
kernen die Funkenstrecke angebracht ist. Durch die Wir-
kung des magnetischen Feldes, welches den durch Blitz-
schlag entstehenden Lichtbogen wie einen frei beweglichen,
vom Strome durchflossenen Leiter nach oben treibt, wird
nun der Lichtbogen gestreckt und zum Abreißen gebracht.
Auf Grund dieser Erscheinungen ist von Görges
der von den Siemens - Schuckert-Werken, Berlin,
gebaute Hörner-Blitzableiter konstruiert worden.
Zwei starke, hornförmig gebogene Kupferdrähte sind ein-
ander gegenüber gestellt und werden von gußeisernent
Kappen getragen, die auf Porzellanisolatoren befestigt sind.
Damit die elektrodynamische Wirkung sichergestellt wird,
sind die stromführenden Teile so angeordnet, daß die
Stromlinien parallel verlaufen und sich nicht in ihrer Wirkung
aufheben können, wie es bei Verwendung der hornförmig
gebogenen Metallstreifen des Apparats der General
El. Co. leicht eintreten könnte. Der Blitzableiter hat da-
her den Vorteil größter Einfachheit und Betriebssicherheit.
Da er keine beweglichen Teile, keine Elektromagnete oder
irgendwelche mechanischen Auslöschvorrichtungen für den
Lichtbogen besitzt, so ist er gänzlich frei von Selbstinduk-
tion, eine Eigenschaft, die für einen guten Blitzableiter
unerläßlich ist. Durch den Lichtbogen leiden die Drähte
so wenig, daß sie jahrelang unversehrt bleiben und höch-
stens von Zeit zu Zeit etwas geglättet zu werden brauchen.
Aus Versuchen hat sich gezeigt, daß der Abieiter um
so vollkommener funktioniert, je höher die Spannung ist.
Als unterste Grenze, für die er noch gute Resultate ergibt,
kann man eine Spannung von 1000 Volt annehmen.
Von den Siemens-Schuckert-Werken, Ber-
lin, wird ferner ein Spulenblitzableiter für Gleich- und
Wechselstromanlagen bis 750 Volt Spannung gebaut. Er
besteht aus zwei hintereinander geschalteten Funken-
strecken von 2 mm Länge zwischen drei Metallstücken mit
seitlich erweiterten Schlitzen und einer Funkenlöschspule.
Bei meinen Versuchen mit dieser Art von Blitzschutzvor-
richtungen habe ich festgestellt, daß auch bei einem An-
schluß der Endklemmen direkt an ein Starkstromnetz mit
440 Volt Spannung bei einem Funkenübergang der Kurz-
schluß so schnell unterbrochen wurde, daß eine Sicherung
von 30 Ampere nicht durchbrannte.
Auch die Allgemeine Elektrizitäts-Gesell-
scliaft Berlin baut Hörner-Funkenableiter mit mag-
netischem Gebläse in der Hauptleitung. Der Hauptstrom
durchfließt dabei einige um einen ringförmigen Magnet
gelegte Drahtwindungen und erzeugt ein starkes Feld an
der Stelle, wo die Hörner einander ganz nahe gegenüber-
stehen. Ein auftretender Lichtbogen wird teils durch die
Wärmewirkung und hauptsächlich durch den elektro-
magnetischen Auftrieb schnell nach oben getrieben und
dadurch zerrissen. Aehnlich arbeitet ein Hörner-Funken-
ableiter mit magnetischem Gebläse im Ableitungsstrom-
kreise. Hierbei liegt jedoch parallel zum Blasmagnet ein
Carborundumstab, der die Leitung vor schnellen Schwi-
gungen schützt. Der Arbeitsbereich dieser Abieiter bF--
ginnt bei 4000 Volt.
Für Spannungen bis zu 4400 Volt dient der ebenfalls
von der Allgemeinen Elektrizit.its-Qesell-
schaft Berlin hergestellte G o I a - Funkenableiter, der
vorzugsweise für Freileitungen verwendet wird, die
häufigen Blitzschlägen ausgesetzt sind.
Er besteht aus zwei halbellipsoidisch geformten Eisen-
kalotten, welche unter Zwischenlegung eines Zinkringes
miteinander verbunden sind. An die Kalotten schließen
sich beiderseitg die Schenkel eines Blasmagnets an, dessen
Windungen im Hauptstromkreise liegen. Durch das starke
Feld im Innern der Schalen wird die atmosphärische Ent-
ladung nach dem Rande zu gedrängt und zum Ueber-
springen auf die mit zirka 5 mm Abstand eingestellten
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 3
Kohlenelektroden oder Hornansätze gezwungen, die außer-
halb der Kalotten liegen. Bei Spannungen von mehr als
4000 Volt werden in die Erdleitung zur Unterbrechung
des Netzes Hörner-Funkenableiter eingeschaltet.
Im allgemeinen muß die Entfernung der Hörner bei
Blitzableitern größer als 3 mm sein, damit eine Ueber-
brückung durch Staub, Insekten, Schnee oder Blätter ver-
mieden wird. Dieser Abstand wird jedoch erst von
8000 Volt durchschlagen. Um nun die Empfindlichkeit
zu vergrößern, wurde entweder eine parallel geschaltete
Hilfsfunkenstrecke benutzt, oder die Luftstrecke durch das
ultraviolette Licht einer darunter liegenden, mit Hilfstrans-
formator erregten Oeißlerschen Röhre ionisiert und leitend
gemacht. Dabei tritt die Röhre nur in Tätigkeit, wenn
infolge Ueberspannung oder atmospärischer Entladungen
schnelle Schwingungen in der Leitung entstehen. Trotz-
dem ist bei diesen Methoden entweder nur eine geringe
Vergrößerung der Luftstrecke zulässig oder der Hilfsfunken
ist zu schwach.
Besser ist diese Aufgabe von Elihu Thomson
nach dem amerikanischen Patent Nr. 495 853 vom Jahre
1892 gelöst durch Anwendung eines kleinen Tesla-Trans-
formators, der durch Erzeugung einer hohen Hilfsspann ung
die vergrößerte Funkenstrecke leicht überbrückt. Während
nun hierbei drei Elektroden erforderlich sind, vermeiden -
die Siemens-Schuckert-Werke, Berlin, diese
Unbequemlichkeit, indem sie mit einem einfachen Hörner-
Blitzableiter eine Vorrichtung verbinden, welche im Neben-
schluß liegend auf Spannungsschwankungen anspricht und
diese soweit verstärkt, daß die Funkenstrecke sicher durch-
schlagen wird. Infolge dieser Wirkungsweise hat man
den Apparat als ,,B 1 i t z a b 1 e i t e r - R e 1 a i s" bezeichnet.
Dabei wird ein Kondensator durch die gegen Erde herr-
schende Spannung dauernd geladen. Tritt eine Ueber-
spannung in dem Netze auf, die hoch genug ist, um den
Kondensator zur Entladung über eine Funkenstrecke zu
bringen, so tritt eine oszillatorische Entladung hoher
Frequenz auf, welche über die primäre Spule eines Tesla-
Transformators in der aus ca. 20 Windungen bestehenden
Sekundärspule eine so hohe Spannung induziert, daß diese
zwischen einer auf dem Erdleitungshorn befestigten Spitze
und der auf einem kondensatorisch wirkenden Isolator
sitzenden Spitze einer Hilfsfunkenstrecke einen Funken-
übergang hervorruft. Dadurch wird die Entladung der
primären Teslaspule über die Hörnerfunkenstrecke ein-
geleitet und die Ueberspannung beseitigt.
Um bei hohen Spannungen die Wirkungen des Kurz-
schlußstromes abzuschwächen, werden besonders bei ameri-
kanischen Anlagen mit Hochspannung Abieiter mit Vicl-
fachfunkenstrecken verwendet. Einen solchen Abieiter baut
die Stanley Electric Co., worin Drosselspulen,
"^unkenstrecken und induktionsfreie Widerstände in dem
.Toleiter vereinigt sind. Die Entladungen mit niedriger
Potentialdifferenz und niedriger Frequenz werden all-
gemein durch kurze Funkenstrecken abgeleitet, während
lange Funkenstrecken für Entladungen hoher Frequenz und
Spannung mit großer Elektrizitätsmenge bestimmt sind.
Auch die O e n e r a 1 Electric Co., S c h e n e c t a d y,
ordnet bei ihrem M u 1 1 i p 1 e x - Ablciter Funkenstrecken
an. Er entspricht dem von der Allgemeinen E 1 e k-
trizitäts-Qesellschaft gebauten Rollen-Funkcnah-
leitcr, welcher hauptsächlich als Feinsicherung zur Ablei-
tung geringer Energiemengen dient. Zur Erhöhung des
Leitungsvviderstandes sind mit den Rollen der Funken-
strecken Karborundumstäbe von 220 min Länge und je
100 000 Ohm Widerstand hintereinander geschaltet. Da der
Temperaturkoeffizient negativ ist, so sinkt der Widerstan.l
beim Stromdurchgang, und zwar bei 1 Ampere auf zirka
6000 Ohm.
Auch die Westinghouse Electric and Mfg.
Co., Pittsburg, baut Abieiter mit Funkenstrecken und
einem dazu hintereinander geschalteten, kleinen induktions-
freien Widerstand. Zu einem Teil der Funkenstrecken ist
ein sehr großer .Widerstand parallel geschaltet, wodurch
der über diesen fließende Maschinenstrom schnell unter-
brochen wird.
Zum Schutze von Niederspannungs-Leitungen gegen
Hochspannung z. B. in Transformatorenhäusern baut die
Allgemeine Elektrizitäts-Qesellschaft sog.
Durchschlagssicherungen. Sie bestehen aus zwei Metall-
platten, von denen die eine dauernd mit der Erde, die
andere mit der Niederspannungs-Leitung verbunden ist.
Zwischen ihnen liegt eine dünne, mit kleinen Löchern
versehene Olimmerscheibe. Tritt Hochspannung auf die
Niederspannungs-Leitung über, so überbrückt sie die beiden
Metallplatten, wodurch das Netz geerdet wird. Es kann
jedoch auch beim Durchschlagen des Glimmerplättchens
ein Mechanismus betätigt werden, der den Transformator
sofort vom Netz abschaltet.
Dieser Abieiter ist natürlich auch zum Schutze von
Schwachstromanlagen gegen Hochspannungs-Leitungen
verwendbar. Speziell für Telegraphen- und Telephon-
leitungen sind einzelne der vorher beschriebenen Abieiter
ebenfalls zur Anwendung gekommen, z. B. die Spitzen-
und gerippten Platten-Blitzableiter. Erstere ermöglichen
einen Ausgleich der atmosphärischen Spannungen, letztere
gewähren Schutz gegen die Entladungen.
Da nun bei starken Blitzschlägen die Spitzen und Saug-
kämme der Platten häufig geschmolzen werden, so be-
wirkt das geschmolzene Metall eine Verbindung der Linien-
leitung mit der Erdplatte, wodurch Störungen im Betriebe
hervorgerufen werden. Diesem Uebelstande hat Ul-
bricht durch Konstruktion seines Kohle-Blitzableiters
abgeholfen. Er enthält eine gewisse Anzahl von Kohle-
stäbchen, die sich nach den Leitungen richtet. Die Ent-
fernung der sorgfältig geschliffenen Kohleplatten beträgt
0,25 mm. Die Anordnung ist so getroffen, daß immer
auf eine Erdlamelle zwei zu einem Telegraphenapparate
gehörige Leitungslamellen folgen, woran sich wieder eine
Erdlamelle anschließt usw. Dadurch erreicht man, daß
jeder überschlagende Funke nur einen Luftraum zu über-
springen hat. Da nun das Zusammenschmelzen der Me-
tallspitzen bei anderen Abieitern nur eine Folge der
großen Elektrizitätsmenge sein kann, so erprobte Ulbricht
seinen Blitzableiter auch mit Strömen großer Intensität,
wobei sich die Kohle trotz des Lichtbogens an den be-
treffenden Stellen fast gar nicht veränderte.
Auch, was die Empfindlichkeit anbetrifft, zeigte sich
der Kohleblitzableiter den sonst gebräuchlichen Platten-
und Spitzen-Blitzableitern bedeutend überlegen, sogar
gegenüber den in den deutschen Fernsprechämtern be-
nutzten, sehr empfindlichen Spindel-Blitzableitern. Ulbricht
schrieb diesen Vorzug den vielen kleinen Spitzen der Kohle-
platten und dem Umstände zu, daß durch die Elektri/itäts-
bewegungcn, welche der Funkenbildung vorangehen, schon
kleine Kohlctcilchen mitgerissen werden, die, zwischen den
Platten spielend, die Bildung des Funkenweges erleichtern.
Oft verwcridet man Abschmelzdrähte, wie sie z. B.
beim Spindel-Blitzableiter vorkommen. Das Prinzip der-
selben besteht darin, daß die Leitung einer Stelle inner-
halb der Station eine Unterbrechung erhält, deren Enden
durch einen 0,1 mm dicken, sorgfältig mit Seide um-
sponnenen und spiralförmig gewundenen Kupferdraht ver-
bunden sind. Letzterer befindet sich in einem zur Erde
abgeleiteten Mctallgehäuse. Sobald ein Entladungsstrom
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
43
die Leitung trifft, fließt er bis zur Kupferspirale, durch-
schlägt die Isolierung und springt nach der Erdleitung
über. Ist der noch etwa abzweigende Strom so stark, daß
er den Apparaten schaden könnte, so schmilzt der dünne
Kupferdraht und unterbricht die Leitung. Durch Ersetzen
der Spindel ist der Abieiter dann wieder betriebsfähig.
Fassen wir nun die aus Vorstehendem sich ergebenden
Bedingungen für die Konstruktion guter BHtzableiter zu-
:: :: H WIRTSCHAFT UND LEBEN :: II H
Ein Werk über Wirtschaft und Recht für Techniker
und Bergleute.
Gegenwärtig, wo in allen Kreisen der Techniker ein
reges Interesse für Wirtschafts- und Rechtsfragen herrscht,
wo sich an den deutschen Hochschulen der Unterricht in
den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften neu entfaltet
und die Ausgestaltung dieser Disziplinen nicht nur von
den Kreisen der Dozenten und Studierenden, sondern auch
von allen Organisationen der im praktischen Berufsleben
stehenden Techniker lebhaft erörtert wird, empfindet man
den Mangel an einem geeigneten Lehrbuch als erhebliche
Lücke. Zwar hat sich in letzter Zeit die Zahl der Lehr-
bücher über Volkswirtschaftslehre und ihre Einzelgebiete
recht vermehrt; aber trotz mancher Vorzüge der bessern
unter ihnen kann begreiflicherweise keines den besonderen
Anforderungen des Unterrichts an den technischen Hoch-
schulen, sowie den Bergakademien und den geistigen In-
teressen der Techniker, die der Hochschule entwachsen
sind, ganz entsprechen. Sie alle wenden sich an Stu-
dierende der Universitäten, setzen teils philosophisch-his-
torisch, teils juristische Vorbildung und Interessen voraus.
Dem Techniker ist die Behandlung der einschlägigen Ma-
terien in diesen Werken meist zu abstrakt oder zu histo-
risch; sie knüpft nicht an die ihm geläufigen Gedanken-
gänge an. Er bedarf zu seiner Orientierung über die
Wissenschaften von Wirtschaft und Recht eines Werkes,
das den Zweck verfolgt und erfüllt, von seinen Bedürf-
nissen aus in die Gedankenwelt der genannten Wissen-
schaften einzuführen. Ein solches Werk muß gewissermaßen
die Brücke schlagen, vom mathematischen und naturwissen-
schaftlichen Denken und der Art, wie der Techniker
Menschen und Dinge anschaut, zu der vielfach anders
orientierten Geistesrichtung, die in den Wirtschafts- und
Rechtsw^issenschaften herrscht.
Die Schwierigkeit eines solchen Werkes liegt in der
rechten Bemessung seiner Größe. Es darf nicht zu um-
fangreich werden. Andererseits muß es doch alles Not-
wendige — wenn auch in knappster Form— enthalten.
Die Zeiten, wo man glaubte, der Techniker brauche von
Wirtschaft und Recht nur höchstens das zu wissen, was
im engsten Zusammenhang mit seinem Pflichtenkreis als
Betriebsleiter steht, sind vorüber. Mit einer gediegenei.
Fachausbildung soll sich! heute eine gute allgemeine Kennt-
nis von Gesellschaft und Staat verbinden.
Nach diesen Gesichtspunkten wird nunmehr unter dem
Titel „Wirtschaft und Recht der Gegenwart.
Ein Leitfaden für Studierende der tech-
nischen Hochschulen und Bergakademien,
sowie für praktische Techniker und Berg-
leute" ein Sammelwerk vorbereitet, dessen Herausgabe
unter der Mitwirkung von 17 Fachgenossen der Professor
der Volkswirtschaftslehre an der technischen Hochschule
Hannover, Dr. Leopold von Wiese, übernommen hat, und
sammen, so kommen wir zu dem Resultat, daß durch die
Abieiter die Gebäude, Maschinen und Apparate bei atmo-
sphärischer Entladung vor Beschädigung geschützt werden
sollen, daß ferner die Ableitungen der elektrischen Ladun-
gen sicher vor sich gehen soll, und daß schließlich bei
Starkstromanlagen Maschinenkurzschlüsse möglichst ver-
mieden oder wenigstens schnellstens und störungsfrei
unterbrochen werden sollen.
dessen Verlag in den Händen der Firma J. C. B. Mohr
(Paul Siebeck) in Tübingen ruht. Das Werk soll in zwei
selbständigen, annähernd gleich; großen Bänden erscheinen,
von denen jeder nicht über 30 — 35 Bogen (in Format und
Satzeinrichtung von Philippovichs Grundriß der politischen
Oekonomie) umfaßt. Der erste Teil soll die für die Tech-
niker wichtigsten Gebiete der Nationalökonomie, der zweite
die Rechtskunde, Privatwirtschaftslehre und einige Grenz-
gebiete der Wirtschaftswissenschaften enthalten. Dem-
gemäß sind für den ersten Band vorgesehen: 1. Allgemeine
Volkswirtschaftslehre (Professor Dr. Schwiedland-Wien).
2. Agrarwesen (Prof. Dr. Kähler-Aachen). 3. Montan-
wesen (Bergassessor und Dozent Macco-Köln). 4. In-
dustriepolitik (Prof. Dr. von Wiese-Hannover). 5. Binnen-
handel und Kreditwesen (Prof. Dr. Mollwo-Danzig).
6. Aeußere Handelspolitik (Prof. Dr. Mollwo-Danzig).
7. Volkswirtschaftspolitik des Verkehrswesens (Prof. Dr.
Wuttke-Dresden). 8. Wirtschaftsstatistik des deutschen
Reichs (Prof. Dr. Kähler-Aachen). 9. Versicherungswesen
(Dr. Adolf Günther-Berlin). 10. Finanzwissenschaft (Privat-
dozent Dr. Cohen-München). Für den zweiten Band ist
vorgesehen: 11. Staats- und Verwaltungskunde (Prof. Dr.
Bornhak-Berlin). 12. Handels-, Verkehrs- und Industrie-
recht: a) Grundzüge des Privatrechts, Handels- und
Wechselrecht, Baurecht, Patent- und Warenzeichenrecht,
Gesellschaftsrecht (Justizrat Prof. Dr. Alexander Katz-
ßerlin). b) Gewerberecht (Dozent Landrichter Dr. jur.
Erdmann-Hannover). 13. Bergrecht (Geh. Oberberg-
rat Prof. Dr. Arndt-Königsberg). 14. Politik und Sozial-
politik (Prof. Dr. von Wiese-Hannover). 15. Fabrikorgani-
sation und Arbeiterkunde (Prof. Dr. Philipp Stein-Frank-
furt a. M.). 16. Fabrikbuchhaltung (Prof. Dr. Calmes-
Mannheim). 17. Industrielle Selbstkostenberechnung und
Kalkulation (Prof. Dr. Passow- Aachen). 18. Bilanzvvesen
(Prof. Dr. Passow-Aachen). 19. Technische Oekonomik
(Prof. Dr. Andreas Voigt-Frankfurt a. M.). 20. Gewerbe-
hygiene und Unfallverhütung (Dr. Francke-Frankfurt a. M.)
21. Wirtschaftsgeographie (Prof. Dr. Eckert- Aachen).
* *
Offene oder geschlossene Bauweise
Hierüber schreibt uns der Sächsische Heimatschutz:
Es ist als erfreulich zu bezeichnen, daß die durch manche
großstädtische Verhältnisse in Verruf gekommene „ge-
schlossene Bauweise" wieder mehr Freunde gewinnt. In
vielen Fällen, in denen die geschlossene Bauweise be-
kämpft wird, ist die ,, mehrgeschossige" gemeint. Diese
ist allerdings bekämpfenswert und auf das Maß zurück-
zudrängen, welches der jeweilige Bodenpreis bestimmt. ,
Es ist aber gar kein Grund vorhanden, eine geschlossene
Reihe von ein- oder zweigeschossigen Häusern abfällig
zu beurteilen. Hj'gienisch betrachtet sind diese gegenüber
einzeln stehenden hohen Häusern sogar vorteilhafter, weil
sie den Straßenstaub und Straßenlärm von den Gärten
abhalten. Da sie billiger sind als freistehende, sind sie
überdies geeignet, die Wohnungsmieten zu vermindern,
was als sozialer Segen zu begrüßen wäre.
44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 3
SOZIALE BEWEGUNG
Der Deutsche Volkswirtschaftliche Verband
hielt in den letzten Tagen seine 9. Hauptversammlung
unter dem Vorsitz von Professor Dr. H. Albrecht (Zen-
tralstelle für Volkswohlfahrt) in Berlin ab. Die General-
sekretäre und Syndici unserer großen wirtschaftlichen Kor-
porationen waren zahlreich erschienen, ferner eine Reihe
Syndici und Assistenten von Handels-, Handwerks- und
Landwirtschaftskammern, von sozialpolitischen Organi-
sationen, von statistischen Aemtern, Nationalökonomen aus
der Tages- und Fachpresse und von Versicherungsorgani-
sationen. Daß der Verband jetzt die praktischen Volkswirte
jeder wirtschafts- und sozialpolitischen Richtung umfaßt,
ging auch aus dem Geschäftsbericht hervor, den der Syn-
dikus des Verbandes Dr. H. E. K r u e g e r erstattete. Die
Zahl der Mitglieder hat bereits 1100 überschritten. Auch
die volkswirtschaftlichen Fachbeamten in Oesterreich und
der Schweiz beginnen sich dem Verbände anzuschließen.
Unter den ständigen Arbeiten nimmt der Nachweis von
Stellungen für Verbandsmitglieder, die Untersuchung der
zweckmäßigsten Vorbildungsgänge und die Erweiterung
des Tätigkeitsgebietes für Nationalökonomen, insbesondere
auch in der Staats- und Gemeindeverwaltung, einen be-
sonderen Platz ein. Der Verband strebt hier gemeinsam
mit den Organisationen der Ingenieure nach einer ge-
rechten Berücksichtigung volkswirtschaft-
lich gebildeter und mit der wirtschaftlich-
technischen Praxis vertrauter Kräfte neben
den Verwaltungsjuristen. Durch die Herausgabe
eines ,, Volkswirtschaftlichen Handbuches" und andere
Publikationen werden den bei wirtschaftlichen Interessen-
vertretungen tätigen Fachbeamten praktische Nachschlage-
werke und Hilfsmittel für den Beruf geliefert. Sein Augen-
merk richtet der Verband ferner auf die Gestaltung der
Rechtsverhältnisse der volkswirtschaftlichen Fachbeamten.
Nach Referaten von Rechtsanwalt W. Bittermann und
Dr. Niehuus wurde auf Anregung der Herren Dr.
.W. Wendlandt und Dr. Heiß in Aussicht genommen, dem
nächsten Juristentage Material für die Schaffung
eines deutschen Privatbeamtenrechts zu unter-
breiten, soweit der Stand der praktischen Volkswirte davon
berührt wird. Am zweiten Verhandlungstage referierte
insbesondere Dr. Borgius über die Einführung international
verständlicher Symbole für nationalökonomische Begriffe
und befürwortete eine größere Ausgestaltung solcher For-
meln usw., insbesondere auf dem Gebiet der Statistik und
des Verkehrswesens. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Dr.
H. Albrecht wiedergewählt.
:: U :: STANDESBEWEGUNG
Ein Stellenangebot für Vermessungstechniker !
\^ Durch die im Verlage von R. Reiß-Liebenwerda er-
scheinenden ,, Allgemeinen Vermessungs - Nachrichten"
wurde ein Stellenangebot für Vermessungstechniker aus-
geschrieben, auf welches sich ein Verbandskollege X mel-
dete. Dieser war durch Kündigung seiner Stellung infolge
Arbeitsmangels gezwungen, des augenblicklich geringen
Angebots halber seine Ansprüche auf das allernötigste
zu beschränken und forderte deshalb ein Anfangsgehalt
von 130 M, das bei den heutigen Teuerungsverhältnissen
nicht gerade als glänzend bezeichnet werden kann. Hierauf
erhielt Herr X von dem betreffenden Vermessungsbureau
— es handelt sich um den staatlich geprüften und verpflich-
teten Geometer Erwin Behms in Zittau i. Sa. — folgen-
des Angebot:
Anfangsgehalt 115 bis 120 M pro Monat, Feldzulagen
bei selbständiger Arbeit außerhalb der Fluren Zittau-
Olbersdorf-Pelkau - 1 M ohne, bezw. 1,50 bis 1,75 A\
m i t Uebernachtung. In dem betr. Angebot heißt es : Preise
für Uebernachtung sind meist sehr billig und schwanken
zwischen 50 Pf. und 1 M. (!) Hiergegen wird als Leistung
beansprucht : Es werden nur ganz exakte, saubere
und gute Arbeiten angenommen und hono-
riert. Radierungen in Zeichnungen und Reinschriften
sind ausgeschlossen. Bei Messungen und Kartie-
rungen wird peinlichste Genauigkeit gefordert.
Die Bureauzeit ist, wie in Sachsen fast überall (?), im
Sommer von 7 bis 12 und von 2 bis 7 Uhr, im Winter
von 8 bis 12 und von bis 7 Uhr, also 10 bezw.
QVo Stunden. Bei auswärtigen Arbeiten sind die ersten
Frühzüge zur Hinfahrt zu benutzen. Arbeitszeit auf
dem Arbeitsterrain 10 Stunden pro Tag.
Kann jedoch die Feldarbeit an einem Tage erledigt
werden, so muß dies geschehen, auch wenn die 10 Stunden
Arbeitszeit überschritten werden.
Daß Herr Behms bei entsprechenden Leistun-
gen dauernde Stellung zusicherte, soll zu seinem Lobe
nicht verschwiegen sein, ebenso wenig, daß bei gün-
stigen Arbeitsabschlüssen und guten Lei-
stungen eine Erhöhung des Einkommens in kürzerer
Zeit nicht ausgeschlossen ist. — Da dem mit diesem An-
gebot beglückten Kollegen einige Ausführungen nicht ge-
nügend klar erschienen, bat er Herrn Behms um genauere
Präzisierung, damit Mißverständnisse nicht aufkommen
könnten. Z. B. war der Begriff ,, erste Frühzüge" sehr
dehnbar, so daß man auch einen 121'' uhj- nachts ab-
fahrenden Zug als solchen bezeichnen kann. Auch daß
man für 0,50 bis 1 M in Sachsen in einem anständigen
Hotel übernachten könne, erschien unserem Kollegen
zweifelhaft. Da in obigem Angebot sonst noch verschie-
denes alle möglichen Auslegungen zuließ, kann man die
Bitte um Klarstellung recht wohl verstehen.
Bis heute wartet Kollege X noch vergeblich auf Ant-
wort. Allem Anschein gemäß hat Herr Behms eine tüchtige
Arbeitskraft inzwischen anderweitig engagiert, die vor
allen Dingen nicht so neugierig ist wie Kollege X. Der
Kollege, der die Stellung unter den Bedingungen angenom-
men hat, vergißt aber, daß er damit seinem ganzen Stande
schadet. Andere indessen mögen den Wert der Organi-
sation auch für uns Vermessungstechniker erkennen, denn
die will ja mit solchen Verhältnissen brechen. Jeder
weitere Kommentar hierzu dürfte überflüssig sein, und wir
brauchen wohl kaum unsere vermessungstechnischen Mit-
glieder vor Annahme eines derartigen Angebotes zu warnen.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Oegenseitigkeitsverein oder Versicherungs-
aktiengesellschaft ?
Es wurde schon gesagt, daß die Versicherung ent-
weder des Gewinnes halber oder nach dem Prinzip der
Gegenseitigkeit betrieben werden könne. Zwischen beiden
Organisationsformen resp. ihren Vertretern wurde lange
Zeit hindurch ein erbitterter Kampf geführt, der noch nicht
völlig beendet ist, wenngleich er mildere Formen an-
genommen hat. Bei der Versicherungsaktiengesellschaft,
dem Haupttyp der gewerblichen Versicherung, trägt das
Risiko d. h. die Möglichkeit eines Unterschiedes zwischen
dem zu erwartenden und dem wirklichen Bedarf die Ge-
samtheit der Aktionäre, beim Gegenseitigkeitsverein die der
Versicherten. Ergibt sich bei der Aktiengesellschaft ein
i Ueberschuß, so fließt dieser den Aktionären in der Regel
in Form der Dividende zu. Stellt sich indessen nach Schiul5
des Geschäftsjahres ein Verlust heraus, so wird er aus
dem Vermögen der Aktiengesellschaft oder nach dessen
Aufzehnmg aus dem Aktienkapital bestritten. Er trifft
also ebenfalls die Aktionare. Die bei der Aktiengesell-
schaft Versicherten zahlen in beiden Fällen nur die ver-
traglich festgesetzte Prämie. Bei den auf Gegenseitigkeit
beruhenden Unternehmungen wird ein eventueller Ueber-
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 191 1
Schuß zugunsten der Versicherten verwandt und zwar ent-
weder als Versichertendividende oder indem die Reserven
verstärkt oder Einrichtungen unterstützt werden, durch die
der Entstehung von Schäden vorgebeugt wird. In der
Feuerversicherung hilft man z. B. die Feuerlöscheinrich-
tungen verbessern usw. Umgekehrt haben beim Versiche-
rungsverein auf Gegenseitigkeit die Versicherten auch den
Verlust zu tragen, der sich eventuell herausstellt. Sie
müssen dann zu den Beiträgen, die sie zu Beginn des Ge-
schäftsjahres! entrichten, den sogenannten Vorschußprämien',
Nachschüsse leisten oder sie erhalten nur einen bestimm-
ten Teil des Schadens ersetzt. Es kommt auch vor, daß
der Staat, damit die Nachschüsse eine bestimmte Höhe nicht
überschreiten, einen Zuschuß gewährt. Dies ist z. B. in
der Hagelversicherung in Württemberg der Fall.
Das Emporkommen der Aktiengesellschaft neben den
Gegenseitigkeitsunternehmungen erklärt sich einmal
zweifellos aus der bereits erwähnten Tatsache, daß der
Versicherte lediglich eine bestimmte Prämie zu zahlen hat,
an dem Risiko des Versicherungsgeschäfts aber nicht be-
teiligt ist. Ein zweiter Vorzug der Aktiengesellschaft ist
ihre größere Sieherheit. Es ist von Anfang an ein Aktien-
kapital vorhanden, das für etwaige Verluste haftet. Die
Sicherheit eines Versicherungsvereins wird stets in dem
großen Versicherungsbestand, durch den ein genügender
Risikenausgleich ermöglicht wird, und in den angehäuften
Reserven liegen. Beides bildet sich aber erst allmählich,
so daß die Aktiengesellschaft in den Anfangsjahren höhere
Sieherheit bietet, was ihr Emporkommen erleichtert. Auch
wird dort, wo das Risiko sehr groß ist und mithin unter
Umständen ein erheblicher Verlust zu erwarten ist, eher
eine Aktiengesellschaft gegründet werden als ein Oegen-
seitigkeitsverein, denn die Versicherten müßten bei letz-
terem mit außerordentlichen Nachschüssen rechnen, wäh-
rend der ihnen zukommende Gewinn nach dem Gesetz
einschließlich der Zinsen höchstens 6o/o der baren Ein-
zahlung betragen darf. Hierdurch erklärt es sich, daß die
Einführung neuer Versicherungszweige fast ausschließlich
durch Aktiengesellschaften erfolgt ist.
Die Gegner der Aktiengesellsc'haften weisen immer dar-
auf hin, daß bei ihr die Versic'herung teurer sei als bei einem
Gegenseitigkeitsunternehmen, weil die Versicherten durch
ihre Beiträge auch für die Verzinsung des Aktienkapitals
sorgen müßten. Dabei kommen, besonders in der Feuer-
versicherung, recht hohe Aktionärdividenden vor. Diese
Behauptung ist zwar richtig, aber ihre finanzielle Wirkung
auf die Höhe der Prämien wird sehr übertrieben. Das
Aktienkapital dient bei Versicherungsgesellschaften nicht,
wie z. B. bei den Banken als Betriebs-, sondern lediglich
als Sicherheitsfonds. Daher ist es nur zu einem Teil,
20 — 250/0, eingezahlt. Der Geschäftsumfang und der er-
zielte Gewinn steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang
mit dem Aktienkapital. Es kann also bei kleinem Kapital,
aber großem Geschäftsbetrieb schon ein verhältnismäßig
niedriger Gewinn eine hohe Aktionärdividende abwerfen.
Aus der Höhe der Dividende darf man infolgedessen nicht
auf die Verteuerung der Versicherung durch jene schließen.
Diese ist trotz hoher Aktionärdividenden eine sehr geringe.
Ein weiterer Vorzug der Aktiengesellschaft ist ihre
größere Beweglichkeit gegenüber den Versicherungs-
vereinen auf Gegenseitigkeit. Bei den letzteren muß nach
dem deutschen Aufsichtsgesetz jede Aenderung der Ver-
sicherungsbedingungen von der Vertretung der Versicher-
ten genehmigt werden, während bei der Aktiengesellschaft
der Vorstand allein hierüber beschließt. Wo beide Systeme
sich gleich stark gegenüberstehen, sind aus diesem Grunde
die Aktiengesellschaften in der Regel die Träger des Fort-
sclirittes.
:: H H :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Linsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfr.igcn nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Line
I'ücksendung dir Maivjskripte erfolgt nicht. S c h 1 u ß t a g für Einsen-
dingen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
m dem die hrage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
fiir Inhalt tmil Richtigkeit von h'ragcn und Antworten lehnt die Schrift-
Icitung nai hdrüi klich ab. Die zur Erläuterung der Er.igcn nolwcn ligcn Druck-
st ö CK c zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Fräsen
frage 9. Wie ist der Gang der Berechnung für ein
Schwungrad einer Francis-Turbine von 60 PS und 120 Touren
pro Minute? Die Turbine dient zum Betriebe dreier Messing-
blech-Walzwerke. Das Schwungrad sitzt auf einer Vorgelegewelle,!
die 35 Umdrehungen pro Minute macht und mit den Walzwerken
durch eine ausrückbare Kupplung direkt verbunden ist. Das
Schwungrad soll möglichst kleinen Durchmesser erhalten.
Frage 10. Welcher Fußboden eignet sich für eine größere
Bäckerei?
Frage II. Welches Material eignet sich zum Eindecken
eines Wohnhaus-Daches mit Gefälle von 0,20 m auf 1 m Lange?
Sparrenlänge 6,70 m.
Frage 12. Welche Erfahrungen hat man mit Azetylen-Gas-
motoren gemacht? Was würde ein solcher Motor von 10 bis
15 Pferdestärken kosten? Derselbe soll evtl. zur Inbetriebsetzung
von div. Holzbearbeitungsmaschinen dienen. In hiesigem Städt-
chen von ca. 1300 Einwohnern ist seit reichlich einem Jahre
eine Azetylen-Zentrale in Betrieb, welche das Städtchen mit
Licht versorgt. Diese Zentrale würde ihr Gas auch zu Kraft-
zwecken abgeben. Der Preis 1 cbm Azetylengas für Leucht-
zwecke beträgt 18 Pf., für Kraftzwecke 12 Pf. (also ähnlich!
wie bei Steinkohlengas). Würde ein Sauggasmotor vorzuziehen
sein oder evtl. ein anderer?
Antworten
Zur Frage 451 (Heft 49/1910). Befestigung eines Qufs-
hofes. Die Elsässischen Emulsionswerke G. m. b. H., Straß-
burg i. Eis., stellen eine Straßen-Emulsion her welche sich
zur Herstellung und Befestigung von Straßen, Höfen, Chausseen
usw. bewährt hat. Preis per 100 kg ab Werk Lutterbach exkl.
Packung 12 M. Auf 1 cbm gemischt-körnigen Schotter kommen
ca. 60 kg Emulsion in Frage. Ferd. Noll, Gießen.
Zur Frage 456. Fäkalien- Ab fuhr. III. (I u. II s. Heft 1.)
Lassen Sie das Kübelsystem bestehen und führen
Torfmullschüttung ein. Sie erhalten einen Dünger, der
die Torfmuilkosten wieder einbringt! Verfahren hygienisch ein-
wandfrei! Anweisung durch das Korrespondenz-Bureau der
Bayer. Torfstreu- und Mullewerke Haspelmoor. — pf.
Zur Frage 463 (Heft 50_1910). Imprägnierung von elek-
trischen Leitungsmasten. Barol-Tränkung nach An-
weisung der Chemischen Fabrik Flörsheim Dr. H. Nördlinger,
Flörsheim a. M. — m.
Zur Frage 473 (Heft 51/1910). Wohnungsstörung durch
Druckerei-Anbau. Der Auskunftgebende kennt einen gleichen
Fall. Dort wurde geklagt auf Erschütterungs- und Geräusch-
Beseitigung. Der Prozeß ging bis zum Reichsgericht und es
wurde nur der Anspruch auf Erschütterung anerkannt, dagegen
bezüglich des Geräusches ein „Mindestmaß von Ertragbarkeit"
dem Kläger zugewiesen, über welches der Betriebslärm der
Druckerei nach gutachtlicher Feststellung nicht hinaus ging.
Bezüglich des ersten Klageanspruches wurde der Druckerei
aufgegeben: die Antriebsmascbinen zu verlegen, die Trans-
mission von der Grenzwand fortzunehmen und auf die gegenüber
liegende Außenmauer einzubauen, sämtliche Träger auf der
Qrenzwand abzuschneiden und auf eine neue Innenwand mit
Isolierungsfüllung zu stützen, sowie auch alle Arbeitsmaschinen
auf Filz zu setzen. Das geschah, und Resultat: die Risse-
bildungen im kleinen Nachbarhause hörten zwar auf, doch
blieben die Schwankungen noch fühlbar und das Geräusch
wurde nur dumpfer! — Solange die Fundamente beider Gebäude
nicht getrennt werden können, sind alle Korrekturen vergeblich!
-pf.
46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 3
Mitteilungen aus dem Verbände
XXX. Liste der Besucher des Erholungsheims
(vom 15. Dezember 1910 bis 4. Januar 1911).
865 Wilh. Doesseler, Ingenieur, Magdeburg. 866 Ernst
NiAel, Architel<t, Berlin. 867 Paul Rubin, Architekt, Berlin.
868/69 Th. Speer u. Frau, Regierungsbausekr., Lüneburg. 870
W. Adler, Ing., Flensburg. 871 Paul, Zivilingenieur, Wiesbaden.
872 Hamelmann, Ingenieur, Burgbrohl. 873 F. Nothan, Architekt,
Neustadt in Meckl. 874/75 O. Prieß u. Frau, Stadtbauführer,
Flensburg. 876 Bernhard Ebert, Zimmermstr., Ashouti, West-
afrika. 877/79 Rud. Schmidt mit Frau u. Sohn, Ing., Halle a. S.
S80/S1 Adolf Kleemann u. Frau, Fabrikant, Erfurt. 882/84 L.
Leidenfrost mit Frau u. Tochter, Ingenieur, Erfurt. 885 Brendel,
Ingenieur, Charlottenburg. 886 G. Külz, Frl., Nordhausen.
887 Karl Schulze, Maschinentechn., Nordhausen. 888 H. Thies,
Ingenieur, Nordhausen. 889 E. Kautfels, Ingenieur, Nordhausen.
89U M. Peters, Frl., Walkenried.
Ferner gingen folgende Spenden, für die hiermit bestens ge-
dankt wird, im Erholungsheim ein: Technischer Verein Trier:
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir inachen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern ciii^^ereicht werden. Bei jeder tiinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Vcrsammlungstag und Ort,
Hr. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Landesverwaltungen.
'Württemberg. Vors.: H. Glaenz, Stuttgart, Heusteigstr. 78.
Die XIV. Landesversammlung findet am Sonntag, 15. Januar
1911, statt im Hotel Concordia, Cannstatt. Tageseinteilung:
10 Uhr Sitzung des Gesamtvorstandes. I2V2 Uhr gemeinsames
Mittagessen. 2V2 Uhr Landessitzung. Tagesordnung: 1. Ge-
schäfts- und Kassenbericht. 2. Bekanntgabe der Beschlüsse des
Gesamtvorstandes. 3. Neuwahl des Landesvorstandes. 4. Refe-
rate über die neue Verbandsverfassung, die Konkurrenzklausel,
die Krankenkasse. 5. Wahl des Orts für die nächste Landes-
versammlung. 6. Verschiedenes. 5 Uhr zwanglose Zusammen-
kunft im Hotel Concordia. Wir bitten um recht zahlreiche
Beteiligung unserer Einzel- und Vereinsmitglieder.
Bezirhüver wallangen
Kurhessen-Waldeck. Wir machen hierdurch nochmals aiit
den am Sonntag, 15. Januar, stattfindenden 11. ordentlichen
Bezirkstag aufmerksam. Die Verhandlungen finden in Cassel
im Wittelsbacher Hof, Cölnische Straße statt. Vormittags
10 Uhr erweiterte Vorstandssitzung, nachmittags 3 Uhr Bezirks-
sitzung. Da wichtige Punkte zur Verhandlung kommen, ist
es erforderlich, daß die Kollegen zahlreich erscheinen. Tages-
ordnung: 1. Eröffnungsbericht über das verflossene Geschäfts-
jahr. 2. Kassenbericht, Etatsberatung, Kassenrevision und Ent-
lastung des Vorstandes. 3. Einiges über den Verbandstag in
Stuttgart. 4. Bericht über die Gesamt-Verbandsvorstandssitzung
am 8. Januar 1911 in Sondershausen. 5. Neuwahl des Bezirks-
\orstandes nach den neuen Verbandssatzungen. 6. Bericht über
die Ortsverwaltung der Krankenkasse. 7. Bericht über die Stellen-
S(^vermittelung. 8. Beratung etwa eingegangener Anträge. 9. Wahl
- des Ortes für den nächsten Bezirkstag. 10. Verschiedenes.
Ostpreußen. Am Sonntag, 15. Januar 1911, findet in
Tilsit, Hotel Deutsches Haus, der XX. Bezirkstag statt.
Beginn der Verhandlungen mittags 12 Uhr. Tagesordnung:
1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht und Entlastung des Kassierers.
3. Etatberatung. 4. Bericht über die Gesamtvorstandssitzung
vom 8. Januar 1911 in Sondershausen. 5. Bericht über did
Stellenvermittelung. 6. Beratung der Anträge. 7. Wahl des
Ortes für die nächste Bezirksversammlung. 8. Verschiedenes.
Zu den Verhandlungen haben Verbandskollegen Zutritt. Nach-
mittags S'/a Uhr: Vortrag des Herrn Dr. Günther, Berlin.
Der Vortrag ist öffentlich, wozu sämtliche Kollegen und Gäste
eingeladen werden. Anschließend an den Vortrag freie Aus-
sprache. Um recht zahlreiche Beteiligung aller Verbands-
kollegen wird höflichst gebeten. Zu Punkt 7 der Tagesordnung.
Antrag des Technischen Vereins Königsberg, der Bezirkstag
wolle beschließen: 1. Die Reihenfolge der \on der VcrbaIKl^-
2 Bilder für das Saarzimmer, Ing. Völkers Schwerte: 20 Stück
prakt. Serviettenringe. Zivil-Ing. Moes, Altwasser i. Schles.:
10 Stück Glühkörper, Patent Roß. An Weihnachtsge-
schenken: Frl. Hertha Scadak, Halle a. S. : 1 Sofakissen
mit Stadtwappen Halle. Frau Speer, Lüneburg: 1 Soiakissen,
2 Garnituren für den Waschtisch usw. Herr Speer, Lüneburg:
1 Bock zum Schuhanziehen, 1 Schuhabstäuber. Ingenieur
Jäger, Gera (Reuß) : 6 Stück Zimmerbilder in Eichenrahmen.
Frl. Kowalski, Hirschberg i. Schi.: 1 Sofakissen für Zimmer
Nr. 9. Frau Standfuß, Breslau: 1 Sofakissen für das Mittel-
schlesische Zimmer. Koli. Studenroth, Oppeln vom dortigen
Verein: 1 Waschtischgarnitur für das Schlesische Zimmer.
Techn. Verein Myslowitz: 1 Bild ,, Dreikaiserecke" für das
Oberschlesische Zimmer. Die Kollegen Lammers, Wandke,
Karstens in Lübeck: 1 Standkugel für die Wandelhalle zur
Aufnahme von Zigarrenasche, Streichhölzern usv\^ Frl. Peter,
Sondershausen: 1 Sofapissen; Frl. Peters, Walkenried: desgl.;
Frau Lammers, Lübeck: desgl. mit Lübecker Wappen. Frau
Breitländer, Mannheim: 1 Waschtischgarnitur, 1 Stuhlkissen.
leitung in Anregung gebrachten Einrichtung von Geschäfts-
stellen im Bereiche des Verbandes ist dahin abzuändern, daß
die Geschäftsstelle für die Ostseeprovinzen (Bez.-Verw. Ost-
preußen, Westpreußen und Pommern) nicht erst an neunter Stelle,
sondern unter den ersten fünf Stellen berücksichtigt wird.
2. Die Ausführungsbestimmungen der Satzungen für die Dar-
lehns- und Unterstützungskasse Abschn. B § 4 sind dahin zu
ändern: Absatz 2 soll heißen: Die Darlehne, welche gegen
einen vom geschäftsführenden Vorstande zu bestimmenden nied-
rigen Zinssatz abgegeben werden, sind nach drei Monaten
zurückzuzahlen. Die Begründung beider Anträge erfolgt auf
dem Bezirkstage.
Sachsen - Anhalt. Br.-A.: A. Uebe, Magdeburg, Nacht-
weidestraße 20a. Unser Frühjahrs-Bezirkstag findet
am Sonntag, 19. Februar, in Magdeburg statt. Wir bitten,
etwaige Anträge bis spätestens 17. Januar 1911 an die obige
Briefadresse einzusenden.
Bezirksverwaltung an der Unterelbe (Nord-Hannn'er j. Vrs.
u. Br.-A.: W. Haarstrich, Harburg, Marienstraße 19. Unser
35. Bezirkstag findet am 15. Januar 1911 in Buxtehude im
Bahnhofshotel, Bahnhofstraße, statt. Tageseinteilung: 12 bis
2 Uhr: Sitzung des Gesamtvorstandes. 4 bis 6V0 Uhr: Be-
zirkssitzung. Tagesordnung: 1. Jahresbericht. 2. Kassen-
bericht. 3. Bericht des Kassenrevisionsvereins. 4. Bericht über
die Gesamtvorstands-Sitzung. 5. Neuwahl des Bezirksvorstandes.
6. Neuwahl des Vorortes. 7. Beratung der neuen Satzungen.
8. Vortrag : Die Bestrebungen des Deutschen Tech-
niker-Verbandes. 9. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf
die äußerst wichtige Tagesordnung, sowie die Anwesenheit des
Lehrerkollegiums und der Schüler der Kgl. Baugewerkschule
zu Buxtehude, bitten wir unsere Vereins- und Einzelmitglieder,
recht zahlreich erscheinen zu wollen.
Zweigvercine
Gemischte Vereine.
Bad Kissingen. Techniker-Verein. Die statuten-
gemäße Generalversammlung findet Donnerstag, 19. Januar,
abends 8 Uhr im Vereinslokal (Park-Hotel) statt. Hierzu werden
sämtliche Mitglieder um pünktliches Erscheinen dringend ersucht.
Anträge sind schriftlich bis 15. Januar d. Js. der Vorstand-
schaft einzureichen. Tagesordnung: 1. Rechenschaftsbericht.
2. Anträge. 3. Neuwahl.
Bingen a. Rh. Technischer Klub. Br.-A. : Arch.
Saager, Bingerbrück, I. Vors. Jeden ersten Donnerstag im
Monat Versammlung, an den übrigen Donnerstagen im Monat
Stammtisch im Restaurant „Germania". Der Technische Klub
Bingen a. Rh. hält zurzeit einen Abendkurs über Eisenbeton-
bau ab. Der Kursus wird von Herrn Dipl. -Ing. Weiß, Großh.
Hauptlehrer an der Baugewerk- und Gewerbeschule zu Bingen
geleitet. Der Aufsichtsrat und die Direktion der genannten
Anstalt haben in dankenswerter Weise einen Schulsaal un-
entgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Eröffnung des Kursus
fand unter zahlreicher Beteiligung von Unternehmern, staat-
lichen, städtischen und privaten Bautechnikern und von Schülern
der oberen Klassen der Baugewerkschule am Donnerstag dem
1. Dezember 1910 statt. Namens der Schule begrüßte Herr
Großh. Direktor Tölg die Teilnehmer und legte in kurzer
Heft 3
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
47
Ansprache die Wichtigkeit und große Zukunft des Eisenbetons
dar. In gleichem Sinne hieß der Vorsitzende des Technischen
Klubs, Arch. Saager, namens des Vereins die Anwesenden
herzlich ^willkommen. Hierauf begann Hauptlehrer Weiß seine
Ausführungen mit einer kurz gehaltenen Besprechung der ein-
schlägigen, statischen Grundsätze.
Bromberg. Technische Vereinigung. Versamm-
lungen finden an dem 1. Donnerstag der ersten und zweiten
Hälfte jeden Monats im Dickmann'schen Lokale, Wilhelmstraße,
statt. Briefadresse: Theod. Voß, Ingenieur, Bromberg, Ber-
liner Straße 12 b.
Danzig. Technischer Verein. Am Mittwoch,
18. Januar 1911, abends 9 Uhr, Jahreshauptversammlung im
Restaurant Hohenzollern, Langenmarkt. Tagesordnung: 1. Ver-
lesen des Protokolls der letzten Versammlung. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. Gemeldet haben sich die Kollegen Freyer
und Heberlein. 3. Jahresbericht. 4. Bericht der Kassenprüfer.
5. Festsetzung des Vereinsbeitrages. 6. Aufstellung des Haus-
haltungsplanes. 7. Neuwahl des Vorstandes. 8. Verschiedenes.
Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Tagesordnung wird um
zahlreiches und pünktliches Erscheinen ersucht.
Graudenz. Vereinigung Oraudenzer Techniker.
Br.-A.: Bruno Jochade, Stadtbauführer, Kasernenstr. 1 B II. V. u.
O.: Jeden Dienstag nach dem 1. und 15. jeden Monats,
abends 8V2 Uhr, im Zentral-Hotel, Getreidemarkt. Gäste, ins-
besondere dem Verbände noch fernstehende Kollegen, sind zu
unseren Sitzungen stets willkommen.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung: Dienstag, 17. Januar, präzis 9 Uhr abends, im
Vereinslokale St. Georger Bürger-Kasino, Große Alke Nr. 53.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Durch-
beratung der Anträge zum Bezirkstage. 3. Anträge des Fest-
ausschusses. 4. Technische Fragen. 5. Verschiedenes.
Hof. Hof er Bauhütte. Bei der am 5. Januar er.
stattgefundenen ordentlichen Generalversammlung unseres Ver-
eins wurde folgender Gesamtvorstand für das Geschäftsjahr
1911 gewählt: Gustav Wenz, Staatsbauführer, 1. Vorsitzender.
Albert Sommer, Obermeister, 2. Vorsitzender. Karl John, Bc-
triebstechn., Kassierer. Berthold Hopf, Stadtbaumstr., Schrift-
führer. Als Ausschußmitglieder gingen aus der Wahl hervor:
Hans Brecheis, Baumeister, Oskar Paul, Stadtbaumstr., Karl
Schreiber, Baukontrolleur, Fritz Penning, Staatsbauführer. Gleich-
zeitig werden die HH. Mitgheder eingeladen, die am 19. Januar
im Vereinslokal stattfindende Versammlung recht zahlreich zu
besuchen. Tagesordnung: 1. Einlauf und Schriftwechsel. 2. Be-
stellung von Zeitschriften für 1911. 3. Verlesung des Protokolls
der Generalversammlung. 4. Sonstiges. Br.-A.: Gustav Wenz,
kgl. Bauführer, Hof i. Bayern, Leonoldstraße 7.
Kiel. Techniker - Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ingenieur, Kiel, Fährstr. 7. Jeden ersten und dritten Donnerstag
eines Monats, abends 8V2 Uhr, im „Patzenhofer", Fnlkstraße 12.
Nächste Mitgliederversammlung am 19. Januar 1911, pünktlich
8V2 L'hr, im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung
der letzten Versammlung. 2. Eingänge. 3. Aufnahmen. 4. Vcr-
bandsangelegenheiten (Berichterstattung des Kollegen Kobarg
über die Gesamtvorstandssitzung). ' 5. Sonstiges. Auf die Wich-
tigkeit des Punktes 4 der Tagesordnung sei besonders auf-
merksam gemacht. Das Geschäfts- und Lesezimmer ist nach
wie vor geöffnet: Werktags (außer Sonnabends) von 8 bis
10 Uhr abends, Sonntags von 91/2 bis 12 Uhr vormittags. Wir
bitten dem Geschäftszimmer mehr wie bisher Beachtung zu
schenken. Zwecks Neuinventarisierung der Bibliothek, werden
im Januar keine Bücher mehr ausgegeben, ausgeliehene Bücher
sind bis spätestens 19. Januar zurückzugeben; die bis zum
19. Januar nicht zurückgelieferten Bücher werden auf Kosten
der Entleiher abgeholt. Beiträge zur Krankenkasse nimmt Koll.
Behrens, wie bisher an jedem Donnerstag, abends von 71/2 bis
8V3 Uhr im Geschäftszimmer entgegen. Wir bitten um zahl-
reichen Besuch. Dem Verbände noch fernstehende Kollegen sind
zu den Mitgliederversammlungen stets willkommen.
München. Techniker-Verein. E. V. Dienstag,
17. Januar, abends 81/2 Uhr: Berichterstattung des 1. Vor-
sitzenden J. Bender über die Gesamtvorstandssitzung des D. T.-V.
am 8. Januar in Sondershausen. Anschließend Diskussion über
soziale Fragen.
Oldenburg. Techniker-Verein. Die nächste Ver-
sammlung findet am Mittwoch, 18. d. Mts., abends 9 Uhr, im
Restaurant Bavaria statt. Rege Beteiligung dringend erwünscht.
Die Hebung der Beiträge für das 1. Vierteljahr 1911 findet erst in
der Hauptversammlung des Monats Februar statt.
Pforzheim. Technischer Verein. Vors.: Gustav
Jäkel, Stadtbauassistent, Salierstraße 20. Mitgliederversammlung
jeden ersten Mittwoch im Monat, an den übrigen Mittwochen
zwanglose Zusammenkunft im Vereinslokal „Bavaria", östliche
Karl-Friedrich-Straße 29. — Anläßlich der letzten Vorstandswahl
wurde als Stellenvermittler und Vertrauensmann Kollege Philipp
Dahl, Stadtbauassistent, verlängerte Holzgartenstraße 133, be-
stellt. Wir bitten alle Kollegen, frei werdende Stellen sofort
zu melden; denn nur durch die eifrige Mitwirkung aller kann
eine ersprießliche Tätigkeit der Stellenvermittelung erzielt werden.
Schneidemühl. Technischer Verein. Jeden Freitag
am 1. bezw. nach dem 1. des Monats Hauptversammlung. Jeden
ersten Freitag nach dem 15. des Monats Versammlung. Vereins-
lokal: Hotel Froese, Breite Straße.
Stettin. Technischer Verein. Br.-A. : Rudolf Koch,
Stettin-Grabow, Langestr. 12. Hauptversammlung am Donners-
tag, 19. Januar 1911, abends 8V2 Ühr, im Vereinslokal, Restau-
rant Neubauer, Pölitzerstr. 14. Tagesordnung: I.Mitteilungen
und Eingänge. 2. Stellung und Beratung von Anträgen, zu
dem im Februar stattfindenden Bezirkstag. 3. Technische Fragen.
4. Verschiedenes. — Die Liste zum Einzeichnen der einzuladenden
Gäste für die Veranstaltung im Februar liegt im Vereins-
lokal aus.
Strelitz i. Meckl. Am 10. Dezember fand eine Besichti-
gung der Kanalisation von Neustrelitz statt, unter Führung des
ehemaligen Bauführers der Kläranlage daselbst, Koll. Ing. Ryssel.
Besichtigt wurden die Notauslässe III und IV sowie die Klär-
anlage, außerdem war eine kurze Erläuterung über die Führung
der Rohrleitung voraufgegangen. Am 17. Dezember wurde die
Schiffswerft der Gebr. Maas in Neustrelitz besichtigt, welche
für die leider sehr geringe Teilnehmerzahl sehr lehrreich war.
Hier hatte Koll. Ing. Giebeler die Führung übernommen. Für
Januar sind in Aussicht genommen an Besichtigungen: Brauerei
Rolff oder Denzien in Neustrelitz und die Elektrizitäts-Ueber-
land-Zentrale zu Neubrandenburg. — Dienstag, 17. d. Mts.:
Vortrag des Herrn Koll. B. T. Bank „Unterschied zwischen
Villa und Landwohnhaus". Trotz der Zersplitterungsarbeit des
B. t.-i. B. und des Wegzuges von 6 Mitgliedern zählt unser
neugegründeter Verein schon 40 Kollegen! — Die Einführung
von Gästen ist zu allen Veranstaltungen sehr erwünscht.
Thorn. Technischer Verein. Br.-A und 1. Vors.:
Hugo Lorenz, Architekt, Thorn III, Wellienstr. 101. V. u. O.:
Jeden 1. Freitag nach dem ersten eines Monats bezw. an dem
auf den ersten eines jeden Monats selbst fallenden Freitag im
Vereinslokal Artushof.
Waldenburg i. Schles. Technischer Verein Wal-
denburg und Umgegend. Vrs. u. Br.-A. : Ingenieur
Weigmann, Altwasser i. Schles. V. u. O.: Jeden 1. u. 3. Mitt-
woch eines jeden Monats, abends 8V2 Uhr, im Hotel Kaiserhof.
Wittenberg u. Umg. Technische Vereinigung.
V. u. O. : Jeden Sonnabend nach dem 1. eines jeden Monats
in der „Brauerei Maiwald", Coswiger-Str. 23. Br.-A.: Maurer-
meister M. Lindemann, Wittenberg (Bez. Halle a. S.), Bürger-
meisterstraße 4.
Techniker im Baugewerbe.
Augsburg. Bauhütte. Zu der am Donnerstag, 9. Febr.
1911, abends 8'/2 Uhr im Vereinslokale „Cafe Augusta" statt-
findenden Generalversammlung werden die geehrten Herren Mit-
glieder hiermit freundlichst eingeladen. Tagesordnung: 1. Er-
stattung des Jahresberichtes. 2. Kassabericht. 3. Beratung von
evtl. eingeg. Anträgen. 4. Neuwahl der Vorstandschaft. An-
träge zur Generalversammlung müssen mindestens 8 Tage vorher
bei der Vorstandschaft schriftlich eingereicht werden.
Chemnitz. ,,Bauhütte". Freitag, 20. Januar, abends
punkt 9 Uhr, Versammlung im Vereinslokal. Tagesordnung:
1. Eingänge. 2. Mitgliederbewegung. 3. Steuerrückständc.
4. Veranstaltungen im Februar. 5. Jahreshauptversammlung.
6. Fragekasten und Allgemeines. — Voranzeige. Freitag,
3. Februar, findet die diesjährige satzungsgemäße Hauptver-
sammlung statt. Anträge, die bei dieser zur Beratung kommen
sollen, sind bis zum 22. Januar bei dem 1. Vorsitzenden ein-
zureichen.
Dresden. B a u w i s s c n s c h n f t I. Verein ,,M o 1 1 v".
Mittwoch, 18. Januar, abends punkt 8 Uhr beginnend, findet
in den vorderen Vereinsräumen des G e w e r b e h a u s e s , Ostra-
Allee die diesjährige Jahreshauptversammlung statt.
Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Bericht und
Anträge der Siebenerkommission für die Verschmelzung der
beiden Dresdner Brudervereine. 3. Bericht des Kassierers über
Jahresabschluß und Vermögensbestand. 4. Bericht und Anträge
der Kassenrevisoren. 5. Jahresbericht des 1. Vorsitzeiiden.
6. Etwaige Anträge des Ehrenausschusses und Preisverteilung
an die Sieger des letzten Konkurrenzausschreibens. 7. Aufnahme,
neuer Mitglieder. 8. Anträge des Ausschusses zur Wahl des
Gesamtvorstandes und Beschlußfassung hierüber. 9. Verschie-
denes. Für diesen Abend wird jedes einzelne Mitglied gebeten,
bestimmt und pünktlich 3/48 Uhr anwesend zu sein, um bei
der Wichtigkeit der Tagesordnung eine vollkommene und all-
seitig befriedigende Erledigung derselben zu ermöglichen. Auch
48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 3
wird gebeten, Kollegen, die „Motiv" und damit dem D. T.rV.
noch nicht angehören, einzuführen und deren Anmeldung zu
bewirken, für die Teilnehmer an den Hansa-Bund-Lehrgängen
zur Mitteilung, daß dieselben Dienstag, 17. Januar, mit einem
Vortrag des Herrn Dr. jur. Andres über „D ie Verfassung
des Deutschen Reiches" ihren Anfang nehmen.
Techniker in der Industrie.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Sonntag,
22. Januar, vormittags punkt 10 Uhr, Besichtigung der Gas-
anstalt im Nordviertel. Sammeln am Eingatig, Wilhelmstr. 14.
Halle a. S. Maschinentechnischer Verein. Herr
Yström ersucht uns zu berichtigen, daß es in dem in Heft 1 ver-
öffentlichten Bericht über seinen Vortrag, 2. Spalte, 14. und
15. Zeile von oben, heißen muß: . . . „im Widerspruch zu den
natürli c h e n und in der Praxis herrschenden Zuständen, wo
Fach- und Hochschül e r im allgemeinen an denselben Aufgaben
mit gleichen Erfolgen arbeiten". (Die Schriftitg.) ,
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1Q0 8. Vors.: Ingenieur Karl Krause, Hamburg 23,
Jordanstraße 66. Br.-A. : Ing. Konrad Eurick, Hamburg 24,
Mühlendamm 76. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Freitag im Monat
im Hotel „Zum Holstentor", Holstenwall 1, I. Etage. Freitag,
20. Januar 1911, abends 9 Uhr Nebenversammlung. Tages-
ordnung: 1. Verlesung des ProtoKolis und der Eingänge. 2. Mit-
gliederbewegung. 3. Technische Fragen. 4. Vortrag des Koll.
Herrn Ingenieur O.Becker über das Thema: ,,M o d e r n e
Qießereieinrichtunge n". 5. Verschiedenes. Sonntag,
15. Januar 1911, voraussichtlich Besichtigung der Altonaer Mar-
garine-Werke, Mohr & Co. Einladungen hierzu ergehen noch,
falls dieselbe stattfindet. Sonntag, 22. Januar 1911, nachmittags
V23 Uhr, Bezirkstag im „Neustädter Gesellschaftshaus",
Valentinskamp. Die Tagesordnung hierzu ist bereits den Mit-
gliedern zugestellt worden. Wir bitten dringend unsere Mit-
glieder um vollzähliges Erscheinen bei allen Veranstaltungen.
Gäste sind willkommen, namentlich die dem Verbände noch fern-
stehenden Kollegen.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Jahres-Hauptversammlung am Mittwoch, 18. Januar 1911, pünkt-
lich S'/o Uhr abends, in den Neustädter Oesellschaftssälen, Valen-
tinskamp 40/42. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 2. Verlesung des Protokolls. 3. Geschäftliche Mit-
teilungen des Vorstandes. 4. Jahresbericht. 5. Kassenbericht
und Bericht der Kassenprüfer. 6. Halbschichtige Neuwahl des
Vorstandes und zwar Wahl eines 2. Vorsitzenden, bisher Herr
Heins. Wahl eines 2. Schriftführers, bisher Herr Jürgensen.
Wahl eines 2. Kassierers, bisher Herr Koch. Wahl zweier Bei-
sitzer, bisher die Herren Dreyer und Martens. 7. Wahl einer
Satzungskommission (Vorschlag des Vorstandes: Wahl einer
füntgliederigen Kommission). 8. Verschiedenes. Wegen der
Wichtigkeit der Tagesordnung erwartet der Vorstand, daß alle
Mitglieder erscheinen. Ferner werden alle Mitglieder gebeten,
die unserm Verein bezw. Verband noch fernstehenden Kollegen
für unsere Sache zu gewinnen zu suchen und zu unseren Ver-
sammlungen einzuladen. Helfe jeder nach besten Kräften und
mit ernstem Wollen unserm Verein neue Mitglieder zu werben.
Alle Briefe, welche Mitgliederangelegenheiten, wie Adressen-
änderungen und dergl. betreffen, sind von nun ab an unseren
1. Schriftführer Herrn O. Kröger, Hamburg 25, Bethesdastr. 46 I
zu adressieren.
Landesvcrcin Mittl. Sächsischer Eiscnbahn-
t e c h n i k e r. Vrs. : Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 11.)
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41,11.
Sonnabend, 21. Jan., abends pünktl. 7 Uhr beginnend, Jahres-
hauptversammlung im „Meißner Hof" am Plauenschen Platze
mit Fachvortrag des Herrn Koll. Bm. I. Rabener (Wa.) über:
„Erzeugung von Preßluft und deren Verwen-
dung im Eisenbahnbetriebe" mit Vorführung
von Werkzeugen. Die übrige Einteilung wird noch be-
kannt gegeben.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
(I\'ur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
20 für eine Behörde in Marburg a. Lahn sofort ein mit
sämtlichen Feldarbeiten speziell auch mit tachymetrieren ver-
trauter tüchtiger Vermessungstechniker. Gehalt bis 200 M.
Angebote unter 20 an den Vermessungstechniker- Verein für
Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn J. Stender, Essen
a. Ruhr, Steinstraße 4.
21 für ein Baugeschäft in Großmöringen, Bezirk Magde-
burg, sofort ein junger Bautechniker, gelernter Maürer, für land-
wirtschaftliche Bauten, mit einigen Semestern Bauschule bei be-
scheidenen Ansprüchen. Bewerber mit eigenem Rad bevorzugt.
Angebote mit Gehaltsansprüchen evtl. bei freier Station unter 21
an die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann,
Kaiserstraße 103.
22 für eine Militärbehörde in Wilhelmshaven sofort ein
Bautechniker, mit den Abrechnungsarbeiten größerer Kasernen
vertraut, auf 2 bis 3 Monate, evtl. längere Beschäftigung nicht
ausgeschlossen. Zureisekosten werden nicht gewährt. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 22 an die Zweigstelle
Bremen, z. H. des Herrn O. Krause, Neustadls Contrcscariie
Nr. 70.
23 für ein Baugeschäft mit Dampfsägewerk bei Eibing sofort
ein tüchtiger Techniker, sauberer Zeichner, 25 bis 35 Jahre alt,
im Veranschlagen von Hochbauten durchaus erfahren. Angebote
mit Gchaltsansprüchen unter 23 an die Zweigstelle Danzig,
■/. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
36 nach Wittenberg b. Halle sofort ein Bautechniker mit
guter Handschrift, selbständig im Entwerfen von Kosten-
anschlägen und Abrechnungen für Bureau und Baustelle. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 36 an die ZweigslJlc
Halle a. S., z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte Promenade i'i
(Siadtlhcater).
37 nach Mühlhausen i. Th. sofort ein Bautechniker, ge-
lernter Zimmerer, tüchtiger Konstrukteur, flotter Zeichner und
firm im Veranschlagen. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
37 an die Zweigstelle Erfurt, z. H. des Herrn L. Leidenfrost,
Scharnhorststraße 18.
38 für ein Architekturbureau in Auerbach i. V., sofort ein
Bautechniker, hauptsächlich ^ür Bureauarbeiten. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 38 an die Hauptsielle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
39 für einen Bauverein in Schweidnitz sofort ein junger
Bautechniker zur Aufstellung von Anschlägen und für sla'ische
Berechnungen. Anfangsstellung. Angebote unter 39 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
40 nach Aachen zur Hilfeleistung bei der Aufstellung gene-
reller Kanalisationsprojekte ein junger tüchtiger Tiefbau-
techniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 40 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, ArdeystraBe 94.
41 für einen Hüttenverein in Lothringen sofort ein Hochbau-
techniker, 24 bis 30 Jahre alt, mit längerer Praxis und ab-
geschlossener Baugewerkschulbildung, sicherer Statiker, der in'
Fassadenentwurf gewandt sein muß. Gehalt 170 bis ISO M. An-
gebote unter 41 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
42 für ein ländliches Baugeschäft in Westpreußen zum 1. 2.
ein älterer Bautechniker, evangelisch, verheiratet, zuverlässiger
und selbständiger Arbeiter, mit Erfahrung in landwirtschaft-
lichen Bauten und im Sägewerks-Betrieb. Radfahrer. Stellung
dauernd. Anfangsgehalt bei freier Wohnung ISO M. Angebote
unter 42 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
43 für einen Architekten in Jena sofort ein jüngerer Bau-
teciiniker. Angebote mit Gelialtsans]irüclien unter 43 an die jfk\
Hauptsielle Berlin SW., Markgrafenstraße 94. W\
44 für eine Wasserbaubehörde in Neubrück a. Spree zum
15. Februar ein Techniker als Bauaufscher mit praktischen
Erfahrungen in Erd-, Ufer-Befestigungs- imd Ranunarbciten.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN VOM DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIU. Jahrgang, Heft 4 sdiriftieiti.ng; E. Ricii. Schubert, Berlin. 2T. Jaouar 1911
Inhalt: Das Problem der Arbeitslosenversicherung — Ueber Sandstrahlgebläse und Sandstrahlreinigung von Eisenkonstruktionen und sonstigen Bauwerken — Aus der
Volkswirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem X'erbande.
Das Problem der Arbeitslosenversicherung
Von F. BECHTOLD.
Ueber das Problem der Arbeitslosenversicherung ist
schon viel geschrieben und diskutiert worden. Aber weder
in der Theorie noch in der Praxis konnte man sich über
die Form der Arbeitslosenversicherung einigen. Daß diese
Frage nicht so leicht zu lösen ist, soll zugegeben sein; die
im Wege stehenden Schwierigkeiten sind aber keineswegs
unüberwindlich. Auch hier gilt das Wort: „Wo ein Wille
ist, da ist ein Weg." Der Grundgedanke einer Arbeitslosen-
versicherung ist wohl der, daß die Allgemeinheit die
Pflicht hat ,dem einzelnen im Falle der Arbeitslosigkeit
so beizustehen, daß er dieses Uebel leichter überwinden
kann. Der wirtschaftlich Schwache, der infolge von Wirt-
schaftskrisen, menschenei sparenden Maschinen oder an-
deren wirtschaftlichen Ursachen arbeitslos wird, soll vor
dem Hinabsinken in eine sozial tiefere Schicht, vor Elend
und Armut geschützt werden. Nicht immer dachte man
so. In den älteren Zeiten griff man im Falle der Arbeits-
losigkeit oft zu Strafmitteln und die Lehren des Manchester-
liberalismus, dem das freie Spiel der freien Kräfte über
alles ging, waren jedem Eingriff der Allgemeinheit in das
Wirtschaftsleben des einzelnen abhold. Die eben bezeich-
nete Richtung sah in der freien Konkurrenz das beste
Mittel, um den Menschen zum Wohlstand zu verhelfen.
Demgemäß lehnte sie alle Schutzmaßnahmen, die für das
Wohl des Arbeitnehmers gefordert wurden, mit aller Ent-
schiedenheit ab. Im großen ganzen kann diese Ansicht
als überwunden betrachtet werden. In der Frage der
Arbeitslosigkeit herrscht zurzeit die Meinung vor, daß
Staat oder Gemeinde für die Arbeitslosen eintreten müssen.
Nur ganz vereinzelt weisen Sozialpolitiker auf die
Selbsthilfe hin.
Eine Versicherung muß auf einer Grundlage ruhen.
Um eine solche zu schaffen, ist es zunächst nötig, die
Frage zu beantworten: Was versteht man denn unter Ar-
beitslosigkeit? Theorie und Praxis .beantworten diese
Frage übereinstimmend: Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn
ein arbeitswilliger und arbeitsfähiger Mensch seine Beschäf-
tigung verloren, eine andere angemessene Beschäftigung
noch nicht gefunden hat und zurzeit nicht finden kann.
Da länger andauernde Arbeitslosigkeit zu schweren wirt-
schaftlichen Schäden und sittlichen Nachteilen für die Be-
troffenen führen und auch Gefahren für die öffentliche
Wohlfahrt und Ordnung als Begleiterscheinung aufweisen
kann, so rechtfertigt es sich, daß die breite Oeffentlich-
keit mit der Frage der Arbeitslosigkeit sich beschäftigt.
Dem Uebel der Arbeitslosigkeit kann man mit ver-
schiedenen Maßnahmen entgegentreten. Es seien da ge-
nannt: Vorbeugung, Bekämpfung und Fürsorge.
Als Vorbeugungsmittel kommen in Betracht: Rege-
lung der Produktion, Organisation der Industrie, die Wirt-
schaftspolitik, die Regelung der Arbeitszeit und anderd
Maßnahmen, die geeignet sind, zu einem gleichmäßigen
Gang der Wirtschaftspolitik beizutragen. Dahin gehören:
Verschiebungen der verschiebbaren Arbeiten auf die
stilleren Zeiten, insbesondere den Winter; gleiche Ar-
beitsverteilung auf den vorhandenen Bestand an Arbeit-
nehmern, wozu die Abschaffung an Ueberstunden in solchen
Zeiten, Arbeitsverkürzung statt Entlassung und auch Be-
grenzung des vom einzelnen Arbeiter zu leistenden Maßjs
von Arbeit gehört.
Bekämpft kann die Arbeitslosigkeit werden durch Ver-
mittlung von vorhandener oder durch Schaffung von
neuer Arbeitsgelegenheit. Eine Vorbedingung jeder Art
\on Arbeitslosenversicherung ist ein zentralistisch auf-
gebauter Arbeitsnachweis. Erst durch ihn erhalten wir
Klarheit über den Umfang und die Stärke der jeweilig vor-
handenen Arbeitslosigkeit. In seiner Benutzung ist das
beste Kontrollmittel der Arbeitslosigkeit gegeben. Mit
der Schaffung neuer Arbeitsgelegenheit hat man fast durch-
weg schlechte Erfahrungen gemacht. Die sogenannten
Notstandsarbeiten wären an sich sehr einfache Mittel zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit; sie sind aber unwirt-
schaftlich. Als Beleg für diese Tatsache sei nur angeführt,
daß z. B. in Düsseldorf die Notstandsarbeiten im Jahre
190Q um etwa 200 000 M teurer zu stehen gekommen sind,
als wenn sie in inormalen Zeiten ausgeführt worden wären.
Ein anderer Mangel der Notstandsarbeiten ist, daß (ab-
gesehen von Schreibstubenarbeit) sich diese Arbeiten in
den meisten Fällen nur für robuste Arbeiter eignen, also
für die gelernten Arbeiter kaum und für die Privatangestell-
ten erst recht nicht in Betracht kommen können. Zu be-
denken ist zudem noch, daß sie zum Teil die Arbeiten
anderen Kreisen fortnehmen: Es wird ein vorhandenes Loch
durch die Oeffnung eines neuen zugedeckt. Bei der
Schreibarbeit liegt die Sache gewöhnlich so, daß damit
schon an sich sehr schwache Existenzen über Wasser ge-
halten werden.
Die Fürsorge für die Arbeitslosen kann sehr mannig-
faltig sein. Es kommen da in Betracht: die Selbsthilfe,
die obligatarische Versicherung, die fakultative Versiche-
rung und die Subvention der öffentlichen Körperschaften
unter Verzicht auf selbständige Versicherungseinrichtungen.
Am besten von diesen Einrichtungen ist die Selbsthilfe
ausgebildet. Die Beträge, die von den Arbeitnehmerver-
bänden für die Unterstützung der Arbeitslosen ausgegeben
werden, sind ganz enorm angewachsen. Nach dem Sta-
tistischen Jahrbuch des Deutschen Reiches haben allein
die freien Gewerkschaften im Jahre IQOQ 8 593 Q28 M für
Arbeitslosenunterstützung ausgegeben. Die Hirsch-
Dunckerschen Gewerkschaften haben für solche Zwecke
50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 4
341 009 M, die christlichen 195 536 M (mit Reiseunter-
stützung) ausgegeben. Unter den PrivatangesteUtcnver-
bänden, die Stellenlosen-Unterstützungseinrichtungen ge-
troffen haben (etwa 20), marschiert der Deutsche Techniker-
Verband mit einer Summe von 37 699 M an erster Stelle.
Diese Tatsache, daß die Privatangestelltenverbände solch
hohe Beträge für Stellentosigkeit ausgeben müssen, sollte
sozialpolitische Schriftsteller und die Behörden veranlassen,
mehr als bisher sich mit der Arbeitslosigkeit der Privat-
beamten zu beschäftigen. Soweit die Arbeitnehmerver-
bände Unterstützungen im Falle der Arbeitslosigkeit aus-
bezahlen, sollen diese nicht irgendeine Wohltat sein, son-
dern ihr Zweck ist, den Gesamtinteressen der Organi-
sationen zu dienen. Durch die Arbeits- oder Stellenlosen-
unterstützung wollen es die Verbände ihren Mitgliedern
ermöglichen, Arbeit nur unter den Lohnbedingungen an-
zunehmen, die gewerkschaftlichen Grundsätzen entsprechen.
Sie soll verhindern, daß die Arbeitslosen, die in Arbeit
stehenden Berufsgenossen unterbieten und dadurch den
Lohn im Gewerbe zu drücken. In diesem Zusammen-
hang sei noch erwähnt, daß Unternehmer nur ganz ver-
einzelt Unterstützungseinrichtungen für ihre Arbeitslosen
getroffen haben.
Eine Unterstützungseinrichtung, der als Selbsthilfe
eine gewisse Bedeutung zukommt, ist die Verbindung von
Arbeitslosenversicherung und Konsumverein, wie sie der
von Arbeitern gegründete „Konsum-, Bau- und Sparverein
Produktion" in Hamburg darstellt. Die Einkaufsdividende
u'ird zur Bildung eines Notfonds benutzt. Bis zur Höhe
von 100 M wird die auf ein Mitglied entfallende Einkaufs-
dividende zu einem Notfonds angesammelt. Im Falle der
Arbeitslosigkeit kann dieser Betrag von den Mitgliedern
entnommen werden. Weiter können die Mitglieder Waren-
vorschuß erhalten, wenn jener Betrag abgehoben ist; aber
ein Rechtsanspruch besteht hierfür nicht. Die Einrichtung
soll sich bewährt haben.
So nützlich die Selbsthilfe im Einzelfalle auch sein
kann, so muß doch zugegeben werden, daß weder die
Arbeitnehmerverbände noch andere Einrichtungen im-
stande sind, das Arbeitslosenproblem ganz zu lösen.
Einmal gehen die Unorganisierten leer aus und danji
können die betreffenden Verbände, die solche Einrich-
tungen besitzen, meist nur so viel gewähren, daß sich'
ihre Mitglieder eben nur über Wasser halten können. Am
besten wäre es, wenn die Frage des Arbeitsloscnproblcms
vom Reich gelöst würde. Da aber zurzeit keine Aussicl^t
besteht, eine Reichsarbeitslosenversicherung zu erhalten,
so wollen wir uns zunächst den Einrichtungen zuwenden,
die die Städte getroffen haben.
Die kommunalen Einrichtungen können wir einteilen
in solche mit Versicherungszwang und in freiwillige. Ip
Deutschland gibt es bis jetzt nur fakultative Versicherungen.
Wir unterscheiden bei ihnen das Genter oder Straßburger
und das Berner oder Cölner System. Eine dritte Art
von Versicherungen ist eine Kombination des Straßburger
und Cölner Systems. Schließlich wären die Städte noch'
zu erwähnen, die nur ganz von Fall zu Fall Unterstützungen
gewähren. Von der Stadt Düsseldorf wird eine kommunale
Zwangsversicherung angestrebt. Hierzu bedarf es aber
der Erlassung eines Reichsgesetzes. Aus diesem GrunJe
hat Düsseldorf beschlossen, ein Reichsgesetz zu erstreben,
das den Stadtverwaltungen das Recht zur Einführung einei"
Arbeitslosenversicherung mit Beitrittszwang gibt.
Sobald eine Stadt daran geht, Maßnahmen zur Linde-
rung der Arbeitslosigkeit zu treffen, so werden fast immer
dieselben Einwände erhoben. Wie wir schon im Eingang
ausgeführt haben, ist es Pflicht der Allgemeinheit, den
von der Arbeitslosigkeit Betroffenen Hilfe zu gewähren.
Demnach ist gegen die Verwendung öffentlicher Mittel
zum Zwecke der Arbeitslosenfürsorge nichts einzuwenden.
Eine andere Frage ist es aber, ob der Durchführung einer
Versicherung keine unüberwindlichen Hindernisse im Wege
stehen. Oberflächlich betrachtet, scheinen gewichtige Argu-
mente gegen die Einführung einer Arbeitslosenversiche-
ri ng vorgebracht werden zu können. Man sagt, es fehle
an den nötigen statistischen Unterlagen, der Versicherte
könne den Versicherungsfall (Arbeitslosigkeit) jederzeit
selbst herbeiführen, es sei nicht leicht, zu entscheiden,
wieweit der einzelne verpflichtet sei, die ihm angebotene
Arbeit anzunehmen. Auch die Frage, ob der Betreffende
seine Arbeitslosigkeit selbst verschuldet habe oder nicht,
sei schwer zu entscheiden.
Die vorgebrachten Einwände sind nicht stichhaltig.
Fast alle privaten Versicherungen haben ihre Tätigkeit
ohne Statistik begonnen. Und trotzdem hatten sie Erfolge
aufzuweisen. Vergegenwärtigt man sich, daß auf dem
Gebiete der Arbeitslosigkeit schon viele Erfahrungen ge-
sammelt sind (durch die Arbeitnehmerverbände und die
teilweisen Einrichtungen der Städte), so muß jener Ein-
wand unter den Tisch fallen. Die bereits bestehenden
Versicherungen zeigen auch, daß sie bestehen können,
obwohl das versicherte Ereignis stets und notwendig durch
den Versicherten selbst herbeigeführt wird. Es sei nur
an die Haftpflichtversicherung und die Kautionsversiche-
rung erinnert. Diese Versicherungen lehnen auch nicht
in Bausch und Bogen ab, siondern unterscheiden, ob dem
Versicherten eine schuldhafte Absicht, ob ihm grobe Fahr-
lässigkeit oder nur ein leichtes Versehen zur Last gelegt
werden kann. Hs kommt noch hinzu, daß dem Versicher-
ten ja immer noch ein Risiko bleibt, da er niemals voll
entschädigt wird. Also auch dieser Einwand verfällt dem
Schicksal des vorigen. Wenn Streiks und Aussperrungen
grundsätzlich von der Arbeitslosenversicherung aus-
geschaltet werden, so sind die übrig bleibenden Fälle, die
ernstlichen Streitigkeiten begegnen könnten, so gering,
daß sie schon deshalb nicht von Einfluß auf die Errich-
tung einer Arbeitslosenversicherung sein dürfen. Wie wir
zu zeigen noch Gelegenheit haben werden, ist die Frage
der Arbeitsannahme und die der Schuldfrage in der Praxis
für die in Betracht kommenden Parteien (Stadt und Ver-
band) in zufriedenstellender Weise gelöst worden. Durch
die Praxis ist auch die Behauptung widerleget worden,
die Unterstützung der Arbeitnehmerverbände durch die
Städte fördere die Sozialdemokratie. Nicht ein Schimmer
von Beweis konnte für diese Behauptung bisher erbracht
werden.
Nachdem wir so die Bedenken, die gegen die Errich-
tung von Arbeitslosenversicherungen der Städte sprechen
könnten, beseitigt haben, können wir uns mit größerem
Verständnis den hauptsächlichsten zurzeit bestehenden
Arten näher zuwenden.
Im Interesse der Sache, die wir behandeln, müssen wir
uns mit einer Einrichtung befassen, die ein völliges Fiasko
gemacht hat. Denn es ist wichtig, ob das Prinzip der
zu schildernden Versicherung schuld an dem AAißlingen
war oder ob der Aufbau und die Handhabung unrichtig
war. Es handelt sich hier um die obligatorische St. Oallener
Arbeitslosenversicherung. Durch Gesetz vom Mai 1894
waren die politischen Gemeinden des Kantons St. Gallen
ermächtigt worden, die obligatorische Arbeitslosenversiche-
rung einzuiühren. Von dieser Berechtigung machte nur
St. Gallen Gebrauch. Im Juli 1895 führte die Stadt
eine Arbeitslosenkasse probeweise (auf zwei Jahre) ent-
sprechend den gesetzlichen Vorschriften ein. Versiche-
rungspflichtig waren alle in der Gemeinde wohnenden
Arbeiter, die nicht mehr als 5 Frc?. Tagesverdienst hatten.
Heft 4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
51
Von der Versicherung waren Lehrlinge und minderjährige
Arbeiter mit unter 2 Frcs. Tagesverdienst ausgeschlossenu
Als Beiträge mußten geleistet werden:
bei einem Lohn bis 3 Frcs. 15 Cts.
von 3 bis 4 Frcs. 20 „
4 5 30
Die Entschädigungen betrugen bei einem .Wochen
beitrag
von 15 Cts. 1,80 Frcs.
20 „ 2,10 „
„ 30 „ 2,40 „
Die Dauer der Auszahlung war auf 60 Tage bemessen.
Etwaige Fehlbeträge waren von der Gemeinde zu decken.
Dieser Versuch einer obligatorischen Versicherung endete
ungünstig. Die Gründe hierfür waren verschiedener Art.
Statt die Beiträge vom Arbeitgeber (diese ließ man frei
ausgehen) zu erheben, überließ man die Einzahlung dem
Arbeitnehmer. Die Organisation der Arbeitsvermittlung
war sehr mangelhaft und die Kontrolle der Arbeitslosen
sehr unvollkommen. Ganz besonders aber machte der
Umstand die Versicherung unpopulär, daß es an einer
Gliederung der Berufe in Gefahrenklassen fehlte. So er-
hielten die Angehörigen des Baugewerbes den größten Teil
der Unterstützungen, während die anderen Gewerbe den
größten Teil der Kosten aufbrachten. In der Verwaltung
nahm man es auch in anderen Dingen nicht sehr genau.
Sie setzte sich darüber hinweg, wenn die Arbeiter ihre
Beiträge nicht regelmäßig gezahlt hatten und gewährte
auch dann Unterstützung, wenn die rückständigen Beträge
auf einmal nachgezahlt wurden. Schließlich war es ein
großer Fehler, die Versicherungskasse dem Armensekre-
tariat anzugliedern. Die Einrichtung stand bei den Ar-
beitern auch dieserhalb in Mißkredit. Daß man direkt
in den blauen Himmel hinein wirtschaftete, zeigt auch
folgendes: Man nahm an, daß die jährliche Zahl der
Arbeitslosen IO'Jo der Versicherten betrage. Welcher Maß-
stab lag dieser Annahme zugrunde? Nur der, daß sich
Ende Dezember 1893 in der Stadt St. Gallen 379 arbeits-
lose Männer gemeldet hatten. Das Urteil kompetenter
Fachmänner geht denn auch allgemein dahin, daß das Miß-
lingen der obligatorischen Versicherung in St. Gallen nicht
so sehr gegen die Versicherung an sich spricht, als gegen
ihre Einrichtung und Handhabung in St. Gallen und gegen
den Beruf dieser Stadt zur Gesetzgebung. Georg Adler
urteilt kurz und bündig: Uebereilt und unvollkommen
vorbereitet und schlecht verwaltet, mußte sie Schiffbruch
leiden. Nur zu Entwürfen ist es in den Städten Zürich
und Basel gekommen. Beide Städte wollten obligatorische
Arbeitslosenversicherungen einführen. Die Statuten wurden
in Zürich vom Magistrat und in Basel vom großen Rat an-
genommen, aber in Basel vom großen Rat und in Zürich
in der Volksabstimmung abgelehnt. Da beide Projekte
nicht zur Ausführung gelangt sind, genügt wohl der Hin-
weis, daß sie viel besser durchgearbeitet waren als das
St. Gallener. Mit einer fakultativen Arbeitslosenversiche-
rung versuchte es die Stadt Bern. ,, Jeder in der Gemeinde
sich aufhaltender oder niedergelassener Arbeiter schweize-
rischer Herkunft kann dieser Kasse beitreten." Pro Monat
sind 70 Cts. als Beitrag zu entrichten. Um unterstützungs-
berechtigt zu sein, muß der Versicherte während des letzten
Jahres wenigstens sechs Monate gearbeitet haben, arbeits-
fähig und nicht über 60 Jahre alt sein. Die Unter-
stützungen betragen für alleinstehende Arbeitslose
1,50 Frcs. pro Tag, für siolche mit Familienangehörigen
2 Frcs. Gezahlt wird die Unterstützung nach einer
Wartezeit von einer Woche, im ganzen auf 70 Tage für
die Monate Dezember bis März. Von der Angabe weiterer
Einzelheiten können wir absehen, da sie das Wesen dieser
Versicherung nicht berühren. Hervorgehoben sei aber
noch, daß diese Versicherung keine Bedeutung erlangt hat.
Eigentlich haben wir es auch hier nicht mit einer Ver-
sicherung im strengen Sinne des Wortes zu tun, da die
Stadt die fehlenden Zuschüsse leistet. Die Einrichtung
repräsentiert vielmehr ein geordnetes städtisches Unter-
stützungswesen, nur mit der Besonderheit, daß bei Er-
füllung gewisser Voraussetzungen ein Rechtsanspruch aul
Unterstützung erwächst.
Nach demselben Muster wurden in Basel, Bologna und
Venedig Versuche angestellt, diese Städte hatten aber noch
geringere Erfolge aufzuweisen als die Stadt Bern.
Eine gewisse Bedeutung hat dagegen die fakultative
Einrichtung der Stadt Cöln erlangt. Die Teilnahme an
der Versicherung, die sich „Stadtcölnische Versicherungs-
kasse gegen Arbeitslosigkeit im Winter" nennt, ist frei-
willig und auf männliche Arbeiter, die wenigstens 18 Jahre
alt sind, mindestens V2 Jahr in Cöln wohnen und nicht
dauernd arbeitsunfähig sind, beschränkt. Ebenso wie die
ihr wesensverwandte Einrichtung der Stadt Bern ist die
Cölner Arbeitslosenversicherung keine eigentliche Ver-
sicherung. Genau genommen, kann man sie als eine
private Einrichtung bezeichnen, zu der die Stadt einen
Zuschuß von 20 000 M leistet. Sie wurde mit einem
Grundkapital von 125 000 (25 000 brachte die Stadt, 100 000
die Bürgerschaft auf) M ins Leben gerufen. Wer jährlich
mindestens 5 M oder 300 M einmalig entrichtet, wird als
Ehrenmitglied oder als Patron eingetragen. An der Ver-
waltung der Kasse nimmt ein Vertreter des Oberbürger-
meisters, 12 Vertreter der Patrone und Ehrenmitglieder
(von denen sechs Arbeitgeber und sechs weder Arbeitgeber
noch Arbeitnehmer sein sollen), der Vorsitzende der all-
gemeinen Arbeitsnachvveisstelle und 12 Vertreter der Ver-
sicherten teil. Die zu leistenden Beiträge sind für un-
gelernte Arbeiter auf 35, für gelernte auf 45 Pf. festgesetzt.
Als Entschädigung werden im Falle der Arbeitslosigkeit
vom dritten Tage der Anmeldung an bis zur Höchstdauer
von acht Wochen für die ersten 20 Tage 2 M, dann 1 M
pro Tag gezahlt.
Es ist beinahe selbstverständlich, daß sich einer fakul-
tativen Versicherung, wie der Cölner, hauptsächlich Leute
anschließen, bei denen die Gefahr der Arbeitslosigkeit
sehr groß ist. Diese Tatsache (74 bis 85 »o der Versicherten
empfingen Unterstützung) kann für die Kasse verhängnis-
voll werden. Zu dieser Ansicht bekannte sich auch der
Oberbürgermeister der Stadt in einem Vortrag, den er auf
dem 2. Rhein. Städtetag im Juni vergangenen Jahres hielt.
Er führte da aus, daß man hier bessernd wirken könne,
wenn man die der Arbeitslosigkeit weniger aus-
gesetzten Berufe durch Vergünstigungen anzulocken
suche. Als weitere Verbesserungen, so führte der
Oberbürgermeister aus, plane Cöln die Einführung
von Gefahrenklassen und eine Rückversicherung für die
Gewerkschaften. Die bei den Gewerkschaften versicherten
Mitglieder sollen, sofern die betreffenden Verbände 2 M
zahlen, für 60 Tage 1,50 M erhalten. Die guten Risiken
sollen dadurch gewonnen werden, daß Personen, die die
Kasse nicht in Anspruch nehmen, nach Ablauf einer ge-
wissen Zeit bis zu 50 «0 ihrer Prämienzahlung zurück-
erhalten. Es soll damit also für die Arbeiter, die sich
gegen Arbeitslosigkeit versichern, aber nicht arbeitslos
werden, eine Art Sparsystem eingerichtet werden. Der
Zuschuß der Stadt wird von 20 000 auf 50 000 M erhöht,
bleibt aber in dieser Summe begrenzt, so daß eine Min-
derung der Unterstützung eintritt, falls die vorhandenen
Mittel nicht ausreichen. Es sei noch ausdrücklich be-
merkt, daß der Referent- in seinen Vorschlägen keines-
wegs eine Lösung des Problems, sondern nur einen Ver-
52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 4
such erblickt, der zu dieser Frage Material liefern soll.
Was die Stadt Cöln plant, hat die Stadt Leipzig schor^
teilweise eingeführt. Es bestehen dort vier Gefahren-|
klassen, die 30, 40, 50 und 60 Pf. Beitrag pro Woches
entrichten. Die Versicherung" erstreckt sich auf das ganzeJ
Jahr. Die Stadt selber leistet aber keinen Beitrag, sondern'
stellt nur die Räumlichkeiten zur Verfügung. Außer deri
vier Gefahrenklassen besteht noch eine Sonderklasse, die;
von bestimmten Personen und Vereinen gebildet ist. Dei|
Wochenbeitrag bet/ägt für diese Kasse nur 10 Pf. Vorj .
der Cölner Arbeitslosenversicherung unterscheidet sich dia
Leipziger auch dadurch, daß der Arbeitsnachweis nicht
mit der Versicherung organisch verbunden ist. Bis jetzt
hat sie keine besondere Bedeutung erlangt. ;
Anders ist dies bei den Versicherungen nach dem
Genter System. Weil bei dieser Art von Versicherunger^ :
von den größeren Gemeinwesen Zuschüsse an- die Arbeit-*
nehmerorganisationen geleistet werden, spricht man auch*
vom Zuschußsystem. Begründet wurde es im Jahre 1901
nach den Vorschlägen von L. Varlez in Gent. Die Grund-
züge des Systems lassen sich etwa folgendermaßen zu-
sammenfassen: Die Arbeitnehmerverbände bleiben Träger
der Arbeitslosenversicherung. Zu den von den Arbeit-
nehmerorganisationen gezahlten Beträge zahlt, wenn und
solange die Arbeitslosigkeit nicht durch den Arbeitslosen
selbst verursacht ist (Streik, Arbeitsverweigerung), die
Gemeinde einen bestimmten täglichen Zuschuß (beispiels-
weise: die Hälfte des Betrags, den die Arbeitnehmer-
verbände bezahlen), gewöhnlich im Höchstbetrage von 1 M
täglich. Etwaige aus der Versicherung entstehende Streitig-
keiten »werden von einer Kommission entschieden, die aus
je einem Arbeitgeber und Arbeiter und einem unparteiischen
Vorsitzenden besteht. Weiter ist diese Kommission dazu
berufen, die Verbindung mit dem städtischen Arbeitsnach-
weis herzustellen und bei Zuweisung auswärtiger Arbeit
darüber zu entscheiden, ob das Arbeitsangebot als passende
Arbeitsgelegenheit zu betrachten ist. Andere Fragen be-
rühren das Wesen dieses Systems nicht, von der Wieder-
gabe weiterer Einzelheiten können wir daher absehen.
- (Schluß folgt.>
Ueber Sandstrahlgebläse und Sandstrahlreinigung von Eisenkonstruktionen
und sonstigen Bauwerken
Von Oberingenieur ECKLER, ^Altona-Ottensen. (M.-Nr. 14 991.)
Gelegentlich meiner Arbeit über Kompressoren un<i
Vakuumpumpen in Nr. 38 Jahrgang 1909 dieser Zeitschrift
erwähnte ich, daß Druckluft u. a. zum Betriebe von Sand^
Strahlgebläsen verwendet wird. Was sind nun eigentlich-
Sandstrahlgebläse? .''
Dampfmaschinen, Gas-, Benzin-, Elektromotorenj,,
Pumpen, Krane und sonstige Maschinen kennt der Fach^-i
mann genau, der Laie wenigstens obenhin, er hat darüber
gelesen, vielleicht auch die eine oder die andere Maschine
abgebildet oder in Tätigkeit gesehen und macht sich ein
Bild von ihrer Arbeitsweise. Das Sandstrahlgebläse dürft^
dagegen nur wenigen genauer bekannt sein. Einerseits
mag dies daran liegen, daß dieses Spezialgebiet des Ma^
schinenbaues ziemlich neuen Ursprunges ist, andererseits^^
und dies wird der Hauptgrund sein, daran, daß die Sanci-
strahlgebläse Maschinen sind, welche gewissermaßen eine'r
Hilfsindusti ie dienen und dadurch hinter den von ihneij
bedienten Industriezweigen zurücktreten. Eine kurze Er-
klärung über die Entstehung, Anwendung und Wirkungsweise
der Sandstrahlgebläse dürfte deshalb zunächst am Platze sein.
Die eigenartige Wirkung des Sandstrahlcs wurde in
den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch einen
glücklichen Zufall entdeckt und die auf dem Gebiete dc^
Sandstrahlgebläscbaues größte und älteste Firma Deutsch'r
lands — Alfred Gutmann, Aktiengesellschaft für Maschir.cn-
bau, Ottensen bei Hamburg — sagt hierüber im Vorwor^
ihres Kataloges über Sandstrahlgebläse ungefähr folgendes f
Ein Kolonist hatte sich in einer sehr sandigen Gegeni^
des Süd-Westens von Amerika ein Haus gebaut, welches
den in dortiger Gegend fast regelmäßig wehenden heftiger^
Winden, die naturgemäß viel Staub und Sand mit sich'
führten, ausgesetzt war (Abb. 1). Dieser Staub und Saiicj
machten nun die sämtlichen Fensterscheiben des Hausjs.
matt, so daß man gezwungen war, sie durch neue zu
setzen. Aber die Erscheinung wiederholte sich, die Scheie
ben waren nach kurzer Zeit wieder matt und nun fancF
man die Ursache.
Der Kolonist zog einen Ingenieur zu Rate, der ihm
empfahl, ein feines Drahtnetz vor den Fensterscheiben an-
zubringen, um so der mattierenden Wirkung des Sandes
zu begegnen. Als bei einem späteren Besuche der Inge-
nieur den Erfolg seines Vorschlages untersuchte, fand er
das Muster des Drahtnetzes getreu und unverwaschbar
auf den Fensterscheiben kopiert.
Auf Grund dieser Erscheinung ging man nun daran,
Apparate zu konstruieren, bei welchen ein auf künstlichem
Wege erzeugter Luftstrom zum Schleudern des Sandes
diente und bald waren gute Ergebnisse zu verzeichnen.
Schon im Jahre 1871 schleuderte der Erfinder des
Sandstrahlgebläses, der Amerikaner Benjamin Chew Tilgh-
man, zum ersten Male feinen Quarzsand mittels eines durch
einen sogenannten Rootsblower erzeugten Preßluftstromes
gegen Glas, um dieses zu mattieren. Er erzielte auch
bereits Schmuckwirkungen dadurch, daß er Schablonen auf-
legte, die einzelne Stellen des Glases der Einwirkung des
Sandstrahles entzogen, so daß die gewünschte Zeichnung
genau der Schablone entsprechend hervortrat.
Die vielseitige Verwendbarkeit des Sandstrahles hat
Tilghman gleich richtig vorausgesehen, denn sein Patent-
anspruch lautet:
,,Glas, Stein, Metalle und andere harte Materialien
vermittels eines Sandstrahles, welcher durch einen Preß-
luftstrom von verschiedener Dichtigkeit vorwärts ge-
trieben wird, zu ritzen oder zu mattieren."
Im Verlaufe weniger Jahre wurden ungeahnte Erfolge
erzielt,»imd heute gibt es eine ganze Reihe von Industrien,
die ohne Sandstrahlgebläse nicht mehr auskommen können.
Zunächst war es naturgemäß die Glasindustrie, welche
sich die enormen Vorteile des Sandstrahles zu nutze machte.
Durch Auflegen von Schablonen konnte man die Oberfläche
des Glases mit Zeichnungen, Schriften und Mattierungen
in verschiedener Stärke versehen, Löcher blasen und in
farbigem Uebcrfangglas überraschende Transparenteffekte
Heft 4 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 • 53
— iz=af
Abb. 1
erzielen. Ob Tafelglas oder Hohlglas zu bearbeiten war,
war dabei völlig gleichgültig und das früher übliche Aetz-
verfahren mit Flußsäure ist fast allgemein verlassen
und durch das schnellere Mattieren mit Sandstrahl ersetzt
worden.
Die Anwendung des Sandstrahlgebläses in der Stein-
und keramischen Industrie ist der vorstehend geschilderten
fast gleich, nur daß man hier in Anbetracht der zu einem
Relief erforderlichen tieferen Wirkung einen gröberen Sand
und einen stärkeren Druck verwendet. Verzierungen, Flach-
ornamente, Vignetten usw., die früher ein geübter Steinmetz
mit Stichel und Meißel in stundenlanger Arbeit mühsam
eingravieren mußte, lassen sich in wenigen Minuten genau
und mühelos von jedem ungeübten Arbeiter mit dem Sand-
strahl einblasen. Das Material, ob weicher Marmor oder
harter Granit, spielt gar keine Rolle. Die kleinste Grab-
tafel, der größte Obehsk lassen sich gleich vorteilhaft
gravieren. Auch in Holz lassen sich wirkungsvolle Orna-
mente usw. erzeugen. Mit gleichem Erfolge kann man so-
wohl erhabene wie vertiefte Schrift und Verzierungen her-
stellen, die in gleicher Genauigkeit und in gleich haar-
scharfen Linien von Hand herzustellen einfach unmöglich
ist. Der den Apparat bedienende Arbeiter braucht kein
geübter Schriftenzeichner zu sein, da die herzustellende
Arbeit — vor dem Gravieren — auf ihre Genauigkeit
geprüft werden kann.
Das alles aber bedeutet nichts gegenüber der Macht-
stellung, die sich das Sandstrahlgebläse in der Metall- und
Eisenindustrie erobert hat. Eine große Menge von Hand-
arbeit wurde hier durch den Sandstrahl abgelöst, jene ent-
lastet und damit die Produktion verbilligt. Außerdem ist
der Sandstrahl an Vollkommenheit der Leistung der alten
Arbeitsmethode weit überlegen, so daß zeitgemäß ein-
gerichtete Gießereien nur noch mit dem Sandstrahl putzen.
Die Reinigung der Gußstücke erfolgt sowohl innen wie
außen so gründlich, daß alle früheren Uebelstände wie:
rascher Verschleiß der Werkzeuge beim Drehen, Hobeln
usw., Uebersehen undichter Stellen, festgebrannte Krusten
usw. mit einem Schlage verschwunden sind. Die Ober-
fläche der mit Sandstrahl gereinigten Gußstücke zeigt einen
gleichmäßig matten, stumpfen Farbenton, ohne Glanz-
stellen, der die plastische Form bis ins kleinste Detail er-
kennbar macht. Für das rationelle Putzen von Stahlguß,
welcher meistens ein sehr scharfes Anbrennen des Form-
materials zeigt, kommen die modernen Sandstrahlgebläse
allein in Frage.
In Verzinkereien und Vernickelungsanstalten reinigt
man die mit einem metallischen Ueberzug zu versehenden
Gegenstände weit schneller und sauberer als mit dem früher
angewandten ungesunden und kostspieligen Säurebade.
Auch das Beizen von Blechen und anderen Erzeug-
nissen des Walzprozesses, welche aus diesem stets Oxyd,
Schlackenteile oder sonstige Inkrustierungen mitbringen,
ist durch den Sandstrahl fast ganz verdrängt worden. Der
Anstrich auf mit Sandstrahl entzunderten Blechen wird nie-
mals zur Blasenbildung neigen, wie dies bei gebeizten
Blechen der Fall ist, wenn trotz gewissenhafter Neutra-
lisierung in Kalkmilch Säurespuren hinter eingewalzten
Flinsen haften bleiben.
Ferner werden Feilen mit dem Sandstrahl gereinigt
und geschärft, Zinkdruckplatten werden gekörnt, Werk-
zeuge von der Härteschlacke gereinigt und feine Stahl-,
Gold- und Silberwaren werden teilweise oder ganz mattiert.
Zahlreiche Versuche, die zum Teil ganz unerwartete
Ergebnisse hatten, sind gemacht worden, um dem Sand-
strahl immer neue Verwendungsgebiete zu erobern und
es würde zu weit führen, sie an dieser Stelle alle zu er-
örtern. Erwähnt sei nur noch, daß auch in der Heilkunde
Apparate, die in Einrichtung und Wirkungsweise den Sand-
^ trahlgebläsen ganz gleich sind, zum Hautreizen, insbeson-
dere bei hartnäckigen Fällen von Neuralgie, speziell Ischias
usw. angewendet werden.
Die vielseitige Anwendung des Sandstrahles macht es
erklärlich, daß im Laufe der Jahre die verschiedensten
Ausführungen der eigentlichen Sandstrahlgebläse, weil sie
dem jeweiligen Zweck angepaßt werden müssen und
möglichst vollkommen entsprechen sollen, entstanden sind.
Eine eingehende Beschreibung der verschiedenen Konstruk-
tionen und Apparate, sowie ihrer Anwendungsweise soll
aber einem späteren Artikel vorbehalten bleiben.
In der Hauptsache waren es die Firmen: Tilghmans
Patent Sand Blast Co. Ltd. in Broadheath bei Manchester
und Alfred Gutmann, Aktiengesellschaft für Maschinenbau
in Ottensen bei Hamburg, welche durch sinnreiche Kon-
struktionen immer neue Anwendungsgebiete für den Sand-
strahl geschaffen haben. Tausende von Gebläsen ver-
danken diesen beiden Firmen ihre Entstehung.
Die Wirkung des Sandstrahles äußert sich insofern
eigentümlich, als er gerade harte und spröde Materialien
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 4
am kräftigsten angreift. Glas wird am schnellsten an-
gegriffen, 2ähe Gesteinsarten weniger schnell, Gußeisen,
intensiver als Stahl usw. Der zum Blasen benutzte Sand'
braucht nicht härter zu sein als die zu bearbeitenden StoffCy
er soll jedoch möglichst frei von Staub und erdigen^
Beimengungen sein. i
Für die Mattierung von Glas, die meistens möglichst^
zart sein soll, wird man sehr feinen Sand und geringen'
Druck, in der Stein- und keramischen Industrie kann man:
schon einen etwas gröberen Sand und höheren Druck an-i
wenden. In der Metall- und Eisenindustrie, beispielsweise
bei der Reinigung von Gußstücken, kommt es -dagegen aufr
eine möglichst schnelle und gründliche Entfernung derf
anhaftenden und teilweise angebrannten Formmasse an;
man wird deshalb einen noch gröberen Sand (bis zu 2 mm.
Korngröße) mit höherem Druck schleudern. Im allgemeinen:
schwankt der Druck bei den mit Preßluft betriebenen Sand-:.
Strahlgebläsen je nach der verlangten Wirkung zwischen ■
0,05 bis 2 Atm. Ueberdruck.
Paragummi und ähnliche elastische Materialien werden
vom Sandstrahl nur sehr wenig angegriffen und ist hier-
durch die Möglichkeit zur Anwendung von Schablonenil
gegeben. Tiefenwirkungen, wie man sie in Glas, Stein.s
Holz usw. hervorbringen kann, sind in der Metallindustrie'
nicht bezw. nur mit großem Zeitaufwand möglich, undi
alle bis jetzt in dieser Richtung gemachten Versuche habent
kein einigermaßen befriedigendes Resultat ergeben. Da--
gegen kann man eine Glastafel von 10 mm Stärke in
20 Sekunden durchblasen.
Ein verhältnismäßig neues Anwendungsgebiet des-
Sandstrahles ist die Reinigung von Eisenkonstruktionen
und sonstigen Bauwerken und ich komme hiermit zum
zweiten Teil meiner Abhandlung.
Nachdem im Laufe der Zeit das Eisen fast überall)
das Holz als Konstruktionsmaterial verdrängt hat, einer-:
seits aus Gründen der Feuersicherheit, andererseits weil
Orößenverhältnisse ins Spiel kamen, deren Ausführung in;
Holz schwierig bezw. ganz unmöglich gewesen wäre, seit-f
dem hat man auf einen möglichst sicheren Schutz solcher
Konstruktionen gegen Witterungseinflüsse Bedacht nehmen
müssen. Die meisten Eisenkonstruktionen befinden sich
im Freien und sind ständig Wind und Wetter, andere in
industriellen Betrieben sind Dämpfen und starkem Tcm-
peraturwechsel ausgesetzt. Ein Oelfarbenanstrich, welcher
absolut isoliert und dauernd elastisch bliebe, würde siehe-,
ren Schutz gewähren, ist aber bis heute nicht gefunden,
worden Vollkommen decken kann ein Anstrich nur aufj
reinem Metali, wenn zwischen beiden keine Fremdkörper,
zurückbleiben Diese Bedingung ist, wie nachstehend ge-
zeigt werden soll, erfüllbar, anders dagegen die zweite,
Bedingung.
Die Oelfarbe erhärtet allmählich, sie verliert die Elasli-'
zität und damit auch die Fähigkeit, den Formverändc-
rungen des Eisens zu folgen. Jetzt werden Risse ent-
stehen, die um so größer sind, je weniger fest die Farbe-
haftet und die Trennung von der Unterlage hat damit
Degonnen. Die natürliche Folge ist nunmehr ein Ab-
blättern der Farbe und der Rost kann sein Zerstörungs-
werk aufnehmen.
Um diesen Uebelständen zu begegnen, ist es nun
von größter Wichtigkeit, 1. vor dem Anstrich eine durcii-
aus metallisch-reine Oberfläche herzustellen, 2. ein so
inniges Anhaften des Anstriches zu erreichen, daß trotz
aller dahin wirkenden Einflüsse eine Ablösung der hart
gewordenen Farbe nicht eintritt.
Zur Erreichung des ersten Zweckes hat man bei be-
weglichen, mäßig großen Gegenständen das Beizen als
das üblichste Mittel lange Zeit angewandt. Dem Beiz-
verfahren ähnlich ist die elektrolytische Entzunderung von
Schmiedeeisenteilen und Blechen. Dieses Verfahren ist
in den letzten Jahren vielfach eingeführt und angewendet
worden Die Anwendung erfolgt in der Weise, daß die
zu entzundernden Eisenleile durch Einhängen in ein stark
angesäuertes Bad der durch den elektrischen Strom akti-
vierten Einwirkung desselben unterv.orfen werden. Beide
Verfahren haben aber nicht unbedenkliche Nachteile, denn
abgesehen davon, daß das Arbeiten mit Säure nicht nur
umständlich, sondern auch schmutzig und gesundheits-
schädlich ist, muß man die nach dem einen oder dem
anderen Verfahren behandelten Gegenstände zur Neutrali-
sierung der Säure in Kalkmilch tauchen und danach wässern.
Der Erfolg der Neutralisierung ist jedoch vielfach un-
befriedigend, denn trotz der größten Gewissenhaftigkeit
bleibt ©6 nicht aus, daß vermöge der Kapillarität zwischen
Metall und Zunderschicht festgehaltene Säurespuren das
Eindringen der Kalklösung verhindern und die Neutralisic-
rung kann nicht eintreten.
Die auf diese Weise zurückbleibenden Säurespuren
beginnen nun, dem Auge zunächst unsichtbar, ihr Zer-
störungswerk. Erst nach erfolgtem Anstrich der Teile
macht sich der Feind bemerkbar, denn unter der Einwirkung"
der Wärme wird die Farbe an den Stellen, wo noch Säure-
spuren vorhanden sind, blasenartig emporgetrieben und
die direkte Veranlassung zur Rostbildung ist gegeben.
Beide Entzunderungsmethoden können übrigens für fest-
stehende Konstruktionen nicht in Betracht kommen und
eine wohl zu beachtende Schattenseite ist noch die, daß
ma'U 'damit nicht die Ueberreste alter Farbe zu entfernen
vermag. Daß aber auch hiervon die Dauerhaftigkeit des
neuen Anstriches wesentlich abhängig ist, braucht wohl
nicht besonders hervorgehoben zu werden.
Abgesehen von den beiden Beizverfahren bleibt dann
nur noch die mechanische Bearbeitung mit scharfen Stahl-
drahtbürsten, die entweder von Hand oder durch Preß-
luft in Bewegung gesetzt werden können. Dieses Ver-
fahren ist indessen ebenso mühevoll, wie in seiner Wir-
kung unvollkommen, so daß seine Anwendung fast ganz
zwecklos ist. Mit einer Bürste kann man nicht in der
nötigen Weise in vorhandene Vertiefungen, versteckte
Innenflächen, Ecken usw. gelangen und der Rost und
Zunder an diesen Stellen entgeht dem Angriff der nur
obenhin streifenden Bürste. Der neue Anstrich wird an
diesen Stellen nach ganz kurzer Zeit infolge Abblättern
des Rostes verschwunden sein und der Zerstörungsprozeß
schreitet fort.
Hier, wie in vielen anderen Beziehungen, hat nun
das Sandstrahlgebläse gründlich Wandel geschaffen. Damit
seine Wirkungsweise voll gewürdigt werden kann, ist eine
kurze Betrachtung der Ergebnisse, die aus systematisch
angestellten Versuchen mit Streifen von Eisenblech ge-
wonnen wurden, am Platze. Bei den Versuchen wurden
dreierlei Verfahren der Oberflächenreinigung in Anwen-
dung gebracht und zwar:
1. das Abblasen beiderseits mit dem Sandstrahl,
2. das Abbürsten mit scharfen Stahldrahtbüfsten,
3. das Hin- und Herbiegen, wodurch Inkrustierungen
abgesprengt werden.
Die beiden ersten Versuche erstreckten sich auf Blccli-
streifen von 2 mm und ' o mm Stärke, zum dritten Versuch
diente nur Blech von ' 3 mm. Sämtliche Blcchstreifen
wurden vor und nach der Behandlung genau gewogen und
die Gewichtsverminderung ergab sich wie folgt:
Heft 4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
55
Kleine Anlage für Fortbewegung durch Hnnddeichsel
Abb. 2
Verfahren 1: 2 mm Blech = l,327ob
V2 „ „ = 3,50/0
Verfahren 2: 2 „ „ = 0,0075o/o
V2 „ „ = 0,0380/0
Verfahren 3: V2 „ „ = 5,6o/o.
Der prozentual größere Gewichtsverlust bei dünnen
Blechen ist ohne weiteres erklärlich, dagegen ist über die
auffallende Differenz zwischen 1 und 3 bei V2 mm-Blechen
zu bemerken: Das Verfahren 3 versagte bei einer nur
schwachen Zunderschicht anfangs ganz, so daß durch
Glühen künstlich erst eine stärkere erzeugt werden mußte,
die dann beim Biegen absprang.
Dieses Verfahren in der Praxis anzuwenden, ist von
vornherein ausgeschlossen, denn abgesehen davon, daß
das Biegen bei größeren Eisenstärken nicht anzuwenden
ist, schwächt man durch die Verstärkung der Zunder-
schicht das reine Material.
Interessant ist nun aber die Vergleichung der Werte
von 1 und 2, wobei zunächst der große Unterschied in
der Gewichtsverminderung auffällt. Es gibt hierfür nur
zweierlei Erklärung und zwar: Entweder die Reinigung
mit der Bürste ist eine vollkommene gewesen, dann könnte
man vom Sandstrahl sagen, er hat außer dem Zunder noch
viel reines Eisen weggenommen, oder der Sandstrahl hat
nur Zunder entfernt; dann ist die Behandlung mit der
Bürste ganz ungenügend gewesen und sie verdient den
Namen ,, Reinigung" nicht mehr.
iWenn ersteres möglich wäre, dann müßte man mit
dem Sandstrahl jedes Eisenblech von V2 bis 1 mm in
ganz kurzer Zeit völlig zerstören können. Da dies nicht
der Fall ist, sondern nur eine minimale Gewichtsabnahme
eintritt, so bleibt nur die zweite Erklärung übrig und
dokumentiert die geradezu ideale Wirkungsweise des
Sandstrahles.
Die sämtlichen Blechstreifen wurden nun mit Oelfarbe
gestrichen und die vorgenommene Gewichtskontrolle ergab
folgende Werte:
Zunahme bei Verfahren 1
2 mm-Blech
I 2 ii ))
2
3:
= 2,^0
= 7,540/0
= 1,770/0
= 6,110/0
= 8,Q3o,o
Beim Vergleichen dieser Zahlen kann man nun, was
auch ganz logisch ist, gerade das Gegenteil wie bei den
weiter oben genannten Werten feststellen, nämlich eine
größere Gewichtszunahme bei den V3 mm starken Blechen
im Falle 3.
Die Ursache hierfür ist darin zu suchen, daß der Blech-
streifen^ bei dem früheren Hin- und Herbiegen gestreckt
und eine Menge kleiner Wellen erhalten hat, wodurch
die Oberfläche vergrößert worden ist. Ebenso finden wir,
wenn auch nicht in demselben Maße wie vorher, eine
Differenz zwischen den Werten 1 und 2. Dieser Unter-
schied ist nur durch die infolge der beiden Behandlungs-
weisen verschiedene Oberflächenstruktur zu erklären.
Der Sandstrahl hat der Oberfläche eine feine Mattierung
erteilt, wodurch sie zur Aufnahme einer stärkeren Oel-
farbenschicht befähigt war, als dies bei der mit der Bürste
behandelten Oberfläche der Fall sein konnte, denn die
Bürste kann nur eine glättende Wirkung ausüben.
Mit den 1/0 mm starken Blechen wurden sodann, nach-
dem die Farbe vollkommen trocken war, Biegeproben in
der Weise vorgenommen, daß sie im rechten Winkel um
eine stumpfe Kante gelegt und danach in entgegengesetzter
56
DEUTSCHE TECHNJKER-ZEITUNG 1911
Heft 4
Fahrbare Anlage zum Reinigen von Eisen1<onstrul<tionei^ (Antrieb mit Elektromotor — Sandstrahlgebläse im Betrieb)
Geliefert für die Straßenbauinspektion Bremen
Abb. 3
Richtung^ um 180" zurückgebogen wurden. Hierbei zeigte
sich nun die Wirkung des Sandstrahles in hervorragender
iWeise, denn es gibt kein besseres Mittel, zwei nicht
homogene Substanzen voneinander zu trennen, als ab-
wechselndes, entgegengesetztes Verlängern und Verkürzen
beider Schichten.
Die mit der Bürste behandelten Proben ließen schon
nach 2 bis 3, höchstens 4 Biegungen den Beginn der
Abblätterung erkennen, wohingegen die gleiche Erschei-
nung bei den mit Sandstrahl gereinigten Blechen auch'
nach 17 bis 18 Biegungen nicht bemerkbar war. Das
Blech brach, aber die Farbe saß fest, weil ihre Haft-
festigkeit größer war als die Zähigkeit des Bleches.
In ähnlicher Weise wie diese Biegeproben, wenn auch
weniger schroff und intensiv, dafür aber andauernd, wirken
nun die Einflüsse, welchen Eisenkonstruktionen in*mecha-
nischer wie physikalischer Beziehung ausgesetzt sind. Es
entstehen Erschütterungen während des Betriebes, Wind-
stöße, Temperaturwechsel, Belastungsänderungen usw.
treten auf und bedingen vorübergehende Formänderungen.
Diesen gegenüber haben die Versuchsresultate die größt-
möglichste Sicherheit gegen Lockerung der Farbe bei \ or-
lieriger Reinigung mit dem Sandstrahl ergeben.
Bezüglich der chemischen Einflüsse kommt es bekannt-
lich lediglich darauf an, den Rost und Zunder vor dorn
Anstrich radikal zu entfernen, um zu verhindern, daß Lnft-
spuren Unterkunft finden, die dann natürlich ein völli^js
Anhaften der Farbe verhindern und durch Volumen\vccli>cl
nach kurzer Zeit lockern, so daß bei Regenwetter Wassor
in die entstandenen Hohlräume gesaugt wird.
Ein großer Vorteil der Sandstrahlbchandlung ist noch
darin zu erblicken, daß man allein hiermit jeden Rest
alter Farbe völlig entfernen kann, denn unter der alten
Farbe sind fast immer, äußerlich unsichtbar, Anfänge von
Rostbildung, die entfernt werden müssen, wenn der Neu-
anstrich seinen Zweck erfüllen soll. Bemerkt sei noch,
daß die sämtlichen Blechstreifen mehr als 3^ ^ Jahre den
Einwirkungen der Witterung ausgesetzt wurden und das
Resultat entsprach den Ergebnissen der Biegeproben.
Bei den mit der Bürste gereinigten Blechen war der
Anstrich innerhalb großer Flächen abgefallen und der Rost
hatte sich stark ausgebreitet. Dagegen zeigten die mit
dem Sandstrahl bearbeiteten Bleche nur, wie nach der
langen Zeit infolge des Einschrumpfens der Farbe nicht
anders zu erwarten war, kleine Rostspuren und jiunkt-
weises Abplatzen der Farbenschicht.
Eine periodische Erneuerung des Anstriches wird man
ja niemals ganz vermeiden können, ganz gleicli, welches
Verfahren angewandt wird, aber es ist doch ein Unter-
schied, ob ein Anstrich 1, 2 oder 3 bis 4 Jahre hält, ganz
abgesehen davon, daß ein wirksamer Anstrich allein Ge-
währ gegen das Weiterfressen des Rostes gibt und die
Lebensdauer der Konstruktion verlängeit.
Zur Aufführung solcher Reinigungsarbeiten sind natü---
lich besondere Sandstrahlgebläseanlagen erforderlich und
geschaffen worden. Ihre Einrichtung ist folgende:
Auf einem starken, ve::leckten Wagen ist ein Motor
montiert, am besten ein Elektromotor, oder, wo diese
Kraft nicht vorhanden ist, kann ein Benzin- oder Petroleum-
motor stehender Bauart gewählt wcrd::i. Ferner gehört
zur Anlage ein Kompl^e's'sor zur Erzeugung der Druckluft
für die Speisung der Düsen, ein Windkessel zum Ausgleich
von Druckschwankungen und das eigentliche Sandstrahl-
gebläse selbst. Der Betriebsdruck, mit welchem die Düsen
gespeist werden, beträgt normal ca. 1 bis 1,2 Atm. Ueber-
druck. Die Düsen erhalten je nach der verlangten Leistung
eine lichte Weite von 6 bis 10 oder 16 mm. Will man
gleichzeitig an mehreren Stellen arbeiten, dann kann das
Sandstrahlgebläse auch mit zwei und vier Düsen versehen
werden. An Bedienungspersonal erfordert eine Anlage
mit einer Düse zwei Mann, von denen einer den Schlauch
mit der Düse führt und der andere die Beaufsichtigung
der Anlage übernimmt. Der Kraftbedarf beträgt je nach
Druck, Anzahl und Weite der Düsen ca. 3 bis 20 PS.
Die meistens liegenden, doppelt wirkenden Kompres-
soren werden durch gefräßte Zahnräder Rohhaut-Eisen mit
dem Motor gekuppelt, oder aber die Kraftübertragung er-
folgt durch Riemen. Zum Schutze gegen Regen sind die
vier Seiten des Wagens mit hochziehbaren Wänden aus
Segeltuch oder verschiebbaren Wänden aus Holz ver-
sehen. Abbildung 2 veranschaulicht eine kleine Anlage
für eine 6-mm-Düse und für Fortbewegung durch Hand-
deichsel eingerichtet, während Abb. 3 eine mittlere An-
lage für eine 10-mm-Düse und für Fortbewegung durch
Pferde eingerichtet darstellt. Diese Abbildung läßt auch
die Handhabung des sogenannten Freistrahlschlauches mit
der Düse während der Arbeit deutlich erkennen.
Das Sandstrahlgebläse ist selbstverständlich beweglich,
um in die unmittelbare Nähe des zu reinigenden Objektes
gebracht werden zu können, was mit der ganzen Anlage
vielfach nicht möglich ist. Die Verbindung zwischen Wind-
kessel und Gebläse erfolgt der besseren Beweglichkeit
wegen am zweckmäßigsten durch einen Schlauch, der bis
zu 80 m lang sein kann, ohne daß ein merklicher Span-
nungsabfall eintritt. Der den Sandstrom führende Schlauch
kann bei den nach dem Drucksystem (siehe weiter unten)
arbeitenden Sandstrahlgebläsen bis zu 30 m lang sein, so
daß man schon ziemlich hohe Objekte reinigen und'
dabei das Gebläse doch zu ebener Erde stehen lassen
kann, was zwecks leichter Bedienung wünschenswert ist.
Nach Beendigung einer Arbeit wird das Gebläse auf den
Wagen gestellt und der Schlauch wird auf eine Trommel
aufgerollt.
Von besonderer Wichtigkeit ist, daß diese fahrbaren
Anlagen nach Beendigung der Reinigungsarbeit sofort
zur Aufbringung des neuen Anstriches in tadelloser Gleich-
mäßigkeit benutzt werden können. Man hai nur nötig,
das Sandstrahlgebläse durch einen sogenannten Farben-
streichapparat für Druckluftbetrieb auszuwechseln. Näheres
hierüber siehe „Fahrbare Motorfarbstreichanlagen" von
Ing. Immerschitt in Nr. 25 Jahrg. 190Q dieser Zeitschrift.
Kurz erwähnt sei noch die Wirkung des Sandstrahles
auf das Aeußere von Sandsteinfassaden usw. Wohl jeder
der werten Leser hat schon Sandsteinfassaden gesehen,
die durch Staub und Ruß, welche der Regen darauf nieder-
geschlagen hat, mißfarben und unansehnlich geworden
waren. Diese Verunreinigungen zu beseitigen und der
Fassade wieder ein frisches Aussehen zu geben, ist kein
Verfahren besser geeignet als die Reinigung mit dem
Sandstrahl, weil er, wie bereits früher gesagt, in alle Ver-
tiefungen, Winkel und Poren eindringt und den Schmutz
58
DEUTSCHE TECl INIKER-ZEITUNO 1911
Heft 4
Abb. 5 und 6
herausholt. Der Sand bearbeitet die ganze Oberfläche ge-
wissermaßen wie mit tausend feinen Spitzhämmern und
nimmt mit einer papierdünnen Schicht alle darauf haf-
tenden Unreinlichkeiten weg. Abb. 4 veranschaulicht eine
solche Reinigungsarbeit und der Erfolg ist deutlich zu
erkennen.
Zum Schluß kommend, wäre noch einiges über die
Systeme, nach welchen die Sandstrahlgebläse gebaut
werden, zu sagen. Man unterscheidet in der Hauptsache;
1. Vakuum-Sandstrahlgebläse,
2. Saug-Sandstrahlgebläse und
3. Druck-Sandstrahlgebläse.
Die ersteren kommen für fahrbare Anlagen nicht in
Frage und von den beiden anderen Typen fast nur die
Druck-Sandstrahlgebläse. Der Grund hierfür ist darin zu
suchen, daß sie nur einen Schlauch benötigen, der, wie
bereits weiter oben gesagt, bis zu 30 m lang sein kann,
während bei den Saug-Sandstrahlgebläsen deren zwei er-
forderlich sind. Der Schlauchlänge ift bei diesen Ge-
bläsen auch sehr bald eine Grenze gesetzt, weil bei zu-
nehmender Länge das Ansaugen des Sandes nicht mehr
zuverlässig erfolgt und bald ganz aufhört.
Bei den Druck-Sandstrahlgebläsen wird der Sand selbst
mit unter Druck gebracht; er fällt dann infolge seiner
eigenen Schwere in den Preßluftstrom von gleichem Druck
wie über der Sandsäule, mischt sich mit diesem und wird
der Düse zugeführt.
Die Abbildungen 5 und 6 veranschaulichen ein solches
Gebläse einfachster Konstruktion. Kammer B ist während
des Betriebes ständig unter Druck, Kammer C dagegen nur,
wenn der Düse Sand entströmt, was natürlich nur so lange
erfolgt, bis der Sand aus dieser Kammer verbraucht ist.
iWill man Kammer C wieder mit Sand füllen, dann muß
der Hahn H verstellt werden, wodurch der Druck aus C
ins Freie entweichen kann. Ist dieses nach einigen Se-
kunden geschehen, dann öffnet sich das Sandventil und
der Sand kann von D in C laufen. Sobald sich wieder
genügend Sand in C befindet, stellt man den Hahn wieder
um und die Arbeit kann wieder aufgenommen werden.
Abbildung 6 zeigt deutlich, wie der Sand in das Rohr K,
durch welches gleichzeitig die Preßluft strömt, fällt und
mitgenommen wird. Der Schlauch mit der Düse wird bei G
angeschlossen.
Eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen
Systeme erfolgt am besten mit der für später vorgesehenen
ausführlichen Behandlung der heute gebräuchlichen Ge-
bläsetypen.
:; AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Der öffentliche Betrieb der Versiclserung
Dem privaten Versicherungswesen, wie wir es in den
großen Aktiengesellschaften und Versicherungsvercincn
auf Gegenseitigkeit besitzen, wird von seinen Gegnern eine
Reihe von schweren Mängeln vorgeworfen, die man am
besten und vollständigsten zu beseitigen hofft, wenn man
das gesamte Versicherungswesen verstaatlicht. In D.miIscIi-
land dreht sich die Frage der Verstaatlichung vor allem
um drei Versicherungszweige, die Feuer-, Hagel- und Vieh-
versicherung. Die Debatte hierüber war gegen Ende der
siebziger und zu Beginn der achtziger Jahre des ver-
gangenen Jahrhunderts besonders lebhaft und wurde nach
einer Pause etwa Mitte der neunziger Jahre aufs neue
angeregt.
"Die Verstaatlichung des Versicherungswesens wird
erstens gefordert, weil das Versicherungswesen, wie das
Verkehrs-, Münz- und Schulwesen eine öffentliche Ein-
richtung ist, die wie jene der öffentlichen Organisation
Heft 4 «
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
bedarf. Demgegenüber muß darauf hingewiesen werden,
daß das Versicherungsbedürfnis durchaus nicht so all-
gemein ist, wie etwa dasjenige, das die Post oder die Eisen-
bahn zu befriedigen hat. Es gibt eine nicht unerhebliche
Zahl von Versicherungsarten, an denen nur ganz be-
stimmte Personenkreise Interesse besitzen.
Zweitens hält man den Staatsbetrieb für billiger, weil
an Stelle der vielen, miteinander in Wettbewerb stehenden
Unternehmungen eine einzige staatlicheA'nstalt treten würde.
Hiergegen muß angeführt werden, daß gerade der intensive
Wettbewerb der Gesellschaften untereinander zur Förde-
rung und Weiterentwicklung wesentlich beigetragen hat.
Die Verbreitung der Versicherung im Volke, die auf dem
Wege staatlicher Versicherung ohne Zweifel nicht so rasch
oder überhaupt nicht erzielt würde, trägt sehr erheblich zur
Verbilligung der Versicherung bei, weil sie einen möglichst
vollständigen Risikenausgleich ermöglicht. Man darf dem-
nach die Kosten der Versicherung nicht allein betrachten,
sondern muß sie in Vergleich setzen zu ihren Leistungen.
Tut man dies, so schneidet die private Versicherung gegen-
über der staatlichen keineswegs schlecht ab.
Man wünscht die Verstaatlichung drittens deshalb, weil
man die Anwerbepraxis in der Privatversicherung miß-
billigt und die schweren Mängel des Agentenwesens be-
seitigen möchte. Es muß nun zwar unbedingt zugegeben
werden, daß Mißstände vorhanden sind, aber sie haften
weniger dem System als einzelnen Personen, die im Dienste
des Systems stehen, an. Sie lassen sich daher durch vor-
sichtige Auswahl der Agenten, deren scharfe Kontrolle,
die Vorschriften des Gesetzes zur Bekämpfung des un-
lauteren Wettbewerbes und eine sorgfältige Aufsichts- und
Vertragsrechts-Gesetzgebung tilgen. Uebrigens ist zu be-
denken, daß auch bei Verstaatlichung des Versicherungs-
wesens sich mancherlei Mängel, vielleicht an anderen
Stellen, herausstellen müssen, weil auch dann die Durch-
führung der Versicherung in den Händen von Menschen
ruht, mit deren Eehlern und Schwächen jede menschliche
Einrichtung nun einmal rechnen muß.
Von der Verstaatlichung erhofft man ferner eine bessere
Schadensvorbeugung und dadurch eine Verringerang der
Schäden. Es wird hierbei niclit beachtet, daß die privaten
Versicherungsgesellschaften Vorbeugungsmaßregeln jeder
Art auf das energischste fördern. Man denke nur an
die Unterstützungen, die seitens der deutschen Eeuervcr-
sicherungsgesellschaften die Feuerwehren und sonstigen
Eeuerlöscheinrichtungen erhalten.
Als einen Mangel des privaten Versicherungswesens
bezeichnet man es, daß, weil bei ihm die Risiken nach
der Größe der Gefahr in Gruppen zusammengefaßt werden,
gerade diejenigen Personen und Güter, die am meisten von
der Gefahr bedroht sind und daher am ersten der Versiche-
rung bedürfen, die höchsten Prämien zahlen müssen und
infolgedessen oft von der Versicherung Abstand nehmen.
Durch die Verstaatlichung der Versicherung will man diesen
Nachteil vermeiden und eine gerechtere Lastenverteilung
dadurch herbeiführen, daß man das bessere Risiko einen
Teil der Prämienlast des schlechteren mittragen läßt. Ein
solches Vorgehen berücksichtigt gar nicht, daß das bes>?rc
Risiko nicht immer auch das wirtschaftlich kräftigere ist.
Wenn z. B. in einem Dorfe der reiche Bauer ein mit Holz-
schindeln gedecktes Haus bewohnt, während der Lehrer
ein neues, besser gebautes Haus mit Ziegeldach besitzt,
so würde, bei Anwendung der Durchschnittsprämie der
weit ärmere Lehrer einen Teil des größeren Risikos des
Bauernhauses in seiner Prämie mitübernehmen müssen.
Gerade dann könnte man von einer ungerechten Verteilung
der Versicherungslast sprechen. Bei Anwendung der
Durchschnittsprämie in der Lebensversicherung würden
sich vorzugsweise die minder gesunden Leben zur Ver-
sicherung drängen, während die besseren, weil sie in ihrem
Beitrag für die schlechteren mit aufkommen müßten, sehr
oft keine Versicherung nehmen würden.
Versucht man objektiv das Eür und Wider der privaten
und staatlichen Versicherung gegeneinander abzuwägen.
so wird man zu der Ueberzeugung gelangen, daß das
Nebeneinanderwirken beider Organisationen ein erheblicher
Vorzug des deutschen Versicherungswesens ist.
:: :; :: BUCHERSCHAU :: :: :; :: ::
(Sämtliche Werke sind durch die Bin hiuindhini; des Deutschen Techniker-Verbandes
zu bc/iclicn.)
Entwerfen und Berechnen der Dampfmaschinen. Ein Lchr-
und Handbuch für Studierende und angehende Konstruk-
teure. 3. Auflage. Von Heinrich Dubbel. Verlag
Julius Springer, Berlin. Preis geb. 10 M.
Dieses bereits in dritter Auflage vorliegende Werk wendet
sich in der Hauptsache an den Studierenden. Die kurze Auf-
einanderfolge der einzelnen Auflagen (seit 1905) zeugt davon,
daß die Voraussetzungen, unter denen das Buch entstand,
richtig waren.
Das wesentliche für den Entwurf und die Berechnung der
Dampfmaschinen ist gedrcängt dargestellt. Tabellen und Maß-
zeichnungen fehlen fast ganz, der Sinn des Geschriebenen wird
aber durch zahlreiche, sehr gute Abbildungen der Konstruktionen
führender Firmen ergänzt. Die höhere Mathematik ist nur
wenig zur Anwendung gekommen, so daß auch der Mittelschul-
techniker das Werk mit Nutzen gebrauchen kann.
X)ie Kapitel A und B behandeln zunächst die technische
Thermodynamik, um das Verständnis der Diagrammunter-
suchungen usw. zu erleichtern. Eingehende Behandlung hat
besonders das Boulvinsche Entropiediagramm gefunden, welches
zu einem wert\ollen Hilfsmittel zur Berechnung von Turbinen
geworden ist. Im folgenden Kapitel wurden die Steuerungen
behandelt, wobei hauptsächlich die Systeme als Beispiele auf-
geführt sind, welche das Prinziip ihrer Art am besten erkennen
lassen. Danach werden die Kondensation und Verbundwirkung
ausführlich behandelt, besonders auch ihre Einwirkung auf die
Wirtschaftlichkeit der Dampfkraftanlagen. Ebenso werden die
Abdampfentölungsanlagen in ihren verschiedenen Ausführungs-
arten, Stioß-i und Zentrifugalkraftentöler, Entöler mittels Fil-
tration usw. erwähnt.
Nachdeiu noch die Grundzüge des Massenausgleiclis und
die Regulierung ausführlich behandelt sind, gibt der Verfasser
einen kurzen Abriß über den Bau von Dampfturbinen und- über
besondere Anordnungen von Dampfmaschinen, wie Lokomobilen,
Maschinen für Abdampfverwertung, Kaltdampfmaschincn usw.
Zum Schluß werden kurze Ausführungen über die Wirt-
schaftlichkeit der Anlagen gegeben, ein Faktor, dem selir häufig,
leider auch von Schulen, nur wenig Beachtung geschenkt wird.
Das Buch ist gediegen ausgestattet und wird wohl auch
weiterhin die gute Aufnahme finden, wie die ersten beiden
Auflagen. An.
:: :: H :: BRIEFKASTEN ::
Nur Anfr.ijcn, denen Rückporto bciliecjt und die v m allgemeinem
Interesse sind, u erden aufgenommen. Dem Namen des t iiisci' iers sind
Wohnung und M i l g 1 i c d n u ni m e r hini-uzuf ilgcn. Antragen nach Bezn^s-
(|ucllen und Buchern weiden unparteiisch und nur sclirifllich erteilt. tiine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht, Schiulitag für Einsen-
dingeu ist der vorle'zfe Donnerstag (niitt.igs 12 lllir) vor Frscheinen des Heftes
in dem die frage erscheinen soll, tiiiie Vcrbmdli' Ii l:cit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von kragen und Ani.cort-n lehnt die SLhrift-
leitung nachdi üi klii h ab. Die zur trläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöckc zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der hragestcller vorher bezahlen.
r raffen
Frage 13. Ein Pächter, der zur Unterhaltung und Erneue-
rung der Pappdächer der Gebäude auf seiner Pachtung It.
Pachtkontrakt verpflichtet ist, hat alle zwei Jahre die Dächer
gründlich teeren lassen, ohne eine Erneuerung vorzunehmen.
Die Dächer bestehen aus einer Lage Dachpappe, die auf ge-
federter Dachschalung aufgenagelt ist; das Alter der Dächer
beträgt 30 Jahre. Der Verpächter verlangt nun, da der Pächter,
der die Pachtung 40 Jahre inne hatte, am L März d. J. diese auf-
gibt, die Erneuerung der angeführten 2000 qm großen Dachflächen
und begründet seine Forderung damit, daß 30 Jahre als Grenze
für die Haltbarkeit und gute Beschaffenheit eines einfach ver-
legten Pappdaches anzusehen sei. Ist die Forderung des Ver-
pächters berechtigt? Liegen für ähnliche- Fälle gerichtliche
Entscheidungen vor?
Frage 14. Ist in irgend einer Zeitschrift eine Abhandlung
über die Konstruktionen von Kontrollkassen und ähnlichen Appa-
raten erschienen, oder gibt es sonst Literatur darüber?
60
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 4
Frage 15. Ein Viehstall für 15 Rinder soll mit einer Selbst-
trank-Anlage ausgerüstet werden. Wasserleitung ist vorhanden.
Druck 4 atni. Wie haben sich solche Anlagen bewährt? Wie ist
deren prinzipielle Einrichtung und wer liefert diese?
Frage 16. Einem Glasermeister wurden sämtliche Fenster
eines Neubaues übertragen und zwar Fenster ohne Sprossen-
einteilung zu 8,75 M pro qm, mit Sprosseneinteilung zu 9 M pro
qm. lieber die kleinen Fenster unter 1 qm wurde keine Ver-
einbarung getroffen. Bei der Abrechnung ergab sich, daß der
Meister zwar die Fenster über 1 qm zu dem vereinbarten Preise,
die kleineren dagegen pro Stück angesetzt hat. Dadurch ergibt
sich ein Preisunterschied von ca. 30 M. Ist nun der Meister
zu diesem Verfahren berechtigt, bezw. wie ist im allgemeinen
der Ortsgebrauch in der Pfalz?
Frage 17. Ein Bauherr gibt dem Architekten den Auftrag
zur Anfertigung des Projektes nebst Kostenanschlag für einen
Neubau sowie der Bauvorlagen zur Einholung der Bauerlaubnis.
Die Bauerlaubnis wird aus irgend welchen Gründen verweigert.
Hat nun der Architekt ein Recht, sein Honorar für die soweit
geleisteten Arbeiten zu beanspruchen?
Frage 18. Ein altes wertvolles, aus Holz geschnitztes Altar-
bild ist teilweise wurmstichig. Gibt es Mittel, die diesem Uebcl-
stand Einhalt tun und welche? Wer könnte dies ausführen?
Ariln'orlen
Zur Frage 455. Gefährdung eines Hauses durch die Ab-
wässerung des Nachbargrundstücks. Gemäß § 904 des Bürger-
lichen Gesetzbuches ist der Eigentümer einer Sache nicht be-
rechtigt, die Einwirkung eines Anderen auf die Sache zu ver-
bieten, wenn diese Einwirkung zur Abwendung einer gegen-
wärtigen Gefahr notwendig und der drohende Schaden gegen-
über dem aus der Einwirkung dem Eigentümer entstehenden
Schaden unverhältnismäßig groß ist. Der Eigentümer kann
Ersatz des ihm entstehenden Schadens verlangen. Sie müssen
also, falls Ihnen der Nachbar das Putzen ihrer Mauer von seiner
Hofseite aus verbietet, und die Arbeiten von einem Schwebe-
gerüst aus nicht bewerkstelligt werden können, gegen Ihren
Nachbar klagbar vorgehen. Durch das Verbot der Einwirkung
ihres Nachbars ist Ihnen dieser zum Ersatz des etwa dadurch
verursachten Schadens verantwortlich. M. K.
Zur Frage 468. Ventilations-Kachelofen. II. (I. s. Heft 2.)
Unter Ventilations-Kachelöfen sind wohl solche zu verstehen,
wie sie m. W. allein dem Kgl. Bausekretär Bämke zu Lands-
berg a. W. patentamtlich geschützt sind. Ein anderes System,
das man als „Ventilations-Kachelofen" ansprechen könnte, ist
mir unbekannt. Das Prinzip beruht auf Einführung einer Luft-
schicht hinter den Kacheln. Der innere Ausbau ist derselbe
wie bei einem gewöhnlichen Kachelofen. Durch die ener-
gische Luftzirkulation wird eine größere, schnellere und gleich-
mäßige Verteilung der Wärme erreicht. Der Ofen hat sich sehr
gut bewährt, besonders aber ist er zu empfehlen für Schulen,
große kaltliegende Räume, Wartesäle usw. Herr Bämke dürfte
ihnen bereitwilligst auf Verlangen einen Prospekt senden.
T h i e m e.
Zur Frage 6. Rostschutz für Federn. Als sicheres Rost-
schutzmittel für die Federn empfiehlt sich elektrische Verbleiung.
Apparate hierzu liefern Kirchlioff & Lehr, Bleiwarenfabrik, Arns-
dorf i. Sa.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 Mark, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche
Techniker-Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen und
örtliche Verhältnisse. 4. Steilungslosen-Unterstützungskasse 30 bis 60 Mark
pro Monat. 5. Unterstätzungskasse für in Not geratene Mitglieder. 6. Dar-
lehenskasse, zinsfreie Darlehen bis 100 Mark. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
3Q0 Mark. 8. Rechtsauskunft und 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streit-
sachen. Angegliedert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwen-
kasse. Syndikus: Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstrasse 47.
Erholungsheim: Sondershausen in Thüringen. Anmeldungen dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
pvj/:k VAc^rrc^n T~ try-To\t-n\^re\tCkAaLf machen wir nochmals darauf aufmerksam, daß laut Beschluß des Stiitt- |0
1-JVK: 1 ich eil LillZCimilgllCUer garter Verbandstages der jährliche Verbandsbeitrag vom l. Jan. 1911 an
beträgt. Der Betrag ist in halbjährlichen Raten von je 9,— M zu entrichten. Da satzungsgemäß der erste Halbjahresbeitrag im Monat
Januar zu zahlen ist, bitten wir um umgehende Uebermittelung dieses Betrages. Die Verbandsleitung.
Sitzun^s-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerl<s3ni, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Hr. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Unsere Schüleragitation
Wer die Jugend hat, hat die Zukunft! Dieser Satz beweist
seine Richtigkeit, wohin wir immer im Leben sehen wollen. Die
politischen Parteien bemühen sich krampfhaft, den jungen Nach-
wuchs für ihre Ziele und Ideen zu begeistern, und unsere
Konkurrenzorganisation, der B. t.-i. B., sendet ein ganzes Heer
von Agitationsbeamten aus, um die Schüler der technischen
Lehranstalten für den Bund zu gewinnen.
Wir sind ebenfalls nicht müssig geblieben und haben in
den letzten Wochen mit Erfolg die Ziele und Bestrebungen des
D. T.-V. den Schülern verschiedener Techniken vor Augen
geführt.
In Holzminden, Sternberg i. M., Strelitz wur-
den neue Zweigvereine mit Schülerabteilungen gegründet, die
bereits ganz respektable Mitgliederzahlen aufweisen. Auch an
anderen Orten mit technischen Lehranstalten versuchten wir
festen Fuß zu fassen. Wenn wir die einzelnen Versammlungen
überblicken, können wir überall recht gute Erfolge quittieren.
So gelang es vor allem in Zerbst die zahlreichen Schüler
der dortigen Baugewerkschule für den Verband zu interessieren.
Unter tätiger Mitarbeit der Bezirksverwaltung Sachsen-
Anhalt, besonders der Kollegen Papenroth und U e b e
wie des Technischen Vereins Dessau sowie einiger Herren
der Baugewerkschule fand am S. Dezember dort eine öffent-
liche Versammlung statt, in welcher Architekt Kaufmann,
Berlin, über „die Wertschätzung der technischen Arbeit
und die Notwendigkeit der Organisation" sprach. Der
langgestreckte Saal des „Germania-Restaurants" war über alles
Erwarten dicht gefüllt und es herrschte nach den Ausführungen
des Referenten große Begeisterung. Auch der Bund hatte einen
Vertreter in der Person des Herrn Ingenieur M e d e rl e gesandt,
um tmsere Arbeit zu stören. Dies ist ihm aber nicht gelungen,
Herr Mederle und drei bis vier seiner Anhänger zogen ab, als
sie sahen, daß wir an diesem Abend 41 Neuanineldungen und
Heft 4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
61
die Gründung eines neuen Zvveigvereins, des „Technischen
Vereins Z e r b s t", als Erfolg buchen i<onnten. Die not-
wendigen Wahlen wurden gleich vorgenommen. Recht befrie-
digend ist die Nachwirkung der Versammlung, denn die Zahl
der Hospitanten-Mitglieder unseres Verbandes ist in Zerbst i n -
zwischen auf 73 gestiegen. Es herrscht ein guter
Geist in dieser jungen Gruppe, der zu den besten Erwartungen
berechtigt.
Auch in Hildburghausen, dessen Technikum bisher
als eine Domäne des Bundes galt, haben wir einen Vorstof?
unternommen und dort am 19. Dezember eine öffentliche Ver-
sammlung veranstaltet. Die rührige JVlitarbeit des Co-
burger Techniker- Vereins und einiger Einzelmitglieder, vor allem
des Herrn Stadtbaumeisters Heller, ermöglichte es noch kurz
\ or den Weihnachtsferien, die Schüler zusammenzubringen. Herr
Architekt Kaufmann sprach über das gleiche Thema wie
in Zerbst und es gelang, auch in Hildburghausen trotz der JVlühe,
die sich ein Bundesmitghed gab, einen Verein zu gründen.
20 Neuanmeldungen machten den Verein lebensfähig,
und so konnte noch am Abend zur Wahl der Vorstandsicliafü
geschritten werden. Zum 1. Vorsitzenden wurde gewählt Herr
Stadtbaumeister Heller, zum Kassierer Herr Walbrecht, zum
Schriftführer Herr Rohne und als Beisitzer die Herren Günther
und Klein. Mit großer Genugtuung durften wir feststellen,
daß das Lehrerkollegium in Hildburghausen den Bestre-
bungen des Verbandes sympathisch gegenüber steht und von
dieser Seite dem jungen Verein sicherlich keine Hindernisse
bereitet werden. Wir hoffen, daß die Schülergruppe Hildburg-
hausen sich ebenso kräftig entwickeln möge, wie die des Zerbster
Technikervereins.
Ebenso gelang es uns in Höxter, einer alten preußischen
Baugewerkschule, Eingang zu finden. Mehrere Verbandskollegen
haben in rühriger Weise dort vorgearbeitet, und die beiden be-
stehenden Schülervereinigungen, den Gesangverein Harmonie
und den Turnverein der Schule für den Verband zu gewinnen ver-
standen. Am 10. Januar veranstalteten beide Vereine einen
Vortragsabend, in dem ebenfalls Herr Kaufmann über „die Not-
wendigkeit der Organisation" zu den Schülern sprach. 19 Neu-
anmeldungen und der Beschluß, die beiden Schülervereinigungen
noch enger an den Verband zu gliedern, waren das Resultat des
Abends. Insgesamt ist bisher die Zahl der Hospitanten in
Höxter auf 64 gestiegen. Der Vorsitz der Hospitanten-
gruppe liegt jährlich wechselnd in den Händen des Vorstandes
einer der Schülervereinigungen. Für dieses Jahr wurde be-
schlossen, den Vorstand der Harmonie, Herrn J. Riße,
mit der Leitung der Verbandsgeschäfte zu betrauen und für die
nicht den beiden Schülervereinigungen angehörenden Hospi-
tanten Herr Fischer als Beisitzer hinzugewählt. Auch in Höxter
wurde seitens der Lehrerschaft dem Verbände rege Unterstützung
zuteil, insbesondere war es der Versammlungsleiter, Herr Ober-
lehrer Krieg, der mit beredten Worten die Schüler auf den
Ernst der Organisationsfragen aufmerksam machte und dem
Verbände zuführen half. Wir danken an dieser Stelle ihm
und allen anderen Mitarbeitern, die ihr Bestes zum Gelingen
der drei Versammlungen beitrugen. Sie müssen in dem Er-
folge den schönsten Lohn für die Mühen erblicken.
Bezirksverwal tunken
Brandenburg. E i n z e 1 m i t g 1 i e d e r. Am Sonntag,
29. Januar, vormittag 10 Uhr, findet in Berlin, in Neumanns
Festsälen, Rosenthalerstraße 36, eine Versammlung der Einzel-
mitglieder der Bezirksverwaltung Brandenburg statt. Tages-
ordnung: 1. Bericht über den 13. Bezirkstag. 2. Anträge zum
nächsten Bezirkstage. 3. Die Bedeutung der Gruppeneinteilung
nach den Stuttgarter Beschlüssen. 4. Neuwahl: a) des Ob-
mannes und des Stellvertreters; b) der Vertreter im Gesamt-
vorstand der Bezirksverwaltung; c) der Delegierten zu den
Bezirkstagen; d) der Arbeitskommission. 5. Verschiedenes. Um
recht zahlreiches Erscheinen wird dringend gebe'en. Bemerkt
wird, daß die Versammlung, ohne Rücksicht auf die Anzahl der
Erschienenen, beschlußfähig ist. Es ist beabsichtigt, nach
Schluß der Sitzung eine Besichtigung der Spreekreuzung mit
der Verlängerung der Untergrundbahn nach dem Alcxanderplatz
vorzunehmen. Die Verhandlungen hierüber schv e' en ncch und
wird den Kollegen das Nähere in der Versammlung bekannt-
gegeben.
Norddeutsche Bezirksverwaltnng. Adressenände-
rung. Da der bisherige 1. Vors. Koll. Radunz sein Amt
niedergelegt hat, bitten wir, für uns bestimmte Sendungen zu
Adressieren an: Herrn F. Petersen, Kiel-Wik, Hotel Deutsches
Haus. — Der IX. Bezirkstag findet voraussichtlich in der
zweiten Hälfte des Monats Februar in Lübeck statt. Evtl. An-
träge zu diesem Bezirkstag bitten wir sobald als möglich ein-
zureichen.
Nordwestdeutsche Bezirksverwaltung. Gesamtvorstands-
sitzung am 11. Dezember 1910 im Landes-Gewerbe-Museum in
Oldenburg. Nach Erstattung des Geschäfts- und Kassenberichts
wurde in eine Besprechung zur Vorbereitung der demnächst
stattfindenden Vorstandswahlen eingetreten und beschlossen, die
Vertretung der Vereine und Einzelmitglieder im erweiterten
Bezirksvorstand nach den neuen Satzungen zu regeln. Bis
zum nächsten Bezirkstag, der bald nach Genehmigung der
neuen Satzung in Nordenhamm stattfinden soll, bleibt die bis-
herige Zusammensetzung bestehen. Eine kurze streng sach-
liche Aussprache fand statt über das Verhältnis des !). T.-V.
zum B. t.-i. B. und die Ergebnisse der Verhandlungen in der
Frage der Verschmelzung beider Verbände. Einmütig wurde der
Auffassung Ausdruck gegeben, daß Form und Art der Be-
handlung dieser für die Standesbewegung so wichtigen Frage
durch die Bundesleitung den Schluß zulasse, daß von dieser
die Verhandlungen weniger des idealen Zweckes wegen ge-
führt werden, sondern vielmehr als Deckmantel für die unfaire
erbitterte Bekämpfung des D. T.-V. und zur Beschaffung immer
neuen Angriffsmaterials dienen sollen. Die Stimmung fand in
folgender einstimmig angenommenen Entschließung ihren
Ausdruck :
Die am 11. Dezember 1910 im Gildensaale des Landes-
Gewerbe-Museums in Oldenburg tagende Gesamtvorstands-
sitzung der Nordwestdeutschen Bezirksverwaltung faßte ihre
Stellungnahme zu den Verschmelzungsverhandlungen zwischen
dem D. T.-V. und dem B. t.-i. B. in folgender Entschließung
zusammen :
Nachdem die seit über Jahresfrist gepflogenen Verhand-
lungen zwischen dem D. T.-V. und dem B. t.-i. B. zur Herbei-
führung der Verschmelzung beider Organisationen zu e i n e r
Einheitsorganisation nur das Ergebnis zeitigten, daß die An-
griffe des B. t.-i. B. auf den D. T.-V. an Schärfe zugenommen
haben, die Bundesleitung aber auch nicht darüber im Zweifel
sein kann, daß die gestellte Forderung: „Ausschluß
der Selbständigen und aller Beamten im
Reichs-, Staats - und Kommunaldienst" für den
D. T.-V. unannehmbar ist, und nachdem ferner der 5. Bundes-
tag „die Bekämpfung des D. T.-V. als grund-
sätzlich geboten" beschlossen hat, hält die Nord-
westdeutsche Bezirksverwaltung alle ferneren Verhandlungen
für unfruchtbar und daher zwecklos.
Sie ersucht deshalb den geschäftsführenden Verbands-
vorstand, unverzüglich dem Gesamtvorstand einen Antrag auf
Einstellung aller Verhandlungen in gedachter Richtung und
Verzicht auf Auseinandersetzungen im Verbandsorgan und in
Flugblättern zur Beschlußfassung zu unterbreiten und den
gefaßten Beschluß in geeigneter Form und bei jeder passen-
den Gelegenheit den Verbandsmitgliedern öffentlich bekannt
zu geben.
Die Versammlung stimmt im übrigen den im Rund-
schreiben Nr. 13 vom 10. November d. Js. durch die Ver-
bandsleitung laufgestellten Richtlinien für das Verhalten bei
öffentlichen Versammlungen und Veranstaltungen zu.
Nachdem dann noch Stellung genommen war zu den ver-
schiedenen in neuerer Zeit durch Rundschreiben von der Ver-
bandsleitung gegebenen und beifällig aufgenommenen An-
regungen wurde die Versammlung mit einem dreimaligen Hoch
auf den Verband geschlossen.
Oberschicsien. Am Sonntag, 22. d. Mts., findet in T a r n o -
witz, Hotel „Goldene Krone", eine Wanderversammlung mit
nachstehender Tagesordnung statt: Vormittags 10 Uhr Sitzung
des geschäftsführenden Vorstandes. Nachmittags 4 bis 7 Uhr
Mitgliederxersammlung. 1. Bericht des Bezirksvorsitzenden,
Herrn Kollegen Hochstein, über die Gesamtvorstandssitzung in
Sondershausen. 2. Bericht der Abgeordneten, welche zum Be-
zirkstage der Mittelschlesischen Bezirksverwaltung nach Breslau
entsandt waren. Wir machen auch auf nachstehende Vortrags-
abende innerha b unserer Bezirksverw ; 1 ung aufn.erks m. Fefc-
rent Herr Architekt Kaufmann, Berlin. In Ratibor am
Freitag, 3. Februar, abends S^/o Uhr, in Brucks Hotel Oder-
sfraße, Thema : ri)as Angestelltenrecht und der
Reichstag. In Beuthen am Sonntag, 5. Februar, nach-
mittag 4 Uhr, Hotel Lomnitz: Thema: Der Weg des
D. T.-V. Ueber zwei weitere Vorträge (am 4. und 6. Februar)
erfolgen nähere Angaben in der nächsten Nummer der D. T.-Z.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß am 1. Februar die
Frist für Einreichung der Wettbewerbarbeiten für eir.e Stiflungs-
urkunde für das Oberschlesische Zimmer im Erlvolungsheim ab-
läuft. Wir bitten um pünktliche Einsendung. Die Vereine
werden gebeten, die Namen der Preisrichter umgehend dem
Herrn Bezirksvorsitzenden bekanntzugeben. Am 19. Februar tritt
in Königshütte, Hotel Graf Reden, anläßlich einer Wander-
versammlung, das Preisrichterkollegium zusammen. In dieser
62
DEUTSCHE TECriNIKER-ZElTUNO 1911
Heft 4
Versammlung wird das Ergebnis bekanntgegeben, auch werden
die eingereichten Arbeiten ausgestellt.
Zwei ^vereine
O e m i s c Ii t e Vereine.
Aschaffenburg. Technischer Verein. Laut Beschluß
der Generalversammlung vom 3. Dezember 1910 setzt sich die
Vorstandschaft unseres Vereins nunmehr wie folgt zusammen:
1. Vorstand: Og. Weißenberger, Würzburger Str. 13; 2. Vor-
stand: K. Löffler, Stadelmannstr. ; 1. Schriftführer: A. Schreiber,
Goethestr. 21; 2. Schriftführer: M. Haas, Würzburger Str. 29;
1. Kassierer: Frz. Preß, Ludwigstr. ; 2. Kassierer Gg. Obnich,
Würzburger Str.; Bibliothekar: P. Schreiber, Seestr. 3.
Beigedorf und Umgegend. Technischer Verein.
Br.-A. : H. Eggert, Bergedorf, Brookstraße 3 11. Unsere nächste
Versammlung findet am Mittwoch, 25. Januar 1911, abends
97, Uhr, im Vereinslokale, Stadt Hamburg, statt. Tagesordnung:
1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Jahresbericht. 3. Neuwahl
des Vorsitzenden und des Kassierers. 4. Stiftungsfest. 5. Ver-
schiedenes. Wir bitten um zahlreichen Besuch. Unserem Ver-
ein und dem Verbände noch fernstehende Kollegen sind uns;
stets willkommen.
Bromberg. Technische Vereinigung. Versamm-
lungen finden an dem 1. Donnerstag der ersten und zweiten
Hälfte jeden Monats im Dickmann'schen Lokale, Wilhelmstraße,
statt. Briefadresse: Theod. Voß, Ingenieur, Bromberg, Ber-
liner Straße 12 b.
Cliarlottenburg. Technischer Verein. V. u. O. :
Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant Wilhelms-
hof am Wilhelmsplatz. In der am 5. ds. Mts. stattgefundenen
Jahreshauptversammlung wurde der von dem bisherigen 1. Vor-
sitzenden Koll. Bock erstattete Jahresbericht entgegengenommen.
Von einer Veröffentlichung des Jahresberichts in der D. T.-Z.
wird Abstand genommen, derselbe steht jedoch den Mitgliedern
jederzeit zur Verfügung. Der wichtigste von den Anträgen war
der, der sich mit der Festsetzung des Vereinsbeitrages be-
faßte. Es wurde nach einer äußerst anregenden und teilweis
auch sehr lebhaften Debatte beschlossen, den Vereinsbeitrag mit
Rücksicht auf die unbedingt notwendige Einheitsmitgliedschaft
im Verbände auf 18 M herabzusetzen; allerdings unter der
Voraussetzung, daß die Einzelmitglieder geneigt sind, nunmehr
sich im Verein, der in Zukunft nur Standesinteressen vertreten
wird, zu fruchtbringender Arbeit zum Wohle des D. T.-V. zu-
sammen zu schließen. Deshalb wurde auch ein Zusatzantrag
angenommen, welcher zum Ausdruck bringt, daß der Vereins-
beitrag auf 20 M erhöht werden soll, wenn am 1. Juli d. Js.
ein bestimmter Zuwachs nicht zu verzeichnen ist. Die Vor-
standswahl ergab folgendes Resultat: Vorsitzender: Koll. Dietze;
Schriftführer: Koll. Geyer; Kassierer: Koll. Fasterding; Bei-
sitzer Gruppe A: Koll. Reibert, Gruppe B u. C noch nicht
entschieden; Gruppe D: Koll. Rommel. Nach der Vorstands-
vvahl erstattete Koll. Reibert Bericht über den XIII. Bezirkstag.
Obgleich die Berichte "in der D. T.-Z. und im Verkündigungs-
blalt an Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen, schien
es doch als angebracht, einige besonders wichtige Punkte noch
einmal zu deta-illieren. Die nächste Versammlung findet am
Donnerstag, 2. Februar 1911, pünktlich S^/o Uhr im Vereins-
lokal statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Ergänzung
des Vorstandes. 3. Bericht über die Gesamtvorstands-Sitzung
in Sondershausen am 8. und 9. Januar 1911. Referent: Herr-
Kollege Rommel. 4. Beschlußfassung über die neuen Vereiiis-
satzungen. 5. Verschiedenes.
Coburg. Technischer Verein. In der General-
versammlung vom 3. d. Mts. wurde der Vorstand wie folgt
gewählt: Dillemuth, Eduard, Architekt, Sonntagsanger 5a,
1. Vorsitzender. Hußlein, Clemens, Bauführer, Raststraße 2,
2. Vorsitzender. Eberlein, Emil, Techniker, Seidmannsdürfir-
Straße 6, Schriftführer. Schoder, Karl, Techniker, Met/gir-
gasse 13, Kassierer. Holienz, Fritz, Bauführer, Lautercr-
Straße 8, Beisitzer. Br.-A.: E. Dillemuth, Architekt, Sonntags-
anger 5a. V. u.O. : Jeden ersten und dritten Dienstag eines
jeden Monats im Vereinslokal ,,Zur Fischerei" Webergasse.
Durmstadt. Technischer Verein. In der Gen ji al-
versammlung am 17. Dezember 1910 fand Rechnungslegiuig,
Bekanntgabe des Jahresberichts und Neuwahl des Vorstandes
statt. Nach dem Geschäftsbericht kann der Verein auf nias
abgelaufene Jahr mit Befriedigung und Stolz zurückblicken.
Mitgliederzahl ist von 72 auf 109 gestiegen! Der Vereiiis-
vorstand setzt sich nunmehr wie folgt zusammen: Eliren\ )r-
sitzender: Herr Stadtgeometer Fleckenstein; 1. Vorsit.?eiulLT:
Herr Georg Delp, Neue Nicderslr. 1; 2. Vorsitzender: I Lrr
Friedrich Münch, Ludwigsplatz 8; Kassierer: Herr Adam Ripp.r,
Georgenstr. 3; 1. Schriftführer: Herr Karl Damm, Friedridi-
straße 18; 2. Schriftführer: Herr Philipp Stroh, Elisabeten-
straße 48; Bücherwart: Herr Hans Hausmann, Riegerplatz 11;
Beisitzer: die Herren Kilian Wehnert, Hermann Sattler und
Heinrich Heldmann; Ersatzmänner: die Herren Ludwig Bern-
hard und Adam Kadel. Mit Rücksicht auf den erhöhten Ver-
bandsbeitrag ermäßigen wir den Vereinsbeitrag von 5 M auf
4 M pro Jahr, so daß nunmehr ein Gesamtbeitrag für Verband
und Verein von 20 M — in vierteljährigen Raten a 5 M —
zu leisten ist. Die nächste Hauptversammlung findet am Mitt-
woch, 25. Januar, im Vereinslokal „Perkeo" statt. Daselbst
wird Herr Koll. H. Sattler einen Vortrag über das Koali-
tionsrecht und über die Frage „W ie und wo soll man
sich organisieren"? halten. Weitere Punkte der Tages-
ordnung sind Aufnahme neuer Mitglieder und Bericht über die
öffentliche Versammlung in Frankfurt a. M. am 5. Januar 1911
über „Technikerrecht, Reichstag und Regierung". Gäste sind,
wie immer, herzlich willkommen.
Eltmann a. M. T e c h n i k e r - V e r e i n , e. V. Vors. :
Ewald Schnellbach, Eltmann a. M. V. u. O. : Restauration „Zum
Steigerwald", jeden Dienstag. 1. Dienstag im Monat Monats-
versammlung. Br.-A.: Ewald Schnellbach, Eltmann a. M. Am
5. Januar 1911 fand, wie alljährlich, die VIll. ordentliche Haupt-
versammlung statt. Die Neuwahl des Vorstandes ergab folgendes
Resultat: 1. Vorstand Ewald Schnellbach, Techniker, Eltmann;
2. Vorstand Alois Jehsberger, Techniker, Eltmann; Schriftführer
August Grein, Techniker, Eltmann; Kassierer Otto Schlecht,
Techniker, Eltmann; 1. Beisitzer und Bibliothekar Otto Müller,
Techniker, Eltmann; 2. Beisitzer Peter Weinmann, Techniker,
Eltmann. Der Verein zählt zurzeit 22 ordentliche und 4 Ehren-
mitglieder. Leider mußte festgestellt werden, daß von einem Teil
unserer Mitglieder unser Verbandsorgan „Die Deutsche Tech-
niker-Zeitung", welche doch zurzeit besonders in sozial-
politischer Beziehung unsere Mitglieder aufs Beste unterrichtet,
viel zu wenig gelesen wird. Es werden deshalb die Mitglieder
ersucht, in ihrem eigenen Interesse diese besser zu würdigen.
Weiter machen wir darauf aufmerksam, daß laut Beschluß der
letzten Monatsversammlung die Vereinsbeiträge ab 1. Januar
1911 auf 20 M erhöht wurden. Bemerkt sei noch, daß unser
Verein an der am 6. Januar in Schweinfurt stattgefundenen
Technikerversammlung sehr zahlreich vertreten war.
Graudcnz. Vereinigung Graudenzer Techniker.
Br.-A.: Bruno Jochade, Stadtbauführer, Kasernenstr. 1 B II. V. u.
O. : Jeden Dienstag nach dem 1. und 15. jeden Monats,
abends S'/o Uhr, im Zentral-Hotel, Getreidemarkt. Gäste, ins-
besondere dem Verbände noch fernstehende Kollegen, sind zu
unseren Sitzungen stets willkommen.
Greifswald. Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A. :
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. Der Greifswalder Kunst-
verein hat den Mitgliedern unseres Vereins zu den von ihm zu
veranstaltenden 4 Wintervorträgen das Eintrittsgeld auf 1 M
für das Mitglied ermäßigt. Tag und Thema der Vorträge sind
folgende: iVlontag, 30. Januar: Prof. Jaekel: „Stilformen orien-
talischer Teppiche." Montag, 13. Februar: Prof. Semran: „Die
vervielfältigenden Künste." Montag, 27. Februar: Prof. Roth:
„Albrecht Dürer als Graphiker." Die Vorträge finden im Hör-
saal V des Universitätsgebäudes, der Vortrag am 30. Januar
im Hörsaal des geologischen Instituts statt. Am Sonnabend,
21. Januar er., Hauptversammlung im Vereinslokal, Restaurant
„Zur grünen Linde". Tagesordnung: 1. Verlesen des letzten
Sitzungsberichtes. 2. Wahl eines Mitgliedes zum erweiterten
Vorstand der Bezirksvervvaltung Pommern. 3. Techniker als
Fachschullehrer. 4. Anträge zum 6. Bezirkstag. 5. Stiftungs-
fest. 6. Beitragszahlung. 7. Mitteilungen und Anträge. Wir
bitten sämtliche Mitglieder, pünktlich und vollzählig zu er-
scheinen. Die Einführung von Gästen zu unseren Sitzungen ist
erwünscht.
Magdeburg. Technischer Verein. Den werten Ver-
bandskollegen bringen wir hiermit zur gefl. Kenntnis, daß laut
Beschluß der gemeinschaftlichen Generalversammlung des
„Magdeburger Techniker Vereins" und des „Maschinen-Tech-
nischen Vereins Magdeburg" — beides Zweigvereine des
D. T.-V. — beide Vereine sich vereinigt haben,
dieselben führen ab 1. Januar 1911 den Vereinsnamen „Tech-
nischer Verein Magdeburg zu A\agdeburg"
(Zweigverein des D. T.-V.). Die Vereinsversammlungen finden
jeden 1. und 3. Freitag im Monat statt. -Ms Vereinslokal ist:
Kochs Hotel, Magdeburg, Bahnhofstraße, gewählt. Das Er-
gebnis der Vorstandswahl lautet: 1. Vorsitzender: Koll. Aug.
Uebe; 2. Vorsitzender: Koll. Waldemar Walter; 1. Schrift-
führer: Koll. Paul Bobe; 2. Schriftführer: Koll. Schmidt;
3. Schriftführer: Koll. Willi Meyer; Kassierer: Kol!. Wilh.
Heefchen. Als Bibliothekare wurden gewählt die Koll.: Hans
Damerow, Große und Müller; als Beisitzer gehören dem Vor-
stande an: die Koll. Rob. Bahn, Ad. Klapp und Otto Zander.
Heft 4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
63
Die Vereins-Briefadresse lautet: August Uebe, Ingenieur, Magde-
burg-Neust, Nachtvveide 20a II. Adresse des Vereinskassierers:
Wilhelm Heefchen, Kgl. Bauhofsvorsteher, Magdeburg, Kgl.
Schiffswert am Winterhafen.
Mülhausen i. Eis. TechnischerVerein. In der letzten
Generalversammlung wurde der Vorstand aus dem 1. Vors. und
je 2 Mitgliedern aus den 4 Fachgruppen zusammengesetzt. Es
wurden gewählt: Dipl.-Ing. Weinzäpflen, Br.-A. : Südstaden 11,
1. Vorsitzender; Verm.-Ass. Schneiders (C) 2. Vorsitzender;
Masch.-Ing. K. Glinkermann (B) 1. und Stadtbauführer Ph. Mayer
(D) 2. Kassierer; Stadtbauf. C. Ringenbach (D) 1. und Elektroing.
H. Leonhard (B) 2. Schriftführer; Architekt K. Heinemann (A)
und Eis.-Bau-Ass. L. Sutter (C) Beisitzer und Architekt W.
Erender (A) Bibliothekar. — Zur Bildung der „dreigliedrigen''
Fach-Ortsausschüsse ist zu den 2 Mitgliedern des Vorstandes ein
weiteres der betr. Fachgruppe zugewählt worden, nämlich B.
I. K. Schwartz (A), El.-lng. X. Scherer (B), Wagenmstr. f.
Ludig (C), Stadtbauführer W. Lang (D). Vertrauensmann der
Stellenvermittlung und Auskunftei ist Kol!. Ph. Mayer, Engel-
Dollfusstr. 7, der Hilfskasse 58 Kollege P. Fucs, Gay-Lussac-
Str. 12. — Das 7. Stiftungsfest findet am 4. Februar im Zivil-
kasino, Lindenstraße, statt. Zu dem am 22. d. Mts. in Colmar
stattfindenden 4. Landestage wird, in Anbetracht der Nähe, er-
wartet, daß sich unsere Mitglieder in größerer Anzahl beteiligen
werden, umsomehr es möglich ist, evtl. nur den Nachmittag
hierzu zu benutzen. Abfahrt 1 Uhr. — Gleichzeitig wird noch
auf den am 23. d. Mts. im Chalet Iffrig stattfindenden öffent-
lichen Vortrag vom Verbandsbeamten H. Kaufmann aufmerk-
sam gemacht. Besondere Einladungen ergehen noch.
München. Techniker-Verein. E.V. Gemäß der am
üienstag, 3. Januar 1911, stattgefundenen Generalversammlung
setzt sich die Vorstandschaft für 1911 wie folgt zusammen:
|. Bender 1. Vorstand; K. Ziegler 2. Vorstand; O. Köhler
1. Schriftführer; E. Halm 2. Schriftführer; M. Huith 1. Kas-
sierer; L. Keller 2. Kassierer; L. Scherrer Bibliothekar; J.
Wagner Verwalter; Schwarz und K. Solbrig Revisoren; P.
Danninger Stellenvermittlungs-Obmann; Beisitzer: G. Schmahl,
R. Schmidt, L. Heldenberg, J. Krausi, F. Weigel, L. Schweitzer,
M. Koch, G. Tipecska, X. Reichl, X. Aumiller. Der Mitglieder-
stand am 31. Dezember 1910 betrug 452. An Versammlungen
fanden statt: 1 ordentliche Hauptversammlung, 11 Monats-
versammlungen und 15 Ausschußsitzungen. Oeffenfliche Tech-
nikerversammlungen und soziale Vorträge wurden abgehalten 7;
fachwissenschaftliche Vorträge 8; Exkursionen 5. Durch die
Stellenvermittelung, um die sich auch im vergangenen Jahre
unser Obmann, Koll. Danninger, verdient gemacht hat, konnten
96 Kollegen Stellung erhalten.
Pforzheim. Technischer Verein. Vors. : Gustav
Jäkel, Stadtbauassistent, Salierstr. 20. Vereinslokal: „Bavaria",
östliche Karl-Friedrich-Straße 29. Br.-A.: Technischer Verein,
Pforzheim. — Mitgliederversammlung jeden ersten Mittwoch im
Monat, an den übrigen Mittwochen zwanglose Zusammenkunft.
Regenwalde und Umgegend. Techn. Vereinigung.
Die technische Vereinigung von Rege nw aide und Um-
gegend hielt am 8. Januar ihre erste diesjährige Versammlung
in Plathe, Pomm. Hof ab, zu welcher alle Mitglieder er-
schienen vyaren. Als Gast war Kollege Lübke, Mitglied des
Schneidemühler Technikervereins, erschienen. Als neue -^lit-
glieder konnten wir die Herren Bauingenieur P. Schwichten-
berg, Bautechniker Krüger und Bautechniker Mohrmann,
sämtlich aus Naugard, in uns-^ren Verein aufnehmen.
In der Vorstandswahl wurden der bisherige Vorsitzende
und Schriftführer wiedergewählt. Das Amt des Kas-
sierers wurde Kollegen Müller-Plathe übertragen. Es wurde
ferner beschlossen, ein Mitglied zu dem im Februar statt-
findenden Bezirkstag nach Stettin zu senden. Die nächste Ver-
sammlung findet Sonntag, 5. Februar, in Naugard, Hjtcl
Deutsches Haus, statt und sind Gäste gern willkommen. Br.-A.
des 1. Vorsitzenden: Fr. Zube, In^., Regenwalde, .Mauerstr. 259.
Schncidemühl. Technischer Verein. Jeden Freitag
am 1. bezw. nach dem 1. des Monats Hauptversammlung. Jeden
ersten Freitag nach dem 15. des Monats Versammlung. Vereins-
lokal: Hotel Froese, Breite Straße.
Thorn. Technischer Verein. Br.-A und 1. Vors.:
Hugo Lorenz, Architekt, Thorn III, Wellienstr. 101. V. u. O. :
Jeden 1. Freitag nach dem ersten eines Monats bezw. an dem
auf den ersten eines jeden Monats selbst fallenden Freitag im
Vereinslokal Artushof.
Waldenburg i. Schles. Technischer Verein Wal-
denburg und Umgegend. Vrs. u. Br.-A.: Ingenieur
Weigmann, Altwasser i. Schles. V. u. O. : Jeden 1. u. 3. Mitt-
woch eines jeden Monats, abends B'/a Uhr, im Hotel Kaiserhof.
Wittenberg u. Umg. Technische Vereinigung.
V. u. O. : Jeden Sonnabend nach dem 1. eines jeden Monats
in der „Brauerei Maiwald", Coswiger-Str. 23. Br.-A.: Maurer-
meister M. Lindemann, Wittenberg (Bez. Halle a. S.), Bürger-
meisterstraße 4.
Techniker im Baugewerbe.
Charlottenbnrg. „Bauhütte Charlottcnbtir g".
V. u. O. : „Logen-Restaurant" in Charlottenburg, Berliner Str. 61,
Ecke Kirchhofstraße. Unter starker Beteiligung fand am Diens-
tag, 10. d. Mts., die diesjährige Generalversammlung statt. Die
Neuwahl des gesamten Vorstandes und der Kommissionsmit-
glieder ergab folgendes Resultat: 1. Vorsitzender: Emil Rohr,
Charlottenburg 5, Sophie-Charlotte-Str. 115, Städtisches Bürger-
haus; 2. Vorsitzender: Friedrich Brinkmann; 1. Schriftführer:
Alfred Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5; 2. Schrift-
führer: Richard Brennecke; 3. Schriftführer: Heinrich Siewerth;
1. Kassierer: Albert Papenzin, Charlottenburg, Königsweg 5;
2. Kassierer: Georg Ramsteck j 1. Beisitzer: Fritz Rauch;
2. Beisitzer: Fritz Bentliin. Als Vertreter in den Lokalausschuß
Groß-Berlin wird bis auf weiteres Koll. A. Dieter wieder er-
nannt. Für die Kommission zur Vorbereitung von Vorträgen
und Besichtigungen wurden folgende Herren bestimmt: 1. Alfred
Dieter, Obmann; 2. Fritz Rauch; 3. Friedrich Brinkmann;
4. Georg Ramsteck, 5. Hermann Härtung. Ende dieses Monats
sioU in unserem Vereinslokal noch ein größerer Vortragsabend
abgehalten werden. Näheres wird nocli bekannt gegeben. Als
neues Mitglied in unseren Verein wurde in der ersten Versamm-
lung d. J. Herr Architekt Alfred Boxhorn in Berlin SW., Berg-
mannstraße 13, aufgenommen. Die nächste Monats-Haupt-
versammlung findet am Donnerstag, 2. Februar, statt.
Dresden. „Dresdner B a u h ü 1 1 e." Vereins!okal : „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 11. Donnerstag, 26. Januar 1911, wird
im Vereinslokal, abends pünktlich 7^9 Uhr, Herr Baumeister
N. eubert einen Vortrag halten über: „Einiges vorn
VC'asserbau und W a s s e r r e c h t". Der Herr Referent
wird hierbei das neue Wassergesetz und die geplanten Schiff-
fahrtsabgaben streifen. Die geehrten Mitglieder und Gäste
werden gebeten, sich recht zahlreich an diesem Abend ein-
zufinden.
Techniker in der Industrie.
Bezirk Groß-Berlin. In der Hauptversammlung am 4. Januar
wurden als neuer Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender: Kollege
Bartsch; 1. Kassierer: Koll. Staberow; 1. Schriftführer: Koll.
Leipziger; Beisitzer: Koll. Kaiser und Kollege Matzdorff.;
Wir machen noch besonders darauf aufmerksam, daß die
Adresse des Kassierers : Kollege Staberow, Berlin O. 98, Mark-
grafendamm 5, ist und bitten unsere Mitglieder, die Beiträge
baldigst an vorstehende Adresse einzusenden. (Monatlicher Bei-
trag trotz Erhöhung der Verbandsbeiträge wie bisher 1,75 M.)
Geldsendungen bitten wir stets 5 Pfg. für Bestallgeld beizufügen.
Briefadresse des Vorsitzenden: F. Bartsch, Berlin NW. 21,
Emdener Str. 18. Die Kollegen ersuchen wir, an allen Veranstal-
tungen des Vereins und des Verbandes regen Anteil zu nehmen.
Eintrittskarten zum Bezirksfest am 4. Februar sind zum Preise
von 1 M von Herrn Koll. Markward, Charlottenburg, Mindener
Straße 26, zu beziehen.
Augsburg. Maschinentechnisch erVerein. Sams-
tag, 7. Januar 1911, fand die ordentliche Hauptversammlung
im Vereinslokal „Hohes Meer" statt. Der neugevvählte Vor-
stand setzt sich aus folgenden Herren Kollegen zusammen:
1. Vorsitzender: Wilb. Arnold; 2. Vorsitzender: Karl Häfeie;
1. Schriftführer: L. Schmid; 2. Schriftführer: R. Odenwald;
Kassierer: Gust. Schreck; Bücherverwalter: Aigner; Beisitzer:
Richter, Walser, Wächtlcr; Stellenvermittler: Wilh. Arnold,
Haunstetterstr. 25 a, an welchen sämtliche Verbands- und Ver-
einsmitteilungen adressiert werden sollen.
Halle a. S. M a s c h i n e n t e c h n i s c h c r Verein.
Vrs. u. Br.-A.: Paul Gebhardt, Ing., Halle a. S., Beesener
Straße 10 k. V. u. O. : Jeden Sonnabend, abends B^ 'o Uhr, im
Restaurant Freybergbräu, Kleine Märkerstraße. Gäste sind
zu allen Versammlungen willkommen.
München. Maschinen - und Elektrotechnischer
Verein. In unserer Generalversammlung am 3. d. Mts. gab
die Vorstandschaft einen kurzen Bericht über das vergangene
Jahr. Hiernach hat sich unser Verein erfreulicherweise weiter
gut entwickelt. Es fanden zahlreiche Aufnahmen statt und
außerdem zeigte unsere Kasse einen erheblichen Ueberschuß.
Der Vorstandschaft wurde einstimmig Entlastung erteilt. Es
wurden dann folgende Herren in die Vorstandschaft gewählt:
A. Dörge, I.Vorstand; K. Westermaver, 2. Vorstand; F. Wolff,
Kassierer; Chr. Dill, 1. Schriftführer; Ant. Weber, 2. Schrift-
64
DEUTSCHE TECHNUKER-ZEITUNO 1911
Heft 4
führer; Joh. Steinmüller und G. Mock, Bibliothekare; Dörge
und Ludw. Doilinger als Steilenvcrmittelungsobmänner; Mart..
Baur, Jos. Fischer und Jak. Fürst als Beisitzer. — Es findet"
jeden 1. Dienstag im Monat die Monatsversammlung statt,»
am 2. Dienstag ist Gesellschaftsabend, am 3. Dienstag ist ein
Vortrag und am 4. Dienstag Vorstandssitzung mit anschließen-
dem Gesellschal'lsabend. Sämtliche Veranstaltungen finden im
Hotel Reichshof, Soniienstraße, statt. Briefadresse: A. Dörge,
Holzstraße 26, Telephon 22 954.
S t a a t s t e c h n i k e r, i
L a n d c s \' c r c i II M i t t I. S .i c h s i s c Ii c r Eisenbahn-'
t e c h n i k e r. Vrs. : Bausekretar K. Tramm, Dresdcn-A. 14,'
Schnonstraiie 41 II.)
Chemnitz i. Sa. E i s e n b a h n - T e c h n i k e r - V e r c i n.
Br.-A. : E. Kiolzsche, Bahnmsir. I. KI., Zschopauer Str. 64. Am
Sonntag, 5. Februar, nachmittags 3 Uhr, findet in unsere n
Vereins;okale Restaurant „Moritzburg" die diesjährige Jahres-
hauptversammlung statt. Herr Koll. Bm. Döring wird hierbei,
einen Vortrag über „Aeltere und neuere Baustile" halten. Die;
Tagesordnung geht allen Mitgliedern noch auf besonderer Ei i-
ladungskarte zu. Wir rechnen, in Anbetracht sehr wichtiger
Punkte, auf das bestimmte Erscheinen aller Kollegen. Im
Februar ist wegen der Jahreshauptversammlung des Landes-
vereins keine Monats Versammlung. Donnerstag,
9. Februar, Stiftungsfest im Etablissement „Goldne Kugel".
Turnverein
a. d. Königl. Baugewerkschule Höxter a. d. W.
Hierdurch beehren wir uns sämtliche früheren An-
gehörigen des hiesigen B. T. V. zu unserem am 4. Februar
19H auf dem Felsenkeller stattfindenden
Winter- Vergnügen
ergebenst einzuladen.
Der Vorstand.
I. A.: Sander.
■i
■ i
Vorzugspreise für Verbandsmitglieder beim Bezüge von
Fachkalendern:
I. Deutscher Baukalender 1911.
a) Ausgabe in dunkel Lederband anstatt 3 50 M
för . 3,00 AI
b) Ausgabe in rotem Leder mit Schloß anstatt '
4,00 M für 3,40 M'
II. Kalender der Baugewerkszeitung 1911.
a) Ausgabe in schwarzem Einband anstatt 2,75 M
nur 2,25 M
b) Ausgabe in rotem Einband mit Schloß anstatt ;
3,25 M nur 2,75 M'
c) Ausgabe in ff. Offenbacher Leder.inband mit
Nickcischloß anstatt 4,50 M nur . . . 4,00 M-
eind jetzt erschienen und gegen vorherige Einsendung des Be-'
träges und 30 Pfg. Porto für ein Exemplar, 50 Pfg. für
ZV/ei und mehrere, durch die Geschäftsstelle des D. T.-V. Berlin,
Markgrafenstraße 94, zu beziehen.
Wir weisen jedoch besonders darauf hin, daß die Ver-
günstigungen für diese Kalender nur unter der Be iingung ge-
währt wurden, daß der Verband eine größeiC Anzahl Exemplar;
auf einmal abnimmt. — Einzelne Exemplare werden vo;ti Ver-
leger direkt an die Mitglieder nicht abgegeben, daher müssen
derartige Gesuche unberücksichtigt bleiben.
Hl. Kalender fiir den Südd2utschen Baumeister 1911. Unter
Mitw irkung von Fachmännern neu umgearbeitet und durch-
gesehen von Architekt Franz Zell, Schriftleiter der ,jSüd-
deutschen Bauzeitung". XIIL Jahrgang. II Teile. Preis
zusammen statt 2,50 M 2 M und 30 Pfg. Porto.
Der Kalender ist gegen vorherige Einsendung des Betrages
nur direkt von der Süddeutschen Verlags-Anstalt, G. m. b. H.,
München, Heustraße 18;49, zu beziehen.
IV. Kalender für Betriebsleitung und praktischen Maschinen-
bau 1911. Völlig neu bearbeitet, geordnet und ergänzt.
Herausgegeben von Herrn Direktor Hugo Güldner. In
Leinen gebunden: Ausnahmepreis 2,50 M franko.
Dieser Kalender ist gegen \orherige Einsendung des Be-
trages nur direkt von der Verlagsanstalt H. A. Ludwig Degener
Sollen in Ihrem Geschäfte offene Stellen ausgeseh rieben
werden, so empfehlen Sie bitte unsere Deutsche Techniker-
Zeitung. Sie dienen damit den
stellenlosen Kollegen
und nützen unserer Verbandssache im allgemeinen.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung
sind von der Firma Berliner Buchbinderei Wübben Co.,
Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 9, zum Preise von 1 M für
das Stück zuzüglich 50 Pfg. bezw. 25 Pfg. für Porto zu be-
ziehen. Um den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen,
sind zwei Rückenstärken (Decke A mit Anzeigen, Decke B
ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Bestellunge.i
ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird
und für welchen Jahrgang.
Am S.Januar 1911 verstarb unser langjähriges Mitglied
Herr Ingenieur Fritz Pabst,
Lehrer am Rheinischen Technikum in Bingen,
was wir hierdurch zur geziemenden Kenntnis bringen.
Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Mittelrheinische Bezirksverwal. ung.
Nur noch für kurze Zeit
können wir die naclistehendcn
Weihnachtsprämien
an unsere Mitglieder abgeben :
1. Goethes Meisterwerke.
2. Fritz Reuters Werke.
(Neue illiistr. Jubiläumsausgabe in plattdcirsclier Mniul.irt).
3. Gesammelte Werke von 6 großen Dichtern.
(Ariidl, Schenkendorf, von Fallersleben u. a.) — Jedes der drei vorstehend.-n \\ ei ke
in 7.\\ei hucheleg.uilen Prachlbändcn zum Preise von 3 M pro Werk.
4. Das große Buch der Jagden und Abenteuer aus allen
Zonen.
5. Das große illustrierte Spielbuch.
Enthaltend mehr als 1000 neue und ältere Spiele.
6. Götter- und Heldensagen der Germanen.
7. Großes illustriertes Mädchenbuch.
Eine Sammlung von Erz.ihlungen, Beschreibungen, Spielen usw.
8. Das andere Märchenbuch.
Neue illustrierte Sainnilnug der schönsten .Märchen und Sagen.
9. Das neue Musikalbum.
Klänge aus aller Herren Länder. Illustr. Pr.ichlba'id in Oror)-Quart-Fot nat
Jede der unter 4-8 verzeichneten Prämien besteht aus einem hochelegantem
vielfarbigen Ganzlemcn-Prachtband in Lexikon-Format.
Alle Werke sind zum Preise von 3 M pro Exemplar portofrei durch die
ll.iuptstelle des D. T. V., Berlin SW., MarkgrafcnstraBe 94, zu beziehen.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 5 Schriftieiiung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 28. Januar 1911
Inhalt: Der Vorentwurf eines Versicherungsgeselzes für Angestellte — Formeln fiti die ungünstigste Laststellung beim einfachen Balken — Das Problem der Arbeitslosen-
versicherung — Standesbewegung — Zeitschriftenschau — Bücherschau — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände.
Der Vorentwurf eines Versicherungsgesetzes für Angestellte
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Die Veröffentlichung eines Gesetzentwurfes im Reichs-
anzeiger vom 16. Januar bedeutet wiederum einen Schritt
vorwärts zur Verwirklichung des dringendsten gemein-
samen Wunsches aller Privatangestellten. Allerdings noch
lange nicht den letzten Schritt. Denn es handelt sich noch
nicht um eine Gesetzesvorlage im engeren Sinne, sondern
erst um einen Entwurf, den Preußen im Bundesrate ein-
bringt. Ob, wann und in welcher Fassung er als Bundes-
ratsvorlage dem Reichstage zugehen wird, kann heute noch
niemand mit Bestimmtheit sagen. Ebensowenig ob der
Reichstag, der ja einmütig ist in dem Wunsche einer
Erfüllung der Angestelltenforderung, bei der Belastung
der Session mit schwierigen Aufgaben und bei der Un-
gewißheit über den Zeitpunkt der Neuwahlen, überhaupt
noch in der Lage sein wird, den Entwurf fertig zu be-
kommen. Die nächste Aufgabe wird also sein, daß die
Angestellten mit allen Kräften auf eine schleunige Er-
ledigung des Gesetzes im Bundesrate und auf baldige
Einbringung im Reichstage drängen.
Dazu kommt nun aber eine zweite Sorge. Der ver-
öffentlichte Entwurf entspricht nämlich durchaus nicht dem,
was noch bis vor wenigen Tagen allgemein erwartet wurde
und von der Regierung in Aussicht gestellt war. Die vom
Staatssekretär wiederholt ausgesprochene Behauptung, daß
der Entwurf sich auf den Grundlagen der zweiten amtlichen
Denkschrift von 1908 aufbauen würde, trifft nämlich nur
auf die Organisation im ganzen, auf die Konstruktion der
Kasse als selbständige Zuschußkasse zur allgemeinen In-
validenversicherung und auf die Art der Berechnung von
Prämien und Renten zu, nicht aber auf die Durchführung
der Verwaltung und erst recht nicht auf die Leistungen.
Während die Angestellten eine einheitliche Versiche-
rung des ganzen Standes wünschten und den Begriff des
Privatbeamten negativ gegen Arbeiter und öffentliche Be-
amten abgrenzen wollten, schlägt die Regierung nur eine
Geltung des Gesetzes für folgende sechs Gruppen von
Beamten vor:
1. Angestellte in leitender Stellung;
2. Betriebsbeamte, Werkmeister und andere An-
gestellte in einer ähnlich gehobenen oder höheren
Stellung ohne Rücksicht auf ihre Vorbildung;
3. Handlungsgehilfen und -Lehrlinge in Apotheken;
4. Bühnen- und Orchestermitglieder ohne Rücksicht
auf den Kunstwert ihrer Leistungen ;
5. Lehrer und Erzieher;
6. Aus der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge und
aus der Besatzung von Fahrzeugen der Binnenschiff-
fahrt, Kapitäne, Offiziere des Decks- und Maschinen-
dienstes, Verwalter und Verw^altungs-Assistenten, so-
wie die in einer ähnlich' gehobenen oder höhereri
Stellung befindlichen Angestellten ohne Rücksicht
auf ihre Vorbildung.
Es bleiben also unversichert: Die Bureaubeamten der
Rechtsanwälte, der Vereine usw. ; die Privatsekretäre und
Hausbeamten, die Küster, Trichinenbeschauer und dergl. ;
alle wissenschaftlich und künstlerisch tätigen Beamten (mit
Ausnahme von Ziffer 4 und 5), wie Redakteure, Aerzte,
Juristen und dergl. ; Krankenpflegerinnen und manche
andere. Wie weit Bureauvorsteher auf Anwalts- usw.
Bureaus, Oberkellner, Direktoren von Aktiengesellschaften,
Geschäftsführer von Genossenschaften und dergl. unter
Ziffer 1 fallen, kann zweifelhaft sein.
Außerdem ist die Versicherung beschränkt worden auf
ein Gehalt von höchstens 5000 M jährlich, so daß also,
entgegen dem fast einmütigen Wunsche der Angestellten,
die Festbesoldeten von einer sozialen Pflicht befreit
bleiben, die man den mäßig bezahlten auferlegt. Das ist
umso unverständlicher, als man natürlich denjenigen An-
gestellten, die zunächst dem Versicherungszwange unter-
liegen, beim Ueberschreiten der Gehaltsgrenze die frei-
willige Fortsetzung der Versicherung oder nach Wahl die
Aufrechterhaltung der erworbenen Anwartschaft (gegen
eine Gebühr von 3 M jährlich) gewähren muß, so daß nach
einer Uebergangszeit diese Bestimmung einer Begünsti-
gung der schlechten Risiken von hoch besoldeten An-
gestellten auf Kosten der anderen darstellt.
Bemerkenswert ist, daß dem Bundesrat die Befugnis
gegeben sein soll, die Versicherungspflicht auf solche Per-
sonen auszudehnen, w^eWhe eine ähnliche Tätigkeit auf
eigene Rechnung ausüben.
Die wichtigste Frage ist natürlich die der Beiträge und
Leistungen. Die Mehrheit der Angestellten rechnete mit
einer Durchschnittsprämie von 8 o/o des Gehaltes und
schränkte diese nur insoweit ein, daß die Prämie dieser
Zusatzkasse zusammen mit den Beiträgen in der all-
gemeinen Invalidenversicherung nicht über lOo/o gehen
sollten. Die Vorlage kommt den Wünschen der Minder-
heit, die eine solche Belastung für zu hoch hält, etwas
entgegen, indem sie 'i'^ Prämie in den unteren Gehalts-
klassen mit 5o/o begiuiieii und in den oberen Klassen bis
zu 7o/o steigen läßt. Aber da der Antrag der Minderheit
auf Gewährung von Reichszuschüssen aus naheliegenden
Gründen keine Folge gefunden hat, so ermäßigen sich natür-
lich auch die Renten entsprechend. Nach der amtlichen Denk-
schrift des Reichsamts des Innern von 1908 rechnete man mit
einer Invaliden- oder Alterspension, die nach 10 Warte-
jahren mit 20o/o des versicherten Einkommens beginnt,
66
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 5
und jährlich um lo/o steigt, so daß sie nach 40 Dienst-
jahren 50 o/o des Durchschnittseinkommens erreicht.
Nach dem Entwurf beginnt die Pension (Ruhegeld genannt)
nach 10 Jahren mit 10 bis I80/0 und steigt um V2 bis lo/o
jährlich, so daß sie nach 40 ununterbrochenen Versicht-
rungsjahren in den untersten Gehaltsklassen nur gegen
35 0/0, in den obersten Klassen gegen 43o/o ausmacht. Die
absoluten Zahlen ergeben sich aus folgender Uebersicht:
Klasse:
Jahresgehalt
Mdnats-
Ruhegeld
(jährl.)
prämie:
n. ;0 J.:
40 J.;
A
M — 550
1,60
48
120
B
„ 551— 850
3,20
96
240
/->
„ 851 — 1150
4,80
144
360
D
„ 1151 — 1500
6,80
204
510
E
„ 1501—2000
9,60
288
720
F
„ 2001—2500
13,20
396
990
G
„ 2501—3000
16,60
498
1245
H
„ 3001—4000
20,-
600
1500
I
„ 4001—5000
26,60
798
1995
In Wirklichkeit sind die Renten wesentlich geringer
als es nach der Tabelle zunächst erscheint. Denn sie
werden bemessen nach dem durchschnittlich versicherten
Einkommen, nicht nach dem letzten Gehalt. Da man im
allgemeinen rechnen kann, daß ein Angestellter im Laufe
einer längeren Dienstzeit sein Einkommen mindestens ver-
doppelt, da die ersten 10 Jahre mit dem niedrigen Gehalt
doppelt so starken Einfluß üben als die späteren, so wird
die tatsächliche Rente nach 40 Jahren höchstens 2/3 des
oben genannten Betrages ausmachen. Ein Techniker also,
der in der Lohnklasse 1151 bis 1500 M beginnt und all-
mählich bis zur Klasse 2001 bis 2500 M steigt, erhält nach
40 Dienstjahren nicht 990, sondern vielleicht 700 M Pen-
sion. Das ist im Vergleich zu einen Endgehalt von 2500 M
noch nicht 30 0/0 und noch nicht die Hälfte dessen, was ein
Staatsbeamter erhalten würde.
Man darf also sagen, daß die Versorgung sich in
bescheidenen Grenzen hält. Allerdings kommt dazu ja noch
die Rente aus der allgemeinen Invalidenversicherung,
da die Angestellten mindestens im bisherigen Umfange,
also bis zum Gehalte von 2000 M, dem Versicherungs-
zwange unterworfen bleiben und im übrigen zu recht
günstigen Bedingungen sich dort freiwillig versichern
können.
Hier beträgt die
Rente :
Lohnklasse:
Jahresverdienst
Inval. -Rente naclt
Altersrente
10 Jahren
40 Jahren
I
M — 350
M 125
170
110
II
„ 351— 550
„ 150
240
140
III
„ 551— 850
„ 170
290
170
IV
„ 851 — 1150
„ 190
340
200
V
„1151-
„ 210
390
230
In dem vorhin genannten Beispiel würde der Tech-
niker, vorausgesetzt, daß er beim Ueberschreiten der
2000-M-Grenze seine Versicherung freiwillig fortgesetzt hat,
zu den 700 M aus der Angestelltenkasse noch fast
400 M hinzubekommen, so daß seine Gesamtpension 1100 M
oder fast 40o/o seines letzten Einkommens betrüge.
Kompliziert wird die Sache dadurch, daß die beiden
Renten nicht unter gleichen Bedingungen gezahlt werden.
Das Ruhegeld der neuen Kasse ist als Alterspension in
voller Höhe fällig, bei Vollendung des 65. Lebensjahres,
die Altersrente des Invalidengesetzes dagegen erst bei Voll-
endung des 70. Jahres. Die allgemeine Invalidenrente (die
nur eine Wartezeit von 4 Jahren bedingt) ist fällig bei Er-
werbsunfähigkeit, das Ruhegeld der neuen Kasse schon bei
B^e r u f s u n f ä h i g k e i t. Und wenn auch bei richtiger
Auslegung beider Bestimmungen der Unterschied zwischen
diesen beiden Begriffen nicht allzu groß sein dürfte, so ist
eine positive erhebliche Differenz dadurch gegeben, daß die
Angestelltenpension gewährt wird, wenn die Arbeitsfähig-
keit um die Hälfte, die allgemeine Rente erst, wenn sie
um 2/3 gemindert ist.
Die Hinterbliebenenversorgung wird genau
wie bei den Staatsbeamten in Teilen des Ruhegeldes be-
rechnet. Die Witwe erhält 40 0/0, die Waise 80/0, die Doppel-
waise 130/0 des Invalidenanspruches. Dazu kommt die
Versorgung aus der Reichsversicherungsordnung, die sich
vom Angestelltengesetz dadurch unterscheidet, daß sie
Witwenrente nur den erwerbsunfähigen Witwen und
Kindergeld nur bis zum 15., die neue Anstalt dagegen bis
zum 18. Lebensjahre zahlt. Trotz des Zusammenwirkens
der beiden Kassen werden die Renten bescheiden bleiben,
die folgende Uebersicht des allergünstigsten Falles
einer 40jährigen ununterbrochenen Dienstzeit in der
gleichen Gehaltsklasse zeigt:
Oehaltsklasse
Witwenrente nach 40 1.
Waisenrente nach 40
Angest. K.:
R. V. O.:
Angest.. K.:
R. V. O.
M
351— 550
48
107
9
54
II
551— 850
96
122
19
61
II
851 — 1150
144
137
29
69
II
1151—1500
204
152
41
76
II
1501—2000
288
152
57
76
II
2001-2500
396
152
79
76
II
2501—3000
498
152
100
76
II
3001—4000
600
120
II
4001—5000
798
160
In Wirklichkeit werden auch hier natürlich die Renten
wesentlich beeinträchtigt durch die Berechnung nach dem
versicherten Durchschnittsgehalte. Im allgemeinen dürften
nach 20 bis 30jähriger Versicherung die Renten nicht mehr
als die Hälfte der hier angeführten Beträge ausmachen.
Immerhin zeigt die Uebersicht, wie wichtig die Hinter-
bliebenenrente der Reichsversicherungsordnung für die An-
gestellten ist, wie sie infolge des Reichszuschusses die
Renten der Zusatzkasse in den unteren Klassen übertrifft
und welche Bedeutung sie auch für die erwerbsunfähigen
Witwen und die Kinder der höher gelohnten Angestellten
haben würde.
Die Prüfung zeigt also auch wieder, wie recht der
Deutsche Techniker-Verband hatte, als er neben die Forde-
rung einer Angestelltenversicherung auch eine weitgehende
Verbesserung des allgemeinen Invalidengesetzes stellte.
Nachdem die Angestelltenversicherung auf Einkommen
unter 5000 M beschränkt und die Prämie um durchschnitt-
lich 2 o/o hinter die Erwartungen zurückgeschraubt ist, sollte
es eine selbstverständliche Konsequenz sein, daß nun auch
im allgemeinen Gesetze die Gehaltsgrenze bis zu 5000 M
heraufgeschraubt und eine Verbesserung der Leistungen
für die höheren Lohnklassen durchgeführt wird, die mit
den fehlenden 2 o/o Prämien erreicht werden kann.
Auch bezüglich der Organisation und Verwal-
tung wird der Gesetzentwurf einige Enttäuschung be-
reiten. Denn nicht nur, daß die Regierung nicht die Ab-
sicht hat, nun in der Reichsversicherungsordnung die
nötigen Konsequenzen zu ziehen, um eine gleichmäßige
auf die Dauer haltbare Versicherung aller Angestellten
zu erreichen, soll die Organisation auch völlig ohne Zu-
sammenhang mit der allgemeinen Versicherung sein. Nicht
nur für Verwaltungszwecke, sondern auch für die Entschei-
dung der Streitigkeiten sind ganz neue, von den Organen
der Kranken-, Unfall-, Invalidenversicherung verschiedene
Einrichtungen vorgesehen. Eine Fülle neuer Beamten ist
die Folge. Nicht einmal der oberste Gerichtshof ist der
gleiche. Die Reichsversicherungsanstalt ist unabhängig
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
67
vom Reichsversicherungsamte, hat ein besonderes Ober-
schiedsgericht, das endgültig entscheidet und unter Um-
ständen ganz andere Grundsätze für die Versicherung auf-
stellen kann als das Reichsversicherungsamt.
Wenn die Angestellten bisher eine möglichst weit-
gehende Unabhängigkeit der Verwaltung befürworteten,
so geschah es, weil ihnen eine über die Arbeiterversicherung
weit hinausgehende Selbstverwaltung versprochen war.
Dieses Versprechen ist nicht erfüllt; die Angestelltenver-
sicherung ist eine vom Reichskanzler (Reichsamte des
Innern) abhängige Reichsbehörde, die von Reichsbeamten
(die der Kanzler, Kaiser oder Bundesrat ernennt) verwaltet
wird und in der die Versicherten und ihre Arbeitgeber
auf gutachtliche Tätigkeit bei der Zentrale und auf eine
der bisherigen Versicherung entsprechende örtliche Mit-
wirkung beschränkt sind. Diese Bureaukratisierung ist
hier um so auffallender, als das Reich ja keinerlei Zu-
schüsse leistet, sondern alle Kosten der Renten und der
Verwaltung von den Versicherten und ihren Arbeitgebern
aufgebracht werden. Man sollte also meinen, beiden Par-
teien gemeinsam hätte die Selbstverwaltung mindestens
in demselben Maße zugestanden werden müssen wie den
Berufsgenossenschaften für die Unfallversicherung.
Aber nicht nur die Beteiligten sind von dem ent-
scheidenden Einflüsse auf die Anstalt ausgeschlossen; auch
die Volksvertretung, der Reichstag, ist gänzlich ausgeschal-
tet. Er macht das Gesetz und kann es ändern. Aber die
Durchführung liegt ganz beim Bundesrate und Reichs-
kanzler. Auch hier wieder ein Beweis dafür, in welcher
systematischen Weise versucht wird, den einen Gesetz-
gebungsfaktor auf Kosten des anderen zu stärken, an
Stelle der Volksbetätigung die Regierungen und die Bureau-
kratie zu schieben.
Die Verwaltung der „Reichsversicherungsanstalt für
Angestellte", die als öffentliche Behörde in Berlin er-
richtet wird, gliedert sich in drei Instanzen. Die Leitung
und Vertretung der Anstalt steht dem Direktorium
zu, dessen Mitglieder Reichsbeamte sind und vom Reichs-
kanzler (der Präsident vom Kaiser) ernannt werden. Ihm
zur Seite steht der Verwaltungsrat, der aus min-
destens je 25 Vertretern der Versicherten und ihrer Arbeit-
geber besteht und dem Präsidenten des Direktoriums als
Vorsitzenden. Er hat nur gutachtliche Befugnisse
unu wirkt nur auf Erfordern des Direktoriums. Aus seiner
Mitte wird oCr Verwaltungsausschuß gewählt, der aus je
zwei Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber be-
steht, in ziemHch weitgehendem Maße die Verwaltung
beaufsichtigen, auch den Direktoriumssitzungen beiwohnen,
aber auch nicht handeln kann. Die lokale Verwaltung,
insbesondere die Feststellung, Anweisung und Entziehung
der Renten erfolgt durch Rentenausschüsse, die
ebenfalls öffentliche Behörden sind, aus einem vom Reichs-
kanzler zu ernennenden Vorsitzenden und mindestens je
zehn Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber be-
stehen. Diese Ausschüsse entsprechen ziemlich genau den
Versicherungsämtern der Reichsversicherungsordnung. Sie
werden unterstützt von den Vertrauensmännern,
die zu mindestens je sechs von den Versicherten und den
Arbeitgebern eines Kreises oder einer Stadt gewählt werden,
denen bestimmte Obliegenheiten von den Rentenaust
Schüssen übertragen werden können, die aber vor allem
den Wahlkörper für alle anderen Vervvaltungs- und Ge-
richtsorgane bilden.
Der Rechtsweg entspricht den in der allgemeinen Ver-
sicherung bestehenden. Gegen die Entscheidungen der
Rentenausschüsse ist Berufung an das Schieds-
gericht, gegen dessen Urteil Revision beim Ober-
schiedsgericht zulässig. Beide Gerichte bestehen aus
beamteten Vorsitzenden und gewählten Beisitzern.
Alle Wahlen erfolgen nach den Regeln der Verhältnis-
wahl und machen unter allen volljährigen Deutschen keinen
Unterschied mit der einen auffallenden Ausnahme, daß
keine Frauen gewählt werden dürfen. Außerdem dürfen
nur direkt Beteiligte zu irgend welchen Aemtern gewählt
werden, also keine Verbandsvorsitzenden u. dergl. Alle
Wahlämter sind Ehrenämter mit Vergütung für Spesen
und Zeitverlust. Es besteht Annahmezwang für die Wahlen
und ein (allerdings ungenügender) Schutz der Angestellten
gegen eine Hinderung der Amtsausübung durch die
Arbeitgeber.
Besondere Pensionseinrichtungen (Fabrik-, See-
manns-, Knappschaftskassen usw.) werden nicht als selb-
ständige Ersatzinstitute zugelassen, sondern nur in der
Form, daß aus solchen Kassen die Beiträge an die Reichs-
versicherungsanstalt gezahlt und dafür die Renten emp-
fangen, d. h. die eigenen Leistungen entsprechend gekürzt
werden können. Außerdem ist als Uebergang die Be-
freiung der Angestellten, die sich privatim schon ver-
sichert haben und die Ueberweisung der Antwartschaften
von den Pensionskassen an die Reichsanstalt vorgesehen.
Den weiblichen Versicherten, welche gleiche Prämien
wie die männlichen zahlen, sind als Ausgleich für das
geringere Hinterbliebenenrisiko einige besondere Leistun-
gen zugedacht, die den Vorschlägen der Denkschrift von
1908 entsprechen.
Auf die Fälle der übrigen Bestimmungen kann hier
nicht eingegangen werden. Die Prophezeiung des Refe-
renten im Reichsamte des Innern, man würde ein ganz
einfaches Gesetz machen, ist gründlich zu nichte gemacht
worden. Das Gesetz umfaßt nicht weniger als 376 Para-
graphen, Dutzende von Bestimmungen der Reichsversiche-
rungsordnung, des Versicherungsaufsichtsgesetzes, der Pro-
zeßordnung usw. werden abgedruckt. Wie das Gesetz
in Einzelheiten sich verliert, mag die Tatsache zeigen,
daß die Regelung des Heilverfahrens 8 Paragraphen bean-
sprucht, daß die Verbote in 22 Paragraphen mit 14 ver-
schiedenen Strafandrohungen zusammengefaßt sind usw.
Im ganzen ist der Entwurf keine volle Erfüllung der
Hoffnungen. Er wird keine reine Freude hervorrufen.
Mit Rücksicht auf die Instanzen die er noch zu durch-
laufen hat; auf die kurze Zeit, die dafür zur Verfügung
steht; auf die Widerstände einflußreicher Unternehmer-
kreise wird es nötig sein, daß die Angestellten möglichst
sachlich die Frage prüfen, mögUchst bald und vollständig
sich darüber einigen, wieweit sie dem Entwürfe zustimmen
wollen. Nur dann ist es möglich, daß auch im Reichs-
tage über die Parteigegensätze hinweg eine rasche und
erfolgreiche Aktion einsetzt, die den Schluß der Parla-
mentsperiode mit der ersten sozialen Tat für die An-
gestellten krönt.
68
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 5
Formeln für die ungünstigste Laststellung beim einfachen Balken
Von Dipl.-Ing. ARTUR LEIPOLD, BerUn.
Zur Ermittelung der Biegungsmomente einfacher
Träger für eine bewegliche Gruppe von Einzellasten oder
Streckenlasten, wie sie bei Eisenbahn- und Straßenbrücken,
Kranbahnträgern und dergl. vorkommt, kann man sich der
Einflußlinien oder des Seilpolygons für den Lastenzug be-
dienen. In beiden Fällen kann man ohne besondere
Zwischenrechnung die Maximalmomentenlinie des Trägers
zusammenstellen. Handelt es sich aber um die Berechnung
von Trägern gleichen Querschnitts, so ist nur die Kenntnis
des größtmöglichen Momentes erforderlich. In den meisten
Fällen wird sich die dafür maßgebende Laststellung nicht
ohne weiteres angeben lassen, und es bedarf stets einer
besonderen Untersuchung, wenn man sich nicht auf das
zeitraubende Herumprobieren verlegen will.
Im folgenden sollen für die hauptsächlich in Betracht
kommenden Belastungsfälle einige Formeln für die Bestim-
mung der ungünstigsten Laststellung abgeleitet werden.
Im allgemeinen kommt man mit drei Belastungsfällen aus:
1. eine bewegliche Gruppe von Einzellasten in be-
stimmten Abständen, z. B. ein fahrender Eisen-
bahnzug;
2. eine bewegliche Gruppe von Einzellasten mit gleich-
zeitiger Berücksichtigung einer über den ganzen
Träger verteilten gleichmäßigen Belastung, welche
als Menschengedränge neben der Wagenreihe oder
auch als Eigengewicht des Trägers gedeutet wer-
den kann;
3. Belastungsfall 2 mit dem Zusätze, daß vor und hinter
der Lastengruppe no<^h Streckenlasten auftreten ; z. B.
ein einzelner Lastwagen, allseitig umgeben von
Menschengedränge.
Belas tungs f all 1 (Abb. 1).
r f. frr- i^^ 1^
— ^^Vfj-'i^ * '
-H
Abb. 1
Die Belastung des Trägers A — B bestehe aus einer
beweglichen Gruppe von Einzellasten, den Raddrücken Pj,
P2 usw. Um das größte Biegungsmoment zu erhalten, hat
man den Träger voll zu belasten und dabei in Trägermitte
die schwersten Raddrücke anzuordnen. Das größte Bie-
gungsmoment für irgend eine Laststellung wird dann unter
derjenigen Last auftreten, welche der Resultierenden aller
auf dem Träger befindlichen Lasten am nächsten liegt;
für den in Abb. 1 dargestellten Belastungsfall möge dies
der Punkt m unter P3 sein. Die für das größtmögliche
Moment maßgebende Stellung des Lastenzuges Pi — Pg ist
durch den Abstand x der ersten Last Pi vom linken Auf-
lager A festgelegt. Von den anderen in Abb. 1 ein-
getragenen Größen bedeuten:
/ = Stützweite des Trägers,
b = Abstand der letzten Last vom Auflager B?,
R = SP = Resultante aller auf dem Träger stehenden
Lasten,
r = Abstand der Resultanten von der ersten Last,
Hl = Abstand der ersten Last vom gefährlichen Quer-
schnitt m,
a^ = Abstand der zweiten Last vom gefährlichen Quer-
schnitt m,
e = Abstand der Resultanten vom gefährUchen Quer-
schnitt m.
Wir nehmen die erste Laststellung so an, daß R in
Balkenmitte steht, daß also
- X + ai + e.
Für diese Laststellung ist
A^ = — und das Moment unter Pg
Ml = 2 + ~ '^i^i
P2 ^2'
Wir wollen nun untersuchen, ob dieses Moment sich
vergrößert, wenn wir die Lastengruppe nach links oder
rechts verschieben. Für eine Verschiebung nach links um
die Strecke u, s. Abb. 1 oben, erhält man:
= R
^R
~ 2
/ = R
_ R
~ l
und
(X -f a^ — U) — PiHi — PjHj
U2\
~j\ Pl^l
/ , , 2xu , 2aiU 2u2\
Der Unterschied zwischen den Momenten für diese
beiden Laststellungen ist demnach:
+
u ux
2 + T +
M,
M,
/2xu
+
2 a, u
/
2_u2\
Da nun x + ai kleinelr ist als — , so ist der Klammer-
ausdruck stets negativ und ebenso ist auch der Unter-
schied der beiden Momente stets negativ, d. h. Mg ist
kleiner als Mj. Für eine Vergrößerung des Momentes M^
kommt demnach eine Verschiebung der Lastengruppe nach
links nicht in Betracht. Verschieben wir nun die Lastengruppe
nach rechts um die Strecke u, so ergibt sich der Unter-
schied zwischen den beiden aufeinander folgenden Mo-
menten entsprechend (durch Einsetzung von — u für -f u)
M3 - Ml =^
/
Da nun — — x
l
— — X — a
2
— u-
M.,
M,
e, so ist
R
/
u (e — u).
Der Unterschied dieser Momente ist nun abhängig
von dem Ausdrucke u (e — u) und wird seinen Größt-
wert erhalten, wenn u (e — u) ein Maximum wird.
V
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
69
Für u = 0,1 e ist u (e — u) = 0,1 e (e — 0,1 e)
== + 0,le ■ 0,9 e = 0,09 e^.
Entsprechend ergibt sich für
u
n 9 f.
U, ^ C
u
—
— U,10
u
--= 0,3 e
u
(e-
u)
= 0,21 e2
u
= 0,4 e
u
(e-
u)
= 0,24 e2
u
= 0,5 e
u
(e-
u)
= 0,25 e2
u
= 0,6 e
u
(e-
u)
= 0,24 e2
u
= 0,7 e
u
(e-
u)
= 0,21 e-'
u
= 0,8 e
u
(e-
u)
= 0,16 e2
u
= 0,9 e
u
(e-
u)
= 0,09 e2
u
= 1,0 e
u
(e-
u)
= 0,00 e-
Ist u größer als e, so wird u (e — u) negativ, d. h.
das Moment M3 wird wieder kleiner als Mi. Das Mo-
ment Mo wird also am größten für u = 0,5 e. Daraus
ergibt sich der Satz: Bei der ungünstigsten Laststellung
halbiert die Trägermitte den Abstand zwischen den Resul-
tanten aller auf dem Träger stehenden Lasten und der
nächstgelegenen Last. In diesem Falle ist
- = X -f a, +
= X + a, +
2
r — ai
2
= x + l + |oder
(1) x =
2 2 2
Besteht die Lastengruppe aus einer unbeschränkten
ZaI.l von Einzellasten, so ist darauf zu achten, daß weder
auf der Strecke x noch auf der Strecke b eine Last
stehen kann. Andernfalls ist die Rechnung für den ver-
größerten Lastenzug zu wiederholen.
Belastungsf all 2 (Abb. 2).
Abb. 2
Zu den Lasten des ersten Falles kommt noch eine
über den ganzen Träger gleichmäßig verteilte Last hinzu,
welche mit dem auf die Längeneinheit bezogenen Werke g
in Rechnung gestellt wird. Das größte Moment trete
wieder unter P3 auf. Die Benennungen in Abb. 2 haben
dieselbe Bedeutung wie in Abb. 1.
Offenbar kann man die Formel I zur Bestimmung des
Abstandes x auch für diesen Belastungsfall anwenden. Da
aber durch das Hinzutreten der gleichmäßig verteilten Last
die Resultierende aller Lasten — der Einzellasten sowohl
als auch der gleichmäßig verteilten — einen anderen Ab-
stand von der Last Pi ab hat, so muß in die Formel I für
den Wert r, der ja den Abstand der Resultierenden der
Einzellasten von darstellt, dem jetzigen Belastungs-
fall entsprechend (= p), eingesetzt werden. Es ist mithin
erst der Abstand, den die Resultierende von P^ ab hat,
aufzusuchen. Hierzu bedienen wir uns des Satzes, daß
das Moment der Resultierenden gleich ist der algebraischen
Summe der Einzelmomente.
Es ist: R . r + g / — x) = (R + g . /) . p
Rr-fg /(|-x)
R + g-^
Dann lautet die Gleichung I:
g/2
/ a. 2
+
gl X
2R -f 2g/ ' 2R + 2g/
4
gl
2R + 2g/
)
Rr 4-
g/2
2R + 2g/
Erweitern wir diese Gleichung mit 2 R -f 2 g/, so er-
halten wir:
x(2R + g/) = (^-^).(2R + 2g/)
Rr
g^2
2
was wir auch schreiben können
/
x(2R + g/) = (^-^) (2R + gl)
+ (^-^)g/-Rr-
gl2
2
und hieraus:
/ 1
2 2 ^ 2R + g/
(
Rr
ga, • /
)
Durch Ausdividieren von 2 R-f-g/ in den Klammer-
ausdruck nimmt die Gleichung die Form an:
(II) X
2
+
gl
2 ' 2 2R-fg/
Zu der Formel I) kommt also noch ein Glied hinzu,
welches sich auf die gleichmäßig verteilte Last bezieht.
Belastungsf all 3 (Abb. 3).
I
iiiii'iiiiiiiiifTm
r
5
illiiiiiili
3,
ß
Abb. 3
Zu den Lasten für den zweiten Fall kommen noch vor
und hinter den Einzellasten gleichmäßig verteilte Strecken-
lasten hinzu, welche, mit dem Werte p auf die Längen-
einheit bezogen, in Rechnung gestellt werden. Für ge-
wöhnlich kommen als Einzellasten nur zwei Raddrücke
eines schweren Lastwagens in Betracht. Um die Formel
jedoch zu verallgemeinern, sind in Abb. 3 mehrere Einzel-
lasten angenommen. Die über den ganzen Träger ver-
teilte Last g kann als Eigengewicht des Trägers gedeutet
werden ; eine möglicherweise neben den Wagen auftretende
Nutzlast infolge Menschengedränge ist zu dem Werte g
hinzuzuzählen.
Von den in Abb. 3 eingetragenen Maßen bedeuten:
b = Entfernung der ersten Einzellast von der Strecken-
last (= Wagenkastenüberstand),
70
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 5
c = Entfernung der letzten Einzellast von der darauf-
folgenden Streckenlast,
s = Abstand der äußersten Einzellasten,
t = b + s -j- c.
Den Abstand p erhält man wieder durch denselben
Rechnungsgang wie vor. Es ergibt sich:
_Rr+g/(^-x)-p(x-b)(^)-^p(/-x-s-c)(^-^f+|-f)
P R -f o7 -I- p(x - b) + p(/ - X - s - c)
Gleichung I lautet nun:
/ ai 0
~" 2 " 2" ~ 2-
Setzt man in diese Gleichung nun den Wert für ^
ein, so erhält man:
/ a Rr + f^-g^x-p/x+l/-^ +|b^l |s=-psc-
^=2 -'i--
2R -h 2g/ -I- 2p/ - 2pb - 2ps - 2pc
/, SO — *t*- ^.SO — 4^ oo
I I
r
Zahlenbeispiel.
An einem Zahlenbeispiel sei die Anwendung dieser
Formeln gezeigt. Es handelte sich um eine Eisenbeton-
balkenbrücke von 20 m Stützweite. Die Fahrbahnplatte
lege sich unmittelbaf auf die Hauptträger auf, welche in
Abständen von 1,60 m angeordnet sind und demnach direkt
1
/ ,
I
h
/Ot
1
^ -j
8,oo
7,bO
Ö.OO
i.
V
- — 76— r
1
i
1
■^^OO l-g
- — 3,5 o -
1
*f <So^
X
Abb. 5
SO-^ o, 80
^,6 0
-7 6 0
Abb. 4
Abb. 6
Für den Ausdruck — s- — ps ■ c — -^c'^ kann man setzen
/
X = — — —
2 2
c)2, mithin:
Rr+|/-^-g/x-p/x+^/^+|b=
(s + c)'^
2 R -t- 2 g/ -1- 2 p/ - 2 pt
Bringt man die Glieder des Zählers — g/x bezw. — p/x
und des weiteren auch noch den Nenner 2 R -|- 2 g/ + 2 p/
— 2 pt nach der linken Seite, dann lautet die Gleichung :
X (2 R + 2 g/ + 2 p/ — 2 pt — g/ — p/)
= R/ + g^' + P^' — P^t — Rai — g/a^ — p/a^ + pta^
- Rr + I /2
P
/2
|b2+|(s + c)2 oder:
X [2 R + g/ + p(/ ^ 2 t)] ^ R(/ - r - a, ) + ^ (/ - 2 a^
4-
p/
(/-2t)-^|(/-2t) + (l+^^-^-a,
Diese Gleichung kann man auch in die nachfolgende
Form kleiden:
X -
R-/ |/^ + '^^(/-2t)
2R + g/+p(/-2t)
ga,/ p/r(s + c)2
Rai+^ + P2'(^-2t)
2R + g/ + p(/-2t)
Rr +
2
b2
aj/
2 R + g/ + p(/ — 2 t)
Dividiert man diese Gleichung aus, so erhält man :
(III.
^l_,^ r ^(g + P)(^-^:) + f(^ + c-b-2r
^ 2 2 2 2 R + g/ + p(/ — 2 1)
Setzt man in dieser allgemeinen Formel p = 0, so
bleibt Formell! übrig; ist weiterhin noch g = 0, so ergibt
tich Formel I.
belastet werden. Als Belastung ist der in Abb. 4 dar-
gestellte Straßenbahnzug oder eine Straßendampfwalze
nach Abb. 5 vorgesehen; für Menschengedränge werden
500 kg/qm angesetzt. Zur Ermittlung der Lastanteile,
welche von den Raddrücken des Straßenbahnzuges auf
einen Hauptträger entfallen, dient Abb. 6: die Gleisachse
fällt hier mit der Feldmitte zusammen. Es kommen also
auf den mittleren Hauptträger unmittelbar die Raddrücke
des Straßenbahnzuges mit ^=2,5 t für den Motorwagen
6 0 ^
und = 1,5 t für den Anhängerwagen. Belastet man
dasi rechte Brückenfeld noch mit Menschengedränge von
500 kg/qm, so entfallen außerdem auf den mittleren Haupt-
träger 0,500- 1,40- ^ = 0,306 t per laufenden m. Zur
Berechnung der Lastanteile von der Dampfwalze wird zu-
nächst angenommen, daß sich deren Raddrücke unter 45"
durch die 21 cm starke Versteinung der Brücke verteilen;
dann verteilt sich der Raddruck der Lenkwalze auf 1,10 —
2- 0,21 = 1,52 m Breite und der jeder Triebwalze auf
0,46 + 2- 0,21 = 0,88 m. Stellt man nun die Dampfwalze
so über einen Hauptträger auf, daß ihre Längsachse mit
der des Hauptträgers zusammenfällt, dann ergeben sich
die in Abb. 7 und 8 dargestellten Belastungsfällc. Von
der Lenkwalze entfallen dabei auf den mittleren Haupt-
von den Triebwalzen 2
5.15t.
11,0 0,75
Wird der Hauptträger zunächst nur mit den Raddrücken
des Straßenbahnzuges belastet, so ergibt sich Abb. Q. Für
diesen Belastungsfall ist Formel 1 anzuwenden. Es
ergibt sich
R = 2 2,5 2 ■ 1,5 = 8,0t
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
71
Z,ft 2f,Sf
—mi .f,tO
<2 2
Abb. 7
-3 0,00 -
Abb. 9
<23i^|-t- o, 88
<« ^,öO •
Abb. 8
2
^o,oo
Abb. 10
<<f 1 1- S,90 A^,oo Vb -n
\ A \ \ f ,
20,0
~ 2
b - 20,0
3,825 1,80
= 7,188 m und
2
7, 188 — 9,70 = 3,112 m
Nimmt man an, daß stets nur ein Straßenbahnzug auf
die Brücke zu stehen käme, so würde mit x die ungünstigste
Laststellung desselben bestimmt sein. Soll aber die Brücke
so weit wie möglich mit Raddrücken belastet werden, so
ist zu beachten, daß im vorliegenden Falle auf der Strecke x
noch eine Radlast des nächsten Motorwagens stehen könnte.
Für diesen in Abb. 10 dargestellten Belastungsfall ist dann
die Rechnung zu wiederholen :
R = 3 2,5 + 2 1,5 = 10,5 t
r = (2 • 2,5 • 7,10 + 2 • 1,5 • 14,90) = 7,64 m
Das größte Moment tritt stets unter derjenigen Last
auf, welche der Resultanten R am nächsten steht, im
vorliegenden Falle also bei m.
Dafür ist z.^ = 6,20 + 1,80 8,0 m
20,0 8,0 7,64
x = ^- ^ = 2,18 m
b = 20,0 — 2,18 — 15,90 ^ 1,92 m
In diesem Falle kann weder auf der Strecke x noch
auf der Strecke b eine Last zu stehen kommen.
Es ergibt sieb:
A = 15|P0,0
2,18 — 7,64) = 5,345 t
Da Mmax unter m auftreten soll, muß unter m die Quer-
kraft ihr Vorzeichen wechseln. Dies trifft auch zu, denn
vor m ist
Q = 5,345 — 2 ■ 2,5 = + 0,345 t
und hinter m ist
Q = + 0,345 — 2,5 = — 2,155 t.
Es ist:
Mniax = 5,345 (2,18 + 8,00) — 2 -2,5 + 1,8) = 29,9 1 ml
Soll das in Abb. 6 angedeutete Menschengedränge
neben dem Straßenbahnzug berücksichtigt werden, so ergibt
sich der in Abb. 11 dargestellte Belastungsfall, auf den
Formel II anzuwenden ist. Für g = 0,306 t/m ergibt sich mit
Benutzung der für Abb. 10 berechneten Werte
= 2,18-3,06-^- 2,14 m
Daraus kann in üblicher Weise wieder Mmax berechnet
werden.
Nimmt man als Belastung die Raddrücke der Dampf-
Walze und vor und hinter derselben Menschengedränge an,
so ergibt sich bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Eigen-
gewichts der Brücke der in Abb. 12 dargestellte Belastungs-
fall. Für diesen ist Formel III in Anwendung zu bringen.
Es ist dabei
g = 1,7 t/lfd m,
p = 0,500 • 1,60 = 0,8 t/lfd. m,
R = 5,15 + 4,95 = 10,1 t,
4,95 • 3,50
10,1
= 1,72 m
Das größte Moment tritt unter der ersten Last = 5,15 t
auf. Dann ist
ai = 0
t = 1,50 + 3,50 + 1,0 = 6,0 m,
_ 20,0 V72
~" 2 2
10,0 (1,7 + 0,8) 1,-2 -f 0,8 -3,0 (3,50 + 1,00 - 1,50 - 2 - 1,72)
4-
2 10,1 4- 1,7 - 20,0 4- 0,8 (20,0 - 2 - 6,0)
^«'•^ - «'«ö + 20,2^34,0 + 6,4 = ^'«^
• K A
(
Ii
1
i
1
i
1
1
II
/7
9
Abb. 12
72
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 5
R
^,95 e
1
III
II
III
i
1
1
j
IIIIII!
m
Zo^ 00
Abb. 13
Die Längen für die Streckenlasten sind:
u = 9,83 — 1,50 = 8,33 m,
V = 20,0 — 8,33 — 6,0 = 5,67 m.
Hätte man die Reihenfolge der beiden Einzellasten
gemäß Abb. 13 umgetauscht, so wäre der Rechnungsgang
wie folgt:
g = 1,7 t/m, p = 0,8 t/m, R = 10,1 t.
5,15 ■ 3,50
10,1
= 1,78 m
In diesem Falle wäre die rechte Last die der Resul-
tanten nächstgelegene und unter derselben läge der ge-
fährliche Querschnitt. Das ergibt sich auch ohne weiteres
aus der Ueberlegung, daß bei zwei ungleich schweren
Einzellasten das größte Moment stets unter der schwereren
auftritt. Im vorliegenden Fall ist aber ai nicht mehr = 0,
sondern ai == 3,50 m, daher berechnet sich
_ 20^ 3,50 1,78
^ ~ 2 2 2
10,0 (1,7 + 0,8) (1,78 - 3,50) + 0,8 • 3,0 (3,50 + 1,50 - 1,00-2 • 178)
+
= 10,0 - 1,75
10,1 + 1,7 • 20,0 4- 0,8 (20,0 - 2 • 6,0)
. , - 43,0 + 1,06 ,
0,89 + ono , \^ a ^^ = Hl
20,2 + 34,0 + 6,4
u = 6,67— 1,0 = 5,67 m,
V = 20,0 — 5,67 — 6,00 = 8,33 m.
Aus der berechneten Länge der Streckenlasten erkennt
man, daß Abb. 13 nur das Spiegelbild von Abb. 12 dar-
stellt und demnach dieselben Momente ergeben muß.
Das Problem der Arbeitslosenversicherung
Von F. BECHTOLD.
(Schluß.)
Auf deutschem Boden war es die Stadt Straßburg, die
zuerst eine Versicherung nach dem Qenter System ein-
gerichtet hat. Der einzige Mangel, der dieser Versicherung
anhaftet, ist darin zu sehen, daß nur die Arbeitnehmer-
organisationen unterstützt werden. Die Unorganisierten
gehen leer aus. Eine Einseitigkeit, die, ohne am Wesen
des Systems etwas zu verändern, leicht beseitigt werden
kann. Selbst der Gründer (L. Varlez) dieses Systems hat
vorgeschlagen, die Unorganisierten durch eine besondere
Kasse der Versicherung anzuschließen. Im einzelnen hat
Straßburg folgende Bestimmungen getroffen : Die Arbeit-
nehmerverbände, die ihren Mitgliedern Arbeitslosenunter-
stützung gewähren, erhalten einen städtischen Zuschuß
(500/(1 des Satzes, den der Arbeitslose von seinem Verein,
bezieht, aber höchstens 1 M pro Tag), wenn sie dies
beantragen und sich gewissen Ordnungs- und Kontroll-
vorschriften unterwerfen. Der Zuschuß wird von den Ver-
einen vorschußweise ausgezahlt. Abrechnung findet mo-
natlich statt. U. a. ist besonders die Bestimmung be-
merkenswert, . daß da, wo Tarifverträge bestehen, die Unter-
stützten nur die Arbeiten anzunehmen brauchen, deren
Entlohnung den Tarifbestimmungen entspricht. Ledige
Arbeitslose müssen auch auswärts Arbeit annehmen. Die
Kontrolle über die Arbeitslosen wird vom städtischen Ar-
beitsnachweis und von den angeschlossenen Verbänden
ausgeübt. Bedingung für die Bezugsberechtigung ist, daß
der Arbeitslose ununterbrochen ein Jahr in Straßburg
gewohnt hat.
Gegen das Genter oder Straßburger System werden
eine Reihe von schweren Bedenken erhoben. Man sagt,
die Gemeinden, die dieses System einführen, locken die
Arbeiter, die besonders der Arbeitslosigkeit ausgesetzt sind,
geradezu an. Durch seine Einführung entlaste man die
Gewerkschaften, die dadurch Mittel für ihre Kampfpolitik
frei bekommen. Insbesondere bedeute das Zuschußsystem
eine Stärkung der sozialdemokratischen Partei, da die freien
Gewerkschaften in der Mehrheit unter den Arbeitnehmer-
Verbänden seien. Es sei eine Einrichtung für die best-
situierten Arbeiter, aber nicht, wie es wünschenswert wäre,
für die ärmsten.
Abgesehen von dem bereits als begründet hervor-
gehobenen Einwand, daß die Unorganisierten leer aus-
gehen, sind alle anderen Bedenken ohne Begründung. Ja,
man muß von bösem Willen sprechen, wenn die durch
die Praxis widerlegten Behauptungen immer wieder hervor-
gezerrt werden. In der Praxis hat sich kein Anhalt dafür
ergeben, daß die Gemeinden mit dem Zuschußsystem einen
besonderen Anziehungspunkt für Arbeitslose bieten. Gegen
die vorgebrachte Behauptung spricht schon der Umstand,
daß der Unterstützungsanspruch gewöhnlich von einer ein-
jährigen Aufenthaltsdauer abhängig gemacht wird. Das
Straßburger System entlastet die Gewerkschaften keines-
wegs von dem Aufwand für die Arbeitslosenversicherung,
denn es leistet ja nur einen Zuschuß. Ferner überläßt
es den Arbeiter- und Angestelltenverbänden die volle Denk-
arbeit. Es kommt hinzu, daß außer den freien
doch auch die Hirsch-Dunckerschen und christlichen
Gewerkschaften bestehen. Auf die Privatangestellten-
vcrbände, die Stellenlosenunterstützung eingeführt haben,
kann man diesen Vorwurf mit noch weniger Be-
rechtigung als auf die Gewerkschaften anwenden. Dr.
Jastrow weist in diesem Zusammenhang auch darauf
hin, daß selbst die Reichs- und Staatsbehörden, wo es
erforderlich gewesen sei, ihren früheren Standpunkt des
Ignorierens aller dieser Organisationen aufgegeben haben.
So beruhe z. B. die amtliche Arbeiterstatistik des Kaiser-
lichen Statistischen Amtes, die allmonatlich im Reichs-
arbeitsblatt veröffentlicht wird, in großem Umfange auf
einem beständigen Zusammenarbeiten mit den Arbcit-
nchmerorganisati'onen, ohne Rücksicht darauf, ob und mit
welcher politischen Partei sie in Fühlung stehen. Auch
die letzte Entgegnung verliert an Bedeutung, wenn man
folgendes beachtet. ,,Oeffentliche Hilfe für Selbsthilfe."
Die Selbsthilfe ist eben bei den qualifizierten Arbeitern
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
73
und bei den Privatangestellten besonders ausgebildet. An-
geschlossene Hilfskassen können jenes Argument ganz
außer Kurs setzen.
Die uns vorliegenden Berichte über die Ergebnisse
der Straßburger Arbeitslosenversicherung sind auch dafür
Zeuge, daß alle strittigen Fragen bei einigem guten Willen
der beiden Kontrahenten zur Zufriedenheit gelöst werden
können. 'Regierungsrat Dominicus, der diese Berichte ab-
gefaßt hat, schreibt z. B. : „Einer besonderen Hervor-
hebung bedarf es auch in diesem Jahre (1909), daß über
die Zuweisung der Arbeitslosen in neue Stellen, insbeson-
dere auch nach auswärts, im Berichtsjahr mit den Gewerk-
schaften nicht die geringste Streitigkeit entstand." Zu-
sammenfassend führt der Berichterstatter aus: „Insgesamt
muß am Schlüsse dieses Berichtsjahres hervorgehoben
werden, daß die Durchführung der Straßburger Arbeits-
losenversicherung in der Praxis keine irgendwie erheb-
lichen Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Insbesondere
ist das Verhältnis zu den Gewerkschaften und deren Mit-
arbeit nach wie vor ein durchaus befriedigendes." Hieraus
kann man entnehmen, daß das Straßburger System geeignet
wäre, die Grundlage einer umfassenden Arbeitslosenver-
sicherung zu werden. Die Angestellfenverbände haben
das größte Interesse daran, darauf hinzuwirken, daß dieses
System bei der Errichtung einer Arbeitslosenversicherung
durch die Kommunen oder den Staat bevorzugt wird.
Einen Versuch eigener Art hat neuerdings die Stadt
Schöneberg beschlossen. Aehnlich wie Straßburg gewährt
diese Stadt (bis zur gesetzlichen Regelung der Arbeits-
losenversicherung oder bis zur Einführung einer solchen
Versicherung in Groß-Berfin), längstens aber bis zum
31. März 1913, einen jährlichen Geldbetrag von 15 000 M
zu dem Zwecke, die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit
zu fördern. Alle Berufsvereinigungen von Arbeitern und
Angestellten, die ihren Mitgliedern Arbeitslosenunter-
stützung gewähren, erhalten für alle ihre arbeitslosen Mit-
glieder einen Zuschuß. Die Vorbedingungen für- den
Empfang des gemeindlichen Zuschusses sind einjährige
ununterbrochene Wohnzeit in Schöneberg und die Er-
füllung der Arbeitslosenordnung. Auf die einjährige Frist
ist die Zeit mit anzurechnen, die unmittelbar vorher in
einer anderen Gemeinde Groß-Berlins ohne Unterbrechung
zugebracht worden ist, wenn diese Gemeinde in derselben
Weise Beihilfe zur Arbeitslosenversicherung gewährt und
ebenso die Wohnzeit in anderen Gemeinden anrechnet.
Außerdem erhalten Nichtorganisierte Zuschüsse. Ar-
beiter und Angestellte, die in Schöneberg wohnen, der
Invalidenversicherungspflicht imterliegen und aus eigenen
Mitteln Spareinlagen bei der Schöueberger städtischen
Sparkasse gemacht haben, können auf ihren Antrag in
die beim städtischen Arbeitsnachweis zu führende Liste
eingetragen werden. Die Sparer, die keinen Zuschuß er-
halten, bekommen zu den Abhebungen, die sie während
der Zeit der Arbeitslosigkeit von ihrem Guthaben machen,
sofern sie die Bestimmungen der Ordnung erfüllen, einen
Zuschuß von der Stadt — der Zuschuß beträgt die Hälfte
der von dem Sparer abgehobenen Summe; er darf aber
den Betrag von 1 M pro Tag nicht übersteigen. Auch
bei dieser Kategorie ist vorgeschrieben, daß der Arbeits-
lose mindestens ein Jahr ununterbrochen in Schöneberg
wohnt und seine Eintragung in der Liste seit mindestens
drei Monaten besteht. Nicht berücksichtigt werden Ein-
lagen, die in den letzten drei Monaten vor der Abhebung
gemacht wurden. Der Zuschuß wird ausgezahlt, wenn
sich der Sparer eine Woche lang täglich zur festgesetzten
Stunde auf dem Arbeitsnachweis gemeldet hat.
Für die Organisierten beträgt der tägliche Zuschuß
die Hälfte der von der Berufsvereinigung an das einzelne
Mitglied gezahlten Arbeitslosenunterstützung, er darf aber
auch den Betrag von 1 M pro Tag nicht übersteigen.
Um in den Genuß der gemeindlichen Arbeitslosenunter-
stützung zu kommen, muß die Arbeitslosigkeit unver-
schuldet sein. Sie darf nicht durch Streiks oder Aus-
sperrungen hervorgerufen sein, und wenn nachträglich ein
Streik in dem Gewerbe ausbricht (oder eine Aussperrung
erfolgt), dem der Unterstützte angehört, so hört die Unter-
stützung auf. Von den übrigen Bestimmungen ist noch
die bemerkenswert, daß die Berufsvereinigungen ihre Sta-
tuten einreichen müssen, wenn sie einen Anspruch auf
den städtischen Zuschuß erlangen wollen. Ferner müssen
sie einen entsprechenden Antrag beim Magistrat stellen
und sich verpflichten, der Deputation für die Verwaltung
des städtischen Arbeitsnachweises die Einsicht in ihre
Buchführung insoweit zu gestatten, als es notwendig ist,
um zu ermitteln, ob die Bestimmungen dieser Ordnung
eingehalten sind. Nach Vereinbarung mit dem Magistrat
haben die zugelassenen Vereinigungen eine Liste über
ihre in Schöneberg wohnenden Mitglieder zu führen; aus
ihr soll man ersehen können, ob der Anspruch auf Unter-
stützung gerechtfertigt ist. D!e Unterstützung wird höch-
stens auf die Dauer von 60 Tagen innerhalb eines Jahres
gewährt.
Die Kontrolle der Arbeitslosen findet derart statt, daß
sie sich täglich mit der Arbeitslosenkarte der Berufsver-
einigung auf dem städtischen Arbeitsnachweis einmal
melden. Auf Verlangen müssen sie über alle Tatsachen
Auskunft geben, die sich auf die von der Stadt zu ge-
währende Unterstützung bezieht. — Bei Streitigkeiten aus
der Ordnung entscheidet unter Ausschluß des Rechtswegs
die Deputation für die Verwaltung des städtischen Arbeits-
nachweises als Schiedsgericht. Wer versucht, den städti-
schen Zuschuß unberechtigterweise zu erhalten, wird vor-
behaltlich strafrechtlicher Verfolgung auf die Dauer eines
Jahres ausgeschlossen.
In einzelnen Bundesstaaten wurde das Problem der Ar-
beitslosenversieherung lebhaft diskutiert. Unter ihnen steht
Bayern an erster Stelle. Eine Konferenz, an der Vertreter
der Regierung, Abgeordnete, Vertreter der größeren baye-
rischen Städte, der Handelskammern, des Landwirtschafts-
rates und der Gewerkschaften teilnahmen, gab mit über-
wältigender Mehrheit seine Ansicht zugunsten des Genter
Systems in Verbindung mit einer Unterstützung der Un-
organisierten ab. Ein entsprechender Beschluß wurde an
das Kgl. Staatsministerium gerichtet und einer Reihe
von größeren Städten anheim gegeben, Arbeitslosenver-
sicherungen auf der von der Kommission bezeichneten
Grundlage zu errichten. Der Aufforderung der Regie-
rung ist bis heute noch keine Stadt gefolgt.
Auf einen anderen Standpunkt stellte sich die Kgl.
Sächsische Regierung. Sie lehnte einen Antrag, der die
Unterstützung Arbeitsloser verlangte, mit dem Hinweis
ab, daß es in Sachsen an einem zentralisierten Arbeits-
nachweis fehle, und daß sie sich auch vorläufig nicht
veranlaßt sehe, den Gemeinden eine Einrichtung zur
l'nterstützung Arbeitsloser zu empfehlen. Ebenso lehnte
die Regierung die Ausarbeitung einer Denkschrift über
die Frage der Arbeitslosenfürsorge ab, da die Frage der
Arbeitslosigkeit nicht brennend sei.
Einen ähnlichen Standpunkt hat die württembergische
Regierung bei den Verhandlungen in der zweiten Kammer
eingenommen.
Mit großem Eifer ist dagegen die badische Regierung
an die Erörterung der Arbeitslosenversicherung heran-
gegangen. In einer sehr umfassenden Denkschrift hat
sie das Problem behandelt. Zum Schluß wird dem Genter
System eine rückhaltlose Anerkennung zuteil. Mit einigen
74
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 5
sehr präzis gehaltenen Sätzen widerlegt der Berichterstatter
die Einwände, die gegen jenes System erhoben werden.
Hinsichtlich der Schuldfrage, von der behauptet wird,
daß sie- kaum lösbar sei, ist in der Denkschrift ausgeführt,
nach den bisherigen Erfahrungen können beim Oenter
System diese Schwierigkeiten ausgeschaltet werden. Was
noch als Rest verbleibt, das sind Mängel, die allen mensch-
lichen Einrichtungen anhaften, und als solche insbesondere
auch bei staatlichen Versicherungseinrichtungen (Krankheit,
Alter, Invalidität, Unfall) in Kauf genommen werden
müssen. Als Ergänzung des Qenter Systems empfahl die
Regierung den Städten, freiwillige Versicherungskassen
etwa nach der Art der stadtkölnischen Versicherungskasse
anzugliedern. Gleich Bayern unterbreitete die badische
Regierung den Gemeinden eine Anleitung, nach der Unter-
stützungseinrichtungen für Arbeitslose eingeführt werden
sollen.
Im Großherziogtum Hessen liegen die Verhältnisse
ähnlich wie in Sachsen und Württemberg.
Die Frage einer Reichsarbeitslosenversicherung stand
zum letztenmal in der Session 1Q09/1910 im Reichstag
zur Debatte, nachdem schon im Jahre 1902 eine Resolution
vom Reichstag angenommen war, die eine eingehende
Prüfung der bisher gegen die Eolgen der Arbeitslosigkeit
getroffenen Versicherungseinrichtungen und Vorschläge
über eine zweckmäßige Ausgestaltung dieses Zweiges
der Versicherung forderte. Das Ergebnis dieser Reso-
lution war: Eine Denkschrift. Im Gegensatz zu der neu-
lich von der badischen Regierung herausgegebenen, be-
zeichnete der Referent der Reichsdenkschrift die bis dort-
hin unternommenen Versuche als für deutsche Verhält-
nisse untauglich oder undurchführbar. Daß dieses Urteil
heute nicht mehr stichhaltig ist, beweisen unsere Aus-
iführungen über das Genter System.
Inzwischen scheint sich auch die Reichsregierung
unserem Standpunkt genähert zu haben. Wie es nicht
anders zu erwarten ist, mit den üblichen „Wenn und
Aber". Der Kern der Ausführungen des Regierungs-
vertreters war ungefähr folgender. Die Ansätze, die auf
dem Gebiet der Eürsorge für die Arbeitslosen gemacht
wurden, würden uns allmählich auf den Weg führen, auf
dem diese Erage gelöst werden könne. Heute seien weder
das Reich noch die Bundesstaaten in der Lage, diese
Erage generell zu lösen. Sollten wir aber auf Grund
des Gesetzes über den Arbeitsnachweis und der Stellen-
vermittlung dahin kommen, das Arbeitsnachweiswesen aus-
zubauen, dann würden wir nicht bloß die Möglichkeit
schaffen, vorübergehende Schwankungen im Arbeitsmarkt
auszugleichen, sondern wir würden auch unsere Erfahrun-
gen erweitern, die uns evtl. später die Möglichkeit geben
könnten, auf dem Gebiet der Arbeitslosigkeit gesetzgebe-
risch einzugreifen. Heute sei die Sache nicht reif und
man tue der Regierung unrecht, wenn man ihr den Vor-
wurf des bösen Willens mache.
Dem wurde entgegengehalten, daß die erfolgreichen
Versuche verschiedener deutscher Städte zu der Hoffnung
berechtigen, daß bei ernstem Willen eine Lösung ge-
funden werden könne. Die Petition betreffend Einführung
einer Arbeitslosenversicherung wurde dem Reichskanzler
zur Erwägung überwiesen. Damit sind wir am Schluß
unserer Ausführungen angelangt.
Werfen wir noch einmal unseren Blick auf die sämt-
lichen Einrichtungen, so drängt sich uns die Ueberzeugung
auf, daß eine Regelung der Arbeitslosenversicherung am
besten durch das Reich und zwar auf der Grundlage des
Genter Systems mit Hilfskassen für die Unorganisierten
erfolgt. Solange dies nicht geschehen ist, mögen die An-
gestelltenverbände für kommunale Arbeitslosenversiche-
rung nach dem Genter System eifrigst Propaganda machen.
Vi :t :: n STANDESBEWEGUNG ?: :: ::
Technikerrecht, Reichstag und Regierung und Sozialer
Ausschuß von Verbänden technischer Privatangestellter
Die vom Sozialen Ausschuß von Vereinen technischer
Privatangestellten einberufenen Versammlungen gaben ein
gutes Bild von der Gährung und Mißstimmung, die über
die trostlose rechtliche Lage der technischen Angestellteinj
herrscht. Aus dem ganzen Deutschen Vaterlande laufen
uns Nachrichten zu, die über einen ungemein regen Be-
such dieser Versammlungen berichten. Ueberall gelangte
die nachfolgende Resolution zur Annahme:
„Die versammelten technischen Privatangestellten aller
Berufe geben ihrer lebhaften Entrüstung darüber Aus-
druck, daß die Regierung es unterlassen hat, den Gesetz-,
entwurf zur Verbesserung des Technikerrechtes wieder
einzubringen und daß sie nichts getan hat, um den tech-
nischen Angestellten zu einem schnellen und billigen Recht
zu verhelfen. Sie fühlen sich dadurch umsomehr zurück-
gesetzt, -als eine gründliche Verbesserung ihres Rechtes
schon wiederholt von der Regierung und allen politischen
Parteien als notwendig anerkannt worden ist. Die Ver-
sammelten fordern die gesetzgebenden Körperschaften er-
neut dringend auf, ihre Versprechungen endlich einzulösen.
Sie erwarten jedoch, daß die Reform in einem anderen
Geiste erfolgt als im jüngsten Erlaß des preußischen
Handelsministers zur Konkurrenzklausel zu spüren war.
Eine befriedigende Regelung der Materie erscheint ihnen
nur dadurch möglich, daß die vom Sozialen Ausschuß
wiederholt geäußerten Wünsche zur Reform des Rechtes
der technischen Angestellten voll Berücksichtigung finden."
Auch diese Gelegenheit läßt der B. t.-i. B. nicht vor-
übergehen, ohne uns vorzuwerfen, daß der D. T.-V. keine
VerbandsdiszipHn kenne. In Leipzig „und in anderen
Orten", wie es geheimnisvoll heißt, haben die Zweig-
vereine des D. T.-V. nicht mitgemacht. Wenn es überall
so gewesen wäre, wie in Leipzig, s-o hätten vielleicht
auch andere Verbände in anderen Städten sich geweigert.
In Leipzig mußte der B. t.-i. B. erst vom Sozialen Aus-
schuß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Ver-
sammlung keine Bundesversammlung sein dürfte. Trotz-
dem wuixie bei den Veröffentlichungen des Bundes der
Name des Sozialen Ausschusses soweit verwischt, daß
teilweise deswegen die Teilnahme des D. T.-V. nur
schwach war. In anderen Städten war dafür der D. T.-V.
an erster Stelle.
:: :: :: H ZEITSCHRIFTENSCHAU
für den Monat Dezember 1910.
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Technische Physik.
Im Prakt. Masch.-Konstr. 43, Nr. 26, S. 239 gibt Max Hof-
manii eine Vereinfachung der graphischen Bestimimmg des
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
75
anspruchten Welle. Die neue graphische Bestimmung stützt
ideellen Momentes Mb, einer auf Torsion und Biegung be-
sieh ebenfalls auf die allgemein bekannte Formel
Mbi = 0,35 Mb + 0,65 ^Mb' + Mr^
Hüttenwesen.'
St. u. E. 30 bringt in Nr. 49, S. 2063 einen Artikel über
„Die Brikettierung von Guß- und Eisenspänen und ihre Schmel-
zung im Kupolofen" von Ing. Messerschmidt. Der Verfasser
skizziert kurz die alten Verfahren, geht dann zu dem neuen Ver-
fahren über und bespricht ferner die Wirtschaftlichkeit der
Brikettgattierung, stellt Betrachtungen über die Gußeisenverede-
lung mit Briketts gegenüber Stahl- und Eisenschrott an und
würdigt schließlich den Schmelzvorgang im Kupolofen bei Brikett-
begichtung einer Untersuchung.
Dipl.-Ing. Rosenberg gibt ebenda, S. 2075, ein Bild der
„Verbrennung beim Betriebe von Gießereiflammöfen" mit zahl-
reichen Tabellen, math. Ableitungen und Schaulinien.
Technologischer Natur ist der Aufsatz von Ing. Vetter
in St. u. E. 30, Nr. 49, S. 2079 über „Das Formen von Fasson-
röhren mittels Ziehschablonen".
In St. u. E. 30, Nr. 51, S. 2145 gibt Dir. Genzmer eine
lehrreiche Uebersicht über „Die Roheisenerzverfahren in Deutsch-
land".
In der hochwichtigen Arbeit „Der Einfluß der Seigerung auf
die Festigkeit des Flußeisens", St. u. E. 30, Nr. 51, S. 2154
machen die Verfasser, F. Wüst und H. L. Felser, folgende
Feststellungen: 1. Seigerungsgrad der verschiedenen Fremd-
körper und die Konzentrationen; 2. die Neigung zum Seigern
ist am größten bei Schwefel und Phosphor, weniger stark bei
Kohle, Mangan und Kupfer; 3. bei großen Blöcken entmischt
sich Schwefel stärker, als bei kleinen, Phosphor, Mangan und
Kohle verhalten sich umgekehrt; 4. allgemeiner Einfluß auf die
Zahlen der Zerreißversuche nicht erheblich, stärker geseigerte
Teile zeigen kleine Dehnung und Kontraktion, Festigkeit nicht
merklich beeinflußt; 5. am stärksten wird die Kerbzähigkeit
beeinflußt.
Dr.-Ing. Blome macht in St. u. E. 30, Nr. 51, S. 2161 Mit-
teilungen „Ueber die Konstitution der Thomasschlacke".
Kraftmaschinenbau.
Es sind folgende Arbeiten festzuhalten:
„Dreilagergasmaschinen." Von E. Körting, Dingl. pol. J. 325,
Nr. 49, S. 769.
„Eine Starkdruckgasmaschine." Von Dr. K. Schreber, D.
prakt. Masch.-Konstr. 43, Nr. 25, S. 221.
„Ungelöste Probleme im Gasmaschinenbau." Von Wein,
Uhl. techn. Rdsch. 1910, Ausg. I, Nr. 12, S. 98.
„Neuere Konstruktionen von Dampfturbinen." Von Körner
und Lösel (Nachträg), Z. d. V. 54, Nr. 52, S. 2184.
Elektrotechnik.
Die von Sumec aufgestellten Formeln zur Bestimmung des
induktiven Spannungsabfalles von Leitern werden von Dr.-Ing.
Guldschiner in seiner Arbeit „Berechnung des Spannungsabfalles
in den Fahrleitungen und Schienenrückleitungen von Wechsel-
und Drehstrombahnen", E. T. Z. 31, Nr. 48, S. 1206 in sinn-
gemäßer Weise erweitert und schließlich werden zusammen-
fassende Formeln für den Spannungsabfall angegeben.
G. Rasch schreibt in E. T. Z. 31, Nr. 48, S. 1212 über
„Spartransformatoren", bespricht darin zwei Schaltungen für
Drehstrom und zeigt die Ermittlung der Primärströme aus den
Sekundärströmen. Dabei wird dargetan, daß Ungleichmäßig-
keiten in den Sekundärleitungen bedingungsweise in den Primär-
leitungen ausgeglichen werden.
F. Rosser verbreitet sich über den „Durchliang von Frei-
leitungen" in E. T. Z. 31, Nr. 48, S. 1214.
Prof. Dr. Kollert behandelt in E. T. Z. 31, Nr. 48, S. 1219
„Die Temperaturkompensation bei Millivoltmetern". Es wird
die Formel für die Temperaturkompensation eines Miilivolt-
meters nach Swinburn entwickelt, hierauf die günstigsten Ver-
hältnisse und die übrig bleibenden Fehler berechnet, sodann
die Anwendung des Instrumentes in Verbindung mit Neben-
schlüssen zur Messung starker Ströme und die Einrichtung
mehrstufiger Nebenschlüsse behandelt. Beispiel.
Rudolf Richter bringt „Ein Vorschlag zur Darstellung der
Hysteresewärme" in E. T. Z. 31, Nr. 49, S. 1241.
A. Schleiermacher schreibt „Zur Analyse von Wechselstrom-
kurven", E. T. Z. 31, Nr. 49, S. 1246, und gibt nach Ent-
wicklung der Amplitudenverkettung bei der rechnerischen Ana-
lyse von Wechselstromkurven einige Vereinfachungen für die
Ausführung derselben.
Dr. Th. Lehmann verbreitet sich ebenda, S. 1249, „Ueber
Aen Leistungssprung asynchroner Drehfeldmotoren beim Durch-
gang durch den Synchronismus".
„Ueber Hochspannungskabel." Von Dipl.-Ing. Dr. Paul
Humann, E. T. Z. 31, Nr. 50, S. 1265. Es wird die Be-
anspruchung des Isolierstoffes besprochen und der Gewohn-
heit entgegengetreten, die Isolationsstärke bei gleicher Spannung
mit dem Leiterquerschnitt, bezw. Durchmesser wachsen zu lassen.
(Schluß folgt.)
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche -Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbände*
zu beziehen.)
Seehafen bau. Von F. W. Otto Schulze, Prof. in Danzig.
Band I: Allgemeine Anordnung der Seehäfen. Preis geb.
17 M. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin.
Der die Lehrkanzel für Wasserbau innehabende Verfasser an
der Königlichen Technischen Hochschule in Danzig hat es mit
dem vorliegenden Werke unternommen, ein Buch über den See-
hafenbau zu schreiben, welches „dem neuesten Stande der
Wissenschaft und Technik des In- und Auslandes" entspricht.
Wäre Prof. Schulze durch seine früheren Veröffentlichungen auf
dem Gebiete des Wasserbaues 'nicht als ein so vorzüglicher
Kenner bekannt, dann wäre bei einer solchen Ankündigung eine
gute" Dosis Pessimismus am Platze. Ausgehend von dem Ge-
danken, daß der Leser am schnellsten Verständnis für eine
Sache erhält, wenn er sich erst klar wird über den Zweck,
das Wesen und den zu stellenden Anforderungen an den be-
treffenden Gegenstand, ehe er auf Einzelheiten eingeht, be-
handelt der Verfasser in seinem ersten Bande in den einzelnen
Kapiteln den Zusammenhang zwischen Seeschiffahrt und Hafen-
bau, die Arten und allgemeinen Erfordernisse der Häfen, die be-
sonderen Erfordernisse und Merkmale der Kriegs-, Zufluchts-
und Fischereihäfen und wendet sich im V. Kapitel den für den
Hafenbau so wichtigen Naturerscheinungen als: Flut und Ebbe,
Wellen, den Winden und Strömungen zu. Die eigentlichen
technischen Arbeiten erhalten erst vom VI. Kapitel ab Würdi-
gung. Hier werden behandelt: die vorbereitenden Arbeiten, die
Baustoffe und ihr Verhalten im Seewasser, Anordnung der
Hafenaußenwerke. Das Buch schließt mit einer Besprechung
der Anordnung, Gestalt und Abmessung der Hafenbecken. Schon
diese Disposition läßt auf ein großzügig angelegtes Werk
schließen. Wenden wir uns nun dem Inhalt zu, so müssen
wir auch hier zugeben, daß die einzelnen Kapitel eine exakte
und eingehende Bearbeitung aufweisen. Zu erwähnen wäre
vielleicht, daß wir eine größere Ausbreitung dem V. Kapitel
gegönnt hätten. Es herrschen gerade auf dem Gebiete der für
den Hafenbau so wichtigen Naturerscheinungen noch manche
Irrtümer in der Fachwelt. Wir müssen aber andererseits auch
das Prinzip des Verfassers billigen, auf einem möglichst knappen
Raum alles für den Hafenbau wichtige aufzuzeichnen.
Das Buch wird sich in den Kreisen der in der Ausbildung
begriffenen Techniker eines guten Absatzes erfreuen. Aber
ebenso wird der im praktischen Leben stehende Ingenieur nicht
achtlos an ihm vorbeigehen können. Dies umsomehr, als er darin
ein Rüstzeug findet, daß ihm auf jede Frage über den See-
hafenbau in kurzer Form eine erschöpfende Auskunft erteilt.
Wenn wir auch zum Schlüsse nicht verkennen wollen, daß
der vorliegende I. Band ein in sich abgeschlossenes Ganze
bildet, 90 kann man doch nur wünschen, daß das Erscheinen des
Schlußbandes nicht allzulange auf sich warten lassen wird. n.
;: :; :; H BRIEFKASTEN :: :: H :: :; ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von a'I I g c m e i n e m
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuiufiigen. Anfragen nach Bezugs-
CH vllen und Büchern werden unparteiisch und nur schrifUich erteilt. tine
Kücksendung der Man'jskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorlelzle Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
m dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leiiung nachdrÜLklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
s:6cke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Freisen
Frage 19. Gibt es freistehende Spülklosetts mit Geruch-
verschluß, bei denen ein Einfrieren des Syphons ausgeschlossen
!st? Welche Firmen befassen sich mit deren Herstellung?
Frage 20. Eine Gesellschaft plant den Bau einer sach-
gemäßen Rodelbahn an einem ca. 1 km langen Bergabhang.
Auf dem Terrain befinden sich Weiden. Kann mir einer der
Kollegen etwas über die Anlage einer solchen Bahn, Berechnung
der Kurven usw. mitteilen? Existiert hierüber irgendwelche
Literatur?
76
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 5
Frage 21. Wo bestehen Tarife über Akkordsätze (Arbeits-
löhne) für Hersteilung von Tischler- und Glaserarbeiten in Be-
trieben mit Holzbearbeitungsmaschinen? Wo sind solche Tarife
zu haben? Auskünfte werden gern entsprechend honoriert.
Frage 22. Aus welchen Teilen besteht die kombinierte
Thermit-Panzer-Appee-Platte, D. R. P. Nr. 148 152, und wie weit
erstreckt sich die Sicherheit gegen Einbruch und Feuer?
Frage 23. Eine gemauerte Grube mit in reinem Zement-
mörtel geputzten und abgefilzten Wandflächen soll zur Auf-
nahme von Säurewässern hergerichtet werden. Die in Frage
stehenden, bei der Abschwemmung mit Wasser verdünnten Sal-
peter- und Schwefelsäuren, sowie die salpeter- und schwefel-
sauren Kupfer-, Eisen- und Zink-Lösungen passieren bei Ein-
tritt in die Grube einen Kalkfilter. Nur ganz ausnahmsweise
kann es vorkommen, daß freie Salpeter- und Schwefelsäuren in
die Grube gelangen. Kann jemand einen in ähnlichen Fällen
bewährten Schutzanstrich und dessen Bezugsquelle angeben?
Oder welches Verfahren könnte zum Schutz des Putzes und
Mauerwerks gegen den Einfluß der Säuren empfohlen werden?
Frage 24. Ich bitte um nähere Auskunft über das Grau-,
Gelb- und Schwarzbeizen von Messing. Welche Verwendung
findet Antimon beim Messingbeizen?
Frage 25. Welche Erfahrungen liegen mit dem sog. Ver-
nier(?)lack für Messing vor, oder ist ein anderer, evtl. warin
aufzutragender Lack vorzuziehen? Wie ist das Messing vor
dem Auftragen des Lackes zu behandeln und welche Firmen
liefern Metallack?
Antworten
Zur Frage 10. Bäckerei-Fußboden. Vom Gesichtspunkte
leichter Reinigung und des Nichtnistens von Ungeziefer wird
empfohlen : Unterlage aus Zement-Beton, darauf Zementestrich
mit glatter Oberfläche. Zur Bekleidung derselben dient ent-
weder eine mehrfache Tränkung mit staubbindendem Floricin-
Oel, nach Anweisung der Chem. Fabrik Flörsheim, Dr. H.
Noerdlinger-Flörsheim a. M. 1 qm erfordert 100 gr einmaligen
Anstriches. 100 kg kosten 55 bis 60 M. Oder aber: Man
behandelt den Betonfußboden mit Kautschukfluat und Gummi-
Elastikumkitt, dann Auflage von Linoleum mittelst Kopalkittes.
Hierfür gibt die Chem. f abrik Buße, Hannover-Langenhagen, die
Anweisung. pf.
Zur Frage 11. Dachbekleidung. I. Man nehme doppelte
Lage von Dachpappe. Die einzelnen Bahnen lege man jnit
breiter Ueberlappung an und dichte diese mit Kautschuk-
kitt. Zwischen erster und zweiter Lage kommt Gummiholz-
zement; die zweite Lage wird überzogen mit Kautschukdachlack.
(Chem. Fabrik Buße, Hannover-Langenhagen.) Wird diese An-
weisung befolgt, dann erhalten Sie ein Dach von langer Lebens-
dauer! — m.
II. Da bei der immerhin etwas steilen Fläche des Daches
ein Herabtropfen des Teeres bei Verwendung von Teerpappe
zu befürchten ist, wäre Ruberoid, Stärke 2, oder Ruberoid-
doppeldach zu empfehlen. Des besseren Aussehens wegen
könnte auch Ruberoid rot durchgefärbt oder ziegelroter Anstrich
verwandt werden. (Nähere Auskunft gibt die Ruberoid-Gesell-
sellschaft m. b. H., Hamburg 8.) E. A.
Zur Frage 12. Azetylen-Motor. Der Verbrauch an Azetylen-
Gas ist bei verschiedenen Systemen sehr verschieden. Auf
jeden Fall ist der Betrieb ziemlich teuer und könnte die Ver-
wendung dieses Gases nur dann in Frage kommen, wenn der
Motor immer nur kürzere Zeit in Betrieb kommen soll. Soll
der Motor jedoch den ganzen Tag benutzt werden, oder läßt
es sich ermöglichen, die Arbeiten mit dem Motor auf einige
Stunden des Tages oder einige Tage der Woche zusammen-
kommen zu lassen, so ist für die angegebene Motorgröße eine
Sauggasanlage zu empfehlen. Mit näheren Angaben stehe ich
gern zur Verfügung. Fr. F r e y , München 8.
Mitteilungen aus dem Verbände
DieWanderversammlung des DeutschenTechniker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 findet in der Zeit vom
15. bis 17. (offizieller Teil) und 18. und 19. Juli (nicht offizieller Teil) statt. :: Nähere
Auskunft erteilt: BAUMEISTER SCHÜSSLER, Kleinlugau, Post Mügeln, Bezirk Dresden.
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
92. Quittung.
Ingenieur Gottwald, Lome 6 M. Ergebnis der Sammel-
büchse im Erholungsheim 16,17 M. Techn. -Verein Lotzen,
Sammlung anl. der Tauffeier des Vereins 30 M. Techn. -Ver-
ein Leisnig, Sammlung anl. der Feier des 1. Stiftungsfestes
10 M. Ergebnis einer Sammlung im Erholungsheim gelegent-
lich einer Feier beim Eintreffen des 700. Heimbewohners 2ö AI.
Runge, Duaia in Kamerun, Mitgl. -Nr. 22 482 6 M. Techn.-Verein
Wesermündung, Erlös aus dem Verkauf von Ansichtskarten 83 M.
Techn.-Verein Cöln, Erlös der Sammelbüchse 6 M. Techn.-
Verein Bielefeld, Erlös der Sammelbüchse 6 M. H. Stolze,
Geestemünde, Mitgl. -Nr. 25 269 6,05 M. Freie Techn.-Vereinig.
Magdeburg für das Magdeburger Zimmer 424 M. Ed. Meckert,
Naumburg a. S. 3 M. Techn.-Verein Hanau 16,30 M. Techn.-
Verein Düsseldorf 20 M. Techn.-Verein Sonneberg, S.-M., 15M.
Ergebnis der Sammelbüchse im Erholungsheim 14,82 M. Ver-
einigung Lübecker Techniker 7,30 M. Techn.-Verein M. -Glad-
bach 7 M. Techn.-Verein Gütersloh, Sammlung anläßl. des
Familienfestes am 26. November 1910 16 M. Bezirksverwaltung
Brandenburg für die Einrichtung eines Brandenburgischen Zim-
mers 1000 M. Verkauf von Erholungsheim-Plakaten 161,55 M.
P. Müller in Barcelona, Mitgl.-Nr. 1938 2 M. C. F. Weigel
in Daressalam, Mitgl.-Nr. 40 168 8 M. Techn.-Verein Godes-
berg 17 M. Ungenannt in Braunschweig (Spende der Hinter-
bliebenen eines verstoTbenen Mitgliedes) 100 M. Herbst jn
Nackel, Mitgl.-Nr. 47 265 2,45 M. Vogel in Klodtken 2 M. Mä-
schinen-Techn.-Verein Cöln a. Rh., Sammlung anläßl. der Weih-
nachtsfeier 10 M. Leipziger Bautechniker- Verein 50 M.
Abteilung: Uriterstützungskasse
des Erholungsheimes.
21. Quittung.
Techn.-Verein Bauhütte, Freiburg i. B. 9,05 Mr~ Techn.-
Verein Bauhütte, Charlottenburg 70 M. S. Steinle, Chemnitz,
für eine Freistelle im Erholungsheim 100 M. Techn.-Verein
Sonneberg 2,85 M. Bezirksverwaltung Thüringen für zwei Frei-
stellen im Erholungsheim 100 M. Bezirksverwaltung Nieder-
sachsen 238,84 M und zwar: Bezirksverwaltung Niedersachsen
50 M, Oberharzer Bauhütte 10 M, Techn.-Verein Göttingen
15 M, Techn.-Verein Celle 3,84 M, Masch.-Tecim. -Verein Han-
nover-Linden 60 M, Techn.-Verein Hannover 100 M.
Gesamtbetrag der 1. bis 20. Quittung 1468,37 M.
Gesamtbetrag der 21. Quittung 520,74 M.
"~1989,iT~m;
Wir haben wieder Gelegenheit, im vorstehenden über einen
wesentlichen Zuwachs unserer Sammlung für das Erholungsheim
dankend quittieren zu können. Diese Opferfreudigkeit für den
Dienst erholungsbedürftiger Kollegen erfüllt uns mit Freude und
Genugtuung und wir sagen allen freundl. Spendern für ihre
Gaben nochmals namens der Koliegenschaft unseren herzlichsten
Dank.
Die Verbandsleitung.
An unsere Leser
Wir bedauern, daß im Inseratenteil des vorigen Heftes der
Waschzettel eines Technikums abgedruckt worden ist, mit dessen
Inhalt, insbesondere hinsichtlich der darin geschilderten Aus-
sichten des technischen Berufes, wir durchaus nicht überein-
stimmen.
Die Veröffentlichung ist darauf zurückzuführen, daß die
Notiz dem verantwortlichen Redakteur nicht vorgelegen hat,
sondern von der Anzeigenverwaltung Daube & Co., entgegen den
Vereinbarungen, direkt der Druckerei zugegangen ist. Es ist
Vorsorge getroffen worden, um einer Wiederholung derartiger
Fälle vorzubeugen.
Die Scliriftleitung.
Heft J der D. T.-Z. 1911 gesucht!
Sollte einer unserer Leser Heft 1, Jahrgang 1911, entbehren
können, so bitten wir, uns dieses freundlichst zurücksenden, oder
an das zuständige Postamt zurückgeben zu wollen.
Im voraus besten Dank.
Die Verbandsleitung.
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
77
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die „D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 tlhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinsendung ist am Kopfe
tuszulüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammluntjsiag und Ort,
Er. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veroffentlicliung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Landesverwaltungen.
Bayer. Techniker-Verband. Am Samstag, 28. Januar, abends
8Vi Uhr, findet im Restaurant „Domhof", München, eine Ge-
samtvorstandssitzung statt, mit nachstehender Tages-
ordnung: 1. Berichterstattung des Vorsitzenden über das Jahr
1910. 2. Vorlegung des Kassaberichtes durch den Kassierer.
3. Berichterstattung des Herrn Koll. J. Bender über die Gesamt-
vorstandssitzung des D. T.-V. in Sondershausen und Stellung-
nahme zu den einzelnen Beschlüssen. 4. Das Gewerbeschul-
wesen in Bayern und die Ausbildung von Technikern als Ge-
werbelehrer. 5. Unsere Aufgaben für die Privattechniker.
6. Unsere Aufgaben für die Staats- und Gemeindetechniker.
7. Vorschläge zur Wahl von. Vertretern in die Interessenten»-
gruppen A bis D. 8. Einberufung einer Vertreterkonferenz der
Vereinsvorstände oder eines Landestages. 9. Anträge und Ver-
schiedenes.
Sachsen. Unsere diesjährige Jahreshauptversammlung findet
Sonntag, 5. Februar, in Dresden statt. Ort: Gewerbehaus,
Ostra-Allee. Beginn: ^/n2 Uhr nachmittags. Etwaige Anträge
wollen Vereine durch ihre Bezirksverwaltung einreichen.
Bezirksverwaltunsen
Brandenburg. Einzelmitglieder. Am Sonntag,
29. Januar, vormittags 10 Uhr, findet in Berlin, in Neumanns
Festsälen, Rosenthalerstraße 36, eine Versammlung der Einzel-
mitglieder der Bezirksverwaltung Brandenburg statt. Tagesord-
nung: 1. Bericht über den 13. Bezirkstag. 2. Anträge zum
nächsten Bezirkstage. 3. Die Bedeutung der Gruppeneinteilung
nach den Stuttgarter Beschlüssen. 4. Neuwahl: a) des Ob-
mannes und des Stellvertreters, b) der Vertreter im Gesamlh
vorstand der Bezirksverwaltung, c) der Delegierten zu den Be-
zirkstagen, d) der Arbeitskommission. 5. Verschiedenes. Um
recht zahlreiches Erscheinen wird dringend gebeten. Bemerkt
wird, daß die Versammlung, ohne Rücksicht auf die Anzahl der
Erschienenen, beschlußfähig ist. Nach der Sitzung Besichti-
gung einer Zentrale der B. E. W. unter fachmännischer Führung.
Brandenburg. Freie Hochschule Berlin. Im Laufe des
Februar beginnen an der Freien Hochschule noch folgende Vor-
lesungen: 14. Februar: Ernst August Georgy: Die Nibelungen
Friedrich Hebbels. 16. Februar: Musikdirektor Berthold
Knetsch: Anleitung zum sinngemäßen Vortrag von Klavier-
werken.^ — Mit Erläuterungen am Flügel. Am gleichen Tage:
Felix Linke: Unser Sonnensystem. — Mit Lichtbildern.
20. Februar: Dr. Bruno Wille: Monumente der Weltanschauung.
21. Februar: Dr. Bruno Wille: Wie uns die Kunst befreit.
24. Februar: Dr. Hermann Hasse: Journalistische Uebungen.
Einzelvortrag: 11. Februar: Dr. Alfred Koeppen: Der Humor
in der Kunst. — Mit Lichtbildern. Unsere Mitglieder erhalten
im Verbandsbureau die Hörerkarten für die zehnstündigen Vor-
lesungen für 3 M statt 4 M. Zum Einzelvortrag für 50 Pfg.
statt 75 Pfg.
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Sonnenstr. 8. Briefe an
den ersten Vorsitzenden. Wir laden unsere werten Mitglieder
nebst Angehörigen zu dem am 9. Februar im Museumsaale
stattfindenden Vortrag des Herrn Karl Meißner-Dresden über:
„Italienfahrer, Böcklin, Innebach, Marröt" höflichst ein und bitten
um rege Beteiligung. Am 10. Februar findet im Saale des
Hotels „Goldner Anker" ein Vorfrag des Herrn Baumeister
Luderer über „Baugewerbe, Baugesetz und Boden-
reform" statt, zu welchem unsere Mitglieder herzlichst ein-
geladen sind. Die Jahreshauptversammlung findet am Montag,
20. Feb ruar, abends 8'/^ Uhr im Saale des Hotels ,, Roter Hirsch"
statt und wird um zahlreiche Beteiligung gebeten. Tages-
ordnung: 1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Bericht der
Revisoren. 4. Jahresvoranschlag. 5. Ergänzungswalil des Vor-
standes. 6. Verschiedenes. Am 11. Januar veranstaltete )die
Bez.-Verw. im Handwerkervereinshause zu Chemnitz einen
Vortragsabend, in welchem Herr Dr. Günther-Berlin über „Sozial-
statistische Grundlagen der Sozialpolitik" sprach. Dem Referen-
ten wurde für seine Ausführungen reicher Beifall zuteiL An
der Diskussion beteiligten sich die Herren Ing. Donix und
Steinle.
Mittelrheinische Bezirksverwaltung. (Vorort Frankfurt a. M.)
Vors. u. Br.-A.: Chr. Unterauer, Frankfurt a. M., jVlainkai 23.
Am Sonntag, 12. Februar 1911, morgens 10 Uhr beginnend,
findet im Restaurant Steinernes Haus in Frankfurt a. M. die
erste diesjährige Sitzung unsers Gesamt- Vorstandes statt. Tages-
ordnung mit Kassenbericht für 1910 und Voranschlag für 1911
wird den Vertretern der Vereine und Einzelmitglieder zugesandt.
Allträge sind rechtzeitig zu stellen. Um vollzähliges Erscheinen
Wird gebeten.
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung. Herr Dr. Günther ausi
Berlin wird am 1. Februar, abends 9 Uhr, in der „Tonhalle"
in Minden und am 2. Februar, abends 9 Uhr, in Remkes
Theatersaal in Bielefeld Vorträge halten über „D i e Woh-
nungsfrage in Theorie und Praxis". Alle Mit-
glieder, Nachbarvereine und besonders die Einzelmitglieder sind
zum Besuch der Vorträge hiermit eingeladen. Am 3. Februar
wird Herr Lenz aus Dortmund im Verein Buer einen Vortrag
halten. Einladungen dazu ergehen noch vom Verein.
Norddeutsche Bezirksverwaltung. IX. Bezirkstag. Zu
dem am 19. Februar 1911 in den oberen Räumen des Kulm-
bacher Bierhauses in Lübeck, Fleischhauerstr. 16, stattfinden-
den Bezirkstag laden wir hiermit alle angeschlossenen Vereine
und Einzelmitglieder höflichst ein. Tageseinteilung: Vorm.
10 bis V2^2 Uhr Sitzung des erweiterten Bezirksvorstandes,
gleichzeitig Vertreterkonferenz. ^l2^2 Uhr gemeinschaftliches
Mittagessen. Kuvert trocken 1,50 M (ohne Weinzwang). Nachm.
V22 Uhr Bezirkstag. Abends 6 Uhr Vortrag des Kollegen
Architekt Kaufmann, Berlin. (Thema wird noch bekannt
gegeben.; Tagesordnung des Bezirkstages. 1. Tätigkeits- und
Kassenbericht pro 1910. Entlastung des Vorstandes. 2. Vor-
anschlag für 1911. 3. Ersatzwahlen für den geschäftsführenden
Vorstand der Bezirksverwaltung: a) 1. Vorsitzenden, b) 1. Schrift-
führer, c) Beisitzer aus der Gruppe C. 4. Bericht über die
Sitzung des Gesamtvorstandes vom 8./9. Januar 1911 in Sonders-
hausen; Referent Koll. Kobarg, Kiel. 5. Beratung evtl. An-
träge. 6. Verschiedenes. Anmeldungen für Teilnahme am
Essen werden bis 15. Februar 1911 an Koll. Bahnmeister Helms,
Lübeck, Cronsforder-Allee 85 b, erbeten.
Rheinpfalz. Am Sonntag, 12. Februar 1. Js., nachmittags
1 Uhr findet in Pirmasens im Restaurant Metropole eine Sitzung
des erweiterten Vorstandes statt mit folgender Tagesordnung:
1. Qeschäftsüberblick. 2. Bericht des Gesamtvorstandsmitglieds
Herrn A. Wieteck über die Vorstandssitzung in Sondershausen
am 8. Januar 1911. 3. Beschlußfassung über die am Bezirkstag
in Speyer gestellten Anträge betr. Wahl des Ortes der Vertreter-
sitzungen und Entschädigung der Vertreter aus der Bezirks-
kasse. 4. Wahl der Kassenrevisoren. 5. Stellungnahme zur Neu-
einteilung der Bezirksverwaltungen. 6. Anträge und Verschie-
denes. Da evtl. die Auflösung unserer Bezirksverwaltung in
Frage kommt, ist das Erscheinen sämtlicher Vereinsvertreter
sowie namentlich auch der Einzelmitglieder dringend erwünscht.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Altona. Techniker-Verein. Br.-A. : H. Stöhr, Altona,
Arnoldstraße 74. Hauptversammlung am Mittwoch, 1. Februar
1911, abends 8V2 Uhr, in Petersen's Hotel in Altona, König-
straße 186. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl eines 2. Schriftführers.
4. Wahl eines Mitglieds für den Vergnügungsausschuß. 5. Be-
richt der Kassenprüfer. 6. Technische Fragen. 7. Verschiedenes.
Diejenigen Kollegen, welche die Beiträge noch nicht bezahlt
haben werden ersucht, den Betrag unter Benutzung der über-
sandten Zahlkarte bis zur nächsten Hauptversamml. einzusenden.
Annaberg. Technischer Verein des oberen
Erzgebirges. Br.-A.: Baumeister O. Wustlich, Buchholz
in Sa. Am 11. Dezember 1910 fand eine außerordentliche Haupt-
versammlung statt. Nach längeren Referaten wurde beschlossen,
auch in Zukunft als Zweigverein bestehen zu bleiben, trotzdem
die Zahl der Verbandsmitglieder auf 27 zusammengeschmolzen
ist. Eine notwendig gewordene Neuwahl des Vorstandes ergab
folgendes Resultat: 1. Vorsitzender: Kgl. Brandv. -Assistent Bau-
meister O. Wustlich; 2. Vorsitzender: Kgl. Bausekretär R. Jahn;
Kassierer: Bahnmeister R. Glorius; Schriftführer: Baumeister
P. Leopold; Archivar: Stadtbauamtsass. Baumeister Br. Müller.
Herr Stadtbaumeister Rößner wurde in Anbetracht seiner großen
Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Weiter wurde beschlossen, an den Annaberger Stadtrat ein Ge-
such zu richten, in Zukunft für den Fachunterricht an der g e -
V. e r b 1. Fortbildungsschule technisch gebildete Kräfte
heranzuziehen. Das diesjährige Stiftungsfest soll im Februar
abgehalten werden. Bekanntgegeben wurde ferner, daß Mit-
glieder unseres Vereins in 4 Städten des Bezirks als Stadt-
verordnete gewählt worden sind. Dem Landesverein
„Heimatschutz" in Dresden trat der Verein als korporatives
iVtitglied beL
1
78
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 5
Berlin. Vereinigung Berliner Techniker.
Dienstag, 31. Januar er., abends 8V2 Uhr, außerordentliche
Sitzung im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138,
mit der Tagesordnung: „Wie verhalten sich unsere Mitglieder
zu der neuen gewerkschaftlichen Richtung des Verbandes?"
Es wird um vollzähliges und pünktliches Erscheinen gebeten.
Charlottenburg. Technischer Verein. Die nächste
Hauptversammlung findet statt am Donnerstag, 2. Februar.
Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Ergänzung des Vorstan-
des. 3. Bericht über die Gesamtvorstandssitzung des D. T.-V.
in Sondershausen am 8. und 9. Januar 1911 (Referent Kollege
Rommel). 4. Beschlußfassung über die neuen Vereinssatzungen.
5. Verschiedenes. Es wird namentlich auf Punkt 3 verwiesen,
da der Ges. -Vorstand wichtige Beschlüsse gefaßt hat, deren
Kenntnis für alle Mitglieder von großem Interesse ist. Beginn
der Versammlung pünküich um 8V2 ^Jhr.
Charlottenburg. „Bauhütte Charlottenbur g".
V. u. O. : „Logen-Restaurant" in Charlottenburg, Berliner Str. 6I,
Ecke Kirchhofstraße. Br.-A. : Emil Rohr, Maschinenmeister,
Charlottenburg, Städtisches Bürgerhaus, Sophie-C^harlotten-Str.
Die nächste Monats-Hauptversammlung findet nicht wie in
letzter Nummer d. Ztg. bekannt gegeben am Donnerstag, 2. Fe-
bruar, sondern am Dienstag, 7. Februar d. Js., statt. Näheres
wird im Verkündigungsblatt der Bezirksverwaltung Brandenburg
bekannt gegeben werden. Alle Mitglieder, welche die D. T.-Z.
sowie das Verkündigungsblatt nicht regelmäßig erhalten, wollen
dies unserem 1. Schriftführer, Koll. A. Dieter, Charlottenburg 1,
Tegeler Weg 5, mitteilen. Desgleichen werden alle Mitglieder
dringend gebeten, um ein genaues Mitgliederverzeicbnis auf-
stellen zu können, ihre jetzige Wohnung unverzüglich an Koll.
A. Dieter mitzuteilen.
Gumbinnen. Technischer Verein. Br.-A.: Militär-
bausekretär Nölke, Gumbinnen, Lazarettstraße 11. Am Q.Januar
dieses Jahres fand die diesjährige Generalversammlung statt.
In den Vorstand . wurden gewählt: 1. Vorsitzender: Herr Koll.
Nölke, Militärbausekretär; 2. Vorsitzender: Herr Koll. Flegel,
Regierungsbausekretär; 1. Schriftführer: Herr Koll. Klein, Stacjt-
baumeister; 2. Schriftführer: Herr Koll. Kucklan, Postbau-
sekretär; Kassierer: Herr Koll. Umlauf, Ingenieur; Beisitzer:
Herr Koll. Moderegger, Maurer- und Zimmermeister. Der Ver-
ein zählt zurzeit 19 Mitglieder. Vereinsabend jeden 1. Montag
im Monat im Hotel „Du Nord". Jeden Sonntag vormittag
FrühschoDpen im Zentralhotel.
Hanau a. M. T e c h n i k e r - V e r e i n. Donnerstag,
2. Februar, abends 1/2^ Hauptversammlung im Vereinsiokal
„Hotel zum Riesen". Tagesordnung: 1. Mitgliederaufnahme.
2. Jahresbericht. 3. Revisionsbericht. 4. Bericht des sozialen
Ausschusses über die Privatbeamtenversicherung. 5. Ve^'schie-
denes. Der Vorstand besteht für das Vereinsjahr 1911 aus
folgenden Herren: I. Vorsitzender W. Kaiser, Architekt; II. Vor-
sitzender G. Kroß, Betriebsingenieur; I. Schriftführer E. Apitzsch,
Ingenieur; II. Schriftführer H. Genze, Ingenieur; Kassierer
A. Jung, Bautechniker. Alle Zuschriften sind zu richten an:
Architekt W. Kaiser, Hanau a. M., Rhönstraße 2.
Kempten i. A. T e c h n i s c h e r V e r e i n. Vrs. u. Br.-A. :
August Gros, Bauführer, Sonnenstraße C 23. In der Haupt-
versammlung am 11. Januar fand Neuwahl des Vorstandes statt.
Demselben gehören für das laufende Jahr folgende Herren an:
1. Vorsitzender August Gros; II. Vorsitzender Hans Krenn;
!. Schriftführer Hans Walcher; II. Schriftführer Hans Fröhling;
Kassier Ludwig Heibig; I. Beisitzer Georg Trost; II. Bei-
sitzer Eugen Hanold; Vertrauensmann für Auskunftei und Stellen-
vermittlung August Gros. Zahl der ordentlichen Mitglieder
zurzeit 24. Vereinslokal: „Hotel Post", Nebenzimmer. Ver-
einsabende finden alle 14 Tage am Mittwoch satt. Die Mitglieder
werden hierzu durch Postkarte eingeladen. i
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ingenieur, Kiel, Fährstraße 7. Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends 8V2 Uhr, im Restaurant „Patzenholer",
Falkstraße 12, Mitgliederversammlung. Nächste Mitgliederver-
sammlung Donnerstag, 2. Februar 1911, abends 8V2 Uhr. Tages-
ordnung: 1. Protokollverlesung der letzten Versammlung. 2. Auf-
nahmen. 3. Referat: „Pensionsversicherung für
Privatangestellt e". Referent Kollege Behrens. 4. Ver-
bandsangelegenheiten. 5. Kassenbericht der Revisoren. 6. Ein-
gänge. 7. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit
der Tagesordnung, insbesondere der jetzt aktuellen alle Pri\at-
angestellten beschäftigenden Pensionsversicherung, ist das Er-
scheinen aller Mitglieder unbedingt erforderlich.
Königshütte, O.-S. Technischer Verein. Br.-A. :
Arch. Eitner, Parkstr. 19. 1. Vors. Am 1. Dezember 1910
fand die statutengemäße Generalversammlung des Vereins statt.
Aus der Neuwahl des Vorstandes gingen hervor als: 1. Vors.
K. Ei+ner; 2. Vors. R. Matzke; 1. Schriftführer Jendryssck;
2. Schriftführer Meister; Bücherwart Irzik; Kassierer llobitz;
Beisitzer Neuhoff und Bader; Kassenprüfer Dierich und PescheL
Als Delegierte in den erweiterten Bezirksvorstand wurden ge-
wählt: Eitner und Matzke bezw. als deren Stellvertreter: Jen-
dryssck und Bader. Als Preisrichter unseres Vereins für das
Preisausschreiben unserer oberschles. Bezirksverwaltung wurde
gewählt Kollege Dahleke. V. u. O. wie bisher jeden Donners-
tag am oder nach dem 1. un|d 15. jeden Monates im Hotel
„Graf Reden", Kattowitzer Straße. Am 5. Januar d. Js. fand die
1. Hauptversammlung statt; in derselben wurde unter anderem
beschlossen: 1. wegen der Anstellung von Technikern als Fort-
bildungsschullehrer einen Fragebogen an alle wichtigen ober-
schles. Gemeinden zu richten. 2. zu dem Verbandsbeitrage
von 18 M noch 2 M für den Verein pro Mitglied zu erheben,
so daß im ganzen für den Verein nach Zurückerstattung von
2 M Verbandsbeitrag lt. Stuttgarter Verbandstagsbeschluß 4 M
verbleiben. 3. eine Resolution an Reichstag und Regierung
wegen Verbesserung des Technikerrechtes. Ferner wurden sechs
neue Kollegen als Verbands- und Vereinsmitgheder auf-
genommen.
Kreuzburg O.-Schl. Technischer Verein. Sonntag,
29. Januar 1911, findet in Kreuzburg O.-Schl. im Vereinslokal,
Witzkes Weinhandlung, um 51/2 Uhr nachmittags, eine General-
versammlung statt. Vollzähliges Erscheinen dringend erforder-
lich. Die Tagesordnung wird den Vereinsmitgliedern noch
schriftlich bekannt gegeben.
Landshut. Techniker-Verein. E. V. Am Donners-
tag, 9. Februar 1911, abends 8 Uhr, Generalversammlung im
Vereinslokal Brauerei Koller mit nachstehender Tagesordnung:
1. Geschäftsbericht. 2. Kassabericht und Prüfung der Rech-
nung durch zwei zu wählende Revisoren. 3. Neuwahl der
Vorstandschaft. 4. Aufstellung des Etats pro 1911. 5. An-
träge und Sonstiges. Es ist Pflicht eines jeden Kollegen an
der Versammlung teilzunehmen und sieht die Vorstandschaft
einer vollzähligen Beteiligung entgegen.
Leipzig. Techniker-Verein. Br.-A.: Ingenieur Hugo
Förtsch, Leipzig-Gohlis, Schkeuditzer Straße 19. Versammlung:
Jeden Mittwoch, abends 9 Uhr. Vereinslokal: Bayrische Krone,
Jakobstraße 2. Der Monatsplan für Februar 1911 geht unseren
Mitgliedern durch besonderes Rundschreiben zu.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. E. V.
Br.-A.: Q. Hasselbeck, Berliner Straße 86. Freitag, 3. Februar er.,
abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal, Casino-Restaurant, Freiheits-
straße 65, Monatsversammlung. Tagesordnung: 1. Schriftliche
Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Vortrag des Herrn
Kollegen Karl Schreier über „Organisationsarbeit". 4. Ver-
schiedenes. In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung
wird um zahlreiches und pünktliches Erscheinen gebeten. —
Bei der in der Generalversammlung am 9. Dezember v. Js.
statigefundenen Neu- bezw. Wiederwahl des Vorstandes wurden
gewählt üie Herren: Gottfr. Hasselbeck, I. Vorsitzender; Otto
Moeller, II. Vorsitzender; Rieh. Kuhncke, I. Schriftführer; Anton
Brüggemann, II. Schriftführer; Art.hur Roland, III. Schriftführer;
Hans Spakler, Kassierer und Hugo Paul, Äi^hivar.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. und
Br.-A.: Ing. M. Weiß, Nordhausen, Friedrichsh-. 12. V. u. O. :
Jeden Donnerstag, abend 8V4 Uhr, im „Bürgerbräu", Töpfer-
straße. Sonntag, vormittag von 11 1/4 Uhr ab, Frühschoppen im
Cafe Dietze. Am Donnerstag, 2. Februar, abends 8V4 Uhr,
findet im Vereinslokal „Bürgerbräu" unsere Februar-Hauptver-
sammlung statt und bitten um zahlreichen Besuch derselben.
Nürnberg. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : Arch.
Karl Wolkersdorfer, Tucherstr. 38. V. u. O. : Jeden Mittwoch,
abends 8V2 Uhr, in der Restauration z. „Theodor Körner" —
Inselschütt. Mittwoch, 1. Februar, Monatsversammlung. Tages-
ordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Einlauf.
4. Verschiedenes. Um recht zahlreiches Erscheinen wird ersucht.
Der erste Kassierer hat wegen geschäftlicher Verhinderung sein
Amt niedergelegt. I. Kassierer ist nunmehr wieder Koll. Georg
Guggenberger, Hinterem Bahnhof 18. Die mit Beiträgen rück-
ständigen A^itglieder wollen diese Adresse recht rege in Anspruch
nehmen, auch können Beiträge auf unser Postscheckkonto Nr. S56
beim Postscheckamt Nürnberg einbezahlt werden.
Oberhausen ( Rhld.). Technischer Verein. In
unserer Hauptversammlung vom 8. Dezember wurde der Vorstand
wie folgt neu gewählt: 1. Vorsitzender: Koll. M. Schmidt, Stadt-
bauiuhrer (W); 2. Vorsitzender: Koll. G. Hödl, Ingenieur (N);
1. Schriftführer: Koll. A. Busch, Bautechniker (N); 2. Schrift-
führer: Koll. A. Offers, Ingenieur (N); Kassierer: Koll. R.
Kunze, Ingenieur (W); Bibliothekar: Koll. G. Lohsctielder,
Elektrot. (N); Beisitzer die Kollegen : D. Heckermann, Kgl. Ober-
bahnmeister, D. van Laak, Ingenieur, Aug. Klocke, Ingenieur, O.
Wilms, Bauingenieur; Kassenrevisoren: J. Fahlenkamp, Ing.,
D. Heckermann, Oberbahnmeister. Vereinsadresse: M. Schmidt,
Düppelstr. 87. Kassenadresse und Stellenvermittelung: R.
Kunze, Stöckmannstraße 34.
Heft 5
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
79
Oldenburg. Techniker-Verein. Die näcliste Haupt-
versammlung findet am Mittwoch, 1. Februar, abends 9 Uhr,
im Landesgewerbe-Museum statt. Tagesordnung: 1. Jahres-
bericht, Bericht der Kassenrevisoren und Entlastung des
Kassierers. 2. Beschlußfassung betr. Vereinsbeitrag. 3. Hebung
der Beiträge für das erste Vierteljahr IQll. 4. Verschiedenes.
Nebenversammlung am Mittwoch-, 14. Februar, abends 9 Uhr,
im Restaurant Bavaria. Rege Beteiligung dringend erwünscht.
Pforzheim. Technischer Verein. Vors. : Gustav
Jäkel, Stadtbauassistent, Salierstraße 20. — Vereinslokal: Großes
Nebenzimmer der „Bavaria", östliche Karl-Friedrich-Straße 29.
Br.-A. : Technischer Verein Pforzheim. — Unsere nächste Mit-
gliederversammlung findet am Mittwoch, 1. Februar, abends
872 Uhr, mit folgender Tagesordnung statt: 1. Protokoll-
verlesung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Berichterstattung
über die am 5. Januar in Karlsruhe stattgefundene Kundgebung
zugunsten eines besseren Rechtes der technischen Privat-
angestellten. 4. Statikkurs. 5. Verschiedenes. Um zahlreichen
und pünktlichen Besuch der Versammlung wird gebeten. Gäste,
insbesondere dem Verein und Verband noch fernstehende Kol-
legen sind stets willkommen.
Pirmasens. Techniker-Vereinigung. Am Sams-
tag, T.Januar, fand eine Generalversammlung mit Jahresbericht,
Rechnungsablage und Neuwahl statt. Nach erfolgter Bekannt-
gabe blickt der Verein auch heuer wieder auf eine erfolgreiche
Tätigkeit zurück. Durch die Aufnahme 7 neuer Mitglieder ist
die Zahl derselben auf 28 Aktive und 6 Passive angewachsen.
Wiedergewählt wurden: A. Scherrer als Vorsitzender, D. Kittel-
berger als Rechner, P. Schloenvoigt und W. Altendorf als Bei-
sitzer; neugewählt A. Uiberall als Schriftführer. Am Schlüsse
der Versammlung wies der Vorsitzende auf die Wichtigkeit
der Organisation zum D. T.-V. hin, welche Aequivaiente dieser
seinen Mitgliedern wieder bietet und bat die anwesenden Herren,
nach Möglichkeit es zu versuchen, die hier domizilierten und
noch fernstehenden Herren Kollegen dem Vereine zuzuführen.
Posen. VereinigungPosenerTecbniker. Br.-A. :
Kühne, Posen O. 5, Bitterstraße 26 II. Die nächste Ver-
sammlung findet am Freitag, 3. Februar, abends 9 Uhr,
im Restaurant Mandel, Berliner Straße 19 1, statt. Haupt-
punkte der Tagesordnung sind der Bericht über die Gesamt-
vorstandssitzung in Sondershausen und die Besprechung des
Gesetzentwurfs über die Pensionsversicherung der Privatange-
stellten. Zu dieser Versammlung laden wir die Herren Einzel-
mitglieder ganz besonders ein und teilen nochmals mit, daß
der gesamte Vereinsbeitrag ab 1. Januar 1911 nur 2 M pro
Jahr beträgt.
Reistenhausen und Umgegend. Technischer Verein.
Am Sonntag, 5. Februar, findet dahier im Vereinslokal zum
Bayer. Hof die übliche Monatsversammlung statt. Es wird
dringend um recht zahlreiche Beteiligung gebeten. Die Beiträge
für das I.Quart, mit 4,50 M wollen baldmögl. eingesandt werden.
Am 8. Jan. fand dahier im Vereinslokal die alljährliche General-
versammlung statt. Folgende Herren wurden in die Vorstand-
schaft gewählt: 1. Vorsitzender: Bautechniker Jos. M. Rauch;
2. Vorsitzender und 1. Schriftführer: Bautecliniker Jos. Karges;
2. Schriftführer: Bautechniker Karl Umsche'd; Kassierer: Bau-
techniker Jos. Hegmann; Beisitzer: Bautechniker Ernst Strecker
und Bautechniker Jos. Keller. Die Versammlung hat beschlossen,
die Verbands- und Vereinsbeiträge mit 4,50 M vierteljährlich
zu belassen. Es wird besonders an die auswärtigen Mitglieder
die höfl. sowie dringende Bitte gerichtet, die Beiträge stets
rechtzeitig an Herrn Kassierer Jos. Hegmann einzusenden. Säu-
mige Mitglieder werden in den Ausstand gesetzt.
Stettin. Technischer Verein. Br.-A.: Rud. Koch,
Stettin-Grabow, Langestraße 12 III. Hauptversammlung am Don-
nerstag, 2. Februar 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal
Restaurant „Neubauer", Pölitzerstr. 14. Tagesordnung: 1. Mit-
teilungen und Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Verschie-
denes. — Laut Versammlungsbeschluß ist der Beitrag für das
Jahr 1911 auf 21 M festgesetzt und vierteljährlich in Höhe von
5,25 M zu entrichten (4,50 M für den Verband und 0,75 M für
den Verein). — Die Liste zum Einzeichnen der einzuladenden
Gäste für die Veranstaltung im Februar liegt im Vereinslokal aus.
Würzen. Technischer Verein. Vors.: Hugo Oeh-
ring, Ingenieur, Könneritzpiatz 19 part. Die nächste Versamm-
lung findet Mittwoch, 1. Februar 1911, im „Hotel zur Post",
abends 9 Uhr, statt. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Mit-
gliederbewegung. 3. Wahl eines Stimmführers zu der am
12. Februar in Leipzig stattfindenden Bezirksversammlung.
4. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der vor-
liegenden Tagesordnung wird um recht zahlreiches und pünkt-
liches Erscheinen ersucht. Gleichzeitig machen wir darauf auf-
merksam, daß künftighin die Versammlungen im „Hotel zur
Post" abgehalten werden und zwar wie bisher jeden 1. Mitt-
woch nach dem 1. und 15. bezw. am 1. und 15. jeden Monats.
Techniker im Baugewerbe.
Chemnitz. Bauhütte. Freitag, 3. Februar, abends
Punkt 1/29 Uhr, Jahreshauptversammlung im Vereinslokal Rest.
Moritzburg. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Mitglieder-
bewegung. 3. Jahresbericht. 4. Kassenbericht. 5. Bericht der
Ausschüsse. 6. Bericht der Kassenprüfer. 7. Entlastung des
Vorstandes. 8. Neu- bezw. Ersatzwahlen. 9. Anträge. 10. Haus-
iialt und Arbeitsplan für 1911. 11. Allgemeines. Nach § 11
der Satzung ist das Erscheinen sämtlicher örtlicher Mitglieder
bedingt. Unentschuldigtes oder unbegründetes Fehlen wird
satzungsgemäß bestraft.
Dresden. Bauwissenschaftl. Verein „M o t i v".
Adr. d. Vors.: Baumeister Eugen Pönisch, Dresden 30, Schützen-
liofstraße 11. Adr. des Kassierers: Architekt Otto Ruf, Rade-
beul, Gartenstraße 48. Die am 18. Januar stattgefundene Jahres-
hauptversammlung hat der für den 1. April geplanten Ver-
schmelzung der beiden Dresdner Brudervereine Motiv und Bau-
hütte unter dem Namen „M otiv, Bauhütte Dresden" zu-
gestimmt. Die Mitgliederzahl wird dann weit über 200 be-
tragen und bei fernerer energischer Arbeit als Zweigverein des
D. T.-V. die wirkungsvolle Standesvertretung der Berufskollegen
Dresdens darstellen. In Berücksichtigung dessen fanden jetzt
keine Neuwahlen statt und bleibt der bisherige Gesamtvorstand
bis zum Verschmelzungstermin in Tätigkeit. Sonnabend,
28. Januar, abends Uhr, findet im Gewerbehaus Gesamt-
vorstandssitzung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Ein-
gänge. 2. Etatfestsetzung. 3. Generelle Aufstellung des Ar-
beitsprogramms. 4. Aufnahmen. Die Mitglieder des Vorstandes,
der Ausschüsse, die Beisitzer und Kassenrevisoren werden ge-
beten, pünktlich anwesend zu sein. Mittwoch, 1. Februar, Punkt
1/39 Uhr abends beginnend, ist der 1. Diskussionsabend an-
gesetzt. Die Hauptreferate sind: Die Hauptversammlung des
techn. Wahlvereins der Gruppe C. für Reichs-, Staats-, Gemeinde-
und Privattechniker und der Gesetzentwurf der Pensionsversiche-
rung der Privatangestellten. Vollzähliger Besuch ist erwünscht.
Dresden. „Dresdner Bauhütt e." Vereins!okal : „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 11. Vors.: Baumeister F. Severitt, Rade-
heul, Albertstr. 7. Kassierer: Baumeister Gladewitz, Dresden-N.,
Konradstraße 10. 2. Februar Monatsversammlung, abends pünkt-
lich 1/29 Uhr, im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Erledigung
der Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Erledigung
\on wichtigen inneren Angelegenheiten. 4. Bericht über das
25jährige Stiftungsfest. Die Herren Mitglieder werden ersucht,
sich an der Feier des 25jährigen Stiftungsfestes in den Räumen
des Linkeschen Bades am 7. Februar 1911 recht zahlreich zu
beteiligen. Die werten Gäste und Gönner des Vereins, sowie
die Brudervereine werden hierzu herzlichst eingeladen.
Landsberg a. W. Bauhütte. In den Vorstand des Ver-
eins für das Jahr 1911 wurden gewählt die Kollegen: R. Schaerig
als 1. Vorsitzender, H. Woltersmann als Schriftführer und stell-
vcrtr. Vorsitzender und W. Luhdo als Kassierer. Die Brief-
adresse des Vereins lautet: Herrn R. Schaerig, Bausekr., Lands-
berg a. W., Friedeberger Chaussee 7. Dem Verein und Ver-
bände noch fernstehende Kollegen sind in den Sitzungen und
Veranstaltungen des Vereins herzlich willkommen.
Liegnitz. „B a u h ü 1 1 e", Vereinig. Liegn. Tech-
niker. Vors. u. Br.-A.: Architekt W. Reineke, Sophienstr. 32.
Versammlung: Jeden Donnerstag nach dem 1. jeden Monats
im „Alten Fritz". Auch das 19. Geschäftsjahr war im all-
gemeinen ein erfreuliches, obgleich durch Fortzug vieler Kollegen
und Austritt mehrerer selbständiger Herren die Mitgliederzahl
\on 53 am Beginn des Geschäftsjahres auf 48 am Schluß des
Geschäftsjahres gesunken war; verschiedene jüngst erfolgte An-
meldungen berechtigen jedoch zu guten Hoffnungen. Die Vor-
slandschaft setzte sich zusammen aus den Kollegen Reineke,
Vorsitzender, Erdmann, Schriftführer, Krause, Kassierer, Franke,
Archivar, Smit und Acker, Beisitzer. Kollege Meyer wurde mit
den Geschäften der Stellenvermittelungs- und Auskunftssachen
betraut.
Techniker in der Industrie.
Bezirk Groß-Berlin. Br.-A.: F. Bartsch, Emdener Str. 18.
Unsere Monatsversammlung findet am Mittwoch, 1. Februar
IQll, abends 8V2 Uhr, in den Sophiensälen, Sophienstr. 18,
statt. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls der letzten
Versammlung. 2. Geschäftliches. 3. Vortrag von Herrn Koll.
O o r n i k : „D as Problem der Stellenlosen v er-
sieh e r u n g". (Diskussion.) 4. Verschiedenes.
Cannstatt. Maschinentechnischer Verein. Br.-
A.: A. Weber, Ingenieur, Cannstatt, Rosenaustr. 42. V.: Hotel
..Goldener Hahn", Cannstatt. Am Mittwoch, 1. Februar 1911,
findet abends 8 Uhr unsere Monatsversammlung statt. Tages-
80
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 5
Ordnung: 1. Protokoll. 2. Neuaufnahmen. 3. Bericht über die
Landesversammlung. 4. Verschiedenes. Das Ergebnis der Neu-
wahlen der letzten Generalversammlung für das Geschäftsjahr
1911 war folgendes: 1. Vorsitzender A. Weber; 2. Vorsitzender
H. Lappe; 1. Schriftführer G. Lappe; 2. Schriftführer K. Lin-
dauer; 1. Kassierer E. Holfinger; 2. Kassierer Fr. Lasch; Biblio-
thekar A. Lasch und Beisitzer P. Denner. Ab 1. Januar 1911
beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Monat 1,75 M für Verband
und Verein. Zahlungen sind vierteljährlich im voraus zu ent-
richten.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Vors. und
Br.-A.: Rob. 'Donix, Chemnitz, Elisenstr. 5. Vereinslokal: Hotel
Roter Hirsch. Monatsplan für Februar 1911: Freitag, 3. Febr.,
Jahreshauptversammlung. Tagesordnung: 1. Jahresbericht.
2. Entlastung des Vorstandes. 3. Neuwahlen. Laut Vereins-
statut scheiden aus: 2. Vorsitzende, Kassierer, korresp. Schrift-
führer (1^, 2. Bücherverwalter und 1 Beisitzer. 4. Ersatzwahl
des 3. Schriftführers an Stelle des weggezogenen Koll. A. Wolff.
Alle Ausscheidenden sind wieder wählbar. 5. Beratung ein-
gegangener Anträge. 6. Verschiedenes. Freitag, 10. Februar,
im goldenen Anker Vortrag über: Baugewerbe, Bau-
gesetze und Bodenreform von Herrn Baumeister E.
L u d e r e r (Einladung vom Bodenreformverein). Sonnabend,
11. Februar, im Saale des Museums Vortrag über Böcklin. Siehe
Bekanntmachung der Bezirksverwaltung Chemnitz. Freitag,
17. Februar, im Saale des Roten Hirsch Vortrag über: „Das
Fräsen der Stirnräder nach Abwälzverfahren
resp. Teilverfahren von Herrn Ing. M. Vogt. Freitag,
24. Februar, zwanglose MitgLederzusammenkunft. — Voranzeige:
Zum Sachs. Bußtag, 15. März 1. Js., Exkursion nach Altenburg,
S.-A. Nähere Auskunft erteilt Schriftführer Schauseil, Ludwig-
straße 43. NB. Wir bitten unsere Mitglieder, die Vereins-
anzeigen in den Mitteilungen der Landesverwaltung Sachsen zu
beachten.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
Ingenieure. Vereinslokal : Gewerbehaus, Ostra-Allee. Frei-
tag, 3. Februar 1911, abends ^l^^ Uhr beginnend, Monatshaupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder. 3. Verteilung der Preise an die Mitglieder mit den
3 höchsten Besuchsziffern des vergangenen Jahres. 4. Etat-
beratung. 5. Verschiedenes. Zur Etatberatung ist in allererster
Linie ntowendig, daß alle Mitglieder ihre Wünsche zum Vortrag
bringen, damit diese im Etat Berücksichtigung finden. Wir
(Nur für Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
153 für eine Kgl. Behörde in Marburg sofort ein zuver-
lässiger, zeichnerisch und konstruktiv befähigter Techniker zur
Projektbearbeitung des Neubaues eines ph3'sikalischen Instituts
auf zunächst 2 Monate mit voraussichtlicher Weiterbeschäfti-
gung. Gehalt 150 bis 180 M. Angebote mit Oehaltsansprüchen
unter 153 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
154 für einen Bauunternehmer in Bochum baldmöglichst
ein Bauführer, tüchtig im Abrechnen und in Bauleitung. Ge-
halt 180 M, nach Leistung steigend. Angebote unter 154 an
die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des
Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. 94.
155 für eine Zeche in Lünen sofort ein tüchtiger Bauführer
für den Neubau einer Kolonie. Gehalt 150 bis 170 M. An-
gebote unter 155 an die Geschäftsstelle für Rheinland und West-
falen wie unter 154.
156 für ein Kgl. Hochbauamt in Lingen sofort ein tüch-
tiger, unverheirateter Bautechniker mit abgeschlossener Bau-
gewerkschulbildung und Erfahrung im Geschäftsbetrieb der
Staatsbauverwaltung. Stellungsdauer 3 Monate, evtl. länger. Ge-
halt bis 180 M. Angebote unter 156 an die Zweigstelle Osna-
brück, z. H. des Herrn H. Schütte, Parkstr. 45.
158 für das Vermessungsburcau einer Kgl. Wasserbauverwal-
tung sofort ein junger Vermessungstechniker mit guter Hand-
und Rundschrift, sauberer Zeichner. Angebote mit Gehaltsan-
sprüchen unter 158 an die Zweigstelle für Vermessungstechniker,
z. H. des Herrn L. Urbach, Baumschulenvveg bei Berlin, Scheib-
Icrstraße 27.
erwarten schon aus diesem Grunde vollzähligen Besuch der
Versammlung. Gäste sind herzlichst willkommen.
Nürnberg. „Kraft und Licht", Techn. Verein.
Mittwoch, 1. Februar, abends 8V2 Uhr, Monatsversammlung im
Vereinslokale. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Neuaufnahmen.
3. Sonstiges. Der Vereinsabend am Mittwoch^ 8. Februar, fällt
aus. Am Mittwoch, 15. Februar, findet der bereits angekündigte
Vortrag des Herrn Hausmann über: „Hartgummi-
fabrik a t i o n" im Vereinslokale statt.
Staat stechniker.
Landesverein Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs. : Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.)
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A. : E. Klotzsche, Bahnmstr. I. Kl., Zschopauer Str. 64. Am
Sonntag, 5. Februar, nachmittags 3 Uhr, findet in unserem
Vereinslokale Restaurant „Moritzburg" die diesjährige Jahres-
hauptversammlung statt. Herr Koll. Bm. Döring wird hierbei
einen Vortrag über „Aeltere und neuere Baustile" halten. Die
Tagesordnung geht allen Mitgliedern noch auf besonderer Ein-
ladungskarte zu. Wir rechnen, in Anbetracht sehr wichtiger
Punkte, auf das bestimmte Erscheinen aller Kollegen. Im
Februar ist wegen der Jahreshauptversammlung des Landes-
vereins keine Monatsversammlung. Donnerstag,
9. Februar, Stiftungsfest im Etablissement „Goldne Kugel".
■ ■
■ ■
■ Turnverein ■
j a.d. Königl. Baugewerkschule Höxtera. d.w. ;
■ Hierdurch beehren wir uns sämtliche früheren An- ■
j[ gehörigen des hiesigen B. T. V. zu unserem am 4. Februar "
■ 1911 auf dem Felsenkeller stattfindenden ■
1 Winter- Vergnügen ■
J ergebenst einzuladen. J
■ Der Vorstand. ■
■ I. A.: Sander. ■
159 für ein größeres Berliner Vermessungsbureau sofort
ein mit Berliner Verhältnissen vertrauter und in der häus-
lichen Bearbeitung aller Arbeiten erfahrener junger Vermes-
sungstechniker. Angebote unter 159 an die Zweigstelle für
Vermessungstechniker wie unter 158.
160 für ein Militärbauamt in Berlin sofort ein Bautechniker,
der möglichst bei Militärbehörden tätig war. Tagesdiäten 6 bl»
7 M. Angebote unter 160 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
162 von einer Berliner Firma sofort ein tüchtiger Zeichner
mit Erfahrung in Gas- und Wasseranlagen. Gehalt 130 tA
und mehr. Angebote unter 162 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
163 für ein Baugeschäft in Verden a. Aller sofort ein Bau-
techniker, gesetzten Alters, gelernter Maurer, tüchtig und sicher
im Projektieren, Veranschlagen und in Statik. Gute Hand-
schrift erforderlich. Bewerber muß den Chef voll und ganz ver-
treten können. Stellung evtl. dauernd, nach kurzer Probezeit.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 163 an die Zweigstelle
Bremen, z. H. des Herrn Otto Krause, Neustadts Contresi-
carpe Nr. 70.
166 für ein Architekturbureau in Schneidemühl sofort ein
Bautechniker, flotter Zeichner, mit Bauleitung und dem Abrech-
nungswesen vertraut. Gehalt bis 200 W. Angebote unter 166
an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des Herrn H. Neudahl,
Mittelstraße 48.
167 für eine Kgl. Wasserbaubehörde in Oppeln sofort ein
Vermessungstechniker und ein Kulturingenieur für Bureau-
und Feldarbeit. Stellung vorübergehend, jedoch evtl. von mehr-
jähriger Dauer. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 167
an die Hauptstcllc Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 6 Schritiieituns: e. Rieh, schoben, Berlin. 4. FebruarlQII
labalt: Standesbewußtsein — Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik — Ueber die Verwendung von Drainageröhren für Wasserversorgungen — Wirtschaft und
Leben - Standesbewegung — Rechtsfragen ~ Aus der Volkswirtschaftslehre - Zeitschriftenschau — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände.
Standesbewußtsein
Von Dr. LASSEN.
„Gewerkschaftliche Standespolitik" so lautet heute auf
einen kurzen Ausdruck gebracht das Programm unseres
.Verbandes. Bevor diese Stufe der Entwicklung erreicht
werden konnte, mußten die Interessen aller soweit geklärt
sein, daß man sich darin einig war, was mit dieser Politik
vertreten werden sollte. Am Anfang dieser Wendung
in die Standespolitik steht die Bildung eines aus-
gesprochenen Standesbewußtseins. Erst als dies Bewußt-
sein der Zugehörigkeit zu einem besonderen Stand in
jedem einzelnen lebendig geworden war, konnte man
beginnen, daraus die Grundlage einer Politik zu machen.
Ein Standesbewußtsein der Techniker ist nicht immer
vorhanden gewesen und ist nicht zu allen Zeiten dasselbe
gewesen. Vor einem Menschenalter hätte man noch sehr
wenig Solidaritätsgefühl bei den Technikern antreffen
können. Unter uns leben noch genug, die jene Zeiten sahen,
da es über die Menschheit wie ein Taumel kam und man
felsenfest glaubte an die goldene Zukunft des technischen
Berufs. Da stand jeder für sich und jeder war von sich
überzeugt, daß er das Glück Würde zwingen können. Ein
gemachter Mann war, wer die Ingenieurwissenschaften
studierte. Sie alle, alle würde die Welle emportragen.
Da entstand der Typus des Technikers, der nichts anderes
kannte, als sein ganz persönliches egoistisches Interesse,
der unbekümmert um den Nebenmenschen seinen Weg ging.
Wohl hatte er ein starkes Gefühl für die Bedeutung seines
Berufs, er hatte eine hohe Vorstellung von der Rolle, die
die Technik in der neuen Volkswirtschaft zuspielen berufen
war, aber keinen Augenblick dachte er daran, sich mit
seinesgleichen zusammenzuschließen, wirtschaftliche Inter-
essen zu vertreten. Das hatte er nicht nötig; wenigstens
glaubte er, das nicht nötig zu haben. Denn er dachte in
den Gedankengängen dessen, bei dem er arbeitete, er
fühlte sich als Glied der Unternehmung, die Interessen
des Betriebes waren auch seine Interessen. Er glaubte
dabei auf seine Rechnung zu kommen und kam dabei
auch auf seine Rechnung. Damals waren noch nicht die
Riesenbetriebe, wie wir sie heute erleben, damals war
es gut möglich, daß bei kleineren Betrieben der Tech-
niker nach einer Reihe von Jahren in die Leitung des
Unternehmens aufgenommen wurde. Daher galt dem
Techniker der Betrieb als etwas Unantastbares, und gab es
Differenzen zwischen Direktion und Arbeiterschaft, immer
war der Techniker auf Seiten der Arbeitgeber zu finden.
Das war der Inhalt seines Standesbewußtsein: „Die
Anwartschaft auf die künftige Leitung ge-
bietet mir Zurückhaltung selbst da, wo
meine Interessen zeitweilig leiden müssen.
Der Betrieb verlangt das! Der Betrieb verträgt keine
sozialpolitischen Experimente!" Der Betrieb!
Noch heute haben wir Techniker von dieser Kate-
gorie, denen der Betrieb über alles geht, die mit einer
gewissen Genugtuung davon reden, daß sie im Interesse
des Betriebes zehn Stunden oder gar noch länger zu
arbeiten haben, die isich rühmen, einen angebotenen Urlaub
ausgeschlagen zu haben. Wir verstehen das nicht mehr.
Wohl aber verstehen wir, daß sie es sind, die zum Teil
die Schuld dafür ti-agen, daß die Bewegung nicht immer
so Vorwärts geht, wie wir möchten. Das ist ihr Fehler,
daß sie unter gänzlich veränderten Verhältnissen Gnmd-
sätze anwenden wollen, die für die Vergangenheit ihre
Berechtigung gehabt . haben mochten, heute aber selber
Vergangenheit geworden sind.
Wir denken heute anders. Denn die Voraussetzungen,
von denen jene ausgehen, gelten nicht mehr. Das be-
weisen die Zahlen der Berufs- und Betriebsstatistik des
Deutschen Reichs vom Jahre 1907. Im Gewerbe hat sich
die Zahl der Selbständigen wesentlich vermindert:
Gegen 1895 um 4,llo/o
„ 1882 „ 10,1870
Umgekehrt vergrößerten sich im Gewerbe die Zahlen
der Betriebs- und Kontorbeamten außerordentlich schnell:
Gegen 1895 um 160,1 o/o
1882 „ 592,40/0
Derselbe Vorgang wird in einer anderen Zahlenreihe
ausgedrückt und sieht so aus :
1882 .... 308000 Betriebs- und Kontorbeamte
1895 .... 622000
ig07 ... 1 291 000
In diesen Zahlen liegt das Schicksal der Techniker-
schaft beschlossen. Sie zerstörten den Traum von ehedem.
Denn sie besagen in aller Nüchternheit folgendes: Die
Zahl der Selbständigen nimmt fortwährend ab, die Zahl
der Angestellten nimmt ungleich schneller zu, und damit
ist die Möglichkeit, je selbständig zu werden, so gut v\ ie
verschlossen dem, den die Geburt zur Unselbständigkeit
verurteilte. Das ist ein Prozeß, der fertig vor uns liegt,
und an dem nichts mehr zu drehen und zu deuteln ist.
Nach diesen Zahlen haben wir unsere Verbandspolitik
orientiert, und weil sie da sind, sind wir zur zielbewußten
Angestelltenpolitik übergegangen. Sie ist nichts anderes,
als einfache logische Folgerung aus einer Entwicklung,
die über uns gekommen ist, gegen die anzukämpfen
Torheit wäre.
Ebenso wenig wie diese Ziffern aus den
Tafeln der Berufsstatistik verschwinden
werden, ebenso wenig wird das Wort von
der zielbewußten A n g e s t e 1 1 1 e n p o 1 i t i k aus
1
82
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
unserem Programm je wieder entfernt wer-
den können. Das steht für uns fest, unverrückbar wie
die großen Zahlen selber, die die Schichtung der sozialen
Klassen umschließen. Unsere Aufgabe ist nur, dieser
Politik den richtigen Inhalt zu geben.
Die klare Formulierung eines sozialpolitischen Pro-
gramms geschah zeitlich später als die Herausarbeitung
eines neuen Standesbewußtseins. Wie die Zahl der Klein-
betriebe abnahm, die ganz großen Betriebe größer und
größer wurden, vollzog sich eine Umwandlung in dem
inneren Verhältnis des Technikers zum Betrieb, nahm
sein Standesbewußtsein eine andere Richtung und gewann
einen anderen Inhalt. Nach einer Zeit, die voll war von
Pessimismus und Hoffnungs'josigkeit, da mon schon besorgt
war, alle Bemühungen um die Hebung des Standes seien
umsonst, haben wir jetzt wieder ein Geschlecht, das ge-
tragen ist von der Zuversicht: Wir koir.men vorwärts,
uns gehört die Zukunft. Aus Selbstvertrauen und
dem Willen zur Organisation ward ein
neues Standesbewußtsein geboren. Im Ver-
band wurde die Grundlage geschaffen, von der aus der
Techniker wieder seinen Wert zu fühlen begann. Er wollte
nicht mehr ein bloßes Produktionsmittel sein, das in
den Betrieb eingestellt und wieder ausgeschaltet wird,
sobald es die größere Rentabilität erfordert, sondern ge-
stützt auf die Organisation, fing er an, sein Interesse im
Gegensatz zur Unternehmung zu betonen. Nicht mehr
war ihm der Betrieb die Hauptsache, dem alles andere
unterzuordnen war, sondern der Mensch. Die einfache
Erkenntnis, die schon verloren zu sein schien, kam wieder
zu Ehren: Ausgangspunkt und Ziel aller Wirtschaft ist
der Mensch. Zuerst das Bewußtsein, menschlichen Werts
und menschlicher Würde, erst dann in gehörigem Abstand
das Interesse des Betriebs! Alles Wirtschaften, alle Be-
triebe, selbst die größten und mächtigsten, sind nur dazu
da, dem Menschen zu 'dienen, ihm den Kampf ums Dasein
zu erleichtern, nicht aber ihn zu vergewaltigen. Der Be-
trieb ist immer nur Mittel zum Zweck.
Der Techniker kam so in einen gewissen Abstand von
der Leitung der Produktion. Nicht gesagt ist damit, daß
er sich nun schlechtweg in einen Gegensatz zum Unter-
nehmen fühlen müßte. Seine Stellung ist nicht grund-
sätzlich nach dem Schema: Hie Arbeitgeber, hie Arbeit-
nehmer zu beurteilen. So einfach liegen die Dinge denn
doch nicht. Sprechen wir es ruhig aus: Der Techniker
hat dank seiner sozialen Mittelstellung zu^eifellos ein
größeres Interesse an dem Erfolg des Unternehmens als
die Masse der Arbeiterschaft. Schon die Art seiner Arbeit,
die keine rein mechanische Verrichtung ist, läßt ihm Spiel-
raum für ein persönliches Interesse. Aber ebenso
sicher ist, daß irn selben Augenblick jede Sympathie auf-
hört, wo ein Zusammenstoß mit dem sozialen Interesse
stattfindet. Dann verschwindet jedes individuelle Interesse
am Betrieb und das Interesse der Gesamtheit der Tech-
nikerschaft gibt den Ausschlag.
Das ist die Umwandlung, die wir heute durchmachen.
Während früher der Techniker mit dem Betrieb ging, geht
er heute in erster Linie mit der Organisation. Während er
früher seinen Wert bemaß nach der Zugehörigkeit zu
einem Betrieb, empfindet er heute Standesbewußtsein,
weil er Glied einer großen Korporation geworden ist.
Früher war er stolz, für sich allein zu stehen; heute ist
er es, weil er zu der Masse seiner Kollegen gehört, die
eine Macht im Wirtschaftsleben repräsentieren. Uns fehlt
das Verständnis für den, der den merkwürdigen Mut hat,
als einzelner den Gang durdh diese Welt mit ihren Kon-
kurrenzklauseln, langen Arbeitszeiten und schlechten Ge-
hältern zu gehen. Was der wohl ausrichten will? Er ist
ein Nichts im gigantischen Erwerbsleben der Gegenwart,
der erste Sturm kann ihn zerbrechen. Wir, die wir zum
Verband gehören, wissen, warum wir voll Zuversicht und
froher Erwartung der Zukunft entgegengehen können. Wir
gehen nicht allein, sondern mit vielen anderen, die das
gleiche Schicksal zusammenführte.
Die Zeit der Gewerbefreiheit liegt hinter uns. Noch
ist die neue Industrieverfassung erst im Werden. Von
unten her ist der korporative Zusammenschluß bereits
weit vorgeschritten, und oben bei den Unternehmern ist
man nicht müßig gewesen, einen Verband nach dem an-
deren zu gründen. Nun ist die Reihe an uns; daß wir
nicht erdrückt werden von Gewalten, die jetzt noch stärker
sind als wir. Es wird nicht lange dauern, dann wird die
Technikerschaft vollständig durchorganisiert sein und wir
werden mit Ruhe der Zeit entgegensehen, da das große
Ringen einsetzt um die Neuordnung der Arbeit. Der
spätere Geschichtsschreiber, der die Wirtschaftskämpfe von
heute schildert, wird ein besonderes Kapitel dem Tech-
nikerstande widmen, der seine Zeit verstanden hat und
in richtiger Erkenntnis seiner Lage sich zusammenschloß,
um die ihm gebührende Stellung im neuen Wirtschafts-
volk zu erobern. Er wird von ihm sagen, daß er Oe-
se h i c h t e gemacht habe.
Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik
Von Doktor-Ingenieur GEORG HERBERG, Halle a. S.
IV.*)
Die spezifische Wärme der Verbrennungsgase.
Es ist bekannt, daß alle neueren Untersuchungen von
Mallart & Le Chateüer, Dr. Langen, Grießmann, Knob-
lauch & M. Jakob, Prof. Linde, Prof. Lorenz usf. darauf
hinweisen, daß die spezifische Wärme der Gase, d. h. die
Wärmemenge, welche nötig ist um 1 kg Gas oder 1 cbm
um 1" C zu erwärmen, mit steigender Temperatur an-
wächst, am meisten die von Kohlensäure und Wasserdaiupf,
weniger die der zweiatomigen Gase wie Stickstoff, Sauer-
stoff, Kohlenoxyd, ferner Luft usf. Da die Untersuchungen,
*) Vergl. Heft 41, 42 und 46/1910.
die untereinander verschiedene Werte ergeben, noch nicht
abgeschlossen sind, so seien die vermittelnden Werte der
Hütte (1Q05) hier zu Grunde gelegt. — Infolge dieser ver-
schiedenen Werte, welche die spezifischen Wärmen
annehmen, je nach der Temperatur, müssen einige Be-
griffe festgelegt weiden, mit denen zu arbeiten ist. Man
scheidet zwischen der wahrenspezifischen Wärme
und mittleren spezifischen Wärme. Die erstere
bedeutet die spezifische Wärme bei einer bestimmten Tem-
peratur; in der Nähe dieser Temperatur ist die spezi-
fische Wärme praktisch als konstant zu setzen. Wünscht
man dagegen z. B. bei einem Abkühlungs- oder Erwär-
mungsprozessc die spezifische Wärme über den ganzen
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
83
Bereich dieses Prozesses zu benutzen, so muß man einen
mittleren Wert ansetzen, die sogenannte mittlere spezi-
fische Wärme, die gewöhnlich zwischen 0' und t" be-
stimmt wird; sollen Rechnungen ausgeführt werden
zwischen zwei beliebigen Temperaturen, ti und t,., so -muß
dieser von 0" ausgehende mittlere Wert entsjTrechend um-
gerechnet werden. Bei Rechnungen mit Qasvolumina
werden die Gasmengen gewöhnlich umgerechnet auf 0"
und 760 mm Druck {°/^eo) verwendet; neuerdings jedoch
pflegt man vielfach in Anpassung an die mittleren Durch-
schnittswerte der Temperaturen die Gasmengen auf 15"
und 1 Atm = 735,5 mm Quecksilber (^Vtsb) zu beziehen.
Alle Rechnungen können mit Qasmengen in kg oder
cbm durchgeführt werden, je nachdem es bequemer scheint;
zw'ischen beiden Werten bestehen bequeme Uebergangs-
beziehungen.
Alle diese Verhältnisse sollen kurz Beriicksichtigung
finden, weil sie oft unklar sind und falsch an-
gewendet werden.
Es bedeutet nach den Bezeichnungen auf Seite 647
(Heft 41) Jahrgang IQIO: Die mittlere spezifische Wärme
zwischen 0° und t« für
konstanten Druck und 1 cbm — Cp '
Jo
Die mittlere spezifische Wärme zwischen 0" und t" für
konstanten Druck und 1 kg — Cp ^
L Jo
Die wahre spezifische Wärme bei beliebiger Temperatur
pro 1 cbm — Cp
Die wahre spezifische Wärme bei beliebiger Temperatur
pro 1 kg — Cp.
Außer diesen Werten, die auf konstanten Druck be-
zogen sind, wie sie im Feuerungsprozesse vorkommen,
gibt es noch spezifische Wärmen für konstantes Volumen,
wobei sich also der Druck verändern kann, diese Werte
werden entsprechend obigen mit
zeichnet.
Ganz allgemein gilt dann:
= X = constans == Cp :
Oy Oy
das Molekulargewicht ist und Cp =
Cv
II
22,4
Oy und s. f. be-
wobei II
- 1)'
Es ist speziell
für zweiatomige Gase:
'-P
= 1,4 und
Cp = 0,311.
760
Werte, die etwa für den Bereich von 0° bis 200" gelten.
Wenn man mit den Volumina der Gase rechnet, so
gilt als Gewicht eines cbm Gases ganz allgemein, wenn
das Molekulargewicht = fi ist.
22,4
mm
24,4
und 735,5 mm.
Beide Werte stehen also wie folgt im Zusammenhang
24 4
n 15/ ^^'^
^ 1736
Q 0/.
760
fi 15/
/736
= Gewicht eines cbm Gases von und
Gewicht eines cbm Gases von 15"
n 0/
/760
= 1,09 G'V73G-
Verhältnisse auch aus-
22,4
Mit Worten kann man diese
drücken :
Das spezifische Gewicht (das Gewicht
eines cbm ''/760) eines Gases gewinnt man
durch Division seines Molekulargewichtes
mit der Zahl 22,4; was sehr leicht zu merken ist.
Z. B. gilt für Kohlensaure u = 44 , ■ j j • ui.
c L cc 00 also wird das Gewicht
gilt für Sauerstoff ji = 32
eines cbm von O" und 760 mm oder das spezifische Gewicht
44 0
für Kohlensäure = 1,965 kg
32
für Sauerstoff ~ 1,429 kg
Folgende Tabelle 5 umfaßt die wichtigsten, in der
Feuerungstechnik vorkommenden Beziehungen.
Tabelle 5.
Molek
^•wicht eines cbm
Gas
Atom-
Chemische
gevdchi
von
zahl
Zeichen
ange-
nähert fi
0" und
760 mm
15» und
735,5 mm
Luft (trocken)
29
1,294
1,188
Sauerstoff
2
32
1,429
1,312
Stickstoff
2
N,
28
1,254
1,151
Wasserstoff
2
H.
2
0,0895
0,0827
Kohlenoxyd
2
CO
28
1,251
1,148
Kohlensäure
3
CO,
44
1,965
1,804
Schwefl. Säure
3
SO,
64
2,858
2,627
Methan
5
CH,
16
0,715
0,657
Wasserdampf
3
H, 0
18
0,804
0,738
Azetylen
4
C, H,
28
1,1614
1,149
Zwischen zwei Temperaturen 0" und t" gilt für die
mittlere spezifische Wärme ganz allgemein:
t b
+
t
für die wahre spezifische Wärme:
Cp = ap -f b • t.
Es ist also bei der mittleren spezifischen Wärme das
Additionsglied zum Grundwerte ap nur halb so groß,
wie das der wahren spezifischen Wärme.
Die mittlere spezifische Wärme für konstanten Druck
zwischen 0" und t°, bezogen, auf 1 cbm Gasvon 15" C
und 736 mm Druck, ergibt sich
für H,0:
CO,:
0,37 + 0,000057 -t
0,37 -f 0,000096 t
= 0,28 + 0,0000225 t
„ zweiatomige Gase:
wie 0„ N.,, CO u. Luft "
Bezogen auf 1 cbm von 0" und 760 mm Druck
24,4
wird zwischen 0 und t° durch Multiplikation mit
22,4
erhalten :
für H,0:
0,403 + 0,0000622 -t
0,403 + 0,0001045 t
0,305 + 0,0000245 -t
„ zweiatomige Gase:
wie O., N„ CO u. Luft "
Die mittleren spezifischen Wärmen für 1 cbm und 1 kg
hängen nun durch folgende Beziehungen zusammen, wenn
ausgegangen wird von 1 cbm von 15" und 736 mm Druck:
Cn
24,4
wenn ausgegangen wird von 1 cbm von 0° und 760 mm
Druck
Co
22,4
84
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
u
•a
c
3
Mittl. spez. Wärme für konstanten Druck für 1 cbm Gas von "/tso berechnet zwischen
0» und t»
Diagramm 2
denn das Gewicht eines cbm Gases ist: G V760 = 1-09 G
bei den verscliiedenen Temperaturen 0 und 15*^ und den
Drucken 760 und 736 mm.
fji bedeutet dabei das Molekulargewicht der Gase nach
Tabelle 5.
Es ergibt sich nun für die mittlere spezifische Wärme
pro 1 kg Gas zwischen 0 und t** C
werden: sie ist also 566
für H,0:
CO,
= 0,501 + 0,0000773 t
= 0,205 + 0,0000532 t
„ O2 „ = 0,2135 + 0,0000171 t
„ N2 „ = 0,244 + 0,00001 96 t
In den Fällen, wo es sich, wie z. B. bei Economisern
und Ueberhitzern usf., um Gasabkühlungen zwischen *fwei
Temperaturgrenzen tj und handelt, hat man, um die
mittlere spezifische Wärme für diesen Temperaturbezirk
tj bis U. zu erhalten, das zweite Glied der Formeln mit
(ti -f {,) zu multiplizieren; also z. B. für Wasserdampf
pro cbm von o/^m,
= 0,403 + 0,0000622 (t^ + t.)
740 mm und 220° C auf 480° C erwärmt werden; wie
groß ist die nötige Wärmemenge?
Zuerst muß die Luftmenge auf Vtso umgewandelt
273 740 ^
= 305 cbm
273 + 220 . 760
bezogen auf 0" und 760 mm; dann errechnet sich' die
erforderliche Wärmemenge durch Multiplikation der Luft-
menge mit der Temperaturdifferenz und der mittleren spezi-
fischen Wärme pro 1 cbm zwischen den Temperaturen
220 und 480. Es wird also
Q = 305 (480 — 220) (0,305 + 0,00 00 245 (480 + 220))
= 305 • 260 • 0,322 = 25 500 WE.
Das beistehende Diagramm 2 veranschau-
licht das Ansteigen der mittleren spezifischen Wärme
denn aus der allgemeinen Formel
spezifische Wärme
t
ergibt sich bei Bildung der Wärmemengen Qi bezw. Qo
bei ti bezw. to" C:
b \ / b
Qi
ti
Q,
t.,
also
Qi - Qi = (ti - t^)
ap + - (t, + t,)
Zur Verdeutlichung sei für den schwierigsten Fall ein
Zahlenbeispiel gerechnet: es sollen 566 cbm Luft von
für verschiedene Gase zwischen den Grenzen 0" und t
pro 1 cbm "/Teo- Es sind aus den obigen Formeln die
jeweiligen Werte über der oberen Temperaturgrenze auf-
getragen, so daß man ohne Rechnung nach den Formeln
die Werte entnehmen kann. So ist z. B. für N2 die mittlere
-1500
Cn ZU 0 und 500» zu 0,318 er-
Jo
mittelbar, für CO, zu 0,456.
Um die Rechnungen zu ersparen, so seien für die
Temperaturgrenzen 0" und 300», sowie für 200 bis 350^
welche hauptsächlich für den Kesselprozeß Bedeutung haben,
die mittleren spezifischen Wärmen (Tabelle 6) ausgerechnet,
zum Vergleich mit den Daten, die für geringe Temperaturen
gelten ; man sieht, die Werte ändern sich bei mittleren
Temperaturen schon so viel, daß man bei einigermaßen
genauen Rechnungen diese Vernachlässigung nicht be-
gehen darf.
Heft 6
DEUTSCHE TECHNfKER-ZEITUNO 1911
85
Tabelle 6.
Mittl. spez. Wärme.
Mittl. spez. Wärme
zw. 0 und 300 " C
pro 1 cbm
•/
'760
1300
Cp
0
0,4216
0,434
0,312
0,312
0,312
pro 1 kg
300
0
0,524
0,221
0,2186
0,250
0,250
Mittl. spez. Wärme
zw. 2ü0 u. 350" C
pro 1 cbm
/760
350
200
0,437
0,460
0,318
0,318
0,318
pro 1 kg
350
200
MitU. spez. Wärme
für niedrige Tempe-
raturen bis 100"
pro 1 cbm
/7G0
0,543
0,234
0,223
0,255
0,255
0,403
0,403
0,305
0,305
0,305
pro 1 kg
Cp
0,501
0,210
0,217
0,247
0,242
Mit diesen Werten kann man nunmehr die spezifische
Wärme der Abgase berechnen. Ein Beispiel sei durchgeführt
für folgende Zusammensetzung, die durch eine Analyse,
z. B. mittels Orsatapparat, gewonnen sei, also für die wasser-
dampffreien Gase:
CO2 10,0 0/0
O, = 9,6 7o
N, ^ 80,4 %;
man führt solche Rechnung am besten in Tabellenform aus
für 1 cbm Gas.
Gaszusammen-
setzung
in cbm
m
CO2 =
0,100
0,096
0,804
1,000
Mittl. spez. Wärme
zw. 200" und 350"
r pro 1 cbm
200
0,460
0,318
0,318
350
J 200
0,0460
0,0305
0,2555
0,3320 =
Cn
350
200
In gleicher Weise sind für wasserdampffreie Abgase
verschiedener Zusammensetzung die mittleren spezifischen
Wärmen für 1 cbm Vtgo und für 1 kg ausgerechnet in
Tabelle 7
Spezifische Wärm e undGewichte der wasserfreien und wa ss e r da m p f h a 1 1 i gen V er b r en n u n gs gas e
für Steinkohle und Braunkohle.
Gehalt der
wasserdampffreien
Gase
(nach Analyse)
an CO, " a
für
Mitt
was
1 cl
Cp
l spezifisc
serdampffr
200 und
350
200
he Wä
eien G
350"
rme
ase
C
'ür
Cp
der
zw.
l kg
350
200
für
Mitt
\
ZV
1 et
Cp
;. spezifisc
casserdam]-
zischen 0
3m 7,60
300
0
he Wärme
)ffreie Gas
und 500 "
für
h]
für
e
C
1 kg
300
0
Mittl
für \
ha
zw.
für
spe
icass
itige
20b
1 cl
Cp
z. Wärme
srdampf-
Gase
bis 350"
3m Vveo
350
200
Gewicht pro
1 cbm
trockene Gase
";
/-eo
kg
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
0,3247
0,3263
0,3275
0,3293
0,3308
0,3320
0,3337
0,3350
0,3368
0,3380
0,3395
0,2485
0,2489
0,2490
0,2490
0,2490
0,2490
0,2492
0,2492
0,2495
0,2500
0,2500
0,3180
0,3193
0,3204
0,3215
0,3230
0,3243
0,3252
0,3267
0,3275
0,3290
0,3300
0,2436
0,2437
0,2439
0,2440
0,2442
0,2442
0,3443
0,2443
0,2444
0,2444
0,2444
0,3265
0,330
0,335
0,338
0,342
0,346
1,319
1,324
1,329
1,334
1,340
1,346
1,350
1,354
1,361
1,365
1,371
Benutzbare
Mittelwerte
0,330
0,249
0,325
0,244
0,335
Tabelle 7 und zwar für Steinkohlen- und Braunkohlen-
verbrennungsgase nach Diagramm 1. Für andere Kohleii-
sorten weichen die Werte infolge der etwas höheren Werte
von CO;j + O2 etwas ab, jedoch so gering, daß man die
Abweichungen für alle Rechnungen vernachlässigen kann.
Die Tabelle zeigt, daß bei wachsendem Kohlensäure-
gehalte der Verbrennungsgase die spezifischen Wärmen ein
wenig ansteigen.
Für technische Rechnungen kann man daher,
für die meisten Fälle genau genug, die in
der Tabelle 7 angeführten Mittelwerte ein-
setzen, die etwa einem Kohlensäuregehalte
der Abgase von 8 — 10 % entsprechen, wie er
ja auch im Betriebe im allgemeinen auftritt.
(Fortsetzung folgt.)
86
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO igil
rieft 6
Lieber die Verwendung von Drainageröhren für Wasserversorgungen
Von Ing. A. RÖSLER, Zürich.
Die Ausführung von Wasserversorgungen muß oft-
mals vv^egen der hohen Kosten für das Leitungsnetz unter-
bleiben. Die Zuieitungsrohre aus Eisen oder Steinzeug
können jedoch in einzelnen Fällen durch Tonröhreti, so-
genannte Drainageröhren, ersetzt werden. Dies hat zur
Folge, daß sich die Ausführungskosten ganz wesentlich'
vermindern. Ueberall dort, wo der Druck des Wassers in
der Leitung eine Atmosphäre nicht allzuviel übersteigt und
wo Infizierungen der Röhren, d. h. des Bodens, in welchem
diese liegen, ausgeschlossen sind, ist — falls nur kleine
Geldmittel zur Verfügung stehen — die Verwendung von
Drainageröhren ohne vVeiteres zulässig.
In Oesterreich sind solche mehrfach mit gutem Er-
folg angewendet worden.
Die Tonröhren sind gegen äußere Einflüsse voll-
kommen widerstandsfähig und hinreichend fest.
Schon nach kurzer Zeit dichten sich die Röhren derart,
daß ein merkbarer Wasserverlust nicht mehr auftritt. Selbst
neue Röhren schwitzen erst bei einem Wasserdruck von
mehr als einer Atmosphäre.
Die Druckverluste sind bei neuen Tonröhren kaum
größer wie bei Eisenrohren. Mit der Zeit erhalten die
rauhen Innenwände den bekannten glatten Ueberzug der
Wasserleitungsröhren.
Für die Verbindung der Tonröhren empfiehlt Herr
Landesbaurat W. Wodicka ein von ihm eingeführtes!
Verfahren, welches sich sehr gut bewährt hat. Dasselbe
kann auch für Steinzeugröhren verwendet werden.
In der Versammlung der Bodenkultur-Ingenieure (Fach-
gruppe des Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines) ,am 19. Februar 1904 in Wien besprach Herr
Landesbaurat Wodicka die Herstellung dieser Verbindung
etwa wie folgt: (Vergleiche auch den Bericht in der Zeit-
schrift des Oe. I. u. A.-V. 1904. S. 305.) Die muffen-
losen Tonröhren werden stumpf aneinander gepreßt bezw.
gestoßen. Ueber die Stoßfuge die trocken sein muß, wird
ein 6 mm breites Juteband zwei- bis dreimal unter Auf-
tragen von heißflüssiger Asphaltmasse gewickelt. Die
Dicke des Dichtungsringes beträgt bei dreimaliger Wick-
lung 4 bis 5 mm, bei zweimaliger 3 bis 4 mm. Schon die
zweimalige Umwicklung genügt zur Dichtung vollkommen.
Für die Asphaltmasse hat sich folgende Zusammen-
setzung sehr gut bewährt:
70% Asphaltpech, lOo/o destillierter Teer, ISo/o ameri-
kanisches Harz und 5 o/o Epuree. Diese Mischung haftet
an den Rohrwandungen sehr gut und ist in Verbindung
mit dem eingelegten Juteband sehr elastisch.
Bei Druckproben bis zu fünf Atmosphären blieb diese
Dichtung vollkommen fest und dicht.
Die Rohrleitung wird in einzelne Teile von etwa 4 m
Länge zerlegt. Die Tonröhren werden außerhalb des Rohr-
grabens zu diesen Rohrlängen zusammengesetzt und ge-
dichtet.
Der Rohrgraben braucht infolgedessen nur ganz schmal
ausgehoben werden.
Die Herstellung der Rohrleitungsstücke erfolgt auf
zweierlei Art: Nach der einen Methode wird über zwei
Gerüstböcke eine Welle, z. B. ein starkwandiges Schmiede-
eisenrohr von etwa 4 m Länge gelegt. Ueber diese werden
die Tonröhren geschoben, zusammengepaßt und zwischen
zwei an der Welle befestigten Scheiben festgespannt durch
Anziehen einer Spannschraube. Ein kleiner Asphaltkessel
wird nun vom Ofen gehoben und unter die zu dichtende
Fuge gestellt. Ein Arbeiter trägt vermittelst eines Pinsels
die Asphaltmasse über der Fuge auf, ein zweiter legt
das Juteband auf und ein dritter dreht die Welle langsam,
so daß sich das Juteband aufwickelt. Schließlich wird
das Band festgestrichen, so daß etwaige Luftbläschen ent-
fernt werden. Nach Fertigstellung aller Dichtungen wird
das Rohr auf den Boden gelegt und inach Lockern der
Spannschrauben die Welle herausgezogen. Die Welle muß
so stark sein, daß sie pich nicht wesentlich durchbiegt.
Die gedichteten Röhren müssen vor Sonnenstrahlen ge-
schützt werden.
Billiger stellt sich folgende zweite Methode:
Die Röhren werden auf einer gewöhnlichen Leiter aus
Holz so verlegt, daß die Stoßfugen zwischen die Sprossen
zu liegen kommen. Zweckmäßig ist es, die Sprossen etwas
in der Mitte einzukerben, damit die Röhren besser liegen.
Die Röhren werden dann wieder verspannt bezw. zwischen
zwei auf der Leiter festgenagelten Leisten usw. verkeilt
und die Stoßfugen gedichtet. Da der Rohrstrang nicht
gedreht werden kann, so muß das Band ähnlich wie es
mit einem Verbände gemacht wird ringsum gewickelt
werden.
Die Dichtung gestattet schwache Richtungsänderungen
unmittelbar durCh einfaches Umbiegen des Dichtungsringes,
ringes.
Die einzelnen Rohre werden nun in den Graben ge-
legt und dort miteinander durch eine gleiche Dichtung
verbunden. Ist der Graben nicht ausgespreizt, so können
auch zwei Rohrstücke außerhalb des Grabens miteinander
verbunden werden.
Die Rohrenden müssen vor Herstellung der, Dichtung
im Graben gut abgewischt werden. Sind dieselben naß,
so muß mit dem heißen Asphalt so lange gestrichen wer-
den bis die Rohrenden getrocknet sind und der Asphalt
gut am Rohr haftet.
Bei einer zweimaligen Wicklung mit 6 cm breiten Bän-
dern kann der Asphaltverbrauch mit 0,2 kg für einen
Meter Band angesetzt werden.
Die Kosten der Dichtung stellten sich nach österreichi-
schen Ausführungen bei einem Preis von 11 M für 100 kg
Dichtungsmasse und einem Tagelohn von rd. 3 M ent-
sprechend einem Rohrdurchmesser von 40, 50, 80, 100 und
125 mm auf 7, 8,5, 12, 13,6 und 17 Pf.
Plötzliche Richtungsänderungen können durch schräges
Anhauen und Abschleifen der Rohrenden oder durch Ein-
schaltung von Bogenrohren bewirkt werden.
Weil sich diese Wasserleitungen in Oesterreich
für nicht zu großen Leitungsdruck als durchaus
genügend bewährt haben, so wäre zu wünschen,
daß diese auch in anderen Ländern Einführung fänden.
Im Deutschen Reich dürften Wasserleitungen dieser Art
noch wenig zur Ausführung gekommen sein.
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
87
H ;: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: :! ::
Neuorganisation der Staatsverwaltungen
Unter vorstehender Spitzmarke sind in Heft 35, 38,
3Q, 44 und 45/lQlO der D. T.-Z. einige Aufsätze erschienen,
welche die Berufung von Technikern in die obersten Staats-
rechnungs-Revisionsstellen zum Gegenstand haben. Wenn
die Verfasser, im Gegensatz zu dem Artikel in Heft 35,
durchweg der Ansicht Ausdruck geben, daß es erwünscht
ist, wenn ein technisches Rechnungswerk auch und zwar
ausschließlich von Technikern geprüft wird, so ist dieser
Ansicht gewiß beizutreten und würde dieses Verfahren
ganz sicher Vieles Gute für sich haben. Der Grundsatz:
„Der richtige Mann an die richtige Stelle!" ist auch hier
zutreffend.
Eine andere Frage ist jedodi die, ob der in eine
obere Staatsrechnungs-Revisionsstelle versetzte Techniker
wirklich nur mit rein technischen Arbeiten beschäftigt
werden würde und könnte. Die in den Prüfungsstellen der
Provinzialbehörden sitzenden Techniker werden hierüber
gewiß anderer Meinung sein. Schon mancher, dem eine
solche Versetzung zuteil wurde, und der mit frischem
Arbeitsmut die neue Stelle antrat, mußte nach kurzer Zeit
einsehen, daß eine Sache in der Theorie ganz anders
aussieht, als sie in der Praxis wirklich ist. In der Staats-
verwaltung gibt es eben eine ganze Menge veralteter Ein-
richtungen, die noch immer mit Zähigkeit festgehalten
werden, und dem Neuerer, der hier Wandel zu schaffen
versuchen wollte, würde von vornherein das größte Miß-
trauen, wenn nicht Widerstand begegnen. Der Rechnungs-
beamte, der sich durch seine langjährige Tätigkeit in der
Prüfung rein technischer Rechnungen ein gewisses Maß
technischer Kenntnisse angeeignet hat, würde der erste
sein, der ihm dies fühlen ließe. Die Rolle, die ein Tech-
niker in der obersten Staatsrechnungs-Prüfungsstella
spielen würde, dürfte jedenfalls keine beneidenswerte sein.
In Heft 38 war mitgeteilt, daß bei der Königlich Sächsi-
schen Oberrechnungskammer eine Oberrevisorenstelle zu
besetzen sei. Ueber die Besetzung dieser Stelle ist bisher
nichts bekannt geworden, aber es ist stark zu bezweifeln,
daß sich Techniker um dieselbe beworben haben werden,
obwohl das Gehalt (4200 bis 5100 M und Wohnungs-
geld) diese Stelle gewiß erstrebenswert erscheinen läßt.
Daß der Techniker, wie der Verfasser des Aufsatzes in
Heft 44 annimmt, in zweifelhaften Eällen um seine An-
sicht, seinen Rat befragt werden würde und so in die
Lage kommen würde, belanglose Erinnerungen zu ver-
hindern oder durch mündliches Benehmen mit den in Frage
kommenden Baudienststellen kurzerhand zu klären, möchte
stark bezweifelt werden. Der alte Rechnungsbeamte hält
sein durch keinerlei Sachkenntnis getrübtes Urteil für das
allein richtige und wird sich die Einmischung des Tech-
nikers schon vom Leibe zu halten wissen ; ist er doch
fast ausnahmslos der Ansicht, daß er das bißchen Technik
so nebenbei ganz gut mitbesorgen könne. Und warum
wollen wir durchaus Techniker in die obersten Prüfungs-
stellen haben? Es ist bisher ganz gut gegangen und wird
auch weiter gehen. Ein Techniker will selbst schaffen.
Selbstgeschaffenes entstehen und wachsen sehen. In altem
Abgeschlossenen zu suchen und zu wühlen, das liegt ihm
nicht. Lassen wir es doch bei dem chronischen Erfolgs-
mangel der derzeitigen Revisionstätigkeit!
Wir geben auch dieser Zuschrift wiederum Raum, da
wir glauben, daß durch eine solche Aussprache die Frage
der Verwaltungsreform einer Lösung entgegengeführt wird.
Im preußischen Landtage wurde die Verwaltungsreform
ebenfalls angekündigt. Auch in der Reichsverwaltuno
scheint man am alten System zu zweifeln, obwohl
man hier zunächst noch " nicht an den Techniker,
aber an Kaufleute denkt, die der Verwaltung dienstbar
gemacht werden sollen, was nach den Enthüllungen über
die unkaufmännische Verwaltung der Kieler Werft
nicht allzu auffällig ist. In der Budgetkommission des
Reichstags mag manches festgestellt worden sein, was
zu Entschlüssen führen wird, eine Verwaltungsreform
recht bald durchzuführen, um bureaukratische Auswüchse
damit zu beschneiden. Einer Berliner Zeitung entnehmen
wir hierzu die Notiz, daß sogar im preußischen Kriegs-
ministerium der „Buchhalter" seinen Einzug halten soll.
Vor kurzem haben sich nämlich, wie die Mil.-pol.
Korrespondenz meldet, auf eine amtliche Einladung hin
die Abgeordneten Nacken, Erzberger und Dr. Weber in
Begleitung eines Offiziers des Kriegsministeriums mit einem
von den Verkehrstruppen zur Verfügung gestellten Armee-
Kraftwagen nach Spandau begeben, um die Buchführung
der militärischen Werkstätten und die auf die Kontrolle
des Oberrechnungshofes Bezug habenden Fragen zu stu-
dieren, die ähnlichen Reformen und Vereinfachungen unter-
zogen werden sollen, wie dies — nach der Tirpitzschen
Erklärung in der Budgetkommission vom letzten Donners-
tag — bei den Kaiserlichen Werftverwaltungen geplant
und zum Teil bereits in Angriff genommen ist.
Diese drei Abgeordneten (und Mitglieder der Budget-
kommission) haben im September v. J. einen ebensolchen
Informationsbesuch der Werft in Kiel abgestattet und
wollen am Montag den 16. Januar sich, einer Bitte des
Herrn Reichsschatzsekretärs entsprechend, die Buchführung
der Reichsdruckerei ansehen.
Aehnlich wie im Falle des Marineetats dürften die
von den drei Herren zu machenden Beobachtungen sich
zu einer Reihe von Anträgen dahin verdichten, die Span-
dauer Betriebe und das Reichsdruckereiressort ebenfalls
streng nach kaufmännischen Grundsätzen zu regeln.
Hoffentlich übersieht man bei all den Verwaltungs-
reformen nicht die Bedeutung, die die Arbeit des Tech-
nikers auch auf diesem Gebiete hervorrufen kann.
Stand des Katasters der Tiefbau- Berufsgenossenschaft
im Jahre 1910.
Die Tiefbauberufsgenossenschaft veröffentlicht in
Nr. 2 des „Tiefbau" eine Zusammenstellung der Zahl der
Unternehmer, der gemeldeten Bauarbeiten und beschäf-
tigten Personen während des Jahres 1910. Hiernach be-
trug die Anzahl der gewerblichen Unternehmer am
1. Januar 1910 3300 mit insgesamt 17011 Bauarbeiten,
bei denen 292 266 Personen beschäftigt waren. Auf einen
Unternehmer kamen somit 5,16 Bauarbeiten und rund 89
beschäftigte Personen, während auf eine Bauarbeit 17 be-
schäftigte Personen entfielen. Der Bestand am 1. Januar
1911 betrug 3368 gewerbliche Unternehmer mit 17 074
Bauarbeiten und 306 691 beschäftigten Personen. Das Ver-
hältnis war hier 1 Unterneh"ier auf 5,07 Bauarbeiten auf
91 beschäftigte Personen. Bei einer Bauarbeit waren im
Mittel 18 Personen beschäftigt.
Die Zahl der öffentlichen Korporationen wie Reich,
Bundesstaaten, Gemeinden und andere, die in eigenem
Betrieb Bauarbeiten ausführen, betrug am 1. Januar 1910
1475 mit 1647 Bauarbeiten und 14187 beschäftigten Per-
sonen, am 1. Januar 1911 dagegen 1483 mit 1573 Bau-
arbeiten und 14 734 beschäftigten Personen.
Insgesamt betrug die Zahl der Unternehmer (gewerb-
liche Unternehmer wie öffentliche Korporationen) am
1. Januar 1910 4775, die Zahl der angemeldeten Bau-
arbeiten 18 658 und die der beschäftigten Personen 306 453.
Im Jahre 1910 vermehrte sich die Zahl der Unternehmer
um 76 auf 4851, verminderte sich die Zahl der angemel-
deten Bauarbeiten um 11 auf 18 647 und vermehrte sich die
Zahl der beschäftigten Personen um 14 972 auf 321 425.
H.
88
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
II Ix V: :: STAN DESB EWEGUNO :: :: :: ::
Techniker im Verwaltungsdienst
Wir stellen mit Genugtuung fest, daß ein Oberbahn-
meister bei den König!. Sächsischen Staatseisenbahnen in
den Materialrevisionsdienst berufen worden ist.
Die Materialrevision wurde bis jetzt nur von Verwal-
tungsbeamten ohne technische Vorbildung besorgt.
* *
*
Die ,,Los vom Verband" -Bewegung
ist in den Sand verlaufen. Allerdings behauptet die „Indu-
striebeamten-Zeilung" in ihrer Nummer Vom 27. Jan.: ,,Die
Uebertritte von D. T.-V.-Mitgliedern zum Bunde mehren
sich tagtäglich"; sie bringt aber wohlweislich keine Zahlcn-
belege. Nach den sehr genauen statistischen Feststellungen
über unsere Mitgliederbewegujig konnten wir in den letzten
drei Monaten nur in sieben Fällen den Uebertritt
zum Bund als Grund des Ausscheidens aus dem Verbände
feststellen. Wenn nur in einem. Teil der Fälle der Beweg-
grund uns mitgeteilt worden ist, so steht doch auf der
anderen Seite außer Frage, daß gerade das Motiv des
Uebertritts zum Bunde uns gewiß nicht vorenthalten
worden wäre; wir müssen somit annehmen, daß die Zahl
der Uebertritte tatsächlich eine geradezu verschwin-
dend kleine ist. Das ist ja heute, wo der Bund als
eine reine T e c h n i k e r - Organisation kaum mehr an-
zusehen ist, sehr verständlich. —
Im übrigen findet die Art und Weise, wie der Bund
Mitglieder des Verbandes zu gewinnen sucht, auch in der
unparteiischen Presse gerechte Kritik. Wir verweisen z. B.
auf das Frankfurter Wochenblatt „Die Mainbrücke", vom
21. Januar 1. J., in d:m es u. a. heißt:
„ Wir müssen es aber im Interesse der Stoß-
kraft der ganzen Technikerbewegung bedauern, daß der
Bund dabei zu so unerfreulichen - Mittelchen greift, or-
ganisierte Mitglieder des Technikerverbandes zu sich
herüberzuziehen, daß er ihnen in Sperrdruck auseinander-
setzt, welche Austrittsbedingungen bei diesem Verband
bestehen und den Ueberläufern die gleichen Leistungen
bezüglich der Unterstützungseinrichtungen zusichert, die
sie beim Austritt im Technikerverband besitzen. Gegen-
über erstmals organisierten Mitgliedern erhalten also
die Ueberläufer besondere Vorrechte. Das halten
wir für eine falsche Kampfesweise. Gerade, weil wir den
Organisationsgedanken so hoch schätzen, meinen wir, daß
die bestehenden Verbände nicht ihre Agitationskraft darauf
lenken dürfen, sich mit solchen Mittelchen gegenseitig
die Mitglieder abspenstig zu machen, sondern die lässig
beiseite stehenden B e r u f s g e n o s s e n zu or-
ganisieren. Das erscheint uns würde- und wertvoller
zu sein, als gerade die Unorganisierten dadurch vor dem
Eintritt zurückzuschrecken, daß man sie ungünstiger be-
handelt als andere Neueintretende.
*
Gewerkschaftliche Stammtischabende
Eine Notiz in Nr. 2 der „I. B. Z.", „Wahrheit und
Dichtung in der Berichterstattung der D. T.-Z.", bemängelt
wieder einmal, daß eine Versammlung in Zerbst „einige
gemütliche Stunden beim Biere" verbracht habe. Das
sei charakteristisch dafür, »was man im D. T.-V. unter ,, Er-
ziehung zur Standesarbeit" verstehe. Unglücklicherweise
begegnet es der ,,lndustnebeamten-Zeitung", daß sie sich
in der gleichen Nummer 'Von »der Königsberger Ortsgruppe
des Bundes die erschütternde Mitteilung machen läßt:
,, Ebenso finden daselbst wieder regelmäßi'^ jeden Freitag
8V2 Uhr unsere zwanglosen Stammtischabende
statt". Wir mißgönnen den Königsberger Kollegen die
kleine Erholung von harter Berufs- und Standesarbeit
keineswegs, möchten aber glauben, daß solche Stammtisch-
abende nicht den ungeteilten Beifall des rechtgläubigen
Bundesvorstandes finden werden. Im übrigen versagen
wir es aus Gründen des guten Geschmackes, auf ver-
schiedene Anzapfungen in den Bundesblättern einzugehen.
:: :: :: :: H RECHTSFRAGEN H :: :: :: :: ::
Auskunft über einen früheren Angestellten.
(Nachdruck verboten.)
Ein Handlungsgehilfe war aus einer von ihm beklei-
deten Stellung entlassen worden und bewarb sich um
einen anderen Posten. Eine Firma war auch willens, ihn
zu engagieren; doch ehe sie das tat, hielt sie es für
geraten, seinen fi-üheren Chef um eine ,, möglichst ge-
naue Auskunft" über den Gehilfen zu bitten. Vor allen
Dingen, so schrieb die Firma an den früheren Prinzipal,
interessiere sie es, eine ausführliche Mitteilung über Cha-
rakter und Zuverlässigkeit und Kenntnisse sowie über den
Austrittsgrund des ehemaligen Angestellten zu erhalten.
Der Angefragte war — wie dies in derartigen Fällen
oftmals zutrifft — in einer einigermaßen mißlichen Lage:
nach allen Richtungen konnte er über den früheren Gehilfen
keine gute Auskunft geben, und so unterließ er es eben,
um dem Fortkommen des jungen Mannes nicht hinder-
lich zu sein, alles zu beantworten, wonach er gefragt
wurde, dagegen nahm er keinen Anstand, den Entlassenen,
insoweit er dies vor seinem Gewissen verantworten konnte,
gebührend zu loben. Er schrieb nämlich, der in Rede
stehende Gehilfe sei ein außerordentlich rühriger und
intelligenter Mensch, der auch für ihn im Auslande ge-
wesen sei; für ein Geschäft der Branche könne er ihn
„daher" aufs wärmste empfehlen.
Auf diese Auskunft hin wurde der junge Mann von der
Firma engagiert, die mit ihm bezüglich seiner Zuverlässig-
keit recht schlechte Erfahrungen machte, so daß sie sich
veranlaßt sah, gegen den früheren Chef Schadenersatz-
ansprüche geltend zu machen, da sie, so behauptete sie,
durch dessen zu gute Auskunft Schaden erlitten habe.
Wenn es auch richtig sei,, so meinte die Klägerin auf
den Einwand des Beklagten, daß letzterer ihre Frage nach
Charakter, Zuverlässigkeit und Austrittsgrund unbeant-
wortet gelassen habe, so konnte sie doch aus dem ,, daher"
in dem Schreiben des Beklagten schließen, daß der zu
Engagierende nach allen Richtungen hin ein empfehlens-
werter Mensch sei.
Das Oberlandesgericht Hamburg hat jedoch die Klage
abgewiesen. Der Beklagte, so entschied das Gericht,
ist durchaus korrekt verfahren. Für einen Ge-
schäftsherrn ist es ja bekanntlich eine schwierige Sache,
über einen früheren Angestellten, dem er nach allen Rich-
tungen hin uneingeschränktes Lob nicht erteilen kann,
Auskunft zu geben. Lehnt der Angefragte jede Auskunft
ab, so pflegt dies in der Wirkung einem schlechten Zeug-
nis gleichzukommen, weil der Anfragende geneigt sein
wird, anzunehmen, der Angefragte könne eine gute Aus-
kunft nicht geben und weigere sich, eine schlechte zu
erteilen. Will ein Angefragter einer solchen Auslegung
entgehen, so ist es natürlich seine Pflicht, sorgfältig jeden
von ihm gebrauchten Ausdruck abzuwägen, um den Ge-
hilfen in seinem Fortkommen nicht zu schädigen. Nicht
zu verdenken ist es daher einem Kaufmann, wenn er das,
was an dem betreffenden jungen Manne zu loben ist,
betont und bezüglich anderer Fragen, die an ihn ge-
richtet wurden, schweigt. Das heißt dann für den auf-
merksamen Leser einer solchen Auskunft, daß der Aus-
kuiftgebcndc in diesen Beziehungen keine Auskunft
geber i 1 1. Dieser Uebung ist auch der Beklagte ge-
folgt. LÜM Grund, das von ihm gebrauchte ,, daher" in
dem Sinne aufzufassen, wie die Klägerin es tat, lag al">so-
lut nicht \or; denn das ,, daher" bedeutete hier lediglich,
daß der in Rede stehende Gehilfe ein erfahrener, rühriger
und intelligenter Mensch und aus diesem Grunde aufs
Mi
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
89
wärmste zu empfehlen sei. — Bezüglich der übrigen Punkte
hatte der Beklagte ja gar keine Antwort gegeben.
Von einer Verpflichtung des Beklagten zur Leistung
von Schadenersatz kann sonach keine Rede sein. rd.
xl AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Die verschiedenen Formen der öffentlichen Versicherung
Das öffentliche Versicherungswesen zeigt verschiedene
ormen. Man findet öffentliche Anstalten als Versiche-
^ungsvereine auf Gegenseitigkeit sowohl ohne Versiche-
ungsmonopol und sonstige Zwangsrechte, aber doch durch
rivilegien finanzieller Natur oder durch staatliche Unter-
tützungen ausgezeichnet, wie auch ausgestattet mit dem
onopol. Als gutes Beispiel für . die zuerst genannten
Versicherungsunternehmungen können die preußischen
Feuerversicherungssozietäten, die Viehversicherungsanstalt
in Baden und die Landes-Hagelversicherungsanstalt in
Bayern angesehen werden. Das Monopol für Mobiliar-
feuerversicherung besitzt die bayerische Feuerversiche-
rungsanstalt. Bei ihr herrscht wie bei anderen öffent-
lichen Anstalten der Beitrittszwang. Weitere öffentliche
Einrichtungen sind in Deutschland die Lebensversiche-
rungsanstalt für die Armee und Marine, die Kaiser-Wilhelm-
Spende und die Preußische Rentenanstalt, ferner die von
verschiedenen, vor allem landwirtschaftlichen Berufs-
genossenschaften für die Genossen errichteten Haft-
pflichtversicherungs-Anstalten, die 34 öffentlichen Feuer-
versicherungssozietäten in Preußen, zu denen in den
übrigen deutschen Staaten weitere 20 Unternehmungen
gleichen Charakters kommen, die Hagel-, Vieh- und
Pferdeversicherungsanstalten in Bayern und endlich in
einigen Staaten Schlachtviehversicherungseinrichtungen.
Auch im Ausland gibt es öffentliche Versicherungsanstalten
und zwar in der Schweiz, Oesterreich, Rußland und Neu-
seeland. Neuerdings zeigen sich in England Bestrebungen,
die auf Errichtung ebensolcher Anstalten abzielen.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß die öffentliche Ver-
sicherung zu rechter Bedeutung neben der privaten nur
gelangen kann, wenn sie mit dem Versicherungszvvang
ausgestattet ist. Es wird daher diese Versicherungsform
nur insoweit angewendet werden dürfen, als der Zwang
berechtigt ist. Dies ist er dann, wenn ohne ihn die Ziele
der Versicherung nicht oder nur unvollkommen er-
reicht werden und Volksteile, für die die Versicherung
dringend notwendig wäre, aus Mangel an finanziellen
Mitteln der Versicherung entbehren müßten. Dies war
der Grund, der in Deutschland dazu führte, eine
auf dem Prinzip des Beitrittszwanges beruhende Ar-
beiterversicherung ins Leben zu rufen. Durch sie
war es möglich, die Sicherung der wirtschaftlichen Exi-
stenz des Arbeiters in den unvermeidlichen Notfällen des
modernen Erwerbslebens schnell und sicher zu erreichen
und durch diese Art der Organisation gleichzeitig für
andere Kulturzwecke Mittel aufzubringen. Man denke an
die von den Landesversicherungsanstalten eingerichteten
Lungenheilstätten, den Bau von gesunden Arbeiterwohnun-
gen usw. So nützlich der Versicherungszwang sich dort
erwiesen hat, wo ohne ihn die Versicherung unvollkommen,
der Versicherungsschutz lückenhaft geblieben wäre, so
schädlich würde der Zwang dort sein, wo er auf Voiks-
teile ausgedehnt wird, die sehr wohl in der Lage sind,
aus eigener Kraft sich zu helfen und für hinreichende
Versicherung zu sorgen. Man darf nie vergessen, daß
die Anwendung des Versicherungszwanges nur auf be-
schränktem Gebiet segensreich, darüber hinaus aber ge-
fähriich ist. Der dem Versicherten auf dem Wege des
Zwanges genommenen Prämie wohnt nicht dieselbe sitt-
liche Kraft inne, wie der freiwillig aus den Einnahmen
zugunsten der Hinterbliebenen usw. aufgebrachten. Zu
weit erstreckter Versicherungszwang kann für den sitt-
lichen Charakter, die Seele des Volkes verhängnisvoll
werden, die Energie erschlaffen, das Selbstgefühl herab-
stimmen, das Selbstverantvvortungsgefühl tilgen und nivel-
lierend wirken. Umgekehrt vermag eine auf staatlichem
Zwang beruhende Versicherung, die sich in den Grenzen
hält, in denen sie notwendig ist, das Interesse an der
Versicherung zu fördern und Volksteile zur Versicherung
zu erziehen, die ohne ihn nie daran gedacht hätten, von
ihr Gebrauch zu machen. Dieser Einfluß der öffentlichen
Zwangsversicherung auf die private Versicherung ist be-
sonders in Deutschland nachzuweisen. Man kann ruhig
behaupten, daß z. B. die Volksversicherung, d. h. die
Lebensversicherung auf kleine Summen, in Deutschland
nicht die schnelle Verbreitung gefunden und die glän-
zende Entwicklung genommen hätte, wenn nicht die
Arbeiterversicherung, indem sie viele Millionen von Per-
sonen zur Fürsorge zwang, die Lust an weiterer Fürsorge
geweckt hätte.
:; :; :: ;; ZEITSCHRIFTENSCHAU :: ;: H I;
für den Monat Dezember 1910.
(Schluß)
Elektrotechnik.
Th. Hook untersucht „Die Segmentspannung der Gleich-
strommaschine" in E. T. Z. 31, Nr. 50, S. 1267 und zeigt,
daß die Segmentspannung durch die Feldverzerrung erhöht
wird. Bei Motoren mit hoher Drehzahländerung mittels Feld-
schwächung kann die Erhöhung der Segmentspannung zum
Ueberschiagen führen.
„Ueber eine neue selbsttätige Meldevorrichtung für den
Ort von Störungen in Leitungsnetzen" verbreitet sich Dipl.-Ing.
Schulz in E. T. Z. 31, Nr. 50, S. 1269.
Dr. M. Arndt schreibt über „Die Dämpfung von Isolier-
materiaiien in hochfrequenten Wechselfeidern". E. T. Z. 31,
Nr. 50, S. 1271.
R. Richter beschreibt „Die elektrische Ausrüstung der
Wechselstrom - Grubenlokomotiven der Maffei - Schwartzkopf-
Werke". E. T. Z. 31, Nr. 51, S. 1289.
Ferner sind noch zu vermerken:
„Zur Streuung des Drehstrommotors." Von W. Rogowsky,
E. T. Z. 31, Nr. 51, S. 1292.
„Nachträge zur Theorie des Kugelphotometers." Nach
Untersuchungen von Ulbricht, bearbeitet von Dipl.-Ing. Dvhr,
E. T. Z. 31, Nr. 51, S. 1295.
„Einige Beiträge zur Frage der Stromverteilung bei städti-
schen Elektrizität rken und Ueberlandzentralen." Von E.
Schmidt, E. T. Z. ii, Nr. 52, S. 1315.
„Neues Verfahren zur Messung magnetischer Felder." Von
Dr. Zahn, E. T. Z. 31, Nr. 52, S. 1319.
„Zur Frage des blank verlegten Nulleiters." Von Dipl.-Ing.
Weinbeer, E. T. Z. 31, Nr. 52, S. 1320.
„Bestimmung der vorteilhaftesten Blechstärke." Von Jasse
E. T. Z. 31, Nr. 52, S. 1321.
F 1 u g t e c h n i k.
Die Nummer 24 der Ztschr. f. Flugtechn. u. Mot.-Luftschiff.,
I. Jahrg. bringt zwei wichtige Fortsetzungen aus früheren Heften.
S. 309 „Studien zur Berechnung und planmäßigen Prüfung der
Luftschrauben". Von Reißner; die Arbeit behandelt das Ele-
mentargesetz der Froudeschen Theorie, d:e dynamischen Prin-
zipien und den ortsfesten Propeller. S. 312 bringt Obering.
Gabriel die Fortsetzung der „Konstruktion des Original-An-
toinette-Eindeckers mit zwei großen Konstruktionszeichnungen
Gasindustrie und Wasserversorgung.
Dr. K. Bunte gibt in seinem Artikel (Vortrag auf der Jahres-
versammlung des Mittelrheinischen Gas- und Wasserfachmänner-
vereins in Schäbisch-Gmünd 1910) „Betriebskontrolle auf Gas-
werken durch die Lehr- und Versuchsanstalt", Journ. f. Gas-
bel. LIII, Nr. 49, S. 1105 eine Reihe von Vorschlägen und
Anregungen zur Kontrolle des gesamten Betriebsganges, vom
Beginn der Produktion bis zum Ende der Gasreinigung und gibt
dann Ratschläge zur Untersuchung der Gasqualität und zur
Abstellung etwa dabei aufgedeckter Mißstände.
Fabrikdir. Himmel verbreitet sich ebenda, S. 1115, über die
„Beleuchtung der Bahnhöfe durch Hochmasten mit Gasglüh-
licht" und bespricht außer der bisherigen Verbreitung dieser
Beleuchtungsart auch die Anschaffungskosten und die Bedienung
der Laternen.
QO
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
„Die Desinfektion von Trinkwasser mit Chlorkalk in Nord-
amerika", ebenda, S. 1119, ist der Gegenstand eingehender Wür-
digung durch Dr.-Ing. Imhoff und Charles Saville. JrNach Be-
sprechung der chemischen und technischen Haupfeinzelheiten
werden die Vor- und Nachteile dieses eigenartigen Verfahrens
einander gegenüber gesteilt und gegenseitig abgewogen.
Dr. Leybold bespricht im Journ. f. üasbel. LIII, Nr. 50,
S. 1133, „Die Unfälle in Gasanstalten". Es handelt sich in
der Hauptsache um eine statistische Arbeit.
Dr.-Ing. Thiem beschreibt im Journ. f. Gasbel. Uli, Nr. 50,
S. 1136, „Bau und Betrieb des Magdeburger Versuchsbrunnens
am Fläming".
Eine eigenartige Betrachtungsweise der tatsächlichen Ver-
hältnisse im Kampfe zwischen Gas und Elektrizität bietet der
Vortrag von Dir. Lempelius „Wir drei: die Elektrizität, die Zen-
trale für Gasverwertung und die deutsche Frau", Journ. für
Gasbel. LllI, Nr. 51, S. 1153.
Interessante Ergebnisse bringt die „Statische Unter-
suchung des an großen eisernen „Gasbehältern angebrachten
Bassinumganges", von Obering. Schmidt im Journ. für Gas-
beleuchtung LIII, Nr. 51, S. 1163. Der Verfasser behandelt Gas-
behälter mit Radialführung, die Winkelverdrehungen des freien
Endpunktes, Berechnung der Momente und Gasometer mit
Tangcntialführung.
Ebenda, S. 1172, ist eine Beschreibung des „Scheibenwasser-
messers zur Messung von Kesselspeisewasser" zu finden.
Dir. Heinrich teilt im Journ. f. Gasbel. LIII, Nr. 52, S. 1177,
„Erfahrungen beim Regulieren von Schrägretortenöfen" mit.
Dr. Schilling bringt ebenda, S. 1178, die Fortsetzung seiner
Arbeit „Gasverwendung zu technischen und gewerblichen
Zwecken". Er behandelt das Gas im Fleischergewerbe und in
der Nadelfabrikation.
Ein sehr interessanter Apparat ist „Der elektrische Gasdruck-
fernmelder und Wasserstandsfernmelder von J. W. H. Bauduin",
Er wird ebenda, S. 1184, von Fr. Lux eingehend beschrieben.
Eisenkonstruktionen.
Der den Lesern der Zeitschrift: „Der Eisenbau" bekannte
Prof. H. Kayser-Darmstadt behandelt in Heft 12 den Knick-
widerstand von Druckstäben mit veränderlichem Querschnitt.
Der sehr lesenswerte Aufsatz setzt gute Kenntnisse der Statik
voraus.
O. Riwosch-Petersburg leitet in derselben Nummer einige
einfache Formeln zur Ermittelung der größten Stabkräfte und
Bindergewichte der gebräuchlichsten Dachbinderformen ab, wäh-
rend E. Elwitz-Düsseldorf das eiserne Walmdach der höheren
Mädchenschule in Krefeld und F. Michelet die von Harkort-
Duisburg hergestellte Klaopbrücke über den Riachuelo in Buenos-
Aires eingehend bespricht.
Prof. Mehrtens gibt einen eingehenden Bericht über den
Bau der Eisenbetonbrücke über den Rhein bei Duisburg-Ruhrort.
Verschiedenes.
Dipl.-lng. Wettich veröffentlicht in Dingl. pol. J. 325, Nr. 49,
S. 776, eine eingehende Beschreibung über „Die Transport-
anlagen der Mines de Houilles du Grand Hornu, St. Ghislain
in Belgien".
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Vcrb-indes
zu beziehen.)
Die Grundlagen der Bauteclinik für oberirdische Telegraphen-
linien. Von K. W i n n i g , Telegrapheninspektor in
Frankfurt a. M. Mit 261 Abbildungen im Text und auf
5 Ausschlagtafeln. — Nr. VIII der vom Geh. Postrat
Th. Karras herausgegebenen Einzeldarstellungen über
Telegraphen- und Fernsprechtechnik. — Braunschweig,
Druck und Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn. 1910.
Preis geh. 12 M, geb. 14 M.
Das Werk beginnt zunächst mit den auch für den Tele-
graphenbau erforderlichen allgemein-technischen Wissenschaften:
Mechanik (analytische und graphische Statik, Winddruck), Festig-
keitslehre, Baustoffkunde (Metalle, Hölzer, isolierende Stoffe).
Die kurzgehaltenen, aber dennoch eingehenden Belehrungen
sind gut zum Ausdruck gebracht. Die hier in der
Baustoffkunde unter dem Abschnitt „Metalle" in großer Anzahl
gebrachten Darstellungen für Gewinnung und Bearbeitung der
Metalle (Hochöfen, Drahtverzinnungsanlagen, Zerreiß- und an-
dere Maschinen) interessieren besonders. C)en folgenden Ab-
handlungen über statische Verhältnisse der Linien — rechne-
risches und zeichnerisches Verfahren zur Ermittelung des Draht-
durchhangs usw. — schließen sich solche an über ein- und
mehrfache Gestänge und verschiedene Beispiele für die Er-
mittelung der Festigkeit von hölzernen und eisernen Gestängen,
ferner eines Rohrständerdoppelgestänges, das auf einem Man-
sardendach errichtet werden soll, sowie Ausführungen über Ent-
werfen und Berechnen eines 30 m hohen eisernen Gittermastes.
Die vorzüglichen Abbildungen, u. a. auch solche von Gestängen,
die durch übermäßige Belastung und Sturm verbogen, verdreht
und umgeknickt sind, sowie graphische Darstellungen erleichtern
das Verständnis des Gebotenen. Die Beispiele, die in ge-
nügender Anzahl vermerkt stehen, sind der Praxis entnommen.
Das Werk führt aber nicht allein in das praktische Gebiet, es
macht, was hervorzuheben verdient, auch mit der Theorie weit
eingehender bekannt als andere bisher erschienene derartige
Schriften. In dieser Beziehung füllt es eine Lücke aus.
Zum Verständnis der Berechnungen genügen im allgemeinen
die Hilfsmittel der niederen Mathematik; die Kenntnis der
höheren Mathematik ist allerdings in einigen Fällen erforderlich.
Ein gediegenes Werk liegt jedenfalls vor, das wir gern
empfehlen. R.
Repertorium der höheren Mathematik. Von E. Pascal, ordentl.
Professor an der Kgl. Universität zu Neapel. Zweite,
umgearbeitete Auflage der deutschen Ausgabe, unter Mit-
wirkung zahlreicher Mathematiker. Herausgegeben von
E. Epstein in Straßburg und H. E. Timmerding in Braun-
schweig. Druck und Verlag von B. G. Teubner, Leipzig
und Bremen 1910.
Erster Band: Analysis: Repertorium der höheren
Analysis, herausgegeben von Paul Epstein, Professor an
der Universität Straßburg i. Eis., zweite Auflage. Erste
Hälfte: Algebra, Differential- und Integralrechnung. Preis
10 Mark.
Zweiter Band: Geometrie: Repertorium der höhe-
ren Geometrie, herausgegeben von H. E. Timmerding,
o. Professor an der techn. Hochschule in Braunschweig,
zweite Auflage. Erste Hälfte: Grundlagen und ebene
Geometrie. Mit 54 Abbildungen im Text. Preis 10 M.
Pascal, der Verfasser der italienischen Originalausgabe, be-
zweckt mit seinem Repertorium der höheren Mathematik: auf
möglichst kleinem Raum die wichtigsten Theorien der neueren
Mathematik zu vereinigen, von jeder Theorie nur so viel zu
bringen als nötig ist, damit der Leser sich in ihr orientiere;]
könne, und auf die Bücher zu verweisen, in welchen Ausführ-
licheres zu finden ist, ohne jedoch eine Enzyklopädie der
Mathematik zu bieten. Des weiteren soll den jungen Mathe-
matikern die Möglichkeit geboten werden, ihre Kenntnisse mit
verhältnismäßig geringer Mühe auch auf andere Gebiete der
Mathematik auszudehnen, wenn sie, was nicht selten mit Un-
recht geschieht, sich in Einzelheiten zu weit einlassen, d. h.
sich mit großer Abschließung einem speziellen Teile der Wissen-
schaft widmen und andere Teile darüber vernachlässigen.
Die Herausgeber der zweiten deutschen Auflage haben die
Ziele des Werkes weiter und höher hinausgesteckt und sind
mit Recht dabei ,auch von der Erwägung ausgegangen, daß
gerade in der Mathematik eine enzyklopädische Häufung von
Einzelkenntnissen ohne inneren Zusammenhang weniger als
irgendwo am Platze ist. Der angehende Mathematiker muß
vielmehr darauf Wert legen, einen systematischen, auf wirk-
lichem Verständnis beruhenden Ueberblick über das Oesamt-
gebiet der Wissenschaft zu gewinnen. Darin dürfte auch die
Hauptaufgabe des Werkes zu erblicken sein. —
Die vorliegende erste Hälfte des ersten Bandes über Analysis
ist in 9 Kapitel eingeteilt und 527 Seiten stark. In ihm sind
die Kapitel über Wahrscheinlichkeitsrechnungen und mathe-
matische Instrumente nicht aufgeführt; sie sollen in einem in
Aussicht genommenen ,, Repertorium der angewandten Mathe-
matik" Platz finden. Eine breite Ausgestaltung haben die
algebraisch-gruppentheoretischen Kapitel erfahren. Auch die
Literaturangaben sind in ausgedehntester Weise erfolgt. Diese
Auflage bringt ferner ein neues Kapitel über Differentialformen
und totale Differentialgleichungen.
Die erste Hälfte des zweiten Bandes über Geometrie, ein-
geteilt in zwei Abschnitten mit 24 Kapiteln, ist auf 531 Seiten
behandelt. Auch hierin sind weitgehende Ergänzungen gebracht,
wobei besonders der allgemeinen Theorie der algebraischen
Kurven gedacht worden ist.
Beide Werke dokumentieren reiche Kenntnisse und großen
Fleiß. Der Stoff ist mit großem Geschick vorzüglich geordnet.
Die Werke können als Zierde wissenschaftlicher Leistungen
hingestellt werden und sind Bibliotheken der Universitäten,
Hoch- und Mittelschulen, Studierenden, Ingenieuren und allen
aufs wärmste zu empfehlen, welche sich über den Umfang der
mathematischen Wissenschaft orientieren und in letzterer weiter-
bilden wollen. R.
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 191t
91
Mathematische Formelsammlung. Von L. Zimmermann,
Duisburg. Verlag von G. D. Baedeker,! Essen. Preis
kart. 1,50 JV\.
Das Buch ist im wesentlichen gedacht als ein Hilfsmittel
für die Vorbereitung zum Einjährig-Freiwilligen Examen. In-
haltlich bringt es die wichtigsten Erklärungen, Regeln und
Formeln nebst erläuternden Beispielen aus dem Gebiete der
niederen Arithmetik. Diejenigen Abschnitte, welche sich mit der
Geometrie beschäftigen, sind nur insoweit ausgebaut, als sie
in das Gebiet der Algebra hinübergreifen oder wo eine besonders
gründliche Erklärung dies eriordert.
Das Werkchen besitzt ein sehr handliches Format und
eignet sich besonders zu einem Repetitorium der gesamten
niederen algebraischen Wissenschaft. e.
Das autogene Schweiß- und Schneidverfahren von Ingenieur
Hans Riese in Kiel. Mit 30 Abbildungen. Leipzig.
G. J. Göschensche Verlagshandlung. Preis geb. SO Pfg.
JWit dem Erscheinen dieses Handbuches werden zahlrexhe
Nachfragen verstummen, welche ein in Anordnung und Durch-
führung knappes, aber doch erschöpfend verfaßtes, sachlich ge-
schriebenes Lehr- u. Nachschlagebuch über autogenes Schweißen
und Schneiden suchten. Leichtverständliche, klare Schreib-
weise, sorgfältig ausgewählte Abbildungen und anregend wir-
kende Darstellung des auf diesem technischen Sondergebiet
als Sachverständiger und Gutachter schon bekannten Verfassers
werden ebenso wie der billige Preis dem Handbuche ohne
Zweifel die verdiente Verbreitung sichern.
Theorie der reinen und politischen Oekonomie. Ein Lehr- und
Lesebuch für Studierende und Gebildete. Von Franz
Oppenheimer. Verlag von Georg Reimer, Berlin.
15 M.
Ein in letzter Zeit unter Fachleuten vielgenanntes Werk
bedarf an dieser Stelle ein paar Worte der Empfehlung. Ich
gebe sie, indem ich versuche, ihm die Stellung anzuweisen,
die es im Rahmen unserer Verbandstätigkeit für sich in An-
spruch nehmen darf. Seitdem unsere Stuttgarter Tagung von
neuem sozialpolitische Themen in den Vordergrund unseres
Interesses gerückt hat und eine energische Angestelltenpohtik
als die wesentlichste Aufgabe all unseres Arbeitens hinstellte,
hat mancher von unseren JVlitgliedern das Bedürfnis empfunden,
sich ruhig und sachlich zu orientieren über das, was zeitweilig
Gegenstand scharfer Debatten war. Mit Rede und Gegenrede in
öffentlichen Versammlungen über Richtung und Taktik unserer
Bewegung ist nicht genug getan, die beste und wertvollste
Arbeit wird geleistet, indem jeder einzelne in ruhiger Stunde
sich klar zu werden sucht, was für ihn der Inhalt der Worte
Sozialpolitik, Gewerkschaft usw. bedeutet. Wenn im Kleinkrieg
des Alltags verwirrend die Fülle der Erscheinungen den ein-
zelnen überfällt und er Unsicherheit, Unklarheit Nervosität über
sich kommen fühlt, dann ist es Zeit, dorthin zu gehen, wo alle
Dinge sich klar und unverfälscht darbieten, losgelöst vom
Widerstreit der Interessen: zur Wissenschaft. Sie gibt den
großen Hintergrund einer einheitlichen Anschauung, unter ihren
Händen gestaltet sich das Chaos zur Harmonie.
Die Vielheit sozialpolitischer Fragen wird zusammengefaßt
im System der Sozialpolitik, diese wiederum umspannt von dem
größeren Rahmen der Gesellschaftswissenschaften. Alle So-
zialpolitik, die gesamte Privatbeamtenbewegung kann letzten
Endes nur begriffen werden aus den großen Zusammenhängen
unserer volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung.
Jeder, dem^ es ernst ist um seine Mitarbeit zur Hebung seines
Standes, sollte Zeit und Muße finden, sich zu vertiefen in
Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft.
Ob freilich das hier vorliegende Werk für den in Frage
kommen kann, der eine Einführung sucht, ist füglich zu be-
zweifeln. Wohl aber wird es dem Kundigen ein Genuß sein,
sich in das Buch eines Mannes hineinzuvertiefen, der mit dem
Pathos des Sehers die Entwicklungslinien der nächsten Zukunft
mit denen der Gegenwart zu verknüpfen sucht. Man mag hier
und da abweichender Meinung sein — so scheint mir die
grundlegende Theorie, die Oppenheimer vom Staat gibt, zum
mindesten sehr einseitig und auch historisch unhaltbar zu
sein — und dennoch wird man sich dem Reiz der geistvollen
Darstellung nicht entziehen wollen.
Was Oppenheimer will, ist kurz folgendes:
Bis heute war der Ausgangspunkt aller sozialökonomischen
Theorie die „Anschauung, daß die wirtschaftlichen Verschieden-
heiten der Vermögen und Einkommen sich allmählich aus ledig-
lich wirtschaftlichen Beziehungen zwischen freien und gleich-
berechtigten Mitbürgern entwickelt haben und daß daraus die
sozialen Verschiedenheiten, sagen wir kurz: die Klassen, ent-
standen sind". An die Kette dieser Lehre soll eine neue
Basis gelegt werden: ,, Nicht ökonomische Beziehungen zwi-
schen Freien und Gleichberechtigten, sondern politische Be-
ziehungen zwischen Siegern und Unterworfenen haben die so-
zialen und wirtschaftlichen Klassen erschaffen." Das politische
Mittel war der Staat. Mit der Aufstellung dieses Satzes glaubt
Oppenheimer ein neues Axiom gefunden zu haben, das den Um-
bau unserer nationalökonomischen Wissenschaft fordere. Groß-
kapitalseigentum und Qroßbodeneigentum seien das geworden,
was sie sind, weil sie es verstanden, sich des Staates zu be-
mächtigen, um sich ihre Herrschaft zu sichern. Dr. Ln.
Die Elemente der Differential- und Integralrechnung in geo-
metrische Methode dargestellt von Prof. Dr. K. D ü s i n g.
Ausgabe B: Für höhere technische Lehranstalten tmd
zum Selbststudium. Mit zahlreichen Beispielen aus der
technischen Mechanik Von Dipl.-Ing. Ernst Preger, sowie
vielen Uebungen und 68 Abbildungen. Zweite Auflage.
Hannover. Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung.
Preis 1,90 M.
Oft findet man die Ansicht vertreten, daß die Kenntnis
der Differential- und Integralrechnung für den Tech-
niker entbehrlich sei, da man auf den verschiedensten
technischen Gebieten mit der Elementar-Mathematik aus-
komme. Die Differenzierung und Integrierung der einfachen
Funktionen aber lassen sich hierzu doch noch sehr gut rechnen,
und wir sind daher der Ansicht, daß der Techniker diese Kennt-
nisse nicht entbehren kann, wenn er die Fachliteratur, deren
Studium zur Weiterbildung unerläßlich ist, überhaupt ver-
stehen will.
Das Düsingsche Werk, dessen erste Auflage einen un-
gewöhnlich schnellen Absatz fand, halten wir für den Unter-
richt und zum Selbststudium sehr geeignet. Gewöhnlich findet
man die algebraische Methode angewandt, die wenig interessant
ist; hier jedoch sind die geometrischen Ableitungen gebracht,
welche als anschaulicher und leicht begreiflicher bezeichnet
werden können. Das Verständnis wird durch zahlreiche Bei-
spiele (über die Anwendung der Differential- und Integral-
rechnung auf dem Gebiete der Wärmemechanik, Elektrotechnik
usw. erleichtert. R.
Grundlagen der Ballonführung. Von Dr. Robert Emden,
a. o. Professor für Physik und Meteorologie an der Kgl.
technischen Hochschule in München. Mit 6 Abbildungen
im Text, 3 Tafeln in Mappe und 60 Uebungsbeispielen.
Leipzig und Berlin. Druck und Verlag von B G Teubner.
Preis 2,80 M.
Wie die Führung eines Schiffes, so läßt sich auch die Ballon-
führung in der Hauptsache nur durch praktische Uebung er-
lernen. Nichtsdestoweniger ist aber zur Herbeiführung des
größtmöglichen Erfolges auch die theoretische Schulung in
der Aeronautik keineswegs belanglos. Das haben gewiß JVlont-
golfier (1782), Charles (1783) und der erste Luftschiffer Pilätre
de Rozier (1783) usw. schon erkannt. Der Ballonführer soll
sich allerdings durch theoretische Erwägungen niemals zu sehr
in Anspruch nehmen lassen, um seine Tatkraft, Kühnheit und
den gesunden Menschenverstand nicht bei seinen Entschließungen
lahmzulegen.
Der Verfasser hat in defn 138 Seiten starken Büchlein die
wichtigsten Gesetze, denen der Ballon gehorcht, dargestellt und
durch zahlreiche, gut durchgeführte Beispiele erläutert. Die
einzelnen Abschnitte hier eingehend zu besprechen, ist versagt;
es ist nur möglich, einige zu nennen, wie: Abhängigkeit des
Luftdrucks von der Höhe und Folgerungen daraus; die Kräfte,
die einen Ballon zum Steigen bringen und die Beanspruchung
der Hülle; Auftrieb, Trag- und Steigkraft; Einteilung der Ballone
in zwei Klassen; Gesetze der Ballastwirkung; die vier Gesetze
des Temperatureinflusses; Höhen- und Seitensteuerung u.a.m.
Hiermit soll das „Fahrzeug" behandelt sein; in einem
folgenden Werk wird die Erklärung des „Fahrwassers", die
Grundlagen der meteorologischen Schulung des Ballonführers
enthaltend, in Aussicht gestellt.
Eine leichtfaßliche Darstellung des interessanten Stoffs liegt
jedenfalls vor, und wir wollen nicht verfehlen, dem Werk eine
große Verbreitung zu wünschen. R.
Handbuch der Mechanik. Von Ph. H u b e r. Achte Auflage,
bearbeitet von Prof. W. Lange, Direktor des Technikums
Bremen. Leipzig, Verlag von J. J. Weber. Preis geb.
3,50 M.
Die uns vorliegende achte Auflage des bewährten Buches,
das soeben in der Sammlung von „Webers Illustrierten Hand-
büchern" zur Ausgabe gelangt, ist von Prof. Walter Lange,
dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend, neu be-
arbeitet worden. Das Werk bietet sachgemäße Belehrung über
die Mechanik im allgemeinen, insbesondere aber über die Be-
wegung, ihre Arten und Gesetze, die Kräfte sowie deren Maß
und Wirkungsgröße, die Zusammensetzung und Zerlegung der
Kräfte, die zusammengesetzten Bewegungen, den Schwerpunkt,
die Bewegungswiderstände, das Wichtigste und Allgemeinste von
1
Q2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
der Festigkeit, die einfachen Maschinen ohne Berücksichtigung
der Reibung, die Verbindung einfacher zu zusammengesetzten
Maschinen, den Druck und die Bewegung des Wassers, den
Luftdruck und dessen Anwendung, die Kraftübertragung, die
Dampfkraft und die Dampfmaschinen, die Windmühlen und
Windräder, die Kleinkraftmaschinen, die Automobile und die
Systeme der Luftfahrzeuge. Einen nützlichen Anhang bildet eine
vergleichende Tabelle emigt'r ausländischer Maßgrößen mit den
metrischen Maßen sowie eine vergleichende Kostenzusammen-
stellung für je eine Pferdestärke und Stunde in Pfennigen.
Das vortreffliche Büchlein wird jedermann, der sich mit den
Kräften und deren Wirkungen bekannt machen will, gute Dienste
leisten. 1.
:: :; :; :; BRIEFKASTEN ;: :: :: ;: ;:
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegl unJ die von allgemeinem
Interesse sind, nxrden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders smd
Wohnung und Mitgliednummcr liin/uzufügen. Anfragen nach Bezu^'S-
qucllen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erleilt. Line
Rücksendung der Man'iskripte crfnltjt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die hrage erscheinen soll. tiinc Verbindhclikeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Iragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Er.Tgen nolwcnLÜgcn Druck-
stöckc zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezählen.
Fragen
Frage 26. Welche Eingemeindungen haben in neuerer Zeit
stattgefunden, und in welcher Weise sind die beamteten Tech-
niker in den neuen Verwaitungskörper übernommen werden —
also welche Stellung und Besoldung ist ihnen zugebilligt worden?
Frage 27. Für eine Naturheilanstalt wird die Errichtung
eines Schwimmbassins, in dem gleichzeitig Kinder und Erwachsene
baden können, geplant. Die Badeanstalt soll im Freien liegen,
mit natürlichem Zu- und Abfluß. Eine Bedachung ist nicht
in Aussicht genommen, dagegen sollen rings um das Bassin
Ankleidekabinen angeordnet werden. Welcher Kollege würde
über die erforderlichen Tiefenabmessungen, sowie über eine ge-
eignete Ausführungsweise des Bodens und der Wände des
Bassins Aufschluß geben?
Frage 2S. In einen nicht überdachten Giebel eines Neu-
baues, dessen Draufsichtsfläche mit ausgefugter Ziegelrollschicht
abgedeckt ist, dringt das Regenwasser ein. Das Mauerwerk
ist jetzt, von oben aus gerechnet, ca. 50 cm durchfeuchtet.
Welches Mittel ist geeignet, diesem Uebelstand Einhalt zu tun?
Bedingung: Die anzuwendenden Materialien müssen farblos
oder rot sein.
Frage 29. Die Entwässerung einer 7 qkm großen ein-
gedeichten Fläche soll mit einer Zentrifugalpumpe von 350 mm
Rohrweite durchgeführt werden. Da die Anlage bereits seit
1892 vorhanden, aber seit 1894 außer Betrieb ist, weil die Pumpe
angeblich die vorhandenen Wassermengen nicht bewältigen
konnte, so bitte ich um Mitteilung: 1. Was kann die Pumpe
bei einer Gesamtförderhöhe von 3 m pro Minute leisten? 2. Wie
viel Umdrehungen und 3. wie viel Pferdekräfte sind dazu er-
forderlich? 4. Was kostet 1 PS/Std. a) bei Benutzung einer
Dampflokomobile, b) desgl. eines Benzinmotors?
Frage 30. In einem im 1. Stockwerk gelegenen Lokal,
das direkt an der Grenzmauer des Nachbars liegt, findet bis
4 Uhr morgens Konzert statt. Wodurch kann man die Wand
erfolgreich isolieren, damit der Nachbar nicht mehr durch die
Musik gestört wird?
Frage 31. Die Schützengilde einer kl. Stadt beabsichtigt
die Anlage von zwei neuen Schießständen neben dem schon
vorhandenen Schießstand, welcher seit mehr als 100 Jahren
benutzt wird. Welche besonderen Vorschriften bestehen für
deren Anlage? Ferner: Auf welche Art wird die Einrichtung
am billigsten und unter Beachtung größtmöglicher Sicherheit
geschaffen? Der Schießstand liegt an keinem öffentlichen Wege,
im freien Gelände und auf eigenem Grundstück. Geschossen
wird auf 120 und 140 m Entfernung. Welches wäre die oberste
Instanz, an die man sich bei Verweigerung der Anlage zu wenden
hätte? Existiert Literatur über die Einrichtung von Schieß-
ständen ?
Frage 32. Zur Errichtung eines großen Neubaues auf
einem Berg, beabsichtige ich folgende Wasserleitung anzulegen:
Anschluß an die städtische Wasserleitung vermittels 20-mm-
Gasröhren. In der städtischen Wasserleitung ist höchstens
1 atm Druck noch vorhanden. Die projektierte Leitung hat eine
Länge von 150 m, eine Steigung von 8 bis 9 m. Am obersten
und höchsten Ende des Gasrohrs wird eine doppeltwirkende
Flügelpumpe (20 mm) angebracht, die das Wasser emporsaugen
soll. Dürfte diese Einrichtung auf die Länge von 150 m sicher
funktionieren ?
Frage 33. Welche Firmen in der westfälischen Industrie-
gegend führen die Hebung von Dachstühlen bis zu 3 m Höhe
aus, ohne daß die Eindeckung zu (entfernen ist?
Frage 34. Wer liefert die im Wasserbau gebräuchlichen
Bückingschen Erdanker?
Frage 35. Welcher Betrag wird von Betonbaugeschäften
bei Ausführung von Eisenbetondecken für das Einschalen dieser
Decken pro qm in Ansatz gebracht und zwar unter Berücksich-
tigung von Verschnitt an Stempeln und Schalung, Abnutzung
der Hölzer, Verzinsung des Einschalungsmaterials usw.?
Antworten .
Zur Frage 32. Wasserleitung für einen Neubau auf
einem Berg. Eine Flügelpumpe von 20 mm Saugrohrweite
liefert in der Minute bei ununterbrochenem Pumpbetrieb, d. s.
etwa 45 Doppelhube ä 0,3 I = 13,5 1 in der Minute. Nach
den gemachten Angaben fließt das Wasser der Pumpe noch
mit 0,1 atm = 1 m Druckhöhe zu; d. h. während der Bauzeit
braucht überhaupt keine Pumpe in Anwendung zu 'Kommen.
Anders liegt der Fall, wenn Idas zu errichtende Gebäude später
mit Wasser versorgt werden soll. Angenommen, das Haus
diene nur 10 Personen zum Aufenthalt, deren täglicher Wasser-
verbrauch nur 50 1 betrage (pro Kopf). Dann sind täglich
500
500 1 zu heben, d. h. = 37 min. am Tage Wasser zu
pumpen. Es empfiehlt sich deshalb, dem Haus später mittels
einer durch Elektromotor betätigten Pumpe das Wasser zu-
zuführen. Die Pumpe kann im Keller des Hauses aufgestellt
werden. Ein Behälter auf dem Dachboden, in den die Pumpe
fördert, gibt das Wasser an die Verteilungsleitungen ab; oder
im Keller wird ein sogen. Delphinpumpwerk aufgestellt, dann
fällt der Behälter auf dem Dachboden fort. Die Saugrohrleitung
ist möglichst 25 mm weit aus Mannesmannrohren herzustellen,
die, mit Juteumwicklung und Asphaltierung versehen, wider-
standsfähiger als stumpfgeschweißte Gasrohre sind. W.
Mitteilungen aus dem Verbände
r^J/a H<arron Fin-z^klmi+rrliorlnr machen wir nochmals darauf aufmerksam, daß laut Beschluß des Stutt- "IQ JUl
L/IC 1 ICIlCll LlllZClIIIIlgllCUCl garter Verbandstages der jährliche Verbandsbeitrag vom 1. Jan. 1911 an 'O
beträgt. Der Betrag ist in halbjährlichen Raten von "je 9, — M zu entrichten. Da satzungsgemäß der erste Halbjahresbeitrag im Monat
Januar zu zahlen ist, bitten wir um umgehende Uebermittelung dieses Betrages. Die Verbandsleitung.
DieWanderversammlung des DeutschenTechniker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 findet in der Zeit vom
15. bis 17. (offizieller Teil) und 18. und 19. Juli (nicht offizieller Teil) statt. :1 Nähere
Auskunft erteilt: BAUMEISTER SCHÜSSLER, Kleinluga Post Mügeln, Bezirk Dresden.
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
93
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes Sondershausen.
Herrliche, freie Gebirgslage.
Buchen- und Nadelwald Ge-
sundes, billiges Wohnen, freund-
liche Zimmer m. 1 od. mehreren
Betten u. Liegesofa. Behagl. Qe-
sellschaftsräume. Gute und reich-
liche Kost. Voile Pension 3 M
50 Pf. für den Tag für Mitglieder
u. deren Angehörige. Geselliger
Verkehr. Zentralheizung. Bade-
anlagen: Wannen- und Brause-
bäder, Fichtennadel-, Kohlen-
säure- u. Solbäder. Turn- und
Spielplatz. Frei-KonzertederHof-
kapelle das ganze Jahr. Fahrkarte
Sondershausen-Possen lösen.
Alle Anfragen sind zu richten
an das Erholungsheim des
Deutschen Techniker- Verbandes
Sondershausen.
Das ganze Juhr geöffnet!
bes Deutschen Techni!.£r*^VerbEindes,
Um für unser Erholungsheim zu
werben, haben wir Künstler-Stein-
drucke hersiellen lassen, die in
diesem Bilde wiedergegeben sind.
Es ist aus dieser schwarzen Wieder-
gabe nicht annähernd ersichtlich,
wie schön der in neun Farben htr-
gestellte Steindruck sich als Zimmer-
schmuck für das Haus, für die
Vereinszimmer usw. eignet. Durch
eine große Auflage ist es uns ge-
hingen, den Preis außerordentlich
billig stellen zu können. Es kostet;
• I das Bild (ca. 47x70 cm) auf
Starker Pappe mit gefälligem weißen
Rahmen einschließlich Verpackung
Ohne Porto 1,75 M (Porto 25 bezw.
60 Pf ),
h) dasselbe Bild auf Karton mit
Leisten einschließlich Verpackung
Ohne Porto 0.95 M (Porto 20 Pf.).
Bestellungen sind zu richten an
die Verbandsleitung in Berlin.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinsendung ist am Kopfe
9us7u(üllcn: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = VcrsammlunD;siag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen Uber Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Oberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksverwaltungen
Chemnitz. 1. Vors. O. Geßner, Sonnenstraße 8. Briefe
an den 1. Vorsitzenden. Wir laden unsere Mitglieder zu dem
am Februar im Museumsaale stattfindenden Lichtbildervortrag
des Herrn Karl Meißner-Dresden über „Italienfahrer", Böcklin,
Innebach, Marres ein und bitten um rege Beteiligung. Am
10. Februar findet im Saale des Hotels „Goldener Anker" ein
Vortrag des Herrn Baumeister Luderer über „Bau-
gewerbe, Baugesetz und Boden refor m" statt. Die
Jahreshauptversammlung der Bezirksverwaltung findet am
20. Februar, abends 8'/2 'Jhr, im Saale des Hotels „Roter
Hirsch" stat. Tagesordnung: I.Jahresbericht. 2. Kassenbericht.
3. Bericht der Zweigvereine. 4. Bericht der Revisoren. 5. Jahres-
voranschlag. 6. Ergänzungswahl des Vorstandes. 7. Ver-
schiedenes.
Kurhessen-Waldeck. Auszug aus dem Jahresbericht
1910. Im Jahre IQIO fanden zusammen 11 Sitzungen des
geschäftsführenden bezw. des erweiterten Vorstandes statt. Die
M i t g I i e d e r z a h I ist gegen das Vorjahr etwas zurück ge-
gangen, was sich aus dem schlechten Geschäftsgange im Bau-
gewerbe erklärt. Vorträge fanden wie in früheren Jahren
zwei statt. Nach Bestreitung aller Unkosten für das Kurhessische
Zimmer im Erholungsheim war eine Summe von ca. 60 M
übrig geblieben. Dieselbe ist bestimmt für einen bedürftigen
Kollegen, welcher einen vierzehntägigen Erholungsurlaub in
Sondershausen verbringen soll. Eine Resolution betreff :
die staatliche Pensionsversicherung der Privatbeamten war an-
schließend an den oben erwähnten ersten Vortrag ai: das Reichs-
amt des Innern und den Reichstag abgesandt worden. Die Orts-
verwaltung der Krankenkasse hat im vergangenen Jahre um
eine Anzahl Kollegen zugenommen. Die Stellenvermitte-
lung hat in Anbetracht des schlechten Geschäftsganges im Bau-
gewerbe nicht besonders günstig gearbeitet. Die gesamten Be-
zirkseinnahmen betrugen 832,Q1 M, die Ausgaben 777,14
Mark, mithin ein "Bestand von 55,77 M, hierzu kommt noch ein
Agitationsfonds von 175 M. Der Etat wurde nach Eintragung
einiger kleiner Aenderungen einstimmig angenommen. Es hatte
sich als nützlich herausgestellt, die Vorstandssitzung und die
Bezirkssitzung am Bezirkstage getrennt abzuhalten, um mehr
Zeit für die einzelnen Verhandlungen zu haben. Die am Nach-
mittag stattgehabte Bezirkssitzung war leider schwach besucht.
Der nach den neuen Satzungen gewählte neue Vorstand
setzt sich aus folgender} Herren zusammen: a) Geschäfts-
führender Vorstand: Koll. M. Laneus, Hofgeismar,
1. Vorsitzender; Koll. C. Naumann, Cassel, Wilhelmshöher
Allee 118, 2. Vorsitzender, zugleich Vertreter der Gruppe D;
Kollege A. Derlig, Cassel, Kaiserin-Aug.-Viktoria-Straße 30 c,
I.Schriftführer; Koll. C. Becker, Cassel, Kaiserin-Aug.-Viktoria-
Straße 11, 2. Schriftführer, Vertreter der Gruppe A; Kollege
G. Körtling, Cassel, Dörnbergstraße 7, 1. Kassierer; Kollege
R. Leonhardy, Cassel, Hohenzollernstr. 169, 2. Kassierer, Vertreter
der Gruppe C; Koll. Ed. Bleitner, Cassel-Wilhelmshölie, Kunold-
straße, Beisitzer, Vertreter der Gruppe B. Vertreter im Gesamt-
Verbands- Vorstand ist Herr Koll. Naumann. Die Stellenvermitte-
lung liegt in den Händen des Herrn Koll. C. Penseier, Cassel,
Hohenzollernstr. 84. b) Erweiterter Vorstand. Hier-
zu gehören die Vertreter der Vereine und Einzelmitglieder. Die
Vereine hatten noch nicht sämtlich ihre Vertreler gewählt. Der
Vertreter der Einzelmitglieder konnte nicht gewählt werden, weil
zuwählende Kollegen bei der Sitzung nicht anwesend waren. Ob-
mann der Krankenkasse ist Herr Koll. Bode, Cassel, Schlacht-
hofstr. 8. Als Kassenrevisoren sind gewählt die Herren Koll.
Albert und Wilke, Cassel. Dem langjährigen I.Vorsitzenden,
Herrn Leonhardy, welcher sein Amt aus Gesundheitsrücksichten
niederlegen mußte, sei an dieser Stelle für sein unermüdliches
Schaffen nochmals gedankt. Wegen Mangels an Platz ist es
nicht möglich, den Bericht ausführlicher zu gestalten. Kollegen,
welche über diesen oder jenen Punkt näheres zu wissen wün-
schen, wollen sich an den 1. Vorsitzenden oder Schriftführer
wenden. Es kann nicht oft genug der Wunsch ausgesprochen
werden: Kollegen, beteiligt euch mehr an den Versammlungen
der Bezirksverwaltungen und Vereine!
Oberschlesien. Wir machen hierdurch nochmals auf nach-
stehend angeführte Vorträge aufmerksam. Freitag, 3. Februar,
abends 8V2 Uhr, in Ratibor in Brucks Hotel, Oderstraße.
Thema: Das Angestelltenrecht und der Reichs-
tag. Sonntag, 5. Februar, nachmittags 4 Uhr, in Beuthen,
„Hotel Lomnitz". Thema: Der Weg des Deutschen
Techniker-Verbandes. Montag, 6. Februar, abends
8V2 Uhr, in Gleiwitz im Hotel Schlesischer Hof. Thema:
„Technik und Kultur". Nach den Vorträgen freie Aus-
sprache. Referent: Herr Architekt K a u f m a n n - Berlin. Um
regen Besuch und Einführung von Gästen wird gebeten.
Sachsen-Anhalt. (Sitz Magdeburg.) Br.-A. : A. Uebe, Nacht-
weidestraße 20 a. Tagesordnung zum 42. Bezirkstag in Magde-
burg am Sonntag, 26. Februar 1911, in den Sälen der Kasino-
Gesellschaft, Breiterweg 104. Beginn 10 Uhr vormittags, Be-
endigung 3 Uhr nachmittags. I.Wahl des Bureaus für die Ver-
handlungen; 2. Voriesung der letzten Verhandlungsschrift;
3. Geschäfts- und Kassenbericht; 4. Vorstandswahlen; 5. Be-
ratung des Kosten Voranschlages 1911; 6. Antrag für Neuauf-
94
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 6
Stellung der Bezirksstatuten; 7. Bericht über den Stuttgarter
Verbandstag; 8. Beriebt über die Gesamtvorstandssitzung Son-
dershausen am 8. Januar 1911; Q. Festlegung des Ortes Tür die
nächste Wanderversammlung 1911; 10. Verschiedenes. Nach
den Verhandlungen zwangloses Mittagessen. Während der Ver-
handlung für die werten Damen und den Nichtteilnehmern an den-
geschäftlichen Verliandlungen Besichtigung der Oruson-Oewachs-
häuscr, des Museums usw. unter sachkundiger Führung. Abends
8 Uhr im Kasino zwangloses Beisammensein. Um regste Teil-
nahme unserer auswärtigen wie besonders der hiesigen Mitglieder
wird dringend gebeten.
Zwei^vereine
GemischteVereine.
Aachen. TechnischerVerein. Am Sa tnstag, 21 . Jan.,
sprach in einer gut besuchten Mitgliederversammlung, zu der
auch eine Reihe von Gästen erschienen war, der Leiter der
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen Herr Kollege Lenz-
Dortmund über „Zweck und Ziele des D. T.-V. auf Grund der
Stuttgarter Verbandstagsbeschlüsse". Die sich anschließende
Diskussion förderte manchen neuen Gesichtspunkt zutage. Unter
anderem wurde die Lage der im Staats- und Gemeindedienst
tätigen Techniker eingehend besprochen und festgestellt, daß
hier die dürftigen Bestimmungen der Gewerbeordnung nicht
einmal beachtet würden, deren Verbesserung seit langem an-
gestrebt werde. Trotzdem Staatsbetriebe nach einem Kaiser-
wort Musterbetriebe sein sollen, könne man hier noch 14 tägige,
tägliche, ja stündliche Kündigungen bei Technikern feststellen,
wofür Einzelfälle angeführt wurden. Auch der Gesetzentwurf
betr. die Pensionsversicherung der Privatangestellten wurde ein-
gehend erörtert.
Die Versammlung am Samstag, 4. Februar, im „Berliner
Hof" hat folgende Tagesordnung: 1. Bekanntgabe von Neu-
eingängen. 2. Anderweitige Festsetzung des Vereinsbeitrages;
mit Rücksicht auf den ab 1. Jan. erhöhten Verbandsbeitrag.
3. Verschiedenes. Der Vereinsvorstand hat den Jahresbericht
und andere für die Vereinsmitglieder wichtige Angaben in einem
Jahrbuch zusammengestellt, das in dieser Versammlung zur Ver-
teilung gelangt.
Bayreuth. Techniker-Verein, e. V. Bei der am
20. Januar 1911 stattgefundenen ordentlichen Hauptversamm-
lung wurden in die Vorstandschaft gewählt: Münch, Richard,
K. Bauführer, als 1. Vorstand; Faber, Michael, Bauführer, als
2. Vorstand und 1. Schriftführer; Schmidt, Hans, städt. Gas-
meister, als Kassierer und Walther, Michael, Bauführer, als
2. Schriftführer und Archivar. Ferner zu Beisitzern die Herren:
Böhner, Adam, Bauführer; Gabriel, Franz, K. Militär-Bausekre-
tär; Stuhlfanth, Adam, K. Bauführer. Die Versammlungen des
Vereins finden auch in diesem Jahre am 1. und 3. Freitag
eines jeden Monats im Restaurant „Rauhs Gustl" statt.
Bergedorf und Umgegend. Technischer Verein.
Vors.: H. Rathmann, Bergedorf, Kamp-Chaussee 72p. Br.-A.:
H. Eggert, Bergedorf, Brookstr. 311. — Unsere nächste Ver-
sammlung findet am 8. Februar, abends 8V2 Uhr, im Vereins-
lokale „Stadt Hamburg" statt. — In der Versammlung am
25. Januar wurden Koll. H. Rathmann als Vorsitzender und Koll.
H. Eggert als Kassierer wiedergewählt. Wir machen alle Kol-
legen darauf aufmerksam, daß ab nächster Versammlung der
„Profanbau" und die „D. T.-Z." in Sammelmappen im Gast-
zimmer zur gefl. Einsicht ausliegen. Gäste sind uns jederzeit
willkommen.
Berlin. Donnerstag, 9. Februar 1911: Gemeinschaft-
liche Versammlung des Vereins der Steinmetztechniker,
der Maschinentechniker, des Technischen Vereins Charlotten-
burg und des Tegeler Zweigvereins. Verhandlungsthema: Der
neue Gesetzentwurf über die Pensionsver-
sicherung der Privatangestellten. Relerent Koll.
Mark ward. Versammlunglokal: Fürstenbergsäle, Rosen-
thalerstraße 38. Beginn pünktlich 8V2 Uhr. Nach dem Re erat
freie Aussprache. Wir bitten um rege Teilnahme aller Berufs-
kollegen.
Beuthen ( Oberschlesien). Technischer Verein. Am
Sonntag, 5. Februar 1911, nachmittags 4 Uhr, findet im
Saale des „Hotel Lomnitz", hier, Gleiwit/er Straße, eine
öffentliche Versammlung statt. In dieser wird Herr Architekt
Kaufmann - Berlin referieren über : „Sozialpolitisches
für technische Angestellte und Beamt e". Die
Herren Kollegen werden gebeten, Voü^-ählig zu dieser Versamm-
lung zu erscheinen, damit sie zu einer eindrucksvollen Kund-
gebung nach außen hin sich gestaltet. Unser Vereinsvorsitzender
hat in der letzten Vereinssitzung all die Fragen erörtert, welche
den Techniker zurzeit bewegen. Die Lösung und Verwirklichung
dieser Fragen sind Lebensfragen unseres Standes, und so dürfen
wir wohl hoffen, daß die Herren Kollegen ihr Interesse an diesen
Fragen durch zahlreichen Besuch bekunden werden. Jeder
Kollege wolle den Besuch der Versammlung als Pflicht gegen
sich selbst 'und gegen seine Berufsgenossen betrachten. Solche,
dem D. T.-V. noch fernstehende Kollegen sind hiermit freund-
lichst eingeladen und willkommen.
Charlottenburg,. „Bauhütte C h a r 1 o 1 1 e n b u r g".
V. u. O.: „Logen-Restaurant" in Charlottenburg, Berliner Str. 61,
Ecke Kirchhoistiaße. Br.-A.: 1. Vors.: E. Kohr, Charlotten-
burg, Städtisches Bürgerhaus, Sophie - Charlotten - Straße 115.
1. Schriftführer: A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5.
Am Dienstag, 7. Februar, abends Punkt Vi^ Uhr, findet in oben-
genanntem Vereinslokal die nächste Monatshauptversammlung
statt. Die Tagesordnung ist im Verkündigungsblatt der Bezirks-
verwaltung Brandenburg bekanntgegeben. Etwaige Anträge
seitens der Mitglieder sind bis vor Eröffnung der Sitzung
schriftlich dem 1. Vorsitzenden mitzuteilen. Ganz besonders
wird noch auf den Punkt: „Besprechung von technisch-wirt-
schaltMchen Fragen" hingewiesen, unter Berücksichtigung von
Beispielen aus der Praxis.
Danzig. Technischer Verein. Am 18. Januar 1911
fand im Vereinslokal Hohenzollern die Jahreshauptversammlung
statt. Der Jahresbeitrag für 1911 wurde nach längerer Debatte
auf 6 M festgesetzt und der Haushaltsplan mit 586 M in Ein-
nahme lund Ausgabe angenommen. Die Neuwahl des Vor-
standes ergab folgende Zusammensetzung: 1. Vorsitzender:
Architekt W. Jacob, Karmelitergasse 4; 2. Vorsitzender: Archi-
tekt Hanckel, Langfuhr, Hauptstr. 77; Schriftführer: Ingenieur
Krugel, Fleischergasse 73; Kassierer: Architekt Wahner, Breit-
gasse 63. Bücherwart: Architekt Kreß, Vorstädt. Graben 40. Zu
Kassenprüfern wurden die Kollegen Karins und Meiler gewählt.
Br.-A.: Architekt W. Jacob, Danzig, Karmelitergasse 4. Ver-
sammlungen: Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat im Vereins-
lokal Hohenzollern, Langermarkt.
Essen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. (Auszug aus dem Jahres-
bericht.) Mit Ablauf des Kalenderjahres 1910 schloß der Verein
sein 9. Geschäftsjahr. Die Vereinsgeschäfte wurden in vier
Hauptversammlungen mit vorausgegangenen Vorstandssitzungen
erledigt. Zu den Versammlungen waren durchschnittlich 40 0/0
der Mitglieder erschienen. Die Mitgliederzahl betrug zu Beginn
des Jahres 84, neu aufgenommen wurden 32, gestrichen infolge
Wegzuges usw. wurden 9 Mitglieder. Hiernach verbleibt ein
Zuwachs von 23, so daß die MitgUederzahl am Schluß des
Jahres 107 betrug. Die Einnahmen betrugen 1611,38 M, die
Ausgaben 1493,41 M, Kassenbestand 117,97 M; hierzu Rück-
einnahmen von 16,15 M, mithin Barbestand 134,12 M.
Frankenthal. Techn. Vereinigung Frankenthal
und Umgebung. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Mittwoch im
Monat im Bahnhofrestaurant Kleber. Aus dem in der General-
versammlung am 18. Januar erstatteten Jahresbericht ist hervor-
zuheben, daß unser Verein von 18 auf 22 Mitglieder gestiegen
ist. Der Verbands- und Vereinsbeitrag wurde auf 21 M pro
Jahr = 5,25 M pro Quartal festgesetzt. Da Koll. Böhn das
Amt des 1. Vorsitzenden niederlegte, wurde die Vorstandschaft
wie folgt neu gewählt: Aue, 1. Vors.; Böhn, 2. Vors.; Keul,
Schriftführer; Blarr, Kassierer; Hoffmann, Beisitzer. Wir bitten
die Kollegen, unsere Vereinsversammlungen sowie unsere sämt-
lichen Veranstaltungen vollzählig zu besuchen.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 7. Februar, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme
von Mitgliedern. 3. Bezirkstag und Verbandsangelegenheiten.
4. Technische Fragen. 5. Verschiedenes. In dieser Versamm-
lung wird Herr Kollege Petermann anwesend sein und Kranken-
kassenbeiträge entgegennehmen.
Hildesheim. Technischer Verein. Unsere nächste
Hauptversammlung findet am Sonnabend, 11. Februar, abends
präzise 9 Uhr, im Vereinslokal statt. Tagesordnung: 1. Ge-
schäftliche Mitteilungen. 2. Mitgliederaufnahme. 3. Besprechung
des Entwurfs eines Versicherungsgesetzes für .Angestellte. 4. Ab-
rechnung. 5. Verschiedenes. Gleichzeitig diene den Kollegen
zur Nachricht, daß unsere diesjährige Generalversammlung am
Sonnabend, 25. Februar, abends 9 Uhr, gleichfalls im Vereins-
lokal stattfindet, mit der Tagesordnung: 1. Jahresbericht.
2. Kassenbericht. 3. Neuwahl des .Vorstandes und der Ausschuß-
mitglieder. 4. Verschiedenes. Der Vorstand erwartet, daß sich
die Mitglieder an allen Veranstaltungen des Vereins rege t>e-
teiligen, besonders aber muß €s Pflicht eines jeden sein, zu der
Generalversammlung zu erscheinen. Die auswärtigen Kollegen,
welche noch mit den letzten Beiträgen im Rückstände sind,
werden gebeten, dieselben bis zum 15. nächsten Monats bestimmt
einzusenden.
Heft 6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
95
Kaiserslautern. Technischer Verein. Nach der am
4. Januar er. stattgehabten Generalversammlung verbunden mit
Neuwahl, setzt sich nunmehr der Vorstand aus folgenden Herren
zusammen: H. Pähl, I. Vorsitzender, Stah'.straße 15; L. Gröne-
bach, I. Schriftführer; K. Müller, Ii. Schnfiführer; F. Schmiedt,
Kassierer; A. Wietek und O. Braun, Beisitzer. Gleichzeitig'
geben wir unsern Herren Mitgliedern bekannt, daß von nun
ab jeden ersten Mittwoch im Monat im Vereinslokale (Grüne
Laterne) Vereinsversammlungen stattfinden, deren Besuch wir
angelegentlichst empfehlen.
Kalk. Technische Vereinigung. In der am
2. Dez. IQIO abgehaltenen Genernl\ ersammlung wurden folgende
Herren in Uen Vorstand gewählt: M. Türk, 1. Vors.; A. Heuer,
2. Vors; R. Berkholz, 1. Schriftführer; J. Schlosser, 2. Schrift-
führer; Stockmann, Kassierer; Heitkamp, 1. Beis.; Jansen,
2. Beisitzer. — In unserer diesjährigen 1. Hauptversammlung
wurde 'beschlossen, den Ve-baads- "Ui d VercinsL e:trag. in Summa
20,40 M jährlich, in monatlichen Raten von 1,70 M zu erheben.
Landau, Rheinpf. Technische Vereinigung. E. V.
Unsere jährliche Generalversammlung fand am 4. Januar 1911
statt, mit der üblichen Tagesordnung. Die seitherigen Vor-
standsmitglieder wurden einstimmig wiede.'-gewählt. 1. Vor-
sitzender A. Bohn, Schriftführer Karl Lindau, Kassierer Fr.
Schmidt. Es er olgten 2 Neuaufnahmen. Dem Erholungsheim
wurde durch die Geschäftsstelle der Betrag von 8 M über-
wiesen. Die ordentlichen Monatsversammlungen finden jeden
ersten Dienstag im Monat statt.
Leipzig. Techniker-Verein. Br.-A.-: Ingenieur Hugo
Förtsch, Leipzig-Gohlis, Srhkeuditzer Str. 19. V. u. O. : Jeden
Alittwoch abend '/oO Uhr im Rest. „Bayrische Krone", Jakob-
straße 2. Gäste jederzeit herzlichst willkommen.
Lübeck. Vereinigung Lübecker Techniker.
Vors. u. Br.-A.: W. Helms, Bahnmeister, Cronsforder-Allee 85b,
Versammlung jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat
im Kulmbacher Bierhaus. In der am 1. Dezember 1910 statt-
gefundenen Hauptversammlung wurden für das Geschäftsjahr
1911 folgende Kollegen in den Vorstand gewählt bezw. wieder-
gewählt: W. Helms, Bahnmeister, I. Vorsitzender. 'C. Jäde,
Bauwart, I. Schriftführer. J. Karstens, Bauwart, Kassierer. Bei-
sitzer: Gruppe A: L. Arndt, H. Behrens, G. Stockhusen, Bau-
techniker. Gruppe B: A. Clorius, Bauassistent. Gruppe C
und D: R. Lüdemann, Baupolizeikontrolleur, F. Poppe, Tief-
bautechniker.
Lünen a. d. Lippe. Technischer Verein. Nach der
am 3. Dezember stattgefundenen Vorstandswahl setzt sich letz-
terer wie folgt zusammen: Rohwer, Otto, Ingenieur, 1. Vors.;
Jensen, Eduard, Architekt, 2. Vors.; Schürmann, Franz, Kgl.
Bauassistent, 1. Schriftführer; Uffelmann, Julius, Bauführer,
2. Schriftführer; Bauer, Ernst, Ingenieur, Kassierer; Bock, Aug.,
Ingenieur, 1. Beisitzer; Rothstein, Fr., Bauunternehmer, 2. Beis.
Mainz. Technischer Verein. Dienstag, 7. Februar,
Hauptversammlung im Vereinshrus, Schießg2r.e::str. 10. Tages-
ordnung: 1. Vereins- und Verbandsangelegenheiten. 2. Be-
sprechung der Tagesordnung für die Oesamtvorstandssitzung
der M. Bezirksverwaltung am 12. Februar in Frankfurt. 3. Be-
richte über die Sitzungen des Soz. Ausschusses in Frankfurt
und über den Entwurf des Privatbeamten-Pensionsgesetzes.
4. Vortrag des Herrn Arch. Geding (Gast) über Fritz Reuter.
5. Verschiedenes. Beginn der Sitzung Punkt 8V2 Uhr. — Sonn-
abend, 18. Februar, Vereinsabend mit Damen im Vereinslokal.
Wir bitten um vollzähliges Erscheinen. Gäste willkommen.
München. Techniker-Verein, E. V. Dienstag den
7. Februar Monatsversammlung. Anschließend Diskussion über:
„Die Kündigung des Dienstverhältnisses der technischen An-
gestellten". Am gleichen Abend werden im Vereinslokal die
eingelaufenen Wettfewerbs-Entwürfe über eine „Ehrenurkunde"
für Herrn Architekt Fritz Hasselmann zur Besichtigung
ausgestellt. — Ab 1. April befindet sich die Geschäftsstelle un-
seres Vereins „Sendlingertorplatz Nr. 6 0", woselbst auch ein
Lesezimmer eingerichtet wird. Näheres darüber wird später
rnitgeteilt. — Nach Beschluß der letzten Versammlung soll in
diesem Jahre ein sozialpolitischer Kurs im Verein
abgehalten werden. Die diesbezügl. Unterhandlungen mit ver-
schiedenen in Betracht kommenden Persönlichkeiten sind bereits
zum Abschluß gelangt. Der Beginn ist auf Anfang Oktober
festgesetzt, jedoch sollen in dieser Vereinsperiode noch, neben
den Fachvorträgen, einige größere und allgemeine soziale Vor-
träge stattfinden.
Pforzheim. Technischer Verein. Vrs. : Gust. Jäkel,
Stadtbauassistent, Salierstraße 20. Br.-A.: Technischer Verein
Pforzheim. Vereinslokal: „Bavaria", östliche Karl-Friedrich-
Straße 29. Mitgliederversammlung jeden ersten Mittwoch im
Monat, an den übrigen Mittwochen zwanglose Zusammenkunft.
— Wir machen darauf aufmerksam, daß als Stellenvermittler
und Vertrauensmann Kollege Philipp Dahl, Stadtbauassistent,
verlängerte Holzgartenstraße 133, bestellt ist und bitten alle
Kollegen dringend, frei werdende Stellen sofort zu melden, denn
nur durch die eifrige Mitwirkung aller kann eine ersprießliche
Tätigkeit der Stellenvermittlung erzielt werden. Zur Anmeldung
empfehlen wir, die in der „Techniker-Zeitung" abgedruckten
Formulare zu benutzen.
Posen. Vereinigung PosenerTechniker. Br.-A. :
Kühne, Bitterstraße 26 11. V. u. O.: Jeden 1. und 3. Freitag
bei Mendel, Berliner Straße 19 1. — Am Montag, 6. Februar,
8V4 Uhr, findet im jAuditoriuiu Maximum der Königl. Akademie
ein Vortrag des Herrn Dipl.-Ing. M a t s c h o ß - Berlin über
„D ie geschichtliche Entwicklung der künst-
lichen Beleuchtung" statt. — Am Dienstag, 7. Februar,
abends 8 Uhr, findet ebenfalls i.n Auditorium JVlaxinunn ein
Lichtbildervortrag über Zeppelinaufstiege statt. Unsere
Mitglieder haben mit ihren Damen freien Zutritt zu beiden Vor-
trägen. Einzelmitglieder sind ebenfalls willkommen.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Str. V. u. O. : Mittwoch
nach dem ersten eines jeden Monats im „Hotel zum Prinzen".
— Monatsversammlung am Mittwoch, 8. Februar 1911, abends
8V2 Uhr, im „Hotel zum Prinzen". Tagesordnung: 1. Aufnahme
neuer Mitglieder. 2. Jahresbericht. 3. Bericht der Kassenprüfer.
4. Kassenbericht und Entlastungserteilung. 5. Verbands-
angelegenheiten. 6. Stiftungsfest. 7. Verschiedenes. — In der
in Heft Nr. 1 bekannt gegebenen Neuwahl der Vorstandsmit-
glieder sind zwei Druckfehler vorgekommen. Es soll dort
heißen: Bautechniker J. Stöhrmann, Schrittführer, und Bau-
techniker C. Fritz, Kassierer.
Schweinfurt. Techniker-Verein, E. V. Bei der statt-
gefundenen Generalversammlung wurden pro 1911 folgende
Herren zur Vorstandschaft gewählt: 1. Vorstand: Koll. Pfaffen-
berger; 2. Vorstand: Koll. Böhm; 1. Schriftführer: Koll Karg;
2. Schriftführer: Koll. Vaeth; 1. Kassierer: Koll. Fleckenstein;
2. Kassierer: Koll. Bauriedl; Bibliothekar: Koll. Höfner; Revi-
soren: Koll. Glockle und Koll. Lochner; Beisitzer: Koll. Arleth,
Koll. Brockert und Koll. Kupfer. — Am Freitag, 6. Januar 1911,
fand im Saale des Gasthofes zu den vier Jahreszeiten eine gut
besuchte öffentliche Technikerversammlung statt, in welcher
Herr Kaufmann, Berlin, als Referent über die Ziele und
Wege des D. T.-V. sprach. Den Ausführungen des Herrn Refe-
renten folgte eine sehr lebhafte Diskussion, an der auch die
anwesenden Bundesmitglieder sich beteiligten. Namentlich war
es die Agitationsart und Kampfesweise des Bundes, die die
Diskussionsredner aufgriffen und einer berechtigten Kritik unter-
zogen. Die trefflichen Worte, die der 1. Vorsitzende der Bayr.
Landesverwaltung, Herr B e n d e r - München, der ebenfalls zu-
gegen war, hier einflocht, und das Schlußwort des Herrn
Referenten haben uns wiederum den Beweis erbracht, daß die
wahren und berechtigten Interessen des gesamten Techniker-
standes im D. T.-V. zielbewußte und nach wie vor richtige Ver-
tretung finden.
Weißenfels. TechnischerVerein. In der am 10. Jan.
dieses Jahres stattgefundenen Hauptversammlung wurden als
Vorstand gewählt: 1. Vors.: C. Dietze; 2. Vors.: O. Naupold;
Schriftführer: W. Richler; Kassierer: G. Hörning. Br.-A.:
C. Dietze, Baukommissar, Naumburger Str. 37. Versammlungen
finden jeden Dienstag nach dem 1. und 15. jeden Monats, abends
81/2 Uhr, im Hotel „Sächsischer Hof" statt. Gäste sind zu allen
Versammlungen stets willkommen.
Werdau. Technische Vereinigung. Die Jahres-
hauptversammlung brachte die Wiederwahl der Vorsitzenden
Eisenhut und Salzbrenner, Neuwahl der Schriftführer Hopf und
Schürer und Wiederwahl des Kassierers Rautenstengel. Als
Verbands- und Vereinsbeiträge wurden für das Jahr 1911 fest-
gesetzt 2 M pro Monat für ordentliche und 80 Pfg. für außer-
ordentliche Mitglieder. Die Beiträge werden monatlich durch
Boten kassiert. Die Mitteilungen werden durch die Post jedem
Mitgliede frei zugestellt. Ferner wurde Antrag Sal/brenner
einstimmig angenommen, nach dem in Zukunft selbständige
Kollegen nicht mehr als ordentliche Alitglieder in dem Verein
aufgenommen werden können.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Monatsversammlung am 4. Febr. er.,
abends 9 Uhr, im Vereinslokal „Brauerei Maiwald", Coswiger
Straße 23. Tagesordnung: 1. Protokolherlesung 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Berichterstattung des Vorsitzenden über
die Bezirksversammlung. 4. Verschiedenes. Zahlreiches Er-
scheinen erwünscht. Gäste sind herdtchst wütkommen. Br.-A.:
Herrn Maurermstr. W. Lindemann, Wittenberg (Bez. Halle),
Bürgermeisterstraße .Nr. 4.
Q6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 6
Zittau. Technischer Verein. Nach der am 20. Jan.
abgehaltenen Generalversammlung im Vereinslokal „Weißer
Engel" hier setzt sich der Qesamtvorstand wie folgt zusammen:
1. Vors.: Ernst Dietrich, Betriebstechniker; 2. Vors.: Balduin
Ohm, Bauführer; 1. Schriftführer: Alfr. Haftmann, Bmstr.;
2. Schriftf. : Alfr. Linke, Masch.-Techn. ; Kassierer: Hans Leh-
mann, Ing.; Bezirks Vertreter: Alfr. Reh, Ing.; Beisitzer: Carl
Böhme, Ingenieur und Curt Winkler, Ingenieur; Kassenrevi-
soren: W. Müller und M. Maaß, Ingenieur.
Zweibrücken. Technischer Verein. Br.-A.: Herrn
Gaswerks-Direktor Eugen Acker. V. u. O. : Jeden Dienstag
abend Uhr im „Deutschen Haus". Gäste willkommen.
Techniker im Baugewerbe.
Augsburg. „B a u h ü 1 1 e." Nächste Vereinsversammlung
am Donnerstag, 16. Februar IQll, im „Cafe Augusta". —
Die Generalversammlung kann «eingetretener Verhältnisse halber
am "Q. Februar nicht stattfinden und wird deshalb auf den
2. März verlegt.
Danzig. „Hütte." Br.-A.: Stadtbausekretär Hackbarth,
Danzig, Kohlenmarkt 24. Vereinslokal: „Deutsches Winzer-
haus, Dominikswall. — Die Jahres-Hauptversammlung fand auf
Wu.isch des geschäftsf. Vorstandes der Bezirksvervvaltung erst
nach dem ersten diesjährigen Bezirkstag statt. Bei der Vor-
standswahl wurde an Stelle des in den Bezirksvorstand gewählten
1. Vorsitzenden Koll. R. Schmidt Herr Stadtbausekretär Karl
Hackbarth gewählt; als 2. Vors. Herr Akquisiteur Karl Degen-
hard; als Kassierer und Schriftführer wurden die Herren Strauch
und Hübschmann wiedergewählt. Auch die Sonderausschüsse
für Agitation und Veranstaltungen wurden durch Neuwahlen
ergänzt. Die Festsetzung der neuen Beiträge soll in der nächsten
Versammlung stattfinden.
Dresden. „Dresdner Bauhütt e." Donnerstag den
9. Februar 1911, abends 1/39 Uhr, Versammlung im Vereins-
lokal „Stadt Pilsen". Tagesordnung: 1. Erledigung der Ein-
gänge. 2. Bericht über die Sitzung der Landesverwaltung.
3. Bericht über das 25 jährige Stiftungsfest. 4. Innere Vereins-
angelegenheiten. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen der
Mitglieder ist erwünscht. — Donnerstag, 16. Februar, findet ein
Vortragsabend statt. Näheres wird noch bekannt gegeben.
Techniker in der Industrie.
Gera ( Ren ß). Verein für Ingenieure und Ma-
schinentechniker. Br.-A. : P. Wunderlich, Ing., Gera-R.,
Göbenstr. 21. V. u. O.: Jeden Dienstag, abends S'/a l'hr, im
Restaurant „Deutsches Haus", Markt. — Dienstag, 7. Februar,
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge und Beschluß-
fassung darüber. 2. Aufnahme neuer Mitglieiier. 3. Besprechung
über Stiftungsfest. 4. Festlegung des Monatsprogramms. 5. Ver-
schiedenes.
Staatstechniker.
Landesverein Miftl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs. : Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.)
Cliemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A.: E. Klotzsche, Bahnmstr. I. Kl., Zschopauer Str. 64. Am
Sonntag, 5. Februar, nachmittags 3 Uhr, findet in unserem
Vereinslokale Restaurant „Moritzburg" die diesjährige Jahres-
hauptversammlung statt. Herr Koll. Bm. Döring wird hierbei
einen Vortrag über „Aeltere und neuere Baustile" halten. Die
Tagesordnung geht allen Mitgliedern noch auf besonderer Ein-
ladungskarte zu. Wir rechnen, in Anbetracht sehr wichtiger
Punkte, auf das bestimmte Erscheinen aller Kollegen. Im
Februar ist wegen der Jahreshauptversammlung des Landes-
vereins keine Monatsversammlung. Donnerstag,
9. Februar, Stiftungsfest im Etablissement „Goldne Kugel".
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41,11.
Mittwoch, 8. Februar, abends 8 Uhr, Vereinsversammlung im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze mit Fachvortrag des
Herrn Koll. Steiger, Tel.-Asp. im Eltb., über: Weichen-
stellvorrichtungen. Näheres in den „Mitteilungen".
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung
sind von der Firma Berliner Buchbinderei Wübben & Co.,
Berlin SW. 48; Wilhelmstraße 9, zum Preise von 1 M für
das Stück zuzüglich 50 Pfg. bezw. 25 Pfg. für Porto zu be-
ziehen. Um den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen,
sind zwei Rückenstärken (Decke A mit Anzeigen, Decke B
ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Bestellungen
ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird
und für welchen Jahrgang.
Technischer Verein Königsberg i. Pr.
Am 23. d. Mts. starb nach schwerem Leiden unser
lieber Kollege
Herr Zimmermeister Gottlieb Feller.
In dem Verstorbenen verlieren wir einen treuen, lang-
jährigen Freund, der jederzeit bestrebt gewesen ist, seine
reichen Erfahrungen in den Dienst wahrer Standesarbeit zu
stellen.
Auch über das Grab hinaus werden wir ihm ein
ehrendes Angedenken bewahren.
Der Vorstand.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -An geböte
(Nur rfir Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
223 von einer Gemeinde in Oberschlesien zum 1. April er.
ein tüchtiger Techniker für Kanal-, Wasserleitungs- und Straßen-
bau. Gehalt 1800 M und freie Wohnur'-. Stellung pensions-
berechtigt. Angebote unter 223 an die Lauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
224 für ein Kgl. Hochbauamt an der Ems sofort ein Bau-
techniker mit abgeschlossener Baugewerkschulbildung und Er-
fahrung im Geschäftsbetriebe einer Hochbauverwaltung, zur
Vertretung des technischen Bureaubeamten, si^äter Abrechnung
usw. von Neubauten. Gehalt ISO M. Stellungsdauer 4 bis
5 Monate evtl. länger. Gehaltssatz ist bei der Bewerbung mit
anzugeben. Angebote unter 224 an die Zweigstelle Osnabrück,
z. H. des Herrn H. Schütte, Parkstr. 45.
232 von einer Behörde in Halle a. S. sofort ein Hochbau-
techniker mit abgeschlossener Baugewerkschulbildung imd Er-
fahrung im Schlachthofsbau für Bureau und später Bauleitung.
Gehalt 200 M. Stellungsdauer zwei Jahre evtl. dauernd. An-
gebote unter 232 an die Zweigstelle Halle a. S., z. H. des Herrn
L. Hauschild, Alte Promenade 25.
233 von einer Kgl. Behörde in Hanau a. M. auf die Dauer
von zwei Monaten ab 15. Februar ein Bautechniker. Bewerber,
mit den laufenden Dienstgeschäften bfi Behörden vertraut, be-
vorzugt. Gehalt 150 M. Angebote unter 233 an die Zweig-
stelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn |oh. Wührmann, Frank-
furt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
236 für ein Baugeschäft in einer Kleinstadt Nieder-
schlesiens sofort ein tüchtiger Bautechniker, Absolvent einer
Baugewerkschule, nicht unter 27 Jahre alt, für Bureau, Bau-
stelle und zur Vertretung des Cheis, in dauernde Stellung.
Anfangsgehalt nicht unter 150 M. Angebote mit Skizzen unter
236 an die Zweigstelle Niederschlesien, z. H. des Herrn C. Hauer,
Altwasser i. Schles., Promenade.
237 nach Bautzen sofort ein im Militärbauwesen erfahrener
Techniker für Abrechnungsarbeiten auf vier Monate. Gehalt
200 M. Zureisekosten werden nicht vergütet. Angebote unter
237 an die Hauptstelle Berlin SW., Mal^kgrafenstraße 94.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 7 Schritlleilung: E Rieh. Schubert, Berlin. II. FcbrUarlOII
labalt: Der Gesetzentwurf der staatlichen Pensions- und Hiiiterbliebenen-Versicherunc der Privatangestellten - Die Pi ivatbeamten-Versicherung und die Angestellten im
öffentlichen Dienste - Anfänge der Portlandzementindustrie in Deutschland - Soziale Bewegung — Rechtsfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre - Bücherschau —
Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände.
Der Oesetzentwurf der staatlichen Pensions- und Hinterbliebenen-
Versicherung der Privatangestellten ^
Von H. KAUFMANN, Mitglied der Siebener-Kommission.
Die bange Frage: kommt sie oder kommt sie nicht,
die staatliche Pensionsversicherung, die sich in den letzten
Monaten Hunderttausende von Privatangestellten vorleg-
ten, ohne darauf eine zufriedenstellende Antwort geben
zu können, ist nunmehr gelöst. Es war aber auch hohe
Zeit, denn die Spannung in den Kreisen der Angestellten
ist «ufs höchste gestiegen. Amtliche und halbamtliche Er-
klärungen, welche die staatliche Pensionsversicherung der
PriTatangestellten betrafen, jagten sich gegenseilig in der
letzten Zeit, wobei immer eine Aeußerung das wieder auf-
hob, was die vorangegangene besagte. Kein AX'^under,
daß deshalb in den Kreisen der Privatangestellten eine
große Erbitterung und dumpfe Hoffnungslosigkeit Platz
griff, die nur gemildert werden konnte durch die Aussicht
auf die nahenden Reichstagswahlen, die allgemein als ein
Ventil angesehen werden, welches den, dank der vielfachen
Zurücksetzung, aufgespeicherten Unwillen der Angestelltcn-
massen Entladung ermöglichen soll.
Der 16. Januar hat nun eine vorläufige Entschei-
dung gebracht. Die Spannung, was wird die Regierung
tun, wird sie endlich ihr Wort einlösen und wie wird sie
es einlösen, ist gewichen, aber nur, um einer gewissen
Enttäuschung Platz zu .machen. Das, was der Reichs-
anzeiger vom 16. Januar IQll als den ,, Entwurf eines
V e r s i c h e r u n g s g e s e t z e s für Angestellte" in
neun Abschnitten veröffentlichte, konnte die Privatangestell-
ten fürs erste nicht voll befriedigen. Auch die deutsche
Presse nahm den Gesetzentwurf, soweit wir sie über-
blicken können, mit recht gemischten Gefühlen auf. Der
Abgeordnete Dr. Potthoff, der schon vor Erscheinen def
Begründung des Gesetzes in der Deutschen Techniker-
Zeitung und in anderen Blättern eine allgemeine Betrach-
tung des Regierungsentwurfes gegeben hat, kam mit zahl-
reichen Kritikern zu dem Schluß, daß der Entwurf keine
Erfüllung der Hoffnungen der Angestellten bedeutet
Diese unfreundliche Aufnahme des Gesetzentwurfes in
der Presse und in den Kreisen der Angestellten — nicht
nur in jenen, die unter allen Umständen einem Gesetz-
entwurf, der auf der Grundlage der zweiten Denkschrift
aufgebaut ist, Opposition machen — , war nicht ganz un-
verdient. Die Regierung hat es unbegreiflicherweise unter-
lassen, die Begründung ihres Gesetzes gleichzeitig mit
bekanntzugeben und nur die einzelnen Paragraphen im
Reichsanzeiger veröffent icht. Manche Befürchtungen, die
mit Recht aus dem Text des Gesetzes herausgelesen werden
mußten und nunmehr durch die Begründung, die nachträg-
lich im Buchhandel erschienen ist, als zerstört gelten
können, wären nicht entstanden, wodurch die Gesamtbeur-
teilung des Gesetzentwurfes wesentlich gewonnen hätte.
Wer die Begründung sachlich zu lesen versucht — auch
als Gegner des eingeschlagenen Weges — wird sich der
Einsicht nicht verschließen können, daß der Entwurf ein
immerhin geeignetes Gerippe für das künftige Ge-
setz abgeben kann.
Damit soll nun keineswegs gesagt sein, daß alles
gut ist und so bleiben müsse, wie es die Herren Geheimen
Oberregierungsräte Dr. Beckmann und Koch mit an-
erkennenswertem Eifer und seltener Liebe zur Sache zurecht
Deutscher Privatangestelltentag
Wir machen unsere Mitglieder auf den am
= Sonntag den 19. Februar in Berlin ===
stattfindenden
=== Privatangestelltentag
aufmerksam und bitten um einen recht zahlreichen Besuch. Näheres siehe
unter „Soziale Bewegung" in dieser Nummer
Q8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 7
bauten. Vieles ist noch verbesserungsbedürftig, da und
dort muß ergänzt werden, um den Angestellten-Forde-
rungen zu entsprechen. Im ganzen bct achlet aber s:he.nt
uns die scharfe AbLhnung des Gesetzentwurfes, die ver-
schiedentlich zutage trat, nicht voll gerechtfertigt. Doch
das mag zum großen Teile auf die oben schon bemerkte
getrennte Bekanntgabe des Textes und der B.^gründung
beruhen. Beides im Zusammenhing beurteilt, läßt die-
jenigen, die von anfang an für die Zusatzkasse waren, oder
sich mit ihr abgefunden haben, zu der Ansicht kommen:
dieser Entwurf eines Versicherungsges-^^tzes* für Angestellte
ist immer noch besser als sein Ruf!
Zu einer noch weitergehenden zustimmenden Auf-
fassung kam die Siebener-Kommission des
Hauptausschusses, die als Vertretung der großen
Mehihe t der deiti.hen Pr v .t njts; l e. s h ft ;.n j,e pro-
chen werden muß und darum in erster Linie berufen ist,
ihr Urteil über den Gesetzentwurf abzugeben.
Am 27. und 28. Januar IQU nahm diese Kommission
im Reichstagsgebäude zu Berlin in Gegenwart der Ver-
treter des Reichsamtes des Innern, der Geh2imen
Oberregierungsräte Koch und Dr. Bjckmann, zu dem Ent-
wurf Stellung. Nach eingehender Beratung, wobei ias-
besondere auch die gegenwä tige poetische Lage und damit
zusammenhängend die Aussicht des Gesetzes über-
haupt in den Kreis der Betrachtungen gezogen wurde, kam
nachstehender Beschluß zustande:
„Die Siebener-Kommission begrüßt den Entwurf eines Ver-
sicherungsgesetzes für Angestellte als eine gute und
brauchbare Grundlage für die Pensions- und Hinter-
bliebenen-Versicherung der Privatangestellten, zumal der Entwurf
in seinen wesentlichen Bestimmungen den Be-
schlüssen des Hauptaussciiusses entspricht.
Soweit der Entwurf die Erfüllung einzelner Wünsche der über-
großen Mehrheit der Privatangesle l;en nicht gebracht hat, wird
die Siebener-Kommission bei.Ti b.auptausschus; e beant.agen, bei
den gesetzgebenden Körperscha.ten nachdrücklich für die Er-
füllung folgender Leitsätze einzutreten :
1. Im § 1 Ziffer 4 des Gesetzentwurfes ist die Bestimmung
zu streichen, wonach die Versicherungspflicht an ein Jahrcs-
arbeitsverdienst von 5000 M gebunden werden soll, vielmehr
soll statt dessen bestimmt werden, daß ein Grenzgehalt von
5000 JV\ nur für Bemessung von Leistungen und Beiträgen test-
gesetzt wird.
2. Eine Befreiung von der Versicher nngs-
pflicht soll für Beamte des Reichs, der Bundes-
staaten, Gemeinden usf. nicht eintreten, so-
fern diese Beamten auf Privatdienst vertrag
angestellt sind, ohne eine Pensionsberechti-
gung nach den Sätzen dieses Gesetzes ge-
währleistet zu erhalten. (§ 10.)
3. Nach dem Tode der versicherten Ehefrau eines erwerbs-
unfähigen Ehemannes, die den Lebensunterhalt ihrer Famih'e
ganz oder überwiegend aus ihrem Arbeitsverdienste bestritten
hat, steht den ehelichen Kindern unter 18 Jahren Waisenrente
und dem Manne Witwerrente zu, so lange er bedürftig ist. (§ 29.)
4. Als Beitragsmonate im Sinne des § 50 sollen auch die
Kalendermonate angerechnet werden, in denen der Versicherte
nachweislich stellungslos gewesen ist.
5. Eine Rückvergütung von Beiträgen soll unter keinen
Umständen stattfinden. (§ 64.)
6. Weiblichen Versicherten, die aus einer versicherungs-
pflichtigen Beschäftigung ausscheiden, soll auf ihren Antrag
nach Wahl eine sofort beginnende oder eine aufgeschobene
Leibrente gewährt wen'en. (§ 65.)
7. Die Einberufung des Verwaltungsrates muß auf Ver-
langen des Verwaltungsausschusses erfolgen. (§ III.)
8. Zu der Anlage des Vermögens der Reichsvcrsichcrungs-
anstalt nach § 226 des Entwurfes soll die Zustimmung
des Verwaltungsausschusses erfcn'erlich sein. (§ 226.)
9. Auch in die Renterausschüsse sollen weibliche Ver-
sicherte gewählt werden kön- e:i. (§ 137.)
10. Es soll den bestehenden Pensionska=;scn der Berufs-
verbände ermöglicht werden, auf ihieii Wunsch eine Uebcr-
nahmc dieser Kassen durch die Reichsvcrsicherungsanstalt mit
Zustimmung des Bundesrats herbeizuführen. (§ 363.)
11. Der Leitsatz des Hauptausschusses über die Höhe
der Beiträge hat im Entwurf offenbar nicht die richtige Aus-
legung gefunden. Der Hauptausschuß hat den einmütigen
Wunsch gehabt, daß die dort aufgeführten Sätze von lO^/o
und 8i'o sich auf das durchschnittliche Einkommen,
nicht auf das Mindesteinkommen beziehe:! sollten. Die Bei-
träge sind deshalb entsprechend zu erhöhen,
wodurch zugleich auch die Leistungen erhöht
werden.
Die Beiträge sollen möglichst so abgestuft werden, daß sie
betragen in
der Klasse A 2 M monatlich
») » G 18 „ „
)» )) hl 23 ,, ,,
12. Der Bundesrat soll ersucht werden, die Versicherungs-
pflicht alsbald nach dem Inkrafttreten des Gesetzes auf Tri-
chinen- und Fleischbeschauer auszudehnen, die diese
Tätigkeit auf eigene Rechnung ausüben. (§ 4.)"
Diese Forderungen, denen der Hauptausschuß,
der in seiner großen Mehrheit auf dem Boden der zweiten
Denkschiilt steht, sowie der" am 19. Februar in der Neuen
Welt, einem der größten Lokale Berlins stattfindende
Deutsche Privatbeamtentag wohl zustimmen
werden, stellen das mindeste dar, was gewährt werden
muß, um die Regierungsvorlage für die Angestellten brauch-
bar zu machen.
Wenn wir, anschließend an diese Leitsätze, unbeschadet
unserer grundsätzlichen Stellung zu den Versicherungs-
fragen, die durch die Stuttgarter Beschlüsse fest-
gelet^t sind — Forderung eines Ausbaues der bestehenden
Invalidenversicherung neben der Pen io::s er:ich r ng der
Angestellten — im einzelnen den Gesetzentwurf kritisch
betrachten, beschränken wir uns heute darauf, zunächst
nur den ersten Abschnitt:
Umfang der Versicherung,
welcher den Kreis der versicherungspflichtigen Personen
umschreibt, herauszugreifen.
Dieser Abschnitt findet nicht voll unseren Beifall. Vor
allem ist es den Verfassern des Gesetzes nicht gelungen,
die große Preisfrage zu lösen, wer Privatangestell-
ter ist und wo diese Stellung beginnt oder aufhört. Man
gab sich gar keine Mühe, die Frage zur Entscheidung zu
bringen. Es ist vielleicht auch besser so, denn bei dem
verschwommenen Begriff, der zudem durch die wirtschaft-
liche Entwicklung täg.ich neuen Inhalt erhalten kann, ist
niemand imstande zu sagen, wo je die Grenze liegt.
In der Begründung des Versicherungsgesetzes lesen wir
darüber auf Seite 71 : „D e r G e s e t z e n t w u r f n i m m t
davon Abstand, den Begriff des Angestell-
ten zu definiere n."
Wenn also die Herren im Reichsamt des Innern nicht
in der Lage sind, den Beg. iff des Angestellten zu definieren,
brauchen auch wir uns darüber nicht den Kopf zu zer-
brechen. Wie wir schon häufig sagten, kommt es uns
besonders darauf an, recht bald eine ausreichende Ver-
s cherung zu erhalten. Die scheint uns nun, namentlich wenn
nach dem Vorschlag der Siebener-Kommission höhere
Renten bewilligt werden, durch den gegenwärtigen Gesetz-
entwurf in greifbare Nähe gerückt, weshalb wir glauben,
ihm, vorbehaltlich der geforderten Verbesserungen, zu-
stimmen zu müssen.
Nachdem die Begründung des Gesetzes davon absieht,
den Stand der Angestellten genau zu umschre ben, kommt
sie auf einen sehr einfachen Weg, der mit einiger Sicher-
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
99
heit eine allgemeine Erfassung der Privatangestellten er-
mögliclit. Der Kreis der Versicherten soll, wie auf Seite 71
weiter ausgeführt u ird, dadurch abgegrenzt werden, daß :
„nach unten hin alle der handarbeitenden Be-
völkerungsklasse angehörenden Personen (Ar-
beiter, Oehilien, Oesellen, Lehrlinge, Dienstboten usw.), nach
oben hin die Selbständigen von der \ e.sicherung aus-
geschlossen werden. Einbezogen sind deshalb in Abweichung
von 4} 1212 des Entwurfes der R. V. O. und der zum Invaliden-
versicherungsgesetz ergangenen Rechtsprechung des Reichsver-
sicherungsamtes auch Personen in einer über das
Mal) der Betriebsbeamten und Werkmeister
hinaus höher gehobenen Stellung, insbeson-
dere auch solche mit Hochschulbildung. Diese
allgemeine Abgrenzung des Kre'ses der Versicherungspflichtigen
verhütet eine Umgehung des Gesetzes, wie sie nach den in
Oesterreich gemachten Erfahrungen bei einer mehr ins einzelne
gehenden Begriffsbestimmung eintreten kann."
Nach dieser Darstellung fallen die technischen An-
gestellten zweifellos unter das Gesetz, denn im § J212
der R. V. O. (Entwurf der Reichsversicherungsordnung),
■über den mit dieser Begründung noch hinausgegangen
wird, waren im zweiten Absatz klar und deutlich als ver-
sicherungspflichtig genannt: Bet iebsbeamte, Werkmeister,
Techniker sow ie andere Angestellte usw. usw. Jene
Befürchtung also, daß die technischen Angestellten, nament-
lich die technischen Bureaubeamten, von der Versicherung
ausgeschlossen wären, wie sie in Artikeln einiger Tages-
blätter zum Ausdruck kam, ist danach hinfällig.
Man kann anerkennen, daß es nicht zweckmäßig ist,
in das Gesetz alle Berufe, die in seinen Bereich fallen
sollen, namentlich aufzuführen. Deshalb halten auch
wir die in der Begründung gegebene allgemeine Um-
schreibung der versicherungspflichtigen Berufe für aus-
reichend, umsomehr, als auf Seite 152 der Begründung
dem „Auszug aus der Anleitung des Reichsversicherungs-
amts, betreffend den Kreis der nach dem Versicherungs-
gesetz versicherten Personen" zu entnehmen ist, we r b is -
her bereits versicherungspflichtig war und
in Zukunft versicherungspflichtig ist.
Bezüglich der Techniker ist dort gesagt, daß a's solche
diejenigen Personerk. eise verstanden werden, die u. a. im
§ 133 a der Gewerbeordnung genannt sind. Weiter wird
klar gestellt:
„dab die Versicherungspflicht der Techniker künftig nur noch
von dem Betrag ihres Jahresarbeits\ erdienstes, nicht aber von
der schwierigen Unterscheidung abhängt, ob die Art ihrer Tätig-
keit und ihrer Lebensstellung eine geringere oder höhere ist. Ins-
besondere ist hierbei anzunehmen, daß ein Unterschied
zwischen Technikern mit und ohne Hochschul-
bildung oder zwischen solchen, die eine bestimmte Prüfung —
Diplomprüfung, Prüfung zur Erlangung der Würde als Doktor
oder Doktor-Ingenieur — abgelegt haben, und den übrigen
nicht zu machen ist. Alit dieser Maßgabe gehören zu
den Technikern beispielsweise Zeichner, namentlich Bauzeichner,
Architekten in Baubetrieben, Ingenieure, Konstrukteure, Elek-
triker, Chemiker usw."
sofern sie Lohn oder Gehalt beziehen. Das in den Worten
„sofern sie Lohn oder Gehalt beziehen" liegende Erforder-
nis soll zum Ausdruck bringen, daß nur die in abhän-
giger Stellung beschäftigten Techniker versicherungs-
pflichtig sind, nicht aber auch solche, die „als selbständige
Gewerbetreibende für einen nicht geschlossenen Kreis von
Auftraggebern je nach Angebot und freiem Ermessen tätig
sind". Diejenigen unserer JNAitgiieder, die, ohne Angestellte
zu besC.'??ftigen, z. B. als kleinere Architekten ihre eigenen
Arbeitgeber unu .Arbeitnehmer sind, bleiben von der Ver-
sicherung ausgeschlossen, ;V?il sie sich nicht in abhängiger
Stellung im Sinne des Gesetzes beu.'?den.
Wenn wir trotz dieser Klarlegung die ForaCTüng stellen,
daß im § 1 Abs. 2 der Angestelltenversicherung neu?"
Betriebsbeamten und Werkmeistern auch der Techniker
genannt wird, so tuen wir dies, weil wir glauben, als
Stand, der in sich ebenso konsolidiert ist, wie Hand-
lungsgehilfen und Werkmeister, den Anspruch e: heben zu
dürfen, mitgenannt zu werden, wenn in § 1 schon einmal
spezialisiert wird.
Zu der weiteren Befürchtung, daß neben den Tech-
nikern wichtige Angestelltengruppen, namentlich die
Bureauangestellten, ausgeschlossen seien, liegt
ebenfalls kein Anlaß vor. Die Begründung des Gesetz-
entwurfes erläutert unter Anlehnung an die bisherige
Rechtssprechung des Reichsversicherungsamtes auf Seite
155 auch den Begriff „sonstige Angestellt e". Dar-
unter fallen hauptsächlich die Beamten mittlerer Stufe in
öffentlichen oder privaten Verwaltungen und Geschäfts-
betrieben jeder Art, also das eigen tliche Bureau-
personal, ferner die Gemeindeschreiber, Gemeinde-
rechner, Kirchenrechner, Küster, Kassenbeamte, Erheber,
Fleischbeschauer in einem städtischen Eleischschauamte,
Postagenten, dann die Sekretäre und Beamte der Berufs-
genossenschaften — auch der Angestelltenverbände —
Krankenkassen, Versi;herungsanst Iten, der Rech s nvvcl e
und Notare, die Verwalter bei gemeinnützigen Stiftungen,
Hausväter von Wohltätigkeitsanstalten, Rettungshäusern
usw. Dazu kommen die Beamten im Haushalt wie Privat-
sekretäre, Gesellschafterinnen, Repräsentantinnen, Haus-
damen usw.
Alle diese Angestellten unterstanden bisher berei s dem
Invalidenversicherungsgesetz, wenn sie nicht mehr als
2000 JVl verdienten und ihre Tätigkeit als Angestellter den
Hauptberuf bildet. Nun geht aber das Versicherungsgesetz
für Angestellte über den Rahmen des § 1212 der R. V. O.
hinaus, indem alle Angestellten, auch so che mit Hoch-
schulbildung — die in der R. V. O. auf Grund einer Pe-
tition des Verbandes Deutscher Diplomingenieure unver-
ständlicherweise ausgenommen wurden — , in den Ver-
sicherungskreis eingeschlossen werden, soweit sie nicht
älter als 60 Jahre sind und ihr Einkommen 5000 M nicht
übersteigt.
Wenn sich die Regierung und die gesetzgebenden
Körperschaften den zünftlerischen Bestrebungen gewisser
Kreise verschließen und deren Petitionen, wie z B. die des
„Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure" oder der „Ver-
einigung technischer Gemeindebeamten Rheinlands und
Westfalens", einer kleinen, vom sozialen Verständnis nicht
berührten Sondergruppe, welche aus purem Standesdünkel
bitten, aus dem Versicherungsgesetz für Angestelle heraus-
gehoben zu werden, zurückweisen, dann kann der Kreis der ver-
sicherungspflichtigen Personen als ziemlich geschlossen be-
trachtet werden. Die Praxis wird allerdings, wie das auch
beim Invalidenversicherungsgesetze der Fall war, in Einzel-
fällen noch nachhelfen müssen.
Die Stellung der
auf Privatdienst vertrag bei öffentlichen
Behörden beschäftigten Angestellten
ist in dem Gesetzentwurf nicht recht ersichtlich, (s. den
nächsten Artikel: Die Privatbeamtenversicherung und die An-
gestellten im öffentlichen Dienst.) Sind diese Angestellten
versicherungspflichtig oder fallen sie unter den § 9:
„Versicherungs frei sind die in Betrieben oder im Dienste
des Reichs, eines Bundesstaats, eines Oemeindeverbandes, einer
Gemeinde oder eines Trägers der reichsgesetzlichen Kranken-,
Unfall- oder Invalidenversicherung Beschäftigten, wenn ihnen
Anwartschaft auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenrenten im Min-
destbetrage nach den Sätzen der ersten Gehalts-
klasse gewährleistet ist"
oder gilt für sie der erste Absatz des § 10:
„Versicherungsfrei sind
1. Beamte des Reiches, der Bundesstaaten, der Gemeinde-
verbä.'fäe- ^^'^ Gemeinden, Lehrer und Erzieher an öffentlichen
100
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 7
Schulen und Anstalten, so lange sie lediglich für ihren Beruf
ausgebildet werden, sowie im Reichs- oder Staats-
dienst vorläufig beschäftigte Beamt e."
Diese Frage muß noch geklärt werden;! Es gibt ein
großes Heer von Angestellten, die bei den Kaiserlichen
Werften, bei den Militärbauämtern, bei der allgemeinen
Bauveru^altung, im Dienste der Gemeinden und sonstigen
Behörden auf Privatdienstvertrag vorübergehend, bezw.
vorläufig beschäftigt w^erden, von denen ein großer Teil
einmal — d.h. nach einem halben Menschenaiter — Be-
amtenstellung erlangen kann. Bis dahin ist keinerlei Ruhe-
geld und Hinterbliebenenrente in Aussiciit. Im Bereiche
der Heeres- und Marineverwaltung kann dem Privat-
angestellten auf dem Gnadenwege im Falle der Er-
werbsunfähigkeit eine kleine fortlaufende Unterstützung ge-
zahlt werden, ohne daß darauf ein Rechtsanspruch besteht.
Wenn keine Klarstellung erfolgt, kann diese bescheidene
Aussicht in Zukunft als „Anwartschaft auf Ruhegeld und
Hinterbliebenenrenten" angesehen werden und eintretenden
Falles zu Schwierigkeiten führen.
Die Stellung der Privatangestellten im öffentlichen
Dienst ist im allgemeinen noch recht unbestimmt. Die
Begründung sagt:
„Soweit der Staat oder die Kommunalverbände Träger eines
besonderen auf Erwerb gerichteten Unternehmens
sind, wie bei staatlichen Fabriken, Berg- und Hüttenwerken,
einem Gemeindeschlachthaus, einer städtischen Brauerei, Gas-
anstalt, bei Gemeindeforsten usw., ist auch ein Betrieb im Sinne
des Gesetzes gegeben."
Danach wären u. a. die Beamten einer städtischen
Sparkasse oder auch die Distriktsbautechniker als „Be-
triebsbeamte" anzusehen, und, weil ihre Tätigkeit erwerbend
ist, versicherungspflichtig. Die Betriebe der Marinever-
waltung, z. B. die Torpedo-Werkstatt oder eine Munitions-
fabrik, kann man dagegen kaum als ein „auf Erwerb ge-
richtetes Unternehmen" ansehen. Sollten aber die Angestell-
ten dieser Betriebe deshalb unversehrt bleiben?
Es gibt noch andere Gründe, die dafür sprechen, alle
nicht beamteten Hilfskräfte des Staates der Angestellten-
versicherung zu unterwerfen. Die Hilfstechniker z. B. fluk-
tuieren in den meisten Fällen vom öffentlichen Dienst
wieder zurück ins Privatunternehmen, und würden ihrer
Rechte, die sie ursprünglich als versicherungspfUchtige An-
gestellte erworben haben, beim Eintritt in den Staatsdienst
entweder verlustig gehen oder die Lasten der Versiche-
rungen allein tragen müssen.
Der § 9 ist außerdem noch besonders gefährlich! Nach
ihm soll schon eine Befreiung eintreten, wenn die An-
wartschaft auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenrenten im
„M indestbetrage nach den Sätzen der ersten
Qehaltsklasse" gewährleistet ist. Wenn dieser Para-
graph zum Gesetz wird, eröffnen sich rückständigen Ge-
meinden die schönsten Perspektiven.
Die erste Gehaltsklasse A (bis zu 550 M Einkommen)
gewährt bekanntlich bei einem Monatsbeitrag von 1,60 M,
der zur Hälfte dem Angestellten auferlegt wird, nach
10 Jahren Wartezeit jährlich ganze 48 M Ruhegeld, 19,20 M
Witwen- und 3,24 M Waisenrente.
Unsere scharfsinnigen Rathausjuristen würden sehr
bald eine Lösung finden, um durch Gewährung der An-
wartschaft auf eine dLsen geringen Sätzen entsprechende
Rente die Bestimmungen des Gesetzes und damit ihre
soziale Verpflichtung umgehen zu können.
Wir verlangen deshalb, daß eine Befreiung der
P r i V a t a n g e s t e 1 1 1 e n im öffentlichen Dienst
von der Versicherungspflicht überhau i:)t
nicht eintritt und für festangestellte Beamte nur dann
eintreten darf, wenn ihnen Anwartschaft auf Ruhegeld
und Hinterbliebenenrenten, zum mindesten nach der Ge-
haltsklasse der Angestelltenversicherung, die dem tatsäch-
lichen Einkommen der Angestellten entspricht, gewähr-
leistet ist.
Erfreulicherweise hat die Siebener-Kommission unsere
Forderungen aufgenommen und auch die Herren Regie-
rungsvertreter gaben am 28. Januar befriedigende Erklä-
rungen ab. Nach diesen Erklärungen sind die auf Privat-
dienstvertrag beschäftigten Angestellten allerdings vcr-
sicherungs p f 1 i c h t i g und wären unsere Bedenken hin-
fällig. Es genügt uns aber nicht, wenn die Regierungsver-
treter das nur in unverbindlichen mehr oder weniger per-
sönlichen Aeußerungen zugestehen. Das muß im Gesetz
selbst klar formuliert sein.
Die Siebener-Kommission wird deshalb beantrage»,
dem § 10 den Satz anzufügen: ,, Personen, die in Betrieben
der vorbezeichneten Art im privatrechtlichen Dienstver-
hältnis beschäftigt sind, werden hiervon nicht berührt."
Die in öffentlichem Dienst tätigen Privatangestellten
haben noch ein anderes großes Interesse daran, in die Ver-
sicherung einbezogen zu werden. Wenn erst einmal der Staat
und die Gemeinde verpflichtet sind, Beiträge für alle privat-
angestellten Techniker zu bezahlen, werden sie im eigenen In-
teresse bald dazu übergehen, ihren Angestellten, die sie
sich heute scheuen anzustellen, festere Stellung, mit Pen-
sionsberechtigung zu gewähren, weil die Versicherungs-
anstalten der Gemeinden und des Staates, die ja als Ereatz-
institute angesehen werden, in der Regel billiger arbeiten
wie die Reichsanstalt. Damit fällt ein Hauptmoment zur
Ausbreitung des Privatdienstvertrages fort. Das Pensions-
versicherungsgesetz für die Privatangestellten wird also
auch nach der Seite hin eine recht heilsame Rück-
wirkung haben.
Die Gehaltsgrenze von 5000 M
darf in der von der Regierung vorgeschlagenen Form nicht
beibehalten werden. Der Vorschlag der Siebener-Kommission,
der auch den heute schon mehr als 5000 M beziehenden An-
gestellten nach Inkrafttreten der Versicherung die Wohltaten des
Gesetzes zugänglich machen will, muß zur Durchführung
kommen! Das ist das mindeste, was gefordert werden kann.
Die Schwankungen der Angestellten-Gehälter sind zu be-
deutend und wer heute 5000 M Einkommen bezieht, ist nicht
sicher, das Gleiche im nächsten Jahre noch zu haben. Das
starre Festhalten an dieser Grenze würde eine schwere Sd»ä-
digung gerade der älteren Privatangestellten bedeuten, die von
dem Gesetze selbst sonst wenig Vorteile erhoffen können.
Ueber den Gegenstand der Versicherung, insbesondere
den Invaliditätsbegriff, die Höhe der Renten und die Selbst-
verwaltung bleibt noch manches zu sagen übrig, <k)ch
darauf kommen wir vielleicht nächstens zurück.
Wir haben den Gesetzentwurf eine branch-
bare Grundlage genannt und werden alles daran
setzen, soweit als möglich noch Verbesserungen zu er-
reichen. Den Gesetzentwurf aber im ganzen abzulehnen,
würde in der gegenwärtigen Situation eine unverant-
wortliche Schädigung der Angestellten-
Interessen bedeuten, der wir ims nicht schuldig
machen wollen.
Es gilt, den Scharfmachern der Arbeitgeberseite, dertMi
Bremsversuche durch unkluge Opposition der A^.gcstelitch
leicht gefördert werden könnten, zurn 7rotz, mit allen
Kräften dahin zu wirken, daß uieser Reichstag noch
die Vorlage erledigt^ damit wir bald die Frucht einer jalir-
zehntlangejT, Arbeif bergen können.
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
101
Die Privatbeamtenversicherung und die Angestellten im öffentlichen Dienste
Von C. ROMMEL, Friedenau.
Wenn auch die lang erwartete und wiederholt ver-
heißene Angestelitenversicherung naturgemäß für die
Privatangestellten stets von größerem, weil unmittelbarerem
Interesse war wie für die Beamten, so konnte doch diesen
die endliche Lösung der Fjage durchaus nicht gleichgültig
sein. Denn abgesehen davon, daß schon ihre Solidarität
mit den in der Privatindustrie tätigen Berufs- und Standes-
genossen Anlaß gab, die Schaffung dieser Versicherung
nachdrücklich zu fordern, knüpften sich auch für die Be-
amten mancherlei Hoffnungen an das kommende Gesetz.
Nicht zuletzt war zu erwarten, daß durch die Sicherung
der Privatangestellten gegen die Wechselfälle des Lebens
der ungesunde, auf die Arbeitsbedingungen drückende
Zudrang zu den Beamtenstellen eingedämmt würde.
Weiterhin war (und idamit soll sich diese Betrachtung
ganz besonders befassen) nach den Ausführungen der
Denkschrift von 1Q08 die Hoffnung berechtigt, daß die
neue Versicherung dem großen Heere derer, die bei öffent-
lichen Behörden auf Privatdienstvertrag beschäftigt wer-
den, — bei liberaler Ausgestaltung vielleicht auch den
Festangestellten — , die für alle Angestellten so wichtige
Freizügigkeit verschaffen 'würde. Tatsächlich ist jetzt
die Freizügigkeit für die erstgenannte Gruppe nur zum Teil,
für die Festangestellten gar nicht vorhanden. Wenn einen
Beamten seine Tätigkeit auch noch so wenig befriedigt,
wenn Neigung und Befähigung ihn noch so dringend
darauf hinweisen, seine Kräfte in dem schärferen Daseins-
kampfe der Privatindustrie zu erproben: Die Aussicht,
erworbene Rechte auf Alters- und Hinterbliebenen-Fürsorge
aufgeben zu müssen, vermag auch den Wagemutigen vor
einem Wechsel im Berufe zurückzuschrecken.
Hat der auf Privatdienstvertrag beschäf-
tigte Beamte auch in der Regel bei etwaigem Stellen-
wechsel weit weniger zu verlieren als der festangestellte,
so gibt es auch für ihn genug an Bedenken. Vielfach
sind ihm durch gesetzliche Bestimmungen, Ortsstatute
u. dergl. gewisse Versorgungen nach längerer Dienstzeit
in Aussicht gestellt, wenn auch ein Rechtsanspruch
auf solche Leistungen ihm wohl fast nie zusteht. Und
wo auch dieses Wenige fehlt, da hält die Hoffnung auf
endliche Anstellung denjenigen fest, der in langem, gleich-
förmigem Dienste einseitig geworden und dadurch in
seiner Erwerbsfähigkeit beschränkt ist.
Die zweite Denkschrift konnte, wie schon angedeutet,
in dieser Hinsicht einige Hoffnung auf bessere Zustände
wecken. Aber auch hier gilt, was Dr. Potthoff in seiner
Besprechung des Oesetzentwurfs in Heft 5 der D. T.-Z.
im allgemeinen sagt: die Hoffnungen werden gründlich
enttäuscht.
Hören Vvir, was die Denkschrift in Aussicht stellte,
und Kvas der Gesetzentwurf — nicht bringt.
Abschnitt 1 Ziffer 5 der Denkschrift behandelt "Oie
Frage, unter welchen Voraussetzungen andere, bereits be-
stehende Versicherungseinrichtungen als Ersatz für die
allgemeine Angestelltenversicherung zugelassen werden
könnten. Da heißt es:
„Es können nur solche Personen für den Ausschluß
und die Befreiung von der Versicherungs-
pflicht in Betracht kommen, für welche eine der
neuen Versicherung „gleichwertige" Fürsorge gewährleistet
ist. Für die Beurteilung der Gleichwertigkeit der Für-
sorge fallen ins Gewicht
1. die Art und Höhe der Leistungen und die Dauer
der Wartezeit, von ideren Erfüllung ihre Gewährung
abhängig gemacht ist;
2. die Sicherheit für die Erfüllbarkeit der versprochenen
Leistungen;
3. die Höhe der Gegenleistungen der Versicherten zur
Bestreitung der Versicherungskosten und die Be-
dingungen, unter denen die in Frage kommenden
Personen zur Versicherung zugelassen werden;
sodann ist zu prüfen, ob
4. den Versicherten rücksichtlich des Versicherungs-
verhältnisses die volle Freizügigkeit ge-
währt wird;
5. eine den neuen Vorschriften entsprechende Mit-
wirkung bei der Verwaltung gesichert ist und
6. bei Geltendmachung von Anträgen auf Gewährung
der versprochenen Leistungen ein den neuen Vor-
schriften entsprechendes instanzielles Verfahren unter
Mitwirkung der Versicherten zugelassen ist."
Und an anderer Stelle:
,,Eine weitere wesentliche Voraussetzung für die An-
erkennung der Gleichwertigkeit ist die Aufrechterhal-
tung der vollen Freizügigkeit der Ver-
sicherten rücksichtlich des Versicherungs-
verhältnisses. Beim Ausscheiden aus den zurzeit
bestehenden Fürsorgeeinrichtungen verfallen in der Regel
die Beiträge zugunsten der verbleibenden Versicherten,
mindestens, wenn das Ausscheiden in den ersten drei bis
fünf Jahren erfolgt Diese Bedenken würden sich
nur dadurch beseitigen lassen, daß für den Aus-
scheidenden die zur Deckung seines erwor-
benen Anspruchs rechnerisch erforderliche
Prämienreserve ermittelt und an die Reichs-
anstalt behufs Uebernahme der Ansprüche
abgeführt würd e."
Diese Ausführungen lassen darauf schließen, daß dem
Verfasser der Denkschrift in erster Linie die Werks-Pen-
sionskassen vorschwebten, die von den Angestellten ja
schon lange als goldene Fessel erkannt und darum be-
kämpft worden sind. Bei dem Nachdrucke, den die Denk-
schrift auf die Erhaltung der Freizügigkeit legt, war aber
zu erwarten, daß der Gesetzgeber auch andere, ähnliche
Einrichtungen nach dem gleichen Grundsatze einschätzen
würde. Nun sind die Pensionseinrichtungen für Beamte
zwar äußerlich Von den Werkspensionskassen insofern ver-
schieden, als sie in der Regel keine direkte Beitrags-
leistung des Versicherten verlangen, daß also beim Aus-
scheiden aus der Stellung wirklich eingezahlte Geldbeträge
nicht eingebüßt werden. Indirekt zahlt aber auch der
Beamte seine Beiträge, denn die Pensionsberechtigung
pflegt bekanntlich bei Festsetzung der Gehälter recht er-
heblich in Rücksicht gezogen zu werden. Relativ stimmen
also in diesem Punkte die Pensionseinrichtungen bei Be-
hörden mit denen industrieller Werke überein.
Wenn nun der Privatangestellte gegen Verluste und
Beschränkungen seiner Freiheit geschützt werden sollte,
so mußte ein ähnlicher Schutz dem auf gleicher sozialer
Stufe stehenden Beamten doch nur billig sein.
Sieht man sich den Gesetzentwurf nun von diesem
Gesichtspunkte aus näher an, so fällt zunächst eine nach
der Denkschrift kaum erwartete Zurückhaltung gegenüber
102
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 7
bestehenden Versicherungen auf. Diese werden im all-
gemeinen als Ersatz für die neue Versicherung nicht an-
erkannt und nur insoweit berücksichtigt, als sie denjenigen
Teil der Beiträge, der den Vorschriften des Gesetzentwurfes
entspricht, an die Reichsversicherung abzuliefern haben,
wofür diese die gesetzlichen Leistungen übernimmt. Die
Anwartschaft auf diese Leistungen bleibt den Angestellten
also im Falle eines Stellenwechsels gesichert. Beiträge,
die über den gesetzlichen Umfang hinaus
geleistet worden sind, können aber nach wie vor
verloren gehen.
Die Zusagen der Denkschrift werden also hier, d. h.
soweit Privatangestellte in Frage kommen, nur zum
Teil erfüllt.
Wie regelt nun der Gesetzentwurf die Rechte der im
öffentlichen Dienste Beschäftigten? Die Antwort geben
die §§ 9, 10 und 13.
§ 9. (§ 1220 R.-V.-O.)
,, Versicherungsfrei sind die in Betrieben oder
im Dienste des Reiches, eines Bundesstaats, eines Ge-
meindeverbandes, einer Gemeinde oder eines Trägers der
reichsgesetzlichen Kranken-, Unfall- oder Invalidenversiche-
rung Beschäftigten, wenn ihnen Anwartschaft auf Ruhe-
gehalt und Hinterbliebenenrenten im Mindestbetrage nach
den Sätzen der ersten Gehaltsklasse gewährleistet ist.
Das Gleiche gilt für Lehrer und Erzieher an öffent-
lichen Schulen oder Anstalten.
Der Reichskanzler (Reichsamt des Innern) jader die
oberste Verwaltungsbehörde entscheidet, ob eine Anwart-
schaft als gewährleistet anzusehen ist.
§ 10. (§ 1221 R.-V.-O.)
Versicherungsfrei sind
1. Beamte des Reiches, der Bundesstaaten, der Ge-
meindeverbände, der Gemeinden, Lehrer und Er-
zieher an öffentlichen Schulen und Anstalten, so-
lange sie lediglich für ihren Beruf ausgebildet
werden, sowie im Reichs- oder Staatsdienst vor-
läufig beschäftigte Beamte.
§ 13. (§ 1226 R.-V.-O.)
Der Rentenausschuß widerruft die Befreiung, sobald
ihre Voraussetzungen nicht mehr vorliegen. Auf Be-
schwerde entscheidet das Schiedsgericht endgültig.
Bei Verzicht auf die Befreiung und bei
ihrem endgültigen Widerrufe tritt die Ver-
sicherungspflicht wieder in Kraf t."
Hiernach sind also, gleichwertige and^nveite Fürsorge
vorausgesetzt, alle Angestellten der im § 9 genannten
Behörden aus der Reichsversicherung herausgenommen,
festangestellte Beamte sowohl wie auch auf Privatdienst-
vertrag Beschäftigte. — Oder sollten vielleicht diese
unter die „vorläufig beschäftigten Beamten"
des § 10 gerechnet, also von jeder Fürsorge aus-
geschlossen sein? Darüber wird hoffentlich die
Begründung zum Gesetzentwurfe noch Aufklärung geben!
Wir wollen zunächst annehmen, daß die noch nicht
Festangestellten, die erfahrungsgemäß viele Jahre, selbst
Jahrzehnte auf Anstellung warten und dieses
Ziel häufig doch nicht erleben, unter § 9 fallen und also
versichert werden müssen, aber außerhalb des neuen Ge-
setzes versichert werden dürfen. Den letzten, v^ ahrschein-
lich am häufigsten zutreffenden Fall vorausgesetzt: Was^
geschieht, wenn ein Beamter zur Privatindustrie übergeht?
Nach § 13 tritt dann „die Versicherungspflicht
wieder in Kraft". Das heißt also: Der Angestellte,
der vielleicht in jüngeren Jahren in den Dienst der Behörde
trat, muß nun wieder von vorn anfangen, sich in der
Reichsversicherung einen Anspruch zu erwerben ! Die
Jahre oder Jahrzehnte, die er bei der Behörde zugebracht
hat, sind ihm verloren, seine dort erworbenen Ansprüche
verfallen! Nirgends sagt der Gesetzentwurf ein Wort
davon, daß in solchem Falle auch nur der Teil der An-
wartschaft auf die Reichsversicherung übertragen werden
muß, den der Beamte besäße, wenn er der Versiche-
rungspflicht unterstanden hätte.
Es ist doch sicher kein unbilliges Verlangen, daß die
Behörden zu einer kleinen Leistung veranlaßt werden
sollten, wenn ihr Pensionsetat durch Ausscheiden eines
Beamten in größerem Maße entlastet wird.
Sache der organisierten Beamten muß es sein, auf
diese Lücke im Gesetzentwurfe nachdrücklich hinzuweisen
und kderen Ausfüllung zu fordern. Und den Privatangestell-
ten 'wird hier Gelegenheit geboten, ihre Solidarität zu be-
tätigen. Die Freizügigkeit jeder einzelnen Berufsgruppe
liegt im gemeinsamen Interesse aller Angestellten!
Anfänge der Portlandzementindustrie in Deutschland
Von D. KNÖEEL, Leipzig.
In der letzten Zeit hat sich im Bauwesen langsam,
aber sicher ein Umschwung vollzogen, der, wenn er sich
weiter so fortentwickelt, wohl berufen sein kann, bisher
allgemein eingebürgerte Baumaterialien zum Teil völlig
zu verdrängen. Es ist ein neuer Baustoff zur Anwendung
gelangt, dem wegen der großen Vorzüge, die er auf-
zuweisen hat, wohl die Zukunft gehören dürfte.
Dies Baumaterial ist der Beton, den schon die alten
Völker, Aegypter und Römer, verwendet haben, dann aber
in Vergessenheit geraten ist und gerade in den letzten
Jahrzehnten seine Auferstehung gefeiert hat. Die hervor-
ragenden Eigenschaften, die der Beton bezw. Eisenbetonbau
aufzuweisen hat, bestehen in erster Linie darin, daß er
die bisher wichtigsten Baumaterialien Stein, Holz und
Eisen zu ersetzen vermag und frei von schwerwiegenden
Fehlern ist, die jenen anhaften. Besonders dem Eisen-
betonbau ist heute eine fast unbegrenzte Verwendung ge-
sichert, infolge seiner hohen Tragfähigkeit, Feuersicherheit,
und durch die Möglichkeit, ihm alle beliebigen Formen
geben zu können. In bezug auf Herstellungs- und Unter-
haltungskosten ist er in vielen Fällen billiger wie andere
Konstruktionen.
In gleichem Maße wie die Entwickelung dieser Bau-
weise vor sich gegangen ist, hat die Zementwaren- und
Kunststeinindustrie einen Aufschwung genommen, tmd es
werden Produkte geliefert, die nicht weniger wie der ihm
vervv'andte Beton und Eisenbeton dominierend in der Bau-
ausführung sind.
Verfolgt man die Anfänge dieser Industrien, so findet
man dieselben in der Entwickelung der deutschen Portland-
zementindustrie, denn nur mit Vervollkommnung dieses
Bindemittels ist eine so große Verbreitung und Anwendung
des Betons möglich gewesen. Vor Jahrzehnten, als die
Eigenschaften dieses Bindemitfels noch nicht bekannt
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
103
waren, hatte sich mit dem Begriff „Zement" bald der
Gedanke verbunden, daß man damit im Bauleben alles
Mögliche machen könnte. Und doch sind es erst über
50 Jahre her, seit der erste deutsche Zement auf den
Markt kam. Im Jahre 1852 war es, als Bleib treu in
Deutschland zum ersten Male Portlandzement herstellte
und der Welt verkündete, daß er das Material, das die
Römer in der „Puzzuolanerde" besa-ßen, das der Engländer
„Romanzement" und später „Portlandzement" nannte, auf
neue Weise aus einer Mischung von Ton und Kalk, die
gebrannt und gemahlen wurde, auch in Deutschland fabri-
zieren werde.
Dr. Hermann Bleibtreu, der Begründer der deutschen
Zemenündustrie, wurde am 4. März 1821 zu Pützchen,
Regierungsbezirk Cassel, geboren, studierte an der Uni-
versität Bonn Naturwissenschaften, mußte seine Studien
bereits im Jahre 1839 wieder aufgeben, um die Leitung
der väterlichen Alaunhütte zu übernehmen. Später nahm
er seine Universitätsstudien wieder auf, um dann seine
Doktorprüfung abzulegen. Durch die im Jahre 1850/51
stattgefundenen kurhessischen Wirren fand eine Mobil-
machung statt, und Bleibtreu schloß sich freiwillig einer
Feldkompagnie an, deren Truppenkorps Mainz zernieren
sollte. Er lernte hier einen jungen Unteroffizier kennen
und kam durch diesen in einen Kreis von Architekten,
die er viel über die hohen Kosten des vortrefflichen eng-
lischen Portlandzements klagen hörte. Aus dieser Unter-
redung stammt der Oedanke Bleibtreus, Portlandzement
herzustellen, und er berichtet darüber in seinen Aufzeich-
nungen: „Es erfaßte mich sofort der Oedanke, daß in
dieser Richtung sich ein fruchtbares Feld der technischen
Forschung eröffnen müsse, und ich legte unverzüglich
Hand ans Werk, indem ich zunächst mit Zuhilfenahme alles
literarischen Materials die bereits ausgeübten oder an-
gedeuteten Methoden der Zementbereitung einer experi-
mentellen Prüfung unterwarf. Ich erhielt ganz gute Ze-
mente, aber einen Vergleich mit den besseren englischen
Produkten konnten dieselben bei weitem nicht aushalten,
sie standen hinsichtlich, der Oüte auf den gewöhnlichen,
aus kalkigen oder dolomitischen Mergeln gebrannten Ze-
menten auf gleicher Linie. Ich versuchte die Behandlung
des Kalks mit Ton von den verschiedensten Beimischungen,
aber meine Resultate blieben unbefriedigend." Die Ver-
suche setzte Bleibtreu jedoch fort, und über den Oang
derselben geben die Aufzeichnungen Aufschluß, die im
Archiv des Bonner Bergwerks- und Hüttenvereins, A.-O.,
Zementfabrik Oberkassel bei Bonn, aufbewahrt sind, die
auch zum Teil in der Denkschrift dieser Oesell-
schaft anläßlich des 50 jährigen Bestehens der Zement-
fabrik veröffentlicht wurden. Es gelang Bleibtreu end-
lich nach vielen Versuchen, gewisse Bedingungen heraus-
zufinden, unter denen eine Mischung von Kalk mit rheini-
schem Trachyt einen durchaus brauchbaren Zement ergab.
Im Jahre 1852 waren die Laboratoriumsversuche soweit
gediehen, daß er sich entschloß, zu praktischen Versuchen
überzugehen und die Errichtung einer Fabrik plante. Da
er aber fürchtete, am Rhein den Wettbewerb mit dem
eingebürgerten Traß aufnehmen zu müssen, beabsichtigte
er die Anlage einer Fabrik im Nordosten des Reiches. Mit
Hilfe eines Verwandten gelang es ihm in Stettin, den
Kaufmann Konsul Outike in Stettin für seine Pläne zu
gewinnen. Die Versuchsanlage wurde eingerichtet, und —
die Enttäuschungen blieben nicht aus, der Zement war
unvollkommen.
Durch einen Zufall kam Bleibtreu auf Septarienton,
der in der Odergegend bei Buckow, Cunow bei Stettin
und an anderen Stellen vorkommt. Sofort machte er damit
Versuche und die mit diesem Septarienton unter gleich-
zeitigem Zusatz von Trachyt angestellten Brennversuche
führten bald zu einem Erfolg. Er erkannte auch, daß die
günstigsten Bedingungen dann gegeben seien, wenn der
eigentliche Brennprozeß im oxydierenden Feuer vor sich
gehe, wenn aber die noch glühenden Zementklinker einem
Luftstrom ausgesetzt würden, so daß eine vollständige
Oxydation des Eisens stattfinden könnte, — denn die gut
ausgefallenen, zwischen dem Koks der Rostfeuer ge-
brannten Zementballen zeigten bei der Prüfung keine Spur
von Eisenoxydul — , 'daß dann das ganze Eisen in Oxyd
verwandelt würde. Oleichzeitig erwiesen sich aber die
Mischungen, welche nur aus Kreide und Curower Ton
hergestellt waren, als besser wie diejenigen, welche noch
einen Zusatz von Trachyt erhalten hatten. Als Haupt-
grundsätze erkannte nunmehr Bleibtreu folgende: ,,Das
Brennen zwischen glühender Kohle ist von großer Wichtig-
keit, die eigentliche Zementbildung muß in dem oxydie-
renden Feuer erfolgen, so daß kein Luftzutritt gestattet
ist; die Zementbildung muß vollendet sein, das heißt:
der Kalk muß gebrannt, der Ton muß aufgeschlossen sein
und seine Schwindung erfahren haben, bevor Luft zutreten
darf. Eine Schmelzung darf nicht eintreten, oder eine
etwaige Sinterung nicht zu weit gehen. Alsdann aber
muß die fertige Zementmasse noch in der Olühhitze einer
Luftströmung ausgesetzt sein, damit nun nachträglich sich
das Eisen oxydieren kann. Die fertige Zementmasse hat,
wie sie in der glühenden Kohle liegt, eine grüne Farbe.
Erfolgt der Vorgang, wie vorstehend angegeben, so bleibt
die Farbe grün und man erhält einen untadelhaften Zement.
Tritt aber Luft zu, bevor die Zementbildung geschehen
ist, so wird die Farbe gelb, und das so entstehende Er-
zeugnis ist unbrauchbar. Es erhärtet anfangs sehr gut,
bekommt aber bald Risse und springt in Stücke."
Als die Erfahrungen in dieser Art vorlagen, war
bereits die Fabrikanlage fertiggestellt, und nachdem Bleib-
treu noch erfolglos versucht hatte, die in England übliche
Art des Brennens kennen zu lernen, wurde die Anlage
in Züllichow in Betrieb genommen. Inzwischen hatte
aber Outike die Oeduld verloren und bewilligte für den
Betrieb keine Geldmittel weiter. Es wäre fast zu kritischen
Auseinandersetzungen gekommen, wären nicht zur rechten
Zeit günstig lautende Prüfungszeugnisse von den Bau-
meistern Becker in Berlin und Löwe in Grabow gekommen.
Diese hatten von dem ersten Brand der provisorischen
Fabrikanlage je eine Tonne Zement erhalten und damit
sehr zufriedenstellende Resultate erzielt. Dadurch wurde
Outike wieder einigermaßen ausgesöhnt. Bleibtreu aber,
der mit dem Scheitern des Stettiner Unternehmens nicht
sein mühsam erkämpftes Werk aufs Spiel setzen wollte,
sah sich genötigt, sein Verhältnis zu dem Stettiner Unter-
nehmen zu lösen und im Westen Deutschlands eine neue
Fabrik ins Leben zu rufen. Er schloß mit Outike am
23. Februar 1854 einen Vertrag, der ihm die Freiheit
des Handelns für den Westen Deutschlands zurückgab.
Andererseits verpflichtete sich Bleibtreu, das rechtzeitige
Zustandekommen einer Aktiengesellschaft vorausgesetzt,
den Bau einer Zementfabrik in Züllichow zu leiten, bis
die Fabrik in geregelten Betrieb gebracht sein würde.
Im Jahre 1855 wurde dann die Aktiengesellschaft Stettiner
Portlandzementfabrik gegründet. Bleibtreu schied mit dem
Bewußtsein, die dortige Fabrik einer glücklichen Zukunft
entgegengeführt zu haben. Er konnte sich nun mit aller
Kraft dem Plane einer rheinischen Zementfabrik widmen.
Schon in Züllichow hatte er Versuche mit rheinischen
Rohstoffen deren Brauchbarkeit für die Zementfabrikation
nachgewiesen, insbesondere hatte er festgestellt, daß der
Septarienton durch eine Mischung von Braunkohlenton
mit Sphärosiderit ersetzt werden konnte. Ende April 1856
104
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG ,1911
Heft 7
kehrte er in seine rheinische Heimat zurück. Eingeleitete
günstige Verhandlungen mit einem Bankhause in Köln
brach er ab, brachte sein Verfahren der Portlandzement-
fabrikation in den Bonner Bergwerks- und Hütten-Verein
ein und stellte diesem das ausschließhche Recht zur Aus-
beutung seiner Erfahrungen für den Westen Deutschlands,
Belgien und Frankreich zur Verfügung. Er übernahm
am 1. Juli 1856 die Führung der Geschäfte als General-
direktor, und sofort wurde der Bau einer Zementfabrik
in Angriff genommen. Doch auch jetzt noch gab es eine
Menge Schwierigkeiten zu überwinden.
Die ganze Fabrikationsmethode war unter Berücksich-
tigung der neuen Rohstoffe gegen die Stettiner Methode
umgeändert worden, aber trotz eifriger Bemühungen er-
reichte anfangs der hergestellte Zement nicht die Güte
des Stettiner Fabrikates. Erst am 29. April 1859 konnte
Dr. Bleibtreu im Geschäftsbericht der Generalversammlung
der Gesellschaft sagen: ,,Die Produktionskraft übersteigt
meine Erwartungen, die Darstellung des Produktes ist
wohlfeiler als meine Berechnungen voraussetzen und, was
die Hauptbedingungen des Prosperierens, die Qualität des
Zementes, anbetrifft, so haben bereits namhafte Auto-
ritäten des Baufaches sich dahin ausgesprochen, daß dem-
selben der Vorzug vor dem englischen Zement gebührt."
Die Güte des Zements wurde mehr und mehr gefördert,
SOZIALE BEWEGUNG
Einberufung eines deutschen Privatangestelltentages
Wie uns der Hauptausschuß für die staat-
liche P e n s i o n s v e r s i c h e r u n g der Privat-
angestellten mitteilt, wird der große Deutsche
Privatangestellten-Tag auf den 1 9. Februar,
vormittags, nach Berlin einberufen werden. Es ist dafür
die „Neue Welt", Berlin, Hasenheide 108/114, in Aussicht
genommen. Der Hauptsaal faßt etwa 4500 Personen,
während im Nebensaale noch 2000 Personen tagen können.
Es wird erwartet, daß Privatangestellte aller Berufe aus
dem ganzen Reiche daran teilnehmen. Die größeren Ver-
eine werden sicherlich durch Abordnungen vertreten sein.
Der Privatangestellten-Tag soll zu dem Gesetzentwurf einer
Privatangestellten-Versicherung, der jetzt dem Bundesrate
vorliegt, Stellung nehmen. Da das vorgeschlagene Gesetz
die Privatangestellten aller Berufe einschließt — kauf-
männische wie technische Angestellte, Werkmeister,
Bureaubeamte jeder Art, Redakteure und Journalisten,
landwirtschaftliche und Forstbeamte, Bühnen- und Or-
chestermitglieder — , so ist eine starke Beteiligung zu er-
warten. Frühere Veranstaltungen dieser Art, die im Laufe
der ziemlich weit zurückreichenden Vorbereitungen dieses
Gesetzes stattfanden, waren die Privatangestellten-Tagc
zu Leipzig am 13. Mai 1906 und zu Frankfurt a. M.
am 17. November 1907.
:: :: :: ;: :: :: RECHTSFRAGEN :: H H :: ::
Sach verständigen-Qebüliren
(Naclidnick verboten.)
Die Entschädigung der vor Gericht geladenen Sach-
verständigen ist einheitlich für das Deutsche Reich geregelt
seit 1. Oktober 1879, nachdem bis dahin Bestimmungen
der mannigfaltigsten Art in Gebrauch gewesen waren.
und als Wendepunkt für das Emporblühen der deutschen
Portlandzementindustrie kann man das Jahr 1862 be-
zeichnen, als der Zement oben genannter Firma auf der
internationalen Industrie-Ausstellung in London eine erste
Auszeichnung „for excellence manufacture" erhielt, die
die deutschen Abnehmer von der Oleichwertigkeit des
deutschen Zements mit dem englischen überzeugte.
Nach dieser Zeit entstanden bald weitere Fabriken in
Lüneburg, bei Biebrich a. Rh., in Mannheim, Ulm, auf
der Insel Wollin und in Finkenwalde bei Stettin. Der
nach dem Kriege 1870/71 stattfindende große wirtschaft-
liche Aufschwung brachte weitere Neugründungen, so daß
1877 bereits 29 Portlandzementfabriken mit einer Er-
zeugungsfähigkeit von 2 200 000 Faß ä 170 kg netto ge-
zählt wurden. Im Jahre 1903 bestanden schon 159 Fa-
briken mit 31 000 Arbeitern und im Jahre 1909 167 mit
160 Firmen. Von diesen 167 deutschen Zementwerken
entfallen auf Preußen 106 (Westfalen 30, Rheinprovinz 18,
Hannover 12, Sachsen 11, Schlesien 10, Pommern 9,
Brandenburg 5, Schleswig-Holstein 5, Hessen-Nassau 5,
Westpreußen 1), auf Bayern 18, auf Württemberg 10, auf
Baden 6, auf Hessen-Darmstadt 6, auf Elsaß-Lothringen 5,
auf Braunschweig 4, auf Anhalt, Sachsen-Weimar und Hamburg
je 2, auf Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Altenburg, Sachsen-
Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen und Hohenzollem je 1.
Zur Zeit der Einführung des jetzt gültigen Tarifs —
1883 — wurde mit Recht allseitig versichert, daß die darin
enthaltenen Sätze im allgemeinen den Erwerbsverhäitnissen
der Sachverständigen entsprächen. Das ist aber seit Jahren
nicht mehr der Fall, deshalb hat es auch seitdem nicht
mehr an Petitionen an Bundesrat und Regierung um Er-
höhung der Sätze gefehlt. Letztere wurden und werden
mit Rücksicht auf die jetzt bestehenden Erwerbsverhält-
nisse als unzulänglich bezeichnet. Diese Anregungen auf
Revision des Gesetzes sind, wenn aucli nicht unerhört
verhallt, so doch erfolglos gewesen und z^var vielleicht
zum Teil durch gewisse Schuld der beteiligten Kreise
selbst; denn auf wiederholte Umfragen ist jedesmal fest-
gestellt worden, daß die gerichtiichen Festsetzungen ver-
hältnismäßig auffällig wenig mit der Beschwerde an-
gefochten werden. Daraus zieht die Regierung den
Schluß, daß eine allgemeine Unzufrieden-
heit wohl nicht vorhanden sein dürfte.
Im Höchstfalle können heute pro Stunde 2 M und
pro Tag 10 Stunden = 20 M für die Sachverständigen
auch der höchsten Stände vergütet werden. Ganz be-
sonders sind dagegen die Innungsverbände deutscher Bau-
gewerksmeister, Architekten, Ingenieure und Techniker-
Vereine usw. vorgegangen. Ausnahme von der 2-M-Stunden-
bezahlung machen nur die Sachverständigen für ganz er-
heblich schwierige Untersuchungen und Sachprüfungen;
diese werden wenigstens annähernd nach den in den betr.
Kreisen sonst üblichen Preisen ver;i^ütet. Besonders und
allein aus dem allgemeinen Rahmen heraus/rchoben durch
eine Bestimmung des Reichskanzlers ist die Sachverstän-
digen-Kammer für Werke der Literatur und Tonkunst;
dieser können für Gutachten 30 bis 300 M gezahlt werden.
Grundsätzlich soll der Sachverständige eine gleiche
Vergütung erhalten, als wenn die Leistung einem Privaten
gegenüber gemacht sei. Die Zeit der Sachverständigen
hat um so höheren Wert, je höher sich die Einnahmen
aus der Ausübung seiner Wissenschaft, seiner Kunst oder
seines Gewerbes beläuft. Die Vergütung soll nach den
Reichsgesetzen auch eine angemessene sein; wenn sie also über-
haupt den Charakter einer wirklichen Entschädigung haben
soll, muß sie für jeden Fall bemessen werden.
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
105
Zweck dieser Zeilen ist nun, klarzulegen, daß augen-
blicklich die Zeit für ein erneutes Vorgehen günstig
sein dürfte.
Früher beriefen sich die oben erwähnten Sachverstän-
digen darauf, daß ih e Vergütung nijht entsprechend ihrem
Einkommen war und daß sogar ja den mittleren Staats-
beamten als Sachverständigen der Höchstsatz von 2 M
zugebilligt werde. In einem Spezialfall hat das Reichs-
gericht den letzten Satz auch für richtig anerkannt, da
der betr. mittlere Beamte ein Einkommen von 6000 M
erreiche, das mache auf 300 Arbeitstage pro Tag 20 M,
also pro Stunde 2 M. Bekanntlich sind seit 1. April IQIO
bezw. 1. Oktober 1910 sämtliche Reichs- und Staats-
Kostengesetze der Gerichtsbehörden abgeändert bezw.
deren Sätze erhöht. Dabei ist nun die den mittleren Be-
amten bei den Justizbehörden, die als Sachverständige zu
fungieren haben, zustehende Vergütung von 2 M auf
2,50 M pro Stunde erhöht worden. Damit ist nun so-
zusagen das Eis gebrochen, das ist der er^te Fall, daß
die Staatsregierung endlich über den 2-Mark-Satz hinaus-
geht und sie wird nun wohl nicht umhin können, auch den
Wünschen der übrigen Sachverständigen Rechnung zu
tragen. Sie wird nicht verlangen wollen, daß die Sach-
verständigen in der alten Weise noch weiter pekuniäre
Opfer bringen bei der Erfüllung ihrer allgemeinen Staats-
bürgerpflicht; es wäre sonst nicht abzusehen, ob nicht
doch wegen der Unzulänglichkeit der Vergütung für die
Heranziehung geeigneter und bereitwilliger Sachverstän-
digen Schwierigkeiten für die Gerichtsbehörden erwachsen
würden.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Geschichte, Natur und Einrichtungen
des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit
Seit dem 15. Jahrhundert trifft man vereinzelt, seit
dem 16. häufiger Personenverei igungen zAvccks gegen-
seitiger Schadensdeckung. Sie hei.^en B andkas^en, Vieh-
kassen, Feuergilden, Ste.bekassen nach den Zwecken, die
sie verfolgen. Die Verfassung i.t einfach. Jede Ver-
mögensansammlung fehlt. Der entstandene S;h .den wird
auf die Mitglieder umgelegt. Die Teiinehmerzahl ist durch-
weg beschränkt. Trat einmal eine Häiifiing von Schäden
ein, so zeigte sich sehr oft, daß die Kasse diesen Ansprüchen
nicht gewachsen war. Sie ging zugrunde. Aber an ihre
Stelle traten neue. Im 18. Jahrhundert dehnten sie ihre
Wirksamkeit auf die Hagelversicherung, im 19. auf ver-
schiedene, bis dahin nicht bet iebene Arten der Personen-
versicherung und 'die Haftpflichtversicherung aus. Mit
dem 18. Jahrhundert entstehen daneben auf Grund staat-
lichen Eingriffs öf ler.t iche Versichenmgsvereine auf Ge.'>en-
seitigkeit. Sie zeichnen sich durch Beitrittszwang für Mit-
glieder, Aufnahmepflicht und Verwaltung durch öffent iche
Behörden und zuweilen dadurch aus, daß ihnen das Mo-
nopol zugestanden wird. Erst im 19. Jahrhundert bildet
sich der große Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit,
der sich an alle versicherungsfähi'jen Personen wendet
und einen nach kaufmännischen Grundsätzen eingerichteten
Geschäftsbetrieb einführt, der demjenigen der Erwerbs-
versicherungsgesellschaften nachgebildet ist. Er ist eine
mit Rechtspersönlichkeit ausgestattete private Personen-
vereinigung mit nicht geschlossener Mitgliederzahl und
dem Zweck, bestimmte Versicherungsbedürfni sc der Mit-
glieder zu befriedigen. Von ihm sind die kleineren Ver-
eine zu unterscheiden. Dies sind solche, die ein sachlich,
örtlich oder hinsieht ich des Personenkreises eng begrenztes
Wirkungsgebiet besitzen und von der Aufsichtsbehörde als
kleinere Vereine ausdrücklich anerkannt smd. Der Ver-
sicherungsverein auf Gegenseitigkeit beruht auf seiner
Satzung. Seine Organe entsprechen im wesentlichen denen
der Aktiengesel'schaft. Den Vereinsg'äubigern haftet nur
das Vereinsvermögen, aber nicht die Mitglieder, wenigstens
nicht unmittelbar. Die einfachste Art der Beitragsentrich-
tung ist das Umlageverfahren. Bei ihm wird die nach
Ablauf eines Jahres zur Deckung der Schäden notwendig
gewordene Summe auf die Mitglieder verteilt. Im Gegen-
satz zu diesem steht das System der Vorauserhebung. Hier
sind zwei Verfahren möglich. Die Mitglieder leisten ent-
weder nach einem Voranschlag Vorschüsse, zu denen,
sofern sich am Schluß des Jahres herausstellt, daß sie
zur Schadensdeckung nicht hinreichen, Nachschüsse treten,
oder es werden feste Beiträge erhoben und, wenn sie
nicht genügen, um die Schäden zu tilgen, diese nur teil-
weise entschädigt. Den Mitgliedern von Versicherungs-
vereinen auf Gegenseitigkeit steht zwar nach der Satzung
eine Mitwirkung an der Verwaltung zu, doch läßt sich
diese bei großen Vereinen praktisch schwer durchführen.
So richtig es ist, daß der Versicherungsverein auf
Gegenseitigkeit und die Versicherungsaktiengesellschaft
rechtlich durchaus verschiedene Gebilde sind, so treten
in der heutigen Praxis bei der immer weiter um sich
greifenden Vermischung beider Systeme diese Unterschiede
sehr zurück. Im Gegenteil zeigt sich bei beiden eine zu-
weilen überraschende Uebereinstimmung vieler Einrich-
tungen. Bei den Aktiengesellschaften zahlen die Ver-
sicherten feste Beiträge. Sie sind heute auch bei den Ver-
sicherungsvereinen üblich. Für Fehlbeträge ist hier wie
dort ein Reservefonds vorhanden, aus dem die erforder-
lichen Mittel genommen werden können. Reicht er nicht
aus, so haftet bei der Aktiengesellschaft das Von den Aktio-
nären gezeichnete Kapital, bei der Gegenseitigkeitsgesell-
schaft ein mehr oder minder großer Teil des Vermögens
der Ve.sichei ten. Eine unbegrenzte Deckungsmöglichiceit
ist weder hier, noch dort vorhanden. Die technischen
Grundlagen bei beiden Institutionen sind naturgemäß die
gleichen. Ebenso unterscheiden sich die Verwaltungskosten
nicht wesentlich. Hier wie dort beziehen die Beamten
Gehälter, die Agenten Provisionen, wird die Verbreitung
der Versicherung durch Reklame unterstützt. Die Ver-
mischung beider Organisationsformen, von der gesprochen
wurde, äußert sich darin, daß Aktiengesellschaften ihre
Versiehe; ten am Gewinne beteiligen oder veranlassen, daß
alle Aktionäre gleichzeitig bei der Gesellschaft versichert
sind. Ferner gibt es Gegenseitigkeitsgesellschaften, die
auch Nichtmitglieder gegen feste Prämie oder Nachschuß-
pflicht versichern. Alle diese Organisationen gehen von
der Erwägung aus, daß weder das reine Aktienprinzip
noch die reine Gegenseitigkeit die allein richtige Unter-
nehmungsform ist, daß vielmehr die Verbindung beider
die beste Lösung der Organisationsfrage bedeutet.
BÜCHERSCHAU
(bimtliche Werke smd durch die Butiiliandlunfj des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Lieber die Rentabilität von Zentralheizungen. Unter besonderer
Berücksichtigung der Abc'ampfausnutzung und der Wirt-
schaftlichkeit der in diesem Zusammenhange arbeitenden
Elektrizitätswerke von Heilanstalten. Von Hans Tilly,
Provinzial-Ingenieur in Tempelhof b. Berlin. 32 SeÜen di'^
mit 6 Diagrammen und 4 Tafeln. Ve:l"g von R. Olden-
bourg, München und Berlin. 1910. Preis 1,50 M.
Der Verfasser zeigt an mehreren aus der Praxis ge 'riffenen
interessanten Beispielen, daß es sich für die NeueinrichUng von
Anstalten empfiehlt, vor deren Erstellung genaue Re itabilitäts-
herechnungen nach den verschiedensten Richtungen anzustellen,
um die für den besonderen Fall zweckentsprechendste Anordnung
der Heiz- und Kra/tanlagen zu ermitteln. Bei den immer mehr
zur Verwendung kommenden Fernhei ailagen ist die vorliegende
Arbeit sehr zu begrüßen und bietet deren Studium de:n Fachmann
wertvolle Fingerzeige. RI.
Schneegestöber nennt Avenarius seinen diesmaligen Leit-
artikel im 1. Januarheft des „K u n s t w a r t", womit er, ob
mit oder ohne Absicht, stilistisch dasselbe erreicht, was die
Natur vollbringt, wenn sie uns im Winter mit einem dichten
Schwärm von weißen Flocken den Kopf umwirbelt. In der
Tat, wie Flocken fliegen unsi die Oedanken an den Kopf
und wirbeln durcheina ider. Jonas Lies „Hellseher" gibt dem
Herausgeber die Anregung, sich etwas satirisch über die Winter-
106
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 7
Wanderung „in Gesellschaft" auszulassen, über „die Gesell-
schaft" als Ding an sich zu ironisieren und dann die Sport)-
liebhaber vor „Versportung" zu warnen. Er empfiehlt das
Wandern in Einsamkeit, sei es die Wanderschaft durch die
Natur, Leben oder Kunst und weist auf das letzte Ziel allen
Genießens hin, sich zu erhalten und zu vervollständigen als
Mensch. Ferdinand Gregoris ,, Grundzüge der Inszenierung"
entwickeln in anregender Weise das szenische und dramatische
Werden einer Bühnendichtung, die von einem Theater zur Auf-
führung vorbereitet wird. Die reproduzierten Handzeichnungen
von Kampmann, KoUwitz, Boecklin, Steinle, Schadow, Menzel be-
gleitet Avenarius mit interessanten Bemerkungen, worin er geist-
reiche Vergleiche zwischen Handzeichnungen und Handschrift
findet. Aus Werner von Heidenstams Erstlingswerk „Hans
Alienus" gibt das Heft eine umfangreiche Probe, die uns schon
die subtilen Schönheiten der Dichtung ahnen läßt. Von den
Rundschaubeiträgen sei hervorgehoben der reichlich mit Spott
gewürzte Aufsatz „Orchideensnob" von Erich Vogeler und der
über Wolfs Kompositionen Kellerscher Gedichte. Als farbige
Reproduktion findet sich zu Anfang des Heftes der „Winter-
abend im Hafen" von Wilhelm Oertel und am Schlüsse präch-
tige Wieder;^;iben nach Photographien von K. Heller und A.
Meiche. Georg D. W. Callwey, München.
n :: :: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: H :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinen!
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des binsenders sind
VX'olinung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezups-
quelien und Büchern werden unparleiiscfi und nur schnfUich erteilt. hine
Köcksendung der Man'jskriple erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Hefte
in dem die Irage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von tragen und Antworten lehnt die Schrift-
Icilung nachdrüi klich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
EtöcKe zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Frage 36. Ein '9x12 m großer Saal von 4,50 m 1. Höhe soll
zeitweilig durch eine, jederzeit leicht zu beseitigende Trennungs-
wand in zwei Zimmer geteilt werden können. Welches ist die
beste Art der Teilung? Wie bewähren sich bei ähnlichen An-
lagen zusammenlegbare Türen? Gibt es Spezialfirmen, die
s ziehe anfertigen ?
Frage 37. In die 14x20 cm i. L. weiten Rauchrohre eines
Landhauses (Neubau) ist wegen Nähe des Waldes der Einbau
von Funkenfängern oder Schutzvorrichtungen, d.e das Heraus-
fliegen von Funken verhüten, vorgeschrieben. Gibt es einen
praktischen Funkenfänger für diesen Zweck? Kann er evtL
eingebaut werden, ohne von außen sichtbar zu sein?
Frage 38. Welche Tourenzahl muß eine doppelgängige
Wasserschnecke machen, wenn sie stündlich 20 000 1 1 m hoch
fördern soll? Die Schnecke hat 600 mm Durchm., 4000 mm
Länge, 400 mm Steigung. Wieviel PS muß der Elektromotor
zum Antrieb dieser Schnecke besitzen?
Frage 39. Bitte um Angabe eines guten Polierverfahrens
für Terrazzostufen, desgl. um Angabe etwaiger einschlägiger
Literatur.
Frage 40. Kann ein Unternehmer, wenn ihm die Maurer-
arbeiten durch beiderseitig unterschriebene Vereinbarung über-
tragen sind, Vergütung verlangen, wenn der Bauherr ohne Ein-
willigung des Unternehmers einen Teil der Arbeiten einen
anderen Unternehmer ausführen läßt?
Frage 41. Wie berechnet sich die Leistung, Tourenzahl,
Hub usw. einer Schütteirinne, welche pro Stunde 20 cbm eines
mehlartigen Stoffes fördern soll ? Auch für einige konstruktive
Fingerzeige wäre ich sehr dankbar, da ich in der Literatur
nichts über diesen Punkt finde.
Frage 42. An der Innenseite der Wände eines Vorrats-
kellers macht sich ein salzhaltiger und kristallartiger Ausschlag
bemerkbar, durch dessen Ausdunstung die im Ke 1er befind ichen
Früchte usw. verderben. Gibt es ein einfaches und billiges
Mittel zur Bekämpfung des Uebelstandes?
Frage 43. Zum Antrieb von Ventilatoren mit 600 bis 800
Umdrehungen pro Minute sollen Leeriaufscheiben mit Ring-
schmierung von ca. 160 bis 200 mm Durchmesser verwendet
werden. Haben sich Leerlaufscheiben mit Ringschmierung in
solchen Fällen gut bewährt? Welche Maschinenfabrik stellt
diese her? Gibt es Literatur darüber?
Frage 44. Verschiedene Mittelwände des Erd- und Ober-
geschosses eines Krankenhauses sind sowohl während des
Sommers wie auch während des Winters naß und schwitzen
ganz erheblich. Das Gebäude ist im Jahre 18Q8 errichtet worden.
Die Wände selbst bestehen aus gebrannten Ziegeln und Kalk-
mörtel. Zu beiden Seiten sind sie mit Kalkmörtel verputzt und
mit Porzellanfarbe dreimal gestrichen. Das ganze Krankenhaus
liegt in einer besonderen, schönen und sonnigen Lage. Venti-
lationen sind in sämtlichen Zimmern vorhanden. Woher mag
die Nässe kommen? Wie ist sie zu beseitigen? Der Baugrund
ist besonders günstig. Auch die Ausführung war eine ganz be-
sonders solide.
Anlworlen
Zur Frage 12. Kleinmotor. Für Kleinbetriebe bis 20 PS
ist ein Rohölmotor sehr zu empfehlen. Verbrauch an Rohöl
300 g pro PS/Std. Rohöl kostet einschl. Zoll 8 M per 100 kg.
Der schwedische Rohölmotor Drott arbeitet im Zweitakt ohne
Ventile und ohne Zündung und ist leicht in Gang zu setzen.
Preis eines 15-PS-Motors 3Q50 M frei jeder Bahnstation Deutsch-
lands. Nähere Auskunft erteilt
J. H. Petersen, Werkführer.
Zur Frage 19. Vermeidung des Einfrierens von Syphons
in freistehenden Klosetts. I. Verwenden Sie anstatt der üb-
lichen Wash-out- oder wash-down-Klosetts einfache Trocken-
klosetts, die Sie von jeder Firma beziehen können. Diese
Trockenklosetts haben Rundspülung, und die Spülung wird direkt
'durch die Wasserleitung betätigt, welche im Winter abgestellt
bleibt. Die Spülung wird während dieser Zeit durch Nachgießen
eines Eimers Wasser betätigt. Um nun einen Geruchverschluß
zu erhalten, baut man im Keller in die Gußrohrleitung einen ge-
meinschaftlichen Syphon ein, welcher in allen Weiten zu erhalten
ist. Sie können bei diesen Trockenklosetts mit Rundspülung
selbstverständlich auch Spülkästen verwenden, nur müßten diese
bei Eintreten des Frostes abgestellt und ent'eert werden. Dies
wäre die mir bekannte Ausführungsart bei mehreren Klosetts.
Kommt nur ein Klosett in Frage, z. B. bei Hofklosetts, so
würde in diesem Falle ebenfalls ein Trockenklosett mit Rund-
spülung zu verwenden sein, und der Geruchverschluß wird hierbei
in die Erde oder evtl. im Keller eingelassen. Die Spülung
könnte hierbei durch einen in die Wasserleitung einzubauenden
Absperrhahn mit selbsttätiger Entleerung herbeigeführt werden.
Die an dem Hahn befindliche selbsttätige Entleerung wird ver-
mittels eines Verbindungsröhrchens in das Klosettrohr ein-
geführt, um dem Wasser — nach dem Gebrauch des Klosetts —
einen Weg zum Abfließen zu geben. Die bei dieser Anord-
nung, wie auch eingangs erwähnten, notwendigen Syphons kann
man sich, bei evtl. schwieriger Beschaffung, vermittels Bogen
selbst herstellen. Um nun ein Verstopfen der Syphons vor-
zubeugen, verwendet man sogenannte Schlangensyphons, welche
in der Mitte einen Stutzen mit Putzdeckel haben und ebenfalls
überall erhältlich sind. D. Gemündt, Mitgl.-Nr. 58 112.
II. Bei allen Klosetts mit freiem Durchgang und Syphon
(Hofklosetts) ist ein Einfrieren so gut wie ausgeschlossen,
wenn Geruchverschluß, sowie Spülkasten unterirdisch (1,3 m
mindestens) angeordnet werden. R e 1 1 e I b a c h - Berlin.
III. Wenden Sie sich an die Redaktion der Fachzeitschrift:
„Licht und Wasser", Berlin NW. 40, Invalidenstraße 94.
Zur Frage 20. Anlage einer Rodelbahn. Empfohlen wird
folgende Ausführung: Mit einer Sohlbreite von 2 rn, eingefaßt
von Flachböschungen zu beiden Seiten, ist eine Doppelbahn
anzulegen. Das Bahnplanum in der gesamten Breite ist wurzel-
frei und eben herzustellen mit einem Bett von Kies und ein-
gewalzter Scharfsanddeckung, also frei von jeder Ton- und
Lehmbeimischung, damit der Frost in den Boden eindringen
kann. Es darf weder unterwegs ein Querweg oder Straßenzug
von Bedeutung durchschnitten, noch auf einen solchen die Bahn-
mündung auslaufen. In die Bahn sind einige leichte Kurven
einzubauen. In schlanken Kurven sind die Bahnmündungen
nach rechts und links auseinanderlaufend auf einen Platz zu
führen, der vollständig frei sein muß, um die Rodel in die Ruhe
überzuführen und jeden Zusairimenstoß mit fremden Körpern
zu vermeiden. Zum Rodeiaufstieg ist ein 1 m breiter Steig
auf der einen Seite der Fahrbahnen anzulegen, während auf
der anderen mehrere Tribünen- und Restaurationsplätze für
die Zuschauer und daneben der allgemeine Verkehrsweg angelegt
werden. Oben erhalten das Hauptrestaurant mit Gasthaus, Rodcl-
verleihanstalt und Kasse, sowie Garderoben ihren Platz. Man
berücksichtige eine genügende Anzahl von Samariterstationen
in der gehörigen Ausstattung! — pf.
Zur Frage 25. Messinglack. Bei Verwendung eines
Vernierlackes ist der im warmen Zustand aufgetragene Lack
vorzuziehen, es ist dies der in jeder Drogerie erhältliche Sapon-
lack. Um ein sauberes Auftragen des Lacks herbeizuführen,
muß das Messing vor allem rein sein, uiu dann in einem Trocken-
ofen angewärmt zu werden, wobei zu beachten ist, daß das
Messing nicht heiß wird. Hierauf wird mittels eines Haarpinsels
der Lack aufgetragen. Bei dem Auftragen des Lackes entstehen
häufig kleine Blasen, welche auf zu heilJes Metall und schlechte
Auftragung zurückzuführen sind. Es ist daher zweckmäßig,
das Auftragen durch einen gleichmäßigen Strich, vor allem
ohne vieles Ansetzen des Pinsels, auszuführen.
D. Gemündt. Mitgl.-Nr. 58 1 1 2.
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
107
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 Mark, datür als Gegenleistung kostf/irrei: 1. Deuisciie
Techniker-Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen und
örtliche Verhältnisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30 - 60 Mark pro
Monat. 5. Unterstützungskasss iiir in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehens-
kasse, zinsfreie Darle.'.ien bis 100 Mk. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 Mk.
8. Rechtsauskunft und 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfürgewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W.8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Bericht über die Sitzung des Gesamtverbandsvorstandes
am 8. und 9. Januar 1911 in Sondersliausen
Als seinerzeit die Mitglieder des Gesamtvorstandes sich
dafür entschlossen, als Ort für die Abhaltung dieser Sitzung
Sondershausen zu wählen, so mag wohl die Frage des Ortes
eine sekundäre Bedeutung gehabt haben. Es galt ja, Beschlüsse
zu fassen, die berufen sind, das Wachsen und Gedeihen des
uns allen eng ans Herz gewachsenen Deutschen Techniker-Ver-
bandes zu fördern, und die den Zweck verfolgen, den im Kampf
um die wirtschaftliche Existenz besonders hart ringenden Kol-
legen zu helfen, als auch dem Verband immer mehr die innere
Festigkeit und Kraft zur wirksamen Vertretung unserer Eerufs-
und Standesinteressen zu verleihen. . Zweifellos ist aber die
Entscheidung für Sondershausen darauf zurückzuführen, daß
der Gesamtvorstand beabsichtigte, sich gleichzeitig an Ort und
Stelle ein eigenes Urteil über den Stand und die Entwicklung
der neuesten Schöpfung des Verbandes — unrer Erholungs-
heim — zu bilden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Als zu
dem ersichtlich vorteilhaften Eindlruck, den der schmucke und
so behaglich eingerichtete Bau, sowie die vorzügliche Ver-
pflegung machten, auch noch der günstige Rechnungsabschluß
für Idas erste Betriebsjahr hinzukam, da waren wohl alle An-
wesenden als werbetätige Freunde für die weitere Entwicklung
des Heims gewonnen.
Die Sitzung wurde am Sonntag den 8. Januar, 9\/o Uhr
vorm., vom 2. Verbandsvorsitzenden, Herrn Schwenkler, eröffnet.
Er begrüßte die vollzählig anwesenden Vorstandsmitglieder und
gab bekannt, daß Herr Seidel zu seinem lebhaften Bedauern
einer plötzlich eingetretenen Erkrankung wegen am Erscheinen
verhindert sei. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Herr
Schwenkler noch einige innere Verbandsangelegenheiten be-
kannt, die zum Teil unter Punkt 21 der Tagesordnung erledigt
werden sollen.
Der vom Kassierer Herrn Gaedke erstattete Rechen-
schaftsbericht für die Zeit vom 1. Januar bis 31. De-
zember IQIO schließt mit einer Einnahme von 413 101,63 Mark
und einer Ausgabe von 438 014,59 Mark ab. Unter Hinzu-
rechnung von 43 024,86 M Außenstände an rückständigen Ver-
bandsbeiträgen für 1910 und der nach Eingang dieser Beträge
an die Sterbekasse noch zu überweisenden 29 300 M sowie der
aus dem Jahre 1909 übernommenen Unterbilanz von 32 000 M
ergibt sich für das Jahr 1910 ein Gesamtfehlbetrag von 43 188,10
Mark, der aber durch den vom Verbandstag genehmigten Kosten-
voranschlag für 1911 auf Grund der erhöhten Verbandsbeiträge
und einer vorsichtigen Berücksichtigung etwaigen Einnahme-
ausfalles gedeckt erscheint. Der Fehlbetrag ist im wesent-
lichen verursacht durch Mehrausgaben bei den Posten :
Deutsche Techniker-Zeitung, Verbandstag, Rechtsschutz und
Stellenvermittlung. Die für die Ueberscbreitung gegebenen Be-
gründungen wurden vom Gesamtvorstand als zutreffend an-
erkannt, doch soll in noch höherem Maße, als der vorliegende
Bericht dies erfreulicherweise schon lerkennen läßt, in den ein-
zelnen Verwaltungszweigen darauf hingewirkt werden, mit den
im Kostenvoranschlag vorgesehenen Mitteln auszukommen. Der
Posten „Bestellgebühren des Technischen Gemeindebeamten"
gibt mehreren Vorstandsmitgliedern in ihrer Eigenschaft als tech-
nische Gemeindebeamte Veranlassung, scharfe Kritik an ver-
schiedenen in letzterer Zeit erschienenen Artikeln dieses Blattes
zu üben und die Tendenz der Artikel zu verurteilen. Dem an-
wesenden Vertreter der Gruppe der technischen Gemeindebeam-
ten wird aufgegeben, der Redaktion gegenüber Maßnahmen zu
treffen, welche die Veröffentlichung solcher Artikel für die
Zukunft mit Sicherheit verhindern.
Ueber den Punkt 2 der Tagesordnung : Die Verbands-
politik und unser Verhältnis zum B. t.-i. B. entspinnt
sich eine ausgedehnte Aussprache. Herr Schubert hatte das
einleitende Referat, Herr Löser das Korreferat dazu übernomnfen.
Ersterer führte aus, daß es sich nicht darum handeln könne,
wie wir uns zum B. t.-i. B. stellen, sondern wie wir unsere
Politik einzurichten hätten, um vor uns selbst bestehen zu können.
Wir müßten uns einmal mit dem abfinden, was seit Jahren
unseren Verband mit dem Wort und dem Begriff Gewerk-
schaft beschäftigt hat. Von Aeußerungen ausgehend, die an
die Zentrale gelangten, tauche zunächst die Frage auf: Sind
wir ein paritätischer Verband? Die Frage müsse verneint werden,
und zwar sei aus dem Grunde die Parität als Programmpunkt
zu verwerfen, weil wir nicht imstande sind, innerhalb unserer
Organisation auch nur annähernd das Programm der Parität
zu erfüllen. Wenn wir zur Zeit der Gründung die Parität als
Propagandapunkt verteidigen konnten, so sei es heute ganz un-
möglich, innerhalb eines Verbandes von Selbständigen und An-
gestellten ein Vertragsverhältnis aufzustellen, das dieser Parität
Rechnung trüge und gleichzeitig als Ziel die Besserung der Lage
der Angestellten hätte. Er bitte also, die Parität als Progjamm-
punkt abzulehnen.
Dann komme die zweite 'Frage: Wollen wir eine Gewerk-
schaft sein? Mit unserem Stuttgarter Programm haben wir
zum Ausdruck gebracht, daß die Regelung der Lohnfrage und
der Arbeitszeit den Mittelpunkt aller Bestrebungen unseres Ver-
bandes bilden. Rücken wir diese beiden Forderungen in den
Vordergrund, dann sind wir eine Gewerkschaft. Wollen wir diese
beiden Forderungen bewußt verfolgen, dann kommen wir ohne
weiteres in einen bestimmten Gegensatz zu den Kreisen, die
wir als Arbeitgeber anzusprechen haben. Er verstehe darunter
nicht den Mittelstand, den kleinen Arbeitgeber, wertvoller sei
ihm der Kampf gegen das Großunternehmertum und die Zu-
stände im Staate, die denen des Großunternehmertums gleichen.
Die Gewerkschaft erwarte, daß wir Forderungen formulieren.
Auch die Unternehmer verlangten von der Gewerkschaft klare
Formulierung ihrer Forderungen. Neben den Gegensätzen liege
auch in der Gewerkschaftspolitik ein versöhnlicher Standpunkt,
weil sie sich auf das Abschließen von Tarifverträgen und das
Eingehen von Verhandlungen festlege. Die Behauptung, daß
die Gewerkschaft den rücksichtslosen Klassenkampf bedeute,
möge von der politischen Seite einen Schein von Berechtigung
haben, 'von der aus wir, als Berufsorganisation, die Frage nicht
zu betrachten hätten. Das sei der große Unterschied, der uns
von der Arbeiterbewegung trenne, die die Beeinflussung des
Arbeitsvertrages allein pflege und das übrige ausscheide, weil
das eine Partei besorge, die mit ihr in nächster Verbindung
stehe. Darum sei unsere Gewerkschaftspolitik schon von vorn-
herein eine wesentlich friedlichere. Nach alledem komme er
dazu, zu empfehlen: Wir erkennen aus der gegenwärtigen Ent-
wicklung die Gegensätze zwischen Arbeitgebern und .Arbeit-
nehmern. Wir wissen, daß die Gegensätze von keinem der
beiden Teile freiwilHg überbrückt werden können. Wir erkennen
aber auch an, daß je straffer und reiner die Organisationen
sind, desto leichter eine Verständigung möglich ist.
Die Frage, ob die Beamten in dieser Organisation sein
können, beantworte er mit „ja", weil wir sagen, daß das Unter-
nehmertum, gegen das wir uns auf der einen Seite richten,
und der Staat in manchen Dingen sich gleichen. Die Interessen-
gemeinschaft mit den Kollegen im Privatdienst auf Grund der
gleichen Berufszugehörigkeit überwiege jedenfalls die Interessen,
die die Organisationen von Verwaltungsbeamten für sie vertreten
könnten. Für die Behauptung des B. t.-i. B., daß die Organisation
der Beamten bei einer scharfen Politik in unserem Verbände
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DEUTSCHE TF.CHNIKER-ZFJTUNQ IQll
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nicht möglich sei, habe der Bund weder Beweise erbracht,
noch Beispiele aufgestellt. Zurzeit sei wohl ein anderer Weg für
die iCr'^n'schen Beamten, ihre wirtschaftliche Lage zu ver-
bessern, niciii '"rsichtlich als jder, sich an eine rückenfreie, un-
abhängige Berufsorgaiii'sS'ion anzuschließen.
In kurzen Ausführungen sufi^t der Redner unser Verhältnis
zum B. t.-i. B., das leider wenig säC.'lj'ch, sondern mehr als
eine Personenfrage bei uns aufgefaßt werde. Je mehr wir die
von ihm vorgezeichnete Politik verfolgten und aef ß- t.-i. B,
seine gegenwärtige Prestige-Politik fortsetze, desto weri!j?f
könnte ■davon die Rede sein, von diesem an die Wand gedrückt
zu werden. Kurz zusammenfassend bittet der Redner die Scheu
A'or dem Wort Gewerkschaft fallen zu lassen. Wenn dies
geschähe, dann würden wir die Verhältnisse besser gestalten,
und es würde vieles von dem persönlichen Zwist beiseite bleiben,
der klein sei gegenüber dem, worum es sich handle, nämlich
um eine Weltanschauungsfrage. Die Stimmen für die fort-
schrittliche Richtung und demnach auch für den Gewerkschafts-
gedanken seien gewachsen. Keiner, der die Gewer' Schaft wolle,
werde mit dem Kopf durch die Wand rennen wollen und dort
Gewerkschaftspolitik treiben, wo dies unmöglich sei.
Wir sind kein paritätischer Verband mehr, wir sind eine
Gewerkschaft und treiben eine solche Gewerkschaftspolitik, an
der Beamte des Staates und der Gemeinden sich beteiligen
können. Wenn wir diese Politik betreiben, dann brauchen
wir uns nicht um das Verhältnis zum Bunde der technisch-
industriellen Beamten bekümmern, dann sind wir die Gewerk-
schaft aller Techniker.
Herr Löser meint, daß der Referent sich mit seinen Aus-
führungen auf den Boden eines Zukunftsprogrammes begeben '
habe, er sei Gegenwartspolitiker. Unsere letzte Entwicklungs-
stelle kennzeichne der Verbandstag in Stuttgart. Damals wie
auch früher sei in unseren Satzungen und Bestimmungen nie
von Parität oder Gewerkschaft gesprochen worden. Das seien
Schlagworte, mit denen man wirken wolle. Wir hätten Ab-
neigung gegen die Bezeichnung „Gev\ erksclia t", weil, wenn wir
Analogien bilden müßten, wir zu den gewerkschaftiichen Kampf-
mitteln kämen. Wir müßten uns auf unser Programm für
absehbare Zeit beschränken, die Entwicklung wie sie in Stutt-
gart festgelegt war, müsse unbedingt eine feste Grundlage bis
zum nächsten Verbandstag bilden. Er halte es für aus-
geschlossen, daß heute irgend ein Arbeitgeber sich in den
D. T.-V. hineindränge und da seine Interessen wahren wolle.
Die Entwicklung werde wohl wie bisher die sein, daß nur
ehemalige Angestellte, die selbständig geworden sind, dem Ver-
bände treu bleiben. Früher hätten wir es verächtlich gefunden,
wenn diese sich von uns abwandten, heute möchten wir denen
ein Kainszeichen aufdrücken, die die Treue bewahren. Was i
in Stuttgart beschlossen sei, müsse wenigstens bis dahin fest-,
gehalten werden, wo wir unsere Verfassung wieder revidieren.
Er verlange (von den Verbands-Beamten) keinen Modernisten-
eid, aber die festgelegten Richtlinien müssen auch in der
Agitation zur Geltung kommen. Er verurteile den Verfassungs-
bruch, durch den gegen unser neugeschaffenes Programm ge-
sündigt werde. Auch die in München geschaffene und von
Brandenburg sekundierte Neuerung der außerordentlichen Ver-
bandsmitgliedschaft sei ein Vergehen gegen den Inhalt der
neuen Verbandssatzung. Im Interesse einer ruh'gen und sach-
lichen Entwicklung des Verbandes müßten wir uns auf das
Gegebene beschränken, wenn die Zeit es erfordere, daß wir
weiterfortschreiten, werde sich das schon von selbst machen.
Man könne sich daran halten, was beschlossen sei, ohne mit
den Schlagworten Parität und Gewerkschaft zu operieren. Ge-
werkschaftliche Arbeit könne auch von einer Vereinigung ge-
leistet werden, die keine Gewerkschait sei. Vor dem B. t.-i. B.
habe man Isich viel zu sehr gefürchtet, er habe sehr viele
Schwächen. Der Kampf sei allerdings für uns schwierig, weil
wir auf einer mittleren Richtung uns immer gegen zwei Fronten
zu wehren hätten, wir können uns aber ruhig auf uns selber
verlassen. Von ungünstigem Einfluß auf die Verbandsleitung
scheine ihm das Verhältnis des geschäftsführenden Vorstandes
zur Bezirksvervvaltung Brandenburg zu sein. Auch anderen \ er-
cinigungen gehe es so, daß sie zeitweise Schw-ierigkeiten mit
ihren Berliner Gruppen hätten. Es entwickle sich da manches
in einer gewissen Eigenart, das nicht ohne weiteres verall-
gemeinert werden dür/e. Es würde sich als notwendig erweisen,
den geschäftsführenden Vorstand durch Ablösung von der
Bezirksverwaltung Brandenburg auf eine höhere Warte zu stclien.
Die anschließende Diskussion, an der sich fast alle An-
wesenden beteiligen, zeigt, daß niemand gegen die gewerk-
schaftliche Standesarbeit, wie sie durch das Stuttgarter Programm
festgelegt ist, Einspruch erhebt, daß aber ande.erscits die weit
überwiegende Mehrheit es ablehnt, aus diesem Programm für
den Verband die Notwendigkeit herzuleiten, die Gewerkschaft
im Verbände zu propagieren.
Eine Kommission wird beauftragt, das Resultat der Be-
sprechung in eine Resolution zu fassen, die in nachstehendem
Wortlaut vom Gesamtvorstand angenommen wird.
Resolution:
Eine Vereinigung zwischen den beiden Technikerverbän-
den D. T.-V. und B. t.-i. B. wurde von letztem angeblich
darum abgelehnt, weil der D. T.-V. noch weit von der
Organisation entfernt sei, die zu einer Einigung notwendig
ist. Demgegenüber betont der Gesamtvorstand des D. T.-V.
jn seiner Sitzung vom 8. und Q. Januar 1911 zu Sonders-
hausen, daß das Stuttgarter Programm zu gewerkschaftlicher
Standesarbeit verpflichtet. Diese Auffassung muß auch die
schärfste Verurteilung der Mittel hervorrufen, mit denen
der B. t.-i. B. unsere Mitglieder zu sicl; zu ziehen versucht.
In der Ablehnung der paritätischen Politik duiCh unser fort-
schrittliches Programm hat der Verbandstag der Verrrvtüng
der Angestcllteninteressen weiten Spielraum gegeben. Dei* •
Gesamtvorstand kann nach der unfairen Kampfesweise des
B. t.-i. B. in der Vereinigung beider Verbände keinen Vorteil
für die technischen Angestellten und Beamten erblicken, umso
weniger, als die neuerlichen Versuche des Bundes, auch
kaufmännische Angestellte zu organisieren, die innere Festig-
keit seiner eigenen Organisation in Frage stelle. Vom sozialen
Ausschuß von Vereinen technischer Privatangestell^er erwartet
der Gesamtvorstand des D. T.-V., daß dieser Mittel finden
werde, den durch den B. t.-i B. geschädigten Ruf der Tech-
nikerbewegung wieder herzustellen.
Der Gesamtvorstand beUo it weiter, daß durch das
Stuttgarter Programm die gemeinsame Standesarbeit von
technischen Privatangestellten und Staats- und Gemeinde-
technikern weiter gefestigt ist. Er erwartet von den Ver-
bandsorganen, daß sie in der Ausführung des Programms
den beiderseitigen Interessen Rechnung trafen.
Herr Nickel wird bei diesem Punkte noch veranlaßt, sich
zu dem Bericht der Industriebeamtenzeitung über die Versamm-
lung in Erfurt zu äußern und erklärt, daß die von ihm gemachten
Ausführungen ganz entstellt wiedergegeben seien und beispiels-
weise an dem Vergleich mit den hungernden Klassikern kein
wahres Wort sei.
Zu Punkt 3 der Tagesordnung beschließt der Gesamtvorstand
nach einem, die Vorlage rechnerisch und vom agitatorischen
Gesichtspunkte aus begründenden Referat des Herrn Kaufmann,
einstimmig vom 1. Juli 1911 folgende Erhöhung der Leistungen
unserer Stellungslosenunterstützungskasse eintreten zu lassen:
nach 1 Jahr 1,50 M pro Tag auf 3 Monate
„ 2 Jahren 1,75 „ „ „ „ 3 „
4 2 3
fi ^ >> 2,50 ,, ,, ,, ,, 3 ,,
»> ö )) 2,75 ,, „ 3 ,,
7 2 75 4
>» S ,, 3,00 ,, ,, ,, ,, 4 ,,
»> 9 ,, 3,00 „ „ „ 5 „
1» 10 )i 3,00 ,, ,, „ ,, 6 ,,
Damit marschiert der Verband auch auf diesem Gebiete
der sozialen Fürsorge an der Spitze der Technikerorganisationen,
und es wird sein Ansehen und seine Werbekrait erheblich
steigern, wenn er für die aus anderen Gründen erfolgte Steige-
rung der Beiträge den Mitgliedern eine solche Erhöliung seiner
Leistungen als Aequivalent bietet. Von der in Verbindung mit
der Stellenlosenunterstützung gleichzeitig getroffenen Fürsorge
für die Entschädigung gema(5regelter Verbandsmitglieder sei
hier der Vollständigkeit halber lediglich kurz Notiz genommen.
Punkt 5 der Tagesordnung fand seine Erledigung dihin,
daß für den Posten eines Geschäftsleiters im Haupt-
bureau der bisherige Leiter der Geschäftsstelle Rheinland-West-
falen, Herr Lenz, und als dessen Ersatzmann nach Rheinland-
Westfalen Herr Lustig aus Kiel gewählt wurde.
Für die leitenden Beamten des Verbandes werden die Ge-
haltsbezüge nach folgender Skala geregelt:
1. Geschäftsiciter des Ver-
bandes und Redakteur der
D. T.-Z. 5000 bis 7200 M nach 12 Jahren
2. Leitende Beamte der Zen-
trale 4000 „ 6000 „ „ „ „
3. Geschäftsstellenleiter im
Reiche 3000 „ 4500 „ „ „ „
Zu Punkt 7, Neuabgrenzung der Bezirks Ver-
waltungen berichtet Herr Frischmuth über die Vorschläge
der vom geschäftsführenden Vorstand mit der Erledigung dieser
Sache betrauten Kommission. Bekanntlich sollen nach der
neuen Satzung die Bezirksverwallungen mindestens 750 Mit-
glieder umfassen und sind deshalb eine Anzahl der bestehenden
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
lOQ
mit anderen zu vereinigen bezw. ganz aufzuheben. Da über den
Ausgleich der hierdurch angeschnittenen Interessen und Wünsche
eine endgültige Regelung doch nur im Einverständnis der be-
teiligten Bezirksverwaltungen untereinander und mit der Ver-
bandsleitung erfolgen kann, wurde beschlossen, die Vorschläge
des geschäftsführenden Vorstandes den Bezirksverwaltungen
zur Beratung auf ihren nächsten Bezirkstagen zu unterbreiten,
und unter Berücksichtigung der daraufhin w ieder zurückkommen-
den Aeußerungen die Angelegenheit durch eine vom Gesamt-
vorstand gewählte Kommission bis zur nächsten Sitzung zur
Entscheidung vorbereiten zu lassen. Die zu diesem Punkt der
Tagesordnung gestellten Anträge verschiedener Bezirksverwal-
tungen auf Bewilligung von Zuschüssen für die Errichtung von
Geschäftsstellen wurden sämtlich abgelehnt, der Kommission
aber aufgegeben, auch die Zusammenfassung von Bezirksverwal-
tungen in Geschäftsstellen und die Errichtung solcher mit in
den Rahmen ihrer Beratungen aufzunehmen.
Den iVlitgliedern des geschäftsführenden Vorstandes sollen
als Ersatz für die erheblichen Aufwendungen an Zeit und Geld,
welche die Teilnahme an den wöchentlich stattfindenden Vor-
standssitzungen und an vielen anderen in Groß-Berlin statt-
findenden Veranstaltungen des Verbandes und anderer Organi-
sationen verursachen, Anwesenheitsgelder gezahlt
werden. Der Gesamtvorstand beschließt unter Anerkennung der
bisher von den Herren gebrachten Opfer dem Antrage gemäß.
Die mit dem vorgelegten Kostenvoranschlag für
1911 beantragten Nachbewül.gungen von 3000 M für weitere
statistische Arbeiten, die Reorganisation der Stellenvermittlung
und für den Rechtsschutz werden von dem Gesamtvorstand mit
der Begründung abgelehnt, daß er sich nicht berechtigt hält,
den vom Verbandstag in Stuttgart aufgestellten Voranschlag ab-
zuändern, doch soll dem geschäftsführenden Vorstand gestattet
sein, aus Ersparnissen an anderen Posten, also ohne Ueber-
schreitung des Gesamtetats, die beantragten Summen für die
genannten Zwecke zu entnehmen. Ein vom Landesverein der
sächsischen Eisenbahntechniker gestellter Antrag auf Bewilligung
eines Zuschusses von 1200 JW aus den, den Hauptgruppen
zur Verfügung stehenden Mitteln wird abgelehnt, bezw. dessen
Entscheidung bis nach der Genehmigung der neuen Satzung
zurückgestellt.
Zu Punkt 9, „S c h u 1 f r a g e n", liegt ein Entwurf von
Leitsätzen vor, die der weiteren Tätigkeit des Verbandes zugrunde
gelegt werden sollen. Der Gesamtvorstand beschließt, zu diesen
Leitsätzen zunächst die bestehende Schulkommission zu hören
und den Gegenstand wieder auf die Tagesordnung der nächsten
Sitzung zu setzen, ebenso auch den mit der Schulfrage in Ver-
bindung stehenden Punkt 11, die Frau im technischen
Berufe.
Ueber das Ergebnis der bisherigen Bewirtschaftung des
Erholungsheims erstattet der Vorsitzende des Wirtschafts-
ausschusses, Herr Bürgermeister Burckhardt, eingehenden Be-
richt, dem wir folgende Zahlen entnehmen: Besucht wurde
das Heim Vom Tage der Eröffnung, 31. Mai 1909 bis 31. De-
zember 1910, von insgesamt 891 Personen, im Jahre 1910 allein
von 529 Personen, wobei Passanten nicht mitgezählt sind. Die
Aufenthaltsdauer währte von 1 bis zu 53 Tagen. Der Nachweis
über die Wirtschaftsführung, die ohne jegliche Barmittel be-
gonnen hatte, zeigt am 15. November 1909, also nach einem Be-
trieb von 5'/2 Monaten, einen Bestand von 1731,00 M, am 1. Mai
1910, also am Ende des ersten Winterhalbjahres, noch einen
Bestand von 433 M, und mit Abschluß des ersten vollen Be-
triebsjahres nach Abzug der laus dem Wirtschaftsgeld gezahlten
2071,84 M Hypothekenzinsen und bedeutenden Neuanschaffun-
gen an Mobiliar noch einen Bestand von 3236,52 M. Das be-
deutet ein über Erwarten günstiges Ergebnis, das nicht zum
wenigsten der außerordentlich gewissenhaften Verwaltung durch
unseren Kollegen Burckhardt zu verdanken ist, für die der Ge-
samtvorstand seine besondere Anerkennung zum Ausdruck
brächte. Dieses Ergebnis sollte aber auch anspornen, erneut
für die gänzliche Tilgung der noch auf dem Heim lastenden
Hypotheken in allen Bezirksverwaltungen und Vereinen ein-
zutreten und auch zum Besuch des Erholungsheims anzuregen;
es dürfte niemand das Haus unbefriedigt wieder verlassen. So-
bald die finanziellen Verhältnisse es irgendwie gestatten, wird
dann auch eine Herabsetzung des Pensionspreises die wünschens-
werte Folge sein. Die für das Erholungsheim bisher bestan-
denen Kommissionen wurden aufgelöst, an ihre Stelle trat ein
aus drei Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstandes be-
stehendes Kuratorium.
Die neue Satzung sieht die Vertretung der Hauptbcrufs-
gruppen durch je drei Mitglieder im Hauptverbandsvorstand
vor. Die erstmalige Wahl derselben durch die Gruppe selbst
kann erst auf den in Verbindung mit dem nächsten Verbandstag
einzuberufenden Gruppentagen erfolgen. Um aber nach Ge-
nehmigung der neuen Satzung den Gesamtvorstand in seiner
satzungsgemäßen Zusammensetzung berufen zu können, wird
der geschäftsführende Vorstand bevollmächtigt, eine Vorschlags-
liste aufzustellen und die daraus gewählten Gruppenvertreter
zu berufen. Für die nächste Gesamtvorstandssitzung soll, ab-
weichend von der für die Zukunft aufgestellten Regel, die
Sitzungen in Berlin abzuhalten, Dresden in Betracht kommen,
wenn die Notwendigkeit für die Anberaumung einer Sitzung
zur Zeit der in Dresden stattfindenden Hygiene-Ausstellung
sich ergibt.
Zum Schluß erstattet Herr Kollege Bender noch Bericht
über die Tätigkeit der Kommission zur Reorganisation der
Stellenvermittlung, die am Tage zuvor zu emsiger Arbeit zu-
sammengetreten war. Ueber das Resultat ihrer Beratungen
werden wir in Kürze ebenfalls hier berichten.
Die übrigen Punkte der Taiesordnung mußten z. T. schon
früher, z. T. am Schluß der Beratungen der vorgerückten Zeit
und des überaus reichhaltigen Beratungsmaterials wegen von
der Tagesordnung abgesetzt werden und wurden entweder dem
geschäftsführenden Vorstand oder, soweit dies angängig schien,
der nächsten Gesamtvorstandssitzung zur Erledigung überwiesen.
Als der Vorsitzende am Montag nachmittag um 3 Uhr, kurz vor
dem letzten Reisetermin der meisten Herren, die Sitzun.g schloß,
da konnte er mit Recht darauf hinweisen, daß wieder ein ge-
waltiges Stück Arbeit für die gesunde und zeitgemäße Ent-
wicklung, für die innere Konsolidierung und das äußere An-
sehen des Deutschen Techniker-Verbandes getan worden sei.
Ein kräftiges Hoch auf den Deutschen Techniker- Verband gab
Zeugnis, daß mit dieser Ueberzeugung die Vorstandsmitglieder
von der gastfreundlichen Stätte schieden.
Heft 1 der D. T.-Z. 1911 gesucht!
Sollte einer unserer Leser Heft 1, Jahrgang 1911, entbehren
können, so bitten wir, uns dieses freundlichst zurücksenden, oder
an das zuständige Postamt zurückgeben zu wollen.
Im voraus besten Dank.
Die Verbandsleitung.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daU Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,U. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 lllir im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskript? müssen auf bssondercn, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eir,r;ercicht werden. Bei jeder t;inscndun..T ist am Kopfe
suszulullen: ^ Vrs. ^ Vorsit«nder, V. u. O. = Versammlunsrsiai; und Ort,
— örlefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
•'Ji'l aoerhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen,
für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Landesverwaltungen.
Bayer. Techniker-Verband. Br.-A. : Architekt J. Bender,
München, Arnulfstr. 26, Contorhaus, Zimmer 65. — Nach Be-
schluß der Gesamtvorstandssitzung unserer Bayer. Landesver-
waltung vom 28. Januar 1911 findet am Sonntag, 19. Februar,
vorm. 101/2 Uhr, im Cafe „Zentral" in Nürnberg, Karo-
linenstraße Nr. 23 eine gemeinsame Konferenz der Vereins-
vorstände und Einzelmitgliedervertreter mit der Verbandsleitung
statt, um zu den wichtigsten Tages- und Standesfragen Stellung
zu nehmen. Die Tagesordnung ist folgende: 1. Der Deutsche
Techniker-Verband, seine Aufgaben und Wege in Zukunft.
Referent Herr J. Bender, München. 2. Stellungnahme zur
staatl. Pensions - und Hinterbliebenen-Versiche-
rung der Privatbeamten. Ref.: Herr Karl Ziegler,
München. 3. Das gewerbliche Fortbildungsschulwesen und die
Gewerbelehrerfrage. Ref.: Herr M. Mayer, München. 4. Ge-
schäfts- und Kassenbericht über das Jahr 1910. 5. Bestimmung
des Zeitpunktes der nächsten Delegiertenversammlung. 6. Ver-
schiedenes und Anträge. Um vollzähliges Erscheinen wird
dringend gebeten, denn es ist notwendig, zu diesen wichtigen
Fragen die Meinung aller Vereine kennen zu lernen.
Bezirhsverwaltunzen
Westpreußen. Bei der am 15. Januar d. J. erfolgten Neu-
wahl des Vorstandes der Bezirksverwaltung Westpreußen des
D. T.-V. wurden die in Frage kommenden Aemter wie folgt
besetzt: Ingenieur Schmidt-Danzig-Langfuhr, Vorsitz.; Architekt
Kirchner-Danzig, 1. Schriftführer; Architekt E. Schulz-Danzig-
Langfuhr, Stellen vermittler; Ingenieur Weiher, Oliva, 2. Schrift-
führer; Ingenieur Hähnel-Danzig, Kassierer.
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 7
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Bad Kissingen. Techniker-Verein. Die Neuwahl
des Vorstandes in der Generalversammlung vom 19. Janunr ;;;ab
folgendes Resultat: 1. Vorstand Herr Koil. Ed. Seh weit; lio, er;
2. Vorstand Herr Koll. L. Waldschütz; 1. Schriftführer Herr
Koil. W. Volp; 2. Schriftführer Herr Koll. O. Gläser; 1. Kas-
sierer Herr Koll. E. Heim.
Berlin. Vereinigung Berliner Technii<er.
In der am Dienstag, 31. Januar, stattgehabten außerordentlichen
Versammlung mit der Tagesordnung: „Wie verh?.I.en sich unsere
Mitglieder zu der gewerkscha tlichen Richtung des Verbandes?"
gelangte nachfolgende Resolution zur Annahme:
„Die Mitgliederversammlung des V. B. T. nahm Kenntnis
von der Auslegung, die das Verbandsprogramm durch die
jüngste Entschließung des Gesamtvorstandes gefunden hat,
ebenso von den Darlegungen der leitenden . Verbandsbeamten
zu diesem Zweck. Sie heißt die hier geforderte gewerkschaft-
liche Standesarbeit gut und verpflichtet sich, in diesem Sinne
zu wirken."
Berlin. Technischer Verein. Br.-A. : Ingenieur
F. Schneider, Charlottenburg, Brauhofstr. 4. Die Besichtigung
der Urnenhalle des Vereins für Feuerbestattung auf dem städt.
Friedhof, Gerichts-tr. 37/38 (in der Nähe des Nettelbeckplatzes
und der Müllerstraße), mit gleichzeitigem informatorischen Vor-
trag, findet am Sonntag, IQ. Februar, vormittags präzis 10 Uhr,
statt. Die Teilnehmer wollen mit Rücksicht auf den Vortrag
(Einführung der Feuerbestattung in Preußen) pünktlich er-
scheinen. Die Besichtigung dieses neuzeitlichen Berliner Bau-
werks ist wegen der hervorragenden Ausführting außerordent-
lich interessant.
Celle. Technischer Verein. In der am 11. Januar
stattgefundenen Hauptversammlung wurde der Jahresbericht pro
1910 verlesen. Dtr Vorstand setzt sich nunmehr zusammen
aus den Herren: Archit. K. Zähle, Vorsitzender; Stadtbauführer
Helms, Schriftführer; Stadtbauführer Preusse, Kassierer. Zu
Vertretern wurden gewählt die Herren Bauführer Strutz, Kgl.
Bausekretär Reusch und Stadtbauführer Draugmeis'er. Obmann
der Stellenvermittlung ist Herr Archit. Alb. Wesch, Breite Str. 17.
Die Vereinsbeiträge betragen 6 M pro Jahr. Hauptversamm-
lungen finden jeden 1. Mittwoch im Monat im Restaurant Trüller
(Allerbrücke) statt.
Danzig. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Arch.
Wilhelm Jacob, Danzig, Karmelitergasse 4. — Am Mittwoch,
15. Februar d. )., abends 9 Uhr, Vereinsversammlung im Restau-
rant Hohenzollern, Langenmarkt. Vortrag des Koll. Ingenieur
Strecker über: a) Geschichtliches und Entwicklung des Tal-
sperrenbaues, b) Der Talsperrenbau in Ruthken, erläutert durch
80 zum Teil kolorierte Lichtbilder. Wir bitten unsere Mitglieder
um zahlreiches Erscheinen. Einzelmitglieder und Freunde un-
seres Verbandes sind freundlichst eingeladen.
Diedenhofen. Technischer Verein. In der Haupt-
versammlung im Monat Januar 1911 wurden als neuer Vorstand
gewählt: 1. Vorsitzender: Architekt G. Lichtensteiger; 2. Vor-
sitzender: Bauassistent E. Knaf; 1. Schriftführer: A. Radtke,
städt. Bausekretär; 2. Schriftführer: A. Biedermann, Kultur-
Aufseher; als Beisitzer: A. Boppert, städt. Tiefbautechniker, und
A. Kreis, Fortifikationstechniker. Der Verbands- und Vereins-
beitrag beträgt ab 1. Januar 1911 24 M jährlich. Nächste Ver-
sammlung Samstag, 11. Februar d. J. Die Kollegen ersuchen
wir, an allen Veranstaltungen des Vereins und des Verbandes
regen Anteil zu nehmen.
Düsseldorf. Technischer Verein. Am Donnerstag,
16. Febr. er. (siehe Jahrbuch), findet im Vereinslokal Restaur.
Rheinhof, abends 8^/4 Uhr, ein Vortrag statt. Das Referat
hat Koll. Arn rieh übernommen, und zwar wird ein allgemeiner
Bericht über sozialpolitische und organisatorische Vorgänge im
letzten Quartal e st ttet wer !en. Wir b tten um rege Beteüigung.
— Sollte ein Kollege noch nicht im Besitze eines Jahrbuches
sein, so wird um Mitteilung gebeten.
Erfurt. Technischer Klub. Vrs. u. Br.-A. : Carl
Schmidt, Architekt, Erfurt, Nachoder Str. 18 1. V. u. O.: Jeden
1. und 3. Dienstag im Monat im Hotel „Weißes Roß". — Zu •
dem Freitag, 17. Februar, im großen Saale des ,,Preußisclien
Hof" stattfindenden Vortrag des Herrn Koll. Schönstedt Lulen
wir die geehrten Mitglieder nebst werten Damen hö.Iichst ein.
Thema: 1. Teil: „Von der Entstehung des Luftschiffes bis
zur Luftflotte", mit Lichtbil Jern. 2. Teil': Rezila;ion von „Wil-
helm Busch", ebenfalls mit Lichtbildern. Eingeführte Gäste
herzlich willkommen.
l- rank fürt a. M. T e c h n i s c h e r K 1 u b. Vrs. u. Br.-A. :
Oberinspektor Hans Zimmermann, Rhönstr. 29. — Laut Beschluß
der Generalversammlung besteht der Vorstand für das Jahr 1911
aus folgenden Herren: Oberinspektor Hans Zimmermann, 1. Vor-
sitzender; Ingenieur G. A. Gehrig, 2. Vorsitzender; Bautechn.
Philipp Jordan, 1. Schriftführer; Inspektor Wilhelm Schüft,
2. Schriftführer; Bauingenieur Claus AAeyer, Kassierer; Bau-
techniker Georg Kann, . rchiv;ir; Ins^e' tor Arthur Fifcl er, Bei-
sitzer, Ingenieur Wilhelm Knorr, Beisit er. Vereinsvertreter
bei der Mittelrheinischen Bezirksverv aitu ig sind die Herren
Ingenieur G. A. Gehrig und Architekt Walter Amende. Die
Generalversammlung hat die Vereinsbeiträge auf vierteljährhch
5,50 M festgesetzt, so daß keine Erhöhung der seitherigen
Gesamtbeiträge eintritt. Die Vereinsabende fi iden regelmäßig
Freitag abend SVl- Uhr im Restaur. „Haerle Gce.hestraße, statt.
Graudenz. Vereinig. Graudenzer Techniker.
Laut Versammlungsbeschluß vom 6. Januar 1911 führen fol-
gende Kollegen den Vorsitz: 1. Vorsit ender: Nähring, Ingen.,
Graudenz, Lindenstr. 13; 2. Vorsit ender: Schönel e.k, Archit.,
Graudenz, Alte Str. 13; 1. Schriftführer: Ebel, Bautechniker,
Graudenz, Courbiere-Straße 15; 2. Schri.t.uhrer: Schattner, Ar-
chitekt, Graudenz, Schumacherstraße 15; Kassierer: Wolf, Ar-
chitekt, Graudenz, Alte Straße 13. Br.-A.: 1. Vors. Nähring,
Ingenieur, Graudenz, Lindenstraße 13.
Karlsruhe. Technischer Verein. Am 3. Januar d. J.
fand unsere diesjährige Generalversammlung statt, bei welcher
die Neuwahl verschiedener Vorstandsmitglieder mit folgendem
Resultat vorgenommen wurde: 1. Vorstand: Herr Koll. Wilh.
Weiß, Karlsruhe, Blumenstraße 25; 2. Vorstand: Herr Kollege
Ed. Müller, Karlsruhe, Scheffelstraße 55; Bibliothekare: Herr
Kollege Fried. Bächler und Herr Kolle-re Georg Koch; ferner
wurden als Vertreter in den Bad. Landesverband Herr Kollege
Wilh. Weiß und Herr Kollege Jos. Hanry gewählt.
Kiel Techniker-Verein. Vors. : Otto Behrens, Ing.,
Kiel, Fährstraße 7. Nächste Mitgliederversammlung Donnerstag
den 16. Februar 8V2 Uhr abends, Kiel, Falkstraße 12, „Restau-
rant Patzenhofer". Tagesordnung: 1. Protokollverlesung von
der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Eingänge. 4. Ver-
bandsangelegenheiten. 5. Vertreterwahl der Vereinsvertreter im
erw. Bez.-Vorstande. 6. Bezirkstag 19. Februar, Lübeck, a) Ent-
gegennahme von Anträgen zum Ec/'.-Tage; b) Vorsehl gswahlon
für den ausgeschiedenen Vorstand der Bez.-Verwaltung. 1. Er-
satzwahl für den 1. Vorsitzenden. 2. Neuwahl für den 1. Schrift-
führer. 3. Ersatzwahl für den Gruppen-Vertreter der Gruppe C.
c) Delegiertenwahl. 7. Sonstiges. Wegen der Wichtigkeit der
Punkte 4 und 5 der vorstehenden Tagesordnung erbitten wir
möglichst vollzählige Beteiligung zu dieser Ve sanmiung, ebenso
wäre die Teilnahme einer Anzahl der verehrlichen Mitglieder
zu dem Bezirkstage in Lübeck erwünscht. Gleichzeitig geben
wir unseren Mitgliedern bekannt, daß die Neuinventarisierung
unserer Bücherei vorgenommen ist und die Wiederausgabe von
Büchern ab heute erfolgt. Außerdem nehmen wir Gelegenheit,
auf die am Dienstag den 21. Februar d. J. abends 8'/, Uhr in
Kiel im „Patzenhofer", Falkstraße 12, stattfindende öffent-
liche Versammlung aufmerksam zu machen, in der unser
Verbandsbeamter Herr Architekt K a u f m a n n ü' er „D i e w i r t-
schaf tlichen Kämpfe der technischen Privat-
angestellten, unter besonderer Berücksichtigung der in
Marinebetrieben beschäftigten Techniker ' sprechen wird. Kein
Kollege darf dieser Versammlung fernbleiben. Es sind vor
allen Dingen unorganisierte Kollegen mitzubringen, wie diese
ja stets zu unseren Veranstaltungen willkommen sind.
Königsberg. Technischer Verein. Br.-A. : Eisen-
bahnbauassistent Ruhmann, Philosophendammgasse Nr. 3. —
In der am 5. Januar statlgefundenen Ger.eralversanmilung wurde
der Jahresbericht verlesen. Der neue Vorstand setzt sich zu-
sammen aus den Herren: Ing. Hohler, Ehrenvorsitzender;
Eisenbahnbauassistent Ruhmann, 1. Vorsitzender; Eisenbahn-
Betriebsingenieur Preller, 2. Vorsitzender; Hochbautechniker
Reining, i. Schriftführer; Eisenbahntechi.iker Reich, 2. Schrift-
führer; Hochbautecimiker Jeckstics, Kassierer; Hochbautechniker
Josupe'it, Bücheru art; Maurer.meister Lu terbcrg und Hochbau-
techniker Romeyke, Beisitzer. Die Vereinsbeiträge sind auf
4 M pro Jahr festgesetzt. Die Sitzu,-:?en finden im Vereinslokal
Jubiläumslialle, Koppenstraße, statt, im w'.'.itcr jeden Donners-
tag nach dem 1. und 15. jeden Monats und im Sommer am
Donnerstag nach dem 1. jeden Monats, abends 8V2 Li'i."
Lörrach. Technischer Verein Oberbaden. Der
Verein zählt zurzeit^20 Mitglieder, davon sind 16 Verbandsmit-
glieder. Die in der' Gene: älvcrsaminlung vom 21. Januar 1911
vorgenommenen Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: Karl
Scheidt, 1. Vorsitzender; Franz Jcgcrst, Architt-kt. 2. Vorsitzender;
Paul Schmidt, Ingenieur, Kassierer; Hubert Te.isch, Bautechniker,
Schriftführer; a!Ie in Lörrach. Jakob Mennsdorf, Geschäfts-
führer in Haltingcn als Beisitzer. Die Vercinsabende finden
vom 1. Februar ab alle 14 Tage Mittwochs statt. Neu auf-
genommen wurden Werkmeister Hug in Lörrach und L. Klein-
bub, Bautechniker in Kandern. Nächster Vereinsabend A\itt-
woch, 15. Februar 1911.
Heft 7
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
III
München. Techniker-Verein. Brie'adr. : J. Bender,
Architekt, München. Kontorhaus: Arnulfstraße, Zimmer 65. Am
Dienstag, 14. Febr., fällt der Vereinsabend aus, da am Mittwoch
den 15. Februar, abends 8'/^ Uhr, im Saale des ,, Wittelsbacher
Gartens" die „Volksvvirtschaftl;che Gese!L-chaft" einen Vortrags-
abend abhält, in welchem Herr Dr. L e d e r e r - Heidelberg,
Redakteur des Archivs für Sozialwissenschaft, sprechen wird
über- „Das Problem der Privatbeamte nbewe-
g u n g". Unsere Mitglieder sind hierzu freundlichst cinge'aden
und bitten wir um zahlreiche Beteiligung. In der letzten Vertias-
versammlung hielt Herr Kollege und 2. Vorstand Karl Ziegler
einen sehr interessanten Vortrag über: „Alter und neuer
Mittelstand", an welchen sich eine lebhafte Diskussion
anschloß, die zeigte, daß die Mitglieder den sozialpolitischen
Fragen reges Interesse entgegenbringen.
Nordhansen. Technische Vereinigung. Vrs. und
Briefadr. : Ing. M. Weiß, Nordhausen, Friedrichstr. 12. Jeden
Donnerstag, abends 872 Uhr, Versammlung im „Bürgerbräu".
Jeden Sonntag, vormittag von IIV2 "-'hr ab, Frühschoppen im
Cafe Dietze.
Nürnberg. Techniker-Verein. Auf Beschluß der
letzten Monatsversammlung findet am Mittwoch, 1. März, abends
8 Uhr, eine außerordentliche Hauptversammhmg im Billard-
zimmer des Restaur. Theodor Körner, Insel Schüft, mit folgender
Tagesordnung statt: 1. Protokoilbericht. 2. Neuaufnahmen.
3. Einlauf. 4. Verschiedenes. 5. Satzungsänderungen. 6. Ver-
schmelzung mit den Vereinen Kraft und Licht und Technischer
Club, Nürnberg. 7. Wahl eines 1. Vorstandes und eines 1. Kas-
siers im Falle der Ablehnung des Punkt 6 der Tagesordnung.
Im Interesse eines jeden Mitgliedes liegt es, zu dieser Versamm-
lung zu erscheinen. Ferner machen wir darauf aufmerksam,
daß am Sonntag, 19. Februar, eine Delegierten-Konferenz des
Bayer. Techniker-Verbandes im Cafe Zentral hier stattfindet.
Es sind dort sehr interessante Debatten zu erwarten und fordern
wir auch hier unsere Mitglieder zu recht zahlreichem Besuch auf.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Der für
Dienstag, 14. Februar, vorgesehene Lichtbildervortrag unseres
Vorsitzenden findet erst am Dienstag, 14. März, statt, auch muß
der in Aussicht genommene Agitationsvortrag eines unserer
Verbandsbeamten auf einen späteren Termin verschoben werden.
Dafür findet Dienstag, 14. Februar, abends 87, Uhr, im Hotel
„Kn ser Friedrich" eine Hauptversammlung statt. Tagesord-
nung: 1. Sitzungsbericht. 2. Eingänge und Briefwechsel. 3. Be-
richt über die Gesamtvorstandssitzung der Mitlelrheinischen Be-
zirks-Verwaltung in Frankfurt. 4. Beiträge. 5. Agitation,
ö. Verschiedenes.
Osnabrück. Technische Vereinigung. Br.-A. :
E. Siebel, Langestr. 65. Am 1. Mittwoch im Monat Haupt-
versammlung abends 872 Uhr im Vereinslokal Zentral-Hotel.
Sonntags von 11—1 Uhr Frühschoppen daselbst. Am Mittwoch,
25. Januar, hielt Kollege Biebel einen Vortrag über „Burgen-
bauten". Die interessanten Ausführungen des Kollegen Biebel
fanden ungeteilten Beifall und wurden von der Versammlung
mit 'Dank aufgenommen. Gäste, insbesondere im Verband noch
nicht organisierte Kollegen, sind zu unseren Versammlungen
usw. stets willkommen.
Posen. Techniker-Vereinigung. Geschäftsstelle :
Bitterstraße 26 II. Versammlung jeden ersten und dritten Frei-
tag im Monat bei Mandel, Berliner Straße 19 1. Die nächste
Versammlung findet bei Mandel, Berliner Straße 19 I. am Freitag,
17. Februar, abends 9 Uhr, statt. Tagesordnung: 1. Aufnahmen.
2. Rechenschai'tsbericht für das Jahr 1910. 3. Wanderversamm-
lung anläßlich der Ausstellung. 4. Verschiedenes. Beiträge
werden in allen Versammlungen entgegengenommen und, soweit
sie nicht bis zum 1. März entrichtet sind, zu Lasten der Mit-
glieder durch Boten oder die Post eingezogen.
Reutlingen. Tech n.-V e r e i n. Am Mittwoch, 25. Jan.,
fand die Generalversammlung statt, in welcher die Mitglieds-
beiträge auf den Einheitspreis der Württemb. Landesverwaltung
von 5,25 M pro Quartal festgelegt wurden. In den Vorstand
wurden folgende Mitglieder gewählt: Herr Max Boehm, Ing,, als
1. Vorsitzender; Herr Hans Ottmann, Ing., als 2. Vorsitzender;
Herr Richard Schulze, Ing., als Schriftführer; Herr Robert Eber-
bach, Masch.-Techn., als Kassierer; Herr Eugen Angerbauer,
Bauwerksmeister, als Beisitzer.
Sonneberg, S.-M. Technischer Verein. Vors. u.
Br.-A.: Robert Glaser, Bauassistent, Sonneberg, Coburger
Straße 23. — Am 14. Januar fand unsere diesjährige Haupt-
versammlung statt. Der Jahresbeitrag pro 1911 wurde durch
Beschluß der Versammlung mit 22 M festgesetzt. Bei der
Vorstandswahl wurden gewählt: Kollege Glaser, 1. Vorsitzen-
der; Kollege Zahn, 2. Vorsitzender; Kollege Herbarth, Schrift-
führer; Kollege Schreiber, Kasserer. Die Versammlungen
finden regelmäßig jeden 2. Sonnabend im Monat im Verei islokal
Hotel Kaiserhof statt. Zu der am 11. Februar stattfindenden
Versammlung werden die Kolief en nochmals besonders auimcrk-
sam gemacht und um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Stettin. Technischer Verein. Br.-A. : Rudolf Golle,
Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Vereinsabend jeden Donnerstag
im Restaurant „Neubauer" Pölitzerstraße 14. — Es l egen fol-
gende Zeitschrilten aus: Deutsche Techniker-Zeitung, Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure, Journal für Gasbeleuchtung,
Schiffbau, Maschinenmarkt und das Polytechnikum. — Die
nächste Hauptversammlung findet am 2. März statt. — Ende
Februar veranstaltet der D. T.-V., Bez.- Verwaltung Pommern,
einen Vortragsabend und verweisen wir auf das Inserat in der
hiesigen Tagespresse.
Techniker im Baugewerbe.
Chemnitz. „Bauhütte". Freitag, 17. Februar, abends
punkt ^Iß Uhr, Vortragsabend mit Damen im Börsensaal der
Linde (Vortragssaal des Photo-Klubs). Herr Prolessor Walde-
mar Pfalz, Architekt und Baumeister, spricht über „Die Ver-
wendung des Eisenbetonbaues im Hochbau" mit
zahlreichen Lichtbildern. Die Anwesenheit aller MitgLedtr wird
erwartet. Weiter werden die Mitglieder noch auf die am
20. Februar, abends 7 9 Uhr, im Saale des Hotels „Roter Hirsch"
stattfindende Jahres-Hauptversammlung der Bezirksverwaltung
Chemnitz aufmerksam gemacht. Besondere Einladungen dazu
ergehen noch.
Dresden. „D resdner Bauhütt e." Vereins'okal : „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 II. Donnerstag, 16. heDiuar, findet
ein Vortragsabend mit Damen statt. Herr Bauamtmann Dr.
Langenegger wird über: „Ausgrabungen auf den Ruinen der
alten Königstadt Babylon" sprechen. An der Hand von Licht-
bildern wird der Herr Referent ein interessantes Bild von den
Ausgrabungen geben. Die Mitglieder werden ersucht, sich mit
ihren Damen recht zahlreich einzufinden. Gäste sind aufs
herzlichste willkommen. Weiter werden die Mitglieder darauf
aufmerksam gemacht, daß an den Vereinsabenden beim 1. Vor-
sitzenden Druckschriften betr. das Privatbeamten-Pensionsgesetz
erhältlich sind.
Dresden. Bauwissenschaftl. Verein „M o t i v".
Briefadresse: Baume s'er Eucen Pönisch, Dresden 30, Schützen-
hofstr. 11. In der letzten Jalireshauptversammlung gelangte der
Jahresbericht pro 1910 zur Verlesung. Von einer Neuwahl des
Vorstandes wurde in Anbetracht der am 1. April erfolgenden Ver-
schmelzung mit dem Bruderverein „Bauhüt e ' Abstand genom-
men. Mittwoch, 15. Februar, abends 8 Uhr beginnend, findet
im Vereinslokal Gewerbehaus Monatshauptversamm-
lung mit Vortrag statt. Pünktliche Anwesenheit aller Ve-eins-
kollegen ist dringend erforderlich. Auch wird um Einführung
von Berufskollegen, die dem Verein noch nicht angehören, ge-
beten. Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Etat-
festsetzung. 3. Programmentwickelung über demnächst ge- •
plante Veranstaltungen durch die Obmänner der verschiedenen
Ausschüsse. 4. Bericht des 1. Vorsitzenden, Kollegen Pönisch,
über die Tätigkeit des techn. Wahlvereins für Reichs-, Staats-,
Gemeinde- und Privattechniker, sowie über die Landesverwal-
tungshauptversammlung. 5. Vortrag des Kollegen Mager über
den Stand der Pensionsversicherung der Privat-
angestellten. Anschließend Debatte über den Regierungs-
gesetzentwurf. 6. Aufnahme neuer Mitglieder.
Techniker in der Industrie.
Leipzig. Techniker-Verein. Br.-A.: Ingenieur Hugo
Förtsch, Leipzig-Gohlis, Schkeuditzer Straße 19. Versammlung
jeden Mittwoch abend 7,9 Uhr im Vereir.slokal : Rest. Bayrische
Krone, Jakobstr. 2. Gäste jederzeit herzlichst willkommen. Mitt-
woch, 15. Febr. er.: Außerordentliche General-Versammlung.
München. Maschinen - und Elektrotechnischer
Verein. In unserer letzten Monatsversammlung hielt Herr
Ingenieur Karl Menchen, Blumenstraße, einen sehr lehrreichen
Vortrag über Patentwesen. Der Vortrag e de schilderte an Hand
von Beispielen, welche Vor- und Nachteile dem Erfinder bei
Patentanmeldungen und -Verwertungen erwachsen. Die Dis-
kussion, an welcher sich auch zahlreiche Gäste beteiligten,
war sehr lebhaft und belehrend. Im Anschluß hieran führte
Kollege Dörge noch einige Beispiele über Kirchenberechnungen
vor. Am 21. Februar findet wieder ein öficntlicher Vortrag
statt. Das Thema wird noch bekannt gegeben. Wir verweisen
noch auf unsere offenen Stellen im Stellenanzeiger.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am 15. Februar 1911, 87, Uhr abends prä-
zise, in den Neustädter Gesellscha tssälen, Valentiiiskamp -10 42,
stattfindende Versammlung. 1. Aufnahme neuer Mitglieder.
112
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 7
2. Protokollverlesung. 3. Geschäftliche Mitteilungen. 4. Anträge
und Wahlen. 5. Besprechung und evtl. Stellungnahme zur Ge-
haltserhöhung der Diätare. 6. Bericht über den am 22. Jan. d. J.
stattgefundenen Bezirkstag. 7. Verschiedenes. Um vollzähliges
und pünktliches Erscheinen wird gebeten.
Saarbrücken. Eisenbahn - Techniker - Verein.
In der Jahres-Hauptversammlung am 7. Januar 1911 gab der
Vorstand einen kurzen Bericht über die Tätigkeit des Vereins
im vergangenen Jahre und über die Kassenverhältnisse. Die
nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 18. Fe-
bruar d. J., abends 9 Uhr, in der Tonhalle zu Saarbrücken 1.
Tagesordnung: 1. Verlesen des Sitzungsberichts der Jahres-
Hauptversammlung. 2. Wahl des 1. Vorsitzenden. 3. Standes-
(Nur für Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
286 für den Neubau eines Gaswerkes in Quedlinburg
sofort ein tüchtiger Techniker, gelernter Maurer, als Bauaufseher,
bis 32 Jahre alt. Stellungsdauer ca. l'/i Jahr, Gehalt bis 160 M.
Angebote unter 286 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
287 für ein technisches Bureau für Tiefbau und Vermes-
sungswesen in Breslau baldigst ein in der Bearbeitung von
Fortschreibungsvermessungen erfahrener Vermessungstech-
niker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 287 an die
Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8,
Webskystraße 11.
289 für ein Architekturbureau in Danzig sofort ein Hoch-
bautechniker, flotter Zeichner, für Bureau. Gehalt von 150 M
aufwärts. Angebote unter 289 an die Zweigstelle Danzig, z. H.
des Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
290 für ein Architekturbureau in Gelsenkirchen sofort ein
Techniker, energischer Bauführer. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 290 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. 94.
299 von einer Eisenbetonfirma in Offenbach a. M. sofort
ein tüchtiger Ingenieur, sicherer Statiker und Veranschlager,
für Bureau und Baustelle. Gehalt 300 M. Stellung dauernd.
Angebote unter 299 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H.
des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M|.-Bk., Adalbertstr. 73.
300 von einer Schlosserei und Eisenkonstruktionswerkstätte
in Frankfurt a. M. zum 1. April ein Bautechniker, 20 bis
30 Jahre alt, Eisenkonstrukteur und Kunstgewerbezeichner, für
Bureau, Baustelle und Besuch der Kundschaft, mit Bureau- und
Werkstattpraxis. Stellung dauernd. Gehalt 150 bis 200 M.
Angebote unter 300 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., wie
unter 299.
308 nach Bielschowitz in Oberschlesien sofort ein Hoch-
bautechniker für Abrechnungsarbeiten auf vier bis fünf Wochen,
Aussicht auf Weiterbeschäftigung vorhanden. Angebote unter
308 an die Hauptstelle Bejrlin SW., Markgrafenstraße 94.
309 für ein Baugeschäft in Pommern sofort ein junger
Bautechniker für Entwurfsbearbeitung, Aufstellung von Vor-
und Massenberechnungen, sowie Kalkulationen und Abrechnun-
gen. Einjährigen-Zeugnis Bedingung. Gehalt 120 M. Angebote
unter 309 an die Zweigsitelle Stettin, z. H. des Herrn G. Bor-
chert, Barnimstraße 16 E.
310 von einer Berliner A.-G. für Städtereinigung sofort ein
tüchtiger Tiefbautechniker als Bauführer für einen Eisenbahn-
bau im Rheinland. Angebote unter 310 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
311 für ein Baugeschäft in Bartenstein i. Ostpr. sofort ein
tüchtiger, zuverlässiger Bautechniker, im Veranschlagen, Ab-
rechnen und in Bauleitung durchaus erfahren. Slellung'dauernd.
Gehalt 130 bis 160 M. Angebote unter 311 an die Zweigstelle
Königsberg, z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königs-
eck 5.
_ 312 für ein größeres Zimmerei- und Baugeschäft in Osna-
brück sofort ein tüchtiger Hochbautechniker, Absolvent einer
Baugewerkschule, gelernter Zimmerer, ledig und militärfrei.
Stellung dauernd. Anfangsgehalt 130 bis 150 M. Angebote
unter 312 an die Zweigstelle Osnabrück, z. H. des Herrn
H. Schütte, Parkstraße 45.
313 für eine Betonbaugesellschaft in Mainz spätestens zum
15. Februar ein gewandter Eisenbetontechniker. Stellung
bewegung. 4. Winterfest. 5. Eingänge und Verschiedenes.
Die Mitglieder werden gebeten, sich recht zahlreich einzufinden.
Landesvereiii Mittl. Sächsischer Eiscnbahn-
techniker. Vrs. : Bausekretär K. Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A. : E. Klotzsche, Bm. I. Kl., Zschopauer Str. 64. — Wir
bitten unsere Chemnitzer Vereinskollegen, sich recht zahlreich
an der am 19. Februar (Sonntag) stattfindenden Jahres-Haupt-
versammlung des Landesvereins in unserem Vereinslokale „Rest.
Moritzburg" zu beteiligen. — Die nächste Versammlung findet
am Donnerstag, 2. März, statt.
dauernd. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Antrittstermin
unter 313 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn
J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
314 nach Zabrze (Oberschles.) zum 1. April er. ein älterer,
tüchtiger und selbständig arbeitender Bautechniker, möglichst
mit oberschlesischen Verhältnissen vertraut. Gehalt bis 220 M.
Angebote unter 314 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
315 für ein Schornsteinbaugeschäft in Chemnitz zum 1. März
oder 1. April ein Techniker oder Ingenieur, 24 bis 28 Jahre
alt, mit Erfahrungen im Schornsteinbau, für Bureau, Reise und
evtl. Baustelle. Stellung dauernd. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 315 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
316 für ein Baugeschäft in Mülhausen i. Eis. sofort ein
energischer, tüchtiger Bautechniker, Elsaß-Lothringer, nicht
unter 26 Jahre alt, möglichst mit Kenntnis der französischen
Sprache. Stellung dauernd. Gehalt bis 200 M. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 316 an die Zweigstelle Mülhausen
i. Eis., z. H. des Herrn Ph. Mayer, Engel-Dollfußstraße 7.
317 für eine Behörde in Unna i. Westf. sofort ein Techniker
auf zunächst sieben Monate zur Aushilfe, evtl. Anstellung als
Stadtbauassistent nicht ausgeschlossen. Angebote unter 317 an
die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
318 für ein Architekturbureau in Pforzheim sofort ein
Bautechniker, flotter Zeichner, Statiker und Bauführer, in der
Ausarbeitung von Werkplänen und im Veranschlagen erfahren.
Gehalt 170 bis 180 M. Stellung evtl. dauernd. Angebote an
Hrn. Dahl, Pforzheim, Holzgartenstr. 133, zur Weiterbeförderung.
319 für eine Zimmerei mit Sägewerk in Stendal sofort ein
Bautechniker, gelernter Zimmerer, für Bureau und Baustelle,
mit Erfahrung in landwirtschaftlichen Bauten. Stellung dauernd.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 319 an die Zweigstelle
Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann, Kaiserstraße 103.
320 für eine Behörde in Beuthen (Oberschles.) sofort ein
lediger Hochbautechniker, Absolvent einer Königlichen Bau-
gewerkschule und sicherer Statiker, zur Unterstützung bei der
Prüfung von Baupolizeigesuchen und örtlicher Kontrolle der
Bauten. Gehalt 180 M und 20 M Fahrradvergütung. Stellung
vorübergehend. Angebote unter 320 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
321 für Eisenbahnbauarbeiten in der Eifel sofort ein
älterer, erfahrener Bauführer von einer größeren Baufirma in
Münster i. Westf. Gehalt 240 bis 270 M. Angebote unter 321
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
322 für den Neubau eines Bankgebäudes und Posthauses
in Stolp i. Pomm. zum 1. April ein tüchtiger, energischer
Bauführer. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter 322 an die
Zweigstelle Stettin, z. H. des Herrn G. Bordiert, Barnimstr. 16 E.
323 für ein Kgl. Hochbauamt in Posen sofort ein Bautech-
niker, Absolvent einer Baugewerkschule, auf zwei AAonate. An-
gebote mit Geha'tsansprüchen unter 323 an die Zweigstelle Posen,
z. H. des Herrn Bautechniker König, Bülowstraße 11.
325 für eine Wasserbaubchörde in Birnbaum zum 1. März
dieses Jahres ein erfahrener Tiefbautechniker für längere Be-
schäftigung. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 325 an
die Zweigstelle Posen wie unter 323.
326 für ein Architekturbureau in Bremen sofort ein tüch-
tiger Bautechniker, flotter Zeichner. Gehalt 150 M und mehr.
Angebote unter 326 an die Zweigstelle Bremen, z. H. des Herrn
Otto Krause, Neustadts Contrcscarpe Nr. 70.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes j
Stellen -Angebote
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 8 Schriftleitung E. Rieh. Schubert, Berlin. 18, FcbrUarlOll
lohalt: Die Sieger — Aus der Praxis des Heimatschutzes — Zur Gefährlichkeit des Slaubes — Wirtschaft und Leben — Soziale Bewegung — Standesbewegung — Aus
der Volkswirtschaftslehre - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände.
Die Sieger
Ein ungewöhnlich lärmender Artikel steht an der
Spitze der „Deutschen Industriebeamten-Zeitung" vom
20. Februar 1911. Wir verstehen sehr gut, daß lebhafte
Krisengerüchte, die gegenwärtig über die Leitung des
Bundes der technisch-industriellen Beamten Verbreitung
finden, ein starkes Gegengewicht in reklamehafter Heraus-
streichung weniger tatsächlicher, meist aber nur fingierter
Erfolge bedürfen. Wir müssen indessen diese neuen Dar-
bietungen ein wenig auf ihre Richtigkeit untersuchen.
Vor allen Dingen ist man unserer präzisen Anfrage,
wie groß die Zahl der vom Verbände zum Bunde Ueber-
getretenen sei, aus dem Wege gegangen. Die Bundes-
leitung muß die Zahl selbstverständlich genau kennen,
da sie Idie Vergünstigungen, welche den einzelnen zu ge-
währen sind, individuell festzustellen haben wird, wenn
sie es überhaupt ernst mit der Erstattung der Verluste
meint. Demgegenüber ist die Mitteilung emes verhältnis-
mäßig starken Mitgliederzuwachses im letzten Quartal IQIO
ganz unbehelflich. Diese Zahl ist angesichts der rück-
sichtslosen Werbetätigkeit des Bundes in den Winter-
monaten an sich durchaus nicht überraschend, der Nach-
k'eis aber, daß die Zunahme sich hauptsächlich aus Ver-
andsmitgliedern zusammensetze, würde die von uns
wiederholt ausgesprochene Annahme bekräftigen, daß die
Werbekraft des Bundes in den Kreisen der Unorganisierten
isehr nachläßt. Demgegenüber ist der gerin g-
ügige Verlust des Verbandes im 4. Quar-
al 1910 eine selbstverständliche, von uns
orausgesehene und in den Finanzplan e in-
esteilte Folge der Beitragserhöhung, über
ie kein Verband hinwegkommt. Erfreulicherweise ist
die Zahl von 2000, die wir als mutmaßlichen Verlust
eingesetzt hatten, auch nicht entfernt erreicht worden.
Die Beitragserhöhung hat uns lin den beiden letzten Quar-
talen einen viel geringeren Verlust, zusammen kaum 1000
Mitglieder, gebracht, der gegenüber den nun außerordent-
lich verstärkten Mitteln des Verbandes auch nicht im ge-
ringsten in die Wagschale fällt und der schon durch den
annähernd gleichstarken Mitgliedergewinn seit Beginn
dieses Jahres wettgemacht wird.
An einer anderen Stelle des löblichen Organs wird
mit unzureichenden Mitteln versucht, eine Notiz der „Deut-
schen Techniker-Zeitung" als unwahr hinzustellen, weil
sie Tatsachen verschweige. Wir können diesen Vor-
wurf mit viel größerem Rechte Herrn Sandrock gegenüber
aussprechen; dieser Herr erwähnt mit keinem Wort, daß
die geringere Zunahme des Verbandes lediglich auf
die Beitragserhöhung zurückzuführen ist.
Mit welchem Recht kann er noch von „Ehrlichen Zahlen"
sprechen, mit iwelchem Recht einem anderen den Vorwurf
machen, er jongliere mit Ziffern? Aber es muß doch
wohl etwas daran sein, was neulich ein Bundesredner
in Strelitz anführte, daß der Bund grundsätzlich mit allen
wirksamen Mitteln arbeite. So ist die Anmaßung zu er-
klären, mit der man hinter einen unserer Quartalsberichte
ein Fragezeichen zu setzen \vagt, so die falsche und
irreführende Mitteilung über unsern Mit-
gliederzuwachs 1909, der größer als jener
des Bundes gewesen ist.
Jener Redner machte freilich in einem anderen
Punkte ein überraschendes Zugeständnis, als er bedauerte,
die Zahl der außerordentlichen Mitglieder des Bundes an-
Dritter Deutscher Privatangestellten -Tag!
Sonntag, am 19. Februar 1911, zu Berlin in den Sälen der „Neuen Welt", Hasenheide 108/114.
Beginn vormittag Uhr. — Leitung: Reif, Vorsitzender des Hauptausschusses.
Referate: 1. Dr. Thissen: Zur Lage. 2. H. Kaufmann: Umfang der Versicherung. 3. C. Fischer: Invaliditäts-
begriff, Beiträge und Leistungen. 4. H. Bechly: Organisation und Ersatzversicherungen.
Es handelt sich um ein Hohes, um ein letztes, entscheidendes Wort zu der großen Frage der Sicherung gegen die
Gefahren des Alters und der Arbeitsunfähigkeit, der Sicherung unserer Witwen und Waisen.
Wir erwarten daher, daß unsere Mitglieder in Scharen herbeieilen, um in einer eindrucksvollen Kundgebung der
Oeffentlichkeit zu zeigen, daß der Privatangestelltenstand eine Macht ist, die Beachtung fordert und verdient.
Auf nach Berlin! Die Verbandsleitunz
F inljl RL'Q rfpn ^'"'^ notwendig und inzwischen unseren Mitgliedern bereits zugegangen.
LllliauiVcll LCI l Ql-i„j.. Eintrittskarte kein Zutritt! ■
114
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 8
zugeben nicht ermächtigt zu sein. Auch der neue
Siegesartikei erwähnt mit keinem Wort die Zahl der außer-
ordentlichen Mitglieder, &o daß heute noch niemand klar
sieht, ob der Bund sie zu seinem Mitghederbestande
rechnet oder nicht; ebensowenig, welches die Gliederung
dieses Mitgliederbestandes ist, der sich ja wohl aus I n -
dustriebcamten, aber nur sehr bedingt aus Tech-
nikern zusammensetzt, und deshalb so viel leichter zu
erweitern ist als der unsere mit seiner scharfen Abgrenzung,
Wenn somit die Zunahme der beiden Verbände in
den letzten Monaten auch nicht das geringste entscheiden
kann, iso steht auf der anderen Seite fest, daß die Bundes-
leitung allen Grund hat, sich von dem Hochmute, der ja
vor dem Fall kommen soll, frei zu halten. Wenn sie die
Geschichte des letzten Jahres überblickt, so wird sie fast
nur fehlgeschlagene Unternehmungen regi-
strieren können. Fehlgeschlagen ist die mit so
vielem Pomp in die Welt gesetzte, ausschließlich vom
Bundesegoismus diktierte Agitation für Vereinigung aller
privatangestellten Techniker unter Preisgabe der tech-
nischen Beamten, fehlgeschlagen ist die Hoff-
nung, den Verband niederzuringen, dafür gewachsen
dessen innere Stärke und die Mittel, die zur Verwirklichung
seines energischen sozialpolitischen Programms ihm zur
Verfügung stehen. Nachdem diese Versuche gescheitert
waren, unternimmt der Bund die bekannten Zersplitterungs-
yersuche in den Kreisen der kaufmännischen Angestellten.
Die Niederlagen, die er sich hier holte, deuteten
jedem Wissenden an, daß der Bund die Stellung, die er
einmal in der Privatangestellten-Bevvegung gehabt hat,
heute nicht mehr besitzt. Alle kaufmännischen Verbände,
vom D. H. V. angefangen bis zum Zentralverband, wiesen
die Bemühungen, die kaufmännische Angestelltenbewegung
um eine neue Organisation zu bereichern, geschlossen ab.
Fehlgeschlagen ist endlich die destruktive Agitation
gegen den Hauptausschuß für die staatliche Pensions-
versicherung, während der Verband getreu der stets
eingehaltenen Richtlinie heute positiv und erfolgreich an
der endlichen Gestaltung der Pensionsversicherung mit-
wirken kann. Dafür arbeitet der Bund zur Abwechslung
einmal dem Zentralverband — der Industriellen in
die Hände, ebenso, wie er dies durch Störung u n -
serer Konkurrenzklausel-Versammlungen
getan hat.
Wir meinen, das sei eine ansehnliche Buchung von
Verlusten. Sie alle überragt die ideelle Einbuße
an Ansehen, welche die Folge einer skrupellosen Agitation,
einer über alles Maß gehenden Zersplitterung der Tech-
nikerbewegung sein mußte. Solchen Tatsachen gegen-
über vermögen auch einige Mitgliedergewinne, die an
sich durchaus im Rahmen des Normalen bleiben, nichts
auszurichten. Es wäre verwunderlich, wenn das Heer
der Bundesbeamten nicht wenigstens diese bescheidenen
Erfolge erreicht hätte. Vielleicht 150 Mitg'iedergewinnc
kommen auf den Mann, — das ist „Der Sieg".
Aus der Praxis des Heimatschutzes
Von Reg.-Baumeister a. D. LAUTENSACK, Stolberg a. Harz (M.-Nr. 26 778)
Die Bestrebungen des Bundes für Heimatschutz sind
trotz der wachsenden Erkenntnis von der Notwendigkeit
einer unbedingten Erhaltung unseres heimatlichen Land-
schaftsbildes leider nicht immer von Erfolg gekrönt. Wird
in vielen Fällen aus Unverstand gegen die Grundregeln
einer bodenständigen Bauweise gesündigt, so kommt es
andererseits nur zu liäufig vor, daß jedweder, von berufener
Seite unternommene Versuch, ein Bauvorhaben in gesunde
Bahnen zu lenken, mißverstanden oder aus irgendwelchen
nichtigen Gründen im Keim erstickt wird. Gleichwohl
gelingt es nicht selten auf Umwegen, einen Entwurf im
Sinne heimatlicher Bauweise umzugestalten bezw. durch
einen geeigneten Gegenvorschlag die Errichtung eines
geschmacklosen Bauwerkes zu verhindern.
Auf diese Weise ist es möglich gewesen, den in den'
Abb. 3 bis 9, 12, 13 und 14 dargestellten Neubauten zur
Ausführung zu verhelfen und 'die in den Gegenbeispielen
(Abb. 1, 2, 10, 11, 15, 16) ersichtlichen Entwürfe von der
Verwirklichung endgültig auszuschließen.
Der Entwurf zu einem Pfarrhause in Straß-
berg (Südharz) — zu vergl. Abb. 1 und 2 — stammt
von einem ortsansässigen Bauunternehmer und war aife'
Massivbau mit Verblendsteinansichten und Zementplattcri-
Dach geplant, so daß eine weitere Verschandclung des
ursprünglich aus Fachwerkhäusern mit Ziegeldächern be-
stehenden Ortes unvermeidlich gewesen wäre. Dadurch,
daß dieser Entwurf dem Verfasser des vorliegenden Auf-
satzes zunächst zur Begutachtung vorgelegen hat, geling
es noch rechtzeitig, die Ausführung der geschmacklosen
Planung zu verhindern und die bauende Gemeinde zur
Annahme eines Gegenvorschlages (Abb. 3 und 4) zu be-
wegen, dessen Architektur sich dem Dorfbilde gefällig
einzugliedern versucht. Inwieweit dies gelungen ist, mag
die Abb. 5 zeigen. Bemerkt sei noch, daß der erste Ent-
wurf auf 18 500 M veranschlagt wär, während der aus-
geführte Bau nur 17 000 M gekostet hat. Allerdings ist
aus verschiedenen Gründen eine erhebliche räumliche Ein-
schränkung der bebauten Grundfläche und damit eine be-
deutende Verminderung der Raumgrößen bei der Aus-
führung notwendig geworden.
Auf ähnliche Weise ist der Ausführungs-Entwurf zu
einer LadebankderStolbergerSchützengilde
(Abb. 6 bis 9) entstanden, mit dem Unterschiede jedoch,
daß der erste, von einem praktischen Zimmermann nach
dem ihm geläufigen Schema aufgestellte Entwurf (Abb. 10
und 11) bei einigen einsichtsvolleren Mitgliedern der Gilde
wegen der unmittelbaren Nähe des alten, mit einem mäch-
tigen Mansarden-Dach versehenen Schützenhauses von
Anfang" an gewisse Bedenken wachrief und dadurch zur
Einholung eines Gegenvorschlages führte. Aus den Abb. 6
bis 9 geht hervor, in welcher Weise der Verfasser sich
seiner Aufgabe entledigte und insbesondere tunlichste Aus-
nutzung des Dachraumes für den Einbau von Fremden-
zimmern zu erreichen versucht hat, w^orauf programm-
mäßig besonderer Wert gelegt werden sollte. Beide Ent-
würfe waren auf 6000 M veranschlagt; die bei der Aus-
führung entstandenen Mehrkosten (etwa 1000 M) sind
durch weitergehende Ausgestaltung (Errichtung eines
Schornsteines, elektrische Beleuchtung usw. des zunächst
nur für die wärmere Jahreszeit geplanten Häuschens be-
dingt gewesen.
Einen auch in anderer Hinsicht bemerkenswerten Er-
folg stellt die kürzlich vollendete dreiklassige Dorf-
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
115
Abb. 2. Erster Entwurf
{Unvorbildlich)
Abb. 4. Zweiter Entwurf
(Ausgeführt)
Abb. 1. Erster Entwurf
(Unvorbildlich)
Abb. 3. Zweiter Entwurf
(Ausgeführt)
Abb. 1-4. Pfarrhaus zu Straßburg (Südharz)
schuleinSundhausenbeiNordhausen (Abb. 1 2
bis 14) insofern dar, als hierbei von der landesüblichen
Gepflogenheit,*) die Lehrerwohnungen über den Klassen-
räumen anzuordnen, zum Vorteil der ganzen Anlage ab-
gewichen worden ist. Der erste Entwurf (Abb. 15 und 16),
welcher auch im vorliegenden Falle von einem orts-
ansässigen Bauunternehmer herrührte, sah über einem voll-
kommen verfehlten Grundriß (Abb. 15) drei Lehrerwoh-
nungen vor, welche manches zu wünschen übrig ließen.
Entsprechend geschmacklos bauten sich die Außenansichten
(Abb. 16) im Kasernenstil mit gefugtem, rotem Verblend-
steinmauerwerk, Zementplatten-Dach usw. auf. Glück-
licherweise bot die bereits oben angezogene ministerielle
•) Zu vergl. Bau und Einrichtung ländlicher
Volksschulhäuser in Preußen, herausgegeben vom
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen-
heiten. — Berlin 1895, Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung).
Veröffentlichung über den Bau ländlicher Schulhäuser*)
eine Handhabe zur Beanstandung des dem Verfasser dieses
zur Begutachtung vorgelegten Entwurfes. Auch der auf
Ersuchen der Gemeinde vom Verfasser entworfene Ab-
änderungsvorschlag für die Außenansicht (Abb. 17) kam
erfreulicherweise nicht zur Ausführung. Vielmehr ging
man, wenn auch anfangs wohl nicht ohne Widerstreben,
*) Ueber den äußeren Aufbau ländlicher Schulhäuser heißt
CS darin:
Die äußere Erscheinung ländlicher Schulhäuser soll schlicht
sein, bei aller Einfachheit der Eormen aber doch den öffent-
lichen Zweck des Volksunterrichts in angemessener Weise er-
kennen lassen. Es ist deshalb auch bei den anspruchlosesten
Bauten dieser Art auf gute Breiten- und Höhenverhältnisse,
auf eine schickliche Verteilung der Fenster und Türen, auf
eine entsprechende Gestaltung der Dächer und auf eine passende,
durch die Materialien bedingte Farbenwirkung der Außenwände
und Dachflächen in jedem Falle Wert zu legen.
116
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 8
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
1
Abb. 8. Vi rderansicht
Verbesserungs-Vorsclilag (Ausgeführt). Erster Entwurf siehe umstellend.
Abb. 15
Abb. 15 und 16. Schule für Sundhausen bei Nordhausen
Erster Entw urf (Unvorbildlich)
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
119
Abb. 13. Schulhaus ' A)r>^ 14. Lehrer- WonnUaus
Abb. 12 — 14. Schule für Sundhausen bei iNurdhausen. Dritter Entwurf (Ausgeführt)
auf den Vorschlag, Schulhaus und Lehrerwohnungen ge-
trennt bezvv. letztere in einem Anbau zu errichten, end-
gültig ein. In Verfolg dieses Grundgedankens entstand
die von Architekt Riecken in Nordhausen herrührende
Schulhausanlage (Abb. 12 bis 14), welche aus schlichten,
den ländlichen Verhältnissen angepaßten, über zweckmäßig
angelegten Grundrissen errichteten Putzbauten mit roten
Ziegeldächern und weiß gestrichenen Fenstern bestehend,
als Musterbeispiel für ähnliche Fälle angesprochen werden
darf. In rein praktischer Hinsicht kam die Trennung
von Schulhaus und Lehrerwohnungen insofern zustatten,
als der Schull;,ausbau mit der durch die Verhältnisse ge-
botenen Beschleunigung ausgeführt werden konnte. Be-
züglich der Baukosten ist zu bemerken, daß der erste
Entwurf init 42 000 M veranschlagt war, während die aus-
geführte Bauanlage etwa 51 000 M gekostet hat, ein Kosten-
unterschied, welcher durch den größeren Umfang des
zweiten Entwurfs hinreichend gerechtfertigt erscheint und
innerhalb der Gemeinde, soweit bekannt, keine Mißbilli-
Sfung erfahren hat.
Abb. 12
Abb. 17. Schule für Sundhausen bei Nordhausen. Zweiter Entwurf (Verbesserungs-Vorschlag)
120
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 8
Zur Gefährlichkeit des Staubes
(Nachdruck verboten.)
In dem Artikel „Ständige Ausstellung für Arbeiter-
Xvohlfahrt" wurde bereits darauf hingewiesen, daß in der
zweiten Hauptabteilung derselben, die das Gebiet der Qe-
werbehygiene umfaßt, auch Gegenstände vorgeführt
werden über die Bedeutung des Staubes für die Gesund-
heit des Arbeiters. Dieser Gegenstand gewinnt jetzt er-
neutes Interesse, wo vor kurzem in der Cecilien-Schuie
in Wilmersdorf-Berlin durch eine ,, Tuberkulose-Ausstel-
lung'" das große Publikum auf die Schwindsucht hingewie-
sen wurde, die eine ganz außerordentlich verbreitete Krank-
heit ist. Sie kann auch als Gewerbekrankheit angesprochen
werden.
Da aber die „Tuberkulose - Ausstellung" jetzt ge-
schlossen ist, so erlahmt vielleicht in unserer schnell-
lebigen Zeit das Interesse für diesen Gegenstand bald.
Deswegen sei darauf aufmerksam gemacht, daß in
der Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt und
zwar in einem Teil des Verwaltungsgebäudes durch
das „Deutsche Zentralkomitee für Lungenheilstätten"
alles das in einer besonderen Ausstellung zusammengestellt
ist, \vas sich auf die Bekämpfung der Tuberkulose außer-
halb der Fabrik bezieht. Wer also keine Zeit fand zum
Besuch der „Tuberkulose-Ausstellung" in Wilmersdorf, der
kann das Versäumte in der in Charlottenburg — Fraun-
hoferstr. 11/12 — gelegenen Ständigen Ausstellung für
Arbeiterwohlfahrt nachholen. Elektrische Bahnen, Omni-
busse und die Hoch- und Untergrundbahn führen jeden
schnei! bis zur Haltestelle „Am Knie", und von dort hat
man durch die Marchstraße nur fünf Minuten bis zur
Ausstellung.
Dort findet der Besucher in der zweiten Hauptabtei-
lung „Gewerbehygiene", in Verbindung mit der zu letzterer
in den vielfachsten Beziehungen stehenden „sozialen Hy-
giene" u. a. auch eine überaus interessante Spezial-Aus-
stellung des Prof. Dr. Th. Sommerfeld. Durch dieselbe,
wird die Bedeutung des Staubes für die Gesundheit des
Arbeiters in übersichtlicher Weise veranschaulicht. Da
ist zunächst wichtig, zu erfahren, daß nicht jeder Staubart
dieselbe Bedeutung als Ursache von Erkrankungen zu-
kommt. Man unterscheidet gefährliche und weniger ge-
fährliche Staubarten, je nach der morphologischen Be-
schaffenheit der betreffenden Staubart, wie das mikro-
skopische Bild sie uns leicht erkennen läßt. Neben den
in Gläsern gesammelten wichtigsten Staubarten, die in
gewerblichen Betrieben vorkommen, findet man mikro-
skopische Bilder derselben Staubart, die leicht erkennen
lassen, wie die eine Staubart aus mehr amorphen, weniger
verletzenden Bestandteilen, die andere dagegen aus spitzen,
scharfkantigen und infolgedessen auf das Gewebe der At-
mungsorgane hochgradig offensiv wirkenden Teilen be-
steht. Hier sind auch Schnitte von menschlichen Lungen
in anatomischen Präparaten und farbigen Photographien,
die ergeben, daß sich die Lungenalveolen des Staub-
arbeiters mit der Zeit mit Staubteilen vollkommen zu-
setzen. Da sieht man die schwarze Lunge des Kohlcn-
arbeiters und die rotbraun erscheinende Lunge des Eisen-
arbeiters. Diese Veränderungen setzen nun, was besonders
hervorgehoben werden mag, den Betroffenen mit der Z^it
in hohem Grade der Ansiedelung des Tuberkelbazillus
und damit der tuberkulösen Infektion aus.
Die Staubeinatmung als solche kann niemals Lungen-
tuberkulose erzeugen, aber die Einatmung eines Tuberkel-
bazillen enthaltenden Staubes ist fähig, Lungentuberkulose
zu erzeugen, namentlich dann, wenn die Lunge durch
die gefährlichen Staubarten schon verletzt war. Der Staub
schafft demnach im menschlichen Organismus die Dis-
position zur Erkrankung an Lungenschwindsucht und er-
möglicht dadurch, daß die Infektion haften und sich weiter
verbreiten kann.
Da müssen wir dann zunächst feststellen, daß der
neugeborene Mensch eine hell rosenrote Lunge hat, die
allmählich bei dem Erwachsenen eine außen staubgraue
Färbung erhält, d. h. es wechseln hellere graue Stellen
mit dunkleren, gelegentlich auch mit schwarzen Flecken
ab. In 100 Gewichtsteilen Asche von normaler mensch-
licher Lunge wurden 13,4 T. Sand und 3,20 T. Eisenoxyd
gefunden. In tuberkulöser Lunge 9,50 T. Sand und 5,40 T.
Eisenoxyd. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man be-
hauptet, daß jeder erwachsene Mensch eine staub-
gefärbte Lunge hat. Und das verdankt der Mensch der
Einatmung des Straßenstaubes, der reichlich Sand und
Eisenteile enthält. Der Straßenstaub muß als ein Gemisch
von allerlei Resten aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tier-
reich betrachtet werden. Von der Abnutzung des Straßen-
pflasters, von zerriebenem Sand rühren die mineralischen
Körnchen her, dazu treten Kalkkörnchen, Tonerde, Kohlen-
teilchen, sowie die bei der Abnutzung der Hufeisen, Rad-
reifen, Eisenschienen usw. entstehenden Eisenteilchen. Aus
dem Pflanzenreich stammen Zellen der Hefe- und Spalt-
pilze, Pollenkörner, Reste vom zermahlenen Pferdedung
usw. Die Gefahr der Staubeinatmung wird erhöht durch
die dahinsausenden Automobile und besonders groß,
wenn bei trockener Witterung der Wind den Straßenstaub
stark durcheinander wirbelt.
Die bei dem Gewerbebetrieb entstehenden Staubarten
können eingeteilt werden in Staub, der nicht verletzend
ist und nur durch massenhaftes Einaimen schädlich wirkt,
in Staub, der in gleicher Weise schädlich wirkt, aber an
sich wenig verletzend wirkt, und in Staub, der durch
eckige, scharfe und spitzige Bestandteile direkt das Lungen-
gewebe verletzt.
Der mechanisch wirkende Staub zerfällt in nicht ver-
letzende Staubarten, in geringerem Grade reizend wirken-
den Staub, sowie in die in jeder einigermaßen erheblichen
Quantität verletzenden Staubarten.
Zu den nicht verletzend wirkenden Staubarten gehört
der Graphitstaub, der bei der Zwirnfabrikation ent-
stehende rußige Staub, der Krappvvurzelstaub, der Staub
der Zichorienwurzel und der Mehlstaub.
Der in geringerem Grade reizend wirkende Staub zer-
fällt in die Klassen: animalischer Staub, vegetabilischer
Staub und mineralischer Staub. Diese Staubarten reizen
die Schleimhaut dadurch, daß sie sich in letztere fest
einlagern, daher aus der Lunge schwer wieder zu entfernen
sind. Hierher gehören Woll-, Loden- und Scidenstaub,
ferner Staub aus künstlichen Düngcrfabriken und Knochen-
mühlen, In zw-eiter Reihe als vegetabilischer Staub : Baum-
wollen-, Flachs-, Hanf- und Jutestaub, Holz- und Loh-
mühlenstaub, sowie der Holzkohlenstaub.
Den Uebergang vom organischen zum anorganischen
Staub bildet der Kohlenstaub, dessen Gefährlichkeit durch
die Gegenwart von Schieferstaub wesentlich erhöht wird.
Die Einatmung von Kohlenstaub wird nicht für gefährlich
erachtet, wenn es sich um reinen Kohlenstaub handelt.
Zu dem weniger verletzend wirkenden mineralischen
Staub ist zu rechnen: Gipsstaub. Im übrigen dürfte minc-
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
121
raiischer und auch metallischer Staub in allen nur einiger-
maßen erheblichen Mengen gesundheitsschädlich wirken.
Zu den in jeder einigermaßen erheblichen Menge ver-
letzenden Staubarten gehören der organische Staub und
der anorganische Staub. Zu der ersteren Klasse sind zu
rechnen der Lumpenstaub, der Teppichstaub, der Haar-
staub, der Borstenstaub und der Roßhaarstaub, der Fisch-
beinstaub, der Federstaub und der Schildpattstaub. Zu der
zweiten Klasse gehören die in Kalksteinbrüchen und Kalk-
steinbrennereien erzeugten Staubarten, der Sandsteinstaub,
eine der gefährlichsten Staubarten, der beim Schleifen
der Edelsteine, des Diamants und des Meerschaums ent-
stehende Staub, das Abgeriebene der Gebirge, „Detritus"
genannt, der Zementstaub, der Porzellanstaub, der Qlas-
hüttenstaub, der Staub in Zuckerfabriken usw.
Der metallische Staub wird sich ebenfalls in den Lungen
ablagern, so Eisenoxydstaub, Kupferstaub, Messingstaub,
Bronzestaub, Zinkoxydstaub usw.
Eine "weitere Gruppe bildet der durch Einatmung oder
Verschlucken chemisch wirkende Staub. Auch über die
Gefahren, die die Einwirkung dieser Staubarten auf den
menschlichen Organismus ausübt, wird man durch Vor-
führung geeigneter Objekte in der Ständigen Ausstellung
für Arbeiterwohlfahrt unterrichtet. In dieser Gruppe äußert
der Staub seine spezifische, meist dem Körper feindliche
Wirkung durch Vergiftung desselben. Hier spielt die
Gestalt der Staubteilchen keine Rolle mehr. Der bei der
Atmung in die Mundhöhle eintretende Staub gelangt je
nachdem in die Lunge oder mit dem Speichel in den Ver-
dauungskanal, und wird in ersterer oder in letzterem in
verschiedenem Verhältnis gelöst. Hierher gehört die Ver-
giftung durch Arsen, Baryum, Blei, Kupfer usw., während
Aluminium, Nickel und Kobalt als ungiftig gelten.
Ganz besonders hervortretend und überzeugend wirkt
die in der Sommerfeldschen Spezialausstellung vorgeführte
Lunge eines Menschen, der im Kohlenbergwerk gearbeitet
hatte. Beachtenswert ist demgegenüber die Tatsache, daß
die Lungen der in den Kohlenbergwerken arbeitenden
Ponys ganz frei von Kohlenstaub bleiben. Dies hat
seinen Grund darin, daß das Pferd niemals durch das
Maul atmet, sondern stets nur durch die Nüstern. Die
Maulatmung ist dem Pferde dadurch unmöglich gemacht,
daß der Kehldeckel höher steht als das Gaumensegel.
Der eingeatmete Staub bleibt beim Pferde in den Gängen
der Nüstern hängen und wird von hier aus ausgestoßen.
Daher bleibt die Lunge des Pferdes staubfrei. Weiter ist
festgestellt, daß der Hund meist durch das Maul atmet
und daher leichter an chronischen Lungenleiden zugrunde
geht als das Kaninchen, das wesentlich durch die Nase
atmet. Der Mensch atmet durch die Nase und durch
■
:: Vi Ii WIRTSCHAFT UND LEBEN :: H ::
Zur Berufswahl
An den Schaufenstern der Buchhandlungen kann man
oft Schriften mit dem Aufdruck: „Der Elektrotechniker",
„Der Seemaschinist" u. a. sehen. In diesen Heften findet
man allerlei Angaben über die Vorbildung, die Ausbildung
und die etwaigen Aussichten, die in irgend einem Berufe
vorhanden sein sollen. Ueber die Vorbildung und Aus-
bildung kann man mit ziemlicher Sicherheit Auskunft
geben; anders ist dies aber mit den Aussichten auf Fort-
kommen. Neue Erfindungen, weitgehende Arbeitsteilung,
den Mund, und es ist festgestellt, daß diejenigen Menschen
leichter und häufiger an Erkrankungen der Atmungsorgane
leiden, die durch den Mund atmen. Auch das Schlafen
mit offenem Munde ist durchaus ungesund. In einem
in der „Tuberkulose-Ausstellung" zur Verteilung gelangten
illustrierten Plakat „Guter Rat für Lungenkranke" ist u.a.
besonders hervorgehoben: Lungenkranken schädlich und
zu vermeiden 'ist Rauch, Staub und Atmen durch den Mund.
Da die Luft beim Atmen durch die Nase durch die
Nasengänge streichen muß und an der Schleimhaut der-
selben dabei sehr viele feste Bestandteile, die in der
Atemluft enthalten sind, hängen bleiben, so wird letztere
bei dem Atmen durch die Nase in erheblicher Weise filtriert.
Diese festgehaltenen Bestandteile schnaubt der Mensch
später aus, wovon man sich täglich durch sein Taschen-
tuch überzeugen kann.
Nun aber hat die Natur dem Menschen eine weitere
Waffe gegen die Einatmung des Staubes gegeben, das ist
die sogenannte Elimmerepithel. Die Bewegung dieses
mit Flimmerhaaren besetzten Organs, die in der Richtung
aus der Lunge heraus erfolgt, beweist offensichtlich, daß
der menschliche Organismus sich ganz energisch gegen
das Eindringen des Staubes wehrt, und den bereits ein-
gedrungenen Staub wieder herauszuschaffen versucht.
Die Atemgegend der Nase und der Kehlkopf nebst
Luftröhre und ihren Verzweigungen sind mit Schleimhaut
bedeckt und diese ist mit Epithelzellen ausgekleidet, die an
ihrer freien Oberfläche einen haarförmigen, in schwingen-
der Bewegung begriffenen Fortsatz tragen. Diese Fiimmer-
haare, die unter dem Mikroskop den Anblick eines wallenden
Kornfeldes hervorrufen, schwingen nun erstens in der Nase
in der Richtung nach den Choanen zu, das sind die hinteren,
in den Nasenrachenraum führenden Oeffnungen der Nasen-
höhle und zweitens in der Luftröhre und ihren Verzwei-
gungen in der Richtung auf den Kehlkopf zu, d. h. also,
wie bereits hervorgehoben, in der Richtung aus der Lunge
heraus.
Diese dem menschlichen Organismus gegebene große
Widerstandsfähigkeit gerade gegen die Einatmung von
Staub erschöpft sich aber allmählich an dem Staubmaterial.
Wir sehen, daß ein Teil desselben in unserem Körper
verbleibt und merken an gewissen Erscheinungen früher
oder später die nachteilige Wirkung des Staubes. Je größer
die Menge des im menschlichen Körper verbleibenden
Staubmaterials ist, um so mehr muß das Lungengewebe
an Elastizität verlieren, müssen Lungenalveolen und feinste
Bronchioli sich erweitern, und es wird sich dadurch die
Abnahme der Atmungsbreite entwickeln, Ueber alles dieses
sollte sich jedermann, wo er nur kann, unterrichten.
ES' — '-
großer Andrang zum Studium, das Drängen nach einem
bestimmten Beruf, Verschiebungen in der Bedarfsdeckung
und in der Geschmacksrichtung, alle diese Faktoren können
innerhalb kurzer Zeit solche Umwälzungen hervorrufen,
daß ein Beruf, der vor einem Jahr, vor einem halben
Jahr noch als' aussichtsreich gegolten hat, heute schon
als minderempfehlenswert angesehen werden muß.
Die Macht der Gewohnheit ist stark, und das gedruckte
Wort gilt bei vielen als unumstößliche Wahrheit. Es
Iiaben sich aber die Aussichten auf Fortkommen in einem
Berufe oft schon längst vermindert, während man immer
noch lesen kann, daß er für ^ das Fortkommen günstig
sei. Jene Schriften also, die' sich mit der Berufswahl
befassen, haben oft nur sehr problematischen Wert.
122
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 8
Nicht viel besser steht es mit den Elternsprechstunden,
die an iden Schulen abgehalten werden. Die Lehrer l^önnen
wohl Auskunft geben über gewisse Fähigkeiten, über den
Fleiß, über ein gewisses Können, kurz über die erworbenen
Kenntnisse; aber ihr Rat über einen etwa zu ergreifenden
Beruf wird doch sehr unzulänghch bleiben. Denn das
iWirtschaftsleben ist heutzutage so kompUziert, daß es
ein Laie (als solcher muß der Lehrer hier gelten) gar
nicht übersehen, geschweige denn beurteilen kann, lieber
die Verschiebungen, die die Gewerbe- und Berufszählungen
bringen, über die Schwankungen des Arbeitsmarkts, über
periodische und spontane Arbeitslosigkeit, über die Wir-
kungen der Wirtschaftskrisen, über alle die Dinge, die
bei der Berufswahl beachtet werden müßten, wird auch
ein sonst tüchtiger Lehrer meist nicht genügend unterrichtet
sein. In einzelnen Fällen mag schon eine bloße Aus-
sprache zwischen Lehrer und Eltern Erfolge zeitigen; im
großen ganzen aber kann die Elternsprechstunde der Schule
Jn der Frage der Berufswahl nur als ein Notbehelf gelten.
iWenn aber eine Aussprache der Eltern mit den Lehrern
nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, und jene Schrif-
ten (von denen in der Einleitung die Rede war) bald
veraltet sind, so bleibt die Frage, wie man am besten Rat
in der Berufswahl erteilt, immer noch offen.
Einen praktischen Versuch zu ihrer Lösung hat die
Stadt Halle a. S. gemacht. In den Statistischen Aemter^n
haben die größeren Städte Einrichtungen, die sich in gartz
besonderer Weise zur Auskunfterteilung In der Frage dtr
Berufswahl eignen. Die volkswirtschaftlich und statistisch
geschulten Beamten der städtestatistischen Aemter sind
nach ihrer Vorbildung und ihrer beruflichen Tätigkeit am
ehesten in der Lage, zweckmäßigen Rat bei der Berufs-
wahl zu erteilen. Diese Erkenntnis führte in Halle dazu,
daß man im Statistischen Amt der Stadt eine Eltern-
sprechstunde eingeführt hat.
Im ersten Jahr des Bestehens dieser Einrichtung war
wöchentlich eine Stunde zur Aussprache bestimmt. Da
aber eine Stunde nicht ausreichte, so wurden für das Be-
richtsjahr 1909/10 zwei Stunden (und zwar Dienstags und
Freitags von 5 bis 6 resp. 7 Uhr) für das Publikum ein-
gerichtet. Ebenso wurde der Beginn der Sprechstunden
bereits in den Monat Dezember verlegt, anstatt wie bisher
in den Februar. Daß die neue Einrichtung bei der Bevölke-
rung Anklang gefunden hat, beweist schon die Tatsache,
daß sich die Anzahl der Ratsuchenden vom ersten auf
das zweite Jahr verdoppelt hat. Das Interesse der Be-
völkerung für die Neueinrichtung wurde durch regelmäßige
Bekanntmachungen in den Zeitungen und durch Mit-
teilungen an die Schulvorstände geweckt. Die verschie-
densten Bevölkerungsschichten suchten denn auch die
Elternsprechstunde auf: Arbeiter, besonders aber Hand-
werker, dann aber auch Kaufleute, Lehrer und Beamte.
Ebenso gemischt iwar die Vorbildung der Kinder. Der
größte Teil von ihnen hatte die Volksschule besucht, ein
kleinerer Teil die Mittelschule und einzelne höhere Schulen.
Hervorheben wollen wir, daß sich auch Schüler mit dem
Einjährigenzeugnis und mit dem Reifezeugnis neunklassiger
Vollanstalten unter den Besuchern der Sprechstunde be-
fanden. Nach dem Alter geordnet waren die meisten
Kinder im 13. und 14. Lebensjahr, eben in dem Alter,
in dem die Kinder die Volksschule verlassen. Aeltere
Knaben und Mädchen kamen seltener. Was ganz besondere
Beachtung verdient, ist die Tatsache, daß auch ältere
Personen, männlichen und weiblichen Geschlechts, aus
den verschiedensten Ständen bis zum 50. Lebensjahr, die
Sprechstunden aufsuchten. Daraus folgert Dr. Wolff, der
Direktor des Statistischen Amts, daß bei den verwickelten
Verhältnissen des wirtschaftlichen Lebens, die vom ein-
zelnen Privatmann 'oft gar nicht übersehen werden können,
auch für ältere Leute das Bedürfnis nach Raterteilung
besteht. Dieses Bedürfnis mache sich • namentlich bei ver-
witweten Frauen der höheren sozialen Schichten geltend,
weil bei diesen oft eine große Unvcrtrautheit mit den Er-
fordernissen des praktischen Lebens \ orhanden sei.
Die Raterteilung erfolgte nach folgenden Gesichts-
punkten. Zur Beurteilung des Einzelfalles wurde die
Schulbildung, die Befähigung und Neigung, dann aber
auch die Vermögenslage und die Unterstützungsbereit-
schaft der Eltern herangezogen. Ferner wurde der Ge-
sundheitszustand dabei berücksichtigt. Da in Halle zur
Zeit der Elternsprechstunden auch unentgeltliche Sprech-
stunden durch den Schularzt für Konfirmanden abgehalten
wurden, so waren meistens Gesundheitsatteste vorhanden,
was der Raterteilung sehr zu statten kam.
Was die Vorschläge anlangt, so wurde auf die ver-
schiedensten Zweige des Handwerks: auf die Gärtnerei,
Bäckerei, Schlosserei, Uhrmacherei, Feinmechanik, graphi-
schen Gewerbe usw. hingewiesen. In geeigneten Fällen
wurde der kaufmännische Beruf, die Beamtenlaufbahn,
der Lehrerberuf, die Tätigkeit in Agentur- und Architektur-
bureaus empfohlen; auch auf die Militärlaufbahn, den
Seemannsberuf und auf die häuslichen Dienste wurde auf-
merksam gemacht. Aus dieser Aufzählung können wir
ersehen, daß das Statistische Amt alle Möglichkeiten bei
der Auskunfterteilung berücksichtigt hat.
Um die Neueinrichtung recht wirksam zu gestalten,
müssen die auskunfterteilenden Beamten mit dem Arbeits-
nachweis in Fühlung treten. Wenn die Arbeitsnachweise
noch besser ausgebaut sein werden, wird sich die Mög-
lichkeit, den Auskunftsuchenden auch gleichzeitig die ent-
sprechenden Stellen nachzuweisen, bedeutend vergrößern.
Im Berichtsjahr trat das Statistische Amt selber mit Be-
hörden und Privaten in Verbindung, um festzustellen, wo
die Auskunftsuchenden untergebracht werden könnten.
Aber auch Firmen baten das Amt, ihnen geeignete Lehr-
linge zuweisen zu wollen. Dagegen machten verschiedene
Interessenkreise darauf aufmerksam, daß ihr Beruf über-
füllt sei; daß deshalb vor dem Eintritt im gewerblichen
wie im Interesse der Ratsuchenden gewarnt werden möge.
Unter den Privatangestellten-Verbänden kamen hier dei
Techniker-Verband und der Verein für weibliche Angestellte
in Betracht.
Aus unseren Ausführungen wird der Leser schon ent-
nommen haben, daß wir es hier mit einer Einrichtung
zu tun haben, die einem tiefgefühlten Bedürfnis entspricht.
Schon in ihrer jetzigen Gestalt vermag sie für die weitesten
Volkskreise Nutzen zu stiften. Wenn die anderen Städte
dem Halleschen Beispiel folgen und die Einrichtung ganz
allgemein in Anspruch genommen wird, so kann damit
ein Faktor geschaffen werden, der geeignet ist, den besten
Ausgleich in dem sehr verschiedenartigen Andrang nach
den einzelnen Berufen zu schaffen. Und manche Berufe
können durch die fleißige Inanspruchnahme der Sprech-
stunde Kräfte erhalten, die sich ganz Tjesonders für sie
eignen, die aber wegen "Unkenntnis der Verhältnisse sich
anderen Erwerbszweigen zugewendet haben würden.
Manche Berufe erhalten dadurch qualitativ besseren Zu-
gang und manchen Eltern bleibt Kummer und Sorge er-
spart, weil ihre Kinder in Berufen untergebracht worden
sind, die lebensfähig sind und die das Fortkommen
erleichtern.
Von der richtigen Berufswahl hängt viel ab: Mate-
rielles und ideelles Wohlbefinden. Deshalb soll jeder für
seinen Teil dazu beitragen, daß diese Frage einer glück-
lichen Lösung entgegengeführt wird. Die Mitglieder der
Angestelltenorganisationen haben aber ein ganz besonderes
Interesse daran, daß ihr große Aufmerksamkeit geschenkt
wird. Der Zudrang zu den technischen Berufen geht (wie
die Mahnung unserer Halleschen Verbandskollegen, die
mit der Auskunftstelle sofort Fühlung genorumen haben,
von neuem beweist) weit über den Bedarf hinaus. Auch
die Qualität muß unter dem großen Andrang leiden. So
ist es nur selbstverständlich, daß auch die Mitglieder des
Techniker-Verbandes auf den vollkommeneren Ausbau der
geschilderten Einrichtung und auf ihre weiteste Verbrei-
tung bedacht sein müssen. üt.
■ ■ ■
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
123
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNO
Die Aussichten des Gesetzentwurf es _ über eine Pensions-
Versichening der Privatangestellten
sind nicht ungünstig. Es ist zu erwarten, daß der Reichs-
tag, dem in einigen Tagen die Vorlage zugehen muß, mit
größtmöglichster Beschleunigung die Frage erledigen
wird. Dies kam klar und deutlich in einer Sitzung der
Siebener-Kommission am 10. Februar im Reichs-
tagsgebäude zum Ausdruck.
Zu dieser Sitzung waren alle Fraktionen des Reichs-
tages geladen und auch von allen Parteien Vertreter er-
schienen. Man bemerkte von der rechten Seite des Hauses
die konservativen Abgeordneten Frhr. v. Richthofen
und Dr. Dröscher, den Reichsparteiler Linz und die
Deutschsozialen Lattmann und Liebermann von
Sonnenberg; vom Zentrum die Herren Nacken und
Hammecher (Trimborn und Sittart waren entschul-
digt) ; von den Nationalliberalen die Abgeordneten B a s -
sermann und Dr. Stresemann; von der Mittel-
standsvereinigung den Abg. Rieseberg; von der Fort-
schrittlichen Volkspartei die Abg. Doormann und Dr.
Potthoff und von den Sozialdemokraten den Abg.
Robert Schmidt.
Alle Redner aus den Kreisen der Abgeordneten
brachten zum Ausdruck, daß sie ernstlich gewillt sind,
den Gesetzentwurf in kürzester Frist zu verabschieden
und daß eine gewisse Einigung der Parteien für die
Kommissionsberatung zu erwarten ist. Der Herr Ab-
geordnete Stresemann faßte die Meinung der anwesen-
den Herren dahin zusammen, daß das Gesetz un-
bedingt noch in dieser Session zur Ver-
abschiedung kommen müsse. Der Siebener-Kom-
mission wurde seitens der Abgeordneten nahegelegt, mit
dem Reichstage ständig in Fühlung zu bleiben und der
demnächst einzusetzenden Kommission die Wünsche der
Angestellten in formulierten Anträgen zu übergeben. Es
ist den Abgeordneten darum zu tun, bei der Beratung des
Gesetzes mit den Vertretern der großen Mehrheit der
Angestellten zusammen zu wirken, um noch so viel als
möglich Verbesserungen in das Gesetz hineinzubringen.
Man war sich allseits darüber einig, daß das Gesetz er-
heblicher Verbesserung bedarf und daß dabei die Wünsche
der Angestellten berücksichtigt werden müssen.
Im einzelnen wies der Vorsitzende der Siebener-Kom-
mission, Herr Bechly, Hamburg und auch Herr
Fischer, Offenbach ganz besonders darauf hin, daß
die für die Angestellten so sehr wichtige Frage der
Beiträge und Leistungen eine bessere Regelung er-
fahren müsse.
Herr Kaufmann, unser Vertreterin der Siebener-
Kommission, betonte besonders die Unzulänglichkeit und
Unklarheit des Gesetzentwurfes hinsichtlich der Versiche-
rung der auf Privatdienstvertrag bei Staats- und Kommunal-
behörden beschäftigten Angestellten.
Aus den kurzen Erklärungen der Herren Abgeordneten
ging hervor, daß man diesen Punkten besondere Auf-
merksamkeit widmen wird. Auch die Selbstverwaltung
der Kasse, wie der Einfluß des Reichstages auf die Ver-
sicherungsanstalt überhaupt soll eingehend erörtert werden.
Es darf also erwartet werden, daß der Reichstag aus dem
Gesetzentwurf, den wir eine brauchbare Grundlage ge-
nannt haben, obwohl wir vieles an ihm aussetzen müssen,
ein brauchbares . Gesetz machen wird.
Die Einigkeit und Geschlossenheit der Angestellten-
massen ist es, worauf es nun, Wie die Reichstagsvertreter
klar aussprechen, besonders ankommt. Deshalb müssen
alle Bestrebungen einiger Outsider, welche den Gesetz-
entwurf in Bausch und Bogen verwerfen, mit größter
Energie zurückgewiesen werden. Es gilt, in Versamm-
lungen und durch die Presse den einigen Willen der
gesamten Privatbeamtenschaft zu demonstrieren, damit
der Einfluß der Arbeitgeberverbände, die mit allen Mitteln
darauf hinarbeiten, den Gesetzentwurf zum Scheitern zu
bringen, überwunden werden kann.
Die am 19. Februar in Berlin stattfindende große
Kundgebung — siehe 1. Seite — alier dem Hauptausschuß
angeschlossenen Verbände muß eine machtvolle Demon-
stration des deutschen Privatangestellten-Standes werden.
Es ist deshalb Ehrenpflicht der Verbandsmitglieder, an
dieser Tagung teilzunehmen, damit der Regierung und
den Gegnern des Gesetzes zum Bewußtsein kommt, wieviel
den Privatangestellten an der baldigen Verabschiedung
des Gesetzes liegt.
STANDESBEWEOUNG
Der Bericht über Unsere Schüleragitation"
in Heft 4 der „D. T.-Z." hat uns nicht weniger als zwei
Berichtigungen von selten des Bundes dertechnisch-
industriellen Beamten eingebracht. Die erste vom
Bund, Abteilung für Schriftwesen, die wir aber ablehnten,
weii sie nicht unter den § 11 des Preßgesetzes fiel, die
zweite von Herrn Mederle selbst. Obgleich wir auch
zu deren Veröffentlichung nicht verpflichtet sind, wollen
wir sie doch Ihier anführen, um einmal zu zeigen, wie weit
die Dreistigkeit im Bundeslager gehen kann. Herr Mederle
schreibt uns:
Berichtigung:
Sie schreiben in Heft 4 der „Deutschen Techniker-
Zeitung": „Auch der Bund hatte einen Vertreter in der
Person des Herrn Ingenieur Mederle gesandt, um unsere
Arbeit zu stören. Dies ist ihm aber nicht gelungen,
Herr Mederle und drei bis vier seiner Anhänger zogen
ab, als sie sahen, daß wir an diesem Abend 41 Anmel-
dungen .... als Erfolg buchen konnten."
Diese Darstellung ist nicht richtig. Ich habe mich
nicht um zu ,, stören", sondern auf die wiederholte
Bitte des Versammlungsleiters um Wortmeldungen zum
Worte gemeldet. Dieses wurde mir jedoch, hauptsäch-
lich auf Betreiben des Herrn Kaufmann, nicht gewährt
mit der Begründung, man wolle sich „den schönen Abend
durch den Bund nicht verekeln lassen, und statt der
Diskussion lieber ein Beisammensein beim Bier ver-
anstalten". Der Umstand, daß dieser Vorschlag an-
genommen wurde, zwang mich, den Saal zu verlassen.
Zwar wissen wir, daß es vergeblich ist, sich mit den
Herren vom Bunde in eine Polemik einzulassen, weil
auch durch eine noch so beweiskräftige Widerlegung die
Rechtgläubigen nicht zu bekehren sind und schließlich von
zwei Parteien doch immer der klügere Teil nachgibt. Da
aber die „Industriebeamten-Zeitung" uns bereits zum
zweitenmal eine Verdrehung von Tatsachen vorwirft, so
lassen wir hier einen uns freiwillig zugestellten Brief
führender Verbandsmitglieder, die an der Versammlung
teilgenommen haben, folgen:
„Es steht fest, daß Herr Mederle erst 10 Minuten
vor Beendigung des von Herrn Kaufmann gehaltenen
Referates im Saale erschien. Der Versammlungsleiter
ließ nach Beendigung des Referates die übliche Pause
eintreten, nach welcher die Diskussion in Aussicht ge-
nommen War. Gleichzeitig wurde auf die ausliegenden
Anmeldeformulare verwiesen. Während der Pause ver-
suchte nun Herr Mederle, die zahlreich anwesenden
Schüler vom Ausfüllen der Anmeldeformulare abzuhalten
und sie für den Bund zu gewinnen. Sah er doch, daß
von der Gelegenheit zum Eintritt in unseren Verband
— Iiach und nach hatten 41 Schüler ihre Aufnahme
bewirkt — recht reger Gebrauch gemacht wurde. Es
ist daher verständlich, wenn unser Kollege P apen-
rot h nunmehr bat, den Bekehrungsversuchen der
Bündler beiwohnen zu dürfen. Da aber verzichtete Herr
Mederle darauf, unter „Zeugen" seine weitere Zersplitte-
rungsarbeit fortzusetzen.
124
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQIl
Heft 8
Als nach der Pause die Diskussion, zu der sich
Herr Mederle gemeldet hat, beginnen sollte, stellte ein
Mitglied aus der Versammlung heraus geschäfts-
ordnungsmäßig den Antrag auf Neugründung eines
Zweigvereins in Zerbst und Vornahme der Wahlen für
die Besetzung der Vorstandsämter. Dieser Antrag wurde
fast einstimmig angenommen und hierauf im Anschluß
an die stattgefundenen Wahlen die Diskussion eröifnet.
Da sprach zunächst der neugewählte Vor-
sitzende des Zweigvereins Zerbst sich dahin aus,
daß die Ausführungen des Kollegen Kaufmann großen
Anklang gefunden haben und man es sich daher wohl
ersparen könne, noch einen Gegner des D. T.-V. zu hören,'
der ja doch sachlich zu dem Referat nichts
zu erwähnen haben wird, da er so kurz vor
Schluß desselben im Saale erschienen i t. Er — der neu-
gewählte Vorsitzende — beantrage daher die offizielle
Schließung der Versammlung, um sich noch einige Zeit,
zwanglos zu vereinigen. Herr Mederle, der sich nun
noch einmal zum Wort meldete, wurde deshalb vom
Leiter der Versammlung befragt, ob er zum Thema
selbst sprechen wolle. Dies hat er verneint und damit
den Zweck seiner Anwesenheit klar erkennen lassen.
Niemand in der Versammlung hatte aber Lust, die satt-
sam bekannten Schimpfereien des Herrn Mederle gegen"
den Verband über sich ergehen zu lassen. Deshalb
ergab die jetzt vorgenommene Abstimmung auch die
Annahme des Antrages. Selbst die wenigen anwesen-
den Bündler stimmten nicht dagegen, waren also
mit dem Schluß der Versammlung einverstanden. Nur
Herr Mederle erhob als einziger die Hand. Er woMte.
absolut wieder so gestäupt werden, wie kurze Zeit vorher
in Magdeburg. In seinem Schlußworte erst be-
merkte Herr Kaufmann, ,,man habe recht getan, sich
den Abend durch Herrn Mederle nicht verekeln zu
lassen". Das ganze Auftreten dieses Herrn ging in
der Tat dahin, die Versammlung zu stören."
Magdeburg, , _ .
^Dessa-u— I.Februar 1911.
gez. Papejiroth gez. Stock gez. Uebe
Mitglied des Gesamt- Vorsitzender Vorsitzender
Vorstandes des D.T.-V. des Zweigvereins der Bezi ks-
Dessau. Verwaltung"
S.-Anhalt.
Wo ist also nach dieser Darstellung des Sachverhaltes
der Vorschlag des Herrn Kaufmann an die Versammlung,
anstelle der aufklärenden Diskussion einige gemütliche
Stunden beim Biere zu verbringen? Wo ist weiter die
Dichtung in der Berichterstattung: bei der „D. T.-Z." oder
der „Industriebeamten-Zeitung"?
Dieser Frage fügen wir zum Schlüsse noch die uns
gewordene Mitteilung bei, daß die übereifrigen Herren
des Bundes sich nicht damit begnügten, die Schüler von
der Anmeldung zurückzuhalten, sondern sogar dazu über-
gingen, die aufliegenden Anmeldezcttel des
Verbandes zu konfiszieren, um auf diese Weise
die Gelegenheit zur Anmeldung zu verringern. Gerade
die Entrüstung der Versammlungsteilnehmer über dieses
Treiben brachte uns den Erfolg. Bis heute ist unsere
Mitgliederzahl in Zerbst auf über 70 gestiegen. Die Hun-
dert voll zu machen, ist die beste Antwort auf die An-,
rempelungen des Bundes! Herr Mederle war in Zerbst,
wie schon öfter, wieder ein Teil Werbekraft für den
Verband. Er möge uns noch recht lange erhalten b'eibin.
Auf die weiteren „Liebenswürdigkeiten" der ,,lndi st ie-
beamten-Zeitung" einzugehen, A'crbictet uns unsere Selbst-
achtung. Diese Art „Standesarbeit" überlassen wir gern
der Bundeszeitung.
II AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Der Staat und das Versichenmcrswesen
An anderer Stelle wurde bereits auf die immer wieder
auftauclienden Bestrebungen, das Versicherungswesen ganz
oder teiKveise zu verstaatlichen, hingewiesen. Hiervon
soll in diesem Zusammenhange nicht die Rede sein. Es
soll vielmehr das Verhältnis des Staates zum Versiche-
rungsgewerbe zur Darstellung gelangen. Man könnte
memen, daß es sich 'bei ihm um eine Industrie handle,
die, wie jede andere, am besten gedeihe, wenn man ihr
völlige Bewegungsfreiheit lasse und sie durch staatliche
Vorschriften in keiner Weise beenge. Demgegenüber muß
darauf hingewiesen werden, daß im Versicherungsgewerbe
die Verhältnisse vielfach anders liegen als in anderen
Zweigen der Privatwirtschaft und hier ein starkes öffent-
liches Interesse zu wahren ist. Wer eine Versicherung
abschließt, will sich, 'seine Angehörigen oder seinen Besitz
gegen wirtschaftliche Gefahren der verschiedensten Art
sichern. Er 'wendet zu diesem Zweck mitunter erhebliche
Mittel auf und geht Verträge ein, die sich auf eine Reihe
von Jahren, ja, bei der Versicherung auf den Todesfall,
auf ein ganzes Menschenleben erstrecken. Ganz gewaltige
Summen werden auf diese Weise von Millionen von Ver-
sicherten den VersicherungsgeseKschaften anvertraut, ohne
daß erstere in der Lage wären, sich bei der Kompliziertheit
der Versicherungstechnik ein Urteil über die Geschäfts-
lage ihrer Gesellschaft zu bilden und ohne daß sie irgend-
welchen Einfluß auf den Gang des Geschäftes, die Art
der Vermögensverwaltung usw. ausüben könnten. Dies
ist um so weniger der f-all, als die Versicherung immer
mehr Gemeingut des Volkes geworden ist und sich nicht
mehr, wie in ihren Anfängen, auf Angehörige der be-
sitzenden Klassen beschränkt, sondern zu den Kreisen
des Mittelstandes, ja, in ständig wachsendem Maße, und
zwar vor allem in der Volksversicherung, auch zu den
Arbeiterklassen herabgestiegen ist. Es sind demnach oft
geschäftsunkundige Personen, denen die Versicherungs-
gesellschaft als der andere Vertragsteil so weit überlegen
erscheint, daß uneingeschränkte Freiheit des Versicherungs-
gewerbes nicht möglich ist. Denn die Konkurrenz der
Gesellschaften untereinander genügt nicht, um Mißbräuche
völlig auszuschließen.
Angesichts der Bedeutung, die die Gesunderhaltung
des Versicherungswesens für die vielen Millionen Ver-
sicherter und damit für die Gesamtheit der Bevölkerung
besitzt, hat es in nahezu allen Kulturstaaten der Staat
,als seine Pflicht erkannt, das Versicherungsgewerbe einer
Aufsicht zu unterwerfen. Diese selbst ist in den einzelnen
Ländern sehr verschieden gestaltet. Einige Staaten haben
sich damit begnügt, den Versicherungsgesellschaften vor-
zuschreiben, über ihre Betriebsverhältnisse und -Ergeb-
nisse zu bestimmten Zeiten öffentlich zu berichten. Man
bezeichnet dieses System der Staatsaufsicht als Publizitäts-
system. Es beruht auf dem Gedanken, daß durch die regel-
mäßige Veröffentlichung der Bilanzen den Versicherten
und allen sonst an der betreffenden Gesellschaft inter-
essierten Personen Gelegenheit zur Kritik und damit die
Möglichkeit zur Abstellung seitens der Kritiker entdeckter
Mißstände gegeben wird.
Das System der gesetzlichen Normativbestimmungen
besteht darin, daß der Staat bestimmte Erfordernisse auf-
stellt, denen die Gesellschaften, die zum Betriebe zu-
gelassen werden wollen, vorher genügt haben müssen.
Die Tätigkeit des Staates beschränkt sich demnach darauf,
zu prüfen, ob die gesetzlichen Vorschriften erfüllt sind.
Eine weitere Kontpolle über den Geschäftsgang übt er bei
diesem System nicht aus.
Wesentlich andere Ziele setzt sich das Konzessions-
system, das man auch als Syst'"'!! der materiellen Staats-
aufsicht bezeichnet. Bei ihm wird eine d:\uernde Ueber-
wachung des gesamten Versiciic. ungsbetriebes und die
Einwirkung auf ihn innerhalb bestimmter Grenzen durch
staatliche Organe angestrebt. Die Staatsaufsicht soll hier
nicht allein durch Prüfungen und Entscheidungen mate-
rieller Art das Entstehen von unsoliden Anstalten hindern,
sondern darüber hinaus bei allen zugelassenen Anstalten
dauernd den gesamten Geschäftsbetrieb im Auge behalten
und darüber wachen, daß von dem genehmigten Gescnäfts-
plan nicht abgewichen wird und in der Geschäftsführung
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
125
keine Mißbräuche Platz greifen, die die Versiclierten ge-
fährden könnten. Auch soll die Staatsaufsicht dort, wo
die Verhältnisse dies geboten erscheinen lassen, durch
Umgestaltung der technischen und finanziellen Grundlagen
des Geschäfts den Bestand und die Leistungsfähigkeit der
Anstalt erhalten, und endlich in Fällen, in denen ein Zu-
sammenbruch sich als unvermeidlich erwies, für recht-
zeitigen Schluß des Betriebes und die möglichst glatte
Abwicklung der Geschäfte sorgen.
Soviel über die verschiedenen Systeme der Staats-
aufsicht. In einem weiteren Artikel wird darüber zu
sprechen sein, welcliem System man den Vorzug ein-
zuräumen hat.
;: ü II II !: BRIEFKASTEN :: :: :: !: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliejt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des binsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezu^s-
(luellcn und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Line
Rücksendung der Manuskripte erfolgt niclil. Schlußtag für Einsen-
diiigeii ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
In dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Kragen und Antworten lehnt die Schnft-
Icitune nachdrücklii h ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwcniligcn Druck-
st ö cTi c zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Fragen
Frage 26. (Wiederholt.) Welche Eingemeindungen haben
in neuerer Zeit stattgefunden, und in welcher Weise sind die
beamteten Techniker in den neuen Verwaltungskörper über-
nommen worden — also welche Stellung und Besoldung ist
ihnen zugebilligt worden?
Frage 45. Für den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes:
sind auch Arrestzellen für Polizeigefangene vorzusehen. Welche
Türen bezw. Doppeltüren finden bei solchen Arrestzellen prak-
tisch Verwendung? Sind in der Gegend von Reuß in neuerer
Zeit Arrestgebäude gebaut worden?
Frage 46. Wie errichtet man am vorteilhaftesten eine
Probierstation zum Ausprobieren der Leistungen, Wirkungsgrade
und Förderhöhen der Zentrifugalpumpen?
Frage 47. In welcher Weise ändert sich der Kraftbedarf
bei Zentrifugalpumpen, wenn statt Wasser dickflüssiges bezw.
dünnflüssiges Oel gefördert wird?
Frage 48. Es wird beabsichtigt, ein Logierhaus mit einem
Abortanbau zu versehen, der im Erd- und L Obergeschoß je einen
Abort erhalten soll. Be- und Entwässerung sind in dem Orte
nicht vorhanden. Außerdem besteht d e Vorschrift, daß Abort-
gruben während der Sommermonate nicht entleert werden dürfen.
Es ist deshalb darauf Wert zu legen, daß die Anlage möglichst
sauber und frei von üblem Geruch ist. Welche Systeme haben
sich bewährt, und welche Firmen führen solche Anlagen aus?
Frage 49. Ich habe mich kürzlich an einer großen Sub-
mission für eine Behörde beteiligt. Nach monatelanger, mühe-
voller und aufreibender Arbeit war es mir gelungen, im Sub-
missions-Termine recht günstig abzuschneiden. In den Be-
dingungen zum Submissionstermine war zwar enthalten, daß nicht
der billigste berücksichtigt werden muß, aber es stand auch
nicht darin, daß einem der teuersten Submittenten gestattet werde,
nach Eröffnung der Submission einen derartigen Nachlaß zu
gewähren, daß er mich noch unterbietet. Ich stehe nun auf dem
Standpunkte, daß ich durch mein mit peinhchster Genauigkeit
bearbeitetes Angebot einen Vorteil geboten habe, den sich die Be-
hörde zu Nutzen gemacht hat, denn wenn mein preiswertes An-
gebot nicht vorgelegen hätte, so hätte für den anderen Sub-
mittenten kein Grund vorgelegen, soviel nachzulassen. Wird
man nun auf dem Klagewege mit Erfolg gegen ein derartiges Ver-
fahren vorgehen können und wenigstens Ersatz für die gehabten
Mühen und Kosten erlangen? Ist einem der Herren Kollegen ein
ähnlicher Fall bekannt geworden, bei welchem vielleicht im
Prozeßverfahren etwas erreicht wurde?
Frage 50. In einer Kirche soll ein gotisches Gewölbe in
Rabitz mit Gips, Leimwasser und Schweinsborstenzusatz her-
gestellt werden. Der Rücken des Gewölbes ragt ins Kirchendach,
dessen Ziegeldeckung mit Zementmörtel vergrätet ist. Ist es mög-
lich, daß sich bei evtl. Eindringen von Regenwasser an der Innen-
seite des Gewölbes nasse Stellen zeigen, die mit der Zeit
zerstörend auf den Gips einwirken können? Können diese
evtl. nassen Stellen durch einen Gipsestrich auf dem Rücken
des Gewölbes oder durch ein Isoliermittel und durch welches
ferngehalten werden? Wie wird die Eiseneinlage am zweck-
mäßigsten gegen Rost geschützt? Zieht dieses Gewölbe, wenn
im Innern der Kirche geheizt wird, während im Dach kalte Luft
sich befindet, Schwitzwasser, und was ist dagegen zu tun?
Ist es angängig, über einen Kirchenraum, der 20 >< Q m groß
ist, ein Gewölbe im Sinne des vorgenannten zu spannen?
Frage 51. Welche Firma liefert Kunstsandsteinnichl (weiß)
und wie ist der Vorgang zur Aufbringung desselben auf Zement-
beton (z. B. auf ein Gewände)?
Frage 52. Welche Firma liefert die in den sogenannten
Kunstgranitsteinplatten enthaltenen roten Steinchen?
Anlworten
Zur Frage 470. (Heft 51, 1910.) Nasse Flurwand. Da
scheinen doch besondere Ursachen vorzuliegen, die die Frage
nicht erkennen läßt. Offenbar ist die Wand unfähig, die aus
der Luft abgeschiedene Feuchtigkeit aufzusaugen, was seinen
Grund entweder in dauernder Sättigung des Mauerwerkes hat
(mangelhafte Isolierung oder verborgener Wasserzufluß), — oder
der Ueberzug ist mehr oder weniger wasserdicht. (Oelfarbe, Ze-
mentputz.) Im ersten Falle wäre die Isolierung zu verbessern
bezw. der Zufluß zu beseitigen oder eines der bekannten Er-
satzmittel (z. B. Kosmosfalzplatten mit porigem Putz) zu
verwenden; im zweiten Falle wäre der dichte Ueberzug durch
porigen Putz zu ersetzen.
W. J. Schultz, Mitgl.-Nr. 49 330.
Zur Frage 23. Säurefeste Grube. I. Kleiden Sie Sohle
und Wände entweder mit Klinkern, Birkenwerder (bei Berlin)
oder Hartgußglasplatten der Glasindustrie vorm. Fr. Siemens-
Dresden aus. Die säurefeste Mörtelmischung gibt Ihnen Dr.
Noerdlinger, Chem. Fabrik, Flörsheiin a. M., an. -m.
II. Empfohlen wird Dr. Roths „Inertol" (D. R. P.). Haupt-
vertreter Industrie- und Vertriebsgesellschaft Schäfer und Kohl-
rausch, Hannover. Mitgl.-Nr. 12 592.
Zur Frage 28. Giebelüberdachung. An einem Giebel ist
nicht alle Tage zwecks Reparatur heranzukommen, deshalb meine
ich, muß der Uebelstand gründlich und dauernd beseitigt werden.
Fragesteller scheint in erster Linie Anstrich- oder Tränkungs-
mittel zur Beseitigung des Schadens im Auge zu haben. Ich
rate jedoch von jedem derartigen Versuch ab, da die Wirkung
nur vorübergehend sein wird. Kommen ästhetische Gesichts-
punkte für die Farbwahl einer Dichtung in Betracht, schlage ich
als Abdeckung des Mauerwerks rote Sandstein-Abdeckplatten,
10 cm stark mit Abwässerung und beiderseitigen 5 cm breiten
Ueberstand, sodann noch Kupferblechabdeckung mit Wülsten
oder endlich Bleiabdeckung vor. Ein weiterer Vorschlag wäre
die Entfernung der Rollschicht, Abdeckung der Mauer mit
Tectolit oder sonstiger Asphallisolierpappe und Wiederaufmaue-
rung der Rollschicht. Es wird bei den Vorschlägen voraus-
gesetzt, daß der Dachanschluß an die Giebelmauer einwandfrei jst.
K 1 e i n s o r g e.
Zur Frage 29. Entwässerungsanlage. Die Frage nach
Leistung, Toürenzahl und Kraftbedarf der Pumpe kann zu-
verlässig nur der Erbauer derselben beantworten. Es dürften
rninutlich etwa 4 bis 7 cbm geleistet und dazu 5 bis 8 Pferde-
stärken gebraucht werden. Ob das für die Entwässerung genügt,
ist sehr davon abhängig, welche Zuflüsse vorhanden und wie
groß dieselben sind. In Betracht kommen 1. die Niederschläge,
2. die Zuläufe, 3. evtl. vorhandenes Druck- oder Sickerwasser
aus dem durchlässigen Grund oder etwaiges Quellwasser. Daß
die vorhandene Anlage unzureichend ist, geht aus folgender
Betrachtung hervor. Das fragt. Gebiet ist 7 qkm = 7 000 000 qni
groß.' Jedes mm Niederschlagshöhe bringt sonach 7 000 000
Liter, = 7000 cbm. Die Leistung der Pumpe von 7 cbm pro
Minute beträgt pro Tag in 20 Betriebsstunden 7 ■ 20 • 60
= 8400 cbm. Die Pumpe würde sonach bei = 1>2 mm
Niederschlagshöhe pro Tag eben im Stande sein, den Beharrungs-
zustand zu halten, wenn Zuflüsse nicht vorhanden sind. Die
Durchschnittsniederschlagshöhe für Deutschland betrug im
Januar 1911 rund 28 mm. Wenn die Angelegenheit weiter ver-
folgt werden soll, bin ich gern bereit, Ihnen mit Rat und Tat zur
Hand zu gehen. Meine Adresse würden Sie bei der Schriftleitung
erfahren. Kr.
Zur Frage 30. Störung des Nachbars durch Konzert.
F-in Vorschlag zur Eindämmung der Störung kann ohne Kennt-
nis der Oertlichkeit, Bauart beider Gebäude, Lage der Fenster und
Musikpodium überhaupt nicht gemacht werden. Mir hat bei
Musikstörung durch Klavier die Aufführung einer 6 cm starken
Gipsdielenwand in 10 cm Wandabstand gute Dienste getan.
Der Luftraum wurde mit Torfmull gefüllt. Kl. in P.
126
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 8
Mitteilungen aus dem Verbände
XXXII. Liste der Besucher des Erholungsheims
(vom 5. bis 18. Januar 1911).
8Q2 Berth. Baumer, Chem., Unterwellenborn. 893 Heinr.
Hagestedt, Bautechn., Ostercappeln. 894 Otto Sommer, Baumstr.,
Leipzig. 895 A. Lenz, Ing., Dortmund. 896 J. Wührmann, Ing.,
Frankfurt a. M. 897 Arthur Kahnt, Baumstr., Leipzig. 898 Kurt
Friedrich, Baumstr., Leipzig. 899 Wilhelm Günther, Baumstr.,
Leipzig. 900 Paul Daeumich, Ziegeleibesitzer, Gautzsch-Leipzig.
901 Emil Jauig, Baumeister, Leipzig. 902 Ernst Schulz, Architekt,
Danzig. 903 Alex. Schwenkler, Geom., Berlin-Groß-Lichtertclde.
904 Rob. Baidamm, Architekt, Dortmund. 905 Karl Schreier,
Ing., Mülheim a. Rh. 906 A. Wietick, Arch., Kaiserslautern.
907 G. Hohler, Ing., Königsberg i. Pr. 908 K. Tramm, Bausekr.,
Dresden. 909 W. Haarstrich, Bauf., Harburg. 910 A. Vogeisang,
Techn. Sekr., Wilhelmshaven. 911 G. Frahm, Architekt, Biele-
feld. 912 Bruno Löser, Ing., Frankfurt a. M. 913 Ernst Papen-
roth, Bauführer, Magdeburg. 914 Carl Rommel, Baumstr., Berlin.
915 Paul Beyer, Architekt, Stettin. 916 Emil Sander, ßau-
assistent, Braunschweig. 917 G. Gaedtke, Kassierer des
D. T.-V., Berlin. 918. O. Sippach, Ing., Waldenburg i. Schles.
919 E. Mühlenkamp, Stadtbauführer, Metz. 920 Rieh. Hochstein,
Stadtbauführer, Königshütte. 921 C. Becker, Architekt, Cassel.
922 E. Frischmuth, Ing., Berlin. 923 Uffo Berger, Städt. Woh-
nungsinspektor, Elberfeld. 924 Carl Kloß, Arch., Danzig. 925
Oskar Schweißfurth, Vermess.-Assistent, Elberfeld. 926 Otto
Schneider, Ing., Halle a. S. 927 Otto Thuß, Ing., Breslau.
928 Emil Arndt, Ing., Friedenau. 929 Gustav Krüger, Ing.,
Charlottenburg. 930 Hermann Knütter, Architekt, Berlin. 931
Guido Schmidt, Baumstr., Plauen. 932 Arthur Gawehn, Feld-
messer, Dresden. 933 Emil Bayer, Ing., Stuttgart. 934 Jakob
Bender, Architekt, München. 935 Dr. Günther, Privatdozent,
Berlin. 936 H. Kaufmann, Architekt, Berlin. 937 F. Kobarg,
Bauamtsassist., Kiel. 938 E. Rohr, Ing., Charlottenburg. 939
Bruno Heinrich, Bausekr., Posen. 940 E. Schubert, Red. der
D. T.-Z., Berlin. 941 Wilh. Deutsch, Ing., Saarbrücken. 942
Arthur Seeger, Architekt, Spandau. 943 L. Leidenfrost, Ing.,
Erfurt. 944 P. Isbrandt, Bauass., Rybnik (O.-Schles.). 945 Bernh.
Eberl, Zimmermstr., Königswalde, 946 Hans Mehring, Maurer-
meister, Cottbus.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,U. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sem müssin. Die Majiusknpte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
bcsrhnchcncn Blättern ein^iercit lit werden. Bei jeder t:insenJung ist am Kopfe
sus7ulüllen: Vrs. = Vorsitzenda-, V. u. O. = Vcrsammlungsiag und Ort,
Br. A. = Biicfaufscfirift. — Anzeigen über Vergnügungen, Feslliclikejten usw.
sind überliaupt von der Veröffentliciiun« in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gero
zur Verfügung.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringendst ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend mögl ch zu fassen. Insbeson-
titre gilt dies von Jahresberi hten, deren Wiedergabe in der so oft
noch gewünschten Ausführlichkeit ganz unmöglich ist.
Die Schriftleitung.
Bezirks Verwaltungen
Brandenburg. Seitens der Direktion der Urania, Tauben-
straße 48/49 sind uns eine beschränkte Anzahl von Eintritts-
karten für den Vortragszyklus über die Fortschritte der deut-
schen Industrie und Technik kostenlos zugestellt worden. Die
Karten werden unseren Mitgliedern auf Wunsch im Verbands-
bureau verabfolgt.
Cliemnitz. Br.-A. : O. Geßner, Sonnenstr. 8. Am Montag,
20. Februar, abends 8 Uhr, findet die Jahreshauptversammlung
im Saale des Hotels „Roter Hirsch" statt. Tagesordnung:
1. Jahresbericht. 2. Bericht der Zweigvereine. 3. Kassenbericht.
4. Bericht der Revisoren. 5. Jahresvoranschlag. 6. Ergänzungs-
wahl des Vorstandes. 7. Anträge. 8. Verschiedenes. Es wird
um rege Beteiligung gebeten.
Norddeutsche. IX. Bezirkstag. Wegen unvorher-
gesehener Behinderung des Herrn Arch. Kaufmann, Berlin kann
der nach Schluß der Verhandlungen vorgesehene Vortrag nicht
stattfinden. Als Ersatz hat Herr Ing. Behrens, Kiel ein Referat
übernommen über: ,,Gesetzentwurf der Pensions-
versicherung für P r i V a t a n g e s t e 1 1 1 c". Kollege
Behrens wird sein Referat zwischen Punkt 5 und 6 der Tages-
ordnung vortragen. ,
Oberschlesien. Am Sonntag, 19. Februar, findet in
Königshütte, Hotel Graf Reden, eine Wander Ver-
sammlung statt. Tagesordnung: 3 Uhr nachmittags Zu-
sammentritt des Preisrichterkollegiums in Sachen „Stiftungs-
urkunde für das oberschlesische Zimmer im Erholungsheim".
4 Uhr Wanderversammlung. 1. Mitteilungen. 2. Referate:
a) die Stellenvermittlung, b) die Stellenlosenunterstützungsk;isse
des Deutschen Techniker-Verbandes, c) Pensionsversicherung der
Privatangestellten. 3. Einberufung der Baupolizei-Kommission.
4. Einzclmitglieder- Versammlungen in Kreuzburg und Cosel.
5. Frühjahrs-Bezirkstag in Ratibor. 6. Verschiedenes. 5 Uhr
Bekanntgabe des Ergebnisses des Preisausschreibens. Wir geben
uns der Hoffnung hin, daß die geehrten Mitglieder auch für diese
Wanderversammlung einige Stunden den allgemeinen Standes-
interessen widmen werden.
Pommern. Vors. und Br.-A.: Paul Beyer, Stettin, Ober-
wiek 70 II. Unser 6. Bezirkstag findet am 26. Februar
dieses Jahres in Stettin, Randower Molkerei, Falkenwalder-
straße 19, statt. Beginn 972 L'hr vormittags. Tagesordnung
für den Bezirkstag wie in fieft 1 bekanntgegeben. Am Sonn-
abend, 25. Februar, abends 8V2 Uhr, findet im Konzerthaus
Augustastr. 48 eine Agitations Versammlung statt, in
welcher Kollege Schubert über „Die Wertschätzung
der geistigen technischen Arbeit" sprechen wird.
Wir bitten die Herren Delegierten der auswärtigen Vereine
auch schon an diesem Vortrag teilnehmen zu wollen und er-
warten von den hiesigen Kollegen ein pünktliches und zahl-
reiches Erscheinen.
Zweigvereinei
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Die Besichtigung der
Urnenha.le des Vereins für Feuerbestattung auf dem städtischen
Friedhof, Gerichtsstr. 37 bis 38, in der Nähe des Nettelbeckplatzes
und der Müllerstraße, mit gleichzeitigem informatorischem Vor-
trag findet am Sonntag, 19. Februar, vormittags präzis 10 Uhr,
statt. Die Teilnehmer wollen mit Rücksicht auf den Vortrag „Ein-
führung der Feuerbestattung in Preußen" pünktlich erscheinen.
Die Besichtigung dieses neuzeitlichen Berliner Bauwerks ist
wegen der hervorragenden Ausführung außerordentlich inter-
essant. — Eintrittskarten für den Sportpalast, Potsdamer Straße,
sind im Vorzugspreise von 0,75 M im Verbandsbureau zu haben.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Br.-A. : Rob.
Donix, Chemnitz, Elisenstraße 5. Vereinslokal: Hotel Roter
Hirsch. — Nach den letzten Wahlen stellt sich der Vorstand
wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Rob. Donix; 2. Vors.:
Paul Melzer; Kassierer: L. Sonntag; 1. Schriftführer: Karl
Schauseil; 2. Schriftf.: Karl Uhlich; 3. Schriftf.: Willy Harz-
becker; 1. Bücherverwalter: Oswin Richter; 2. Büchcrverw. :
Paul Großer; Beisitzer: Paul Engelmann und Max Vogt. Adr.
des Kassierers: L. Sonntag, Ing., Chemnitz, Heinrich-Beckslr. 49.
Alle Adressenänderungen sind zu richten an den 1. Schriftfülirer
Ing. Karl Schauseil, Chemnitz, Ludwigstraße 43.
Danzig. „Hütte." Br.-A.: Stadtbausekretär Hackbarth,
Danzig, Kohlenmarkt 24. Die letzte Sitzung wurde als außer-
ordentliche Hauptversammlung einberufen, da in derselben die
Festsetzung der neuen Statuten, entsprechend den neuen Ver-
bandssatzungen, stattfinden sollte. Ferner mußte die Höhe des
den neuen Verbandsbeiträgen entsprechenden Gesamtbeitrags
festgesetzt werden. Der Antrag des Vorsitzenden auf Erhebung
eines Gesamtbeitrages von 21 M wurde abgelehnt und dafür
die Höhe von 22 M festgesetzt. Die Satzungen wurden dem
Vorstand nochmals zur genaueren Vorberatung überwiesen. Die
Broschüre des Werkmeister-Verbandes über die Privatbeamten-
versicherung wurde zum Ankauf empfohlen, desgl. wurden für
diC' vom Hansa-Bund veranstalteten staatsbürgerlichen Fort-
bildungskurse die AAitglieder Strauch und Hübschmann als Teil-
nehmer auf Vereinskosten ausgewählt.
Heft 8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
127
Dresden. Verein Deutscher Vermessungstech-
niker. Vereinslokal: Gewerbehaus. Sitzungen an jedem 1.
und 3. Dienstag im Monat. In der am 4. d. M. abgehaltenen
Jahreshauptversammlung wurde der Gesamtvorstand wie folgt
neu gewählt: Kol!. Ad. Peschel 1. Vors., H. Adam 2. Vors.,
A. Martin Kassierer, P. Nestmann 1. Schriftführer, R. Richter
2. Schriftführer, E. Johne Bücherwart, zu Kassenprüfern Koil.
Görner und Metzner. Briefadresse: Geometer Adolf Peschel,
Dresden-A. 1, Könneritz-Straße 23. Gleichzeitig sei noch
auf den am 4. März im Vereinslokal stattfindenden Vortrag
über „Erlebnisse eines Vermessungs-Technikers in Deutsch-Neu-
Guinea" aufmerksam gemacht und werden die Kollegen gebeten,
hierzu recht zahlreich zu erscheinen.
Greifswald. Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A. :
C. Rost, Greifsvvald, Baderstr. 24. Am Sonnabend, 18. Februar
dieses Jahres, Versammlung im Vereinslokal, Restaurant „Zur
grünen Linde". Tagesordnung: 1. Verlesen des letzten Sitzungs-
berichtes. 2. Der Entwurf eines Versicherungsgesetzes für An-
gestellte. 3. Anträge zum 6. Bezirkstag. 4. Beitragszahlung.
5. Mitteilungen und Anträge. Wir bitten um vollzähliges Er-
scheinen unserer Mitglieder. Gäste sind stets willkommen.
Hamburg,. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Wegen eines Formfehlers für die Eintragung des Vorstandes beim
Amtsgerichte findet eine nochmalige Generalversammlung am
Dienstag, 21. Februar d. J., präzise Q Uhr abends, im Vereins-
lokale, Bürger-Kasino, Gr. Allee Nr. 55 statt. Tagesordnung:
1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Halbschichtige Neuwahl
der zweiten Vorstandsmitglieder und Ersatzwahl des ersten
Schriftführers. 3. Empfangnahme der Jahrbücher; ein Versand
findet in diesem Jahre an Mitglieder nicht statt. 4. Gratisvertei-
lung von Hilfstabellen für Säulenberechnung nach Setmajer.
5. Technische Fragen. 6. Verschiedenes. — Die Herren Vereins-
und Verbandskollegen werden gebeten, ihre Vereins- und Ver-
bandsbeiträge, wenn irgend angängig, in den Versammlungen zu
entrichten. — Da in dieser Versammlung 1/4 der Mitglieder zur
Beschlußfassung nötig sind, ist das Erscheinen eines jeden Mit-
gliedes dringend notwendig.
Herne i. W. Technische Vereinigung. Wir ver-
anstalten am Donnerstag, 23. d. Mts., abends S'/j Uhr, im Hotel
Schlenkhoff eine öffentliche Versammlung, in welcher Herr Ing.
A. Lenz einen Vortrag über die Privatbeamtenver-
sicherung halten wird. Wir bitten die verehrl. Nachbar-
vereine sowie Einzelmitglieder zahlreich an der Versammlung
teilzunehmen.
Kiel. Technischer Verein. Auf die am Dienstag,
21. d. Mts., abends 8V2 Uhr, stattfindende öffentliche Versamm-
lung in unserm Vereinslokal Patzenhofer, Falckstr. 121, sei
hiermit nochmals aufmerksam gemacht. Dortselbst wird unser
Verbandsbeamter, Herr Architekt Kaufmann, referieren. Es ist
Pflicht eines jeden Mitgliedes, zu erscheinen.
Magdeburg. Technischer Verein „Hütt e". Brief-
adresse: Ing. Hoffmann, Basedowstr. 4 11. Die am 13. Januar
stattgefundene Vorstandswahl ergab: Vorsitzender: Herr A. Hoff-
mann; 1. Schriftführer: Herr H. Schmidt; Kassierer: Herr
R. Fuchs; 2. Schriftführer: Herr A. Gabler; Archivar: Herr
R. Preis; 1. Beisitzer: Herr A. Kaatz; 2. Beisitzer: Herr F. Leucke.
Marktredwitz. Techniker-Verein Marktredwitz
und Umgebung (Bayern). Die Neuwahl des Vorstandes in
der Generalversammlung am 11. Januar 1911 ergab folgendes
Resultat: 1. Vorsitzender: Herr Amtstechniker Karl Sievert
(wiedergewählt); 2. Vorsitzender: Herr Bauführer Hans Fischer
(neugewählt); Kassier: Herr Ingenieur Christian Hetz (wieder-
gewählt, Schriftführer: Herr Ingenieur Franz Rippl (neu-
gewählt); Vertrauensmann: Herr Inge nieur Rud \i Goiler (wieder-
gewählt). Für das neue Jahr sind eine größere Anzahl Vor-
träge geplant; ferner werden mehrere Exkursionen in hiesige
und auswärtige größere Unternehmungen stattfinden.
Minden i. W. Technischer Verein. Br.-A. : Herrn
Friedrich Wiechmann, Minden, Fischerglacis 7. Kassenadresse:
Herrn Gerhard Lampe, Minden, Hahlerstraße 57. V. u. O.:
jeden 1. und 3. Mittwoch im Vereinslokal „Zum grünen Wenzel",
Obermarktstraße. In der am 10. Januar IQll stattgefundenen
Generalversammlung wurden sämtliche Vorstandsmitglieder
wiedergewählt, so daß der Vorstand für das Jahr 1911 sich aus
folgenden Herren zusammensetzt: Techniker Friedr. Wiech-
mann, 1. Vorsitzender, Techniker Carl Vockeroth, 2. Vorsitzender,
Techniker Gerh. Lampe, Kassierer, Techniker Chr. Kleine,
1. Schriftführer, Techniker Max Zimmerling, 2. Schriftführer.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Rodult GoUe, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. — Am Sonnabend,
25. d. Mts., veranstaltet der D. T.-V., Bezirksverwaltung Pommern,
abends S'/o Uhr, im Polytechnischen Saale des Konzerthauses
eine öffentliche Versammlung. Referent: Herr Architekt E.
R. S ch u b e rt- Berlin, über: „Wertschätzung der
geistigen technischen Arbei t". Wir bitten um zahl-
reiches Erscheinen. Gäste willkommen. — Im Anschluß findet
am Sonntag, 26., der 6. Bezirkstag statt. Zu den Verhand-
lungen sind die Herren Mitglieder freundlichst eingeladen. Die
Zeit und das Lokal wird in den Tageszeitungen bekanntgegeben.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „D resdner Bauhütt e." Vereins!okal : „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 11. Vors.: Baumeister F. Seventt, Rade-
beul, Albertstr. 7. Kassierer: Baumeister R. Gladewitz, Dres-
den-N., Konradstraße 10. Donnerstag, 23. Februar, Versamm-
lung im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Eingänge, 2. Vortrag
des Herrn Baumeister W. Ebert über: „Geschichte des Kur-
länder Palais". 3. Wichtige innere Vereinsangelegenheiten. Die
Herren Mitglieder werden ersucht, sich recht zahlreich einzu-
finden. Gäste sind herzlich willkommen. Ferner werden die
Herren Mitglieder ersucht, Adressenänderungen umgehend an den
Schriftführer bekannt zu geben und Absatz 6 der Geschäfts-
ordnung — betr. die Beiträge — zu beachten, um unliebsame
Störungen in den Kassengeschäften zu vermeiden, desgl. Ab-
satz 27.
Techniker in der Industrie.
Bezirk Groß-Berlin. Br.-A.: Bernhard Leipziger, Rixdorf,
Juliusstr. 36/37. V. u.O.: Jeden ersten Mittwoch im Monat
im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstr. 138, an der Weiden-
dammer Brücke. Unsere nächste Mitgliederversammlung findet
am 1. März 1911, pünktlich Uhr, im Vereinslokale mit nach-
folgender Tagesordnung statt: 1. Geschäftliches. 2. Erginzungs-
wahl des 1. Vorsitzenden. 3. Bericht über den Bezirkstag.
4. Namensänderung des Vereines. 5. Verschiedenes. Vielen
Wünschen unserer Mitgliederkreise Rechnung tragend, haben wir
unser Versammlungslokal nach dem oben beze ebneten Restau-
rant verlegt. Wir erwarten nun aber auch, daß uns die Mit-
glieder in dem neuen Vereinslokale durch rege Anteilnahme an
allen Veranstaltungen sowie pünktliches und vollzähl ges Er-
scheinen in jeder Weise unterstützen. Die Beiträge (1,75 M pro
Monat) ersuchen wir möglichst umgehend an den Kassierer,
Kollegen C. Staberow, Berlin O, 98, Markgrafendamm 5, ein-
zusenden. Geldsendungen bitten wir stets 5 Pfg. Bestellgeld
beizufügen.
Staatstechniker.
Landesvcrcin Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
t e c h n i k e r. Vrs. : Bausekretär K. Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Tethniker-Verein.
Wir bitten unsere Chemnitzer Vereins-Kollegen, sich recht zahl-
reich an der am 19. Februar (Sonntag) stattfindenden Jahres-
hauptversammlung des Landes-Vereins in unserem Vereinslokale,
Restaurant Moritzburg, zu beteiligen. Die nächste Versamm-
lung findet am Donnerstag, 2. März, statt.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41,11.
Mittwoch, 22. Februar, abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißner
Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Eingänge. 2. Be-
richt über die Jahreshauptversammlung des Landesvereins.
3. Wichtige Standesangelegenheiten. 4. Besprechung unseres
Programms. 5. Verschiedenes. Zahlreiches Erscheinen dringend
erforderlich. Die Beiträge sind an den Schatzmeister Herrn
Frank Dresden-A. 14, Strehlener Straße IcII (Mtb.) abzuführen.
IWir bringen hiermit zur gefl. Kenntnis, daß unser lang-
jähriges Mitglied
Herr F. C. Kaufmann
Architekt, Bau- und Steinmetzmeister
in Berneck i. F. am 8. ds. Mts. nach längerem schweren
Leiden sanft entschlafen ist.
Wir werden dem dahingeschiedenen Kollegen, als Vor-
bild treuer Pflichterfüllung, stets ein ehrendes Andenken
bewahren. H
Techniker-Verein Bayreuth e. V, ||
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung
sind von der Firma Berliner Buchbinderei Wübben & Co.,
Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 9, zum Preise von 1 M für
das Stück zuzüglich 50 Pfg. bezw. 25 Pfg. für Porto zu be-
ziehen. Um den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen,
sind zwei Rückenstärken (Decke A mit Anzeigen, Decke B
ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Bestellungen
ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird
und für welchen lahrgang.
128
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 8
Stellen-Angebote
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
378 für eine Prismengesellschaft in Rixdorf sofort ein mit
Berliner Verhältnissen durchaus vertrauter Techniker, gewandter
Akquisiteur und sicher im Aufmaß, sowie in Konstruktion. Ge-
halt nach Vereinbarung oder aber nur gegen Provision. An-
gebote unter 378 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
379 für eine Eisenbetonfirma in Hagen i. W. sofort ein
junger Techniker. Gehalt 120 M. Angebote unter 379 an die
Geschäftsstelle für .Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
380 für ein Baugeschäft in Braunschweig sofort ein tüch-
tiger Bautechniker, sauberer Zeichner, besonders in Statik und
im Veranschlagen erfahren. Gehalt bis 180 M, evtl., mehr.
Angebote unter 380 an die Zweigstelle Braunschweig, z. H.
des Herrn G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
381 für ein Baugeschäft in Löbau i. Westpr. sofort ein
junger Bautechniker, gelernter Zimmerer. Angebote unter 381
an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-
Langfuhr, Hertastraße 17.
382 für einen Maurermeister in Greiz zum 1. oder 15. März
ein Bautechniker, flotter Zeichner, firm im Entwerfen und
Veranschlagen. Gehalt 150 M. Stellung evtl. dauernd. An-
gebote unter 382 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
405 für ein Architekturbureau in Dessau sofort ein Bau-
techniker, ca. 25 Jahre alt, im Veranschlagen durchaus er-
fahren. Gehalt 150 bis 160 M. Angebote unter 405 an die Zweig-
stelle Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann, Kaiserstraße 103.
406 für ein Architekturbureau in Pforzheim spätestens zum
1. März 1911 ein erfahrener durchaus tüchtiger und selbständiger
Bautechniker zur Leitung eines größeren Neubaues. Bauzeit
zirka zwei Jahre. Gehalt 230 bis 250 M. Nur für absolut zu-
verlässige und selbständige Bewerber. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 406 an Herrn Dahl, Pforzheim, Holzgarten-
straße 133 zur Weiterbeförderung.
407 für ein Marine-Artillerie-Depot in Wilhelmshaven so-
fort ein tüchtiger Bautechniker für Bureau und Baustelle. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 407 an die Zweigstelle
Bremen, z. H. des Herrn O. Krause, Neustadts Contrescarpe 70.
408 für ein Stadtbauamt in Thüringen sofort ein jüngerer
Bautechniker zur Aushilfe auf 5 bis 6 Monate. Gehalt 120 M.
Angebote unter 408 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
409 für ein Stadtbauamt in der Nähe von Frankfurt a, M.
sofort ein tüchtiger im Krankenhausneubau erfahrener Techniker
auf 4 bis 5 Monate. Gehalt 200 bis 250 M. Angebote unter 409
an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn J. Wührmann,
Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
410 von einer größeren Eisenbetonfirma in München sofort
ein tüchtiger Eisenbetontechniker mit mehrjähriger Praxis, für
statische Berechnungen. Stellung dauernd. Angebote unter 410
an den Münchener Techniker-Verein, Arnulfstraße 26.
411 für ein Baugeschäft in Staßfurt auf zwei Monate ein
tüchtiger Bautechniker für Bureauarbeiten. Angebote unter 411'
an die Zweigstelle tMagdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann,
Kaiserstraße 103.
412 von der Straßenbahnverwaltung in Recklinghausen so-
fort ein Tiefbautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule
(Wegebauabteilung) für Bureau und Baustelle. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 412 an die Geschäftsstelle für Rheinland
und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. 94.
413 für ein Kgl. Hochbauamt in Oels sofort auf zwei
Monate ein tüchtiger Hochbautechniker zur Ausarbeitung des
ausführlichen Entwurfes für ein mehrklassiges Volksschulliaus
und zwei Lehrerwohnhäuser. Erfahrung im Entwerfen und
Veranschlagen erforderlich. Gehalt bis 175 M. Angebote unter
413 an die Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner,
Breslau 8, Webskystraße 11.
414 nach Festenberg i. Schi, sofort ein tüchtiger Hoch-
bautechniker, guter Zeichner, sicher im Veranschlagen. Ge-
halt 150 M. Angebote unter 414 an die Zweigstelle Breslau, wie
unter 413.
415 für einen Maurermeister in Niederrydultau i. Schi,
sofort ein Bautechniker mit allen vorkommenden Arbeiten ver-
traut und in Architektur geübt. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 415 an die Hauptstelle Berhn SW., Markgrafenstraße 94.
416 für das Baubureau einer größeren Schiffswerft Nord-
westdeutschlands sofort ein tüchtiger Bautechniker mit zwei-
bis dreijähriger Bureaupraxis, im Anfertigen von Bauzeichnungen,
kleinen Eisenkonstruktionen und statischen Berechnungen er-
fahren. Gehalt bis 150 M. Angebote unter 416 an die Zweig-
stelle Bremen, z. H. des Herrn O. Krause, Neustadts Contres-
carpe 70.
417 für einen Hofmaurermeister in Thüringen sofort ein
tüchtiger Bautechniker, gelernter Zimmerer, nicht unter 26 Jahre
alt, möglichst verheiratet, für Werkplatz und Bureau (Abrech-
nung und Löhne). Stellung dauernd. Anfangsgehalt 180 M.
Angebote unter 417 an die Zweigstelle Erfurt, z. H. des Herrn
L. Leidenfrost, Scharnhorststraße 18.
419 für ein Kanalbauamt in Dithmarschen sofort ein jüngerer
Tiefbautechniker für das technische Bureau, möglichst mit
einiger Erfahrung. Angebote unter 419 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
420 nach Charlottenburg sofort ein gewandter Tiefbau-
techniker, sehr sauberer Zeichner, für Bureauarbeiten. Gehalt
120 bis 150 M. Angebote ;unter 420 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
421 für ein Baugeschäft mit Holzbearbeitungsfabrik in
Pankow zum 1. April 1911 ein Techniker für Hoch- und l iefbau.
Gehalt 125 bis 150 M. Angebote unter 421 an die Hauptstellc
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
422 nach Karlshorst bei Berlin sofort ein äußerst gewandter
Hochbautechniker. Erste Kraft im Veranschlagen, in Kalku-
lation und Bauleitung. Gehalt ca. 250 M. Angebote schnellstens
unter 422 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
424 nach Nordenham für ein Architekturbureau sofort ein
Techniker, gewandt und energisch im Bureau und auf der Bau-
stelle. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 424 an die Zweig-
stelle Bremen, z. H. des Herrn O. Krause, Neustadts Contres-
carpe 70.
425 für eine Behörde in Neidenburg in Ostpr. sofort ein
älterer Bautechniker zur Unterstützung bei der örtlichen Leitung
eines Kirchenbaues. Bewerber muß in der Aus.^ührung von
Staatsbauten Erfahrung haben. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 425 an die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn W.
Lehmann; Kaiserstr. 103.
426 für eine Behörde in Greifswald sofort ein erfahrener
Hochbautechniker, sicherer Statiker, zur Prüfung von Bau-
polizei-Gesuchen auf 4 Monate. Gehalt 150 M. Angebote mit
Antrittstermin unter 426 an die Zweigstelle Stettin, z. H. des
Herrn G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
427 für einen Architekten in Herborn, Bez. Wiesbaden,
sofort ein jüngerer Hochbautechniker oder Architekt, im Ent-
werfen und Veranschlagen erfahren, für Bureau und Baustelle.
Stellung vorübergehend. Angebote mit Gehaltsansprüchen und
Skizzen unter 427 an die Zweigstelle Wiesbaden, z. H. des
Herrn F. Wunder, Blücherstr. 24.
428 für ein Hochbauamt in Prenzlau sofort ein erfahrener
Hochbautechniker, ledig, für Entwurf xmd Bauleitung. Stellungs-
dauer l'/i Jahr. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 428 an
die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
429 von einer A.-G. für Holzbearbeitung in Posen sofort
ein Techniker, gelernter Zimmerer, möglichst mit dem Einjährig-
Freiwilligen-Zeugnis, nicht unter 30 Jahre alt, flott im Kon-
struieren für Holzarbeiten, statische Berechnungen, Perspektive
und Aquarellieren. Mindestgehalt 150 M, bei guten l.eistungen
bedeutend höher. Stellung evtl. dauernd. Angebote unter 429
an die Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautechniker König,
Bülowstraße 11.
430 für eine Behörde in Pforzheim sofort ein Bauaufsichts-
beamter, zur Beaufsichtigung der Baustellen und Unterstützung
bei den Geschäften der Ürtsbaukontrolle, der längere Zeit auf
Bauten im Dienste von Unternehmern tätig war und nicht luiter
30 Jahre alt ist. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter 430
an Herrn Dahl, Pforzheim, Holzgartenstraße 133 zur Weiler-
beförderimg.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße Q4
XXVIII. Jahrgang, Heft 9 Schrittieitung: e. Rieh. Schuberi, Berlin. 25. FcbruarlOll
Inhalt: Die neuen Sätze unserer Stellenlosenunterslützungskasse — Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke - Staiidesbewegung — Rechtsfragen - Briefkasten
Mitteilungen aus dem Verbände.
Die neuen Sätze unserer Stellenlosenunterstützungskasse
Von Bauingenieur QORNIK, Berlin.
Die Zeit liegt noch nicht so weit hinter uns, wo
man die Stellenlosigkeit der Angestellten nicht als einen
Ausfluß der modernen \virtschaftiichen Entwicklung unserer
Nation betrachtete, sondern sie als ein Mißgeschick des
einzelnen auffaßte. Der Privatbeamte, der seine Stellung
verloren hatte, und 'dem es in der Folgezeit nicht gelang,
rasch eine neue Wirksamkeit zu finden, wurde eben vom
Schicksal hart verfolgt und allgemein bemitleidet. Dem-
gemäß trachteten früher die Organisationen danach, ihren
stellenlosen Mitgliedern durch Unterstützungen über die
traurigen Folgen unverschuldeter Arbeitslosigkeit hinweg-
zuhelfen. Diese Unterstützungen hatten jedoch mehr den
Charakter einer Wohltätigkeit. Als aber immer weitete
Kreise von dem sozialen Uebel unverschuldeter Arbeits-
losigkeit getroffen wurden, und die sozialen Schäden
ihre Schatten nicht nur über den persönlich davon Be-
troffenen, sondern über den ganzen Beruf auswarfen, da
waren es wiederum die Verbände, die zuerst ihre Hand
an diese Wunde legten. So waren es beispielsweise noch
im Jahre 1906 erst rund 100 000 Angestellte, die durch
ihre Organisation Stellenlosenunterstützung erhielten, wäh-
rend ihre Zahl heute auf über 500 000 gestiegen ist.
Man hat die Ursachen der Stellenlosigkeit erkannt
in den wirtschaftlichen Krisen, in der Konzentration,
der Industrie zu Riesenbetrieben, der ungemein raschen
Bevölkerungszunahme und nicht zuletzt in dem Bestreben
der handarbeitenden Klassen, ihren Kindern eine angeblich
bessere soziale und wirtschaftliche Position zu sichern.
Mögen auch noch 'weitere Erscheinungen für eine Arbeits-
losigkeit sprechen, in ihren Hauptursachen darf man sie
aber auf die oben skizzierten Vorgänge zurückführen.
Nachdem die Angestellten-Organisationen erkannt
hatten, daß die meisten ihrer Mitglieder unverschuldet
stellenlos wurden, daß diese gern arbeiten würden, wenn
ihnen nur Gelegenheit zu einer beruflichen Tätigkeit ge-
boten wird, zögerten sie keinen Augenblick, nach Mitteln
Umschau zu halten, um ihre Mitglieder vor dem Elend, das
die Arbeitslosigkeit nach sich zieht, zu bewahren. Die
Angestellten-Organisationen schufen Stellenlosen-Unter-
stützungskassen. Ein jedes Mitglied hatte bei unverschul-
deter Stellenlosigkeit ein Anrecht auf Unterstützung durch
seine Organisation.
Denselben Entwicklungsgang finden \\'ir beim Deut-
schen Techniker- Verband. Einmal das Ziel richtig er-
kannt, gab es für die Verbandsleitung kein Zurück mehr.
Am I.Juli 1907 trat seine Stellenlosen-Unterstützungskasse
in Kraft. Die segensreiche Wirkung haben seit jener Zeit
viele unverschuldet brotlos gewordene Kollegen am eigenen
Körper erfahren. Aber nicht nur diese. Nein, die wohl-
tuende Wirkung kommt fdem ganzen Berufsstande zugute.
Der stellenlose Kollege \vird durch die Unterstützung vor
der allerschlimmsten Not bewahrt. Er ist nicht mehr
unbedingt gezwungen, als Preisdrücker auf dem Arbeits-
markt zu erscheinen.
Mit diesem Erfolge hat sich jedoch der Deutsclie
Techniker-Verband nicht beschieden. Nachdem einmal der
Gedanke sich Bahn gebrochen hatte, daß augenblicklich
die einzige sichere Hilfe gegen eine unverschuldete Stellen-
losigkeit in den Selbsthilfeeinrichtungen der Organisation
zu erblicken ist, wurde die Frage des Ausbaues seiner
Stellenlosen-Unterstützungskasse im Interesse seiner Mit-
glieder nicht mehr aus dem Auge gelassen. Im Vorder-
grund standen die Bestrebungen nach einer Erhöhung
der Sätze und einer Verlängerung der Unterstützungsdauer.
Man wollte dem unverschuldet arbeitslos gewordenen
Kollegen ein Existenzminimum bieten, und dann hat
sich die Verbandsleitung der Tatsache nicht verschließen
können, daß es fgerade dem Angestellten in den seltensten
Fällen gelingt, in kurzer Zeit einen seinen Fähigkeiten
entsprechenden Wirkungskreis bei angemessener Ent-
schädigung für seine Leistungen zu erlangen. Soll aber
der unverschuldet stellungslos gewordene Kollege und die
seiner Sorge unterstellten Angehörigen nicht der Armen-
fürsorge anheimfallen, dann verbleibt nur als letztes die
\ A /ir machen darauf aufmerksam, daß dieses Heft auf Seite III ein wich-
V V tiges Formular enthält, und bitten, dieses gewissenhaft auszufüllen und
=== umgehend an die jeweils vorgeschriebene Adresse zu senden ==
Die Verbandsleitung
130
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 9
Hilfe seiner Organisation. Man verschloß sicW nicht der
Erkenntnis, daß über dem stellenlosen, wirtschaftlich
schwachen Angestellten das Damoklesschwert hängt, seine
höhere soziale Position zu verlieren, eine Gefahr, die d^m
gelernten Arbeiter viel weniger und dem ungelernten fast
gar nicht droht, da es diesen stets gelingen wird, wieder
als Arbeiter Beschäftigung zu erhalten. Es liegt aber
weder im Interesse eines Berufsstandes noch des Staates,
wenn seine Angehörigen sozial sinken.
Einem Gebot vorsorglicher Klugheit entspricht es aber,
an der Hand von Erfahrungen die Durchführbarkeit \on
Plänen, die so tief in das innere Verbandsleben eingreifen,
zu prüfen. Es muß des weiteren für die Ausgaben eine
Deckung vorhanden sein. Als aber der Stuttgarter Ver-
bandstag eine Erhöhung der Verbandsbeiträge beschlossen
hatte, um die heute kein Verband mehr herumkommt, wenn
er eine schlagfertige Organisation bleiben will, und als
ferner die eigenen Erfahrungen auf dem Gebiete der Stellen-
losenfürsorge es der Verbandsleitung ratsam erscheinen
ließen, an eine Erhöhung der Sätze und eine Verlängerung
der Unterstützungsdauer heranzutreten, zögerte man auch-
hier nicht, mit dem Ausbau unserer Stellenlosen-Unter-
stützungskasse zu beginnen.
Die Frage des Ausbaues der Stellenlosen - Unter-
stützungskasse wurde in der Qesamtvorstandssitzung, die
am 8. und 9. Januar in Sondershausen stattfand, ein-
gehend behandelt. Das Resultat ist unseren Lesern
bereits in Heft 7 mitgeteilt worden und dürfte bei allen
nur aufrichtige Freude ausgelöst haben. Gewiß wollen
wir uns nicht Illusionen hingeben, daß hiermit dem
stellenlosen Mitglied ein sorgenloses Leben ermöglicht
wird oder hiermit die soziale Frage gelöst sei. Aber wir
müssen zugeben, daß ^das arbeitslose Mitglied des D. T.-V.
gegen die allergrößten Härten einer unverschuldeten Ar-
beitslosigkeit geschützt ist, wie wir auch anerkennen
müssen, daß mit dem beschlossenen Ausbau der Stellen-
losen-Unterstützungskasse der Deutsche Techniker-Verband
eine kulturelle und nationale Tat gefördert hat, indem er
seine Mitglieder, die immerhin einen Teil des Staatsganzen
darstellen, vor einem Hinabsinken in tiefere soziale
Schichten schützt.
Wenn wir nun die Selbsthilfe-Einrichtungen der Stellen-
losen-Unterstützungskassen der verschiedenen Angestell-
ten-Organisationen mit der des Deutschen Techniker-Ver-
bandes vergleichen, so erhalten wir das folgende Bild:
Name des Verbandes
Jähr!.
Verb.-
beitrag
M
Zur Erlang, d.
Stellenlosen-
vers- ist eine
Mitglieds-
dauer erfor-
derlich von
Monaten
Monatl.
Unter-
stützung
M
Die Unter-
stützungs-
dauer
beträgt
Monate
Beginn der
Stellenlosen-
Unterstütz.
nach der er-
folgten
Entlassung
Tage
Der
Höchst-
satz wird
erreicht in
Jahren
Bemerkungen
Deutsch - nationaler Handlungsgehilfen-
Verband
18,-
24
42 bis 100
3 bis 12
15
36
Deutscher Techniker-Verband ....
Bund d. technisch-industriellen Beamten
Deutscher Steiger-Verband
18,-
24,-
24,-
13
12
12
45bis90
45 bis 75
30 bis 60
3 bis 6
3 bis 6
3 bis 6
15
15
15
10
9 ,
9
Diese Sätze treten am
1. Juli 1911 in Kraft.
Freiwillige Zusatzversiche-
rung möglich.
Allgemeine Vereinigung der Buchhand-
12,-
12
30 bis 60
2
15
5
Verband d. Bureauangestellten u. Ver-
7,20bis
14,40
12
22 bis 60
1'/, bis 3
5
Verein für Handlungskommis von 1S58
Verband deutsch. Kunstgewerbezeichner
12,-
15,60
24
12
39 bis 51
36 bis 48
2 bis 3
3
15
10
5
FürFamilienvätertrittnoch i
ein Züsch, v. '/^ bis -j.^ d.
Stellenlosenunterstützg.
Verein deutscher Kaufleute ....
Verein deutscher Handlungsgehilfen .
Deutscher Werkmeister- Verband . . .
13,20
10,-
12,-
12
24
12
33 bis 48
39 bis 60
30
1'/, bis 3
2 bis 6
3 bis 9
15
15
15
10
15
Freiwillige Zusatzversiche-
rung möglxh.
Für Verheiratete beträgt
die Steilenlosenunter-
stützung 45 bis 72 M.
Kaufmännischer Verband für \x'eibliche
Angestellte
6,-
12
30
1",
14
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß der Deutsch-
Nationale Handlungsgehilfen-Verband die höchsten End-
sätze an seine stellenlosen Mitglieder zahlt. Berücksich-
tigt man aber, daß der Höchstsatz erst nach einer 36 jäh-
rigen Mitgliedschaft erreicht werden kann — ein Fall,'
der aller Voraussicht nach nie oder ganz vereinzelt ein-
treten wird — , so kann dieser Satz nicht zu einem Ver-
gleich herangezogen werden. Der weitere LJcberblick
lehrt nun, daß der Deutsche Techniker-Verband mit seiner
Stellenlosenfürsorge an erster Stelle marschiert. Er hat
damit bewiesen, daß er nicht nur sozialpolitische Forde-
rungen aufstellt, sondern, daß er auch bestrebt ist, aus
eigener Kraft die sozialen Schäden zu mildern. An
den Mitgliedern draußen im Reich wird es nun liegen,
allen Berufskollegen die Vorteile der Mitgliedschaft im
Deutschen Techniker - Verband klar vor Augen zu
führen und alle unorganisierten Kollegen unserem Ver-
bände zuzuführen.
Heft 0
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
Die Berechnung- der statisch unbestimmten Systeme
ist für viele in der Praxis stehende Ingenieure und Tech-
niker, die keine höhere wissenschaftliche Ausbildung ge-
nossen haben, ein unbekanntes Gebiet, in das sie sich
nur ungern begeben. Es ist im allgemeinen schwer, sich
die Kenntnisse der sogenannten „höheren Statik" aus Lehr-
büchern anzueignen, weil diese meist nicht für den Selbst-
unterricht geschrieben sind. Namentlich bedienen sich die
größeren Lehrbücher zu ihren Ableitungen der höheren
Mathematik, wodurch vielen ihr Studium unmöglich ge-
macht wird. Ich habe es nun unternommen, im folgenden
eine allgemeine erschöpfende Darstellung der statisch un-
bestimmten Systeme und ihrer Berechnung auf elemen-
tarer Grundlage zu bringen. Die Ableitungen der Theorien
erfolgen zwar auf elementarer Weise, ihre Gültigkeit wird
dadurch nicht beeinträchtigt und ihr Verständnis nur
erleichtert.
/. Kennzeichen der statischen Unbestimmtheit
a) Aeußere statische Unbestimmtheit
(statisch bestimmte Lagerung).
Die Statik stützt sich bei ihren Untersuchungen
auf den Satz von den Gleichgewichtsbedingungen,
welcher lautet:
Befindet sich ein Gebilde (Fachwerk oder biegungs-
fester Stab) unter dem Einfluß äußerer Kräfte im Gleich-
gewicht, so ist die Summe der vertikalen und der hori-
zontalen Kiäfte gleich Null und die Summe der Dreh-
momente bezogen auf jeden beliebigen Bezugspunkt eben-
falls gleich Null. In mathematischer Form können diese
Bedingungen durch drei selbständige Gleichungen aus-
gedrückt werden:
I. V V = 0
n. 2 H =- 0
III. 2 M = 0
Sind nur vertikale Lasten vorhanden, so ist bei ein-
fachen Balken die zweite Bedingung von selbst erfüllt,
so daß in diesem Spezialfall das Gleichgewicht durch
Gleichung I und III allein gekennzeichnet ist.
Man kann den Gleichgewichtszustand auch dadurch
feststellen, daß man drei Momentengleichungen auf drei
beliebige, nicht in einer Geraden liegende Bezugspunkte
aufstellt und diese gleich Null setzt. Beim einfachen Balken
genügen dann zwei solcher Gleichungen.
In diese Gleichungen sind sämtliche an dem Gebilde
angreifende Kräfte einzusetzen, als sowohl die gegebenen
Belastungen wie auch die „widerst^hendPH" Kräfte oder
Auflagerreaktionen. Da die ersteie.. hnaier bekannt sind,
die letzteren hingegen gefunden werden sollen, kann man
also mit den Gleichgewichtsbedingungen diese bestimmen.
Besteht das System aus mehreren starren Scheiben,
die durch Gelenke miteinander in Verbindung stehen, so
ergibt sich für jedes Gelenk eine neue Bedingung dadurch,
daß das Biegungsmoment an dieser Stelle gleich Null sein
muß, weil naturgemäß ein Gelenk kein Biegungsmoment
übertragen kann. Bezeichnet g die Anzahl der Gelenke,
so hat man also g+3 Bestimmungsgleichungen, mit denen
man die gleiche Zahl von Auflagerkräften bestimmen kann.
Sind nun mehr als g + 3 Auflagerkräfte vor-
handen, so ist das System äußerlich statisch
unbestimmt.
Nach der Anzahl der überzähligen Auflagerkräfte be-
zeichnet man ein System als einfach oder mehrfach statisch
unbestimmt.
fettes £lu./tajer
—
ftates GCufloLOjer
Abb. 1
Die Anzahl der Auflagerkräfte bestimmt sich aus der
Art der Lagerung. An einem beweglichen Auflager
(Abb. 1) tritt nur eine Auflagerkraft auf, und zwar senk-
recht zur Bewegungsrichtung. Einem beweglichen Auf-
lager gleichwertig ist ein Auflagerstab, der eine Bewegung
senkrecht zur Stabrichtung gestattet ; hier ist die Spann-
kraft des Auflagerstabes gleich der Auflagerreaktion.
Ein festes Lager leistet nach allen Richtungen hin
Widerstand; die Auflagerreaktion ist also nach Größe und
Richtung unbekannt, und man kann sie stets durch zwei
Auflagerkräfte ersetzen, deren Richtungen man beliebig
festsetzt. An einem festen Lager treten also zwei Auf-
lagerunbekannte auf.
Abb. 2
An einer Einspannungsstelle (Abb. 2 u. 3) wirkt
eineAuflagerreaktion, für die Größe, Richtung und Angriffs-
punkt unbekannt sind; man ersetzt diese drei Unbekannten
gewöhnlich durch zwei Auflagerkräfte und ein Einspan-
nungsmoment. Hierzu wird bemerkt, daß eine Auflagerung
in einem Flächenlager einer Einspannung gleich zu achten
ist, solange ein Hochkanten ausgeschlossen ist. Es treten
also beispielsweise bei der Auflagerung eines Mauerpfeilers
oder einer Futtermauer (Abb. 3) ebenfalls drei Auflager-
unbekannte auf.
1
132
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 9
Abb. 4
An einem Tragwerk, das b bewegliche Lager, f feste
Lager und e Einspannungsstellen aufweist, beträgt also
die Anzahl der Auflagerreaktionen
A = b + 2f + 3e.
Diesen stehen vorerst die drei Gleichgewichtsbedingun-
gen und falls außerdem g Mittelgelenke vorhanden sind
im ganzen
B = g + 3
Bestimmungsgleichungen gegenüber.
Ist A = B, so ist das Tragwerk statisch bestimmt,
ist A > B, so ist es (A-B) fach statisch unbestimmt. Ist
hingegen A <-B, dann ist das Tragwerk labil und daher
unbrauchbar.
Diese Untersuchung ist ausreichend, wenn ein Trag-
werk aus biegungsfesten Stäben mit dazwischen eingeschal-
teten Gelenken, wie ein Dreigelenkbogen oder Gerber-
balken, oder ein Fachwerk mit regelmäßiger Gliederung
vorliegt. Darunter versteht man ein solches, bei dem'
jeder Knotenpunkt, von einem Stabdreieck ausgehend,
durch zwei weitere Stäbe angeschlossen ist. Ist k die
Anzahl der Knotenpunkte und s die Anzahl der Stäbe,
so genügt ein Fachwerk mit regelmäßiger Gliederung der
Bedingung
s = 3 + (k — 3)2 = 2k — 3.
Ist diese Bedingung erfüllt und läßt sich der regel-
mäßige Aufbau des Fachwerks verfolgen, dann kann man
sich auf die Untersuchung der statisch bestimmten Lage-
rung beschränken und ohne weiteres die eingangs dar-
gestellte Methode anwenden.
fi s ti, aufläge f ^'^f^-
Abb. 5
Bei einem Dreigelenkbogen zum Beispiel (Abb. 4) be-
trägt die Anzahl der Auflagerunbekannten, da die Anzahl
der festen Auflager f = 2 ist:
A = 2 f = 2- 2 = 4.
Es ist ein Mittelgelenk vorhanden; es stehen uns also
B = 3 + 1 =4
Bestimmungsgleichungen zur Verfügung. Da A = B, ist
das Tragwerk s©mit statisch bestimmt.
b) Innerliche statische Unbestimmtheit
(starrer Aufbau).
Liegt dagegen ein Fachwerk vor, bei dem die Be-
dingung
s = 2k — 3
nicht erfüllt ist, so darf sich die Untersuchung über die
statische Unbestimmtheit nicht allein auf die äußeren —
widerstrebenden — Kräfte beschränken, sondern auch das
Fachwerk selbst muß genauer betrachtet werden.
Ist s > 2 k — 3, dann hat das Fachwerk überzählige
Stäbe, und es ist innerlich statisch unbestimmt. Das
heißt, es sind mehr Stäbe vorhaaden, als sich — falls die
äußeren Kräfte bereits alle bekannt wären — mit Hilfe
der Gleichgewichtsbedingungen, beispielsweise durch
Zeichnung eines Cremonaplanes, bestimmen lassen. Diese
Feststellung ist unabhängig von der vorangegangenen
Untersuchung über die äußerliche statisch bestimmte
Lagerung.
Ist dagegen
s < 2 k — 3,
sind also weniger Stäbe vorhanden, als für den regel-
mäßigen Aufbau erforderlich sind, dann ist das Fachwerk
labil. Es hat also an und für sich eine oder mehrere
Bewegungsfreiheiten, die durch geeignete Lagerung aller-
dings wieder beseitigt werden können. In einem solchen
Falle muß eine gemeinsame Untersuchung über die inneren
und äußeren Kräfte angestellt werden.
c) (jemeinsame Untersuchung der inner-
lichen und äußerlichen statischen Un-
bestimmtheit.
Ein Tragwerk sei aus mehreren starren Scheiben und
geraden Stäben zusammengesetzt und beliebig gelagert.
Es soll untersucht werden, ob es statisch bestimmt ist
oder nicht. Abb. 5.
Unbekannt sind zunächst die Auflagerkräftc, und zwar
haben wir wieder, wie bei der ersten Untei-suchung, an
einem beweglichen Lager eine Auflagerunbekanntc, an
einem festen zwei und an einer Einspannungsstelle drei.
Im Innern des Tragwerks sind unbekannt die Spann-
kräfte der Fachwerkstäbe und ferner die Gclenkdrückc an
den Stellen, wo zwei starre Scheiben durch ein Gelenk
verbunden sind. Hier sind zwei Kräfte, nämlich die beiden
Heft Q
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
133
fftUni
/"estf..' i^a
Abb. 6
Komponenten der Qelenkdrücke, zu bestimmen. Sind die
Stabkräfte und die Gelenkdrücke gefunden, so sind alle
inneren Kräfte des Tragwerks bekannt.
Die Abzählung ergibt
b bewegliche Auflager,
f feste Auflager,
e Einspannungsstellen,
s Stäbe,
g Gelenke.
Die Anzahl der Unbekannten ist somit
A = b + 2f4-3e + s + 2g.
Da Gleichgewicht herrscht, müssen auch die einzelnen
Teile des Tragwerks im Gleichgewicht sein und den Gleich-
gewichtsbedingungen genügen, d. h. die an jeder Scheibe
und an jedem Knotenpunkt angreifenden Auflagerkräfte,
Gelenkdrücke und Stabkräfte müssen sich das Gleichgewicht
halten. Für jede starre Scheibe können wir also drei Gleich-
gewichtsbedingungen aufstellen, nämlich I V = 0; 2H = 0 ;
und I M = 0, und für jeden Knotenpunkt, an dem sich
zwei oder mehr Fachwerkstäbe treffen, zwei Gleichgevvichts-
bedingungen, nämlich S V = 0, S H = 0. Falls n starre
Scheiben und k Knotenpunkte vorhanden sind, haben
wir also
B = 3 n -f 2 k
Gleichgewichtsbedingungen.
Ist A > B, dann ist das Tragwerk statisch unbestimmt.
Ist A = B, dann ist es statisch bestimmt.
Ist A < B, dann liegt ein labiles Tragwerk vor, das
unbrauchbar ist, weil es sich infolge einer aufgebrachten
Belastung in Bewegung setzen würde.
An einem Beispiel soll dieses allgemeine Verfahren
erläutert werden.
Das Tragwerk in Abb. 6, Dreigelenkbogen mit Zug-
stange hat ein festes, ein bewegliches Auflager, einen
Fachwerkstab und ein Gelenk, im ganzen also
A = 1 • 1 + 1 • 2 -I - 1 ■ 1 ^ 1 • 2
= 6 Unbekannte.
Es besteht aus zwei starren Scheiben, wir haben also
B = 2 • 3 = 6
Gleichgewichtsbedingungen.
Das Tragwerk ist also, da A = B, statisch bestimmt.
Diese Untersuchungsmethode bedarf jedoch noch einer
Ergänzung, die wir an einem Beispiel erklären wollen.
In Abb. 7 ist ein Fachwerkträger dargestellt, der aus
s = 17 Stäben zusammengesetzt ist, und k = 10 Knoten-
punkte aufweist; es ist ferner ein festes und ein beweg-
liches Auflager vorhanden. Die Bedingung des Fachwerkes
s = 2 k — 3,
17 = 2 ■ 10 — 3 = 17
ist erfüllt.
Die Anzahl der Unbekannten ist
A = 1 • 1 + 1 ■ 2 + 17 ■ 1 = 20.
Aus den 10 Knotenpunkten können wir B = 10 ■ 2 =
20 Gleichgewichtsbedingungen finden.
Da A = B, wäre das Fachwerk also statisch bestimmt.
Dies ist aber nur formell richtig. Der Augenschein lehrt
uns, daß das Fachwerk bei einer Belastung zusammen-
klappen würde, denn es fehlt offenbar der Stab 6 — 8,
während dafür ein überflüssiger Stab Z an ungeeigneter
Stelle vorhanden ist. Das Fachwerk ist unrichtig aufgebaut.
Wir wollen jedoch an dieser Stelle auf die Frage des
stabilen Aufbaues eines Fachwerkes nicht näher eingehen,
sondern uns diese Untersuchung für eine besondere Arbeit
vorbehalten. Es ist bei unseren Beispielen stillschweigend
vorausgesetzt, daß wir es nur mit stabilen Tragwerken
zu tun haben.
Beispiele
1. Voll wandig er Zweigelenkbogen. Abb. 8.
Abb. 8
Zwei feste AufLger, daher Anzahl der Auflagerkräfte
A = 2 • 2 - 4
Qleichgewichtsbedingungen, da keine Mittelgelenke vor-
handen,
B = 3,
A — B = 4 — 3 = 1.
Abb. 9
134
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
Heft 9
Also eine überzählige äußere Kraft, daher äußerlich
einfach statisch unbestimmt.
2. Bogen mit M i 1 1 e 1 g e 1 e n k. Abb. 9.
Die Widerlager ruhen flach auf dem Erdboden auf.
Es sind also zwei Einspannungsstellen vorhanden; Anzahl
der Auflagerunbekannten
A = 2 • 3 = 6
Gleichgewichtsbedingungen, da ein Mittelgelenk vorhanden
B = 3 + 1 =4,
A — B = 6 — 4 = 2.
Also äußerlich zweifach statisch unbestimmt.
3. Wind verband in dem Obergurt einer
Brücke mit Fahrbahn unten. Abb. 10.
Abb. 10
An den Endquerträgern sind steife Portale, ähnlich
Abb. 11, vorhanden, die die Auflagerreaktionen aufnehmen.
Anzahl der Fachwerkstäbe (die Stäbp sind an den
Kreuzungsstellen verbunden)
s = 62,
Knotenpunkte k = 32,
Anzahl der Gleichgewichtsbedingungen
2k — 3 = 2 • 32 — 3 = 61.
Es fehlt also eine Gleichgewichtsbedingung, um alle
Stabkräfte zu bestimmen, oder, was dasselbe ist, es ist
ein Stab überzählig. Der Windverband ist also inner-
lich einfach statisch unbestimmt.
4. P o r t a 1 r a h m e n einer Brücke mit Fahrbahn
unten. Abb. 11.
Man pflegt jedoch diese Lagerung in der Praxis als
statisch bestimmt anzusehen, indem man willkürlich eine
neue Gleichgevvichtsbedingung dadurch hinzufügt, daß
man die beiden horizontalen Reaktionen in A und B
gleichsetzt.
Das Tragwerk des Portals besteht aus den neun Fach-
werkstäben 1—2, 2—3, 1—4, 4—2, 2—5, 5—3, 6-4, 4-5
und 5 — 7 und dem unteren Halbrahmen A A' B' B.
Im ganzen sind also, einschließlich der drei Auflager-
kräfte,
A = 3-f 9 = 12
Unbekannte vorhanden.
Das Gleichgewicht erfordert, wie in der allgemeinen
Untersuchung unter c ausgeführt, daß sämtliche an dem
unteren Halbrahmen angreifenden Auflagerkräfte und Stab-
spannungen den drei Gleichgewichtsbedingungen genügen.
Außerdem müssen an den drei Fachwerksknotenpunkten 2,
4 und 5 die vertikalen und horizontalen Komponenten der
Stabkräfte = 0 'sein. Wir haben also nur
B = 1 • 3 + 3 ■ 2 = 9
Gleichgevvichtsbedingungen.
A — B = 3.
Das Portal ist also innerlich dreifach statisch un-
bestimmt.
5. Hängewerk, äußerlich statisch bestimmt gelagert. Abb. 12.
Anzahl der Auflagerunbekannten = 3
„ „ Fachwerkstäbe = 5
Also A = 3 + 5 = 8 Unbekannte.
Das Fachwerk besteht aus einer starren Scheibe,
dem biegungsfesten Obergurt, außerdem sind noch zwei
Fachwerksknotenpunkte vorhanden. Daher Anzahl der
Bedingungsgleichungen nach c) :
B = 31^2-2 = 7.
Abb. 12
Abb. 13
Das Fachwerk ist daher
statisch unbestimmt.
innerhalb S— 7 = e i n fach
Abb. 11
Der Rahmen ist an den Obergurtknotenpunkten frei
aufgehängt. Die senkrechten Reaktionen gehen in die
Hauptträger über, die wagerechte Reaktion in den Wind-
vcrband. Es sind also vier Auflagerreaktionen vorhanden,
nämlich sowohl bei A wie bei B je eine senkrechte und
eine wagerechte, denen nur drei Gleichgcwichtsbedingun-
gen gegenüber stehen. Der Rahmen ist also eigentlich'
äußerlich einfach statisch unbestimmt.
6. Kontinuierlicher B o g e n t r ä g e r. Abb. 1 3.
Wir untersuchen zunächst den Aufbau des Fachwerks.
Die Abzählung des Fachwerks ergibt
s = 52, Stäbe und
k = 28 Knotenpunkte.
Es stehen 2 ■ 28 — 3 = 53 Gleichgcwichtsbedingungen
zur Verfügung, also eine mehr als Stäbe vorhanden sind.
Das Fachwerk ist demnach als solches labil. Ob es bei
der vorliegenden Lagerung brauchbar ist, zeigt folgende
Untersuchung:
Anzahl der festen Lager f =-= 2
„ bewegl. „ b = 2
Heft 9 DEUTSCHE TECHNi
Abb. 16
Demnach Anzahl der Auflagerkräfte
2- 2 + 2- 1 =6.
Insgesamt sind vorhanden
6 + 52 Unbekannte = 58,
während durch die 28 Knotenpunkte
2 • 28 = 56
jleichgewichtsbedingungen gegeben sind. Das vor-
liegende Tragwerk ist also insgesamt zweifach statisch
unbestimmt.
Durch die vorangegangenen Untersuchungen wurde in
iedem Falle festgestellt, wieviel Stäbe und Auflagerkräfte
überzählig und daher statisch unbestimmt sind. Welche
unter allen vorhandenen nun gerade als überzählig an-
zusehen sind, darüber erhalten wir durch die voran-
gegangene Untersuchung keinen Aufschluß. (Es läßt sich
nicht auf mathematischem Wege herleiten, welche Größen
als statisch unbestimmte anzusehen sind, sondern es bleibt
freigestellt, welche Stäbe und Auflagerkräfte man als
statisch unbestimmt annehmen will.)
Der weitere Verlauf des Verfahrens ist nun folgender:
Man nimmt, entsprechend dem Resultat der vorangegan-
genen Untersuchung, soviel Stäbe und Auflagerkräfte als
bekannt an, als sich überzählige ergeben haben. Dadurch
entsteht ein statisch bestimmtes Tragwerk — das sta-
tisch bestimmte Hauptsystem — , an dem die
überzähligen Stäbe und Auflagerkräfte als äußere Kräfte
angreifen. Diese letzteren bezeichnet man als die statisch
unbestimmten Größen. Hierdurch wird ein n fach statisch
.unbestimmtes Tragwerk zurückgeführt auf ein statisch be-
stimmtes System, an dem außer den gegebenen Nutz-
lasten noch n statisch unbestimmte Größen angreifen. Der
iWeg, den die weitere Untersuchung einschlagen muß, ist
nunmehr vorgezeichnet. Es sind diese statisch unbestimm-
ten Größen zu ermitteln, ;dann liegt in jedem Falle nur
noch eine einfache Aufgabe der Statik vor und sämtliche
Auflagerkräfte und Stabspannungen ergeben sich aus den
Oleichgewichtsbedingungen.
Beim Zweigelenkbogen (Beispiel 1) wählt man als
/statisch unbestimmte Größe . die horizontale Reaktion Xa
(s. Abb. 14) eines Auflagerpunktes. Es liegt dann als
statisch bestimmtes Hauptsystem ein einfacher Balken vor,
KER-ZEITUNG 1911 135
\ : /
A' 3'
Abb. 17
1 l S
Abb. IS
der bei A ein festes und bei B ein bewegliches Auflager
hat, und an dem drei statisch bestimmbare Auflager-
kräfte Av, Ah und Bv und außerdem die statisch unbestimmte
Größe Xa angreifen.
Beim Bogen mit Mittelgelenk, Abb. 15 (2. Beispiel),
wählt man gewöhnlich die Querkraft Xa und die Normai-
kraft Xh im Scheitel als statisch Unbestimmte. Als statiscli
bestimmtes Hauptsystem ergeben sich somit zwei Frei-
träger, die an den Kämpfern eingespannt, im Scheitel
jedoch nicht mehr verbunden sind. Hier greifen nunmehr
als äußere Kräfte die statisch unbestimmten Xa und Xb an.
Bei dem statisch unbestimmten Windverband in Bei-
spiel 3 kann man jeden beliebigen Stab als statisch Un-
bestimmte herausgreifen. Man wählt zweckmäßig hierzu
die Spannkraft Xa einer Endvertikalen (s. Abb. 16) und
kommt so zu einem regelmäßig gegliederten Fachwerk,
an dessen Endknotenpunkten zwei gleiche, entgegengesetzt
gerichtete Kräfte Xa angreifen.
Bei dem Portalrahmen (Beispiel 4) führe man (Abb. 17)
als statisch Unbestimmte die Spannkraft Xa des Stabes 4—5
ein, sowie die Horizontalkomponente Xb und die Vertikal-
komponente Xc der durch Knotenpunkt 2 übertragenen
Kraft. Man erhält so als statisch bestimmtes Hauptsystem
einen offenen Rahmen (s'Ogenannten Halbrahmen) mit den
äußeren Kräften Xa, Xb und Xc.
Bei dem Hängewerk in Beispiel 5 beseitige man nach
Abb. 18 den Stab 2—4 und führe dessen Spannkraft Xa
als statisch unbestimmte Größe ein.
In Beispiel 6 wähle man gemäß Abb. 19 als statisch .
Unbestimmte die Spannkräfte Xa und Xb der Stäbe des
Mittelfeldes. Das statisch bestimmte Hauptsystem besteht
dann aus zwei Fachwerkbalken mit überragenden Enden,
an denen am Finde des Kragarms die Kräfte Xa und
Xb wirken.
(Fortsetzung folgt.)
136
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Hett 9
STANDESBEWEGUNG
Unsere Werfthilfstechniker-Petition vor dem Reichstage
Bekanntlich hat das Reichsmarineamt eine Petition
unseres Verbandes zurückgewiesen und es grundsätzlich
abgelehnt, mit uns in Erörterungen über die dienstlichen
Verhältnisse der auf den Kaiserlichen Werften beschäftigten
Werfthiifstechniker einzutreten. Der Vertreter, der Staats-
sekretär des Reichsmarineamtes, ging so weit, den außer-
halb stehenden Interessenten-Verbänden die Berechtigung
zur Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder abzusprechen.
Gegen diese rückständige Auffassung des Reichs-
marineamtes haben wir nicht nur in stark besuchten
Protestversammlungen Einspruch erhoben, sondern auch
an den Reichstag eine ausführlich begründete Petition
gerichtet, worin auf die Nichtachtung der Koalitionsfreiheit
durch den Staatssekretär des Reichsmarineamtes hin-
gewiesen und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
der Werfthilfstechniker gefordert wurde. Die Budget-Kom-
mission ging leider über diese Petition zur Tagesordnung
über, trotzdem die links stehenden Parteien sich sehr
energisch unserer Sache angenommen haben. Der Mehr-
heit der Budget-Kommission scheint das freie Vereinigungs-
recht der Staatsangestellten nicht wichtig genug gewesen
zu sein, um durch einen besonderen Beschluß geschützt
zu werden.
Erfreulicherweise denkt das Plenum des Reichstages
anders darüber. Durch persönliche Rücksprache mit ver-
schiedenen Abgeordneten gelang es uns, die Sache noch
einmal bei Beratung (des Marineetats zur Sprache zu bringen
und das Urteil des Reichstagsplenums anzurufen. Dieses
ist nun auch ganz anders ausgefallen.
Zuerst war es der Kieler Abgeordnete Dr. L e o n h a r t
(Volksp.), der warm für unsere Interessen eintrat und
ganz energisch darauf hinwies, daß der Standpunkt „d e s
Herrn im Hause sein", wie ihn das Reichsmarine-
amt in der letzten Zeit einnimmt, heute nicht mehr auf-
rechterhalten werden könne.
Noch deutlicher wurde der Reichstag in der Sitzung
vom 16. Eebruar. Dort traten der sozialdemokratische
Abgeordnete N o s k c und der Volksparteiler Dr. S t r u v e
aus Kiel noch einmal scharf für die Werfttechniker ein
und begründeten den sozialdemokratischen Antrag: die
Petitionen des Deutschen Techniker-Verbandes und des
Bundes der technisch-industriellen Beamten, soweit sie sich
auf Erhöhung der Bezüge der Werfthilfstechniker beziehen,
als Material, soweit sie sich aber auf Einrichtung von
Beamtenausschüssen, Sicherung des Koali-
tionsrechtes und Anerkennung der Organi-
sation der Techniker beziehen, dem Reichskanzler
zur Berücksichtigung zu überweisen.
Der erste Teil des Antrages ,,Ueberweisung der Peti-
tion betreffend die Gehälter als Material" wurde, wie wir
der Presse entnehmen, gegen die Stimmen der Sozial-
demokraten und fortschrittlichen Volkspartei abgelehnt.
Der zweite, ungleich wichtigere Teil, welcher die ,, Siche-
rung des Koalitionsrechtes, die Einrichtung von Beamten-
ausschüssen und die Anerkennung der Organisation" ver-
langt, wurde m i t den Stimmen der Sozialdemokraten, der
fortschrittl. Volkspartei, der Nationalliberalen, der Polen
und einiger weniger Zentrumsabgeordneten angenom-
men; dagegen waren die gesamte Rechte und der größte
Teil des Zentrums.
Diese Abstimmung bedeute einen Erfolg unserer
Protestaktion, mit dem 'wir zufrieden sein "können. Jeden-
falls ist mit der Annahme des zweiten Teiles des Antrages
erreicht worden, daß der Reichskanzler den Wunsch des
Reichstages zur Berücksichtigung empfohlen erhält.
Wir wollen hoffen, daß dem energischen Willen des
Reichstages, der sich besonders in der Art der Ueber-
weisung äußert, nicht zuwidergehandelt wird und die Be-
amtenausschüsse der Kaiserlichen Werft bald zur Einfüh-
rung kommen. Diesen wird dann auch leichter die
Regelung der recht zerfahrenen Arbeitsverhältnisse der
Angestellten gelingen können.
Wir danken dem Reichstage, der sich des Koalitions-
rechtes und der Organisation der Techniket; angenommen
hat, insbesondere den Abgeordneten Leonhart, Noske und
Dr. Struve für die energische Vertretung unserer Interessen.
Hoffentlich wird man nun auch im Kriegsministe-
rium einsehen, daß die Zeiten vorüber sind, in denen
man große, einen ganzen Stand umfassende Organisationen
nur, weil sie energisch die Interessen ihrer Mitglieder
wahrnehmen und dadurch vielleicht mißliebig geworden
sind, einfach beiseite schiebt. Kfm.
Unsere Petition für die Verbesserung der sozialen Lage
der Vermessungstechniker
hat dem Reichstag in seiner Plenarsitzung am 30. Januar
d. Js. vorgelegen. In dieser Petition hatten wir gefordert,
daß auch den unvereideten Vermessungstechnikern ein der
Stellung der übrigen mittleren Techniker entsprechender
Platz im Staatsgefüge zuerkannt werden möge.
Der Reichstag hat den von der Petitionskommission
gestellten Antrag, die Denkschrift dem Reichskanzler ohne
weitere Debatte als Material zu überweisen, angenommen.
Es bleibt nun abzuwarten, ob und inwieweit die
Staatsregierung den Wünschen der Techniker Rechnung
tragen wird.
* 's
*
Eine Begrüßungsansprache auf dem I. deutschen
Diplom-Ingenieur- Tag
soll nach einer Mitteilung der „Industriebeamten-Zeitung"
in Nr. 26/lQlO ein Vertreter des Deutschen Techniker-Ver-
bandes gehalten haben, und zwar gleich nach einer Rede
des Herrn Geheimrat Dr. Schenk, in welcher zum Aus-
druck kam, daß auf der letzten Rektorenkonferenz
der technischen Hochschulen Deutschlands Mittel und
Wege beraten worden sind, die Rechte der mittleren
Techniker zugunsten der Ingenieure mit akademischer Vor-
bildung zu begrenzen.
Da in Wirklichkeit der Deutsche Techniker-Verband
auf dieser Tagung nicht vertreten war und demzufolge
auch ein Vertreter unseres Verbandes eine Begrüßungs-
ansprache nicht gehalten haben kann, hatten wir eine Be-
richtigung der ,, Industriebeamten-Zeitung" zugehen lassen.
Diese hat sie auch in ihrer Nr. 3 d. J. aufgenommen, in
einem Nachwort glaubte sie jedoch unsere Berichtigung
durch Anführung folgender Notiz aus dem ,, Darmstädter
Tageblatt" vom 5. Dezember IQIO, dem ihr Bericht ent-
lehnt wäre, entkräften zu können:
Weitere Begrüßungsansprachen hielten: .... Diplom-
Ingenieur D i p p e 1 - Erankfurt namens des Erankfurter
Bezirksvereins Deutscher Chemiker, des Bezirksvereins
Frankfurt des Verbandes Deutscher Ingenieure und des
Techniker-Verbandes.
Wir geben nun zur Aufklärung dieses anscheinenden
Widerspruchs dem Verband Deutscher Diplom-Ingenieure.
Bezirksverein Erankfurt, selbst das Wort. Der Verein
schreibt uns, daß er nun seinerseits folgende Erklärung
der ,, Industriebeamten-Zeitung" zugeschickt habe:
Zu Ihrem Bericht über den Mittelrheinischen Di-
plom-Ingenieur-Tag in Darmstadt in Nr. 2() 1910, sowie
in Nr. 3 IQll gestatten wir uns, Ihnen zur tatsächlichen
Berichtigung mitzuteilen, daß die Mitteilung des „Darm-
städter Tageblatts" einen Druckfehler enthält, Herr
Patentanwalt Dipl.-Ing. Dippcl, Erankfurt, war nicht als
Vertreter des Techniker-Verbandes, sondern als \'ertrctcr
des Technischen Vereins, Frankfurt, auf dem Diplom-
Ingenieur-Tag anwesend.
Der Technische Verein ist lediglich als ein Zweig-
verein der hiesigen Polytechnischen Gesellschaft ein
wissenschaftlicher Verein. Der Technik er- Ver-
band war nicht vertreten, und Herr Dipl -Ing.
Dippcl ist auch nicht AAitglicd des Techniker-Verbandes.
Heft 9
DEUTSCHE TECHNIICER-ZEITUNG 1911
137
Der Versuch, uns Izii verdächtigen, ist also auch diesmal
der „Industriebcamten-Zeitung" gründlich fehlgeschlagen.
Die Personalakten
Wir lesen in sclilesischcn Tageszeitungen folgende
Notiz:
,,Der Oberbürgermeister Dr. Bender hat für die
Breslauer städtischen Beamten die geheimen Personal-
akten beseitigt oder doch ihres Charakters als Geheim-
akten entkleidet. Er hat angeordnet, daß von jedem
ungünstigen Urteil, das von einem Vorgesetzten über
seine untergebenen Beamten zu deren Personalakten
eingeht, diesen in Ider Hauptsache Mitteilung zu machen
sei, damit sie Gelegenheit zur Verteidigung erhalten.
Anklagen und Beschuldigungen von anderer Seite seien
dem betreffenden Beamten urschrifthch zur Aeußerung
vorzulegen. Die Beamtenschaft gibt sich der Hoffnung
hin, daß eine ähnliche Bestimmung über die Personal-
akten in das geplante Reichsbeamtengesetz aufgenom-
men werde."
Wir können uns diesem Wunsche nur anschließen
und ebenfalls der Erwartung Ausdruck verleihen, daß
recht bald in durchgreifender Weise unhaltbare Zustände
beseitigt werden.
RECHTSFRAGEN
Im Ktt'npf um die Lebensstellung
(Die ,, ungültige" Anstellungsurkunde)
Einen hochinteressanten ProzelS führte unser Syndikus,
Herr Rechbanwalt Fritz Grünspach in Berlin, für unser
Mitglied, den Ingenieur B. in L. gegen die Stadt-
gemeindc L.
Seit dem 1. Oktober 1901 versieht B. das Amt eines
Gas- und Wasserwerks-Direktors auf Grund folgender,
wegen ihrer W htigkeit für den Prozei5 im Wortlaut mit-
geteilter Ansteliungsurkunde :
„Nach Vernehmung der Stadtverordnetenversamm-
lung werden Sie hierdurch als Direktor der städtischen
Gas- und Wasserwerke in L. und damit als städtischer
Beamter vom 1. April 1902 ab auf Lebenszeit an-
gestellt. Es wird Ihnen ein Jahres«chalt von 3600 Mark,
steigend von 3 zu 3 Jahren um 200 Mark bis zum
Höchstbetrage von 4200 Mark, nebst freier Wohnung,
Beheizung und Beleuchtung, sowie freiem Wasser im
Werte von 600 Mark gewährt. Die baren Bezüge werden
Ihnen in Vierteljährlichen Raten im voraus gezahlt werden.
L., den 19. April 1902.
(L. S.) Der Magistrat.
gez. (folgt eine Unterschrift).
Am 11. Mai 1909, also nach über T'/ojähriger Tätig-
keit, erhielt B. von idem Magistrat izu L. die Nachricht, daß
iiim die- Stellung zum 31. Dezember 1909 gekündigt werde.
Diese gegenüber der Anstellung auf Lebenszeit unerklär-
liche Maßnahme wird in dem Kündigungssehreiben damit
begründet, daß die Anstellungsurkunde ungültig sei, weil
zu einer lebenslänglichen Anstellung die Genehmigung
der Stadtverordneten-Versammlung erforderlich gewesen
wäre, diese aber nicht vorliege. — Das Mitglied wandte
sich darauf an uns. Wir beschlossen, ihm Rechts-
schutz zu gewähren. Unser Syndikus reichte die Klage
bei dem Bezirksausschuß ein mit dem Antrage, anzuordnen,
daß die Stadt L. dem Gas- und Wasserwerks-Direktor B.
auch über den 31. Dezember 1909 hinaus bis an sein
Lebensende das Gehalt fortzuzahlen habe.
Die Beklagte beantragte die Abweisung der Klage
und begründete diesen Antrag nicht nur mit dem schon
im Kündigungsschreiben geltend gemachten Einwand, daß
die Genehmigung der Stadtverordnetenversammlung zur
Anstellung des B. nicht eingeholt worden sei, sondern
mit einem formellen Versehen der Stadt, daß näm-
lich die Anstellungsurkunde nur von einem Mitglied
des Magistrats unterschrieben sei. Zur Gültigkeit hätte
diese Urkunde, entsprechend der Bestimmung des § 56
Ziffer 8 der Städteordnung durch ein zweites Mitglied
des Magistrats gezeichnet werden müssen. Da dies unter-
blieben sei, könne der Kläger Rechte aus der Anstellungs-
urkunde gegen die Stadt nicht herleiten. Sie erhob darin
noch einen dritten, völlig unsubstantiierten Einwand, der
bald als unbegründet erwiesen wurde. Dieser war rein
persönlicher Natur und für die Allgemeinheit ohne
Interesse.
Diesem Vorgehen des Magistrats wurde durch den
nachstehenden, im Wortlaut wiedergegebenen Schriftsatz
unseres Rechtsanwalts begegnet:
„An der dem Magistrat durch § 56 Nr. 6 der Städte-
ordnung gegebenen Befugnis, die Gemeindebeamten an-
zustellen, wird durch § 8 des Kommunalbeamtengesetzes
nichts geändert (vergl. Oertel, die Städteordnung für die
sechs östlichen Provinzen der ^reuß. Monarchie, 4. Aufl.,
S. 326 unter 2) ; denn die Vorschriften dieses § 8 sind
materieller Natur über den'Inhalt des Anstellungsver-
trages, während der § 56 Nr. 6 der St. O. formell
die Legitimation des Magistrats zur Anstellung bestimmt.
Wenn auch nun der Stadtverordnetenversammlung eine
Mitwirkung bei der Anstellung von Beamten nicht ver-
sagt, sondern ihre Anhörung vorgeschrieben und ihr
weiterhin im § 8 Abs. 2 des Kommunalbeamten-Ge-
setzes das Recht gegeben ist, den Inhalt des Vertrages
zu bestimmen, so ist doch die Tätigkeit der Stadtver-
ordnetenversammlung als ein interner Vorgang an-
zusehen, da anderenfalls die Städteordnung nicht dem
Magistrat allein, sondern beiden Körperschaften gemein-
schaftlich das Anstellungsrecht übertragen hätte. Wenn
daher der Magistrat, ohne Idie Stadtverordnetenversamm-
lung anzuhören und ohne ihren Beschluß einen Betriebs-
beamten lebenslänglich anstellt, so \vird dadurch der
Anstellungsvertrag nicht rechtsungültig (vergl. Oertel,
Seite 326 unter 2 a und die daselbst zitierten Entschei-
dungen).
Bei der gegnerischen Auslegung des § 56 Nr. 6
der St. O. müßte dem anzustellenden Beamten das
Recht eingeräumt werden, die vorgesetzte Dienstbehörde
zu kontrollieren, Akten und Archiv der Stadt einzusehen,
um festzustellen, ob die erforderlichen Beschlüsse
gefaßt sind.
Im übrigen aber wird das Protokollbuch der Be-
klagten ergeben, daß die Stadtverordnetenx ersamm-
lung die lebenslängliche Anstellung des Klägers be-
schlossen hat.
II. Während § 56 Nr. 6 die Art der Anstellung,
die §§ 8 ff. des Kommunalbeamtengesctzes den Inhalt
des Anstellungsvertrages regeln, wird die Form der An-
stellung durch § 1 des Kommunalbeamtengesetzes be-
stimmt. Danach erfolgt die Anstellung des Beamten
durch Aushändigung einer Urkunde. Unstreitig ist dem
Kläger eine Anstellungsurkunde ausgehändigt; er hat,
wie der damalige Bürgermeister, der Polizeirat L. in F.,
bekunden wird. Vor versammeltem Magistrat den Dienst-
eid geleistet, in derselben Magistratssitzung ist ihm die
Anstellungsurkunde überreicht. TVs Jahre lang ist er
als Beamter der Stadt behandelt, jetzt hielt es aber die
Beklagte für richtig, ein formelles Versehen des Vor-
gesetzten gegen den Untergebenen ins Feld zu führen,
ihr eigenes Verschulden zu eigenem Vorteil und zum
Schaden ihres Beamten auszunutzen.
Bisher hat die Beklagte den Kläger stets in dem
Glauben gelassen, er sei lebenslänglich angestellt, und
ihn dadurch veranlaßt, sich während der besten Jahre
seines Lebens nicht um eine andere Anstellung zu be-
mühen, plötzlich hat Sie 'das Fehlen eines Wortes, einer
Unterschrift in der Anstellungsurkunde, herausgesucht
und bemüht sich, durch diesen ihren eigenen Verstoß
gegen die Gesetzesform sich eines Beamten zu entledigen.
Der Grundsatz von Treue und Glauben, der von Gesetz
138
DEUTSCHE TECHNIKER-ZE[TUNO 1911
Heft 9
und Judikatur als Fundament unseres Rechtslebens er-
richtet ist, dieser Grundsatz muß auch im Verkehr des
Beamten mit seiner Behörde ausgedehnte Geltung haben.
Dem Einwand des Formmangels muß deshalb der Ein-
wand der Arglist entgegengesetzt werden.
Die konstitutive Wirkung, die das Gesetz mit der
Aushändigung der Anstellungsurkunde verbindet, trifft
nicht die Anstellung als solche, sondern die Anstellimg
als Beamter, ,,denn unterläßt es ein Kommunalverband
gleichwohl, dem Beamten die Anstellungsurkunde aus-
zuhändigen, so hat der Betroffene die Aufsichtsbehörde
anzugehen, die erforderlichenfalls von den Zwangs-
befugnissen, die ihr § 132 des Landesverwaltungsgesetzes
vom 30. Juli 1883 gewährt, Gebrauch zu machen haben
wird. (So wörtlich F r e y t a g , Das Kommunalbeamten-
gesetz, 2. Aufl., Seite 28.)
Im gleichen Sinne Oertel, Seite 329:
,,Mit Rücksicht auf die große praktische Bedeutung
der Vorschrift des § 1 Abs. 1 und auf den Umstand,
daß die erfahrungsmäßige Abneigung einzelner Ge-
meindebehörden in kleineren Stadtgemeinden gegen
schriftliche Aufzeichnungen zu schweren Schädigimgen
von Persionen führen könnte, welche als Inhaber von
Amtsstellen Anstellungsurkunden »nicht erhalten baten,
soll es nach Art. 1 Nr. 4 der Ausf.-Anw. nicht den
anzustellenden Beamten allein überlassen werden
dürfen, die Aushändigung solcher Urkunden zu be-
treiben, vielmehr sollen die Regierungspräsidenten für
die ihrer Aufsicht unterstehenden kleineren Kommunal-
verbände je nach Bedürfnis eine periodische oder
Einzelkontrolle der Ikorrekten Handhabung dieser Vor-
schrift einrichten und überall dort, wo sie einen In-
haber einer Amtsstellung ohne Anstellungsurkunde
finden, die Aushändigung einer solchen, gegebenen
Falles mit den 'Zwangsmitteln des § 132 K. V. G. her-
beiführen."
Der Beamte hat demnach ein Recht auf Aushändi-
gung der Anstellungsurkunde; wäre der Dienstvertrag
ohne eine solche nichtig, dann könnte er überhaupt
den Parteien keine Rechte geben; das Fehlen der An-
stellungsurkunde berührt deshalb nur die Beamteneigen-
sthaft, nicht aber die 'Gültigkeit des Anstellungsvertrages.
Ob durch diesen die Anstellung auf Lebenszeit erfolgt
ist, darauf allein kommt es an, nicht darauf, ob der
Xläger als Beamter anzusehen ist. Der Dienstvertrag
bedarf keiner bestimmten Form, er kann audh mündlich
abgeschlossen werden; es erübrigt sich deshalb, über-
haupt auf den angeblichen Formmangel einzugehen; als
Beweismittel für den Inhalt des Anstellungsvertrages
bleibt die amthche Erklärung des Bürgermeisters immer-
hin von Bedeutung; sie beweist, daß die Parteien die
lebenslängliche Anstellung gewollt haben. Auch wird
auf das Zeugnis des früheren Bürgermeisters dafür
Bezug genommen, daß Magistrat und Stadtverordneten-
versammlung die lebenslängliche Anstellung beschlos ^cn
und daß er diesen Beschluß dem Kläger mitgeteilt hat.
Damit ist der Dienstvertrag zustande gekommen, der
mangels der Aushändigi^^g einer formgüitigen Anstel-
lungsurkunde dem Kläger vielleicht nicht die Eigenschaft
als Beamter, wohl aber das Recht auf die ausdrücklich
vereinbarte Beschäftigung und demnach bei Verzug des
Dienstherrn- gemäß § 615 B. G. B. den Anspruch auf
das Gehalt für Lebenszeit gibt.
Beweis: Zeugnis des Pohzeirats L.
Zu gleicher Zeit stellte unser Syndikus bei dem Re-
gierungspräsidenten den Antrag, der Stadt L. aufzugeben,
dem Kläger eine ordnungsmäßige Anstellungsurkunde aus-
zuhändigen, oder die bereits dem Antragsteller ausgehän-
digte Urkunde durch ein zweites Mitglied vollziehen zu
lassen. Diesem Antrag gab der Regierungspräsident statt,
indem er dem Magistrat die Aushändigung einer Anstel-
luiigsurkunde an den Kläger des Inhalts aufgab, daß er
seit dem 1. April 1902 als städtischer Beamter für den
Dienst der Stadt L. angestellt worden ist. Daraufliin er-
teilte der Magistrat dem Kläger die vom 19. November
1909 datierte Urkunde, welche folgenden Wortlaut hat:
„Nach Vernehmung der Stadtverordnetenversamm-
lung 'werden Sie hierdurch als Gasdirektor für die Stadt
L. und damit als städtischer Beamter unter Vor-
behalt einer sechsmonatlichen Kündigung
angestellt.
Es wird Ihnen ein in vierteljährlichen Raten im
voraus zu zahlender Jahresbetrag von 3600 Mark neben
freier Wohnung, Beheizung und Beleuchtung im Werte
von 600 Mark als Anfangsgehalt gewährt und im übrigen
auf die Bestimmungen der städtischen Besoldungsord-
nung Bezug genommen."
In dieser Urkunde hat, der Verfügung des Regierungs-
präsidenten zuwider, der Magistrat zu L. dem Kläger be-
scheinigt, daß er durch dieselbe als Gasdirektor angestellt
werde und außerdem Bestimmungen in die Urkunde auf-
genommen, die niemals vereinbart worden sind.
Auf eine erneute Eingabe an den Regierungspräsi-
denten erging folgender Bescheid:
,,Auf die Eingabe vom 23. v. M. erwidere ich er-
gebenst, daß ich dem Magistrat in L. nochmals auf-
gegeben habe, dem Direktor B. eine Urkunde über seine
Anstellung als städtischer Beamter 'seit dem 1. April 1902
auszuhändigen. Was den übrigen Inhalt der Anstellungs-
urkunde betrifft, auf den Einfluß zu nehmen ich nicht
berufen bin, so verweise ich auf das im Preußischen
Verwaltungsblatt, Band 26, Seite 465 abgedruckte Er-
kenntnis des Oberverwaltungsgerichts.
Die vorgelegte Urkunde erfolgt zurück."
Darauf erteilte der Magistrat dem Kläger eine Urkunde
vom 7. Dezember 1909, welche folgenden Wortlaut hat:
,,Nach Vernehmung der Stadtverordnetenversamm-
lung wq^-den Sie hierdurch, und zwar vom 1. April 1902
ab, als Gasdirektor für die Stadt L. und damit als
städtischer Beamter unter Vorbehalt einer sechsmonat-
lichen Kündigung angestellt.
Es wird Ihnen ein in vierteljährlichen Raten im
voraus zu zahlender Jahresbetrag von 3600 Mark neben
freier Wohnung, Beheizung und Beleuchtung gewährt
und im übrigen auf die Bestimmungen der städtischen
Besoldungsordnung Bezug genommen."
Durch diese Urkunde wurde nun tatsächlich dem
Kläger bescheinigt, daß er vom 1. April 1902 ab als
städtischer Beamter angestellt sei. Diese Urkunde wurde
■ nunmehr in dem Prozeß mit folgenden Ausführungen
verwertet :
,,Das Erfordernis des § 1 des Kommunalbeamten-
gesetzes ist demnach nunmehr erfüllt. Darauf, daß der
Beklagte eine unrichtige Urkunde ausgefertigt hat, un-
richtig insofern, als bezüglich des Engagementsvertrages
Bedingungen aufgenommen wurden, die nie vereinbart
worden sind, kann es 'nicht ankommen; denn wie bereits
ausgeführt, trifft die konstitutive Wirkung, die das Oesetz
mit der 'Aushändigung der Anstellimgsurkunde verbindet,
nicht die Anstellung als solche, sondern die Anstellung ,
als Beamter.
Die in dem Bescheid des Herrn Regierungspräsi-
denten zitierte Entscheidung des Oberverw altungsgerichts
vom 1. November 1904, abgedruckt im Preußischen V'cr-
waltungsblatt, 26. Jahrgang, Seite 465 führt wörtlich fol-
gendes aus:
„Den dort (nämlich im § 1 des Kommunalbeaniten-
gesetzes) erwähnten Anstellungsurkimden legt d'e
Rechtsprechung, den Worten der Begründung des
Gesetzes folgend, in der Tat konstitutive Wirkung bei.
Diese Wirkung bezieht sich jedocii
nur auf die Begründung des Beamten-
Verhältnisses, nicht auch auf andere
Bestimmungen, welche nach den A u s -
f ü h r u n g s \- o r s c h r i f t e n in die Urkunde
aufzunehmen nur als e m p f e h I e n s vv e r t
bezeichnet sind.
Hierhin gehören insbesondere Be-
st i m m u n g c n ü b er d i e H ö h e des (i e halt s."
Heft 9
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
139
Es kann also darauf nicht ankommen, daß der
Magistrat zu L. im übrigen das Dienstverhältnis in
der Anstcllungsurkunde vom 7. Dezember 1909
falsch b e u r k u n d e t h a t.
Bisher hat der Magistrat zu L. nicht die Behaup-
tung aufgestellt, daß eine sechsmonatliche Kündigungs-
frist vereinbart worden ist, wie aus den der Klage bei-
gefügten Urkunden sich ergibt, die zum mindesten als
Beweismittel in Betracht kommen.
Selbst wenn sie einen formellen Fehler enthalten,
v\ ar zunächst der Kläger durch Vertrag vom 15. Januar
1902 auf Probe und nach Ablauf der Probezeit mit
halbjährlicher Kündigung engagiert.
Durch Vertrag vom 19. April 1902 erfolgte aber
seine Anstellung auf Lebenszeit. Im Bestreitungsfalle
soll hierfür auf Zeugnis des damaligen Bürgermeisters
L. Bezug genommen werden.
Selbst wenn über diese Abmachungen und über
die den sonstigen Inhalt des Dienstvertrages eine rechts-
gültige Urkunde nicht vorhanden ist, so ist das un-
erheblich, weil für den Dienstvertrag als solchen irgend
eine Form überhaupt nicht vorgeschrieben ist und die
Anstellungsurkunde nur von Bedeutung ist, wie in der
vorerwähnten Entscheidung 'des Oberverwaltungsgerichts
überzeugend dargetan Wird, für die Beamteneigenschaft.
Es würde auch jedem Rechtsgefühl Hohn sprechen,
wenn der Magistrat L. dadurch den Ansprüchen des
Klägers begegnen könnte, daß er pflichtwidrig in die
ihm vom Herrn Regierungspräsidenten aufgegebene
Anstellungsurkunde Bedingungen und Bestimmungen
aufnimmt, die nicht Gegenstand eines Vertrages ge-
wesen sind.
Es bedarf keiner Ausführung, daß die Bestimmungen
eines bestehenden Dienstvertrages nicht durch eine ein-
seitige Verfügung abgeändert werden können, da ja
ein Vertrag immer eine Willenseinigung beider Parteien
enthält und durch eine e i n s e i t i g e- Anordnung, oder,
wie gar hier, eine einseitige Abänderung nicht ersetzt
werden kann.
Gegenüber der nunmehr ausgestellten Anstellungs-
urkunde muß, soweit der Inhalt derselben die Kün-
digungsbestimmungen betrifft, gleichfalls die Einrede
der Arglist erhoben werden, wie dies bereits gegenüber
den bisherigen Verteidigungsmitteln des Magistrats ge-
schehen ist, der sich zunächst darauf berufen hat, daß
die Anstellungsurkunde wegen Fehlens einer Unter-
schrift formell rechtsungültig sei, der später ein
zweites Versehen in seinem Betriebe gegen den Kläger
eingewendet hat, daß nämlich nur irrtümlich in die Ur-
kunde statt des Wortes ,, definitiv" die Worte ,,auf
Lebenszeit" aufgenommen worden sind, wiewohl schon
in der Ausschreibung die ,, lebenslängliche Anstellung"
den Bewerbern in Aussicht gestellt war und der schließ-
lich dadurch, daß er eine ihrem Inhalt nach unrichtige
Urkunde dem Kläger aushändigte, den Ansprüchen des
Klägers zu begegnen vermeint."
Der Bezirksausschuß, welcher als erste Instanz über
den Anspruch des Klägers zu entscheiden hatte, erließ
einen seinem Antrag entsprechenden Beschluß. Er er-
klärte die Stadt L. für verpflichtet, unserem Mitglied über
den 31. Dezember 1909 hinaus bis zur rechtsgültigen Be-
endigung seines Dienstverhältnisses das ihm zustehende
Gehalt nebst den anderen Bezügen (freie Wohnung, Be-
heizung usw.) fortzugewähren. — Gegen diesen Beschluß
legte die Stadt L. das Rechtsmittel der Beschwerde ein.
Auch diese blieb erfolglos. Der Provinzialrat der Provinz
Schlesien beschloß in seiner Sitzung vom 2. April 1910,
die Beschwerde zurückzuweisen. Aus den überaus inter-
essanten Gründen seines Beschlusses sei folgendes angeführt:
„Die Anstellungsurkunde vom 19. April 1902 bedarf
nicht, soweit sie sich auf die Tatsache der Anstellung des
B. als einen städtischen Beamten schlechthin bezieht, der
Unterschrift eines zweiten Magistratsmitgiiedes. Schon
durch die Aushändigung dieser Urkunde, zweifellos aber
durch die Aushändigung der auf Veranlassung des Herrn
Regierungspräsidenten unter dem 16. November 1909 aus-
gestellten Anstellungsurkunde ist B. städtischer Beamter
geworden, denn nach der Rechtssprechung des Oberverwal-
tungsgerichts bezieht sich die konstitutive Wirkung der
Anstellungsurkunde nur auf die Begründung des Beamten-
verhältnisses. Darauf, daß in dieser Urkunde noch andere
Verpflichtungserklärungen aufgenommen worden sind,
kommt es nicht an. Nur für solche Verpflichtungserklä-
rungen sei die Untersehrift von zwei Magistratsmitgiicdern
erforderlich. Die Frage der formellen Gültigkeit der Ur-
kunde komme deshalb nur dafür in Betracht, ob die für
den Kläger sich ergebenden Ansprüche schon aus der
Urkunde, oder außerhalb derselben, rechtsw irksam zur Ent-
stehung gelangt seien. Diese Frage sei zu bejahen, da
dem Kläger bisher anstandslos die ihm bei der Anstellung
zugesagten Bezüge gewährt worden seien.
Die Stadtverordnetenversammlung habe von der An-
stellung des Klägers vorbehaltlos Kenntnis genommen.
In diesem Vorgang sei ein Beschluß der Stadtgemeinde
im Sinne des § 8 Abs. 2 des Kommunalbeamtengesetzes
zu erblicken. Wenn die Stadtverordnetenversammlung bei
der Wichtigkeit des Gegenstandes, bei dem es sich um
die Frage handelt, ob ein wichtiger und hochbesoldeter
Beamter der Stadt auf Lebenszeit angestellt werden sollte,
sich nicht gegen 'die Anstellung auf Lebenszeit ausspreche,
sondern vorbehaltlos Kenntnis von fdiesem Beschluß nehme,
so könne darin nur eine ,, Zustimmung" gesehen werden,
wenn sie auch nicht mit ausdrücklichen Worten aus-
gesprochen worden 'sei. Die Stadtverordnetenversammlung
hätte, wenn sie sich mit dieser Art der Anstellung nicht
einverstanden erklären wollte, dies ausdrücklich erklären
müssen. Dies wäre nach den Grundsätzen
von Treue und Glauben sowohl im Inter-
esse der Stadt, als auch im Interesse der
Persönlichkeit, die als Beamter angestellt
werden sollte, ihre Pflicht gewesen.
,,Wenn die Stadt sich zum Beweis einer entgegen-
gesetzten Auffassung" auf die unbestimmte Ausdrucksweise
beruft, also darauf, daß der Magistrat nicht ausdrücklich
die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung
zu dem Beschluß vom 24. März 1902 beantragt, letztere
nicht ausdrücklich diese Zustimmung erklärt hat, so ver-
stößt ein solcher Einwand gegen Treu und
Glauben "
,,r->ie von der Stadt anzustellenden Be-
amten müssen darauf vertrauen, daß die
städtischen Behörden gewissenhaft ihre
Beschlüsse mit ein wandsfreier Rechts-
wirksamkeit fassen, daß sie, die Beamten,
nicht wegen formeller Mängel des Be-
schlußverfahrens in ihren durch die Vor-
verhandlungen klar zum Ausdruck gebrach-
ten Anstellungsbedingungen beeinträch-
tigt, in ihrer ganzen Lebensstellung er-
schüttert werden; sie sind in der Regel nicht in
der Lage, sie sind auch nicht befugt, darüber zu wachen,
ob ihre vorgesetzten Behörden bei dem Anstellungsver-
fahren korrekt vorgehen, sondern müssen diesen die Ver-
antwortung dafür überlassen mit der Zuversicht, daß der
Rechtsstand ihnen Schutz gewähren wird, wenn durch
Unaufmerksamkeit der städtischen Behörden inkorrekte
Niederschriften unterlaufen, die zwar äußerlich den Ge-
setzen nicht voll entsprechen, aber im Zusammenhang
mit den gesamten, die Anstellungsverhältnisse betreffenden
Vorgängen die Annahme rechtfertigen, daß die Anstellung
nach dem Willen aller Beteiligten unter bestimmten Be-
dingungen zustande kommen sollte. Dem im vor-
liegenden Falle von der in Anspruch ge-
nomn^ienen Stadtgemeinde erhobenen Ein-
wand des Form mang eis setzt aer Be-
schwerdeführer B. nach Lage des Falles
mit Recht den Einwand der Arglist ent-
gegen."
140
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft Q
:: :: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des hiriscnders sind
W o Ii n u n g und Mitglied nummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und liüchern werden unparleiisch und nur sclinftlich erteilt. tiine
Kücksendung der Manuskripte crfolc;! niclit. Sclilußtag für Einsen-
d.nigeii ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in ■ dem die hrage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme;
für Inhalt und Richtigkeit von Iragen und Antworten lehnt die Schrifl-
Icilung nailidrüi klich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
slöcKC zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Eragestcller vorher bezahlen,
Frage 53. Ich beabsichtige, eine mir zur Verfügung
stehende Wasseri<raft in Thüringen von dauernd ca. 10 PS
Tag und Nacht auszunutzen. Dieselbe wird augenbhcklich
bereits zu Beleuchtungs- und Kraftzwecken in Verbindung mit
Akkumulatoren für das Dorf beansprucht. Jedoch fällt diese
Belastung nicht ins Gewicht, da sie sehr gering ist. Es ließe
sich leicht durch elektrischen Einzelantrieb eine Massen-
fabrikation von Holzwaren, Pferdchen usw. bewerkstelligen und
nachts könnte die Kraft vielleicht in automatischen Arbeits-
maschinen irgendwelcher Branche ausgenutzt werden. Für die
rohe Bearbeitung der Hölzer ist eine Schneidemühle am Orte
vorhanden. Welche Holzart kommt für oben angedeutete Holz-
waren in Frage, welche Arbeitsmaschinen sind nötig zur Massen-
herstellung von Pferdchen? Gibt es eine Spezial-Zeitung für
die Holzwarenbranche? Kann mir einer der Herren Kollegen
einige Ratschläge erteilen, die vorhandene Kraft ohne größeres
Anlagekapital, anders als oben angedeutet, vorteilhaft aus-
zunützen ?
frage 54. Wie schützt man im Dachgeschoß liegende
Wohnräume in bereits bewohnten Häusern gegen durch-
schlagende Kälte und Feuchtigkeit; es handelt sich um schräge
Dachflächen, welche mit Falzziegel eingedeckt und an der Unter-
seite mit Spalierdeckenputz versehen sind. Empfiehlt sich eine
Ausfüllung des Zwischenraumes mit Torf, und wie stellen sich
gegebenenfalls die Feuerversicherungsgesellschaften dazu?
Antworten
Zur Frage 36. Verschiebbare Raumabschlüsse. Für den,
angegebenen Zweck eignet sich ganz vorzüglich die Patent-
Harmonika-Tür „Dämon". Diese Tür, oder (richtiger gesagt)
Wand, ist nach Art der an Haustüren und Schaufenstern mit-
unter verwendeten eisernen Scherengatter gebaut, so daß die
Tür in sich selbst zusammengeschoben werden kann und die
einzelnen Teile, aus denen die Tür besteht, sich scharf aneinander
legen. Die ganze Wand besteht aus einem Lattengestell, dessen
einzelne, senkrecht stehende Latten in etwa 28 cm Abstand
voneinander angebracht und beiderseitig durch einen Filzüberzug,
der an den Latten befestigt ist, verbunden sind. Auf diese
Weise werden senkrechte, 7 cm breite schallfreie . Lufträume
gebildet, und der beiderseits befestigte Filz legt sich beim
Zusammenschieben in Falten, ähnlich wie bei der Ziehharmonika.
Die Wand wird bis zu 30 m Breite und 8 m Höhe nach einer
oder zwei Seiten zurückschiebbar gebaut und läßt sich mit der
größten Leichtigkeit bewegen. In zusammengeschobenem Zu-
stande liegen die Falten des Filzes gleichmäßig auf beiden
Seiten nach außen und die einzelnen Latten dicht aufeinander,
so daß an den Mauerflächen der Flügelwände ein etwa 28 Zenti-
meter breiter Schaft entsteht, dessen Dicke durch die Anzahl
der in einer Wandhälfte vorhandenen Vertikallatten bedingt
ist. Die zweiteilige Wand ist beiderseits an der abschließenden
Mauer befestigt und in der Mitte mit großen eleganten Hand-
haben, sogenannten Kojenhaken, zum F^stverschließen aus-
gestattet. Der Bewegungsmechanismus besteht aus Röllchen
mit Kugellagern, die sich am Fußboden entlang einer mit
Führungsschiene versehenen Nute bewegen, während oben nur
eine Führungsschiene vorhanden ist. — Auf Wunsch wird der
Filz mit einer Lederimitation, sogenannten Pegamoid, über-
zogen geliefert. Zu jeder weiteren Auskunft ist gern bereit Ernst
Tänzler, Bau-Obersekretär, Mitgl.-Nr. 22 540.
Zur Frage 41. Schiittelrinnen. Darüber finden Sie An-
gaben in einer Arbeit von Regierungsbaumeister Stephan in
Uhlands Prakt. Maschinenkonstrukteur. 1Q05, Heft 15, 16, 17,
21,26 und 1Q06, Heft 5, 6, 7, 9 über Massentransporteinrichtungen.
In Heft 26, 1905, sind nur Schüttelrinnen behandelt. In der
Hütte, 1908, Teil II, S. 510, finden Sie gleichfalls Angaben
und an beiden Stellen Literaturhinweise. Erstere Arbeit ist
mit Abbildungen und Tafeln ausgestattet. Von der Redaktion
erhalten Sie meine Adresse, falls nähere Angaben erwünscht sind.
Mitgl.-Nr. 34 440.
Zur Frage 42. Ausschlag an den Wänden eines Vorrats-
kellers. Machen Sie einen Versuch mit gestoßenem Ziegelmehl
in Zementverputz. Das Bessere wird wohl sein, die Wände
mit Asphaltfalzpappe zu verkleiden und dann mit Schwarzkalk-
mörtel zu verputzen. Mr.
Zur Frage 43. Fest- und Losscheiben für Ventilatoren bei
600 bis 800 Umdrehungen pro Minute müssen, wenn dieselben
zuverlässig laufen sollen, mit Antifriktionsmetall ausgegossen
werden. Außerdem ist es gut, wenn die Losscheiben mit einer
guten Ringschmierung versehen sind; diese Ausführung hat
sich gut bewährt. Die Firma Kuntze & Leistner, Leipzig-Plag-
witz, bringt neuerdings ein ganz neues S3'stem Losscheiben
in den Handel, die auf Kugellagern laufen und außerordentlich
zuverlässig sind; ein Festfressen ist bei dieser Scheibe absolut
ausgeschlossen. Lassen Sie sich von dieser Firma Offerte
unterbreiten.. Willy Kuntze, Mitgl.-Nr. 15949.
Zi^r Frage 44. Feuchte Mittelwände eines Krankenhauses.
Die feuchten Wände sind wahrscheinlich auf die Verwendung
feuchter Backsteine zurückzuführen und zwar könnten hier Back-
steine verwendet sein, welche zu Unterst an der Erde gelegen
und hier vor der Verwendung Erdfeuchtigkeit aufgesaugt
haben. Diese Backsteine brauchen aber lange Zeit zur Aus-
trocknung. Durch den dreimaligen Anstrich mit Porzellanfarbe
sind alle Poren verdichtet und die Backsteine können nicht mehr
ausdunsten, daher das Schwitzen der Wände. Es dürfte das
ratsamste sein, die feuchten Stellen von dem Putz freizulegen,
die Wände längere Zeit der Austrocknung auszusetzen,
und dann erst wieder frisch zu verputzen, vorläufig aber nur
mit Kalkfarbe anzustreichen, bis die Austrocknung eine voll-
ständige ist. Mr.
Mitteilungen aus dem Verbände
Ui^Q^ii-|^ ^S"f ^Tl Q"l"i Ic I Im Laufe des Sommers wird als Ergebnis unserer statistischen
llOOl C OL:uLloLll\! Erhebung ein Band von ca. 300 Text- und Tabeilenseiten
Der deutsche Technikerstand
SeineVorbildungs-, Arbeits- und Lebensverhältnisse
herausgegeben von unserem Volkswirtschaft!. Mitarbeiter, Privatdozent Dr. 6ÜNTHER, im Buchhandel
erscheinen :: Wir eröffnen demnächst unter unseren Mitgliedern
== eine Subskription zu bedeutend ermäßigten Preisen ====
deren Bedingungen in einer der nächsten Nummern bekannt gegeben werden.
Die Verbandsleitunq
9 DEUTSCHE TECHNIKiiR-ZEITUNO 1911 '^^^ 141
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder hinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Hr. A. = Biicfaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur. Verfügung. ,
Bezirhsverwaltnngen
Brandenburg. Für die einstündigen Abendvorlesungen an
der Handelshochschule Berlin, die im Unterschiede von den
umfangreicheren grundlegenden Fachkollegien meistens einen
zugleich gemeinverständlichen Charakter tragen, ist für das be-
vorstehende Sommersemester ein besonderer Auszug aus dem
Vorlesungsverzeichnis hergestellt worden, der durch das Se-
kretariat der Handelshochschule Berlin (Berlin C. 2, Spandauer
Straße 1) unentgeltlich zu beziehen ist. Der Beginn der
Vorlesungen ist auf den 26. April festgesetzt; Anmeldungen
zu den einstündigen Vorlesungen werden jederzeit vom Sekre-
tariat der Handeishochschule entgegengenommen und können
auch schriftlich unter Einsendung des Betrages durch Post-
anweisung erfolgen.
Mittelschlesien. Der 11. Bezirkstag fand am Sonntag,
15. Januar d. J., unter Beteiligung von 57 Kollegen in Breslau
statt. Dem Bezirkstage voran ging eine Besichtigung der Ma-
schinenanlagen und des Hauptgebäudes der Technischen Hoch-
schule. Mit Rücksicht darauf, daß ein Bericht im Verkündi-
gungsblatt bereits erschienen ist, sei hier nur erwähnt, daß Koll.
Reußner sich bereit gefunden hat, das Amt des Stellenvermittlers
zu übernehmen. Der Bezirksvorstand wurde, soweit nicht schon
durch das Ausscheiden ein Ersatz nötig war, wiedergewählt.
An Stelle des Koll. Standfuß ist Koll. Kurok und für den Koll.
Alder Koll. Wölfing eingetreten. Als Kassenprüfer wurden die
Kollegen Haase und Lowies gewählt.
Rheinland. Wir bringen hiermit zur Kenntnis unserer Ver-
einp pnd Einzelmitglieder, daß Sonntag, 23. April, in Düren
unser erster diesjähriger Bezirkstag stattfindet. Beginn der
Vertretersitzung Punkt 10 Uhr vormittags. Genaues Programm
nebst Tagesordnung wird 'bis zum I.März er. bekannt gegeben.
Anträge zum Bezirkstage sind in doppelter Ausführung bis
spätestens 10. März an unseren 1. Vorsitzenden Herrn C. Schreier,
Mülheim a. Rh., Montanusstr. 45, einzusenden. Antrage, welche
bis zum 10. März nicht eingegangen sind, gelten als verspätet
eingebracht und werden als solche behandelt. Um verspätet
eingebrachte Anträge den Vereinen noch zustellen zu können,
sind dieselben in je 25 Exemplaren einzusenden.
Zweigvereine
GemischteVereine.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung am
Mittwoch, 1. März 1911, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel,
Altona, Königstraße 186 188. Tagesordnung: 1. Geschäftliche
Mitteilungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Technische
Fragen. 4. Verschiedenes.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. und
Br.-A.: Hans Dietze, Charlottenburg, Berliner Str. 60. V. u.O.:
Jeden 1. Donnerstag im Monat, im Wilhelmshof am Wilhelms-
platz. — Die nächste Hauptversammlung findet statt am Don-
nerstag, 2. März, pünktlich 8V2 Uhr. Tagesordnung: 1. Ge-
schäftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl der
Kassenprüfer. 4. Bericht über den 14. Bezirkstag (Koll. Kol-
berg und Geyer). 5. Verschiedenes. Zur Aufnahme haben
sich folgende Herren Kollegen gemeldet: Wilhelm Bartels,
Arthur Barthel, Hans Prochnow, Heinrich Jürs, Robert Fiebach,
Georg Ramm, Curt Benda, Hermann Voigt, Willy Wohllebe,
Max Trübner, Bruno Morgenstern, Edmund Droeße, Theodor
Otto und Willy Bonatz. Die Mitgliederbeiträge für das erste
Vierteljahr sind spätestens am 2. März an den Kassierer Koll.
Herrn. Fasterding, Charlottenburg 1, Kaiser-Friedrich-Straße 93
post- und bestellgeldfrei abzuführen.
Charlottenburg. „Bauhütte Charlottenbur g",-
V. u. O. : „Logen-Restaurant" in Charlottenburg, Berliner Str. 61,
Ecke Kirchhofstraße. Jeden 1. Dienstag im Monat Hauptver-
sammlung. 1. Vrs.: E. Rohr, Charlottenburg 5, Städt. Bürger-
haus. A. Schriftführer: A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler
Weg 5. — Am Mittwoch, 1. März, abends S'/a Uhr, findet im
Saale des obengenannten Vereinslokales ein größerer Lichtbilder-
vortrag statt. Unser Mitglied Herr A. Dieter wird über die
Verwendung von Verblendsteinen, Werksteinen und von Putz-
mörtel' bei Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden sprechen.
Näheres hierüber ist bereits in der letzten Nummer der „Mit-
teilungen der Bezirksverwaltung Brandenburg" bekannt gegeben.
Die nächste Monats-Hauptversammlung findet am Dienstag,
7. März, statt. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben.
Danzig. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Arch.
Wilh. Jacob, Danzig, Karmelitergasse 4. — Nächste Vereins-
versammlung am Mittwoch, 1. März d. J., abends 9 Uhr, im
t^estaurant Hohenzollern, Langenmarkt. Mitgliederaufnahme
(iemeldet hat sich der Bautechniker Herr Friedrich Bergemann.
Bericht über den Deutschen Privatangestelltentag in Berlin durch
den Kollegen Kirchner. Vortrag über unsere eingeschriebene
Hilfskasse Nr. 58 für Architekten, Ingenieure und Techniker
Deutschlands zu Berlin (Koll. Jacob). Einzelmitglieder und Gäste
sind freundlichst eingeladen.
Düsseldorf. Technischer Verein. Für die am
2. März er. im Vereinslokal Rheinhof stattfindende Hauptver-
sammlung wird folgende Tagesordnung festgesetzt: 1. Erledi-
jjung der Eingänge. 2. Protokollverlesung. 3. Mitgliederbewe-
gung. 4. Wahl einer Jahrbuchkommission. 5. Verschiedenes.
Der nächste Bezirkstag findet voraussichtlich am 2. April in
Düren statt. Anträge zu demselben müssen der Bezirksverwal-
tung Rheinland bis zum 10. März zugestellt werden. Wir bitten
die Kollegen, evtl. Anträge umgehend dem Vorsitzenden ein-
zusenden, da dieselben in dieser Versammlung besprochen
werden müssen.
Gießen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Kulturtechniker Reitz, Schillerstr. 24. — Der Vorstand setzt sich
für das Jahr 1911 aus folgenden Herren zusammen: Kultur-
techniker Reitz, 1. Vors.; Architekt Kockerbeck, 2. Vors.; Kultur-
fechniker Friedel, 1. Schriftf. ; Architekt Drescher, 2. Scbriftf. ;
Kulturtechniker Kiefer, Kassierer; Architekt Hamann und Ing.
Wagenschein, Beisitzer und Architekt Schuhmacher, Bibliothekar.
Der Vereinsbeitrag beträgt ab 1. Januar vierteljährlich 5 M
Nächste Monatsversammlung am 2. März im Vereinslokal;
Tagesordnung auf den Einladungen.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A.:
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. Am Sonnabend, 4. März d. J..
Hauptversammlung im . Vereinslokal Restaurant „Zur grünen
Linde". Tagesordnung: 1. Verlesung des letzten Sitzungs-
berichtes. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bericht über den
f). Bezirkstag. 4. Der Entwurf eines Versicherungsgesetzes für
Angestellte (Ref. Koll. Abel und Treder). 5. Statik des Eisen-
betonbaues (Ref. Koll. Abel). 6. Mitteilungen und Anträge.
Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Tagesordnung bitten wir
dringend um vollzähliges und pünktliches Erscheinen unserer
Mitglieder. Gäste sind willkommen.
Hanau. Techniker- Verein. Donnerstag, 2. März
1911, abends 9 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel
zum Riesen". Tagesordnung: 1. Mitgliederaufnahme. 2. Be
rieht über Gründung eines sozialen Ausschusses und die Ver-
tieterversammlung der Privatangestellten von Hessen-Nassau
zu Frankfurt a. M. vom 5. Februar 1911. 3. Bericht über die
Vorstandssitzung der Mittelrheinischen Bezirksverwaltung zu
Frankfurt a. M. vom 12. Februar 1911. 4. Verschiedenes.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A.: O.Behrens,
Ing., Kiel, Fährstr. 7. Vereinslokal: „Patzenhofer", Falckstr. 121.
Mitgliederversammlung am Donnerstag, 2. März 1911, abends
8'/2 Uhr, „Patzenhofer", Falckstr. 12. Tagesordnung: 1. Pro-
tokollverlesung der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Berichterstattung vom
9. Bezirkstage in Lübeck. 6. Vortrag des Koll. Grothe über die
Zeiß-Stiftung. 7. Sonstiges. In Anbetracht der Punkte 5 und 6
der heutigen Tagesordnung bitten wir um vollzähliges Erscheinen.
Den verehrlichen Mitgliedern, denen es wegen Zeitmangels
nicht vergönnt war, dem Referat über Pensionsversicherung
in (unserer Versammlung am 2. d. M. beizuwohnen, zur Nach-
richt, daß unsere Entschließung zu dieser Versammlung wegen
Raummangels, wie uns die Schriftleitung der D. T.-Z. mitteilt,
in Unserem Verbandsorgan inicht veröffentlicht werden kann. Wir
werden daher Mittel 'und Wege finden, diese unseren Mitgliedern
zuzustellen. — Durch das Entgegenkommen des Herrn Kanal-
Präsidenten findet höchstwahrscheinlich lam Sonntag, 5. März d. J.,
eine Besichtigung der Schleusenneubauten des Kaiser-Wilhelm-
Kanals statt. Wir nehmen heute schon Gelegenheit, darauf hin-
zuweisen, und werden durch die iTageszeitungen rechtzeitig Treff-
punkt und Zeit bekannt geben. Die Führung wird Herr Kollege
Petersen (Bauführer dieser Schleusen) übernehmen. Die Besich-
tigung verspricht eine läußerst lehrreiche zu werden ; wir rechnen
daher auf eine dementsprechende Beteiligung.
Königsberg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Eisenbahnbauassistent Ruhnau (nicht Ruhman, wie in Heft 7
verdruckt), Philosophendammgasse Nr. 3. V. u. O. : Jeden
Donnerstag nach dem 1. u. 15. jeden Monats. Jeden Sonntag
11 Uhr vormittags Stammtisch in der Jubiläumshalle.
Mülheim a. Rh. Technischer Verein. Freitag,
März 1911, abends 8^ ^ Uhr, im Vereinslokal, Kasino-Restau-
142
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 9
rant, Freiheitstr. 65, Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Pro'
lokoll der letzten Hauptversammlung. 2. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 3. Bekanntgabe der eingegangenen Schriftstücke. 4. Ver-
bandsangelegenheiten. 5. Verschiedenes. Wir bitten um recht
zahlreiches Erscheinen. Einzelmitglieder sind freundlichst ein-
geladen. — Wir machen ferner darauf aufmerksam, daß am
2. April er. in Düren der Bezirkstag der Bezirksverwaltung
Rheinland stattfindet. Anträge (sind bis spätestens den 10. MärZ
an den Vorstand 'unseres Vereins einzureichen.
München. Techniker-Verein, E. V. Bei dem Preis-
ausschreiben für eine Ehrenurkunde wurden die Entwürfe mit
den Mottos „Hamburg" und „Entwurf" prämiiert. Verfasser
dieser Arbeiten sind die Herren Kollegen Uhl und Strauß,
beide in München. Wir gratulieren den Herren Preisträgern
zu diesem Erfolg. — Anschheßend an die letzte Monatsver-
sammlung am 7. d. M. fand eine Diskussion über: „Die
Kündigung des Dienstverhältnisses der tech-
nischen Angestellten" statt, welche zeigte, daß ein
lebhaftes Interesse an diesen Fragen vorhanden ist. Kollege
und 1. Vorsitzender J. Bender erstattete hierzu ein ausführ-
liches Referat, dem er vorausschickte, daß viele Streitigkeiten
und viel Verdruß bei Kündigungen vermieden werden könnte,
wenn beide Teile genau über die gesetzlichen Vorschriften
unterrichtet wären; darum müssen wir Aufklärung schaffen.
Er behandelte dann die verschiedenen Arten der Kündigung und
gab hierzu Beispiele bekannt. Auch wies er auf das Recht
und das Verhalten der Kollegen bei Konkurs des Arbeitgebers,
Geschäftsübergang, Aufgabe, sowie bei Tod des Arbeitgebers
hin, wie er auch alle übrigen Punkte der Kündigung in klarer
und verständlicher Weise schilderte. Den mit großem Beifall
aufgenommenen Ausführungen folgte eine lebhafte Diskussion,
an welcher sich eine große Anzahl von Kollegen beteiligte. Am .
Schlüsse wurde Kollege Bender ersucht, sein Referat auch
den nicht anwesenden Kollegen zu übermitteln, was gewiß zur
Aufklärung bei unseren Kollegen sehr viel beitragen wird.
Diesem Wunsche wird Koll. Bender gern entsprechen und im
nächsten sozialpolitischem Flugblatt diese wichtige Frage be-
handeln. — Die Kollegen sind mit ihren werten Damen zu der
am 7. März im Hotel „Union" stattfindenden „S c h 1 u ß f e i e r"
der diesjährigen Absolventen der Kgl. Baugewerkschule München
freundlichst eingeladen. Vorverkaufskarten sind im Verbands-
bureau zu haben. — Am letzten Freitag fand im Restaurant
„Burgfrieden" eine Versammlung der Absolventen obiger Anstalt
statt, in welcher Herr Kollege Bender einen Vortrag hielt:
„W arum und wie müssen sich die Techniker or-
ganisieren?" Die aufklärenden Worte fanden bei der Ver-
sammlung, der auch verschiedene Schüler der 3. und 4. Kurse
anwohnten, allgemeinen Anklang und zeitigten einen großen
Erfolg, indem sich IQ Absolventen a's ordentliche und weitere-
11 Schüler als außerordentliche Mitglieder des Verbandes und
des Münchener Techniker-Vereins anmeldeten. Kollegen! Mit
diesen Aufnahmen und den weiteren 10, die in diesem Jahre
bis jetzt erfolgten, ist unsere Mitgliederzahl nahe an 500 gerückt.
Trachte daher jeder, daß dies« Zahl bald erreicht wird. —
Gemäß einer früheren Vereinbarung erhalten unsere Mitglieder
die „Süddeutsche Bauzeitung" um den außergewöhnlichen Vor-
zugspreis von 6,50 M jährlich. Diejenigen Kollegen, die hier-
von Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich an Herrn
Kollegen Bauführer Kaiser, Ysenburgstr. 4, zu wenden.
Neuß. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Karl
Seifarth, Königstraße 2. V. u. O.: Jeden 1. Freitag im Monat
im Hotel Langebeckmann. Dien 2., 3. und 4. Freitag: Zwang-
lose Zusammenkunft daselbst. — Jahresbericht. Der
Technische Verein Neuß wurde am 24. Juni IQIO im Hotel
zum Römer von 15 Kollegen gegründet. 'In »len Vorstand
wurden gewählt: Zum 1. Vorsitzenden Herr Seifarth; zum
2. Vorsitzenden Herr Schwarz; zum Protokollführer Herr Hertz;
zum Schriftführer Herr Medier; zum Kassierer Herr Grimm;
zum Beisitzer die Herren Spies und Hecker. Im Verlauf seines
halbjährigen Bestehens traten dem Verein 16 Kollegen bei und
fünf wieder aus, so daß er zurzeit 23 ordentliche und drei för-
dernde Mitglieder zählt. In der SDezember-Versammlung erfolgte
statutengemäß die Vorstandswahl. Das Amt des Schriftführers
übernahm Herr Kollege Hindrichs, die übrigen Aemter ver-
blieben durch Wiederwahl in gleichen Händen.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. und
Br.-A.: M. Weiß, Ing., Nordhausen, Friedrichstr. 12. Jeden
Donnerstag, abends S'/a Llhr, Versammlung im „Bürgerbräu".
Am Donnerstag, 2. März, findet unsere Alärz-Hauptversamm-
lung im Vereinslokal „Bürgerbräu" statt. Tagesordnung: 1. Ver-
lesen der Protokolle. 2. Wichtige Verbandsfragen. 3. Neuwahl
eines 1. Vorsitzenden. 4. iDiverses. In Anbetracht der wichtigen
Tagesordnung bitten wir um zahlreiches Erscheinen.
NürnbersT. Techniker-Verein. Auf Beschluß der
letzten Monatsversammlung findet am 'Mittwoch, 1. März, abends
8 Uhr, eine außerordentliche Hauptversammlung im Billard-
zimmer des Restaur. Theodor Körner, Insel Schüft, mit folgender
Tagesordnung statt: 1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen.
3. Einlauf. 4. Verschiedenes. 5. Satzungsänderungen. 6. Ver-
schmelzung mit den Vereinen Kraft und Licht und Technischer
Club, Nürnberg. 7. Wahl eines 1. Vorstandes und eines 1. Kas-
siers im Falle der Ablehnung des Punktes 6 der Tagesordnung.
Im Interesse eines jeden Mitgliedes liegt es, zu dieser Versamm-
lung zu erscheinen.
Oldenburg. T e c h n i k e r - V e r e i n. Die nächste Haupt-
versammlung findet am Mittwoch, 1. März, abends 9 Uhr, im
Landes-Gewerbemuseum statt. Tagesordnung wird in der Ver-
sammlung bekannt gegeben. Nebenversammlung am Mittwoch,
15. März, abends 9 Uhr, im Restaurant Bavaria. Für Sonntag,
26. Februar, ist eine Besichtigung des Großh. Theaters und für
Sonntag, 12. März, eine Besichtigung der Sammlungen des
Kunstgewerbemuseums, mit anschließendem Vortrag von Herrn
Dr. Raspe, vorgesehen. Zu diesen Veranstaltungen erfolgen
noch besondere Einladungen. Rege Beteiligung zu allen Ver-
anstaltungen dringend erwünscht.
Quedlinburg a. H. Technischer Verein Quedlin-
burg und Umgegend. Br.-A.: Vorsitzender Architekt
Albert Schröder, Pölle 57. Schriftführer, Stellenvermittlung und
Auskunft: Maschinen-Techniker Hermann Günther, Steinholz-
straße 9. Kassierer: Kreisbauassistent Karl Brunswig, Schützen-
straße 12. Versammlungstage: Bis 1. April jeden 1. und
3. Mittwoch im Monat. Vom 1. April bis 1. Oktober: jeden
1. Mittwoch im Monat. Versammlungslokal: „Kasino-Restau-
rant Quedlinburg". Gäste sind stets willkommen.
Regenwalde. Technischer Verein Regen w aide
und Umgegend. Unsere nächste Versammlung findet
Sonntag, 5. März, in Naugard, Hotel Deutsches Haus, statt und
sind hierzu Gäste gern willkommen. Nach Erledigung des
geschäftlichen Teiles findet dortselbst die Besichii ;U.ig der
Stärkefabrik, sowie der Bierbrauerei statt. Um vollzähliges Er-
scheinen wird gebeten, da die Veranstaltung lehrreich ist. —
Br.-A.: Fr. Zube, 1. Vorsitzender, Regen walde i. Pomm.
Stargard LP. T e c h n i k e r - V e r e i n. Vrs. und Br.-A. :
A. Krumbügel. Versammlung und Ort: 1. März in Stargard.
Am Sonntag, 26. Februar 1911, vormittags 91/3 Uhr, findet die
Besichtigung des hiesigen höheren Mädchenschul-Neubaues
unter Führung des Bauleitenden statt, wozu alle Kollegen mit
ihren Damen hiermit freundlichst eingeladen werden. Ein-
führung von Gästen gestattet. — Tagesordnung der Haupt-
versammlung am 1. März: 1. Mitteilungen und Eingänge.
2. Bericht über den Bezirkstag und Vortrag in Stettin.
3. Referat des ersten Vorsitzenden über den Entwurf eines
Versicherungsgesetzes für Angestellte. 4. Fragekasten. 5. Ver-
schiedenes. Kollegen als Gäste sehr willkommen. Um regen
Besuch, auch der Zwischenversammlungen (jeden 3. A\itt\voch
im Monat), bittet der Vorstand.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.: Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstr. 4 III. — Hauptversammlung am
Donnerstag, 2. März 1911, abends S'/j Uhr, im Vereinslokal
Restaurant „Neubauer", Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mit-
teilungen und Eingänge. 2. Aufnahmen. Gemeldet: Herr
H. Thies. 3. Bericht über den 6. Bezirkstag. 4. Technische
Fragen. 5. Verschiedenes. — Wir bitten imsere Mitglieder, zu
der am 25. d. M., abends SV/o Uhr, im Polytechnischen Saale
des Konzerthauses stattfindenden öffentlichen Versammlung zahl-
reich zu erscheinen. Gäste willkommen.
W Ittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A. : M. Lindemann, Witten-
berg (Bez. Halle), Bürgermeisterstr. 4. — Monatsversammlung
Sonnabend, 4. März er., abends 9 Uhr, im Vereinslokal ,, Brauerei
Maiwald", Coswiger Str. 23. Tagesordniuig : 1. Verlesen des
Protokolls. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Eingänge. 4. Ver-
schiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Chemnitz. „B a u h.ü 1 1 e." Nach den in der Jahres-Haupt-
vcrsammlung am 3. Februar d.J. stattgefundenen Neu- u. Ersatz-
wahlen setzt sich der Vorstand aus nachstehend angeführten
Herren Koll. zusammen: R. Eberlein, Ehrenvors. ; F. Benn-
dorf, 1. Vorsitzender; A. Zimmermann, 2. Vorsitzender; M. Ro-
selt, Kassierer; W. Sattler, 1. Schriftführer; Paul Wagner,
Z Schriftführer; Karl Gotthardt, 3. Schriftführer; A. Wetzstein,
I. Bücherwart; R. Hopf, 2. Bücherwart; A. Haase, Vorsitzen-
der des Wissenschaftlichen Ausschusses; F. Eckardt, Stellver-
treter. AAitgliederzahl : 196. Briefaufschrift: F. Benndorf,
Städt. Grundstücks-lnsp., Chemnitz, G. Albrcchtstraße 6. Ver-
einslokal: Restaurant „Moritzburg", Weberstr. 19 1.
Chemnitz. „Bauhütte." Donnerstag, 2. März, abends
8V2 Uhr, Vortragsabend mit Damen im Literarischen Zirkel:
Herr Realgymnasiallehrer Happach: „Zur Geschichte
Heft 9
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
143
desBücher - undZeitungsw esensimaltenChem-
nitz", im „Hotel vier Jahreszeiten". — Freitag, 3. März,
abends Punkt i/,Q Uhr, Monats-Hauptversammlung im Vereins-
lokal. Tagesord'nung: 1. Eingänge. 2. Mitgliederbevvegung.
3. Berichte über die Tagungen der Privatbeamten in Sachen
der Pensionsversicherung. 4. Bericht über die Jahres-Haupt-
versammlung der Landes- und Bezirksvervvaltung. 5. Frage-
kasten — Beantwortung einer Anzahl vorhegender Fragen.
6. Allgemeines.
Dresden. „Dresdner Bauhütte." Vereinslokal : „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 II. 2. März Monatsversammlung im
Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Auskunft über
Kassenverhältnisse. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Erledi-
gung von wichtigen inneren Angelegenheiten. Zahlreiches Er-
scheinen aller Kollegen ist dringend erwünscht.
Dresden. B a u w i s s e n s c Ii a f t !. Verein „M o t i v"^
Mittwoch, 1. März, abends Punkt 8 Uhr beginnend, findet im
neuen Bismarcksaal der Bärenschenke, Webergasse Nr. 27, durch
Herrn Lehrer Arzt, Dresden, Vortrag über das Thema:
„Orundforderungen an ein zeitgemäßes Volks-
schulgesetz" statt. Diese in Sachsen jetzt heiß umstrittene
Frage wird sicher auch jedem Kollegen interessant sein und
wird deshalb um vollzähligen und pünktlichen Besuch gebeten.
Der Vortrag findet mit Damen Istatt und sind auch die Mitglieder
der Brudervereine freundlichst willkommen. — Montag, 27. Febr.,
pünktlich ^^^g Uhr abends, ist im Vereinslokal Gewerbehaus
Gesamtvorstandssitzung vorgemerkt. Alle Mitglieder des Vor-
standes, der Ausschüsse, Beisitzer und Kassenrevisorefi sind
infolge wichtiger Tagesordnung, die am Abend selbst bekannt
gegeben wird, dringend eingeladen.
Stettin. jjBauhütte." Vors. u. Br.-A. : Paul Beyer,
Stettin, Oberwiek 70 IL — Hauptversammlung am Donnerstag,
2. März d. J., im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder
Straße 129. Beginn abends 8V2 Uhr. Tagesordnung: 1. Ver-
lesung des Protokolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder. 3. Verlesung der Eingänge. 4. Vereinsangelegen-
heiten. 5. Besprechung über das Stiftungsfest. 6. Verschiedenes.
7. Fragekasten. — Wir machen unsere Mitglieder nochmals auf
den öffentlichen Vortrag am Sonnabend, 25. d. M., abends
872 Uhr, im Konzerthaus und auf die Bezirkssitzung am Sonn-
tag, 26. d. M., vormittags 91/2 Uhr, in der „Randower Molkerei"
aufmerksam und bitten um vollzähliges Erscheinen.
Techniker in der Industrie.
Bezirk Groß-Berlin. Br.-A. : Bernhard Leipziger, Rixdorf,
Juliusstr. 36,37. V. u. O.: Jeden ersten Mittwoch im Monat
im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstr. 138, an der Weiden-
dammer Brücke. Unsere nächste Mitgliederversammlung findet
am 1. März 1911, pünktlich 1/2^ Uhr, im Vereinslokaie mit nach-
folgender Tagesordnung statt: 1. Geschäftliches. 2. Ergänzungs-
wahl des 1. Vorsitzenden. 3. Bericht über den Bezirkstag.
4. Namensänderung des Vereins. 5. Verschiedenes. Vielen
Wünschen unserer Mitgliederkreise Rechnung tragend, haben wir
unser Versammlungslokal nach dem obfn bezeichneten Restau-
rant verlegt. Wir erwarten nun aber auch, daß uns die Mit-
glieder in dem neuen Vereinslokale durch rege Anteilnahme an
allen Veranstaltungen sowie pünktliches und vollzähliges Er-
scheinen in jeder Weise unterstützen. Die Beiträge (1,75 M pro
Monat) ersuchen wir möglichst umgehend an den Kassierer,
Kollegen C. Staberow, Berlin O. 98, Markgrafendamm 5, ein-
zusenden. Geldsendungen bitten wir stets 5 Pf. Bestellgeld
beizufügen.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Vrs. u. Br.-A.: Ingen. Baumgart, Drcsden-N.,
Leipziger Straße 38 III. Freitag, 3. März, abends 1/2^ Uhr, im
Vereinslokal Gewerbehaus, Ostra-Allec, Monatsversammlung.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Bericht über die Sitzung der Landesverwaltung. 4. Fest-
setzung des Vereinsprogramms 1911. 5. Bericht: Die Welthilfs-
sprache Esperanto. 6. Fragekasten und Verschiedenes. Der
wichtigen Tagesordnung entsprechend bitten wir die Mitglieder
um rege Teilnahme an dieser Versammlung. Die Einführung
von Berufskollegen und Gästen sehr erwünscht. Die Verbands-
und Vereinsbeiträge sind monatlich mit 2 M im voraus zu ent-
richten und wird dringend um Begleichung derselben gebeten.
Halle a. d. S. Maschinen technisch er Verein.
Nach der am 4. Februar stattgefundenen Vorstandswahl setzt
sich der Vorstand wie folgt zusammen: Karl Fix, 1. Vorsitzen-
der; Otto Schneider, 2. Vorsitzender; Erich Gerlach, I.Schrift-
führer; Otto Daßler, 2. Schriftführer; Otto Dittrich, Kassen-
führer; Eugen Anschütz, Bücherwait. Br.-A.: K. Fix, Ingenieur,
Halle a. d. S., Beesener Str. 10 d. Die Versammlungen finden
jeden Sonnabend im „Augustinerbräu", Mittelstraße, statt. Gäste
sind zu allen Versammlungen willkommen.
Leipzig. Techniker-Verein. Br.-A.: Ingenieur Hugo
Förtsch, Leipzig-Gohlis, Schkeuditzer Str. 19. V. u. O.: Jeden
Alittwoch abend ^JS Uhr im Vereinslokal „Rest. Bayr. Krone",
Jakobstr. 2. Gäste jederzeit herzlichst willkommen.
Nürnberg. „Kraft und Licht", T c c h n. Verein.
Br.-A.: W. Muth, Bayernstr. 125. — Die nächste Monatsvei-
sammlung findet ausnahmsweise erst am Mittwoch, 8. März d. J.,
im Vereinslokal statt. Die Tagesordnung wird in der nächsten
Nummer der Deutschen Techniker-Zeitung bekannt gegeben.
Staatstechniker.
L a n d c s V e r c i 11 M i 1 1 I. Sächsischer E i s c n b a Ii n -
techniker. Vrs.: Bausekretär K.Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Zwickau. Eisenbahntechniker - Verein. Am
26. Februar, nachmittags 3 Uhr, findet im Restaurant „Reinholds
Garten", Zwickau, Schneeberger Straße, die Jahreshauptversamm-
lung mit Vortrag des Koll. Bauobersekr. Schulze über: „Ge-
setz, die Sicherung derBauforderungenbet r."
statt. Tagesordnung: Erstattung des Jahresberichts. Rech-
nungslegung. Neuwahlen. Berichterstattung über den Verlauf
der Jahreshauptversammlung des Landesvereins M. S. E. T. Ver-
schiedenes.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringendst ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend moirl ch zu fassen. Insbeson-
dere gilt dies von Jahresberichten, deren Wiedergabe in der so oft
noch gewünschten Ausführlichkeit ganz unmöglich ist.
Die Schriftleitung.
Stellen -Angebote
(tJur f"ir Verbandsinitg :e;l8r.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
472 von einem Eisenbetonbaugeschäft in Braunschweig
sofort oder zum 1. April 1911 ein tüchtiger Techniker, guter
Statiker, für Eisenbetonausführungen. Anfangsgehalt 160 Mark.
Angebote unter 472 an die Zweigstelle Braunschweig, z. H.
des Herrn G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
473 für ein Architekturbureau in Braunschweig sofort ein
tüchtiger Hochbautechniker zur selbständigen Anfertigung voii
Kostenanschlägen, Abrechnungen, sowie zeichnerischen Arbeiten.
Gehalt 150 bis 180 M. Stellungsdauer zunächst acht Wochen
evtl. länger. Angebote unter 473 an die Zweigstelle Braun-
schweig wie unter 472.
474 von einem Tiefbaugeschäft bei Wanne i. W. für die
Bauführung an der Baustelle ein tüchtiger Bauführer mit guter
Praxis. Gehalt ca. 200 M. Angebote unter 474 an die Ge-
schäftsstelle für Rheinland iind Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
475 nach Emden sofort ein Bautechniker mit Bmeaupraxis
und künstlerischer Befähigung. Angebote mit Gehaltsansprüchen
und Handskizzen unter 475 an die Zweigstelle Bremen, z. H.
des Herrn O. Krause, Neustadts Contrescarpe Nr. 70.
476 für ein Baugeschäft in Lagow (Neumark) sofort ein
Techniker, in der ländlichen Bauweise (bessere Landhäuser in
einer Sommerfrische) erfahren, sowie mit Statik, Abrechnung
und Bauleitung vertraut. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
476 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 91
477 nach Frechen b. Cöln für eine Behörde sofort ein
junger Tiefbautechniker. Gehalt ca. 120 M. Angebote unter
477 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H.
des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
144
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 9
510 für ein Ingenieurbureau in Kiel sofort ein jüngerer
Tiefbautechniker, sauberer Zeichner und flott im Veranschlagen.
Angebote unter 510 an die Zweigstelle Kiel, z. H. des Herrn
F. Kobarg, Hansastraße 10.
511 nach Teltow b. Berlin sofort ein junger Bautechniker.
Gehalt 130 bis 140 M. Angebote unter 511 an die Hauptstelle
Berti« SW., Markgrafenstraße 94.
513 nach Krumhübel i. Riesengeb. sofort ein Hochbau-
techniker, gelernter Zimmerer, in dauernde Stellung. Gehalt
ca. 130 M. Angebote unter 513 an die Zweigstelle Breslau,
z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystraße 11.
514 nach Hai /er (Bez. Düsseldorf) sofort ein Bauamts-
assistent für die dortige Verwaltung. Angebote mit Antritts-
termin unter 514 an die Geschäftsstelle für Rheinland und West-
falen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. Q4.
515 für ein Kanalbauamt einer Stadt im östlichen West-
falen ein Straßenbautechniker für die Tiefbauabteilung. An-
fangsstellung. Gehalt 120 bis 130 M. Angebote unter 515 an
die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen wie unter 514.
516 nach Düsseldorf sofort ein tüchtiger Bautechniker,
der möglichst schon im Schornstein- und Ofenbau tätig war.
Angebote unter 516 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen wie unter 514.
517 für den Neubau eines Lehrerinnen-Seminars in Breslau
baldigst ein tüchtiger, junger Techniker, flotter Zeichner. Ge-
halt 120 bis 130 M. Angebote unter 517 an die Zweigstelle
Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystr. 11.
518 für einen Breslauer Architekten sofort ein jüngerer
Techniker, guter Zeichner, in dauernde Stellung. Angebote mit
Gehaltsansprüchen, Antrittstermin und Zeichenproben unter 518
an die Zweigstelle Breslau wie unter 517.
519 nach Damerau, Kr. Culm, sofort ein jüngerer Bau-
techniker für Projektieren, Veranschlagen und Abrechnen von
Bauten. Radfahrer. Anfangsgehait 80 M bei freier Station.
Angebote unter 519 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des
Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
520 für eine A.-G. in Niesky (Oberlaus.) zum 1. April 1911
ein jüngerer Techniker, sauberer Zeichner, möglichst mit Holz-
konstruktionen vertraut. Gehalt 120 bis 150 M, e\ tl. kommt
auch eine erste Kraft mit einem Gehalt von ca. 200 M in
Frage, wenn derselbe sicherer Statiker in Holzkonstruktionen
und eingehend mit Detaillieren vertraut ist. Angebote unter
520 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
521 für eine Eisenbetonfirma in Würzburg sofort ein Eisen-
betoningenieur oder tüchtiger Techniker, mit statischen Berech-
nungen für Eisenbeton vertraut. Gehalt ca. 200 M. Stellung
dauernd. Angebote unter 521 an die Zweigstelle Würzburg, i. H.
des Herrn L. Ungerer, Schöntaler Straße.
522 für ein Bureau für Architektur und Kunstgev\erbe in
Breslau für einige Zeit ein Hochbq.utechniker aushilfsweise.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 522 an die Zweigstelle
Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystr. 11.
523 für ein Kgl. Haiis-Kronfideikommiß-Bauamt in Breslau
sofort ein Techniker für landwirtschaftliche Bauten in Ober-
schlesien, Bauleitung und Abrechnung. Bewerber muß ledig,
Radfahrer und selbständiger Bauleiter sein. Gehalt bis 180 M.
Angebote unter 523 an die Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn
E. Reußner, Webskystr. H.
524 für ein Baugeschäft in Barmen sofort ein jüngerer
Hochbautechniker in dauernde Stellung. Gehalt bis 140 M.
Angebote unter 524 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. 94.
525 für ein Bauamt in Rendsburg sofort ein Tiefbau-
techniker für den Erweiterungsbau des Kaiser-Wilhelm-Kuiials.
Gehalt ca. 150 M. Angebote unter 525 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
526 für eine Kgl. Behörde in Hanau a. M. auf zwei Monate
ein Bautechniker, der nachweislich die Bearbeitung der laufen-
den Dienstgeschäfte bei einer Baubehörde ausgeübt hat. Gehalt
150 M. Angebote unter 526 an die Zweigstelle Frankfurt a. M.,
z. H. des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbert-
straße 73.
527 für eine Behörde in Jüterbog sofort ein jüngerer Hoch-
bautechniker, guter Handschrift, in dauernde Stellung. An-
gebote mit Gellaltsansprüchen unter 527 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
528 für ein Kgl. Kanalbauamt in Lünen sofort mehiere
Tiefbautechniker für Bureauarbeiten. Gehalt 120 M evtl. nielir.
Angebote mit Antriltstermin unter 528 an die Geschäftsstelle für
Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortnnnidj
Ardeystraße 94.
529 für ein Baiigeschäft in der Nähe von Hamm sofort ein
jüngerer Bautechniker mit einiger Praxis in Anfangsstellung.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 529 an die Cieschäfls-
stelle für Rheinland und Westfalen wie unter 528.
530 für ein Kgl. Bauamt in Westfalen sofort oder zum
1. April 1911 für große Schulneubauten (Vorbereitungs- und
Ausführungsarbeiten) ein Hochbautechniker und ein .Architekt,
die im Veranschlagen und in der Bauleitung erfahren sind.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Handskizzen unter 530
an die Geschäftsstelle für Rheinland *und Westfalen wie unter 528.
531 nach Hoffnungsmühle bei Maldeuten i. Ostpr. zum
1. April 1911 oder früher ein tüchtiger Techniker mit Erfahrung
in landwirtschaftlichen Bauten, der auch bereits in einem Holz-
geschäfl tätig war. Angebote mit Gehaltsansprüchen bei freier
Wohnung ausschl. Betten und Wäsche unter 531 an die Zweig-
stelle Königsberg, z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe,
Königseck 5.
532 für ein Baugeschäft mit Zimmereibetrieb in Förder-
stedt sofort ein junger Bautechniker für Bureau und Bau-
stelle. Radfahrer bevorzugt. Gehalt 120 bis 140 M. Angebote
unter 532 an die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn W.
Lehmann, Kaiserstr. 103.
534 für Dresden sofort ein älterer, geübter Bautechniker,
hauptsächlich im Veranschlagen erfahren. Angebote mit Gc-
haltsansprüchen unter 534 an die Zweigstelle Dresden, z. H.
des Herrn A. Gawehn, Dresden-A., Gr. Kirchgasse 2.
536 für einen Bauunternehmer in Herne i. Westf. ein tüch-
tiger Bautechniker. Gehalt 160 M. Angebote unter 536 an
die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
537 für ein Tiefbauamt in Herne i. Westf. sofort ein tüch-
tiger Tiefbautechniker. Gehalt 130 bis 15P M. Angebote unter
537 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen wij
unter 536.
538 für ein Elektrizitätswerk in Westfalen auf 6 Monate
ein Vermessungstechniker zur Aufstellung von Gleisplänen für
die Straßenbahn, nebst den erforderlichen Absteckungen. An-
gebote bis 15. März er. unter 538 an Herrn Langbein, Bielefeld,
Ravensberger Straße 60.
539 40 für eine Behörde in Görlitz sofort ein erfahrener,
älterer Hochbautechniker für örtliche Bauleitung einer Real-
doppelschule ;
desgleichen zwei Hochbautechniker zur Anfertigung von
Ausführungszeichnungen und zur Unterstützung des Bauleiters.
Angebote für beide Vakanzen rnit Gehaltsansprüchen unter 539 Jü
an die Hauptstelle Berlin SW., Alarkgrafenstraße 94.
541 für ein Architekturbureau in Diedenhofen sofort ein
junger Hochbautechniker, flotter Zeichner, mit Kenntnissen im
Veranschlagen und Abrechnen. Stel'ungsdauer zunächst sechs
Monate evtl. länger. Gehalt 120 bis 140 M. Französische
Sprachkenntnisse erwünscht. Angebote unter 541 -an die Zweig-
stelle Saarbrücken, z. H. des Herrn Rieh. Rosprich, Talstr. 39.
542 für einen größeren Schlachthofsumbau mit Kühlhaus
und Eisfabrikation sowie einen großen Schulhausneubau in
Perleberg sofort ein sehr tüclitiger Techniker, gewandter
Zeichner. Angebote mit Gehaltsansprüche, i unter 542 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
554 für ein größeres Baugeschäft in Königsberg sofort
ein junger Hochbautechniker für Bureau. Gehalt bis 150 M.
Angebote unter 554 an die Zweigstelle Königsberg, z. H. des
Herrn Militärbausekretv r Wiehe, Königseck 5.
555 für ein Vermessungsbureau in Borbeck sofort ein
junger Vermessungstechniker, in der Bearbeitung von Fort-
schreibungen, sowie in der Aufnahme und Bearbeitung von
Nivellements erfahren. Gehalt 120 bis 130 M, später mehr.
Angebote unter 555 an die Zweigstelle des Vermessungstechniker-
Vereins für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn J. Stendcr,
Essen a. d. Ruhr, Steinstraße 4.
556 für ein größeres Architekturbureau in Braunschweig
sofort ein tüchtiger Bautechniker, besonders gewandt im Ent-
werfen und Zeichnen (Fassaden), für Bureau und Baust.'lle.
Stellung voraussichtlich dauernd. Angebote mit Gehalls-
ansprüchen unter 556 an die Zweigstelle Braunschweig, z. H.
des Herrn G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
557 von einer Speziatfirina für Schornsteinbau- und Fcue-
rungsanlagen in Dortmund b.Jdigst ein jüngerer Bautechniker
für Bureau und Baustelle. Gehalt ca. 150 .V\. Angebote unter
557 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H.
des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystrafic 91.
558 für ein Baugeschäft in Iserlohn baldigst ein jüngerer
Bautechniker, guter Zeichner. Gehalt bis 150 M. Angebote
imter 55S an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen
wie unter 557.
559 von einer Firma für Tiefbauarbeiten in der Nähe von
Düsseldorf baldigst ein Tiefbautechniker mit längerer Praxis.
Nur durchaus tüciitige, im Straßen- imd Kanalbau selbständige
Kraft. Gehalt nach LJebereinkimft. Angebote unter 559 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen wie unter 537.
»
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang» Heft 10 Schriftleitmig: E. Rieh. Schubert, Berlin. 4. MärZ 1911
Inhalt: Drei Kundgebungen zur Pensionsversicherung der Privatangestellten - Allgemeines über das Abstecl<en der Kreisbögen im Felde und die Eisenbahnl<urven ir
rung
besonderen - Standesbewegung — Briefl^asten
IVlitteiluugen aus dem Verbände.
Drei Kundgebungen zur Pensionsversicherung der Privatangestellten
Der soziale Ausschuß von Vereinen tech-
nischer P r i V a t a n g e s t e 1 1 1 e r
hielt am Freitag, 17. Februar eine Vertreter-Sitzung zu
Berlin ab. Von unserem Verbände waren die Herren Arndt,
Dr. Günther und Kaufmann anwesend.
Als wichtigster Beratungsgegenstand lag eine Beschluß-
fassung über die Stellungnahme zum Entwurf eines Pen-
sionsversicherungsgesetzes vor. Nach einem Referat des
Herrn Weiß vom Verband Deutscher Kunstgewerbezcich-
ner, welches sich scharf gegen den Entwurf und gegen die
Sonderversicherung aussprach, nahmen die meisten an-
wesenden Herren das Wort. Die Vertieter unseres Ver-
bandes betonten insbesondere, daß man sich gegenwärtig
nicht mehr auf den theoretischen Standpunkt, wonach
grundsätzlich der Ausbau der Invaliden-Versicherung richtig
sei, stellen dürfe, sondern daß man mit den Möglichkeiten
zu rechnen und deshalb das von der Regierung Gebotene
gi-ündlich zu prüfen habe. Bei dieser Prüfung erweist sich
jedoch der Entwurf als eine durchaus brauchbare
Lösung der Versicherungsfrage. Im wesent-
lichen stimmten die anwesenden Vertreter des Deutschen
Werkmeister-Verbandes, die Herren Barthel und Dr, Wer-
ner, diesen Anschauungen zu, die insbesondere von den
Vertietern des Bundes der technisch-industriellen Beamten
bekämpft wurden.
Von Herrn Weiß war eine Resolution vorgelegt
worden, die, da der Referent erst im letzten Augenblicke
bestimmt worden war, während die Resolution bereits
im Autogramm vorlag, zweifellos auf Werftstraße 7 ent-
standen ist. Sie lautete in ihren wesentlichsten Teilen:
„Die Mängel des Gesetzentwurfes sind so schwerwiegend,
daß es den Versammelten äußerst fraglich erscheint, ob es auf
seiner Basis überhaupt möglich sein wird, die berechtigten For-
derungen der Angestellten zu erfüllen. Die Versammelten be-
zweifeln die Möglichkeit, eine Sonderkassc so auszugestalten,,
daß nicht nur alle Privatangestellten erfaßt werden, sondern
auch genügend hohe Leistungen gewährt werden können. Sie
bedauern deshalb, daß Regierung und Reichstag es bis heute
versäumt haben, durch einen großzügigen Ausbau des In-
validenversicherungsgesetzes im Rahmen der Reichsversicherungs-
ordnung für eine angemessene Pensions- und Hinterbliebenen-
versicherung der Privatangestellten zu sorgen."
Demgegenüber brachte Herr Dr. Günther vom Deut-
schen Techniker-Verband folgende Resolution ein:
„Die Vertretersitzung hält den Entwurf für eine
geeignete Grundlage zur Schaffung des künftigen Privat-
angestelltengesetzes, unbeschadet ihrer grundsätzlichen
Forderung des Ausbaues des Invalidenversicherungs-
gesetzes",
jedoch nur als Alternativ-Resolution für den Fall, daß
eine weitere, auf die sich tdeir Deutsche Werkmeister-
Verband, der Deutsche Techniker-Verband und der
Deutsche Steiger - Verband geeinigt hatten, nicht an-
genommen werden siollte. Diese letztgenannte Resolution
besagt das Folgende:
„Die Vertretersitzung des Sozialen Aus-
schusses hält nach wie vor den Ausbau der In-
\'aliden Versicherung für die beste Lösung einer
Pensions Versicherung der Privatangestellten.
DervorliegendeEntwurfkannjedochalsGrund-
läge für das zu schaffende Gesetz benutzt wei-
den, wenn im Interesse der Angestellten fol-
gende Forderungen erfüllt werden:..."*)
Eine von Herrn Granzin begründete Resolution des
Bundes der technisch-industriellen Beamten bedeutet nur
scheinbar ein Entgegenkommen, tatsächlich aber das
Gegenteil der insbesondere vom Werkmeister- Verband ver-
langten Resolution.
Gewiß war der Ausgang dieser Sitzung für den Bund
der technisch-industriellen Beamten eine schwere Nieder-
lage. Der Soziale Ausschuß hat bewiesen, daß er praktische
Sozialpolitik treibt und sich nicht lediglich den Theorien
beugt. Man kann sehr wohl grundsätzlich den Ausbau der
neuen Versicherung für das Richtige halten und doch,
wie der Werkmeister-Verband und der Techniker-Verband
es seit längerem getan haben, die speziellen Interessen des
*) Die genaue Redaktion wird noch seitens des neuen
Vorstandes erfolgen. Wir sind erstaunt, daß die ,, Industrie-
beamten-Zeitung" eine genaue Darstellung gibt, bevor noch
das durch den alten Vorstand auszufertigende Protokoll an
den neuen Vorstand gelangt.
Zur Beachtung
Die heutige Nummer enthält auf Seite III nochmals den
Fragebogen aus Nr 9. Diejenigen Mitglieder welche das
Formular noch nicht ausgefüllt haben, bitten wir dies nunmehr sofort nachzuholen. Auf die
Briefadressen unserer Bezirksverwaltungen, die dem Formular i-n- \/ i ^ i -j.
angefügt worden sind, wird besonders aufmerksam gemacht. U IG VGrOSnuSlGItU Hy.
146
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO igil
Heft 10
Angestelltenstandes in einer Zusatzversicherung gewahrt
sehen wollen. Wir halten es für naiv, wenn aus § 2 der
Satzung des Sozialen Ausschusses, wonach die entschiedene
Vertretung einer fortschrittlichen Arbeitnehmerpolitik zur
Aufgabe gemacht wird, gefolgert werden soll, daß die
zustande gekommene Resolution gegen den Geist der
Satzungen verstoße. Wir dürfen wohl annehmen, daß die
Verfasser der Satzung unter Arbeitnehmerpolitik vorzugs-
weise Angestelltenpolitik verstanden haben und daß sie
nicht im Sinne hatten, zugunsten eines theoretischen Wohl-
wollens für die Gesamtheit der Lohnempfänger auf die Ver-
tretung der ihrer Sorge anvertrauten spezifischen An-
gestellteninteressen zu verzichten.
Auf Grund dieser Willensäußerung glaubten der bis-
herige 1. und 2. Vorsitzende des Sozialen Ausschusses,
die Herren Lüdemann und Weiß, ihre Funktion nicht
weiter ausüben zu können. Die Wiederwahl des Vor-
standes ergab als 1. Vorsitzenden Herrn Barthel vom
Deutschen Werkmeister-Verband, als 2. Vorsitzenden Herrn
Schubert vom Deutschen Techniker-Verband. Außerdem
wurden die Herren Berndt und Buchholz gewählt.
Daß die Leitung des Bundes der technisch-industriellen
Beamten sehr unzufrieden mit dem Ergebnis auch dieser
Wahl ist, können wir mitfühlen. Bedeutet es doch eine
Loslösung des Sozialen Ausschusses von einer Führung,
die ganz gewiß im einzelnen Tüchtiges geleistet haben
mag, die aber doch aus doktrinären Vorurteilen heraus
wichtigen Aufgaben des Ausschusses nicht gerecht wurde.
(Dieser Vorwurf richtet sich nicht gegen Herrn Weiß.)
In diesem Zusammenhang wollen wir in Kürze die Vor-
würfe widerlegen, die auf Seite 50 der Industrie-Beamten-
Zeitung unter dem Stichwort „Sozialer Ausschuß und
D. T.-V." geltend gemacht werden. Es ist unwahr, daß
die in Leipzig zuerst ausgegebenen Flug-Blätter am Kopfe
wie am Fuße deutlich den Aufdruck getragen hätten: So-
zialer Ausschuß usw. vielmehr figurierte der Bund am
Kopfe, unten heißt es: „Werbet neue Mitglieder", und
die Bundesleitung verstand sich erst nach energischen Re-
klamationen unsererseits dazu, den Flugblättern, welche
zur Versammlung des Sozialen Ausschusses dazu einladen
sollten, ein objektives und unparteiisches Gepräge zu
geben. Daß ferner in Magdeburg Herr Papenroth, dessen
Takt bekannt ist, nur deshalb eine kurze parteipolitische
Bemerkung machte, weil in ganz ungehöriger Weise von
Herren, die der Bundesleitung nahestehen, für eine be-
stimmte, linksstehende Partei Stimmung gemacht wurde,
ist selbstverständlich.
Das liebenswürdige, im gleichen Zusammenhange ge-
gebene Anerbieten fernerer Erziehungsarbeit dürfen wir
nun wohl, nachdem die Vorstandswahl eine vollständig
neue Gruppierung gezeitigt hat, dem Bunde der tech-
nisch-industriellen Beamten gegenüber Wiederholen. Wir
glauben, daß der Soziale Ausschuß unter Führung der
beiden weitaus stärksten Verbände eine energische und
fortschrittliche Arbeit für den deutschen Technikerstamd
leisten wird, und werden an unserem Teil dazu beitragen.
Der H a u p t a u s s c h u ß für die staatliche Pen-
sionsversicherung der Privatangestellten
trat Samstag, 18. Februar, zu einer Tagung zusammen,
welche durch eine vorübergehende Sitzung der Siebener-
Kommission vorbereitet war. Entsprechend den Anträgen
dieser Kommission wurden die endgültigen Forderungen des
Hauptausschusses zu den verbündeten Regierungen formu-
liert. Wir werden die eingehende Wiedergabe dieser Forde-
rungen unten bringen; insbesondere wurde der von der
Versicherung zu erfassende Personenkreis festgestellt, wo-
bei Techniker und Bureauangestellte, sowie
deren Lehrlinge in § 1 ausdrücklich zu nennen sind. Weiter
wurde klargestellt, daß den weiblichen Angestellten in der
Verwaltung die volle Gleichberechtigung einzuräumen sei.
Demgemäß soll es statt „Vertrauensmänner" ,, Vertrauens-
personen" heißen und auch bei den Schiedsgerichten sollen
Frauen wählbar sein. Ein weiterer Punkt betrifft die Be-
rücksichtigung der von den Verbänden geschaffenen Pen-
sionseinrichtungen. Wiederholt wurde den von unseren
Vertretern im Hauptausschuß, Kaufmann und Dr. Günther,
gestellten Anträgen zugestimmt.
Eine durch die Presse gegangene und ungebührUch
aufgebauschte Notiz, wonach der Hauptausschuß durch
den Austritt des Deutschen Privatbeamtenvereins in seinem
Bestände gefährdet sei, bedarf auch an dieser Stelle der
Zurückv\^eisung. Wir können es nur begrüßen, daß ein
Verein, der so sehr das Interesse einer geringfügigen
Minderheit über das Standesinteresse zu stellen vermochte,
endlich erkannte, daß er nichts mehr mit der großen Be-
wegung der Privatangestellten zu tun hat, die unter Hinten-
ansetzung einzelner Wünsche den gegenwärtig allein gang-
baren Weg der Zusatzkasse unter Ausschließung der Ersatz-
Institute beschritten hat.
Beschlüsse:
1. Im § 1 Ziffer 4 des Oesetzentwurfs ist die Bestimmung
zu streichen, wonach die Versiclierungspflicht an einen
Jahresarbeitsverdienst von 5000 Mark gebunden werden
soll, vielmehr soll statt dessen bestimmt werden, daß ein
Grenzgehalt von 5000 Mark für die Bemessung von
Leistungen und Beiträgen festgesetzt wird.
2. Eine Befreiung von der Versicherungspflicht soll für Be-
amte des Reiches, der Bundesstaaten, Gemeinden usf.
nicht eintreten, sofern diese Beamten auf Privatdienst-
vertrag angestellt sind, ohne eine Pensionsberechtigung
nach den Sätzen dieses Gesetzes gewährleistet zu erhalten.
(§§ 9 und 10.)
3. Der Bundesrat soll ersucht werden, die Versicherungs-
pflicht alsbald nach dem Inkrafttreten des Gesetzes auf
Trichinen- und Fleischbeschauer auszudehnen, die diese
Tätigkeit auf eigene Rechnung ausüben. (§ 4.)
Ebenso sollen in die Versicherung einbezogen werden
Lehrer, Erzieher und Krankenpfleger beiderlei Geschlechts,
die ihre Tätigkeit auf eigene Rechnung ausüben.
Im § 1 Ziffer 2 des Entwurfes sollen „Techniker"
eingefügt, und im § 1 Ziffer 3 soll angefügt werden
„Bureauangestellte und -Lehrlinge".
4. Nach dem Tode der versicherten Ehefrau eines erwerbs-
unfähigen Ehemannes, die den Lebensunterhalt ihrer Fa-
milie ganz oder überwiegend aus ihrem Arbeitsverdienste
bestritten hat, steht den ehelichen Kindern unter 18 Jahren
Waisenrente und dem Manne Witwerrente zu, solange er
bedürftig ist. (§ 29.)
5. Als Beitragsmonate im Sinne des § 50 sollen auch die
Kalendermonate angerechnet werden, in denen der Ver-
sicherte nachweislich stellungslos gewesen ist.
6. Eine Rückvergütung \on Beiträgen soll unter keinen L'm-
ständen stattfinden. (§ 64.)
Für eine Uebergangszeit von 5 Jahren sollen bei
dem Erlöschen der Versicherung dem Versicherten oder
seinen Hinterbliebenen die für ihn eingezahlten Beiträge
ohne Zinsen zurückvergütet werden.
7. Weiblichen Versicherten, die aus einer versichenmgspflich-
tigen Beschäftigung ausscheiden, soll auf ihren Antrag
nach Wahl eine sofort beginnende oder eine aufgeschobene
Leibrente gewährt werden. (§ 65.)
S. Der Leitsatz des Hauptausschusses über die Höhe der
Beiträge hat im Entwurf offenbar nicht die richtige Aus-
legung gefunden. Der Hauptausscluiß hat den einmütigen
Wunsch gehabt, daß die dort aufgeführten Sätze von
10 Proz. und S Proz. sich auf das durchschnittliche Ein-
kommen, nicht auf das Mindesteinkommen beziehen sollten.
Die Beiträge sind deshalb entsprechend zu erhöhen, wo-
durch zugleich auch die Leistungen erhöht werden.
Meft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
147
Die Beiträge sollen möglichst so abgestuft werden,
da(5 sie betragen in
der Klasse A . . . . 2 M monatlich
„ B . .
. . 4 „
„ C . .
. . 6 „
„ D . .
. . 8 „
E . .
. . 11 „
„ F . .
. . 15 „
W
„ G . .
. . 18 „
„ H . .
. . 23 „
tt
I . .
. . 30 „
Q. Auch in die Rentenausschüsse sollen weibliche Versicherte
gewählt werden können. (§ 137.)
Es sollen also im § 137 des Entwurfes die Worte
„jedoch sind nur Männer wählbar" gestrichen und die
Bezeichnung „Vertrauensmänner" überall durch „Ver-
trauenspersonen" ersetzt werden.
10. Zu der Anlage des Vermögens der Reichsversicherungs-
anstalt nach § 226 des Entwurfs und zur Anstellung der
Beamten soll die Zustimmung des Verwaltungsausschusses
erforderlich sein. (§ 226.)
11. Der Verwaltungsrat wählt sich seinen Vorsitzenden selbst,
solange eine Wahl nicht zustande gekommen ist, führt
den Vorsitz der Präsident des Direktoriums.
Die Einberufung des Verwaltungsrats muß auf Ver-
langen des Verwaltungsausschusses erfolgen. (§ III.)
12. Es soll den bestehenden Pensionskassen der Berufsver-
bände ermöglicht werden, auf ihren Wunsch eine Ueber-
nahme dieser Kassen durch die Reichsversicherungsanstait
mit Zustimmung des Bundesrats herbeizuführen. (§ 365.)
Eine solche Ueberführung hätte den ganzen Bestand,
auch die Versicherung der selbständigen Mitglieder der
Privatkassen, zu umfassen.
Der 3; Deutsche Privatbeamtentag.
Der Häuptausschuß für die staatliche Pensionsversiche-
rung der " Privatangestellten, über dessen letzte Sitzung
wir ebenfalls in dieser Nummer berichten, hatte für Sonn-
tag, IQ. Februar, eine große Kundgebung zu Gunsten des
Gesetzentwurfes der Pensionsversitherung für die Privat-
angestellten einberufen. Die Erfahrungen, die der Haupt-
ausschuß früher schon mit seinen Gegnern gemacht hat,
gab Veranlassung zu besonderen Maßnahmen, um den
Eindruck der Kundgebungen sicher zu stellen. Demgemäß
wurden Karten für die Mitglieder der angeschlossenen
Verbände ausgegeben. Wir können heute noch nicht mit
voller Sicherheit feststellen, inwieweit die Vermutung zu-
trifft, daß man es auf der gegnerischen Seite gewagt hat,
durcli Manipulationen zweifelhaftester Natur, insbesondere
durch Nachdruckenlassen von Karten, sich widerrechtlich
Einlaß zu verschaffen, natürlich nur, um die Versammlung
zu stören. Jedenfalls heßen zahlreiche Mitglieder der zur
Freien Vereinigung gehörenden Verbände unter Führung
des Bundes der technisch-industriellen Beamten sich die
Gelegenheit nicht entgehen, in höchst ungehöriger Weise
eine Tagung zu unterbrechen, in der nicht die Stimmung
von Berlin allein, sondern die Stimmung des ganzen Reiches
zum Wort kommen sollte. Wenn auf diese Weise auch
die Geschlossenheit der Veranstaltung leiden mußte, so
haben wir doch vollkommen recht, wenn wir aussprechen,
daß die große Kundgebung in ihren wesentlichen Teilen
zustande gekommen ist, und daß wir in ihr eine weitere
Etappe auf dem Weg zur Privatbeamtenversicherung zu-
rückgelegt haben.
Auf der Tagung war das Reichsamt des Innern durch
den Geheimen Oberregierungsrat Dr. Beckmann vertreten.
Sehr zahlreich nahmen Reichstagsabgeordnete aller Frak-
tionen daran teil: die Herren Graf Carmer, Perniock, Dr.
Fleischer, Dr. Mugdan, Dr. Dröscher, Schwartz, Molken-
buhr, Schmidt-Berlin und Dr. Burkhardt. Ferner waren
zwei Herren von der Berliner Handelskammer und Dr.
Clauß als Vertreter des Bureaus für Sozialpolitik anwesend.
Aus allen Teilen des Reiches waren Delegierte der
großen Verbände herbeigeeilt, speziell vom Deutschen
Techniker-Verband konnten wir zahlreich Kollegen,
die führende Stellungen in Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereinen einnehmen, begrüßen. Zu Beginn der Tagung
machte der 1. Vorsitzende des Hauptausschusses, Herr
Reif vom Verband Deutscher Handlungsgehilfen in Leipzig
auf Zweck und Ziele der Kundgebung aufmerksam. Es
verstand sich von selbst, daß im Rahmen der geplanten
Veranstaltung jede Geschäftsordnungsdebatte zwecklos war
und daß, nachdem lediglich der Hauptausschuß einberufen
hatte, eine Diskussion nicht stattfinden konnte. Wie Herr
Reif sehr richtig bemerkte, handelte es sich in dieser vor-
gerückten Stunde nicht um ein Beraten, sondern um die
Entgegennahme der vom Hauptausschuß angenommenen
Entschließungen, sowie um ihre Sanktionierung durch den
Privatbeamtentag.
Als erster Referent erstattete der Direktor des Vereins
für Handlungskommis von 1858, Dr. Thyssen, Hamburg,
einen Bericht über die allgemeine Lage der Angestellten-
Versicherung. Er schilderte die Entstehung der auf Her-
beiführung einer Pensionsversicherung abzielenden Bewe-
gung, betonte die Notwendigkeit, angesichts der Geschäfts-
lage des Reichstages und des vorliegenden Gesetzentwurfes
sich auf ganz bestimmte konkrete Forderungen zu kon-
zentrieren und unerreichbare theoretische Wünsche zurück-
zustellen. Glücklicherweise breche sich auch in der Freien
Vereinigung die richtige Erkenntnis Bahn. Insbesondere
habe der Verein der Deutschen Kaufleute offen ausgespro-
chen, daß der Entwurf trotz vieler Mängel im einzelnen
eine brauchbare Grundlage sei. In den letzten Tagen
habe sich nun noch der Verein für Versicherungswissen-
schaft mit der Frage beschäftigt und in einer mehr poli-
tischen als wissenschaftlichen Weise gegen sie Stellung
genommen. Der Redner wies insbesondere auf den starken
Widerstand, den die Vorlage in Kreisen der Industriellen
finde, hin, speziell die um ihre Werkpensionskassen besorgte
rheinisch-westfälische Großindustrie mache Front. Die
schlimmste Gefahr erblickten die Privatangestellten in einer
frühzeitigen Schließung des Reichstages. Regierung und
Reichstag müßten sich darüber klar sein, daß noch in
dieser Tagung der Gesetzentwurf verabschiedet werden
müsse.
Aehnlich wie dieses Referat begleiteten auch die
nächsten starke Kundgebungen von Beifall und Wider-
spruch. In vielen Fällen mußten Ordner einschreiten, um
die Würde der Versammlung aufrecht zu erhalten.
Als 2. Referent sprach unser Oberbeamter, Architekt
Heinrich Kaufmann, über den Umfang der Versicherung.
Er wandte sich lebhaft gegen die Altersgrenze von 5000 M,
die als Konzession gegen die Lebensversicherungsgesell-
schaften anzusehen sei und plaidierte mit allem Nachdruck
insbesondere für die rückhaltlose Einbeziehung der im
Privatdienstvertrag bei staatlichen oder kommunalen Be-
hörden Angestellten. Außerdem müsse die Versicherungs-
pflicht in klarer Weise auf alle Kategorien der Privat-
angestellten ausgedehnt werden. In dieser Richtung seien
die Beschlüsse des Hauptausschusses, die Techniker und
Bureaubeamte ausdrücklich genannt wissen wollen, bedeut-
sam. Wir werden auf das Referat noch zurückkommen.
Fabrikant Fischer, Offenbach, sprach über den Invali-
ditätsbegriff, über Beiträge und Leistungen und legte für
die letzteren ebenfalls die Beschlüsse des Hauptausschusses
zugrunde.
Hans Bechly vom Deutschnationalen Handlungs-
gehilfen-Verband behandelte die Organisation der neuen
Versicherung und der Ersatzversicherungen. Vielfach von
Kundgebungen unterbrochen, führte der Referent aus,
wie notwendig insbesondere das Festhalten am Ausschlüsse
aller Ersatzinstitute ßei. Was die Organisation anlangt,
148
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1011
Heft 10
so sind wir der Meinung, daß Herr Bechly in der Frage der
Selbstverwaltung etwas zu optimistisch sieht, und daß nach
dieser Richtung im Reichstage wohl noch manches ge-
äi'dert werden dürfte. Daß es für den Augenblick, wo der
Bundesrat mit der Sache befaßt ist, zweckmäßig ist, weiter-
gehende und an sich unbedingt berechtigte Wünsche zu-
rückzustellen, liegt auf der Hand.
Zum Schlüsse ließ der Vorsitzende über die vom Haupt-
ausschusse vorgelegte Resolution, deren Wortlaut wir
folgen lassen, abstimmen; sie wurde mit zwei Drittel
Mehrheit angenommen.
„Der am 19. Februar 1911 in Berlin abgehaltene
Privatangestelltentag begrüßt das Erscheinen des Ent-
wurfs eines Versicherungsgesetzes für Angestellte und
erklärt in Uebereinstimmung mit dem Hauptausschuß
für die Herbeiführung einer staatlichen Pensions- und
Hinterbliebenen-Versicherung für Privatangestellte, daß
auf der Grundlage dieses Entwurfes eine befriedigende
Lösung der Versicherungsfrage möglich ist, wenn die
vom Hauptausschuß vorgeschlagenen Verbesserungen be-
rücksichtigt werden. Insbesondere erwartet der Privat-
angestelltentag die Erhöhung der im Entwurf vor-
geschlagenen Beiträge und dadurch eine entsprechende
Erhöhung der Leistungen. Der Privatangestelltentag
richtet an den Bundesrat die dringende Bitte um schnelle
Erledigung der (Vorlage, (damit diese noch von, dem gegen-
wärtigen Reichstag verabschiedet werden'' kann. Dem
Reichstag dankt der Privatangestelltentag für die bis-
herige wohlwollende Förderung des großen Zieles. Er
hat mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß
die Fraktionen des Reichstags den festen Willen haben,
ihrerseits alles nötige zu tun, um die baldige Verabschie-
dung des Gesetzentwurfes herbeizuführen. Von den Ar-
beitgebern und ihren Organisationen erhofft der Privat-
angestelltentag, daß sie in Würdigung der guten Wir-
kung, die das Gesetz nicht nur für die wirtschaftliche
Lage der Angestellten, sondern auch für ihre Berufs-
freudigkeit und Schaffenskraft und damit schließlich für
das Verhältnis zu ihren Arbeitgebern zur Folge haben
wird, die Erledigung des Entwurfs noch im gegenwär-
tigen Reichstag fördern helfen. An die gesamte Privat-
angestelltenschaft, insbesondere an die außerhalb des
Hauptausschusses stehende richtet der Privatangestellten-
tag die Mahnung, in Anerkennung der Schwierigkeiten
der Durchführung eines so großen Sozialgesetzes weiter-
gehende Einzelwünsche jetzt zurückzustellen und ein-
mütig auf den durch die Gesetzesvorlage und durch die
■ Beschlüsse des Hauptausschusses geschaffenen Bodens
zu treten."
Reichlich 5000 Privatangestellte mögen in dieser Ver-
sammlung anwesend gewesen sein. Immerhin erw ies sich
der große Saal der Neuen Welt noch als zu klein, so daß
eine Parallelversammlung im gleichen Etablissement im-
provisiert werden mußte. Hier lag der Vorsitz in den
Händen des Herrn Roth vom Deutschnationalen Hand-
lungsgehilfen-Verband, dessen mustergültiger Leitung es
zuzuschreiben ist, wenn die Versammlung einen würdigen
und imposanten Verlauf nehmen konnte. Das Referat
über die allgemeine Lage erstattete Herr Liske vom Verein
für Handlungskommis von 1858. An ihn schlössen sich
Ausführungen des Herrn Marquardt vom Verband Deut-
scher Handlungsgehilfen in Leipzig, von Fräulein MIeineck
vom kaufmännischen Verband für weibliche Angestellte
und von Dr. Günther vom Deutschen Techniker-Verband.
Der Inhalt der Referate deckte sich in dem Haupt-
punkte mit jenem der Hauptversammlung. Im einzelnen
nahm Fräulein MIeineck insbesondere auf die Forde-
rungen des Hauptausschusses für Gleichberechtigung der
Frauen in der Verwaltung der neuen Versicherungsanstalt
Bezug, außerdem legte sie die den Frauen zu gewährenden
Leistungen dar, die in jeder Weise den den männlichen
Angestellten zu gewährenden Leistungen gleichwertig seien.
Dr. Günther verweilte ausführlicher bei der Frage der
Ersatzkassen und wies auf das große gemeinsame Interesse
aller Privatangestellten hin, die mit den Werkpensions-
kassen in ihrer heutigen Form verbundenen Mißstände zu
beseitigen.
Die von ca. 1500 Personen besuchte Versammlung
nahm die Resolution des Hauptausschusses, die inhaltlich
mit jener der Hauptversammlung voll übereinstimmte, mit
einer erdrückenden Majorität gegen 12 Stimmen an. — Der
Deutsche Privatbeamtentag hat geleistet, was er leisten
sollte. Regierung und Parlament hatten Gelegenheit, die
Wünsche der Privatangestellten kennen zu lernen. Wenn
sie daneben verurteilt waren, zahlreiche unwürdige Demon-
strationen der Minderheit entgegenzunehmen, so wird sie
das nicht in ihrer grundsätzlichen Haltung beirren können.
Wir hoffen Sogar, daß dies Verhalten den entgegengesetz-
ten Eindruck erzielte, als beabsichtigt war.
Allgemeines über das Abstecken der Kreisbögen im Felde und die
Eisenbahnkurven im besonderen
Von Kreisbauführer OPPENKOWSKI, Elbing. M.-Nr. 53 665.
Die Linienführung (Tracierung) langgestreckter Bau-
werke, z. B. einer Straße, Eisenbahn oder eines Kanals,
kann nur in äußerst seltenen Fällen und bei geringer
Ausdehnung der Bauwerke in gerader Richtung zwi-
schen ihren Anfangs- und Endpunkten erfolgen.
Auf dem platten Lande werden die Beschaffenheit
des Geländes, die Rücksichtnahme auf andere örtliche
Verhältnisse sowie auf allgemeine und auf Sonderinter-
essen, und schließlich die verschiedensten Wünsche der
Bevölkerung stets eine gekrümmte Linienführung
erfordern.
Um eine solche zu erhalten, ist erforderlich, die
scharfen Brechpunkte in den Mittellinien der gedachten
Bauwerke durch kreisförmige oder parabelförmige Kurven
zu ersetzen, also die sich unter einem Winkel schneidenden
Achsen durch Kreis- usw. -bögen miteinander zu verbinden.
Selbst lange städtische Straßen baut man
neuerdings nicht gerne gerade, sondern legt vielfach
einfache oder auch l Kurven ein, um einerseits ein
interessanteres Straßenbild zu erzielen, und andererseits, um
die unangenehmen Wirkungen des Windes abzuschwächen,
die entstehen, wenn in der Richtung einer langen geraden
Straße ein scharfer Wind bläst, der sich in einer gekrümm-
ten Straße bald verfängt; auch bieten die Krümmungen
oft ein besseres Anschmiegen an die Unregelmäßigkeiten
des Geländes.
Heft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
149
Nachfolgender Artikel soll nun zeigen, nach welchen
Grundsätzen die Einlegiing dieser Kurven stattfindet, wie
iiire Absteckung in der Oertlichkeit vor sich geht, und
welche besonderen Maßnahmen die Eisenbahnkurven er-
fordern, wenn das sichere Befahren derselben gewähr-
leistet sein soll.
Die ersten örtlichen Tracierungsarbeiten bestehen stets
darin, daß die geraden Mittellinien der zu erbauenden
Verkehrsstraße festgelegt, ihre Brechpunkte (Winkelpunkte)
durch genaues Einfluchten bestimmt und durch größere
mit W. P. bezeichnete Pfähle markiert werden.
Man wird stets danach trachten, die Achsen so zu
legen, daß die Winkelpunkte möglichst groß sind, denn
je kleiner die Winkelpunkte, desto schärfer
müssen notgedrungen auch die Kurven werden, wogegen
doch fast immer möglichst schlanke Kurven an-
gestrebt werden sollen.
Sodann "hat die Messung der Winkelpunkte statt-
zufinden. Bei größeren Vorarbeiten, also für Eisenbahnen
und Schiffahrtskanäle, ist hierzu wohl ausschließlich der
Theodolit zu verwenden. Bei Straßenbauten genügt oft
die Boussole; oder man bestimmt die Winkelgröße ohne
jedes Winkelmeßinstrument lediglich mit Hilfe von Längen-
meßwerkzeugen durch eine Hilfskonstruktion, wie sie
später noch beschrieben werden wird.
Im übrigen soll das Winkelmessen mit Theodolit und
Boussole hiev nicht näher erläutert werden, da es in den
Rahmen dieses Aufsatzes nicht hinein gehört.
Größtenteils sind die Kurven Kreisbögen. Jeder Kreis-
bogen wird bestimmt durch seinen Radius, deshalb spielt
dieser auch eine große Rolle bei der Kurvenbildung. Je
größer der Radius ist, desto größer bezw. flacher ist
natürlich auch die Kurve.
Für die einzelnen Verkehrswege bestehen bezüglich
der Größenverhältnisse der für die Kurven zu verwenden-
den Radien die verschiedensten Bestimmungen. Die haupt-
sächlichsten hiervon müssen zur Erläuterung des später
Eolgenden hier kurz angegeben werden.
A. Landstraßen.
Die Größe der Radien für diese ist allgemein nicht
vorgeschrieben. Die kleinsten Krümmungshalbmesser
sind abhängig von dem Radstand und der Bauart der
Fuhrwerke.
Der kleinste, d. h. der innere, Krümmungshalbmesser
einer Straße läßt sich auch nach folgender Formel
erechnen: L2
Ki ~ — ;
2b
worin bedeutet:
Ri = innerer Radius,
L = größte Länge der Fuhrwerke mit Bespannung,
b = Fahrbahnbreite.
Beispiel: L=15m,
b = 7 m,
dann ist Ri = ^—y = =
Mithin dürfte der innere Radius einer 7 m breiten
otraße nicht unter 16 m betragen, wenn 15 m lange
Fuhrwerke (mit Bespannung) die Kurven bequem be-
fahren sollen.
Als zweckmäßige Radien der Mittellinivn bei Land-
straßen können angenommen v^'erden:
Für Chausseen = 50 m,
„ Verbindungsstraßen = 30 m,
,, Güterwege = 10 m,
„ Wirtschaftswege = bis zu 6 m.
Doch haben diese theoretischen Angaben für die
Praxis keinen allzu großen Wert. Im Straßenbau wird
man die Krümmungshalbmesser den örtlichen Verhältnissen
entsprechend wählen, und dabei eine möglichst schlanke
Linienführung zu erzielen suchen.
B. Eisenbahnen.
a) Hauptbahnen:
Auf freier Strecke und in Durchgangs-
gi eisen auf Stationen soll R sein ^ 300 m, nur mit
besonderer Genehmigung des Reichseisenbahn-
amtes in Berlin ist als kleinster Radius = 180 m
zulässig.
b) Nebenbahnen:
R < 180 m, jedoch möglichst < 250 m.
c) Kleinbahnen und Anschlußbahnen:
a) N o r m a 1 s p u r = 1,435 m. Kleinster Radius
= 100 m. Bei Beförderung der Wagen durch
Hauptbahnlokomotiven R <; 180 m.
ß) 1,0 m Spur: R <; 50 m.
Y) 0,75 m Spur: R <: 40 m.
5) 0,60 m Spur: R <; 25 m.
Bei Straßenbahnen werden vielfach noch schärfere
Kurven angewandt.
C. Schiffahrtskanäle.
Der Krümmungshalbmesser soll hier mindestens be-
tragen das 6- bis 10 fache der Schiffslängen.
. Schiffe von 100 m Länge würden also beispielsweise
Radien von 600 bis 1000 m erfordern.
Sind die oben bezeichneten Vorarbeiten ausgeführt,
und steht die Größe des Kurvenhalbmessers fest, so
kann zur eigentlichen Kurvenabsteckung ge-
schritten werden.
Wir müssen dabei jedoch voneinander unterscheiden:
L Die rein mechanische Kurvenabsteckung ohne vor-
herige Winkelmessung, ausgeführt lediglich durch ein-
fache geometrische Hilfskonstruktionen, und
II. die genaue Kurvenabsteckung auf Grund vorheriger
Winkelmessung und genauer mathematischer Berech-
nungen, bezw. unter Zuhilfenahme einer Kurventabelle.
Nachstehend sollen jetzt die verschiedenen Arten der
Kurvenabsteckungen besprochen werden.
I. Die rein mechanisclie Kurvenabsteckung oline
Winkelmessung.
Sehr oft liegt speziell im Straßenbau der Fall vor,
daß es weniger darauf ankommt, zwischen zwei Achsen,
die sich unter einem Winkel schneiden, einen Kreis-
bogen mit einem ganz bestimmten Radius einzulegen,
als vielmehr darauf, zwei durch die Oertiichkeit bestimmte
Punkte auf diesen Achsen durch eine Kurve zu verbinden.
Die Kurve braucht in solchem Falle auch kein Kreisbogen
zu sein, sondern kann Parabelform haben. Es wäre un-
nötige Arbeit, wollte man hier eine Kurvenabsteckung auf
Grund von Winkelmessungen und genauen mathematischen
Berechnungen vornehmen.
Die nachstehenden Hilfskonstruktionen führen viel
schneller zum Ziele und genügen in dem gegebenen
Falle vollkommen.
Angenommen: Die durch örtliche Verhältnisse
bestimmten Punkte A und B zweier Straßenachsen,
welche sich im Punkte C schneiden, sollen durch eine
Kurve miteinander verbunden werden. Vorauszuschicken
150
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 10
ist, daß die beiden Punkte A und B vom Winkelpunkt C -
gleich weit entfernt liegen müssen, wenn die Kurve regel-
mäßig werden soll. Wird die Absteckung eines genauen
Kreisbogens nicht verlangt, so kann man folgendermaßen
verfahren :
c
Abb. 1
Man markiert durch Fluchtstäbe die Verbindungslinie
Zwischen den Punkten A und B und errichtet auf dieser
Linie das Lot auf Punkt C. Der erhaltene Fußpunkt O
halbiert die Linie A B.
In der Richtung dieses Lotes liegt der Bogenmittel-
punkt M. Seine genaue Lage auf dieser Richtungslinie
wird bei ländlichen Straßen, namentlich innerhalb von
Ortschaften, sehr oft schon durch örtliche Verhältnisse
bestimmt sein. Ist dies nicht der Fall, so macht man
zweckmäßig M O gleich ^i<> (bei schwachen Kurven) bis
Vs (bei scharfen Kurven) von C O und erhält dann für die
Kurve eine einem Kreisbogen sehr ähnliche Parabelform.
Um die Bogenzwischenpunkte zu finden, wird in
Punkt A ein Lot A D in der Länge von M O errichtet.
Die Rechteckseiten A D und D M (oder für letztere
auch A O) teilt man in eine beliebige, der Kurvengröße
entsprechende Anzahl gleicher Teile ein, — hier in 4 — ,
und kann die Teilpunkte der besseren Uebersicht wegen
mit Ziffern bezeichnen, in der Weise, wie dies in Abb. 1
geschehen.
Von den Teilpunkten 1, 2 und 3 auf der Linie A D
denkt man sich nun Fluchtlinien nach dem Bogenmittel-
punkt M, und erhält dann die Linien 1 — M, 2 — M und
3 — M. In den Teilpunkten 1, 2 und 3 auf D M oder AO
sind, wie aus Abb. 1 ersichtlich, Lote zu errichten und
diese mit den entsprechenden Fluchtlinien 1 — M, 2 — M
und 3 — M zum Schnitt zu bringen. Die erhaltenen Schnitt-
punkte sind Bogenzwischenpunkte, und als solche nun-
mehr durch kleine Pfähle zu markieren, wie auch der
Bogenmittelpunkt M. Die andere Kurvenhälfte wird in
derselben Weise bestimmt.
Liegt der Fall vor, daß zwar ein bestimmter Krüm-
mungshalbmesser nicht vorgeschrieben ist, für die Kurve
aber doch die genaue Kreisbogenform verlangt wird, so
kann die Absteckung ohne Berechnungen in folgender
Weise vor sich gehen.
Angenommen wird wieder wie oben, daß die
Punkte A und B auf den beiden Achsen in gleicher Ent-
fernung vom Winkclpunkt den örtlichen Verhältnissen ent-
sprechend gewählt sind (s. Abb. 2). Man beginnt, wie
vorher, mit der Bestimmung des Lotfußpunktes O in der
Richtung AB. Auf CO liegt wieder der Bogenmittel-
punkt M. Um seine genaue Lage zu finden, mißt man
die Entfernung B O in der Richtung B C von B aus ab,
und errichtet in dem dadurch erhaltenen Punkte D ein
Lot, wie Abb. 2 zeigt. Der Schnittpunkt dieses Lotes
mit der Richtungslinie C O ist der Bogenmittelpunkt.
Die Richtigkeit dieser Behauptung läßt sich nach den
Gesetzen der Planimetrie leicht erkennen. Einen Beweis
für die richtige Absteckung des Punktes M hat man aber
außerdem noch, wenn man auch die Strecke AO in der
Richtung A C von A aus abmißt und das in E errichtete
Lot ebenfalls durch den Bogenmittelpunkt M geht.
Die Bogenzwischenpunkte werden in entsprechender
Weise ermittelt. Man halbiert die Verbindungslinie
Abb. 2
zwischen den Punkten B und M und erhält den Punkt F.
Dann macht man wieder B F = B G in der Richtung von
B C. Der Schnittpunkt der in F und G nach Abb. 2 er-
richteten Lote ist ein Bogenzwischenpunkt. Derselbe kann
wieder wie Punkt M in entsprechender Weise von einer
durch den Punkt M zu A B abgesteckten Parallelen kon-
trolliert werden (s. Abb. 2). So kann immer zwischen
zW'ei feststehenden Bogenpunkten ein weiterer Bogen-
zwischenpunkt bestimmt werden, womit man solange fort-
fahren wird, bis die Kurve genügend festgelegt ist.
Besonders erwähnen will "ich noch, daß die Rich-
tungen der in den Punkten O und F, sowie in der Mitte
aller übrigen Sehnen abgesteckten Lote stets nach dem
Krümmungsmittelpunkt hinzielen; dieser kann daher bei
kleinen Radien zur Kurvenabsteckung in zweckensprechen-
der Weise benutzt werden.
Die Lage des Kreismittelpunktes ist auch bestimmt
durch den Schnittpunkt der in den Punkten A und B
errichteten Lote.
Wohl gibt es außer diesen beiden Beispielen noch eine
ganze Anzahl ähnlicher Methoden ; sie alle hier anzuführen,
wäre aber schon aus dem Grunde unzweckmäßig, weil es
sich doch nur immer mehr oder weniger um die An-
wendung derselben Grundsätze handelt. Je mehr man sich
in der Praxis mit dieser oder jener Methode befaßt, um so
geläufiger ist sie einem.
II. Die genaue Kurvenabsteckung auf Grund
vorheriger Winkelmessung und mathematischer
Berechnungen.
Die bisher erläuterten Absteckungsmethoden genügen
nicht mehr, wenn es sich darum handelt, eine genaue
kreisförmige Kurve mit einem bestimmten Krümmungs-
halbmesser abzustecken.
An Hand umstehender Abb. 3 müssen wir uns
jetzt zunächst mit einigen allgemeinen Bezcichiiungen
bekannt machen:
Heft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
151
Die Punkte A und C, in denen die Gerade in den
Kreisbogen übergeht, bezeichnet man mit Bogenanfangs-
piinkt (B A) und Bogenendpunkt (BE). In beiden Punkten
muß der Krümmungshalbmesser r senkrecht zur geraden
Achse stehen, andernfalls findet kein allmählicher Lieber-
gang aus der Geraden in den Kreisbogen statt, sondern es
entsteht hier ein Knick. Die Verlängerungen der
geraden Achsen bis zu ihrem Schnittpunkt B nennt
man die Tangenten = t. Den Bogenmittelpunkt
bezeichnet man kurz mit B M.
Sind die geraden Achsen festgelegt und zum Schnitt
gebracht, so gehen die Absteckungsarbeiten in folgender
iWeise vor sich:
0
Abb. 3
A. Die Winkelmessung.
Der Winkel, dessen Größe eigentlich nur bekannt sein
dürfte, ist nicht, wie im ersten Augenblick wohl scheinen
mag, der durch den Achsenschnittpunkt gebildete Winkel ß,
sondern der Zentriewinkel a. Da es aber in den seltensten
Fällen kaum möglich oder auch nur zweckmäßig sein wird,
den Kreismittelpunkt O zu bestimmen, so ist von vorn-
herein nicht mit der Möglichkeit zu rechnen, den Winkel a
im Kreismittelpunkt direkt zu messen.
Doch da der Winkel a der Supplementwinkel zu ß ist,
d. h. beide ergänzen sich zu ISO^ so wird man bei An-
wendung eines Winkelmeßinstrumentes stets den ß messen.
Durch Subtraktion desselben von 180" erhält man dann den
gesuchten <^ a.
Oft steht uns aber zur Kurvenabsteckung kein
Winkelmeßinstrument zur Verfügung; dann kann man
folgendes Hilfsverfahren anwenden.
Man verlängert die eine Tangente (in Abb. 3 A B)
über B hinaus und mißt sowohl auf dieser Verlängerung
als auch auf der anderen Tangente von B aus zwei
gleiche Stücke (in unserem Beispiel = 20 m) B G = B H
ab. Die Verbindungslinie G H = b, die die Grundlinie
eines gleichschenkligen Dreiecks ist, wird genau gemessen
und halbiert. — In Abb. 3 soll b = 30 m betragen. —
Nach den Gesetzen der Trigonometrie ergibt sich nun,
v/ie aus Abb. 3 ersichtlich:
. a V' b
sin — = ~ — .
2 a
Die bekannten Werte eingesetzt, erhalten wir:
sin =0,750.
Aus jeder „Tabelle der trigon. Funktionen" können
wir danach zunächst ^ und dann den ^ a bestimmen.
Die Tabelle I der ,, Sarrazin und Oberbeckschen Kurven-
tabelle gibt uns jedoch für den ermittelten Wert sin ^ = 0,750
unmittelbar die Größe des a mit 97» 10' 50" an.
Wenn die Winkelmessung mit diesem Hilfsverfahren
auch nicht auf Sekunden genau ist, so genügt sie doch
für die Kurvenabsteckung vollkommen, und ist in der
Praxis leicht und rasch ausführbar.
(Schluß folgt.)
■ ■ I I
STANDESBEWEGUNO
Liquidatoren
Macht jemand ohne zuviel Mühe ein Vermögen von
mehr als Million Mark, so pflegt man dies ein gutes
Geschäft zu nennen. Gelingt das Geschäft nicht, so liegt
es nahe, daß man es (nach dem Vorgange des Fuchses
mit den sauren Trauben) als ein herzlich schlechtes Geschäft
bezeichnet, das man natürlich nicht gemacht haben würde.
So verstehen wir es denn, wenn die Herren vom Bund
der technisch-industriellen Beamten, voran Herr Lüdemann,
nachdem, sie bedauerlicherweise nicht zu Liquidatoren des
Deutschen Techniker-Verbandes geworden sind, alles daran
setzen, ihre schmerzliche Enttäuschung hinter maßlosen
Ausfällen zu verbergen.
Sehen wir uns die Angriffe näher an, so offenbaren
sie sich ohne Ausnahme als skrupellose Entstel-
lungen, für die es sich freilich sehr gut macht, wenn sie
unter dem Namen „Ehrliche Warnung" in die Welt ge-
schickt werden. Mit vollem Recht hat Herr Kaufmann
bestritten, daß das Jahr 1909 mit einer Unterbilanzl
von 32 000 M abgeschlossen habe. Es kann den Herren
vom Bunde nicht unbekannt sein, daß wir aus unserer
Ueberweisung von 50 000 M an die Stellunglosen-Unter-
stützungskasse fast 12 000 M, aus der Ueberweisung
von 39 438,36 M an die Sterbekasse rund 22000M
übrig behalten haben. Sollte nun von Bundesseite der
Einwand kommen, daß die Rücklagen für die Stellenlosen-
und Sterbekasse als notwendige Prämienreserven anzusehen
seien und deshalb für das Vermögen nicht in Betracht
kommen, so begegnen wir dem mit dem Hinweis auf die
beim Bunde beliebte Bilanzierung, in der die Prämien-
reserven für die Sterbekasse und Stellunglosen-Unter-
stützungskasse überhaupt nicht ausgeschieden werden. Es
ist sehr leicht, damit zu prunken, daß man 50 000 .VI dem
Vermögen zugeführt habe, wenn man jeder versicherungs-
technisch notwendigen Spezial-Rücklage entbehrt und sich
nicht die geringsten Sorgen macht, wie die Ansprüche der
Mitglieder auf Stellunglosen-Unterstützung und Sterbegeld
in künftiger Zeit gedeckt werden können. Demgegenüber
152
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heit 10
ist unser System der Ueberweisung zweifellos das reellere.
Wir werden es beibehalten, selbst auf die Gefahr hin, daß
ein lediglich, nominelles Defizit von unseren Gegnern wahr-
heitswidrig zu einem tatsächlichen Defizit gestempelt wird.
Um jedoch unsern Mitgliedern ein genaues Bild zu geben,
bemerken wir, daß Ende 1908 das Qesamtvermögen
494 332,99 M und Ende 1909 511 450,08 M betrug. Für
1910 können wir mindestens die gleiche Steigerung
feststellen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Vorwurf, wir
hätten 43 024,86 M rückständige Beiträge als Einnahmen
eingestellt. Dem Bunde kann es nicht verborgen sein,
daß der am 8. Januar 1911 dem Gesamtvorstande vor-
gelegte Rechenschaftsbericht selbstverständlich nur als Pro-
visorium zu gelten hatte. Wir erwarten nunmehr als publi-
zistische Anstandspflicht, daß den Lesern der Industrie-
Beamten-Zeitung der gegenwärtige berichtigte Rechen-
schaftsbericht bekanntgegeben wird. Hiernach sind bisher
bereits rund 30 000 M rückständige Beiträge eingegangen
und es besteht begründete Annahme, daß der weitaus
größte Teil des Restes noch eingezahlt wird. Mit welchem
Rechte konnte eine Organisation diesen Vorwurf geltend
machen, die im hohen Maße rückständige Beiträge auf-
zuweisen hat, bei der die Abrechnung, wie andauernd aus
der Industrie-Beamten-Zeitung zu ersehen ist, in herzlich
langsamen Tempo erfolgt?
Zum Erholungsheim. Der Bericht des Herrn
Burkhardt ist selbstverständlich ein rein persönlicher über
die laufenden Einnahmen und Ausgaben des Erholungs-
heims. Für Herrn Burkhardt konnte es gar nicht in Frage
kommen, Abzüge für Verzinsung, Amortisation und Ab-
schreibung einzusetzen. Es ist ganz selbstverständlich,
daß der Verband auch ohne die ,, Ehrliche Warnung"
unserer Herren Widersacher nach kaufmännischen Gesichts-
punkten verfährt. Die persönliche Anrempelung unseres
Herrn Kaufmann wird diesen sehr kalt lassen.
Der Artikelschreiber der Industrie-Beamten-Zeitung
wird selbst eingesehen haben, welche Mache er hier zu
bieten wagte; deshalb bedurfte es gleichzeitig eines Ex-
kurses auf das organisatorisch-moralische Gebiet. Die
Herren werden ja mit einem Mal ausgesprochen moralisch,
an anderer Stelle bezeichnen sie es als „sittliche Pflicht",
daß man Kollegen des D. T.-V. ohne wirtschaftliche Schädi-
gung den Uebertritt zum Bunde vollziehen lasse. Vielleicht
gewähren sie neben den Forderungen der Moral auch denen
der Aesthetik einen Spielraum und beachten die Worte,
die neulich nach dieser Richtung hin im Sozialen Aus-
schuß über den Kampf der Organisationen gefallen sind.
Wir möchten aber doch bitten, die wichtigste moralische
Pflicht, die Wahrheitsliebe, auch etwas auf ihre Rechnung
kommen zu lassen.. Kein Wort davon, daß man eine ganz
falsche Ursache für die geringe Mitglieder-
zunahme des Verbandes angegeben hat. Dafür die
Erklärung, daß bei Gewerkschaften die Beitrittserhöhung
zu Mitgliedergewinn führt. Wir haben auch so viel be-
gründeten Optimismus, daß wir recht bald einen günstigen
Einfluß auch nach dieser Richtung von der Beitrags-
erhöhung erwarten, mußten aber doch die geradezu selbst-
verständliche Tatsache registrieren, daß die unmittel-
bare Folge jeder Beitragserhöhung ein zeitweiliges Stag-
nieren des Mitgliederbestandes ist. Außerdem haben wir
auch ganz genaue zahlenmäßige Nachweise dafür, daß für
den größeren Teil 'der ausgeschiedenen Mitglieder die Bei-
tragserhöhung maßgebend war. Das bringt uns gleich
auf die Frage der Uebertrittsbewegung. Für uns ist sie
freilich keine Frage mehr, umsoweniger, als der Bund
nach wie vor der präzisen Anfrage (wie so oft!) aus dem
Wege geht und auf Seite 50 mit einem geradezu kind-
lichem Rechenbeispiel operieren möchte.
Was die Angaben über die außerordentlichen Mit-
glieder des Bundes anlangt, so scheint uns der Zweifel
infolge einer zum mindesten mißverständlichen Ausdrucks-
weise im Jahresbericht des Bundes durchaus begreiflich
gewesen zu sein. Wir wollen uns aber mit der Angabe
der Bundesleitung in diesem Punkte zufriedengeben. Wenn
man endlich auf dem Begriff des technisch -
industriellen Beamten herumreitet, so bitten wir
um gefl. Auskunft, welches seine Auslegung ist. Daß
Kategorien, die wir nicht als Mitglieder aufnehmen könnten,
wie insbesondere die Zeichner, sehr zahlreich beim Bunde
vertreten sind, ist doch wohl gewiß, und die Behauptung
der Zeitung des Deutschen Diplom-Ingenieur-Verbandes,
wonach auch Bureaudiener beim Bunde Aufnahme fänden,
ist unseres Wissens bisher unwidersprochen. Daß kauf-
männisch-industrielle Beamte aufgenommen wurden, haben
wir nie behauptet, immerhin wird die Entwickelung zeigen,
wohin hier der Weg geht Es wird in jeder Nummer des
„kaufmännischen Angestellten", immer wieder versichert,
daß beide Kategorien ganz gleiche Interessen haben.
Und nun endlich die Krisis in der Leitung des Bundes.
Es gehört ein gutes Stück Kühnheit dazu, hinwegzuleugnen,
was öffentliches Geheimnis ist: Daß sehr starke Meinungs-
verschiedenheiten in der Bundesleitung waren, die ein Aus-
scheiden von Herren in geradezu führender Stellung sehr
wahrscheinlich machen, Ob das jetzt oder in einiger Zeit
geschieht, ist nebensächlich. Jedenfalls zeigt es sich wieder
einmal, daß Palastrevolutionen beim Bunde mit eiserner
Hand niedergehalten werden, daß der, der den Mut eigner
Meinung hat, fliegt, Angesichts dieser Tyrannei werden
unsere Mitglieder sich beglückwünschen, daß bei uns ver-
schiedene Meinungen möglich sind. Natürlich wird das
gegen uns ausgespielt. Unsere Gesamtvorstands-
sitzung in Sondershausen aber für eine der
,, schärfsten Niederlagen der sogenannten fortschrittlichen
Richtung" zu deuten, bleibt denen vorbehalten, denen der
Wunsch der Vater des Gedankens ist. Daß sich die über-
große Mehrheit auf die gemeinsame Linie der gewerk-
schaftlic-hen Standesarbeit gestellt hat, wird
ignoriert, betont dagegen, daß die Mehrheit es ablehnt,
aus dem Verbandsprogramm die Notwendigkeit, die Ge-
werkschaft zu propagieren, herzuleiten.
Wir glauben nicht, daß das Verbandsprogramm in
dem Sinne, daß nur eine reine Gewerkschaft die ener-
gischen sozialpolitischen Forderungen betreiben könne, auf-
zufassen ist. Es war durchaus richtig, wenn unser Gesamt-
vorstand die grundlegenden Fragen der Organisationsform
dem Verbandstag überließ und lediglich die Richtlinien
der Verbandsarbeit bezeichnete.
Dies zur Richtigstellung. Wir bedauern, schon wieder
beträchtliche Teile der Zeitung mit unerquicklichen Repliken
füllen zu müssen, sind es aber uns selbst und unseren
Mitgliedern schuldig, wenn wir die Manöver der Leitung
des Bundes der technisch-industriellen Beamten als das
kennzeichnen, was sie sind: Täuschungs versuche
derjenigen, die in ihren liebsten Träumen.
Liquidatore ndesVerbandeszu werden, sie Ii
g e t ä u s c h t s e h e n.
;: ;: ;: H t: BRIEFKASTEN :: :: ;:
Nur Auflagen, denen K ü c k p o r I o bcil;cgt unJ d;e v jii a I I c ni e i n e rc
Interesse sind, werden aufsjenonimen. Dem Namen des Hinsendcrs fini
Wohnung uiul M i t 2 I i c d n n ni m e r hinzuziifrijcn. Anfr.ngen naeli lie/iiqs-
t|ucllen und liüchcrn werden unparlciiscli und nur sclirif'ilicli crltdl. Iiine
Uüelisendung der Mamskriple crfols;! niehl. Scliluütaj für Einsen-
d nisjen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheine:) des HeftcJ
in dem die I r.ngc ersclieinen soll. liiiic Vcrbuidliclikeit für J.c A u f n a Ii m e ,
(ür Inhalt und Riehtigkeil von l'r.T5en und Aiilwork-n lehnt die S.l'.rift-
Icilnng naelulrfu klii h ab. IJie zur hriäutcrung der Tragen iiotwemligcn Druck-
s locke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der liagcstcllcr vorher bezahlen.
Frage 55. Wie konstruiere ich am zwcckmäßig'sfen einen
Keller von 4,0 x 4,0 m, dessen Sohle sich 2,50 rn unter Terrain
befindet. I^er Keller soll im besonderen zur .Aufbewahrung
von Bier dienen und muß gleiclimäihgc Temperatur aufweisen.
Welche Isolierung ist anzuwenden, um Schutz gc^eii die auf-
steigende Erdfeuchtigkeit und die Erdwärme zu erhalten? Boden-
bescliaffeniieit: von ca. 1,0 m Tiefe ab Kies.
f-'ragi' 56. In einem vor zwei Jahren von mir erbauten
Herrenhause wurde im vorigen Herbst Schwamm festgestellt.
Der kief. Fußboden im Obergeschol5 war zu 4 stark an-
gegriffen, de.sgl. das Splintholz der kief. Balken. Als Ursache
ist der Lehmestrich, welcher mit sogen. Kaff (Oefreideschalen)
Heft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
153
gemischt war, anzusehen. Kurze Zeit, nachdem der nasse Lehm
seitens der Leute des Besitzers aufgebracht, war der ganze
Fußboden grün bewachsen. Die Get; eideschalen hatten schein-
bar eine Menge Körner enthalten. Ich machte den Besitzer
auf die Gefahr aufmerksam und empfahl, kräftig zu heizen.
Der Bauherr Heß außerdem die grüne Fläche mit Karbohneum
und Kalk bespritzen. Nach etwa zwei Monaten wurde der
Fußboden verlegt und bald darauf deckend mit Oelfarbe ge-
strichen. Nachdem der Schwamm festgestellt, ließ ich sofort
sämtlichen Fußboden aufnehmen und herausbringen, desgl. den
Lehmestrich, Stakung und Balkenlatten (die größtenteils aus
eichenen Schwarten bestehende Stakung und die kief. Latten
waren nicht angegriffen). Darauf ließ ich die Balkenköpfe
im Mauerwerk freistemmen, auch die Wandbalken freilegen und
alle angegriffenen Teile abstemmen. Nachdem aller Schutt und
Schmutz gründlich entfernt und die ganze Balkenlage von Nov.
bis Dezember — zirka acht Wochen — frei gelegen hatten und
andauernd im Erdgeschoß gut geheizt worden war, erhielten
sämtliche Balken und angrenzenden Mauerwerke einen zwei-
maligen Anstrich mit einer auf 70" erhitzten Antinonninlösung.
Nun soll alles noch einige Monate frei liegen bleiben, dann neue
Stakung eingebracht, mit Sand oder Asche aufgefüllt und neuer
Fußboden verlegt werden. Ist nach Anwendung dieser Sicher-
heitsmaßregeln zu befürchten, daß der Schwamm wieder auf-
tritt? Welche Vorsichtsmaßregeln wären evtl. noch zu treffen?
Sind mit dem Schwammvertilgungsverfahren Kothe & Emge,
Hannover gute Erfahrungen gemacht worden und wird es evtk
zu empfehlen sein, dieses an sich wohl etwas kostspielige Ver-
fahren außerdem noch anzuwenden? Ich glaube alles getan
zu haben, so daß der Schwamm nach menschlichem Ermessen
und meinen bisherigen Erfahrungen fortbleiben müßte. Auf
jeden Fall möchte ich aber ganz sicher gehen. Hinzufügen
will ich noch, daß die Deckenschalung auch gestrichen ist.
Es mußte aber vorsichtig geschehen, um die besser bemalten
Decken infolge Durchdringen der Anstrichmasse nicht zu be-
schädigen. Aus diesem Grunde ist es wohl möglich, daß
zwischen den einzelnen Schalbrettern in den Fugen noch
Schwammkeime von den abgestemmten Balkenteiien zurück-
bleiben könnten.
Frage 57. Kann mir ein Kollege Angaben über einen be-
währten Fußboden für Kesselschmiede und Konstruktionswerk-
stätte geben? Der Fußboden soll haltbar und staubfrei sein
sowie möglichst unempfindlich beim Fallenlassen schwerer und
warmer Gegenstände. Ebenso muß sich der Fußboden mit
Wagen befahren lassen.
Frage 58. Ich beabsichtige, einen Lagerraum von
1,50 >< 4,50 m an ein bestehendes Stallgebäude anzubauen. Der
Raum soll zur Aufbewahrung von gepökeltem Fleisch dienen
und dachte ich denselben 2,50 m hoch mauern zu lassen. Wel-
ches wäre hier wohl die billigste und einfachste Daclikonstruk-
tion, um im Sommer, da Sonnenseite, dem Schlechtwerden des
Fleisches vorzubeugen? Welche Kosten würde der kleine An-
bau mit drei Umfassungswänden, einer Tür und einem Fenster
(gewöhnliche Größe) verursachen, wenn man Berliner Verhält-
nisse in Betracht zieht?
Frage 59. Welche Fabrik fertigt die graublaue Art holl.
Hohlziegel, welche in Berlin und Umgebung vielfach zur Ver-
wendung kommen, z. B. bei den Bauten von Geheimrat Mu-
thesius? Haben die Ziegeln Falze oder nicht?
Frage 60. Neben einem Saal soll eine Kegelbahn angelegt
werden. Um das Geräusch zu dämpfen, sind ca. 2 bis 3 cm
starke Filzbekleidungen des Mauerwerkes unter dem Putz, sowie
an den Balkenköpfen und den Balkenuntersichten, bevor die
Putzlatten aufgenagelt werden, vorgesehen. Ist diese Konstruk-
tion genügend schalldämpfend, oder gibt es bessere Mittel?
Antworten
Zur Frage 12. Azetylen-Motor. Der Preis des Azetylen-
gases für Beleuchtungs- und Kraftzwecke ist in der Frage
(Heft 3) nicht richtig angegeben worden. Es muß 1,80 bezw.
1,20 M eingesetzt werden und -nicht 18 und 12 Pf. Hierzu wird
uns noch geschrieben: „Außerdem möchte ich noch darauf
hinweisen, daß auch dieser erhöhte Preis keineswegs dem des
Steinkohlengases entspricht. Will man einen Vergleich ziehen,
so muß man den Heizwert der beiden Gase zugrunde legen.
Azetylen (praktisch gereinigt) entwickelt pro cbm = 13 000W. E.
Steinkohlengas entwickelt pro cbm = 5 400 „ „
Unter Zugrundelegung dieser Zahlen muß demnach kosten:
Azetylen für Leuchtzwecke: ' ^3000 _
5400 ^
Azetylen für Kraftzwecke: ^^,1^°"" = 29 Pfg.
5400
Es ist nun wirtschaftlich nicht möglich, zu dem errechneten
Preise von 48 bezw. 29 Pf. Azetylen abzugeben. Wenn aber
für eine PS/Std. im Azetylen-Motor für die Energie allein 24 Pf.
gezahlt werden muß, so dürfte wohl ein derartiger Motor
kaum mehr in Frage kommen. Hier wird dann entweder eine
Heißdampflokomobile, wenn reichlich Holzabfälle vorhanden
sind, oder ein Rohöl-Motor (nach dem System Diesel) zu
wählen sein. Altenhof f.
Zur Frage 28 und 50. Durchlässiger Wohnhaus-Giebel
bezw. Kirchen-Gewölbe-Rücken. Vor allen Dingen ist aus den
betreffenden Gebäudeteilen alle Feuchtigkeit zu entfernen. Dann
geht man daran, warme und dichte Ueberdeckungen zu schaffen.
Im ersten Falle wird empfohlen, eine Isolierschicht aus Blei-
Asphalt nach A. Siebel, Düsseldorf-Rath, zu legen und darauf
ein Estrich aus rot gefärbtem Portlandzement-Mörtel. Hierfür
gibt Ihnen die Leipziger Zement-Industrie, Dr. Gaspary, Mark-
ranstädt bei Leipzig, die Materialien. Im letzteren Falle eignet
sich eine mehrfache Deckschicht aus Dachpappe in Holzzement,
darüber eine Lage Torfmull aus den Oberbayerischen Maschinen-
Torfwerken Haspelmoor, die mit einer dünnen Schicht Feinkies
bedeckt wird. Alle Eisenteile sind warm zu teeren. . Feuchtig-
keiten aus Dachleckagen verdunsten. — pf.
Zur Frage 44. Nasse Krankenhauswände. Im Sommer
sind die Wände warm, die anliegenden Räume kühl, im Winter
die Wände kühl und die Räume warm und dies vermittelst des
undurchlässigen Wandanstriches, der wie eine Fensterscheibe
wirkt und die abgeschlossenen Feuchtigkeiten kondensieren läßt.
Man hat beim Neubau nicht gewartet, bis die Wände aus-
getrocknet waren, und sofort gepinselt. Dieser Zustand kann
zum Mauerschwamm führen und ist den Kranken schädlich. Die
Ventilation nützt hier nichts. Abhilfe: Aller feuchte Putz muß
abgeschlagen werden und die Fugen ausgekratzt. Dann werden
die Wände künstlich getrocknet, aber gründlich und kein Des-
infektionsstoff direkt gebraucht; damit der Neuputz seine Poren
behält und die Wände eine normale Atmung behalten. Aus
diesem Grunde wird ein Wasserfarbanstrich empfohlen, dem
Calcidum-Silikat zugesetzt wird. Die Flächen werden fest und
glatt, weniger staubig, lassen Reinigung zu und unterstützen
die Ausdünstung, wobei die vorhandene Ventilation ihren Zweck
erfüllt. Setzen Sie sich mit der Chem. Fabrik Busse, Hannover-
Langenhagen in Verbindung. — pf.
Zur Frage 49. Protest über ein Verdingungsverfahren.
I. Bei Verdingungen ist öffentliche und engere Ausschreibung
auseinander zu halten. An öffentlichen Ausschreibungen kann
ein jeder teilnehmen, der nur irgendwie für die Ausführung der
Arbeiten oder Lieferungen sich berufen hält. Deshalb ist es bei
behördlichen Vergebungen Vorschrift — und im öffentlichen
Verdingungswesen hat es sich auch eingebürgert — , von den drei
billigsten Anbietern dem Zusagendsten, unter Begründung der
Nichtberücksichtigung des etwa Mindestfordernden, den Auf-
trag zu erteilen. Da die Beteiligung an einer derartigen Ver-
dingung aus freien Stücken erfolgt, kann ein nicht berücksich-
tigter Mindestfordernder eine Entschädigung für Kosten und
Mühen nicht beanspruchen.
Anders bei einer engeren Ausschreibung. Den hierbei be-
teiligten Anbietern wird von vornherein das Vertrauen ihrer
Leistungsfähigkeit durch Aufforderung zur Preisabgabe still-
schweigend zugestanden. Es ist also hier eine etwaige Zu-
s'chlagsverweigerung an den Mindestfordernden unbegründet.
Wenn in den Verdingungsunterlagen keine entgegenstehenden
Bestimmungen enthalten sind, so wäre der letztere für seine
geleistete Arbeit zu entschädigen.
Für staatliche Behörden besagt übrigens § 196i der
Dienstanweisung für die L o k a 1 b a u b e a m t e n
der Staats - Hochbauverwaltung: „Angebote, welche
nach dem festgesetzten Termine eingehen, sind als verspätet
zurückzuweisen. Die Zulassung der Angebote ist davon ab-
hängig, daß sie innerhalb der bekannt gegebenen Frist dem mit
der Verdingung betrauten oder demjenigen Beamten, welcher
mit der Empfangnahme der das Angebot enthaltenden Briefe
beauftragt ist, zugestellt worden sind." Im Sinne dieses Para-
graphen werden alle eingehenden Angebote in staatlichen
Verdingungsterminen behandelt und wohl auch alle anderen
Behörden und Verdingungsleiter dürften kaum anders verfahren.
Das von Ihnen geschilderte Verdingungsverfahren verstößt
m. E. direkt gegen die guten Sitten. Ein solches Verdingungs-
manöver, von einer Behörde in Szene gesetzt, verdient öffentlich
scharf verurteilt zu werden. Ein ergangenes Urteil in einer
ähnlichen Streitsache ist mir nicht bekannt.
Klein sorge, Mitgl.-Nr. 26 639.
II. Sofern eine dem Heirn Minister der öffenthchen Ar-
beiten unterstellte Behörde, Oberpräsident, Regierungspräsident,
Ministerial-Baukommission, Eisenbahndirektion usw. in Frage
kommt, ist der ministerielle Erlaß vom 23. Dezember 1905,
welcher das Verdingungswesen neu regelt, zu beachten. Das
Verfahren der Behörde, wie esi angeblich bei Ihnen vorliegt,
ist unzulässig; Nachgebote dürfen nicht berücksichtigt werden.
154
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 10
In erster Linie haben Sie berechtigten Grund zur Beschwerde,
um sich vor Wiederholungen zu schützen. Die Beschwerde
können Sie direkt oder durch Ihre zugehörige Handwerkskammer
der übergeordneten Behörde einreichen. Wie weit eine Schaden-
ersatzklage Aussicht auf Erfolg hat, ist in Ermangelung eines
Submissionsgesetzes schwer zu beantworten, es kommt hierbei
viel auf die Auffassung des Richters an. Postert.
Zur Frage 50. Rabitzgewölbe in einer Kirche. Das Rabitz-
gewölbe ist im Interesse der Stabilität und Sauberkeit auf
dem Rücken mit einer Abdeckung izu versehen, die aus Gipsestrich
oder einer Mischung aus gesiebten Schlacken und Gips bestehen
kann. Dadurch treten auch bedeutend geringere Wärmeverluste
bei der Heizung auf, die namentlich in kälteren Gegenden zu
beachten sind. Der Kirchenraum muß mit dem Dachraum und
dieser mit der Außenluft durch verschließbare Ventilations-
öffnungen in Verbindung stehen können. Ich lasse über dem
Gewölbe einen begehbaren Bretterboden anbringen. Schwitz-
wasser an dem Dach oder Gewölbe treten dann sicher nicht
auf. Lieber die Möglichkeit der Ausführung des Gewölbes
selbst, wie Sie solche geplant haben, läßt sich ohne weiteres
nichts Verbindliches sagen. Jedenfalls werden gerade Rabitz-
gewölbe von Gips in der Konstruktion sehr häufig nachlässig
behandelt. Zu empfehlen ist immerhin, sich mit einem zu-
verlässigen Fachmanne in Verbindung zu setzen, um vermeid-
baren Fehlern aus dem Wege zu gehen. 'A.
Zur Frage 51. Kunstsandsteininelil oder kurz Steinnifhl
genannt können Sie von der Firma E. Schwenk, Terrazzowerk,
Station Herrlingen bei Ulm a. d. D. beziehen. Dort können Sie
auch andere Farben wie weiß, dunkelgelb, hellgelb, schwarz,
grau usw. erhalten. Den zur Herstellung von Granit be-
nötigten Marmor (Feldspatersatz) können Sie von der Firma
Auerbacher Marmor- und Kalkgewinnung Dr. Linck, Auerbach,
Hessen, beziehen. Der Vorgang zur Erzielung von guten Werk-
stücken wie Gewände, Bänke, Gesimse usw. ist folgender:
Man stelle eine genaue Form des Steins her. Diese kann
man aus 5 mm starken, gehobelten, also möglichst glatten Dielen
in der Weise herstellen, daß der Boden der Form von den
zwei Seitenwänden, die miteinander durch Schrauben verbunden
werden, festgehalten wird. Die Form läßt sich dann leicht
auseinander nehmen und wieder zusammensetzen. Dann kommen
die Einlagen für evtl. profilierte Steine, meistens von Gips
oder Holz. Jetzt, nachdem die Form geölt ist, kann man zur
Einbringung des Steinbetons aus Steinmehl schreiten. Diese;
wird im Verhältnis 1 : 3 mit gewöhnlichem oder weißem Zement
bei weißen, mit rötlich gefärbtem Zement bei roten Steinen
gemischt. Der Wasserzusatz muß so bemessen werden, daß
die fertige Mischung eine stark erdfeuchte, knollige Masse
darstellt. Diese Masse wird dann zirka 2 cm stark an den
später sichtbaren Seiten des Werkstücks festgestampft, auf-
gerauht, und die Form mit gewöhnlichem Beton, zirka 1 : 8
(evtl. mit Eiseneinlagen zur Verstärkung), ausgestampft. Die
steinmetzmäßige Bearbeitung kann dann in zirka vier bis fünf
Tagen geschehen. Ich habe auf diese Weise schon ganz bedeu-^
tende Arbeiten ausführen lassen. Das Schwierige ist der Formen-
bau. Zur weiteren Auskunft bin ich gern bereit. Meine Adresse
können Sie durch die Schriftleitung erfahren. M.-Nr. 56 662.
Mitteilungen aus dem Verbände
Vorläufiges Programm
für die von der Bezirksverwaltung Dresden zu
veranstaltende Wander Versammlung des Deut-
schen T e c h n i k e r - V e r b a n d e s aus Anlaß der
internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden
a Q 1 1.
Sonnabend, 15. Juli, von mittags 12 Uhr ab:
Gemeinschaftliches Mittagessen im Marmorsaale des Kaiser-
palastes (Pirnaischer Platz). — Nachmittags: Zwanglose
Besichtigung der Hygiene-Ausstellung. — 8 Uhr abends:
Begrüßungs - Kommers im großen Saale des Gewerbehauses
(Ostra-Allee).
Sonntag, 16. Juli, 10'/., Uhr vormittags: Feier-
liche Eröffnung der Wanderversammlung im großen Saale des
Städtischen Ausstellungspalastes, Begrüßung der Teilnehmer
durch den Rat der Stadt Dresden und die Ausstellungsleitung usw.
Hierauf daselbst: 1. Vortrag eines Beamten des Deutschen
Techniker-Verbandes über das Thema: „Wirtschafts- und sozial-
politische Aufgaben und Erfolge des Deutschen Techniker-Ver-
bandes". 2. Vortrag über das Thema: ,, Technik und Hygiene
in ihren Beziehungen zum gesamten wirtschaftlichen Volks-
und Staatsleben". 3. Anschließend hieran gemeinschaftliche
Tafel im Marmorsaal. — Nachmittags: Zwanglose Besich-
tigung der Hygiene-Ausstellung. — Abends: Besondere Dar-
bietungen der Ausstellungsleitung.
Montag, 17. Juli, vormittags: Gruppenführung
durch die Hygiene-Ausstellung mit entsprechenden kurzen er-
klärenden Vorträgen der Führer. — 1 IV.» Uhr vormittags:
Vortrag im großen Saale des Städtischen Ausstellungspalastes
über das Thema: „Künstlerische, technische und hygienische
Gesichtspunkte des modernen Städtelebens". ^ V o n 1 2^1-, Uhr
nachmittags ab: Gemeinschaftliches Mittagessen im Kaiser-
palast wie am 15. Juli. — Nachmittags: Gruppenführung
durch die Hygiene-Ausstellung wie vormittags oder Besichtigung
der Sehenswürdigkeiten Dresdens. — Abends: Zwangloser
Besuch der gesellschaftlichen Veranstaltungen der H\'giene-
Ausstellung.
Für Dienstag, 18., und M i 1 1 w och, 19. Juli, sind
vorgesehen: a) Ausflüge nach Dresdens näherer Umgebung;
b) Besichtigung industrieller Anlagen, des Schlachthofes, der
Gartenstadt Hellerau usw.
NB. Das Bureau für Ausgabe der Outscheinhefte, Hotel-
karten usw. ist Sonnabend, 15. Juli, von S Uhr vormittags bis
8 Uhr abends ununterbrochen und am Sonntag, 16. Juli, xoii
8 bis 11 Uhr vormittags offen. — Während der Wanderxer-
sammlung findet eine Gesamtvorstandssit/ung des Deutschen
Techniker- Verbandes statt. — Anmeldungen von Vereinen, Einzel-
mitgliedern und sonstigen Gästen werden bereits jetzt gern
entgegengenonmien und sind zu richten an Johannes Schüßler,
Klein-Luga, Post Mügeln (Bez. Dresden).
Heff 1 der D. T.-Z. 1911 gesucht!
Sollte einer unserer Leser Heft 1, Jahrgang 1Q11, entbehren
können, so bitten wir, uns dieses freundlichst zurücksenden, oder
an das zuständige Postamt zurückgeben zu wollen.
Im voraus besten Dank. Die Verbaiidsleitung.
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
93. Quittung.
Techn. -Verein Hütte, Magdeburg 40 M. Stadtbauführer
Härder, Eckernförde, M.-Nr. 6850, 2,40 M. Mitglied Nr. 19 487, ,
Metz 2 M. Techn. -Verein Hirschberg i. Schles. 30 M. O. Pagel-
son, Barcelona, M.-Nr. 56 639, 2 M. Techn. Vereinig. Landau
i. Pf. 8 M. F. Planert, Westeregehi, M.-Nr. 31 451, 2 M. Aug.
Först, Seattle Wash, M.-Nr. 32 697, 7,10 M. Friedrichsorter
Techn. -Verein, Ergebnis der Sammelbüchse, 23,60 M. Techn.-
Verein Königsberg, Sammlung anläßlich des Bezirkstages in
Tilsit und auf der Rückfahrt nach Königsberg 40,20 M. O.
Ehemann, Sperenberg, M.-Nr. 54 086, 1 M. Bayerischer Tech-
niker-Verband 100 M. Ergebnis der Sammelbüchse im Erholungs-
heim 26,30 M. Mittelrheinische Bezirks-Verwaltung 2i,50 A\.
Bezirks-Verwaltung Rheinland, Restzahlung für die Einrichtung
des Rheinischen Zimmers, 72,65 M. Kollege Paul in Mülheim
an der Ruhr 3 M. Techn. Vereinig. Kalk, gesammelt in einer
Vereinssitzung und bei der Weihnachtsfeier, 12,50 M. Be-
zirksverwaltung Mittelschlesien, für die Einrichtung eines Mittel-
schlesischen Zimmers, 200 M.
Abteilung: Unterstützungskasse
des Erholungsheimes.
22. Quittung.
Friedrich Monz, München, M.-Nr. (69, 2 \\. G. Koschel,
Ruda (Oberschles.), M.-Nr. 522, 1 M. H. Roder, Strahlsund,
M.-Nr. 55 566, 3 M.
Gesamtbetrag der 1. bis 21. Quittung 1989,11 M.
Gesamtbetrag der 22. Quittung« 6,00 M.
1995,11 M.
Ferner spendeten für das Erholungsheim:
Bausekretär K. Tranuu-Dresden : 1 herrliches Werk. Bildersaal
Deutscher Geschichte. Zwei Jahrtausend deutschen Lebens in
Wort und Bild mit 183 Abbildungen und 48 Kunstbcilagen.
Zimmernieistcr Ebcrt in .•\santi, Westafrika: 2 Wandteller aus
Binsengeflecht. W. Molt in Beseritz, Bez. Bromberg: 2 Bände.
Moderne Neubauten. Zivil-Ing. Krüger-Charlottenburg: 1 Brief-
beschwerer. Stadtbauführer Mühlenkanip in Montigny-Mctz :
1 Bild in Rahmen. 20. Verbandstag in Stuttgart. .Ausflug nach
Fried riciishafen- Rohrschach.
Für die freundlichen Spenden dankt namens aller Verbands-
kollegen bestens Die Verbandsleitung.
Heft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
155
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen VLieilcrholt darauf aufmerksam, d.iü Anzeigen und Alilt^ilnngen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabsnd mittags 12 Uhr im Verb;indsburenii
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer St-ite
beschriebenen Blattern cin^'ei citlit werden. Bei jeder tinscndiin^j ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = VcräainmliiuistaG: und Ort,
lir. A. = Biicfaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandsz.eitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringendst ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend möglich zu fassen. Insbeson-
dere gilt dies von Jahresberichten, deren Wiedergabe in der so oft
noch gewünschten Ausführlichl<eit ganz unmöglich ist.
Die Schriftleitung.
Deztrksverwalt linken
I Brandenburg. Achtung, Vermessungstechniker! Am R
Sonntag den 5. März, vorm. 10'/., Uhr, wird in Neunianiis a
Festsälen, Berlin, Rosenthaler Str. 36 (altes Geschäft), Herr H
Vermessungstechniker Kollege Schweis furt aus Elber- D
g feld sprechen über das Thema: „Die soziale und Wirtschaft- B
H liehe Interessenvertretung der Vermessungstechniker und der H
■ Deutsche Techniker-Verband." — Hierzu sind alle Ver- ■
B messungstechniker der Bezirksverwaltung Brandenburg und B
fl die von Ihnen eingefijhrten Gäste, sowie Kollegen anderer g
H Fachrichtung des D. T.-V. herzlichst willkommen. B
Brandenburg. Am 12. d. M. fand in der „Neuen Phil-
harmonie" ein außerordentlicher Bezirkstag statt. Herr Kollege
Seeger, Mitglied des geschäftsf. Verbandsvorstandes, eröffnete
den außerordentlichen Bezirkstag um 2' 4 Uhr nachm. mit dem
Hinweis darauf, daß der GesaTritvorstand des Verbandes dem
von 17 Vereinen der B.-V. Brandenburg gegen die Beschlüsse
des 13. Bezirkstages eingereichten Einspruch stattgegeben hat.
Als Verhandlungsleiter wurde Herr Kollege Harenberg, Tegel,
gewählt. Die Vereine und Einzelmitglieder hatten zusammen
81 Delegierte und 50 Vorstandsmitglieder entsandt. Nach
Prüfung der Vollmachten wurde zunächst die Wahl des ge-
schäftsführenden Vorstandes der B.-V. Brandenburg nach der
neuen Satzung vorgenommen. Der geschäftsführende Vorstand
setzt sich hiernach aus folgenden Herren zusammen: Emil
Rohr, Charlottenburg 5, Stadt. Bürgerhaus, Vorsitzender;
Alfred Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5, Schriftführer;
Adolf Kröbel, Baumschulen weg, Ernststraße 22, Kassierer;
C. Gruber, Köpenick, Bahnhofstr. 13, Vertreter der Techniker
im Baugewerbe; O. Fürst, Berlin-Wilhelmsruhe, Niederstr. 15,
Vertreter der Techniker in der Industrie; A. Schirmbeck, Span-
dau, Damm 4 a, Vertreter der Techniker im Staats- und Reichs-
dienst; Ad. Kopeke, Berlin 34, Libauer Str. 23, Vertreter der
Techniker im Gemeindedienst. Der neugewählte Vorstand wurde
durch Herrn Kollegen Harenberg auf das Stuttgarter Programm
durch Handschlag verpflichtet; vorher hatte Kollege Seeger fest-
gestellt, daß Einsprüche gegen die Wahlen des neuen Vor-
standes der B.-V. Brandenburg nicht erhoben worden sind.
Hiernach wurde der Bezirkstag auf kurze Zeit vertagt. Bei
der Wiedereröffnung, die durch Koll. Rohr erfolgte, dankte
dieser zunächst Herrn Seeger und Harenberg für ihre Mühe-
waltung. Als Verhandlungsleiter wurde wieder Herr Kollege
Harenberg gewählt. Nach kurzer Erläuterung der noch zu
besprechenden Punkte durch den Vorsitzenden wurde der Kostcn-
voranschlag für 1911 beraten und mit der Einschränkung ge-
nehmigt, daß Aenderungen auf dem nächsten Bezirkstage vor-
genommen werden können. Der neue Satzungsentwurf vx'urde
dem geschäftsf. Vorstande zur weiteren Durcharbeitung und
Wiedervorlegung zum nächsten Bezirkstage überwiesen. Die
Wahl der Mitglieder zum erweiterten Vorstande der Bezirks-
verwaltung soll ebenfalls erst auf dem nächsten Bezirkstage vor-
genommen werden.
Oberschlesien. Am Sonntag, IQ. Februar, fand in Königs-
hütte eine sehr gut besuchte Wanderversammlung statt. Der
Versammlung ging eine Sitzung des geschäftsführenden Vor-
standes vorauf, in der beschlossen wurde, in Kattowitz und
Gleiwitz Schülerversammlungen abzuhalten. Für den 25. März
soll eine Einzelmitgheder-Versammlung in Kreuzburg und für
den 2. April eine solche nach Cosel einberufen werden. Die
Baupolizeikommission tritt am 18. März in Beuthen zu einer
Sitzung zusammen. Der Frühjahrs-Beziikstag findet Anfang Mai
in Ratibor statt. — Das Ergebnis des Preisausschreibens war
nachstehendes: 1. Preis (60 M) Bauführer Dierich, Königshütte;
2. Preis (40 M) Architekt von Wallersbrunn, Beuthen (O.-S.);
3. Preis (30 M) Architekt Koch, Beuthen (O.-S.). In der Wander-
versammlung wurden Referate gehalten über die Stellenver-
mittelung und Stellenlosenunterstützungskasse des D. T.-V., sowie
über die Pensions-Versicherungsfra^e. Die Versammlung nahm
einen recht guten und erfolgreichen Verlauf. Ausführlicher Be-
richt geht allen Vereinsvorständen und Vertretern der Eiiizelmit-
glieder zu.
Zweinvereine
O c ni i s c h t e V e r e i n e.
Aachen. Technischer Verein. Am 4. März, abends
8^4 Uhr, findet im ,, Berliner Hof" die Monats-Hauptversamm-
lung statt mit folgender Tagesordnung,: 1. Bekanntgabe von
Neueingängen. 2. Beratung von Anträgen zu dem am 2. April
in Düren stattfindenden Bezirkstag. 3. Verlegung des Vercins-
lokals. 4. Verschiedenes. Wir bitten um pünktliches Erscheinen.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversamm-
lung findet am Donnerstag, 9. März, abends präzis 9 Uhr,
in den Industrie-Festsälen, Beuthstr. 20, statt. Vortrag des
Herrn Rechtsanwalt Daniel: „Welche Vorteile hat die gericht-
liche Eintragung eines Vereins?" — Die Besichtigung der Werk-
stätten der Deutschen Flugmaschinenbau-Gesellschaft, Berlin-
Rummelsburg, ist am Sonntag, 26. März, vormittags 11 Uhr. —
Eintrittskarten für den Sportpalast zum Vorzugspreis von 0,75 M
sind im Verbandsbureau zu haben.
Bergedorf und Umgegend. Technischer Verein,
Vrs.: H. Rathmann, Bergedorf, Kampchaussee 72p. — Unsere'
nächste Versammlung findet am Mittwoch, 8. März, abends
8'/, Uhr, im Vcreinslokale „Stadt Hamburg" statt. Gäste sind
uns jederzeit willkommen. Insbesondere bitten wir die hiesigen
Einzelmitglieder, unsere Versammlungen zu besuchen und evtl.
dem Verein beizutreten.
Charlottenbnrg. „Bauhütte C Ii n r 1 o 1 1 e n b ii r g".;
V. u. O. : Jeden 1. Dienstag eines Monats Hauptversammlung
im Vereinslokal „Logen-Restaurant", Charlottenburg, Berliner
Straße 61, Ecke Kirchhof straße. 1. Vrs.: E. Rohr, Charlotten-
burg 5, Städtisches Bürgerhaus. 1. Schriftf. : A. Dieter, Char-
lottenburg 1, Tegeler Weg 5. — D'.'e nächste Monats-Haupt-
versammlung findet am Dienstag, 7. März, abends S'/» L'h'',
im Vereinslokale statt. Die Tagesordnung ist im Verkündigungs-
blatt der Bezirksverwaltung bekannt gegeben. Etwaige weitere
Anträge sind rechtzeitig vor Beginn der Sitzung schriftlich dem
Vorstande mitzuteilen. Die Veieins- und Verbandsbeiträge sind
an unseren Kassierer, Herrn A. Papenzin, Charlottenburg,
Königsweg 7, porto- und bestellgeldfrei einzusenden.
Danzig. „Hütte." Br.-A.: Stadtbausekretär Carl Hack-
barth, Danzig, Kohlenmarkt 24. Vereinslokal: Deutsches Winzer-
haus, Dominikswall. — Nächste Sitzung am 8. März d. J.,
abends SV,, Uhr.
Düsseldorf. Technischer Verein. Unsere in voriger
Nummer gemachte Bekanntgabe betr. den Bezirkstag in Düren
können wir dahin ergänzen, daß der Termin nunmehr endgültig
auf den 23. April festgesetzt ist. Anträge müssen bis zu dem
schon genannten Tage (10. März) eingesandt sein. — Zum Be
suche der Ausstellung der Entwürfe für das Bismarck-National-
denkmal sind Karten zum ermäßigten Preise von 55 Pfennigen
beim Kassierer Koll. Arnrich, Jülicher Str. 78, erhältlich. Die
Karten berechtigen zum Eintritt auch außer Mittwochs und
können auch für Angehörige usw. gelöst werden. Die ver-
ehrlichen Brudervereine bitten wir, sich bei Bedarf an den
Vorstand zu wenden. Der Besuch kann einzeln oder auch in
Gesellschaft erfolgen.
Hamburg. T e c h n i k e r - V c r e i n von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 7. März, präzis 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnimg: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme
von Mitgliedern. 3. Technische Fragen. 4. Verbandsangclegen-'
heiten. 5. Verschiedenes. Die Herren Vereins- und Verbands-
kollegen werden gebeten, die fälligen Beiträge bis zur nächsten
Versammlung zu entrichten. In dieser Versammlung werden die
neuen Verbandsmitgliedskarten verteilt.
Karlsruhe. Technischer Verein. Die Monats-Haupt-
versammlung findet am 7. März d. J. im Veroinslokal „Zum
Landsknecht" statt. Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls
der letzten Monatsversammlung. 2. Erledigung neuer Eingänge.
3. Beschlußfassung über die gerichtliche Eintragung des Tcchn.
Vereins Karlsruhe. 4. Weitere Erläuterungen zum Besuch der
Bauausstellung in Turin. 5. Verschiederies.
Landshut. Techniker - Verein. Ver;ammlungen :
April mit September jeden 1. und 3., Oktober mit März alle
Donnerstag, Brauerei Koller. Adresse: A. Luminel, Landshut,
Seligentaler Straße 44. — Die am 9. Februar stattgefundene
Hauptversammlung hatte folgendes Ergebnis: Mitgliederstand 19,
hiervon 44 Vorb. -Mitgl. Der vorjährige Kostenanschlag mit
SOO M konnte eingehalten werden. Etat für dieses Jahr eben-
falls 800 M, dabei ist eine Erhöhung der Beiträge über 18 .M
156
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 10
Einheitsbeitiag hinaus vorerst nicht beabsichtigt. Die Vorstands-
vvahl ergab: Lummel 1., Kohn, 2. Vorstand; Näser, Kassierer;
Six, 1., Schindler, 2. Schrittführer; Hirschlinger, Platz und
Schuster, Beisitzer.
Liidwii^sliafcn a. Rh. Techniker-Verein„1 90 8", E. V.
Die diesjälirige Geneialversammhing findet am Mittwoch, 8. März,
im neuen Lokal, „Wittelsbacher Hof", Ecke Jäger- und Max-/
Straße, statt. Um vollzähliges und pünktliches Erscheinen wirdt,
dringend gebeten.
Mainz. Technischer Verein. Dienstag, 7. März,
abends 8V-> Uhr, Hauptversammlung. Tagesordnung: Bericht
über die Vorstandssitzung der Mittelrh. Bezirksverwaltung in
Frankfurt. Wahl verschiedener Vertrauensmänner. Verschie-
denes. — Voranzeige: Am 2. April findet der diesjährige Be-,
zirkstag der Mittelrh. Bezirksverwaltung in Mainz statt.
Neugersdorf. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Reinh. Poppe, Baumstr., Seifheniiersdorf, Sa. V. u. O. : Jeden
1. Sonnabend im Monat im Restaurant „Siegeshalle". — Laut
der am 3. Dezember IQIO stattgefundenen Generalversammlung
setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender:
R. Poppe; 2. Vorsitzender: O. Häber; 1 Schrift.'ührer : H.Kel r;
2. Schriftführer: P. Schettler; Kassierer: H. Berger; Beisitzer:;
P. Hille. Der Vereins- resp. Verbandsbeitrag wurde auf 21 M •
jährlich festgesetzt. Die Kollegen werden ersucht, an allen >
Veranstaltungen des Vereins und des Verbandes regen Anteil;,
zu nehmen.
Ofjcnbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,-^
7. März, abends 8V2 L'h'', im „Kaiser Friedrich" Hauptversamm-^
lung. Die Tagesordnung wird in der Versammlung bekannt ge-i
geben. — Dienstag, 14. März, abends S'/a Uhr, im ,, Kaisers
Friedrich" Projektionsvortrag unseres Vorsitzenden über: „Der|
Schnellpostdampfer Kronprinzessin Cäcilie in den verschiedensten^
Baustadien von der Kiellegung bis zur Indienststellung". Zu|
diesem Vortrag sind auch die Damen unserer Mitglieder sowie*
Gäste herzlich willkommen. \
Passau. Techniker-Verein. Nach einem BeschlußJ
der Vertrauensmänner sollen die für den Jubiläumsfonds ein-
bezahlten Beträge infolge Auflösung der städt. Baugewerkschule
bis einschl. I.April 1911 rückbezahlt werden. Etwaige Ansprüche
wollen bis längstens 15. März er. an unterfertigten Verein ge-.
sandt werden. Nach diesem Termin eingebrachte Ansprüche'
werden nicht berücksichtigt und fallen diese Beträge der Kasse'
des Techn. Vereins Passau zu. 2
Pforzheim. Technischer Verein. Vrs. : Gust. Jäkel,
Stadtbauassistent, Salierstr. 20. Br.-A.: Technischer Verein
Pforzheim. — Unsere nächste Mitgliederversammlung findet am \
Mittwoch, 8. März, abends Q'/o Uhr, im kleinen Nebenzimmer
der „Bavaria", Oestliche Karl-Friedrich-Straße 29, statt. Tages-
ordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Bericht über die stattgefundenen Veranstaltungen, Privat-
beamtenversicherungs-Kundgebung usw. 4. Verschiedenes. Um :
zahlreichen Besuch der Versammlung wird gebeten.' — Dem,
nächsten Rundschreiben legen wir Werbezettel des D. T.-V. bei
und bitten dringend, dieselben zur Anmeldung neuer Kollegen,
zu benutzen. Wir erwarten von unseren Mitgliedern, daß sie^
dieser Anregung Folge leisten; denn es liegt nicht zuletzt in ihrem .
eigenen Interesse, wenn sie die hier noch zahlreich vertretenen
Nichtmitglieder für unsere gemeinsame Sache gewinnen. —
Einem Vereinsbeschluß entsprechend, soll am hiesigen Ort eine,.
Berufsstatistik aufgestellt werden. Zu diesem Zweck bitten
wir, den allen Kollegen zugehenden Fragebogen gewissenhaft
auszufüllen und umgehend an uns zurückzusenden. — Unsere
Mitglieder machen wir darauf aufmerksam, daß die Verbands-'
beiträge vierteljährlich im voraus zu bezahlen sind, und bitten
diejenigen Kollegen, die ihren Monatsbeitrag für März noch nicht
entrichtet haben, denselben umgehend an unseren Kassierer,
abzusenden.
Reisteiihausen und Umgegend. Technischer Verein.;
Am Sonntag, 5. März er., nachm. 4 Uhr, findet im Gasthause zum;
Bayer. Hof eine Monats-Versammlung statt. Es wird um zahl-,
reichen Besuch gebeten.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Eberl, Rendsburg, Neue Straße. V. und O. : Mitt-l
vvoch nach dem ersten eines jeden Monats im „Hotel zum'
Prinzen". Monats-Versammlung am Mittwoch, 8. März 1911,
abends S'/s Uhr, im „Hotel zum Prinzen". Tagesordnung:.
1. Vortrag des Kgl. Oberlehrers Herrn Henkel über Eisen-
beton. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Stiftungsfest. 4. Be-
richt der Kassenprüfer. 5. Kassenbericht und Entlastungsertei-
lung. 6. Verschiedenes.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A.: M. Lindemann, Witten-
berg (Bez. Halle), Bürgermeisterstr. 4. — Monatsversammlung
Sonnabend, 4. März er., abends 9 Uhr, im Vereinsiokal „Brauerei
Maiwald", Coswiger Str. 23. Tagesordnung: 1. Verlesen des
Protokolls. 2. Aufnahme neuer Mitgheder. 3. Eingänge. 4. Ver-
schiedenes.
Zeitz und Umgegend. Technischer Verein. Vrs. u.
Br.-A.: Ing. G. Schipke, Ramburger Straße 50. Dienstag, 7. März
1911, findet die diesjährige Generalversammlung im Vereinslokal
„Bayrisches Bierhaus" statt und werden alle Kollegen dringend
gebeten, vollzählig zu erscheinen. Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Mitgliederbewegung. 3. Jahresbericht. 4. Kassenbericht.
5. Bericht der Kassenprüfer. 6. Bericht der Stellenvermittlung.
7. Entlastung des Vorstandes. 8. Neuwahl der Vorstandsmit-
glieder. 9. Anträge. 10. Allgemeines. Gäste, insbesondere
fernstehende Kollegen, sind uns stets aufs herzlichste willkommen.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „Dresdner Bauhütte." Vereinslokal: „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3, II. Vors.: Baumeister Severitt, Rade-
beul, Albertstraße 7. Kassierer: Baumeister Gladewitz, Dres-
den-N., Konradstraße 10. Am Donnerstag, 9. März, findet eine
Versammlung im Vereinslokal statt. Die Tagesordnung wird
am Abend bekannt gegeben. D^e Herren Kollegen werden er-
sucht, recht zahlreich zu erscheinen. Forderungen, welche die
Mitglieder an den Verein noch haben, sind bis zum 15. März
dem Kassierer einzureichen.
Techniker in der Industrie.
Cannstatt. Maschinentechnischer Verein. Am
Samstag, 11. Februar, veranstaltete der Maschinentechnische
Verein Cannstatt "im Saale des Hotels Konkordia einen Vortrag
mit Lichtbildern über moderne Wasserkraft-Anlagen unter Be-
rücksichtigung der Turbinen-Regulierung und Akkumulierungs-
Anlagen. Außer einer zahlreichen Gästeschar war auch eine
Anzahl Schüler der Kgl. Maschinenbauschule Stuttgart sowie
der vortragende Professor für Turbinen an dieser Schule er-
schienen. Der Vortrag, von Herrn Ing. Schmitt in ausführlicher
und übersichtlicher Weise gehalten, wurde von den Zuhörern
mit reichem Beifall aufgenommen. Als äußeren Erfolg hatte
der Verein einige Neuaufnahmen zu verzeichnen.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Monatsplan
für März 1911. Freitag, 3. März, abends 1/29 Uhr, Monats-
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Protokoll.
3. Vortrag über : ,,Die Stenographie als allgemeine
Verkehrsschrift" von Herr Lehrer W o h 1 r a b e. Kol-
legen, die gesonnen sind, sich an einem Kursus der National-
Stenographie zu beteiligen, werden gebeten, nach dem Vortrag
sich beim Vorsitzenden zu melden. 4. Haushaltsplan für das
Vereinsjahr 1911. 5. Verschiedenes. Wahl eines 2, Schriftf.
an Stelle des weggehenden Koll. K. Uhlich. Berichte über
Landesverwaltungssitzung in Dresden und Privatbeamtentag in
Berlin. Leitung: Kollege P. Melzer. — Sonntag, 12. März,
Besichtigung der neuen Fabrikanlage Presto-Werke, Akt.-Ges.,
Chemnitz. Sammeln bis 10 Uhr vormittags pünktlich in Lohses
Restaurant, Altchemnitz, Haltestelle der Straßenbahn. Wir er-
suchen, auf Wunsch der Firma, die werten Kollegen, ihre Be-
teiligung bis 7. März Kollegen K. Schauseil, Ludwigstraße 43,
mitteilen zu wollen, da ohne rechtzeitige Anmeldung der Besuch
nicht gestattet wird. — Mittwoch, 15. März (Sächs. Bußtag)
Besuch der Städte Schmölln und Altenburg. i/,9 Uhr vormittags
Besichtigung der Knopffabrik J. Donath, Schmölln, um i/_,2 Uhr
und um 3 Uhr Besichtigung des städtischen Schlachthofes und
der Aktienbrauerei Altenburg. Einige Kollegen des Bruder-
vereins Altenburg haben in liebenswürdiger Weise die Führung
übernommen. Sammeln bis Uhr vorm. im Lichthof des
Hauptbahnhofes Chemnitz. Abfahrt Chemnitz, Hauptbahnhof:
6.52 vorm., Fahrkarte bis Glauchau lösen. Mittagessen wird
in Altenburg, Restaurant Stadt Berlin ä 1,20 M eingenommen.
Die Kollegen der Brudervereine als Gäste sind herzlich will-
kommen. — Freitag, 24. März, Monatsversanmilung. Vortrag
über: „Von Torrfur bis Sansibar", von Herrn Ing. F. Herbort.
Leitung: Koll. W. Harzbecker. — Am 10., 17. und 31. A\ärz
Mitgliederzusammenkunft am Stammtisch. — Ab 1. Januar d. J.
beträgt der Verbands- und Vereinsbeitrag für unsere Mitglieder
6 M vierteljährlich. Berufskollegen als Gäste sind zu allen
Veranstaltungen herzlich willkommen.
Gera (Reuß). Verein für Ingenieure und Ma-
schinentechniker. Br.-A. : P. Wunderlich, Ing., üera-R.,
Göbenstr. 21. — Dienstag, 7. März, Haupt\ ersanunlung. Tages-
ordnung: 1. Eingänge und Beschlußfassung darüber. 2. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 3. Festsetzung des Monatsprogramms.
4. Verschiedenes. — Jeden weiteren Dienstag Vereinsabend.
Leipzig. Techniker-Verein. Br.-A. : Ingenieur Hugo
Förtsch, Leipzig-Gohlis, Schkeuditzer Straße 19. In der am
15. Februar d. J. stattgefundenen Generalversammlung erfolgten
die Ergänzungswahlen zum Vorstand und setzt sich nunmehr der-
selbe folgendermaßen zusammen: 1. Vors.: Hugo Förtsch, Ing.,
Heft 10
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
157
Leipzig-Gohlis, Schkeuditzer Straße 19; 2. Vors.: Otto Meiche,
Ing., Leipzig-Lindenau, Carl-Heine-Straße 72; 1. Schriftführer:
Carl Taubert, Ing., Leipzig-Gohlis, Wahrner Straße 4; 2. Schrift-
führer: Wolfgang Schneider, Ing., Leipzig-Plagwitz, Elisabeth-
Allee 48; Kassierer: Carli Stoll, Ing., Leipzig-Lindenau, Lützner
Straße 100; Bücherwart: Kurt Leube, Ing., Leipzig-Kleinzschocher,
Knauthainer Straße 6; 1. Beisitzer: Willi Paulus, Ing., Leipzig-
Stötteritz, Mölkauer Straße 6; 2. Beisitzer: Georg Kürsten, Ing.,
Leipzig-Leutzsch, Lindenauer Straße 56. Alle Zuschriften in
Kassenangelegenheiten sind an Herrn Kollegen Stoll zu richten.
Nürnberg. „Kraft und L i c Ii t", Techn. Verein.
Br.-A. : W. Muth, Bayernstraße 125. Mittwoch, 8. März, abends
S'/i Uhr, Monatsversammlung im Vereinslokale. Tagesordnung:
1. Eingänge. 2. Neuaufnahmen. 3. Bericht über die Ver-
treterkonferenz des B. T.-V. 4. Besprechung über die Ver-
schmelzung unseres Vereins mit den hiesigen bautechnischen
Vereinen. 5. Vorträge. 6. Sonstiges. Zu Punkt 4 wird Herr
Kollege Stier referieren. Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der
Tagesordnung und der zu fassenden Beschlüsse, um die in
Stuttgart beschlossene Fachgruppenbildung durchzuführen, ist
es Pflicht eines jeden Mitgliedes, dieser Monatsversammlung
beizuwohnen.
Staatstechniker.
Laiidesvcrcin Mittl. Sächsischer Eisenbahii-
t e c h n i k e r. Vrs. : Bausekretär K. Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Die nächsten Versammlungen finden am Donnerstag, 9. und
23. März, im Vereinslokale Restaurant Moritzburg statt. Be-
ginn pünktlich V_,9 Uhr. Nach den letzten Wahlen setzt sich
der Vorstand zusammen: 1. Vors.: Kollege Klotzsche; 2. Vors.:
Kollege Geßner; Kassierer: Kollege Stiebitz; 1. Schriftführer:
Kollege Hauswald; 2. Schriftführer: Kollege Döring; Bücher-
wart: Kollege Keller, zugleich Mitglied des wissenschaftlichen
Ausschusses. Der jährliche Vereinsbeitrag beträgt ab 1911 für
alle ordentlichen Mitglieder 20 M, für außerordentliche Mit-
glieder 10 M. Ferner sind die Nrn. 19, 15, 36, 21, 42, 43, 9,
61, 65 und 1 ausgelost worden. Näheres hierüber erteilt Herr
Stiebitz, Elta-Chemnitz. Am 9. März wird der Bericht über
die Jahreshauptversammlung des Landesvereins gegeben. Um
zahlreichen Besuch wird gebeten. Versetzungsanzeigen oder
Adressenänderungen bitten wir sofort dem 1. Vorsitzenden mel-
den zu wollen.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
l'ausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. Mitt-
woch, 8. März, abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißner Hof"
am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches. 2. Vor-
trag des Herrn Koll. Bausekr. H ick mann über: „Die Be-
schäftigung der Techniker im Eisenbahn-
dienst". 3. Besprechung der durch die Anträge der Jahres-
Hauptversammlung des L.-V. geschaffenen Lage. 4. Verschie-
denes. Der vierteljährliche Beitrag ist auf 5 M festgesetzt
worden; derselbe ist nunmehr umgehend an Herrn Koll. Frank,
Dresden-A. 14, Strehlener Str. ICH (Mtb.) abzuführen. Die
nächste Versammlung findet Sonntag, 26. März, statt.
Techniker-Verein zu Bremen.
Von dem am 20. Februar erfolgten Ableben unseres
langjährigen Schriftführers, des Bauführers im bremischen
Staatsdienst
Herrn Joh. Meier
setzen wir unsere Mitglieder in tiefer Trauer geziemend in
Kenntnis. Seine stille und ruhige, aber unentwegte Arbeit
in unserem Verein sichern ihm das ehrenvollste Andenken.
Bremen, 22. Februar 1911.
Der Vorstand. H. Struß, Vors.
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I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
569 für ein Eisenbetonwerk in Hamburg spätestens zum
1. April er. zwei Eisenbetoningenieure mit guten praktischen
und theoretischen Kenntnissen für Bureau und Baustelle. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 569 an die Zweigstelle
Hamburg-Altona, z. H. des Herrn E. Natho, Hamburg 23, Leib-
nitzstraße 6.
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Techniker, 25 bis 28 Jahre alt. Gehalt 160 M. Angebote unter
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Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystr. 94.
571 für das Tiefbauamt einer größeren Stadt Posens so-
fort ein älterer Tiefbautechniker, im Kanalbau durchaus er-
fahren, Gehalt 180 bis 200 M, und ein jüngerer Tiefbau-
techniker, Gehalt 120 bisi 140 M. Angebote unter 571 an die
Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautechniker König, Bülow-
straße 11.
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zur Ausarbeitung der Entwürfe und Kostenanschläge für eine
Schule und ein Schlachthaus. Gehalt 125 M. Stellungsdauer
zunächst 9 Monate. Angebote unter 573 an die Zweigstelle
Posen wie unter 571.
574 für das Tiefbauamt einer größeren Stadt Posens so-
fort ein jüngerer Tiefbautechniker für Bureau und Baustelle.
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Posen, z. H. des Herrn Bautechniker König, Bülovvstr. 11.
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Anfertigung kleinerer Kostenberechnungen. Stellung dauernd.
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fahrener Bautechniker für Entwurfsbearbeitung. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 576 an die Zweigstelle Posen, z. H.
des Herrn Bautechniker König, Bülowstr. 11.
598 für ein Königliches Kanalbauamt in der Mark zum
1. April ein Tiefbautechniker, lediglich für Bureau und Bau-
stelle. Stellungsdauer etwa 2 Jahre. Gehalt 165 M. Angebote
unter 598 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
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z. H. des Herrn G. Borchert, Barnimstr. 16 e.
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beiter, mit großem Ueberblick und hervorragend dispositions-
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Frankfurt a. M., z. H. des Herrn Joh. Wührmann, Frankfurt
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603 nach Bant bei Wilhelmshaven sofort ein tüchtiger
Hochbautechniker, selbständig im Entwerfen und in der Bau-
158
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
He[t 10
leitimg von modernen Landhäusern. Gehalt 170 M, später 200 M.
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halt 180 M. Radfahrer bevorzugt. Angebote unter 604 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
605 für das Stadtbauamt Zwickau i. Sa. sofort ein Architekt
zur Bearbeitung von Plänen für einen Schulneubau und sonstige
Hochbauten, der künstlerische Fähigkeiten besitzt und selbständig
arbeiten kann. Angebote direkt an das Stadtbauamt Zwickau i. Sa.
606 für ein Maurer- und ZUnmereigeschäft in Wernigerode
sofort ein Bautechniker, gelernter Maurer, der Erfahrung mit
den Arbeitern auf der Baustelle besitzt. Beschäftigungsdauer
für längere Zeit. Radfahrer erwünscht. Gehalt bis 150 M.
Angebote unter 606 an die Hauotstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
607 nach Gelnhausen, Bezirk Cassel, spätestens zum 1. 4.
zwei Eisenbahntechniker mit praktischer Erfahrung im Eisen-
bahn- und Brückenbau zur selbständigen Aufsichtsführung über
eine Baustrecke von 9 km Länge unter Oberaufsicht eines Kreis-
baumeisters. Gehalt 200 bis 250 M. Stellungsdauer Vj^, bis
2 Jahre. Angebote unter 607 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
608 für eine schweizerische Stadt in der Nähe von Basel ein
jüngerer tüchtiger Bautechniker in ein Baugeschäft. Angebote
unter 608 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
609 nach Gütergotz (Kreis Teltow) sofort ein jüngerer
Hochbautechniker, gelernter Zimmerer, mit Kenntnissen von
Sägewerksbetrieben. Stellung dauernd. Gehalt ca. 130 M. An-
gebote unter 609 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
611 für eine Wasserbaubehörde in Stralsund zum 1. April er.
ein Tiefbautechniker mit abgeschlossener Baugewerkschulbil-
dung und guten praktischen Kenntnissen sowie Erfahrungen:
im Bureaudienst eines Wasserbauamtes. Stellung evtl. dauernd.
Gehalt bis 150 M. Angebote unter 611 an die Zweigstelle
Stettin, z. H. des Herrn G. Borchert, Barnimstraße 16 e.
612 nach Vacha a. d. Werra sofort ein jüngerer, selbstän-
diger Bautechniker, flotter und gewissenhafter Arbeiter, mit
Bauführung vertraut, für den Neubau eines Krankenhauses. Stel-
lung dauernd. Angebote unter 612 an die Hauptsteile Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
613 für ein Baugeschäft am Niederrhein sofort ein jüngerer
Bautechniker, tüchtiger und flotter Zeichner, in Abrechnungen
erfahren. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 613 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
614 für ein Königliches Kanalbauamt in Westfalen zum
1. April ein lediger Bautechniker, Absolvent einer staatlichen
oder anerkannten Baugewerkschule, für Bureau und später für
die Baustelle. Stellungsdauer voraussichtlich zwei Jahre, An-
fangsgehalt 130 M. Angebote mit Zeichen- und Rundschrift-
proben unter 614 an die Geschäftsstelle für Rheinland und West-
falen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
615 für ein Unternehmen in Düren im Rheinland sofort
ein tüchtiger Techniker für Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 615 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz,
Dortmund, Ardeystraße 94.
616 für ein Baugeschäft in Rendsburg sofort ein junger
Bautechniker. Anfangsgehalt 120 M. Angebote unter 616 an
die Zweigstelle Kiel, z. H. des Herrn F. Kobarg, Hansastr. 10.
617 für ein Baugeschäft in Leer (Ostfriesland) sofort ein
Bautechniker. Angebote schnellstens unter 617 mit Gehalts-
ansprüchen an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
618 nach Seidenberg b. Görlitz zum 1. April oder früher
ein junger Techniker, der nach Angabe Konstruktionszeich-
nungen zu Ziegelmundstücken anfertigt und bei der Aufstellung
der Lohnlisten behilflich ist. Stellung dauernd. Gehalt 120 M.
Angebote unter 618 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
619 nach Kreuzlingen in der Schweiz sofort ein Möbel-
zeichner, bewandert in Skizze, Detail und Perspektive, für
Reise und Betrieb einer kleineren Fabrik der Laden- und Schau-
fensterbranche in dauernde, selbständige Stellung. Kenntnisse
der französischen Sprache erforderlich. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 619 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
620 für einen Bau- und Sparverein in Oberschlesien zum
1. Mai er. ein älterer und durchaus zuverlässiger Hochbau-
techniker, mit Bauaufsicht und Abrechnungen vollkommen ver-
traut, für größeren Neubau in Kattovvitz. Stellungsdauer ein
Jahr. Angebote mit Gehaltsansprüchen dringend eilig unter
620 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
621 für ein größeres Eisenwerk in Lauchhammer sofort
ein Bautechniker zur Unterstützung des Bauführers, der in der
Bearbeitung von Materialauszügen und Abrechnungen sowie mit
Bauleitung vertraut ist. Gehalt 125 M und freie Wohnung. An-
gebote unter 621 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
622 für ein Königliches Hochbauamt in Ostpreußen sofort
ein älterer Techniker oder Architekt, mit architektonischen
Formen bekannt, zur Ausarbeitung eines Projektes nebst Kosten-
anschlag für eine Dorfkirche. Stellung vorübergehend. An-
gebote unter 622 an die Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H.
des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
623 für eine Kgl. Behörde in Schleswig sofort ein im
Zeichnen und in allen Bureauarbeiten erfahrener Hochbau-
techniker, ledig, der möglichst schon bei einer Kgl. Behörde-
tätig war. Stellung von längerer Dauer. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 623 an die Zweigstelle Kiel, z. H. des
Herrn F. Kobarg, Hansastraße 10.
624 nach Strehlen i. Schles. zum 1. April er. ein tüchtiger
Hochbautechniker, der in einem umfangreichen Baugeschäft
mit Sägewerkbetrieb den Chef vollständig vertreten kann und
auch mit ländlicher Kundschaft umzugehen weiß. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 624 an die Zweigstelle Breslau,
z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystraße 11.
625 für eine städtische Behörde in Eisenach sofort ein
Tiefbautechniker, ledig, mit Erfahrungen im Straßen- und
Kanalbau, zur Beaufsichtigung und Abrechnung. Gehalt zirka
180 M. Stellungsdauer zunächst ein Jahr auf , Privätdienstvertrag.
Angebote unter 625 an die Zweigstelle Erfurt, z. H. des Herrn
L. Leidenfrost, Scharnhorststraße 18.
626 für einen Maurermeister in Eisenach sofort ein Hoch-
bautechniker, möglichst verheiratet, für Bauführung, Projekt-
bearbeitung und Abrechnung. Stellung evtl. dauernd. Anfangs-
gehalt 150 M, später mehr. Angebote unter 626 an die Zweig-
stelle Erfurt wie unter 625.
627 für einen Maurermeister in Kolmar i. Posen sofort ein
Bautechniker, tüchtige Kraft, mit allen Bauausführungen und
Abrechnungsarbeiten vertraut. Gehalt 150 bis 180 M. Stellung
evtl. dauernd. Angebote unter 627 an die Zweigstelle Posen,
z. H. des Herrn Bautechniker König, Bülowstraße 11.
628 für einen Zimmermeister in Plathe i. Pommern sofort
ein erster Bautechniker zur Vertretung des Chefs, verheiratet,
in dauernde Stellung. Gehalt bis 250 M. Angebote unter 628
an die Zweigstelle Stettin, z. H. des Herrn G. Borchert, Barnim-
straße 16 E.
629 für eine Militärbehörde in Gumbinnen sofort ein mit
den Bestimmungen der Militärverwaltung möglichst vertrauter
Hochbautechniker zur Bearbeitung eines Bauentwurfes mit
daran anschließender Bauausführung für eine Mascbinengewehr-
abteilung. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 629 an die
Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. des Herrn Miiitärbausekretär
Wiehe, Königseck 5.
630 für eine größere Eisenbetonfirma in Würzburg zum
1. April er. ein selbständiger, praktisch erfahrener Eisenbeton-
ingenieur, flotter Statiker und Konstrukteur. Stellung dauernd.
Angebote unter 630 an den Münchener Techniker-Verein, Arnulf-
sträße 26.
631 für einen Bauunternehmer in Bromberg baldigst ein
im einfachen Landhaus- und Villenbau erfahrener Hochbau-
techniker, energisch, solide und umsichtig. Gehalt bis 200 .\\.
Angebote mit Handskizzen in Briefform und Gehaltsansprüchcn
unter 631 an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des Herrn H. Neu-
dahl, Mittelstraße 48.
632 für ein Architekturbureau in Bromberg baldigst auf
zunächst zwei Monate evtl. länger ein junger Hochbautechniker,
absolut gewandt in modernen Architckturformen und Grundriß-
dispositionen (vor allen Dingen Barock, auf Statik wird nicht
gesehen). Angebote mit Oehaltsansprüchen und Handskizzen
in Briefform iinter 632 an die Zweigstelle Bromberg wie unter 631.
633 für ein Baugeschäft mit Dampfsägewerk einer kleineren
Stadt im Regierungsbezirk Bromberg ein 2. jüngerer Hoch-
bautechniker für Bureau und Baustelle, tüchtig im Entwerfen
und Veranschlagen. Stellung vorübergehend. Angebote mit
Gehaltsansprüchen und Handskizzen in Briefform unter 633
an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des Herrn H. Neudahl,
Mittcistraße 48.
634 nach Halle a. d. S. sofort ein jüngerer Bautechniker
mit abgeschlossener Baugcwerkschulbildung, flotter Zeichner,
für Bureau. Angebote schnellstens unter 634 an die Zweig.stellc
Halle a. S., z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte Promenade 25
(Stadttheater).
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 159
Heft 10
635 für eine städtische Behörde in Greifswald sofort ein
lediger Hochbautechniker, Absolvent einer Baugewerkscliuie,
sicherer Statiker, zur Prüfung von Baugesuchen, auf zunächst
vier Monate. Gehalt 150 M. Angebote unter 635 an die
Zweigstelle Stettin, z. H. des Herrn Q. Borchert, Barniinstr. 16 E.
643 für ein Baugeschäft in Brandenburg a. d. Havel sofort
ein Bautechniker, ledig, möglichst mit Erfahrung im Eisen-
betonbau. Gehalt 125 bis 140 M. Stellung von längerer Dauer.
Angebote unter 643 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
ftraße 94.
644 für ein Architekturbureau in Bochum möglichst sofort
ein jüngerer Bautechniker, mit Fertigkeit in Stenographie und
Maschinenschreiben. Angebote mit Gehaitsansprüchen unter 644
an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des
Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
B. für Industrieangestelite.
564 von einer großen Maschinenfabrik in Halle a. d. S.
zum 1. April er. evtl. früher ein Ingenieur für Zuckerindustrie,
mit Bureaupraxis. Angebote unter 564 an die Zweigstelle
Halle a. d. S., z. H. des Herrn W. Schleenvoigt, Friedrichstr. 24.
565 nach Gummersbach i. Rhld. für eine Wasserröhren-
kesselfabrik sofort ein Techniker für Kettenrostbau und ein
solcher für Kesselbau. Kenntnisse in beiden Fächern erforderlich.
Gehalt ca. 150 M. Angebote unter 565 an die Geschäftsstelle
für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dort-
mund, Ardeystra3e 94.
Die Herren Bewerber werden gebeten, um Verzögerungen bei
der Weitergabe der Bewerbungsschreiben zu vermeiden, stets
die Mitglieds- und Vakanzennumnier oben links auf dem Be- '
Werbungsschreiben und auf dem Briefumschlag anzugeben.
566,67 von einer ersten Dresdener Firma der gesundheits-
technischen Branche für die Abteilung Gas- und Wasseranlagen
ein Techniker als Akquisiteur oder Reiseingenieur. Repräsen-
tationsfähig mit Branchekenntnis. Bisheriges Efnkommen des
Stelleninhabers 400 bis 500 M;
desgleichen ein junger Techniker oder Zeichner mit
Branchekenntn ssen. Angebote für beide Vakanzen unter 566/67
an die Zweigstelle Dresden, z. H. des Herrn A. Gawehn,
Dresden-A., Große Kirchgasse 2.
568 von einer Berliner Firma sofort ein Heizungstechniker.
Gehalt nach Vereinbarung. Angebote unter 568 an die Haupt-
stelle Berhn SW., Markgrafenstraße 94.
577 von einer Maschinenfabrik und Eisengießerei in Hilden
bei Düsseldorf zum 1. April er. ein jüngerer Maschinentech-
niker, mit ca. drei Jahre Bureaupraxis im Dampfmaschinenbau,
bei leistungsfähiger Firma. Stellung dauernd. Anfangsgehalt
170 M. Angebote unter 577 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardey-
straße 94.
578 von einer Maschinenfabrik in Hagen i. W. sofort ein
Techniker zum Auskonstruieren von Maschinen und zum
Zeichnen. Angebote unter 578 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund,
Ardeystraße 94.
579 von einer Flußschiffswerft an der Oder zum 1. April er.
ein tüchtiger Schiffsbauingenieur für Schrauben- und Radschiff.
Gehalt 250 bis 275 M. Stellung dauernd. Die Adresse der
Firma ist durch unsere Zweigstelle in Breslau, Herrn E. Reußner,
Breslau 8, Webskystraße 11, zu erfahren.
580 für eine Flußschiffswerft an der Oder zum I.April er.
ein tüchtiger Maschinen-Ingenieur für Schrauben- und Rad-
schiffsmaschinen. Stellung dauernd. Gehalt 260 bis 280 M.
Die Adresse der Finna ist durch unsere Zweigstelle in Breslau,
Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystraße 11, zu erfahren.
581 von einer Aktiengesellschaft in' Mannheim zum 1.4. er.
ein Maschinentechniker, 24 bis 28 Jahre alt, speziell für Kon-
densationsanlagen. Stellung dauernd. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 581 an die Zweigstelle Mannheim, z. H. des
Herrn Fr. Krieger, Beethovenstraße 12.
582 nach Nienburg a. d. Saale sofort ein Maschinen-
techniker mit Werkstatt- und Bureaupraxis, flotter und sauberer
Zeichner, der möglichst in Dampfmaschfnen tätig war. Gehalt
ca. 125 M. Stellung dauernd. Angebote unter 582 an die
Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn P. Herrmann, Magde-
burg-S., Friedenstraße 1.
583 von einer Aktiengesellschaft für Apparate- und Kessel-
bau in der Nähe von Aachen zum 1. April er. ein in der An-
fertigung von Werkstattzeichnungen, Gewichtsberechnungen und
Stücklisten erfahrener Maschinentechniker für das technische
Bureau. Angebote mit Gehaitsansprüchen unter 583 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
584 von einer Maschinenfabrik und Eisengießerei in Barmen
für ihre Abteilung Heizung zum 1. April ein tüchtiger, an
sauberes Arbeiten gewöhnter Heizungsingenieur für Bearbei-
tung von Projekten und Ausführungszeichnungen. Stellung an-
genehm und dauernd. Mehrjährige Praxis erwünscht. An-
gebote mit Gehaitsansprüchen unter 584 an die Geschäftsstelle
für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dort-
mund, Ardeystraße 94.
585 von einer Dampfkessel- und Maschinenfabrik am
Niederrhein sofort ein Techniker mit mehrjähriger Burcau-
praxis im Dampfkesselbau. Angebote mit Gehaitsansprüchen
und Antrittstermin unter 585 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund,
Ardeystraße 94.
586 von einer Maschinenfabrik für bergbauliche Anlagen
bei Bochum ein selbständiger Konstrukteur mit mehrjährigen
Erfahrungen im Bau von Apparaten für Kohlenwäsche und
Separationen. Gehalt 250 M und mehr. Angebote unter 586
an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des
Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
587 nach Altona-Ottensen ein Maschinentechniker mit
Praxis im Bau von Gießereimaschinen und Sandstrahlgebläsen,
der selbständig arbeitet. Angebote mit Gehaitsansprüchen unter
587 an die Zweigstelle Hamburg-Altona, z. H. des Herrn E.
Natho, Hamburg 23, Leibnizstr. 6.
589 nach Ludvvigshafen a. Rh. sofort ein Installations-
Ingenieur, der selbständig Schaltungsschemas und den elek-
trischen Teil von Dampfturbinen ausarbeiten kann. (jehalt
250 M. Angebote unter 589 an den Ludwigshafener Techniker-
Verein 1908, z. H. des Herrn J. Kraft, Goethestr. 27, zur Weiter-
beförderung.
590 von süddeutscher Maschinenfabrik sofort mehreie junge
Installationstechniker mit guter Werkstattpraxis. Angebote
unter 590 an den Ludwigshafener Techniker- Verein 1908, z. H.
des Herrn J. Kraft, Goetliestr. 27, zur Weiterbeförderung.
591 nach Cannstatt sofort bezw. zum 1. April 3 Maschinen-
techniker und zwar einer zur Anfertigung von Stücklisten und
zwei für das Projektenbureau für Bäckereianlagen. Stellung-
dauernd. Angebote unter 591 an die Zweigstelle Stuttgart, /. H.
des Herrn H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
592 nach Obertürkheim bei Stuttgart zum 1. April ein
jüngerer Maschinentechniker mit Erl'ahrungen in Heizanlagen.
Stellung' zunächst vorübergehend evtl. dauernd. Gehalt sehr
hoch. Angebote unter 592 an die Zweigstelle Stuttgart, z. H.
des Herrn H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
593 für ein Ingenieur-Bureau des badischen Schwarzwaldes
spätestens zum 1. April er. ein flotter Maschinenzeichner mit
guter Handschrift, nicht über 25 Jahre alt. Angebote mit Ge-
haitsansprüchen unter 593 an die Zweigstelle Karlsruhe, z. H.
des Herrn Rob. Jais, Werderplatz 45 III.
594 von einer Berliner Maschinenfabrik sofort ein junger
Konstruktionszeichner. Gehalt 125 M. Angebote unter 594 an
die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
595 von der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen bei
Berlin sofort ein Maschinentechniker zur Anfertigung von
Konstruktionszeichnungen von Telegraphen- und Fernsprech-
geräteu nach .Mustern. Gehalt 150 M. Stellung evtl. dauernd.
Angebote unter 595 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
596 von einer Dampfkesselfabrik und Eisengießerei in
Offenbach a. M. sofort ein junger Techniker, guter Rechner
und flotter Zeichner, in dauernde Stellung. Angebote mit Ge-
haitsansprüchen unter 596 an die Zweigstelle Frankfurt a. M.,
z. H. des Herrn Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbert-
straße 73.
597 von einer Maschinenfabrik und Fabrik für gesundheits-
technische Anlagen in Gießen sofort oder später ein 30 bis
38 Jahre alter, verheirateter Maschinentechniker für Arma-
turen-Konstruktionen. Energische Persönlichkeiten, möglichst
gelernter Dreher, bevorzugt. Gehalt 250 M. Angebote unter
597 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn Joh.
Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
636 zur selbständigen Geschäftsleitung für ein Werk mitt-
leren Umfanges, das sich mit der Herstellung einfacher Ma-
schinen- und Eisenkonstruktionen befaßt, ein Maschinentech-
niker in angenehme und dauernde Stellung. Teilhaberschaft
160
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Hett 10
zur Interessenwahrung erwünscht. Angebote unter 636 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
637 von einer norddeutschen landwirtschaftlichen Ma-
schinenfabrik mii ca. 150 Arbeitern zum 1. April er. oder später
ein tüchtiger Betriebsleiter, der die neuzeitliche Fabriksmethode,
Lohnwesen, Akkorde unbedingt kennen muß. Erwünscht ist
Erfahrung in Drehmaschinen- und Pressebau. Oehalt 4000 bis
5000 M. Angebote unter 637 an die Hauptsteile Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
638 von einer Berliner Firma sofort einige Ingenieure und
Techniker, die schon bei Firmen, welche Hochdruckrohr-
leitungen ausführen, tätig waren. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Antrittstermin unter 638 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
639 für eine größere Maschinenfabrik in Halle a. d. S.
sofort ein jüngerer, technisch gebildeter Kalkulator mit Werk-
stattpraxis. Gehalt 150 bis 175 M. Stellung dauernd. Angebote
unter 639 an die Zweigstelle Halle a. d. S., z. H. des Herrn W.
Schleenvoigt, Friedrichstraße 24.
640 von einer Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen in
Schwerin an der Warthe zum 1. April er. ein älterer Tech-
niker zur selbständigen Leitung eines Betriebes, der in land-
wirtschaftlichen und Dampfmaschinen erfahren ist. Gehalt 150 M.
Beteiligung nicht ausgeschlossen. Angebote unter 640 an ,die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
641 von einer mittleren Maschinenfabrik Magdeburgs bal-
digst ein Ingenieur für allgemeinen Maschinenbau, mit Erfahrung
im Bau von Maschinen und Apparaten für die Zuckerindustrie.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 641 an die Zweigstelle'
Magdeburg, z. H. des Herrn P. Herrmann, Magdeburg-S., Frie-
denstraße 1.
642 von einer Eisengießerei und Maschinenfabrik im Kreise
Oschersleben sofort ein Techniker, mit landwirtschaftlichen'
Maschinen vertraut, der sich evtl. an dem Unternehmen be-'
teiligen kann. Angebote unter 642 an die Hauptstelle Berlin SW.,'
Markgrafenstraße 94.
II. Wiederholt:
241 für einen Zivilingenieur in Schöneberg b. Berlin sofort
ein Tiefbautechniker als Bauleiter beim Bau der Anschlußbahn
Znin — Obietzanowo. Stellungsdauer voraussichtlich bis 1. 10. er.,
bei Bewährung länger. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
241 aa die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
279 für ein Kgl. Hochbauamt einer mittleren Stadt im Re-|
gierungsbezirk Bromberg sofort ein tüchtiger Hochbautech- .
niker, mit den laufenden Dienstgeschäften eines Kgl. Hochbau-,
amtes vertraut. Gehalt bis 180 M. Angebote mit Gehalts- '
ansprüchen unter 279 an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des
Herrn H. Neudahl, Mittelstraße 48.
306 von einer Fabrik für chemisch-technische Produkte in
Württemberg ein erfahrener Ingenieur für die Reise, zum
Verkaut von Maschinen- und Zylinderölen an industrielle Eta-
blissements, der auch bestimmen kann, welche Oclsorten für
die in Frage kommenden Maschinen erforderlich sind, Reise-
praxis in ähnlichen Stellungen erwünscht. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 306 an die Zweigstelle Stuttgart, z. H. des
Herrn H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
355 für einen Architekten in Bromberg sofort ein tüchtiger
Hochbautechniker, ledig, bis 28 Jahre alt, selbständig im Ent-
werfen, Bauleitung, statische Berechnungen, Perspektive und
Polizeiprojekten. Oehalt bis 150 M. Stellung evtl. dauernd.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Handskizzen in Briefform
unter 355 an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des Herrn Neudahl,*.,
Mittelstraße 48. *
356 für ein Zementbaugeschäft in Bromberg sofort oder';
zum 1. März er. ein tüchtiger Eisenbetontechniker, in Bauaus-;
fülirung durchaus erfahren und zuverlässig. Nur für Bewerber,!
welche in Statik für Eisenbetonbau bewandert und nach-''
weislich Eisenbetonbauten ausgeführt haben. Angebote mit.
Gehaltsansprüchen unter 356 an die Zweigstelle Bromberg wie
unter 355.
365 nach Heidelberg sofort ein zeichnerisch gewandter
Techniker, der auch zum Entwerfen befähigt ist und selbständig '
Kostenanschläge, Abrechnungen, statistische Berechnungen und'
Werkpläne anfertigen kann. Stellung dauernd. Gehalt 160 AI.
Bewerber, die bereits in süddeutschen Architektur-Bureaus tälig
waren, bevorzugt. Angebote unter 365 an die Zweigstelle
Mannheim, z. H. des Herrn Fr. Krieger, Bcethovenstraße 12.
438 von einer großen Maschinenfabrik in Braunschweig
sofort zwei Beamte als Werkzeugmaschinenbauer für das Fabri-
kationsbureau. Vertrautheit mit der Konstruktion von Werk-
zeugen und Vorrichtungen für Massenfabrikation, der Abnahme
fertiger Einzelteile und der dazu nötigen Lehren ist Bedingung.
Angebote mit ausführlichen Angaben, Gehaltsansprüchen und
Kündigungsverhältnis unter 438 an die Zweigstelle Braunschweig,
z. H. des Herrn K. Steiner, Gerstäckerstraße 23.
429 von einer A.-G. für Holzbearbeitung in Posen sofort
ein Techniker, gelernter Zimmerer, nicht unter 30 Jahre alt,
flott im Konstruieren für Holzarbeiten, statische Berechnungen,
Perspektive und Aquarellieren. Mindestgehalt 150 M, bei guten
Leistungen bedeutend höher. Stellung evtl. dauernd. Angebote
unter 429 an die Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautech-
niker König, Bülowstraße 11.
449 nach Mitteldeutschland sofort ein Maschinentechniker,
möglichst mit etwas Erfahrung im Baggerbau, jedoch nicht Be-
dingung. Gehalt 150 M. Angebote unter 449 an die Zweig-
stelle Magdeburg, z. H. des Herrn P. Heirmann, Magdcburg-S.,
Friedenstraße 1.
468 von einer Ekonomießerbaufirma in Dresden zum 1. 4.1911
ein jüngerer Ingenieur oder Maschinentechniker, guter Zeichner,
mit Wärmelehre vertraut, der kleinere Kalkulationen aufstellen
und die Korrespondenz führen kann, mehrjährige Praxis er-
forderlich. Angebote unter 468 an die Zv\eigstelle Dresden,
z. H. des Herrn A. Gawehn, Dresden-A., Gr. Kirchgasse 2.
486 von einer Maschinenfabrik in Frankfurt a. M. sofort
einige jüngere Maschinentechniker mit abgeschlossener Fach-
schulbildung und einigen Jahren Praxis, möglichst im Werk-
zeugmaschinenbau. Stellung dauernd. Gehalt nicht unter 120 M.
Angebote unter 486 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H.
des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
487 nach Frankfurt a. M. sofort ein tüchtiger im Bau von
Hochdruckrohrleitungen (Dampf) erfahrener Maschinen-
techniker, flotter Zeichner, 25 bis 30 Jahre alt, für Bureau
und Montage. Stellung dauernd. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 487 an die Zweigstelle Frankfurt a. M. wie
unter 486.
547 von einer Fabrik für Maschinen- und Dampfkessel-
Armaturen, Gießerei und Pumpenfabrikation in Offenbach a. M.
zum 1. April er. ein junger Maschinentichnlker, guter Rechner
und sauberer Zeichner, für Bureau und Betrieb. Stellung dauernd.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 547 an die Zweigstelle
Frankfurt a. M., z. H. des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.,
Adalbertstraße 73.
552 für eine mittlere Maschinenfabrik in der Nähe Magde-
burgs sofort ein Konstrukteur, im Bau von Ziegeleimaschinen
bewandert. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 552 an die
Zweigstelle Magdeburg wie unter 449.
553 nach Magdeburg ein junger Techniker für Apparatebau
und Eisenkonstruktionen. Gehalt bis 150 M. Angebote unter
553 an die Zweigstelle Magdeburg v\ie unter 449.
556 für ein größeres Architekturbureau in Braunschweig
sofort ein tüchtiger Bautechniker, besonders gewandt im Ent-
werfen und Zeichnen (Fassaden), für Bureau und Baustelle.
Stellung voraussichtlich dauernd. Angebote mit Gehalls-
ansprüchen unter 556 an die Zweigstelle Braunschw:eig, z. H.
des Herrn G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
563 für die Hvdropulsator-Abteilung eines Eisenwerkes in
Altona sofort ein Maschinentechniker, erste Kraft, tüchtiger
Mathematiker, flott in Wort und Schrift, mit Erfahrung im Tur-
binenbau, besonders Wasserturbinen. Gehalt 3000 bis 3600 M.
Angebote unter 563 an die Zweigstelle Hamburg-Altona, z. H.
des Herrn E. Natho, Hamburg 23, Leibnitzstraße 6.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 252 (Berlin). 511 (Tel-
tow). 351 (Sondershausen). 512 (Wilmersdorf). 422 (Weißen-
see). 408 (Jena). 428 (Prenzlau). 2S8 (Guben). 183 (Kiel).
437 (München). 473 (Braunschweig). 413 (üels). 323 (Posen).
427 (Herborn). 420 (Berlin). 366, 367, 368 (Hamburg). 610
(Berlin). 588 (Berlin).
Erledigt: 198 (Limburg). 326, 327 (Bremen). 117,331,
333 (Breslau). 329 (Braunschweig). 334 (Reutlingen). 470 (Stutt-
gart). 480 (Berlin). 45S 61 (Alfeld). 421 (Pankow). 440
("Berlin). 375, 454 (Dortmund).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
48447 60173. 59382. 58349. 56983. 57676. 51484. 54556.
43642. 57313. 51972. 56540. 56109. 5S209. 59143. 56680.
60663. 60351. 57201. 57004. 55341. 18649. 42918. 51633.
43672 47662. 49350. 56951. 58583. 59146. 43391. 20988.
52619. 0635. 54510. 44908.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung sind von der Firm.-. Rcrlincr
liiu liliiiuliifi W 11 hbc-n a- Cd., Riiliii SW. 4S, Wilhclmstraße 9, zum l'reise
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Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 11 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 11. Märzl911
Inhalt: Gartenstädte? — Das Königliche Materialprüfungsamt zu Berlin — Die volkswirtschaftlichen und technischen Aufgaben der Gemeinde- Verwaltungen — Der Ent-
wurf eines Versicherungsgesetzes für Angestellte — Wirtschaft und Leben — Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Zeitschi iftenschau — Briefkasten
Sitzungskalender
Gartenstädte?
Seit einer Reihe von Jahren steht die Wohnungsfrage
im Mittelpunkt der sozialen Probleme; lange Zeit war
nichts geschehen, was der Wohnungsnot hätte steuern
können, bis die Ziffern der Statistiken eine allzu beredte
Sprache redeten; nirgends der normale Bestand an leeren
Wohnungen, dafür allenthalben Enge und Ueberfüllung;
nun sollte plötzlich Abhilfe kommen! Staat, Gemeinden
und private Initiative vereinigten sich in dem mehr oder
wenige! ernsthaft genommenen Bestreben, die ärgsten
Mißstände zu beseitigen.
Jedoch wurde bald erkannt, daß man zwar Einiges
bessern, aber bei weitem nicht gründlich Wandel schaffen
Jvönne; dafür waren der Fehler zu viele gemacht, die Ge-
legenheit versäumt worden zu einer Zeit, wo es noch
möglich gewesen wäre, das Uebel an der Wurzel zu
packen. Nun wird uns von außen Hilfe!
England, ehedem das Land des ärgsten Wohnungs-
elends, nunmehr der durchschnittlich höchsten Wohnkultur,
hatte mit Nachdruck daran gearbeitet, die drohende Ge-
fahr zu bekämpfen. Eine Fülle von Wohnungsgesetzen
war unter heftigen Parteikämpfen zur Annahme gekommen,
und tatsächlich konnten nach geraumer Zeit nicht un-
beträchtliche Erfolge erzielt 'werden, wobei allerdings die
außerordentlich günstigen englischen Verhältnisse (Liegen-
schaftsverkehr, Beleihung, Erbpacht usw.) erheblich mit-
gewirkt haben.
Die beste Anregung kam jedoch von anderer Seite.
Einigen weitblickenden und sozial empfindenden Männern
ist es zu danken, wenn sich allmählich eine tiefgehende
Reform des Wohnungswesens anzubahnen scheint.
Die Fabrikanten Lever und Cadbury, in ihrem Gefolge
nunmehi auch Rowntree und andere, haben als erste er-
kannt, daß mit dem Wohlergehen ihrer Arbeiterschaft die
Wohlfahrt ihres eigenen Geschäftsbetriebes aufs engste
verknüpft ist.
Sie unternahmen daher den Versuch, ihre Arbeiter
und Angestellten in der Nähe ihrer Fabriken draußen vor
der Stadt in eigenen Kolonien anzusiedeln, ihnen an Stelle
der bisherigen „Slums" menschenwürdige, freundliche,
dabei billige Wohnungen und die Möglichkeit zu geben,
ihre freie Zeit im Familienkreise und mit gesunder Garten-
arbeit zu verbringen, während ihnen vordem nur die Kneipe
als Erholungsstätte geblieben war.
Daß dieser Versuch von Erfolg begleitet war, und
zwar von einem Erfolg, der jeder Beschreibung spottet,
ist ja allgemein bekannt; die Namen Part Sunlight, Bourn-
ville, nunmehr auch Earswick u. a. m. sprechen deutlich
genug für sich; das Antlitz des Wohnungsreformers
leuchtet bei ihrer Erwähnung. Und mit Recht!
Wenn irgendwo das Ziel gefunden werden kann, so
ist es hier! Das Schönste nun, fast möchte ich sagen.
das Beglückende daran aber ist, daß auch wir in Deutsch-
land überall trotz aller Hindernisse, wie sie unser
Grundstücksverkehr, die Boden- und Baugesetzgebung,
Spekulation usw. mit sich bringen, in der Lage sind,
das englische Vorbild nachzuahmen.
Seit vielen Jahren bemüht sich die deutsche Garten-
stadtgesellschaft erfolgreich, durch Wort, Bild und Schrift
Aufklärung und Kenntnis zu verbreiten und der Bewegung
Freunde zu werben.
Wenngleich das letzte Ziel derselben bei uns, im
Gegensatz zu England, wo es bereits erreicht ist, noch
in 'weiteste Ferne gerückt erscheint, welches darin gipfelt,
die Industrie, soweit dies aus inneren Gründen angängig
ist, hinaus aufs Land zu ziehen und um sie herum die
Menschen anzusiedeln (die „Gartenstadt" im eigent-
lichen Sinne des Wortes), so arbeitet sie doch um so
freudiger daran, Garten d ö r f e r und Garten Vorstädte
außerhalb des Weichbildes unserer Großstädte und auch
noch außerhalb des Gürtels, den die Spekulation um sie
gezogen hat, ins Leben zu rufen.
Es ist bedauerlich, daß nicht jedermann in der Lage
sein kann, die englischen Gartensiedlungen, wie sie vor
den Toren von Liverpool, Birmingham, York, London usw.
entstanden sind, mit eigenen Augen zu sehen; von diesem
Augenblick an wäre er, und wenn er vorher ein noch so
eifriger Gegner gewesen wäre, bekehrt, vorausgesetzt, daß
er mit offenen Augen, vorurteilsfrei und unbefangen an
die Sache herangegangen wäre.
Wie sieht nun eine solche Gartenvorstadt aus?
Einige Kilometer von der Grenze der Stadt entfernt,
durch Straße, Bahn, Trambahn, Untergrundbahn usw. aufs
beste und schnellste mit ihr verbunden, dehnt sich die
Siedelung dahin.
Ihre ästhetische Wirkung ist in erster Linie bedingt
durch die Schaffung eines wirksamen Bebauungsplanes,
damit jene tödliche Eintönigkeit vermieden wird, welche
die bisher übliche englische Vorstadt mit ihren küometcr-
langen, gleich„uniformierten" Reihen von aneinander ge-
bauten, einstöckigen Kleinhäuschen, trotz aller hygienischen
Vorzüge, ungünstig charakterisiert, ein Uebelstand, der
von den maßgebenden Kreisen Englands auch mit der Zeit
erkannt wurde, und nunmehr zur Erlassung eines, bisher
imbekannten, Gesetzes geführt hat, das den Gemeinden
das Recht der Aufstellung eines Bebauungsplanes einräumt.
Die Architekten, welchen die Anlage der bestehenden
Gartensiedlungen anvertraut worden war, haben eine
äußerst geschickte Hand gehabt.
Unter völliger Anpassung an die Terrainformen haben
sie Bilder geschaffen, die gleichzeitig durch ihre Natürlich-
keit wie ihre Anmut wirken.
162
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Hett 11
Schmale Wohnsträßchen, mit Bäumen bepflanzt und
seithch von breiten Rasenstreifen eingesäumt, durchziehen
nebst zahlreichen Fußwegen die Ansiedlung, bei deren
Anlage die bestehende Vegetation, in lobenswertem Gegen-
satz zu einer bei uns öfters gepflogenen Gewohnheit,
einsichtig und sorgsam gehütet, und für freie Plätze eifrig
Sorge getragen wurde. Zwanglos sind in diesen Rahmen
die Häuschen (Cottages) eingefügt, selten alleinstehend,
meistens in Reihen und Gruppen zu zwei, drei, vier und
mehr vereint, einmal der bedeutenden Kostenersparnis
halber, zum andern aus Gründen des Geschmackes, da
gerade beim Kleinhaus eine gewisse Einheitlichkeit und
Wiederholung der Formen äußerst ansprechend wirkt.
Die Architektur ist zumeist einfach und schlicht, der
Zweckbestimmung angepaßt. Das Hauptgewicht ist auf
eine ausgiebige Belichtung, Besonnung und Durchlüftung
aller Räume gelegt, und wie dies gelungen ist, wie Licht
und Luft allenthalben ihre günstige Wirkung hervor-
gebracht haben, zeigt sich deutlich in den Ziffern der
Gesundheitsstatistik, der später noch mit ein paar Worten
gedacht werden soll.
Die Lösung des Grundrisses ist fast durchweg vor-
züglicli und spricht von dem Verständnis, welches die
Erbauer ihrer Aufgabe entgegenzubringen wissen.
Je nach Lage und Mietpreis enthält das Erdgeschoß,
welches durch den mit einem Windfang geschützten Vor-
raum betreten wird, ein oder zwei große Wohnzimmer,
deren eines fast überall als Wohnküche, mit der in Eng-
land heimischen Verbindung von Kamin und Kochofen,
eingerichtet ist. Außerdem beherbergt dasselbe die all-
gemein übliche Aufwaschküche, deren Vorhandensein dur^h
die Entfernung aller unsauberen Hantierungen die Wohn-
küche erst zum behaglichen Familienaufenthalt macht,
ferner den mangels eines Kellers notwendigen Aufbewah-
rungsort für Kohlen, Asche u. dgl., Speisekammer und
Abort, es sei denn, daß diese Nebengelasse sich als Außen-
bauten im anschließenden Hofraum befinden, eine Ge-
pflogenheit, von der man aber, wie das Beispiel von Ears-
wick lehrt, in letzter Zeit immer mehr, und mit Recht,
abgekommen ist.
Eine schmale Stiege leitet in das Obergeschoß, welches
die Schlafräume, mindestens deren drei, enthält, da der
Engländer, und zwar auch der einfache Mann aus dem
Volke, auf die Möglichkeit einer nach Alter und Geschlecht
getrennten Schlafgelegenheit das größte Gewicht legt, ein
Zeichen seiner hohen Wohnkultur. Außerdem besitzt jedes
Häuschen seine Badevorrichtung, sei es im eigenen Raum,
sei es, daß die Wanne in der Aufwaschküche in den Boden
versenkt und mit einer Falltür versehen ist, oder, mit
Scharnieren, in ein eigenes Gelaß an der Zimmervvand
hochgeklappt und abgeschlossen werden kann.
Vor und hinter dem Hause ist der Garten, der in
seinem vorderen Teile meist mit üppigen Zierpflanzen
besetzt, rückwärts aber mit Gemüsen u. ä. angepflanzt ist,
deren Ertrag einen sehr bedeutenden und von den Haus-
frauen äußerst dankbar empfundenen Zuschuß zu den Kosten
des Haushaltes liefert. Doch weit wichtiger als diese mate-
riellen Vorteile des Gartenbaues sind noch die Wirkungen,
welche demselben in gesundheitlicher Beziehung zu ver-
danken sind.
Während, wie schon hervorgehoben, der Arbeiter (auch
der englische!) früher gewohnt war, nach des Tages Arbeit
in das Wirtshaus zu gehen und dort fragwürdige Erholung
zu suchen, die Familie sich in den dunkeln und dumpfen,
kaum als Wohnungen zu bezeichnenden Winkeln über-
lassend, findet er jetzt seine Freude darin, unterstützt
yon Frau und Kind, seinen Garten zu pflegen, in guter
Luft sich gesunde Bewegung zu machen und danach, vor
seinem Häuschen sitzend und eine Pfeife rauchend, der
Ruhe zu pflegen.
Der Garten ist sein ganzer Stolz, und eine weise
Verwaltung versteht es, durch Ausschreibung von
Konkurrenzen, durch Veranstaltung von Ausstellungen,
Prämiengewährung und ähnliche Dinge das Interesse des
Gartenbesitzers zu wecken und ihn so an sein Heim zu
fesseln; heute wären solche Mittel aber gar nicht mehr
nötig, da das Verständnis für die Segnungen einer so
vernunftgemäßen Lebensweise bereits breite Schichten der
Bevölkerung durchdrungen hat. Und die Vorzüge sind
auch wahrlich nicht gering!
Krankheits- und Sterblichkeitsziffern weisen eine
Niedrigkeit auf, die im Vergleich zu den im übrigen
England gepflogenen Erhebungen ganz außerordentlich
genannt werden muß; vor allem ist die Kinder-
sterblichkeit z. B. in Bournville fast auf die Hälfte
der für den Durchschnitt des Königsreichs festgestellten
Ziffern gesunken, ein Erfolg, der das größte Aufsehen
in den maßgebenden Kreisen hervorgerufen und dem hoch-
sinnigen Begründer des Gartendorfs die öffentliche An-
erkennung eingetragen hat. Diesem Beispiel nachzueifern
bestände für uns, bei der bedrohlichen Zunahme der
Kindersterblichkeit in Deutschland, wahrlich alle Ursache!
Daß unter so günstigen Bedingungen auch die heran-
wachsende Jugend Gewinn davonträgt, deren Körper-
gewicht und Ernährung zu wiederholten Malen Gegenstand
des Vergleiches mit derjenigen von Kindern übervölkerter
Großstadtbezirke war, was einen ganz enormen, jedoch
leicht begreiflichen Unterschied zeitigte, bedarf keiner
Ausführungen; gibt es doch für den Besucher einer eng-
lischen Gartensiedlung kaum etwas Erfreulicheres als den
Spielen und Uebungen der Kinder zuzusehen, die hier in
guter Luft und steter Bewegung eine herrliche Jugendzeit,
ganz anders als die Kinder auch der wohlhabendsten Stadt-
bewohner, verbringen.
So geht man denn nicht zu weit, wenn man in den
Gartensiedlungen den wichtigsten Faktor zur Hebung und
Pflege der Gesundheit einer Nation erblickt.
Noch vieles, sehr vieles ließe sich über die Anlage
und Einrichtung der englischen Gartendörfer sagen; jedoch
müßte das an diesem Platze zu weit führen; hervorgehoben
sei lediglich noch, daß der wirtschaftliche Erfolg ein guter
ist, indem sich das Kapital mit bis 4''ü netto verzinst,
wobei die Mietpreise der Häuser sich zwischen 4,50 bis 8 M
pro Woche, exklusive Abgaben, bewegen. Was uns aber
außerdem noch interessieren wird und daher auch berührt
werden soll, ist die gerade in letzter Zeit oft erwogene
Frage, ob denn überhaupt die Möglichkeit besteht, das
englische Vorbild bei uns nachzuahmen.
Die Antwort kann leider nicht so ausführlich erfolgen,
wie dies wünschenswert wäre; sie lautet jedoch unbedingt
bejahend. Wenn wir auch von den mehrfach schon
erwähnten Unterschieden in Bodenverhältnissen, Gesetz-
gebung usw. absehen, die jedenfalls als zu Ungunsten
Deutschlands bestehend anerkannt werden müssen, so liegt
doch das Hauptmoment in der Bevölkerung selbst
und in ihren Bedürfnissen.
Mit dem Augenblick, wo große Teile derselben zu
der Erkenntnis kommen, daß der gegenwärtige Zustand,
der ein zusammengedrängtes Wohnen in Mietskasernen,
luftlosen Rückgebäuden usw. bedingt, ungesimd und häß-
lich ist, wird der Anfang zum Umschwung geschehen
sein. Denn, mag man in der Wohnungsfrage welchen
Standpunkt auch immer einnehmen: historisch aus sich
heraus g e w o r d e n ist das jetzige betrübende Darnieder-
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
liegen unseres Wohnungswesens nicht; es hat früher
nicht bestanden und braucht nicht zu bestehen; die Miet-
kaserne ist nicht eine notwendige Erscheinung
unseres modernen Lebens, nicht durch innere Momente
bedingt, sondern eine willkürliche, eine künstlich
erzeugte, zurückzuführen auf einen bedauerlichen Mangel
an Weitblick in Gesetzgebung und Verwaltung und ein-
seitige private Interessenverwertung. Sie ist daher nicht
zu rechtfertigen, wenigstens nicht in der dominierenden
Stellung, welche sie zurzeit einnimmt, und das Bestreben
muß also bestehen, sie, soweit möglich und nützlich, ein-
zuschränken, neben sie aber etwas Besseres und Vernünf-
tigeres zu setzen, und zwar ist dies das Kleinhaus, vor
allem, wenn es in eine Gartensiedelung gestellt wird.
Die Bevölkerung tnuß sich selber helfen, nach-
dem ihr der Weg gezeigt ist, den sie beschreiten muß,
und sie braucht nicht lange zu suchen; auch hier ist
England vorangegangen; den ersten Siedelungen sind bald
weitere gefolgt, wie Harborne -bei Birmingham und das
mächtig aufblühende Hampstead, unmittelbar vor London;
auch die erste reine ,, Gartenstadt" wächst in Letchworth
mit Riesenschnelle.
Sie alle sind genossenschaftliche Grün-
dungen, der Selbsthilfe entsprungen, und das ist auch in
Deutschland das Mittel, das zum Ziele führen muß. An-
fänge sind bereits da und dort entstanden; sie versprechen,
dereinst schöne Früchte zu tragen. Noch sind lange nicht
alle Schwierigkeiten überwunden, viel aufklärende Arbeit
ist noch zu leisten, vor allem aber muß das Wohlwollen
und Interesse der maßgebenden Stellen gewonnen werden,
da mit der billigen Grundbeschaffung die Sache steht
und fällt; wenn aber einmal die Bahn geebnet sein wird,
wird die Bewegung auch bei uns ihren ungestörten, frucht-
bringenden Fortgang nehmen können. O. G.
Das Königliche Materialprüfungsamt zu Berlin
Von Dr. PAUL MARTELL.
Innerhalb der modernen Technik hat das Material-
prüfungswesen heute eine hervorragende Stellung errungen
und wenn schließlich auch die Materialprüfung in der einen
oder anderen Form zu jeder Zeit bestanden hat, so hat
die Gegenwart der Materialprüfung doch eine ganz andere
Gestalt gegeben. Für die Industrie eines jeden Landes
wird es wünschenswert sein, eine staatliche Einrichtung
zur Materialprüfung zu besitzen, um die zur Beurteilung
eines Materials so unerläßliche unparteiische Prüfung sicher
zu stellen.
Für Deutschland dürfte heute in diesem Sinne an
erster Stelle das Kgl. Materialprüfungsamt zu Berlin zu
nennen sein, das nach Maßgabe seiner großzügigen, mo-
dernen und neuesten Einrichtungen eines der ersten In-
stitute dieser Art der Welt sein dürfte.
Geschichtlich betrachtet, ist das Kgl. Materialprüfungs-
amt zu Berlin aus einer Reihe von Versuchsanstalten
hervorgegangen, die Preußen in den 1870 er Jahren be-
gründete. Die im Jahre 1863 von dem Geh. Reg.-Rat Dr.
A. Wöhler durchgeführten Versuche über Dauerhaftigkeit
von Stahl und Eisen gaben der Regierung Veranlassung,
im Jahre 1870 den Lehrer der Berliner Gewerbeakademie
Prof. Spangenberg mit der Weiterführung der von Wöhler
begonnenen Untersuchungen zu betrauen. Es kam bald
darauf zur Grünclung einer bescheidenen Versuchsanstalt,
die im Jahre 1876 die Bezeichnung „Versuchsstation zur
Prüfung der Festigkeit von Stahl und Eisen" erhielt. Die
Anstalt war mit mehreren Maschinen aus der Eisenbahn-
werkstatt Frankfurt a. O., darunter die Wöhlersche Dauer-
versuchsmaschine, die Werder-Maschine und einem 1 -PS-
Gasmotor ausgerüstet. Diese Versuchsstation war, ähn-
lich wie die im Jahre 1875 geschaffene Abteilung für Bau-
materialienprüfung, mit der Berliner Gewerbe-Akademie
verbunden. Die erstgenannte Versuchsstation wandelte
bald ihren Namen in ,, Mechanisch-Technische Versuchs-
anstalt", unter welcher Bezeichnung sie mit der letzterwähn-
ten „Prüfungsstation für Baumaterialien" im Jahre 1877
der Technischen Hochschule zu Berlin angegliedert wurde.
Im Jahre 1877 wurde dann an der Kgl. Bergakademie zu
Berlin die Chemisch-Technische Versuchsanstalt ins Leben
gerufen, die sich anfangs hauptsächlich mit Eisen-, Eisen-
erz- und Schlackenanalysen befaßte.
Gegenüber dieser großen Zersplitterung des preußi-
schen Materialprüfungswesens war es ein naheliegender
Gedanke, etwas Einheitliches zu schaffen. Es wurden daher
sämtliche drei technische Versuchsanstalten unter der Be-
zeichnung „Königliches Materialprüfungsamt" vereinigt, für
welches Völlig neue, im großen Stil angelegte Unternehmen,
bauliche Anlagen in dem Berlin benachbarten Groß-Lichter-
felde geschaffen wurden, die man am 1. April 1904 der
Oeffentlichkeit übergab. Das neue Materialprüfungsamt
zerfällt in sechs Abteilungen und zwar in Abteilung 1 für
Metallprüfung, umfassend Prüfung von Materialien und
Konstruktionsteilen für den Maschinenbau, Festigkeitsunter-
suchungen, physikalische Prüfungen, Untersuchung von
Apparaten und Maschinen. Abteilung 2 betrifft die Bau-
materialprüfung; hier werden Steine, Bindemittel, Mörtel,
Beton auf Beschaffenheit und Festigkeit geprüft. Ebenso
Brandproben, Deckenproben, Abnutzungs- und Gefrierver-
suche vorgenommen. Abteilung 3 behandelt die Prüfung
der Papiere. Hier werden Papier- und Textilfaserstoffc
auf ihre Beschaffenheit untersucht, besonders werden hier
Papiere für amtliche Zwecke geprüft. Abteilung 4 umfaßt
das Gebiet für Metallographie. Gegenstand der Unter-
suchung bildet hier vornehmlich das Eisen, das mikro-
skopisch, chemisch, metallurgisch und physikalisch geprüft
wird. Natürlich werden auch andere Metalle zu den Unter-
suchungen herangezogen. In der Abteilung 5 für all-
gemeine Chemie werden chemisch-analytische Unter-
suchungen durchgeführt. Auch Heizwertbestimmungen,
Wasseranalysen, Erz- und Metalluntersuchungen, Anstrich-
farben-, Tintenprüfungen werden hier gefertigt. Vielfach
erfolgen diese Prüfungen im Zusammenhang mit Zoll-
fragen. Der letzten, 6. Abteilung, endlich fällt die Oel-
prüfung zu, die sich auf die Untersuchung von Gelen,
Fetten, Seifen usw. erstreckt.
Zur baulichen Charakteristik des neuen Material-
prüfungsamtes sei bemerkt, daß auf einem Grundstück
von 5 ha 19 a 11 qm Größe ein mehrgeschossiges Haupt-
gebäude, einige zweigeschossige Laboratoriengebäude
und zwei Versuchsstättengebäude errichtet wurden.
Ferner ist ein Werkstattgebäude und ein Maschinenhaus
vorhanden, zwischen diesen liegen getrennt zwei Versuchs-
höfe. Gärten und Wohnhäuser mit freundlicher Archi-
164
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 11
tektur für die Direktoren und Beamten geben der Anlage
ein gefälliges Ansehen.
Wir wenden uns zuerst der technischen Einrichtung
der Abteilung 1 für Metallprüfung zu, die als Haupt-
abteilung der Anstalt aufzufassen ist. Von den größeren
hier befindlichen Maschinen ist die nach den Angaben,
Martens konstruierte Festigkeitsprobiermaschinc von
500 000 kg Leistung zu erwähnen. Die Maschine ist für
Zug- und Druckversuche eingerichtet und beträgt die nutz-^
bare Länge für Zugversuche etwa 17 in und für Druck-
versuche 15 m. Hervorzuheben ist weiter die große Dreh-
festigkeitsmaschine, auf welcher man Stücke bis zu 10 m
Länge mit Rechts- und Linksdrehung und 1 000 000 cm/kg
Dreh-Moment prüfen kann. Weiter sind Einrichtungen
vorhanden, welche die Prüfung von Gefäßen auf inneren
Druck gestatten; hier ist auch eine Spezialeinrichtung für
die Prüfung von Gasflaschen zu erwähnen. Eine weitere
besondere Einrichtung besteht für die Prüfung von Tor-
pedokesseln. Eine Rohrprüfungsmaschine gestattet die
Untersuchung von Rohren bis zu 4 m Baulänge und bis
zu 1,3 m Durchmesser auf inneren und äußeren Wasser-
druck. Dieselbe Maschine erlaubt auch Druckversuche,
besonders mit Mauerpfeilern, Betonkörpern, Schornstein-^
mauerwerk mit Kräften bis zu 600 000 kg auszuführen.
Eine zweite geplante Maschine von 2 000 000 kg Leistung
konnte der hohen Kosten wegen bisher nicht angeschafft^
werden. Die Rohrprüfungsmaschine hat in einer Grube
stehend Aufstellung gefunden. Die Maschine besteht
aus einer hydraulischen Presse, deren Festlegung an dem
Gestänge in beliebiger Höhe mit geteilten Beilageringen
entsprechend den zu prüfenden Rohrlängen erfolgen kann..
Das obere Querhaupt zeigt eine um das Gestänge drehbare,
Anordnung, wodurch das Einhängen des Probestückes von
oben mittels des Kranes möglich wird. Weiter befinden
sich hier zwei Werdermaschinen von je 50 000 kg Leistung
und eine neue Werdermaschine von 100 000 kg Leistung;
ferner steht hier eine Pohlmeyersche Probiermaschine von
100 000 kg und zwei gleiche Maschinen von je 50 000 kg
Leistung. Die Konstruktion aller dieser Maschinen ist
ständig nach den Erfahrungen, die im Materialprüfungs-
amt gemacht wurden,, Verbessert worden. Die Werder-
maschine gestattet jetzt auch die Prüfung von gußeisernen
Maschinengestellen, Eisenkonstruktionen usw. auf Festig-
keit. Ebenso können Ketten, Seile bis zu etwa 16 m
Länge auf Zug oder Säulen bis zu 14 m Länge
auf Knicken geprüft werden. Auch die hier befind-
liche Martensmaschine für Festigkeitsprüfung zu 50 000 kg
Leistung hat mannigfache Verbesserungen erfahren.
Spiegelapparate sind in der Bauart Bauschinger und Martens
vorhanden; die Zeigerapparate sind nach dem System
Kennedy-Martens gebaut. Jeder Spiegelapparat besitzt zwei
Spiegelkörper und zwei Ablesefernrohre. Unter den ver-
schiedenen Kontrollapparaten sei ein Fühlhebeltaster, System
Bauschinger-Klebe, hervorgehoben. Es handelt sich um
einen Mikrometerschraubentaster, der durch einen Fühl-
hebel Ablesungen bis auf Vio „n,, mm gestattet. Für das
Ausmessen von Rollen und Schneiden besitzt der Taster
besondere Einrichtungen. Weiter sind mehrere Zeißsche
Feinmeßmikroskope und ein Zeißscher Dickenmesser vor-
handen. Die Abteilung verfügt auch über zwei große
Dampftrockenöfen zum Trocknen von Holzproben usw.
Der Abteilung 1 sind auch mehrere Fallwcrke unter-
stellt, die in einem besonderen Gebäude Unterkunft ge-
funden haben. Hervorzuheben ist hier das große Fallwerk,
das zur Prüfung von Eisenbahn- und Konstruktionsmate-
rialien dient. Das große Fallwerk erlaubt eine Fallhöhe
bis zu 10 m mit , Bärgewichten bis zu 1000 kg. Ein
kleines Fallwerk arbeitet mit Fallhöhen von 4,5 m und mit
Bärgewichten bis 200 kg. Die Fallwerke sind mit mecha-
nischem Antrieb ausgerüstet, der die Einstellung auf jede
beliebige Höhe gestattet. Das kleine Fallwerk besitzt Ein-
richtungen zur Ausführung von Zug-, Stauch-, Loch-,
Scher-, Biege- und Beulungsversuchen. Daneben sind noch'
mehrere kleine Fallwerke vorhanden; so eines zur Prüfung
von Glasplatten, Dachdeckungsmaterial mit frcifallendcm
Bärgewicht. Ein sehr kleines Fallwerk dient zur Prüfung
von Jagdschrot auf seinen Stauchwiderstand hin. Inter-
essant ist auch ein besonders konstruierter Schlaghammer
von etwa 20 kg Schwere, der zur Prüfung von Gußeisen
benutzt wird. Dieser Schlaghammer hat sich für die Bruch-
probe des Gußeisens außerordentlich bewährt.
Einen breiten Raum nehmen auch die Dauerversuchs-
einrichtungen ein, die im Amt noch nicht ihren baulichen
Abschluß erfahren haben. Geplant ist die Aufstellung
zweier Gruppen von je 10 Dauerversuchsmaschinen, wobei
auch die alten Wöhlerschen Dauerversuchsmaschinen ihres
historischen Interesses wegen mit Aufnahme finden sollen.
Die Maschinen haben die Aufgabe, die Wirkung wieder-
holter Beanspruchung von Zug und Druck bei verschie-
denen Wärmegraden zu ermitteln. Diese Dauerversuche
erstrecken sich hauptsächlich auf Dampfrohre, Kupfer-
rohre usw. Mit der Abteilung 1 ist auch eine Mechanische
Werkstatt verbunden, die im reichsten Maße mit neuzeit-
lichen Maschinen ausgerüstet ist.
Recht umfangreich ist die Abteilung 2 für Baumaterial-
prüfung, die über ein Technisches Bureau, Chemisches
Laboratorium, Physikalisches Laboratorium, Mineralogisches
Laboratorium, eine Formerei, Naßwerkstatt, Staubkammer,
Kühlkammer und Versuchshalle verfügt. Das physikalische
Laboratorium dient besonders zur Bestimmung der Ab-
bindezeit und Raumbeständigkeit der Bindemittel. Von den
Einrichtungen ist die Vikatnadel und ein selbsttätiger
Nadelapparat nach Martens zu erwähnen. Zur Ermittlung
der Längenänderung von Bindemittel- und Mörtelkörper
beim Erhärten dienen Bauschiger Taster oder Zeigerappa-
rate von Martens. Für die Trennung feinster Pulver nach
Korngröße und Gewicht dient ein Windsichtapparat, der
von Gary und Lindner konstruiert worden ist. Das Prüf-
material wird aus den Gefäßspitzen durch Luftstrom auf-
gewirbelt, wobei sich das feinste im Standgefäß fängt, das
.gröbere Material dagegen in. den abnehmbaren Spitzen
der Steigeröhren verbleibt. In der Naßwerkstatt befindet
sich eine kleine Steinsäge, die hauptsächlich das Zer-
schneiden weicher Steine, wie Ziegel usw., besorgt, und
eine große Gattersäge, die Selbstvorschub und Wasser-
spülung besitzt. Diese Säge arbeitet mit in die Blätter
eingesetzten schwarzen Diamanten und kann Steine von
1500 mm Länge und 300 mm Höhe bei großer Breite zer-
schneiden. Daneben sind mehrere Kreissägen vorhanden.
Für die Gefrierprobe von Steinen, Zement usw. dient ein
Kühlraum mit zwei Kühlgruben, die mit Korksteinen isoliert
sind. Jede Grube kann mit 90 Ziegelsteinen beschickt
werden. Die Kühlung erfolgt durch zwei Schwefligsäure-
Maschinen, System Borsig, mittels dreifacher Kühlschlangen.
Die Staubkammer weist einen großen, gußeisernen Mörser,
einen Kollergang mit Steinläufern von 700 mm Durch-
messer und eine Büchsenmühle auf. Für Abnutzungs-
versuche benutzt man besonders konstruierte Schleif-
maschinen. Für den gleichen Zweck hat man in der An-
stalt mit großem Erfolg ein besonders hergerichtetes Sand-
strahlgebläse angewandt. Als dritter Abnutzungsapparat
ist noch ein sogenannter Rüttler zu erwähnen, der Schottcr-
und Pflastersteine prüft. Eine reiche Ausstattung weist
die Formerei auf. Als Hauptapparate sind hier die
Mörtelmischer und Einschlaghämmer hervorzuheben. Die
Betonproben werden durch eine Betonmischmaschine
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
165
hergerichtet. Für die Prüfung von geraden und gewölbten
Decken ist eine besondere Einrichtung nach dem Entwurf
von Martens geschaffen worden. Die Konstruktion zeigt
in der Hauptsache zwei Querbalken, die auf verschieb-
bar im Mauerwerk verankerten Säulen ruhen. Sie tragen
je zwei hydrsuUsche Pressen für 10 000 kg Druckleistung,
die in den Balken, gleichfalls verschiebbar, eingehängt sind.
Die Einrichtung gestattet die Prüfung von Decken bis
zu 3 m Breite und 6 m Länge. Größere Decken, Ge-
wölbe, Kuppelkonstruktionen, Brücken- und Dachträger usw.
werden nach besonderem Prüfverfahren im Freien unter-
sucht. Für Druckversuche ist eine größere Zahl von
Pressen vorhanden. Zur Prüfung von Ziegel-, Mörtel- und
Mauerkörpern ist eine 150 ton hydraulische Presse be-
stimmt. Für die Prüfung von Betonwürfeln, Gesteinen,
Stein- und Mauerpfeilern ist eine 400-ton-Presse vorhanden.
Die Stoßfestigkeit von Fliesen, Dachsteinen, Schiefertafeln
wird durch ein Fallwerk, System Martens, ermittelt. Das
Feuerlaboratorium befaßt sich mit Glüh- und Schmelzver-
suchen. Die Feuerfestigkeit von Steinen ermittelt man
mit Seger-Kegeln in einem Deville-Ofen, für Probebrändc
mit Zement ist ein Frühlingscher Schachtofen und für
Probebrände mit Ton ein Seger-Ofen erbaut worden. Im
übrigen werden Brandproben im Freien in üblicher Weise
vorgenommen; man ist jedoch bemüht, neue Prüfmethoden
zu ermitteln. Zum Schluß ist noch das Verwitterungs-
feld zu erwähnen, das hauptsächlich für Steinbruchprodukte
in Frage kommt. Um die herx'orragende Entwicklung und
Ausgestaltung der Abteilung 2 für Baumaterialprüfung hat
sich besondere Verdienste der Leiter derselben, Prof. Gary,
erworben.
Die Abteilung 3 des Kgl. Materialprüfungsamtes befaßt
sich mit Papierprüfung. Diese Abteilung, deren technische
Einrichtung wir hier übergehen müssen, ist für die deutsche
Papierindustrie von nicht zu unterschätzender Bedeutung
geworden. Besondere Erwähnung verdienen hier die auf
diesem Gebiete liegenden wissenschaftlichen Arbeiten des
Leiters dieser Abteilung, Prof. W. Herzberg.
Die Abteilung 4 für Metallographie hat mit dem Bau
des Amtes erst ihre heutige umfangreiche Selbständigkeit
erhalten. Zu den Aufgaben dieser Abteilung rechnen
metallurgische und metallographische Untersuchungen. Zu
diesem Zweck ist ein Schleifraum vorhanden, in welchem
die Proben für die mikroskopische Untersuchung her-
gerichtet werden. Im Schleifraum hat eine Drehbank, Sha-
pingmaschine, Kaltsäge usw. Aufstellung gefunden. Die
Abteilung verfügt weiter über einen Aetz- und Polierraum
und ein Mikroskopierzimmer. Letzteres enthält auch einen
mikrophotographischen Apparat, Bauart Martens, der das
Arbeiten mit auffallendem und durchfallendem Licht ge-
stattet. Es ist eine Sammlung von etwa 4000 Mikrophoto-
graphien vorhanden. Die optischen Einrichtungen stammen
in der Hauptsache von der Firma Carl Zeiß, Jena. Ein be-
sonderer Glühraum gestattet Glüh- und Schmelzversuche.
Das Glühen erfolgt in elektrischen Oefen. In dem Fein-
meßraum gestatten die Einrichtungen, Abkühlungs- und
Erstarrungskurven automatisch photographisch auf-
zuzeichnen. Der metallurgische Schmelzraum zeigt fol-
gende Einrichtung. Es ist vorhanden ein Tiegelschmelz-
ofen zur Herstellung von Legierungen, ein Schmiedefeuer,
ein kleiner Gasschmelzofen, System Roeßler, zur Er-
zeugung kleiner Mengen leichtflüssiger Legierungen, ein
Qasgebläsemuffelofen und ein Gasgebläsetiegelschmelz-
ofen Die Abteilung 5 für allgemeine Chemie zeigt im
allgemeinen die Einrichtungen eines chemischen Labo-
ratoriums. Unter den besonderen Räumen sind hervor-
zuheben solche für Wasseranalyse und Alkalibestimmung,
für Elektrolyse und Titration, für Schwefelwasserstoff und
für Chlor. Sehr reich ist das organische Laboratorium aus-
gestattet. Ein Raum für Gasanalyse und Kalorimetric,
für Wägerei und für Verbrennung, sowie Spülräume er-
gänzen die Einrichtungen.
Als letzte Abteilung ist endlich die Abteilung 6 für
Oelprüfung zu erwähnen, die sich hauptsächlich mit der
Prüfung von Petroleum, Schmierölen usw. beschäftigt. Die
Abteilung verfügt über einen Wägeraum, Flammpunkts-
raum, Schwefelwasserstoffraum, Dampfdestillierraum,
Photometrierraum, Schießraum und Verbrennungsraum.
Unter den zahlreichen Apparaten sind zu nennen für die
Bestimmung des Flüssigkeitsgrades solche Systems Engler
imd Nobel-Lamansky. Für Ermittlung des Fließvermögens
in der Kläte benutzt man zwei U-Rohr- und Reagensglas-
apparate. Auch ist ein Apparat zur zollamtlichen Prüfung
der Mineralöle vorhanden. Der Schießraum ist mit zwei
Schießöfen und einem Gebläsetisch nebst Lampe aus-
gerüstet. Soweit die Abteilungseinrichtungen.
Zum Schluß noch einige Angaben über die Maschinen-
und Kesselanlagen. In dem Kesselhaus haben drei Doppel-
kessel von je 70 qm Heizfläche und 8V'9 Atm. Ueberdruck
Aufstellung gefunden. Die Unterkessel sind mit je zwei
Feuerrohren ausgerüstet, jedes Feuerrohr ist mit drei
(jalloway - Rohren versehen. Als Kesselmaterial fand
Siemens-Martin-Flußeisen Verwendung. Jeder Doppel-
kessel besitzt am hinteren Ende einen Heringschen Dampf-
überhitzer. Die Fundamente für die Kesselfüße sind 40
imd 65 cm stark. Die Kessel werden durch zwei wage-
rcchte, vierfach wirkende Automat-Dampfpumpen, System
Schwade, gespeist. Der Injektor ist ein Restarting-Injektor
für 50 1 in der Minute bei 1 m Saughöhe mit besonderem
Dampfabsperr- und Rückschlagventil. Für den Betrieb der
Dynamomaschinen sind zwei liegende Tandem-Dampf-
maschinen mit Kondensation vorhanden. Die Höchst-
leistung jeder Maschine beträgt QO eff. PS bei 120 Um-
drehungen per Minute, 8 Atm. Eintrittsspannung und
0,11 Gesamtfüllung. Die gewöhnliche Leistung stellt sich
auf eff. 65 PS. Die Hochdruckzylinder besitzen eine
zwangläufige Ventilsteuerung; die Niederdruckzylinder
eine Ventilsteuerung mit feststehender Expansion. Für
die elektrische Anlage ist Gleichstrom mit einer Betriebs-
spannung von 220 Volt gewählt worden. Die beiden
Dynamomaschinen als Nebenschlußmaschinen können bei
220 Volt Spannung dauernd 273 Amp. abgeben. Die Um-
drehungszahl beträgt 550 in der Minute. Für die Ladung
der Akkumulatoren ist eine Zusatzmaschine vorhanden.
Die Akkumulatorenbatterie, welche nachts die Beleuch-
tung zu übernehmen hat, besteht aus 120 Elementen mit
einer Kapazität von 567 Amperestunden bei dreistündiger
Entladung und 18Q Ampere höchster Entladestromstärke.
Eine große Telephonanlage mit etwa 80 Sprechstellen ver-
bindet alle Arbeitsstellen des Amtes miteinander. Be-
trachtet man die Gesamtanlage des Kgl. Materialprüfungs-
amtes, so wird man diese als mustergültig bezeichnen
dürfen Schon heute nehmen die Arbeiten des Kgl. Mate-
rialprüfungsamtes, die periodisch veröffentlicht werden,
wegen ihres hohen wissenschaftlichen Wertes in der
Technik eine erste Stellung ein und hat die Industrie
schon manchen reichen Gewinn aus diesen Arbeiten ge-
zogen. An diesen ungewöhnlichen Erfolgen hat der
Schöpfer und Gründer des Kgl. Materialprüfungsamtes
F^rof. A. Martens einen hervorragenden Anteil, und es steht
zu hoffen, daß in der Zukunft noch manche für Theorie
und Praxis gleichbedeutende wissenschaftliche Arbeit aus
dem Kgl. Materialprüfungsamt hervorgehen wird.
166 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 . Heft 11
Die volkswirtschaftlichen und technischen Aufgaben
der Gemeinde-Verwaltungen
Von Regierungsassessor Dr. Cl. HEISS, Treptow b. Berlin.
Die Verwaltung eines großstädtischen Gemeinwesens
zeitigt Jahr für Jahr soviel neue technische Probleme,
daß es nicht bloß für jeden K'ommunaltechniker, sondern
für jeden Techniker überhaupt außerordentlich wertvoll
sein muß, regelmäßig darüber unterrichtet zu werden.
Eine solche jährliche Berichterstattung gewinnt um so
größere Bedeutung, wenn sie für die technischen Probleme
die wirtschaftlichen Grenzen absteckt und sie unter dem
Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit erörtert.
Zwei angesehene Kommunalpolitiker, Dr. Hugo Lindemann
in Degerloch bei Stuttgart, der (durch eine Anzahl größerer
.Werke über kommunalpiolitische Dinge bekannt geworden
ist, und Dr. Alb. Südekum in Berlin, der seit einer Reihe
von Jahren die auch in bürgerlichen Kreisen angesehene
„Kommunale Praxis" vor allem zur Orientierung der so-
zialdemokratischen Gemeindevertreter herausgibt, haben
sich mit einem Stab praktischer Gemeindebeamten ver-
einigt, um ein „Kommunales Jahrbuch" herauszugeben
(3. Jahrgang, Jena 1910, Gustav Fischer, XII und 847 sowie
XVII, XXVI und LXX S. Tabellen gr. 8«, Preis broschiert
16 M, geb. 18 M), dessen drei erste uns vorliegende Jahr-
gänge beweisen, daß es die Herausgeber im Verein mit
ihren Mitarbeitern verstanden haben, diesen schwierigen
Aufgaben gerecht zu werden. Es sei von vornherein darauf
hingewiesen, daß die Zugehörigkeit der beiden Heraus-
geber zur sozialdemokratischen Partei auf den Inhalt des
gediegenen, mühevollen Werkes nicht den allermindesten
Einfluß gehabt hat, wofür ja auch schon die Mitarbeit
von Gemeindebeamten in angesehener, verantwortungs-
voller Stellung garantiert. Es ist vor allem das Bestreben
der Herausgeber, in erster Linie lein möglichst vollständiges
Bild dessen zu geben, was von den deutschen Gemeinde-
verwaltungen auf ihren vielverzweigten Gebieten tatsäch-
lich geleistet wird. Das hier vorgeführte Tatsachenmate-
rial kann für die allerverschiedensten Zweige der Technik,
Volkswirtschaft und Finanzwissenschaft als eine geradezu
unerschöpfliche Fundgrube bezeichnet werden. Sodann
sind alle Mitarbeiter, soweit ich es überblicken kann, für
jeden Sonderzweig des von ihnen bearbeiteten Gebietes
bemüht, die erreichten Fortschritte herauszuheben und die
Tendenzen nachzuweisen, die weitere Fortschritte er-
warten lassen.
So wird z. B. im vorigen Jahrgang unter dem Stich-
wort Rieselfelder hervorgehoben, daß man die ursprüng-
lich^ mit großer Begeisterung eingeführte künstliche Rei-
nigung der Kloaken-Abwässer wieder aufgegeben hat und
zur Bodenberieselung übergegangen ist, die in Dortmund
auch gut rentierende landwirtschaftliche Erträge ab-
geworfen hat. In diesem Jahrgange wird hervorgehoben,
daß die Rieselfelder der Stadt Charlottenburg ohne Nach-
teil weder für die Landwirtschaft noch für den beabsich-
tigten Zweck viermal soviel Abwässer pro Hektar
aufnehmen wie die der Stadt Berlin. Charlottenburg kostet
daher die Beseitigung von 1 cbm Abwasser trotz hoher
Grunderwerbungskosten (2520 M pro ha) 0,9 Pf., Berlin
dagegen 2,3 Pf. Diese Beispiele zeigen, wie rein tech-
nische Fragen auch unter volkswirtschaftlichen Gesichts-
punkten behandelt werden können und müssen.
Für Beamte im Dienste der Kommunen ist ein be-
sonderer Vorzug des Werkes der, daß es kurze, das
Wesentliche der Referate und Verhändlungen im Auszuge
zusammenfassende Berichte über die ungemein zahlreichen
Kongresse enthält, die sich mit Gemeindeangelegenheiten
einzelner Provinzen, Länder oder gar international befaßt
haben. Ferner werden die bezüglichen Gesetze, Verord-
nungen und Statuten des Reichs, der Bundesstaaten und
der einzelnen Städte, die im Berichtsjahr erlassen oder in
den Parlamenten verhandelt worden sind, für die Staaten
im Wortlaut, für die Städte in ausreichenden Auszügen
wiedergegeben.
Im Berichtsjahr sind besonders hervorzuheben die für
Preußen durch Verfügung des Ministers der öffentlichen
Arbeiten vom 11. Oktober 1909 erlassenen neuen Leit-
sätze und Hinweise zu den Baupolizeiverordnungen für
das platte Land und die neue württembergische Bau-
ordnung vom 28. Juli 1910. Die zu diesen Abschnitten
gegebenen überaus reichhaltigen Literaturnachweise sind
um so wertvoller, als sie eine knappe Inhaltsangabe der
angeführten Bücher enthalten.
Das Werk ist in zwei Hauptteile gegliedert, von denen
der zweite sämtliche Städte mit tnehr als 5000 Einwohnern
in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Dieser zweite
Teil soll von jetzt ab nur in größeren Zwischenräumen
vollständig erneuert werden. Die vorliegende Ausgabe
enthält deshalb nur einen Nachtrag zu dem im vorigen
Jahr in einer Stärke von 679 Seiten erschienenen Haupt-
teil. Im ersten Teil werden in Gesamtübersichten be-
handelt: die Organisation des Gesundheitswesens, die
Städtereinigung, die Fürsorge für die Ernährung, das
Badewesen, die Bekämpfung der Krankheiten, Städtebau
und Wohnungswesen, die Volksschule, die höheren Schulen,
die Fortbildungsschule, die Fürsorgeerziehung, die Schul-
gesundheitspflege, das Volksbildungswesen, al'gcmcine und
spezielle Arbeiterpolitik, kommunale Beamten, das Armen-
wesen, die Wirtschaftspflege, das Finanz- und Steuer-,
Polizei- und Feuerlöschwesen. Kommunales Verfassungs-
und Verwaltungsrecht, sowie eine Abhandlung über die
Frau in der Gemeindeverwaltung und statistische Aemter
bilden nebst Sammlungen von Ortsstatuten und Polizei-
verordnungen und einem Literaturnachweis den Schluß
des ersten Teils.
Wie schon diese reiche Inhaltsübersicht zeigt, wird
der Kommunalbeamte und Kommunaltechniker das viel-
seitige, inhaltsreiche Werk selten zu Rate ziehen, ohne,
wenn nicht gerade die gesuchte Auskunft, so doch durch
die Schilderung ähnlicher Einrichtungen wertvolle -An-
haltspunkte für seine Zwecke zu finden.
An der Hand des Kommunalen Jahrbuchs läßt sich
verfolgen, wie mit dem Wachstum der Bevölkerung auf-
strebender Großstädte kommunale Einrichtungen, die bei
ihrer ersten Errichtung als Hilfsorgane gedacht waren,
sich differenzieren und integrieren. Zuerst wird ein Schul-
arzt angestellt, dann kommt der Schulzahn- und Augca-
arzt dazu. Neben die Fleischbeschau tritt die regelmäßige
Milchkontrolle. Der Seuchenschutz erfordert bakterio-
logische Untersuchungsinstitute und Desinfektionsanstalten.
Alle diese hygienischen Anstalten, in die sich der Stadtarzt
unserer Väter und Großväter differenziert hat, streben
nunmehr nach der Intcgricrung im städtischen Gesund-
heitsamt mit einer mit Exekutive ausgestatteten Zentral-
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
167
Verwaltung, zahlreichen Assistenten und Hilfsbeamten.
Nicht bloß der Techniker, sondern auch der Vorstand
des Gesundheitsamts verlangt mit Redht Sitz und Stimme
im Stadtmagistrat. Eine von Dr. Qottstein für Char-
lottenburg vorgeschlagene Zentralisierung des ärztlichen
Dienstes unter Anfügung eines Bureaus wurde von den
Aerzten nicht bloß wegen des zu befürchtenden entgehenden
Verdienstes, sondern vor allem auch wegen der damit verbun-
denen bureaukratischen Verknöcherung energisch bekämpft.
Besonders wertvoll für den Techniker sind natürlich
die Abschnitte über das Badewesen, in denen die Anlage
städtischer Hallenschwimmbäder und Licht- und Luft-
bäder, sowie die Wiederverwendung gebrauchten Bassin-
wassers erörtert werden, aus dem Kapitel Begräbniswesen
die Friedhoffrage in Charlottenburg und Hagen und die
Feuerbestattung, der ganze Abschnitt über Städtebau und
JVohnungswesen, insbesondere die Erleichterung des
Kleinhausbaues in Baden und Württemberg und die Ver-
teuerung des Bauaufwandes der Kleinhäuser durch Bau-
ordnungen, die Ausführungen über Bebauungsplan, Schatz
des Ortsbildes, Bodenpolitik,. Eingemeindungen, Vorort-
fragen, Gartenstädte, Spiel- und Erholungsplätze, Woh-
nungsaufsicht, Wohnungsbau, Wohnungsnachweis, Woh-
nungsverhältnisse und Wohnungsstatistik. Ein muster-
gültiges Hallenschwimmbad für Männer und Frauen mit
Brause- und Wannen- sowie hygienischen Bädern hat die
Stadt Darmstadt, ein Luft- und Lichtbad im städtischen
Zeisigwald unmittelbar neben dem Spielplatz die Stadt
Chemnitz errichtet. Die Grundrisse veranschaulichen den
Text. Das badische Ministerium hat für Kleinhausbauten
von höchstens 120 qm und höchstens zwei Geschossen weit-
gehende baupolizeiliche Erleichterungen vorgeschrieben.
Auch die neue württembergische Bauordnung erleichtert
den Kleinhausbau wesentlich. Auf dem 7. Verbandstag
des Verbandes westfälischer Baugenossenschaften hat Re-
gierungsbaumeister Hellweg einen Vortrag über die Ver-
teuerung des Bauaufwandes der Kleinhäuser durch Bau-
ordnungen gehalten, dessen kurze Inhaltswiedergabe durch
anschauliche Diagramme illustriert ist. Gegenüber dem
Vorschlage des westfälischen Vereins wird ein freistehendes
(eingebautes) Doppelhaus verteuert in Münster um
1368,63 M (1949,01 M), in Minden um 718 M (757,62 M)
und in Arnsberg um 1329,31 M (1326,11 M).
Diese Beispiele mögen genügen, um dem Techniker
ein Bild des reichhaltigen Inhalts zu geben, den ihm das
Werk bietet. Auch das ganze Kapitel Wirtschaftspflege, in
dem die Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung sowie
das Verkehrswesen behandelt werden, verdienen sein ein-
gehendes Studium. Immer wieder muß betont werden,
daß das Buch für den vorwärtsstrebenden Techniker ge-
rade deshalb so wertvoll ist, weil es alle technischen
Fragen in erster Linie unter wirtschaftlichen Gesichts-
punkten behandelt und ihm so zum Bewußtsein bringt,
wie wertvoll volkswirtschaftliche Kenntnisse sind.
Die beiden Kapitel über Arbeiterpolitik, die sich mit
der Arbeitslosen-Versicherung, den Arbeitslosen-Zählungen,
Notstandsarbeiten, dem Arbeitsnachweis, der Arbeitsruhe
im Handelsgewerbe, dem Bauarbeiterschutz, den Gewerbe-
und Kaufmannsgerichten, den Rechtsauskunftstellen, den
sozialen Kommissionen (in Essen und Freiburg i. B.), dem
Submissions- und Versicherungswesen, demVerbandstag der
Gemeinde- und Staatsarbeiter, den zahlreichen städtischen
Arbeitsordnungen und Arbeiterausschüssen, der Arbeits-
zeit, der Lohnpolitik, dem Ruhelohn und der Hinterblie-
benen-Fürsorge sowie mit dem Urlaub städtischer Arbeiter
befassen, bieten jedem Sozialpolitiker und insbesondere
allen Gewerkschaftsbeamten wertvolles, an Anregungen
reiches Material.
Das ist in wenigen Worten eine summarische Ueber-
sicht über den überaus reichen und vielseitigen Inhalt
des ersten Bandes des Kommunalen Jahrbuches, der es zu
einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für jeden Ge-
meindebeamten, Sozialpolitiker und Volkswirt macht.
Was der zweite Teil bietet, wollen wir an einigen,
Beispielen zeigen. Wir finden da auf Seite 729, daß die
clsässische Stadt Bischweiler 95 ha eigenen Grundbesitz
und 8279 Einwohner hat. Die Geburtenhäufigkeit ist 24,
worunter 20 Prozent uneheliche, die Sterblichkeit 34. Der
Etat balanciert mit 240 000 M. Einem Vermögen von
34 742 M stehen 210 712 M Schulden gegenüber. Die
städtische Kanalisation ist 6 km lang. Für das Schlacht-
haus werden 20 000 M, für die Armenpflege 4400 M oder
50 Pf. pro Einwohner ausgegeben. In der Volksschule
kommen auf die Klasse 55 Schüler, sie erfordert einen
Zuschuß von 29 000 M. Demgegenüber beträgt in der
schlesischen Industriestadt Bismarckhütte mit 22 066 Ein-
wohnern die Geburtenhäufigkeit 50, worunter 3,6 Prozent
uneheliche, die Sterblichkeit 22,6 pro Mille, die Säug-
lingssterblichkeit 214. Die Nahrungsmittel werden durch
das Hygienische Institut Beuthen untersucht, und es ist
eine regelmäßige Milchkontrolle eingerichtet. Es besteht
ein Ortsstatut gegen Verunstaltung des Ortsbildes. Der
gesamte Armenaufwand beträgt 32 000 M oder 1,45 M
pro Einwohner. In der Volksschule werden von 70 Lehrern
in ebensoviel Klassen 2268 Knaben und 2071 Mädchen
oder 62 Schüler pro Klasse unterrichtet. Der Zuschuß
beträgt 210 000 M, oder rund 49 M pro Schüler. Arme
Kinder erhalten Frühstück. Es bestehen drei Brausebäder
für Schüler. In der Fortbildungsschule, die 4000 M Zu-
schuß oder 14 M pro Schüler erfordert, werden von
14 Lehrern 480 Schüler oder pro Klasse 40 Schüler unter-
richtet. Die Haushaltungsschuie besuchen 60 Schüler, denen
drei Lehrerinnen in ebensoviel Klassen Unterricht erteilen.
Für zwei Volksunterhaltungsabende gibt die Stadt einen
Zuschuß von 200 M. Zum Vergleich sei noch angeführt,
daß Bielefeld mit seiner wohlorganisierten Armenpflege
eine noch höhere Armenlast, nämlich 2,60 M pro Ein-
wohner, hat.
Viel ausführlicher sind die in die Hauptrubriken
Finanzen, Straßenreinigung, Volksernährung, Badewesen,
Parks und Anlagen, Gesundheitswesen, Wohnungswesen,
Sozialpolitik, Wirtschaftspflege, Armenwesen, Bildungs-
wesen, Polizei und Feuerwehr gegliederten Nachweise für
die Städte über 30 000 Einwohner. Bei ihnen kommen
noch dazu: Gemeindezeitung, Statistische Aemter und
Plakatwesen. Ferner ist meist nach einer einheitlichen,
iibersichtlichen Anordnung der Etat wiedergegeben.
Das Material zu dieser überaus knappen aber ebenso
eindringlichen Schilderung der gesamten Verwaltung der
behandelten Städte ist durch zahlreiche Fragebogen von
den Städten direkt erhoben oder, wo diese nicht beant-
wortet wurden, den Verwaltungsberichten und anderen
Quellen entnommen worden.
All die hier behandelten, überaus vielseitigen Tat-
sachen gewinnen erst Leben und geben ein anschauliches
Bild von den vorwärtsstrebenden Kräften der Selbstver-
waltung, die in unsieren Städten rührig am Werke sind,
wenn man sie miteinander vergleicht Dieser interessanten
Aufgabe muß sich der geschätzte Leser selber unterziehen.
Der Zweck dieser Zeilen wäre erreicht, wenn ich alle
Leser dieser Zeitschrift davon überzeugt hätte, daß ihnen
hier ein gediegenes, leistungsfähiges und für die mannig-
faltigsten Zwecke anwendbares Handwerkszeug für den
täglichen Gebrauch geboten wird.
168
DEUTSCHE TECHNIKEF^-ZEITUNQ 1911
Heft 1.1
Der Entwurf eines Versicherungsgesetzes für Angestellte*^
Von Privatdozent Dr. A. GÜNTHER
Der vorliegende Entwurf hat innerhalb der sozial-
politisch interessierten Kreise eine derart neue und merk-
würdige Gruppierung hervorgerufen, daß man ihm gerade
deshalb vielleicht eine günstige Diagnose stellen darf. Die
großen Organisationen der Industriellen, der Zentralver-
band der Handlungsgehilfen, mit diesem eine die Minorität
der Privatangestellten vertretende ,,Ereie Vereinigung",
dann die Versicherungsanstalten und der Deutsche Privat-
beamtenverein haben sich hier in der Opposition gegen
das, was die große Mehrheit der beteiligten Kreise als
gute und brauchbare Grundlage ihrer Versicherung an-
sieht, zusammengefunden. Soviel ich sehe, sind vor-
wiegend vier Gesichtspunkte gegen den Entwurf
geltend gemacht worden, die sich untereinander vielfach
aufheben dürften:
Einmal befürchtet ein Teil der Unternehmer eine
bedeutende Mehrbelastung; umgekehrt ist man in
den Kreisen der ,,Ereien Vereinigung" der Meinung, daß eine
U e b e r w ä 1 z u n g und damit «Jie ausschließliche Belastung
der Angestellten zustande kommt. Nachdem der Entwurf
— leider — dem Drängen gerade dieser Kreise auf Herab-
setzung der Prämien Folge leistete, kann man sich jetzt
nicht genug tun mit Vorführung der geringen Leistungen!
Zweitens erwartet die Großindustrie mit Recht
eine Schädigung ihrer Werkpensionskassen, deren
freizügigkeitsfeindliche Tendenz der Entwurf bedroht. Man
leistet in diesen Betrieben, was gewiß anzuerkennen ist,
vielfach Außerordentliches zur Sicherstellung der Beamten,
benutzt aber die Kassen gleichzeitig zu einem starken
Druck auf den Angestellten. Die an erster Stelle genannten
Arbeitgeber, die meist über Mittel- und Kleinbetriebe ver-
fügen — besonders die Detaillistenverbände haben Front
gemacht — , bedenken nicht, wie sehr eine allgemeine
Versicherung das Uebergewicht der kapitalkräftigen Groß-
industrie beeinträchtigen wird, der das Privileg der Sonder-
kassen und der Risikenauswahl geschmälert wird.
Daß drittens der Deutsche Privatbeamtenverein, der
eine besonders lebhafte Agitation gegen das Gesetz unter-
nimmt, in eigner Sache handelt, liegt auf der Hand.
Wir erkennen seine bedeutenden Versicherungsleistungen
an, halten aber das Standesinteresse für wichtiger als
diese Selbsthilfeeinrichtungen, die der Angestellte meist
ohne Unterstützung seines Arbeitgebers bezahlen muß.
Auf dem gleichen Blatte, aber noch weniger berechtigt,
steht die Sonderbündelei des Verbandes Deutscher Diplom-
ingenieure, dem erfreulicherweise andere Akademiker-Or-
ganisationen nicht zur Seite getreten zu sein scheinen.
Die vierte Richtung endlich bekämpft nicht den
Gedanken einer weitergehenden Versicherung als solchen,
sie will ihn nur innerhalb der geltenden Invaliden-
versicherung verwirklicht sehen. Für recht bedenk-
lich halten wir den Sukkurs, der dieser Idee gerade
jetzt aus Arbeitgeberkreisen wird. Lange Jahre hörte
man, daß maßgebende Unternehmerorganisationen dem
Spezialgesetz vor dem Ausbau den Vorzug geben. War
das so, weil damals die Versichcrungsordnung zur
Debatte stand und damit die theoretische Möglich-
keit der Einführung neuer Lohnklassen, einer herab-
gesetzten Altersgrenze und der Berufsinvalidität ge-
geben war? Während heute, nachdem der Ausbau-
gedanke — gewiß bedauerlicherweise, denn er steht an
sich der Zusatzkasse nicht entgegen — als erledigt gelten
muß und für die letztere ein lebensfähiger Entwurf vor-
liegt, die ganze Stoßkraft sich gegen diesen letzteren zu
richten hat? — Ein solcher Frontwechsel müßte allerdings
gerade den Organisationen zu denken geben, die aus all-
gemeinen sozialpolitischen Sentiments eine Standes-
zu Satzversicherung verwerfen, nur deshalb, weil
hier endlich einmal eine Aktion ausschließlich den Privat-
angestellten zugute kommen soll.
Unter den Aeußerungen bewährter Fachleute, welche
die Tages- und Fachzeitungen in reicher Fülle brachten,
sind jene des Reichstagsabgeordneten Dr. Stresemann
und von Prof. Dr. Moldenhauer besonders zu er-
wähnen. Beide stehen sich in wesentlichen Fragen gegen-
über; einige der von Moldenhauer gegen den Entwurf
vorgebrachten Gründe erledigen sich bereits durch die
obige Zusammenfassung; wenn in der Standesversiche-
rung eine ,, soziale Ungerechtigkeit" gegen die Arbeiter-
- klasse erblickt wird, so sollte doch die ganze Geschichte
der sozialen Gesetzgebung, die stets vorwiegend Arbeiter-
gesetzgebung war, dem entgegenstehen, nicht weniger die
Tatsache, daß die Interessen des Arbeiters doch, nicht an-
nähernd im gleichen Maße wie die des Angestellten die
Berufsinvaüdität, das 65. Lebensjahr und erhöhte Renten
verlangen.
Hauptargumente entnimmt Moldenhauer weiterhin dem
Eingriff des Entwurfs in das Werkkassenwesen, ohne
dessen Schäden zu erwähnen, und den beträchtlichen Ver-
waltungskosten, die er mir etwas zu überschätzen scheint.
Demgegenüber schließt sich Stresemann in wich-
tigen Punkten der Ansicht der großen Angestelltenver-
verbände an.**) Jedenfalls bezeichnet er es mit dem Führer
der nationalliberalen Partei, Abg. Bassermann, ,,als
communis opinio der gesamten bürgerlichen Parteien, daß
dieser Gesetzentwurf noch von dem jetzigen Reichstag
erledigt werden müsse".
Endlich hat Dr. P o 1 1 h o f f , der ja auch in diesen
Blättern das Wort genommen hat, Denkschrift und Ent-
wurf kritisch gegenübergestellt.***) Die Frage der Nicht-
einbeziehung wichtiger Gruppen der Privatangestellten ist
durch die Motive zum Gesetzentwurf sowie durch offiziöse
und wissenschaftliche Interpretation des § 1 einigermaßen
geklärt. Dagegen bleibt grundlegende Forderung die Ver-
sicherung" aller Privatangestellten, auch derer mit mehr
als 5000 M Einkommen, unter Belassung der jetzigen
Höchstklasse. Die Gleichsetzung des Personenkreises mit
jenen der Invalidenversicherung ist theoretisch zu fordern,
hat aber mit dem Zustandekommen des Privatbeamten-
Versicherungsgesetzes nichts zu tun.
Die Beiträge müssen nach der 2. Denkschrift geregelt
werden, um die dort vorgesehenen erhöhten Leistungen
der Versicherung zu ermöglichen. Das bleibt ein Kern-
punkt der Forderungen, dem Herr Roth ebenfalls an dieser
Stelle schon Ausdruck verliehen hat. Nicht kann ich diesem
Gutachter hinsichtlich der Frage der Selbstverwaltung bei-
stimmen, in der doch die guten Erfahrungen mit den
Berufsgenossenschaften — die erst kürzlich anläßlich des
*) Aus der „Sozialen Praxis" vom 2. .Wärz IQll.
**) Düsseldorfer Zeitung 3. Februar IQll, Allg. Ztg. für
Chemnitz und Umgegend.
*••) Frankf. Ztg. 27. Januar 1911.
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
169
Jubiläums von amtlicher Seite naclidrücklich hervor-
gehoben wiorden sirJd — verwertet werden müßten. Dagegen
ist die Frage der Ersatzinstitute grundsätzlich richtig an-
gefaßt, wenn auch noch .zahlreiche Detailvorschriften durch
den Bundesrat notwendig sein werden.
Unerläßlich ist endlich die volle Einbeziehung der auf
Privatdienstvertrag bei Behörden Angestellten. Staat und
Gemeinde dürfen von einer Last, die man der Privat-
industrie auferlegt, nimmermehr ausgenommen werden,
Bundesrat und' Reichstag stehen vor der Entscheidung, oh
eine sozialpolitisch fast unfruchtbare Oesetzgebungsperiode
'ia
H :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: H ::
Neue Bestimmungen über Freifahrt-Gewährung bei den
preußischen Staatseisenbahnen
Neue Bestimmungen zur Freifahrtordnung, gültig vom
1. Januar 1911 ab, sind von dem Herrn Minister der öffent-
lichen Arbeiten herausgegeben. Nach einer diesbezüglichen
besonderen Verfügung sollen den mittleren Beamten, wozu
im Sinne der Freifahrtordnung auch die mittleren Hilfs-
bediensteten, wie Architekten, Ingenieure, Bauassistenten,
technische Bureaugehilfen usw. zählen, außer der freien
Fahrt für den in der Regel alljährlich zu bewilligenden Er-
holungsurlaub, für kurze Reisen zum Besuch von Ver-
wandten, zur Teilnahme an Familienfesten, für Ausflüge an
Sonn- und Festtagen und zu ähnlichen Zwecken höchstens
fünfmal im Kalenderjahr freie Fahrt gewährt werden. Nur
ganz besondere Umstände, wie Todesfälle naher Ver-
wandten, geben die Befugnis auf Bewilligung weiterer
Freifahrten. Den Inhabern von Freikarten ist es erlaubt,
weiterhin diese zu persönlichen Reisen zu benutzen. Es
wird jedoch besonders darauf hingewiesen, daß dies nur
in mäßigem Umfang geschehen darf. Eine Einschränkung
der Reisen zum Zweck der Belehrung und zur Erweiterung
des Gesichtskreises ist nicht beabsichtigt.
Nach den Ausführungsbestimmungen ist Urlaub in
Verbindung mit freier Fahrt in allen Fällen schriftlich zu
beantragen. Die Ausfertigung von Freischeinen auf münd-
lichen Antrag ist unzulässig. Unausgefüllte Freischeinc,
sogenannte Blanketts, dürfen nicht mehr verabfolgt werden.
Deutsche Freischeine, d. h. solche, die nach Stationen
lauten, die außerhalb des preußisch-hessischen Eisenbahn-
gebietes liegen in Deutschland, dürfen nur mit vorheriger
schriftlicher Genehmigung der betreffenden Eisenbahn-
direktion ausgestellt werden.
Die Länge der Fahrt soll in einem angemessenen
Verhältnis zur Länge des Erholungsurlaubes stehen.
Den mittleren Beamten usw. soll in der Regel nur freie
Fahrt innerhalb Deutschlands bewilligt werden. Anträge
auf Bewilligung freier Fahrt nach dem Ausland sollen nur
berücksichtigt werden, wenn besonders begründete Fälle,
wie ärztlich verordnete Reisen nach Heilbädern, vorliegen
oder wenn es sich um verdiente ältere Beamte handelt.
Für in den Grenzgebieten liegende Eisenbahndirek-
tionen kann der betr. Präsident einen bestimmten Teil
des angrenzenden Auslandes dem Inland bei der Ge-
währung von Freischeinen gleichstellen. Freie Fahrt für
Angehörige zur Begleitung erkrankter Beamten kann ge-
währt werden, wenn der Beamte infolge der Krankheit
so hilflos ist, daß er eine ständige Begleitung auch wirk-
lich bedarf. H.
durch Zustandekommen des Versicherungsgesetzes für die
Privatangestellten doch noch einen guten Abschluß erfahren
soll. Unter keinen Umständen dürfen politische Ge-
sichtspunkte*) maßgebend sein, weder hier noch dort.
Nicht um die Neuwahlen handelt es sich, sondern um
Einlösung eines Versprechens, durch das sich alle
gesetzgeberischen Faktoren dem Prival-
angestelltenstande verpflichtet haben, nicht erst
verpflichten sollen.
*) Wie dies ausgesprochenermaßen auf der jüngsten Tagung
des Vereins für Versicherungswissenschaft zutraf.
i:
H :: :: STANDESBEWEGUNG :: :: ;: H
Nach dem Reichsmarineamt — das Kriegsministeriuni
Vor kurzem mußten wir in der D. T.-Z. energisch dar-
über Beschwerde führen, daß das Reichsmarineamt es ab-
lehnt, mit außerhalb stehenden Berufsorganisationen über
die Dienstverhältnisse der Werfthilfstechniker zu ver-
handeln. Damals brachten wir das Reichsmarineamt im
Gegensatz zum preußischen Kriegsministerium, welches
uns noch im Jahre 1909 versicherte, daß es die Be-
mühungen des Verbandes um Besserstellung seiner Mit-
glieder vollauf würdigt. Nun haben wir am 28. Dezember
1910 eine Eingabe für die Intendanturbausekretäre und am
3. Januar 1911 für die auf Privatdienstvertrag angestellten
Hilfsbautechniker der Militärbauämter an das Kriegsmini-
sterium gelangen lassen, in der Erwartung, daß dort unsere
gerechten Forderungen wohlwollende Würdigung finden.
Es scheint aber der antisoziale Geist des Reichsmarine-
amtes auch im Kriegsministerium eingezogen zu sein,
denn unter dem 17. Januar erhielten wir nachstehende
Antwort :
Kriegsministerium. Berlin W. 66, den 17. Januar 1911
Nr. 191/1. 11. B 6. Leipziger Straße 5.
Dem Verband bestätige ich hierdurch den Eingang der
beiden Eingaben vom 28. Dezember 1910 und 3. Januar 1911,
die Gehaltsstufen der Intendantur-Bausekretäre sowie die Qehalts-
und Anstellungsbedingungen der Hilfsbautechniker betreffend.
Mit dem Verband in Erörterungen über die zur Sprache ge-
brachten Punkte einzutreten, muß ich zu meinem Bedauern
grundsätzlich ablehnen.
An Der Kriegsminister,
den Deutschen Techniker- Im Auftrage:
Verband, gez. Staabs.
hier.
Das Schreiben ist von Herrn Generalmajor Staabs
unterzeichnet. Ob der Herr Kriegsminister, der im Jahre
1909 uns durch seine Unterschrift bestätigte, daß wir be-
rechtigt sind, die Interessen unserer Mitglieder auch dem
Kriegsministerium gegenüber zu vertreten, derselben Mei-
nung ist, lassen wir einstweilen unentschieden. Wir ver-
langen nicht unbedingt, daß das Kriegsministerium mit
dem Verband in Erörterungen eintreten wird, obwohl z. B.
der bayerische Kriegsminister am 9. Juli v. J. in der
Kammer der Reichsräte viel freier unsere Petition behan-
delte und die Berechtigung der darin geäußerten Wünsche
zum größten Teile anerkannte. Den größeren Nachdruck
legen wir darauf, daß endlich die technischen Privatange-
stellten im Bereiche des preußischen Kriegsministeriums
ihrer Ausbildung und Tätigkeit sowie den heutigen
Lebensverhältnissen entsprechende Würdigung finden.
Sollte diese allerdings wieder ausbleiben, dann müßten
170
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 11
wir mit allen Mitteln dafür sorgen, daß man wenigstens
im Reichstage zu einer Erörterung unserer Forderungen
kommt
Eiseiibahnministcriiim und Verein deutscher Ingenieure
Mit großer Genugtuung haben die Absolventen (der
staatlich höheren Fachschulen und von diesen besonders
wieder die zunächst beteiligten technischen Eisenbahn-
sekretäre die Entscheidung des preußischen Eisenbahn-
ministers begrüßt, wonach die Eingabe des ,, Vereins deut-
scher Ingenieure" gegen die beabsichtigte Weiterbildung
der mittleren technischen Eisenbahnbeamten auf den tech-
nischen Hochschulen in Charlottenburg, Hannover und
Danzig die gewünschte Berücksichtigung nicht fand.
Die Entscheidung des Ministers bedeutet ja eigentlich
weiter nichts als ein Einlösen des seiner Zeit vom Reichs-
kanzler Fürsten von Bülow anläßlich der Beamtenbesol-
dungsreform dem deutschen Volke gegebenenVersprechens,
daß zwecks größerer Ersparnisse an Gehältern die höheren
Beamten durch mittlere und diese wiederum durch untere
entlastet werden sollen.
In den Kreisen der mittleren technischen Eisenbahn-
beamten können die Gründe, welche der „Verein deutscher
Ingenieure" in seiner Eingabe an den Herrn Minister der
öffentlichen Arbeiten anführt, keineswegs anerkannt
werden.
Wer die langwierige Ausbildung der technischen Prak-
tikanten und Eisenbahnsekretäre kennt, weiß, daß sie nicht
viel schlechter vorgebildet sind wie die Hospitanten, die
zum Studium auf der Hochschule nur die Reife für Unter-
prima und ein Jahr Werkstattpraxis benötigen. Wie sonder-
bar muß es da die Beteiligton berühren, wenn die techni-
schen Praktikanten und Eisenbahnsekretäre auf Grund
ihrer Vorbildung bisher ohne weiteres unsere Hochschule
als' Hospitanten besuchen, auch an allen Vorlesungen teil-
nehmen konnten und sie nun mit einem Male, wo ihnen
offiziell von ihrer Behörde der Besuch einiger Vorlesungen
gestattet wird, nicht befähigt sein sollten, dem Unterricht
zu folgen?
In der Zeitschrift des „Verbandes technischer Eisen-
bahnsekretäre" zeigt eine Zusammenstellung, daß die drei
technischen Hochschulen Charlottenburg, Hannover und
Danzig im Wintersemester 1909/10 von ca. 5300 Studieren-
den und Hörern besucht wurden. Nun kommen nach
dem Bescheid des Herrn Ministers der öffentlichen Ar-
beiten jährlich ca. 160 technische Praktikanten und Eisen-
bahnsekretäre für einen Hochschulbesuch in Frage. Daß
diese 160 Kandidaten nach Angabe des „Vereins deutscher
Ingenieure" eine solche Arbeitslast verursachen könnten,
daß das Endergebnis der Ziele des Hochschulstudiums
genannter 5300 Studierender und Hörer dadurch in Frage
gestellt wird, erscheint uns unmöglich glaubhaft.
Wäre der ,, Verein deutscher Ingenieure" logisch vor-
gegangen, so hätte er beim Staatssekretär des Reichs-
Marine-Amts eine ähnliche Eingabe einreichen müssen, da
auch Marine-Ingenieure, die nur dieselbe Vorbildung be-
sitzen wie die technischen Praktikanten und Eisenbahn-
sekretäre, seit Jahren zwecks Weiterbildung zur Teilnahme
an Vorlesungen zu technischen Hochschulen kommandiert
werden.
Sicher wird der Staat nur Nutzen davon haben, wenn
auch andere Behörden in dem Sinne verfahren würden wie
die Kgl. Preußische Eisenbahnverwaltung, um höhere durch
imittlere und mittlere durch untere Beamten zu entlasten.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE \\
Kritik der verschiedenen Systeme der Staatsaufsiclit
üb:r das Versicherungswesen
Drei verschiedene Systeme der Staatsaufsicht lernten
wir in unserer letzten Betrachtung kennen: das Publizitäts-
system, das System der gesetzlichen Normativbedingungen
und das der materieWen Staatsaufsicht. Es fragt sich nun,
welches dieser drei Uebervvachungssysteme für die Volks-
wirtschaft eines Landes das vorteilhafteste ist. Das Pu-
blizitätssystem verläßt sich im wesentlichen darauf, daß
die Oeffentlichkeit und hier insbesondere die am Versiche-
rungswesen interessierten Personen, also die Versicherten
selbst, ihre Rechte gegenüber den Versicherungsgesell-
schaften wahrnehmen und durch Kritik der Veröffent-
lichungen dieser Unternehmungen für Oesunderhaltung der-
selben sorgen. Nun sind zu allen Zeiten Menschen, die
über eingehendere Kenntnisse auf dem Gebiete des Ver-
sicherungswesens verfügten, die sie in den Stand gesetzt
hätten, an Hand der Veröffentlichungen der Gesellschaften
tatsächlich eine Kontrolle auszuüben, selten gewesen. Dazu
kommt, daß eine Ueberwachung des Versicherungswesens
durch die öffentliche Kritik nur möglich ist, wenn das
Geschäftsgebaren der Versicherungsanstalten in weitestem
Umfange offen gelegt wird. Das verbietet aber die Kon-
kurrenz der Unternehmungen untereinander und der Wett-
bewerb der beimischen mit den fremdländischen Versiche-
rungsgesellschaften. Aber selbst wenn Veröffentlichungen
der Versicherungsanstalten in denkbar weitestem Umfange
vorhanden wären, so besteht für die Versicherungsinteressen-
ten noch keine Gewißheit dafür, daß diese Publikationen
der Wirklichkeit entsprechen. Endlich werden, wenn durch
die öffentliche Kritik Mißstände entdeckt werden, den Vor-
teil hiervon in der Regel nur diejenigen Personen genießen,
die erst im Begriffe waren, eine Versicherung ab-
zuschließen. Dagegen haben die bereits Versicherten von
dem Erfolge der Kritik gewöhnlich keinen Vorteil.
Das System der gesetzlichen Normativbedingungen
will durch formale Vorschriften die Errichtung unsolider
Versicherungsbetriebe hintanhalten. Der Staat versucht
hier, die Versicherten dadurch vor Schaden zu bewahren,
daß er für möglichste Offenlegung des Betriebes der zu-
gelassenen Unternehmungen sorgt und Vorschriften für
die Schaffung finanzieller Sicherheiten, besonderer Fonds
usW. erläßt, auf die eventuell zur Deckung der Ansprüche
der Versicherten zurückgegriffen werden kann. Dem
scheinbaren Vorzug dieses Systems, daß eine Einmischung
des Staates in die Geschäftsführung nicht stattfindet, steht
der schwere Nachteil gegenüber, daß die einmal erlassenen
Aufsichtsbestimmungen, deren Aenderung dann schwie-
rig ist, in ihrer Starrheit der fortwährenden Entwicklung
des Versicherungswesens nicht gerecht werden und diese
hemmen. Beschränken sich die Normativbedingungen da-
gegen auf die Aufstellung einiger allgemeiner Grundsätze,
so verlieren sie für den Zweck, den sie verfolgen, nämlich
die Versicherten zu schützen, an Kraft.
Das System der materiellen Staatsaufsicht geht er-
heblich weiter als die beiden anderen eben erwähnten.
Hier wird nicht nur dafür gesorgt, daß unsolide Ver-
sicherungsbetriebe nicht entstehen, sondern es findet eine
fortlaufende Prüfung des Geschäftsgebarens der Versiche-
rungsanstalten auch nach deren Zulassung statt. Dabei
bleibt indessen die Selbstverwaltung dieser Unternehmun-
gen unangetastet. Die staatliche Tätigkeit beschränkt sich
darauf, insoweit einzugreifen, als die Rücksicht auf das
Volksganze es erfordert. Wie weit hierbei die Ein-
wirkung des Staates zu gehen hat, das kann all-
gemein nicht entschieden werden. Denn dies würde
nur einer vielleicht gesunden und zu fördernden Ent-
wicklung lästige Schranken ziehen. Man ist daher ge-
nötigt, bei diesem System dem Staate gewisse Freiheiten
hinsichtlich der Aufsicht zu lassen. Darin liegt wieder,
und das ist der Nachteil, für die beaufsichtigten Gesell-
schaften die Gefahr, daß die Aufsichtsbehörde, deren
freiem Ermessen ein ziemlich weiter Spielraum gelassen
ist, bei der Ausübung ilirer Befugnisse zu weit geht.
Diesem Mangel kann jedoch einigermaßen dadurch ab-
geholfen werden, daß man für möglichste Sachkunde der
Aufsichtsbehörde Sorge trägt Ein weiterer Mangel, der
diesem System anhaftet, ist die Tatsache, daß das
Gefühl der absoluten Sicherheit beim versicherten Pu-
blikum dieses sorglos macht und davon entwöhnt,
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
171
beim Abschluß einer Versicherung selbst für die
beste Wahrnehmung- seiner Interessen zu sorgen.
Tritt dann einmal eine Katastrophe ein, bricht ein viel-
leicht großes Versicherungsunternehmen trotz der sorg-
fältigen Staatsaufsicht zahlungsunfähig zusammen, dann
ist die Erschütterung des öffentlichen Vertrauens zu der
Institution der Versicherung im allgemeinen wie zur Staats-
aufsicht aufs schwerste gestört.
:: :: :: ZEITSCHRIFTENSCHAU H :: H i:
für Januar 1911.
Technische Physik.
Wärmeausstrahlungen spielen eine wichtige Rolle in der
Praxis der Gasmaschinen, weil die großen Temneraturunter-
schiede der verschiedenen Teile einer selchen Ma chine Schwie-
rigkeiten bei der Konstruktion bieten. Es sei deshalb hier aut
den Bericht einer Kommission der Sektion G der British Asso-
ciation for the advancement of science bei der Tagung in
Sheffield „Ueber explosive Verbrennung von Gasen und Wärme-
strahlung von Flammen" aufmerksam gemacht, von dem das
Journ. f. Gasbel. LIV, Nr. 2, S. 40, einen ausführlichen Auszug
bringt. Die hauptsächlichsten Versuchsergebnisse lassen sich
in folgende Sätze zusammenfassen. Es scheint, daß die Aus-
strahlung abhängig ist von der Größe der Flamme sowie von
ihrer Temperatur, der Gegenwart von Kohlensäure oder Kohlen-
stoff. Der Einfluß von Temperatur und Druck ist ziemlich
sicher vorauszusehen, doch experimentell schwer festzustellen.
Auch ist die Ausstrahlung deshalb schwer zu messen, weil
die Flamme bezw. das Gas für seine eigene Ausstrahlung durch-
lässig ist. Bei geringen Druckunterschieden sollten für eine
gewisse Temperatur und Zusammensetzung der Flammengase
Absorption und Ausstrahlung direkt dem Druck proportional
sein. Julius hat bezüglich des Einflusses der Gaszusammen-
setzung festgestellt, daß die Ausstrahlung den Kohlensäure- und
Wasserdampfmolekülen zuzuschreiben ist. In allen Flammen,
wo beide gebildet werden, konzentriert sich die Ausstrahlung
in zwei Streifen des Spektrums, deren Wellenlängen 4,4 [i tmd
2,8 [1 sind. Eine reine Wasserstoffflämme enthielt nur Strahlen
von 2,8 [j., eine reine Kohlenoxydflamme nur die Strahlen
von 4,4 [1. Das Hauptergebnis von Callendars Untersuchungen
ist die Feststellung, daß Flammen von 3 cm oder von ge-
ringerem Durchmesser bei atmosphärischem Druck brennend
eine dem Flammenvolumen annähernd proportionale Ausstrahlung
haben. Bei größerem Flammendurchmesser nimmt die Strahlung
nicht mehr in dem Verhältnis des Volumens zu. Direkt für die
Industrie von Bedeutung sind Davids Untersuchungen über
die Strahlung von Explosionsflammen in geschlossenen Ge-
fäßen (Arbeitszylinder von Gasmaschinen). Blanke Innenwände
ergeben 3"ü höheren Druck und 33 "u längere Abkühlungsdauer
als geschwärzte Innenwände.
Industrielle Feuerungen und Dampfkessel.
Ingenieur Wilcke bringt in D. prakt. JVlasch.-Konstr. 44,
Nr. 1, S. 6, „Neues aus dem Dampfkesselbau". Der Verfasser
beschreibt eine Anzahl direkt und indirekt befeuerter Dampf-
überhitzer, ferner den Wanderrost der Deutschen Babcock &
Wilcox Dampfkesselwerke, Oberhausen (Rhld.). Konstruktions-
tafel-n erläutern die Beschreibung.
H ü 1 1 e n w e s e n.
Obering. Illies bringt in einem Artikel „Ueber neue kon-
tinuierliche Walzwerke" in St. u. E. 31, Nr. 1, S. 13, die ein-
gehende Beschreibung zweier modernisierter bezw. neuer Walz-
werke. Das erste ist die Vereinigten Königs- und Laurahüttc
in O.-S., das andere das Platinenwalzwerk, das die Cambria Steal
Co. in Johnstown, Pa., unter ganz besonders erschwerenden
Umständen im Anschluß an ihre bestehende Blockstraße gebaut.
Der einzige zur Verfügung stehende Platz war durch verschie-
dene Normal- und Schmalspurgleise vom Blockwalzwerk ge-
trennt. Man entschloß sich daher, die aus einem Block von
3200 kg Gewicht auf 200 mm □ ausgewalzte Bramme nach
Abschneiden der beiden Enden über die Gleise wegzuschaffen.
Diese Vorrichtungen, eine Couveyer und ein Hochrollgang, sind
besonders interessant. Beide Wälzwerke sind von der Morgan
Construction Co., Worcester, Mass., erbaut.
In St. u. E. 31, Nr. 1, S. 22, bringt Obering. Ostwald ein
nicht minder interessantes Thema, nämlich ,,Die magnetische
Anreicherung von Eisenerzen nach dem Gröndalverfahren". Das
Verfahren besteht in der Hauptsache darin, daß die Erze zu-
nächst grob gebrochen werden und dann durch einen Separator
gehen. Auf einer Welle sitzt fest ein Magnetsystem von vier
abwechselnd nord- und südpoligen Elektromagneten. Darüber
rotiert langsam, vom Riemen- oder Zahnrad angetrieben, eine
Trommel, über welche das Erz weggleitet. Das Erz wird dann
aut einer den drei vorhandenen Magnetfeldern entsprechenden
Umfangsstrecke auf der Trommel festgehalten und fällt erst ab,
wenn es aus dem Streubereich der Pole gelangt ist, während
die Gangart sofort abfällt. Auf diese Weise fallen Erz und
Gangart in besondere Behälter. Weitere Zerkleinerung durch
Kugelmühlen und abermaliges Scheiden auf Feinseparatoren er-
geben schließlich ein hochprozentiges Erz, das dann nach be-
sonderem Verfahren wieder brikettiert wird. Auch die anfangs
abgeschiedene Gangart wird ebenso weiter behandelt, so daß
die Ausbeute eine sehr hohe ist. Der Artikel geht des näheren
auf die Konstruktion der Apparaturen, auf die Einzelheiten
des Verfahrens, Betriebsergebnisse usw. ein.
Geh. Kommerzienrat Dr. ing. h. c. Haarman veröffentlicht
in St. u. E. 31, Nr. 2, S. 49, seinen Vortrag ,,Der Schienen-
stoß", den er gelegentlich der Ueberweisung seines Oleis-
museums aus Osnabrück nach Berlin gehalten hat. Diese Ver-
öffentlichung bringt neben geschichtlichen Ausführungen eine
Menge neue Konstruktionen und Anregungen und weist neue
Wege und Ziele des Eisenbahnunterbaues.
„Das Kalibrieren der C-Eisen" bespricht Holzweiler in
St. u. E. 31, Nr. 2, S. 5S. Der Verfasser vergleicht die ge-
bräuchlichste Walzart, bei der die ersten Stiche H-Fonu er-
halten und die Gegenflansche weggestaucht wird, mit derjenigen
nach Provot, der den Block in den ersten Stichen als Flach-
eisen behandelt und erst später die Flanschen in den weiteren
Stichen herunterbiegt. Das Urteil des Verfassers neigt unter
Berücksichtigung einer Reihe von Nachteilen des Provotschen
Verfahrens dem gebräuchlichsten zu. Ferner würdigt er die
offenen und geschlossenen Walzenformen einer Kritik und geht
dann auf die richtige Verlegung der Walzenmitte ein. Dabei
weist er nach, daß eine richtige Lage der Walzenmitte nicht
allein von der Profilform, sondern wesentlich auch von dem
Verhältnis der Druckverteilung der Flanschen zur Stegabnahme
abhängig ist.
Die Fragen, wie groß die gesamte Heizfläche zu wählen,
auf wieviel Einzelapparate zu verteilen und wie groß die zur
Wärmeaufspeicherung dienende Steinmasse bei Winderhitzern
sein muß, sucht Ing. H. Gügler in seinem Artikel „Die Berech-
nung von Hochofenwinderhitzern" zu lösen. Es werden auf
der Theorie der Wärmebewegungen, des Wärmeübergangs, der
Strahlung usw. sowie auf Untersuchungsergebnissen von Russelt,
Stefan-Boltzmann und Philips Formeln aufgestellt, die die bisher
praktisch gemachten Erfahrungen auch theoretisch stützen und
verbessern sollen.
„Ueber die Verwendung von Nickelstalil im Brückenbau"
läßt sich Dr. ing. Bohny in St. u. E. 31, Nr. 3, S. 89, aus.
Der Verfasser bespricht die einschneidenden Aenderungen, die
der Brückenbau bei Verwendung des erwähnten Materials in
hezug auf Festigkeit, Gewicht, Kosten, Konstruktion, Form-
gebung, Elastizität erfährt, ferner eine Reihe von amerikanischen
Ausführungen und auch das dabei verwendete Material selbst.
In dem Artikel über „Ueber Walzenzugmaschinen", St. u.
E. 31, Nr. 3, S. 97, geht Th. Ehrhardt auf neue Konstruktions-
weisen aller Teile dieser Maschinen ein unter Berücksichtigung
der ebenfalls neuen Tatsache, daß man anstatt der Zahnrad-
übertragung direkte Kupplung zwischen Maschine und Straße
vorzieht.
Dr. ing. Georg Kassel unterzieht in St. u. E. 31, Nr. 3,
S. 108, den „Drehrostgaserzeuger, Bauart Hilger", einer ein-
gehenden Beschreibung und gibt in Tabellen Gasanalysen des
mit ihm erzeugten Gases.
E. A. Schott führt die „Verbindung einer Hängebahnanlage
mit einer Kupolofen-Begichtungseinrichtung" in Wort und Bild
vor. St. u. E. 31, Nr. 4, S. 129.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Ueber Labyrinthdichtungen für Wasser" bt?yichtet Karl Just
in Dingl. pol. J. 326, Nr. 3, S. 33. Die Arbeit behandelt den
Spaltverlust, Allgemeines über Messungen an strömenden Flüssig-
keiten, Druckmessung, Geschwindigkeitsmessung, Versuche usw.
Eine recht wichtige Verbesserung eines Maschinenelementes
bespricht Prof. Karch in seinem Artikel ,,Eine neue hydrau-
lische Steuerung". Ein Rundschieber mit mit'.lcrcn Durchgangs-
schlitzen ^?itzt achsial abgedichtet und verschiebbar in einem
zylindrischen Gehäuse mit den Zu- und Abflußstützen. An
beiden Enden dieses Gehäuses sind Kammern angebracht, in
welchen je eine Spiralfeder von gleicher Stärke und Vorspannung
sitzen und den Schieber in der Mittellage halten. Beide Kam-
mern sind mit der Druckleitung durch dünne Röhren verbunden,
stehen also unter gleichem Druck wie die Hauptdruckleitung;
sie besitzen aber zugleich Abflußleitungen mit Hahnen. Je
172
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 11
nachdem nun der eine Hahn geöffnet wird, vermindert sich in
der zugehörigen Kammer der Druci<; infolgedessen wird der
Schieber proportional dem Druckunterschied in den beiden
Kammern geschlossen und durch die Stellung der Ablaßhahnen
kann der Hauptschieber spielend in jede gewünschte Stellung
gebracht werden. Die Vorrichtung, die noch reichliche Varia-
tionen in der Ausführung und Anwendung bietet, zeichnet sich
durch außerordentliciie Betriebssicherheit aus.
In D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 1, S. 11, bringt Fr. Zeug
eine Abhandlung über die „Zusammensetzung von Biegungs-
und Drehmomenten" und zeigt eine Methode, wie durch ge-
eignete Umformung unter Zuhilfenahme von Tabellen und
Kurven ein glattes Rechnen mit dem Rechenschieber ermög-
licht wird.
Der Artikel „Das Verhalten der Schwungräder gekuppelter
Kraft- oder Arbeitsmaschinen" von G. Neumann in Z. d. V, 54,
Nr. 53, S. 2217, ist eine Replik auf den Artikel von Obuesorge,
ebenda S. 1276 mit einer Duplik des letzteren Verfassers.
Kraftmaschinenbau.
Dr. Karl Schreber bringt in D. pol. Journ. 326, Nr. 1,
S. 8, die eingehende Beschreibung seiner Versuche an Explo-
sionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten". Die
Einführung bezw. Einspritzung solcher verdampfender Flüssig-
keiten, speziell von Wasser, hat den Zweck, die schädliche
Wärme, die das angesaugte Explosionsgemisch teils von dem
Rest der Abgase im Zylinder, teils durch den Verdichtungshub,
teils von den Wandungen aufnimmt, auf ein unschädliches Maß
zurückzuführen, bei dem Selbstentzündungen ausgeschlossen sind
und der Verdichtungsdruck theoretisch beliebig hoch gewählt
werden kann. Der Verfasser hat ferner durch seine Versuche
bewiesen, daß, wie die Thermodynamik verlangt, dadurch ein
ganz bedeutender Fortschritt in der Wärmeausnutzung erzielt
wird, daß daraus sich ergebend eine besonders gute Aus-
nutzung des Hubvolumens ermöglicht und bei der verhältnismäßig
geringen Verdichtungsarbeit dieser Maschinen ein ganz hervor-
ragend guter mechanischer Wirkungsgrad erreicht wird.
„Konstruktion der Ventilbeschleunigungen bei Füllungs-
änderungen." Von Dr. ing. O. Mader, Dingl. pol. Journ. 326,
Nr. 2, Seite 17. Der Verfasser geht davon aus, daß bei
Schwingdaumensteuerungen auch die Ventilgeschwindigkeits-
und Ventilbeschleunigungsverhältnisse sich ändern. Er gibt
eine vereinfachte kinematische Konstruktion der neue Be-
wegungsverhältnisse, wenn diese für eine Füllung bekannt sind;
hierfür wendet er statt eines sich drehenden Nockens einen
parallel verschobenen Nocken an.
Herr Dipl. -Ing. Rudolf Barkow bringt in Dingl. pol. J. 326,
Nr. 3, S. 42, einen beschreibenden Artikel über „Neuere Klein-
kraft-Verbrennungsmaschinen" und bespricht darin in konstruk-
tiver Hinsicht eine Reihe neuerer Bauarten.
Unter Zugrundelegung der Tolleschen Fliehkraft (C)-Kurven
für die Zentrifugalregulatoren entwickelt Dr. ing. Pröll in Dingl.
pol. J. 326, Nr. 4, S. 52, den Begriff des Stabilitätsradienten
für die Aenderung des Ungleichförmigkeitsgrades imd stellt ihn
durch eine Formel dar. An verschiedenen Beispielen zeigt der
Verfasser die Anwendung.
(Schluß folgt.)
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des hinsenders sind
Wohnung und Mitgliednunimer liinzu.?ufiigen. Anfragen nach Beziigs-
(|ucllcn und Bücliern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. liine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dj Il gen Ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
m dem die 1 rage erscheinen soll. Eine Verbiiidliclikcit für die Aufnahme,
für Inhalt und R i c Ii t i g k e i t von l'ragen und Antworten lehnt die Schrift-
leilung nachdrücklich ab. Üie zur Erläuterung der lr.igen notwendigen Druck-
slückc zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Ir.igesteller vorher bezahlen.
Fragten
Frage 61. Es wird beabsichtigt, bei einem Kurhausneubau
auf den Balkenlagen einen massiven Boden aus Beton her-
zustellen. Die Balken, sowie der Fehlboden sollen mit Dach-
pappe überzogen werden, worauf dann der Beton gestampft
und mit einer Zementestrichschicht als Abschluß für den massiven
Boden gebracht werden soll. Der ganze Boden des Kurhauses
soll dann mit Teppichen belegt werden. Was ist vorteilhafter,
den Zementestrich mit Sägemehl oder mit Korkmehl zu mischen,
und in welchem Verhältnis? Ist evtl. ein anderes Verfahren
zur Herstellung eines massiven Bodens ratsam?
frage 62. In einem alten Pferdestall fällt der äußere Wand-
putz immer wieder ab. Zunächst wurde Zementmörtel benutzt,
später wurden die Wände mit Asphalt bestrichen und mit Zement-
mörtel geputzt; der Zementputz fiel jedoch nach einem halben
Jahre ab, während der Asphalt noch gut haftet. Wie ist dem
Uebelstand abzuhelfen?
trage 63. Aluminiumabfälle sollen wieder zu Blöcken ge-
schmolzen werden. Wie verhindert man, daß der Guß nachsaugt?
Frage 64. Wie wird Kupfer und Aluminium mittels Lack-
farben gefärbt? Es handelt sich um dünne Blätter.
Frage 65. Bei einem massiven, mit Ziegelsteinen ver-
blendeten Hause schlägt das Wetter an der Westseite so durch,
daß der Putz und die Tapete an der Innenwand naß wird und
schimmelt. Welches äußere Anstrich- oder sonstige Mittel ist
zur Verhütung dieses Uebelstandes zu empfehlen? Geputzt soll
die Außenansicht nicht werden.
Frage 66. In einem neuerbauten Hause läuft im Innern
der Schornsteine gelb-schwarzes Rußwasser bis zur Decke des
Obergeschosses herunter, so daß sich an der Decke helle Flecken
zeigen. Ich bitte um Mitteilung, wie dem Uebel abgeholfen
werden kann und worin der Grund zu suchen ist. Liegt es
vielleicht an dem verwendeten Sand, oder am Kalk, oder an
den festen, gelben Klinkersteinen? Ich möchte noch bemerken,
daß das Gebäude aus Erd-, Obergeschoß und Trockenboden
besteht. Es wird meistens nur im Erdgeschoß gefeuert. Würde
vielleicht durch Essenaufsatz dem Uebel abgeholfen werden
können? Müßten trotzdem die Schornsteine, d. h. die schad-
haften Teile, abgebrochen werden?
Frage 67. Von einer Kleinstadt in Westpreußen (ca. 2500
Einwohner) wird vom Magistrat eine ,, Baugebührenordnung"
vorgeschlagen. Kann mir ein Kollege einen Entwurf mitteilen?
Frage 6S. Bei einem Fachwerksgebäude, welches außen
mit Rabitzputz von 3 cm Hohlraum versehen ist, schlägt der
Regen durch den Rabitzputz und durch die \/'-, Stein starke
Wand. Wie ist dem Uebelstand am besten abzuhelfen?
Frage 69. Ist es ratsam, bei einem 16 m weit gespannten
Eisenbetonbinder die Transmissionen an demselben zu befestigen,
und welche Erfahrungen sind hierbei schon gemacht? Die
Verlegung der Transmissionen in Kanäle ist wegen Hochwasser-
gefahr ausgeschlossen.
A/ifivorlffi
Zur Frage 45. Bei Arrestzellen finden 4,5 bis 5 cm starke,
0,80:1,90 m große Dreifüllungstüren, in Eisenzargen oder Sand-
steingewänden befestigt, Anwendung. Der Rahmen ist 15 cm
breit, die Größe der oberen und unteren Füllung beträgt
12,5x50 cm, für die mittlere bleibt dann 105x50 cm. Die
Füllungen bestehen aus 12 cm breiten, gespundeten und außen
gestäbten horizontalen Brettern in obiger Stärke; auf die Innen-
seite der Tür wird 1 mm starkes Eisenblech aufgeschraubt.
Im oberen Teil der mittleren Füllung ist ein rundes Guckloch
anzubringen; falls die Zellen keine Beleuchtung erhalten, ist
im unteren Teil ein zweites Loch zum Anhalten der Laterne
des kontrollierenden Beatnten vorzusehen. Doppeltüren werden
nur für Tobzellen angeordnet. Bei dem Neubau des Unter-
suchungsgefängnisses in Greiz werden die Zellentüren in der
vorbeschriebenen Weise ausgeführt.
Zapfe, Mitgl.-Nr. 28 744.
Zur Frage 51. Kunstsandsteinmehl (weiß). II. (Is. Heft 10).
Bei Ansichtflächen von Wänden usw., mit Feinschicht 1:4
bis 1:6 (1 Teil Zement, 4 Teile Kunstsandsteinmehl) hergestellt,
habe ich mit Material von der Firma Richter, Sandsteinbruch
und Kunststeinfabrik, Seifersdorf, Amtsh. Dippoldiswalde, schöne
Resultate erzielt. In die Form kommt an die zu behandelnden
Flächen Feinschicht von angegebener Mischung, dahinter grobes
Material. Nach dem Erhärten kann die Fläche noch bearbeitet
werden und ist dann von Naturstein kaum zu unterscheiden.
Magere Mischung gibt natürlicheres Produkt ohne Rissebildimg.
Bedingung ist sachgemäße, gewissenhafte Arbeit.
E. W. Richter, Arch., Mitgl.-Nr. 60946.
Zur Frage 54. Kälte- und Feuchtigkeitsschutz für Dach-
geschoßwohnräume. I. Bewohnbare Dachräume in Gebäuden,
die mit Falzziegel eingedeckt und deren Dachschrägen mit
Spalierdeckenputz unterhalb versehen waren, habe ich erfolg-
reich mit 5 cm starken Bimskiesdiclen bekleiden und mit Kalk-
mörtelputz versehen lassen. Nähere Auskunft durch
Hosch, Mitgl.-Nr. 12S59, Kamen.
II. Nach vcrs'.iiiedenen Bauordnungen ist die Anwendimg
entzündlicher Fülhnaterialien verboten. Die Fcuervcrsicherungs-
Oesellschaften verhalten sich ablehnend oder schätzen ent-
sprechend ein. Wenn Sie die Lattung des Daches nicht ent-
fernen wollen, können Sie mit Koksasche auffüllen, die sich
jedoch mit der Zeit zu Haufen in den Feldern unten ansammelt.
Radikal wirkt nur ein regelrechter Einschub auf Latten, die an
den Sparren anzunageln sind. Als Auffüllung ist Schlacken- usw.
Beton in leichter Mischung am meisten zu empfehlen. Die
dadurch entstehenden Mehrkosten fallen im Verhältnis zu den;
bedeutend besseren Erfolg nicht ins Gewicht. A.
Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
173
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aiifmerksnni, daß Anzeigen iiiul Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsburcnu
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern einjjerLicht werden. Bei jeder tiuisrndung ist am Kopfe
snszufüllcn : Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Vcr imml ui^'Siai; und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verband.szcitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen, Bezahlung gern
zur Verfügung.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringendst ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend möglich zu fassen. Insbeson-
dere gilt dies von Jahresberichten, deren Wiedergabe in der so oft
noch gewünschten Ausführlichkeit ganz unmöglich ist.
Die Schriftleitung.
Bezirksverwalt Unheil
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung. Am 14. März d. J, wird
Herr Arch. Kaufmann- Berlin abends S'/, Uhr in R e c k 1 i n g-
hausen im Hotel Stalherm am Markt einen öffentlichen Vor-
trag halten über: „Die Pensions Versicherung der
P r i V a t a n g e s t e 1 1 1 e n". Am 15. März spricht Herr Kauf-
mann in Münster in einem noch bekannt zu gebenden Lokale
über: „Zweck und Ziel des D. T.-V.". Zu beiden Ver-
anstaltungen sind die Nachbarvereine und Einzelmitglieder
dringend um ihren Besuch gebeten. — Die Einzelmitglieder
unserer Bezirksverwaltung verweisen wir auf Heft 9 der T.-Z.
und bitten um schleunige Ausfüllung des Fragebogens über
die Gruppenauszählung; diese sind baldgefl. an die Adresse:
W. Langbein, Bielefeld, Ravensberger Str. 60, einzusenden. —
Nach der Neuabgrenzung der Bezirksx erwaltung, wobei unserer
Verwaltung die Bezeichnung „B e z i r k s v e r w a 1 1 u n g W e s t -
f a I e n" beigelegt wird, gehört zu uns außer den Regierungs-
bezirken Minden, Münster und Osnabrück auch das Fürstentum
Lippe-Detmold.
Mittelrheinische Bezirksverwaltung. Vrs. u. Br.-A. : Chr.
Unterauer, Frankfurt a. M., Mainkai 23. — Der 23. Bezirkstag
findet am 2. April IQll im Evang. Vereinshaus in Mainz statt,
wofür an alle Mitglieder besondere Einladung mit Angabe der
Tageseinteilung und Geschäftsordnung ergeht. Den geschäft-
lichen Verhandlungen geht eine Gesamtvorstandssitzung und
ein öffentlicher Vortrag des Herrn Dr. A. G ü n t h e r - Berlin
über ; „Das Zunftwesen, eine Analogie zu zeit-
genössischen Erscheinungen" voraus. Nach Schluß
des Bezirkstags findet geselliges Beisammensein mit den Alainzer
Kollegen statt. Wir bitten unsere Verbandskollegen, sich zahl-
reich zu beteiligen.
Bezirksverwaltung Rheinland. Einladung zum Bezirks-
tag in Düren am Sonntag, 23. April 1911. Der Bezirkstag
beginnt mit einer Vertretersitzung Punkt 10 Uhr vorm. Oeffentl.
Vortrag um 12 Uhr. Thema und Redner werden noch bekannt
gegeben. Gemeinschaftliches Mittagessen um P/, Uhr. Be-
zirkstag-Verhandlungen. Beginn 3 Uhr nachmittags. Tages-
ordnung: 1. Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr
1910. 2. Bericht der Kassenprüfer über den Stand der Bezirks-
kasse. 3. Entwurf einer Bezirkssatzung. 4. Beratung der recht-
zeitig eingegangenen Anträge. 5. Fachgruppen betreffend.
6. Zuwahl zum erweiterten Bezirksvorstand bis 30. Dez. 1911.
7. Rechtsschutz. 8. Programm für den Verbandstag 1911.
9. Ort des nächsten Bezirkstages. 10. Verspätet eingegangene
Anträge." 11. Verschiedenes. Zwangloses Beisammensein mit
dem Verein Düren nach Schluß der Verhandlungen. Sämtliche
Sitzungen finden im Restaurant „Cölnischer Hof'' in Düren
statt. Zu der Vertretersitzung um 10 Uhr vormittags haben
nur die Vertreter Zutritt, an den Verhandlungen nachmittags)
haben alle Verbandskollegen das Recht, teilzunehmen.
Zweigvereine
G-e mischte Vereine.
Berlin. TechnischerVerein. Außerordentlicher Vor-
tragsabend am Donnerstag, 23. März, pünktlich 87. Uhr abends,
im Kaisersaal der Industrie-Festsäle, Beuthstr. 20': Experimcn-
tal- Vortrag des Herrn Oberingenieur Albrecht: Gas für unsere
Hausfrauen, für unsere Arbeit, für unser Licht. Mit zahlreichen
praktischen Vorführungen im Kochen "^sw., Sterilisieren und in
der Benutzung des Gases zu technischen Zwecken und zur Be-
leuchtung. Wir laden unsere Mitglieder und insbesondere auch
deren Damen zu diesem hochinteressanten Vortrage ein und
bitten, recht zahlreich und pünktlich zu erscheinen. Verbands-
kollegen und Freunde des Vereins sind willkommen.
Berlin. TechnischerVerein. Der Technische Verein
Berlin, Zweigverein des Deutschen Techniker-Verbandes, wird
in der letzten Nummer der Bundeszeitung durch eine Notiz
herabgesetzt, die meldet, daß der Verein während der Privat-
angestellten-Kundgebung am 19. Februar seine Mitglieder zu
einer Besichtigung der Urnenhaile in „Treptow" eingeladen
habe. Der Technische Verein Berlin schreibt uns hierzu:
Die Notiz strotzt von Entstellungen, wie so häufig. Der
Technische Verein Berlin soll gleichzeitig eine Besichtigung
der Urnenhalle in „Treptow" mit der Hauptausschußversamm-
lung veranstaltet und dadurch gezeigt haben, wie wenig Interesse
er für die Bewegung der Privatangestcllten habe. Es ist falsch,
daß der T. V. B. gleichzeitig an dem genannten Tage
eine Besichtigung der LJrnenhalle, und zwar in Treptow, ver-
anstaltet haben soll. Richtig ist, daß nicht eine Besichtigung
der Treptower Urnenhalle stattgefunden hatte, sondern die des
Berliner Vereins für Feuerbestattung in der Gerichts-
straße, also im Norden Berlins. Zweitens ist richtig, daß
die Besichtigung resp. der vorangehende Vortrag um 10 Uhr
vormittags angesetzt war. Da dafür gesorgt wurde, daß die
nachfolgende Besichtigung der Urnenhalle, dieses in architek-
tonischer Beziehung so hochinteressanten Baues, schon um
72I2 Uhr beendet war, so waren die Teilnehmer durchaus
nicht verhindert, sich an der Versammlung in der „Neuen Welt"
zu beteiligen, da der Beginn derselben erst um 12 Uhr mittags
festgesetzt war. Und so geschah es auch, daß sich die Teil-
nehmer fast geschlossen nach dem Versammlungslokal begaben.
— Das ist der Tatbestand, der von der „Industriebeamten-Ztg."
verdreht wurde.
Chemnitz. „Bauhütte." Donnerstag, 16. März, abends
V39 Uhr, Vortragsabend mit Damen im Literarischen Zirkel.
Herr Redakteur Maushagen: „Tantris und Tristan" im „Hotel
vier Jahreszeiten". Freitag, 17. März, abends Punkt 9 Uhr,
Mitgliederzusammenkunft im Vereinslokal. Gäste willkommen.
Am gleichen Tage abends 8 Uhr Vortragsabend mit Damen in
der Ortsgruppe Chemnitz des Bundes Deutscher Bodenreformer:
Fräulein Katharina Zitelmann: „Die Bodenreform und die
Frauen" im „Hotel Germania". Sonnabend, 1. April, abends
S Uhr, Festfeier wegen Eintritts der „Bauhütte" in das dritte
Hundert ihrer Mitgliederzahl, verbunden mit Meisterschmaus im
„Bellevue". Besondere Einladungen dazu ergehen. Die Mit-
glieder der „Bauhütte" sind vom Bruderverein Technische Ver-
einigung mit eingeladen zu deren aiu 15. März (sächs. Bußtag)
stattfindenden Besuch der Städte Schmölln und AUenburg. Be-
sichtigung dreier größerer industrieller Werke. Abfahrt früh
6.52 Hauptbahnhof.
Düsseldorf . Technischer Verein. Der nächste Vor-
tragsabend findet am Donnerstag, 16. März, im Vereinslokal
„Rheinhof", abends ^^j^ Uhr, statt. Thema und Redner werden
noch bekannt gegeben. Um zahlreichen Besuch und Einführung
von Gästen wird gebeten.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. :
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. — Am Donnerstag, 16. März
1911, abends 8 Uhr, außerordentl. Versammlung im Vereins-
lokal Restaurant „Zur grünen Linde" (Saal). Tagesordnung :
1. Verlesen des letzten Sitzungsberichtes. 2. Eventl. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3 Statik des Eisenbetons. (Koll. Abel.) 4. Mit-
teilungen und Anträge. Um 9 L'hr versammeln sich die Kollegen
mit ihren 'Damen zu einer Abschiedsfeier für unseren langjährigen
Schriftführer Koll. Druf und dessen Familie. Wir bitten dringend
lim vollzähliges Erscheinen.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ing., Kiel, Fährstr. 7. Jeden ersten und dritten Donnerstag
eines Monats, abends S'/j Uhr, im Restaurant „Patzenhofer",
l'alkstraße 12, Mitgliederversammlung. Nächste Mitgliederver-
sammlung am 16. März d. J. Tagesordnung: 1. Protokoll-
verlesung der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Sonstiges.
Mannheim. Technf scher Verein. Der in der
Hauptversammlung vom 1. Februar gewählte Vorstand setzt
sich wie folgt zusammen: I. Vorsitzender Herr Friedr. Breit-
länder, Max-Joseph-Straße 3. II. Vorsitzender zugleich Obmann
der Ballotage-Kommission Herr Fritz Cerotzky, Kleinfeldstraße 6.
1. Schriftführer Herr Adolf Marx, Luisenring 55. II. Schrift-
führer Herr Rudolf Müller, Lampertheim, Villa Franz. Kassierer
Herr Karl Dattinger, Lampertheim, Villa Franz. Archivar Herr
Martin Laudenklos, Kronprinzenstraße 4a. Beisitzer Herr Rudolf
Bockisch, Meerfeldstraße 63; Herr Willi. Heubeling, Lange-
rötterstraße 4; Herr Max Schubert, Akademiestraße 9. Stellen-
vermittlungs-Obmann Herr Friedr. Krieger, Beethovenstraße 12.
Es wird höfl. darauf aufmerksam gemacht, daß . bei der letzten
Veranstaltung eine wertvolle Kravvattennadel verloren ging. Der
Finder wird gebeten, dieselbe bei dem Vorstand abzugeben.
Sonntag den 12. März: Besichtigung der Brauerei der
174
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
He[t 11
Vereinigung,
ersten Mittwoch im
Br.-A.:
Monat
Brauereigesellschaft „Eichbaum" vorm. Hofmann, Käferthaler^
Straße 164/66. Treffpunl<t yjO Uhr vormittags „Haltestelle
Brauereien".
Nürnberg. Technischer Club. Donnerstag den
23. März, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal „Restaurant zum
Losunger" außerordentliche Hauptversammlung. Tagesord-
nung: 1. Neuaufnahmen. 2. Verschmelzung mit den
Vereinen: ,, Nürnberger Techniker Verein" und ,, Kraft und
Licht". 3. Auflösung des Vereines. 4. Verschiedenes.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag
den 14. März, abends pünktlich S'/g Uhr, im Hotel „Kaiser
Friedrich" Projektionsvortrag unsres Vorsitzenden über: Der
Schnellpostdampfer „Kronprinzessin Cecilie" in den verschie-
densten Baustadien, von der Kiellegung bis zur Indienststellung,
erläutert durch zahlreiche Lichtbilder. Wir erwarten einen recht
guten Besuch unsrer Mitglieder nebst deren Damen. Gäste
willkommen.
Osnabrück. Technische
E. Siebel, Langestraße 65. Am
Hauptversammlung, abends 8V3 Uhr, im Vereinslokal Central-
Hotel. Sonntags von 11 — 1 Uhr Frühschoppen daselbst. Am
Montag den 27. Februar hielt Kollege Wiegmann einen Vor-
trag über die Bedeutung der Internationalen Hygieneau stel ung
Dresden 1911, welcher durch Lichtbilder reich illustrien warl
Der Vortragende führte aus, daß der Hauptzweck der Ausstellung
eine umfassende hygienische Aufklärung sein solle; Der in
zirka eineinhalbstündiger Rede gebotene Ueberblick über die
Wandlungen der Hygiene, vom frühesten Altertum bis auf
den heutigen Tag, fand seitens der zahlreichen Zuhörerschaft
ungeteilten Beifall. Wir verfehlen nicht Kollegen Wiegmann
auch hier unseren Dank für den interessanten Vortrag aus-
zusprechen.
Pforzheim. Technischer Verein. Vrs. : Gust. Jäkel,
Stadtbauassistent, Salierstraße 20. — Br.-A.: Technischer Vereiri
Pforzheim. — Wir laden hiermit unsere Mitglieder zu der am
Sonntag, 12. ds. Mts., vormittags pünktlich Q'/j Uhr, statt-
findenden Besichtigung des hiesigen Telegraphenamtes ergebenst
ein. Zusammenkunft vor dem genannten Amt in der
Luisenstraße.
Schweidnitz. Technischer Verein. Br.-A. : G. Grun-
wald, Bautechniker, Markt 8. In der letzten Generalversamm-
lung wurde der Vorstand wie folgt neu gewählt: I. Vorsitzen-
der: G. Grunwald, Bautechniker, Markt 8. II. Vorsitzender:
Max Bühler, Ingenieur. I. Schriftführer: Bernhard Garke, Bau-
lechnikcr. 11. Schriftführer: Fritz Fritzsch, Ingenieur. Kassierer:
Walther Kuschel, Bautechniker, Breslauer Straße 25. Brief-
adresse für Kassenangelegenheiten.: Walther Kuschel, Bau-
lechniker, Schweidnitz, Breslauer Straße 25.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Rudolf GoUe, Ingenieur, Pionierstraße 14. Versammlung am
Donnerstag, 16. März 1911, abends 872 Uhr, im Vereins-
lokal Restaurant „Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung:
I. Mitteilungen und Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Ver-
schiedenes.
Stralsund. Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A.:
Zimmermeister K. Große, Reiferbahn 11. Am Sonnabend,
II. März d. J., abends 8V2 Uhr, Generalversammlung im Ver-
cinslokal Rathaus-Bierkeller. Tagesordnung: 1. Verlesung des
letzten Sitzungsberichtes. 2. Bekanntmachung der Eingänge.
3. Wahl des Vorstandes. 4. Bericht der Kassenrevisoren. 5. In-
ventur der Bücherei (Ref.: Koll. Greverath). 6. Bericht über
den 6. Bezirkstag. 7. Verschiedenes. Mit Rücksicht auf die
Wichtigkeit der Tagesordnung bitten wir dringend um voll-
zähliges und pünktliches Erscheinen unserer Mitglieder. Gäste
sind willkommen.
Warzen. Technischer Verein. Br.-A. : Hugo Oeh-
ring, Ingenieur, Koenneritzpl. 19 part. — Mittwoch, 22. März,
abends 8'/, Uhr, Versammlung im Vereinslokal „Hotel zur
Post". Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Bericht über die Be-
zirksversammlung. 3. Diskussionsabende. 4. Verschiedenes.
Die nächstfolgende Versammlung findet am 5. April statt. Um
zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird gebeten.
Wiirzburg. Techniker-Verein, E. V. Die Bhtz-
ableitervorträge unseres Kollegen Herrn K. Bauführer
Gerstner werden am Dienstag den 14., 21. und 28. März in
unserem Vereinslokal fortgesetzt. Wir ersuchen dringend um
zahlreiches Erscheinen.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. B a u w i s s e n s c h a f 1 1. Verein ,,M o t i v".
Br.-A.: Baumstr. Pönisch, Dresden-A., Schützenhofstraße 11.
Mittwoch den 15. März fällt wegen des Bußtages die Vereins-
versammlung aus. Dafür Freitag den 17. März, abends 8^ 4 Uhr,
im Gewerbehaussaal Lichtbildervortrag des Herrn Oskar Beyer-
Dresden über folgendes Thema: „Im Zauberreiche Norwegischer
Fjords", mit 150 prachtvollen Lichtbildern. Damen und Gäste
sind willkommen. Sonntag den 19. März, vormittags Punkt
9 Uhr, Besichtigung der Bauten der Internationalen Hygiene-
Ausstellung Dresden 1911. Treffen am alten Haupteingang
Lennestraße. Infolge des gewaltigen Umfanges der Bauten
nimmt die Besichtigung mindestens 3 Stunden in Anspruch und
ist deshalb pünktliches Eintreffen der Teilnehmer unerläßlich.
Die in Heft 9 und 10 der D. T.-Ztg. vorgedrucken Formulare
für die Gruppeneinteilung sind noch nicht vollzählig an den
Vorsitzenden ausgefüllt eingesandt. Es wird dringend ersucht,
dies bis morgen nachzuholen. Aufgenommen wurden die
Kollegen: Baumstr. Arthur Hanns, Baumstr. Joh. Neske, Baumstr.
Joh. Kubitz und Bauingenieur Willy Manger.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am 15. März 1911, pünktlich 8'/3 Uhr
abends, in den Neustädter Gesellschaftssälen, Valentinskamp 40
bis 42, stattfindende Versammlung: 1. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 2. Protokollverlesung. 3. Geschäftliche Mitteilungen.
4. Verbandsangelegenheit. 5. Bericht evtl. Beschlußfassung über
die Stellungnahme zur Gehaltserhöhung der Diätare. 6. Ver-
sorgungskasse für staatl. Angestellte und die kommende Rcichs-
versicherungsordnung; anschließend Diskussion hierüber. Ref.:
Herr Winkler. 7. Verschiedenes. Gäste willkommen. Wegen
außerordentlicher Wichtigkeit der Punkte 5 und 6 ist das Er-
scheinen jedes Mitglieds durchaus erforderlich. Der Vorstand
für 1911 setzt sich aus folgenden Herren zusammen: F. Krum-
bügel 1. Vorsitzender; G. Heins II. Vorsitzender; O. Kröger
I.Schriftführer; F. Eggers II. Schriftführer; O. .'\pr;el I.Kassierer;
A. Ploneit II. Kassierer; W. Sattler, F. Winterfeld, C. Blötz,
H. Jürgensen Beisitzer; J. Heydorn Bücherwart.
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Heft 11
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
175
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7.-
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32 —
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8.-
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17. Export Trade, .Zeitschrift für Deutschlands Welthandel, verbunden mit Deutsche Wirtschaftszeitung
14.-
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13. Zeitschrift für das gesamte technische und gewerbliche Recht ...
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tüchtiger Hochbautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule,
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erfahren. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 672 an die
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673 für ein Baugeschäft mit Zimmereibetrieb in Saarbrücken
zum 1. April 1911 ein älterer, selbständiger Techniker, im Bureau
und auf der Baustelle durchaus erfahren. Stellung dauernd. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen und Handskizzen unter 673 an
die Zweigstelle Saarbrücken wie unter 672.
176
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 11
674 izur Bearbeitung von Schulprojekten in Swinemünde ein
junger Bautechniker, flott im Veranschlagen und Zeichnen. Ge-
halt 130 bis 150 M. Angebote unter 674 an die Zweigstelle
Stettin, z. H. des Herrn O. Borchert, Barniinstr. 16 E.
675 für ein größeres Baugeschäft in Hermsdorf (Kynast)
zum 1. April 1911 ein Bautechniker, ledig, gelernter Zimmerjr,
im Bureau und auf der Baustelle erfahren, firm im Auftragen
von Schiftungen. Gehalt ca. 130 M, Angebote unter 675 an
die Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8,
Websk\ Straße 11.
676 von einer Behörde in Gleiwitz sofort ein Hochbau-
techniker oder Architekt, flotter Zeichner, der besonders Fas-
saden in Schraffiermanier geschmackvoll darstellen kann, da für
die Ostdeutsche Ausstellung einige Fassaden und Grundrisse
ausgeführter neuer Schulbauten gezeichnet werden sollen. Monat-
liche Tagesdiäten bis 250 M. Angebote unter 676 !an die Haupt-
steile Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
678 für ein Hochbauamt in Wittstock a. d. Dosse sofort
auf etwa drei Monate zur Vertretung des Bauassistenten ein
Techniker, gewandt im Veranschlagen und mit den laufenden
Dienstgeschäften einer Kreisbauins])ektion vertraut. Gehalt
180 M. Angebote unter 678 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
679 nach Eilenburg sofort ein älterer Hochbautechniker,
mit allen vorkommenden Arbeiten vertraut, für Bureau und
Baustelle. Gehalt 150 bis 175 M. Stellung dauernd. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 679 an die Zweigstelle Halle a. S.,
z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte Promenade 25 (Stadttheater).
680 nach einem Breslauer Vorort sofort ein älterer
Zimmerei-Techniker mit Erfahrung in der Ausführung von
Holzbauten, der eine größere Kolonne von Leuten und die Mon-
tage selbständig beaufsichtigen kann. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Antrittstermin unter 680 an die Zweigstelle
Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner, Breslau 8, Webskystr.il.
681 für einige Villen- und Schulbauten in Wernigerode am
Harz ein junger Hochbautechniker, ledig, evangelisch, der im
Entwerfen, Veranschlagen, sowie in Bauleitung tüchtig und zu-
verlässig ist. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 681 an
die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann,
Kaiserstraße 103.
683 nach Meiningen sofort ein tüchtiger Bauführer für
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auf der Baustelle erfahren. Angebote unter 683 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
684 nach Strausberg sofort ein junger Bautechniker, mit
Buchführung vertraut. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
684 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
685 für einen Kasernen-Neubau in Deutsch-Eylau sofort
ein tüchtiger Bautechniker, mit Abrechnungsarbeiten für Militär-
behörden vertraut, auf etwa drei Monate. Gehalt 210 M. An-
gebote unter 685 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn
E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
686 für ein Kgl. Kanalbauamt in Bückeburg sofort ein
älterer, energischer Tiefbautechniker als Bauaufseher für meh-
rere Jahre. Angebote unter 686 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
687 für ein Baugeschäft in Schneidemühl sofort ein Hoch-
bautechniker, guter Zeichner und Statiker. Gehalt bis 160 M.
Angebote unter 687 an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des
Herrn H. Neudahl, Mittelstraße 48.
688 89 für eine städt. Behörde in Schneidemühl sofort
ein Tiefbautechniker, guter Zeichner, mit Erfahrung im Kanal-
bau, der mit Ausstellungsplänen arbeiten kann. Gehalt bis
150 M;
desgleichen ein Hochbautechniker für die Baupolizei, guter
Statiker und Zeichner, der mit der Prüfung von Baupolizeisach -n
vertraut ist. Gehalt bis 170 M. Angebote unter 688/89 an die
Zweigstelle Bromberg wie unter 687.
691 für ein Baugeschäft in Dresden sofort ein jüngerer
Bautechniker mit einiger Kenntnis in Buchführung. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 691 an die Zweigstelle Dresden,
z. H. des Herrn A. Gawehn, Dresden-A., Große Kirchgasse 2.
692 nach Mitau bei Riga in Rußland sofort ein junger
Techniker, Statiker, sicher im Aufstellen von Massenberjch-
nungen und Kostenanschlägen, der nach Angabe Bau- und
Werkzeichnungen anfertigen kann, ohne Anspruch auf künst-
lerische Tätigkeit zu machen. Gehalt ca. 100 Rubel. Zurcisc-
kosten werden gewährt. Angebote unter 692 an die Zweigstelle
Königsberg, z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königs-
eck 5.
693 für ein Baugeschäft in Hattingen ein Bautechniker mit
einiger Fertigkeit im Entwerfen, AAassen- und statischen Be-
rechnungen, zu\erlässiger und saubeicr Arbeiter. Angebote mit
Gchaltsansprüchcn unter 693 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardey-
straße 94.
694 für ein Architektur- und Ingenieurbureau in Halle a. S.
sofort ein Bautechniker mit abgeschlossener Baugewerkschul-
bildung. Anfangsgehalt 120 M. Angebote unter 694 an die
Zweigstelle Halle a. S., z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte
Promenade 25 (Stadttheater).
695 von einer Baufirma in Halle a. S. baldigst ein Bau-
techniker, Absolvent einer Baugewerkschule, für Bureau und
Baustelle. Spez. landwirtschaftliches Bauwe;en. Gehalt 150 M.
Stellung evtl. dauernd. Angebote unter 695 an die Zweigstelle
Halle a. S. wie unter 694.
697 für ein Baugeschäft in Pankow sofort ein Bautech-
niker, der sich mit 20 000 M beteiligen will, Kapital wird
durchaus sichergestellt und verzinst. Teilhaberschaft und An-
stellung dauernd, angenehm und bei guter Honorierung. An-
gebote unter 697 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
698 nach Ilmenau i. Thür, sofort ein Bautechniker, im
Entwerfen, Veranschlagen, in statischen Berechnungen, sowie
im Berechnen von Eisenbeton bewandert, der auch die Bau-
ausführungen zu überwachen hat. Stellung dauernd. Angebote
mit Gchaltsansprüchcn unter 698 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
699 für eine Wasserbaubehörde in Coblenz sofort ein junger
Tiefbautechniker. Gehalt 120 M, später mehr. Stellung von
längerer Dauer. Angebote unter 699 an die Geschäftsstelle für
Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund,
Ardeystraße 94.
701 für einen Baumeister in Selb i. Bayern sofort ein
junger Hochbautechniker für Bureau und Baustelle. Gehalt
ca. 120 M. Angebote unter 701 an die Zweigstelle Nürnberg,
z. H. des Herrn Fr. Rehle, LJntere Grasersgasse 9.
702 für die Bearbeitung von zwei Waldarbeiter-Gehöften
für je vier Familien zum 1. April 1911 ein im 2. Ausbildungs-
abschnitt stehender Regierungsbauführer oder ein tüchtiger
Hochbautechniker. Stellungsdauer sechs Monate, Tagesdiäten
6 M. Angebote unter 702 an die Zweij^stelle Königsberg, z. H.
des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
703 von einer Wasserbaubehörde in Lotzen zum 1. April
1911 ein Tiefbautechniker zur Hilfeleistung bei den laufenden
Dienstgeschäften. Gehalt bis 150 M. Angebote unter 703 an
die Zweigstelle Königsberg wie unter 702.
704 nach Liegnitz sofort ein Bautechniker für Gas-, Wasser-
und Heizungsanlagen, der bereits in einem gleichen Geschäft
tätig war. Gehalt 130 bis 150 M. Stellung dauernd. Angebote
unter 704 an die Zweigstelle Niederschlesien, z. H. des Herrn
C. Hauer, Altwasser i. Schles., Promenade.
705 für ein Kgl. Hochbauamt in Salzwedel sofort ein er-
fahrener, älterer Hochbautechniker, im Zeichnen und Ver-
anschlagen besonders gewandt. Angebote mit Gehaltsansiirüchc i
unter 705 an die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn W. Leh-
mann, Kaiserstraße 103.
706 für ein städt. Bauamt in Osnabrück sofort zur Unter-
stützung eines Architekten ein gut begabter, zeichnerisch be-
sonders gewandter jüngerer Hochbautechniker, der Praxis
nachweisen kann. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 706
an die Zweigstelle Osnabrück, z. H. des Herrn H. Schütte,
Parkstraße 45.
707 für eine städt. Behörde in Osnabrück ein jüngerer,
tüchtiger Tiefbautechniker. Angebote mit Gehaltsansj)rüclieu
unter 707 an die Zweigstelle Osnabrück wie unter 706.
708 für ein städt. Bauamt in Osnabrück sofort ein Ingenieur
oder erfahrener Techniker für die Entwurfsbearbeitung und
Hauausführung von Hafenanlagen. Ausführliche Angebote mit
Gehaltsansprüchen und Antrittstermin unter 708 an die Zweig-
stelle Osnabrück wie unter 706.
709 für ein Kgl. Wasserbauamt in Wittenberge (Bezirk
Potsdam) zum 1. April 1911 ein junger Tiefbautechniker.
Gehalt 120 M. Angeb. unter 709 an die Hauptstelie Bcrlm SW.,
Markgrafenstraße 94.
710 für ein Architekturbureau in Zoppot sofort ein jünge.er
Bautechniker, ledig, sehr flotter imd sauberer Architektur-
zeichner (Renaissance), auf zunächst drei Monate. Gehalt 180 .\\.
Angebote unter 710 an die Zweigstelle Dan/ig, z. H. des Herrn
E. Schulz, Dan/ig-Langfiihr, Hertastraße 17.
711 für ein Baugeschäft in Danzig sofort ein tüchtiger
Hochbautechniker, im Veranschlagen und Abrechnen von
Staatsbauten, wenn möglich von Garnisonbauten, erfahren. Ge-
halt bis 220 M. Angebote schnellstens unter 711 an die Zweig-
stelle Danzig w ie unter 710.
714 für eine Kgl. Behörde in Genthin zum 1. April 1911
ein tüchtiger Techniker auf zunächst acht Alonate evtl. länger.
Gehalt 140 bis 150 M. Angebote unter 714 an die Zweigstelle
Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann, Kaiserstraße 103.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 63 Markgraienstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 12 Schrmieiiung: E. Rieh. Schubert, Berlin. t8. MärzI911
Inhalt: Vor den Wahlen - Exzentrische Belastung von Stützen und Pfeilern — Allgemeines über das Abstecken der Kreisbögen im Felde und die Eisenbahnkurven im
besonderen — Standesbewegung - Briefkasten" — Mitteilungen aus dem Verbände
Vor den Wahlen
Alan weiß noch nicht genau, ja noch nicht einmal
ungefähr, wann die Wahlen stattfinden und trotzdem, wird
man sagen, wird uns schon ein Artikel: Vor den Wahlen
vorgesetzt. Der Einwand wäre so recht bezeichnend für
manche Kreise, in denen die Auffassung besteht, nur die
^Wahlen könnten eine politische Betätigung auslösen. In
diesem gelegentlichen Arbeiten für die Politik liegt eine
Gefahr, ja in der Tatsache, daß nur Wahlen die Teilnahme
aller am politischen Leben auszulösen vermögen, haben
wir eine Erklärung für so manche Urteilsunfähigkeit unserer
Staatsbürger. Die Bestrebungen, staatsbürgerliche Er-
ziehung zu verbreiten, decken sich im Ziele durchaus mit
dem, was wir als notwendig für unsere Mitglieder an-
sehen : parteipolitische Betätigung. —
Wie oft ist in den Versammlungen betont worden,
daß wir, um als Angestellte und Techniker vorwärts zu
kommen, einen Druck auf Parteien, Abgeordnete und
damit auf die gesetzgebenden Körperschaften ausüben
sollen. Wer kann das aber, außer dem, der mitten drinnen
steht, im politischen Leben. Der gelegentlichen Bittsteller
und Unzufriedenen gibt es genug, das, was den Bitten
Nachdruck verleiht, ist der Hinweis, daß man innerhalb
der Partei, im öffentlichen Leben auch schon einmal etwas
für andere getan hat,
Als wir vor kurzem uns zusammenfanden, um über
das Technikerrecht uns öffentlich zu beklagen, da nannten
wir die Adresse des Protestes: Reichstag und Regierung.
Da hörten wir auch von dem und jenem Abgeordneten,
daß alles getan worden sei und daß man noch mehr tun
wolle! Kritik zu üben waren eigentlich nur die berech-
tigt, die sich in der vergangenen Zeit eingesetzt hatten,
auf politischem Wege etwas zu erreichen. Nur wer ge-
wählt hatte, wer sich um die politische Lage gekümmert
hatte, nur der konnte urteilen und Rechenschaft fordern.
Man sieht hieraus, daß man vom Staatsbürger nicht nur
verlangen muß, daß er seine Stimme abgibt, sondern auch,
daß er die Arbeiten seiner Abgeordneten durch seine
Parteiorganisation überwachen läßt.
Nach solchen Gedankengängen ist es natürlich, wenn
die Frage nach der Partei aufgeworfen wird, der man sich
anschließen soll. Von einem Zwang, sich einer be-
stimmten Partei anzuschließen, kann keine Rede sein,
auch nicht davon, daß die Berufsorganisation die Partei
namhaft macht, deren Kandidaten zu wählen sind.
Uns schützt davor der Teil unseres Programms, der von
der parteipolitischen Neutralität handelt. Einer unserer
leitenden Beamten sollte vor kurzem hiergegen verstoßen
haben. Es war eine große Versammlung von Technikern,
in der ein "Diskussionsredner „von einer Partei sprach,
die die Interessen der Angestellten vertreten wolle". Das
hatte der Pressebericht dem Referenten in den Mund
gelegt und aus der „einen Partei" die Sozialdemokratie
gemacht. In diesem Falle ist es jedoch erwiesen, daß
die Partei nicht gemeint sein konnte, weil der Redner
öffentlich für eine aiidere Partei tätig ist. Bezeichnend
war aber, daß diese Notiz den Rundgang durch alle
Zeitungen machte, durch die große Reihe der Zeitungen
auch, die sonst über unsere Versammlungen nie berichten.
Das ist auffälhg. Angenommen, der Redner hätte den
Ausspruch getan, dann bangen die anderen Parteien um
den Verlust der Stimmen der Angestellten. Daraus kann
man schließen, wie wertvoll unsere Stimmen den Parteien
sind, und das müssen wir benutzen.
Es wird sich ja jetzt vor den Wahlen zeigen, daß
jede Partei für uns tätig sein will — in Zukunft! Es
wird nicht leicht sein, zwischen den Sirenentönen hindurch-
zusteuern zu der Partei, die das Vertrauen verdient. Eine
Partei für uns alle kann es nicht geben, denn wir sind
zu klein und unser Stand hat zu viele Individualitäten, die
sich nicht in die Schablone einer Partei zwingen lassen.
Darum sind die Berichte über jenes Vorkommnis in der
Berliner Versammlung Faselei, denn, wer mit unserem
Programm vertraut ist, der muß wissen, daß parteipoli-
tische Neutralität die Grundlage unserer Organisation bildet.
Diese Neutralität läßt es zu, Vertreter aller Parteie.'-»
zu uns zu bitten, es ermöglicht diese Stellung die Be-
tätigung unserer Mitglieder in allen Parteien. Das ist
eine Waffe, die, richtig benutzt, gute Dienste tun kann.
Die Zeit vor den Wahlen sollte darum alle Mitglieder
wachrufen, das Parteileben zu prüfen und sich dann der
Partei anzuschließen, die dem Temperament und der
Weltanschauung des einzelnen am besten entspricht. Die
Scheuklappen, die uns eine gewisse Presse, die sonst
nichts für uns übrig hat, nun aber plötzlich uns behüten
zu wissen glaubte, anhängen will, brauchen wir nicht.
Unter solchen Gesichtspunkten arbeiten auch die
Führer der Organisation, Sie sollen nicht ihre Tätigkeit
als Beamte der Organisation mit ihrer parteipolitischen
verquicken. Wenn sie das aber trennen, dann muß die
Organisation neutral genug sein, ihnen für ihre partei-
politische Betätigung ebenso wenig Vorschriften zu machen,
wie die Führer gewillt sind, die Organisation ins Schlepp-
tau einer Partei zu bringen.
Die Zeit vor den Wahlen wird uns deshalb auch
in unserer Berufsorganisation fördern, denn sie erhält Wir-
kung und Bedeutung erst durch unsere politische Tätig-
keit. Aber auch nach den Wahlen soll man uns
auch noch rege an der Erfüllung unserer staatsbürgerlichen
Pflichten finden und s o muß es besser werden.
178
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 12
Exzentrische Belastung von Stützen und Pfeilern
Von Dipl.-Ing. ARTUR LEIPOLD, Berlin.
Bei der Berechnung der Normalspannungen für Stützen
und Pfeiler hat man es in der Regel mit symmetrischen
Querschnitten zu tun, bei denen sich ohne besondere
Schwierigkeiten die Hauptachsen bestimmen lassen. -Die
Symmetrieachse ist eine der beiden Hauptachsen, die
andere steht auf dieser im Schwerpunkt der Querschnitts'-
fläche senkrecht; besitzt der Querschnitt zwei aufeinander
senkrecht stehende Symmetrieachsen, so sind diese ohne
weiteres die beiden Hauptachsen. Für die Verteilung der
inneren Spannungen ist die Lage der Angriffspunkte der
äußeren Kräfte von Bedeutung; diese werden beispiels-
weise festgelegt bei gleichmäßig über den Querschnitt
verteilten Lasten — wie Aufmauerungen — durch den
Schwerpunkt der Last und bei Einzellasten — wie auf-
gelagerte und angeschlossene Träger — durch den Mittel-
punkt der Auflagerfläche oder die Nietachse der Anschluß-
niete. Die folgenden Untersuchungen seien unter der
Voraussetzung durchgeführt, daß symmetrische Quer-
schnitte vorliegen und die Lastenrichtung parallel der
Stützen- oder Pfeilerachse ist, also nur senkrechte Lasten
bei senkrechten Stützen oder Pfeilern in Betracht kommen.
Man hat dabei drei Hauptbelastungsfälle zu unterscheiden:
1. Zentrische Belastung, bei welcher die äußeren Kräfte
oder die Resultante sämtlicher äußeren Kräfte im
Flächenschwerpunkt angreift.
2. Exzentrische Belastung, bei welcher die äußere Kraft
oder die Resultante sämtlicher äußeren Kräfte in
einem Punkte der Symmetrieachse angreift, der von
dem Schwerpunkt die Entfernung e haben möge.
3. Unsymmetrische Belastung, bei welcher die äußere
Kraft oder die Resultante sämtlicher äußeren Kräfte'
in einem Punkte des Querschnitts angreift, welcher
von der X-Achse die Entfernung y und von der
Y-Achse die Entfernung x haben möge.
Zentrische Belastung.
Hat die äußere Kraft die Größe P und der Querschnitt
den Flächeninhalt F, so ist die innere Spannung bei
gleichmäßiger Verteilung über den gesamten Querschnitt
P
a = , wobei das Vorzeichen von a dem Vorzeichen
r
von P entspricht, also Druckbeanspruchung bei einem
Druck P und umgekehrt. ^
Exzentrische Belastung.
Für die in den Abbildungen 1 und 2 dargestellten
Querschnitte möge S der Schwerpunkt, die X-Achsc die
Symmetrieachse und eine Hauptachse und die Y-Achse
die zweite Hauptachse sein. Die Entfernungen der äußer-
sten Flächenteilchen von der Y-Achse seien / und r. In
Abb. 3 ist ein Schnitt in der Ebene der Symmetrieachse
durch den Pfeiler dargestellt; der Angriffspunkt A der
äußeren Last P liegt in der Entfernung e vom Schwer-
punkt. Ohne das Gleichgewicht zu stören, kann man im
Schwerpunkte S zwei Kräfte P von entgegcngesefzler f^ich^
tung anbringen. Die drei Kräfte, welche nunmehr auf
den Querschnitt einwirken, kann man zusammensetzen zu
einer im Schwerpunkt angreifenden Einzellast P und
einem linksdrehenden Kräftepaar mit dem Momente P e.
Die im Schwerpunkt angreifende Kraft P beansprucht den
Querschnitt gleichmäßig auf Druck, und das Kräftepaar
wird eine Biegungsspannung hervorrufen, die links vom
Schwerpunkt, also in der belasteten Querschnittshälfte,
Druck und rechts von S Zug erzeugt. Gibt man der Druck-
spannung das negative Vorzeichen, der Zugspannung das
positive, und bezeichnet man mit J das Trägheitsmoment
X-
y
Abb. 2
Abb. 1
des Querschnitts, bezogen auf die Y-Achse, so beträgt
die Spannung eines Querschnittsteilchens in der Ent-
fernung X von der Y-Achse
infolge der Schwerpunktslast =
und infolge des Biegungsmomentes a, =
bezw. c,
P
F
T
J
und
je nachdem das Flächenteilchen links oder rechts (auf
der belasteten oder unbelasteten Querschnittshälfte), von
der Y-Achse aus gemessen, liegt.
Diese beiden Spannungen setzen sich nach der Span-
nungsfigur in Abb. 4 zusammen, und es entstehen die
Randspannungen
°' ~ F } ^ ~ F W/
P , M P , M
° - F + T ' ^ 7*^ ^ w7
Die Entfernung z des Nullpunktes, d. h. desjenigen
Punktes im Querschnitt, bei dem die Spannung = 0 ist,
in der Spannungsfigur ergibt sich aus der Bedingung
_ M ^ ^ P^J ^ P J ^ J_
F " J ^ ^" ^ F M F P e ~ F e
Es ist aus dieser Formel ersichtlich, daß die Lage
des Nullpunktes nicht von der Größe, sondern nur von
der Lage der Last P abhängig ist.
Ist e = 0, greift also die Last im Schwerpunkt an,
F 0
grcnzungslinien der Spannungsfigur liegt im Unendlichen,
so ist z
= 00 , d. Ii. der Schnittpunkt der Be-
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
17Q
sie sind also parallel. In diesem Falle entsteht die Span-
nungsfigur Abb. 5, wie sie ja auch der Formel für zen-
p
irische Belastung a = entspricht. Rückt der Angriffs-
r
punkt vom Schwerpunkte um ein kleines Stück e fort,
so ist von der Spannungsfigur Abb. 5 das Spannungs-
diagramm des Momentes P e in Abzug zu bringen, und
es wird zunächst Abb. 6 entstehen, bei welcher beide
Kantenpressungen gleiche Vorzeichen haben. Wird e noch
größer, so entsteht schließlich eine Spannungsfigur nach
Abb. 4, bei welcher die Kantenpressungen entgegengesetzte
Vorzeichen haben. Es muß also dazwischen eine Last-
stellung geben, bei welcher eine Kantenpressung = 0 sein
wird nach Abb. 7. Für diese Laststellung muß also z= r
sein und es ergibt sich für die entsprechenden Lasten-
fernung k; die Gleichung
J
r =
Fk,
J
F r
Die entsprechende Laststellung für den Fall, daß die
Last auf der anderen Seite der X-Achse liegt, ist nach
Abb. 8
kr =
Die beiden Punkte K^ und K, auf der Symmetrie-Achse
des Querschnitts, welche 'durch die Entfernungen k; und kr
festgelegt und nur von der Querschnittsgröße abhängig
sind, bezeichnet man als die Kernpunkte der Sym-
metrieachse des Querschnitts. Sie bezeichnen die äußersten
Laststellungen für P, wodurch auf dem ganzen Querschnitt
gleichnamige Beanspruchung, also bei einem Drucke R
reine Druckbeanspruchung und bei einem Zuge P reine
Zugbeanspruchung, entsteht. Ist die Entfernung e der
Last P vom Schwerpunkt S größer als k, oder kr, so rückt
der Nullpunkt der Spannungsfigur in den Querschnitt
hinein, und es entstehen gleichzeitig Zug- und Druck-
spannungen. Soll also das Material des Pfeilers nur auf
Druck beansprucht werden, so müssen die Angriffspunkte
sämtlicher Lasten innerhalb der Kernpunkte liegen. Für
den rechteckigen Querschnitt mit den Abmessungen b
b h " h
und h nach Abb. 9, ist beispielsweise k^ = kr = ^ . . = ~-
6 bh 6
und die Strecke Ki Kr oder die Kernweite des Querschnitts
Ii h
ist gleich 2 • — = demnach darf ein rechteckiger Quer-
schnitt, welcher keine Zugspannungen aufnehmen soll, nur
im mittleren Drittel belastet werden.
Aus dieser Erkenntnis ergeben sich folgende Regeln
für die Untersuchung eines Mauerquerschnitts, auf wel-
chem in der Symmetrieachse mehrere äußere Lasten A,
B, C und D nach Abb. 10 einwirken. Diese Lasten
mögen sich zusammensetzen aus Anteilen infolge Eigen-
gewicht und Nutzlast. Es ist daher zu entscheiden, ob
bei allen Lasten die Nutzlastenanteile zu berücksichtigen
sind, wenn die ungünstigste Kantenpressung ermittelt
werden soll. Von den Lasten, welche innerhalb der Kern-
weite angreifen — liier also B und C — ist nachgewiesen
worden, daß sie den ganzen Querschnitt auf Druck be-
anspruchen; sie sind daher auf jeden Fall mit voller
Nutzlast in die Rechnung einzuführen. Die Lasten auf
der Strecke links von Ki ergeben für die Mauerkante L eine
Druckbeanspruchung und in R eine Zugbeanspruchung;
umgekehrt geben die Lasten rechts von Kr in L eine
Zugbeanspruchung und in R eine Druckbeanspruchung.
y :
iillilii.illlllllllllIInT
1
1
lllllllUiiiiiill
iiiiiiii
1
1 j
Abb.
3 und 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
iWill man also die größte Druckbeanspruchung in L er-
halten, so hat man nach Abb. 11 die Lasten auf der
Strecke L Kr mit ihren Größtwerten einzuführen (Eigen-
gewicht + Nutzlast), da sie Druck in L hervorrufen, und
die Lasten auf der Strecke Kr R mit ihrem kleinsten Werte,
also nur mit dem Eigengewichtsanteil, da sie die Fuge L
entlasten. Für die größte Kantenpressung in R gilt das
in Abb. 12 angegebene Belastungsschema. In diesem
Falle könnte übrigens die Last B unberücksichtigt bleiben,
da sie in R die Spannung 0 hervorruft.
Diese Betrachtungen werden am besten aus den Ein-
flußlinien für die Kantenpressungen abgelesen. Trägt man
nämlich (Abb. 13 und 13 a) unter jeder Laststellung als
Ordinate von einer Horizontalen den Beitrag auf, welchen
eine in dem betreffenden Punkte stehende Last von 1 kg
zu der gesuchten Kantenpressung liefert, so erhält man
180
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 12
in der Verbindungslinie der Endpunkte dieser Ordinaten
die Einflußlinie für die Kantenpressung. Die Formel für
die Kantenpressung in L lautet bei P = 1 kg
1 /'W,
+ e
I
(kr + e)
_ 1 1 e _
°" ~ ~ F ~" "w7 ~ ■ Wi\ F ' 7 ~ Wz
wenn man die Abstände e von S nach links als positiv
und von S nach rechts als negativ bezeichnet. Steht die
Last über dem Schwerpunkt, so ist e = 0 und die Ordinate
der Einflußlinie
1_ 1 W; _ 1
Abb. 9
—6^
Abb. 10
_Li_
' I I
C '
Abb. 11
-L-i_
I ' I
C ' D
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 13 a
— kr, und es ergibt
0.
Für eine Laststellung in Kr ist e =
sich die Ordinate der Einflußlinie zu
= - -^(kr - kr)
Es sind also bisher zwei Ordinaten der Einflußlinie
gegeben, die Ordinate unter S mit c, = — -^und diejenige
r
unter Kr mit Oo = 0. Aus der Gleichung a. = — (ky — e)
ist ersichtlich, daß die Spannungen direkt proportional
den Abständen kr + e der Lasten vom Kernpunkt Kr sind,
d. h. die Ordinaten der Einflußlinie verhalten sich wie
die Abstände von Kr, dem Nullpunkte. Damit ist be-
wiesen, daß die Ordinaten gradlinig wachsen, und daß
die Einflußlinie durch die Verbindungslinie des Ordinaten-
endpunkts I von mit dem Punkte II eindeutig bestimmt
ist. Auf der Strecke L II sind die Ordinaten dieser Ein-
flußlinie negativ, liefern also Druckspannungen in L; auf
der Strecke II R feind sie positiv und geben Zugspannungen
in L. Entsprechend wird die Einflußlinie für die Kanten-
pressung Or (Abb. 13 b) aus der Ordinate — — —
und dem Nullpunkte III konstruiert. Aus dieser Einfluß-
linie ergibt sich beispielsweise bei der Belastung nach
Abb. 10 die Kantenpressung
G.^ = + • 0.1 Cg-f p ■ Oc — Dg 4-,, ■ 3d.
Die Last B bleibt, wie schon vorher bemerkt, un-
berücksichtigt, weil ihre Ordinate den Wert 0 hat. Zur
genauen Aufzeichnung der Einflußlinie empfiehlt es sich,
statt der Ordinate die größten Ordinaten zu be-
stimmen, also
c/ = ^ (kr + l) und o, = — (k; — r).
W,
Wr
Derselbe Berechnungsgang ergibt sich für den Fall,
daß die Lasten nicht in der Symmetrieachse (X-Achse)
des Querschnitts, sondern in der Y-Achse angreifen. Auch
hier kann man aus der Lage der Kernpunkte auf der
Y-Achse die Belastungsscheiden festlegen. Die Kern-
Abb. 14
Abb.
14 n
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
181
weiten k und werden in diesem Falle gleich groß sein,
da die Widerstandsmomente für die äußersten Punkte
des Querschnitts gleich groß sind.
Bisher ist der Fall berücksichtigt worden, daß aus-
schließlich auf einer der beiden Hauptachsen Lasten an-
greifen. Liegen aber die Angriffspunkte der Lasten auf
beiden Hauptachsen, Bo hat man es 'mit doppeltexzentrischer
Belastung zu tun, auf welche sinngemäß dieselben Formeln
wie bei einfacher Exzentrizität Anwendung finden. Ist bei-
spielsweise ein Querschnitt nach Abb. 14 in den Punkten A
bis G belastet, so hat man zunächst aus den Kräften A, B,
C und D die Spannungsfigur 14 a und dann aus den
Kräften E, F und Q das Spannungsdiagramm 14 b zu
konstruieren. Die endgültige Spannung in einem Flächen-
teilchen f würde sich dann als die Summe der Einzel-
spannungen a, und Qj ergeben, welche durch ausschließliche
Belastung der X- und der Y-Achse hervorgerufen werden.
Für die Ermittlung der ungünstigsten Kantenpressung ist
folgendes zu beachten. Bei ausschließlicher Belastung der
X-Achse ist die Spannung in den Punkten I und II gleich
groß; durch die Belastung der Y-Achse wird aber die
Spannung in II bezw. II' größer sein als im Punkte I;
daher ist auf jeden Fall die Gesamtspannung ffn größer
als Gl. Ebenso läßt sich nachweisen, daß die Spannung
im Punkte IV größer ist als in V. Die Spannung in der
einspringenden Ecke III ist bei Belastung der Y-Achse
ebenso groß wie in II und bei Belastung der X-Achse
kleiner als II; desgleichen ist die Spannung in III bei
Belastung der X-Achse ebenso groß wie in IV, bei Be-
lastung der Y-Achse aber kleiner als IV. Es hat sich'
also ergeben on > oi und an > am, ebenso
oiv > ov und aiv > oni-
Für die Berechnung der ungünstigsten Spannungen
kommen also nur die ausspringenden Ecken des Quer-
schnitts in Betracht; im vorliegenden Falle wären die
Spannungen in den Punkten II und IV zu vergleichen.
Dieser Gang der Berechnung kommt aber nur dann in
Frage, wenn es sich ausschließlich um ständige Belastung
handelt. Wird aber die Größe der Einzellasten durch
Nutzlast beeinflußt, so ist in Betracht zu ziehen, daß zur
Ermittlung der größten Kantenpressungen nur ein Teil
der Einzellasten mit ihren Maximalwerten einzusetzen ist.
Auf diesen Fall soll im folgenden Teil eingegangen werden,
da die doppelt exzentrische Belastung einen Sonderfall
des dort behandelten Belastungsfalles darstellt.
(Schluß folgt)
Allgemeines über das Abstecken der Kreisbögen im Felde und die
Eisenbahnkurven im besonderen
Von Kreisbauführer OPPENKOWSKI, Elbing. M.-Nr. 53 665.
(Schluß.)
B. Berechnung und Absteckung der Tangentenlängen und
der Bogenliauptpunkte.
Die praktische Ausführung der nun folgenden Ab-
steckungsarbeiten wird wesentlich erleichtert durch die Be-
nutzung von Kurventabellen.
Man hat dabei nach erfolgter Winkelmessung für die
einzelnen Längenbestimmungen nur immer gewisse, aus
der Tabelle ersichtliche Werte mit dem Krümmungshalb-
messer zu multiplizieren. An Hand des in Abb. 3 ge-
wählten Beispiels will ich die Formeln ableiten, nach denen
die Anwendung dieser Tabellenwerte erfolgt, und dabei
gleichzeitig die Benutzung einer Kurventabelle zu er-
klären versuchen.
1. Die Tangenten (= t)
Für das Dreieck AO B ist nach den Regeln der
Trigonometrie :
ig ^ = ^-5 oder — , folglich ist
t
1)
Wir finden also die Tangentenlänge A, wenn wir
den Krümmungshalbmesser r — in unserem Falle =
150 m — mit
tg ^ multiplizieren.
Da uns der a bekannt ist, würden wir aus jeder
^»Tabelle der trigonom. Funktionen" auch die Tangensfunktion
für den halben a ermitteln können.
Die mehrfach erwähnten Kurventabellen erleichtern
uns diese Arbeit, da sie für alle vorkommenden Winkel-
größen alle zur Kurvenabsteckung erforderlichen trigono-
metrischen Werte in übersichtlicher Weise enthalten.
Auf Seite 100 der Tabelle / der ,,S a r r a z i n und
O b e r b e c k sehen K u r v e n t a b e 1 1 e" finden wir u. a.,
was auszugsweise folgt:
a — 97 Grad. Tabelle 1.
1
2
3
4
5
6
Ilten
Tangente
AB
Scheitel-
abstand
BD
Abszisse AE
halbe Sehne
AF
Ordinate ED
Pfeilhöhe
DF
Bogen-
länge
ADC
Min
sec^ -1
a
sin-
1
l-cos^
Tc ■ a
Tsö
10
1,13361
0,51165
- 0,74992
0,33847
1,69588
12
1,13428
0,51215
0,75011
0,33869
1,69646
usw.
Da für unsern Winkel a ---
97^ 10' 50" die Werte
tg — (Spalte 2) usw. nicht unmittelbar zu entnehmen
sind, müssen sie durch interpolieren bestimmt werden.
Es ist: . . . tg ^für 97'^ 10'
Die Differenz d zwischen den Werten
a
1,13361
tg ^ für a
97M0' und« -970 12', also
für 2' oder 120" ^ 0,00067;
mithin beträgt die zu obigem Werte noch
hinzuzuziehende Differenz
182
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 12
d für 50''
50
12Ö
0,00067
28
also tg ^für 97^ 10' 50"
1,13389
Mithin ist:
Tangente AB = 150 • 1,13389 = 170,08 m.
Um die Punkte B A und B E in der Oertlichkeit zu
finden, haben wir also nur vom Winkelpunkte aus in
beiden Achsenrichtungen 170,08 m abzumessen.
l. Die Koordinaten für den Bogen mittelpunkt-
a) Die Abszisse.
Die Abszisse A E ist gleich der halben Sehnen
länge A F. Betrachten wir daher das Dreieck A F O
diesem ist:
a AF
2
In
sin
AF
AO
AO
und
a
s.n 2
Da wir nach obigem für A F = A E setzen können,
und ferner AO -= r ist, so finden wir:
2) AE=v-sinl
Den Wert sin ^ haben wir schon bei der „W i n k e I -
m e s s u n g" (s. daselbst) zu 0, 750 ermittelt.
Wir finden denselben Wert außerdem auch durch Inter-
polation (wie oben) aus der 4. Spalte obiger Tabelle.
b) Die Ordinate.
Die Ordinate ED ist gleich der Pfeilhöhe DE des
Bogens. D E ist aber gleich OD — O E. Die Strecke O D
ist uns als Radius des Kreisbogens bekannt.
Um OE zu finden, gehen wir wieder in das Drei-
eck AEO.
In diesem ist:
a OF
setzen wir statt A O wieder x, dann ist weiter
a OF .
— und
T
a
2
In die oben aufgestellte Gleichung
DF = OD — OF
setzen wir jetzt die für 0 D und 0 F ermittelten ander-
weiten Werte ein, und erhalten
a
cos
2
OE
cos
DF
cos 2 oder
3) DE .{l^cos'^
Die 5. Spalte obiger Tabelle 1 enthält die Werte. Wir
ermitteln daraus für unsere Winkel a durch Interpolation
den Wert 0,33856.
Nach Gleichung 3 ist somit:
Ordinate f D == DF = 150 0,33856
-= 50,78 m.
Mit Hilfe der so ermittelten Abszissen- und Ordinatcn-
maße läßt sich der Bogenmittelpunkt D von beiden Tan-
genten aus abstecken, wobei beide Absteckungen natür-
lich denselben Punkt ergeben müssen.
3. Der Scheitelabstand BD.
Eine weitere Kontrolle für den Bogenmittelpunkt ge-
winnt man durch Berechnung und Absteckung des Scheitel-
abstandes B D.
Es ist nach Abb. 3:
BD = BO ~ r.
Für das Dreieck ABO ist ferner
g BO
2~T
sec
und
BO
Daraus folgt;
BD
= r
sec
sec
a
2 "
oder
4)
BD
[sec I ~ /)
Den Wert für diesen Klammerausdruck entnehmen wir
der 3. Spalte der Tabelle I und erhalten für a ^ 97'^ 10'
50" - 0,51186.
Daher
Scheitelabstand ßZ) = 150 • 0,51 186
76,78 m.
So umständlich diese ganzen Rechnungen infolge der
beigefügten Formelableitungen erscheinen mögen, so über-
aus einfach ist jedoch ihre praktische Ausführung. Bei
einiger Uebung in der Interpolationsrechnung lassen sich
die gesuchten Funktionswerte aus der Tabelle sehr schnell
ermitteln, und die einfache Multiplikation derselben mit
dem Krümmungshalbmesser x ergibt die gesuchten
Längenmaße.
C. Die Absteckung der Bogenzwischenpunkte
und Berechnung der Bogenlänge.
Nachdem die Hauptpunkte des Bogens (B A, B E
und B M) abgesteckt und durch Pfähle markiert sind, er-
folgt die Bestimmung der Bogenzwischenpunkte. Ihre
Absteckung erfolgt durch Ordinalen von den Tan-
genten aus ; dabei wird der Abszissenanfangs-
punkt in die Tangentenpunkte A und C gelegt,
(s. Abb. 3).
Für jeden beliebigen Bogenpunkt berechnet sich die
zur Abszisse x gehörige Ordinate y nach der Formel:
5)
Tabelle 2.
Diese Tabelle, aus der
nebenstehend die Ordinaten
für den Radius ^-^ 1 50 m aus-
zugsweise angegeben sind, ge-
staltet die weitere Kurven-
absteckung zu einer äußerst
einfachen.
Auf beiden Tangenten, und .
zwar wie vorher schon er-
wähnt von den Punkten k und
C aus, sind in unserm Falle die
Abszissen 1 0, 20, 30 m usw. ab-
zumessen und die entsprechen-
den Ordinaten von 0,334 —
1,34 — 3,03 m usw. recht-
winklig abzustecken.
Die so festgestellten Punkte
bezeichnen den genauen Ver-
lauf des Kreisbogens luid sind
als solche ebenfalls durch kleine
Pfählchen zu bezeichnen.
Berechnen wir danach beispielsweise für unseren
Radius von 150 m die Ordinate für die Abszisse 50,0
so ist:
Abszissen
Ordinaten bei einem
Radius von
150
160 m
usw.
10
0,334
20
1,34
30
3,03
40
5,43
50
8,58
~60
12,52
70
~80
17,34
23,11
90
30,00
100
38,20
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
183
y = 150
= 150
— l/l502
50^
20000
= 150 — 141,42
y = 8,58 m.
Es wäre nun viel zu umständlich und zeitraubend,
wollte man erst bei der Kurvenabsteckung die Ordinalen
für sämtliche BogenzMdschenpunkte in der angegebenen
iy('eise berechnen.
Die Tabelle II der „Sarrazin und Oberbeckschen
Kurventabelle" enthält deshalb auch bereits die Ordinaten-
längen für alle vorkommenden Radien und für Abszissen,
die um gleiche Längen fortschreiten.
2. Berechnung der Bogenlänge.
Die Länge eines Kreisbogens läßt sich örtlich nur
Menig genau messen. Will man die zur Stationie-
rung erforderliche Längenmessung der Achse
recht genau ausführen, so berechnet man die Länge des
Kreisbogens und reduziert die gemessene Länge desselben
auf das berechnete Maß.
Die Länge eines Kreisbogenstückes ist abhängig von
dem Halbmesser r und dem Centriewinkel a (s. Abb. 3).
Man erhält die Bogenlänge, wenn man den ganzen Kreis-
umfang (= 2 • r ■ Tc) mit dem Centriewinkel a multi-
pliziert, und das Produkt durch die Summe aller Centrie-
winkel im Kreise (= 360°) dividiert. Also
2 ■ X % al^
Bogenlänge A D C = ^rzr^^ oder
6)
ADC=x
360«
Den Wert für
entnehmen wir der 6. Spalte
180«
der Tabelle 1.
Für unseren Winkel a = 97" 10' 50" erhalten wir dafür
durch Interpolation = 1,69612.
Deshalb
Bogenlänge ADC = 150 1,69612 = 254,42 m.
Auf dieses Maß ist, wie schon gesagt, die gemessene
Kurvenlänge zu reduzieren.
Danach kann jetzt die Stationierung der Achse, alle
50 oder 100 m, ausgeführt werden.
III. Absteckung einer Kurve unter Benutzung von
Hilfstangenten.
Kreisbögen mit großen Krümmungshalbmessern haben
entsprechend große Längen. Bei Absteckung solcher
Kreisbögen von den Haupttangenten A B und C B aus
(s. Abb. 4) werden die Ordinalen zuweilen so beträchtlich
lang, daß die Genauigkeit darunter leidet, denn außer
der Fehlerquelle, welche die Messung der langen Ordinate
bietet, würde auch ein geringer Fehler bei der Absteckung
des rechten Winkels eine erheblich falsche Lage der
Bogenpunkte ergeben.
In solchen Fällen werden deshalb zur Absteckung der
Kurven die Hilfstangenten benutzt.
Zunächst sind auch hier, genau wie im vorigen Bei-
spiele nach erfolgter Winkelmessung die beiden Punkte B A
und B E, in vorher beschriebener Weise zu bestimmen.
Wie Abb. 4 zeigt, legt man dann ferner durch den
Scheitelpunkt D des Bogens eine Hilfstangente, zu deren
Absteckung die Punkte G und H in den Haupttangenten
festgelegt werden müssen.
In der Mitte der Linie G H liegt der Scheitelpunkt D.
Gestatten es die Geländeverhältnisse, so wird man
Punkt D außerdem noch, wie oben beschrieben, durch
die Koordinaten von den beiden Haupttangenten aus be-
stimmen, wodurch man eine nicht zu unterschätzende Kon-
tjx)lle für diesen Punkt erhält.
Die Strecken AG, G D, DH und HC sind einandei
gleich lang; jede derselben wird mit ti bezeichnet.
Die Verbindungslinien G O und H O halbieren dit
a
Winkel
2'
Es ist deshalb:
7)
— tg— und
r ^4
ti=^tg^^
Den Wert für tg^ erhält man, wenn man den Winket
OL halbiert und hierfür den entsprechenden Wert tg —
aus Spalte 2 obiger Tabelle 1 entnimmt.
Angenommen, a sei 97" 10' 50", so hätten wir in der
Tabelle die Hälfte dieses Winkels also 45" 35' 25'' auf-
zuschlagen und dafür den Tangenswert aus Spalte 2
zu entnehmen, wofür wir in diesem Falle 0,45 142 erhielten.
Mithin wäre bei einem Radius von 150 m
4 = 150 0,45 142
= 67,71 m.
(Man erhält den Wert tg^ also nicht, wenn man den
Werttg^ des ganzen Winkels a halbiert (dies würde
1 13 389
sein — 2 = 0,56695), denn die Tangensfunktionen
wachsen nicht in demselben Verhältnis wie die Winkel.)
Für die Absteckung der Bogenzwischenpunkte wird
außer den Punkten A und C auch der Scheitelpunkt D
als Abszissenanfangspunkt, letzterer in der Richtung nach
G und nach H hin, betrachtet.
Bei ganz großen Radien können erforderlichenfalls
in entsprechender Weise noch weitere Hilfstangenten ein-
gelegt werden.
Zur Berechnung der nächstfolgenden untergeordneten
Hilfstangentenlänge wäre der Winkel a durch 4 zu divi-
dieren, h i e r f ü r der Wert tg ^ aus Spalte 2 der Tabelle 1
zu entnehmen und mit dem Krümmungshalbmesser zu
multiplizieren.
184
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 12
IV. Absteckung einer Kurve zwischen zwei Achsen,
deren Schnittpunkt unzugänglich ist.
Nicht gar so selten wird es vorkommen, daß der
Schnittpunkt der durch eine Kurve zu verbindenden Achsen
infolge örtUcher Hindernisse (Fluß, Sumpf, Gebäude usw.)
unzugänghch ist.
Wie in solchem Falle die Tangenten berechnet und
abgesteckt werden, soll nachstehendes Beispiel zeigen.
Angenommen wird, daß der Winkelpunkt B
in einen Fluß fällt und daher örtlich nicht bestimmt
werden kann.
Nachdem beide Achsenrichtungen bis zum Flußufer
abgesteckt sind, werden, wie Abb. 5 zeigt, auf dieser.
Achsen an geeigneter Stelle die Punkte L und M beliebig
angenommen und ihre Entfernung voneinander genau ge-
messen. Letztere soll in unserem Falle 45,75 m betragen.
Mit Hilfe von Winkelmeßinstrumenten oder durch
oben beschriebene Hilfskonstruktion wird sodann die
Größe der Winkel ß und 8 bestimmt.
Es soll in unserem Falle betragen:
^ ß = 36« 58'
4c S = 56'
Der Winkel y ist dann = 180'' — (36« 58' + 45'^ 56')
== 970 6'.
Nach den Regeln der Trigonometrie und zwar mit
Hilfe des „S i n u s s a t z e s" erfolgt hiernach die B e r e c h -
nungder Dreieckseiten BL und B M.
Der „S i n u s s a t z" lautet :
„In jedem Dreiecke verhalten sich die
Seiten zueinander wie die Sinusse der
gegenüber liegenden Winkel."
Für das Dreieck LBM gilt deshalb folgende Pro-
portion :
LB : sin 6 = LM : sin -j-, dann ist
- „ LM ■ sin (5
L D = :
sm Y
Werden in diese Gleichung die bekannten Werte ein-
gesetzt, so erhalten wir:
LB — 45,76 • sin 45« 56'
~~ sin 97» 6'
Wird dies logarithmisch gelöst, so ergibt sich :
lg L B = lg 45,76 + lg sin 45« 56' — lg sin 97« 6'
Ig 45,76 = 1,66 049
lg sin 450 6' = 9,85 645 +
11,51 694
lg sin 970 6' = 9,99 664
numlg "1,^2030 = 33,14 m LB.
Die Dreieckseite BM wird in derselben Weise wie
folgt ermittelt:
BM : sin ß LM : sin y
„ , . LM • sin ß 45,76 ■ sin 36" 58'
Zj/W = -. = ;
sm y sm 97" 6'
Ig BM = lg 45,76 H- lg sin 36» 58'— lg sin 97» 6'
lg 45,76 = 1,66 049 +
lg sin 360 58'= 9,77 913
11,43 962
lg sin 970 6' = 9,99 664
numlg 1,44 298 = 27,73 MB.
Die Berechnung der Tangentenlängen AB
und C B kann wieder wie oben im 3. Beispiel erfolgen.
Den Winkel a können wir als Supplementwinkel zu
dem uns bekannten Winkel 'Jnd zwar durch Abzug
des letzteren von 180" berechnen.
Diese Rechnung soll hier nicht nochmals ausgeführt
werden, da sie nichts neues bietet.
Stehen die Tangentenlängen fest, so finden
wir nun:
Die Strecke 'A L durch Subtraktion der oben berech-
neten Dreieckseite LB von der Tangente AB; und die
Strecke CM ist = CB — BM.
Werden dann die Entfernungen A L und C M von
den Punkten L und M aus in den Achsenrichtungen ab-
gemessen, so erhält man die Punkte B A und B E.
Der weitere Verlauf der Kursenabsteckung, — die
Bestimmung des Scheitelpunktes und der Bogenzwischen-
punkte — , ist nun wieder der gewöhnliche, d. h. diese
Arbeiten unterscheiden sich jetzt durch nichts mehr von
den im 3. und 4. Beispiel erläuterten.
V. Die Eisenbahnkurven im besonderen.
Die Eisenbahnkurven erfordern, wie eingangs erwähnt,
besondere Maßnahmen, wenn Gefährdungen der Eisen-
bahntransportmittel, hervorgerufen durch das Befahren der
Kurven, ausgeschlossen sein sollen.
Zwar sind nach den eisenbahnamtlichen Bestimmungen
die Fahrgeschwindigkeiten in den Krümmungen zu ver-
ringern, nichtsdestoweniger muß dennoch dem Eisen-
bahnoberbau in den Kurven ganz besondere
Sorgfalt zuteil werden.
Von den gedachten besonderen Maßnahmen inter-
essieren bei der Kurvenabsteckung folgende:
1. die Spurer Weiterung,
2. dieUeberhöhungdesäußerenSchienen-
Stranges,
3. die Uebergangskurven.
Es ist kaum angängig, alles darüber Wissenswerte
hier eingehend zu besprechen, das ginge über den Rahmen
dieses Artikels hinaus; nur der Zweck dieser Maßnahmen
und die Art und Weise ihrer Ausführung, soweit sie bei
der Kurvenabsteckung in Frage kommen, sollen hier kurz
erläutert werden. Nälieres darüber ist in der einschlägigen
Fachliteratur, z. T. auch in den Erläuterungen zur Sarrazin
und Oberbeckschen Kurventabelle zu finden.
/. Die Spurerweiterang.
Die Eisenbahnfahrzeuge sind »Is steifachsige Fahr-
zeuge ausgebildet, d. h. ihre Achsen sind gleichlaufend
miteinander in einem festen Rahmen gelagert. Das Be-
fahren der Kurven mit solchen Fahrzeugen bietet deshalb
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
185
insofern eine Schwierigkeit, als die Achsen sich im all-
gemeinen nicht nach dem Krümmungsmittelpunkt einstellen
können, sondern die Fahrzeuge nehmen eine Stellung ein,
wie sie obenstehende Abb. 6 zeigt.
JU-
0 .
Abb. 6
Die weitere Folge ist, daß der Spurkranz des äußeren
Rades (in Abb. 6 rechts) der vorderen Achse die Innen-
kante der Schiene anschneidet. Bei einer normalen Spur-
weite (siehe unten) würde also ein vollständiges Ein-
klemmen der Räder stattfinden; es muß somit durch eine
entsprechende Spurerweit er ung (e) der hinteren Achse
die Möglichkeit gegeben werden, herumzuschwenken und
sich wieder nach dem Krümmungsmittelpunkt einzustellen.
Unter Spurweite versteht man das Maß zwischen
der Innenkante beider Schienenköpfe.
Die Größe der Spurerweiterung e ist abhängig von
dem Krümmungshalbmesser R; bei sehr großen Radien
kann sie ganz fortfallen.
Nach' den „Technischen Vereinbarungen" vom 1. Januar
1897 hat in Hauptbahnen eine Spurerweiterung statt-
zufinden bei Radien unter 500 m; in Preußen wird sie
jedoch allgemein bei Radien > 1000 m ausgeführt.
lieber die Größe der Spurerweiterung ist vor-
geschrieben, daß sie in Hauptbahnen 30 mm, in Neben-
bahnen 35 mm nicht überschreiten soll.
Zur Berechnung der Spurerweiterung e dienen fol-
gende Formeln:
a) Normalspur: = 1,435 m
(1000 -R)^^„
-1- 3 mm
8)
9)
10)
11)
e =
30000
In Preußen Abrundung von 3 zu 3
ß) Schmalspur:
mm.
1. Spurweite = 1,0 m : e
2. „ =ö,75„:e
3. „ =ö,6ö„:e
240
TW
140
Tif
100
jedoch <r 25 mm
< 20
< 18
Ein Rechenbeispiel befindet sich am Schlüsse meiner
Ausführungen.
Die in der geraden Strecke vorhandene
Spurweite ist also in der Kurve um das berechnete
Maß zu erweitern, und zwar geschieht dies in der
Weise, daß man die äußere Schiene als Leitschiene der
Spurkränze in den Kurven in ihrer normalen Lage beläßt,
und die innere Schiene um das ganze Maß nach
innen rückt. Der Anfangspunkt dieser Ver-
rückung fällt mit dem Beginn der im übernächsten
Abschnitt behandelten Uebergangskurve zusammen.
Auch wie die volle Spurerweiterung all-
mählich erreicht wird, ist an genannter Stelle erläutert.
2. Die Ueberhöhung des äußeren Schienenstranges.
Die rasche Bewegung der Fahrzeuge in den Kurven
ruft eine Fliehkraft (Zentrifugalkraft) = Z hervor (siehe
Abb. 7), deren Wirkungen bei wagerechter Gleis-
lage sich in starken seitlichen Reibungen zwischen der
äußeren Schiene und den Rädern bemerkbar machen und
leicht ein Aufsteigen der Spurkränze herbeiführen würden.
Die dadurch seithch stark beanspruchte Schiene hätte
einen Widerstand W = der Zentrifugalkraft Z zu leisten,
damit Gleichgewicht herrscht.
W
Abb. 7
Eine weitere unangenehme Wirkung der Zentrifugal-
kraft würden die Insassen der Fahrzeuge selbst empfinden,
nämlich ein unsanftes Hin- und Herschleudern, wie solches
ja beim Befahren der ohne Schienenüberhöhung hergestell-
ten Weichenkrümmungen usw. tatsächlich der Fall ist.
Diese verschiedenen Nachteile zu vermeiden, ist der
Zweck der Ueberhöhung des äußeren Schienenstranges.
Da die Größe der Zentrifugalkraft abhängig ist von
der Fahrgeschwindigkeit und dem Krümmungshalbmesser,
so ist die Ueberhöhung h keine konstante, sondern ist
entsprechend der größten Geschwindigkeit (Vmax) und dem
Radius R für jede Kurve besonders zu berechnen.
Damit die Wirkung der Zentrifugalkraft
vollkommen aufgehoben und somit der von der
Schiene zu leistende Widerstand W = O wird, muß die
Ueberhöhung h (s. Abb. 8) so groß gemacht
werden, daß die Mittelkraft R aus Z und dem Achsen-
ewicht O rechtwinklig zur Schwelle gerichtet ist.
Abb. 8
Dieser Bedingung genügen die folgenden im Ober-
baubuch der Preußischen Staatseisenbahn zur Berech-
nung der Schienenüberhöhung angegebenen
Formeln :
a) Normalspur ^ 1,435 m
. Vmax
12) " 2^
(Vmax = größte Fahrgeschwindigkeit in km pro Stunde.)
In Preußen Abrundung von 5 zu 5 mm. (Rechen-
beispiel siehe am Ende des nächsten Abschnitts.)
ß) Schmalspur:
13) 1. Spurweite
6,2 • V-'
2 = n 7's • h == '
14)
3. „ = 0,60 „: h =
8,3 • V^
1,0 m: h = ^ —
R
5,0 V^
V
186
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
Heft 12
Dabei ist zu beachten, daß in Preußen die größte
Ueberhöhung bei Haupt- und Nebenbahnen 110 mm nicht
übersteigen soll.
Allgemein gilt überhaupt, daß eine zu kleine Ueber-
höhung weniger nachteilig ist als eine zu große, da bei
zu großer Ueberhöhung die innere Schiene angegriffen wird.
Eine Schienenüberhöhung hat stattzufin-
den in allen Kurven unter 5000 m Radius mit Aus-
nahme der .Weichenkrümmungen und der
Nebengeleise auf Bahnhöfen.
Die Ausführung der Schienenüberhöhung geschieht in
der Weise, daß die innere Schiene auf der planmäßigen
Höhe liegen bleibt, und die äußere um das ganze
Maß h gehoben wird.
Ueber den Beginn der Ueberhöhung und die
Länge der Ueberhöhungsrampe gibt der
folgende Abschnitt Aufklärung.
3. Die Uebergangskurve.
Ein plötzlicher Uebergang aus der Geraden in
den berührenden Kreisbogen genügt für den Eisenbahn-
betrieb aus den verschiedensten Gründen nicht; die Fahr-
zeuge würden an dieser Stelle stets einen Stoß erfahren,
der um so heftiger und nachteiliger wird, je schärfer die
Kurve — also je kleiner der Krümmungshalbmesser —
und je größer die Fahrgeschwindigkeit ist.
Sodann erhält das Gleis in den Kurven nach dem
vorher Gesagten gegenüber der geraden Strecke sowohl
eine Spurerweiterung, als auch eine Schienenüberhöhungj
Spurerweiterung und Schienenüberhöhung
müssen aber zu Beginn des eigentlichen Bogens
voll vorhanden sein.
^^.F
Abb. 9.
Der Uebef^gangsbogen stellt daher eine Ver-
bindung dar zwischen der Geraden und dem eigentlichen
Bogen, die einerseits den Zweck hat, eine sanfte
Ueberleitung aus der Geraden in den Bogen zl^
vermitteln und andererseits zur aUhiählichen Hersteilumr
der Spurerweiterung e und zur sanften Ueber-
leitung zur vollen Schieneniiberhöhung h benutzt wird;
e und h beginnen also am Anfang der Uebergangskurve
und sind an deren Ende voll vorhanden. (Vgl. Abb. 9.)
Die Uebergangskurve hat daher die Form einer kubi-
schen Parabel.
Die Einlegung der Uebergangskurve verlangt also, wie
Abb. 9 veranschaulicht, die Einziehung des ursprünglichen
Kreisbogens R um ein kleines Maß m bei unveränderter
Lage des Kreismittelpunktes und der Tangente; dabei
liegt die Uebergangskurve selbst zur Hälfte vor und zur
Hälfte hinter dem theoretischen Bogenanfang bezw. -Ende.
Da die Uebergangskurve mit der Ueberhöhungsrampe
zusammenfällt, so ist ihre Länge I in erster Linie abhängig
zu machen von der Schienenüberhöhung h.
Ist n das Steigungsverhältnis, so ergibt sich die Formel:
16) I = n ■ h,
dabei soll n <, 300 sein.
Zur Berechnung der Bogeneinziehung ni dient fol-
gende Formel:
_ 12
17) ^ ~ 24R
wobei 1 die Länge der Ueberhöhungsrampe und R der
Krümmungshalbmesser ist.
Die Endordinate d der Uebergangskurve ist gleich
dem 4 fachen von m, ^Iso
18) d = 4 mal m.
In dem durch diese Ordinate bestimmten Punkte geht
die Uebergangskurve in den Kreisbogen über (vgl. Abb. 9).
Zur Absteckung der Bogenz wischenpunkte in
der Uebergangskurve dient folgende Formel;
— X3
19) ^ 6 R 1
wobei y die abzusteckende Ordinate und x die angenom-
mene Abszisse bedeutet. Diese Koordinaten sind auch
aus der mehrfach erwähnten Sarrazin und Oberbeckschen
Kurventabelle zu entnehmen, welch letztere auch im übrigen
die Absteckung der Uebergangskurven ganz besonders
eingehend erläutert.
Bei der Ausführung der örtlichen Vorarbeiten wird
man die Absteckung der Uebergangskurven wohl meistens
vernachlässigen, und erst später bei der Bauausfüh-
rung bezw. der Verlegung des Oberbaues die
abgesteckte Kurve nach dieser Richtung hin korrigieren,
da es sich nur immer um kleine Abmessungen handelt.
Zum besseren Verständnis der angegebenen Formeln
diene folgende Berechnung der Spurerweite-
rung, Schienenüberhöhung und des Ueber-
gangsbogens für die in Abb. 9 verzerrt dargestellte
Kurve mit einem Krümmungshalbmesser R = 300 m. V]„ax
soll 60 kmjStd. betragen.
1. S p u r e r w e i t e r u n g.
(1000 - R)-
(1000 - 300)-
30 000
+ 3 mm
30 000
490 ODO
3 mm
30UUU
abgerundet auf 21 mm
— - + 3 mm = 16 -f 3
19
2.
h =
S c h i e n e n ü b e r h ö h u n g.
Vmax 60 60
-2X =2-300 = 600 =^''^"'-
3. Uebergangskurve.
a) Lange: 1 = 300 • h = 300 • 0,10 = 30,0 m.
= 7^ = 0,125 m.
ß) Bogeneinziehung: '» = = 24 • 300 " 7200
y) Endordinate: d = 4 X m =^ x 0,125 = 0,50 m.
l) Koordinaten für die Bogenzwischenpunkte der Uebergangs-
kn/ve:
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
187
1. X = 5 m, y =
125
6 R-
2. X = 10 m, y =
3. X = 15 m, y =
6-300-30
10^
54 000
1000
6-300-30
15"
6-300-30'
54 000
3375
0,0023 m.
= 0,02 tu
= 0,0625 m
54 0u0
(gleich V-, der Bogeneinziehung 0,125, s. auch Abb. 9)
4. X = 25 m , . .
5. X = 30 m . . .
30^ 27 000
.6. x = 30m, y =
: 0,50 in
6 -300 -30 54 000
(stimmt mit Endordinate d überein).
Nicht unterlassen möchte ich, zum Schlüsse auf die
in jüngster Zeit von August Scherl-Berlin verfaßte
und in seinem Verlage erschienene Denkschrift, betitelt
„Ein neues S c h n e IIb a h n s y s t e m" hinzuweisen.
Der Verfasser dieser äußerst interessanten Schrift legt
darin unter anderm klar, daß es ganz besonders die
Kurven sind, die es unmöglich machen, mit unserem
heutigen Zvveischienengleis einen rationellen
Schnellbetrieb von km/Std. zu erreichen.
Die zur Aufhebung der Zentrifugalkraft erforderliche
Schienenüberhöhung würde bei einer solchen Ge-
schwindigkeit und bei Beibehaltung der heutigen Krüm-
mungsradien 100 ^/q der Spurweite betragen, d. h. die
Züge würden in den Kurven im Winkel von 45'' schräg
Hegen müssen.
Bei derartigen Ueberhöhungen wär^n natürlich eine
ganze Reihe schwerer Unzuträglich keiten zu be-
fürchten; so wäre dazu z. B. eine ungeheure Gleiskonstruk-
tion erforderlich, und ferner würden die Fahrzeuge beim
Stillstehen nach innen umschlagen, da ihre Schwerkrafts-
komponente außerhalb der von den Schienen begrenzten
Unterstützungsfläche der Fahrzeuge durchgeht.
In seinen weiteren Ausführungen kommt der Verfasser
daher schließlich zu dem E n d u r t e i 1 , daß eine 200-km-
Geschwindigkeit nur mit der Einschienenbahn erreicht
werden kann, deren Fahrzeuge sich infolge einer eigen-
artigen Anordnung rasch rotierender Kreisel jederzeit auto-
matisch in die Gleichgewichtslage einstellen.
Da die in Versuchswerkstätten bisher unternommenen
Voruntersuchungen günstig ausgefallen sind, steht nach
Ansicht des Verfassers obiger Denkschrift zu hoffen, daß
in absehbarer Zeit für den Fernverkehr an Stelle un-
serer heutigen Zweischienenbahn die einschienige
Schnellbahn tritt, wodurch die Verlegung des
Oberbaues speziell in den Kurven sich natürlich
bedeutend vereinfachen würde.
:: H :: :: STANDESBEWEGUNG :: :: H ::
Und wieder die schwarzen Listen
Wir verweisen auf Heft 51 des vorigen Jahrgangs, in
dem wir von der unerhörten Einrichtung schwarzer Listen
bei der Allgemeinen Bauverwaltung in Preußen und bei der
Miiitärbauverwaltung sprachen. Am Schlüsse jener Mit-
teilungen, deren Tatsachen eine fast allgemeine Ver-
urteilung fanden, sprachen wir die Hoffnung aus, Reichs-
tag und Preußisches Abgeordnetenhaus möchten energisch
für die Beseitigung schwarzer Listen eintreten. Im Reichs-
tage hat man seither noch nichts gehört, aber im Preußi-
schen Landtage ergriff am 4. März der Abgeordnete Hirsch
das Wort, um Herrn von Breitenbach um Aufklärung zu
bitten. Der Abgeordnete Hirsch schilderte den Vorgang
nach den Mitteilungen der Deutschen Techniker-Zeitung
und verurteilte mit scharfen Worten die Regierung, die
nunmehr auch ihren Angestellten mit dem gekennzeich-
neten Terrorismus die notwendige Arbeitsfreudigkeit lähmt.
Der Minister antwortete hierauf, ohne auf die detaillierten
Anträge einzugehen, mit der Behauptung, daß schwarze
Listen bei der Bauverwaltung nicht beständen. Unsera
Leser sind also besser unterrichtet, als der Herr A4inister,
denn das, was wir in Nr. 51 der Oeffentlichkeit unter-
breiteten, sind die vom Herrn Minister bestrittenen
schwarzen Listen in Abschrift. Es ist auch
wohl vorbeigeredet, wenn der Herr Minister unter dem
Beifall der Rechten immer wieder betont, daß für die Re-
gierung das Recht bestehen muß, nach groben Disziplinar-
oder Strafrechtsvergehen der Angestellten, diese nicht
weiter zu beschäftigen. Dem stimmen wir durchaus zu,
aber das, was wir aus den Verfügungen herauslesen, waren
durchaus keine „Vergehen", sondern Eintragungen, die
schon aus Differenzen mit dem nächsten Vorgesetzten der
Techniker entstehen können. Hierzu sagt der Herr
Minister, daß er angeordnet habe, die Entlassung dürfe
nur erfolgen, nachdem der betreffende Angestellte ver-
nommen ist. Wenn das durchgeführt würde und für die
Vernehmung noch eine unbeteiligte Instanz bestinunt
würde, so wäre damit allerdings das Bild anders, aber die
Wirklichkeit steht mit dem, womit sich der Herr Minister
verteidigte, in krassem Widerspruch. Viel einfacher und
klarer würden sich die Verhältnisse gestalten und Herr
von Breitenbach würde sich von einer schweren Schuld
befreien, wenn er unseren berechtigten Wünschen nach Auf-
legung der Personalakten und Einrichtung von Beamten-
ausschüssen entsprechen würde. Geschieht das nicht, so
bleibt alles beim alten und die Erbitterung und Arbeits-
unfreudigkeit der Angestellten und Beamten der All-
gemeinen Bauverwaltung wird sich steigern.
Warum ?
Mit behaglicher Breite und ohne jeden Kommentar
veröffentlicht die Zeitschrift des Verbandes der Eisenbahn-
techniker der Preußisch-Hessischen Staatsbahnen die Mit-
teilung, daß unsere Beschwerde über die Ablehnung der
Verhandlungen mit unserem Verband in Angelegenheiten
der Werfthilfstechniker keinen Erfolg gehabt habe. Die
Budgetkommission pflichte dem Staatssekretär bei, weil
wir keine Organisation von Marinebeamten seien, sondern
die Technikerkreise ganz Deutschlands umfaßten. Unter
unserer Größe und Vielseitigkeit leidet demnach unsere
Sachverständigkeit und die Zeitschrift des Verbandes der
Eisenbahntechniker fühlt auch in jener Ablehnung keine
Beeinträchtigung des Koalitionsrechts! Sie müßte sich
mit uns dagegen wenden, daß sich die Beamten nicht
dort organisieren dürfen, wo ihre Neigung sie hiatreibt.
Mehr nach ihrem Geschmack scheinen der Zeitschrift die
Organisationen zu sein, die die Sanktion der höchsten Be-
hörden genießen und damit aber auch die Kontrolle über
ihre Unternehmung tragen müssen.
Zum Glück verhält es sich aber mit der Behandlung
unserer Petition nicht so, wie es die Zeitschrift darstellt,
sondern unsere Mitglieder sind durch Heft 9 besser unter-
richtet, daß unser Protest auf Beschluß des Reichstages
dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen wurde.
Wir hoffen, daß die Zeitschrift des Verbandes der
Eisenbahntechniker diesen Ausgang ihren Lesern nicht
vorenthalten wird.
188
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 12
Der Etat der Berliner Stadtverwaltung und die
städtischen Techniker
Eine große Beunruhigung bemächtigte sich der Tech-
niker, besonders der diätarisch beschäftigten Architekten,
Ingenieure und Techniker bei den Hoch- und Tiefbau-
ämtern der Stadt BerHn, als ihnen der neue Etat des
Magistrats bekannt wurde. Man hörte von einer bedeu-
tenden Kürzung des Bauetats und von dem Plane, durch
Massenkündigung der technischen Hilfskräfte Ersparnisse
zu erreichen. Die Sorge um die Eatistenz der Beteiligten
und um Not (von ihnen [und lihren Angehörigen fernzuhalten,
veranlaßte unseren Zweigverein, die Vereinigung der
städtischen Architekten und Ingenieure zu Berlin, sofort
eine Versammlung einzuberufen, in der die Lage be-
sprochen werden sollte.
Weit über 200 städtische Techniker waren der Ein-
ladung gefolgt. Das Stadtverordnetenkollegium war ver-
treten durch die Herren Stadtverordneten Barth,
Schmidt und M a n a s s e. Herr Baumeister Schubert
hatte das Referat übernommen. In eingehender Weise
beleuchtete er die mißliche Lage der auf Privatdienst-
vertrag angestellten städtischen Techniker. Neben 160
festangestellten Technikern beschäftigt die Stadt Berlin
254 Techniker als Hilfskräfte. Aus wirtschaftspolitischen
Gründen wäre es angebracht, die Zahl der Diätare zu-
gunsten der Festangestellten zu verschieben. Der Tech-
niker, der sich dem öffentlichen Dienst widmet, nimmt mit
einer rtiäßigen Entlohnung Vorlieb, weil er glaubt, daß ihm
bei den Behörden ein sicheres, später pensionsberechtigtes
Einkommen geboten wird. Und aun soll einer großen
Anzahl solcher städtischen Techniker, die zum Teil seit
10 und 15 Jahren beschäftigt sind, und deren Durch-
schnittsalter 35 Jahre beträgt, kurzerhand entlassen werden.
Welche Kommune oder Staatsbehörde wird noch Leute
in diesem Alter mit Aussicht auf eine etatsmäßige An-
stellung einstellen, nachdem ihre besten Kräfte verbraucht
sind? Der Betrieb in der Privatindustrie ist aber natur-
gemäß grundverschieden von dem der Behörden. Bei
einem Uebertritt muß daher der Techniker die wirtschaft-
liche Stufenleiter von neuem mit der untersten Sprosse
beginnen. Einer Riesenstadt wie Berlin muß es möglich
sein, die augenblicklich etwa überschüssigen Kräfte
während der vorübergehenden Stagnation der Bautätigkeit
weiter zu beschäftigen. Ein anderer gangbarer Weg ist
in einem Austausch Üer überzähligen Beamten mit anderen
städtischen Betrieben zu erblicken. Daß sich in den be-
teiligten Kreisen angesichts solcher Radikalmaßnahmen,
wie feie der Magistrat jetzt planen soll, ein großer Unwillen
aufspeichert, ist zu natürlich. Und muß nicht für die
von "der Kündigung nidht Betroffenen der Gedanke lähmend
auf die Schaffensfreude einwirken, daß ihnen morgen das
Schicksal ihrer Kollegen widerfahren kann? Es zeigt sich
hier, wie bitter not Beamtenausschüsse sind. Der Redner
schloß mit der Versicherung, daß 'die von einer Kündigung"
Betroffenen auf die Unterstützung der Kollegen aus der
Privatindustrie rechnen können.
Als erster Diskussionsredner erklärt Herr Stadtver-
ordneter M anasse, daß er für die Wünsche der städti-
schen Techniker eintreten werde. Die Forderung: Schaf-
fung Von Beamtenausschüssen sei zu begrüßen. Sie wirken
sozial ausgleichend. Herr Stadtverordneter Barth sagt
ebenfalls seine Unterstützung zu. Wenn jedoch die städti-
schen Techniker über eine Zurücksetzung klagen, so liegt
die Schuld an ihnen selbst. Während andere Berufe die
zwingende Notwendigkeit längst erkannt haben, .daß sie
einzig nur durch eine straffe Organisation Einfluß auf
die gesetzgebenden Körperschaften erlangen können,
ständen die Techniker noch zum großen Teil den Organi-
sationen indifferent gegenüber. Nur ihrer straffen Organi-
sation haben es beispielsweise die städtischen Lehrer zu
danken, daß Sie heute in ihrer Arbeitskraft besser bewertet
werden wie die Techniker. In ähnlicher Weise äußert
sich Herr Stadtverordneter Schmidt. Er empfiehlt des
weiteren, sich mit einer Petition an den Magistrat zu wenden.
Kollege Kröbel regt als Ausgleich eine Verkürzung der
Arbeitszeit für die städtischen Techniker an. Eine Petition
an den Magistrat schlägt Kollege Küster vor. Nach
den ihm gewordenen Mitteilungen wäre eine Weiter-
beschäftigung aller Kollegen möglich, wenn der Fonds
für Vorarbeiten erhöht würde. Für diesen Antrag spricht
auch Kollege R e i f 1 a n d.
Die Versammlung beschließt, sich in einer Petition
an den Magistrat zu wenden.
Es ist im Interesse der städtischen Nichtfestangestellten
nur zu wünschen, daß der Magistrat endlich bestrebt ist,
Mittel und Wege zu finden, um Ruhe und Zufriedenheit
in den Beamtenkörper zu bringen. Gornik.
Für das hiesige städtische Elektrizitäts-
werk (Gleichstrom 220 Volt) wird zum 1. April
dieses Jahres ein
Betriebsleiter
gesucht. Gehalt 1400 Mark sowie bi'o Tan-
tieme vom Reingewinn 'des Werks, Wolmungs-
geld, freie Wohnung oder Feuerung wird
nicht gewährt. Ein Reingewinn ist bisher
nicht erzielt, Gehaltserhöhung bezw. Gehalts-
zulage nicht sehr wahrscheinlich.
Bewerber, erfahren in der Installation und
Lagerhaltung, in Reparatur, Montage und
Eichen von Zählern sowie in der Erledigung
der Korrespondenz wollen Zeugnisabschrif-
ten nebst Lebenslauf sofort einreichen.
Persönliche Vorstellung vorerst nicht er-
wünscht.
Hoyra, den 16. Februar 1911.
Der Magistrat.
K 1 a u ß.
Was mag sich dieser Magistrat gedacht haben? Ist
das noch ernst zu nehmen? Leider ist wahr und bitterer
Ernst, daß man technischen Angestellten so etwas bieten
kann. 1400 M Jahresgehalt, 5°o vom Reingewinn, von
dem das Gesuch berichtet, daß er bis jetzt noch nicht
erzielt wurde, und Nichtgewährung von freier Wohnung
und Heizung und die Zusicherung, daß Gehaltszulagen
nicht sehr wahrscheinlich sind. Verehrter Leser, und das
ist kein Scherz! Kann der Ausschreibende sich hierbei
überhaupt etwas gedacht haben ? Hat er sich nicht gesagt,
daß er sich blamieren muß, daß er sich herabsetzt, wenn
er andern solche Zumutungen stellt?
Wer findet hierzu Worte? Wenn das so weiter gehen
sollte, dann steht zu erwarten, daß sich künftig der Magi-
strat etwas herauszahlen läßt von seinem Betriebsleiter,
damit bald ein Reingewinn erzielt wird. Wie hoch schätzt
wohl der Herr Bürgermeister seine Arbeit ein? Wie hoch
wir sie nach dem Gesuch einschätzen, soll nicht unser
Geheimnis bleiben, wenn Sie, Herr Bürgermeister, uns
danach fragen!
,,Der kau/männische Lehrling"
In überraschender Selbsterkenntnis macht sich die
Leitung des B. t.-i. B. den Gedankengang eines kauf-
männischen Lehrlings zu eigen, wonach Gelder, die
für 1910 bestimmt sind, aber erst 1911 eingehen, ,, nicht
unter die Einnahme des Jahres 1910 gehören". Viel-
leicht werden die Herren vom ,, Kaufmännischen Angestell-
ten" diese naive Ansciiauung ihrer Kollegen richtig stellen.
Tatsächlich werden sichere Außenstände bei jeder wirk-
lich kaufmännischen Bilanz unter die Aktiven gestellt. Daß
es sich aber bei uns zum weitaus überwiegenden Teile
um solche absolut sichere Außenstände handelt,
zeigt der bisherige Eingang von bereits über 32 000 Mark.
Leider haben wird vergeblich an die publizistische An-
standspflicht der ,,I.-B.-Z." appelliert, die lediglich berichtet,
daß unterdessen ,,ein Teil" der rückständigen Beiträge
eingegangen sei. Eine kleine Verdrehung der Tatsachen
durfte dabei nicht ausbleiben. Wir stellen ihr gegenüber
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
189
fest, daß das Zwangseintreibungsverfahren mittels Rechts-
anwalt und Gerichtsvollzieher nur bei ausgeschie-
denen Mitgliedern zur teilweisen Anwendung gekommen
ist una zwar meistens in Fällen, in denen das ehemalige
Mitglied noch anderweitige Rückstände (aus Darlehen
usw.) hatte.
Wir stellen weiter fest: Auf Verlust-Konto sind höch-
stens 3000 Mark wirklich rückständige Beiträge zu setzen.
Ferner stehen der formellen Unterbilanz vom Jahre 1909
unü 1910 die Abteilung Verbandskasse in Höhe von
rund 43 000 Mark Ueberweisungen an die Sterbe- und
Stellunglosen-Unterstützungskasse von rund 174 400 Mark
gegenüber. Von letzterer Summe wurden nur HO 400 M an
Sterbe- und Stellunglosen-Unterstützungsgelder bezahlt, so
daß inoch immer ein Ueberschuß von 64 000 Mark
verblieb. Zu dem Ueberschuß kommen noch die in den
Jahren 1909 und 1910 eingegangenen, nicht angegriffenen
Kapitalzinsen von rund 27 000 Mark. Nunmehr bedarf es
allerdings der Talente eines Zauberlehrlings, um diesen
Tatsachen gegenüber eine Unterbilanz zu konstruieren.
Im übrigen sind unsere Feststellungen in der vor-
letzten Nummer der „D. T.-Z." mit Stillschweigen über-
gangen worden.
:: :: :: H :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: H :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiiiegt und die von allgemeinero
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erleilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dingen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leilung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
st ö cK e zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Fragen
Frage 3. (Wiederholt.) Ein Kamin von 52 m Höhe und 2 m
oberer 1. W. dient zur Abführung der Abgase von 1400 kg
stündlich verfeuerter Steinkohlenmenge auf ca. 25 qm Glüh-
ofen- und Kesselrostfläche. Temperatur der Abgase ca. 300"^ C.
Der Kamin soll außerdem die in einer 20 m entfernten Beizerei
und Verzinnerei entstehenden Schwefel- und Salzsäuredämpfei
von ca. 15<* C absaugen. Wie groß ist die 1. W. der an den
Kamin anzuschließenden Leitung zu wählen und wieviel cbm
Säuredämpfe kann der Kamin pro Minute abführen, ohne daß
der natürliche Z'ug des Schornsteines unter das erforderliche
Maß für die zu verbrennende Kohlenmenge fällt.
Anstatt des vorhandenen Kamins soll ein neuer dicht an
dem Beizerei- und Verbleierei-Gebäude errichtet werden, welcher
zur Abführung von Abgasen von ca. 800 kg auf ca. 17 qm
Glühofen-Rostfläche stündlich verfeuerter Kohlenmenge sowohl,
als auch zur Abführung der Säuredämpfe dient.
Welche Abmessungen muß der Kamin erhalten, und welche
lichte Weite muß die kurze an den Kamin anzuschließende
Saugleitung erhalten, um mindestens 250 cbm Säuredämpfe pro
Minute absaugen zu können?
Frage 70. Was für Erfahrungen sind mit der Verwendung
von Kalksandsteinen zu Fabrik - Schornsteinbauten gemacht
worden? Wo sind Fabrikschornsteine aus Kalksandsteinen er-
richtet worden?
Frage 71. Wer liefert eine im Dunkeln leuchtende oder
phosphoreszierende Farbe?
Frage 72. Durch einen zweigleisigen Eisenbahndamm soll
4,5 m unter Schienenoberkante ein Rohrdurchlaß 0,30 m Durch-
messer ohne Betriebsstörung im Grundwasser und gewachsenen
Boden (Ton) hergestellt werden. Länge des Durchlasses 18
bis 20 m. Auf welche Weise stellt man den Durchlaß am ein-
fachsten her?
Frage 73. Wie werden Gußstahlkugeln — für Kugel-
lager usw. — hergestellt, und wer liefert die einschlägigen Ma-
schinen dazu?
Frage 74. Für eine Ziegelei die jährlich 10 Millionen
Schiefertonsteine herstellt, soll eine Trockenkanalanlage erbaut
werden. Welches System ist ökonomisch am vorteilhaftesten,
wie hoch belaufen sich die Kosten hierfür und welche Firmen
können für die Einrichtung empfohlen werden?
Frage 75. Ich beabsichtige in einem Ruhrkohlensandstein-
bruch Luftdruckbohr- und Stoßmaschinen zu verwenden. Wer
kann mir Maschinen für diesen Zweck empfehlen? Wie haben
sich solche bewährt? Genauere Beschreibungen wären mir sehr
erwünscht. Wie hoch stellt sich eine solche Anlage, wenn man
den elektrischen Strom und die Kabellegung von dem Preis
ausschließt?
Frage 76. In einer Verbleierei für endlose Eisenbänder
müssen diese nach dem Verlassen des Salzsäurebades eine Presse
derart passieren, daß eia Polster aus Lappen von oben und
unten gegen das Band drückt, um den größten Teil der an dem
Band anhaftenden Säure abzustreifen. Der Wert der dadurch
verbrauchten Lappen beziffert sich pro Jahr auf einige Tausend
Mark. Gibt es ein billigeres Verfahren zum Abstreifen der Säure?
Frage 77. Kann man Stahlgußglühtöpfe von ca. 1000 kg
Gewicht und ca. 4 cm Wandstärke, welche nach häufigem Ge-
brauche Risse bekommen haben, mittels Schweißverfahrens wieder
gebrauchsfähig machen ? Welches Verfahren ist evtl. am
billigsten? Gleichstrom von 110 Volt ist vorhanden.
Frage 78. Ist es gesetzlich zulässig, beim Ausmaß der
Scheidewände (Zwischenwände 12 cm stark), die Stärke dei;
Eisenbetondecken, bezw. der Unterzüge, in Abzug zu bringen,
oder müssen diese Zwischenwände von Oberkante zu Oberkante
Fußboden gemessen werden. Eine Vereinbarung bezüglich dem
Ausmaß wurde nicht getroffen? Darf man bei der Berechnung
des Mauerwerks das Auflager der Eisenbetondecken abziehen?
Muß beim Ausmaß der Eisenbetondecken das Auflager mit-
berechnet werden, oder genügt es, nur den überdeckten Raum
anzunehmen, auch wenn der Beton die ganze Mittelmauer
überdeckt?
Mitteilungen aus dem Verbände
Aufruf
zur Gründung von Volkshochschulen im Deutschen Reich!
Damit die Vorzüge, die gegenwärtig unsere Mitglieder in Berlin in Gestalt von freien Vorträgen genießen, in Zukunft
auch den an anderen Orten Wohnenden ermöglicht werden können, werden jetzt überall in Deutschland
Volkshochschulvereine
als Lokalvereine des »Verbandes der Volkshochschulvereine Deutschlands (Sitz Berlin)« ins Leben treten. Diese Orfs-
gruppen können nur gedeihen, wenn sie Glied einer großen Zentralorganisation sind. Nur auf diese Weise — nicht
aber durch Förderung der schon jetzt bestehenden Dezentralisation — läßt sich der Volkshochschulgedanke auch in den
fern abliegenden Städten und Dörfern entwickeln und ein Band um alle diejenigen schlingen, die an der intellektuellen
Kultur Anteil heischen. Goethe sagt in seinen Silvesterbriefen an Zelter (v. 31. Dez. 1829): Ich habe bemerkt, daß ich
den Gedanken für wahr halte, der für mich furchtbar ist, sich an mein übriges Denken anschließt und zugleich mich
fördert. Das gilt auch für die Anhänger der Volkshochschule. Zur Schaffung dieser Lokalorganisationen brauchen wir
zunächst für jeden Platz in Deutschland einen
Vertrauensmann
der in seinem Wohnort die Initiative zur Gründung eines Volkshochschulvereins zu ergreifen die Energie besitzt.
IQO
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
HeH 12
Wir bitten daher alle diejenigen, die sich für die Abhaltung populär wissenschaftlicher Vortragsreihen an ihrem Ort
interessieren, mit einigen Herren ihres Bekanntenkreises zusammenzutreten und uns zu schreiben, daß sie für ihren Wohnort
bereit sind, einen Volkshochschulverein, bestehend vorläufig aus den und den Mitgliedern, ins Leben zu rufen.
Freiwillige vor!
Es kommt zunächst nur auf die Tatsache der Vereinsbildung d. h. die Schaffung fester Stützpunkte an, nicht auf die
Zahl der Mitglieder, die allmählich organisch wachsen muß. Die Volkshochschulvereine sollen als Sektion des oben
genannten Verbandes in Berlin, der sie mit Programmen, Schriften, Rednern usw. versorgt, ab I.Januar 1911 mit Mk. 5, —
pro anno und Einzel-Mitglied beitragspflichtig sein. Sie sollen ferner die »Volkshochschule« gratis geliefert erhalten.
Meldungen erbeten an Dr. Oskar Stillich
Dozent an der Humboldtakademie in Berlin, Groß-Lichterfelde, Margaretenstr. 1 1
An unsere Mitglieder!
Den vorstehenden Aufruf haben wir sehr gern veröffentlicht und wir begleiten diesen mit unseren besten Wünschen
auf einen guten Erfolg. Das Bedürfnis nach Weiterbildung und Anschluß an das geistig-politische Leben ist unter unseren
Mitgliedern besonders rege. Wir glauben uns deshalb zu der Annahme berechtigt, daß sich recht viele Mitarbeiter aus
unserem Kreise melden. Mitteilungen hierüber sind uns jederzeit erwünscht. Zur Einleitung der Verhandlungen und aus-
führlichen Auskünften sind wir gern bereit. Der Vorstand.
Ferien-Kursus über Redekunst, Volkswirtschaft und
staatsbürgerliche Fortbildung
Der Bund Deutscher Bodenreformer veranstaltet in der
Osterwoche — vom 18. bis 22. April — in der Landwirtschaft-
lichen Hochschule, Berlin, Invaiidenstr. 42, einen Ferien-Kursus,
zu dem unsere Mitglieder freien Zutritt haben. Es werden be-
handelt: L Redekunst, mit anschließenden Uebungen. 2. Ein-
führung in die sozialen Probleme der Gegenwart. 3. Die Grund-
lagen der Volkswirtschaft. 4. Städtische Sozialpolitik. 5. Die
konstitutionelle Fabrik. 6. Kernfragen im Organisationswesen.
Wir bitten um eine rege Beteiligung und bemerken, dafi An-
meldungen an den Vorsitzenden der Bezirksverwaltung Branden-
burg, Herrn Ing. E. Rohr, Charlottenburg 5, Städtisches Bürger-
haus, zu richten sind.
Bekanntmachung
Herr Ingenieur Lustig hat die Leitung der Geschäftsstelle
für Rheinland und Westfalen übernommen. Die Adresse des
neuen Bureaus ist: Dortmund, Kaiserstr. 86p. Die Geschäfts-
stelle ist wie bisher geöffnet von vorm. 8V2 b's nachm. 41/2 Uhr.
Sitzungs-Kalender de
Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen «iecIcihoU darauf aufmerksam, daß Anzeigen und .Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbur&au
■ sein müssen. Die Manusl<ripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
hcscliriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O, = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksver Wallungen
Bezirksverwaltung Oberschicsien. Am Sonnabend, 25 März,
nachmittags 4 Uhr, findet in Kreuzburg O.-Schl. in Witzkes
Restaurant (am Ringe) eine Einzelmitglieder-Versammlung statt.
Tagesordnung: L Allgemeine Standesfragen. 2. Wahl eines
Einzelmitgliedes in den Bezirksvorstand. 3. Anträge für den
Frühjahrsbezirkstag. 4. Verschiedenes. Ferner findet am Sonn-
tag, 2. April, in Cosel eine Einzelmitglieder-Versammlung mit
gleicher Tagesordnung statt. Das Lokal wird noch bekannt
gegeben. Wir bitten die Herren Einzelmitglieder um rege
Beteiligung,
Zwei^verelne
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Am Samstag,
18. März, findet ein fachwissenschafthcher Vortrag von all-
gemeinen Interesse im Berliner Hof statt. Beginn Punkt Uhr.
Wir machen besonders darauf aufmerksam, daß der Vorstand
dem Redner einen großen Zuhörerkreis zusicherte und bitten
dringend um zahlreichen Besuch.
Aue. Technischer Verein zu Aue und Um-
gegend. Durch Wegzug des bisherigen 1. Vorsitzenden wurde
eine Neuwahl des Vorstandes notwendig. Die Sitzung am
Mittwoch, 8. Februar, ergab folgendes Resultat: 1. Vors.: Hans
Schedlbauer, Ing., Aue, Färberstr. 2; 2. Vors.: Otto Walter,
Baumstr. ; 1. Schriftf. : Karl Georgi I., Baumstr. ; 2. Schriflf. :
Reinhardt, Masch. -Ing., zugleich Bücherwart; Kassierer: Otto
Kühne, Ing.; Kassenprüfer: Ing. Karl Los und Techn. Hesse.
Berlin. Technischer Verein. Am Donnerstag,
23. März, pünktlich .8V2 Uhr abends, findet im Kaisersaal der
Industrie-Festsäle, Beuttistraße 20, ein Eperimentalvortrng des
Herrn Oberingenieur Albrecht: Gas für unsere Hausfrauen,
für "unsere Arbeit, für 'unser Licht, statt. Mit zahlreichen prak-
tischen Vorführungen im Kochen, Braten, Rösten (Grillen),
Backen, Sterilisieren und in der Benutzung des Gases zu tech-
nischen Zwecken und zur Beleuchtung. Wir laden unser'e
Mitglieder und insbesondere auch deren Damen zu diesem
hochinteressanten Vortrage ein und bitten recht zahlreich und
pünktlich erscheinen zu wollen. Verbandskollegen und Freunde
des Vereins sind willkommen.
Erfurt. TechnischerKlub. Nach den stattgefundenen
Ergänzungswahlen setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen:
Carl Schmidt, Architekt, I. Vorsitzender; Heinrich Siepe, In-
genieur, II. Vorsitzender; Richard Feige, Ingenieur, I. Schrift-
führer; Carl Schönstedt, Ingenieur, II. Schriftführer; Carl Keitel,
Ingenieur, Kassierer; Beisitzer die Herren Carl Daxenberger,
Ingenieur und Herm. Schäffner, Ingenieur. Br.-A. : Carl Schmidt,
Erfurt, Nachoder Straße 18 1. Versammlungslokal: Hotel
„Weißes Roß". Versammlung im Winter jeden ersten und
dritten Dienstag in Monat; im Sommer jeden ersten Dienstag
im Monat. Nächsten Dienstag, 21. März, Vortrag des Herrn
Kollegen Otto Leopold: „Der jetzige Stand und die Aussichten
der Staatl. Pensionsversicherung für Privatbeamte". Die Mit-
glieder werden hiermit nochmals gebeten, die Fragebogen des
Sozialen Ausschusses der Privatangestellten in Erfurt ausgefüllt
der Geschäftsstelle des Ausschusses einzusenden.
Hamburg. Techniker - Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 21. März, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale, „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Verbands-
angelegenheiten. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes. —
Die Herren Vereins- und Verbandskollegen werden gebeten,
die fälligen Beiträge bis zur nächsten Versammlung zu ent-
richten. In dieser Versammlung werden die neuen Verbands-
mitgliedskarten verteilt.
Hildesheini. Technischer Verein. Die am 25. Fe-
bruar stattgefundenen Neuwahlen des Vorstandes hatten folgen-
des Resultat: I. Vorsitzender O. Behrens, Ingenieur; II. Vor-
sitzender Georg Keitel, Ingenieur; I. Schritführer Fr. Kerner,
Bautechniker; II. Schriftführer Wilh. Rummel, Maschinentech-
niker; Kassierer Albert Prierett, Maschinentechniker; Beisitzer
H. Jörn, Architekt, Albert Fritsch, Tiefbautechniker und G. Krug,
Stadtbauführer. Das Amt eines Vertrauensmannes für die
Stellenvermittelung wurde dem II. Schriftführer, Herrn Koll.
Rummel, übertragen. Die Vereinsadresse ist wie bisher: O.
Behrens, Hildesheim, Butterborn 4 II. Vereinslokal ,, Weißer
Schwan", Schuhstraße. Unsere nächste Versammlung findet
Sonnabend, 18. März, statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches.
2. Mitgliederaufnahme. 3. Anträge zum Bezirkstag. 4. Ver-
schiedenes. Wir bitten um zahlreichen Besuch.
München. Techniker-Verein. Dienstag, 21. März,
Berichterstattung des II. Vorsitzenden Koll. Ziegler über die
Heft 12
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
191
Vertreterkonferenz in Nürnberg. Anschließend sozialpolitische
Diskussion. — Dienstag, 28. März, abends 8V2 Uhr, Fach-
wissenschaftlicher Abend mit Vortrag des Herrn Ingenieur
Dörge über: Statische Berechnungen, Ausstellung und Be-
sprechung technischer Neuheiten. — 'Dienstag, 4. April, Monats-
versammlung.
Regenwalde und Umgegend. Technischer Verein.
Nächste Versammlung am Sonntag, 2. April, nachmittags im
Hotel Florich, Regenwalde. Gönner des Vereins sind herzlich
willkommen. Auf unserer letzten Versammlung konnten wir
wiederum dem Verein drei neue Mitglieder zuführen, und wir
wollen hoffen, daß unser Verein weiter wachsen und gedeihen
möge. — Briefadresse des I. Vorsitzenden: Fr. Zube, Ingenieur,
Regenwalde.
Waldenburg i. Schi. Technischer Verein. Vrs. u.
Br.-A. : Weigmann, Ing., Altwasser i. Schi. Die Versammlungen
finden seit 1. März im Hotel „Vierhäuser" an jedem 1. und
3. Mittwoch im Monat statt.
Wiesdorf a. Niederrh. Technischer Verein. Die
am 6. Dez. v. J. stattgefundene Vorstandswahl ergab folgendes
Resultat: Herr Hans Mülbach, Bautechniker, 1. Vorsitzender;
Herr Albert Kessel, Bauamtsassistent, 2. Vorsitzender; Herr
Benj. Böttger, Masch.-Techn., Kassierer; Herr Qottfr. Engels,
Maschinentechniker, 1. Schriftführer; Herr Wilh. Schafstaedt,
Bauführer, 2. Schriftf. ; Herr Curt Wagner, Bauf., Archivar;
Hc • Carl Momburg, Maschinentechniker, Beisitzer. Die Ver-
einsadresse lautet: Hans Mülbach, Wiesdorf a. Rhein, Carl-
Leverkus-Straße 2.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „D resdner Bauhütt e". Vereinslokal „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3 11. Sonnabend, 18. März, aliends
Vo^ Uhr, findet im Vereinslokal eine erweiterte Gesamtvorstands-
Sitzung statt. In anbetracht der wichtigen Tagesordnung, die
am Abend bekannt gegeben wird, ist ein vollzähliges Erscheinen
der Vorstandsmitglieder und sämtlicher Ausschüsse dringend
erforderlich. Donnerstag, 23. März, i/jQ Uhr abends, im Ver-
einslokal Versammlung. Referat des I. Vorsitzenden, Herrn
Koll. Severitt, über die jieuen Verbandssatzungen. Weiter werden
einige Meisterprüfungsarbeiten ausgestellt und besprochen.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstr. 138, an
der Weidendammer Brücke. — Unsere nächste Mitgliederver-
sammlung findet am 5. April er., Punkt 1/2^ Uhr, im Vereins-
lokal statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des
Herrn Kollegen Matzdorff über : „Arbeitsteilung und
A r b e i t s V e r e i n i g u n g". 3. Verbands- und Vereinsange-
legenheiten. 4. Verschiedenes. Wir machen noch besonders
darauf'aufmerksam. daß die Versammlung ohne Rücksicht auf
die Zahl der anwesenden Kollegen Punkt i/oQ Uhr eröffnet
wird. Die Tagesordnung ist wieder so interessant, daß es
Pflicht eines jeden Kollegen isein müßte, pünktlich zu erscheinen.
Diejenigen Kollegen, welche mit ihren Beiträgen für das erste
Quartal pro 1911 noch im Rückstände sind, werden ersucht.
dieselben umgehend an die oben angegebene Adresse des Kas-
sierers abzusenden. (5 Pfennig für Bestellgeld bitten wir stets
beizufügen.)
München. Maschinen - und Elektrotechnischer
Verein. Vereinslokal „Hotel Reichshof", Sonnenstraße.
Dienstag, 21. März, abends 8 Uhr, Vortrag über das Kün-
digungsrecht. Dienstag, 28. März, abends 8 Uhr, Vorstands-
sitzung.
Staatstechniker.
Landesvcrcin Mittl. Sächsischer Eise n bahn ••
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Der Wissenschaftliche Ausschuß des L.-V. richtet — zu-
nächst versuchsweise in Dresden — eine Vortragsreihe über
Themen ein, die von den Hörern selbst bestimmt werden. Der
erste Vortrag (Etat- und Rechnungswesen) findet am Donners-
tag, 23. März, abends 1/27 Uhr, in Dresden-Fr., Waltherstr. 36,
Verwaltungsgebäude Nr. 3, Zimmer 11, statt. Die Mitglieder
werden hierdurch zur Teilnahme eingeladen. Vortragender:
Herr Bauobersekretär Schulze (Rb.).
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 H.
Sonntag, 26. März, nachm. 1/33 Uhr, Vereinsversammlung im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Ge-
schäftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl der Ver-
treter zur Bezirksverwaltungssitzung am 2. April. 4. Fach-
vortrag des Herrn Obersteiger W e i n h o 1 d (Gast) über die
geologischen Verhältnisse des Plauenschen Grundes. 5. Vortrag
des Herrn Kollegen Steiger vom Eltb. über Beiträge und
Leistung der Invalidenkasse. 6. Standesangelegenheit. 7. Ver-
schiedenes.
Vereinigung Lübecker Techniker.
Am 8. ds. Mts. verschied plötzlich unser Kollege
Herr Bautechniker Gerhard Wallroth
im 24. Lebensjahre.
Das Andenken an den treuen und liebenswürdigen
Kollegen wird bei uns stets in Ehren gehalten werden.
Lübeck, den 11. März 1911. Der Vorstand.
Am 7. März ds. Js. verschied unser langjähriges Ehren-
mitglied
Herr Zimmermeister E. Kiarhoefer.
Das allzeit große Interesse, welches der Entschlafene für
unsere Bestrebungen an den Tag gelegt hat, sein einfacher,
ehrlicher und biederer Charakter sichern ihm ein ehrendes
Andenken unter uns.
Vereinigung Harburger Techniker.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsmitgliecler.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
750 für ein ländliches Baugeschäft im Bezirk Danzig zum
1. April er. ein junger 2. Hochbautechniker, flotter Zeichner,
geübt im Veranschlagen von einfachen ländlichen Bauten.
Schöne Handschrift erforderlich und Radfahrer. Angebote mit
Gehaltsansprüchen bei freier Wohnung und Beköstigung unter
750 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schul'z,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
751 nach Garnsee i. Westpr. sofort ein Bautechniker,
gelernter Maurer, selbständig für Bureau und Baustelle. Ge-
halt 130 bis 150 M. Angebote unter 751 an die Zweigstelle
Danzig, wie unter 750.
752 für eine Behörde in Görlitz ein tüchtiger Tiefbau-
techniker mit nachweislicher Erfahrung in der Kanalisation.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 752 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
754 für einen Talsperrenbau im Kreise Olpe i. Westfalen
baldigst ein Bauingenieur für Bureau und Baustelle. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 754 an die Geschäftsstelle für
Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund,
Ardeystraße 94.
755 für den Bau des Rhein-Herne-Kanals zum 1. April er.
ein Tiefbautechniker mit abgeschlossener Baugewerkschul-
bildung für Bureau und Baustelle. Anfangsgehalt 180 M., nach
Jahresfrist Zulage. Angebote mit polizeilichem Führungsattest
unt. 755 an die Geschäftsstelle für Rheinl. u. Westf. wie unt. 754.
1Q2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 12
759 von einer Behörde in der Provinz Sachsen sofort ein
Baupolizei-Assistent mit abgeschlossener Baugevveri<schul-
biidung für Bureau und Baustelle, der möglichst schon in ähn-
licher Stelle tätig war. Angebote unter 759 an die Zweigstelle
Halle a. S., z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte Promenade 25
(Stadttheater).
760 nach Marienburg i. Westpr. zum 1. April er. ein
jüngerer Bautechniker, flotter Zeichner, der gleichzeitig die Lohn-
und Krankenkassenlisten bearbeiten kann. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen bei freier Station unter 760 an die Zweigstelle Danzig,
z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
761 für eine Behörde in Prüm (Bezirk Trier) sofort ein
Tiefbautechniker, perfekt im Nivellieren, sowie mit Kenntnissen
im Kanalbau und in Abrechnungen, ferner im Auftragen von
Wegeprojekten auf Meßtischblätter. Gehalt 130 bis 150 M.
Stellungsdauer bis Gl. Dezember d. Js. Angebote unter 761 an
die Zweigstelle Saarbrücken, z. H. des Herrn R. Rosprich,
Talstraße 39.
762 für ein Kgl. Hochbaüamt in Delitzsch sofort ein tüch-
tiger Hochbautechniker für die laufenden Dienstgeschäfte und
zur Leitung ,von Forst- und Domänenbauten, sowie Aufnalime
von Gebäudezeichnungen. Erfahrung .in staatlichen Bauaus-
führungen, sowie Abrechnungen und Befähigung für Detaillierung
unbedingt erforderlich. Radfahrer mit eigenem Rad. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 762 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
763-64 für eine A.-O. in Niesky (Oberlausitz) sofort ein
tüchtiger Techniker, der besonders im Detaillieren mit Holz-
architektur beschäftigt werden soll.
Desgleichen ein Bautechniker, der gewandt und flott in
Perspektivskizzen ist.
Angebote für beide Vakanzen unter 763 — 64 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
765 für eine große Kunstziegelei im Regierungsbezirk Lieg-
nitz sofort ein tüchtiger Techniker mit Erfahrung im Skizzieren
und Detaillieren von keramischer Innendekoration. Gehalt 120 M.
Angebote unter 765 an die Zweigstelle Niederschlesien, z. H. des
Herrn C. Hauer, Altwasser i. Schles., Promenade.
766 für eine Behörde in Lyck (Ostpr.) sofort ein er-
fahrener Hochbautechniker, gewandter Zeichner, ledig, etwa
30 Jahre alt, zur Erledigung der laufenden Dienstgeschäfte, mit
Entwerfen und Veranschlagen ländlicher Bauten, sowie Bau-
beaufsichtigung und Abrechnung vertraut. Gehalt 200 M. Stel-
lungsdauer zunächst 13 Monate evtl. länger. Radfahrer er-
wünscht. Angebote unter 766 an die Zweigstelle Königsberg
i. Pr., z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
769 für eine Behörde in Brandenburg a. d. Havel sofort
ein jüngerer Bautechniker, mit besonderer Kenntnis im märki-
schen Backsteinbau. Stellungsdauer voraussichtlich zwei (ahre.
Gehalt 150 bis 180 M. Angebote unter 769 an die Haupt-
steile Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
770 für ein 'Baugeschäft in Angermünde sofort ein jüngerer
Hochbautechniker, gelernter Maurer. Angebote mit Oehalts-
ansprüchen unter 770 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
771 für einen Baumeister in Pirna a. d. Elbe sofort ein
Hochbautechniker, 25 bis 30 Jahre alt, ledig, besonders ge-
wandter Zeichner. Gehalt 150 bis 180 M. Stellung dauernd.
Angeb. ünt. 771 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
772 von einer Fabrik für Holz- und Eisenkonstruktionen
in Jena baldigst ein Bautechniker, möglichst gelernter Zim-
merer. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 772 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
774 für eine Behörde in Hildesheim sofort ein Bausekretär,
der möglichst im Stenographieren xind Maschinenschreiben Fertig-
keit besitzt. Anstellung zunächst auf drei Monate Probe, spätere
feste Anstellung nicht ausgeschlossen. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 774 an die Zweigstelle Hannover, z. H. des
Herrn L. Damköhler, Slicher Straße 8.
775 für ein Baugeschäft auf dem Lande sofort ein junger
ßautechniker, gelernter Maurer, Radfahrer, in Anfangsstelluiig.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 775 an die Zweigstelle
Magdeburg, z. H. des Herrn W. Lehmann, Kaiserstraße 103.
777 für ein Militärbauamt in Breslau sofort ein tüchtiger
Techniker auf zwei Monate, der bereits bei Militärbauämlci n
tätig war, für Entwurfsbearbeitungen. Tagesdiäten 5 bis 6 M.
Angebote unter 777 an die Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn
E. Reußner, Breslau 8, Webskystraße 11.
778 nach Frintrop bei Öberhausen sofort ein Tiefbau-
techniker, 25 bis 30 Jahre alt, für Bureau und Baustelle.
Gehalt 150 M. Stellung dauernd. Angebote unter 778 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
779 für eine Behörde, in Kray i. Westf. sofort ein Bau-
techniker auf 4 bis 5 Monate, mit der Prüfung von Abrccli-
nungen und der Nachrechnung von statischen Berechnungen'
vertraut. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 779 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen wie unter 778.
780 für eine Kgl. Behörde in Ratibor sofort ein Bau-
techniker, Absolvent einer Baugewerkschule, zur Hilfeleistung
bei der Bauleitung und Abrechnung des Neubaues eines Zoll-
amtsgehöftes. Stellungsdauer etwa sechs Monate. Angebote
mit Gehaltsansprüchen unter 780 tan die Hauptstelie Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
781 für ein Baugeschäft in Breslau zum 1. April 1911 ein
jüngerer Bautechriker mit guten Erfahrungen, sauberer Zeichner,
gewandt im Veranschlagen. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 781 lan die Zweigstelle Breslau, z. H. des Herrn E. Reußner,
Breslau 8, Webskystraße 11.
782 von einer Behörde in Cuxhaven nach Helgoland zwei
Bautechniker, flotte Zeichner, möglichst mit Erfahrung im Eisen-
betonbau, die auch gleichzeitig in statischen Berechnungen be-
wandert sind. Ledige Bewerber bevorzugt. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 782 an die Zweigstelle Bremen, z. H.
des Herrn Otto Krause, Neustadts Contrescarpe Nr. 70.
783 für eine Gemeinde bei Metz sofort ein jüngerer Bau-
techniker für Kostenanschläge und Abrechnungen, zur Unter-
stützung des Gemeinde-Baumeisters. Stellungsdauer etwa zwei
Jahre. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 783 an die
Zweigstelle Metz, z. H. des Herrn K. Gerlach, Richepansc-
stade 3.
784 nach Wilhelmshaven sofort ein jüngerer Tiefbau-
techniker in dauernde Stellung. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 784 an die Zweigstelle Bremen, z. H. des
Herrn O. Krause, Neustadts Contrescarpe Nr. 70.
785 für ein Kreisbauamt in Crossen a. d. Oder sofort ein
jüngerer Bautechniker, mit einigen Erfahrungen im Tiefbau.
Radfahrer erwünscht. Gehalt 120 bis 140 M. Angebote unter
785 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
786 von einer Kunststeinfabrik in Tempelhof sofort ein
junger Bautechniker für Versatz- und Werkzeichnungen.
Gehalt 120 bis 130 M. Angebote unter 786 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
812 für eine Behörde in Charlottenburg baldigst ein ge-
wandter Tiefbautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule
und guter Zeichner. Die Annahme erfolgt durch Privatdienst-
vertrag. Anfangsgehalt 200 M, Erhöhung bis auf 380 M. An-
gebote mit Schriftproben unter 812 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
813 von einer Behörde in Rixdorf sofort ein Techniker
für die Entwurfsbearbeitungen (Brücken, Schleusen usw.), der
selbständig nach vorheriger Besprechung zu konstruieren im-
stande ist. Bewerber mit Einjährigen-Zeugnis bevorzugt. Gehalt
180 M. Angebote unter 813 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
815 für ein Schornsteinbaugeschäft in Schlesien sofort ein
junger, strebsamer Techniker, gelernter Maurer, guter Sta-
tiker, der sich auch für kleinere Reisen eignet. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 815 an die Zweigstelle Niederschlesien,
z. H. des Herrn C. Hauer, Altwasser i. Schles., Promenade.
816 für ein Baugeschäft in Schweidnitz baldigst ein jüngerer
Techniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen imter 816 an
die Zweigstelle Niederschlesien wie unter 815.
817 für die Bauausführung eines größeren Krankenhauses
in einer Stadt Thüringens sofort ein jüngerer Hochbautech-
niker mit abgeschlossener Baugewerkschulbildung zur Hilfe-
leistung. Zuverlässiger Zeichner bevorzugt. Gehalt 120 M.
Angebote mit Antrittstermin unter 817 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
818 für eine größere Stadtbauverwaltung im Wuppertal
sofort zwei Hochbautechniker, 25 bis 30 Jahre alt, gewandt
in Massen- und Kostenberechnungen und Anfertigung von Werk-
zeichnungen. Stellungsdauer mindestens ein Jahr, evtl. länger.
Angebote unter 818 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen, z. H. des Herrn A. Lenz, Dortmund, .•\rdeystr. 94.
819 für eine größere städtische Behörde im industrie-
bezirk baldigst ein tüchtiger und zeichnerisch gewandter Tief-
bautechniker, militärfrei, Absolvent einer Tiefbauschule, etwa
25 Jahre alt, mit Erfahrung im Kaniü- und Straßenbau. Anfangs-
gchalt 150 bis 180 M. Angebote unter 819 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen wie unter 818.
820 für ein Baugeschäft in Hattingen baldigst ein tüch-
tiger, erfahrener Bautechniker, zwischen 24 bis 35 Jahre alt,
mit abgeschlossener Baugcwcrkschulbildung und zeichnerischer
Befähigung, sowie reicher praktischer Erfahrung, der den Chef
in jeder Beziehung vertreten kann. Gehalt 170 bis 200 M und
Sp/o vom Reingewinn. Geschäftsabschlüsse ISO- bis 200 000 M.
Angebote unter 820 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen wie unter SIS
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. Ö8 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 13 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 25. MärZ 191 1
Inhalt: Winters Ende - Exzentrische Belastung von Stützen und Pfeilern - Soziale Bewegung — Standesbewegung - Rechtsfragen — Aus der Volkswirtschaftslehre —
Zeitschriftenschau — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Winters Ende
Die Zeit der Versammlungen liegt nun hinter uns
und wir können wohl sagen, daß wir ein tüchtiges Stück
Arbeit geleistet haben. Allen Anfeindungen zum Trotz
ist es vorwärts gegangen und es kann ja nicht anders
sein. Wenn wir auf die Winterarbeit zurückblicken, so
sehen wir zuerst die Bewegung, die von unserem Verbände
gegen die Vorschläge des preußischen Ministers zur
Regelung der Konkurrenzklausel gemacht wurde. Die
Opposition gegen diesen neuen Vorstoß der Industrie
gegen die Angestellten war stark genug, um diese An-
regungen zunächst verschwinden zu lassen. Mehr wurde
aber auch nicht erzielt. Die Regelung dieser Frage, die
mit zu den dringendsten gehört, bleibt für die Zukunft
noch offen. Auch die Novelle zur Gewerbeordnung, deren
Einbringung und Verabschiedung wir dringend erwarteten,
ist nicht gekommen und Reichstag und Regierung haben
sich dadurch eine große Schuld aufgeladen. Wie groß
die Mißstimmung gegen diese Verschleppungspolitik
gegenüber sozialpolitischer Initiative ist, das kam zum
Ausdruck in jenen Versammlungen, die wir mit dem So-
zialen Ausschuß gemeinsam veranstalteten.
Nicht nur die Novelle zur Gewerbeordnung forderten
wir, sondern zugleich eine Verbesserung des Angestellten-
rechts überhaupt, die gleichbedeutend mit einer Vereinheit-
lichung des Angestelltenrechts sein muß.
Mit diesem Stoff beschäftigten sich besonders unsereVcr-
sammlungen. Die Konkurrenzklausel ist für die technischen
AngestelHen empfindlicher gegenüber den kaufmännischen
Angestellten, weil uns die Einschränkungen des Handels-
gesetzbuchs fehlen. Darum wurden wir mit den Vor-
schlägen des Ministers, ebenso mit der Verzögerung der
Oewerbeordnungsnovelle allein, als technische Angestellte
besonders getroffen.
Mit der Forderung eines einheitlichen Angestellten-
rechts aber und mit der Frage der Pensionsversicherung
schließen wir uns aber an die breite Masse aller Privat-
angestellten an. Man hat den Angestellten mit ihrer
Pensionsversicherung soviel Hoffnung gemacht, sie ver-
tröstet und beschwichtigt, daß man hiernach wohl an-
nehmen könnte, es müßte dabei etwas herauskommen.
Aber wann und wie?!
Die verantwortlichen Kreise mögen sich darüber klar
sein, daß der Optimismus, wenn er sich getäuscht sehen
sollte, in Erbitterung sich umsetzt, der seinen Ausdruck
dort finden würde, wo es nicht nur Recht, sondern Pflicht
jedes Staatsbürgers ist, seiner Meinung durch den Stimm-
zettel Ausdruck zu geben. Frieden scheint man nicht be-
sonders zu schätzen, denn sonst hätte man ja das Arbeits-
kammergesetz fördern können, ebenfalls eine Frage, an
der alle Privatangestellten beteiligt sind.
Hier aber wird der Kreis der Betroffenen, oder sagen
wir's richtig, Enttäuschten, immer größer, denn alle Lohn-
empfänger werden von dieser Frage berührt. Das Gleiche
trifft bei der Reichsversicherungsordnung zu. Sie gehört
mit zu dem Bedeutendsten, was zu schaffen gewesen wäre.
Aber was hat man daraus gemacht!
Mit all den Fragen ist uns bewiesen worden, daß zu
irgend einem Optimismus in unseren Reihen nicht Raum
sein darf. Wenn wir auch das Bewußtsein der Pflicht-
erfüllung haben, wenn wir auch in emsiger Winterarbeit
Aufklärung verbreitet und unsere Organisation festigten,
des Frühlings können wir uns noch nicht freuen. Wie
trostlos waren für uns die Reden im Reichstag der letzten
Tage. Versprechungen von der Regierung, Versprechun-
gen von den Parteien. Und bei all den Erörterungen
haben wir das"Qefühl, daß dort Verständnis und Gefühl
für unsere Forderungen fehlen. Deshalb darf es nach
der Winterarbeit nicht Ruhe geben, sondern immer und
immer wieder betonen wir für uns alle die Pflicht, un-
ermüdlich in der Politisierung aller Angestelltenkreise zu sein !
Exzentrische Belastung von Stützen und Pfeilern
Von Dipl.-Ing. ARTUR LEIPOLD, Berlin.
(Schluß.)
Unsymmetrische Belastung.
Greift in einem Punkte A des Querschnitts (Abb. 15),
welcher von der Y-Achse die Entfernung -|- x und von
der X-Achse die Entfernung +y besitzt, eine Druckkraft P
an, so kann man im Fußpunkte B der Ordinate x auf
der Y-Achse eine Druck- und eine Zugkraft P und ebenso
im Schwerpunkt S zwei Kräfte P anbringen, ohne daß
dadurch das Oleichgewicht gestört wird. Jetzt kann man
die Druckkraft Pa und die Zugkraft Pß zu einem um die
Y-Achse drehenden Kräftepaar vom Momente My = P ■ x
und die Druckkraft Pß und die Zugkraft Ps ebenfalls zu
einem Kräftepaar vom Momente M^ = P • y zusammen-
I
1
1
194
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 13
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Abb. 15
setzen, welches aber um die X-Achse dreht. Dann bleibt
im Schwerpunkte, eine Druckkraft P übrig, welche eine
über den ganzen Querschnitt gleichmäßig verteilte Druck-
P
Spannung Oj = — y hervorruft. Das Moment My erzeugt
rechts von der Y-Achse Druckspannungen und links davon
Zugspannungen ; ebenso ergibt das Moment Mx oberhalb
der X-Achse Druckspannungen und unterhalb derselben
Zugspannungen. Auf die Spannung im Schwerpunkt S
haben die Momente keinen Einfluß, es herrscht dort in-
p
folge der Kraft Ps die Spannung a, = — —. Die Druck—
F
Spannungen der Momente addieren sich im rechten oberen
Querschnittsviertel, wo die Last Pa angreift; also herrscht
in diesem belasteten Querschnittsviertel nur Druckspan-
nung. Bezeichnet man die Trägheitsmomente des Quer-
schnitts bezogen auf die X-Achse mit Jx und dasjenige
bezogen auf die Y-Achse mit Jy, so ergibt sich in einem
Punkte Z mit den Ordinaten + und + durch die
P
Druckkraft Ps die Spannung — _-
My — P X die Spannung
P X
IT
paar Mx ~ P y die Spannung
die Gesamtspannung
durch das Kräftepaar
1 und durch das Kräfte-
P.y
Yi ; somit beträgt
a ----
P
F
y ■ Yi
iy
Jx
Wie schon erwähnt, treten im belasteten Qucrschnitts-
viertel (^- Y) (-f X) — d. h. demjenigen Teil des Quer-
schnitts, der vom positiven Teil der Y-Achse und vom
positiven Teil der X-Achse begrenzt ist — nur Druckspan-
nungen auf; in den übrigen Querschnittsvierteln erzeugen
die Momente auch Zugspannungen, und diese können in
einem Teil des Querschnitts die vorhandenen Druck-
spannungen überwiegen, so daß sich als Qesamtspannung
auch Zugspannungen ergeben. Die Verbindungslinie aller
derjenigen Punkte, in welchen sich die Druckspannungen
und Zugspannungen aufheben, wo also die Spannung 0
herrscht, heißt die NuUinie für diesen Belastungszustand.
Da nun auf jeden Fall im belasteten Querschnitfsvicrtel
und im Schwerpunkt nur Druckspannungen auftreten, kann
diese Nullinie weder durch das Querschnittsviertel (+ X)
(+ Y), noch durch den Schwerpunkt gehen, es kommt für
sie nur eine Lage N N in Betracht. Wir wollen nun für
verschiedene Lagen des Lastangriffspunktes die Lage der
zugehörigen Nullinie verfolgen. Liegt der Angriffspunkt
der Last auf der Y-Achse oberhalb K, z. B. in B, so ist
die Nullinie nach dem Vorhergehenden parallel der X-Achsc
und liegt unterhalb derselben. Nähert sich der Angriffs-
punkt dem Kernpunkt K, so entfernt sich die Nullinie von
der X-Achse; liegt der Angriffspunkt auf K, so treten nur
Druckspannungen im ganzen Querschnitt auf und die Null-
linie fällt mit der Kante IV, V zusammen. Rückt der
Angriffspunkt in die Kernweite hinein, so rückt die Null-
linie aus dem Querschnitt hinaus und es treten auch in
der Kante IV, V Druckspannungen auf. Dasselbe gilt für
den Fall, daß der Angriffspunkt auf der X-Achse liegt.
Die Qrenzlage für die Bedingung, daß keine Zugspan-
nungen auftreten sollen, ist der Kernpunkt K, . Liegt nun
der Angriffspunkt beliebig im Querschnittsviertel (-f Y)
(~\- X), so ist nachgewiesen worden, daß die Nullinie eine
Lage N N einnehmen wird. Die äußerste Lage der Null-
linie für den Fall, daß nur Druckspannungen im Quer-
schnitt auftreten sollen, ist die Verbindungslinie der aus-
springenden Ecken V und VI, welche wir als Umhüllungs-
linie des Querschnitts — entsprechend den Tangenten
des Kreises — deuten können. Der zu dieser Nullinie
gehörige Angriffspunkt wird also dieselbe Bedeutung
haben wie die Kernpunkte K auf den Hauptachsen. Die
Konstruktion dieses Punktes ergibt sich nach dem Mohr-
schen Verfahren wie folgt (Abb. 16). Man trage auf der
Y-Achse die Strecke S A =
und auf der X-Achse die
Strecke S B =
Vi'
im Längenmaßstabe der Zeichnung
auf, denn diese Werte stellen Längeneinheiten vor. Dann
bringe man die UmhüUungslinic a mit den Hauptachsen
He t 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
195
zum Schjnitte in VI' und V, ziehe die Verbindungslinien
V' B und Vr A und errichte auf diesen Linien in den
Punkten A und B die Lote; diese Lote bestimmen auf
der Y- und der X-Achse die Ordinatenfußpunkte 5 und 6
des gesuchten Angriffspunktes Ka-
Wiederholt man dieses Verfahren für sämtliche Um-
hüllungslinien des Querschnitts und bestimmt so die zu-
geordneten Lastenangriffspunkte, so erhält man durch Ver-
bindung aller dieser Punkte die Kernfigur des Querschnitts,
innerhalb welcher die Lastenangriffspunkte liegen müssen,
sobald nur Druckspannungen im Querschnitte auftreten
sollen.
- X
1-^
Abb. 18
Für den Querschnitt nach Abb. 17 ergibt sich folgender
Rechnungsgang zur Bestimmung der Kernfigur:
Der Querschnittsinhalt ist
F = 1,29 0,13 + 2,07 0,64 + 1,03 0,26
= 0,168 + 1,325 4- 0,268 = 1,761 qm.
Der Abstand des Schwerpunktes von der linken Mauer-
kante beträgt
^ (0,168 0,065 + 1,325 0,45 + 0,268 0,90)
1,761
0,482 m.
1
12
0,13 ■1,29-^
^•0,64-2,07« + :j^ 0,26- 1,03-^
= 0,0232 4- 0,4731 + 0,0237
Jy=^l,29 0,13' + :i-2,07 0,64
0,5200 m '
1
12
1,03- 0,26-'
+ 0,168 0,417- + 1,325 0,0322 _|_ 0,268 •0,418-^
= 0,0002 + 0,0452 + 0,0015 + 0,0292 + 0,0014
+ 0,0468 0,1243 m '.
0,5200
XÖ35
0,1243
0,482
0,502 m3.
0,258 m-'.
Abb. 17
0 1243
Zur Nullinie II — III gehört der Angriffspunkt K; auf
der X-Achse in ider Entfernung vom Schwerpunkt
, W, 0,227
k. ^ — ^ = 0.129 m.
Zur Nullinie IV— V gehört der Angriffspunkt K auf
der Y-Achse, vom Schwerpunkte entfernt
, W, 0,502 ^
k = — = ^ 0,285 m.
Zur Nullinie VI— Vll gehört K- auf der X-Achse mit
1 0,258
Zur Nullinie Vlll— I gehört K' auf der Y-Achse mit
Wv
k' = ^ ^ 0,285 m.
1
196
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 13
Für die Utnhülhingslinie a = I — II und b = V — VI
wird das Mohrsche Verfahren angewandt. Es ist
m.
0,1243
1,761
= 0,265 m.
Die Bestimmung der Schnittpunkte 1' und II' der
Umhüllungslinie a mit den Hauptachsen erfordert einige
Sorgfalt, und die ermittelte Lage wird am besten durch
eine Nebenrechnung nachgeprüft. Beispielsweise ergibt
die Proportion ^
BI'iBI = AI: All
und daraus ergibt sich
BT
0,52
0,26
(0,77 — 0,482) = 0,576 m.
Aus der Konstruktion für die Nullinie a bestimmt
man den Kernpunkt K^ und damit den symmetrisch ge-
legenen Punkt Ka'. Die Nullinie b gibt die Lage von Kb
und Kb' an. Die Verbindungslinie sämtlicher K-Punkte
stellt die Kernfigur dar.
Zwischen der Kernfigur und der Umhüllungslinie be-
stehen nun folgende Beziehungen. Greift die Last im
Punkt K^ an, so liegt die Nullinie der Spannungsfigur auf
der Kante II— III. Liegt der Angriffspunkt auf Ka, so fällt
die Nullinie mit der Umhüllungslinie I — II zusammen. Zu
einem Angriffspunkt K' gehört die Nullinie I — VIII, usf.
Rückt aber der Angriffspunkt der Last von dem Punkte K;
auf der Geraden K? Ka bis Ka vor, so dreht sich die Null-
linie um den Punkt II aus der Lage II — III in die
Lage II — I. Daraus geht hervor, daß jeder Geraden der
Umhüllungsfigur eine Ecke der Kernfigur und jeder Ecke
der Umhüllungsfigur eine Gerade der Kernfigur entspricht.
Es bestehen aber noch Wechselbeziehungen zviischen Kern-
figur und Umhüllungsfigur. Verlegen wir nämlich den
Lastenangriffspunkt auf die Umhüllungsfigur, so schließen
die zugehörigen NuUinien die Kernfigur ein. Liegt bei-
spielsweise die Last auf dem Punkte B in Abb. 18, so
herrscht in einem beliebigen Punkte X des Querschnitts
mit den Ordinalen +x und +y die Spannung
P P • yi • y
^==--F JT^'
die zugehörige Nullinie stellt die Verbindung sämtlicher
Punkte dar, in welchen die Spannung 0 herrscht. Die
Gleichung dieser Linie ist also
0 = - _ ^J^^.
F Jx
Dividiert man diese Gleichung durch P, so erhält man:
L _ yi yp
F Jx ■
Daraus ergibt sich die Ordinate dieser Geraden zu
Jx
0
yo
Fyi
= — k'
d. h. die Nullinie ist parallel der X-Achse und geht durch
den Kernpunkt K'. Ebenso ergibt sich für den Lasten-
angriffspunkt C die Nullinie als Parallele zur Y-Achse
durch den Punkt K/. Liegt der Angriffspunkt der Last
auf I, so würde die Gleichung der Nullinie lauten
0 =
yi yp
Jx
iy
Der Schnittpunkt dieser Geraden mit der Y-Achse ist
bestimmt durch die Bedingung Xq = 0, und es ergibt sich
yo- F.y^-
Abb. 19
Der Schnittpunkt mit der X-Achse hat die Ordinate
F-x,
Die Nullinie für den Angriffspunkt I geht also durch
den Kernpunkt K' und schneidet auf der X-Achse das Stück
S 1 = X(, ab.
Für den Lastenangriffspunkt II lautet die Gleichung
der Nullinie:
Q ^ L _ ya • yp _ X2 ■ Xq
F Jx Jy ■
Der Schnittpunkt mit der X-Achse hat die Ordinate
. _ Jy _
F ■ X,
und derjenige mit der Y-Achse
yo =
k^
Fy.
und
den
Diese Nullinie geht also durch den Kernpunkt K,
schneidet auf der Y-Achse die Strecke S 2 = ab.
Damit ist bewiesen, daß sich die Nullinie um
Kernpunkt K' dreht, wenn die Last auf der Umhüllungs-
linie VIII — I wandert. Ebenso dreht sich die Nullinie um
den Kernpunkt K;, wenn die Last auf der Geraden II — III
verschoben wird. Liegt der Lastangriffspunkt auf der
Umhüllungsgeraden I — II, so ist zu beachten, daß für
die beiden Grenzlagen I und II die Geraden K' 1 und
K( 2 die NuUinien darstellen. Der Schnittpunkt Ka dieser
beiden Geraden wird also der Drehpunkt für die Null-
linie sein.
Nach dieser Erkenntnis kann die Ermittlung des Kerns
für den Querschnitt nach Abb. 17 auch auf rein analyti-
schem Wege erfolgen (Abb. 19). Man bestimme wie vor
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
197
\bb. 20
die Größen F, Jx, Jy, Wx, W, und Wr und ermittelt daraus
zunächst die Kernweiten k, k', ki und kr, welche auf
den beiden Hauptachsen aufzutragen sind und die Kern-
punkte K, K', Kr und Ki festlegen.
Den Kernpunkt Ka für die Umhüllungslinie I — II be-
stimmen wir als den Schnitt der Nullinien für die beiden
Ecken 1 und II. Die Nullinie für I geht durch K' und
schneidet auf der X-Achse die Strecke
Jy 0,1243
Sl -
— 0,245 m ab.
82 =
Fx, 1,761 0,288
Die Nullinie für II geht durch K2 und hat die Ordinate
Jx 0,5200 ' _
— = — 0,573 m.
Fy., 1,761 0,515
Durch den Schnittpunkt von K' 1 und K; 2 ist der Kern-
punkt Ka bestimmt und damit auch der symmetrisch ge-
legene Kernpunkt Ka' für die Nullinie III— IV. Aehnlich
wird der Kernpunkt Kb für die Umhüllungslinie V— Vi
konstruiert. Die Nullinie für den Punkt V geht durch K
und bestimmt auf der X-Achse die Strecke
S5 = —
0,1243
+ 0,201 m.
F(-X5) 1,761 0,352
Die Nullinie für VI geht durch Kr und hat die Ordinate
Jx , 0,5200 , n/i^ö
+ 0,458 m.
S6
F(-y6) ^ 1,761 0,645
Diese Konstruktion des Kerns erfordert nicht mehr
Arbeit als das graphische Verfahren nach Mohr, ist aber
diesem wegen der größeren Genauigkeit auf jeden Fall
vorzuziehen. Bei der Bestimmung der Strecken ST,
S 2 usf. ist darauf zu achten, ob dies x- oder y-Ordi-
naten sind; denn im Nenner der Bestimmungsgleichung
Jy
(z. B. S 1 =
Fx,
) steht das Produkt aus der gleich-
namigen Ordinate des Angriffspunktes mal Flächeninhalt
des Querschnitts und im Zähler das Trägheitsmoment
bezogen auf die zu den Ordinaten senkrecht stehende
Achse. Der errechnete Wert erhält das umgekehrte Vor-
zeichen wie die Ordinate des untersuchten Angriffspunktes.
Aus der Kernfigur kann man also unmittelbar die
Lage der Nullinie für alle ausspringenden Ecken des Quer-
schnitts bestimmen. Diese Erkenntnis macht man sich
bei der Berechnung der ungünstigsten Kantenpressungen
zunutze.
\
\
."1 /
^ ! \
I \
i \
Abb. 21
Ist nämlich ein Querschnitt nach Abb. 20 in den
Punkten A bis E mit äußeren Kräften belastet, die
sich aus Eigengewicht- und Nutzlastanteilen zusammen-
setzen, so kommt es darauf an, die ungünstigste Kanten-
pressung zu bestimmen. Dafür kommen nur die aus-
springenden Ecken in Betracht, und es soll beispielsweise
die Pressung im Punkte I bestimmt werden. Um die Ein-
flüsse der einzelnen Lasten auf die gesuchte Kantenpres-
sung verfolgen zu können, bestimmt man die Einflußlinie
für diese Kantenpressung. Der Nullpunkt dieser Einfluß-
linie liegt auf der dem Punkte I zugeordneten Nullinie.
Da der Eckpunkt I sowohl zu der Geraden I — II als auch
zu I — III gehört, muß seine Nullinie die Verbindungslinie
der Kernpunkte K' imd Ka dieser Geraden sein. Liegt
also eine Last auf dieser Linie N N, so entsteht im Punkte I
die Spannung 0. Greift eine Last im Schwerpunkte S
an, So entsteht im ganzen Querschnitt, also auch im Punkte I
P
die Spannung Die Ordinate der Einflußlinie hat
demnach den Wert
1
Da sich die Ordinaten der Ein-
flußlinie nach den für Abb. 13 gegebenen Erläuterungen
zueinander verhalten wie ihre Abstände von der Nullinie,
so ist die oi-Linie durch die Abb. 20a dargestellt. Man be-
stimmt diese Figur am besten durch ihren Nullpunkt und
die Ordinate o. = 0
u -|- z
\x-\-z
Zur Bestimmung der
z F • z
größten Kantenpressung hat man also die oberhalb der
Nullinie gelegenen Lasten mit ihren Maximalwerten und
die unterhalb der Nullinie liegenden mit ihren Minimal-
werten einzusetzen. Es ergibt sich beispielsweise
+ Dg . 03 4- Eg
■g + p
Dasselbe Verfahren muß angewandt werden, wenn es sich
um doppeltexzentrische Belastung handelt, d. h. wenn die
Lastangriffspunkte nur über die beiden Hauptachsen ver-
teilt liegen.
Unsymmetrische Querschnitte.
Für die bisher behandelten Fälle waren stets symme-
trische Querschnitte vorausgesetzt, bei denen mit der Be-
stimmung des Schwerpunktes auch die Hauptachsen ge-
geben waren. Die abgeleiteten Berechnungsmethoden be-
halten aber auch für unsymmetrische Querschnitte ihre Gül-
tigkeit, sobald man sie auf deren Hauptachsen bezieht. Zur
Bestimmung dieser Hauptachsen berechnet man zunächst
die Lage des Schwerpunktes S und für zwei beliebig ge-
legene rechtwinklige Achsen X und Y die Trägheits-
momente Jx und Jy und das Zentrifugalmoment J^y Der
198
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 13
P
L
Kl
3 Kr
Abb. 23
w 1 ^
(
1
1
1
* — r ^,
1
1
1
111111111^.-^
J-*"^ f
1
\^ 1 ,
-2 ~A \
\Gi Abb. 23a
Abb. 22
Neigungswinkel a (Abb. 21) des Hauptachsensystems er-
gibt sich dann aus der Bedingung, daß für dieses Achsen-
kreuz das Zentrifugalmoment = 0 sein muß, zu
tg 2a
2J>
xy
Jx-Jy
Die Hauptträgheitsmomente selbst sind
Ju
- Jx
cos -'a + Jy
sin -a — Jxy
sin 2 a
Jv
= Jy
cos -a + Jx
sin -'a + Jxy
sin 2 a
Ein Zahlenbeispiel möge für den Querschnitt nach Abb. 22
durchgeführt werden.
Der Flächeninhalt beträgt
F = 0,51 • 1,29 + 0,38- 1,17
= 0,6579 + 0,4446 = 1,1025 qm
Der Abstand des Schwerpunktes von der Kante I — II
berechnet sich zu
—r^— (0,6579 • 0,255 + 0,4446 • 1,095) = 0,594 m.
1,1025
Ebenso ergibt sich der Abstand von der Kante I — VI zu
^ (0,6579 ■ 0,645 + 0,4446 ■ 0,19)
1,1025
Jx = -jy
~ 12
, 1
T2
= 0,462 m.
1,29 • 0,51^ + 0,6579 0,3392
0,38 • 1,17 ' + 0,4446 • 0,5012 ^ 0,2522 m '
0,51 • 1,293 + 0,6579 ■ 0,1832
1,17- 0,38'^ 4- 0,4446 ■ 0,2722 = 0,1513 m'
Bei der Berechnung des Zentrifugalmomentes hat man
auf die Vorzeichen der einzusetzenden Ordinaten zu achten;
Abb. 23b
bei den übrigen Trägheitsmomenten ist diese Vorsicht
unnötig, da die Ordinaten stefs in der zweiten Potenz
erscheinen und deshalb stets positiv sind.
J^y 0,6579 • ( + 0,183) • (— 0,339) + 0,4446 • (— 0,272)
• (+ 0,501) = — 0,0408 — 0,0605 = — 0,1013 m^.
2 • (— 0,1013)
ts: 2a =
2,008
0,8949.
0,2522 —0,1513
2a = + 63° 30' a 31M5'
cos OL = 0,8504 sin a = 0,5262 sin 2 a
Die Hauptträgheitsmomente sind
Ju =-■ 0,2522 0,85042 + 0,1 513 • 0,52622 + 0,1013 0,8949
= 0,3146 m*.
Jv,=- 0,1513 0,85042 + 0,2522 0,52622 — 0,1013 0,8949
= 0,0890 mK
Zur Bestimmung der Kernfigur werden die Nullinien
für die Eckpunkte des Querschnitts aufgesucht Für Punkt I
mit den Ordinaten
Ui = — 0,704 und Vi = — 0,262
lautet die Gleichung der Nullinie
1 u, . U V, V
0 =
0
1
+
Ju
0,262
1,1025 ' 0,0890 ' 0,3146 "
Daraus ergeben sich die Ordinaten der Nullinien-
Schnittpunkte mit den Hauptachsen aus der Bedingung
V = 0 und u ^ 0 zu
0,0890
= +
■0 = +
1,1025 • 0,704
0,3146
=- + 0,115 m
= -I 1,090 m.
1,1025 • 0,262
Für Punkt II mit den Ordinaten U; ^ -j 0,393 und
- — 0,941 heißt die Gleichung der Nullinie
1 0,393 0,941
^ 1,1025
Daraus ergibt sich
0,0890
0,3146
r- V.
0,0890
1,1025 • 0,393
= — 0,205 ni
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
199
0,3146
' ' ~ 1,1025 ■ 0,941
Für Punkt III mit den Ordinaten
"3
ergibt sich ebenso
u„ ^
+ 0,661 und v.
0,0890
1,1025 • 0,661
_ , 0^3146
— 1,1025 • 0,507
Für Punkt V mit den Ordinaten
u- = + 0,501 und Vi
berechnet sich
0,0890
1,1025 • 0,501
0,3146
+ 0,178 und V,
_ 0,0890
1,1025 • 0,178
0,3146
f 0,303 m.
- 0,507
- 0,122 m
f 0,563 m.
+ 0,968
- 0,161 m
- 0,295 m.
+ 1,168
= — 0,454 m
= — 0,245 m.
' 1,1025-0,968
Für Punkt VI mit den Ordinaten
U,; =
ergibt sich
Uo =
1,1025 • 1,168
Die Figur, welche diese Nullinien einschließt, stellt
den Kern des untersuchten Querschnitts dar.
Berücksichtigung von Zugspannungen.
Es ist bisher vorausgesetzt worden, daß das Baumate-
rial sowohl Druck- als auch Zugspannungen aufnehmen
kann, das trifft ohne weiteres bei eisernen Stützen zu,
da die zulässige Beanspruchung für Zug und Druck beim
Flußeisen gleich groß ist. Selbstverständlich muß dabei
außer dem Spannungsnachweis noch die Knicksicherheit
des Profils erbracht werden; dazu ist die Eulersche Formel
anzuwenden, und die Maximalbelastung der Stützen ohne
Rücksicht auf die Exzentrizität der einzelnen Lasten ein-
zusetzen.
Anders liegen die Verhältnisse bei Mauerwerkskörpern
und reinen Betonkonstruktionen, da deren Zugfestigkeit
weit geringer ist als die Druckfestigkeit. Um den Quer-
schnitt nicht nach der niedrigen zulässigen Zugfestigkeit
dimensionieren zu müssen, vernachlässigt man oft die Zug-
festigkeit vollständig und nimmt an, daß der Querschnitt
nur Druckspannungen aufnehmen kann. Steht die Last
oder die Resultante sämtlicher äußeren Kräfte innerhalb
der Kernweite, so \verden ohne weiteres im ganzen Quer-
schnitt nur Druckspannungen auftreten. Rückt aber der
Angriffspunkt der Last aus dem Kern hinaus in eine Ent-
fernung X von der Kante L, so würde die Spannungs-
figur 23 a entstehen mit dem Nullpunktabstand z = —J — :.
F(/-x)
,Wird angenommen, daß im Querschnitt keine Zugspan-
nungen aufgenommen werden können, so entsteht eine
Spannungsfigur nach Abb. 23 b ; von einem Spannungs-
nullpunkte an werden die Spannungen geradlinig nach
der Kante L wachsen und rechts vom Nullpunkte wird
der Querschnitt klaffen. Es wäre also die Kantenpres-
sung o und die Lage des Nullpunktes zu bestimmen.
Zu diesem Zweck zerlegen wir den wirksamen Teil
des Querschnitts, d. h. denjenigen Teil, über welchen sich
die Druckspannungen verteilen, nach Abb. 24 in einzelne
Flächenstreifen vom Inhalte h U ■ ■ ■ fn, deren Schwer-
punkte von der Nullinie die Abstände yi 72 . . . Yn haben
mögen. Die Spannungen 0^ ... o^, pro Flächeneinheit
Abb. 24
der einzelnen Flächenstreifen wachsen nach der Navier-
schen Hypothese geradlinig vom Nullpunkte an. Es be-
steht daher die Beziehung
(I) o. : o, : 0; . . . o„ = yi : y., : y. .... y„.
Die inneren Kräfte im untersuchten Querschnitte L R sind
dann • fi, a • f., , .... Oa • fn und greifen in den Schwer-
punkten der Flächenstreifen an. Es bestehen nun folgende
Gleichgewichtsbedingungen
(II) 0, • fi + o, ■ f., + . . . . a„ . :,
(III) + 0, • f, • y, + . . .
Aus der Gleichung (I) ergibt sich
Vi
= P.
0.. ■ fn ■ yn = P Z.
0, = a.
O.i = Ol ■ —
Yi
Ys
Yi
Yl
Yi
Setzt man diese Werte in die Gleichungen II und III
ein, so erhält man
0,
(II)
(III)
Yi
Yi
(fi Yi + ^2 Y2 +
ih Yi^' + h Y-r -I-
fn Yn) = P
f„ y„'0 = P z.
Für den Klammerausdruck der Gleichung (II) kann
man setzen Sn = statisches Moment der wirksamen Fläche
bezogen auf die Nullinie; ebenso setzt man für den
Klammerausdruck in Gleichung (III) J„ = Trägheitsmoment
der wirksamen Fläche bezogen auf die Nullinie. Dann
lauten die beiden Gleichungen
(II) ^_.s„ = P und (III) ''-^•Jn = P z.
Yi Yi
1
200
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Hett 13
Durch Division dieser beiden Gleichungen ergibt sich
dann die Lage der Nuliinie
und aus Gleichung (III) die Spannung
Abb. 25
Wenden wir diese Formeln auf einen rechteckigen
Querschnitt (Abb. 25) mit den Abmessungen b und h an,
auf dessen Hauptachse die Kraft P im Abstände x von
der Kante L angreift, so ergibt sich mit
c by2 bys
Sn = und Jn =
der Wert z — -
und
2by3
3 by-'
3
und
d. h.
= 3x
Die Kantenpressung ist
_ 2 P _ 2P
°' " ^ ^ ~ b y
2P
3bx
Sie ist also doppelt so groß, als ob sich P gleichmäßig
über den ganzen wirksamen Querschnitt verteilen würde.
Für alle anderen regelmäßigen Querschnitte ergeben sich
weit umständlichere Formeln, und für einen unregelmäßigen
Querschnitt bleibt» weiter nichts übrig, als graphisch oder
analytisch herumzuprobieren, bis man z = erhält.
Um die größte Kantenpressung zu erhalten, hatten
wir für den Fall der Ausnutzung des gesamten Quer-
schnitts, also bei Annahme von Zug- und Druckspannun-
gen, die Einflußlinie für diese Kantenpressung gezeichnet
und daraus entnommen, welche Kräfte mit ihren Maximal-
werten einzusetzen waren. Für den vorliegenden Fall ist
dies Verfahren nicht anzuwenden, da zu jedem Lastangriffs-
punkte außerhalb des Kernes ein besonderer wirksamer
Flächenteil gehört und demnach auch für die Resultante
sämtlicher Kräfte ein ganz bestimmter Flächenteil für die
Verteilung der Druckspannungen in Betracht kommt. Man
kann also die Einflüsse der einzelnen Lasten nicht addieren,
sondern muß stets die Lage der Resultanten ermitteln
und daraus die Druckbeanspruchung berechnen. Um die
größte Kantenpressung zu erhalten, hätte man auf diese
Weise die verschiedenen Belastungsmöglichkeiten zu unter-
suchen, da die Größe der Resultanten weniger Einfluß
auf die Druckbeanspruchung hat als die Lage derselben.
Man wird also diese umständliche Berechnungsweise auf
die notwendigsten Fälle beschränken, um so mehr, als
man den Mauerwerkskörpern ohne weiteres Zugspannun-
gen von 2 kg/qcm und unter Umständen auch mehr zu-
muten kann.
In der Hauptsache kommt dieser Berechnungsgang
für die Untersuchung der Bodenpressung unter Funda-
menten von Stütz- und Futtermauern in Betracht. Da
man es hier in der Regel mit rechteckigen Querschnitten
zu tun hat und die Breite der Querschnitte so gewählt
werden kann, daß die Resultante auf einer Hauptachse
liegt, so ist die Berechnung nach Abb. 25 durchzuführen
und bietet keine besonderen Schwierigkeiten.
SOZIALE BEWEGUNG
Das Willkür regime nt auf der Falvahiitte
Die Falvahütte liegt in dem zirka QOOO Einwohner
zählenden Dorf Schwientochlowitz, Kreis Beuthen, und ge-
hört zusammen mit der Bismarckhütte zu den bedeutendsten
Eisenhüttenwerken des oberschlesischen Industriebezirks.
Nach den uns zugegangenen Mitteilungen ist man auf der
Falvahütte in jüngster Zeit dazu übergegangen, der Be-
völkerung der Abhängigen wieder einmal mit aller Deutlich-
keit zu zeigen, daß das Herrentum keine Rücksicht kennt,
wenn es gilt, selbstische Interessen zu wahren.
Seit einer Reihe von Monaten entläßt die Hüttenverwal-
tung Massen von Arbeitern. Mitten im Winter! sind etwa
500 Arbeiter brotlos geworden. Diese Arbeitslosen sind
ortsansässige Reichsdeutsche, die bis zu 23 Jahren un-
unterbrochen auf dem Werke tätig waren. Vor kurzem ein-
gestellte Ausländer (Ruthenen) dagegen in einer Stärke
von 3 bis 400 Köpfen werden ruhig weiter beschäftigt.
Der Pole ist zwar so ziemlich die billigste deutsche Arbeits-
kraft. Aber der fremdländische Ruthene arbeitet eben noch
billiger. Wozu also Rücksicht nehmen auf die ansässige
Bevölkerung?! Jahrzehntelang hat sie sich zwar in treuer
Pflichterfüllung Tag für Tag dem Hüttenwerk gewidmet.
Man sieht es ja gern, wenn die Arbeiter ,,mit den Inter-
essen des Betriebs verwachsen". Aber einmal kommt eben
doch der Tag, wo man denkt, der Arbeiterschaft tue
eine Blutauffrischung not. Jüngere und billigere Arbeits-
kräfte sind eingelernt. Die alten Arbeiter werden ab-
geschoben; sie werden brotlos, aber das hat ja mit den
Interessen des Werks nichts zu tun. So beliebt man mit
den Arbeitern umzuspringen.
Nicht besser geht es den dortigen Beamten, speziell
unseren Technikern. Auch von diesen können die meisten
auf eine ungewöhnlich lange Dienstzeit in dem Werke
zurückblicken. Man hat ihre gewissenhaft geleisteten
Dienste alljährlich zu Weihnachten durch besondere Re-
munerationen anerkannt. Diesmal nun hat die Direktion
neun technischen Beamten, die ihr nicht weniger als 13
bis 23 Jahre lang treu gedient hatten, eine ganz besondere
Ueberraschung zugedacht in Gestalt der — — Kündi-
gung. Die Verwaltung trieb sogar ihre zarte Rücksicht-
nahme auf ihre alten Beamten so weit, daß sie ihnen jene
„Freudenbotschaft" noch vor dem Kündigungstermin zu-
gehen ließ. Just am 19. Dezember letzten Jahres, also
unmittelbar vor dem Weihnachtsfeste, wurden die neun
Herren mit der Kündigung beglückt. Wer wollte es fertig
bringen, dieses Vorgehen der Falvahütte als Störung der
Weihnachtsfreude ihrer Beamten zu charakterisieren?! -
Nebenbei : Man hat dann auch noch die Betriebsneuerung
eingeführt, daß fortan an allen in dortiger Gegend her-
kömmlicherweise üblichen katlioiischcn Feiertagen, wie am
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
201
6. Januar und 2. Februar, sowohl von Arbeitern als auch
von Beamten gearbeitet werden muß, während in der
Woche Feierschichten eingelegt werden! —
Wie finden diese eigentümlichen Maßnahmen ihre Er-
klärung? Vor etwa Jahresfrist begann man auf dem statt-
lichen Hüttenwerk einen bedeutenden Neubau. Die B e -
endig ung der Neubauten wird nun als Grund
der Massenkündigungen angegeben. So steht
es in den Kündigungsschreiben.
Wenn man boshaft sein wollte, könnte man sagen:
Der Kostenvoranschlag für die Neubauten wurde um
mehrere Millionen Mark überschritten. Daher müssen es
Arbeiter und Beamte mit ihrer Entlassung büßen, daß die
Verwaltung sich verrechnet hat.
Auf jeden Fall : der offiziell angegebene
Grund ist falsch, trifft zum mindesten für das Be-
amtenpersonal nicht zu. Denn gerade denjenigen Herren,
die erst seit Vi bis ^'^ Jahren bei der Verwaltung tätig
sind, also speziell für die Neubauten engagiert wurden,
ist nicht gekündigt worden. Im Gegenteil: zwei der Herren
aus dem Konstruktionsbureau wurden in den Betrieb ver-
setzt, rücken in die Stellungen der alten entlassenen Be-
amten ein. Für das Konstruktionsbureau aber werden
neue Herren gesucht. Es liegt also klar am Tage, daß die
alten Herren hinausbugsiert werden, damit für jüngere
Kräfte Stellen frei werden.
Dieser ganze Erneuerungsprozeß ist die Tat eines erst
vor kurzem engagierten Maschinen-Inspektors, der auf diese
Weise für seinen Bekanntenkreis sorgen will. Zwar be-
tont dieser Herr bei jeder Gelegenheit, daß die Falvahüttc
keine Versorgungsanstalt sei. Nun ist allerdings richtig :
Kein Gesetz schreibt dem Privatbetrieb vor, seine Beamten
von einer gewissen Dienstzeit ab dauernd zu beschäftigen.
Von Gesetzes wegen sind Kündigungen stets — natür-
lich im Rahmen des Gesetzes — erlaubt, mögen sie nun
„schlechte" oder „gute" Beamte treffen. Aber es verrät
auch nicht ein Atom sozialen Pflichtbewußtseins und Ge-
wissens, Beamte, die jahrelang der Verwaltung nach-
weisbar treue Dienste geleistet haben, einfach auf
die Straße zu setzen, bloß um Bahn frei zu haben für die
ungehinderte Wahrung der Interessen — N.B.! nicht
des Betriebs, sondern — der höchsteigenen Persönlich-
keit. Mit schneidend kalter Rücksichtsiosigkeit erklärt
dieser neue Herr: „in der Falvahütte sei eine Sippschaft,
mit der er unbedingt aufräumen müsse". Einem Beamten
gegenüber bemerkte er, „ihm (dem Beamten) hätte eigent-
lich schon vor Jahren gekündigt werden müssen, da er
damals krank geworden sei". Die wiederholten Aeuße-
rungen des neuen Inspektors endlich, daß die alten Beamten
zu große Gehälter beziehen und deshalb tüchtigeren, ge-
ringer bezahlten, jüngeren Kräften zu weichen hätten,
werden bitter ironisiert durch die Tatsache, daß ein 41 Jahre
alter Techniker bei 14jähriger Dienstzeit monatlich 203 M
erhielt, während einem 26jährigen Herrn für den Anfang
gleich 175 M monatlich von seinem Inspektor und Pro-
tektor gezahlt werden. Das Mißverhältnis zwischen Dienst-
alter und Gehalt ist denn doch etwas zu kraß, als daß
man der mündlichen Begründung des Inspektors Glauben
schenken dürfte.
Angesichts derartiger sozialer Mißstände ergeben sich
— man sollte es wenigstens meinen — für jeden ein-
sichtigen Techniker die Konsequenten von selber. Wohl
jeder Verbandskollege muß nun zur Ueberzeugung kom-
men, daß zur Abwehr solcher Gewaltakte von Arbeitgebern
nur scharfe Mittel tauglich und wirksam sind. Ein Mittel
bietet uns die konsequente Politik unserer Berufsorgani-
sation. Dadurch werden die Kräfte für unsere wirtschaft-
lichen Kämpfe verteilt und die Aussichten zum Ausgleich
werden immer günstiger. Vollkommen äquivalent freilich
erst dann, wenn auch der letzte Techniker für unsern
Verband gewonnen ist. Verbandsmitglieder! Zehntausende
eurer Kollegen stehen noch müßig abseits von den Wegen
der Organisation. Sorgt dafür, daß auch die Zaungäste
mit uns marschieren. Dann in geschlossener Phalanx voran
in jedem uns aufgedrungenen Kampf gegen Willkür-
herrschaft und Reaktion. Wir müssen siegen. Dr. Lbl.
i: :: H :: STAN DES B EWEGUNG :: :: :: H
Die Postbaiisekretäre
Daß bei Reichs- und Staatsbetrieben der technische
Beamte gegenüber dem Verwaltungsbeamten als Stiefkind
behandelt wird ist keine neue Erscheinung; es wird viel-
mehr durch die Anstellungs- und Besoldungsverhältnisse
der Postbausekretäre nur dokumentiert, daß auch diese
größte verkehrstechnische Reichsanstalt, von der man an-
nehmen müßte, daß sie, mitten im öffentlichen modernen
Leben stehend, gar nicht imstande gewesen w;'r^' den
historischen Zopf zu konservieren, in ihren Technikern
Beamte zweiter Ordnung zu erblicken scheint, die als not-
wendiges Uebel mitgeschleppt werden müssen.
Wie bei vielen anderen technischen Beamtenkategorien,
so hat die letzte Besoldungsreform auch für die Post-
baiisekretäre die Wirkung oder doch die Möglichkeit einer
Einkommensverschlechterung im Jahresbetrage bis 360 M
erzielt und zwar hauptsächlich deshalb, weil das Reichs-
postamt für seine technischen Beamten einen Ausnahme-
zustand zu schaffen für notwendig befunden hat.
Während ganz allgemein verfügt ist, daß für die Gehalts-
bemessung bei etatsmäßiger Einstellung eines bisher auf
Privatdienstvertrag beschäftigten Beamten (Diätare, An-
wärter usw.) seine bisherige Dienstzeit soweit sie mehr
als fünf Jahre beträgt, angerechnet wird, findet diese Regel
auf technische Hilfsbeamte (Architekten usw.) lt. einem
Erlaß vom 7. Februar 1896 keine Anwendung. Diese Aus-
nahme wird etwas sonderbar damit begründet, daß die
fraglichen Techniker zur Postverwaltung in einem privat-
rechtlichen Verhältnis stehen und nicht die Eigenschaft
von Diätaren hätten. Diese auch rechtlich kaum haltbare
Stellungnahme des Reichspostamtes gegen seine tech-
nischen Beamten trifft diese um so schwerer, als natur-
gemäß das Einstellungsalter der Techniker wegen der
notwendigen voraufgegangenen Fachausbildung, ein er-
heblich höheres ist, als bei den Verwaltungsbeamten. Die
praktische Wirkung dieses Verfahrens ist nun die, daß bei
etatsmäßiger Anstellung der Postbausekretäre (die durch-
schnittlich erst im 36. Lebensjahre eintritt) diese mit einem
Gehalt von 2100 M erfolgt, während die gleichaltrigen
und im gleichen Rang stehenden Verwaltungsbeamten (ob
infolge Anrechnung der Diätarzeit?) 1200 M mehr beziehen.
Zur Beseitigung dieses durch nichts, am wenigsten
durch einen Vergleich zwischen den Leistungen der tech-
nischen und Verwaltungsbeamten, gerechtfertigten Miß-
verhältnisses haben wir dem Reichstage bereits im Vor-
jahre eine Petition unterbreitet die der Regierung als
Material überwiesen wurde; leider scheinen die in Frage
kommenden Verwaltungsinstanzen dieses Material nicht
verarbeitet zu haben, denn ein Erfolg ist bis heute nicht
zu verzeichnen. Wir sahen uns deshalb veranlaßt, in diesem
Jahre noch einmal an die Petition zu erinnern und die
damals in der Budgetkommission durch die Regierungs-
vertreter erhobenen Einwendungen mit unangreifbarem
Material zu widerlegen und erneut zu bitten: „Der hohe
Reichstag wolle das Reichspostamt veranlassen, den Post-
bausekretären die Dienstzeit über fünf Jahre auf das Be-
soldungsdienstalter anzurechnen." Wir hoffen, daß unsere
Bemühungen, den Kollegen bei der Postverwaltung endlich
zu ihrem wohlbegründeten Rechte verhelfen werden.
:: :: :: :: :: :: RECHTSFRAGEN :: H H :: :: «
Zur Frage der Entlassung eines Technikers
Die Frage der Entlassung von Angestellten ist durch
eine neuere Entscheidung des Reichsgerichts vom
27. Oktober 1910 in den Vordergrund des Interesses ge-
rückt worden. Es handelt sich zwar dort um einen Hand-
lungsangestellten. Die Vorschriften des Handelsgesetz-
202 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll Heft 13
buchs stimmen aber in dieser Beziehung mit den ent-
spreciienden Bestimmungen der Gewerbeordnung im
wesentlichen überein. Es fragte sich in dem der Ent-
scheidung des Reichsgerichts unterliegenden Fall, ob ein
hinreichender Grund zur Entlassung eines Filialleiters vor-
liege, wenn die Filiale eingehe. Das Reichsgericht hat die
Frage verneint, indem es annahm, daß der Filialleiter für
das ganze Geschäft des Prinzipals engagiert sei und daß
daher die Aufgabe der Filiale es dem Prinzipal nicht un-
möglich mache, den Angestellten in seinem Geschäft weiter
zu beschäftigen. Dieser Grundsatz würde für einen Tech-
niker, der von seinem Chef wegen Aufgabe einer Zweig-
niederlassung entlassen wird, ebenfalls Anwendung finden
müssen.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Mehrzahl der
Prozesse zwischen technischen Angestellten und ihren
Chefs sich um die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit
einer Entlassung drehen. Die Vorschriften des Gesetzes
sind so allgemein gehalten, daß in der Tat mancherlei
Zweifelsfragen auftauchen können. Einige aufklärende
Zeilen über die Voraussetzungen und die Folgen einer
Entlassung nach dem heutigen Stande der Gesetzgebung
erscheinen daher sehr am Platze.
Das Gesetz sagt in § 133 b Gew.-O., daß der Tech-
niker entlassen werden kann, ,,wenn ein wichtiger, nach den
Umständen des Falles die Aufhebung des Dienstverhält-
nisses rechtfertigender Grund vorliegt". Wann dies der
Fall ist, dafür führt § 133 c Gew.-O. unter 6 Ziffern
einige Beispiele an:
1. Täuschung des Arbeitgebers bei Abschluß des
Dienstvertrages durch Vorbringen falscher Zeugnisse usw.
2. Untreue im Dienst, Vertrauensmißbrauch. Hierzu
gehört, wie bereits entschieden ist, auch unbefugtes Oef fnen
von Briefen, Verrat von Geschäftsgeheimnissen, Beförde-
rung einer Streikbewegung, Verhetzung von Arbeitern usw.
3. Unbefugtes Verlassen des Dienstes oder beharrliche
Verweigerung der ihnen nach dem Dienstvertrag ob-
liegenden Pflichten.
4. Anhaltende Krankheit, längere Abwesenheit. Nicht
nötig ist, daß die Krankheit zur Zeit der Entlassung bereits
längere Zeit gedauert hat. Das Ende der Krankheit muß
nur bei der Entlassung noch nicht abzusehen sein oder
voraussichtlich erheblich lange dauern. In der Praxis wird
das vielfach angenommen, wenn die Krankheit im Augen-
blick der Entlassung voraussichtlich noch länger als sechs
Wochen dauern wird. Die Einziehung zu einer acht-
wöchentlichen militärischen Uebung gilt nicht als „längere
Abwesenheit", die zur Entlassung berechtigt.
5. Tätlichkeiten oder Ehrverletzungen gegen den Ar-
beitgeber oder seinen Vertreter.
6. Unsittlicher Lebenswandel.
Abgesehen von diesen Fällen ist die Entlassung all-
gemein, wie erwähnt, aus wichtigem Grund zulässig. Wann
ein wichtiger Grund vorliegt, ist, Xvie sich aus den Worten
des Gesetzes selbst ergibt, eine Tatfrage, sie läßt sich nur
nach den Umständen des einzelnen Falles beantworten.
Bei Streit wird das richterliche Ermessen zu entscheiden
haben, ob etwas als wichtiger die Entlassung recht-
fertigender Grund gelten kann.
Das Reichsgericht hat so Vor einiger Zeit entschieden,
daß ein Chef, der erfahren hatte, daß sein Angestellter
vor der Anstellung mit 2 Jahren Zuchthaus wegen Banden-
diebstahls bestraft worden war, zu dessen sofortiger Ent-
lassung berechtigt ist. Lange Zeit zurückliegende Be-
strafungen gelten nicht als wichtiger Grund, sonst wäre
einem Angestellten für einen jugendlichen Fehltritt Zeit
seines Lebens das Kainszeichen angeheftet.
Fortgesetztes Hazard- oder Börsenspiel des An-
gestellten kann einen Entlassungsgrund abgeben, wie das
Reichsgericht ebenfalls schon entschieden hat, ebenso ver-
botene Geschenkannahme von Untergebenen sowie das
Anpumpen von Geschäftsfreunden und Kunden. Zuspät-
kommen ist nur bei Wiederholung und wenn dem An-
gestellten deswegen mit der Entlassung gedroht war, liiii-
reichender Grund zur sofortigen Aufhebung des Dienst-
Verhältnisses. Nicht jedoch berechtigt die bloße Untüchtig-
keit den Chef zur sofortigen Entlassung, vielmehr myß
er in diesem Fall unter Einhaltung der Kündigungsfrist
kündigen. Anders, würde es nur liegen, wenn dem An-
gestellten die allerunentbehrlichsten Eigenschaften für den
von ihm zu bekleidenden Posten fehlen, wenn z. B. ein
für das Zeichenbureau engagierter Techniker von tech-
nischen Zeichnungen überhaupt keine Ahnung hat.
Durch Vereinbarungen zwischen dem Chef und dem
Angestellten können auch Umstände, die an sich im Sinne
des Gesetzes zu den wichtigen die Entlassung recht-
fertigenden Gründen nicht gehören, zu solchen gestempelt
wewden, häufig geschieht das durch Fabrikordnungen, Ge-
schäftsordnungen u. dergl. für alle Angestellte gemein-
sam, zuweilen aber auch in den nur mit einzelnen Angestell-
ten geschlossenen schriftlichen Anstellungsverträgen. So-
fern jedoch bereits wegen der geringsten Verstöße die Ent-
lassung des Angestellten erfolgen kann, würden derartige
Vereinbarungen, als wider die guten Sitten verstoßend,
gemäß § 138 Bürgerl. Gesetzb. nichtig sein.
Ein wichtiger Grund zur Entlassung kann auch ganz
unabhängig von einem Verschulden des Angestellten vor-
liegen, ja kann sogar auf Umständen beruhen, die in der
Person des Chefs eintreten. So z. B. wenn die Fabrik
niederbrennt und dadurch die gänzliche Einstellung des
Betriebes erforderlich wird, ferner, wie das Reichsgericht
unlängst entschieden hat, wenn der Chef stirbt und seine
Erben zur Fortführung des Betriebes nicht imstande sind.
Die Aufgabe eines Fabrikationszweiges ist jedoch kein
Entlassungsgrund. Diese von bekannten Kommentatoren
zur Gewerbeordnung vertretene Ansicht hat durch die
eingangs erwähnte Entscheidung des Reichsgerichts ihre
Bestätigung erfahren.
Konkurs des Prinzipals ist kein Entlassungsgrund, da-
gegen unter Umständen Konkurs des Angestellten, wenn
er sich in leitender Stellung, wie z. B. der Direktor einer
Fabrik, befindet. Beim Konkurs des Prinzipals kann der
Verwalter nur mit der vereinbarten, mindestens aber mit
der gesetzlichen Kündigungsfrist von sechs .Wochen zum
Schluß des Kalendervierteljahres kündigen.
Der Chef braucht im allgemeinen bei gerechtfertigter
Entlassung dem Angestellten nur das bis zum Augenblick
der Entlassung verdiente Gehalt zu zahlen. In dem oben
erwähnten Falle § 133c, Nr. 4, Gew.-O. (anhaltende Krank-
heit, längere Abwesenheit) hat der Angestellte, sofern er
durch unverschuldetes Unglück an der Verrichtung der
Dienste verhindert worden ist, trotz berechtigter Ent-
lassung Anspruch auf Fortzahlung seines Gehalts, jedoch
muß er isich die Bezüge aus einer (nicht privaten) Kranken-
oder Unfallversicherung anrechnen lassen. Hat der An-
gestellte seine Entlassung verschuldet, so könnte der Chef
sogar Ersatz des ihm durch die Entlassung entstandenen
Schadens verlangen und seine Ersatzforderung von dem
verdienten Gehalt zurückbehalten.
Ist die Entlassung dagegen nicht gerechtfertigt ge-
wesen, so gilt sie, falls der Angestellte sich nicht etwa
mit ihr einverstanden erklärt und so in eine freiwillige
Aufhebung des Dienstverhältnisses gewilligt hat, als nicht
geschehen. Beide Teile sind daher an ihren Vertrag noch
weiter gebunden. Der Angestellte kann sein Gehalt weiter
gezahlt verlangen, doch ist er nach § 615 B. G. nicht
etwa zur Nachleistung der Dienste verpflichtet. In jedem
Fall schließt aber selbst eine ungerechtfertigte Entlassung
eine Kündigung zum ersten gesetzlich zulässigen
Kündigungstermin in sich.
Inwieweit der Angestellte sich gleich nach der Ent-
lassung nach einer neuen Stellung umsehen muß, ist
zweifelhaft, sicherlich darf er eine ihm angebotene
passende Stellung nicht ablehnen, das würde wider Treu
und Glauben verstoßen. § öl 5 Bürgerl. Gesetzb. bestimmt
daher auch, daß sich der Angestellte in diesem Fall das
anrechnen lassen muß, was er zu erwerben böswillig
unterläßt. In jedem Falle muß sich der Angestellte das
anrechnen lassen, was er in Folge des Unterbleibens der
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
203
Dienstleistung erspart oder was er durch anderweite Ver-
wendung seiner Dienste erwirbt, da er sonst unter Um-
ständen besser gestellt würde, als wenn ihm der Chef
ordnungsmäßig gekündigt hätte.
Schönrock - BerHn.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Die Gestaltung der Staatsaufsicht in den einzelnen
Ländern
Es erübrigt noch, die vorausgegangenen Ausführungen
über die verschiedenen Systeme der Staatsaufsicht durch
eine Uebersicht darüber zu ergänzen, wie sich heute in
den einzelnen Ländern die Ueberwachung des Versiche-
rungswesens praktisch gestaltet hat.
In England, dem Musterlande der Selbsthilfe und der
Beschränkung der Staatseingriffe auf das geringste Maß,
war bis zum Jahre 1870 das Versicherungsgewerbe ledig-
lich den allgemeinen handelsrechtlichen Grundsätzen unter-
worfen. Da aber die Erfahrung zeigte, daß diese vor
allem für Lebensversicherungen nicht ausreichten und be-
t'ügerische Gründungen nicht verhindern konnten, wurden
durch Gesetze aus dem Jahre 1871/72 für den Betrieb
der Lebensversicherungen besondere Vorschriften erlassen,
durch die die Hinterlegung eines größeren Barbetrags
verfügt, die Aufstellung einer jährlichen Bilanz angeordnet
und die Vornahme einer alle fünf Jahre zu wiederholenden
versicherungsmathematischen Prüfung der Vermögenslage
vorgesehen wurde. Diese Bestimmungen der Gesetze
aus den siebziger Jahren erfuhren eine Aenderung durch
eine Novelle vom Jahre 1909, durch die eine Reihe von
Verbesserungen eingeführt und zugleich die Vorschriften
für die Lebensversicherungsgesellschaften auf die Feuer-,
Unfall- und Haftpflichtunternehmungen ausgedehnt wurden.
In Frankreich ist heute die Staatsaufsicht über das
Versicherungswesen in erster Linie durch das Gesetz vom
Jahre 1905 betreffend die Lebensversicherungsgesellschaf-
tcn geregelt. Es enthält nur die Grundzüge der Aufsicht,
deren Regelung im einzelnen idem Verordnungswege über-
lassen ist. Der Geschäftsbetrieb darf erst eröffnet werden,
wenn die Gesellschaften vom Handelsminister zugelassen
sind. Aenderungen der Geschäftsgrundlagen bedürfen
ebenfalls der Eintragung. Der Betrieb anderer Versichc-
rungszweige neben der Lebensversicherung ist untersagt.
Für Aktiengesellschaften ist ein Grundkapital von min-
destens zwei Millionen, für Qegenseitigkeitsunternehmun-
gen von mindestens 50 000 Franks vorgeschrieben. Die
Prämienreserven sind Inach bestimmten Grundlagen zu be-
rechnen und das Vermögen ist in Vorgeschriebener Weise
anzulegen. Weitere Vorschriften beziehen sich auf die
Ueberwachung und Kontrolle, die vom Handelsminister
unter dem Beirate eines besonderen Lebensversicherungs-
komitees ausgeübt wird.
In Italien ist zurzeit nur das Handelsgesetzbuch vom
Jahre 1882 maßgebend, das einige Vorschriften über die
Versicherungsgesellschaften enthält. Ein Zulassungszwang
besteht nicht, sondern nur eine gerichtliche Eintragung
der Gesellschaften. Die Kontrolle soll hauptsächlich durch
eingehende Veröffentlichungen bewirkt werden. Besondere
Garantien werden von 'den Lebensversicherungsgesellschaf-
ten in Gestalt einer Kaution verlangt. In vielen Punkten
dieser ähnlich ist die Staatsaufsicht über das Versiche-
rungswesen in Ungarn und Norwegen geregelt. In
Spanien besteht zurzeit eine besondere Gesetzgebung für
das Versicherungswesen nicht, ebensowenig in Portugal.
In Deutschland herrschte bis zum Inkrafttreten des
Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunter-
nehmungen vom 12. Mai 1901 eine große Buntscheckig-
keit der Versicherungsaufsichtsverhältnisse. Das genannte
Gesetz, das mit dem 1. Januar 1902 lin Kraft trat, brachte
auch hier die Reichseinheit. Ihm sind alle privaten Ver-
sicherungsunternehmungen mit Ausnahme derjenigen, die
die Versicherung gegen Kursverluste und der Transport-
versicherung betreiben, unterworfen. Alle Versicherungs-
gesellschaften bedürfen zum Geschäftsbetriebe der Er-
laubnis der Aufsichtsbehörde. * Dem Konzessionsgesuche
sind der Gesellschaftsvertrag, die Satzungen, die all-
gemeinen Versicherungsbedingungen und die technischen
Geschäftsunterlagen beizugeben. Die Erlaubnis darf ver-
sagt werden, wenn der Qeschäftsplan den gesetzlichen
Vorschriften zuwiderläuft oder wenn nach ihm die Inter-
essen der Versicherten nicht hinreichend gewahrt sind
oder endlich nicht genügend nachgewiesen ist, daß die
Gesellschaft ihren Verpflichtungen aus den übernommenen
Versicherungen auch nachkommen kann. Die Zulassung
muß auch versagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, die
die Annahme rechtfertigen, daß ein den Gesetzen oder
den guten Sitten entsprechender Geschäftsbetrieb nicht
stattfindet. Die Aufsichtsbehörde ist für Unternehmungen,
deren Geschäftsbetrieb sich über einen Bundesstaat hinaus
erstreckt, das kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversiche-
rung in Berlin. An seiner Spitze steht ein Präsident. Es
besteht aus ständigen und nicht ständigen Mitgliedern.
Um dem Amt idie nötige Verbindung mit der Versicherungs-
praxis zu geben, ist ihm ein aus sechzig Mitgliedern be-
stehender Versicherungsbeirat an die Seite gestellt, der
sich aus Sachverständigen des Versicherungswesens zu-
sammensetzt. Den Aufsichtsbehörden liegt es ob, den
ganzen Geschäftsbetrieb der Gesellschaften zu überwachen.
Um dies zu ermöglichen, müssen die Unternehmungen
jährlich die Bilanz und ihren Jahresbericht dem Amte
einreichen, das auch jederzeit eine Prüfung der Geschäfts-
führung und der Vermögenslage vornehmen kann.
ZEITSCHRIFTENSCHAU
für Januar 1911.
(Schluß aus Heft 11.)
Kraftmaschinenbau.
Ing. Max Otto führt im Prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 1,
S. 9, die „Berechnung eines Wasserrades" vor u id G. Honold
verbreitet sich ebenda S. 15 über einen „Versuch über den
Einfluß zweier Funken auf die Einstellung des Zündzeitpunkles
und die Leistung eines 6-Zylindermotors".
Pumpen, Gebläse und Kompressoren.
Bei Totlage des Kolbens einer Vakuumpumpe befindet sich
im schädlichen Raum der Druckseite Luft von mehr als 1 Atm.
Druck. Beim nächsten Saughub muß diese Luft erst auf den
Saugdruck expandieren, d. h. es gehen vom Saughub etwa Söa'o
verloren, bevor die Saugventile sich öffnen. Deshalb sind bei
den meisten Saugpumpen statt der selbsttätigen Ventile zvvang-
läufige Saugschieber angebracht, die sich im Moment der Totlage
öffnen und dadurch den volumetrischen Wirkungsad auf 95o/o
erhöhen. Die Grundform dieser Schieber ist der Weiß'sche,
der der Meyersteuerung ähnlich ist. Diese Ueberströmschieber
ersetzt die Sangerhäuser Aktiengesellschaft durch eine neue
Bauart, deren konstruktive Durchbildung und Berechnung von
Dipl.-Ing. Schmidt in D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 1, S. 12,
dargestellt wird.
Ing. E. Blau, Lehrer an der Staatsgevverbeschule in Bieütz,
gibt in der Z. d. V. 54, Nr. 53, S. 2205, ein anschauliches Bild,
wie sich „Die Normalisierung der Kreiselpumpen bei A. Borsig
in Berlin-Tegel" gestaltet hat.
In ähnlicher Weise führt Dr. ing. Heidebroek „Neuere Hoch-
druck-Zentrifugalpumpen, gebaut von Weise & Monski in Halle
a. S., vor und verbreitet sich über Radkonstruktionen, Prüf-
finrichtungen, Fabrikation, ausgeführte Anlagen, vielstufige
Pumpen, Pumpen für ganz geringe Wassermengen und Wirt-
schaftlichkeit der Zentrifugalpumpen.
Elektrotechnik.
Die Gleichrichter jeglichen Systems waren bisher für große
Leistungen nicht brauchbar und kamen daher für Anlagen mit
starken Strömen zur Umwandlung von Wechselstrom in Gleich-
strom nicht in Betracht. Um so dankbarer ist es zu begrüßen,
wenn von Dipl.-Ing. Bela B. Schäfer „Ein neuer Quecksilber-
dampf-GIeichrichter für große Leistungen" in E. T. Z. 32, Nr. 1,
S. 2, bekannt gegeben wird. Der Verfasser berichtet über einen
solchen für größere Leistungen, dessen wesentlichster Unter-
schied gegenüber den bisherigen in dem Ersatz der üblichen
Glaskolben durch Stahlrohre besteht. Ferner weist er auf die
204
DEUTSCHE TECHN^KER-ZEITUNQ IQll
Heft 13
Vorteile gegenüber den rotierenden Umformern hin, auf den
hoiien Wiri<ungsgrad, die geringe Abnutzung, geringe Wartung
und Geräuschlosigi<eit. An Hand der Oszillogramme weist er
dauernd gute Ventiiwirkung selbst bei höheren Stromstärken
nach. Auch sind bei Dauerbetrieb keine Veränderungen an
den Elektroden bemerkbar.
Dr. ing. L. Dreyfus entwickelt „Das Vektordiagramm der
mehrphasigen Einankerumformer und Doppelmaschinen" in E. T.
Z. 32, Nr. 1, S. 5. Ausgehend von der Trennung der Kupfer-
verluste der Oleich- und Wechselstromseite führt er das Problem
durch Einführung zweier ideeller Wechselströme auf die all-
gemeine Theorie der Synchronmaschinen zurück und entwirft
aus Zweckmäßigkeitsrücksichten auch ein Diagramm für die
Gleichstromseite.
In E. T. Z. 32, Nr. 1, S. 10, läßt sich Dr. Steidle über
„Das Vordringen des Maschinenbetriebes im Fernsprechwesen
und die Angriffe hiergegen" aus.
Ebenda S. 11 beschreibt Dr. ing. P.Müller „Die 50 Perioden-
Einphasenvvechselstrom-Straßenbahn in St. Avold (Lothr.).
„Versuche mit elektromagnetischen Schienenbremsen" hat
R. Naumann angestellt und beschreibt sie in E. T. Z. 32, Nr. 2,
S. 32. Die Hauptergebnisse sind folgende: Die Wirkung der
Schienenbremsung ist nur in geringem Maße vom Zustande
der Schienen abhängig, kann als die energischste gelten, ge-
währleistet die zuverlässigste Notbremsung und ist in erster
Linie für Strecken mit großer Neigung oder Geschwindigkeit
geeignet.
„Der Anleger", den Ing. Dietze ebenda, S. 35, eingehend
beschreibt, ist ein Meß- und Untersuchungsgerät für Fehler
im Netz. Der Verfasser gibt eine Reihe kennzeichnender Be-
nutzungsfälle und Erfolge aus der Praxis.
Ein Artikel „Anwendung von Akkumulatoren in Gleich-
strom- und Drehstromzentraien" nach einem Vortrag von Ing.
Richard Werkner verbreitet sich über 1. Erzeugung und Ver-
teilung von Gleichstrom (Anschaffungs-, Betriebs-, Brennstoff-,
Personal-, Instandhaltungs- und Materialkosten). 2. Erzeugung
und Verteilung von Drehstrom. 3. Erzeugung von Wechselstrom
und Verteilung von Drehstrom. 4. Erzeugung von Wechsel-
strom und Verteilung beider Stromarten gleichzeitig. E. T. Z. 32,
Nr. 2 S. 38.
Perls macht ebenda S. 41 einige Mitteilungen über „Re-
parierte Schmelzstöpsel".
E. Budde gibt in seiner Arbeit „Kilogrammkraft und Kilo-
grammasse, ein Vorschlag zur Einigung", E. T. Z. 32, Nr. 3,
S. 53, einige Anregungen zur Vereinheitlichung des Systems
der französischen Mathematiker mit dem Gaußschen System
der absoluten Maße.
Einen großen Fortschritt für die Funkentelegraphie bildet
die Veröffentlichung von Dir. ing. Goldschmidt in E. T. Z. 32,
Nr. 3, S. 54, „Maschinelle Erzeugung elektrischer Wellen für
die drahtlose Teiegraphie". Er beschreibt das neue Verfahren
zur Erzeugung von Hochfrequenzströmen, das es ermöglicht,
große Mengen ungedämpfter elektrischer Wellen herzustellen.
Das Verfahren besteht in der Reflexion der elektrischen Energie
vom Rotor auf den Stator und umgekehrt unter gleichzeitiger
Frequenzsteigerung.
W. Deutsch läßt sich in E. T. Z. 32, Nr. 3, S. 56, „Ucber
das Blondel-Le Roysche Annäherungsverfahren zur Berechnung
von Hochspannungs-Kraftübertragungen" aus.
„Der Spannungsabfall von Drehstromgeneratoren" wird von
J. Sumec in E. T. Z. 32, Nr. 4, S. 77, behandelt, und K. W.
Wagner gibt Mitteilungen „Ueber die Verbesserung des Tele-
phons" in E. T. Z. 32, Nr. 4, S. SO.
F 1 u g t e c h n i k.
Hochwichtig nach den diesbezüglichen Unglücksfällen der
Zeppelinluftschiffe und ebenso interessant sind die „Messungen
des elektrischen Potentialgefälles in der Nachbarschaft eines
Zeppelinluftschiffes". Die Mitteilungen der Versuchsergebnisse
macht Dr. Max Dieckmann in der Z. f. Flugtechn. und Motor-
luftschiffahrt II, Nr. 1, S. 1. Der Verfasser beschreibt die Meß-
anordnung. Die Beobachtung, daß der Gefällwert für eine unter
dem Luftschiff angebrachte Sonde dauernd stieg, sowie, daß
scheinbar über Wasser und Land Unterschiede im Gefällwert
bestanden, werden Nachprüfungen empfohlen.
Zu erwähnen sind noch „Umlaufmotoren" von G. Schendel
(Fortsetzung von S. 23, 1910) II, Nr. 1, S. 5, und Ausstellungs-
berichte ebenda, S. 9.
Gasindustrie und Wasserversorgung.
Stadtbaurat Hache berichtet in der Z. d. V. 54, Nr. 53,
S. 2211, über seine Erfahrungen mit dem ,,Woltmann-Wasser-
messer" und empfiehlt diesen zu den mannigfachsten Ver-
wendungen.
Im Journ. f. Gasbel. LIII, Nr. 53, S. 1193, bespricht Dr.
W. Orix über „Platin-Gasselbstzünder für hängendes Gasglüh-
licht". Der hauptsächlich besprochene Apparat ist die Er-
findung des Verfassers der Arbeit.
Die „Kontrolle des Kokereibetriebes durch den Betriebs-
chemiker" wird ebenda S. 1196 besprochen. Es handelt sich
um Mitteilungen aus einem Kokereilaboratorium. Ebenda S. 1199
wird eine „Neue Gasregulierdüse" beschrieben.
„Verbrennung von Gasen" betitelt sich ein Auszug aus
einem Vortrag Prof. Bones über die in den letzten 30 Jahren
ausgeführten einschlägigen Arbeiten. Der Auszug, der im Journ.
f. Gasbel. LIll, Nr. 1, S. 13, zu finden ist, behandelt 1. die
Entzündungstemperatur und das Anfangsstadium von Gasexplo-
sionen, 2. die Explosionswelle, 3. den verursachten Explosions-
druck, 4. den Einfluß der Feuchtigkeit auf die Verbrennung,
5. die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, 6. den Einfluß
von heißen Flächen auf die Verbrennung.
Dr. Waltlier Feld teilt „Eine neue Methode zur Bestimmung
von Teer und Teerbestandteilen im Gase" im Journ. f. Gas-
beleuchtung LIV, Nr. 2, S. 33, mit. Sie fußt auf der Folge-
rung, daß ein mit Flüssigkeitsdämpfen gesättigtes Gas bei der
Sättigungstemperatur weitere IDampfmengen der gleichen Flüssig-
keit nicht mehr aufnehmen kann.
„Ueber Gewinnung von Trinkwasser aus Dünen mit Hilfe
der Feinsanddrainage, System Stang", ist im Journ. f. Gas-
beleuchtung LIV, Nr. 2, S. 35, eine Uebersetzung aus dem
Holländischen der Arbeit von Dr. Pareau nach Angaben des
Dir. Stang betitelt.
Verschiedenes.
„Die Einschienenbahn." Von Prof. Ad. Vieth, Der prakt.
Masch.-Konstr. 44, Nr. 1, S. 14.
„Das praktische Arbeiten im Hammen- und Preßwerk."
Von H. Schaaf, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 1, S. 17.
„Neues über Glüh- und Härteöfen." Von F. Wilcke, D.
prakt. 'Masch.-Konstr. (Industrie-Ausgabe) 44, Nr. 1, S. 5.
„Die Entwertung von Fabrikbetrieben." Von Dipl.-Ing.
C. M. Lewin, ebenda, S. 14.
„Der kleine geschützte Kreuzer „Uruguay". Von A. Boden-
müller, Z. d. V. 55, Nr. 1, S. 1.
„Der Verkehr, die Grundlage der Großstadtentwicklung."
Von Blum, ebenda, S. 7.
„Geltung und Wirksamkeit der Mathematik." Von Stäckel,
ebenda, S. 11.
„Stangenmessing." Von W. v. Möllendorf, ebenda, S. 23.
„Ueber Patentschutz." Von W. Bruno, Journ. f. Gasbeleuch-
tung LIV, Nr. 2, S. 38. K. S.
:: :: :; :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :; :: ::
Nur Aiifrajen, denen Rückporto beiücgl und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Liiisenders sind
Wohnung und M i t g 1 i e d n u ni ni c r liinzuzufügen. Anfr.igen nach Bezugs-
quellen und liüchcrn werden unparteiisch und nur schnflhch erleilt. tine
R ii r k s e n d u n g der Alan'iskripte erfolgt nicht. SchluHtag für Einsen-
diiiijeii ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die I r.iye erscheinen sull. tiiiie Verbnidhchkcit für die Aufnahme,
für I n Ii a I t uiul Richtigkeit von t ragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung naclidrüi klich ab. Die zur l.rläutening der Fragen notwendigen Druck-
stöckc zur Wiedergabe von Zeichnungen niutt der Fragesteller vorher bezahlen.
Frage 79. Welche Konstruktion wäre bei der seitlichen
Abdichtung von Dachfenstern, dem sogenannten Zwickel, außer
Verkleidung mit Ziegeln oder Schiefer noch als praktisch und
billig zu empfehlen?
Frage 80. Ich bitte um Angaben über ein bewährtes Ent-
eisenungsverfahren für einen Schulbrunncn.
Frage 81. Existiert ein Werk oder eine Schrift, in welcher
ein Kreislauf- oder Karussellkran näher behandelt wird,
und wo ist dieselbe zu bezichen ?
Frage 82. Ein Besitzer hat mehrere zusammenhängende
Bauplätze, unter welchen Kohlen-Bergbau betrieben wird. Er
bebaut jetzt einen solchen Platz; die Zeche hat diesen Bau
verankert. Gibt es eine Reichsgerichtsentscheidung, wonach
ihm die Zeche den Aufwand der Verankerungskosten auch für
den Fall der Bebauung der anderen Plätze bezahlen muß?
Frage 83. Wie kann man Schmirgel auf schmale Leinwand-
streifen von 10 mm Breite amd 200 mm Länge haltbar auftragen,
und wo ist das hierzu nötige Schniirgelpulver zu beziehen?
Welche Fabriken würden evtl. die Herstellung solcher Streifen
übernehmen? Es handelt sich üm vorläufig 300 000 Stück solcher
Streifen.
Frage S-/. Kann mir einer der Herren Kollegen die Berech-
nungsweise der Stahlgußräder für Feldbahnfahrzeuge mitteilen?
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
205
Frage 85. Ist der Antrieb eines Horizontalgatters durch
Elektrizität bei 20 Pfg. für die Kilowattstunde noch rentabel?
Frage SO. Wie bewähren sich Zeinentmauersteine für Wohn-
häuser und landwirtschaftliche Bauten? Wie teuer sind ungefähr
die Herstellungskosten für 1000 Steine bei Handbetrieb?
Afi/iror!e/t
Zur Frage 21. Tarife über Arbeitslöhne für Herstellung
von Tischler- und Glaserarbeiten. Tarife über Akkordsätze
(Arbeitslöhne) für Herstellung von Tischlerarbeiten usw. sind
bei dem Arbeitgeber - Schutzverband für das deutsche Holz-
gewerbe, Berlin C. 25, Alexanderstr. 31, zu haben.
Zur Frage 54. Külte- und Feuchtigkeitsschutz für Dach-
gcschoßwohnräume. Zu den beiden Antworten in Heft 11 möchte
ich noch folgendes bemerken: Ist die Dachneigung genügend
steil, so sind die vorgeschlagenen Mittel angebracht; denn
sie verhüten im Winter den Rauhfrost und auch sonst das Kon-
densieren des Wassers an (der Unterfläche der Ziegeln. In den
meisten Fällen fehlt aber an den Unterflächen der Mörtel- Verstrich
und kann dieser wegen des Spalierdeckenputzes nicht ergänzt
werden. Die Folge ist, daß der Wind bei flachen Dächern
Schnee tmd Regen unter die Ziegel fegt und so die Feuchtigkeit
erzeugt. Bei einer flachen Neigung würde also der Uebelstand
fortdauern und die obigen Mittel leicht das Faulen der Sparren
verursachen. Oft entsteht das Uebel auch durch mangelhaftes
Lüften. Durch gründliches Heizen ist aber in kurzer Zeit der
Schaden zu beseitigen. Also vor allem erst die Ursache genau
feststellen. Das von mir angedeutete Durchschlagen verhütet
man am billigsten durch Unterlegen der Ziegel mit Blei oder
Pappdecken. Ein Pappdach schafft auch Abhilfe, ist aber teurer.
Bei Wohnräumen unter Dächern mit flacher Neigung sollte man
am besten die Ziegeldachflächen durch Stellen einer Wand frei
lassen. Fast sämtliche ältere Häuser kranken an diesem Uebel-
stand. Becker, Dortmund, Mitgl. -Nr. 4&'314.
Zur Frage 55. Keller-Konstruktion. Ein Keller hat gleich-
mäßige Temperatur, wenn er Sommer und Winter annähernd den
Wärmegrad des trockenen Erdgrundes, d. h. 12'' R im Mittel hat.
Um Sonnenglut bezw. Eisluft abzuhalten, müssen die Außen-
wände genügend stark sein und Türen und Fenster gut geschützt
sein. Vollständig gegen die Außentemperatur geschützt wird
alDer der Keller erst dann, wenn gegen die Erdausstrahlungen
eine genügende Bodenbefestigung vorgenommen wird. Kies
gehört nicht allein zu den wasserführenden (Ober- oder Unter-)
Schichten, sondern auch zu den wassersaugenden Erdadern und
die Betontechnik hat neuerdings zum Bodenschutz ein vorzüg-
liches Mittel gefunden : die Anwendung eines wasser-
dichten Seifenbetons. Es wäre also hier eine Grund-
platte aus feinkörnigem Stampfbeton von 9 cm Stärk« mit dar-
überliegender Estrichschicht von 1 cm Stärke aus einem Zement-
mörtel 1 : 3 anzulegen. Zum Anmachen der Beton- und Mörtel-
massen wird kein reines Wasser verwendet, sondern eine Lösung
von Kali- (Schmier-) Seife. Auf 1 cbm Beton oder Mörtel werden
3 bis 4 kg Seife verwendet. Die chemische Wirkung beruht auf
der Bildung von wasserdichtem, d. h. die Poren verschlämmenden,
fettsaurem Kalzium. Nach Berichten hat ein Eisenbetonmehl-
speicher an der Donau, mit seinen geseiften Grund- und Boden-
Massen, den Hochwasserwirkungen vollständig widerstanden,
während ungeschützter Beton wasserdurchlässig war. — 'Bau
gehörig abbinden und trocknen lassen. -pf.
Zur Frage 56. Schwammiger Fußboden. Keinen Sand und
keine Asche als Füllmittel verwenden. Dafür halbe Schicht
Maschinenmull (der Desinfektion wegen — siehe Notiz 28 und
50 auf Seite 153, Heft 10) und halbe Schicht gesiebte Fein-
schlacke oder Koksbrandreste. Diielung und Fußleisten mit Venti-
lationskanälen versehen; die Verbindung mit Außenluft und
Zimmerofen erhalten. _pf
Zur Frage 57. Fußböden für eine Kesselscliniiede und
Konstruktionswerkstätte. I. Empfehlenswert sind hydraulisch ge-
preßte Zementplatten wie sie für Trottoire verwendet werden
Ich glaube, daß Ihnen die Firma E. Schwenk in Ulm a. d. D.
derartige Platten auch in größ eren Stärken — z. B. 10 cm —
und unter besonders großem Druck herstellt. Die Hauptsache ist
der Untergrund. Wenn Sie starke Betonierung wegen der hohen
Kosten nicht verwenden wollen, können Sie auch ein-
geschw'emmten Sand, der aber absolut festgeschwemmt sein
muß, in größerer Lage verwenden. Die Platten werden mit
Fugen verlegt und mit dünnem Mörtel ausgegossen. Dann
kommen Reparaturen fast nicht vor. A.
II. 1 Teil Portlandzement zu 3 Teilen Scharfsand und 5 Teilen
gebrochener und gesiebter Orobschlacke in 20 cm starker Stampf-
betonschicht; darüber 9 cm stark, 1 Teil Portlandzement, zu
2 Teilen Feinsand und 3 Teilen gesiebter Feinschlacke, hierauf
Zementestrich 1:3, 1 cm stark. Jede Schicht abbinden und
trocknen lassen. Zwischen Feinschicht und Estrich Ziegeldraht-
neti Ruff-Cottbus einbetten. Oberflächen-Tränkung mit Flori-
zinöl (Chem. Fabrik Dr. Noerdlinger-Flörshcim a. Main) 100 gr
auf 1 qm. -pf.
Zur Frage 61. Betondecken über Balkenlagen als Unterlage
für Linoleum. I. Die vorgesehene Ausführung des Massiv-
bodens über Gebälk (Ueberziehen desselben mit Dachpappe
und Aufbringen eines Betonbodens) hat den Nachteil, daß der
Beton eine ziemliche Stärke erhalten muß, den Raum über dem
Fehlboden vollkommen ausfüllt, dadurch erheblicher Aufwand
an Beton verursacht und das Eigengewicht der Decke nicht
unwesentlich erhöht wird. Besser wäre diese Ausführung, wenn
der Fehlboden fast bis Balkenoberkante heraufgelegt wird, und
über Gebälk samt Glattstrich noch eine Stärke von 4 bis 6 cm
und diese eine Bewehrung durch ein Drahtnetz oder Streckmetall
(von Schüchtermann & Kremer, Dortmund) erhalten würde. —
Bei großen Spannweiten des Gebälkes empfiehlt sich, um Risse
zu vermeiden und zur gleichmäßigen Druckverteilung, eine Ver-
stärkung des Gebälkes — etwa durch zwei bis drei Paar quer
zur Balkenlage abwechselnd unter und über dem Balken durch-
gezogene Bandeisen. Jedenfalls muß mit dem Herstellen des
Deckenputzes längere Zeit gewartet werden. — Eine bedeutend
bessere Massivkonstruktion über Gebälken ist die Ausführung
von Terrast-Decken bezw. -Böden; der Fehlboden kann voll-
ständig wegbleiben, und über dem Balken ist nur eine Höhe
von 4 cm erforderlich. Hervorzuheben ist das geringe Eigen-
gewicht, sodann das Freibleiben der Balken an drei Seiten,
wodurch Schwammgefahr ausgeschlossen ist. Die Kosten sind
— im Hinbhck auf die Erübrigung des Fehlbodens — sehr
mäßig; sie betragen etwa 3,50 bis 4,50 M pro qm, je
nach den örtlichen Verhältnissen und Größen der Flächen.
Ueber dem Beton- oder Terrastboden kann ein 15 bis 20 mm
starker Korkestrichboden oder 5 mm starkes Korkment
(Fabrikat Maximiliansau) oder 5 bis 20 mm dicke Kork-
platten (Delmenhorst oder Soden-Salmünster) aufgebracht
werden, um darüber Linoleum oder Teppiche zu legen. Das:
Mischen des Zementestrichs mit Säge- oder Korkmehl ist nicht
zu empfehlen, da es auf die Elastizität des Bodens fast keinen
bemerkenswerten Einfluß hat, anderseits aber die Güte des
Zementestrichs vermindert. An Stelle des vorgesehenen Teppich-
belages — der sehr viel Staub aufnimmt und zur Reinigung
eine Staubsaugeanlage erfordern dürfte — würde ich die Ver-
wendung von 7 mm starkem Korklinoleum besten Fabrikats
in geeigneter Farbe (etwa Marke Maximiliansau) ohne Unterlage
auf Terrastboden utit Harzkopalkitt aufgeklebt, empfehlen, das
allen Anforderungen hinsichtlich Elastizität, Fußwärme, Schall-
sicherheit usw. entspricht, hygienisch einwandfrei ist, sich gut
bewährt hat, und jedenfalls in Verbindung mit Terrast die
billigste Fußboden- und Deckenbildung abgeben dürfte. Vor Ver-
legen des Linoleums muß jedoch der sorgfältig eben ab-
geglichene Terrastboden vollkommen ausgetrocknet sein.
PritzReuter, Architekt, Freiburg i. B., Mitgl.-Nr. 33 508.
II. Ich empfehle Ihnen für die betreffende Ausführung
(Betondecken über Balkenlagen, als Unterlage für Linoleum)
die Rückerdecken, 4 cm stark, mit Eisenarmierung und Asphalt-
isolierung einschl. Feinschicht, fertig zur Aufnahme des Lino-
leums. Sägemehlzusatz ist vorteilhafter. Mischung: 1 T. Säge-
mehl, 17 T. Zement, Sand usw. Näheres auf Wunsch durch
Karl Werner, Architekt, Mitgl.-Nr. 51 044.
III. Die in der Frage geschilderte Ausführung des Bodens
kann ich nicht empfehlen. Sie setzen sich der Gefahr aus,
daß das Holz stockt, oder Trockenfäulnis entsteht. Ich emp-
fehle Ihnen die Ausführung eines Lattenrostes und darüber
Sanitasdoppelboden. Wenden Sie sich an die Sanitasfußboden-
fabrik Carl Weyler in Frankfurt a. M. und lassen Sie sich Vor-
schläge machen. Jos. Gies, Arch., Mitgl.-Nr. 35 851.
Zur Frage 66. Rußwasser im Schornstein. Der gleiche
Fall lag hier vor einigen Jahren vor. Bei einem Hause mit
vier Schornsteinen zeigten sich dieselben Merkmale an einem
der Rohre. Der Schornstein, russisches Rohr, war im Dach-
boden bis halbe Obergeschoßhöhe außen vollständig schwarz.
Trotz dreimaligen Niederreißens bis zur Anfangsstelle der
Schwarzfärbung trat der Uebelstand immer wieder auf. Das
letzte Mal wurden gute Klinker verwendet, welche mit Zement
vermauert und von beiden Seiten mit Zement übergeputzt wurden.
Ein Jahr darauf stellte sich der alte Mangel wieder heraus. Der
Schornstein wurde nun wieder vollständig abgerissen und eins
der sich an diesen Schornstein anschließenden Ofenrohre mit
einem Eisenrohr, durch eine Kammer führend, an den nächsten
Schornstein angeschlossen. Ohne Niederreißen und Neuauffüh-
rung der Schornsteine wird sich dieses Uebel nicht beseitigen
lassen. Es wird darauf zurückzuführen sein, daß der Schornstein
beim ersten Gebrauch nicht ordentlich trocken war und bevor
sich eine Rußkruste bilden konnte, derselbe mit nassem Feue-
rungsmaterial angeheizt wurde. Das Schwitzwasser setzte sich
an tien Wänden ab, wodurch der Ruß fein verteilt wurde und in
das Mauerwerk einzog. W. Wolter, Mitgl.-Nr. 54 402.
1
206
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
HeH 13
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, liafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. DeulscIieTecliniker-
Zeitung. 2. Steliei v Ermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verliält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom 1. Juli 1911 ab
45-90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruf!. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Griinspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfür gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Die Wanderversammlung des DeutschenTechnlker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 findet in der Zeit vom 15. bis 17.
(offizieller Teil) und 18. und 19. Juli (nicht offizieller Teil) statt o Nähere Auskunft erteilt: Baumeister
Schüßler, Kleinluga, Post Mügeln, Bezirk Dresden o Wir bitten alle unsere Mitglieder, bereits jetzt
die Schritte zu tun, die nötig sind, für die Tage der Wanderversammlung aus Anlaß der Internationalen
Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 geschäftsfrei zu sein o Wir bitten aber auch alle technischen Staats-
und Kommunalbehörden und Firmeninhaber hierdurch, ihre Techniker zum Besuche der Ausstellung
an obengenannten Tagen nach Möglichkeit zu beurlauben.
^ Gänzlich vergriffen
ist die Broschüre „Entwurf eines Versicherungsgesetzes für An-
gestelite" (Heft XIX der Schriften des Werkmeister- Verbandes).
Eine Neuauflage ist, wie wir hören, nicht geplant, und wir sind
daher nicht mehr in der Lage, Bestellungen auf diese Schrift
auszuführen.
Die Verbandsleitung.
Bekanntmachung
An Stelle des Herrn Kollegen W. Deutsch, der sein Amt
niedergelegt hat, ist Herr Koll. Ingenieur W. Feien, Saarbrücken!,
Feldmannstraße 40, als Vertreter der Bezirksverwaltung der
Saargegend zum Gesamtverbands\ erstände gewählt worden. Als
Stellvertreter des Herrn Kollegen Feien wurde Herr Bahnmeister
1. Klasse Joh. Bonn, Gersweiler bei Saarbrücken gewählt.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf nufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstn? und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift, — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht , der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
— tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandslcitung
Landesverwaltungen.
Bayer. Techniker-Verband. Die am 19. Februar in Nürn-
berg abgehaltene Konferenz der Zweigvereinsvorstände und
Einzelmitgliedervertreter criclärte sich nach dem ausführlichen
Referat des Verbandsvorsitzenden J. Bender über: „Die Aus-
gestaltung und die Tätigkeit einer modernen Berufsorganisation"
und der anschließenden lebhaften Diskussion mit den Be-
schlüssen der Gesamtvorstandssitzung des Hauptverbandes in
Sondershausen und dem in Stuttgart aufgestellten Verbands-
programm einverstanden und ersucht die Verbandsleitung in
diesem Sinne die Interessen der Technikerschaft auch in Zu-
kunft energisch zu vertreten.
Zum Thema: „Pensionsversicherung der Privatangestelltcn"
referierte Herr Koll. Ziegler und wurden hier nacli längerer
und eingehender Diskussion die Wünsche ebenfalls in einer
Resolution niedergelegt und den maßgebenden Stellen unter-
breitet. Den Verbesserungsvorschlägen der Siebener-Kommission
des Hauptausschusses wurde zugestimmt. Zum Punkt „Gewerbe-
lehrerfragc" und „Gewerbliches Fortbiidungsschulwesen" legte
Herr Koll. und städt. Gewerbelehrer M. AI a v e r verschiedene
Leitsätze \^or, die als Richtschnur für das weitere Vorgehen
genehinigt ' wurden. Weiter wurde beschlossen, eine fünf-
gliedrige Kommission einzusetzen, welche die Frage weiter be-
handeln soll. Die angeregte Eingabe: „Errichtung von päda-
gogischen und fachtechnischen Kursen für die Ausbildung von
Technikern zu Gewerbelehrern" wurde der Kommission vor-
gelegt und nach Genehmigung derselben dem Bayer. Kultus-
ministerium unterbreitet. Den Vereinen wurde eine Abschrift
hiervon bereits zugestellt. Ferner beschäftigte die Versammlung
noch das Anstellungsverhältnis der Staatstechniker und wurde
eine Resolution einstimmig angenommen, welche verlangt, daß
die erste Anstellung der Mittelschultechniker in allen Zweigen
des Staatsdienstes gleichheitlich in Klasse 17 und eine Weiter-
beförderung in Klasse 14 erfolgen soll. Diese Resolution wurde
den zuständigen Ministerien übermittelt. Diesbezügliche Ein-
gaben werden auch dem kommenden Landtage unterbreitet.
Desgleichen wurde zu den Mißverhältnissen in der Diätenfrage
bei auswärtiger Dienstleistung der Techniker bei den Bayr.
Verkehrsanstalten Stellung genommen und in einer an das
Kgl. Verkehrsministerium gerichteten Resolution um Verbesse-
rung der Verhältnisse ersucht. Den Vereinen wurden Abschriften
der sämtlichen Resolutionen übermittelt. Der nächste Dele-
giertentag findet nächstes Frühjahr in Bayreuth statt. Die
Verhandlungen bewegten sich, was besonders hervorgehoben
werden darf, in größter Einmütigkeit und zeigten, daß alle Teil-
nehmer der großen Aufgaben, die zu lösen sind, sich wohl
bewußt waren und jeder sein möglichstes zum Gelingen des
Ganzen beitrug.
Dezirksverwallungen
Mittelrhcinische Bezirksverwaltung. Vrs. u. Br.-A. : Chr.
Unterauer, Frankfurt a. M., Mainkai 23. — Zur Mitteilung in
Heft 11 über den Bezirkstag in Mainz ist berichtigend nach-
zutragen, daß nur der gesellige Abend im Evangel. Vereinshaus
stattfindet, die geschäftlichen Verhandlungen iTnd der Vortrag
des Herrn Dr. Günther, sowie das Mittagessen jedoch im Casino-
Hüf zum Gutenberg, Große Bleiche, abgehalten werden. In
Heft 13
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
207
den inzwischen ausgegebenen Einladungen zum Bezirkstag ist
diese Aenderung bereits vermeri<t und bitten wir tinsere Verbands-
kollegen, sich baldmöglichst mittels der versandten Karte zur
Teilnahme anzumelden.
Bezirksverwaltiiiig Oberschlesien. Br.-Adr. : R. Hochstein,
Königshütte O-S., Parkstraße 21. Am Sonntag, 2. April vorm.
11 Uhr, findet in Cosel im Hotel „Zum Kronprinzen" eine
Wanderversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. All-
gemeine Standesfragen. 2. Wahl eines Einzelmitgliedes in den
Bezirksvorstand. 3. Anträge für den Frühjahrsbezirkstag. 4. Ver-
schiedenes. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegen-
heiten findet gegen 2 Uhr ein gemeinschaftliches Mittagessen
im gleichen Lokal statt. (Anmeldung hierzu bitten wir bis
spätestens 31. März, mittags, an den Herrn Bezirksvorsitzenden
gelangen zu lassen.) Um 3 Uhr Besichtigung der Festungs-
werke der alten Veste Cosel und der Filiale der Reformwagen-
und Räderfabrik von A. Zierz. Wir erwarten rege Beteiligung
und bitten dringend um Einführung von dem Verbände noch
fernstehenden Kollegen.
Bezirksverwaltung Sachsen - Anhalt. Br.-Adr.: W. Walter,
Magdeburg, Sieverstorstr. 61 II. — Am '26. Februar d. J. fand in
Magdeburg der 42. Bezirkstag statt. Aus den Wahlen zur Neu-
besetzung der freigewordenen Vorstandsämter gingen hervor: als
1. Vorsivzender Kollege Walter; als 2. Vorsitzender Kolleg j
Fuchs; als 2. Schriftführer Kollege Papenroth; als 2. Beisitzer
Kollege Uebe; als Stellenvermittler für das Baufach Kollege
Grosse; als Vertreter der Einzelmitglieder sind die Kollegen
Haakc, Hauzinger, Schulze, Ströber und Dümont gewählt. Im
Kostenvoranschlag für 1911 vorgesehene 100 M für das Er-
holungsheim Sondershausen werden auf Beschluß der Versamm-
lung dem Unterstützungsfonds des Erholungsheims zugewiesen.
Die Kollegen Israel und Papenroth gaben ausführlichen Bericht
über den Privatangestelltentag in Berlin. — Da Anträge nicht
vorlagen, konnte der Bezirkstag um 2V2 Uhr nachmittag ge-
schlossen werden. Ort der nächsten \X''anderversammlung ist
Bernburg.
Zwei^vercine
Gemischte Vereine.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung am
Mittwoch, 5. April, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel, Altona,
Königstr. 186/188. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl eines Mitgliedes in
den sozialpolitischen Ausschuß der B. V. 4. Abrechnung über
das Stiftungsfest. 5. Technische Fragen. 6. Verschiedenes.
Berlin. Technischer Verein. Die Besichtigung der
Werkstätten der Deutschen Flugmaschinenbau-Ges. m. b. H.,
Eerlin-Rummelsburg, Köpenicker Chaussee, Parzelle 45, findet
am Sonntag, 26. März, vormittags 11 Uhr, statt. Zu dieser
interessanten Besichtigung bitten wir lunsere Mitglieder mit ihren
Damen recht zahlreich und pünktlich erscheinen zu wollen. Gäste
sind willkommen.
Bromberg. Technische Vereinigung. Vors.: und
Br.-Adr.: Theod. Voß, Ingenieur, Bromberg, Berliner Straße 12b.
V. u. O.: Am 1. Donnerstag der ersten und zwe ten Hälfte jeden
Monats im Dickmannschen Lokale, Wilhelmstraße. Nach der
am 14. Dezember v. J. stattgefundenen Ergänzungswahl setzt sich
der Vorstand wie folgt zusammen: Voß, 1. Vorsitzender; Berndt,
1. Schriftführer; P. Schulz, 1. Kassenführer; Schiersch, Bücher-
wart, Vertreter der Gruppe A ; Buchholz, 2. Kassenführer, Ver-
treter der Gruppe B; Neudahl, stellvertretender Vorsitzender,
Vertreter der Gruppe C; Zühlke, 2. Schriftführer, Vertreter der
Gruppe D; Kretschmer, 2. Bücherwart; Pansegran, Beisitzer;
Bosse, Beisitzer, Obmann der Ortsgruppe Schubin. Obmann
der Stellenvermittelung ist seit dem 1. Januar d. Js. Kollege
Neudahl, Bromberg, Mittelstraße -'S. Zu Anfang des verflossenen
Vereinsjahres hatte der Verein 63 Mitgheder, während er zurzeit
82 zählt. An die Herren Einzelmitglieder von Bromberg und
Umgegend wird wiederum die Bitte gerichtet, sich dem Verein
anzuschließen.
Charlottenburg. Bauhütte Charlottenburg. V. u.
O. : Jeden ersten Dienstag eines Monats Hauptversammlung im
Vereinslokal, Logen-Restaurant Charlottenburg, Berliner Str. 61,
Ecke Kirchhofstraße. In der letzten Monatshauptversammlung
am Dienstag, 7. März, wurde als erster Vorsitzender unseres
Vereins, an Stelle des Herrn Kollegen Rohr, Herr Kollege Fried-
rich Brinkmann, Charlottenburg, Goethestraße 15, einstimmig
gewählt. An Stelle des früheren ersten Schriftführers Herrn
A. Dieter wurde Herr Richard Brennecke, Charlottenburg,
Fritschestraße 41, einstimmig gewählt. Die Herren Rohr und
Dieter waren gezwungen ihre Aemter niederzulegen, da sie
leitende Aemter in der Bezirksverwaltung Brandenburg über-
nommen haben. — Ende dieses Monats wird ein weiterer
Vortragsabend in Unserem Verein stattfinden; näheres hierüber
wird noch bekannt gegeben werden. Die Adressen der zu
unseren Versammlungen einzuladenden Kollegen, die noch nicht
Vereinsmitglieder sind, bitten wir unserem zweiten Schriftführer
Herrn Kollegen Heinrich Siewerth, Charlottenburg, Goethe-
straße 50, direkt mitteilen zu wollen.
Karlsruhe. Technischer Verein. Monals-Hauptver-
sammlung am 4. April d. J. im Vereinslokal zum Landsknecht.
Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls. 2. Erledigung neuer
Eingänge. 3. Anregung zu einer Exkursion. 4. Besprechung
über einen Lichtbildervortrag. 5. Verschiedenes. Die mit den
Beiträgen rückständigen Mitglieder werden ersucht, dieselben
umgehend an unseren Kassierer, Herrn Karl Albech, Karls-
ruhe-Grünwinkel, Durmersheimer Straße 19, einzusenden. Der
Vierteljahresbeitrag von 1911 ab beträgt 5,50 M.
Mainz. Technischer Verein. Der 23. Bezirkstag
mit Vortrag des Herrn Dr. Günther findet am 2. April im
„Kasino, Hof zum Gutenberg" statt. Ab abends 7 Uhr zwang-
loses Beisammensein im Evang. Vereinshaus. Wir laden hiermit
nochmals alle Verbandskollegen herzlichst ein. Unsere Vercins-
mitglieder erwarten wir pflichtschuldigst vollzählig. Mittwoch,
29. März, abends 8V2 Uhr, Sitzung der Kommissionen im Kasino.
Dienstag, 4. April, abends 8V2 Uhr, Monatsversammlung im Ver-
einshaus. Die Tagesordnung wird ausnahmsweise erst zu An-
fang der Sitzung bekannt gegeben.
Stralsund. ' Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A. :
H. Greveraths, Bautechniker, Stralsund, Badenstraße 53. In
der Generalversammlung vom 11. März fand eine Neuwahl
des Vorstandes statt. Derselbe setzt sich jetzt wie folgt zu-
sammen: 1. Vorsitzender: Bautechniker Greverath; 2. Vors.:
Ingenieur Schönrock; Schriftführer: Bautechniker Martens; Kass. :
Architekt Roeck. Nächste Vereins- Versammlung, Sonnabend,
8. April, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokale (Rathausbierkeller).
Tagesordnung: Bekanntgabe von Eingängen. Aufnahme neuer
Mitglieder. Besprechung betr. Stiftungsfest. Vortrag: Michel-
angelo als Bildhauer, Maler und Architekt (Koll. F^eressan).
Verschiedenes.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A.: M. Lindeniann, Witten-
berg (Bez. Halle), Bürgermeisterstraße 4. Monatsversammlung,
Sonnabend, 1. April er., abends 9 Uhr, im Vereinslokal ,, Brauerei
Maiwald", Coswigerstraße 23. Tagesordnung: 1. Verlesen des
Protokolls. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Eingänge. 4. Ver-
schiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „Dresdner Bauhütt e". Vereinslokal „Stadt
Pilsen", Weiße Gasse 3, II. Vor?,: Baumeister Severitt, Rade-
beul, Albertstraße 7. Donnerstag, 30. März, findet abends
i/gQ Uhr im Vereinslokal die letzte Versammlung statt. Die
Tagesordnung wird am Abend bekannt gegeben. Die Herren
Mitglieder werden ersucht, vollzählig zu erscheinen, da einige
interessante Punkte auf der Tagesordnung stehen werden.
Dresden. ,,D resdner Bauhütte" und Bau wissen-
schaftlicher Verein „Motiv". Geleitet von dem Be-
wußtsein, daß eine Interessenvertretung unserer "Mitgheder umso
nachdrücklicher und erfolgreicher durchgeführt werden kann, je
größer und geschlossener diese auftritt, haben die beiden Dresdner
bautechnischen Vereine Bauwissenschaftl. Verein „Motiv" und
„Dresdner Bauhütte" beschlossen, sich am 1. April zu einem
großen Vereine unter dem Namen Motiv, Bauhütte Dres-
den zusammenzuschließen. Den Mitgliedern des Deutschen Tech-
nikerverbandes und der beiden genannten Vereine wird dieses
erfreuliche Ergebnis bekannt gegeben mit dem Bemerken, daß
am 5. April, abends Va^ Uhr, im kleinen Saale des Gewerbe-
hauses die erste gemeinsame Versammlung zur Konstituierung
der Vorstandschaft und der Ausschüsse, sowie zur Beschluß-
fassung über die Satzungen und das Arbeitsprogramm stattfindet
Es ist deshalb erforderlich, daß hierzu sämtliche Mitglieder beidei
Vereine anwesend sind und ergeht daher an alle Mitglieder des
Vereins „Motiv" und „Bauhütte" die höfliche Einladung, zu
obiger Versammlung vollzählig und pünktlich zu erscheinen.
Essen. Vermessungs-Techniker-Vereia für
Rheinland und Westfalen. Unsere nächste Haupt-
versammlung findet am Sonntag, 2. April 1911, in Gelsenkirchen,
Restaurant „Bismarckhalle", Ecke Hoch- und Schalterstraße, mit
folgender Tagesordnung statt: Vormittags 11 Uhr: Vorstands-
sitzung; hierzu bitten wir die Herren Vertrauensmänner der
einzelnen Ortsgruppen, vollzählig zu erscheinen. Nachmittags
27, Uhr Hauptversammlung. Programm: 1. Protokoll und
Schriftwechsel. 2. Beratung der Anträge. 3. Wahl der Dele-
gierten zum 53. Bezirkstage. 4. Wahl eines Ehrengerichts.
5. Neuaufnahme von Mitgliedern. 6. Verschiedenes. Hieran
anschließend : Vortrag des Koll. S c h w e i s f u r t h über die
208
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 13
Frage: „Kann eine Organisation ohne Schädigung ihrer wich-
tigsten Aufgaben, der sozialen und wirtschaftlichen Interessen-
vertretung ihrer Mitglieder Rechnung tragen und gleichzeitig
deren fachwissenschaftliche Weiterbildung unterstützen?" Wir
bitten um zahlreiches Erscheinen.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Beiiiii. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36, 37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant ,, Prinz Luitpold", Friedrichstr. 138, an
der Weidendammer Brücke. — Unsere nächste Mitgliederver-
sammlung findet am 5. April er., Punkt Uhr, im Vereins-
lokal statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des
Herrn Kollegen Matzdorff über : ,, Arbeitsteilung und
Arbeitsvereinigun g". 3. Verbands- und Vereinsange-
legenheiten. 4. Verschiedenes. Wir machen noch besonders
darauf'aufmerksam. daß die Versammlung ohne Rücksicht au§
die Zahl der anwesenden Kollegen Punkt 1/2^ Uhr eröffnet
wird. Die Tagesordnung ist wieder so interessant, daß es
Pflicht eines jeden Kollegen sein müßte, pünktlich zu erscheinen.
Diejenigen Kollegen, welche mit ihren Beiträgen für das erste
Quartal pro 1911 noch im Rückstände sind, werden ersucht,
dieselben umgehend an die oben angegebene Adresse des Kas-
sierers abzusenden. (5 Pfennig für Bestellgeld bitten wir stets
beizufügen.)
Braunschweig. Maschinentechnischer Verein.
In der Hauptversammlung am 19. November 1910 fand eine
Neuwahl des Vorstandes statt, der sich jetzt wie folgt zusammen-
setzt: 1. Vorsitzender Kollege Beckmann; 2. Vorsitzender Kollege
Lauke; 1. Schriftführer Kollege Busch; 2. Schriftführer Kollege
Knigge; Kassierer Kollege Kracke; 1. Beisitzer und Verwalter
Betrifft Baumwollspinnerei Speyer A.-G.
Durch die unter besonderen Umständen erfolgte plötz-
liche Entlassung eines unserer Mitglieder bestehen mit
dieser Firma Differenzen. Wir bitten deshalb die Mitglieder,
die sich bei der Baumwollspinnerei Speyer zu bewerben
gedenken, sich zuvor mit uns in Verbindung zu setzen.
Weitere Nachrichten erfolgen in der nächsten Nummer.
Die Verbandsleitung.
(Nur für VerbandsinitglieJer.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
835 nach Dresden sofort ein Steinmetztechniker, gelernter
Steinmetz, in Konstruktion, Steinschnitt und Austragung erfahren.
Bewerber, welche praktisch und theoretisch in der Granitbranclie
tätig waren, bevorzugt. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter
835 an die Zweigstelle Dresden, z. H. des Herrn A. Gawehn,
Dresden-A., Gr. Kirciigasse 2.
836 für ein Architekturbureau in Königsberg i. Pr. aushilfs-
weise auf 6 Wochen, evtl. dauernd, ein tüchtiger Bautechniker,
flotter Zeichner und guter Statiker, hauptsächlich für Bureau-
arbeiten. Anfangsgehalt 150 bis 175 M. Angebote unter 836
an die Zweigstelle Königsberg, z. H. des Herrn Militärbnusekrctär
Wiehe, Königseck 5.
837 für ein Baugeschäft in Schrimm i. Posen sofort ein
Bautechniker, ledig, Absolvent einer Baugewerkschule, für
•Bureau und Baustelle. Anfangsgehalt ca. 140 M, Stellung
dauernd. Kenntnis der polnischen Sprache erwünscht. Angebote
unter 837 an die Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bau-
techniker König, Bülowstiaße 11.
838 für eine Kgl. Behörde in Gladbeck i. W. sofort ein
Techniker (Architekturzeichner). Gehalt nach IJebereinkunft.
Angebote mit selbstgefertigten Skizzen unter 838 an die Ge-
schäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
der Bücherei Kollege Englisch; 2. Beisitzer Kollege Parbs. Ob-
mann der Stellenvermittelung für Maschinen- und Elektrotech-
niker ist Kollege Steiner. Mit Rücksicht auf die höheren Ver-
bandsbeiträge wurde der Oesamt-Jahresbeitrag auf 20 M fest-
gesetzt.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1 9 08. Vors.: Obering. Karl Krause, Hbg. 25, Jordan-
straße 66. Br.-A.: Ing. Konrad Eurich, Hbg. 24, Mühlendamm 76.
V. u. O.: Jeden 1. und 3. Freitag im Monat im Hotel „Zum
Holstentor", Holstenwall 1. 7. April, abends 9 Uhr, Haupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Vereins- und Verbands-
angelegenheiten. 2. Verschiedenes. Um vollzähliges Erscheinen
wird gebeten.
Staatstechniker.
Saarbrücken. Eisenbahn - Techniker - Verein.
Die für den 18. Februar d. J. angesagte Hauptversammhmg
Iconnte nicht stattfinden. Nächste Hauptversammlung: Sams-
tag, 1. April, abends 9 Uhr, in der Tonhalle zu Saarbrücken.
Tagesordnung: 1. Verlesen des Sitzungsberichtes der Jahres-
Hauptversammlung. 2. Wahl des 1. Vorsitzenden. 3. Standes-
bewegung. 4. Frühjahrsveranstaltung. 5. Eingänge und Ver-
schiedenes. Um rege Beteiligung wird dringend gebeten.
Warnung!
Aus M. -Gladbach wird uns geschrieben:
Ein Techniker, der sich Eduard Beckmann aus M. -Glad-
bach nennt, hat sich hier wiederholt unter der Angabe, er sei
Mitglied des D. T.-V. und unverschuldet in Not geraten, von
unseren Kollegen Geldunterstützungen zu verschaffen gewußt.
E. Beckmann ist aber n'jemals Verbandsmitglied gewesen und
auch nicht unverschuldet in Not geraten. Es ergeht daher
hiermit eine nachdrückhche Warnung vor dem Genannten.
Die Verbandsleitung.
839 nach Charkow i. Südrußland sofort ein gewandter
Bautechniker für Kirclienbau auf etwa 1 Jahr. Gehalt 2000
bis 3000 M. Angebote unter 839 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
841 für ein größeres Anstreichergeschäft in Essen sofort
ein jüngerer Bautechniker. Gehalt bis 150 AI. Angebote unter
841 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H.
des Herrn A. Lenz, Dortmund, Ardeystraße 94.
844 für eine größere Firma in München sofort ein Stein-
metztechniker, der mit den Ortsverhältnissen vertraut ist. An-
gebote unter 844 an den Bayerischen Techniker-Verband in
München, Arnulfstraße 26, Kontorhaus.
845 nach Bozen sofort zwei tüchtige Tiefbautechniker,
einer für Verniessungs- und ein anderer für Kanalbauarbeiten.
Gehalt mindestens 250 Kr. und Reisespesen. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 845 an den Bayerischen Techniker-
Verband wie unter 844.
846 für ein Baugeschäft mit Dampfsägeu erk in Neidenburg
i. Ostpr. sofort ein zuverlässiger Techniker, im Veranschlagen
und Entwerfen geübt, der den Chef auch auf der Baustelle ver-
treten kann. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 846 an
die Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. des Herrn Militär-
bausekretär Wiehe, Königseck 5.
847 für ein Architekturbureau in Saarbrücken sofort ein
tüchtiger Techniker, firm im Entwerfen, Perspektixe und Detail,
flotter Zeichner. Angebote mit Oehaltsansprüchen und Skizzen
unter 847 an die Zweigstelle Saarbrücken, z. H. des Herrn
R. Rosprich, Talstraße 39.
848 zur Leitung eines schwierigen Umbaues nach Posen
sofort ein älterer, erfahrener Techniker, der auf der Baustelle
mit der Bauleitung, sowie im Bureau mit Entwerfen von Zeich-
nungen gut vertraut ist. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter
848 an die Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautechniker
König, Bülowstraße 11. '
849 für ein Baugeschäft mit Dampfsägewerk im Bezirk
"Liegnitz sofort ein erfahrener, selbständig arbeitender Bau-
techniker, evangelisch. Anfangsgehalt 150 M. .Angebote unter
849 an die Zweigstelle Niedcrschlesien, z. H. des Herrn C. Hauer,
Altwasser in Schles., Promenade.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen - Angebote
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. Ö8 Markgrafenstraße Q4
XXVIII. Jahrgang, Heft 14 Scliriftleitung. E. Rieh. Schubert, Berlin. 1. April 1911
Inhalt: Zu den Leistungen der Angestelltenversicherung — Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke — Neuartige Vorrichtung zur Dämpfung des Schlingerns
von Schiffen — Wirtschaft und Leben — Standesbewegung - Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Zu den Leistungen der Angestelltenversicherung
sendet uns der Hauptausschuß nachfolgende Aus-
führungen :
Die Siebener-Kommission des Hauptausschusses, der
Hauptausschuß selbst und der Dritte Deutsche Privat-
angestellten-Tag haben in ihren Entschließungen zur An-
gestelltenversicherung neben anderen wichtigen Vor-
schlägen zur Abänderung des Gesetzentwurfs sämtlich eine
Erhöhung der Leistungen gefordert. Die Entschließung
des Privatangestellten-Tages, die wir in der letzten Num-
mer veröffentlicht haben, hebt diesen Punkt ausdrücklich
hervor. Hieraus, wie auch aus der sachlichen Kritik, die
der Entwurf bisher erfahren hat, geht deutlich hervor,
daß (über die Notwendigkeit einer Erhöhung der Leistungen
kein Zweifel besteht. Es ist nun ganz klar, daß, wenn
eine Erhöhung der Leistungen stattfinden soll, die Mittel
für diese höheren Leistungen durch erhöhte Beiträge auf-
gebracht werden müssen, weil eine Einschränkung des
vorgesehenen Umfanges der Leistungen, durch die eine
- Mehrleistung bei gleichen Beiträgen aliein möglich ge-
macht würde, keinesfalls in Frage kommen kann. Bei
der Angestelltenversicherung ist für die Berechnung der
Leistungen ausschließlich die Summe der geleisteten Bei-
träge maßgebend, und infolgedessen verändern sich die
Leistungen in dem gleichen Verhältnis, in dem die Beiträge
erhöht oder erniedrigt werden. Jeder Beitrag, in den
ersten zehn Versicherungsjahren entrichtet, kommt mit
einem Viertel seines Wertes für die Berechnung der An-
sprüche in Betracht, die späteren Beiträge mit einem Achtel,
mit anderen Worten für jede Mark Beitrag vom ersten
bis zum zehnten Jahre der Versicherungspflicht wird ein
Anspruch von 25 Pf. erworben, im elften und den folgen-
den Jahren dagegen von I2V2 Pf- Diese Berechnungsart
ist von der zweiten Denkschrift übernommen worden und
infolgedessen sind die Leistungen des Entwurfs mit denen
der Denkschrift vollkommen gleichwertig, und nur aus
der Herabsetzung der Beiträge resultieren die geringeren
Leistungen. Als ganz verfehlt muß es daher bezeichnet
werden, wenn von manchen Seiten gegen den Entwurf
eingewendet wird, daß sich die Leistungen wider alles
Erwarten niedrig stellten, während die Beiträge reichlich
hoch bemessen seien. Was die Privatangestellten von
einer Standesversicherung erwarten durften, das hat ihnen
die zweite amtliche Denkschrift bereits im Jahre 1908
gezeigt. Die erste Denkschrift der Reichsregierung hatte
freilich im Jahre 1907 den beteiligten Kreisen eine all-
gemeine Enttäuschung gebracht; sie forderte für Leistun-
gen, die den an öffentliche Beamte zu gewährenden Renten
entsprechen, Beiträge, die das Maß dessen bei weitem
übersteigen würden, was die Privatangestellten zu tragen
imstande sind. Auf eine völlige Gleichstellung mit den
Staatsbeamten mußten die Angestellten daher verzichten.
Unter Berücksichtigung der an der Denkschrift geübten
Kritik hat dann das Reichsamt des Innern die zweite
Denkschrift ausgearbeitet, die bei erheblich niedrigeren
Beiträgen (80/0 des Gehalts, während die erste Denkschrift
mit 190/0 gerechnet hatte) dennoch durchaus annehmbare
Leistungen in Aussicht stellte. Mehr als dort vorgesehen
ist — damit hat sich die große Mehrheit der Privat-
angestellten abgefunden — kann vorläufig wegen
mangelnder Erfahrungen auf diesem Gebiete und der
nicht ganz zuverlässigen Rechnungsunterlagen nicht ge-
währleistet werden. Die Erwartungen der großen Mehr-
heit aller Privatangestellten gingen daher, was die Lei-
stungen des Gesetzes anbetrifft, über die in der zweiten
Denkschrift vorgesehene Höhe nicht hinaus.
Von gegnerischer Seite sind mehrfach Berechnungen
von Leistungen verbreitet worden, die ein durchaus
falsches Bild von dem geben, was die Versicherung in
Wirklichkeit gewähren kann. Einerseits hat man dort
auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Privatangestellten
keine Rücksicht genommen und andererseits übersehen,
daß die Angestelltenversicherung als eine Zusatzversiche-
nmg zur Reichsinvalidenversicherung gedacht ist, und
daher zu ihren Leistungen die Renten aus der Reichs-
invalidenversicherung hinzukommen, vorausgesetzt, daß
nach Ueberschreitung der die Versicherungspflicht begrün-
denden Gehaltsgrenze die freiwillige Fortsetzung der Ver-
sicherung erfolgt oder die Anwartschaft aufrecht erhalten
worden ist. So hat man z. B. Berechnungen aufgemacht,
denen man einen einheitlichen oder Höchstgehaltssatz von
1500 oder gar nur 1200 M zugrunde gelegt hat. Es ist
leicht verständlich, daß man auf diese Weise zu ganz
minimalen Rentensätzen kommen mußte. Solche Beispiele
entsprechen aber doch nicht im entferntesten der Wirklich-
keit. Gewiß gibt es leider Angestellte im Privat-
angestelltenstande, die die 2000-Mark-Gehaltsgrenze nicht
übersteigen. Wir wissen aber auch, daß es ein stattliches
Heer Privatangestellter gibt, die ein Einkommen von 4000,
5000 M und noch 'mehr haben. Und gestalten sich denn die
Ansprüche der unteren Angestellten tatsächlich so niedrig,
wie rnan es vorgibt? Ist die ihnen gebotene Versicherungs-
gelegenheit wirklich so wertlos, daß man sie in Grund
und Boden verurteilen kann, wenn ein Angestellter mit
einem Durchschnittseinkommen von ISOO M nach SOjähriger
Versicherungsdauer, also ungefähr im Alter von 50 Jahren,
bei Eintritt des Versicherungsfalles über 900 M. jährliche
Rente bezieht, die sich nach Annahme der Beitragssätze des
Hauptausschusses auf 1000 M. erhöhen und nach weiteren
zehn Versicherungsjahren etwa 1200 M. betragen würde
(einschließlich der Reichsinvalidenrente)? Jeder Angestellte
210
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 14
muß sich darüber klar sein, daß, wenn eine Standesver-
sicherung, die keinerlei Auswahl unter den zu Versichern-
den treffen kann und daher mit den ungünstigsten Risiken
zu rechnen hat, derartige Leistungen zu bieten vermag,
daß einesolche V e r s i c h e r u n g s g e 1 e g e n h e i t
nicht schnell genug herbeigeschafft wer-
den kann.
Was aber Versicherten mit steigenden mittleren und
höheren Gehaltsbezügen geboten wird, das sollen die fol-
genden beiden Beispiele veranschaulichen.
Versicherungspflicht vom 18. bis 56. Lebensjahre:
Nach dem
Entwürfe
Le[tsätze des 1
Hauptausschusses
Gehalts-
klasse
Dauer der
Ver-
sicherung
Gehalt
M
In der Klasse
gezahlter
Agest.-Beitr.
M
Erworbener
Oesamt-
anspruch
M
In der Klasse
gezahlter
Agest.-Beitr.
M
Erworb.
Gesamt-
anspruch
M
D
D
E
F
F
Q
G
H
H
2 Jahre
2 „
2 „
2 „
2 „
2 „
3 „
5 „
18 „
1200
1500
1800
2100
2400
2700
3000
3300
3600
81.60
81.60
125.20
158.40
158.40
199.20
298.80
600.-
2160.-
\ 297.60
347.40
4:2 10
572.10
1112.10
96.-
96.-
132.-
180.-
180.-
216.-
324.-
690.-
2484.-
/342.-
396.-
477.-
649.50
1270.50
ll^
/ -o •■
B ^
3
Ö
N
4J ^ ^
Nach 38 Versicherungsjahren, also etwa im 56. Lebens-
jahre, hätte sich der Angestellte in diesem Falle Anspruch
auf ein Ruhegeld (Invaliden- und Altersrente) von
1270.50 M erworben, wenn die Leitsätze' des Hauptaus-
schusses zur Annahme gelangten. Anderenfalls würde sich
der Anspruch nach den Sätzen des Entwurfs auf 1112.10 M
stellen. In beiden Fällen tritt, sofern die Weiterversiche-
rung bei der Reichsinvalidenversicherung erfolgt ist, zu
diesen Ruhegehältern noch hinzu die Reichsinvalidenrente
im Betrage von 387.12 M, so daß dem Angesteilten ins-
gesamt eine Jahresrente von 1657.62 M bzw. 1499.22 M
zustehen würde. Wird der Angestellte in späteren Jahren
invalide, so erhöht sich die Jahresrente entsprechend bis
zum Höchstbetrage nach vollendetem 65. Lebensjahre von
1971.28 M bzw. 1812.88 M, vorausgesetzt, daß die Gehalts-
bezüge sich nicht verändern.
In diesem Beispiel erreicht der Versicherte ein Höchst-
gehalt von 3600 M. Im folgenden soll gezeigt werden,
welche Leistungen im allgemeinen zu erwarten sind, wenn
dieser Gehaltssatz nicht erreicht wird, vielmehr das Höchst-
gehalt nur 3050 M beträgt und dieser Satz sich in höheren
Altersjahren ziemlich stark verringert.
Versicherungspflicht vom 16. bis 60. Lebensjahre:
Nach dem
Entwürfe
Leitsätze des '
Flauptausschusses
1 Gehalts-
klasse
Dauer der
Ver-
sicherung
Gehalt
M
In der Klasse
gezahlter
Agest.-Beitr.
M
Erworbener
Ges init-
anspruch
M
In der Klasse
gezahlter
Agest.-Beitr.
IVI
Erworb.
Gesamt-
anspruch
M
A
C
c
E
E
F
Q
H
G
E
2 Jahre
1 Jahr
1 „
2 Jahre
2 „
2 „
5 „
20 „
5 „
4 „
120
960
1080
1560
1800
2400
2700
3050
2550
1950
19.20
28 80
28.80
115.20
115.20
158.40
488.-
2400.-
498.-
230.40
l 232.80
357.30
957.30
1081.80
1139.40
24.-
36.-
36.-
132.-
132.-
leo.-
540. -
2760. -
540.-
264.-
> 270. -
405.-
1095.-
1230.-
1296.-
1 2
0
trt 00
im
Im 60. Lebensjahre nach Zurücklegung von 4 4 Ver-
sicherungsjahren würde ein Versicherter mit obigen
Einkommensverhältnissen nach den vorgeschlagenen Bei-
tragssätzen des Hauptausschusses von der Angestellten-
versicherung ein Ruhegeld von 1296 M beziehen, das sich
auf 1139.40 M ermäßigen würde, wenn es bei den im
Entwürfe vorgesehenen Beiträgen verbliebe. Zusammen
mit der Reichsinvalidenrente hätte der Angestellte die statt-
liche Summe von jährlich 1720.56 M bzw. 1563.96 M zu
beanspruchen.
Aus diesen beiden Zusammenstellungen geht ohne
weiteres hervor, daß die Ruhegelder durch die Erhöhung
der Beiträge im Sinne der Leitsätze des Hauptausschusses
eine nicht unwesentliche Steigerung erfahren; in beiden
Fällen handelt es sich um ca. 150 M. Prozentual stellt
sich die Steigerung beim ersten Beispiel auf 141/4, während
sie beim zweiten Beispiele nur 13^4 beträgt. Die Un-
gleichheit der Prozentsätze erklärt sich aus der nicht gleich-
mäßigen Erhöhung der Beiträge in den einzelnen Beitrags-
klassen und der verschieden langen Versicherungsdauer
in den betreffenden Klassen.
Es ist daher im Interesse einer wirklich segensreichen
Gestaltung der Versicherung dringend zu wünschen, daß
Regierung und Volksvertretung die Notwendigkeit einer
Erhöhung der Beiträge und damit der Leistungen aner-
kennen und den Entwurf unter Berücksichtigung
der Leitsätze des Hauptausschusses Gesetz
werden lassen. B ö s c h e.
Zu unserem Aufsatz zum gleichen Thema in Heft 7
legt die Vereinigung technischer Gemeindebeamten Rhein-
land und Westfalens Wert darauf, festzustellen, daß die von
uns in Heft 7 der Deutschen Techniker-Zeitung in einem
Artikel über den Gesetzentwurf der staatlichen Pensions-
und Hinterbliebenen-Versicherung der Privatangestellten
ausgesprochene Charakterisierung der zünftlerischen Be-
strebungen gewisser Angestelltenkreise, die durch Peti-
tionen darauf hinarbeiten, aus dem Versicherungsgesetze
herausgenommen zu werden, auf genannte Vereinigung
nicht zutrifft. Wir sprachen allerdings von einer kleinen,
vom sozialen Verständnis nicht berührten Sondergruppe
Diese Worte bezogen sich, wie aus dem Artikel selbst
hervorgeht, vornehmlich auf die Petition des Verbandes
Deutscher Diplom-Ingenieure, der es bei der Reichsver-
sicherungsordnung erreicht hat, daß das Wort „Techniker"
dort in § 1212 gestrichen wurde und die akademisch ge-
bildeten technischen Angestellten von der Versicherungs-
pflicht befreit werden, weshalb wir dem Wunsche der
Gemeindetechniker gerne nachkommen. Wenn die tech-
nischen Gemeindebeamten in Rheinland und Westfalen
ernste Standesarbeit leisten wollen, dann steht ihnen der
Anschluß an unseren Verband jederzeit offen und ist ihnen
durch Einrichtung der Gruppe D Gewähr dafür geboten, daß
ihre besonderen Interessen mit gehörigem Nachdruck ver-
treten werden können. Nach den uns inzwischen ge-
wordenen Mitteilungen darf man annehmen, daß man auch
im Kreise dieser Vereinigung immer mehr zu der Ueber-
zeugung kommt, daß ein zielbewußtes Zusammenarbeiten
aller Techniker nötig ist, um "Erfolge für die einzelnen
Teile unseres Standes zu erreichen. Wir freuen uns dieser
Entwickelung.
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG igil
211
Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
//.*) Allgemeines Verfahren zur Ermittlung der statisch
unbestimmten Größen aus den Formänderungen.
Bei den folgenden Untersuchungen soll vorläufig vor-
ausgesetzt werden, daß man die Formänderungen eines
jeden Tragwerks berechnen kann, dessen Spannungen be-
kannt sind, und zwar soll unter der Formänderung eines
Punktes oder eines Querschnittes dessen Verschiebung oder
Drehung infolge der aufgebrachten Belastung verstanden
werden. In welcher Weise die Ermittlung der Form-
änderungen erfolgt, Sioll weiter unten gezeigt werden.
Der natürliche Weg zur Bestimmung der statisch un-
bestimmten Größen wäre der folgende: Man nimmt für
diese vorerst einmal beliebige Werte schätzungsweise an
und berechnet nun, unter dieser Annahme, sämtliche Stab-
kräfte und Biegungsmomente. Dann denkt man sich das
System von seinen Auflagern abgehoben und flach in
die Bildebene gelegt, und untersucht nun, welche Form-
änderungen durch die vorerrechneten Spannkräfte usw.
entstehen und ob diese Formänderungen mit den geo-
metrischen Bedingungen im Einklang stehen. Waren
Abb. 19 (vergl. Heft 9)
die statisch unbestimmten Größen richtig angenommen,
dann muß auch das deformierte System genau auf die
Auflager passen; falls statisch unbestimmte innere Kräfte,
beispielsweise also überzählige Stäbe vorhanden waren,
muß sich nach der stattgefundenen Deformation die Ent-
fernung aller Knotenpunkte gleich den deformierten Stab-
längen ergeben. Ist dies der Fall, dann haben wir —
durch Zufall — die statisch unbestimmten Größen mit
ihren richtigen Werten angenommen. Im anderen Falle
müßten neue Werte gewählt und das Verfahren solange
wiederholt werden, bis sich schließlich genaue Ueber-
einstimmung ergibt.
Ein solches Verfahren ist m der Praxis natürlich viel
zu umständlich. Anstatt zu probieren, kann man aber
eine mathematische Operation vornehmen und die Be-
dingung, daß die Formänderungen eines Systems mit den
Auftagerbedingungen im Einklang stehen müssen, durch
Gleichungen ausdrücken; in diesen treten dann die Form-
änderungen als Abhängige von den äußeren Kräften auf,
unter denen sich sowohl die gegebenen Belastungen wie
auch die statisch unbestimmten Größen befinden.
Um aber diese Eormänderungsgleichungen aufstellen
zu können, müssen wir den Zusammenhang zwischen Kraft
und Formänderung kennen. Dieser ist nun glücklicher-
weise ein sehr einfacher:
Die Formänderungen sinddensie erzeugen-
den Kräften direkt proportional. Die Bestimmungs-
gleichung für die Abhängigkeit einer Formänderung ö von
einer Kraftursache X lautet also
8 = A X.
*) I s. Heft 9.
Hierin bedeutet A einen Koeffizienten, der das Verhältnis
zwischen ö und X bestimmt. Setzen wir X = 1, so
wird ö gleich dem Koeffizienten A, der also die Form-
änderung darstellt, die durch die Einheit der Kraft hervor-
gerufen wird.
Wirken mehrere Kräfte Xa, Xb, Xc auf ein System ein,
so ist jede Formänderung als eine lineare Funktion aller
dieser Kräfte darzustellen :
8 = A • Xa + B ■ Xb + C • Xc +
Hierin bedeuten A, B, C . . . die Formänderungen für
Xa = 1, Xb = 1, Xc = 1, . . .
Kommen noch andere Ursachen zu den Formänderungen
hinzu, z. B. solche infolge Eigengewicht und Verkehrslast,
die wir mit bezeichnen wollen, und Formänderungen
infolge Temperatur, dann lautet die Gleichung für die
gesamte Formänderung:
8 5, + 6, + Xa • A + Xb • B +
Abb. 20
In diesen Gleichungen sind bekannt bezw. durch Rechnung
zu finden die Werte Sj, 8i, A, B . . ., dagegen unbekannt
die Werte Xa, Xb . . . . und die linke Seite 3.
Diese Gleichungen sucht man nun dadurch als Be-
stimmungsgleichungen für die statisch unbestimmten Größen
heranzuziehen, daß man sie für solche Formänderungen
aufstellt, deren endgültigen Werte aus den äußeren oder
inneren geometrischen Bedingungen des Tragwerks gegeben
sind, so daß also die linke Seite der Gleichungen bekannt
ist. Dann bleiben als Unbekannte in den Gleichungen nur die
Xa, Xb, Xc usw. übrig und können aus ihnen bestimmt werden.
Wir wissen z. B., daß starre Stützen in der Höhen-
lage nicht nachgeben. Nehmen wir also einen kontinuier-
lichen Balken von seinen Stützen herunter, setzen dafür
deren Reaktionen ob bekannt oder unbekannt ein und
stellen schließlich die Gleichungen für die Stützensenkungen
auf, dann wissen wir von vornherein, daß sich die linken
Seiten der Gleicihungen gleich Null ergeben müssen, und
daher bleiben als Unbekannte in ihnen nur die statisch un-
bestimmten Stützendrücke übrig. In Wirklichkeit ist der
Vorgang etwas anders. Nicht die statisch unbestimmten
Größen machen die Stützensenkungen gleich Null, son-
dern umgekehrt: weil die Stützen nicht nachgeben, ent-
stehen bestimmte Auflagerkräfte, die aus der Bedingungs-
gleichung: Stützensenkimg = 0 hervorgehen. Wir haben
hier durdh die äußeren geometrischen Bedingungen die
Bestimmungsgleichungen für die statisch unbestimmten
Größen gefunden.
212
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 14
Ist z. B. in einem Fachwerk ein überzähliger Stab
vorhanden, beispielsweise die Gegendiagonale 5 2 in dem
Felde eines Parallelträgers, Abb. 20, dann haben wir für
die überzählige Stabkraft folgende innere geometrische Be-
dingung: es muß die Entfernung der Anschlußknoten-
punkte 2 und 5 bei einer Deformation des Fachwerkes,
gleich sein der Längenänderung des Stabes 2 bis 5 selbst.
An einigen Beispielen soll die Anwendung des Ver-
fahrens gezeigt werden. Ueber die Bezeichnungen wird
vorher noch folgendes festgesetzt:
Die Formänderungen infolge Xa = 1, Xb = 1 usw->
die in den allgemeinen Formeln mit A, B . . . bezeichnet
waren, werden wir in der Folge mit zwei Indizes versehen,
von welchen der erste den Ort angibt, an welchem die
Formänderung vor sich geht,' während der zweite die
Ursache angibt, die jene Formänderung hervorruft. Es
bedeutet
ö „ die Formänderung in m, hei vorgerufen durch
Xa = 1,
6,^ die Formänderung in a, hervorgerufen durch
Xb = 1.
1. Beispiel: Zweigelenkbogen (siehe Abb. 8 und
14 in dem ersten Teil dieses Artikels in Heft 9). Als
statisch unbestimmte Größe hatten wir die Horizontal-
komponente Xa des rechten Auflagers eingeführt. Wir
stellen die Formänderungsgleichung für die Längenände-
rung 3a zwischen A und B auf, von der wir wissen, daß
sie, bei starren Widerlagern, gleich Null sein muß. Zu-
erst berechnen wir die Längenänderung öa infolge der
gegebenen äußeren Kräfte und hierauf die Längenände-
rung 3a^, die entsteht, wenn an dem Bogen nur die
Kraft Xa = 1 angreift. Dann ist, nach den vorher ab-
geleiteten Formeln, die gesamte Längenänderung bei
gleichzeitiger Wirkung aller Kräfte
8.1 = '5j„ — Xa • (3a^ — 0;
dies ist also die Bestimmungsgleichung für die statisch
unbestimmte Größe, die sich hiermit ergibt zu
Xa == +
'"a
5a ist hierbei als Verlängerung positiv gerechnet.
Sollen neben den äußeren Kräften noch Temperatur-
änderungen berücksichtigt werden, so tut man dies am
besten getrennt. Man berechnet die Längenänderung Sa^
von A — B infolge Temperatur und drückt nun wieder die
geometrische Bedingung aus, daß die gesamte Längen-
änderung = 0 ist. Wir erhalten dann
Sa = + 6i - Xa, • 0\ = 0
Dieses Resultat ist dann zu dem ersten zu addieren.
2. Beispiel. Bogen mit Scheitelgelenk. (S. Abb. 9
und 15 in Heft Q.) Als statisch Unbestimmte war die
Querkraft Xa und die Normalkraft Xb im Scheitel ein-
geführt, Das statisch bestimmte Hauptsystem besteht aus
zwei Freiträgern, deren Endpunkte Qi und G^, getrennt
einander gegenüber liegen.
Nun berechne man nacheinander die gegenseitige Ver-
schiebung der Gelenkpunkte Gi und 0> infolge aller
äußeren Lasten und der Kräfte Xa = 1 und Xb = 1 ; es
ergibt sich
infolge der äußeren Lasten:
in senkrechter Richtung eine Verschiebung Sa^
„ wagerechtcr „ „ „ 6b„
Abb. 21
infolge der Kraft Xa = 1 :
in senkrechter Richtung eine Verschiebung 8,^
„ wagerechter „ „ „ 5^,,
infolge der Kraft Xb = 1 :
in senkrechter Richtung eine Verschiebung 6,^,
„ wagerechter „ „ „ d,^
Die Gesamtverschiebungen der Punkte G beider
Hälften zueinander bei gleichzeitiger Wirkung der äußeren
Lasten und der statisch unbestimmten Größen mit ihren
wirklichen Werten muß gleich Null sein, da das Gelenk
ja tatsächlich beide Scheiben zusammenhält, und es er-
geben sich somit die folgenden Bestimmungsgleichungcn :
I. Senkrechte gegenseitige Verschiebung von G, und
G., = 0:
3a — Sa„ + Xa ■ 3,,^ + Xb ■ 3a, = 0.
II. Wagerechte gegenseitige Verschiebung von und
G, = 0:
So = + Xa • 3b^ + Xb • 3b(j = 0.
Resultat:
X =. ~ ' + K • ^^b
K ■ ^% — ^-"b ■ ^'^a
X = — K ■ K + ^■>, ■ ^jo_
3, • 5:,, • — 5a, • 8:,
''a ''b ''a
Temperaturverändefungen berücksichtigt man am
besten getrennt; man braucht nur an Stelle von 3,^ und
3bg die entsprechenden durch Temperaturänderungen her-
vorgerufenen Verschiebungen von G^ und Go, 8,,^ und 3b,
einzusetzen.
Im vorliegenden Falle ergeben sich noch wesentliche
Vereinfachungen der abgeleiteten allgemeinen Formeln,
die unter sinngemäßer Anwendung ohne weiteres für
jedes zweifach statisch unsbestimmte System verwendet
werden dürfen. Da das Scheitclgelenk symmetriscii zum
Bogen liegt, sind für Xa = 1 und Xb = 1 die Formände-
rungen beider Hälften entgegengesetzt symmetrisch. (Siehe
Abb. 21.) Infolge Xa = 1 verschieben sich die Endpunkte
beider Freiträger um das gleiche Maß nach links, also
tritt hierbei keine gegenseitige Verschiebung in wagc-
rcclitem Sinne ein, somit 8,, = 0. Infolge Xb = 1 heben
sich beide Bogenhälften um dasselbe Stück, also tritt keine
Verschiebung der Endpunkte in senkrechter Richtung ein,
d. h. 8a,, = 0.
Die Bestimmungsgleichungen für X lauten also ver-
einfacht:
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
213
Beim Auftreten von Temperaturänderungen sind an
Stelle von 8j die Werte 8^ zu setzen; es entsteht dann
In gleicher Weise werden die Bestimmungsgleichungen
für die statisch unbestimmten Größen bei den übrigen
vorher gebrachten Beispielen abgeleitet. Der allgemeine
Weg, der dabei eingeschlagen wird, soll kurz noch einmal
charakterisiert werden.
Man verwandelt das statisch unbestimmte Fachwerk
in ein statisch bestimmtes, an welchem nunmehr außer
den gegebenen Belastungen noch die statisch unbestimmten
Größen als äußere Kräfte angreifen. Hierauf berechnet
man die Formänderungen der Angriffspunkte der statisch
unbestimmten Größen und zwar erst infolge der Be-
lastungen und Temperaturänderungen und dann nachein-
ander für Xa = 1, Xb = 1 usw. Schließlich stellt man
die Formänderungsgleichungen auf, die sich aus der Be-
dingung ergeben, daß die Summe der Formänderungen
mit den geometrischen Bedingungen des Systems überein-
stimmen müssen. Durch Auflösung dieser Gleichungen
erhält man dann die statisch unbestimmten Größen selbst.
Hiermit wäre das allgemeine Verfahren gekennzeichnet
und es kommt nunmehr darauf an, die Formänderungen
selbst zu berechnen. (Fortsetzung folgt.)
Neuartige Vorrichtung zur Dämpfung des Schlingerns von Schiffen
Von KARL RADUNZ, Kiel. M.-Nr. 22 013.
Was den bei ruhigem Wetter so angenehmen Aufent-
halt auf Schiffen in bewegter See für die Passagiere
unangenehm, ja zu einer wahren Pein macht, und zuweilen
auch die Besatzung lahm zu legen vermag, das sind die
durch größere Wellen bewirkten schaukelnden Bewegungen
der Fahrzeuge. Mancher, der eine Seefahrt gemacht hat,
weiß ein Lied davon zu singen. Die Technik hat deshalb
auch schon lange ihr Augenmerk auf diesen Uebelstand
gerichtet und zum mindesten, wenn eine gänzliche Beseiti-
gung desselben auch nicht erwartet wird, doch seine Mil-
derung erstrebt. Neben den um die Querachse des Schiffes
erfolgenden, mehr als auf und ab gehend erscheinenden
Bewegungen, dem „Stampfen", ist es die um die Längs-
achse des Schiffes erfolgende, hin und her pendelnde
Bewegung, „Rolle n" oder „Schlingern" genannt, die
den Aufenthalt an Bord zuweilen unerträglich gestaltet.
Zur Dämpfung des Schlingerns versieht man die Schiffe
seit längerem mit Schlingerkielen. Dies sind hohe,
an beiden Seiten des Schiffsbodens angebrachte Kiele,
welche die seitlichen Bewegungen des Schiffes durch den
Widerstand, den ihre Flächen dem Wasser bieten, nach
Möglichkeit verhindern sollen, dies bis zu einem gewissen
Grade, namentlich bei größeren Bewegungen auch be-
wirken, während die Wirkung der Schlingerkiele bei klei-
neren Bewegungen wenig in Erscheinung tritt. Der
Verlauf der Kiele am Schiffsboden hemmt die Fahrt-
geschwindigkeit; beim Docken bilden sie einen emp-
findlichen Teil des Schiffskörpers, so daß die Anwen-
dung der Schlingerkiele gerade nicht als ideal bezeichnet
werden kann.
Vor einigen Jahren hat daher der Konsul Schlick
durch Verwendung eines an Bord in schnelle Drehung
versetzten großen Kreisels versucht, auf diesem Wege
der Schlingerbewegungen Herr zu werden. Der S c h 1 i c k-
sche Schiffskreisel ist verschiedentlich mit gutem
Erfolg erprobt worden, doch scheint einer allgemeineren
Einführung dieses Systems noch mancherlei entgegenzu-
stehen.
In anderer Weise versucht nun eine dritte Einrich-
tung, in der genannten Richtung zum Ziele zu gelangen.
Dieses Mittel nimmt das Interesse der Fachkreise lebhaft
in Anspruch und bildete den Gegenstand eines Vor-
trages, den Direktor F r a h m von der Schiffswerft B 1 o h m
& Voß in Hamburg auf der XII. ordentlichen
Hauptversammlung der Schiffbau techni-
schen Gesellschaft hielt. Der Vorschlag des Di-
rektors Frahm, der bereits mehrfach praktisch aus-
geführt und erprobt ist, läuft darauf hinaus, im Schiff
bewegliches Wasser zur Dämpfung der
Schlingerbewegungen zu benutzen.
Dieses Verfahren hat insofern einen Vorläufer, als
der jetzige Chefkonstrukteur der englischen Marine, S i r
Philip Watts, bereits anfangs der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts an Bord mit einem querschiffs an-
geordneten, kastenförmigen, zum Teil mit Wasser gefüll-
ten Behälter Versuche anstellte, die auch einen gewissen
Erfolg zeigten. Der große Behälter beanspruchte jedoch
viel Platz im Schiffsraum; die freie Wasseroberfläche jeder-
zeit in Gewalt zu haben, schien nicht möglich; genug,
die Versuche wurden abgebrochen, ohne daß die Einrich-
tung Einführung in die Praxis gefunden hätte. Wie ein
Redner in der schiffbautechnischen Versammlung hervor-
hob, geschah dies, weil die Seeleute allgemein ein aus-
gesprochenes Vorurteil gegen das Einlassen freien Was-
sers in das Schiff hatten und eine derartige Maß-
nahme geradezu als eine Gefahr ansahen. Das Verdienst
Frahm s ist es, die praktische Ausnutzung des Gedan-
kens in verhältnismäßig einfacher Art und Weise ermög-
licht zu haben.
Frahm ging bei seinen Untersuchungen von den
Gesetzen der Resonanzwirkungen aus und erklärte dies
an einem Versuch. Ein Pendel wird durch kleine Kraft-
impulse in Bewegung erhalten. Ein zweites Pendel an
dieses angehängt, ergibt für das untere eine verstärkte
Wirkung, die jedoch gegenüber dem oberen Pendel mit
einer Phasenverschiebung von 90^^ zur Geltung kommt.
Hängt man nun an das zweite Pendel noch ein drittes,
so bleibt das mittlere nahezu in Ruhe, wäh-
rend das unterste in Schwingungen gerät, die gegenüber
denen des obersten eine Phasenverschiebung von 180'^ zeigen.
Aehnliche Verhältnisse zeigen sich bei einem stark
schlingernden Schiff. Die seitlichen Bewegungen eines
solchen sind auf Resonanzwirkungen zwischen Welle und
Schiff zurückzuführen. Es leuchtet nun ein, daß durch
Einschaltung einer sekundären Resonanz (entsprechend
dem dritten Pendel) diese Bewegungen willkürlich beein-
flußt werden können. Diesen Weg schlägt Frahm ein
und gibt der verblüffend einfachen Theorie in der
1
214
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 14
Anwendung seiner Schlingertanks eine praktisch
brauchbare Gestalt.
Die Abbildung zeigt den Querschnitt eines mit Frahm-
schen Schlingertanks ausgestatteten Schiffes. An den Bord-
wänden sehen wir die beiden Tanks, die miteinander
durch zwei Kanäle von verhältnismäßig kleinem Quer-
schnitt verbunden sind. In dem oberen Kanal ist ein
Abschlußorgan angebracht, durch welches man die Wasser-
masse vollständig in der Gewalt hat. Beim Schlingern
des Schiffes tritt eine Bewegung des Wassers ein, welche
der des ersteren mit einer Phasenverschiebung von 180''
nacheilt, ihr also entgegenwirkt. Durch Oeffnen des Ab-
schlusses wird die Wassermasse frei und diese bewirkt
eine starke Dämpfung des Schlingerns des Schiffes. Die
Anwendung des Abschlußorgans und die Anordnung, daß
quer durch das Schiff nur zwei verhältnismäßig kleine
Kanäle geführt zu werden brauchen, die wenig Platz be-
anspruchen, unterscheidet die Frahmsche Ausführung zu
ihrem Vorteil von der ehemals in England erprobten ein-
fachen Form.
Durch die Größenabmessungen, die Form, die Lage
der Schlingertanks hat isnan es bei der Konstruktion in der
Hand, die Wirkung der Tanks zu beeinflussen. Die Aus-
nutzung des Mittelschiffes ist am günstigsten, ebenso die
Anordnung der Tanks möglichst nahe an der Bordwand
und diejenige des wasserführenden Querkanals oberhalb
des Systemschwerpunktes des Schiffes. Im übrigen kann
man die Schlingertanks auf verschiedene Stellen des Schif-
fes verteilen. Das Gewicht des erforderlichen Tankwassers
ergibt sich nach den Berechnungen Fr ah ms zu 0,6Qo/o
des Schiffsdeplacements bei etwa 52 000 t-Schiffen, zu
3,9 "/n bei etwa 440 t, für mittlere Größenverhältnisse von
Schiffen zu etwa 1,25 bis l,76"o der Wasserverdrängung.
Der Vortragende erwähnte die mit Hilfe des ,,S c h 1 i n -
gerpendels" beobachteten .Versuche mit Schlinger-
tanks auf den Passagierdampfern Ypiranga und Corcovado
(12 630 t Wasserverdrängung) und bezeichnete die Ergeb-
nisse derselben als glänzende. Es wurden hier nämlich
Schlingerausschläge bis zu IP nach jeder Seite auf 2 bis
2V2"o verringert, wodurch das Wohlbefinden der Passa-
giere sehr günstig beeinflußt wurde. Infolgedessen hat
die Hamburg-Amerika-Linie beschlossen, ihren
neuester großen Passagierdampfer von über 55 000 t
Wasserverdrängung noch nachträglich mit Schlingertanks
auszurüsten. Es würde sicherlich von allen Seereisenden
begrüßt werden, wenn es auf allen Passagierdampfern
gelänge, durch Einbau von Schlingertanks das Schlingern
dieser Schiffe auf ein erträgliches Maß herabzusetzen und
dadurch den Aufenthalt an Bord wirklich angenehm zu
gestalten.
Die weiteren Vorteile der Schlingertanks kennzeichnet
Direktor Frahm dahin, daß es nunmehr möglich sei,
breitere und daher steifere Schiffe als bisher zu
bauen, ohne daß dadurch schlechte Seeschiffe entständen.
Diese Art Schiffe wird in Zukunft mehr gebaut werden
müssen, da bei der ständigen Deplacementsvergrößerung
der Schiffe ihr Tiefgang infolge der in den Häfen vor-
handenen beschränkten Wassertiefen nicht mehr wesent-
lich gesteigert werden kann. Für Handelsschiffe
kommen bei Anv(endung der Schlingertanks und der da-
durch erzielten Abdämpfung des Schlingerns ferner vorteil-
haft in Betracht: der geringere Geschwindigkeitsverlust
bei ungünstiger See, die Verringerung der Querbeanspruch-
ung des Schiffskörpers und die bessere Steuer- und
Manövrierfähigkeit. Für Kriegsschiffe käme noch
hinzu, daß durch die ruhigere Lage des Schiffskörpers
und damit der Geschütze die Treffsicherheit der letzteren
erhöht, das im Gefecht sehr gefährliche Austauchen der
Unterkante des Panzers vermieden und die nicht immer
ganz seefeste Besatzung frischer an den Feind heran-
gebracht würde. Allerdings stellen sich auch gerade bei
Kriegsschiffen infolge des Raum- und Gewichtsbedarfes
der Tanks und der Tatsache, daß letztere den kompli-
zierten Apparat des Kriegsschiffes noch komplizierter ge-
stalten, Schwierigkeiten entgegen, die nach der Ansicht
von Frahm jedoch nicht unüberwindlich sind und an deren
Lösung er bereits arbeitet.
Aber nicht nur für neuzuerbauende Schiffe stellen die
Schlingertanks demnach einen Fortschritt dar, sondern auch
ältere Schiffe können mit verhältnismäßig geringen Kosten
noch nachträglich mit Schlingertanks versehen werden.
Neben der Füllung der Tanks mit Seewasser, das je nach
Bedarf in diese gepumpt werden kann, wird man die
Tanks auch gleichzeitig als Erischwasser- oder Oelbehälter
verwenden dürfen. Die Raumbeanspruchung der Schlinger-
tanks wäre durch diese Verwendung also wieder aus-
geglichen.
H :: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN II II Vt
Mangel an Handwerkslehrlingen und Technikeriiberzahl
Es sei gestattet, beides zusammen zu behandeln, da
zwischen beiden und auch zu anderem Wichtigen eine
gewisse Beziehung zu finden ist. — Zugleich sei verwiesen
auf den Artikel 1909, Heft 48, S. 928 „Die Ueberfüllung
im Technikerstande . . . in dem 1< e i n Lehrlingsmangel
angenommen \vurde, weil gegen Ostern stets Warnungen
vor Ueberfüllung in mancherlei Berufen in den Tages-
zeitungen erschienen. (Eben, Februar 1911, habe ich wieder
eine solche in Händen.) Für das Königreich Sachsen trifft
das aber nicht zu, denn der Verband sächsischer Gcwcrbe-
und Handwerksverbände stellt einen seit Jahren steigen-
den Mangel an Lehrlingen im Handwerke'' fest und zufolge
Anregung dieses Verbandes hat das sächsische Ministe-
rium des Innern beschlossen, diesem Notstande ver-
suchsweise dadurch beizukommen, daß unbemittelten,
aber tüchtigen und w ürdigen Lehrlingen besondere Geld-
beiliilfen vom Staate aus gewährt werden sollen; usw. usw.
Eigentümlich ist, daß über Gehilfcnmangel nicht ge-
klagt wird; eine möglichst geringe Zahl von Selbständigen
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
215
wird jedenfalls auch nicht ungern gesehen, weil dann
die gegenseitige Konkurrenz weniger fühlbar ist.
Wenn im Reiche Mangel an Handwerkslehrlingen be-
stehen sollte, was möglich ist, so dürften jedenfalls die-
jenigen Berufe ausgenommen sein (auch in Sachsen), voa
denen aus in der Regel der Uebergang zur Techniker-
laufbahn erfolgt. Für diese Annahme spricht die Techniker-
überzahl; wenigstens wird in den hierbei in Frage kom-
menden Berufen kaum Lehrlingsmangel sein. — Der Mün-
chener Schulrat Kerschensteiner, der Reformator der dor-
tigen Fortbildungsschulen, sagte aber offen auf dem letzten
Städtetage, daß „nicht die technische, geistige oder sittliche
Förderung des Kindes im allgemeinen der Zweck des
Lehr- und Dienstverhältnisses" sei, sondern „billige Ar-
beitskraft" zu haben. Das lockt natürlich besonders nicht
in Lehrstellen von Berufen, aus denen man (nicht „höher"
steigen kann. Als dies Höhere, dem Handwerk gegenüber,
gilt aber die Technik.
Das Streben nach Höherem ist ein allgemein mensch-
licher und sogar gern gesehener Zug, der nur, nach Be-
obachtungen an Kranken durch Dr. Max Sichel in Frank-
furt a. M., Alkoholikern fast ganz abzugehen scheint. „Auf-
fallend ist, daß den Alkoholisten das Bestreben, die Nach-
kommenschaft über das eigne soziale Niveau zu erheben,
fast gänzlich mangelte."
^Sicher trägt auch das Berechtigungswesen stark dazu
bei, viele Jugend dem Handwerke verächtlich den Rücken
kehren zu lassen und diejenigen Berufe zu überfüllen, in
denen man sich die Hände nur mit Tinte oder Tusche
beschmutzt. „Ehre jeder Hand voll Schwielen" ist bei-
nahe nur noch Phrase. — Weitere Gründe der Abkehr
vom Handwerk sind: in der Fabrik kann sofort verdient
werden, während der Lehrmeister sich zu oft nur durch
einen kleinen wöchentlichen Geldbeitrag, der kaum zur
Bekleidung des jungen Menschen reicht, von der längst
unmodern gewordenen Verpflichtung löst, Kost, Wohnung
und Familienerziehung zu bieten. Vielfach wird Lehrgeld
gefordert, oft mit Recht, aber das ist nichts für arme Eltern.
Auch die dauernden Klagen des Handwerks und Klein-
betriebes über schlechtes Geschäft locken nicht dahin;
melden sich doch sogar kleine Handwerker und Unter-
nehmer für die staatliche Fürsorge. — Im Gegensatz zu
diesen Klagen steht eine Untersuchung des Direktors Dr.
Böhmert vom statistischen Amte in Bremen über die letzte
Berufs- und Betriebszählung, insbesondere über die Ent-
wicklung des Handwerks von 1895 bis 1907. Danach
zeigen 12 Arten von Betrieben einen Rückgang von mehr
als 5 0,0 der bisherigen Anzahl, 7 Arten blieben bei ihrer
Zahl, aber 23 hatten eine Zunahme von mehr als S"/...
„Der kleine Betrieb hat also eine geradezu überraschende
Lebensenergie bewiesen." — Es dürfte auch wenig ver-
lockend sein, Lehrstellen in Kleinbetrieben zu suchen, in
denen nur eine Spezialität gefertigt wird, z. B. nur Bade-
wannen, nur Backtröge, nur Feuerzeuge usw., besonders
wenn die Lehrzeit wohl gar vier Jahre dauert. — Einen
•eiteren abschreckenden Umstand kennzeichnet ein Wort,
das vor einem Jahre, auf einem Handwerkertage fiel:
„Lehrlingszucht durch Flickarbeit, das ist die Signatur
unsres Handwerkes".
Zu all dem kommt aber noch ein Moment, das still
und bisher nicht beachtet, aber dennoch seit ein paar
Menschenaltern mit zunehmender Stärke wirkt; und zwar
in den großen Städten, in denen die Hälfte der Reichs-
bevölkerung wohnt. Entstanden ist es durch die moderne
Technik, durch das moderne Betriebsleben. Wir tpeinen:
Die städtische Jugend hat im Kindes-
und Schulalter viel zu selten, nach man-
chen Richtungen hin gar keine Gelegen-
heit, die Ausübung technischer resp, hand-
werklicher Berufe zu sehen.
Das ist eine Kalamität, die nicht bloß der Techniker
als Fachmann und Lehrer, die überhaupt jeder Lehrer
und Vater, und auch der Staatslenker in ihren Folgen
genau erkennen muß. Daher wollen wir diese Sache
hier näher beleuchten.
Wenn man die verschiedenen hierbei in Frage kom-
menden Berufe durchgeht, so ist man erstaunt, wie wenige,
dem Auge der heranwachsenden Jugend sichtbar, betrieben
werden. Diese sieht eigentlich nur die Arbeiten des Hoch-
una Tiefbaues, weil diese auf und an der Straße gemacht
werden müssen. Alles andre wird an Stätten betrieben,
zu denen ,,der Zutritt Unbefugten verboten" ist. Das ist
eine Welt, in die das Stadtkind nur selten einen Einblick
bekommt; sogar Meisterskinder betrifft das, wenn Woh-
nung und Werkstatt oft weit getrennt liegen. Für den
Fabrikbetrieb ist diese Trennung charakteristisch; sie
macht, Idaß eine Masse Kinder sogar die Tätigkeit des Vaters
nie durdi Zusehen kennen lernen können. — Diese Stadt-
jugend sieht zwar allerlei Rohstoffe herbeischaffen, weiß
aber gar oft nicht wozu, und höchst selten durch An-
schauung w i e sie verarbeitet werden. Sie sieht auch
Massen von fertigen Erzeugnissen, hat aber keine Ahnung,
welche Menge von Kopfarbeit oder welche Art von Körper-
resp. Handtätigkeit dabei von nöten war, oder ob ihre
Herrichtung oder Gewinnung von Wetter und Klima ab-
hängt oder nicht; usw.
Na, wozu ist denn die Schule da? Nein, hier kann
sie den Kindern herzlich wenig helfen. Sie kann doch
nur wirklich fruchtbar arbeiten, wenn sie an das anknüpfen
kann, was die Jugend mitbringt an eigner Erfahrung,
die allein durch Sehen und Erleben der Wirklichkeit ge-
wonnen wurde. Es ist der reine tote Merkstoff, wenn
Kindern die Handwerke aufgezählt werden und das was
sie machen. Mit dem z. B. ,,der Töpfer macht- Töpfe",
weiß noch kein Kind, wie ein Topf entsteht; und solcher
Jugend etwa technische Tätigkeiten erklären, die sie noch
nie sah, ist als wollte man 'Blindgeborenen Farbensinn bei-
bringen. Ja, im Kinderkopfe (auch oft genug in dem
des Erwachsenen) bilden sich beim bloßen Hören oder
Lesen ganz falsche Begriffe über eine Sache. Kommen
diese an den Tag, so wird dergleichen wohl als ,, Kinder-
mund" belacht; so erlebten wir, wie ein begabtes dreizehn-
jähriges Kind unter Hypotheken -die Telephongerüste auf
den Häusern verstand. („Es steht eine Hypothek auf
dem Hause.") — Die „Anschauungsbilder" in der Schule
über berufliches Leben entspringen auch nur dem dunklen
Drange der berufsmäßigen Erzieher für etwas Fehlendes •
Ersatz zu schaffen, nämlich für den Einblick in das viel
gestaltige technische Leben. Ach, da könnte man den
Kindern auch Obst malen, um ihnen beizubringen, wie
CS schmeckt. Selbst der Handfertigkeitsunterricht wird in
der Schule erst rechten Segen bringen, wenn sich die
Jugend dabei in Gedanken der gesehenen verwandten
Tätigkeit der Erwachsenen „lebhaft" erinnern kann.
Es ist bekannt genug, daß eine schwere Menge Groß-
stadtkinder und -menschen von der freien Natur viel
weniger wissen durch Anschauung, wie der Bauer; das
ist sdhon oft beklagt worden. Inbezug auf handwerkliche
Tätigkeiten ist es genau so schlimm. Aber über die Natur ,
und ihre Kinder braucht der Stadtjunge nur Aufsätze zu
schreiben, d. h. er gibt wieder, was er las oder hörte,
während er in Hinsicht auf das Berufsleben eine folgen-
schwere Entscheidung treffen soll, wenn er sich dem Lehr-
lingsalter nähert; und über die meisten Berufe hat er auch
nur etwas gehört und gelesen. Jedoch da soll er sagen,
was er „Lust" hat zu lernen. — Freilich „Lust" zu einer
Sache haben, ist für das leichte Erlernen derselben, auch
für die Freude an der Arbeit und für das gerne
Verbleiben bei dieser Sache, die erste Bedingung. Aber
wie Isoll denn der Stadtjunge herausfinden, wozu er Lust,
d. h. zu welchem Berufe er innere Neigung hat? Er
sah ja die wenigsten mit eignen Augen, konnte also keine
Vergleiche machen, er fand daher auch keinen Antrieb
nach Kinderart sich in nachahmendem Spiele mit dem
innerlich vertraut zu machen, wohin ihn seine Beanlagung
instinktiv sicher, vielleicht unwiderstehlich hingezogen
hätte. Solcher junge Mensch gleicht jenem, der zum
ersten Male nach dem Bibliothekskataloge wählen soll,
was ihm gefällt.
Eine gewisse Abhilfe kann die Auskunftserteilung bei
der Berufswahl bringen. In dieser Hinsicht ist der Artikel
216
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
Heft 14
Heft 8, S. 122 sehr beachtenswert über die Art und Weise,
wie die Stadt Halle a. d. S. diese Sache angefaßt hat.
Auch in Glauchau-Sachsen besteht etwas ähnhches, aber
dort wird noch empfunden, daß manche lehrlingsuchende
Handwerker noch mißtrauisch sind, womit diese wohl nur
eigne üble Erfahrung oder Unbildung bezeugen. — Aber
Auskunft und Rat kommen etwas spät, denn die Jungen
sina „meistens 13 bis 14 Jahre"; nämlich zu spät inbezug
auf die „Neigung", auf die (wie wir von Halle lasen)
mit Rücksicht genommen wird. Ja wie sollte sich denn
die Neigung, diese rein innerliche Sache des Individuums,
bei der geschilderten Kalamität entwickeln können? Was
als solche zum Vorschein kommt dürfte wohl nur durch
Vor- und Zureden von Eltern, Bekannten und Kameraden
geworden oder der Phantasie entsprungen sein. Die auf-
richtige Antwort, auch manches geistig begabten Jungen,
ist auf die Frage, was er werden wolle, einzig: „ich
weiß es nicht, ich kenne ja keine Berufe mit Ausnahme
von denen, die auf der Straße betrieben werden." Name
und Schall sind für ihn die meisten Berufe, aber kein
lebendiges Sein, das allein ihn innerlich packen kann und
das die „Wahl" seines Berufes bestimmt. — Also auch
aller guter Rat zur Zeit der Berufswahl kann jenes un-
geheuer wichtige erzieherische Moment der instinktiven
allmählichen Selbstentscheidung des jungen Men-
schen durch eignes Sehen und Erleben nachträglich nicht
ersetzen. Doch ist's besser wie nichts.
Es gilt auch hier leider, fast ohne Einschränkung,
was Professor A. Riedler-Charlottenburg in der „Zeitschr.
d. V. deutscher Ing." 1894, S. 635, sagte: „Die Berufswahl
folgt nicht nach Neigung und Veranlagung, sondern nach
äußeren Verhältnissen, nach Erwartungen und Ver-
mutungen in unreifen Jahren, in unbewußtem Drange nach
bevorrechtigten Stellungen, ohne Rücksicht auf die natür-
lichen Grundlagen." Die Berufswahl geschieht also in
der großen Mehrzahl der Eälle so gut wie blindlings.
Aber bald meldet sich unbewußt das dumpfe Gefühl nicht
am rechtenPlatze zu sein: Umsatteln (binnen eines
Jahres drei- bis viermal habe ich schon mit angesehen),
bittere Enttäuschungen, Arbeitsunfreudigkeit und
jene innerlich gereizte Stimmung ist die natürliche Eolge,
die leicht zu höchster Unzufriedenheit mit den sozialen
Zuständen führt. Die Arbeitgeber aber klagen über
Mangel an tüchtigen zuverlässigen Kräften (Werkbundtag,
München). — Wer aber so gut wie blindlings wählen
muß, der greift vorsichtshalber gern nach etwas-
„besserem", er strebt der „Technik" zu. Die Welt ist
voll Bewunderung für sie, für sie sind vornehmlich'
eine Menge Schulen entstanden, deren einmütiges Lob
sogar die Eamilienzeitschriften verbreiten — von Hand-
werk und Handwerkerschulen hört man so hohe Töne
nicht, nur das alte längst vergangene Handwerk hört man
rühmen — also gibt das Imponierende der modernen
Technik, bei der sonstigen Unkenntnis der Berufe, viel
zu oft den Ausschlag bei der Berufswahl. Oder auch'
man geht zur Kunst über, weil die „künstlerische" Er-
ziehung mit Sirenenklängen lockt. Die Folge ist Tech-
nikernot und Künstlerelend.
Natürlich ist da gar imancher lauch nicht an dem Platze,
der seiner Beanlagung entspricht; darum kommt er nie
zu persönlicher Höchstleistung. Daher ist es kein Wunder,
wenn in den Zuschriften der Industriellen an den „Aus-
schuß für technisches Schulwesen" (D. T.-Ztg. 1910, 33,
S. 522) „obenan die Klage steht, daß ein zu großes
Proletariat von für die Technik im spe-
ziellen unfähigen Leuten vorhanden se i".
Sicher wäre gar mancher dieser ,, Proletarier" ein tüchtiger
Handwerker geworden, der als solcher ein besseres „mate-
rielles und idelles Wohlbefinden" gefunden hätte. .Aber
wie sollten diese denn in jungen Jahren unbewußt richtig
herausfinden, welche Tätigkeit ihnen ,, gelegen" hätte, da
sie keine zu sehen bekamen! Ebenso sicher ist, daß
viele von diesen ihr natürlicher Drang zu überhaupt tech-
nischer Tätigkeit der „Technik" zutrieb, weil sie von
dieser allein etwas sicheres wußten. — Ereilich mag auch
das Zeichnen hierbei manchmal eine fehlführende Rolle
gespielt haben. Gar mancher junge Mensch glaubt, weil
er eine saubere Zeichnung nach einem Vorbilde machen
kann, daß er nun schon zum Zeichner oder Techniker
geeignet sei. Damit hat er aber nur erst dargetan, daß
er ein guter Handarbeiter im Zeichnen ist und er hat
noch zu zeigen, daß ihm das Zeichnen auch Ausdrucks-
mittel seiner Gedanken, also eine Sprache ist. Diese
Sprache aber soll Ausfluß sein eines sicheren räum-
lichen Vorstellungsvermögens in bezug auf
körperliche Formen, auf Bewegungen und deren Ursachen
oder Folgen, und auf Arbeitsvorgänge; dies Vermögen
ist auch geistige Grundlage der mathematischen Erkenntnis.
Der Techniker braucht auch „physikalischen Instinkt", wie
drastisch kurz gesagt werden kann. Wer aber ist über
dieses alles bei der Berufswahl orientiert? (Ereilich galt
Zeichnen noch vor 20 Jahren als „mechanische Tätig-
keit".) Und auch: das räumliche Denken kann sich im
Einzelnen in der Jugend zu wenig entwickeln, eben zufolge
jener Kalamität.
Diese hat aber noch etwas anderes als nachteiliges
Gefolge, nämlich Kraftverschwendung. Wir sagten schon,
die Schule müsse anknüpfen an das, was die Kinder an
geistigen selbsterworbenen Besitz mitbringen, wenn der
Unterricht guten Boden finden soll. Das gilt auch für
die Werkstatt und die gewerblichen Schulen. Aber der
Großstadtjunge bringt so gut wie nichts mit an allgemein-
beruflicher Vorbildung. Ganz „dumm" kommt er in eine
ihm bisher fremde Welt, in der er sich überhaupt erst
orientieren muß. Und viel weniger Zeit und Kraft der
Lehrenden und Aufwand an kostspieligen Lehrmitteln wäre
nötig, wenn schon im Kinde jener feste Boden durch
Anschauung beruflicher Tätigkeiten hätte sich bilden
können; oder es könnte andernfalls mehr erreicht werden.
Aber noch nachteihger als das Angeführte scheint uns
zu Sein, nein, es ist es wirklich, daß mit dem Aussperren
der Jugend vom Zusehen bei der Arbeit der stärkste Er-
ziehungsfaktor für sie ausgeschaltet ist. Das Kind,
das Erwachsene arbeiten sieht, nicht bloß Arbeit
suchen, auf Arbeit rennen, von Arbeit kommen sieht, das
ist in der besten Lebensschule; denn Kinder
werden am sichersten durch Beispiel, Vornaachen, Vor-
leben erzogen. Unser modernes Betriebsleben schafft aber
massenhaft gerade das Gegenteil hiervon und den dadurch
entstehenden Ausfall können noch so viel Schulen und
noch so weit hinausgedehnter Schulzwang nimmermehr
ausgleichen. Es ist sogar mit Gewißheit anzunehmen,
daß gerade dadurch jene Anschauung zum äußersten groß-
gezogen würde, bei der nur die schulmäßige und
die wissenschaftliche Weise der Behandlung aller
Dinge des Lebens, als die eigentlich achtenswerte
Art der Arbeit gilt. Wir haben schon jetzt übergenug
Verachtung resp. Unterschätzung praktischer Arbeit, was
gerade die technischen Stände besonders schwer empfanden
bis jetzt; der tiefste Grund dazu dürfte aber sein, daß
die Stadtjugend aller Stände von der lebendigen An-
schauung technisch-praktischen Tuns ausgesperrt ist. Selbst
die Schulwerkstatt wird hierin keine gründliche Aenderung
schaffen können, weil sie eben Schule und kein Leben ist
und für das Kind erst post festum kommt.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, was Baurat Prof.
PickersgilL-Stuttgart in der „Zeitschr. f. gewerbl. U." 1910,
15. Okt., sagt: „Unsere technischen Lehranstalten bringen
seit Jahren einen Ueberschuß an Technikern hervor, die
sich gegenseitig das Brot streitig machen, und doch fehlt
es stets und überall .... an solchen, die ihr Wissen und
Können nicht lediglich am Zeichentische und aus Büchern
erwarben, sondern durch eigenes Beobachten, durch Selbst-
schauen und Selbstuntersuchen; die über das schulmäßigc
Denken hinausgehen und praktisch denken können . . . ."
An diesem Mangel sind u. E. die gerügten Verhältnisse
schuld, denn das Kind hat den Trieb zum slbständigen
Beobachten usw., aber der Trieb kann sich nicht ent-
falten; was später dabei herauskommt, gleicht nur zu oft
dem Treibhausergebnis, das in der strengen Luft des
Tages sich nicht als dauerhaft erweist.
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
217
Wie die genannte Kalamität zu beseitigen, wie der
Stadtjugend das Zusehen bei allerlei technischen Tätig-
keiten (textilen, keramischen, metallotechnischen usw.)
reichlich zu ermöglichen ist, das halten wir ganz besonders
für eine Angelegenheit der praktischen Gewerbebetriebe,
denn sie sind die ersten Leidtragenden bei dem gegen-
wärtigen Zustande. Durch die Abhilfe wird sich sicher
mancherlei von selber regulieren, was jetzt als Notstand
empfunden wird, also wohl auch der Lehrlingsmangel im
Handwerk und die Technikerüberzahl. Vor allem aber
ist dann das bedeutsamste erzieherische Moment wieder
eingeschaltet, das der Mensch selber den Kindern als
stärksten Nachahmungsreiz geben kann: sein eigenes werk-
tätiges Tun. Ohne diesen werden nur zur Arbeit un-
entschlossene Menschen heranwachsen, denen auch zu
anderen Dingen die starke Entschlossenheit und Opfer-
willigkeit nur zu oft fehlen wird. K. K.
H H :: :: STANDESBEWEGUNG :: :: H ::
Schon wieder eine Maßregelung
Die Fälle, wo Arbeitgeber das Koalitionsrecht zu be-
schneiden suchen und sich Eingriffe in die staatsbürger-
liche Freiheit der Angestellten erlauben, auch unseren Mit-
gliedern gegenüber, mehren sich. Wir sehen darin einen
Beweis, daß die einzelnen Mitglieder unseres Verbandes
erfreulicherweise das Stuttgarter Programm immer mehr
zur Richtlinie ihres organisatorischen Handelns machen,
wodurch das Hauptgewicht ihrer Tätigkeit auf die Ver-
besserung der materiellen Lage gelegt wird. Damit treten
wir in ganz natürlichem Gegensatz zu dem Arbeitgeber-
tum, welches dieser Art gewerkschaftlicher Standesarbeit,
die neuerdings unser Gesamtvorstand jedem Mitgliede zur
Pflicht machte, entgegenwirkt. Die einsichtigeren und ver-
nünftig denkenden Arbeitgeber werden sich abzufinden
wissen mit der Tatsache, daß nunmehr auch für die tech-
nischen Angestellten die Lohnfrage und damit zusammen-
hängend eine manchem Arbeitgeber völlig neu erscheinende
Politik in den Vordergrund der Organisationsarbeit rückt.
Der scharfmacherische Teil dagegen sucht die Bewegung
aufzuhalten und durch Maßregelungen in verschiedener
Form Verwirrung in die Reihen der Angestellten hinein-
zutragen. Dies geschieht aber nicht immer in der uns bei
Herrn Uthemann in Oberschlesien entgegengetretenen
kraftstrotzenden Form, bei welcher klar zum Ausdruck
kommt, daß die Maßregelung einzig und allein nur wegen
der Zugehörigkeit zur Organisation erfolgt ist. Es gibt
noch gefährlichere Feinde der Angestellten, solche, die es
verstehen, durch feinere Mittel den organisierten Einzelnen
zu zwingen und ihm das Leben im Betriebe so lange sauer
zu machen, bis er mürbe wird.
Zu dieser Kategorie von Organisationsfeinden gehört
der Direktor der Baumwollspinnerei Speyer,
Aktien-Gesellschaft, Herr Oskar v. B i p p e n. Ihm ist die
Organisation der Arbeiter sowohl, wie die der Angestellten
überhaupt ein Dorn im Auge, weshalb er auch den Ver-
bänden der in seinem Betriebe beschäftigten Angestellten,
soweit diese in der oben angedeuteten Richtung arbeiten,
nichts weniger als wohlwollend gegenübersteht. Das alte,
schon längst abgetane Schlagwort kehrt bei der Beurteilung
der Organisationen durch diesen Herrn immer wieder. Alle
Verbände, die wirtschaftliche Besserstellung ihrer Mit-
glieder erstreben, werden als sozialdemokratischen
Tendenzen huldigend in Bausch und Bogen verurteilt.
Insbesondere den Techniker-Verband betrachtet Herr von
B. als eine sozialdemokratische Organisation, der sich seiner
Meinung nach kein Techniker anschließen sollte.
Vor 3 Jahren bereits, als im Frühjahr 1Q07 sich auch
in Speyer die Kollegen zusammenfanden, um dem Ver-
band beizutreten und einen Verein zu gründen, erschien
Herr von B. in der Gründungsversammlung, um den tech-
nischen Angestellten zu sagen, daß für sie eine Organi-
sation nicht nötig sei. Schon in jener Versammlung bezw.
am Tage danach kam der organisationsfeindliche Stand-
punkt des Herrn Direktors zum Ausdruck, indem er den
damaligen Referenten — es war der Vorsitzende der Be-
zirksverwaltung Rheinpfalz, soweit wir wissen, ein recht
nationalliberaler Mann — als „Obersozi", welcher die An-
gestellten nur unzufrieden machen wolle, und die Organi-
sation der Techniker als eine standesunwürdige Nach-
ahmung der Arbeiterbewegung charakterisierte.
Wir würden gern Herrn Direktor von Bippen mit seinen
weltfremden Ansichten allein lassen und über ihn zur
Tagesordnung übergehen, wenn er nicht im Laufe der
Zeit seine Anschauungen durch Handlungen bekräftigt
hätte, die den schärfsten Widerspruch aller Angestellten
herausfordern müssen.
Sofort nach der Gründung unseres Zweigvereins in
Speyer setzte in der Baumwollspinnerei der Kampf gegen
den Verband ein und es war besonders der Vorsitzende,
Kollege Blattmann, der als Betriebstechniker der
Spinnerei im Machtbereiche des verbandsfeindlichen Fabrik-
direktors stand, der unter diesem Kampfe zu leiden hatte.
Mit allen möglichen Mitteln der Schikane suchte nun Herr
von B., nachdem er sah, daß er die Vereinsgründung
nicht verhindern konnte, seinen Angestellten die Lust an
der Verbandsarbeit auszutreiben. Erfreulicherweise ver-
geblich !
Wir können leider Raummangels halber nicht all die
Einzelheiten hier erörtern, die nach der Richtung hin sich
angesammelt haben; vielleicht bietet uns eine demnächst
stattfindende Gerichtsverhandlung, der wir mit Ruhe ent-
gegen sehen, dazu Gelegenheit. Um das Verfolgungs-
system in der Baumwollspinnerei zu beleuchten, genügen
einzelne Episoden, die wir herausgreifen müssen.
Nach dem Stuttgarter Verbandstag liest Herr von B.
in irgend einer Zeitung unser Verbandsprogramm und
nimmt daraufhin Veranlassung, die Angestellten erneut auf
die „sozialdemokratischen" Tendenzen des D. T.-V. hin-
zuweisen und das allerhöchste Mißfallen über unseren Ver-
band zum Ausdruck zu bringen. Merkwürdig, daß Herr
von B. bei dieser Lektüre gerade den Satz, der von der
parteipolitischen Neutralität handelt und sich
in eben diesem Programm findet, übersehen hat. Oder
sollte der Herr wider besseres Wissen den Verband seinen
Angestellten nur deshalb als sozialdemokratisch denun-
zieren, um sie von der Organisation abzuhalten? Fast
möchte man das letztere annehmen, denn bei jeder pas-
senden und unpassenden Gelegenheit kommt die Feind-
schaft gegen den Verband zum Ausdruck; in Einzelfällen,
die, für sich betrachtet, vielleicht zu kleinlich erseheinen,
um darauf zurückzukommen, in der Gesamtheit aber ein
System darstellen, gegen welches wir uns mit aller Ent-
schiedenheit wenden müssen.
Während Herr von B. bestrebt ist, seine Angestellten
mißliebigen Vereinen fernzuhalten, bemüht er sich anderer-
seits wieder, sie ihm genehmen Vereinen zuzuführen, ohne
Rücksicht darauf, ob die Angestellten «ich dort wohl fühlen
oder nicht.
Im Verbände sollen sich die technischen Angestellten
nicht betätigen, aber dem gelb angehauchten Liebling des
Herrn Direktors, dem Fabrik-Gesangverein
müssen sie beitreten. Als im vorigen Sommer nach
zwölfstündiger Arbeit der Betriebstechniker einmal einen
Gesangsabend versäumte, wurde ihm am andern Morgen
durch den Herrn Direktor mit aller Deutlichkeit klar ge-
macht, daß „die Gesangstunde Dienst ist" und
von den Angestellten verlangt wird, bei diesem ,, Dienst"
nicht zu fehlen.
Es wird niemand wunder nehmen, wenn wir nach dem
Vorhergesagten auch über die Behandlung der Angestellten
zu klagen haben. Der Kasernhof des Pionier-Bataillons ir
Speyer ist in der Tat eine Kinderstube im Vergleich zu den
wenig aristokratischen Verkehrsmanieren, die Herr von B.
sich seinen Angestellten gegenüber erlaubt. Es sind eben
patriarchalische Zustände in der Baumwollspinnerei! Die
Angestellten werden kommandiert dorthin, wo sie der Herr
218
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 14
Direktor haben will. In den Fabrii<-Qesangverein müssen
sie hinein, aus dem Ausschuß des Hansa-Bundes dagegen
müssen sie heraus.
Als Anfang Dezember v. Js. unser Kollege Blattmann,
der als Vorsitzender der technischen Vereinigung zu einer
Hansabund-Versammlung geladen war und in dieser Ver-
sammlung in den erweiterten Ausschuß des Hansa-Bundes
gewählt wurde, erklärte der Herr Direktor, der allem An-
schein nach im Hansa-Bund ein sehr gewichtiges Wort
zu sprechen hat, am nächsten Tage unserem Kollegen
etwa folgendes :
„Ich dulde nicht, daß Sie dem Ausschuß des Hansabundes
angehören. Da Sie Vorstand eines sozialdemokratisch an-
gehauchten Vereins sind, habe ich bereits Herrn Kommerzienrat
K. — das ist der Vorsitz.ende des Hansabundes in Speyer —
von dieser Auffassung Mitteilung gemacht."
Also, hinein in den Fabrikverein, heraus aus dem Aus-
schuß des Hansa-Bundes!
Nach diesem Kommando scheut sich anscheinend der
feudale Herr Direktor, der sonst so sehr besorgt ist um die
Standeswürde der Techniker, daß er schon ihre Organi-
sation als eine Gefahr für diese Würde ansieht, mit seinem
Betriebstechniker im Ausschusse des Hansa-Bundes an
einen Tisch zu sitzen. Herr von B. duldet einfach diesen
Zustand nicht und der Angestellte muß gehorchen! Nach
der Charakteristik, die wir von diesem Herrn zu geben ge-
zwungen sind, können wir uns darüber kaum mehr
wundern.
In Erstaunen setzt uns dagegen die große Nachgiebig-
keit des Hansa-Bundes gegenüber den persönlichen
iWünschen eines einzelnen Industriellen, d?r mißliebige
Persönlichkeiten einfach verschwinden läßt. Als nämlich
die Liste der gewählten Ausschußmitglieder über die Hansa-
Bunds-Versammlung veröffentlicht wurde, fehlte der
Name unseres Vorsitzenden, trotzdem derselbe nicht fiei-
willig auf sein Amt verzichtet hat. Dafür war der Name
eines anderen Kollegen, der in den Augen des Herrn
Direktors weniger belastet ist, aber an dem Abend gar
nicht in der Versammlung war und auch nicht um seine
Zustimmung vorher befragt worden ist, eingeschoben. Die
willkürliche Streichung eines Vertrauensmannes der An-
gestellten aus der Liste der gewählten Ausschußmitglieder
hat allgemein eine tiefgehende Entrüstung ausgelöst, weil
dadurch bewiesen, wird, wie in der Ortsgruppe Speyer
des Hansa-Bundes die Angestellten überhaupt tingeschätzt
Vierden.
Nach Bekanntwerden dieses Vorkommnisses .m u ß t e
die Verbandsleitung eingreifen, denn es galt, die Rechte
der Angestellten zu schützen. Wir gaben zunächst dem
Direktorium des Hansa-Bundes in Berlin Kenntnis von
dieser Art Einschätzung der Angestellten mit der Bitte,
für ihre Gleichberechtigung im Hansa-Bund sorgen zu
wollen.
Der Kampf gegen den D. T.-V. wurde nun am 2. März
durch die plötzliche Entlassung unseres Kol-
legen B 1 a 1 1 m a n n in ein neues Stadium gerückt. Die
Art, wie diese Entlassung erfolgte, qualifiziert sich als eine
Maßregelung, die zuzugeben dem organisationsfeind-
lichen Herrn Direktor der Mut fehlt. Er hat abgewartet,
bis sich einmal ein einigermaßen plausibler Grund finden
wird, um den ihm mißliebig gewordenen Angestellten aus
seinem Betriebe zu entfernen. Und ein solcher Grund
findet sich leicht.
Am 2. März trat ein Kesselschaden ein, für den nun
die Direktion, die einzig und allein, wie wir an Gerichts-
stelle beweisen werden, die Schuld an dem Unfall trägt,
den Betriebstechniker verantwortlich machen will. An-
stelle des erkrankten geprüften Heizers, soviel wollen wir
für unsere Leser herausheben, hat die Direktion, d. Ii.
Herr Oskar von Bippen, einen völlig ungelernten Arbeiter,
der noch dazu als notorischer Trunkenbold bekannt ist und
wegen Trunkenheit häufig, nicht zulet/t auch vom Direktor
selbst, verwarnt werden mußte, über den Kopf des Bj-
triebstechnikers hinweg mit der Wartung des Kessels be-
traut. Dieses „Mädchen für alles", dem natürlich jetle
Ahnung von der Konstruktion des Kessels und dessen
Behandlung fehlte, ließ den Kessel ohne Wasser, wodurch
ein an und für sich nicht unbeträchtlicher Schaden ent-
stand. Der Schaden kam dem Direktorium gerade recht,
um die plötzliche Entlassung des organisierten Angestellten
mit einem Scheine von Berechtigung zu umgeben. Es
wird Sache des Gerichts sein, diesen Scheingrund zu zer-
reißen und dem zu Unrecht entlassenen Angestellten zu-
nächst das ihm vertraglich zustehende Gehalt in Höhe
von mehr als 1000 M zuzusprechen. Der Verband hat
hierfür den Rechtsschutz bewilligt und Herrn Rechtsanwalt
Merl in Speyer mit der Führung des Prozesses betraut,
wie im übrigen auch die Maßregelungsunter-
stützung zugebilligt wurde.
Da für den 14. März die Generalversamm-
lung der Aktionäre dieses Unternehmens angesagt
war, wollten wir die Gelegenheit benützen, um die un-
berechtigte Entlassung, wie überhaupt das ganze Verhalten
des Herrn Direktors dort zur Sprache zu bringen. Eine der
augenblicklich sehr schlecht stehenden Aktien des Unter-
nehmens war leicht zu erhalten, und so wurde Kollege
Kaufmann als Aktionär der Baumwollspinnerei Speyer
zur Generalversammlung gesandt.
Diese Generalversammlung — über die es sich wahr-
haftig lohnen würde, eingehender zu berichten — bot ein
wirklich trauriges Bild. Trotzdem der Geschäftsbericht
einen Verlust von nicht weniger als 173 261,25
Mark nachwies und an Verteilung von Dividenden trotz
starker Inanspruchnahme der Reservefonds -auch in diesem
Jahre nicht zu denken ist, setzen sich die Herren Aktionäre
mit wahrhaft rührender Resignation über das ungünstige
Ergebnis hinweg. Die gesetzlich vorgeschriebenen For-
malitäten der Generalversammlung wären in 10 Minuten
erledigt gewesen, wenn nicht unser Kollege Kaufmann
als Aktionär versucht hätte, die Ursachen des schlechten
Geschäftsergebnisses zu erforschen und dabei auch die An-
gestelltenverhältnisse in der Baumwollspinnerei zur Sprach:
zu bringen.
Es war etwas Unerhörtes, und Herr von B. hat es
als eine persönliche Beleidigung aufgefaßt, daß einmal
ein nicht zu diesem Kreise gehöriger Aktionär hier eindrang
und dazu noch sich der Angestellten annahm. Der stell-
vertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Kom-
merzienrat E'ßwein aus Ludwigshafen, ließ leider, und
wir müssen sagen, unter Beschränkung der Redefreiheit
der Aktionäre, eine Diskussion des Geschäftsberichtes nach
der Seite hin nicht zu, denn wie er so naiv sagte, ,,man
sei nicht dazu da, die Interessen der Angestellten wahr-
zunehmen, man müsse das Geschäftsinteresse berücksich-
tigen, weiter nichts". — Der Direktor von B. dagegen
durfte in ausgedehnten Zwischenbemerkungen die alte Ver-
dächtigung von der sozialdemokratischen Tendenz unseres
Verbandes wieder erheben, ohne dafür vom Vorsitzenden
zur Ordnung gerufen zu werden.
Als nach einer scharfen Zurückweisung der unquali-
fizierbaren Behauptungen des Herrn von B. durch unseren
Kollegen Kaufmann noch einmal eine Besprechung der
Maßregelung des Kollegen Blattmann versucht werden
sollte, stimmten die Herren einfach mit 303 gegen eine
Aktie den Angestellten-Vertrag nieder und machten „Schluß
der Debatte" über den Geschäftsbericht. Herrn Kaufmann
blieb nun nichts weiter übrig, als die Herren einzuladen
zu einer am nächsten Tage stattfindenden öffentlichen
Privatbeamten-Versammlung, in der all das unter Wahrung
der Redefreiheit gesagt werden würde, was hier im kleinen
Kreise zu besprechen die Herren Aktionäre unmöglich
machten.
Die Versammlung fand statt und ist ein Beweis für die
S c h 1 a g f e r t i g k e i t des Verbandes, wie auch für die
Größe der Empörung, die weit über die Angestclltenkreise
hinaus große Schichten des Bürgertums der Stadt Speyer
erfaßte, als die Entlassung des Betriebstechnikers Blatt-
mann bekannt wurde. Wir müssen mit Befriedigung her-
vorheben, daß die übrigen Angestellten-Verbände, d^r
Verband Deutscher Handlungsgehilfen, der Deutsch-Natio-
nale Handlungsgehilfen-Verband, der Deutsche Werk-
meister-Verband und der Katholisch-Kaufmännische Verein
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
219
sich bereitwilligst unserer Protestaktion anschlössen und
das Vorgehen gegen den selbstherrlichen Herrn Direktor
zu einem einheitlichen aller Privatangestellten gestalteten.
Der Verlauf der am 15. März im Saale der Sonne
stattgefundenen Versammlung, in der Aktionär Kauf-
mann, Berlin, über „die Staatsbiirgerrechte der
Angestellten und deren Wahrung in der
Baumwollspinnerei Speyer" sprach, bedeutet
einen Erfolg der Angestelltensache, der sowohl unsere Er-
wartungen wie die Befürchtungen des Herrn von B.
weitaus übertraf. Der Saal war viel zu klein, um die
Masse der Erschienenen zu fassen. Wir hätten ruhig noch
eine Parallelversammlung veranstalten können, die gefüllt
worden wäre, wenn Redner zur Verfügung standen, so groß
war das Interesse der Bürgerschaft an dem Thema. Dieser
Besuch, verbunden mit der Einmütigkeit, die herrschte in
der Verurteilung des Verhaltens des Herrn Direktors und
in der Annahme nachstehender Resolution zum Ausdruck
kam, dürfte Herrn von B. doch davon überzeugen, daß
heute die Angestellten nicht mehr gewillt sind, sich wider-
standslos von ihm knechten zu lassen.
Die Resolution, die gegen 3 Stimmen der Vorstands-
mitglieder des Hansa-Bundes angenommen wurde, lautet:
„Die am 15. März 1911 im neuen Saale der „Sonne" sehr
zahlreich versammelten Privatangestellten und Bürger der Stadt
Speyer erblicken in der vom Direktor der Baumwollspinnerei
ohne gesetzlichen Grund verfügten plötzlichen Entlassung eines
Angestellten, des Vorsitzenden der technischen Vereinigung
Speyer (Zweigverein des Deutschen Techniker-Verbandes), den
stärksten Akt des seit einiger Zeit gegen die Organisation
der technischen Angestellten geführten Kampfes.
Die Versammlung betrachtet und verurteilt diese Entlassung
als eine Maßregelung, die sich gegen den Organisationsgedanken
überhaupt richtet, ebenso wie sie das in beleidigender Form
erfolgte Verbot der Annahme eines Ehrenamtes in der hiesigen
Ortsgruppe des Hansabundes und der Zwang zum Beitritt
und aktiver Betätigung der Beamten in dem von der Direktion
geförderten Fabrikverein als einen ungesetzlichen Eingriff in
die freie Willensbestimmung der Angestellten und eine Beein-
trächtigung des Koalitionsrechtes entschieden zurückweist.
Die Versammlung bedauert ferner, daß die gestrige General-
versammlung der Aktionäre der Baumwollspinnerei keinen Wert
auf das ersprießliche Zusammenwirken von Angestellten und
Fabrikleitung zu legen scheint und es ablehnte, den begründeten
Beschwerden eines Aktionärs aus Angestelltenkreisen näher zu
treten. Dem Aufsichtsrat der Gesellschaft empfiehlt die Ver-
sammlung, dafür zu sorgen, daß endlich der ungebührlichen
Bevormundung der Angestellten und Arbeiter durch die Direk-
tion Einhalt geboten wird und die Behandlung des Personals
sich in den Formen bewegt, die unter gebildeten Menschen
üblich sind.
Wenn auch die Versammlung die Unterschiebung des
Direktors der Baumwollspinnerei, daß es sich bei der Organi-
sationsarbeit des Deutschen Techniker-Verbandes um Vertretung
sozialdemokratischer oder sonstwie politischer Tendenzen han-
delt, auf das allerschärfste zurückweist und aufs neue die partei-
politische Neutralität des D. T.-V. betont, verpflichten sich die
Anwesenden, mit allen gesetzlichen Mitteln für eine Besserung
der Angestelltenverhältnisse im allgemeinen und in der Baum-
wollspinnerei im besonderen einzutreten.
Zum Schluß spricht die Versammlung ihr Bedauern darüber
aus, daß die Leitung der Ortsgruppe des Hansabundes durch
schwächliches Nachgeben gegenüber den Wünschen des Direk-
tors der Spinnerei die Interessen der Angestelltenmitglieder im
Hansabund verletzt hat."
Auch die drei Herren, die gegen die Resolution stimm-
ten, erklärten ausdrücklich, daß sie in der Verurteilung
des Verhaltens des Herrn von B. mit uns einig gehen
und es nur nicht wahr haben wollten, daß der Hansa-Bund
im Falle Blattmann die Interessen der Angestellten ver-
letzt hat.
Herr von B. hat uns den Kampf aufgezwungen, den
wir nun mit aller Energie durchführen werden. Daran
hindern uns weder Drohungen noch Beschwichtigungsver-
suche, wie sie Herr von B. gegenüber dem Vertreter unseres
gemaßregelten Kollegen, Herrn Rechtsanwalt Merl, zum
Ausdruck brachte : „Sorgen Sie dafür, daß die
Sache beigelegt wird, dann bekommt Blatt-
mann ein gutes Zeugnis, und wenn das nicht
der Fall ist, kriegt er eben ein schlechtes."
Wir stellen diese, in beispielloser Naivität zu einem
Rechtsanwalt gemachte Aeußerung des Herrn von B. an den
Schluß unserer Ausführungen, weil wir glauben, daß damit
Herr von B. sich selbst gerichtet hat. Kfm.
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinen!
Interesse sind, werden aufgcnommeti. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer liinzu^uf iigen. Anfragen nach Bezugs-
miclleii und Büchern werden unpartciiscli und nur schrifilich erteilt. Eine
1' ü c k s e n d u n g der Manuskripte erfolgt nicht. Schluß lag für Einsen-
d 1.1 gen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindhclikcit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von fragen und Antworten lehnt die Schrift-
Icilung nac hdrüi klich ab. Die zur Erläuterung der Er.ngen notwendigen Druck-
stöckc zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen,
Technik
Frage 87. Von einigen Baubehörden wird vielfach bei
Volksschulbauten auf dem Lande in denjenigen Fällen, wo in
dem Klassenzimmer der Fußboden hohl verlegt wird, vor-
geschrieben: Der Hohlraum unter dem Fußboden der Klasse
ist mit dem Ofen in Verbindung zu bringen. Anzunehmen ist
ein eiserner Dauerbrandofen auf gemauertem Fundament. Könnte
mir vielleicht ein Kollege in einigen erläuternden Skizzen eine
oder mehrere geeignete Verbindungen des Hohlraums untei
dem Fußboden mit dem Ofen darstellen?
Frage 88. Auf welche Weise werden die schwalbenschwanz-
förmigen, sogenannten Falzbaupappen hergestellt? Gibt es
hierfür Maschinen, und wo sind dieselben zu haben?
Frage 89. In einer Bäckerei von 5x12 m Grundfläche
soll eine Zwischendecke eingebracht werden. Eine Zwischen-
decke aus Lehmschlag oder dergleichen kann, da der Betrieb
nicht gestört werden darf, nicht zur Anwendung kommen. Ich
beabsichtige, die Zwischendecke mit Torfstreu auszufüllen, falls
solche Decke schallsicher ist und nicht etwa einen besonderen
Lieblingsort für Ungeziefer bildet. Sollte jedoch eine andere
trockene Zwischendecke vorteilhafter sein, so bitte ich mir
diese mitteilen zu wollen.
Zur Frage 65 und 68. Feuchte Mauern. Am besten ist es,
das Wasser gar nicht erst in das Gebäude herein zu lassen..
Es empfiehlt sich demnach ein Anstrich von außen, etwa mit
einer Asphalt-Emulsion, die auch helle Anstriche mit Farbe
zuläßt, wie sie von den elsässischen Emulsionswerken in Straß-
burg hergestellt werden. Hat der äußere Putz jedoch Haar-
risse, z. B. Zementputz, so hilft auch das nicht absolut. Es
ist dann noch am meisten zu empfehlen, innen eine neue
Isolierung von Kosmos-Falztafeln mit großen Lufträumen an-
zubringen, auf die man dann direkt tapezieren kann. A.
Zur Frage 66. Rußwasser im Schornstein. II. (I s. Heft 13.)
Wahrscheinlich wird in dem betreffenden Hause mit Braun-
kohlen geheizt, welche sehr häufig einen flüssigen Absatz geben,
der außer seinem unangenehmen Geruch noch den Nachteil
hat, daß er nur durch Entfernung des Putzes wegzubringen ist.
Es sind Teerprodukte, die sich an den Wänden der Kamine
abschlagen. Nach Entfernung des Putzes können Glasplatten
in Zement angesetzt werden, die dann ebenfalls überputzt werden.
Bei der Neuerrichtung wurde wahrscheinlich das Kamin an
der Innenseite nicht gut und dick genug verputzt. A.
Zur Frage 78. Ausmaß der Zwischenwände. Eine gesetz-
liche Bestimmung über das Ausmaß der bei Ihnen in Frage
kommenden V2 Stein starken Zwischenwände gibt es nicht,
doch ist es üblich, die Stärke der Eisenbetondecken resp. L'nter-
züge von der Höhe der Wände abzuziehen, da Nichtgeleistetes;
auch nicht in Rechnung gestellt werden kann, wenn keine be-
sonderen Abmachungen getroffen wurden. Mit dem Abzug
der Eisenbetondeckenauflager wird es wohl verschieden sein,
hier werden sie vom Mauerwerk nicht abgezogen, da das Auf-
lager nie so glatt abgeschlossen wird, daß man ohne weiteres
das Mauerwerk daran anschließen kann. Hierdurch entsteht
Mehrarbeitslohn für Zuhauen der Steine, Materialverlust usw.,
welcher durch Vollrechnen des Mauerwerks ausgeglichen wird.
Bezüglich des Ausmaßes von Eisenbetondecken wird die Sache
auch verschieden gehandhabt. Zumeist wird das lichte Maß
zwischen massiven, tragenden Mauern von unten gesehen,
in Rechnung gestellt und sämtliche Auflager, auch wenn
dieselben über die ganze Breite der Mittelmauern hinweggehen,
bei der Offertenabgabe in den Einheitspreis einkalkuliert. Teil-
weise werden auch die Auflager mitgemessen, daher ist es
220
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 14
am besten, um spätere Differenzen zu vermeiden, bei der Preis-
abgabe die Berechnungsart und Auflagerbreite stets anzugeben.
Karl Werner, Architekt, Mitgl.-Nr. 51 044.
Gewerblicher Rechtsschutz
Anfragen, welche den gewerblichen Rechtsscliutz (Cateiit-, Muster- und Zeichenwesen^
betiullLii, werden von uns unserem Syndikus für gewerblichen Rechtsschutz, dem
Patentanwalt, Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Berlin W. 8, zur Erledigung überwiesen.
Die Beantwoitung erfolgt entweder durch Brief, oder, falls allgemeines Interesse
angenommen werden kann, im Briefkasten.
/. Frage: Hat es Bedenken, eine Erfindung vor ihrer
Anmeldung Dritten, etwa zum Zwecke der Anfertigung eines
Modells, mitzuteilen? Gibt es einen zuverlässigen Weg, um
die Geheimhaltung zu sichern?
Antwort: Eine Erfindung vor ihrer Anmeldung beim Kaiser-
lichen Patentamt Dritten zu offenbaren, muß, wenn die letzteren
nicht durchaus zuverlässige Personen sind, Bedenken erregen.
Denn eine gesetzliche Geheimhaltungspflicht besteht im all-
gemeinen nicht; diese Pflicht kann zwar durch mündliche
Abrede oder besser durch einen etwa gemäß nachstehendem
Muster aufzusetzenden Revers vertragsmäßig festgestellt werden ;
aber, falls die Geheimhaltungspflicht dennoch verletzt wird,
entsteht nur ein Schadenersatzanspruch gegen den Verletzer,
während hiervon unabhängig der Rechtsbestand des auf Grund
der verspäteten Anmeldung erteilten Patentes durch neuheits-
schädliche Veröffentlichung erschüttert worden ist.
(Muster des Reverses:
Hierdurch übernimmt der Endesunterzeichnete die Ver-
pflichtung, die ihm von Herrn zu
zur Kenntnis gebrachten Erfindungsgedanken weder im eigenen
Interesse zu benutzen, noch durch Beschreibungen, Zeich-
nungen, Modelle oder andere Einrichtungen zu veröffent-
lichen oder Dritten die Kenntnisnahme der Erfindung zu
ermöglichen.
Der Unterzeichnete verpflichtet sich, für durch absicht-
liche oder fahrlässige Vernachlässigung der Geheimhaltungs-
pflicht entstehende Nachteile, insbesondere für solche, die
aus §§ 2 und 10 des Patentgesetzes folgen, aufzukommen.)
Mitteilungen aus dem Verbände
DieWanderversannmIung des DeutschenTechniker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-Ais tellung Dresden 1911 findet in der Zeit vonn 15. bis 17.
(offizieller Teil) und 18. und 19. Juli (nicht offizieller Teil) statt Nähere Auskunft erteilt: Baumeister
Schüßler, Kleinluga, Post Mügeln, Bezirk Dresden Wir bitten alle unsere Mitglieder, bereits jetzt
die Schritte zu tun, die nötig sind, für die Tage der Wanderversammlung aus Anlaß der Internationalen
Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 geschäftsfrei zu sein o Wir bitten aber auch alle technischen Staats-
und Kommunalbehörden und Firmeninhaber hierdurch, ihre Techniker zum Besuche der Ausstellung
an obengenannten Tagen nach Möglichkeit zu beurlauben.
Onippeneinteiliing
In Verfolg verschiedentlicher Anregungen aus den Kreisen
unserer Zweigvereine erinnern wir an die durch die Verbands-
zeitung in den Heften Nr. 9 und 10 eingeforderten Auskünfte, zu
welchen in den genannten beiden Heften die Formulare ent-
halten waren.
Wir bitten ganz dringend, die Ausstellung und Einsendung
an die Zweigvereine bezw. für Einzelmitglieder an den Be-
zirksvorstand schnellstens vornehmen zu wollen.
Die Verbandsleitung.
XXXIII. Liste der Besucher des Erholungsheims
vom 19. Januar bis 22. März 1911.
947/48 Herrn. Wensel, Baugewerksmstr., und Frau, Schern-
berg. 949 Beruh. Gerstmann, Bautechniker, Stettin. 950 Martin
Wieder, Bautechniker, Görlitz i. Schles. 951 Emil Gräfe, Archi-
tekt, Dortmund. 952 Rudolf Schmidt, Ingenieur, Halle a. S.
953 L. Renter, Eisenbahntechniker, Erfurt. 954 Aug, Knick-
rehm, Techniker, Duala (Kamerun). 955 K. Petroschka, Sekre-
tär, Berlin. 956 Karl Pietska, Ingenieur, Breslau. 957 L. Pullert,
Ingenieur, Erfurt. 958 H. Schulte, Geschäftsführer, Dortmund.
959 Hugo Kampermann, städtischer Bauführer, Barmen. 960
A. Stiefelhagen, Vermess.-Ingenieur, Gera (Reuß). 961 O. Win-
disch, Vermess. -Techniker, Gera (Reuß). 962 Philipp Dörr,
Ingenieur, Schöningen.
Es gingen ferner folgende Spenden, für die hiermit bestens
gedankt, im Erholungsheim ein:
Oskar Schleitzer, Bitterfeld: Reuters Werke.
Ing. Rud. Schmidt, Halle a. S. : Eine Hausapotheke.
W. Stoffregen, Bitterfeld: Esperanto-Lehrbuch.
Techniker-Verein in Greifswald: Ein Liegestuhl für das Pom-
mernzimmer.
Landesverwaltung Württemberg: Ein Bild im Rahmen (Graf
Zeppelin).
Gasdirektor Maye in Sondershausen: Ein Gasplätte-Apparat.
Verbandsbeiträge 1911
Die Herren Einzelmitglieder, die noch mit der Zahlung des
Verbandsbeitrages für das erste Halbjahr 1911 im Rückstände
sind, werden höflichst ersucht, den längst fälligen Beitrag um-
gehend an die Verbandskasse abzuführen.
Die Verbandslcitung.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt, darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seit''
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinscndung ist am Kopff
.Tuszufüllcn : Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = VersatnmlungstaEf und Oii,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirfcsverwaltungen
Bezirksverwaltung Brandenburg. Die Forderung
nach einem Berliner städtischen Wohnungs-
a in t. Kein Gebiet ist bisher so von der Gesetz-
gebung vernachlässigt worden, wie das Wohnungswesen.
Mehrfach haben wenigstens die Gemeinden etwas getan
und Wohnungsämter mit geregelter Wohnungspflege ein-
gerichtet. Seit kurzer Zeit besitzt auch Charlottenburg ein
solches Wohnungsamt. In Berlin ist aber ein solches Amt noch
viel nötiger. Denn wenn irgendwo ein schreckliches Wohnungs-
elend vorhanden ist, so in Berlin. Nun hat sich aus einer
großen Anzahl von Vereinen heraus ein Arbeitsausschuß gebildet,
der die Agitation für ein solches Wohnungsamt betreibt und
zugleich auch als dauernde Instanz zur Zusammenfassung der
Bestrebungen auf dem Gebiete des Wohnungswesens erlialten
bleiben soll. Auch unsere Organisation hat sich dem an-
geschlossen.
Am Dienstag, 4. April, findet in der Neuen Phil- II
harnionie. Köpenicker Straße 96, abends 8 Uhr, eine II
große öffentliche Versammlung statt, in der hervor- II
ragende sachkundige Redner sprechen, und in der, II
wenn möglich, auch ein Vertreter unserer Organisation II
zu Wort kommen soll. Wir bitten um zahlreichen Besuch. ||
Heft 14
DEUTSCHE TECHNIKFR-ZEITUNO 1911
221
Dresden. Der diesjährige Frühjahrs-Bezirkstag
findet Sonntag, 2. April, in Dresden statt. Tageseinteilung :
Vormittags Uhr Vortrag des Herrn Architekt Kaufmann-
Beriin über : „D er Entwurf zu einer staatlichen
P e n s i o n s V e r s i c h e r u n g der P r i v a t a n g e s t e 1 1 1 e n
und seine Aussichten." Lokal: Meinholds Säle, Moritz-
straße. 1/^3 Uhr: Gesamtvorstandssitzung und 3/^3 Uhr: Be-
zirkstag im Gewerbe-Hause, Ostra-Allee. Näheres Programm
siehe Aprilnummer der Mitteilungen.
Nordwestdeutsclie Bezirksverwaltung. Br.-A. : A. Vogel-
sang, Wilhelmshaven, Königstr. 44 a. — Von über 200 Mit-
gliedern der Bezirksvervvaltung haben bis jetzt erst 35 Mit-
glieder die Gruppenauszählungsliste ausgefüllt und an oben-
stehende Adresse eingesandt. Wir ersuchen die rückständigen
Mitglieder dringend um umgehende Zusendung der ausgefüllten
Listen, da die Gruppeneinteilung an den Verband abgeschlossen
werden muß.
Westdeutsche Bezirksverwaltung. Der 53. Bezirkstag findet
statt am 9. April in Barmen, Restaurant zur Glocke, nahe Rat-
hausbrücke. Tagesordnung: 1. Geschäfts- und Kassenberichte.
2. Technische Nachrichten. 3. Bericht über die Gesamtvorstands-
sitzung des D. T.-V. am 7. und 8. Januar. 4. Beratung der An-
träge. 5. Vorberatungen für die Werbearbeit im Bezirk. 6. Ver-
schiedenes. 7. Ort- und Zeitbestimmung für den nächsten Bezirks-
tag. Pünktlich I2V4 Uhr Vortrag des Herrn Ing. L u s t i g - Dort-
mund über: „Der gegenwärtige Stand unserer
P r o g r a m m f o r d e r u n g e n". Zeiteinteilung: Verhandlungs-
beginn pünktlich 10 Uhr. Nach dem Vortrage Mittagspause
(günstige Speisegelegenheit im Verhandlungslokal). Nachmittags
21/2 Uhr Wiederbeginn der Verhandlungen. Für Kollegen, welche
nicht an den Verhandlungen teilnehmen, vormittags Besichtigung
der neuerbauten Krankenanstalten der Stadt Barmen. Treffpunkt
um 9 Uhr am Schwebebahnhof Barmen, Loherstraße. Später
eintreffende Kollegen werden besonders geführt; Aufbruch vom
Verhandlungslokale um 10 Uhr. Nach Schluß der Verhand-
lungen zwangloses Beisammensein im Kreise der Barmer Kol-
legen im Restaurant Daniels, Schuchardstraße 23. Hierzu und
zu der Besichtigung sind Gäste, besonders auch Damen, sehr
willkommen. Mit Rücksicht auf die beschränkten räumlichen
Verhältnisse des Verhandlungslokales haben zu dem Vortrage nur
Mitglieder und Freunde des D. T.-V. Zutritt. Zu einer regen
Beteiligung laden wir alle Mitglieder der Bezirksverwaltung
herzlichst ein, auch im Namen des Techn.-Vereins Barmen.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversamm-
lung findet am Donnerstag, 13. April, abends präzis 9 Uhr,
in den Industrie-Festsälen, Beuthstr. 20, statt. Vortrag des
Herrn Direktor F. Dunk er: „Gleislose elektrische Bahnen",
mit zahlreichen Lichtbildern. Verbandsmitglieder und Freunde
des Vereins sind als Gäste willkommen. — Von dem in Heft 9
der D. T.-Z. auf Seite 3 enthaltenen Formular, Gruppen-Ausr
Zählung betreffend, ist eine große Anzahl unserem Schriftführer
noch nicht eingesandt worden. Wir bitten, dies umgehend
nachzuholen.
Breslau. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : G. Coym,
Kgl. Hofk.-Bausekretär, Breslau V, Rhedigerstr. 36. Vereins-
lokal: „König von Ungarn", Bischofstr. — Donnerstag, 6. April,
abends 8V2 Uhr, Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Ge-
schäftliches. 2. Neuaufnahmen. 3. Abrechnung über das
25 jährige Stiftungsfest. 4. Abrechnung über das Jahrbuch 1911.
5. Bewilligung einer Entschädigung an den Vereinskassierer.
6. Bewilligung von Anwesenheitsgeldern für die Vorstandsmit-
glieder zu den Vorstandssitzungen. 7. Beschlußfassung über
einen Maiausflug. 8. Verschiedenes. An dieser Hauptversamm-
lung findet die Ueberreichung der Ehrenabzeichen an die Mit-
glieder statt, welche dem Verein 25 Jahre lang angehören.
Bei mangelnder Beschlußfähigkeit tritt § 17 Absatz 2 der
Satzungen in Kraft. — Sonntag, 9. April, vorm. 11 Uhr, Besich-
tigung der Dampfziegelei Pfeffer, Pringsheim & Co., Kl.-Gandau.
Treffpunkt pünktlich IO1/2 Uhr an dem Endpunkt der elek-
trischen Straßenbahn Pöpelnitz, von da Omnibusfahrt nach
Klein-Gandau. — Montag, 17. April,Ostermontag, zwanglose Zu-
sammenkunft bei Fuhrmann in Dt. -Lissa. Züge 2.30 ab Haupt-
bahnhof, 2.45 ab Freiburger Bahnhof. — Donnerstag, 20. April,
Vorstandssitzung. — Donnerstag, 27. April, abends 8V2 Uhr,
Versammlung der Mitglieder. Besprechung fachlicher Tages-
fragen. Um rege Beteiligung an allen Veranstaltungen wird
gebeten. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, sind stets herzlich
willkommen. Für die Folge bitten wir um Einzahlung des
Mitgliederbeitrages auf das Vereinspostschekkonto Nr. 4555.
Postschecks werden unseren Mitgliedern demnächst zugehen.
Der Beitrag für das zweite Vierteljahr ist satzungsgemäß fällig
und beträgt, wie bisher, für ortsansässige Mitglieder 5 M, für
Auswärtige 4,50 M.
Charlottenburg. Bauhütte Charlottenburg. V. u.
0. : Jeden ersten Dienstag eines Monats im Logen-Restaurant,
Charlottenburg, Berliner Straße 61, Ecke Kirchhofstraße. 1. Vor-
sitzender: Friedrich Brinkmann, Charlottenburg, Goethestr. 15.
1. Schriftführer: Richard Brennecke, Charlottenburg, Fritsche-
straße 41. — Die nächste Monats-Hauptversammlung findet am
Dienstag, 4. April, pünktlich abends 8V2 Uhr, statt. Die
Tagesordnung ist in den „Mitteilungen der Bezirksverwaltung
Brandenburg" bekannt gegeben. Weitere Anträge zur Haupt-
versammlung sind an den ersten Vorsitzenden schriftlich ein-
zureichen. Die Vereins- und Verbandsbeiträge sind an unseren
Kassierer, Herrn Albert Papenzien, Charlottenburg, Wallslr. 47 II,
soweit in der Hauptversammlung nicht persönlich bezahlt werden,
porto- und bestellfrei einzureichen. Weiterhin bitten wir unsere
Mitglieder, die den Fragebogen über die Gruppeneinteilung,
welcher in der D. T.-Z., Heft 9 und 10, vorgedruckt worden ist,
noch nicht ausgefüllt und eingesandt haben, denselben umgehend
auszufüllen und an Herrn A. Dieter, Charlottenburg, Tegeler
Weg 5, einzusenden.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. und
Br.-A.: Hans Dietze, Charlottenburg, Berliner Str. 60. V. u.O.:
Jeden 1. Donnerstag im Monat, im Wilhelmshof am Wilhelms-
platz. — Die nächste Hauptversammlung findet statt am Don-
nerstag, 6. April, pünktlich um 8V2 Uhr, mit folgender Tages-
ordnung: 1. Geschäftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Vereinsangelegenheiten. 4. Verschiedenes. Zur Aufnahme
haben sich folgende Herren Kollegen dem Verein gemeldet:
Ernst Skierka, Fritz Weinert, Max Schild, Julius Autz, Georg
Schneider und Ernst Schäfer.
Danzig. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Wilh. Jacob, Architekt, Danzig, Karmelitergasse 4. Versammlung
Mittwoch, 5. April, 9 Uhr ;abends, im Restaurant Hohenzollern,
Langenmarkt. Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls der
letzten Versammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. Ge-
meldet hat sich Koll. Max Kojtka in Pr.-Stargard. 3. Vortrag
des Koll. Architekt Kloß über: Die neue städtische Kranken-
anstalt in Danzig. 4. Eingänge und Geschäftliches. 5. Ver-
schiedenes. Am Sonntag, 9. April d. Js., vormittags 9 Uhr,
Besichtigung der neuen städtischen Krankenanstalt. Treffpunkt
Delbrück-Allee. Einzelmitglieder und Gäste, durch Kollegen ein-
geführt, auch Damen, sind freundlichst eingeladen. Wir bitten
um rege Beteiligung.
Deuben. Techn. Verein „Plauenscher Qrun d".»
Sonnabend, 8. April d. J., Wanderversammlung im Bahnhof
Heinsberg. Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. VolL
zähliges Erscheinen sowie Einführung von Gästen erwünscht.
Düsseldorf. Technischer Verein. Die nächste
Hauptversammlung findet am Donnerstag, 6. April, der nächste
Vortragsabend am Donnerstag, 20. April, abends 83/4 Uhr, im
Vereinslokal Rheinhof statt. Die Tagesordnung ist für beide
Tage die übliche. — Insbesondere wird um Zahlung der noch
rückständigen Beiträge dringend gebeten.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung: Dienstag, 4. April, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale St. Georger Bürger-Kasino, Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme
von Mitgliedern. 3. Abrechnung über das herausgegebene Jahr-
buch und Besprechung desselben, sowie Neuwahl der Jahrbuch-
kommission. 4. Beschlußfassung über eventuelle Erwerbung
der Mitgliedschaft bei dem Verein für Ferienkolonien von 1901.
5. Technische Fragen. 6. Verschiedenes. — Dauerkarten für
die Ausstellung bemalter Wohnräume sind an diesem Versamm-
lungsabend beim Kollegen Niederhof zu haben.
Hanau. Techniker-Verein Donnerstag, 6. April,
abends 9 Uhr, Hauptversammlung im „Hotel zum Riesen".
Tagesordnung: 1. Mitgliederaufnahme. 2. Bericht des sozialen
Ausschußes. 3. Bericht vom Bezirkstag Mainz. 4. Besprechung
über Besichtigungen.
Kattowitz O.-S. u. Umgegend. Vors. u. Br.-A.: Richard
Spiller, Kattowitz, Holteistraße 38 II. V. u. O.: Mittwoch,
5. April, abends 8V> Uhr, im „Pschorrbräu. Hauptversammlung
am 5. April, abends 87, Uhr, im „Pschorrbräu", August-
Schneider-Straße. Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Auf-
nahme neuer Mitglieder und Streichung. 3. Antrag zur Wahl
eines stellvertretenden Kassierers. 4. Postscheckkonto. 5. Vor-
trag über Pensionsversicherung von Koll. Schwer t-
f e g e r. 6. Anträge zum Bezirkstage in Ratibor. 7. Verschie-
denes. Die Herren Mitglieder werden dringend ersucht, die
restierenden Beiträge bis spätestens 4. April an unseren Kassierer
Koll. Karl Richter, Kattowitz, Guslav-Freytag-Straße Nr. 6 ein-
zusfenden.
222
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 14
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O.Behrens,
Kiel, Fährstraße 7. V. u. O. : Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends 8Vl> Uhr, im Vereinslokal Patzenhofer,
Falckstraße 12. Nächste Mitgliederversammlung 6. April. Tages-
ordnung; 1. Protokolh erlcsung der letzten Versammlung. 2. Vor-
trag des Herrn Rüppel, Sekretär vom Bund deutscher Boden-
reformer, über: „Die Bestrebungen der Boden-
reform". 3. Eingänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Ver-
schiedenes. Indem wir im besonderen auf Punkt 2 der heutigen
Tagesordnung hinvi'eisen, erhoffen wir allseitige Beteiligung
unserer Mitglieder zu diesem Vortrage. Unsern Mitgliedern
zur Kenntnis, daß zwischen unserm Verein und dem Bank-
beamtenverein Kiel ein Austausch der Verbandszeitungen statt-
findet. Es liegt somit die 'Bankbeamtenzeitung neben abonnierten
Zeitschriften bis auf weiteres in unserm Geschäfts- und Lese-
zimmer zur gefälligen Ansicht aus. Denjenigen Herren Kollegen,
die aus unserer Bücherei im Monat Januar eine Anzahl geb.
Ing.-Zeitschriften usw. käuflich erworben haben, wollen diese
bis zum 6. April d. Js. entnehmen, andernfalls diese Bücher
wieder der Bücherei einverleibt werden. Am Mittwoch, 5. April
d. Js., abends 8V2 Dhr, veranstaltet im Colosseum der Aus-
schuß für Volksbildung, dem unser Verein angeschlossen ist,
für seine Mitglieder kostenlos einen Vortragsabend mit farbigen
Lichtbildern. Thema: „Eine Wanderung durch Schleswig-Hol-
stein". Kassenstunden der Krankenkasse (E. H. 58) nach wie
vor an jedem Donnerstag, abends von TVa — 81/2 Uhr, im Ver-
einslokal, Geschäftszimmer.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. E. V.
Hauptversammlung am Freitag, 7. April d. J., abends 8V2 Uhr,
im Vereinslokal Kasinorestaurant, Freiheitstr. 65. Tagesordn.:
1. Verlesung des Protokolls der vorigen Hauptversammlung.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Eingänge. 4. Besprechung
der Anträge zu dem am 23. April d. J. in Düren stattfindenden
Bezirkstag. 5. Wahl eines Vertreters zum Bezirkstag. 6. Ver-
schiedenes. In Anbetracht der reichhaltigen und wichtigen
Tagesordnung wird um pünktliches und zahlreiches Erscheinen
dringend gebeten.
München. Tech n. -Verein, E. V. Dienstag, 4. April,
Monatsversammlung im Restaurant „Domhof". — Die Geschäfts-
stelle befindet sich ab 1. April in der Elisenstraße 7 11. Das
Lesezimmer ist dort geöffnet von nachmittags i/,! bis 3 Uhr.
Während der übrigen Bureauzeit (9 Uhr bis 4 Uhr) werden
keine Bücher abgegeben.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. und
Br.-A.: H. Klingner, Baumeister, Nordhausen, Steinstraße 24.
Jeden Donnerstag abend Versammlung im Vereinslokal „Bürger-
bräu", jeden Sonntagmorgen Frühschoppen in ,,Cafe Dietze".
Am Donnerstag, 6. April, findet im Vereinslokal unsere April-
Hauptversammlung statt und bitten wir um zahlreichen Besuch
derselben. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Verlesen der Proto-
kolle. 3. Verbandsangelegenheit. 4. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 5. Neuwahl des ersten Vorsitzenden und zweiten Bei-
sitzers. 6. Verschiedenes. Wir ersuchen unsere Mitglieder die
in Nr. Q und 10 der Techniker-Zeitung vorgedruckten Formulare
auszufüllen und diese baldigst an unseren ersten Schriftführer
E. Kaulfers, Ingenieur, Nordhausen, Kyffhäuser-Straße 1 senden
zu wollen.
Offenbach a. AI. Technischer Verein. Dienstag,
4. April, abends 8V2 Uhr, im Hotel „Kaiser Friedrich" Vor-
trag des Herrn Dr. 0 ü n t h e r - Berlin über: „Das Zunft-
wesen, eine Analogie zu zeitgenössischen Er-
scheinunge n". Es ist Pflicht aller unserer ortsansässigen
Mitglieder, zu diesem Vortrag zu erscheinen. Gäste, besonders
noch nicht organisierte Kollegen, willkommen. — Dienstag,
11. April, abends Si,', Uhr, im Hotel „Kaiser Friedrich" Haupt-
versammlung. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben.
Oldenburg i. Gr. Techniker-Verein. Die nächste
Hauptversammlung findet am Mittwoch, 5. April, abends 9 Uhr,
im Landesgewerbemuseum statt. Tagesordnung wird in der
Versammlung bekannt gegeben. U. a. findet die Hebung der
Beiträge für das II. Quartal 1911 statt. Nebenversammlung
am Mittwoch, 19. April 1911, abends 9 Uhr, im Restaurant
Bavaria. Rege Beteiligung erwünscht.
Posen. Tech n.- Verein. Br.-A. : Kühne, Posen O. 5,
Bitterstr. 26 II. V. u. O.: Jeden 1. und 3. Freitag bei .Mandel,
Berliner Str. 191. — Die ,nächste Versammlung findet am
Freitag, 7. April, abends 9 Uhr, bei Mandel statt. Die Ver-
sammlung am 21. April fällt wegen des Osterfestes aus. Wir
bitten unsere Mitglieder, soweit sie in Posen wohnen, ihre
Beiträge mit 5,25 M pro Vierteljahr an Herrn Paul, Kronprinzcii-
straße 104 III, soweit sie außerhalb der Stadt Posen wohnen,
an Herrn A. Wiidenhayn, Posen W. 3, Prinzenstraße 22 11, ab-
zuführen. Beiträge für das erste Vierteljahr 1911, die bis
zum 1. April nicht eingegangen sind, werden unter Zuschlag
der Einziehungskosten durch Boten eingezogen.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Eberl, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im „Hotel zum
Prinzen". Monatsversammlung am Mittwoch, 5. April 1911,
abends 8V2 Uhr, im „Hotel zum Prinzen". Tagesordnung:
1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Verbands- und Vereins-
angelegenheiten. 3. Verschiedenes.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A.:
Rudolf Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung
am Donnerstag, 6. April 1911, abends 8^/2 Uhr, im Vereinslokal
Restaurant „Neubauer", Pölitzer Straße 14. — Tagesordnung:
1. Mitteilungen und Eingänge. 2. Vierteljahres-Kassenbericht.
3. Bericht der Kassenprüfer. 4. Technische Fragen. 5. Ver-
schiedenes.
Tech nikerim Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. E. V.
Nächste Hauptversammlung: Mittwoch, 5. April 1911, im Ver-
einslokal, Hilsebein-Restaurant, Belle-AHiance-Straße 87. Beginn
9 Uhr. Tagesordnung: 1. Vorstands wähl. 2. Geschäftliches.
3. Aussprache über Verbandsangelegenheiten. Die Vertrauens-
männer werden ersucht, jeden erreichbaren Kollegen mit-
zubringen.
Chemnitz. „B a u h ü 1 1 e". Anläßlich des Eintritts der
Bauhütte in das dritte Hundert ihrer Mitgliederzahl findet am
Sonnabend, 1. April, abends 8 Uhr, im „Bellevue" eine Ver-
anstaltung statt. Näheres in den besonders ergangenen Ein-
ladungen.
Stettin. „S t e 1 1 i n e r B a u h ü 1 1 e." Vrs. u. Br.-A. : Paul
Beyer, Oberwiek 70 II. — Hauptversammlung am Donnerstag,
6. April d. J., im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder
Straße 129. Beginn abends 8V2 Uhr. Tagesordnung: 1. Ver-
lesung des Protokolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder. 3. Verlesung der Eingänge. 4. Vereinsangelegen-
heiten. 5. Verschiedenes. 6. Fragekasten. Um recht zahl-
reiches Erscheinen wird gebeten.
Essen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. Achtung, Vermes-
sungstechniker! Gelegentlich der Versammlung des Ver-
rriessungstechniker-Vereins für Rheinland und Westfalen findet
am 2. April d. J., nachmittags 6V'2 Uhr, in Gelsenkirchen,
Restaurant „Zur Bismarckhalle", Ecke Hoch- und Schalkerstraße,
ein Vortrag des Herrn Dr. ing. G ü n t h e r - Treptow statt über:
„D ie Photographie im Dienste der Vermes-
sung skund e". Wir ersuchen unsere Mitglieder, diesen für alle
Techniker höchst interessanten Vortrag recht zahlreich zu besuchen
und Kollegen, welche dem Verbände noch fernstehen, auf diesen
Vortrag aufmerksam zu machen. Gleichzeitig sei nochmals
darauf hingewiesen, daß die Hauptversammlung des oben-
genannten Vereins um 2^(2 Uhr beginnt und bitten wir unsere
vermessungstechnischen Mitglieder, im Interesse einer pünkt-
lichen Erledigung der Verhandlungen, diese nicht durch zu spätes
Erscheinen ungewöhnlich in die Länge ziehen zu wollen.
Techniker in der Industrie.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Monatsplan
für April 1911: Sonntag, 2. April, vormittags V2IO Uhr, Be-
sichtigung der städtischen Nervenheilanstalt
in Chemnitz-Hilbersdorf, Dresdner Straße. Sammeln bis 1 ^10 Uhr
vormittags im Restaurant „Waldschlößchen", Endstation der
Straßenbahn. Freitag, 7. April, abends 1/2^ Uhr: Monatshaupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Protokoll.
3. Referat über die Organisation moderner Ma-
schinenfabriken. 4. Jiaushaltsplan für 1911. 5. Ver-
schiedenes. Leitung: Kollege L. Sonntag. Freitag, 21. und
28. April, Mitglieder-Zusammenkünfte am Stammtisch. Oster-
montag, 17. April, vonnittags V2^1 Uhr, Frühschoppen im Ver-
einslokal „Hotel Roter Hirsch", Langestraße. In den Verband
undVerein wurden aufgenonmien : Herr Fritz Findewirth, Chem-
nitz-Koppel, Steinstraße 4, Herr Alfred Mewes, Nordstraße 5 11.
Nach den letzten Haupt- und Ergänzungswahlen setzt sich der
Vorstand folgendermaßen zusanunen: Ehrenvorsitzender Emil
Waldmann; I. Vors. Robert Donix; II. Vors. Paul Melzer;
Kassierer L. Sonntag; I. Schriftführer Karl Schauseil; II. Schrift-
führer Paul Dietrich; 3. Schriftführer Willy Harzbecker;
I. Bücherverw. Oswin Richter; II. Bücherverw. Paul Großer;
Beisitzer Max Vogt und Paul Engclmann. Innerhalb des Vereins
hat sich ein Stenographie-Kursus gebildet. Ucbungsabende :
Montags, Vi-^ Uhr abends, Restauration ,,Drei Raben", Brüder-
straße, zu dem alle Vereinskollegcn. wie auch zu unseren allen
anderen Veranstaltungen herzlich willkouunen sind.
München. Maschinen- und Elektrotechnischer
Verein. Am Samstag, 2. April, findet die Besichtigung des
Fernheizwerkes und Elektrizitätswerkes Alünchcn-Hauptbannhof
Heft L4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
223
statt. Treffpunkt vorm. 10 Uhr an der Vororthaltestelle Zentral-
werkstatt. — Dienstag, 4. April, Monatsversammlung.
Staatstechniker.
L a n d c s V c r c i n M i 1 1 1. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Der erste Vortrag über Rechnungs- und Etatwesen, der .
das Belegswesen behandelte und zu welchem eine Drucksache
ausgegeben war, ist von 39 Mitgliedern und einem Nichtmitglied
besucht worden. Der gute Besuch veranlaßt die Landesvereins-
leitung, am 6. April, nachmittags 1/2^ Uhr, im Uebernachtungs-
gebäude, Walterstraße, Dresden-Fried., einen Vortrag über Wirt-
schaftsanschläge B und C halten zu lassen. Vortragender:
Herr Bauobersekretär Schulze. Um pünktliches Erscheinen
wird gebeten.
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker - Verein.
Br.-A. : E. Klotzsche, Bahnmstr. I. Kl., 1. Vorsitzender, Zscho-
pauer Straße 64 II. Im Monat April findet am 13. (Grün-
donnerstag) die Versammlung statt. Für den 2. Mai ist ein
Lichtbildervortrag mit Damen geplant. Die Tagesordnung und
das Thema wird noch auf besonderer Einladung bekannt ge-
geben. Um zahlreichen Besuch wird dringend gebeten. Beginn
der Abende pünktlich 1/2^ L^ir ™ Restaurant „Moritzburg".
Ferner wird höflichst ersucht, rückständige Beiträge umgehend
an Herrn Koll. Telegraphenmeister Stiebitz, Elta-Chemnitz ab-
führen zu wollen. Jahresbericht siehe Mitteilungen.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A.:
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. —
Mittwoch, 5. April, abends 8 Uhr, Vereinsversammlung im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Ge-
schäftliches. 2. Bericht über den Bezirkstag vom 2. April.
3. Fachvortrag des Herrn Bausekretär Ludwig vom Rb. über:
Bahnhofssicherungen. 4. Referat des Herrn Bauobersekretär
Schulze über die Ausbildungskurse und die Ausgestaltung der-
selben für die Zukunft. 5. Verschiedenes.
„Bremer Hütte"
(Maschinelltechnischer Verein.)
Am 9. März verstarb nach kurzer Krankheit in seiner
Heimat in Burhafe (Ostfriesland) unser Mitglied
Hajo Garlichs.
Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Der Vorstand.
Am 12. März ds. Js. verschied unser langjähriges Mitglied
Herr Architekt Peter Gran dl
im besten Schaffensalter. Wir werden dem verstorbenen
Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren.
Maschinen- und elektrotechnischer Verein München.
Stellen -Angebote
(Nur för Verbandsmltgüeder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
908 für ein Baugeschäft in Neuwied a. Rh. sofort ein Hoch-
bautechniker, ledig, für Bureau und Baustelle. Angebote mit
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land und Westfalen, Dortmund, Kaiserstraße 86.
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bautechniker. Gehalt zirka 120 M. Angebote unter 909 an
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in Kostenanschlag und Statik erfahren, der möglichst mit
Detaillieren von Innenarchitektur vertraut ist. Gehalt 150 bis
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Markgrafenstraße 94.
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Techniker, der schon in Architekturl: ureaus tätig war. Stellung
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Richepansestade 3.
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tiger Hoch- und Tiefbautechniker, ledig, etwa 30 Jahre alt,
mit allen vorkommenden Arbeiten durchaus vertraut. Gehalt
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912 an die Zweigstelle Metz wie unter 911.
913 von einer Berliner Firma sofort ein junger Eisen-
betontechniker, der einfache statische Berechnuagen ausarbeiten
kann und sich auch für die Bauleitung eignet. Gehalt 130 bis
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gebote unter 913 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
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techniker mit längerer Erfahrung bei der Baupolizei. Gehalt
180 M und mehr. Angebote unter 914 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
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strebsamer Techniker, ledig, guter Praktiker, der Abrechnungen
selbständig anfertigen kann. Angebote mit Gehaltsansprüchen
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L. Hauschild, Alte Promenade 25 (Stadttheater).
918 nach Friedland i. Mecklenburg sofort ein tüchtiger
Bautechniker, gelernter Maurer, 25 bis 30 Jahre alt, für Bureau
und Baustelle, Radfahrer. Stellung dauernd. Angebote unter
918 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
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Zeichner, mit Barockformen vertraut, für Bureau. Gehalt 200
bis 225 M. Stellungsdauer etwa 2V3 Jahre. Angebote mit
Skizzen in Briefform unter 919 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn E. Lustig, Kaiserstr. 86.
920 für ein Baugeschäft in Hamborn i. RhId. sofort ein
Hochbautechniker mit Erfahrung im Eisenbeton, verheiratet, für
Bureau und Baustelle. Stellung dauernd. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 920 an die Geschäftsstelle für Rheinland
und Westfalen wie unter 919.
921 für einen Maurer- und Zimmermeister in Halle a. S.
sofort ein selbständiger Hochbautechniker, mit allen in einem
Baugeschäft vorkommenden Arbeiten vertraut. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 921 an die Zweigstelle Halle a. S.,
z. H. des Herrn L. Hauschild, Alte Promenade 25 (Stadttheater).
922 für ein Architekturburcau in Eisenach sofort ein junger,
zeichnerisch befähigter Bautechniker. Gehalt 120 bis 150 M.
Angebote unter 922 an Herrn Behrends, Eisenach, Rennbahn 61 a,
zur Weiterbeförderung.
923 für ein Baugeschäft in Staßfurt sofort ein junger, tüch-
tiger Bautechniker, der nach gegebenen Skizzen arbeiten kann.
Gehalt 150 M. Angebote unter 923 an die Zweigstelle Magde-
burg, z. H. des Herrn Th. Grosse, Breite Weg 175/77.
924 für ein Architekturbureau in Ostfriesland sofort ein
tüchtiger Bautechniker, guter Zeichner und Statiker. Angebote
mit Qehaltsansprüchen unter 924 an die Zweigstelle Bremen,
z. H. des Herrn O. Krause, Neustadt, Contrescarpe Nr. 70.
925 für ein Baugeschäft mit Schneidemühle in der Nähe
Berlins sofort ein jüngerer Techniker, der auch in Buchführung
bewandert ist. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 925 au
die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
926 für eine Militärbehörde in Insterburg sofort oder zum
1. Mai 1911 ein jüngerer Techniker, der im Militärbauwesen
durchaus erfahren ist. Gehalt bis 200 M oder 6,50 M Tages-
diäten. Angebote ;unter 926 an die Zweigstelle Königsberg i. Pr.,
z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
927 für ein technisches Bureau in Braunsberg i. Ostpr.
sofort ein junger, leistungsfähiger Techniker für die Kanali-
sation. Stellung dauernd. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 927 an die Zweigstelle Königsberg wie unter 926.
928 nach Königsberg i. Pr. sofort ein junger Heizungs-
techniker, sauberer Zeichner und flotter Rechner. Anfangs-
gehalt 120 M. Angebote unter 928 an die Zweigstelle Königs-
berg wie unter 926.
224
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 191 1
Heft 14
929 für ein Eisenbetonbaugeschäft in Essen sofort ein
jüngerer Techniker, der statische Berechnungen für Eisenbeton-
konstruktionen, sowie die nötigen Zeichnungen zu Baugesuchen
usw. selbständig anfertigen kann und auch mit der Buch-
führung vertraut ist. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 929
an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des
Herrn E. Lustig, Kaiserstraße 86.
930 für ein Architekturbureau in Kreuzlingen in der Schweiz
sofort ein tüchtiger Bautechniker, mit Bauführung und Bureau-
arbeiten vertraut. Gehalt 150 bis 200 Franks. Angebote unter
930 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
931 für ein Architekturburcau in Schmalkalden sofort ein
jüngerer Hochbautechniker, ledig, zur Anfertigung von Ent-
würfen und Kostenanschlägen. Gehalt bis 150 M. Stellung
dauernd. Angebote schnellstens unter 931 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
933 für ein Straßenbaugeschäft in Würzen i. Sa. sofort ein
Straßen- resp. Tiefbautechniker auf zunächst sechs Monate,
der auch die Buchführung zu übernehmen hat. Längere Be-
schäftigung nicht ausgeschlossen. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 933 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
934 für ein mittleres Baugeschäft in der Neumark sofort
ein tüchtiger Hochbautechniker, guter Zeichner und Statiker.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Photographie unter 934
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
935 für einen Zimmermeister in Grünberg i. Schles. sofort
ein junger, tüchtiger ßautechniker. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 935 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
936 für eine Kgl. Behörde in Bonn sofort ein älterer,
praktisch erfahrener Techniker auf etwa zwei Jahre, für den
Neubau des physikalischen Instituts der Universität. Angebote
unter 936 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen,
z. H. des Herrn E. Lustig, Kaiserstr. 86.
937 für ein Baugeschäft mit Dampfsägewerk bei Hirschberg
i. Schles. sofort ein tüchtiger Bautechniker, flotter Zeichner
und guter Statiker, der auch mit Eisenbetonarbeiten vertraut ist.
Gehalt 130 bis 160 M. Angebote unter 937 an die Zweigstelle
Niederschlesien, z. H. des H^rrn C. Hauer, Altwasser i. Schles.j
Promenade.
938 für ein Baugeschäft im Kreise Schwetz sofort ein junger
Techniker, gewandter Zeichner, der auch die schrifthchen Ar-
beiten selbständig führen kann. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 938 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
952 für ein Architekturbureau in Augsburg sofort ein tüch-
tüchtiger Bauführer zur Ueberwachung der Bauten, der auch
mit Bureauarbeiten vertraut ist und flotter Zeichner sein muß.
Gehalt 120 bis 150 M. Angebote unter 952 an die Zweigstelle
Augsburg, z. H. des Herrn G. Poland, Predigerberg A 43.
953 nach Mügeln (Bez. Leipzig) sofort ein tüchtiger,
jüngerer ßautechniker, militärfrei, mit sämtlichen Bureauarbeiten
vertraut. Gehalt ca. 130 M. Angebote unter 953 an die Ge-
schäftsstelle der Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
954 für ein Architekturbureau in Pforzheim sofort ein
Bautechniker als Bauführer. Gehalt 150 bis 170 M. Arbeitszeit
wie auf der Baustelle. Stellung evtl. dauernd. Angebote unter
954 an Herrn Dahl, Pforzheim, Holzgartenstraße 133, zur Weiter-
beförderung.
955 für ein Baubureau in Oschatz i. Sa. sofort ein jünger
Hochbautechniker, militärfrei und ledig, sicher im Ver-
anschlagen, Entwerfen, Abrechnen und in statischen Berech-
nungen. Gehalt ca. 150 M. Stellung evtl. dauernd. Angebote
unter 955 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
956 für ein größeres Baugeschäft in Hof a. Saale sofort
ein tüchtiger Bauführer für Hoch- und Tiefbau. Solche mit
Erfahrung im Wasserleitungsbau bevorzugt. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 956 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
957 für ein Architekturbureau in Dortmund sofort ein zu-
verlässiger Techniker als Bureauvorsteher, sicher in Abrechnung
großer Objekte, gewandt im Verkehr mit dem Publikum und
mit Erfahrung in der Buchführung. Stenographie wünschens-
wert, aber nicht Bedingung. Angebote mit Gehaltsansprüchcn
unter 957 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen,
z. H. des Herrn E. Lustig, Kaiserstraße 86.
958 nach Düsseldorf sofort mehrere jüngere Techniker
mit Erfahrung in Eisenhochbau, besonders in Zechenanlagcn.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 958 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen wie unter 957.
959 nach Hohenlimburg sofort ein junger Bautechniker,
zuverlässig im Abrechnen und flotter Zeichner. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 959 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen wie unter 957.
960 für eine Kgl. Wasserbaubehörde in Westfalen sofort
mehrere Tiefbautechniker, Absolventen anerkannter Baugewerk-
schulen für Bureauarbeiten. Angebote mit Gehaltsansprüchen
und Antrittstermin unter 960 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen, z. H. des Herrn E. Lustig, Dortmund',
Kaiserstraße 86.
961 nach Homburg sofort ein Bautechniker, Absolvent
einer Kgl. Baugewerkschule, als Gehilfe für einen städtischen
Baubeamten in der Rheinpfalz, dem damit Gelegenheit geboten
wird, sich im städt. Bauverwaltungsdienst (Hoch- und Tiefbau)
einzuarbeiten. Fertigkeit in Perspektive erwünscht. Bewerber
mit dem Einjährigen-Zeugnis und solche mit einigen Jahren
Praxis auf einem Architekturbureau bevorzugt. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 961 an die Zweigstelle Frankfurt a. M.,
z. H. d. H. J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
962 für ein Architekturbureau in Harburg a. Elbe sofort
ein tüchtiger Hochbautechniker. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Skizzen in Briefform unter 962 an die Zweig-
stelle Harburg a. Elbe, z. H. des Herrn P. Möhring, Postweg 45.
963 für ein Kgl. Bauamt in Lingen a. Ems für den Bau
einer Schleppzugsschleuse zwei Tiefbautechniker mit ab-
geschlossener Baugewerkschulbildung für Bureau und Bau-
stelle, Wohnsitz in Rheine. Bewerber aus ähnlicher Stellung
bevorzugt. Angebote mit Gehaltsansprüchen und beglaubigten
Zeugnisabschriften unter 963 an die Zweigstelle Osnabrück,
z. H. des Herrn H. Schütte, Parkstraße 45.
964 für ein erstes Installationsgeschäft einer großen Stadt
in Hannover sofort ein Installations- oder Bautechniker mit
abgeschlossener Fachschulbildung, mit allen vorkommenden
Arbeiten, wie Projekten, Konstruktionszeichnungen (elektrisch,
Gas- und Hausentwässerung), Kostenanschlägen und Kalku-
lationen vertraut. Bewerber muß Akquisitionstalent besitzen.
Stellung dauernd. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Photo-
graphie unter 964 an die Zweigstelle Osnabrück wie unter 963.
965 für ein größeres Betonbaugeschäft in Kiel sofort ein
jüngerer Techniker, der schon in einem Betonbaugeschäft tätig
war und einige Erfahrungen besitzt. Stellung von längerer
Dauer. Angebote mit Gehaltsiansprüchen unter 965 an die
Zweigstelle Kiel, z. H. des Herrn F. Kobarg, Hansastraße 10.
967 für ein Baugeschäft in Flensburg sofort ein jüngerer
Bautechniker, gelernter Zimmerer, flotter Rechner, für Kosten- ^
anschläge und sonstige Bureauarbeiten. Angebote mit Gehalts- '
ansprüclien unter 967 an die Zweigstelle Kiel, z. H. des Herrj
F. Kobarg in Kiel, Hansastraße 10.
B. für Industrieangestellte.
907 von einer Berliner Firma sofort einige Techniker für
allgemeinen Maschinenbau, Heizung und Entwässerung. Gehalt
ca. 175 M. Angebote unter 907 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
939 für ein technisches Bureau in Berlin sofort ein junger
Maschinentechniker, gewandter Zeichner, für Apparatebau. Ge-
halt 125 M und mehr. Angebote unter 939 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
940 für eine Maschinenbauanstalt in Tann i. Eis. sofort
zwei Maschinentechniker, nicht unter 25 Jahre alt, flotte und
saubere Zeichner, selbständige Arbeiter, für die Dampfmaschinen-
branche und für Transmissionen. Stellung dauernd. Kenntnis
der französischen Sprache erforderlich. Angebote unter 940
an die Zweigstelle Mülhausen i. Eis., z. H. des Herrn Ph. Mavcr,
Engel-Dollfußstraße 7.
941 nach dem Fichtelgebirge sofort ein Maschinentech-
niker in angenehme und dauernde Stellung, als Teilhaber für
ein Werk, welches sich mit der Herstellung einfacher Eisen-
konstruktionen und Maschinen beschäftigt. Angebote unter 911
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
942 nach Neustrelitz i. Mecklenb. sofort ein Heizungs-
ingenieur, mindestens 30 Jahre alt, Absolvent einer mittleren
Fachschule, der auch in Hausinstallationen, Kupferschmiede und
Brunnenbauten bewandert ist. Stellung dauernd. Gutes Gehalt.
Angebote unter 942 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
943 von einer Maschinenfabrik in Wiesbaden sofort ein
im Aufzugsbau erfahrener, selbständiger Techniker oder In-
genieur. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Photographie
unter 943 an die Zweigstelle Wiesbaden, z, H. des Herrn
F. Wunder, Blücherstraße 24.
944 von einer Berliner Firma sofort ein Zeichner für
Zentralheizungen in dauernde Stellung. Gehalt ca. 120 M. An-
gebote unter 944 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
945 von einer Berliner Firma sofort ein junger Techniker,
möglichst aus der Brauerei- oder Transportanlagenbranche. Ge-
halt ca. 120 A\. Angebote unter 945 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., A\arkgrafensfraße 94.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafer.straße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 15 SchritUeilung; E. Rieh. Schubert, Berlin. 8. April 1911
Inhalt: Ausnahmebestimmungen für die \X'erlcspensionsI<assen? — Städtebaulicties — Zur Frage eines einlieitliclien Privatbeamtenreclits — Soziale Bewegung — Stande:-
bewegung - Reclitsfragen — Büclierschau — Briefkasten — Sitzungskalender
Ausnahmebestimmungen für die Werkspensionskassen?
Die Kritik, die seitens einer Minorität der Privat-
angestellten an dem Gesetzentwurf über die Pensions-
versicherung geübt wurde, mußte an einem Punkte vor-
übergehen : an der hier getroffenen Regekmg der Ersatz-
kassenfrage. Wer große Schäden, die das Werks-
pensionskassenwesen vielfach gezeitigt hat, einigermaßen
kennt, mußte als eine sozialpolitische Leistung ersten
Ranges begrüßen, daß der Entwurf einen radikalen Weg
einschlug und Ersatzinstitute grundsätzlich ausschloß. Nun-
mehr scheint es dem vereinten Bemühen der Gegner ge-
lungen zu sein, in diese sozialpolitisch und versicherungs-
technisch allein zulässige Ordnung Bresche zu legen und
damit das Zustandekommen des Gesetzes überhaupt zu
bedrohen. Es ist nicht zufällig, wenn die anscheinend gut
unterrichtete ,,K ö 1 n i s c h e Zeitung" die geplante Neu-
regelung mit einem Kommentar versieht, bei dem der
Wunsch, der Entwurf möge überhaupt nicht Gesetz werden,
leicht erkennbar Vater des Gedankens ist, — dasselbe Blatt,
das einen durchaus einseitigen Bericht über den Privat-
beamtentag brachte und deshalb ausgerechnet in den
Kreisen der Freien Vereinigung eine ehrende Erwähnung
erhalten mußte.
Wir folgen den Angaben der ,,K. Z.", nach denen
die Regierung ,, grundsätzlich entschlossen" sein soll, „die
sogenannten Werkspensionskassen als Ersatzanstalten der
staatlichen Versicherung zuzulassen". Als Voraussetzungen
hierfür sollen nach der gleichen Quelle die folgenden
gelten, — wobei zunächst unentschieden ist, ob auch andere
Ersatzinstitute unter entsprechend modifizierten Bestim-
mungen zugelassen werden sollen:
,,1. Die Kassenleistungen müssen den gesetzlichen
Leistungen mindestens gleichwertig sein.
2. Die Erfüllbarkeit der gesetzlichen Leistungen muß
dauernd gewährleistet sein.
3. Die Beiträge der Arbeitgeber zu den Kassen
müssen mindestens den gesetzlichen Arbeitgeberbeiträgcn
gleichkommen und die Kassen müssen die sämtlichen
versicherungspflichtigen Angestellten eines Arbeitgebers
ohne Auswahl der Risiken aufnehmen.
4. Den KassenmitgUedern muß ein Rechtsanspruch
auf die Kassenleistungen und bei der Verwaltung und der
Entscheidung über die Gewährung von Kassenleistungen
eine den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Mit-
wirkung eingeräumt werden.
5. Streitigkeiten über die Leistungen müssen in dem
durch das Gesetz vorgesehenen Verfahren erledigt
werden.
6. Im Falle des Stellenwechsels muß eine den gesetz-
lichefi Vorschriften und der Beteiligungsdauer bei der
Kasse nach dem Inkrafttreten des Gesetzes entsprechende
Anwartschaft aufrecht erhalten und beim Eintritt der
gesetzlichen Versicherungsfälle das Deckungskapital der
während der Beteiligungsdauer bei der Kasse erworbenen
gesetzlichen Ansprüche an die Reichsanstalt überwiesen
werden."
Originell wären diese Vorschläge keineswegs, viel-
mehr nähern sie sich dem Standpunkt der zweiten Denk-
schrift, den der Entwurf zugunsten der Grundsätze des
Hauptausschusses verlassen hatte. Die ganze Tragweite
der Aenderung läßt sich augenblicklich noch nicht über-
sehen. Klar liegt der grundsätzliche sozialpoli-
tische Fehler, auf den schon aufmerksam gemacht
wurde, sehr berechtigt ferner sind die versicherungs-
technischen Bedenken, die sich vornehmlich auf
die österreichischen Erfahrungen stützen und die in der
Hauptsache auf Folgendem grün'den:
1 . Die Auswahl der günstigen Risiken durch
die Werkspensionskassen ist durch die dritte ,, Bedingung"
nur scheinbar hintangehalten. Tatsächlich findet eine
derartige Auswahl in hohem Umfang statt, indem nach
Möglichkeit nur solche Angestellte in den Dienst auf-
genommen werden, die für die Kasse keine zu große Be-
lastung darstellen. Unter der Herrschaft des sogenannten
,, freien" Arbeitsvertrages wird dies dem Arbeitgeber stets
unbenommen bleiben, die Folge ist die Auslese der \ er-
sicherungstechnisch guten Risiken seitens der privaten
Kassen und das Verbleiben der schlechten in der Reichs-
anstalt.
2. Wenn diese Sachlage an sich nichts Neues ent-
hält, da die Auslese ja auch schon heute stattfindet, so
wird sie sich nach Zustandekommen des Gesetzes noch
verschärfen. Nach Punkt 6 der , Bedingungen" muß
eine entsprechende Anwartschaft auf die Kassenleistungen
bei Ausscheiden aus dem Dienste aufrecht erhalten bleiben.
In diesem Falle wird das Deckungskapital für die bereits
erworbenen Ansprüche an die Reichsanstalt überwiesen.
Es steht grundsätzlich nichts im Wege, daß eine Kasse sich
nachträglich der schlechten Risiken dadurch entäußert, daß
das Werk die betreffenden Angestellten entläßt. Nahm
man heute vielleicht noch Rücksichten, so wird dies künftig
kaum mehr der Fall sein. Auf diese Weise ist es wahr-
scheinlich, daß sich die Reichsanstalt mit der Zeit zu einer
Art Reservoir aller schlechten Risiken entwickelt; sie ist
nicht in der Lage, jene zurückzuweisen, da sie das Kündi-
gungsrecht des Arbeitgebers nicht antasten kann. Natür-
lich stellt dies alle versicherungstechnischen Berechnungen
in Frage.
3. Die eben genannte Bestimmung in Punkt 6 ist aber
auch nicht geeignet, in jedem Falle den An-
gestellten selbst schadlos zu halten. Es
226
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 15
werden nicht etwa die eingezahlten Beiträge, sondern es
wird das Deckungskapital für die Leistungen der staat-
lichen Versicherung überwiesen. Da die Werkspensions-
kasse von vornherein die günstige Risikenauswahl hat, so
sind die Leistungen, die ihre Mitglieder während der Dauer
ihrer Zugehörigkeit zur Kasse entrichtet haben, im Verhält-
nis zu den seitens der Reichsanstalt zu befriedigenden
Ansprüchen und im Verhältnis zum Gros der Versicherten
relativ hohe; bei besserem Menschenmaterial ist die In-
validitätsgefahr eben eine geringere, die Dauer der Bei-
tragsleistung eine längere. Scheiden nun solche Ver-
sicherte aus der Werkspensionskasse aus, so entstehen ihnen
trotz jener Ueberweisung beträchtliche Nachteile, da sie
in der privaten Kasse für dieselben Leistungen höhere An-
sprüche besaßen (und bei versicherungstechnisch rich-
tigem Aufbau der Kasse infolge des gesiebten Mitglieder-
standes auch unbedingt haben mußten). Daß die Be-
sorgnis, solche Einbußen zu machen, den Druck, den die
Kassen heute ausüben, nicht mindert, liegt auf der Hand,
die freizügigkeitsfeindliche Tendenz der Wohlfahrtseinrich-
tung bleibt also erhalten.
4. Vielleicht am schwersten aber wiegt der Umstand,
daß diese Neuregelung geradezu eine Prämie auf die
Gründung von Werkspensionskassen setzen
muß. Der einzelne Arbeitgeber wird sich seinen Einfluß
auf die Pensionierung seiner Angestellten in möglichst
weitem Umfang sichern wollen. Wenn nun auch die 4. und
5. „Bedingung" Reformen in Verwaltung und Recht-
sprechung der Kassen — dringend nötige Reformen!*) —
vorsieht, so ist doch die Garantie freier Betäti-
gung der Angestelltenvertreter nicht ge-
geben. Im Bannkreis des einzelnen Werks, zumal des
Riesenbetriebs, ist für eine solche nur bedingt Raum, das
zeigen Erfahrungen, die gerade der Deutsche Techniker-
Verband hinreichend machte.
Das alles ist nur ein Teil der Gründe, die uns auf
das Entschiedenste an der Regelung des Entwurfs fest-
halten und die neuen Vorschläge abweisen lassen. Mögen
die Privatangestellten wenigstens in diesem Punkte ge-
schlossen vorgehen! Nicht nur um die skizzierten ver-
sicherungstechnischen Bedenken handelt es sich und auch
nicht ausschließlich um die Pensionsversicherung und ihr
Zustandekommen: Dinge, die den Arbeitsvertrag in
seinem Innersten berühren, die für die Freiheit der
Persönlichkeit schwer ins Gewicht fallen, stehen auf
dem Spiel und wir müssen erklären, daß die Annahme der
neuen Vorschläge unser Interesse an dem Gesetz selbst
wesentlich" herabschrauben würde. Dr. Günther.
*) Es sei auf die jüngste Literatur über die Werkspensions-
kassen, insbesondere die Schriften von Götze, Laporte,
L ö w e n f e 1 d , auf die wir noch zurückkommen, verwiesen.
Städtebauliches
Von ALBERT LOHMANN, Elberfeld (Mitgl.-Nr. 47 315).
Die Trostlosigkeit und Langeweile, die dem Städtebau
vergangener Jahrzehnte anhaftet, hat bekanntlich haupt-
sächlich ihren Grund in der starren, geometrischen und
parallelen Anordnung der Straßenzüge und Plätze. Des
Mangels an Abwechselung suchte man Herr zu werden
durch ungezählte Tonnen von Zement. Mit Zement suchte
man die Gedankenarmut zu verkleistern, indem man den
Hausfronten den ebenfalls zum Ueberdruß bekannten Re-
naissance-Anstrich gab.
Eine andere Ursache der Oede neuerer Städtebilder
gibt der Aufriß der neuen Stadtteile. Wo ist die meister-
hafte Behandlung der Dachausgestaltung vergangener
Zeiten geblieben, die den alten Städten, Straßen und
Häusern das Charakteristische und Individuelle gab?-*
Zu welch erschreckender Häßlichkeit die in die Uni-
form der ,, Bauordnung" gezwängte Dachform führen kann,
hat Prof. Theod. Fischer in seiner Schrift: Stadterweite-
rungsfragen usw. an Stuttgarter Beispielen dargetan.
Glücklicherweise sind zurzeit viele Hände Berufener
am Werk, eine Gesundung des Städtebaues herbeizuführen
und weitere Kreise mit den Aufgaben neuzeitlicher Städte-
baukunst bekannt zu machen. Sitte hat in seinem Buche
auf die herrlichen Schätze hingewiesen, die Wir an und
in unseren alten Städten besitzen und was wir daraus
zu lernen haben zur Lösung der großen Aufgaben auf
dem Gebiete des modernen Städtebaues.
In erster Linie hat die Plangeometric den Plan \ er-
lassen müssen, der erste Schritt zur Genesung.
Der Grundriß der Städte darf nur der absoluten Zw cck-
niäßigkeit sein Entstehen verdanken. Flüsse, Grenzen,
.Waldungen, Bodenerhebungen und Senkungen weisen den
Straßen ihre Bahn und allerhand hierdurch entstehende
Unregelmäßigkeiten und Abweichungen von dem bisher
beachteten Schema geben den neuen Anordnungen die
besondere städtebauliche Note.
Hiermit ist nun schon viel gewonnen. .\ber auch
dem Aufriß ist die erforderliche Beachtung zu schenken.
In der oben erwähnten Schrift gibt der Verfasser Prof.
Th. Fischer wichtige Fingerzeige.
Ganz besonders wichtig für den Gesamteindruck des
Städtebildes ist die Ausgestaltung des Daches. Unsere
alten Städtebilder bieten eine unendliche Fülle von An-
schauungsmaterial in dieser Hinsicht. Städtebildcr wie
z. B. Marburg, Wetzlar, Erfurt, Regensburg, Prag, Nürn-
berg, Würzburg, Bamberg, Rothenburg a. d. T. und viele
andere prägen sich einem jeden mit offenen Augen reisen-
den unauslöschlich ein. Darum geht an jeden, der baut,
die Bitte: die Augen auf und den Stift oder die Kamera
bereit; wie sagt auch noch der Schüler in Goethes Faust —
,,denn was man Schwarz auf Weiß besitzt, kann man
getrost nach Hause tragen".
In der Kunst und somit auch in der Städtebaukunst
ist Anschauung alles und die Theorie grau wie immer.
Deshalb sei auf die beigegebenen Abbildungen, welche
Motive bescheidenerer Art aus kleinen Städten und aus
verschiedenen Zeiten darstellen, hingewiesen. Die Ab-
bildungen 1 bis 6 zeigen trauliche Straßenbildcr aus Iser-
lohn in Westfalen. Das ansteigende Gelände ist wohl
Ursache mit, die Dächer so abwechslungsreich und originell
auszugestalten. Es ergeben sich prächtige Ucberschnei-
dungen. Trotz der Stille und Beschaulichkeit der ver-
sonnenen Ecken und Sträßchen keine Langeweile.
Ein Bild von besonderem Zauber zeigt uns Abb. 7,
eine Straße aus Bornhofen am Rhein. Die kleinen Häus-
chen an der ansteigenden Straße passen prächtig in das
schöne Landschaftsbild.
Heft 15
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
227
Abb. ö. Motiv ans Iscrlolin.
Abb. 12. Motiv aus Zoons a. Rh.
230
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
H:-t 15
Abb. 10. Cjroli-SiepL'n bei Herzkamp
Abi). I 1 . .\ l> .ms /cJi 'IL-, .1.
•Heft 15
Die Abb. 8 und 9 sind Ansichten der Herrengasse
in Marburg. Marburg bietet besonders viel und ist lehr-
reich durch die Art, wie die früheren Baumeister der
großen Höhenunterschiede Herr wurden. Aufgaben, wie
sie Marburg bot, können nur von „Meistern" der Bau-
kunst gelöst werden.
Ein hoher Giebel ziert das Haus in Abb. 10, welche
ein Bauerngehöft aus dem Mittelalter, bei Herzkamp in
Westfalen, darstellt.
231
Das rheinische Rothenburg Zoons endlich verrät durch
die Abb. 11 und 12 etwas von seinen Schönheiten.
Alle vorgeführten Beispiele sind darin eins, daß die
reiche Abwechslung in Grundriß und Aufriß durch ein-
fachste Mittel, die sich aus der Zweckmäßigkeit heraus
ergeben, erreicht worden ist. Die Kunst sich zu eigen
zu machen, durch zweckmäßige Anordnungen und
einfachste Mittel das Höchste und Kunstgerechteste zu
erreichen, muß das Ziel sein aller derjenigen, die dazu
berufen sind — oder, die den Beruf haben — zu bauen.
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Zur Frage eines einheitlichen Privatbeamten rechts
Die Verhandlungen des jüngsten (30.) Deutschen
Juristentages liegen nun im Druck vor (Kommis-
sionsverlag von J. Guttentag, Berlin). Wie erinner-
lich, befaßte sich die Danziger Tagung u. a. mit
der Frage der Vereinheitlichung des Pri-
vatangestellten-Rechts, zu der ein erster
Schritt durch U e b e r t r a g u ng der für Hand-
lungsgehilfen geltenden sozialen Schutz-
vorschriften auf die anderen Gruppen der
Privatangestellten, \'ornehmlich also die
Techniker, geschehen sollte. In der Diskussion über
diese Frage wurden seitens der Vertreter verschiedener
großer Privatangestellten-Verbände gegensätzliche Mei-
nungen geäußert, die dann dem Organe des Deutsch -
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes
Anlaß zu einer Kritik an den Befürwortern des Verschmel-
zungsgedankens, speziell auch dem Vertreter des Deutschen
Techniker-Verbandes, gab. Wir geben nun die aufeinander-
folgenden Ausführungen der Herren Blobel vom D. H.V.
und Dr. Günther vom D. T. V. ohne Kommentar wieder,
um ein Urteil über die Berechtigung des beiderseits ver-
tretenen Standpunkts zu ermöglichen.
Vertreter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Ver-
bandes Viktor Biobel [Hamburg] (mit Unruhe auf-
genommen) :
Meine sehr geehrten Herren! Mir liegt daran, die Auf-
fassung der Handlungsgehilfen, die an dieser Frage ja zweifcMos
außerordentlich beteiligt sind, klarzulegen, und ich bin der Mei-
nung, daß es bei Beratung einer so wichtigen Frage für die
Juristen erwünscht ist, die Meinung der sachverständigen Hand-
lungsgehilfen ebenfalls zu hören. Freilich ist das im Rahmen
einer Zeitspanne von 10 Minuten nicht in der erforderlichen
.Weise möglich. Denn das Bild, das Ihnen gegeben werden muß,
muß vollständig sein. Ejn oberflächliches genügt nicht für den, der
diese Frage nicht so genau kennt, wie ich es für nicht bloß
erwünscht, sondern für notwendig ansehe. Ich will versuchen,
damit recht weit zu kommen, in der Hoffnung, daß ich nachher
noch einige Zeit weiter sprechen darf.
Meine verehrten Herren! Ich vertrete im allgemeinen nicht
nur meine Meinung, sondern zugleich die Meinung des Deutsch-
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, und da dieser Ver-
band 120 000 Mitglieder zählt, die anderen kaufmännischen Ver-
eine aber in den wichtigsten, grundlegenden Fragen sich den
Anschauungen dieses Verbandes mehr oder minder zu nähern
pflegen, so glaube ich wohl sagen zu dürfen, daß das, was
ich hier ausdrücke, letzten Endes die Meinung der überwiegenden
Mehrheit der Handlungsgehilfen ist.
Schon in dem Abdrucke aus dem ,, Archiv für kaufmännische
Sozialpolitik", der Ihnen mit den anderen Zeitschriften für den
Juristentag vorgelegt worden ist, habe ich Ihnen einen Grund-
riß unserer Anschauungen zu geben gesucht. Aber ich möchte
Ihnen mündlich vorführen, daß man auf anderem Wege zu
demselben Ergebnis gelangt, das jenen Abdruck schließt.
In den Outachten von Professor Oertmann und Dr.
Pott hoff sind die Schriften des Deutschnationalen Hand-
lungsgehilfen-Verbandes gar nicht berücksichtigt. (Ruf: ist auch;
nicht nötig.)
Vorsitzender; Ich bitte, den Herrn Redner niciit zu unter-
brechen.
L'nd doch ist dieses Schriftenmaterial wichtig und umfang-
reich. Der Anstellungsvertrag der Handlungsgehilfen ist in
den Abteilungen Kündigungsfrist und Konkurrenzklausel de?
Deutschen Flandlungsgehilfen-Tages ständig erörtert, die Er-
gebnisse sind in Schriften niedergelegt worden. Ferner ist die
Verbesserung des Handlungsgehilfenrechtes auf dem Handlungs-
gehilfentage 1909 in Stuttgart in umfassender Weise behandelt
worden. (Unruhe.) Meine Herren! (nach der einen Seite
des Saales) Wenn Sie mich nicht als Vertreter des Deutsch-
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes ruhig anhören woll.n,
dann hören Sie mich doch wenigstens als Mitglied des Jurisljn-
tages an. Schließlich hat der Ausschuß des Handlungsgeliilfen-
tages im vorigen Juni zahlreiche Forderungen zur Verbesse-
rung des ' Privatrechts der Handlungsgehilfen erhoben. (Zuruf
des Oberlandesgerichtsrats Dr. Orünbaum [Hamm]: Das
wollen wir gar nicht wissen.) Ich nehme an, daß es für Sie
wichtig ist, die Quellen des Oegenstandes unserer Tagesordnung
kennen zu lernen. Das können Sie nicht, wenn ich sie nicht
mitteile. Darum gehört es nach meiner Meinung zur Sache.
Ich nehme ferner an, daß nur wenige von Ihnen meine
Ausführungen in dem Archiv gelesen haben. Ich habe dort an
der geschichtlichen Entwickelung darzulegen versucht, wie das
jetzt geltende Handlungsgehilfenrecht entstanden ist und wie
es aus dieser geschichtlichen Entwickelung heraus weiter aus-
gebaut werden müßte.
Vor allen Dingen habe ich darauf hingewiesen, daß die
Handlungsgehilfenschaft jetzt in dem Handelsgesetzbuche be-
handelt wird und daß sie dort als Teil des Handelsstandes
gilt. Es ist hier also eine Rechtsfestlegung nach dem Berufe
vorgenommen worden. Was dagegen der eine der Outachter in
die zur Tagesordnung stehende Frage hineingelegt hat, geht
hinaus, wie es auch von dem Herrn Vorredner dargestellt v.orden
ist, auf die Schaffung eines einheitlichen Pri\'atbeamtenrechts.
Das würde bedeuten, daß die Handlungsgehilfen aus ihrer recht-
liclien Berufsgemeinschaft mit dem Kaufmann herausgenommen
und in eine rechtliche Gemeinschaft mit der Gesamtheit der
PrivatangcstcUten gebracht werden. Dieses Ziel erscheint uns
bedenklich, vor allen Dingen bedenklich aus den Gründen, die
der Herr Vorredner kurz berührt hat, nämlich, daß man fürchten
muß, daß dadurch die Handlungsgehilfenschaft einen Nachteil
haben würden, dem kein entsprechender Vorteil der gesamten
Privatangeslelltenschaft gegenüber stände.
Machen wir uns einmal ein Bild von dem Zwecke, den
die Berufsorganisationen gerade unter den Handlungsgehilfen
verfolgen. Es ist selbstverständlich, daß der Zweck in erster
Linie derselbe ist, den alle sozialen Gemeinschaften haben.
Aber es kommt doch hier manches hinzu, was in dem Maße
nicht bei anderen Berufsvereinigungen vorhanden ist.
Wenn Sie die Forderungen, die auf Grund meines Vor-
trages auf dem Handlungsgehilfentage in Stuttgart von dem
Ausschusse in diesem Jahre aufgestellt worden sind, prüfen,
so werden Sie finden, daß wir vor allen Dingen unser Augenmerk
darauf richten, die Ausbildung der Handlungsgehilfen auf eine
wesentlich höhere Stufe zu bringen, als es bis jetzt der Fall
ist. In der richterlichen wie der Rechtsanwaltstätigkeit, soweit
sie sich mit dem kaufmännischen Dienstvertrage befaßt, werden
Sie oft genug Gelegenheit gehabt haben zu der Wahrnehmung,
232
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 15
daß die Lehrlingsausbildung keineswegs ihrem Zwecke ent-
spricht. Die Lehrlinge werden vielfach anstatt auf ihren Beruf,
aut die Tätigkeit eines Arbeiters, eines Dienstboten vorbereitet.
(Zuruf des Oberlandcsgerichtsrats Dr. Orünbaum (Hamm) :
Zur Sache.)
Vorsitzender (unterbrechend): Ich muß den Herrn Redner
darauf aufmerksam machen, daß seine Ausführungen, wenn sie
auch nicht einen gewissen ganz schwachen Zusammenhang mit
dem Thema verkennen lassen, doch außerhalb des Themas liegen.
Es handelt sich um die Frage, ob die für Handlungsgehilfen
bestehenden Schutzvorschriften ausgedehnt werden sollen auf
Privatangestellte. Ueber diesen Punkt hat er, wenn ich mich nicht
tiiusche, im Wesentlichen nur das eine gesagt, daß das nicht
wünschenswert sei, weil die bevorzugte Stellung der Hand-
lungsgehilfen dadurch abgeschwächt oder herabgesetzt werden
würde. Im übrigen sind seine gesamten Ausführungen — er
spricht bereits 8 Minuten — auf Gegenstände gerichtet ge-
wesen, die innerhalb dieser Frage nicht liegen. Er kann es der
Versammlung in der Tat nicht übelnehmen, daß aus der Ver-
sammlung heraus selbst Zurufe erfolgen, die darauf hingewiesen
haben. (Bravo!)
Ich bitte fortzufahren.
Blobel (Hamburg) fortfahrend: Ich füge mich der Mei-
nung des Herrn Vorsitzenden. Aber Sie würden gewiß zu einer
anderen Anschauung gekommen sein, wenn Sie meine Aus-
fuhrungen im Zusammenhang gehört hätten. Oerade die bessere
Vorbildung der Handlungsgehilfen würde eine andere Fest-
setzung des Begriffs Handlungsgehilfe ermöglichen und diese
andere Festsetzung würde einen großen Teil der Privat-
angestellten zu Handlungsgehilfen machen, ihnen also auch deren
Kecht geben. Ich wollte ausführen, daß die Handlungsgehilfen
den Wunsch haben, das jetzt geltende Handlungsgehilfenrecht
auszubauen, wie es im Archiv für kaufmännische Sozialpolitik
dargestellt worden ist. Es lag mir zugleich daran, festzustellen,
daß der dort geforderte Ausbau des Handlungsgehilfenrechts
keine zuweitgehende Forderung ist wie es den Eindruck er- i
wecken könnte. Ich wollte Ihnen die weitausschauenden Pläne '
der Handlungsgehilfen-Organisation darstellen, um Ihnen zu '
zeigen, daß die darauf beruhende Entwickelung durch ein ein- -
heitliches Privatangestelltenrecht unterbunden würde. Wenn wir .
die Handlungsgehiifenschaft weiter bringen wollen in der Rich-
iung, die sich die Organisation als Endziel gesetzt hat, so wird
das Ziel unvollkommen oder gar nicht erreicht -werden, wenn
nicht das jetzt geltende Recht ausgebaut wird.
Es ist nicht richtig, wie der eine Gutachter sagt, daß
das jetzige Recht nur auf die Macht der Organisation zurück-
zuführen ist. Als das Handelsgesetzbuch geschaffen wurde, gab ■
es noch gar keine mächtige Organisation. . Erst jetzt will die ■
Organisation eingreifen und hat den Wunsch, dieses Recht aus- '
zubauen. Die Handlungsgehilfen meinen aber, wenn es jetzt '
schon Schwierigkeiten macht, der Gesamtheit der Privatange-
stellten das zu geben, was die Handlungsgehilfen bereits be-
sitzen, so wird es noch viel schwerer durchzudrücken sein, '
daß die Gesamtheit der Privatangestellten die Verbesserungen ■
mit bekommt, die die Handlungsgehilfen erstreben. Daher unser •
Standpunkt: Wir sind durchaus nicht dagegen, daß die Gesamt- -
heit der Privatangestellten dieselben sozialen Rechte genießt,
die die Handlungsgehilfen bereits haben; aber, da unsere Be-
strebungen über den geltenden Zustand hinausgehen, befürchten
wir, daß man den Handlungsgehilfen nicht das Mehr wird'
geben wollen, das sie verlangen müssen.
• Auch in den vorliegenden Leitsätzen des Justizministers-
Klein ist betont worden, daß in Beziehung auf § 63 H.G.B.'
den Privatangestellten der Fortschritt gegeben werden müßte, den
die Handlungsgehilfen zur Verbesserung ihrer Lage fordern.
Dasselbe gilt für die Wettbewerbsabrede. Wir haben es aber'
schon erlebt, daß die Wünsche der Handlungsgehilfen auf
Schwierigkeit stoßen, sobald gleichartige Wünsche der übrigen
Privatangestellten laut werden. Nun wird die Gesamtheit der
Unternehmer noch mehr stutzig werden, als sie es bisher schon
ist, sobald sie hört, daß auch auf anderen Gebieten die von den
Handlungsgehilfen erhobenen Forderungen für alle Privatange-
stellten gelten sollen. Die Privatangestellten werden nicht ihre
Forderungen deswegen durchdrücken, weil sie eine größere
Masse darstellen als die Handlungsgehilfen allein, sondern die
Entwickelung wird sich so gestalten, daß die gemeinsamen
Forderungen noch mehr bekämpft und verurteilt werden, als es
jetzt schon der Fall ist. Mindestens werden die Handlimgs-
gehilfen keine Verbesserung ihres Rechtes erreichen.
Zum Schlüsse erlauben Sie mir noch eine politische Er-
wägung. Wir haben jetzt einen ziemlich einheitlichen Ar-
beiterstand. Dieser geschloss'ene Stand bildet unbestritten
ein reiches Feld für parteipolitische Agitation. Setzen wir nun
neben diesen geschlossenen Stand der Arbeiter einen ge-
schlossenen Stand der Privatangestellten, so würde auch diese
Geschlossenheit parteipolitisch nutzbar gemacht werden. Auch
solchen allgemeinen staatspolitischen Erwägungen muß der Ge-
setzgeber größte Aufmerksamkeit schenken.
Aus allen diesen Gründen glaube ich unter keinen Umständen
ein einheitliches Privatangestelltenrecht empfehlen zu sollen. Man
dehne die für die Handlungsgehilfen bereits bestehenden Schutz-
vorschriften auf die Gesamtheit der Privatangestellten aus. (Es
kommen hier nur die privatrechtlichen in Frage. Die öffent-
lich-rechtlichen können aus unseren Erörterungen ausscheiden,
weil in dieser Beziehung die Privatangestellten von jeher ebenso
behandelt worden sind wie die Handlungsgehilfen.) Die privat-
rechtlichen Schutzvorschriften also dehne man auf alle Privat-
angestellten aus. Man gehe dabei jedoch vorsichtig vor aus
taktischen und praktischen Erwägungen. Sonst besteht die Ge-
fahr, daß gar nichts erreicht wird, und das möchten wir zu
verhüten suchen.
Vertreter des Deutschen Techniker-Verbandes Dr. Gün-
ther, (Berlin):
Meine Herren! Es besteht nach der Rede des Herrn Vor-
redners die Gefahr, daß rein politische Gesichtspunkte in dieser
juristischen und sozialpolitischen Erwägungen allein zugänglichen
Versammlung die Oberhand bekommen könnten. Ich bestreite
zunächst dem Vertreter des Deutschnationalen Handlungsgehil-
fen-Verbandes jede Legitimation, im Namen aller Handlungs-
gehilfen zu sprechen. Der Leipziger Handlungsgehilfen- Ver-
band und auch der 1858er Verein haben sich in dieser Richtung
wiederholt auf das entschiedenste gegen den Deutschnationaien
Verband gewendet. Vor allem der Leipziger Verband hat das
getan, der auch hier durchaus mit unserem Technikerverbande
zusammengeht; und wi-- freuen uns, daß die großen Techniker-
Organisationen in diesen beiden Handlungsgehilfen-Organi-
sationen eine Unterstützung finden. — Das, meine Herren,
zur Richtigstellung!
Nunmehr möchte ich auf das Thema im engeren Sinne ein-
gehen, und ich hoffe, daß es mir möglich sein wird, mich
genau daran zu halten. Selbstverständlich ist es für den Ver-
treter eines Angestellten-Verbandes nicht gut möglich, durchaus
nur als Mitglied des Juristentages zu sprechen, und ich glaube,
daß der Juristentag selbst ein gewichtiges Interesse daran hat,
die sachlichen Erwägungen der Privatangestellten in dieser Frage
zu hören. Aber da wir doch hier ein geschlossenes Votum des
Juristentages erreichen wollen, wird man selbstverständlich auf
zuweit gehende Vorschläge verzichten müssen und sich vorteil-
haft auf die ausgezeichneten Referate beziehen, in denen wirk-
lich dem Privatangestelltenstande seit langer Zeit wieder einmal
etwas Positives geboten worden ist.
Meine Herren! Etwas Positives ist notwendig gewesen,
denn es sind in der letzten Zeit gesetzgeberische Vorschläge
gemacht worden, welche durchaus im engen Zusammenhang
mit dem heutigen Thema stehen, welche allerdings eine gewisse
Vereinheitlichung des Privatbeamtenrechtes bezwecken, und
welche doch so durchaus rückständiger Natur sind, daß man
sie ablehnen muß. Ich meine die Vorschläge des Handels-
ministers zu der Frage der Konkurrenzktause!. Der Herr Vor-
sitzende wird mir gewiß gestatten, da auch die Herren Refe-
renten auf die Konkurrenzklausel so eingehend Bezug genommen
haben, und da sie so eminent im Mittelpunkte der ganzen
Frage steht, sie etwas eingehender zu behandeln.
Die Vorschläge des Handelsministers bedeuten in einem
wesentlichen Teile eine Vereinheidichung des Privatbeamten-
rechtes auf der Linie des Technikerrechts im Gegensatze zu
der fortgeschritteneren Linie des Handlungsgehilfenrechtes. Es
soll nämlich neben geringfügigen Verbesserungen künftig die
Klage zugelassen werden auf Erfüllung der Konkurrenzklausel
und Schadenersatz neben der Konventionalstrafe. Die durch-
aus bedauerliche Bestimmung, daß die Konkurrenzklauscl er-
zwungen werden kann, die mit dem Geiste der Zivilprozeßord-
nung geradezu im Widerspruche steht, die auch vom Hand-
lungsgehilfenrecht beseitigt wurde, sie soll wieder für alle An-
gestellte Geltung haben. Es ist selbstverständlich, daß eine
derartige Vereinheitlichung und Rückschraubung unseres Rechtes
einen einhelligen Widerspruch erfahren wird (und daß in dieser
Beziehung auch der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband
mit uns kämpft) : hier ist der Fall gegeben, wo die Handlungs-
gehilfen Hilfe von den Technikern erfahren werden, wo sich
zeigen wird, daß die gesamte machtvolle Privatangestellten-
Organisation mehr erreicht, als die Handlungsgehilfen-Organi-
sation allein, über deren Bedeutung übrigens gar kein Zweifel
bestehen kann.
Nun, meine Herren, möchte ich mich den Thesen des Herrr
Staatsministcr Dr. Klein zuwenden. Prinzipiell muß ich als
Vertreter des Deutschen Techniker-Verbandes selbstverständlich
einer Resolution und einem Antrag, dk das Weitgehendste
fordern, ein einheitliches Privatangestelltenrecht und möglichst
Heft 15
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
233
Beseitigung der Konkurrenzklausel, zustimmen. Ich möchte aber,
wenn die genannten Thesen zur Grundlage der Beschlüsse des
Juristentages gemacht werden, Herrn Staatsminister Dr. Klein
doch bitten, wenigstens einige Aenderungen insofern vorzu-
nehmen, daß er den ersten Satz dahin abändert, daß — und
da möchte ich mir einen Antrag zu stellen erlauben — all-
gemein von Privatangestellten die Rede ist. Der Satz:
„Die für Handlungsgehilfen bestehenden sozialen Schutz-
vorschriften sind als zwingendes Recht auf alle Privatange-
stellten auszudehnen, die höhere Dienste zu leisten haben",
ist gewiß, richtig verstanden, zu begrüßen; tatsächlich wird
er aber Mißverständnisse ermöglichen, und ich fürchte, daß
dieser Satz die piece de resistance der ganzen Bestimmungen
sein könnte. Man, müßte mindestens von Privatangestellten,
sprechen, die „im Sinne der bestehenden Gesetze" höhere
Dienste leisten.
Dann müßte es heißen:
„Die Ausdehnung der Vorschriften des Handelsgesetz-
buches über die Konkurrenzklausel wird mit dem Zusätze
empfohlen, daß Verbesserungen dieser Vorschriften, die der
Juristentag als unerläßlich erachtet, sich auf alle im ersten
Absätze bezeichneten Angestellten zu erstrecken haben."
Unter dieser Voraussetzung, meine Herren, glaube ich,
können wir diesen Thesen zustimmen, denn sie halten sich
im Gegensatze zu einer allgemeinen theoretischen Behandlung
der Frage doch sehr auf dem Boden der Wirklichkeit, und
ich glaube gerade aus dem Widerspruche des Deutschnationalen
Handlungsgehilfen-Verbandes entnehmen zu können, daß die
gewählte Formulierung besonders praktisch für unseren Zweck
ist; sie bedeutet eine unmittelbare und leicht zu bewerk-
stelligende Reform, nämlich die Herübernahme der fortschritt-
lichen Bestimmungen des Handelsgesetzbuches für die Tech-
niker und die übrigen Klassen von Privatbeamten.
Das Referat des Herrn Korreferenten hätte ich nur nach
einigen Richtungen hin erweitert gewünscht. Im übrigen ist
mancher vorzügliche Gedanke in dem Referate enthalten ge-
wesen. Es ist gesagt worden, meine Herren, es gibt keinen
plausibeln Grund, die Schutzvorschriften, welche für die Hand-
lungsgehilfen bestehen, nicht auf das übrige Recht zu über-
tragen. Demgegenüber wendet man ein : der Handlungsgehilfen-
stand ist allein eine ganz geschlossene Masse, die übrigen
Privatangestellten sind zerrissen. Ich möchte bezweifeln, ob
der Handlungsgehilfenstand diese geschlossene Alasse ist, ob
nicht zwischen dem kleinen Ladengehilfen und dem Prokuristen
eine tiefgehende Kluft besteht; und wenn man imstande war,
selbst auf ganz kleine Angestellte die weitgehenden Vor-
schriften des Handelsgesetzbuches anzuwenden, dann dürfte man
dies für Ingenieure, Techniker auch unbedenklich tun.
Man kann sagen, daß, wenn bei dem Privatangestellten-
stand heute von homogener Masse vielleicht noch nicht stets
die Rede ist, dies jedenfalls nach Schaffung und Anwendung
einheitlicher rechtlicher Bestimmungen für diesen Privatange-
stelltenstand der Fall sein würde. Wir müssen die Phrase,
daß es überhaupt keinen Privatangestelltenstand als solchen
gebe, bekämpfen. Es war nicht die richtige Gelegenheit, vor
dem Juristentage diese Frage aufzurollen, da der Juristentag
nach § 1 seiner Satzungen die Vereinheitlichung des Rechtes
zu seiner vornehmsten Aufgabe macht. Daß überhaupt dieses
Thema gewählt worden ist, wird dem Juristentage bezeugen,
daß in seinen Kreisen ein warmes Interesse und Verständnis
für die Privatangestelltenfrage besteht.
Es wäre nun außerordentlich verlockend, gerade vom
Standpunkte der Angestellten aus auf die mangelhafte Recht-
sprechung hinzuweisen. Es ist bezeichnend, daß die Recht-
sprechung auch für Techniker in vielen Fällen heute die gün-
SOZIALE BEWEGUNG
Umgehung des Stellenvermittlergesetzes
In einer Bielefelder Zeitung finden sich nachstehende
Ausführungen, die wir im Interesse unserer stellenlosen
"'itglieder bekannt geben wollen:
„Die „Dortmunder Arbeiter-Zeitung" schreibt: Fin-
dige Köpfe haben sofort nach Erlaß des Stellenver-
mittlergesetzes einen Weg zur Umgehung der Gesetzes-
bestimmungen gefunden. In Essen ist unter dem Vor-
sitz eines Gustav Schäfer ein „kaufmännischer
stigeren Bestimmungen des Handelsgesetzbuches zugrunde legt.
Diese spielen besonders bei der Zeugnisfrage eine Rolle.
Dieser Umstand zeigt, daß wir notwendig den Weg der Fort-
bildung des Privatangestelltenrechtes beschreiten müssen.
Nun muß ich noch ganz kurz auf die Konkurrenzklauscl
zu sprechen kommen und in diesem Zusammenhange mit einigen
Worten den Erlaß kennzeichnen.
Die Grundlage des Privatangestelltenrechtes — darin sind
wir ganz gewiß alle einig — ist die Koalition und die Koalitions-
freiheit. Das ist die Grundlage jeder modernen gewerblichen
Ordnung. Der Entwurf des Handelsministers sieht nun vor,
daß eine Strafe gesetzt wird auf gemeinsame Kündigung. Es
soll rechtens sein, daß die Entschädigung, die in geringem
Maße den Angestellten zugebilligt wird, dann wegfällt, wenn
Angestellte gemeinsam kündigen und wenn die Kündigung ge-
schieht, um die Konkurrenzklausel zu beseitigen.
Denken Sie an den Fall, der häufig ist, daß die Kon-
kurrenzklausel erst dann vorgelegt wird, wenn ein mehrjähriger
Vertrag besteht, wenn der Angestellte für den Arbeitgeber nütz-
lich geworden ist. Auch in diesem Falle soll es künftig nicht
mehr möglich sein, die Konkurrenzklausel durch Kündigung
zu beseitigen. Die Verbände nehmen für sich in Anspruch,
daß sie in derartigen 'Fällen, wo ganz krasse Konkurrenz-
klauseln vorliegen, durch organisierte Selbsthilfe ihren Mit-
gliedern beizustehen suchen. Wir sehen in dem Verbote der
gemeinsamen Kündigung einen Eingriff in das Koalitionsrecht.
Es ist unzweifelhaft, daß, wenn man die eine Bresche gelegt
hat, diese Bestimmung auf weitere Punkte des Arbeitsvertrags
übergreifen wird. Warum soll man nicht auch verfügen können,
daß andere Vergünstigungen des Vertrages in Wegfall kommen
sollen, wenn von der Koalitionsfreiheit Gebrauch gemacht
worden ist?
Ich möchte damit 'schließen, den allgemeinen volkswirt-
schaftlichen Gesichtspunkt, der über dem Einzelinteresse steht,
zur Geltung zu bringen. Der Entwurf über die Konkurrenz-
klausel, wie gesagt, sieht vor, daß eine Entschädigung gewährt
werden soll, eine äußerst minimale Entschädigung; aus nahe-
liegenden Gründen muß die Entschädigung gering sein. Es ist
selbstverständlich, daß die Summen, die hier für Entschädigung
gezahlt werden sollen, unproduktiver Natur sind, daß man hier
der Volkswirtschaft, dem Volksganzen für die erzwungene Karenz
der Angestellten, dafür, daß Angestellte nicht arbeiten dürfen,
noch Summen entzieht. Man will den Angestellten seine Branche-
kenntnisse nicht verwerten lassen, schaltet ihn oft ganz aus
dem Produktionsprozesse aus; andererseits soll er für diese
künstliche Entziehung seiner Arbeitskraft noch entschädigt
w erden, natürlich nicht in allzu hoher Weise. Vom allgemeinen
Volkswohle aus weisen wir eine derartige, dem Einzelnen ge-
legentlich vielleicht günstige, Lösung zurück. Wir möchten davor
warnen, aus unvolkswirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus
Einzelfragen zu lösen.
Ich danke Ihnen für das Interesse und möchte bemerken,
daß wir dem Juristentage verpflichtet sind für seine Anregung,
daß die Augen der Privatangestellten auf dieser Tagung ruhen,
und daß wir dankbar sind für jede Verbesserung, selbstverständ-
lich immer mit dem Endziel, wie es die Herren Referenten dar-
i^elegt haben, der Vereinheitlichung des Privatangestelltenrechtes,
die auch praktisch leicht möglich sein wird. Wenn wir diesen
grundsätzlichen Wunsch hochhalten, werden wir doch durch
Annahme der Thesen des Herrn Justizministers Klein, mit
der Aenderung, die ich vorgeschlagen habe, befriedigt sein; dann
wird auch dem Anstürme von anderer Seite wieder begegnet
sein. Wir danken dem Juristentage, wenn er uns die Mög-
lichkeit gibt, wenigstens langsam uns zu dem zu entwickeln,
was Herr Bio bei ablehnt, zu dem neuen einheitlichen Mittel-
slande, der ein gut Teil deutscher Zukunft in sich verkörpert.
:i
und technischer H i 1 f s v e r e i n"*) gegründet.
Stellensuchende, die sich an den Verein wenden,
müssen erst 10 Mark Mitgliedsbeitrag zahlen,
bevor sie in den Genuß der Stellenvermittlung treten.
Diese besteht darin, daß die Zentrale Essen eine Va-
kanzenzeitung herausgibt. Die in dieser veröffentlichten
Stellen sind größtenteils den Tageszeitungen entnommen
und bei der Veröffentlichung in der Vakanzenzeitung
meistens schon besetzt. Es werden alle Ge-
schäftsleute und Angestellte vor der Inanspruchnahme
dieses „Vereins" gewarnt.
*) Von uns gesperrt.
234
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 15
Da sich in Bielefeld, Hermannstr. 48, auch eine
Geschäftsstelle dieses Vereins befindet und über die
obige Veröffentlichung eine Berichtigung nicht erschienen
ist, so fühlen wir uns veranlaßt, dieses hiermit zur
Kenntnis zu bringen. Daß es sich bei dem kauf-
männischen und technischen Hilfsverein nicht um eine
Organisation im üblichen Sinne handelt, geht schon
daraus hervor, daß der Verein, ehe er eine nennenswerte
Zahl oder überhaupt Mitglieder an einem Orte hat,
Geschäftsführer anstellt. Bei der Auswahl von Ge-
schäftsführern ist man gerade nicht sehr wählerisch,
denn mit der Leitung des hiesigen Bureaus hat man
den früheren Kutscher Schäfer .... betraut, der vor-
her in Essen beschäftigt war.
Da gelernte Kaufleute den Verein jedenfalls nicht
überlaufen, so ist man in neuerer Zeit auf die Idee
gekommen, eine Art Handelsschule einzurichten. In
den Inseraten behauptet der Verein, daß von keiner
anderen Seite eine gleichwertige Ausbildung zu erlangen
sei. Wir empfehlen den Eltern, die ihre Kinder dem
Kaufmannsstande zuführen wollen, die Handelsschule
des kaufmännischen und technischen Hilfsvereins
zu meide n."
Aus vorstehender Notiz, die sich sehr wohl auch auf
die Verhältnisse der technischen Angestellten übertragen
läßt, kann jeder Kollege nur eine Warnung vor dem kauf-
männischen und technischen ,, Hilfsverein" herauslesen.
Unsere Mitglieder haben es nicht nötig, sich derartig
zweifelhaften Unternehmungen anzuvertrauen, denn sie
wissen, daß die Stellenvermittlung des Verbandes für sie
arbeitet und ihnen kostenlos zur Verfügung steht.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben wir
bereits 1000 offene Stellen, d. s. weitaus mehr
als doppelt soviel wie in den drei gleichen Monaten des
Vorjahres, den Mitgliedern zugänglich machen können.
Unsere Stellenvermittlung ist eben aufgebaut auf das orga-
nisierte Zusammenwirken aller Verbandskollegen, und
weisen wir auch an dieser Stelle noch einmal darauf hin,
uns oder den durch die D. T.-Z. bekannt gegebenen Zweig-
stellen alle offenen Stellungen schnellstens zu melden. ,
:: H H STANDESBEWEGUNG :: :: «
Vom Stellen markt des Vermessungsfaches '
Skandalös ist ein Angebot, das wir den Allgemeinen
Vermessungs-Nachrichten entnehmen. Herr Ed. Mertinkat,
vereid. Landmesser in Sensburg i. Ostpr. sucht einen Ge-
hilfen, der , .kleinere Fortschreibungen selbständig be-
arbeiten" kann. Als Anfangsgehalt sind 50 M monat-
lich ausgesetzt neben „freier dürftig möblierter Wohnung'!.
Radfahrer werden bei der Bewerbung noch bevorzugt wn<I
als besonders verlockend den Bewerbern noch mitgeteilt,
daß die Stellung dauernd sein soll.
Wir wünschen dem vereid. Landmesser, daß er dauernd
zu solchen Bedingungen suchen soll, ohne einen Gehilfen
zu finden. Es ist kaum glaublich, daß man solche Be-
dingungen jemand bieten kann, der doch eine mehrjährige
Lehrzeit und intensive Studien hinter sich haben muß.
Bezeichnend ist das Angebot dafür, daß die Aussichten für
unseren Beruf in jedem Zweige die denkbar ungünstigsten
sind. Auch den Vermessungstechnikern müssen wir aus
diesem Grunde empfehlen, die Organisation ihrer Reihen
zu schließen, damit dem Unterbieten der Arbeitskraft Ein-
halt getan wird.
*
Des Blindes Unkenrufe
In unregelmäßigen Zeiträumen erscheinen in der „In-
dustriebeamten-Zeitung" Kritiken unseres Rechenschafts-
berichtes. Die Motive zur Kritik wechseln: einmal drückt
die Menschenfreundlichkeit dem Verfasser die Feder in
die Hand, das andere Mal reizt ihn sein kaufmännisches
Talent, uns Vorschriften zu "mLchen. Die Menschenfreund-
lichkeit, die ihn veranlaßt, unsere Mitglieder auf eine un-
sachgemäße Buchführung, die angeblich zu ihrem Schaden
geübt wird, aufmerksam zu machen, wird auf der anderen
Seite durch keine kaufmännischen Kenntnisse getrübt. Daß
bei alledem nur grundlos verdächtigt werden soll, brauchen
wir nicht zu beweisen, wenn unsere Mitglieder aufmerksam
unsere Mitteilungen mit denen des Bundes vergleichen.
Man könnte von vornherein aus den kritischen Sätzen
das bekannte Florians-Gebet heraushören: „Heiliger Sankt
Florian, verschon' mein Haus, zünd' andere an". Ob
diese Absicht auf die Dauer wirksam sein wird, möchten
wir nach dem Inhalt verschiedener Anträge zum kommen-
den Bundestage bezweifeln. Wir sind nicht so selbstlos, w ie
der Bund sich uns gegenüber ausgibt, seine Mitglieder auf-
zuklären, sondern überlassen es diesen selbst, sich mit
ihrer Leitung auseinanderzusetzen.
Einige Richtigstellungen, die dieses Kontingent der
Agitation des Bundes gegen uns -betreffen, müssen jedoch
hier folgen. T)ie Kritiken der ,,Industriebeamten-Zeitung"
stellen einen kompletten Rückzug dar, wenn man sie im
ganzen überblickt. Wie will man jene Mitteilung heute
noch begründen, die man in Nr. 20, Jahrgang 1910, ins
Land posaunte, daß der D. T.-V. das Jahr 190S mit einem
Defizit von annähernd 100 000 M beschließt. Tatsache
ist hingegen, daß das Vermögen des Verbandes in dem
genannten Jahre von 428 000 M auf 495 000 M stieg.
War es nicht auch ein Rückzug, den man antreten mußte,
als man sogar davor nicht zurückschreckte, uns nach-
zusagen, daß das Defizit auf Unterschlagungen zurück-
zuführen sei! Wer hört hier nicht wieder das Florians-
Gebet? Mit derselben Prophetenstimme, deren Kraft
stärker ist als die zu verkündende Wahrheit, wird in Heft 12
von diesem Jahre gemeldet, daß das Defizit 86 000 M
beträgt. Nicht kaufmännische Routine läßt den Verfasser
der Angriffe in der „Industriebeamten-Zeitung" von einer
Unterbilanz reden, wie er vorgibt, sondern parteiische
Herausschälung eines buchtechnischen Defizits gegenüber
der tatsächlichen bedeutenden Vermögenssteigerung 1910.
Trotz alledem weiß der Bund auch hier mehr als wir,
• denn sein Urteil gründet sich auf einen vorläufigen Kassen-
abschluß, während sich unser Vertrauen auf Kenntnis der
tatsächlichen Verhältnisse gründet.
Wir sind, so stellen wir nochmals fest, dem Bunde
keinerlei Rechenschaft schuldig, können es aber nicht mit
ansehen, wie der Bund versucht, das Vertrauen unserer
Mitglieder zu vergiften. Unser Gesamtvorstand hat über
die buchhaltungstechnische Aufmachung des Rechenschafts-
berichtes verschiedene Anregungen gegeben, denen die
Kassenverwaltung nachkam. Dieses Verdienst hat siel;
.natürlich wiederum der Kritiker der Bundeszeitung er-
worben, genau so wie der Bund ja fast alle soziale Er-
kenntnis unserer Tage auf sein Konto verbucht. Im Ver-
buchen dieser Erfolge hat der Bund ebenso wenig kauf-
männisches Talent bewiesen, wie in seiner eigenen Finanz-
politik. Die satzungsmäßige Verteilung unseres Kapitals
auf unsere Kassen mußte das scheinbare Defizit hervor-
rufen. Wir freuen uns aber trotzdem, sogar an der Ver-
ringerung dieses Defizits arbeiten zu können, weil dann
unsere Reserven noch mehr als in den letzten Jahren
steigen werden, unsere finanzielle Sicherheit damit er-
höhend. Wir sind dadurch aber auch in der Lage, ver-
sicherungstechnisch und in der Praxis mit diesen Kassen
für alle Wechselfälle gesichert zu sein, weil die Reserven
unantastbar für diesen Zweck festliegen, dem sie dienen
sollen und wofür ihn die Mitglieder angesammelt haben.
Wir hören schon den Einwand des Bundes hiergegen,
daß uns eben darum die Mittel zur Schlagfertigkeit fehlen,
aber auch das ist wiederum nur Wortgeplänkel, denn
die Tatsachen unserer letzten Gemaßregelten-LInterstützun-
gen und die Freude, mit der sie bewilligt und gezahlt
wurden, beweisen, daß es uns nicht nur ernst ist um
unsere Standespolitik, sondern daß wir hierzu auch die
Mittel besitzen.
Heft 15
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
235
:: Vi II :: RECHTSFRAGEN ;: H
Für die Ausdehnung der Gewerbegerichte !
^ der Beklagte Berufung beim Oberlandesgericht ein, das
aber die Berufung kostenpflichtig am 2. März IQll verwarf.
= Es bedurfte mithin einer Zeitdauer von über 5 Jahren,
bis dem Angestellten sein Gehalt zugesprochen wurde.
Was wäre aber geworden, wenn die verklagte Firma in
.Wenn wir in unserem Stuttgarter Programm die Forde- der Zwischenzeit in Vermögensverfall geraten wäre?
rung nach der Unterstellung sämtlicher technischen An- Neben dem Ausfall an Gehalt hätte der Kläger auch noch
gestellten unter die Gewerbegerichte zum Ausdruck die nicht unbeträchtlichen Anwaltskosten zu tragen gehabt,
brachten, waren wir uns bewußt, daß die Erfüllung dieser Dadurch, daß die Gerichte gehalten sind, alle vor-
Forderung das einzige Mittel sei, den technischen An- gebrachten Gründe eingehend zu prüfen — ein Vorteil,
gestellten zu einer schnellen und billigen Rechtsprechung den keiner in der Rechtspflege missen möchte — , bevoi
zu verhelfen. Die Berechtigung der Forderung beweist das erkennende Gericht seinen Spruch fällt, wird es einem
uns wieder einmal der nachfolgende Fall: Juristen sehr oft viel schwerer gemacht, sich in die eigen-
Im Herbst des Jahres 1904 suchte die Baufirma J. artigen Verhältnisse der umstrittenen Materie zu vertiefen
einen Polier für die Ausführung von Ringofenbauten. ^'^ dieselbe Streitsache vor emem Gevverbegencht,
Unter anderen Bewerbern meldete sich auch der Bau- das sich aus Arbeitgebern und -nehmern des betreffenden
führer K. für diese Stellung. Dieser wurde auch eingestellt. ^.^''^^^^ zusammensetzt, zur Entscheidung käme Es ist
Die ausschreibende Firma sprach sich dahin aus, daß es Y'^' komplizierterer Beweisapparat er orderlich bis
ihr nur erwünscht sein könnte, für diese Stellung einen Jf»" J"'"lft ^•^'] "5^''^^ "ber den Fa l bilden kann.
B a u f ü h r e r zu erhalten. Die Schwierigkeit der Arbeiten "Jf'^* ^.o':^urf für unsere Richter sein. Sic
und die räumliche Entfernung der Baustelle von dem bj-auchen aber eine viel längere Zeit zu ihrer Orientierung
Stammhause rechtfertige die Einstellung eines Bauführers ^f'^ die eigenen Angehörigen des Berufes die als
an Stelle eines Poliers Beisitzer in Gewerbe- und Kaufmannsgerichten tatig sind.
Als Entschädigung für seine Leistungen wurden K. ... ^"^ ^ö"nen die streitbaren Parteien nicht alles
neben freier Station und Wohnung 4,50 M Tagesdiäten anfuhren? So hatte in diesem Falle die be-
bewilligt, die auch für die Sonn- und Feiertage gezahlt ^'^^J^ ^""/"^ ^''1^ ^l^" ^15^^"^ der Unzuständigkeit des
werden sollten Landgerich,ts erhoben. Die Prüfung dieses Einwandes
Die Dienstleistungen K.'s sollten darin bestehen, die erforderte eine Zeit von neun Monaten. Diese Frist hätte
Aufsicht für die sachfemäße Herstellung eines Ringöfen- schon vermieden werden können, wenn zur Erledigung
baues, der an ein Subunternehmen weiter vergeben war, f^' S reitsachen aus dem Dienstverhältnis der technischen
zu führen. Die Firma war vertraglich gehalten, hierfü; Angeste lten das Gewerbegericht zustandig wa^^^ Offen-
einen erfahrenen Mann zu stellen ^ ^ ' bar hatte der Beklagte selbst das Gefühl, daß er vor
Als nun die Fundamentarbeiten für den Ofenbau bc- ^^."^"^ Gewerbegericht viel rascher und billiger zu seinem
endet war, entschloß sich der Bauherr, den Bau im Verein ^^'^"2* ^are ........ , . , ,
mit dem Subunternehmer allein fertigzustellen und ver- „ , /'"/^^{^^''^^ Verlauf der Verhandlungen brachte dei
zichtete kurzerhand auf die weiteren Dienstleistungen des Beklagte alle möglichen Grunde vor um einer Verurteilung
K. Dieser stellte sich seiner Firma zur Verfügung. Hier ergab entgehen. Gevviß soll zugegeben werden daß kein
sich, daß die Firma für K. augenblicklich keine andere pas- T""^. 'f* ^^^^
sende Tätigkeit hatte. Sie ersuchte K., eine kurze Zeit kus- ^i""^ ^'^/''^ ^ P^''^^^^' die Parteien bei der Austragung
zusetzen, da sie in allernächster Zeit weitere Ringofenbauten 'hrer Streitsachen vornehm kämpfen. Das is auch seitens
auszuführen habe. Damit erklärte sich K. einverstanden, ^'^^ ^l^^f'^ geschehen. Der Beklagte erbot sich, eidlich
bat aber des weiteren, ihm ein Zeugnis auszustellen, da f^f ^^l, tT ^ k^"1'
er versuchen wolle, in der Zwischenzeit anderweitig Stel- .pstellt hatte. Dem Klager ge ang es aber kurz vor der
lung zu erlangen unter Aufrechterhaltung seiner Ansprüche Eidesleistung, das ihm ausgestellte Zeugnis aufzufinden,
auf Einhaltung der Kündigungsfrist. eI gelang jedoch K. ? "^l'^ menschlich zu begreifen, wenn sich der Klager
nicht, eine neue Position zu finden. Hiervon Verständigte i?^" hinreißen lassen seinen ehemaligen Chef diesen
er seine Firma und bat wenige Tage nach dem 1. Januar l^/"*'^" zu lassen und danach dem Gericht das Zeugnis
1905 um Einsendung seines Gehaltes. Diese lehnte jedoch vorzulegen. Daß er es nicht tat, sondern dem Gericht
eine Gehaltszahlung mit der Motivierung ab, daß sie K. Zeugnis noch vor der Eidesleistung zustell e una
als entlassen betrachte dadurch seinen ehemaligen Arbeitgeber vor dem Gefängnis
K. erhob nun Klage beim zuständigen Landgericht bewahrte, zeugt nur von einer edlen Oesinnung. Ob man
und forderte Zahlung des Gehalts und Einhaltung der ^'^^ von c^em Beklagten behaup en darf .-^
gesetzlichen Kündigungsfrist. Der Beklagte bestritt zu- ^."^/"f ^''"^ Y^lf ^^^l^^'- ^ ^.^'.^f' sicher innerhalb
nächst die Zuständigkeit des Landgerichts mit der Be- von fünf Wochen statt wie hier in fünf Jahren entschieden
gründung, daß der Kläger mit seiner Klage vor das Ge- ^^e"" Qewerbegericht von vornherein nur
Werbegericht zu verweisen sei, und bestritt, den Kläger zuständig gewesen wäre. Dadurch waren dem Beklagten
als Bauführer angenommen zu haben. Er sei vielmihr hosten an Zeit und Geld erspart gebheben Das
als Polier im Sinne der Gewerbeordnung als Arbeiter ^"t^i."^^'",^.': »""ß^^ ^.^her im ureigensten Interesse
anzusehen. Der Beklagte beantragte Abweisung der Klage. ^^'^ Erfüllung unserer Wunsche eintreten.
Das erkennende Gericht stellte sich jedoch auf den Stand- u o r n i k.
punkt, daß es gleichgültig sein könne, ob der Kläger als
Polier oder als Bauführer eingestellt sei. Der Kläger sei
mit Rücksicht darauf, daß er 'mit der Beaufsichtigung einer :: :: H H BÜCHERSCHAU :: :: H :: H H
Baustelle, die weit vom Sitze des Beklagten entfernt sei, =
als ein Angestellter mit höheren technischen Dienst- (SSmtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
leistungen anzusehen, und es sei daher das angerufene ^"
Gericht zuständig. „D/> Frau als Hausärztin." Von dem rühmlichst be-
Gegen dieses Urteil des Landgerichts legte die beklagte kannten Frauenwerk von Frau Dr. med. Anna Fischer-
Firma Berufung beim Oberlandesgericht ein. Dieses be- Dückelmann (in Zürich promoviert) ist soeben im Verlag
stätigte jedoch das Urteil der ersten Instanz und begründete ^^s Süddeutschen Verlags-Institut in Stuttgart die 750 000 Jiibi-
es noch besonders. läums-Ausgabe erschienen Außer zahlreichen Text.lhistra tonen
NT i. 1 i j 1^1 ■■ j- i^i und prächtigen Kunstbei a^en entna t das einen ansennlichen
Nun erst konnte der Klager von neuem die Klage vor p^achtband darstellende Werk (Preis 17 M) ein Album mit zer-
dem Landgericht anstrengen und es wurde nunmehr über legbaren JVlodellen des männlichen und weiblichen Körpers. Es
die Forderung verhandelt. Das Landgericht kam zu einer liegt bereits in 13 Sprachen vor, erhielt auf den hygienischen
Verurteilung des Beklagten. Gegen dieses Urteil legte Ausstellungen in Berlin, Leipzig und Paris und zuletzt auf der
236
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQil
Heft 15
Weltausstellung in Brüssel die höchsten Auszeichnungen. Die
Verfasserin schöpft aus den reichen Erfahrungen, die sie in
ihrer langjährigen Frauen- und Kinderpraxis gesammelt hat.
In klarer und durch Illustrationen erläuterter Weise gibt sie Auf-
klärung über Wesen und Behandlung aller Krankheiten. Alle
mit dem sexuellen Leben und der Kinderpflege zusammen-
hängenden Fragen .sind besonders eingehend behandelt.
dann selbstverständlich auch nicht mit einem Verzögerungs-
koeffizienten 1 : |/ F gerechnet werden. —
Der Kanalauslauf würde wohl, um sofort eine innige Ver-
mischung des Schmutzwassers mit dem Wasser des Vorfluters
zu erzielen, als eisernes Tauchrohr besser unter Niederwasser-
spiegel ausgeleitet werden.
„ ,. . , . , r- ^ ^^ci den Baumaterialien sind für die Kanäle stellenweise
Kanalisation der Mein- und Aiittel-Stadte von Ewald Genz- Steinzeugrohre, stellenweise Tonrohre erwähnt, statt ausdrück-
mer. Geh. Baurat, Professor an der Tcchniscncn Hoch- hervorzuheben, daß für diese Kanalrohre nur Steinzeug-
schule Danzig. Halle a. S. 1910. Verlag von Ludwig röhre mit Salzglasur und zwar sogenannte Städte wäre zu
Hotstetter. Preis 7,50 M. verwenden ist. — Der kleinste Rohrdurchmesser mit 20 cm
Der Verfasser beabsichtigt laut Vorwort eine Veroflent- l. W. scheint mir eben doch zu eng; es dürfte 25 cm L W
lichung vollständig durchgearbeiteter Entwasserungsentwurtc für die Steinzeugrohre und 30 cm L.W. für die Zementrohre
mittlerer und kleiner Städte und hat zunächst für Neustadt in ^oi,] unterste Grenze anzusehen sein. - Beim Kosten-
Westpreufäen 2 Entwürfe nach dem Mischsystem und Trenn- ' Voranschlag berechnet der Verfasser den ganzen Erdaushub und
System herausgegeben (Preis 7,50 M). Es sollen weiter folgen • scheidet dann aus: Erdaushub von 0-2,0 m Tiefe, dann von
die Kanahsationsprojekte von Kulm, Marienwerdcr, Straßburg 2,0-2,5 m Tiefe, von 2,5—3,0 m Tiefe usw. Diese Art der
(Westpreußen) und Schwetz. ^ , ^ ^, . • , „ Kostenberechnung dürfte doch etwas zu umständlich sein; ich
Die schon vorliegenden Projekte für Neustadt sind voll- würde eher empfehlen, tabellarisch zu entwickeln und zusammen-
standig durchgearbeitet, Ausmaße und Kos en angegeben, so zustellen die Preise für die Kanalrohrc in verschiedenen Tiefen
daß ein Vergleich von Trennsvstem und Mischsystem sofort „nd mit verschiedenen Rohrdurclimessern einschl. aller Neben-
moghch ist. - Die Baukosten für das T r e n n s y s t e m sind arbeiten, wie Abfahren des überschüssigen Materiales, Bau-
berechnet mit 240 000 M, die Betriebskosten einschl. Verzin- grubensicherung usw. - Es kann das vorliegende Werk zum
sung und Tilgung mit 20 000 M, das waren also pro 1 Ein- • Studium und zur Benützung wohl empfohlen werden; doch
wohner (vorerst 9000 Einwohner angenommen) 27 M oder pro ^ möchte ich raten, das von mir angeführte dabei wohl zu be-
Ifd. m Kanalrohrlange 26 M Baukosten und pro 1 Einwohner I achten. Vielleicht entschließt sich der Verfasser in seinen an-
ctwas Uber 2 M Betriebskosten. - Für das M i s c h s y s t e m ! gekündigten Fortsetzungen des Werkes dem von mir angeregten
sind die Baukosten zu 390 000 M berechnet, das gibt also entgegenzukommen. Professor W. Miller- Nürnberg,
pro 1 Einwohner 43 M oder pro lid. m Kanalrohrlänge 42,50 M; !
die Betriebskosten einschl. Verzinsung und Tilgung sind hier i
'mit 30 000 M ermittelt, also pro 1 Einwohner 3 M jährliche;' ■ ~
Betriebskosten. Die Stadtverwaltung Neustadt hat sich nach ^ BRIEFKASTEN H :: H :: \\
dem Berichte des Verfassers, wie das eigentlich zu erwarten -
war, tatsächlich für die Ausführung der Kanalisation nach dem-- Kur Anfia-en, denen Rückporto bcilic^l und die von allscmeincm
Mischsystem entschieden. Im allgemeinen wird der Entschluß Ii!l<rc>,si: smd, werden aufgenommen, Dem Kamen des hin'senders sind
\-nn Gempinrtpvprwaltirno-pn wnhl mpistpns so aiKsfTllpn • Hpnn L " Ii n n " g uni .^^ 1 1 g 1 i c d n u m m c r liin^uzufügen. Anfragen nach Bezugs-
)■ »Vf u ^ , o t. i ?, • A.A'««^ ,« <t"<:l'™ Biicliern «erden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Ein.
für Ableitung von Haus- und Schmutzwasser allein 240 000 Mj Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
aUSZUgeben, scheint nicht wirtschaftlich. Es liegt doch der duneren ist der vorletzte Donnersiag (nmtags 12 Llir) vor Erscheinen des Hefte»
Gprlanlrp mhp rlip k'anHlp wplchp srlinn n ntwpnH icr cinrl Tiirh •'"ge erscheinen soll. Eine Verbm.llichkeit für die Aufnahme.
ueüankc nahe, c le Kanäle, welche sclion nomendig sind aucn ^^.^ i „ i, a 1 1 und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrif.-
zur Ableitung des Kegenwassers zu benutzen. Das Trenn- Icitung nachdrücklich ab. De zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
system kann besonders bei kleinen Städten als kaum vvirt- . stocke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragestelhr vorher bezahlen,
schaftlich bezeichnet werden. — Tprhnlb
Nach den neuen Wassergesetzen ist eigentlich die Ent- (-^"'l'^'^
Scheidung, ob Klärung allein oder ob Klärung und Reini-! Frage 90. In einem Ort in Schweden, in dem das Vor-
gung, eine Vorfrage und deshalb zu entscheiden vor', handensein von Erdfarben-Rohmaterialien festgestellt ist, wird
der Projektierung. Der Verfasser führt die betreffenden Vcr- ■ eine Einrichtung für die Gewinnung dieser Farbstoffe geplant,
hältnisse erst am Schlüsse an und, wie mir scheint, erst auf J Wer erteilt nähere Auskunft über die Einrichtung solcher Fa-
Veranlassung der Aufsichtsbehörde. Meines Erachtens ist es- briken, Konstruktion von Brennöfen usw.?
für solche Projekte richtiger auf Grund von Ortsbesichtigungen ' Frage 91. Ich beabsichtige, die Zementfußböden einer ge-
und WasseruntersucTlungen in hvdrotechnischer, hydrochemischcr. schlossenen Veranda und eines offenen Balkons mit Oelfarbc
und hydrobiologischer Hinsicht" zu entscheiden, ob eine mecha-' 2U streichen. Ist dies zu empfehlen, evtl. welches besondere
nische Klärung allein genügt, oder ob eine biologische Reini-, Verfahren? Wie schützt man den Fußboden gegen Rissebildung?
gung außerdem noch notwendig ist. In letzterem Falle müssen' Frage 92. Welchen Transmissionskoeffizienten besitzt
eben trotz hoher Kosten Mittel und Wege geschaffen werden, Schiefer- bezw. Ziegeldach mit Innenputz in der bei Dachwoh-
um das Abwasser nach erfolgter Klärung auch noch einer, nungen üblichen Ausführung?
biologischen Reinigung zu unterziehen, bb das nun durch Frage 93. Welche Firma liefert Gasbehälter mit auto-
Tropfkörperanlage, durch Rieselfelder, durch Bodenfiltrationen matischer Druckregulierung für Geneiatorgasanlagen zu Heiz-
usw. zu geschehen hätte, mag in diesem Falle nicht unter-^ zwegken?
sucht werden. — Bei der Ausarbeitung des eigentlichen Pro- Frage 94. Ich habe eine Kegelbahn auszuführen, bei der
jektes hat der Verfasser die abzuführende Wassermenge pro die Sohle der Bahn unter dem Grundwasserspiegel zu liegen
lfd. m berechnet und daraus dann die Wassermenge für die" kommt. Da ich befürchte, daß sich eine Bohle hierzu nicht
einzelnen Straßenstrecken ermittelt. Dieses Verfahren kann seiir eignet, bitte ich um Auskunft, welche Ausführung die beste ist.
zweckmäßig angewendet werden, wenn die Baublocktiefen ^ _ , , , , „ , , . r-- , , j
gleich sind. Ich möchte dasselbe aber in dem Falle, daß, , Zur Frage j 2. Rohrdurclilaß durch einen Fisenbalindamm.
wie hier, die Blocktiefen sehr verschieden sind, nicht ohnei^ In diesem Falle wählt man yorteilhat Tunnelschachtung, da
weiteres empfehlen, zu dem die Mehrarbeit bei der Berechl sich dieselbe ca. 1d bis 200,, bilhger stellt als offene Schachtung.
nung der Wassermengen nach Flächen statt nach Kanallängci| F""" ^en Arbeitsraum genügt ein Stollen von 1,dO m unterer
nicht viel größer ist ' Breite und 1,80 m Höhe einschl. der Aussteifung mit Bock-
Die Enden der Kanäle sind so tief angelegt, daß ein An- gerüsten, welche je nach der Bodenbeschaffenheit in einem
Schluß von Außenquartieren jederzeit möglich ist Diese Art Abstand von etwa 0,80 m angeordnet werden. Wenn es an-
der Projektierung ist sehr zu empfehlen; eine andere Frage ist gängig ist, nimmt man bei den Schacht- und Absteifungsarbeiten
aber, ob bei der Dimensionierung der Kanalgrößen auf den einen Bergmann zu Hilfe, da diese Leute mit derartigen Ar-
Anschluß der Außengebiete auch genügende Rücksicht gj- leiten vertraut sind. Die Stollensohle muß unter der Rohrsohle
nommen wurde i'"d zwar in der A'Vitte des Stollens am höchsten und am Ein-
Für die Verzögerung ist noch die alte, längst nicht mehr ""^ Auslauf tiefer liegen, um das Grundwasser in die Senklöcher
6, ' ZU leiten, welche zu beiden Seiten des Bahndammes an-
gebrauchte Formel 1: j/F erwähnt und allerdings nicht weiter zuordnen sind. A. Kr am er, Mitgl.-Nr. 44 475.
verfolgt, aber doch in der Art ein Schluß daraus gezogen,— Zur Frage 78. Ausmaß der Zwischenwände. II. (I siehe
daß entsprechende Ziffern für die verschiedenen Gebiete t r- Heft 14.) Wenn keine besondere Vereinbarung zugrunde liegt,
inittelt wurden, obwohl der Verfasser einige Zeilen später selbst sind die Decken bezw. Unterzüge bei den Scheidewänden ab-
sagt, daß die Dauer der stärksten Regenfälle 20 bis 25 Minute n zugsfähig. Bei den Betondecken sind die wirklich geleisteten
beträgt, während das abfließende Wasser auf die ganze Läii^c Massen, also einschl. Auflager, in Anrechnung zu bringen, wenn
des Kanalcs nur 21 Minuten Zeit braucht, daß also mit Vcr- nicht besondere Vereinbarungen getroffen sind; dafür können
zögerung nicht gerechnet werden braucht, weil die Ausdehnimg die Auflager der Betondecken bei der Berechnung des Mauer-
des Kanalnetzes eine zu geringe sei. In diesem Falle d;irf wcrks in Abzug gebracht werden. A. K.
Heft 15
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
237
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
l e „ü. T.-Z." bis spätestens Somabend mittags 12 Uhr im Verbandäbureau
ii müssen. Die Manuslaipte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
^chrielienen Blättern emgereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopte
zulüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
I .\ — Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezanlung gern
zur Verfügung.
in die Vereinsanzeigen r'''^". 'f* Beschluß des Verbands-
S_ tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
i nähme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Darmstadt. Am 22. Februar hatte die Ortsgruppe Darm-
stadt des B. t.-i. B. eine Versammlung einberufen, die nach
Heft 3 der 1. B. Z." „Eine Abrechnung mit dem Verband Deut-
scher Diplom-Ingenieure" zum Zwecke hatte und in der Herr
Ing. Flügger über Organisationsfragen sprach. In der an-
schließenden freien Aussprache erwähnte Herr Dr. Vaubel (Inh.
eines ehem. Laboratoriums) vom Verband Deutscher Chemiker,
daß auch sein paritätischer Verband soziale Aufgaben bearbeite
und recht schöne Erfolge zu verzeichnen habe. Koll. Münch
vom D. T.-V. stellte fest, daß das aufliegende Flugblatt „Ein
Vergleich" (in dem die Mitglieder des D. T.-V. zum Uebertritt
aufgefordert werden) einer fairen Kampfesweise und vor allem
den Tatsachen nicht entspreche, indem der D. T.-V. seine Stellen-
losenunterstützungskasse lt. Beschluß der Gesamtvorstandssitzung
in Sondershausen neu organisiert habe (s. Heft 7 der D. T.-Z.)
und alsdann die des Bundes noch übertreffe, ein Beweis, daß
auch der D. T.-V. Angestellten-Interessen vertrete, soziale Aut-
gaben erfülle und Reformen schaffe.
Im Schlußwort wurden die Ausführungen des Herrn Dr.
Vaubel sowohl als auch die des Koll. Münch vom Referenten
in .vollständig entstellter Weise wiedergegeben, wohl lediglich,
weil sie als Unternehmermitglieder paritätischer Verbände soziale
Fragen behandelten.
In einer am Freitag-, 24. März, einberufenen Protestver-
sammlung des Bundes gegen die Stellungnahme des Haupt-
ausschusses in der Frage der staatlichen Pcnsionsversiche-
rung der Privatangestellten war ebenfalls Herr Flügger als
Referent erschienen und wir konnten es erleben, daß vor Ab-
stimmung der eingebrachten Resolution bekannt gegeben wurde:
„Selbständige dürfen mit abstimmen". Ein Vertreter vom
n. H. V. stellte fest, daß dieses Verfahren doch nicht den ge-
werkschaftlichen Tendenzen des Bundes entspreche, was in ider
Versammlung am 21. Februar genügend festgestellt worden sei.
In diesem Falle hielt man jedoch die Parität für das Richtige,
indem man von ihr Unterstützung erhoffte.
Wir sehen hieraus, daß der Bund die Segel hißt je nach
der Windrichtung. So geschehen, Darmstadt, den 21. Februar
und 24. März 1911.
Dezirksverwaltungen
Bezirksverwaltung Brandenburg. Am Sonntag, 9. April',
nachmittags 2 Uhr, findet eine Besichtigung des Ruderhauses;
der Berliner Rudergesellschaft statt. Anschließend hieran die
Besichtigung der neuerbauten Körnerschule in Cöpenick.
Näheres ist in den Mitteilungen der B.-V. Brandenburg ent-
halten. Die Kollegen mit ihren werten Damen und Gästen sind
herzl. willkommen.
Die verehrlichen Kollegen werden hiermit darauf aufmerksam
gemacht, daß die neuen Vorlesungsverzeichnisse der Freien
Hochschule und der Humboldt-Akademie soeben
erschienen sind. Programme sind kostenlos im Verbandebureau
zu haben. Hörerkarten für einen Zyklus an der Freien Hoch-
schule zu ermäßigten Preisen ebendaselbst. Hörerkarten der
Humboldt-Akademie können in folgenden Bureaus gelöst werden :
Invalidendank, Unter den Linden 24, — Gselliussche Buchhand-
lung, Mohrenstraße 52, — Kaufhaus des Westens, Tauentzien-
straße 21, — Selmar Hahne, Buchhandlung, Prinzenstraße 54, —
Fröhlichsche Buchhandlung, Landsberger Straße 32., — In Char-
lottenburg bei: Förster & Mewis, Kantstr. 14, — C. Ulrich & Co.,
Berliner Str. 76, — Paul Baumann, Wilmersdorfer Str. 96 97, —
Schiller-Buchhandlung, G. m. b. H., Bismarckstr 82/83.
Oberschlesien. Anträge zu dem Anfang Mai in Ratibor
stattfindenden Frühjahrs-Bezirkstage sind bis spätestens 20. April
dem Bezirksvorsitzenden einzureichen.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Am 8. d. M., abends
8V4 Uhr, Monats-Hauptversammlung im Berliner Hof mit fol-
gender Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Bekanntgabe von
Neueingängen. 3. Beratung der Anträge zuiu Bezirl<stag am
27. d. M. in Düren. 4. Verschiedenes. Infolge längerer Ab-
wesenheit sind einzelne Herren Vereinskollegen im Verein fast
unbekannt geworden. Wir bitten deshalb dringend um allseitigen
und pünktlichen Besuch dieses Vereinsabends.
Bergedorf und Umgegend. Technischer Verein.
Vrs.: H. Rathmann, Bergedorf, Kampchaussee 72p. Br.-A.-
H. Eggert, Bergedorf, Sillamstraße 15 11. — Versammlung am
Mittwoch, 12. April 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokalc
„Stadt Hainburg". Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls.
2. Mitteilungen des Vorstandes. 3. Aufnahme neuer Mitglieder.
4. Beschlußfassung über einen Antrag des Kollegen O. Schmidt.
5. Verschiedenes. Um pünktliches und vollzähliges Erscheinen
wird gebeten. Gäste sind uns jederzeit willkommen.
München. Techniker-Verein, E.V. Sonntag den
y. April, vormittags 10 Uhr, Besichtigung der Hygienischen
Ausstellung von Bamberger & Leroi, Ludwigsstraße 5. Zu-
sammenkunft Uhr dortselbst. — Dienstag, 11. April, fällt
der Vereinsabend aus. Dafür findet an diesem Tage eine öffent-
liche Techniker-Versammlung statt. Näheres wird noch durch
Plakate usw. bekannt gegeben.
Offenbach a. AI. Ifechnischer Verein. Dienstag,
11. April 1911, abends 8V2 Uhr, im Hotel „Kaiser Friedrich"
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Ein-
gänge. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Bericht über den
Bezirkstag in Mainz. 5. Verschiedenes.
Reistenhausen und Umgegend. Technischer Verein.
Sonntag, 9. April, findet nachm. um 4 Uhr in Dorfprozelten im
(jasthaus zum Stern eine Generalversammlung mit Ersatzwahl
des 1. Vorsitzenden statt. Es wird hierzu um rege Beteili-
gung gebeten.
Techniker in der Industrie.
Görlitz. Verein für Ingenieure und Ma-
schinentechniker. In der Jahres-Hauptversammlung am
17. März fand eine Neuwahl des Vorstandes statt. Derselbe
setzt sich jetzt wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Gründl,
Ingenieur; 2. Vorsitzender: Karger, Ingenieur; 1. Schriftführer:
Aßmann, Ingenieur; 2. Schriftführer: Kraßmann, Ingenieur;
Kassierer: Fünfstück, Ingenieur; Beisitzer: Ziegert, Ingenieur;
Bibliothekar: Hennann, Ingenieur. Briefadresse: Grundt, Ing.,
Konsulstr. 67. Adresse für Geldsendungen: Fünfstück, Ing.,
Uferstr. 26. Versammlungen: Freitag nach dem 1. jeden Monats,
abends 8V2 Uhr, Monatsversammlung, Freitag nach dem 15.,
abends 8V2 Uhr, zwangloses Beisammensein im Vereinslokal
„Gewerbehaus", Demianiplatz.
Nürnberg. „Kraft und Licht", T e c h 11. Verein.
Laut Beschluß der Generalversammlung vom 8. März hat sich
unser Verein mit den beiden hiesigen Zweigvereinen „Techn.
Klub" und „Nürnberger Techn. -Verein" zusammengeschlossen.
Der neue unter dem Namen „Techniker-Vereinigung Nürnberg"
gebildete Verein hält seine Sitzungen jeden Mittwoch im Re-
staurant „Theodor Körner", kleine Insel Schütt, ab.
Bekanntmacluingen der Verbandsleitung
Die Zusendung von Verbandsabzeichen erfoli^t auf Wunsch gegen
vorherige Einsendung von 4,30 M für ina>^iv silberne, I.til M
für vcrnicl<eltc oder vergoldete Ausfüiirung. — Ebenso >in_d
Vorstecknadeln, das VerbaiuKah/eic Iien in Orößc tragend, in
vergoldeter Ausführung zu 1 AI, in massiv silberner Auiluliiang
zu 1,80 iVl durch die OcschaftbStclle Berlin, Alarkgrafenaralie 94,
portofrei zu beziehen.
Ansiciiispostkarten vom Erholungsheim sind zum Preise ve-ii t Pi'. ' '<
durch Verbandskollegcn Herrn Bürgermeister B u r k Ii a r d t - S o n i! n
zii beziehen. Der Ueberscliuß durch den Verkauf fließt zum Bai i .: L .i el-
lungcn am besten durch Postanweisung.
Sammelbüchsen für Gaben zum Erholungslieim werden zum Stückpreise von 4,20 M
portofrei verabfolgt durch Verbandskollegen Herrn Bruno Löser, Frank-
furt a. IVl, -Sachsenhausen.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung siu I v i
Buchbinderei Wübben&Co., Berlin S\V. 48, W ülulii
für 1 M das Stück zuzüglich 50 Pf. hezw. 2d Pf. liu' P-
den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen, siiul zwei V _ .
mit Anzeigen, Decke B ohne Anzeigen) zum gUitheii Preise lieferbar. Bei Bc
Stellungen ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird.
der Firma Berliner
1 alle Q, zum Preise
I I be/iclicn. Um
irken (Decke A
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An dai
Erholungsheim des Deutschen Techniker- Verbandes in Sonders-
hausen.
1
238
DEUTSCHE. TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 15
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
968 für Entwurfs- und Abrechnungsarbeiten nach AHenstein
von einer Militärbaubehörde sofort ein im Mihtärbauwesen er-
fahrener Techniker auf zwei bis drei Monate. Tagesdiäten
6 M. Angebote mit Antrittstermin unter 968 an die Zweigstelle
Königsberg, z.H. d. Hrn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
969 nach Frankfurt a. Oder sofort ein Bautechniker, tüch-
tiger Zeichner, Absolvent einer Baugewerkschule. Gehalt 120
bis 150 M. Angebote unter 969 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
970 für eine städtische Behörde in Quedlinburg sofort ein
junger, zuverlässiger Tiefbautechniker zur Ueberwachung des
Betriebes der Kanalisation- und Kläranlagen nebst Rieselfelder,
sowie zur Prüfung und Abnahme von Hausentwässerungsanlagen.
Bewerber mit Kenntnissen im Straßenbau be\orzugt. Angebote
mit Gehaitsansprüchen und Photographie unter 970 an die Haupt-
steile Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
971 für ein Architekturbureau in Plauen sofort ein Tech-
niker, sauberer und flotter Zeichner, zuverlässig im Ver-
anschlagen und in statischen Berechnungen. Gehalt 120 bis
150 M. Angebote mit Photographie unter 971 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
973 für ein Bau- und Zimmereigeschäft in Schweinfurt zum
1. Juli 1911 ein erfahrener Bautechniker, Absolvent einer Bau-
gewerkschule, militärfrei, in dauernde Stellung. Gehalt 140
bis 160 M. Angebote unter 973 an die Zweigstelle Würzburg,
z. H. des Herrn L. Ungerer, Schöntaler Straße.
990 für die Kaiserl. Oberpostdirektion in Berlin sofort ein
Bautechniker zur Vertretung eines. Postbausekretärs. Kenntnis
der Berliner Baupolizeiverhältnisse erforderlich. Angebote nur
tüchtiger Bewerber unter 990 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
991 nach Groß-Lichterfelde sofort ein erster Bautechniker,
nicht unter 30 Jahre alt, mit guter Handschrift, sowie mit
Kostenanschlägen und Abrechnungen vertraut. Gehalt 180 bis
210 M. Angebote unter 991 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
993 nach Schöneberg b. Berlin sofort ein gewandter Tief-
bautechniker, mit Straßenbau und Kanalisation vertraut. Gehalt
150 bis 200 M. Angebote unter 993 fin die Hauptstelle Berlin SW.,
Alarkgrafenstraße 94.
994 für ein technisches Bureau in Bremen sofort ein zu-
verlässiger, jüngerer Techniker mit einiger Erfahrung im Bau
von Ziegeleien, Feuerupgsanlagen, Ofen- und Essenbau. Ah-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 994 an die Zweigstelle
Bremen, z. H. d. Herrn O. Krause, Neustadt Contrescarpe Nr. 7(3.
995 für ein Hoch-, Tief- und Betonbaugeschäft in Obef-
schlesien ein jüngerer, tüchtiger und strebsamer Bautechniket*,
guter Zeichner und sicherer Rechner, für Bureau und Baustelle.
Anfangsgehalt 120 bis 150 M. Stellung evtl. dauernd. Kenntnis
der polnischen Sprache sehr erwünscht. Angebote unter 995
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
996 für ein Baugeschäft in Görlitz sofort ein Techniker,
guter Zeichner, speziell für Hochbau. Gehalt 140 bis 150 M.
Angebote unter 996 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgraferi-
straße 94.
997 nach Halbe an der Görlitzer Bahn sofort ein tüchtiger
Techniker, firm in Kostenanschlägen und in Bauleitung. An-
gebote unter 997 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
999 für einen Maurermeister in Templin (U.-M.) sofort
ein Bautechniker für Bureau und Baustelle. Gehalt 150 M, Stel-
lung dauernd. Angebote unter 999 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94. '
1000 für ein Architekturbureau in Freiburg i. B. sofort ein
jüngerer Techniker mit praktischer Erfahrung in der Bauleitung
und energischen Handhabung derselben. Gehalt bis 160 M.
Stellung dauernd. Angebote unter 1000 an die Zwcigstefle
Karlsruhe, z. H. des Herrn Rob. Jais, Werderplatz 45. '
1001 nach Königsberg i. Pr. sofort ein Bautechniker, ge-
wandt im Zeichnen und Veranschlagen, sowie in Terrain- und
Gebäudeaufnahmen, zunächst für Königsberg i. _Pr., später lür
die Bauführung nach Schlesien. Arbeitsfeld: FabVik- und Beton-
bauten. Anfangsgehalt 180 M. Angebote unter 1001 an die
Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. des Herrn Militärbausekte-
tär Wiehe, Königseck 5.
1002 für Entwurfs- und Abrechnungsarbeiten auf etwa zwei
bis drei Monate ein im Militärbauwesen erfahrener Techniker.
Tagesdiäten bis 6 M. Angebote mit Antrittstermin unter 1002
an die Zweigstelle Königsberg \. Pr. wie unter 1001.
1003 für ein Hochbauamt in Elbing sofort ein Hochbau-
techniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1003 an die
Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr,
Hertastraße 17.
1005 nach Chateau Salins sofort ein jüngerer Hochbau-
techniker für Bureau. Anfangsgehalt 120 M. Stellungsdaucr
6 bis 8 Monate evtl. länger. Kenntnis der französischen Sprache
erwünscht. Angebote unter 1005 an die Zweigstelle Metz, z. H.
des Herrn K. Gerlach, Richepansestaden 3.
1006 für ein Baugeschäft in Regensburg sofort ein tüch-
tiger Techniker, sauberer Zeichner, sicher in Konstruktionen
und Werkplänen, mit flotter Plan- und Handschrift, sowie ab-
geschlossener Schulbildung. Gehalt 175 bis 200 M. Angebote
mit Schriftproben unter 1006 an die Zweigstelle Nürnberg, z. H.
des Herrn Fr. Rehle, Untere Grasersgasse 9.
1007 für ein Baugeschäft in Regensburg sofort ein jüngerer,
tüchtiger Techniker, sauberer Zeichner, mit flotter Handschrift,
für Bureau. Gehalt 150 M. Angebote unter 1007 an die Zweig-
stelle Nürnberg, z. H. des Herrn Fr. Rehle, Untere Grasers-
gasse 9.
1008 nach Braunschweig sofort ein tüchtiger, jüngerer
Techniker zur Bauleitung eines Wasserwerksneubaues, guter
Zeichner, der nachweislich schon solche Anlagen ausgeführt hat.
Gewandtheit im schriftlichen Verkehr erforderlich. Angebote
mit Photographie und Gehaltsansprüchen unter 1008 an die
Zweigstelle Braunschweig, z. H. des Herrn G. Janschek, Pesta-
lozzistraße 19.
1009 für ein Militärbauamt in Metz sofort ein älterer, im
Militärbauwesen erfahrener Hochbautechniker und ein jüngerer
Bautechniker. Stellung vorübergehend. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 1009 an die Zweigstelle Metz, z. H. des Herrn
K. Gerlach, Richepansestaden 3.
1010 nach Joachimsthal in der Mark sofort ein jüngerer,
strebsamer Techniker, gewandt im Entwerfen und Nivellieren,
Kenntnisse im Eisenbeton erwünscht. Gehalt ca. 120 M. Stel-
lung evtl. dauernd. Angebote unter 1010 an die Hauptstelle •
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1011 für ein Stadtbauamt in Westpreußen baldigst ein er-
fahrener Hochbautechniker, firm im Veranschlagen, Abrechnen
und in Bauleitung. Zureisekosten werden nicht gewährt. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1011 an die Zweigstelle
Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Herta-
straße 17.
1012 für ein Stadtbauamt in Westpreußen sofort ein älterer,
erfahrener Tiefbautechniker, mit Kanalisationsarbeiten und
Straßenbau vertraut. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1012
an die Zweigstelle Danzig wie unter 1011.
1013 für ein Architekturbureau in Graudenz sofort ein
jüngerer, tüchtiger Hochbautechniker mit abgeschlossener Bau-
gewerkschulbildung. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1013
an die Zweigstelle Danzig wie unter 1011.
1015 für ein technisches Bureau in Frankfurt a. M. sofort
ein erfahrener Eisenhochbautechniker, der statische Berech-
nungen für leichte Eisenkonstruktionen selbständig anfertigt,
sauber zeichnet und Vorkalkulationen aufstellen kann. Angeb. mit
Gehaltsansprüchen unter 1015 an die Zweigstelle Frankfurt a. M.,
z. H. des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbert-
straße 73.
1016 nach Coblenz sofort ein junger Bautechniker, flotter
Zeichne^ dem Gelegenheit geboten wird, sich mit den Be-
stimmungen der Heeresbauverwaltung \ertraut zu machen. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1016 an die Geschäftsstelle
für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn E. Lustig, Dort-
mund, Kaiserstraße 86.
1017 für ein Baugeschäft in Landsberg in Oberschlesien
sofort ein junger Bautechniker in .Anfangsstellung. Angebote
unter 1017 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1034 für eine Zementröhren- und Kunststeinfabrik sofort
ein Bautechniker, der mit statischen Berechnungen im Zement-
bau vertraut ist. Evtl. Nebenbeschäftigung. Angebote unter
1034 an die Geschäftsstelle der Bezirksvcrwaltung Leipzig,
Thomasring 18.
1036 für ein Kgl. Hochbauamt in Berlin sofort ein Hochbau-
tcthniker für Bauleitung und Abrechnung, der möglichst schon
Heft 15
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
239
bei Behörden tätig war. Gehalt 180 M. Angebote unter 1036
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße Q4.
1037 von einer Behörde in Rixdorf sofort ein Tiefbau-
techniker als Bauaufseher für Straßenbauten und Bureauarbeiten.
Steilungsdauer für die Sommermonate. Gehalt 150 M. Angebote
schnellstens unter 1037 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1039 für eine Behörde in Minden i. Westf. sofort ein älterer,
im Militärbauwesen erfahrener Techniker, Absolvent einer Bau-
gewerkschule, für Bauleitung und Abrechnung. Tagesdiäten
6 bis 7 M. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter 1039 an
die Geschäftsstelle in Dortmund, z. H. des Herrn E. Lustig,
Kaiserstraße 86.
1040 für die Erweiterung des Oderhafens in Cosel sofort
ein jüngerer Techniker, guter Zeichner, möglichst mit Ver-
waltungssachen vertraut. Gehalt 120 bis 135 M. Angebote
unter 1040 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1041 für die Hochbauabteilung einer Kgl. Behörde in
Bromberg sofort ein tüchtiger Hochbautechniker, im Entwerfe. i
und Veranschlagen besonders erfahren. Gehalt bis ISO M. An-
gebote mit Handskizzen in Briefform unter 1041 an die Zweig-
stelle Brombegr, z. H. des Herrn H. Neudahl, Mittelstraße 48.
1042 für ein Baugeschäft in einer Kreisstadt im Regierungs-
bezirk Bromberg sofort ein jüngerer Bautechniker, ledig, im
Entwerfen, Veranschlagen und in statischen Berechnungen er-
fahren. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Handskizzen in
Briefform unter 1042 an die Zweigstelle Bromberg wie unter 1041.
1043 für einen Architekten in Bromberg sofort ein tüchtiger
Bautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule, für Bureau
und Baustelle. Bewerber muß mit statischen Berechnungen für
die Baupolizei vertraut sein und nach gegebenen Skizzen selb-
ständig Projekte bearbeiten können. Gehalt bis 150 M. An-
gebote mit Handskizzen in Briefform unter 1043 an die Zweig-
stelle Bromberg wie unter 1041.
1044 für einen Bauunternehmer bei Essen sofort ein junger
Techniker zur Bearbeitung von Projekten. Gehalt 130 M. An-
gebote unter 1044 an die Geschäftsstelle in Dortmund, z. H. des
Herrn E. Lustig, Kaiserstraße 86.
1045 für ein Gemeindebauamt im Kreise Mörs sofort ein
Bautechniker, der möglichst schon bei Behörden tätig war.
Angebote mit Gehaltsansprüchen (150 bis 170 M) unter 1045
an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1044.
1046 für ein Terrazzo-Zementbaugeschäft in Potsdam sofort
ein erfahrener Techniker, der auch den Chef vertreten kann,
mit statischen Berechnungen für Eisenbetonbauten und mit
Buchführung vertraut. Stellung evtl. dauernd. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 1046 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1047 für ein Baugeschäft mit Schneidemühle bei Posen
sofort ein Bautechniker, bis 30 Jahre alt, mit Kenntnissen im
Schneidemühlbetrieb und in der Holzausnutzung. Stellung evtl.
dauernd. Gehalt 100 M bei freier Station. Angebote unter
1047 an die Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautechniker
König, Hohenlohestraße 3.
1048 für eine Kgl. Behörde in Jarotschin sofort ein Bau-
techniker, Absolvent einer staatlichen Baugewerkschule, zur
Unterstützung bei den laufenden Dienstgeschäften und zur Ver-
anschlagung und Abrechnung von Domänenbauten. Bewerber,
die bei Hochbauämtern bereits tätig waren, bevorzugt. Steilungs-
dauer zunächst zwei Monate evtl. länger. Gehalt bis 180 M.
Angebote unter 1048 an die Zweigstelle Posen wie unter 1047.
1050 für eine KgL Behörde in Herne i. Westf. sofort ein
Tiefbautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule, mit be-
sonderer Erfahrung im Entwerfen. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Führungszeugnis unter 1050 an die Geschäfts-
stelle in Dortmund, z. H. des Herrn E. Lustig, Kaiserstraße 86.
1051 für eine städt. Behörde im Rheinland sofort ein
Bautechniker, nicht unter 25 Jahre ',alt, militärfrei, mit Erfahrung
im Tiefbau, besonders Neubau und Unterhaltung von Straßen.
Gehalt 120 bis 150 M. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
1051 an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1050.
1052 für eine Militärbauverwaltung im Rheinland sofort
ein junger Hochbautechniker als Zeichner. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 1052 an die Geschäftsstelle in Dortmund
wie unter 1050.
1053 für den Landkreis Aachen zur Beaufsichtigung meh-
rerer Rohrleitungs-Kolonnen zwei jüngere Techniker, 22 bis
25 Jahre alt, mit Befähigung zur Verwaltung eines größeren
nstallationslagers. Stellungsdauer ein Jahr und evtl. länger.
Angebote unter 1053 an die Geschäftsstelle in Dortmund wie
nter 1050.
1054 für ein größeres Dorf im Bezirk Münster i. Westf.
sofort ein Bauamts-Assistent, flotter Zeichner und sicherer
tatiker (auch Eisenbeton). Erfahrung in der Bearbeitung von
aupolizeisachen erforderlich. Gehalt 1600 M, steigend bis
3100 M und Wohnungsgeldzuschuß. Entschädigung für Stellung
eines Fahrrades. Nach einem Probejahr Einstellung mit Be-
amteneigenschaft. Angebote unter 1054 an die Geschäftsstelle
in Dortmund wie unter 1050.
1055 für ein Baugeschäft in Hagen i. Westf. sofort ein
junger, tüchtiger Bauführer. Stellung evtl. dauernd. Gehalt
150 bis 200 M. Angebote unter 1055 an die Geschäftsstelle in
Dortmund wie unter 1050.
1056 für ein Architekturbureau in Hagen i. Westf. sofort
ein Bautechniker, tüchtiger Zeichner. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Skizzen in Briefform unter 1056 an die Geschäfts-
stelle in Dortmund wie unter 1050.
1057 für ein Baugeschäft im Kreise Bomst sofort ein junger
Bautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule, für Bureau
und Baustelle. Gehalt 120 M. Angebote unter 1057 an die
Zweigstelle Posen, z. H. des Herrn Bautechniker König, Hohen-
lohestraße 3.
1058 nach Lychen in der Mark sofort ein tüchtiger, jüngerer
Bautechniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1058
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1059 nach Hagendingen i. Lothr. sofort ein tüchtiger Ver-
messungstechniker, in Geländeaufnahmen erfahren, für Bureau
und Feldaufnahmen. Stellung dauerndi. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen (200 bis 250 M) unter 1059 an die Zweigstelle Metz,
z. H. des Herrn K. Gerlach, Richepansestaden 3.
1061 für ein Kgl. Kanalbauamt in Osnabrück sofort, späte-
stens zum 1. Mai 1911 ein Tiefbautechniker, Absolvent einer
Baugewerkschule und militärfrei, für Bureau und später evtl.
auch für die Baustelle. Stellungsdauer mehrere Jahre. Angebote
mit Oehaltsansprüchen unter 1061 (an die Zweigstelle Osnabrück,
z. H. des Herrn H. Schütte, Parkstraße 45.
1062 von einer Maschinenbau-Anstalt in Arnswalde in der
Neumark sofort ein Bautechniker für landwirtschaftliche An-
lagen. Gehalt 120 bis 150 M. Angebote unter 1062 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
B. für Industrieangestellte.
974 nach Hildesheim sofort ein jüngerer Maschinentech-
niker, mit etwas Kenntnis (in der Installations- und Apparatebau-
branche. Gehalt 130 Mark. Angebote unter 974 an Herrn
W. Rummel, Hildesheim, Mittelstraße 5.
975 für eine Brückenbauanstalt im Kreise Dortmund sofort
ein Eisenhoch- und Brückenbautechniker, Absolvent einer
technischen Mittelschule. Gehalt 150 bis 180 M. Stellung
dauernd. Angebote sind nach vorheriger Anfrage bei der
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
E. Lustig, Dortmund, Kaiserstraße 86, nach der Adresse der
Firma direkt an dieselbe zu richten.
976 nach Barmen sofort ein Techniker für Eisenhoch-
und Brückenbau, der sich sicher und schnell einarbeiten kann.
Angebote mit Oehaltsansprüchen und Antrittstermin unter 976
an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des
Herrn E. Lustig, Dortmund, Kaiserstraße 86.
980 nach Charlottfenburg sofort ein jüngerer Heizungs-
ingenieur bezw. Techniker, sicherer Projektant und zuverlässiger
Rechner, der auch mit der Montage vertraut ist und gute Material-
kenntnisse besitzt. Anfangsgehalt 160 M. Angebote unter 980
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
981/82 für ein Heizungs- und Installationsgeschäft in Davos
in der Schweiz sofort ein junger Maschinentechniker, zirka
25 Jahre alt, mit Vorkenntnissen im Heizungs u. Installationsfach ;
desgleichen ein junger Maschinentechniker, guter Zeichner,
in Anfangssteliung. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter
981/82 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94. -
983 für eine Maschinenfabrik lin Tempelhof sofort ein junger
Maschinentechniker, guter Zeichner, für Ventilatoren und Trans-
portanlagen. Gehalt 125 M. Angebote unter 983 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
985 für eine Maschinenfabrik in Wiesbaden baldmöglichst
ein Ingenieur für schwere Eisenkonstruktionen, mit längerer
Praxis und Erfahrung in der Anfertigung von statischen Be-
rechnungen, Konstruktionszeichnungen usw. Angebote mit Oe-
haltsansprüchen unter 985 an die Zweigstelle Wiesbaden, z. H.
des Herrn F. Wunder, Blücherstraße 24.
986 für eine Berliner Firma sofort zwei Maschinentech-
niker, flotte Zeichner mit guter Rundschrift. Gehalt 120 M.
Angebote unter 986 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94
987 für eine A.-G. in der Oberlausitz sofort ein junger
Tedlniker als Assistent des Betriebsingenieurs, bis 25 Jahre
.'ilt, zur Ausarbeitung der Werkstatt-Kommissionszettel. Kenntnis
in der Gießerei erwünscht. Anfangsgehalt 100 M bei freier
möblierter Wohnung, Licht und Brand. Stellung dauernd. An-
gebote unter 987 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
240
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 15
988 von einer Berliner Maschinenfabrik sofort ein Ma-
schinentechniker zur Nachkaikulation von Textilmaschinen. Ge-
halt 150 bis 165 M. Angebote unter 988 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
989 von einer Zentralheizungsfirma in Frankfurt a. M.
sofort ein tüchtiger Techniker, sicherer Projektant und Zeichner. '
Gehalt 160 AI. Angebote unter 989 an die Zweigstelle Frank-
furt a. M., z. H. des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk.,
Adalbertstraße 73.
1018 für eine Gasanstalt in Sachsen sofort ein junger Ma-
schinentechniker zur Unterstützung des Direktors auf zunächst
neun Monate, dem Gelegenheit gegeben ist, die Neueinrichtung
einer Oasanstalt kennen zu lernen. Angebote mit Gehalts-!
ansprüchen unter 1018 an die Zweigstelle Dresden, z. H. des-
Herrn A. Gawehn, Dresden-A., Große Kirchgasse 2. ^
1019 für eine Luftfahrzeug-Gesellschaft in Bitterfeld sofort?
zwei jüngere, tüchtige Maschinentechniker in dauernde Stellung.;,
Gehalt 120. bis 150 M. Angebote unter 1019 an die Zweig-^
stelle Stuttgart, z. H. des Herrn H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolf-^
Straße 14. ^
1020 für eine Materialprüfanstalt in Stuttgart sofort zvveij
jüngere Maschinentechniker, saubere Zeichner und flotte Rech-j-
ner, in dauernde Stellung. Angebote unter 1020 an die Zweig-
stelle Stuttgart wie unter 1019.
1022 für eine Zentralheizungs-Gesellschaft in Charlotten-
burg sofort ein junger Heizungstechniker. Gehalt ca. 120 M..
Angebote unter 1022 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark—
grafenstraße 94. ^
1023 für eine große Maschinenfabrik in Magdeburg baldigst
ein Konstrukteur für Dampfmaschinenbau. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 1023 an die Zweigstelle Magdeburg, z. H.'
des Herrn P. Herrmann, Magdeburg-S., Kruppstraße 12.
1024 nach Magdeburg sofort ein Konstrukteur für Trans-
portwesen aller Art. Angebote unter 1024 an die Zweigstelle
Magdeburg wie unter 1023.
1025 für eine Maschinenfabrik in Berlin sofort ein junger'
Maschinentechniker, sauberer Zeichner. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 1025 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark^
gratenstraße 94. f
1026 für Rheinland sofort zwei Maschinentechniker als
Konstrukteure für leichte Eisenkonstmktionen. Bedingung: mili-
tärfrei, Technikum und Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen,
Bureaupraxis. Stellung dauernd. Gehalt bis 150 M. Angebote
unter 1026 an die Geschäftsstelle in Dortmund, z. H. des Herrrt
E. Lustig, Kaiserstraße 86.
1027 nach Düsseldorf sofort ein jüngerer Techniker für
kleine Eisenkonstruktionen (Fenster usw.). Angebote unter 1027
an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1026.
1028 von einer Maschinenfabrik für Bergbau und Auf-
bereitung bei Dortmund zum 1. Juli 1911 evtl. früher ein tüch-
tiger Eisenkonstrukteur für bergbauliche Anlage, besonders
Wäschen- und Separationsbau. Gehalt 230 bis 250 M. Angebote
unter 1028 an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1026;
1029 von einer Maschinenfabrik *für Bergbau und Aufr
bereitung bei Dortmund zum 1. Juli 1911 evtl. früher ein Kon-
strukteur für Apparatebau (Kohlenwäschen usw.). Gehalt 130
bis 150 M. Angebote unter 1029 an die Geschäftsstelle in Dort-
mund wie unter 1026.
1030 für eine Berliner Firma sofort ein Techniker, mit der
Berechnung einfacher Eisenkonstruktionen (Träger, Stützen usw.^
bewandert und mit statischen sowie Massenberechnungen ver-
traut. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1030 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1032 für eine Berliner A.-G. sofort zwei Ingenieure für
Zentralheizungs- und Lüftungsanlagen. Gehalt 200 bis 250 M.
Angebote unter 1032 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94. {
1033 von einer Filter- und Wasserreinigungs-Gescllschaft
in Berlin sofort ein jüngerer Maschinentechniker bis 1. Oktober
1911 nach Dresden zur Internationalen Hygieneausstellung, der
möglichst schon in ähnlicher Stellung tätig war. Angebote mit
Oehaltsansprüchen unter 1033 an die Geschäftsstelle der Bezirks-
verwaltung Leipzig, Thomasring 18.
1063 für ein elektrisches Spezialbureau in Schöneberg sofort
ein junger Ingenieur für das Konstruktionsbureau, der aucji
kleinere Messungen im Laboratorium machen kann. Gehajt
125 M. Angebote unter 1063 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
615 für ein l'nternehmen in Düren im Rheinland sofort
ein tüchtiger Techniker für Hoch-, Tief- unü Eisenbetonbaä.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 615 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn E. Lustig,
Dortmund, Kaiserstraße 86.
806 für ein Eisenwerk in Hagen i. Westf. sofort ein tücht.
Techniker für Eisenkonstruktionen und evtl. Kunstschniicde-
arbeiten. Gehalt 120 bis 150 M. Angebote unter 806 an die
Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
E. Lustig, Dortmund, Kaiserstraße 86.
838 für eine Kgl. Behörde in Gladbeck i. W. sofort ein
Techniker (Architekturzeichner). Gehalt nach Uebereinkunft.
Angebote mit selbstgeTertigten Skizzen unter 838 an die Ge-
schäftsstelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn
E. Lustig, Dortmund, Kaiserstraße 86.
958 nach Düsseldorf sofort mehrere jüngere Techniker
mit Erfahrung in Eisenhochbau, besonders in Zechenanlagen.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 958 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn E. Lustig,
Dortmund, Kaiserstraße 86.
II. Wiederholt:
871 für einen Zivilingenieur in Friedenau sofort ein Tech-
niker, mit der Projektierung und Ausführung größerer Bahn-
anlagen und Kunstbauten vertraut, gewandter Konstrukteur mit
längerer Erfahrung in tachymetrischen Geländeaufnahmen. An-
gebote unter 871 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
884 für eine Armaturenfabrik in Frankfurt a. M. sofort
ein Maschinentechniker für sanitäre Wasserleitungs- und Bade-
armaturen, flotter Zeichner und Rechner, der Neukonstruktionen
unter Anleitung fertigen kann. Anfangsstellung. Gehalt 120 M.
Angebote unter 884 an die Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H.
des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
911 für ein Architekturbureau in Metz sofort ein jüngerer
Techniker, der schon in Architekturbureaus tätig war. Stellung
evtl. von längerer Dauer. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 911 an die Zweigstelle Metz, z. H. des Herrn Gerlach,
Richepansestaden 3.
912 für ein Baugeschäft in Sablon b. Metz sofort ein tüch-
tiger Hoch- und Tiefbautechniker, ledig, etwa 30 Jahre alt,
mit allen vorkommenden Arbeiten durchaus vertraut. Gehalt
ca. 180 M und mehr. Stellung evtl. dauernd. Angebote unter
912 an die Zweigstelle Metz wie unter 911.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 909 (Guben). 972
(Berlin). 942 (Neustrelitz). 860 (Schöneck). 939 (Berlin).
907 (Berlin). 542 (Perleberg). 504 (Dortmund). 317 (Dort-
mund). 1014 (Steglitz). 1004 (Berlin). 977 (Rixdorf). 978 (Frank-
furt a. M.). 913 (Berlin). 998 (Steglitz). 979 (Berlin). 992
(Berlin). 984 (Berlin) (d. zwei Mitgl.). 754 (Westfalen). 925
(Biesenthal). 419 (Burg).
Erledigt: 784 (Bremen). 817 (Jena). 914 (Tempelhof).
785 (Crossen). 800 (Rixdorf). 591 (Stuttgart). 1031 (Berlin).
990 (Berlin).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
57779. 53805. 40218. 0170. 60540. 39641. 26408. 54292.
49832. 61027. 60203. 60473. 24570. 49442. 57985. 01662. 60466.
56115. 59327. 01738. 53281. 43242. 42826. 56361. 59874. 53320.
57504. 25117. 50078. 56591. 54321. 58290. 47420. 56445. 47270.
44715. 49844. 57395. 53241. 54390. 53251. 61489. 60403. 24865.
46183. 27485. 56523. 60607. 59434. 60459, 58084. 57574. 405'J8.
Technischer Verein Rixdorf.
Am 19. ds. A\ts. f^ttrh nach kiu'zem Leiden unser lieber
Kollege Herr Maurer- und Zimniernieister
Theodor Teichmann.
Wir verlieren in dem Verstorbenen ein treues, langjähri-
ges Mitglied, w elches stets bemüht gewesen ist, den Tcch-
nikerstand zu heben.
Ein ehrendes Andenken werden wir ihm stets bewahren.
Der Vorstand.
Nachruf.
Am 16. März er. verschied nach kurzer Krankheit imser
langjähriges Mitglied
Herr Kgl. Eisenbahn-Betriebswerkmeister
Max Elker
im Alter von 42 -Jahren.
Der unterzeichnete Verein verliert in dem Daliingeschie-
denen einen Kollegen, dessen Charaktereigenschaften ihm ein
dauerndes, ehrendes Andenken sichern.
Cottbiiser Techniker-Verein.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 16 Schnftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 15. April 1911
Inhali: Andere Zeiten — Beitrag zur Berechnung kreuzweis armierter Eisenbetonplatten - Ausgewählte Kapitel aus der Fetierungstechnik — Wirtschaft und Leben - Brief-
kasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Andere Zeiten
Vor einigen Tagen erschien in verschiedenen Zeitungen
Thüringens eine Notiz, daß einer unserer Zweigvereine
aus dem Verbände ausgetreten sei, wti\ die Leitung des
Verbandes sich bemühe, diesen in „das rote Fahrwasser"
zu lenken. Eine solche Mitteilung wird von manchen mit
einem gewissen Behagen wiedergegeben und es werden
an die Tatsache Gedanken geknüpft, die es rechtfertigen,
wenn wir kurz auf die Vorgeschichte eingehen.
Der Verein, in dem eine Anzahl Staats- und Kommunal-
beamte leitend tätig waren, hatte vor einiger Zeit bereits
auf schriftlichem Wege den Zweigvereinen der Bezirks-
verwaltung Thüringen seine Unzufriedenheit über die
Sondershäuser Entschließung zur Verbandspolitik Ausdnick
gegeben. Bei dieser Erörterung war die Verbandsleitung,
besonders die oberen Beamten des Verbandes, schlecht
weggekommen. Der geschäftsführende Vorstand hielt
es deshalb für angebracht, in Erfurt eine Mitgliederver-
sammlung einzuberufen, um in dieser sich zu verteidigen.
Das Bild, das sich den Vertretern der Verbandsleitung
•darbot, war allerdings w^esentlich anders, als wie es die
Entschließungen und Rundschreiben aus Erfurt erwarten
ließen, denn nach dem Referate unseres Herrn Schubert
und nach den Erklärungen der Herren Rommel und Arndt
vom Vorstande war die Zustimmung zu der gewerkschaft-
lichen Standespolitik so allgemein, daß wir mit Ruhe dem
kommenden Bezirkstage entgegensehen konnten, der nun
endgültig über die Vorgänge entscheiden sollte.
Da erscheint nun,' noch ehe die Verbandsleitung amt-
lich Kenntnis vom Austritt des Zweigvereins erhielt, die
Zeitungsn-achricht und die Angriffe auf die Leitung wieder-
holen sich nun in der Oeffentlichkeit. Wir wollen nicht
näher auf die Berechtigung der Angriffe oder auf eine
Verteidigung des Sondershäuser Beschlusses eingehen (wir
kommen nächstens darauf zurück), sondern wir wollen
heute auf die Gefahr aufmerksam machen, die darin liegt,
wenn angeblich aus dem eigenen Lager solche Angriffe
erfolgen. Unsere politischen Verhältnisse sind zurzeit so
;arg verfahren, daß Denunziationen, wie „im roten Fahr-
wasser geleitet", eine ganze Bewegung schädigen können.
Jetzt vor den Wahlen suchen die politischen Parteien nach
einer Wahlparole, mit der sie in den Wahlkampf ziehen
können. Ja, nicht nur gewisse Parteien suchen danach,
sondern vor allem die Regierung. Es ist ja auch so
natürlich, daß man das tut, denn mit einem zugkräftigen
Wahlgeschrei gedenkt man alles zu unterdrücken, was
gegen die Unfruchtbarkeit der jetzigen Regierung vor-
gebracht werden kann und vorgebracht werden muß.
Nun liegen die Dinge aber doch so, daß der Reichstag
vor allem dort versagt hat, wo die Zielpunkte unserer
Bewegung liegen: er war total unfruchtbar in der Sozial-
politik! Die Arbeitskammervorlage ist als gescheitert zu
betrachten, hinausgeschoben ist die Regelung der Kon-
kurrenzklausel, vertagt die Gewerbeordnungsnovelle, un-
berührt gelassen hat man die Frage eines einheitlichen
Angestelltenrechts, die Reichsversicherungsordnung ,, be-
handelt" man noch und w i e man sie behandeln wird,
dafür sind Anzeichen schon da, wenn man die vieles
verschlechternden Kommissionsbeschlüsse sich betrachtet.
Doch halt! Die Pensionsversicherung der Privatangesteli-
ten, von ihr wird ja gesagt, daß sie kommen muß. Wie
man aber auch diese Vorlage noch mehr verwässern wird,
das haben wir im letzten Heft angedeutet, als wir von
der Zulassung der Werkpensionskassen als Ersatzinstitute
sprachen.
So liegen also die Dinge. Wohin wir blicken, wenig
oder nichts! Und dafür braucht man jetzt und im Wahl-
kampfe Ausreden, da wird man wieder zu vertrösten
versuchen, man wird wieder beruhigen wollen. Das scheint
aber diesmal auch in Angestelltenkreisen versagen zu
wollen. Auch die scheinen es endlich satt zu haben,
weil die Politisierung durch die Verbände die Mitglieder
genügend geschult hat, daß sie sich ein Urteil bilden
können. Dem aufmerksamen Beobachter kann es nicht
entgehen und der gerechte Beurteiler wird es dem An-
gestellten nicht verdenken, wenn er sich nach links orien-
tiert, wenn er dem gegenwärtigen politischen Regime
Opposition mit dem Stimmzettel machen wird. Und man
muß sagen, daß diese veränderte Stellung Aussicht auf
Erfolg bietet und der Leitung fortschrittlicher Angestellten-
verbände muß diese Klärung trotz aller parteipolitischen
Neutralität willkommen sein.
In diese Stimmung hinein fällt nun der zuerst er-
wähnte Vorwurf des Segeins im ,, roten Fahrwasser". Das
wird natürlich von denen mit Freude aufgegriffen werden,
von denen wir vorher sagten, daß sie nach Entschuldi-
gungen suchen. Nach einer solchen Verdächtigung,.werden
sie am freudigsten greifen, um zu beweisen, daß unsere
Forderungen nicht von allen geteilt werden. Man w ird
\erwischen, warum wir opponieren und die Opposition
wirkungslos machen durch die „nationale" Parole gegen
uns im „roten Fahrwasser".
Wir glauben nicht, daß es diesmal ziehen wird, wir
hoffen, daß man die erfahrene Zurücksetzung nicht ver-
gißt, und wir sind überzeugt, daß unsere Mitglieder sich
nicht abschrecken lassen. Eine politische Gefahr liegt
aber trotzdem in der Verdächtigung, weil wir nicht überall
den Folgerungen dieser Vorwürfe entgegentreten können.
In Erfurt werden wir vor der Oeffentlichkeit unsere
Politik begründen, unsere politische Neutralität beweisen,
242
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 16
aber auch offen bekennen, warum wir diese angegriffene
Standespolitik betreiben, ja betreiben müssen! Wir sind
für diese Stellung verantwortlich so, wie wir von denen Ver-
antwortung fordern, die uns durch ihre säumige Sozial-
politik zurücksetzen. An unsere Mitglieder im Lande aber
richten wir die Bitte, sich durch solche Vorgänge nicht
beirren zu lassen, sondern auszuharren in dem gerechten
Kampfe um unseren Stand.
Wir zweifeln nicht, daß es uns gelingen wird, unsere
Organisation in Erfurt gestärkt durch diesen Kampf hin-
durchzuführen als ein gutes Omen dafür, daß es nirgends
gelingt, uns zu schwächen!
Beitrag zur Berechnung kreuzweis armierter Eisenbetonplatten
Von Dipl.-lng. JOHN BERLOWITZ, Berlin.
Das im folgenden angewandte Verfahren zur Berech-
nung kreuzweis armierter Eisenbetonplatten mit gleichmäßig
verteilter Last beruht darauf, daß die Platte nach jeder ihrer
beiden Armierungsrichtungen hin als selbständige Platte für
sich mit gleichmäßig verteilter Last angesehen wird. Jede
dieser beiden gedachten einzelnen Platten trägt einen Teil
der Qesamtlast der Platte, dergestalt, daß die Summe der
beiden einzelnen Lasten die Gesamtlast ergibt. Der Last-
anteil für jede der beiden gedachten Platten bestimmt sich
daraus, daß die Durchbiegung in der Mitte der Platten für
beide gleich groß sein muß.
L
Rechteckige, überall frei aufliegende Platte.
Es bedeuten:
/, und U die Seitenlängen des Rechtecks,
q Gesamtlast der Platte pro qm.
q^ der Lastanteil für die Spannweite /, .
fi die Durchbiegung in der Mitte für die Spannweite
Mj Maximalmoment für die Spannweite Z^.
q,, f., und Mo die entsprechenden Werte für die Spannweite />.
Zur Berechnung von q^ und q^ ergeben sich dann
folgende Bedingungsgleichungen:
qi + q-i = q
f, - f,.
hs ist allgemein für einen frei aufliegenden Balken
(s. Hütte 1. Teil):
q./i
f
mithin
384 E J
q, ■ i q2_- IJ
' 384 EJ - " 384 EJ
fj = fo daher q^ • // q,, ■ i,^
es werde eingeführt
daraus ergibt sich
qi ^-
M, =
M., =
q
1 H- n'
q • /, -
8
q ■ l -r
8
und q,
1
1
n'
In der folgenden Tabelle sind die Werte
1
1
1
und 4 • — r — : für n — 0,5 bis n
8 1 -f- n '
zusam menpestellt.
S 1 ^ n'
2 ausgerechnet und
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1,0
1,1-
1,2
1,3
1,4
1,5
1,6
1,7
1,8
1,9
2,0
0,1176
0,1107
0,1008
0,0887
'0,0755
0,0625
0,0507
0,0407
0,0321
0,0258
0,0206
0,0165
0,0134
0,0109
0,0089
0,0073
0,0073
0,0142
0,0242
0,0363
0,0495
0,0625
0,0743
0,0843
0,0916
0,0992
0,1044
0,1085
0,1117
0,1141
0,1161
0,1176
IL
Rechteckige Platte mit den Seitenlängen und l., in
Richtung der Spannweite ein Kragträger, in Richtung der
Spannweite l., auf beiden Seiten frei aufliegend.
Mit den Bezeichnungen wie für I ist (s. Hütte I. Teil):
f, =
h
8EJ '
f, =
384 EJ
«VI
f, = f,
8 EJ
h _
5 q, Zo*
384 EJ
— _qi_
^9,6 n'
i
Abb. 1
M, =
M,
q
q:
q.' =
Q,6
9,6 n'
q: • h ■
2
q. ■ 1^
8
1 -f 9,6 n '
q _
1 ^- 9,6 n '
q _1
2 1 -I- 9,6 n^
q • /.- 9,6 ni_
8 ' 1 + 9,6 n'
1
In der folsrenden Tabelle sind die Werte
1 _
9,6 n *
unil
1 9,6 n^
8 1 + 9,6 n'
gestellt.
für n ^ 0,4 bis n — 1 zusammen-
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
n
qZ,2
r\ A
0,4
U,oyöo
u,(JZ34J
0,5
0,3125
0 04655
Oiö
0^2225
0,06931
0,7
0,1649
0,08718
0,8
0,1014
0,09968
0,9
0,0586
0,10825
1,0
0,0422
0,11321
III.
Rechteckige Platte, auf 2 anstoßenden Seiten eingespannt-
Mit den Bezeichnungen wie für I ist (s. Hütte I. Teil):
f, = f
f.,
8EJ
qi
qi --
8EJ
= q — q..
1
Abb. Z
1 + n^
n^_
FT rTi
q • -
1
ni
nt
1 +
n
q^r'
0,5
0,4704
0,0292
0,6
0,4428
0,0572
0,7
0,4032
0,0968
0,8
0,3548
0,1452
0,9
0,3520
0,1880
1,0
0,2500
0,2500
1,1
0,2028
0,2972
1,2
0,1628
0,3372
1,3
0,1284
0,3664
1,4
0,1132
0,3968
1,5
0,0824
0,4176
1,6
0,0660
0,4340
1,7
0,0536
0,4468
1,8
0,0436
0,4564
1,9
0,0356
0,4644
2,0
0,0292
0,4704
IV.
Rechtwinklige Platte, auf zwei anstoßenden Seiten ein-
gespannt, auf den anderen beiden Seiten frei aufliegend.
Es bedeuten — und
-M., dieEinspannungsmomente,
--j- Mj u. + M., die Feldmomente.
Berechnung von und
q., s. III.
'S.
i
Abb. 3
- M, —
+ M, = +
+ = +
q ^2'
8
9q-^r
128
9q ■ U
128 ^
1
1 + n t
n^
1 ■+ nt
1 _
1 + n^
1 + n^
n
+ q^r
+ ql'
.- q^t-
— Ah'
u,uuuo
0 004.1
0 1 1 76
0 007"^
0 nft94
0 OORfS
0 1 1 07
0 01 49
n 7
u,/
u,u juj
0 01
0 1 008
0 0949
u,o
0 n4QQ
0 090S
0 0SS7
0 O^M
n Q
u,y
U,U'±Z J
0 097Q
0 07R'=>
0 04Q^
1 n
0 0695
0 OfS9^
1 1
i , 1
0 rr^i R
U,UO 1 o
0 04.1
0 0^107
0 074*^
1 9
n 0990
0 047fS
0 0407
0 ORd*^
1,0
U,u i O i
0 0'^91
0 0Q1 fS
1 4
0 O^^R
0 09^R
0 0QQ9
1,5
0,0116
0,0588
0,0206
0,1044
1,6
0,0093
0,0611
0,0165
0,1085
1,7
0,0076
0,0628
0,0134
0,1117
1,8
0,0061
0,0643
0,0109
0,1141
1,9
0,0050
0,0654
0,0089
0,1161
2,0
0,0041
0,0663
0,0073
0,1176
Rechteckige Platte, auf drei
vierten frei aufliegend.
Seiten eingespannt, auf der
Es ist (s. Hütte Teil I):
j Ml J^l
q, i,^ f _ q.-
185 - " 384
qi = q.' •
q, =:
185
"384
Abb. 4
2,0756 ni
1 + 2,0756 n
\_
1 + 2,07556 n' '
qlr 1
2,0756 n^
qt q q2
■ q
8
1 + 2,07556 ni
5q/.'^
1
128
1 + 2,07556 ni
q/i-
1
12
1 + 2,07556
1
24 1 + 2,07556
n
+ q^/-'
— q^i"-
— q4"
0,3
0,06922
0,00069
0,1231
0,00138
0,4
0,06661
0,00218 ,
0,1184
0,00437
0,5
0,06224
0,00478
0,1107
0,00957
0,6
0,05544
0,00884
0,0986
0,01768
0,7
0,04698
0,01386
0,0835
0,02773
0,8
0,03808
0,01914
0,0676
0,03829
0,9
0,02897
0,02408
0,0524
0,04817
1,0
0,02281
0,02811
0,0407
0,05622
1,1
0,01727
0,03146
0,0307
0,06293
1,2
0,01349
0,03364
0,0240
0,06728
1,3
0,01018
0,03568
0,0181
0,07136
1,4
0,00754
0,03764
0,0134
0,07408
1,5
0,00613
0,03804
0,0109
0,07608
1
244
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 16
VI.
Rechteckige, allseitig eingespannte Platte.
Berechnung von q^^ und s. 1.
m
1
-Ml
— M,
+ M,
1
12
1 + n*
qlj
n^
12
1 + 1*
1
' 24
r+ n*
, q^^
n^
24
1 + n^
Abb. 5
n
-qh^
0,5
0,0392
0,0024
0,0784
0,0048
0,6
0,0369
0,0047
0,0738
0,0094
0,7
0,0336
0,0081
0,0672
0,0162
0,8
0,0296
0,0121
0,0592
0,0242
0,9
0,0252
0,0165
0,0504
0,0330
1,0
0,0208
0,0208
0,0416
0,0416
1,1
0,0169
0,0248
0,0338
0,0496
1,2
0,0136
0,0281
0,0272
0,0562
1,3
0,0107
0,0305
0,0214
0,0610
1,4
0,0086
0,0331
0,0172
0,0662
1,5
0,0069
0,0348
0,0138
0,0796
1,6
0,0055
0,0362
0,0115
0,0724
1,7
0,0044
0,0372
0,0088
0,0742
1,8
0,0036
0,0380
0,0072
0,0760
1,9
0,0029
0,0387
0,0058
0,0774
2,0
0,0Ü24
0,0392
0,0048
0,0784
Die in obigem abgeleiteten Formeln erheben keinen
Anspruch auf wissenschaftlichen Wert, sondern sollen nur
für die Praxis leicht anwendbare Regeln bedeuten, die,
richtig angewandt, Konstruktionen ergeben, bei denen Ma-
terial nicht gerade verschwendet wird, die aber doch bei
weitem die verlangte Sicherheit besitzen. Eisenbetondecken,
die nach obigen Formeln vom Verfasser berechnet und aus-
geführt worden sind, haben nicht nur während der Probe-
belastung, sondern auch während ihrer späteren Benutzung
durchaus genügende Haltbarkeit gezeigt.
Die Anwendung der kreuzweis armierten Decken wird
immerhin nur eine beschränkte bleiben, denn wenn sie auch
bedeutend weniger Beton erfordern und dadurch auch Balken
und Stützen leichter ausfallen, benötigen sie insgesamt mehr
Eisen als die einfach armierten Decken. Bei der Kalkulation
von kreuzweis armierten Decken darf auch ein Zuschlag für
das Knüpfen der Eiseneinlagen nicht vergessen werden.
Die Formeln für teilweis und ganz eingespannte Decken
sind abgeleitet worden, um als Ersatz für die Einflußzahlen
der kontinuierlichen Decken zu dienen. Man begeht keinen
nennenswerten Fehler, wenn man die Platten überall da, wo
sie auf Mauerwerk oder Randbalken auflagern, als frei auf-
liegend betrachtet, jedoch, wo sie kontinuierlich über zwei
oder mehr Felder laufen, als eingespannt ansieht.
Das folgende Beispiel möge die Anwendung obiger
Formeln erläutern.
Ein Fabrikgebäude zeige obigen Grundriß und Balken-
teilung. Die Decken werden dann wie folgl berechnet:
Belastung: 8,5 cm Kiesbeton 204 kg
2 cm Asphaltfußboden 50 „
Nutzlast 500 kg + 50o/o 750 „
1004 kg qm
= 1,0
Feld 1.
Spannweite 1^ = 1.2 = 2,50 m
'"2
siehe Tabelle IV.
— Ml = — M, = — 0,0625 • 1004 • 2,50^ = — 393 kgm
-f Ml =: + M2 = + 0,0352 • 1004 • 2,50^ = -f 222 „
Die Dimensionierung erfolgt mit Hilfe der Weesetabellen.
— 393 kgm
8 + 1,5 = 9,5 cm
40 kg/qcm
393
6,00 • -77^ = 5,61 qcm
M
h
3b
fe
M
420
-|- 222 kgm für eine Armierungsrichtung
h = 7 + 1,5 = 8,5 cm
Ob 32 kg/qcm
fg - 3,63 qcm
M == -f- 222 kgm für die andere Armierungsrichtung
h =6 + 2,5 - 8,5 cm
39 kg/qcm
4,32 qcm.
Feld 2.
9 cm Kiesbeton 216 kg
2 cm Asphaltfußboden 50 „
Nutzlast wie oben 750 „
Ob
f.
Belastung:
Zi = 2,50 m
m'i = — 0,0986
_ M,, --= — 0,01768
_L Ml + 0,05544
4- M., = + 0,00884
M
h
Ob
^2 = 4,00 m
siehe Tabelle V.
2.5-'
1016 kg
= 0,6
1016
1016
1016
1016
— 625 kgm
10 + 1,5 =
40 kg/qcm
fe = 7,50
- 625 kgm
4,00-' — 286
2,5^ = -f 353
4.00^'
1 1,5 cm
142
Abb. 6
656,3
M = — 286 kgm
h = 7,5 -f 1,5 =
Oj = 34 kg qcm
fp = 4,31 qcm
M = -j- 353 kgm
h = 7,5 -f 1,5
G., = 40 kg/qcm
7,1 4 qcm
9 cm
9 cm
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
245
fc 5,63 • -^^gj = 5,38 qcm
M = -f 142 kgm
h 6,5 + 2,5 = 9 cm
Oj = 27 kg/qcm
fe — ■ 2,53 qcm ~
Feld 3.
Belastung: 10 cm Kiesbeton 240 k^'qm
2 cm Asphaltfußboden 50 „ „
Nutzlast wie oben 750 „
"T04Ö~kg/qnr
= l, = 4,00 m J' = 1,0
siehe Tabelle VI.
— Ml = — M., — 0,041 6 4,00^' 1040 kgm =rr — 691 kgm
+ Mx + Mo = + 0,0208 • 4,002 • 1040 kgm = + 346 kgm
M = — 691 kgm .
h = 10,5 + 1,5 12 cm
Gj = 40 kg/qcm
= • w =
M = -f- 346 für eine Armierungsrichtung
h = 8,5 + 1,5 10 cm
Oj = 33 kg/qcm
f Ar, 346
f^. = 4,64 • 7r_~r 4,56 qcm
351
M ~ + 346 für die zweite Annierungsrichtung
h = 7,5 + 2,5 10 cm
Oj = 40 kg/qcm
346
fe -^ 5,63 —— = 5,28 qcm.
Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik
Von Doktor-Ingenieur GEORQ HERBERG, Halle a. S.
V.*) Die spezifischen Gewichte der
Verbrennungsgase.
Zwecks Ermittlung der spezifischen Gewichte der
Verbrennungsgase werden die Einzelbestandteile mit ihrem
spezifischen Gewichte multipliziert und die Teilbeträge
addiert. Also für das schon in Heft 6 d. J. verwandte Beispiel
wird für die wasserdampffreien Gase, wie sie die Gas-
analyse mittels Orsatapparat ermittelt:
Gaszusammensetzung
spez. Gewicht
in cbm
0/760 pr. cbm
m • Y
m
r
CO., = 0,09
1,977
0,178
O., --0,105
1,429
0,151
N, ---- 0,805
1,256
1,011
1,000
1,340 = spez. Gew.
Soll das spezifische Gewicht der wasserdampfhaltigen
Gase errechnet werden, so ist die erzeugte Gasmenge nach
den Formeln auf S. 726 (Heft 46/1910) zu bestimmen
in kg und in cbm aus der Zusammensetzung der verwen-
deten Kohlensorte, dann wird für das nachstehend be-
rechnete Beispiel einer schlesischen Steinkohle
Gka ^ . . 20,608
— ^ = spez. Gewicht = ^ 1,320
Ocbin 1 5,67
Etwas einfacher kann man verfahren, wenn man die
Gewichte der trockenen Gase aus Tabelle 6 zugrunde legt.
Man ermittelt das Volumen der trockenen Gase und des
Wasserdampfes, multipliziert mit den betreffenden spezi-
fischen Wärmen und setzt diese Werte in Beziehung zum
Volumen; also für schlesische Steinkohle nach Tabelle 4
bei 9"^'' CO, in den Gasen wird nach Formel:
1,865 C , 9H + W
G
cbm
trockene Gasmenge
Wasserdampf
0,805
15,12 cbm
0,55 „
15,67 cbm
und das spez.
Der Fehler, der
Gewicht
= 1,322.
•) Vergl. Heft 41, 42, 46/1910 und Heft 6,1911.
Gewichte - 15,12x 1,340 = 20,250 kg
= 0,55 x0,805 - 0,443 ,^
20^3 kV
20^693
"15,67
dabei unterläuft, und der dadurch
bedingt ist, daß die spezifischen Gewichte in Tabelle 6
einer mittleren Kohle entsprechen, ist nur sehr gering und
für die Praxis bedeutungslos.
Vergleicht man nun die auf Seite 85 (Heft 6 d. J.)
Tabelle 6 nach der genauen Methode gefundenen Werte
für die spezifischen Gewichte bei Luftüberschuß
mit den in Tabelle 4 eingeschriebenen Werten ohne
Luftüberschuß, so bemerkt man, daß bei voll-
kommener Verbrennung für schlesische Kohle das spezi-
fische Gewicht beträgt 1,35; bei CO_, = 9nii, und zwei-
fachen Luftüberschusse 1,320, also die beiden Werte einen
Unterschied von 2,2 besitzen.
Für viele technische Rechnungen genügt
es somit, wenn man die spezifischen Ge-
wichte aus Tabelle 4, Spalte 15, um 2 bis 3"..
verkleinert, um die Werte für einen mitt-
leren Luftüberschuß zu erhalten.
Hat man die einzelnen Vorgänge in den Feuerungen
kennen gelernt, so muß man sich die Frage vorlegen,
wie kann man auf die Aus'nützung des Brennstoffes Ein-
fluß ausüben, und wie den Kesselprozeß so günstig wie
möglich gestalten. Naturgemäß durch Verringerung der Verluste.
Von geringer Bedeutung ist der Verlust durch Ruß-
abgang, zirka 1 bis 3<^:o, der Aschenverlust, 2 bis 3 " und
der Verlust durch unverbrannte Gase, 1 bis 4 ' i. Sie
lassen sich durch geeignete Beschickung und Rost-
ausbildung in geringen Grenzen halten. Der Ab-
kühlungsverlust einer bestehenden Anlage ist nur in ge-
ringem Maße veränderlich, man muß mit ihm als einer
gegebenen Größe rechnen; er soll natürlich bei der Er-
richtung der Anlage soweit wie möglich durch geeignete
Isolierung usf. tief gehalten werden. Den größten Betrag,
auf den man aber am leichtesten Einfluß ausüben kann,
stellt die nach dem Schornstein mit den Abgasen abziehende
Wärmemenge dar.
246
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 16
hto
HOO
390
3So
3f'
36
35
3H0
3de
3io
Ho
3co
2$o
980
•vj
«> tjo
V
^
»0
See
A<io
Jto
ifo
* 8
o
o
/
— /-
o
-f8
2o
2<
%a
31
5¥ 36
Diagramm 3
Ungefähre Beziehung bei Flammrohrkesseln zwischen Kesselbearispnichung l<g/qm
pro Stunde imd Fuchstemperatur
Wenn sie auch die Zugwirkung hervorruft und über-
haupt erst den Brennprozeß ermöghcht, so ist sie doch für
die Dampfbildung selbst verloren und soll so tief v^^ie
möglich gehalten werden.
Die Höhe des Abgasverlustes bestimmt in erster Linie
die Temperatur der Oase und ihr Gehalt an Kohlensäure,
ein Umstand, der durch die bekannte Ueberschlagformel
ausgedrückt wird.
AU , . 0,67 (T-t)
Abgaseverlust =
worin T— t die Differenz zwischen Abgastemperatur und
Kesselhaustemperatur bedeutet, und k die Prozente CO^
in den Gasen.
Es soll nun besprochen werden, welche Umstände
auf die Höhe der Temperatur einwirken, .und wie die Aende-
rung der einen Größe die anderen beeinflußt.
j
VI. '■
Der Zusammenhang zwischen C - Q e h a 1 1
der V e r b r c n n u n g s g a s e , ihrer Temperatur,
dem Nutzeffekt und den A b g a s v e r 1 u s t e n.
Die Temperatur, mit welcher die Verbrennungsgase in
den Schornstein abziehen, hängt unter sonst gleichen Ver-
hältnissen von verschiedenen Umständen ab.
1. Von der Güte der Kesseleinmaueriuig, der Sauber-
keit der Heizfläche und der Schnelligkeit der Wasser-
strömung im Kessel; denn je besser die Gase
an den Kessel gedrängt werden, je intensiver die
Mischung, je reiner die Kesselfläche innen und a.ußen
ist und je rascher sich das Wasser im Kessel bewegt,
desto besser werden die Gase ausgenutzt, desto
kälter ziehen sie ab.
2. Von der Güte des Verbrennungsprozesses, denn je
rationeller die Verbrennung erfolgt, d. h. mit je ge-
ringerem Luftüberschusse, desto heißer wird die
Flamme und desto höher die Verbrennungstempe-
ratur, weil weniger Wärme darauf verwendet werden
muß, um den für den Verbrennungsprozeß indifferen-
ten Stickstoff mit zu erhitzen. Bei höherer Anfangs-
temperatur der Gase wird auch die Temperatur-
differenz zwischen Kesselinhalt und Heizgasen
größer, somit auch der Wärmeübergang und die
Ausnutzung.
3. Von der Höhe der Rostbelastung, denn bei größerem
Verbrande steigt die Gasmenge, so daß sie weniger
gut am Kessel ausgenutzt werden kann und die
Abgase mit höherer Temperatur in den Schornstein
ziehen; außerdem wächst die Gefahr der Kohlcn-
oxydbildung.
Tabelle 8.
Temperaturen bei Steinkohlenverbrennung.
1
CO.,-Gehalt der Verbrennungs-
gase
Ungefähre
Verbrennungstemperatur "C.
5 7o •
7 %
9 %
11 7c
13 » /„
15 7«
800
1100
1200
1500
1700
1900
Zu 2. ist noch zu bemerken, daß alle Rechnungen
über die Höhe der Verbrennungstemperatur unsicher sind,
einmal wegen der noch unsicheren Kenntnis der spezi-
fischen Wärme bei hohen Temperaturen, und dann wegen
des bei großer Hitze eintretenden Zerfalles der Oase.
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
247
38
J
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36
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■
4% M iH- -iS i6 7oC0^ f 40
Diagramm 4
H 'Ii 4S 46
Beziehungen zwischen dem COj-Gehalt der Verbrennungsgase hinter den Flammrohren
und Fuchstemperaturen sowie Abgasverlusten und Verlusten durch unverbrannte Gase.
Die nachstehend angeführten Daten für Steini<ohlenver-
brennung (Tabelle 8) sind daher ganz roh und dienen
nur zur allgemeinen Orientierung, um zu zeigen, wie mit
abnehmendem Luftüberschusse, also ansteigendem CO_>-Ge-
halte, die Verbrennungstemperatur anwächst.
Der jmter 3. erwähnte Einfluß der Kesselbelastung
resp. der Rostbelastung auf die Abgastemperatur bei Zwei-
flammrohrkesseln ist aus einer Anzahl Versuche vom Bayr.
Revisionsvereine in Diagramm 3 dargestellt, dessen Ab-
lesungen allerdings nur als Mittelwerte gelten, da sie bei
jeder einzelnen Anlage durch die besonderen Verhältnisse
beeinflußt sind. Es ist deutlich das beträchtliche An-
wachsen der Fuchstemperatur ersichtlich, wenn die Kessel-
belastung ansteigt.
So ist z. B. bei
12 kg Kesselbeanspruchung pro 1 qm Heizfläche und Stunde
die Abgastemperatur 210*^ C.
16 kg Kesselbeanspruchung pro 1 qm Heizfläche und Stunde
die Abgastemperatur 260*' C.
20 kg Kesselbeanspruchung pro 1 qm Heizfläche und Stunde
die Abgastemperatur 305*^ C.
24 kg Kesselbeanspruchung pro 1 qm Heizfläche und Stunde
die Abgastemperatur 345° C.
28 kg Kesselbeanspruchung pro 1 qm Heizfläche und Stunde
die Abgastemperatur 380° C.
Diese Angaben stimmen sehr gut mit vielen anderen
Versuchen überein, so daß man sie Rechnungen zu Gründe
legen darf.
Am deutlichsten veranschaulicht jedoch die Tabelle 9
und das Diagramm 4 die Beziehungen der für den Kessel-
prozeß wichtigsten Größen untereinander; es bietet
gewissermaßen den Extrakt der Vorgänge beim Ver-
brennungsprozesse.
Nach einer Versuchsreihe*) des Hamburger Vereins
für Rauchbekämpfung und Feuerungsbetrieb an einem
Zweiflammrohrkessel von 75 qm Heizfläche mit Stein-
kohlenfeuerung sind zwei Diagramme für eine Kessel-
belastung von 12 und von 24 kg Dampf pro 1 qm Heiz-
fläche und St, gezeichnet worden. Sie geben die Ver-
änderung wieder, welche der Verlust durch unverbrannte
Gase, der Verlust durch die Abgase und der Nutzeffekt,
sowie die Temperatur der Abgase erleiden, wenn durch
zunehmende Luftzufuhr der Verbrennungsprozeß ungünst:g
beeinflußt wird, so daß der Kohlenräuregehalt der Abgase,
gemessen am Flammrohrende, fällt.
*) Hayer, Feuerungsuntersuchungen 1Q06 S. 31, Tafel S, 9, 17.
248
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 16
Tabelle 9.
4- ^
S " S u
o aj E "5
Ä 3 E 0^
o t/5 . 1
c " Ü_
Temperatur
der Abgase
Abgas-
verluste "/q
Verluste
durch unver-
brannte Gase
"1
lo
Nutzeffekt
Kessel-
beanspruch-
ung
kg/qm/St.
15
324
15,0
3,5
76,0
24,0
14
327
16,0
2,0
76,0
24,0
12
335
21,0
2,0
71,0
24,0
10
377
29,0
1,0
64,0
24,0
y
397
33,0
0,5
59,0
24,0
15
236
9
2,0
82
12,0
14
238
10
1,5
81
12,0
12
246
13
0,5
78
12,0
10
272
18
0,0
74
12,0
9
294
22
0,0
70
12,0
Es ist zu beobachten, daß bei fallendem Kohlensäure-
gehalt der Verbrennungsgase ihre Temperatur steigt, dem-
nach naturgemäß auch der Abgasverlust; daß deshalb
auch der Nutzeffekt des Kessels sinkt, der Verlust durch
unverbrannte Oase dagegen fällt, weil bei größerem Luft-
überschusse die Gefahr zur Bildung von Kohlenoxyd usf.
geringer wird.
Bei niedrigerer Kesselbeanspruchung dagegen liegen,
weil ja dann nur geringere Kohlenmengen verbrannt wer-
den, die Werte für die Abgastemperaturen, Abgasverluste
und Verluste durch unverbrannte Oase tiefer, während
der Nutzeffekt dementsprechend größer ist. Der Aschen-
verlust betrug in beiden Fällen etwa 1 bis 3oo, der Ab-
kühlungsverlust 4 bis 7 o/o. Beide werden nicht wesentlich
beeinflußt.
V: II WIRTSCHAFT UND LEBEN :: tt ::
Ueber die Geschäftslage der elektrotechnischen
Spezialfabriken im Jahre 1910
berichtet uns die Vereinigung elektrotechnischer Spezial-
fabriken ungefähr folgendes :
Das Publikum unterrichtet sich über die Geschäftslage
der elektrotechnischen Industrie in erster Linie aus den
Geschäftsberichten und den sonstigen Veröffentlichungen
der elektrotechnischen Großfirmen, wie der Siemens-
Schuckcrt-Werke, der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft,
der Bergmann-Elektrizitätswerke. Auch die Berichte der
Tagespresse sind zum größten Teil auf diesen Veröffent-
lichungen aufgebaut. Ueber die Geschäftslage der elektro-
technischen Spezialfabriken, die in ihrer Gesamtheit einen
sehr wesentlichen Bestandteil der deutschen elektrotech-
nischen Industrie darstellen — von den ungefähr 130 000
Arbeitern, die gegenwärtig in der Elektrotechnik beschäftigt
werden, entfallen auf die Spezialfabriken ca. 60 000, von
dem Gesamtumsatz von ca. 800 Millionen Mark mindestens
350 Millionen Mark — , dringt im allgemeinen wenig an
die Oeffentlichkeit. Eine Reihe von großen Spezialfabriken
sind auch noch im Familienbesitz und haben daher wenig
Ursache, Berichte zu veröffentlichen. Ein Ueberblick über
die Geschäftslage der elektrotechnischen Spezialfabriken
im Jahre 1910 dürfte daher von allgemeinem Interesse sein.
Der Beschäftigungsgrad der elektrotechnischen Spezial-
fabriken war in fast allen Zweigen der elektrotechnischen
Starkstromindustrie im Jahre 1910 sehr gut. Die
Zahl der Arbeiter konnte wesentlich vermehrt werden.
Zumeist wurde mit Ueberstunden, häufig mit Nacht-
schichten gearbeitet. Im Durchschnitt ist der Umsatz um
25 bis 30o/o höher als im Jahre 1910 gewesen. Im Inlande
wurde der günstige Geschäftsgang durch die allgemein
steigende Konjunktur hervorgerufen. Auch die Errichtung
der zahlreichen Ueberlandzentralen gab den Spezialfabriken
vermehrte Arbeitsgelegenheit, soweit nicht durch Installa-
tions- und Material-Monopole der freie Wettbewerb aus-
geschaltet war.
Der Auslandsabsatz war ebenfalls besser infolge der
steigenden Konjunktur. Der Gesamtexport der elektro-
technischen Industrie hat sich im Jahre 1910 gegenüber
dem Jahre 19t)9 um rund 20"o gehoben, wenn nian für die
exportierten Mengen für 1910 die gleichen Werte zugrunde-
kgt wie 1909.
Die Preise waren trotz der erhöhten Nachfrage
schlecht, eine Erscheinung, welche für die Absatzverhält-
nisse in der deutschen elektrotechnischen Industrie typisch
ist. Der Grund liegt darin, daß die Großfirmen, welche
naturgemäß einen wesentlichen Einfluß auf das Preisniveau
ausüben, durch über das übliche Maß hinausgehende Ver-
dienste bei gewissen Objekten in der Lage sind, an anderen
Stellen um so niedrigere Preise anzubieten. So erzielen sie
bei den Lieferungen an die zu ihren Konzernen gehörenden
Elektrizitätswerke und Bahngesellschaften zumeist sehr
hohe Preise; ebenso bei den Lieferungen an diejenigen
Staats- und Kommunalbehörden, die ihre Arbeiten und
Lieferungen bei weitem noch nicht in dem Umfange teilen,
wie es beim heutigen Stande der Elektrotechnik möglich
ist und wie es im Interesse einer gesunden Preisbildung
erforderlich wäre. Es ist zu befürchten, daß diese Preis-
verhältnisse bei einer weiteren Verminderung der Zahl
der Großfirmen noch ungünstiger werden, die übrig-
bleibenden Firmen können dann leicht durch eine Ver-
ständigung unter sich die Preise, vor allem bei größeren
Objekten, nach Belieben vorschreiben.
Die Erkenntnis dieser in der fortschreitenden Ver-
trustung der elektrotechnischen Industrie für die Konsu-
menten elektrotechnischer Erzeugnisse liegenden Gefahr
hat bei einigen Behörden schon zu einer größeren Berück-
sichtigung der Spezialfabriken, deren ebenfalls hoch-
entwickelte Leistungsfähigkeit der Vertrustung entgegen-
wirkt, geführt, wenn auch bei weitem noch nicht in dem
notwendigen und wünschenswerten L'mfange.
Im Ausland, vor allen Dingen in überseeischen Ländern
waren die Preisverhältnisse etwas günstiger, wenn auch
der Wettbewerb der elektrotechnischen Industrie auf dem
Weltmarkte immer heftiger wird.
Die Preise der in der elektrotechnischen Industrie ge-
brauchten Rohmaterialien, in erster Linie Kupfer
und Eisen, waren gegenüber dem Jahre 1909 wenig ver-
ändert. Dagegen sind Gummi und Baumwolle im Preise
erheblich gestiegen.
Die Arbeiter Verhältnisse waren im ail-
gem.cinen befriedigend. Die Löhne zeigten eine steigende
Tendenz. Das Angebot von gelernten und ungelernten
Arbeitern war genügend, doch zeigte sich ein gewisser
Mangel an qualifizierten Mechanikern. Erfreulich ist es,
daß unter den jungen Leuten augenscheinlich die Neigung
w ächst, gelernte Arbeiter zu werden. Zu beklagen ist bis-
weilen die geringe Seßhaftigkeit der Arbeiter und das ge^
ringe Interesse an ihrer Arbeit.
Aussperrungen und Streiks kamen nur vereinzelt vor.
Ueber die wichtigsten S p e z i a 1 z w e i g e der elek-
trotechnischen S t a r k s t r o m i n d u s t r i e ist fol-
gendes zu bemerken:
Die Industrie für elektrische Kabei und iso-
lierte Drähte war durchweg stark beschäftigt. Jedoch
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
240
hatte das Starkstromkabelgescliäft im Inlande noch unter
den Nachwirkungen der kartellosen Zeit Anfang des Jahres
190Q zu leiden, da in dieser Zeit Aufträge nur zu verlust-
bringenden Preisen hereingeholt werden konnten. Be-
sonders öffentliche Verwaltungen hatten die Auflösung des
Kartells benutzt, um ihren Bedarf für eine Reihe von Jahren
zu decken. Sie können sich nur schwer daran gewöhnen,
wieder angemessene Preise zu bezahlen. Es hat den An-
schein, als ob in der Starkstromkabelindustrie zeitweilig
eine Ueberproduktion vorhanden ist. Die Errichtung der
vielen Ueberlandzentralen kann einen nennenswerten Aus-
gleich nicht herbeiführen, da für Ueberlandzentralen
weniger Kabel als vielmehr Luftleitungen in Betracht
kommen.
Der Auslandsmarkt läßt sich infolge der hohen Aus-
landszölle nur schwer behaupten und nur mit sehr ge-
drückten Preisen. Die Zukunft erscheint wenig rosig.
Schweden und Japan, die bisher Kabel zollfrei gelassen
bezw. nur mit Sa/o belastet hatten, sehen in ihren neuen
Zolltarifen ganz erhebliche Schutzzölle vor.
Die Kupferpreise waren, wie bereits erwähnt,
normal. Dagegen zogen Qummi und Baumwolle sehr
stark an. Die dadurch hervorgerufene Erhöhung der Fabri-
kationskosten Heß sich im Preise jedoch nicht zum Aus-
druck bringen, zumal neue Werke durch Unterbietung ver-
suchten, in das Geschäft zu kommen.
Das Geschäft in Schwachstromkabeln war un-
befriedigend. Die Postbehörden, die die hauptsächlichsten
Abnehmer sind, legen sich in ihren Bestellungen große
Zurückhaltung auf. Die Umsätze in Schwachstromkabeln
sind daher erheblich zurückgegangen. Ebenso zeigen die
Preise eine sinkende Tendenz.
Die Fabrikation isolierter Drähte war während
des ganzen Jahres außerordentlich stark beschäftigt: Doch
ist auch hier über schlechte Preise zu klagen, die vor
allem durch neue Fabriken „hervorgerufen werden. Die
im Jahre 1910 in Kraft getretenen Normalien des Verbandes
deutscher Elektrotechniker für Gummileitungen haben sich
im allgemeinen bewährt. Sie stellen einen bedeutsamen
technischen Fortschritt dar, der der deutschen Industrie
auch auf dem Auslandsmarkte zugute kommen dürfte.
Die Fabrikation elektrischerMaschinen (Elek-
tromotoren, Djnamomaschinen, Transformatoren) war be-
sonders in der zweiten Hälfte des Jahres 1910 stark be-
schäftigt. Doch waren die Inlandpreise sehr schlecht,
beinahe verlustbringend. Die Schärfe des Konkurrenz-
kampfes kommt dadurch zum Ausdruck, daß verschiedene
Maschinenfabriken im Jahre 1910 zur Liquidation ge-
zwungen waren. Im Auslandsgeschäft waren bis
weilen die Preise, besonders in überseeischen Ländern,
etwas -besser trotz der höheren Spesen. In den euro-
päischen Absatzgebieten wird jedoch der Wettbewerb in-
folge der anwachsenden einheimischen Industrie immer
schwieriger.
Die Fabrikation von Installationsmaterialien
und Starkstromapparaten war sowohl für das
Inland, wie für das Ausland sehr gut beschäftigt, wenn auch
hier neue, kleinere Fabriken einen fühlbaren Preisdruck
ausübten, um ins Geschäft zu kommen. Die Spezial-
fabriken, welche Sicherungen herstellen, hatten teilweise
unter den Bestrebungen der Großfirmen zu leiden, für die
von ihnen fabrizierten sog. zweiteiligen Sicherungsstöpsel
bei den Elektrizitätswerken Monopole zu erlangen, trotzdem
auch die älteren Konstruktionen den an sie vom Stand-
punkt der Betriebssicherheit zu stellenden Anforderungen
zum größten Teile vollkommen genügen. Auf das Inlands-
geschäft hat die Errichtung der Ueberlandzentralen vorteil-
haft eingewirkt. Im Auslandsgeschäft ist ein Anv/achsen
der einheimischen Konkurrenz zu beobachten.
In Elektrizitätszählern und Meßinstrumenten war die
Beschäftigung ebenfalls durchweg gut. Doch ist auch hier
ein recht scharfer Wettbewerb zu verspüren, besonders
im Inland. Im Ausland sind die Preise zum Teil erträg-
licher. Den Spezialfabriken für Elektrizitätszähler werden
häufig günstige Absatzgebiete dadurch verschlossen, daß
bei der Errichtung von Ueberlandzentralen die Erbauerin
des Werkes, d. h. eine der Großfirmen, sich die Lieferung
der Zähler auch an diejenigen Gemeinden vertragsmäßig
vorbehält, die das Ortsverteilungsnetz und die Zähler sich
auf eigene Rechnung beschaffen.
Die Glühlampenindustrie war im Jahre 1910 im all-
gemeinen recht gut beschäftigt. Gegen Ende des Jahres
trat allerdings ein Rückgang ein. Die Fabrikation von
Kohlenfadenlampen hatte unter dem Wettbewerb der Me-
tallfadenlampe zu leiden. Trotzdem sind die Aussichten für
die Metallfadenlampenindustrie keineswegs allzu günstige.
Es macht sich bereits eine fühlbare Ueberproduktion
geltend, die zu einer erheblichen Herabsetzung der Preise
geführt hat, nachdem die A.-E.-G. bereits im Frühjahr 1910
mit einer Preisermäßigung begonnen hatte. Der Auslands-
markt hatte insonderheit darunter zu leiden, daß in einer
Reihe von Ländern einheimische Metallfadenlampen-
fabriken entstanden, die durch Preisunterbietung in das
Geschäft zu kommen suchten. Auf den überseeischen
Märkten trifft die deutsche Metallfadenlampenindustrie auf
die Konkurrenz der nordamerikanischen Lampenfabriken,
daher sind auch gerade auf überseeischen Plätzen die
Preise im Jahre 1910 derart zurückgegangen, daß sie fast
noch niedriger sind, als in Deutschland selbst. Die über-
triebenen Erwartungen, die das Ausland auf die Zukunft
der Metallfadenlampenindustrie setzt, kamen u. a. in den
Bestrebungen auf Erhöhung der Einfuhrzölle auf Metall-
fadenlampen zum Ausdruck. So erhöhte Frankreich den
Einfuhrzoll auf Metallfadenlampen von 350 auf 500 Francs.
Der neue sch wedische Zolltarif sieht ebenfalls eine erheb-
liche Mehrbelastung der Metallfadenlampe vor und auch in
Rußland wird seitens der dortigen Fabriken eine Zoll-
erhöhung erstrebt.
Die Bogenlampenindustrie hatte im Inland
sehr unter der im Jahre 1909 eingeführten Leuchtmittel-
steuer zu leiden. Die Steuer auf Lichtkohlen ist im Ver-
hältnis zur Steuer auf die übrigen Leuchtmittel viel zu hoch.
Der Inlandsabsatz an Bogenlampen ist daher merkbar
zurückgegangen. Der Auslandsmarkt ist nach wie vor be-
friedigend gewesen. Die Preise zeigen eine sinkende
Tendenz.
Die Fabrikation elektrischer Lichtkolilen
hatte aus denselben Gründen unter der Steuer schwer zu
leiden. Der Inlandsabsatz war direkt schlecht, der Auslands-
absatz gut. Die Steuer hat ein erhebliches Sinken der Preise
zur Folge gehabt. Außerdem hat sie die Geschäftsunkosten
nicht unwesentlich erhöht, da sie den Fabriken erhebliche
Ausgaben für Neueinstellung von unproduktiven Arbeits-
kräften, zur Führung der Steuerbücher usw., aufbürdete.
Die Leuchtmittelsteuer entwickelt sich immer mehr und
mehr zur Geißel der elektrischen Leuchtmittelsteuer-
industrie. Besonders die kleineren Fabriken werden davon
in Mitleidenschaft gezogen, da sie für den Betrieb not-
wendige Kapitalien in der Steuer festlegen müssen, während
die großen kapitalkräftigen Betriebe ohne Ausnahme
Steuerstundung genießen können. Auch ist neuerdings
über ein zu rigoroses Vorgehen der Steuerbehörden bei der
Durchführung des Steuergesetzes zu klagen. Wie verfehlt
die Steuer war, geht am besten aus ihren Ertragsziffern
hervor. Die Reichsregierung hatte den Jahresertrag auf
netto 21,5 Millionen Mark geschätzt. Er betrug in Wirk-
lichkeit im ersten Jahre nur 48o/o dieser Summe.
Die Fabriken für Isolierrohre waren das ganze
Jahr über sowohl für das Inland wie für das Ausland gut
beschäftigt, wenn auch zu schlechten Preisen.
Die Fabriken für künstliche Isolierstoffe
waren ebenfalls gut beschäftigt.
Der Beschäftigungsgrad der elektrotechnischen Spezial-
fabriken hat auch im neuen Jahre nicht nachgelassen.
Dagegen ist aber ebensowenig in der Preistendenz eine
Veränderung zu spüren. Dieser Zustand ist nur solange
erträglich, als die Beschäftigung ausreichend ist. Sobald
die Konjunktur nachläßt, sind schwere Schädigungen un-
ausbleiblich. Dazu kommt noch, daß die GrolH'irmen die
250
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 16
günstigen Absatzgebiete im Inland, die durch die Errich-
tung von Ueberlandzentralen der elektrotechnischen In-
dustrie erschlossen werden, durch Monopolisierung der
Ortsverteilungsnetze und Hausinstallationen für sich zu
sichern versuchen. Zwar haben die Regierungen einer
ganzen Reihe von Bundesstaaten, wie Preußen, Sachsen,
Oldenburg, Sachsen - Meiningen, Gotha, Elsaß - Loth-
ringen usw. die unteren Verwaltungsbehörden angewiesen,
mit aller Energie gegen derartige Monopolbestrebungen
vorzugehen und den freien Wettbewerb bei der Herstellung
von Anschlußanlagen bei Ueberlandzentralen zu gewähr-
leisten, indessen sind die unteren Verwaltungsbehörden,
vor allen Dingen die Kreisverwaltungen, nur zu leicht
geneigt, um geringer pekuniärer Vorteile willen, die für die
Kreise aus solchen Monopolen erwachsen können, Mono-
pole zu gewähren, auch wenn die an die Ueberlandzentrale
angeschlossenen Konsumenten diese geringen Vorteile in
Gestalt zu hoher Installationskosten wieder reichlich be-
zahlen müssen. Die Monopolbestrebungen der elektrotech-
nischen Großfirmen müssen unabwendbar zur Vertrustung
nicht nur der elektrotechnischen Industrie, sondern auch der
Elektrizitätsversorgung führen, wenn seitens der Regie-
rungen und gesetzgebenden Körperschaften nicht recht-
zeitig eingegriffen wird.
Während uns noch diese Ausführungen zum Druck
vorliegen, hat sich bereits der Reichstag in seiner Sitzung
vom 16. März anläßlich der Beratung des Etats für das
Reichsamt des Innern mit diesen Klagen der elektrotech-
nischen Spezialfabrikaten über die Gefahr der privaten
Monopolisierung der Elektrizitätsindustrie beschäftigt.
Der Abgeordnete Oeser (Fortschr. Vp.) hat beim Ka-
pitel „Aufwendungen im allgemeinen Interesse von Handel,
Gewerbe und Landwirtschaft" diese für unser ganzes
Wirtschaftsleben bedeutsame Frage behandelt. Damit
wurde zum ersten Male auch von der Parlamentstribüne
aus die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Problem ge-
lenkt, das in der Folgezeit wohl noch viel Stoff zu wirt-
schaftspolitischen Erörterungen geben wird. Denn es sei
vorweg bemerkt, daß die Debatte wie schon so manche
andere verlief, ohne daß man sich über Grundlagen einigte,
die zu einer Lösung der wichtigen Frage führen würden.
Herr Abgeordneter Oeser schilderte eingehend die aus
der Monopol-Entwicklung in einer unserer wichtigsten
Industrien — der Elektrizitätsindustrie — drohenden wirt-
schaftlichen Gefahren und wies dabei auf eine ganz be-
sonders bedenkliche Erscheinung hin, an der die Oeffent-
lichkeit das lebhafteste Interesse haben müsse. Bei der
Errichtung von Ueberlandzentralen trete die Ausschaltung
des freien Wettbewerbes durch die vertragliche Festsetzung
eines Installations- und Materialmonopols für die 'Groß-
firmen besonders kraß zutage. Dabei sind aber nicht
nur private, sondern auch öffentlich-rechtliche Körper-
schaften, Kommunalverbände usw. beteiligt. Wenn diese
Verträge abschließen, wodurch die Einwohner gezwungen
werden, ihren Bedarf bei bestimmten Firmen zu decken,
so liege doch die Frage nahe, ob eine solche Zwangs-
maßregel gegen die Gewerbefreiheit mit Hilfe öffentlicher
Organe nicht erstens gegen die guten Sil(||n und zweitens
— und vor allem — gegen den § 10 der Gewerbeordnung
verstoße, der verhindern soll, daß zu einem bestimmten
Gewerbe die Berechtigung nur einer erlangen kann.
Mit besonderer Freude begrüßen wir es, daß im
weiteren Verlauf seiner Ausführungen der Abgeordnete
Oeser auch auf den nachteiligen Einfluß aufmerksam
machte, den ein weiteres Zurückgehen der Spezialfabriken
durch das Anwachsen der Monopole und die damit zu-
nehmende Vertrustung wichtiger Erwerbswirtschaften auch
Tür die Angestellten zur Folge hat. ,, Beamte, die dem
Konzern angehören", so sagte ungefähr der Abgeordnete,
, »wagen es nicht mehr, eine Stellung in einer anderen
Eabrik anzunehmen. Versuchen Sie es, aus einer Stellung
heraus wieder bei einer großen Firma des Konzerns an-
zukommen, so ist das fast unmöglich. (Geheime Kon-
kurrenzklausel! Die Scliriftltg.) Wo soll der Angestellte
noch unterkommen, wenn das Monopol über das Schicksal
der Angestellten entscheidet?" Zum Schluß warnte der
Abgeordnete die Großunternehmungen davor, mit der
Monopolisierung fortzufahren, wenn sie . nicht ein all-
gemeines Gesetz gegen derartige Trusts und Monopole
heraufbeschwören wollten.
Bezeichnend war es, daß bei den letzten Worten des
Abgeordneten Vizepräsident Schulz den Redner ermahnte,
nicht zu weitab zu kommen. , Der wiederholte Beifall,
auch auf der Rechten des Hauses, nach dem Widerspruch'
des Redners bewies jedoch, daß sämtliche Parteien seinen
Ausführungen beipflichteten.
In diesem Sinne sprachen sich auch andere Redner
des Hauses aus, die die verschiedenen Möglichkeiten er-
örterten, den Monopolisierungsbestrebungen der Elektri-
zitätsindustrie entgegen zu arbeiten, so insbesondere bei
der Gelegenheit der Verleihung des Wegerechtes.
Nur Herr Dr. Hahn (kons.) glaubte durch Zwischen-
rufe während der Rede des Herrn Oeser und durch
seine späteren Ausführungen einen Gegensatz zwischen
den Anschauungen der übrigen Abgeordneten und den
Grundsätzen der Gewerbeordnung feststellen zu können.
Er würde mit dieser seltsamen Ansicht allein gestanden
haben, wenn nicht auch der Staatssekretär Delbrück in
denselben groben Irrtum verfallen wäre. Die juristische
Seite der Frage glaubte der Minister, der nach dem Ab-
geordneten Oeser sofort das Wort ergriff, einfach mit der
Versicherung abtun zu können, daß sich kein Jurist finden
werde, der in jenen Verträgen der Ueberlandzentralen eine
Verletzung des § 10 der Gewerbeordnung erblicke. Man
könne, so meinte er, keinen Lieferanten verhindern, einen
Abnehmer im Vertragswege zu verpflichten, nur von ihm
zu kaufen. Die Anschauungen des Abgeordneten Oeser
würden geradezu „revolutionierend" auf die Grundsätze
"des Gewerberechtes einwirken!
Der Abgeordnete Junk (natlib.), der als einer unserer
hervorragendsten Juristen gilt, führte den Staatssekretär
gründlich ad adsurdum. Er bekannte sich als ein solcher
Jurist, dessen Existenz der Minister verneinte, und führte
aus, daß er auf Grund seiner langjährigen Anwaltschaft
beim Reichsgericht es durchaus nicht für so aussichtslos
halte, jene Verträge anzufechten, weil sie nicht nur gegen
die Qewerbefreiheit, sondern auch gegen die guten Sitten
verstoßen.
Nach dieser Belehrung durch den Abgeordneten Junk
wußte der Staatssekretär nur noch seine Freude aus-
zudrücken, wenn dessen Anschauungen sich als richtig
erweisen sollten. An Sachlichem, wie man den Monopol-
bestrebungen entgegenarbeiten könne, hatte der Staats-
sekretär herzlich wenig zu sagen. Er versteifte sich
schließlich auf die Anschauung, daß die Vorschläge der
Volkspartei auf die Aufhebung der Gewerbefreiheit hinaus-
liefen. Gegenwärtig habe man keine Handhabe, den
Monopolbestrebungen entgegenzuarbeiten. Künftigenfalls
sei es evtl. durch ein Spezialelektrizitätsgesetz oder bei
Gelegenheit der Verleihung des Wegerechtes möglich. Zu
der Angestelltenfrage hatte übrigens der Staatssekretär
kein Wort der Erwiderung übrig.
Wir aber ^meinen mit dem Abg. Gothein (Fortschr. Vp.),
der auch in die Debatte griff, daß es sich bei den Aus-
führungen des Abgeordneten Ocser nicht um eine Negie-
rung der Gewerbefreiheit, sondern gerade um deren Auf-
rechterhaltung handelt. Die Großindustrie, die sich durch
ihre Monopole über die Gewerbefreiheit hinwegsetzt,
müßte eben durch die Gesetzesbestimmungen der Gewerbe-
ordnung davon zurückgehalten werden können.
Aber selbst wenn diese Rechtsfrage noch offen ist,
so ließen sich doch wohl noch andere Wege finden, die
zum Ziele führen, wenn nicht die Kleinen von der Kapitals-
übermacht der Großen erdrückt werden sollen. Da scheint
uns der Weg recht gangbar, den die „Frankfurter Zeitung"
vom 17. März andeutet, weil auf ihm, ohne daß eine
Einschränkung der Gewerbefreiheit nötig wird, den Mono-
polbestrebungen sehr nachdrücklich ein Halt! geboten
werden kann. Man kann zwar den Lieferanten nicht hin-
dern, so heißt es ungefähr dort, von seinem Abnehmer
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
251
das Eingehen auf einen Vertrag, in dem er sich mit Haut
und Haar den Dii<tionen der Großindustrie verschreibt,
zu verlangen, aber man könnte den Abnehmer hindern,
einem solchen Verlangen nachzugeben. Die Verbände,
Provinzen, Kreise, Kommunen sind doch in jedem Fall
bei dem Vertrage die Stärkeren, zumal wenn von ihnen
noch die Erteilung einer Konzession abhängt. Es sollte
doch nicht schwer sein, in ihnen das Gefühl zu erwecken,
daß sie eine Torheit begehen (Torheit schon unter dem
engen Gesichtspunkt ihrer fiskalischen Interessen), wenn
sie sich blindlings dem Monopolverlangen unterwerfen.
Wenn dagegen die Regierung schon den einfachen Ge-
danken der Abwehr als revolutionierend erklärt, so ist
dies in einer Zeit, in der das Wirtschaftsleben ganz von
selbst die Bedingungen des Daseins revolutioniert, nur
mit Vogelstraußpolitik zu bezeichnen.
Das sollten sich u. E. auch die Angestellten gesagt
sein lassen und nicht länger tatenlos dabeistehen oder
sich auf die Hilfe anderer verlassen. Was hier zum ersten
Male den elektrotechnischen Spezialfabriken gelang, näm-
lich vom Forum des Reichstages aus die Oeffentlichkeit
auf die Vertrustung der Elektrizität und die daraus er-
wachsenden Gefahren aufmerksam zu machen, müßte den
Angestellten, die unter diesen Gefahren nicht zum wenig-
sten mit zu leiden haben, ebenfalls und erst recht möglich
sein. Um dieses Ziel aber zu erreichen, müssen sie sich
zu einem großen Verbände zusammenschließen, müssen
sie sich organisieren, denn der einzelne kann nichts, alle
zusammen aber vieles, manchmal alles erreichen.
Matzdorff.
Mitteilungen au
Wanderversammlung des D. T.-V.
aus Anlaß der Internationalen Hygiene- Ausstellung
Dresden 1911 :: 15. bis 19. Juli :: Auskunft: Bau-
meister Schüßler, Kleinluga, Post Mügeln, Bez. Dresden.
An die Teilnehmer werden gegen Erlegung von 3 Mark
Outscheinhefte ausgegeben, die zur unentgeltlichen Entnahme
der Festzeitung, des Festzeichens, des Führers durch Dresden
und das Elbgelände und des Stadtplanes, zur Teilnahme am
Begrüßungskommerse (vorläufiges Programm siehe Heft 10), an
der feierlichen Eröffnung, den Vorträgen und Führungen in
der Ausstellung, den Besichtigungen industrieller Anlagen usw.
sowie zu einer Preisermäßigung am Mittagessen im Kaiser-
palaste (Menü) berechtigen.
Für den Eintritt in die Ausstellung werden an die Teilnehmer
Dauerkarten zum Preise von 3 M (Anschlußkarten für Frau
und Kinder über 12 Jahren 2 M, für Kinder unter 12 Jahren
1 M), einschl. städtischer Billettsteuer, gültig für acht Tage,
sowie Dauerkarten zum Preise von 2 M (Anschlußkarten für
FVau und Kinder über 12 Jahren 1,50 M, für Kinder unter
12 Jahren 1 M), einschl. Billettsteuer, gültig für zwei Tage,
in dem noch zu errichtenden Bureau, dessen Ort und Eröffnungs-
tag noch bekannt gegeben wird, ausgegeben.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,U. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder fiinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksverwalt linken
Bezirksverwaltung Oberschlesien. Zwei vom B. t.-i. B. veranstaltete
Versammlungen fanden vor kurzem in Oberschlesien statt und brachten
erneut den Be\xfeis, daß es trotz den großspurigen Behauptungen der
ersten Seite der Bundeszeitung in Oberschlesien mit der Bundes-
bewegung nicht recht vorwärts geht. Am 5. April sprach Herr
II :: H •: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse snid, »erden aufgenoniniLU. Dem Namen des Hinsenders sind
VC' o Ii n u n .g und M i t g I i e d n u m m e r hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
<!uellen und Büchern werden unp ii tciisi h und nur schriftlich erteilt. E ine
Rücksendung der Manuskripte .ii'l i ii' lit. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorlct/te I)>innfrst.i.. ( 12 Uhi) vor trsrhcinen des Heftes
in dem die Frage crs: lu ineii soll, l iii.j Vi rbindliclikeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrü( kill Ii ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöckc zur Wiedergabe von Zeiclinungeii muß der Fragesteller vorher be-'alilen.
Technik
Frage 95. In einem Krankenhaus-Neubau sind die Decken
nicht schallsicher. Die Konstruktion ist folgende: Hohlkörper-
steine zwischen I-Eisen, dann Auffüllung bis Oberkante Träger
mit Kohlasche, 10 bis 12 cm stark, darauf direkt auf die Träger
magerer Aschebeton ca. 6 cm stark, dann Steinholzfußboden
einschl. Isolierschicht (Pyrofugont). Diese Konstruktion ist nur
in einem kleinen Teil des Baues zur Ausführung gelangt, in
dem im Bau befindlichen größeren Teil wurden zunächst die
Träger-Auflager mit Asphaltfilz umkleidet, sodann soll die Auf-
füllung mit Kohlasche ca. 3 cm über die Träger erfolgen, vorher
wird auf die Träger ein Asphaltfilzstreifen gelegt werden. Die
Auffüllung mit magerem Aschebeton ist dieselbe wie vorhin,
jedoch wird beim Anschluß an die Mauer ein Winkel
von Asphaltfilz eingelegt. Ist nun diese Konstruktion geeignet,
um eine absolut schallsichere Decke zu erzielen, oder welche
Konstruktion wäre vorzuschlagen bei Verwendung der Hohl-
körpersteine und des Pyrofugontfußbodens ?
Frage 99. Welches Anstrichmittel eignet sich am besten,
um alte mit ^^-Pfannen eingedeckte Dächer zu dichten? An-
strichmittel möglichst rote Farbe.
dem Verbände
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war 'ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentHch, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker- Verbandes in Sonders-
hausen.
Gramm in Beuthen über den „Entwurf eines Versicherungsgesetzes
für Privatangestellte". Obwohl die Versammlung schon wochenlang
vorbereitet war, fanden sich dazu recht wenig Bundesmitglieder ein.
Wären nicht der Deutsche Techniker-Verband, der Werkmeister-
Verband und einige Handlungsgehilfen vertreten gewesen, dann hätte
Herr Gramm fast ausschließlich vor seiner mitgebrachten Unter-
stütznngstruppe ans Königshütte und den Nachbarorten sprechen
dürfen. Mit Einschluß der Gegner waren im ganzen 44 Leute im
großen Konzerthaus-Saale anwesend, was einen recht deprimierenden
Eindruck auf alle Versamiulungsbesucher hervorrief. Hier zeigte es
sich wieder, mit dem Belegen der großen Versammlungslokale allein
ist es nicht getan; es gehören auch die Menschen hinzu, den Platz
zu füllen. Und die fehlen dem Bund in Oberschlesien!
Was Herr Gramm gegen den Gesetzentwurf vorbrachte, waren
die alten Gemeinplätze, die schon zu häufig widerlegt wurden, um
sie hier noch einmal zu erwähnen. Von Verbandsseite trat ihm
Kollege Kaufmann, Berlin, energisch und mit sichtbarem Erfolge
252
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 16
entgegen. Alle Kraftanstrengungen des Herrn Gramm, wie auch des
Vorsitzenden Herrn Seidel konnten nicht hindern, daß sich eine
recht starke Minderheit in dieser Versammlung gegen die Bundes-
Resolution erklärte. Ein Vertreter des Werkmeister-Verbandes sagte
dabei den Bündlern so derbe Wahrheiten, daß Herrn Gramm alle
Lust verging, im Schlußwort den Werkmeister-Verband noch weiter
zu poussieren. Mit 25 gegen 17 Stimmen hat sich die „Mehrheit"
für den Ausbau erklärt und Herrn Gramm den Sieg zugetragen.
Aber „es bröckelt ab!!" So hat vor kurzem die Bundeszeitung
einmal höhnisch geschrieben, weil einige kleine Vereine desD. T.-V.,
denen die fortschrittliche Angestellten-Politik des Verbandes nicht
in den Kram paßt, die Konsequenzen gezogen haben und aus-
geschieden .sind. Nun, wir können sagen, es bröckelt beim Bunde
in Oberschicsien. Langsam zwar, aber sicher!
Dies zeigte sich ganz besonders in der zweiten Versammlung
in Kattowitz, wo wieder Herr Gramm den Gesetzentwurf der
Pensionsversicherung und alle, die sich auf den Boden desselben
stellen, in gehässiger Weise bekämpfte. Die Versammlung war an-
fangs von reichlich 100 Personen besucht; unsere Mitglieder stram p
auf dem Posten, um einmal den Bündlern zu beweisen, daß sie selbst
in ihrer Hochburg Kattowitz nicht ohne weiteres triumphieren können.
Herr Gramm sprach — fast zwei Stunden lang, vermutlich nur,
um den nachfolgenden Rednern, insbesondere unserem Kollegen
Kaufmann, die Zeit einzuengen. Man wußte eben, daß viele Ver-
sammlungsbesucher an die Nachtzüge des Industriegebietes gebunden
waren. Doch konnte diese Taktik nicht hindern, daß Herrn Gramm
eine tüchtige Abfuhr zuteil wurde.
Als erster sprach in der Diskussion unser Kollege Kaufmann,
der den Anwesenden die Notwendigkeit, den Gesetzentwurf mit den
vom Hauptausschuß vorgeschlagenen Verbesserungen zu akzeptieren,
klar auseinandersetzte. Hierauf noch kurz Kollege Eitner aus Königs-
hütte, welcher eine Resolution zur Annahme vorschlug, in der der
Gesetzentwurf als brauchbare Grundlage anerkannt wird, wenn die
vom Hauptausschuß vorgeschlagenen Verbesserungen Berücksichtigung
finden. Desgleichen sollten Reichstag und Bundesregierungen durch
die Resolution aufgefordert werden, den Gesetzentwurf noch in
dieser Session zu verabschieden.
Der Beifall, der den beiden Rednern zuteil wurde, ließ klar er-
kennen, daß sich für vorstehende Resolution wohl eine Mehrheit
finden würde, weshalb Herr Seidel, der als Bundesobmann für das
Industriegebiet auch in Kattowitz die Versammlung leitete, mit allen
Mittelchen der Bundes-Resolution den Sieg zuschieben wollte. Er
gab Herrn Gramm vor der Abstimmung das Schlußwort, damit dieser
versuchen sollte, die Ausführungen unseres Herrn Kaufmann abzu-
schwächen. Herr Gramm redete die auswärtigen Versammlungsteil-
nehmer aus dem Saal heraus, ohne dieses Ziel zu erreichen. Das
bewies die Abstimmung, bei der sich 42 Stimmen für die Bundes-
Resolution erhoben, während die Gegenprobe und damit die Resolution
des Verbandes die Mehrheit der Versammlung auf sich vereinigte.
Nun — nach dieser Abstimmung — entdeckte plötzlich der
Versammlungsleiter Herr Seidel, daß auch 2 oder 3 als Kommunal-
beamte bekannte Verbandsmitglieder anwesend waren und gegen
die Bundes-Resolution gestimmt haben. Er erklärte, daß die im
öffentlichen Dienst beschäftigten Mitglieder des Techniker-Verbandes
nicht abstimmen dürfen und nur Privatangestellte hier in dieser
Versammlung zu entscheiden hätten.*) Eine verblüffend einfache
Methode, den Abend für den Bund zu retten! Schade nur, daß
der Herr nicht vor der Abstimmung seine Weisheit zum besten ge-
geben hat. Dann wäre vielleicht die Mehrheit für den Verband
noch wesentlich größer geworden. Kollege Wittmeyer kenn-
zeichnete in einer stürmischen Geschäftsordnungsdebatte dieses Ver-
fahren. Ganz energisch wies er darauf hin, daß der Bund sich in
Zukunft seine gedruckten Versammlungseinladungen, die er auch an
Staats- und Gemeindebeamten verschickt, sparen kann, wenn er diese
nicht als gleichberechtigte Versammlungsbesucher ansehen will. Zum
Lokalfüllen kämen die Verbandsmitglieder nicht in die Bundes-
*) Das ist ein recht merkwürdiger Standpunkt, der in diesem
Falle noch reichlich post festum kommt. Aber „ganz wie's trefft!"
In Darmstadt sind die Bündler dafür, daß sogar die Selbständigen
mit abstimmen dürfen, weil sie gegen das Pensionsgesetz sind. In
Kattowitz suchen die Herren das Schicksal zu korrigieren und Be-
amten und Selbständigen das Stimmrecht zu beschneiden. Wie
vereinbart sich denn diese Stellung mit dem sonstigen Vorgehen
des Bundes in der Pensionsversicherungsfrage? Wenn in den öffent-
lichen Versammlungen nur alle jenen abstimmen dürfen, die un-
mittelbar vom Gesetzentwurf erfaßt werden, dann steht es schlimm
mit den Bundesmehrheiten. Dann müssen natürlich auch die Hills-
ti-upjjen aus dem Arbeiterstande, auf die sich die Herren Bündlei-.
wie z. B. in Hannover, recht kräftig stützen konnten, bei der Ab-
stimmung ausscheiden und in Konsequenz des Bundesstandpunktes
in Kattowitz wäre es auch mit der Unterstützung der Bundesagi-
tatoren durch Gewerkschaftssekretäre und sozialdemokratische Reiclis-
tagskandidaten vorbei.
Versammlungen. Außerdem dürften dann die Zusammenkünfte des
Bundes nicht mehr als öffentliche Versammlungen ausgeschrieben
werden, was in Kattowitz in aufdringlichem Maße geschehen sei.
Als sich noch weitere Herren zur Geschäftsordnung meldeten,
verlor der mutige Herr Vorsitzende völlig den Kopf. In seiner Auf-
regung erklärte er kategorisch: „Zur Geschäftsordnung kann ich
nicht mehr sprechen lassen, da ich die Versammlung eben geschlossen
habe." Damit wars genug. Nun erhoben sich unsere Mitglieder
und die Mehrzahl der übrigen nicht zur Bundesgruppe gehörenden
Angestellten unter kräftigen Protestrufen und verließen mit einem
donnernden Hoch auf den D. T.-V. geschlossen den Saal.
Als die Herren Bündler nun unter sich waren, hatten sie die
Kühnheit, nach Schluß der Versammlung noch einmal über die
Bundes-Resolution abzustimmen. Jetzt hat Herr Gramm gesiegt und
er kann mit Stolz auf diesen Sieg zurückblicken, denn der klägliche
Rest von etwa 25 Leuten hat „einstimmig" die Bundes-Resolution
votiert.
Das geflügelte Wort: „Wenn zwei dasselbe tun, ist es doch
nicht dasselbe', scheint für die Bundeshandlungen maßgebend zu
sein. Wie wir nachher hörten und wie uns auch Bundesmitglieder,
die an diesem Abend sich zum Verbände meldeten, weil sie mit
einer solchen Geschäftsführung nicht einverstanden sein konnten,
bestätigten, hat man sich bei d.er „internen" Abstimmung über die
Bundes-Resolution nicht mehr daran gekehrt, ob Staatsbeamte und
Arbeitgeber mitstimmten.
Uns wurde berichtet, daß Herr Gymnasial-Oberlehrer H., -
gewiß auch ein Staatsbeamter, — der als Politiker die Versammlung
besuchte, sowie ein Arbeitgeber Herr B., Teilhaber eines Instal-
lationsgeschäftes, für die Bundes-Resolution stimmten. „Ja, Bauer,
das ist was anderes!"
Beide Bundesversammlungen bedeuten für den D. T.-V. einen
Erfolg, der sich äußerlich in der Aufnahme mehrerer Mitglieder
zeigte und auch sonst seine Nachwirkung auf die Verbandsverhält-
nisse in Oberschlesien nicht verfehlen wird. Wir können mit
Befriedigung feststellen, daß in Oberschlesien die gegenwärtige
Verbandspolitik, die jedes Mitglied zur gewerkschaftlichen Standes-
arbeit verpflichtet, immer mehr Freude und Anhänger findet. Damit
wird aber auch dem Vordringen des Bundes ein Damm entgegen-
gesetzt. Die Angestellten des oberschlesischen Industriegebietes
erkennen eben immer mehr im D. T.-V. die Techniker-Organisation,
welche mit Energie und Würde die Interessen der Industrieangestellten
wie aller übrigen Techniker zu vertreten weiß Ob nun die nächste
Bundes-Zeitung wieder schreiben wird: „Es bröckelt?!!" W.
Halle a. S. Adresse: Otto Schneider, Merseburger Str. 23.
Wir veranstalten am Dienstag, 25. April, abends \ ^9 Uhr, im
Saale des „Augustinerbräui" in Halle a. S., Mittelstraße, einen
Vortragsabend, an welchem unser Landtagsabgeordneter Herr
Del i US über das Thema: „Die P r iv a t a n g e s t e 1 1 1 e n
und die Politik" sprechen wird. Zahlreiche Beteiligung
dringend erwünscht. Namentlich bitten wir auch die Herren
Einzelmitglieder um rege Beteiligung. — Am Himmelfahrtstage,
25. Mai d. J., findet ein gemeinsamer Ausflug nach Sonders-
hausen zur Besichtigung des Erholungsheimes statt. Abfalirt
von Halle früh V26 Uhr mit Sonntagsfahrkarte bis Franken-
hausen. Anmeldungen erbitten wir baldmögl. an obige Adresse.
Mittclrheinische Bezirksvcrwaltimg. Vrs. u. Br.-A.: Chr.
Unterauer, Frankfurt a. M., Mainkai 23. — Der 23. Bezirkstag
fand am 2. April im Kasino ,,Hof zum Gutenberg" in Mainz
statt. Den öffentlichen Verhandlungen ging eine Sitzung des
Gesamtvorstandes und ein öffentlicher Vortrag des Herrn Dr.
Günther über : ,,Das Zunftwesen, eine Analogie zu zeitgenössi-
schen Erscheinungen", voraus. Außer der Entgegennahme des
Jahres- und Rechenschaftsberichts und der Genehmigung des
Kostenanschlags 1911 fand die Neuwahl des geschäftsführenden
Vorstandes statt. Diese ergab als 1. Vors.: Chr. Unterauer;
2. Vors.: Fr. Kindervater; Kassierer: J. Wührmann; Schrift-
führer: K. Kley; Beisitzer: B. Löser, Chr. Pfannstiel, H. Zim-
mermann (sämtlich in Frankfurt), Horn-Offenbach, Daum-Darm-
stadt und Kockerbeck-Gießen. Vertreter der Einzelmitglicdcr im
Gesamtvorstand sind: Maurer-Mainz, Peiskcr-Wiesbaden, Leon-
hard-Wetzlar und Wickert-Offenbach. Obmänner der Stellen-
vermittlung sind Wührmann-Frankfurt und Wunder-Wiesbaden.
Als Ort für den nächsten Bezirkstag wurde Darmstadt gewählt.
Zum Entwurf des Vcrsicherungsgesctzcs wurde eine Resolution
angenommen, die sich gegen die neuerdings aufgetauchten Be-
strebungen, die Werkspensionskassen der großen Betriebe als
Ersatzinstitute zuzulassen, ausspricht (s. auch den Leitartikel in
Heft 15. Die Schriftitg.). An die Vereine und Einzelmitglieder
wurde das Ersuchen gerichtet, die statistischen Tabellen des
Verbandes betr. Gruppeneinteilung (s. Heft 9 u. 10. Seite III),
die Jahresberichte sowie die Namen der Vertrauensmänner der
Bezirksverwaltung baldmöglichst und vollständig zu übermitteln.
Obrrsrlilrsien. Gelegentlich der am 2. d. M. in Cosel statt-
gefundenen Wanderversammlung ist ein „T c c h n. Verein
Cosel und Umgegend" gegründet worden. Adresse des
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
253
prov. Vorsitzenden ist: Roman Zoiondei<, Bauführer, Cosel.
Der Früiijahrsbezirkstag findet am 7. Mai in Ratibor statt. Das
Programm wird in der nächsten Nummer der D. T.-Z. bekannt
gegeben.
Zwickau und Vogtland. An der Kgl. Bauschule zu Plauen
wird im Sommerhalbjahr 1911 durch den Direktor Herrn Baurat
Professor Albert ein Sonderkursus für Eisenbeton -
konstruktionen für in der Praxis stehende Techniker,
Baumeister und Baubeamte abgehalten. Die Vorträge sollen sich
zunächst auf eine Wiederholung und Ergänzung der wichtigsten
Abschnitte aus der Baustatik — Festigkeitslehre, kontinuierliche
Träger, schräge Biegung, exzentrischer Druck, Stützmauern, Ge-
wölbe, hohe Schornsteine — und dann auf die statische Be-
rechnungen sowie Massen- und Kostenberechnung von Eisen-
betonbauten erstrecken. Es sind wöchentlich drei Vortrags-
stunden (voraussichtlich Donnerstag) von 4 bis 7 Uhr nach-
mittags, mit Ausnahme der Ferien, vorgesehen. Das Honorar
beträgt 15 M und ist bei der Anmeldung in der Expedition
der Bauschule im voraus zu bezahlen.
Zweir^vereine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Die Besichtigung der
Feilenfabrik und Dampfschleiferei von E. Maegdefrau, Pankow,
findet am Mittwoch, 19. April, nachmittags Uhr, statt. Die
Teilnehmer werden gebeten, Herrn R. Schulz, Berlin N. 20,
Stettiner Straße 30, vorher schriftlich Nachricht zukommen zu
lassen. — Am Donnerstag, 27. April, pünktlich abends 8V2 Uhr,
im Kaisersaal der Industrie-Festsäle, Beuthstr. 20, Projektions-
vortrag des Herrn Waldemar Titzenthaler: „Sommertage in der
Bretagne". Wir laden unsere Mitglieder und insbesondere auch
deren Damen zu diesem hochinteressanten Vortrage ein und
bitten Sie, recht zahlreich und pünktlich erscheinen zu wollen.
Verbandskollegen und Freunde des Vereins sind willkommen.
Hamburcr. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 18. April, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „Bürgerkasino", Gr. Allee Nr. 55. Tagesordnung:
1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Abrechnungen. 3. Tech-
nische Fragen. 4. Verschiedenes. — Dauerkarten für die Aus-
stellung bemalter Wohnräume sind an diesem Versammlungs-
abend beim Kollegen Niederhof zu haben.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
und Umgegend. Vrs. u. Br.-A. : Richard Spiller, Kattowitz,
Holteistr. 38. — Nächste Versammlung Mittwoch, 19. April,
abends 8V2 Uhr, im „Pschorrbräu", August-Schneider-Straße.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Aufnahmen. 3. Bericht
über die Wanderversammlung in Cosel (O.-S.). 4. Wahl der
Vertreter zum Bezirkstag in Ratibor. 5. Verschiedenes'. Zahl-
reiches Erscheinen erwünscht.
Mannheim. TechnischerVerein. Mittwoch, 19. April,
Lichtbildervortrag. Hierzu besondere Einladungen. — Für
den ausscheidenden Beisitzer wurde einstimmig Herr Heinrich
Schmidt P. 6. 5. gewählt. Aufgenommen wurden acht vor-
geschlagene Herren sowie die Herren: F. Oötzinger, Ing.,
Stefanienpromenade 21 (war bereits Mitgl. des Techn. Vereins
Offenbach), Hans Morast, Hochbautechniker, Lortzingstraße 14.
Wir bitten nochmals dringend um Einsendung der ordnungs-
gemäß ausgefüllten Formulare aus Heft 9 oder 10 der D. T.-Z.
an den Vorstand.
Nürnberg. Techniker-Verein. Es ergeht hiermit
Einladung zu der am Mittwoch, 3. Mai, im Billardzimmer der
Rest. „Theodor Körner", Insel Schüft, stattfindenden letzten
Hauptversammlung. Beginn präzise 8 Uhr. Tagesordnung:
1. Protokollbericht. 2. Auflösung des Nürnberger Techniker-
Vereins. Um recht zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Nürnberg. Techniker - Vereinigung. Br.-Adr. :
K. Polster, Schreyerstr. 14. V. 'u. O. : Jeden Mittwoch, abends
8V2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schutt. ~ Ein lang-
gehegter Wunsch vieler Kollegen ist nun in Erfüllung gegangen;
durch einstimmige Beschlüsse aller drei Vereine wurde die
Verschmelzung des Technischen Klubs Nürnberg, des Nürn-
berger Techniker-Vereins und des Vereins „Kraft und Licht"
vollzogen, ein neuer Verein tritt an deren Stelle. Der neue
Verein führt den Namen „Techniker-Vereinigung
Nürnberg". Der Vereinsbeitrag beträgt vierteljährlich 5 M.
Die neue Vorstandschaft setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vor-
stand: Städt. Bauführer Polster, 2. und 3.: Bauführer Herzer und
Ingenieur Ebel; 1. Schriftführer: Bauführer Reis, 2. und 3.:
Maschinentechniker Höhenberger und Bauführer Lämmermann;
1. Kassierer: Ingenieur Nußberger, 2. und 3.: Bauführer Beck
und Ingenieur Seeberger; Bibliothekar: Städt. Bauführer Karl
Held; Inventarverwalter: Ingenieur Ernst Held ; Stellenvermittler
für das Baufach: Bauführer Rehle; Stellenvermittler für das
Maschinenbaufach: Ingenieur Hauenstein. — Am Mittwoch.
19. April, findet Diskussionsabend statt. Wir hoffen, daß alle
Mitglieder die Gelegenheit, sicli über Verbands- und Standes-
fragen auszusprechen, rege benutzen. Es empfiehlt sich, die
D. T.-Z. mitzubringen. — Mittwoch, 26. April, Vortragsabend.
Thema: „Neubau eines Wolkenkratzers in New-York". Wir
bitten, auch bei diesem Vortrag recht zahlreich zu erscheinen
und dadurch die Vorstandschaft in ihren Bestrebungen, das
Vereinsleben zu heben, zu unterstützen.
Pforzheim. Technischer Verein. Wegen der Feier-
tage findet die nächste Monatsversammlung am Mittwoch nach
Ostern statt. Zur Beratung stehen die Teilnahme an den Bürger-
ausschußwahlen, die Abhaltung eines Eisenbetonkurses, Ab-
haltung von Vorträgen und Exkursionen. Einbanddecken für die
D. T.-Z. werden an Interessenten abgegeben. Die rückständigen
Fragebogen erbitten wir umgehend.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstr. 4 III. — Versammlung am Donners-
tag, 20. April 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal Restaurant
Neubauer, Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen
und Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Verschiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. Motiv, Bauhütte Dresden. Br.-A. :
Baumstr. Eugen Pönisch, Dresden 30, Schützenhofstr. 11. —
Die erste ordentliche Hauptversammlung findet programmgemäß
Mittwoch, 19. April, pünktlich ^j.^^ Uhr abends beginnend, im
Vereinslokal, kl. Gewerbehaussaal, Ostra-Allee, statt. Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Programmbekanntgabe durch die
Herren - Ausschuß Vorsitzenden und Beschlußfassung hierüber.
3. Etatfestsetzung für das laufende Jahr. 4. Aufnahme neuer
Mitglieder. 5. Verschiedene Berichte. Gleichwie zur Gründungs-
versammlung erhoffen wir ,auch an diesem Abend ein volles Haus
und bitten um Einführung von dem Verein und dem Verband
noch nicht angehörenden Berufskollegen.
Hof. „Bauhütte", E.V. 1. Vrs.: Herr Gustav Wenz,
Staatsbauführer, Leopoldstr. 7. — Infolge Austritts unseres bis-
herigen Schriftführers Hrn. Hopf aus dem Verband wurden in der
Versammlung vom 23. März 1911 als Schriftführer neu gewählt:
1. Schriftführer: Herr Bauführer Heinrich Klug als Protokoll-
führer und Bücherwart; 2. Schriftführer: Herr Staatsbauführer
Fritz Penning für Korrespondenz usw. — Nächste Vereinsver-
sammlung am Donnerstag, 20. April, abends 8 Uhr, im Vereins-
lokal „Zentralhotel". Tagesordnung: 1. Einlauf und Schrift-
wechsel. 2. Genehmigung des letzten Protokolls. 3. Statuten-
änderung. 4. Sonstiges. Infolge der Wichtigkeit der Tages-
ordnung ist es Pflicht eines jeden einzelnen Mitgliedes, be-
stimmt zu erscheinen.
Staatstechniker.
Landesvercin Mittl. Sächsischer Eiscnbahn-
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Der zweite Vortrag am 6. April über Wirtschaftsanschläge
A, B und C war Von 36 Mitgliedern besucht. Der nächste
Vortrag über Bauanschläge findet am 20. April, nachm. 1/2^ Uhr,
im Uebernachtungsgebäude, Walterstraße, Dresden-Fr., statt.
Vortragender: Herr Bauobersekretär Schulze. Um pünktliches
Erscheinen wird gebeten.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II.
Mittwoch, 19. April, abends 8 Uhr, Vereinsversammlung im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze. Näheres wird noch
durch Rundschreiben bekannt gegeben.
Wohlfahrtsmarken zum Besten des Erholungsheimstocks.
Von diesen Marken wurden bereits 100 000 Stück verkauft, und
wir fordern alle Verbandskollegen weiter zu recht fleißiger Ab-
nahme auf. Die Wohlfahrtsmarken sind zum Preise von 2 Pf.
für das Stück von der Gescliäftsstelle des D. T.-V., Berlin SW. 68,
Markgrafenstr. 94, zu beziehen.
Todes-Anzeige.
Hiermit allen Verbandskollegen die traurige Mitteilung,
daß am 28. März unser langjähriges Mitglied
Herr Kollege Hermann Junker
im Alter von 38 Jahren gestorben ist.
Wir werden ihm ein treues Andenken bewahren.
Metzer Techniker-Verein.
Der Vorstand.
254
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
HeU 16
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsinitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1067 für das Stadtbaiiamt einer mittleren Stadt im Regie-
rungsbezirk Bromberg ein jüngerer Hochbautechniker, flotter
Zeichner. Gehalt 120 bis 150 M. Angebote mit Handskizzen
in Briefform lunter 1067 an die Zweigstelle Bromberg, z. H. des
Herrn H. Neudahl, Mittelstraße 48.
1068 für ein Architekturbureau in Plauen sofort ein jüngerer
Bautechniker, hauptsächlich für Bureau. Anfangsgehalt 150
bis 160 M. Stellung dauernd. Angebote unter 1068 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße Q4.
1069 für eine Baugesellschaft in Wunstorf sofort ein
jüngerer Bautechniker. Angebote unter 1069 an die Zweig-
stelle Hannover, z. H. des Herrn L. Damköhler, Slicher Str. 8.
1070 für ein technisches Bureau in Hannover sofort ein
jüngerer Techniker. Angebote unter 1070 an die Zweigstelle
Hannover wie unter 1069.
1071 für ein Architekturbureau in Hannover sofort ein
tüchtiger Hochbautechniker, gewandter Zeichner. Gehalt 160 M.
Angebote mit selbstgefertigten Skizzen in Briefform unter 1071
an die Zweigstelle Hannover wie unter 1069.
1075 für ein Baugeschäft in Insterburg sofort ein strebsamer,
tüchtiger Techniker, mit allen vorkommenden Arbeiten und
Verhältnissen durchaus vertraut. Stellung evtl. dauernd. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen und Antrittstermin unter 1075
an die Zweigstelle Königsberg, z. H. des Herrn Militärbau-
sekretär Wiehe, Königseck 5.
1076 für eine Zuckerfabrik im Bezirk Magdeburg sofort
ein Bautechniker, etwa 25 Jahre alt, guter Zeichner und im
Veranschlagen geübt. Anfangsgehalt 150 bis 160 M und freie
Wohnung. Stellung von längerer Dauer. Angebote unter 1076
an die Zweigstelle Magdeburg, z. H. des Herrn Th. Grosse,
Breiteweg 175/77.
1077 nach Vacha a. Werra sofort ein jüngerer, selbstän-
diger Bautechniker, flotter und gewissenhafter Arbeiter, in Bau-
führung erfahren. Stellung evtl. dauernd. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen unter 1077 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1078 nach Neubrandenburg sofort ein tüchtiger Techniker,
besonders gewandt im Verkehr mit der Kundschaft, der mög-
lichst im Kunststeintreppenbau sowie in der Kunststeinfabrikation
erfahren ist und besondere Begabung für Architekturzeichnen
besitzt. Angebote unter 1078 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1079 für einen Maurermeister in Swinemünde sofort ein
junger Techniker, Absolvent einer Baugewerkschule. Gehalt
120 M. Angebote unter 1079 an die Zweigstelle Stettin, z. H.
des Herrn G. Borchert, Barnimstraße 16 E.
1080 für den Neubau einer-größeren Eisenbahn-Betriebswerk-
statt mit Lokomotivschuppen in Lübben (Lausitz) sofort ein
tüchtiger, darin erfahrener Bautechniker, der auch mit Brücken-
bau vertraut ist, und die praktischen Ausführungen überwachen,
sowie die Schlußabrechnungen herstellen kann. Stellungsdauer
7 bis 8 Monate. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1080
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1081 für eine Behörde in Magdeburg sofort ein gewandter
Architekturzeichner. Angebote unter 1081 an die Zweigstelle
Magdeburg, z. H. des Herrn Th. Grosse, Breiteweg 175/77.
1082 für einen Kreis-Kommunalbaumeister einer Lahnstadt
sofort ein tüchtiger Bautechniker, flotter Zeichner und Kon-
strukteur, der nach gegebenen Skizzen selbständig arbeiten kann.
Bewandtnis in schriftHchen Arbeiten, Aufstellen von Kosten-
Noranschlägen, einfachen statischen Berechnungen Bedingung",
(jchalt 130 bis 150 M. Angebote mit Gehaltsanspinichen unter
1082 bis 16. April 1911 an die Zweigstelle Frankfurt a. M.,
z. H. des Herrn J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbert-
straße 73.
1083 nach Erfurt sofort ein jüngerer Tiefbautechniker
zu Absteckungen und Vermessimgsarbeiten. Angebote unter
1083 an die Zweigstelle Erfurt, z. H. des Herrn L. Leidenfrost,
Scharnhorststraße 18.
1084 für eine Provinzialverwaltung in Schlesien sofort ein
Bautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule, für Bureau
und Baustelle. Anfangsgehalt 120 M. Angebote unter 1084
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1085 für ein Kunststeinwerk in Berlin sofort ein junger
Bautechniker, gelernter Maurer, möglichst in Kunststeinlreppen
erfahren. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1085 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1086 für ein Werk in Adlershof sofort zwei Bautechniker,
mit Eisenkonstruktionen vertraut. Gehalt 150 bis 160 M. An-
gebote unter 1086 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1103 für eine Behörde in Metz sofort ein im Militärbau-
wesen erfahrener Techniker, selbständig in Entwurfsbearbei-
tung, Bauleitung und Abrechnung. Stellung vorübergehend evtl.
von längerer Dauer. Tagesdiäten 6 bis 7 M. Angebote unter
1103 an die Zweigstelle Metz, z. H. des Herrn K. Gerlach,
Richepansestaden 3.
1104 für ein Stadtbauamt in der Altmark sofort ein Tech-
niker, mit der Aufstellung von Bebauungs- und Fluchtlinien-
plänen vertraut, der auch die evtl. erforderlichen örtlichen Vor-
arbeiten erledigen kann. Gehalt 150 bis 160 M evtl. mehr.
Stellungsdauer ca. Vi Jahr. Angebote mit Gehaltsansprüchen
und Antrittstermin unter 1104 an die Hauptstelle Berlia SW.,
Markgrafenstraße 94.
1 105 für eine Kanalbaubehörde in Minden i. Westf. sofort
ein junger Techniker. Gehalt 130 M. Angebote unter 1105
an die Geschäftsstelle in Dortmund, z. H. des Herrn E. Lustig,
Kaiserstraße 86.
1106 für ein Architekturbureau in Nordenham sofort ein
tüchtiger Bautechniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
1106 an die Zweigstelle Bremen, z. H. des Herrn Otto Krause,
Neustadls Contrescarpe Nr. 70.
1107 für ein größeres Baugeschäft in Bremen sofort ein
Bautechniker, flotter Zeichner, sicher und gewandt in der Auf-
stellung von statischen Berechnungen, Kostenanschlägen und
Abrechnungen. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1107
an die Zweigstelle Bremen wie unter 1106.
1109/10 für ein Spezialbaugeschäft in Kattowitz sofort ein
Maschinentechniker mit einigen Erfahrungen im Ofenbau und
in Eisenkonstruktionen;
desgleichen ein Clautechniker, gelernter Maurer, als Bau-
führer, mit guten praktischen Erfahrungen in der Herstellung
von feuerfestem Mauerwerk (Schamotte- und Dinasmauerwerk).
Beschäftigung größtenteils auf der Baustelle, auch im Auslande.
Gehalt für beide Stellungen 150 bis 250 M. Stellung dauernd.
Angebote für beide Vakanzen unter 1109/10 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1111 für eine Kgl. Behörde in Kreuzburg (O.-S.) für den
Neubau einer kath. Pfarrkirche sofort ein Bautechniker, ledig,
zur Unterstützung des Bauleiters. Gehalt bis 170 M. Stellungs-
dauer etwa IV2 Jahre. Angebote unter 1111 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1112 nach Königshütte in Oberschles. sofort ein lediger
Bautechniker, etwa 24 Jahre alt, im Projektieren, Abrechnen
und in der Bauleitung von Hausinstallationen, Warmwasserauf-
bereitungen und Heizungen, sowie im Nivellieren durchaus er-
fahren. Stellung evtl. dauernd. Angebote mit Gehaltsanspr.
unter 1112 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1113 für eine Behörde in Gleiwitz sofort ein erfahrener
Hochbautechniker zur Hilfeleistung bei der Bearbeitung der
Baupolizeigeschäfte, mit langjähriger Erfahrung im Hochbau
(möglichst auch auf dem Gebiete der Baupolizei). Sicherheit
in der Prüfung von statischen Berechnungen einschl. Eisenbcto.i-
bau erforderlich. Gehalt 200 M. Angebote bis 19. April unter
1113 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1114 für ein Königl. Hochbauamt in Westpreußen zum
1. Mai 1911 ein erfahrener, älterer Hochbautechniker zur ört-
lichen Bauleitung zweier etwa 8 km voneinander entfernter
Dorfkirchen. Gewandter, Zeichner, mit Erfahrung in der Be-
aufsichtigung und Leitung staatlicher Bauten. Radfahrer mit
eigenem Rad. Angebote mit Skizzen und der Versicherung,
daß sich Bewerber in geordneten Verhältnissen befindet, unter
1114 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. SchuFz,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
1115 für den Baupolizeidienst einer städtischen Verwaltung
in Westpreußen baldigst ein Bautechniker mit abgeschlossener
Baugewerkschulbildung, guten Kenntnissen in der Baukonstruk-
tion und Baumaterialienkunde, sowie in der Statik der Hochbau-
konstruktionen. Anfangsgehalt bis 150 M. Angebote unter
1115 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
1116 für ein Architekturbureau in Pforzheim baldigst ein
Bautechniker als Bauführer, der im Abrechnungs- und Vcr-
Heft 16
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
250
messungswesen erfahren ist und mehrere Baustellen leiten l<ann.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1116 an Herrn Ph. Dahl,
Holzgartenstraße 133, zur Weiterbeförderung.
1117 für ein Baugeschäft in Lünen i. W. sofort ein tüchtiger
Bauführer für Hoch- und Tiefbau. Gehalt 180 M. Angebote
unter 1117 an Herrn O. Rohwer, Lünen, Cappenberger Str. 33 b,
zur Weiterbeförderung.
1118 für ein Schornsteinbaugeschäft in Hannover sofort
ein jüngerer Bautechniker mit einigen Erfahrungen im Schorn-
steinbau. Angebote unter 1118 an die Zweigstelle Hannover,
z. H. des Herrn L. Damköhler, Slicher Straße 8.
1119 von einem Architekturbureau sofort ein tüchtiger
Bauführer für Koloniebauten in Hamm i. W., etwa 30 Jahre
alt und sicher im Abrechnen. Gehalt 200 bis 250 M. Angebote
unter 1119 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen
in Dortmund, Kaiserstraße 86.
1120 für eine große Kesselfabrik in Oberhausen i. Rhld.
zur Unterstützung des Oberingenieurs baldigst ein Bautechniker
mit Fachschulbildung, speziell für Kesseleinmauerung und Feue-
rung, später evtl. Reisetätigkeit und Montage. Stellung dauernd.
Gehalt etwa 150 M. Bewerber muß möglichst in einem Spezial-
baugeschäft für Schornsteinbauten, Ofenanlagen und Kessel-
cinmauerungen praktische Kenntnisse erworben haben. An-
gebote unter 1120 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen wie unter 1119.
1121 von einer Fabrik für Gasanstaltsbau in Dortmund
sofort ein junger Hochbautechniker. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 1121 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen wie 'unter 1119.
1122 für ein Architekturbureau in Essen sofort ein Bau-
techniker, flotter Architekturzeichner;
desgleichen ein Hochbautechniker, sicher in Statik und
Abrechnung. Angebote mit Gehaltsansprüchen, Antrittstermin
und Skizzen unter 1122 an die Geschäftsstelle für Rheinland
und Westfalen wie unter 1119.
1123 für ein Architekturbureau in Herne i. W. sofort ein
Techniker für Bureau und Baustelle. Flotter Zeichner und
Statiker. Stellung dauernd. Gehalt ca. 150 M. Angebote unter
1123 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen wie
unter 1119.
1124 für das Vermessungsbureau einer Behörde in Glück-
stadt ein tüchtiger Zeichner, mit Erfahrung in der Anfertigung
von Pfeil- und Nivellementsplänen. Angebote mit Schrift- und
Zeichenproben unter 1124 an den Vermessungstechniker-Verein
für Rheinland und Westfalen, z. H. des Herrn J. Stender, Essen
a. d. Ruhr, Steinstraße 4.
1135 für ein Baugeschäft in Deutsch-Eylau sofort ein
Hochbautechniker, der mit Entwerfen, statischen Berechnungen
und Veranschlagen vertraut ist. Angebote unter 1135 an die
Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-Lang-
fuhr, Herstastraße 17.
B. für Industrieangestellte.
1064/65 von einer Berliner Baugesellschaft sofort ein In-
genieur für allgemeinen Maschinenbau und ein Ingenieur, der
mit der Durcharbeitung von Be- und Entwässerungsanlagen
vertraut ist. Angebote unter 1064/65 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
1066 für eine Städtereinigungsgesellschaft in Berlin sofort
ein Ingenieur, selbständiger Arbeiter, für Heizungs-, Gas- und
Wasseranlagen. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1066
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1088 für ein Konstruktionsbureau in Ludwigshafen a. Rh.
sofort ein jüngerer, tüchtiger Ingenieur oder Techniker aus
• der Werkzeugmaschinenbranche, der möglichst schon in Bohr-
maschinen tätig war. Angebote mit Oehaltsansprüchen unter
•1088 an die Zweigstelle Kaiserslautern, z. H. des Herrn Otto
Braun, Barbarossastraße 37.
1089 nach München sofort ein Techniker der Metallguß-
warenbranche, speziell für Bade- und Wasserleitungsarmaturen,
nicht über 35 Jahre alt, der evtl. später die Leitung des Be-
triebes übernehmen kann. Stellung dauernd. Angebote mit
Gehaltsansprüchen unter 1089 an die Zweigstelle München, z. H.
des Herrn A. Dörge, Holzstraße 26.
1090 für eine Maschinenbau-Anstalt in Weißensee b. Berlin
sofort ein Techniker oder Ingenieur, mit Kenntnissen im all-
gemeinen Maschinenbau und guten Erfahrungen im Dampf-
maschinenbetrieb. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1090
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1091 nach Kiel sofort ein jüngerer Maschinentechniker
für allgemeinen Maschinenbau und Eisenkonstruktionen. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1091 an die Zweigstelle
Kiel, z. H. des Herrn F. Kobarg, Hansastraße 10.
1092 für eine größere Maschinenfabrik in Augsburg sofort
ein flotter Konstrukteur für Pumpen und Kompressoren. Be-
werber, welche im Schiffskühlmaschinenbau bewandert sind, be-
vorzugt. Angebote unter 1092 an die Zweigstelle Augsburg,
z. H. des Herrn W. Arnold, Haunstetter Straße 25 a.
1093 von einer Stettiner Schamottefabrik sofort drei jüngere
Eisenkonstrukteure, möglichst mit einigen Erfahrungen in
Kohlenaufbereitungen und Transportanlagen. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen und Antrittstermin unter 1093 an die Zweigstelle
Stettin, z. H. des Herrn G. Borchert, Barnimstraße 16 E/
1094 nach Sachsen zum 16. Mai bezw. 1. Juni 1911 ein
erfahrener Ingenieur für Konstruktion, Korrespondenzwesen
und Offerten, mit ca. fünfjähriger Spezialpraxis im Transmissions-
bau. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Antrittstermin unter
1094 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1095 für eine Maschinenfabrik in Frankfurt a. M. sofort
ein tüchtiger Maschinentechniken als Hilfskonstrukteur. An-
fangsgehalt 150 M. Stellung dauernd. Zwei bis drei Jaiire
Bureaupraxis Bedingung. Angebote unter 1095 an die Zweig-
stelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn J. Wührmann, Frank-
furt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
1096 für ein Ingenieurbureau in der Pfalz sofort ein jüngerer,
im Gießereiwesen und Werkzeugmaschinenbau erfahrener Tech-
niker, der außer der Fertigung von Schätzungen, Taxationen
und Zeichnungen jeglicher Art, auch Kundenbesuche auszuführen
hat. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1096 an die Zweig-
stelle Frankfurt a. M., z. H. des Herrn Joh. Wührmann, Frank-
furt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
1097 nach Ragnit sofort ein flotter Maschinenzeichner. An-
gebote unter 1097 an die Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H.
des Herrn Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1098/99 für ein Kgl. Hüttenamt b. Bergen (O.-B.) zum Sep-
tember ds. Js. ein Konstrukteur für Holzbearbeitungsmaschinen;
sowie für sofort ein sauberer Zeichner oder Techniker,
der nach Modellen Konstruktionszeichnungen anfertigen kann,
für das gleiche Fach. Stellungsdauer für Letzteren zunächst
3 bis 5 Monate, evtl. länger. Angebote mit Gehaltsansprüchen
für beide Vakanzen unter 1098, 99 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1100 von einer Maschinenfabrik in Berlin sofort mehrere
jüngere Konstrukteure, evtl. auch Anfänger für Aufzugsbau.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Antrittstermin unter 1100
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1125 von einer Fabrik für Gasapparate, Gasometer und
Gaswerke in Dortmund sofort zwei Maschinentechniker für
das Gasfach. Angebote mit Gehaltsansprüchen und Antritts-
termin unter 1125 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
1126 für eine Metall-Lederwarenfabrik in größerer Stadt
Westfalens sofort ein Techniker, etwa 25 Jahre alt, Absolvent
einer staatlich anerkannten Maschinenbauschule, zur Unter-
stützung des Betriebsleiters bei Ueberwachung des Betriebes,
bei Anlagen und Unterhaltung der maschinellen Einrichtungen
und für Kalkulation. Stellung dauernd:. Aussicht auf Betriebs-
leiter-Stelle. Angeb. mit Gehaltsanspr. und Photographie unter
1126 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen in
Dortmund, Kaiserstraße 86.
1127 für ein großes chemisches Werk bei Halle a. S.
sofort ein tüchtiger Maschinentechniker. Angeb. mit Gehalts-
ansprüchen und Antrittstermin unter 1127 an die Zweigstelle
Halle a. S., z. H. des Herrn W. Schleenvoigt, Friedrichstr. 24.
1128 nach München sofort ein Spezialingenieur für Bagger-
bau. Angeb. mit Gehaltsanspr. unter 1128 an die Zweigstelle
München, z. H. des Herrn A. Dörge, Holzstraße 26.
1129 von einer A.-G. in München sofort ein selbständiger
Elektroingenieur für Projektieren und Akquisition. Gehalt 200
bis 250 'M. Süddeutscher bevorzugt. Angebote mit Gehaltsanspr.
unter 1129 an die Zweigstelle München wie unter 1128.
1130 für Rohölmotorenbau nach München ein durchaus
selbständiger Spezialingenieur bei hohem Gehalt. Angeb. mit
Gehaltsanspr. u. 1130 an die Zweigstelle München wie unter 1128.
1131 nach Stuttgart sofort ein tüchtiger Maschinen- oder
Bautechniker, zuverlässiger und flotter Arbeiter, der an sauberes
Zeichnen gewöhnt ist, für Ofen- 'und Feuerungsanlagen. Angeb.
unter 1131 an die Zweigstelle Stuttgart, z. H. des Herrn H. Neft,
Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
1132 für Berlin sofort ein selbständiger Konstruktions-
zeichner für Kamerabau und Feinmechanik. Stellung vorüber-
gehend. Angebote unter 1132 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1133 von einer Berliner Maschinenfabrik sofort ein Eisen-
konstrukteur mit mindestens zweijähriger Bureaupraxis. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1133 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1134 für eine Eisengießerei und Pumpenfabrik in Königs-
berg i. Pr. sofort ein junger Maschinentechniker, mit einigen
Erfahrungen im Wasscrlcitungs-, Installations- und Heizungsfacli.
256
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 16
Stellung dauernd. Gehalt 125 M. Angebote unter 1134 an
die Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. des Herrn Miiitär-
bausekretär Wiehe, Königseck 5.
1136/37 für ein Hüttenwerk in Oberschlesien für die Zinkerei
ein Betriebstechniker, Absolvent einer Maschinenbauschule.
Gehalt 150 bis 180 M;
desgleichen für das technische Bureau ein Konstrukteur,
Absolvent einer Maschinenbauschule, in dauernde Stellung. Ge-
halt 150 bis 180 M. Angebote für beide Vakanzen nur nach
vorheriger Anfrage bei der Hauptstelle nach der Adresse der
Firma direkt an dieselbe.
II. Wiederholt:
725 für eine Maschinenfabrik in Tann i. Eis. sofort ein
Maschinentechniker mit elektrotechnischen Kenntnissen, zur
Betriebsleitung, speziell Pumpenbau. Französische Sprachkennt-
nisse erforderlich. Gehalt bis 160 M. Stellung dauernd. Be-
werber hat sich zunächst gegen entsprechende Extravergütung
ca. "3 Monate in Paris in dem betr. Pumpens\'stem auszubilden.
Angebote unter 725 an die Zweigstelle Mülhausen i. Eis., z. H.
des Herrn Ph. Mayer, Engel-Dollfußstraße 7.
838 für eine Kgl. Behörde in Gladbeck i. W. sofort ein
Techniker (Architekturzeichner). Gehalt nach Uebereinkunft.
Angebote mit selbstgefertigten Skizzen unter 838 an die Ge-
schäftsstelle für Rheinl. und Westf. in Dortmund, Kaiserstraße 86.
860 für ein Baugeschäft in Westpreußen sofort ein jüngerer
Bautechniker, flotter Zeichner, für Bureau. Gehalt 150 M.
Angebote unter 860 an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn
E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
912 für ein Baugeschäft in Sablon b. Metz sofort ein tüch-
tiger Hoch- und Tiefbautechniker, ledig, etwa 30 Jahre alt,
mit allen vorkommenden Arbeiten durchaus vertraut. Gehalt
ca. 180 M und mehr. Stellung evtl. dauernd. Angebote unter
912 an die Zweigstelle Metz wie unter 911.
919 nach Mörs i. Rhid. sofort ein Architekt, gewandter
Zeichner, mit Barockformen vertraut, für Bureau. Gehalt 200
bis 225 M. Stellungsdauer etwa 272 Jahre. Angebote mit
Skizzen in Briefform unter 919 an die Geschäftsstelle für Rhein-
land und Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
940 für eine Maschinenbauanstalt in Tann i. Eis. sofort
zwei Maschinentechniker, nicht unter 25 Jahre alt, flotte und
saubere Zeichner, selbständige Arbeiter, für die Dampfmaschinen-
branche und für Transmissionen. Stellung dauernd. Kenntnis
der französischen Sprache erforderlich. Angebote unter 940
an die Zweigstelle Mülhausen i. Eis., z. H. des Herrn Ph. Mayer,
Engel-Dollfußstraße 7.
943 von einer Maschinenfabrik in Wiesbaden sofort ein im
Aufzugsbau erfahrener, selbständiger Techniker oder Ingenieur.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Photographie unter 943
an die Zweigstelle Wiesbaden, z. H. des Herrn F. Wunder,
Blücherstraße 24.
958 nach Düsseldorf sofort mehrere jüngere Techniker
mit Erfahrung in Eisenhochbau, besonders in Zechenanlagen,
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 958 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
966 von einer Maschinenfabrik in Tegel b. Berlin sofort
ein Maschinentechniker, etwa 25 Jahre alt. Gehalt 120 bis
150 M. Angebote unter 966 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
976 nach Barmen sofort ein Techniker für Eisenhoch-,
und Brückenbau, der sich sicher und schnell einarbeiten kann.
Angebote mit Gehaltsansprüchen und Antrittstermin unter 976
an die Geschäftsstelle für Rheinland !und Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
983 für eine Maschinenfabrik in Tempelhof sofort ein junger
Maschinentechniker, guter Zeichner, für Ventilatoren und Trans--
portanlagen. Gehalt 125 M. Angebote unter 983 an die Haupt-
stclle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
995 für ein Hoch-, Tief- und Betonbaugeschäft in Ober-
schlesien ein jüngerer, tüchtiger und strebsamer Bautechniker,
guter Zeichner und sicherer Rechner, für Bureau und Baustelle. ~
Anfangsgehalt 120 bis 150 M. Stellung evtl. dauernd. Kenntnis
der polnischen Sprache sehr erwünscht. Angebote unter 9Q5
an die Hauptstellc Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1006 für ein Baugeschäft in Regensburg sofort ein tüch-
tiger Techniker, sauberer Zeichner, sicher in Konstruktionen
und Werkplänen, mit flotter Plan- und Handschrift, sowie ab-
geschlossener Schulbildung. Gehalt 175 bis 200 M. Angebote
mit Handskizzen sowie Schriftproben unter 1006 an die Zweig-
stelle Nürnberg, z. H. des Herrn Fr. Rehle, Untere Grasersg. 9.
1007 für ein Baugeschäft in Regensburg sofort ein jüngerer,
tüchtiger Techniker, sauberer Zeichner, mit flotter Handschrift,
für Bureau. Gehalt 150 M. Angebote mit Handskizzen und
Schriftproben unter 1007 an die Zweigstelle Nürnberg, z. H.
des Herrn Fr. Rclile, Untere Grasersgasse 9.
1013 für ein Architekturbureau in Graudenz sofort ein
jüngerer, tüchtiger Hochbautechniker mit abgeschlossener Bau-
gewerkschulbildung. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1013
an die Zweigstelle Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz, Danzig-
Langfuhr, Hertastraße 17.
1019 für eine Luftfahrzeug-Gesellschaft in Bitterfeld sofort
zwei jüngere, tüchtige Maschinentechniker in dauernde Stellung.
Gehalt 120 bis 150 M. Angebote unter 1019 an die Zweig-
stelle Stuttgart, z. H. des Herrn H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolf-
straße 14.
1020 für eine Materialprüfanstalt in Stuttgart sofort zwei
jüngere Maschinentechniker, saubere Zeichner und flotte Rech-
ner, in dauernde Stellung. Angebote unter 1020 an die Zweig-
stelle Stuttgart wie unter 1019.
1024 nach Magdeburg sofort ein Konstrukteur für Trans-
portwesen aller Art. Angebote unter 1024 an die Zweigstelle
Magdeburg, z. H. des Herrn P. Herrmann, Magdeburg-S.,
Kruppstraße 12.
1026 für Rheinland sofort zwei Maschinentechniker als
Konstrukteure für leichte Eisenkonstruktionen. Bedingung: mili-
tärfrei, Technikum und Berechtigung zum Einjährig-FreiwilHgen,
Bureaupraxis. Stellung dauernd. Gehalt bis 150 M. Angebote
unter 1026 an die Geschäftsstelle für Rheinland und Westfalen
in Dortmund, Kaiserstraße 86.
1027 nach Düsseldorf sofort ein jüngerer Techniker für
kleine Eisenkonstruktionen (Fenster usw.). Angebole unter 1027
an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1026.
1028 von einer Maschinenfabrik für Bergbau und Auf-
bereitung bei Dortn'iund zum 1. Juli 1911 evtl. früher ein tüch-
tiger Eisenkonstrukteur für bergbauliche Anlage, besonders
Wäschen- und Separationsbau. Gehalt 230 bis 250 M. Angebote
unter 1028 an die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1026.
1029 von einer Maschinenfabrik für Bergbau und Auf-
bereitung bei Dortmund zum 1. Juli 1911 evtl. früher ein Kon-
strukteur für Apparatebau (Kohlenwäschen usw.). Gehalt 130
bis 150 M. Angebote unter 102Q an die Geschäftsstelle in Dort-
mund wie unter 1026.
1039 für eine Behörde in Minden i. Westf. sofort ein älterer,
im Militärbauwesen erfahrener Techniker, Absolvent einer Bau-
gewerkschule, für Bauleitung und Abrechnung. Tagesdiäten
6 bis 7 M. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1039 an
die Geschäftsstelle in Dortmund wie unter 1026.
1040 für die Erweiterung des Oderhafens in Cosel sofort
ein jüngerer Techniker, guter Zeichner, möglichst mit Ver-
waltungssachen vertraut. Gehalt 120 bis 135 M. Angebote
unter 1040 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1050 für eine Kgl. Behörde in Herne i. Westf. sofort ein
Tiefbautechniker, Absolvent einer Baugewerkschule, mit be-
sonderer Erfahrung im Entwerfen. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen und Führungszeugnis unter 1050 an die Geschäfts-
stelle für Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
1054 für ein größeres Dorf im Bezirk Münster i. Westf.
sofort ein Bauamts-Assistent, flotter Zeichner und sicherer
Statiker (auch Eisenbeton). Erfahrung in der Bearbeitung von
Baupolizeisachen erforderlich. Gehalt 1600 M, steigend bis
3100 M und Wohnungsgeldzuschuß. Entschädigung für Stellung
eines Fahrrades. Nach einem Probejahr Einstellung mit Be-
amteneigenschaft. Angebote unter 1054 an die Geschäftsstelle
in Dortmund wie unter 1050.
1056 für ein Architekturbureau in /Hagen i. Westf. sofort
ein Bautechniker, tüchtiger Zeichner. Angebote mit Oehalts-
ansprüchen und Skizzen in Briefform unter 1056 an die Geschäfts-
stelle in Dortmund wie unter 1050.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 993 (Schöneberg). 196
(Frankfurt a. M.). 891 (Kiel). 769 (Brandenburg). 1021 (Berlin).
884 (Frankfurt a. M.). 875 (Berlin). 932 (Berlin). 1035 (Char-
lottenburg). 1038 (Berlin). 625 (Eisenach). 933 (Würzen).
851 (Meiningen). 1102 (Berlin). 1073 (Berlin). 714 (Genthin).
1074 (Berlin). 815 (Niederschlesien). 265 (Magdeburg). S92
(Essen). 559 (Dortmund). 894 (Langenbochum). 693 (Dort-
mund). 416 (Bremen). 706 (Osnabrück). 960 (Lünen). 741
(Hannover). 850 (Uelzen). 1069, 1070 (Hannover).
Erledigt: 930 (Kreuzlingen). 881 (Schöneberg). 765
(Liegnitz). 825 (Kiel). 613 (Dortmund). 471, 732, 964 (Osna-
brück). 935 (Grünberg).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
55556. 60993. 34426. 5S513. 57215. 56666. 49781. 5793S.
59005. 57S30. 44212. 47251. 51748. 61394. 61549. 54562. 58537.
58990. 61395. 47914. 56370. 57477. 43220. 39820. 52578. 61597.
58123. 60919. 52877. 30555. 57341. 5')278. 51633. 60547. 44715.
54070. 55874. 58788. 0441. 54350. 50281. 58393. 01186. 60317.
59401. 60014. 01563.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 17 Schriftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 22. AprillÖH
lohalt: Der Stand der Reichsversicherungsordnung — Mikroskopische Sichtbarkeitsgrenzen — Soziale Bewegung — Standesbewegung — Rechtsfragen - Aus der Voücs-
wirtschaftslehre — Zeitschriftenschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Der Stand der Reichsversicherungsordnung
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Auf der Tagesordnung der ersten Reichstagssitzung
nach der Osterpause stehen am 2. Mai die Entwürfe eines
Einführungsgesetzes zur Reichsversicherungsord-
nung und eines Gesetzes zur Aufhebung des H il f s -
kassengesetzes. Diese Beratungen bilden den Auf-
takt zur zweiten Lesung der R e i c h s v e r s i c h e r u n g s -
Ordnung, die im wesenthchen die Zeit bis Pfingsten
ausfüllen, heftige Kämpfe entfesseln und nicht nur für
die drei großen Zweige unserer sozialen Versicherung,
sondern auch für die Gestaltung unserer gesamten Politik
von höchster Bedeutung sein wird. Denn hauptsächlich
der Versicherung wegen plant man eine Verschiebung
der Reichstagsneuwahlen bis zum äußersten Termin,
wünscht man den alten Reichstag noch zu einer be-
sonderen Herbsttagung einzuberufen. Zeigt sich jetzt,
daß die Reichsversicherungsordnung doch nicht zustande
kommt, so fallen vvahrscheinhch alle diese Kombinationen
weg und eine frühzeitige Ansetzung der Neuwahlen nach
Auflösung des altersschwachen Parlamentes könnte die
Folge sein. Damit fiele natürlich auch jede Möglichkeit,
daß der gegenwärtige Reichstag noch das Pensionsver-
sicherungsgesetz für die Angestellten erledigte. Dieses
hängt mit der R. V. O. viel enger zusammen, als die
äußere Gestalt des Entwurfes annehmen läßt.
Die Privatangestellten sind also in besonders hohem
Maße an dem Schicksal der R. V. O. interessiert und werden
versuchen müssen, auf den Reichstag noch einen Einfluß
auszuüben. Denn wenn irgendwo, so gilt es hier, daß
nicht das Zustandekommen des Gesetzes an sich, sondern
seine Gestaltung das Ausschlaggebende ist. Es wird ja
nicht ein bisher ungeordnetes Gebiet neu vom Rechte
ergriffen, sondern im wesentlichen bestehendes Recht neu
redigiert, dabei allerdings in erheblichem Maße geändert.
Bei der Beurteilung des Vorteils oder Nachteils dieser
Aenderungen ist nicht nur ihr Inhalt zu berücksichtigen,
sondern auch die Tatsache, daß die Kodifikation eines
so umfangreichen Werkes an sich eine Bedeutung für
die Zukunft hat. An den 1700 Paragraphen der R. V. O.
wird man, wenn sie jetzt nach jahrelangem Arbeiten zu-
stande kommt, sobald nicht wieder rütteln lassen. Das
neue Gesetz wird für ein Jahrzehnt maßgebend bleiben.
iWas jetzt nicht am Fortschritt durchgesetzt wird, bleibt
lange Zeit frommer Wunsch. Die R. V. O. darf nicht
nach den Verhältnissen von 1910, sondern nur nach
denen von 1915 oder 1920 gemessen werden. Das heißt,
sie ist nur dann zu begrüßen, wenn sie so viele und
kräftige Fortschritte bringt, daß man ein Jahrzehnt auf
ihr beharren kann.
Diese F o r t s c h r i 1 1 e könnten in drei Richtungen
liegen: in der Einführung neuer Versicherungszweige, die
als Bedürfnis anerkannt sind; in der Ausdehnung der
bestehenden Versicherungen auf neue Volksgruppen, die
ihnen trotz vorhandenen Bedürfnisses bisher nicht unterstanden ;
und in einer Verbesserung der Leistungen der vorhan-
denen Versicherungen. In allen drei Richtungen ist die
R. V. O. als großer Fortschritt gerühmt worden. Aber
wenn man schärfer prüft, so schrumpfen die Errungen-
schaften bedenklich zusammen. Und die Privatangestell-
ten, die ja bisher stiefmütterlich bedacht waren und eine
Reihe sehr triftiger Abänderungswünsche hatten, können
die Frage aufwerfen, ob denn die R. V. O. ihnen über-
haupt einen Fortschritt und nicht vielleicht einen Rück-
schritt bringt. Dabei kann natürlich nicht auf alle Einzel-
heiten eingegangen werden, um so weniger, als in den
drei Lesungen der Kommission hunderte von Abände-
rungen beschlossen, zum Teil wieder geändert oder auf-
gehoben worden sind. Im allgemeinen kann man ja sagen,
daß der Reichstag bisher meist im Interesse der Ver-
sicherten gewirkt hat. Leider aber hat er eine Reihe wich-
tiger Beschlüsse erster Lesung nachher wieder rückgängig
gemacht. Und sich in einigen wichtigen Punkten auch
nicht von bedenklichen Verschlechterungen der Vorlage
freigehalten.
Als Hauptfortschritt in bezug auf Erweiterung des
Versicherungsgebietes ist die Hinterbliebenenver-
sicherung im Anschlüsse an die Invalidenversicherung
gerühmt worden. Mit Unrecht. Denn abgesehen davon,
daß die Versorgung mit Jahresrenten für invalide Witwen
von 60 bis 150 M, für Waisen von 30 bis 80 M (also
mit Monaterenten für eine erwerbsunfähige Frau mit zwei
kleinen Kindern von 10 bis 30 M) so bescheiden ist,
daß sie für Privatangestellte nur in Verbindung mit der
(leider ebenso bescheidenen) Hinterbliebenenversorgung
durch das Pensionsgesetz Bedeutung gewinnt, — ab-
gesehen davon, bringt die R. V. O. die Hinterbliebenen-
versorgung nicht, sondern hält sie auf. Denn sie ist 1902
bereits durch das Zollgesetz festgelegt und mußte 1910
in Kraft treten. Mit Rücksicht auf die R. V. O. ist sie
zunächst auf 1911 und neuerdings noch einmal auf 1912
verschoben worden, so daß die R. V. O. nichts als die
verspätete Durchführung eines längst fälligen Gesetzes
bedeutet.
Bezüglich der Ausdehnung der bestehenden
Versicherung bringt die R. V. O. in der Tat erfreu-
liche, wenn auch noch immer nicht genügende Fortschritte.
Aber gerade die Angestellten haben wenig Grund zur Be-
friedigung. Die große Ausdehnung der Krankenversiche-
rung auf ländliche Arbeiter und Dienstboten berührt sie
nicht; diese ist auch nicht so bedeutend, wie behauptet
wird, denn eine Reihe von Bundesstaaten hatten sie schon
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
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durch Landesgesetz, andere Bezirke durch Ortsstatut ein-
geführt; und im gesegneten Osten wird es infolge der
Bestimmungen über Landkrankenkassen und Selbstver-
sicherung größerer Unternehmer auch im wesentlichen beim
Alten bleiben. Ein erheblicher Fortschritt ist die Kranken-
versicherung der Unständigen, Wandergewerbe- und Haus-
gewerbetreibenden. Für die Privatbeamtenschaft wichtig
ist die Einbeziehung der Apothekergehilfen, Bühnen- und
Orchestermitglieder, Lehrer und Erzieher. Damit wird der
Umfang der Krankenversicherung dem der Invalidenver-
sicherung im wesentlichen gleichgestellt. Auch hier sind
Apothekergehilfen, Bühnen- und Orchestermitglieder neu
aufgenommen. Die Forderung der Versicherung aller
Angestelltcngruppen hat keine Verwirklichung gefunden.
Auch in der Unfallversicherung ist innerhalb der Betriebe
eine Aenderung der Versicherungspflicht nicht eingetreten,
doch ist die Versicherung auf eine Reihe neuer Geschäfts-
zweige ausgedehnt worden: von der Vorlage auf die Ge-
samtbetriebe für Tiefbauarbeiten (die Bauunfallversichcrung
wird mit der Gewerbeunfallversicherung ganz verschmol-
zen), Dekorateurgewerbe, Badeanstalten, Fahr-, Reittier-
und Stallhaltungsbetriebe; auch die Versicherun^jm Lage-
rungsbetriebe ist erweitert. Der Reichstag hat noch dazu-
gefügt die Einbeziehung von Apotheken, Gerberei- und
Steinzerkleinerungsbetrieben, Speditionsgewerbe.
Dagegen wurde vom Reichstage die Versicherungs-
pflicht aufgehoben für Personen mit akademischer
Bildung in der Unfall- und Invalidenversicherung, wäh-
rend der gleiche Antrag des Verbandes der Diplom-In-
genieure für die Krankenversicherung abgelehnt wurde.
Gegen diese Statuierung von „Standesunterschieden" in
der sozialen Versicherung haben mit Recht alle anderen
Privatbeamtenverbände sich gewandt; man darf fast er-
warten, daß das Reichstagsplenum anders beschließen wird
als die Kommission, was um so erfreulicher wäre, als auch
für die Pensionsversicherung der Angestellten die gleiche
Unterscheidung verlangt wird.
Am meisten zu bedauern ist, daß der wichtigste
Wunsch aller Angestelltenverbände nach einer Beseitigung
der G e h a 1 1 s g r e n z e in der Versicherung fast keinen
Erfolg gehabt hat. In der ersten Kommissionslesung war
es mühsam gelungen, die Krankenversicherungspflicht von
2000 M auf 2500 M Jahresgehalt heraufzusetzen. Dieser
Beschluß wurde aber in der zweiten Lesung wieder auf-
gehoben und sogar eine Verschlechterung gegenüber dem
jetzigen Zustande beschlossen, indem die bisher un-
begrenzte Berechtigung zur freiwilligen Fortsetzung einer
früheren Zwangsversicherung auf ein Jahreseinkommen
unter 4000 M beschränkt wurde. Auch in der Invaliden-
versicherung ist die 2000-Mark-Grenze für Zwangsver-
sicherung, 3000-Mark-Grenze für freiwilligen Eintritt in
die Versicherung geblieben. Dagegen ist in der letzten
Lesung von der Reichstagskommission die Grenze in der
Unfallversicherung von 3000 M auf 5000 M heraufgesetzt
worden. Dieser wenn auch noch so bescheidene Erfolg
ist der beste Beweis für die Berechtigung der Angcstellten-
forderung und gibt die Hoffnung, daß vielleicht im Plenum
mehr durchzusetzen ist.
Mit dieser Erweiterung der Unfallversicherung
der Betriebsbeamten steht im Zusammenhange eine er-
freuliche Verbesserung auch der Bezüge, indem künftig
der Verdienst bis zu 1800 M (jetzt nur bis 1500 M) voll
und der überschießende Teil mit einem Drittel bei der
Berechnung der Rente berücksichtigt werden soll. Auch
das bleibt weit hinter den berechtigten Wünschen der An-
gestellten zurück. Achnlichcs gilt von den anderen Ver-
sicherungszweigen. Die allzu bescheidene H i n t e r b 1 i e -
b c n e n Versorgung ist nacli dem Regierungsentwurfe be-
schlossen. In der Invalidenversicherung sind mit
Rücksieht auf die Kosten alle zuerst ins Auge gefaßten
Verbesserungen wieder fallen gelassen mit einer, sozial sehr
wertvollen Ausnahme. Der neue § 1275 a bestimmt, daß
der Empfänger einer Invalidenrente für jedes Kind unter
15 Jahren einen Zuschlag von lOo/o seiner Rente (bis
zu 1 5 o,(i) erhält. Auch in der Krankenversicherung
sind verschiedene geplante Verbesserungen, so namentlich
die Gewährung von Geburtshilfe an nichtversicherte Ehe-
frauen Versicherter, fallen gelassen, so daß außer einigen
fakultativen Mehrleistungen kaum etwas übrig bleibt als
die Erliöhung des Grundlohnes, nach dem die Barleistungen
der Kassen höchstens zu bemessen sind, von 4 auf 5 M
für die Zwangsversicherung, von 5 auf 6 M für freiwillige
Mehrleistungen und die allgemeine Gestattung der Selbst-
versicherung für Unternehmer mit höchstens zwei An-
gestellten und höchstens 2500 M Jahreseinkommen.
Hier liegt ein Feld für energische Tätigj^eit der Ver-
sicherten und ihrer Organisationen. In der Kommission
haben die Konservativen mit Zustimmung der Regierungs-
vertreter erklärt, daß den Unternehmern im ganzen nicht
höhere Lasten auferlegt werden dürften, als die Vor-
lage mit Neueinführung der Hinterbliebenenversicherung,
mit Ausdehnung der verschiedenen Versicherungszweige
und mit der Hälftelung der Krankenkassenbeiträge vorsah.
Diese Hälftelung der Krankenkassenbeiträge ist abgelehnt
worden; es bleibt dabei, daß die Unternehmer nur ein
Drittel der Beiträge zahlen. Damit leisten sie 56 Millionen
Mark weniger, als die Regierungsvorlage ihnen zudachte.
Eine entsprechende Mehrbelastung hat die Kommission
nicht beschlossen, denn die Invalidenkinderrente kostet
nur etwa 8 Millionen jährlich und davon tragen die
Unternehmer nur die Hälfte, da sie durch eine Erhöhung
der Wochenbeiträge aufgebracht werden sollen. Es sind
also noch 50 Millionen für Mehrleistungen verfügbar, ein-
schließlich eines gleichen Beitrags der Versicherten
100 Millionen. Diese auszunutzen, sollten die Organi-
sationen der Versicherten sich nach Kräften bemühen.
Die beste und notwendigste Verwendung scheint mir die
Erhöhung der Waisenrenten und die Aufsetzung neuer
Lohnklassen auf die Invalidenversicherung zu sein.
Abgesehen von diesen drei sachlichen Gebieten könnte
schließlich der Fortschritt der R. V. O. auch auf organi-
satorischem Gebiete liegen. Der Gedanke einer
Vereinheitlichung der sozialen Versicherung hat dem ver-
dienstvollen Leiter der deutschen Sozialpolitik, Grafen von
Posadowsky-Wchner lange Zeit vorgeschwebt und den
Anstoß zu der ganzen Gesetzgebungs-Aktion gegeben.
Aber auch von ihm ist man soweit zurückgekommen,
daß man sich sehr fragen muß, ob denn der Erfolg die
Mühe lohnt. Die Zusammenfassung von sechs kleinen
Gesetzen in ein großes, unhandliches Buch mit unendlich
vielen Verweisungen ist eine Errungenschaft, über deren
Wert die Praktiker verschiedener Ansicht sind. Und der
,, einheitliche Aufbau" der Versicherung hat auch nicht
allzu viel an dem bestehenden geändert. Lebhafte Kämpfe
sind ja geführt worden um die V e r s i c h e r u n g s ä m t e r,
welche die Regierungsvorlage als „Unterbau" der ge-
samten Rcichsversicherung einführen wollte und von
denen manche Kritiker nicht nur ganz erhebliche Verwal-
tungskostcn, sondern auch eine Burcaukratisierung der
Verwaltung befürchteten. Die Kommission hat zwar den
Namen beibehalten, die Versicherungsämter aber allgemein
zu Unterabteilungen der allgemeinen Verwaltungsbehörden
gemacht und damit wahrscheinlich das am wenigsten Gute
getroffen. Denn die Regelung wird zur Folge haben,
daß die Kompetenzen der Polizei gegen die Versichenmgs-
träger sich erhöhen, auch die Verwaltungskoslen wohl
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
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entsprechend steigen, aber die Hoffnung auf Entstehung
wirklich guter, technisch und sozial hervorragender Fach-
behörden unerfüllt bleiben wird.
An der Verwaltungsorganisation haben die
Angestellten ein besonderes Interesse auch deswegen, weil
der Reichstag kaum den Vorschlägen des Entwurfes eines
Versicherungsgesetzes für ,Angestellte in der Organisations-
frage zustimmen dürfte. Die vollständige Unabhängigkeit
der Angestelltenkasse und der Rechtsprechung über die
Ansprüche daraus von der übrigen sozialen Versicherung
und ihrer höchsten Instanz, dem Reichsversicherungsamte,
scheint mir unmöglich. Je besser daher in der R. V. O.
die Organisationsfrage gelöst wird, desto besser und
leichter kann später auch die Organisation der Angestellten-
versicherung sich ihr angliedern. Je einheitlicher und ein-
facher die Organisation ist, desto besser. Zu begrüßen
sind daher die Aenderungen des gegenwärtigen Zustandes,
die einen einheitlichen Rechtszug bewirken, wenn sie auch
zum Zwecke der Entlastung des Reichsversicherungsamtes
mit einer Beschränkung der Instanzen verbunden sind,
die nicht ganz unbedenklich erscheint. Zu verwerfen sind da-
gegen die Ausnahmen, die für die Versicherung in Reichs-
betrieben gemacht werden sollten, und die Konzessionen,
mit denen man die Ausdehnung der Krankenversicherung
auf die Landarbeiter ziemlich illusorisch gemacht hat.
Die Krankenversicherung ist ja überhaupt das große
Streitobjekt, an dem die Meinungen mit aller Schärfe auf-
einander geplatzt sind und das letzte Wort noch nicht
gesprochen ist. Während für die Berufsgenossenschaften
die Beschränkung der Selbstverwaltung durch gesetzliche
Vorschriften im Interesse der Qenossenschafts-
b e a m t e n erfolgt ist, um ihnen einheitliche, gute An-
stellungsbedingungen zu sichern, verfolgen ähnliche Vor-
schriften in der Krankenversicherung den entgegengesetz-
ten Zweck. Und das Einführungsgesetz will soweit gehen,
daß es einfach alle bestehenden Anstellungsverträge binnen
zwei Jahren außer Kraft setzt und die Krankenkassen-
beamten, die sich den neuen Bedingungen nicht fügen,
der Stellung verlustig erklärt. Daß dagegen alle An-
gestelltenvertretungen grundsätzlich sich wenden werden,
ist klar. Leitend für Regierung und Kommissionsmehr-
heit ist der Gedanke, dem angeblichen Mißbrauche der
Krankenkassenstellen zu sozialdemokratischen Partei-
zwecken ein Ende zu machen. Zu diesem Zwecke gibt
man der Polizei die Befugnis, Kassenbeamte zu entlassen,
und regelt die Verwaltungsrechte in einer Weise, die
dem bisherigen Grundsätze von Gleichheit der Pflichten
und Rechte widerspricht. Die Regierung hatte, um die
Vorherrschaft der Versicherten in der Kassenverwaltung
zu brechen, die Halbierung der Beiträge und der Vor-
standsstimmen zwischen Arbeitgebern und Versicherten
vorgeschlagen. Die Kommission hat die Drittelung der
Beiträge wieder hergestellt und trotzdem den Arbeitgebern
so weitgehende Rechte bei der Vorstandswahl eingeräumt,
daß sie jede von den Versicherten einstimmig beschlossene
Vorstandswahl hindern und evtl. eine amtliche Verwaltung
der Kasse herbeiführen können. Diese Bestimmungen
sollen für alle Arten von Kassen gelten, auch für die
Betriebskrankenkassen.
Die Bestrebungen auf Beseitigung der Betriebs-
krankenkassen sind bisher gescheitert. Jeder Unter-
nehmer, der regelmäßig 150 Personen beschäftigt (in der
Binnenschiffahrt und Landwirtschaft genügen 50 Personen),
kann eine eigene Kasse errichten, in der er ein Drittel
des Verwaltungsrechtes ausübt. Der Einfluß der Ver-
sicherten in der Betriebskrankenkasse ist (wenigstens' auf
dem Papiere) gehoben. Nur für die Angestellten ist eine
Verschlechterung gegen den jetzigen Zustand eingetreten.
Während nämlich vom Stimmrechte und von Ehrenämtern
bisher nur diejenigen Kassenmitglieder ausgeschlossen sind,
die nach dem Ausscheiden aus dem Betrieb freiwillig die
Versicherung fortsetzen, wird die Reciulosigkeit itUt auf
alle freiwilligen Kassenmitglieder ausgedehnt, also auch
auf die technischen oder kaufmännischen Angestellten mit
mehr als 2000 M Gehalt, trotzdem sie vielfach durch
Dienstvertrag genötigt sind, in der Betriebskasse zu
bleiben und laut Gesetz in eine andere Kasse nicht über-
treten können.
Diese unbegründete Entrechtung ist um so bedeut-
samer, als den freien Hilfskassen das Leben be-
deutend erschwert werden soll. Das Gesetz zur Aufhebung
des Hilfskassengesetzes, das den Reichstag früher schon
längere Zeit beschäftigt hat, will die auf Grund des § 75
des jetzigen Krankenversicherungsgesetzes zugelassenen
Ersatzkassen dem Aufsichtsamte für Privatversicherung
unterstellen. Das bedeutet trotz der Behandlung als „kleine
Versicherungsvereine" eine Erhöhung der versicherungs-
technischen Anforderungen, die nur bei sehr verständiger
Handhabung ohne Schädigung bleiben wird. Wesentlich
einschneidender ist die R. V. O., die ursprünglich ja den
Hilfskassen in wenig verblümter Weise den Garaus machen
wollte. Die Reichstagskommission^ hat einige Ab-
schwächungen beschlossen, so daß die Bestimmungen
jetzt folgendermaßen sind: Neue Ersatzkassen werden
nicht mehr zugelassen. Die bestehenden Hilfskassen
werden zugelassen, wenn sie mindestens die gesetzlichen
Regelleistungen gewähren und dauernd 1000 Mitglieder
(auf Antrag u. U. 250 Mitglieder) haben. Der Beitritt
darf versicherungspflichtigen Berufszugehörigen nicht ver-
wehrt, die Leistung nicht nach Alter oder Gesundheits-
zustand abgestuft werden. Doch kann die Kasse die Bei-
tretenden ärztlich untersuchen lassen. Erkrankte zurück-
weisen und den Beitrag nach Alter und Gesundheitszustand
bis um ein Fünftel erhöhen. Für chronisch Kranke kann
ein Beitragszuschlag von 25 o/o erhoben werden. Für die
Mitglieder einer Ersatzkasse ruhen auf Antrag die eigenen
Rechte und Pflichten als Mitglieder der Krankenkasse.
Der Arbeitgeber muß dieser seinen Beitragsanteil von
einem Drittel zahlen, doch kann der Bundesrat dieses
Drittel solchen Ersatzkassen zuweisen, die hauptsächlich
aus Handlungsgehilfen, Bühnen- und Orchestermitgliedern
oder anderen Versicherten mit häufigem Ortswechsel be-
stehen. Daß hier wieder die technischen Angestellten
hinter die kaufmännischen zurückgestellt werden, ist wohl
nur auf das Fehlen großer Hilfskassen für Techniker oder
Werkmeister zurückzuführen. Die gefundene Lösung bleibt
gegenüber der viel günstigeren Behandlung der Betriebs-
und Innungskrankenkassen ein Unrecht.
Ein näheres Eingehen auf die umfangreichen Verhand-
lungen über die Regelung der Arzt - und Apotheken-
frage erübrigt sich wohl. Die Vorschläge der Regierung
sind von der Kommission verworfen; diese hat dann
ihre eigenen Beschlüsse umgestoßen und schließlich ein
,, Provisorium" angenommen, das sicher keine befriedigen-
den Verhältnisse schaffen würde, vom Plenum vielleicht
noch geändert wird, andernfalls ein Fiasko der ganzen
Gesetzgebung bedeuten würde.
Auch wenn man von diesem Zankapfel und den vielen
nicht erwähnten Einzelheiten absieht, bleibt eine Fülle von
Meinungsverschiedenheiten und eine Fülle von berech-
tigten Wünschen der Angestellten, die keine Berücksich-
tigung gefunden haben. Vielleicht sind daran die An-
gestellten selbst nicht ganz ohne Schuld, indem sie zu
sehr ihre Aufmerksamkeit nur auf das erstrebte Pensions-
gesetz richteten. Sie dürfen darüber nicht vergessen, daß
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
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die R. V. O. von gleicher Wichtigkeit ist; daß die Pensions-
versicherung um so leichter und besser zu verwirklichen ist,
je besser die dadurch ergänzte allgemeine Invaliden- und
Hinterbliebenenversicherung ist; daß auch Krankenver-
sicherung und Unfallversicherung von größter Bedeutung
sind. Noch ist eine letzte Möglichkeit zur Abwendung
von Fehlern, zur Erwirkung von Verbesserungen gegeben.
Wieweit sie vom Reichstage benutzt wfrd, dürfte nicht
zuletzt von der Haltung der Privatbeamten und ihrer Ver-
bände abhängen.
Mikroskopische Sichtbarkeitsgrenzen
Von Ing. SCHUBERQ.
Wie oft mag schon an heißen, lichtdurchglühten
Sommertagen ein einsamer, verirrter Sonnenstrahl, der
durch irgend einen Spalt seinen Weg fand, im schützenden
Halbdunkel eines Zimmers beobachtet worden sein! Wie
manchmal mag jemand das Spiel der „Sonnenstäubchen"
betrachtet haben, die in dem schmalen Lichtstreifen bei
jeder leisesten Luftbewegung hell aufleuchteten und wieder
im Dunkel verschwanden! Oder der Blick ist dem Tabaks-
rauch gefolgt, der in den hellen Schein geraten so eigen-
artig grell durchleuchtet schien, daß man bei scharfem
Zusehen die einzelnen Rauchpartikel zu erkennen ver-
meinte. Und niemand ahnte, daß diese Erscheinung der
erhöhten Sichtbarkeit kleinster Partikel im einzelnen Licht-
strahl auf dunkelm Hintergrund, die weder im freien
Sonnenlicht, noch im zerstreuten Tageslicht auftritt, der
Wegweiser zu Geheimnissen der Kleinwelt war, die uns
auch das beste und 'modernste Mikroskop bekannter Bau-
art nicht mehr lösen konnte. Denn diese wichtigsten
Rüstzeuge zur Kleinweltforschung haben in ihrer Wirk-
samkeit Grenzen, die durch die physikalischen Eigen-
schaften des Lichtes gesteckt sind und gegenüber dem
optischen Vermögen des Ultramikroskops noch verhältnis-
mäßig eng genannt werden dürfen.
Bekanntlich ist das Licht ein Energietransport durch
die in gerader Richtung und allseitig sich fortpflanzenden
Schwingungen des Weltäthers und die einzelnen Lichtarten
(Regenbogenfarben) unterscheiden sich durch die Länge
ihrer Aetherwellen und deren Schwingungszahl in der
Sekunde. Das längstwellige, dem menschlichen Auge noch
sichtbare Licht, das äußerste Rot im Sonnenspektrum,
besitzt eine Wellenlänge von 7,6 Zehntausendstel Milli-
meter (0,76 }xV'), das äußerste wahrnehmbare Violett, das
kürzestwelhge Licht, eine solche von 3,Q33 Zehntausendstel
Millimeter (0,3933 ji)*) Mit diesen Zahlen ist bereits die
Frage nach den Sichtbarkeitsgrenzen des gewöhnlichen
Mikroskops zu beantworten. Ein Gegenstand macht sich
im Mikroskop, also im durchscheinenden Licht betrachtet
durch einen Lichtdefekt, seinen Schatten bemerkbar, und
dieser Schatten ist die ähnliche Projektion der Objekt-
gestalt auf unser Auge. Wenn aber der Körper so klein
ist, daß die Lichtwellen gewissermaßen eine Brandung —
sit venia verbo — um seine Ränder herum bilden, d. h.
daß die Lichtwellen hinter dem Gegenstand infolge der
,, Beugung" der Strahlen wieder zusammenschlagen, so
kann offenbar kein scharfer Lichteffekt, kein begrenzter
Schatten mehr entstehen, weil die Lichtwellen wenig oder
ganz ungehindert unsere Augen treffen. Helmholtz und
Abbe haben berechnet, daß dieses Kleinstmaß an Objekt-
durchmesser ungefähr gleich der halben Wellenlänge der
benutzten Lichtart ist. Für das kürzcstwelligc noch sicht-
bare Violett mit seiner Wellenlänge von rund 0,4 ji beträgt
daher besagtes Minimum an Objektgröße die Hälfte dieses
*) 1 jji 0,001 mm.
Wertes, also 0,2 oder zwei Zehntausendstel Millimeter.
Körper, die wenig kleiner sind, lassen sich allerdings im
gewöhnlichen Mikroskop noch immer nachweisen, werden
aber nur als helle, runde Beugungsscheibchen abgebildet,
die von einem oder mehreren Beugungsringen je nach
der Lichtstärke umgeben sind.
Die Erscheinung der Beugung tritt uns tagtäglich vor
Augen und siehe»» hat sie jeder Leser schon beobachtet.
Man braucht z. B. nur mit halb zugekniffenem Auge nach
einer Kerzenflamme oder im Herbstnebel nach einer La-
terne zu blicken, um sofort meist schön symmetrisch
gestaltete Strahlensterne, auch Lichtringe zu erschauen;
oder man betrachtet irgend eine starke Lichtquelle,
z. B. die Sonne oder eine Bogenlampe, durch ein feines,
dunkles Gewebe, wobei unzählige runde, leuchtende
Scheibchen auftreten, die abwechselnd von hellen und
dunkeln Ringen umgeben sind. Physikalisch erklärt sich
diese Erscheinung in der Weise, daß jede Welle eines
Lichtstrahles, der eine feine Oeffnung durchdringt, in dieser
den Ausgang oder Ursprung neuer Wellensysteme dar-
stellt, die sich dann hinter dem Spalt nach allen Seiten
ausbreiten und daher, weil divergierend, mit verschiedenen
Schwingungsphasen auf einen vorgehaltenen Fangschirm
— in unserem Falle die Augennetzhaut — auftreffen. Da
dies aber nach allen Richtungen in genauer Symmetrie
erfolgt, so gibt es in symmetrischer Weise Strahlenpaare,
die in gleicher Schwingungsphase (Wellenberg + Wellen-
berg oder Wellental + Wellental) auftreffen und ihre
Wirkung addieren (helle Ringe oder Streifen) und
solche, die in genau entgegengesetzter Phase (Wellen-
tal + Wellenberg) auftreffen und daher ihre Wirkung
gegenseitig aufheben (dunkle Ringe oder Streifen).
Man spricht dabei vom „Huvghens'schen Prinzip"
und von der Interferenz (Zusammenwirkung) des
Lichtes. Es erhellt daraus, daß in diesen Lichterschei-
nungen die Gestalt solch kleiner Objekte im Mikroskop
verschwindet, bis die Körper schließlich so klein werden,
'daß sie solche Erscheinungen nicht mehr hervorbringen
können und daher auch mikroskopisch überhaupt nicht
mehr nachweisbar sind. Verzichtet man dagegen auf
direkte Beobachtung und setzt an die Stelle des mensch-
lichen Auges die photographische Platte, so ist allerdings
noch eine Steigerung der Wahrnehmbarkeit möglich. Be-
kanntlich besteht das Spektrum nicht nur aus dem uns
sichtbaren Teil, sondern es setzt sich nach beiden Seiten,
einerseits über das Rot hinäus, andererseits über das Violett
noch um ein Beträchtliches weiter fort, d. h. es gibt Licht-
arten von solcher Wellenlänge, daß sie auf unsere Augcn-
nerven nicht mehr einwirken. Wir nennen beim Schall
be^w. in der Musik — auch hier haben wir ja Wellen-
schwingungen — diejenige Tonreihe eine Oktave, deren
höchster Ton die doppelte Sciiwingungszahl und die halbe
Wellenlänge des tiefsten Tones besitzt. Legt man diesen
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DEUTSCHE TECHMIKER-ZEITUNO 1911
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Maßstab an, so liegen diesseits des sichtbaren Rots un-
gefätir noch zwei Oktaven, jenseits des Violetts etwas
mehr als eine Oktave. Jene längsten Lichtwellen nennt
man Infrarot, diese Ultraviolett. Das kürzestwelüge Ultra-
violett beeinflußt aber noch die photographische Platte
und auf diesem Prinzip fußt der mikrophotographische
Apparat von Köhler, der infolge der Benutzung ultra-
violetter Strahlen die .Wahrnehmbarkeitsgrenze noch um
Etliches nach unten erweitert; doch ist der Gewinn nicht
mehr sehr wesentlich gegenüber der optischen Kraft der
Ultramikroskopie. Dagegen ist die direkte Beobachtung
durch kinematographische Aufnahmen, die später im
entsprechenden Projektionsapparat reproduziert werden,
ersetzt.
Dies alles sind mehr oder weniger allgemein bekannte
Dinge, bei denen der vereinsamte, feine Lichtstrahl mit
seinen Beugungs- und Interferenzerscheinungen nur hin-
dernd wirkt. Der seit namentlich Anfang der neunziger
Jahre entstandene wissenschaftliche Streit über die innere
Struktur der Lösungen von gallertartigen Körpern, in
dessen Verlauf eine Reihe von Forschern die Ansicht
vertraten, daß die gelösten Stoffe in einer be-
sonderen Art von Molekülen oder Molekülkomplexen
vorhanden seien, während andere zu dem Ergebnis
kamen, daß die betreffenden Körper in ihrem nor-
malen Zustand, jedoch nur in äußerst feiner Ver-
teilung im Lösungsmittel schwebten, führte den be-
kannten Physikochemiker Richard Zsigmondy auch unter
anderem, zur Untersuchung von festen Körpern, die als
Lösungsmittel für Stoffe, namentlich Metalle, angesehen
werden können, von welch letzteren man ebenfalls keine
Kenntnis hatte, in welcher Form sie in der ,, festen Lösung"
enthalten sind. Hierzu gehört das sog. „Goldrubinglas",
eine Glasschmelze mit geringem Goldgehalt, die bei ge-
eigneter Abkühlungsweise im durchscheinenden Licht eine
vollständig klare, rubinrote Farbe aufweist. Als der ge-
nannte Forscher 1903 zur Untersuchung dieses Glases
schritt, erschien zunächst eine chemische Bindung des
Goldes an einzelnen Bestandteilen des Glases aus ver-
schiedenen Gründen ausgeschlossen und es konnte sich
daher ebenfalls nur um die erwähnte Molekularform oder
um eine mechanische, aber äußerst feine Verteilung im
Glasfluß handeln. Untersuchungen auf gewöhnlichem
mikroskopischem Wege hatten nur negative Ergebnisse
gehabt, und Zsigmondy beleuchtete bei einem seiner Ver-
suche den Glasschliff mittels einer Sammellinse durch einen
Lichtkegel senkrecht zur Beobachtungsrichtung und machte
jetzt die Wahrnehmung, daß der Glasschliff nicht mehr
klar erschien, wohl aber ein Phänomen aufwies, das auch
allen gallertartigen Körpern eigen ist, nämlich die Er-
scheinung der Opaleszens. Der Lichtkegel erweckte den
Eindruck, als ob er trübes Wasser oder staubige oder
rauchige Luft durchdränge; er erschien scharf begrenzt
und zeigte einen matten, diffusen Lichtschein. Dies ver-
anlaßte Zsigmondy zu dem Versuch, den Lichtkegel in
der zu ihm senkrechten Richtung durch das Mikroskop
zu betrachten. Die Wirkung war überraschend. Auf halb-
dunkelm Grunde erschien im Gesichtsfeld des Mikroskops
ein wahrer Himmel glitzernder Sternchen, eine unzählbare
Schar von feinsten Goldpartikelchen, die augenscheinlicli
einen Teil der sie treffenden Lichtstrahlen reflektierten.
Was im durchscheinenden Lichte mit dem feinsten Instru-
ment nicht zu erkennen war, das bot sich dem Forscher
im reflektierten Licht bei sogar mäßiger Vergrößerung.
Schon Fizeau und Ambronn hatten gezeigt, daß sehr kleine
Gegenstände im reflektierten Licht noch wahrnehmbar
werden, selbst wenn sie kleiner sind als die halbe Licht-
welle, so z. B. feinste Spalten eines Silberspiegels, wenn
man durch ihn in die Sonne blickt. Die physikalischen
Gründe zu dieser Erscheinung finden sich in den
Beugungs-, Interferenz- und Polarisationsvorgängen des
Lichtes an so kleinen Körpern. Außerdem ist die Sicht-
barkeit auch noch von der Lichtintensität und von der,
Menge der Teilchen abhängig. Sind sie in so großer
Zahl vorhanden, daß die Beugungsringe sich überdecken,
so wird das „Tyndallphänomen" (der reflektierte, diffuse
Lichtschein) nicht mehr optisch aufgelöst, die Teilchen
nicht mehr einzeln sichtbar, sondern es behält sein Aus-
sehen, wie bei Beobachtung mit unbewaffnetem Auge.
Fassen wir also zusammen, so können wir sagen:
Die Beugungs-, Interferenz- und Polarisationserscheinungen
des Lichtes machen die Sichtbarkeit von Körpern, die
kleiner sind als die halbe Lichtwelle, im gewöhnlichen
JAikroskop unmöglich, fördern aber die Erkennbarkeit noch
\/eit kleinerer Körper im reflektierten Licht. Das ist das
g-anze Grundgeheimnis des Ultramikroskops nach Zsig-
mondy und Siedentopf.
Der Ausbau dieses Instrumentes zu seiner heutigen
überragenden Bedeutung für die physikalische Chemie, die
Kolloidchemie, Biologie, Bakteriologie, für die Farben-
nnd Sprengstoffindustrie, ja selbst für Spinnerei und
Weberei ist den letztgenannten Forschern zu verdanken.
Die heutigen technischen Formen des Ultramikroskops
sind schon so mannigfache, daß auf die nähere Beschrei-
bung hier nicht eingegangen werden kann. Wir wollen
uns daher, sagen wir einmal, mit der Grundform
teschäftigen.
Vorauszuschicken ist, daß die mannigfachsten Licht-
quellen benutzt werden können, Sonnenlicht, Bogenlicht,
Gas- oder Spiritusglühlicht. Die Beleuchtung des Ob-
jektes findet in wagerechter Richtung statt, während das
Abb. 1. Einrichtung zur Beobachtung ultramikroskopischer Teil-
chen in festen Körpern.
Mikroskop selbst wie gewöhnlich senkrecht steht. Bei
Gebrauch von Sonnenlicht bringt eine Heliostat den Licht-
strahl in die gewünschte Richtung. Die künstliche Be-
leuchtungsquelle (Abb.!) trägt eine röhrenförmige Blende d,
durch welche die Strahlen auf eine Sammellinse f geworfen
werden. In deren Brennpunkt steht ein Präzisionslicht-
spalt g, durch den ein beliebig breites Lichtbündel heraus-
geschnitten wird. Eine weitere Sammellinse h entwirft nun
ein umgekehrtes reelles Bild dicht vor einer gleichen Linse 1,
die schließlich einen Strahlenkegel in einer unter dem Ob-
jektiv des Mikroskops angebrachten Küvette erzeugt. Letz-
tere enthält das Untersuchungsobjekt, dessen ultramikro-
skopische Teilchen die Beleuchtungsstrahlen abbeugen
und durch das Objektiv dem Auge des Beschauers zu-
werfen. Die Teilchen erscheinen daher
selbstleuchtend auf dunkelm Hintergrund.
Von den bereits angedeuteten Verbesserungen mögen
doch drei nicht unerwähnt bleiben. Die Einrichtung mit
262
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 17
Küvette eignet sich nur für flüssige und halbflüssige Kör-
per, also insbesondere für gallertartige Stoffe, wie Stärke-,
Gelatine-, Eiweißlösungen usw., ferner für Farblösungen
und Metallhydrosole. Für Gläser, Bergkristall und Edel-
steinschliffe treten diese an Stelle der Küvette ein. Es
war aber der Wunsch nur natürlich, auch Präparate zwi-
schen Deckglas und Objektträger untersuchen zu können.
Da in solch dünnschichtigen Objekten kein Lichtkegel
erzeugt werden kann, suchte man nach Mitteln, sie so zu
beleuchten, daß das Dunkelfeld gewahrt wurde und nur
abgebeugte Strahlen das Auge des Beschauers treffen
konnten, ein Ziel, das Abbe und Siedentopf mit der Kon-
struktion ihres „Kondensors" erreichten, d. h. eines
Linsensystems, welches noch vor dem Objekt liegt und
eine zentrale Abbiendung trägt. Die von der Beleuchtungs-
quelle kommenden Strahlen durchdringen das Linsensystem
also nur in der von der Blende freigelassenen Ringzone
und werden im Brennpunkt des Systems vereinigt, mit
dem das Objekt mathematisch zusammenfällt. Infolge-
dessen werden alle Beleuchtungsstrahlen vom Objekt ab-
gebeugt und treffen so das Auge des Beobachters. In
diesem Falle liegt das Mikroskop wagerecht in Richtung
der Beleuchtung. Abb. 2 veranschaulicht schematisch
diese Abbeugung der Strahlen an einem ultramikrosko-
pischen Teilchen.
Die neuesten Verbesserungen am Kondensor be-
stehen darin, daß er nicht mehr aus einem Linsen-
system, sondern von anders gearteten Teilen ge-
bildet und die Kondenswirkung nach anderen, neuen
Grundsätzen erreicht wird. Einmal besteht er aus einem
gläsernen Rotationsparaboloid (Abb. 3), dessen Achse in
die Beleuchtungsrichtung und dessen Brennpunkt genau
auf das Untersuchungsobjekt fällt, wobei natürlich Voraus-
setzung ist, daß die Parabelkalotte in einer solchen Ent-
fernung vom Brennpunkt abgeschnitten ist, daß dieser
außerhalb des Glaskörpers liegt und bei Anlegen an den
Objektträger unter dem Mikroskopobjektiv gerade den zu
untersuchenden Körper trifft. Die der Beleuchtungsquelle
zugekehrte plane Seite dieses Paraboloidstumpfes trägt eine
zentrale Abbiendung, so daß die durch die freibleibende
Ringzone einfallenden Strahlen ungebrochen auf die Para-
boloidfläche auftreffen und von dieser in bekannter Weise
nach dem Brennpunkt reflektiert werden. Das Haupt-
unterscheidungsmerkmal zwischen Linsenkondensor und
Paraboloidkondensor ist also darin zu erblicken, daß die
Kondenswirkung bei jenem durch Brechung, bei diesem
durch reine Spiegelung erzielt wird.
Zum zweiten ergab die Tatsache einen Weg zur Er-
zielung eines streng mathematischen Brennpunkts, daß
parallele Strahlen, die von einer geeigneten Kugelfläche
und dann nochmals von einer zugehörigen Kardioidfläche
reflektiert werden, sich in einem Punkt treffen. Auch hier
ist eine zentrale Abbiendung notwendig. Diese Entdeckung
führte zur Konstruktion des sog. ,,Kardioidkondensors".
Die Schwierigkeit der genauen Herstellung solcher Flächen
wurde durch Benutzung einer Kugelfläche umgangen,
welche den Krümmungsradius der gedachten Kardioidzone
besitzt. Der Brennpunkt ist dann zwar nicht mehr streng
mathematisch, nicht mehr ,,aplanatisch", doch ist die Ab-
weichung praktisch nicht mehr von Belang. (Abb. 4.)
Bevor wir schließlich einige Forschungsergebnisse des
Ultramikroskops streifen, noch einige Worte über die
Größenordnung der Teilchen, die in ihm noch sichtbar
sind. Die Grenze des gewöhnhchen Mikroskops liegt —
zum Vergleich sei es noch einmal betont — bei zwei
Zehntausendstel Millimeter, gewiß eine Ausdehnung, die
man sich nicht mehr vorstellen kann. Was will das aber
besagen gegen die Teilchen, die im Ultramikroskop noch
hikroskoi3okular.
r .
/ >
/ \
Linsans^stem.
Abb. 2. Schematische Darstellung der Abbeugung von einem
ultramikroskopischen Teilchen.
erblickt werden. H. Siedentopf hat für die mikroskopischen
Körper überhaupt eine Einteilung und Benennungen nach
ihrer Größe eingeführt. Mikroskopisch sichtbare Körper
bezeichnet er als „Mikronen" mit einer Ausdehnung von
mehr als 0,2 ja, ultramikroskopisch erkennbare Teilchen
nennt er Submikronen, mit einer Größenordnung kleiner
als 0,2 jj, bis herab zu 1 jj-fi*) als unterste Grenze, d. h. ein
Millionstel Millimeter! Die Sichtbarkeitsgrenze der Ultra-
mikroskopie liegt also zweihundertmal tiefer als diejenige
des gewöhnlichen Mikroskops. Schließlich gibt er Teil-
chen, die durch Ultramikroskopie noch nachweisbar, aber
nicht mehr sichtbar sind und noch kleineren Körpern den
Namen ,, Amikronen". Und mit diesen ist man in der
Erforschung der Kleinwelt bei Größenordnungen angelangt,
wie man sie den größeren Molekülen und ihren Teil-
produkten zuschreiben darf!
Die Ergebnisse der Ultramikroskopie seit ihrem Ge-
burtsjahr 1903 bis heute sind dementsprechend auf allen
genannten Gebieten hervorragend. Statt einer richtigen
Würdigung, die berufeneren Federn zukommt, kann nur
ein Bild im Streiflicht gegeben werden. Vor allem hat die
Kolloidchemie Vorteil daraus gezogen; denn sie gab den
Anstoß Man unterscheidet im wesentlichen kristalloide
und kolloidale Körper. Die ersteren umfassen alle kristall-
bildenden und restlos löslichen Körper, die letzteren alle
gallertbildenden oder gallertartigen Körper. Die ersteren
diffundieren durch poröse Membranen, die letzteren nicht.
Die Lösungen der Kristalloide sind absolut klar und be-
sitzen rein molekulare Struktur, die Kolloide haben meist
ein eigenartig trübes Aussehen und zeigen eine Opales-
zens, das sog. „Tyndallphänomen". Zu ihren hervor-
ragendsten Vertretern zählen alle Eiweißkörper, Kiesel-
säure in bestimmter wässeriger Lösung, Gelatine, tierischer
Leim usw. Die Ursachen des Tyndallphänomens bildeten
den Gegenstand des oben erwähnten wissenschaftlichen
Streites und diesen hat die Ultramikroskopie in glänzender
Weise gelöst. Wenn man z. B. eine Eiweißiösung im
Ultramikroskop betrachtet, so ist das Gesichtsfeld von
zahllosen feinsten, weißschimmernden Punkten durchsetzt.
Bei ihrer außerordentlichen Kleinheit glaubte man sich
schon berechtigt, sie als Moleküle anzusprechen. Indessen
zeigte Raehlmann durch einen einfachen Versuch, daß ein
Irrtum vorlag. Bekanntlich gerinnt Eiweiß durch Kochen.
Er verdünnte also die Lösung soweit, bis nur noch ver-
einzelte Partikelchen sichtbar waren, und beobachtete dann,
daß beim Kochen dieser Verdünnung die Körnchenzahl sich
*) 1 ua — 1 Millionstel Millimeter.
Heft 17
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
263
5»
\ /
Abb. 3 Abb. 4
wesentlich erhöhte. Daraus ist zu schließen, daß das
Eiweiß in zweierlei Phasen in der Lösung vorhanden ist,
nämUch zu einem sehr geringen Teil in echter Lösung,
d. h. in gleichmäßiger molekularer Verteilung und zum
größten Teil als feinste Suspension kleinster Eiweiß-
partikel, die als Vorstufe des Gerinnens (Koagulierens)
angesehen werden darf. Ein solches Eiweißpartikel ist
daher zweifellos schon ein Komplex von zahlreichen Ei-
weißmolekulen. Mithin gehört dieses zu den Amikronen.
Nun sind aber das Tyndallphänomen und verwandte
Eigenschaften nicht nur den ausgesprochenen Kolloiden
eigen, sondern auch Körpern, denen man kolloidale Eigen-
heiten im übrigen glatt absprechen mußte. Hierher ge-
hören vor allem die organischen Farbstoffe. Es gibt
solche — ;ind alles Folgende sind ultramikroskopische
Forschungsergebnisse — , deren Lösung sich optisch als
einfache Suspension entpuppt, wie z. B. Berliner Blau,
und ferner hochmolekulare Farben, wie Violett-schwarz,
Nigrosin usw. Man sieht die Farbteilchen im dunkeln
Gesichtsfeld in ihrer Komplementärfarbe. Andererseits exi-
stieren fluoreszierende Farbstoffe, deren Lösung auch im
Ultramikroskop keine Suspension zeigen, trotzdem aber
ganz den Eindruck einer getrübten Flüssigkeit machen;
denn auch in ihnen leuchtet der Lichtkegel einer Sammel-
linse hell auf. Daraus ergibt sich der weitere Befund, daß
das Fluoreszenslicht, das übrigens im Gegensatz zu dem
von Suspensionen erzeugten Reflex nicht polarisiert ist, auf
ganz andere Weise zustande kommt und daß die viel-
leicht- Fluoreszens erzeugenden Teilchen sicher zu den
Amikronen gehören.
Schließlich lehrt uns das Ultramikroskop das Vor-
handensein von Farbstoffen, die zwischen den aus-
gesprochen kolloidalen und den optisch unauflösbaren
Farbstoffen die Mitte halten. In diesem Fall ist der Sub-
mikronengehalt der Lösungen so klein, daß er unmöglich
den ganzen Farbstoffgehalt der Lösung ausmachen kann.
Die ultramikroskopische Untersuchung beweist auch tat-
sächlich in Verbindung mit der quantitativen chemischen
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG
Somnierurlaub
Kaum daß die Natur ihren Winterschlaf aus den Augen
gerieben hat, erwacht jahrein, jahraus in dem Menschen
das Sehnen nach einem Ausspannen von den Strapazen
seiner beruflichen^JTätigkeit. Er will seine Kräfte in der
Natur neu stählen, um danach dankbaren Herzens mit
um so größerer Intensität als Güterproduzent der Volks-
Analyse, daß die hierhergehörigen Farben ebenfalls in
zwei Phasen in Lösung sind, jetzt aber zum kleinsten Teil
als Suspension und zum größten Teil in echter Lösung.
Diese Beobachtungen üben naturgemäß einen hohen Ein-
fluß auf die Farbenindustrie und auf die Färberei aus,
denn sie gestatten wichtige Schlüsse auf die Färbevorgänge
in jedem einzelnen Fall zu ziehen und Farben und Färbe-
methoden auf ihre Brauchbarkeit bezw. Zweckmäßigkeit
weit eingehender als bisher zu prüfen.
Das wichtigste Ergebnis der Ultramikroskopie wird
bezüglich der Kolloidchemie in der Erkenntnis enthalten
sein, daß es keinen schroffen Gegensatz zwischen Kolloiden
und Kristalloiden zu geben scheint, daß vielmehr zwischen
beiden Extremen nahezu stetig sich aneinander reihende
Uebergänge vermitteln. Zu diesen Uebergängen können
außer den erwähnten Farbstoffen in gewissem Sinne auch
eine Reihe von Kohlehydraten, wie Stärkemehl, Glykogen,
Dextrin, Imulin, Gummiarten usw. gezählt werden, welche
mit dem Grade ihrer Verzuckerung vom ausgesprochen
kolloiden Zustand in das rein kristalloide Verhalten hin-
überführen.
Eng verknüpft mit den Beobachtungen an Farbstoffen
sind die Forschungsergebnisse an Faserstoffen, wie Wolle,
Baumwolle, Hanf, Flachs, Seide, Ramiefaser, Kunst-
gespinste usw. Sie haben bereits zu ausgeprägten Theorien
über den organischen Aufbau der Faserstoffe geführt, wie
die Mizellartheorie von Nägeli und die Fibrillen- und
Dermatosomentheorie von Wiesner Licht über eine große
Reihe Fragen verbreitet haben, die für Spinnerei und
Weberei von außerordentlichem Interesse sind. Jedenfalls
setzt das Ultramikroskop in den Stand, die Qualitäten
verschiedener Spinnfasern (Zug-, Torsions- und Biegungs-
festigkeit, Farbe, Glanz usw.) ursächlich zu erkennen, wie
es denn auch möglich geworden ist, mittels des Spektral-
photometers nach Engelmann die kleinsten Farbstoff-
mengen und die einzelnen Fasern farbenanalytisch zu
untersuchen, d. h. also nach dieser vorherigen Beurteilung
des Materials die zweckmäßigsten industriellen Maßnahmen
zu treffen, ein für Spinnerei, Weberei und Färberei nicht
hoch genug zu veranschlagender Vorteil.
Am sprödesten vielleicht verhielt sich das Ultramikro-
skop anfangs gegenüber der Medizin bzw. der Bakteriologie
und Biologie, weil das ursprüngliche Prinzip und Instrument
gerade infolge der Interferenzerscheinungen die Gestalt
kleinster Lebewesen verzerrte und somit eine Erkennung
oder gar feine Unterscheidung unmöglich machte, zum
mindesten aber erschwerte. Die oben beschriebenen Para-
boloid- und Kardioidkondensoren haben aber auch hier
Wandel geschaffen; sie gestatten die direkte Beobachtung
lebender Mikroben, "ja sogar deren kinematographische
Aufnahmen, die dann reproduziert werden können. Die
Wichtigkeit dieses Fortschritts bedarf keiner Erläuterung
und sicher werden Entdeckungen auf diesem Gebiet nicht
auf sich warten lassen. ,
Wirtschaft die ihm gewährte Erholungszeit mit Zins und
Zinseszins zu vergüten.
Immer gewaltiger werden in dem wirtschaftlichen
Ringen die Anforderungen, die an den geistig und körper-
lich Schaffenden gestellt werden. Und wie sich die Arbeit
mehr und mehr in den Fabriken mit ihrem Maschinenlärm
und Getöse zusammenzieht, so konzentriert sich auch
immer mehr die geistige Arbeit in einzelnen Bureaus.
Das ständige Kommen und Gehen, das ununterbrochene
Klappern der Schreibmaschinen, das fortwährende Läuten
der Telephonapparate usw. lassen die menschlichen Nerven
264
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 17
zu keiner Ruhe kommen. Die Nervosität ist die Berufs-
krankheit des modernen geistigen Arbeiters geworden!
Die bis ins kleinste durchgeführte Arbeitsteilung, von
der heute kein Beruf verschont bleibt, erfordert die ständige
Beanspruchung einiger weniger Muskeln. Naturgemäß
werden sie viel rascher ermüden als bei einer Tätigkeit,
die abwechselnd alle Muskeln des menschlichen Körpers
beschäftigt. Gewiß wird durch die Arbeitsteilung die
Produktivität der Arbeit bis zur höchsten Potenz ge-
steigert; für das Individuum bedeutet sie aber zweifellos
eine Verkrüppelung seiner geistigen und körperlichen
Eigenschaften. Wie jedoch alles beim Menschen seine
Grenzen hat, so auch seine Leistungsfähigkeit.
Und hat sich nicht auch der Charakter der Arbeit
geändert? Die Konkurrenz auf dem Weltmarkte zwingt
heute eine jede Nation zur äußersten Anspannung ihrer
gesamten Kräfte, will sie sich nicht durch ein anderes
Volk von dem Weltmarkte ausschalten lassen. Dazu tritt
für den geistigen und manuellen Arbeiter noch die Sorge
um seine Existenz und das gesunde Streben nach seinem
Vorwärtskommen, die ihn von selbst zwingen, seine
geistigen und physischen Kräfte bis zum letzten Atom
in den Dienst des Unternehmens zu stellen.
Die moderne medizinische Wissenschaft vertritt den
Standpunkt, daß die so hoch getriebene Arbeitsintensität
ihren Niederschlag in einem viel rascheren Verbrauch der
menschlichen Lebenskraft findet. Wenn auch eine jede
Arbeit einen Energieverbrauch des menschlichen Lebens
bedeutet, so darf sie doch bestimmte Grenzen nicht über-
schreiten, soll sie nicht einem vorzeitigen Verbrauch des
menschlichen Lebens Vorspanndienste leisten. Eins der
besten und billigsten Mittel, diesem vorzeitigen Verbrauch
der Lebenskraft zu steuern, erblickt die Wissenschaft in
einem periodenweisen längeren Ausspannen aus der be-
ruflichen Arbeit und in reichlich bemessenen Ruhepausen.
Kein Einsichtiger vi'ird weiter behaupten wollen, daß
die Wohnungsverhältnisse der Angestellten, im besonderen
die der Großstädte — und hier hat sich vorwiegend der
Handel und die Industrie niedergelassen — danach an-
getan sind, ihm ein Erholen nach der Tagesarbeit zu
ermöglichen. Der Mietskasernentyp gewährt ihm ja kaum
Schutz vor dem draußen Tag und Nacht gleichbleibenden
Straßenlärm.
Der Staat als der größte Arbeitgeber hat die skizzier-
ten Schäden der menschlichen Gesundheit anerkannt. Er
gewährt seinen Beamten einen jährlichen und wie man
zugeben muß, auch einen reichlichen Erholungsurlaub.
Das gilt auch von den Kommunen. Die staatlichen und
städtischen Verwaltungen wissen nur zu gut, daß der Born,
aus dem ihre Beamten bis ins Greisenalter hinein ihre
Arbeitskraft und -freudigkeit schöpfen, in den reichlich
bemessenen Erholungs- und Ruhepausen zu suchen ist.
Und erfreulicherweise wächst auch der Prozentsatz der
privaten Unternehmungen, die ihren Angestellten Urlaub
gewähren. Das nimmt auch nicht Wunder. Die Kon-
kurrenz zwingt den Privatunternehmer, seine Produktions-
kosten möglichst niedrig zu halten. Er richtet sein Haupt-
augenmerk darauf, im Verhältnis zum gezahlten Lohn und
den stehenden Kapitalsanlagen möglichst viel Arbeit zu
erhalten. Die Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft
ist daher, vom kapitalistischen Auslug betrachtet, so lange
vom Vorteil, als kein Mißverhältnis zwischen der quali-
tativen und quantitativen Arbeitsleistung und den gcza'hlten
Löhnen entsteht. Dieses Kriterium ist nur bei reichlich
bemessenen Ruhe- und Erholungspausen zu erfüllen, da
sie allein einen Ersatz der verbrauchten Kräfte garantieren.
In England sind diese Anschauungen längst Allgemeingut
geworden. So erklärt der englische Großindustrielle Mun-
della, der auch in Deutschland Fabriken besitzt: „Es sind
die langen Arbeitszeiten der fremden Nationen, die uns
gegen ihre Konkurrenz schützen." Leider sind sie dem
Deutschen noch nicht in Fleisch und Blut übergcg.Tngen.
Es gibt bei uns noch einen ziemlich holien Prozentsatz von
Unternehmungen, die ihren Angestellten keinen Erholungs-
urlaub gewähren. Es soll aber auch nicht verschwiegen
werden, daß es ebenso sozial empfindende Firmen gibt.
die ihren Angestellten neben Urlaub und Gehalt noch
Reisebeihilfen gewähren. Einige Großfirmen haben dar-
über hinaus eigene Erholungsheime für ihre Angestellten
gegründet. Diese Firmen sind zu der Erkenntnis gelangt,
daß ihr Gedeihen in erster Linie dem ausgeruhten Personal
zu verdanken ist.
Der Gedanke bricht sich allerdings in immer stärkerem
Maße auch bei den Unternehmungen Bahn, daß die eigenen
Erholungsheime sich nicht der Gunst ihrer Angestellten
erfreuen. Der Angestellte hat das Gefühl, auch in der
Ferienzeit unter Kontrolle zu stehen. In diesem Sinne
äußert sich auch im „Plutus" die Firma A. Jandorf & Co.,
Berlin. Und falls den Angestellten die nicht unbeträcht-
lichen Mittel fehlen, seine geschwächte Gesundheit an
einem anderen Erholungsorte wieder herzustellen, so neigt
er mehr dazu, auf seinen Urlaub zu verzichten. Damit
wird am schlagendsten die von unserer Verbandsleitung
vertretene Anschauung bestätigt, daß die Gründung von
Erholungsheimen Sache der Organisationen sei, die eine
ihrer vielen Aufgaben darin zu erblicken haben, ihre Mit-
glieder bis ins hohe Alter arbeitsfähig und arbeitsfreudig
zu erhalten. Es genügt nicht, daß die Organisationen
vom Gesetzgeber eine Regelung der Urlaubsfrage in ihrem
Sinne bei zu zahlendem Gehalt fordern. Wie unmöglich
es den Angestellten ist, etwas zu ersparen, geht am besten
aus der Mindestgehaltsforderung hervor, die die Organi-
sationen aufstellen. Sie müssen sich daher auch weiter
darüber klar sein, daß es nur der organisierten Selbsthilfe
möglich sein wird, ihren ökonomisch schwachen Mit-
gliedern die Ausnutzung des Urlaubs zu gewähren. Da-
durch, daß die Verbände eigene Erholungsheime bauen,
geben sie ihren Mitgliedern die beste und billigste Ge-
legenheit, ihre infolge angestrengter Arbeit angegriffene
Gesundheit während des Urlaubs wieder herzustellen.
Und damit nutzen sie nicht nur den Mitgliedern. Nein,
auch der Volkswirtschaft. Denn da sie es ihren An-
gehörigen ermöglichen, für ein billiges Entgelt die ver-
brauchten Kräfte wieder herzustellen, beugen sie Er-
kraykungsfällen, vorzeitiger Invalidität und damit einer
Vergeudung von Volkskraft vor. Der Angestellte kehrt
mit einem klareren Geiste und belebteren Sinn aus seinem
Urlaub zurück. Die während der Urlaubszeit angesammelte
Energie drängt nach einer Betätigung, und diese wiederum
ist als ein die Arbeitsleistung förderndes Hauptmoment zu
betrachten. Aus all diesen Erwägungen wurde auch das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in
Sondershausen geboren. Und auch hier beweist uns die
ständig hohe Besucherzahl desselben die Richtigkeit der
Voraussetzungen unserer Verbandsleitung. Gewiß er-
schöpft sich mit der Gründung von Erholungsheimen nicht
die Fürsorge der Organisationen. Sie werden weiter auch
die Siedelungsbestrebungen auf genossenschaftlicher Basis
zu unterstützen haben. Diese verfolgen das Ziel, den An-
gestellten und deren Familien gegen ein billiges Entgelt
den Aufenthalt auf dem platten Lande in der Nähe der
Großstädte in Ferienhäusern und Eigenheimen zu er-
möglichen.
Weiter hat aber die Allgemeinheit ebenfalls das
dringendste Interesse an reichlich bemessenen Ruhe- und
Erholungspausen der Angestellten und Arbeiter. Ueber-
arbeitete Menschen müssen eine kranke Nachkommenschaft
hinterlassen. Es sei nur an die Ausführungen des eng-
lischen Historikers Macauley erinnert: „Wenn wir (Eng-
land) jemals genötigt sind, die erste Stelle unter den
Handelsvölkern abzutreten, so werden wir dies nicht an
ein Geschlecht entarteter Zwerge, sondern irgend einem
an Körper und Geist hervorragend kräftigen Volke ab-
treten." Gleichfalls kann man nicht behaupten, daß die
Wehrhaftigkeit eines Staates durch ein degeneriertes Volk
gefördert wird.
Die Ausführungen zeigen, daß sowohl das Unter-
nehmertum als auch die Volkswirtschaft und ebenso der
Staat das größte Interesse daran haben, wenn den An-
gestellten und Arbeitern jährlich ein längerer Erholungs-
urlaub gewährt wird. Es muß daher wundernehmen, daß
die auch vom Deutschen Techniker-Verband aufgestellte
Heft 17
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
265
Forderung nach einer reichsgesetzlichen Regehing dieser
Frage noch auf so große Schwierigi<eiten stößt. Dies
um so mehr, als ja Dr. Potthoff in Verbindung mit Prof.
Schloßmann bewiesen haben, daß der Angestellte dadurch,
daß er in Zeiten flotten Geschäftsganges in dem ihm
beschäftigenden Unternehmen mehr leistet, als er ver-
traglich zu leisten hat. Damit hat aber der Angestellte
doch zweifellos ein Recht auf die Gewährung von Urlaub
während der stilleren Zeit erworben. Und auch die Wider-
stände der Gegner einer gesetzlichen Regelung des Er-
holungsurlaubs sind nicht ernst zu nehmen, sie gehen
doch selbst jedes Jahr in Urlaub. Damit bejahen sie doch
unzweideutig die Bedürfnisfrage.
Den angeführten Schäden konnte sich der öster-
reichische Staat nicht verschließen. In dem Handlungs-
gehilfengesetz vom 16. Januar 1910 bestimmt er:
„Wenn das Dienstverhältnis ununterbrochen bereits
6 Monate gedauert hat, ist dem Dienstnehmer in jedem
Jahre ein ununterbrochener Urlaub von mindestens zehn
Tagen zu gewähren. Hat das Dienstverhältnis ununter-
brochen bereits 5 oder 15 Jahre gedauert, so beträgt der
jährliche Urlaub mindestens zwei, im letzteren Falle min-
destens drei Wochen. Der Antritt des Urlaubs ist mit
Rücksicht auf die den Betriebsverhältnissen entsprechende
Zeit im Einvernehmen rechtzeitig zu bestimmen. Während
des Urlaubs behält der Dienstnehmer den Anspruch auf
seine Geldbezüge. Bei gewerblichen Unternehmungen,
in denen nicht mehr als drei Dienstnehmer verwendet
werden, kann der Urlaub in zwei annähernd gleichen Zeit-
abschnitten gewährt werden. Die Zeit, während deren
der Dienstnehmer durch Krankheit oder durch einen Un-
glücksfall an der Leistung seiner Dienste verhindert ist,
darr in diesen Urlaub nicht eingerecnnet werden. Der
Dienstnehmer ist zur Gewährung des Urlaubs nicht ver-
pflichtet, wenn der Dienstnehmer gekündigt hat." Man
darf in dieser Lösung eine gute Basis auch für unsere
Forderungen erblicken. Und nur Unverstand oder be-
wußtes Verkennen kann in unserem Sehnen nach der
Gewährung eines jährlichen Erholungsurlaubs den Wunsch
herauslesen, weniger zu arbeiten. Nein, das ist es nicht.
Es entspringt dem Streben, die tägliche Arbeit mit innerer
Anteilnahme zu durchdringen und sie nicht zu einer bloßen
Frohnde werden zu lassen. Wir wollen unsere Arbeits-
intensität bis ins hohe Alter bewahren zu unserem eigenen
Wohle, dem unserer Familien und nicht zuletzt dem der
Allgemeinheit. G o r n i k.
Ungeteilte Arbeits- und Schulzeit
Am 10. Februar 1911 fand im vollbesetzten Münchner
Kindlkellersaale zu München unter Leitung des kgl. Bahn-
verwalters R o e m e r eine von Tausenden besuchte große
öffentliche Versammlung statt, welche sich mit der Frage
der ungeteilten Arbeits- und Schulzeit befaßte. Die Ver-
sammlung war einberufen vom Münchner Ausschuß zur
Einführung der ungeteilten Arbeits- und Schulzeit, dem
1 Verbände mit über 16 000 Mitgliedern: Angehörige
sämtlicher Beamtenkategorien, der kaufmännischen und
technischen Angestellten - Organisationen, sowie Aerzte,
Lehrer, Anwälte und Landtagsabgeordnete sämtlicher poli-
tischen Parteien angehören.
Dem erschöpfenden, interessanten Referat Obermedi-
inalrats Prof. Dr. von G r u b e r , des berühmten Hygie-
ikers an der Universität München, gelang der Nachweis,
daß die Einführung der ungeteilten Arbeits- und Schulzeit
aus hygienischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen
'm weitesten Interesse der Erhaltung und Stärkung eines
gesunden Familienlebens unter allen Umständen angestrebt
werden muß, daß die gegen die Einführung der englischen
Arbeitszeit angeführten Bedenken nicht stichhaltig sind
und daß eine großzügige Lösung der Wohnungsfrage,
wie sie im Interesse des Staates und ,der Gemeinden
gefördert werden muß, undenkbar ist ohne die Ein-
führung der ungeteilten Arbeits- und Schulzeit.
Eine höchst wirkungsvolle Bestätigung der meister-
haften Ausführungen des Referenten erbrachte die auf
einer ungewöhnlichen Höhe sich bewegende Diskussion,
in der sämtUche Redner ein geradezu überwältigendes
Material zugunsten der ungeteilten Schul- und Arbeitszeit
brachten. Insbesondere wiesen Aerzte und Lehrer aller
in Frage kommenden Schulen unwiderleglich nach, daß
die ungeteilte Schul- und Arbeitszeit nicht nur kommen
kann, sondern kommen muß.
' Als Ergebnis der wertvollen Verhandlungen wurde
schließlich einstimmig eine Resolution gefaßt, welche, unter
Würdigung aller für die Durchführung der ungeteilten
Arbeits- und Schulzeit sprechenden Momente, an die zu-
ständigen Stellen den warmen Appell richtet, sich den
berechtigten Wünschen weiter Kreise der Bevölkerung nicht
länger zu verschließen und damit der imposanten Ver-
sammlung einen bedeutsamen Abschluß gab.
Der Bayr. Landesverein zur Förderung des Wohnungs-
wesens (E. V.), dessen Aufgabe die Herbeiführung einer
besseren und gesünderen Wohnweise im allgemeinen ist,
und der daher auch alle Mittel für eine zweckmäßige
Dezentralisation der städtischen Bevölkerung zu fördern
berufen und verpflichtet ist, hat soeben als Heft 3 der
von ihm herausgegebenen Schriften das Referat des Pro-
fessors Dr. von Q r u b e r und sämtliche Diskus-
sionsreden im Wortlaut nebst Gutachten über prak-
tische Erfahrungen mit der ungeteilten Arbeits- und Schul-
zeit als Broschüre herausgegeben. Die Schrift erscheint
im Verlag Ernst Reinhardt (München) und ist zum
Preise von 50 Pf. zu beziehen.
Die Anschaffung der Broschüre ist dringend zu emp-
fehlen für jeden, der sich für die Einführung der un-
geteilten Arbeits- und Schulzeit interessiert, da sie alles
zu dieser Frage gehörige Material geradezu lückenlos
enthält. Die Ausführungen aller Redner sind dabei so
interessant, daß wir überzeugt sind, daß auch jene, welche
sich nicht gern mit sozialpolitischen Fragen beschäftigen,
dieses Buch wiederholt und mit Genuß lesen werden.
Der billige Preis von 50 Pf. dürfte der Verbreitung der
Broschüre sehr zustatten kommen, die sowohl vom Verlag
Ernst Reinhardt, wie von sämtlichen Buchhandlungen
und auch direkt von der Geschäftsstelle des Bayr. Landes-
vereins zur Förderung des Wohnungswesens (E. V.), Mün-
chen, Burgstraße 4 II, bezogen werden kann.
:: U H :: STAN DESBEWEGUNO :: :: :: H
Die Kpnkunenzklausel in der Berlin- Anhaltischen
Maschinenbau-A .- G.
Uns wird mitgeteilt, daß die Direktion der Bamag
ihren Angestellten folgende Konkurrenzklausel zur Unter-
schrift unterbreitet: „Herr N. N. verpflichtet sich, inner-
halb dreier Jahre nach der Auflösung dieses Dienstver-
trages eine Stellung bei den Firmen Julius Pintsch A.-G.,
Berlin und Adolf Bleichert & Co., Leipzig-Gohlis oder
deren Filialen nicht anzunehmen. Verstößt Herr N. N.
gegen diese Bestimmung, so hat er eine Vertragsstrafe
in Höhe des fünffachen Betrages seines letzten Jahres-
gehalts zu zahlen.
Ebenso ist es Herrn N. N. verboten, innerhalb dreier
Jahre in Deutschland eine Maschinenfabrik, welche sich
mit der Herstellung von Gaswerken, Wasserstoffanlagen,
Aufzügen, Kohlen- und Koksaufbereitungs- und Förder-
anlagen, Lampen und Glühkörpern, Waggonbeleuchtung,
Kartoffel-, Torf- und Rübenverarbeitung . . . beschäftigt,
zu errichten oder sich an einer solchen Fabrik mittelbar
oder unmittelbar zu beteiligen. Verstößt Herr N. N. gegen
diese Bestimmung, so hat er eine Vertragsstrafe in Hohe
des zehnfachen Betrages seines letzten Jahresgehaltes
zu zahlen.
Schheßlich ist Herr N. N. verpflichtet, eine Vertrags-
strafe in Höhe von M zu zahlen, falls er inner-
266
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 17
halb eines Zeitraumes von 3 Jahren diejenigen Fabrika-
tionsgeheimnisse, von denen er in der Bamag Kenntnis
erlangt hat, einer Deutschen Maschinenfabrik der oben ge-
dachten Art preisgibt."
Die Angestellten der Firma haben es abgelehnt, diese
Konkurrenzklausel zu unterschreiben. Daraufhin hat die
Direktion des Werkes erklärt, daß diese Konkurrenz-
klausel nicht den dort jetzt in Stellung befindlichen auf-
erlegt werden soll, sondern ,,nur" denen, die neu eintreten.
Wir müssen deshalb 'die Angestellten, die beab-
sichtigen, bei der Bamag einzutreten, auf diesen Vorfall
aufmerksam machen und warnen, unter diesen Umständen
eine Stellung dort zu ergreifen.
:: :: H :: :: :: RECHTSFRAGEN :: :: :: H H
Das Ehrenwort in der Konkurrenzklausel
Urteil des Reichsgerichts vom 8. November 1910,
(Nachdruck, auch im Auszug verboten.)
In dem hochinteressanten Urteil des Reichsgerichts
vom 8. November 1910 (Aktenzeichen III 643/09) betr. die
Nichtigkeitserklärung eines technischen
Anstellungs Vertrags, in welchem der Angestellte
sein Ehrenwort verpfänden muß, liegt jetzt der Wort-
laut der Entscheid ungsgründe vor, der wegen
seiner Wichtigkeit allgemeinste Beachtung verdient. Es
handelt sich um einen mit 3000 M angestellten Techniker
K., der, nachdem er seine Stellung gekündigt, bei einer
Konkurrenzfirma eingetreten war. Die erste Firma hatte
mit ihm einen Vertrag folgenden Wortlauts geschlossen:
„Wir machen zur Bedingung, daß Sie sich unter Ver-
pfändung Ihres Ehrenwortes und bei Vermeidung einer
Vertragsstrafe in der doppelten Höhe Ihres letzten Jahres-
gehaltes für jeden Fall einer Zuwiderhandlung verpflichten,
nach Ihrem etwaigen Austritt aus unserem Geschäft,
gleichviel unter welchen Umständen derselbe erfolgt,
weder als Selbstbetreibender uns Konkurrenz zu machen,
noch als Beamter oder Berater in ein Konkurrenzgeschäft
einzutreten, noch für ein solches zu arbeiten, welches sich
mit dem Bau oder Vertrieb von .... befaßt bzw. Ge-
schäftserfahrungen, die Sie bei uns gesammelt haben, in
einer unseren Interessen zuwiderlaufenden Weise aus-
zunutzen oder selbst oder durch Dritte einem Konkurrenz-
geschäft zu übermitteln. Sie verpfänden Ihr Ehrenwort,
jederzeit und auch nach Ihrem etwaigen Austritt aus un-
serem Geschäft das Ansehen und das Interesse der Firma
hochzuhalten und das Geschäftsgeheimnis aufs strengste
zu wahren. . . . Sie haben sich unserer, diesem Schreiben
beiliegenden Geschäftsordnung, deren vollständige Kennt-
nisnahme zu Ihren Dienstpflichten gehört, zu unterwerfen."
Diesen Vertrag hatte K. schriftlich als für sich bindend
erklärt, und seine frühere Prinzipalin verlangte nunmehr
im Klagewege Zahlung der Vertragsstrafe und obsiegte
auch vor dem Oberlandesgericht Cöln. Das
Reichsgericht hob jedoch das Urteil auf und wies
die Sache an die Vorinstanz zurück mit folgender Moti-
vierung :
Die in den Vertragsbestimmungen enthaltene Bin-
dung durch Ehrenwort verstößt gegen die guten
Sitten. Schon in einer früheren Entscheidung hat der
erkennende Senat ausgesprochen, daß die Ehre, weil
sie als ideales Gut einen Teil des Persönlich-
keitsrechts des Menschen bildet und eine Grundlage
seiner Existenz ist, nicht ohne weiteres in ver-
mögensrechtlichen Beziehungen zugunsten
anderer verwendet werden kann. Daß unter
Umständen die Bindung des aus einem Vertrage Ver-
pflichteten durch Ehrenwort zulässig sein kann, ist zu-
zugeben. Hier liegen aber ebenso wie in dem damaligen
Falle besondere Gründe nicht vor; namentlich ist von
einer besonderen Vertrauensstellung des Beklagten und
von Geheimhaltung bestimmter anvertrauter Tatsachen
keine Rede. Die Verpfändung des Ehrenwortes bezieht
sich ferner nicht allein auf die Wahrung des Geschäfts-
geheimnisses, sondern auch auf alle die mannigfachen
in dem Wettbewerbverbote dem Beklagten auferlegten
Verpflichtungen und sogar. auf die Beobachtung der aus
der Geschäftsordnung ersichtlichen generellen Bedingungen
seiner Anstellung. Der Beklagte stand hiernach schon
während seiner Stellung bei der Klägerin und weiter
während der auf drei Jahre vereinbarten Geltung des
Wettbewerbsverbotes unter dem Drucke der ehrenwört-
lichen Verpflichtung. Er wurde der Gefahr ausgesetzt,
selbst aus geringfügigen Anlässen des Bruches
seines Ehrenwortes geziehen zu werden und dadurch eine
Minderung seines Ansehens zu erleiden. Eine solche Bin-
dung durch Ehrenwort in ausschließlich vermögensrecht-
lichen Angelegenheiten ist unzulässig. — Das Berufungs-
gericht verkennt dies nicht, nimmt aber an, daß hierdurch
nicht das ganze Rechtsgeschäft nichtig werde, sondern
nur, daß das Bestärkungsmittel der Verpfändung des
Ehrenwortes als unzulässig und unwirksam in Wegfall
komme. Dieser Beurteilung kann nicht beigetreten werden.
Die Verpfändung des Ehrenwortes des Beklagten ist nach
dem Inhalte des Vertrages kein bloßes dem Vertrage hinzu-
tretendes Bestärkungsmittel, keine Nebenabrede, die un-
beschadet des Fortbestandes des Wettbewerbsverbotes
aus dem Vertrage ausgeschieden werden könnte, sondern
bildet in Verbindung mit der Vertragsstrafe die einheitliche
Grundlage für das Wettbewerbsverbot. Schon die drei-
malige Hervorhebung der Verpfändung des Ehrenwortes
als Bedingung der Anstellung beweist, daß die Klägerin
auf diese Bedingung für das Wettbewerbverbot und den
Vertragsschluß überhaupt wesentliches Gewicht gelegt hat.
Dafür spricht ferner der Umstand, daß sich die Verpfän-
dung des Ehrenwortes auf alle Vertragsverpflichtungen
des Beklagten erstreckt und gegenüber der nur auf 6000 M
sich belaufenden Vertragsstrafe für die Klägerin von großer
Bedeutung sein mußte. Daraus ergibt sich der Schluß,
daß ohne Verpfändung des Ehrenwortes der
Vertrag nicht zustande gekommen wäre. Die
Voraussetzung des § 139 B. G. B. für die Aufrechterhaltung
des Strafversprechens des Beklagten liegt daher nicht
vor ....(§ 139 besagt: Wenn ein Teil eines Rechts-
geschäfts nichtig ist, so ist das ganze Rechtsgeschäft
nichtig, wenn nicht anzunehmen ist, daß es auch ohne
den nichtigen Teil vorgenommen sein würde). (Vergl.
Entsch. d. R. G. in Zivils. Bd. 74, S. 332 ff.)
Dr. F. Walter, Rechtsanwalt, Leipzig.
Dieser erfreuliche Beweis sozialen Verständnisses un-
seres höchsten Gerichtshofes, der übrigens schon wieder-
holt insbesondere Entscheidungen der westlichen Obcr-
landesgerichte gegenüber geliefert worden ist, wird nun
wohl endgültig dem Mißbrauche der Ehrenwortübernahme
bei Dienstverträgen ein Ende machen. Freilich fällt damit
nur einer der gröbsten Auswüchse einer Praxis, die —
auch nach den Feststellungen unserer Statistik — die
herrschende ist. Um so tnehr zeigt es sich, daß wir in
unserer strikten Opposition gegen die Vorschläge
des preußischen Handelsministers über
Neuregelung des Konkurrenzklauselrechts
beharren müssen, die ja auch nur widerwillig unter dem
Zwang der Reichsgerichtsentscheidung die Ehrenwort-
abnahme ausgeschlossen wissen wollten. Die grundsätz-
liche Prüfung der Konkurrenzklauseln auf ihre sittliche
und rechtliche Zulässigkeit, wie sie in dem oben wieder-
gegebenen Reichsgerichtsurteil geübt worden ist, würde
hinfällig, sollte nach dem Gedankengang jener Vor-
schläge als wichtigstes Kriterium der Zulässigkeit die
Höhe der zu zahlenden Entschädigung an-
zusehen sein. Wir wollen immer noch eher unser Ver-
trauen auf die wachsende Erkenntnis der Richter setzen,
als derartige rückschrittliche gesetzgeberische Experimente
auch tmr diskutieren. Daneben bleibt freilich die energische
Propaganda für ein wirklich modernes Arbeitsrecht, das
nur zum Verbote der offenen und geheimen Konkurrenz-
klauseln führen kann, unsere programmatische Forderung.
Heft 17
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
267
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die Anfänge des Versicherungswesens
Das Versicherungswesen, das heute die Welt umspannt,
hat sich, wie alle anderen menschlichen Einrichtungen, aus
kleinen Anfängen entwickelt. Das Altertum kannte trotz
seiner hochstehenden Kultur und seines beträchtlichen
Handelsverkehrs ein Versicherungswesen im modernen
Sinne nicht. Man findet in jener Zeit nur Einrichtungen zur
Abwälzung eines Risikos, wie sie am deutlichsten im See-
Darlehen zum Vorschein gelangen. Ein Geldgeber lieh
einem Reeder für eine Seefahrt, meist gegen Verpfändung
von Schiff und Ladung, eine Summe Geldes, hatte aber
Anspruch auf Rückgabe des Geldes nur, wenn das Unter-
nehmen glücklich zu Ende geführt werden konnte. Als
Entgelt versprach der Schuldner die Zahlung von Zinsen,
die den gewöhnlichen Zinssatz erheblich überstiegen. Durch
ein derartiges Geschäft war also das Risiko der Seefahrt
auf einen anderen abgewälzt, aber es fehlte hierbei das
Merkmal der Versicherung, weil eine Verteilung des Risi-
kos auf mehrere Personen nicht stattfand, ferner, weil
ein solches See-Darlehen die Beteiligung an einem Handels-
unternehmen darstellte und endlich weil das Darlehen im
voraus entrichtet wurde. Neben diesen Geschäften be-
gegnet man im Altertum Einrichtungen, die schon eher als
Versicherungen angesprochen werden können. Bei den
Juden vereinigten sich z. B. die Eseltreiber, um den durch
Räuber oder wilde Tiere verursachten Verlust von Eseln
einander zu ersetzen. Weitere Vorläufer der Versicherung
stellen zur Zeit der Römer gewisse Sterbekassen dar, von
denen aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. verschiedene
Statuten erhalten sind.
Die Völkerwanderung räumte mit diesen Vorläufern
der Versicherung gründlich auf. Nur wenige Einrich-
tungen dieser Gattung retteten sich durch den Sturm
der Zeit hindurch in das Mittelalter. Hier waren es vor
allem die Gilden und Zünfte, deren Zweck ja die Eörde-
rung der Wohlfahrt ihrer Mitglieder war, die zu Trägern
versieb ?rungsähnlicher Einrichtungen wurden. Man be-
gann bei bestimmten Ereignissen, z. B. Brand oder Tod,
Beiträge zu erheben, für diese eine besondere Kasse ein-
zurichten, die Kasseneinrichtung von den übrigen Eonds
der Berufsvereinigung loszulösen und schließlich auch
Nichtmitgliedern den Beitritt zu einer solchen Kasse zu
gestatten. So entstanden in einer längeren Entwicklungs-
folge zahlreiche kleine Versicherungskassen, die in manchen
Punkten denen des Altertums ähnelten, sich aber sehr von
den heutigen Einrichtungen gleicher Natur unterschieden.
Nachrichten von solchen Kassen liegen bereits, für Eng-
land wenigstens, aus dem 10. Jahrhundert, für Island aus
dem 13. Jahrhundert vor. Es ist anzunehmen, daß es
zu dieser Zeit auch in Deutschland derartige Gebilde ge-
geben hat. Jedenfalls lassen sich in Deutschland vom
15. Jahrhundert an Brandgilden in Holstein, etwas später
auch in der Weichselniederung nachweisen.
Aber die eigentlichen Vorläufer des modernen Versiche-
rungsgeschäfts sind weniger in derartigen Kassen zu er-
blicken, als in gewissen Handelsgeschäften, wie sie be-
sonders von den Bewohnern der oberitalienischen Städte
im Mittelalter betrieben wurden. In Stadtrepubliken wie
Venedig, Florenz, Genua, Pisa führte der außerordent-
lich lebhafte und weilausgedehnte Handel einerseits, wie
die große Unsicherheit der Mittelmeer-Schiffahrt anderer-
seits dazu, das weiter oben beschriebene See-Darlehen zur
heutigen See-Versicherung umzuformen. Nach manchen
Versuchen, so wurden z. B. in Genua, um das kirchliche
Verbot, Zinsen zu nehmen, zu umgehen, Versicherungen
in Form von vorgetäuschten Kaufverträgen abgeschlossen,
entstand der von der heutigen Form nur unerheblich ab-
vveichende Seeversicherungsvertrag. Von Italien verbreitete
sich die Seeversicherung noch im 14. Jahrhundert nach den
anderen Handelsstaaten am Mittelländischen Meere, ja, in
Portugal bestand im 14. Jahrhundert etwa 20 Jahre hindurch
sogar eine Zwangsversicherung aller portugiesischen Schiffe.
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts findet man die See-Versiche-
rung auch in den Niederlanden und gegen Ende des
gleichen Jahrhunderts wird sie von italienischen Kauf-
leuten nach England verpflanzt worden sein. Mit der
durch die Verschiebung des Welthandels verursachten Ent-
wicklung Englands als Handelsstaat hielt die Ausbildung
der englischen Seeversicherung gleichen Schritt. Erst
gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam die See-Versiche-
rung auch nach Deutschland und zwar war es vor allen
Dingen Hamburg, dessen Handel sich nunmehr mächtig
entfaltete, in dem sie festen Fuß faßte.
War die See - Versicherung im ersten Abschnitte
ihrer Entwicklung ausschließlich von Einzelunternehmern
betrieben worden, so tauchen gegen Ende des 17. und zu
Anfang des 18. Jahrhunderts Versicherungsgesellschaften
auf und damit treten wir in die Zeit der Entstehung des
modernen Versicherungswesens ein. Hierüber wird in der
nächsten Darstellung zu berichten sein.
ZEITSCHRIFTENSCHAU
für Februar 1911.
Technische Physik.
R. Baumann gibt in der Z. d. V, 55, Nr. 4, S. 140, unter
dem Titel „lieber eben gekrümmte stabförmige Körper aus
Material mit veränderlicher Dehnungszahl, ihre Beanspruchung
und Formänderung" ein Verfahren an, um die Spannungsvertei-
lung in eben gekrümmten Stäben zu ermitteln 1. wenn die
Dehnung der Spannung proportional, 2. wenn die Dehnung
der Spannung nicht proportional, 3. wenn die Dehnung von
Punkt zu Punkt des Körpers veränderlich oder 4. der Körper
aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt ist. Schließlich
zeigt der Verfasser, wie für die angegebenen Fälle die Form-
änderung ermittelt werden kann.
J. Isaachsen veröffentlicht Untersuchungen über „Innere
Vorgänge in strömenden Flüssigkeiten und Gasen" in Z. d.
V. 55, Nr. 6, S. 215. Der Verfasser geht ein auf die Wir-
kungen von Zentrifugalkräften, Sekundärströmungen bei Rich-
tungsänderungen, plötzlichen Querschnittserweiterungen, auf eine
Umlenkung mit sehr schwachen Sekundärströmungen, Sekundär-
strömungen bei Richtungs- und Querschnittsänderungen, auf
eine Wirkung der Sekundärströmungen in offenen Strahlen usw.
Industrielle Feuerungen.
Eduard Kaschny bringt in D. prakt. Masch.-Konstr. 44,
Nr. 5, S. 40, eine genaue praktische Durchrechnung eines Seit-
Wellrohr-Dampf kesseis.
Hüttenwesen.
Eine technisch und kulturhistorisch sehr wertvolle Arbeit
veröffentlicht Dipl.-Ing. A. Lohse in St. u. E. 31, Nr. 5, S. 173,
unter dem Titel: „Die Entwicklung der Gebläse bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts". Der Verfasser beginnt mit Darstelluil^en
an Grabüberresten von Theben etwa um 1500 v. Chr., welche
Balggebläse vorführen, streift ein Gebläse der als Schmiede-
künstler bekannten Kongoneger und führt uns über die Gebläse-
formen des ganzen Mittelalters bis zu den bereits hochent-
wickelten Maschinen des vorigen Jahrhunderts.
Dipl.-Ing. Lang verbreitet sich ebenda, S. 181 „Lieber den
Einfluß des Mangans auf die Eigenschaften des Flußeisens".
Nach seinen Feststellungen hat Mangan eine Verbesserung sämt-
licher mechanischer Eigenschaften des Flußeisens zur Folge,
sofern es eine Menge von 3 o/o nicht übersteigt. Koerzitivkraft
und Hystercarbeit werden erhöht, die Permeabilität erniedrigt,
während die Permanenz konstant bleibt.
Dr. Bian beschreibt in St. u. E. 31, Nr. 6, S. 217, „Das
Elektrostahlwerk des Eicher Hüttenvereins Le Gallais, Metz & Co.
„Lieber die Feuerfestigkeit der Dinassteine" gibt Prof.
W. Grum-Grzimailo in St. u. E. 31, Nr. 6, S. 224, Aufschluß
und behandelt insbesondere den Uebergang des Quarzes in
Tridymit unter dem Einfluß hoher Temperatursteigerungen. Er
zeigt, daß langsam sich steigernde Temperaturen den Ueber-
gang in festen, aus zahlreichen Gruppen kleiner verwachsener
Kristalle bestehenden Tridymit bewirken, während plötzliche
Temperaturschwankungen losen Trid\mit erzeugen, der keine
Festigkeit besitzt. Dabei spielt die 2Ö,7ooige Volumvermehrung
des Materials eine ausschlaggebende Rolle.
„Beschädigungen von Tenderradreifen durch starke örtliche
Kaltbearbeitung" werden von Prof. Bauer und Dipl.-Ing. Wetzel
268
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 17
in St. u. E. 31, Nr. 6, S. 226, besprochen und in ihren Ur-
sachen an Hand von Festigkeitsprüfungen und metallographi-
schen. Untersuchungen erklärt.
Dir. Müller teilt in St. u. E. 31, Nr. 6, S. 232, „Eine merk-
würdige Art der Bildung von Kugeln in einem Düsenstock-
rohr" mit.
Prof. Simmersbach bringt in St. u. E. 31, Nr. 7, S. 253,
eine eingehende Abhandlung über „Roheisenmischer und ihre
Anwendung im Eisenhüttenbetriebe". Zahlreiche Abbildungen,
konstruktive Darstellungen und Krcäftediagramme erläutern die
Ausführungen.
Dir. Matthiae macht „Bemerkungen über das Steigen der
Gichttemperatur der Hochöfen während längerer Pausen" in
St. u. E. 31, Nr. 7, S. 2, S. 268, und Dir. Dresler bespricht
„Eine unaufgeklärte Hochofenexplosion" ebenda, S. 270.
Dipl.-Ing. Lohse führt in St. u. E. 31, Nr. 8, S. 303, „Eine
neue amerikanische Formmaschine" in Wort und Bild vor.
Allgemeiner Maschinenbau.
Dr. techn. K. Kaiser veröffentlicht eine theoretische Ab-
handlung über „Achsenregler mit während des Betriebes zu
bedienender Verstellung der Umlaufzahl" in Z. d. V. 55, Nr. 7,
Seite 254.
Kraftmaschinenbau.
Dipl.-Ing. R. Barkow gibt in Dingl. pol. J. 326, Nr. 7, S. 101,
einen Bericht über „Neuere Patente aus dem Verbrennungs-
Maschinenbau".
Dipl.-Ing. Dubs und Dr. ing. Utard untersuchen „Die Be-
einflussung des Regulier\ organgs von selten der durch die
Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen".
E. Kaffny bringt in D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 2,
Seite 23, die ,, Berechnung einer Einzylinder - Auspuff - Dampf-
maschine".
Pumpen und Gebläse.
Prof. Langer veröffentlicht in Z. d. V. 55, Nr. 5, S. 173,
„Versuche an einem 4000 pferdigen elektrisch angetriebenen
Turbinenkompressor der Bauart Pokorny und Wittekind". Die;
Versuche umfassen den Druckunterschied vor und hinter den
Meßdüsen, die Luftmessung, die Temperaturen, die Kühlwasser-
messungen, die Geschwindigkeitshöhe, die Umläufe und die'
Leistungsmessung. Prof. Langer legt auf die hervorragend gün-
stigen Ergebnisse deshalb ganz besonderen Wert, weil sie aus
eingehender wissenschaftlicher Ueberlegung hervorgegangen sind''
und frei von Empirie erreicht wurden. Er tritt damit der weit-S
verbreiteten Meinung scharf entgegen, daß „langjährige Er-'
fahrung" zum Bau von Turbokompressoren die einzige Grund-
lage bildeten.
Elektrotechnik.
„Ueber Messung der Voreilung parallel arbeitender Wechsel-
strommaschinen". E. T. Z. 32, Nr. 5, S. Q9. Dr. J. van Dyk,
beschreibt in obiger Abhandlung eine Versuchsanordnung zur
Messung der Winkelverdrehungen aus der synchronen Lage,
parallel arbeitender Wechselstrommaschinen. Die Ergebnisse
der Messung der Voreilungswinkel in Abhängigkeit von der
Leistung werden graphisch und in Tabellen dargestellt.
Dr. Kohn verbreitet sich in E. T. Z. 32, Nr. 5, S. 114,
über den Befund, daß bei sehr großen Kabellängen für Kraft-,
Übertragungen die vereinfachte Rechnungsmethode nicht mehr,^
zulässig ist, nach der man auch noch bei Entfernungen von-
über 100 km die Annahme macht, daß die Kapazität des Kabels,
in der Mitte oder hälftig zu beiden Enden konzentriert sei. Er
gibt eine Ableitung und verschiedene andere Rechnungs-
mittel an.
„Messung dielektrischer Verluste an faserigen Isolierstoffen",
Von H. Jordan, E. T. Z. 32, Nr. 6, S. 127. Der Verfasser ver-
breitet sich über 1. Aufgaben der Messung: dielektrische Ver-
luste, Energie, Ladung und Spannung, Abhängigkeit von Ampli-
tude und Frequenz, Widerstände und Leitwerte, Verwendung der
verschiedenen Darstellungen, Natur der Verluste, Wiechcrt-
Schweidlersche Theorie, galvanometrische Messung; 2. Ver-
suchsergebnisse: Baumwoll- und Papierkabcl, Wasserauf-
nahme usw.
Dr. A. Thomälen gibt eine Notiz über „Die Ableitung
des Osannaschen Kreises", gemäß deren man durch Reduktion
des primären Spannungsdreiecks mit Hilfe von zwei Propor-
tionen aus dem Hevlandschen Kreis den Osannaschen Kreis
erhält. E. T. Z. 32, Nr. ö, S. 131.
In seiner Abhandlung: ,, Turbodynamos als Reserve- und
Spitzenmaschinen in elektrischen Gaskraftzenlralen", E. T. Z. 32,
Nr. 7, S. 153, weist C. Richter nach, daß sich durch Anwendung
von Turbodynamos neben Gasdynamomaschiiien infolge der
niedrigen Anlagekoslen der erstercn bei überschüssigem Gas
während der Perioden geringer Energieentnahme wesentliche Er-
sparnisse erzielen lassen. Ebenso sind Turbodynamos als
Spitzenmaschinen rationell.
Dipl.-Ing. Dr. Rusch bringt Ausführungen über „Der Repul-
sionsmotor" in E. T. Z. 32, Nr. 7, S. 157.
„Elektrischer Omnibusbetrieb mit oberirdischer Stromzufüh-
rung in Bremen." Von Kindler, E. T. Z. 32, Nr. 8, S. 177. Es
handelt sich um ein neues System, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß zwei in einem Abstand von 0,27 m übereinander an-
geordnete Arbeitsdrähte benutzt werden, welche von einem mit
zwei Rollen und zwei Bügeln ausgerüsteten Stromabnehmer
bestrichen werden.
„Die Messung der Permeabilität des Eisens bei sehr kleinen
Feldstärken („Anfangspermeabilität")." Von Gumlich und Ro-
gowsky, E. T. Z. 32, Nr. 8, S. 180. Hinweis darauf, daß die
Jochmethode für diese Messungen unbrauchbar und daß für
diese die vollständige Entmagnetisierung unerläßliche Bedingung
ist. Die letztere wird nur mit dem neuen, beschriebenen Apparat
erreicht.
„Neuer Kompensationsapparat." Von Feußner, E. T. Z. 32,
Nr. 8, S. 187. Entstehung des Apparates, Entwicklung des Kom-
pensationsverfahrens, Gesichtspunkte für die neue Bauart usw.
F I u g t e c Ii n i k.
In der Z. f. Flugtechnik und Motorluftschiffarhrt II, Nr. 2,
S. 20, bringt A. Wagener „Beiträge zur Frage der Verwendung
von Zweitaktmaschinen für Luftfahrzeuge". Der Verfasser be-
handelt nach einer vergleichenden Einleitung über die Mannig-
faltigkeit der Bauweisen der Viertaktmaschine und die Ent-
wicklung der Zweitaktmaschine von letzterer die Bemessung
der Spülluft- und Gesamtluftmenge, die Ausgestaltung und Be-
messung des Luftsammeiraumes und der Ladepumpe usw.
Ebenda bespricht Regierungsbaumeister Dierfeld auf S. 24
den Hydro-Aeroplan von Henri Fahre und den Zweidecker von
L. Paulhan. Die erstere Maschine ist, wie der Name besagt,
derart mit Schwimmern versehen, damit er sich auch auf dem
Wasser mit eigener Kraft fortbewegen kann.
Rudolf Sproecke ventiliert in D. prakt. Masch.-Konstr. 44,
Nr. 2, S. 26 „Entwicklungsfragen für die Maschinenindustrie
infolge der Eroberung des Luftmeeres". Er geht auf den Stand
des Materialwesens, auf die Herstellung und Bearbeitung der
Flugzeugmaterialien, auf das Gebiet der Konstruktion, auf un-
bedingte Betriebssicherheit, Inbetriebhaltung auf einfachste
Weise, die vom Führer unabhängig ist, auf den Motor selbst,
auf Höchstleistung, geringes Gewicht und Brennstoffbedarf ein.
Werkzeugmaschinenbau.
In „D. deutsche Werkzeugmaschinenbau" 1911, Nr. 3, S. 18,
verbreitet sich Regierungsbaumeister W. Koch über „Planhobeln
oder Planfräsen?" Der Verfasser vergleicht beide Arbeits-
methoden und die Arbeitsweisen der entsprechenden Maschinen
und ihrer Stähle in bezug auf Genauigkeit, Zeitverbrauch und
Kosten.
Gas- und Wasserversorgung.
Dir. Friedr. Müller berichtet in St. u. E. 31, Nr. 6, S. 229,
„Ueber ein neues Gasreinigungsverfahren". Es handelt sich
um Hochofengase, die in dem von der Halberger Hütte stammen-
den Verfahren .auf trockenem Wege vom Staub befreit werden.
Die Gase werden nahe bis zum Taupunkt abgekühlt, darauf
überhitzt und in diesem Zustand in einem Bethfilter filtriert.
Beschreibung der Reinigung der Bethfilterschläuche durch gegen-
strömendes Reingas unter Betätigung eines Schüttelmechanismus.
In Der prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 4, S. 24, bringt
Zivilingenieur Marr „Ein Beitrag zur Frage der Warmwasser-
versorgung". Der Verfasser macht auf einige der zu beachtenden
Punkte bei der Anordnung aufmerksam.
„Moderne Wasscrstoffanlagen mit besonderer Berücksich-
tigung der Kriegsbereitschaft und der Verwendung im Felde."
Von Dir. Blum, Journ. f. Gasbel. LIV, Nr. 3, S. 56. Der Ver-
fasser weist auf die technische Verwendung des Wasserstoffs,
wie sie auch im Kriege äußerst wichtig sein kann, hin, wie
z. B. beim Zerstören eiserner Brücken durch Zerschneiden
mittels Knallgasgebläse, zur Luftschiffahrt. Er beschreibt die
Wasserstoffherstellung und fahrbare Erzeugungsanlagen.
Dir. Eisele läßt sich in J. f. Gasbel". LiV, Nr. 5, S. 97,
über „Die Zukunft des Leuchtgases aus und beleuchtet den
Wettbewerb mit der Elektrizität.
Ing. Böhm schreibt ebenda S. 105 ,, Ueber die Kammeröfen
des Gaswerks Padua".
Zu erwähnen sind noch:
„Praktische Erfahrungen über die Reinigung von L'nlcr-
grund- und Oberflächenwasser für kommunale, häusliche und
gewerbliche Zwecke." Von Dr. E. Köhler, J. f. Gasbel. LIV,
Nr. 5, S. 113.
Heft 17
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
269
„Einfaches Kontrastphotometer." Von Dr. Hugo Krüß,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 6, S. 121.
„Die Bedeutung der Oasheizung für Kirclicn." Von Obering.
Spaleciv, ebenda, S. 127.
„Riffelblei als Dichtungsmaterial für Rohrleitungen." Von
Dir. Trebst, ebenda, S. 136.
„Elegante Straßenbeleuchtungen an Straßenüberspannungen."
Von Dir. Himmel, ebenda, S. 135.
„Ueber "blutrote Flecken am Boden von Lochbirnen bei
Hängelicht." Von Dr. Killing, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 7, S. 160.
„Fortschritte und gegenwärtiger Stand der Gasbeleuchtung."
Von Goodenough, ebenda, S. 161.
Verschiedenes.
„Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete
der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 und 1. Halbjahr 1910."
Von Stift, Dingl. pol. J. 326, Nr. 6, S. 87.
„Die Herstellung der Metallschläuche in der Metallschlauch-
fabrik Pforzheim, vorm. Hch. Witzenmänn, G. m. b. H." Von
Theobald, Z. d. V. 55, Nr. 3, S. 82.
„Der technologische Unterricht als Vorstufe für die Aus-
bildung des Konstrukteurs." Von Hevn, Z. d. V. 55, Nr. 6,
Seite 201.
„Abdampfverwertungsanlagen." Von Grunewald, Z. d. V. 55,
Nr. 6, S. 210.
„Das moderne Unterseeboot." Von Vogel, Z. d. V. 55,
Nr. 7, S. 241. K. S.
t; ;; ;; :: BRIEFKASTEN :; :: ;: :: ;:
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nath Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der iVlanuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichlieit für die Aufnahme,
für Inhalt und 1^ i c h t i g k e i t von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrütklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorlier bezahlen.
Technik
Frage 96. Ich bitte um Angabe einer Firma, die Werk-
zeuge anfertigt zum Ausbohren von ca. 3 m langen Hohlwellen
aus Siemens-Martin-Stahl, und zwar in der Weise, daß der
ausgebohrte Kern der Weile ebenfalls wieder verwendet werden
kann. Läßt sich eine gewöhnliche Drehbank hierzu verwenden
und in. welcher Weise?
Frage 97. Ein mittleres Baugeschäft in Sachsen soll durch
Einrichtung eines kleinen Sägewerks erweitert werden. Elek-
trische Energie steht feur Verfügung. Kollegen, die Erfahrungen
in derartigen Anlagen besitzen, werden zur Aufstellung einer
Rentabilitätsberechnung um Angabe ihrer Adresse ersucht.
Frage 98. Gibt es für die übliche Schreibweise von Orts-
namen, Zahlen usw. in Karten, Schablonen bezw. Typen in
1 bis 3 mm Höhe, senkrecht und liegend, und von wem sind
diese zu beziehen?
Frage 100. In einer Gerbereianlage werden in einem
eigenen Trockenraum die verarbeiteten nassen Häute getrocknet.
Es zeigt sich nun, daß der dort angebrachte Kalkmörtelverputz
nicht dauerhaft ist und der Feinverputz nach und nach als
Staub herunterfällt. Auch ein Versuch mit reinem Sand und
Portlandzement hatte denselben Uebelstand zur Folge. Gibt es
nun eine Verputzart, die widerstandsfähig ist gegen den durch
das Trocknen entstehenden Wasserdampf und die Laugen,
welche aus den Häuten zum Teil ausgeschieden werden? Die
Umfassungsmauern des Raumes sind aus Bruchstein ausgeführt
und nach außen vollkommen frei. Eine besondere Ventilations-
anlage ist nicht vorhanden. Zur Lüftung dienen nur die Fenster.
Frage 101. Ein 17,0x23,0 m großer, ca. 8,5 m i. L.
hoher Festsaal, der gleichzeitig als Aula für eine Schule dient,
soll an eine vorhandene, in Ziegelmauerwerk autgeführte, 39 cm
starke Kommunmauer mit einer 52 cm starken Umfassung des
Saales selbst angebaut werden. Baupolizeilich wird jetzt ver-
langt, den Nachweis zu erbringen, daß die Bewohner des Nach-
bargrundstückes, deren Wohnungen unmittelbar an der alten
Kommunmauer liegen, bei musikalischen oder dergleichen Auf-
führungen nicht gestört werden. Obwohl ich der Meinung bin,
daß bei einer Gesamtmauerstärke von 91 cm die Bewohneti
der angrenzenden Wohnungen keinesfalls gestört werden können,
so habe ich zwischen den Schäften, welche die Eisenbetonbinder
der Dachkonstruktion aufzunehmen haben, eine ca. 10 cm tiefe
Luftschicht in Vorschlag gebrac^ht, die Schäfte der Dachbinder
jedoch aus konstruktiven Gründen bis an die Kommunmauer
stoßend gedacht. Ist es vielleicht ratsam, auch an den ge-
nannfen ca. 65 cm breiten Schäften ein schalldämpfendes Mittel'
einzulegen, oder kann mir einer der Herren Kollegen einen
anderen praktischen Vorschlag für die Gesamtanordnung der
Isolierung machen?
Frage 102. Ein Gefluder soll aus Eisenbeton zur Aus-
führung kommen. Die Konstruktion ist einfach. Da die Rinne
eine beträchtliche Länge besitzt, so will ich Dehnungsfugen
einbauen. Diese müssen so konstruiert werden, daß auch eine
Dehnung wirklich möglich ist und trotzdem die Wasserdichtig-
keit der Rinne in keiner Weise leidet. Welche Konstruktion
kann mir hierfür empfohlen werden? Ich beabsichtige, die
Dehnungsfugen in Abständen von ca. 30 bis 40 m anzuordnen
und glaube, daß diese Entfernung ausreicht. Die Rinne erhält
eine Stärke von ca. 10 cm (Beton mit Eiseneinlagen) und wird
innen 2 cm stark wasserdicht geputzt.
Frage 103. Ueber einem Maschinensaal soll ein Eisenbeton-
dach derart konstruiert werden, daß dasselbe absolut tropfsicher
ist. Ich wollte das Dach aus Beton mit einer unteren Hohl-
steinisolierung oder aus Beton 10 cm stark und einer 6 cm
starken Schlackenbetonschicht darauf, offerieren. Dürften nach
vorliegenden Erfahrungen beide Arten einwandsfrei sein, so daß
ich eine Tropfsicherheit garantieren kann, bezw. welche andere
Ausführungsart ist zu empfehlen?
Frage 104. In einem Brunnen von 7,00 m Durchm. soll eine
zilinderförmige Wand von 6,0 m Durchm. und ca. 2,0 m Höhe
zur Teilung des Wassers eingebaut werden. Kann mir ein
Kollege angeben, ob eine Eisenbetonwand von 5 cm Stärke
genügen würde? Diese wird ca. 1,60 m hoch, vom Wasser
beiderseits umspült. Sie soll 4,0 m über Brunnensohle in einer
U-Eisenführung eingebaut werden und auf 8 Konsolen von 25 cm
Stärke aufruhen. Wie würde ich die Wand am vorteilhaftesten
einschalen und herstellen und in welcher Entfernung und Stärke
die Rundeisen des Eisengerippes einbringen?
Albert Müller, Rixdorf, Münchener Straße 53 II.
Zur Frage 65 und 68. Wetterdurchlässige Wohnhauswände.
II. (I s. Heft 14.) Das Durchschlagen der Wetternässe wird
durch einen mangelhaften silikat- und somit bindungsschwachen
Mauer- und Putzmörtel sowohl, als auch durch die leidigen
nur halbvollen Steinfugen verursacht. Die kurzen Baufristen
der Häuser lassen ferner die 10 bis 15ob betragende Stein- und
Mörtelwasser nicht nur nicht verdunsten, sondern lassen zum
Ueberfluß auch noch das in der Luft befindliche Wasser auf-
saugen, weil wenig oder gar nichts zur Trocknung geschieht.
Daher lautet die erste Besserungsbedingung: Trocknung
nach Entfernung alles schadhaften Materials! Dann nehme
man wetterwiderständige, starkschichtige Mörtel aus Nettetaler
Traß und Kalk oder Kasseler Zechit und führe alle Arbeiten
nur bei sonnigem iWetter aus. Später folgen Silikat-Farbanstriche.
— pf.
Zur Frage 75. Steinbruch-Bohrmaschinen. In dem am
31. März d. J. vollendeten Lötschbergtunnel (Linie Bern— Mai-
land) wurden auf der Nordseite die Bohrmaschinen der Ma-
schinenfabrik Meyer-Mülheim a. d. Ruhr verwendet und gute
Resultate erzielt. Unter Umständen besser verwendbar, nament-
lich in Steinbrüchen, ist der neue Preßluft-Bohrhammer der
Maschinenfabrik Härtung, Kuhn & Cie., A.-O., Düsseldorf. Die
Leistung richtet sich nach der Härte des Gesteins. Immerhin
arbeitet der Kompressor, bei geringem Luftverbrauch und hoher
Schlagzahl der ausführenden Organe, mit mäßiger Tourenzahl.
Antrieb elektrisch. Setzen Sie sich mit den Firmen in Ver-
bindung,
Zur
Schnitt
a vergröfJert
-pf.
Verkleidung der Dachgaubenzwickel
hat sich immer noch am besten die
Buchenholz - Verschindelung bewährt.
Es wurde schon oft die Wahrnehmung
gemacht, daß diese Art Verkleidung
nach einem Zeitraum von 40 bis
50 Jahren noch ganz gut erhalten
war, natürlich darf mit Oelfarbe
nicht gespart werden; der Anstrich
ist von Zeit zu Zeit zu erneuern.
Die Verschindelung besteht aus 12
bis 15 cm breiten und 1,5 cm starken
Rotbuchenbrettern, deren Stärke nach
einer Seite hin keilförmig ausgeht,
wie in nebenstehender Skizze an-
gedeutet. Die Schindelbretter können
gespalten und gesägt bezogen
werden und werden meistens in
buchenholzreichen Gegenden her-
gestellt. Der Preis pro qm samt
Anbringen beläuft sich am Ort der
Herstellung auf ca. 2,00 bis 2,30 M.
Endriß, Mitgl.-Nr. 42937.
270
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 17
Gewerblicher Rechtsschutz
Anfragen, welche den gewerblichen Rechtsschutz (Patent-, Muster- und Zeichenwesen)
betreffen, werden von uns unserem Syndikus für gewerblichen Rechtsschutz, dem
Patentanwalt, Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Berlin W. 8, zur Erledigung überwiesen.
Die Beantwortung erfolgt entweder durch Brief, oder, falls allgemeines Interesse
angenommen werden kann, im Breifkasten.
2. Frage: Wird durch die Anmeldung, Eintragung oder
Bekanntmachung eines Gebrauchsmusters die Erteilung eines
auf den gleichen Gegenstand spiiter angemeldeten Patentesl
gehindert?
Antwort: Da nach § 2 des Patentgesetzes die Neuheit
einer Erfindung durch offenkundige Vorbenutzung im Inlande
oder durch druckschriftliche Veröffentlichung zerstört wird, hängt
die Beantwortung der gestellten Frage davon ab, ob in der An-
meldung, Eintragung oder Bekanntmachung eines Gebrauchs-
musters eine druckschriftliche Veröffentlichung der Erfindung
zu sehen ist. Das letztere kann keinesfalls von der Anmeldung
oder Eintragung des Musters in die Gebrauchsmusterrolle gelten,
sondern in dieser Beziehung wird allein die nach § 3 Absatz 3
des Gebrauchsmustergesetzes stattfindende Bekanntmachung der
Eintragung durch den Reichsanzeiger in Frage kommen. Ob
durch diese Bekanntmachung das Wesen der später zum Patent
angemeldeten Erfindung klar gelegt ist, ist eine Frage tat-
sächlicher Natur, welche nur von Fall zu Fall beantwortet
werden kann.
Dagegen ist allgemein gültig zu sagen, daß vom Patentamt
bei der Neuheitsprüfung von Patentanmeldungen nur der durch
den Reichsanzeiger veröffentlichte Wortlaut, nicht die in der
Auslegehalle des Kaiserlichen Patentamtes zugänglichen Unter-
lagen des Gebrauchsmusters berücksichtigt werden, während
das Reichsgericht im Gegensatz hierzu in einem besonderen
Falle sich für die Heranziehung der Zeichnung und Beschrei-
bung des Gebrauchsmusters ausgesprochen hat.
Schließlich ist noch zu bemerken, daß durch die Gebrauchs-
musteranmeldung bisweilen ein Hinweis dafür gegeben ist, daß
der Gegenstand des später angemeldeten Patentes offenkundig
vorbenutzt worden ist; unerheblich ist natürlich für die Beurtei-
lung der Sachlage, ob 'das ältere Gebrauchsmuster von dem
Anmelder des Patentes oder von einem Dritten herrührt.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellet V Ermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom 1. Juli 1911 ab
45 — 90M) pro Monat. 5. Unterstiitzungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfi^eie Darlehen bislOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen berufl. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taiibenstr. 47. Syndikusfürgewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
♦ FERNSPRECHER ♦
AMT IV, 575 UND 576
Wanderversaminlting des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der
Ostdeutschen Ausstellung in Posen. 17. und 18. Juni 1911
Preußens jüngste Residenzstadt, die ProvinzialhauptstadS
Posen, rüstet sich für die am 14. Mai d. Js. zu eröffnende unter
dem Protektorate Sr. Kais. Hoheit des Kronprinzen stehende Ost-
deutsche Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft
Posen IQll.
Ein Unternehmen in gleicher Großzügigkeit und Mannig-
faltigkeit hat der Osten unserer Monarchie bisher noch niemals
aufzuweisen gehabt. Nach mehreren kleinen Veranstaltungen,
denen nur eine örtliche Bedeutung beizumessen war und die
demgemäß bloß in bescheidenem Maße das Interesse der breitäi
Oeffentlichkeit zu erwecken vermochte, wird hier zum erstell
Male der Gedanke in die Tat umgesetzt, die gesamten wirtschaflt-
lichen Kräfte des Ostens zu einer Ausstellung großen Stiles
zu vereinigen.
Es wird nun beabsichtigt, anläßlich dieser Ausstellung jn
der Stadt Posen am 17. und 18. Juni eine Wanderversammlung
des Deutschen Techniker-Verbandes, an der sich voraussicht-
lich besonders die Bezirksverwaltungen der fünf an der Aus-
stellung beteiligten Provinzen beteiligen werden, zu veranstalten.
Wir bitten deshalb schon heute alle Verbandskollegen, ihren Ur-
laub zum Besuche der Posener Ausstellung zurzeit der Wander-
versammlung zu verwenden und dazu beizutragen, daß die
Wanderversammlung des D. T.-V. sich den vielen Kongressen,
die während der Ausstellung in Posen stattfinden, in würdiger
Weise anschließt.
Die Bezirksverwaltung Posen gemeinsam mit der Vereinigung
Posener Techniker wird es sich angelegen sein Insten, die zahl-
reichen Berufskollegen, die die Ausstellung zweifellos nach Posen
führen wird, festlich zu empfangen und ihnen den Aufenthalt
recht angenehm zu machen. Es wird auch dafür Sorge ge-
tragen werden, daß alle Besucher Zeit und Gelegenheit finden,
Ausstellung und Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten eingehend
kennen zu lernen. Mit dem Besuche der Ausstellung läßt sich
leicht ein Ausflug in die nähere oder weitere Umgebung Posens,
die auch ihre eigenartigen Reize hat, verbinden.
Aufforderung
Durch Heft 9 und 10 unserer Deutschen Techniker-Zeitung
übermittelten wir den sämtlichen Mitgliedern des Deutschen
Techniker-Verbandes Fragebogen, durch welche die vom Ver-
bandstage in Stuttgart beschlossene Gruppeneinteilung ermög-
licht werden soll. Leider ist der bisherige Erfolg dieser dop-
pelten Aufforderungen nicht der Erwartung entsprechend. Wir
sehen uns daher veranlaßt, diejenigen unserer Mitglieder, welche
den Fragebogen noch nicht ausgefüllt und eingereicht haben,
erneut hierzu anzuhalten. Die Einzelmitglieder haben den
Bogen an ihre Bezirksverwaltung, die Zweigvereinsmitglieder
an ihren Verein einzureichen.
Die Verbandsleituti".
Bekanntniacliung
An Stelle des von seinen Aemtern zurückgetretenen
Herrn Arthur Gawehn in Dresden
hat die Bezirksverwaltung Dresden am 2. April d. J.
als ihren Vertreter im Gesamtvorstande als auch als
Vorsitzenden
Herrn Hermann M i r t s c h i n , t e c h n. Bureau
Assistent in Dresden
gewählt.
Der Verbands vorstand.
sowohl
Bezirks-
Ansiclitstiarten vom Erliolungslieim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be-
sonders gut. ausgeführten .«Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
\'erbandskollegen Herrn Bürgermeister Biirkhardt, Sonders-
hausen, zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Wir bitten unsere Kollegen, recht viele dieser Karten zu
erwerben und hinauszusenden. Dieses Verfahren trägt mit am
besten dazu bei, unser Heim und gleichzeitig unseren Ver-
band in weiten Kreisen bekannt werden zu lassen. Bestellungen
am besten durch Postanweisung.
Die Vcrbandsleitung.
Heft 17
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
271
Sitzun^s-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manusicripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Emsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungsfag und Ort,
Br. h. = Bi iefaufsclirift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Janresbericnte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitang.
^ Bezirksverwaltun^en
Dresden. Vors. u. Briefaufschrift: H. Mirtschin, Dresden 30,
Burgsdorff-Str. 7 I. Der am 2. d. M. stattgefundene Bezirkstag,
weicher durch einen, vom Kol!. Herrn Kaufmann-Berlin ge-
haltenen, sehr zahlreich besuchten Vortrag über die staatliche
Pensionsversicherung der Privatangestellten eingeleitet wurde,
war von 71 Delegierten beschickt. Aus dem Jahresberichte ist
hervorzuheben, daß die Bezirksvervvaltung in bezug auf Ver-
breitung der Verbandsidee gut gearbeitet hat, was sicli durch
stetig steigendes Anwachsen der Alitgliederzahl bekundete. Hin-
sichtlich der Stellenvermittlung sind schöne Erfolge zu ver-
zeichnen. Auch die seit Oktober 1909 bestehende Rechts-
auskunftsstelle wurde verschiedentlich in Anspruch genommen.
Satzungsgemäß mußte Neuwahl des geschäftsführe'nden Vor-
standes erfolgen. Der bisherige 1. Vorsitzende, Herr Kollege
Gawehn, welcher 13 Jahre dies Amt bekleidete, lehnte eine
Wiederwahl ab und legte auch das Amt als Mitglied des Gesamt-
vorstandes nieder. Als Dank für sein erfolgreiches Wirken wurde
er vom Bezirkstage zum Ehrenmitgliede der B.-V. Dresden er-
nannt. Die Neuwahl des geschäftsführenden Vorstandes erfolgte
sinngemäß der neuen Satzung-. Einstimmig wurden gewählt:
Ing. Mirtschin als 1. Vorsitzender, Arch. Lochner als 1. Schrift-
führer und Bmstr. Walther als Kassierer. Als Beisitzer bezw.
Gruppenvertreter wurden gewählt: Gruppe A: Architekten Müller
in Wauro; Gruppe B: Betriebstechniker Bock (zugleich als
2. Vors.) und Ing. Schulze; Gruppe C: Maschinenmstr. Gläßel
(zugleich als 2. Schriftführer) und Baumstr. Schmalfuß; Gruppe D:
Verm.-Ass. Martin und Arch. Mager. Als Mitglied des Ge-
samtvorstandes des D. T.-V. der 1. Vorsitzende und als Ver-
treter der 2. Vorsitzende. Die eingegangenen Anträge wurden
im Sinne der Antragsteller erledigt. Nach längeren Ausführungen
des Herrn Seidler (Mitglied des Vereins Motiv, Bauhütte Dresden)
vurde folgende Entschließung einstimmig angenommen:
„Der am 2. April 1911 tagende Bezirkstag der Bezirks-
verwaltung Dresden des D. T.-V. drückt seine Verwunderung
aus über den antisozialen Geist, der auf der Hauptversamm-
lung des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure am 26. März
in Berlin zum Durchbruch gelangt ist. Er hält es für gänzlich
unmöglich und in den waltenden Verhältnissen völlig unbegrün-
det, den Diplom-Ingenieuren ihres akademischen Grades halber
eine Sonderstellung in unserem gewerblichen Leben
und in unserer Rechtsordnung zu geben, da es eine
große Zahl Techniker gibt, die in Leistung und Stellung den
Diplom-Ingenieuren vollkommen gleich stehen.
Bestrebungen des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure,
die solche Ziele haben, sind geeignet, den Kastengeist zu er-
ziehen; es ist ihnen deshalb auf das entschiedenste ent-
gegenzutreten.
Von der Verbandsleitung des D. T.-V. wird erwartet, daß
Schritte unternommen werden, um die Oeffentlichkeit in diesem
Sinne aufzuklären."
Dresden. Vrs. u. Br.-A. : H. Mirtschin, Dresden 30, Burgs-
dorffstraße 7 1. — Der am 2. d. M. stattgefundene Bezirkstag,
welcher durch einen, vom Koll. Herrn K a u f m a n n - Beriin
gehaltenen, sehr zahlreich besuchten Vortrag über die staatliche
Pensionsversicherung der Privatangest .Ilten eingeleitet wurde,
war von 71 Delegierten beschickt. Aus dem Jahresbericht ist
hervorzuheben, daß die Bezirksverwaltung in bezug auf Ver-
breitung der Verbandsidee gut gearbeitet hat, was sich durch
stetig steigendes Anwachsen der Mitgliederzahl bekundete. Hin-
sichtlich der Stellenvermittlung sind schöne Erfolge zu verzeichnen.
Auch die seit Oktober 1909 bestehende Rechtsauskunftsstelle
wurde verschiedentlich in Anspruch genommen. Satzurigsgemäß
mußte Neuwahl des geschäftsführenden Vorstandes erfolgen.
Der bisherige 1. Vorsitzende Herr Koll. Gawehn, welcher
13 Jahre dies Amt bekleidete, lehnte eine Wiederwahl ab und
legte auch das Amt als Mitglied des Gesamtvorstandes nieder.
Als Dank für sein erfolgreiches Wirken wurde er vom Bezirkstage
2um Ehrenmitgliede der Bezirksverwaltung Dresden ernannt.
Die Neuwahl des geschäftsf. Vorstandes erfolgte sinngemäß
der neuen Satzung. Einstimmig wurden gewählt: Ing. Mirtschin
als 1. Vors., Arch. Lochner als 1. Schriftführer und Bmstr.
Walther als Kassierer. Als Beisitzer bezw. Gruppenvertreter
wurden gewählt: Gruppe A: Architekt Müller in Wauro;
Gruppe B: Betriebstechn. Bock (zugleich als 2. Vors.) und Ing.
Schulze; Gruppe C: Maschinenmstr. Gläßel (zugleich als
2. Schriftf.) und Baumstr. Schmalfuß; Gruppe D: Verm.-Ass.
Martin und Arch. Mager. Als Mitglied des Gesamtvorstandes
des D. T.-V. der I.Vorsitzende und als Vertreter der 2. Vors.
Die eingegangenen Anträge wurden im Sinne der Antragsteller
erledigt.
Oberschlesien. Der Frühjahrsbezirkstag findet am Sonntag,
7. Mai, in Ratibor in Brucks Hotel, Oderstraße, statt. Das
r^rogramm ist* wie folgt festgesetzt: Vormittags 10 LIhr: Ge-
samtvorstandssitzung. Mittags 12 Uhr: Eröffnung des Bezirks-
tages. 1. Vortrag des Herrn Oberbeamten Lenz. 2. Referate:
a) der Baupolizeikommission; b) der Stellenvermittlungskom-
mission; c) des Vertreters des T.-V. Königshütte über das Er-
gebnis der Rundfrage betr. Techniker als Lehrer an gewerblichen
Fortbildungsschulen innerhalb des oberschlesischen Industrie-
gebietes. 3. Bekanntgabe der Beschlüsse der Vorstandssitzung.
4. Genehmigung der neuen Bezirkssatzung. 5. Verschie-
denes. Nachmittags 2 Uhr zwangloses Mittagsessen. (An-
meldungen erwünscht bis 5. Mai bei dem Vorsitzenden des
T.-V. Ratibor, Koll. Stadtländer, Salzstr. 9.) 3 Uhr nachmittags
Ausfahrt mit Damen nach dem Stadtvvalde. (Wagen stellt der
T.-V. Ratibor.) Die Tagesordnung für die Vorstandssitzung
ist folgende: 1. Geschäftsbericht. 2. Kassenbericht. 3. Ab-
rechnung 1910. 4. Voranschlag 1911. 5. Beratung der neuen
Bezirkssatzung. 6. Beratung der rechtzeitig gestellten Anträge.
7. Beschlußfassung über Ausgang der Stiftungs-Urkunde im
Erholungsheim. 8. Zeit und Ort des nächsten Bezirkstages.
9. Verschiedenes.
Zweigverciite
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Am Samstag,
22. d. Mts., abends 8V4 Uhr, findet im Berliner Hof wiederum
ein Vortrag statt. Wir hoffen dann auch, die Vereinskollegen
begrüßen zu können, die beim Vortrag des Herrn Kollegen Miram
fehlten.
Bromberg. Technische Vereinigung. In der am
6. d. Mts. stattgefundenen Hauptversammlung unseres Vereins
wurde an Stelle unseres bisherigen Vorsitzenden, Koll. Voß,
der verzogen ist, zum 1. Vorsitzenden Ingenieur P. Schulz, Schleu-
senau, Chaussee 107, gewählt. 1. Schriftführer Bauführer Zühlke,
Bromberg. 1. Kassenführer Bautechniker Bachler, Prinzenthal.
Cöln. Technischer Verein. Der Verein veranstaltete
im verflossenen Winterhalbjahre einen Eisenbetonkursus, der von
30 Kollegen besucht wurde. Der Kursus umfaßte 70 Stunden
und erstreckte sich auf das ganze Gebiet des Eisenbetons.
Der Vortragende, Herr Architekt Goos, erläuterte die Ableitungen
der Formeln und Berechnungen in leicht verständlicher Weise,
so daß alle Teilnehmer mit dem Verlauf des Kursus äußerst
zufrieden waren. Bei genügender Beteiligung soll eine Wieder-
holung stattfinden. Die Kollegen, welche daran teilnehmen
wollen, werden gebeten, sich baldigst bei dein 1. Vorsitzenden,
Kollegen Seichter, anzumelden. Der Preis beträgt für Vereins-
mitglieder 20 M, für Verbandsmitglieder 25 M und für Kollegen,
die dem Verbände nicht angehören, 30 M. Durch diesen Kursus
sind dem Verbände mehrere Mitglieder zugeführt worden.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O.: Jeden Mitt-
woch, abends 81/2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schüft.
Der für Mittwoch, 19. April, angesagte Diskussionsabend findet
wegen Abhaltung eines Vortrages an diesem Tage am Mittwoch,
26. d. Mts., statt. Auf recht zahlreiches Erscheinen wird bestimmt
gerechnet. Die auswärtigen Mitgheder der jetzt zusammen-
geschlossenen 3 Vereine werden höflichst ersucht, ihre rück-
ständigen Beiträge möglichst umgehend noch an die alten Kas-
sierer der einzelnen Vereine gelangen zu lassen , damit diese
abrechnen können.
Würzburg. Techniker-Verein. E. V. Am Dienstag,
25. April 1911, abends 7 Uhr, im Hofe hinter der Domkirche:
Praktische Blitzableiteruntersuchungen, demonstriert vom Koll.
Herrn K. Bauführer Gerstner. Zahlreiches Erscheinen wird
erwartet.
Techniker im Baugewerbe.
Cliemnitz. „Bauhütte". Donnerstag, 27. April, abends
1/39 Uhr, Vortragsabend mit Damen im Holel vier Jahreszeiten.
Referent: Herr Emil Grundmann : „Goethe und Ilmenau". Sonn-
272
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 17
tag, 30. April, Tages-Ausflug mit Damen nach Dresden. Be-
sichtigung der Schiffswerft Uebigau, der neuen Schiachthof-
anlagen und der Gartenstadt Hellerau. Ausführliche Einladungen
dazu ergehen noch. Die Herren Verbandskollegen sind be-
sonders eingeladen; Gäste, durch Mitglieder eingeführt, will-
kommen. Abfahrt früh 4,17 Uhr, für Nachzügler 7,00 und 8,10.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berliti. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Unsere nächste Mitglieder-
versammlung findet am 3. Mai 1911, Punkt 1/2^ Uhr, im Vereins-
lokaie statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches.' 2. Wahl der
Delegierten zum Bezirkstag. 3. Aussprache über die neuen
Wir verweisen unsere Mitglieder auf Mitteilungen in dieser
Nummer, die davon handein, daß die Berlin-Anhaltische Ma-
schinenbau-A.-G. neu eintretenden Kollegen einen Konkurrenz-
klausel-Vertrag unterbreitet. Wir warnen vor Bewerbungen!
Die Verbandsleitung.
(Nur für Verbandsmitglieder.t
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1141 für ein Baugeschäft in Posen sofort ein tüchtigefl
Bautechniker, 26 bis 28 Jahre alt, im Entwerfen, Veranschlagen
und in statischen Berechnungen, sowie mit allen in das Bau-
fach schlagenden Arbeiten vertraut. Angebote mit Gehalts-
ansprüchen unter 1141 an die Zweigstelle Posen, z. H. des
Herrn Bautechniker König, Bülowstraße 11.
1142 nach Sensburg i. Ostpr. sofort ein jüngerer, tüchtiger
Techniker, mit der Herstellung von Zementwaren und Eisen-
beton vertraut. Angebote unter 1142 an die Zweigstelle Königs-
berg in Preußen, z. H. des Herrn Militärbausekretär Wiehe,
Königseck 5.
1146 für ein Tiefbauamt in Rixdorf sofort ein Tiefbau-
techniker für Entwurfsarbeiten, nicht unter 25 Jahre alt, auch
mit Eisenbeton-, Brücken- und Schleusenbauten vertraut. Gehalt
ca. 180 M. Angebote unter 1146 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1147 für ein Baugeschäft in Sulzbach sofort ein Bauführer,
in Hoch- und Tiefbau, sowie in Nivellieren und Abstecken von
Eisenbahn-Erdarbeiten, Kunstbauten und Abrechnungen voll-
ständig vertraut. Größere Praxis in Bahnunterführungen er-
forderlich. Bewerber muß den Chef selbständig vertreten können.
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1147 an die Zweigstelle
Nürnberg, z. H. des Herrn Fr. Rehle, Untere Grasersgasse 9.
1148 nach Meiningen sofort ein gewandter Bautechniker
für Bureau und Baustelle, bis 30 Jahre alt. Gehalt bis 200 M.
Angebote unter 1148 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1149 von einer Tiefbauunternehmung am Groß-Schiffahrts-
weg Berlin — Stettin sofort ein im Wasserbau erfahrener Tief-
bautechniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1149 an
die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1150 für ein großes Baugeschäft in Saarbrücken sofort ein
älterer selbständiger Bautechniker für Bureau und Baustelle.
Stellung dauernd. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1150 an
die Zweigstelle Saarbrücken, z. H. des Herrn R. Rosprich, Tal-
straße 39.
1151 für eine Straßenbahn-Gesellschaft in Kiel sofort ein
tüchtiger Zeichner in dauernde Stellung. Anfangsgehalt 150 M.
Angebote unter 1151 an die Zweigstelle Kiel, z. H. des Herrn
F. Kobarg, Hansastraße 10.
1152 nach Luckenwalde sofort ein junger Bautechniker
für einen Amtsgerichts- und Gefängnisneubau. Gehalt ca. 120 M.
Angebote unter 1152 an die Hauptsteile Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1153 für einen Architekten in Trier sofort ein junger Hoch-
bautechniker für Bureau und Baustelle auf 6 Wochen, evtl.
Satzungen der Bezirksverwaltu.ng Brandenburg. 4. Verbands- und
Vereinsangelegenheiten. 5. Verschiedenes. In Anbetracht der
wichtigen Tagesordnung erwarten wir, daß unsere Mitglieder
pünktlich und vollzählig erscheinen. Diejenigen Kollegen, welche
mit ihren Beiträgen noch rückständig sind, werden gebeten,
dieselben umgehend an unseren Kassierer, Koll. Staberow, ab-
zusenden (5 Pfennig Bestellgeld sind stets beizufügen). Weiter
ersuchen wir diejenigen Mitglieder, welche die in Heft 9 und 10
der „D. T.-Z." veröffentlichten Fragebogen noch nicht ausgefüllt
haben, dies umgehend zu tun und dieselben unserem Schrift-
führer, Koll. Leipziger, zu übersenden. Unsere letzte Mitglieder-
versammlung hat ferner beschlossen, von neu in den Verband
eintretenden Maschinen- und Elektrotechnikern, welche sich
unserer Interessengruppe anschließen, kein Verbands-
eintrittsgeld zu erheben. Wir bitten unsere Mitglieder,
noch nicht organisierte Kollegen auf diese Vergünstigung auf-
merksam zu machen und dieselben unserer Interessengruppe zu-
zuführen.
länger. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1153 an die
Zweigstelle Metz, z. H., des Herrn K. Geriach, Richepansestade 3.
1154 für eine Königl. Behörde in Quedlinburg sofort ein
Hochbautechniker, der möglichst schon bei Behörden tätig war,
auf 3 bis 4 Monate. Gehalt 180 M, keine Zureisekosten. An-
gebote unter 1154 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1155 von einem Baugeschäft in Danzig ein tüchtiger Hoch-
bautechniker zur Abrechnung von Kasernen, welcher mit der-
artigen Arbeiten vertraut ist. Angebote mit Gehaltsansprüchen
unter 1155 an die Zweigsteile Danzig, z. H. des Herrn E. Schulz,
Danzi'g-Langfuhr, Hertastraße 17.
1156 für ein Baugeschäft in Zeitz sofort ein junger Bau-
techniker, gelernter Zimmerer, für die Sommermonate. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1156 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
1157 für ein städtisches Vermessungsamt in Königsberg
in Preußen sofort ein tüchtiger Tiefbautechniker zur Aus-
führung von großen Erdmassenberechnungen, Trassierung und
Veranschlagung neuer Straßen auf dem Festungsgelände. An-
gebote mit Gehaltsansprüchen unter 1157 an die Zweigstelle
Königsberg in Preußen, z. H. des Herrn Militärbausekretär
Wiehe, Königseck 5.
1158 für eine Kgl. Behörde in Nauen sofort ein Bau-
techniker zur Aushilfe auf etwa 2 Monate, evtl. auch länger, der
mit den Dienstgeschäften eines Kgl. Hochbauamtes möglichst
vertraut ist. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter 1158 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1159 für einen Amtsgerichts-Erweiterungsbau in Kattowitz
sofort ein Hochbautechniker, flotter Zeichner, nicht über 35 Jahre
alt, möglichst mit Hochschulbildung, der im architektonischen
Detaillieren und Veranschlagen erfahren ist. Stellungsdauer vor-
aussichtlich 3 Jahre. .Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
1159 an die Hauptstelle Berlin S'W., Markgrafenstraße 94.
1160 für eine Kgl. Behörde in Swi .arnünde sofort ein
junger Bautechniker zur Hilfeleistung bei Umarbeitimg des
Entwurfes für einen Amtsgerichts-Erweiterungsbau. Gehalt 120 M.
Stellungsdauer 5 bis 6 Monate. Angebote unter 1160 an djc
Zweigstelle Stettin, z. H. des Herrn G. Borchert, Barnimstr. 16 t.
1184 für eine Kgl. Behörde in Westfalen sofort ein Ver-
messungstechniker. Angebote mit Gehaltsansprüchen unter
1184 an die Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstraße 86.
1185 für ein größeres Dorf im Bezirk Münster i. Westf.
sofort ein Bauamts-Assistent für Tiefbau. Bewerber müssen
im Tiefbau und besonders in der Aufnahme und Aufstellung
von Baufluchtlinienplänen, Straßenbau- und Kanalisationsprojek-
ten bewandert sein. Anfangsgchalt 1600 M, steigend bis
3100 M und Wohnungsgeldzuschuß, sowie 120 M Fahrradver-
gütung. Endgültige Anstellung erfolgt nach einjähriger be-
währter Probezeit. Angebote unter 1185 an die Geschäftsstelle
Rheinland und Westfalen wie unter 11S4.
1186 für ein Baugeschäft in Dortmund sofort ein tüchtiger
Techniker, gelernler Maurer. Angebote mit Oehaltsansprüchcn
und Antrittstermin unter 1186 an die Geschäftsstelle Rheinland
und Westfalen wie unter 11S4.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes }
Stellen -Angebote
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 18 Schriitieiiung: e. Rieh. Schüben, Berlin. 29. April I9I1
Inhalt: Reichseinigungsamt - Reichsarbeitsamt — Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerl<e — Die U.'-sachen des Einsturzes des großen Gasbehälters in Hamburg -
Soziale Bewegung — Aus der Voll<swirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Reichseinigungsamt — Reichsarbeitsamt
Von Dr. ALEXANDER SCHRÜFFER-Berlin,
Die zunehmende Schärfe und der außerordentliche Um-
fang der sozialen Kämpfe der Gegenwart läßt es
wünschenswert erscheinen, nach Mitteln zu suchen, die
geeignet sind, ihrem Ausbruch gleich von vornherein vor-
zubeugen. Mit Recht wird deshalb neuerdings, besonders
mit Hinweis auf die schwerwiegenden Nachteile der letzten
Bau- und Werftarbeiterstreiks, sowohl in Tageszeitungen
wie in sozialpolitischen Zeitschriften die Idee eingehend
erörtert, eine staatliche Vermittelungsstelle ins Leben zu
rufen, die bei drohendem Streik oder sonstigen gewerb-
lichen Differenzen auf Anrufen eines oder beider Teile auf
den Plan treten und die Unterhandlungen zwischen den
Parteien in die Wege leiten soll. Dieser Gedanke erscheint
außerordentlich gut und seine Ausführung wäre sehr zu
begrüßen, wird ja doch hierdurch viel Unheil und Er-
bitterung vermieden und eine Vertiefung der Gegensätze
zwischen Unternehmerschaft und Arbeiterschaft hintan-
gehalten. Diese Behörde ist gedacht als Reichseinigungs-
amt, ressortierend zum Reichsamt des Innern. Ueber die
Frage der Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit des Amtes
an sich dürfte wohl kaum ein Zweifel bestehen, und nach
einzelnen Mitteilungen sollen Vorarbeiten zur parlamen-
tarischen Behandlung dieses Planes schon eingeleitet sein.
Ob aber diese Vorarbeiten zu dem gewünschten Resultat,
mindestens zur Vorlage eines Gesetzentwurfes - führen
werden, steht dahin; ist ja schon in der gegenwärtigen
Session des Reichstages das Arbeitskammergesetz sang-
und klanglos in der Versenkung verschwunden und ebenso
haben auch von den übrigen sozialpolitischen Vorlagen
nicht alle Aussicht auf Erledigung.
Eine ähnliche Stimmung klang auch aus den Worten
des Staatsministers Dr. Freiherrn v. Berlepsch, als
kürzlich die Ortsgruppe Berlin der Gesellschaft für Soziale
Reform mit einer weitergehenden Propaganda für die Idee
eines Reichseinigungsamtes vor die Oeffentlichkeit trat.
Nur kurz soll hier das Wesen der geplanten Zentralstelle
berührt werden, weil es den Ausgangspunkt für die weitere
Untersuchung bildet.
Will man versuchen, den Begriff des Reichseinigungs-
amtes auf seine kürzeste Formel zu bringen, so wären die
zwei Schlagworte zu nennen : Initiative und Zwangs-
gewalt. Wir machen immer wieder die traurige Er-
fahrung, daß große wirtschaftliche Kämpfe, die sich viel-
leicht hätten vermeiden lassen, wochen- und monatelang
dauern, Millionenopfer auf beiden Seiten verlangen und die
Erbitterung auf den höchsten Grad bringen, weil niemand
sich berufen fühlt, die Gegner zu einer friedlichen Ver-
ständigung oder wenigstens zum Verhandeln zu bringen.
Hier soll das Reichseinigungsamt die Aufgabe haben, die
Lage zu beobachten und auf Grund seiner autoritativen
Stellung durch rechtzeitiges Eingreifen das Feuer im Keime
zu ersticken, bevor es noch eigentlich zum Ausbruch gelangt
oder größeren Umfang annimmt. Von einem solchen Ein-
greifen kann man sich aber nur dann Wirkung versprechen,
wenn die Behörde den Parteien die nötige Autorität ent-
gegensetzen und ihre Aufgabe mit dem erforderlichen Nach-
druck verfolgen kann. Die Parteien müssen nicht nur zum
Erscheinen, sondern auch zum Verhandeln gezwungen
werden können, so sehr dies auch Einzelnen als eine Be-
einträchtigung ihrer Selbständigkeit erscheinen mag. Damit
ist aber auch zugleich die Grenze für das Wirken des
Einigungsamtes, wie das ja in der Natur der Sache liegt,
gegeben; ein Zwang zum Abschluß der Verhandlungen
etwa auf der Basis einer von dem Amte zu suchenden
mittleren Linie kann für ausgeschlossen gelten. Aber nur
auf diese Weise, durch die Einleitung von Unterhandlungen,
lassen sich vielfach die schweren Kämpfe und die damit
verbundenen Nachteile für unser ganzes Wirtschaftsleben
vermeiden.
Die Organisation des Reichseinigungsamtes wurde bei
jener Besprechung nur kurz gestreift, und doch ist dies,
ein Punkt von durchaus nicht nebensächlicher Natur, da,
bei verschiedenen derartigen Gelegenheiten schon die Frage,
der finanziellen Deckung als Folge der Neuorganisierung'
von den zuständigen Ressorts ausgespielt wurde und das|
Zustandekommen der betreffenden Unternehmungen ver-,
hinderte.
Wenn verlangt wird, daß das Reichseinigungsamt aus,
drei . Mitgliedern bestehen soll, denen das genügende.
Bureaupersonal zur Sammlung und Sichtung des Materials
beigegeben wird, so ist mit dieser bescheidenen -Forderung
vielleicht die Absicht verbunden, die Verwirklichung des
Gedankens etwas schmackhafter und unverfänglicher hin-
zustellen. Jeder mit dem Behördenorganismus im Deut-
schen Reiche einigermaßen Vertraute wird aber eingesteheni
müssen, daß es ausgeschlossen ist, eine derartig bedeu-
tungsvolle Behörde auf so ungenügender Basis aufzubauen.'
Es hat vi'enig Wert, hier nur den Bedürfnissen des Augen-
blickes zu dienen, es ist dagegen sogar direkt schädlich,
die Gelegenheit zu versäumen, um eine großzügige Neu-
organisierung vorzunehmen.
Den Weg, der unseres Erachtens der einzige ist, etwas
Ganzes zu schaffen, hat Herr v. Berlepsch nur angedeutet,
es ist die Verbindung mit der Abteilung für Arbeiterstatistik
im Kaiserlichen Statistischen Amt. Es wird zweckmäßig
erscheinen, bei dieser Gelegenheit auf die Grundidee dieser
Regelung etwas näher einzugehen.
Wenn schon eine Organisationsänderung vorgenom-
men werden soll und die Errichtung einer Reichsbehörde
rein sozialpolitischen Charakters ins Auge gefaßt wird,
274
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 18
so dürfte es sich vielleicht doch empfehlen, gleich einen
Schritt weiter zu gehen und diejenige Stelle zu schaffen,
die bereits seit langer Zeit als Zentrale unserer sozial-
politischen Betätigung im weitesten Sinne gedacht ist:
das Reichsarbeitsamt.
Im Anschluß an die Verhandlungen über die Novelle
zum Gewerbegerichtsgesetz (vom 30. Juni 1901) und im
Zusammenhang mit den verschiedenen Beratungen über
den Entwurf bezw. über das Projekt des Arbeits-
kammergesetzes wurde auch die Notwendigkeit der
Schaffung einer obersten Behörde betont und von
einzelnen Parteien dahingehende Anträge gestellt.
Dieses zum Ressort des Reichsamtes des Innern ge-
hörende Amt sollte ein ziemliches Maß von Selbständig-
keit bekommen und diejenigen Befugnisse und Obliegen-
heiten übertragen erhalten, die gegenwärtig die Abteilung
für Arbeiterstatistik des Kaiserlichen Statistischen Amtes
inne hat. Ferner bestand auch der Wunsch, diesem neuen
Amte einen ständigen Arbeitsrat anzugliedern, dem
Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Zahl, sowie un-
parteiische Sachverständige angehören sollten. Als be-
sondere Aufgaben waren gedacht die Feststellung und
wissenschaftliche Verarbeitung der Arbeits- und Erwerbs-
verhältnisse und der allgemeinen Lebensbedingungen nicht
nur der Lohnarbeiter, sondern auch des kaufmännischen
und gewerblichen Mittelstandes, zu denen nach der neueren
Entwicklung der Dinge auch das große Heer der Privat-
beamten hinzutreten würde. Auf diesen Grundlagen sollte
sodann dem Reichsarbeitsamt die Aufgabe erwachsen, die
Anregungen für eine zielbewußte und einheitliche sozial-
politische Gesetzgebung zu vermitteln und die nötigen Vor-
bereitungen hierfür zu treffen, sowie die Erfahrungen aus
den Sozialgesetzen im Reich, in den einzelnen Bundes-
staaten und im Auslande festzustellen und wissenschaft-
lich zu verwerten, auch das gesamte sozialpolitische Ma-
terial regelmäßig zu veröffentlichen.
Bereits 1904 hatte Graf Posadowsky diesen Weg ge-
zeigt und die Verwirklichung des Planes lediglich von der
finanziellen Lage des Reiches abhängig gemacht.
Wie bekannt, sollten nach dem neuen Entwurf des
Arbeitskammergesetzes die Arbeitskammern bei Streit
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern der in ihnen
vertretenen^ Gewerbezweige über die Bedingungen der
Fortsetzung oder Wiederaufnahme des Arbeitsverhältnisses
als Einigungsämter angerufen werden können, ent-
weder in untergeordneter, wenn es an einem hierfür zu-
ständigen Gewerbegericht mangelt, oder in übergeordneter
Weise, wenn die beteiligten Arbeitnehmer in den Bezirken
mehrerer Gewerbegerichte beschäftigt sind oder wenn die
Einigungsverhandlungen bei dem zuständigen Gewerbe-
gericht erfolglos verlaufen sind.
Ob und wann der Entwurf des Gesetzes über die Ar-
beitskammern seine Auferstehung finden wird, ist un-
bekannt. Immerhin kann im Rahmen dieser Betrachtung
noch mit den Arbeitskammern als Unterbau gerechnet
werden.
Wenn nun als feststehend angenommen werden darf,
daß der organisatorische Ausbau unserer Sozialpolitik seine
Krönung in einer Zentralstelle, dem Reichsarbeitsamt finden
muß, so ist es doch naheliegend, daß auch die Zentrali-
sierung des Einigungswesens Aufgabe dieser Stelle sein
soll. Wir brauchen nur an den Fall zu denken, daß ein
Gewerbe nicht nationalorganisiert ist und deshalb mehrere
Arbeitskammern in Betracht kommen. Nach dem ursprüng-
lichen Entwurf wäre diese Möglichkeit noch viel leichter
eingetreten, da die fachliche Gliederung auf territorialer,
d. h. einzelstaatlicher Grundlage vorgesehen war. Durch
die Kommissionsbeschlüsse ist ja nun bestimmt — und
es ist zu hoffen, daß diese Fassung auch bei den späteren
Verhandlungen wieder aufgenommen wird, — daß die
Errichtung der Arbeitskammern durch Verfügung des
Bundesrats erfolgen soll; hierdurch ist die Möglichkeit
vorhanden, für nationalorganisierte Gewerbe eine einzige
Arbeitskammer mit Wirkung für das ganze Reich zu er-
richten. Diese Kategorie von Gewerben ist jedoch nicht
allzugroß und es muß wohl immer mit dem Vorhanden-
sein mehrerer einzelstaatlicher Arbeitskammern für be-
stimmte Gewerbe gerechnet werden. Damit ergibt sich
zugleich die Notwendigkeit des Vorhandenseins einer über-
geordneten Instanz, die gegebenenfalls, bei Ausdehnung
einer Lohnbewegung über das Gebiet einer oder mehrerer
Arbeitskammern hinaus, mit überlegener Kompetenz und
Autorität eintritt. Das Gleiche ist der Fall, wenn eine
derartige Bewegung mehrere Gewerbe erfassen sollte.
Die Arbeitskammern unterliegen nach dem Entwurf
unter der Voraussetzung, daß die Landesbehörde nichts
anderes bestimmt, der Aufsicht derjenigen höheren Ver-
waltungsbehörde, in deren Bezirk sie ihren Sitz haben.
Damit ist ohne eine Erwähnung selbständiger Arbeits-
ämter den Verwaltungsbehörden ein neuer Aufgabenkreis
überwiesen, der ihre ohne dies genügende Belastung er-
heblich zu vermehren geeignet ist. Auch aus diesem
Grunde ist die Errichtung eines selbständigen Reichs-
arbeitsamtes der Subordinierung unter die Behörden
der allgemeinen Verwaltung weit vorzuziehen und
dürfte auch am besten den Tendenzen entsprechen,
welche man jetzt mit dem Vorschlage des Reichs-
einigungsamtes verfolgt. Die Kosten, die übrigens
nicht wesentlich höhere sein werden, können hier nicht in
Frage kommen. j
Es ist klar, daß auch die ganze Privatbeamten-
frage und die Mittel zu ihrer Lösung zu dem Aufgaben-
bereich des Reichsarbeitsamtes gehören werden. Ob nun die
Entwicklung dahin führen wird, gesonderte Vertretungen
für die einzelnen Stände — Technikerkammern, Kaufmanns-
kammern usw. — zu schaffen oder generell Kammern für
Privatangestellte, kann zunächst außer Betracht bleiben.
Nun wurde neuerdings auch im Reichstage die Schaf-
fung einer Zentralstelle zur Förderung der Tarifverträge
im Zusammenhang mit dem Ausbau der Tarifverträge ver-
langt. Der hauptsächlichste Zweck dieser Zentralstelle
sollte sein, die Vorarbeiten für die gesetzliche Regelung
der Tarifverträge zu leisten. Vom Leiter des Reichsamles
des Innern wurde allerdings diese Aufgabe als zurzeit un-
lösbar erklärt, da infolge der mangelnden Rechtsfähigkeit
der Berufsvereine auch die Tarifverträge nicht vollstreck-
bar sind. Es besteht jedoch kein Zweifel, daß auch dieser
Komplex von Fragen in nicht allzu langer Zeit seine Er-
ledigung wird finden müssen, und dieser Zeitpunkt wird
um so eher kommen, wenn eine Behörde vorhanden ist,
die nicht bloß von Fall zu Fall Einzelfragen schlichten
kann, wie es Aufgabe des geplanten Reichseinigungsamtes
sein wird, die nicht bloß wissenschaftliches Material sam-
melt und verarbeitet, wie es gegenwärtig bei der arbeiter-
statistischen Abteilung des Kaiserlichen Statistischen Amtes
der Fall ist, sondern eine Behörde, die selbständig und
einheitlich, gesetzschaffend und richtend das ganze Ge-
biet der Arbeitsstreitigkeiten und des gewerblichen Eini-
gungswesens, die Sozialpolitik im weitesten Umfange, be-
herrscht. Erst auf diesem Wege wird uns auch die Hoff-
nung winken, eines Tages zu der Vollendung unseres
sozialpolitischen Strebens zu gelangen: zu Ausbau und
Kodifikation unseres Arbeitsrechtes.
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
275
Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
III*) Ermittlung der Formänderungen aus dem
Elastizitätsgesetz.
(Spannungen proportional Dehnungen.)
1. Formänderungen gerader Stäbe.
Die Formänderung eines Stabes infolge der Einwirkung
von Kräften, die ihn in seiner Achse belasten — sogenannte
Normalkräfte — besteht in einer Längenänderung, die
wir nach dem Hookeschen Gesetz berechnen. Bedeutet
/ die Länge des Stabes, F seinen Querschnitt und E den
Elastizitätsmodul, so beträgt die durch eine Normalkraft
R verursachte Längenänderung
PI
E • F
Ist P positiv, also eine Zugkraft, so istA? auch positiv
— der Stab verlängert sich. Ist P hingegen negativ, so
wird A/ auch negativ, d. h. der Stab verkürzt sich.
Durch Temperaturänderungen erleidet ein gerader
Stab ebenfalls Verkürzungen oder Verlängerungen,
je nachdem die Temperatur zu- oder abnimmt. Ist e der
Ausdehnungskoeffizient des Baustoffes, dann ergibt sich die
Längenänderung infolge Temperaturerhöhung von t" zu
A/t = s • t ■ /
und zwar positiv als Verlängerung, wenn eine Temperatur-
erhöhung stattfindet, und umgekehrt.
2. Formänderungen von Fach werken.
Durch die Belastung eines Fachwerkes ändert jeder
Stab seine Länge wie eben gezeigt nach dem Hookeschen
Gesetz. Das einfachste Verfahren, die Formänderungen
eines Fachwerkes zu bestimmen, wäre demnach das
folgende: man berechnet die Stablängen des belasteten
Fachwerks und konstruiert mit diesen in dem ursprüng-
lichen Maßstabe das geometrische Systemnetz aufs neue.
Legt man diese Figur und das Systemnetz des unbelasteten
Fachwerks übereinander, so könnte man ohne weiteres
die Verschiebung jedes Knotenpunktes abgreifen.
Auf diesem Prinzip beruht ein graphisches, das
„Williotsche" Verfahren, das jedoch nicht in allen Fällen
am Platze ist. iWir wollen deshalb auf dieses Verfahren
hier nicht näher eingehen, sondern uns gleich der in der
Praxis gebräuchlicheren analytischen Methode zuwenden.
Zuvor soll noch eine Fundamentalaufgabe er-
örtert werden: In einem Stabdreieck, das wir uns als
Teil eines Fachwerks denken können, erleiden die Stab-
seiten durch die auftretenden inneren Kräfte Längenände-
rungen. Es sollen die hierdurch hervorgerufenen Winkel-
änderungen berechnet werden.
Die Längenänderungen der Stäbe sind im Vergleich
zu den Stablängen selbst so klein, daß sie in den üblichen
Maßstäben unserer Zeichnungen gar nicht dargestellt wer-
den könnten. Sie sind daher in den nebenstehenden Ab-
bildungen bedeutend vergrößert.
iWii wollen nun die Aenderung des Winkels a in
Abb. 21 untersuchen und zwar wollen wir annehmen,
daß die Längenänderungen der Dreieckseiten jede für sich
auftrete und eine bestimmte Winkeländerung Aa hervor-
rufen. Die gesamte Winkeländerung von a ist dann gleich
der Summe der einzelnen Winkeländerungen.
Verlängert sieh a um A a, so geht das Dreieck ABC
in das Dreieck ABC' über. Den Punkt C findet man,
*) I und II s. Heft 9 und 14.
indem man um B mit a + Aa und um A mit b Kreisbögen
schlägt, die sich in C schneiden. Da, wie vorher an-
gedeutet, die Winkeländerung sehr klein ist, begeht man
keinen Fehler, wenn man anstelle der Kreisbögen auf
den betreffenden Seiten Lote errichtet, wie es in der Ab-
bildung geschehen ist; die Winkeländerung von e. ist
dann, indem man den tangens gleich dem Bogen setzt
C C A a
A«i = — iT" = u'
b sm Y • b
Nun berechne man die Winkeländerung von a, wenn
nur die Seite c sich um Ac verlängert. (Abb. 22.)
Wir erhalten dann, da der Winkel verkleinert wird,
B'B"
Aa, = —
c -f
Ac
1
tgß c + Ac
Der Wert Ac darf neben c als sehr klein vernach-
lässigt werden, und wir erhalten
Ac 1
A a, = — ■ — >
tgß c
In derselben Weise können wir ableiten
Ab 1
Aa^ = ^
Aa
tg Y b
Die gesamte Winkeländerung beträgt somit
Aa Ab
Aa,
Aa, -f- Aa.
Ac
tg ß • c
sin Y • b tg Y ■ b
Hierbei sind alle Stablängenänderungen positiv, also
als Verlängerungen infolge von Zugkräften eingeführt. Bei
Druckkräften werden die Stäbe verkürzt und die A sind
mit negativen Vorzeichen in die Formeln einzusetzen.
Abb. 22
1
276
DEUTSCHh TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 18
Abb. 23
Bezeichnet ha die Höhe im Dreieck von A auf B C,
dann ist
h a = c • sin ß = b ■ sin y
und die obige Formel lautet sdhHeßHch
[Aa. — A b • cos Y — A c • cos ß].
1)
Aa
Die Aenderungen der anderen Winkel ergeben sich
durch zyklische Vertauschung der Benennung zu
^ [Ab — A a • cos y — A c • cos a]
Aß =
Ay =
hb
1
[A c — A a • cos ß — Ab- cos a].
Wir können also bei einem Fachwerke, dessen Spann-
kräfte und Stabquerschnitte wir kennen, aus der vorher-
gehenden Formel die Aenderungen der Winkel berechnen.
Aus den Winkeländerungen ergeben sich nun Verschie-
bungen der Knotenpunkte — Durchbiegungen — , deren
Berechnung an einem Beispiel gezeigt werden soll.
Es ist die senkrechte Verschiebung des Punktes f des
nebenstehenden Freiträgers (Abb. 23) zu berechnen, wenn
in diesem eine senkrechte Kraft P angreift.
Durch die Belastung wird der Freiträger in die punk-
tierte Lage gebracht. Die Verbindung der Punkte a d f
bleibt keine Gerade mehr, sondern wird zu einer geknickten
Linie. Der Winkel, um den sich hierbei jede Strecke zu
iiir^r Anfangslage dreht, ist gleich der Winkeländerung
an dem Anschlußknotenpunkt; der Winkel d a d' ist also
gleich de- Aenderung des Winkels d a b und der Winkel f'
d' f" gleich der des gestreckten Winkels a d f. Die
Senkung des Punktes f zerlegt sich in f f', hervorgerufen
durch die Winkeländerung a, bei a, und f f", hervorgerufen
durch die Winkeländerung a, bei d; insgesamt ist also
f f" = f f + f f"
Durchbiegung d = • 4- a, • m,,.
Denken wir uns in den Punkten a und d Kräfte Pi
und P2 wirken, so würden wir den Ausdruck
Pi • mi + Po • m.
als das ,, statische Moment" der Kräfte P in bezug auf
Punkt f bezeichnen.
Nimmt man nun in den betreffenden Knotenpunkten
Kräfte gleich den absoluten Werten der Winkeländerungcn
wirkend an, so stellt der Ausdruck
3 = a. • -|- a, • m^
Abb. 24
das statische Moment 'der Winkeländerungen bezogen auf f
dar. Wir können also allgemein aussagen: Die Durch-
biegungen eines Stabzuges, dessen linker Anschlußpunkt
festgehalten ist, sind gleich den statischen Momenten der
als Kräfte angebrachten Winkeländerungen. Für letztere
hat sich die Bezeichnung „w-Qewichte" eingebürgert.
Beispiel. Die Durchbiegungen aller Knotenpunkte
der unteren Gurtung des nebenstehend skizzierten Frei-
trägers infolge einer Kraft P = 5,0 t am Ende sind zu
berechnen. Siehe Abb. 24.
In untenstehender Tabelle sind die Spannkräfte in-
folge P == 5,0 t, die vorhandenen Querschnitte und die
dadurch verursachten Längenänderungen der einzelnen
Stäbe eingeschrieben.
Stab
s =
t
/ =
m
Gew. Profil
F =
qcm
100 A/ = '
cm
0,
+ 20,0
1,50
17,4
+ 8,0
0.
+ 15,0
U
V
+ 6,0
+ 10,0
n
-f- 4,0
0.
+ 5,0
tt
- 2ZL 65-65-7
tt
+ 2,Ö
— 15,0
fl
- 6.0
— 10,0
It
tf
— 4,0
u!
— 5,0
tt
- 2,0
tt
u
■ \
— 7,07
2,12
11,5
- 6,05 1
— 7,07
f;
u
- 6,05
Ds
- 7,07
;/
- 6,05
D, 1
— 7,07
w
- 6,05 1
v„ ^
1,50
8,7
1
^' 1
+ 5,0
+ 4,3
V.,
+ 5,0
w
1 ^ 65 65-7
+ 4,3
Vs
4- 5,0
»
+ 4,3
V* 1
+ 5,0
II
+ 4,3 j|
Aus den Längenänderungen der Sätze ergeben sich
die Winkeländerungen des Untergurtes nach Formel 1),
Heft 18 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 277
wobei zu beachten ist, daß die Neigungswinkel aller
Diagonalen 45" betragen (sin 45° = 0,707)
Aa, = [8,0 + 6,05 • 0,707] = ^ [8,0 + 4,3] = 0,082
Aa, ^y^Q [4,3 + 6,05 0,707] = 0,058
Aa.
Ar
Aa,
Aa,
Wo = 0,140
Aa; = [- 6,05 + 6,0 • 0,707 -- 4,3 ■ 0,707] =• - 0,046
1
150
1
150
[6,0 + 6,05 • 0,707]
[4,3 + 6,05 • 0,707]
= 0,068
= 0,058
w, =0,080
Aa, = [- 6,05 + 4,0 • 0,707 - 4,3 • 0,707] = - 0,059
_ J_
" 150
= a-.
106
[4,0 + 6,05 • 0,707]
[- 6,05 - 4,3 ■ 0,707]
= 0,055
= 0,058
0,054
w.,
Aau, = Y^ [2,0 + 6,05 -0,707]
Aa , = a.
= - 0,086
= 0,042
= 0,058
W3 = 0,014
Die Biegungsmomente des 'mit den w-Gewichten be-
lasteten rechts eingespannten Freiträgers betragen:
Ml = 0,140- 150 ^. = 21,0
M2 = 0,140 • 2 ■ 150 + 0,080 • 150
= 42 + 12 = 54,0
M3 = 0,14- 3- 150 + 0,080- 2- 150 +
0,054 ■ 150
= 63 + 24 + 8 ■ = 95,0
M4 = 0,14 - 4 • 150 + 0,08 • 3 150 +
0,054- 2- 150 + 0,01*4- 150
= 84 + 36 + 16 + 2 = 138,0
Die Durchbiegungen sind noch durch 100 zu dividieren,
da die Werte in Spalte 6 der Tabelle 100 mal zu groß
ausgerechnet sind und betragen demnach
8, = 0,21 cm
8> = 0,54 cm
6i = 0,95 cm
öi = 1,38 cm
2. Beispiel. Für den in Abb. 25 skizzierten Balken
auf zwei Stützen soll bei einer gegebenen Belastung, die
in der Figur nicht eingezeichnet ist, die Durchbiegung des
Untergurtes gefunden werden.
Es werden zunächst, wie bei dem vorigen Beispiel,
die Spannkräfte der Stäbe ausgerechnet, aus diesen die
Längenänderungen der Stäbe und schließlich die Aendc-
rungen der Winkel a,, . . . . nach Formell) bestimmt.
Nun halte man die Endvertikale Vq fest und lasse den
Träger am rechten Ende frei. Dann wird sich der Trägei
gegen die Gerade A — B durchbiegen, wobei der Unter
gurt in die Lage 0 1' 2' .... 6' kommt. Die Durch-
biegungen gegen die Anfangslage sind dann gleich den
Strecken 1—1' .... 6—6' und diese gleich den statischen
Momenten der links davon befindlichen Kräfte Aa, z. B
die Durchbiegung von Knotenpunkt 3
3
= S Aa • X.'.
0
Nun liegt aber in Wirklichkeit kein Freiträger vor,
sondern ein Balken auf zwei Stützen, wodurch eine Durch-
biegung des Punktes 6 selbst verhindert und dieser ge-
zwungen wird, auf der Geraden A — B zu bleiben. Es
muß also das Fachwerk in diese Lage gebracht und um A
mit dem Winkel (p = B A C gedreht werden.
B C Sab
die einzelnen Knotenpunkte \verden dadurch um die Strecke
Iah
a • tg 9 j • a
in entgegengesetzter Richtung verschoben.
Die gesamte Durchbiegung beträgt somit z. B vom
Knotenpunkt 3 ^ A am • b„, v \ ^ \
i. . ■ a.j — _ lA a ,1 ^a- — a.^ )•
Wenn die Winkeländerungen Aa wieder als Kräfte
aufgeführt werden, die den Balken A — B belasten, so
bedeutet der vorstehende Ausdruck das Biegungsmoment
für den Knotenpunkt 3. Die Richtung der Durchbiegungen,
ob nach toben oder unten, ergibt sich beim einfachen
Balken direkt aus der Belastung. Man könnte auch fol-
gende Regel aufstellen: Die Winkel messe man stets oben
herum; dann bewirkt eine Winkelverkleincrung stets eine
Senkung des Punktes, ist also als positive Kraft nach
unten abzutragen, während eine Winkelvergrößerung ent-
sprechend als nach oben wirkende Kraft angenommen
werden muß. Den positiven Biegungsmomenten ent-
sprechen dann Durchbiegungen nach unten und umgekehrt.
Allgemein können wir sagen: Die Durchbiegungen eines
geraden Fachwerkbalkens auf zwei Stützen sind gleich
den Biegungsmomenten eines einfachen Balkens von der-
selben Stützweite, der mit den Winkeländerungen A a der
Gurtstäbe belastet angenommen ist.
Für die Durchbiegungen des Obergurtes ist noch zu
beachten, daß die Anschlußpunkte durch die Zusammen-
drückung der Vertikalen sich auch noch verschieben; be-
deutet A Va die Verkürzung der linken und A Vb die der
rechten Endvertikalen, dann ist die Schlußlinie, von der
aus die Durchbiegungen zu rechnen sind, eine Gerade,
die unter den Auflagervertikalcn die Strecken und Vb
abschneidet.
In obiger Figur ist die Biegungslinie des Obergurts
gezeichnet. Natürlich beziehen sich hier die Aa auf die
Aendcrung der Winkel zwischen den Obergurtstäben.
3. Beispiel. Es sollen die Durchbiegungen des
in Abb. 26 skizzierten Fachwerkes, dessen Gurtungen gc-
krüninü sind, bestimmt werden.
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
279
Aus den Spannkräften berechnen wir zunächst die
Längenänderungen der Stäbe und sodann aus diesen die
Aenderungen der Winkel zwischen den Stäben des Unter-
gurts, dessen Durchbiegungen 'wir zuerst bestimmen wollen.
Die linke Endvertikale nehmen wir zuerst wieder als fest-
gehalten an und betrachten die senkrechten Verschiebungen,
die der Untergurt durch die Formänderungen der Stäbe
und die Aenderung der Winkel erfährt. Nehmen wir an,
die Winkeländerungen hätten sich alle negativ, also als
Verkleinerungen, ergeben, dann wird das freie Ende des
Fachwerks durch ihren Einfluß nach oben verbogen, und
jeder Knotenpunkt hebt sich genau wie bei dem geraden
Fachwerkbalken um ein Maß, das gleich ist dem Produkt
der links von dem Knotenpunkt liegenden Winkelände-
rungen mal 'deren Abständen von diesen, also gleich dem
statischen Moment der als Kräfte aufgefaßten Winkelände-
rungen. Außerdem kommen bei dem hier vorliegenden
gekrümmten Stabzug hinzu die Längenänderungen der
Untergurtstäbe selbst, die bei den früheren Fällen nicht
in Betracht kamen, da sie dort nur eine horizontale Ver-
schiebung der Knotenpunkte und daher keine Durch-
biegungen in senkrechtem Sinne hervorriefen. Aus der
Figur ist der Einfluß der Längenänderungen der Unter-
gurtstäbe direkt abzulesen. Verfolgt man den Einfluß
eines Stabes allein, z, B. Stab 2 — 3, so sieht man, daß sich
durch die Längenänderung A 2 — 3 der ganze rechts von 3
gelegene Teil des Stabzuges parallel in der Richtung 2 — 3
um A 2 — 3 verschiebt. Die senkrechte Verschiebung aller
Knotenpunkte beträgt hierbei A 2 — 3- sin <p, wenn cp den
Neigungswinkel des Stabes 2 — 3 bedeutet. Durch die
Längenänderung aller Stäbe erhält man demnach allgemein
für die senkrechte Verschiebung
1 A Sm • sin <p
wobei sich die Summe über alle links von dem Knoten-
punkt befindlichen Stäbe auszudehnen hat.
Infolge Winkeländerungen und Stablängenänderungen
beträgt also die Durchbiegung, wenn Ma das statische
Moment der Winkeländerungen bedeutet,
m m
i^n = 2 Ma + 2 A s • sin 9 .
0 0
Faßt man die A s auch als Kräfte auf, so stellt der
Ausdruck ein Biegungsmoment und eine Kraftsumme dar.
in-u II 1 1 {
yr^jervtfsterr» für die ^eCasturig ^urc/i aCt'e tV' Sert/^c/tte
I
>M--i 11111 hrr-i
Abb. 27
Man müßte also für jeden Knotenpunkt zwei Operationen
vornehmen. Durch einen Kunstgriff kann man den Ein-
fluß der Längenänderungen auch als Momente darstellen.
Trägt iman nämlich an den beiden Endpunkten eines Stabes
die Kräfte
A Sm • sin y.,1
links inach uflten und rechts nach oben ab, so ist das
Moment dieses Kräftepaares für jeden rechts gelegenen
Punkt
A Sm • sin cp,„ . .
= s — • X,n = A Sm • sm (p,„.
All
Man hat also in jedem Knotenpunkt nunmehr drei Kräfte
zu addieren; deren Summe beträgt
Wn
A Sm-1 • sin cp,n_i A s,,, • sin 9,,
A a,„ r ^- 1
setzt man
X.1,
so lautet die Formel
2) ...... Wm = A a.
cos Cf)„
A Sm-i , A Sn, . ,
-~ tg (p.n-1 + — -•tg9.
i'in — 1 S»!!!
Bringen Xvir diese Kräfte, die meist mit dem Buch-
staben w bezeichnet und, wie bereits erwähnt, w-Gewichte
genannt werden, in jedem Knotenpunkt an, dann sind
ihre statischen Momente beziogen auf einen rechts ge-
legenen Knotenpunkt gleich dessen senkrechten Durch-
biegungen. Die Summe . dieser Kräfte zwischen zwei
Knotenpunkten ist gleich der Drehung der Querschnitte
zueinander, da die .Werte A Sm sich herausheben.
Wir können nun weiter in derselben Weise wie vorher
beim geraden Fachwerkbalken vorgehen, nur daß wir jetzt
an Stelle der Winkeländerungen A a die „w-Qewichte"
setzen. Man sieht übrigens, daß die Formel für letztere
in die Winkeländerungen übergeht, wenn die Winkel
9=0 werden, die Gurte also horizontal sind.
Für den Freiträger, von dem wir ausgegangen
sind, finden wir die Durchbiegungen, indem man ihn am
freien Ende eingespannt annimmt und mit den „w-Ge-
wichten" belastet. Die Biegungsmomente dieses Frei-
trägers sind dann gleich den gesuchten Durchbiegungen.
Beim Balken auf zwei Stützen sind die Durch-
biegungen direkt gleich den Biegungsmomenten desselben
Balkens, der mit den Gewichten „w" belastet wird. Die
Drehung der Endvertikalen ist gleich dem Auflagerdruck
der „W-Gewichte".
j Tragtrs^fBi^iL /tÜT BelOLCtuny ^urciirf«« ui-StwccKte
^lllllipli^'
Abb. 28
280
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 18
/ 1
' \
I \
I \
1 1 ■
/ *
/ \
1 \
1 \
i \
1
/
1
-4-
1
\
1
-im^mlllHljj[ffi^^M^^M^lll]p
Abb. 29
Beim Balken mit überragendem Ende
(Abb. 27) Isind für den gestützten Teil die Durchbiegungen
genau so zu ermitteln, als ob ein einfacher Balken vor-
läge. Für den Kragarm ergeben sich dann die Durch-
biegungen durch folgende Ueberlegung:
Durch die Deformation des Teiles A — B dreht sich
der Querschnitt bei B nach innen um den .Winkel
2 Wm ■ am
B(w) =
S(w)
und nimmt dabei den Kragarm mit, wobei Punkt m' um
das' Stück
Br,
gehoben wird.
Zu dieser Verschiebung kommt noch die der De-
formation des Kragarmes selbst; diese ist gleich dem
statischen Moment der Gewichte w' des Kragarms links
von jedem Knotenpunkt. Man erhält also insgesamt für
die Durchbiegung eines Punktes m des Kragarmes
B(W) • Cm + 2 M(,v)m-
Dieser Ausdruck entspricht dem Biegungsmoment eines
rechts eingespannten Freiträgers, der durch die Lasten „w"
und außerdem am linken Ende durch die Einzellast B(vi,(
belastet wird. Dieser Wert ist aber gleich dem Auflager-
druck des Balkens A — B. Man erhält also als Träger-
system für die Belastung durch die w-Gewichte einen
rechts eingespannten Freiträger, an dessem freien Ende
ein einfacher Balken angeschlossen ist.
Die Biegungsmomente dieses Trägersystems bei Be-
lastung durch die w-Gewichte isind dann gleich den Durch-
biegungen.
In nebenstehender Abb. 28 ist noch das Trägersystem
der W-Gewichte für den Gerberbalken hingezeichnet,
die nach dem Vorhergegangenen wohl ohne weiteres ver-
ständlich sein dürften.
Hiermit ist die Ermittlung der Durchbiegungen von
Fachwerken erledigt. Die Anwendung der Formet für
die ,, W-Gewichte" (Gleichung 2) führt stets zum Ziel.
Sie läßt sich natürlich noch für jedes Fachwerksystem
besonders umformen, und in jedem Lehrbuch findet man
diese speziellen Formeln angegeben, wodurch sich jedoch
kaum eine wesentliche Ersparnis an Rechenarbeit ergibt.
Ich würde immer empfehlen, selbständig vorzugehen, d. h.
erst die Stablängenänderungen auszurechnen, aus diesen
die Winkeländerungen aller DreiecksWinkel zu bestimmen
und beide schließlich nach Formel 2 zu den „w-Oewichten"
zu kombinieren.
3. Formänderungen vollwandiger Systeme.
Infolge der Biegungsmomente verdrehen sich die Quer-
schnitte eines Stabes oder Bogens gegeneinander so, daß
jeder Querschnitt mit dem vorhergehenden und dem fol-
genden einen kleinen Winkel bildet. In Abb. 29 ist ein
Balken vor und nach der Biegung schematisch dargestellt
und zwei benachbarte Querschnitte an der Stelle m etwas
vergrößert herausgezeichnet. Ist Am die sehr kleine Ent-
fernung der Querschnitte, Mm das Biegungsmoment des
Balkens bei m und J das Trägheitsmoment des Balkens,
dann ist die Winkeländerung der beiden Querschnitte zu-
einander bekanntlich
_ Mm • A m
~ E J ■
J = Trägheitsmoment des Querschnittes.
E = Elastizitätsmodul des Materials.
Die Spannung einer Faser, deren Abstand von der
Nullinie = y ist, beträgt
^ -y
J
und die Längenänderung dieser Faser
Mm • y Am
Also ist
A' m
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
281
Betrachten wir nun zwei Querschnitte m und n, die
in größerer Entfernung voneinander liegen, &o erhalten
wir deren gegenseitige Winkeländerung, wenn wir die
.Winkeländerungen aller dazwischenliegenden Querschnitte
addieren, also den Summenausdruck
Otm-r
1
Mm • Am , Mm + 1 " A.n + l .
i E — i r
EJ
E-J
[Mm ■ Am + Mm + l • A.n+1 + . . . Mn • An].
Das Produkt Mm • A.n stellt nun den Teil der Mo-
mentenfläche dar, der zu der kleinen Strecke Am gehört.
Der Klammerausdruck ist also gleich dem Inhalt der ganzen
Momentenfläche zwischen m und n, den wir als Fm-n
bezeichnen.
Die Winkeländerung zweier Querschnitte eines auf
Biegung beanspruchten Stabes ist demnach gleich dem
Flächeninhalte der zwischen den beiden Querschnitten ge-
legenen Momentenfläche, dividiert durch E • J, der so-
genannten reduzierten Momentenfläche. In einer Formel
ausgedrückt:
EJ
Ist auf der betrachteten Strecke J nicht konstant,
sondern ändert, wie z. B. bei einem Träger mit
Qurtplatten, sprungweise seinen Wert, so zerlegen wir
das Balkenstück in Unterteile s^, S2 . . . ., für die
das Trägheitsmoment konstant ist. Auf der Strecke Si
sei das Trägheitsmoment Ji und der Inhalt der Momenten-
fläche Fl. Wir berechnen für jeden dieser Teile die Ver-
drehung der Endquerschnitte nach obiger Formel. Die
gesuchte Winkeländerung ist dann gleich der Summe aller
Winkeländerungen.
C.n — n —
F. ^ F.
+ . . . .
EJi ' EJ2
Aus den Winkeländerungen zwischen den einzelnen
Querschnitten eines gebogenen Stabes berechnet man die
Durchbiegungen selbst in ähnlicher Weise wie vorher bei
dem Stabzug eines Fachwerkbalkens.
Als einfachsten Fall wollen wir wieder den einerseits
eingespannten Freiträger betrachten (Abb. 30). Die senk-
rechte Durchbiegung eines Punktes infolge der Winkel-
änderung eines Querschnittes m ergibt sich als das Pro-
dukt aus der Winkeländerung A a,n und dem horizontalen
Abstände bm von m bis zu dem beobachteten Punkte, also
gleich dem statischen Moment von Aam. Fassen wir die
Aa wieder als Kräfte auf, so sind deren statischen Mo-
mente gleich den Durchbiegungen.
Es ist in der Praxis üblich, bei volhvandigem System
die Formänderungen durch Normal- und Querkräfte als
geringfügig zu vernachlässigen und nur diejenigen durch
Biegungsmomente verursachten in Rechnung zu stellen.
Drückt man die Winkeländerungen nach der abgelei-
teten Formel
aus, so kann man die Berechnung der Winkeländerungen
umgehen und die ,, reduzierte Momentenfläche*' direkt als:
Belastungsfläche einführen.
Man findet also die Durchbiegungen eines voll-
wandigen Freiträgers, indem man die „reduzierte Mo-
mentenfläche" ermittelt und mit dieser einen Freiträger
von gleicher Länge belastet, der an dem entgegengesetzten
Ende eingespannt ist; die Biegungsmomente dieses Frei-
trägers sind dann gleich den gesuchten Durchbiegungen.
Im übrigen verhalten sich die einzelnen Systeme der
vollwandigen Träger unter dem Einfluß der Winkelände-
rungen gerade so, wie die Fachwerke unter dem Einfluß
der „w-Gewichte". Beim Balken auf zwei Stützen er-
geben sich demnach die Durchbiegungen gleich den
Biegungsmomenten desselben Balkens, wenn man die
„reduzierte Momentenfläche" als Belastung ansieht.
Für vollwandige Balken mit überkragenden Enden
und Gerberbalken gilt zur Ermittlung der Durchbiegung
Figur 28. Als Belastungen sind die „reduzierten Momenten-
linien" einzuführen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Ursachen des Einsturzes des großen Gasbeliälters in Hamburg
Ueber den am 7. Dezember 1909 erfolgten Einsturz
des großen Gasbehälters auf dem Gaswerk Grasbrook in
Hamburg hat die Deputation für das Beleuchtungswesen
nunmehr dem Senat und der Bürgerschaft einen Bericht
erstattet, der in mancher Beziehung von allgemeinem
Interesse ist. Die Eisenkonstruktion des Behälters wurde
seinerzeit von einer bekannten Eisenbaufirma nach eigener
Berechnung und von ihr selbst aufgestellten Plänen aus-
geführt. Wie erinnerlich, trat wenige Wochen nach In-
betriebnahme des Behälters ein Bruch desselben ein. Die
entweichenden Gasmengen verursachten ein furchtbares
Flammenmeer, das sich weithin über den Platz des Gas-
werkes verbreitete und innerhalb weniger Minuten die
Zerstörung des großen Behälters beendete. Leider for-
derte das Unglück eine Reihe von Opfern; von den unter
dem Gasbehälter, sowie in der Nähe desselben arbeitenden
Personen wurden 13 unmittelbar bei dem Ereignis getötet
und 41 mehr oder minder schwer verletzt. Von den
schwer verletzten Personen sind noch sieben infolge des
Unfalls gestorben. Unmittelbar nach der Katastrophe
wurde seitens der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung
über die Ursachen des Unglücksfalles eingeleitet und eine
Reihe von Zeugen vernommen.
Sowohl seitens der Staatsanwaltschaft und der städti-
schen Deputation wie seitens der beteiligten Unter-
nehmer wurden Sachverständige zur Begutachtung des
Falles zugezogen.
Man neigte zunächst der Ansicht zu, daß im Innern
des Behälters oder in dem hohlen Räume unterhalb des-
selben eine Explosion stattgefunden habe; sehr bald aber
kam man zu der Ueberzeugung, und sämtliche Gutachter
stimmen darin überein, daß nicht eine Explosion die Zer-
störung herbeigeführt, sondern daß ein Zusammenbruch
der Eisenkonstruktion das Unglück verursacht habe. Die
tragende Konstruktion des Behälterbodens hatte unter der
Last, die auf sie einwirkte, nachgegeben. Aus den Gut-
achten ergibt sich ferner, daß die Belastung im Augenblick
des Zusammenbruches zwar etwas größer gewesen ist,
als bei der Berechnung der Eisenkonstruktion angenommen
wurde, daß aber bei den großen Sicherheiten, die nach
dieser Berechnung vorhanden sein sollten, die Gefahr des
Einsturzes ganz ausgeschlossen sein mußte.
282
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 18
Die Tatsache, daß trotzdem der "Zusammenbruch ein-
trat, ließ darauf schheßen, daß die von der ausführenden
Firma in ihrer Berechnung nachgewiesenen Sicherheiten
tatsächhch nicht vorhanden gewesen waren, die Konstruk-
tion vielmehr nur einen ganz geringen Sicherheitsüberschuß
gehabt hatte. Trotz dieser zweifellos fehlerhaften Be-
rechnung und Ausbildung der Eisenkonstruktion seitens
des Unternehmers und des dadurch herbeigeführten großen
Unglücks, hat die Staatsanwaltschaft das eingeleitete Ver-
fahren eingestellt; ein Verstoß gegen allgemein anerkannte
Regeln der Baukunst konnte bei der Prbjektaufstellung
nicht als vorliegend angenommen werden, da, wie die
Staatsanwaltschaft auf Grund der Gutachten in ihrem Be-
schluß ausführt, die fehlerhafte Berechnungs-
weise, die das Unglück verursacht hat, von
vielen Ingenieuren und manchen Behörden,
z. B. vom preußischen Arbeitsministerium,
als zulässig erachtet wird.
Die Schwäche der Konstruktion lag in der ungenügen-
den Querschnittsbemessung der auf Druck beanspruchten
Stäbe des tragenden Fachwerks. Bei solchen Stäben liegt
die Gefahr vor, daß dieselben unter der auf sie ein-
wirkenden Druckkraft seitlich ausbiegen, ausknicken.
Gegen diese Gefahr des Ausknickens war eine genügende
Sicherheit nicht vorhanden. Der Sachverständige der
Deputation für das Beleuchtungswesen Geheimer Regie-
rungsrat Dr. ing. Krohn erachtet in seinen Darlegungen
als Ursache für die ungenügende Sicherheit der Druckstäbe
den Umstand, daß die Berechnung derselben mit Hilfe
einer gewissen Knickformel, der sogenannten Eulerschen
Formel, ganz allgemein und in allen Fällen durchgeführt
war, trotzdem diese Formel, wie Wissenschaft und Er-
fahrung lehren, nur ein beschränktes Gültigkeitsgebiet
hat. Die Sicherheit der Konstruktion wurde nach
dem Krohnschen Gutachten noch dadurch vermindert,
daß auf die ungleichmäßige Verteilung der Last auf die
beiden Einzelstäbe, aus denen die geghederten Druckstäbe
bestanden, keine Rücksicht genommen war. Der Gut-
achter leitet jedoch hieraus ein Verschulden des verant-
wortlichen Konstrukteurs nicht ab und zwar aus dem oben
schon genannten Grunde, weil diese fehlerhafte Berech-
nungsweise leider zurzeit noch von manchen Behörden
zugelassen wird. Zu fast den gleichen Ergebnissen kommt
ein anderer bekannter Statiker, der Geheime Regierungs-
rat Dr. ing. Müller-Breslau, der sich in seinem Gutachten
folgendermaßen ausspricht:
„Es darf nicht verschwiegen werden, daß die von
den meisten Ingenieuren beliebte ausschließliche Anwen-
dung der Eulerschen Knickformel in Verbindung mit dem
Verfahren, zwei durch vereinzelte Querbleche miteinander
verbundene Stäbe als einen einheitlichen Stab aufzufassen
— ein Rechnungsweg, der durch die zurzeit bestehenden
behördlichen Vorschriften nicht verboten ist — , zu Kon-
struktionen führen kann, deren Sicherheitsgrad mangelhaft
ist und keine genügende Gewähr gegen Ueberanstrengung
durch außergewöhnliche Belastungsfälle bietet."
Die Tatsache, daß Berechnungsweisen, die von Auto-
ritäten wie Krohn und Müller-Breslau als unrichtig be-
zeichnet werden und deren Anwendung zu Unglücksfällen,
wie der in Frage stehende, führen kann, noch heute von
Behörden gutgeheißen werden, muß zu ernsten Bedenken
Veranlassung bieten. Zwar scheint eine Besorgnis über
die Sicherheit der nach den Vorschriften dieser Behörden
ausgeführten Bauwerke im allgemeinen nicht geboten zu
sein, da nach dem Krohnschen Gutachten „die meisten
Behörden weitergehende Sicherheiten, als sie im vorliegen-
den Falle bei der Projektaufstellung eingeführt wurden,
verlangen, und dadurch zum Teil die Fehler wieder gut
machen, die durch die Verwendung der unrichtigen For-
meln begangen werden".
Zweifellos ist es aber geboten, daß Behörden nicht
eine grundsätzlich unrichtige Berechnungsweise in ihren
Vorschriften länger bestehen lassen und dadurch technische
Kreise irre führen und zu Konstruktionen verleiten, die
eine genügende Sicherheit nicht bieten.
Es ist zu hoffen, daß das schwere Unglück, das sich
auf dem Hamburger Gaswerk zugetragen hat, dazu dienen
wird, die in Frage kommenden Behörden zu der not-
wendigen Aenderung ihrer Vorschriften zu veranlassen.
Dieses Ergebnis würde als eine segensreiche Folge
des im übrigen so traurigen Ereignisses zu begrüßen sein.
■ ■i =1
SOZIALE BEWEGUNG
Die Angestellten- Ausschüsse bei Handelskammern
verdienen unsere Sympathie nur in dem Umfange, soweit
sie einen Notbehelf gegenüber den geforderten Arbeits-
kammern darstellen. Sollte mit Einrichtung der An-
gestelltenausschüsse die Erledigung der Arbeitskammer-
vorlage, die im jetzigen Reichstage als gescheitert an-
zusehen ist, sich verzögern, so ist ihr Zweck illusorisch,
denn die nur beratende Eigenschaft der Angestellten-
ausschüsse bei den Handelskammern und ihre Seltenheit
entsprechen durchaus nicht den Wünschen nach all-
gemeinen Arbeitskammern mit beschlußfähig vertretenen
Arbeitnehmern. Wie in Bayern und Sachsen, und in Mann-
heim, ist nun auch die Handelskammer in Frankfurt a. M.
dazu übergegangen, sich als beratendes Organ einem An-
gestellten-Ausschuß anzugliedern, welcher in allen die kauf-
männischen und technischen Angestellten berührenden
Fragen von der Handelskammer zu hören ist. Dieser Aus-
schuß besteht aus 7 Geschäftsherren, die von der Handels-
kammer ernannt werden und aus 14 Vertretern von An-
gestellten, wovon 7 vom Sozialen Ausschuß kaufmännischer
Vereine, 4 vom Sozialen Ausschuß technischer Verbände
und 3 Von der Handelskammer ernannt werden. Der Vor-
sitzende des Ausschusses wird von der Handelskammer,
dessen Stellvertreter von den Angestellten gewählt. Die
Ergebnisse der Beratung unterliegen der Beschlußfassung
der Handelskammer, im Falle abweichender Stellungnahme
hat die Handelskammer bei Eingaben an Behörden den Be-
schluß des Ausschusses und die entgegenstehenden Gründe
mitzuteilen.
Zur Frage des Entwurfs eines Versicherungsgesetzes
für Angestellte hat sich die Mehrheit des Ausschusses
gegen die von der Handelskammer vorgeschlagene Reso-
lution, deren Inhalt sich im wesentlichen mit derjenigen des
kürzlich stattgehabten Handelskammertages in Berlin deckt,
ausgesprochen und sich sämtliche anwesende Vertreter mit
dem Standpunkte der von ihnen vertretenen Verbände soli-
darisch erklärt. Weitere Gegenstände der Beratung bilden
zurzeit die Frage des Sommerurlaubs und der Sonntags-
ruhe für die Angestellten.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE n
Die Entstehung des modernen Versicherungswesens
Es wurde bereits erwähnt, daß das Ende des 17. und
der Anfang des 18. Jahrhunderts die Geburtszeit des mo-
dernen Versicherungswesens ist. Von den See-Versiche-
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
283
rungsgesellschaften, deren Gründung in jene Jahre fällt,
wurde die erste im Jahre 1668 in Paris errichtet. Wäh-
rend sie bald wieder einging, vermochten sich die beiden
ältesten englischen Gesellschaften dieses Versicherungs-
zweiges, die 1720 ins Leben gerufen wurden, bis auf den
heutigen Tag zu erhalten. Sie blieben in England bis in
das 19. Jahrhundert hinein die einzigen See-Versicherungs-
gesellschaften und konnten neben Lloyds, der Vereinigung
einer großen Reihe von Einzelversicherern, über deren
Geschichte und Tätigkeit noch zu sprechen sein wird,
eine wesentliche Bedeutung nicht gewinnen. Zur Grün-
dung der ersten deutschen See-Versicherungs-Aktiengescll-
schaft kam es 1765 in Hamburg. In dem gleichen Jahre
rief Eriedrich der Große in Berlin eine Versicherungs-
gesellschaft ins Leben, die nicht nur die See-, sondern
auch die Elußversicherung betreiben sollte.
Inzwischen hatte es sich auch in anderen Versicherungs-
zweigen zu regen begonnen. Der große Brand von Lon-
don im Jahre 1666 veranlaßte die Gründung von Eeuer-
versicherungsgesellschaften, von denen die erste größere,
die 1696 geschaffene „Hand in Hand", sich erst im Jahre
1905 auflöste. Während in England die Entwicklung dahin
ging, zahlreichen Privatversicherungsgesellschaften zum
Entstehen zu verhelfen, nahm sie in Deutschland einen
ganz anderen Gang. Hier wurde der Schöpfer der mo-
dernen Eeuerversicherung, entsprechend der politischen und
wirtschaftlichen Verfassung des 18. Jahrhunderts, der Staat.
Im Jahre 1677 errichtete Hamburg eine General-Feuer-
kasse für die Versicherung von Häusern gegen Eeuers-
gefahr. Acht Jahre später versuchte der große Kurfürst
dieses Beispiel in Berlin nachzuahmen, jedoch infolge des
Widerstandes der Stadt ohne Erfolg. Auch seine Nach-
folger vermochten nicht ein einheitliches Feuerkassen-
reglement für ganz Preußen durchzuführen. Doch waren
sie insofern erfolgreicher, als sie für große Städte und
kleinere Bezirke die Errichtung besonderer Feuerversichc-
rungs-Anstalten, sogenannte Sozietäten, die sich den ört-
lichen Verhältnissen besser anpassen konnten, durchsetzen
konnten. Die erste Sozietät dieser Art wurde im Jahre 1717
in Berlin gegründet. Preußens Beispiel fand im übrigen
Deutschland Nachahmung. Bereits gegen Ende des
18. Jahrhunderts gab es in ganz Deutschland ähnliche staat-
liche Feuerversicherungsanstalten, die sich jedoch fast aus-
schließlich auf die Versicherung von Häusern beschränkten
und in der Regel mit dem Beitrittszwang ausgestattet
waren. Die Versicherung beweglicher Vermögen gegen
Feuer lag durchweg in den Händen kleinerer Gegenseitig-
keitsvereine. Einer der ältesten derselben ist die heute
noch bestehende 1617 gegründete Marienburger Nehrung.
Im 18. Jahrhundert entstand auch die erste Lebens-
versicherungsgesellschaft. Ihren zahlreichen Vorläufern
hatten die mathematisch-statistischen Grundlagen gefehlt,
vor allem eine auf Beobachtungen beruhende Absterbe-
ordnung. Die erste derartige Sterbetafel stellte um die
Wende des 17. Jahrhunderts der englische Astronom Halley
auf, indem er bei seiner Arbeit die von dem deutschen
Theologen Kaspar Neumann . sorgfältig gruppierten Aus-
züge aus den Sterbelisten der Stadt Breslau verwendete.
Aber erst als die Wahrscheinlichkeitslehre und damit die
Versicherungsmathematik einen weiteren Ausbau erhalten
hatte, konnte die erste moderne Lebensversicherungsanstalt
errichtet werden. Es war dies die auf dem Prinzip der
Gegenseitigkeit beruhende Equitable, deren Gründung in
das Jahr 1761 fällt und die noch heute besteht. Im Jahre
1797 wurde in England die zweite Lebensversicherungs-
gesellschaft geschaffen, während bereits 1787 in Frank-
reich die Compagnie royale d'assurance gegründet wurde,
die aber in den Wirren der französischen Revolution wieder
zugrunde ging.
Von den übrigen Versicherungszweigen konnte es im
18. Jahrhundert nur die Vieh- und die Hagelversicherung
zur Errichtung größerer Unternehmungen bringen. Im
Jahre 1765 schuf Friedrich der Große in Schlesien eine
Zwangs - Viehversicherungsanstalt. 1782 entstand eine
ähnliche Einrichtung in Ost-Eriesland. Die erste deutsche
Hagelversicherungsgesellschaft wurde 1791 in Braun-
schweig gegründet.
Zur vollen Entfaltung gelangte das Versicherungs-
wesen erst im 19. Jahrhundert. Zu den bestehenden Ver-
sicherungszweigen, der Transport-, Feuer-, Lebens-, Vieh-
und Hagelversicherung traten neue Versicherungszweige in
beträchtlicher Zahl, so z. B. die Unfall-Versicherung, die
Haftpflichtversicherung usw. Es bildeten sich Verbände
der Versicherungsgesellschaften, die sich zum Teil zu Kar-
tellen entwickelten. Das Arbeitsbereich der Gesellschaften
wurde international. Neben den Aktien-Gesellschaften und
den Gegenseitigkeitsunternehmungen traten Versichenings-
einrichtungen auf genossenschaftlicher Grundinge in die Er-
scheinung und endlich wurde die Versicherung, die an-
fangs hauptsächlich Bedeutung für die wirtschaftlich
besseren Kreisen gehabt hatte, immer mehr Gemeingut
des gesamten Volkes.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung, des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Wie berechne ich mein steuerpflichtiges Einkommen ? Praktischer
Ratgeber zur Berechnung des steuerpflichtigen Einkom-
mens und zur Begründung von Rechtsmitteln und Ermäßi-
gungsanträgen nach den Bestimmungen des Einkommen-
steuergesetzes in der Fassung der Bekanntmachungen vom
19. Juni 1906, 18. Juni 1907 und 26. Mai 1909. Von
A. Lachmund, König!. Steuersekretär in Breslau.
Selbstverlag des Verfassers. Preis 3,25 M portofrei.
Der Vorzug dieses wirklich praktischen Buches besteht
darin, daß es an der Hand mannigfaltiger praktischer Beispiele
sämtliche Bestimmungen der neueren Steuergesetzgebung —
unter Berücksichtigung der Rechtsprechungen des Oberverwal-
tungsgerichts — in klarer, verständlicher Weise erläutert und bei
jeder Einkommensgattung alle diejenigen Abzüge — einschließ-
lich der Aufwendungen für Kinder — erwähnt, die jeder Steuer-
pflichtige von seinem Einkommen zu beanspruchen berechtigt
ist. Ein ausführliches, zweckentsprechend zusammengestelltes
alphabetisches Sachregister macht den Ratgeber zu einem un-
entbehrlichen Nachschlagebuche.
Uebungen im Skizzieren elektrischer Schaltungen für Schüler
und zum Selbstunterrichte für Handwerker: Mechaniker,
Schlosser, Blechner, Installateure usw. Von Gewerbe-
lehrer E. Baumgartner, Leiter der elektrotechnischen
Kurse an der Gewerbeschule Pforzheim. Heft 1 : Einfache
Schwachstromschaltungen (Stufe 1, 9 Uebungstafeln und
4 Seiten Text). G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Ver-
lag, Karlsruhe 1911. Preis 90 Pfg.
Die „Uebungen im Skizzieren" verdienen diese Bezeichnung
mit Recht, weil nach pädagogischen Grundsätzen einfache Auf-
gaben in systematischer Reihenfolge auf den Skizzentafeln an der
Hand von Musterbeispielen und einfachen Schaltungsregeln ge-
löst werden können. Die zeichnerische Darstellung ist einfach
und übersichtlich, die Auswahl der Aufgaben zweckentsprechend.
Die Uebungsskiizen sind bestimmt für die Hand des Schülers
und zum Selbstunterrichte für Handwerker. Den Lehrern ge-
werblicher Schulen werden die Skizzen ein wiillkommenes Hilfs-
mittel für den Unterricht sein.
Diesem Heft 1 werden folgen Heft 2: Einfache Starkstrom-
schaltungen (Stufe 1), Heft 3: Einfache Schwachstromschal-
tungen (Stufe 2) und Heft 4: Einfache Starkstromschaltungen
(Stufe 2).
Taschenbuch des Patentwesens. Amtliche Ausgabe Oktober 1910.
Carl Heymanns Verlag, Berlin. Geb. 1 M.
Die „Amtliche Ausgabe" dieses Werkes enthält eine Samm-
lung der den Geschäftskreis des Kaiserlichen Patentamtes und
den gewerblichen Rechtsschutz berührenden Gesetze und er-
gänzenden Anordnungen. Für den in der Praxis stehenden
Kollegen, der mit der Anmeldung Von Patenten, mit Geschmacks-
und Gebrauchsmuster sowie mit dem Warenzeichenwesen zu
tun hat, ist dieses Buch ein empfehlenswertes Nachschlagewerk.
Es enthält Ausführungen über: Patentwesen — Patentgesetz —
Gesetz betreffend die Beschäftigung von Hilfsarbeitern im Kaiser-
lichen Patentamt — Berufungsverfahren beim Reichsgericht in
Patentsachen — Bestimmung über die Anmeldung von Erfin-
dungen — Beispiel einer Patentanmeldung — Verzeichnis der
Patentklassen — Verzeichnis der Behörden, Vereine usw., welche
Patentschriften erhalten und auslegen — Urheberrecht an Mustern
und Modellen — Gebrauchsmuster mit Musteranmeldung —
284
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 18
Warenzeichenwescn und Musteranmeldung — Schutz vor Er-
findungen usw. auf Ausstellungen — Unlauterer Wettbewerb —
Internationale Verträge — Patentanwaltswesen mit Liste der
Patentanwälte — Verzeichnis der vom Vertretungsgeschäft aus-
geschlossenen Personen — Mitteilungen über Veröffentlichungen
des Patentamts — Patentblatt — Patentschriften usw.
Arndt.
Der Schutz technischer Erfindungen als Erscheinungsform
moderner Volkswirtschaft. Von Dr. jur. F. Damme,
Geh. Reg.-Rat, Direktor im Kaiserlichen Patentamt. Berlin,
Verlag von Otto Liebmann. Geh. 3,40 M, geb. 4 M.
Ein flott und interessant geschriebenes Buch. Der uns
Technikern wohlbekannte Verfasser verfolgt mit dem vorliegenden
Werke den Zweck, ein tieferes Verständnis für die national-
wirtschaftliche Bedeutung des Erfindungsschutzes herbeizuführen.
Einzelne Vorträge und Aufsätze des Verfassers, an verschiedenen
Stellen gehalten und veröffentlicht, sind geordnet und unter
einheitlichem Gesichtspunkte innerlich verbunden, zusammen-
getragen worden, so daß ein geschlossenes Ganzes entstanden
ist. Die Ausführungen sind für die technischen Angestellten
um so wertvoller, als unserer Forderung betreffs der An-
gestelltenerfindung hierdurch erhebliche Dienste erwiesen werden.
Der Verfasser weist darauf hin, daß die nationale Richtung des
Patentwesens dokumentiert wird durch eine Reihe von Bestim-
mungen, welche die industriell fortgeschrittensten Länder in
ihren Patentgesetzen vorgesehen haben und aus denen hervor-
geht, daß die letzten Ziele des staatlichen Erfindungsschutzes!
nicht das Monopol eines einzelnen sein sollen, sondern in der
Förderung der nationalen Gewerbepolitik zu suchen seien. Das
Buch kann unseren Mitgliedern nur empfohlen werden.
Arndt.
Götze-Schindler, Jahrbuch der Arbeiterversicherung 1911. Zwei
Bände. Preis einzeln 5 M bezw. 5,25 M; zusammen
9 M. Verlag: Berlin, Liebeische Buchhandlung.
Das nunmehr im 23. Jahrgang erscheinende Taschenbuch
braucht man nicht erst eingehend auseinander zu setzen. Dazu
ist es zu bekannt. Es enthält im ersten Teil das Unfallver-
sicherungsgesetz, im zweiten InvaHden- und Krankenversiche-
rung mit allen Entscheidungen, und vor allem die Erkenntnisse
behandelnd, die bis zum Ausgang des Jahres 1910 bekannt
geworden sind. Ferner werden auch die ortsüblichen Tage-
löhne aufgeführt.
Götze-Schindler gehört zum eisernen Bestand aller sozial-
politischen Behörden und kann auch den Laien nur empfohlen
werden. k.
:: :: ;: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen , R ü c k p o r t o beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
VC 0 Ii n u I! g und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. . Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schluß tag für Einsen-
dun g e n ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für 1 u Ii a 1 t und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D.e zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 105. In einer Schwammhandlung werden die
Schwämme mit verdünnter Salz- und Schwefelsäure gereinigt.
Die Abwässer, also die Säuren der Schwammbleiche, werden
in ein mit 25 cm starken Wandungen aus besten Rathenower
Steinen gemauertes, innen und außen mit besten Zementbügel-
putz hergestelltes Gully geleitet, aus diesem dann über ein
anderes Gully in die Kanalisation überführt. Bereits nach zwei
Jahren hatten die Säuren die Wandungen des Gullys außer-
ordentlich mitgenommen, so daß der Zementputz innen und
außen weich und durchlässig, desgleichen auch die Steine stark
angegriffen sind. Gibt es nun einen Putz oder chemisches
Präparat, das entsprechend angewendet, den Säuren Widerstand
leistet, und womit könnten die Fugen des als Pflaster der
Bleiche dienenden Fliesenbelags säurefest gemacht werden T-*
Frage 106. Womit können Oelflecken aus Marmor-Fuß-
bodenbelag entfernt werden?
Frage 107. Wie rentiert sich eine Mörtelfabrik? Welches
Kapital ist für eine kleinere Anlage erforderlich? Welche
Fabriken liefern Mischmaschinen? Welche Mischungen sind
erforderlich?
Frage 108. Gibt es Mittel, um Bleistiftzeichnungen zu ver-
vielfältigen, bezw. das auf denselben zum Ausdruck Gebrachte
festzuhalten?
Frage 109. An verschiedenen Häusern im bayerischen
Wald hält nach 1 bis 2jährigen Erfahrungen kein Fassaden-
Farbanstrich. Der Fassadenputz ist gut, das Klima ziemlich
rauh. Welches Verfahren ist zu empfehlen?
Frage 110. Was für Mittel sind in den letzten Jahren zur
Verbesserung der Akustik in monumentalen Gebäuden (Versamm-
lungssälen, Kirchen usw.) angewandt worden, ohne daß größere
bauliche Maßnahmen notwendig wurden? Wie war der Erfolg?
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei : 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom I.Juli 1911 ab
45 — QOM) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlelien bislOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruft. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfürgewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Barsch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Wanderversamnilung des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen.
Vorläufiges Programm:
Sonnabend den 17. Juni ab 12 Uhr: Ausgabe der
Eintrittskarten für die Ausstellung sowie eines Führers durch
Posen und die Ausstellung im Festbureau. Wohnungsnachweis,
Auskunft usw. ebenfalls im Festbureau. Nachmittags cvcntl.
Sitzung der Bezirksvorstände der an der Ausstellung beteiligten
Provinzen. Abends 8i/, Uhr festlicher Begrüßungsabend ' mit
Damen unter Mitwirkung von Solisten des Posener Stadttheaters.
Sonntag den 18. Juni, vormittags ab 8 Uhr: Besich-
tigung der Stadt und des Schlosses unter Führung von Poscncr
Kollegen, um lO'/^ Uhr Festakt im großen Saale der Akademie.
Von ll\/o bis iVa Uhr Besichtigung der Ausstellung unter
sachkundiger Führung, um 1' ^ Uhr gemeinsames Mittagessen
im Hauptrestaurant der Ausstellung, nachher Weiterbesichtigung
der Ausstellung. Abends Sonderveranstaltung der Ausstellungs-
leitung. Eintrittskarten stehen den Teilnehmern zum ermäßigten
Preise von 0,50 M, anstatt 1 M zur Verfügung.
Wir hoffen, daß die Ostdeutsche Ausstellung, die die ge-
samten wirtschaftlichen Kräfte des Ostens in einheitlicher Dar-
stellung repräsentiert und alle bisherigen Ausstellungen Ost-
deutschlands an Großartigkeit und AAannigfaltigkeit bei weitem
übertrifft, die Kollegen der beteiligten Provinzen geschlossen
nach Posen führt, aber auch eine große Anzahl unserer west-
deutschen Kollegen anzieht.
Allen Kollegen, die unserer Einladung folgen, rufen wir
ein herzliches ,,W i 1 1 k o m m e n" zu. Anmeldungen von Vereinen
und Mitgliedern bitten wir heute schon an die Vereinigung
Posener Techniker, Posen O. 5, Bitterstraße 26 II, zu richten.
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
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Wanderversammlung des D. T.-V.
aus Anlaß der Internationalen Hygiene- Ausstellung
Dresden 1911 :: 15. bis 19. Juli :: Auskunft: Bau-
meister Schiißler, Kleinluga, Post Mügeln, Bez. Dresden.
An die Teilnehmer werden gegen Erlegung von 3 Marit
Gutsciieinhefte ausgegeben, die zur unentgeltlichen Entnahme
der Festzeitung, des Festzeichens, des Führers durch Dresden
und das Elbgelände und des Stadtplanes, zur Teilnahme am
Begrüßungskommerse (vorläufiges Programm siehe Heft 10), an
der feierlichen Eröffnung, den Vorträgen und Führungen in
der Ausstellung, den Besichtigungen industrieller Anlagen usw.
sowie zu einer Preisermäßigung am Mittagessen im Kaiser-
palaste (Menü) berechtigen.
Für den Eintritt in die Ausstellung werden an die Teilnehmer
Dauerkarten zum Preise von 3 M (Anschlußkarten für Frau
und Kinder über 12 Jahren 2 M, für Kinder unter 12 Jahren
1 M), einschl. städtischer Billettsteuer, gültig für acht Tage,
sowie Dauerkarten zum Preise von 2 M (Anschlußkarten für
Frau und Kinder über 12 Jahren 1,50 M, für Kinder unter
12 Jahren 1 M), einschl. Billettsteuer, gültig für zwei Tage,
in dem noch zu errichtenden Bureau, dessen Ort und Eröffnungs-
tag noch bekannt gegeben wird, ausgegeben.
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für 'volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
e i n s c h 1. W o h n u n g , in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Ansichtspostkarten vom Erholungsheim sind zum Preise von 5 Pf. für das Stücl<
durcli Verbandslcollejen Herrn Bürgermeister Burkhardt-Sondershausen
zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt zum Baufonds. Bestel-
lungen am besten durch Postanweisung.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und iVlitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seile
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2_ tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwaltlinnen
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Sonnenstr. 8. — Am
Dienstag, 2. Mai, findet abends 8V2 Uhr im großen Saale der
„Linde" am Königsplatz ein Lichtbilder- Vortrag statt, in welchem
Herr E. Klotzsche über die „H y g i e n e - A u s s t e 1 1 u n g"
zu Dresden sprechen wird. Wir laden unsere Mitglieder nebst
werten Damen hierzu ganz besonders ein und bitten um rege
Beteiligung. Der Vortrag dürfte im Hinblick auf die mit der
Ausstellung verbundene Wanderversammlung des D. T.-V. all-
gemein großes Interesse erregen. Wir erwarten daher einen
sehr zahlreichen Besuch seitens unserer Mitglieder. Gäste,
durch Mitglieder eingeführt, sehr willkommen. — Adressenände-
rungen bitten wir umgehend an den 1. Vorsitzenden zu berichten.
Niedersachsen. Vors. u. Br.-A : Wilh. Rose, Hannover,
Liebrechtstr. 28. Am 30. April findet im Ratskeller zu Stadt-
hagen unser diesjähriger Bezirkstag statt. Eröffnung der Ver-
handlungen IIV2 Uhr. Wir bitten alle Kollegen um rege Be-
teiligung. Im Anschluß an unseren Bezirkstag ist eine Be-
sichtigung von Stadthagen und Umgebung geplant. Näheres
durch die Programme.
Norddeutsche Bezirksverwaltung. Am 12. April, abends
.9 Uhr, hielt Herr Architekt Kaufmann in Rostock einen
Vortrag über das Programm des Deutschen Techniker-Verbandes.
In einer an den Vortrag sich anschließenden internen Be-
sprechung wurde ein neuer Zweigverein des D. T.-V. von
ca. 20 Mitgliedern mit Anschluß an die Nordd. Bezirksverwaltung
gegründet. Den Vorsitz übernahm Herr Kollege Peters, Rostock,
•leue Werderstraße 35.
Oberschlesien. Die rechtzeitig zum Frühjahrsbezirkstag in
Ratibor gestellten Anträge sind den Vereinsvorständen und den
'/^ertretern der Einzelmitglieder zugestellt worden. Der Bezirks-
tag, dessen Programm in der letzten Nummer der D. T.-Z.
veröffentlicht ist, wird Punkt 12 Uhr mittags eröffnet. Herr
Ingenieur Lenz-Berlin wird einen Vortrag halten über das
Thema : „Die Sozialpolitischen Forderungen der
Techniker und der gegenwärtige Reichstag".
Jie Vollmachten der Vereinsvertreter sind unter Angabe des
genauen Mitgliederbestandes vom 1. Mai d. J., spätestens vor
Beginn der Vorstandssitzung, einzureichen. Wir erwarten recht
rege Beteiligung.
Thüringen. Am 7. Mai findet in J e n a im Hotel goldener
Stern unser 13. Bezirkstag statt, welchem am Sonnabend eine
Sitzung des erweiterten Vorstandes der Bezirksverwaltung voran-
gehen soll. Wir laden zu dem Bezirkstage die zu unserer Ver-
waltung gehörigen Zweigvereine, die Einzelmitglieder, sowie
alle dem Deutschen Techniker-Verbände angehörigen Kollegen
zu recht zahlreichem Besuche ergebenst ein. Wir bitten, die
Wahl der Stimmführer der Vereine zu dem Bezirkstage vor-
zunehmen und uns die Vollmacht der Gewählten zuzusenden.
Den abzuhaltenden ersten Gruppentag werden wir mit dem
Bezirkstage verbinden. Zeiteinteilung: Sonnabend, 6. Mai,
S'/a Uhr abends: Vorstandssitzung im Hotel goldener Stern.
Sonntag vormittag 9V2 Uhr pünktlich Eröffnung des Bezirks-
tages ebenda. Mittags 1 Uhr: gemeinschaftliches Mittagessen,
ohne Weinzwang. Nachmittags 2 Uhr: Fortsetzung des Be-
zirkstages. Nach Beendigung: Zwangloses Zusammensein mit
den Jenaer Kollegen, evtl. gemeinschaftlicher Spaziergang.
Tagesordnung: 1. Wahl des Versammlungsleiters. 2. Vorlage
des Jahresberichtes und Rechenschaftsberichtes für 1910. 3. Prü-
fung und Genehmigung des Kostenvoranschlages für 1911.
4. Beratung der rechtzeitig eingegangenen Anträge zum Bezirks-
tage: a) Antrag des geschäftsführenden Vorstandes, b) Antrag
des Technischen Vereins Jena, c) Antrag des Technischen Vereins
Eisenach. 5. Neuwahlen für den geschäftsführenden Vorstand
und den Bezirksausschuß. 6. Wahl eines Mitgliedes zum Gesamt-
vorstand des Deutschen Techniker-Verbandes. 7. Verschiedenes.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung am
Mittwoch, 3. Mai 1911, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel, Altona,
Königstraße 196/198. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittei-
lungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl eines Mit-
gliedes in den Vergnügungsausschuß. 4. Wahl eines Mitgliedes
in den sozialpolitischen Ausschuß der B.-V. 6. Techn. Fragen.
7. Verschiedenes.
Bonn a. Rhein. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Wilh. Heuer, Bonn, Kaufmannstr. 3. V. u. O. : Am Mittwoch,
3. Mai, abends 9 Uhr, im Hotel du Nord, Poppelsdorfer Allee,
Ecke Quantiusstraße. Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls.
2. Geschäftliche Mitteilungen. 3. Aufnahme neuer Mitglieder.
4. Bericht vom Bezirkstage in Düren. 5. Anregung zu Exkur-
sionen. 6. Verschiedenes. Die mit den Beiträgen rückständigen
Mitglieder werden ersucht, dieselben umgehend an unseren
Kassierer, Herrn K. Betten, Bonn, Florentiusgraben 18, ein-
zusenden. Der Vierteljahrsbeitrag beträgt 5,25 M.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. und
Br.-A.: Hans Dietze, Charlottenburg, Berliner Str. 60. V. u.O.:
Jeden ersten Donnerstag im Monat im Wilhelmshof am Wil-
helmplatz. Die nächste Hauptversammlung findet statt am
Donnerstag, 4. Mai, präzis 81/, Uhr, mit folgender Tages-
ordnung: 1. Geschäftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder
28Ö
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
HeU 18
3. Wahl der Vertreter zum 14. Bezirkstag in Berlin. 4. Be-
sprechung der zum Bezirkstag gestellten Anträge. 5. Verschie-
denes. Zur Aufnahme haben sich dem Verein gemeldet die
Koll. Matthias From und Friedrich Weisig. Die Kollegen, welche
noch mit Beiträgen im Rückstände sind, werden gebeten, diese
an die Adresse des Kassierers, Koll. Herrn. Fasterding, Char-
lottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 93, porto- und bestellgeldfrei
einzusenden.
Erfurt. Technischer Klub. Br.-A. : Karl Schmidt,
Nachoder Straße 18. V. u. O. : Jeden 1. Dienstag im Monat im
Hotel „Weißes Roß". Nächsten Dienstag, 2. Mai, Versamm-
lung im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn
Koll. Asbrand über: „Zentrifugal - und Turbinen-
pumpe n". 2. Beratung der Anträge und Wahl der Dele-
gierten zum Bezirkstage in Jena. 3. Eingänge und div. Bezirks-
und Vereinsangelegenheiten. Wir bitten um einen recht zahl-
reichen Besuch. Einzelmitglieder der Bezirksverwaltung und
verbandstreue Mitglieder des bisherigen hiesigen Brudervereins
sind herzlich willkommen.
Friedberg LH. T e c h n. V e r e i n. Br.-A. : Wiesenbau-
meister Hans Pollex, Kaiserstraße 154. Vereinslokal: Probst,
Wendgasse 3. — In der letzten Jahresversammlung wurden
neu gewählt: Vors.: Ingenieur Johannes Schwarz, Fauerbach-
straße 44. Kass. : Tiefbautechn. J. Jakob, Fauerbachstr. 44.
Schriftf.: Wiesenbmstr. H. Pollex. Jeden Montag SVj, Uhr
geselliger Abend im Vereinslokal. Jeden ersten Sonnabend im
AAonat 8V2 Uhr Versammlung mit Vortrag im Vereinslokal.
An Zeitschriften liegen 1911 aus: „Beton und Eisen", „Die Bau-
welt", „Tiefbau", „Deutsche Techniker-Zeitung". Nächste
Monatsversammlung 6. Mai, 8V2 Uhr, bei Probst, Wendgasse 3.
Vortrag (Koll. Jakob): „Die X'bfuhr und Verwertung des Haus-
kehrichts in größeren Städten". Pünktliches Erscheinen aller
Mitglieder dringend erwünscht. Einzelmitglieder und Freunde
des Vereins willkommen.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 2. Mai, präzise 9 Uhr abends, im Ver-
einslokale St. Georger Bürger-Kasino, Gr. Allee Nr. 55. Tages-
ordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme von
Mitgliedern. 3. Kassenbericht. 4. Beschlußfassung über die
Drucklegung des technischen Teiles des Jahrbuches auf drei
Jahre. 5. Beschlußfassung über die Beteiligung eines eventl.
Wintervergnügens der Bezirksverwaltung. 6. Bericht über die
stattgehabte Besichtigung der Vulkan-Werft. 7. Verschiedenes.
— Die Herren Vereins- und Verbandskollegen werden gebeten,
ihre Vereins- und Verbandsbeiträge für das 2. Quartal bis zum
1. Juni zu entrichten. — In dieser Versammlung wird Herr
Kollege Petermann anwesend sein und Krankenkassenbeiträge
entgegennehmen.
Hanau. Techniker-Verein. Donnerstag, 4. Mai,
abends 9 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel zum
Riesen". Tagesordnung: 1. Verlesung der Eingänge. 2. Be-
richt des soz. Ausschusses. 3. Besichtigung der Kläranlage.
4. Sommerausflug nach Würzburg. 5. Verschiedenes.
Hildesheim. Technischer Verein. Unsere nächste
Hauptversammlung findet am Sonnabend, 6. Mai, abends 9 Uhr,
im Vereinslokal „Weißer Schwan" statt. Tagesordnung: 1. Ge-
schäftliches und Eingänge. 2. Mitgliederaufnahme. 3. Bericht
des Vorsitzenden über den Bezirkstag in Stadthagen. 4. Be-
richt des Ausschusses über die Vorarbeiten zu den diesjährigen
Veranstaltungen. 5. Verschiedenes. Um vollzähliges Erscheinen
der Mitglieder sowie der Hospitanten wird dringend gebeten.
Katiowitz. Technischer Verein für Kattowitz
und Umgegend. Nächste Hauptversammlung Mittwoch,
3. Mai, abends 8V2 Uhr, im „Pschorrbräu", August-Schncider-
Straße. Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Aufnahmen. 3. Vor-
trag des Kollegen Schwertfeger über: ,,A r b e i t und
Erholung". 4. Verschiedenes. Zahlreiches Erscheinen
Ehrensache.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A : O. Behrens,
Ingenieur, Kiel, Fährstr. 7. — Mitgliederversammlung am Don-
nerstag, 4. Mai, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal „Patzenhofer",
Falckstr. 12. Tagesordnung: 1. Protokoll Verlesung der letzten
Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Eingänge. 4. Verbands-
angelegenheiten (Entgegennahme und Besprechung der zum Be-
zirks- bezw. Verbandstage zu stellenden Anträge). 5. Verschie-
denes. In Anbetracht des Punktes 4 der Tagesordnung ist
vollzähliges Erscheinen erwünscht. Zu Punkt 2 bemerken wir
noch, daß in dieser Versammlung die Aufnahme des 400. Mit-
gliedes unseres Vereins vollzogen wird. Der Vorstand nimmt
aus diesem Anlaß gerne Gelegenheit, den verehrl. Mitgliedern
für die außerordentliche Werbetätigkeit im 1. Quartal dieses
Jahres seine Anerkennung auszusprechen. In der angenehmen
Erwartung, daß diese Werbetätigkeit von Bestand sein möge,
und daß wir am Jahresschluß einen Mitgliederbestand von
500 Kollegen aufweisen können, steht allen Mitgliedern Werbe-
material im Geschäftszimmer unseres Vereins jederzeit zur
Verfügung.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. E. V.
Hauptversammlung am 5. Mai er., abends 8V4 Uhr, im Vereins-
lokal Kasino-Rest., Freiheitstr. 65. Tagesordnung: 1. Protokoll
der vorigen Hauptversammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Bericht über den Bezirkstag in Düren. 4. Verschiedenes.
Wir bitten unsere Mitgheder um zahlreiches Erscheinen. Einzel-
mitglieder sind freundlichst eingeladen.
München. Techniker-Verein. Sonntag, 30. April,
Besichtigung der Großmarkthalle am Südbahnhof. Zusammen-
kunft dortselbst, vormittags 10 Uhr. — Dienstag, 2. Mai, Monats-
versammlung und Diskussionsabend im Domhof abends 81/2 Uhr.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. und
Br.-A. : H. Klingner, Baumeister, Nordhausen, Steinstr. 24. Jeden
Donnerstag abend Versammlung im Vereinslokal Bürgerbräu,
jeden Sonntag vormittag Frühschoppen im Cafe Dietze. — Am
Donnerstag, 4. Mai, findet im Rest. Bürgerbräu unsere Mai-
Hauptversammlung statt, und bitten wir um zahlreichen Besuch
derselben. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Verlesung der
Protokolle. 3. Verbandsangelegenheit. 4. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 5. Bezirkstag. 6. Versammlungen im Sommerhalbjahr.
7. Diverses.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch, abends 8V2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schüft.
— Am Mittwoch, 3. Mai, findet im Vereinslokal Monatsversamm-
lung statt. Tagesordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuauf-
nahmen. 3. Einlauf. 4. Verschiedenes. Die Mitglieder werden
höfl. ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. In der 1. Monats-
versammlung fanden bereits eine stattliche Anzahl Neuaufnahmen
statt. Werbe jeder tatkräftig unter den Außenstehenden, damit
die Zahl 500 recht bald voll werde.
Oldenburg. Techniker-Verein. Die nächste Haupt-
versammlung findet am Mittwoch, 3. Mai d. J., abends 9 Uhr,
im Landesgewerbemuseum statt. Tagesordnung wird in der
Versammlung bekannt gegeben. Nebenversammlung am Mitt-
woch, 17. Mai, abends 9 Uhr, im Restaurant Bavaria. Rege
Beteiligung erwünscht.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde u. Umgegend. Br.-A. u. Vrs. : Fr. Zube, Regenwalde.
Unsere nächste Versammlung findet Sonntag, 7. Mai, nach-
mittags 31/2 Uhr, in Plathe, Hotel Qaut. statt. Tagesordnung:
1. Verlesung des Protokolls der vorherigen Sitzung. 2. Beschluß-
fassung des Pfingstausfluges. 3. Bericht über Eingänge. 4. Auf-
nahme evtl. neuer Mitglieder. Um vollzähliges Erscheinen wird
gebeten. Gäste sind gern willkommen.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O.: Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im „Hotel zum
Prinzen". — Monatsversammlung am Mittwoch, 3. Mai 1911,
abends S^/o Uhr, im „Hotel zum Prinzen". Tagesordnung:
1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Verbandsangelegcnheiten.
3. Besichtigung der Schleusenanlagen in Holtenau. 4. Ver-
schiedenes.
Reistenhausen. Technischer Verein Reisten-
hausen und Umgegend. Am Sonntag, 14. Mai, findet
dahier nachmittags um 4 Uhr im Gasthaus zum Ba\er. Hofe
die übliche Monatsversammlung statt. Zahlreiches Erscheinen
ist erwünscht. Bei der am 9. April stattgefundenen Ersatz-
wahl wurde zum 1. Vorsitzenden der seitherige Beisitzer Herr
Bautechniker Ernst Strecker und als Beisitzer Herr Bautechniker
Josef Haas gewählt. Es wird gebeten, den 2. Quartalsbeitrag
rechtzeitig einzusenden.
Stettin. Technischer Verein. Vrs.- u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung am
Donnerstag, 4. Mai 1911, abends 81/2 Uhr, im Vereinslokal Re-
staurant „Neubauer", Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mit-
teilungen und Eingänge. 2. Tcchn. Fragen. 3. Verschiedenes.
Stralsund. Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A. :
Maurermeister Herm. Greverath, Badenstraße 53. — Versamm-
lung am Sonnabend, 6. Mai d. J., abends 8'/2 Uhr, im Rathaus-
bierkeller. Tagesordnung: 1. Bekanntgabe von Eingängen.
2. Bericht der Kommission für das am 20. Mai stattfindende
Stiftungsfest. 3. Vortrag des Koll. Architekt R o e c k : „Reichs-
gesetzliche Sicherung der Bauforderunge n".
4. Verschiedenes.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A.: M. Lindemann, Witten-
berg (Bez. Halle), Bürgermeisterstr. 4. — Nächste Monatsver-
sammlung am 6. Mai er., abends 9 Uhr, im Vereinslokal, „Brauerei
Maywalds", Coswiger Str. 23. Tagesordnung: 1. Protokoll-
veriesung. 2. Eingänge. 3. Verschiedenes. 4. Vortrag des
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
287
Koll. Otto Schtnidtge, Ingenieur, über: „Die Elektrizi-
tät und ihre praktische Verwertung". Die Herren
Kollegen werden gebeten, ihre Angehörigen und Bekannten
mitzubringen.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. V. u.
0. : Jeden ersten Mittwoch im Monat im Hilsebein-Restaurant,
Belle-Alliance-Straße 87. Br.-A.: H. Reichert, Berlin SW. 29,
Fidicinstraße 44 1. — Nächste Versammlung Mittwoch, 3. Mai
1911, im Vereinslokal. Beginn pünktlich 9 Uhr. Tagesordnung:
1. Geschäftliches und Protokollverlesung. 2. Bericht des Koll.
Groß über A. H. V. Zerbst. 3. Beratung der neuen Bezirks-
verwaltungs-Satzungen. 4. Wahl der Delegierten zum Bezirks-
tage am 7. Mai 1911. 5. Verschiedenes. Um zahlreiches und
pünktliches Erscheinen wird dringend gebeten. — Adressen der
neuen Vorstandsmitglieder: 1. Vorsitzender: Hermann Reichert,
SW. 29, Fidicinstr. 44 1. 2. Vorsitzender: Ludwig Dietzel, Tempel-
hof, Germaniastraße 211. 1. Schriftführer: Fritz Rauchbacli,
Tempelhof, Germaniastraße 1551. 2. Schriftführer: P. Riedel,
Tempelhof, Ringbahnstraße 14 III. Kassierer: Ernst Heß, W. 57,
Bülowstraße 63. Revisor: Wilhelm Baum, Tempelhof, Friedrich-
Wilhelm-Straße 8. Revisor: Fritz Helwig, Treptow, Kiefholz-
straße 175.
Chemnitz. „B a u h ü 1 1 e." Dienstag, 2. Mai, abend?
81/, Uhr, in der Bezirksverwaltung Lichtbildervortrag mit Damen
Herr Baumeister Klotzsche spricht über: „Die Hygiene-
Ausstellung in Dresden 1911, deren soziale und nationale Be-
deutung" im großen Saale der „Linde". — Freitag, 5. Mai,
abends Punkt Vs^ Uhr, Monats-Hauptversammlung im Vereins-
lokal. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Mitgliederbewegung.
3. Ausgabe des Pfarrhaussammelwerks. 4. Fragekasten. 5. All-
gemeines. Anschließend daran außerordentliche Hauptversamm-
lung mit dem einzigen Tagesordnungspunkt: Wahl eines Ehren-
gerichts. Nach § 11 der Satzung haben alle örtlichen Mit-
gheder anwesend zu sein. Unentschuldigtes oder unbegründetes
Fehlen wird satzungsgemäß bestraft. — Sonnabend, 6. Mai,
abends 8 Uhr, nimmt die „Bauhütte" an der in der „Linde"
stattfindenden Feier anläßhch des 75 jährigen Bestehens der
Technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz teil.
Dresden. „Motiv, Bauhütte Dresden". Vereins-
lokal: Gewerbehaus, Ostra-Alke. Vors.: Baumstr. E. Pöniscli,
Dresden-Trachau, Schützenhofstr. 11. — Der Zusammenschluß der
beiden Dresdner bautechn. Zweigvereine des D. T.-V. ist voll-
zogene Tatsache! Am 5. April fand die erste Versammlung
statt unter Teilnahme von über 100 Mitgliedern. Die neue
Satzung wurde einstimmig angenommen und der Gesamfvorstand
gewählt. Dieser setzt sich aus 12 Kollegen zusammen, v.eitere
12 Kollegen wurden in die satzungsmäßigen Ausschüsse be-
rufen. Die Hauptarbeit des neuen Vereins, der mit rund 250 Mit-
glieder ins Leben tritt, liegt auf sozialem und wirtschaftlichem
Gebiete. Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem
1. und nach dem 15. d. Mts. statt; die erste Monatsversammlung
gilt als Hauptversammlung. Ein umfangreiches. Arbeitsprogramm
liegt vor. Alles Nähere in Nr. 5 der „Mitteilungen der Landes-
yerwaltung". — Mittwoch, 3. Mai, findet Punkt 1/2^ Uhr abends
im Gewerbehaus Monatsversammlung statt. Tagesordnung:
1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Referate: a) Ueber die
vom 15. bis 19. Juli stattfindende Wanderversammlung des
D. T.-V. anläßlich der intern. Hygieneausstellung; b) Grund-
lagen der Volkswirtschaft. Anschließend freie Aussprache. Um
allseitiges Erscheinen der Mitglieder, sowie Einführung von
Kollegen zwecks Anschluß an den Verein wird gebeten. Ebenso
werden die Herren Einzelmitglieder des Hoch- und Tiefbaufaches
gebeten, sich dem Verein anzuschließen.
Stettin. „Stettiner Bauhütt e." Vrs. u. Br.-A. : Paul
Beyer, Oberwiek 70 II. — Hauptversammlung am Donnerstag,
4. Mai d. J., im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder
Straße 129. Beginn abends 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Ver-
lesung des Protokolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder. 3. Verlesung der Eingänge. 4. Vereinsangelegen-
heiten. 5. Verschiedenes. 6. Fragekasten. Um recht zahl-
eiches Erscheinen wird gebeten. Ferner bitten wir die Mit-
iieder xim Einsendung der rückständigen Beiträge.
Techniker in der Industrie.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
Ingenieure. Br.-A.: Ing. Baumgart, Dresden-N., Leipziger
tr. 38 III. — Freitag, 5. Mai, abends ^j^^ Uhr, im Vereinslokal
onats-Hauptversammlung. T.-O. : 1. Eingänge. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Verschiedenes und Fragekasten. In dieser
Versammlung wird über eine Angelegenheit Beschluß herbei-
uführen sein, welche unser Vereinsleben beeinflussen wird.
weshalb der Vorstand alle Mitglieder um bestimmtes und pünkt-
liches Erscheinen bittet. Zur Entgegennahme der monatlichen
Vereins- und Verbandsbeiträge wird unser Koll. Gläßel, Schloß-
platz 1 (Ständehaus) anwesend sein und bittet derselbe um
rechtzeitige Erledigung.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1 908. Vors. : Karl Krause, Obering., Hamburg 23, Jor-
danstr. 66. Br.-A.: Ing. Konrad Eurich, Hamburg 5, Lange-
straße 33/35. V. u. O.: Jeden 1. und 3. Freitag im Monat
im Hotel „Zum Holstentor", Holstenwall 1, 1. Stock. — Freitag,
6. Mai, präzis 9 Uhr, Generalversammlung. Tagesordnung:
1. Verlesung des Protokolls der letzten Versammlung und der
Eingänge. 2. Mitgliederbewegung. 3. Jahresbericht. 4. Kassen-
bericht. 5. Wahlen: a) des Vorsitzenden, b) des 1. Kassierers,
c) des 2. Schriftführers, d) des 2. Beisitzers, e) des 1. Kassen-
prüfers. Wir bitten unsere Mitglieder, an diesem Abend der
wichtigen Tagesordnung wegen vollzählig zu erscheinen. Gäste
sind willkommen.
München. Maschinen-undElektrotechnischer
Verein. Vereinslokal: Hotel Reichshof, Sonnenstr. — Diens-
tag, 2. Mai, abends 8 Uhr, Monatsversammlung. Aufnahme
neuer Mitglieder. An den übrigen Dienstagen des Monats ge-
sellschaftliche Zusammenkunft im Vereinslokal.
Staatstechniker.
Saarbrücken. Eisenbahn -Techniker - Verein.
Vrs. u. Br.-A.: Ingenieur Feien, Saarbrücken 1. — Hauptver-
sammlung am Samstag, 6. Mai, abends 9 Uhr, in der Tonhalle
zu Saarbrücken 1. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Programm
der Frühjahrsveranstaltung. 3. Standesbewegung. 4. Anträge.
5. Verschiedenes. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.;
Aufforderung !
Wir bitten die Kollegen, die über den derzeitigen Aufent-
halt des Herrn Max Kortler, zuletzt in München wohn-
haft, Auskunft geben können, diesen umgehend dem Verbands-
bureau mitteilen zu wollen.
Die Verbandsleitung.
IAm- 19. März verstarb an den Folgen einer Lungenent-
zündung unser Kollege
FRITZ AHRENS
I im Alter von 26 Jahren.
I Ehre seinem Andenken!
■ Verein der Steinmetztechniker E. V., Berlin.
Am 13. April 1911 verstarb nach langem, schwerem H
Leiden unser Verbandskollege H
Herr Wilhelm Hartrich |
im jugendlichen Alter von 22 Jahren. V
Ehre seinem Andenken. H
Verein der Steinmetztechniker E. V., Berlin. B
Liegt bei Ihnen die
Deutsche Techniker-Zeitung
aus? So sollten Sie immer in den Gasthäusern fragen, in
denen Sie und Ihre Freunde verkehren. Sorgen Sie jeder-
zeit für weite Verbreitung der
Deutschen Techniker-Zeitung
288
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 18
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
Wir verweisen unsere Mitglieder auf den Artikel in Heft 17,
Seite 265, der davon handelt, daß die Berlin-Anhaltische Ma-
schinenbau-A.-G. neu eintretenden Kollegen einen Konkurrenz-
klausel-Vertrag unterbreitet. Wir warnen vor Bewerbungen!
Die Verbandsleitung,
(Nur für Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1209 f. e. Baugesch. m. Dampfsägewerk i. Niederschles.
sof. e. tücht. ßautechn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1209 a. d.
Zweigstelle Niederschlesien, z. H. d. Hn. C. Hauer, Altwasser
i. Schles., Promenade.
1210 n. Erfurt z. 1. 5. 1911 e. Hochbautechn., i. Entwerfen
ui. i. stat. Berechn. durchaus erf. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1210
a. d. Zweigstelle Erfurt, z. H. d. Hn. L. Leidenfrost, Schafn-
horststraße 18.
1212 f. e. Tiefbauamt b. Barl. sof. e. tüchtig. Straßen-
bautechniker. Geh. ca. 180 M. Ang. unt. 1212 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., JVlarkgrafenstr. 94.
1215 f. e. Architekt, in Zehlendorf sof. e. jung. Bautechn.,
m. d. Schreibmaschine vertr. Geh. ca. 120 M. Stllg. dauernd.
Ang. unt. 1215 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1216 f. e. Baugesch. i. Pankow sof. e. tüchtig. Techn.
als Teilhaber, der sich m. einig. Tausend Mark gegen genügende
Sicherstellg. beteiligen will. Ang. unt. 1216 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1217 f. e. Berl. Betonwerk sof. e. gewandt. Statik., m.
Berliner Verh. vertr., f. Betonbauten. Geh. 200 M. Ang. unt.
1217 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1218 f. e. Kgl. Hochbauamt in Berlin sof. e. tücht. Hoch-
bautechniker, der mögl. bei Beh. tätig war. Anfangsgeh.
180 M. Ang. unt. 1218 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark'-
grafenstraße 94.
1220 f. e. Kgl. Hochbauamt in Berlin sof. e. ält. Bautechn.,
der i. Entwerfen, Veranschl., Aufstellen von Verträg. u. Rund-
holzberechnung durchaus erf. Stllg. voraussieht), dauernd. Geh.
bis 200 M. Ang. unt. 1220 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1221 n. Wilmersdorf b. Berlin sof. e. jüng. Bautechn.,
gel. Zimm., mögl. m. Berliner Verh. vertr. Geh. 120 bis 150 M.
Ang. unt. 1221 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1222 f. e. Baugesch. i. Angerburg i. Ostpr. sof. e. selbst,
arbeitender Hochbaut. f. Bureau u. Baust. Geh. 150 bis 200 M.
Ang. unt. 1222 a. d. Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn.
Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1223 f. e. Baugesch. mit Baumaterialienhandig. i. Dillen-
burg sof. e. selbst. Techn., gel. Maur. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1223 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1224 f. e. Baugesch. m. Dampfsägewerk i. Wilmersdorf
b. Bernau sof. e. tücht., zuverlässig. Techn., mit landwirt-
schaftlichen Bauten u. m. dem ländlichen Verkehr vertr. An-
fangsgehalt 130 M. Stllg. dauernd. Ang. unt. 1224 a. d'.
Hauptstelle Berlin SW., J^arkgrafenstr. 94.
1225 f. e. Maurermstr. i. Potsdam sof. e. jung. Bautechn.
m. einig. Kenntn. i. Statik. Anfangsgeh. 120 M. Stllg. dauernd.
Ang. unt. 1225 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1227 f. e. Architekt, i. Stolp i. Pomm. sof. e. sehr gewandt,
u. fl. Zeichn. Monatl. Kündigung. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1227 a. d. Zweigstelle Stettin, z. H. d. Hn. G. Borchert, Bar-
nimstraße 16 E.
1228 f. e. Beh. i. Nordheim (Hannov.) sof. e. Bautechn.
zur Bearbeitg. v. Baubestandsbüchern. Geh. 140 M. Ang. unt.
1228 a. d. Zweigstelle Hannover, z. H. d. Hn. L. Damköhlcr,
Slicherstraße 8.
1229 f. e. Kgl. Beh. i. Hildesheim sof. e. Hochbautechn.
m, abgeschl. Baugewerksch.-Bildg. zur Hilfeleist, bei den lfd.
Dienstgcsch. e. Hochbauamts. Geh. 150 M. Stcllungsd. zu-
nächst 5 Monate, evtl. läng. Ang. unt. 1229 a. d. Zweigstelle
Hannover wie unter 1228.
1230 f. e. Gewcrksch. i. Gleiwitz (Oberschles.) sof. c. erst.
Bautechn. zur Ausf. u. Bauleitg. v. Eiscnbetonbauuerkcn. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1230 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraßc 94.
1231 n. Landsberg L Ostpr. sof. e. tücht. Hochbautechn.,
gewandt i. Detaill. u. Abrechn., sowie energisch den Leuten
gegenüber, zum Bau e. Herrschaftshauses i. 4 km Entfernung.
Geh. 160 M u. mehr. Ang. unt. 1231 a. d. Zweigstelle Königs-
berg i. Pr., z. H. d. Hn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1232 n. Brandenburg a. d. Havel sof. e. im Eisenbetonbau
erf. Eisenbetontechn., gut. Statik, u. fl. Zeichn. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1232 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1233 f. e. Baugesch. i. Eibenstock (Erzgebirge) sof. e.
jung. Bautechn., gut. Zeichn. Geh. 120 M. Ang. unt. 1233 a.
d. Hauptstelle Berlin SW.,/ Markgrafenstr. 94.
1234 f. e. Baugesch. i. Strasburg i. Westpr. sof. e. jüng.
Techn. für Projektausarbeitg. u. Bauführ. Stllgsdauer 4 bis
6 Mon. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1234 a. d. Zweigstelle Danzig,
z. H. d. Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1235 f. e. Baugesch. i. Friedeberg a. Qu. sof. e. jüngerer
Bautechn. Geh. ca. 120 M. Ang. unt. 1235 a. d. Zweigstelle
Niederschlesien, z. H. d. Hn. C. Hauer, Altwasser i. Schles.,
Promenade.
1245 f. e. Tiefbauamt i. Treptow b. Berlin sof. e. tücht.
Tiefbautechn., saub. Zeichn., auch f. d. Baustelle. Geh. zirka
150 M. Ang. unt. 1245 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1246 f. n. Berlin. Vorort sof. e. strebs. Hochbautechn.,
gründl. erf. i. Ausarbeitung v. Projekten u. Anschl., sowie selbst.
1. Bauleitung, Konstrkt., Detaillieren u. i. Ausarbtg. architek-
tonischer Details, mögl. gel. Zimm. u. Radf. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1246 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1247 f. e. Werk i. Brandenburg a. d. Havel sof. e. jüng.
2. Bautechn., ledig, spez. f. Bureau. Stllgsdauer bis 1. Oktober
1911. Geh. 140 bis 150 M. Ang. unt. 1247 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1248 f. e. Tiefbaugeschäft i. Groß-Hettingen b. Metz sof.
e. jung. Techn. f. Erd-, Maurer- und Straßenbauarbeit. Stllg.
evtl. dauernd. Geh. 120 M., spät. evtl. mehr. Ang. unt. 1248
a. d. Zweigstelle Metz, z. H. d. Hn. E. Mühlenkamp, Montigny
b. Metz, Seminarstr. 24.
1249 f. e. Kgl. Hochbauamt i. Memel sof. e. gewandt.
Hochbautechn., vertr. m. d. Vorschrift, der preuß. Staatsbau-
verwaltg.^ z. Hilfeleistg. bei d. lfd. Dienstgeschäft, auf voraus-
sichtlich 10 Mon. Geh. bis 180 M. Zureisekosten werd. n.
gewährt. Ang. m. polizeil. Führungszeugnis unt. '1249 a. d.
Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn. Militärbausekretär
Wiehe, Königseck 5.
1250 f. e. Architekt, i. Siebenbürgen sof. einig, tücht.
Techn., unbedingt selbst. Arbeiter. Geh. 200 bis 250 Kr. Stllg.
dauernd. Sprachkenntn. nicht erforderl. Ang. unt. 1250 a. d.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1251 f. e. Pfarrhausneubau i. Neuruppin sof. e. Techn.
f. Bureau u. Baustelle. Stllgsdauer voraussichtl. 1 J. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1251 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstr. 94.
1253 f. e. Zimmereigesch. i. Leipzig bald. e. Bautechn.,
gel. Zimm., 24 bis 26 J. alt, f. Bureau u. Baustelle, Absolv.
e. staatl. od. gleichwertig. Privatschule, mögl. militärfrei, m.
Leipzig. Verh. vertr. Stllg. evtl. dauernd. Anfangsgeh. 160 M.
Ang. unt. 1253 a. d. Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung
Leipzig, Thomasring 18.
1254 f. e. Bankgesch. i. Leipzig sof. e. jung. Bautechn.,
Absolv. e. Bauschule. Stllg. dauernd. Geh. 120 M. Ang.
unt. 1254 a. d. Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung Leipzig,
Thomasring 18.
1255 f. e. Militärbauamt i. Bautzen sof. e. jüng. Arch.
u. mehr. i. Miiitärbauwesen bewandt. Techn. Stllg. v. läng.
Dauer. Anfangsgeh. bis ISO M. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1255 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1256 f. d. Neubaubureau e. Gymnasiums i. Trier sof. e.
zeichn. befähigt. Bautechn. Ang. m. Geli.-.\nspr. unt. 1256 a.
d. Zweigstelle Saarbrücken, z. H. d. Hn. Rieh. Rosprich, Talstr. 39.
1257 f. e. gr. Ringofenbau i. Rußland sof. e. jung,, tücht.
Bautechn., gel. M. Ang. m. Geh.-Anspr. bei freier Station u.
Wohnung unt. 1257 a. d. Zweigstelle Bremen, z. H. d. Hn.
Otto Krause, Neustadls Contrcscarpe Nr. 70.
1258 f. e. Beh. i. Kray sof. a. 4 bis 5 Mon. e. Techn.
als Straßenbauaufseher, m. Erf. i. Straßenbauten aller Art, ins-
Heft 18
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
V
besondere in Pflasterungen. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1258 a.
d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
1259 f. e. Baugesch. i. e. Kreisstadt Niederschles. sof. e.
jüng. Bautechn., gel. M., tücht. i. Zeichn., Veranschl. u. i.
Statik. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 125Q a. d. Zweigstelle Nieder-
schlesien, z. H. d. Hn. C. Hauer, Altwasser i. Schles., Promenade.
1260 f. e. Kgl. Hochbauamt in Grünberg i. Schles. sof.
e. jüng., i. d. landwirtschaftl. Baukunde mögl. schon etwas erf.
Bautechn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1260 a. d. Zweigstelle
Niederschlesien wie unter 1259.
1261 f. e. Stadt. Tiefbauamt i. Westf. sof. e. jung. Tief bau-
techn. Stllg. dauernd. Geh. 120 M. Ang. unt. 1261 a. d. Ge-
schäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1262 f. e. Hoch- u. Tiefbaugesch. i. Bielefeld sof. e. i.
Projektieren, Abrechn. u. i. Bauleitung erf. Techn., selbst. Ar-
beiter. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1262 a. d. Geschäftsstelle
Rheinland und Westfalen wie unter 1261.
1263 f. e. Baugesch. i. Marienwerder sof. e. Hochbautechn.,
bis 26 J. alt, m. reg. Geschäftsinter, u. m. allen vorkommend.
Arb. vertr. Geh. bis 150 M. Ang. tint. 1263 a. d. Zweigstelle
Danzig, z. H. d. Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1264 f. e. Bau- u. Installationsgesch. i. Altmark sof. e.
tücht. Techn. in dauernde Stllg. Ang. unt. 1264 a. d, Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1265 f. e. Baugesch. m. Dampfsägewerk i. Neumarkt i.
Schles. sof. e. Bautechn., gel. Z., kath., der mögl. m. d. Land-
kundschaft umgehen kann. Geh. 130 bis 150 M. Stllg. dauernd.
Ang. unt. 1265 a. d. Zweigstelle Breslau, z. H. d Hn. E. Reuß-
ner, Breslau 8, Webskystr. 11.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. 1239 a. d. Geschäftsstelle für Rheinland
und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1240 i. e. Ingenieurbureau f. gesundheitstechn. Anlag, i.
Görlitz sof. e. tücht. Techn. der Be- u. Entwässerungsbranche
als Akquisiteur. Geh. u. Tantieme. Ang. m. Geh.-Anspr. u.
Antrittstermin unt. 1240 a. d. Hauptstelle Berlin SW., A\ark-
grafenstraße 94.
1241 f. e. Bauschlosserei u. Eisenkonstruktionswerkstätte i.
Plauen i. V. sof. e. jung. Techn. f. Bureau u. Werkstätte. Geh.
120 bis 150 M. Ang. unt. 1241 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1242 f. e. Werft i. Vegesack sof. e. jüng. Ing. f. Schiffs-
maschinenbau. Geh. 170 bis 180 M. Ang. unt. 1242 a. d.
Zweigstelle Bremen, z. H. d. Hn. L. Seipgens, Lutlierstraße 21;
1243 V. e. Berlin. Firma sof. e. Techn. für Eisenhoch- u.
Trägerbauten. Geh. 180 bis 200 M. Ang. unt. 1243 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1269 f. e. Elektrizitätswerk i. Steglitz sof. e. Montage-
inspektor f. Kalkulation u. Kostenanschl. m. mehrjährig. Erf.
i. dies. Branche. Ang. unt. 1269 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1270 f. e. Kochherdfabrik i. Nürnberg sof. e. Techn., der
spez. i. Warmwasser- u. Niederdruckdampfheizungsanlagen be-
wandert ist. Bevorzugt werd. Herren, welche solche Anlag,
i. groß. Herdfabriken projektiert u. ausgeführt hab. u. Erf. i.
Herdbau besitz. Bewerb. hat auch Pläne, Zeichn. f. d. Werk-
statt, sow. Kostenanschl. anzufertig. u. die Aufsicht i. id. Werk-
statt zu führen. Stllg. dauernd'. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1270
a. d. Zweigstelle Nürnberg, z. H. d. Hn. Fr. Rehle, Untere
Orasersgasse 9.
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Deutsche Techniker-Zeitung.
Sie dienen damit besonders den
Stellen ausgeschrieben werden, so empfehlen Sie bitte unsere
und nützen unserer Ver-
bandssache im allgemeinen
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Stellenlosen Kollegen
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1266 f. e. Berlin. Firma sof. e. Tief bautechn. f. d. Bau-
stelle, der auch gleichz. m. Bureauarb. u. Buchführung, sowie
m. Berl. Verh. vertr. ist, 22 bis 27 J. alt. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1266 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1267 f. e. Ziviling. i. Schöneberg sof. e. Vermessungs-
techn., tücht. Zeichn., für Eisenbahnvorarbeiten. Bewerber muß
mit allen geodätischen Instrumenten zu arbeit, verstehen. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1267 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1268 f. Berlin sof. e. tücht. Arch., sehr gewandt. Zeichn.,
m. Berl. Verh. vertr. Geh. 200 bis 250 M. Ang. unt. 1268 a.
d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1276 f. d. Bau e. Erholungsheims i. Fürstenberg i. Mecklb.
a. etwa 1 Mon. e. tücht. Bautechn. Geh. 180 M. Ang. unt.
1276 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
B. für Industrieangestellte.
1211 n. Erfurt sof. e. ält. Konstr.- f. Apparatebau und
Trockenanlagen. Gehalt 175 bis 200 M. Ang. unt. 1211 a. d.
Zweigstelle Erfurt, z. H. d. Hn. L. Leidenfrost, Scharnhorststr. 18.
1236 n. Dortmund sof. mehrere Techn. (Konstr. f. Eisen
hoch- u. Brückenbau). Geh. nicht unt. 160 M. Ang. f. diese
Vakanz sind nur nach vorher. Anfr. bei d. Hauptstelle n. d.
Adresse der Firma direkt an dieselbe zu richten.
1237 f. e. chemisch. A.-G. i. Bochum sof. e. jüngerer
Maschinentechn., der mögl. i. d. chemisch. Industrie tätig war.
Ang. unt. 1237 a. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1238 V. e. Berlin. Firma sof. bezw. z. 1. 6. 1911 e. tücht.
Heizungsing, für Bureau u. spät. Baultg. Geh. 150 M. Stllg.
dauernd. Ang. unt. 1238 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1239 n. Ohligs i. Rhid. sof. e. Techn., 22 bis 24 J. alt,
der ber. i. Automobilfabr. tätig war u. i. Werkzeugbau erf. ist.
1271 V. e. Spezialfabr. f. Hebezeuge i. Rixdorf sof. e.
Maschinentechn. bezw. Ing., 24 bis 28 J. alt, als Konstr. Stllg.
dauernd. Mehrjähr. Tätigkeit als Konstr. i. Hebezeugbau Be-
dingung. Geh. ca. 175 M. Ang. unt. 1271 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1272 V. e. Maschinenfabr. i. Reinickendorf b. Berlin sof.
e. gut. Zeichn. i. dauernde Stllg. Geh. 120 M. Ang. unt. 1272
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1273/74 V. e. Maschinenbau-A.-G. i. Niesky (Oberlausitz)
zum 1. 7. 1911 e. Konstr. f. Dampfmasch, u. allgem. Maschinen-
bau. Geh. 150 bis 175 M;
desgl. e. Konstr. f. Kesselbau, Wasserrohr- u. Großwasser-
raum-Kessel. Geh. 150 bis 175 M. Ang. für diese beiden Vakanz,
sind nur nach vorher. Anfr. bei der Hauptsteile nach der Adresse
der Firma direkt an dieselbe zu richten.
1275 V. e. Maschinenfabr. i. Berlin sof. e. jüng. Techn.
f. Hebezeuge u. e. Kalkulator f. Nachkalkulationen ausgeführter
Arbeit. Geh. f. ersteren 120 M, f. letzteren sind Anspr. anzug.
Ang. unt. 1275 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
II. Wiederholt:
Vakanz 482 (Leipzig). 503 (Leipzig). 1120 (Oberhausen).
1125 (Dortmund). 1138 (Rheinland). 1155 (Danzig). 1158
(Nauen). 1166 (Bochum). 1172 (Minden). 1182 (Cöln). 1183
(Dortmund). 1184 (Westfalen). 1187 (Düren). 1189 (Düssel-
dorf). 1191 (Rheinland).
829 n. Dippoldiswalde sof. e. Vermessungstechn. (Geo-
meter). Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 820 a. d. Geschäftsstelle der
Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
969 f. e. Baugesch. i. Frankfurt a. d. O. sof. e. tücht.
Bautechn., fl. Zeichn. u. gut. Statik., der auch i. Kostenanschl.
erf. ist. Geh. 150 M u. evtl. mehr. Ang. unt. 969 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
VJ
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 18
1086 f. e. Grob- u. Feinblechwalzwerk b. Berlin sof. einig,
iücht. Techn., welche spez. i. Eisenhoch- u. Wellblechbau erf.
sind. Ang. unt. lüSö a. d. Hauptsteile Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 742 (Hannover). 1019
(Bitterfeld). 1111 (Kreuzburg). 1061 (Osnabrück). 936 (Bonn).
477 (Dortmund). 893 (Sterkrade). 1062 (Arnswalde). 1214
(Wilmersdorf). 1201 (Wilmersdorf). 1213 (Berlin). 1170 (Ber-
lin). 1049 (Zehlendorf). 1200 (Schöneberg). 965 (Kiel). 1005
(Metz). 390 (Stuttgart). 571 (Lissa, d. 3 Mitgl.). 574 (Posen,
d. 2 Mitgl.). 837 (Schrimm). 848 (Posen). 515 (Dortmund).
538 (Dortmund). 821 (Dortmund). 1226 (Berlin). 912 (Sablon).
1059 (Hagendingen). 1079 (Swinemünde). 851 (Meiningen).
962 (Harburg). 1131 (Stuttgart). 707 (Osnabrück, d. 2 Mitgl.).
1068 (Plauen). 967 (Flensburg). 854 (Hannover). 1252 (Posen).
1057 (Altkloster). 1023 (Magdeburg). 1193 (Hildesheim). 470
(Stuttgart). 931 (Schmellbach). 559 (Düsseldorf).
Erledigt: 704 (Niederschlesien). 9Q5 (Rybnik). 1040
(Cosel). 1046 (Potsdam). 755, 1050, 1055, 1056, 1105 (Dort-
mund). 896 (Posen). 849 (Niederschlesien). 1028, 1029, 989
(Dortmund).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
54744. 60202. 01810. 60426. 48688. 61031.
58393. 47084.
57232. 53017.
31874 . 57473.
26044. 36032.
0784. 01260.
34323. 52771.
59150. 01189.
01258. 58310.
8177. 21301.
60847.
52032.
58892.
50580.
61606. 60418.
26523. 61645.
61379. 33442.
59618. 47506.
01266. 57612.
51276. 59191.
01266. 37999.
52637. 61558.
57576. 30611.
61199. 01499.
61518. 60538.
601S4. 01192.
59223. 60203.
55124. 59579.
54600. 60965.
01617. 39849.
48211. 43410.
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Alt -Einbeck
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Pfingsten 19U k:::::::::::::::-
wird gelegentlich der 40 jähr. Wieder-
kehr des Gründungstages des Techni-
kums in Einbeck in dieser durch schönste
Jugenderinnerung geweihten Stätte eine
allgemeine Zusammenkunf alter Herren
.•. .•. .•. .•. veranstaltet .". .*. .".
DER EHREN -AUSSCHUSS:
C. Beckhaus, Kommerzienrat und Fabrikbesitzer, Boizen-
burg. Fr. Boden, Brauereibesitzer, Einbeck. P. Buschow,
Zivil-Ingenieur und General-Vertreter der Borsigwerke in
Berlin, Hannover-Kleefeld. Herrn. Domeyer, Senator,
Einbeck. W. H. Eicke, Restaurateur, Einbeck. E. Ewald,
Ober- Ingenieur, Magdeburg. Herrn. Findel, Reichstags-
abgeordneter und Senator, Einbeck. G. Kraus, Zivil-
Ingenieur, Hamburg. W. Maas, Lehrer am Thür. Technikum
und Vertreter des Direktors, Ilmenau. Nedden, Bürger-
meister, Einbeck. Dietr. Ringe, Ingenieur und Repräsen-
tant der Lokomobilfabrik Lanz in Mannheim, Cassel.
F. E. Schmidt, Fabrikdirektor, Außig in Böhmen. Louis
Stahlmann, Bürgervorst.-Worthalter, Einbeck. Dr. Stehle,
Professor, Göttingen. Louis Steinberg, Senator, Einbeck.
J. H. B. Teepe, Fabrikbesitzer, Lodz in Rußl. A. Ventzky,
Geheimer Kommerzienrat und Fabrikbesitzer, Graudenz.
W. Schaper, Direktor der Deutschen Gips-Komp., A.-G.,
= Katzenstein, Osterode a. H. =====
Nähere Auskunft erteilt
Der Vorstand
I. A.: Heinrich Andreas, Ingenieur und Fabrikbesitzer,
Einbeck, Koppen weg Nr. 6. r,';4
Beilagen
finden durch die „Deutsche Tech-
niker-Zeitnng;'' die weiteste und
billigste Verbreitung.
Bronchialkatarrh,
Huftröbrcnkatarrb, I^ungenka-
tarrb, empbyrem, Sijmptome:
OEntroebcc trodiener Äatarr^ mit
heftigem, quälenbem Ruften unb ge=
ringen Wengen sä^en grauen Schleimes ober fd)Ietmtger ßatarrt),
tDobei of)ne grofee Sef^roerben erf)ebli^e Wengen eines bünn=
flüjfigen, eitrigen 2lu5U)urf5 entleert roerben; guroeilcn pfeifenbe
3Itemgeräu[(^e. "Der (^ronifc^e ^8ron(^iaIftatarrI) giefjt oft Bm-
pbyfcm (Cungencrroeiterung) unb bamit mef)r ober roeniger ftarfte
2ltemnot mit ]iä). Set älteren Äatarrl)en ®etDtcf)t: unb Gräfte»
abnal)me. 2Ber berartiges an fic^ beobad)tet, ober tocr an Hrtbma,
Keblhopf-, Radien-, JVafenhatarrb ober Jolg?" von ünfluensa
leibet, toer leicht 3U (Erkältungen neigt, roenbe Jtd) nertraucnsDolI
an untenftcl)enbe 2lbrejje unb informiere fid) über ein auf neuen
'Pringipien beruf)enbe5 unb oon gang ^eroorrogenben (Erfolgen
begleitetes är3tli(i) cmpfof)Ienes §eilDerfat)ren. Patienten, toel^e
nid^t in ber £age finb, eine Sabercife nad) 2Biesbaben 3U unter=
nel)men, Itönnen bie Äur au(^ mit oer^ältnismä^ig geringen
Soften unb of)ne Serufsftörung im eigenen §eim burd^füt)rcn.
■Der (Effekt ift in ganj kurger Qdt tDaf)rnef)mbar. Die
3äl)en Sd)Ieimpfropfen löfen fic^ unb roerben Ieid)t unb allmäl)lic^
faft of)ne Ruften abgeflogen. "Der DorI)er ret(f)[tcf)c 2lusrourf, ber
nur burd^ kräftige ^uftcnftö^e ^erausbeförbert tnerben konnte,
löft fid) balb burd) etnfad)es !Räufpern, toirb nad) unb nad) ge=
ringer unb Derfd)tDinbet fd)Iie{3lici[) gan3. Die 2ltmung toirb
Ieid)ter unb freier, ber quälenbe Ruften toirb immer geltnber unb
befonbers toirkt bie Rur tDoI)Ituenb gegen ben Ät^elrei3 bes
fief)Ikopfes. - Das (Befül)! läftiger 3;rodienI)ett im ?)al\e vex--
fc^tüinbet. Die Stimme roirb klar. - Das 2lllgemcinbefinben
l)ebt fid). - 'profpekte koftenfrei burd) : Cancrc's Jnbalatonum,
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borze 108 O.-SchL "
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 19 Schriltldlung: E. Rieh. Schubert. Berlin. 6. Mai 1911
loball: Wohnungswesen und Wohnungsfrage — Die architektonische Gestaltung des Schornsteinkopfes — Ein Vorschlag zur Verbilligung von Eisenbahn-Güterschuppen -■
Sfandesbewegung — Schulfragen — Rechtsfragen — Aus der ^Volkswirtschaftslehre — Zeitschriftenschau — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Wohnungswesen und Wohnungsfrage
[Von Regierungsassessor Dr. CL. HEISZ, Treptow bei Berlin.
I.
Das Wohnungswesen zeigt den Grundzug, daß jeder
einzelne Vorgang seine Wirkungen vervielfältigt und auf
fremde Gebiete überträgt. „Die Einrichtungen, die der
Jurist schafft, sind bestimmend für das Werk des Tech-
nikers. Die Maßnahmen des Technikers wiederum
haben in hervorragender Weise volkswirtschaft-
liche Bedeutung. Die Ergebnisse der Bodenparzellie-
rung, der Bauweise, der Besitzverteilung greifen auf das
tiefste in die Gestaltung der politischen Verhältnisse
ein. Jede Handlung scheint hier ihren Erfolg nach ver-
schiedenen Richtungen zugleich zu erstrecken und, ob
gewollt oder ungewollt, über ihren ursprüngUchen Bereich
hinauszugreifen."
Das Wohnungswesen kann daher in einer deri' An-
forderungen der Praxis genügenden Weise nur dann
behandelt werden, wenn Verwaltungslehre, Technik und
Volkswirtschaft gleichmäßig berücksichtigt werden. Erst
durch das Zusammenwirken dieser drei Disziplinen ent-
steht die Wissenschaft des Städtebaus.
Zum Schaden des Wohnungswesens und des Städte-
baus waren bis in die jüngste Zeit der Verwaltungsjurist,
der Techniker und der Nationalökonom ihre eigenen Wege
gegangen. Es ist das größte Verdienst des ,, Handbuchs
des Wohnungswesens und der Wohnungsfrage" von Prof.
Dr. Rud. Eberstadt (Zweite vermehrte und erweiterte Auf-
lage. Jena 1910, Gustav Fischer, IX und 516 S. gr. 8'^
mit 135 Abbildungen im Text, Preis brosch. 10 M), der
ersten Autorität auf diesem Gebiet, daß darin jeder ein-
zelne Abschnitt nach jenen drei Richtungen durchgearbeitet
ist und deren Zusammenhang und Wechselwirkungen klar-
gestellt sind. Für den Techniker wird das Buch besonders
wertvoll dadurch, daß technische Fragen wie die Boden-
parzellierung, die Haus- und Bauformen in ihrem Zu-
sammenhang mit den volkswirtschaftlichen und verwal-
tungsrechtlichen Fragen der Bodenbewertung und Kapitali-
sierung des Bodens behandelt und daß diese Dinge in
ihrer historischen Entwicklung vorgeführt werden. Das
Handbuch verbindet also eine reiche Fülle aus der Praxis
geschöpfter Erfahrungen mit einer bisher unerreichten
Tiefe der theoretischen Einsicht.
In den griechischen Stadtstaaten, wo die Konzentration
zu einer Reichseinheit und einer Verkehrseinheit fehlte,
haben eigentliche Großstädte nie bestanden. Nach der
Volkszahl sind Athen, Sparta, Korinth über ein mittleres
Maß nie hinausgewachsen. Während der Blüte des Bürger-
tums stand der Pracht und Größe der Monumentalbauten
die Einfachheit und Schmucklosigkeit des Bürgerhauses
gegenüber. Athen mit seinen glänzenden öffentlichen Bau-
werken war in seinen Wohnstraßen eine winklige und
regellos gebaute Stadt, deren Gassen als schmal und in
einem Gewirr verlaufend geschildert werden. Hippodamus
aus Milet, der Schöpfer einer „neuen Bauart", faßte aber
bereits die Stadtanlage einheitlich und systematisch auf
und baute nach diesem System die Pyraeusstadt bei Athen
auf, deren Bebauungsplan ein öfters benutztes Vorbild bei
den hellenischen Städtegründungen abgab. Er schied das
Gelände bereits in drei Teile: in solches für Heiligtümer,
Staatsgebäude und Privatbauten und führte die Haupt-
straßen gerade und ordnete sie nach einem einheitlichen
Plan an. Aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus sind
bereits Gesetze über die Wege-, die Baupolizei und die
Wasserversorgung erhalten, wonach die Straßenlast von
den Grundbesitzern gemeinsam getragen werden mußte,
und die Unratsabfuhr in Verding gegeben war. Die bau-
polizeilichen Bestimmungen enthalten u. a. bereits solclie
über die „gemeinsame Mauer" zwischen zwei Gebäuden.
In dem Abschnitt über die Wasserversorgung wird für
die Unterhaltung und Beaufsichtigung der Laufbrunnen
gesorgt; das Waschen und Viehtränken an öffentlichen
Brunnen wird mit strenger Strafe bedroht.
Das Imperium Romanum — ein Ländergebiet von
gewaltigster Ausdehnung, versehen mit Verkehrseinrich-
tungen und Verkehrsanlagen von großer Leistungsfähigkeit
und mit einem Straßennetz, das wir noch heute bewun-
dern — zeigt eine weit vorgeschrittene städtische Ent-
wicklung. Neben der Weltstadt Rom hatten sich zahl-
reiche Großstädte und bedeutende Mittelstädte gebildet.
Das städtische Wachstum und die Bevölkerungsbewegung
nahmen den größten Umfang an. Hier zeigen sich denn
auch Zustände, die sich mit den Verhältnissen der Gegen-
wart vergleichen lassen.
Die Ausdehnung der Stadt Rom selber vergrößerte
sich mit der Ausbreitung der römischen Herrschaft; für
den Gipfelpunkt unter der Kaiserzeit wird die Bevölkerung
der Stadt auf ein bis zwei Millionen Menschen angegeben.
Die Wohnverhältnisse zeigen die größten Widersprüche.
Auf der einen Seite die Paläste und vornehmen Bauten
der oberen Klassen; auf der anderen Seite die traurigsten-
Wohnungszustände der mittleren und unteren Bevölke-
rungsschichten. Die Masse der Bevölkerung wohnte dicht
zusammengedrängt in großen vielstöckigen Mietshäusern
oder Mietskasernen, insulae genannt. Die Zahl der Insulae
wird für die spätere Kaiserzeit auf 46 602 angegeben,
gegenüber 1780 Patrizierhäusern (domus). Die Wohnungs-
wie die Grundbesitzverhältnisse waren für die unteren
Klassen gleich ungünstig.
2Q0
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
He[t 19
Der Stockwerksbau und die Stockwerkshäufung waren
für die Mietwohnungs-Grundstücke allgemein angewandt,
und zwar bediente man sich zum Aufeinandersetzen der
Stockwerke des Fachwerkhaus. Die Miethäuser wuchsen
gewaltig in die Höhe. Wir hören von Wohnungen von
solcher Höhenlage und Bauweise, daß eine Rettung bei
Feuersgefahr unmöglich ist. Baupolizeiliche und hygie-
nische Vorschriften mit Bezug auf die Ausstattung der
Wohnungen selber gab es kaum. Die Zusammendrängung
der Bevölkerung war eine sehr große; auch Kellerwohnun-
gen schlechtester Art waren in erheblicher Zahl vorhanden.
Häuserspekulation und Bodenspekulation beherrschten
das Wohnwesen der unteren und mittleren Klassen durch-
aus und wirkten in sozialer, wirtschaftlicher und poli-
tischer Hinsicht für die Oesamtbevölkerung überaus un-
günstig. Crassus erwarb seinen enormen Reichtum durch
Bodenspekulation großen Stils, indem er geschäftsmäßig
Grundstücke, Baustellen und Mietshäuser zusammenkaufte.
Mit der Teuerung der Wohnungen gingen die Unstetigkeit
des Wohnens und der Wohnungswechsel Hand in Hand.
Diesen Mißständen stehen drei Glanzleistungen gegen-
über: die Wasserleitung, "die Straßenpflasterung und die
Kanalisation. Wie im alten Rom zeigt sich in den konti-
nentalen Großstädten unserer Zeit dieselbe Fürsorge für
gewisse Aeußerlichkeiten im Städtebau und dieselbe Ver-
nachlässigung des Wohnungswesens. Wenn man das
Wohnungswesen ganz und gar dem Sondervorteil einzelner
überliefert, dann nötigen eben die schlechten Wohnungs-
verhältnisse zu gewissen sanitären Anlagen, hinter denen
sich der traurige Zustand des Wohnungswesens verbirgt.
Eberstadt teilt die Geschichte des Wohnungswesens
und Städtebaus in Deutschland von dem Einsetzen
der eigentlichen städtischen Entwicklung ab in drei
Perioden, die indes nicht mit der Einteilung unserer großen
Abschnitte in der allgemeinen Geschichte zusammenfallen.
„Die erste selbständige Periode ist die des 12. und
13. Jahrhunderts. Als zweite Periode bezeichne ich die
der landesfürstlichen Bautätigkeit, die zu Ende des 17. Jahr-
hunderts einsetzt und im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt
erreicht; die dritte ist die der Gegenwart seit Mitte
des 19. Jahrhunderts. Jede dieser drei Perioden hat einen
scharf ausgesprochenen Charakter; unter sich sind die
Abschnitte jeweils durch Uebergangsstufen verbunden."
Nach Erringung der kommunalen Freiheit im 12. Jahr-
hundert und Entfaltung des Zunftwesens im 13. Jahrhundert
entwickelten sich die deutschen Städte im 'Mittelalter zu
großer Blüte. Wenn auch die von den sächsischen Kaisern
im 10. und 11. Jahrhundert gegründeten Burgstädte eng-
räumig gewesen sein mögen, so trifft diese auch auf das
12. und 13. Jahrhundert übertragene Anschauung Dr. Essen-
weins nicht zu. Der Städtebau des 12. und 13. Jahrhunderts
war vielmehr weiträumig. Die Städte sorgten bei Anlage
ihres von Mauer, Wall und Graben umgrenzten Gebietes
für die fernere Entwicklung durch die Zuwanderung. Sie
bedurften der Freiflächen schon, um eine Belagerung aus-
halten zu können, und sie setzten endlich ihren Stolz
in eine große und mächtige Anlage. Die Entwürfe des
Städtebaus jener Periode sind genau so großartig wie
die des damaligen Kirchenbaus. Die Ringmauer wurde
weit hinausgeschoben: Höfe, Accker, Gärten, Weinberge
lagen innerhalb der Mauer; Klöster mit ihrem umfassenden
Grundbesitz wurden in die Stadtumwallung einbezogen.
Von der Weitsichtigkeit der damaligen Städteverwaltung
mag es einen Begriff geben, wenn ich bemerke, daß
Köln bis zum Jahre 1882 fast ganz genau in den Ring
eingeschlossen war, den die große Stadterweiterung des
Jahres 1180 — also volle sieben Jahrhunderte früher —
gezogen hatte. Das ist ein Unternehmen, das an Größe
des Entwurfs gewiß dem Kölner Dombau gleichkommt.
Große Stadterweiterungen wurden während des 13. Jahr-
hunderts in zahlreichen Städten vorgenommen, so in
Worms, Straßburg, Basel. Diese mit Leichtigkeit vor-
genommenen Stadterweiterungen eilten in ihren Abmes-
sungen zum Teil dem Bevölkerungsstand weit voraus.
Erst viel später, d. i. gegen Ende des Mittelalters und
vor allem seit dem 16. Jahrhundert, ist in einigen volk-
reichen Städten der mittelalterliche Mauerring ganz ge-
füllt, während andererseits die Elastizität der Stadt-
erweiterung, das fortwährende Hinausschieben der Stadt-
mauer, wie es im Mittelalter üblich war, aufhörte. Dies
hat nach der Annahme Dr. Eberstadts in der Umwälzung
der Feuergeschütztechnik und der dadurch bedingten Kost-
spieligkeit der Umwallungsanlagen seinen Grund. Die
Festungsstadt blieb nach der Ausbildung neuzeitlicher
Kriegstechnik auf lange Zeit in ihrem einmal bestehenden
Gürtel eingeschlossen. So wurden z. B. in Straßburg in
der Zeit von 1200 bis ca. 1450 nicht weniger als vier
Stadterweiterungen ausgeführt, während in der Neuzeit
von 1580 bis 1870, in der sich die Bevölkerung verdrei-
fachte, das Stadtgebiet sich fast gar nicht in seiner Topo-
graphie verändert hat. Als Beispiele für die Individualität
und den Charakter mittelalterlicher Städte werden die
Stadtpläne von Rothenburg o. T., Soest und Ochsenfurt
a. M. wiedergegeben. Die mittelalterlichen Stadtanlagen
— die Städte wurden entweder von Anfang an planmäßig
angelegt oder haben sich allmählich entwickelt — lassen
sich nur nach einem einzigen Gesichtspunkt, der Führung
der Straßen, charakterisieren. Eberstadt unterscheidet:
1. Kardinalstraßen oder Hauptstraßen, die das Gerüste
der Stadt bilden; 2. Aufteilungsstraßen oder Nebenstraßen,
die der Aufteilung des übrigen Baugeländes dienen.
Das Straßengerüste der Kardinalstraßen oder Haupt-
straßen ist in der mittelalterlichen Stadtanlage stets leicht
zu erkennen. Die Planlosigkeit des mittelalterlichen Städte-
baus hat ihren Grund nur in den Aufteilungsstraßen und
rührt von den Orundbesitzverhältnissen her. Im 12. und
13. Jahrhundert standen die städtischen Böden in der
Hauptsache im Besitz größerer Grundbesitzer, deren Be-
sitzflächen regelmäßig größer waren als die zum Klein-
hausbau erforderlichen Bodenparzellen. Dem Hausbau
mußte also die Bodenparzellierung vorausgehen. Für diese
Zwecke wurde das wichtige Rechtsinstitut der „städti-
schen Grundstücksleihe" ausgebildet. „Der Grundbesitzer
verleiht ein Grundstück, eine Parzelle, einen Bauplatz gegen
die Zahlung eines festen Zinses. Der Eigentümer bedingt
sich hierbei einen jährlichen und unlösbaren Zins aus;
der Beliehene dagegen hat, solange er diesen Zins zahlt,
die unbeschränkte Verfügung über das Grundstück. Von
Anfang ist in den deutschen Urkunden die zeitliche Be-
grenzung des Leiherechts selten. Der Belielf^ne hatte ein
selbständiges Recht an der ,, Besserung", d. h. an dem
von ihm errichteten Bauwerk; die Verleihung erfolgt regel-
mäßig zu Erbbaurecht, so daß der Erwerber ein zeitlich
unbeschränktes, frei veräußerliches Erbrecht an der Boden-
nutzung und am Gebäude erhielt."
Das deutsche Recht zeigt in diesem Institut, wodurch
es die Trennung zwischen Boden und Bauwerk durchführte,
seine große Ueberlegenheit über das römische Recht, wo-
nach jede Wertvermchrung des Bauwerks zum Schaden
dessen, der sie geschaffen, dem Grundbesitz zuwuchs.
Nach deutschem Rechte durften sich die Werte, die Kapital
und Arbeit schufen, nicht vereinigen mit dem Rechte
des Bodenbesitzes. Hierdurch wurde in einer kapitalarmen
Zeit eine hohe Blüte des Gewerbelcbens ermöglicht, weil
aller Nutzen Kapital und Arbeit und nicht dem Boden-
besitz zufloß. Die heutigen Schwierigkeiten in unserem
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
291
Wohnungswesen und die ungünstigen Wirkungen der
Bodenspekulation in Deutscliland haben zu einer ihrer
vornehmsten Ursachen nichts anderes als die fehlerhafte
und in der neueren Zeit noch verschärfte Ordnung, der-
zufolge jeder Aufwand an Kapital und Arbeit heute der
Bodenspekulation zugute kommt. Auf der Verschmelzung
der produktiven Aufwendung mit der spekulativen Preis-
treiberei beruht in seinem letzten Grunde der Erfolg der
Bodenspekulation in ihrer heutigen Form.
Die Bodenspekulation war aber dem Mittelalter durch-
aus nicht fremd. Man spekuUerte auf den Mehrwert der
Baustelle gegenüber dem bisherigen Acker-, Garten- oder
Rebland. Die Trennung von Boden und Bauwerk schnitt
dagegen den bestimmenden Einfluß auf die Entwicklung
der Grundstückswerte und die Bebauung ab. Auch ge-
werbsmäßige sogenannte „mehrfache" Hausbesitzer sind
nachweisbar. Doch wurde dadurch keineswegs der In-
dividualbesitz geschädigt oder zurückgedrängt. Auch heute
noch hat sich in rheinischen Städten neben der über-
lieferten Form des Kleinhauses, dem sogenannten Drei-
fensterhaus, neben dem Großbesitz von Häusern (bis zu
200 in einer Hand) im allgemeinen der Individualbesitz
erhalten. Das oben geschilderte Institut der Erbleihe mit
seinem festen und unabänderlichen Bodenzins machte ein
Steigern der Mieten durch den Bodenbesitz mit dem Auf-
blühen von Handel und Gewerbe unmöglich und beförderte
die Entfaltung der Städte stark.
Aus den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts
lassen sich deutlich drei Formen des bürgerlichen Haus-
baues der damaligen Zeit erkennen: 1. das auf vier Seiten
freistehende, mit den Nebengebäuden nicht ver-
bundene Haus; 2. das durch Senkrechtteilung eines
größeren Hauses entstandene Teilhaus; 3. das
Reihenhaus, das in der älteren Zeit mehrfach noch
in der Form mehrerer Kleinhäuser unter einem gemein-
samen Dache erscheint. Die erste Hausform bildete die
bäuerliche Bauweise für städtische Zwecke weiter. „Die
eine Form (das Bauernhaus) ist aus allgemein ländlichen
Bedürfnissen, die andere aus den besonderen städtischen
Zwecken hervorgegangen, wenn auch sicherlich ein tech-
nisch-struktiver Zusammenhang zwischen beiden Formen
anzunehmen ist." Das Teilhaus wurde meist in senk-
rechter Richtung geteilt. Bei der Bedeutung des eigenen
Hausbesitzes im Mittelalter darf es nicht wundernehmen,
wenn dieses Mittel gern und in großem Umfang ergriffen
wurde. Mit der Teilung in Hälften wurde begonnen; die
Absplitterung schritt fort zu halben Stockwerken bis zu
einzelnen Läden und Stuben. Diese Zerlegung großer
Häuser und Wohnungen, die in der Gegenwart auch an
neueren Bauten vielfach geübt wird, führt natürlich mit-
unter zu großen Uebelständen.
Die von den Städten durchaus selbständig geschaffene
Form des Bürgerhauses ist das an dritter Stelle genannte
Reihenhaus, das in geschlossener Reihe und ohne
Seitenabstand aufgeführt wurde. Der Ausgangspunkt für
die Entwicklung dieser Bauform liegt in der Parzellierung
größerer Bauflächen, die während des raschen Auf-
schwungs der Städte im 12. und 13. Jahrhundert zur Auf-
teilung gelangten. Hierbei wurden sowohl ganze Neu-
straßen wie auch Seitengassen und in den Großgrund-
besitz hineingetriebene Hofgassen angelegt und mit Reihen-
häusern besetzt. Eine Mehrzahl von Reihenhäusern hatte
vielfach noch im 13. Jahrhundert ein gemeinsames Dach,
was später aufgegeben wurde, während die Gemeinsamkeit
der Scheidemauer beibehalten wurde. Das Reihenhaus
von drei Fenstern Front, das „Dreifensterhaus", entsprach
durchaus den Anforderungen des städtischen Grundstücks-
verkehrs wie der städtischen Wohnweise vollkommen. „Die
Hausanlage bietet in ihrer Einfachheit eine treffliche prak-
tische Lösung und ist den Bedingungen der Raumverteilung
und Raumausnutzung auf das beste angepaßt." Diese
systematische Einführung des Kleinhauses in den Städte-
bau ist ein Vorgang von weittragender politischer und
wirtschaftlicher Bedeutung. Großgrundbesitz wurde durch
eine geradezu vorbildliche Bodenparzellierung aufgeteilt
und in die Hände des neuen Bürgerstandes, der so mit
eigenem Hausbesitz ausgestattet werden konnte, hin-
übergeleitet.
Von den Vorschriften des mittelalterlichen Baurechtes
ist besonders beachtenswert die, daß Bauplätze niemals
der Bebauung entzogen werden dürfen. Weigerte sich
der Besitzer, selber zu bauen oder war er aus Mangel an
Mitteln dazu nicht imstande, so wurde die Baustelle durch
obrigkeitliche Verfügung weiter verkauft. Dies ist eine
der ältesten und stets festgehaltenen Bestimmungen des
mittelalterlichen Stadtrechts. Die Bebauung lag im Inter-
esse der Bodenbesitzer, und Baustellen wurden häufig
mit Bauverpflichtung verkauft. Auch durch Gewährung
von freiem Baumaterial, insbesondere von Bauholz, wurde
der Häuserbau in den Städten vielfach gefördert und unter-
stützt. In baupolizeilicher Beziehung finden sich vielfach
Vorschriften über Einbauten, Vorbauten und sogenannte
Ueberbauten sowie mehrfach auch über die Bauhöhe. Als
allgemein zulässige Höhe für das 13. Jahrhundert sind
drei Geschosse anzusehen.
Eberstadt faßt sein Urteil über die Leistungen des
Mittelalters im Städtebau und Wohnungswesen in folgende
Sätze zusammen: „Die bodenpoHtischen Schöpfungen
dieser ersten Periode unseres Städtebaues sind nicht nur
für die eigene Zeit, sondern ebenso für die spätere Ent-
wicklung bedeutsam geworden. Die Leistungen, die einen
dauernden Wert für die städtische Bodenentwicklung be-
sitzen, lassen sich in vier Punkte zusammenfassen: Auf-
stellung von Rechtssätzen für die Bodenaufteilung, Schaf-
fung der Einrichtungen für den Immobiliarverkehr und
die Kapitalisierung des Bodens, Ausgestaltung des städti-
schen Kleinhauses, Differenzierung der Straßen nach Zweck
und Bedürfnis."
Im 16. Jahrhundert gelangten mit dem Eindringen der
Renaissance von Italien nach dem Norden neue Bauformen,
die von großem Einfluß auf Städtebau und Wohnungs-
wesen wurden. Dem mittelalterlichen Dreifensterhaus, das
den Individualbesitz betont und mit seiner schmalen Front
für eine Familie oder doch für eine geringere Zahl von
Haushaltungen bestimmt ist, tritt ein breites Grundstück
zur Seite, das die Abmessungen der Bauwerke der vor-
nehmen Klassen nachahmt und bei seiner späteren Ueber-
tragung auf das Bürgerhaus schon äußerlich den Charakter
des Mietshauses erkennen läßt. Die Vermittler der aus
Italien übernommenen Bauform waren Baumeister der
Renaissance, die in den Urkunden bezeichnenderweise die
„wälschen Maurer" genannt werden. Im 16. Jahrhundert
entwickelte sich zugleich die landesfürstliche Bautätigkeit
im Städtebau, verbunden mit einer systematischen Bau-
politik, d. h. der Anwendung staatlicher Machtmittel zur
Erreichung bestimmter Ziele im Bauwesen. In Frankreich
verbot man zuerst den Häuserbau oder wenigstens den
Bau herrschaftlicher Häuser in den Vorstädten, um den
Glanz der Residenz zu erhöhen und die reichen Leute zu
zwingen, ihre Palais im Innern der Stadt zu errichten,
ein Vorgehen, das später von Friedrich I. in Preußen
nachgeahmt wurde. Ein von der mittelalterlichen Stadt
vollkommen verschiedenes Ideal des Städtebaues wurde
verwirklicht und als Vorbild aufgestellt. Die hauptsächlich
angewandten Mittel der landesfürstlichen Baupolitik im
Städtebau waren: Anlage gleichförmiger öffentlicher Plätze
292
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 19
(„places ä Symmetrie", streng einheitlich umbaut); Anlage
geradlinig gezogener Straßen; Durchführung von Stadt-
erweiterungen durch Staatsbeamte und private Unternehmer
nach einheitlichen Plänen; endlich die Vergebung von
Baustellen mit der Verpflichtung, auf der angewiesenen
Stelle ein Gebäude zu errichten.
In Deutschland ragte Brandenburg-Preußen durch
seine umfassende Tätigkeit für die Hebung der Städte
hervor. Eberstadt verwahrt die preußischen Fürsten da-
gegen, daß sie zwar wohlgesinnte, aber rücksichtslose
und selbstherrliche Neuerer gewesen wären. Ihre Bau-
politik ist nur als ein Teil ihrer allgemeinen Verwaltungs-
politik zu verstehen. Ein Hauptmittel für die Kräftigung
und Hebung des Staates bildete die Förderung des Qe-
werbewesens. Das Gewerbe wurde aber seit 1680 ge-
radezu auf die Städte beschränkt; durch Freiheiten, Unter-
stützungen und Privilegien wurden Immer neue Scharen
gewerbetätiger Einwanderer in die Städte gezogen. Das
Anwachsen der Städte wurde verstärkt durch die segens-
reiche preußische Bevölkerungspolitik und die Begünsti-
gung der Einwanderung, deren mächtiger Strom, soweit
es sich um Gewerbetreibende handelte, zumeist nach den
Städten gelenkt wurde. Hand in Hand mit dieser ener-
gischen städtefördernden Politik ging eine umfassende
Bautätigkeit und Baupolitik. Das 18. Jahrhundert be-
zeichnet für Preußen den Höhepunkt der landesfürstlichen
Bautätigkeit; ganze Stadtteile und Städte wurden damals
planmäßig und systematisch angelegt. Teils wurden fran-
zösische Vorbilder nachgeahmt, in der Hauptsache aber
wurde das alte kommunalständische Recht neu belebt und
ausgeübt, das Recht, das durch die Untätigkeit und Ver-
wahrlosung der städtischen Verwaltungen in Verfall ge-
raten war. Eine auf willkürlich erfundene Rechtssätze
gestützte Baupolitik hat es dagegen in Preußen nicht
gegeben.
In Anwendung eines der ältesten Grundsätze des
Stadtrechts von den unbebauten Baustellen wurden solche
eingezogen und an baulustige Unternehmer vergeben. Es
wurden ihnen überdies noch Baumaterialien und Zuschüsse
gewährt. „Die Größe der preußischen Könige", sagt
Eberstadt S. 47 wörtlich, „lag auch auf diesem Gebiete
in der sittlichen Kraft, mit der sie Widerstände und Inter-
essengegensätze zu überwinden und dem reinen Staats-
gedanken unterzuordnen wußten." In Berlin war die Bau-
tätigkeit unter dem Großen Kurfürsten, mehr noch unter
Friedrich I., Friedrich Wilhelm und Friedrich dem Großen
eine umfassende. Der Reihe nach wurden der Friedrichs-
werder, die Dorotheenstadt, die Friedrichstadt angelegt.
Ein hervorragendes Verdienst gebührt Friedrich Wil-
helm I., der nicht allein für Berlin Großes geschaffen hat,
sondern auch auf das Bauwesen anderer Städte fördernd
einwirkte.
Unter den neu angelegten Städten ragt die Stadt-
anlage von Mannheim hervor, deren mannigfaltige Schick-
sale (wiederholte Zerstörung) eingehend geschildert und
I deren Anlage durch einen Plan vom Jahre 1607 illustriert
wird. Auch hier wurden die Bauplätze in den Neben-
straßen unentgeltlich abgegeben. Häuser wurden auf
Spekulation von Unternehmern gebaut und von Kapi-
1 talisten geschäftsmäßig gekauft. Zu den von deutschen
Landesfürsten neugegründeten oder durch Angliederung
umfangreicher Stadtteile umgestalteten Städten gehören Er-
langen, Ludwigsburg, Karlsruhe, Düsseldorf, Hanau, Darm-
stadt, Kassel u. a.
Das von den wälschen Baumeistern aus Italien und
Frankreich importierte breitgestreckte Etagenhaus wurde
als neue Bauform für das bessere und vornehmere Bürger-
haus eingeführt. Man begünstigte diese Haustypen, weil
sie äußerlich die Vorstellung der Vornehmheit erwecken
konnten und weil man in dem für mehrere Familien an-
gelegten Etagenhaus Mietwohnungen für die staatlichen
Beamten bekam. Der Absolutismus hat indes das Etagen-
haus nicht etwa allgemein angewandt; vielmehr wurde
stets dafür gesorgt, daß neben den breiten größeren Miet-
häusern die entsprechende Anzahl schmaler Kleinhäuser
für Handwerker und Kleinbürger gebaut wurde. Die
Bodenparzellierung wurde obrigkeitlich geregelt und da-
bei teils ganze Abschnitte einzelner Straßen dem Klein-
bau vorbehalten, teils innerhalb des Hausblockes eine
Hälfte zur Aufteilung in kleine Grundstücke ausgeschieden.
Die soziale Fürsorge für die Bodenparzellierung ging sehr
weit. Auch wurde dafür gesorgt, daß die Zahl der Bürger-
häuser erhalten werden solle, eine Bestimmung des preußi-
schen Allgemeinen Landrechts, die durch die Städteord-
nung wieder aufgehoben worden ist. Das System des
landesfürstlichen Städtebaues hat tiefgreifende Neuerungen
in der Stadtanlage und im Wohnungswesen eingeführt.
Der landesfürstliche Städtebau erfaßt die Anlage der Stadt
als einheitliches Ganzes, wobei die Planmäßigkeit sich bis
auf die Regelung jeder die äußere Erscheinung betreffen-
den Einzelheit erstreckt. Das Schönheitsideal war die
Symmetrie, das System als Ganzes war der zutreffende
Ausdruck der zeitgenössischen Zustände; zum Schematis-
mus wurde es erst späterhin, als die künstlerischen Ge-
danken und die Aufgaben des Absolutismus geschwun-
den waren. Auf dem Gebiete der Bodenparzellierung ist
die Scheidung zwischen Verkehrsstraße und Wohnstraße
weggefallen sowie die beliebige Aufteilung des Wohn-
landes durch den einzelnen Grundbesitzer. Für lange Zeit
hinaus blieb der Grundsatz der Straßendifferenzierung dem
kontinentalen Städtebau verloren. Die Bodenaufteilung
entsprach der Schichtung der Einwohnerschaft.
Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts waren für den
Städtebau bedeutsam die Niederlegung der Festungswälle,
der die prächtigen Wallpromenaden und Anlagen vieler
Städte ihre Entstehung verdanken, und der Bau der Eisen-
bahnen mit dem Bahnhof vor der Stadt und der ,, Bahn-
hofstraße". In den Vierteln, die jetzt vor den ehemaligen
Stadttoren entstehen und in denen die offene Bauweise
angewendet wird, lassen sich die vornehmen oder jeden-
falls die besser gestellten Klassen nieder. Zur Begründung
der offenen Bauweise werden nicht, wie heutzutage gesund-
heitliche Gesichtspunkte, sondern Gründe der Feuersicher-
heit, Möglichkeit'späterer Vergrößerung der Gebäude und
künstlerische Rücksichten geltend gemacht. Auch noch
nach dem großen Aufschwung der Industrie war in den
Industriebezirken der eigene Hausbesitz des Arbeiters all-
gemein verbreitet, jedoch auch die Mietwohnungen der Ar-
beiter befanden sich meist in kleinen Häusern; die großen
Hausformen wurden für die Arbeiterwohnungen noch
wenig angewendet. Das Massenmiethaus war als all-
gemeiner Typus überhaupt unbekannt. Das typische ältere
Arbeiterwohnhaus im rheinisch-westfälischen Industrie-
bezirk ist eine Weiterbildung des Dreifensterhauses. Die
Billigkeit des Bodens gestattet die für den Arbeiterhaus-
halt überaus wertvolle Eigenproduktion, deren Wegfall zu
den bedeutsamsten Umwälzungen in der Lebenshaltung
des Arbeiters zählt. Als Wohnform besitzt diese ältere
Bauweise eine große Bedeutung. Die Anlage der Woh-
nung und die Gestaltung des Wohnungsgrundrisses sind
befriedigend. Die vorhandene Freifläche gestattet den Kin-
dern den Aufenthalt und die Bewegung beim Hause. Der
Ervverb des Hauses zum Eigenbesitz war möglich; ebenso
war die Gelegenheit zur Abgabe von Mietwohnungen ge-
geben. Für den Arbeiterstand und seine Kleinwohnung
war mithin in Deutschland ein bestimmter Wohnungs-
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
293
typus vorhanden, dem nach der wirtschaftlichen, sozialen
und bautechnischen Seite wertvolle Eigenschaften zukamen.
Mit den 60er Jahren machen sich die Wirkungen des
Eisenbahnbaues geltend, die Städte beginnen stark zu
wachsen, ihre Industrie vergrößert sich zusehends. Nach
der Einigung Deutschlands haben wir folgendes Bild:
„Eine weitgehende, fest organisierte Selbstverwaltung war
geschaffen. Kapital und Kredit floß in unerschöpflichen
Mengen dem Boden zu. Die Grundrente stieg unaufhör-
lich und ergab für die Spekulation einen Reichtum von
Milliarden. Die Möglichkeit war gegeben, eine günstige
Entwicklung der Bodenverhältnisse herbeizuführen."
Die architektonische Gestaltung des Schornsteinkopfes
yon Reg.-Baumeister a. D. LAUTENSACK, Stolberg a. Harz (M.-Nr. 26 778).
In Nr. 42 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift
ist in einer Abhandlung über den Schornsteinbau in prak-
tischer und schönheitlicher Beziehung auch von der bei
uns meist geübten geringen Sorgfalt die Rede gewesen,
welche den hierbei in Frage kommenden Bauteilen hin-
sichtlich ihrer äußeren Gestaltung fast ausnahmslos zuteil
Abb. 17
Gärtnerei der Villa Muttersegen « in Blasewitz bei Dresden
zu vi'erden pflegt. Dies ist um so auffälliger, als der
Schornsteinkopf in früheren Zeiten keineswegs eine gleiche
Vernachlässigung erfahren hat, wenn auch das Suchen
nach befriedigenden Lösungen naturgemäß nicht immer
von Erfolg gekrönt war. Immerhin darf gerade die Be-
trachtung von Beispielen, welche die allmähliche Entwick-
lung des Geschmackes und Verständnisses für die archi-
tektonisch richtige Gestaltung des Schornsteinkopfes klar
vor Augen führen, besonders empfohlen werden. Will-
kommene Gelegenheit zu einschlägigen Studien bieten
unsere alten Bauernhäuser, welche in den meisten
Fällen gewisse grundlegende Formen des Schornstein-
kopfes aufweisen. Bemerkenswert ist bei den vorliegen-
den, sämtlich alten Bauernhäusern verschiedener Land-
striche entlehnten Beispielen — zu vergl. Abb. 1 bis 7 —
Abb. 19
Landhaus Gerhard Hauptmanns in Blasewitz bei Dresden
die folgerichtige Ableitung der Form des Kopfes aus dem
praktischen Bedürfnis bzw. aus «der Zweckbestimmung des
Rauchrohres heraus. Daher findet man zur Unschädlich-
machung widrigen Windes, zur Beseitigung der am den
Niederschlägen entstehenden Nachteile, welche bei größe-
rem Querschnitt des Schornsteines — um welchen es sich
bei alten Bauernhäusern ausnahmslos handelt — keines-
wegs belanglos sind, Abdeckungen verschiedener Art,
und zwar von der mit Steinen beschwerten Metallplatte
294
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 19
Abb. 1 Abb.^2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7
A
Abb. 8
Abb. 9 Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16
Heft 1§
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
295
Abb. 20. Essenköpfe aus Venedig
(Abb. 1), den im Winkel gestellten Dachziegeln (Abb. 2)
und der gebogenen, an den Enden eingemauerten Blech-
tafel (Abb. 3) bis zum regelrecht abgedeckten bezw. über-
bauten Kopf (Abb. 4, 5 und 6). Bei dem in Abb. 7 dar-
gestellten, aus Westfalen stammenden Beispiel tritt die
Herleitung aus der ursprünglichsten Kopfbildung (Abb. 1)
besonders klar in Erscheinung.
Eine ausgesprochene Stilrichtung ist weder bei den
oben abgebildeten Köpfen, noch bei den meisten anderen
Beispielen (zu vergl. Abb. 8 bis 10) zu erkennen. Gotische
Formen zeigt Abb. 11, während in Abb. 12 der moderne
Münchener Geschmack zum Ausdruck kommt. Ein mit
reicher Schmiedearbeit ausgestatteter Kopf im Stil der
deutschen Renaissance ist in Abb. 13 dargestellt. Weitere
Beispiele verschiedener Geschmacksrichtung, zum Teil in
reicher turmartiger Gestaltung, folgen in der Abb. 14 bis
17 und 18 (5 bis Q).*) Solche reichere Ausführungen sind
im allgemeinen nicht häufig anzutreffen und auch nur da
begründet, wo die Lage des Schornsteins bezw. einer
*) Die Abb. 18 (5 bis 9) sind der Architektonischen
Formenlehre von Bischoff und Meyer, Verlag von Carl
Scholtze in Leipzig, entnommen.
Schornsteingruppe oder der Charakter des Gebäudes es
erheischen. Bemerkenswert ist die Lösung der Schorn-
steinköpfe bei dem Landhause Gerhard Hauptmanns in
Blasewitz b. Dresden (Abb. 19) und ihr harmonisches
Zusammenklingen mit den an Storchnester erinnernden
mächtigen Giebelbekrönungen.
Wenn nach dem oben Gesagten bei uns zwar viele
Beispiele befriedigender Art angetroffen werden, so ver-
mißt man doch andererseits eine gewisse Mannigfaltig-
keit der Gestaltung, deren gerade der Schornsteinkopf
seiner Lage und Bestimmung nach unzweifelhaft fähig ist.
Dafür sprechen auch die auf Abb. 20 dargestellten Essen-
köpfe aus Venedig*) — aufgenommen von Architekt
Werner Müller — , welche durch ihre reizvolle Eigenart
jeden Beschauer entzücken müssen, der mit offenem Auge
nicht nur die klassischen Bauwerke Venedigs in ihrer
Gesamterscheinung, sondern auch im einzelnen auf sich
wirken zu lassen bestrebt ist. Diese im Auslande ge-
wonnenen Eindrücke sind wohl geeignet, dem Archi-
tekten als wertvolle Anregungen für die heimische Bau-
weise zu dienen und dadurch befruchtend zu wirken.
*) Aus der Deutschen Bauhütte 1908, Seite 315.
296
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 19
Will man zum Schluß die mit der architektonischen
Gestaltung in gewissem Zusammenhange stehende prak-
tische Au.iührung der Schornsteine kurz beleuchten,
so muß die Ueberzeugung Platz greifen, daß sich hierin
seit Jahrzehnten eine entschiedene Wendung zum Besseren
vollzogen hat. Früher wurde mangels gesetzlicher Be-
stimmungen auf die Forderungen der Feuersicherheit wenig
oder gar keine Rücksicht genommen, so daß die Auf-
sattelung eines Schornsteinkörpers auf Holzgebälk, das
Schleifen auf Holz, ferner ungenügender Abstand ein-
zelner Holzteile von den Schornstein- Wandungen, ja sogar
das Durchführen von Balken durch den Schornstein-Quer-
schnitt hindurch zu den Alltäglichkeiten gehörte. Bei-
spiele hiervon kann man noch heute bei alten Gebäuden
nicht selten finden. Alle diese Uebelstände werden in-
folge geeigneter baupolizeilicher Anordnungen gleichzeitig
mit dem Rückgange des unpraktischen steigbaren Schorn-
steines und der fast allgemeinen Einführung des russischen
Rohres mehr und mehr verschwinden müssen. Auch das
Streben nach tunlichster Verwendung von Formziegeln,
welche Baustoffe ersparen und den Vorgang des Auf-
baues vereinfachen, trägt zur Schaffung eines gesunden
Schornsteinverbandes nicht unwesentlich bei. Es sei hier-
bei an die im Königreich Sachsen allgemein üblichen
Essenziegel*) und an die vom Ingenieur Heinr. Franke
in Wiesbaden erfundenen Formsteine erinnert. Beide be-
zwecken die Herstellung von Schornsteinen mit rundem
Querschnitt, welchem erfahrungsmäßig mancherlei Vorzüge
nicht abgesprochen werden können.
*) Zu vergl. den eingangs erwähnten Artikel in Nr. 42
des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift.
Ein Vorschlag zur Verbilligung von Eisenbahn-Güterschuppen
Bei den zahlreichen Eisenbahn-Hochbauten usw. aller-
wärts in deutschen Landen wird man durchweg die Be-
obachtung machen können, daß im ganzen nicht nur ge-
schmackvoller, sondern auch den Fortschritten der Technik
entsprechend vielfach zweckmäßiger als früher gebaut wird.
Nur eine Art von Zweckbauten ist vom Wandel der
Zeit so ziemlich unberührt geblieben. Es sind dies die
Güterschuppengebäude der Bahnhöfe, deren Zweck be-
kanntlich ist, die sogenannten Stückgüter, die nicht im
Freien lagern dürfen, vorübergehend, gleichzeitig zur Siche-
rung gegen Diebstahl, unter Dach und Fach abzustellen.
Abb. 1
in der Tat nicht so groß zu sein brauchte, weder aus
hygienischen, noch aus architektonischen Gründen, denn
ob das Aeußere eines derartigen Gebäudes einen mehr
oder weniger gedrückten Eindruck macht, kommt dort, wo
sie stehen, kaum in Frage.
Trotzdem beträgt die Raumhöhe mit Rücksicht auf
das Eisenbahn-Normalprofil (weniger auf die Ladehöhe
der Rollfuhrwerke) an den Umfassungen ca. 5,5 m, am
First bis 8,3 m über Fußboden (Abb. 1). Da die Stapel-
höhe der Frachtstücke selten mehr als 2,0 bis 2,5 m be-
trägt, wird demnach der überbaute Raum nach der Höhe
Abb. 3
Das allgemeine Charakteristikum dieser einfachen
ebenerdigen Gebäude ist: Ein zweiseitiges Satteldach mit
breiten Vorsprüngen, um auch das Ein- und Ausladen
der Stückgüter in die Eisenbahnwagen und Rollfuhrwerke
unter Dachschutz vornehmen zu können. Die Um-
fassungen, teils massiv, teils Fachwerk und von Holz;
in der Regel nur mit Lukenöffnungen, seltener außerdem
mit Fensteröffnungen. Als Dach meistens Papp-, aber
auch Schiefer- und Ziegeldachung.
Betritt man nun derartige Güterböden, so wird man
die Beobachtung machen, daß die verschiedenartigen
Frachtstücke als : Kisten, Ballen, Rollen, Fässer, Säcke usw.,
abweichend von Güter speichern, nicht hochgestapelt,
sondern nur, mit wenig Ausnahmen, nebeneinander gelagert
werden, wie dies eben der Eisenbahn-Güterbetrieb er-
fordert. Man hat infolgedessen den Eindruck, daß die
lichte Raumhöhe zu reichlich bemessen ist und die auch
nur in geringem Maße ausgenützt und fällt somit der
Bauaufwand wesentlich höher aus, als der Benutzungszweck
eigentlich bedingt.
An dieser Tatsache läßt sich auch nichts ändern, wenn
die bisher übliche Dachkonstruktion, in der Hauptsache
Satteldach, beibehalten wird.
Hierzu liegt aber eine Notwendigkeit nicht vor. Und
da andererseits alljährlich zahlreiche Erweitcrungs- und
Neubauten von Eisenbahn-Güterschuppen herzustellen
sind, wäre es aus Sparsamkeitsgründen wohl angebracht,
allgemein auf eine Konstruktion zu kommen, die, ohne
die Benutzbarkeit der Anlage einzuschränken, eine ge-
ringere Bauhöhe zuließe.
Diese ließe sich m. E. dadurch erreichen, wenn an
Stelle des Satteldaches das sog. Pferdekopf- oder Pultdach,
s. Abb. 2 und 3, oder eine shedartige Konstruktion nach
Abb. 4 in Anwendung käme, die eine bis zu 35 qm
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
297
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1
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Abb. 2
e^eringere Profilfläche gegenüber der üblichen Ausführung
ergeben. Die Ausführung nach Abb. 4 würde gleichzeitig
die zweckmäßige biUige Anlage eines senkrechten Ober-
lichtes auf die volle Länge des Gebäudes ermöglichen.
Die sich hiernach z. T. ergebenden Höhen von 4,0 m
an der Straßenseite von der Straßenoberkante bis zum
Dach erscheint für beladene Rollfuhrwerke völlig aus-
H :: :: :: STANDESBEWEGUNO :: H
Personalakten
Unserem rührigen Verbandsmitghede, dem Stadtver-
ordneten Herrn G a w e h n - Dresden, ist es gelungen, die
von ihm schon öfters in der Dresdener Stadtverwaltung
angeschnittene Frage der Offenlegung der Personalakten
zu einem guten Abschluß zu bringen. Unseren Lesern
wird der Bericht in Heft 45/1 Q09 noch in Erinnerung
sein, wonach Herr Gawehn der Stadtverordneten-Ver-
sammlung in Dresden den Antrag einbrachte: das Kol-
legium wolle den Rat ersuchen, Vorschriften dahin zu
erlassen: 1. den Beamten und Angestellten ist der ge-
samte Inhalt ihrer Beurteilung bekanntzugeben, ohne daß
es für die von nun an erfolgenden Beurteilungen eines
vorherigen Ersuchens bedarf. 2. Gegen die Beurteilung
ist Beschwerde zulässig. 3. Die Beurteilungen sind zu
den Personalakten zu nehmen.
Der Antrag wurde seinerzeit dem Rechtsausschuß zur
Beratung überwiesen und gelangte am 9. März dieses
Jahres vor dem Plenum des Stadtverordnetenkollegiums
zur Verhandlung. Das Gutachten des Rechtsausschusses
hatte folgenden Wortlaut: Kollegium wolle a) den Rat
ersuchen, Vorschriften zu erlassen, wonach den städtischen
Beamten der gesamte Inhalt ihrer Beurteilung auf Ersuchen
mitzuteilen ist, b) damit aber den Antrag der Herren
Stadtverordneten Gawehn und Genossen für erledigt er-
klären.
Herr Stadtverordneter Gawehn trat demgegenüber
nochmals in längeren Ausführungen warm für die An-
nahme seines Antrages ein. Und es ist in erster Linie
seinen Bemühungen zu verdanken, wenn der Antrag des
Ausschusses in sehr wesentlichen Punkten verbessert
wurde. Insbesondere wandte er sich gegen die Bestim-
mung, daß die Angestellten von diesen Vergünstigungen
ausgeschlossen sein sollen. Und auch mit Recht! Denn
da über die Hilfsarbeiter ebenfalls Personalakten geführt
werden, so ist klar, daß es ihnen gerade vor ihrer An-
stellung wertvoll ist, zu erfahren, wie sie beurteilt werden.
Ebenso ist die Verbesserung des Ausschußantrages
nach der Richtung hin zu begrüßen, daß den Beamten
und Angestellten die Personalakten in bestimmten Inter-
Abb. 4
reichend und auch des besseren .Wetterschutzes wegen
zweckmäßiger als eine Höhe von ca. 4,8 m.
Die Säulenstellungen im Inneren, Abb. 3 und 4, be-
einträchtigen das Ladegeschäft erfahrungsgemäß nicht.
Es wäre erfreulich, wenn Kollegen vom Flügelrade
bei Gelegenheit ihren Einfluß im Sinne vorstehenden Vor-
schlages geltend machen würden. O. S.
Valien ohne besonderen Antrag vorgelegt werden. Das
Recht, in seine Personalakte Einsicht zu nehmen, ist un-
auflöslich damit verbunden, daß den Beamten die Akten
ohne Ersuchen vorgelegt werden. Das gehört zu-
sammen, wie die Vorder- und Rückseite derselben Me-
daille. Endlich wurde auch die Einfügung der Bestim-
mung beschlossen, daß den Beamten das Recht der Be-
schwerde gegen ungünstige oder unrichtige Eintragungen
zugestanden wird. Darin ist zweifellos der beste Schutz;
gegen persönliche Vorliebe oder Abneigung eines Vor-
gesetzten zu erblicken.
Wir geben uns der Hoffnung hin, daß nun auch der
Rat der Stadt Dresden den Beschlüssen beitritt. Dadurch
enthebt er seine Beamtenschaft von dem lästigen Gefühl,
daß ihre Interessen vor einer geheimen Schädigung nicht
geschützt sind.
Im Anschluß hieran ist weiter zu wünschen, daß endlich
das gesamte Beamtentum durch eine staathche Gesetz-
gebung von dieser unschwer zu lösenden Unbill befreit
wird. Wie viele mögen nicht auf die ,, schwarze Liste"
gesetzt worden sein, denen es bei Einsichtnahme in ihre
Personalakte gelungen wäre, die gegen sie erhobenen
Beschuldigungen zu zerstreuen? Denn auch der Vor-
gesetzte ist nur ein Mensch, der, wie alle andere, Irr-
tümern unterworfen ist. Schon um das Odium von sich
abzuwälzen, daß auch nur der Schein einer ungerechten
Beurteilung seiner Beamten erweckt werden könnte, müßte
den Staat bestimmen, eine gesetzliche Regelung dieses
Problems in die Wege zu leiten, denn nur auf gesetz-
lichem Wege ist eine einheitliche und durchgreifende Re-
organisation möglich. G o r n i k
*
Zur Titelfrage
Hierzu schreibt uns zunächst unsere Bayerische Landes-
verwaltung über die Rechtslage in Bayern:
Ueber die Befugnis zur Führung des Titels „Bau-
meister", welche bekanntlich lt. § 133 Abs. II der Ge-
werbeordnungsnovelle vom 1. Oktober 1908 durch den
Bundesrat geregelt werden soll, was aber bis heute, nach
fast drei Jahren, noch nicht geschehen ist, sind in letzter
Zeit Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht. Diese ent-
stehen vielfach infolge der zwiefältigen Auslegung des Ge-
298
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 19
setzes durch die unteren Verwaltungsbehörden, die Magi-
strate der mittel- und unmittelbaren Städte, welche bei
einem Baugeschäftsinhaber eine strikte Durchführung der
Vorschrift verlangten, beim anderen aber, weil er vielleicht
zufällig ein Mitglied des Magistrats selbst war, von der
Durchführung Abstand nahmen. Beschwerden, die in
dieser Hinsicht von Mitgliedern unseres Verbandes bei
diesen Behörden vorgebracht wurden, fanden dort keinen
Anklang, weshalb wir uns veranlaßt sahen, bei der zu-
ständigen obersten Verwaltungsbehörde in Bayern, dem
Kgl. Staatsministerium des K. Hauses und des Aeußeren,
vorstellig zu werden, um Aufklärung darüber zu erhalten,
wie diese oberste Behörde den § 133 Abs. II der R. Q. O.
ausgelegt wissen will. Die uns dort gewordene Auskunft
lautet folgendermaßen:
„Wer vor dem 1. Oktober 1Q08 selbständig ein
Gewerbe als Bauleiter oder Bauunternehmer
betrieben hat und den Titel „Baumeister" bezw. Bau-
gewerksmeister führte, kann vorläufig noch
diesen Titel weiterführen, ohne mit dem Gesetz in Kon-
flikt zu kommen. Sollte sich aber bei solchen Personen
die praktische und theoretische Unzuverlässigkeit
herausstellen, so kann ihnen auf Antrag von der vor-
gesetzten Verwaltungsbehörde der Betrieb und damit
auch der Titel entzogen werden. Wer aber nach dem
1. Oktober 1908 selbständig ein Baugeschäft usw. an-
gefangen hat, darf sich den Titel „Baumeister bezw.
Baugewerksmeister" nicht zulegen und wird bei un-
berechtigter Führung dieses Titels bestraft."
Wie uns weiter mitgeteilt wurde, soll die Regelung
dieser Titelfrage in Bayern in absehbarer Zeit, jedenfalls
in diesem Jahre noch erfolgen. Sollte dies nicht von
selten des Bundesrats geschehen, so wird die bayrische
Landesregierung selbständig vorgehen und für Bayern Be-
stimmungen über die Führung des Titels „Baumeister"
erlassen.
Es ist wirklich an der Zeit, daß sich die bayrische
Regierung beeilt, um diesem haltlosen Zustande, wie er
durch die Gewerbeordnungsnovelle vom 1. Oktober 1908
geschaffen wurde, ein Ende zu bereiten. Wir dürfen
hoffen, daß bei Regelung dieser Frage unsere Wünsche,
die wir dem Staatsministerium in einer Eingabe vom
Februar 1909 bereits unterbreiteten, Berücksichtigung
finden. J.Bender, München.
Bei dieser Gelegenheit bemerken wir auf vielfach an
uns ergehende Anfragen, daß nach Ansicht unseres Syn-
dikus, da der Bundesrat keine anderweitigen Vorschriften
erlassen hat, auch jeder in einem nichtpreußischen Staat
berechtigt ist, den Titel „Baumeister" zu führen, der
diesen auf Grund der Vorschriften der sächsischen
Ministerialverordnung vom 17. Februar 1903 erworben hat.
Diese Befugnis gilt demnach nicht nur innerhalb Sachsens,
sondern innerhalb des ganzen Deutschen Reiches, ohne
daß der Betreffende dem Wort „Baumeister" das Wort
„sächsischer" hinzuzufügen braucht.
Was den Titel „S t a d t b a u m e i s t e r" anbelangt,
so ist zu beachten, daß dieser von den städtischen Be-
hörden nur für die Zeit der Amtsdauer verliehen werden
kann. Nach dem Austritt aus dem Kommunaldienst darf
also der Titel „Baumeister" nicht geführt werden, dagegen
steht dem nichts im Wege, sich Stadtbaumeister außer
Diensten (a. D.) zu nennen.
Ueber die Berechtigung zur Führung des Titels
„Architekt" herrscht ebenfalls noch öfters Unklarheit.
Es sei deshalb das Urteil des Kammergerichts vom 19. Mai
1906 in Erinnerung gebracht. Dieses hat entschieden, daß
die Bezeichnung ,, Architekt" keine gesetzliche, doch nach
der entscheidenden und als richtig anzuerkennenden
Uebung nur solchen Bausachverständigen beizulegen ist,
die ein akademisches Studium aufweisen und eine selb-
ständige Tätigkeit ausüben.
Wie Herr Landrichter Dr. B o e t h k e in einem Artikel
der „Deutschen Juristen-Zeitung" hierzu bemerkt, ist der
Begriff Architektur mit dem der Kunst untrennbar ver-
bunden. Schon nach der historischen Entwicklung" gehört
die Architektur zu den bildenden Künsten. Architekt kann
also nur derjenige sein, der in selbständiger Tätigkeit
und in einer vom Geiste der Kunst erfüllten Weise Hoch-
bauten entwirft, je nach Lage der Sache auch die Aus-
führung leitet und überwacht. Unerhebhch sei es dagegen,
welche Ausbildung der Architekt genossen hat, denn es
sei doch nicht ausgeschlossen und schon vorgekommen,
daß jemand sich auf praktischem Wege ohne systematisches
höheres Studium zu hervorragender künstlerischer Bedeu-
tung emporgerungen hat.
Die Anschauungen des Kammergerichts werden also
auch in Richterkreisen nicht ausnahmslos geteilt. Es ist
daher zu hoffen, daß auch einem Nicht-Akademiker die
Berechtigung zur Führung des Titels Architekt zuerkannt
wird. Sinngemäß hätte er wohl dann den Nachweis zu
führen, in welchem Maße er sich zu künstlerischer Be-
deutung emporgerungen hat.
Seit einiger Zeit hat auch der Bund Deutscher Archi-
tekten (B. D. A.) sich dieser Titelfrage speziell an-
genommen. Seine Anschauungen decken sich im wesent-
lichen mit den des Landrichters Dr. Boethke; der Bund
will also auch, daß das Recht, den Titel Architekt zu führen,
nicht nur den akademisch gebildeten Kreisen reserviert sei.
Seine Mitglieder sind gehalten, zum Unterschied von an-
deren „Architekten" den Zusatz B. D. A. hinter ihrem Titel
zu führen. Mf.
:: :: II II SCHULFRAGEN :: :: :: :: H ::
Technisches Vorlesungswesen In Mamburg
Es ist eine nicht wegzuleugnende Tatsache, daß die
Arbeitsteilung auch den Techniker zwingt, sein Wissen
auf ein kleines eng umgrenztes Gebiet zu konzentrieren.
Die Folge dieser Kristallisation seiner Kenntnisse ist das
Spezialistentum, das für unsere Zeit typisch ist. Die Gefahr,
die sich jedoch daraus für unseren ganzen Beruf ergibt,
ist darin zu erblicken, daß es dem einzelnen um so schwerer
wird, eine Stellung außerhalb des Rahmens seiner engen
Tätigkeit zu erlangen. Er ist gezwungen — zu seinen
Ungunsten — das weite Feld der technischen Fächer aus
Mangel an Zeit zu vernachlässigen.
Im Einvernehmen mit unserer Bezirksvervvaltung hat
nun das Direktorium des Staatlichen Technikums in Ham-
burg Fortbildungskurse in allgemeinen und spezialtech-
nischen Fächern der Anstalt angegliedert. Diese Kurse
erfreuen sich einer großen Behebtheit und wurden bereits
im verflossenen Semester von rund 500 Technikern aus
der Praxis besucht. Es wird den Teilnehmern ermöglicht,
vergessene Kenntnisse aufzufrischen und vor allem die
neuesten Errungenschaften der Technik in ihrer Theorie
und Ausführung zu erlernen. Von den vielen Themen
seien nur erwähnt: Höhere Mathematik, Dampfturbinen,
Verbrennungskraftmaschinen, Fabrikorganisation, Fabrik-
buchhaltung, Automobil-, Boots- und Luftschiffmotoren,
Drahtlose Telegraphie, Autogene Metallbearbeitung, Vibra-
tionstheorie der Schiffe, Schiffskreisei, Eisenkonstruktionen
des Hoch- und Brückenbaues, Beton- und Eisenbeton-
bau usw.
Es werden Vorlesungen und Uebungen abgehalten.
Auch ist hier den Hörern das Recht gegeben, während
und nach den Vorträgen an den Dozenten Fragen zu
stellen, die sofort beantwortet werden. Und das ist ein
wesentlicher Fortschritt. Der Lehrkörper setzt sich aus
erstklassigen Spezialisten der betreffenden Gebiete zu-
sammen. Im übrigen erteilt das Sekretariat des Staat-
lichen Technikums Hamburg auf Wunsch kostenlos jede
gewünschte Auskunft.
Im Interesse der Volkswirtschaft und auch unseres
Berufes ist nur dringend zu wünschen, daß die von der
Oberschulbehörde Hamburg eingeführte Neuerung auch
andere größere Städte unseres Vaterlandes zur Nach-
eiferung anspornt. N a t h o , Hamburg.
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
299
;: :: :: :: :: RECHTSFRAGEN :: :: :: H :: H
Müssen die im Auslände arbeitenden Monteure einer
deutschen Firma in Deutschland zur Unfallversicherung
angemeldet werden?
(Nachdruck verboten.)
Diese Frage ist vom Reichsversicherung s-
a m t verneint worden. Eine deutsche Firma hatte die
für den Bau einer elektrischen Zentrale in Südafrika not-
wendigen Eisenkonstruktionen hergestellt und ihre Er-
richtung an Ort und Stelle übernommen. Sie sandte zu
diesem Zwecke Monteure nach Südafrika, und während
sie der Meinung 'war, daß diese Angestellten der Unfall-
versicherungspflicht unterlägen, vertrat die Berufsgenossen-
schaft den entgegengesetzten Standpunkt, und das Reichs-
versicherungsamt hat dieser 'recht gegeben.
Die Montagearbeiten einer deutschen Firma im Aus-
lande können nicht als wesentlicher Bestandteil oder als
unselbständige Ausstrahlung ihres inländischen Betriebes
gelten, so entschied die oberste Versicherungsbehörde.
Dem steht, außer dem Umfange und der langen Dauer
der Arbeiten im Auslande, schon die außergewöhnlich
große räumliche Entfernung zwischen dem Orte der Aus-
führung der Arbeiten und dem Sitze des inländischen Be-
triebes entgegen; denn diese schließt einen wesentlichen
Einfluß der inländischen Leitung der Firma auf die Aus-
führung der Arbeiten in Südafrika, insbesondere auch hin-
sichtlich der Unfallverhütung, aus. Auch die Betriebs-
gefahren, denen die Angestellten der Firma in Südafrika
ausgesetzt sind, sind von dem Gefahrenbereiche des in-
ländischen Betriebes so wesentlich verschieden, daß man
die Einheitlichkeit des Betriebes in versicherungsrecht-
lichem Sinne nicht annehmen kann. Die Ausführung der
fraglichen Montagearbeiten ist vielmehr als ein selbstän-
diger Betrieb der Firma im Auslande anzusehen, und dem-
gemäß finden die Bestimmungen des Gewerbeunfallver-
sicherungsgesetzes auf die dabei beschäftigten Personen
keine Anwendung. rd.
AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Lloyds Versicherer
In unserer Darstellung der Geschichte der Seeversiche-
rung erwähnten wir bereits die eigenartige Organisation
der Seeversicherung in England, jene berühmte Gruppe
von Einzelversicherern, die unter dem Namen „Lloyds"
in der ganzen Kulturwelt bekannt sind.
Die Organisation hat ihren Namen von einem Cafetier.
Edward Lloyds lebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts in London und besaß anfangs in der Towerstreet,
später in der Lombardstreet ein vielbesuchtes Kaffeehaus.
Er verstand es, hier eine Art Nachrichtenaustausch zu
organisieren. Börsenbesucher, Reeder, Schiffskapitäne,
Seeversicherer und Makler, sie alle gaben sich hier ein
Stelldichein, um Neues zu hören oder zu künden. Lloyd
ging bald daran, die zahlreichen Mitteilungen, die er über
die Schiffe, die Erfahrungen der Kapitäne auf ihren Reisen,
die Ankunft und Abfahrt von Schiffen in den verschie-
densten Häfen erhielt, zu sammeln und in Form einer
gedruckten Zeitung allen Gästen zugänglich zu machen.
Die „Lloyd News" wurden zuerst im Jahre 1696 heraus-
gegeben. Der Tod Lloyds änderte nichts daran, daß die
Gruppe der bei ihm regelmäßig Geschäfte abschließenden
Seeversicherer und Makler seinen Namen behielt, auch
nachdem die Korporation im Jahre 1771 in der Royal
Exchange ein neues Versammlungslokal bezogen hatte.
Im Jahre 1779 wurde bei Lloyds die gedruckte Policen-
form eingeführt, die sich in ihrem wesentlichen Wortlaut
bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Die Zeit von 1775
bis 1810 mit ihrer Fülle von kriegerischen Verwicklungen
brachte den Lloydsmitgliedern große Verluste, aber auch
Gelegenheit zu außerordentlichen Gewinnen.
Zwischen den Lloydmitgliedern, und dem Publikum,
das Versicherung sucht, steht der Makler. Er begibt sich,
wenn er eine Police auszustellen hat, mit seinem Antrag
in den Saal der Versicherer. Diese bestimmen nach freier
Wahl die Versicherungssumme, die sie übernehmen wollen.
Der Makler geht von einem Tisch zum andern, bis er
für die ganze gewünschte Versicherungssumme Unter-
schriften gefunden hat.
Einen erheblichen Teil seiner Erfolge verdankt Lloyds
seiner ausgezeichneten Außenorganisation. Seine Aus-
kunftsabteilung umfaßt mehr als 1500 Agenten, die in
jeder von Schiffen angelaufenen Stadt und in jedem Hafen
der Erde stationiert sind. Sie geben über Ankunft und
Abfahrt der Schiffe, Schiffbrüche usw. sofort nach London
genaue Auskunft. Ihre Tätigkeit wird ergänzt durch etwa
100 Signalstationen, die über die ganze Welt verteilt sind
und die Zentrale auf das genaueste über den gesamten
Schiffsverkehr unterrichten. Zu ihnen sind neuerdings
Stationen für drahtlose Telegraphie getreten.
Das eigentliche Geschäft von Lloyds als einer Körper-
schaft ist die Seeversicherung. Ueber den Umfang der
bei Lloyds abgeschlossenen Versicherungen dieser Art
lassen sich indessen Zahlen nicht angeben. Schätzungen,
die aber kaum zuverlässig sind, nehmen die Zahl der ab-
geschlossenen Seeversicherungen auf das Zwei- bis Drei-
fache der bei allen englischen Seeversicherungsgesellschaf-
ten genommenen Versicherungen an. Sicher sind Lloyds
auch heute noch die wichtigste Versicherungsbörse. Da
die einzelnen Mitglieder nur geringe Verwaltungskosten
haben und die Zahl derselben groß ist, ist die Korporation
in der Lage, jederzeit auch das umfangreichste Risiko
schnell unterzubringen. Daher sind Lloyds auch heute
noch der Hauptmarkt für Seekriegs-Versicherungen, wie
dies der russisch-japanische Krieg aufs deutlichste gezeigt
hat. Daneben werden aber von den einzelnen Mitgliedern
nahezu alle anderen Arten von Versicherungen ab-
geschlossen, so die Feuerversicherung, die Rückversiche-
rung, Diebstahlversicherung usw. Die Wagen der inter-
nationalen Schlafwagen-Gesellschaft z. B. sind bei Lloyds
direkt gegen Feuer gedeckt. Insbesondere beschäftigen
sich die einzelnen Lloydsmitglieder mit Versicherung noch
wenig bekannter Risiken. Die Streikversicherung, die
Versicherung von Luftschiffen, Luftballons, Fliegern und
Flugmaschinen, die Betriebsstillstandversicherungen sind
einige dieser sich erst entfaltenden Zweige der Versiche-
rung. Daneben werden in nicht geringem Umfange von
Lloyds auch Versicherungen abgeschlossen, von denen
man schwer sagen kann, ob sie noch den Charakter der
Versicherung tragen, die man vielmehr als Wetten an-
sehen muß. Eine interessante Wettpolice ist die auf das
Leben Napoleons I., die im Jahre 1813 ausgestellt wurde.
Ueberhaupt bildet das Leben gekrönter Häupter des öfteren
den Gegenstand von Wettversicherungen bei Lloyds.
Zwillings- und Drillingsversicherungen, die Versicherung
gegen Unfälle während eines bestimmten Rennens, die
Versicherung von lange überfälligen Schiffen, die Ver-
sicherung gegen Regenwetter in den Ferien, die Ver-
sicherung gegen Pockenansteckung, das sind einige Bei-
spiele für Wettversicherungen.
:: H H H ZEITSCHRIFTENSCHAU H H H I;
für März 1911.
Technische Piiysik.
„Die Festigkeit geschlossener Schubstangenköpfe." Von
P. Matsumura, Z. d. V. 55, Nr. 12, S. 460. Mathematische
Verfolgung der Verteilung der Momente.
Industrielle Feuerungen und Dampfkessel.
„Aus dem Lokomobilbau." Von Dipl.-Ing. Lutz, D. prakt.
Masch.-Konstr. 44, Nr. 11, S. 87. Zwischenerhitzung des Hoch-
300
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 19
druckzylinderabdampfes in einem als Röhrensystem ausgebildeten
und im Dampfdom liegenden Receiver.
„Versuch mit einem Calorex-Muffelfeuer bei Kesselausbcsse-
rungen." Von Hartmann, Z. d. V. 55, Nr. 8, S. Jll. Calorex-
Oefen zur örtlichen Anwärmung von Kesselblechen sind Ocl-
feuerungen mit Druckluftzerstäubung und zeigen höchste -Brenn-
stoffausnutzung. Obige Besprechung äußerst günstig. Vorteil-
hafteste Verwendung bei Kesselreparaturen.
Hüttenwesen.
„Kohlenstoffgehalte und Gefügeerscheinungen hochgekohlter
Eisen-Kohlenstoff-Legierungen." Von Dr. ing. Hanemann, St.
u. E. 31, Nr. 9, S. 333. Diagramm der Eisenkohlenstofflegie-
rungen bis zum Gehalt des Zementits weitergeführt. Wahrschein-
liches Nebeneinanderbestehen eines stabilen Systems Eisen-
Graphit und eines labilen Systems Eisen-Zementit. Beschreibung
eines Kohlenwiderstandsofens für Laboratorien.
„Zur Frage des Schlackenbetons." Von Dir. Knaff, St.
u. E. 31, Nr. 10, S. 373. Versuchsergebnisse beweisen, daß
Hochofenschlacken zur Herstellung von Zement im Gegensatz
zu Kesselschlacken ohne Einschränkung geeignet sind.
„Neuere Erfahrungen beim Spülversatz." Von Dir. Bergass.
Busch, St. u. E. 31, Nr. 10, S. 380. Eiseneinlagen in Versatz-
rohren als Mittel gegen den Rohrverschleiß.
„Die neuere Entwicklung des lothring. Eisenerzbergbaues."
Von Dr. Kohlmann, St. u. E. 31, Nr. 11, S. 414. Geologische
Verhältnisse, Vorräte abbauwürdiger Minette, bergbauliche Ver-
hältnisse usw.
„Verbessertes Glockenventil mit Wasserverschluß." Von
Neumann, St. u. E. 31, Nr. 11, S. 425. Verbesserung bezieht
sich auf die Vereinfachung der Konstruktion und auf vielseitigere
Verwendungsmöglichkeit der neuen Anordnung.
„Beiträge zur Entwicklung der Hochofenprofile im Sieger-
land." Von Dr. Knaff, St. u. E. 31, Nr. 12, S. 457. Geschicht-
liche Erörterung der Hochofenformen.
„Mittelbar geheizte Trockenkammern." Von Irresberger,
St. u. E. 31, Nr. 13, S. 501. Die Trockenkammern von Jahn
mit Dampfheizung, der Heißwasserofen von R. O. Meyer.
„Der Ausschuß oder Fehlguß in der Eisengießerei." Von
Mertens jun., St. u. E. 31, Nr. 13, S. 505. Kaufmännische
Erwägungen bezüglich der Behandlung von Fehlguß.
„LIntersuchungen über Lagermetalle." Von Prof. Heyn und
Prof. Bauer, St. und E. 31, Nr. 13, S. 50Q. Ermittlung der
chemischen Zusammensetzung der Rohstoffe und Gußplatten,
Zusammensetzung des ungeschmolzenen im Lager gebrauchten
Materials, dasselbe nach fünfmaligem Umschmelzen ohne Neu-
zusatz, der Möglichkeit, die Nachteile des ümschmelzens durch
Zusätze zu beseitigen, der oxydierenden Einflüsse in Schmelz-
punktnähe, Gefügeänderungen.
„Die elektromagnetische Separation von eisenhaltigem
Schutt." Von Hermanns, Dingl. pol. J. 326, Nr. 10, S. 148.
Beschreibung einer Reihe neuer Apparate.
„Formverfahren für Hohlkörper mit herausnehmbaren und
wieder verwendbaren Metallkernen sowie zerlegbaren Formkasten
von W. Kurze." Von Dr. ing. Barkhausen, Z. d. V. 55, Nr. 12,
S. 450. 1. Kerne, 2. Formkasten, 3. Kosten, 4. Tübbinge.
„Neue Orsatapparate für die technische Analyse." Von
Hahn, Z. d. V. 55, Nr. 12, S. 472. Orsatapparat mit Explo-
sionsvorrichtung.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Berechnung einer Bremse." Von Regierungsbaumeister
Prof. Vieth, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 9, S. 76, Voll-
ständige Durchrechnung einer Fallgewichtsbremse für eine
Fördertrommel für 1000 kg Nutzlast.
„Berechnung zylindrischer Schraubenfedern für kreisrunden
Querschnitt." Von Zeug, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 11,
S. 94. Besondere Tafel zur Berechnung und ihre Anwendung.
„Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen." Von
Dipl.-Ing. Bergmann, Dingl. pol. J. 326, Nr. 13, S. 193. Last-
druckbremsen und Luftsenksperrbremsen.
Kraftmaschinenbau.
„Fortschritte im Bau von Dampffördermaschinen." Von
Prof. Blau, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 11, S. 96. Be-
sprechung konstruktiver Neuerungen.
„Die Wahl des Zündzeitpunktes bei Verbrennungs-
maschinen." Von Heller, Z. d. V. 55, Nr. 8, S. 309. Doppel-
zündung, bezw. Nachzündung nach Eisemann, Robert Bosch usw.
Elektrotechnik.
„Die Bedeutung neuerer wirtschaftlich-technischer Erfah-
rungen und Erfolge für die Entwicklung elektrischer Energie-
versorgungsanstalten." Von Dr. ing. Meyer, E. T. Z. 32,
Nr. 9, S. 203. Tarifpolitische Erfahrungen und Fortschritte in
der Lampen-, Isolatoren- und Transformatorentechnik und ihre
Bedeutung für den Zentralbau gegenüber dem Gaszentralenbau.
„Ueber den gegenwärtigen Stand und die nächsten Aufgaben
der Hochspannungs - Kabeltechnik." Von Dr. ing. Dr. phil.
Lichtenstein, E. T. Z. 32, Nr. 9, S. 208. Durchschlagsfestig-
keit und Biegsamkeit moderner Kabel. Aufgaben bei sehr hohen
Spannungen. Dielektrische Hysterese und Erwärmung usw.
„Der Telegraphenbetrieb bei starken Erdströmen." Von
Berger, E. T. Z. 32, Nr. 9, S. 213. Schutz vor Erdströmen
durch Schleifenleitungen.
„Stroboskopischer Schlüpfungsmesser." Von Brückmann, E.
T. Z. 32, Nr. 9, S. 219. Herabminderung der zu beobachtenden
Bilder auf die Hälfte und Abdrosselung der Strommaxima einer
Richtung durch eine Aluminiumzelle.
„Stahlbewehrte Schleuderbetonmaste." Von Prof. Foerster,
E. T. Z. 32, Nr. 10, S. 231. Herstellung, Prüfung und Be-
währung.
„Ueber die Stabilität, Kompensierung und Selbsterregung
von Drehstrom-Serienniaschinen." Von Rüdenberg, E. T. Z. 32,
Nr. 10, S. 233. Ungleiche Windungszahlen in Stator und Rotor;
Stabilitätsgrcnze abhängig von Bürstenwinkel und Uebersetzung
der Windungszahlen, ebenso Leistungsfaktor usw.
„Drahtlose Telegraphie im Erdinnern." Von Dr. Leimbach,
E. T. Z. 32, Nr. 10, S. 238. Möglichkeit derselben und erfolgte
Verständigung auf 2 km in 500 m Tiefe.
„Fortpflanzung von Strömen in Kabeln mit unvollkom-
menem Dielektrikum." Von Wagner, E. T. Z. 32, Nr. 11, S. 258.
Der Fall merklicher Energieverluste im Dielektrikum. Ergebnisse
der anderwärts erfolgten Arbeiten und ihre physikalische und
technische Bedeutung.
„Strahlungseigenschaften elektrischer Glühlampen." Von Dr.
Leimbach, E. T. Z. 32, Nr. 11, S. 266. Nutzeffekt der besten
Lampe ca. 5o/o. 95no Energieverluste.
„Die Einwirkung der Strompreise auf die finanziellen Ergeb-
nisse der Elektrizitätswerke." Von Norberg-Schulz, E. T. Z. 32,
Nr. 12, S. 281.
„Ein akustischer Wechselstromerzeuger mit regulierbarei;
Periodenzahl für schwache Ströme." Von Prof. Larsen. Prinzip:
Telephonsummer; stehende Schwingungen für die Frequenz maß^
gebend.
„Elektrische Beleuchtung von Kaischuppen." Von Boje,
E. T. Z. 32, Nr. 12, S. 285.
„Ueber die Gegen- und Querwindungen eines Drehstrom-
generators." Von Rogowski, E. T. Z. 32, Nr. 12, S. 290. Ver-
such, Unbestimmtheiten der betr. Begriffe zu beseitigen. Ver-
gleich einer neuen Rechnung mit der üblichen.
„Neue elektrisch angetriebene rotierende Gesteinbohr-
maschinen." Von Schiemann, E. T. Z. 32, Nr. 13, S. 309.
1. drehende Maschinen mit Schlangenbohrern oder Diamant-
kronen, 2. schlagend arbeitende Maschinen.
„Die Berechnung der Magnetisierungskurve bei Mehrloch-
wickelungen." Von Dipl.-Ing. Dr. Rusch, E. T. Z. 32, Nr. 13,
S. 311. Einfache Berechnung von a.,f\v und der Kurve E = f (lu);
linearer Zusammenhang zwischen «i und fw angenähert.
Gasindustrie und Wasserversorgung.
„Perhydrol zur Bestimmung des Oesamtschwefcls im Leucht-
gas." Von Dir. Dickert, Journ. f. Gasbel. LIV, Nr. 8, S. 182.
Durchleitung des Gases durch eine Mischung von 10 ccm Perhy-
drol und 75 ccm NaOH von 30" B, Ansäuern mit Salzsäure,
Kochen zur Vertreibung des entstehenden H^.O, und Fällung der
Schwefelsäure mit Chlorbarium zu BaSO.t oder Titrierung nach
Holligei-.
„Der Erdgasausbruch in Neuengamme bei Hamburg und
seine Bewältigung." Von Dir. Schertel, ebenda, Nr. 9, S. 193.
Beschreibung der Lösch- und Abfangarbeiten.
„Eine oberirdische Gasleitung." Von Schäfer, ebenda,
Nr. 10, S. 217. Beschreibung der Leitungsverlcgung von der
Oberschlesischen Gaszcntrale zu den 5 bis 15 km entfernten Ver-
brauchsorten.
„Mitteilungen über die Gasversorgung in Flensburg und
das neue Flensburger Gaswerk." Von Edwards, ebenda, Nr. 10,
S 222. Beschreibung der Anlagen, der Gaserzeugung, der Ver-
brauchsziffcrn usw.
„Die Dampfturbine als Antriebsmaschine für Prcßgas-
anlagen." Von Maul, ebenda, Nr. 10, S. 227. Erfahrungen
mit dieser Antriebsart.
„Verbesserte zusammengesetzte Hempelsche Gaspipettc."
Von Dr. Göckel, ebenda, Nr. 10, S. 228. Beschreibung der
Vorrichtung.
„Nasser Gasmesser mit selbsttätiger Trommelcntleerung."
Von Schneider, ebenda, Nr. 10, S. ' 229. Beschreibung des
Apparates.
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
301
„Das Abwasserklärwerk der Stadt Elbing." Von Schweizer,
ebenda, Nr. 10, S. 231. Rothe-Degeners Kohlebreiverfahren
unter besonderer Berücksichtigung der Schlammvergasung.
„Mittel zur Hebung des Gasverbrauchs." Von Dir. Schom-
burg, ebenda, Nr. 11, S. 241. Gasbeschaffenheit, Rohrnetz-
zustand, Zustand der öffentlichen Beleuchtung, Privatleitungen,
Beschaffenheit der Gasverbrauchsgegenstände, deren Instand-
haltung, Erhaltung der Abnehmer und Erschließung von Absatz-
gebieten, Gaspreise und Abgabebedingungen, Reklame und Auf-
klärung.
„Grundwasserstände und Niederschlagsmengen in der Um-
gebung der Leipziger Wasserwerke." Von Dr. ing. Thiem,
ebenda, Nr. 11, S. 247.
„Erfahrungen über Sauggasbetriebe in Wasserwerken." Von
Pippig, ebenda, Nr. 11, S. 251.
„Wirkungsgrad der Gaskocher." Von Wobbe, ebenda,
Nr. 11, S. 257. Berechnung der Wärmebilanz und Beschreibung
eines neuen Gaskochers,
Flugtechnik.
„Das Luftschiff der Siemens-Schuckert-Werke und seine
Halle." Von O. Krell, Z. f. Flugtechn. und Mot.-Luftschiff. 2,
Nr. 5, S, 61. Beschreibung des Baues, der Einzelteile, Prüfung
der Propeller, Versuche, Beschreibung der Halle und ihrer An-
lagen.
„Umlaufmotoren." Von Schendel, ebenda, Nr. 5, S. 64. Dei:
Bucherer-Motor.
„Praktische Flugzeugnavigation." Von Boykow, ebenda,
Nr. 5, S. 66. Navigation und Instrumente, Flugzeugleistungi
und -Führung.
Verschiedenes.
„Neuere Patente aus dem Hebemaschinenbau." Von Dipl.-
Ing. Schultheis, Dingl. pol. J. 326, Nr. 10, S. 155.. Selbst-
tätig schwenkender Drehkran, Steuerung für elektrisch betriebene
Hebe- und Transportvorrichtung.
„Die Ausnutzung qnserer Torfmoore." Von Heinz, Z. d.;
V. 50, Nr. 10, S. 368. Krafterzeugung, Gewinnung von Neben-
produkten, Beeinflussung des Volkswohlstandes. K. S.
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse smd, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mifgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
uellen und Büchern «erden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
ücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für 1 n h a 1 1 und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Sthrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage III. Wie erfolgt das Verlegen von „Rohrdrähten",
und welche Installationsbestimmungen bestehen dafür?
Frage 112. Ein Zweifamilienhaus soll auf Moor-
boden erbaut werden. Von der Beschaffenheit des Bodens ist
zu sagen, daß man einen Eisenstab ohne Anstrengung bis zirka
6 m Tiefe hineinstoßen kann. Das Gesiamtgewicht des Ge-
bäudes beträgt rd. 580 000 kg, seine Grundfläche 11x11 m.
Ich gedenke das Gebäude auf eine mit Eisen armierte Beton-
platte von 12x12 m Größe und 70 cm Stärke mit 10 Stck.
Rundeisenstäben von 1 cm Durchm. pro lfd. m zu setzen. Ist
nach diesen Vorsichtsmaßregeln noch zu befürchten, daß das
Gebäude sich setzen kann, evtl. die Betonplatte bricht?
Frage 113. An einem kleinen Bergabhange soll ein Be-
hälter von Mauerwerk oder Beton von zirka 100 cbm Inhalt zur
Ablagerung der menschlichen Exkremente angelegt werden. Ich
bitte um Angabe der Größenverhältnisse und der billigsten,
praktischsten Konstruktion.
Frage 114. Welcher Anstrich eignet sich am besten, um
ein Rohbaumauerwerk aus roten Ziegelsteinen vor Schlagregen
zu schützen? Anstrichmittel möglichst billig und farblos.
Frage 115. In einem Kanalisationsbauwerk, welches für
Besichtigungszwecke dienen soll, sind die Gewölbeflächen mit
Zement verputzt. Die Gewölbe überspannen einen Schmutz-
wasserkanal. Es ist beabsichtigt, die inneren Ansichtsflächen:
der Gewölbe mit einem hellen Anstrich zu versehen. Welcher
Kollege kann mir eine Anstrichmasse für diese Zwecke emp-
fehlen, die von Kanaldünsten nicht beeinflußt wird und dauerhaft
ist? Wie lange hält ein solcher Anstrich? Wie hoch belaufen
sich die Kosten pro qm? Wo ist die Anstrichmasse zu beziehen?
Frage 116. Ein Besitzer G. beabsichtigt auf seinem Grund-
stück den Dachstuhl eines Anbaues abzunehmen, ein Stock-
werk massiv (aufzusetzen und ein flaches Dach, in Pappdach
eingedeckt, herzustellen. Sein Nachbar, welcher vor 35 Jahren
sein Wohnhaus neu aufgeführt, hat den Giebel direkt an die
Grenze von G. und in den Giebel Fenster eingebaut, welche
nur nach G.s Seite zu geöffnet werden können. G. wäre dadurch
an dem Aufbau des Stockwerks gehindert; oder darf er seinem
Nachbar die Fenster verbauen?
Zar Frage 100. Mörtelverputz für Gerberei-T rockenraum.
Es gibt keinen Mörtelverputz, der auf die Dauer der Zeit mit
Erfolg in einfachen Trockenkammern verwendet wird. Es wird
immer nötig sein, von Zeit zu Zeit die Wände mit neuer Putz-
verkleidung zu versehen. Um diesem Uebelstande mit Erfolg
zu begegnen, ist es notwendig, den Trockenraum mit einer ent-
sprechenden Luftbewegung zu versehen, welche durch Schrauben-
ventilatoren oder andere winderzeugende Apparate hervorgerufert
wird. Am vorteilhaftesten wäre es allerdings, zum Trocknen
der Felle einen besonderen Kanaltrockenapparat aufzustellen^
in welchem die Felle in ungeheuer kurzer Zeit vermittelst Warm-
luft getrocknet werden. Diese Apparate können von Hand aus,
oder auch durch Transmission betrieben werden. Ich empfehle
Ihnen, sich an die Maschinenfabrik Louis Nagel in Karlsruhe
zu wenden, welche derartige Anlagen zahlreich ausgeführt hat.
Sollte für die Anschaffung eines Kanaltrockenapparates keine,
Meinung herrschen, dann wäre der Trockenraum selbst mit
einer genügenden Ventilation, sowie einigen Dampfrippenrohren
zu versehen. Hubert Pohl, M.-Nr. 29 708.
Zur Frage 104. Teilung eines Brunnens. Eine 5-cm-Wand,
System Monier, genügt, wenn das Wasser im innern bezw.
im äußern Ring immer gleich hoch steht. Die Eisenstäbe
von etwa 5 mm Durchmesser sind als Ringe von zirka 12 cm
Abstand und senkrecht dazu in der gleichen Entfernung ein-
zubringen und an den Kreuzungsstellen mit Eisendraht fest-
zubinden. Einfacher ist noch ein Drahtgewebe oder Streckmetall
zu verwenden, falls letzteres nicht zu kostspielig sein sollte.
Die mindestens 2 m langen Schalbretter werden außen herum
zuerst aufgestellt, innen unten solche von etwa 1,0 bis 1,2 m,
worauf von innen die Wand bis auf diese Höhe gestampft wird.
Sobald eine Seite in der letztgenannten Höhe fertig, setzt mart
innen die Bretter bis nach oben reichend und betoniert weiter.
Ich würde die lange Ringbreite nicht 50 cm, wie Sie beabsich-
tigen, sondern etwa 75 cm anordnen, damit ein jugendHcher
Arbeiter beim Ausschalen und zu sonstigen kleinen Arbeiten
eben Platz hat. Zu weiterer Auskunft bin ich gern bereit
Draack, Ingenieur, Hamburg, Neumünsterstr. 5^
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 JW, dafür als Gegenleistung kostenfrei; 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom I.Juli IQll ab
45-90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bislOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruf 1. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER ♦
AMT IV, 575 UND 576
302
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft IQ
Mitteilungen aus dem Verbände
Wanderversammlmg des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
am 17., 18. und 19. Juni
Die Ausstellungsleitung hat die Eintrittspreise für die Teil-
nehmer an der Wanderversammlung von 1 M auf 50 Pfg. für den
Tag ermäßigt, unter der Bedingung, daß die Karten 4 Tage vor
der Veranstaltung fest bestellt werden. Um das zu ermöglichen,
wollen wir den Zweigvereinen schon jetzt Umtauschkarten zum
Weiterverkaufe an ihre Mitglieder zur Verfügung stellen. Wir
bitten, von dieser Vergünstigung reichlich Gebrauch machen
zu wollen, und uns recht bald mitzuteilen, wieviel Karten
wir den einzelnen Vereinen zustellen sollen. Karten,
die von den Vereinen bestellt sind, aber nicht abgesetzt
werden können, nehmen wir bis zum 12. Juni zurück.
Eine kleine Broschüre, die Aufschluß über die großzügige Posener
Ausstellung gibt, werden wir den Bezirksverwaltungen und Ver-
ei len in nächster Zeit zustellen. Bestellungen, Anmeldungen usw.
ni nmt die Geschäftsstelle der Vereinigung Posener Techniker,
Pi sen O. 5, Bitterstraße 26 II, entgegen.
Wanderversammlung des D. T.-V.
aus Anlaß der Internationalen Hygiene- Ausstellung
Dresden 1911 :: 15. bis 19. Juli
Fahrpreisermäßigung.
Wir verfehlen nicht, unsere VerbandsmitgUeder, welche Mit-
glieder von Krankenkassen im Sinne der reichsgesetzlichen Be-
stimmungen über die Krankenversicherung der Arbeiter (einschl.
der Knappschaftskrankenkassen) oder versicherungspflichtige Mit-
glieder eingeschriebener Hilfskassen sind, darauf aufmerksam
z\i machen, daß sie bei Reisen, die sie zu ihrer Belehrung nach
der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden unternehmen,
auf den Strecken der Preußisch-Hessischen und der Reichs-
bahnen, des pfälzischen Netzes der Bayerischen Staatsbahnen
(aber nicht auf den Strecken des rechtsrheinischen Netzes der
Bayer. Stsb.), der Oldenburgischen, der Mecklenburgischen sowie
der Sächsischen Staatsbahnen in 3. Klasse zum halben Preis
der Fahrkarten für Eil- oder Personenzüge, in Schnellzügen außer-
dem gegen tarifmäßigen Zuschlag, befördert werden.
Bedingung hierbei ist, daß auf der Hinreise sich min-
destens zehn Teilnehmer zu einer gemeinschaftl. Reise zusammen-
schließen. Die Fahrkarten sind bei der Fahrkartenausgabe der
Abgangsstation möglichst frühzeitig zu bestellen spätestens
12 Stunden vor Abgang des Zuges — unter Vorlegung einer Be-
scheinigung der betr. Krankenkasse bez. eingeschriebenen Hilfs-
kasse (s. o.), und zwar für jeden Teilnehmer je eine, aus der
hervorgeht, daß das betr. Mitglied zum Besuche der Internatio-
nalen Hygiene-Ausstellung nach Dresden reist. Die Gültig-
keit der von den Fahrkartenausgaben auszustellenden Beförde-
rungsscheine beträgt 4 Tage, d. h., die Inhaber brauchen erst
am 4. Tage nach der Abfahrt in Dresden einzutreffen. Die Fahr-
preisermäßigung für die Rückreise wird von den Fahrkarten-
ausgaben in Dresden gegen Vorlegung der Bescheinigung der
Krankenkassen, welche von der Fahrkartenausgabe der Abgangs-
station abgestempelt sein muß, gewährt. Die Rückreise
kann auch einzeln ausgeführt werden (auf Kinder-
fahrkarte), bei Benutzung von Schnellzügen sind Schnellzugs-
zuschlagkarten zu lösen. Die Bescheinigungen der Kranken-
kassen sind während der Fahrt auf Verlangen jederzeit vor-
zuzeigen. Auf der Hin- und Rückreise ist je eine Fahrtunter-
brechung wie im gewöhnlichen Verkehr gestattet. Bei Gemein-
schaftsreise ( — auf Beförderungsschein — ) ist nur gemeinsame
Fahrtunterbrechung aller Teilnehmer zulässig; die Unter-!
brechungsstation ist der den Beförderungsschein ausstellenden'
Fahrkartenausgabe zu bezeichnen und von dieser im Scheine
zu vermerken. Die Bescheinigungen der Krankenkassen sind
bei Beendigung der Rückfahrt mit dem Beförderungsschein oder,
der Fahrkarte abzugeben.
Wir bitten unsere geehrten Verbandskollegen, von dieser
Vergünstigung recht zahlreich Gebrauch zu machen, damit die
Wanderversammlung recht lebhaft besucht wird. Weitere Aus-
kunft an den Schaltern.
XXXIV. Liste der Besucher des Erholungsheims
Vom 23. März bis 21. April 1911,
Q63 F. Nothan, Architekt, Neustadt i. Meckl. Q64 Bernhardt
Ebert, Zimmermstr., Carlshorst b. Berlin. 965/66 Johannes,
Janeck mit Sohn, Architekt, Spandau. 967 Ernst Nickel, Architekt,
Berlin. 968 Richard Jänich, Ingenieur, BerUn. 969/71 Brigitta,
Heublein mit Kindern, Eisenach. 972 Frau Heupke, Remscheids
973 Frl. M. Moeller, Lehrerin, Essen-Ruhr. 974/75 L. Möllcii
und Frau, Militär-Bausekretär, Frankfurt a. M. 976 Aenne Reiß-
niger, Frankfurt a. M. 977 Rud. Schmidt, Oberingenieur, Halle
an der Saale.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkelten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2' — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwallungen
Pommern. Vors. u. Br.-A.: Paul Beyer, Stettin, Ober-
wiek 70 II. Am Donnerstag, 11. Mai, abends 8V2 Uhr, findet
in Stettin im Restaurant „Zum Pschorr", Falken walder Str. 129,
ein von unserer Bezirksverwaltung veranstalteter Vortrag vom
Bund Deutscher Bodenreformer statt. Das Thema lautet: „Die
Bodenreform als Grundlage der sozialen und wirtschaftlichen
Entwicklung", Wir bitten alle Verbandskollegen um recht rege
Beteiligung.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Am 6. Mai, abends
8V.I Uhr, im Berliner Hof, Bahnhofstraße, Monatshauptversamm-
lung mit folgender Tagesordnung: 1. Bekanntgabe von Neu-
eingängen. 2. Bericht über den Bezirkstag in Düren. 3. Ver-.
schiedenes. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung, da besonders
der Bericht über den Bezirkstag, wegen der aktuellen dort ver-
handelten Fragen, allseitiges Interesse in Anspruch nehmen wird.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversamm-
lung findet am Donnerstag, 11. Mai, abends präzis 9 Uhr, in
den Industrie-Festsälen, ßeuthstr. 20, statt. Projektionsvortrag
des Herrn Direktor F. Dunker: „Gleislose elektrische Bahnen",
mit zahlreichen Lichtbildern. — Am Sonntag, 21. Mai, ist die
Besichtigung der Gartenstadt Frohnau (Mark). Näheres durch
das Verkündigungsblatt des Vereins. Gäste, welche an der Be-
sichtigung teilnehmen wollen, werden gebeten, dem Vorsitzenden
des Vereins bis zum 14. Mai Mitteilung zu machen.
Deuben. Techn. Verein „Plauenscher Grund".
(Bez. Dresden.) Sonnabend, 13. Mai, Versammlung im Rats-
keller Deuben. Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Voll-
zähliges Erscheinen sowie Einführung von Gästen erwünscht.
München. Techniker-Verein. Sonntag, 7. Mai, vor-
mittags 10 Uhr, Besichtigung des Neubaues des Deutschen
Museums. Zusammenkunft ^^lO Uhr an der Corneliusbrückc
in der Erhardtstraße. Dienstag, 9. Mai, abends 8V2 Ulir, im
Domhof: Vortrag des Herrn Dr. Stuhlberger über
„Esperanto". Sonntag, 14. Mai, 8V2 Uhr, Ausflug nach
Starnberg.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. Ö.: Jeden Mitt-
woch, abends 81/2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schütt.
Am Samstag, 6. Mai 1911, abends 8V2 'Jhr, findet in Fürth
im Hotel National (Singvereinszimmer) eine Versammlung des
D. T.-V. statt, bei der die Gründung eines neuen Zweigvereins
in die Wege geleitet werden soll. Mitglieder der Techniker-
Vereinigung erscheint vollzählig zu dieser Versammlung, damit
sicli dieselbe zu einer eindrucksvollen Kundgebung gestaltet. —
Heft 19
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
303
Der letzte Vortragsabend war sehr zahlreich besucht, der Vor-
tragende wußte seine Ausführungen sehr fesselnd zu gestalten.
Am Mittwoch, 17. Mai, findet wiederum ein Vortrag „Alt-Rothen-
burg und seine Bedeutung im Mittelalter" mit Lichtbildern,
abends 8V2 Uhr, im Theodor-Körner-Saal statt. Vortragender
ist Kollege Herz er. Auch bei dieser Gelegenheit erwarten wir
recht zahlreichen Besuch unserer Mitglieder. Mittwoch, 10. Mai,
ist Vereinsabend.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
9. Mai 1911, abends 8V2 Uhr, im Hotel „Kaiser Friedrich",
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Ein-
gänge und Briefwechsel. 3. Neuwahl eines Beisitzers. 4. Sonstige
Vereins- und Verbandsangelegenheiten.
Pforzheim. Technischer Verein. Vrs.: Gust. Jäkel,
Stadtbauassistent, Salierstraße 20. Vereinslokal: „Bavaria", öst-
liche Karl-Friedrich-Straße 29. Br.-A. : Technischer Verein Pforz-
heim. Am Sonntag, 7. Mai, Besichtigung der Speidelschen
Muster-Forellenzuchtanlage im Würzbachtal (nördl. Schwarzwald).
Sammeln früh 7 Uhr 55 Min. am Bahnhofsplatz (Kaiser-Wil-
helm I.-Denkmal); Abfahrt 8 Uhr 13 Min. nach Calmbach, Fahr-
preis 50 Pfg. pro Person. Nach der Besichtigung gemeinsame
Wanderung durch das Würzbachtal, Blindbachtal und Siehdichfür
über Igelsloch nach Liebenzell. Zahlreiche Beteiligung — auch
der Familienangehörigen — erwünscht. Unsere nächste Mit-
gliederversammlung findet am Mittwoch, 10. Mai, abends
8V2 Uhr, statt. Die Tagesordnung wird durch besonderes Rund-
schreiben bekannt gegeben.
Techniker in der Industrie.
Eßlingen. Technf scher Verein. 1. Vrs.: H. Fath,
Ing., Schlachthausstr. 2. Br.-A.: H. Fath, Schlachthausstr. 2.
V. u. O.: Jeden 2. Freitag im Monat im Lokal Palmscher Bau.
Am Freitag, 12. Mai, findet Monats-Hauptversammlung statt,
wozu wir unsere Mitglieder geziemend einladen. Wir bitten um
zahlreiches Erscheinen.
Köln a. Rh. Maschinentechnischer Verein.
Vereinslokal: Hotel Bayerischer Hof, Rechtschule 6. Haupt-
versammlung am 1. Freitag im Monat, abends 8V2 Uhr. Br.-A.:
Ing. Paul Budde, Köln-Boyenthal, Goltsteinstraße 132. Die
Tagesordnungen werden durch Rundschreiben bekannt gegeben.
Staatstechniker.
Landesverein Mitti. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. Mitt-
woch, 10. Mai, abends 8 Uhr, Vereinsversammlung im „Meißner
Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bericht und Besprechung über
die Besichtigung der Leipziger Bahnhofsbauten. 4. Fachvortrag
des Herrn Bausekretär Tramm über den Bau von Notbrücken.
5. Verschiedenes.
8
(Nur für VerbandsmltgUeder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1277 f. e. Kgl. Beh. i. Schmalkalden sof. e. tücht. u. erf.
Hochbautechn. zr. Hilfelstg. b. d. lfd. Dienstgesch., insbesond.
ab. b. d. Prüfg. v. Baupolizeisachen, d. gleichz. m. stat. Berechn.
vertr. ist. Geh. bis 160 M. Stllgsdauer 7 Mon. Ang. unt.
1277 a/d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1282 f. e. Architekturbureau i. Neuß sof. e. j. Bautechn.,
fl. Zeichn., m. Bureauarbeiten vertr. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1282 a. d. Geschäftsstelle f. Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86.
1289 f. d. Weserstrombauverwaltung i. Hannover sof. e.
Techn., Absolv. e. Tiefbausch., sich. Zeichn. u. Rechn. 150
Unser Erliolungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für 'volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesenthch, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
bis 180 M. Stllgsdauer mehr. J. Ang. unter 1289 a. d. Zweig-
stelle Hannover, z. H. d. Hn. L. Damköhler, Slicherstr. 8.
1290 f. Baugesch. i. Lychen i. AI. sof. tücht. Bautechn.
zur Aushilfe. Ang. m. Geh.-Anspr. bei freier Station unt. 1290
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1291 f. Kgl. Beh. Posen sof. Bautechn., ledig, der mögl.
bei Hochbauämtern läng. Zeit tätig war. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1291 a. d. Zweigstelle Posen, z. H. d. Hn. Bautechniker
König, Hohenlohestr. 3.
1292 f. Baugesch. i. Samter sof. jüng. Bautechn. m. gut.
Handschrift, i. einfach. Buchführg. erf. 120 M. Stilg. evtl.
dauernd. Ang. unt. 1292 a. d. Zweigstelle Posen wie unter 1291.
1293 f. Baugesch. i. iBrandenburg a. Hav. sofort jüng., tücht.
Bautechn. Stllg. evtl. dauernd. Ang. unt. 1293 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes]
Stellen -Angebote
Nachruf.
Am 26. April er. wurde unser lieber Freund und Kollege
Herr Stadtbauführer Wilhelm Rose
nachdem wir noch gemeinsam mit ihm über unsern am
30. April stattgefundenen Bezirkstag beraten hatten und mit
dem wir fast täglich vereint waren, durch einen jähen Tod
aus unserer Mitte gerissen.
Als Vorsitzender unserer Bezirksverwaltung hat der Ver-
ewigte mit nie ermüdendem Eifer vier Jahre gewirkt, hoch-
geschätzt als Mensch wie als Freund. Wir betrauern in dem
Verstorbenen einen tatkräftigen Mitarbeiter an unseren Be-
strebungen.
Wir werden dem Entschlafenen ein allezeit treues Ge-
denken bewahren.
Bezirksverwaltung Niedersachsen
des Deutschen Techniker-Verbandes.
Nachruf.
Am 26. ds. Mts. verschied unerwartet unser lieber
Kollege und langjähriges Vorstandsmitglied
Herr Stadtbauführer Wilhelm Rose.
Der Verstorbene hat durch seine rege Anteilnahme am
Verein sowie Verband und durch seinen ehrenwerten
Charakter sich die Achtung aller Mitglieder erworben. Wir
werden sein Andenken stets hoch in Ehren halten.
Techniker-Verein Hannover E. V,
304
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Hell 19
1294 i. d. Nähe v. Merseburg sof. jüng. Bautechn., Maur.,
Zt. Unterstützg. d. Bauf. bei Bearbeitg. u. Bauleitg. v. Beamten-
häusern, sowie spät. Abrechn. Bis 150 M. Ang. unt. 12Q4
a. d. Zweigstelle Braunschweig, %. H. d. Hn. G. Janschek,
Pestalozzistr. 19.
1295 f. Baugesch. i. Nordenham sof. Techn., nicht unt.
23 J. alt, m. etwas Erf. auf d. Baustelle u. mögl. i. Tiefbau.
Stllg. voraussichtl. dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 12Q3
a. d. Zweigstelle Bremen, z. H. d. Hn. Otto Krause, Neustadtsi
Contrescarpe Nr. 70.
1297 n. Stralsund sof. jüng. Hochbautechn., Zimm., a.
2 bis 3 Mon. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1297 a. d. Zweigstelle
Stettin, z. H. d. Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
1298 f. kulturtechnisches Bureau u. Tiefbaugesch. i. Oppeln
sof. Tiefbautechn., fl. Zeichn., i. Geländeaufnahmen u. Berechn.
V. Brücken, sow. Abrechn. erf. Ang. unt. 1298 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1299 f. Bauamt i. Osnabrück sof. e. i. Städtekanalisationen
durcha. erf. Tiefbautechn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1299 a. d.
Zweigstelle Osnabrück, z. H. d. Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
1300 f. ßaugesch. i. ;WaidniannsIust b. Berl. sof. Bautechn.,
ledig, m. gut. Handschrift. 150 M, evtl. freie Wohnung ohne
Beköstigung. Stllg. dauernd. Ang. unt. 1300 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1301 n. Hohenlimburg sof. e. Hoch- u. Tiefbautechn.,
Absolv. e. Baugewerkssch., i. Revidieren v. Abrechn., Kosten-
anschl. u. Bauaufsicht bewandert. 140 M u. mehr. Stllg.
dauernd. Ang. unt. 1301 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstr. 94.
1303 f. Militärbehörd. Coblenz sof. durch, tücht. Hoch-
bautechn., mögl. m. d. Bestimmg. der Heeresbauverwaltg. vertr.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1303 a. d. Geschäftsstelle Rheinland
u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1304 f. Beh. Cöln sof. e. durch, tücht. Bautechn. f. e.
umfangreiche Bauausführg., der m. d. Bestimmg. d. Staatsbau-
verwaltg. durch, vertr. ist, a. zunächst 5 Mon. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1304 a. d. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
wie un{. 1303.
1305 f. Kgl. Beh. Goldap i. Ostpr. zr. Bauleitg. v. 2 Wald-
arbeiter-Gehöften sof. e. i. 2. Ausbildungsabschnitt stehend.
Regierungsbauführ. od. tücht. Hochbautechn. Stllgsdauer
mindest. 6 Mon. Tagesdiäten 6 M. Ang. unt. 1305 a. d.
Zweigstelle Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn. Militärbausekretäx;
.Wiehe, Königseck 5.
1306 f. Steinbruchbetrieb u. Bildhauerei i. d'. Nähe v. Gotting,
sof. zuverlässig. Steinmetztechn., i. Steinschn. u. Abrechn. erf.
Stllg. V. läng. Dauer. Ang. mit Geh.-Anspr. (f. Unverheirat.
b .freier Kost u. Wohng.) unter 1306 a. d. Zweigsteile f. Stein-
metztechniker, z. H. d. Hn. J. Marsalek, Johannisthal, Parkstr. 20.
1307 f. Baugesch. Rheinland sof. tücht. Bautechn., gel.
Maur. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1307 a. d. Geschäftsstelle
Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1308 f. Kaiserl. Beh. Kiel sof. tücht. Techn. zr. Bauleitg.
175 M. Stllg. V. läng. Dauer. Ang. unt. 1308 a. d. Zweigstelle
Kiel, z. H. d. Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
1309 f. Baugesch. Kiel sof. tücht. Bautechn., gel, Zimm.,
der mögl. schon i. Zimmerei u. Tischlerei tätig war. 150 M.
Stllg. dauernd. Ang. unt. 1309 a. d. Zweigstelle Kiel, z. H. d.
Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
1310 n. Wippra a. Harz sof. e. jung. Bautechn. f. Bureau
u. Baustelle, m. a. Arbeit, vertr. Stllgsdauer f. d. Sommermonat.
Gut. Handschr. erforderl. Radfahrer m. eig. Rad. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1310 a. d. Zweigstelle Halle a. S., z. H. d. Hn.
L. Hauschild, Alte Promenade 25 (Stadttheater).
I 1312 f. Architektenbureau i. Lodz i. Rußl. sof. jüng. Techn.
i. Kostenanschl., stat. Berechn. u. Detail, erf 150 bis 170 M.
Ang. unt. 1312 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1313 f. e. Hoch- u. Tiefbaugesch. i. Graudenz sof. e.
Bautechn., nicht unt. 24 J. alt, f. d. Baustelle. 130 bis 180 M.
Ang. unt. 1313 a. d. Zweigstelle Danzig, z. H. d. Hn. E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1314 f. d. techn. Bureau e. Zentralheizungsfabrik b. Danzig
sof. e. jüng. Techn., Abvolv. e. Fachsch., i. Anfangsstellg.,
angenehm u. dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1314 a. d.
Zweigstelle Danzig wie unter 1313.
1315 f. e. Baugesch. i. Schöneck i. Westpr. sof. e. erf.
Bautechn., i. Entwerf., Veranschl. u. Abrechn. erf. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1315 a. d. Zweigstelle Danzig wie unter 1313.
1316 f. Bromberg sof. jung. Bautechn., Absolv. e. Bau-
gewerksch'. i. e. JArchitekturburcau. Stllg. dauernd und angenehm.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. Antrittstermin unt. 1316 a. d. Zweigstelle
Bromberg, z. H. d. Hn. H. Neudahl, Mittelstr. 48.
1317 f. d. Bauamt e. Kreisstadt i. Rheinl. sof. tücht. Hoch-
bautechn. i. dauernde Stllg. 160 M. Angeb. n. vorherig. An-
frage bei der Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86, direkt a. d. Behörde.
1318 f. e. Kgl. Beh. i. Gleesen b. Lingen i. Hann. sof.
Bauführ. f. Beton- u. Wasserbauten, 28 bis 30 J. alt. 210 M.
Ang. unt. 1318 a. d. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
i. Dortmund, Kaiserstr. 86.
1319 n. Westf. zwei jüng. Tiefbautechn., Absolv. e. Tief-
bauschul., saub. Zeichner für Bureauarbeit. Stllg. v. läng. Dauer.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. Antrittstermin unt. 1319 a. d. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen wie unter 1317.
1320 f. e. Architekt, i. d. Nähe Dortmunds sof. e. jüng.
Techn., flott. Zeichn., tücht. Statiker. Ang. m. Geh.-Anspr.
u. Antrittstermin unt. 1320 a. d. Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen wie unter 1317.
1321 f. e. Architekt, i. Oberhausen sof. tücht. Techn. für
Bureau u. Bausteile, ca. 150 M. Ang. m. früh. Antrittsterm.
unt. 1321 a. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen wie
unter 1317.
1322 f. e. Betonbaufirma i. Düsseldorf sof. e. tücht. Techn.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. Antrittsterm. unt. 1322 a. d. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen wie unter 1317.
1323 f. e. Baumeist. i. Lodz i. Rußl. sof. tücht. Hochbau-
techn., m. all. vorkommend. Arb. vertr., der auch d. Chef vertret.
muß. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1323 a. d. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
1324 f. d. Hochbauverwaltg. e. Kgl. Beh. i. Regierungs-
bezirk Bromberg sof. e. tücht. Hochbautechn., gut. Zeichn.
180 M. Ang. unt. 1324 a. d. Zweigstelle Bromberg, z. H. d.
Hn. H. Neudahl, Mittelstr. 48.
1325 V. städt. Beh. i. Regierungsbez. Bromberg sof. tücht.
Bautechn. f. kunstgewerbl. Zeichn. 150 M. Ang. unt. 1325
a. d. Zweigstelle Bromberg wie unter 1324.
Die Herren Bewerber werden gebeten, um Verzögerungen bei
der Weitergabe der Bewerbungsschreiben zu vermeiden, stets
die Mitglieds- und Vakanzennummer oben links auf dem Be-
werbungsschreiben und auf dem Briefumschlag anzugeben.
1326 f. Kgl. Wasserbauamt i. Regierungsbez. Bromberg
zwei Tiefbautechn., tücht. Zeichn., i. vorübergeh. Stllg. 120 bis
150 M. Ang. unt. 1326 a. d. Zweigstelle Bromberg wie unter 1324.
1336 V. e. Baugesch. i. Westf. sof. e. Techn. f. Bureau, m.
Buchführg. vertr. 150 bis 170 M. Ang. unt. 1336 a. d. Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1342 f. e. Architekturbureau i. Essen sof. e. jung. Techn.,
fl. Zeichn., für Bureau. Ang. unt. 1342 a. d. Geschäftsstelle
Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1343 n. Essen sof. durch, erf. Techn. zur selbst. Erledig,
techn. Bureauarbeit., hauptsächl. stat. Berechn., Abrechn. usw.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. unt. 1343 a. d. Geschäfts-
stelle Rheinland und Westfalen wie unter 1342.
1344 n. Schievelbein i. Pomm. sof. e. Techn. f. Bureau
u. Baust., sehr gewandt u. energisch zur Vertretg. a. einige Mon.
Ang. unt. 1344 a. d. Zweigstelle Stettin, z. H. d. Herrn
G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
1345 f. e. Architektuibureau i. Hildesheim sof. jung. Arch.
oder tücht. Bautechn. Bis 200 M. Ang. unt. 1345 a. d. Haupt-
stelle Beriin SW., Markgrafenstr. 94.
B. für Industrieangestellte.
1278 V. e. Berlin. Firma sof. e. äußerst gewandt. Heizungs-
techn. m. läng. Erf. Geh. 200 bis 250 M. Ang. unt. 1278 a. d.
Hauptstelle Beriin SW., Markgrafenstr. 94.
1279 f. e. Berlin. Maschinenfabr. sof. e. jüng. Techn.
mit einig. Werkstatt- u. Betriebs-Praxis, wenn mögl. i. hauswirt-
schaftlichen od. Werkzeugmaschinen. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1279 a. d. Hauptstelle Beriin SW., Markgrafenstr. 94.
1280 f. e. Ziviling. i. Halensee sof. e. tücht. Konstr. t.
Werkzeugmasch. Geh. ISO bis 200 M. Ang. unt. 1230 a. d.
Hauptstelle Beriin SW., Markgrafenstr. 94.
Deutsche TECHNiKER-ZEiTUNO
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 20 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Bei Un. 13. Mai 1911
Inhalt: Wohnungswesen und Wohnungsfrage — Bremsberganlagen — Ist Unternehmerfürsörge für invalide Angestellte eine sittliche Pflicht? - Wirtschaft und Leben —
Rechtsfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Sitzungskalender
Wohnungswesen und Wohnungsfrage
iVon Regierungsassessor Dr. CL. HEISZ, Treptow bei Berlin.
II.
Trotz der gleichmachenden Einflüsse der Neuzeit zeigt
nun das Wohnungswesen zahlreiche Verschiedenheiten.
Wenn man größere Einheiten zusammenfaßt, so sind im
städtischen Wohnungswesen Deutschlands noch in der
Gegenwart zwei Gebiete von ganz ungleichem Umfang
zu scheiden. Das eine kleinere Gebiet umfaßt den Norden
und Nordwesten Deutschlands und wird abgegrenzt durch
eine Linie, die sich etwa von Bremen nach Koblenz hin-
überzieht; den Mittelpunkt bildet die Rheinprovinz mit
den Städten Düsseldorf, Krefeld, Elberfeld und Barmen.
Hier hat sich unsere alte deutsche Bauweise, das Klein-
haus oder Dreifensterhaus, bis zur Gegenwart in den
Städten zwar nicht ganz unverändert erhalten, aber doch
ohne jede Unterbrechung auf der alten Grundlage fort-
gebildet. Hier wurde für das Kleinwohnungsvvesen ein
den modernen Anforderungen entsprechender Typus des
Kleinwohnungsbaues ausgebildet, selbst in den Groß-
städten (sogar in rasch anwachsenden Industriestädten)
eine allgemein zureichende Produktion von Kleinwohnun-
gen erzielt und die Kasernierung mit ihren traurigen
Folgen von der Bevölkerung ferngehalten. Daneben hat
sich ein befestigter, d. h. nicht überschuldeter Hausbesitz
erhalten. Die Kleinwohnungen stehen in sozialer und
hygienischer Hinsicht unendlich weit über den Hofwoh-
nungen der Mietskasernen; gleichwohl sind die Mieten
zum Teil um ein Drittel niedriger: all dies ist das Er-
gebnis einer ununterbrochenen geschichtlichen Ent-
wicklung.
Ganz anders haben sich die Wohnungszus.tände im
übrigen Hauptgebiete Deutschlands gestaltet, von deren
charakteristischen Erscheinungen kaum eine unserer Groß-
städte frei geblieben ist. In größter Schärfe hat sich
diese Entwicklung in Berlin vollzogen. Von hier aus
wurden sowohl das Bausystem unserer jüngsten Periode
wie auch die damit verbundenen Geschäftsformen in ent-
scheidender Weise beeinflußt. Hier wurde als Typus der
neueren städtischen Bauweise die Mietskaserne ausgebildet,
die sich die meisten Großstädte unterworfen hat.
Eberstadt erbringt nun den eingehenden Nachweis,
daß dieses Bausystem nicht auf natürliche Weise zur Be-
friedigung eines gegebenen Bedürfnisses entstanden ist,
sondern daß es sich um ein willkürliclies zugunsten be-
stimmter Interessen geschaffenes System handelt, und daß
also die Möglichkeit und damit auch die Notwendigkeit
seiner Abänderung erwiesen ist. Die Kapitalmächte aber,
die das gegenwärtige verkehrte System stützen, sind so
gewaltig, daß ein Frontangriff auf seine Grundlagen der
großen Gefahr ausgesetzt ist, in beliebter Manier als uto-
pistisch verlacht zu werden. Daher war diese ausführ-
liche, allerdings kritische Geschichte des Wohnungswesens
vom Standpunkt der Bedürfnisse des Kleinwohnungs-
wesens unerläßlich, um dem Leser zu zeigen, wie Eberstadt
durchweg auf dem Boden der historischen Entwicklung
steht und nüchtern rechnend jeder willküriichen Konstruk-
tion abhold ist.
Die landesfürstlichen Anlagen und Gründungen be-
dienten sich als Schema der BodenparzelUerung mit Vor-
liebe des Schachbretts. Wir finden es in Berlin in
der Friedrichstadt in Abmessungen von 120 bis 150 m
Frontlänge und 75 m Tiefe (in der Altstadt ca. 55 und
85 m). In der Potsdamer Vorstadt aber haben sich die
Abmessungen auf 200 bis 400 m Länge und 150 bis 250 m
Tiefe verschoben. Diese viel zu großen Baublöcke sollten
im Anfange nur am Rande bebaut werden, wie durch
Pläne desselben Baublocks zwischen Potsdamer, Lützow-,
Magdeburger und Steglitzer Straße aus verschiedenen Bau-
perioden nachgewiesen wird. Diese Randbebauung geht
von dem ursprünglich ganz selbständigen Vorderhaus aus,
die Kleinwohnung wird später als Anhängsel (Seitenflügel,
erstes und zweites Quergebäude) angebaut. Die Aufteilung
des Bodens ist für die Wohnung die denkbar ungünstigste,
und es ist schwer zu verstehen, wie ein derartiges Par-
zellierungssystem festgehalten werden konnte.
„Die Ausbildung der Mietskaserne zu dem allgemeinen
Typus der Berliner Bebauung fällt in die Zeit nach 1860.
Bei der größeren Ausdehnung Berlins, deren Grundlage
durch den im Jahre 1861 bis 1863 ausgearbeiteten Be-
bauungsplan geschaffen wurde, ging man in bewußter
Absicht und systematisch vor. Die Baublöcke wurden
von vornherein zur Anlage von Mietskasernen bestimmt;
das Massenmietshaus gab das Schema der ganzen Boden-
parzellierung ab. Die hierdurch entstandene Bauweise —
das unförmig tiefe, mit Hofwohnungen versehene Grund-
stück — wurde dann seit den 70 er Jahren des aus-
gegangenen Jahrhunderts zur Schablone des Städtebaues
gemacht, als eine willkürliche administrative Schöpfung, die
keinerlei entwicklungsgeschichtliche Grundlagen besitzt."
Diese Form der Bodenparzellierung bstimmt das
Wohnungswesen absolut. Die enorm tiefen Grundstücke
können unter privatwirtschaftlichen Voraussetzungen zu
nichts anderem verwendet werden als zu Mietskasernen
mit Hofwohnungen; jede andere Bauweise wird so unter
normalen Verhältnissen ausgeschlossen. Alle weiteren
Folgen für das Wohnungswesen bauen sich darauf auf.
Die gleichmäßig breiten Straßen — 25 bis 30 m Breite für
Wohn- und Nebenstraßen — sind so angelegt, daß sie
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG igil
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ganz allgemein, unabhängig von der Lage des
Grundstücks, das Recht der fünffachen Ueberbauung
schaffen. Hierdurch entsteht die allgemeine, künst-
liche Steigerung des Bodenpreises, die Bodenspekulation
in ihrer heutigen Form, da die schematisch gedrängte
Bauweise lediglich die Wirkung hat, den Bodenpreis ent-
sprechend zu steigern, und dieser Mehrwert bildet das
Objekt der sog. Bodenspekulation.
„Die Masse der Bevölkerung ist nun vom Grundbesitz
ausgeschlosens, der einer kleinen Minderheit als Gegen-
stand der spekulativen Ausnutzung überwiesen ist. In den
kasernierten Städten verfügt ein Bruchteil — in Berlin
knapp lo/o — der Bevölkerung über den gesamten Grund-
besitz; doch auch diese wenigen sind nur dem Namen
nach Besitzer; in Wirklichkeit sind sie nur Hypotheken-
verwalter, die 5 bis IQo/o Anzahlung auf ihren Speku-
lationsbesitz geleistet haben und sich in prekärster Ab-
hängigkeit vom Hypothekenmarkt befinden. Die Mieten
steigen fortwährend, zum Teil ohne jeden Zusammenhang
mit populationistischen und bautechnischen Vorgängen.
Die Wohnverhältnisse sind in sozialer, politischer und wirt-
schaftlicher Hinsicht gleich unbefriedigend. Die städtische
Grundrente endlich, die als eine Quelle des nationalen
Reichtums erschien, ist die größte Last für die Bevölke-
rung geworden; denn sie besteht in nichts anderem als
in einer erdrückenden Verschuldung, die von der
Gesamtbevölkerung getragen werden muß. — Das herr-
schende System ist jedoch willkürlich entstanden; es hat
nicht die geringste natürliche oder geschichtliche Grund-
lage. Wir können jede einzelne Maßregel nachweisen,
auf der es beruht, jede Wirkung verfolgen, die es aus-
übt; es ist durch administrative Maßnahmen geschaffen
und wird durch die gleichen künstlichen Mittel fest-
gehalten."
Um die Preisbildung der städtischen Bodenrente ver-
stehen zu können, müssen wir zwischen natürlichen und
gewollten Einrichtungen unterscheiden, indem wir unter
ersteren solche verstehen, die sich aus dem Wesen und
den Eigenschaften der Sache selbst ergeben, unter ge-
wollten aber solche, die auf unserem Willen und Vorsatz
beruhen, vor allem also Einrichtungen der Verwaltung
und des Rechts. Sowohl Wirtschaft als Recht unter-
scheiden den Boden von allen anderen Gütern: L der
Boden ist unbeweglich und in seiner Fläche unvermehrbar ;
2. das Privatrecht behandelt den Boden anders als die
beweglichen Güter und das öffentliche Recht hat für ihn
besondere Einrichtungen von der größten wirtschaftlichen
Tragweite (wie Immobiliarpfandrecht, Grundbuchwesen
und Behandlung der Bodenverschuldung) geschaffen.
Gegenwärtig wird das ganze Wohnungswesen von
der Bereitstellung und Aufteilung des Baulandes bis zur
fertigen Wohnung: in der Bauweise, Hausform und Woh-
nungsproduktion, durch die Spekulation beherrscht. In
ihrer Hand stehen Grundeigentum und Hausbesitz; sie
verfügt über den Realkredit und das Grundbuchwesen.
Man muß aber unterscheiden zwischen Handelsspekulation
und Wertspekulation. Handelsspekulation ist die der neu-
zeitlichen Wirtschaft ganz unentbehrliche Unternehmungs-
form, die Geschäfte eingeht mit Unbestimmtheit
des Abnehmers oder Unpersönlichkeit des Absatzes;
d. h. der auf Spekulation arbeitende Unternehmer produ-
ziert und handelt für den Markt, dessen Bedürfnisse ihm
zwar vertraut sind, aber nicht für bestimmte, ihm im
voraus bekannte Abnehmer. Das Gebiet der von ihr
völlig verschiedenen Wertspekulation ist die Wertbewe-
gung als solche. Sie will lediglich an der Wertbewegung
und Preisänderung, losgelöst von der materiellen
Verarbeitung oder Nutzung der Wirtschaftsgüter einen
Geldgewinn machen. Gerade auf unserem Gebiete der
Bodenentvvicklung ist die Scheidung der beiden Spekula-
tionsarten ebenso einfach wie wesentlich. Wer Häuser
baut ohne bestimmten" Auftrag und ohne Rücksicht auf
die Personen, die ein Haus späterhin kaufen oder be-
nutzen werden, der betreibt die notwendige und für die
heutige Marktversorgung unentbehrliche Handelsspeku-
lation. Wer dagegen Gebäude aufkauft, lediglich um eine
Wertsteigerung herauszuschlagen, betreibt Wertspekulation,
Eberstadt legt ganz besonderen Wert darauf, zu be-
tonen, daß er nur die Wertspekulation bekämpft, und
daß eine der wichtigsten Aufgaben des Städtebaues darin
besteht, die spekulative Unternehmung im Baugewerbe
zu stärken und sie von der ihr in Deutschland angelegten
Fesselung zu befreien. Die Bodenspekulation ist von der
Spekulation in beweglichen Gütern wie der Getreide- und
Effektenspekulation grundsätzlich zu scheiden.
„Niemand kann eine Spekulation dadurch durchführen,
daß er eine größere Menge Getreide 10 oder 20 Jahre
lang vom Verkehr aussperrt; der Unternehmer würde hier
nicht nur nichts gewinnen, sondern das aufgewendete
Geld bis auf den letzten Pfennig verlieren. Beim Boden
bildet indes die längere Aussperrung die übliche Form
der Spekulation. — Niemand kann die Wertsteigerung bei
einem Posten Getreide dadurch realisieren und dauernd
festhalten, daß er eine Hypothek zu Lasten des Getreide-
verbrauchers eintragen läßt, die der Verbraucher dauernd
jahrein jahraus zu verzinsen hat; bei dem Boden dagegen
ist die hypothekarische Belastung die ausschließliche Form,
in der spekulative Gewinne realisiert und festgehalten
werden. — Im Getreidehandel ist es schwierig, die mög-
licherweise verfügbaren Mengen zu berechnen, und der
Markt kann immer nur für kurze Zeit und für bestimmte
Bewegungen beherrscht werden. Beim Boden liegt der
vorhandene Bestand offen da, und die Beherrschung des
Marktes bildet die erste Stütze der Spekulation.
Ein Hauptgegensatz besteht jedoch darin, daß die
Spekulationen in beweglichen Gütern (Getreidespekulation,
Effektenspekulation) sich nach beiden Richtungen, ''d. h.
nach oben und unten vollziehen und daß sich hier zwei
gleichwertige Parteien gegenüberstehen, von denen jede
ihr der anderen diametral entgegengesetztes Interesse ver-
tritt und durchzusetzen sucht. Im Boden dagegen kann
niemand ä la baisse spekulieren; die Spekulation voll-
zieht sich hier ganz einseitig, in der Richtung nach oben,
und hat ausschließlich die Tendenz, eine Preissteige-
rung herbeizuführen."
Die Ausdehnung der Stadt bewirkt eine besondere und
zwar die intensivste Wertsteigerung des Bodens durch die
Umwandlung von Ackerland in Bauland. Aus dem landwirt-
schaftlich benutzten Boden wird die sehr viel höher bewertete
Baustelle. Die ganze verwaltungstechnische und volkswirt-
schaftliche Kunst muß sich darauf konzentrieren, Vor-
kehrungen zu treffen, daß sich dieser natürliche und er-
wünschte Vorgang in zweckentsprechender und dem Ge-
meinwohl förderlicher Weise vollzieht. Die Spannung
zwischen Ackerland und Baustelle gibt Eberstadt bei-
spielsweise auf 1:10 an. Mit dem Werte der Stadtlage
kombiniert erhalten wir in fünf Zonen z. B. in Berlin fol-
gendes Schema:
Wert der Haus- Wert des Vor-
piatzrente zugs der La^e
I. Zone, beste Geschäftslage (Fried-
richtsraße) 1 0 40
II. Zone, gute Geschäftslage (Pots-
damer Straße) 10 30
III. Zone, beste Wohnlage (Kur-
fürstenstraße) IG 20
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Wert der Haus- Wert des Vor-
platzrente zugs der Lage
IV. Zone, mittl. Wohnlage^(Schöne-
berg) • 10 10
V. Zone, äußerste Wohnlage (Steg-
litz und äußerste Vororte) 10 —
Im Wert der Baustelle sind also zwei Faktoren zu
unterscheiden, der Wert des Bodens zum Hausbau schlecht-
hin und der Wert der Stadtlage. Die Differenzierung des
Wertes der Stadtlage entwickelt sich allmählich mit dem
Fortschreiten der Bevölkerung. Die Werterhöhung der
besseren Lage entsteht dadurch, daß allmählich immer
entferntere oder ungünstigere Lagen besiedelt werden, wo-
durch die Grundrente der besseren Lage ganz automatisch
in die Höhe getrieben wird.
Eine besondere Wertsteigerung entsteiU aber durch
die gedrängte vielstöckige oder monopolistische Bauweise.
Diese besteht darin, daß jedes Grundstück, gleichviel in
welcher Lage es sich befindet, also gleichviel ob im Zen-
trum oder an der Peripherie und in den Vororten, gleich-
mäßig fünffach überbaut werden darf und daß eine Form
der Bodenaufteilung entsteht, die lediglich spekulativen
Zwecken dient. Zur natürlichen Hausplatzrente tritt so
ein künstlicher sehr viel größerer Mehrwert, der durch
die kasernenmäßige Parzellierung und vertikal gedrängte
Bauweise mit ihrem Zubehör hervorgebracht wird. Es ist
im Gegensatz zur natürlichen Hausplatzrente die künstlich
geschaffene Kasernierungsrente. Dieser Mehrwert ist ein
festes, konstantes Element. Wenn wir ihn im obigen
Beispiel auf 30 ansetzen, erhalten wir als Bodenwert der
fünf Zonen 80, 70, 60, 50 und 40. Die Rechnung auf
die schematisch gedrängte Bauweise bewirkt demnach,
daß ein Grundstück für den Häuserbau nicht mehr mit
10 M für den Quadratmeter, sondern selbst in schlechter
Lage mit 40 bis 50 M und noch sehr viel höher bezahlt
werden muß. Die Spannung, auf die die Spekulation
abzielt, ist jetzt nicht mehr wie 1:10, sondern wie 1:40
oder 60. Jetzt erst haben wir die künstliche Preistreiberei
des Bodens, wie wir sie heute kennen und die in ihren
Grundlagen mit natürlichen Faktoren gar nichts zu tun
hat. Jetzt erst ist es auch möglich, die Preissteigerung des
Bodens geschäftsmäßig zu betreiben, indem man weite
Geländeflächen aufkauft und sie jähre- und jahrzehntelang
von der Bebauung aussperrt; denn der Gewinn aus der
künstlichen Steigerung ist jetzt so groß, daß er die Ein-
schiebung der Wertspekulation geradezu herausfordert.
Nicht die hohen Bodenpreise erzwingen die gedrängte
Bebauung, sondern gerade umgekehrt das Recht und der
systematische Zwang, Mietskasernen in jeder Lage all-
gemein aufzuführen, treibt die Bodenpreise empor. Wo
Mietskasernen zulässig sind, steigern sie die Bodenpreise
so sehr, daß unter privatwirtschaftlichen Voraussetzungen
andere Häuser auf solchem Boden überhaupt nicht erbaut
werden können. Eberstadt warnt daher ausdrücklich vor
der Anschauung, als ob man die Bodenspekulation re-
pressiv oder örtlich einschränken könne. „Sobald wir eine
Schablone des Städtebaues haben, die ganz allgemein dem
Boden einen künstlich gesteigerten Wert verleiht, un-
abhängig von der Lage, dann ist es auch nicht möglich,
inmitten dieser Gesamtfläche eine Grenze zu bestimmen,
an der die Steigerung Halt machen soll." Wenn wir mit
dem System nicht brechen, müssen auch die aufblühenden
Mittelstädte davon ergriffen werden, da die Preise inner-
halb einer Volkswirtschaft voneinander abhängig sind.
Die Bodenspekulation marschiert nun nicht wie die
echte Grundrente von innen nach außen, sondern gerade
umgekehrt. Nähern wir uns einer Großstadt von außen,
so treffen wir in den Außenbezirken die gedrängteste Bau-
weise, was durch, eine umfangreiche Tabelle für Berlin
veranschaulicht wird. Sodann herrscht das System des
Lückenbaues, bei dem zahlreiche Komplexe unbebaut
liegen bleiben. Für die Baureife ist nicht die Stadtnähe
entscheidend, sondern die Verhältnisse des Grundstücks-
marktes. Die Zusammendrängung der Bevölkerung ent-
steht nicht auf hochwertigem und knappem, sondern auf
ursprünglich geringwertigem und reichlichem Boden. Die
Spekulation ist hier in allen ihren Abschnitten kein Er-
zeugnis vorübergehender Konjunkturen, sondern ein regel-
mäßiges Geschäft. Sie beginnt damit, daß sie sich in
den Besitz des verfügbaren Landes setzt und durch Ge-
ländeankauf einen weiten Ring um die Stadt legt. Diese
„Theorie des schmalen Randes", die von Eberstadt zuerst
aufgestellt worden ist, ist von Karl von Mangoldt in
seinem umfangreichen, gediegenen Werke „Die städtische
Bodenfrage" (Göttingen 1907, Vandenhoeck & Ruprecht,
745 S. gr. 8") eingehend nachgeprüft und durch neues
Material für Dresden bekräftigt worden.
Die Bodenspekulation beginnt stets in den Außen-
bezirken. Das hier vereinzelt aufgeführte Massenmiets-
haus treibt den Preis alles umliegenden Baulandes künst-
lich in die Höhe und wirkt wieder auf die Bodenwerte
der Innenstadt in gegenseitiger Wechselwirkung zurück.
Die preisermäßigende Wirkung des Baulandes der Außen-
bezirke ist aufgehoben, da es sich fast vollständig in den
Händen der Spekulation befindet und von dieser fest-
gehalten wird. Denn der durch die Bodenspekulation
erzielte Nutzen ist so groß, daß er den geschäftsmäßigen
Ankauf und die Eesthaltung des Bodens ermöglicht.
„Mit Bezug auf das Vorgehen der Bodenspekulation
ist hier noch eine Einzelheit zu vermerken. Der Boden-
spekulant hält es für selbstverständlich, daß er in seinen
Berechnungen den sog. „Zinsverlust" auf den Preis der
Baustelle schlägt. Wenn ein Spekulant vor 20 Jahren zu
200 gekauft hat, so hat die Baustelle eben dadurch, daß
sie nicht als Baustelle gedient hat, den doppelten Wert
von 400 erreicht, und diese Rechnung muß honoriert
werden. Weil Kapital und Boden unbenutzt gelegen haben,
deshalb haben beide an Wert zugenommen."
Die natürliche Entwicklung würde das Umgekehrte
fordern, nämlich das allmähliche Vordringen der gedrängten
Bauweise von innen nach außen in einer gewissen Stufen-
folge. Dagegen hat sich kein ernsthaft zu nehmender
Autor jemals gegen die gedrängte Bauweise auf (durch
seine Lage) hochwertigem Boden ausgesprochen.
In demselben Maße, wie die gedrängte Ausnutzung
der Grundfläche gesteigert wird, genau in demselben
Maße erhöht sich der Preis des Bodens; die vertikale
Häufung der Wohnungen hat also niemals eine andere
Wirkung, als daß sie d«n Preis des Bodens der Ausnutzung
entsprechend hinauftreibt. „Es ist ein- unumstößliches
Gesetz, daß die gedrängte Bauweise bei privatwirtschaft-
lichem Verkehr nicht etwa durch die inten-
siv ereAusnutzungdenGeländeaufwandauf
die einzelne Wohnung verbilligt, sondern der
Bodenpreis allein hat den Nutzen ; er wird genau proportio-
nal zu der Bodenausnutzung erhöht." Beim Zusammen-
treffen von Flachbau und Stockwerkhäufung rechtfertigt
die Beobachtung den Satz: je höher der Bau, desto höher
die Mieten!
Durch die gedrängte Bauweise wird der Bodenpreis
höher getrieben, als es dem auf ihn entfallenden Teil
beim Flachbau entsprechen würde, oder konkreter aus-
gedrückt: ein Zimmer einer Mietskaserne hat einen höheren
Anteil an Bodenwert zu verzinsen als ein gleichwertiges
Zimmer im Flachbau.
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Diese erhöhten Baupreise werden nun aber auf Frei-
flächen und Straßenland geschlagen, und das System führt
so zu den höchsten baupolizeihchen Belastungen, während
für Kinderspielplätze und Parks zu den unerschwinglichen
Bodenpreisen kein Land übrig bleibt. Endlich wird der
gesteigerte Bauaufwand unrentabel. In der Praxis hat
sich nämlich nach dem Urteil von Bausachverständigen
allgemein ergeben, daß bei Wohnbauten die Baukosten
für das einzelne Geschoß nicht stetig mit der Bebauungs-
höhe abnehmen, sondern nur bis zu einer gewissen Grenze,
dann aber wieder zunehmen. Die fünfgeschossige Berliner
Bauweise ist um 8o/o teurer als die dreigeschossige rhei-
nische, steht ihr dafür aber hygienisch und sozial weit nach.
Das Großkapital hat sich bereits der Bodenspekulation
bemächtigt. Für das Großkapital ist der Zinsverlust leicht
zu verschmerzen. Die Bodenspekulation, die nur im
Massenmiethaus eine gleichmäßige Massenware mit Aus-
sicht auf hohe Preissteigerung und hohen Gewinn vor-
findet, realisiert ihren Gewinn durch Verschuldung des
Bodens und ihre Eintragung im Grundbuch. Dieser
Vorgang ist dem Baugewerbe außerordentlich schädlich.
Die erste Hypotheik wird regelmäßig so genommen, daß
„die zweite gleich mit drin ist", wie der geschäftsübliche
Ausdruck dafür lautet. Das Kapital, das vernünftigerweise
für die Bebauung verwendet werden müßte, dient in erster
Linie zur Realisierung der Gewinne der Bodenspekulation.
Sie bedient sich dabei kapitalschwacher Unternehmer und
Strohmänner. Diese erhalten die Baustelle gleich mit dem
Bauplan. Die Hypothek wird für den Baustelleninhaber
eingetragen; die Baugelder werden dem Bauunternehmer
nur ungenügend zur Verfügung gestellt. Damit er weiter-
bauen kann, muß er sich eine zweite Baustelle zu ebenso
emporgetriebenen Preisen aufhängen lassen. So entstehen
im regelmäßigen Geschäftsverlauf die sogenannten Ketten-
geschäfte. Während dem Boden Kapital in Hülle und
Fülle zufließt, leidet das sohde Baugewerbe an Kapital-
mangel, da das für den Bau bestimmte Geld von der
Bodenspekulation beansprucht wird.
Die Bodenspekulation, die der Bevölkerung die Ver-
zinsung einer unerträglichen Hypothekenlast, die hoch in
die Milliarden geht, aufhalst, schädigt also auch das selb-
ständige Baugewerbe aufs empfindlichste. Sie läßt einen
unabhängigen Stand von Bauunternehmern nicht auf-
kommen und degradiert die Hausbesitzer, denen meist
kein Ziegel auf dem Dache gehört, zu Hypothekenwächtern.
Daneben wird der selbständige Eigenbesitz eines Klein-
hauses zur Unmöglichkeit.
Wenn die Mietskasernen fertiggestellt sind, tritt die
Preistreiberei in ein neues Stadium. Der ehemals stabile
Hausbesitz wird mobil. Bei 50 Wohnungen in einer Miets-
kaserne, was gar nicht selten ist, bedeutet eine Miet-
steigerung von monatlich nur 3 M pro Wohnung im Durch-
schnitt eine jährhche Mehreinnahme an Miete von 1600 M
oder mit dem zwanzigfachen Betrage kapitalisiert eine
Wertsteigerung von 32 000 M. Jeder Besitzwechsel hat
daher eine Steigerung der Mieten zur Folge. Die Mieten
werden bei guter, sie werden aber auch bei schlechter
Konjunktur gesteigert, wie z. B. während der Erschütte-
rung des Hypothekenmarktes durch den Krach der Pom-
mern- und Preußenbank.
Das System hat also in jeder Beziehung die unerträg-
lichsten Mißstände unausweichlich zur Folge. Es ist aber
lediglich darauf zurückzuführen, daß unser Grundbuch-
wesen die Wertvermehrung des Bodens durch die Be-
bauung nicht vom Bodeneigentum trennt, wie dies das
deutsche Recht des Mittelalters getan hatte, und daß die
Baupolizeiordnungen die Mietskasernen wahllos bis in den
weitesten Umkreis der Städte hinaus zulassen und damit
erzwingen.
Damit kommen wir aber auf den ungünstigen Einfluß
des Mietskasernensystems auf den Städtebau. Es ver-
urteilt zum Schematismus und macht dem Architekten
jede künstlerische Wirkung unmöglich. Denn etwas so
Unvernünftiges und Zweckwidriges wie die Mietskaserne
kann niemals nach seinen eigenen inneren Gesetzen zweck-
mäßig, vollkommen und also schön gestaltet werden. Der
Architekt wird deshalb notgedrungen auf falschen, un-
organischen, äußeren Aufputz angewiesen bleiben. Wer
sich besonders für diese Seite der Wohnungsfrage inter-
essiert, dem kann die vortreffliche Schrift von Dr. ing.
Hermann Hecker „Die Wohnungsfrage und das Problem
architektonischen Gestaltens" (Aachen 1909, Schurp & Schu-
macher, 259 S. gr. 8", Preis brosch. 4 M) empfohlen werden.
Wir haben zum Schluß noch ausdrücklich hervor-
zuheben, daß wir bei unseren Betrachtungen nur normale
Wohnungen berücksichtigt und unternormale Wohnungen
ganz außer Acht gelassen haben. Mit all den hier nur
kurz geschilderten Mißständen, für die in dem Werke Eber-
stadts durch zahlreiche Beispiele und umfangreiche sta-
tistische Tabellen der Einzelnachweis überzeugend geführt
wird, kann nur aufgeräumt werden, wenn mit dem in seinen
Grundlagen verfehlten System ganz und gar gebrochen wird.
Daß gerade diejenigen, die unter diesem System am
unerträglichsten leiden, die Bautechniker, den hier vor-
getragenen Gedanken das größte Verständnis entgegen-
bringen, beweist am besten das Preisausschreiben der
Berliner Architektenvereine, bei dem ein Entwurf, an
dem der Verfasser dieses Werkes mitgearbeitet hatte, den
zweiten Preis erhielt und seine grundlegenden wirtschaft-
lichen Anschauungen auch in den übrigen preisgekrönten
Entwürfen berücksichtigt sind.*)
Das Werk gibt ferner einen knappen Ueberblick über
die Bestrebungen auf dem Gebiete der Wohnungsfrage
im Ausland. Es ist mit sorgfältig ausgewählten Abbil-
dungen von typischen Stadtplänen, Mietskasernen und
Kleinwohnungen mit zugehörigen Grundrissen vortrefflich
illustriert. Dieses Standard work der jeden Techniker auch
als Konsument lebhaft und empfindlich interessierenden
Wohnungsfrage kann seinem Studium auch unter dem
Gesichtspunkt auf das nachdrücklichste empfohlen werden,
weil es ihm an ihm bekannten Dingen zeigt, wie zweck-
mäßig und notwendig für ihn das Studium der Volkswirt-
schaftslehre ist. Hier werden alle bedeutsamen Tatsachen
mit einer geradezu bewundernswerten Knappheit und
Präzision des Ausdrucks dargestellt; sie werden sodann
aber bis in ihre verborgensten Zusammenhänge mit großem
Scharfsinn verfolgt, bis sie sich dem Verständnis restlos
erschließen, kurz: eine wissenschaftliche Leistung aller-
ersten Ranges.
*) Wer sich für die praktischen Reformvorschläge Eber-
stadts interessiert, dem kann seine kleine, aber inhaltreiche
Schrift: Unser Wohnungswesen und die Notwendigkeit der
Schaffung eines preußischen Wohnungsgesetzes, Vortrag ge-
halten auf der IX. Jahresversammlung des Westfälischen Vereins
für Kleinwohnungswcsen in Münster (erweiterte Ausarbeitung),
Jena 1910, Gustav Fisclier, 28 S. gr. 8° auf das angelegentlichste
empfohlen werden. Wer weitere Aufklärung für wünschenswert
liält, möge sich an den Verfasser dieses Aufsatzes Dr. Cl. He ß,
Treptow bei Berlin, Parkstr. 2, wenden.
Heft 20 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 309
Bremsberganlagen
Von A. HERMES, Leipzig (M.-Nr. 22 092).
Als Bremsberg bezeichnet "man allgemein die Förder-
einrichtung, mit der auf Wagen Sammelgüter oder Einzel-
lasten bergab transportiert werden. Die Fahrbahn ist
eine schiefe Ebene. Das wesentliche Merkmal aller Brems-
förderungen, zu deren Gattung auch die Bremsbahnen mit
kontinuierlich umlaufendem Zugmittel gehören, ist der
selbsttätige Betrieb, der sich ohne Einleitung einer moto-
rischen Kraft allein durch die Schwere der sich abwärts
bewegenden Last vollzieht.
In früheren Zeiten verursachte der Abtransport
schwerer Gegenstände auf schiefen Ebenen Schwie-
rigkeiten und manchmal auch ganz beträchtliche
Kosten. Eine Anlage älterer Bauart, deren Betriebs-
kosten sehr hohe waren, war noch vor einigen Jahren
in der Salzburger Gegend zu sehen und diente
dazu, große Steinblöcke von einem Steinbruch zu
Tal zu lassen. Man benutzte dort keinen .Wagen mit
Rädern, sondern einen Schlitten, auf dem die oft 10 und
mehr Tonnen schweren Steinblöcke mit Seilen oder Ketten
festgebunden Vv^urden. Das Beladen des Holzschlittens
erfolgte auf einer flach geneigten Stelle, die den Anfang
zu der eigentlichen schiefen Ebene der Bremsbahn oder
wie sie dort genannt wurde, der Schleifbahn bildete. Mit
dem beladenen Schlitten verband man ein ca. 60 mm
starkes Hanftau, wickelte es mehrere Male um Baum-
stümpfe und ließ, nachdem der Schlitten bis zur schiefen
Ebene vorgewippt war, am freien Ende des Taues eine
Kolonne von 20 und mehr Mann gegenhalten bezw. lang-
sam nachlassen.
Als Führung des Schlittens auf der schiefen Ebene
diente ein dem Bergabhang entlang liegender, auf höl-
zernen Schwellen befestigter Holzbalken, der von den
Schlittenkufen umfaßt wurde.
Im Sommer war nun dieser Transport fast ungefähr-
lich, denn der Schlitten fand auf den trockenen Holz-
schwellen der Schleifbahn genügend Widerstand und das
Hanftau ließ sich leicht um die Baumstümpfe legen. Im
Winter aber bei vereister Strecke und gefrorenem Tau
kamen öfter Unfälle vor, indem der Schlitten im Abgleiten
begriffen, nicht mehr gehalten werden konnte und durch-
ging. Schon von vorneherein hatte man, wohl auch der
Länge des Seiles wegen, die mehrere Hundert Meter lange
■Schleifbahn in Teilstrecken zerlegt, die in einer Zickzacklinie
stumpfwinklig aneinander stießen und in kurzen Horizontal-
strecken endigten. Auf jedem Plateau befanden sich, wie
am Ausgang des Steinbruches, Baumstümpfe. Sobald der
beladene Schlitten auf dem Plateau zwischen zwei Teil-
strecken zur Ruhe gekommen war, wurde das Seil nach-
gezogen und von neuem um die Stümpfe gewickelt, worauf
das Ablassen auf der nächsten Teilstrecke begann. Auf
dem Plateau sollte sich außerdem der Schlitten auslaufen,
wenn die Leute am Tau die Macht darüber verloren hatten.
Kam dann aber, was keineswegs ganz zu vermeiden war,
der Schlitten schon auf dem oberen Teil einer Teilstrecke
zum freien Lauf, so schoß er über das Plateau hinaus,
alle Schutzvorrichtungen dabei zertrümmernd, und stürzte
mit dem bereits roh behauenen und daher wertvollen
Steinblock den Bergabhang hinab, um schließlich an einer
nur schwer zugänglichen Stelle liegen zu bleiben.
Abgesehen von der Gefährlichkeit hatte dieser Betrieb
im Winter natürlich mehr noch als im Sommer den Nach-
(Nachdruck verboten.)
teil, daß der sich steigernde Bedarf an größeren Stein-
blöcken nicht gedeckt werden konnte, weil alles zu langsam
ging. Außerdem waren die Transportkosten pro cbm zu
Tal gefördertem Stein bedeutend höher, als man bei ober-
flächlicher Betrachtung anzunehmen geneigt ist. Das
kam nicht etwa durch die große Anzahl Leute am Tau,
sondern hauptsächlich dadurch, daß das Hoch- bezw. Zu-
rückbringen des Schlittens und der Ketten auf der teilweise
sehr steilen Schleifbahn im Handtransport eine kostspielige
Arbeit war, die nur langsam von statten ging. Auch die
Kosten des Seilverschleißes fielen sehr ins Gewicht. Sie
betrugen pro cbm "Stein ca. 3,50 M. Heute ist an die
Stelle der alten einfachen Schleifbahn eine imoderne Brems-
berganlage getreten, mit der auf sogenannten Schrägwagen
Steinblöcke von ganz bedeutendem Gewicht spielend ab-
transportiert werden.
Im allgemeinen unterscheidet man zwischen eintrümi-
gen und doppeltrümigen Anlagen. Eintrümige Brems-
berge tragen ständig an ein und demselben Ende des
Zugmittels die Last, doppeltrümige wechselnd an beiden
Enden. Bei ersteren ist somit zum Hochziehen der leeren
Fördergefäße ein Gegengewicht erforderlich, bei letzteren
zieht der beladene Wagen beim 'Abwärtsfahren den leeren
Wagen in die Höhe. Bei einer eintrümigen Anlage besteht
ein Spiel aus Abfahrt des vollen Wagens und Hochfahrt
des Leerwagens. Bei einer doppeltrümigen Anlage be-
steht ein Spiel lediglich in der Abfahrt des Vollwagens,
denn sobald der eine der Wagen mit der Last unten an-
gelangt ist, ist auch der zweite Wagen ohne Last oben
eingetroffen. Die Leistung einer doppeltrümigen Anlage
ist daher noch einmal so groß als die einer eintrümigen.
Die Fahrbahn der Bremsberge wird in den weitaus
meisten Fällen aus auf Holz- oder Eisenschwellen ver-
legten Grubenschienen gebildet. Für schwere Anlagen
nimmt man wohl auch Eisenbahnschienen oder besondere
Fassonschienen. Die Spurweite der Fahrbahn kann ganz
verschieden sein. Sie richtet sich entweder nach der
Spurweite der Transportwagen, wenn diese auf der Fahr-
bahn direkt laufen, oder nach der Spur der Schrägwagen,
die wieder von der Größe und Schwere 'der zu transportieren-
den Gegenstände abhängig ist. Bei leichten Anlagen genügt
ein Verlegen der Schienen der Fahrbahn auf eingebettete
Schwellen. Die Fahrbahn schwerer Anlagen dagegen muß,
besonders bei starker Neigung, eine sorgfältige Veranke-
rung mit dem festen Boden erfahren. Außerdem ist der
Bahnkörper in Einschnitten oder Mulden durch Anlegen
von Wassergräben gegen Unterspülen zu schützen. Die
Flucht der Fahrbahn verläuft meist gerade. Krümmungen
treten selten auf. Die Streckenprofile trifft man sowohl
mit gleichmäßigem Gefälle, als auch mit wechselnder
Neigung an. Profile mit wechselnder Neigung können
für eintrümige Anlagen, wenn sie muldenförmige Stellen
haben, insofern gefährlich werden, als das straff gespannte
Seil des abwärtsfahrenden Lastwagens den Gegengewichts-
wagen an der muldenförmigen Stelle aushebt und ihn
dadurch zur Entgleisung bringt. Doppeltrümige Brems-
berge haben öfter zweigleisige Fahrbahn. Machen sich
größere Geländedurchschnitte oder Anschüttungen not-
vi^endig, so greift man auch zu drei- oder zweischieniger
Fahrbahn. Die letzteren beiden müssen dann in der Mitte
eine Ausweiche erhalten, d. h. die oben und unten nur
zwei- oder dreischienige Fahrbahn geht in der Mitte in
310
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 20
eine vierschienige Bahn über, damit die beiden Wagen,
die sich in - der Mitte treffen, aneinander vorüberfahren
können.
Die Bremswerke können Scheiben- oder Trommel-
bremswerke sein. Letztere können wieder bandartig flache
oder runde Zugorgane und dementsprechend ausgebildete
Trommeln haben.
Für die nachfolgenden Betrachtungen interessieren nur
Scheibenbremswerke mit runden Zugseilen und Seilscheiben
mit Ledereinlage. In bezug auf die Berechnung solcher
Bremswerke spielt die größte Rolle die Bestimmung der
Größe des vom Seil umspannten Bogens der mit Leder
gefütterten Bremsseilscheibe. Da sich die Größe des um-
spannten Bogens aus den Spannungen berechnet, die in
dem auf die Bremsseilscheibe auflaufenden Seiltrum durch
den leeren Wagen und in dem von der Bremsseilscheiba
ablaufenden Trum durch den beladenen Wagen entstehen,
so ist es zunächst notwendig, diese Spannungen oder
Seilzüge möglichst genau festzulegen.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Reibungswider-
stand der Fahrzeuge bei den für Bremsberge in Frage
kommenden Geschwindigkeiten 0,8 bis 4oo beträgt; d.h.
auf horizontaler Bahn würden zum Fortbewegen eines
Wagens von Q Kilo Gewicht 0,008 bis 0,04 Q Zugkraft
aufzuwenden sein. Der Reibungswiderstand schvi^ankt also
in den angegebenen Grenzen. Er ist abhängig" von der
Beschaffenheit der Fahrbahn, der Konstruktion der Achs-
lager der Fahrzeuge, dem Durchmesser der Laufräder und
Achsen und von der Schmierung. Gewöhnhch setzt man
bei trockenen Schienen
0,02 bis 0,04 Q für Wagen mit gewöhnlichen Lagern,
0,01 bis 0,025 Q für Wagen mit Schmierbüchsenradsätzen u.
0,0075 bis 0,015 Q für Wagen mit Rollenlagern.
Bei Bremsbergen, deren Wagen im Freien laufen, nehme
man in den ersten beiden Fällen, hauptsächlich wenn
schwere Lasten auf starken Neigungen zu transportieren
sind, nur die Hälfte der angegebenen Werte. Werden
Wagen benutzt, die ohne Anwendung von Schrägwagen
auf der Fahrbahn des Bremsberges direkt laufen, so stellt
man am besten den Reibungswiderstand durch Versuche
fest, indem "man den auf genau horizontalem Gleis stehen-
den Wagen mit einem Faden verbindet, den man über
eine zwischen Spitzen laufende Rolle führt und am freien
Ende durch Gewichte belastet. Das damit gefundene Ge-
wicht entspricht ziemlich genau der Kraft, die notwendig
ist, den Wagen aus der Ruhelage in Bewegung zu setzen.
Hat man eine steile Bahn, so wird man den Versuch mit
einem gut geschmierten Wagen vornehmen, hat man eine
flache Strecke, so bestimmt man die Zugkraft an einem
Wagen mit fast trockenen Lagern. In Fällen, in denen
es nicht möglich ist, die Größe der Zugkraft durch Ver-
suche festzustellen, bedient man sich der bekannten Rei-
bungskoeffizienten. Bezeichnet:
f = den Reibungskoeffizienten (für rollende und Zapfen-
reibung),
Q =- das Gewicht des Wagens in kg,
Z = die Zugkraft in kg, so ist
Z = O • f.
Z ist also die Kraft, die zum Ingangsetzen eines Wagens
von Q kg Gewicht auf horizontaler Bahn erforderlich ist.
Bei Bremsbergen hat man nun keine horizontale, sondern
eine geneigte Fahrbahn. Es muß also nicht nur der
Reibungswiderstand, der durch den Druck des Wagens
auf die Fahrbahn entsteht, überwunden werden, es muß
außerdem auch der leere Wagen um die Differenz der
Endpunkte der Bahn gehoben und der beladene Wagen
um gleichviel gesenkt werden.
Abb. 1
In vorstehender Abb. 1 bezeichnet:
Q das Gewicht des leeren Wagens,
Qi „ „ „ beladenen Wagens,
a den Neigungswinkel der Fahrbahn gegen die Hori-
zontale,
z den Seilzug, hervorgerufen durch den aufwärts gehen-
den Leerwagen,
Z den Seilzug, hervorgerufen durch den abwärts gehen-
den Vollwagen.
Für den leeren Wagen gilt dann
z = Q sin a + Q ■ f ■ cos a,
für den beladenen Wagen
Z = Qi^ ■ sin et — Qi • f cos a.
Nach den Seilzügen z und Z, zu denen, wie aus
späterem hervorgeht, noch zusätzliche Kräfte treten, kann
der vom Seil umspannte Bogen der Bremsseilscheibe be-
rechnet werden. Bekanntlich wird ein um eine nicht
drehbar vorgelagerte Rolle gelegter Faden um die Rolle
herumgezogen, wenn er eine einseitige Belastung erfährt,
die größer ist als die zwischen Faden und Seilrille auf-
tretende Reibung. Eine Bremsseilscheibe kann im ge-
bremsten Zustand gewissermaßen auch als fest gelagerte
Seilrolle betrachtet werden. Sieht man die Seilzüge z
und Z als Belastung des Fadens an, so ergibt sich die
Beziehung:
Z= z -|- Fadenreibung auf dem Seilscheibenumfang.
Vorstehende Formel ist mit Hilfe höherer Rechnung
weiter entwickelt worden und heute allgemein in der Form :
Z = z • epa gebräuchlich.
e = 2,718 die Grundzahl der nat. Logarithmen,
[X = der Reibungskoeffizient zwischen Seil und Rille,
a = der im Bogenmaß ausgedrückte, vom Seil umspannte
Winkel der Bremsseilscheibe.
Da es öfter vorkommt, daß der vom Seil umspannte
Winkel genauer berechnet werden muß, sei der Rech-
nungsvorgang an nachstehendem Beispiel gezeigt:
Als gegeben ist angenommen:
Z =- 2100 kg 7. = 600 kg
e = 2,718 log e = 0,434
\i. = 0,16
Es wird dann:
log e • JA a =
Z
— z e
Z
2100
z
600
log
3,5
log
• 3,5
log
e -ii ~
Heft 20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
311
Nachstehende Tabelle enthält einige Werte für et^".*)
<
Dieser Wert ist also der für vorliegenden Fall be-
nötigte Winkel, ausgedrückt im Bogenmaß. Das Bogen-
maß eines vollen Umfanges eines Kreises vom Radius X
beträgt bekanntermaßen
Dividiert man
a
'2^
Ixt: = 2 u.
so erhält man die Anzahl der vollen
Seilscheibenumfänge, die bei den angegebenen Seilzügen
umspannt werden müssen, wenn Ruhelage bestehen soll.
7 8
Für das Beispiel ergeben sich demnach — ^ = 1,24 volle
2 7t
Umschlingungen. Der vom Seil umspannte Gesamtwinkel
beträgt
„0 _ 360 -7,8 _
2 T.
Man beachte scharf, daß bei den errechneten 1,24
vollen Umschhngungen oder ganzen Umfängen eben ge-
rade Gleichgewichtslage eingetreten ist, daß aber noch
nicht die geringste Sicherheit gegen Seilrutsch besteht,
wenn die Reibung zwischen Seil und Rille einmal kleiner
werden sollte, als sie durch den angegebenen Reibungs-
koeffizienten der Rechnung zugrunde gelegt ist.
Daraus erhellt zunächst, daß man mit dem Reibungs-
koeffizienten sehr vorsichtig umgehen muß, zumal dieser
nicht nur bei verschiedenartig gebildeten Materialien, die
sich berühren, sondern selbst bei gleichen, in ständiger
Berührung befindlichen Materialien je nach dem Wechsel
der äußeren Einflüsse seine Größe ändert.
Bei mit Leder ausgelegten Seilscheiben und runden
Drahtseilen mit ^ D Drahtstärke kann man im all-
gemeinen setzen:
Seile trocken: jx = 0,18
„ leicht gefettet: fi = 0,16.
Bei Temperaturen unter Null und bei vereisten Seilen
genügen jedoch die eben genannten Werte nicht mehr.
Es dürfte ohne weiteres einleuchtend sein, daß ein ge-
frorenes, mit Eis oder Schnee behaftetes Seil leichter in
der Rille gleitet, als ein trockenes, nicht gefrorenes Seil.
Die Konservierung des Seiles mit einem geeigneten Seil-
fett, das ein Eindringen der Feuchtigkeit in das Innere
des Seiles verhindert, spielt also auch eine Rolle. Um-
fassende Versuche über die sich bei niederer Temperatur
ergebenden Reibungskoeffizienten liegen leider noch nicht
vor. An einer im Freien laufenden Anlage ergab sich
durch Nachrechnung ein Koeffizient von 0,128 während
der Wintermonate und ein Koeffizient von 0,182 während
der Sommermonate. Um auf alle Fälle sicher zu gehen,
soll bei der Berechnung des vom Seil umspannten Bogens,
d. h. mit anderen Worten: bei der Bestimmung der Rillen-
zahl die Bremsseilscheibe der Reibungskoeffizient für im
Freien laufende Anlagen nicht höher als 0,13 genommen
werden. Außerdem ist die mit dem Koeffizienten 0,13 er-
rechnete Rillenzahl um mindestens eine Rille zu vermehren,
damit eben nicht nur Gleichgewichtslage besteht, sondern
auch eine Sicherheit gegen Seilrutsch vorhanden ist.
0,1
0,12
0,13
0,14
0,16
0,18
0,2
180°
1,37
1,46
1,50
1,55
1,65
1,77
1,87
225°
1,48
1,60
1,67
1,73
1,87
2,02
2,19
270°
1,60
1,76
1,84
1,93
2,12
2,33
2,57
315°
1,73
1,93
2,04
2,16
2,41
2,69
3,00
360°
1,87
2,12
2,26
2,40
2,73
3,10
3,51
405»
2,02
2,33
2,51
2,69
3,10
3,57
4,11
9 10
9 78
Q eil
/III
4,1 1
A öl
4, öl
495°
2,37
2,82
3,07
3,35
3,98
4,73
5,63
540°
2,57
3,10
3,40
3,74
4,50
5,45
6,55
585°
2,77
3,40
3,77
4,17
5,12
6,28
7,70
630°
3,00
3,74
4,17
4,66
5,80
7,23
9,01
675°
3,25
4,07
4,62
5,21
6,58
8,33
10,52
720°
3,51
4,51
5,12
5,81
7,46
9,60
12,33
In der Formel Z = zep-a spielt nun der Durchmesser
der Seilscheibe überhaupt keine Rolle, vielmehr nur der
umspannte Bogen, bezogen 'auf den Normalkreis mit dem
Radius 1. Es würde also gleich sein, ob man für ein
20 mm starkes Seil eine Seilscheibe von 1 m oder 3 m
Durchmesser nähme. Und doch könnte die Seilscheibe
im Durchmesser zu klein ausfallen, wollte man nicht auch
die Pressung zwischen Seil und Rille berücksichtigen.
Ueber die zulässigen Flächenpressungen Hegen, soweit be-
kannt, genauere Werte auch noch nicht vor. Ein mittlerer
Wert, bei dem die Ledereinlage einer Seilscheibe eine
längere Lebensdauer aufwies, beträgt 7,5 kg pro cm^ vom
Seil berührtem Umfang. Legt man diesen Wert zugrunde,
so ergibt sich, die Größen der obenstehenden Abb. 2 ein-
gesetzt, folgende Formel zur Bestimmung des kleinsten
Bremsseilscheiben-Durchmessers :
+ ^ =7,5 oder
Dnp"
"3600"
(Z + z) 3600
^ d ■ « • • 7,5
Nimmt man % abgerundet = 3, so erhält man
, . ._ , . 16Z(1 +
^ 16 (Z + z) ^ epg
dp" dp"
Bei mehrrilligen Bremsseilscheiben bezeichnet in diesem
Falle p nicht den ganzen vom Seil umspannten Winkel,
sondern nur den Winkel der Rille, von der das Seil des
Vollwagens abläuft.
Nach dem Vorgesagten waren Z und z nicht die wirk-
lichen Kräfte im Seil, sondern nur die aus dem Gewicht
des Voll- und Leerwagens errechneten Seilzüge. Zu Z
und z kommen noch zwei weitere Spannungen, von denen
sich die eine aus dem Seilgewicht und' die andere aus
der Verzögerung der Wagen beim Bremsen ergibt, hinzu.
In bezug auf die zusätzliche Spannung aus dem Seil-
gewicht sei erwähnt, daß man bei geraden Fahrbahnen
mit gleichmäßigem Gefälle das Seilgewicht ohne weiteres
dem Wagengewicht zuaddieren darf. Bei nicht gleich-
mäßig fallenden Strecken oder bei Kurven ist dagegen
der Reibungswiderstand der unter dem Druck der Seil-
spannung laufenden Rollen besonders zu berechnen.
Die zweite zusätzliche Spannung kommt in das Seil,
wenn der in voller Fahrt befindliche abwärts laufende
Wagen zum Stillstand gebracht werden muß. Die Wir-
kung dieser Spannung ist die gleiche, die man auf einem
Straßenbahnwagen, der rasch angehalten wird, am eigenen
*) Werte mit Schieber gerechnet.
312
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 20
eine lebendige Kraft von L =
Leibe erfahren kann. Bei plötzlicher Bremsung wird man
einfach nach vorne geworfen. Aehnlich verhält es sich'
mit der Zunahme der Spannung im Seil eines Bremsberges.
Ohne Rücksicht auf die Widerstände ist die Kraft, die
treibend auf einen Körper wirkt und ihn aus der Ruhelage
auf eine Geschwindigkeit v bringt, genau so groß, als
die Kraft, die, bremsend wirkend, den Körper in der
gleichen Zeit von der Geschwindigkeit v zur Ruhe ge-
langen läßt. Betrachtet man einen Wagen vom Gewicht Q
auf horizontaler Bahn, so besitzt derselbe im Moment, in
dem eine treibende Kraft auf ihn einzuwirken aufhört,
Soll dieser Wagen auf einem bestimmten Weg s zur
Ruhe kommen, so muß eine der Bewegungsrichtung des
Wagens entgegengerichtete Kraft P eingeleitet werden, die
im Verein mit dem Reibungswiderstand, den der Wagen
findet, eine Arbeit verrichtet, die der lebendigen Kraft des
Wagens gleichkommt.
Wird die Arbeit der Gegenkraft mit B und die Rei-
bungsarbeit mit R bezeichnet, so ergibt sich der Ausdruck
L = B + R,
d. h. lebendige Kraft = Bremsarbeit + Reibungsarbeit. Ist
ferner s der Weg, auf dem der Wagen zum Stillstand
kommen soll, so ist weiter:
B = P
R = Q
Eingesetzt erhält man:
Q v2
s und
f • s.
L =
g
P s + Q f s.
Hieraus ergibt sich die Bremskraft zu
Q V- ^ ,
Dieser Rechnungsgang ist nicht ganz richtig, weil
dabei angenommen ist, daß bei ständig gleichgroßem
Reibungswiderstand die Geschwindigkeit während der
Bremsperiode gleichmäßig von v bis Null abnimmt, was
bekanntlich nicht genau zutrifft. Für praktische Ausführun-
gen hat diese Ungenauigkeit jedoch nur wenig Bedeutung.
Soll der vorerwähnte Wagen aus der Geschwindig-
keit V sich selbst überlassen auf horizontaler Fahrbahn
nur durch den Reibungswiderstand zur Ruhe kommen,
so ist zu setzen;
L = R oder
Der Weg, auf dem sich der Wagen ausläuft, wird
V.,
^ = -2i-T
Der eben erwähnten Horizontalbevvegung sei die
Vertikalbewegung gegenübergestellt. Hängt, wie z. B.
bei den Schachtförderungen der Bergwerke, eine vertikal
nach oben oder unten bewegte Last am Seil, so tritt
an die Stelle der Reibungsarbeit die Hub- oder Senk-
arbeit H. Betrachtet man die nach oben bewegte Last
in dem Moment, in dem die Bremsung einsetzt, so er-
hält man B H — L bezw.
2 g.
d. h. Bremsarbeit = Hubarbeit — Lebendiger Kraft.
Betrachtet man die abwärts gehende Last während
der Bremsperiode, so ergibt sich:
B = H 4 L
Q - v2
Abb. 3
P s = Q s +
2 g.
d. h. Bremsarbeit = Senkarbeit + lebendiger Kraft. Q ent-
hält natürlich Wagen- und Seilgewicht. Die größere
Kraft P tritt demnach im Seil auf, wenn die abwärts-
gehende Last angehalten wird. Daraus erklärt sich auch
die Erscheinung, daß bei Schachtförderungen das Förder-
seil meist bei der Einfahrt reißt. Die Ursache ist fast
immer eine zu plötzliche Bremsung.
Bei einem Bremsberg hat man nun weder eine hori-
zontale noch eine vertikale Bewegung. Die Fahrtrichtung
geht vielmehr entweder schräg nach oben oder schräg
nach unten. Bei der Fortbewegung eines Wagens auf
horizontaler Fahrbahn spielte neben der lebendigen Kraft
die Reibungsarbeit eine Rolle, bei der Vertikalbewegung
kam die Hub- oder Senkarbeit in Betracht. Auf schiefer
Ebene treten nun sowohl Reibungs- als auch Hub- oder
Senkarbeit auf. Die Richtungen der die erwähnten Ar-
beiten verrichtenden Kräfte sind in vorstehendem Schema
Abb. 3 angegeben:
Für einen Bremsberg auf schiefer Ebene ergibt sich
somit auch der größte Zug im Seil beim Anhalten des
abwärtsfahrenden Wagens. Nimmt man für den Wagen
denselben Reibungskoeffizienten wie für das Seil, so daß
auch hier wieder Qi = Wagen- und Seilgewicht des Voll-
wagens bedeutet, so erhält man nach oben stehendem
Schema den Maximalseilzug Zq, wenn man Zq statt R
setzt, zu:
Z(j • s -j- R ■ s = L -4- Qi ■ sin a s oder
Zq = + Qi (sin a - f • cos a) = Qi ( + sin a - f cos <
^ g • s \/ g s
Der Bremsberg s, dessen Länge bis zu einem gewissen
Maße von der Zeit, in der die Bremse voll zur Anlage
bezw. zur Wirkung kommt, abhängig ist, wird in der
Regel gleich der Geschwindigkeit genommen, d. h. bei
einer Fahrgeschwindigkeit von 3 m sek wird er z. B. 3 m
s
betragen. Mit anderen Worten, man setzt die Zeit— =1.
v
Der Zug Zo des aufwärtsfahrenden .Wagens ergibt sich
nach dem Schema, wenn Q = Wagen- und Seilgewicht
des Leerwagens bedeutet, zu:
Zo S-f-L = Qsinas-|-Rs oder
Q v3 / v., \
Zfl = Q(sina + f cosa) — = Q I sino + fcosa— — ^- ) .
2gs V 2gs/
Diese beiden Spannungen Zo und Zq sind allein für
die Bestimmung der Anzahl der Seilumschlingungen
maßgebend.
Heft 20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
313
Die Stärke des Zugseiles ist aus dem Maximalseilzug
Zo zu berechnen. Gewöhnlich spricht man von einer
mehrfachen Sicherheit und versteht darunter, daß das Seil
erst dann reißen würde, wenn es eine so und so viel mal
größere Last zu tragen hätte. Eine bestimmte Sicherheit
scheint behördlicherseits für Bremsberganlagen zur Mate-
rialbeförderung nicht vorgeschrieben zu sein. Man kann
annehmen, daß im allgemeinen eine sechsfache nominelle
Sicherheit genügt. Unter nomineller Sicherheit versteht
man den Wert, der sich aus
Materialquerschnitt des Seiles x Materialfestigkeit
ergibt.
Maximalseilzug
Die Formel lautet:
S =
4
+ 4125.
R
5 = Sicherheitsgrad,
n = Anzahl der Drähte im Seil,
6 = Stärke bezw. Durchmesser der Drähte in mm,
kz = Zerreißfestigkeit des Drahtmaterials in kg pro qmm.
Bei größeren Anlagen, bei denen der Preis des Seiles
ins Gewicht fällt, wird man sich unter Umständen vielleicht
schon mit einer fünf- oder vierfachen Sicherheit begnügen.
Dann muß man aber genau rechnen und auch die Span-
nungen berücksichtigen, die beim Umbiegen des Seiles
über die Seilscheiben auftreten. Nach der bekannten Bach-
schen Formel ergibt sich die Gesamtspannung in den
einzelnen Drähten des Seiles zu:
Zo , 2200 3
° = f + O'^" ~2ir = ,
Zo = Maximalseilzug in kg,
q = Materialquerschnitt des Seiles in qmm.
8 = Drahtstärke in mm.
R = Radius der Bremsseilscheibe in mm.
Dividiert man die aus dem Seilnational ersichtliche
Bruchfestigkeit eines qmm Seilmaterials durch die Qe-
samtspannung p, so hat man die wirkliche Sicherheit des
Seiles gegen Bruch. Es ist also
p
Für Bremsberge benutzt man wohl meist Rundseile
in Längsschlag oder Kreuzschlag von 120 bis 130 kg,
manchmal auch höherer Festigkeit.
Die Befestigung des Zugseiles an dem Schrägwagen
soll derart geschehen, daß man jederzeit ohne großen
Aufenthalt ein Nachspannen des Seiles vornehmen kann.
Bei Bremsbergen mit Kurven zeigt das Seil öfter das
Bestreben, sich um seine Achse zu drehen, indem es auf
dem Mantel der Kurvenrollen wandert. In solchen Fällen
muß dafür Sorge getragen werden, daß das Verbindungs-
glied zwischen Wagen und Seil eine Drehung des letzteren
um seine Achse zuläßt.
Die Ermittelung der größten vor der Bremsseilscheibe
auftretenden Kräfte soll bei Bremsbergen mit wechseln-
dem Gefälle ohne Ausnahme nach einem Kräftediagramm
erfolgen, denn erst am Diagramm erkennt man die durch
die verschiedenen Stellungen des Vollwagens zum Leer-
wagen entstehende größte Differenz der Spannungen Zq
und Zq. Das Aufzeichnen des Diagramms geschieht in
folgender Weise: Zunächst trägt man in einem nicht ver-
zerrten Maßstab (also Höhen und Längen in gleichem
Maßstab) das Streckenprofil auf. Dann halbiert man das
Profil und teilt die Hälften in mehrere Teile. Gewöhnlich
legt man die Teilpunkte an die Stelle der Gefällwechsel.
Nunmehr hat man für jeden auf der einen Hälfte ge-
legenen Punkt einen dazugehörigen Punkt mit dem
gleichen Abstand von der Mitte auf der anderen Hälfte
abzustechen. Die so markierten Punkte projiziert man auf
eine Horizontale.
Auf jedem Projektionsstrahl trägt man dann, von
der Horizontalen ausgehend, in einem beliebigen Kräfte-
maßstab den errechneten Seilzug Zq auf, den der Voll-
wagen hervorruft, wenn er im Profil gerade auf dem
betreffenden Strahl steht. Auf demselben Strahl ist dann
auch der Seilzug Zq aufzutragen, den der Leerwagen er-^
zeugt, wenn er sich auf der anderen Hälfte des Profils
auf dem dazugehörigen Punkt befindet. Die Endpunkte
der Seilzüge Zq und die Endpunkte der Seilzüge Zq unter-
einander verbunden, ergeben zwei gebrochene Linien.
Der lotrechte Abstand der beiden Linien voneinander ist
die an der gemessenen Stelle vorhandene Differenz der
Seilzüge Zq und Zq. Man erkennt also am Diagramm
sofort, an welcher Stelle die kleinste oder größte Differenz
der Seilzüge vorhanden ist. Die größte Differenz ist der
Berechnung" der Seilumschlingungen zugrunde zu legen,
die kleinste Differenz gibt zur Berechnung der innerhalb
des Bremswerkes auftretenden Lagerreibung Anlaß. Hat
ein Bremswerk eine nicht mit einer Bremse versehene
Gegenseilscheibe, so ist außerdem die Schwungkraft dieser
Scheibe, die im Sinne von Zq Wirkt, in 'Rücksicht zu ziehen.
Und schließlich muß auch noch die Seilsteifigkeit in
Rechnung gezogen werden.
An dieser Stelle sei auch noch einer weiteren Er-
scheinung Erwähnung getan.
Hat e'ne Bremsbergstrecke stark wechselndes Gefälle,
so kann es vorkommen, daß bei einer bestimmten Stellung
der Wagen Zq einen Minuswert liefert, was im Diagramm,
dadurch zum Ausdruck kommt, daß die untere gebrochene
Linie der Zo-Kräfte die Horizontale unterschneidet. Eine
Minusspannung kann es natürlich in einem Seil nicht geben.
Wenn keine Spannung mehr vorhanden ist, wird das Seil
schlaff. Schlaffseil wird man immer dann beobachten
können, wenn bei der Berechnung der Seilzüge und
daran anschließend bei der Bestimmung der Rillen-
zahl der Bremsseilscheibe die während der Brems-
periode zur Wirkung kommende lebendige Kraft
unberücksichtigt geblieben ist und die Wagen in voller
Fahrt dann angehalten werden müssen, wenn sich der
leere Wagen auf einer flachen Stelle und der beladene
Wagen auf starkem Gefälle befindet. Bei plötzlicher
Bremsung treibt der Leerwagen, nachdem das Seil schlaff',
geworden ist, eine kurze Strecke bergan. Der volle Wagen;
kommt scheinbar einen Moment zur Ruhe, läuft im nächsten
Augenblick wieder an und zieht das Seil dabei solange
über die gebremste Seilscheibe nach, bis das Seil des
Leerwagens wieder straff geworden ist. Als Begleiterschei-
nung zeigt sich hierbei ein starker Verschleiß der Leder-
einlagc der Seilscheibenrillen. Besteht der eben erwähnte
Uebelstand, so kann man sich nur dadurch helfen, daß
man das Streckenprofil besser ausgleicht. ,
Für die Wahl einer Anlage, ob eingleisig mit Gegen-;
gewicht oder eingleisig mit Ausweiche oder doppelgleisig,;
ist neben den Herstellungskosten der Fahrbahn die
Leistung und auch die Art des Betriebes, dem der Brems-'
berg dienen soll, maßgebend. Hat man lediglich von;
einem höchsten nach einem tiefsten Punkt zu transpor-i
tieren, so wird man entweder eine zweigleisige, oder
zwei- oder dreischienige Fahrbahn wählen, und bei flachen;
Profilen die Transportwagen direkt auf , den Schienen
laufen lassen. Bei starkem Gefälle dagegen wird man
Schrägwagen benutzen. Kommen Zwischenhaltepunktc •
in Betracht, wie man sie öfter in Steinbrüchen, in denen,
etagenweise gebrochen wird, antreffen kann, so ist eine^
314
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 20
eingleisige Anlage mit Schrägwagen und Gegengewicht
am Platze. Eine solche Anlage bietet dort insofern Vor-
teile, als auf jeder Etage von rechts und links beladene
Steinwagen auf den Schrägwagen aufgeschoben werden
können. Ferner ist man in der Lage, den Schrägwagen
mit leerem Steinwagen nach einer beliebigen Zwischen-
etage heranzuholen, was man bei doppeltrümigen Anlagen
nur durch Verlängern des Zugseiles erreichen kann, wenn
man mit beiden Wagen von derselben Zwischenetage aus
fördern will. Die eintrümige Anlage gestattet somit
während des Betriebes einen beliebigen Wechsel der
Etagen, die doppeltrümige nicht,
Ist Unternehmerfürsorge für invalide Angestellte eine sittliche Pflicht?
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Wenn ein Unternehmer einem in seinem Dienste er-
grauten Angestellten unter Benutzung irgend einer un-
bedeutenden Differenz oder auch ohne besonderen Anlaß
kündigt, weil er nicht mehr im Vollbesitze körperlicher
oder geistiger Kräfte ist, so besteht im Volksempfinden
kein Zweifel darüber, daß der Unternehmer unanständig
handelt. Denn der alte oder kränkliche Handlungsgehilfe
oder Techniker oder Bureauvorsteher erhält natürhch keine
seiner bisherigen entsprechende Stellung, sondern muß
froh sein, wenn er mit untergeordneter Arbeit noch einen
bescheidenen Verdienst erwerben kann.
Unsere Gerichte aber erkennen diese Behandlung eines
Mitmenschen als eine Zitrone, die man auspreßt und dann
achtlos auf die Straße wirft, noch nicht als einen Verstoß
gegen die guten Sitten an. Mir ist kein Fall bekannt,
daß ein Angestellter, der ohne Verschulden nach längerem,
treuem Dienste seine Kündigung erhielt, auf Schadenersatz
aus § 826 des Bürgerlichen Gesetzbuches geklagt hätte.
Die Richter hätten wahrscheinlich recht erstaunte Augen
gemacht, hätten vielleicht nur imit einem mitleidigen Lächeln
den Kopf geschüttelt. . . . Und doch ist es ein großer
Fehler, daß die Organisationen der Angestellten nicht
solche Fälle zur gerichtlichen Entscheidung bringen und
möglichst bis zum Reichsgerichte durchtreiben. Denn
zweifellos liegt hier ein Fall vor, daß der Chef
dem Angestellten durch die Kündigung „vorsätzlich
Schaden zufügt". Und daß dies in einer „gegen die
guten Sitten verstoßenden Weise" geschieht, muß so
lange behauptet und durch Gutachten bewiesen werden,
bis auch die am Sklavenrechte Roms gebildeten Richter es
einsehen. Es gibt heute kein wichtigeres Mittel zur För-
derung sozialen Rechtes als die Lehre von dem, was im
Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts als gute Sitte
gilt oder gelten muß.
Daß die Entlassung eines verdienten Beamten aus
dem einzigen Grunde einer Verminderung seiner Leistun-
gen durch Alter oder Kränklichkeit unfein, ja unanständig
ist, läßt sich nicht nur als Meinung aller Angestellten
und vieler Unbeteiligter, sondern auch als Meinung vieler
Arbeitgeber leicht nachweisen. Zahlreiche Unternehmer
schleppen alte Beamte mit verminderter Arbeitskraft durch.
Der Wunsch nach Erleichterung dieser „sittlichen Pflicht''
ist ja eine Haupttriebfeder für die Zustimmung der Unter-
nehmerschaft zu einer staatlichen Pensionsversicherung
der Angestellten. Und viele Großbetriebe haben, um sich
von den aus betriebstechnischen Gründen oft lästigen,
aber als sittlich gebotenen Rücksichten zu befreien, durch
Einkauf in eine Versicherung oder durch Begründung be-
sonderer Pensionskassen eine Versorgung alter und kranker
Beamter geschaffen.
Die Frage, ob die Aufwendungen zu solchen Zwecken
Ausfluß einer sittlichen Pflicht oder einer Anstandsrücksicht
seien, hat neuerdings das Reichsgericht mehrfach zu ent-
scheiden gehabt und zwar in Prozessen aus dem Erb-
schaftssteuergesetze, nach dessen § 56 solche Schenkungen,
welche durch sittliche Pflicht oder Anstandsrücksichten
geboten waren, von der Steuer von 5 o/o befreit sind.
In einem Falle, in dem schon der preußische Fiskus
wegen der Einkommensteuer vom Kammergerichte ab-
gewiesen war, hat auch das Reichsgericht entschieden,
daß die Zuwendung einer Berliner Großbank auf Aktien
an die seit 40 Jahren bestehende Beamtenpensionskasse,
die keine Beiträge erhebt, sondern auf Zuwendungen der
Firma angewiesen ist, keine Schenkungssteuer zu tragen
hat. In zwei anderen Fällen, die zeitlich vor und nach
dem vorigen zur Entscheidung gekommen sind, ist aber
leider die Steuerpflicht bejaht worden. In dem einen
Falle handelte es sich um die Zuwendung einer Bank an
den Unterstützungsverein, den ihre Beamten zur Ver-
sorgung der HinterbUebenen verstorbener Kollegen ge-
gründet hatten. In dem anderen darum, daß eine Fabrik-
firma 100 000 M zur Errichtung einer Arbeiter-Pensions-
Stiftung gab, aus deren Zinsen den Arbeitern bei Erwerbs-
unfähigkeit Zuschüsse zu den staatlichen Renten gewährt
werden sollten.
Zur Begründung des Unterschiedes in der Stellung-
nahme der Urteile wird richtig hervorgehoben, daß jeder
Fall besonders zu prüfen sei. Wenn aber das Gericht
dann verlangt, daß es sich bei Erfüllung der sittlichen
Pflicht nicht um die Betätigung der allgemeinen Nächsten-
liebe handeln könne, sondern daß eine besondere Ver-
pflichtung vorliegen müsse, die auf besonderen persön-
lichen Beziehungen des Schenkers zu den Beschenkten
beruhe, so ist nicht recht einzusehen, welch' ein prin-
zipieller Unterschied zwischen den drei Fällen liegen soll.
Auch der Hinweis, daß „die Verbindlichkeit des Arbeit-
gebers zur Unterstützung der bei ihm beschäftigten Arbeit-
nehmer durch die neuere soziale Gesetzgebung geregelt"
sei und darüber hinaus keine besondere Pflicht mehr be-
stünde, ist ganz falsch und höchst bedenklich. Sie wird
ja am besten widerlegt durch die Bestrebungen auf Er-
weiterung dieser Gesetzgebung, die von den vernünftigen
Arbeitgebern durchaus unterstützt und von den gesetz-
gebenden Körperschaften gegenwärtig beraten werden
(Hinterbliebenenversicherung, Angestellten - Pensionsver-
sicherung). Wie kann man gesetzliche und sittliche Pflich-
ten gleichstellen? Meint das Reichsgericht wirklich, daß
ein Kaufmann, der sich in der Nähe des Betrugsparagraphen
bewegt, ohne sich je strafbar zu machen, besonderes An-
sehen unter seinen Standesgenossen haben kann?
Ein sehr richtiges Unterscheidungsmerkmal wird auf-
gestellt. Das Reichsgericht begründet die Steuerfreiheit
der Bankzuwendung damit, daß „die Bcwidmung einer
Pensionskasse mit regelmäßigen, nach der Höhe des
Reingewinns bemessenen Zuschüssen den Anschauungen
der Berliner Großbanken durchaus entspricht und geübt
Heft 20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
315
wird". Damit wird das zwei Jahre zurückliegende erste
Urteil, das bei einer anderen Bank die Versagung der
Steuerfreiheit mit dem Hinweis begründete, daß die Unter-
lassung einer derartigen Zuwendung nicht als Verletzung
einer sittlichen Pflicht oder einer Anstandsrücksicht auf-
gefaßt würde, sehr gut korrigiert. An dem Bestehen
einer solchen allgemeinen Anschauung über die Pflicht
von Zuwendungen im Bankgewerbe kann jetzt auch kein
Zweifel mehr sein, nachdem hunderte von Firmen sich
zur Begründung einer Beamtenpensionskasse mit regel-
mäßigen, erhebUchen Beiträgen vereinigt haben.
Die Frage ist nur die, ob eine solche Anschauung
sich auf das Bankgewerbe beschränkt; ob nicht auch in
Fabrikantenkreisen eine über das Gesetz hinausgehende
Fürsorge als sittliche Pflicht anerkannt wird. Die Unter-
H :: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: tl ::
Kolonialtechnisches
Bei den jüngst stattgefundenen Verhandlungen der
Kolonial-Technischen Kommission des Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komitees, an welcher Vertreter des Reichs-Kolonial-
amtes, des Ministeriums für Handel und Gewerbe, des
Hamburgischen Kolonial-Instituts und industrieller Körper-
schaften und Verbände teilnahmen, berichtete Herr Ma-
jor a. D. v. Tschudi über die Vorbereitung des Flugwesens
in den deutschen Kolonien. Der Referent . kam zu dem
Resultat, daß die Verwendung der Flugzeuge in den Kolo-
nien wünschenswert, weil sie in hohem Maße nützlich sind.
In erster Linie ist der Nachrichtenübermittelung zu ge-
denken. Ferner kommt in Frage die schnelle Beförderung
von einzelnen Personen auf große Entfernungen. Natur-
gemäß auch die Erkundung. Hierfür kann kein anderes
Mittel, zumal in den Kolonien, mit dem Flugzeug in Wett-
bewerb treten. In kurzer Zeit wird man vielleicht auch
ernstlich die Idee des Transportes wertvoller Lasten durch
Flugzeuge ventilieren. Eine Hauptaufgabe der Flugzeuge
aber würde sein, Unterlagen für die Herstellung von Karten
zu liefern, zumal das photogrammetrische Verfahren wohl
in absehbarer Zeit das alte Geländeaufnahmeverfahren
mittels Meßtisch und Kippregel vollständig verdrängen
dürfte.
Auf Grund dieses Vortrages wurde der Beschluß
gefaßt:
1. Material über Erfahrungen bei Flugversuchen in
fremdländischen, tropischen Kolonien dauernd zu sammeln
und durch Flug- und koloniale Sachverständige auf ihre
Nutzanwendung in den deutschen Kolonien prüfen zu
lassen.
2. Beim Reichskolonialamt zu beantragen, als Flug-
führer ausgebildete Offiziere in die ostafrikanische Schutz-
truppe zu übernehmen.
3. Ein Stipendium von zunächst 4000 M auszusetzen
zum Zweck, zwei besonders geeignete Ostafrikaner als
Flugführer in Deutschland ausbilden zu lassen.
Weiter wurde über die Frage der Herstellung einer
drahtlosen Verbindung Deutschlands mit seinen Kolonien
verhandelt. Hier hatten die Herren Professoren Dr. ing.
Qoldschmidt-Darmstadt und Geh. Regierungsrat Professor
Dr. ing. Slaby-Berlin das Referat übernommen. Man ge-
langte zu dem Schluß, daß die Lösung der Frage einer
Ueberbrückung ganz weiter Entfernungen mittels draht-
loser Telegraphie in kurzer Zeit zu erwarten ist. Vor-
bedingung hierfür ist aber der Bau sehr großer Stationen,
Errichtung von riesigen Türmen, ferner die Verwendung
nehmer haben ein Interesse an der Bejahung dieser
Frage nicht nur wegen der Schenkungssteuer und
der Einkommensteuer für die Zuwendungen, sondern
auch wegen der rechtlichen Behandlung der Ver-
träge, die sie mit ihren Angestellten über eine
Verquickung der Pensionsansprüche . mit dem Dienstver-
hältnis schließen. Die Angestellten, die gegen die Werks-
pensionskassen eine wohlbegründete Abneigung besitzen,
haben aber auch ein Interesse an der Feststellung der hier
fraglichen ,,sitthchen Pflicht". Denn diese ist nicht nur
ein wichtiges Argument für die staatliche Pensionsver-
sicherung, sondern auch der Weg, auf dem die Gerichte
zu der Erkenntnis kommen werden, daß die Entlassung
eines ausgedienten Beamten ohne angemessene Sicherstellung
oder Entschädigung ein Verstoß gegen die guten Sitten ist.
ungemein hochgespannter Kräfte, die absolut gleichmäßig
gehalten werden müssen. Die elektrischen Wellen müssen
maschinell erzeugt werden. Go.
:: :: :: :: :: :: RECHTSFRAGEN :: H :: :: :: ;:
Grenzen der So rgfaltspf licht des Bauunternehmers
(Nachdruck verboten)
An der Peripherie eines kleinen Landstädtchens wurde-
ein einstöckiges Haus gebaut, das eine Fläche von etwa
50 qm bedeckte. Der Neubau, welcher sich 4 m entfernt
von einem Feldwege befand, war bis zur Sockelhöhe ge-
diehen, als sich dort ein Unfall ereignete. An einem
Sonntage spielten nämlich einige Knaben um und in dem
Neubau, und bei dieser Gelegenheit stürzte eines der
Kinder in den Keller, wobei es sich schwer verletzte.
Gegen den Bauunternehmer wurde eine Schadens-
ersatzklage angestrengt, die unter anderem darauf ge-
gründet- war, daß der Beklagte gegen ein Schutzgesetz
im Sinne des § 823, Abs. 2 des Bürgerl. Gesetzb., nämlich
gegen § 367, Ziff. 12 des Strafgesetzb., verstoßen habe,
wonach derjenige bestraft wird, welcher in Häusern oder
an Orten, wo Menschen verkehren, Keller, Gruben usw.
dergestalt unverwahrt läßt, daß daraus Gefahr für andere
entstehen kann. Ferner war der Klageanspruch darauf,
gestützt, daß der Beklagte eine für den betreffenden Bezirk
maßgebende Bauvorschrift verletzt habe, nach welcher ver-
langt wird, daß ein Neubau nacn der Straßenseite hin
durch einen mindestens 1 m hohen Bauzaun verwahrt wird.;
Die Vorinstanz war der Ansicht gewesen, daß zwar
der auf dem Feldwege sich bewegende Straßenverkehr
durch die Baugrube nicht gefährdet werden konnte, weiL
Menschen oder Fuhrwerke, selbst bei einem Abirren vom
Wege zur Nachtzeit, nicht in die Grube geraten konnten.
Trotzdem war sie zu einer Verurteilung des Beklagten
gelangt; denn wenn auch dem Beklagten, so meinte der
Gerichtshof, ein Verstoß gegen § 367, Ziff. 12 nicht zur
Last falle, so habe er doch zweifellos gegen die erwähnten
Bauvorschriften gefehlt und sei daher zur Leistung von
Schadenersatz verpflichtet.
Anderer Ansicht war jedoch das Reichsgericht.
Der Verstoß des Beklagten, so heißt es in den Gründen,
hat den Unfall nicht verursacht, weil die Knaben samt
dem Kläger, wenn selbst ein Bauzaun an der Straße vor-
handen gewesen wäre, von dem freien Felde aus, wie es
auch einige von ihnen taten, in den Bau gelangen Ufid
dort ihr Spiel treiben konnten. Fraglich könnte nur sein,
ob die im Verkehr erforderliche Sorgfalt erforderte, daß
der Beklagte die Baustelle mit einer festen Umschließung
316
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 20
absperrte, oder in der Zeit, wo nicht gearbeitet wurde,
einen Wächter aufstellte, weil zu erwarten war, daß Knaben
nach ihrer Gepflogenheit sich zu dieser Zeit am Bau zu
schaffen machen und dabei zu Schaden kommen könnten. —
Eine solche Verpflichtung ist aber im vorliegenden Falle
seitens des Bauunternehmers nicht anzuerkennen. Es han-
delt sich um den Bau eines einstöckigen Häuschens in
einem Landstädtchen. Durch jene Vorkehrungen, die
auch nirgends an solchen Orten üblich sind, würden sich
die Baukosten nicht unerheblich erhöht haben. Es können
dem Bauunternehmer keine besonderen kostspieligen Maß-
nahmen angesonnen werden, um spiellustige fremde Kinder
vor den Folgen ihres Unverstandes zu bewahren. Er darf
vielmehr damit rechnen, daß die Eltern ihre Kinder
durch ausreichende Beaufsichtigung und Unterweisung
von dem Spielen an Orten, die ihnen Gefahr bringen
können, so namentlich an Baustellen, abhalten.
Da sonach das Verhalten des Beklagten den Unfall
nicht verursacht hat, war der gegen ihn geltend gemachte
Schadensersatzanspruch abzuweisen. rd.
AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die wirtschaftliche Bedeutung des Versicherungswesens
Die wirtschaftliche Bedeutung des Versicherungs-
wesens für den einzelnen liegt einmal darin, daß die Ver-
sicherung kapitalerhaltend wirkt. Der Besitzer eines
Hauses, das durch Feuer zerstört worden ist, erhält durch
die Versicherung einen Ersatz für sein verloren gegangenes
Eigentum, ebenso der Landmann, dessen Ernte verhagelte.
Auch in der Lebensversicherung wird den Angehörigen
des Versicherten für seine durch den Tod zugrunde
gehende Arbeitskraft Ersatz geleistet. Da das Kapital
vielfach Einkommensquelle ist, wirkt die Versicherung
gleichzeitig einkommenerhaltend. Aber noch mehr. So
lange es keine Versicherung gab, konnten große, risiko-
reiche Unternehmungen nur von sehr wohlhabenden Per-
sonen durchgeführt werden, da nur sie den eventuellen
Verlust ihres auf das betreffende Unternehmen verwandten
Kapitals ohne Schaden für ihre Existenz zu tragen im-
stande waren. Die Versicherung setzt auch den minder
iWohlhabenden in die Lage, Unternehmungen durch-
zuführen, deren Ausgang zweifelhaft ist. Dadurch wird
eine Steigerung der Unternehmungslust herbeigeführt. Der
Versicherte kann ruhiger in die Zukunft blicken und braucht
nicht ständig in der Furcht zu leben, einen vielleicht
großen Teil seines Besitzes, den er in jenes Unternehmen
gesteckt hat, zu verlieren. Man kann behaupten, daß
die moderne Entwicklung der Industrie nicht möglich ge-
wesen wäre, wenn nicht die Feuerversicherung und andere
Assekuranzzweige den bei der Entfaltung der Industrie
tätigen Kräften größere Sicherheit verliehen hätte. Es ist
klar, daß die kapital- und einkommenerhaltende Wirkung
der Versicherung auch auf die Beurteilung des Versicher-
ten seitens seiner Gläubiger, also auf seinen Kredit ein-
wirken muß. Der Hypothekengläubiger, der einem Haus-
besitzer ein Darlehen gibt, ist ganz anders gedeckt, wenn
das betreffende Haus gegen Feuer usw. versichert war,
als wenn er mit der Möglichkeit rechnen muß, daß das
Haus durch Brand zerstört wird, ohne daß ein Ersatz
dafür geleistet wird. Ebenso wird man einem Kaufmann,
der den Nachweis bringen kann, daß er eine Lebensver-
sicherung abgeschlossen hat, die er dem Gläubiger even-
tuell verpfänden kann, eher Kredit einräumen als einer
nicht versicherten Person. In der Seeversicherung wird
allgemein beim Verkauf der schwimmenden Ladung mit
den Schiffspapieren auch die Sceversicherungs-Police über-
geben. Sie ist hier ein selbstverständlicher Bestandteil
der Schiffspapiere geworden. Die Wirkung der Versiche-
rung beschränkt sich aber nicht nur darauf, vorhandenes
Kapital zu erhalten, sondern sie ist auch imstande, Kapital
neu zu bilden. Eine derartige Kapitalbildung liegt vor,
wenn z. B. jemand eine Lebensversicherung in der Weise
abschließt, daß ihm bei Vollendung eines bestimmten
Lebensalters ein Kapital ausgezahlt wird. Durch die Ver-
sicherung werden die vielen kleinen Beiträge der Ver-
sicherten, deren Verwertung sonst unmöglich gewesen
wäre, man" denke nur an die Zehnpfennig-Wochenbeiträge
in der Volksversicherung, produktiven Zwecken zugeführt
und im Interesse der Versicherten sowohl wie der Gesamt-
heit nutzbar gemacht.
Aber nicht nur für die Wirtschaft des einzelnen, son-
dern auch für die Volkswirtschaft hat die Versicherung
eine nicht geringe Bedeutung. Wenn ein großes Unter-
nehmen, in dem Hunderte von Arbeitern tätig sind,
durch Brand zerstört und, weil es nicht versichert war,
nicht wieder aufgebaut und neu in Gang gebracht wird,
so entsteht ein dauernder schwerer Verlust. Von großer
volkswirtschaftlicher Bedeutung ist die Versicherung ferner
deshalb, weil sie sich nicht darauf beschränkt, den ent-
standenen Schaden wieder gut zu machen, sondern auch
darauf hinwirkt, das Entstehen des Schadens zu verhindern.
Wenn die Seeversicherung bei Festsetzung der Prämien
die Schiffe nach ihrer Güte klassifiziert, so wirkt dies auf
den Sciiiffsbau ein, der hierdurch angehalten wird. Bauten
zu liefern, die den weitgehendsten technischen Ansprüchen
genügen. Aehnliches liegt vor, wenn die Seeversichercr
für die Versicherung von Schiffen, die mit Einrichtungen
für drahtlose Telegraphie ausgerüstet sind, geringere
Prämien fordern, als für die Versicherung von Fahrzeugen,
denen diese Apparate fehlen. Die Erhebung der höheren
Prämie im letzteren Falle wird auf Einführung von Ein-
richtungen für drahtlose Telegraphie hinwirken. Damit
wird die Möglichkeit, Schäden vorzubeugen, erhöht. «
Ebenso sucht die Feuerversicherung auf Erhöhung der
Feuersicherheit dadurch hinzuarbeiten, daß sie für Ge-
bäude mit guten Löscheinrichtungen, selbsttätigen Brause-
anlagen u. dergl. die Beiträge herabsetzt.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Aufgaben und Organisation der Fabrikwohlfahrtspflege in der
Gegenwart. Schriften der Zentralstelle für Volkswohl-
fahrt. Heft 5 der neuen Folge. Berlin, Verlag Carl
Heytnann. Preis 6 M.
Ein strittiger Zweig sozialer Arbeit, die Wohlfahrtspflege
in den industriellen Unternehmungen, wird in dieser Schrift
erörtert. Die Verhandlungen der Braunschweiger Konferenz der
Zentralstelle für Volkswohlfahrt über die Fabrikwohlfahrtspflege
sind in ihrem Wortlaut wiedergegeben. Die Schrift enthält
außer einer systematischen Darstellung der Entwickelung und
des gegenwärtigen Standes der Fabrikwohlfahrtspflege, ihrer
sozialen Wertung sowie ihrer Organisation und Verwaltung von
Dr. Altenrath, Referate von Dr. v. Erdberg, Syndikus Dr. Dilloo
und Reichstagsabgeordneten Giesberts. Das aligemeine Ergebnis
kann man dahin formulieren, daß die sozialpolitische Gesetz-
gebung und die Gewerkvereinsbewegung die Förderung aiit
wirtschaftlichem, gesundheitlichem und geistigem Gebiete, die
die Fabrikwohlfahrtspflege leistet, keineswegs voll zu ersetzen
vermögen.
Das Buch gibt einige Fingerzeige, wie die Fabrikwohlfahrts-
pflege organisiert und verwaltet werden kann. e.
Die Patent fähigkeit von Erfindungen. Grundsätze für ihre
Prüfung und für die Erteilung von Patenten. Von Geh.
Reg. -Rat Erich von B o e h m e r. Berlin, Verlag von
Leonhard Simion Nachf. Preis 3 M.
Die vorgenannte Schrift, welche sich aus einer Reihe von
in den „Verhandlungen des Vereins zur Förderung des Gewerbe-
fleißes" veröffentlichten Abhandlungen zusammensetzt, darf für
sich das lebhafte Interesse des beim Kaiserlichen Patentamt
Rechtsschutz suchenden Publikums in Anspruch nehmen.
Die Berechtigung dieses Interesses ergibt sich von selbst
aus der hervorragenden Stellung des Verfassers, der seit einer
langen Reihe von Jahren Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes
ist und als solches im Hinblick auf die wichtigen Fragen der
Neuheitsprüfung, der Erfindimgseinhcit, der Vorpatentierung usw.
ein authentisches Urteil über die im Patentamt zurzeit maß-
gebenden Grundsätze abzugeben in der Lage ist.
Heft 20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
317
Die weiteren Darlegungen des Verfassers der vorliegenden
Schrift stellen sich als Kritik der neueren patentrechtlichen
Forschung dar; eine gewisse nicht unbedenkliche Schärfe in
diesem Teil des Buches ist nicht zu verkennen; im besonderen
wendet sich der Verfasser lebhaft gegen die von mehreren
Schriftstellern neuerdings aufgestellte Forderung, daß die Be-
deutung des Patentanspruches für die Auslegung des Patentes
eingeengt werden solle.
Wenn Herr Geh. Reg.-Rat E. von Boehmer in diesem
Punkte den gegenwärtigen Zustand erhalten sehen möchte, so
macht er in anderen Fragen doch beachtenswerte Vorschläge
für die in einigen Jahren zu erwartende Revision des Patent-
gesetzes, z. B. will er, was an dieser Stelle besonders inter-
essieren dürfte, die die widerrechtliche Entnahme behandelnden
Paragraphen aus dem Patentgesetz entfernt wissen. Da durch
die in diesen Paragraphen enthaltenen Bestimmungen das Er-
finderrecht zwischen Unternehmern und Angestellten, soweit es
vor dem Patentamte verhandelt wird', geregelt ist, würde bei
Annahme der -Vorschläge des Verfassers das Patenterteilungs-
verfahren durch die Ausscheidung von privatrechtlichen Ver-
hältnissen entlastet werden; dies würde zweifellos als Fort-
schritt zu begrüßen sein, ebenso wenn, wie Herr von Boehmer
vorschlägt, die Entscheidung von Streitigkeiten, die aus der
widerrechtlichen Entnahme folgen, einer besonderen, neu zu
bildenden Abteilung des Patentamtes übertragen werden würde.
B.
Beton-Taschenbuch für 1911. 2 Teile. Berlin, Verlag Zement
und Beton. Preis 2 M.
Der vorUegende neue Jahrgang setzt die Reihenfolge der
Ausgaben dieses bewährten Fachkalenders würdig fort. Der
gut gebundene erste Teil mit dem Kalender ist als ein hand-
liches Taschenbuch zum ständigen Gebrauch sehr geeignet.
Der zweite Teil eignet sich sowohl zum Mitführen auf- der
Baustelle als auch als Hilfsbuch für den Arbeitstisch. Die Neu-
bearbeitung und Ergänzung dieses Teiles, als für den Praktiker
besonders wichtigen, hat sich der Verlag besonders angelegen
sein lassen. Der Inhalt hat gegenüber der vorjährigen Ausgabe
eine bedeutende Erweiterung erfahren. Als besondere Ver-
günstigung sind dem zweiten Teil drei Gutscheine beigefügt,
die zum kostenlosen Bezug dreier für den Beton- und Eisen-
betonbau wichtigen Sonderdrucke berechtigen.
Dem Praktiker wird das Taschenbuch in seiner jetzigen
Form sehr willkommen sein. . k.
Dr. Bürner, Die Anstellungsverhältnisse der Motorwagenführer
in Privatdiensten. Berlin, Verlag des Mitteleuropäischen
Motorwagenvereins. Preis 0,50 M.
Die neueste Veröffentlichung des Mitteleuropäischen Motor-
wagenvereins gibt als Ergebnis einer Umfrage bei den Vereins-
mitgliedern Aufschluß über Alter, Familienstand, Lohn, Beklei-
dung, Reisevergütung, Geschenke und Prämien, Kündigungsfrist
und Nebenbeschäftigung eines neuen Standes der Chauffeure
in Privatdiensten. Wenn auch das Werkchen wenig umfang-
reich ist, so bietet es doch recht interessante Daten nicht
allein für jeden Automobilbesitzer, sondern auch für jeden
Sozialpolitiker. S.
Betriehsbuchführung für Gaswerksbetriebe. Von Greineder.
München, R. Oldenbourg. Preis geb. 3 M.
Der Verfasser, der als Betriebsingenieur des Kölner Gas-
werkes mitten in der Praxis steht, zeigt in der vorliegenden Arbeit
die Organisation der Betriebsbuchführung eines größeren Gas-
werksbetriebs. Hauptzweck ist ihm die laufende Betriebs- und
kurzfristige Erfolgskontrolle, während die Selbstkostenermittlung,
die ja in der Gasfabrikation sowieso einfach ist, in den Hinter-
grund tritt.
Greineder teilt den Gaswerkbetrieb in zahlreiche Betriebs-
nd Hilfskonten, ferner nimmt er eine Zergliederung des Auf-
andes nach Arten vor. An Hand einer Anzahl Tabellen werden
die rechnerische Behandlung der Löhne, Materialien, Ersatz-
änschaffungen und Betriebsmittel dargestellt, ebenso der Ab-
chluß der Betriebsbuchführung beschrieben. Besonders hervor-
uheben ist, daß Greineder auf die Wichtigkeit von Inventar-
Verzeichnissen, in Betriebsabteilungen gruppiert, hinweist und
die erforderlichen Schemata vorführt.
Die Arbeit ist ohne Zweifel recht beachtenswert.
Bücherrevisor Schulze. •
ewerbliche Buchführung und Kalkulation für Bauhandwerker.
Von Kasten u. Minetti. Leipzig. Verlag von H,
A. Ludwig Degener. 1,80 M.
Mit Recht heben die Verfasser im Vorwort hervor, daß der
dauernde Erfolg eines Baugeschäfts im wesentlichen von der
Nutzbarmachung kaufmännischer Grundsätze abhängt. Es ge-
nügt nicht mehr nur gute Arbeit zu Hefem, der Meister muß auch
klar sehen, wie Gewinn und Verlust entstehen, wie sein Rech-
nungsverhältnis zu Kunden, Lieferanten und Geldgebern sich
stellt. Diese Uebersicht verschafft die Buchführung.
Die Verfasser zeigen, wie die Bücher nach einfachem und
doppeltem System im Baugewerbe zu führen sind. Angeschlossen
sind eine Anzahl häufig gebrauchter Formulare wie Lohnlisten,
Gerätebuch usw.
Den Schluß bilden beachtenswerte Ausführungen übe»;
Kostenberechnung. Bücherrevisor , Schulze.
:: H H :: H :: BRIEFKASTEN ;: :: :: :: :: U
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, »erden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftiith crtedt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
"in dem die Frage erscheinen soll. Eine' Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 117 . Das Mansardedachgeschoß einer neu zu er-
richtenden Fabrik soll als Trockenraum für mittels Säurebad ge-
bleichte lange Leinen dienen. Welche einfache Anordnung hat
sich zur Aufspannung der nassen Gewebe als zweckmäßig er-
wiesen?
Frage 118. Wie entfernt man den 90 cm hohen Moos
Überzug einer ebenso hohen und 40 cm starken Mauer, die
aus gesunden, weißgelben Sandsteinen hergestellt ist? Der
Boden weist in 1 m Tiefe Wasser auf, da ein großer Teich in
der Nähe ist. Wodurch Verhütet man das Neuanwachsen von
Moos? Die Naturfarbe des Sandsteins soll erkenntlich bleiben.
Auf der Mauer sind Pfeiler angeordnet. Die Zwischenfelder
der Mauer sind abgeschrägt, jedoch ohne Abdeckung, die Felder
selbst sind mit Eisenzaun versehen.
Frage 119. Die bisher mit Kies gefüllten Filter einer Wasser-
Enteisenungsanlage sollen mit Lavasteinen in verschiedener Kör-
nung gefüllt werden. Kann mir ein Kollege eine Bezugsquelle
hierfür angeben und hat sich diese Masse für Enteisenungszwecke
überhaupt bewährt?
Frage 120. In einer Wandfläche bilden sich dunkle Flecken,
die von feuchten Steinen herrühren und die durch den Verputz
und Anstrich immer wieder durchschlagen. Welcher Anstrich
würde sicher decken, ohne daß der bisherige Verputz entfernt
und durch einen neuen ersetzt zu werden braucht?
Frage 121. Nach welcher Formel erfolgt die Berechnung
des Schornsteinquerschnittes für Zentralheizungsanlagen mit
Koksfeuerung?
Zur Frage 91 und 99. Zement-Fußboden- und Ziegeldach-
Anstrich. Fürs erste gilt: Unter der Voraussetzung allergrößter
Trockenheit, alle Flächen sorgfältig mit scharfen Bürsten
reinigen. Dann geht man daran, die Oberflächen zu härten,
um Risse zu vermeiden. Hierzu Mischung Calcidum-Silikat:
Auftragen und trocknen, d. h. abbinden lassen! Dann mehr-
facher Anstrich mit gefärbtem Gummiöl (Kautscholeumfarbe).
Dieser geht mit seiner Unterlage eine wetterfeste Verbindung
ein, was Firnisfarbanstriche z. B. nicht tun. Anweisung durch
die Chem. Fabrik Busse, Hannover-Langenhagen. — pf.
Zur Frage 94. Kegelbahn im Grundwasser. Die Aus-
führung ist schwierig und erfordert Vorsicht. Holz muß für
das Kugellaufbrett der Elastizität halber bleiben, aber es darf
nicht feucht werden. Daher führen Sie die Grundabdichtung
als „Eisenbetonsohle zum Abschluß einer wasserdichten Bau-
grube mit Rücksicht auf Grundwasserauftrieb" aus, unter wel-
chem Titel Professor Ramisch-Breslau eine übersichtliche Be-
rechnung in Heft 11 „Zement und Beton", 1. 6. 1906
(Berlin NW. 21) veröffentlicht hat. Um aber der Porosität des
Betons zu begegnen, empfiehlt sich der Einbau einer Blei-
Asphalt-Isolierung. Kugelfang in Torfmull-Auspolsterung. Vor
Kegelbahn-Montage gehörige Austrocknung der Grundsohle,
pf.
Zur Frage 95 und 101. Krankenhaus- und Musiksaal-
Schallsicherheit. Es wird auf die wenig bekannte, durch lang-
jährige Versuche und Bauerfahrungen festgestellte Tatsache hin-
gewiesen, dab Torfmull gleichen Feinheitsgrades trocken, zwi-
schen Kiefernholz auf eine bestimmte Dichte eingestampft, eine
vorzügliche Schallisolierung abgibt. Derartiger Mull, auf
Spezialmaschinen einem Veredelungsprozeß unterworfen, bedingt
einen entsprechenden Rohstoff, der sich in den Oberbayerischen
Haspelmoorgebieten vorfindet. In beiden vorliegenden Fällen
kann das Material mit Erfolg verwendet werden. Weiteres er-
fahren Sie durch die Mullwerke dort. — pf.
Zur Frage 100 und 103. Tropfsichere Fabrikräume. Will
man Niederschläge aus Dämpfen jeder Art vermeiden, so muß
318
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 19U
Heft 20
man für trockene und warmem Wände und Decken bezw. Fuß-
böden sorgen und^ auf sachgemäßen Luftwechsel achten. Alle
taube, morsche Mörtelmassen sind durch Abschlagen und Fugen-
auskratzen zu entfernen und zwischenzeitliche Trocknungen vor-
zunehmen. Im weiteren Verfolg mit wetterfesten Materialien,
als Nettetaler Traß und Kalk oder Kasseler Zechit, neuputzen
und abbinden lassen. Wände müssen so trocken sein, daß ein
aufgeheftetes Oelatineblatt sich nicht krümmt! Anstriche ver-
meide man, um einen natürlichen Luftdurchzug zu erhalten.
Kalte Decken schütze man durch oberbayerische Haspelmoor-
Mullisolierungen, die zu gleicher Zeit desinfizierend wirken.
Beobachten Sie mit Thermo-Hygrometer System Lambrecht —
Georgia Augusta, Göttingen. — pf.
Zur Frage 104. Brunnen-Teilung. IL (I s. Heft IQ.) Eine
einfache und billige Einschalung dieser schwachen, kreisrunden
Eisenbetonwand erscheint mir die Ausführung mittels einseitig
anzubringender starker, evtl. schon gebrauchter Dachpappe. In
etwa 40 cm Entfernung würde man 10 mm starke Rundeisen
senkrecht aufstellen und in der U-Eisenführung befestigen,
während die Mitte und oberen Stabenden mit einem ringförmig
gebogenen, 5 mm starken Rundeisen mittels Bindedraht ver-
bunden und in gleichmäßiger Entfernung gehalten würden.
Ueber dieses Eisengerippe und die U-Eisenführung würde man
beiderseits engmaschiges Drahtgeflecht spannen und mit Binde-
draht befestigen. Die Dachpappe würde durch zwei Meter
lange, senkrecht stehende Latten gehalten und durch 1/2 m
lange Lattenstücke horizontal versteift. Dazu besonders vor-
bereiteter Mörtel würde bequem an den freien Innenraum mehr-
mals angetragen und zugleich geglättet werden können. Die
Wandstärke genügt mit 4 cm. Durch eine vorher zwischen
Pappe und Wand' anzuklebende Papierschicht (Makulatur) würde
ein leichtes Loslösen der zum Teil noch verwendbaren Dach-
pappe ermöglicht und eine möglichst glatte Außenseite der Wand
erzielt. Ferner wäre die Einschalung mitteis Holz in bekannter
Weise denkbar. Je nach der Wiederverwendbarkeit der ge-
brauchten Materialien würde ein genauer Kostenvergleich auf-
zustellen sein und die Art der Einschalung bedingen.
H. H e r t w i g , Bautzen.
Zur Frage 105. Säurefester Behälter. Derartige Behälter
und Rinnenleitungen werden am besten aus dem anerkannt säure-
festen Ruhrsandsteine hergestellt, wie sie in der jetzigen Zeit
auch in Farbwerken verwendet werden. Genaue Offerten mit
Zeichnungen gibt die Firma „Ruhrsandsteinwerke Heinr. Buch-
meyer" in Herdecke in Westfalen. A. K.
Zur Frage 106. Oelflecken aus Marmor entfernen. Die
Oelflecken werden mit Terpentinöl bestrichen und danach mit
einem weichen, trockenen Pinsel abgerieben. Eine neue Politur
und schönen Glanz gibt man dem Marmor durch Seifenwasser
mit Kalk, zuletzt mit einem Zusatz von gepulvertem und ge-
schlämmtem Federweiß oder Talk.
Zur Frage 121. Berechnung des Schornsteinquerschnitts
für Zentralheizungen. Nachstehend gebe ich eine im Gesund-
heits-Ingenieur vom 28. 9. 1Q07 Nr. 39, Seite 633 und folgende
angegebene Formel bekannt;
W
°^ ~ 300000
d2 = qm Fläche,
W = Wärmeeinheiten pro Stunde,
H = Kaminhöhe vom Rost bis zum oberen Ende des Kamins.
Eine weitere häufig angewandte Formel befindet sich im „Ka-
lender für Gesundheits-Techniker", Taschenbuch für die An-
lage von Lüftungs-, Zentralheizungs- und Badeeinrichtimgen von
H. Recknagel, Jg. 1911, Seite 102:
W
f = 0,03 qcm
V h
f = Schornsteinquerschnitt in qcm.
W = effektiv zu erzeugende Wärmemenge in W.-E. 'StJe.
h = Höhe des Schornsteins in m.
Die Formel gilt für Rauchgastemperaturen von 150 bis 30^ C
und ca. 30" C Lufttemperatur. Rl.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
Wir
die
f.cm
aub/
Br.
sind
Für
vereine
machen wiederliolt darauf aufmerl<sam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
,,D. T -Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
niiisseii. Die Manusltripte müssen auf besonderen, nur auf einer Sei'e
lin- Innen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfi?
uliilicn: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichlteiten usw.
überhaupt "von der Veröffentlichung in der Verbandsreitung ausgeschlossen,
derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
S tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwaltungen
Norddeutsche Bezirksverwaltung. E i s e n b e t o n k u r s u s.
Im Anschluß an einen im Technischen Verein Rendsburg ge-
haltenen Vortrag des Dipl.-Ing. und Oberlehrers Henkel über
Eisenbeton findet, auf Anregung aus den Kreisen des Ver-
eins, in den Monaten Mai und' Juni an der K ö n i g 1. Tief-
bauschule in Rendsburg ein Fortbildungskursus
im Eisenbetonbau statt für bereits in der Praxis stehende
Techniker. Mit der Leitung dieses Kursus ist Herr Dipl.-Ing.
Henkel, Oberlehrer an der Königl. Tiefbauschule Rendsburg,
betraut. Während etwa 15 Doppelstunden werden Vortrage über
die Theorie und die konstruktive Gestaltung der Elemente der
Eisenbetonbauweise gehalten. Vor allen Dingen werden die
Platte, der Plattenbalken, die Säule mit zentrischer sowie ex-
zentrischer Belastung und das Gewölbe eingehend
Jedoch findet die Behandlung nicht in der Weise
nur eine Erläuterung der amtlichen Bestimmungen
von Beispielen vorgenommen wird, sondern der Hauptwert wird
darauf gelegt, für die zulässigen Materialbcanspruchungen auf
einfachem Wege möglichst rasch die Abmessungen der frag-
lichen Konstruktionsteile zu ermitteln. Die Vorträge werden
durch eine Reihe neuer Modelle von Eisenbetonkonstruk-
tionen in wirksamer Weise unterstützt.
Nordwestdcutsrhc Bezirksverwaltung. Vors.: A. Vogclsang,
Wilhelmshaven, Königstr. 44 a. — Nach Beschluß der üesamt-
behandelt.
statt, daß
an Hand
vorstandssitzung unserer Bezirksverwaltung vom 30. April 1911
findet der nächste Bezirkstag am 27. und 28. Mai d. J. in
Nordenham statt. Die Tagesordnung wird in der nächsten
Nummer der Zeitung bekannt gegeben. Wir fordern besonders
die Einzelmitglieder zur zahlreichen Beteiligung auf. Anträge
sind bis zum 20. Mai an den Vorsitzenden einzureichen.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Bamberg. T e c h n i k e r - V e r e i n , E. V. In der am
2. Mai stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung
wurde für den nach Fürth verzogenen Kollegen Oettinger Koll.
Bauer als Kassierer einstimmig gewählt. Der Vorstand setzt
sich nunmehr aus folgenden Herren zusammen: 1. Vorstand:
Stadtbaumeister Schenk; 2. Vorstand: Städt. Architekt Ehrlich;
Schriftführer: Bausekretär Strobel; Kassierer: Bauführer Bauer;
Beisitzer: Kunstschlossereibesitzer Bosch und städt. Bauführer
Reinhard. Der 1. Vorstand wurde anläßlich seines 10 jährigen
Vorstandsjubiläums zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Das
am 29. April abgehaltene 10 jährige Stiftungsfest ist in harmo-
nischer Weise verlaufen und wird allen Teilnehmern in steter,
freudiger Erinnerung bleiben.
Berlin. Technischer Verein, gegr. 1882. Vereins-
lokal: Industrie-Festsäle, Beuthstr. 20. Br.-A. : F. Schneider,
Charlottenburg, Brauhofstr. 4. — Am Sonntag, 21. A\ai, Be-
sichtigung der Gartenstadt Frohnau (Mark). Näheres durch
das Verkündigungsblatt des Vereins. Die Mitglieder und Gäste,
welche die Absicht haben, an dieser Besichtigung teilzunehmen,
werden gebeten, dieses dem Vorsitzenden mitzuteilen.
Charlottcnburg. „Bauhütte Charlottenbur g".
Vereinslokal: Logenrestaurant, Charlottenburg, Berliner Str.
Ecke Kirchhofstraße. 1. Vorsitzender: Friedrich Brinkmann,
Charlottenburg, Goetheslr. 15. 1. Schriftführer: Richard Bren-
necke, Charlottenburg, Fritschestr. 40. 1. Kassierer: Albert
Papcnzin, Charlottcnburg, Wallstr. 47. — Am Sonnabend, 13. Mai,
findet im Vereinslokale, abends S'/o Uhr, unser diesjähriges
Stiftungsfest statt. Alles weitere ist in den Mitteilungen der
Bezirksverwaltung Brandenburg bekannt gegeben worden. Die
nächste Monats-Hauptversammlung findet am Dienstag, 6. Juni,
im Vereinslokale statt.
Frankfurt a. M. Technischer Klub. Laut Beschluß
der Hauptversammlung vom 27. April finden die Klubabende
Heft 20
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
319
nunmehr stets Donnerstags im Klublokal Restaurant Haerle,
Goethestraße 10, I statt. Sonntag-, 14. Mai, Touristischer Aus-
flug in den südwestlichen Spessart. Abfahrt Frankfurt a. M.
Ostbahnhof 6.08 Uhr (eventl. mit Sonntagskarte) nach Aschaffen-
burg, dort an 7.40 Uhr (umsteigen). Abfahrt nach Klingenberg
a. M. 7.45, an 8.38 Uhr. Die Teilnahme von Damen sowie
Interessenten aus dem Baufach ist erwünscht. — Donnerstag,
25. Mai (Christi Himmelfahrt), fällt der Klubabend aus. —
Donnerstag, 1. Juni, abends 8V2 Uhr, im Klublokal: Haupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekanntgabe der Eingänge.
4. Weitere Beschlußfassung über die neuen Klubsatzungen.
5. Diverse Klub- und Verbandsangelegenheiten. Für kommenden
Monat ist eine Besichtigung des Fernsprechamtes in der Haupt-
post vorgesehen. Teilnehmer hierfür (Damen ausgeschlossen)
wollen sich bei Herrn Zimmermann, Rhönstr. 2Q, melden. Zu
allen unseren Veranstaltungen sind dem Verbände noch fern-
stehende Kollegen stets willkommen.
Hamburg. Techniker - V erein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 16. Mai, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale St. Georger Bürgerkasino, Gr. Allee Nr. 55. Tages-
ordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Verbandsangelegen-
heiten. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes. — Die Herren
Vereins- und Verbandskollegen werden gebeten, ihre Vereins- und
Verbandsbeiträge für das 2. Quartal bis zum 1. Juni zu entrichten.
Ilmenau. TechnischerVerein. Am Dienstag, 2. Mai,
wurde hier im Hotel Ilm-Aue unter vorstehendem Namen ein
neuer Zweigverein des D. T.-V. von 14 ordentlichen Mitgliedern
gegründet. Gewählt wurden nachstehende Herren zum Vor-
stand: Herr Ing. Wilh. Müller, Vorsitzender, Mühlenstr. 19;
Herr Maschinentechniker August Wagler, Schriftführer, Schleu-
singer Str. 21 ; Herr Bautechniker August Hopf, Kassierer, Bis-
marckstraße 17; Herr Bautechniker Rudolf Wagner und Herr
Maschinentechniker Wilhelm Hoeland, Beisitzer. Vereinslokal ist
Hotel Ilm-Aue, woselbst jeden Freitag gemütliche Zusammen-
kunft stattfindet. Jeden ersten Freitag im Monat findet eine
Hauptversammlung statt, zu der sämtliche Mitglieder erscheinen
müssen.
Karlsruhe. Technischer Verein. Den Mitgliedern
zur Nachricht, daß sich unser Vereinslokal jetzt im Restaurant
zum goldenen Adler, Karl-Friedrich-Straße, befindet. Monats-
versammlungeri finden jeden 1. Dienstag im Monat statt. Außer-
dem ist jeden Dienstag abend Zusammenkunft am Stammtisch
im neuen Lokal.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O.Behrens,
Ingenieur, Kiel, Fährstr. 7. — Mitgliederversammlung am Don-
nerstag, 18. Mäi, abends 8V2 Llhr, im Vereinslokal „Patzenhofer",
Parkstr. 12. — Tagesordnung: 1. Protokollverlesung der letzten
Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Verbandsangelegenheiten (Ent-
gegennahme und Beratung der Bezirks- bezw. Verbandstag-
anträge). 4. Eingänge. 5. Verschiedenes (u. a. Bewilligung
von Anwesenheitsgeldern für Aufsicht im Geschäftszimmer).
Unser Verein ist dem Bunde für Bodenreform korporativ bei-
getreten. Die Halbmonatszeitschrift „Die Bodenreform" liegt
zur Einsicht in unserem Geschäfts- und Lesezimmer, das nach
wie Vor an jedem Werktage (außer Sonnabends) von 8 bis 10 Uhr
abends, Sonntags vorm. von 10 bis 12 Uhr geöffnet ist, aus.
Landshut. Techn. Verein. Sonntag, 14. Mai 1911, ge-
meinsam mit dem Techn. Verein Regensburg und Passau, sowie
unter Teilnahme der Deggendorfer und Straubinger Kollegen
Besichtigung der 2. niederbayer. Heil- und Pflegeanstalt Main-
kofen bei Deggendorf. Tageseinteilung: 10 bis 12 Uhr Besich-
tigung, 1 Uhr zwangloser Mittagstisch in Deggendorf, hierauf
Verbands- und Standesfragen. Gemütliche Unterhaltung. 6 Uhr
Rückfahrt.
München. Techniker-Verein, E. V. Dienstag den
16. Mai, abends S^/, Uhr, im Regensburger Hof Vortrag des
Herrn Josef Metz über: „Autogenes Schweißen und
Schneide n".
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch, abends 8V2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schutt.
Mittwoch, 17. iVlai, abends 8V2 Uhr, findet ein Vortrag des
Herrn Koll. Herz er: „Alt-Rothenburg und seine Bedeutung
im Mittelalter", verbunden mit Lichtbildern, statt. Unsere Mit-
glieder werden ersucht, vollzählig und pünktlich zu erscheinen
und ihre Damen mitzubringen, für welche der Vortrag sicher
auch interessant sein dürfte. Schriftliche Einladung zu diesem
Vortrag erfolgt nicht. Die Vorstandschaft rechnet aber trotz-
dem auf allseitigen Besuch.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstr. 4 III. — Versammlung am Don-
nerstag, 18. Mai, abends Si/o Uhr, im Vereinslokal Restaurant
Neubauer, Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen und
Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Verschiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. Motiv, Bauhütte Dresden. Br.-A.: Bau-
meister Eugen Pönisch, Dresden-Trachau, Schützenhofstr. 11.-^
Mittwoch, 17. Mai, findet im Vereinslokal Gewerbehaus Ver-
sammlung statt. Beginn pünktlich Uhr abends. Die Tages-
ordnung wird am Abend selbst bekannt gegeben. Es wird um
zahlreiches Erscheinen der Mitglieder und Einführung von Kol-
legen zwecks Anschluß an den Verein und Verband gebeten.
Auch werden die Herren Einzelmitglieder des Hoch- und Tiefbau-
faches der Bezirksverwaltung Dresden gebeten, sicii dem Verein
anzuschließen.
Techniker in der Industrie.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
V o n 1 9 0 8. In der am 5. Mai stattgefundenen Generalversamm-
lung wurde der Vorstand wie folgt gewählt: Vors.: Obering.
K. Krause, Hamburg 23, Jordanstr. 66; 1. Schriftführer: Ing.
Konrad Eurich, Hamburg 5, Langereihe 33/35; 2. Schriftführer:
Ing. Paul Lorenz, Hamburg 5, Bohmbachspassage 6; 1. Kassierer:
Ing. H. von Köhler, Hamburg 33, Flachsland 3; 2. Kassierer:
Ing'- J- Jacobsen, Flamburg 6, Fettstr. 28; 1. Beisitzer: Ing.
A. Krobiell; 2. Beisitzer: Ing. H. Klenke; 1. Kassenprüfer:
Ing. Diestel; 2. Kassenprüfer: Ing. K. Unglaube. — Zu der am
19. Mai, abends 9 Uhr, stattfindenden Nebenversamlung laden
\v\T »unsere Mitglieder höfl. ein und bitten um rege Beteiligung.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am Mittwoch, 17. Mai, präzise 8V2 Uhr
abends, in den Neustadt. Gesellschaftssälen, Valentinsk., stattfin-
dende Versammlung : 1 . Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Protokoll-
verlesung. 3. Mitteilungen des Vorstandes. 4. Antrag des
Festausschusses betr .das eventl. am 2. Juli d'. J. in Hopte statt-
findende SommerA'ergnügen. 5. Verbandsangeiegenheit. 6. Tech-
nische Fragen. 7. Verschiedenes.
Nachruf.
Am 26. April verstarb an den Folgen eines Schiag-
anfalles unser Vereins- und Verbandskollege
Herr Johannes Carlsen
im jugendlichen Alter von 27 Jahren. Wir werden ihm
stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Hamburger Techniker-Verein von 1884, e.V.
Am 1. Mai ds. Js. verschied nach kurzem, schwerem
Leiden unser lieber Kollege und Mitbegründer unseres Vereins
Herr Betriebs-Ingenieur Robert Schmidt
im Alter von 39 Jahren.
Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen ein treues,
langjähriges Mitglied, dessen vornehmer, ehrenwerter Charakter
ihm ein bleibendes Andenken bei uns sichern wird.
Maschinenlechnischer Verein Breslau.
Am 29. März verstarb plötzlich infolge eines Unglücks
unser langjähriges, treues Mitglied,
Herr Zimmermeister Paul Ohle
von hier im 40. Lebensjahre.
Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen einen aufrich-
tigen und lieben Kollegen. Ehre seinem Andenken !
Techniker-Verein Insterburg.
Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, anzuzeigen,
daß in Hanau am 5. d. M.
Herr Georg Buhl, Bautechniker
infolge eines Herzleidens plötzlich gestorben ist.
Wir betrauern in dem Verstorbenen einen lieben Kollegen,
dessen Andenken wir stets in Ehren halten werden.
Mittelrheinische Bezirksverwaltung des D. T.-V.
320 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 Heft 20
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
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Techn., gewandt u. zuverl. i. Zeichn., Veranschl. u. m. d.
Aufstellg. V. Bauinventarien vertr. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1378 a. d. Zweigstelle Cassel, z. H. d'. Hn. C. Penseier, Hohen-
zollernstraße 84.
1379 V. Behörde i. Cassel zr. Ueberwachung u. Leitg. gr.
Umbauarbeit, i. Wehlheiden b. Cassel erf. u. tücht. Bautechn.
a. mehrere Mon. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1379 a. d. Zweig-
stelle Cassel wie unter 1378.
1380 f. Baugesch. i. Hanau sof. jung. Bautechn., gel. Maur.,
tücht. Zeichn. 130 M. Stellg. dauernd. Ang. unt. 1380 a. d.
Zweigstelle Frankfurt a. M., z. H. d. Hn. Joh. Wührmann,
Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
1381 f. Baugesch. i. Stargard i. Pomm. sof. jung. Bautechn.,
gel. Maur. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1381 a. d. Zweigstelle
Stettin, z. H. d. Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
1382 f. Maurermeist. i. Stargard i. Pomm. sof. zweiter
Hochbautechn. i. dauernde Stllg. Ca. 125 M. Ang. unt. 1382
a. d. Zweigstelle Stettin wie unter 1381.
1383 Z.Aufnahme e. gr. Baulichkeit u. demnächstig. Umbau
1. Stettin sof. gewissenhaft. Hochbautechn., saub. Zeichn., v.
e. Behörde a. läng. Zeit. 150 bis 200 M. Ang. unt. 1383 a. d.
Zweigstelle Stettin wie unter 1381.
1381 f. Abrechnungsarb. b. e. Königl. Bau i. Stettin sof.
e. darin erf. Hochbautechn. 150 bis 180 M. Ang. unt. 1384
a. d. Zweigstelle Stettin wie unter 1381.
1386 f. Architekt, i. Halle sof. e. gewandt., jung. Hoch-
bautechniker für Kostenanschl., Anfertig, v. Werkzeichnung, u.
später f. die Baustelle. 150 bis 180 M. Stllg. voraussichtl.
dauernd'. Ang. unt. 1386 a. d. Zweigstelle Halle a. S., z. H.
d. Hn. L. Hauschild, Alte Promenade 25 (Stadttheater).
1387 f. d. Oderregulierung i. Schwedt sof. Vermessungs-
techniker, m. d. Bearbeitg. v. Fortschreibg., sowie m. Kataster-
Anweis. VIII u. IX vertr. u. gewandt i. örtl. Aufnahmen. Stcl-
lungsdauer 1^/, bis 2 Jahre. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1387 a.
d. Hauptstelle" Berlin "SW., Markgrafenstr. 94.
1388 n. Darmstadt a. 2 Mon. jung., tücht. Techn., Zeichn. f.
sehr interess. Arbeit. Ang. unt. 1388 a. d. Zweigstelle Frank-
furt a. M., z. H. d. Hn. Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk.,
Adalbertstr. 73.
1389 f. e. Herzog!. Behörde i. Meining. sof. spätestens zm.
1. 8. er. e. Bau-Assistent, durch, selbst, i. Bureau u. a. d.
Baustelle. 180 M. Ang. unt. 1389 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
1390 f. e. gräflich. Bauverwaltung i. d. Uckermark sof.
jüng., äußerst tücht. Techn., gut. Zeichn., m. einig. Jahr. Praxis
f. einf. landwirtschafd. Bauten. 125 bis 140 M bei fr. Wohn.
Ang. unt. 1390 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1391 f. gr. Baugesch. i. Görlitz sof. Hochbautechn. oder
Arch., hervorragender Zeichn., gut. Statiker u. firm i. Veranschl.
200 bis 250 M;
desgleichen e. Techn. f. kleinere Projekt, u. Hausentwässe-
rungen. 130 bis 140 M. Ang. unt. 1391 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1392 f. KgL Beh. i. Ragnit (Ostpr.) sof. Hochbautechn.
zr. Baultg. u. spät. Abrechn. e. vierklassig. Schulhauses. 180
bis 200 M. Stellungsdauer ein Jahr. Ang. unt. 1392 a. d.
Zweigstelle Königsberg, z. H. d. Hn. Militärbausekretär Wiehe,
Königseck 5.
1393 f. Kgl. Beh. i. Guben sof. e. m. d. Vorschrift, d. Staats-
bauverwaltung vertr. Hochbautechn. zr. Hilfelstg. b. d. lfd.
Dienstgeschft. 150 bis 160 M. Stllg. dauernd. Ang. unt. 1393
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1394 f. Beh. i. Neubrandenburg sof. tücht. Bautechn. Bis
150 M. Stellungsdauer etwa IV2 J. Ang. unt. 1394 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1395 f. e. Kreisbaubehörde i. Sorau sof. jung. Bautechn.
zr. Prüfung d. Bauzeichn. 120 M. Stellungsdauer voraussichtl.
3 Mon. Ang. unt. 1395 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1396 f. e. Zimmereigesch. i. Wernigerode sof. Bautechn.
m. Erf. i. Holzhandel, sowie i. Baugesch. m. Sägewerk. Stllg.
evtl. dauernd. Bis 150 M. Ang. unt. 1396 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1398/99 f. Kgl. Behörde i. Pleß sof. zwei erf. Techniker
f. Vorarbeits- u. Entwurfsbearbeitg. zu Domänenbaut. 180 M.
2 Mon. Ang. unt. 1398/99 a. d. Hauptsteile Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1400 f. Kgl. Behörde i. Neisse a. 3 Mon. e. i. Domänen-
bausachen erf. Techn. Ang. unt. 1400 a. d. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
1401 f. Beton- u. Eisenbetongesch. i. Zawodzie sof. jüng.
Bautechn. 'd. Beton- u. Eisenbetonbranche f. Bureau u. Baustelle.
Stllg. dauernd. Ang. unt. 1401 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1402 f. Baugesch. Mittelschles. sof. tücht. Bautechn., in
all. vorkommend. Arbeit, erf., d. auch m. Sägewerkbetrieb vertr.
ist. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1402 a. d. Zweigstelle Breslau,
z. H. d. Hn. E. Reußner, Breslau 8, Webskvstr. 11.
1403 f. gr. Betonbaugesch. i. Breslau tücht. Bauf. m. Erf.
i. Eisenbetonbau u. Tiefbau. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1403
a. d. Zweigstelle Breslau wie unt. 1402.
1404 f. Kanalisationsgesch. i. Breslau sof. erf., gewissenh.
Techn. m. Fachkenntn. z. Ausarbeitg. v. Projekt., Kostenanschl.,
Bauleitg. u. Akquisition. 160 bis 200 M. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1404 a. d. Zweigstelle Breslau wie unt. 1402.
1405 n. Havelberg sof. jüng. Techn. 120 M. Ang. unt.
1405 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1406 f. Militärbehörde i. Metz zwei Bautechn. m. Erf. i.
Militärbau, saub. Zeichn. u. sich. i. Veranschl. Ca. 180 M.
Stllg. V. läng. Dauer. Angeb. unt. 1406 a. d. Zweigstelle Metz,
z. H. d. Hn. J. Ziegler, Brunnenstr. 8.
1407 V. Behörde i. Dortmund sof. Arch. od. erf. Hochbau-
techniker. Ang. m. Geh.-Anspr. u. frühest. Antr.-Tcrm. unt. 1407
a. d. Geschäftsstelle Rheinland' und Westfalen i. Dortmund,
Kaiserstr. 86.
1408 f. Eisenbetongesch. i. Kreise Recklinghausen sof.
energisch. Bauf. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1408 a. d. Ge-
schäftssteile Rheinland und Westfalen wie unt. 1407.
1409 n. Bonndorf i. Schwarzwald sof. Bautechn. a. ca.
6 Woch. 120 bis 150 M. Ang. unt. 1409 a. d. Zweigstelle
Karlsruhe, z. H. d. Hn. Rob. Jais, Werderplatz 45.
1410 f. Architekt, i. Freiburg sof. Bautechn., fl. Zeichn.,
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stelle Karlsruhe wie unt. 1409.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 21 Schnftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 20. Mai 1911
Inhalt: Klärung — Untersuchung von Schrägschnitten — Der Hausschwamm — Wirtschaft und Leben - Soziale Bewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Bücher-
schau — Briefkasten — IVlitteilungen aus dem Verbände
Klärung
Mit wachsender Entschiedenheit verfolgt unser Ver-
band die Richtlinie, die ihm sein letzter Verbandstag vor-
gezeichnet hat, die ihren satzungsgemäßen Ausdruck und
jüngst im Gesamtvorstand eine alle Zweifel ausschließende
Interpretation erfahren hat. .Wir können es nur begrüßen,
daß innere .Widerstände, die zu stark waren, um intern
gelöst zu werden, zu einer Aktion geführt haben, die
ihre endgültige Erledigung in diesen Tagen fand; die Art
der Erledigung, das unzweideutige Votum der maßgeben-
den Verbandskreise ist uns ein sicherer Beweis dafür,
daß wir richtig marschieren. Ein Wort aber über die
Vorgänge, die sich in unserem Erfurter Zweig-
verein und, auf seine Veranlassung hin, in der Be-
zirksverwaltung Thüringen abgespielt haben.
Es war allen „guten" Freunden unseres Verbandes
zur liebgewordenen Gewohnheit geworden, auf gewisse
scharfe Gegensätze, die im Erfurter Techniker-Verein gegen
die Verbandspolitik laut wurden, hinzuweisen. Vielleicht
würden sich manche, die mit diesem und jenem im Ver-
bände nicht einverstanden sind, jede Kritik gründlich über-
legen, wenn sie wüßten, mit welch liebevollem Verständnis
man sich „drüben" jedes Argument gegen das Zusammen-
arbeiten von Beamten und Privatangestellten, gegen unsere
„gewerkschaftliche Standesarbeit", schheßlich gegen alle
einzelne Züge unserer Politik zunutze macht. Jedenfalls
erweckte es im Bundeslager ein schnelles Echo, als im
„Erfurter Allgemeinen Anzeiger" vom 2. April 1. J. eine
anonyme Verdächtigung gegen unsere Verbandsleitung er-
schien, die sich u. a. folgendes leistete:
„Schon seit zwei Jahren hat es sich nun bemerkbar
gemacht, daß die zwei für den Deutschen Techniker-
Verband angestellten Beamten versuchen, den Verband,
der bis jetzt auf nationaler Grundlage aufgebaut
. war, in ein anderes Fahrwasser zu leiten. Wer die Ver-
bandspolitik seit zwei Jahren verfolgt, hat längst ge-
merkt, daß dieses Fahrwasser das rote ist. Ganz offen
haben sich diese beiden Beamten in einer Sitzung am
12. März in Erfurt dahingehend ausgesprochen, daß
aus dem Deutschen Techniker-Verband eine Gewerk-
schaft, natürlich nach Muster der Maurer- und
Zimmerverbände, geschaffen werden soll . . ."
Die sozialpolitische Weisheit dieses Anonymus vermag
Gewerkschaft und „rotes Fahrwasser" anscheinend nicht
zu trennen, obwohl der Herr Verfasser möglicherweise
der „gelben" Gewerkschaftsrichtung gar nicht so ferne
steht, die doch gewiß nicht sozialdemokratisch ist. Die
angegriffenen Beamten werden sich damit trösten müssen,
daß auch das führende Organ der deutschen Sozialpolitik,
die „Soziale Praxis", oft genug von den Scharfmachern
sozialdemokratischer Tendenzen geziehen wurde. Im
übrigen ist die Unwahrhaftigkeit dieser Notiz loyalerweise
vom Technischen Verein Erfurt selbst anerkannt worden,
der am 5. April im gleichen Blatte eine Richtigstellung
einrückte, in der als Grund seines Austritts lediglich die
schärfere gewerkschaftliche Richtung be-
zeichnet wurde. Man befürchtete, daß „der Verband den
Charakter einer Kampforganisation annehmen würde. Es
ist natürlich Sache des Taktes und der besonderen Um-
stände seiner Stellung, wieweit ein jeder Techniker dieser
Richtung zu folgen vermag".
Wenn die Mehrheit des Techniker-Vereins Erfurt „er-
klärte, daß diese Grenze für sie erreicht sei", so ist das
ihr gutes Recht und wir haben nun, nachdem jene Ver-
leumdung als abgetan zu betrachten ist, ledighch zu unter-
suchen, ob die Befürchtung des Erfurter Vereins zutrifft.
Allzu weite Kreise scheint sie nun nicht gezogen zu
haben. Von 133 Mitgliedern, die der Verein zählt, fanden
sich in der Sitzung, in der über das Ausscheiden aus dem
Verband entschieden werden sollte, nur etwas mehr als
die Hälfte (70) znsammen. Für den Austritt stimmten 41,
gegen den Austritt 25 Mitglieder. Die Zusammensetzung
der Mehrheit ist von erheblichem Interesse, Selbständige
sind in ihr recht zahlreich vertreten (man hatte sie auch
besonders herzlich zu der Versammlung, in der es zur
Auseinandersetzung kommen sollte, eingeladen).
Wenn somit also von einer „großen Aktion" bei
diesem Austritt von 41 Mitgliedern nicht gut die Rede
sein kann, so hielt es die Verbandsleitung doch für an-
gezeigt, mit allem Nachdruck auch in Erfurt selbst und
hernach auf dem Bezirkstag in Jena für Klärung zu sorgen.
Hatte doch der Technische Verein Erfurt, nachdem der
geschäftsführende Verbandsvorstand sich grundsätzlich zu
den Anschauungen der Verbandsbeamten bekannt und die
Erklärung des Vereins vom 18. November 1910 zurück-
gewiesen hatte, auch im Gesamtvorstand mobil gemacht,
allerdings auch hier mit gleichem, negativem Ergebnis.
Weiterhin war er dann daran gegangen, seine Ansichten
allen übrigen Zweigvereinen direkt bekannt zu machen
(wobei er allerdings nach uns zugegangenen Stichproben
nicht viel Gegenliebe gefunden haben dürfte); es geschah
dies in einem Rundschreiben vom 22. April. Dieses Rund-
schreiben enthält u. a. die irrtümliche Behauptung, daß
der Gesamtvorstandssitzung vom 8./9. Januar die Erklä-
rungen des Vereins nicht vorgelegen hätten.
Sodann konzentriert sich der Verstoß gegen Aeuße-
rungen, die in der Mitgliederversammlung vom 12. März
und in der öffentlichen Versammlung vom 10. April ge-
macht worden sind.
Es verlohnt sich, hierbei zu verweilen. Wir sehen
ganz davon ab, daß man nach berühmten Vorbildern
322
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 21
Sätze aus dem Zusammenhang herausgerissen hat. Die
vier Todsünden, die man insbesondere Herrn Schubert
vorhält, sind in folgenden Sätzen enthalten:
,,D e r D. T.-V. muß gewerkschaftlich ar-
beiten, jede andere Wirksamkeit ist rück-
st ä n d i g."
„Die Gewerkschaft kann auf den Streik
als letztes Kampfmittel nicht verzichten."
„Es kann nationaler sein gegen die Re-
gierung zu arbeiten, als mit derselben."
„Fortschritt kann nur durch Unzufrie-
denheit erreicht werden, wo solche nicht
besteht, muß sie hervorgerufen werden usw."
Um das Ketzergericht noch etwas schmackhafter zu
machen, wird dann in entstellender Weise hinzugefügt:
„Reicher Beifall der zahlreich erschienenen Mitglieder
des B. d. t.-i. B. lohnte die Ausführungen des Herrn
Schubert" . . . Will man bestreiten, daß auch die ganz
überwiegende Zahl der Verbandskollegen dem
Referate in herzlicher Weise beipflichtete? —
Zi: den Ausführungen selbst aber ein kurzes Wort.
,,Das dort (sc. in Stuttgart) angenommene Verbandspro-
gramm wurde von allen Seiten freudig begrüßt." Das
gibt der Technische Verein Erfurt in seinem Rundschreiben
selbst zu und im gleichen Atemzug bestreitet er, daß
der D. T.-V. ,, gewerkschaftlich" arbeiten müsse! Unser
Programm enthält die denkbar klarste Formulierung einer
entschiedenen Angestellten- und Beamtenpolitik; da der
Erfurter Verein nun, wie schon erwähnt, die anonymen
Auslassungen im ,, Allgemeinen Anzeiger',' abgeschüttelt
und ausdrücklich seine Kritik auf die gewerkschaft-
liche, nicht die politische Richtung der Verbands-
politik beschränkt hat, so verwirft er die Gewerkschaft
doch jedenfalls nicht deshalb, weil sie in das „rote" Fahr-
wasser führe. Er kann sich nur gegen eine zu radikale
Politik wenden; wenn er eben die Stuttgarter Beschlüsse
nachsieht, so wird er in ihnen manch notgedrungen
scharfen, ja radikalen Satz finden, der gar nicht anders
als gewerkschaftlich gedeutet werden kann. Und unsere
neue Satzung? In §2 heißt es ganz unzweideutig:
„Dieser Zweck — Förderung und Hebung des deut-
schen Technikerstandes und Wahrung der Standesinter-
essen der Angestellten und Beamten — soll erreicht
werden durch a) Anwendung aller geeigneten
Mittel zur Erzielung einer Verbesserung
der Einkommensverhältnisse und Arbeits-
bedingungen, überhaupt der sozialen und rechtlichen
Lage aller dem technischen Berufsstand angehörenden
Angestellten und Beamten . . ."
Wir glauben allerdings, daß das hiit gewerkschaftlicher
Arbeit identisch ist. Nun aber der Streik! Wohlverstanden,
Herr Schubert spricht von ihm als „letzten Kampfmittel".
Wir erinnern an die Vorschläge des preußischen Handels-
ministers zur Neuregelung der Konkurrenzklausel. Hier
soll die gemeinsame Kündigung zum Zweck der Beseiti-
gung" dieser Klauseln gewissermaßen unter Strafe gestellt
werden. Ohne Ausnahme haben alle großen Angestellten-
verbände (auch w i r) diese Vorschläge als Eingriff in
das Koalitionsrecht bezeichnet, wäre das geschehen, wenn
man nicht diese gemeinsame (selbstverständlich ordnungs-
gemäße) Kündigung als letztes Mittel unerträglichen
Mißständen gegenüber ansähe? Daß es für den Angestell-
ten mit seinen langfristigen Dienstverträgen nur annähernd
die Bedeuturtg haben kann wie für die Arbeiter, ist ebenso
selbstverständlich wie die Tatsache, daß das Verantwort-
lichkeitsgefühl der Organisationsleitungen ihren Mit-
gliedern gegenüber sicher jede Probe aushalten wird. Die
S t a n d e s arbeit, die wir treiben, verpflichtet uns, die
Mittel unserer Bewegung und damit auch eines uns auf-
gezwungenen Kampfes den Interessen und Bedürfnissen
des Standes anzupassen.
Das dritte jener ketzerischen Worte ist für jeden
geschichtlich Denkenden geradezu elementare Wahrheit.
Man braucht gar nicht auf England zu sehen, wo unter
einem parlamentarischen Regiment die Meinung, daß es
immer national sei, die Regierungspolitik zu unterstützen,
dem Fluche der Lächerlichkeit verfiele. Die Opposition
von heute ist eben die Regierung von morgen. Aber gilt
nicht auch für Deutschland das Gleiche? Den „Kanal-
rebellen" von früher hat ihre offenkundige Arbeit gegen
die Regierung nicht den Vorwurf antinationaler Gesinnung
und auch nicht gerade bleibende Nachteile zugezogen;
der ,, Schutz der nationalen Arbeit" von heute hätte nach
diesem Rezept früher zur Freihandelszeit als vaterlands-
ferndUch gelten müssen. Nun: Unsere Regierungspolitik
ist durch die drei Jahrzehnte des Reichs nicht konstant
genug gewesen, um es auch nur als möglich erscheinen
zu lassen, stets mit ihr zu gehen. Und ist nicht die
Geschichte des jetzigen Reichstags schlagend genug?
Und ganz abgesehen davon: Mit welchen Charakteren
kann man nationale Politik machen? Mit Leuten, die
sich ihre eigene Anschauung bilden oder mit solchen,
die schon der leiseste Luftzug vom Regierungstische weg
umwirft? — Unser Verband wünscht von seinen Mit-
gliedern — außerhalb der Verbandsgeschäfte — politische
Betätigung. Möge sie jeder in der ihm zusagenden Partei
suchen! Stets wird einmal auch für ihn der Augenblick
kommen, wo es ihm „nationaler" erscheint, gegen als
für die augenblickliche Regierung zu arbeiten.
Und nun zum letzten: Wenn wir demnächst unsere
Verbandsstatistik herausgeben — so geschieht dies gewiß
aus dem Interesse an wissenschaftlicher Erkenntnis. Dies
Interesse veranlaßt uns zu peinlich genauer Registrierung
der Tatsachen. Soll es aber ausschließen, daß wir das
Erkannte nicht im Sinne unserer Bewegung werten? Und
sollen wir an traurigen Arbeits- und Lebensverhältnissen
ganzer Kategorien vorübergehen, etwa weil sich einzelne
mit ihnen zufrieden geben? Unter der ganz selbstverständ-
lichen Voraussetzung, daß auch Grund zur Unzufrieden-
heit vorhanden ist, müssen wir sie erwecken, wollen wir
Besseres erreichen. Um das Ganze, um den Stand han-
delt es sich. —
Soweit die Vorwürfe, die uns gemacht wurden. Sie
verdichteten sich zu einem Programmpunkt des Bezirks-
tags, der unter „Sonstiges" sich mit den gegensätzlichen
Meinungen befassen sollte. Zum gleichen Thema aber
lagen noch Anträge der Technischen Vereine Jena und
E i s e n a c h vor. Während die Begründung zu ersterem
in der gewerkschaftlichen Arbeit „eine große Gefahr
1. für die selbständigen Mitglieder (sie!) und Beamten im
Verbände und 2. für den Verband selbst" erblickte und
bereits das Schreckgespenst einer Kooperation von Maurer-
verband, Technikerverband und Zimmerverband zum
Zwecke des Lohnkampfes in greifbare Nähe gerückt sah,
wollte der Eisenacher Verein die nicht ganz durchsichtige
Stellungnahme , des Bezirksvorstands geklärt wissen, ins-
besondere auch die Legitimation zu den unternommenen
Schritten kennen lernen. Der Bezirkstag, an dem vom ge-
schäftsführenden Verbandsvorstand Herr Schwenkler und
vom Beamtcnkollegium die Herren Kaufmann und Dr.
Günther teilnahmen, befaßte sich sehr eingehend, mit den
Anträgen und dem ihnen zugrunde liegenden Sachverhalt.
Schon am Abend zuvor hatte der Bezirksvorstand
hierüber beraten und mit sehr großer Majorität
eine Vertrauenskundgebung für die Ver-
bandsleitung beschlossen. Diese lag auch dem
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
323
Bezirkstag vor. Obwohl den Vertretern des Technischen
Vereins Erfurt — trotz des für 1. JuH vorgesehenen Aus-
tritts des Vereins aus dem Verband — Sitz und Stimme
in vollem Umfange gewährt wurde, nahm der Be-
zirkstag die folgende Resolution mft ganz
erheblicher Mehrheit an:
„D er Bezirkstag der Bezirksverwal-
tung Thüringen bedauert das Vorgehen
des Technischen Vereins Erfurt gegen
den Verbands vorstand und die leitenden
Beamten. Der Bezirkstag verurteilt ins-
besondere auf das schärfste einen im „All-
gemeinen Anzeiger" in Erfurt erschiene-
nen, gegen den Verband gerichteten Ar-
tikel als der Grundlagen entbehrend und
erklärt nach wie vor auf dem Boden des
Stuttgarter Programms zu stehen, w o-
durch jedes Verbandsmitglied im Sinne
des Q e s a m t V o r s t a n d s b e s c h 1 u s s e s in Son-
dershausen zu energischer gewerkschaft-
licher Standesarbeit verpflichtet ist.
Der Bezirkstag geht über den Antrag
Jena zur Tagesordnung über und spricht
im Gegensatze hierzu der Verbands-
leitung das Vertrauen der Bezirksver-
waltung au s."
Die Vereine Erfurt und Jena standen bei der Abstim-
mung isoliert. Der Vertreter des Vereins Jena betonte
noch, daß gerade die Zusammensetzung seines Vereins
ihn zu der oppositionellen Haltung veranlasse.
Wir können ' dieses Motiv anerkennen (der Verein
zählt unter 47 Mitgliedern 17 Selbständige), müssen aber
für die Verbandsleitung das gleiche Recht in Anspruch
nehmen, das wir der Jenaer Vereinsleitung zubilligen:
Daß auch für uns die Zusammensetzung des Verbandes
ausschlaggebend ist und daß für uns Sonderintcr-
essen der knapp 6"/o Selbständigen, von denen noch
nicht 20;ü wirkliche Arbeitgeber sind, vollkommen
ausscheiden.
Der Bezirkstag hat die erwünschte und notwendige
Klärung gebracht. Wir wollten in der D. T.-Z. nur über
eine abgeschlossene Sache berichten und freuen uns, dies
heute tun zu können. Eins aber mag noch hervorgehoben
werden: Nachdem der Technische Verein Erfurt von dem
Artikelschreiber des „AUg. Anzeigers" weit abgerückt ist
(Herr Gi es ecke hat auch in der Vorstandssitzung eine
dahingehende Erklärung abgegeben), wird für keinen der
Beteiligten ein persönlicher Stachel zurückbleiben. Sach-
lich waren die Gegensätze, die nun geklärt sind, sachlich
die Auseinandersetzung. Und nicht um Kleines handelte
es sich, im Rahmen der großen sozialen Bewegung un-
seres Volkes bewegt sich die Richtschnur, welche der
stärkste Vertreter des Technikerstandes, unser Verband,
herausgearbeitet hat. Als Glied dieser Bewegung fühlen
wir uns, jeder Fortschritt, den der Verband nach innen
und außen erkämpft, teilt sich unvermittelt der ganzen
Linie mit. Und gerade deshalb appellieren wir an den
Optimismus, an den Glauben an sich selbst, ohne den
einmal nichts Bedeutendes zustande kommt!
Günther.
Untersuchung von Schrägschnitten
Von Dr. ing. H. NITZSCHE, Cöln.
In Heft 36, Jahrg. 1910, wurde die Untersuchung von
Querschnitten an einspringenden Ecken bei Eisenkonstruk-
tionen behandelt. Eine verwandte Aufgabe ist zu lösen
bei der Querschnitts- bezw. Spannungsvermittelung steif
ausgebildeter Rahmen-Ecken, deren Ausrundungen große
Halbmesser haben (s. Abb. 1, die den Pfosten und Krag-
arm des zweistieligen Steifrahmens der Abb. 2 darstellt).
Auch hier gilt es, den stärkstbeanspruchten Schnitt zu
finden, für dessen Lage jedoch die Zahl der Möglichkeiten
wesentlich weiter begrenzt ist als bei den früher behan-
delten, scharf ausgeschnittenen Ecken, wo der Ausgangs-
punkt des Schnittes in der einspringenden Ecke festlag
(Anrißstelle). Auch im vorliegenden Falle ist es schwierig,
eine einigermaßen genaue Theorie aufzustellen, die wahr-
scheinlich erst durch versuchsmäßige Prüfungen einwand-
frei und unanfechtbar ausgebildet werden kann. Es emp-
fiehlt sich deshalb vorderhand, eine möglichst einfache
Untersuchungsmethode anzuwenden, deren annäherungs-
weise Berechtigung verteidigt werden kann; sicherheits-
halber wird man die zulässigen Materialbeanspruchungen
etwas erniedrigen, insbesondere die Zugspannungen im
Obergurt. Im folgenden wollen wir den in der Abb. 1
dargestellten Fall behandeln.
Im allgemeinen wird der Theorie unterzulegen sein
ein nach einer Kurve verlaufender Schnitt, der den Rand
von Ober- und Untergurt senkrecht schneidet (vergl.
Schnitt I in Abb. 1). Da die zu berechnenden Spannungen
Größtwerte erreichen bei gleichzeitigem Maximum des
Angriffsmomentes und Minimum des Widerstandsm.omen-
tes des Querschnitts, so gilt- es, denjenigen Schnitt zu
finden, für den dies zutrifft.
— :
A
Abb. 2
Zunächst wollen wir jedoch das einfache Verfahren
der Spannungsermittelung, auf welches sich die Aufsuchung
des gefährdeten Querschnitts gründet, darlegen. Es soll
angenommen werden, der Kurvenschnitt I sei der ge-
suchte. Da es nicht ohne weiteres möglich ist, für den
gekrümmten Schnitt Normalkraft, Angriffsmoment und
Scherkraft anzugeben, so soll der Kurvenschnitt durch
einen geraden näherungs weise ersetzt werden, was dadurch
geschehen möge, daß die Tangente im Querschnittsschwer-
punkte als Schnittlinie gilt. Die den Gurten entsprechen-
den Querschnittsteile werden in die Richtung des Schnittes
umgeklappt gedacht.
324
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG löll
Heft 21
Abb. 1
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
325
Die auf den Querschnitt I wirkenden äußeren Kräfte
ermitteln sich wie folgt. Es wird der vom Schnitte links
gelegene Trägerteil betrachtet; dort wirkt nur P; deren
Kraftlinie ist mit der Schnittlinie I zu schneiden; im
Schnittpunkt wird P zerlegt in die Seitenkräfte
Pf, = P sin a (Normalkraft) und
Pg = P cos a (Scherkraft).
Die Querschnittsbeanspruchungen setzen sich dann zu-
sammen aus:
1. Den Normal- und Biegungsspannungen
P M
nach 0 = + (worin P ^ P^; M = Pb e) und
r w
2. den Schubspannungen
Q
nach
(worin Q = Pj).
Die Bestimmung der Widerstandsmomente W und der
Querschnittsflächen F, die für eine Reihe von Schnitten
erforderlich werden, geschieht am besten mit Hilfe eines
Graphikons. Für den gezeichneten Querschnitt (Abb. 3),
der symmetrische Gurte hat, lassen sich W und F in
einfacher Weise als Funktionen von H aufstellen; es ist
das Trägheitsmoment:
y . 63. (H^ - H,») + 4 . (744 + 33,2.H^ ) - 4.2,3 (H' - H/)
(Ourtplatten) (Gurtwinkel) (Nietabzug)
Hl = H — 2
H, = H — 3,4
Hw, = H — 7
J = 2-j2-1.2-8.Hi3
(Stehblech)
Mit
entsteht
J = 1,6 H' + 282,6 H2
J
2024,9 H + 9444,8
oder W
1,6 H2 + 282,6 H +
9444,8
— 2024,9;
H — , ^
ferner F = 4,8 H + 344 (Gerade).
Zur Auftragung des Graphikons für W und F dienten
die Werte
W = 7 910 cm3 F = 488qcm bei H = 30 cm
W = 16 300 „ - „ H = 50 „
W = 25 730 „ — „ H = 70 „
W = 30 940 „ F = 728 qcm „ H = 80 „
Dieser Darstellung (vgl. Abb. 4) können die W und
F für jedes H entnommen werden.
54 6
Der Querschnitt I hat eine Höhe H = — ? 1- 17 =
2 ^
44,3 cm (54,6 cm ^ Schnittlänge zwischen den Gurt-
winkeln, 17 cm = Höhe der Winkel und Lamelle). Dafür
gibt das Qraphikon W = 13 800 cm^ und F = 557 qcm.
Die Werte Pt, = P sin a, Ps = P cos a und e lassen
sich folgendermaßen bequem finden :
Es wird (Abb. 5) eine senkrechte Länge 'von 10 cm
gezeichnet, durch ihren Fußpunkt eine Parallele zur Schnitt-
richtung und durch den oberen Endpunkt ein Lot auf
letztere gezogen; dabei entstehen die Katheten m und n;
dann ist sin et =: cos a — -^; der Hebelarm e folgt
aus dem Abstand s des Querschnittsschwerpunktes von
s
der P-Kraftlinie zu e
Für Schnitt I ist:
sin cc
s = 0,867 m; e
m = 17 cm, sin cc = 0,17
n = 9,87 cm, cos a = 0,987
Pb = 150 0,17 =- 25,5 t
Ps = 150 0,987 = 148,05 t
0,867
0,17
5,1 m.
Mithin M = Pb • e = 25,5 5,1 == 130,05 mt (muß auch
gleich P. s. sein)
25500 , 13 005 000
und G
557 -
= 46 + 942
148050 _
557 ~
13800 '
L 988 kg/qcm (Druck)
~ — 896 kg/qcm (Zug)
266 kg/qcm.
Die maßgebende Spannung a„i setzt sich aus o und x
zusammen nach
1
2 m
(m
worin m die Poissonsche Zahl ist
1
Oll = ^
l)G + (m+ l)]/a2 + 4T-^
Mit m = 4 wird
1^30 + 5 l,/a- + 4x-^
a,„ u = i- [3 • 988 +5 y9882+ 4 • 266M = 1 072 kg/qcm
° V / (Untergurt, Druck)
und a.„ o ^ 4^ ( 3 ■ 896+5 |/^896^' + 4 ■ 266M = 98? kg/qcm
\ / (Obergurt, Zug)
*) Vergl. „Hütte", 20. Aufl., I. Bd., S. 426. Die Ableitung
der Formel findet sich in dem Werk von Mehrtens, Statik der
Baukonstruktionen, I. Band, S. 381.
326
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 21
Die weitere Untersuchung, welche die Auffindung des
stärkst beanspruchten Querschnitts bezweckt, hat nun nach
zwei Richtungen zu erfolgen. Es ist zunächst die Frage
zu beantworten, ob im allgemeinen, wenn der gleiche
Ausgangspunkt des Querschnittes im Untergurt fest-
gehalten wird, ein steiler oder ein flacher Schnitt am
stärksten beansprucht wird; ist dies festgestellt, so ist
der Ausgangspunkt des gefährdeten Querschnitts zu suchen.
Die erste Frage ist — und das ist ein allgemein gültiges
Ergebnis für "den vorUegenden Fall — dahin zu beant-
worten, daß der flachere Schnitt und zwar derjenige, der
durch den Krümmungsmittelpunkt des Untergurts verläuft,
die größte Beanspruchung erleidet. (Noch flachere S-för-
mige Schnitte werden geringer beansprucht.) Dies zeigt
die folgende Tabelle, welche die Untersuchung der
Schnitte I bis IX enthält:
Tabelle I,
m
sin a
Pb
H
5m u
Sm 0
Schnitt
n
cos a
Ps
W
± 0
s
e
M
F
r
1,7
9,87
0,867
0,17
0,987
5,1
25,5
148,05
130,05
44,3
13800
557
+ yöo
- 896
266
lU/z
987
II
(flach) .
5,0
8,65
0,957
0,5
0,865
1,93
75,0
129,8
144,8
47
15100
570
+ 1090
- 826
228
1147
895
III.
(steil) .
0,78
150,0
150,0
117,0
42,8
13200
550
+ 887
- 887
273
988
988
IV
(flach) .
0,6
7,5
1,312
0,66
0,75
1,99
99,0
112,5
197,0
61,5
21700
640
+ 1063
- 753
176
1099
802
Vj
(steil) .
0,997
150,0
150,0
149,6
50,5
16560
585
-f- 903
- 903
257
988
988
VI. . . .
2,9
9,56
0,58
0,29
0,956
2,0
43,5
143,4
87,0
38
11200
526
+ 810
- 644
273
914
769
VII. . . .
7,9
6,12
1,75
0,79
0,612
2,22
118,5
91,8
263,07
87
35000
760
4- 908
- 596
121
928
626
VIII. . . .
5,68
8,16
1,09
0,568
0,816
1,92
85,2
122,4
163,5
52
17200
592
+ 1094
- 806
207
1141
869
Zur Lösung der Aufgabe, den Ausgangspunkt des ge-
fährdeten Querschnitts zu finden, sind die ermittelten
Spannungen über den Querschnittsschwerpunkten auf-
getragen (besser ist die Auftragung der Spannungen
über den Querschnittsendpunkten) ; die Spannungskurve
läßt die Lage des stärkstbeanspruchten Querschnitts (Tan-
gente) mit a.nu = 1166 at (bezw. o.iio = 898 at) erkennen.
Damit ist die Aufgabe bezügl. des Auslegerarmes gelöst.
Zu bemerken ist noch, daß das Verfahren im praktischen
Falle sich vereinfacht: Man verzeichnet die Schwerlinien
(n — n) der Querschnitte radikaler Richtung, legt eine An-
zahl solcher, greift H (= Entfernung des Schwerpunktes
vom Untergurtrande) ab, mißt F, W, m, n, s und findet
schnell die a, x, Om, die aufgetragen werden.
Für den Riegel des Portals ist die Untersuchung eine
etwas veränderte, insofern als links von den Schnitten
die äußeren Kräfte P, A und X wirken.
S2.
Abb. 6
Diese werden zur Mittelkraft R zusammengesetzt, deren
Lage und Richtung durch die Maße y und z (Abb. 6)
bestimmt ist. Es ist
P _ c _ >
b -|- z z*
A , A
- b;
X X
Daraus y
150 • 1,74
X
52,5 m
b =
150
1,74 = 1,45 m
A — P 330 — 150
R z= ]/(A — P)'^ + X2 ^ 180,1 t.
Der weitere Gang der Untersuchung entspricht dem
vorigen und ist aus der Abbildung und der folgenden Ta-
belle II verständlich. Es zeigte sich, daß in diesem Falle
bei einigen Schnitten eine steilere Lage ein wenig größere
Spannungen erleiden; jedoch genügt es, sich immer auf
die Untersuchung radialer Schnitte zu beschränken, da
hierbei die absolut größten Beanspruchungen immer noch
von der gezeichneten Spannungskurve umschlossen werden ;
die geringe Abweichung der Lage der Spannungsmaxima
bei den radialen Schnitten gegenüber den steileren spielt
keine Rolle, da man bei der Ausführung den zur Auf-
nahme der Qrößtspannung erforderlichen Querschnitt aus
praktischen Gründen schon über das ganze Gebiet der
Größtspannungen hinwegführen wird.
Tabelle II.
1 Schnitt
H
W
F
e
M
Pb
F
M
W
X =
Ps
F
0
0,1
1
57,3
19600
618
116,2
138,0
1,48
171,98
188
877
224
1065
1122
2
51,8
17200
590
106,5
145,6[1,53
161,88
181
941
247
1122
1187
3
49,0
15900
580
99,8
150,0 1,56
155,69
172
979
257
1151
1219
4
46,8
15000
570
94,3
153,7 1,60
150,88
165
1006
270
1171
1245
5
42,5
13000
547
81,0
161,0jl,66
134,46
148
1034
295
1182
1269
6
40,6
12220
540
73,0
165,oll,44
105,1
135
860
306
995
1103
7
39,3
11700
533
65,0
168,3 1,41
91,7
122
783
316
905
1029
8
37,1
10830
523
49,0
173,5 1,34
65,7
94
607
332
701
866
9
36,0
10400
520
31,4
177,5'l,21
38,0
61
366
341
427
663
10
42,1
12100
548
79,5
162,0|l,46
116,1
145
967
296
1112
1204
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
327
Nachtrag.
Zu der obigen Arbeit sind nocli einige Bemerkungen
über Einzelberechnungen am Platze, deren Durchführung
in praktischen Fällen vielfach vermißt wird; und zwar
handelt es sich um den Einfluß der Krümmung des
Druck gurtes (Untergurt des Kragarms) auf die Er-
mittlung des Lochlaibungsdruckes bezw. der Scher-
beanspruchung der Halsniete und um die Berechnung der
Gurtplatten auf Einbiegung. Die folgenden Entwicklungen
gelten sinngemäß auch für gekrümmte Zuggurte. In
einem gekrümmten Stabe (Abb. 1) vom Querschnitte F
herrsche eine Spannung a; dann wirkt in jedem Quer-
schnitt die Kraft
P = o F,
die normal auf der Querschnittsfläche steht.
Abb. III
Abb. I
.Werden zwei um ds voneinander entfernte Radial-
schnitte betrachtet, so erzeugen die Querschnittskräfte P,
infolge ihrer Richtungsverschiedenheit (a) die Radialmittel-
kraft S. Diese beträgt (Abb. I)
ds
S = 2 P
sm — oder mit sin — —
S =
Pds
ds.
Diese Kraft ist zunächst maßgebend (außer der im
Querschnitte wirkenden Querkraft!) für die Berechnung
der Halsniete und zwar beträgt sie nach Abb. II, wenn der
Nietabstand e ist und die Querschnittsspannung o auf
dieser Strecke als konstant betrachtet wird,
Sn =
0 In
n t/o
ds
oFn • e
1*11 t/ o
worin ]„ der ganze anzuschließende Querschnitt (Winkel
und Gurtplatte) ist.
Ist der Lochwanddruck maßgebend, so ist zunächst
aus der Querkraft Q der Stauchdruck Sj^ nach bekannter
Formel :
_e Q S
" d a J
(S — statisches Moment, d — Nietdurchmesser, ö —
Bleckstärke, J — Trägheitsmoment). Ferner beträgt aus
der Radialkomponente Sn der Stauchdruck
jSn^
d-6
und der gesamte Stauchdruck in der Lochwand
Abb. IV
Für die Berechnung der Gurtplatte gilt folgendes:
Nach Abb. III ist für die Längeneinheit (e — 1)
PI
oF,
p _
^^e:^ (Abb. IV).
Abb. II
'p 'p
Diese Kraft ist gleichmäßig verteilt über die Länge /p
der Gurtplatte und erstrebt deren Einbiegung nach innen
in gekrümmten Druckgurten (bezw. nach außen in ge-
krümmten Zuggurten). Die Platte widersteht mit dem
1 d^
Widerstandsmoment W —
6
328
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
t
Heft 21
Der Hausschwamm
Von H. KLOSE, Heidelberg a. N., M.-Nr. 21 448.
Für jeden in der Praxis stehenden Baufachmann, und
auch für den Hausbesitzer und Hypothekengläubiger, ist
es aus technischen, rechtlichen und finanziellen Gründen
sehr von Nutzen, sich mit den Einschleppungsgefahren,
der Entstehung, .Weiterverbreitung und Vernichtung der
einzelnen Hausschwammarten vertraut zu machen. Auch
volkswirtschaftlich ist es erwünscht, daß die beteiligten
Kreise rechtzeitig die Gefahren des Hausschwammes er-
kennen lernen und eingetretene Schäden sofort energisch
mit bewährten Mitteln in sachgemäßer Weise beseitigen,
denn jährlich mögen in Deutschland mehrere Millionen
Mark zur Beseitigung der meist aus begreiflichen Gründen
in der Oeffentlichkeit nicht bekannt werdenden Schwamm-
schäden aufgewendet werden. Darüber wird eine im amt-
lichen Auftrag bearbeitete Statistik von Prof. Möller bald
Aufschluß geben.
Gleich zur Einführung in die Schwammfrage sei darauf
hingewiesen, daß die verschiedenen Hausschwammarten
nie durch augenscheinliche Begutachtung der Pilzfäden
und -Wucherungen mit Sicherheit unterschieden werden
können. Nur der für solche Untersuchungen geschulte
Botaniker, Mykologe, ist imstande, mit Hilfe des Mikro-
skopes und durch Anlegung von Pilzkulturen eine richtige
und sachgemäße Artbestimmung vorzunehmen. Die bei
Rechtsstreitigkeiten gerichtsseitig eingeforderten Gutachten
von Bausachverständigen haben in sehr vielen Fällen bei
Nachprüfung durch den Mykologen grobe Irrtümer in
dieser Hinsicht ergeben.
Allgemein-Biologisches.
Die verschiedenen Arten des Hausschwammes gehören
botanisch der Klasse der blütenlosen Pflanzen an, den Pilzen
oder Schwämmen. Sie bedürfen zu ihrer Entwicklung
genau so wie die übrigen Schwämme eines organischen
Nährbodens, einer gewissen Luft- und Bodenfeuchtigkeit,
bestimmter und möglichst gleichmäßiger Temperatur,
sowie Schutz vor direkter Sonnenbestrahlung. Ihre
Fortpflanzung geschieht durch Sporen, welche, wenn diese
Nährboden und geeignete Bedingungen zu ihrer Entwick-
lung vorfinden, Anlaß zur Bildung der Pilzwucherungen
(des Mycels) geben. In Gebäuden (auch Bergwerken)
finden sich zwei Arten von Schwämmen: 1. der sog. echte
Hausschwamm und 2. die vielen, zum Teil botanisch noch
nicht genau bestimmten Trockenfäulearten, die beide auf
den Konstruktionshölzern der Gebäude einen ihnen zu-
sagenden Nährboden finden. Von einer Beschreibung der
nur das lebende Holz befallenden Pilze, den rein para-
sitischen Arten, soll hier abgesehen werden, da sie in
Gebäuden seltener ihr Zerstörungswerk ausführen.
Auch die ungefährlichen Schimmelrasen auf feuchten
oder feucht gewordenen tapezierten Wänden sollen hier
keiner weiteren Betrachtung unterzogen werden, obwohl
sie eigentlich auch zu den Hausschwämmen gehören. Mit
Beseitigung der Feuchtigkeit verschwinden diese Schimmel-
pilze aber von selbst und lassen nur Schönheitsfehler,
Flecken auf der Tapete, zurück.
Der echte Hausschwamm (Merulius dome-
stikus), auch nasser oder Tränenschwamm (Merulius lacry-
mans) genannt, hat noch einen ihm täuschend ähnelnden
Vetter, den wilden oder Waldschwamm (Merulius Syl-
vester). Die Lebens- und Wachstumsbedingungen beider
sind jedoch nach den Untersuchungen Dr. Falks von-
einander verschieden. Der echte Hausschwamm findet
sich nur auf totem Holze, gehört darum zu den sog.
Saprophyten; sein Vetter hingegen ist ein echter Parasit,
da er ausschließlich nur das lebende Holz befällt. Während
der echte Hausschwamm bei 20 bis 22" C am üppigsten
gedeiht und bei 26« sein Wachstum einstellt, sind für
den wilden Schwamm 26*' und 34" die entsprechenden
Wärmegrade. Diese Feststellungen benützt der Mykologe
bei den Untersuchungen zur Artbestimmung zwischen
beiden und den Trockenfäuleschwämmen.
Der echte Hausschwamm kann auf jeder Holzart ge-
deihen, befällt also nicht nur, wie vielfach irrtümlicher-
weise angenommen wird, weiche Hölzer, sondern auch
die harten. Freilich wird Tanne und Kiefer leichter von
ihm befallen und die Zerstörungen gehen tiefer und in
kürzerer Zeit vor sich wie bei dem widerstandsfähigeren
Eichenholz.
Kommen Pilzkeime (Sporen) des Merulius domestikus
mit Holzwerk in Berührung und ist die Raumtemperatur
für seine Entwicklung günstig, sowie genügende Luft-
feuchtigkeit vorhanden, so entwickeln sich rasch aus
den Sporen die Pilzfäden (Hyphen) zu einem weißlichen,
wattebauschartigen Pilzherde (Mycel). Dieser gibt durch
seine Ausatmung unter Verbrauch des Luftsauerstoffs der
Raumluft erst einen kräftigen pilzartigen, dann einen
dumpfen moderartigen Geruch, der sich noch verstärkt,
wenn einzelne Teile der Schwammwucherungen absterben
und die Eiweißstoffe derselben in Fäulnis übergehen.
Außer Kohlensäure scheidet der Pilz noch Wasserdampf
aus, der perlenartig an dem Mycel hängen bleibt; daher
die Bezeichnung nasser oder Tränenschwamm. Finden
die sich einzeln bildenden Mycelstränge genügende Feuch-
tigkeit, so wachsen sie oft meterlang und durchdringen
die Fehlbodenauffüllung und selbst starke Brandmauern,
bis sie wieder auf Holzwerk stoßen und damit eine neue
Nahrungsstelle sich erschließen. Sokanneskommen,
daß ein krankes Haus ein ganzes Häuser-
quadrat verseucht, wie es in Breslau beobachtet
worden ist.
Sobald die Pilzherde eine gewisse Reife erlangen oder
wenn ihnen allmählich die Feuchtigkeit entzogen wird,
so tritt eine Verfärbung der weißlichen Mycels von ocker-
gelb bis tiefbraun ein, indes beginnt die Bildung des Frucht-
körpers, an dem sich dann die Sporen entwickeln. Der
leichteste Luftzug streift diese reifen Pilzkeime ab und als
ein ockerbraunes Pulver bedecken sie den Boden. Die
Bewohner eines solchen Raumes tragen diese Sporen an
dem Schuhwerk und den Kleidern in andere Räume und
Häuser; auch die Möbelstücke, Bücher, Akten und Bilder
aus einem vom Hausschwamm befallenen Gebäude sind
Sporenträger und dienen beim Umzug als Schwammver-
breiter, ebenso Kohle aus schwammkranken Gruben.
Bei Laboratoriumsversuchen hat man bis jetzt nur
sehr selten aus Sporen den echten Hausschwanun kulti-
vieren können. Man benützt deshalb zu solchen Arbeiten
(zur Artbestimmung) meist erkrankte Holzteiie mit kräf-
tigem Mycel, welche man mit feuchtem Holzwerk oder
Sägespänen, seltener mit künstlichem Nährboden, unter
einer Glasglocke (Feuchthaube) in enge Berührung mit-
einander bringt.
Auf vollständig gesundem, trockenem Holzwerkc
dürften sich nach neueren Untersuchungen die Sporen
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
329
überhaupt nicht entwickeln können. Eine gewisse, wenn
auch geringe Nährbodenfeuchtigkeit muß jedenfalls vor-
handen sein und Verunreinigung der befallenen Hölzer
durch Urin oder Abwässer trägt in allen Fällen wesent-
lich zur Keimung der Sporen bei. Hat sich aber aus
den Sporen das Mycel entwickeln können, so ist dieses
nach vielfach gemachten Beobachtungen imstande, auch ge-
sunde-, völlig trockene Hölzer anzugreifen und zu zerstören.
Die Trockenfäule wird durch eine große Anzahl
Pilzarten hervorgerufen (etwa 40), welche teilweise heute
noch nicht alle botanisch bestimmt sind und mit Sicher-
heit unterschieden werden können. Die wichtigsten Arten
dürften sein:
1. Der Poren hausschwamm (Polyporus rapo-
rarius), von meist fächerförmiger Ausbreitung. Der
weißliche Fruchtkörper ist mit bienenzellenartigen,
herunterhängenden Röhrchen besetzt. Er wird viel-
fach mit dem echten Hausschwamm verwechselt,
da er ihm im Aussehen sehr ähnelt.
2. Der Kellerschwamm (Coniophera cerebella),
welcher sich flach ausbreitet und wegen seiner
hirsekorngroßen Erhebungen auch .Warzenschwamm
genannt wird.
3. DerBlätterschwamm (Lenzites abientina), mit
eigenartigen blattähnlichen Fruchtkörpern.
4. Der Schuppenschwamm (Lentinus squamo-
sus), mit charakteristischem, gestieltem Hut mit
unterseitigen Lamellen.
5. Der Fächerschwamm (Paxillus acheruntius),
mit kurzgestieltem Hut von verschiedenartiger
Gestalt.
Im Gegensatz zu dem echten Hausschwamm gedeihen
diese Trockenfäulepilzarten sowohl auf lebendem Holze,
wie auch auf geschlagenem. Deshalb ist die Einschlep-
pungsgefahr aus dem .Walde verhältnismäßig groß. Mit
Ausnahme des Porenhausschwamms ist jedoch die Zer-
störung des Holzes durch diese Pilze geringer wie
durch den echten Hausschwamm ; sie geht auch lang-
samer vor sich und breitet sich nicht über gesunde,
trockene Hölzer aus.
Die Entwicklung und Fruchtbildung der Trockenfäule-
pilze ist ganz ähnlich wie beim echten Hausschwamm.
Sie gleichen ihm auch in einzelnen ihrer Entwicklungs-
stufen im Aussehen sehr täuschend. Deshalb sind, wie
schon vorher bemerkt, die Arten-Feststellungen von tech-
nischen Sachverständigen mit Vorsicht aufzunehmen, da
sie sich nicht selten bei der Nachprüfung durch den bota-
nischen Sachverständigen als unrichtig erwiesen haben.
Die Bezeichnung Trockenfäule ist eigentlich wider-
sinnig, da diese Pilze zu ihrem Gedeihen nicht nur aus-
reichende Luftfeuchtigkeit, sondern auch feuchten Standort
und ebensolchen Nährboden verlangen. Die Entziehung
der Nährboden-Feuchtigkeit bringt sie schnell und sicher
zum Absterben. Die normale Luftfeuchtigkeit
genügt also nicht (im Gegensatz zum echten Haus-
schwamm) zu ihrer Entwicklung.
Hingewiesen sei hier, daß bei Trockenfäule sich nicht
immer augenfällige Pilzherde bilden, z. B. in geschlossenen
Balkendecken, sondern daß nur die haarfeinen Pilzfäden
das Aeußere und Innere der befallenen Holzteile spinnen-
webartig überziehen und durchsetzen; daher rührt wahr-
scheinlich die Bezeichnung Trocken- oder Stockfäule.
Art und Form der Holzzerstörung.
Als Nahrung dienen allen Holzschwammarten das
von ihnen befallene Holzwerk und nicht, wie oft fälschlich
angenommen wird, das von den Pilzfäden durchwachsene
Mauerwerk. Die Pilze zehren von dem in den Holzzellen
aufgespeicherten Stärkemehl, den übrigen Kohlehydraten
und den Salzen, und zersetzen durch ihre Ausscheidungen
den widerstandsfähigeren Holzstoff, die Zellulose. Bei
vollständiger Zerstörung bleibt von dem erkrankten Holze
nichts weiteres übrig als ein feines, lockeres, rötliches,
völhg trockenes Pulver.
Ursachen der Schwammerkrankungen.
.Wie dieselben in den Gebäuden hervorgerufen werden,
ob durch Sporen oder durch Verwendung kranken Holzes,
kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Keinesfalls
trifft aber die Meinung mancher Baugewerken zu, daß
durch die sog. Trocken- oder Stockfäule der Schwamm
hervorgerufen wird. Im Gegenteil, die als Stockfäule be-
zeichnete Veränderung der Holzstruktur ist die Folge der
Zerstörung durch eine Hausschwamm-Pilzart.
Mit großer Bestimmtheit kann man behaupten, daß
in jedem Gebäude eine mehr oder weniger große Anzahl
von Balkenköpfen durch umfangreiche Einmauerung
trockenfaul geworden sind, wie man bei jedem Abbruch
und bei größeren Reparaturarbeiten beobachten kann. Es
kann nicht genug bei Bauausführungen darauf geachtet
werden, daß die Balkenhölzer in möglichst trockenem Zu-
stande eingebaut und die Köpfe trocken und mit Luft-
schicht vermauert werden. Meist wird auch die Fehl-
boden-Auffüllung viel zu zeitig eingebracht und die Dielung
vorzeitig verlegt. Wird dann gar noch sofort hinterher
die Dielung mit Oelfarbe gestrichen und noch mit Linoleum
hermetisch von der Außenluft abgeschlossen, so darfs
nicht wunder nehmen, wenn in einer solchen unsach-
gemäßen Deckenkonstruktion die Trockenfäule üppig ge-
deiht und vielfach unbemerkt Zerstörungen vor sich gehen,
die später Anlaß zu meist recht kostspieligen und stören-
den Reparaturen geben.
In dieser Beziehung wird leider nicht nur von dem
spekulativen Bauunternehmertum gesündigt, sondern auch
von sonst recht tüchtigen, aber wenig praktisch geschulten
Architekten und Baugewerken. Diese glauben durch rasche
Bauausführungen ihre persönliche Tüchtigkeit und Ueber-
legenheit gegen andere zu beweisen und zeigen doch damit
nur ihren Unverstand und ihre Gewissenlosigkeit.
Weitere günstige . Entwicklungsstellen für den Haus-
schwamm sind vor allem die Ausgüsse und Spültische
in den Küchen, die Aborte und Badezimmer, soweit sie
nicht massive Fußböden haben. Auch unter der Erd-
geschoßtreppe über dem Kellereingang, sowie an Regalen
und Lattenabteilen finden sich sehr oft Pilzherde, die auch
vielfach in das Mauerwerk hineinwachsen und sich dann
in den Obergeschossen ausbreiten. Mehrfach ist auch
beobachtet worden, daß am Hause liegende erkrankte
Holzstöße Anlaß zu echten Hausschwammwucherungen
innerhalb des Gebäudes gegeben haben, indem die Pilz-
fäden durch die Umfassungsmauern wuchsen und sich so
im Gebäude verbreiteten. Verhältnismäßig selten werden
offene Holzkonstruktionen, wie Dächer und Scheunen, vom
Schwamm befallen.
Gesundheitliche Nachteile,
Früher glaubte man, daß durch den Hausschwamm bei
den Menschen Krankheiten, namentlich Krebs und Typhus,
hervorgerufen werden. Neuere Untersuchungen haben
diese Vermutungen jedoch nicht bestätigen können. Wohl
aber ist es leicht möglich, daß in mit Trockenfäule be-
hafteten Räumen, aber nur infolge der Nässe als sekun-
däre Erscheinung, die Bewohner an Erkältungskrankheiten
(Rheumatismus) zu leiden haben.
330
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 21
Beseitigung der Schwammerkrankungen.
iWenn auszuführende Erneuerungsarbeiten bei Haus-
schwamm, gleich welcher Art, den Anspruch auf
sachverständige und gewissenhafte Ausführung be-
anspruchen wollen, so müssen unbedingt alle
davon befallene und auch verdächtige Bau-
teile beseitigt werden, lieber etwas zu viel als zu
wenig. Die abgekratzten Pilzwucherungen, das heraus-
genommene Holz und alle übrigen brennbaren Teile
müssen sofort verbrannt werden, und dürfen wegen der
Ansteckungs- und Verschleppungsgefahr nie erst in
Räumen für spätere Vernichtung (Keller) gelagert werden.
Bauschutt und Fehlbodenauffüllung soll an abgelegenen,
von der Sonne direkt bestrahlten Plätzen zur Ablagerung
kommen. Den mit solchen Arbeiten betrauten Hand-
werkern muß es streng verboten werden, mit ungereinig-
ten Arbeitsgeräten und Kleidern andere Baustellen, auch
Holz- und Zimmerplätze, zu betreten.
Mit dem Einbau der neuen Konstruk-
tionsteile darf erst nach vollständiger
Austrocknung der erkrankten Stellen und
Räume begonnen werden, und es ist ratsam, nur
künstlich getrocknete Hölzer neu einzubauen, unter Ver-
meidung der etwa vorher begangenen Konstruktionsfehler,
damit sich an diesen Stellen nicht wieder Feuchtigkeit
bilden oder hinziehen kann. Auch ist es vorteilhaft, durch
Herstellung von Luftlöchern bei geschlossenen Konstruk-
tionen eine Luftumwälzung zu ermöglichen. Empfehlens-
wert ist es, alle verdächtigen Teile sowie den neuen
Einbau mit keimtötenden Mitteln zu behandeln. Fast jede
chemische Fabrik stellt solche Mittel her, doch achte man
darauf, daß dieselben giftfrei und möglichst geruchlos
sind und auch tief in das Holz eindringen. Der gewöhn-
liche Gasteer eignet sich nicht hierzu. Bei trockenen Höl-
zern wird mit gutem Erfolg Kresotil zu diesem Zwecke
verwandt. Gewarnt sei hier vor den vielfach angepriesenen
Metallsalzen, die zwar keimtötend sind, aber durch ihre
hygroskopischen Eigenschaften wieder Feuchtigkeit heran-
zuziehen vermögen.
iNX^eniger empfehlenswert ist die von Dr. Falk vor-
geschlagene Vernichtung des echten Hausschwamms und
seiner Sporen durch Einwirkung hoher Hitzegrade, wenn
auch die Versuchsergebnisse recht gute Erfolge gezeitigt
haben. Bei 34" C sollen die Pilzwucherungen und Sporen
nach 24 stündiger und bei 40'' nach einstündiger Behand-
lung abgestorben sein. Auch das von anderer Seite emp-
fohlene Einleiten von erstickenden Gasen unter erkrankte
Stellen ist nicht empfehlenswert und hat sich in der Praxis
nicht bewährt.
Rechtliches.
1. Bei Neubauten. Zeigt sich in einem neu-
erbauten Gebäude der echte Hausschwamm, so
wird der Bauherr in den seltensten Fällen den Bauleiter
und die betr. Gewerken dafür verantwortlich machen
können, es sei denn, er kann beweisen, daß entgegen
den Anordnungen und Vertragsbestimmungen alte oder
verdächtige Baustoffe mit eingebaut worden sind. Anders
bei Trockenfäule. Sie kann nur durch unsachgemäßes
Bauen entstehen und hier sind der Bauleiter und die betr.
Gewerken dem Bauherrn schadenersatzpflichtig, wenn die-
selben nicht die nötigen Vorbeugungsmaßregcln gegen
Schwamm angewendet haben oder auch, daß sie unter-
lassen haben, den Bauherrn rechtzeitig auf die Folgen
der etwa verlangten übereilten Bauausführung aufmerksam
zu machen, und auch auf die vielleicht aus einem be-
stimmten Grunde gewünschten, jedoch nicht einwand-
freien Konstruktionen oder Baustoffe. Da die Gewähr-
leistung für sachgemäße Arbeit, für verwendete Baustoffe
und gewählte Konstruktionen eines Bauwerks fünf Jahre
nach Abnahme bezw. Uebernahme gesetzlich beträgt, so
bleiben auch Bauleiter und Bauhandwerker für auftretende
Schwammschäden und deren Folgen dem Bauherrn gegen-
über solange haftbar.
2. Beim Kauf eines Hauses muß der Verkäufer
dem Käufer für alle erheblichen Mängel, also auch für
Schwammschäden, 'welche während eines Jahres nach
Uebergabe auftreten und dem Käufer beim Kaufabschluß
nicht bekannt gewesen oder mitgeteilt worden sind, Wand-
lung, Minderung oder Schadenersatzanspruch gewähren,
es sei denn, daß dies im Kaufvertrag ausdrücklich
ausgeschlossen worden ist. Hat der Verkäufer dem Käufer
ihm bekannte, aber nicht augenfällige
Mängel (bestehende und auch beseitigte Schwamm-
erkrankungen fallen unter diesen Begriff) keine Kenntnis
gegeben, so wird dieses Verschweigen rechtlich als Arg-
list gedeutet, und dagegenschütztkeineKlausel
im Kaufvertrag. Die Gewährungsfrist verlängert sich
in solchen Fällen auf 30 Jahre.
iWandlung, d. h. Rückgängigmachung des Kaufes, wird
der Käufer bei festgestellten und auch bei beseitigten
Hausschwamm-Erkrankungen, gleich welchen Umfangs,
stets im Klagewege erzielen können. Bei lokaler Trocken-
fäule wird er meist nur auf Minderung des Kaufpreises
oder auf Schadenersatz mit Erfolg klagen, wenn nicht
große, weit ausgebreitete Schäden als erheblicher Mangel
die .Wandlungsklage rechtfertigen. Das Reichsgericht hat
zwar in einer Entscheidung von 1908 die Trockenfäule
(Polyporus vaporarius) dem echten Hausschwamm gleich-
gestellt, es ist aber zu erwarten, daß es bei zukünftigen
Entscheidungen darüber den berechtigten Wünschen des
Baugewerbes und dem Einspruch der mykologischen Fach-
kreise Rechnung trägt und seinen Standpunkt ändert.
3. Bei Vermietung von Räumen oder Gebäuden
gewährleistet der Vermieter dem Mieter, wozu er ge-
setzlich verpflichtet ist, vollständige Gebrauchsfähigkeit der
Räume. Bei vorhandenen Schwammschäden, falls sie dem
Mieter bei Mietabschluß nicht bekannt oder augenfällig
gewesen sind, sowie bei den während der Mietzeit auf-
tretenden Schwamm-Erkrankungen kann der Mieter unter
Stellung einer angemessenen Frist vom Vermieter die
Beseitigung derselben verlangen, sowie auch Minderung
der Miete oder Schadenersatz, je nach Lage des Falles,
beanspruchen. Bei erheblicher Beeinträchtigung ist er
berechtigt, z. B. infolge umfänglicher Erneuerungsarbeiten,
das Mietverhältnis sofort zu kündigen, und kann es unter
Umständen sofort einseitig lösen.
Der Mieter hingegen ist verpflichtet, die ermieteten
Räume ordnungsmäßig zu benutzen, zu reinigen und zu
lüften, sowie eintretende außerordentliche Beschädigungen
oder Mängel (auch Schwammbildungen) sofort dem Ver-
mieter zur Anzeige zu bringen, andernfalls er zum Schaden-
ersatz herangezogen werden kann.
S c h 1 u ß b e t r a c h t u n g e n.
Ueber die Einschleppungsgefahren und auch über die
sicherste und beste Art der Beseitigung des Hausschwam-
mes begegnet man in den Kreisen der botanischen und
technischen Sachverständigen noch recht verschiedenen
Auffassungen und Meinungen; ebenso über die sichere
Erkennung und Bezeichnung der Schwammarten und Be-
urteilung der Holzzerstörungsfähigkeit. Bei Schwamm-
Prozessen erlebt man nicht selten, daß jeder Gutachter
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
331
eine andere Meinung vertritt, wie es ja auch auf anderen
Gebieten ähnlich der Fall ist. Dem Bausachverständigen
kann darum nur angeraten werden, wenn er nicht unter
wissenschaftlicher Anleitung eingehende mykologische
Studien gemacht hat, sein Gutachten auf die Beseitigungs-
möglichkeiten der Erkrankungen und die entstehenden
Kosten zu beschränken. So wird er den klagenden Par-
teien und dem Ansehen des technischen Standes am
besten nützen.
Ausführlicheres über den Hausschwamm kann der
geneigte Leser den in der Fußnote angeführten Büchern
H :: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: II II
Weltausstellungen
lieber dieses Thema referierte Herr Dr. Weigert,
Vizepräsident der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin,
in dem zweiten der diesjährigen gewerblichen Einzelvor-
träge, die von der Handelsschule Berlin veran-
staltet werden. Er führte etwa das Folgende aus:
Es sind gerade 60 Jahre vergangen, seit die erste
Weltausstellung 1851 in London abgehalten wurde. Nach-
dem bis dahin die Industrie sich in Frovinzial- und Landes-
ausstellungen gezeigt hatte, konnte mit der Verbesserung
der Verkehrsverhältnisse durch die Eisenbahnen, mit der
Zunahme des internationalen Handels der Versuch einer
Weltausstellung gemacht werden. Dieselbe fiel in die
Zeit des Beginns der freihändlerischen Handelspolitik
Englands und ging aus der eigenen Initiative der Inter-
essenten hervor. Sie sollte, wie ihr Protektor, der Prinz-
gemahl Albert aussprach, den großen Gedanken der inter-
nationalen Arbeitsteilung, auf der der Fortschritt der
Menschheit beruht, fördern. Ihr Erfolg war epochemachend
und reizte zur Nachahmung an. Schon 1855 veranstaltete
Frankreich in Paris die zweite Weltausstellung, auf der
Napoleon die Leistungen des neuen Kaiserreichs zeigen
wollte, 1862 folgte wieder London, doch zeigte sich schon
hier eine Ernüchterung. Die Industrie sah wenig Vor-
teile in der Beschickung der Weltausstellungen, die ihr
große Kosten verursachten; die verbesserten Verkehrs-
mittel — Eisenbahn und Telegraph — tnachten diese
Schaustellungen überflüssig. Trotzdem lud Frankreich
1867 wieder zu einer Weltausstellung ein, aber sie bildete
eine politische Haupt- und Staatsaktion, um den Glanz
des siegreichen Kaiserreichs zu zeigen. Die Darstellungen
der Erzeugnisse der Industrie und Kunst wurden über-
wuchert durch Veranstaltungen zum Vergnügen. Allgemein
glaubte man, daß es mit den Weltausstellungen zu Ende
sei, da das in Paris Gebotene nicht übertroffen werden
könne. Trotzdem fand Oesterreich den Mut, 1873 zu einer
Weltausstellung einzuladen, die, um neues zu bieten, das
frühere Programm wesentlich erweiterte und das gesamte
Kulturleben der Gegenwart in den Plan der Ausstellung
einfügte. Der Erfolg war sehr ungünstig. Nichtsdesto-
weniger veranstaltete Frankreich 1878, 1889 und 1900 in
Paris noch drei weitere Weltausstellungen, die in Größe,
Prachtentfaltung und Darbietungen zur Unterhaltung außer-
ordentliches leisteten. Die ernste Arbeit aber kam zu
kurz, die Industrie beteiligte sich nur widerwillig. Es
waren in der Hauptsache politische Veranstaltungen. Neben
diesen sieben Weltausstellungen des vorigen Jahrhunderts
in Europa fanden in den Vereinigten Staaten von Amerika
deren zwei — 1876 in Philadelphia und 1893 in Chicago —
statt, die Europa die Entwicklung der amerikanischen In-
dustrie zeigten. Kamen schon im vergangenen Säkulum
die Weltausstellungen in zu rascher Folge, so überstürzten
entnehmen, die alle recht gute und anschauliche Abbil
düngen enthalten.
1. Der echte Hausschwamm; Dr. R. Hartig (unc-
von Tubeuf), Berlin.
2. Der Hausschwamm; Dr. C. Mez, Dresden.
3. Die den Bauhölzern und den Gebäuden gefähr-
lichen Pilze; J. Nöring, Königsberg i. Pr.
4. Der Hausschwamm; Dr. ph. Schaffnit, Baumeister^
J. Swensitzky, Rechtsanwalt, Dr. H. Schlemm, Berlin.
Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des D. T.-V;
zu beziehen.
sie sich im gegenwärtigen. In den ersten 11 Jahren des-
selben fanden fünf Weltausstellungen statt, darunter 1904
eine in St. Louis, deren Flächenraum den 12. Teil des
Areals von ganz Berlin umfaßte, und die durch die Fülle
sowie die Unübersichtlichkeit des Gebotenen jedes Studium
zur Unmöglichkeit machte.
Das Gefühl der Ausstellungsmüdigkeit ist allgemein
und es muß gefragt werden, ob Weltausstellungen über-
haupt noch eine Berechtigung haben, da die vollständig
veränderten Verkehrsverhältnisse sie der Industrie weder
zur Förderung des Absatzes noch zum Studium dessen,
was in der Welt geleistet wird, erforderlich machen. Sie
sind heute zu politischen Veranstaltungen geworden, auf
denen die Industrie sich im Paradeanzug zeigt. Zweifellos
haben die Weltausstellungen auch heute noch Bedeutung,
da sie das Tempo, in dem sich die Entwicklung der
Technik vollzieht, beschleunigen, auch ist sicher, daß ge-
wisse Meisterwerke überhaupt nicht hergestellt worden
wären, wenn eine Weltausstellung nicht die Anregung
oder Notwendigkeit ergeben hätte (Kristallpalast in London,
Eiffelturm in Paris). Aber sie dürfen nicht zu oft kommen
und ihre Organisation darf nicht durch zu große Aus-
dehnung, durch Unübersichtlichkeit und Fülle des Vor-
handenen das Studium zur Unmöglichkeit machen, auch
darf das Vergnügen nicht überwuchern. Vor allem dürfen
die Staaten keine Weltausstellung veranstalten ohne Füh-
lung untereinander. Hier ist eine internationale Regelung
erforderlich, damit nicht den Regierungen und der In-
dustrie Kosten aufgebürdet werden, die besser für produk-
tivere Zwecke verwendet werden können.
SOZIALE BEWEGUNG
Verband technischer Schiffsoffiziere, Sitz Hamburg
Die 11. ordentliche Delegierten-Versammlung des Ver-
bandes fand vor einiger Zeit in Hamburg statt. Der vom
Verbandsvorstande schriftlich erstattete Bericht über die
Geschäftsperiode vom 1. 10. 1908 bis 31. 12. 1910 gibt
einen Ueberblick über den Stand der im Jahre 1908 be-
schlossenen Umgestaltung der inneren Organisation des
Verbandes. Die Durchführung der Zentralisation des
Unterstützungswesens und der Verwaltung hat zu einer
Spaltung des Verbandes und zu einer vorläufigen Zer-
splitterung der Organisationsverhältnisse der technischen
Schiffsoffiziere (Schiffsingenieure) geführt: Drei Vereine
setzten aus Gründen lokaler Interessenpolitik der Zentrali-
sation Widerstand entgegen und traten korporativ aus
dem Verbände aus. Zwei dieser Vcr:ine haben inzwischen
eine Interessengemeinschaft unter ;n Namen „Verband
Deutscher Schiffsingenieure" geschlossen. — Durch den
Austritt der drei Vereine sank die Mitgliederzahl des Ver-
bandes von 3409 am I.Jan. 1909 auf 1077 am I.Jan. 1911.
— Von diesen außergewöhnlichen Verlusten abgesehen,
332
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG I9I1
Heft 21
hat die Zentralisation die Entwicklung des Verbandes
günstig beeinflußt: Rechtsschutz wurde in 30 Fällen
gewährt, von denen 11 mit vollem und drei mit teilweisem
Erfolge für die Mitglieder zu Ende geführt wurden;
11 Klagen blieben am Jahresschluß 1910 unerledigt. Die
für die Mitglieder günstigen Entscheidungen repräsen-
tieren einen Kapitalwert von 6177,57 M. — An Hinter-
bliebenenunterstützung wurden vom 1. 4. 190Q
an 7650 M gezahlt. — Der Stellennachweis konnte
trotz der teilweise ungünstigen Konjunktur 63 offene
Stellen besetzen. — Das Verbandsvermögen stieg von
4923,71 M auf 28 019,84 M.
Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Be-
schlußfassung über eine Satzung für die Stellenlosen-
unterstützung. Der Satzungsentwurf des Verbands-
vorstandes fand mit einigen erheblichen Verbesserungen
der Unterstützungssätze einstimmige Annahme. Je nach
der Dauer der Mitgliedschaft beträgt die Unterstützung
1,65 bezw. 1,80 M bezw. 2M täglich bis zur Höchst-
dauer von 3 bis 6 Monaten. Unterstützungsberechtigt sind
Mitglieder nach zweijähriger Mitgliedschaft und Beitrags-
zahlung. Der Bezug der Unterstützung beginnt 5 Wochen
nach Eintritt der Stellenlosigkeit. Die Stellenlosen-Unter-
stützung tritt am 1. Januar 1912 in Kraft. — Einen er-
heblichen Teil der Tagesordnung nahm die Generaldebatte
über den vom Verbandsvorstand vorgelegten Entwurf einer
Einheitssatzung für den Verband in Anspruch. Ein
Beschluß verpflichtet die Bezirksvereine, den Entwurf fort-
laufend in den Mitgliederversammlungen zu erörtern und
die vorgeschlagenen Aenderungen vor Ende des Jahres
dem Verbandsvorstande zu unterbreiten, der alsdann einen
endgültigen Entwurf aufstellen wird.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 2
Versicherungsmakler und Versicherungsagent
So wichtig und notwendig die Versicherung für die
meisten Personen ist, bedarf es doch in der Regel eines
Anstoßes, um sie zur Versicherungsnahme zu veranlassen.
Diese Verbindung zwischen Versicherungsgesellschaft und
Versicherungsnehmern stellen die Versicherungsmakler und
Versicherungsagenten her. Beide unterscheiden sich sehr
wesentlich voneinander, da der Makler selbständig
zwischen den beiden vertragschließenden Parteien steht,
während der Agent von der Gesellschaft mehr oder minder
abhängig ist. An den Versicherungsmakler tritt der Ver-
sicherungskandidat mit der Aufforderung heran, die Ver-
sicherung für ihn zu vermitteln. Es muß demnach dort,
wo der Makler geschäftlich tätig sein kann, beim Versiche-
rungsnehmer der Trieb zur Versicherung groß genug sein,
um ihn zu zwingen, seinerseits einen Versicherungsantrag
zu stellen. Dies trifft vor allem für die Transport- und
Seeversicherung, für die Rückversicherung und zum Teil
für die Feuerversicherung zu. Auch dort, wo es sich darum
handelt, besonders große Risiken, die ein einzelner Ver-
sicherer wegen ihrer Größe nicht in Deckung nehmen kann,
unter mehrere Versicherer zu verteilen, ist der Makler
am Platz. Er nimmt die Unterbringung großer Risiken
bei verschiedenen Gesellschaften auf der Assekuranzbörse
vor, wie sich diese vor allem an den wichtigsten See-
plätzen in Hamburg, Rotterdam, Antwerpen, London usw.,
ausgebildet haben.
Von noch größerer Bedeutung für das Versicherungs-
wesen als der Makler ist der Versicherungsagent. Seine
Aufgabe besteht insbesondere darin, den Gedanken der
Versicherung in das breite Publikum hineinzutragen und
in weiten Kreisen die Erkenntnis von der Notwendigkeit
der Versicherung zu verbreiten. Die Tätigkeit des Agenten
ist vor allem dort notwendig, wo man sich im Publikum
aus freien Stücken nicht entschließt, eine Versicherung
einzugehen. Hier hat der Agent die mühsame und schwie-
rige, aber im Interesse der Gesamtheit wertvolle Arbeit
zu verrichten, durch Aufklärung für die Versicherung zu
werben, den Versicherungskandidaten von der Notwendig-
keit der Versicherung zu überzeugen und damit nicht nur
ihm und seinen Angehörigen, sondern gleichzeitig der Ge-
samtheit nützliche Dienste zu leisten. Dieses in aller Stille
sich vollziehende Wirken der Agenten verdient eine größere
Wertschätzung, als man ihm in der Oeffentlichkeit vielfach
entgegenbringt. Ohne die fleißige und unermüdliche Mit-
arbeit der Agenten wäre es nicht möglich gewesen, das
private Versicherungswesen in Deutschland zu der hohen
Stufe der Entwicklung zu führen, die heute erreicht ist.
Daß der Agent bei dieser Wirksamkeit sich von egoistischen
Motiven, nämlich vom Streben nach möglichst hohem Ver-
dienst leiten läßt, verringert den Wei't seiner 'Arbeit nicht
und ändert nichts daran, daß die Folgen seiner Tätigkeit
auch die Gesamtheit der Bevölkerung verspürt.
Die Organisation des Agentenwesens oder des Außen-
dienstes, wie der Fachausdruck lautet, ist zwar in den
verschiedenen Ländern und den einzelnen Versicherungs-
zweigen nicht gleich, doch wird sie im wesentlichen nahezu
überall von denselben Grundsätzen beherrscht. In Deutsch-
land hat die Außenorganisation häufig folgende Gestalt.
Das ganze Geschäftsgebiet ist in Bezirke eingeteilt. An
der Spitze eines,' Bezirks steht ein Generalagent, der nicht
selten den Titel Subdirektor, Generalrepräsentant und dergl.
führt. Er stellt seinerseits Agenten an und zwar in kleineren
Orten einen, in größeren Städten mehrere. In großen
Städten führen diese Unteragenten oft den Titel Haupt-
und Generalagent. Sie haben hier eine mehr oder minder
große Zahl von Mitarbeitern, die die Agententätigkeit als
Nebenberuf ausüben, während der Generalagent der Ge-
sellschaft seine ganze Arbeitskraft widmet. Die Tätigkeit
des Generalagenten wird durch Inspektoren unterstützt, die
indessen in manchen Fällen nichts anderes sind als Agenten
mit einem räumlich etwas weiter ausgedehnten Geschäfts-
bezirk.
Neben dieser wohl am meisten verbreiteten Organi-
sation des Außendienstes findet man auch andere Formen
derselben. Nicht selten sind die Generalagenturen beseitigt
und verkehren die Agenten direkt mit der Gesellschafts-
leitung. Für größere Bezirke ist dann wohl ein Ober-
inspektor angestellt, der die Kontrolle ausübt. Es kommt
auch vor, daß keinem Agenten, mag er sich nennen wie
er will, bestimmte Arbeitsgebiete zugewiesen sind. Viel-
mehr kann jeder für seine Gesellschaft tätig sein, wo er
Lust hat. Dieses System ist besonders in Amerika zur
Anwendung gelangt und trägt naturgemäß dazu bei, die
Tätigkeit des Agenten anzuspornen, da er in fortwährendem
Wettbewerb mit seinen Mitagenten steht.
Gegen das Agentenwesen werden oft schwere und,
wie zugegeben werden soll, nicht immer unbegründete
Vorwürfe erhoben. Es liegt auf der Hand, daß sich auch
im großen Kreis derjenigen Personen, die sich mit der
Versicherungsvermittlung befassen, wie in allen andern
Berufen und Bevölkerungsschichten, minderwertige Ele-
mente befinden, die das Ansehen des Standes schädigen.
Es kommt sicher vor, daß Agenten, um den Versicherungs-
kandidaten zum Abschluß der Versicherung zu veranlassen,
ihm die Sachlage nicht richtig darstellen, die Versiche-
rungsbedingungen falsch auslegen usw. Ebenso unter-
liegt es kaum einem Zweifel, daß die persönliche Be-
arbeitung durch den Agenten zuweilen zu einer Belästigung
des Publikums führt. Gleichwohl wäre es durchaus falsch,
dieser Auswüchse wegen das gesamte Agentenwesen zu
verurteilen. Die Beseitigung etwa vorhandener AAiß-
stände läßt sich vielmehr dadurch erreichen, daß sich die
Agenten selbst zur Hochhaltung der Standesehre zu-
sammenschließen. Das ist in erfreulichem Umfange bereits
geschehen. Zweitens kann Verfehlungen der Agenten
durch energisches Eingreifen der Gesellschaftsleitung vctr-
gebeugt werden. Auch hier ist zu konstatieren, daß dieser
Weg von zahlreichen Gesellschaften bereits beschritten ist.
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
333
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technilcer-Verbandes
zu beziehen.)
Jahrbuch über die Fortschritte auf allen Gebieten der Liiftschiff-
fahrt. 1911. Herausgegeben von Ansbert Vorreiter,
Ingenieur in Berlin. Mit 641 Abbildungen, davon 54 auf
18 Tafeln, 16 Tabellen und einer farbigen Standertafel.,
München, J. F. Lehmanns Verlag. Preis geb. 10 M.
Angesichts der sich förmlich überstürzenden Fortschritte der
Luftschiffahrt auf allen ihren Gebieten kommt dies Jahrbuch er-
wünscht, um sichere Rückblicke auf die Vergangenheit und zu-
verlässige Ueberblicke über die Gegenwart zu bieten. Wir können
hier nur die Ueberschriften der Hauptabschnitte anführen: 1. Die
Luftflotten der Kulturmächte. 2. Die erfolgreichsten Flug-
maschinen der Gegenwart. 3. Motoren für Luftschiffe und
Flugapparate. 4. Gleitflieger und Drachen. 5. Der Freiballon
und Fesselballon. 6. Luftschiffhallen und Luftschiffhäfen.
7. Fortschritte in der Erzeugung von Ballongas. 8. Waffen zur
Bekämpfung von Luftschiffen. 9. Flugplätze und Flugfelder.
10. Fortschritte der wissenschaftlichen Forschung auf dem Ge-
biet der Luftschiffahrt und Flugtechnik. 11. Die bedeutendsten
deutschen Patente auf dem Gebiete der Luftschiffahrt (Kl. 77 h).
12. Der Flugsport. 13. Vereinswesen. Dieses Gerüst hat In-
genieur Vorreiter, unterstützt von zahlreichen Männern der Tech-
nik, des Sports und der Wissenschaft, sorgsam ausgebaut und
ein überaus reiches Material darin untergebracht.
Technisches Spezial-Wörterbiich für Werkzeugmaschinen und
Maschinenwerkzeuge. Von Ing. M. Chr. Eisner und
Hugo Kriegeskotte. Berlin, Verlag von M. Krayn.
Preis geb. 9 M.
Nach dem Vorwort verdankt das Wörterbuch seine Ent-
stehung einem Vorfall aus der Praxis, bei welchem einem zur
Montage ins Ausland reisenden Monteur zur Erleichterung des
Verkehrs eine in deutscher und französischer Sprache abgefaßte
Stückliste der aufzustellenden Maschine mitgegeben wurde, die
ihm, wie er schrieb, „ganz hervorragende Dienste geleistet hat".
Das Buch enthält neben rein technischen auch eine Anzahl
nicht direkt technischer Worte, welche jedoch in der Praxis fast
täglich vorkommen und nicht immer ohne weiteres in der rich-
tigen Uebersetzung zu finden sind.
In dem ersten Teil des Buches sind die Ausdrücke in
deutscher alphabetischer Reihenfolge mit dahinter folgender Be-
zeichnung in den einzelnen fremden Sprachen angeordnet,
während im zweiten Teile die fremdsprachlichen Bezeichnungen
— in jeder einzelnen Sprache für sich — alphabetisch geordnet
und die Angaben über Seite und Reihe des ersten Teiles; wo
der betreffende Ausdruck in den vorgesehenen Sprachen zu finden
ist, hinzugefügt sind. Auf diese Weise kann jede Bezeichnung
aus einer beliebigen in eine beliebige andere in dem Wörter-
buche vorgesehene Sprache übersetzt werden ; trotzdem ist das
gesamte Material so zusammengedrängt, daß ein bequemes
Taschenformat vorgesehen werden konnte, wodurch sich der
Gebrauch des Buches besonders für den auf der Reise be-
findlichen Ingenieur, Kaufmann oder Monteur angenehmer ge-
staltet.
Uebungen im Skizzieren elektrischer Schaltungen für Schüler
und zum Selbstunterricht für Handwerker. Von Gewerbe-
lehrer E. Baumgartner. Heft 2 und 4: Einfache
Starkstromschaltungen, Stufe 1 und 2, Heft 3: Einfache
Schwachstromschaitungen, Stufe 2 (je 9 Uebungstafeln und
4 Seiten Text). G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Ver-
lag, Karlsruhe. Preis jedes Heftes 90 Pfg.
Dem vor kurzer Zeit erschienenen Heft 1 der „Uebungen"
folgen die weiteren Hefte, die in praktischer Weise die Ele-
mente elektrischer Schaltungen vermitteln wollen. Die Skizzen
geben eine wertvolle Sammlung einfacher Aufgaben. Hervor-
zuheben sind die „Uebungen im Bewickeln von Elektromagneten"
und die Aufgaben, welche die Ausführung von Schaltungen
im Anschluß an vorhandene Anlagen verlangen. Die drei Hefte
bilden mit dem vom Oroßh. Badischen Landesgewerbeamt be-
hördlich empfohlenen ersten Heft ein Werkchen, das sich für
dem beabsichtigten Zweck recht gut eignen dürfte.
Anleitung zur Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter
Haftung, sowie Handel und Verkehr in Geschäftsanteilen
von G. m. b. H. Von Karl Faul. Dresden, Otto Herm.
Hörisch. Geb. 5 M.
Bei der großen Bedeutung, die die Rechtsform der Gesell-
schaft mit beschränkter Haftung in unserm Wirtschaftsleben be-
sitzt, ist es auch für den Techniker nicht ohne Interesse, sich mit
ihrem Wesen und ihren Rechtsverhältnissen vertraut zu machen.
In dem vorliegenden Buche wird in knapper, aber doch
erschöpfender Form nicht nur der gesamte Gründungshergang,
sondern auch die Geschäftsführung besprochen. Auch der Ge-
sellschafter der G. m. b. H. wird über seine Rechte und Pflichten
orientiert Bücherrevisor Schulzer Leipzig.
Der Talsperrenbau nebst Beschreibung ausgeführter Talsperren.
Von P. Ziegler, Königl. Baurat, Clausthal. Verlag-
Wilhelm Ernst öc Sohn, Berlin. Preis geb. 21,50 M.
Das in zweiter Auflage soeben erschienene Werk über
Talsperrenbau, welches den an der Kgl. Bergakademie zu Claus-
thal wirkenden Dozenten, Baurat Ziegler, zum Verfasser hat, weist
in seiner jetzigen Ausgestaltung eine vollständige Neubearbeitung
auf. Es ist nur zu begrüßen, daß sich der Verfasser zu einer
völligen Neubearbeitung entschlossen hat. Gerade die in einer
Talsperre aufgespeicherte Energie des Wassers erfordert die
größte Sorgfalt in ihrer Herstellung. Während bei dem Ein-
sturz eines anderen Bauwerks nur ein räumlich beschränkter
Schaden entsteht, wird dagegen das Bild sofort ein ganz anderes,
wenn die Mauern einer Wasseraufspeicherungsanlage nachgeben.
Die Verwüstungen der entfesselten Naturelemente erreichen hier
eine ganz andere räumliche Ausdehnung. Es sei nur an den im
Jahre 1889 erfolgten Dammbruch oberhalb Johnstown erinnert,
bei dem gegen 4000 Personen ihr Leben verloren haben, ganz
abgesehen von dem enormen materiellen Schaden. Und der
erst jetzt erfolgte Dammbruch bei Huelva in Spanien, wo eben-
falls ein beträchtlicher Verlust an Menschenleben und Gütern zu
beklagen ist, zeigt uns wieder die tieftraurigen Folgen eines
solchen Einsturzes. Es wäre daher verwerflich, wollte (sich
der Ingenieur bei dem Entwurf und der Bauausführung von
Talsperren nicht über den neuesten Stand der Wissenschaft in
der bestehenden Literatur orientieren. Das setzt allerdings vor-
aus, daß diese den neuesten Forschungen der Wissenschaft
und den in der Praxis- gesammelten Erfahrungen entspricht.
Betrachten wir nun daraufhin die vorliegende Neubearbeitung,
so ist zu erwähnen, daß sie den vorhin gestellten Bedingungen
entspricht. Die einzelnen Kapitel behandeln die Vorarbeiten,
die Bauart des Abschlußwerkes, die Entnahmevorrichtungen und
Hochwasserüberfälle, und die Berechnung der Staumauern.
Großen Anklang dürften bei dem im praktischen Leben stehenden
Konstrukteur die Abschnitte: Beschreibung einiger bemerkens-
werter Talsperrenanlagen (Furens, Alfeldsperre, die Sammel-
becken der Newyorker Trinkwasserversorgung usw.) und die
Zerstörung der Talsperren und ihre Ursachen finden. Auch
hier wird eine größere Anzahl von zerstörten Dämmen be-
handelt. Im Schlußabschnitt werden die gesetzlichen Bestim-
mungen und Verfügungen, das Wasserrecht des Deutschen
Reiches betreffend, angeführt.
Alles in allem betrachtet, ein Werk, welches man jedem
Wasserbauer nur bestens zum Studium empfehlen kann. n.
Die Umschau, Wochenschrift für die Fortschritte in Wissen-
schaft und Technik (Verlag von H. Beclihold, Frankfurt
am Main. Preis vierteljährlich 4,60 M).
Zu den Zeitschriften, welche sich das Ziel gesetzt haben,
ihre Leser in den Fortschritten auf allen Wissensgebieten auf
dem laufenden zu halten, zählt die in Frankfurt a. M. er-
scheinende „Umschau". Jede Nummer bringt eine überraschende
Fülle zumeist reich illustrierter Artikel; die Flugtechnik, die
Biologie, die gewaltigen Fortschritte auf dem Gebiete der Elek-
trizität, des Bahn- und Schiffbaues, der medizinischen Wissen-
schaften, Chemie, Völkerkunde, Kriegswesen, Pflanzen- und
Tierleben, die Ergebnisse der sozialen Fürsorge, Meteorologie
— mit einem Wort, jeder Luftzug, der die Gegenwart bewegt,
wird von der Umschau registriert. — So ist die „Umschau" eine
nie versiegende Quelle geistiger Anregung und Fortbildung
und ihre unbestrittene Eigenart liegt darin, daß sie nur das
Wichtigste und Bedeutungsvolle in allgemeinverständlicher, inter-
essanter Form bringt und damit dem Leser die Mühe abnimmt
Ueberflüssiges und Wertloses zu studieren.
Die ersten Nummern des neuen Jahrganges bringen folgende
Artikel: „Die Wirkung der Radiumstrahlung auf die Entwick-
lung tierischer Eier" von Geh. Rat Prof. Dr. Oscar Hertwig.
— „Schußwirkungen" von Dr. O. Leers. — „Das Orientierungs-
vermögen des Pferdes" von Dr. Stefan v. Maday. — „Das
Wiener Radium-Institut" von Prof. Dr. St. Meyer. — „Das
Unterrichtswesen in den Deutschen Schutzgebieten" von Geh.
Rat Prof. Dr. C. Mirbt. — „Die Verwitterung des Glases"
von Geb. Rat Prof. Dr. Mylius. — „Eine grundsätzliche Re-
organisation des Universitätswesen" von Geh. Rat Prot. Dr.
Wilh. Ostwald. — „Irrtümer in der Volkswirtschaft" von Heinz
Potthoff, Mitgl. d. Reichstags. — „Die Bedeutung der Tropen-
hygiene für unsere Kolonien" von Prof. Dr. Claus Schilling.
— „Schutz der Ballonfahrer gegen Blitzgefahr" von Prof. Dr.
O. Wiener. — »Von Amba bis Massi." Das erste Sprachjahr
334
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 21
eines Sprachlosen von A. Ettmayr. — „Markenschutz und Schutz-
marken" von J. Hermann. — „Schlechte Haltung und schlechter
Gang der Kinder im Lichte der Abstammungslehre" von Dr.
Karl Hasebroek. — „Luftschiffahrt und drahtlose Telegraphie"
von Dr. P. Ludewig. — „Baumwollbau in deutschen Kolonien"
von Moritz Schanz.
Vt :: :: H :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse smd, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
.Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor hischeinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Zur Frage 112. Gründung auf Moorboden. \. Die Platte
direkt auf den losen Moorboden zu setzen, ist nicht zu empfehlen.
Besser ist zunächst eine ca. 1,00 m hohe Sandschüttung auf-
zubringen, welche gehörig einzuschlemmen ist. Ob die ge-
wählten Abmessungen genügen, läßt sich nur nach Einsicht-
nahme der Pläne feststellen. Es ist Vorsicht geboten, wenn
der Unternehmer eine Garantie übernehmen soll. Zunächst ist
durch eine geeignete Grundrißlösung dafür zu sorgen, daß eine
möglichst gleichmäßige Druckübertragung stattfindet. Zwischen
den einzelnen Mauern ist dann die Platte am besten kreuzweise
zu armieren. Um ein Brechen der Platte zu verhüten, sind
die Eisenstäbe entsprechend' den Momenten anzuordnen, teils
;am oberen, teils am unteren Plattenrande. Derartig armierte
Platten haben sich gut bewährt. Kohl, M.-Nr. 41 275.
IL Bei einer Eisenbetonplatte ist zu befürchten, daß sich
das Gebäude ungleichmäßig setzt und dadurch schief zu stehen
kommt. In Kiel ist dieser Fall bei mehreren Gebäuden ein-
getreten. Man ist hier zur Pfahlrostgründung übergegangen.
Wenn auch diese Gründungsart etwas teurer ist, so ist sie doch
entschieden vorzuziehen. Joh. Löhrnsen, M.-Nr. 20 438.
III. Es kann nicht ernstlich genug gewarnt werden, Ge-
bäude auf so tiefen Moorgrund, wie es hier der Fall zu sein
scheint, auf einer Betonplatte, einerlei wie stark diese armiert
ist, 2u fundieren. Die allein sichere Fundierung ist ein Pfahlrost.
Ob Holz- oder Betonpfähle zweckmäßiger sind, ist eine Frage
der Kalkulation und hängt im wesentlichen von dem Grund-
wasserstande ab. Buchholz, Hamburg, M.-Nr. 21 224.
IV. Der Untergrund im Stettiner Freihafen besteht aus
einer 8,0 m starken Torfschicht. Die Straßen und Plätze — auch
die wenig benutzten — senken sich dauernd und müssen alle
drei bis fünf Jahre aufgeschüttet werden. Derselbe Vorgang
ist auch in Ihrem Falle zu erwarten. Die Betonplatte wird
nicht genügend Halt bieten. Es empfiehlt sich eine Pfahl-
gründung vorzunehmen. Die Kosten werden nicht viel teurer
sein als die einer schweren Betonplatte. Zu untersuchen ist
des weiteren, ob Moorsäure vorhanden ist (siehe den Artikel in
Heft 32/1906 unserer Zeitschrift).
Poggensee, M.-Nr. IQ 881.
Mitteilungen aus dem Verbände
Wanderversammlung des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
Die Ostdeutsche Ausstellung für Industrie, Gewerbe und
Landwirtschaft ist am 11. Mai eröffnet worden und jeder Be-
sucher, der auch nur einen flüchtigen Blick hineinwirft, muß
zugeben, daß in den Ankündigungen der Ausstellungsleitung nicht
zuviel versprochen worden ist. Bleibt doch das Ausstellungs-
gebiet an Größe nur um ein Geringes hinter der Düsseldorfer
und Nürnberger Ausstellung, den größten des letzten Jahr-
zehntes, zurück.
Der Ausstellungsleitung ist es gelungen, fast alle Organi-
sationen und öffentlichen Körperschaften für das große Werk
zu interessieren. Kongreß um Kongreß wird während der Aus-
stellung in Posen tagen.
Daß der Deutsche Techniker-Verband, dessen Mitglieder
an der Entwickelung von Handel und Gewerbe ganz besonders
interessiert sind, hierbei nicht fehlen darf, ist selbstverständlich.
Die Bezirksverwaltung Posen wetteifert deshalb schon seit
Wochen mit dem Posener Zweigverein, um den zahlreichen
auswärtigen Kollegen den Aufenthalt in Posen zu einem un-
vergeßlichen zu machen. Der Festausschuß bemüht sich, recht
viele Vergünstigungen für die Teilnehmer zu erwirken. Wie be-
reits bekannt gegeben, ist der Eintrittspreis für die Ausstellung für
unsere Mitglieder und Gäste für die Tage vom 17. bis 21. Juni
von 1 Mark auf 50 Pf. pro Tag ermäßigt. Mit den Eisen-
bahndirektionen sind Verhandlungen über Fahrpreisermäßigung
eingeleitet. Entscheidungen sind noch nicht getroffen, doch
bitten wir die Zweigvereine des D. T.-V. schon heute, sich
wegen Zulassung von Gesellschaftsfahrten evtl. gemeinsam
mit den Nachbarvereinen mit der zuständigen Eisenbahndirektion
in Verbindung zu setzen. Da die Ermäßigung des Eintritts-
geldes nur eintritt, wenn die Karten schon längere Zeit vorher
abgenommen werden, so wollen wir den Vereinen schon jetzt
Karten zum Weiterverkauf an ihre Mitglieder zustellen und
bitten um umgehende Bestellung. Nicht abgesetzte Karten
nehmen wir bis zum 12. Juni zurück. Einzelmitglieder, die
die Karten vorher bestellt haben, wollen diese am Sonnabend
oder Sonntag im Festbureau Kaiserkeller, Am Berl. Tor 20/21 II,
entgegennehmen. Alle Verbandskollegen mit ihren Gästen laden
wir heute noch einmal zur Teilnahme an unserer Wanderver-
sammlung ein. Eine so günstige Gelegenheit, eine Ausstellung,
wie es die Ostdeutsche ist, zu besuchen und gleichzeitig durch
Teilnahme an dem im großen Saale der Akademie stattfindenden
Festakt einer Ehrenpflicht der Berufsorganisation gegenüber zu
genügen, gibt es sobald nicht wieder. Darum muß die Losung
in allen ostdeutschen Zweigvereinen unseres Verbandes heißen:
„Auf nach Posen zur Wander Versammlung des
D.T.-V. anläßlich der OstdeutschenAusstellun g".
Aufrufe und Broschüren sind von Herrn Kühne, Posen O. 5,
Bitterstr. 26 II, zu beziehen, der auch zu jeder weiteren Aus-
kunft bereit ist.
XXXV. Liste der Besucher des Erholungsheims
vom 22. April bis 10. Mai 1911.
978 Behrens, Ingenieur, Hildesheim. 979/80 Arthur Franke,
Betriebsführer, und Frau, Neu-Welzow. 981 Marie Lohmann,
Cottbus. 982 Carl Haendel, Ingenieur, Frankfurt a. M. 983/84
Rob. Walther, Ingenieur, und Frau, Stuttgart. 985 Theodor
Vespermann, Hannover. 986 Hch. Schade, Techniker, Halle a. S.
987 Otto Müller, Techniker, Halle a. S. 938 Paul Leuchte,
Techniker, Halle a. S. 939 Carl Müller, Techniker, Halle a. S.
990 Fried. Brennecke, Techniker, Halle a. S. 991 Walther Höhne,
Techniker, Halle a. S. 992 Franz Schmidt, Bauaufs., Halle a. S.
993 J.Wienke, Ingenieur, Halle a. S. 994 M. Deeg, Bauführer,
Halle a. S.
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
94. Quittung.
Sammlung der Vereinigung Posener Techniker zur Errich-
tung eines Posener Zimmers des D.T.-V. 460 M und zwar:
Bezirksverwaltung Posen — Einzelmitglieder 59,75 M; Samm-
lung auf dem Bezirkstage in Schneidemühl 13,80 A\; Tech-
nischer Verein Hohensalza 20 M; Technischer Verein Schneide-
mühl 41 M; Technischer Verein Bromberg 60 M; Vereinigung
Posener Techniker und zwar von den Herren: Räder und Meister
3 ^^, Weiß 1 M, Michel 5 M, Kopitzki 5 M, Burgert 10 M,
Hosche 10 M, Braun 10 M, Zander S M, Fritz 2 M, Fcchner
2 M, ZoUfeldt 2 M, Wegner 2 M, Kreß 20,60 M, Hilscher
3 M, Gerhardt 0,50 M, Reich 3 M, Müller 2 M, Fiebig 1 M,
Viestedt 2 h\, Todenhöfer 1 A\, Drechsler 1 M, Hartkopf 1 M,
Luxemberg 1 M, König 1 M, Walther 1 M, Wiegmann 3 M.
G. Nitsche, Hersfeld, Mitgl.-Nr. 17 338 2 M. Maschincn-Tcchn.r
Verein Halle a. S. 10 M. Zinsen von der Deutschen Bank
18,50 M. Arch. A. Günther, Geisa a. Rhön 3 M. Emil Steiger,
Schalksmühle i. V. 1 M. Techn. -Verein Kaiserslautern 10 M.
Techn. -Vereinigung Frankenthal und Umg. 10 M. Vereinig, der
Techn. der mil.-techn. Institute zu Spandau 25 J\\. Harzer Tech-
niker-Verein Wernigerode 19,62 A\. Ueberschuß aus dem Ver-
kauf von Ansichtspostkarten im Erholungsheim 34,15 M. Techn. -
Verein Gütersloh i. W. 12 M. Techn. -Verein Kreuzburg (Ober-
Heft 21
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
335
Schlesien) 15 M. Eisenbahn-Techn.-Verein Dresden 25,05 M.
Techn. -Verein Dirschau 5 M. Schmidt & Biernacki, Berhn-Ham-
burg 5 M. Techn. -Verein Mülheim a. Rhein 9 M. Siegfried
Fiebig, Berlin, Mitgl.-Nr. 57 073 2 M. J. Mahler, Mitgl.-Nr. 27 745
2 M. Zinsen von der Schwarzburgischen Landesbank 15,10 M.
Techn. -Verein Homburg v. d. H. 12,08 M. Badischer Techniker-
Verband 16,42 M. G. Weißer, Keetmannshoop, Mitgl.-Nr. 57 78ö
3,25 M. K. Rentsch, Spandau 5,25 M. Maurermeister R. Wnrbs,
Cassel 10 M. A. Duwe, Mitgl.-Nr. 47 520 10 M. K. K. 2. Rate
für das Jubilarenzimmer 5 M. K. Graf, Jeuschoufa, Mitgl.-Nr.
50 625 2 M. Sammlung bei der Gründung des Techn. -Vereins
Ilmenau i. Thür. 6 M. Sammlung anläßlich des Bezirkstages
in Ratibor 21,70 M,
Abteilung: U n t c r s t ü t z ii n g s Ic a s s c-
d c s Erholungsheimes.
23. Quittung.
Zinsen von der Schwarzburgischen Landesbank 16,50 M.
Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt 100 M. J. Kolbe, Mailand
70 Pf. Geschenk der Firma: Lichtpaus-Anstalt Troske, Hannover
10 M. Rechtsanwalt Grünspach, die ihm infolge des Vergleiches
eines Prozesses zur Verwendung für wohltätige Zwecke zur
Verfügung gestellten 400 M.
Gesamtbetrag der 1. bis 22. Quittung 1995,11 M.
Gesamtbetrag der 23. Quittung , 527,20 M.
"~2522,3nVi;
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerl<sam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureaii
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seile
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkelten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksverwal tunken
Hamburg-Altona. Br.-A. : E. Natho, Leibnitzstraße 61. Den
werten Mitgliedern hierdurch nochmals zur Kenntnis, daß die
Steilenvermittlung vom Vorsitzenden, Herrn Natho, übernommen
ist. Angaben über offene Stellungen wären jeder Zeit erwünscht,
zurzeit umsomehr, weil für die erhebliche Anzahl von stellungs-
losen Mitgliedern keine Vakanzen vorhegen. — Anträge für den
nächsten Bezirkstag sind baldigst einzureichen.
Nordwestdeutsche Bezirksverwaltung. Tagesordnung für den
am 27. und 28. Mai 1911 in Nordenham, Hotel „Friesischer
Hof", abzuhaltenden Bezirkstag: Sonnabend, 27. Mai, nachm.
5 Uhr, Gesamtvorstandssitzung. Sonntag, 28. Mai, vorm. 9 Uhr,
Eröffnung des Bezirkstages. 1. Wahl des Vertreters der Einzel-
mitglieder im erweiterten Bezirksvorstand (§ 5 des neuen
Satzungsentwurfs). 2. Geschäftsbericht. 3. Kassenbericht und
Bericht der Kassenprüfer. 4. Kostenvoranschlag für 1911. 5. Be-
ratung der eingegangenen Anträge. 6. Beschlußfassung über
die im Entwurf vorliegenden neuen Bezirkssatzungen. 7. Wahl
des Ortes für den nächsten Bezirkstag. 8. Verschiedenes. 9. Um
1 Uhr nachmittags Vortrag durch Herrn Ing. Lenz. 10. Um
2 Uhr nachmittags gemeinschaftliches Mittagessen im Hotel
„Friesischer Hof". 11. Von 31/2 bis 51/2 Uhr Besichtigung der
„Norddeutschen Seekabelwerke", Akt.-Ges. Nachdem, bis zur
Abfahrt der Züge und Dampfboote, zwangloses Zusammensein.
Oberschlesien. Am Sonntag, 7. Mai, fand in Ratibor unser
diesjähriger Frühjahrsbezirkstag statt. Von den 14 Bezirks-
vereinen waren neun vertreten. Die Einzelmitglieder waren durch
drei Delegierte vertreten. In den Etat für 1911 ist in Ein-
nahme die Summe von 1325 M, in Ausgabe 1285 M eingestellt.
Es wurde beschlossen, zu der Wanderversammlung in Posen
drei Delegierte zu entsenden und hierfür die Kollegen P. Neuhoff,
Königshütte, K. Sternberg, Beuthen und M. Studenroth, Oppeln
gewählt. Der geschäftsführende Ausschuß wurde beauftragt,
zwecks Anbahnung einer Interessengemeinschaft mit den in
Oberschlesien vertretenen Angestelltenverbänden die erforder-
lichen Schritte umgehend einzuleiten. Als Ort für eine im
September stattfindende Wanderversammlung wurde Gleiwitz und
für den im Oktober stattfindenden Bezirkstag Beuthen bestimmt.
Bezirksverwaltung Pommern. Vors. u. Br.-A. : Paul Beyer,
Stettin, Oberwiek 70. Am Himmelfahrtstage, Donnerstag den
25. d. Mts., findet eine Besichtigung des Großschiffahrtsweges
Berlin-Stettin statt. Voraussichthche Abfahrt morgens 6 Uhr
mittelst Extradampfers vom Bollwerk am Personenbahnhof. Rück-
kunft voraussichtlich 11 Uhr abends. Teilnehmer wollen ihre
Zusage an die Adresse des Kollegen Beyer, Oberwiek 70, senden,
woselbst auch genauere Auskünfte erteilt werden. Die genaue
Abfahrtszeit wird im hiesigen General-Anzeiger unter Vereins-
nachrichten am Dienstag den 23. d. Mts. bekannt gegeben. Um
rege Beteiligung wird gebeten.
Posen. Der diesjährige Bezirkstag findet am Sonnabend,
17., und Sonntag, 18. Juni d. J., in Posen statt. Vorläufige
Tagesordnung: Sonnabend', 17. Juni: Sitzung des Bezirks-
vorstandes, Zeit und Lokal werden noch mitgeteilt. Abends
9 Uhr Begrüßungsabend mit Damen. Sonntag, 18. Juni: Vorm.
9 Uhr evtl'. Fortsetzung der Sitzung des Bezirksvorstandes.
11 Uhr Festakt im großen Saale der Akademie. IV2 Uhr gemein-
schaftliches Mittagessen im Hauptrestaurant der" Ausstellung.
Näheres in Heft 17 bis 19 der Deutsch. Techn. -Zeitung unter
Verbandsnachrichten. Um zahlreiches Erscheinen der Vertreter
unserer Bezirksvereine und Einzelmitglieder wird gebeten. Alle
anderen Kollegen sind herzlichst eingeladen und willkommen.
Anträge bitten wir, wie unseren Vereinen bereits durch Rund-
schreiben mitgeteilt, bis zum 24. Mai an die Adresse des Vor-
sitzenden, Herrn Heinrich, Posen, Hohenzollernstraße 19, ein-
zureichen. Die Bekanntmachung der Anträge wird durch be-
sonderes Rundschreiben erfolgen. Da der Bezirkstag in Ver-
bindung mit der Wanderversammlung aus Anlaß der
Ostdeutschen Ausstellung in Posen stattfindet, bitten wir noch-
mals alle Kollegen, denen es irgend möglich ist, an den Ver-
anstaltungen teilzunehmen und gleichzeitig den Besuch der Ost-
deutschen Ausstellung damit zu verbinden.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Br.-A.: F. Schneider,
Charlottenburg, Brauhofstraße 4. Die Besichtigung der Garten-
stadt Frohnau (Nordbahn) findet am Sonntag, 21. Mai, statt.
Abfahrt vom Stettiner Bahnhof 9.45 Uhr vormittags. Verbands-
kollegen und Freunde unseres Vereins, welche die Absicht haben,
an der Besichtigung teilzunehmen, werden gebeten dieses dem
Vorstande mitzuteilen.
Darmstadt. Technischer Verein. Br.-A.: G. Delp,
Neue Niederstraße. Hauptversammlung am 24. Mai 1911, abends
8V2 Uhr, im Vereinslokal „Perkeo", Alexanderstraße. Tages-
ordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder. 3. Bericht über die Gesamtvorstandssitzung der
Mittelrh. Bez.-Verwaltung am 21. Mai 1911 zu Frankfurt a. M.
4. Verschiedenes. Im Anschluß hieran findet ein Vortrag unseres
Kollegen Herrn J. Hammann über : Heimatliche Bau-
weise — Das Einfamilienhaus statt. Um vollzähliges
Erscheinen der Mitglieder sowie der Hospitanten wird dringend
gebeten.
Greifswald. Techniker-Verein. Hauptversammlung
Sonnabend, 20. Mai, 8V2 Uhr abends, im Vereinslokale Restau-
rant Ihlenfeld, Rothgerberstr. 8. Tagesordnung: 1. Verlesen
des letzten Sitzungsberichtes. 2. Einladung zur Wanderversamm-
lung in Posen. 3. Verlegung des Bezirkstages Swinemünde.
4. Ausflug nach Swinemünde. 5. Beratung der neuen Satzungen.
6. Beitragszahlung. 7. Mitteilungen und Anträge. Wir bitten
um pünktliches Erscheinen sämtlicher Mitglieder. Die bisherigen
Satzungen sind mitzubringen.
Magdeburg. FreieTechniker-Vereinigung. Vors.
u. Br.-A.: F. Fessel, Magdeburg-W., Spielhagen-Str. 7. Ver-
sammlung während des Sommerhalbjahres jeden ersten Sonn-
abend im Monat im Blauen Elefanten, Kaiserstraße 22. Gäste
stets willkommen. Die Mitgheder erhalten zu jeder Versammlung
besondere Einladung.
Stargard i. P. Techniker-Verein. Vors. Krumbügel.
V. u. O. : Jeden 1. Mittwoch im Monat in Stargard. Br.-A.:
Krumbügel, Stargard i. P. Am Himmelfahrtstage, 25. d. Mts.,
Sommerausflug mit Damen nach Pausin (Besichtigung des be-
rühmten Schlosses mit vielen Kunstschätzen) und Hammermühle.
Abfahrt 12.02 Uhr vom Hauptbahnhof. Einzuführende Gäste
sind bis spätestens den 21. d. Mts. beim Vorsitzenden anzumelden.
Staatstechniker.
Landesverein Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. (Vors.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.)
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. Mitt-
woch, 24. Mai, abends 8 Uhr: Vorfeier des Geburtstages Sr.
Majestät unseres Königs im Meißner Hof am Plauenschen Platze.
Herr Kollege Bm. I. Kanter wu'd die Festrede halten. Voll-
zähliges Erscheinen erwünscht. — Unser Schatzmeister sieht
dem umgehenden Eingange der Vereinsbeiträge für das zweite
Vierteljahr entgegen.
336
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 21
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stelle Berlin, SW., Markgrafenstr. 94.
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1488 f. Kgl. Beh. i. Cosel (Oberschi), sof. Bautechn. z.
Unterstützung b. d. Id. Dienstgeschäft. 6 Mon., voraussichtl.
läng. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1488 a. d. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgnfenstr. 94.
1489 n. Riga i. Kurland sof. tücht. Hochbautechn., d.
selbst. Bauzeichn. anfertigt, Massenberechn., Kostenanschl. u.
Abrechn. aufstellt, sowie Bauten leitet u. m. Ausführung v.
Eisenbetonarbeit, vertr. ist. 100 bis 110 Rubel. Dauernd. Ang.
unt. 1489 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1490 f. städt. Kanalbauamt i. Frankfurt a. O. sof. Tief-
bautechn. z. Bearbeit. der polizeil. Genehmigungen zu Haus-
entwässerungsanl. u. deren Abnahme. 1 bis 2 J. evtl. dauernd.
180 M. Ang. unt. 1490 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1491 f. Kgl. Beh. in Oppeln sof. Hochbautechn., ledig, m.
voll. Baugewerkschulbildung, f. Bureau u. Baustelle, d. mögl.
b. Beh. tätig war. Radfahrer m. eig. Rad. 180 bis 200 M.
3 Mon. evtl. länger. Ang. unt. 1491 a. d. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
1492 f. Baugesch. m. Dampf Sägewerk i. Küstrin jung.
Hochbautechn., i. Entwerf., i. Statik, Veranschl. u. Abrechnung
erf. ca. 150 M. Dauernd. Ang. unt. 1492 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1493 f. Kgl. Beh. i. Nauen a. 4 Mon. tücht. Bautechn.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1493 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
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f. Bureau u. Baustelle. Dauernd. Ang. unt. 1494 a, d. Zweig-
stelle Halle a. S., z. H. d. Hn. L. Hauschild, Alte Promenade 25.
1495 f. städt. Beh. i. Meldorf i. Holstein sof. od. zum
1. 7. er. erf. Techn. z. Bauleitg. einer Badeanstalt u. Turnhalle
a. 5 Mon. Ang. m. Geh.-Anspr. unt, 1495 a. d. Zweigstelle
Kiel, z. H. d. Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
1496 f. städt. Beh. in Neumünster z. Erl. d. Abrechnungs-
arbeiten f. Garnisonlazarett Techn. z. Aushilfe, mögl. m. Erf.
i. Aufstllg. V. Abrechnung, f. ^nilitär-fiskal. Bauten. 6 bis 7,50 M
Tagesdiäten. Ang. unt. 1496 a. d. Zweigsteile Kiel wie unt. 1495.
1498 n. Lychen i. Mark sof. tücht. iüng. Bautechn. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1498 a. d. Hauptsteil; Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1500 V. Tiefbaufirma i. Hanau f. Bureau u. Baustelle Tief-
bautechn. m. Erf. i. Bahnbau, sow. i. Protektieren u. Berechn.
kl. Brücken. Stllof. dauernd. ISO M. A.ng.' unt, 1500 a, d, Zweig-
stelle Frankfurt a. M., z. H. d. Hn. Joh. Wührmann, Frank-
furt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
1501 n. Nonnendamm b. Berlin sof. erst. Tiefbautechn.
250 M. Ang. unt. 1501 a. d. Haupfstclle Berlin SW'., .Mark-
grafenstraße 94.
1502 f. Baugesch. i. Marienburg sof. jüng. Hochbautechn.
m. Fachkcnntn., der auch evtl. d. Chef vertreten kann. Ang. m.
Geh.-Anspr. bei freier Station u. Wohnung unt. 1502 a. d. Zweig-
stelle Danzig, z. H. d. Hn. E. Schutz, Danzig-Langfuhr, Herta-
straße 17.
1503 f. Baugesch. i. Rosenberg i. Westpr. sof. Bautechn.,
tücht. Rechner, firm i. Veranschl., Zeichn., statisch. Berechn.
u. Abrechn. ca. 140 M. Ang. unt. 1503 a, d, Zweigstelle
Danzig wie unt. 1502.
1504 f. Sladtbauamt i. Westpreußen sof. Hochbautechn.,
i. all. techn. Arbeit, bewandert. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1504
a. d. Zweigstelle Danzig wie unt. 1502.
Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 22 Schriftldtung: E. Rieh. Schnberl, Berlin. 27. Mai 1911
nhalt: Die Reiclisversicherungsordnung und die getäuschten Privatangestellten — Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke — Die Isolierung des Schalles und
der Erschütterungen in technischen Betrieben - Spannungsverteilung in Winl<deisenstäben — Standesbewegung — Schulfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre —
Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Reichsversicherungsordnung und die getäuschten PrivatangestelHen
yon Dr. W. LASSEN.
Seit mehr als zehn Jahren haben sich die Privat-
angestellten um eine Sicherung ihrer Interessen im Rahmen
der Sozialversicherung bemüht. Sie haben gewartet, in
ihrer Mehrzahl sogar recht geduldig gewartet, und sind
doch immer wieder vertröstet worden. Sie haben vor
allem geglaubt, was Regierung und Reichstag ihnen
versprachen. Es waren schöne Worte, aber eben doch
nur Worte.
Wie sagte doch die Regierung in ihrer Begründung
zum Entwurf eines Versicherungsgesetzes für Angestellte?
„Wenn es sich . . . darum handelt, durch Befriedigung ihrer
langjährigen Forderung die Angestellten berufsfreudig zu
erhalten, so müssen auch die Bedenken gegen die durch
die neue Versicherung eintretende weitere Belastung des
deutschen Geschäftslebens zurücktreten. Den Angestellten,
insbesondere den technischen und kaufmännischen Be-
amten, ist in gewissem Sinne die Führung der deutschen
Arbeiter anvertraut, und von ihrer Mitarbeit hängt ver-
möge ihrer Vorbildung und ihrer Fähigkeiten der Erfolg
der produktiven Tätigkeit des deutschen Volkes, die ge-
samte deutsche Volkswirtschaft, wesentlich ab. Die Be-
freiung von ihren Zukunftssorgen um das Wohl ihrer
Familien erhält ihre Zufriedenheit, sichert die freudige Ein-
setzung ihrer vollen Arbeitskraft und ihren für Staat und
Gesellschaft in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht
"leich wichtigen Bestand."
So denkt angeblich die Regierung. Wie sie
a n d e 1 1 und mit ihr die Mehrheitsparteien des Reichs-
tages, erfuhr man jetzt bei der zweiten Lesung der R.-V.-O.
im Plenum des Reichstages :
In der Nummer vom 22. April berichtete Herr Dr.
Potthoff über den derzeitigen Stand der R.-V.-O. Schon
damals waren die Aussichten für die Privatangestellten
recht trübe. In der Kommission war eine stattliche Reihe
von Verschlechterungen an der Vorlage vorgenommen
worden und die Regierung schien sehr wenig Neigung
zu haben, auch nur irgend eine Verbesserung gegen den
Willen der Mehrheit durchzusetzen. So hoffte man, daß
das Plenum in der zweiten Lesung wenigstens die gröbsten
Mängel beseitigen würde.
Wenn diese Zeilen im Druck erscheinen werden, wird
die zweite Lesung sehr wahrscheinlich ihr Ende erreicht
haben und auch diejenigen Angestellten, die die Hoffnung
noch immer nicht wollten fahren lassen, die noch immer
glaubten, was man ihnen einst versprochen hatte,
werden um manche bittere Erfahrung reicher sein. Denn
wo immer man eine Besserung, eine Korrektur erwartete,
und gewiß nicht mit Unrecht erwarten mußte, da ist
entweder nichts geschehen oder man hat die Dinge ins
Aergere gewendet.
Um nur einige der wichtigsten Punkte hervorzuheben:
Die „weitgehende Selbstverwaltung aller Versiche-
rungsträger", wie wir sie in Stuttgart gefordert hatten,
ist ins Gegenteil verkehrt. Die Drittelung der Bei-
träge und die Halbierung der Pflichten ist nicht
mehr geändert worden. Die 2000-Mark-Grenze für die
Krankenversicherungspflicht wird beibehalten. Man wird
sich merken müssen, wie man die Beibehaltung dieser
Grenze begründete: Wer ein Jahreseinkommen von mehr
als 2000 M habe, sei in der Lage, für sich selbst
zu sorgen, und bedürfe daher der Versicherung nicht.
,, Derartigen Leuten dürfe man nicht jedes Nachdenken
darüber ersparen, auf welche Weise sie im Leben weiter-
kommen könnten." Ueberdies schwäche die Einbeziehung
immer größerer Kreise in die Zwangsversicherung das
Verantwortlichkeitsgefühl und den S p a r s i n n
der Versicherten. Das zu sagen, hatte man den Mut,
obgleich der Staatssekretär des Innern bei der ersten Lesung
offen zugegeben hatte, daß sich die Verhältnisse seit Fest-
setzung der jetzigen Grenze von 2000 M geändert hätten,
indem der Geldwert gesunken, die Löhne gestiegen seien
und ein anderer Regierungsvertreter erklärt hatte, daß aus
diesem Gesichtspunkt eine mäßige Erhöhung der Grenze
vielleicht gerechtfertigt werden könne. Bis zur zweiten
Lesung hieß es: „Betriebsbeamte, Werkmeister, Tech-
niker sowie sonstige Angestellte, die mit einer ähnlich
gehobenen Tätigkeit im Hauptberuf beschäftigt werden,"
. . . werden für den Fall der Krankheit versichert. Seit-
dem ist das Wort „Techniker" gestrichen und die
Diplom-Ingenieure sind damit von der Versicherung aus-_
genommen. Also auch bei der Krankenversicherung,
während sie zuvor nur von der Invalidenversicherung aus-
geschlossen sein oder nur auf besonderen Antrag zu-
gelassen werden sollten. In dieser Frage hatten 1500
diplomierte Ingenieure, d. h. Techniker mit Hochschulbil-
dung, die nach der Jäckelschen Statistik durchaus nicht
besser gestellt sind als Mittelschultechniker, ihre Wünsche
gegenüber den 110 000 im Sozialen Ausschuß organisierten
Technikern durchgesetzt. „Durchgesetzt?" Sie waren doch
nur ein willkommenes Werkzeug denen geworden, die
einen möglichst kleinen Kreis der Versicherten wollten. —
Beseitigung aller Ersatzkassen war unser
Wunsch gewesen; für den Fall, daß dies nicht zu erreichen
sei, zum mindesten die völlige Gleichstellung der freien
Hüfskassen mit den Betriebs- und Innungskrankenkassen.
Den Hilfskassen wurden die Arbeitgeberbeiträge gestrichen
338
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 22
und der allgemeinen Zwangskasse zugeführt, während
die beiden anderen Kategorien als vollwertige Ersatz-
institute behandelt wurden.
In letzter Stunde verstanden es freilich die Vertreter der
dem Hauptausschuß angeschlossenen Handlungsgehilfen-
verbände, V5 der an die Zwangskrankenkassen abgeführten
Arbeitgeberbeiträge für ihre freien Hilfskassen zu retten,
während dieselben Herren vom Hauptausschuß versagten,
als es sich darum handelte, ein Gleiches für die Hilfs-
kassen der technischen Angestellten zu erreichen.
Das sind aus der Fülle des Stoffs beliebig heraus-
gegriffene Materien und jede ist eine Enttäuschung. Ein
Leichtes wäre es, ihre Zahl um das Zehn- und Zwanzigfache
zu vermehren. Es ist nicht anders: die R.-V.-O. ist
uns eine lange Kette von Enttäuschungen geworden.
Und wer da noch glaubte, die Pensionsversicherung
werde gut machen, was in der R.-V.-O. gesündigt wurde,
der irrt sich, irrt sich gründlich. Denn schon jetzt
steht fest, daß ein arger Mißbrauch mit den
Begriffen „Berufsinvalidität" und „Berufs-
unfähigkeit" getrieben wurde, und daß im
Gesetz eine ganz andere Invalidität ge-
meint ist, als wie sie vom Hauptausschuß
vorgesehen war. Dieser hat unter „invalide" den
verstehen wollen, „der infolge eines körperlichen oder
geistigen Gebrechens nicht mehr imstande ist, in seinem
bisherigen oder in einem verwandten Beruf eine Erwerbs-
tätigkeit auszuüben, mit der er noch mindestens sein ver-
sichertes Durchschnitts-Arbeitseinkommen verdient, und die
ihm unter voller Berücksichtigung seiner in den letzten
fünf Jahren vor Eintritt der Invalidität von ihm bekleideten
sozialen wirtschaftlichen Stellung zugemutet werden kann".
Die Regierung nennt das : „Versicherunggegen
Stellenlosigkeit" und lehnt diese Definicrung ab.
Nach ihrem Entwurf wird alles, was „Privatbeamter" ist,
in eine gemeinsame Klasse getan und diese Klasse
wird dem Begriff: Beruf gleichgesetzt. Das war aber nie
die Absicht der Mehrheit der Privatbeamten gewesen.
,Was wird das Ende sein?
Am IQ. Mai veranstaltete der Soziale Ausschuß eine
öffentliche Versammlung in Berlin, die von ca. 1500 Tech-
nikern besucht war und in der folgende Resolution zur
R.-V.-O. einstimmig angenommen wurde:
Die heute in Berlin (Concordia-Säle) versammelten
1500 technischen Privatangestellten protestieren energisch
gegen die unwürdige Behandlung der Angestellten durch
Reichstag und Regierung. Sie bedauern die Nichtberück-
sichtigung der Angestelltenwünsche in der Reich s-
versicherungsordnung, besonders die Ab-
lehnung der selbst von der Regierung als notwendig zu-
gegebenen Erhöhung der Einkommensgrenze
in der Kranken- und Invalidenversicherung, umsomehr
als Regierung und Reichstagskommission zum Teil ganz
unberechtigte Sonderwünsche kleiner, aber einfluß-
reicher Angestellten- und Erwerbsgruppen berücksich-
tigten. Die Versammlung erhebt den schärfsten Wider-
spruch gegen die Zurücksetzung der zwei Mil-
lionen Angestellten, die einmütig ihre Wünsche
zur Reichsversicherungsordnung äußerten und erkennt in
der Arbeit des Reichstages und der Regierung eine
Nichtachtung der Angestellten und ihrer
Interessen. Hiernach erklärt die Versammlung, daß ihr
Vertrauen zu Reichstag und Regierung
durch die fortgesetzte ungerechte Behandlung er-
schüttert ist.
Die Versammlung spricht ferner ihr Bedauern aus
über den unterbliebenen Ausbau des Techniker-
rechtes, der schon vor Jahren zugesagt, zu dessen
Erfüllung aber weder Reichstag noch Regierung irgend-
wie ernsthafte Schritte unternommen haben.
Die Versammlung hält es für eine Standespflicht
jedes Angestellten, in der kommenden Reichstagswahl
nur solchen Kandidaten ihre Stimme zu geben, die sich
zu einem energischen Eintreten für die Forderungen der
Angestellten verpflichten und auch der Regierung gegen-
über das notwendige Rückgrat gewährleisten. Im Inter-
esse der gesamten Wohlfahrt des deutschen Volkes
fordert die Versammlung noch in letzter Stunde die Er-
füllung der von dem Sozialen Ausschuß der technischen
Angestellten-Verbände dem Reichstag unterbreiteten For-
derungen bei der dritten Lesung der Reichsversicherungs-
ordnung oder Ablehnung des Gesetzentwurfs, wenn die
Wünsche der Angestellten unerfüllt bleiben.
Die Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
IV*) Vereinfachung des allgemeinen Verfahrens durch die
, yArbeitsgleichung' '.
A) Erklärung und Ableitung der „Arbeits-
gleich u n g".
Durch die Formänderungen eines Fachwerkes oder
Stabes erleiden alle Punkte desselben Verschiebungen, und
hierbei werden auch die Kräfte, die an dem Fachwerk
oder Stab angreifen, mitgenommen. Bezeichnet man die
Verschiebung des Angriffspunktes einer Kraft P in Rich-
tung der Kraft gemessen (oder auf die Kraftrichtung proji-
ziert) mit 6, so bezeichnet man in der Mechnnik das
Produkt
•) I bis III s. Heft 9, 14 und 18.
als die „mechanische Arbeit" der Kraft während der Ver-
schiebung. Bei dem Einwirken einer Kraft auf ein Fach-
werk müssen wir immer annehmen, daß die Kraft nicht
plötzlich auftritt, sondern allmählich von Null auf ihren
1
vollen Wert anwächst. Daher erklärt sich der Faktor — .
Um die „mechanische Arbeit" aller angreifenden Kräfte zu
erhalten, bilden wir die Summe dieser Produkte und er-
halten als gesamte Arbeit der äußeren Kräfte
Gleichzeitig mit den äußeren Kräften leisten auch die
inneren Kräfte eines Fachwerkes oder Stabes Arbeit in
obigem Sinne, deren Größe sich durch folgende Ueber-
legung ergibt. Bei jedem Knotenpunkt eines Fachwerkes
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
339
ist die geometrische Summe der Stabkräfte gleich den
äußeren am Knotenpunkt angreifenden Kräften. Wir
können nun an jedem Knotenpunkt sowohl die Kräfte als
auch die Verschiebungen zerlegen nach den Richtungen
der von dem Punkt ausgehenden Stäbe, und zwar so,
daß die einzelnen Komponenten der äußeren Kräfte nach
den Stabrichtungen gleich den Stabkräften selbst werden.
Die Projektionen der Knotenpunktsverschiebung auf die
Stabrichtungen Seien A s^', A Sg' . . . Siehe Abb. 31.) Da
nach einem Satz der Mechanik die „Arbeit" der Resul-
tanten gleich der „Arbeit" der Einzelkräfte ist, gilt also
für jeden Knotenpunkt die Gleichung, unter Fortlasäung
Hes Faktors
P S = Si - As,' + S^-As/ + ...
Da jeder Stab an zwei Knotenpunkten angeschlossen ist,
wird bei Aufstellung der Gleichungen für das ganze Fach-
werk jede Spannkraft zweimal zum Ausdruck kommen. Die
Summierung aller dieser Gleichungen ergibt
I P • S = (A si' + A sj") + S, (A s/ + A s,") + ....
Abb. 30 (zu Seite 2£1)
6<
Abb. 31
Die Klammerausdrücke A s' + A s" stellen die ganze
Längenänderung jedes Stabes A s dar ; also
2 P • 3 = S, • A s, + S, • A $2 +
= 2 S • As
oder aucfh'
I.
2 S • As,
i-2Pa^-^
2 2
Dies ist die „Arbeitsgleichung" des Fachwerks'.
1
Den Ausdruck — 2 S • A s bezeichnet man auch als
die „Deformationsarbeit" der inneren Kräfte. Die Arbeits-
gleiehung sagt aus, daß bei jeder Deformation eines Fach-
werkes 'die „Arbeit" deräußeren Kräfte gleich
äer „Arbeit" der inneren Kräfte ist.
Bei dem berechneten Freiträger in Fig. 24 ergibt
ich für die Arbeit der äußeren Kräfte, da nur eine Kraft
P = 5000 kg vorhanden ist, und die Durchbiegung des,
Angriffspunktes zu 1,38 Cm ermittelt wurde,
P • a = 5000 1,38 = 6900 cm. kg.
Die Arbeit der inneren
Summierung der Produkte S
wie folgt:
Ol
O2
O3
Dl, D^, D3, D,
iVo, Vi, y„ V3
20 000 ■ 0,08
15 000 • 0,06
10 000 • 0,04
5 000 • 0,02
— 15 000 • -
— 10 000
— 5 000
— 0,06
— 0,04
— 0,02
= 4 •
= 4
Kräfte erhält man durch
A s aus der Tabelle S. 32
= 1600 cm. kg
= 900 „
= 400 „
= 100 „
= 900 „
= 400 „
= 100 „
= 0 „
— 7070- —0,0505 = il 700 „
5000 • 0,04 = 800 „
S A s = 6900 cm. kg
zwischen der Arbeit der äußeren
inneren Kräfte genaue Ueberein-
Es besteht also
Kräfte und der der
stimmur.g.
Gleichzeitig erkennen 'wir, daß wir die gesuchte Durch-
biegung unter der Einzellast P auch aus der Arbeit der
inneren Kräfte hätten finden können ; aus P • 8 = 2 S • A s
ergibt sich
2 S • A s 6900
3 = — p— = -5Ö0Ö- = ^'38
X-
Abb. 32
Bei einem auf Biegung beanspruchten Stab oder Bogen
berechnet sich die Arbeit der inneren Kräfte wie folgt:
In jedem Querschnitt treten durch die Biegung Zug-
und Druckkräfte auf, und wegen der hierdurch verursachten
Längenänderungen der einzelnen Fasern führt der Quer-
schnitt eine Drehung um den Winkel a zu seiner ursprüng-
lichen Lage aus. Im Abstände y von der „neutralen
Faser" n-n, um welche die Drehung stattfindet, sei die
Spannkraft Sy (Abb. 32) ; dann beträgt die durch die
Spannkraft hervorgerufene Längenänderung y • a und die
„Arbeit" an dieser Stelle
1 ^
Diesen Ausdruck müssen wir nun für jede Faser des
Querschnittes bilden und dann addieren. Wir erhalten
so für die Arbeit der inneren Kräfte in einem Querschnitt
-i- 2 Sy • y • a = a ~ 2 Sy • y.
Nun bezeichnet aber
2 Sy -y
die Summe der inneren Kräfte, und diese sind gleich dem
Biegungsmoment des Querschnittes = Mx. Also die Arbeit
der inneren Kräfte des Querschnittes x— x beträgt:
Um die gesamte „innere Arbeit" des Stabes zu er-,
halten, müssen diese Ausdrücke für alle Querschnitte des
340
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 22
Stabes gebildet werden, wobei für jeden Querschnitt das
betreffende Moment und die dazugehörige Winkelände-
rung einzuführen sind. Diese Ausdrücke sind dann alle
zu addieren und man erhält schließlich für die Arbeit
der inneren Kräfte die Formel
in die nacheinander die Momente an allen Querschnitten
des Stabes einzusetzen sind. Die Arbeitsgleichung für
den biegungsfesten Stab lautet also
y 2 P ■ 6 i- 2 Mx • a.
B. Gegenseitigkeit der Formänderungen,
bewiesen durch die Arbeitsgleichung.
Aus der Arbeitsgleichung lassen sich für die Berech-
nung der Formänderungen wichtige Vereinfachungen
ableiten.
Die endgültige Deformation eines Fachwerkes oder
Stabes ist unabhängig von der Reihenfolge, in der man
die äußeren Kräfte aufbringt. Dies folgt bei einem ge-
raden Stabe ohne weiteres aus dem Hookeschen Gesetz.
Die Stabkräfte eines Fachwerks nehmen in gleichem Maße
wie die äußeren Kräfte zu, also müssen sich auch die
Stablängen proportional ändern, und da die Deforma-
tionen wieder in linearer Beziehung zu den Stab-
längenänderungen stehen, sind schließlich die Deforma-
tionen selbst auch proportional den äußeren Kräften. Aus
demselben Grunde ist auch die hierbei geleistete Defor-
mationsarbeit nur von der Größe der äußeren Kräfte (und
naturgemäß von ihrer Richtung) abhängig, aber nicht von
der willkürlichen Reihenfolge, in der man die Kräfte an-
greifen läßt.
Ein Fachwerk oder Bogen sei von zwei Kräften
und Po belastet. Pi greift im Punkte m, Pg im Punkte n
an. Pi allein bewirkt in m die Verschiebung 5.„i und in n
die Verschiebung Sni, beide gemessen in Richtung der in m
bezw. n angreifenden Kräfte. P3 allein bewirkt ent-
sprechend die Verschiebungen ""d ö.ig.
Nun Wollen wir annehmen, die Kraft P^ wirke zuerst
auf das Gebilde ein; hierbei wird Punkt m um 8,y,-y ver-
schoben und die Arbeitsgleichung hierfür lautet
Nun komme die Kraft P2 hinzu. Dann wird Punkt m um
8,n2 und n um verschoben; für diesen zweiten Vorgang
lautet die Arbeitsgleichung
P: Ön,2 + y P2
Bei der „Arbeit" von infolge des Auftretens von P2
ist der Faktor — nicht einzusetzen, da Pj schon mit seinem
vollen Werte wirksam ist, wenn Pj hinzukommt.
Insgesamt beträgt also die Arbeit
i- Pl ö,,l + P, 5.„, + y P^ öna.
Läßt man umgekehrt erst P2 auf das Gebilde ein-
wirken und dann Pi, so lautet die Gleichung für die
hierbei geleistete Gesamtarbeit unter Beachtung der oben
festgesetzten Bezeichnungen
y • P, 5„, + P. 5.,, 4- y Pi anj.
Die beiden Ausdrücke sind gleich, da die geleistete!
Arbeit unabhängig von der Reihenfolge ist, in der die
Kräfte auftreten; also
y Pi 5„„ +Pi 5,,, + i-.p, öna
y • P2 • ö„2 + P2 Sni + y • Pi
hieraus folgt
II. Pi = P,
Wird Pi = P2, so ergibt sich
d. h. eine Kraft, die in m wirkt, ruft in n dieselbe Form-
änderung hervor, die in m auftritt, wenn die Kraft in n
angreift, ö,,! nennt man „gegenseitige Ver-
schiebunge n", die, wie wir schon oben gesehen haben,
stets einander gleich sind.
Aus diesem Oesetz, dem M a x w e 1 1 sehen Satz,
läßt sich eine weitere wichtige Beziehung ableiten, die
wir an einem Beispiel erklären wollen.
Die Formänderungen an einer beliebigen Stelle eines
Fachwerkes oder biegungsfesten Stabes unter dem Einfluß
einer wandernden Last seien getrennt anzugeben. Beispiels-
weise seien die Veränderungen der Sehne a — a des neben-
stehend skizzierten Bogens (Abb. 33) für den Fall ge-
sucht, daß eine Last P nacheinander an jedem Knoten-
punkte angreife. Anstatt nun für jeden Belastungszustand
eine besondere Rechnung anzustellen, machen wir uns
den obigen Satz zunutze, indem wir schließen: eine Last 1
in m ruft eine Längenänderung der Sehne a — a hervor,
die nach dem Maxwellschen Satz gerade so groß ist wie
Abb. 33
die Verschiebung Sm^, welche eine zwischen a— a wirkende
Last = l in m hervorruft. Wir konstruieren oder berechnen
also für den einen Fall, daß in a eine Last X = 1 angreift,
die senkrechten Verschiebungen 8,,,^^ aller Knotenpunkte;
jede von diesen ist gerade so groß wie die Längenänderung
von a — a, die entsteht, wenn eine Last P = 1 in dem
betreffenden Knotenpunkt angreift. Tragen wir nun
unter jedem Knotenpunkt den zugehörigen Wert 5,n^ in
einem beliebigen Maßstabe als Ordinaten ab, so erhalten
wir die Biegungslinie für den Zustand X = 1. Jede Ordi-
nate stellt dann auch die horizontale Verschiebung
dar, die eine in dem betreffenden Knotenpunkt m wirkende
Last 1 zwischen a — a her\'orrufen würde. Wir können
nunmehr für jede an einem Knotenpunkt angreifende
Last Pm die durch diese verursachte Längenänderung der
Sehne a— a angeben, indem wir P,„ mit der dazugehörigen
Ordinate 6 „ multiplizieren. Die gesamte Längenänderung
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
341
5a unter dem Einfluß der Lasten Pm ergibt sich also aus
der Summierung- der Ausdrücke P,n 3.,,^. Die Biegungs-
linie für Xa = 1 ist demnach gleichzeitig die Einflußlinie
für 5.1, und da X proportional 5.^ ist, auch gleich die Ein-
flußlinie für Xa selbst, unter Berücksichtigung des sich
aus der Gleichung für X ergebenden „Multiplikators".
Aus der „Arbeitsgleichung" der inneren und äußeren
Kräfte eines Fachwerks oder Bogens läßt sich noch eine
weitere wichtige Beziehung ableiten, die für die Be-
rechnung von Formänderungen mit Vorteil verwendet
werden kann.
Ein Fachwerk sei von äußeren Kräften Pi in Anspruch
genommen, die unter sich im Gleichgewicht sind und die
innere Kräfte Sj im Fachwerk hervorrufen. Die Verschie-
bungen der Kraftangriffspunkte (in Richtung der Kraft ge-
messen) unter dem Einfluß der Kräfte Pi seien 5^ und die
Längenänderungen der einzelnen Stäbe Asj. Die „Arbeits-
gleichung" für die inneren und äußeren Kräfte lautet:
^2Pi 5, = -^SSi Ar,.
Auf dasselbe Fachwerk, das wir uns wieder entlastet
denken müssen, wirke ein zweites Kräftesystem Po ein,
das entsprechende Knotenpunktsverschiebungen 5,, Stab-
spannungen So und Stablängenänderungen Asg hervorrufe.
Hierfür gilt ebenfalls
i- S Po 5, = -1 V As,.
,Wir wollen nun annehmen, die Kräfte Pi seien an
dem Fachwerk angebracht und die hierdurch verursachten
Formänderungen bereits eingetreten. Nun kommen die
Kräfte P^ hinzu und verursachen neue Durchbiegungen 5,
und Längenänderungen As,. Hierdurch werden auch die
bereits wirkenden Kräfte P^ und Spannkräfte Sj um 5,
bezw. A So verschoben, und die Arbeitsgieichung dieser
Formänderungen lautet:
2 Pi S, + y S R, • 5 , = 2 Si ■ A s, + y ■ S S,, • A s, .
Wirken die Kräfte Po mit den Spannkräften Sg allein,
so ist natürlich
8. =|lS.
A s..
Also ist auch
III. IPj 8, = 1 S,
As.o
Die A r b e i t s g I e i c h u n g e n gelten also
auch, wenn man die zugeordneten äußeren
und inneren Kräfte mit Formänderungen
kombiniert, die durch neu hinzukommende
Kräfte hervorgerufen werden.
Für den biegungsfesten Stab gelten dieselben Be-
ziehungen, nur sind die inneren Kräfte durch die Biegungs-
momente und die Winkeländerungen auszudrücken. Die
entsprechende Gleichung lautet:
Illa. Z Pt • 5, = Z Ml ■ a, .
Will man beispielsweise die Formänderung 8^^ be-
stimmen, die durch die äußeren Kräfte Pm eines Systems
an einem bestimmten Punkte a auftritt, so nimmt man
zunächst an der betreffenden Stelle in der Richtung der
gesuchten Formänderung eine Kraft = 1 an und bestimmt
die hierdurch hervorgerufenen Stabspannkräfte Si. Nun
nimmt man an, die äußere Kraft 1 mit den inneren
Kräften Sj sei an dem System wirkend und die Kräfte P^
treten neu hinzu. Diese rufen Knotenpunktsverschiebungen
5„, Stabspannungen Sm und Stablängenänderungen A Sm
hervor. Die Arbeitsgleichung für die vorhandenen Kräfte
und die neu hervorgerufenen Verschiebungen lautet:
1 • 5.,^, = 2 Sj • A s,n
Sm • l
A Sm =
IV.
= 2 Sj
E F
S • /
E F
Hierdurch ist öa bestimmt.
Sucht man hingegen nur die Verschiebung 5,^, die
durch die Last 1 selbst hervorgerufen wird, so stellt man
die Arbeitsgleichung nur für den Zustand auf, wenn die
Last 1 auf das System einwirkt:
1 • K =
A Sa =
1 ■ 5. =
2 Sa ■ A Sa
Sa /
E F '
2 Sa^ ■ /
E F
Für den biegungsfesten Stab lauten die entsprechenden
Formeln:
13, = IM,-
■'m 1
IVa.
Va.
1 ■ 5..„ =
EJ
Mi^ ■ A m
Diese Formeln bezeichnet man als die „C a s t i g 1 i
a n o sehen" Sätze.
Zusammenfassung.
Ehe wir zur Durchrechnung einiger Beispiele über-
gehen, wollen wir den allgemeinen Weg, den wir dabei^
einschlagen werden, kurz charakterisieren.
Wir untersuchen zuerst bei regelmäßigen Fachwerken
oder Trägern die Lagerung; bei zusammengesetzten Sy-
stemen gehen wir nach dem allgemeinen Verfahren unter
I, c vor. Ist das System statisch unbestimmt, so sehen
wir weiter zu, wie wir es durch Fortlassen von Auflager-
kräften und Stäben in ein statisch bestimmtes Tragwerk — •
das statisch bestimmte Hauptsystem — verwandeln können.
Die fortgenommenen Stab- und Auflagerkräfte führen wir
als statisch unbestimmte Größen ein.
Wir untersuchen nunmehr die Formänderungen des
statisch bestimmten Hauptsystems, und zwar
1. nur unter dem Einfluß der gegebenen äußeren
Lasten,
2. nacheinander für die Fälle, daß nur eine der
statisch unbestimmten Größen mit dem Werte = 1 1
auf das System einwirkt.
Hierauf nehmen »wir Wieder alle Kräfte mit ihren wirk-
lichen Werten als vorhanden an und untersuchen
3. die Formänderungen, die dabei auftreten.
Aus der Lagerung und dem Aufbau des Systems wissen
wir, welche Formänderungen auftreten können, und
finden dadurch die Bestimmungsgleichungen für die sta-
tisch unbestimmten Größen.
Die Berechnung der Formänderung ad 1 erfolgt bei
biegungsfesten Trägern direkt aus den „reduzierten Mo-'
mentenflächen", bei Fachwerken mit Hilfe der w-Gewichte.
342
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 22
Die Formänderungen ad 2 berechnet man entweder
nadi derselben Methode loder besser mit Hilfe der Arbeits-
gleichungen nach Formel IV und V.
Durch Formel II, den Maxwellschen Satz, erleichtert
man sich bei wandernden Lasten die Berechnung der
Formänderungen, indem man die Formänderungen an
einer gesuchten Stelle infolge vieler Laststellun-
gen vertauscht mit den entgegengesetzten Formände-
rungen infolge einer Kraft an a 1 1 e n Lastangriffspunkten.
(Siehe Beispiel des Zweigelenkbogens.) Der Maxwellsche
Satz bildet ferner eine gute Kontrolle für die Richtigkeit
der berechneten Formänderungen.
An einigen Beispielen soll später die Anwendung
der Theorie gezeigt werden.
Die Isolierung des Schalles und der Erschütterungen in technischen
Betrieben
Von Dipl.-Ing. Dr. HANNACH, Berlin.
Einen sehr erheblichen und von Tag zu Tag wachsen-
den Anteil an der Rechtsprechung nehmen die Prozesse für
sich in Anspruch, die von den Nachbarn solcher Grund-
stücke angestrengt werden, auf denen sich maschinelle Be-
triebe befinden, welche durch das von ihnen hervorgerufene
Geräusch bezw. die Erschütterungen die Nachbarn be-
lästigen. Es M'ird dann sehr oft der § 906 des Bürgerlichen
Gesetzbuches von den zur Beseitigung dieser Belästigung
Verklagten entgegengehalten, wonach, wenn der maschi-
nelle Betrieb eine Benutzung des Grundstücks darstellt,
welche bei Grundstücken dieser Lage den örtlichen Ver-
hältnissen nach gewöhnlich ist, der Nachbar die Zuführung
des Geräusches nicht verbieten kann. Indessen hat das
Reichsgericht in einer jüngst erfolgten Entscheidung aus-
drücklich festgelegt, daß es nicht nur darauf ankommt,
ob eine Benutzung als „nach den örtlichen Verhältnissen
gewöhnlich" zu gelten hat, sondern vor allem auf Art
und Maß der Benutzung. Es muß also auch alle nach
dem Stande der Technik mögliche Vorsorge zur Ver-
meidung der sich aus dem Betriebe ergebenden Belästi-
gungen der Nachbarn getroffen werden. Wenn auf irgend
einem Gebiete, so zeigt sich auf diesem subtilen, sich
direkt auf die Lehren der Physik stützenden Gebiete, daß
es das Material — auch das fflr den .Zweck geeignetste —
allein nicht tut, sondern daß mindestens dieselbe Bedeutung,
vielleicht eine noch größere bei der Herstellung der An-
lage der Beachtung aller der praktischen Regeln bei-
zumessen ist, welche im Grunde auf den Lehren der
Akustik basieren. In erster Linie wird man danach streben,
nach Möglichkeit die Ursache des Schalles und der Er-
schütterung zu beseitigen. Da das aber ohne große Kosten
vielfach auf die Dauer nicht möglich ist, muß man gewöhn-
lich die Fortpflanzung derselben verhindern, sie zu iso-
lieren suchen. Der Schall im allgemeinen entsteht durch
die Erschütterung und daraus resultierenden Schwingungen
elastischer Körper. Schlägt man mit einem Hammer auf
den Ambos, so haben die Schwingungen nur eine kurze
Dauer, wir hören einen Knall. Arbeiten zwei Zahnräder
zusammen, so verursacht jeder Zahn einen Stoß, den wir
bei langsamem Lauf der Maschine und besonders, wenn
die einzelnen Zähne schon ausgearbeitet sind, einzeln hören,
bei größerer Umdrehungszahl summieren sie sich dann zu
einem Geräusch, das mit Erschütterungen verbunden ist.
Auf ähnliche Weise entstehen so ziemlich alle Geräusclic
in technischen Betrieben. Denn fast nie sind miteinander
korrespondierende bewegliche Teile so genau gearbeitet,
daß niclit mehr oder weniger große Stöße entstehen, bei
gefrästen Zahnrädern z. B. wie bekannt viel weniger als
bei rohen; dazu kommt mitunter ungenaue Montage, die
Abnutzung einzelner Teile von Lagern, Zapfen u. dergl.
Alle diese Mängel wird man nach Möglichkeit zu be-
seitigen suchen müssen, bei Transmissionen z. B. die
Wellen ordentlich ausrichten, die Riemscheiben ausbalan-
cieren, die Lagerschalen in Ordnung halten, bei rasch-
laufenden Zahnradbetrieben für richtigen Zusammenbau
sorgen und evtl. das Triebrad aus Rohhaut wählen.
Im wesentlichen wird es aber darauf ankommen, wie
oben gesagt, die Fortleitung der Schwingungen zu ver-
hindern. Sind in der oben geschilderten Weise durch die
Stöße der einzelnen Maschinenelemente Erschütterungen er-
folgt, so pflanzen sie sich auf zweierlei Weise fort und zwar,
indem sie die umgebende Luft in Schwingungen versetzen,
und ferner, indem sie durch feste oder flüssige Körper
weitergeleitet werden. Diese letzteren sind aber weit besser
imstande die Schwingungen weiter zu geben als die Luft,
und so tragen sie auch im wesentlichen die Erschütte-
rungen und Geräusche nach außen. Als Regel gilt, daß
je fester, starrer und zäher ein Körper ist, je heller der
Ton ist, den er beim Anklopfen gibt, er umso besser die
Schwingungen weiter leitet. Schlägt man z. B. an das eine
Ende eines langen eisernen Rohres, so hört man am andern
Ende den Ton zweimal hintereinander, das erstemal stark,
das sind die vom Eisen fortgeleiteten Schwingungen und
das zweitemal etwas später einen schwächeren Ton, das
sind die durch die Luft im Inneren fortgeleiteten Schwin-
gungen. Es kommt daher im wesentlichen darauf an, die
Fortleitung der Schwingungen in festen Körpern zu ver-
hindern. Nimmt man als Beispiel eine Dampfmaschine,
so erkennt man, daß der Herd der Erschütterung im
wesentlichen dort liegt, wo die hin- und hergehende Be-
wegung in eine rotierende umgewandelt wird. Die auf die
Kurbelachse wirkende Pleulstange ruft in den Lagern bald
Druck bald Zug hervor, welcher sich durch die Anker auf
die Fundamente fortpflanzt, sie je nach der Größe der
Stöße und den Dimensionen mehr oder weniger hebt und
senkt, also in Schwingungen versetzt, welche dann durch
den Erdboden, Mauern usw. weiter geleitet werden. Diese
Betrachtungen zeigen bereits einen Weg, welcher zum
Ziele führt. Macht man nämlich die Fundamente so außer-
ordentlich groß, daß die Stöße bezw. deren Druck- und
Zugwirkungen im Verhältnis zur Fundamentmasse so klein
sind, daß sie letztere in erhebliche Schwingungen über-
haupt nicht versetzen können, so ist bereits von vorn-
herein jedes nach Außentreten der Erschütterungen ver-
hindert. Selbstverständlich läßt sich dieses Mittel nur selten
anwenden. Mit großem Erfolge geschah es bei einem
Berliner Warenhause durch Prof. Josse, wo es infolge des
knappen Raumes unmöglich war, die Maschinenfundamente
von denen der Gebäude zu trennen. Es wurden dort an
dem Triebwerke große unzerschnittene Fundamentmassen
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
343
hergestellt, dadurch daß für die Befestigung der stehenden
und die Hauptlager der daneben befindUchen liegenden
Maschinen gußeiserne Anker gewählt wurden, die durch
Zement mit dem gemeinsamen großen Fundamentklotz
vergossen wurden. Tatsächlich ist in den darüber hegen-
den Geschäftsräumen auch nicht das geringste davon zu
merken, daß im Keller darunter große schnellaufende Ma-
schinen aufgestellt sind. In den meisten Fällen kann man
aber zu dem genannten Mittel nicht greifen, man muß
dann dafür sorgen, daß die Erschütterungen sich vom
Fundament aus nicht weiter verbreiten können. Da die
Stöße, welche durch das Triebwerk hervorgerufen werden,
nicht einfach vertikale sind, sondern auch stets mit horizon-
talen kombiniert sind, wird das Fundament nach den Seiten
zu völlig frei hingestellt, so daß es von einer Luftschicht,
welche mindestens 100 mm breit sein soll, umgeben ist.
So können die horizontalen Schwingungen an feste Leiter
nicht mehr weiter gegeben werden, wohl aber evtl. an
flüssige Leiter, wenn nämlich das Grundwasser zu den
Fundamenten Zutritt hat. Es ist also im gegebenen Falle
dafür zu sorgen, daß nicht etwa der das Fundament um-
gebende freie Raum dem Grundwasser zugängig wird.
Beobachtet wurde z. B., daß Erschütterungen einer Gas-
maschine, welche im Grundwasser fundamentiert war, in
einer Entfernung von 400 m wahrgenommen wurden. Die
Hauptschwierigkeit bilden die Vertikalstöße. Ihre Weiter-
leitung wird in der Weise verhindert, daß man die Funda-
mentklötze frei auf eine elastische Decke setzt, welche
die Stöße aufnimmt, und durch ihre große Schwingungs-
fähigkeit in sich ausgleicht. Würde man z. B. das ganze
Fundament mit der Maschine auf eine Sprungfedermatratze
stellen können, welche den großen Druck auszuhalten fähig
wäre, ohne ihre Elastizität zu verlieren, so ist es ganz klar,
daß die Bewegungsenergie der Fundamente, welche infolge
der von den Ankerschrauben übertragenen Zug- und Druck-
wirkungen des Triebwerkes in Erschütterungen bezw.
Schwingungen geraten, in dem elastischen Material der
Matratze durch Umwandlung in eine andere Energieform
ihr Ende findet. Würden nun die Ankerschrauben durch
Löcher in den Matratzen hindurchgeführt werden und die
Ankerplatten wieder in dem festen Fundament stecken,
so würden, wie ersichtlich, die Erschütterungen durch die
Ankerbolzen auf den unter der elastischen Decke befind-
lichen Teil des Fundamentes und von dort weiter über-
tragen; diese Anordnung würde also schlecht und unwirk-
sam sein. Wäre nun das über der Matratze liegende
Fundament verhältnismäßig leicht, so läge bei großer
Elastizität des Materials die Gefahr nahe, daß das Funda-
ment die Schwingungen des elastischen Materiales nicht
schnell genug dämpft und selbst ins Tanzen gerät. Aus
diesem Beispiel geht auch hervor, welche Forderungen
an ein brauchbares, die Schwingungen dämpfendes Ma-
terial zu richten sind. Es muß erstens völlig elastisch
sein und zweitens muß seine Oberfläche imstande sein,
den normalen Druck auf die Flächeneinheit, wie er von
Fundamenten auf den Erdboden ausgeübt wird, zu er-
tragen, ohne dabei seine Elastizität zu verlieren; man
wird hierbei 3 bis 4 Kilogramm pro qcm zugrunde legen,
wenn auch gewöhnlich der Einheitsdruck zwei kg nicht
überschreitet. Das Material muß ferner gegen Feuchtig-
keit und chemische Einflüsse unempfindlich sein. Ver-
wendet werden mit Erfolg Naturkork und Filz, beide
müssen jedoch, um diesen Forderungen zu genügen, nach
besonderen geschützten Verfahrungen bearbeitet sein. So
verliert z. B. der sogenannte Korkstein, welcher durch Zer-
mahlen von Korkabfällen und nachheriges Zusammen-
pressen hergestellt wird, völlig seine Elastizität; wirk-
sam hingegen ist die Verwendung von natürlichem Roh-
kork, welcher nach den Zornschen Patenten in Streifen
geschnitten ist, welche hochkantig nebeneinander gesetzt
sind und durch Eisenrahmen unter Druck zusammen-
gehalten werden. Dadurch ist der Kork auch imstande,
die erforderliche Pressung auf die Flächeneinheit, ohne
zerdrückt zu werden, aufzunehmen. Ein zweites bewährtes
Mittel ist der nach besonderen Patenten hergestellte Filz,
welcher unter dem Namen Eisenfilz in den Handel (ge-
bracht ist. Die Oberfläche ist bei ihm auf chemischem
Wege besonders gehärtet, so daß sie einen weit größeren
Flächendruck als erforderlich aufnehmen kann. Außerdem
wird der Filz in hydraulischen Pressen einem Druck unter-
worfen, welcher in jedem einzelnen Falle besonders den
natürlichen später in Betracht kommenden Verhältnissen an-
gepaßt ist. Dadurch wird erreicht, daß dieses Material
späterhin in der Praxis durch seine individuelle Behand-
lung auch wirklich den Anforderungen entspricht. Durch die
Imprägnierung mit neutralem Erdölfett ist das Eindringen
von Feuchtigkeit unmöghch gemacht, ohne daß die Elasti-
zität verringert wird.
Das oben gegebene Beispiel zeigt auch, worauf be-
sonders zu achten ist, wenn diese Schalldämpfungs- oder
Isoliermaterialien auch bei anderen Teilen des maschi-
nellen Betriebes mit Erfolg angewandt werden sollen. Bei
Fundamenten wird man auch darauf achten, daß die Fläche,
auf welche der Filz oder Kork gelegt wird, vorher sauber
mit Zement glattgestrichen ist, damit nicht das Isolier-
material genötigt ist, die Unebenheiten auszufüllen. Wand-
konsole für Transmissionen werden zweckmäßig in der
Weise isoliert, daß die Konsole unter Zwischenlegung
einer Filzschicht auf eine kräftige Holzplatte verschraubt
werden; unter letztere wird an den Außenkanten je eine
Filzschicht und darunter je eine starke Holzbohle gebracht.
Das Holzbrett wird dann zusammen mit dieser Filzplatte
und Holzbohle mit der Wand mittels durchgehender Anker-
schrauben verbunden. Die Löcher in der Wand selbst
sollen so groß sein, daß die Bolzen das Mauerwerk nicht
berühren. Zu empfehlen ist es dann noch, auf der andern
Seite der Wand unter die Ankerplatten nochmals Filz zu
legen und zwar von solcher Größe, daß der zulässige
Flächendruck nicht überschritten wird. In ähnlicher Weise
wird man Maschinen isolieren, welche auf den Erdboden
ohne Fundament oder auf Balkenlagen aufgestellt werden.
Es ist nur immer daran festzuhalten, daß es ein Haupt-
erfordernis ist, daß nicht etwa die Maschine durch feste
Teile irgend einer Art mit dem Mauerwerk, Fußboden
oder dergl. in Verbindung gebracht wird; stets müssen
solche Teile durch eine Isoherschicht oder, sofern sie wie
z. B. Befestigungsschrauben durch feste Teile hindurch-
geführt werden, durch eine Luftschicht getrennt sein. Es
müssen daher auch die Muttern und Köpfe der Befesti-
gungsbolzen zunächst auf einer Isolierschicht ruhen. Wie
schädlich feste Verbindungen auch geringfügiger Art sind,
zeigen die in der Praxis mehrfach vorgekommenen Fälle,
daß zur Verhütung der Fortpflanzung der Erschütterungen,
zwischen zwei Brandmauern angebrachte Luftzwischen-
räume in dem einen Falle durch einige kleine Ver-
bindungen der Mauern untereinander, in einem anderen
Falle durch teilweise Ausfüllung mit Schutt unwirk-
sam wurden. Bei dieser Gelegenheit sei darauf auf-
merksam gemacht, daß die Wände wie auch Decken
gewissermaßen als Resonanzböden wirken. Durch Ab-
steifung an geeigneten Punkten außer Anwendung der
genannten Mittel wird man daher unter Umständen noch
bessere Erfolge erzielen. Sind Maschinen in oberen Stock-
werken aufgestellt, so wird man, da die Decken wie Mem-
1
1 344
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 22
brane schwingen, die Maschinen möghchst so aufstellen,
daß sie auf mehreren Unterzügen stehen und zwar mög-
lichst nahe den Stützpunkten dieser Unterzüge; denn je
weiter von letzteren entfernt die Stöße entstehen, umso
größer sind natürlich die Schwingungen der Decke; man
muß also evtl. durch Unterlegung von Holzbohlen das
Gewicht auf mehrere Balkenlagen verteilen. Bei schwe-
reren Maschinen, welche wie Webemaschinen, Buchdruck-
pressen u. dergl. öfters nur auf Füßen oder schmalen
Rahmen stehen, müssen, weil sonst der Flächendruck auf
das Isoliermaterial zu groß würde, größere Auflageflächen
geschaffen werden, indem man z. B., die Füße der Ma-
schinen mit Bohlenunterlagen verbindet und ebenso für
Rahmen Holzunterlagen von genügender Breite schafft.
Rohrleitungen sollen die Wände möglichst gar nicht be-
rühren, worauf auch bei Durchführung durch die Mauern
besonders zu achten ist; die Schellen, welche die Rohre
tragen, sollen innen mit Isolierstoffen ausgekleidet sein;
ihre Befestigung in der Wand erfolgt am besten durch
Vermittlung von Holzdübeln.
Wie anfangs bemerkt, werden die Schwingungen auch
durch die Luft, wenn auch in geringerem Maße, weiter-
geleitet. Will man diese Schallwellen nicht nach außen
gelangen lassen, so gibt es nur den einen Weg, schall-
sichere Wände aufzustellen und die Oeffnungen ent-
sprechend zu verkleiden.
Spannungsverteilung in Wini<eleisenstäben
Von RICHARD LUDWIG, Leipzig.
Nach dem preußischen Runderlaß vom 31. Januar d. J.
dürfen eiserne Dachkonstruktionen, unter den gewöhn-
lichen Belastungsannahmen, bis zu 1200 kg pro cm^ be-
ansprucht werden. Diese Dachkonstruktionen setzen sich
in der Hauptsache aus Winkeleisen, von denen das gleich-
schenklige bevorzugt wird, zusammen.
Die Anordnung der Nieten ist für die kleineren Profile
einreihig. Die Spannungen, die in den Stäben dieser
Konstruktionen auftreten, werden über den Nettoquerschnitt
gleichmäßig verteilt angenommen. Die Achse, auf welche
die Nieten gesetzt werden, fällt mit der Schwerachse des
Profiles nicht zusammen, es besteht vielmehr ein so-
genanntes Wurzelmaß, das in der „Hütte", Ausgabe 1Q05,
Band I, Seite 606, zu: 0,5 W + 5 mm angegeben ist; dabei
bedeutet W die Schenkelbreite des Winkels. Für ein
Winkeleisen von 80/80 mm beträgt demnach dieses Maß
45 mm.
für Kante b 1200
26000 ■ 2,24
72 ■ 2
285 kg Zug pro cm-.
• 2,26 =
Die Spannung in Kante a in Höhe von 3520 kg pro cm*
ergibt einen Wert, der weit das zulässige Maß über-
schreitet und unter Umständen der Bruchgrenze sehr nahe
kommt, während in Kante b, wo die breiten Schenkel-
massen hegen, die Spannungen nur einen geringen Wert
erreichen.
Da sich die Spannungen im Querschnitt n — n in der
Wirklichkeit kaum anders stellen können, als es die Rech-
nung ergibt, so empfiehlt es sich, diesem Wurzelmaße
ausreichende Beachtung zu schenken, denn leicht kann
durch ungünstige Umstände, die noch hinzutreten, der
Stab an dieser Stelle zerreißen.
Es soll nun im Nachstehenden untersucht werden,
welchen Einfluß die Einhaltung dieses Wurzelmaßes auf
die Spannung im Querschnitt ausübt.
Zu diesem Zwecke werden zwei Winkeleisen von
80/80/8 mm Querschnitt betrachtet. Diese beiden Winkel-
eisen, die einen Zugstab in einem Binder darstellen sollen,
können einen zulässigen Zug aufnehmen = (12,3 — 1,8-
0,8)- 2- 1200 = 26 000 kg. Der Abstand des Schwer-
punktes beträgt 2,26 cm. Das Wurzelmaß 8 • 0,5 + 0,5 =
4,5 cm, die Exzentrizität daher 4,50— 2,26 = 2,24 cm.
Die Kantenspannangen im Querschnitt n— n (s. Skizze)
betragen :
für Kante . = 1200 + • 5,74 =
3520 kg Zug pro cm'^
ilMISElH-V'
Analog gelten diese Betrachtungen auch für Druck-
stäbe, doch liegen die Verhältnisse hier meist günstiger,
einmal, weil der Niet Druckspannungen selbst mit über-
tragen kann, was bei den Zugspr.nnungen ausgeschlossen
ist, und das andere Mal, weil bei Druckstäben meist das
Trägheitsmoment in Frage kommt, wodurch eine größere
Quer^chnittsfläche vorhanden ist.
Verringern lassen sich die hohen Grenzspannungen
dadurch, daß man das Wurzelmaß auf das Knappste be-
mißt; nahezu beseitigen aber dadurch, daß man ungleich-
sche.iklige Winkeleisen verwendet, bei denen man in der
Lage ist, die Nieten fast in die Schwerachse setzen zu
können, wodurch sich die Spannungen, wie beabsichtigt,
nahezu gleichmäßig über den ganzen Querschnitt verteilen.
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
345
STANDESBEWEGUNG
Unsere Verbands-Statistik — eine Unterlage unserer
Verbandsarbeit
Wie in der „Deutschen Techniker-Zeitung" schon be-
kannt gegeben worden ist, erscheint in einigen Monaten
als Ergebnis unserer Verbandsstatistik ein Band von min-
destens 300 Seiten. Als Verlag ist die auf dem Gebiete
der Sozialpolitik rühmlich bekannte Firma D u n c k e r
& Humblot in Leipzig gewonnen. Der Druck, der
sich infolge des sehr beträchtlichen Tabellenwerkes ziem-
lich kompliziert gestaltet, erfolgt durch die Brüh l'sche
Druckerei Lange in Gießen. Die näheren Sub-
skriptionsbedingungen werden unten in dieser
Nummer veröffentlicht, wir erwähnen heute nur, daß
sich der Preis für das Exemplar — der im Buchhandel
6 bis 7 M betragen wird — für unsere Mitglieder und
gegebenenfalls für die Mitglieder anderer technischer Or-
ganisationen unter 2M 50Pfg. halten wird. Wir
rechnen auf eine lebhafte Beteiligung unserer Mitglieder
an der Subskription, insbesondere derer, die Fragebogen
ausgefüllt und damit ein wesentliches Teil an dem Ge-
lingen des Unternehmens beigetragen haben.
Ueber dieses selbst und seine Fortentwicklung sollen
die nachfolgenden Zeilen kurzen Aufschluß geben. Zu-
nächst nur noch ein Hinweis darauf, daß wir mit der Zeit
des Erscheinens nicht hinter anderen ähnlichen Arbeiten
zurückstehen. So ist die bekannte Jäckelsche Publikation,
die das Bureau für Sozialpolitik mit Unterstützung des
Bundes der technisch-industriellen Beamten herausgab, in
nicht viel kürzerer Frist fertiggestellt worden, wobei zu
berücksichtigen ist, daß dieser Erhebung die viel gleich-
mäßigeren Verhältnisse einer einzelnen Großstadt und auch
nur etwa ein Drittel der von uns bearbeiteten Fragebogen
zugrunde lagen. Die umfangreiche Erhebung des Deutsch-
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes erforderte eine
ähnlich bemessene Spanne Zeit zur Fertigstellung, trägt
aber nach Art der Ausarbeitung wohl nicht all den sta-
tistischen Gesichtspunkten, denen unsere Verbandsstatistik
zu entsprechen sucht, Rechnung.
Zu einem Vergleich bietet die Statistik des D. H. V.
auch hinsichtlich der Kosten Anlaß. Vom D. H. V. waren
fünfzehntausend Mark ausgeworfen worden, während sich
unsere Verbandserhebung auf siebentausend beschränkte
(deren bereitwiUige Gewährung durch den Qesamtvorstand
dennoch dankbare Anerkennung verdient). Ziehen wir
noch in Betracht, daß der Deutsche Werkmeister-Verband
zunächst zehntausend Mark für den gleichen Zweck
festgelegt hat, so wird man uns jedenfalls zugeben
müssen, daß wir relativ billig gewirtschaftet haben. —
Die nächstliegenden Aufgaben unserer Statistik waren
gewesen, Klarheit über die berufliche Zusammen-
setzung unseres Mitgliederbestandes, Klar-
heit auch über seine berufliche Vorbildung zu
gewinnen. Für diesen Zweck hatte unser Vorstandsmit-
glied, Herr Architekt Rommel, einen Fragebogen be-
reits im Herbste 1909 ausgearbeitet. Als Unterzeichneter
seine Mitarbeiterschaft beim D. T.-V. aufnahm, legte er
vor allem Wert auf eine Ausdehnung der Statistik auf
den ganzen Komplex der sozialen und wirt-
schaftlichen Verhältnisse unserer Mitglieder.
Nachdem der geschäftsführende Verbandsvorstand ver-
ständnisvoll auf diese Anregung eingegangen war, ent-
stand der unseren Lesern bekannte Fragebogen, für dessen
.Beantwortung die ersten Tage des Januar 1910 als Stich-
termin angesetzt waren.
Der Eingang der Fragebogen war sehr gut,
zwischen elf - und zwölf tausend konnten schließlich
der Bearbeitung zugrunde gelegt werden. Diese Be-
arbeitung mußte sich zunächst auf praktische Zwecke
richten, da der Verbandstag Pfingsten 1910 die Frage
der Arbeitszeit (damit zusammenhängend Nacht-,
Sonntags- und Ueberarbeit, Urlaub) behandelt wissen
wollte und dafür statistische Unterlagen zu gewinnen
waren. Deshalb konnte für das erste Halbjahr die syste-
matische Aufbereitung nur unter der Beschränkung auf
bestimmte Materien vorgenommen werden, was natürlich
einen bedeutenden Aufenthalt in sich schloß. Nach dem
Verbandstag, dem das vorläufige statistische Material an-
scheinend durchaus entsprach, wurde dann die eigentliche
Aufbereitung und ihr folgend die Konzentration
in Tabellen vorgenommen; dem Januar d. J. zusammen-
getretenen Gesamtvorstand konnte bereits eine bedeutende
Zahl druckfertiger Tabellen in Autogramm überreicht
werden: Allgemeine und berufliche Vorbildung, Prüfungen,
Praxis und ihre Kosten, die Arbeitsbedingungen im ein-
reinen, insbesondere Berücksichtigung der Konkurrenz-
klausel und des Erfinderschutzes, für welch letztere Ma-
terie unser VorstandsmitgUed Herr Arndt seine Unter-
stützung lieh.
Noch stand indessen die mühsame Kombination
der verschiedenen wirtschafthchen Fragen untereinander
aus, wofür die Anfertigung von Zählblättchen unerläßlich
war; so galt es z.T., die wichtigsten Arbeitsbedingungen
des Gehaltes und der Arbeitszeit für die hauptsächlichsten
Branchen zu isolieren, was insbesondere in der In-
dustrie mit ihrer großen Zahl von Betriebszweigen große
technische Schwierigkeiten in sich schließt; es galt, die
Arbeitsbedingungen einzeln für große Landesteile,
Städte und Industriebezirke, für die verschie-
denen Ortsgrößenklassen nachzuweisen ; es galt
eine genaue Inbeziehungsetzung des Berufs- und
Lebensalters mit den Arbeitsverhältnissen; dann bot
es viel Interesse, die Entwicklung der Gehälter
rückwärts von 1910 bis 1900 zu verfolgen, das Schwanken
des durchschnittUchen Anfangsgehalts darzustellen
und dergleichen mehr.
Für die Inangriffnahme dieser umfangreichen Arbeiten
war eine Erweiterung unserer statistischen Stelle, die
seit Beginn der Aufarbeitung regelmäßig einen, zeitweilig
zwei ständige technische Bearbeiter und verschiedene ge-
legentliche Mitarbeiter zählte, notwendig; sie geschah'
durch das auf etwa ein Vierteljahr berechnete Engage-
ment zweier wissenschaftlicher Assistenten, deren Tätig-
keit sich in jeder Hinsicht bewährte.
Gegenwärtig liegt die textliche Darstellung
und die endgültige Redaktion der Tabellen in
den Händen des Unterzeichneten. Für diese abschließende
Arbeit ist das Thema noch wesentlich zu erweitern, in-
sofern, als die Ergebnisse der letzten Berufs- und
Betriebszählung, die gerade dem Angestelltenstande
großes Interesse entgegenbringt, nach Möglichkeit mit ver-
arbeitet werden müssen. Außerdem werden selbstver-
ständlich alle früheren Erhebungen auf unserem
Gebiete, so namentlich die von Jäckel, die beiden früheren
des D. T.-V., des D. H. V., endlich verschiedene kleinere
Statistiken des B. t.-i. B. und des Zeichnerverbandes mit
verwertet. Wir hoffen, nicht nur den Stand, sondern,
innerhalb eines allerdings beschränkten Zeitraumes, die
Entwicklung der beruflich-wirtschaft-
lichen Verhältnisse des Technikerstandes darstellen
zu können. Ihre Ergänzung soll dann die Erhebung durch
eine selbständige Haushaltsstatistik, deren Plan dem Ge-
samtvorstand bei seinem nächsten Zusammentritt vor-
gelegt werden wird, finden; was hier generell für den
ganzen Stand festgestellt wurde, erfährt dann durch die
Buchführung des täglichen Lebens die nötige individuelle
Vertiefung.
Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden,
schon um der Veröffentlichung, die wir in den Händen
recht vieler Mitglieder sehen möchten, nicht vorzugreifen.
Nur das mag hier noch erwähnt sein: Was unser Ver-
band bei hundert Gelegenheiten in Wort und Schrift aus-
sprach, es wird nun durch ein unanfechtbares und breites
Tatsachenmaterial gestützt. Nicht agitatorische Phrase,
bittere statistische Wahrheit ist es, wenn wir immer und
immer wieder auf die absolut ungenügenden Wirtschaft-
346
DEUTSCHE TECHNIKER ZEITUNO 1911
Heft 22
liehen Verhältnisse des Standes, auf die über die engeren
Berufskreise hinausgreifende volkswirtschaftliche und so-
ziale Gefahr, die sie bergen, hinwiesen.
Wir erhoffen von der Verbandsstatistik eine För(Jerung
unserer sozialen Arbeit und müssen deshalb darauf auf-
merksam machen, daß sich möglichst alle Kollegen mit
den Tatsachen vertraut machen möchten, deren Erfas-
sung den Nachweis der BerechtigungunsererFor-
derungen bringt. Dem in sich geeinten und geschlos-
senen Verband für seine gerechte Arbeit, die er sich
durch niemanden stören lassen wird, gute und sichere
Unterlagen mitzugeben, war die Absicht aller, die an
der Verbandsstatistik mitgearbeitet haben. Sache des ein-
zelnen, der in der Bewegung steht, ist es, diese theo-
retischen Unterlagen in praktische Arbeit
umzusetzen, eine Tätigkeit, die gerade dem Tech-
niker liegen sollte. Dr. A. Günther.
*
Für die Pnvatangestellten bei den Reichseisenbahnen
in Elsaß-Lothringen
haben wir eine Petition an das Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten abgesandt, in der wir bitten, für die Um-
wandlung der nicht etatsmäßigen Technikerstellen in etats-
mäßige Sorge zu tragen.
Bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß-
Lothringen sind ca. 120 Techniker (Bauassistenten, techn.
Bureaugehilfen und Hilfslandmesser) beschäftigt. Von
diesen Beamten stehen einige 20 und mehr Jahre und
eine große Zahl 10 bis 20 Jahre im Dienst.
Die einzige, den Bauassistenten und techn. Bureau-
gehilfen heute zugängliche etatsmäßige Stellung ist die
eines Bahnmeisters. Aber diese Angestellten werden erst
nach 10 und mehr Jahren zur Vorbereitung für den Bahn-
meisterdienst einberufen. Die etatsmäßige Anstellung der
geprüften Anwärter erfolgt nach und nach, in der Regel
erst abermals 11 Jahre später, so daß ein Techniker, der
mit 24 Jahren seine Laufbahn begonnen hat, im besten
Falle mit 45 Jahren in die Bahnmeisterstellung ein-
rücken kann.
Die Anwärter für den technischen Bureaudienst, die
häufig infolge vorgerückten Lebensalters oder wegen ge-
ringer körperlicher Fehler, die sie sich während der langen
anstrengenden Beschäftigung vor der Einberufung für den
Betriebsdienst zugezogen haben, die Bahnmeisterlaufbahn
nicht einschlagen können, sind überhaupt nicht in der
Lage, unter den heutigen Umständen den Zeitpunkt ihrer
etatsmäßigen Anstellung vorauszuberechnen.
Für die Hilfslandmesser, die ihre Lehrzeit auf einem
Katasteramte zugebracht und die Prüfung als Kataster-
gehilfe bestanden haben — ein Teil hat das hessische
Geometer-Patent 2. Kl. erworben — , bedeutet die Stellung
des technischen Bureauassistenten den Abschluß der
Laufbahn.
Die Zahl der vorgemerkten Anwärter in beiden Be-
amtenkategorien ist so zahlreich, daß für die auf Privat-
dienstvertrag Angestellten keinerlei Aussicht vorhanden ist,
auf üblichem Wege jemals eine etatsmäßige Beamten-
stellung erlangen zu können. Bedenkt man aber, daß
für technische Sekretäre bei der Preuß.-Hess. Staatsbahn
etatsmäßige Stellen geschaffen wurden, die mit älteren,
erfahrenen außeretatsmäßigen Technikern besetzt wurden,
so muß es als eine Härte empfunden werden, wenn die
elsaß-lothringischen Techniker der Eisenbahnverwaltung
dauernd den Wohltaten des Reichsbeamtengesetzes ent-
zogen bleiben sollen.
Wir glauben deshalb, daß es nur eine recht bescheidene
Bitte ist, wenn wir wünschen, daß geeignete Abhilfe ge-
schaffen wird, damit die berechtigten Klagen der schon
so lange zurückgesetzten Privatangestellten bei den Reichs-
eisenbahnen verstummen.
*
Die Firma Stengel & Hofer
in München bezahlte seit langem schlechte Gehälter. Das
wurde in einer Versammlung unseres Münchener Tech-,
niker-Vereins besprochen und eine Mitteilung hierüber ge-
langte in die Presse.
Wie immer fiel auch hier schlechte Entlohnung mit
langer Bureauzeit zusammen, so daß unter den Angestellten
der Firma sich eine reichliche Unzufriedenheit auf-
gespeichert hatte. Trotz dieser Tatsachen erließen die
akademisch vorgebildeten Angestellten der Firma eine
Gegen-Erklärung, daß sie sich in standesgemäßen Ver-
hältnissen befänden und dem Techniker-Verein die Kom-
petenz zur Beurteilung ihrer Lage abstreiten. Was die
akademisch vorgebildeten Herren dieser Firma unter
standesgemäß verstehen, geht daraus hervor, daß sie für
110 M und 140 M monatlich tätig sind, ihrem ersten Tech-
niker (Absolvent einer Baugewerkschule) jedoch, welcher
die statischen Berechnungen in Eisenbeton und Werkpläne
anzufertigen hatte, zahlte die Firma ein Gehalt von 115 M,
einem anderen, der mit Bauleitung beauftragt gewesen ist,
100 M und so ging es herab bis 60 M.
Die Bestrebungen, an diesem Zustand etwas zu ändern,
haben nichts erreicht, so daß wir den Weg, den unsere
Münchener Kollegen eingeschlagen haben, für berechtigt
halten. Wir bedauern sehr, daß die akademisch vor-
gebildeten Angestellten der Firma uns nicht unterstützen,
sondern unseren Bemühungen sogar hinderlich sind. Wir
hoffen aber umsomehr von dem Solidaritätsgefühl jener,
die die von uns genannten Gehälter für unwürdig und
unauskömmlich halten und nehmen den Kampf um bessere
Verhältnisse bei dieser Firma auf. Denen aber, welchen
zum 1. Juli wegen ihres Vorgehens gekündigt worden ist,
ist nicht nur der Dank der übrigen sicher, sondern sie
genießen vor allem die weitgehendste Unterstützung des
Verbandes.
Es ist uns gelungen, durch unsere Stellenvermittlung
einen der Herren, der bisher mit 115 M besoldet wurde,
mit 160 M unterzubringen. Auf den weiteren Verlauf
kommen wir noch näher zurück.
« *
*
Der Technische Verein Erfurt bleibt Verbandsverein!
Auf Grund § 13 der Vereinssatzungen haben die ver-
bandstreuen Kollegen in Erfurt es erreicht, daß eine neue
Generalversammlung zum Austritt des Vereins aus dem
Deutschen Techniker-Verband Stellung genommen hat. Mit
52 gegen 26 Stimmen wurde beschlossen, den Aus-
tritt rückgängig zu machen. Der alte Vorstand
hat daraufhin seine Aemter niedergelegt. Als provi-
sorischer Vorstand sind die Herren Rößner, Wuttke, Schelle
und Heinze mit der Geschäftsführung des Vereins betraut
worden. Der gesunde Gedanke, der unserer heutigen
Organisationsarbeit innewohnt, hat also auch in Erfurt
gesiegt.
H H :: :: SCHULFRAGEN :: :: :: :: ::
Ein Verband technischer Privatschiden
wurde Zeitungsnachrichten zufolge vor kurzem gegründet.
Es heißt da:
„Eine Reihe technischer Lehranstalten hat sich unter
dem Namen „Technischer Unterrichtsver-
b a n d" zu einer Korporation zusammengeschlossen, die-
einerseits durch Vorträge und Aufsätze sowie Veranstal-
tung gemeinsamer Ausstellungen von Prüfungsarbeiten
usw. ihrer Hörer das große Publikum über Ziele, Er-
folge und Berechtigungen der einzelnen Gruppen von
technischen Lehrinstituten aufklären und andererseits
durch Schaffung gemeinsamer Stellennachweise zur wirt-
schaftlichen Förderung ihrer Absolventen beitragen will.-
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
347
Zum Vorsitzenden des Verbandes ist der Direktor
Matthes, Berlin, gewählt worden. Die Geschäftsstelle
des Verbandes befindet sich: Berlin, Königgrätzer
Straße 90."
Das in schultechnischen Fragen nicht unterrichtete
große Publikum wird diese redaktionelle Notiz als eine
bemerkenswerte Kundgebung auf dem Gebiete des tech-
nischen Unterrichtswesens anzusehen geneigt sein und
sich vertrauensvoll an die Geschäftsstelle des Verbandes
wenden. Damit ist der Zweck dieses neuesten Reklame-
tricks der technischen Privatschulen erreicht. In den Fach-
kreisen aber versteht man nicht, wie es möglich ist, daß
die Redaktionen der Tageszeitungen über das technische
Schulwesen keine besseren Quellen kennen als ausgerechnet
Herrn Direktor Matthes in Berhn, der unter möglichster
Verschleierung des Umstandes, daß es genügend staat-
liche technische Unterrichtsanstalten gibt, eine ganz ein-
seitige Propaganda für seine Privatschule betreibt. Auf
unsere Anfrage nach Ueberlassung eines Verzeichnisses!
der angeschlossenen Schulen hat es die genannte Ge-
schäftsstelle aus naheliegenden Gründen vorgezogen, sich
in Stillschweigen zu hüllen. Dies bestärkt uns in der
Annahme, daß die wahre Absicht des neuen Verbandes
nur die sein kann, den Zustrom zum technischen Berufe
noch mehr zu fördern, auf daß die Geschäfte der Privat-
schulen noch einträglicher werden. Als Vorwand muß
die „wirtschaftliche Förderung" der Absolventen dienen!
Es ist doch aber wohl klar, daß nach dem Verlassen
dieser Schulen jeder engere Zusammenhang mit diesem
Verbände aufhört. Der einseitige Stellennachweis bietet
keinen Ersatz für die Leistungen der Techniker-Organi-
sationen, die nicht nur diesen pflegen — wir wiesen un-
seren Mitgliedern seit 1. Jan. d. J. ca. 1 6 00 Stellen
nach — , sondern auch die Interessen der in der Berufs-
praxis stehenden technischen Angestellten vertreten. Der
Technische Unterrichtsverband wolle doch diese Sorgen
den Berufsverbänden weiter überlassen. Mf.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE :•
Konzen tra tionsbestrebungen
in der Versichemngsorganisation
Wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, findet
man, daß die ursprüngliche Versicherungsorganisation, wie
sie in Form von Aktien-Gesellschaften und Gegenseitig-
keits-Vereinen in die Oeffentlichkeit trat, sich mit einem
einzigen Versicherungszweig befaßte. Man sieht Gesell-
schaften entstehen, die lediglich die Lebensversicherung,
allein die Feuerversicherung, nur die Hagelversicherung,
die Viehversicherung oder irgend einen anderen Versiche-
rungszweig betrieben. Der innere Grund für diese Tat-
sache darf wohl darin erblickt werden, daß jede Versiche-
rungsart eine besondere Technik verlangt und man an-
fangs der Schwierigkeiten, trotz dieses Umstandes Be-
triebe zu organisieren, die sich auf mehrere "Versicherungs-
zweige erstreckten, nicht Herr wurde. Erst seit etwa Mitte
des vergangenen Jahrhunderts begegnet man häufiger Grün-
dungen, die von Anfang an auf den gleichzeitigen Be-
trieb mehrerer Assekuranzzweige berechnet waren. Doch
fanden sie zunächst wenig Nachahmung. Durchweg zog
man es vielmehr vor, wenn von einer Gesellschaft eine
weitere Versicherungsart aufgenommen wurde, diese selb-
ständig zu gestalten und die Verbindung höchstens darauf
zu erstrecken, daß der Aufsichtsrat in beiden Zweigen sich
aus denselben Personen zusammensetzte und die General-
agenten der einen Gesellschaft auch in gleicher Eigen-
schaft für die andere tätig waren. Erst die neuere Zeit
hat Versicherungsbetriebe entstehen lassen, die in einer
einheitlichen Organisation sich mit einer Reihe von Ver-
sicherungszweigen beschäftigten. Für einige derselben war
die Zusammenfassung insofern selbstverständlich und
nötig, als sich eine Trennung gar nicht durchführen ließ.
Dies gilt z. B. für die Verbindung der Haftpflicht — mit
der Unfallversicherung, die infolge der natürlichen Ent-
wicklung, die diese Versicherungszweige in Deutschland
genommen haben, innerlich miteinander verbunden sind.
Ein anderer Grund für die Erstreckung des Geschäftskreises
ein und derselben Gesellschaft auf mehrere Zweige lag
darin, daß Versicherungskombinationen aufkamen, in denen
das Geschäft zu unbedeutend war, um eine eigene Organi-
sation zu gestatten. Hier ist die Wasserleitungsschäden-,
Einbruchdiebstahl-, Kautions-, Sturm-, Maschinen-, Betriebs-
verlust- und Mietverlust-Versicherung zu nennen. Auch
die Glasversicherung wird vielfach als Nebenzweig be-
trieben. Eine derartige Angliederung neuer Zweige an
bestehende Betriebsorganisationen trifft man sowohl in
der Unfall- und Haftpflicht-Versicherung, in der Trans-
portversicherung und etwas später auch in der Feuer-
versicherung. Heute ist es allgemein Brauch, daß die
Feuerversicherungsgesellschaften gleichzeitig das Risiko
des Einbruch-Diebstahls und des Wasserleitungsschadens,
vereinzelt auch des Glasschadens mitdecken. War schon
in einem früheren Abschnitt der Entwicklung der Ge-
sellschaftsorganisation der Hauptgrund für die Verwen-
dung der Generalagenten des einen selbständigen Be-
triebes in einem anderen Versicherungszweige der Wunsch,
an Organisations- und Akquisitionskosten zu sparen,
so führte in weiterer Folge die gleiche Absicht zur
Zusammenfassung einer ganzen Reihe von Versicherungs-
zweigen in eine einzige Gesellschaft. Es liegt auf der
Hand, daß, wenn der Inspektor eines Unternehmens vier
oder fünf verschiedene Assekuranzarten vertritt, er seine
Reisekosten auf diese fünf Zweige verteilen kann, und daß
sich auch die Bureaukosten, Spesen usw. verringern.
Ebenso ist es für das Geschäft vorteilhaft, wenn der Ver-
sicherungskandidat die Möglichkeit hat, durch Vermittlung
einer Person sich gleichzeitig gegen verschiedene Risiken
zu versichern. Eine Reihe von Lebensversicherungs-Gesell-
schaften dehnte daher ihre Tätigkeit auf die Unfall- und
Haftpflichtversicherung aus. Aehnlich verfuhren Trans-
portversicherungs-Gesellschaften, bei denen man auch Kom-
binationen mit der Feuerversicherung begegnet. Daß der
scharfe Wettbewerb der Gesellschaften unter einander, der
darauf hinwirkt, den Versicherungslustigen die Ware Ver-
sicherung so biUig wie möglich anzubieten und daher die
Gesellschaften zu einer möglichst sparsamen Wirtschaft
zwingt, derartige gemischte Betriebe sehr begünstigte, ist
klar, ebenso daß die gegenseitige Konkurrenz der Unterneh-
mungen stärkere Kapitalzusammenballungen verursachte.
Neue Gründungen werden daher mit stärkerem Aktien-
kapital vorgenommen. Finanziell schwache Gesellschaften
gehen Fusionen mit anderen kräftigeren Instituten ein.
Große Unternehmungen schaffen sich durch Errichtung
von Tochtergesellschaften, insbesondere als Rückversiche-
rungs-Anstalten, Interessengemeinschaften, die auch durch
gegenseitige Uebernahme der Aktien und Austausch der
AufsichtsratsmitgUeder zur Entstehung gelangen.
BÜCHERSCHAU H n H H
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandel
zu beziehen.)
Der internationale Postscheck-Verkehr. Von Dr. M e z. Tü-
bingen, J. C. B. Mohr. 1,20 M.
Der Verfasser zeigt in der voriiegenJen Schrift die Ent-
stehung, Organisation und Bedeutung des Postgiroverkehrs der
mitteleuropäischen Staaten.
Den Ausgangspunkt seiner Betrachtungen bildet der 1883
ins Leben getretene österreichische Postsclieckverkehr, der das
Vorbild für Ungarn, die Schweiz und das Deutsche Reich ge-
worden ist. Für die Praxis wichtig sind die von Alez übersichtlich
zusammengestellten Bestimmungen über den Ueberweisungsdienst
348
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 22
dieser Länder untereinander, zu denen seit November 1910 noch
Belgien getreten ist.
Den i<ritisclien Bemerkungen Mez's, daß die Regierungen
der weiteren Ausdehnung des Postgiroveri<ehrs wegen finanzieller
Ausfälle im Wege stehen, können wir nur beipflichten.
Die Schrift kann im übrigen nur empfohlen werden.
Schulze.
Praktische Lohntabellen zum Gebrauch bei Akkord- und Lohn-
rechnungen. Kleine Ausgabe. Von 2 bis 60 Pfg. und '
1 bis 120 Stunden, für viertel und halbe Stunden berechnet. ,
Von Otto Hartleib. Fijnfte Auflage. Berlin, Verlag
von Alfred Unger. üeb. 2 M.
Es kann nicht Wunder nehmen, wenn ein Buch wie das vor-
liegende in verhältnismäßig rascher Folge fünf Auflagen erlebt.
Die darin enthaltenen Lohntabellen entsprechen wirkhch den
Bedürfnissen des praktischen Lebens, denn alle Lohnbeträge von
2 bis 60 Pfg. und 1 bis 120 Stunden, und deren Bruchteile von
Vi» Va und 3/4 lassen sich mühelos ablesen.
Der Druck ist klar und übersichtlich, auch muß der Preis
ein niedriger genannt werden.
Bücherrevisor Schulze- Leipzig.
Das Weltpatent. Uebersichtliche Darstellung der wichtigsten
und wissenswerten Bestimmungen aus den Patentgesetzen
der Kulturstaaten. Von Friedrich Wilhelm, Ingenieur.
Berlin. Verlag von Eduard Butzmann. Preis 1 M.
Die vom Kaiserlichen Patentamt alljährlich herausgegebene
Statistik beweist, daß die Zahl der Erfinder sich von Jahr zu
Jatir außerordentlich vergrößert. Damit wächst auch die Zahl
derjenigen Personen, welche neben den deutschen Schutzrechten
auch im Auslande Patentrechte erwerben. Dieser großen Menge
von Inhabern ausländischer Schutzrechte wird die vorHegende
Arbeit willkommen sein. Sie enthält in übersichtlicher Dar-
stellung alle Daten, welche für einen Schutzinhaber, aber auch
für Personen, welche sich mit der Nachsuchung von Schutz-
rechten für dritte gewerbsmäßig beschäftigen, wichtig sind.
„Der Luftstickstoff und seine Verwertung." Von Prof. Dr. Karl
Kaiser. Mit 13 Abbildungen im Text. 313. Bändchen
der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt". Leipzig.
Druck und Verlag von B. G. Teubner. Preis geb. 1,25 M.
Die Befürchtung, daß der jährliche ungeheuerliche Verbrauch
der Salpetervorräte Chiles, welche bekanntlich die ganze Welt
mit dem für Industrie und Landwirtschaft unentbehrlichen Pro-
dukt versehen, eine Erschöpfung dieser Quelle bringen muß und
wird, veranlaßt bereits eifrig die Technik und Wissenschaft,
einen Ersatz für den Chilesalpeter zu finden. Der bedeutendste
Bestandteil des Salpeters, worauf das Interesse zumeist beruht,
ist der bekannte Stickstoff. Dieser kommt nun, wie wir wissen,
in der Atmosphäre zu V5 'vor. Er ist dort aber frei, mit anderen
chemischen Grundstoffen nicht gebunden, und leider so für
unsere Zwecke nicht verwendbar. Eine Verbindung mit an-
deren Stoffen ist daher notwendig. Der Verfasser behandelt
nun die theoretischen Grundlagen der Stickstoffverbindungen
und die bereits erfundenen Verfahren, den Stickstoff für uns
nutzbar zu machen.
Die Ausführungen sind sehr interessant und lehrreich. Das
Bandthen reiht sich den bisher in der bekannten Sammlung er-
schienenen würdig an. R_
Wasserversorgung der Ortschaften. Von Dr. ing. Robert Wey-
rauch, Zivilingenieur, o. Professor der Kgl Techn.
Hochschule Stuttgart. Mit 85 Abbildungen. (Sammlung
Goschen Nr. 5.) Leipzig. G, J. Oöschensche Verlags-
buchhandlung. Preis in Leinw. geb. SO Pfennig.
Das kleine Werk füllt eine Lücke aus. Es behandelt das
sehr weite Gebiet der Wasserversorgung in Kürze, aber trotz-
dem so eingehend, daß es die Bezeichnung als Lehrbuch voll
verdient. Zahlenmaterial, Berechnungen, Literaturangaben bieten
neben dem sonstigen Inhalt selbst dem Fachmann viel. Ins-
besondere finden die grundlegenden Gesichtspunkte gute Be- '
rücksichtigung, ebenso die neuesten Forschungen.
Das Büchlein spricht über die allgemeinen Vorkenntnisse,
Beschaffung, Leitung, Hebung, Aufspeicherung und Reinigung
des Wassers, Die gediegene, wissenschaftliche Behandlung des
Stoffs und nicht zuletzt der billige Preis lassen die Anschaffung
sehr empfehlen. R.
:: :: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Technik
Frage 122. Ein Unterkunftshaus im Gebirge soll mit einer
Wasserleitung versehen werden. Eine starke Quelle ist in 300 m
horizontaler Entfernung vorhanden, 20 m höher als der Stand-
ort des Hauses. Zwischen Quelle und Haus schiebt sich jedoch
ein Felsriegel empor, dessen tiefster Punkt ca. 30 m über der
Quellenmündung liegt. Kann hier eine Leitung nach dem
„Heberprinzip" angelegt werden und^ wie wäre dieselbe ein-
zurichten? Bestehen Erfahrungen über solche Anlagen und
ist für die Bestimmung der Lichtweite ein Rechnungsverfahren
anwendbar? Für die verlangten Zwecke würde ein 13 mm
weiter Auslauf genügen.
Frage 123. Eine 25 mm starkwandige Bleirohrleitung für
Süßwasser von ca. 1000,00 m Länge ist auf dem Meeresgrund
verlegt worden. Die Leitung ist ständig vom Wasser umspült.
Ist es einem der Herren Kollegen möglich, mir über die Lebens-
dauer oder über irgend welche Erfahrungen unter ähnlichen
Verhältnissen Auskunft zu geben?
Frage 124. In einem ca. 5 ha großen Binnensee, welcher
teilweise bis zu 5,0 m Tiefe aufweist, soll für eine Ortschaft
von ca. 2000 Einwohnern auf möglichst billige Weise eine
Volksbadeanstalt errichtet werden. Was für eine Anlage würde
sich bei diesen Bodenverhältnissen empfehlen, da ein Spund-
wandbassin zu teuer erscheint? Auch bitte ich um Angabe
diesbezügl. Literatur, desgl. würden mir Projektzeichnungen evtl.
gegen Erstattung der Kosten sehr willkommen sein.
Frage 125. Ein Blockhaus ist an der Außenseite mit
lasierten pitsh-pine Brettern verkleidet. Der Anstrich muß in-
folge der Witterungseinflüsse sehr oft erneuert werden, die
Unterhaltungskosten sind daher sehr hoch. Gibt es außer
Schiefer, Zink, Eternit oder Ruberoid ein Mittel, die Holz-
schalung in wirksamer Weise zu verkleiden und^ wer liefert
dasselbe? Das Ansehen des Gebäudes darf durch die Ver-
kleidung nicht leiden.
Frage 126. Gibt es ein Anstrichmittel, mit welchem man
Reklameschriften auf die Falzziegel eines Daches in wetter-
beständiger Ausführung und gut sichtbar anbringen kann? Die
Falzziegel haben naturrote Farbe. Wer verfertigt oder liefert
das Anstrichmittel?
Frage 127. Wer ist verantwortlich dafür, daß ein Neubau
mit seinen Fundamenten auf tragfähigen Boden zu stehen
kommt, der ausführende Unternehmer oder der bauleitende
Architekt? Ist der Unternehmer verpflichtet, den Boden zu
untersuchen, bevor er die Fundamente herstellt, oder muß ihn
der bauleitende Architekt darauf aufmerksam machen?
Frage 128. Gibt es Kostenanschlagsformulare mit Text-
Vordrucken für Hochbauten, wie solche die Zentralheizungs-
firmen u. a. im Gebrauch haben, und wo sind solche zu beziehen?
Zur Frage 119. Lavasteine für Filter. Lavasteine in ver-
schiedener Korngröße, die sich vorzügHch zu Filtern von Wasser-
Enteisenungsanlagen eignen, liefert die Firma J. Meurin in
Andernach a. Rhein. Es empfiehlt sich, das Filter aus den
vorhandenen Korngrößen zusammenzustellen, da andere Größen
viel teurer werden. Max Valentin, Stadtbaumeister.
Zur Frage 122. Wasserleitung. Eine Heberrohranlage kann
für den in Frage kommenden Fall nicht zur Ausführung kommen,
denn ein gewöhnlicher Heber saugt theoretisch nur bis 10,33 m
über Wasserspiegel an. Hier sind jedoch 30 m Höhe zu über-
winden; dies könnte geschehen durch Anordnen sogenannter
Saugkessel, in denen flüchtige Oele vergast und dann ver-
brannt werden. Es müßten 4 solcher Kessel eingebaut werden
und jedesmal betätigt werden, wenn ihr Fassungsraum an Wasser
aufgebraucht wäre. Eine solche Anlage wäre kostspielig und
, unzweckmäßig. Zu empfehlen ist, wenn eine Umgehung des
Felsriegels nicht möglich ist, die Aufstellung eines Widders
unterhalb des Quellenauslaufes, dieser drückt dann das Wasser
nach einem auf dem Felsriegel zu erbauenden Wasserbehälter,
■ von wo aus es dann der Unterkunftshütte zugeführt werden
kann. Die Fallrohrleitung sollte nicht enger als 25 mm ge-
wählt werden. Zu empfehlen sind Mannesmannrohre. Widder
werden von Bopp & Reuther, Mannheiin-Waldhof und von
Gawcns, Wülfel vor Hannover geliefert. Bevor Anfragen an
die Firmen gestellt werden, ist ein genaues Längenprofil zu
fertigen und sind Wassermengenmessungen an der Quelle vor-
junehmen. W.
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ IQU
349
r Einladung zur Subskription
auf das in einigen Monaten im Verlage von Duncker & Humblot in Leipzig erscheinende, auf Grund
einer statistischen Erhebung des Deutschen Techniker-Verbandes und in dessen Auftrage von
= Dr. A. Günther, Privatdozent an der Universität Berhn verfaßte Werk: =
„Die deutschen Mittelschultechniker, ihre Vor-
bildungs-, Arbeits- und Lebensverhältnisse"
Das Buch erscheint in Stärke von zirka 20 Druckbogen (320 Seiten) einschließlich eines umfangreichen
Tabellenmaterials. Für die Teilnehmer an dieser Subskription ist der Preis, der im Buchhandel
mindestens 6 M betragen wird, auf höchstens
Zwei Mark vierzig Pfennig
festgesetzt. — Wir laden unsere Mitglieder und die Mitglieder der übrigen technischen Verbände,
======= die hiervon direkt verständigt werden, höflichst ============
zur Subskription
ein und bitten, den untenstehenden Subskriptionsschein auszufüllen und an die Buchhandlung des
Deutschen Techniker- Verbandes, Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94 IV., einzusenden.
(Hier abtrennen.)
An den Deutschen Techniker-Verband, Berlin SW. 68, Mariegrafenstraße 94
Subskriptions-Schein
Ich bestelle bei der Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes, Berlin SW. 68,
Markgrafenstraße 94
Exemplare 6ünther, Die deutschen Mittelschultechniker
zum Preise von höchstens M 240 für das Exemplar.
Name: (Bei Mitgliedern Mitglieds-Nummer)
Stand: Wohnort und Wohnung:
350
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
HeFt 22
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungsiosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom I.Juli 1911 ab
45 — 90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen berufl. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfür gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W.8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.94
. FERNSPRECHER ♦
AMT IV, 575 UND 576
Wanden; ersammlung des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
am 17., 18. und 19. Juni
Wir teilen heute nochmals mit, daß wir den Zweigvereinen
des D. T.-V. Eintrittskarten für die Ostdeutsche Ausstellung von
: 0,50 M statt 1 M zum Weiterverkauf an ihre Mitglieder und
deren Gäste 2ur Verfügung stellen. Karten für das am 18. Juni
geplante gemeinsame Mittagessen, Gedeck 3 M ohne Wein-
zwang, geben wir ebenfalls zum Weiterverkauf ab. Bemerkt
sei noch, daß diese Vergünstigungen nur eintreten, wenn die
Karten vorher abgenommen werden. Wir bitten die Vereins-
vorstände, Bestellungen von Karten unter Angabe der Tage
umgehend zu bewirken. Den Herren Einzelmitgliedern stellen
wir die Karten nach vorheriger Einsendung des Betrages, evtl.
auch in Briefmarken, durch die Post zu. Aufrufe, Fragebogen
mit Programm usw. sind allen Vereinen mit der Bitte um Ver--
teilung an ihre Mitglieder zugestellt. Den Herren Einzelmit-;
gliedern der Ostdeutschen Bezirksverwaltung sind diese Bogen-
durch Vermittelung ihrer Bezirksverwaltung ebenfalls zugestellt..
Mitglieder, die noch nicht im Besitze solcher Aufrufe sind,
wollen diese von der Geschäftsstelle der Vereinigung Posener
Techniker, Posen O. 5, Bitterstr. 2611, verlangen. Im übrigen
verweisen wir auf die Bekanntmachungen in den Heften 17, 18,
19, 21 und 23 der Techniker-Zeitung.
Nachdem obige Zeilen bereits zum Druck gegeben sind,
teilt uns 'die Ausstellungsleitung mit, daß am 17. Juni ein
Sonderzug mit ermäßigten Fahrpreisen von Kattowitz über
Königshütte, Beuthen, Gleiwitz, Oppeln, Breslau, Lissa nach
Posen fährt. Der Zug fährt 9.15 vorm. von Kattowitz und nach-
mittags 1 Uhr von Breslau und trifft 3.41 Uhr nachmittags in
Posen ein. Ein weiterer Zug fährt am 15. Juni vormittags
8.15 Uhr von Stettin über Stargard, Arnswalde nach Posen und
trifft dort 12.29 Uhr nachmittags ein. Die Karten für den
von Schlesien kommenden Zug müssen bis zum 11. Juni mittags
12 Uhr, für den Stettiner Zug bis zum 8. Juni auf den betreffen-
den Stationen bestellt werden. Die Züge verkehren nur bei
genügender Beteiligung.
Weiter wird uns mitgeteilt, daß die Eisenbahnverwaltung
Gesellschaftsfahrten nach der Posener Ausstellung als Studien-
fahrten betrachten und zu ermäßigten Preisen zulassen wird.
Wir bitten die Zweigvereine des D. T.-V. deshalb nochmals,
sich wegen Fahrpreisermäßigung an die zuständige Direktion
zu wenden. Sollte wider Erwarten ein derartiges Gesuch ab-
gelehnt werden, so bitten wir um Nachricht, damit wir die Aus-
stellungsleitung zur Einleitung entsprechender Schritte ver-
anlassen können.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegan Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Besch lu« des veroanas.
2 tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung,
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Chartottenburg. Technischer Verein. Vereinslokal:
„Wilhelmshof" am Wilhelmsplatz in Charlottenburg. Jeden
1. Donnerstag im Monat Hauptversammlung. Br.-A. : Johannes
Dietze, Charlottenburg, Berliner Str. 60. Unsere nächste Haupt-
versammlung findet am Donnerstag, 1. Juni, abends Vs^ Uhr
pünktlich, statt mit folgender Tagesordnung: 1. Geschäftliches
und Eingänge. 2. Bericht über den letzten Bezirkstag (Koll.
Fliegenschmidt und Trübner). 3. Neuwahl des Schriftführers.
4. Verschiedenes. Dem Verein neu gemeldet hat sich Kollege
Höpfner. Alle Kollegen, welche mit den Beiträgen vom letzten
Vierteljahr noch im Rückstand sind, ersuchen wir, diese um-
gehend an den Kassierer, Kollegen Hermann Fasterding, Char-
lottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 93, einzusenden.
Cästrin. Technischer Verein. Bei der am 26. April
stattgefundenen Vorstandswahl wurde der Vorstand wie folgt
gewählt: 1. Vors.: Herr Ing. Baudach; 2. Vors.: Herr Ing..
Lindemann; 1. Schriftf. : Herr Architekt Schlage; 2. Schriftf. :
Herr Bauführer Tschöcke; Kassierer: Herr Ing. Schmidt; 1. Bei-
sitzer: Herr Stadtbauführer Altenhein; 2. Beisitzer: Herr Bau-
führer Zehe. Briefadresse: Herr Ing. Baudach-, Cüstrin-Neust.,
Landsberger Straße 29.
Friedberg i. H. T e c h n. Verein. Br.-A.: H. Pollex,
Friedberg i. H., Kaiserstr. 154. — Der Verein plant die Besich-
tigung der Müll-Verbrennungs-Anlagen in unserer Nachbarstadt
Frankfurt. Näheres darüber in der nächsten Nummer. Den
Vortrag für die nächste Monatsversammlung am Sonnabend,
3. Juni, 8V2 Uhr, im Vereinslokal übernimmt Herr Kollege Joh.
Schwarz mit dem Thema: „Die Gewinnung, Herstellung und
Eigenschaften des Portland-Zements". Verbandskollegen und
Freunde des Vereins herzlich willkommen. Die ordentlichen
Mitglieder bitten wir um besonders pünktliches Erscheinen, da
als erster Punkt der Tagesordnung der Bericht über die außer-
ordentliche Gesamtvorstandssitzung der M. B.-V. zu erledigen ist.
Hanau. Tech n. - Verein. Vors. u. Br.-A. : W. Kaiser,
Architekt, Hanau a. M., Röhnstr. 2. . — Donnerstag, 1. Juni,
Hauptversammlung im „Hotel zum Riesen". Tagesordnung:
1. Verlesung der Eingänge. 2. Bericht über die außerordentliche
Mittelrheinische Bezirksvorstandssitzung. 3. Bericht des So-
zialen Ausschusses. 4. Ausflug am Himmelfahrtstag. 5. Be-
sprechung über Vorträge durch Vereinsmitgliedcr. 6. Verschie-
denes. Wir bitten unsere Mitglieder, an diesem Abend der wich-
tigen Tagesordnung wegen vollzählig zu erscheinen. Einzcl-
mitglieder sind freundlichst eingeladen.
Kattowitz. Technischer Verein. Hauptversammlung
7. Juni 1911, abends 87^ Uhr, im Vereinslokal „Pschorrbräu'",
August-Schncider-Straße. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mit-
teilungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Besprechung
über einen Sommerausflug. 4. Besprechung über die zu haltenden
Fachzeitschriften. 5. Verschiedenes. Um Vollzähliges Erscheinen
der Mitglieder sowie der Hospitanten wird dringend gebeten.
Heft 22
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
351
Kiel. Techniker-Verein. Nächste Mitglieder- Ver-
sammlung am Donnerstag, 1. Juni d. J., im Vereinslokal Re-
staurant „Patzenhofer", Falckstr. 12. Tagesordnung: 1. Auf-
nahmen. 2. Vortrag: „Die Welthilfssprache Esperanto". Re-
ferent: Herr A. Clementsen von der Esperanto-Gruppe Kiel.
8. Eingänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Sonstiges. Wegen
Punkt 2 der heutigen Tagesordnung erbitten wir recht zahlreiche
Beteiligung. Der Vortragende, Herr Clementsen, wird gleich-
zeitig eine kleine Ausstellung von Esperanto-Literatur, Zeitungen,
kaufmännischen Prospekten und statistischen Zeichnungen ver-
anstalten. Dem Verbände noch fernstehende Kollegen sind zu
unseren Versammlungen jederzeit willkommen.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. u.
Br.-A.: H. Klingner, Baumstr., Nordhausen, Steinstr. 24. Jeden
Donnerstag abend bei günst. Witterung Vereinsabend im Gehege
Rest. „Merwigs-Linde", sonst Rest. „Bürgerbräu". Jeden Sonn-
tag vorm. 111/2 Uhr Frühschoppen im Cafe Dietze. — Am
Donnerstag abend 8V2 Uhr findet im Vereinslokal Rest. „Bürger-
bräu" unsere Juni-Hauptversammhmg statt. Wir bitten um
zahlreichen Besuch derselben. Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bericht über den Bezirkstag
in Jena. 4. Besichtigungen. 5. Verschiedenes.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstr. 4 III. — Hauptversammlung am
Donnerstag, 1. Juni IQll, im Vereinslokal Restaurant „Neubauer",
Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen und Eingänge.
2. Technische Fragen. 3. Verschiedenes. — Während der Monate
Juni, Juli und August finden nur die Hauptversammlungen
statt; jeden anderen Donnerstag zwanglose Zusammenkunft im
Vereinslokal.
Warmbrunn i. Schi. Technischer Verein. An dem
Vortragsabend, der am 20. d. M. in der Gastwirtschaft „Deutsche
Flotte" stattfand, sprach unser Bezirksverwaltungs- Vorsitzender
Herr Ing. Sippach über das Thema: „Sollen sich Industrie-
techniker im D. T.-V. organisieren?" Es erübrigt sich wohl,
hierauf an dieser Stelle näher einzugehen, und sei nur bemerkt,
daß sich alle Anwesenden — zu unserer großen Freude waren
auch acht Herren aus Hirschberg gekommen — sich mit den
Ausführungen vollständig einverstanden erklärten. Vier Neu-
aufnahmen waren der äußere Erfolg dieses Abends, für den
wir auch an dieser Stelle unserem Herrn Kollegen Sippach
Dank aussprechen.
Techniker in der Industrie.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Hauptver-
sammlung Freitag, 2. Juni, 1/2^ ^^r abends. Tagesordnung:
1. Eingänge. 2. Protokoll. 3. Fragekasten. 4. Verschiedenes.
Leitung: Kollege O. Richter. Montag, 5. Juni, i/jll Uhr vorm.,
Frühschoppen im Vereinslokal. Freitag, 16. Juni, 1/2^ Uhr
abends, Vorstandssitzung. Donnerstag, 8., 15., 22. und 29. Juni,
abends 8 Uhr, Zusammenkünfte der Mitglieder im Schloßteich-
Restaurant. In Verband und Verein aufgenommen: Herr
K. Querl, Chemnitz-Hilbersd., Florastraße. In den Monaten
Juni bis September finden die Bekanntmachungen des Vereins
nur in den Mitteilungen der Landesverwaltung Sachsen statt.
Gemeindetechniker.
Hauptausschufa des Verbandes der Technischen Gemeinde-
beamten Deutschlands, Interessengruppe im D. T.-V. (Vorsitzen-
der: Emil Rohr, Charlottenburg 5, Städt. Bürgerhaus).
Mit Wirkung vom 1. Juli 1911 muß für jedes Gruppen-
mitglied wiederum ein neues Abonnement auf unser Verkündi-
gungsblatt „Der Technische Gemeindebeamte" abgeschlossen
werden und zwar für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1911.
Wir bitten daher, die im Laufe des ersten Halbjahres 1911 zu
verzeichnenden, sowie die Anfang Juli voraussichtlich eintreten-
den Adressenveränderungen, soweit uns diese nicht bereits mit-
geteilt sind, der Expedition Berlin NW. 52 bis späte-
stens 5. Juni er. anzumelden; bis dahin wollen diejenigen
Gruppenmitglieder, welche das Verkündigungsblatt überhaupt
noch nicht oder aus irgend einem Grunde in letzter Zeit nicht
mehr erhalten haben, ihre Adressen einsenden.
Bei allen Zuschriften ist stets die D. T.-V.-
Mitgliedsnummeranzugeben. '
Gruppenmitglieder, welche es unterlassen, ihre neue Adresse
der Expedition Berlin NW, 52 bis zum 5. Juni er. bekannt zu
geben, müssen gegen eine Gebühr von 50 Pf. bei ihrem bis-
herigen Postamte die Ueberweisung der Zeitung nach ihrer
neuen Adresse bewirken.
1 =
Vollständig von R— Z ist erschienen:
BTbVHV^^^H Sechste, gänzlich neubearbeitete
SUjl^*|k^zm2S und vermehrte Auflage
150.000
u. Verwi
Bilder,
elo usw. 1
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Artikel 1
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nung u. volle Kost 3 M 50 Pf. für
denTagfürMitgliederu.derenAn-
gehörige.GeseliigerVerkehr.Zpn-
tralheizung. Badeanlagen: Wan-
nen- u. Brauseb., Ficntennadel-
Kohlensäure- u.Solbäder.Turn-u.
Spielplatz. Frei-Konzerte d. Hof-
kapelle das ganze Jahr. Fahrkarte
Sondershausen-Possen lösen. ::
Prosp. durch die Anstaltsleilung
Alle Anfragen sind zu richten an
das Erholungsheim d. Deutschen
Techniker-Verb. Sondershausen.
Das ganze Jahr geöffnet!
Um für unser Erholungsheim zu
werben, haben wir Künstler-Stein-
drucks herstellen lassen, die in
diesem Bilde wiedergegeben sind.
Es ist aus dieser schwarzen Wieder-
gabe nicht annähernd ersichtlich,
wie schön der in neun Farben her-
gestellte Steindruck sich als Zimmer-
schmuck für das Haus, für die
Vereinszimmer usw. eignet. Durch
eine große Auflage ist es uns ge-
lungen, den Preis außerordentlich
billig stellen zu können. Es kostet:
a) das Bild (ca. 47X70 cm) auf
starker Pappe mit gefälligem weißen
Rahmen einschließlich Verpackung
ohne Porto 1,75 M (Porto 25 bezw.
50 Pf ),
b) dasselbe Bild auf Karton mit
Leisten einschließlich Verpackung
ohne Porto 0.95 M (Porto 20 Pf.).
Bestellungen sind zu richten an
die Verbandsleitung in Berlin.
352 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 Hett 22
Stellen - Angebote
Warnung!
Durch die unter besonderen Umständen erfolgte plötz
liehe Kündigung der Verbandsmitglieder bei der Architektur
Firma Stengel & Hofer, München, Dachauer Str. 25, be
stehen mit dieser Firma Differenzen. Wir bitten die Mit
glieder, die sich bei dieser Firma zu bewerben gedenken
sich zuvor mit der Bayer. Landesverwaltung, München
Elisenstr. 7 oder mit unserer Geschäftsstelle in Berlin in
Verbindung zu setzen. Weitere Mitteilungen siehe unter
„Standesbewegung" in dieser Nummer.
Die Verbandsleitung.
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1557 f. Kgl. Beh. i. Quedlinburg sof. zeichn. gewandt.
Hochbautechn. z. Herstellg. d. Aufnahmezeichn. u. Aufstellg.
e. Kostenanschl. f. d. Wiederinstandsetzung des Kgl. Schlosses
a. 3 bis 4 Mon. 180 M. Keine Zureisekosten. Ang. unt. 1557
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1558 f. d. Neubau d. Oberzolldirektionsgebäudes i. Cassel
sof. Bautechn., gewandt. Zeichn., i. Konstruieren u. Aufstellen ,■
aller Berechn. erf. Ang. unt. 1558 a. d, Hauptstelle Berlin SW., i
Markgrafenstraße 94.
1588 V. gr. Berlin. Firma sof. zwei jüng., tücht. Steinmetz-
techniker. 180 bis 200 M. Ang. unt. 1588 a. d. Zweigst, f.
Steinmetztechn., z. H. d. Hn. J. Marsalek, Johannistal, Parkstr. 20.
1590 f. Kgl. Beh. i. Meseritz sof. jüng. Hochbautechn.
z. Hilfeleistg. b. d. lfd. Dienstgesch. Stellungsdauer 3 Mon.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1590 a. d. Zweigstelle Pose.i, z. H. •
d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
1592 n. Eisenach sof. Bautechn., mögl. gel. Maur., m. gut.
Allgemeinbild., f. Bureau u. Baustelle. 140 bis 150 M. Dauernd.
Ang. unt. 1592 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.'
1593 n. Klausenburg (Siebenbürgen) sof. mehr, tücht.
Bautechn., unbedingt selbst. Dauernd. 200 bis 300 Kronen.
Ang. unt. 1593 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1594 f. Kgl. Beh. i. Kreise Hofgeismar sof. e. i. Zeichn. u.
Veranschl. geübt. Techn. a. 3 bis 4 Mon. 150 M. Ang. unt.
1594 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1596 f. Kgl. Beh. i. Coblenz z. Wiederherstellg. d. durch
Brand zerstörten Ober- und Dachgeschosses d. Lehrerinnen-
seminars durch, erf. Techn., i. Betonbau u. i. d. Ausführung gr.
Zimmerarbeit, besonders gewandt. Stellungsd. etwa 9 Mon.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1596 a. d. Geschäftsstelle Rheinland
und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1597 f. Baugesch. i. Bunzlau sof. Hochbautechn. 130 bis
150 M. Ang. unt. 1597 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1598 f. Baugesch. i. Dessau sof. tücht. Archit. od. Techn.
Bis 250 M. Ang. mit Skizzen i. Briefform 'unt. 1598 a. d. Zweig-
stelle Magdeburg, z. H. d. Hn. Th. Grosse, Breite Weg 175/77.
1599 f. städt. Beh. i. Pinneberg z. 1. 10. 1911 Stadtbau-
techniker f. neueingeführte Stllg. Anfangsgeh. 2400 M, mit
Fortbildungsschule 300 M Zulage. Dauernd. Ang. unt. 1599 a.
d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
1600 f. Baugesch. i. Seesen a. Harz sof. jüng. Bautechn.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1600 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1601 f. Baugesch. i. Dortmund sof. jüng. Tiefbautechn.,
Absolv. e. Bauschule. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1601 a. d.
Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen i. Dortmund, Kaiser-
straße 86.
1602 n. Mohrungen sof. jüng. Techn., mögl. gel. Zinnn.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1602 a. d. Zweigstelle Königsberg,
2. H. d. Hn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1603 n. Maraunenhof sof. erf. Bautechn. a. kürz. Zeit.
Ang. unt. 1603 a. d. Zweigst. Königsberg wie unt. 1602.
1604 n. Königsberg sof. erf. Hochbautechn., mögl. m.
dortig. Verh. vertr. 150 bis 180 M. Ang. unt. 1604 a. d.
Zweigst. Königsberg wie t4nt. 1602.
1606 n. München sof. jüng. Hochbautechn., i. Veranschl.,
Statik u. Abrechn. bewandert, sow. m. süddeutsch. Verh. vertr.
Dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1606 a. d. Münchener
Techniker-Verein, Elisenstr. 7.
1607 n. Kaiserslautern sof. jüng. tücht. Hochbautechn.,
gewandt. Zeichn., m. a. vorkommend. Arbeit, durch, vertr. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1607 a. d. Zweigst. Kaiserslautern, z. H.
d. Hn. Otto Braun, Barbarossastraße 37.
1608 f. Militärbeh. i. Minden sof. Techn., d. bereits b. d.
Heeresverwltg. tätig war, a. zun. 5 Mon. z. Vertretg. d. beurl.
Bausekr. Weiterbeschäftigung nicht ausgeschl. Ang. unt. 1608
a. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
1609 f. gr. Marmorwerk i. Fichtelgebirge sof. jüng. Techn.
m. prakt. Kenntn. Dauernd. 130 bis 160 M. Ang. unt. 1609
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1610 f. neues Kaliwerk i. Oberelsaß tücht. Bauf. bezw.
Techn., selbst. Arbeit. 200 M. Ang. unt. 1610 a. d. Zweigst.
Mülhausen i. Eis., z. H. d. H. Philipp Mayer, Engel-Dollfußstr. 7.
1611 f. Bauverwaltg. i. Greifswald schnellst, tücht. Techn.
m. etwas Erf. i. Verwaltungssach. 160 bis 180 M. Ang. unt.
1611 a. d. Zweigstelle Stettin, z. H. d. Hn. G. Borchert, Barnim-
straße 16 E.
1612 n. Spandau sof. jung. Bautechn. f. Veranschl. u
Massenberechn. Dauernd. 130 M. Ang. unt. 1612 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1613 f. Baugesch. i. Eberswalde sof. jüng. Hochbautechn.,
Absolv. e. Baugewerksch., i. dauernde Stllg. 120 bis 130 M.
Ang. unt. 1613 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Die Herren Bewerber werden gebeten, um Verzögerungen bei
der Weitergabe der Bewerbungsschreiben zu vermeiden, stets
die Mitglieds- und Vakanzennummer oben links auf dem Be-
werbungsschreiben und auf dem Briefumschlag anzugeben.
1615 f. Installationsgesch. i. Breslau sof. jung. Techn., fl.
Zeichn., Branchenkenntn. nicht erforderl. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1615 a. d. Zweigst. Breslau, z. H. d. Hn. E. Reußner„
Breslau 8, Webskystr. 11.
1616 V. Berlin. Tiefbauunternehmer für Bahnbaut. i. Posen
sof. tücht. Bauf., n. unt. 25 J. alt, f. d. Baustelle. Geh. ca.
200 M. Stllg. voraussichtl. v. läng. Dauer. Ang. unt. 1616 a.
d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1617 f. Baugesch. i. Werneuchen sof. jüng. Techn., ledig,
Absolv. e. Baugewerkschule, d. einf. Baut, veranschl. u. stat.
Berechn. aufstell, kann, mögl. Bewerb. m. eigenem Fahrrad.
130 M. Ang. schnellstens unt. 1617 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1618 f. Architekturbureau i. Essen sof. tücht. Techn., fl.
Zeichn. u. Statik. Ang. mj. Bkizzen u. Geh.-Anspr. unt. 1618
a. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
1619 f. Beton- u. Eisenbetonbaugesch. i. westfälischen In-
dustriegebiet sof. tücht. Techn., in stat. Berechn., Kalkulation
u. Bauführung durch, erf. Bis 250 M. Ang. unt. 1619 a. d.
Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen wie unter 1618.
1620 f. Bauamt gr. Gemeinde i. Bez. Münster sof. Hochbau-
techniker, der b. Kommun;!lbchörd. (Baupolizei) mögl. bcschäft.
war. Anfangsgeh. 130 A\, Erhöhung evtl. auf 150 M. Privat-
dienstvertrag. Ang. unt. 1620 a. d. Geschäftsstelle Rheinland
und Westfalen wie unter 1613.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 23 Schriftleitung: L Rieh. Schubert, Berlin. 3. JUH! 1911
lohalt: Wanderversammlung des D. T.-V. anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen — Praktische Winke — Graphische Beiecinung einer Stützmauer unter ein-
facherer Annahme der Gleitlinie — Künstlernot — Soziale Bewegung — Sta'idesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Mit-
teilungen aus dem Verbände
Wanderversammlung des D. T.-V. anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung
in Posen.
Am 16. Mai ist die Ostdeutsche Ausstellung für In-
dustrie, Handel und Landwirtschaft durch den deutschen
Kronprinzen eröffnet worden.
Rathaus
In groß angelegtem Rahmen zeigt der in „Deutsch-
land" noch vielfach so verkannte Osten hier seine wirt-
schaftliche Macht, zeigt, daß er frisches, kräftiges Leben
in sich birgt, daß er gleichberechtigt ist und sein will mit
den anderen Teilen des Reiches.
Eine so günstige Gelegenheit, die Verbandskollegen
bei sich zu bewirten und mit einer eindrucksvollen Kund-
gebung an die Oeffentlichkeit zu treten, können sich die
Posener Techniker nicht entgehen lassen. Sie haben daher
alle Kollegen zu der am 17. und 18. Juni stattfindenden
.Wanderversammlung eingeladen und sind überzeugt, daß
alle Besucher, die der Einladung folgen, gern an die
, Posener Tage zurückdenken werden.
Da uns nur noch zwei Wochen von der Wander-
versammlung trennen, so ist es angezeigt, die Verbands-
kollegen mit der Feststadt und der Ausstellung etwas
näher bekannt zu machen.
Königliches Residenzschlöß
Schon die alte Stadt Posen, bis vor kurzer Zeit von
honen Festungswällen umschlossen, birgt viel des Inter-
essanten. Eine Menge altehrwürdiger Bauwerke, die fast
Landschaft mit Oberpostdirei<tion
alle ihre Oschichte haben, laden zum Besuch ein. Da
ist zunächst das im 12. Jahrhundert angelegte, im 16. Jahr-
hundert umgebaute Rathaus in der Mitte des alten Marktes,
umrahmt von so manchem alten interessanten Bauwerk.
Nicht unbesichtigt bleiben dürfen die alten Kirchen, —
354
■ DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 23
Jesuiten-, Bernhardiner-, Karmeliter- und St. Adalbertkirche,
Dom usw. Und so manches alte Häuschen, schief und
baufällig, erinnert den Beschauer in dem Gewirre der Alt-
stadt an vergangene Zeiten.
Um so größer ist der Gegensatz, wenn man die neuen
Teile besichtigt. Die Wälle sind gefallen und haben groß-
zügigen Ringstraßen mit schönen Parkanlagen und Alleen
Königliclre Akademie
Platz gemacht. Prunkbauten sind in der Nähe des Bahn-
hofs entstanden. Eine gewaltige, einheitliche Baugruppe
bilden Schloß, Landschaft und Ober-Postdirektion. Mag
auch mit der Wahl des Baustiles — romanisch — nicht
jeder einverstanden sein, eines muß dem Erbauer Professor
Schwechten zugestanden werden: die Durchführung der
Massenverteilung ist gelungen.
i
Stadttheater
Raiffeisenhaus, Akademie und Ansiedlung haben eben-
falls hier ihren Platz gefunden. Sie alle aber übertrifft
das neue Stadttheater durch den intimei> Reiz seiner vor-
bildlichen Lage inmitten von reizvollen Anlagen. Die Ein-
richtung dieses von Professor Littmann, München, aus-
geführten Prachtbaues wird kaum von einer deutschen
Provinzialbühne erreicht, geschweige denn übertroffen.
Das größte Interesse der Besucher wird sich natur-
gemäß der Ausstellung zuwenden. Niemand würde von
dem Osten unseres Vaterlandes eine solche Machtentfal-
faltung erwartet haben, wie diese großzügige Anlage sie
zeigt. Zunächst fällt ins Auge der alles überragende Turm
der Oberschlesischen Eisenindustrie. 2600 qm Grundfläche
bei 52 m Höhe bedeckt er mit seinen gewaltigen Eisen-
massen, ein Zeichen der wirtschaftlichen Macht der
schweren Industrie Schlesiens, des zweitgrößten Industrie-
zentrums Deutschlands, zugleich auch eine Mahnung an
uns, solchen Kräften eine machtvolle Organisation ent-
gegenzustellen.
Die 8800 qm große Hauptindustriehalle, die 2800 qm
große Maschinenhalle mit der Kraftstation, die riesige
offene Maschinenhalle für landwirtschaftliche Maschinen,
die Wagenhalle und die Ausstellung des oberschlesischen
Bergbaues zeigen dem Techniker viel des Interessanten.
Der Oberschlesisclie Turm
Nicht mmder sehenswert ist die Leuchtfontäne. Maschinen
von mehr wie 300 PS schleudern hier an schönen Sommer-
abenden gewaltige Wassermassen in die Höhe, die von
25 Scheinwerfern mit farbigen auswechselbaren Scheiben
beleuchtet werden. Auch die Ausstellung der Selbst-
verwaltungskörper, das Kleinsiedelungsdorf, die Beton-
Blick durch die Hauptindustriehalle
halle in dem in voller Blumenpracht stehenden Botanischen
Garten und die große Zahl der Einzelpavillons sind
sehenswert.
Daß für des Leibes Wohlfahrt gesorgt ist, braucht
nicht erwähnt zu werden, ebenso wenig, daß der Ver-
gnügungspark nicht fehlt, nur, daß hier — in Alt-Posen —
wertvolle, schon verschwundene Architektur-Denkmäler in
naturgetreuer Nachbildung ihre Auferstehung gefeiert
haben und dem Techniker und Künstler manche Anregung
bieten.
Die Posener Kollegen werden es an der nötigen Gast-
freundschaft nicht fehlen lassen, so daß jedem Techniker
der Besuch empfohlen werden kann, mit dem er auch
der Verbandssaclie einen Dienst erweist. Darum auf zur
Wanderversammlung des D. T.-V. anläßlich der Ost-
deutschen Ausstellung in Posen!
Heft 23
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
355
Praktische Winke
Wir bitten unsere Verbandskollegen um rege Mit-
wirkung an dieser Rubrik. .Wir sind sicher, daß mancher
praktische Wink, welcher vielen Kollegen, sei es in der
Fabrik, sei es auf der Baustelle, sei es im Bureau, sehr
wertvoll wäre, der schriftlichen Einkleidung harrt. — In
der Regel wird es sich dabei nicht sowohl um wissen-
schaftliche Gründlichkeit handeln, als vielmehr teils um
praktische Ab k ü r z u n g e n streng wissenschaftlicher
Methoden, teils um nicht allgemein bekannte Abhilfe
gegen oft lästig empfundene Uebelstände, teils um An-
deutungen über oft verkannte oder wenig bekannte
Anwendungen von bekannten wissenschaftlichen Prin-
zipien. Mancher wird in seinem Wirkungskreise etwas
hierher Passendes finden und kann mit wenigen Worten
vielen seiner Kollegen einen schätzenswerten Dienst
erweisen.
Vom Schaubildzeichnen.
Gebrauch des Maßstabes.
Im Unterricht und in Lehrbüchern wird das Schau-
bild S — oder die Zentralperspektive — eines Gegen-
standes U in der Regel als eine Projektion beschrieben
oder gekennzeichnet, deren Herstellung man sich so denken
kann, daß man, etwa in passender Entfernung von U
sitzend, auf einer feststehenden, durchsichtigen Glasplatte,
der Bildebene, durch die man U betrachtet, alle Linien
des betrachteten Gegenstandes nachzei<^hnet, — gewisser-
maßen von weitem durchpaust. Den gewöhnlich vor-
geführten rein geometrischen schaubildlichen Zeichenver-
fahren liegt stets diese Anschauung zugrunde, die soweit
natürlich auch vollkommen berechtigt ist. Dadurch, daß
anstelle des räumlichen Gegenstandes die erforderlichen
ebenen Parallelprojektionen treten und anstelle der durch-
sichtigen Glasplatte im wesentlichen die undurchsichtige
Zeichenfläche, wird die Aufgabe verwickelt. Außerdem
zerfallen Gegenstand und Bildebene bei genauer Betrach-
tung, und es zeigt sich im Allgemeinfall, nachdem Aug-
punkt und Blickrichtung bzw. Schaulinie oder Hauptstrahl
angenommen sind, daß folgende gedachte Hilfsmittel erster
Ordnung erforderlich und auf der Schaulinie in den rich-
tigen Abständen zu denken sind, um ein richtiges Schau-
bild zu gewinnen.
1. Ein räumlicher Gegenstand, dessen Schaubild ge-
zeichnet werden soll, oder statt seiner das entsprechende
Gedankenbild räumlicher Anschauung. —
Nennen wir es kurz: Urbild, U.
2. Eine gedachte maßstäbliche räumliche Nachbildung
des Urbildes, zum Zweck ,, kinematischer Umkehrung"
der Ortsabhängigkeit zwischen Zeichner und Gegenstand:
Modell, M. — Das Modell wird durch die erforder-
lichen Parallelprojektionen vertretet^: Bauzeichnung, Mo-
dellzeichnung; es ist aber stets ein räumliches
Modell zu denken.
3. Eine bei geometrisch homologer Stellung von U
und M, praktisch in möglichster Nähe von M, lotrecht
durch ihre Aehnlichkeitspyramide gedachte ebene Schnitt-
zeichnung, d. i. eine U und M gemeinsame Zentralprojek-
tion von e;n für allemal relativ bestimmter Lage im Pro-
jektionsraum: Mittelbild, Zwischenbild, Z.
4. Eine gedachte durchsichtige Bildebene, welche nach
Ermessen in passender Betrachtungsferne aufgestellt wird
und eine dieser Stellung entsprechende Schnittzeichnung
der Aehnlichkeits- bezw. Sehstrahlenpyramide — also eine
Verkleinerung oder Vergrößerung des Mittelbildes — auf-
nehmen soll. Dieses Bild sei genannt: Schaubild, S.
Bezeichnen wir die Entfernungen der U, M, Z, S
bezw. mit u, m, z, s und setzen ferner das Verjüngungs-
verhältnis M : U = X — d.i. .der Maßstab der Modell-
zeichnung — und S: Z = y, so bestehen, wie ohne weiteres
ersichtlich, folgende geometrische Beziehungen:
I . . . . M ^ U und S Z, d. h. die beiden räum-
lichen und die beiden ebenen Bilder sind je einander
ähnüch.
II . . . . u • X = m, d. h. Sichtweite x Maßstab =
Modellferne.
III .... z • y = s, d. h. Mittelbildferne x Bildver-
größerung = Bildbetrachtungsweite.
Aus Gleichung II ergibt sich, da u und x in der Regel
gegeben sind, ein bestimmter Wert für m, z. B. m =
100 : 50 = 2 Meter, was bei der herkömmlichen Herstel-
lungsart eines Schaubildes, welche die Festlegung des Aug-
punktes im Grundriß verlangt, schon recht unbequem ist.
Man sieht oft, wie Kollegen diesen Punkt auf die leichte
Achsel nehmen und sich durch Verändern des u-Wertes
helfen, was man nicht billigen sollte. Andererseits wird s
oft unversehens, oft aus Bequemlichkeitsgründen zu klein,
da gewöhnlich s = z == m, also u • x = s, — z. B. s =
10 : 200 = 0,05, während das fünf- bis zehnfache an-
gemessen ist.
Die Betrachtungsweite s ist der Zweckbestimmung des
Bildes entsprechend festzusetzen, z. B. bei kleinen Skizzen
„in Briefform" auf 0,25 bis 0,50 m; bei Atelierzeichnungen
auf 0,50 bis 1 m und nötigenfalls darüber; bei Reklame-
bildern 1 m und mehr; bei Ausstellungsbildern, den Um-
ständen entsprechend, bis 2 m und mehr; bei großen
Wandmalereien bis 10 m und darüber. — Es ist also
nicht richtig, aus dem Zufallsergebnis beliebig an-
genommener Werte für u und x unter Umgehung von
s und y in m eine den Verhältnissen nicht entsprechende
Betrachtungsweite erstehen zu lassen, sondern es sind als
gegebene Faktoren zu behandeln: U, u und s, während
man über m bzw. x verfügen kann und sich m = z, S und
Z von selbst ergeben.
Nun hat man bei Herstellung eines Eck- oder Ixel-
schaubildes mit mindestens drei wichtigen Punkten, die
sich oft unangenehm machen, zu arbeiten: den Flucht-
punkten und dem Grundrißaugpunkt. Jene sind nicht wohl
entbehrlich, und der feste Fluchtpunkt bezw. Fluchtstift hat,
trotzdem die Vorzüge der Kreiswinkel-Fluchtpunktschiene
nicht verkannt werden sollen, mehr für sidh als diese, so daß
man doch wohltut, sich mindestens einen stabilen ab-
nehmbaren oder unter das Reißbrett einschiebbaren Flucht-
punktausleger zu beschaffen und dgl. ein möglichst aus-
ziehbares, u. a. zwecks Vermeidung der durch Reißbrett-
stifte oder sonstige Zufälligkeiten hervorgerufenen Verzeich-
nungen, am Fluchtstift zu befestigendes Fluchtlineal.
— Hierdurch wird es möglidh, von der Schiebeschiene un-
beschränkten Gebrauch zu machen, was viel Angenehmes
hat. Wird der Ausleger mit Maßteilung versehen, so kann
er jederzeit richtig eingestellt bezw. bei Unterbrechung
der Arbeit, wenn erforderlich, beseitigt werden. Es wäre
m. E. zu wünschen, daß auch die Herren Fabrikanten hier-
auf ihr Augenmerk richten.
Fällt der halbe Fluchtpunktabstand noch auf das
Reißbrett, so lohnt es, wenn nicht mehr als etwa ein
Dutzend Fluchtlinien in Frage kommen und der Ausleger
356
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 23
fehlt, wohl der Mühe, in dem gedachten Halbierungspunkt
auf das Brett einen Streifen Millimeterpapier senkrecht auf-
heften und auf diesem durch Einstecken einer Punktier-
nadel die halben Höhen festzuhalten, die man in ganzer
Länge in der Flucht-Bildebenenachse aufträgt; die Ver-
bindungsgerade der beiden entsprechenden Punkte ist be-
kanntlich eine richtige Fluchtlinie.
Der Grundrißaugpunkt ist namentlich dadurch un-
angenehm, daß er auf besonderem Brett besondere Zeichen-
und Uebertragungsarbeit verursacht.
Man kann nun den Grundrißaugpunkt, gewünschten-
falls auch die Fluchtpunkte, umgehen, wenn man die
geometrischen Beziehungen zwischen Schaubild und Mo-
dellzeichnung auf Maßstab verrechnet. Es ergeben sich
dann drei maßstäbliche Darstellungsverfahren, die
bislang wenig bekannt sind, aber technisch so viele Vor-
teile bieten, daß eine Besprechung lohnend erscheint. Wir
besprechen demnach: das Spurverfahren; das
Fluchtachsenverfahren; die Vernetzung.
/. Das S purverfahren. Legt man durch einen be-
liebigen Modellpunkt (anstelle der Zeichnung ist stets ein
räumliches Modell zu denken), der die wagerechten,
auf die Hauptfluchten bezogenen Koordinaten p und q hat,
die beiden p und q entsprechenden Fluchtlinien, so
schneiden diese bekanntlich in der Zwischenbildebene
Spuren, deren Höhen (= Horizontabstand) gleich dem ent-
sprechenden Modellmaß sind; deren Fluchtachsenabstände
aber p : cos cp und q : cos cp' sind, wenn <p bezw. 9 die Flucht-
winkel (zwischen Flucht und Bildebene) bedeuten. Es
ist aber die Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks
dann gleich p : cos cp (bezw. q : cos cp'), wenn das Dreieck den
^ 9 (bezw. <p') enthält und die anliegende Kathete gleich p
(bezw. q) ist. Hieraus folgt eine, einfache
Herstellung von S p u r m a ß s t ä b e n. Man
zieht unter dem Winkel 9 (bezw. 9 ) eine Gerade über Milli-
meterpapier, numeriert beide Teilungen an dieser Ge-
raden, wenn der Fluchtflächenwinkel ein rechter ist (sonst
sinngemäß nur je eine), und schneidet das Blatt längs
der Geraden auseinander. An dem Schnitt entsteht der
Spurmaßstab.
Anwendung. Nachdem die Spurmaßstäbe her-
gestellt, sind aus f = z ■ ctg 9 (ctg 9 liest man auf dem
Millimeterpapier ab) die Entfernungen f der Fluchtpunkte
— Fluchtweiten — von der Sehachse zu berechnen. Dar-
auf hefte man die beiden Spurmaßstäbe sinngemäß am
vorderen Rande der Zeichenfläche dem Horizontparallel,
mit den Nullpunkten in der Fluchtachse auf, und in ent-
sprechender Weise einen Hochmaßstreifen aus Millimeter-
papier. Man nehme nun von der Modellzeichnung mittels
Zentimetermaßstab die auf die beiden Hauptfluchten be-
zogenen wagerechten Modellkoordinaten eines darzustellen-
den Punktes P ab, lote die der Ablesung gleichbezifferten
Punkte der Spurmaßstäbe in die Zeichenfläche hinauf und
projiziere die wirklichen Modellhöhen des Punktes von
dem Hochmaßstreifen auf diese beiden Lote. Durch ihre
so bestimmten Endpunkte ziehe man die beiden Flucht-
linien, von der Frontseite nach dem Giebelfluchtpunkt und
umgekehrt. Der Schnittpunkt beider ist das gesuchte
Schaubild des Punktes P.
2. Das Fluchtachsenverf'ahren. Wegen allzu großer
technischer Schwierigkeiten konnten die hierzu erforder-
lichen Schaumaßstäbe nicht, wie es des Verfassers Wunsch
ursprünglich war, unserer Zeitschrift beigefügt werden. Es
seien daher kurz beide Möglichkeiten, solche Maßstäbe
herzustellen, beschrieben, ohne dabei auf Kunstgriffe im
einzelnen einzugehen.
a) Zeichnerischer Weg. Auf einem hinreichend großen
Blatt Papier wird an beiden Schenkeln eines rechten
Winkels r o s (Abb. 1) vom Scheitelpunkt o aus je eine
gewöhnliche Zentimeterteilung abgetragen, welche auch
rückwärts an den Schenkelverlängerungen um einige Zenti-
meter fortgeführt wird. — Dieser Winkel vertritt, je nach
seiner Lage, den Grundriß einer Eckaußen- oder Eck-
innen-Ansicht (Ixel) mit einer am Modell im Horizont
zu denkenden wagerechten Maßteilung. — Nachdem nun
die Sehrichtung festgesetzt, legt man senkrecht zu ihr
durch o eine Gerade e e als Spur der Zwischenbildebene
und zeichnet nach Wunsch den Hauptstrahl mit dem Aug-
punkt O, letzteren z. B. in z = 50 cm Entfernung von
der Spur. Nunmehr werden von O aus alle Sehstrahlen
nach den Teilpunkten der Schenkel des rechten Winkels
gezogen, z. B. O 2'2 oder O t, und ihre Schnittpunkte,
z. B. d, mit der Spur e e werden von o aus der Schenkel-
teilung entsprechend numeriert. Den so auf der Spur
entstandenen Maßstab überträgt man wegen der Schräg-
heit der Teilstriche mit Hilfe der Punktiernadel usw. auf
einen anderen Streifen glattes Papier und schaltet die
schaubildlichen Millimeter sorgfältig nach Augenmaß ein.
Man kann so für ein und dieselbe Schenkelrichtung eines
Winkels zwei Paar Maßstäbe erhalten: für Eckbilder
in der in Abb. 1 angedeuteten Lage, — für Ixelbilder,
wenn man sich den Winkel um 180° bei o gedreht denkt.*)
b) Rechnerischer Weg. Wird an der Modellfront von
der Ecke o aus eine Strecke c im Horizont abgetragen,
so erhellt aus Abb. 1 folgende Beziehung:
y' : z = (c ■ cos 9 — a) : (c ■ sin 9 z),
woraus die Formel für den Eckbildmaßstab
cos 9 — (a : c)
sm 9 -|- (z : c)
Setzt man nun für z den ihm zugedachten Wert, z. B.
z == 50 cm, und unter Beibehaltung ein und desselben
Wertes für 9 und a nach und nach alle ganzzahligen
Werte für c von 0 bis 00, so ergibt die Ausrechnung für
jeden c-Wert einen zugehörigen y-Wert, der, mittels Zenti-
metermaßstabes abgetragen, das Schaubild des auf der
Modellfront von o aus horizontal abgetragenen c-Maßes
ist. So läßt sich das Schaubild des ganzen wie unter a)
im Horizont gedachten Modellstabes als ,, Schaumaß-
stab" darstellen, — allerdings nur für einen und denselben
-^9. — Denkt man sich den rechten Winkel der Abb. 1
bei o um ISO'' gedreht, sodaß man entweder 9 oder c
als negativ betrachten kann, so entsteht eine Ixelansicht.
In diesem Falle muß auch a negativ werden, da aus
mehreren Gründen der Blick des Beschauers hauptsächlich
auf der entwickelteren Flucht ruhen wird. Die Formel
wird dann für das Ixelbild
cos 9 — (a : c)
II. y = z • — ^ f — a,
sm 9 — (z : c)
wenn die positive Richtung mit I übereinstimmend an-
genommen wird. — Für die perspektivisch-symmetrische
Lage des rechten Winkels, d. h. «^ 9 = 9' = 45° und a = o,
ergibt sich durch Einsetzen und Entwickeln
III. y = ^ T= und
l+(z:c)V2
IV. y= ^ ^. —
l-(z:c) \ 2
*) Die Lehre vom Teilungspunkt ergibt eine elegantere
Lösung, auf deren Besprechung hier jedoch verzichtet werden
muß. D. Verf.
Heft. 23
DEUTSCHE TECHNiKER-ZEITUNQ IQll
357
V
Abb. 1
Setzt man in I. cp =-_- 90» oder in II. cp = 270°, so erhält
man die Formel für dasjenige Bild, welches mit der Seh-
achse fluchtet. (Mitfluchtbild.)
V. y:.. + ac:(c + z)=^+ j-^. -
Das Mitfluchtbild findet bekanntlich namentlich bei
der sog. „Frontperspektive", — dem „Normalbild", weil
die am meisten entwickelte Fläche normal zur Sehachse
steht, — Anwendung wegen der großen Einfachheit der
geometrischen Bildkonstruktion. Bei rechteckigen Innen-
räumen werden dann die Fluchtweiten fi= o und f2 = oo.
Für letztere Flucht wird cp = (o + " ■ 180°) und y = c.
Um die Sehachse möglichst der Bildmitte nahe zu
bringen, ist in der umstehenden Tabelle unter I und II . . .
a = 3 cm, ^ cp = (40 + n • 90«), unter V a 10 cm an-
enommen. Ferner ist z = 50 cm ; dann wird
^, . , , 50 (0,7660 — [3 : c]) , ^
Gleichung I. y.. - ^1 ' , rJ..r^ + 3;
Gleichung II.
0,6428 + [50 : c]
-50 (0,6428 + [3 : c])
0,7660 + [50 :. c]
50 (0,7660 — [3 : c])
+ 3
Gleichung III.
yb
y
0,6428 — [50 : c]
- 50 • (0,6428 + [3 : c])
-3;
0,7660
50
[50 : c]
Gleichung IV. v —
Gleichung V.
y =
1 + (50 : c) \/ 2
50
1 +(50:c)\72
10
1 + 50 : c
Die Zahlen der Tabelle sind nur für Arbeit mit
unbewaffnetem Auge berechnet. — Für Eck- und Ixel-
bilder kann man sich je einen U n i v e r s a 1 - S c h a u -
maßstab für alle Sehrichtungen auf folgende Weise her-
stellen. Man berechnet für mehrere Werte von 9 bezw. cp'
nach Formeln I und II Tabellen, wobei man aber für a einen
mit cp veränderlichen Wert einsetzt, etwa a = y cos22<p.
Die berechneten Maßstäbe trägt man mit ihren Nullpunkten
in einer Linie, auf Millimeterpapier parallel, in Abständen
von etwa 10 bis 20 mm, den Gradunterschieden der 9
^entsprechend, auf und verbindet die glcichzahligen Punkte
durch stetige Kurven miteinander. Man kann sich dann
für jeden beliebigen Fluchtwinkel den richtigen Schau-
maßstab herausblenden. — Die Fluchtweiten wird man in
demselben Maßstab auf ganz ähnliche Weise darstellen.
An Maßstab V für Normalbilder kann man ohne
Mühe ein Multiplikationsdiagramm anfügen, indem man
nach Abb. 2 den Maßstab an den kurzen Seiten eines auf
Abb. 2
Gehrung (d. h. „diagonal") geteilten Rechteckes auf-
zeichnet. In dem einen Teildreieck e b d werden die
Teilstriche des Maßstabes e b bis an die Gehre b d
parallel a d durchgezogen, während diejenigen des an-
deren Maßstabes c d mit b geradlinig verbunden werden.
Ferner werden in Dreieck b c d Parallele zu c d und in
Dreieck e b d aus b Strahlen gezogen, deren Längen an
ihren Fußpunkten längs b c bzw. e d anzuschreiben sind. Ist
nun a > e b, so ist derjenige durch b gehende Strahl,
welcher gleich a ist, zugleich der richtige Schaumaßstab,
indem die Parallelen die Teilung bewirken; ist a < e b,
so ist in Dreieck dbc diejenige Parallele Schaumaß-
stab, welche gleich a ist.
c) Anwendung. Lm nach dem Eluchtachsenverfahren
einen beliebigen Punkt ins Schaubild zu setzen, trägt man
seine Modellhöhe längs der Eluchtachse vom Horizont
aus auf und deutet die beiden durch diesen Punkt gehen-
den Fluchtlinien an. Nun trägt man die aus der Modell-
zeichnung mit dem Zentimetermaßstab entnommenen Hori-
zontalkoordinaten gemessen an Front- und Giebel-
flucht — mittels der beiden Schaumaßstäbe sinngemäß
von der Fluchtachse aus w a g e r e c h t ab und deutet
in diesen Abständen von der Achse die Lotrechten an.
Durch die Schnittpunkte der letzteren mit den schon an-
gedeuteten Eluchtstrahlen zieht man zwei neue Flucht-
strahlen, deren Schnittpunkt das gesuchte Schaubild des
Punktes P ist. — Das Verfahren ist besonders einfach
bei allen Punkten, welche in den Hauptfluchtebenen liegen,
da dann das zweite Fluchtlinienpaar wegfällt. — Auch
kann man in diesem Fall umgekehrt aus dem Schaubild
mit Hilfe der Schaumaßstäbe ohne weiteres die richtigen
Horizontalmaße ablesen. — Arbeitet man mit dem Uni-
versal-Schaumaßstab, so heftet man ihn wohl am vorderen
Rande der Zeichenfläche auf und projiziert die Maße. —
Beim Auftragen der Hochmaße bedient man sich eben-
falls vorteilhaft eines aufgehefteten Streifens Millimeter-
papier. —
Die nach obiger Tabelle hergestellten Maßstäbe gelten
nur für ux = (m = v = s =) 0,50 m, wo x das Ver-
jungungsverhältnis bedeutet. Stets muß sein u • x = 0,50.
358
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 23
Teillängentabelle für Schauniaßstäbe.
Vorausgesetzt: rechte Fluchtflächenwinkel, und z = 50 cm.
u
Längen in cm
Teile bz. wagerechte
Modellmaße in cm
Längen in cm
<u
cc CG
i N S
•53 °
H-S
Eckbild; a=+3cm
Ixelbild; a = — 3 cm
Symmetr. Lage
^=^=^•=45"
•a E
£ Eo
ca -j^ —
Eckbild; a=+3cm
Ixelbild; a = — 3cm
Sym-
metr.
Lage
III. Eck-
bild
£ Eo
(Front)
Iaa,=40°
(Giebel)
Ib<p ===130"
113 9=220°
IIi'«)=310°
III. Eck-
bild
IV. Ixel-
bild
El II
(Front)
I:'(p = 40»
(Giebel)
1^9=130°
1139:^220»
11^9=310"
El II
- 5
- 4
- 3
- 2
- 1
-4,29
— 3,40
-2,50
-1,66
-0,82
+ 3,23
2,54
1,88
1,24
0,61
+ 3,42
2,76
2,10
1,42
0,72
-3,20
2,60
1,98
1,34
0,68
-1,11
0,87
0,64
0,42
+ 26
+27
+28
+29
+30
15,69
16,55
17,41
11,095
11,70
12,26
28,40
30,10
31,80
33,59
35,51
29,80
31,73
33,76
35,93
38,22
13,43
14,18
14,öU
+ 3,75
+ 1
+ 2
+ 3
+ 4
+ 5
+ 0,80
+ 1,57
2,32
3,01
3,78
— l,lo
2,26
-0,74
1,49
2,27
3,07
3,89
+0,70
1,42
2,17
2,94
3,74
0,7
1,37
2,03
2,67
3,30
0,72
1,45
2,21
3,00
3,80
+ 0,395
0,74
+31
+ 32
+33
+34
+35
18,24
19,03
13,61
-
-
+ 4,12
+ 6
i+ 7
1+ 8
+ 9
+ 10
4,48
C 1 ^
5,17
5,84
6,50
7,13
3,29
4,25
5,18
4,73
5,56
6,48
7,41
8,34
4,56
5,41
6,28
7,20
8,19
3,91
4,50
5,08
5,64
6,19
4,63
5,00
6,37
7,28
8,24
1,07
1,38
l,u/
+ 36
+38
+40
+ 42
+44
19,80
20,52
21,22
21,93
22,62
14,81
-
-
18,04
4,44
+ 11
+ 12
+ 13
+ 14
+ 15
7,77
8,96
9,53
10,12
0,UD
6,88
9,32
1 n '^9
11,35
12,43
13,51
9,10
1 U, lO
11,17
12,17
13,41
6,73
7,76
8,26
8,75
9,20
11,27
12,31
13,46
2,31
+ 45
+ 46
+ 48
+ 50
OQ 07
ZJ,Z /
23,88
24,47
15',91
16,90
19,43 j
20,71
4,73
5,00
!+16
+ 17
+ 18
+ 19
+ 20
10,68
11,22
11,75
12,29
12,79
7,68
8,40
9,13
14,65
15,85
17,04
18,30
19,59
14,60
15,82
17,12
18,49
19,86
9,22
9,68
10,12
10,58
11,02
14,53
15,80
17,06
18,31
19,70
2,86
_
+21
+22
+23
+ 24
,.25
13,29
13,80
14,29
14,75
9,81
10,46
20,91
22,32
23,74
25,25
26,80
21,34
22,85
24,48
26,14
27,90
11,84
12,67
21,09
22,58
24,10
25,69
27,32
+3,33
+ 00
+62,59
i
-38,96
+ 56,59
-44,96
1
1 - i
50,00 '
1
10,00
Herstellung des Netzes. Man wählt nach
Bedürfnis etwa 0,1 bis 0,2 qm möglichst klares Pause-
papier g b c d, Abb. 3, zielit O o p X e e, setzt den
Augpunkt O zu e e, der Bildebenenspur, fest, trägt auf e e
von O nach beiden Seiten eine Zentimeterteilung ab und
verbindet die Teilpunkte 1, 2, 3 usw. mit O unter Ver-
längerung über das Pausepapier. Dies sind reguläre Seh-
strahlen. — Ist ferner h die wirkliche Höhe eines im Ab-
stände w hinter der Bildebene liegenden Modellpunktes,
V seine scheinbare (schaubildliche) Höhe, z die Entfernung
der Zwischenbildebene von O, so besteht bekanntlich die
Beziehung v: h = z: (z + w), oder nach Entwicklung und
h 1 gesetzt, w — z — ij. Man setze hierin für v
nacheinander 0,Q5; 0,90; 0,85; 0,S0 usw. und berechne
die Werte für w. Diese trage man von der Bildebenenspur
senkrecht zu dieser ab, ziehe zu ihr die Parallelen und
beziffere die dadurch gefundenen w-Linien mit den ent-
sprechenden v-Zahlen. In dem so entstandenen Scliau-
zeichennetz, welches gewissermaßen eine Zwischenform
zwischen dem gemeinen Winkclnetz und dem Polarnetz
darstellt, ziehe man nach Bedürfnis — unter Llmständen
schätzungsweise — aufs genaueste weitere Teilungslinien.
.Wird f von o aus gemessen, so ist, wie schon gesagt,
f = z • ctg 9. Zieht man daher — vgl. Abb. 3 — von o
Steht also nur eine Zeichnung 1 : 100 zur Verfügung, so
ist u- (1:100) = 0,50 oder u = 50, d. h. das erzielte Bild
stellt etwa das Gebäude aus 50 Meter Entfernung dar.
Wünscht man die halbe, drittel usw. Entfernung, so sind
entweder die Urmaße oder ist der Maßstab (Verjüngungs-
verhältnis) zu verdoppeln, verdreifachen usw. — Wird
Schaubild oder Bildferne zu groß oder zu klein, so sind
die Teillängen der Schaumaßstäbe entsprechend zu ver-
kleinern oder zu vergrößern, wobei wieder ein angeklebter
Streifen Millimeterpapier gute Dienste tut.
Man wird bei einiger Ueberlegung leicht erkennen,
daß sich Spur- und Fluchtachsenverfahren vorteilhaft er-
gänzen. — Das reine Spurverfahren verbietet sich manch-
mal dann, wenn sich der Fluchtwinkel <p 90" nähert, weil
dann die Fluchtspuren leicht aus der Zeichenebene fallen.
— Beide Methoden kennzeichnen sich als Fluchtver-
fahren, und ihnen sind die Vorzüge, aber auch die
Mängel eines solchen eigen. Zu letzteren gehört der
Umstand, daß die natürliche Ungenauigkeit der aus-
schließlich als Fluchtlinienschnitt gefundenen Punkte mit
der Horizontnähe wächst, weil die Länge der an sich
schlanken Linienschnitte sehr zunimmt.
3. Das Vernetzen, — das non plus ultra unter den
denkbaren maßstäblichen Herstellungsarten von Schau-
bildern nach Modellzeichnung und umgekehrt.
Heft 23
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
359
aus unter <^ cp gegen die Spur e e bis an eine passende
vv-Linie — z. B. r r — einen Strahl parallel zur Flucht
und geht von rr mit den Sehstrahlen bis zum Randpunkt
— in diesem Falle x — , so ist p, x ein relatives Maß für
f = z ■ ctg tp.
Anwendung des Netzes. Um ein in Qrund-
und Aufriß gegebenes Modell schaubildlich darzustellen,
heftet man den Grundriß auf das Brett und das Netz
der gewünschten Sehrichtung entsprechend darüber. Man
kann dann für jeden Punkt des Grundrisses die schaubild-
lichen Koordinaten bz. Vernetzungszahlen leicht
bestimmen. Die am vorderen Rand des Netzes ab-
gelesene Strahlenzahl wird mit Hilfe eines Zenti-
metermaßstabes in der Zeichenfläche von der Sehachse
aus auf dem Horizont abgetragen, und hier wird das Lot
errichtet. (Die „Fluchtachse" verliert gänzlich ihre Be-
deutung.) — Die am seitlichen Rande abgelesene
P a r a 1 1 e 1 e n zahl ist mit der aus dem Aufriß zu ent-
nehmenden Erhebung des Punktes über den Horizont mal
zu nehmen, und das Produkt ist mittels Zentimetermaß-
stabes in dem vorhin bestimmten Lot vom Horizont aus
aufzutragen. Der dadurch bestimmte Punkt ist das ge-
suchte Schaubild. — Das Einmultiplizieren der Schau-
höhen bewirkt man am besten entweder mittels Rechen-
stabes oder mittels einer ähnlichen graphischen Multi-
plikationstafel, wie an Abb. 2 erläutert.
Zwecks Fluchtweitenbestimmung wird man nicht die
Fluchtwinkel cp in das Netz hineinzeichnen, sondern im
Bedarfsfall durch Anlegen eines Schiebedreieckes den
Fluchtparallelenstrahl durch o sowie den Punkt x be-
stimmen. Die abgelesene Fluchtweite versteht sich von
der Sehachse aus. — Es sei noch besonders auf die
verhältnismäßig einfache Rückkonstruktion aus einem ge-
gebenen Schaubilde — z.B. einer Phototheodolitaufnahme —
in einen zu findenden Grundriß hingewiesen, wenn wenig-
stens e i n lotrechtes Maß bekannt ist, der Gegenstand
der Hauptsache nach geradkantig ist und jede gerade Kante
eine Parallele im Bild hat — oder wenn statt dieser
Beziehungen andere gleichwertige eintreten, z. B. bekannte
iWinkel, Horizontlage o. a. — Man spannt dann einen
Bogen Pausepapier über das Netz, findet durch w = z •
^~ — 1^ im Netz die Parallele des Standpunktes P des
bekannten lotrechten Maßes, und da, etwa Phototheolit-
aufnahme vorausgesetzt, die Sehachse bekannt ist, ergibt
sich die Strahlen-Ziffer als Ablesung des Sehachsen-Ab-
standes des Punktes P im Bilde. Durch Bestimmen der
Fluchtvveiten an je zwei Parallelen, von denen die eine
der Horizont sein kann, mit Hilfe eines auf Pausepapier
gezeichneten Fluchtweitensuchers — dessen nähere Be-
schreibung sich vielleicht erübrigt — werden die Kanten-
richtungen im Grundriß festgelegt. Das weitere dürfte
sich aus dem Vorgetragenen von selbst erklären.
Das Prinzip des Schaunetzes legt die Ausführung eines
entsprechend gebauten Apparates naTie, der auch ohne
erhebliche besondere Mittel hergestellt werden kann.
Es sei g b c d wie in Abb. 3 ein gewöhnliches Reiß-
brett mit einer sauberen Millimeterteilung in e e, einem
abnehmbaren Augpunktausleger in p o O und einem
versetzbaren Augpunkt O. Letzterer sei baulich so
eingerichtet, daß jede gewöhnliche Reißschiene hieran als
Sehstrahlen-Lineal evtl. befestigt werden kann. Es werde
ferner eine zweite Schiene als Höhenangeber ausgebildet,
indem darauf die w-Maße abgetragen werden. (Fassettc
am hinteren Rande.) Die Höhenangeberschiene gleitet
längs g b oder c d. Ist ihr Blatt sehr breit, so kann
darauf ein Umrechnungsdiagramm für verschiedene Bild-
weiten angebracht werden, welches mit einem solchen
für verschiedene Höhen vereinigt werden könnte. Eine
Abb. 3
weitere Teilung auf der Höhenangebeschiene kann die
Ablesung von Eluchtweiten ermöglichen. — Die Vor-
richtungen kann man sich in primitiver Weise alle selbst
anfertigen. — Die Anwendung erklärt sich im übrigen
von selbst.
Man sieht wohl, daß durch die Vernetzung alle eigent-
lichen Hilfskonstruktionen entbehrlich werden, soweit sie
das technische Schaubildzeichnen sonst verlangt. Gleich-
wohl sind die Fluchtpunkte wegen der bei den Bauwerken
neben der Lotrechten vorherrschenden wagerechten Ge-
raden ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel. Daher
wäre zu wünschen, daß solche Reißbretter in den Handel
gebracht werden, die jederzeit ohne weiteres durch in
Geschäften käufliche Ausleger nach drei oder allen vier
Richtungen hin ergänzt werden können. Wird die
Zwischenbildebene in de statt in e e gedacht, so ist bei
einem mittelgroßen Brett ein Augpunktausleger nicht ein-
mal nötig. Im übrigen überlasse ich es meinen Herren
Kollegen, die maßstäblichen Verfahren im einzelnen,
sowie ihre Vorzüge und eventl. Mängel zu beurteilen.
Für die Theorie beanspruche ich nicht, etwas
neues gefunden zu haben, wohl aber — wofür die Schule
naturgemäß früher nichts bietet, als bis das Bedürfnis
laut wird — für die Praxis. Bei Vermehrung der
Fluchtpunkte und wachsender Vielgestaltigkeit oder Un-
regelmäßigkeit des Gegenstandes treten schnell die kleinen
theoretischen Mängel, um die Inan streiten könnte, hinter
den großen praktischen Vorteil, jeden Punkt mittels direkter
Einmessung aufs sauberste in die Zeichenfläche eintragen
zu können, in den Schatten.
Verfasser arbeitet mit einem auf Gelatinepapier ge-
zeichneten Netz. Es läßt sich leicht beweisen und ist
für die Herstellung des Netzes von Bedeutung, daß in
Entfernungen von ganzen Dezimetern von der Sehachse
sich je eine Parallele mit einem Sehstrahl schneidet.
Nimmt man endlich rr in w = 0,QO oder in w=l,10 an,
so gibt der sich auf dieser Linie mit der durch o gehenden
Fluchtlinie schneidende Strahl die Fluchtweite f in Dezi-
metern an.
W. J. Schultz, Mitgl -Nr. 49 330.
360
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 23
Graphische Berechnung einer Stützmauer unter einfacherer Annahme
der Gleitlinie
In vorliegendem Falle ist eine Stützmauer auf eine
andere einfachere Annahme der Gleitlinie berechnet. Die
bisherige Anwendung der Teilungslinie (Gleitlinie) der
Fläche a b c in zwei gleich große Flächen, die Ein-
führung des Druckdreiecks nebst der Stellungslinie sind
hier weggelassen.
Vorliegende Theorie ist wie folgt angenommen: Denkt
man sich die Stützmauer fort, so bildet das Erdreich
eine nahezu senkrechte Wand 14 : 1. Da das angenom-
mene Material (Kiesboden) diesem steilen Winkel nicht
widerstehen kann, rutscht die Erdwand zusammen und
zwar wird nach einer gewissen Zeit die natürliche
Böschungslinie d e, angenommen zu 35" zur Wagerechten,
sich gebildet haben. Dies geht folgendermaßen vor sich :
Es wird der Keil a f c zuerst einfallen. Dieser hat
gleichen Inhalt mit Dreieck dcg und mit Dreieck g a e.
Er wird das Dreieck dcg ausfüllen bis auf einen Teil,
so groß wie Dreieck g h c. Dieser wird durch Witte-
rungseinflüsse nach und nach durch Nachfallen des Drei-
ecks f e h ausgefüllt.
Demnach haben die Erdmassen des Dreiecks g a e
das Bestreben, sich in das Dreieck c d g zu verschieben.
Die Verbindungslinie ihrer Schwerpunkte muß die Rich-
tung des Erddrucks E ergeben. Die Annahme, daß
das Dreieck afc sich nach Dreieck gcd verschiebt,
ergibt das gleiche Resultat, da die Richtung ersterer Drei-
ecke auch durch den Schwerpunkt von Dreieck afc
geht. Die Zusammensetzung der Kräfte zeigt neben-
(Nachdruck verboten)
stehender Kräfteplan. Beim Auftreffen der Richtung E
auf die Wandhnie a c ist dieselbe in eine horizontale
Kraft El und in eine vertikale Kraft Eo zerlegt. Aus E^
\ i C 's c
Qiv ' e^{i^2<p /-Ja fioo^ 6.^^
und dem Mauergewicht ist die Resultante gezeichnet,
welche im vorliegenden Falle genau im Drittel der Mauer
liegt. Diese Berechnung ergibt brauchbare Resultate und
ist dahin vereinfacht, da man nur mit dem Böschungs-
winkel des Erdreichs zu rechnen hat und weitere An-
nahmen unnötig sind. Bk., Metz.
Künstlernot:
Daß die künstlerische Tätigkeit keine eigentliche rechte
Arbeit darstellen und darum auch nicht wohlbegründete An-
sprüche auf eine würdige Entlohnung erheben könne, ist,
wie Dr. Karl Storck im ,, Türmer" (Verlag Greiner & Pfeiffer,
Stuttgart) ausführt, eine Anschauung, die doch wohl weniger
auf Kulturlosigkeit beruht, als auf der Tatsache, daß für
das materielle Leben, um das jener Daseinskampf, der die
stärkste Triebfeder des menschlichen Handelns ist, im
wesentlichen geführt wird, die Kunst in der Tat überflüssig
ist. Es hat Zeitalter gegeben, in denen auch die Wissen-
schaft in weiten Kreisen als dafür überflüssig angesehen
wurde. Man hat — bei Bauern dürfte das heute auch
noch nicht ganz selten sein — darum in den Gelehrten
im Grunde auch nur Müßiggänger gesehen. Allmählich
hat sich das gewandelt. Von der Tatsache, daß gewisse
Zweige der Wissenschaft zu Entdeckungen und Errungen-
schaften geführt haben, die von hohem Nutzen für das
praktisch-materielle Leben geworden sind, haben auch die
reinen Geisteswissenschaften in der Wertschätzung dieser
Philisterkreise — da ein zusammenfassendes Wort dafür
fehlt, wollen wir dieses wählen — gewonnen. Der Um-
stand, daß Staat und Kirche wissenschaftlich gebildete Leute
brauchten, Aemter für sie einrichteten, hat natürlich diese
Achtung noch gesteigert. Die Kunst aber, darin dürfen
wir uns durch das unendlich viele Gerede und Geschreibe
über sie, durch all die öffentlichen Einrichtungen von
Museen, Theatern usw. nicht irremachen lassen, — die
Kunst wird im innersten Grunde auch heute noch von
der überwiegenden Mehrheit der Menschen für etv. as durch-
aus überflüssiges, .vielleicht sagen wir besser: für einen
Luxus angesehen. Es ist sehr schön, wenn man sie sich
leisten kann; aber notwendig zum Leben ist sie nicht.
Deshalb wird die Kunst von der großen Mehrzahl auch
als ein Luxusgegenstand aufgenommen; man leistet sie
sich als einen Luxus, als ein Amüsement, am allerliebsten
in Verbindung mit materiellen Genüssen. Alle jene, und
wie gesagt, es sind erschrecklich viele, weitaus die meisten,
die im tiefsten Grunde so denken und fühlen, mögen sie
auch ein anderes Verhältnis zur Kunst heucheln, sind natur-
gemäß für die Erkenntnis der hohen Bedeutung und des
tiefgreifenden Nutzens, den die Künste für unser Gesamt-
dasein, also auch für das materielle haben, nicht zu ge-
winnen. Denn dieser Nutzen ist ein geistiger und seelischer,
nur indirekt auf das materielle Leben wirkender, darum
materiell nicht zu beweisen; und nur für solche rechne-
rischen Beweise wäre die geschilderte Gattung von
Menschen zugänglich.
Die allgemeine Kulturentwicklung hat dahin geführt,
daß dieses rohe Verhältnis zur Kunst heute den meisten
nicht mehr zum Bewußtsein kommt und öffentlich auch
Heft 23
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
nicht mehr besteht. Die Staaten und auch die kleineren
Gemeinwesen haben die Pflege der Künste als eine offi-
zielle Pflicht anerkannt. Freilich doch eigentlich nur als;
eine Anstandspflicht, also im Grunde auch als einen Luxus,
nicht als eine Notwendigkeit. Sobald zwischen den ver-
schiedenen Gebieten ein Wettstreit entsteht, welchem von
ihnen die etwa nur in beschränktem Maße vorhandenen
Mittel zugewendet werden sollen, so wird es immer zu-
allererst die Kunst sein, der sie entzogen werden.
Mit voller Wucht aber lastet diese alte rohe Anschauung
noch auf dem Künstler. Der Pastetenbäcker, der Koch,
alle jene Handwerker und Gewerbetreibenden, die für den
Luxus des Bauches und der übrigen Teile unseres Leich-
nams bemüht sind, erfreuen sich der Einschätzung als
strebsame Arbeiter und nützliche Glieder der Gesellschaft.
Der Künstler, der — sei es drum! — für den Luxus des
Geistes und der Seele tätig ist, wirkt selber als ein Ver-
schwender seines Daseins, als einer, dem das Leben selber
Luxus ist. Seine Arbeitsleistung als solche ist nicht be-
rechenbar, und ihr Wert ist ein Liebhaberwert. So wollen
alle Verhältnisse des sonstigen ökonomischen Lebens nicht
auf ihn passen.
In dieser Hinsicht, also in der Fähigkeit, die künst-
lerische Tätigkeit rein als Arbeit einzuschätzen, stehen wir
heute tiefer, als frühere Zeiten. Wenn man z. B. die
Briefe Dürers liest, wird man bei seinen Preisberechnungen
für seine Auftraggeber fast immer finden, daß er dafür
die Arbeitsleistung als solche in Anschlag bringt: er habe
das Bild so und so oft untermalt, und ähnliche Begrün-
dungen. In anderen Künstlerbriefen findet man die Zahl
der Köpfe aufgezählt, die auf dem Bilde stehen; kurz
und gut, man hatte damals doch gewisse Kriterien, an
denen man dem auftraggebenden Laien klarzumachen ver-
mochte, daß die und die Arbeitsleistung in dem Bilde
vorhanden war. Man verlangte also von den Auftrag-
gebern für sein Werk nicht einen Liebhaber-, sondern einen
Arbeitswert. Ich! höre den Einwurf eines Kunstbegeisterten :
,,Aber das ist ja nicht Kunst, sondern Handwerk!" Aller-
dings ist diese Auffassung handwerklich, wenigstens vom
Handwerk hergenommen. Aus jeder Kunstgeschichte ist
zu erfahren, daß die deutsche, aber auch die italienische
und französische Kunstblüte vom 14. bis übers 16. Jahr-
hundert hinaus eine wesentliche Ursache in dieser hand-
werklichen Grundlage der Kunstarbeit hatte. . . .
Es gibt ja auch heute eine ganze Reihe von Künstlern,
die für ihre Leistungen ganz hervorragend bezahlt werden,
und die auch so viel kaufmännisches Talent besitzen, daß
sie es zu öffentlich bekanntem Reichtum bringen. Es
sind das dabei nicht bloß Leute, die dem modischen Ge-
schmack der geldkräftigen Kreise entgegenkommen ; es
sind auch einzelne Künstler darunter, die diesen Ehren-
namen wirklich verdienen, sich nicht verkaufen, sondern
sich eben den Markt unterjocht haben. Aber das sind
einzelne wenige. Und auch die Zahl jener, denen es'
gelingt, ein ihrer gesamten Lebensstellung würdiges bürger-
liches Auskommen zu finden, ist doch nur erschreckend
gering im Verhältnis zu den vielen, die wirklich mit der
Not kämpfen.
Sicher gibt es in keinem der besseren Stände so viel
verschämte Armut wie bei den Künstlern. Allerdings wird
sie nirgendwo so leicht durch einen gewissen Frohmut,
manche sagen Leichtsinn, getragen, wie hier. Die Kunst
müßte nicht die edelste Kristallisation der Lebenskraft sein,
wenn nicht der mit ihr Begabte in jenem Sinne Lebens-
künstler wäre, daß er eine hohe Genußfähigkeit besitzt,
deren schönste Form darin beruht, die Lichtblicke (auch
die materiellen) des Lebens so stark auszunutzen, daß
davon ein leiser Schimmer auch noch in die dunklen Zeiten
hineinscheint und diese erträglicher macht. Nimmt man
dazu den glücklicherweise noch immer nicht erstorbenen
Stolz des Künstlers, seine Scham, gerade dem ihm so feind-
lichen Philistertum die Schwächen seines materiellen Da-
seins zu offenbaren, so kann man ermessen, was dazu
gehört, wenn Hunderte von Künstlern sich zusammentun
und ihre Notlage geradezu in die Oeffentlichkeit hinaus-
schreien und vor aller Oeffentlichkeit beraten, wie zu
helfen sei.
Die Künstler haben ja nicht das jetzt so beliebte Mittel
des Streikes. Bedürfte es noch eines Beweises, wie un-
nötig unserem von der Kunst so viel Aufhebens machenden
Leben die Kunst in Wirklichkeit ist, so gibt ihn die Ueber-
legung, wie wenig die Gesamtheit sich schließlich darum
kümmern würde, wenn die bildenden Künstler den General-
streik über sie verhängten. Auch die Ewigkeits- oder
doch Dauerwerte der Kunst werden hier zum Fluch für
den^Kunstverbrauch. Immerhin, wenn unsere Kultur so
weit vorgeschritten wäre, daß wir auch von den Ge-
brauchsgegenständen unseres Lebens eine künst-
lerische Formgebung verlangten; wenn wir das Bedürfnis
hätten, alles das, was sich vor der Oeffentlichkeit zur
Schau stellt, auch in schöner Form zu sehen; wenn wir
öffentliche Mächte hätten, die in gleichem Maße, wie früher
die Kirche und doch auch die Gemeinde, Kunst verbrauch-
ten, — es wäre ohne eine stets tätige, ohne eine dauernd
Neues schaffende Kunst nicht auszukommen. Wieviel ge-
ringer ist hier unser Kulturverhältnis zur bildenden Kunst,
als das zur Literatur oder Musik! Auf diesen beiden Ge-
bieten können wir uns doch nicht denken, daß die Ein-
stellung des Gesamtschaffens nicht alsbald als schwere
Störung und Verarmung empfunden würde. Wie ist das
möglich? Die Antwort lautet: Weil unsere bildende Kunst
heute zu wenig i m Leben steht, zu wenig mit diesem
verwachsen ist.
Diese Darlegungen über die Ursachen der Künstlernot
geben mit der Erkenntnis der Ursachen auch die Wege
zur Besserung an. Jene Ursachen müssen eben ein-
fach beseitigt werden. Solange die Künstler nicht stärker
im Leben stehen, nicht stärker von den Problemen und
Nöten unseres Lebens erfüllt werden; solange sie nicht
den im geheimen schlummernden Wünschen, der Sehn-
sucht der Menschheit Erfüllung bringen, indem sie diese
Sehnsucht besonders stark fühlen; solange sie sich im
Gegenteil, wie das in steigendem Maße geschehen ist,
zumeist in technische Probleme verrennen, in ein welt-
und lebensfremdes L'art pour l'art versteigen, — solange
wird ihre Kunst tatsächlich für die im Leben Stehenden
weiter nichts als ein Luxus sein und leicht entbehrt werden
können. Das ist das eine, durchaus das Innenleben unserer
Kunst Treffende und darum auch nur durch eine inner-
liche, also langsame Wandlung zu Bessernde.
Das andere trifft doch mehr mit den äußeren Kultur-
erscVieinungen des Lebens zusammen und tritt daher stärker
in den Bereich des Bereclienbaren. In der Tat wird denn
auch immer, wurde auch in den von den Berliner Künstlern
einberufenen Versammlungen den Künstlern der Rat ge-
geben, sich in höherem Maße am Kunstgewerbe
zu beteiligen.
In dieser Form ausgesprochen, ist der Rat sehr
äußerlich. Das Kunstgewerbe, die sachliche Kunst-
gestaltung der den Lebensbedürfnissen dienenden Gegen-
stände ist eine viel zu wichtige und eigenartige Aufgabe,
als daß sie so nebenher gelöst werden könnte. Sie er-
heischt den ganzen Mann und wird sowohl dem sie er-
greifenden Künstler nur volle Befriedigung gewähren, wie
362
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 23
sie auch nur eine gute Lösung dann finden kann, wenn,
dieser Künstler jede einzelne Aufgabe mit seinen ganzen
Kräften ergreift und sie mit höchstem Ernste und ganzem
Können zu lösen strebt. Der Fall liegt denn doch nicht so,
daß derjenige, dessen Talent zur freien Kunst: nicht aus-
reicht, immer noch für das Kunstgewerbe genügt. Aber
allerdings würde, wenn das in der Tat sich steigernde
Verlangen unseres Volkes nach einer schönen Form seines
Gesamtlebens — das ist die natürlichste Form der Kultur —
sorgsam ausgenutzt und noch weiter gesteigert würde,
eine riesige Masse von Arbeit für Künstler geschaffen
werden, von einer Arbeit, die man auch ökonomisch zu
bewerten weiß, weil sie eben bereits zu einem Kultur-
bedürfnis geworden ist und wir gewohnt und gewillt sind,
für die Befriedigung unserer Bedürfnisse zu bezahlen.
Es ist auch unverkennbar, daß hier die Entwicklung
bereits eingesetzt hat. .Wir sehen, daß immer zahlreichere
Künstler zur Einsicht gelangen, daß sie sich nichts ver-
geben, wenn sie für Gebrauchsgegenstände, wenn sie für
die zahllosen kleinen Aufgaben, die das Leben bringt
(Buchdruck, Schriftenaufdruck, Anfertigung von Etiketten,
aber auch Schaufensterordnung, Aufmachung und Ver-
packung von Gebrauchsgegenständen usw.) sich mit ganzen
Kräften einsetzen. ,Wenn nun erst die Kreise der Industrie,
vor allen Dingen auch der Staat, einsehen, welch riesige
ökonomische Bedeutung das alles für den Vertrieb der
Ware nicht nur im Inlande, sondern auch draußen hat, so
wird sich hier ein riesiges Arbeitsgebiet eröffnen. Noch
sind wir nicht so weit; denn sonst würden die Siege,
die das deutsche Kunstgewerbe in den letzten Jahren im
Ausland (z. B. auf den Ausstellungen von Nancy, Brüssel und
Paris) erfochten hat, einen ganz anderen Widerhall gefunden
haben. Noch sind wir nicht so weit, — sonst würde die
bereits erwähnte Notversammlung der Berliner Künstler,
die vor einigen Wochen tagte, nicht diese Frage verhältnis-
mäßig kurz abgetan haben. Begreiflich ist es freilich,
denn diesen Leuten kam es vor allem auf schnelle Hilfe
an. Und alle die Dinge, die wir eben schilderten, sind
Entwicklungsfragen, die Zeit brauchen.
Lauten Widerhall fand die Klage von der Ueber-
füllung der künstlerischen Berufe. Sie ist in
der Tat erschrecklich. Wenn eine Stadt wie Berlin tausend
Männer zählt, die Malerei und Plastik als ihre Berufstätig-
keit, also auch die Tätigkeit, von der sie leben wollen.
angeben; wenn für Düsseldorf 250, Frankfurt a. M. 150
Maler aufgezählt werden, so kann man leicht herausrechnen,
daß eine Ueberschwemmung des Marktes eintreten muß,
gegen die auch eine weit gesteigerte Kauflust nichts aus-
richten könnte. Hier bleibt nur das eine, daß die Oeffent-
lichkeit — die Presse, die Schule — vor dem Ergreifen
des Künstlerberufes warnt, so wie sie es doch nicht ohne
Erfolg schon oft für die akademischen Berufe getan haben.
Kein anderer Beruf wird heute so leichtsinnig ergriffen
wie der des Künstlers. Zu keinem anderen stehen die
Tore so sperrweit auf. Nirgendwo bleibt man — das
hängt mit der „Freiheit" der Kunst zusammen — so lange
im unklaren über seine wirkliche Leistungsfähigkeit wie
hier. Nicht nur der Staat müßte hier in seinen öffentlichen
Schulen eingreifen, die Künstler selber müßten zur Selbst-
hilfe schreiten durch ihre Organisationen, ihre Künstler-
vereine. Diese Vereine dürften nicht jedem offen stehen.
Eine Art Neubelebung des alten Gildenprinzips tut dringend
not. Natürlich sollen alle diese Prüfungen u. dgl. sich
nicht auf die Kunst selber beziehen — das wäre ein Un-
glück — , sondern nur auf das Kunsttechnische. Dieses
aber fällt in den Bereich des zu Beurteilenden. Auch der
Führer der Berliner Sezession hat Vor Jahresfrist den Rück-
gang des handwerklichen Könnens bei den Künstlern öffent-
lich beklagt. Wohlan, man wage hier energische Maß-
nahmjen gegen die Pfuscher! Man befürchte nicht, daß
dadurch auch echte Kunsttalente geschädigt würden. Sie
und die Genies vorab sind die ersten, die die Notwendigkeit
des handwerklichen Könnens einsehen und sich darum
bemühen. Wenn es jetzt in einzelnen Fällen anders scheint,
so sind diese Fälle nur die üblen Folgen der ganz verfehlten
Kunsterziehung, mit der unbedingt gebrochen werden muß.
Hierher gehört auch eine schärfere Beaufsichtigung
unserer privaten Kunstschulen. Es müssen Mittel
geschaffen werden, auf daß nicht jeder, der selber nichts
kann, andere unterrichten darf.
Sicher gibt es des ferneren auch Mittel, die Kauflust
an Kunstwerken zu steigern; eine Reform unseres Aus-
stellungs Wesens gehört dazu. Aber man darf es
nicht vergessen: alles das sind doch nur die kleinen
Mittel. Die wichtigen Reformen liegen auf der Seite der
Künstler. Auch für die Künstlernot gilt das Wort: Helft
euch selbst, so wird euch geholfen werden.
SOZIALE BEWEGUNG H :::::: H
Der Entwurf eines Gesetzes für Privatangestellte
ist jetzt an den Reichstag gelangt. Wir stellen zunächst
das Auffällige fest, daß der Entwurf genau solange Zeit
beim Bundesrat brauchte, bis die Reichsversicherungs-
ordnung durch die zweite Lesung gekommen war. So
behandelt man bei uns Gesetzesvorlagen, die in ursäch-
lichem Zusammenhang zueinander stehen!
Den Entwurf kritisiert Dr. Potthoff in der „Berliner
Morgenpost". Aus der Kritik heben wir besonders hervor,
daß der Kreis der Versicherten unverändert geblieben ist.
Dr. Potthoff moniert mit Recht auch die künftige Nicht-
versicherung der Bureauschreiber.
„Versicherungsfrei bleibt, wer beim Eintritt in
die Stellung über 60 Jahre alt ist, wer über 5000 AI ver-
dient und wer an irgend eine öffentlich rechtliche Stelle
einen Versorgungsanspruch nach den Sätzen der untersten
Gehaltsklasse hat (bis 550 M Jahreseinkommen!). Ob-
gleich die letzte Bestimmung mit Recht lebhaft angefochten
war, ist sie sogar noch erweitert worden, indem nun auch
„Angestellte in Eisenbahnbetrieben des Reiches und der
Bundesstaaten, die Aussicht auf Uebernahme in das Bc-
amtenverhältnis und Anwartschaft auf eine ausreichende
Invaliden- und Hinterbliebenenfürsorge (nach der untersten
Gehaltsklasse?) haben", auch versicherungsfrei sein sollen.
Ferner soll der Bundesrat die Versicherung beseitigen
können für ,, Angestellte in Betrieben, für die eine besondere
Invaliden- und Hinterbliebenenversorgung bereits durch
reichs- oder landesgesetzliche Vorschriften geregelt ist".
Das könnte für alle Angestellten im Bergbau und in der
Seeschiffahrt schon jetzt Anwendung finden; nach dem
Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnung für drei
Viertel aller Angestellten! Die Vorschrift bedarf also einer
präziseren Einschränkung, die solchen Mißbrauch aus-
schließt."
Die geringe Verbesserung über das Erlöschen der
Versicherungsanwartschaft bei Aufgabe des inländischen
Heft 23
DEUTSCHE TECHMKER-ZEITUNQ 1911
363
Wohnsitzes und die Anrechnung der Zeit, in der ein Ver-
sicherter eine Lehranstalt zur Ablegung einer berufhchen
Prüfung besucht, hebt Potthoff hervor, ebenso wie die
Milderung des Ruhens der Rente.
Dr. Potthoff spricht von einer wesentlichen Verbesse-
rung der Verwaltungsorganisation. Wie sie aber bestellt
ist, zeichnet er durch die Feststellung, daß noch nicht
soviel erreicht worden ist an Selbstverwaltung, wie die
Reichsversicherungsordnung Arbeitern und Arbeitgebern
gewährt. Schon gegen diese Selbstverwaltung haben wir
uns mit flammendem Protest gewandt und sie als un-
genügend bezeichnet. Was sollen wir aber nun zu dieser
Selbstverwaltung sagen, die uns die neue Vorlage bringt?
Potthoff sagt ferner:
„Ueber die Möglichkeit weiblicher Vertrauens-
männer sagt der neue Entwurf so wenig wie die neue
Begründung. Es scheint also die Annahme zutreffend,
daß weibliche Versicherte oder Arbeitgeber nur zu Bei-
sitzern des Verwaltungsrates, aber weder zu Beisitzern
des Oberschiedsgerichts noch der Schiedsgerichte, noch
der Rentenausschüsse, noch zu Vertrauensmännern gewählt
werden können und deswegen auch bei den meisten Wahlen
nicht aktiv sich beteiligen sollen.
Die weitgehendste Aenderung hat das Verhältnis be-
stehender Versicherungen oder Versicherungsanstalten er-
fahren. Was bisher den „besonderen Pensionseinrich-
tungen" zugedacht war (Anrechnung der gesetzlichen
Leistungen auf die Kassenleistungen und Rückdeckung bei
der Reichsanstalt), wird jetzt den sogenannten „Z u -
s c h u ß k a s s e n" gewährt. Daneben aber sollen be-
sondere „E r s a t z k a s s e n" zugelassen werden, deren
Mitgliedschaft von der gesetzlichen Pflicht entbindet. Auch
,, öffentlich-rechtliche Pensionseinrichtungen" sollen als
Zuschuß- oder Ersatzkassen behandelt werden."
Potthoff erwartet mit Recht, daß um diese letzten
Bestimmungen ein lebhafter Streit entbrenne und hofft auf
die Kritik der Angestellten. Wie viele Verbesserungen wird
diese Kritik erreichen können? Bei eingehender Beratung
und Kritik wird man uns immer wieder von der Ge-
fährdung der Vorlage sprechen und es sind deshalb die
Zeiten durchaus nicht angetan, um etwa von Erfolgen
der Angestellten in dieser Frage schon heute zu sprechen.
H H :: :: STANDESBEWEGUNO
Die Finna Bachstein & Koppel und ihre Angestellten
Grelle Schlaglichter werfen einige Artikel des in Wind-
huk erscheinenden ,, Südwestboten" auf die Behandlung
und Entlohnung, welche die Firma Bachstein-Koppel ihren
Angestellten zuteil werden läßt.
Dem Unternehmen wurden seitens der deutschen Re-
- gierung Bahnbauten in Südwestafrika zur Ausführung über-
geben. In dem Bauanschlag, den die Firma dem Reichstag
vorgelegt hatte, sind sehr ansehnliche Gehaltssätze für
die Beamten vorgesehen. Mit den ,. Kostenanschlägen
wurden auch diese Sätze bewilligt. Urhso unbegreiflicher
klingt nun die Nachricht des „Südwestboten", daß die
Firma Bachstein-Koppel ihren Angestellten in Südwest Ge-
hälter auszahlt, die nicht einmal zur Bestreitung der aller-
notwendigsten Lebensbedürfnisse reichen. Die Folgen
dieser Entlohnungspraxis sollen denn auch nicht aus-
geblieben sein. Die Beamten haben Schulden auf sich
nehmen müssen, um ihr Leben fristen zu können. Sie
scheinen bereits eine solche Höhe erreicht zu haben, daß
es den Gewerbetreibenden rätlich erschien, den Beamten
^er Firma Bachstein-Koppel den Kredit zu verweigern.
Ja, noch mehr: Es wird dem Unternehmen vor-
geworfen, daß sie verheiratete technische und kauf-
männische Angestellte mit Monatsgehältern von 250, 275
' nd 300 M nach Südwest hinausschickte. Und dies, ob-
wohl dem einen Teilhaber der Firma aus eigener An-
schauung und mehrjähriger Erfahrung die Unmöglichkeit
einer Lebensexistenz bei den ausgeworfenen Gehältern be-
kannt sein mußte. Den Angestellten wurde seitens der
Firma bei den Engagementsverhandlungen erklärt, daß
das Leben im Schutzgebiet mindestens ebenso billig sei
als in der Heimat. Einem Herrn, der mit einem Monats-
gehalt von 250 M engagiert wurde, soll die Firma erklärt
haben, er könne gut und gern seinen Angehörigen daheim
monatlich 150 M zurücklassen, mit 100 M komme er in
Südwest reichlich aus.
Es sei uns die Anfrage gestattet: Sind der Firma
die tatsächlichen Existenzbedingungen der weißen Bevölke-
rung in Südwest unbekannt — wie kommt sie dann dazu,
sich ein Urteil zu erlauben, das geeignet ist, den wirt-
schaftlichen Ruin der Angestellten und ihrer Angehörigen
herbeizuführftfl, sofern sie diesem Gutachten Gehör
schenken? Und wenn ihr die tatsächlichen Verhältnisse
bekannt sind — wie soll man dann das Verfahren auf
gut Deutsch nennen?
Recht interessant wäre es auch, zu erfahren, wie sich
die Firma zu der Anschuldigung des ,, Südwestboten"
stellt, mit ihren Angestellten rechtsungültige Verträge ab-
geschlossen zu haben. Wozu ist z. B. der Passus in den
Anstellungsverträgen vorhanden, in dem sich der An-
gestellte verpflichtet, als Gerichtsstand aus allen Streitig-
keiten das Amtsgericht Berhn-Mitte als zuständig an-
zuerkennen? Der Firma dürfte es bekannt sein, daß sie
damit die Beweisführung unter Umständen ganz unter-
binden kann.
Sehr eigentümlich muß auch der Vorwurf berühren,
daß die Firma entgegen dem vom Reichstag genehmigten
Bauvertrag Ausländer statt Deutsche beschäftigt. Unter
den Ausländern waren Elemente, von denen sie wissen
mußte, bis zu welchen Verirrungen sich der Fanatismus
dieser Deutschenhasser bereits verstiegen hatte. Dafür
ein Beispiel: Das Unternehmen hatte in Südwest den
deutschen Ingenieuren einen tschechischen Herrn über-
geordnet, der in seiner früheren Tätigkeit bei derselben
Firma in Brasilien sich zu den größten Rücksichtslosig-
keiten hinreißen ließ. Dieser ,, Kollege" hat einen ihm
unterstellten deutschen Ingenieur plötzlich entlassen.
Dessen Bitte, die Entlassung solange hinauszuschieben,
bis ihm seine Angehörigen das Reisegeld zur Ueberfahrt
geschickt hatten — woraus hervorgeht, daß die Firma
Bachstein-Koppel ihren Angestellten nicht einmal die Heim-
reise vergütet — , schlug dieser Herr rundweg a'b. Der
deutsche Kollege mußte froh sein, daß er als Kohlen-
trimmer seine Ueberfahrt nach Deutschland bewerkstelligen
konnte. Auf demselben Schiff trat auch der
tschechische „Kollege" als Passagier erster
Klasse seine Ueberfahrt an. Es ist doch nicht
gut anzunehmen, daß die Geschäftsleitung so große Scheu-
klappen trägt, daß ihr der Fall entgangen sein kann. Und
ausgerechnet diesen Herrn hat sie als Bauleiter nach Süd-
west entsandt, obwohl für die Hinaussendung eines wei-
teren Herrn gar kein Grund vorhanden gewesen sein soll.
Ueber die Hinaussendung dieses Herrn soll sie erklärt
haben, ihn in der Zentrale nicht verwenden zu können.
Verblüffend einfach, aber — unwahrscheinlich! Seit wann
erhält denn ein Ingenieur, der nicht einmal im Konstruk-
tionsbureau verwendet werden kann, eine Bauleiter-
position? Hier handelt es sich noch dazu um eine Stellung
mit 24 000 M Gehalt, während den deutschen Kollegen
nicht einmal ein Existenzminimum geboten wurde! Bis
jetzt wurde doch stets in der Industrie der Grundsatz hoch-
gehalten, nur den tüchtigsten Ingenieuren Bauleiterposten
zu geben, weil von der Tüchtigkeit eines Bauleiters nicht
nur die Prosperität des Unternehmens, sondern auch die
Garantie für eine sachgemäße Ausführung des Baues und
nicht zuletzt auch das Wohl der ihm unterstellten Hilfs-
kräfte und Arbeiter abhängt.
Die Vorliebe für tschechisches Personal scheint in der
Firma stark vertreten zu sein. Nun ließe sich dagegen vom
Standpunkt des freien Wettbewerbs gewiß nichts ein-
wenden, wenn eben vom Reichstage nicht ausdrücklich
bestimmt worden wäre, bei dem Bau möglichst deutsches
Personal zu beschäftigen. Und es wird doch gewiß auch
364
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 23
von der Firma Bachstein-Koppel nicht geleugnet werden
können, daß geeignete deutsche Ingenieure und Techniker
in Ueberfluß vorhanden sind. Wir sind in der Lage, der
Firma jeden Tag jede gewünschte Zahl erstklassiger Kräfte
nachzuweisen. Es ist uns auch unbegreiflich, warum sie
Herren einstellt, deren Ausbildung viel zu wünschen übrig
läßt. Denn zweifellos ist die Erlernung des gewiß ehr-
baren Gerber- oder Seifensiederhandwerks die denkbar un-
geeignetste Vorbildung für einen Ingenieur, zu dessen
Obliegenheiten es gehört, die Brückenbaumontagen zu
überwachen. Während die Firma die Tätigkeit dieses
Herrn mit 10 000 M bewertet, erhält auf derselben Bau-
strecke der Vorstand des technischen Bureaus — ein Re-
gierungsbaumeister — nur ein Gehalt von 9360 M und
eine eventuelle Tantieme von 1600 M, so berichtet der
„Südwestbote".
Auf die vielen an die Berliner Zentrale der Firma ge-
richteten Eingaben der deutschen Angestellten um Ge-
haltszulage erschienen am 1. März zwei Teilhaber der
Firma in Windhuk. Was lag nun näher, als daß die
Angestellten sich der Hoffnung hingaben, durch eine per-
sönliche Aussprache ihre Chefs von den unhaltbaren Zu-
ständen ihrer Entlohnung zu überzeugen. Sfe wählten
drei Herren, die ihre Wünsche vertreten sollten. Der
Ausschuß überreichte nun den Inhabern der Firma einen
Schriftsatz, in dem die Wünsche der Angestellten nieder-
igelegt waren. Wie war der Erfolg? Die drei Herren,
idie vom Vertrauen ihrer Kollegen getragen die Wünsche
aussprachen, wurden als „Anstifter" kurzer Hand ent-
iassen !
Die Firma Bachstein-Koppel hat sich durch dieses Ver-
fahren für alle Zukunft gezeichnet und damit auch be-
wiesen, wie wenig sie geeignet ist, an so exponierter Stelle,
wie sie unsere Kolonien darstellen, zu wirken. Für diese
Rücksichtslosigkeiten gibt es nur eine Forderung, die wir
an den Reichstag erheben, die Staatsaufträge in Zukunft
solchen Firmen nicht mehr zu übertragen. Bei Vergebung
von Aufträgen in Gebieten, in die wir deutsches Rechts-
empfinden und deutsche Kultur tragen wollen, ist es un-
erläßlich, daß die Staatsregierung sich schützt, ihren Ruf
durch die von uns geschilderten Vorgänge beschädigen
zu lassen. Die Staatsaufträge werden doch zu einem sehr
großen Teil auch aus den Steuerbeträgen der wirtschaftlich
schwachen Arbeitnehmer bezahlt. Den Arbeitnehmern
aber kann es nicht egal sein, wenn mit ihrem Gelde ihren
Angehörigen das Recht auf Existenz beschnitten wird.
Die Firma Bachstein-Koppel wird das wohl auch begreifen,
ganz zu schweigen von dem Grund, daß sie nach den von
uns wiedergegebenen Angaben des „Südwestboten" gegen
die klaren Bestimmungen ihres Vertrages verstoßen hat.
iWie gesagt, sind wir der Meinung, daß der Reichstag die
Pflicht hat, die Anschuldigungen des „Südwestboten" zu
prüfen und hierzu Stellung zu nehmen. "Qo.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Versichenings-Verbände und -Kartelle
In fast allen Versicherungszweigen sieht man die Mehr-
zahl der in ihnen tätigen Gesellschaften zu Verbänden
zusammengeschlossen. Diese besitzen durchweg ein nur
geringes Alter und sind meist Gründungen der neueren
Zeit. Allerdings findet man auch schon, und zwar vor
allem in der Seeversicherung, einige ältere Korporationen
dieser Art. So kann der „Verein Hamburger Assekura-
deure" auf das stattliche Alter von mehr als hundert
Jahren zurückblicken. Er wurde im Jahre 1797 gegründet.
Die Vorläufer derartiger wirtschaftlicher Verbände sind
einmal gemeinsame Erörterungen gewisser Versicherungs-
fragen durch mehrere Gesellschaften, vvie diese gewöhnlich
durch gemeinsame Not veranlaßt wurden. Beispiclswcisc
hatten hohe Schäden in der Feuer- und Lebensversicherung
einen schriftlichen Gedankenaustausch über die Prämicn-
tarife, Maßnahmen zur Verhütung der Schäden und zum
Schutz gegen Betrug seitens der Versicherten zur Folge. Aus
derartigen freundschaftlichen Beziehungen einzelner und
nicht selten der führenden Gesellschaften entwickelten sich
allmählich durch Hinzutritt anderer Unternehmungen in
demselben Versicherungszvveig zuerst lose, bald aber
festere Form annehmende Versicherer-Verbände. Wenn
die Entstehung loser Organisationen unter den Gesell-
schaften ein und desselben Versicherungszweiges vor-
wiegend in die sechziger und siebziger Jahre des ver-
gangenen Jahrhunderts fällt, so darf das letzte Jahrzehnt
als die Zeit der Entstehung fester wirtschaftlicher Inter-
essen-Verbände im Bereich des Versicherungswesens be-
zeichnet werden. Dem Beispiel, das die private Ver-
sicherung in dieser Beziehung gab, sind übrigens auch
die öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten gefolgt.
So sind schon im Jahre 1867 die öffentlichen Feuerver-
sicherungsanstalten in Deutschland ebenfalls zu einer Ver-
einigung zusammengetreten. Die Gründe für die Orga-
nisation sind im wesentlichen in dem heftigen Wettbewerb
der Gesellschaften untereinander zu erblicken, der viel-
fach zu weitgehenden Prämienermäßigungen und damit
zu einer wesentlichen Verringerung der Geschäftsgewinne,
ja mitunter zu direkten Verlusten aus dem Versicherungs-
geschäft führte. Zweifellos hat aber auch die Vereinheit-
lichung der Versicherungsgesetzgebung in Deutschland
den Organisationsgedanken gefördert. Dies gilt sowohl
hinsichtiich des Reichsgesetzes vom Mai 1901, durch das
die Aufsicht über die privaten Versicherungsgesellschaften
für das gesamte Gebiet Deutschlands einheitlich geregelt
wurde, wie in noch höherem Maße in bezug auf das mit
dem 1. Januar 1910 in Kraft getretene Reichsgesetz über
den Versicherungsvertrag, das durch seine Bestimmungen
für gleichartige Gestaltung einer Reihe von Betriebs-
einrichtungen sorgte.
Zweck dieser Verbände der Versicherungsgesell-
schaften ist im allgemeinen die Wahrung gemeinsamer
Interessen, vor allem gegenüber der Gesetzgebung und
der Staatsaufsicht. In der Regel sind hierbei aber Fragen
des Wettbewerbs der Gesellschaften untereinander aus
dem Arbeitsbereich der wirtschaftlichen Organisationen
ausgeschlossen. Als weitere Aufgaben des Verbandes
kommen Schaffung einer gemeinsamen Statistik oder
Organisierung anderweitiger Verbandseinrichtungen bezw.
der Rückversicherung in Frage. Einige Verbände, und
hierin darf man ein Fortschreiten des Gedankens des
Zusammenschlusses erblicken, sind dazu übergegangen,
den Preis der Versicherungsware zu regeln und gemein-
same Versicherungsbedingungen zu vereinbaren. In diesen
Fällen wird aus dem Versicherungsverband ein Versiche-
rungskartell.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß derartige
Versicherungskartelle, die dem zügellosen Wettbewerb
Schranken setzen, zur finanziellen Gesundung des kartel-
lierten Versicherungszweiges beitragen und dort, wo die
Konkurrenz der Gesellschaften untereinander die Prämien
soweit heruntergedrückt hatte, daß sie zur Deckung der
Schäden nicht rnenr ausreichten, notwendig sind. Daß
aus einer derartigen Gesundung nicht nur die Gesell-
schaften, sondern auch die Versicherten und die gesamte
Bevölkerung wirtschaftlichen Nutzen zieht, liegt auf der
Hand. Ebenso darf man es als einen Vorteil der Kar-
tellierung betrachten, daß sie die Möglichkeit schafft,
besonders große und gefährliche Risiken unterzubringen,
die bei völlig freiem Wettbewerb der Anstalten unter-
einander schwerlich in Deckung genommen würden.
Stellen sich sonach die Versichcrungskartelle als nützliche,
ja, zuweilen notwendige Erscheinungen dar, so besteht
für sie auf der anderen Seite die Gefahr, daß sie ihre
wirtschaftliche Machtstellung zu einer Preispolitik aus-
nutzen, die nicht im Interesse der Versicherten und der
Volkswirtschaft liegt. Es ist aber zu beachten, daß sich
einem Hinauftreiben der Prämien durch kartellierte Ge-
sellschaften im Bereich des Versicherungswesens sehr bald
scharfe Widerstände entgegensetzen. Sobald nämlich die
Heft 23
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
365
Kartellprämien so hoch sind, daß sie nennenswerte Ge-
winne abwerfen, regt sich die Unternehmungslust. Es
entstehen neue ringfreie Gesellschaften, die geringere
Prämien fordern. Außerdem ist zu beachten, daß im
Versicherungswesen die internationalen Beziehungen be-
sonders starl< ausgebildet sind. Die Folge hiervon ist
bei hohen Kartellpreisen das Eindringen ausländischer
Konkurrenten in das heimische Geschäftsgebiet. Hieraus
folgt, daß Kartelle im Versicherungswesen bei weitem
nicht so gefährlich sind für den Kreis der Konsumenten
und die Gesamtheit, wie vielleicht in anderen Zweigen des
Wirtschaftslebens.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchliandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Geodäsie. Von Dr. ing. Hohenner. Verlag Leipzig und
Berlin, B. G. Teubner. Preis geb. 12 M.
Aus der Sammlung: Naturwissenschaft und' Technik in
Lehre und Forschung hat der Verlag jetzt den Band Geodäsie
der Oeffentlichkeit übergeben. Einen verhältnismäßig großen
Raum nehmen in dem Buche diejenigen Abschnitte ein, die sich
mit den Meßinstrumenten befassen. Und man muß darin dem'
Verfasser Recht geben, daß gerade in dem Vertrautsein mit
dem Meßgerät das beste Mittel zur Vermeidung schlechter
Messungen zu erblicken ist. Aber auch die anderen Kapitel
enthalten alles das eingehend behandelt, was ein Vermessungs-
techniker wissen muß. Das vorliegende Werk wird den zu
stellenden Anforderungen in selten vorzüglicher und treffender
Form gerecht. J.
Sonntag, E. Oswald. Tabelle zum Ablesen der Span-
nungsstärken für Holzzement - und Doppel-
1 Pappdächer. Königsberg i. Pr., Sackh. Hinterstr. 20^
Selbstverlag des Verfassers.
In übersichtlicher Form hat der Verfasser die Sparrenstärken
gemäß den ministeriellen Bestimmungen vom 31. Januar 1910
berechnet und zusammengestellt. Die Tabelle wird dem Tech-
niker seine Arbeit sehr erleichtern und kann zur Anschaffung!
nur empfohlen werden.
Eiserne Brücken. Ein Lehr- und Nachschiagebuch für Studierende
und Konstrukteure. Von G. Schaper, Regierungsbau-
meister. Mit 1455 Textabbildungen. Berlin. Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn. Preis 20 M, geb. 21,50 M.
Für die Güte des Buches spricht schon allein der Umstand,
daß sich die Verlagsbuchhandlung innerhalb zweier Jahre ge-
nötigt sah, eine Neuauflage herauszugeben. Hervorzuheben ist
bei der jetzigen Neubearbeitung das Kapitel über die Aus-
bildungen der Knotenpunkte. Nicht unerwähnt wollen wir auch
des weiteren die Kritik der Eulerschen Knickformel lassen.
Dem aufmerksamen Beobachter wird es aufgefallen sein, daß
sich immer mehr Stimmen einstellen, die nur einer bedingten
Anwendung der Eulerschen Formel das Wort reden und es
kann den Bauingenieuren nur empfohlen werden, die Ausfüh-
rungen des Verfassers zu studieren. Daß auch die anderen
Kapitel eine Erweiterung erfahren haben, soll nicht verschv^egen
werden. Man darf erwarten, daß die Studierenden und ebenso
die in der Praxis stehenden Konstrukteure von dem Buche
einen recht regen Gebrauch machen werden. G.
Hydraulischer Kalk und Zement in Süd-Frankreich. Von Dr.
Fiebelkorn. Berlin. Verlag der Tonindustrie-Zeitung.
Preis geh. 5 M.
Der Verfasser hat auf einer Studienreise die Kalk- und
Zement-Fabriken Süd-Frankreichs besichtigt und die Ergebnisse
in dem vorliegenden Buche zusammengestellt. Er geht zunächst
auf die Geschichte der genannten Industrie ein und schildert
'ann in allgemeinen Zügen die Gewinnung der Rohstoffe, das
rennen. Löschen, das Wesen des Leicht-Kalkes, des Schwer-
alkes und der Grappiers sowie den Arbeitsvorgang in seiner
, esamtheit. Hieran schließt sich die Beschreibung der be-
uchten Fabriken und sonstiger bekannter Werke, wobei die
ewaltigen Anlagen der Societe J. und A. Pavin de Lafarge in
den Vordergrund treten. a.
Die Sackkalk-Herstellung. Von Joseph-Lamock. Berlin.
Verlag der Tonindustrie-Zeitung. Preis geh. 4 M.
Das zur Besprechung vorliegende Buch füllt eine Lücke in
der Fachliteratur insofern aus, als zwar viele Aufsätze über
.^en Sackkalk in den Fachblättem erschienen, nirgends aber
eine zusammenhängend geschriebene ausführliche Arbeit, die
alle Einzelheiten der Herstellung eingehend schildert, in Buch-
form zu finden ist. Das Werkchen behandelt in sechs gut ge-
ordneten Abschnitten alle Fragen, die mit dem Sackkalk in
Zusammenhang stehen. Insbesondere werden die zur Herstel-
lung erforderlichen Maschinen in ihrer Bauart sachgemäß be-
schrieben und die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Aus-
führungen kritisch beleuchtet. Das gut ausgestattete Buch wird
sich bei den Interessenten von Kalk seines guten Inhalts wegen
schnell einführen. a.
Fremde Sprachen und ihre E-rlernung. So betitelt sich
eine Broschüre, die von der bekannten Langenscheidt-
schen Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt)
in Berlin-Schöneberg zur Aufklärung über das Wie der Sprachen-
erlernung herausgegeben wird. Der unbekannte Verfasser hat es
verstanden, einem an sich ernsten, wissenschaftlichen Thema
freundliche, interessante Seiten abzugewinnen. Populär verfaßter
Text wechselt ab mit übersichtlichen, erklärenden Landkarten in
vorzüglichem Farbendruck, guten Illustrationen und interessanter
Statistik. Daran schließt' sich eine Beschreibung der wichtigsten
Hilfsmittel für den Selbstunterricht in fremden Sprachen. Es
hätte nichts geschadet, wenn die Schrift etwas umfangreicher
gestaltet worden wäre. Aber man kann billigerweise nicht mehr
verlangen, denn die Schrift hat den großen Vorzug — nichts
zu kosten. Wer an den Verlag eine Postkarte schreibt, und
diese Schrift verlangt, erhält sie sofort portofrei zugesandt.
Behörden-Adreßbuch Deutschlands. I.Ausgabe. Jahrg. 1911/12.
Berlin SO. 16. Verlag: Behörden-Adreßbuch Deutsch-
lands, G. m. b. H. Preis geb. 25 M.
Das Buch, das über 80 000 Adressen deutscher Behörden
und Einrichtungen mit behördhchem Charakter enthält, ent-
spricht einem Bedürfnis. Die Adressen sind übersichtlich an-
geordnet und in einem Sachregister nochmals zusammengefaßt.
Wir zweifeln nicht daran, daß diese reichhaltige Sammlung in
jedem modernen Bureau gute Dienste leisten wird.
Jahrbuch baurechtlicher Entscheidungen der Gerichts- und Ver-
waltungsbehörden Deutschlands, Band 7 (Im Jahre 1910
bekannt gewordene Entscheidungen). Wichtig für Bau-
ämter, Baumeister, Maurer- und Zimmermeister, Haus-
und Grundbesitzer, Bau- und Terraingesellschaften, ge-
richtliche Sachverständige usw. Herausgegeben von Albert
Radioff, Herausgeber der „Gerichts- und Verwaltungs-
Korrespondenz". Preis dauerhaft geb. 2,50 M. Berlin.
Verlag von Adolf Bodenburg.
Schon immer pflegten wir in unserer Zeitschrift die Abteilung
„Rechtsfragen". Wir brachten in jüngster Zeit hauptsächlich
solche Entscheidungen, die das' gewerbliche Dienstverhältnis
betrafen. Vor uns liegt eine Sammlung, die diese Fragen und
auch noch andere, die durch das Baurecht entschieden werden
müssen, enthält. Der Band 7 enthält die im Jahre 1910 gefällten
Entscheidungen und es wird das Werk besonders durch das
eingehende Sachregister manchem Leser unseres Blattes gute
Dienste leisten. Wir haben schon früher die Trefflichkeit der
ganzen Sammlung und ihre Unentbehrlichkeit betont.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk
des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete
und vermehrte Auflage. Mit mehr als 16 800 Abbildungen
im Text und auf über 1500 Bildertafeln, Karten und
Plänen sowie 160 Textbeilagen. 20 Bände in Halbleder
gebunden zu je 10 M oder in Prachtband zu je 12 M.
Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts.
Wenn irgendein Erzeugnis des großen deutschen Bücher-
marktes verdient, ganz allgemein unterstützt, gekauft und benutzt
zu werden, dann ist es die neue, sechste Auflage von „Meyers
Großem Konversations-Lexikon" in 20 Bänden. Die viel und
zumeist ganz unsinnig gebrauchte Redensart: es sollte in keinem
Hause fehlen, möchten wir nicht als Empfehlung voranstellen.
Aber — fehlen sollte es wirklich nicht im Hause eines Gebil-
deten, im Hause eines mit gebildeten Menschen Verkehrenden,
im Bücherschrank eines nach Vervollkommnung seiner Bildung
Strebenden. Die beste kurze Charakterisierung des Werkes,
die uns irgendwo vor Augen gekommen ist, lautete: „Meyers
Großes Konversations-Lexikon" ist die Universität des Nicht-
Akademikers. Und tatsächlich ist es vergleichbar einer Hoch-
schule, in der über Wissen und Können der gesamten Mensch-
heit unterrichtet wird, und zwar in einer Weise, die jedem, der
nur über natürlichen Verstand verfügt, verständlich ist. Ein
jeder der zahlreichen Lehrer (namentlich genannt sind über 160
Mitarbeiter, zu denen noch eine große Reihe ungenannter kommt)
beherrscht seine Spezialvvissenschaft oder den betreffenden Teil
derselben so, daß er ihn für jede Art Leser genießbar dar-
zustellen vermochte. Deshalb ist „Meyers Konversations-
Lexikon" ein „populäres Werk" in des Wortes bester Bedeutung.
366
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 23
Jedem Bande ist am Schluß ein Verzeichnis der in ihm
enthaltenen Tafeln und Karten sowie der Abbildungen im Text
beigegeben. Das erleichtert die Benutzung des ausgedehnten
Materials ganz wesentlich. Im übrigen ist ja das ganze Werk
ein gewaltiges Abc.
Wie es zustande gekommen ist? Vielleicht läßt die Ver-
lagsbuchhandlung durch genauere Auseinandersetzungen des
Werdeganges einmal hinter die Kuhssen schauen. Denn die
Einteilung der Arbeit, die Heranholung der Einzelartikel, die
endgültige Zusammenstellung des Ganzen ist doch allein die
Arbeit des Herausgebers und seiner redaktionellen Hilfskräfte.
Als die größte Anerkennung wird dem Verlag die Not-
wendigkeit weiterer Erhöhung der Auflage gelten.
:: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse smd, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
\)C o h n u n g und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen narh Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 97. (Wiederholt.) Ein mittleres Baugeschäft in
Sachsen soll durch Einrichtung eines kleinen Sägewerks er-
weitert werden. Elektrische Energie steht zur Verfügung. Kol-
legen, die Erfahrungen in derartigen Anlagen besitzen, werden
zur Aufstellung einer Rentabilitätsberechnung um Angabe ihrer
Adresse ersucht.
Frage 129. Ich beabsichtige, die an der Wetterseite meines
Wohnhauses gelegene geschlossene Veranda mit Holzschindeln
zu verkleiden und bitte um Angaben über die Art der Aus-
führung sowie über das zu verwendende Material.
Frage 130. Für ein Provisorium sollen einige kleine Sommer-
>Wohnhäuschen (Baracken) errichtet werden, welche die Grund-
fläche von ca. 9x6 m besitzen und zwei Zimmer nebst einer Küche
enthalten sollen. Kann mir jemand genaue Auskunft geben,
welche Art der Herstellung die billigste ist, wie hoch der Preis
sein wird und wer derartige Bauwerke liefert?
Zur Frage 116. Fensterrecht. G. darf seinem Nachbarn die
Fenster nicht verbauen. G. muß bei einem evtl. Aufbau Vor-
kehrungen treffen, daß der Nachbar aus dem ungeöffneten
Fenster den Himmel sehen kann. Sch.
Zur Frage 109, 114, 115, 118, 120 und Wand- und Mauer-
Anstriche. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden,
daß Flächen nicht eher mit Putz und Anstrich zu bekleiden
sind, ehe nicht völlige Trockenheit erzielt wurde. So lange
dies nicht geschieht, kann von Haltbarkeit überhaupt keine Rede
sein. Feuchtigkeitsursachen spüre man nach und beseitige sie
an der Wurzel und nehme nicht werkübliche, sondern zweck-
entsprechende Materialien, wenn sie auch teurer sein sollten :
sie machen sich doch bezahlt! Im Wetter und gegen
sonstige Angriffe halten Kautschukanstriche besser als solche
mit Firnis- und Terpentin-Zusatz. Hierüber und sonstige Mate-
rialien siehe die Notizen auf Seite 317 Heft 20 der D. T.-Z. 1911.
Im Falle der Moosentfernung, Frage 118, brenne man die Wuche-
rungen mittels Schwefelsäure fort, kratze die Fugen aus, putzj
mit Zechit, nachdem alle Säure mit Wasser und Sand abgebürstc;
wurde, trockene und härte Oberflächen mit Calcidum-Sihka:
oder Keßlerschen Fluaten. — pf-
Zur Frage 119. Nieder drucksandfilter. Inwiefern Filtei-
kies und Scharfsand — wenn richtig gewählt, gesiebt und ge-
waschen — weniger tauglich sein sollen, als gerade Lavagestein,
ist nicht ersichtlich! Alle Niederdruckfilter, gleichviel, ob cj
sich um Enteisenung von Grund- oder Reinigung von Flußwasser
zu Genußzwecken handelt, sind in ihrer Wirkung gleich: Der
Vorgang ist ein rein mechanischer, nicht chemischer, um so
mehr, als die auf der Oberfläche liegende Schlammhaut die
Seele der Filtration ist, während die porösen Sand- und Kies-
schichten hauptsächlich die „kanahsierten, folgerichtig auf-
gebauten Tragschichten" bilden, wovon Sie sich überzeugen
können, wenn Sie die Schlammschicht durchstoßen und den
Ablauf des Filtrats beobachten, besonders gut, wenn der Versuch
im kleinen stattfinden kann und die Wasserproben bakteriologisch
untersucht werden können. Wenn Sie aber Lavagestein wün-
schen, so wenden Sie sich an die Firma Meurin, Andernach a. Rh.
Mitteilungen aus dem Verbände
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
Für das Erholungsheim spendeten: Emil Gräfe, Dortmund,
Brüderweg 38: 3 Dutzend Kleiderhaken aus Messing für die
Wohnzimmer. Technischer Verein Dessau: Ein Kegelspiel für ^
den Heimgarten. Frau Sonnemann in Halle a. S. : Ein Sofa-
kissen. Techniker-Verein in Kiel: Ein Zweisitzer-Strandkorb
für den Heimgarten. H. Martini jun., Dachziegelfabrikant in
Sömmerda i. Thür.: Einen massiv hergestellten Pavillon für
den Garten. Max Oesterwitz in Kattowitz: Bücher und Zeit-
schriften. Für die frdl. Spenden dankt bestens
Deutscher Techniker-Verband.
Bekanntmachung
An Stelle des Herrn Kollegen Leidenfrost, der sein Amt •
niedergelegt hat, ist Herr Koil. Otto Leopold, Erfurt, Alsenstr. 7 a,
als Vertreter der Bezirksverwaltung Thüringen zum Gesamt-
verbandsvorstande gewählt worden. Als Stellvertreter wurde
Herr H. Schelle, Erfurt, Michaelisstr. 24, gewählt.
Wanderversammlung des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
am 17., 18. und 19. Juni
Wir teilen noch mit, daß am 18. Juni ein Sonderzug von
Breslau nach Posen fährt, zu dem Rückfahrkarten zu ermäßigten
Preisen ausgegeben werden. Die Rückfahrt muß aber bereits am
Sonntag angetreten werden. Bei dieser Gelegenheit bitten wir
alle Kollegen, die nach Posen kommen, nochmals, den zugestell-
ten Fragebogen auszufüllen und einzusenden, denn die angekün-
digten Vergünstigungen treten nur bei vorheriger Meldung ein.
Fragebogen sind durch Herrn Kühne, Posen O. 5, Bitterstr. 26 II,
zu beziehen. Alles übrige ist aus den Mitteilungen in den
Heften 17 bis 23 der D.T.-Z. ersichtlich.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
Jdie ,,ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
|,sein müssen- Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Sei e
, beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopti.-
iauszufüllen : Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
jBr. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
.sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksvcr wall linken
Brandenburg. Br.-A. : Emil Rohr, Charlottenbiirg 5, Slädt.
Bürgerhaus. — Wiederholt haben wir in Unserem Veikündigimgs-
blatt um die Einsendung der Fragebogen für die Durchfüh-
rung der Gruppeneinteilung (s. Heft 9 und 10 der
D. T.-Z.) gebeten, leider sind uns dieselben immer noch in
sehr beschränktem Maße zugegangen. Wir möchten an dieser
Stelle die Mitglieder der B.-V. B. bitten, im Interesse der wich-
tigen Sache und um eine genaue statistische Aufstellung an-
fertigen zu können, die gewünschten Fragebogen genau aus-
zufüllen und umgehend an den Schriftführer der B.-V. B., Herrn
A. Dieter, Charlottenburg I, Tegeler Weg 5, einsenden zu wollen.
Insbesondere möchten wir auch die Herren Vereinsvorstände
aller Zwcigvercine dringend bitten, alle in ihren Händen befind-
lichen ausgefüllten Fragebogen gleichfalls schnellstens an die
oben angegebene Adresse senden zu wollen.
Gleichzeitig weisen wir darauf hin, daß der Redakteur
des Verkündigungsblattes „AAittcilungcn der B.-V. B.", Herr
Heft 23
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
367
Max Schmidt, uns wiederholt mitgeteilt hat, daß die Zusendung
dieses Blattes oft nicht erfolgen kann, weil viele Adressen unserer
Herren Kollegen nicht richtig angegeben sind, und jedesmal
eine größere Anzahl Exemplare als unbestellbar zurückkommt.
Wir bitten deshalb alle Herren Mitgheder der B.-V. B., welche
das Verkündigungsblatt nicht regelmäßig erhalten, umgehend
ihre genaue Adresse dem Schriftführer der B.-V. B. (Adresse s.
oben!) zukommen zu lassen. Es sei noch erwähnt, daß ein aus-
führlicher Bericht über den letzten Bezirkstag in Berlin, sowie
über alle sonstigen Bezirksangelegenheiten in den Mitteilungen
der B.-V. B. bekannt gegeben worden ist.
Oberschlesien. Am 7. Mai d. J. fand unser diesjähriger
Frühjahrsbezirkstag in Ratibor unter zahlreicher Beteiligung
statt. Die Verbandsleitung war durch Herrn Ingenieur Lenz
vertreten. Der Vortrag desselben über das Thema: „Die sozial-
politischen Forderungen der Techniker und der gegenwärtige
Reichstag" wurde mit großem Beifall aufgenommen.
Thüringen. Nach der Neuwahl des Jenaer Bezirkstages am
7. Mai d. J. setzt sich der geschäftsführende Vorstand zusammen
aus den Herren: Leopold, Vorsitzender; Schelle, Kassierer und
Inhaber der Geschäftsstelle; Färber, Schriftführer; Naumann,
Vertreter der Gruppe A; C. Schmidt, Vertreter der Gruppe B;
Zachariä, Vertr. d. Gruppe C; Wuttke, Vertreter d. Gruppe D.
Briefadresse: Otto Leopold, Ingenieur, Erfurt, Alsenstraße 7a.
Geschäftsstelle: (Stadt. Wohnungsinspektor Schelle, Erfurt,
Michaelisstr. 24. Stellenvermittlung: Ingenieur L. Leidenfrost,
Erfurt, Scharnhorststraße 18.
Zweigvereine
G e m i s c h t e V e r e i n e.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung am
Mittwoch, 7. Juni 1911, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel,
Altona, Königstr. 186/88. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mit-
teilungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3, Neuwahlen für die
satzungsgemäß ausscheidenden Vorstandsmitglieder: a) 2. Vor-
sitzender; b) 1. Schriftführer; c) Bücherwart; d) Beisitzer.
4. Beschlußfassung über den Ausfall der Hauptversammlung
in den Monaten Juli und August. 5. Besprechung des' Rund-
schreibens des Erfurter T.-V. 6. Technische Fragen. 7. Ver-
schiedenes.
Bonn. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Wilh.
Heuer, Bonn, Kaufmannstr. 3. — Hauptversammlung am Mitt-
woch, 7. Juni 1911, abends 9 Uhr, im Hotel du Nord, Poppels-
dorfer Allee. Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Geschäft-
liches. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Besprechung zu
dem Ausfluge am 11. Juni. 5. Verschiedenes. — Ausflug am
Sonntag, 11. |uni, nach Kottenheim, Niedermendig und Laacher
See. Abfahrt von Bonn 7.05 vorm. Wegen Bestellung des
Mittagessens sind die Anmeldungen bis zum 4. Juni an den
Vorsitzenden zu richten.
Bremen. Techniker-Verein. Br.-A.: Vrs. H. Struß,
Donaustr. 27. Kassierer: C. A. Beeck, Erwinstr. 19. V. u. O. :
Jeden ersten Donnerstag im Monat in der Jacobihalle, Eingang
„Kurze Wallfahrt".
Ciiarlottenbiirg. ,,B a u h ü 1 1 e C h a r 1 o 1 1 e n b u r g".-
Vereinslokal: Logen-Restaurant, Charlottenburg, Berliner Str. 161,
Ecke Kirchhofstraße. 1. Vorsitzender: Friedrich Brinkmann,
Charlottenburg, Goethestr. 15 II. I.Schriftführer: R.- Brennecke,
Charlottenburg, Fritschestr. 40. — Mit Rücksicht darauf, daß
der erste Dienstag im Monat Juni auf den 3. Pfingstfeiertag
ällt, findet unsere Monats-Hauptversammlung erst am Dienstag,
3. Juni, im obengenannten Vereinslokale statt; die Tages-
rdnung ist bereits im Verkündigungsblatte „Mitteilungen der
.-V. B." bekannt gegeben worden. Insbesondere möchten wir
He unsere Vereinskollegen dringend bitten, Kollegen, welche
em Deutschen Techniker-Verbände noch fernstehen, zu unseren
itzungen und sonstigen Veranstaltungen mit einzuladen. Um
zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird dringend gebeten.
Die rückständigen Vereins- und Verbandsbeiträge sind schnell-
stens porto- und bestellfrei an unseren 1. Kassierer, Herrn Albert
Papenzin, Charlottenburg, Wallstr. 47, einzusenden.
Erfurt. Techniker-Verein. Die Briefadresse des
Vereins lautet jetzt: Herrn H.Schelle, Erfurt, Michaelisstr. 24 II.
Friedberg i. H. T e c h n. Verein. Br.-A. : H. Pollex,
Friedberg, Kaiserstr. 154. Die Verwaltung der Frankfurter Müll-
verbrennungsanlage hat den Erlaubnisschein für die Besichtigung
der Anlage, Klärbecken und des Pumpwerks Goldstein für Sonn-
tag, 11. Juni, nachmittag, erteilt. Abfahrt mit Damen 1.05
nachm. Nach der Besichtigung zwangloses Beisammensein im
Forsthaus Schweinstiege. Freunde des Vereins, durch Mit-
glieder eingeführt, herzlich willkommen. Anmeldungen bis
zum 10. Juni 1911 beim Schriftwart Pollex. Kaiserstr. 154.
Haniburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 6. Juni, präzise 9 Uhr abends, im Ver-
einslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55. Tages-
ordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes'. 2. Aufnahme von
Mitgliedern. 3. Verbandsangelegenheiten. 4. Technische Fragen.
5. Verschiedenes. — Die Herren Vereins- und Verbandskollegen
werden gebeten, ihre Vereins- und Verbandsbeiträge für das
2. Quartal zu entrichten.
Hildesheim. Technischer Verein. Des Pfingstfestes
halber findet unsere Hauptversammlung für den Monat Juni am
Sonnabend, 10. Juni, abends 9 Uhr, im Vereinslokal statt. Tages-
ordnung: Geschäftliche Mitteilungen. Mitgliederaufnahme. Be-
richt über die Besichtigung der Silberhütte in Oker. Beschluß-
fassung über den Sommerausflug. Verschiedenes. Um voll-
zähliges Erscheinen der Mitgheder und der Hospitanten wird
dringend gebeten. Unsere auswärtigen Mitglieder werden ge-
beten, die noch rückständigen Beiträge im Laufe des Monats
Juni an den Kassierer einzusenden.
Magdeburg. Freie Techniker-Vereinigung. Vrs.
u. Br.-A. : F. Fessel, Magdeburg-W., Spielhagenstr. 7. — Ver-
sammlung am 10. Juni im „Blauen Elefanten", Kaiserstr. 22.
Gäste willkommen. Die Tagesordnung wird den Mitgliedern
durch besondere Einladung bekannt gegeben. — Da neue Mit-
gliederlisten angefertigt werden sollen, sind Adressenänderungen
umgehend an W. Doesseler, Magdeburg-S., Alfredstr. 22, mit-
zuteilen.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O.: Jeden Mitt-
woch, abends 8V2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner", Insel Schüft.
Die Vereinsabende finden während der Sommermonate bei
schönem Wetter im Garten statt. Die werten Mitglieder werden
ersucht, hierzu auch ihre Damen mitzubringen. Am Mittwoch,
7. Juni, Monatsversammlung im Vereinslokal. Tagesordnung:
1. Geschäftliches. 2. Neuaufnahmen. 3. Einlauf. 4. Verschie-
denes. Um recht zahlreichen Besuch ersucht die Vorstandschaft.
Oldenburg. Techniker-Verein. Hauptversammlung
am Mittwoch, 7. Juni, abends 9 Uhr, im Landesgewerbemuseum.
Nebenversammlung am Mittwoch, 21. Juni, abends 9 Uhr, im
Restaurant Bavaria. Rege Beteiligung erwünscht.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Br.-A.: Fr. Zube, Ing., Regen-
walde, Mauerstr. 289. — Unsere nächste Versammlung findet
Sonntag, 11. Juni, 31/, Uhr, in Naugart, Hotel Deutsches Haus,
statt und ist vollzähliges Erscheinen der Mitglieder erwünscht.
Gäste sind jederzeit willkommen. Nach der Sitzung findet die
Besichtigung der dortigen Brauerei statt. Hiernach zwangloses
Beisammensein.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum Prinzen.
Monatsversammlung am Mittwoch, 7. Juni 1911, abends S^/o Uhr,
im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 2. Besprechung über den Bezirkstag in Schwerin im
September d. J. resp. Anträge zu demselben. 3. Verschiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. E. V.
Br.-A.: H. Reichert, Berlin SW. 29, Fidicinstr. 44. Vereins-
lokal: Restaurant Hilsebein, Belle-Alliance-Str. 87. — Nächste
Versammlung: Mittwoch, 14. Juni 1911. Beginn pünktlich 9 Uhr.
Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Bericht über den 14. Be-
zirkstag. 3. Aussprache über Verbandsangelegenheiten. 4. Ver-
schiedenes. Um pünktliches und zahlreiches Erscheinen wird
dringend gebeten. Wir bitten, das Datum des Versammlungs-
tages zu beachten.
Dresden. Motiv, Bauhütte Dresden. Br.-A.: Bau-
meister Eugen Pönisch, Dresden-Trachau, Schützenhofstr. 11. —
Mittwoch, 7. Juni, findet abends 1/2^ Uhr im Vereinslokal
Monats-Hauptversammlung statt. Die Tagesordnung ist eine
sehr reichhaltige und wird am Abend selbst bekannt gegeben.
Vollzähliges Erscheinen der Mitgheder wird erwartet, sowie um
Einführung neuer Kollegen ersucht. Auch werden die Herren
Einzelmitglieder des Hoch-, und Tiefbaufaches der Bezirksver-
waltung Dresden gebeten, sich dem Verein anzuschließen. —
Mittwoch, 14. Juni, Vortragsabend. Herr Architekt Born-
Dresden spricht über: Die Erbauung des größten Schornsteines
der Erde.
Stettin. Stettiner Bauhütte. Vrs. u. Br.-A.: Paul
Beyer, Oberwiek 70. — Hauptversammlung am Donnerstag,
8. Juni im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder Str. 129.
Beginn abends 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 2. Verlesung der Eingänge. 3. Vereinsangelegenheiten.
368
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 23
4. Besprechung über Teilnahme an der Wanderversammlung
in Posen. 5. Verschiedenes. 6. Fragekasten. Wir bitten um
pünktliches Erscheinen.
Essen. Interessengruppe der Vermessungs-
techniker. Br.-A. : M. Schmitz, Essen (Ruhr), Holsterhauser
Straße 107. — In der Vorstandssitzung, abgehalten in Elberfeld
am 25. März d. J., wurde bekannt gegeben, daß in unserer
Schulangelegenheit eine Petition dem D. T.-V. eingereicht wurde
zwecks Weitergabe an den Herrn Minister für Handel und Ge-
werbe. Sodann wurde beschlossen, bei dem Allgemeinen Deut-
schen Vermessungstechniker-Verbände anzuregen, zu den
Tagungen gegenseitig Einladungen ergehen zu lassen. Kollege
Schweisfurth erstattete Bericht über seine auf Einladung der
Bezirksverwaltung Brandenburg erfolgte Reise nach Berlin, um
im dortigen Brudervereine, der seinen Austritt aus dem Verbände
erklärt hat, Vortrag zu halten. Der Austrittsbeschluß kam in einer
Versammlung zustande, in der die Vereinsmitglieder, welche
gleichzeitig dem Deutschen Techniker- Verbände angehören, in
der Minderzahl waren und überstimmt wurden. Weiter kam ein
Antrag des Landesvereins Sachsen zur Sprache auf Bewilligung
eines Beitrages zur Abhaltung einer Vertreterversammlung, an
der ein Vorstandsmitglied der Interessengruppe teilnehmen soll.
Hierzu wurde beschlossen, den ansuchenden Verein um eine
Aufstellung der entstehenden Kosten zu bitten. Hierauf verlas
noch Kollege Schweisfurth eine Erwiderung auf die seitens des
Stadtlandmessers Banditt auf unseren Stand erfolgten Angriffe
in der Rundschau für Gemeindebeamte.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
(Nur für VerbandsmitglieJer.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1646 f. Bauamt i. Osnabrück sof. Tiefbautechn., gel. Stein-
setzer, m. Erf. i. Straßenbau. Ang. unt. 1646 a. d. Zweigst.
Osnabrück, z. H. d. Hn. H. Schütte, Parkstr. 20.
1647 f. Baugesch. i. Saarbrücken z. 1. 7. 1911 jüng. Bau-
techniker für Bureau u. Baustelle. Bis 150 M. Ang. unt. 1647
a. d. Zweigstelle Saarbrücken, z. H. d. Hn. Rieh. Rosprich,
Petersbergstr. 82.
1648 f. Baugesch. i. Ostrowo sof. jüng., zuverlässig. Bau-
techniker, Absolvent e. Bgw. -Schule, m. Buchführung vertr.
Einige Erf. i. Tiefbau erwünscht. 120 bis 150 M. Stllg. dauernd.
Ang. m. Photographie unt. 1648 a. d. Zweigst. Posen, z. H.
d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
1652 f. Baugesch. i. Würzburg sof. tücht. Bautechn. für
Bureau u. Baustelle. Dauernd. 14Ö bis 160 M. Ang. unt. 1652
a. d. Zweigst. Würzburg, z. H. d. Hn. L. Ungerer, Schöntaler Str.
1653 f. Baugesch. i. Winsen i. Hann. sof. tücht. Techn.
f. Bureau u. Baustelle, vorwiegend Tiefbau, der den Chef
vertret. kann. Dauernd. 150 M. Ang. unt. 1653 a. d. Zweigst.
Hannover, z. H. d. Hn. L. Damköhler, Slicherstr. 8.
1654 f. Architekt i. Hirschberg sof. tücht. Hochbautechn.,
fl. saub. Zeichn. Stllg. vorübergehend. Ang. m. Geh. Anspr.
unt. 1654 a. d. Zweigst. Niederschlesien, z. H. d. Hn. C. Hauer,
Altwasser i. Schles., Promenade.
1655 nach Ebersbach i. Sa. sof. tücht. Hochbautechn.
140 M. Ang. unt. 1655 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1656 f. Streckenbauleitg. des Groß-Schiffahrtsweges Berlin-
Stettin sof .tücht. alt. Tiefbautechn. Ang. m. Geh. Anspr. unt.
1656 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1657 f. Eisenbeton A.-G. i. Kattowitz sof. tücht. Eisen-
betontechniker. Ang. m. Geh. Anspr. unt. 1657 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1658 zr. Ausbeutg. e. Patents f. Deutschi. , betr. d. Herstellg.
V. Zwischenwänden, sof^ mehrere stellungsuchende Kollegen aus
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten A'littwoch
im Monat im Restaurant ,, Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. — Unsere nächste Mitglieder-
versammlung findet am 7. Juni 1911, Punkt 1/29 Uhr, im
Vereinslokale statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Be-
richt über den 14. Bezirkstag. 3. Bericht über die
Gruppenversammlung der Gruppe B vom 4. Mai 1911.
4. Verbands- und Vereinsangelegenheiten. 5. Verschiedenes.
In Anbetracht der wichtigen Tagesordnung erwarten wir, daß
alle Mitglieder pünktlich erscheinen. Diejenigen Kollegen, welche
mit ihren Beiträgen für das 2. Quartal 1911 noch im Rückstände
sind, werden ersucht, dieselben nebst 5 Pfennig Bestellgeld
umgehend an unseren Kassierer KoU. Staberow einzusenden.
Die in Heft 9 und 10 der D. T.-Z. veröffentlichten Fragebogen
sind noch immer nicht von allen Kollegen ausgefüllt worden.
Wir fordern darum nochmals auf, den Fragebogen sofort aus-
zufüllen und denselben unserem Schriftführer KoU. Leipziger
zu übersenden.
Warnung.
Aus Kiel wird uns geschrieben :
„Unter dem Namen, Brandowsky aus München-
Riesenfeld hat sich hier ein angeblicher Techniker als Verbands-
mitglied ausgegeben und eine Geldunterstützung zur Rückreise
nach seinem Wohnort zu verschaffen gewußt. Brandowsky ist
aber niemals Mitglied des D. T.-V. gewesen, auch haben die
eingeleiteten Ermittelungen ergeben, daß der angegebene Wohn-
sitz nicht zutreffend ist. Wir bitten daher, vor dem Genannten
zu warnen."
Dies geschieht hiermit.
/ Die Verbandsleitung.
dem Baufach zr. Uebernahme v. Vertretg. i. d. einzeln. Städten
geg. entsprechend hohe Vergütg. Ang. unt. 1658 a. d. Geschäfts-
stelle Rheinland, u. Westfalen i. Dortmund, Kaiserstr. 86.
1659 f. gr. Baugesch. i. Mainz sof. tücht. Bauf. m. Erf. i.
Hochbau u. mögl. auch i. Eisenbetonbau. Dauernd. Ang. m.
Photographie unt. 1659 a. d. Zweigst. Frankfurt a. M., z. H. d.
Hn. Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
1660 f. Kgl. Beh. i. Königsberg i. Pr. sof. tücht. Bautechn.,
zunächst bis 31. 3. 1912. Mögl. m. Erf. i. Bureaudienst, i. Zeichn.
u. Veranschl. Tagesdiäten etwa 6 M. Ang. m. Geh. Anspr.
unt. 1660 a. d. Zweigst. Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn. Militär-
bausekretär Wiehe, Königseck 5.
1662 f. Baumeist. i. Neuhausen i. Sa. sof. Hochbautechn.,
m. Entwerf., stat. Berechn. u. Kostenanschl. vertr. Stllg. vor-
aussichtlich dauernd. Ang. m. Geh. Anspr. unt. 1662 a. d.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1663 f. Architekt i. Eisenach sof. gewandt, jung. Hochbau-
techniker. C. 120 M. Ang. unt. 1663 a. d. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
1664 f. d. Hafenbau-Ressort d. Kaiserl. Werft i. Wilhelms-
haven söT. Bautechn., i. Projekt., Veranschl. u. Ausführg. v.
Kanalisationsarbeit, erf. Ang. m. Geh. -Anspr. unt. 1664 a. d.
Zweigstelle Bremen, z. H. d. Hn. O. Krause, Neustadls Contrcs-
carpe Nr. 70.
1665 f. Beh. i. Elbing sof. jüng. Techn. a. 5 bis 6 Mon.
Ang. m. Geh. Anspr. unt. 1665 a. d. Zweigst. Danzig, z. H. d.
Hn. E. Schulz, Danzig-Langf., Hertastr. 17.
1666 f. Beh. i. Sagan sof. tücht. Techn. auf 4 bis 5 A\on.,
d. mögl. b. Beh. tätig war. 165 M. Ang. unt. 1666 a. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1667 f. d. Bauleitg. f. d. Odcrregulierg. i. Küstrin sof. zwei
tücht. ält. Bautechn., gewandt. Zeichn., a. einig. Mon. Ang. mit
Geh. Anspr. unt. 1667 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Mark
grafenstraße 94.
1668 f. d. städt. Tiefbauamt i. Potsdam sof. jung. Bau-
aufseher. Etwa 120 M, auch mehr, a. ca. 10 Woch. Ang. unt.
1668 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandeg
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Deutsche Techniker-Zeituno
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 24 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 10. Jufli 1911
Inhalt: Zur Reictisversicherungsordnung — Ausgewählte Kapitel aus der Feuerun^stechnik — Eisenbalinlandmesser und Eisenbahnvermessungstechniker — Kultur und
Kunst — Wirtschaft und Leben — Soziale Bewegung — Standesbewegung — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Zur Reichsversicherungsordnung
Am 30. Mai wurde in der Endabstimmung die Reichs-
versiclierungsordnung mit 232 gegen 58 Stimmen bei 15
Enthaltungen angenommen. Damit ist es der Reichstags-
mehrheit gelungen, das 1754köpfige Ungeheuer vor den
Pfingsttagen zur Strecke zu bringen. Die Abgeordneten
brauchen also nicht mit ganz leeren Händen vor ihre
^X^ähler zu treten; sie können wenigstens auf ein Werk
der sozialpolitischen Gesetzgebung der 12. Legislatur-
periode hinweisen. Inwieweit indes das deutsche Volk
dankbar sein wird für die immense Arbeit, die dieses
Gesetz erforderte, wird sich am nächsten Wahltage zeigen.
Um das Ziel: Verabschiedung der Reichsver-
sicherungsordnung noch vor derVertagung
zu erreichen, hat es sich die Reichstagsmehrheit auch nicht
wenig kosten lassen. Nicht nur, daß sie ein Gesetz ge-
schaffen, an dem wohl niemand, auch die Regierung nicht
ausgenommen, seine reine Freude haben kann, auch die Art,
wie das Gesetz zustande kam, wie die Mehrheit die „sach-
liche Beratung" betrieben hat, ist es, was vor allem ge-
eignet erscheint, das Ansehen des Deutschen Reichstages
zu gefährden. In nicht ganz 18 Arbeitstagen wurden die
1754 Paragraphen vom Plenum des Reichstages in der
zweiten Lesung und in knapp vier Tagen in der
dritten Lesung durch-,,beraten". Der kompakte Versiche-
rungsblock (Konservative, Wirtschaftliche Vereinigung,
Zentrum und die Mehrzahl der Nationalliberalen, zu denen
hin und wieder einige Freisinnige kamen) beteiligte sich
allerdings nicht oder nur gezwungen an den Verhandlflngen
im Plenum, wußte aber dafür mit umso größerer Energie
jede Aenderung der Kommissionsbeschlüsse, die eine
Besserung des Gesetzes hätte bringen können, zu ver-
hindern. Soviel die Linke auch bis in die Reihen der
Nationalliberalen hinein, Verbesserungsvorschläge bringen
und mit noch so stichhaltigen und zwingenden Gründen
belegen mochte, die Mehrheit ließ die Abgeordneten einfach
reden und stimmte jeden, von den Kommissionsbeschlüssen
abweichenden Antrag rücksichtslos nieder — ein Verfahren,
das an Einfachheit nichts zu wünschen übrig läßt, an
Würdelosigkeit in der Parlamentsgeschichte aber bisher
ohne Beispiel dasteht.
Wir versagen uns an dieser Stelle die scharfe Kritik,
die nötig wäre, um das Verhalten der Reichstagsmehrheit
zu kennzeichnen. Soviel nur sei gestattet zu sagen: Diese
Mehrheit hat sich in den Tagen der Verhandlungen über
die Reichsversicherungsordnung zum Schaden der Ver-
sicherten nicht von sozialpolitischen, sondern
von rein parteipolitischen Erwägungen
leiten 1 a s se n und 'daneben fast ausschließlich die
Interessen der industriellen und ländlichen Arbeitgeber
wahrgenommen.
Nach der zweiten Lesung traten die Angestellten-Or-
ganisationen, die bisher ihre Kraft mehr auf die Privat-
beamtenversicherung, wie ruhig zugegeben werden kann,
konzentriert hatten, nochmals mit ihren Wünschen vor
die Oeffentlichkeit. Der Soziale Ausschuß der
technischen Verbände protestierte — siehe Heft 22 —
in einer großen Berliner Versammlung gegen die
Ablehnung der zugunsten der Angestellten eingebrachten
Verbesserungsanträge wie überhaupt gegen die Nicht-
berücksichtigung der Angestelltenwünsche. Der Reichs-
tag wurde mit Petitionen überflutet und die ein-
zelnen Ortsgruppen und Zweigvereine zur persönlichen
Bearbeitung der Abgeordneten herangezogen. Auch
wir im D. T.-V. haben unsere Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine veranlaßt, in der kurzen Zeit zwischen
der zweiten und dritten Lesung ihre Abgeordneten auf-
zufordern, für die zur dritten Lesung noch einmal be-
gründeten Angestelltenwünsche einzutreten. Mit Genug-
tuung können wir konstatieren, daß, soweit unsere Ver-
bandsorgane in Betracht kommen, dieser Aufforderung
bereitwilligst Folge geleistet wurde. Die Abgeordneten
aller Parteien haben dadurch erkennen können, daß die
technischen Angestellten mit Sorge die Verhandlungen des
Reichstages verfolgten.
In Uebereinstimmung mit dem Werkmeisterverband
und anderen Organisationen reichten auch wir zur Lesung
eine letzte Petition ein, die in Anbetracht und unter Be-
tonung der gegenwärtigen politischen Lage alle weiter-
gehenden grundsätzlichen Forderungen zurückstellte und
sich nur auf die 'zwei Dinge : Ausdehnung der Ge-
haltsgrenze in der Krankenversicherung
auf 3000 M und Herabsetzung der Alters-
grenze in der Invalidenversicherung von
70 auf 65 Jahre beschränkte. Wir wissen wohl, das
war wenig, sehr wenig, was wir in letzter Stunde noch
vom Reichstage forderten. Wir durften aber eben deshalb
mit umso größerem Rechte erwarten, daß wenigstens diese
beiden Wünsche berücksichtigt würden. Aber selbst dieses
Wenige wurde nicht voll erreicht!
Die Mehrheitsparteien haben bei Beginn der dritten
Lesung in einer sogenannten Verständigungs-
kommission die wenigen Zugeständnisse an den Volks-
willen unter sich vereinbart und waren von der Verein-
barung ebensowenig abzubringen, wie bei den vorher-
gehenden Beratungen von den Kommissionsbeschlüssen.
Unsere Aktion hatte insofern Erfolg, als die Verständi-
gungskommission in einem Antrag Schulz die Aus-
dehnung der Gehaltsgrenze bis 2500 M gewährte. Vor-
aussetzung war dabei gewesen, daß noch weitere Kon-
zessionen an den agrarischen Egoismus gemacht wurden.
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 24
Um den Preis der Herabsetzung der Wöchnerinnen-
Unterstützung in den Landkrankenkassen von 8 auf
4 Wochen und noch anderer Verschlechterungen wurde die
unzureichende Erhöhung der Gehaltsgrenze von 2000 auf
2500 M in der 3. Lesung endgültig beschlossen. Vorher
war der sozialdemokratische Antrag, der den Petitionen
der Angestelltenverbände entsprach, mit 225 Stimmen der
Kompromißparteien gegen 71 fortschrittliche und sozial-
demokratische Stimmen abgelehnt worden.
Wir danken diesen Beschluß dem Reichstage nicht.
Es ist unerhört, daß solch kleine Fortschritte nur erkauft
werden können gegen weitergehende Verschlechterungen;
es charakterisiert den sozialen Geist der Reichstagsmehrheit,
daß die Verschlechterungen auf Kosten des Säuglings-
und Mutterschutzes gingeru Auch jetzt bleiben immer
noch etwa 30*/o der technischen Angestellten unversichert,
die bis auf etwa 11 o/o hätten herabgedrückt werden
können, wenn das Zentrum zu seinem eigenen Antrage
gestanden hätte.
Der Mangel an Einheitlichkeit in der Reichs-
versicherung wird nun illustriert durch die Gehaltsgrenzen
der versicherten Angestellten: In der Invalidenversicherung
2000 M, in der Krankenversicherung 2500 M, in der Unfall-
versicherung 5000 M, so daß wir in den verschiedenen Ver-
sicherungszweigen ganz verschiedene Personenkreise ver-
sichert finden. Die Absteckung der Qehaltsgrenzen quali-
fiziert sich überhaupt als ein Ausnahmerecht, das nur
für Angestellte gilt, nicht aber für Arbeiter. Ein gewerb-
licher Arbeiter mag 3000 M oder mehr verdienen, er bleibt
versicherungspflichtig, während der technische Angestellte
mit 2000 bezw. 2500 M aus der Zwangsversicherung aus-
scheidet.
Die Herabsetzung der Altersgrenze in
der Invaldien Versicherung von 70 auf 65 Jahre
wurde von der Reichstagsmehrheit abgelehnt; ebenso
mit 166 gegen 120 Stimmen ein von Dr. Pott hoff be-
gründeter Antrag, nach dem die Herabsetzung am 1. Januar
1917 — d. i. voraussichtlich der Zeitpunkt, wo bei Zu-
standekommen der Privatbeamtenversicherungen die ersten
Altersrenten im 65. Lebensjahr an Privatbeamte gezahlt
werden können — in Kraft treten soll. Von den tech-
nischen Angestellten wird also in Zukunft wohl kaum
Einer Gelegenheit haben, in den Genuß der an und für
sich recht kümmerlichen Altersrente zu treten. Nach
unserer Statistik haben von 1114 5 erfaßten technischen
Angestellten nur 6 ein Alter über 70 und nur
2 2 ein Alteriüber65 Jahre erreicht.
Dieser in der 3. Lesung am 30. Mai gefaßte Be-
schluß des Reichstages reiht sich würdig der bisherigen
Stellung der Mehrheit an. Er ist um so unverständlicher,
als zu Beginn dieses Reichstages die gleichen, nun für
die Ablehnung stimmenden Parteien selbst die Herab-
setzung der Altersgrenze in der Invalidenversicherung be-
antragt hatten. Die Mehrheit suchte ihren reaktionären
Beschluß zu verschanzen hinter dem ,,Lfnannehmbar" der
Regierung, obwohl kurz vorher bei Beratung der elsaß-
lothringischen Verfassungsfrage gerade die Regierung be-
wiesen hatte, daß ihr „Unannehmbar" nicht immer ernst zu
nehmen sei. Der Reichstag, der mit der Entrechtung der
Versicherten in den Krankenkassen den Wünschen der
Regierung soweit entgegen gekommen war, hätte sehr wohl
die Herabsetzung der Altersgrenze erreichen können.
Alles in allem betrachtet, bedauern wir es, daß dieses
Gesetz bei der Endabstimmung eine solche Mehrheit ge-
funden hat. Die Angestellten haben für die Aufstellung
der Gehaltsgrenzen, für die Eesthaltung der 70-Jahre-
Altersgrenze, für die Verschlechterung der Selbstverwal-
tung, für die Einengung der Ereien Hilfskassen, für die
Abweisung jeglichen Ausbaues der Invalidenversicherung,
kurz für die öffensichtlicheA'^erletzung ihrer Interessen, die
gesamte Rechte, das Zentrum und einen Teil der Na-
tionalliberalen verantwortHch zu machen. Aber auch in
der Eortschrittlichen Volkspartei sahen wir Leute wie Dr.
M u g d a n , die mit aller Entschiedenheit gegen die Aus-
dehnung des Versicherungszwanges auf weitere An-
gestelltenkreise ankämpften. Der Abgeordnete Dr. Pott-
hoff, der sich mit Energie und Geschick für die Interessen
der Angestellten ins Zeug legte, stand fast immer mit
einem kleinen Teil seiner linksliberalen Ereunde allein an
der Seite der sozialdemokratischen Fraktion, die während
der ganzen Beratung der Reichsversicherungsordnung als
einzige geschlossen für die Angestellten-Wünsche eintrat.
Kfm.
Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik
Von Doktor-Ingenieur GEORG HERBERG, Halle a. S.
VII.*)
Die Feuerungen für Kesselbetriebe.
Bevor zu der Besprechung der einzelnen Feuerungs-
konstruktionen übergegangen wird, soll noch einmal an
die Eigenschaften der Brennstoffe erinnert werden (vergl.
Heft 41/1910, S. 647) und zwar an die äußerlichen Ver-
schiedenheiten, wie Stückgröße, Form, Staub- und Grus-
gehalt, Feuchtigkeit, Klebvermögen usf., sowie an die
durch Beschaffenheit und Zusammensetzung gegebenen
Unterschiede, wie ihre Brennfähigkeit und Gasentwick-
lung, ihr Verhalten im Feuer, ihren Heizwert, ihre
Back- und Schlackfähigkcit, den Aschenreichtum usf. Trotz
der großen Verschiedenartigkeit der Brennstoffe und ihrer
Formen lassen sich jedoch Gruppen bilden und Gemein-
samkeiten feststellen; da ist vor allem der Heizwert
*yVergl. Heft 41, 42, 46 1910; 6 u. 16/1911.
der Brennstoffe, der durch das Alter derselben bestimmt ist,
ein wesentliches Merkmal, das auf die Feuerung Einfluß hat,
denn da man auf der Feuerung Wärmemengen erzeugen will,
so wird sich jede Rostfläche nur bis zu einem gewissen
Grade beanspruchen lassen, und zwar, dem Gewicht nach
gemessen, mit um so weniger Brennstoff pro qm Rost-
flächt und Stunde, je hochwertiger das Brennmaterial ist.
Es können nun die hochwertigen Brennstoffe, also die,
welche nach Tabelle Nr. 3 in Heft 41 1910, S. 649 etwa
einen Heizwert von 8000 bis 4700 W.E. haben, wie An-
thrazit, Steinkohle, Koks, böhmische Braunkohlen und
Briketts zweckmäßig auf ungefähr gleichartigen Rosten ver-
brannt werden, nämlich den Planrosten in ihren ver-
schiedenen Ausführungen; während die anderen minder-
wertigen Brennstoffe andere Rostformen und wesentlich
größere Rostflächen beanspruchen, wie sie die Schräg-
roste darbieten. Andere wichtige Merkmale für die
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
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Konstruktion der Feuerungen, besonders der mechani-
schen Feuerungen, sind die Eigenschaften der Brennstoffe
beim Verbrennen, ob die Kohlen backen oder schlacken,
ob sie Neigung haben, die Brennflächen zu verschmieren,
ob sie sandig sind, welche Stückgröße sie besitzen usf. ;
weiter ist der Luftbedarf des Brennstoffes von Bedeutung;
dazu kommen noch die rein äußerlichen Verhältnisse und
Bedingungen der Anlage; so ist das Kesselsystem, an
welches die Feuerung angebracht werden soll, von Ein-
fluß. Kleinere Rostflächen, für hochwertige Brennstoffe,
lassen sich beim Flammrohrkessel innerhalb der Rohre
unterbringen, während große Rostflächen den Kesseln vor-
gebaut werden müssen, Erwägungen, die oft in Rücksicht
auf die Platzfrage in engen Räumen und bei teuren Grund-
stücken sehr beachtet werden müssen. Weiter spricht
die bequeme Bedienungsmöglichkeit für die Beschickung
mit. Die Roste dürfen nicht zu lang sein, da sonst, be-
sonders bei Handbetrieb, die Kohle nicht weit genug
nach hinten geworfen werden kann, auch ein Uebersehen
des Rostes schwer wird.
Wenn man alle diese Momente, die hier nur an-
deutungsweise behandelt seien, bedenkt, so wird man es
begreiflich finden, daß sich eine ungeheure Fülle von
Feuerungskonstruktionen herausgebildet hat, deren jede
mehr auf die eine oder andere Eigentümlichkeit der
Brennstoffe Rücksicht nimmt oder die mehr dem einen
oder anderen speziellen Zwecke dient ; denn Universal-
Feuerungen gibt es nicht; und doch wird man
in der Feuerungstechnik, um die Menge der Typen nicht
zu häufen, nach Systemen suchen, die möglichst vielseitig
sind, die gestatten, möglichst viele Brennstoffe mit un-
gefähr gleichem Vorteile zu verbrennen ; man wird ge-
wissermaßen eine Anzahl nicht zu verschiedener Eigen-
schaften herausgreifen und diese zu vereinen suchen; denn
die Feuerung ist die wertvollste für die Industrie, die
den Kesselbesitzer am unabhängigsten von der Lieferung
und Verwendungsmöglichkeit der Brennstoffe macht.
Der verwendungsfähigste Rost ist der Planrost, denn
auf demselben kann man alle Brennstoffe, entweder jede
Sorte für sich oder in geeigneter Mischung, verarbeiten;
doch wird der Betrieb um so ungünstiger, je geringwertiger
der Brennstoff wird, während beim Schrägroste die
Schwierigkeiten sich häufen, je hochwertiger der Brenn-
stoff ist. Wir wollen daher scheiden: A Feuerungen für
minderwertige Brennstoffe (Hauptvertreter: Schrägrost),
B Feuerungen für hochwertige Brennstoffe (Hauptvertreter:
Planrost).
Dabei sollen die Spielarten dieser Haupttypen be-
sprochen werden, die durch verschiedenartige Ausbildung
der Roste, die Art der Luftzuführung und durch mecha-
nische Kohlenzufuhr entstanden sind.
A. Feuerungen für minderwertige
Brennstoffe.
Gegen die Feuerungen für minderwertige Brennmate-
rialien, also in erster Linie die Schrägrostfeuerungen, hatte
man früher eine Abneigung und auch heute noch findet
man vielfach ein Mißtrauen, das sich in der Ansicht
äußert, daß mit einem geringwertigen Brennmaterial nicht
genügend Dampf erzeugt werden könnte. Es läßt sich
nun feststellen, daß dieses Mißtrauen vollkommen un-
berechtigt ist, denn zur Erzielung einer höheren Dampf-
leistung ist vor allem die Größe der Rostfläche ausschlag-
gebend und nicht die Verwendung eines hochwertigen
Materials eine unerläßliche Bedingung; gerade bei Schräg-
rosten, die vor die, Kessel gebaut werden müssen,
kann man bequem, und für die Bedienung übersichtlich.
eine große Rostfläche unterbringen, so daß sich bei Ver-
feuerung von minderwertigem Brennmaterial von etwa
2400 W. E. eine Beanspruchung von 25 bis 30 kg pro qm
Heizfläche und Stunde sowie darüber hinaus leicht er-
zielen läßt.
Die Grube Clara in Neu-Welzow, welche insgesamt
118 Topfsche Schüttfeuerungen besitzt, arbeitet z. B.
dauernd mit einer Beanspruchung von über 30 kg, in
der älteren Anlage sogar mit 33 bis 36 kg. Die Riebeck-
schen Montanwerke beanspruchen auf ihren Gruben meist
die Kessel mit mehr als 30 bis 32 kg/qm. Auch das
Elektrizitätswerk Halberstadt erzielt bei Verwendung des
gleichen Materials eine Beanspruchung von ca. 24kg/qm/St.,
wobei Nutzeffekte von 69 bis 72o/o die Regel" sind. Die
Bergbau-A.-G. Leipzig (Thräna) arbeitet mit Beanspruchun-
gen von 26 bis 28 kg und Nutzeffekten von 69 bis 72<yo.
Schüttfeuerungen, zweckmäßig angeordnet und richtig
durchgebildet, haben mancherlei theoretische und prak-
tische Vorzüge vor Planrostfeuerungen, und daß letztere
nicht verschwinden, liegt hauptsächlich an dem Umstände,
daß nicht für jedes Brennmaterial Schüttfeuerungen ge-
eignet sind, wie auch an der Platzfrage. Bei jeder gut
angelegten Schüttfeuerung wird das Brennmaterial vor-
gewärmt, vorvergast und langsam der Verbrennung zu-
geführt in dem Maße, wie es verbraucht wird; kein
periodisches Oeffnen des Feuerraumes und kein plötzliches
Aufgeben von kaltem Brennmaterial stört bei richtiger
Handhabung die Verbrennung. Der Kohlensäuregehalt
schwankt im Gegensatz zu Handfeuerungen nur in ge-
ringen Grenzen und ändert seine Höhe nur ganz allmählich.
Daneben arbeitet jede Schüttfeuerung auch ohne geschulten
Heizer technisch rauchfrei. Die auf diese Weise erreichte
Rauchfreiheit ist gleichzeitig eine gewinnbringende, weil
sie nicht durch großen Luftüberschuß erzielt wird, wie
bei vielen Rauchverbrennungsapparaten an Planrostfeue-
rungen. Der Verwendungsbereich der Schüttfeuerungen
ist durch obige Kennzeichnung bereits gegeben. Alle
minderwertigen Brennstoffe sind verwendbar, insonderheit
feinkörnige, die durch Planrostspalten durchfallen würden.
Abb. 3 gibt einen Längsschnitt durch eine Schüttfeuerung,
System J. A. Topf & Söhne, Erfurt.
Man beobachtet folgende Teile: oberhalb der Feue-
rung einen Fülltrichter, der gegen den darunter befind-
lichen Füllschacht durch einen Stempelrost, bestehend aus
Rundeisenstäben und darunter liegendem Schieber (Füll-
schachtverschluß), abgeschlossen werden kann. Der
Fülltrichter ist vorn durch schmale Schiebetüren zu-
gänglich und von dem eigentlichen Feuerraum durch
einen Regulierschieber getrennt, der dazu dient, die
Höhe der nachrutschenden Brennstoffschicht ein-
zustellen. Nach Passieren dieses Schiebers gelangen
die Kohlen auf den eigenthchen Schrägrost, der ge-
wöhnlich in einem Winkel von etwa 27 bis 35 Grad
geneigt steht, entsprechend der Fähigkeit des jeweiligen
Brennstoffes nachzurutschen. Dieser Rost besteht aus
Längswangen, zwischen denen Stufen von etwa 120 bis
140 mm Breite im Abstände von ca. 30 mm gelagert
sind, so daß jede Stufe die darüber stehende überragt
und die Kohlen auf den Stufen liegen bleiben. Ver-
brennungsluft tritt durch die Spalten der Roste zu. Unter-
halb des Schrägrostes liegt ein kleiner, engspaltiger, heraus-
ziehbarer Schlackenrost. Der ganze Schrägrost ist durch
eine Verstellvorrichtung in verschiedenen Winkeln ein-
stellbar; nach dem Heizerraum ist der Rost durch ver-
schiebbare gehobelte Aschenfalltüren abschließbar. Unter
dem Planroste befindet sich ein Schieber zum Entfernen
der Aschen und Schlacken. Neben der Feuerung sind
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 24
Abb. 3. Schüttfeuerung
besondere Klappen angebracht zum Eintritt von Sekundär-
luft, die durch Kanäle im Gewölbe vorgewärmt wirgl und
direkt in den Feuerraum gelangt.
Im Füllschacht beginnt das Vorvergasen; Gase und
Dämpfe ziehen über die brennende Kohlenschicht durch
die Flamme nach unten und entzünden sich. Dem Ab-
brandc entsprechend rutscht die Kohle von selbst nach
unten, eine Bewegung, die durch den Schornsteinzug be-
fördert wird, und zwar in einer Schichtdicke, die sich durch'
den Regulierschieber (vergl. Abb. 3) einstellen läßt. Steht
der Rost zu flach, so wird nicht genügend Kohle nach-
rutschen und der Planrost, sowie die unteren Roststufen
brennen leer; steht der Rost zu steil, so wird sich unten
auf dem Planrost und auf den letzten Stufen eine dickere
Kohlenschicht anhäufen. Im ersteren Falle tritt Luftüber-
schuß ein und der Gehalt der Abgabe an Kohlensäure
wird zu niedrig, im zweiten macht sich Luftmangel be-
merkbar, Kohlenoxydbildung, Qualm in der Feuerung, ein
zu hoher Kohlensäuregehalt und Verlust durch unver-
brannte Gase. Beide Fälle sind mit Hilfe der Rostkipp-
vorrichtung leicht zu vermeiden, zumal der Rost, einmal
richtig eingestellt, bei Benutzung gleicher Kohlensorten
dieselbe Stellung beibehalten kann.
Die Bedienung beschränkt sich auf Einstellen des
Rauchkanalschiebers, bei anderer Kesselbelastung und an-
derer Dampfentnahme auf Freihalten des Rostes von
Schlacke, die besonders Neigung hat, sich an den Chamolt-
wänden anzusetzen, und auf Beobachten des Verbrennungs-
vorganges und Abschlacken. Beim Abschlacken ist zuerst
der Regulierschieber zu schließen, um Kohlennachfall zu
verhindern, oder man schiebt in die oberen Stufen
ein Blech ein, das in die Kohlenschicht hineinragt,
sodann sind, von oben anfangend, die Stufen von
Schlacken zu befreien und die Schlacken auf den
Planrost zu stoßen; dort bleiben sie kurze Zeit liegen,
Abb. 4. Muldenrostfeuerung
damit der letzte Kohlenrest verbrennt. Dann wird der
Planrost gezogen, damit die Asche in den Aschenraum
fällt und nach Ablöschen durch den geöffneten Aschen-
fallschieber in den Aschenwagen. Darnach ist die auf
dem Rost oben befindliche Glut zu verteilen, frische Kohle
darüber zu schütten und der Betrieb ist nach kurzer Zeit
wieder voll im Gange. Die Luftzufuhr, somit der Abbrand
wird durch die Aschenfalltür und durch den Fuchsschieber
reguliert. In Pausen ist die Aschenfalltür zu schließen
und der Fuchsschieber bis auf einen handbreiten Spalt
herabzulassen.
Die Roste werden in Längen bis ca. 2,6 m und in
Breiten bis etwa 1600 mm gebaut. Sind größere Rost-
flächen nötig, so werden mehrere kleine Roste neben-
einander gesetzt.
Von dieser Haupttype gibt es natürlich Abweichungen,
je nach den verwendeten Brennstoffen; so kann man für
grobstückige und hochwertige Kohle sogenannte Halb-
gasroste verwenden, das sind schräggestellte, dem Plan-
rost ähnliche Roststäbe. Für Späne und sperriges Material
werden besondere kippbare Trichter eingebaut, aus denen
man von Zeit zu Zeit den Brennstoff über den Rost aus-
schüttet, damit ein Hochbrennen bei den leicht entzünd-
lichen Stoffen ncht eintreten kann. Die Feuerung kann
auch überwölbt sein (Abb. 3), wobei der Raum über
dem Gewölbe zum Aufhäufen von Kohle dient.
Abb. 5. Fahrbare Lokomobilfeuerung
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQH
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Abb. 6. Städt. Elektrizitätswerk Magdeburg --Schürranm
Die Schüttfeuerungen sind für alle Kesselsysteme als
Vorfeuerungen anwendbar; eine Abart bilden die Mul-
denrostfeuerungen (Abb. 4), bei denen zwei seit-
liche Schrägroste mit einem mittleren Planroste vereinigt
sind, eine Zusammenstellung für Betriebe mit Abfall-
stoffen, z. B. Gerbereien, bei denen nicht genügend Lohe
für den Schrägrost zur Verfügung steht, so daß auf dem
von vorne bedienten Planrost beliebige Kohle nachgefeuert
werden kann.
Für Lokomobilen dient nebenstehende Type
(Abb. 5), wobei der innen m'it Chamotte ausgemauerte
fahrbare Kasten eine Schüttfeuerung enthält oder eine
Abb. 7. Kaliwerk Oldisleben (S.-W.).
Schürraum mit 28 Topf'schen Schüttfeuerungen
andere Anordnung, bei der zwei Schüttfeuerungen seitlich'
angebracht sind, während das Zwischenstück zwecks
Herausziehens des Rohrsystems herausgefahren werden
kann.
Abb. 6 stellt das Innere des Kesselhauses im städti-
schen Elektrizitätswerke Magdeburg dar,
das mit Schüttfeuerungen und darüber liegendem Eisen-
betonsilo ausgestattet ist, von denen Zuführungsschlotten
herabführen.
Abb. 7 zeigt die neue Kesselhausanlage der G e w e r k -
schaftWilhelm Ernst in Oldisleben. Es wurden
dort 14 Zweiflammrohrkessel von je 100 qm Heizfläche
mit je zwei Schüttfeuerungen aufgestellt. Jeder Kessel
ist mit einem Ueberhitzer von 30 qm äußerer Heizfläche
für eine Ueberhitzung des Dampfes auf 300 Grad aus-
gerüstet Jede Schüttfeuerung ist 4,4 qm groß bei einer
Breite von 2 x 1100 mm, der Schornstein hat eine Höhe
von 70 m bei 2,7 m o. 1. W. Vor dem Schornstein be-
finden sich Flugaschenfänger. Die Kosten für die Feue-
rungen, Ueberhitzer, Einmauerung, Rauchkanalschieber
und Einsteigetüren für die 12 zuerst aufgeführten Kessel
einschließhch des Schornsteines betragen ca. 92 000 M.
Die 'Abnahmeversuche ergaben bei Verfeuerung von erdiger
Braunkohle von ca. 2350 W. E. und einer Kesselbean-
spruchung von 20 kg/qm/St. eine Verdampfung von 2,66
bez. auf Wasser von 0" und Dampf von lOO", was einem
Nutzeffekte von über 72 o/o entspricht. Der Kohlensäure-
gehalt hinter dem Fuchsschieber belief sich auf 12,8 o/o
CO2-I-O2 = lQ,4o/o. Die Fuchstemperatur betrug 329o C,
die Ueberhitzungstemperatur 302" C.
(Fortsetzung folgt.)
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 24
Eisenbahnlandmesser und Eisenbahnvermessungstechniker
Die Zeitschrift des Vereins der Eisenbahnlandmesser
bringt im Heft 1 d. J. einen Artikel eines Herrn A. „Land-
messer und landrhesserisches Hilfspersonal", der wegen
der unfeinen und ungerechten Weise, in welcher immer
wieder von einem gewissen Teile der vereideten Land-
messer gegen den Stand der Vermessungstechniker vor-
gegangen wird, zu einer scharfen Kritik herausfordert.
Ein Erlaß des Herrn Ministers der öffentlichen Ar-
beiten, der als Regel aufstellt, daß mindestens die Hälfte
des gesamten Landmesserpersonals der Königlichen Eisen-
bahn-Direktionen im Gebiete der Preußisch-Hessischen
Staatseisenbahnen aus Landmessergehilfen (veraltete, aber
bei der Staatseisenbahn noch immer beibehaltene Bezeich-
nung für die Vermessungstechniker), oder technischen
Bureauassistenten (beamtete Vermessungstechniker) be-
stehen kann und die Direktionen anweist, da, wo dieses
Verhältnis noch nicht besteht, durch Versetzung der Land-
messer in andere Bezirke und Einstellung von Landmesser-
gehilfen an ihre Stelle dieses Verhältnis herzustellen, dient
dem Verfasser des Artikels als Anlaß zu seinen unglaub-
lichen, einseitigen und den Tatsachen widersprechenden
Ausführungen. Wir gehen wohl nicht fehl,. wenn wir an-
nehmen, daß es die Absicht des Verfassers gewesen ist, an
dem Erlaß des Herrn Ministers Kritik zu üben. Er hat
es aber nicht gewagt, unter ehrlicher Nennung seines
Namens dieses klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen,
sondern als Anonymus sein Heil versucht. Er beabsichtigt,
die Vermessungstechniker, die direkt unschuldig an dem
Erlasse sind, sowie deren Tätigkeit herabzusetzen, um so
den Stand der vereideten Landmesser und deren Tätigkeit
in das rechte Licht zu rücken. Ob es dem Verfasser im
Ministerium, wo doch auch sein Artikel gelesen werden
wird, gelungen ist? Wir bezweifeln es sehr. Seinem
Stande hat er sicherlich keinen Dienst damit geleistet, da
sich wohl eine ganze Reihe tüchtiger Landmesser gegen
eine solche Standesvertretung verwahren werden. Darauf
ist es wohl auch zurückzuführen, daß in dem nunmehr
erschienenen Heft 2 derselben Zeitschrift ein Artikel ver-
öffentlicht ist, der die unglückliche Abfassung des ersten
anscheinend abschwächen soll.
Wir müssen nach den Ausführungen des Herrn A.
wieder einmal allen Ernstes bezweifeln, ob es den Land-
messern überhaupt ernst ist, mit einer gründlichen Reform
des Vermessungswesens. Es ist immer wieder auffällig,
daß es einer großen Anzahl unter den Herren nur darum
zu tun scheint, ein möglichst großes Arbeitsgebiet ihr
eigen zu nennen und dieses sich gesetzlich oder durch Ver-
ordnungen garantieren zu lassen. Dabei nimmt man wenig
Rücksicht darauf, ob für die einbezogenen Arbeiten tat-
sächlich eine Ausbildung wie sie die Landmesser haben,
verlangt werden muß, oder ob es nicht viel praktischer
für den Staat, die Allgemeinheit und für das Vorwärts-
kommen des eigenen Standes ist, wenn eine Arbeits-
teilung nach der Vorbildung stattfindet. Der Herr Eisen-
bahnminister hat eben diesem Umstände durch seine in
den letzten Jahren herausgegebenen Erlasse Rechnung ge-
tragen und wohl von den Landmessern erwartet, daß sie
ihn in dem Bestreben einer weisen und sparsamen Er-
ledigung der Arbeiten unterstützen würden. Jeder er-
fahrene und weitschauende Angehörige des Landmesser-
standes wird sich der Ansicht nicht verschließen, daß die
Forderungen der Landmesser auf eine Erweiterung der
Ausbildungsvorschriften erst dann Aussicht auf Erfolg
haben werden, wenn eine erhöhte Ausbildung nur für
diejenige Arbeitsleistung verlangt wird, für welche eine
solche Forderung auch wirklich zutrifft. Sobald man in
jenen Kreisen einsieht, daß alle Arbeiten niedrigeren
Grades, für die eine erweiterte wissenschaftliche Vor-
bildung nicht notwendig ist, ebenso gut aber bedeutend
billiger von einem gut vorgebildeten und praktisch er-
fahrenen Technikerstande erledigt werden können und der
wissenschaftlich gut vorgebildete Landmesser nur zu
höheren Dienstleistungen herangezogen werden muß, dann
wird es der Regierung vielleicht eher möglich sein, den
Forderungen der Landmesser näher zu treten.
Dazu gehört aber vor allen Dingen, daß man eine
andere Auffassung vom Wert der Hochschule besitzt als
Herr A., der in seinem Artikel hierzu folgendes ausführt:
„Die Hochschule ist nicht nur zur Vermittelung positiver
Kenntnisse da; — die würde man größtenteils auch aus
Büchern sich aneignen können. Der Wert der Hochschule
liegt in der Erweiterung des Gesichtskreises, in der Hebung
der Allgemeinbildung, in der Festigung des Charakters. Der
erzieherische Wert der Hochschuljahre ist ihr Hauptwert. Alle
Fakultäten können sich ihre positiven Kenntnisse anderweit
erwe|-ben; aber das lebendige Wort, der Vortrag, vermittelt
tiefere Eindrücke, und selbst wer nur wenige Vorlesungen'
besucht, wird immer noch die Hochschule infolge Umgangs
mit Menschen verschiedenen Schlages erheblich bereichert
verlassen, wenn er überhaupt mit offenen Augen in die Welt
sah. Den Landmessern bietet die Hochschule leider noch
zu wenig; sie kommen größtenteils ohne genügende Schul-
bildung dort hin; das Einleben in die neuen Verhältnisse-
hält schwer; sie verbrauchen noch zu viel Zeit, um sich
erst aufnahmefähig für die erzieherischen Einflüsse des Hocli-
schuUebens zu machen. Darum geht seit Jahren durch alle
Fachzeitschriften die Klage, unser Studium sei zu kurz, und
der Wunsch, die Maturität möge vorgeschrieben werden.
Gerade der Jünger der niederen Geodäsie, für den die höhere
Mathematik zum ' größten Teil unnötiger Bailast ist, sollte
eine gute Allgemeinbildung haben, denn die Verantwortung,
die durch die bestehenden Bestimmungen den Landmessern
auferlegt worden ist, fordert einen Mann, dem die Achtung
vor seinem Berufe zur Gewohnheit geworden ist, und der
sich seiner Verantwortung auch jederzeit voll bewußt ist."
Nach diesen Eröffnungen über den Wert und Zweck der
Hochschule nimmt es uns allerdings kein Wunder, falls die
niedergelegte Ansicht allgemeiner verbreitet ist, wenn beson-
ders unter den Studierenden der Geodäsie oft ein so außer-
ordentlich hoher Prozentsatz sich befindet, die ihr Examen
nicht bestehen, und unter denen, die es bestanden haben,
noch recht oft sich solche befinden, die von der Ausübung
ihrer Praxis sehr wenig verstehen. Wir sind der Meinung,
daß die Hochschulen und im besonderen die technischen,
die Hauptaufgabe haben, ihre Schüler mit dem für die
Ausübung der Praxis notwendigen theoretischen Wissen zu
versehen. Jedenfalls darf Herr A. auf Grund einer solchen
Hochschulausbildung nicht das Recht für die vereideten
Landmesser in Anspruch nehmen, zur Monopolisierung der
von ihm als wesentlich bezeichneten landmesserischen Ar-
beiten, unter die er neben den Fortschreibungsarbeiten
von den bei der Eisenbahnverwaltung vorkommenden vcr-
messungstcchnischen Arbeiten noch die folgenden nennt:
Kurvenabsteckungen und Kurvenausgleichungen, Ab-
steckung von Bauwerken, die eine besondere Genauig-
keit erfordern, z. B. von Lokomotivschuppen, Bahnsteig-
hallen, größeren Brücken-Unterführungen und Tunnels,
tachymetrischen Gelände-Aufnahmen, die ein liebevolles
Verständnis für die Bauart und Wirkungsweise der zum
Teil recht verwickelt organisierten und empfindlichen In-
strumente voraussetzen. Nun ist es Tatsache, daß eine
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
375
ganze Anzahl Arbeiten der erwähnten Art von Vermes-
sungstechnikern ausgeführt worden sind und noch werden.
Zum Aerger des Herrn A., der dazu schreibt:
„Es ist gewiß nicht vorteilhaft für den Staat, daß Vor-
arbeiten selbst bei schwierigen Geländeverhältnissen in großem
Umfange nur von Gehilfen ausgeführt werden. Vereinzelt
arbeitet eine Neubauabteilung wenigstens unter Leitung eines
Landmessers; durchweg sind nur Gehilfen damit beschäftigt.
Daß dennoch brauchbare Ergebnisse erzielt werden, ist nicht
zu verwundern, weil man schließlich durch umständliche und
zeitraubende und ungeschickte Maßnahmen noch immer das-
selbe erreichen kann, was man durch zielbewußte, sichere
Arbeit sofort erreichen würde. Der schließliche Erfolg beweist
also nicht, daß nicht gestümpert worden ist. Daß ein geübter
Landmesser manches erheblich schneller und billiger und gleich-
wohl mit besserer Bürgschaft für die Sicherheit erledigen
würde, ist selbstverständlich, denn er allein ist verantwortlicii
für seine Arbeit. Wir verzichten daher darauf, durch Beispiele
zu beweisen, daß wirklich oft genug erhebliche Schäden an-
gerichtet worden sind. Da leider bis in die jüngste Zeit
oft ganz junge Landmesser von Bauabteilungen angenommen
worden sind, die noch keine praktische Ausbildung in Vor-
arbeiten genossen hatten, würden sich auch wohl Gegen-
beispiele finden; denn auch ein Landmesser muß in die
Praxis seines Berufes eingeführt werden; für ihn aber ge-
nügen wenige Winke, kurze Andeutungen, und er wird vermöge
seiner Vorbildung und seines Verantwortüchkeitsgefühls schnell
den neuen Stoff beherrschen. Wenn wir aber schon wünschen
müssen, daß selbst junge, geprüfte Landmesser anfangs unter
Leitung eines älteren, praktisch geschulten Landmessers ar-
beiten, so sollte man um so weniger Gehilfen selbständig an
schwierige Aufgaben herantreten lassen.
Die Gehilfen sind jedenfalls sehr im Irrtum, wenn sie
aus den nakten Tatsachen, daß sie selbständig messen, den
Schluß ziehen, daß sie landmesserische Arbeiten liefern; einen
guten Teil dieser Arbeit werden wir als Stümperei ansehen
müssen. Die Verwaltung erkennt das nicht, weil ein ver-
messungstechnisches Dezernat fehlt, und daher kann man sich
kaum wundern, wenn hier und da ein mit Vorarbeiten be-
trauter Dezernent keinen Unterschied zwischen Landmessern
und Gehilfen zu machen weiß, so bedauerlich das ist. Die
Gehilfen fühlen sehr wohl den Unterschied und sehen ihre
Außentätigkeit sehr ungern der Kontrolle eines Landmessers
unterworfen, weil dieser ihnen zu leicht auf die Finger sehen
und das Verhältnis der Leistung zur aufgewandten Zeit be-
urteilen kann."
Was in diesen Worten gesagt wird, heißt denn doch
die Tatsachen auf den Kopf stellen und die Rollen ver-
wechseln. Man frage Landmesser, die objektiv urteilen,
nach dem Wert unserer Arbeit im Vergleich zu der der
Landmesser!
Jahrzehntelang hat die Eisenbahnverwaltung große und
wichtige vermessungstechnische Arbeiten von Vermes-
sun^technikern ausführen lassen und daß sie zum weit-
aus größten Teil richtig und prompt ausgeführt worden
sind, beweist der Erlaß des Herrn Ministers vom 23. De-
zember 1908. Der Erlaß wurde sicher gründlich erwogen
und aus Zweckmäßigkeits- und Sparsamkeitsgründen unter
Berücksichtigung der bisherigen Leistungen der Vermes-
sungstechniker hinausgegeben. Den bautechnischen Dezer-
nenten, welche die Vergebung der vermessungstechnischen
Arbeiten vornehmen, wird durch Herrn A. der Vorwurf
gemacht, daß sie im Gegensatz zu dem administrativen
Dezernenten durch die Zuteilung landmesserischer Arbeiten
an Vermessungstechniker dazu beitragen, die Grenze
zwischen Landmesser und Vermessungstechniker zu ver-
wischen. Demgegenüber müssen wir doch betonen, daß
der administrative Dezernent eben in Unkenntnis der Ma-
terie sich an die gegebenen Bestimmungen und Verord-
nungen halten wird, die sich natürlich auch bei der Eisen-
bahnverwaltung nur auf die katastermäßigen Grund-
erwerbsmessungen beziehen können. Anders der tech-
nische Dezernent; er kennt die zu erledigenden Arbeiten
und sucht sich praktisch den Beamten oder Angestellten
heraus, der ihm für die Arbeit am geeignetsten erscheint.
Wenn diese Wahl dann sehr oft, statt auf einen Land-
messer zu fallen, einen Vermessungstechniker trifft, so
liegt dies eben daran, daß der Vermessungstechniker auf
Grund seiner tüchtigen praktischen Ausbildung bei der er
oft mehr Gelegenheit gehabt hat, seinen Charakter zu
festigen und seinen Gesichtskreis zu erweitern, als es
Herr A. von der Hochschule voraussetzt, eher in der Lage
ist, die Arbeiten auszuführen.
Herl A. beklagt sich in seinem Artikel weiter darüber,
Vermessungstechniker mit der nötigen Vorbildung zur Er-
ledigung der katasteramtlichen Arbeiten seien schwer
zu haben und sie setzten ihrer Ausbildung in diesem Ar-
beitskreise einen passiven Widerstand entgegen, v.eil ihnen
durch solche Betätigung die Aussicht auf ihre bisherige
auswärtige Tätigkeit geschmälert würde. Dem müssen wir
entgegenhalten: Vermessungstechniker, die ein übersicht-
lich gehaltenes Feldbuch nebst den sonstigen Unterlagen
zur Bearbeitung einer Fortschreibung erhalten, werden mit
Lust und Liebe diese Arbeiten erledigen. Aber in welcher
Verfassung befinden sich die Unterlagen iif den meisten
Fällen! Die Arbeiten verraten oft soviel Unvollkommen-
heit, daß die Herren es häufig vorziehen, niemand hinein-
sehen zu lassen. Außerdem ist es eine undankbare Auf-
gabe für die Vermessungstechniker, solche Arbeiten zu er-
ledigen, da sie ja als Anfertiger derselben nicht selbst
zeichnen dürfen, sondern dies von dem Landmesser ge-
schieht, der außer der Feldarbeit nichts zur Erledigung
der oft sehr umfangreichen und schwierigen Arbeit bei-
getragen hat.
Wenn Herr A. weiter behauptet, die Vermessungs-
techniker versuchten, die Grenze zwischen Landniesser-
arbeit und der ihrigen zu verwischen und auf die Kennt-
nisse und Rechte der Landmesser pocht, die sie durch lang-
jährige Arbeit und große Geldopfer erworben hätten, so
ist er eben über die Bestrebungen der Vermessungs-
techniker recht schecht unterrichtet. Llnser ganzes Streben
geht doch dahin, die Grenze so scharf wie möglich zu
ziehen. Die Forderungen der vereideten Landmesser auf
eine Erweiterung ihrer Ausbildung haben wir stets für
berechtigt erachtet und oft genug in diesem Sinne ge-
schrieben. Nur müssen wir es als selbstverständlich be-
trachten, daß dann die Arbeiten, bei denen wir den Land-
messer ohne weiteres ersetzen können, auch von uns als
Vermessungstechniker ausgeführt werden. Dies liegt nicht
nur im Interesse der Vermessungstechniker und vereideten
Landmesser, sondern ganz besonders im Interesse der
Staatsverwaltungen, die wie die Tatsachen lehren, keine
Ursache haben, den größten Teil ihrer vermessungs-
technischen Arbeiten (bei der Eisenbahnverwaltung sind
es beinahe 80o,o) von geprüften Landmessern ausführen
zu lassen, weil zu diesen Arbeiten eine akademische Vor-
bildung nicht notwendig ist. Ein praktisch gut geschulter
Techniker, der seine theoretischen Kenntnisse auf einer
technischen Mittelschule (Abt. für Vermessungstechniker
im Anschluß an die Baugewerksschulen) vervollständigt
hat, ist hier viel eher am Platze. Eine mittlere Schul-
bildung ist notwendig, damit bei der immer mehr zu-
nehmenden Spezialisierung der Arbeiten der gute Boden
der nötigen fachlichen Allgemeinbildung vorhanden ist.
Dies ist eine Forderung, die unser Verband schon seit
Jahren vertritt; hoffen wir, daß durch die demnächstige
Verwaltungsreform diese Forderung der Vermessungs-
techniker ihrem Ziele näher gebracht wird.
Bei Gelegenheit der Beratung des Staatshaushaltseta's
im preußischen Abgeordnetenhause, 36. Sitzung am
25. Februar 1911, haben sich verschiedene Abgeordnete bei
der Beratung des Antrages der Abgeordneten Lieber und
Genossen, betreffend Revisionen des Gebührentarifs für di?
376
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 24
Katasterämter, ebenfalls über die Erledigung der Vermes-
sungsarbeiten, für die ein akademisches Studium nicht
notwendig ist, wie folgt ausgedrückt:
Abgeordneter Dr. Bell, Essen (Ztr.): Meine Herren,
schliefJlich möchte ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen,
daß in mehreren Zeitschriften und Zeitungen auch ein Vor-
schlag gemacht worden ist, der sich auf eine andere Gestal-
tung des ganzen Vermessungswesens und auf eine anders
geartete Uebertragung der Vermessungsarbeiten bezieht, als
das jetzt der Fall ist. In einer dieser Eingaben ist insbesondere
darauf hingewiesen worden, daß bei der in Aussicht ge-
nommenen Verwaltungsreform die Staatsregierung in Ueberein-
stimmung mit dem Wunsche des Abgeordnetenhauses in der
Hauptsache sich von dem Grundsatze leiten lasse, alle Ar-
beiten, zu deren Ausführung eine geringere Qualifikation aus-
reichend sei, Beamten mit niedrigerem Gehalt und Rang zu
übertragen. Auf Grund dieser allgemeinen Erwägung ist dann
der Vorschlag gemacht worden, daß diese Grundgedanken
auch auf die an die Katasterzeichner abzugebenden Ver-
messungsarbeiten zu übertragen .seien. Zur Begründung wird
darauf hingewiesen, daß der überwiegend größte Teil der
Vermessungsarbeiten in der Katasterverwaltung, Eisenbahn-
verwaltung und Generalkommission denjenigen einfachen geo-
metrischen Arbeiten beizuzählen sei, zu deren Erledigung weder
höhere Schulbildung noch akademische Kenntnisse notwendig
seien. Diese einfacheren Vermessungen würden aber jetzt, ab-
gesehen von wenigen Ausnahmen, nur von studierten Land-
messern ausgeführt. Selbst hervorragende Landmesser, deren
Namen von gutem Klang seien, hätten schon seit Jahren einer
Scheidung der Vermessungsarbeiten in höhere und niedere das
Wort geredet. Die Eingabe schließt dann mit dem Wunsche,
daß die Staatsregierung hier im Interesse des Staatssäckels
mit durchgreifenden Reformen vorgehen möge.
Meine Herren, ich gebe den Inhalt dieser Eingabe der
Königlichen Staatsregierung zur Erwägung; ich setze dabei
voraus, daß wenn diesen Anträgen stattgegeben werden soll,
die Zuverlässigkeit der Vermessungen in keiner Weise leiden
darf. Ich will ja gewiß nicht verkennen, daß die Unter-
scheidung zwischen einfachen und schwierigen geometrischen
Arbeiten im einzelnen Falle nicht leicht sein wird, und daß
es namentlich nicht einfach sein wird, hier die zuständige
Behörde oder den zuständigen Beamten zu bestimmen, der
für die Unterscheidung dieser beiden Gruppen maßgebend
sein soll. Immerhin aber wird die Königliche Staatsregierung
bei der Prüfung dieser Präge, wenn sie im allgemeinen auf
den von mir vorgetragenen Grundgedanken einzugehen ge-
neigt ist, wohl den richtigen Weg finden.
Abgeordneter Lieber (natl.) : .... Dann möchte ich mich
noch kurz mit einigen Aeußerungen befassen, die Herr Kollege
Dr. Bell zuletzt getan hat, und die meiner Auffassung durch-
aus entsprechen. Ich habe schon früher bei der Etatsberatung
darauf hingewiesen, daß es im Sinne der Bestrebungen liegt,
die wir bei unserer Verwaltungsreform verfolgen, wenn es
irgend tunlich erscheint, einen Teil der Vermessungsarbeiten,
auf die Katasterzeichner zu übertragen. Meine Herren, ich
erinnere daran, daß, soweit mir mitgeteilt worden ist, bei
den Grundsteuervermessungen in den 70er Jahren nicht nur
geprüfte Landmesser, sondern auch zu einem großen Teil
sonstige Hilfskräfte, die eben nur zu diesem Zwecke aus-
gebildet worden waren, mitgewirkt haben. Ich möchte es
deshalb wohl für möglich halten, daß erprobte und erfahrene
Katasterzeichner dazu herangezogen und ausgebildet werden,
gewisse Vermessungsarbeiten selbständig auszuführen, und ich
würde das für sehr wünschenswert erachten.
Ferner ersehen wir aus den Mitteilungen der kVer-
einigung selbständiger in Preußen vereideter Landmesser
zu Berlin folgendes:
Die V e r m e s s u n g s a r b e i t e n in der preußischen
Staatsverwaltung.
Bei der in Aussicht genommenen Verwaltungsreform soll
sich bekanntlich die Staatsregierung, in Uebereinstimmung mit
dem Wunsche des Abgeordnetenhauses, in der Hauptsache von
dem Grundsatz leiten lassen, alle Arbeiten, zu deren Ausführung
geringere Qualifikation ausreichend ist, Beamten mit niedrigerem
Rang und Gehalt zu übertragen.
So ist der überwiegend größte Teil der Vermessungsarbeiten
in der Katasterverwaltung, Eisenbahnverwaltung und General-
kommission denjenigen einfachen geometrischen Arbeiten bei-
zuzählen, zu deren Erledigung weder höhere Schulbildung, noch
akademische Kenntnisse notwendig sind. Diese einfacheren
Messungen werden aber jetzt, abgesehen von wenigen Aus-
nahmen, nur von studierten Landmessern ausgeführt.
Selbst hervorragende Landmesser, deren Namen einen guten
Klang haben, haben schon seit Jahren einer Scheidung der
Vermessungsarbeiten in höhere und niedere das Wort geredet.
Möge die Staatsregierung hier ir; Interesse des Staats-
säckels mit durchgreifenden Reformen vorgehen.
Die Aufnahme dieser Zeilen ohne Kommentar in dem
Organ der selbständigen Landmesser scheint uns ein Be-
weis dafür, daß man auch in jenen Kreisen sich der Auf-
fassung nicht mehr verschließen kann, daß den Arbeiten
der Techniker, die sie ja auch schon bisher in den Privat-
geschäften selbständig erledigt haben, allgemein Geltung
verschafft werden muß.
Wir erwarten von den Reformen der Staatsverwal-
tungen eine durchgreifende Aenderung über die Aus-
führung von Vermessungsarbeiten, bei denen die Aus-
führungen der vorerwähnten Herren Abgeordneten, die
naturgemäß bei dem zur Beratung stehenden Antrag nur
von der Bearbeitung der Vermessungen bei der Kataster-
verwajtung reden konnten, die aber auf sämtliche Zweige
des Vermessungswesens zutreffen, die nötige Berücksichti-
gung finden.
Wir müssen es uns versagen, weiter auf den Artikel
des Herrn A. einzugehen, und weisen zum Schluß die
darin erhobenen unzutreffenden Behauptungen und un-
gerechten Vorwürfe energisch zurück. Hoffen wir, daß
die erfahrenen und einsichtigen unter den vereideten Land-
messern ihren Einfluß in Zukunft dahin geltend machen,
d i e Angehörigen ihres Standes, die sich berufen fühlen, den
eigenen Stand auf Kosten eines anderen in ein besseres
Licht zu rücken, davon zu überzeugen, wie wenig glück-
lich diese Art von Standesvertretung ist.
Auf die maßlosen Angriffe des Stadtlandmessers
Banditt haben wir von einer Erwiderung an dieser Stelle
abgesehen, weil wir die ganzen Ausführungen als rein
persönliche Aeußerungen eines Einzelnen ansahen. Eine
gründliche Behandlung hat die Angelegenheit^im übrigen in
dem Unterorgan unseres Verbandes : „Der Technische Ge-
meindebeamte", als der dazu geeignetsten Stelle (Heft 3,
4 und 5), gefunden.
Nachdem aber der Stadtlandmesser Banditt in dem
anonymen Artikelschreiber A. eine verwandte Seele ge-
funden hat, ist es an der Zeit, solche Angriffe auch an
dieser Stelle zurückzuweisen.
Uns Vermessungstechnikern soll es ein Ansporn sein
zum engeren Zusammenschluß, zum weiteren Streben und
zur nachdrücklichen Vertretung unserer berechtigten Aus-
bildungsforderungen, denen sich eine einsichtsvolle Re-
gierung zur Heranbildung eines auch zukünftig leistungs-
fähigen Yermessungstechnikerstandes nicht verschließen
möge; nicht zuletzt im Interesse der eigenen Verwaltung.
Die Interessengruppe
der Vermessungstechniker Deutschlands im D. T.-V.
I. A. : J außen, 1. Vorsitzender.
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
377
KULTUR UND KUNST
Platz und Monument
Den Fragen des Stadtbaues wendet sich seit Jahren
ein erhöhtes Interesse zu. Seit Camillo Sitte einer größeren
Zahl die Augen über die SchändHchkeiten unseres Städte-
baues öffnete, widmen sich die Künstler mit Eifer der
schönen Gestaltung des Stadtbildes. Man schaute rück-
wärts und verglich das Städtebild vergangener Zeiten mit
dem, was wir geschaffen haben. Das Malerische des
alten Bildes lockte uns am meisten, ja es verlockte uns,
das Malerische systematisch zu suchen, um zu gleichen
Effekt zu gelangen. Aber auch hierbei können funda-
mentale Fehler begangen werden.
Vor diesen Fehlern uns zu schützen, im besonderen
bei der Gestaltung der Plätze und der Einfügung der
Monumente, unternimmt A. E. Brinckmann in einer ein-
gehenden Abhandlung (vergleiche Bücherschau). Wir
werden an den Beispielen der verschiedenen Kunstepochen
vorübergeführt, um nicht nur das „Wie" sondern auch
das „Warum" kennen zu lernen. Anstelle der stimmungs-
mäßigen Begeisterung tritt die Analyse!
Danach warnt Brinckmann vor dem Extrem im mo-
dernen Städtebau, in das man verfällt, wenn man historische
Stadtpläne nachbildet. „Bei dem Studium der Leistungen
vergangener Jahrhunderte aber sollten wir uns angelegen
sein lassen, vom Objekt das Gesetz zu empfangen, sollten
nicht in hebenswürdiger Begeisterung zu flüchtig mit
modernen Augen sehen und dem historischen Städtebau
Schönheiten unterschieben, um die er sich nie und nimmer
bemühte."
Das Wichtigste, was der Städtebauer zu entwickeln
hat, ist ein eigenes Raumgefühl. Der Städtebauer ist nicht
weniger Raumkünstler als der Architekt. Damit kommt
das angeführte Werk zu dem Schluß: Städte bauen heißt:
mit dem Hausmaterial Raum gestalten! Zu diesem Zwecke
ist in dem Buche Material gesammelt, das jeden an-
regen wird, der Platz und Monument im Städtebau be-
wältigen muß.
WIRTSCHAFT UND LEBEN :: M
Die Stellung des Hansabundes zum Verdingungswesen
Die Klagen, namentlich aus gewerblichen und in-
dustriellen Kreisen, über die Unzulänglichkeit des Ver-
dingungswesens wollen nicht zur Ruhe kommen. Den Be-
schwerden kann man auch eine gewisse innere Berechtigung
nicht absprechen. Auch die Behörden scheinen die Re-
formbedürftigkeit anzuerkennen, da sie selbst Bestim-
mungen erlassen haben, die den Auswüchsen steuern
sollen. Der Kernpunkt der Klagen dürfte zweifellos der
sein, daß gerade das Handwerk und ebenso auch die
mittleren Betriebe von der Schleuderkonkurrenz an die
Wand gedrückt werden.
Jetzt hat auch der Hansa b und diese Angelegen-
heit in die Hand genommen. Er hat eine Kommission,
bestehend aus Handwerkern, Kaufleuten und Industriellen,
mit der Ausarbeitung von „Grundzügen eines Gesetz-
entwurfs über das Verdingungswesen für das Deutsche
Reich" betraut. Die von der Kommission ausgearbeiteten
und vom Hansabund angenommenen Vorschläge be-
stimmen in den §§2 bis 6, wann die Behörden freihändig
vergeben dürfen, wann die beschränkte und wann die un-
beschränkte Verdingung anzuwenden ist.
§ 7 bringt zwar nicht ein völliges Verbot der Ver-
dingung an Qeneralunternehmer, beschränkt aber die Mög-
lichkeit der Heranziehung von Generalunternehmern auf
ganz bestimmte und genau bezeichnete Fälle.
Die §§8 und Q regeln die Form der Ausschreibung,
wobei hervorzuheben ist, daß die Aufführung von Neben-
leistungen in den Ausschreibungen zu einer zwingenden
Vorschrift gemacht worden ist. Es soll dadurch dem
Uebelstande abgeholfen werden, daß für die Preisberech-
nung behördliche Forderungen in Betracht kommen, die der
Submittent sich nur mühsam aus den besonderen behörd-
lichen Bedingungen zusammensuchen muß.
Die §§10 und 11 enthalten Bestimmungen über die
Bemessung der Lieferfristen und der Fristen für die Ein-
reichung der Gebote.
§ 12 regelt die Vergütung der Kostenanschläge, Pro-
jekte, zeichnerische Unterlagen, Modelle usw. Dadurch
können die Schäden abgewendet werden, die dem Gewerbe-
stande durch die unentgeltlichen Vorarbeiten für Beteili-
gung an Verdingungen über das berechtigte Maß hinaus
entstehen.
Die §§ 13 bis 18 enthalten die Grundzüge für das
Institut der Sachverständigen. Danach sollen Sachverstän-
dige von der Behörde, sobald handwerksmäßige Arbeiten
in Betracht kommen, schon vor der Ausschreibung bei der
Aufstellung des Spezialkostenvoranschlages hinzugezogen
werden. Um der Mitwirkung der Sachverständigen ein
größeres Gewicht zu verleihen, soll ihnen ein Beschwerde-
recht an die 'der ausschreibenden vorgesetzte Behörde zu-
stehen. Für die Warenlieferungen sollen Sachverständige
ernannt werden. Dagegen empfehlen die Grundsätze, bei
Abnahme von Arbeiten, Leistungen und Lieferungen den
Sachverständigen nur auf Antrag eines Interessenten mit-
wirken zu lassen, da es eine unnötige Geschäftserschwernis
wäre, wenn auch in nichtstrittigen Fällen ein Sach-
verständiger hinzugezogen werden müßte. Die Ernennung
der Sachverständigen soll den Handels- und Handwerks-
kammern übertragen werden. Die Sachverständigen sollen
angemessen entschädigt werden.
§ 19 handelt von der Stellung einer Sicherheit. Da-
nach ist bares Geld, welches als Sicherheit gegeben wird,
mit 4o/o zu verzinsen.
Die §§20 bis 24 regeln die Zuschlagserteilung. Vor-
angestellt ist hier der Satz, daß der Zuschlag nicht aus-
schließlich nach dem Mindestangebot erfolgen, sondern
demjenig'en erteilt werden soll, dessen Angebot die größt-
mögliche Gewähr für preiswerte und solide Ausführung
bietet. Der Beurteilung der Angebote soll der behörd-
liche Kostenvoranschlag zugrunde gelegt und im all-
gemeinen keinem Angebot der Zuschlag erteilt werden,
das 15",o oder mehr unter diesem Kostenvoranschlag zu-
rückbleibt.
Die §§ 25 bis 28 enthalten Vorschriften über den von
den Behörden innezuhaltenden Zahlungsmodus, über die
Gewährzeit und den Gefahrenübergang und über die Fest-
setzung einer Vertragsstrafe.
Im § 29 wird gesagt, daß bei Arbeitsniederlegungen
die Verlängerung aller Fristen erfolgen soll, sofern den
Arbeitgebern nachweislich kein Verschulden trifft. Das-
selbe gilt für den Fall der Aussperrung seitens der Ar-
beitnehmer.
§ 30 weist die Entscheidung von Streitigkeiten über
die Vertragsstrafe sowie Arbeitsniederlegungen und Aus-
sperrungen den ordentlichen Gerichten zu, während für
alle übrigen Streitfälle Schiedsgerichte, die von beiden
Parteien zu besetzen sind, urteilen sollen.
Der letzte § — 31 — soll die Durchführung des Ge-
setzes sichern, indem entgegenstehende Abmachungen für
nichtig erklärt werden.
Wie man aus diesen Vorschlägen ersieht, haben hierbei
einzig nur die Interessen des Unternehmers ihr Sprach-
rohr gefunden, während man die Forderungen der An-
gestellten an Verdingungsverträge — die doch einen großen
Teil der Hansabundmitglieder ausmachen — überging. Es
dürfte dem Hansabund nicht unbekannt sein, wie schwer
die Konkurrenzklausel auf uns lastet, wie oft uns schon
die Koalitionsfreiheit beschnitten wurde, welches Miß-
verhältnis in unzähligen Fällen zwischen der Entlohnung
der Arbeitnehmer und den geforderten Leistungen besteht.
Vor allem aber muß die Frage aufgeworfen werden:
Warum wurden denn zu den Kommissionsberatungen keine
Angestellte zugezogen? .Wir zweifeln nicht daran, daß
378
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 24
es diesen gelungen wäre, die Kommission von der Not-
wendigkeit zu überzeugen, daß dem § 23 ein Passus hinzu-
gefügt werden muß. Etwa in der Fassung: Von der
Zusctilagserteilung auszuschließen sind: f) diejenigen
Unternehmungen, weiche ihren Angestellten und Arbeitern
eine Konkurrenzklausel auferlegen, oder Koalitionsfreiheit
nicht gewähren, welche die Tarifverträge nicht einhalten,
oder aber ihren Arbeitnehmern eine Entlohnung bieten,
die in keinem gesunden Verhältnis zu den geforderten
Leistungen steht.
In der Begründung, die der Hansabund diesem Ent-
wurf mit auf den Weg gibt, ist unter anderem auch zu
lesen, ,,daß bei der Befriedigung der wirtschaftlichen Be-
dürfnisse von Reich, Staat und Kommunen usw. nicht
die Erzielung möglichst großer Vorteile auf Kosten der
einzelnen Gewerbetreibenden den Ausschlag gibt; es
müssen vielmehr auch volkswirtschaftliche, soziale und
ethische Gesichtspunkte mit zur Entscheidung heran-
gezogen werden". Das ist richtig. Der hier vom Hansa-
bund ausgesprochene Satz müßte ihn aber konsequenter-
weise von selbst darauf stoßen, dieselben „volkswirtschaft-
lichen, sozialen und ethischen Gesichtspunkte" auch dem
anderen Teil seiner Mitglieder, den wirtschaftlich schwachen
Arbeitnehmern, zuzubilligen. Es geht doch nicht an, in
einem Atemzug für die eine Partei Rechte zu fordern
und die gleichen Rechte der anderen Partei abzuerkennen.
Einen Ausgleich zwischen den Forderungen beider Par-
teien zu finden, dessen Herbeiführung mit Fug und Recht
verlangt werden kann, das müßte der Angelpunkt in den
Bestrebungen des Hansabundes sein. Go.
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG H :: H H
Die Oartenstadtbewegung in Berlin
Die deutsche Gartenstadtbewegung hat in den letzten
Jahren erfreuliche Fortschritte aufzuweisen. In den ver-
schiedensten Städten sind Ansätze zu Gartenstadtgrün-
dungen gemacht worden. In Neukirchen bei Chemnitz
sind von der dortigen Gartenstadtgenossenschaft im
vorigen "^ahre die ersten Häuser gebaut worden. In Sorau,
in Ansbach, in Mannheim, in Karlsruhe, in Ratshof bei
Königsberg, in Wandsbeck sind gemeinnützige Genossen-
schaften mit der Errichtung von Gartenstädten beschäf-
tigt. In Magdeburg wohnen im Hopfengarten schon
400 Personen. Am weitesten ist die Gartenstadt Hellerau
bei Dresden gediehen. Hier ist die Gründung besonders
großzügig angelegt. Ein Gelände von mehreren Hundert
Hektaren ist erworben. Die Siedelung ist auch insofern
musterhaft, als sie in sich Industrie und Wohnungen ver-
einigt. Die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst
haben sich in Hellerau niedergelassen. Dadurch ist der
Gartenstadt von vornherein ein guter Aufschwung ver-
bürgt. Zugleich aber kann gezeigt werden, in wie idealer
Weise Industrie und Wohnstätten in einer Siedelung ver-
einigt werden können.
Alle die genannten Gründungen sind erst in den letzten
beiden Jahren erfolgt. Die Saat, die die deutsche Garten-
stadtgesellschaft mit ihrer Propaganda seit etwa 5 bis
6 Jahren ausgestreut hat, ist nach einigen Wartejahren recht
kräftig aufgegangen. Man merkt, der Gedanke, mit unserem
Mietskasernensystem zu brechen und die Wohnungen mehr
in die freie Natur zu setzen und damit die verloren ge-
gangene Berührung mit der Natur wiederherzustellen, ist
einem weitverbreiteten Bedürfnis entgegen gekommen. Wir
Deutsche haben uns mehr als jedes andere Volk in Micts-
kästen zusammen pferchen lassen. Wir haben eine kapi-
talistische Ausnutzung des städtischen Bodens über uns
ergehen lassen, die jedes freie Fleckchen in der Stadt nur
von dem Gesichtspunkte aus betrachtet hat, wie viol
Tausende kann es durch die stärkste Ueberbauung bring.^n.
Merkwürdigerweise hat in Berlin der Gartenstadt-
gedanke am spätesten Fuß gefaßt. Hier, wo er am
nötigsten ist. I)enn wenn irgendwo eine viel zu dicliic
Bebauung vorhanden ist, so ist es Berlin. Denn hier habon
wir 77 Bewohner auf ein Haus, gegen 8 in London. Und
dabei ist es nicht nur Berlin im engeren Sinn, das viel
zu dicht bebaut ist. Die Vororte sind es leider ganz
ebenso. In Rixdorf wohnen sogar noch mehr Menschen
auf den Hektar als in Berlin. Dabei sollte es eigentlich
selbstverständlich sein, daß in Groß-Berlin die Bebauung
abgestuft ist, daß die Vororte, wo der Grund und Boden
vor wenigen Jahrzehnten doch nur Kartoffellandwert hatte,
eine viel niedrigere Bebauung hätten als Berlin.
Aber in Berlin hat erstens die Spekulation Meilen
weit hinaus das Land festgelegt. Man muß heute schon
sehr weit hinausgehen, ehe man Land zu Preisen erstehen
kann, daß es möglich ist, eine Gartenstadt zu errichten.
Und dann ist der Verkehr in Berlin noch so rückständig,
daß man verhältnismäßig viel Zeit braucht, um von der
Wohnung nach Berlin zu kommen. Mit Großstädten wie
Paris, London, New York, Chicago, Boston kann
Berlin hinsichtlich des Schnellbahnverkehrs leider nicht
konkurrieren.
Die erste gartenstadtähnliche Gründung in Berlin ist
allerdings schon ziemlich alt. Es ist die freie Scholle
in Waidmannslust. Aber die Kolonie ist ziemlich klein
angelegt und nicht als selbständiges Ganze gedacht. Sie
umfaßt nur einige Straßen. Seit einigen Jahren ist das
Gelände bereits vollständig ausgebaut.
Sodann ist die Gartenvorstadtgenossen-
schaft Groß-Berlin entstanden. Sie ist seit Jahr
und Tag auf der Suche nach einem geeigneten Gelände.
Mehrmals stand sie schon vor dem Abschluß. Aber
immer wieder boten sich Schwierigkeiten. Dann ist der
Beamtenheimstättenverein entstanden. Er will
gleich an mehreren Stellen siedeln. Aber man hat noch
nicht gehört, daß er irgendwo festen Fuß gefaßt hat.
Auch der Berliner Beamten wohnungs verein,
der bisher Mietskasernen in den Berliner Vororten ge-
gründet hat, will sich jetzt hinauswagen an die freie Luft
und Einfamilienhäuser in den entfernteren Vororten
gründen.
In gewissem Sinne am weitesten gediehen ist die
Berliner Heimstättengenossenschaft. Sie
hat unter sehr günstigen Bedingungen ein Gelände an der
Hand zwischen Eichwalde und Zeuthen. Die Option um-
faßt zunächst 88 Morgen. Sie kann aber ohne weiteres auf
270 Morgen für später erweitert werden. Das Gelände
eignet sich prächtig zu einer Gartenstadt. Es ist etwas
wellig, enthält einen großen Teil schönen Wald. Vom
Bahnhof Eichwalde liegt es ^/o Stunde, vom Bahnhof
Zeuthen 10 Min. entfernt. Die Fahrzeit von Berlin nach
Eichwalde beträgt 30 Min. Die Genossenschaft hat An-
teile ausgegeben zu 300 M. Diese werden in monatlichen
Raten von 5 M eingezahlt, wenn man nicht in der Lage
ist, sofort voll zu zahlen. Die Bedingungen, unter denen
man eine Baustelle oder ein Haus oder auch nur einen
Platz zu einer Gartenanlage erwirbt, werden später \on
Fall zu Fall festgesetzt. Das Bureau der Berliner Heim-
stättengenossenschaft befindet sich in Berlin, Potsdamer
Straße 66, wo auch die Ansiedelungsbank für genossen-
schaftlichen Grundbesitz ihr Heim aufgeschlagen hat. Wir
können den Beitritt nur angelegentlich empfehlen. Wer
zuerst kommt, hat die meisten Aussichten auf Berück-
sichtigung.
In Berlin haben auch Spekulanten und Aktiengesell-
schaften sich angemaßt, ihren Gründungen den Namen
Gartenstadf zu geben. So bezeichnet sich Frohnau als
Gartenstadt. Auch die Firma Winckler spricht von ihrer
Gartenstadt Hoppegarten oder Nikolauswald. Aber das
sind Spekulationsgründungen. Hier haben die Gründer
die Bodenwerte ganz ungemein verteuert. In Frohnau
z. B. können jetzt nur noch wohlhabende Leute sich nieder-
lassen.
Die kapitalistische Besiedelung hat in Berlin Schiff-
bruch gelitten. Sie hat uns entweder die scheußlichen
Mielskästen gebracht, (^der wo sie Brauchbares ge-
schaffen hat, wie in Nikolassee oder Karlshorst oder Zehlen-
dorf-West, da sind die Preise für den gewöhnlichen Sterb-
lichen nicht zu bezahlen.
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
379
Die Zukunft hat deshalb die genossenschaftliche Be-
siedelung. Innerhalb der Hochbauordnung haben die Bau-
genossenschaften bereits Tüchtiges geleistet. Jetzt muß
aber die Parole werden: Jeder sein eigenes Heim auf
eigener Scholle. Eine genossenschaftliche Besiedelung hat
vor der kapitalistischen ungemeine Vorzüge. Mit ge-
ringen Mitteln kann man da schon ein Häuschen erwerben,
einen eigenen Garten mit noch weniger. Zieht man aus
Berlin fort oder ist man der Sache überdrüssig, so nimmt die
Genossenschaft das Eigentum zurück. Die Ausschaltung
der Spekulation hält die Preise niedrig. Eine Genossen-
schaft kann gemeinschaftliche künstlerische und soziale
Zwecke verfolgen. Nur darauf kommt es an, daß die große
Masse sich entschließt, selbst zu helfen, daß sie ihre Spar-
gelder nicht in Industriepapieren oder in kommunalen Spar-
kassen anlegt, die nur an den großstädtischen Hypotheken-
markt gehen, sondern für .Wohnungszwecke, die ihr selbst
zugute kommen. H. K ö t s c h k e.
:: H :: II STANDESBEWEGUNG :: :: :: H
Den Angestellten der Mannebetriebe
wird gegenwärtig ein neuer Privatdienstvertrag vorgelegt,
der wesentliche Verschlechterungen des bisherigen Zu-
standes bringt.
Die Werfthilfstechniker, die Bautechniker der Kaiserl.
Werften und die der Marine-Garnisonbauverwaltungen der
Kaiserl. Marine, die bisher in einem gewissen Beamten-
verhältnis standen, sollen nunmehr formell gekündigt und
auf Privatdienstvertrag neu angestellt werden. Die Inten-
danturen Kiel und Wilhelmshaven haben den ca. 70 An-
gestellten ihres Bereiches auf Veranlassung des Reichs-
Marine-Amtes die Kündigung bereits zugehen lassen. Der
bekannt gewordene Privatdienstvertrag zeichnet sich durch
Bestimmungen aus, die man sonst nur in Verträgen der
reaktionärsten Scharfmacher der Großindustrie gewohnt ist.
In den Kreisen der Beteiligten ist die Empörung darüber
begreiflicherweise groß, so daß zu allerlei Befürchtungen
Anlaß vorhanden ist. Die Verbandsleitung ist bereits be-
müht, die Rechte der Beteiligten zu wahren, um eine
Schädigung der Angestellten noch in letzter Stunde ab-
zuwehren.
*
Die Interessen der Mlttehchultechniker
an den Bestrebungen der Hochschultechniker
Wir haben bereits an einer anderen Stelle die Be-
strebungen der österreichischen Hochschultechniker be-
sprochen. Es liegt daher der Gedanke nahe, auch die Zu-
stände in Deutschland näher zu betrachten.
Es ist noch nicht so lange her, daß dem Verein
Deutscher Ingenieure der Antrag unterbreitet
wurde, die Mittelschultechniker aus seinen Reihen aus-
zuschließen. Der Antrag wurde damals abgelehnt. Aus
welchen Gründen die Ablehnung erfolgte, wissen wir nicht.
Beachtet man aber, daß um jene Zeit der Verein Deutscher
Ingenieure die Anschauung vertreten haben soll, daß man
zwischen einem Ingenieur und einem Techniker keinen
Unterschied machen kann, so geht man wohl in der An-
nahme nicht fehl, daß die Ablehnung darauf zurückzuführen
ist. Zeitlich besteht nun kein großer Unterschied zwischen
jener Ablehnung und der Gründung des Verbandes
Deutscher Diplom-Ingenieure. Wenn es auch
verfehlt wäre, die Gründung des Verbandes einzig mit
der ablehnenden Haltung des Vereins Deutscher Ingenieure
zu begründen, so kann man doch wohl aussprechen, daß
eine gewisse Beziehung zwischen Ablehnung und Grün-
dung bestehen kann, denn die Auffassung des Vereins
Deutscher Ingenieure hat in den Kreisen der Di-
plom-Ingenieure eine große Verstimmung hervorgerufen.
Wir werden in dieser Anschauung noch bestärkt durch
die Ausführungen in der ersten Nummer der „Mitteilungen
des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure". Dort steht:
„ — eins wird man nicht bestreiten können: es gibt einen
Unterschied zwischen Akademiker und Nichtakademiker,
der sich in dem inneren Wert sowohl wie in der äußeren
Haltung der Berufsstände deutlich bemerkbar macht.
Bei dem einzelnen Menschen ist er oft nicht kenntlich und
wirklich verschwunden. Bei der Gesamtheit ist er zweifel-
los vorhanden." Man stelle daneben die vom Verein
Deutscher Ingenieure vertretene Anschauung. Bei
jenem gibt es keinen Unterschied zwischen einem In-
genieur und Techniker, hier behauptet der Verband
Deutscher Diplom-Ingenieure, es gibt einen
Unterschied zwischen . Akademiker und Nichtakademiker.
Es drängt sich von selbst die Frage auf: Welche
Ursachen mögen den Verband Deutscher Diplom-
Ingenieure bewogen haben, diesen Unterschied zu
konstruieren und die Behauptung aufzustellen, daß der
innere und äußere Wert eines Berufsstandes von dessen
Bildungsgang abhängt? Auf diese Frage erhält man nur
die eine Antwort, daß damit die nach Ansicht des Diplom-
Ingenieur-Verbandes unüberbrückbare Kluft gekennzeichnet
werden soll, die zwischen den beiden Ständen in ihrer
gesellschaftlichen und intellektuellen Beziehung besteht.
Und damit erhalten wir den Schlüssel zur Begründung der
vom Deutschen Diplom-Ingenieur-Verband
aufgestellten Forderungen.
Wir erkennen jetzt deutlich, warum der Diplom-
Ingenieur-Verband seine Angehörigen nicht der
Gewerbeordnung unterstellt wissen will, warum er die
Befreiung von der sozialen Gesetzgebung anstrebt und
warum den Diplom-Ingenieuren eine bevorrechtete Stel-
lung im Staat und der Gesellschaft eingeräumt werden
soll. Wir verstehen nun auch den ungeteilten Beifall, den
die Rede des Rektors der Technischen Hochschule Darm-
stadt auf dem letzten Verbandstag auslöste, in der zum
Ausdruck kam, daß die letzte Konferenz der deutschen
Hochschulrektoren beschlossen habe, dafür einzutreten, daß
die Rechte der Mittelschultechniker zugunsten der Hoch-
schultechniker scharf abgegrenzt werden. Unsere Auffas-
sung kann auch durch den Umstand nicht irre gemacht
werden, daß die Verbandszeitschrift des D i p 1 o m - 1 n -
genieur-Verbandes diesen Satz ihren Lesern vor-
enthalten hat.
Aus allen diesen Tatsachen spricht das Leitmotiv,
daß der Diplom-Ingenieur vom Tage seiner Graduicrung"
ab zum Führer bestimmt sein will. Da aber in einem
Führer die inneren und äußeren Eigenschaften in höchster
Potenz entwickelt sein müssen, ist ihm der Gedanke un-
erträglich, daß der Staat ihn durch die soziale Gesetz-
gebung vor einem wirtschaftlichen Verfall schützen will,
statt ihm selbst diese Verantwortung zu überlassen. Er
empfindet es als eine Entwürdigung seiner Führereigen-
schaften, wenn er gleich den „niederen Angestellten" der
Gewerbeordnung unterworfen sein soll. Aus denselben
Anschauungen erklärt sich seine Forderung: ,,den rich-
tigen Mann an die richtige Stelle". Die Richtigkeit dieses
Satzes wird ein jeder anerkennen, aber entschieden die
Deutung bestreiten, die ihm der Verband Deutscher
Diplom-Ingenieure gibt, so nämlich, daß die
besseren und leitenden Stellen in der Industrie und dem
Staate nur den Diplom-Ingenieuren vorbehalten werden
sollen.
Würden die Voraussetzungen zutreffen und würde
unsere wirtschaftliche Entwickelung einen anderen Gang
genommen haben, so ließe sich gegen die Auffassung
des Diplom-Ingenieur-Verbandes nichts sagen. Das ist
aber nicht der Fall.
Der innere Wert und die äußere Haltung eines
Menschen und sinngemäß auch eines ganzen Standes ist
nicht abhängig von jener Bildung, die durch das Diplom-
Examen abgestempelt wird, sondern einzig abhängig vom
Charakter und dem tatsächlichen Wissen.
Gerade in der Technik finden wir die Beweise in Fülle.
Die technischen Probleme wachsen mit jedem Tage. Und
sie sind bis jetzt zum großen Teil von Ingenieuren ohne
Diplom-Examen bewältigt worden. Außerdem kann man
380
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 24
doch eine gute Bildung auf die mannigfaltigste Art sich
aneignen, ohne deshalb auf einer Hochschule gewesen zu
sein. Damit fällt aber die Voraussetzung, daß der innere
und äußere Wert eines Berufsstandes von dessen Bil-
dungsgang abhängig ist.
In wirtschaftlicher Beziehung aber sind die Diplom-
Ingenieure genau so schlecht gestellt wie die Mittelschul-
techniker. Dieselben unsozialen Arbeitsverträge, dieselben
Konkurrenzklauseln, Erfinderschutzmangel, die gleichen un-
günstigen Existenzbedingungen und ungenügende Gehälter
wirken genau so lähmend auf die Schaffensfreude des
Diplom-Ingenieurs wie des Mittelschultechnikers. Dadurch,
daß der Diplom-Ingenieur-Verband selbst
>Wohlfahrtseinrichtungen schafft, gesteht er auch diese Tat-
sachen ein. Seine Zeitschrift selbst schreibt in Heft 5/1911 :
Die Fürsorge für in Not geratene Diplom-Ingenicure ist
. . . . außerordentlich wichtig; denn die Diplom-Ingenieure
der Großindustrie sind in weit höherem Maße den Wechsel-
fällen des Lebens ausgesetzt, als die beamteten Diplom-
Ingenieure. Es wird also hier eine Notlage nicht nur der
in der Privatindustrie tätigen Diplom-Ingenieure zugegeben,
sondern auch der bei Behörden beschäftigten. Wenn nun
der Diplom-Ingenieur die vom Deutschen Diplom-
Ingenieur-Verband bezeichneten Fähigkeiten be-
sitzt, seine Verhältnisse aus eigener Kraft zu regeln, so muß
man dem entgegenhalten, daß bis auf den heutigen Tag
eine Besserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage nicht
zu verspüren ist.
Es geht aus den besprochenen Tatsachen zur Genüge
hervor, daß die Bestrebungen des Deutschen Diplom-
Ingenieur-Verbandes nicht dem Gedanken entspringen, der
technischen Intelligenz die ihrer Bedeutung in der modernen
Produktion entsprechende Stellung zu sichern, sondern auf
Kosten der Allgemeinheit einer kleinen engumgrenzten
Gruppe Vorteile zu verschaffen. Wenn der Verband
Deutscher Diplom-Ingenieure um eine bessere
Wertung der technischen Arbeit in unserem Wirtschaftsleben
im allgemeinen und um ihre Anerkennung 'in der Gesell-
schaft sich bemüht, wenn er für die akademisch ge-
bildeten Techniker in der Verwaltung von Staat und Ge-
meinde den gleichen Rang und die gleichen Rechte fordert
wie sie die alten wissenschaftlichen Stände: Juristen,
Mediziner, Theologen usw., wenn auch für die Diplom-
Ingenieure die höhere Verwaltungslaufbahn überall ge-
öffnet werden soll und sie das Recht beanspruchen, zu
Bürgermeistern wählbar zu sein, so werden die Techniker
aller Grade zur Unterstützung solcher Bestrebungen be-
reit sein. Für die Masse der technischen Angestellten
ergeben sich aber aus dem Verhalten des Diplom-Ingenieur-
Verbandes die größten Schädigungen ihrer sozialen und
wirtschaftlichen Interessen.
Setzen wir voraus, es gelingt der Agitation des Diplom-
Ingenieur-Verbandes die Diplom-Ingenieure den Rechts-
verhältnissen der Gewerbeordnung zu entziehen, so steht
zu erwarten, daß das Unternehmertum um so mehr ge-
neigt sein wird, alle Stellen mit Diplom-Ingenieuren zu
besetzen, falls sie einer anderen unterworfen werden, die
dem Unternehmertum günstiger ist.
Würden weiter die Diplom-Ingenieure aus der sozialen
Versicherung ausgeschaltet, so ergibt sich daraus eine Ver-
schiebung des Stellenmarktes zugunsten der Diplom-In-
genieure. Denn da für den Arbeitgeber die Pflicht zur
Zahlung der Beiträge für einen Diplom-Ingenieur entfällt,
während er diese für einen Mittelschultechniker leisten
muß, so wird seine Vorliebe für Diplom-Ingenieure um
so größer. Da ferner der Ingenieur ohne Diplom auch
noch einen Teil der sozialen Lasten von seinem eigenen
Gehalt bestreiten muß, so wird er in seiner Lebenshaltung
zurückgesetzt, weil er ja gezwungen ist, seine Arbeits-
kraft den Oehaltsverhältnissen der Diplom-Ingenicure an-
zupassen. Auch dürfen nicht die schweren Schädigungen
verkannt werden, die sich aus dem Umstände ergeben, daß
der Diplom-Ingenieur infolge seiner Schutzlosigkeit bei
Krankheit, Erwerbsunfähigkeit usw. als Preisdrücker auf
dem Arbeitsmarkt erscheinen wird, da ihn seine ver-
zweifelte wirtschaftliche Lage zwingen wird, jede ihm an-
gebotene Stellung anzunehmen.
Es ist auch weiter zu beachten, daß die Oeffentlichkeit
und ebenso der Gesetzgeber ein Zerrbild von der Not-
wendigkeit einer sozialen Gesetzgebung dadurch erhält,
daß ein bestimmter Teil von Angestellten von dieser be-
freit werden will.
Die weiteren Forderungen des D i p 1 o m - 1 n -
genieur-Verbandes bestimmte Gebiete der Tech-
nik als: Ernennung von Kraftsachverständigen, Ueber-
tragung der technischen Prüfung von Bauten auf ihre
polizeiliche Sicherheit, technische Prüfung von Bau-
gesuchen, Bauabnahme und Bescheinigung des Befundes,
Prüfung und Abnahme !maschineller Anlagen, Prüfung und
Abnahme elektrischer Anlagen, Beratung der Feuer- und
Unfallversicherungen, technische Beratung von Hypo-
theken- und anderen Geld- und Kreditinstituten usw. nur
wissenschaftlich gebildeten Ingenieuren zu übertragen, mit
anderen Worten: nur den Diplom-Ingenieuren vor-
zubehalten, sind geeignet, die Mittelschultechniker aus allen
jenen Stellungen zu verdrängen. Es kann aber nicht ge-
leugnet werden, daß diese Arbeiten eben so gut von
einem Mittelschultechniker erledigt werden können, ja diese
Funktionen sind bis jetzt zur vollsten Zufriedenheit von
ihnen ausgeübt worden, namentlich darum, weil es so
gute Zusammenhänge mit der Praxis besitzt.
Aus den Ausführungen ist der Schluß zu ziehen, daß
die Mittelschultechniker den Bestrebungen des
Diplom-Ingenieur-Verbandes mit großer Auf-
merksamkeit zu folgen haben werden, wollen sie nicht
in ihren Lebensinteressen schwere Schädigungen erleiden,
umsomehr, als einflußreiche Kreise, beispielsweise die Rek-
toren der Technischen Hochschulen und die Industrie,
die Bestrebungen der Hochschultechniker unterstützen. Da
das Endziel des Diplom-Ingenieur-Verbandes in der Ver-
hinderung eines sozialen und wirtschaftlichen Aufstiegs
der Masse der Techniker ist, so muß ausgesprochen werden,
daß er augenblicklich als das größte Hemmnis beim Auf-
stieg des ganzen Technikerstandes betrachtet werden muß.
Den Techniker-Organisationen erwächst die Pflicht, die
Oeffentlichkeit über die Wirkungen der vom Diplom-
Ingenieur-Verband vertretenen Forderungen auf-
zuklären, denn die Allgemeinheit hat das lebhafteste Inter-
esse daran, daß am sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg
alle teilnehmen und nicht nur ein kleiner Teil. Go.
*
Die Ingenieurtitelfrage in Oesterreich-Ungarn
Mari braucht kein Anhänger jener patriarchalischen
Zeit zu sein, in der die Titulaturen ausschlaggebend waren
für den inneren und äußeren Wert eines Menschen und
wird doch nicht umhin können, den Blick auf Oesterreich-
Ungarn zu lenken, wo augenblicklich die Ingenieurtitel-
frage im Vordergrund der Tagesinteressen steht. Dort ist
es nämlich den österreichisch-ungarischen Hochschultech-
nikern gelungen, das Parlament für eine Regelung der In-
genieurtitelfrage zu gewinnen.
Die Bestrebungen gehen dahin, daß die Führung des
Titels Ingenieur von der vollständigen Absolvierung einer
technischen Hochschule und darauffolgender Ablegung
zweier Staatsprüfungen abhängig gemacht werden soll.
Dadurch wird aber die Frage des Ingenieurtitels
eng verknüpft mit der des I n g e n i e u r b e r u f e s. Denn
wird diese Forderung zum Gesetz, so wird damit den Hoch-
schultechnikern zugestanden, daß nur sie imstande sind,
Ingenieurarbeit zu leisten. Es wird aber auch der Laie
sofort zugeben müssen, daß damit die Tatsachen auf den
Kopf gesteilt werden, wenn man beachtet, daß gerade die
Mittelschultechniker in der Privatindustrie eine bedeutende
Rolle spielen. Und auch die österreichisch-ungarischen
Hochschultcchniker geben dies unumwunden zu. Sie
fordern weiter, daß der Staat ein Oesetz erlassen soll,
wonach nur Hochschultechniker mit zwei Staatsprüfungen
Fabrikdirektoren werden sollen.
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
381
Sieht man von dem Armutsattest ab, daß- sich die
Hochschultechniker selbst ausstellen, indem sie zugeben,
daß es im Wege des freien Wettbewerbs unmöglich ist
die Konkurrenz der Mittelschultechniker zu bekämpfen,
und betrachtet die Folgen eines solchen Gesetzes für die
Industrie, so wird man nicht leugnen können, daß solche
Maßnahmen nur geeignet sind, das gesamte wirtschaftliche
Leben zu belasten.
Wo aber beginnt weiter der Begriff Ingenieurarbeit?
Angenommen, es gelingt dem österreichischen Gesetz-
geber, hierfür eine einwandfreie Definition zu geben, so
wird doch eine weitere logische Folgerung die sein, daß
alle Arbeiten, die jenseits dieser Grenze liegen, nur von
Technikern erledigt werden dürfen. Wir glauben, daß,
dann sehr viele Akademiker gezwungen werden, eben-
falls auf den Titel „Ingenieur*' zu verzichten.
Aber auch die deutsche Technikerschaft wird von
dieser Frage mittelbar betroffen. Erlangen die vor-
geschlagenen Maßnahmen Gesetzeskraft, so steht zu er-
warten, daß der Erfolg unsere deutschen Akademiker nicht
ruhen lassen wird. Wir haben daher allen Grund, die
Vorgänge jenseits der Grenze zu verfolgen Go.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technilier-Verbandes
zu beziehen.)
A. E. Brinckmann, Platz und Monument. Untersuchungen zur
Geschichte und Aesthetik der Stadtbaukunst in neuerer
Zeit. Mit 49 erläuternden Abbildungen. Verlag von
Ernst Wasmuth, Berlin. Preis brosch. 7 M.
Das Buch behandelt einen wichtigen Teil der Städtebaufrage.
Einige Gedanken aus dem Buche, das wir empfehlen können,
bringen wir unter „Kultur und Kunst" dieses Heftes.
Meyers Kleines Konversations-Lexikon. Siebente, gänzlich neu
bearbeitete und vermehrte Auflage. JVlehr als 135 200 Ar-
tikel und Nachweise auf 6092 Seiten Text und 6512 Ab-
bildungen im Text und auf 639 Illustrationstafeln (dar-
unter 86 Farbendrucktafeln und 147 Karten und Pläne) und
127 selbständige Textbeilagen. 6 Bände in Halbleder ge-
bunden zu je 12 M. Leipzig und Wien. Verlag des
Bibliographischen Instituts.
Als im Jahre 1906 das Erscheinen einer neuen Auflage
von „Meyers Kleinem Konversations-Lexikon" angezeigt wurde,
ließ der Titel des Werkes nicht ahnen, daß es sich um ein|
durchaus neues Lexikonunternehmen handelte; hatten doch
seit Jahrzehnten Ausgaben in ein, zwei und drei Bänden gedient,
die einen zwar vielen willkommenen, aber immerhin doch recht
bescheidenen Auszug aus dem vielbändigen „Großen Meyer"
darstellten. Nun aber präsentiert sich die letzte, siebente Auf-
lage des völlig umgestalteten „Kleinen Meyer" in einem Umfang
von sechs stattlichen Bänden, zu deren Vollendung sich ein
Zeitraum von mehreren Jahren nötig zeigte. Die Frage, ob
wirklich ein Grund vorhanden war, den Umfang des Werkes
zu erweitern, darf unbedingt bejaht werden. Bei dem immer
zunehmenden Wachstum der großen Enzyklopädien bedeutete
es einen oft lebhaft empfundenen Mangel, daß es zwischen
den großen und kleinen Werken dieser Art kein inittleres Lexikon
in objektiver Darstellung gab. Diese Lücke auszufüllen, scheint
uns dem neuen „Kleinen Meyer", der in zutreffender Weise von
der maßgebenden Kritik mit dem Titel eines „bürgerlichen Nor-
mallexikons" belegt worden ist, in glückhchster Weise gelungen
zu sein.
Der neue „Kleine Meyer" kann als hervorragend gutes
Nachschlagewerk für den Hausgebrauch empfohlen werden.
Bedarf es zwar keines Hinweises darauf, daß er den „Großen
Meyer" nicht ersetzen will und ersetzen kann, so muß
doch ausgesprochen werden, daß, wo die Verhältnisse oder
irgendwelche wichtig genug erscheinenden Gründe die Be-
schaffung des größeren Lexikons: nicht zulassen, da nur der
„Kleine Meyer" als brauchbarster und angenehmster Ersatz
in Frage kommen kann. Alles zielt in diesem Knappheit und
Klarheit verbindenden, das Wesentliche herausschälenden und
das Unwichtige beiseite setzenden Werke darauf hin, den
Suchenden im Augenblick aufzuklären, dem mit der Zeit geizen-
den Frager ohne unnötige Umschweife zu sagen, was er verlangt.
Das in das Lexikon hineingearbeitete Fremdwörterbuch und
die den fremdsprachigen Stichwörtern beigegebene Aussprache-
bezeichnung werden nicht weniger willkommen sein als die
zahlreichen statistischen Tabellen über Handel, Verkehr, Heer-
wesen, Erfindungen, Entdeckungen usw.
:: H :: H H :: BRIEFKASTEN H :: H :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, »erden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
NX/ o Ii n u n g und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schrifliich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dun g e n ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Ers( heinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Ant^X'orten lehnt die Srhrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöclce zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 131. Zur Fundierung einer großen Badanlage, welche
in einen See eingebaut werden soll, sind Betonpfeiler mittels',
Schachtgründung vorgesehen. Der Untergrund besteht aus trag-
frähiger Lette, darüber ca. 6 m aufgeschwemmter Schlamm und
noch 2 m Wassersand. Es sollen zur Ausführung der Pfeiler
eiserne Schächte benutzt werden, die bis auf die tragfähige
Schicht hinabgetrieben, ausbetoniert und nach Erhärten des,
Betons wieder in die Höhe gezogen werden sollen. Haben sich
ähnliche Gründungen bewährt? Gibt es einfachere Methoden
und welche Firma liefert die eisernen Senkschächte?
Frage 132. Ich habe die Absicht, mehrere Fassaden mit
steingrauem Edelputz zu versehen, der unter Garantie farb-
beständig und außerdem wetterfest, frostbeständig, grobkörnig
und gleichfarbig sein muß. Eine besondere Nacharbeitung des
Putzes durch den Steinmetz soll der höheren Kosten wegen nicht
stattfinden; vielmehr soll allein dadurch eine gute Wirkung
erzielt werden, daß das Mörtelmaterial grobkörnig ist und der
Fassadenputz mit der Ziehklinge oder einem Stahlblech durch
den Fassadenputzer abgezogen wird. Selbstverständlich soll der
Putz auch durch den Steinmetz bearbeitet werden können.
Welcher Putzmörtel ist hierfür zu empfehlen, was für ein
Mischungsverhältnis und wie ist die Ausführungsweise? Was
ist außer Terranova und Terrasit zu empfehlen?
Frage 133. Kann mir ein Kollege einen Satz angeben für
einen Kupolofen, um dünnwandigen Guß herzustellen, der ge-
tempert werden soll? Desgl. für einen Siemens,-Martinofen|
zur Herstellung von nicht zu sprödem Temperguß, in den Ge-
winde geschnitten werden soll. Bei welcher Hitze erfolgt das;
Tempern, wie lange muß diese erhalten werden und wie ist
das Mischungsverhältnis von altem und neuem Tempererz?
Frage 134. Bitte um Angabe von Firmen, die Einrichtungen^
für Semi-Emaille-Schmuckgegenstände hefern.
Gewerblicher Rechtsschutz
Anfragen, welche den gewerblichen Rechtsschutz (Patent-, Muster- und Zeichenwesen)
betreffen, werden von uns unserem Syndikus für gewerblichen Rechtsschutz, dem
Patentanwalt, Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Berlin W. 8, zur Erledigung überwiesene
Die Beantwortung erfolgt entweder durch Brief, oder, falls allgemeines Interess.
angenommen werden kann, im Briefkasten.
Frage: Auf welche Weise ist ein vor der Eintragung in
die Warenzeichenrolle allgemein gebrauchtes Warenzeichen an-
greifbar?
Antwort: Da nach § 4 des Gesetzes zum Schutze der
Warenbezeichnungen die Eintragung für Freizeichen zu ver-
sagen ist, unterliegen Warenzeichen, wenn sie trotzdem dem
§ 4 W.-Z. -Gesetz zuwider eingetragen worden sind, der
Löschung. Das zur letzteren führende Verfahren, weiches vom
Kaiserlichen Patentamt von Amts wegen geführt wird, sobald
eine dahinzielende Anregung vorhegt, erstreckt sich aijf die
Feststellung, ob das angegriffene Zeichen für die betreffenden
Waren vor seiner Anmeldung im allgemeinen und ungehinderten
Gebrauch gewesen ist; wie sich das Patentamt die Ueberzeugung
verschaffen will, daß dem betreffenden Zeichen tatsächlich Frei-
zeicheneigenschaft beizumessen ist, ist der Initiative des Amtes
überlassen, welches durch Rundfrage bei Vereinen, Verbänden,
Sachverständigen und Fachorganen und nötigen Falles durch
Zeugenvernehmungen die tatsächlichen Verhältnisse klarzustellen
pflegt. Im Falle der Feststellung der Freizeicheneigenschaft
wird der Löschungsanregung Folge gegeben und das Zeichen in
die Liste der Freizeichen eingetragen.
382 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 Heft 24
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Teciiniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom I.Juli 1911 ab
45-90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bislOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruf!. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwen kasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW. 68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV. 575 UND 576
Wanderversammlung des Deutschen Techniker-Verbandes
anläßlich der Ostdeutschen Ausstellung in Posen
am 17., 18. und 19. Juni
Tageseinteilung:
Sonnabend, 17. Juni, mittags 1 Uhr, Bezirkstag.
Näheres siehe Vereinskalender.
Nachmittags 41/2 Uhr: Sitzung der Bezirks-
vorstände der fünf östlichen Provinzen im Restaurant Mandel,
Berliner Straße 19 1. Tagesordnung: 1. Organisation und Aus-
bau der Steilenvermittlung. 2. Neueinteilung der Bezirks-
Vervvaltungen. 3. Gruppeneinteilung, Gruppentage und Ver-
tretung der Gruppen auf den Bezirks- und Verbandstagen. 4. Ein-
richtung von Geschäftsstellen im Osten. 5. Verbandspolitik.
6. Verschiedenes. Ueber jeden Punkt der Tagesordnung wird
ein Mitglied der Bezirksverwaltungen referieren. Alle ost-
deutschen Vereine bitten wir zu dieser Sitzung offizielle Ver-
treter zu entsenden.
Abends 9 Uhr: Begrüßungsabend mit Damen im Hotel
Friedrichshof, Ecke Friedrich- und Marstallstraße. Vortrag des
Herrn Redakteur Schubert, Berlin, über „T e c h n i k , W i r t -
Schaft und Organisation"; nachher Kommers:
Sonntag, 18. Juni, ab 9 Uhr, Besichtigung der Stadt,
bei genügender Beteiligung Rundfahrt durch die Stadt, Treff-
punkt von 8V2 Uhr im Festbureau. 11 Uhr Festakt im Fest-
saale der Akademie. Vortrag des Herrn Dr. Günther,
Berlin, über „Technische und soziale Kultu r". 12 Uhr
Besichtigung der Ausstellung unter sachkundiger Führung. Ein-
gang von der Augusta-Viktoria-Straße. IV2 Uhr gemeinsames
Mittagessen im Hauptbierrestaurant der Ausstellung (kein Wein-
zwang). Nachher Weiterbesichtigung der Ausstellung. 5 Uhr:
Zwanglose Kaffeetafel auf den Terrassen des Betonhauses im
Botanischen Garten. Nachher Besuch der gesellschaftlichen Ver-
anstaltungen der Ausstellung.
Montag, 19. Juni: Zwanglose Besichtigung der Aus-
stellung unter Führung von Posener Kollegen. Treffpunkt:
Vormittags 10 Uhr vor dem Hauptbierrestaurant.
Dienstag, 2 0. Juni: Zwanglose Besichtigung der Aus-
stellung. Treffpunkt wie am Montag. Außer den Eintritts-
karten, die für unsere Mitglieder und Gäste nur 50 Pfg. anstatt
1 M kosten, wenn sie vorher bestellt werden, haben wir noch
erhebliche Preisermäßigungen für den Besuch des Panoramas
und „Alt-Posens" erwirkt. Karten im Festbureau am 17. von
10 bis 9 und am 18. von 9 bis 2 Uhr. Außer den Zügen
von Kattowitz über Breslau nach Posen am 17. Juni fahren
am 18. Juni Sonderzüge zu etwa halbem Fahrpreise ab Berlin
6.34, ab Breslau 7.00, ab Guben 6.45, ab Krotoschin 7.35,
ab Stralkowo 8.52, ab Gnescn 9.30, ab Schneidemühl 8.03, ab
Kreuz 8.54. An die letzten beiden Züge können sich die
Kollegen aus Pommern, Westpreußen, Bromberg und Nakel usw.
anschließen, soweit sie nicht den Sonderzug am 15. Juni schon
benutzen. Die Vereine bitten wjr, sich wegen Benutzung der
Sonderzüge umgehend mit den Stationen in Verbindung zu
setzen. Der Empfang aller Kollegen ist wegen des starken
Verkehrs auf dem Bahnhof nicht möglich und findet deshalb
im Festbureau „Kaiser-Keiler", Berliner Tor Nr. 20 u. 21 statt.
Für Gelegenheit zum Reinigen der Kleider, Essen usw. wird
dort Sorge getragen. Karten zum Besuch der Ausstellung,
Führer und Katalog, werden dort ebenfalls ausgegeben.
Wir bitten unsere Kollegen nochmals, diese außerordent-
lich günstige Gelegenheit zum Besuch der Posener Ausstellung'
zu benutzen und durch ihre Anwesenheit dazu beizutragen,
daß der Festakt in der Kgl. Akademie eine recht imposante
Kundgebung wird.
Alle Teilnehmer bitten wir dringend, den übersandten Frage-
bogen auszufüllen und umgehend einzusenden, damit wir die
erforderlichen Karten bestellen können. Im übrigen verweisen
wir auf die Mitteilungen jn den Nrn. 17 bis 22 der D. T,-Z.
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost^
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
XXXV. Liste der Besucher des Erholungsheims.
Vom 11. bis 30, Mai 1911.
995 H. Drevers, Techniker, Hamburg. 996 K. Wittig, In-
genieur, Plauen j. V. 997 R. Sonnemann, Stadtbauassistent,
Halle a. S. 998 Louise Sonnemann, Halle a. S_ 999 Wilh.
Wickert, Städt. Bauführer, Offenbach a.
M.
1000
Rud.
Schmidt, Ingenieur, Halle a. S. 1001 R. Burkhardt, Ingenieur,
Nordhausen. 1002 Georg Rump, Elektro-Techniker, Peine.
1003/1004 A. Köhler und Frau, Bauführer, Bromberg. 1005 F.
W. Schulze, Architekt, Berlin NW. 1006 1007 C. Struß und Frau,
Ingenieur, Lübeck. 1008/1009 Karl Taube und Frau, Architekt,
Halle a. S. 1010/1011 H. Schwemig und Frau, Architekt, Gr.-
Rehen. 1012 Br. Weiß, Stadtbaumeister, Frankenberg. 1013
Emil Paul, Stadtbaumeister, Buchholz j. S. 1014 A. Faber,
Bauinspektor, Radebeul. 1015 A. Raue, Bauinspektor, Liebert-
wolkwitz. 1016 A. Hofniann, Stadtbaumeister, Borna. 1017
G. Tränkner, Stadtbaumeister, Penig. 1018 G. Koebe, Stadtbau-
meister, Sangerhausen. 1019 P. Vogel, Stadtbaumeister, Hai-
nichen i. S. 1020 P. VoUstädt, Stadtbaumeister, Lößnitz. 1021
A. Zimmermann, Stadtbaumeister, Merseburg. 1022 E. Lorenz,
Stadtbaumeistcr, Schneeberg. 1023 M. Meißner, Stadtbaumeister,
Lichtenstein. 1024 Joh. Bormann, Stadtbaumeister, BIasewitz_.
1025 Matzinger, Stadtbaumeister, Hohenstein - Ernsttal. 1026
Hirsch, Stadtbaumeister, Mittweida. 1027 P. Weber, Stadtbau-
meisler, Waltcrshausen. 1028 Planert, Stadtbaumeister, Würzen.
1029 Rößncr, Stadtbaumeister, Roßwein. 1030 Viehweg, Stadt-
baumeister, Taucha. 1031 Munkelt, Stadtbaumeister, Ocderan.
1032 34 Reinhold Bayer mit Familie, Masch. -Ingenieur, Ham-
burg. 1035 37 Kurt Blatz mit Familie, Bauassistent, Hilles-
heim i. Eifel. 1038 C. R. Krause, Zivilingenieur, Pankow.
Heft 24
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
383
Sitziin^s-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerlisam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seife
beschriebenen Blattern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versimmlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht d^r Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genonimen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandlseitang.
Bezirksverwaltungen
Posen. Hiermit geben wir unseren Vereinen und Einzel-
mitgliedern die endgültige Tagesordnung und die gestellten
Antrage zu dem am 17. und 18. Juni in Posen stattfindenden
Bezirkstag bekannt.
Sonnabend, 17. Juni: Mittags 1 Uhr Eröffnung des
Bezirkstages und Begrüßung der Delegierten im Restaurant
von Mandel, Berliner Str. Nr. 19. 1. Jahresbericht. 2. Kassen-
bericht. 3. Bericht der Obmänner der Stellenvermittelung.
4. Voranschlag für das neue Geschäftsjahr. 5. Entlastung des
Kassierers. 6. Beratung der eingegangenen Anträq-e.
Zweigverein Bromberg: 1. Der Verbandsvorstand
wird gebeten, möglichst umgehend ein Handbucii über die
Lebens- und sonstigen Verhältnisse derjenigen Städte, in denen
Zweigvereine des Deutschen Techniker-Verbandes ihren Sitz
haben, herauszugeben. Das im Jahre 1897 herausgegebene
Handbuch hat sich durchaus bewährt. 2. § 4 Absatz 4 der
Bezirkssatzung erhält folgenden Nachtrag: Dem Stellvertreter
des zum Verhandlungsleiter bestimmten Abgeordneten sind
gleichfalls aus der Bezirkskasse die Reisekosten zu erstatten.
3. § 4 Absatz 5c der Bezirkssatzung erhält folgende Fassung;
Auf den Bezirkstagen erhalten die anwesenden Mitglieder des
Bezirksvorstandes und die Obmänner der Stellenvermittlung eine
Auslagenvergütung von 10 M für die Dauer des Bezirkstages.
Die am Tagungsort wohnhaften Vorstandsmitglieder und Ob-
männer erhalten keine Vergütung. 4. Gewährung von jährlich
100 M an die Obmänner der Steilenvermittlung. Regelung der
Bezahlung möge der Verband vornehmen.
Zweigverein Posen: Erhebung einer Umlage von
I M Von den Mitgliedern der Bezirksverwaltung für Aus-
stattung des Posener Zimmers im Erholungsheim.
Bezirks Verwaltung Posen: Wahl einer Kommis-
sion zur Ausarbeitung der neuen Bezirkssatzungen, bestehend
aus dem geschäftsführenden Vorstand, je 1 Vertreter des Posener
und Bromberger Vereins und 1 Vertreter eines anderen Ver-
eins der Bezirksvervvaltung. Verschiedenes.
Sonntag, 18. Juni: Vormittag BV'o Uhr evtl. Fort-
setzung der Erledigung der Tagesordnung.
Wir laden hiermit nochmals alle Kollegen herzlichst ein
und weisen auf die Bekanntmachungen in der D. T.-Z. hin, die
aus Anlaß der mit dem Bezirkstag in Verbindung stattfindenden
Wanderversammlung veröffentlicht worden sind. Ferner bitten
wir die Delegierten, zum Bezirkstag diese Nummer der D. T.-Z.
mitbringen zu wollen, da die Anträge usw. nicht besonders
im Druck erscheinen.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Die Besichtigung der
Flexilis-Werke, Tempelhof (Spezial-Tiegelstahlgußfabrik) findet
am Sonntag, 18. Juni, vormittags IOV2 Uhr, statt. Näheres durch
das Verkündigungsblatt des Vereins.
Frankfurt a.M. Techn. Klub. Sonntag, 11. Juni, vorm.
II Uhr, findet dank der Liebenswürdigkeit des Herrn Dir. Back
eine Besichtigung der städt. Gewerbeschule und deren neuesten
Einrichtungen unter Führung unseres Kollegen Herrn Bauführer
Heuser und Herrn Ingenieur Schneider statt. Hierzu sind unsere
Damen und Freunde des Vereins herzlich willkommen. Sammel-
punkt 10 V4 Lfhr: Haltestelle Moltke-Allee 23. Da der Techn.
Verein Friedberg am gleichen Tage die Klärbecken- und Müll-
verbrennungs-Anlagen besichtigt, wäre nach der Besichtigung*
ein gemütliches Zusammensein mit den Friedberger Kollegen
abends 5 Uhr im Oberforsthaus erwünscht. Eine Besichtigung
obiger Objekte findet seitens des Techn. Klubs voraussichtlich
Sonntag, 13. August, statt. Donnerstag, 15. Juni, abends 87, Uhr,
im Klublokal Vorstandssitzung. Donnerstag, 22. Juni, abends
8V2 Uhr, ebenda zwanglose Zusammenkunft. Sonntag, 25. Juni,
nachmittags, bei günstiger Witterung: Familien-Ausflug nach
Walldorf, Mönchbruch, Mörfelden. Abfahrt vom Hauptbahnhoi
nachm. 2.17 Uhr. Donnerstag, 29. Juni, abends 8V2 L'hr, im Klub-
lokal Diskussionsabend. Die Besichtigung des Fernsprech-Amtes
findet voraussichtlich am 2. Juli vormittags statt. Nähere Be-
kanntgabe erfolgt im Juliprogramm. Zu allen unseren Veranstal-
tungen sind dem Verbände noch fernstehende Kollegen stets will-
kommen.
Greifswald. Techniker-Verein. Hauptversammlung
Sonnabend, 10. Juni, 8V2 Uhr abends, im Vereinslokal Restau-
rant Ihlenfeld, Rotgerberstr. 8. Tagesordnung: 1. Geschäft-
Ifches. 2. Beratung der neuen Satzungen. 3. Verlegung des
Bezirkstages Swinemünde. 4. Mitteilungen und Anträge. Diese
Versammlung ist ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen
Mitglieder beschlußfähig. (§ 14 der Satzungen.) Gleichzeitig
teilen wir unseren Mitgliedern mit, daß während der Sommer-
monate die zweite Monatsversammlung ausfällt.
Ilmenau. Technischer Verein. Am Samstag,
17. Juni, findet eine Besichtigung des Bürgerlichen Brauhauses
in Ilmenau statt. Nur Mitglieder des D. T.-V. und eingeführte
Gäste sind hierzu eingeladen. Treffpunkt: Sächsischer Hof,
nachmittags 1/32 Uhr.
Kiel. Techniker-Verein. Mitgliederversammlung am
15. d. Mts., abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal „Patzenhofer",
Falckstraße 12 1. Tagesordnung: 1. Aufnahmen. 2. Eingänge.
3. Verbandsangelegenheiten. 4. Wahl eines Kassenprüfers für
den satzungsgemäß ausscheidenden Kollegen Ragotzky.
5. Sonstiges.
Lünen a. d. Lippe. Technischer Verein. Br.-A. :
Otto Rohwer, Ingenieur, Crappenberger Str. Wir haben in
unserer letzten außerordentlichen Hauptversammlung folgendes
beschlossen: 1. Die regelmäßigen Hauptversammlungen finden
von jetzt ab an jedem 1. Donnerstag eines jeden Monats statt.
2. An jedem 3. Mittwoch im Monat ist zwanglose Zusammen-
kunft. 3. Am ersten Donnerstag im Monat Dezember
findet eine Generälversammlung statt. (Vergl. § 12 unseres
Vereinsstatuts.) Von einer Neuanfertigung des Statuts ist mit
Rücksicht auf das demnächst zu erscheinende neue Verbands-
statut Abstand genommen.
Mannheim. Technischer Verein. Br.-A. : Waldpark-
straße 8. Monatsprogramm für Monat Juni 1911.
Mittwoch, 14. Juni, Besichtigung des Telegraphen-Amtes,
abends 9 Uhr. ' Treffpunkt abends 1/2^ Uhr Paradeplatz-
Brunnen. Teilnehmer (nur Mitglieder) wollen sich um-
gehend schriftlich bei dem Vorstand anmelden. Der Zutritt
ist nur Teilnehmern gestattet, die sich schriftlich angemeldet
haben. Sonntag, 18. Juni: Besichtigung des Königstuhl-Tunnels.
Gemeinschaftlich mit dem Heidelberger Verein. Nachher zwang-
loses Zusammensein (Anzug möglichst schlecht). Näheres durch
Postkarte. In den Verein wurden aufgenommen: Herr Max
Fauß, M.-T., M. 4. 19. Herr Friedr. Funk, Betr.-Ing., Waldhof,
Wachstr. 30. Zum Vorstand wurde gewählt: Ing. Wilh. Hoff-
schmidt, Mannheim, Waldparkstr. 8, Telephon 1219. Wir bitten,
die Karten betr. Verlegung des Vereinsabends baldigst ein-
zusenden, desgl. Anträge für das Ferienheim.
Mainz. Technischer Verein. Vors. u. Br.-.A. : Her-
mann Tippmann, Ingenieur, Albinistr. 2'/io- Laut Beschluß der
Hauptversammlung vom 3. Mai 1911 finden die Vereinsabende
nunmehr jeden 1. Mittwoch im Monat, abends 81/0 Uhr, im
Vereinslokal Restaurant „Zur Sonne", Betzelsgasse, statt.
Offcnbacli a. M. Technischer Verein. Dienstag,
13. Juni, abends 8V2 Uhr, Hauptversammlung im Hotel „Kaiser
Friedrich". Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Bericht über
die Gesamtvorstandssitzung der Mittelrheinischen Bezirksverwal-
tung in Frankfurt a. M. 3. Stellungnahme zu den in dieser
Sitzung gefaßten Beschlüssen. 4. Besprechung über den dies-
jährigen Sommerausflug. 5. Verschiedenes. Zu Punkt 3 be-
darf es einer beschlußfähigen Versammlung, wir richten daher
an unsere Mitglieder die dringende Bitte um vollzähliges Er-
scheinen.
Staatstechniker.
Landesverein Mitti. Sächsischer
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm.
Schrionstiaße 4! II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II.
Mittwoch, 14. Juni, abends 8 Uhr, Versammlung im Meißner
Hof am PlaUenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches.
2. Fachvortrag des Herrn Kollegen Bahnmeister Kühn: „All-
gemeines über die Anordnung des Oberbaues der K. S. Staats-
eisenbahnen". 3. Wichtige innere Angelegenheiten. 4. Ver-
schiedenes. Erscheinen der sämtlichen Kollegen erwünscht.
Eisenba hn-
Dresden-A. 14,
384
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 24
Warnung!
In dem vorigen Heft warnten wir vor einem angeblichen
Mitglied, das sich Brandowsky nennt und, wie man uns
aus Kiel schrieb, dort sein Unwesen trieb. Wie uns jetzt mit-
geteilt wird, hat es B. auch in Wilhelmshaven und in Bremen
verstanden, sich auf unrechtmäßige Weise Geldunterstützungen
zu verschaffen. Brandowsky tritt dabei bald als Hermann
Bevern, bald unter dem Namen Niedermayer auf. Als
Vorwand pflegte er bisher anzugeben, daß er zufällig am Ort
zu tun gehabt und sich dabei verausgabt hätte. Er benötige nun
eine Unterstützung zu seiner Rückreise nach München-Riesen-
feld, wo er Neue Lerchenfeldstr. 10 (alias 12) wohne. Da sich
alle Angaben als falsch erwiesen haben, wird hiermit nochmals
vor dem p. Brandowsky, alias Hermann Bevern,
alias Niedermayer nachdrücklichst gewarnt.
Personalbeschreibung: Größe ca. 176 cm, ziemlich kräftiger
Körperbau, rundes Gesicht mit vorspringenden Backenknochen,
mangelhafte Zähne, Haupthaar schwarz, kurz geschnittener
schwarzer Schnurrbart. Seine Kleidung in Wilhelmshaven und
in Bremen war: Schwarzer Gehrock mit gelben Schuhen, steife
blaue Sportmütze, hoher Umlegekragen und hellviolette Krawatte.
Graue Zwirnhandschuhe.
Die Verbandsleitung.
(Nur für Verbandsmitslieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
1648 f. Baugesch. i. Ostrowo sof. jüng. zuverlässig. Bautechn.,
Absolvent e. Bgw.-Schule, m. Buchführung vertr. Einige Erf. in
Tiefbau erwünscht. M 120-150. StUg. dauernd. Ang. m Photo-
graphie u. selbstgefertigt. Skizz. unt. 1648 a. d. Zweigst. Posen, z.
H. d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
1721 v. Verwaltg. i. Halle a, S. sof. jung. Hochbautechn., d. mögl.
schon b. Garnisonbauverwaltg. tätig war. Ang. unt. 1721 a. d.
Zweigst. Halle a. S., z. H. d. Hn. L. Hauschild, Alte Promenade 25
{Stadttheater).
1722 V. Firma i. Charlottenburg sof. tücht. Tiefbautedin., m.
Entwässerungsarbeit, vertr., nach Schleswig- Holst. Dauernd. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1722 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1723 f. e. Berlin. Firma sof. tücht., durch, selbst, arbeitender Stein-
metztechn. Ang. unt. 1723 a. d. Steinmetztechniker-Verein, z. H. d. Hn.
|. Marsälek, Johannistal, Parkstr. 20.
1742 f. Möbelfabrik i. Rixdorf sof. jüng. Techn. f. Konstruktions-
zeichn., Stücklist., kl. Konstr. usw., der sich evtl. i. d. Spezialfach ein-
arbeit. will. 125 M. Ang. unt. 1742 a. d. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
1743 f. Stadt Thüringens sof. Hochbautechn. z. Ausarbeitung d.
Entwurfs f. e. Oberrealschule, vorübergehend. Ang. unt. 1743 a. d.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1744 f. Kgl. Bauverwaltg. i. Halberstadt z. 1. 7. er. erf. Hochbau-
techn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1744 a. d. Zweigstelle Magdeburg,
z. H. d. Hn. Th. Grosse, Breiteweg 175/77.
1745 f. Beh. i. Stendal z. Ausarbeitung v. Schulbau-Entwürf. zu-
verlässig. Bautechn., saub. Zcichn., a. 1-2 Mon. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1745 a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1746 n. Bochum sof. Eisenbetonbauführer od. jüng. Ing,, gut.
Statiker, m. Erf. i. Eisenbetonbau. 180-250 M. Ang. unt. 1746 a.
d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1748 f. Behörde i. Trier sof. Bautechn. 180 M. Ang. unt. 1748
a. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1749 f. d. Neubau der Seeschleuse in Emden z. weit. Ausarbeitg.
d. Entw. u. f. d. Beaufsichtig, d. Bauarbeit, v. 6 Beamtenwohnliäus.
Hochbaut. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1749 a. d. Zweigst. Bremen,
i. H. d. Hn. O. Krause, Neustadls Contrescarpe Nr. 70.
1750 V. Kaiserl. Kanalbaubeh. i. Schleswig- Holst, sof. Tiefbau-
techn. f. Bureau u. Baustelle. M 150- 175. Vorübergehend. Aug.
unt. 1750 a. d. Zweigst. Kiel, z. H. d. Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
1751 f. Kgl. Polizei-Baubeh. i. Lehe sof. e. Bauassistent-Anwärter
als techn. Hilfsarbeit, d. allgem. Staatsbanverwaltg., i. Statik u. Eiscn-
betonkonstr. bew., z. Prüfung v. Bauprojekt, u. Bautenabnahnie.
M 160-200. Dauernd. Ang. unt. 1751 a. d. Zweigst. Bremen, z. H.
d. Hn. O. Krause, Neustadls Contrescarpe Nr. 70.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringendst ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend möglich zu fassen. Insbeson-
dere gilt dies von Jahresberichten, deren Wiedergabe in der so oft
noch gewünschten Ausführlichkeit ganz unmöglich ist.
Die Schriftleitung.
1752 f. Baugesch. i. Schweinfurt sof. energ. Bauf. i. dauernde
Stelig. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1752 a. d. Zweigst. Würzburg,
i. H. d. Hn. L. Ungerer, Schöntalerstr.
1753 f. Architekturbüro i. Plauen sof. Techn. m. Kenntn. i.
Eisenbetonbau. Dauernd. M 170-180. Ang. unt. 1753 a. d. Haupt-
stelle Berlin, Markgrafenstr. 94.
1754 f. Landbaugesch. i. Bez. Danzig sof. Bautechn. m. Erf. i.
landwirtschaftl. Baut. Dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr. bei freier
Wohng. u. Station unt. 1754 a. d. Zweigst. Danzig, z. H. d. Hn.
E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1755 f. Kgl. Wasserbaubehörd. i. Emden sof. erf. Bautechn. f.
Bureauarb. a. zunächst 6 Mon. M 150. Ang. unt. 1755 a. d. Zweig-
stelle Bremen, z. H. d. Hn. O. Krause, Neustadls Contrescarpe Nr. 70.
1756 f. Straßen- u. Flußbauanit i. Bayern sof. Tiefbautechn. z.
Herstellg. u. Vervielfältig, v. Plänen (Lage-Pläne u. Querprofile) d.
Ueberschwemmungsgebietes am Main. M 130 und M 3 Feldzulagc.
Stellungsd. 4 Mon. Ang. imt. 1756 a. d. Hauptstelle Berlin, Mark-
grafenstr. 94.
1757 f. Baugesch. i. Glogau z. 1. 7. er. jüng. Hochbautechn.,
gewandt. Zeichn. u. Statik., m. all. sonstig. Arbeit, vertr. Ang. unt.
1757 a. d. Hauptstelle Berlin, Markgrafenstr. 94.
1758 f. Baugesch. i. Peine Bauf., etwa 25 J. alt, ledig, i. Leitg.
d. Maurerarbeit, beirn Neubau e. Kaliwerkes a. ungefähr 1 Jahr. Ang.
unt. 1758 a.d. Zweigst. Hannover, z.H.d.Hn.L. Damköhler, Slicherstr.8.
1761 n. Hammelburg b. Schweinfurt a. M. sof. e. i. Militärbau-
wesen durch, erf. alt. Techn. f. Projektierungsarbeit, a. 2 Mon. evtl.
läng. Ang. m. Geh.-Anspr. mit. 1761 a. d. Zweigst. Würzburg, z.H.
d. Hn. L. Ungerer, Schöntalerstr.
1762 f. Militärbeh. i. Mainz sof. Hochbautechn. z. Anfertig, v.
Ausführungszeichn. bis z. 1. Okt. Tagesdiäten M. 6 einschl. Sonn-
tag. Ang. unt. 1762 a. d. Zweigst. Wiesbaden, z. H. d. Hn.
F. Wcmder, Blüclierstr. 24.
1763 z. Hilfeleistg. bei Erledig, d. laufend. Dienstgeschäfte f.
Beh. i. Torgau gewandt. Bautechn. a. 3-4 Mon. Tagesdiäten M 5-6.
Ang. unt. 1763 a. d. Hauptstelle Berlin, Markgrafenstr. 94.
1764 f. Betonbaugesch. i. Saarbrücken sof. tücht. Techn. m. mehr-
jährig. Bau- u. Bureaupraxis. Ang. m. Geh.-,*knspr. unt. 1764 a. d.
Zweigst. Saarbrücken, z. H. d. Hn. R. R(^sprich, Petersbergstr. 82.
1765 f. Kgl. Beh. i. Posen sof. Hochbautechn. Absolv. staatl.
Bgw.-Schule, d. m. d Arbeit, d. Kgl. Hochbauämter vertr. ist. Mögl.
Radfahr. Stelhmgsdauer 5 Mon. "evtl. läng. Ang. m. Geh.-Anspr.
(bis M. 180) unt. 1765 a. d. Zweigst. Posen, z. H. d. Hn. König,
Hohenlohestr. 3.
1767 n. Essen a. Ruhr sof. e. wirkl. zuverlässig, selbst. Betonbau-
führer. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1767 a. d. Geschäftsstelle Rhein-
land u. Westfalen i. Dortnuuid, Kaiserstr. 86.
1768 f. Baugesch. i. Sorau sof. jung, tücht. Bautechn. 120 bis
130 M. Ang. unt. 1768 a. d. Hauptstelle Berlin. Markgrafenstr. 94.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes }
Stellen - Angebote
Nachruf.
Am 27. Mai ds. Js. verstarb nach längerem Leiden, jedoch
unerwartet, unser Mitglied
Herr Zimmermeister Christian Schnoor.
Unser Verein betrauert in dem Dahingeschiedenen ein
treues Mitglied, welches sich als dessen Mitbegründer und
langjähriges Vorstandsmitglied um den Verein sehr verdient
gemacht hat. Durch sein aufrichtiges und stets gleich liebens-
würdiges Wesen hat der Entschlafene es verstanden, sich ein
dauerndes ehrendes Andenken zu sichern.
Friedrichsorter Techniker- Verein.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 25 Schnftldtung: E. Rieh. Schubert, BerlM. 17. Jutll 1911
lohalt: Die Fortzahlung des Gehaltes bei militärischen Uebungen — Wohnhaus der Frau Wattenberg in Hannover-Kleefeld — Der Dampfmesser der Farbenfabriken^
vorm. Fried . Bayer & Co., Elberfeld — Die staatlicue Arbeitslosenversicherung in England — Wirtschaft und Leben — Standesbewegung — Aus der Volks-
wirtschaftslehre — Zeitschriftenschau — Bücherschau — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Die Fortzahlung des Gehaltes bei militärischen Uebungen
In industriellen Kreisen herrscht, wie wir an Einzel-
fällen wiederholt nachgewiesen haben und auch gegen-
wärtig wieder in der Lage sind, nachweisen zu können,
die Gepflogenheit, den Angestellten bei militärischen
Uebungen das Gehalt ganz oder teilweise zu sperren. Auf
diese Weise wird den Angestellten eine außergewöhnliche
Belastung durch Erfüllung militärischer Pflichten auferlegt.
Auch solche Firmen, die direkt für Heer und Marine liefern,
deren Unternehmen abhängig ist von der Landesvertei-
digung, scheuen sich nicht, den Angestellten durch Ge-
haltsentzug für die Ausübung seiner militärischen Pflichten
zu bestrafen. Diese Firmen verkennen ganz, daß Heer
und Marine in erster Linie dazu da sind, den Industriellen
ungestörte Produktions- und Absatzmöglichkeiten zu
sichern, also auch die militärischen Uebungen nicht zuletzt
mit in ihrem Interesse liegen.
.Wie oft kann man in Ausschreibungen lesen, daß
nur militär freie Leute angenommen werden und wie
mancher Angestellte wurde bei der Besetzung eines Postens
ausgeschieden, weil eine militärische Uebung in nächster
Aussicht stand. Nicht wenige Firmen legen vor Abschluß
des Engagements einen Fragebogen vor, von dessen Aus-
füllung die Anstellung abhängig gemacht wird.
Vor uns liegt ein solcher Fragebogen der Maschinen-
fabrik Carl Krause, Leipzig, der typisch ist für
die Industrie. Wir finden da Fragen nicht nur nach dem
Personalstand und der Ausbildung, sondern auch: „Haben
Sie Schulden, bezw. welche? Wo wohnen Sie und bei
wem? Wie groß ist evtl. Ihre Familie? Haben Sie ein
Gebrechen oder körperliche Fehler? Sind Sie ernstlich
oder lang andauernd krank gewesen? Welches Gehalt
bezogen Sie bis jetzt? Wie sind Ihre Gehaltsansprüche
gegenwärtig?" usw.
Daß neben diesen Fragen auch die Erkundigung über
die Militärverhältnisse nicht fehlen darf, ist selbstverständ-
lich. Hier geschieht dies besonders eingehend:
„Wie sind Ihre Militärverhältnisse?
Sind Sie im Besitze der Berechtigung zum einjährigen
Dienst?
Haben Sie gedient (wann, wie lange, wo)?
Welche Uebungen haben Sie mitgemacht?
Sind Sie vom Militärdienst befreit und eventl. weshalb?
Wie lautet Ihre Ausmusterung (Ersatzreserve oder
Landsturm) ?"
Die erstgenannten Fragen, die wieder einmal die Ab-
hängigkeit des Angestellten beim Abschluß des „freien"
Arbeitsvertrages illustrieren, scheiden für die gegenwärtige
Betrachtung aus, und wir haben es nur mit den Fragen
nach dem Militärverhältnis zu tun.
Wenn der Angestellte diese Fragen wahrheitsgemäß
beantwortet und daraus hervorgeht, daß er zu einer wei-
teren Uebung einberufen werden kann, ist es um die An-
stellung schlecht besiC''H. Wird aber trotzdem der An-
gestellte engagiert, vielleicht weil seine sonstige Quali-
fikation besonders hervorragend ist, dann hat der Unter-
nehmer in den Dienstverträgen die beste Handhabe, die
Lasten einer militärischen Einberufung von sich auf den
Angestellten abzuwälzen. In vielen Fällen wird in den
Dienstverträgen gleich gesagt, daß bei militärischen
Uebungen auf Gehalt nicht zu rechnen ist. Aber auch
Firmen, die ihre Angestellten sonst zufriedenstellend be-
handeln, können sich noch nicht von der Erschwerung
der Erfüllung militärischer Pflichten des Angestellten eman-
zipieren. So steht in den Anstellungsbedingungen und
allgemeinen Dienstvorschriften für die Beamten der M a -
schinenfabrik Eßlingen und der mit dieser ver-
bundenen Firma G. Kuhn, G. m. b. H., Stuttgart-Berg,
daß bei Bemessung des Urlaubs, der sonst erfreulicherweise
gewährt wird, Dienstversäumnisse infolge militärischer
Uebungen auf den Urlaub in Anrechnung gebracht werden.
Selbst Firmen wie Voigt & Haeffner, A.-G. in Frank-
furt a. M., die durch Einführung eines Beamtenausschusses
bewiesen haben, daß sie modernen Anschauungen zu-
gänglich sind, haben im § 4 der allgemeinen Bestimmungen
für ihre Beamten die militärischen Uebungen als Urlaub
angerechnet.
Die ,, Erschwerung der Erfüllung militärischer Pflichten
der Personen des Beurlaubtenstandes durch Privatfirmen"
hat sich aber nicht nur in den Kreisen der Angestellten
bemerkbar gemacht, sondern ist bereits so groß geworden,
daß auch das Kriegsmini sterium sich gezwungen
sah, dazu Stellung zu nehmen.
In einem besonderen Erlaß, der uns bekannt geworden
ist, wendet sich der Preußische Kriegsminister, Gen. d. Inf.
von Heeringen, recht energisch gegen die Firmen,
die ihre Angestellten unter der Erfüllung militärischer
Pflichten leiden lassen. Der Erlaß ist auch nach anderer
Seite hin so interessant, daß wir glauben, ihn im Wortlaut
folgen lassen zu müssen:
Kriegsministerium.
Erschwerung der Erfüllung militärischer Pflichten der Personen
des Beurlaubtenstandes durch Privatfirmen.
Wie aus den u. R. beifolgenden Berichten der General-
kommandos usw. im allgemeinen hervorgeht, macht sich in
industriellen Kreisen immer mehr das Bestreben geltend, den
dienst- und Übungspflichtigen Personen des Beuilaubtenstandes
die Erfüllung ihrer staatsbürgerlichen, mihtärischen Pflichten
zu erschweren. Fälle, in denen bei einer Einberufung zur
Uebung die Entlassung aus dem Dienst- und Arbeitsverhältnis
angedroht und zum Teil auch verwirklicht wird, oder in denen die
386
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 25
Anstellung von bestimmten Forderungen abhängig gemacht wird,
z. B. binnen Jahresfrist nicht zu üben, sich nicht zur Wahl zum
Reserveoffizier stellen zu lassen usw. oder in denen seitensl
der Arbeitgeber auf Befreiung von der befohlenen Uebung ge-
drängt wird, sind nicht selten.
Ich verkenne durchaus nicht, daß bei dem heutigen Wett-
bewerb die geschäftlichen Verhältnisse zum Teil schwierig sind,
und daß daher selbst der zeitweise Ausfall einer Arbeitskraft,
der durch Heranziehung eines Arbeiters oder Angestellten zur
Uebung entsteht, für die Arbeitgeber mit Nachteilen verbunden
sein kann. Andererseits wird aber m. E. in Betracht gezogen
werden müssen, daß es sich nach den Anlagen vielfach um Groß-
Firmen und Industrielle handelt, denen mehr oder weniger auch
staatliche Lieferungen übertragen werden, und bei denen sich
der Ausfall durch Einziehung einzelner Angesteliten usw. zu
Uebungen bei weitem nicht so fühlbar machen dürfte, als in
den Kleinbetrieben. Das Verhalten dieser Firmen kennzeichnet
deutlich das Bestreben weiter industrieller Kreise, gegenüber
den Staatsbehörden in erster Linie ihre eigenen Interessen zu
vertreten, deren Schutz und Förderung zu verlangen, dagegen
sich möglichst den Opfern zu entziehen, die ihnen
aus der Erfüllung gesetzlicher Pflichten seitens ihrer Angestell-
ten und Arbeiter entstehen können. Nach meinem Dafür-
halten ist es in sozial-politischer Beziehung
und im Interesse des Staats wohls dringend ge-
boten, derartigen Bestrebungen mit allen Mit-
teln entgegenzutreten.
Eure Exzellenz beehre ich mich daher ergebenst zu ersuchen,
mich in dieser Hinsicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit ge-
fälligst unterstützen und Ihren Einfluß auf die in Frage kom-
menden Kreise im staatlichen Interesse geltend machen zu wollen.
Soweit Firmen namhaft gemacht sind, denen Lieferungen im
Bereiche der Militärverwaltung übertragen sind, wird von hier
aus der Versuch gemacht werden, auf sie einzuwirken.
Gleichzeitig habe ich die Königlichen Generalkommandos er-
sucht, etwaige besondere charakteristische Einzelfälle, die sich
im nächsten Uebungsjahr herausstellen sollten, hier zur Sprache
zu bringen.
Dem Herrn Minister für Handel und Gewerbe, der Abschrift
hiervon erhalten hat, werde ich die Anlagen nach Rückgabe
zustellen.
Eurer Exzellenz würde ich für eine gefällige Rückäußerung
dankbar sein. gez. v. Heeringen.
An den Herrn Reichskanzler (Reichsamt des Innern) hier.
Mit erfrischender Deutlichkeit wird hier von autori-
tativer Stelle gewissen industriellen Kreisen einmal gesagt,
daß sie nichts weiter als das nackte Profitinteresse kennen
und obendrein dazu den staatlichen Schutz beanspruchen,
sich sonst aber herzlich wenig darum kümmern, wo ihre
Angestellten und Arbeiter bleiben. Der Erlaß atmet soviel
soziales Verständnis, daß wir wahrhaftig hoffen können,
daß der Kriegsminister auch in den Betrieben, die
ihm selbst unterstellt sind, und die sich hin-
sichtlich der Behandlung ihrer Angestellten in nichts von
privatkapitalistischen Unternehmungen unterscheiden, jene
Aenderungen vornimmt, „die in sozialpolitischer Beziehung
und im Interesse des Staatswohls dringend geboten'' er-
scheinen.
Wir denken da vor allen Dingen an die Beseitigung
der schwarzen Listen, die noch immer, wie wir
nachweisen können, seitens der' Heeresverwaltung und
anderer Reichs-Ressorts gegen Angestellte in Umlauf ge-
setzt werden.
Aber auch hinsichtlich der Fortzahlung des Gehalts
bei militärischen Uebungen darf der Kriegsminister noch
im eigenen Hause bessern. Es ist gar nicht so
lange her, daß bei den Militärbauämtern Versäum-
nisse infolge militärischer Uebungen vom Gehalte ab-
gezogen wurden.
In den Bedingungen für Annahme und Beschäftigung
der Technikerbeidentechnischenlnstituten
der Infanterie und Artillerie, die nicht weniger
als 45 Paragraphen enthalten und für die Gewehrfabriken
in Danzig, Erfurt und Span,dau, für die Munitionsfabrik
und die Infanterie- und Artillerie-Konstruktions-Bureaus in
Spandau, für die Artillerie-Werkstätten in Spandau, Danzig,
Lippstadt und Straßburg i. E., für die Geschoßfabrik und
das Eeuerwerks-Laboratorium in Siegburg, für die Pulver-
fabriken in Spandau und Hanau und endlich für diö Ge-
schützgießerei in Spandau gelten, also einen recht großen
Personenkreis umfassen, finden wir in § 34:
,,Bei militärischen Uebungen von nicht mehr als
14 Tagen erhalten die mindestens ein Jahr ununter-
brochen bei der Militärverwaltung beschäftigten Tech-
niker 2/3 der Vergütung, wenn sie verheiratet oder über-
wiegend Ernährer von Familienangehörigen sind. Bei
länger als 14 Tage dauernden Uebungen ist ihnen die
bezeichnete Teilvergütung nur für die ersten 14 Tage
zu zahlen."
Das Kriegsministerium wird uns gewiß dankbar sein,
wenn wir auf diese Bestimmung hinweisen mit der Bitte,
in G'en eigenen Betrieben das einzuführen, was es von
den Privatunternehmern mit seinem berechtigten Erlasse
fordert. Aber auch das Reichsmarineamt, welches
noch mit Verfügung vom 23. Mai den Verdacht aussprach,
daß auch bei Privatfirmen, die mit dem Reichsmarineamt
bezw. mit den Kaiserlichen Werften in Verbindung stehen,
die Erfüllung militärischer Pflichten erschwert wird, hat
alle Ursache, Gewissenserforschung zu halten. Nicht nur,
daß die Kaiserlichen Werften in Wilhelmshaven und
Danzig Technikerstellen ausgeschrieben haben, mit der
Bemerkung, daß die Bewerber ,,m i I i t ä r f r e i" sein
müssen, d. h. ebenfalls von militärischen Uebungen ver-
schont bleiben sollen. Auch in dem neuen Dienst-
vertrag, welcher den bisher im Hilfsbeamtenverhältnis
stehenden Angestellten vorgelegt worden ist, finden sich
Bestimmungen, nach denen Angestellten, die nicht min-
destens ein Jahr im Marinedienst beschäftigt sind, wäh-
rend militärischen Pflichtübungen das Gehalt entzogen
werden kann.
Der Kriegsminister hat also reichlich zu tun. Er muß
nicht nur auf die Firmen einwirken, die für die Militär-
verwaltung arbeiten — wir wollen ihn dabei gern durch
Bekanntgabe besonders charakteristischer Einzelfälle unter-
stützen — , sondern vor allen Dingen in den eigenen und
verwandten Reichsbetrieben nach dem Rechten sehen. Wir
hoffen, daß dies gründlich geschieht und daß mit Ein-
führung der Fortzahlung des vollen Gehalts bei mili-
tärischen Uebungen auf die ganze Dauer der-
selben auch eine Reihe anderer Mißstände, die
in den Reichsbetrieben vorhanden sind, beseitigt werden.
Kfm.
Wohnhaus der Frau Wattenberg in Hannover- Kleefeld
Architekt: WILHELM MACKENSEN, Hannover.
Eine schlichte Alltagsaufgabe der Baukunst ist, das hier jedesmal vor, und 'doch soll der Architekt immer wieder ;
vollständig eingebaute Einfamilienhaus zweckentsprechend eine Gestalt finden, die ebenso neu wie reizvoll ist — in,
und anmutig zu gestalten. Aehnliche Bedingungen liegen der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Das Wohn-j
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
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Wohnhaus in Hannover Kleefeld Arch.: W. Mackensen, Hannover
Erdgeschoß I. Oberger c oß II. Obergeschoß
388
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 25
haus der Witwe Wattenberg in der Villenkolonie Kleefeld
bei Hannover, Fichtestraße 25, ist zweifellos eine wohl-
gelungene Lösung.
Das Kleefelder Villenviertel ist in besonders kleine
Parzellen eingeteilt. Während die Qesamtanordnung der
Räume für schmale Grundstücke längst geschickte und vor-
bildliche Lösungen gefunden hat, kommt in der vorliegen-
den Qrundrißgestaltung der Einfluß der Beschränkung nach
der Tiefe hinzu. Immerhin ist die Gesamtanordnung eine
ganz normale geblieben.
Die Haupträume des Hauses, Wohnzimmer, Salon und
Speisezimmer, sind in dem 1,0 m über dem Erdboden
liegenden Erdgeschoß untergebracht. Im ersten Ober-
geschoß liegt ein weiteres Zimmer, zwei Schlafzimmer
und eine Kammer. Das zweite Obergeschoß enthält
mehrere Fremdenzimmer und Kammern. Die Küche, die
durch einen Aufzug mit dem Speisezimmer verbunden ist,
befindet sich mit anderen Wirtschaftsräumen im Keller.
Die ganz normale Innenausbildung hat im Aeußeren
einen sehr anmutigen Ausdruck gefunden. Aus der schlich-
ten, glatten Fläche tritt als Massengliederung das Risaht,
zum Erker ausgebildet, hervor; es bringt Leben in die
Außenerscheinung, durch seine Fensteröffnungen reiches
Licht ins Innere. Bruchstein im Erdgeschoß, verschiedene
Putzarten, Holz, Ziegel im ersten Obergeschoß, und dar-
über, im zweiten Obergeschoß, als Abschluß der glatte
Giebel: diese einfachen Mittel ergeben hier eine äußerst
glückliche und ansehnliche Wirkung.
Der Architekt ist Wilhelm Mackensen, dem Hannover
eine große Anzahl geschmackvoller Villen in Putzbau ver-
dankt. Die örtliche Bauleitung hatte der Bauführer, Ver-
bandskollege H. Kahn in den Händen. Karsch.
Der Dampfmesser der Farbenfabriken, vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld
Unter den vielen vorhandenen Konstruktionen ver-
dient der in obiger Ueberschrift genannte Dampfmesser
wegen seiner verblüffenden Einfachheit und seiner dem-
entsprechenden hervorragenden Betriebssicherheit und Ge-
nauigkeit besondere Beachtung.
Das Bedürfnis, den Dampfverbrauch fortlaufend fest-
zustellen, findet sich in vorwiegendem Maße in der
chemischen Industrie, in der der Dampf nicht nur zu Kraft-
zwecken, sondern zum weitaus größeren Teil zu Heiz-,
bezw. Kochzwecken bei der Durchführung chemischer Pro-
zesse gebraucht wird. Gerade für diese Art des Ver-
brauchs hat ein zuverlässiges Meßinstrument gefehlt, denn
es handelt sich dabei darum, nicht nur die allgemeine
Unkostenberechnung aufzustellen, sondern auch für jeden
einzelnen chemischen Prozeß, der vollzogen wird, den Ver-
brauch und damit den Einfluß der Operation auf den Preis
des Präparates zu ermitteln, gleichzeitig aber auch eine
Kontrolle ausüben zu können, daß kein Dampf ver-
schwendet wird.
Dies ist der Hauptgesichtspunkt, von dem der Er-
finder des Apparats, Ing. E. A. J. Kuhnke, geleitet worden
ist. Die grundlegende Formel sieht einfach genug aus:
G = F X u X Y,
worin bedeutet:
G das durch den Messer gehende Dampfgewicht in
kg/sek.,
F den Durchgangsquerschnitt in m^,
u die Strömungsgeschwindigkeit des Dampfes in
m/sek.,
Y das Gewicht eines cbm Dampf in kg der mittleren
Spannung p.
Hierin sind außer dem gesuchten G noch u und y
veränderlich, während F zunächst noch unveränderlich ist.
Das spez. Gew. y ist eine Funktion des Druckes, bezw.
der Temperatur des Dampfes, eine Abhängigkeit, die in
bekannter Weise von Zeuner, Weisbach u. a. tabellarisch
zusammengestellt worden ist. Mißt man daher Druck und
Temperatur des Dampfes, so ist y bestimmt; dies tut
der Messer fortlaufend.
Die Geschwindigkeit u ist eine Funktion von y- ^'om
Strömungsquerschnitt und vom augenblicklichen Dampf-
verbrauch. Wird nun, wie angegeben, y. bezw. der Druck
dauernd aufgezeichnet und gelingt es ferner, den Strö-
mungsquerschnitt derart veränderlich zu machen, daß das
Abb. 1
sonst praktisch schwer zu messende u konstant wird, so ist
G nur noch von p und E abhängig. Das wird nun im
vorliegenden Falle dadurch erreicht, daß der Unterschied
der Dampfdrücke vor und hinter dem Messer für jeden
Augenblick und jeden Dampfverbrauch konstant erhalten
wird, oder mit anderen Worten: es muß ein Drossel-
organ eingeschaltet werden, welches sich selbsttätig jeden
Augenblick derart einstellt, daß der Druckunterschied vor
und hinter ihm und damit auch u konstant bleibt. Die
Beschreibung der Baucinzclheiten gibt Gelegenheit zur
Klarlegung der Arbeitsweise dieses Organs. Wenn also
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
389
der Messer fortwährend den Druck vor dem Drosselorgan
und den Strömungsquerschnitt angibt, so ist die Rpt— ^ii.
nung von G jeden Augenblick ohne weiteres möglich
unter der Voraussetzung, daß die Veränderlicukeit vo<i r
als eine lineare Funktion des Hubes h des Drosseiorgans
und die Größe p in kg/cm-' auf einer Trommel fort-
laufend als Diagramm aufgezeichnet werden, deren plani-
metrierte Flächen durch die Zeit dividiert, die zur Be-
rechnung nötigen Mittelwerte liefern.
Diese Ueberlegungen führten zu folgender Konstruk-
tion. An einem Rohrstutzen (Abb. 1), in welchem bei e
der Dampf von der Zentrale einströmt, ist ein zylindrisches
Gefäß a angegossen, welches oben durch eine Platte ab-
geschlossen ist, die das Gestänge führt und die übrigen
Apparatteile trägt. Innerhalb dieses Gefäßes a ist ein
kegelartiger Hohlkörper b derart eingesetzt, daß der Dampf
diesen von oben her durchströmen muß, um von da in die
Gebrauchsleitung zu gelangen. Die oberste und unterste
Stumpffläche trägt jeweils eine Führung für das Gestänge,
an dem das erwähnte Drosselorgan in Form eines kreis-
runden Tellers c befestigt ist, dessen Fläche gleich ist dem
oberen Stumpfquerschnitt. Mit seinem Gestänge hängt
der Teller an einem feinen Draht, der außerhalb, wie aus
der Abbildung ersichtlich ist, über eine Rolle geführt und
mit einem Gewicht d beschwert ist. d hält der Druck-
differenz des Dampfes und dem Reibungswiderstand von
Gestänge und Rolle das Gleichgewicht, wobei diese Druck-
differenz je nach der Apparatgröße bezw. nach Erfahrung
festgesetzt wird. Aendert sich jetzt der Dampfverbrauch,
so ändert sich auch die Druckdifferenz und dann wird sich
der Teller unter der Einwirkung des Gewichtes selbst-
tätig jeweils dort einstellen, wo zwischen ihr und dem
letzteren wieder Gleichgewicht herrscht, d. h. der Teller
sucht den dem Dampfverbrauch entsprechenden Quer-
schnitt, bezw. die entsprechende Höhe h auf und u bleibt
konstant.
Die innere Gestalt des Hohlkörpers b ist nun von
der Bedingung abhängig, daß der Strömungsquerschnitt F,
der Ring zwischen Teller und Hohlfläche sich mit h linear
ändert und aus dieser Bedingung und einigen weiteren
Ueberlegungen wollen wir analytisch die den Hohlkörper
als Rotationskörper erzeugende Kurve bestimmen. Für
einen Betrieb kann ja wohl von vornherein annähernd
der notwendige Druck und der höchste Dampfverbrauch
angegeben und für diesen dann eine brauchbare Strö-
mungsgeschwindigkeit festgesetzt werden; dann sind in
der Forme! die Größen G, u und y bekannt und es ergibt
sich sofort der größte Strömungsquerschnitt Fmax- (Siehe
Abb. 2.) Nun ist der unterste Hohlkörperquerschnitt F2
gleich der Summe aus dem obersten Hohlkörperquer-
schnitt Fl und dem größten Strömungsquerschnitt F^ax
Fl ergibt sich aber aus der einfachen Ueberlegung, daß sie
gleich sein muß dem größten (ringförmigen) Strömungs-
querschnitt Fmax; denn wäre Fi< F^ax, so ergäbe sich
von dem Augenblick an, wo der veränderliche Querschnitt
F > Fl wird, eine schädUche Drosselung, welche die Meß-
ergebnisse in ungünstigstem Sinne beeinflussen würde;
wäre umgekehrt Fi > Fmax, so ergäbe die Rechnung eine
unnötige Belastung des Gestänges und damit eine größere
Unempfindhchkeit des Apparates.
Daraus ergeben sich die obersten und untersten Holil-
körperradien folgendermaßen sofort:
r~ Gmax
L tl
U . J
Abb. 2 •
Hält man nun die zum Planimetrieren notwendige
Bedingung ein, daß der Strömungsquerschnitt in um-
gekehrten linearen Verhältnis zur Hohlkörperhöhe h oder
besser im direkten linearen Verhältnis zu der Entfernung h
des Tellers vom oberen Hohlkörperrand wächst, so kommt
man zu folgenden Verhältnissen:
F : Fmax = h : H
F = r- Tc — r^^ TZ
Fmax Fl U
(r2 _ r,2) : = h : H; r^ r^^ (1 + A.).
Wir stellen jetzt ohne weiteres die Gleichung der Kurve
aus dieser Gleichung auf, indem wir sie auf das Koordi-
natensystem h — Abszissenaxe, y — Ordinatenaxe mit
dem Nullpunkt im Schnitt der Kurve mit r^ beziehen und
sagen :
r = ri + y
folglich (ri + yr = ri^ (1 + A.)
und hieraus nur durch ausmultiplizieren
y2 + 2 ri y = X h.
Vereinigen wir jetzt die beiden Aeste der unbekannten
Kurve in ihrem Scheitelpunkt, legen durch diesen ein
zweites Koordinatensystem mit der x = und r = Achse,
so ist z die Entfernung des Querschnittes Fi vom
Scheitel sicher eine konstante Größe und wenn wir jetzt y
durch r und ri, h durch x und z ausdrücken, indem wir
setzen
y = r^ — ■ r^; h = x — z,
so müssen wir die Scheitelgleichung der Kurve er-
halten. Also
(r — + 2 ri (r — ri) ^ (x - z).
Ausmultipliziert ergibt das
j- 2 1-2
= i-i^ + X Pf X z
oder r2 = ri^ (1 R') + "TT
390
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 25
Abb 3
In dieser Gleichung stört uns noch das erste GHed
der rechten Seite mit dem zwar konstanten, aber noch
tatsächlicii unbekannten z. Bei näherem Zusehen aber und
auch bei einem Bhck auf die Abb. 2 erkennen wir, daß
der Wert von z sich ergeben muß, wenn wir die Lage des
Kurvenscheitels dadurch bestimmen, daß wir r = 0 und
X = 0 setzen. Hiermit ergibt die letzte Gleichung die Form
0 = V - V H
A = , ; z = H (!)
Setzt man jetzt in derselben Gleichung H unmittelbar
für z ein, so erhalten wir
ri
Die Scheitelgleichung der Parabel mit einem Para-
meter
Der Hohlkörper stellt sich somit als ein Paraboloid-
stumpf dar, dessen Abmessungen aus den oben gegebenen
Größen Gmax, u und ^ sofort berechnet werden können.
Nur H bietet noch einige Schwierigkeit. Es wird ja, um
jetzt zugleich in der Apparatebeschreibung fortzufahren,
nicht der Strömungsquerschnitt, sondern der zugehörige
Tellerabstand A h aufgezeichnet. Es erhellt daher ohne
weiteres, daß der Apparat um so empfindhcher und genauer
arbeitet, je größer H ist, denn mit wachsendem H werden
um so feinere Druckdifferenzen vor und hinter dem Teller
im Diagramm ihren Ausdruck finden. Andererseits ist H
aber dadurch praktisch begrenzt, daß die Planimetrierung
des Diagramms um so schwieriger ist, je höher H, d. h. je
mehr Minima und Maxima als feine Zacken und Ausbuch-
tungen in der Diagrammlinie erscheinen. Die Begrenzung
von H wurde auch von Kuhnke auf Grund dieser rein
praktischen Erwägung festgelegt.
Die Deckplatte des Gefäßes a (Abb. 1) trägt ent*
sprechend den aufzuzeichnenden Größen p und h ein Re-
gistriermanometer, sowie ein Stativ für die Rolle, das
Gewicht d und das Gestänge, an welch' letzterem ein
Schreibstift angebracht ist. Die beiden Vorrichtungen
schreiben auf das Registrierpapier der Uhrtrommel f
(Abb. 1); Abb. 3 zeigt ein solches Diagramm. Die schraf-
fierte Fläche a bezw. ihre Begrenzungskurve stellt den
Tellerabstand vom oberen Paraboloidrand dar, die Be-
grenzungskurve der unteren Fläche b den jeweiligen
Dampfdruck p. Zwei auf derselben Diagrammordinate
liegende Punkte der beiden Kurven fallen zeitlich zu-
sammen. Es kann also für jeden Zeitpunkt die sekund-
liche Dampfverbrauchsmenge folgendermaßen berechnet
werden. Aus dem abgelesenen p folgt tabellarisch y • u
ist eine für den Messer von vornherein festgelegte Größe.
F folgt aus dem abgelesenen h
r^=^x;x = H+h
F = r% — ri^u
= ^(H + h)7:-ri?7c
= ""i ^ = ^"lax X und dann
G kg/sek = F X u X y.
Die Bestimmung bezw. Justierung des Gewichtes d
erfolgt am fertigen Apparat. Unterhalb des Paraboloides
ist in den Hauptrohrstutzen nochmals ein dünner Stutzen
mit Kolben eingesetzt, welcher dem Gestänge als Führung
dient und plötzlich in der Leitung auftretende Schläge
aufnimmt.
Die soeben durchgeführte Berechnung der augen-
blicklichen sekundlichen Dampfverbrauchsmenge aus den
abgelesenen Momentanwerten hat natürlich nur Wert für
die Kontrolle besonderer Zeitpunkte.
Für die Bestimmung der gesamten Verbrauchsmenge
innerhalb 12 oder 24 Stunden hat Kuhnke folgenden Weg
eingeschlagen.
Der fertige Messer wird in eine Dampfleitung ein-
geschaltet. Der Drosselteller wird in 1 mm Abstand von
der obersten Querschnittsfläche festgestellt und der in
der Zeiteinheit — praktisch in 12 Stunden — durch-
strömende Dampf von i/io zu \io atm Ueberdruck derart
gemessen, daß er in einem Kühler kondensiert und dann
gewogen wird. Auf diese Weise erhält man für 1 mm
Tellerabstand und jeden Druck die Dampfverbrauchsmenge
für die Zeiteinheit und damit auch neben dem spezifischen
Gewicht y die zum Messer gehörige Strömungsgeschwin-
digkeit u. Auf Grund dieses Versuches wird d bestimmt
und die erhaltenen Dampfverbrauchsziffern in Tabellen
zusammengestellt. Letztere bilden also eine Ergänzung des
Messers und die Auswertung der Diagramme vereinfacht
sich dadurch ganz außerordentlich: man planimetriert
beide Diagrammflächen, dividiert durch die Zeitdauer und
erhält hieraus die mittlere Tellerentfernung in mm (also
den mittleren Strömungsquerschnitt und den mittleren
Druck p). Mit Hilfe dieses Druckes kann aus den Ta-
bellen der Dampfverbrauch für 1 mm Tcllerabstand und
12 Stunden abgelesen werden. Die abgelesene Zahl wird
dann mit dem mittleren Tellerabstand multipliziert und aijf
die Beobachtungszeit reduziert. Das Produkt ergibt den
gesuchten Dampfverbrauch für die beobachtete Zait.
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
3Q1
Ueberdruck
P
in Atm.
Gesättigter
Dampf
Ueberhitzter Dampf
180°
220»
260»
300»
Dampfmenge in kg in 12 Stunden
für 1 mm Tellerentfernung.
4,0
147,3
1 Ad f\
14b, U
1 Oft ft
lo4,b
4,2
149, y
14o,o
142, 0
1 07 1
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157,2
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151,0
6,0
172,3
173,0
165,6
159,1
153,2
62
174,5
175,4
167,8
161,3
155,3
6,4
176,8
177,8
170,1
163,5
157,5
6,6
179,0
180,2
172,4
165,6
159,6
6,8
181,2
182,6
174,6
167,8
161,8
7,0
183,5
185,0
176,9
170,0
163,9
7,2
185,6
187,2
179,1
172,1
165,9
7,4
187,6
189,4
181,2
174,2
167,9
7,6
189,7
191,6
183,4
176,3
169.9
7,8
191,8
193,8
185,6
178,4
171,9
8,0
193,9
196,0
187,8
18U,5
173,9
Die beigegebene Tabelle ist ein Auszug aus
den dem Messer stets beigegebenen ausführlichen Ta-
bellen, die die Dampfgewichte bei überhitztem für Vio
zu Vio kg Ueberdruck und für 10 zu 10" C Ueberhitzung
angeben. Die Spalte 2 ergibt dieselben Zahlen für ge-
sättigten Dampf.
Der Apparat zeichnet sich durch besondere Einfach-
heit des Gebrauches aus. Ein weiterer Vorzug ist aber
der, daß er nicht nur für gesättigten, sondern auch für
überhitzten Dampf ohne weiteres verwendbar ist.
Das abgebildete Diagramm zeigt noch die Verwen-
dungsweise, daß aus ihm ersichtlich ist, wieviel Operationen
in einer bestimmten Zeit vorgenommen worden sind. In
vorliegendem Fall 4 in 12 Stunden. Die drei ersten nehmen
jeweils nicht ganz 2 Stunden in Anspruch; bei der letzten
war die Dauer etwa eine halbe Stunde zu lang. Ferner zeigt
sich zwischen 10 und 11 Uhr ein außergewöhnlich hoher
Dampf verbrauch.
Der Messer gibt also nicht nur den Dampfverbrauch
an, sondern er ermöglicht auch dem Betriebsführer, für die
einzelnen Operationen die unerläßliche Dampfmenge durch
Versuch festzulegen und späterhin • eine scharfe Ueber-
wachung des Betriebes auf Arbeitszeit, Dampfmenge für
die einzelnen Operationen und Dampfverbrauch neben den
Operationen hin auszuüben. Hierin besonders liegt der
große wirtschaftliche Wert des Apparates, denn er gewährt
durch die Möglichkeit, den Dampfverbrauch so sparsam wie denk-
bar einzurichten, unmittelbar beträchtliche geldwerte Vorteile.
Die staatliche Arbeitslosenversicherung in England
Von Dr. phil. JULIUS HIRSCH, Aachen.
Groß und überraschend ist die Umwandlung in den
sozialpolitischen Grundanschauungen, die in England in
den letzten Jahren vor sich gegangen ist. In demselben
Lande, dem Malthus einst zur Behebung der Arbeiternot
sogar die Abschaffung der Armenpflege empfahl, und in
dem noch bis vor wenigen Jahren die extremste Richtung
des laissez-faire-Prinzips, das Manchestertum, alleinherr-
schend zu sein schien, will man nun eine auf Staatszwang
beruhende Sozialversicherung schaffen, die an Ausdehnung
diejenige aller anderen Staaten übertreffen soll. Der erste
Schritt wurde vor drei Jahren mit Einführung der Alters-
pensionen gemacht, einer Einrichtung, die allerdings keine
Versicherung, sondern eine direkte Pensionierung der be-
dürftigen Bevölkerung vom 70. Lebensjahre ab auf Staats-
kosten darstellt. Und obwohl dieser erste Schritt sofort
weit teurer zu stehen kam, als erwartet wurde — man
hatte mit höchstens 120 Millionen Mark jährlich gerechnet,
die Staatskasse zahlte im letzten Jahre aber bereits zirka
180 Millionen Mark — , scheut der Schatzkanzler Lloyd
George nicht vor einem noch weit größeren zurück: Das
neue „National-Versicherungsgesetz", das er jüngst dem
Unterhause vorgelegt und schon in zweiter Lesung zur
Annahme gebracht hat, bringt miteinander verbunden
die obligatorische Krankenversicherung (in wei-
testem Umfange einschließlich der Dienstboten), eine In-
validenversicherung, davon getrennt aber einen
ganz neuartigen Versuch einer staatlichen Zwangs-
versicherung gegen Arbeitslosigkeit.
Allerdings geht die englische Regierung hier vorsich-
tiger vor als bei den anderen Versicherungszweigen. Wäh-
rend sie der Altersversorgung sämtliche bedürftige Staats-
angehörige, der Kranken- und Invalidenversicherung wenig-
stens alle Arbeitnehmer bis zu 3200 Mark Einkommen
unterstellt, errichtet sie die Arbeitslosenversicherung vor-
erst nur für drei große Gewerbezweige, näm-
lich für das Baugewerbe (Hoch-, Tief-, Kanal- und Brücken-
bau), für den Schiffbau und für die Maschinen-Industrie
einschließlich Wagenbau und Waffenfabrikation. Die Ab-
sicht dieser Beschränkung ist offenbar die, daß man mit
diesem schwierigen Versicherungszweige den Versuch zu-
erst bei den Gewerben mit gelernten Arbeitskräften
beginnen will, um so einem etwaigen Andrang nicht arbeits-
williger, ungelernter Arbeiter zur Versicherung vorerst mög-
lichst vorzubeugen. In diesen drei großen Industriegruppen,
die in England fast 2V2 Millionen Arbeiter umfassen, sollen
aber alle Arbeitnehmer, gleichgültig ob männlich oder
weiblich, vom 16. bis zum 65. Lebensjahre gegen Arbeits-
losigkeit versichert werden.
Die Kosten und Leistungen der Ver-
sicherung stellen sich wie folgt: Es wird nicht,
wie bei der deutschen Sozialversicherung, nach Lohn-
klassen verschieden abgestuft, sondern die Beiträge
sind für alle beschäftigten Personen gleich hoch,
ebenso aber auch die Leistungen innerhalb der ein-
zelnen Branchen. Zur Arbeitslosenversicherung haben
in den drei Industriezweigen sowohl Arbeitgeber
wie Arbeitnehmer wöchentlich je 2V2 Pence, d. h. etwa
21 Pf., zu zahlen; bei 50 Arbeitswochen macht das jähr-
lich also etwa 21 M an Beiträgen. Arbeitgeber, die den
Betrag sofort im voraus zahlen wollen, brauchen pro Person
392
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 25
nur 15 M zu zahlen, erhalten aber, falls der Arbeiter im
Laufe des Jahres wechselt, nichts davon zurück. Auf5erdem
zahlt der Staat für jeden versicherten Arbeiter wöchentlich
etwa 10 Pf. Zuschuß. In der Mehrzahl der Fälle wird
also (bei 50 Arbeitswochen) mit einer jährlichen Qesamt-
einzahlung von etwa 26 M pro Kopf der versicherten
Arbeiter zu rechnen sein.
Für diesen Betrag haben die versicherten Arbeiter
Anspruch auf Arbeitslosenrente, sofern sie länger als eine
Woche arbeitslos sind. Diese Rente, die jährlich längstens
für 15 Wochen gezahlt wird, beträgt für die im Maschinen-
und Schiffbau tätig Gewesenen wöchentlich rund 7 M,
für die Angehörigen des Baugewerbes 6 M für die Woche.
Um einer Ausbeutung der Versicherung durch solche vor-
zubeugen, die erst kurz einem versicherten Gewerbe an-
gehören oder vielleicht wegen der Versicherung für kurze
Zeit in ein solches eintreten, wird noch bestimmt, daß
die Rente eines Arbeiters wöchentlich nicht höher sein
darf als ein Fünftel der Summe der für ihn geleisteten
Einzahlungen. Arbeiter, die vor dem Inkrafttreten des
Gesetzes eine längere Beschäftigung in den versicherten
Gewerben nachweisen können, erhalten jedoch stets die
volle Rente. Allgemein gilt aber eine charakteristische
Einschränkung : die Rente wird nicht gezahlt bei
Arbeitslosigkeit infolge von Streik oder
Aussperrung, ebenso bei selbstverschuldeter Ent-
lassung des Arbeiters (,, Entlassung wegen schlechten Be-
tragens").
Die englische Regierung hat sich der Ansicht der-
jenigen angeschlossen, die eine Arbeitslosenversicherung
auf die Dauer nur in Verbindung mit dem Arbeits-
nachweis für durchführbar halten. Sie hat bereits vor
mehreren Jahren staatliche Arbeitsvermittlungsämter (Ar-
beitsbörsen) im ganzen Lande eingerichtet und verpflichtet
nunmehr diejenigen, die Arbcitslosenrcntc beanspruchen,
sich alsbald bei diesen Arbeitsämtern zu melden. Sie
stipuliert aber weiter gewissermaßen eine Pflicht zur
Arbeitsanflahme. Derjenige Arbeiter, dem eine ge-
eignete Beschäftigung nachgewiesen wird, und der diese
ihm angebotene Arbeit nicht annimmt, geht seines An-
spruchs auf Rente verlustig. In Streitfällen entscheidet
ein Schiedsgericht darüber, ob er von der Verpflichtung
zur Annahme einer nachgewiesenen Arbeitsgelegenheit be-
freit werden kann. Offenbar erhalten dadurch die öffent-
lichen, amtlichen Arbeitsnachweisstellen eine weittragende
Unterstützung. Einerseits werden die Arbeiter geradezu
gezwungen, sich zuerst an sie zu wenden. Die Arbeit-
geber haben aber als Mitbezahlende an der Arbeitslosen-
versicherung ebenfalls ein lebhaftes Interesse daran, daß
die freigesetzten Arbeitskräfte so schnell wie möglich
wieder unterkommen, und sie werden sich deshalb in
höherem Maße als bisher an die öffentlichen Arbeitsämter
wenden. Die zeitweise auch bei uns so bedenkliche Frage,
ob einseitiger oder paritätischer, privater oder öffentlicher
Arbeitsnachweis, wird in England durch diese enge Ver-
bindung von Arbeitslosenversicherung und Arbeitsnach-
weisamt voraussichtlich viel von ihrer Schärfe verlieren.
Bei der Durchführung der neuen Versicherung wird
auf die schon bestehenden Kassen der Gewerkschaften
und Hilfsvereine weitgehende Rücksicht genommen: diese
wirken als Träger der Staatsversicherung mit. Gleich-
zeitig geht der Staat bei ihnen über die vorerst gezogene
Berufsgrenze hinaus : Nicht nur die Oewerkvereine der
drei zunächst versicherten Industrien erhalten die Staats-
zuschüsse, sondern auch diejenigen aller anderen Be-
rufe, soweit ihre Arbeitslosenrente den Anforderungen
des Gesetzes entspricht. Diesen wird von Staats wegen
ein Zuschuß von einem Sechstel dessen gewährt, was sie
an solchen Renten statutengemäß auszahlen.
Die Gesamtkosten der Versicherung werden vorerst
auf jährlich rund 55 Millionen Mark ver-
anschlagt, wovon etwa 15 Millionen auf die Staatskasse
entfallen sollen. Dem Handelsministerium wird frei-
gestellt, später die Arbeitslosenrenten der einzelnen
Branchen bis auf etwa 8 M wöchentlich zu erhöhen oder
sie bis auf 6 M allgemein herabzusetzen. Falls sich dies
als notwendig erweisen sollte, kann es auch die Dauer
des Rentenbezuges verkürzen.
*
Es handelt sich offenbar um einen großzügigen und
durchaus geschickt angelegten Versuch. Auch finanziell
erscheint er nicht allzu unsicher fundiert. Es müßte schon
eine Arbeitslosigkeit von jährlich durchschnittlich über drei
Wochen pro Kopf des Arbeiters eintreten, wenn die Bei-
träge nicht ausreichen sollten ; eine Wahrscheinlichkeit,
die wenigstens nach den Erfahrungen der deutschen Ge-
werkschaften gering erscheint. So wird also England der
erste Großstaat sein, in dem ein großer und wichtiger Teil
der Arbeiterschaft durch Staatshilfe gegen die Gefahr der
Not infolge unverschuldeter Arbeitslosigkeit geschützt
sein wird.
Der Widerstand, der sich bis jetzt in der Oeffentlich-
keit gegen die neuen Vorlagen bemerkbar gemacht hat,
ist auffallend gering. Was aber Wen deutschen Beobachter
noch weit mehr in Erstaunen setzt, das ist die Unbesorgt-
heit um die finanziellen Lasten, welche die neuen
Versicherungsgesetze besonders auch dem englischen
Staatsschatze aufbürden : Für die Alterspensionen
180 Millionen Mark; die Kranken- und Invalidenversiche-
rung wird den englischen Staat schon im zweiten Jahre
67 Millionen, im vierten Jahre über 90 Millionen Mark
kosten. Dazu dann die 15 Millionen für die Arbeitslosen-
versicherung, die aller Voraussicht nach bald erweitert
werden wird. In einem Zeitraum von nur drei Jahren (seit
1908) erfuhr und erfährt Englands Staatskasse eine Neu-
belastung von mehr als 260 Millionen Mark jährlich für
soziale Aufgaben, und sie leistet damit das Fünffache
dessen, was das Deutsche Reich jetzt zahlt,
und mehr als das Dreifache dessen, was es nach Ein-
führung der Hinterbliebenenversicherung an Reichs-
zuschüssen aufbringen wird. Der Gedanke daran, daß
das Deutsche Reich ähnlich wie England vorgehen, also
etwa noch 170 Millionen Mark jährlich für solche Zwecke
bereitstellen könnte, muß nach den Erfahrungen der letzten
Jahre als utopistisch erscheinen. In England hat eben ein
besseres und gerechteres Steuersystem — neben der schon
bestehenden, wohlausgebauten Erbschaftssteuer
eine gründliche, energisch durchgeführte
Finanzreform, die ganz besonders auch den großen
Grundbesitz heranzog — den Boden für so weit-
tragende Reformen geschaffen, ohne daß eine übermäßige
Belastung des Gewerbes einzutreten braucht.
(Jungliberale Blätter.)
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
393
H :; WIRTSCHAFT UND LEBEN :: II ::
Der Schneider von Ulm
Man tut ihm Unrecht, daß man ihn so ganz vergessen
hat in diesen Tagen, den Meister Berblinger, der vor genau
hundert Jahren in Ulm seinen mißlungenen Flugversuch
unternahm. Verkannt von seinen Zeitgenossen verfolgte
er, der typische deutsche Erfinder, durch Hunger und Not
seine Idee. Seine Gedanken waren noch nicht ausgereift,
um Tat werden zu können, aber noch weniger reif war
wohl seine Zeit.
Es kann hier nicht der Raum sein, ausführlich zu be-
richten, vergessen sollte man den wackeren Schneider-
meister von Ulm aber nicht. Wie schnell doch die Zeit eilt!
Max Eyth, der Dichter-Ingenieur, hat dem wackeren Er-
finder einen Roman gewidmet, in dem er uns den Menschen
und Erfinder nahe bringt. Den Roman eines zweihundert
Jahre zu früh Geborenen nennt er die Lebensschicksale un-
seres Schneiderleins. Wie Eyth sich täuschte! Kaum ein
Jahrhundert war nötig, um das der Menschheit zu geben,
dem der Ulmer Erfinder nachträumte. Was wir aber sonst
noch bekommen haben, das spüren wir, wenn wir das
Buch lesen, das uns Eyth hinterlassen hat.
Wir benutzen gern die Gelegenheit, um allen Lesern,
besonders den Technikern, das Buch dieses Technikers
nahe zu bringen. Es enthält so manches gesunde Urteil,
köstliche Lebensweisheiten neben der Schilderung der
Kultur, des Zunftwesens und der politischen Zustände, daß
man das Buch mit Genuß und Befriedigung aus der Hand
legen wird. Das Erfinderjubiläum ist uns deshalb wieder
ein guter Anlaß, auf unseren Max Eyth die Blicke derer
zu lenken, die ihn noch nicht kennen.
STANDESBEWEGUNG H :: H ::
Nochmals Stengel & Hofer
In Heft 22 der D. T.-Z. mußten wir darauf hinweisen,
daß die Architekten-Firma Stengel & Hofer in Mün-
chen ihren Angestellten außerordentlich niedrige Gehälter
bei verhältnismäßig langer Arbeitszeit bezahlt. Die Mün-
chener Zweigvereine haben den Kampf gegen diese Zu-
stände energisch aufgenommen und in den Tageszeitungen
die Angestellten gewarnt, dort in Stellung zu gehen. Daraut
ging der Geschäftsstelle unserer Landesverwaltung nach-
stehendes Schreiben zu, welches wir zur Charakterisierung
der genannten Firma restlos veröffentlichen wollen:
München, den 26. Mai 1911.
An den
Bayr. Techniker-Verband,
München.
Auf die wiederholten Ausschreibungen des Bayr.
Techniker-Verbandes bemerken wir folgendes :
Die Publikationen haben den von Ihnen jedenfalls
gewünschten Zweck, der Fa. Stengel & Hofer tech-
nisches Personal abspenstig zu machen, nicht erreicht.
Fast tagtäglich melden sich stellensuchende Techniker,
die aber keine Aussicht mehr haben, bei uns beschäftigt
zu werden.
Wir haben es uns mit Rücksicht auf die Anwürfe
des Bayr. Techniker-Verbandes zum Prinzip gemacht,
Techniker in unserem Bureau nicht mehr zuzulassen.
Wir werden nicht verfehlen, sich anmeldende Herren
daraut hinzuweisen, daß sie beim Bayr. Techniker- Ver-
band bessere Versorgung finden.
gez. Stengel & Hofer.
Uns kann es ziemlich kühl lassen, wenn die Herren
Architekten Stengel & Hofer nunmehr dazu übergehen,
Techniker in ihrem Bureau überhaupt nicht mehr an-
zustellen. Vielleicht machen sie ihre Arbeit selbst oder
benützen dazu akademisch gebildete Ingenieure, die leider
noch nicht soviel Standesgefühl besitzen wie unsere Ver-
bandsmitglieder und wie nachträglich noch bekannt wurde,
für 110 Mark den Herren zu Willen sind. Die vielen
stellensuchenden Techniker, die die Firma Stengel & Hofer
zurückgewiesen haben will, existieren wohl mehr in der
Phantasie. Uns ist z. B. bekannt, daß die Firma trotz
ihrer zuversichtlichen Erklärung in dem Schreiben an den
Bayerischen Techniker-Verband sehr gerne einen Techniker
engagieren wollte, wenn derselbe nur nicht durch die
Warnung unserer Münchener Kollegen stutzig geworden
wäre und beim Verbände nähere Erkundigungen ein-
gezogen hätte. Dieser bisher unorganisierte Kollege ist
nach erhaltener Aufklärung zu der Ueberzeugung ge-
kommen, daß es besser sei, die Firma Stengel & Hofer
ihre Arbeiten allein oder mit den uns in den Rücken
fallenden Akademikern fertigstellen zu lassen, als die Soli-
darität mit den Standesgenossen zu brechen. Er ist Ver-
bandsmitglied geworden und konnte von uns anderweitig
untergebracht werden.
Desgleichen gelang es den Münchener Kollegen, die
gemaßregelten Verbandsmitglieder, die bisher bei der Firma
90, 100 und 115 Mark Gehalt bezogen, in Stellungen mit
150, 140 und 160 Mark unterzubringen. Die Firma
Stengel & Hofer handelt also recht, wenn sie die sich
anmeldenden Techniker darauf hinweist, daß sie beim
Bayerischen Techniker-Verband, d. i. die bayerische Landes-
verwaltung des Deutschen Techniker - Verbandes,
bessere Versorgung finden. Kfm.
;; AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE n
Was man aus der Geschichte der Volkswirtschaftslehre
lernen kann
Wer in ein Wissensgebiet, das ihm noch fremd ist,
durch Selbstbildung eindringen will, hat zwei Wege vor
sich: Er kann versuchen, sich entweder an der Hand
eines seiner allgemeinen Bildung entsprechenden Leit-
fadens den materiellen Inhalt der neuen Disziplin zu eigen
zu machen, oder sich mit den Lehren der betreffenden
Wissenschaft durch Kenntnisnahme ihrer im Laufe der
geschichtlichen Entwicklung erzeugten hauptsächlichsten
Theorien vertraut machen. Der erste Weg wird sich
überall da empfehlen, wO' es sich um Wissenschaften
handelt, die wie z. B. die Mathematik in der Hauptsache
als ausgebildet angesehen werden dürfen. Am frucht-
barsten ist diese Methode dann, wenn bei der Vermitt-
lung der neuen Einsichten an die Berufserfahrungen des
Studierenden angeknüpft wird. Daraus folgt nebenbei, daß
man pädagogisch richtig nur verfährt, wenn man in Vor-
trägen und Artikeln über den materiellen Inhalt der Na-
tionalökonomie nicht bloß die Beispiele aus dem gewöhn-
lichen Vorstellungskreis der Hörer und Leser wählt,
sondern auch die Auswahl des Stoffes den Bedürfnissen
der fraglichen Schicht anpaßt. Zum mindesten wird man
in den Anfängen der Darstellung so verfahren müssen,
um das Interesse an dem neuen Gegenstand zu erregen und
wach zu halten.
Aber es führt bekanntlich nicht bloß ein Weg nach
Rom. Wenn, wie das in diesen Blättern bereits geschehen
ist, schon mancherlei aus dem weiten Gebiete der Volks-
wirtschaftslehre in fortlaufenden Aufsätzen zu den Lesern
[gedrungen ist, dann ist auch die Erörterung wirtschaft-
licher Probleme am Leitfaden der Geschichte der poli-
tischen Oekonomie berechtigt. Dazu kommt, daß die
Volkswirtschaftslehre, so weitschichtig auch ihre Literatur
schon ist, zu den Wissenschaften gehört, in denen man
weder über einen Stamm allseitig anerkannter Lehrsätze
verfügt noch sich einig ist über die sachdienlichste Me-
thode zur Ermittelung der Wahrheit. Der Weg zu letzterer
ist aber, wie männiglich bekannt, dornig und führt nicht
selten durch ein Gestrüpp von gutgläubigen Irrtümern
394
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 25
und absichtlichen Täuschungen. Versucht man also der
Nationalol<onomie in einem Gange durch ihre Geschichte
Herr zu werden — ein Verfahren, das übrigens in der
Philosophie schon längst mit Erfolg beobachtet wird — ,
so wird es dabei nicht ohne sichtende Kritik abgehen
können. Der Gewinn, der daraus resultiert, ist, wie sich
noch zeigen wird, wahrlich nicht gering anzuschlagen.
Es könnte nun jemand den Einwand erheben, die
Volkswirtschaftslehre sei doch unzweifelhaft eine sehr alte
iWissenschaft und könne sich deshalb wohl nicht in dem
unfertigen Zustande befinden, den wir behaupten. Dem
ist aber nicht so! Tatsächlich reicht die Nationalökonomie
mit ihren wirklich wissenschaftlichen Anfängen nicht weiter
als in die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts
zurück. Diese allerdings zunächst befremdende Erschei-
nung läßt sich aber doch erklären. Zunächst kann man
allgemein feststellen, daß der Mensch in seinem For-
schungsdrang sich zuerst auf die Natur geworfen hat'
und erst von da zum Studium seiner selbst und der von
ihm geschaffenen Einrichtungen fortgeschritten ist. Dann
aber war im Altertum die Verachtung der wirtschaftlichen
Tätigkeit und im Mittelalter die asketische Hinwendung
zu dem sogenannten Jenseits der Ausbildung einer auf
die materiellen Grundlagen der Existenz gerichteten
.Wissenschaft hinderlich. Auch boten allem 'Anscheine nach
die damaligen noch leicht übersehbaren Einzeltatsachen
des Wirtschaftslebens keinen genügenden Anreiz zu einer
sachlogischen Verknüpfung. Daran ändert nichts, daß sich
in den Schriften der alten Griechen und Römer und in den
literarischen Erzeugnissen des Mittelalters verschiedentlich
Auslassungen über wirtschaftliche Fragen finden. Es
handelt sich dabei aber nirgends um Darlegungen, die
das Gesamtgefüge der Volkswirtschaft mit beherrschenden
Priuzipien durchleuchten, sondern nur um Einzelerkennt-
nisse, die wahrscheinlich sogar z. B. hinter den Berufs-
erfahrungen der Kaüfleute zurückblieben. Den letzteren
ist sicherlich das Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht
unbekannt gewesen, wenn ihnen auch wohl die tieferen
Gründe des Konkurrenzspieles, die erst bei einem metho-
dischen Eindringen in die sozialen Machtstellungen sicht-
bar werden, verborgen geblieben sind. Auch des
Nutzens der Arbeitsteilung sind sich die Herren der
römischen Hauswirtschaft und der mittelalterlichen Fron-
höfe wohl bewußt gewesen. Ob und inwieweit aber die
Ausdehnung des Marktes über die Grenzen der Arbeits-
teilung entscheidet, das ist ihnen jedenfalls nicht klar
geworden. Aber gerade solche Erkenntnisse können
erst als eminent wissenschaftUche angesprochen werden.
Lassen wir daher die Schriften der Alten und der mittel-
alterlichen Scholastiker mit ihren vereinzelten wirtschaft-
lichen Bemerkungen ruhig auf sich beruhen und fragen
wir lieber, was sich aus der neueren ökonomischen Literatur
etwa zum Verständnis des Wirtschaftslebens lernen lasse.
Bei jeder ökonomischen Schule und bei jedem Forscher
unserer Wissenschaft steht gewöhnlich ein Problem im
Vordergrunde. An seine Darstellung läßt sich deshalb der
heutige Stand der Forschung ganz ungezwungen an-
knüpfen. So drehen sich z. B. die Vorstellungen der Mer-
kantilisten in der Hauptsache um (die beiden Teilfragen
nach der Bedeutung des Metallgeldes und der Handels-
bilanz für die Vermehrung des Reichtums der Staaten.
Der Schotte John Law, der im zweiten Jahrzehnt des
achtzehnten Jahrhunderts in Frankreich zu zweifelhafter
Berühmtheit gelangte, bietet mit seiner Lehre die Ge-
legenheit, die heutige Auffassung von der wirtschaftlichen
Tragweite des Kredits darzulegen. Die auf die Merkan-
tilisten folgende Schule der Physiokraten hat über ilie
Produktivität Vorstellungen gehegt, die heute noch nicht
ganz überwunden sind und die darum eine kritische Zer-
gliederung geradezu herausfordern. Der große Schmieder
der Volkswirtschaftslehre, der Schotte Adam Smith, übt
noch heute so nachhaltige Wirkungen aus, daß es sich
verlohnt, in seinen Gedankenkreis einzudringen und zu-
zusehen, inwieweit z. B. das was er über Arbeitsteilung,
Tausch- und Gebrauchswert, über die Wechselbeziehungen
zwischen Staat und Volkswirtschaft lehrt, stichhaltig ist.
In einem seiner Fortsetzer, in dem Genfer Sismondi, lernen
wir immer mehr den Vater der modernen Sozialpolitik
schätzen. Gerade jetzt, wo wir anerkanntermaßen in einer
Periode sozialpohtischen Stillstandes leben, wird es von
Interesse sein, sich seine Grundsätze zu vergegenwärtigen
und auf ihre Zeitgemäßheit hin zu prüfen. Mit dem Namen
des anglikanschen Reverend Robert Malthus ist die Be-
völkerungslehre, mit dem seines Zeitgenossen David
Ricardo das Problem der Bodenrente und des Arbeits-
lohns aufs engste verknüpft. Das sind alles Fragen, die
noch heute aktuell sind und die deshalb bei allen denen
auf Beachtung rechnen dürfen, denen es um die Einsicht
in die wirtschaftlichen Zusammenhänge ernstlich zu tun
ist. Gehen wir dann weiter zu unserem großen Friedrich
List und semem amerikanischen Geistesverwandten Henry
Carey, so stoßen wir wieder auf eine Streitfrage, die gerade
heute die Gemüter heftig bewegt: Freihandel oder Schutz-
zoll? Friedrich List interessiert uns außerdem noch als
intellektueller Urheber der später im Zollverein verwirk-
lichten wirtschaftlichen Einheit unseres Volkes und als
Vater des deutschen Eisenbahnsystems. Careys Lehren
sind, wie Othmar Spann neuerdings richtig bemerkt, in
wesentlichen Punkten, namentlich in sozialpolitischer Rich-
tung, von Eugen Dühring umgestaltet worden. Damit ge-
langen wir zu den Sozialisten, an deren Kritik der heutigen
Gesellschaftsordnung wir nicht vorübergehen dürfen, wenn
wir uns über die Tendenzen der modernen wirtschaftlichen
Entwicklung keinen Täuschungen hingeben wollen. Auch
manche Nationalökonomen zweiten Ranges, wie Heinrich
V. Thünen, der eine originelle Theorie über die Abhängig-
keit der Landwirtschaft von der Industrie entwickelt hat,
oder der lange vergessene Gossen, dessen Lehre vom
Grenznutzen heute namentlich von österreichischen Volks-
wirtschaftslehrern vertreten wird, müssen herbeigezogen
werden, wenn es gilt, auf dogmengeschichtlicher Grund-
lage zu den Problemen der Volkswirtschaft Stellung zu
nehmen.
Aus unserer Aufzählung, mit der wir die Fülle der
Gesichte gar nicht erschöpfen wollten, hat sich jedenfalls
ergeben, daß aus der Geschichte der Nationalökonomie
sehr wohl ein Stamm von Einsichten zu gewinnen ist, der
zum tieferen Verständnis der wirtschaftlichen Verhältnisse
ausreicht und der auch genügenden Schutz gegen die
wechselnden Meinungen des Tags zu gewähren vermag.
Wir sind dabei von der stillschweigenden Voraussetzung
ausgegangen, daß volkswirtschaftliches Wissen heute ein
notwendiger Bestandteil allgemeiner Bildung sei. Zwar
entspricht der Lehrplan unserer Schulen unteren und
mittleren Grades noch nicht dieser Forderung, aber die
Ueberzeugung, daß hier angesichts der unbestreitbaren
Wichtigkeit der materiellen Daseinsbedingungen Aende-
rungen unabweislich sind, bricht sich immer mehr Bahn.
Dem schon im Berufe stehenden Techniker kann freilich
die baldige Erfüllung der Wünsche, die Volkswirtschafts-
lehre in den Lehrplan der Schulen aufzunehmen, nichts
mehr helfen. Er bleibt nach wie vor auf die Selbst-
bildung angewiesen. Und die tut ihm bitter not, will er
sich und seine Leistungen für die Volkswirtschaft zu ge-
bührender Anerkennung bringen. Seine Arbeit hat, wie
wir demnächst im Anschluß an eine jüngst erschienene
Schrift zeigen werden, einen eminent wirtschaftlichen Cha-
rakter. So drängen ihm Beruf und soziale Stellung ge-
radezu die Befassung mit der Sozialökonomie auf, die
Werner Sombart einmal die Zentralwissenschaft unserer
Zeit genannt hat. Einen brauchbaren Führer durch sie
hoffen wir ihm mit unserer kritischen Darstellung der
Haupttheorien, mit der wir binnen kurzem beginnen
werden, darzubieten. Karl S o h I i c h.
*
Die technische Gestaltung des Versicheriingsbetriebes
Auch das praktische Versichcrungsgcschäft gliedert
sich in eine Reihe organisch zusammenhängender Vorgänge,
als deren ersten man die Aufnahme des Versicherten be-
trachten muß. Der durch die Werbetätigkeit des Agenten
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
395
für die Idee der Versicherung gewonnene oder aus eigenem
Antrieb sich an eine Versicherungs-Gesellschaft wendende
Kandidat hat dieser einen Aufnahmeantrag einzureichen.
In ihm muß er auf eine Reihe auf dem Formular vor-
gedruckter Fragen genaue Antwort geben. Auf Grund
derselben prüft die Gesellschaft, ob sie die beantragte Ver-
sicherung annehmen will und aus ihr gewinnt sie gewisse
Anhaltspunkte für die Bemessung des Risikos, das der
Antragsteller dem Unternehmen bietet, und damit zugleich
für die Feststellung der Prämie, die er zu zahlen hat. Dem
ausgefüllten Antragsformular pflegt der das Geschäft ver-
mittelnde Agent der betreffenden Anstalt eine Mitteilung
über die Glaubwürdigkeit des Versicherungskandidafen und
seine persönlichen Verhältnisse beizugeben. In der Lebens-
versicherung, die mit ärztlicher Untersuchung abgeschlossen
wurde, begleitet natürlich das Antragsformular auch der
vertrauensärztiiche Bericht, der in eingehender Weise über
den körperlichen und gesundheithchen Zustand des Ver-
sicherungskandidaten Aufschluß gibt. Am Sitze der Ge-
sellschaft wird der Antrag einer genauen Prüfung unter-
zogen und entweder auf Grund der Nachrichten über das
Risiko, die in den Antragspapieren enthalten sind, ab-
gelehnt oder angenommen. Wenn das Letztere geschieht,
so Vi'ird für den Versicherungskandidaten ein Versiche-
rungsschein oder Police ausgestellt und ihm durch den
Agenten oder direkt von der Gesellschaft eingehändigt.
Die Police enthält die allgemeinen Versicherungsbedin-
gungen, auf denen das Versicherungsgeschäft beruht.
Der Preis, den der Versicherte der Gesellschaft zu
entrichten hat und den man in der Regel Prämie nennt,
ist von einer großen Reihe von Voraussetzungen und Rech-
nungen abhängig. Diese Prämienberechnung gestaltet sich
sehr verwickelt und schwierig, weil die Versicherungs-
Gesellschaft die genaue Größe des von ihr in Versicherung
genommenen Risikos von vornherein niemals kennt. Die
Versicherungs-Anstalt kann nur auf Grund der Erfah-
rungen vieler Gesellschaften in einer Reihe von Staaten
und in langen Zeiträumen auf die Größe des Risikos und
damit die ihr erwachsenden Kosten der Versicherung
Schlüsse ziehen. Zugleich zeigt sich, daß bei einer großen
Zahl von Versicherungen ein gewisser Ausgleich unter den
für die Gesellschaft günstigen und ungünstigen Fällen
erfolgt. Um nun wenigstens mit einiger Sicherheit zu er-
mitteln, welche Prämie vom Versicherten dafür zu fordern
ist, daß die Gesellschaft ihm Sicherheit leistet, zieht sie die
Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Statistik heran.
Die Prämie, die vom Versicherten gefordert wird, kann
entweder eine einmalige oder eine in gewissen Zeit-
abständen regelmäßig wiederkehrende Zahlung, also eine
jährliche, monatliche oder wöchentHche Leistung sein.
Wenn die Prämie für eine Reihe von Jahren im voraus ent-
richtet wird, pflegt man dem Versicherten einen gewissen
Rabatt zu gewähren. In der Feuerversicherung folgt z. B.
bei Vorauszahlung von fünf Jahresprämien ein prämien-
freies Jahr. Umgekehrt stellen sich die Leistungen, die der
Versicherte aufbringen muß, um so höher, je kürzer die
Frist ist, für die er jedesmal seinen Beitrag an die Gesell-
schaft abführt.
Genaue Bestimmungen in der Pohce belehren den Ver-
sicherten über das, was er bei Eintritt des Versicherungs-
falles, also in der Feuerversicherung bei Ausbruch des
Brandes, in der Lebensversicherung beim Tode des Ver-
sicherten usw., zu tun hat. In erster Linie ist der Ver-
sicherungsgesellschaft unter Innehaltung bestimmter Fristen
Anzeige vom Eintritt des Schadensereignisses zu machen.
Bei den Sachversicherungen, also beispielsweise in der
Feuerversicherung, ist der Versicherte außerdem ver-
pflichtet, sich zu bemühen, den Schaden in möglichst
engen Grenzen zu halten. Die Gesellschaft ihrerseits stellt
zunächst den Eintritt des Versicherungsfalles und die Größe
des Schadens fest. Sie fordert demnach in der Todesfall-
versicherung eine Bescheinigung des Arztes über den tat-
sächlich eingetretenen Tod des Versicherten meist unter
Angabe der Todesursache. In der Feuerversicherung stellt
sie durch ihre Beamten fest, ob der Brand nicht vom Ver-
sicherten selbst verursacht oder künstlich vergrößert wurde
usw. Sobald die Versicherungsanstalt Klarheit über die
Ursache des Versicherungsfalles und die Begleitumstände
des Schadensereignisses erlangt hat, schreitet sie zur Ab-
schätzung und zur Begleichung des Schadens. In der auf
einen bestimmten Betrag abgeschlossenen Lebensversiche-
rung kommt natürlich das erstere in Fortfall. Hier wird
den Angehörigen des verstorbenen Versicherten die ver-
einbarte Versicherungssumme ausgezahlt. Anders gestaltet
sich die Schadensbegleichung beispielsweise in der Feuer-
versicherung. Hier stellt die Versicherungssumme den
•Höchstbetrag der Ersatzleistung dar, die die Gesellschaft
dem Versicherten verspricht. Am einfachsten ist bei der
Sachversicherung die Schadenregulierung, wenn der Gegen-
stand zu seinem vollen Wert versichert war und durch das
Schadenereignis volkommen zerstört wurde. Wenn ein
Haus, das einen Wert von 100 000 M hatte, mit diesem
Betrag gegen Feuer versichert war, so wird, wenn der
Brand das Gebäude vollständig zerstörte, die Gesellschaft
auch den Betrag von 100 000 M zu zahlen haben. Schwie-
riger wird aber die Sachlage, wenn das Feuer nur einen
Teil des versicherten Hauses vernichtete. Der Ver-
sicherer wird dann feststellen müssen, in welchem Prozent-
satz der durch Brand zerstörte Wert zu dem Gesamt-
wert des Gebäudes steht und dementsprechend Ersatz
leisten. Noch komplizierter ist endlich die Regulierung,
wenn nicht der volle Wert der betreffenden Sache ver-
sichert war, sondern nur ein Teil derselben. Wenn bei-
spielsweise ein Haus, das einen Wert von 100 000 M be-
sitzt, nur mit 50 000 M versichert war und zur Hälfte
durch Feuer zerstört wurde, so hat die Versicherungs-
gesellschaft nicht den entstandenen Schaden, der sich dem
Wert nach auf 50 000 M beläuft, zu ersetzen, sondern, da
die . Versicherungssumme den Gesamtwert mit 50 000 M
annahm, nur die Hälfte dieses Betrages, also 25 000 M.
Gerade hierüber herrscht beim versicherten Publikum oft
Unklarheit, die dann zu unberechtigten Angriffen auf die
Sachversicherungs-Gesellschaften führt.
ZEITSCHRIFTENSCHAU H :: H
für Mai 1911.
Technische Piiysik.
„Die Grenzschicht an einem in den gleichförmigen Flüssig-
keitsstrom eingetauchten geraden Kreiszylinder." Von K. Hie-
menz. Dingl. pol. J. 326, Nr. 21, S. 321. Quantitative Prüfung
des Prandtlschen Ansatzes durch das Experiment.
„Formänderung durch Verdrehung." Von Busemann, Z. d.
V. 55, Nr. 16, S. 633. Beweis der Richtigkeit der Formel für
den Verdrehungswinkel auf der Länge /; Nachweis der Wichtig-
keit der entstehenden Normalspannungen in der Richtung der
Längsfasern, wenn die Verdrehung am äußeren Umfang der
Schmalseite gemessen wird. Festsetzung der Schubspannungen.
„Die spezifische Wärme Cp des überhitzten Wasserdampfes
für Drücke von 2 bis 8 kg/cm^ und Temperaturen von 350
bis 550° C." Von Knoblauch und Moliier, Z. d, V. 55, Nr. 17,
S. 665. Unter 2 bis 8 kg/cm2 nimmt Cp bis 350° C mit dem
Druck zu und mit der Temperatur vom Sättigungspunkt an ab,
um nach Erreichung eines kleinsten Wertes wieder zuzunehmen.
Bei höheren Temperaturen ist die Zunahme von Cp mit dem
Druck in der Sättigungsnähe ziemlich bedeutend, . fällt jedoch
mit zunehmender Temperatur schließlich in die Grenzen der
Beobachtungsgenauigkeit.
„Experimentelle Untersuchung der Strömungsvorgänge in
einer Schnellaufer-Francis-Turbine." Von Dr. ing. Schuster
Z. d. V. 55, Nr. 19, S. 771. Für die zulässige Größe der Lauf
raderweiterung ist der natürliche und ungezwungene Verlauf
der Stromlinien im JVleridianschnitt maßgebend. Bei scharfer
Krümmung der Schaufel kann trotz Parallelführung der Schaufel-
enden Einschnürung des austretenden Strahles eintreten. Die
Verteilung der Wassermenge über den Austrittsquerschnitt ändert
sich mit der Umlaufszahl.
Industrielle Feuerungen und Dampfkessel.
„Ueber Spannungen in Kesselblechen." Von Prof. Heyn
und Prof. Bauer, St. u. E. 31, Nr. 19, S. 761. Elastische und
plastische Formänderungen der Kesselbleche.
396
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 25
„Der Wirbelstromerhitzer, eine neue Ueberhitzerform." Von,
Ing. M. Otto, Der prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 19, S. 153.
Rohrüberhitzer, in dessen U- oder W-förmig gebogene Rohre
Wirbelstreifen aus gestanztem Blech eingeschoben sind. Der
Dampf wird durch sie gezwungen, in wirbelnder Bewegung
die Rohre zu durchströmen und infolge davon mehr Wärme
durch innigere Berührung aufzunehmen.
Hüttenwesen.
„Ueber das reduzierende Verschmelzen oxydischer Erze
im elektrischen Ofen." Von Prof. Dr. Borchers, St. u. E. 31,
Nr. 18, S. 706. Verminderung des Wärmebed:.ris beim Schmelzen .
unter Zuhilfenahme von i uaniden und Karbiden als Reduk-'
tionsmittel. ''-
„Ueber die Analyse titanhaltiger Körper." Von Prof. Dn
Bornemann, St. und E. 31, Nr. 18, S. 708. Das Aufschheßen,
Gewichtsanalyse der Titansäure mit Hilfe der Ammoniakfüliungj
Trennung des Titans von Schwermetallen, Titrationsverfahren.
„Untersuchung über Arbeitsverluste in Kammwalzgerüsten.",
Von Dr. ing. Puppe, St. u. E. 31, Nr. 18, S. 711. Verluste
in Abhängigkeit von der zugeführten Leistung bei variabler
Drehzahl, bei konstanter Drehzahl, in Abhängigkeit von der
Neigung der Verbindungsspindel, Abnutzung.
„Ein Versuch zur Erklärung der Rolle der Schlacke in
unseren Hüttenprozessen." Von Dichmann, St. u. E. 31, Nr. 19,
S. 749. Schlacken in Wärme- und Schweißöfen, in den Schmelz-
öfen, das Puddelverfahren usw.
„Walzfiguren in einem Schienenprofil." Von Dr. LoebCj
St. u. E. 31, Nr. 20, S. 792. Metallographische Untersuchungen.
„Schleifscheiben, ihre Herstellung und Verwendung." Von,
Herminghausen, St. u. E. 31, Nr. 21, S. 830. Schmirgel, Ko-
rund, Alundum, Elektrorubin, Elektrit, Karborundum, Karbosilite,
Siliziumkarbid, Bindungsarten, Schleifregeln, Schleifmaschinen.
„Eine neue, selbsttätige Umschaltung der Düsen an Kupol-
öfen." Von Obering. Neufang, St. u. E. 31, Nr. 21, S. 841.
Elektromagnetischer Steuerapparat.
„Oelfeuerungsbetriebe mit besonderer Berücksichtigung der
Steinkohlenteeröle für Metallschmelzöfen." Von Dr. Teich-
mann und Dipl.-Ing. Broß. St. u. E. 31, Nr. 21, S. 843. Dampf-
kesselfeuerung mit Steinkohlenteeröl, Teerölzusatzfeuerung,
Schmelzöfen mit Teerölfeuerung.
Hebezeuge.
„Schwimmkran für zweimal 120 t Last." Von Beran, Z. d.
V. 55, Nr. 19, S. 750. Beschreibung der Einrichtungen und
der Konstruktion.
„Die Schwebefähre auf der Kaiserl. Werft Kiel." Von Fran-
zius und Dipl.-Ing. Knopp, Z. d. V. 55, Nr. 19, S. 764. Baueinzel-
heiten und Einrichtungen.
„Magnetkrane." Von Dipl.-Ing. Michenfelder, Z. d. V. 55,
Nr. 20, S. 800. Beschreibung von Konstruktionen zu Spezial-
zwecken.
„Herstellung von Transportschenken aus Blechscheiben."
Von Ing. Käppier, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 17, S. 139.
Berechnung und Konstruktion.
Kraftmaschinenbau.
„Die Abwärmeausnutzung bei Dieselmotoren." Von Hot-
tinger, Z. d. V. 55, Nr. 17, S. 673. Die Sulzerschen Abgas-
verwerter.
„Die Wasserkraftanlage im Murgtal oberhalb Forbach." Von
Th. Koehe, Z. d. V. 55, Nr. 17, S. 721. Besprechung des Ent-
wurfs, Vorschläge für Aenderungen, Erörterung der besten Lage
des Tagesausgleichsbeckens, Kostenangabe, wirtschaftliche Be-
rechnungen.
„Die Turbinen und Pumpen des Wasserwerkes der Stadt
Bochum bei Blankenstein a. d. Ruhr." Von Gelpke, Z. d. V. 55,
Nr. 19, S. 759. Gesamtanlage der Trinkwasseranlage und des
Wasserwerks. Bestimmung der verfügbaren Energie mit und
ohne Berücksichtigung der Talsperren. Maschineller Teil, Hoch-
druckrundstrahlturbine.
„Ueber die Verwendung von Teer in Dieselmotoren." Von
Obering. Kutzbach, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 17, S. 403. Versuche
über Verwendung von Teer als Brennstoff für Dieselmotoren der
M. A.-N.
Pumpen, Gebläse und Kompressoren.
„Die Durchbildung der Bohrlochpumpen mit bewegten
Maschinenteilen unter Tage." Von Wettich, Z. d. V. 55, Nr. 16,
S. 617. Ueberblick. Folgerungen für die Ventilausbildung. An-
forderungen an unmittelbaren Antrieb. Antriebformen. Hydraul.
Ausgleichskolben, pneumatische Ausgleichskolben, vollkommener
Ausgleich durch doppeltwirkende Bohrlochpumpen. Pumpen mit
luftförmigem Kolben, Tiefbrunnen-Turbinenpumpen.
Elektrotechnik.
„Ein Beitrag zur Frage der Erwärmung der elektrischen
Maschinen." Von Dr. E. Hinlein, Z. d. V. 55, Nr. 18, S. 730.
Verfahren zur Temperaturbestimmung eines umlaufenden Kör-
pers. Der Wärmeabgabekoeffizient für die in Betracht kom-
menden Intervcl !e unabhängig von der Temperatur. Newtonsches
Gesetz. Parabolisches Gesetz für Wärmeabgabe als Funktion
der Umfangsgeschwindigkeit.
„Die Schwächen der zentralen Verteilung elektrischen
Stroms." Von Schäfer, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 18, S. 422. Zu-
sammenfassung aller Schattenseiten der elektrischen Kraft- und
Lichtversorgung.
„Ueber automatische Telephonie." Von Prof. Dr. Raps, E.
T. Z. 32, Nr. 18, S. 433. Eingehende Erörterung der Grund-
sätze, der Bauweise und Baueinzelheiten des neuen Systems.
„Zur Kenntnis der Funkenspannung bei technischem Wechsel-
strom." Von Dr. ing. Weicker, E. T. Z. 32, Nr. 18, S. 436.
Anfangsspannung und Büschelgrenzspannung und ihre Abhängig-
keiten.
„Konstruktive Entwicklung des elektrischen Pfluges." Von
Prof. Simons, E. T. Z. 32, Nr. 19, S. 459. Schilderung ver-
schiedener Systeme.
„Der Drehstrom-Kollektorgenerator" im Leerlauf. Von R.
Rüdenberg, E. T. Z. 32, Nr. 20, S. 489. Analytische Theorie,
Lösung der Grundgleichung. Eigenfrequenz und Erregung als
Funktion der Streuung. Begrenzung der höchsten Frequenz durch
die Streuung. Spezialfälle.
„Neuere Ergebnisse und Versuche über Imprägnieren von
Star.'gen und Masten." Von Dr. Moll, E. T. Z. 32, Nr. 21, S. 515.
Kyanisieren und Kreosotieren.
„Ueber einen neuen elektrischen Zeigertelegraphen (Kom-
mandoapparat)." Von Dir. Süchting, E. T. Z. 32, Nr. 21, S. 516.
Theorie, Schaltung und Konstruktion.
„Ueber einige neuere Meßapparate der Hartmann & Braun
A.-G." Von Dr. Bruger, E. T. Z. 32, Nr. 21, S. 519. Schleif-
drahtbrücke mit Einrichtung zur Isolationsmessung, Brücke für
Selbstpotentialmessung, Blitzableiterprüfungsapparat nach Stößel.
Werkzeugmaschinen.
„Elektromagnetische Aufspannapparate und ihre Vorzüge."
Von R. Sproecke. D. d. Werkzeug-M.-B., 1911, Nr. 9, S. 73.
Fabrikate der Magnet-Werke, G. m. b. H., Eisenach.
„Das Entwerfen von Drehbankantrieben, Stufen- und Ein-
scheibenantrieb." Von Dohre. Ebenda Nr. 10, S. 78. Rechnung
und Konstruktion.
„Konstruktionen deutscher Schleifmaschinen." Von Sproecke,
ebenda, Nr. 10, S. 83. Beschreibung einiger Typen.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Beitrag zur Frage der Straßenlaternenfernzündung." Von
Obering. Othmer, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 16, S. 373. Kritik der
einschlägigen Apparaturen.
„Ueber die Desinfektion von Trinkwasser mit Chlor." Von
Dr. Plücker, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 16, S. 385. Bakteriologische
Untersuchungen.
„Preßgas für Fabrikbeleuchtung und Werkstattarbeit aus
derselben Gasleitung." Von Messinger, ebenda, Nr. 17, S. 405.
Beleuchtung, Werkstattarbeit, Arbeitsgeräte.
„Bleiröhren und Trinkwasser." Von Dr. Klüt, ebenda, Nr. 17,
S. 409. Technische und sanitäre Beurteilung.
„Die wirtschaftliche Bedeutung der hauptsächlichen Neben-
erzeugnisse für die deutschen Gaswerke." Von Möllers, ebenda,
Nr. 19, S. 445. Allgemeines, Graphit, Ammoniaksalze.
„Gefährdung von Gas- und Wasserleitungen durch Stark-
strom." Von Pohl, ebenda, Nr. 19, S. 437. Anfressung durch
elektrolytische Einwirkungen.
„Fortschritte der Gaserzeugung und Gasverwendung." Von
Bunte, ebenda, Nr. 20, S. 469. Ofenarten, Brenner und Lampen,
Kraftversorgung, Ballongas usw.
„Generatoren mit mechanischer Entschlackung, insbesondere
zur Erzeugung von Wassergas." Von Bennhold, ebenda, Nr. 20,
S. 476. Beschreibung der Bauart, Versuche und ihre Ergebnisse.
Flugtechnik.
„Beiträge zur Frage der Verwendung von Zweitaktmaschinen
für Luftfahrzeuge." Von Wagener, Z. f. Flugtechn. und Motor-
luftschiffahrt, II., Nr. 8, S. 93. Kritik der Motoren bezüglich
ihrer Eigenschaften.
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
397
„Wissenschaftliche Ergebnisse der Luftschraubenprütung auf
der IIa." Von Bejeuhr, ebenda, Nr. 8, S. 98. Tabelle mit
Erläuterung.
„Neue Flugzeuge." Von Dr. Quittner, ebenda, Nr. 8, S. 102.
Breguet-Flieger.
„Die mechanisch-graphische Lösung des Höhenproblems mit
dem Voigtschen Instrument." Von Boykow, ebenda, Nr. 9,
S. 116. Theorie, Beschreibung und Verwendung.
„Konstruktive Fragen der Flugtechnik und ihre Lösung durch
Wettbewerbe." Von Bejeuhr, ebenda, Nr. 9, S. 121. Frage nach
dem Wirkungsgrad einer Flugmaschine als Wertmesser.
K. S,
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technilcer-Verbandes
zu beziehen.)
Der treue Ratgeber im Konkurse. Von Max Lustig, kaufmänn.
Sachverständiger. Mainz. Kaufmänn.-jurist. Verlag, G.
m. b. H. Preis 1,50 M.
Der Verfasser entwickelt die Rechte und Pflichten des Ge-
meinschuldners in gemeinverständlicher Sprache. Aus der Pra.xis
heraus ist das Büchlein von einem gründlichen Kenner des
Materials für das praktische Leben geschrieben; durch klare
und bestimmte Auskunft auf alle Fragen erleichtert es das Ver-
ständnis der Konkursordnung. Das treffliche Büchlein gehört
in jedes Kontor!
Der Schneider von Ulm. Geschichte eines zweihundert Jahre
zu früh Geborenen. Von Max E y t h. Volksausgabe in
einem Bande. Geheftet 4 M, gebunden 5 M (Stutt-
gart, Deutsche Verlags-Anstalt). (Siehe auch unter Wirt-
schaft und Leben.)
Deutschland in Brüssel 1910. Die Deutsche Abteilung der
Weltausstellung. Auf Grund des vom Reichskommissar
und vom Präsidenten des Deutschen Komitees zur Ver-
fügung gestellten Materials sowie mit Unterstützung zahl-
reicher Mitarbeiter herausgegeben von Gottfried Stof-
fers. Ca. 295 Illustrationen und 56 ganzseitige Tafeln.
Köln. Verlag von M. Du Mont Schauberg. Preis 25 M.
Es ist vielen vergönnt gewesen, deutsche Arbeit auf der
Brüsseler Weltausstellung mit der Arbeit anderer Völker zu
vergleichen. Bei denen liegt zweifellos das Bedürfnis vor, das
Geschaute im Gedächtnis haften zu lassen. Der Wunsch aller
anderen aber, die Brüssel nicht sahen, ist begründet, durch
ein Werk einen UeberbUck zu erhalten, was dort von uns
gezeigt wurde.
Unsere technischen .Mittel ermöglichen es uns heute, im
Rahmen eines Buches soviel zusammen zu fassen, wie zum'
Verständnis der Aufgabe, die deutscher Arbeit in Brüssel ge-
stellt wurde, notwendig ist. Der Verlag M. Du Mont Schau-
berg hat sich der besten Mittel bedient, um das Werk „Deutsch-
land in Brüssel 1910" herauszubringen. Aus den Sätzen vorher
ergibt sich, daß wir das Buch für geeignet halten, dem Be-
sucher eine Erinnerung zu geben, noch mehr aber wird es den
andern sein. Es besitzt einen dauernden Wert als Dokument
deutscher Arbeit. Gute literarische Kräfte umrahmen mit ihren
Arbeiten über Organisation der Ausstellung, über die Ziele
der deutschen Arbeit, über das Schaffen der Techniker und
Künstler das reiche Bildermaterial, dasi hervorragend in Aus-
wahl und Wiedergabe ist.
Sonach verdient das Werk unsere Anerkennung und den
Wunsch der Verbreitung.
Eisenbetondecken, Eisensteindecken und Kunststeinstufen. Be-
stimmungen und Rechnungsverfahren nebst Zahlentafeln,
zahlreichen Berechnungsbeispielen und Belastungsangaben.
Zusammengestellt und berechnet von Carl Weidmann,
Stadtbauingenieur bei der Baupohzeiverwaltung Stettin.
Mit 40 Textabbildungen und einer Tafel. Berlin. Verlag
J. Springer. Preis geb. 2,80 M.
Das Buch zeigt an gut gewählten Beispielen die Anwendung
der einschlägigen ministeriellen Bestimmungen über die Be-
rechnung ebener, massiver Konstruktionen. Es eignet sich im
besonderen für die Prüfung seitens der Baupolizeibeamten und
ist auch bereits für den amtlichen Gebrauch als gut anerkannt
worden. Als sehr geeignet kann man es ferner für den Kon-
struktionstisch empfehlen, da es in einer knappen Form das
Wissenswerteste über die Massivkonstruktionen enthält.
Der Deutsche Werkzeugmaschinenbau. Fachschrift für In-
genieure, Techniker, Fabrikanten, Fachleute usw. Jähr-
lich 26 Hefte in vornehmer Kunstdruckausstaltung. Abon-
nementspreis 8 M pro Jahr. Uhlands technischer Verlag
Otto Politzky, Leipzig.
Das in dem bekannten Verlag von Uhland in Leipzig er-
scheinende neue Fachblatt für den Werkzeugmaschinenbau be-
tont die wachsende Bedeutung der deutschen Werkzeug-
maschinen-Industrie in nachdrücklichster Weise und will durch
Konstruktionszeichnungen und durchgeführte Berechnungen,
durch Schilderung bemerkenswerter deutscher Konstruktionen
eine engere Fühlung mit den Zielen vermitteln, denen sich der
Werkzeugmaschinenbau in Deutschland zugewendet. Die Zeit-
schrift bildet daher ein nützliches Hilfsmittel für den Arbeits-
tisch des Werkzeugmaschinen-Konstrukteurs.
Wir machen unsere Mitglieder insbesondere darauf auf-
merksam, daß der „Deutsche Werkzeugmaschinenbau" auch zu-
sammen mit dem „Praktischen Maschinenkonstrukteur" bezogen
werden kann. In diesem Falle gewährt der Verlag auf den
Abonnementspreis einen Rabatt von 25o/o. Die Gesamtausgabe
des „P. M. K." kostet dann statt 32 M nur 24 M und die Einzel-
ausgabe statt 16 M nur 12 M,
:: :: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rüclcporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des hinsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nah Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uht) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Kragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D,e zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 135. Für ein Wohnhaus in einer Kleinstadt West-
preußens — ohne Kanalisation — soll eine Kläranlage ge-
schaffen werden, welche die Abwässer von drei Küchen und
zwei Aborten (für etwa 10 bis 15 Personen) beseitigen soll.
Der Baugrund ist sandig und wasserdurchlässig. Grundwasser
etwa 2,5 m unter Terrain. Der Abfluß soll versickern. Welche
Firmen liefern geeignete Anlagen oder Zubehörteile? Wie hoch
beläuft sich der Preis einer solchen Anlage?
Frage 136. Um einen Guts-Obstgarten soll eine hohe,
möglichst unübersteigbare Mauer gezogen werden, die Billig-
keit mit möglichster Raumausnützung verbindet. Ich bitte um
Vorschläge für die Ausführungsweise. Guter Kies ist billig
am Ort zu haben.
Frage 137. Anschließend an ein Fabriklokal befindet sich
ein aus zwei Räumen bestehendes Kontor, dessen Fußboden
aus S'teinholz auf Betonunterlage hergestellt ist. Dieser Fuß-
boden ist sehr kalt, und ich bitte daher um Auskunft,
wie dem abzuhelfen wäre. Durch Auflegen von Querhölzerni
mit Dielenbelag und Linoleumdeckung und Ausfüllen des
Zwischenraumes mit Schlacke könnte ich wohl zum Ziele
kommen, jedoch ist diese Ausführungsart ziemlich kostspielig
und eignet sich deshalb nicht besonders, weil zwischen Kontor
und Fabrik ein Absatz von ca. 10 cm entstehen würde, der
zu Unfällen Anlaß geben dürfte.
Frage 138. Wie läßt sich ein vierzölliges Klosett- und Bade-
wasserabflußrohr — Fallstrang aus gußeisernen schottischen
Rohren — , der in einem Eisenbetonbau durch vier Stockwerke
an Rabitzwänden in Schlafzimmern verlegt ist, absolut schall-
sicher gegen das Geräusch des herabfallenden Bade- und Klosett-
wassers isolieren?
Frage 139. Ich habe ein Kühlwasserbassin von Klinker-
ziegeln in Zementmörtel auszubauen. Das Wasser, welches das
Bassin aufzunehmen hat, ist zu Viooo säurehaltig. In den be-
obachteten Fällen wurde der Zementmörtelputz durch diese
kleinen Bestandteile von Säure völlig aufgeweicht und undicht.
Welche Beimischung muß der Zementmörtel erhalten, um stets
fest und dicht zu bleiben? Z.
Zur Frage 130. Sommer-Wohnhäuschen. Für den in Rede
stehenden Zweck dürften sich die zerlegbaren Wohn- und
Sommerhäuschen des Architekten Arno Gunkel in Eisenach vor-
züglich eignen. Diese Sommerhäuschen zeichnen sich durch
Zweckmäßigkeit, leichte Herstellbarkeit und Billigkeit aus,
Weitere Auskunft ist direkt durch Genannten zu erfahren.
A. Rohrbach, Patentanwalt, Erfurt.
3Q8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 25
Einladung zur Subskription
r
auf das in einigen Monaten im Verlage von Duncker & Humblot in Leipzig erscheinende, auf Grund
einer statistischen Erhebung des Deutschen Techniker-Verbandes und in dessen Auftrage von
===== Dr. A. Günther, Privatdozent an der Universität Berlin verfaßte Werk: =
„Die deutschen Mittelschultechniker, ihre Vor-
bildungs-, Arbeits- und Lebensverhältnisse"
Das Buch erscheint in Stärke von zirka 20 Druckbogen (320 Seiten) einschließlich eines umfangreichen
Tabellenmaterials. Für die Teilnehmer an dieser Subskription ist der Preis, der im Buchhandel
mindestens 6 M betragen wird, auf höchstens
Zwei Mark vierzig Pfennig
festgesetzt. — Wir laden unsere Mitglieder und die Mitglieder der übrigen technischen Verbände,
=============== die hiervon direkt verständigt werden, höflichst =========:==
zur Subskription
ein und bitten, den untenstehenden Subskriptionsschein auszufüllen und an die Buchhandlung des
Deutschen Techniker- Verbandes, Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94 IV., einzusenden.
(Hier abtrennen.)
An den Deutschen Techniker-Verband, Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94
Subskriptions-Schein
Ich bestelle bei der Buchhandlung des Deutschen Techniker- Verbandes, Berlin SW. 68,
Markgrafenstraße 94
Exemplare Günther, Die deutschen Mittelschultechniker
zum Preise von höchstens M 240 für das Exemplar.
Name: (Bei Mitgliedern Mitglieds-Nummer)
Stand: Wohnort und Wohnung:
Heft 25
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
399
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M. dafür als Gegenleistung kostenfrei: I.Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom 1. Juli 1911 ab
45-90M) pro Monat. 5. Untersti tzungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bis lOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen berufl. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W.8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Postanweisungen über 9 M ohne Angabe des Absenders
und der Mitgliedsnumnier
erhielten wir aus:
Berlin W. 35, eingezahlt am 7. 6. 1911, 4—5 N.
Berlin W. 9, eingezahlt am 3. 5. 1911, 2-3 N.
Bremen, eingezahlt am 1. 5. 1911, 5 — 6 N.
Mannheim 3, eingezahlt am 6. 5. 1911, 2—3 N.
Halle (Saale) 1, eingezahlt am 1. 5. 1911, 7—8 N.
Holzhausen (Sachs.), eingezahlt am 7. 5. 1911, 11 — 12 V.
Wolmirstedt (Bez. Magdeburg), eingez. am 2. 5. 1911, 2—3 N.
Um unangenehme Differenzen zu vermeiden und den Betrag
richtig verbuchen zu können, ersuchen wir die Herren Ab-
sender, uns umgehend' ihren Namen nebst Mitgliedsnummer
unter Beifügung des Posteinlieferungsscheines angeben zu wollen.
Die Verbandsleitung.
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
F'ür den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
XXXVII. Liste der Besucher des Erholungsheims.
1039 Alfred Möbius, Maurermeister, Artern. 1040/41 Eduard
Lamp und Frau, Kiel. 1042 Frau Gertrud Rößler, Kiel. 1043
Wilh. Kräuzle, Pr. Betriebsinspektor, Kirchheim. 1044 Albr.
Böcker, Techniker, SteArade. 1045 Heinrich Rottmann, Sekr.,
Sterkrade. 1046 Fritz Prack elt, Masch. -Techniker, Bremen.
1047/49 Max Lauens, Stadtbaumeister, und Familie, Hofgeismar.
1050 Ernst Nickel, Architekt, Berlin. 1051/53 Rud. Schmidt,
Ober-Ingenieur, und Familie, Halle a. S. 1054/56 R. Theuner,
Ingenieur, und Familie, Schmölln. 1057 K. Ziegenhorn, Ing.,
Wilhelmshaven. 1058/59 Richard Jähnich, Ing., und Schwester,
Berlin. 1060/61 Georg Schipke, Ing., und Frau, Zeitz. 1062/63
Carl Plier, Ing., und Frau, Zeitz. 1064 Frl. Hilda Oberländer,
Zeitz. 1065/66 Georg Wolf, Maurermeister, und Frau, Nord-
hausen. 1067/69 Willy Fuhrmann, Direktor, und Familie, Berlin.
1070 Max Müller, Obermaschinenmstr., Halle a. S. 1071/74
Horst W. Rößler, Ing., und Familie, Chemnitz.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,U, T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manusl<ripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Emsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versamm!ungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Verffnüguntfen, Festliclikeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbanaszeitung ausgeschlossen.
Für derartig« Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Dezirksverwaltunnen
Nordwestdeutsche Bezirksverwaltung. Der am 27. und
28. Mai in Nordenham abgehaltene Bezirkstag hat einen sehr be-
friedigenden Verlauf genommen und legte ein gutes Zeugnis von
der Einmütigkeit und dem regen Interesse, das die Zweigvereine
der Bezirksverwaltung an unserem Verbände nehmen, ab. Leider
mußte festgestellt werden, daß keine Einzelmitglieder erschienen
waren. Es wird dadurch der Bezirksverwaltung unmöglich ge-
macht, die Einzelmitglieder zur Mitarbeit im Verbände heran-
zuziehen. Sie selbst begeben sich damit aber auch des Rechts,
die Maßnahmen des Verbandes und der Bezirksverwaltung zu
kritisieren. Der von Kollegen K a u f in a n n gehaltene Vortrag
„Die Wünsche der technischen Angestellten und der Reichstag"
wurde mit großem Beifall aufgenommen — Der nächste Bezirks-
tag findet 1912 in Oldenburg, statt.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Br.-A.r F. Schneider,
Charlottenburg, Brauhofstr. 4. — Die Besichtigung der Flexilis-
Werke. Tempelhof (Spczial-Tiegelstahlguß-Fabrik) findet am
Sonntag, 18. Juni, vormittags lOi/, Uhr, statt. Der Ausflug in
das Gebiet der Unter-H,avel findet am Sonntag, 2. Juli, statt.
Hamburg. T e c h u i k e r - V e r e i n von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 20. Juni, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokal „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Technische
Fragen. 3. Verbandsangelegenheiten. 4. Verschiedenes. — Am
9. Juni Sommerausflug nach Mölln. Hierzu laden wir alle
Vereins- und Verbandskollegen mit ihren werten Damen ein.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am Mittwoch, 21. Juni 1911, pünktlich
81/2 Uhr abends, in den Neustadt. Gesellschaftssälen, Valentins-
kamp, stattfindende Mitgliederversammlung: 1. Bekanntgabe
neu aufgenommener Mitglieder. 2. Verlesung des Protokollsi.
3. Geschäftliche Mitteilungen. 4. Besprechung über das Ver-
trauensmännersystem und den neuen Zahlungsmodus. 5. Be-
richt der Delegierten zur Versammlung des Bureaubeamten-
vereins betreffs Gehaltsregulierung. Berichterstatter: Herr
Sattler. 6. Verschiedenes. Versammlungen im Juli und August
finden nicht statt.
Landcsvcrcin Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekrctiir K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 11.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II.
Sonntag, 25. Juni, nachm. Uhr, Versammlung für die Herren
des Lausitzer Bezirkes in "Löbau, Restaurant zur Reichspost,
Promenade, mit Fachvortrag des Herrn Kollegen Bausekretär
Hickmann über: Die Beschäftigung der Techniker im Eisen-
bahndienste. Näheres durch Rundschreiben.
400
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 25
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Zweigstellen der Verbands-Stellenvermittelung
Augsburg. Adresse: W. Arnold, Haunstetter Straße 25a.
Berlin. Hauptstelle: SW. ü8, Markgrafenstraße Q4.
— Für Kultur-, Tiefbau- u. Vermessungstechniker: L.Ur-
bach, Baumschulenweg b. Berlin, Scheiblerstr. 27 II,
— Für Steinmetztechniker: J. Marsalek, Johannisthal, Park-
straße 20 I.
Bielefeld. Adresse: W.Langbein, Ravensberger Straße 60.
Braunschweig. Adresse: G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
— Adresse: K. Steinen Gerstäckerstr. 23.
(Nur für Maschinen- und Elektrotechniker.)
Bremen. Für Hoch- und Tiefbau: Otto Krause, NeustndtS
Gontrescarpe Nr. 70.
— Für Maschinen- und Schiffbau: L. Seipgens, Luther-
straße 21.
dreslau. Adresse: E. Reußner, Breslau 8, Webskystr. 11.
Bromberg. Adresse: H. Neudahl, Mittelstraße 48.
Cassel. Adresse: Ad. Derlig, Augusta-Viktoria-Straße 30 c.
Danzig. Adresse: E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
Dortmund. Adresse: E. Lustig, Kaiserstr. 86.
Dresden. Adresse: A. Gawehn, Dresden-A., Gr. Kirclig. 2 IIj
Erfurt. Adresse: L. Leidenfrost, Scharnhorststr. 18.
Frankfurt a. M. Adresse: Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-
Bk., Adalbertstr. 73 I. Sprechstunde IV2 bis 27, und 7 bis
8 Uhr nachmittags.
Halle a. S. A. Adresse: W. Schleenvoigt, Friedrichstr. 24 III,
(Nur für Maschinentechniker.)
— B. Adresse: L. Hauschild, Alte Promenade 25
(Stadttheater).
Hamburg-Altona. Für Hoch- u.Tiefb.: R.Ranke, Altona-Bahren-
feld, Weberstr. 52 p. Telephon Gruppe I,
Nr. 6770. Sprechzeit zwischen 1 u. 2 Uhr
und 6 und 7 Uhr.
— Für Maschinenbau: Maschinentechnischei;
Verein von 1908 Hamburg-Altona, z. H.
des Herrn P. Backliauß, Hamburg 19, Col-
laustraße 30.
Hannover. Adresse: L. Damköhler, Slicherstr. 8.
— Adresse: G. Bruns, Drostestraße 3.
(Nur für Maschinentechniker.)
Harburg a. E. Adresse: P. iviöhring, Postweg 45.
Kaiserslautern. Adresse: Otto Braun, Barbarossastr. 37.
Karlsruhe i. B. Adresse: Rob. Jais, Werderplatz 45 III.
Kattowitz, O.-S. Adresse: W. Gehrke, Beatestraße 12.
Kiel. Adresse: F. Kobarg, Hansastr. 10.
Königsberg i. Pr. Adresse: Militär-Bausekretär Wiehe, Königs-
eck 5.
Leipzig. Adresse: An die Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung
Leipzig, Thomasring 18 IV, Wünschmannhof. Fernspr. 14854.
Magdeburg. Für Hoch- und Tiefbau: Th. Grosse, Breite
Weg 175 177.
Für Maschinenbau: P. Herrmann, Kruppstr. 12.
Mannheim. Adresse: Max Schubert, Akademiestr. 9.
Metz. Adresse: J. Ziegler, Brunnenstr. 8.
Mülhausen i. E. Adresse: Philipp Mayer, Engel-Dollfußstr. 7.
München. Für Hoch- u. Tiefbau: Münchener Techniker- Verein,
Elisenstr. 7. (Obmann Peter Danninger.)
— Für Maschinenbau: A. Dörge, Holzstr. 26, Tele-
phon 22 954.
Niederschlesien. Adr.: C. Hauer, Altwasser i. S., Promenadej
Nürnberg. Für Hoch- und Tiefbau: Fr. Rehle, Untere Grafers-
gasse 9. Sprechstunden : Montag, Alittwoch
' und Donnerstag 7 bis 8 Uhr abends.
— Für Maschinenbau: G. Hauenstein, Berkhauscr-
straße 1 I.
Osnabrück. Adresse: H. Schütte, Parkstr. 45.
Plauen i. V. Adresse: E. Pröhl, Melanchthonstr. 43.
Posen. Adresse: Bautechniker König, Bülowstr. III.
Rheinland und Westfalen. (Für Vermessungs- und Kultur-
techniker.) Adresse: J. Stender, Essen a. d. R., Steimstr. 4.
Saarbrücken. Adresse: Rieh. Rosprich, Petersbergstr. 82.
Stettin. Adresse: G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
Straßburg i. E. Adresse: Georg Schmidt, St. Mauritiusstr. 3 11.
Stuttgart. Adresse: H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
Wiesbaden. Adresse: F. Wunder, Blücherstr. 24.
.Würzburg. Adresse: L. Ungerer, Schöntalerstraße 6, Fern-
sprecher Nr. 1729.
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(Nur für Verbandsmitglieder.)
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A. Vakanzen für Bautechniker.
1807 n. Hanau a. M. sof. bis Ende März 1912 erf. Bautechn.
z. Prüfg. V. Kasernenbauabrechn. Ang. m. Geh.-Anspr. und begl.
Zeugnisabschr. unt. 1807 a. d. Zweigst. Frankfurt a. M,, z. H. d. Hn.
J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bckh., Adalbertstr. 73.
1808 f. Herzogl. Bauverwitg. i. Dessau sof. jung. Bautechn.,
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1809 f. Baugesch. a. Harz sof. durch, selbst, gewissenhaft. Hoch-
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1810 f. Arch.-Bureau i. Kiel sof. tücht. Tischlerei-Techn. z. An-
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200 M. Ang. mit Geh.-Anspr. unt. 1810 an die Zweigst. Kiel, z.
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1819 f. gr. Baugesch. in Beckum i. W. sof. tücht. Hochbau-
techniker m. a. vorkommend. Arbeit, durch, vertr. Dauernd. Ang.
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1820 f. Baugesch. in Gera sof. jüng. Bautechn. f. Hoch.- u. Be-
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1821 f. Baugesch. in Magdeburg sof. tücht. Techn., in Konstrukt.,
Statik, Kostenanschl. u. Abrechn. erf. Angeb. unt. 1821 an die
Zweigst. Magdeburg, z. H. d. Hn. Th. Große, Breiteweg 175,77.
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1823 f. Beh. in Wreschen sof. tücht. Hochbautechn. f. Probstei-
bauten, Entwurfsbearbeitg. u. Bauleitung, sow. f. d. laufenden Dienst-
gesch. Ca. M. 180. Angeb. unt. 1823 an die Zweigst. Posen, z.H.
d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
1824 V. Kgl. Beh. in Rosenberg (Oberschles.) f. d. Neubau d.
kath. Kirche sof. Hochbautechn., 25 bis 35 J. alt, d. mögl. schon b.
Staatsbaut. tätig war. M 160 bis 180. Stellungsd. 1 J. Ang. unt.
1824 an die Hauptstelle Berlin SW., Alarkgrafenstr. 94.
1825 f. Kgl. Beh. in Stallupönen sof. tücht. Hochbautechn. f. d.
laufend Dienstgeschäft, u. Bauleitg. M 180 bis 200. Stellungsd.
l'/2 J. Angeb. unt. 1825 an die Zweigst. Königsberg i. Pr., z. H.
d. H. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1826 f. Kgl- Beh. in Prenzlau sof. tücht. Hochbautechn., ledig,
z. Aufstellg. e. Domäneninvenfars. Radfalir. m. eig. Rad. Bis M 180.
Vorübergehend. Ang. unt. 1826 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
1827 f. Baugesch. in Pausa i. Vogtl. sof. tücht. Bautechn., ledig,
f. Bureau u. Baustelle. Stellungsdauer bis Spätherbst. Ang. unt. 1827
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1829 f. Baugesch. in Schwarzenberg i. Sa. sof. tücht. Bautechn.,
im Veranschl., stat. Berechn. erf., sowie mit sächs. Verhältn. vertr.,
d. auch den Chef vertr. kann. Dauernd. Ang. unt. 1829 an die
Hauptstclle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1830 f. Architekturbureau in Zwickau sof. tücht. Techn. m. alh
in ein. solch. Bureau vorkommend. Arbeit, vertr. 140 bis 180 M.
Ang. unt. 1830 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 26 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlia. 24. Jutli 1911
nhalt: Die Wanderversammlung des Deutschen Techniker-Verbandes — Unsere Bildungskurse! — Ueber geschichtete Federn — Anleitung zur Ermittelung von a) Wasser-
verlusten b) undichten Stellen in einem Wasserleitungsrohrstrang einer Quellwasserleitung - § 541 a der Reichsversicherungsordnung - Soziale Bewegung -
Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Wanderversammlung des Deutschen Techniker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 findet in der Zeit
vom 15. bis 17. (offizieller Teil) und 18. und 19. Juli (nicht offizieller Teil) statt.
Nähere Auskunft erteilt: Baumeister Schüßler, Klein-Luga, Post Mügeln, Bezirk
Dresden. Wir bitten alle unsere Mitglieder, bereits jetzt die Schritte zu tun, die nötig
sind, für die Tage der Wanderversammlung aus Anlaß der Internationalen Hygiene-
Ausstellung Dresden 191 1 geschäftsfrei zu sein. Wir bitten aber auch alle technischen
Staats- und Kommunalbehörden und Firmeninhaber hierdurch, ihre Techniker zum
Besuche der Ausstellung an obengenannten Tagen nach Möglichkeit zu beurlauben.
ImHauptbahnhofeDresden, wo der Empfang
der Gäste stattfindet, befindet sich das Festbureau
für Ausgabe der Gutscheinhefte, Festzeitungen, Hotelkarten
(2,50 M, 3 M, 3,50 M, 4 M, 5 M für das Bett) usw.
Dieses Bureau ist bereits Freitag, 14. JuU, von nach-
mittags 2 Uhr bis abends 8 Uhr, ferner Sonnabend, 15. Juh,
von früh 8 bis abends 8 Uhr, sowie Sonntag, 16. JuH,
von 8 bis 11 Uhr vormittags geöffnet. Außerdem ist
am 15. Juli, von nachm. 6 Uhr ab, eine Zweigstelle des
Festbureaus im Gewerbehause, Ostra-Allee 13, in der Nähe
des kgl. Zwingers, vorhanden.
Der Preis eines Gutscheinheftes beträgt 3 M. Dasselbe
berechtigt zur kostenlosen Entnahme des Festabzeichens,
der Festzeitung, des Stadtplanes und des Führers durch
Dresden und das Elbgelände, es gewährt ferner freien
Eintritt zum Begrüßungskommers, zur feierlichen Er-
öffnung sowie zu allen Vorträgen. Außerdem sind damit
bedeutende Preisermäßigungen für die Eintrittskarten zur
Halle für Verkehr
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
403
Ausstellung und zu den Darbietungen im Vergnügungs-
park usw. verbunden.
Die Karten berechtigen zum beliebig often Eintritt
in die Hygiene-Ausstellung während ihrer Gültigkeitsdauer
und kosten bei einer Gültigkeitsdauer von 2 Tagen 2,20 M
für die Hauptkarte, 1,65 M für die Anschlußkarte (für
Frau oder Kind über 12 Jahre) und 1,10 M für ein Kind
unter 12 Jahren; bei einer Gültigkeitsdauer von 8 Tagen
3,30 M für die Hauptkarte, 2,20 M für die Anschlußkarte
(für Frau oder Kind über 12 Jahre) und 1,10 M für ein Kind
unter 12 Jahren.
Zur vorläufigen Kenntnis geben wir die Festfolge
hier bekannt.
Sonnabend, 15. Juli. Von 12 Uhr ab zwang-
loses Mittagessen (Preisermäßigung) an bestellten Tischen
im Marmorsaale des Kaiserpalastes, Pirnaischer Platz, un-
weit der Ausstellung. Nachmittags Besichtigung der Aus-
stellung. Abends 8 Uhr Begrüßungskommers im großen
Saale des Gewerbehauses, Ostra-Allee. Den Damen sind
die Balkone vorbehalten. Für Inhaber des Gutscheinheftes
frei, sonst Herren 1 M, Damen 0,50 M einschl. Festzeitung.
— Ausführliche Festordnung enthält die Festzeitung.
Sonntag, 16. Juli. Vorm. V2H Uhr feierliche Er-
öffnung der Wanderversammlung im großen Saale des
Palastes der Ausstellung, Eingang Stübel-Allee. Begrüßung
des Deutschen Techniker-Verbandes durch den Rat der
Haupt- und Residenzstadt Dresden, der Ausstellungsleitung
usw. Vortrag des Herrn Redakteur Architekt Schubert,
Berlin, über „Technik, Wirtschaft und Organisation". Fest-
vortrag des Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. jur. et phil.
iWuttke, Dresden, über „Die Bedeutung der Tarifverträge
im Wirtschaftsleben". Gemeinschaftliche Festtafel im Kon-
zertsaale (3 M). Nachm. Besichtigung der Ausstellung.
Abends besondere Darbietungen -der Ausstellungsleitung.
Montag, 17. Juli. Vorm. 9 Uhr Gruppenführung
durch die Hygiene-Ausstellung mit Vorträgen im Re-
präsentationsgebäude.
V2I2 Uhr Vortrag des Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr.
phil. et Dr. ing. Cornelius Gurlitt, Dresden, über „Das
Wesen der ' Schönheit alter deutscher Städte". Bericht
des Herrn Arch. Kaufmann, Berlin, über ,,Die 12. Legis-
laturperiode des Reichstags und die technischen An-
gestellten". Zwangloses Mittagessen wie am 15. Juli.
Gruppenführung. Treffpunkt 3 Uhr wie am Vormittage.
Abends Besuch des Erholungsecks in der Ausstellung.
Dienstag, 18. Juli. Mit Sonder-Salondampfer
nach der Sächsischen Schweiz.
Mittwoch, 19. Juli. Beteiligung nach Wahl an
der Fahrt nach Meißen, den Besichtigungen und Ausflügen.
Die Wanderversammlung des D. T.-V. soll eine Kund-
gebung werden, wie wir sie uns schöner nicht denken
können. Was in Dresden von ihr erwartet wird, wolle
man daraus ersehen, daß die Stadt Dresden der Bezirks-
verwaltung Dresden des D. T.-V. in dankbar anzuerkennen-
der Weise 1000 M zur würdigen Ausgestaltung des Festes
überwiesen hat.
Versäume daher kein Kollege, den Anmeldeschein
auszufüllen und recht bald einzusenden. Wer einen An-
meldeschein noch nicht erhalten hat, wende sich an seinen
Verein oder an die eingangs dieser Zeilen genannte
Adresse. Wir werden ihm dann nach Eingang seiner
Anmeldung eine Schilderung des Sehenswertesten seiner
Eisenbahnfahrt von der sächsischen Grenze bis Dresden
kostenfrei zusenden, welche ihm auch die anstrengende
Eisenbahnfahrt lehrreich und unterhaltend gestalten wird.
Auf nach Dresden!
Unsere Bildungskurse!
Es hat sich im Laufe der Zeit immer mehr hefaus-
gestellt, daß die Werbekraft für unsere Ideen und das
notwendige politische Auftreten unserer Berufsgenossen
in der Oeffentlichkeit eine breitere Grundlage besitzen
muß. Wir wissen alle, daß unserer Generation in dem
Lehrplan der Schulen kein Raum blieb, Volkswirtschafts-
lehre und Staatsbürgerkunde so kennen zu lernen, wie
es die an uns gestellten Anforderungen heute voraus-
setzen. Bei der Befolgung der so und so oft wiederholten
Aufforderungen, uns dem öffentlichen Leben zu widmen,
um Einfluß für unseren Beruf und damit eine gerechtere
Bewertung unserer Arbeit zu erlangen, stellt sich heraus,
daß uns leider die hierzu nötige Beweglichkeit und Sicher-
heit fehlt, weil wir glaubten, alle Kräfte im Berufe kon-
zentrieren zu müssen in der Hoffnung, uns auch auf diese
Weise durchsetzen zu können. Weil wir nun sahen, daß
ein Vorwärtskommen ohne eine Erweiterung der Mittel
nicht möglich ist, deshalb verdichteten sich die Wünsche
nach staatsbürgerlicher und volkswirtschaftlicher Aus-
bildung zu der Forderung unseres letzten Verbandstages:
Ausbildungskurse von Verbands wegen ein-
zurichten.
Bei der weiten Ausdehnung unserer Mitgliederkreise
und bei dem großen Mangel an Zeit ist es gar nicht
leicht, einen Plan aufzustellen, der alle befriedigen könnte.
Es war daran gedacht worden, eine Anzahl im Vorder-
grund der Bewegung stehender Kollegen in Berlin für
die erforderliche Zeit zu einem Ausbildungskursus zu-
sammenzuziehen. Das würde wohl der idealste Gedanke
sein, wenn wir auf diesem Wege etwas schaffen könnten
wie die Parteischule der sozialdemokratischen Partei, etwas
ähnliches etwa wie die Kurse der Freien Gewerkschaften
oder jener Kurse, die vom Nationalverein für das liberale
Deutschland veranstaltet werden. Eine solche Einrichtung
würde natürlich eine größere Zahl Mittel verschlingen und
es könnten nur wenige Mitglieder davon profitieren, wes-
halb wir diesen Plan zunächst wohl aufgeben müssen.
Ein anderer Gedanke, der schon leichter auszuführen
ist, war der, über das ganze Reich hinweg gewisse Bil-
dungs-Zentren zu schaffen, die zufammenfallen müßten
mit den Städten mit Universitäten und Hochschulen. Durch
Vermittlung der Zentrale oder der Ortsverwaltungen
könnten hier Dozenten gewonnen werden, die wohl gern
bereit sein würden, nach einem von uns vorgezeichneten
Programm, das sich auf die Bedürfnisse der Mitglieder
aufbauen müßte, zu unterrichten. Durch die geringeren
Anforderungen und auch dadurch, daß diese Kurse sich
auf längere Zeit verteilen könnten, und dadurch für den
einzelnen ohne Urlaub erreichbar wären, hat dieser Vor-
schlag viele Vorzüge. Wir werden diesen Plan aus den
404
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 26
angegebenen Gründen zweifellos im Auge behalten und
vielleicht läßt sich seine Durchführung ermöglichen.
Nicht unsympathisch ist der Gedanke, einen Kursus
in unserem Erholungsheim abzuhalten. Der Kursus könnte
dort die Zeit von 14 Tagen in Anspruch nehmen und
vielleicht 2vvei Gebiete in sich abgerundet behandeln.
Hierfür hat sich auch bereits ein Dozent angeboten, der
durchaus damit einverstanden war, den Unterricht in den
Morgenstunden, bei günstiger Witterung sogar im Freien,
zu erteilen, so daß während des Urlaubs das Angenehme
mit dem Nützlichen schön verbunden werden könnte. Wir
stellen diesen Gedanken besonders zur Diskussion und es
würde uns angenehm sein, aus den Zuschriften erkennen
zu können, ob es sich lohnt, unseren Plan in die Wirk-
lichkeit umzusetzen. Der Stoff für diesen Kursus würde
sich auf allgemeine Volkswirtschaft, erläutert an prak-
tischen Beispielen, und auf Staatsbürgerkunde beziehen.
Man könnte die Veranstaltung erweitern, daß man einen
Kursus über die Praxis des Redens anfügte.
Von diesem Vorschlage abgesehen, erscheint uns ein
Gedanke aber verfolgenswert, den wir bereits in Heft 12
dieses Jahrganges durch den Aufruf zur Gründung von
Volkshochschulen unseren Lesern näherbrachten und auch
heute nochmals veröffentlichen. Wir kommen heute noch
einmal darauf zurück, weil wir glauben, daß unbeschadet
aller anderen Pläne die Ausführung dieses Vorschlages
den Weg zu einer Vertiefung allgemeinen Wissens zu
ebnen imstande ist. Die deutsche Volkshochschul-Be-
wegung empfing ihre Anregungen aus England und sie
wird bei uns besonders durch zwei Richtungen vertreten.
Die Volkshochschulkurse in den Universitäts-Städten ge-
hören der einen und die Volkshochschule, deren Dozenten
nicht unbedingt mit der Universität in Zusammenhang
stehen müssen, bildet die andere. In Berlin ist diese zweite
Richtung durch die Freie Hochschule und die Humboldt-
Akademie außerordentlich gut vertreten. Die Erfolge dieser
Veranstaltungen führten zu der Idee, die Vorteile auch
weiteren Kreisen außerhalb Berlins zukommen zu lassen.
Deshalb gründete sich ein Verband der Volkshochschul-
Vereine Deutschlands, dessen Vorsitzender Dr. Oskar
Stillich ist, der, selbst Dozent an der Humboldt-Akademie
in Berlin, die praktischen Erfordernisse solcher Veranstal-
tungen genau kennt.
Wir haben seinerzeit unsere Mitglieder gebeten, sich
in den Dienst dieser Sache zu stellen und wir wenden uns
in einem besonderen Rundschreiben nochmals an unsere
einzelnen Organe, weil wir der Ueberzeugung sind, daß mit
der Durchführung dieses Gedankens schon ein größerer
Schritt vorwärts getan wäre. Hier könnte der einzelne die
Lücken ausfüllen, die die schulmäßige Ausbildung bei ihm
hinterlassen hat. Er könnte sich hier die Basis geben,
auf der dann besondere Veranstaltungen unseres Verbandes
weiter bauen könnten.
Wir hoffen, daß diese Ausführungen zu dem Ergebnis
führen, daß in unseren Organen alle Vorschläge gründlich,
ber?,ten werden, damit wir in allernächster Zeit praktisch
nach der einen oder anderen Seite hin handeln können.
Recht viele Zuschriften und Erweiterungen der Vorschläge
werden zu einem Gedankenaustausch führen, dessen prak-
tische Erfolge nicht ausbleiben können.
lieber geschichtete Federn
Von Prof. RAMISCH, Breslau.
Hierüber ist in dem bekannten Buche: „Des Ingenieurs
Taschenbuch I, herausgegeben vom Verein Hütte" fol-
gendes mitgeteilt. Wenn man die Dreiecksfedern (in
Abb. 2)*) in eine gerade Anzahl 2 n gleich breiter Streifen
(hier 8 Streifen von der Breite — ) zerschnitten denkt, und
die Streifen so zusammenfügt, daß sie den Körper in
der Abb. 1 bilden, so erhält man ein zweckmäßiges Blatt-
federwerk, das dieselbe Tragfähigkeit hat wie die Drei-
ecksfeder von der Fußbreite n b, wobei n die Anzahl
der Blätter (oder Lagen) bezeichnet. Es ist also
D b h2 kb , P I
P == n ■ — - — • -j- und n =
6 / 1
o
In diesem Aufsatze wollen wir die Richtigkeit dieser
Beziehungen prüfen, und beschäftigen uns zunächst mit
einem Träger in Abb. 3, welcher an dem einen Ende
eingespannt ist, und überall die gleiche Höhe h hat. Seine
Oberfläche setzt sich zusammen aus einem Rechteck von
der Breite b und der Länge a, und einem gleich-
schenkeligen Dreiecke, welches mit dem Rechtecke die
gemeinschaftliche Breite b, jedoch die Höhe a hat. Dieser
Träger hat zwei merkwürdige Eigentümlichkeiten, wenn
er von einem besonderen Kräftepaar beansprucht ist. Die
eine Kraft P wirkt am freien Ende D, und die andere in
der Mittellinie desjenigen Querschnitts, welchen Rechteck
und Dreieck gemeinsam haben. Beide Kräfte sind senk-
recht zur Oberfläche des Trägers gerichtet, und das Mo-
ment des Kräftepaares ist P a. Der Träger ist erstens
*) Figurenangabe ist eine andere als im Taschenbuch.
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
405
ein solcher von überall gleichem Widerstande, d. h. in
seinen sämtlichen Querschnitten sind die Randspannungen
gleich groß, und zweitens krümmen sich infolge der Ein-
wirkung des Kräftepaares sämtliche Fasern kreisförmig
in ihrer ganzen Länge. Wir betrachten zum Beweise
zunächst einen Querschnitt von der Breite y im Ab-
stände X von D, so gilt folgende Beziehung, wenn kb
die Randspannung in diesem Querschnitt ist:
y.h^
und weil
ist, so hat nun auch
P • X = kb
X : y = a
6
b
Pa = k,.— .
Es ist also kb unabhängig von x, d. h. sie ist innerhalb
der Strecke a konstant.
Für irgend einen Querschnitt des Restes des Trägers
gilt die Beziehung:
ID , bh^
P a = kb ,
also genau die gleiche, wie vorhin, so daß überall in
ihm die Randspannung ebenfalls konstant, nämhch gleich
kb ist. Hiermit ist nachgewiesen, daß wir es tatsächlich
mit einem Träger vom gleichen Widerstande zu tun haben.
Nennen wir nun für den dreieckigen Teil des Trägers
den Krümmungsradius der neutralen Faser p, und J das
Trägheitsmoment des beliebigen Querschnitts im Ab-
stände X von D, und E den Elastizitätsmodul des Träger-
stoffes, so ist bekanntlich:
und weil
ist, so hat man auch:
E J
J -
P X
y ■ h3
12
: a ist, so entsteht:
•h^
Hiernach ist auch
E • b • hs
und weil y : x = b
^ b
= P
a p
^ 12 Pa
unabhängig von x, also für alle Querschnitte innerhalb
der Strecke a konstant. Wir erhalten aber genau die
Gleichung 1, für jeden Querschnitt innerhalb der Strecke ai.
Es hat also die neutrale Faser innerhalb ihrer ganzen
-Länge a + aj denselben Krümmungsradius p, ist demnach
kreisförmig gekrümmt, und die übrigen Fasern müssen
als äquidistante Kurven ebenfalls Kreisbögen sein. Hier-
mit ist nachgewiesen, daß der betrachtete Träger erstens
om gleichen Widerstande ist und ferner, daß sich infolge
der angenommenen Beanspruchung sämtliche Fasern
b h *
kreisförmig krümmen. Weil Pa — kb ■ ist, so hat man
6
einfacher für den Krümmungsradius auch:
P=T- k^ '^-
In der Abb. 3 ist ein solcher Träger abgebildet, für
welchen jedoch insbesondere a = a, ist. Unter ihm be-
findet sich ein solcher von dreieckiger Grundfläche von
gleicher Grundlinie b, der Höhe a und der Trägerhöhe h,
genau so groß wie Trägerhöhe des vorigen Körpers.
Der obere Träger ist nur mit R in D wirkend belastet.
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Infolge dieser Belastung biegen sich beide Träger; und
damit nach erfolgter Biegung der Punkt C gemeinschaft-
licher Berührungspunkt bleibt, sind in C zwei gleiche ent-
gegengesetzt gerichtete und zu P parallele Kräfte, jede
von der Größe K, anzubringen, welche zu bestimmen sind,
damit also C gemeinschaftlicher Berührungspunkt bleibt.
Es ist demnach der obere Träger von P und von K be-
ansprucht, und beide Kräfte wirken entgegengesetzt. Da-
gegen ist der untere Träger nur von K und zwar gleich-
gerichtet mit P belastet. Die beiden Kräfte unter obiger
Bedingung anzubringen ist ja erlaubt, weil sie sich das
Gleichgewicht halten, also so verhalten, als wenn sie
gar nicht vorhanden wären. Wir bestimmen die Durch-
biegung, welche der Punkt C des unteren Trägers er-
leidet, nennen sie f, und weil die neutrale Faser dieses
Trägers kreisförmig mit dem Radius p ist, so ist be-
kanntlich
a2 = 2 p ■ f
und da nach Gleichung 1
_ E • b ■ h''
P '~ 12 K a
sein muß, so hat man, wenn man
b hs _
12 ~ ^
setzt, aus diesen Gleichungen:
f ^ K • a3
2 • E • J
Wir bestimmen nun die Durchbiegung des Punktes C
des oberen Trägers, hervorgebracht von P. Hierfür bilden
wir in Abb. 4 die Momentenfläche bDb'. Es gilt dann
406 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911 Hett 26
bekanntlich folgende Beziehung, wenn fj diese Durch-
biegung heißt:
2
a
EJ fi = P
und hieraus folgt:
2a. ^
3
P a3
+ P
Die Kraft K, am oberen Träger wirkend, erzeugt
Punkte C die Durchbiegung
f.,
K
3 E J
Die Durchbiegungen fi und fj sind jedoch entgegengesetzt,
müssen also von einander abgezogen werden, wenn man
die Durchbiegung im Punkte C des oberen Trägers haben
will, welcher von P und der dazu entgegengesetzten
Kraft K beansprucht ist. Nennen wir sie fs, so ist also
und diese Durchbiegung muß, damit beide Träger nach
erfolgter Durchbiegung den Punkt C gemeinschaftlich
haben, gleich f sein. iWir haben daher:
K a3
1
J
P • a^ —
K
2 E ■ J E
und hieraus folgt:
K = P.
Dieses Ergebnis lehrt uns, daß der obere Träger von
einem Kräftepaare beansprucht ist, biegt sich demnach
auf Grund des Vorigen kreisförmig und ist von gleichem
Widerstande. Das Gleiche gilt aber auch vom unteren
Träger. Man darf nur die beiden Kräfte K, weil sie sich
gegenseitig vernichten, entfernen, und erhalte so den zu-
sammengesetzten Träger nur von P beansprucht.
Es gilt nun für diesen Träger die Beziehung:
k, . ^ = P . a . . . . 3.
Weiter kann man sich über den oberen Träger einen
dritten von der Länge 3 a angebracht denken, dessen Grund-
fläche ein Rechteck von den Seiten 2 a und b und ein
Dreieck von der Grundlinie b und der Höhe a ist. Auch
dieser muß sich in seinen Fasern kreisförmig biegen, und
auch für ihn gilt die Beziehung aus Gleichung 3, jedoch
ist nun dieser Träger allein von allen drei an seinem freien
Ende von P beansprucht. So kann man noch weitere
Träger übereinander legen, so daß man beliebig viele
Schichten hätte, nur darf der oberste allein an seinem freien
Ende mit P belastet sein, und es gilt für seine Tragfähig-
keit dann die Gleichung 3, aber diese gilt auch für alle unter
ihm befindlichen Träger, ferner sind sie sämtlich von
gleichem Widerstand, und die Fasern aller biegen sich
kreisförmig, indem die neutralen Fasern sämtlich den Krüm-
mungsradius p haben, welcher, wie wir gefunden
^ E .
ist. Nehmen wir z. B. für Schmiedeeisen E = 2 000 000
und kb = 1000 kg/qcm, so ist
p = 1000 • h.
Es sojl noch darauf hingewiesen werden, daß die betref-
fenden Träger sich nicht vollständig berühren. Besteht
nämlich in Abb. 5 der zusammengesetzte Träger aus zwei
Teilen, so haben sie außer den Punkt B nur den Punkt C
noch gemeinschaftlich, sonst keinen, so daß zwischen B
und C ein hohler Raum entsteht. Denn man muß bedenken,
daß der Krümmungsradius der Oberfläche des unteren
Trägers größer ist, als der Krümmungsradius der Unter-
fläche des oberen Trägers, weil die neutralen Fasera
beider Träger gleichgroßen Krümmungsradius haben ;
und der Krümmungsradius der Oberfläche eines dieser
Träger größer und der Unterfläche kleiner, als der-
jenigen der neutralen Faser ist.
Weil bei n-Schichten a = — ist, so ergibt sich aus
Gleichunsf 3
b ■ h2
P •
6 n
und daher sind die im Taschenbuche angegebenen Formeln
richtig.
Es soll auf eine interessante Eigentümlichkeit dieses
zusammengesetzten Trägers, der in der Praxis als Feder
angewandt wird, aufmerksam gemacht werden.
El
Aus den Gleichungen — = P a und 2pf = folgt:
2 EJ ■ f = P • a /2
b ■ h» .
ist, so
und weil J =
bh2
Pa = kn
6
2 E •
12
setzt :
b ■ h^
12
hat man, indem may
b h2
nur daher hat man
E • h f = kb • /2 4.
'Nun ist das Volumen der zusammengelegten Fede:
wenn sie aus n-Schichten besteht:
V = + 3. + 5- +
oder
V
2
bah
und weil n a = / ist, so entsteht weiter
v = ^./'.
2a
Mit Rücksicht auf Gleichung 4 entsteht hieraus:
v = -^.f.^:^
kb 2a
^ bh2 Pa . ^ . ^ .
und weil — - — = — ist, so hat man auch:
6 kb
V = 3 -r^ P f....5.
kb-
Nehmen wir jetzt und künftig an, daß für Schmiede-
eisen E = 2 000 000 und kb = 1000 kg/qcm ist, so ent-
steht aus Gleichung 6
V = 6 • P • f.
Zahlenbeispiel P = 500 kg und f = 0,1 cm, es ist
dann V = 6 • 500 • 0,1 = 300 Kubikzentimeter. Nehmen*
wir n = 3 Schichten an, so ist auch, z. B., für a = 4 cm:
V = 18 • b • h.
,Wir haben also
300 = 18 • bh
b h-
und weil 1000 ■ = 500 • 4, d. h. bh^ = 12 ist, so
folgt aus diesen Gleichungen h = 0,72 cm und b = 23,15 cm.
Auf diese Weise kann man folgende Tabelle berechnen :
n
b h
h
b
/
1
150
0,08
18 750
4
2
37,5
0,32
117,2
8
3
16,67
0,72
23,15
12
4
9,375
1,28
7.3
16
5
6
2
3
20"
6
4,167
2,88
1.4
24
V
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
407
welche also für P = 100 kg und f = 0,1 cm gilt. Hier-
nach könnte man z. B. rechnen 6 Schichten, und erhält
eine Feder von 24 cm Länge, und jede Schicht hat eine
Breite von 1,4 cm und eine Höhe von 2,88 cm. Für die
Zahlen der Tabelle ist der Rauminhalt jeder Feder der
gleiche.
Nach der Gleichung 5 bleibt aber auch der Raum-
inhalt der gleiche, wenn P = 250 kg und f = 0,2 cm
ist, denn es kommt dabei ja auf das Produkt P ■ f an.
Nehmen wir z. B. dann wiederum a = 4 cm und n = 3,
so ist auch
300 = 18 • b h
aber: 1000 — ^ 250-4
6
d. h. bh2 = 6.
6-18
Dann hat man also : h = = 0,36 cm und
b = , ^^^^^ = 46,3 cm. Man sieht aus der Tabelle, daß je
18 0,36 '
kleiner P und je größer f im konstanten Produkte P f wird,
desto kleiner wird die Trägerhöhe h und desto größer
die Trägerbreite b. Eine solche Tabelle genügend er-
weitert, könnte dazu dienen, die richtige Wahl der Feder
in seinen Abmessungen schnell zu treffen.
Anleitung zur Ermittelung von a) Wasserverlusten b) undichten Stellen
in ßinem Wasserleitungsrohrstrang einer Quellwasserleitung
Von Kulturmeister STOLZER.
(Nachdruck verboten)
, Verschiedene Einwirkungen haben zur Folge, daß
iWasserleitungsrohrstränge im Laufe der Zeit mehr und
mehr undicht werden und die Lichtweite, infolge der In-
krustation, eine kleinere wird.
Vielfach gibt das an die Geländeoberfläche gelangende
iWasserleitungswasser Anhaltspunkte zur verhältnismäßig
schnellen Auffindung von undichten Stellen an Rohr-
strängen. Oefter kommt es aber auch vor, daß das ent-
wichene Wasser im Boden selbst — im Sand-, Kiesboden
usw. — seinen Abzug findet.
Zur Auffindung undichter Stellen ohne kostspielige
Freilegung des ganzen Rohrstranges, soll nachstehendes
Beispiel Anleitung geben.
Hat man etwa vermittelst angestellter Messungen am
Ein- und Auslauf oder durch eine Druckprobe mit der
hydraulischen Presse festgestellt, daß beispielsweise der
Zuleitungsrohrstrang zwischen Quellen- und Versorgungs-
gebiet wesentlich undicht ist, so sind zunächst die Haupt-
fragen zu lösen:
a) wieviel Wasser pro Sekunde geht verloren,
b) wo sind die undichten Stellen.
Zur Lösung beider Aufgaben wird man etwa nach
Abb. 1 zunächst am unteren Ende des in Frage stehenden
Rohrstranges für einen Ablauf sorgen, am oberen und
unteren Ende je eine Absperrvorrichtung — Schieber —
einmontieren und schließlich oberhalb am unteren Schieber
einen Manometer anbringen.
Für die Lösung der Frage a) ist zuerst
nötig, daß' der untere Schieber geschlossen wird.
Nach der Anfüllung des ganzen Rohrstranges läßt man
am oberen Rohrstrangende so viel Wasser nachfließen,
daß der Rohrstrang stets genau gleich voll erhalten wird.
Das so benötigte sekundliche Wasserquantum, an-
genommen 0,4 Sekundenliter, entspricht genau dem Ver-
luste, der im Rohrstrang an den undichten Stellen ent-
weicht.
Eine andere Art zur Lösung gedachter Frage ist
folgende:
Man ermittelt am Manometer den Druck vom besagten
und vollständig gefüllten Rohrstrang. Wird der obere
Schieber hierauf ebenfalls geschlossen, so nimmt im un-
dichten Rohrstrang der Druck ab, der Manometer geht
also zurück. Vermittelst einer, am zweckmäßigsten in
der Nähe des Manometers — dieser kann auch mit der
Pumpe verbunden werden — mit dem Rohrstrang ver-
bundenen hydraulischen Presse pumpt man derart viel
Wasser in die Leitung, daß der Druck stets gleich ist
dem vorhin abgelesenen. Die eingepumpte sekundliche
Wassermenge muß wie oben = 0,4 Sekundenliter betragen.
Für die Lösung der Frage b) ist zuerst
nötig, daß der kubische Inhalt des defekten Rohr-
stranges festgestellt wird. Am zweckmäßigsten wird man
am oberen und unteren Ende je einen Wassermesser ein-
setzen. Ist der Rohrstrang vollständig gefüllt, so schließt
man den oberen Schieber und entleert unmittelbar hierauf
den ganzen Strang. Zu dem vom unteren Wassermesser
angezeigten Wasserquantum, mit beispielsweise für 100 mm
weite Röhren und 1600 m Länge = 9500 Liter, kommt
noch der oben ermittelte Wasserverlust hinzu.
Ablau/
Mi- K
—X- - 7. -
^ 3
3
^ [] Absperrsch/ebor
■O Manometgr
[] WassemQsser
undichte Stelle
A-
undichte Stelle
Wossei\m osser
BrunnonstuÖQ
Absperrschieben
Abb. 1
1
408
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 26
Der zuzurechnende iWasserverlust wird um so größer,
je näher die undichten Rohrstellen beim unteren Wasser-
messer sich befinden.
Um den kubischen Inhalt der in Frage stehenden
inkrustierten Rohrleitung möglichst genau zu erhalten, ist
es also von vornherein (bei größeren Wasserverlusten)
schon nötig, die undichten Stellen möglichst genähert zu
wissen. Zu diesem Zwecke füllt man den Rohrstrang in
einzelnen Abteilungen.
Zur Lösung soll beispielsweise rund der vierte Teil
an Länge des ganzen Rohrstranges zunächst gefüllt werden,
was am oberen Wassermesser festgestellt wird. Man läßt
dieses Quantum etwa V2 Stunde im Rohrstrange stehen;
zeigt sodann beim Ablassen (der untere Messer das gleiche
Quantum an, wie vorhin der obere, so liegt oder liegen
die undichten Stellen weiter oben. Füllt man sodann
zwei Teile — also die Hälfte — , drei Teile und schließlich
den ganzen Rohrstrang an oind verfährt sonst wie oben, so
ergibt sich aus den oben angedeuteten Ableistungen die
Abteilung oder auch Abteilungen, in welcher der anfangs
schon ermittelte Verlust mit 0,4 Sekundenliter stattfindet.
Wurde z. B. festgestellt, daß sowohl in der zweiten
wie dritten Abteilung der Wasserverlust stattfindet, wurde
ferner festgestellt, daß zum Füllen der ersten — dichten —
Abteilung rund 30 Minuten nötig waren, so sind von an-
fangs schon ermitteltem Wasserquantum am oberen
Messer mit zusammen 12 380 Liter
rund 60 • 60 • 0,4 = 1 440 „
abzuziehen, mithin bleiben 10 940 Liter.
Dieses ermittelte Quantum auf die Längeneinheit be-
10940
zogen gibt ^^qq — ^^^^ Liter auf den lfdm (laufenden
Meter).
Die erste, d. h. unterste Abteilung ist, wie schon oben
festgestellt worden, dicht, deshalb läßt man 400 • 6,84 =
2736 Liter auf einmal einfließen; nach diesem lasse man
beispielsweise Mengen für je 50 m Längen, also 50-6,84 =
342 Liter einfließen und beobachte jeweils den Manometer
— oder auch Wasserstandsanzeiger ■ — . Zeigt sich etwa,
daß der Manometer erst zurückgeht bei der Füllung des
dritten halben Hunderts, so liegt demnach eine undichte
Stelle rund (400x150) = 550 m vom unteren Rohrstrang-
ende entfernt.
Zur Kontrolle dieser so gefundenen Entfernung wird
eine Höhenaufnahme und Vergleichziehung mit dem Mano-
meterstande vielfach zweckdienliche Anhaltspunkte geben.
Nach der Ausbesserung der so gefundenen untersten
undichten Stelle wird man in gleicher Weise, wie oben
angedeutet, weiter die Nachsuchungen fortsetzen.
Wiederholt sei hier nochmals, daß das obige Beispiel
inkrustierte Röhren voraussetzt und ferner eine Leitung
mit sehr mäßigem Gefälle.
Bei neuen Rohrleitungen ist die Untersuchung infolge
des aus der Lichtweite leicht zu ermittelnden kubischen
Inhalts eine wesentlich einfachere. Ferner wird man an
verhältnismäßig stark steigenden Leitungen vermittelst
Höhenaufnahmen und Ablesung am Manometer ebenfalls
rascher wie oben und daher noch mit geringerem Kosten-
aufwande, zum gewünschten Ziele gelangen.
541a der Reichsversicherungsordnung
In den letzten Jahrzehnten haben sich die freien
Hilfskassen der Arbeiter und Angestellten, die zum
großen Teil zu einer Zeit entstanden sind, als es noch
keine gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland gab,
immer mehr und mehr entwickelt. Wenn diese Entwicklung
auch hinter der der Ortskrankenkassen zurückgeblieben
ist, so haben sie doch eine beachtenswerte Bedeutung ge-
wonnen, hinsichtlich der Mitgliederzahl sowohl, wie auch
der Leistungen. Von 662 360 Mitgliedern im Jahre 1893
stieg die Zahl der in den eingeschriebenen Hilfskassen
gegen Krankheit versicherten Personen auf nahezu eine
Million im Jahre 1908, die in 1444 eingeschriebenen Kassen
über 21 Millionen Mark für Unterstützungszwecke im
Krankheitsfalle ausgaben. Trotzdem wird aber auf diese
in jahrzehntelanger zäher Arbeit geschaffenen Organi-
sationen der Angestellten und Arbeiter wenig Rücksicht
genommen, wenn die Interessen der Bureaukratie dem
entgegenstehen. Das zeigt aufs neue wieder die Behand-
lung der freien Hilfskassen in der Reichsversicherungs-
ordnung (R. V. O.).
Gewiß muß grundsätzlich vom allgemein sozial-
politischen Standpunkte aus der Gedanke einer einiicit-
lichen Sozialversicherung befürwortet (s. Beschlüsse des
Stuttgarter Verbandstages zur R. V. O.) und alle, die staat-
liche Zwangsversicherungsgesetzgebung einengenden Er-
satzeinrichtungen abgelehnt werden. Aber das gilt nicht
nur für die Kranken- und Invalidenversicherung, sondern
ebenso sehr für die Pensionsversicherung der Privat-
angestellten. Hier zeigt sich bei der Ersatzkassenfrage die
Abhängigkeit der Regierung von der Großindustrie. Der
Bundesrat hat fast zur selben Zeit in der Angestellten-
versicherung die Werkpensionskassen als gleichberechtigte
Ersatzinstitute wieder zugelassen, als bei den Beratungen
der R. V. O. die Regierungsvertreter und mit ihnen die
reaktionäre Reichstagsmehrheit sich alle Mühe gaben, die
freien selbstgeschaffenen Ersatzeinrichtungen der Arbeit-
nehmer in ihrer Entwicklung zu hindern. Dagegen wurden
die Betriebs - und Innungskrankenkassen, die
doch auch Ersatzinstitute sind, geschont und nicht ent-
fernt mit der Energie beengt wie die freien Hilfskassen.
Neue freie Hilfskassen dürfen nach Inkrafttreten der
R. V. O. nicht mehr gegründet werden; die bestehenden
müssen mindestens 1000 Mitglieder haben und alle Per-
sonen aufnehmen, die nach der Satzung des Vereins zu
d€m Personenkreise gehören, für den die Kasse errichtet
worden ist, d. h. also die bisherige Risiken-Aus-
wahl, ist nahezu aufgehoben. Alle diese Ungerechtig-
keiten aber werden übertrumpft dadurch, daß der Arbeit-
geber, der bisher von der Beitragsleistung für Angestellte
befreit war, die einer freien Hilfskasse angehörten, in
Zukunft an die gesetzliche Krankenkasse seinen Beitrag
zahlen muß, auch wenn der versicherte Angestellte einer
freien Hilfskasse angehört.
§ 541 sagt:
,,Für Versicherungspflichtige, die Mitglieder einer
Ersatzkasse sind, ruhen auf ihren Antrag die
eigenen Rechte und Pflichten als Mitglieder der Kranken-
kasse, in die sie gehören; sie haben keinen Anspruch
auf die Leistungen der Krankenkasse und sind weder
wählbar noch wahlberechtigt.
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
409
Ihre Arbeitgeber haben nur den
eigenen Beitragsteil an die Krankenkasse
einzuzahlen; der Anteil des Versicherten fällt weg."
Mit diesem Paragraphen ist den Freien Hilfskassen
die Entwicklungsmöglichkeit abgeschnitten. Der einer
solchen Kasse angehörende Angestellte muß in Zukunft
die Lasten der Krankenversicherung, die nach den gesetz-
lichen Bestimmungen zu Vs dem Arbeitnehmer, zu dem
Arbeitgeber zukommen, allein tragen. Bisher haben
manche sozialpolitisch fortschrittlich denkende Arbeitgeber
die Beiträge für ihre Angestellten ganz oder teilweise an
die betreffende Freie Hilfskasse gezahlt, weil sie damit
von der Beitragsleistung an die Ortskrankenkasse befreit
waren. Das wird in Zukunft keinem Arbeitgeber mehr
einfallen, denn man kann billigerweise nicht verlangen,
daß der Arbeitgeber seinen Beitragsanteil an die gesetz-
liche Krankenkasse zahlt und daneben noch an die Ersatz-
kasse seines Angestellten Beiträge leistet. Der Arbeit-
geber wird im Gegenteil darauf sehen, daß seine An-
gestellten der gesetzlichen Versicherung angehören, für
die er unter allen Umständen Beiträge zahlen muß, um-
somehr, als damit auch den vielfachen Scherereien und
Belästigungen aus dem Weg gegangen werden kann, die
künftig mit dem komplizierten Meldewesen verbunden sind.
Es besteht also die Gefahr, daß die Freien Hilfskassen der
Angestellten und Arbeiter langsam dahinsterben. Als
gleichwertige Ersatzkassen werden sie sich für die Zu-
kunft nach den Beschlüssen des Reichstags wohl kaum
halten können.
Die großen Handlungsgehilfen-Verbände, insbesondere
der Verein für Handlungskommis von 1858, der Deutsch-
nationale und der Leipziger Handlungsgehilfen-Verband
bangten deshalb wohl mit Recht für ihre Krankenkassen.
Um den drohenden Schlag abzuwehren, haben sie des-
halb beizeiten versucht, auf die Gesetzgebung einzuwirken.
Auch der Hauptausschuß zur Herbeiführung einer staat-
lichen Pensionsversicherung der Angestellten hat sich auf
Antrag dieser Verbände mit dem Teil der Reichsversichc-
rungsordnung, der die Ersatzkassen betrifft, besonders ein-
gehend beschäftigt und in mehreren Petitionen und Kon-
ferenzen mit Reichstagsabgeordneten Abänderungsanträge
begründet. Unser Verband schloß sich diesen Bestre-
bungen an, denn wir meinten, daß, wenn schon einmal
neben der staatlichen Zwangsversicherung Ersatzeinrich-
tungen irgendwelcher Art zugelassen werden, die Freien
Hilfskassen der Arbeiter und Angestellten nicht anders
behandelt werden dürfen wie die Einrichtungen der
Unternehmer, die Betriebs- und Innungskrankenkassen usw.
Dazu kommt, daß wir auch für die technischen An-
gestellten eine Freie Hilfskasse zu verteidigen haben.*)
Wenn auch nicht alles erreicht werden konnte, was
zu fordern war, so ist es doch den Bemühungen der von
dem Siebener-Ausschuß mit der besonderen Vertretung
der Hilfskassenfrage betrauten Herren Bechly und Reif
gelungen, in der sogenannten Ausgleichslesung der Reichs-
tagskommission einen Antrag zur Annahme zu bringen,
der den Hilfskassen der Angestellten neue Lebensmöglich-
keiten eröffnet. Leider mit einer A e n d e r u n g , die
uns zwingt, eingehender dazu Stellung zu nehmen.
* Für die technischen Angestellten kommt in der Haupt-
sache nur die dem D. T.-V. angegliederte „eingeschriebene
Hilfskasse Nr. 58 für Architekten, Ingenieure und Techniker
Deutschlands" mit gegenwärtig 3800 Mitgliedern in Betracht.
Diese Kasse zahlte in den letzten fünf Jahren insgesamt
372 000 Mark aus (154 000 Mark Krankengeld und 218 000 Mark
Arzt- und Medizinalkosten), hat also ebenfalls recht respektable
Leistungen aufzuweisen.
In der Ausgleichslesung wurde auf Drängen des Sie-
bener-Ausschusses hinter § 541 ein neuer § 541 a ein-
gefügt.
„Besteht der Mitgliederkreis einer Ersatzkasse über-
wiegend aus Versicherten der im § 177 Abs. 1 Nr.3
b i s 5 bezeichneten Art oder aus Zieglern oder anderen
Versicherten, in deren Beruf ein häufiger
Wechsel der Beschäftigung von Ort zu Ort
üblich ist, so kann auf Antrag dieser Ersatzkasse
der Bundesrat widerruflich anordnen, daß die K r a n -
kenkassenandieErsatzkassediebeiihnen
für deren Mitglieder nach § 541 Abs. 2 ein-
gehenden Beitragsteile der Arbeitgeber
zu vier Fünfteln abzuführen haben.
Der Bundesrat kann hierüber und über die Bekannt-
gabe der Anordnung Näheres bestimmen."
§ 177, auf den Bezug genommen ist, lautet.
„Für den Fall der Krankheit werden versichert:
1. Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge, Dienst-
boten,
2. Betriebsbeamte, Werkmeister und andere An-
gestellte in ähnlich gehobener Stellung, sämt-
lich, wenn diese Beschäftigung ihren Haupt-
beruf bildet,
3. Handlungsgehilfen und -lehrlinge, Gehilfen und
Lehrlinge in Apotheken,
4. Bühnen- und Orchestermitglieder ohne Rück-
sicht auf den Kunstwert der Leistungen,
5. Lehrer und Erzieher,
6. Hausgewerbetreibende,
7. die Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge,
soweit sie weder unter die §§ 59 bis 62 der
Seemannsordnung (Reichs-Gesetzbl. 1902 S. 175
und 1904 S. 167), noch unter die §§ 553 bis
553 b des Handelsgesetzbuchs fällt, sowie die
Besatzung von Fahrzeugen der Binnenschiff-
fahrt."
Da § 541 a nur für die Hilfskassen der im § 177
Abs. 3 bis 5 genannten Versicherten gilt, fallen die Hilfs-
kassen der Arbeiter und der technischen Angestellten nicht
unter diese Vergünstigung.
In der von uns schon einmal gekennzeichneten Ver-
ständigungskommission (s. Heft 24 der D. T.-Z.) hat es
der christlich-soziale Arbeiter-Vertreter, der Reichstags-
abgeordnete Franz Behrens, dem im wesentlichen die
Fassung des § 541 a zu danken sein soll, erreicht, daß auch
die Bureauangestellten noch besonders genannt
wurden.
Nach den gemeinsamen Anträgen der Reichstags-
mehrheit, die den Namen Schultz und Genossen führen
und im Reichstage selbstverständlich angenommen wurden,
hat § 541 a in der 3. Lesung der R. V. O. die Aenderung
erfahren :
„Besteht der Mitgliederkreis einer Ersatzkasse über-
wiegend aus Versicherten der im § 177 Abs. 1 Nr. 3
bis 5 bezeichneten Art oder aus BureauangestelN
t e n , oder aus Zieglern usw. usw."
Nachdem nun noch die Bureauangestellten eingefügt
sind, bleiben von der Sonderbegünstigung des § 541 a
von Privatbeamtenkassen nur noch die der tech-
nischen Angestellten ausgeschlossen. Reichs-
tagsabgeordneter Dr. P o 1 1 h o f f hat in der 3. Lesung
auch auf diese Ungerechtigkeiten hingewiesen und bean-
tragt, im § 541 a statt Ziffer 3 bis 5 zu setzen Ziffer 2
bis 5. Damit wären nicht nur die Kassen der Bureau-
angestellten, sondern auch jene der technischen Angestellten
getroffen worden.
410
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 26
Der Antrag wurde abgelehnt wie alle übrigen An-
träge, die über die Beschlüsse der Kommission oder über
die von der Mehrheit festgelegten Anträge Schultz und
Genossen hinausgingen.
Nach diesem Ausgange konnte man der Meinung sein,
daß die im Auftrage des Hauptausschusses mit Reichstags-
mitgliedern verhandelnden Herren Bechly, Reif und Dr.
Thissen nur die Interessen der kaufmännischen Verbände
vertreten hätten, weshalb unser Vertreter eine Klarstellung
forderte. Die Erklärung im Siebener-Ausschusse lautete,
daß die genannten Vertreter die Einbeziehung der in Ziffer 2
bis 5 genannten Angestellten gefordert hätten. Herr
Bechly bekräftigte diese Stellung noch durch einen Brief
des Reichstagsabgeordneten Behrens, mit dem im beson-
deren verhandelt worden war und der geeignet ist, den
Verdacht gegen die Unparteilichkeit der genannten Mit-
glieder des Siebener-Ausschusses zu zerstreuen. Das von
Herrn Behrens M. d. R, an Herrn Bechly gerichtete
Schreiben lautet:
„Die Fortlassung der Ziffer 2 in dem § 541 a ist
keine Unfreundlichkeit gegen die Techniker. Würde die
Ziffer „2 bis 5" des § 177 Abs. 1 statt „3 bis 5" in
§ 541 a genannt worden sein, so hätte das Ganze a 1 s
eine Ausnahmebestimmung gegen die Ar-
beiter gedeutet werden können, weil dann alle Ge-
hobenen ohne Rücksicht auf die grundsätzlich gegebenen
Voraussetzungen, nämlich:
„in deren Beruf ein häufiger Wechsel der
Beschäftigung von Ort zu Ort üblich ist"
ausgenommen wären und die grundsätzliche Voraus-
setzung nur noch bei den Arbeitern zu prüfen sei.
Dieser unangenehme Beigeschmack der Be-
stimmung sollte vermieden werden und deswegen ist
entgegen Ihrem Antrage der Paragraph so ge-
faßt worden, wie er Gesetz wurde. Auch im
Plenum sind lediglich unter diesen Grün-
den alle weitergehenden Anträge ab-
gelehnt worden.
SOZIALE BEWEGUNG
Der Deutsche Privatbeamtenverein
hielt in diesen Tagen in Berlin seine Hauptversammlung
ab. Die Ausführungen des Generaldirektors Schmelzer
umschrieben die Stellung des Vereins zur sozialen Frage.
Die Betonung der paritätischen Grundlage nimmt einen
bei der Verschiedenartigkeit des Vereins nicht wunder,
ihre Betonung als Programmpunkt wirkt aber eigentüm-
lich, wenn man an die Durchführung der aufgestellten
Forderungen denkt. So wurde natürlich auch die Stel-
lung zur Angestelltenversicherung beeinflußt von dem parti-
kularistischen Standpunkte dieses Verbandes, der eigene
Fürsorgeeinrichtungen besitzt. Dieser Art Selbsthilfe wird
der größte Wert beigemessen und die Sorge der Sichcr-
stellung der Zukunft der eigenen Person steht allen übrigen
sozialen Forderungen voran. Die Schaffung einer Stcl-
lungslosenversicherung wurde nicht für angebracht gehalten.
In dem Geschäftsbericht wird der Arbeitskammer-
gesetzentwurf darum verurteilt, weil die technischen Privat-
beamten einbezogen werden sollten. Der Bericht sagt, daß
dadurch den Forderungen der Privatbeamten entgegen-
gearbeitet worden sei. Hierzu ist erwähnenswert, daß
Bestehen Techniker- usw. Kassen, so dürften sie
ebenso wie die Arbeiterkassen nachzuweisen haben, daß
eine erhebliche Anzahl ihrer Mitglieder einen „häufigen"
Wechsel usw. haben.
Nur diese Ursache lag vor, sonst wäre Ihr Antrag,
Ziffer „2 bis 5" einzufügen, angenommen worden."
Hiernach hätten also die Herren des Siebener-Aus-
schusses den Beschlüssen entsprochen. Die Reichstags-
mehrheit wollte aber dadurch, daß sie dem Wunsche nicht
entgegenkam, verdecken, daß sie ein Ausnahmegesetz für
Arbeiter schaffen wollte. Der „unangenehme Bei-
geschmack" war maßgebend! Die technischen Angestellten
sind also auch in diesem Punkte wieder die Leidtragenden
im Dienste der Reichstagsmehrheit.
In Heft 24 der D. T.-Z. behaupteten wir in einer Be-
trachtung zur R. V. O., daß die Reichstagsmehrheit bei
ihren Beschlüssen sich nicht von sozialpolitischen, sondern
von rein politischen Erwägungen hat leiten lassen. Der
Reichstagsabgeordnete Behrens hat nun mit erfreulicher
Offenheit bestätigt, daß auch bei der Behandlung der
Freien Hilfskassen nach diesem Gesichtspunkte verfahren
wurde. — —
Doch ein schwacher Trost ist uns geblieben: Die tech-
nischen Angestellten könnten sich unter den Worten „oder
anderen Versicherten" verstehen. Es soll ja die
grundsätzliche Voraussetzung „in deren Beruf ein häufiger
Wechsel der Beschäftigung von Ort zu Ort üblich ist",
geprüft werden.
Wir können nachweisen, daß auch auf die eingeschrie-
bene Hilfskasse Nr. 58 für Architekten, Ingenieure und
Techniker Deutschlands diese Voraussetzung zutrifft und
hoffen gern, daß der Bundesrat nachträglich auf unsere
Kasse die Vergünstigung des § 541 a gewähren wird.
Der Siebener-Ausschuß will mit Nachdruck dafür ein-
treten, und wir selbst werden nicht ruhen, bis unserer
Kasse nach der geschaffenen Lage die Gleichberechtigung
mit der der großen Handlungsgehilfen- Verbände ge-
geben ist. K f m.
der Deutsche Privatbeamtenverein die Forderung nach
Privatbeamtenkammern neben den Arbeitskammern erhebt.
Er legt bei dieser Forderung die Betonung auf Privat-
beamte, natürlich auch ohne den Begriff scharf um-
grenzen zu können. Wenn wir demgegenüber nach wie vor
immer wieder den Begriff des Privatangestellten
in den Vordergrund stellen, so glauben wir, dadurch
uns dem Ziele besser zu nähern. Den Forderungen
der Privatangestellten ist deshalb durch den Arbeitskammer-
gesetzentwurf in diesem Punkte nicht entgegengearbeitet
worden, denn wir meinen, daß die Arbeitskammern die
beiden großen Kategorien der Arbeiter und Angestellten
enthalten sollen und zwar müssen die Arbeitskammern
sich auf territorialer Grundlage aufbauen. Wenn den ver-
schiedenen Gruppen der Angestellten besondere Ab-
teilungen eingereiht werden, so wird damit nicht bloß
die Forderung der Techniker erfüllt, sondern wir meinen,
daß hierin überhaupt nur das Ziel liegen kann. Demnach
Einbeziehung der Angestellten i n die Arbeitskammern und
nicht Privatbeamtenkammern neben Arbeitskammern.
Wir können nicht auf der einen Seite nach einer Vereinigung
des Rechtes verlangen, wenn wir auf der anderen wieder
und wieder neue Schranken aufzurichten bereit sind.
Das betonen wir gegenüber den Aeußerungen des
Jahresberichtes des Deutschen Privatbcamtenvereins.
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
411
H H :: :: STANDESBEWEGUNG 1: :: H ::
Die Angestellten der Marlnebetriebe!
Wir haben in Heft 24 der D. T.-Z. bereits darauf hin-
gewiesen, daß die Dienstverhältnisse der technischen An-
gestellten der Marinebetriebe eine Neuregelung erfahren,
ohne daß dabei die wohlerworbenen Rechte der Angestell-
ten Berücksichtigung finden. Der Verbandsvorstand hat
sich in seiner letzten Sitzung sehr eingehend mit den Vor-
gängen beschäftigt und den beteiligten Mitgliedern emp-
fohlen, den neuen Dienstvertrag in der vorgelegten Fas-
sung nicht zu unterschreiben. Außerdem hat die Verbands-
leitung am 8. Juni den Herrn Staatssekretär des Reichs-
marineamtes um eine persönliche Unterredung gebeten,
um die gefährdeten Interessen der Angestellten wahr-
zunehmen. Diese Eingabe ist bis heute unbeantwortet
geblieben. Nach den uns bis jetzt gewordenen Mit-
teilungen ist es nicht ausgeschlossen, daß ein größerer
Konflikt zwischen den organisierten Angestellten und dem
Reichsmarineamt entsteht, wenn es nicht noch in letzter
Stunde den Vorgesetzten der Angestellten gelingt, das
Reichsmarineamt einem Entgegenkommen geneigter zu
machen. Wir betrachten es deshalb als eine Pflicht aller
Verbandsmitglieder, in den Kreisen der technischen An-
gestellten dahin zu wirken, daß die Annahme einer Stelle
in den Betrieben des Reichsmarineamts von der Be-
rücksichtigung der Angestelltenwünsche abhängig ge-
macht wird.
:; AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die Finanzwirtschaft in der Versicherung
Eine überaus schwierige und für die gesamte Volks-
wirtschaft höchst wichtige Aufgabe für die Leiter von Ver-
sicherungs-Gesellschaften besteht darin, die den Unter-
nehmungen in Form von Prämien und Zinsen zufließenden
Summen nutzbringend anzulegen. Diese Beträge sind sehr
beträchtlich, da der Eintritt des Versicherungsfalles, durch
den die für die betreffende Versicherung angesammelten
Prämien aufgezehrt werden, und der Zeitpunkt der Ver-
sicherungsnahme, von dem an der Versicherte Beiträge zu
leisten begann, oft weit auseinanderliegen. Im Jahre 1908
überschritt beispielsweise die Prämieneinnahme der deut-
schen Versicherungs-Qesellschaften eineinhalb Milliarden
Mark nicht unerheblich. Das Gesamtvermögen stellte sich
in diesem Zeitpunkt auf fast sechs Milliarden Mark. Man
braucht sich nur einmal diese enormen Kapitalbeträge vor-
zustellen, die sich in den Händen der Versicherungs-
Gesellschaften ansammeln, und sich nur einen Augenblick
zu vergegenwärtigen, daß die Versicherten die vielen
Millionen Mark an Beiträgen den Gesellschaften in der un-
bedingten Erwartung einhändigen, beim Eintritt des Ver-
sicherungsfalles die ihnen vertraglich zugestandene Ver-
sicherungsleistung zu erhalten, um einzusehen, daß der
v/ichtigste Gesichtspunkt, von dem aus die Kapitalien der
Versicherungs-Gesellschaftcn zu verwalten sind, die groß-
möglichste Sicherheit der Vermögensanlage sein muß.
Dieser Grundbedingung müssen die angelegten Gelder in
erster Linie entsprechen, hinter ihr treten alle anderen
zurück. Nun ist allerdings richtig, daß es eine unter
allen nur denkbaren Umständen sichere Vermögensanlage
nicht gibt. Jedes Kreditieren schließt für den Gläubiger
eine gewisse Gefahr ein, die er tragen muß. Jede Sicher-
heit ist relativ. Die Forderung nach Sicherheit der Kapital-
anlage läßt sich demnach genauer dahin formuUeren, daß
das Vermögen der Versicherungs-Qesellschaften so an-
zulegen ist, daß nach menschlicher Berechnung ein Verlust
ausgeschlossen erscheint. Zweitens muß das' angelegte Ver-
mögen eine angemessene Zinseneinnahme gewähren.
Drittens müssen die Zinserträge möglichst gleichmäßig
fließen und viertens muß die Vermögensanlage eine ge-
wisse Liquidität besitzen. Diese muß in denjenigen Ver-
sicherungszweigen, in denen oft schnell große Mittel ver-
langt werden, eine größere sein als beispielsweise in der
Lebensversicherung, bei der sich der Bedarf ganz allmählich
und ziemlich gleichmäßig einstellt, so daß man ihn an-
nähernd vorausschätzen kann. Demzufolge werden die
Hagel-, Feuer- und Transportversicherungs-Anstalten er-
heblichere liquide Mittel bereithalten müssen als beispiels-
weise die Lebensversicherungs-Gesellschaften.
Von den eben genannten Gesichtspunkten geleitet,
haben die deutschen Versicherungs-Gesellschaften ansehn-
liche Teile ihres Vermögens in ersten Hypotheken angelegt.
Insbesondere ist dies seitens der Lebensversicherungs-
Unternehmungen geschehen, während in der Feuer-, Trans-
port- und Hagelversicherung nicht unerhebliche Teile der
Kapitahen zum Ankauf von Wertpapieren verwandt sind.
In anderen Ländern ist die hypothekarische Anlageform
vielfach weniger stark benutzt. Hier sind andere Investie-
rungsarten bevorzugt. Während beispielsweise die deut-
schen Lebensversicherungs-Gesellschaften mehr als SOo/o
ihres Vermögens in Hypotheken angelegt hatten, waren von
den schweizerischen Gesellschaften dieses Versicherungs-
zweiges nur 6O0/0 der Aktiven, von den englischen Gesell-
schaften nur rund 25 0/0, von den amerikanischen etwa
löo'o und von den französischen sogar nur rund 60/0 der
Aktiven in Hypotheken untergebracht. Von den schwei-
zerischen, englischen, amerikanischen und französischen
Anstalten war dagegen die Vermögensanlage in Wert-
papieren bevorzugt. Die zuletzt genannten hatten auch
einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens zu Grund-
besitzkäufen benutzt. Der Grund für die Vernachlässigung
der Hypothekenanlage in Frankreich hegt darin, daß auf
den Grundstücken selbst und dem Grundstücksbeleihungs-
verkehr zahlreiche Steuern ruhen, die den Hypotheken-
besitzern erhebliche Lasten bringen. In England erklärt
sich die geringe Verwendung von Hypotheken für An-
lagezwecke aus der Wertverminderung des Ackerlandes
und aus der Zulassung der Hypotheken zur Anlage von
Mündelgeldern, wodurch die Nachfrage nach Hypotheken
gesteigert und ein Herabgehen des Hypothekenzinssatzes
bewirkt wurde, so daß diese Anlage nicht mehr die von
Lebensversicherungs - Gesellschaften gewünschten Zins-
erträge bringt. Für Amerika läßt sich die Vernachlässigung
der Hypothekenanlage dadurch erklären, daß hier den
Hypotheken durch die von industriellen Gesellschaften,
insbesondere Eisenbahnunternehmungen, Inasserthaft auf
den Markt gebrachten, hoch verzinslichen Obligationen
scharfe Konkurrenz bereitet wurde. Die Bevorzugung der
Hypothekenanlage in Deutschland, insbesondere in der
Lebensversicherung, findet ihren inneren Grund darin, daß
diese Anlageform am tneisten den weiter oben aufgestellten
Forderungen für die Vermögensverwaltung von Versiche-
rungsgesellschaften entspricht. Man hat den Lebens-
versicherungs-Gesellschaften zuweilen den Vorwurf ge-
macht, die starke Begünstigung der Hypotheken verstoße
gegen die Liquidität. Es ist demgegenüber darauf hin-
zuweisen, daß im normalen Lebensversicherungsgeschäft
die Prämieneinnahmen mehr als reichlich zur Deckung
der Ausgaben hinreichen und daß Katastrophen, wie sie
beispielsweise in der Feuerversicherung vorkommen
können, in der Lebensversicherung ziemlich ausgeschlossen
sind. Auch die Kriegsgefahr ist deshalb nicht so groß,
weil die Mehrheit der Versicherten nicht mehr im wehr-
fähigen Alter steht. Außerdem ist die hypothekarische
Anlage nicht so unflüssig, wie es den Anschein hat. Erst-
klassige Hypothekenbriefe lassen sich zur Befriedigung
vorübergehender Geldbedürfnisse jederzeit leicht lombar-
dieren. Außerdem können die Anstalten einen großen
Teil ihrer Hypotheken, mindestens ein Zehntel des ge-
samten Bestandes, mit sechsmonatlicher Frist kündigen,
da die Hypotheken regelmäßig nur auf zehn Jahre un-
kündbar ausgeliehen werden und sich dann mangels neuer
vertraglicher Regelung nur um ein Jahr prolongieren.
412
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 26
u :: H II :: :: BÜCHERSCHAU :: :: :: :: H ::
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Der Eisenbeton in Theorie und Konstruktion. Von Prof. Rudolf
S a 1 i g e r , Wien. Leipzig, Verlag Alfred Kröner. Preis
geb. 6 M.
In dem Buche wird uns eine umfassende wissenschaftliche
Darstellung der Grundzüge des Eisenbetonbaues geboten. Es
behandelt in der Hauptsache die Eigenschaften des Betons,
gibt eine klare Darstellung ider statischen Behandlung der
Grundfornien und schließt mit einem Ueberblick über die An-
wendungen des Eisenbetons. Zunächst ergibt sich, daß das
Werk eine Umajbeitung erfahren hat. Das ist anzuerkennen.
Denn mag man über die Notwendigkeit einer Umarbeitung des
Salingerschen Buches verschiedener Meinung sein, eins ist
sicher, daß die Eisenbetontechnik jetzt einen gewissen Abschluß
erreicht hat. Es war daher vorauszusehen, daß der Verfasser,
dem die Eisenbetontechnik vieles verdankt, seinen Anhängern
die Erfahrungen und Anschauungen der Gegenwart nicht vor-
enthalten würde.
Die neue Auflage des Buches wird auch weiterhin dieselbe
Verbreitung finden, die seine beiden früheren Auflagen hatten.
G.
„Liegt Sturm- oder Blitzschaden vor?" Eine praktische An-
leitung für Landwirte, Villen- bezw. Hausbesitzer und Bau-
sachverständige zur Unterscheidung beider Arten von
Schäden, bearbeitet von Wilhelm Preuß, Versicherungs-
und Baubeamter in Danzig-Langfuhr. Zweite, erweiterte ,
Auflage. Selbstverlag des Verfassers. Preis 1,70 M.
Aus den im vorliegenden Hefte erwähnten Beispielen und ,
Erörterungen ersieht man, daß es nicht so leicht ist und lang- ;
jähriger praktischer Erfahrung bedarf, um den Unterschied zwi-;.
sehen Sturm- und Blitzschaden einwandfrei festzustellen. Sind^-
die charakteristischen Merkmale der beiden Arten von Schäden,^
die oft wenig unterschiedlich sind, nicht bekannt, so ist es ;
für Bausachverständige, den Versicherungsnehmer und die Ver-._,
Sicherungsgesellschaften nicht gut möglich, die Ansprüche, Rechte.,
und Pflichten wirksam 'und sachgemäß vertreten tu können. Der
Schaden erhöht sich dann meistens noch durch Kosten weiterer
Gutachten^ Ortsbesichtigungen und schließhch unvermeidlicher
gerichtlicher Urteile.
Die Kenntnis der gegebenen Anleitung ist für den Bau-
sachverständigen, mag er nun die Versicherungsgesellschaften
oder die Versicherungsnehmer vertreten, jedenfalls unerläßlich.
Kommt hierfür ein Bauunternehmer in Frage, so bietet sich ihm '
noch zumeist die Gelegenheit, aus der richtigen Beurteilung
der Frage insofern weiter Nutzen zu erzielen, als man ihm doch ^
sicher auch bei erfolgreicher Vertretung gern die Arbeiten für
Neubau oder Instandsetzung der beschädigten Gebäude über-
tragen dürfte. Der Versicherer wird aber bestimmt zu der Er-
kenntnis gelangen, für beide Schäden gleichzeitig Versicherung
zu nehmen und nicht nur, wie es vorkommt, für Blitzschaden
allein. Die Anschaffung des Werkes ist daher nach jeder Rich-
tung hin wärmstens zu empfehlen. R.
„Die feuerfeste Industrie." Von Paul Werner, techn. Leiter
einer Schamottefabrik. Mit 46 Abbildungen. Wien und
Leipzig. A. Hartlebens Verlag. Preis geh. 4 M, geb.
4,80 M.
Für den im Betrieb stehenden Fachmann zumeist geschrieben,
gibt das Werk hier eine ausführliche Schilderung über den
heutigen Stand der feuerfesten Industrie. In drei Teilen zer-
fallend, beleuchtet es die Eigenschaften und Verwendung der
Tone Deutschlands und Oesterreichs, beschreibt die Gewinnung'
des Tons, Förderkosten, Prüfungsmethoden, Lieferungsverträge.
Die Arbeiten in einer modernen Fabrik, vom Sortieren der
Rohstoffe bis zum Versand der fertigen Fabrikate, werden vor-
geführt und die Abbildungen gezeigt. Man findet ferner Auf-
schluß über den Handel in feuerfesten Produkten und beachtens-
werte Winke bei Lieferungsabschlüssen, sowie Aufschluß über
die Absatzgebiete und den Bau von Ofenanlagen.
Fachleute aller technischen Zweige finden jedenfalls viel
Lehrreiches in dem Werk, das den Stoff gut zur Darstellung
gebracht hat und bester Empfehlung wert ist. R.
Leitfaden der landwirtschaftlichen Baukiinde für Bati^ewerk-
schulen, verwandte technische Und landwirtschaftliche Lehr-
anstalten. Von Prof. Alfred Schubert. Zweite, ver-
besserte und vermehrte Auflage. Mit 101 Originalfiguren
im Text. Leipzig und Berlin. Druck und Verlag von
B. G. Teubner. Preis kart. 1,60 M.
Das schon in seiner ersten Auflage außerordentlich brauch-
bare Buch hat durch die zweite Auflage eine wesentliche Er-
weiterung erfahren. Die landwirtschafthche Baukunde, die in
der Regel nicht so intensiv von denen gepflegt werden kann,
die sich größtenteils mit anderen Aufgaben beschäftigen, erfährt
in diesem Werkchen eine eingehende Behandlung. Wir emp-
fehlen das Buch gern, weil es in kurzen Zügen das Wissens-
werte aus dem Gebiete landwirtschaftlicher Baukunde aus langer
Erfahrung heraus und unter dem Gesichtswinkel neuzeithcher
Forderungen enthält. Wer mit landwirtschaftlichen Bauaufgaben
gelegentlich betraut wird, für den ist das Werkchen un-
entbehrlich.
Bauinschriften an deutschen Kulturstätten. Gesammelt und
herausgegeben von Richard Schlegel. Mit einem An-
hang: Uhrumschriften. Berlin. Verlag von Bernhard
Poetschki. Preis 0,80 M.
Der Verfasser hat mit Fleiß eine Anzahl Bauinschriften;
gesammelt. Die Inschriften zeugen oft vom Geist der Zeit,
in der die Gebäude errichtet wurden. Man kann deshalb mit
dem Verfasser einer Meinung sein, daß die Hausinschriftenl
einen Schlüssel zur Vergangenheit unseres Volkes darstellen.
Unter den Hausinschriften kommen eine Menge fremdsprachliche
in Frage. Ohne auf die Berechtigung der Anwendung der
fremden Sprache einzugehen, hätten wir in dem sonst anregenden
Büchlein gern auch die Uebersetzungen gefunden.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher und Kataloge
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Die elektrolytischen Metallniederschläge. Lehrbuch der
Galvanotechnik mit Berücksichtigung der Behandlung der Metalle vor und nach dem
Elektroplattieren. Von Dr. W. Pfanhauser jr. Mit 73 in den Text gedruckten
Abbildungen. Berlin. Verlag von Julius Springer. Preis geb. 15 M.
Leitfaden für den Unterricht in der Elektrotechnik an
gewfrblichen Lehranstalten elektrotechnischer und mechanisch-technischer Richtung,
sowie zum Selbststudium für Maschinentechniker, Meister und Monteure. Verfaiit
von Prof. V. Kowarzik. Mit 15ö Abbildungen im Text. Wien und Leipzig.
Verlag von Franz Deuticke. Preis 3.60 K.
Lehrgang der bchaltungsschemata elektrischer St.irk-
stromanlagen. Unter Mitwirkung seines Assistenten Dipl.-Ing. W. Fels
herausgegeben von Prof. Dr. J. Teichmüller. II. Band: Schaltungsschemata für
Wechsclstromanlagen. Mit 28 lithographierten Tafeln. München und Berlin. Druck
und Verlag von R. Oldenbourg. Preis 12 M.
Experimentelle Elektrizitätslehre. Verbunden mit einer Ein-
führung in die Maxwellsche und die Elektronentheorie der Elektrizität und des
Lichts. Dargestellt von Dr. Hermann Starke. Zweite auf Grund der Fort-
schritte der Wissenschaft umgearbeitete Auflage. Mit 334 in den Text gedruckten
Abbildungen. Leipzig und Berlin. Druck und Verlag von B. G. Teubner.
Preis geb. 12 M.
Untersuchungen über die Kraftrichtung im schiefen Ge-
wölbe. Von C. Busemann. Berlin. Verlag: Zement und Beton, G.m.b.H.
Preis geh. 4 M.
Der Betonpfahl ,, System Mast". Ein neues Gründungsverfahren
mit ,,Betonprählen in verlorener Form". Von Ing. H. Struif. Mit 16 Abbildungen.
Berlin. Verlag von Julius Springer. Preis brosch. 60 Pfg.
Umschnürter Beton (Beton Frette). Seine Theorie und Anwendung
im Bauwesen. Herausgegeben von Wayß Freytag, A.-G., Neustadt a.d. Haardt.
Stuttgart. Verlag von Konrad Wittwer. Preis 2 M.
Bemerkenswerte Brückenbauten der drei letzten Jahre 1 907/09.
Von Professor A. Röhn, Zürich. Verlag von Rascher & Cie.
Der moderne Fabrikbetrieb und seine Organisation. Be-
arbeitet von Wilhelm van den Daele. Zweite vermehrte Auflage des ,, Modernen
Geschäftsbetriebes". Mit zahlreichen Formularen. Stuttgart. Muthsche Verlags-
handlung. Preis geh. 5 M, geb. 6 M.
Die moderne Fabrikbuchhaltung, insbesondere die Gruppenbuch-
haltung mit Statistik und Kalkulation. Bearbeitet von Wilhelm van den Daele.
Zweite durchgesehene und vermehrte Auflage der ,, Modernen Buchhandlung". Stutt-
gart. Muthsche Vcrlagshandlung. Preis geh. 5 M, geb. 6 M.
Entwerfen und Berechnen von Heizungs- und Lüftungs-
anlagen. Von Otto Wieprecht. Vierte, verbesserte und vermehrte Auflage.
Halle a. S. Carl Alarhold, Verlagsbuchhandlung. Preis 3.60 M.
Das Veranschlagen von Hochbauten nach der Dienstanweisung
für die Lokalbaubeamten der Staats-Hochbauverwaltung, einschließlich der neuesten
Vorschriften für das Garnisonbauwesen, sowie die Normen für die Fabrikation
und Lieferung von Baumaterialien und die Baupreise. Von G. Benkwitz. Mit
einer lithographierten Tafel, einem Anschlagsbeispiel und Erläuterungen. Achte
erweiterte Auflage. Berlin. Verlag von Julius Springer. Preis brosch. 2.40 M,
geb. 3.20 M.
Die Steinkohlengas-Industrie in Deutschland in ihrer Be-
deutung für die Volksv^irtschaft und das moderne Sfädteleben. Von Dr. Albert
Erich Schnabel-Kühn. München und Berlin. Druck und Verlag von R. Olden-
bourg. Preis 4 M.
Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Gaswerke.
Von H. Oeitmann. Mit 20 in den Text gedruckten Abbildungen. München und
Berlin. Druck und Verlag von R. Oldenbourg. Preis 4 M.
Die P r c ß 1 u f t w e r k z e u g c. Von P. Iltis. A\it 105 Abbildungen. Leipzig.
G. J. Göschensche Verlagshandlung. Preis geb. 80 Pfg.
Elementar - Mechanik für Maschinen-Techniker. Von Dipl.-
Ing. Rudolt Vogdt. Mit 154 Textabbildungen. Berlin. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 2.80 M,
Einführung in die Elemente der höheren Mathematik und
Mechanik. Für den Schulgebrauch und zum Selbstunterricht bearbeitet von
Dr. Hans Lorenz. Mit 125 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin una
München. Druck und Verlag von R. Oldenbourg. Preis 2.40 M.
Mathematische Formelsammlung. Zusammenstellung wichtiger
Erklärungen, Regeln und Formeln mit erläuternden Beispielen für die Unterstufe,
insbesondere zur Vorbereitung für das Einjährig-Freiwilligen-Examen. Von Ludw.
Zimmermann. Mit fünf Textabbildungen. Essen. Q. D. Baedeker, Verlagshand-
lung. Preis kart. 1.50 M.
Arithmetische Aufgaben. Unter besonderer Berücksichtigung von
Anwendungen aus dem Gebiete der Geometrie, Physik und Chemie, sowie von
Aufgaben über graphische Darstellungen. Bearbeitet von Prof. Dr. Hugo Fenkner.
Aus^.ibe B. \'oinehmlich für den Gebrauch in sechsklassigcn höheren Lehranstalten
uiuf in Mittelschulen, sowie in Seminaren und gewerblichen Fachschulen. Vierte
umgearbeitete Auflage. -Berlin. \'erlag von Otto Salle. Preis 1,85 M.
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
413
Theoretische und experimentelle Untersuchungen an der
synchronen Einphasen-Maschine. Von Dr.-lng. iVlax Wengner. Mit
44 in den Text gedruckten Abbildungen und 1 Tafel. München und Berlin. Druck
und Verlag von R. Oldenbourg. Preis 2,40 M.
Die experimentelle Grundlegung der Atomistik. Ein Be-
richt von Werner Mecklenburg, Jena. Verlag von Gustav Fischer. Preis 2,50 M.
Die feuerfeste Industrie. Von Paul Werner. Mit 46 Abbildungen.
Wien und Leipzig. A. Hartlebens Verlag. Preis geh. 4 M, geb. 4,80 M.
Die thermodynamischen Grundlagen der Wärmekraft - und
Kältemaschinen. Von M. Röttinger. Mit 73 Abbildungen. Leipzig. O. J.
Oöschensche Verlagshandlung. Preis geb. 80 Pfg.
Ueber die Theorie des Kreisels. Von F. Klein und A. Sommer-
feld. Heft IV: ,,Die technischen Anwendungen der Kreistheorie. Mit 143 Ab-
bildungen im Text. Leipzig. Druck und Verlag von B. O. Teubner. Preis geh.
8 M, geb. 9 M.
Allgemeine chemische Technologie. Von Dr. Gustav Rauter.
Z'j'cite^- verbesserte Auflage. Leipzig. G. J. Oöschensche Verlagshandlung. Preis
geb. 80 Pfg.
Ueber das Fließen fester Körper. Von A. Leon. Prag. A. Haase,
K. u. K. Hofbuchdruckerei.
Kerbgröße und Kerbwirkung. Von Privatdozent Dr. A. Leon.
Hierzu 13 Textabbildungen und 28 Tafelabbildungen. Wien. Lehmann & Wentzel,
0. m. b. H.
Ueber die Zerstörungen in tunnel. artig gelochten Ge-
steinen. Von A. Leon und F. Willheim. Hierzu 20 Textabbildungen und zwei
Tafeln. Lehmann & Wentzel, G. m. b. H.
Der Weltbau. Gemeinverständliche Darlegung der natürlichen Entwick-
lung der Körper und Kräfte. Von Carl Krafft. 1. Teil: Die Fundamente des
Weltgcbäudes. Wien. Verlagsbuchhandlung Karl Konegen (Ernst Stülpnagel).
Preis 2 M.
:: :: :: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: H ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D:e zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 140. Mir ist ein Verfahren zur Abdichtung des Luft-
raumes zwischen Türunterkante und Fußbodenoberkante ge-
setzhch geschützt worden. Die Abdichtung erfolgt durch eine
selbsttätig funktionierende Vorrichtung beim Schheßen bezw.
Oeffnen und kann ohne wesentliche Formänderung in jeder
normalen Tür eingebaut werden. Bestehen Firmen, die ähnliche
Erzeugnisse herstellen oder die bereit wären, meine Erfindung
zu verwerten?
Frage 141. Liegen Erfahrungen vor über Anstriche von
Decken, Wänden und Fußböden in Wandererarbeitsstätten und
Herbergen? Welche Ausführungsart ist vorzuschlagen?
Frage 142. Ich bitte um Angabe der baulichen Gestaltung
und inneren Einrichtung größerer moderner Holzbearbeitungs-
fabriken.
Frage 143. Die Analyse eines verwendeten Leinöles ergab:
Refraktion des Oeles bei 25« C = 74,5; Jodzahl = 131,3; un-
verseifbare Bestandteile = größere Mengen. Zu den Arbeiten
war reines Leinöl vorgeschrieben. Entspricht das verarbeitete
Material dieser Bedingung?
Frage 144. In den Trotten soll eine Fleischkühlanlage
erbaut werden. Die Einricfitungen müssen auch eine Eis-
erzeugung ermöglichen. Welches System kann mir dafür emp-
fohlen werden?
Frage 145. Welche Unternehmungen befassen sich mit der
Versetzung ganzer Gebäude nach einem anderen Standort?
Frage 146. Die Staubentwickelung, hervorgerufen durch
das Schleifen der Damenkleider, soll in einer Kirche beseitigt
werden, deren Gänge mit roten Mauersteinen gepflastert sind.
Wie ist hierbei vorzugehen?
Frage 147. Die Garnituren für Badeanlagen sollen aus
Aluminium hergestellt werden. Da sich aber das Material sehr
schwer bearbeiten läßt, so wird angeregt, eine Legierung zu
verwenden. Welche würde sich für diesen Zweck besonders
eignen, oder ist eine empfehlenswerte im Handel bereits zu
hahen und bejahendenfalls wo? Wie kann ferner Aluminium
pohert werden, damit es Hochglanz erhält? Auch bitte ich
um Angabe der geeignetsten Rohrverbindung hierfür.
Frage 148. Gibt es literarische Werke über die technische
Beschaffenheit von Rodelbahnanlagen, und woher sind solche
zu beziehen? — Die Trace für eine neu anzulegende Rodel-
bahn, welche ca. 5 km lang werden soll und durchschnittlich
ein Gefälle von etwa 10% und mehr erhalten kann, führt
über eine durchweg leicht gekrümmte Strecke, welche auf 1,5 km
nur 6 bis 7o/o Gefälle aufweist. Empfiehlt es sich nun, diese
Strecke durchgehends mit einem solch geringen Gefälle aus-
zubauen, oder ist es ein kleineres Uebel, die Bahn so anzulegen,
daß durch seitliche Verschiebung das ganze vorhandene Ge-
fälle auf ca. 1 km verteilt wird, wodurch etwa 10o,o erreicht
werden, und eine ca. 500 m lange, etwa wagerechte Gehstrecke
übrig bleibt, an welche sich der letzte, noch ca. 1 km lange
Teil der Rodelbahn mit durchschnitthch lOo/o Gefälle wieder
anschließt? Die Anlage läßt sich so projektieren, daß mit
ca. 20 o/o Gefälle auf 300 bis 400 m Länge in gerader Linie
in die flache Neigung eingefahren werden kann.
Zur Frage 130. Sommer-Wohnhäuschen. II. (I s. Heft 25.)
Durch das der Gesellschaft Kleinhausbau in Dresden-Hellerau
patentierte Verfahren (Tessenowwand) können Sommerhäuschen
billig hergestellt werden.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u, wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
•♦♦•*«♦««*♦♦«•♦««**«*«
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 30-60 M (vom I.Juli 1911 ab
45-90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen berufl. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u, Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für 'volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
414
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 26
XXXVIII. Liste der Besucher des Erholungsheims.
1075 Paul Franke, Bautechniker, Berlin. 1076/77 Hans
Kurz, Techn., mit Gattin, Berlin. 1078/79 Frau Bursch mit
Tochter, Hameln. 1080/81 Otto König, Maurermstr., und Frau,
Halle. 1082 Hermann Faulbaum, Katastereleve, Bitterfeld.
1083 Max Winkler, Ing., Hamburg. 1084 Hermann Faulbaum,
Masch.-Techn. 1085/86 Hans Lammers, Wohnungs-Revisor, und
Frau. 1087/88 Otto Schmidt, Ing., und Frau, Berlin. 1039
R. Dietz, Ing., Cainzdorf. 1090 Waldemar Muth, Ing., Nürn-
berg. 1091/92 Erich Jake, Verm.-Ing., und Frau, Steglitz.
1093 Frau Lehmann, verw. Hofmaurermstr., Steglitz. 1094/95
Franz Engelmann und Frau, Berlin. 1096 Nikolaus Petersen,
Kulturtechniker, Königsberg. 1097 Rieh. Haase, Ing., Chem-
nitz. 1098 Adolf Schwerin, Ing., Wiesbaden. 1099 Ludwig
Dietzel, Techn., Berlin. 1100/1101 Helene Dietzel und Tochter,
Berlin. 1102 Fr. Rozek, städt. Bauführer, Straßburg.
Aufruf
zur Gründung von Volkshochschulen im Deutschen Reich!
Damit die Vorzüge, die gegenwärtig unsere Mitglieder in Berlin in Gestalt von freien Vorträgen genießen, in Zukunft
auch den an anderen Orten Wohnenden ermöglicht werden können, werden jetzt überall in Deutschland
Volkshochschulvereine
als Lokalvereine des »Verbandes der Volkshochschul vereine Deutschlands (Sitz Berlin)« ins Leben treten. Diese Orts-
gruppen können nur gedeihen, wenn sie Glied einer großen Zentralorganisation sind. Nur auf diese Weise — nicht
aber durch Förderung der schon jetzt bestehenden Dezentralisation — läßt sich der Volkshochschulgedanke auch in den
fern abliegenden Städten und Dörfern entwickeln und ein Band um alle diejenigen schlingen, die an der intellektuellen
Kultur Anteil heischen. Goethe sagt in seinen Silvesterbriefen an Zelter (v. 31. Dez. 1829): Ich habe bemerkt, daß ich
den Gedanken für wahr halte, der für mich furchtbar ist, sich an mein übriges Denken anschließt und zugleich mich
fördert. Das gilt auch für die Anhänger der Volkshochschule. Zur Schaffung dieser Lokalorganisationen brauchen wir
zunächst für jeden Platz in Deutschland einen
Vertrauensmann
der in seinem Wohnort die Initiative zur Gründun? eines Volkshochschulvereins zu ergreifen die Ener<Tie besit7»
Wir bitten daher alle diejenigen, die sich für die Abhaltung populär wissenschaftlicher Vortragsreihen an ihrem Ort
interessieren, mit einigen Herren ihres Bekanntenkreises zusammenzutreten und uns zu schreiben, daß sie für ihren Wohnort
bereit sind, einen Volkshochschulverein, bestehend vorläufig aus den und den Mitgliedern, ins Leben zu rufen.
Freiwillige vor! -
Es kommt zunächst nur auf die Tatsache der Vereinsbildung d. h. die Schaffung fester Stützpunkte an, nicht auf die
Zahl der Mitglieder, die allmählich organisch wachsen muß. Die Volkshochschulvereine sollen als Sektion des oben
genannten Verbandes in Berlin, der sie mit Programmen, Schriften, Rednern usw. versorgt, ab I.Januar 1911 mit Mk. 5, —
pro anno und Einzel-Mitglied beitragspflichtig sein. Sie sollen ferner die »Volkshochschule« gratis geliefert erhalten.
Meldungen erbeten an Dr. Oskar Stillich
Dozent an der Humboldtakademie in Berlin, Groß-Lichterfelde, Margaretenstr. 1 1
An unsere Mitglieder!
Den vorstehenden Aufruf haben wir sehr gern veröffentlicht und wir begleiten diesen mit unseren besten Wünschen
auf einen guten Erfolg. Das Bedürfnis nach Weiterbildung und Anschluß an das geistig-politische Leben ist unter unseren
Mitgliedern besonders rege. Wir glauben uns deshalb zu der Annahme berechtigt, daß sich recht viele Mitarbeiter aus
unserem Kreise melden. Mitteilungen hierüber sind uns jederzeit erwünscht. Zur Einleitung der Verhandlungen und aus-
führlichen Auskünften sind wir gern bereit. Der Vorstand,
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerl<sam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen; Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. — Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
S tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleituiig.
Dezirksverwalt linken
Bezirksverwaltiing Brandenburg. Br.-A. : Emil Rohr, Cliar-
lottenburg 5, Städt. Bürgerhaus. Wiederholt haben wir im Vcr-
kündigungsblatt der Bezirksverwaltung Brandenburg um Ein-
sendung der Fragebogen für die Durchführung der Gruppcn-
einteiUing (s. Heft 9 und 10 der D. T.-Z.) gebeten; diese sind*
uns immer noch nicht vollzählig zugegangen. Wir bitten daher
nochmals die Mitglieder der Bezirksverwaltung Brandenburg im
Interesse der wichtigen Sache und um eine genaue statistische
Aufstellung anzufertigen, die gewünschten Fragebogen endlich
genau auszufüllen und umgehend an den Schriftführer der
Bezirksverwaltung, Herrn A. Dieter, Chariottenburg 1, Tegeler
weg 5, einzusenden. Insbesondere bitten wir die Herren Ver-
einsvorstände aller Zweigvereine dringend, die noch in ihren
Händen befindlichen ausgefüllten Fragebogen, sowie ein ge-
naues ausführliches Mitgliederverzeichnis schnellstens an die
oben angegebene Adresse senden zu wollen. Des weiteren
weisen wir darauf hin, daß vielen Kollegen das Verkündigungs-
blatt der Bezirksverwaltung Brandenburg nicht zugestellt werden
kann, weil ihre Adressen nicht richtig angegeben sind. Eine
größere Anzahl Exemplare wird uns ständig als unbestellbar
zurückgegeben. Wir bitten deshalb alle diejenigen, die das
Verkündigungsblatt nicht regelmäßig erhalten, ihre genaue Woh-
nungsangabe dem Schriftführer (Adresse s. oben) mitzuteilen.
— Die Leitung unseres Verkündigungsblattes hat jetzt Kollege
Anton Schirmbeck, Spandau, Damm 4 a, übernommen und sind
alle das Blatt betreffende Mitteilungen an diesen Herrn zu richten.
Zwfisvereine
Gemischte Vereine.
Karlsruhe. Technischer Verein. Am 4. Juli findet
unsere 2. Generalversammlung im Vcreinflokal zum „Goldenen
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
415
Adler" statt, zu der wir vollzähliges Erscheinen erwarten. Tages-
ordnung: 1. Verlesen des Protokolls. 2. Erledigung neuer Ein-
gänge. 3. Kassenbericht. 4, Wahl der statutenmäßig aus-
scheidenden Vorstandsmitglieder. 5. Verschiedenes. Außerdem
machen wir auf die am 9. Juli stattfindende Exkursion nach
Straßburg aufmerksam und bitten um eine rege Beteiligung.
Die mit den Beiträgen noch rückständigen Mitglieder bitten wir,
diese baldigst an unseren Kassierer, Herrn Albecker, Karlsruhe-
Grünwinkel, Durmersheimer Straße 19, zu entrichten.
München. Techniker-Verein. E. V. Am Dienstag,
13. Juni, fand die letzte Versammlung des verflossenen Winter-
halbjahres statt. Unser Vorsitzender, Koll. Bender, hob bei
■dieser Gelegenheit hervor, daß der Verein mit dem Erfolg
seiner Winterarbeit zufrieden sein kann. Wir hatten uns vor-
genommen, zum Schluß des Winters einen Mitghederbestand von
500 Kollegen aufzuweisen. Auf 503 Mann haben wir es ge-
bracht. Die sozialpolitische Tätigkeit ist ebenfalls fruchtbar
gewesen. Hier haben wir durch die Verhandlungen mit den
Arbeitgebern erreicht, daß in vielen Betrieben unseren Kollegen
endlich Urlaub gewährt wird und daß die ungeteilte Arbeits-
zeit wenigstens an Sonnabenden eingeführt wurde. Auch bei
der Regelung der Gehaltsfrage sind wir einen Schritt vorwärts]
gekommen. Ebenso wurde die fachwissenschaftliche Fortbildung
unserer Mitglieder im verfolssenen Winter durch verschiedene
Veranstaltungen gefördert. — Von nun ab findet am 1. Dienstag
eines jeden Monats eine Monatsversammlung und jeden 3. Diens-
tag Kellerabend im Augustiner-Keller statt, während jeden
2. Sonntag eine Exkursion vorgesehen ist.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Br.-A. : Ing. Fr. Zube, Regen-
walde, Mauerstr. 289. Unsere nächste Versammlung findet Sonn-
tag, 2. Juli, nachmittags 1/2^ Uhr, in Regenwalde, Hotel Müller,
statt. Gäste sind uns sehr willkommen. Vorher findet eine Be-
sichtigung der Maschinenfabrik statt. Hierzu erwarten wir das
vollzähliges Erscheinen unserer Mitglieder. — Kollegen, welche mit
ihren Beiträgen für das 2. Quartal noch im Rückstände sind,
werden gebeten, diese umgehend einzusenden.
Wetzlar. Technische Vereinigung. Br.-A. : Karl
Leonhard, Eisenbahn-Bauassistent, Wetzlar. Am 4. Mai d. J.
wurde in Wetzlar ein Zweigverein des D. T.-V. gegründet.
Derselbe führt den Namen: Wetzlarer Technische Vereinigung.
Der Vorstand der Vereinigung setzt sich wie folgt zusammen :
1. Vorsitzender: Karl Leonhard, Bauassistent, Wetzlar. 2. Vor-
sitzender: Georg Kopper, Ing., Wetzlar. Schriftführer: Karl
Büß, Ing., Wetzlar. Kassierer: Karl Heinz, Arch., Wetzlar.
Vereinsabend: Jeder erste Donnerstag des Monats im Hotel Luy.
Techniker im Baugewerbe.
Essen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. Brief-Adresse: H. Keller,
Essen, Korneliastraße 131. Nächste Hauptversammlung am
Sonntag, 2. Juli, in Dortmund, Kölnischer Hof, Köl-
nische Straße 7. Vormittag 9 Uhr Vorstandssitzung, 10 Uhr
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des Proto-
kolls und der Eingänge. 2. Beratung der Anträge. 3. Be-
richt über den 53. Bezirkstag. 4. Aufnahme neuer Mitgheder.
5. Verschiedenes. Nachmittags: Besichtigung der Dortmunder
Schauflüge. Wir bitten um vollzähliges Erscheinen, Gäste will-
kommen.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs.: Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O.: Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. In den Sommermonaten Juli und
August fallen die Versammlungen aus. T)ie nächste Mitgheder-
versammlung findet demnach erst Im September statt. Nähere
Mitteilungen über die nächste Sitzung ergehen später. Schon
jetzt ersuchen wir aber alle unsere Mitglieder für eine ener-
gische Verbands- und Vereinstätigkeit im kommenden Winter-
halbjahr bereit zu sein und alle unsere Veranstaltungen pünkt-
lich und z'ahlreich zu besuchen. — Die fälligen Beiträge bitten
wir einschl. 5 Pf. Bestellgeld unseren Kassierer einzusenden.
— Für die vom 15. bis 19. Juli in Dresden stattfindende Wander-
versammlung des D. T.-V. sind Programme, Einladungen und
Anmeldungsformulare durch unseren Schriftführer, Koll. Leipziger,
zu beziehen.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Br.-A.: Ing. Baumgart, Dresden-N., Leipziger
Straße 38 III. Vereinslokal: Gewerbehaus, Ostra-Allee. Sonn-
abend, 24. Juni, abencfs 8 Uhr, findet im Restaurant ,,Park'-
schänke", Dresden-Plauen, unsere zweite Wanderversammlung!
statt. Kollege Bock wird ein kurzes Referat halten, dessen
Thema in der Versammlung bekanntgegeben wird. Alle Kollegen
werden dringend ersucht, sich mit ihren Damen recht zahlreich
zu beteiligen. Gäste sowie Mitglieder unserer Brudervereine
sind uns herzlich willkommen. — In der nächsten Monats-Haupt-
versammlung, die am 7. Juli stattfindet, wird das Programm
der Wanderversammlung des D. T.-V. anläßlich der Hygiene-
Ausstellung in Dresden bekannt gegeben und gleichzeitig die
Teilnehmerkarten verteilt.
Staatstechniker.
Nürnberg. Techniker-Verein der Kgl. bayer<
Staatsbauverwaltung. Sonntag, 25. Juni, vormittags!
10 Uhr, findet in Augsburg, Hotel Eisenhut, am Obstmarkt, eine
Generalversammlung statt. Tagesordnung: 1. Jahresbericht.
2. Protokoll'verlesung der letzten Sitzung. 3. Kassenbericht.
4. Wahl des Vorstandes und des Ausschusses. 5. Beratung
der gestellten Anträge. 6. Innere Vereinsangelegenheiten.
Landesverein Mittl. Sächsischer Eise n bah n -
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker - Verein.
Br.-A.: E. Klotsche, Bahnmeister I. Kl., Zschopauer Str. 64.
Im Monat Juli findet keine Versammlung satt. Auch die an-
gekündigte Versammlung am 13. Juli fällt aus. Den Mitgliedern
geht aber demnächt ein Rundschreiben — Besichtigung der
chemischen Fabrik in Döbeln am 1. oder 8. Juli betreffend —
ztu. Im JVionat August findet die erste Versammlung am
Donnerstag den 24. statt. — Die rückständigen Beiträge bitten
wir umgehend unserem Kassierer, Herrn Telegraphenmeister
Stiebietz, Elta-Chtz. einzusenden. — Für die Wanderversamm-
lung des D. T.-V. vom 15. bis 19. Juli in Dresden, verbunden
mit einer Besichitigung der Hygiene-Ausstellung, können Fest-
programme durch den ersten/' Vorsitzenden unseres Vereins
bezogen werden.
Nachruf.
Am 10. d. M. verschied an den Folgen einer Operation
unser treues Mitglied und Mitbegründer des Vereins,
Herr Ingenieur Wilhelm Lohr
im 39. Lebensjahr. Sein biederer Charakter und sein stetes
Interesse für unsere Vereins- und Verbandsbestrebungen
sichern ihm in unserem Kollegenkreise ein dauerndes,
ehrendes Andenken.
Technische Vereinigung Herne.
Warnung!
Durch ungerechtfertigte Entlassung einzelner Angestellter bei den Firmen
Bergmann, Elektrizitätswerk in Berlin, und
Stengel & Hofer, Architekturbureau in München
bestehen mit diesen Firmen Differenzen, die uns veranlassen, unsere Stellenvermittelung für dieselben
zu sperren. Wir warnen daher die Kollegen vor der Annahme einer Stellung bei obengenannten
Firmen. Die Verbandsleitung.
416
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Helt 26
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes !
Zweigstellen der Verbands-Stellenvermittelung
Augsburg. Adresse: W. Arnold, Haunstetter Straße 25 a.
Berlin. Hauptstelle: SW. 68, Markgrafenstraße 94.
— Für Kultur-, Tiefbau- u. Vermessungstechniker: L. Ur-
bach, Baumschulenweg b. Berlin, Scheiblerstr. 27 11.
— Für Steinmetztechniker: J. Marsalek, Johannisthal, Park-
straße 20 I.
Bielefeld. Adresse: W.Langbein, Ravensberger Straße 60.
Braunschvveig. Adresse: G. Janschek, Pestalozzistraße 19.
— Adresse: K. Steiner, Gerstäckerstr. 23.
(Nur für Maschinen- und Elektrotechniker.)
Bremen. Für Hoch- und Tiefbau: Otto Krause, Neustadts
Contrescarpe Nr. 70.
— Für Maschinen- und Schiffbau: L. Seipgens, Luther-
straße 21.
Breslau. Adresse: E. Reußner, Breslau 8, Webskystr. 11.
Bromberg. Adresse: H. Neudahl, Mittelstraße 48.
Cassel. Adresse: F. Thielke, Roonstr. 44.
Danzig. Adresse: E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
Dortmund. Adresse: E. Lustig, Kaiserstr. 86.
Dresden. Adresse: A. Gawehn, Dresden-A., Gr. Kirchg. 2 11^
Erfurt. Adresse: L. Leidenfrost, Scharnhorststr. 18.
Frankfurt a. M. Adresse: Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-'
Bk., Adalbertstr. 73 I. Sprechstunde U/^ bis 2V2 und 7 bis
8 Uhr nachmittags.
Halle a. S. A. Adresse: W. Schleenvoigt, Friedrichstr. 24 111,
(Nur für Maschinentechniker.)
— B. Adresse: L. Hauschild, Alte Promenade 25
(Stadttheater).
Hamburg-Altona. Adresse: E. Natho, Hamburg 23, Leibnitz-
straße 6.
Hannover. Adresse: L. Damköhler, Slicherstr. 8.
— Adresse: O. Bruns, Drostestraße 3.
(Nur für Maschinentechniker.)
Harburg a. E. Adresse: P. Möhring, Postweg 45.
Kaiserslautern. Adresse: Otto Braun, Barbarossastr. 37.
Karlsruhe i. B. Adresse: Rob. Jais, Werderplatz 45111.
Kattowitz, O.-S. Adresse: W. Gehrke, Beatestraße 12.
Kiel. Adresse.: F. Kobarg, Hansastr. 10.
Königsberg i. Pr. Adresse: Militär-Bausekretär Wiehe, Königs-
eck 5.
Leipzig. Adresse: An die Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung
Leipzig, Thoraasring 18 IV, Wünschmannhof. Fernspr. 14854,
Magdeburg. Für Hoch- und Tiefbau: Th. Grosse, Breite
Weg 175/177.
Für Maschinenbau: P. Herrmann, Kruppstr. 12.
Mannheim. Adresse: Fr. Krieger, Beethovenstr^ 12.
Metz. Adresse: J. Ziegler, Brunnenstr. 8.
Mülhausen i. E. Adresse: Philipp Mayer, Engel-DoUfußstr. 7.
München. Für Hoch- u. Tiefbau: Münchener Techniker-Verein,
Elisenstr. 7. (Obmann Peter Danninger,)
— Für Maschinenbau: A. Dörge, Holzstr. 26, Tele-
phon 22 954.
Niederschlesien. Adr.: C. Hauer, Altwasser i. S., Promenade.;
Nürnberg. Für Hoch- und Tiefbau: Fr. Rehle, Untere Grafers-
gasse 9. Sprechstunden : Montag, Mittwoch
und Donnerstag 7 bis 8 Uhr abends.
— Für Maschinenbau: G. Hauenstein, Berkhauser-
straße 1 1.
Osnabrück. Adresse: H. Schütte, Parkstr. 45.
Plauen i. V. Adresse: E. Pröhl, Melanchthonstr. 43.
Posen. Adresse: Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
Rheinland und Westfalen. (Für Vermessungs- und Kultur-
techniker.) Adresse: J. Stender, Essen a. d. R., Steinstr. 4.
Saarbrücken. Adresse: Rieh. Rosprich, Petersbergstr. 82.
Stettin. Adresse: G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
Slraßburg i. E. Adresse: Georg Schmidt, St. Mauritiusstr. 311.
Stuttgart. Adresse: H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
Wiesbaden. Adresse: F. Wunder, Blücherstr. 24.
Würzburg. Adresse: L. Ungerer, Schöntalerstraße 6, Fern-
sprecher Nr. 1729.
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1731 f. Architekturbureau bei Dortmund sof. Techn., d.
schon i. solch. Bureaus tätig war. Fl. Zeichn. u. Statik, f.
Bureau und Baustelle. Bis 180 M. Ang. unt. 1781 an die Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 8ö.
1875 f. iBaugesch. in Celle sof. jüng. Hochbautechn., selbst,
im Abrechn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1875 an die Zweigst.
Hannover, z. H. d- Hn. L. Damköhler, Slicherstr. 8.
1876 f. Kgl. Beh. in Johannisburg (Ostpr.) sof. Techn.
auf etwa 3 Mon. zur Anfertig, v. Zeichn., Anschläg. u, Ab-
rechnungen. Tagesdiäten 6 M. Ang. unt. 1876 an die Zweigst.
Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn. MiHtärbausekretär Wiehe,
Königseck 5.
1877 f. Beh. in Hannover sof. jüng. Tiefbautechn. m.
abgeschl. Bgw.-Schulbildg. u. Erf. im Eisenbahnbau. 150 M.
Dauernd. Ang. unt. 1877 an die Zweigst. Hannover wie unt. 1875.
1879 n. Lissa i. Posen sof. ein jung. Bautechn. bei kl.
Anfangsgeh. Ang. unt. 1879 an die Zweigst. Posen, z. H.
d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
1880 n. Duisburg sof. ein tücht. Bautechn., gewandt.
Zeichn. u. Statik., m. Veranschl. u. Buchf. vertr. Ang. ni.
Geh.-Anspr. unt. 1880 an die Geschäftsstelle für Rheinland und
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1884 f. Architekturbureau in Weferlingen (Sachs.) sof.
tücht. selbst. Bautechn. m. Erf. a. d. Baustelle u. im Bureau
e. Baugesch. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1884 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1885 f. Architekt in Halle a. S. sof. Hochbautechn. m.
mindest. 4jährig. Bureaupraxis, gewandt. Zeichn., z. AufstcUg.
y, statisch. Berechn. u. Ausiarbeitg. groß. Projekte. 150 bis
180 M. Dauernd. Ang. m. Skizz. in Briefform unt. 1SS5 an
die Zweigst. Hannover, z. H. d. Hn. L. Damköhler, Slicherstr. 8.
1886 n. Plauen i. V. sof. erf. selbst, arbeitend. Bautechn.
f. Bureau u. Baustelle. 160 M. Angenehm u. dauernd. Ang.
unt. 1886 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1887 f. Baugesch. in Delmenhorst sof. tücht. energ. Techn.
f. Bauleitg. u. Bureau. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1SS7 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1888 f. Architekt in Plauen i. V. zum 1. 8. er. tücht. Techn.
m. gut. Handschrift, saub. Zeichn., hauptsächl. f. Bureau.
Dauernd. 140 bis 150 M. Ang. unt. 1888 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1889 f. Maurermstr. in Liegnitz sof. prakt. erf. selbst.
Bautechn., sehr gewandt. Zeichn. 180 bis 200 M, bei be-
sonderer Befähig, auch Gewinnbeteilig. Ang. unt. 18S9 an die
Zweigst. Niederschlesien, z. H. d. Hn. C. Hauer, Altwasser
i. Schles., Promenade.
1890 f. Kgl. Beh. in Kiel tücht. Techn. z. Anfertig, v.
Projektzeichng. Mögl. f. Bewerb., die bereits b. Beh. tätig
waren. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1890 an die Zweigst. Kiel,
z. H. d. Hn F. Kobarg, Hansastr. 10.
1891 f. Baugesch. in Forst sof. tücht. jüng. Bautechn. f.
Bureau u. Baustelle, mit Buchführung vertr. 130 bis 140 M.
Ang. unt. 1891 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1892 f. Architekturbureau in Peine (Hannover) sof. Hoch-
bautechniker, im Anfertig, v. Kostenanschlag, u. Abrechn., sowie
a. d. Baustelle energisch u. erf. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1892 an die Zweigst. Hannover, z. H. d. Hn. L. Damköhler,
Slicherstr. 8.
1893 f. Kaiserl. Beh. in Mülhausen i. Eis. sof. tücht. Hoch-
bautechniker m. aborcschl. Bgw.-Schulbildg. u, genau. Kenntn.
i. Konstruktion, u. Baumaterialien, sow. Erf. in Bauleitg. u.
Rechnungsführg. f. d. Neubau e. Zollgebäudes. ISO bis 200 M.
Etwa 9 Mon. Weiterbeschäftg. nicht ausgeschl. Ang. unt. 1893
Heft 26
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
V
an die Zweigst. Mülhausen i. Eis., z. H. d. Hn. Ph. Mayer,
Engel-Dollfußstr. 7.
1894 f. Zimmermstr. in Velpke (b. Braunschw.) sof. Bau-
techniker, gel. Zimm. Ang. unt. 1894 an die Zweigst. Braun-
^ schweig, z. H. d. Hn. G. Janschek, Pestalozzistr. 19.
1895 n. Viersen i. Rhld. f. Asphaltierungs- u. Bedachungs-
geschäft tücht. energ. Bautechn. 23 bis 25 J. alt, 150 M.
Ang. unt. 1895 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1896 V. Berlin. Firma sof. tücht. Techn. f. Gas-, Wasser- u.
Kanalisationsanlag. Vorübergehend. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1896 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1898 V. Berlin. Firma sof. tücht. Bautechn. f. Feuerungs-
anlag., d. auch Kund, besuch, muß. 200 M. Dauernd. Ang. unt.
1898 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1900 f. Oemeindebauamt in Groß-Lichterfelde sof. jung.
Tiefbautechn. 150 M. Ang. unt. 1900 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1901 f. Arch. in Weißensee sof. jung. Techn. a. 1 bis 2 Mon.
gegen 5 M Tagesdiäten. Ang. unt. 1901 an die Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1921 f. Kgl. Kanalbauamt im Kreise Tecklenburg sof. zwei
jüng. Tiefbautechn., gewandt. Zeichn. m. gut. Rundschrift.
Absolv. e. staatl. anerkannt. Bgw.-Schule. 130 M. Stllg. v.
läng. Dauer. Ang. unt. 1921 an die Zweigst. Osnabrück, z. H.
d. Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
1922 f. Breslauer Baugesch. sof. jüng. Hochbautechn. m.
leicht. Auffassungsgabe f. Fabrikschornstein-Berechn. Ang. m.
Geh.-Anspr. unt. 1922 an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1923 f. Baugesch. in Chemnitz sof. jüng. gewandt. Bau-
techniker. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1923 an Hn. F. Benn-
dorf, Chemnitz, Albrechtstr. 6.
1924 n. Westfal. sof. tücht. Bautechn., gut. Zeichn. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1924 an die Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1925 f. Schamottefabr. in Sachs. -Altenb. sof. jung. Zeichn.
z. Aufreiß. v. Skizz., Kopier, v. Zeichn. u. dergl. Arbeit. Ang.
unt. 1925 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1926 f. Baugesch. in Pommern sof. tücht. Bautechn., gel.
Maur., fl. Zeichn., m. gut. Handschrift. 150 bis 180 M. Ang.
unt. 1926 an die Zweigstelle Stettin, z. H. d. Hn. G. Borchert,
Barnimstraße 16 E.
1927 n. Bremen sof. Bautechn., gel. Zimm., m. Bureau- u.
Baupraxis. 140 M. Ang. unt. 1927 an die Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
1928 n. München z. 1. 7. er. Bautechn., gel. Maur., sich.
Rechn., m. Bgw.-Schulbildg. f. Bureau u. Bausteüe. Bis 140 M.
Ang. unt. 1928 an den Münchener Techniker-Verein, Elisenstr. 7.
1929 f. Architekturbureau i. Rheinland sof. jung. Bautechn.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1929 an die Geschäftsstelle Rhein-
land u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1930 f. Eisenbetonbaugesch. in Karlsruhe sof. tücht. jung.
Techn. m. Bgw.-Schulbiidg., welch, im Eisenbeton bereits tätig
war. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1930 an die Zweigst. Karls-
ruhe, z. H. d. Hn. Rob, Jais, Werderplatz 45.
1931 f. Baugesellsch. in Baden sof. 2 tücht. Techn. f. Bureau
u. Baustelle. Bewerb. müss. 4 bis 5 Semest. Bgw.-Schulbildg.
haben u. selbst, arbeit, können. Ang, unt. 1931 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1932 f. Militärbauamt in Westfal. zum 1. 7. er. Bautechn.
f. Bureau u. Baustelle, Absolv. staatl. anerkannt. Bgw.-Schule,
d. schon bei Heeresbauverwaltg. tätig war, ledig, a. 5 Mon.
evtl. läng. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1932 an die Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1933 f. Architekturbureau in Bielefeld sof. tücht. Techn.,
fl. Zeichn., ca. 200 M. Ang. unt. 1933 an die Geschäftsstelle
Rheinland u. Westfalen wie unt. 1932.
1934 f. Westfal. sof. jung. Bautechn., m. einig. Bureau-
praxis, a. zunächst 3 Mon. 120 M. Ang. unt. 1934 an die
Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie unt. 1932.
1935 f. Architekturbureau in Gütersloh z. 1. 7. er. zuverlässig.
Bautechn. m. Bgw.-Schulbildg. Erf. in Statik, Veranschlag.,
Abrcchn. u. Bauleitg. erfordert. Kenntn. im Eisenbeton er-
wünscht. Vertrauensstellg. Dauernd. Bis 200 M^ Ang. unt.
1935 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie unt. 1932.
1936 f. Maurermstr. in Tilsit sof. Hochbautechn. 150 M.
Ang. unt. 1936 an die Zweigst. Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn.
Miiitärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1937 f. das Bauamt gr. Stadt in Westfal. sof. Hochbautechn.,
fl. Zeichn., sich, in Statik u. Abrechn., welch, nach Angabe
selbst, arbeit, kann. 150 bisi 180 M. Ang. m. Geh.-Anspr.
u. Skizz. in Briefform unt. 1937 an die Zweigst. Bielefeld, z. H.
d. Hn. W. Langbein, Ravensberger Str. 60.
1938 f. Architekturbureau in Danzig sof. tücht. Hochbau-
techniker, m. Erf. im Entwerf., Ausarbeit, v. Skizz., Veranschlag.
v. Hochbaut. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1938 an die Zweigst.
Danzig, z. H. d. Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1939 f. Kgl. Hochbauamt in Ostpr. sof. tücht. Hochbau-
techniker f. Hilfeleistg. bei Bauleitg. v. Waldarbeitergehöft.
Tagesdiäten 6 M. Ang. unt. 1939 an die Zweigst. Königsberg
in Preußen, z. H. d. Hn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1940 f. Baugesch. in Rendsburg, sof. jüng. Techn. Vor-
übergehend. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1940 an die Zweigst.
Kiel, z. H. d. Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
1941 f. Deichamt in Schles. sof. Tiefbau- od. Vermes-
sungstechniker, d. nach Anweisung, d. Deichinspektors Pei-
lungen, Plan- und Höhenmessungen ausführen, sow. einfach.
Deichbaut, am Strom (Erdarbeit., Ufermauern, massive Bö-
schungsbefestigung.) u. sonstig, kl. Anlag, ausarbeit, kann.
Maschineschreib, erwünscht. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1941
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1942 f. Baugesch. m. Dampfsägewerk u. Holzhandlung in
d. Nähe Osnabrücks tücht. Bautechn., der sich m. 10 000 bis
15 000 M am Geschäft beteilig, will. Ang. unt. 1942 an die
Zweigst. Osnabrück, z. H. d. Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
1943 f. Architekturbureau in Göttingen sof. jüng. Hoch-
bautechniker m. Bgw.-Schulbildg. 130 bis 150 M. Ang. unt.
1943 an die Zweigst. Cassel, z. H. d. Hn. F. Thielke, Roonstr. 44.
1948 V. Fabrik f. Eisenkonstr. b. Berlin sof. saub. Zeichn.,
d. auch stat. Berechn. ausführ. kann. 160 M. Dauernd. Ang.
unt. 1948 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1951 f. Betonwerk in Berlin sof. erf. Eisenbetontechn.
160 M evtl. mehr. Ang. unt. 1951 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
B. für Industrieangestellte.
1714 f. Zechstein- u. Zechitwerk im Sauerland sof. Be-
triebsing., evg., ledig, m. gut. Allgemeinbild. 200 JVl bei freier
Wohng., Heizg. u. Beleuchtg. Bewerb. muß Erf. in Zement-
platten-Fabrikation, sowie hydraulisch. Press, besitz. Stellg. evtl.
später als techn. Direktor. Ang. unt. 1714 an die Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1874 f. techn. Bureau e. chemisch. Fabrik in Anhalt sof.
Maschinentechn. m. etwa 2jährig. Bureaupraxis im allgem.
Maschinenbau. 120 bis 130 M. Ang. unt. 1874 an die Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1878 n. Köslin sof. od. z. 15. 7. tücht. Installationstechn.
f. Be- u. Entwässerungs'anlag., im Projektieren u. in Bauleitg.
erf. Ang. m. Gehalts-Anspr. unt. 1878 an die Zweigst. Stettin,
z. H. d. Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
1902 n. Wien sof. tücht. Eisenkonstr. f. Sprossenarbeiten.
300 Kr. Ang. unt. 1902 an die Zweigst. München, z. H. d
Hn. A. Dörge, Holzstr. ^26.
1903 v. Maschinenfabr. Berlin sof. Dampfmaschinenkonstr.
in dauernde Stellg. Ang. unt. 1903 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1904 V. Apparate-Bauanstalt in Stuttgart sof. tücht. Ma-
schinentechn. od. Ing., 26 bis 32 J. alt, bes. gewandt. Ver-
käufer, d. bereits als solch, tätig war, f. Feuerungs- u. Kessel-
kontrollapparate, auch f. d. Reise. Dauernd. 200 M u. 10 M.
Reisespes. tägl., sowie Fahrgeldvergütg. Ang. unt. 1904 an
die Zweigst. Stuttgart, z. H. d. Hn. H. Neff, Stuttgart-Berg,
Rudolfstr. 14.
1905 f. Patentbureau Berlin a. etwa 3 Woch. Techn. z.
Erledig, d. zeichn. Arbeit. Ang. unt. 1905 a. d. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1906 v. Zahnräderfabr. in Augsburg sof. 2 Maschinentechn.
in Anfangsstellg. 120 M;. Dauernd. Ang. unt. 1906 an die
Zweigst. Augsburg, z. H. d. Hn. W. Arnold, Haunstetterstr. 25a.
1908 v. Berlin. Firma (Apparate-Bauanstalt f. Kranken-
häuser) sof. Maschinentechn. in dauernde Stellg. Ang. m. Geh.-
Anspr. unt. 1908 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
1909 V. Eisenkonstruktions-Firma in M.-Gladbach sof. jüng.
Techn. z. Aufstellg. v. kl. stat. Berechn. u. z. Anfertig, v. Werk-
stattzeichng. Bewerb. m. läng. Praxis bevorzugt. Ang. unt.
1909 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
1910 V. Gesellsch. f. Hochdruckrohrleitg. in Berlin jüng.
Ing. od. Techn., m. d. Dampfkessel- u. Dampfmaschinenbranche
vertr. u. mögl. m. Erf. in d. Bearbeitg. kompl. Rohrleitungsanlag.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1910 an die Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
1911 n. Reinickendorf sof. 2 jüng. Techn., fl. Arbeit., z.
Anfertigung v. Werkzeichn. f. Eisenkonstr. u. kl. stat. Berechn.
Ang. unt. 1911 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1912 f. Ingenieurbureau in Charlottenburg sof. Techn., m.
d. Herstellg. v. Apparaten f. d. ehem. Industrie, sowie m. allg.
Maschinenbau vertr. 130 bis 150 M. Ang. unt. 1912 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1913 n. Zwötzen a. Elster sof. Techn. m. Erf. in d. Werk-
zeug- u. Werkzeugmaschinenbranche. Ang. unt. 1913 an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
VI
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 26
1914 f. Maschinenfabr. in Staßfurt sof. mehr. Konstr.
m. Erf. in Trockenanlag., evtl. aucli f. Anfäng. Ang. unt. 1914
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße Q4.
1915 f. Hüttenwerk in Wetzlar (Stabeisen-, Schrauben- u.
Mutternfabr.) sof. selbst. Techn., d. f. dies. Betrieb d. Werk-
zeugmaschinenbau einführ. kann. Nur erste Kraft. Ang. unt.
1915 an die Hauptstelie Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1916 V. Berlin. Firma sof. jüng. Maschinentechn. f. ein-
fache Zeichn. Angenehm u. dauernd. 120 M. Ang. unt. 1916
an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1917 V. Maschinenfabr. in Nordhausen sof. tücht. Konstr.
f. alig. Maschinenbau u. Aufzüge, fl. Zeichn. u. gut. Rechn., m.
einig. Jahr. Bureaupraxis. Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1917 an
die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1918/19 V. Filter- u. Brautechn. Maschinenfabr. in Worms
sof. jüng. Maschinentechn., fl. Zeichn., f. Bureau;
desgl. f. d. Betrieb Maschinentechn. m. gut. prakt. Erf. u.
Kenntn. d. Werkzeugeinrichtung, Aufspannungsvorrichtg., d. Spe-
zial-Werkzeuge nach Ang. u. teilweise selbst, entwerf. kann. Ang.
m. Geh.-Anspr. unt. 1918/19 an die Hauptstelle BerHn SW., Mark-
grafenstraße 94.
1920 V. sächs. Spezialfabr. v. Transmissionen sof. Techn.,
mögl. m. Erf. darin. Ang. m. Antr.-Term. u. Geh.-Anspr. unt.
1920 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1953 f. Elektr.-Werk in Oberschles. z. 1. 7. er. od. spät.
Masch.- bezw. Elektrotechn. f. elektrisch. Installation., sow.
Aufsicht üb. kl. maschinell. Betrieb. Tücht. Praktik., Absolv.
e. Maschinenbausch., ca. 30 J. alt. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1953 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1954 n. Laurahütte sof. jüng. Maschinentechn. m. mehr-
jähriger Werkstattpraxis u. Maschinenbauschulbildg. 120 M."
Ang. unt. 1954 an die Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
1955 f. Maschinenfabr. in München sof. gewandt. Konstr.
m. besond. Erf. in Dampfmasch, u. Dampfturbinenbau. Ang. m.'f
Geh.-Anspr. unt. 1955 an die Zweigst. München, z. H. d. Hn. ;
A. Dörge, Holzstr. 26.
1957 n. Aachen sof. Heizungstechn., fl. Freihandzeichn.
120 bis 140 M. Dauernd. Ang. m. frühest. Antr.-Term. unt.'
1957 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86.
1958 f. Eisenbahnbaugesellsch. in Baden sof. Bauführ. f.
Baustelle. Ang. unt. 1958 an die Zweigst. Karlsruhe, z. H. d.
Hn. Roh. Jais, Werderplatz 45.
1959 n. Danzig z. 1. 8. er. evtl. früh. erf. Maschinentechn.
Dauernd. 220 M. Ang. unt. 1959 an die Zweigst. Danzig, z. H.'
d. Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
1960 f. Maschinenfabr. u. Eisengießerei in Erfurt sof.
Maschinentechn. m. gut. Praxis, Kenntn. modern. Werkstatt-
einrichtungen u. Befähig, zur Leitung derselb. Dauernd. Ang.
unt. 1960 an die Zweigst. Erfurt, z. H. d. Hn. L. Leidenfrost,
Scharnhorststraße 18.
1961 f. Eisengießerei u. Maschinenfabr. im Wuppertal z..
1. 7. er. jung. Maschinentechn. Ang. m. Geh.-Anspr. unt.
1961 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86.
1962 f. Kaliwerk in Thüring. sof. jung. Maschinentechn.,
d. Kenntn. i. elektr. Masch, besitzt u. Zeichn. unt. Leitg. des
Betriebsing, anfertig, kann. 150 M. Ang. unt. 1962 an die
Zweigstelle Erfurt, z. H. d. Hn. L. Leidenfrost, Scharnhorst-
straße 18.
1963 V. Maschinenfabr. in Nürnberg sof. jüng. Techn.
Ang. m. Geh.-Anspr. unt. 1963 an die Zweigst. Nürnberg,
z. H. d. Hn. G. Hauenstein, Berkhauser Str. 1.
1964 n. Nürnberg sof. Techn. m. Werkstattpraxis u. Erf.
in Konstrukt. v, Werkzeug. Ang. unt. 1964 an die Zweigst.
Nürnberg wie unt. 1963.
II. Wiederholt:
1803 f. städt. Beh. in Westfalen Vermessungstechn., m.
d. Anfertig, v. Bebauungs- u. Fluchtlinienplän,, sow. m. örtl.
Aufnahm, u. nivellistisch. Arbeit, besond. vertr., d. auch in
schriftl. Arbeit, erfahr, ist;
fern, gewandt. Zeichn., welch, genügend. Kenntn. in kataster-
amtl. Arbeit, besitzt. Ang. m. Zeugnisabschrift., selbstgeschr.
kurz. Lebenslauf, Zeichenprob., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. unt.
1803 an die Zweigst, d. Vermessungstechniker- Vereins f. Rhein-
land u. Westfalen, z. H. d. Hn. J. Stender, Essen a. Ruhr,
Steinstraße 4.
1880 f. Hoch- u. Tiefbaugesch. in Duisburg sof. Bautechn.,
fl. Zeichn., firm in Statik u. Veranschl. Ang. m. Geh.-Anspr.
unt. 1880 an die Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in
Dortmund, Kaiserstr. 86.
1727 (Eisenkonstrukteur, Eßlingen). 1810 (Tischlerei-Techn.,
Kiel). 1862 (Betonbautechn., Lingen). 1791 (Ingenieur, Düssel-
dorf). 1792 (Eisenkonstrukteur, Dortmund). 1811 (Maschinen-
techniker, Dortmund). 1822 (Bautechniker, Oej'nhausen). 1831
(Baufechnikerj^Qoch). 1848 (Techniker, Rheinland). 1720 (Tief-
bautechniker, Lothringen). 1793 (Maschinentechniker, Leipzig).
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
.Besetzt durch Mitglieder: 607 (Gelnhausen, d.
3 Mitgl.). 1620 (Datteln). 1722 (Charlottenburg). 1685 (Berlin).
1319 (Osnabrück). 1841 (Charlottenburg). 1745 (Stendal). 1798
(Cassel). 1673 (Berlin). 1722 (Charlottenburg). 1618 (Essen,
d. 2 Mitgl.). 1319 (Dortmund). 1476 (Frankfurt a. O.). 1592
(Eisenach). 1261 (Recklinghausen). 1630 (Saarbrücken). 1732
(Schöneberg). 1417 (Ballenstedt). 1882 (Friedenau). 1881 (Wil-
mersdorf). 1762 (Mainz). 1901 (Berlin). 1620 (Essen).
Erledigt: 1636 (Chemnitz). 1491 (Oppeln). 1705 (Neuß).
1659 (Frankfurt a. M.).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
54196. 61675. 61610. 48811. 60175. 55730. 12060. 56907.
59090. 51300. 29287. 50299. 55122. 54990. 42104. 55806.
55708. 62237. 46831. 48538. 56652. 61639. 30342. 12725.
49418. 61587. 55149. 58738. 60816. 57584. 52687. 50611.
62174. 28490. 61823. 61735. 56505. 62115. 41810. 01552.
^3442. 53204. 01553. 57506. 48811. 40815.
Berichtigung.
Bei Vakanz 1851 ist ein Druckfehler unterlaufen und zwar
muß es heißen: „für Stadt Wildbad i. Württemberg" statt
„Wildbach".
Erholungsheim des Deutschen Techniker -Verbandes Sondershausen.
Herrliche, freie Gebirgslage.
Buchen- und Nadelwald. Ge-
sundes, billiges Wohnen, freund-
liche Zimmer m. 1 od. mehreren
Betten u. Liegesofa. Behagl. Ge-
sellschaftsräume. Gute und reich-
liche Kost. Volle Pension (Woh-
nung u. volle Kost 3 M 50 Pf. für
denTagfürMitgliederu.derenAn-
gehöri ge. Gesel 1 i ger Verkehr. Zen-
tralheizung. Badeanlagen: Wan-
nen- u. Brauseb., Fichtennadel-
Kohlensäure- u.So!bäder.Turn-u.
Spielplatz. Frei-Konzerted. Hof-
kapelle das ganze Jahr. Fahrkarte
Sondershausen-Possen lösen. ::
Prosp. durch die Anstaltsleitung.
Alle Anfragen sind zu richten an
das Erholungsheim d. Deutschen
Techniker-Verb. Sondershausen.
Das ganze Jahr geöffnet!
erMung^Betm
^Deutschen Techniker^Verbandes.
Sonder^auseni-Th
Um für unser Erholungsheim zu
werben, haben vrir Künstler-Stein-
drucke herstellen lassen, die in
diesem Bilde wiedergegeben sind.
Es ist aus dieser schwarzen Wieder-
gabe nicht annähernd ersichtlich,
wie schön der in neun Farben her-
gestellte Steindruck sich als Zimmer-
schmuck für das Haus, für die
Vereinszimmer usw. eignet. Durch
eine große Auflage ist es uns ge-
lungen, den Preis außerordentlich
billig stellen zu können. Es kostet:
3' das Bild (ca. 47x70 cm) auf
starker Pappe mit gefälligem weißen
Rahmen einschließlich Verpackung
ohne Porto 1,75 M (Porto 25 bezw.
50 Pf ),
b) dasselbe Bild auf Karton mit
Leisten einschließlich Verpackung
ohne Porto 0.95 M (Porto 20 Pf.).
Bestellungen sind zu r'chten an
die Verbandsleitung in Berlin.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 27 Schriftleitung. E. Rieh. Schubert, Berlin. 1. JuH 1911
Inhalt: Unsere Stellunglosenunterstützung erhöht! — Zur Entstehungsgeschichte der Pensionsversicherung — Das Schulbrausebad - Fahrbare Drehkrane zum Einstellen
in Eisenbahnzüge — Die neue Forschungsmethode in der Nationalökonomie - Soziale Bewegung — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Unsere Stellunglosenunterstützung erhöht!
Der Beschluß unseres Gesamtvorstandes vom 8. Januar 1911, die Stellung-
losenunterstützungen zu erhöhen, wurde damals mit großer Freude in
den Reihen der Verbandsmitglieder begrüßt. Ohne Beitragerhöhung konnten
wir den Schritt wagen! Wir stellen damit den
D.T,-V. an die Spitze der Organisationen
und beweisen, daß die Interessen der technischen Angestellten durch unseren
Verband in der von ihm gepflegten SELBSTIH I LFE gut vertreten sind. Wir
geben uns der Hoffnung hin, daß unser Vorgehen nicht bloß Anerkennung
finde, sondern daß dieser Schritt die Mitglieder erneut anregen wird, unter
Hinweis darauf, welche Vorteile der D.T.-V. bietet, Mitglieder zu werben.
Die neuen Sätze geben wir hiermit bekannt und bemerken, daß diese mit
dem 1. Juli den unterstützungsberechtigten Kollegen derart zustehen, daß bis
zum 30. Juni die bisherigen, vom I.Juli ab die erhöhten Beträge gezahlt werden.
Für Stellunglosenunterstützung werden ab I.Juli gezahlt nach einer Mitglieds-
dauer von Jahr 1,50 M pro Tag auf 3 Monate
2 Jahren 1,75 „ „ „ „ 3 „
3 2,00 ,, ,, ,, ,,3 ,,
4 2,25 ,, ,, ,, ,, 3 ,,
5 ,, 2,50 ,, ,, ,, >> ^ 3 ,,
6 >j 2,75 ,, ,, 3
19 1^ 4
• JJ ' ^ JJ j) >> JJ ' JJ
8 ,, 3,00 ,, ,, 5, 4 5,
9 3,00 ,, 5 ,,
10 3,00 ,, 6 „
Berlin, den 24. Juni 1911.
DIE VERBANDSLEITUN6.
418 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 Heft 27
Zur Entstehungsgeschichte der Pensionsversicherung
Von Dr. W. LASSEN.
In der Begründung eines Entwurfs zur Versicherung
der Angestellten gibt die Regierung eine Uebersicht über
die parlamentarische Vorgeschichte dieses Entwurfs. Es
wird dort aufgezählt, welche Abgeordneten bisher in dieser
Sache Anfragen an die Regierung gerichtet haben, welche
Petitionen eingereicht worden sind, kurz: es ist eine Zu-
sammenstellung äußerer Daten.
lieber die eigentlichen treibenden Motive ist aus be-
greiflichen Gründen nichts gesagt. Es heißt da nur, daß
die Privatangestellten wenig Aussicht haben, je selbständig
zu werden, daß ihr Einkommen zu gering ist, um Erspar-
nisse für das Alter machen zu können und daß bei ihrer
iWichtigkeit im Wirtschaftsleben die Allgemeinheit Inter-
esse daran habe, die Versicherungsbedürfnisse dieser
Schicht besser wie bisher zu befriedigen. Das sind aber
alles Dinge, die man schon früher wußte, und das bloße
Vorhandensein von Mißständen allein genügt bei weitem
nicht, daß sich die Gesetzgebung ins Mittel legt.
Um den Gesetzgebungsapparat in Bewegung zu setzen,
sind stärkere Mittel nötig; wie man sagt, kräftige Lungen
und laute Instrumente. Anders könne man einem Reichs-
tag, der seit zehn Jahren sozialpolitisch unfruchtbar ge-
wesen ist, nicht beikommen. Das ist zweifellos richtig.
Aber dann staunend fragen: wie kommt es, daß ein Reichs-
tag und eine Regierung, die uns bisher schuldeten: eine
Qewerbeordnungsnovelle, die Arbeitskammern, Erweite-
rung der Gewerbegerichte sowie die gesetzliche Regelung
der Arbeitszeit, kurz alles, was die Rechte der Privat-
angestellten besser stellen sollte, wie kommt dieser Reichs-
tag und diese Regierung dazu, noch im letzten Augen-
blick vor Schluß der Legislaturperiode uns eine Pensions-
versicherung geben zu wollen, und dann die Erage damit
beantworten, daß wir diesen Erfolg dem Drängen der An-
gestellten-Verbände, vor allem der organisatorischen Arbeit
des Hauptausschusses verdankten, so bedeutet das eine
recht einseitige Ueberschätzung dieser Arbeit. Man hat
sogar von einem Wunder organisatorischer Arbeit ge-
sprochen. Aber die Angestellten-Verbände waren doch
schon früher da, schon früher haben sie ihre Stimmen
erhoben, petitioniert und wieder petitioniert, aber immer
vergeblich. Warum soll sich jetzt auf einmal alles ge-
ändert haben und ein Erfolg allein der Organisationsarbeit
zuzuschreiben sein? Andererseits hat dieser bis dahin so-
zialpolitisch unfruchtbare Reichstag doch auch die Reichs-
versicherungsordnung zustande gebracht. Auch auf
Drängen der Arbeiterorganisationen? Zweifellos nicht! Die
Arbeiter konnten ja gar kein Interesse daran haben, diese
für sie so wichtige Reform von einer ihnen unfreundlich
gesinnten Mehrheit entgegenzunehmen. Der Reichstag
hätte ja warten können, wenn er die Reform nur ungern ge-
wollt hätte; und er wollte sie an sich ungern„.da ihm nichts
am sozialpolitischen Eortschritt lag — das beweist die
ganze Behandlung des Gesetzes zur Genüge.
Trotzdem wurde die R. V. O. gerade von diesem
Reichstag und von dieser Mehrheit zustande gebracht.
Nichtum ihrerselbst willen, nie htderSac he
wegen, sondern weil man sie als politisches
M i 1 1 e 1 v e r w e n d e n w o 1 1 1 e !
Die Mehrheitsparteien hatten ein Interesse daran, die
Kräfte der aufsteigenden Arbeiterklasse zu binden und auch
das Interesse, daß das Tempo der Sozialpolitik verlangsamt
und der Geist der sozialen Versicherung nach ihrem Geist
gemodelt würde, und hatten vor allem ein Interesse daran,
daß es gerade jetzt geschah. Sie konnten nicht
warten !
Weil die Wahlen vor der Tür stehen, um die Stimmen
der Wähler für sich zu gewinnen, behaupten die einen.
Man darf füglich bezweifeln, daß die Reichsversicherungs-
ordnung der Liebe zwischen Arbeiterschaft und Reichs-
tagsmehrheit sehr förderlich gewesen sei. Wollte man
die Sympathien der Wähler auf seine Seite ziehen, dann
hätte man es wohl anders angefangen. Auch die Be-
hauptung wird man nicht gelten lassen wollen, daß der
vorliegende Entwurf der Pensionsversicherung die Be-
geisterung der Interessenten ausgelöst habe, wird den Ent-
wurf nicht als über alles Lob erhaben halten, noch glauben,
die Angestellten könnten darüber eine jahrelange Zurück-
setzung vergessen und würden aus Dankbarkeit für das
Gebotene die Opposition fahren lassen. So schnell ver-
gißt man nicht die Zurücksetzung in all den Jahren und
alle Wünsche, die noch heute der Erfüllung harren.
Die Wahltaktik mag vielleicht als ein politischer Grund
mitgewirkt haben; aber zweifellos i'st sie nicht der erste
und nicht der wichtigste Grund gewesen, daß gerade jetzt
die Pensionsversicherung vor den Reichstag gebracht wird.
Wir suchen nach anderen Gründen und glauben, solche in
der politischen Geschichte der letzten Jahre zu finden.
Schon bald nach Verabschiedung der Reichsfinanz-
reform, kaum daß der Liberalismus aus der Mehrheit aus-
geschieden war, und die Mißstimmung im Volke täglich
an Boden gewann, brachten die Zeitungen der rechtsstehen-
den Parteien die Aufforderung, sofort an die Reform der
Versicherungsgesetze heranzugehen. In jenen stürmischen
Monaten im Sommer 1908, als alle Welt die Auflösung des
Reichstags forderte, da er nicht mehr dem Willen der Mehr-
heit des Deutschen Volkes entspräche, kam bei der Mehrheit
jener Geist zur Herrschaft, der aus der Reichsversicherungs-
ordnung und dem Entwurf der Pensionsversicherung heute
zu uns spricht, ein kleinlicher, ängstlicher Geist; das Be-
streben, sich um jeden Preis und mit allen Mitteln in der
Herrschaft zu erhalten, bei einer schon halb verlorenen
Position zu retten, was zu retten ist Wollte man
Ihm ein Motto setzen, man müßte Schiller zitieren:
„Morgen können wirs nicht mehr.
Darum laßt uns heute leben!"
Das heißt: Ueber die Parteien der Rechte ist die Angst
gekommen, ihnen könnte die Herrschaft entrissen werden.
Denn wer weiß, was der nächste Reichstag bringen wird?
Schwerlich aber wird je einer wiederkehren, der soviel
Verständnis wie der gegenwärtige dafür hat, wie abträg-
lich eine energische Sozialpolitik den angeblichen Inter-
essen der Konservativen und Arbeitgeber ist. Da erinnerte
man sich dara.i, daß man bis zu den Neuwahlen noch einige
Zeit hat. Diese Zeit will man ausnutzen und solange man
noch den Gang der Politik bestimmen kann, alle Gesetze
erledigen, die für die Zukunft von Wichtigkeit werden
können. Von überragender Bedeutung sind da die R. V. O.
und die Pension&versicherung. Handelt es sich doch bei
ihnen um einen Kampf um die Macht zwischen Arbeit-
gebern und Arbeitnehmern, zwischen ßureaukratie und
Selbstverwaltung, um den Kampf zwischen Rechts und
Links. Die Entscheidung über diese Kämpfe dem kom-
menden Reichstag zu überlassen, wäre vom Standpunkt der
gegenwärtigen Mehrheit die denkbar größte Torheit ge-
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
419
wesen. „Wir bekommen nie wieder einen Reichstag, der
unsern Interessen so günstig ist", schrieb zu wiederholten
Malen die Deutsche Tageszeitung, das Organ des die kon-
servativen Parteien stark beeinflussenden Bundes der Land-
wirte. Es war ein Gebot selbstverständlicher Klugheit,
daß die jetzige Mehrheit diese Gesetze macht. So waren
die weiteren Schritte durch den Zwang der politischen Ver-
hältnisse klar vorgeschrieben.
Die Führer der Mehrheitsparteien wandten sich ver-
trauensvoll an die Minister: „Wir brauchen eine Reichs-
versicherungsordnung und eine Pensionsversicherung."
Und da. die Minister die Herren von der Rechten
gerne leiden mögen, auch wohl einige gemeinsame Inter-
essen mit ihnen haben, so sagten sie ja.
S o kamen diese Gesetzesvorlagen zustande. Daher
diese Hast und Eile bei der Durchberatung der R. V. O. !
Daher die Notwendigkeit einer Nachsession!
Bei der Reichsversicherungsordnung ging den Mehr-
heitsparteien bereits alles nach Wunsch. Die Arbeiterschaft
ist für Jahre hinaus ihres Einflusses enthoben, die Kranken-
kassen sind zurückerobert, die Unternehmer haben keine
neuen Lasten zu tragen. Und der ganze Kampf spielte
sich in so unwürdigen Formen ab, mit solcher Rücksichts-
losigkeit, Erbitterung, ja geradezu Brutalität wurde von
den Parteien der Rechten gestritten, daß man schon allein
daraus entnehmen kann, wie viel für sie auf dem Spiel
stand.
Was aber wird das Schicksal der Pensionsversicherung sein?
Hier liegen die Verhältnisse für die gegenwärtige Mehr-
heit insofern günstiger, als unter den Angestellten die Zahl
der offen Unzufriedenen nur gering ist. Man glaubt es
ja vielfach seinem Stande schuldig zu sein, möglichst vor-
sichtig, bedachtsam und bescheiden auftreten zu müssen^
um nicht den Eindruck zu erwecken, man sei nicht mehr
gut „bürgerlich". Kritik und Opposition von Menschen,
die sich von solchen Stimmungen leiten lassen, ist nicht
sehr gefährlich. Da verfiel man auf einen neuen Schach-
zug: Vielleicht, daß es gehngt, die unsicheren Elemente
auf die Regierungsseite herüberzuziehen. Damit wäre mehr
gewonnen, als man je zu hoffen wagte. So verfuhr man
nach folgendem Plan :
Es gilt für die Mehrheitsparteien zweierlei zu erreichen :
Erstens soll den Angestellten eine Versicherung ge-
geben werden, wobei die Versicherten nichts zu sagen
' haben werden.
Zweitens soll die Versicherung so gestaltet werden, daß
der Gesetzgeber in möglichst günstigem Licht erscheine,
daß man sich veranlaßt fühlt, für eine Wohltat noch dank-
bar zu sein.
Man spekuliert dabei auf die friedliche Natur des
braven Durchschnittsdeutschen, der für alles dankbar ist,
was von einer hohen Staatsregierung kommt. Freilich
sind auch dann noch gewisse Schwierigkeiten zu über-
winden. Man konnte doch nicht gut den Angestellten
offen sagen: ;,,Wir wollen euch die Versicherung ge-
währen, nur müßt ihr euch zufrieden geben, wenn ihr
dabei als bloße Objekte der Verwaltung fungiert. Und
als Dank dafür, daß ihr überhaupt etwas erhaltet, müßt
ihr das Kokettieren mit den unangenehmen Menschen, die
auf der linken Seite des Hauses sitzen, fortan grundsätzlich
unterlassen und eure Stimmen abgeben für die Parteien
der Rechten, die die Versicherung Gesetz werden lassen."
So konnte man nicht verfahren. Man mußte etwas sub-
tiler operieren. Ein Mittel mußte gefunden werden, die
Zwiespältigkeit der Absichten zu verschleiern.
Nach einigem Nachdenken fand man es. Man nahm
sich jenen Minister zum Muster, der hundert Millionen
auf jeden Fall bewilligt erhalten will. Da er weiß, daß
ihm mindestens 20 Millionen gekürzt werden, falls er so-
fort hundert verlangt, so behauptet er von vornherein,
120 nötig zu haben; läßt aber schließlich doch mit sich
handeln und gibt sich am Ende mit 100, wenn es gut geht,
mit 105 zufrieden. Und jeder Abgeordnete freut sich, daß
man dem Minister schon wieder einmal so viel von seinen
Forderungen abgestrichen hat. — Genau nach dieser Me-
thode verfährt man bei der Pensionsversicherung. Solange
der Entwurf sich im Stadium der Vorbereitung befand, hieß
es: eine weitgehende Selbstverwaltung sei beabsichtigt.
Der Erfolg war, daß man das Interesse der Privatangestell-
ten von der Reichsversicherungsordnung ablenkte und diese
in ihrem Werdegang nicht allzu oft durch Petitionen der
Angestellten gestört wurde. Als dann der Vorentwurf im
Januar dieses Jahres endlich veröffentlicht wurde, traute
man seinen Augen nicht! In krassem Widerspruch zu den
Versprechungen der Regierung enthielt er auch nicht eine
Spur von Selbstverwaltung, alle Macht wurde einem nur
von der Regierung abhängigen Präsidium eingeräumt. Das
waren die 120 Millionen im Beispiel des Finanzministers!
,,Wir wollen alle Verwaltung für uns reservieren, ihr
Angestellten sollt überhaupt nichts bekommen." — Natür-
lich war es von vornherein klar, daß an diesen Bestim-
mungen geändert werden mußte. Man war auch zu Kon-
zessionen bereit. Konzessionen machen einen guten Ein-
druck und schaden nicht viel, wenn man doch von Anfang
an zur Nachgiebigkeit bereit ist, zumal wenn sie der Art
sind, daß sie nur eine scheinbare Verschiebung der
Verhältnisse darstellen. Als dann der Gesetzentwurf an
den Reichstag gebracht wurde, stand darin geschrieben,
daß sich ein Verwaltungsrat, zusammengesetzt zu gleichen
Teilen aus Vertretern der Arbeitgeber und Angestellten
mit dem Präsidenten der Versicherungsanstalt als Vor-
sitzenden, bei wichtigen Beschlüssen gutachtlich äußern
dürfe. Das waren die ersten fünfzehn Milhonen aus un-
serem Beispiel, auf die man zur Not verzichten könne, um
den guten Willen zu zeigen. ,, Welche Konzessionen!" so
sagen die Angestellten, und freuen sich, bereits diese Er-
folge erzielt zu haben. Was verschlägt es dabei, daß diese
Erfolge freilich nur auf dem Papier stehen, daß ein Ver-
vvaltungsrat, der sich nur gutachtlich äußern darf, nicht
viel mehr als eine schöne Dekoration ist, daß ein Budget-
recht, das man ihm angeblich geben will, kein Budgetrecht
ist, da eine Korrektur am Budget nur eine hübsche Dekla-
mation darstellen würde!
Das ist die Lage, in der sich der Gesetzentwurf augen-
blicklich befindet. Die Frage ist aufzuwerfen: Wie werden
sich die weiteren Aussichten gestalten?
Wenn der Reichstag zu seiner Nachsession im Herbst
zusammentreten wird, wird er ein Arbeitspensum von nicht
weniger als ca. 8 Gesetzesvorlagen vorfinden, darunter
den Pensionsversicherungsentwurf. Es stehen im ganzen
ungefähr sieben, höchstens acht Wochen zur Verfügung.
Das bedeutet, daß auf den einzelnen Gesetzentwurf im
ganzen ungefähr eine Woche Beratungszeit entfallen wird.
Selbst wenn wir annehmen, daß für die Pensionsversiche-
rung zehn Arbeitstage — was schon viel wäre — reserviert
würden, so ist es nicht nur wahrscheinlich, sondern absolut
sicher, daß der Entwurf mit derselben Hast durchberaten
werden wird, wie wir es erst jüngst bei der Reichsversiche-
rung erlebt haben, ein Verfahren, das für die Pensions-
versicherung, wie clie Erfahrungen in Oesterreich beweisen,
besonders gefährlich ist. Freilich erwarten viele der An-
gestellten trotzdem eine brauchbare Pensionsversicherung
gerade von diesem Reichstage, von demselben Reichstage,
der nicht wagt, von neuem die Vorlage eines Entwurfes
über die Arbeitskammern und über die Heimarbeit zu
fordern, von demselben Reichstage, der erst Jtürzlich in
420
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 27
der Beratung der Reichsversicherungsordnung bewiesen
hat, daß es ihm gar nicht um die sozialpolitische Gesetz-
gebung nach großen Gesichtspunkten sozialpolitischer Art,
sondern um die Förderung parteipolitischer Inter-
essen zu tun ist.
Man mag über die Versicherung denken wie man will,
so viel ist gewiß, es wird in dieser Form ein Gesetz werden,
das höchst unsolide Arbeit verraten muß, ein Gesetz, an
dem niemand rechte Freude haben wird. Hohe Beiträge,
minimale Leistungen, eine bureaukratische Verwaltung, un-
sichere Abgrenzung der Versicherten, Ersatzkassen . . . .,
wo immer man den Gesetzentwurf aufschlägt, möchte man
bessern, daß schließlich kein Stein von dem ganzen Ge-
bäude auf dem alten Fleck bleiben würde. Und der Ge-
winn? Daß man überhaupt eine Versicherung bekommt!
Die Fürsprecher dieses Entwurfs entrücken daher, wenn
nichts mehr hilft, die Debatte dem versicherungstechnischen
Gebiet und flüchten sich in das Gebiet der Politik. Sie
glauben, das Gebotene — mag es auch ausschauen, wie
es will, — jetzt nehmen zu müssen, weil die Sorge vor
den Wahlen die Mehrheitsparteien zu Konzessionen nötige.
Wir haben schon gesehen, wie die Konzessionen beschaffen
sind, wie wenig Interesse an sozialer Förderung der An-
gestellten vorhanden ist, wie wenig Zeit bleibt, Verbesse-
rungsanträge ruhig und sachlich zu beraten, wie groß die
Wahrscheinlichkeit ist, daß nach dem Vorgang der R. V. O.
alle Petitionen kurzerhand abgelehnt werden, haben ge-
sehen, wie die Mehrheit selber daran zweifelt, in der
jetzigen Stärke in den Reichstag nach den Wahlen zurück-
zukehren — und will trotzdem die Hand ausstrecken, die
Versicherung von dieser Mehrheit und dieser Regie-
rung entgegenzunehmen. Warum? Weil der kommende
Reichstag die Regierung nicht nötigen könne, zum zweiten-
mal einen Entwurf vorzulegen, denn die Regierung erklärte
ja: kommt das Gesetz jetzt nicht zustande, vor zehn
Jahren denken wir nicht an ein neues!
Das Schulbrausebad
iVon Ing. E. BRINER.
I.
Ebenso wie die Volksbäder sind die Schulbäder zweifel-
los von der größten Wichtigkeit für die weitesten Kreise
unserer Bevölkerung, indem die heranwachsende Jugend
zur Reinhaltung des Körpers erzogen, abgehärtet und
widerstandsfähig gemacht wird. Von dem Bedürfnis für
Schulbäder ist man aber keinesfalls so allgemein überzeugt,
wie man annehmen sollte. Es dürfte sogar noch geraume
Zeit vergehen, bis dieses Verständnis allerorts durch-
gedrungen ist und ein regelmäßiges Baden von Jugend
auf als selbstverständlich gilt. Wir sollten daher nicht
ruhen, immer wieder auf die Notwendigkeit hinzuweisen
und nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch diejenigen,
die dazu berufen erscheinen, in der Gesundheitspflege mit-
zuwirken, über die Wichtigkeit der Reinhaltung und Ab-
härtung des Körpers izu belehren.
Was nun die Einrichtung der Schulbäder betrifft, so
kommen fast überall Brausebäder in Betracht. Diese sind
sowohl in baulicher als auch in technischer Anordnung
verschieden. Entweder wird die Badeanlage mit der Zen-
tralheizung direkt verbunden, was meistens der Fall ist.
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
421
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Abb. 2 a
oder es werden Badeanlage und Beheizung -der Baderäume
getrennt von der Zentralheizung gehalten.
In der Regel wird für die Brausebadanlage das Keller-
geschoß gewählt. Die Größe des Baderaumes richtet sich
nach der Zahl der anzulegenden Brausen. In Abb. 1 und 2
ist ein Schulbrausebad mit 16 Brausen dargestellt. Auf
beiden Seiten des Baderaumes ist ein An- und Auskleide-
raum angeordnet. Zur besseren Reinhaltung der Wände
sind diese mit einem Heliolith-Anstrich versehen, während
der Fußboden einen Zementanstrich erhalten hat. Der
Fußboden ist außerdem mit einem wegnehmbaren Latten-
rost belegt. Die Ausstattung dieser An- und Auskleide-
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Abb. 3
422
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 27
räume besteht aus Holzbänken, Kleiderhaken, Spiegeln,
Handtüchern, Stiefelknechten usw.
Die Erwärmung des Baderaumes und der An- und
Auskleideräume erfolgt durch Niederdruckdampfheizkörper,
die an einem besonderen Kessel, welcher gleichzeitig zum
Beheizen der Turnhalle während der Abendstunden dient
und auch an der Zentralheizung der Schule angeschlossen
sind. Die Zuführung frischer Luft in die Baderäume ist
in der Weise durchgeführt worden, daß dem mit schmiede-
eiserner Verkleidung und einmontierter Wechselklappe ver-
sehenen Heizkörper Außenluft dtu'ch einen Kanal zugeführt
wird, die sich vor ihrem Eintritt in die Räume erwärmt. Die
Abführung der verdorbenen Luft erfolgt durch die unter
der Decke befindlichen Abluftöffnungen von 50 • 50 cm.
Im Betriebe hat sich jedoch die Lüftungseinrichtung als
unzureichend erwiesen, denn schon nach 2 bis 3 Minuten
war der Brauseraum völlig in Nebel eingehüllt und die
Verschlechterung der Luft (muffiger Geruch), machte sich
stark bemerkbar trotz geöffneter Zu- und Abluftklappen.
Eine wirksamere Entnebelung des Baderaumes wäre durch
den Einbau einer Aspirationsheizschlange in den Abluft-
kanal zu erreichen, die die abzuführende Luft entsprechend
höher erwärmt, wodurch eine größere Auftriebsgeschwin-
digkeit der Luft erzielt wird.
Den besten Erfolg verspricht schließlich die Anwendung
eines Abluftventilators.
Das Brausewasser wird der städtischen Leitung ent-
nom.men und in einem Hoffmannschen Qegenstromapparat
von ca. 3,5 qm Heizfläche erwärmt. In einem schmiede-
eisernen Reservoir von 1,5 cbm Inhalt, welches mit einem
Schwimmkugelgefäß in Verbindung steht, ist eine Kupfer-
heizschlange von 5,5 qm Heizfläche eingebaut, die mit
dem Qegenstromapparat durch Leitungen verbunden ist.
Ferner ist ein zweites mit Schwimmkugelhahn versehenes
Schwimmerreservoir von 1,2 cbm Inhalt für Kaltwasser
aufgestellt. Beide Reservoire sind auf dem Dachboden
untergebracht, während der Qegenstromapparat sich im
Kesselraum befindet (vgl. schematische Darstellung Abb. 3).
Die Entnahme des Badewassers aus dem Warmwasser-
Reservoir erfolgt innerhalb durch ein drehbares Entnahrnc-
rohr mit Schwimmer, der das warme Wasser etwa 15 cm
unterhalb des Wasserspiegels entnimmt. Zur Regelung^
der Wassertemperatur ist der Qegenstromapparat mit'
einem Temperaturregler ausgestattet, der ein Uebcr-
schreiten der einmal eingestellten Wassertemperatur in der.
Zirkulationsleitung verhindert. Die Regelung erfolgt der-;
artig, daß bei Erreichung der beabsichtigten Temperatur-
das Dampfventil des Qegenstromapparates geschlossen:
wird.
Der Vorgang des Badens einschließlich des Aus- und
Ankleidens erfordert im allgemeinen einen Zeitraum von
10 bis 15 Minuten. Die Kinder baden abteilungsweise
während der Unterrichtsstunden. 10 Minuten nach dem
Hinabgehen der ersten Abteilung folgt die zweite usw.,
so daß eine ununterbrochene Ablösung stattfindet. Die
Aufsicht führt unter Ueberwachung des Lehrers bezw.
der Lehrerin ein Schulwärter oder dessen Frau, denen
die Bedienung der Anlage als Nebenamt übertragen ist.
Etwa 40 Kinder treten, nachdem sie sich entkleidet
haben, in den Baderaum, an dessen Längsseiten zwei
Seifenfässer mit Wasser und Seifenläppchen aufgestellt
sind und seifen sich ein. Die Brausen werden inzwischen
angestellt. Sobald das Badewasser die Temperatur von
-j- 3ö^' C (am Thermometer des Mischapparates abgelesen)
erreicht hat, erfolgt das Kommando „Los", die Kinder
treten in die Vertiefung des Baderaumes hinein (Abb. 2)
und werden zwei Minuten lang überbraust. Während des
Bades machen die Kinder einen Rundgang, wodurch eine
bessere Wasserverteilung ermöglicht wird. Alsdann wird
das Wasser im Mischapparat allmählich bis auf 15" C
abgekühlt und nach weiteren drei Minuten verlassen die
Kinder wieder den Baderaum, um sich anzukleiden.
Während das Wasser, das sich in der Vertiefung an-
gesammelt hat, abgelassen wird, betritt eine andere Ab-
teilung den Baderaum und der Vorgang beim Baden wieder-
holt sich. In einer Stunde werden 6 derartige Bäder ver-
abfolgt. Die gesamte Badezeit beträgt drei Stunden für
die Knabenabteilung und drei Stunden für die Mädchen-
abteilung. Es können also während dieser 40 • 6 • 3
= 720 Kinder baden.
Die Durchschnittstemperatur des Wassers betrug wäh-
rend des Badens: (Vgl. Abb. 3.)
Am Thermometer 1 des Qegenstromapp. Zirkulationsltg.
450 C.
Am Thermometer 2 des Qegenstromapp. Zulaufleitung
46» C.
Am Tliermometer 3 des Berieselungsthermometer 43" C.
Der durchschnittliche Wasserverbrauch bei diesem Be-
triebe beträgt 2800 Liter.
Zu erwähnen ist noch, daß jede Brause durch eine
Drosselscheibe regulierbar ist, außerdem sind die hin-
tersten 7 Brausen ganz abstellbar, damit für einzelne Per-
sonen nur die drei vordersten Brausen benutzt zu werden
brauchen.
Diesem System verdient gegenüber den Schulbädern
mit Scheidewänden und Einzelzellen, sowie den Mulden-
bädern den Vorzug, weil dadurch die Aufsicht zweifellos
leichter durchzuführen ist und vor allem eine größere An-
zahl Kinder gleichzeitig baden kann.
Fahrbare Drehkrane zum Einstellen in Eisenbahnzüge
Von Dipl.-Ing. WINTERMEYER, Südende b. Berlin.
Die Eisenbahnbehörde hat in Eisenbahnzüge einstell-
bare fahrbare Drehkrane nötig, um sie schnell dorthin be-
fördern zu können, wo sie benötigt werden. Fahrbare
Drehkrane, welche in Züge eingestellt werden, bedürfen
aber eines Schutzwagens, weil der gesenkte Ausleger
nicht gestattet, ein anderes Fahrzeug direkt an den Kran-
wagen anzukuppeln. In aufgerichteter Lage ragt der Aus-
leger aus dem lichten Raum des Normalprofils für Eisen-
bahnfahrzeuge hinaus, so daß alsdann ein Transport des
Drehkranes auf der Eisenbahn ausgeschlossen ist. Das
Herbei- und Wegschaffen des Schutzwagens sowie der
leere Transport desselben ist zeitraubend und teuer.
Daher sind eine Reihe von Konstruktionen entstanden,
die die Möglichkeit gewähren, den Umfang des Kranes
so weit zu verringern, daß jeder Teil desselben innerhalb
des Umgrenzungsprofils für Eisenbahnfahrzeuge verbleibt,
infolgedessen man ohne besondere Schutzwagen auskommt.
Die Bauart der Mannheimer Maschinenfabrik Mohrft Feder-
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
423
haff besteht darin, daß der Ausleger derart zweiteilig ge-
staltet ist, daß er in das Kraninnere zurückgeklappt werden
kann.
Von der Breslauer Akt. -Ges. für Eisenbahn-Wagenbau
und Maschinenbauanstalt in Breslau rühren zwei Konstruk-
tionen her, von denen die eine einen zu dem erwähnten
Zweck teleskopartig einziehbaren Ausleger aufweist, wäh-
rend bei der anderen der Ausleger durch Umklappen nach
vorn in das Umgrenzungsprofil für Eisenbahnfahrzeuge
hineingebracht werden kann.
Die Firma Flohr in Berlin bringt einen Eisenbahn-
drehkran auf den Markt, bei dem der Ausleger als Wagen
424
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 27
ausgebildet ist und auf einer kurvenartigen Fahrbahn
des Kranuntergestelles nach außen und innen gefahren
werden kann.
In den Abb. 1 und 2 sind zwei weitere Ausbildungen
von fahrbaren Drehkranen zum Einstellen in Eisenbahn-
züge dargestellt, die neueren Datums sind und besonderes
Interesse verdienen.
Bei dem Eisenbahndrehkran Abb. 1, eine Bauart der
Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbau-
gesellschaft Nürnberg, A.-O., ist der vordere oder obere
Teil des Auslegers in der fN^eise mit dem unteren Auslegcr-
teil verbunden, daß er aus der Auslegerebene seitlich'
heraus und nach rückwärts bewegt werden kann oder
mit anderen Worten, der vordere Teil des Auslegers kann
um eine senkrechte Achse zur Seite geschwenkt werden.
,Wie aus der Zeichnung ersichtlich, ist der Ausleger b vor
dem Seitwärtsschwenken des Auslegervorderteils durch
Drehen um die Achse d in die punktiert dargestellte Lage
herabzulassen. Alsdann kann der Auslegervorderteil durch
Drehen um die senkrechte Achse e e in das Umgrenzungs-
profil für Eisenbahnfahrzeuge herumgeklappt werden. Der
in Abb. 2 dargestellte fahrbare Eisenbahndrehkran ist eine
Konstruktion der Duisburger Maschinenbau-Akt. -Ges. vor-
mals Bechem & Keetman. Der auf dem fahrbaren Unter-
wagen a drehbare Oberteil b trägt einen Ausleger, dessen
Teile cd gelenkig miteinander verbunden sind, so daß
der obere Teil d nach hinten in die punktierte Lage zurück-
geklappt werden kann. Zum Ausgleich der Last dient
ein Gegengewicht f, welches der Größe der Last ent-
sprechend verschiebbar angeordnet ist und ebenfalls in
das Umgrenzungsprofil für Eisenbahnwagen verschoben
werden kann. Der obere Auslegerteil d trägt einen
Hebel g, an welchem eine Zugstange h angreift, deren
anderes Ende mit einem das Gegengewicht tragenden
Arm i verbunden ist. Beim Einziehen des Gegengewichtes
wird der Angriffspunkt des Lenkers h gleichfalls ver-
schoben, der Hebel g gelangt hierbei in die punktiert
gezeichnete Stellung und der Ausleger klappt zurück. Die
Zugstange e knickt sich hierbei um den Gelenkpunkt k
zusammen. Durch ein Zahnstangengetriebe 1 erfolgt der
Vorschub des Gegengewichtes. Bei Inbetriebnahme des
Kranes wird das Gegengewicht nach außen verschoben
und der Ausleger gelangt hierbei in die ausgelegte Stellung.
Hierauf wird die Verbindung der Stange h mit dem Arm i
gelöst, so daß nunmehr das Gegengewicht während des
Betriebes des Kranes beliebig ein- und ausgefahren werden
kann, ohne daß dadurch der Ausleger beeinflußt wird.
Soll der Ausleger in das .Wagenprofil zurückgeklappt
werden, so wird die Lenkstange h mit dem Gegengewichts-
arm i verbunden und das Gegengewicht einwärts bewegt,
so 'daß der Ausleger sich umlegt.
Die neue Forschungsmethode in der Nationalökonomie
Von FRANZ BECHTOLD in BerUn.
Prof. Dr. R. Ehrenberg in Rostock wird oft als Inter-
essenvertreter bezeichnet. Man sagt, er vertrete den reinen
und unverfälschten Unternehmerstandpunkt. Tatsächlich'
hat Ehrenberg schon oft die Meinung ausgesprochen, in
unserer Sozialpolitik sei des Guten schon zu viel ge-
schehen; auf alle Fälle sei aber in Punkto Sozialpolitik
Halt zu machen.
Der Name Ehrenberg löst sehr verschiedene Emp-
findungen aus. Die Unternehmer erwarten von ihm eine
Regenerierung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung
und damit glauben sie besser als bisher zu fahren. Bei den
Arbeitern und Privatangestellten ist gerade das Gegenteil
der Fall. Ehrenberg steht bei ihnen im Geruch des ein-
seitigen Klassenadvokaten. Schon diese Tatsachen lassen
es angebracht erscheinen, einmal zu untersuchen, was an
diesen Behauptungen wahres ist. Noch mehr aber scheint
eine solche Untersuchung vonnöten zu sein, weil Ehren-
berg eine Professur für Nationalökonomie an der Uni-
versität Rostock inne hat. Als Dozent der Volkswirt-
schaftslehre ist er in der Lage, einen gewissen Einfluß
auf die Studenten auszuüben. Wer weiß^ wie tief die
Lehren oft haften, die wir im Anfang unseres Beginnens
erhalten, der wird nicht achtlos an dieser Tatsache vor-
übergehen. Außerdem ist er Herausgeber einer national-
ökonomischen Zeitschrift (sie nennt sich: Thünen-Archiv
und führt den Untertitel: Organ für exakte Wirtschafts-
forschung), auch in Tagesblättern ergreift er oft das Wort
zu den Fragen unseres Wirtschaftslebens. Wir sehen also,
daß ihm Mittel und Wege zur Verfügung stehen, seine
Anschauungen einem breiten Kreis von Volksgenossen
vorzutragen und zu propagieren. An sich wäre dies kein
Fehler; da er aber in seinen Endergebnissen zu dem
Schluß kommt, wir hätten schon viel zu viel Sozialpolitik
getrieben, so wollen wir einmal sehen, auf welcher Grund-
lage sein Gebäude ruht.
In seinem fünfzigsten Lebensjahr kam Ehrenberg zu
der Ueberzeugung, daß sich die bisherigen Forschungs-
methoden in wirtschaftswissenschaftlicher Beziehung in
falschen Bahnen bewegen. Hören wir, was er selber dar-
über sagt. ,,Die Methoden wirtschaftswissenschaftlicher
Forschung bedürfen dringend größerer Genauigkeit und
Zuverlässigkeit. Das gilt sowohl von der Beobachtung,
wie von der wissenschaftlichen Verwertung der wirtschaft-
lichen Tatsachen. Wie in anderen Wissenschaften, so wird
auch hier entweder überwiegend deduktiv (das Verfahren
vom Allgemeinen aufs Besondere zu schließen) oder über-
wiegend induktiv (von einzelnen zum allgemeinen vor-
gehend) gearbeitet. Aber auf beiden Wegen sind, trotz
größter Anstrengung, bisher nur wenige sichere Ergeb-
nisse gewonnen worden."
Ueber die hauptsächlich deduktiv arbeitenden Forscher
führt Ehrenberg folgendes aus: ,,Die vorzugsweise de-
duktiv verfahrenden nationalökonomischen Forscher gehen
von gewissen Voraussetzungen, welche durch ungenaue
Beobachtungen entstanden sind, und deren Richtigkeit
entweder überhaupt nicht oder erst hinterher, durch Sam-
meln von Tatsachen ad hoc (gerade zu diesem Zweck),
zu beweisen versucht wird. Von diesen Voraussetzungen
ausgehend, bauen sie dann, im wesentlichen durch logische
Deduktion ein theoretisches Lehrgebäude auf, das mit
seiner schmalen, schwankenden Grundlage steht und fällt.
Der Urfehler dieser Methode, die ungenaue Beobachtung
der Grundtatsachen, läßt sich durch Logik der Folgerungen
niemals bessern." Im folgenden ging dann Ehrenberg
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
425
näher auf die Art der Forschung von Ad. Smith (der als
erster planmäßig wirtschaftswissenschaftliche Forschung-
getrieben hat) ein. Seine Fundamentalsätze: die Arbeit
ist die Quelle allen Reichtums und das Selbstinteresse der
einzelnen Menschen hat die heutige Organisation des wirt-
schaftlichen Lebens geschaffen, beruhten auf ganz un-
genauen Beobachtungen. Aehnlich ergeht es den Kame-
ralisten (die vorzugsweise induktiv arbeiteten) und der
historischen Richtung (begründet von Roscher und heute
hauptsächlich von Schmoller vertreten). Hieran an-
schließend kommt Ehrenberg zu dem Resultat: Mit allen
diesen Methoden lassen sich die wirtschaftlichen Tatsachen
weder feststellen, noch mit einiger Sicherheit auf ihre Ur-
sachen zurückführen. Die Frage, ob dies möglich sei,
werde oft verneint; er aber bejahe sie und hoffe, die
Richtigkeit seiner Antwort erweisen zu können.
In der exakt-vergleichenden Methode wirtschafts-
wissenschaftlicher Forschung .glaubt Ehrenberg die Me-
thode gefunden zu haben, die zur Lösung des Problems
führt. Als Vorbild dient ihm da die Methode, die Thünen
bei der Erforschung seines isolierten Staates angewandt
hat. Zum besseren Verständnis ist es daher notwendig,
zu zeigen, was Thünen denn eigentlich wollte und wie
er oresucht hat, seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Thünen schreibt: „Wir kommen nun zu dem Punkte,
wo die Untersuchungen des Verfassers (Thünen) eigenthch
begonnen haben. Er fühlte, durch innere Notwendigkeit
getrieben, das Bedürfnis, über den Einfluß der Getreide-
preise auf den Landbau und über die Gesetze, wodurch
der Getreidepreis reguHert wird, zu klarer Anschauung
zu kommen."
Bekanntlich hatte einer der klassischen National-
ökonomen '(Ricai^do) die Grundrente aus der verschiedenen
Qualität des Bodens erklärt. Diese Erklärung genügte
Thünen nicht. Er suchte daher nach weiteren Tatsachen,
die die Grundrente aufklären könnten. Es ist ihm be-
kannt, daß die Lage (Qualität des Bodens), die Verkehrs-
verhältnisse, die Grundrente beeinflussen; er denkt auch
an die Bedeutung der Grundsteuer und ist bemüht, diese
seine Auffassung wissenschaftlich zu beweisen. Da ihm
lediglich (aber sehr eingehend) die aus seiner Wirtschaft
Tellow gesammelten Zahlen und Notizen zur Verfügimg
stehen, so bedient er sich noch eines Hilfsmittels. Seine
Beweise sind seiner Buchführung entnommen, die sich
auf eine Reihe von Jahren, aber nur auf diesen einen Be-
trieb erstreckt. Von diesem Wirtschaftsbetrieb ausgehend,
konstruiert Thünen einen isolierten Staat, abgeschlossen
durch eine Wüste. Er nimmt eine große Ackerfläche von
gleicher Güte mit einer Stadt im Zentrum an, zu der der
Wagen des Landwirts das einzige Verkehrsmittel ist. Die
Arbeit auf den umliegenden Bodenflächen muß für die
Versorgung der Stadtbewohner ausreichen. Thünen wollte
mit dieser Konstruktion zeigen, wie die Entfernung der
Stadt auf die Art der Bewirtschaftung einwirkt. Dabei
benutzt er die aus seiner Wirtschaft vorhandenen Zahlen
für die Produktion, Beförderung usw. Das Ergebnis dieser
Untersuchung sind die bekannten 6 Thünschen Kreise:
Freie Wirtschaft, Forstwirtschaft, Fruchtwechselwirtschaft,
Koppelwirtschaft, Dreifelderwirtschaft und als letzte, am
äußersten Rande der Kulturfläche: Weidewirtschaft.
Diese Konstruktion reicht aber zur Erklärung der
Grundrente nicht aus. Ein Fluß soll das Land durch-
queren, wodurch sich die Kreise in Ellipsen ändern. Eine
gleichmäßige Grundsteuer, die nun eingeführt wird, ist
ungerechtfertigt. Denn das Resultat der ganzen Unter-
suchung ist: Der Preis des Getreides wird durch die Pro-
duktionskosten des am ungünstigsten, weil am weitesten
von der Stadt wirtschaftenden Landbaues bestimmt, deren
Erzeugung noch zur Versorgung der Stadt erforderlich ist
Aus alledem folgt, daß die Grundrente mit zunehmender
Nähe der Grundstücke zur Stadt in die Höhe geht.
Mit knappen Worten haben wir hier (abgesehen von
einigen unwesentlichen Lohnuntersuchungen) den Gang
und das Ergebnis der Thünschen Arbeit gekennzeichnet
Nach Prof. Ehrenberg ist dieses Vorgehen exakt wirt-
schaftlich. Und diese Art der Forschung will er auf alle
Gebiete unseres Wirtschaftslebens anwenden. So glaubt er,
zu besseren und sicheren Resultaten zu kommen, als unsere
Forscher, die sich bisher induktiv oder deduktiv betätigt
haben. Die Unterlagen sollen aus den Büchern der in-
dustriellen Unternehmungen usw. entnommen werden und
daraus eine absolut zuverlässige Volkswirtschaftslehre auf-
gebaut werden. Ob dies möglich ist, wollen wir im fol-
genden nachprüfen. Doch zuvor noch etwas über die
induktive und deduktive Forschung.
Die Methodenlehre gehört in das Gebiet der Logik.
Kurz ausgedrückt ist sie planvolle Denkoperation zur Er-
zielung logisch unanfechtbarer Schlüsse. Wir kennen aber
nicht nur Methoden im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne,
sondern auch Methoden der Praxis. Hier sucht man nach
einem ganz bestimmten Plan wirtschaftliche Ziele zu er-
reichen.
Wie wir schon in Klammer bemerkt haben, geht der
induktiv vorgehende Forscher von der EinzeluntersucTiung
aus und sucht von dieser aus zu allgemeinen Grundsätzen
und Schlüssen zu kommen. Die Zuverlässigkeit und Ob-
jektivität der Induktion hängt von der Vollständigkeit der
Untersuchung aller für die Schlußfolgerung in Betracht
kommenden Einzelerscheinungen ab. Während nun in der
Naturwissenschaft die Anwendung dieser Methode durch
die allgemeine Annahme gesetzmäßigen Geschehens auch
für solche Schlüsse anerkannt wird, die (wie die meisten)
eine vollständige Erschöpfung der Einzelbeobachtung von
vornherein ausschließen; ist dies bei den Geisteswissen-
schaften, zu denen die Wirtschaftswissenschaft gehört, ganz
ariders. Jede Annahme kann zu Trugschlüssen führen.
So bleibt also für die wirtschaftswissenschaftlichen
Forscher, die induktiv arbeiten, nichts anderes übrig, als
sämtliche Grundtatsachen einzeln zu beachten. Diese aber
sind so kompliziert, daß man sie weder vollständig erfassen
nach genau erklären kann. Daraus folgt, daß man
höchstens von einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit,
niemals aber von einer Sicherheit der gewonnenen Er-
gebnisse reden kann.
Schmoller geht sogar so weit, zu erklären (Ueber einige
Grundfragen der Sozialpolitik und der Volkswirtschafts-
lehre, Dunker und Humboldt, Leipzig 1904, S. 348): „Daß
ausschließlich mathematisch-naturwissenschaftliche Studien
in der Regel zum politisch volkswirtschaftlichen Urteilen
verunfähigen, ist für mich wenigstens eine Lebenserfah-
rung, die außer allem Zweifel steht." Sie habe in der Ver-
schiedenheit der zu beobachtenden Erscheinungen, der
Methoden und der vorwiegenden Denkgewohnheiten ihre
einfache Ursache. Für den wirtschaftswissenschaftlich
weiter fortgeschrittenen Leser gewinnt dieses Urteil er-
höhte Bedeutung, wenn er sich erinnert, daß Franz Oppen-
heimer Naturwissenschaften und Medizin studiert hat und
zweifellos in seinem Werke: Theorie der reinen und poli-
tischer Oekonomie m"it jenen Methoden operiert.
Das Wesen der Deduktion haben wir ebenfalls scTion
genannt. Sie geht von allgemeinen, als erwiesen an-
genommen, Sätzen aus und schließt auf das „Besondere"
oder „Einzelne". Was für alle gilt, muß für den Ein-
zelnen gelten (aber: was für den Einzelnen gilt, das kann
für die Allgemeinheit gelten). Das erste Erfordernis einer
richtigen Deduktion ist logische Schärfe der Schlußfolge-
426
DEUTSCHE TECiiNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 27
rung. Und weiter: die deduktiv gewonnenen Grundsätze
müssen auf Einzeltatsachen (-beachitungen) berutien. Dar-
aus können wir entnehmen, daß Induktion und Deduk-
tion keine großen Gegensätze sind, sondern daß sie sich
gegenseitig ergänzen müssen. In sehr geistreicher Weise
äußert sich Schmoller (in der schon zitierten Schrift S. 3^3)
über das Verhältnis von Induktion und Deduktion. Wie
der rechte und linke Fuß zum Gehen, so gehöre In-
duktion und Deduktion gleichmäßig zum wissenschaft-
lichen Denken. „Ich habe stets betont, daß, wenn wir schon
alle Wahrheit besäßen, wir nur deduktiv verführen, daß
aller Fortschritt der Induktion uns deduktiv verwertbare
Sätze bringe, daß die vollendetsten Wissenschaften am
meisten deduktiv seien."
Unsere Abschweifung in das Gebiet der Induktion und
Deduktion erleichtert uns das Verständnis der von Ehren-
berg befürworteten „Exakt-vergleichenden Wirtschafts-
forschung". Man spricht zwar auch von einer statistischen,
historischen oder gar mathematischen Methode, bei einigem
Nachdenken findet man aber heraus, daß bei der histo-
rischen und statistischen Untersuchung das induktive Ver-
fahren vorherrscht, dagegen wird mit allen mathematischen
Formeln operierenden Schlüssen fast durchweg induktives
Denken vorausgesetzt. Also, es kann sich bei wissen-
schaftlichen Forschungen nur um Induktion oder Deduk-
tion handeln. Da aber die eine ohne die andere nicht
bestehen kann, so kann die Fragestellung niemals In-
duktion oder Deduktion sein. In seinem Buche: Syste-
matische Philosophie sagt Riehl hierüber: ,,Es gibt in
Wahrheit nur ein Schlußverfahren in zwei Richtungen
seiner Anwendung: der direkten, die von den Prämissen
(Voraussetzungen oder Behauptungen) aus zu dem Schluß-
satze vorschreitet, und des umgekehrten, die von dem
Schlußsatz uns zurück auf die Prämisse führt."
Damit hätten wir eigentlich schon den Grabstein
für eine neue Methode der Wirtschaftsforschung gesetzt.
Sowohl das, was Thünen wollte und tat, als auch das,
was Ehrenberg (anknüpfend an Thünen) will und propa-
giert, kann nur durch Induktion in Verbindung mit De-
duktion erreicht werden.
Daß sich Prof. Ehrenberg in einem Grundirrtum be-
findet, wenn er glaubt, Thünen habe exakte Wirtschafts-
forschung betrieben, das führt des Näheren Dr. Paul Rohr-
beck (Berlin) in der Zeitschrift für Agrarpolitik aus. „Schon
die Problemstellung, dann weiterhin die Isolierung, die
Verwertung der rechnungsmäßigen Ergebnisse zu all-
gemeinen Schlüssen, die durch teilweise mathematische
Formulierung noch unumstößlicher erscheinen sollen, alles
das sind untrügliche deduktive Merkmale, die keine
Sophistik hinweg deuten kann. Aber die sorgfältige Ver-
wendung erfahrungsmäßiger Vorlagen aus dem eigenen
Betriebe, die gewissenhafte Verfolgung der buchführungs-
mäßigen Ergebnisse jahrelanger Aufzeichnungen ist die
deutliche Charakteristik induktiver Nachprüfung. Von einer
experimentellen Wirtschaftslehre ist keine Rede. Er hat
bestimmte allgemeine Ideen, bewußte Vorstellungen von
rein theoretischen Zusammenhängen, und er begnügt sich
nicht mit logischer Konsruktion dieser Beziehungen aus
angenommenen Zahlen, sondern er verwendet ihm genauer
erscheinende und auch eine bessere Probe auf das Ge-
samtresultat versprechende eigene Erfahrungsziffern. Thü-
nens Verdienst ist also, die gegenseitige Abhänglichkcit
von Deduktion und Induktion par excellence erfaßt und
daher seiner Darstellung eine logisch nachprüfungsfähige
Unterlage verschafft zu haben. Man hat es daher bei der
sogenannten Thünenschen Methode mit keiner neuen „Me-
thode" im engeren Sinne zu tun, sondern lediglich mit
einer eigenartigen Verknüpfung von Induktion und De-
duktion unter Benutzung buchführungsmäßiger Ergebnisse
eigener Erfahrungen."
Im Anschluß an diese Argumentation führt der zitierte
Verfasser noch aus, daß damit das ganze Kartenhaus der
Ehrenbergschen Propaganda eigentlich schon zusammen-
falle. Zu derartigen Enttäuschungen müsse es immer
kommen, wenn einzelne Erscheinungen, einzelne Denk-
operationen aus einem Zusammenhang wahllos heraus-
gegriffen und dann noch nicht einmal richtig verstanden
würden. Ehrenbergs eigene sogenannte Methode lehne sich
so stark an Thünen an, daß lediglich ein formaler Unter-
schied bestehe. Während Thünen ausschließlich den
eigenen Betrieb als Erfahrungsquelle angesehen hätte, habe
Ehrenberg stärker auf die Möglichkeit des Vergleichs
zwischen — wenn auch nicht immer gleichmäßigen, denn
solche gebe es in der Landwirtschaft kaum — , aber doch
ähnlich gearteten Betrieben hingewiesen, eine ganz selbst-
verständliche Schlußfolgerung ohne sonderliche prinzipielle
Bedeutung.
Von ganz besonderem Interesse wird es für die Leser
dieser Zeitschrift sein, wie Dr. W. Rohrbeck den noch
übrig gebliebenen Trümmerhaufen der neuen Methode aus
dem We^e räumt. Ehrenberg schrieb: „Wenn die neue
Methode sich entwickeln soll, muß der Geist des For-
schers zunächst soweit wie irgend möglich, ein unbeschrie-
benes Blatt sein." Darauf erwidert ihm der schon mehr-
fach genannte Verfasser in einer längeren Auseinander-
setzung. Der Kern dieser Ausführungen ist etwa: der
Geist des Forschers ist kein unbeschriebenes Blatt. Die
Wahrnehmung setzt ein Urteil voraus, um Erfahrung zu
werden. Der Begriff der Wirkung liegt nicht in der Ur-
sache. Es kommen reinen Wahrnehmungsurteilen nicht
allgemeine Gültigkeit zu, da sie subjektiv sind. — Ein
wirtschaftswissenschafthcher Stoff lasse sich zwar in mög-
lichst schematischer Weise sammeln, er- gebe aber nichts
aus sich heraus, was ihm nicht urteilsmäßig abgerungen
werde. Schon mit dem Sammeln sei es ein eigenes Ding.
Die Seele des Forschers solle ein unbeschriebenes Blatt
sein. Aber schon die Frage nach dem Gegenstand der
Forschung und ihrer Anordnung verlange ja einen Denk-
prozeß, der für die alsdann folgende Entwicklung logische
Voraussetzung bedeute. Entscheident aber falle ins Ge-
wicht, daß, wenn man einzelne Ergebnisreihen zur Findung
allgemeiner Schlüsse verbinden wolle, man urteilsmäßiger
Erwägungen bedürfe, die aus dem Stoff selber nicht folgen
können.
Was die Exaktheit der Ehrenbergschen Forschung an-
langt, so ist zu sagen, daß diese nur dann einen Sinn
haben kann, wenn damit wissenschaftliche Forschung in
einer von jeder Spekulation unabhängigen Weise in der
Art der Mathematik, Physik usw. erreicht wird. Eine Wirt-
schaftsphysik ist aber unmöglich. Wir können in wirt-
schaftswissenschaftlichen Dingen keine Topfversuche, wie
in der Naturwissenschaft machen. Anders in der Natur-
wissenschaft. Wir haben es da mit Stoffen zu tun, mit
Substanzen, und da wir bisher die Erfahrung gemacht
haben, daß Stoffe von derselben äußeren Beschaffenheit
oder Substanzen von derselben inneren Zusammensetzung
regelmäßig dieselben Erscheinungen zeigen, so kann man
von dem einzeln untersuchten Objekt völlig auf die ganze
Art schließen. Für den Naturwissenschaftler ist der Mensch
ein Artbegriff. Er versteht darunter (daß er das voll-
kommenste Gebilde ist, tut nichts zur Sache) jedenfalls eine
ganze bestimmte Gruppe von Säugetieren, die eben ihre
ganz charakteristischen äußeren Merkmale zeigt. In der
Wirtschaftswissenschaft aber haben wir es nicht mit fest-
stehenden Grundbegriffen zu tun (ähnlich wie bei mathe-
matischen Fundamentalsätzen), noch aucli mit Stoff(/,i der
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
427
Substanz schlechthin. Nicht der Artmensch interessiert
uns hier, sondern das Eigentümliche, Geistige im Menschen
und zwar nach der wirtschaftlichen Seite hin. Wie sich
die Menschen mit ihren verschiedenen geistigen Veran-
lagungen und Fähigkeiten durchsetzen, wie sie im Kampf
um eine wirtschaftliche Machtstellung siegen oder unter-
liegen, in welcher Entwicklung, unter welchen Voraus-
setzungen Siege und Niederlagen eintreten und zu welchen
Erfolgen sie führen, und wie wohl dieses fortgesetzte
Ringen am schnellsten und zweckmäßigsten dem Ziele
weiterer Kulturförderung genährt werden kann, das sind
in großen Zügen alles Fragen, die die Wirtschaftswissen-
schaft aufzurollen und zu verarbeiten hat. Nach solchen
Erwägungen kommt Dr. Rohrbeck dazu: Wir haben es in
der Wirtschaftswissenschaft nicht mit Puppen, sondern
mit ganz großen Einzel- oder Qruppenempfindungen und
-Bestrebungen geistiger Persönlichkeiten zu tun.
Die exakte Wirtschaftsforschung ist logisch betrachtet
ein Unsinn. Nur für ganz vereinzelte Fälle kann man exakte
Ergebnisse erzielen und da nur auf ganz bestimmte Zeit.
Die Menschen sind so verschieden geartet und die Be-
dingungen, unter denen sie wirtschaften, ändern sich
fortwährend, so daß das, was heute etwa als exakt fest-
gestellt worden ist, schon in kurzer Zeit seine Gültigkeit
verloren haben kann. Der Beweis hierfür kann jederzeit
erbracht werden. Es sei hier nur darauf hingewiesen,
daß man sofort den Boden der Spekulation betritt, wenn
beispielsweise der Begriff: Frauenarbeit und Männerarbeit
scharf umgrenzt werden sollen. Ajch in anderen Dingen
muß man schätzen, wiegen und wägen, um zu neuen
Erkenntnissen vorzudringen. Exakt aber ist dies nicht.
Doch so ganz ohne allen Wert ist das Ehrenbergsche
Beginnen nicht. Er hat jedenfalls das Verdienst, mit allem
Nachdruck darauf hingewiesen zu haben, daß man bei
der wissenschaftlichen Forschung das buchführungsmäßige
Material mehr beachten müsse. Aber demgegenüber muß
man sich stets vor Augen halten, daß die Wissenschaft
letzten Endes auf die Gesamtinteressen einer Volksgemein-
schaft zu achten hat. Die Nationalökonomie ist nicht die
Lehre von der Einzelwirtschaft, sondern (wie schon ihr
Name dartut) von der Volkswirtschaft. Die Wirtschafts-
wissenschaft gehört zu den Geisteswissenschaften, haben
wir gesagt. Auch hieraus können wir entnehmen, daß der
Nachdruck mehr auf Geist, als auf Erfahrung zu legen ist.
Die Erfahrungen sind auch oft unter ähnlichen wirtschaft-
lichen Bedingungen sehr verschieden. Wo z. B. die Kal-
kulationsmethoden nicht aufs vollkommenste durchgebildet
sind, wo nicht so fähige und energische Leute an der
Spitze eines Betriebs stehen, überall da werden auch unter
sonst gleichen Bedingungen andere Ergebnisse erzielt wer-
den als da, wo alles aufs beste bestellt ist. Das einzige,
was vielleicht in der Wirtschaftswissenschaft als gesetz-
SOZIALE BEWEGUNG
Soziale Bewegung
Die Zahl aller organisierten Arbeiter Deutschlands ver-
teilte sich am 31. Dezember 1Q09 auf die einzelnen großen
Organisationen folgendermaßen:
Freie (sozialistische) Gewerkschaften 1 892 568 Mitglieder
Christliche Gewerkschaften 270 751 „
Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine 108 028 ,,
mäßig gelten kann, ist die Erkenntnis, daß bei einem
achtstündigen (vielleicht auch noch geringeren Arbeitstag)
relativ mehr geleistet wird, als bei einem neun- oder zehn-
stündigen. Abbe hat das schlagend nachgewiesen.
Im großen ganzen ist für unsere Erwerbswirtschaft
der Eigennutz ausschlaggebend. Der also bestimmt (so-
weit sich nicht andere Mächte ihm entgegensetzen)
zumeist, wie gewirtschaftet wird. „Die Buchführungs-
ziffern schweigen über die Gründe des wirtschaftlichen
Handelns," sagt Rohrbeck. „Sie sagen nichts über das
Weshalb und Wozu. Buchführungsmaterial gibt also
immer nur über gewisse Erscheinungen Auskunft, die sich
rechnungsmäßig ausdrücken lassen. Rentabilität, Produk-
tion und Konsumtion, steuerUche Fragen, alles dies und
anderes sind sehr wohl unter Verwendung dieser buch-
führungsmäßigen Ziffern zu erfassen. Soweit das Quan-
tum, die Zahl, der Wirtschaftserfolg in Frage steht, werden
wir gern zur Buchführung greifen und auch aus ihr für
die Beurteilung gewinnen können. Aber soweit das Quäle
(Wie beschaffen), die Intensität der einzelnen Arbeits-
leistungen, die Motivation uns beschäftigt, ist das Buch-
führungsmaterial für uns wertlos. Wir brauchen dafür
höhere Einsichten."
Für eine Wirtschaftsgemeinschaft muß das Gesamtwohl
entscheidend sein. Wie aber soll dies möglich sein, wenn
wir die Sache hauptsächlich vom Standpunkt des privaten
Unternehmens aus betrachten? Wir kommen damit zu
Trugschlüssen. „Denn sobald man das rechnerische
Resultat der Buchführung auf die Wissenschaft überträgt,
hat man den Standpunkt des Privatunternehmers als Stand-
punkt der wissenschaftlichen- Forschung proklamiert und
widerstreitet damit der inneren Pflicht, den Interessen des
Gesamtwohls zu dienen." Wir fügen dem hinzu: die
Wirtschaftswissenschaft hat das gesamte Wirtschaftsleben
zu erforschen : die Produktion, die Verteilung der Güter,
die Konsumtion und nicht zuletzt die Bedingungen, unter
denen dies alles vor sich geht. So aufgefaßt, muß die
exakte Wirtschaftsforschung ein Fiasko erleben; von dem
ganzen Trümmerhaufen bleibt nur die Betonung, daß die
einzelnen Betriebe genauer untersucht und geprüft werden
sollen.
Nach alledem kann man von einer neuen Methode
der wirtschaftswissenschafthchen Forschung nicht die ge-
ringste Rede sein. Es gibt keine exakte Wirtschaftsfor-
schung in dem Sinne, wie in der Naturwissenschaft. Damit
fallen selbstverständlich auch alle Folgerungen, die Ehren-
berg aus „seinen Erkenntnissen" zieht. Ehrenberg bleibt,
ob mit oder ohne Willen, ein Klassenadvokat des Unter-
nehmertums. Die Arbeiter und Privatangestellten wissen
nun, wie es um die „neue Methode" bestellt ist. Ihre
Losung bleibt: erst recht Sozialpolitik.
Neben diesen drei Organisationen, die nur Arbeiter
als Mitglieder aufnehmen, wären noch die sog. gelben Ge-
werkschaften zu nennen. Sie sind keine Arbeitervereine
im eigentlichen Sinne des Wortes, da sie in gleicher Weise
Arbeiter- und Arbeitgeberinteressen vertreten. Nur weil
sich zufällig Arbeiter in ihren Reihen zählen, mögen sie
der Vollständigkeit halber hier genannt werden. Sie zähl-
ten Ende 1909 97 379 Mitglieder.
Von diesen Verbänden hatten bisher die Hirsch-
Dunck ersehen Organisationen das Wechsel-
428
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 27
vollste Schicksal, wie aus der stets wechselnden Höhe der
Mitgliederziffer hervorgeht. Sie hatten
1868
ca.
30 000 Mitglieder
1871
))
6 000
)>
1880
)j
21 000
)>
1882
)>
24 558
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j>
34 558
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1884
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55 150
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looD
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51 000
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1889
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1894
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70 000
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1898
5»
81 000
)>
1900
»)
92 000
J)
1905
))
117079
))
1908
9»
105 633
)T
1909
)>
108 028
))
Trotzdera die Ziffern absolut im iWachsen begriffen
sind, und trotzdem die Politik gerade dieses Verbandes
niemals mit solcher Schärfe betrieben wurde, wie bei den
freien Gewerkschaften, bemerken wir gerade hier, daß der
iVerband innerhalb der gesamten Gewerkschaftsbewegung
an Bedeutung abnimmt.
Als zweitgrößter Verein innerhalb dieses Verbandes
zählte bisher eine Privatangestelltenorganisation: der
Verein Deutscher Kaufleute mit 18 000 Mitglie-
dern. Auf dem Delegiertentag dieses Vereins am 21. Mai
dieses Jahres wurde der Austritt aus dem Verband be-
schlossen. Das bedeutet für die Hirsch-Dunckerschen den
Verlust eines Sechstels des bisherigen Mitgliederbestandes.
Was waren die Motive, die zum Austritt führten? Wie
die Verhandlungen der Delegierten erkennen lassen, hatte
sich die Debatte zum großen Teil um den Beitrag von
6000 Mark gedreht, den der Verein dem Verband alljährlich
als Agitationsbeitrag zu überweisen hatte. Man hatte sich
überlegt, ob diese Summe in einem vernünftigen Verhältnis
stehe zu dem, was man an Propagandaerfolge dafür ein-
löste, und glaubte herausgefunden zu haben, daß dies
nicht der Fall sei, daß das Geld einfach vergeudet sei und
bessere Verwendung finden könnte. Aber darum gleich
der Bruch? Es gab für die Delegierten in der Tat gar
keinen anderen Ausweg; denn alle Versuche, den Verband
zu einer etwas rührigen Gewerkschaftsarbeit zu ver-
anlassen, waren erfolglos geblieben. Alle Versuche ver-
mochten nichts bei seiner Trägheit und Schwerfälligkeit.
Es ist äußerst interessant, was S. Aufhäuser, der jahrelang
im Verein Deutscher Kaufleute gearbeitet hat, über die
eigentlichen treibenden Gründe zu sagen weiß. Im
„Freien Volk" lesen wir, daß der Austritt deshalb eine
bittere Notwendigkeit war, „weil eben die Hirsch-
Dunckerschen Gewerkvereine in ihrem gan-
zen Aufbau, ihrer Verwaltung und ihrer Lau-
heit nichts weiter sind, als eine Uebertra-
gung des freisinnigen Bezirksvereins vom
politischen ins gewerkschaftliche Leben".
In ihrem Aufbau, indem jeder Verein seine Sonder-
intereßchen kultivieren darf und es an einer straffen, ein-
heitlichen Organisation gebricht. In ihrer Verwaltung, in-
dem eine gemächliche Geschäftsführung ein pünktliches,
exaktes Funktionieren der ganzen Organisation — die erste
Vorbedingung jeden Erfolges — verhindert. Eine Ueber-
tragung des politischen Vereins auf das gewerkschaftliche
Leben, indem man vor lauter Konzessionen und aus tak-
tischen Gründen — um die mittlere Linie zu finden —
nicht wagt, die eignen Interessen mit allem Nachdruck
und aller Rigorosität zu vertreten. So muß der Hirsch-
Dunckersche Verband die Folgen seiner allzu vorsichtigen,
vermittelnden Haltung an sich selber erleben. Die Einer-
seits-Andrerseits-Politik hat noch nie große Erfolge er-
rungen und hat außerdem den unangenehmen Nebeneffekt,
daß sie die Kräfte zersplittert und auch die, die wie der
Verein Deutscher Kaufleute, zum Arbeiten bereit sind, un-
freiwilhg lahm legt.
Ein vorzügliches Beispiel, wie man Interessen wirksam
vertreten muß, liefert dagegen der Zentral verband
Deutscher Industrieller, ein Muster der Organi-
sation und der Taktik für Arbeitnehmerorganisationen. Die
Angestellten insbesondere haben schon "öfters seine Rück-
sichtslosigkeit und sein Draufgängertum zu spuren be-
kommen und so oft er als Gegner ihnen entgegentrat, er
blieb immer der Sieger. Man braucht nur an die jüngsten
Vorgänge bei der Reichsversicherungsordnung und an die
Frage der Zulassung von Ersatzkassen bei der Pensions-
versicherung zu denken. Wollte man den Kampf der
Gegenwart unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachten,
man könnte seine Freude haben an der Kraft und Ent-
schlossenheit dieser Organisation. Aber wir treiben hier
Sozialpolitik und da kennen wir keinen Gegner, der gefähr-
licher wäre unsern Interessen, und der schärfer bekämpft
werden müßte als gerade dieser Zentralverband. Doch
auch vom Gegner soll man lernen. Und dieser Gegner
geht ohne Umwege geradeswegs auf sein Ziel los. „Wer
nicht für mich ist, der ist wider mich." Ein Paktieren gibt
es nicht für den Zentralverband.
Als der Hansabund ins Leben gerufen wurde,
wurde als sein Zweck der Kampf gegen den Bund der
Landwirte proklamiert. Man stand unter dem frischen Ein-
druck der Finanzreform und sprach von einem Beutezug
des Großagrariertums auf die Taschen des Bürgerstands.
Alles, was sich durch die neuen Steuern geschädigt glaubte,
fand sich im Hansabund zusammen: die Kaufmannschaft,
die Industrie, die Handwerker, selbst die Angestellten mach-
ten zum Teil mit, auch der Zentralverband Deutscher In-
dustrieller. Die Bundesgenossenschaft des letzteren war
von / vorneherein für viele keine erfreuliche Erscheinung.
Man fürchtete, er könne dank seinen großen finanziellen
Mitteln den Hansabund soweit beeinflussen, daß er den
Zweck des Bundes, nämlich den Kampf gegen die „Ueber-
agrarier", vereitle und den Bund dazu benutzen würde,
um für sich selber Vorteile in sozialpolitischen Fragen
herauszuschlagen. Was man dereinst befürchtete, ist auch
inzwischen eingetreten. Jedenfalls hat 5er Zentralverband
aus Gründen politischer Taktik dahin gestrebt, daß der
Hansabund nicht mehr den wirtschaftspolitischen Kampf
gegen die Uebergriffe des Bundes der Landwirte führe,
sondern — um seine des Zentralverbands konservative
Parteiinteressen lin Sicherheit zu bringen, daß er den
Kampf aufnehme geg^n alles, was links stehe. Kürzlich
ließ dann der HansaDund einen Werbeaufruf erscheinen,
in dem es hieß :
„Niemand vergesse, trotz aller Einlullungsversuche,
daß in Jahrzehnten bis zu den letzten Tagen kaum je
ein Gesetz gemacht wurde, in dem nicht Vorteile
oder Ausnahmen zugunsten solcher Kreise bedungen
wurden, die dem Staate finanziell möglichst wenig leisten
wollen, aber möglichst viel von ihm zu fordern be-
strebt sind.
Der Tag der Abrechnung für diese ego-
istische Politik wird und muß im Interesse end-
lichen und dauernden Friedens kommen, so lange er auch
hinausgeschoben werden mag. Der Hansabund erwartet,
daß an diesem Tage jeder seine Pflicht tue, jeder von
denen, an die heute der ernste Ruf ergeht: Bürger
heraus!"
Daraufhin ist der Zentralverband ohne weiteres aus
dem Hansabund ausgeschieden.
Man sollte meinen, dies sollte den Angestellten im
allgemeinen, denen, die sich noch im Hansabund befinden,
im besonderen zu denken geben. Der Hansabund ist auch
nach dem Ausscheiden des Zentralverbandes ein Gebilde,
das sich aus viel zu verschiedenartigen Elementen zu-
sammensetzt. Es geht eben nicht an, Menschen, die im
sozialen Leben sich sonst in Kampfstellung gegenüber-
stehen, auf einen einzigen Gedanken dauernd zusammen-
zubringen.
Und selbst wenn die dem Hansabund angeschlossenen
Angestellten ideal genug veranlagt sind, ihre sozialen
Sonderinteressen der Sache wegen zeitweilig zurückzustel-
len — so wird es doch darum den ebenfalls im Hansa-
bund organisierten Unternehmern noch lange nicht ein-
fallen, das Gleiche zu tun. Die werden immer wieder den
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
429
Kampf auf das soziale Gebiet verlegen wollen. Denn wie
die Dinge heute liegen, verstehen es die Unternehmer
immer noch am besten, wie man für soziale Interessen
ficht. Ob die Angestellten daraus lernen werden?
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und M i t g 1 i e d n u m m e r, hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Kucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des -Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
fi:r Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leituno; nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 148. Ist es einem Leser möglich, mir Unterlagen
oder Skizzen für den Entwurf einer größeren, modernen Dach-
pappenfabrik gegen Vergütung zu überlassen?
Frage 149. Wie hat sich die aus biegsamem Emaillemetall
bestehende sogen. Josz'sche Wand- und Deckenbekleidung in
Küchen und Badezimmern bewährt?
Frage 150. Ueber einem Kuhstall soll ein Wasserbassin
mit einem Inhalt von rd. 6 cbm erbaut werden. Die vorgesehenen
Abmessungen sind 2,8 • 2,3 • 1,0 m. Ich will das Bassin aus
gewöhnlichen Mauersteinen in Zementmörtel 1 : 3 herstellen und
mit eisernen Bändern umfassen. Für den Verputz des Behälters
ist ein Mörtel aus 1 Teil Zement und 2 Teilen Sand bestimmt,
dem ein wasserdichtes Material beigemengt werden muß. Ist
die vorgeschlagene Ausführungsart technisch und wirtschaft-
lich zu empfehlen? Wie ist weiter die statische Untersuchung
durchzuführen? Die Stalldecke ist zwischen I-Trägern ein-
gewölbt und durch eine 2 cm starke Zementschicht ab-
geglichen. Kann ich nun die Decke nicht als Bassinboden
benutzen? Da ich ferner eine längere Garantiezeit für die ab-
solute Wasserdichtigkeit übernehmen muß, bitte ich noch um
Angabe eines wirklich wasserundurchlässigen Putzzusatzes.
Frage 151. In einem Wohnzimmer sind durch das Schwin-
den der einzelnen Fußbodenbretter 5 bis 8 mm breite Fugen
entstanden. Wie kann man eine Ausbesserung am einfachsten
und billigsten vornehmen? Linoleumbelag oder Ausfüllung der
Fugen mit Holzleisten kommt nicht in Frage.
Frage 152. Nach welchen Grundzügen erfolgt die hypo-
thekarische Beleihung von Gebäuden? Im besonderen wäre
mir eine Beantwortung erwünscht, wie die Höhe der L, 2. und
3. Hypothek eines Groß-Berliner Hauses im Werte von 80 000 M
durch die Darlehensgeber ermittelt wird.
Frage 153. Ich bitte um Angabe eines einfachen und be-
währten Verfahrens, Eisen zu brünieren.
Frage 154. Die aufsteigenden Dünste in einem Viehstalle
haben eine völlige Zerstörung der Decke hervorgerufen. Ich
habe die verfaulte Konstruktion durch eine neue aus Balken
zwischen Schalbrettern mit Lehmschlag ersetzt. Wie stelle ich
nun am vorteilhaftesten den unteren Abschluß der neuen
Decke her, um die zerstörende Wirkung des Schwitzwassers!
zu vermeiden? Kork- Und Asphaltplatten müssen ausgeschlossen
bleiben, da das Material für diesen Zweck zu teuer ist. Der
Raum über dem Viehstall soll als Getreidelagerort verwendet
werden. Welcher Fußbodenbelag, also der obere Abschluß
der Decke, ist dafür zu empfehlen?
Frage 155. Kann mir ein Kollege nähere Angaben über
Veedergießmaschine und Veederguß, seine Legierung und Her-
stellung machen? Wie würde sich Veederguß zur Verwendung
der Uhrwerkteile von Zeigerwerken eignen?
Zur Frage 125. Blockhausanstrich. Der Sächsische Heimat-
schutz empfiehlt eine Vermengung der Anstrichfarbe mit dem
Absud aus Tannenzapfen. Auch Heft 24 S. 299 der Zeitschrift
„Zement und Beton" behandelt diese Frage.
B., M.-Nr. 42 261.
Zur Frage 128. Kostenanschlagsforiniilare mit Textvor-
druck. Wenden Sie sich an den Verlag der Bayerischen Bau-
gewerkszeitung in München, Rumfordstr. 23.
B., M.-Nr. 42 261.
Zur Frage 129. Holzschindelverkleidung. Zu empfehlen
sind Holzschindeln aus Buchen- oder Eichenholz. Sie werden
auf einer rauhen Holzschalung befestigt, die man bei Holzbauten
bündig mit den Pfosten, oder auch auf diesen, befestigen kann.
Gegen Erstattung der Unkosten bin ich zu jeder weiteren Au's-
kunft bereit.
Bauführer Lauer, Neumühl (Rhld.), Gartenstr.
Zur Frage 132. Farbiger Putz. Einen farbigen Putz, def
eine große Festigkeit, Wetter- und Frostbeständigkeit sowie
Farbechtheit besitzen soll, wurde der A.-G. für Betonbau, Ham-
burg, Merckhof, unter dem Namen „Grana" patentiert. Bei
den bisher verwendeten bunten Putzen wurde der Kalk durch
den Zusatz von pulverförmigen Farben oder zu Pulver ge-
mahlenen Natursteinen getönt, dadurch aber naturgemäß die
Bindekraft des Kalkes geschwächt. Hingegen wird die Färbung
der Grana erzielt durch die innige Vermengung des Zementes
mit farbigen Körnchen aus Natursteinen, Glas oder Keramiken
in jeder gewünschten Größe. Der Putz stellt daher in seiner Zu-
sammensetzung reinen Beton dar, dessen Festigkeit 300 bis
350 kg/qcm gegenüber der des Kalkputzes von 30 bis 100 kg/qcm
betragen soll. Der Nachteil des Zementputzes besteht aber
darin, daß ein Bearbeiten mit der Ziehklinge ausgeschlosser^
ist, da der Zement während des Abbindens nicht gestört werden
darf. Doch soll der vorerwähnten Firma auch ein Verfahren
gesetzlich geschützt worden sein, durch das der Putzmörtel
gegen die Flächen gewissermaßen gestampft wird und der
bei rauher Struktur dicht ist. Er kann auch durch Abwaschen
gereinigt werden und läßt sich sowohl bei Vorsatzbeton als
auch bei Kunststein- und Putzfassaden verwenden.
Zur Frage 135. Abwässerreinigung eines Wohnhauses.
Hierfür hat sich in den letzten Jahren das biologische Verfahren
als geeignet und billig bewährt. Es liefert ein klares und
fäulnisfreies Produkt, verursacht keinerlei Betriebskosten und
erübrigt auch die Anwendung von Faulräumen zur Vorreinigung
der Abflüsse und die lästige Schlammbeseitigung. Da im vor-
liegenden Falle der Baugrund sandig tmd wasserdurchlässig ist,
so können die gereinigten Abflüsse unbedenkhch versickern.
Eine Anlage für die bezeichneten Verhältnisse wird 1200 bis
1400 M kosten. Voraussetzung für den Betrieb einer biologi-
schen Kläranlage ist aber, daß die Aborte mit Wasserspülung
versehen werden. Reitzenstein, M.-Nr. 23 699.
Zur Frage 136. Einfriedigung eines Obstgartens. I. Für
Umwehrungen und Einfriedigungen von Gärten und Grund-
stücken ist die Patentbauweise (V4 Stein starke Ziegelstein-
wände mit horizontalen und vertikalen Eiseneinlagen) sehr ge-
eignet. Sie sind sohd und dauerhaft. Auch ermöglichen sie
eine gute Raumausnutzung und stellen sich im Preis nicht
höher als eine Bretterumzäunung. Um ein schönes Landschafts-
bild zu erzielen, können die Wände abgeputzt und oberhalb
mit Dachziegeln abgedeckt werden.
Sauerzapf, Erfurt, Nonnenrain 59.
II. Da guter Kies billig zu haben ist, empfehle ich Ihnen,
die Einfriedigung durch eine Eisenbetonmauer von 2,5 m
Höhe und 6 cm Plattenstärke bezw. 25 cm Rippentiefe her-
zustellen. Mit schlichten architektonischen Verzierungen der
sonst glatt zu haltenden Außenfläche können Sie eine gute
Wirkung erreichen. Die Oberkante wäre zweckmäßig mit Eisen-
spitzen zu besetzen, die, auf ein Flacheisen aufgenietet, in die
Wand einbetoniert werden. Die Kosten betragen 8 bis 12 M
pro lfdm. Schönfeld t.
Zur Frage 137. Fußbodenerwärmung. Um die Kälte des
Fußbodens zu mindern, halte ich die Aufbringung einer 2 cm
starken Korkschicht mit darüber liegendem Linoleumbelag
ratsam. S c h ö n f e 1 d t.
Zur Frage 138. Geräuschbeseitigung eines Abfallrohres.
Das störende Geräusch des fallenden Schmutzwassers kann
durch eine Bekleidung des Abfallrohres mit Korkschnur in
allen Geschossen beseitigt werden. Vier Korkschnüre werden
an dem Rohr entlang gelegt und diese spiralförmig mit Kork-
schnur eng umwickelt. Dadurch entsteht ein luftgefüllter Raum.
Die Korkschnurumwickelung bedecke man mit Leinnessel oder
minderwertiger Leinwand und streiche die Umhüllung zweimal
mit Oelfarbe. Kosten : ca. 2,25 M pro lfdm. S c h ö n f e 1 d t.
Zur Frage 139. Zementverputz eines säurehaltigen Wasser-
bassins. Verwenden Sie statt des Mörtels aus Portlandzement
einen solchen aus Schlackenzement. Dieser ist kalkarm und
widersteht der Säure vollkommen. B., M.-Nr. 42 261.
Mitteilungen aus dem Verbände H-i
Die Wanderversammlung in Posen
Die Ostdeutsche Ausstellung bot den äußeren Anlaß, eine
Wanderversammlung in Posen zusammenzurufen. Die Voraus-
setzung, daß unsere östlichen Bezirksverwaltungen besonders
stark vertreten sein würden, brachte den Gedanken zur Aus-
führung, die Bezirksverwaltungen Pommern, Ost- und West-
preußen und die drei schlesischen Bezirksverwaltungen zu einer
430
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 27
Sitzung der Bezirksvorstände zusammenzurufen, nachdem vorher
die Bezirksverwaltung Posen einen Bezirkstag abgehalten hatte.
Zu der gemeinsamen Sitzung der Bezirksverwaltung hatten sich
als Vertretung der Verbandsleitung die Herren Schwenkler,
Frischmuth, Dr. Günther und Schubert eingefunden. In fünf
Referaten wurden eine große Zahl Fragen berührt, die den Ver-
band im allgemeinen betrafen, aber auch solche, die im be-
sonderen von Breslau aus in den Vordergrund gerückt wurden
und die Verbandspolitik betrafen. Ueber die Stellenver-
mittlung referierten die Herren Schulz (Bromberg) und
Radtke (Königsberg). Eine Anzahl treffliche Vorschläge und
Anregungen wurden in einer Resolution zusammengefaßt. Ueber
die Neueinteilung der Bezirks Verwaltungen
machten S i p p a c h (Altwasser) und Beyer (Stettin) Vorschläge,
zu denen Herr Frischmuth (Berlin) das Wort ergriff. Eben-
falls das Verwaltungsgebiet berührten die Ausführungen V o ß
(Bromberg) und Sternberg (Beuthen). Die Einrichtung von
Geschäftsstellen im Osten und die Agitation im allgemeinen
wurden gestreift. Hiernach ergriff Herr Kreß (Posen) das
Wort zu einem trefflichen Referate über unsere Verbandspolitik.
Er unterstützte in allen Punkten die Sondershäuser Beschlüsse
und trat für eine freiheithche Auffassung unserer Verbandsarbeit
im Interesse des Fortschritts ein 'und verurteilte alle Bestrebungen,
die sich, unter Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse, gegen
die Ziele der Mehrheit wendeten. Ein an dem Tage unter der
Firma der Bezirksverwaltung Mittelschlesien verbreitetes Schrift-
stück wurde in den Mittelpunkt der Debatte gerückt. Der
Korreferent, Weitzel (Breslau), ein Mitunterzeichner des Schrift-
stücks, griff die Verbandsleitung heftig an, besonders auch die
Beamten der Leitung. Hierauf antworteten die Herren Dr.
Günther und Schubert. Die Begeisterung für die im Referat
vorgezeichnete Verbandspolitik schlug die Angriffe zurück und
verurteilte das mit falschen Begriffen und unbegründeten An-
griffen gespickte Flugblatt, dessen Einziehung den Herausgebern
zur Pflicht gemacht wurde. Hiergegen stimmten tiur zwei, nicht
einmal alle Unterzeichner des Aufrufs.
Nunmehr rief ein Begrüßungsabend alle Gäste zusammen.
Zwei Säle des Hotels „Friedrichshof" waren überfüllt. Zu
einer Ansprache ergriff Schubert (Berlin) das Wort, um an-
knüpfend an die Ausstellung über technische Arbeit, ihre Träger
und ihre Bewertung zu reden. Es konnte nicht anders sein,
als daß diese Ausführungen von der Debatte am Nachmittag
beeinflußt wurden. Mit prägnanter Schärfe verteidigte der
Redner das Vordringen fortschrittlichen Geistes in der Bewegung
der Berufsorganisationen. Freiheit der Persönlichkeit in jeder
Beziehung ist die Grundlage unseres Wirkens. Unsere Forde-
rungen passen sich dem Ganzen an und ihre Erfüllung ist
notwendig zur Gesunderhaltung unseres Standes, dessen Arbeit
die Grundlage unserer heutigen Wirtschaft darstellt. Starker
Beifall zeugte vom Einverständnis der Versammlung.
Am Sonntag schloß sich an eine Stadtbesichtigung der
Festakt in der Akademie an. Herr Schwenkler begrüßte die
Versammlung und sprach von den Erfolgen des Verbandes,
von der Steigung seines Vermögens, von der Vergrößerung seines
Wirkungskreises und von der wachsenden Anerkennung. Von
der letzten zeuge die Teilnahme der 500 Teilnehmer über-
schreitenden gegenwärtigen Versammlung. Wir bemerkten neben
den städtischen und staatlichen Behörden und den Vertretern
der politischen Parteien die Herren Stadtbaurat Teubner, Stadtrat
Heinemann, Stadtverordneten-Vorsteher Justizrat Placzek, Inten-
dantur- und Baurat Sieburg, Postbaurat Wildfang, Reg.- und
Gewerberat Haegermann, Oberbaurat Lehmann, Oberreg. -Rat
Hayessen, Rektor der Akademie Professor Dr. Spies, Reg.-Bau-
meister Heinert, Landesbauinspektor Hanke, Obering. Benemann,
Präsident der Handelskammer Geh. Kommerzienrat Herz usw.
Herr Schubert (Berlin) erhielt hierauf das Wort, um vom
Verbandsprogramm zu sprechen. Er führte etwa aus: „Die
Posener Ausstellung gibt dem D. T.-V. Gelegenheit, seine Mit-
glieder zu einer Wanderversammlung zusammenzurufen. Die
Arbeit, die dort draußen gezeigt wird, kennt der Techniker, denn
sein gilt ihr ganzes Wirken. Technische Gedanken haben die Ar-
beit veredelt, haben aus Sklavenarbeit freie Arbeit gemacht. Die
Mehrheit unseres Volkes c steht heute mit der technisch-
industriellen Arbeit in engster Fühlung, ja sogar die Landwirt-
schaft, die oft genug ihren Gegensatz zur Technik und Industrie
betont, hat von der technischen Arbeit Anregung über Anregung
empfangen. Sie ist nur leistungsfähig geworden durch ihre
Verbindung mit chemisch-technischer Arbeit, sie wird sich weiter
entwickeln, wenn sie sich unter moderne Technik beugt. So
hat sich durch technisch-ökonomisches Denken der Pflug eben-
so gewandelt wie 'die Formensprache unserer Bauten durch
Verwendung von Eisen und Beton. Das Streben nach Wirt-
schaftlichkeit und höchstem Effekt haben uns Freiheit und
Schönheit im Werkzeug, in der Maschine, im Haus in allen
Dingen gegeben. Das ist Erfolg technischer Arbeit. Und trotz-
dem kommt die Vertretung eines Verbandes zusammen und
entwickelt neben diesen Erfolgen ein soziales Programm, von
dem baldige Erfüllung erwartet wird. Es ist da ein Widerspruch
zwischen dem, was technische Arbeit leistet und wie sie ent-
lohnt wird. Ein großes Heer technischer Angestellter und Be-
amten hat sich gebildet und ist durch die wirtschaftliche Ent-
wicklung in eine Abhängigkeit gedrängt worden, die oft un-
würdige Erscheinungen zeitigt. Sich durchzusetzen und dem
Programm, dessen 'Zielpunkte bessere Entlohnung, gerechtere
Arbeitsverträge sind, Nachdruck zu verleihen, ist der Inhalt
des Organisationsgedankens. Man muß dem zustimmen, daß
die Arbeit, auf die sich heute unsere Volkswirtschaft gründet,
deren Erfolge wir bewundern, nur von freien Menschen geleistet
werden kann. Die Erfolge werden sich nur steigern lassen,
wenn der technische Berufsstand gesund erhalten wird, aber
nicht, wenn unwürdige Konkurrenzklauseln, ein schlechter Er-
finderschutz, ein mangelhaftes Recht ihn bedrücken. Der D. T.-V.
fühlt sich deshalb als ein Glied der sozialen Bewegung und
erwartet von ihr, daß sie den Menschen als Verwalter der
Güter in ihrer Bewertung wieder vor diese stellt. Die Kultur,
die sich auf die technische Arbeit aufbauen wird, kann nur
von Bestand sein, wenn die sozialen Forderungen unserer Or-
ganisation erfüllt werden. Da liegt Gegenwartsarbeit, die im
Interesse der nationalen Kultur und Dienste der Zukunft unseres
Volkes geleistet werden muß."
Stadtbaurat Teubner (Posen) begrüßte die Versammlung
namens der Stadt Posen unter Hinweis darauf, daß die tech-
nischen Einrichtungen der Stadt nicht zuletzt ihre Blüte be-
dingten. Nunmehr nahm Dr. Günther (Berlin) das Wort zu
seinem Festvortrag über „Technische und soziale Kultur". Er
führte aus, daß die Ansprache des Vorredners das Wort Kultur
so sympathisch gemacht habe. Man darf dabei nicht vergessen,
daß die alte nationale Kultur persönlicher war als die heutige.
Heute ist die Zersplitterung größer, und die Gefahr liegt nahe,
daß die alten Kulturwerte verlustig gehen. Die Ostdeutsche
Ausstellung fordert die ungeteilte Bewunderung der Besucher
heraus, da hier eine Unsumme von Arbeit niedergelegt ist.
Die technische Kultur betrachtete der Redner nunmehr eingehend,
u. zw. einmal nach dem Gedanken der wirtschaftlichen Kultur,
die daneben einhergeht, und sodann nach dem Gedanken, daß
diese technische Kultur berufen ist, die breiten Schichten des
Konsumentstandes zu durchdringen. Die Technik von heute
ist wirtschaftliche Kultur und dient den Konsumenten; diese
wirtschaftliche Kultur findet ihren Ausdruck in der Tatsache,
daß die Masse der Angestellten des deutschen Volkes noch
nicht die rechte Wertung erfährt. Die Unternehmung ermöglicht
die Technik. Leider besteht die Gefahr, daß das große wirt-
schaftliche Ideal auf sozialem Gebiet sich ins Gegenteil umkehrt.
Nur durch die Unterordnung des einzelnen kann heute etwas
erreicht werden.
Es wird jetzt viel von Wohlfahrtseinrichtungen gesprochen ;
aber davon die Lösung der sozialen Frage zu erwarten, das
ist eine Utopie. An uns wird es sein, die feindlichen Gegen-
sätze der technischen und sozialen Kultur zusammenzufügen, um
die technische, wirtschafthche und soziale Kultur zu versöhnen
und so zu einer nationalen Kultur zu kommen. Der Kapitalismus
wird schließlich auch 'zur Grundlage der sozialen Kultur werden.
Die große Masse der Menschen in Deutschland, die von
25 Millionen in 1816 auf über 65 Millionen in IQIO angewachsen
ist, hat die ganze technische Entwicklung hervorgerufen; sie
gibt den Ton, sie zwingt zum Export und hier im Osten be-
sonders zum Eindringen der Technik in den landwirtschaftlichen
Betrieb. Nicht die Gegensätze zwischen Klasse und Stand
bestimmen die deutsche Gesellschaft. Der technische Stand
will eine Politik, die von einem vernünftigen zünftlerischen
Egoismus getragen wird, um es zu ermöglichen, die technische
und soziale Kultur miteinander zu verbinden.
Herr Schwenkler (Berlin) schloß hierauf mit Worten des
Dankes und mit der Aufforderung an die Mitglieder weiter zu
arbeiten den würdig verlaufenen Festakt.
Mit der ganzen Veranstaltung hatten 'unsere Posener Freunde
wieder einmal bewiesen, wie fleißig sie arbeiten, welches Pflicht-
bewußtsein in ihnen lebt und wie innig sie mit unserer Ver-
bandssache verwachsen sind. Wir dürfen wohl auch an dieser
Stelle den Dank aller Gäste und den des Verbandes zum
Ausdruck bringen!
Wanderversanimlimg des D. T.-V.
aus Anlaß der Internationalen Hygiene- Ausstellung
Dresden 1911 :: 15. bis 19. Juli
Veranstaltet von der Bezirksverw. Dresden.
Angesichts der nahen Verwirklichung verfehlen wir nicht,
nociimals alle Herren Kollegen aufzufordern, soweit dies noch
nicht geschehen sein sollte, die ihnen übermittelten Anmelde-
Heft 27
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
431
bogen umgehend auszufüllen und an den Vorsitzenden des vor-
bereitenden Ausschusses, Baumeister Johannes SchüIMer, Klein-
luga, Post Mügeln, Bez. Dresden, einzusenden.
Nach Eingang der Anmeldung, der wir spätestens am 3. Juli
entgegensehen, werden wir den Teilnehmern, soweit der Vorrat
reicht, die von uns bearbeitete Broschüre übersenden, welche
vieles den Techniker Interessierende über Geschichte, Bevölke-
rung, Industrie, Handel, Technik, Eisenbahn- und Brückenbau
usw. Sachsens enthält und so geordnet ist, daß sie im Bahn-
wagen gelesen auf alles das aufmerksam macht, was das Auge
des Reisenden im Vorbeifahren erblicken kann. Die Broschüre
wird also eine angenehme Reisegesellschafterin sein.
Da die 16 Seiten umfassende, flüssig geschriebene Broschüre
viele wichtige und nicht allgemein Bekannte Daten enthält,
glauben wir allen Beteiligten einen aueh dauernden Wert be-
sitzenden Reiseführer in die Hand zu geben.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen »iederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbatidsbureau
sein müssen. Die Manusliripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopte
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen Uber Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
FCr derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksverwaltungen
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Sonnenstr. 8. Wir richten
an unsere Mitglieder die Bitte, sich recht zahlreich an der vom
15. bis 17. Juli in Dresden stattfindenden Wanderversammlung'
des D. T.-V. zu beteiligen. Die näheren Bestimmungen sind
aus unserer besonderen Druckschrift zu entnehmen.
Zwei^vereine
Gemischte Vereine.
Charlottenburg. Technischer Verein. Br.-A. : Jobs.
Dietze, Charlottenburg, Berliner Str. 60. Vereinslokal: „Wil-
helmshof" am Wilhelmplatz in Charlottenburg. — Die nächste
Hauptversammlung am Donnerstag, 6. Juli, fällt aus, dafür findet
an diesem Tage nachmittags 5 Uhr eine Besichtigung des Kraft-
werks „Unterspree" der Hochbahngesellschaft statt. Treffpunkt
spätestens ^j^b, Endstation „Spandauer Bock" der elektr. Straßen-
bahn (Linie P und R). Daran anschließend geselliges Bei-
sammensein mit Damen im Konzertgarten der Spandauer Berg-
brauerei. Freunde und Gönner unseres Vereins sind herzlich will-
kommen. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Cöln. Technischer Verein. Der Verein veranstaltete
am 11. Juni einen Ausflug nach Kottenheim, Niedermendig und
dem Laacher See, an dem sich auch zahlreiche Bonner und
Coblenzer Kollegen beteiligten. — Der nächste Vereinsabend
findet am 1. Juli im Rest. Adler (Ecke Hohenzollernring und
Friesenstraße) statt.
Hamburg. Technik er- Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 4. Juli, präzis abends 9 Uhr, im Vereins-
lokal St. Georger Bürgerkasino, Gr. Allee Nr. 55. Tagesordnung:
1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme von Mitgliedern.
3. Verbandsangelegenheiten. 4. Technische Fragen. 5. Ver-
schiedenes. — Am 9. Juli Sommerausflug nach Mölln. Hierzu
laden wir alle Vereins- und Verbandskollegen mit ihren
Damen ein.
Hanau a. M. Techniker-Verein. Donnerstag, 6. Juli,
abends 9 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel zum
Riesen". Tagesordnung: .1. \'erlesung der Eingänge. 2. Stel-
lungnahme zum Rundschreiben vom D. T -V. 3. Besprechung
des Programms für den Sommerausflug am 8. und 9. Juli. 4. Ver-
schiedenes. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird
gebeten.
Hildesheim. Technischer Verein. Programm für
den Monat Juli: Sonnabend, 1. Juli, Hauptversammlung im Ver-
einslokal. Sonntag, 2. Juli, nachmittags 2 Uhr, Ausflug nach
dem Wohldenberg. Sonnabend, 22. Juli, abends 9 Uhr, Ver-
sammlung im Galgenberg-Restaurant. Um rege Beteiligung an
allen Veranstaltungen wird ersucht.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ingenieur, Kiel, Fährstraße 7. — Mitgliederversammlung am
Donnerstag, 6. Juli, abends 8V2 Llhr, im Vereinslokal „Patzen-
hofer", Falkstr. 12. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung der
letzten Versammlung. 2. Aufnahme. 3. Eingänge. 4. Wahl
eines Kassenprüfers für den satzungsmäßig ausscheidenden Koll.
Graf. 5. Verbandsangelegenheiten. 6. Sonstiges.
Kassenstunden unserer Krankenkasse an jedem Donnerstag,
abends von 71/2 bis S^/g Uhr, im Geschäfts- und Lesezimmer,
das nach wie -vor an jedem Werktage abends von 8 bis 10 Uhr
und Sonntags von 10 bis 12 Uhr vormittags geöffnet ist.
Mannheim. Technischer Verein. Br.-A. : Wald-
parkstraße 8. Programm für den Monat Juli: Mittwoch, 5. Juli,
präzis 9 Uhr abends, Hauptversammlung. Tagesordnung:
1. Protokollverlesung. 2. Neuwahl des Kassierers. 3. Neuauf-
nahme und Erledigung der Eingänge. 4. Statutenänderung.
5. Beitrag studierender Mitglieder. 6. Entschädigung desi Kas-
sierers. 7. Verschiedenes. — Sonntag, 16. Juli, gemeinsamer
Ausflug. Vorschlag: Ab Mannheim nach Waldmichelbach. —
Mittwoch, 26. Juli, abends präzis 9 Uhr, Vorstandssitzung. —
Die Herren Mitglieder werden dringend ersucht, die Antworten
auf das Rundschreiben, den Vereinsabend betreffend, umgehend
einzusenden. — Bis zur Neuwahl des Kassierers versieht der
1. Vorsitzende die Kassengeschäfte.
München. Techniker-Verein. Dienstag, 4. Juli,
abends 81/2 Uhr, Monatsversammlung im Vereinslokal Domhof.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. E. V.
Freitag, 7. Juli, abends 8V2 Uhr, Hauptversammlung im Vereins-
lokal, Casino-Restaurant, Freiheitsstraße 65. Tagesordnung:
1. Protokollverlesung. 2. Wahl einer Unterstützungskommission.
3. Kassenbericht über das II. Quartal 1911. 4. Kostenvoranschlag
für das III. Quartal 1911. 5. Verbandsangelegenheiten. 6. Ein-
gänge und Verschiedenes. Um recht zahlreiche Beteiligung
wird gebeten.
Nordhausen. Technische Vereinigung. Vrs. u.
Br.-A.: H. Klingner, Baumstr., Nordhausen, Steinstr. 24. Jeden
Donnerstag Vereinsabend; bei günstiger Witterung finden diese
im Gehege-Restaurant „Merwigs-Linde" statt, sonst im Restaurant
„Bürgerbräu". Jeden Sonntag vormittag IIV2 Uhr Frühschoppen
im Cafe Dietze. Am Donnerstag, 6. Juli," abends 8V2 Uhr,
Juni-Hauptversammlung im Restaurant „Bürgerbräu". Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Verlesen der Protokolle. 3. Aufnahme
neuer Mitglieder. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Verschiedenes.
Wir bitten um zahlreichen Besuch.
Oldenburg. Techniker-Verein. Die nächste Haupt-
versammlung findet am Mittwoch, 5. Juli, abends 9 Uhr, im
Landesgewerbemuseum statt. Nebenversammlung am Mittwoch,
19. Juli, abends 9 Uhr, im Restaurant Bavaria. Rege Be-
teiligung erwünscht.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mittwoch
nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum Prinzen
Monats-Versammlung am Mittwoch, 5. Juli 1911, abends 8V2 Uhr,
im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer
Mitglieder. 2. Verbandsangelegenheiten. 3. Verschiedenes.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. — Hauptversammlung am
Donnerstag, 6. Juli 1911, im Vereinslokal Restaurant „Neubauer",
Pölitzer Straße 14. Tagesordnung: i. Mitteilungen und Ein-
gänge. 2. Vierteljahrskassenbericht. 3. Technische Fragen.
4. Verschiedenes. — Während der Monate Juli und August
finden nur die Hauptversammlungen statt; jeden anderen
Donnerstag zwanglose Zusammenkunft im Vereinslokal.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witt en-
berg und Umgegend. Monatsversammlung am 8. Juli
1911, abends 9 Uhr, im Vereinslokal „Brauerei Maiwald", Cos-
wiger Straße 23. Tagesordnung: 1. Verlesung des Versamm-
lungsberichtes. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Eingänge.
4. Verschiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. E. V.
Vereinslokal: Hilsebein-Restaurant, Belle-Alliancestraße S7. Ver-
sammlung: Am ersten Mittwoch im (Monat. Br.-A.: H. Reichert,
Berlin SW. 29, Fidicinstraße 44 I. Kassierer: E. Heß, Berlin W. 57,
Bülowstraße 63. Nächste Versammlung: Mittwoch, 5. Juli,
im Vereinslokal, pünktlich 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäft-
liches und Protokollverlesung. 2. Aussprache über Verbands-
angelegenheiten und Gruppenteilung. 3. Verschiedenes. Um
zahlreiches Erscheinen wird dringend gebeten.
Chemnitz. „B a u h ü 1 1 e". Freitag, 7. Juli, pünktlich abends
1/29 Uhr, Monats-Hauptversammlung im Vereinslokal, Restaurant
Moritzburg. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Mitgliederbewegung.
3. Verschiedene Berichte. 4. Wanderversammlung in Dresden.
5. Wettbewerbsergebnis (die eingegangenen Entwürfe sind aus-
gestellt). 6. Eisenbetonkursus. 7. Fragekasten und Allgemeines.
Hieran anschließend außerordentliche Hauptversammlung. Tages-
ordnung: 1. Wahl eines Ehrengerichts (Punkt 9 der Satzung).
2. Wahl eines Standesausschusses von drei Mitgliedern und drei
Stellvertretern. Da die Hauptversammlung vom 5. Mai nicht
432
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 27
verhandlungsfähig war, ist nunmehr die außerordentliche Haupt-
versammlung, ohne Rücksicht auf die erschienene Mitglieder-
zahl, beschlußfähig. Gemäß § 11 der Satzung haben alle orts-
ansässigen Mitglieder zu erscheinen. Unentschuldigtes oder un-
begründetes Fehlen wird satzungsgemäß geahndet. — Vom
Sonnabend den 15. bis Mittwoch den 19. Juli findet die von
der Bez.-Verw. Dresden anläßlich der Intern. Hygiene-Aus-
stellung in Dresden veranstaltete Wanderversamtnlung des
D. T.-V. statt. Unsere Mitglieder und deren Angehörige werden
dringend ersucht, sich hieran rege zu beteiligen. Einladungs-
karten, Festfolge und Anmeldeschein gehen diesen noch zu.
Der Verein gewährt gegen Zurückgabe der Festkarte jedem
Mitglied einen Beitrag von 5 M. Anmeldungen zur Teilnahme
sind sofort bei dem I. Vorsitzenden einzureichen.
Dresden. Motiv, Bauhütte. Mittwoch, 5. Juli, abends
VsQ Uhr, findet ein Diskussionsabend im Vereinslokale statt.
iThema: Künstlerische Kulturaufgaben der Gegenwart. (Eine
Aussprache im Anschluß an die diesjährige Tagung des Deut-
schen Werkbundes in Dresden.) Referent: Herr Baumeister
Seidler. 'Um recht zahlreiches Erscheinen der Mitglieder und
Einführung neuer Kollegen wird gebeten.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. — Am Sonnabend, 8. Juli 1911,
nachmittags 4 Uhr, besichtigt unser Verein die Kraftstation
Moabit der Berliner Elektrizitäts-Werke. Treffpunkt vor der
Kraftstation. Wir erwarten alle unsere Mitglieder zu dieser Be-
sichtigung. Gäste willkommen.
Chemnitz. Technische Vereinigung. Br.-A. : Rob.
Donix, Elisenstraße 5. Vereinslokal: Hotel Roter Hirsch. —
Monatsplan für Juli 1911. Freitag, 7. Juli, abends ^12^ Uhr,
Monats-Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Protokollver-
lesung. 2. Wahl der Delegierten zur Wanderversammlung Dres-
den. 3. Verschiedenes, Wahl eines Büchervervvalters an Stelle
des verziehenden Kollegen P. Großer. — Freitag, 14. Juli,
Vorstandssitzung. — Einzeichnungslisten zur Bestellung der
Gutscheinhefte, Hotelkarten, Einlaßkarten zur Ausstellung usw.
zur Wanderversammlung-Dresden vom 15. bis 19. Juli, sowie
ausführliche Programme sind beim Vorsitzenden KoU. R. Donix
zu haben.
Staatstechniker.
Landesverein Mittl. Sächsischer Eiscnbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II.
Mittwoch, 5. Juli, abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißner
Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches.
2. Fachvortrag des Kollegen Herrn Telegraphenmeister 1. Kl.
Angermann über: „Einrichtung der Blockapparate unter Vor-
führung der wichtigsten Modelle". 3. Verschiedenes. Erscheinen
sämtlicher Kollegen dringend erforderlich.
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
1966 Vorort v. Berlin, Maurer- u. Zimmermstr. sof. Bt.
m. gut. Handschr. Vorübergeh. Ang. m. Geh.-Anspr. Haupt-
stelle Berlin SW. Markgrafenstr. 94.
1967 Königr. Sachsen, Baugesch. sof. tücht. Bt. Ang. m.
Geh.-Anspr. Zweigst. Dresden, z. H. d. Hn. A. Oawehn, Dresden-
A., Gr. Kirchgasse.
1968 Militärbauamt in Ostpr. sof. zwei im Militärbauwes.
erf. Bt. a. 2 bis 3 Mon. Tagesdiäten 7 M. Ang. Zweigst.
Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn. Militärbausekretär Wiehe, Kö-
nigseck 5.
1969 Dorsten in Westf., sof. Bt. m. abgeschl. Bgw.-Schul-
bildung. 150 M. Ang. Geschäftsstelle Rheinland und Westf.
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
1970 Baugesch. in d. Nähe Lübecks sof. tücht. Bt., gel
Zimm. 140 M. Dauernd. Ang. Zweigst. Kiel, z. H. d. Hn,
F. Kobarg, 'Hansastr. 10.
1977 Hamburg, Ing.- u. Architekturbureau sof. Bt., ge-
wandt im Entw., sich, in stat. Berechn. u. Abrechn. 140 bis
160 M. Ang. Zweigst. Hamburg, z. H. d. Hn. E. Natho, Ham-
burg 23, Leibnitzstr. 6.
1988 Thüringen, Scliamottefabr. sof. j Bt. Dauernd. 120 M.
Ang. Zweigst. Erfurt, z. H. d. Hn. L. Leidenfrost, Scharnhorst-
straße 18.
1990 Bromberg, Baugesch. sof. Bt., militärfr., evg., f. Bureau
u. Baustelle. 120 M., mehr n. Leistg. Ang. m. Geh.-Anspr.
u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bromberg, z. H. d. Hn. H. Neudahl,
Mittelstr. 48.
1993 Ostpr., Kgl. Hochbauamt sof. Bt., vertr. m. Dienst-
betrieb beim Hochbauamt. Geh. u. Zureisekost. n. Vereinbarung.
Zirka 6 Woch. Ang. Zweigst. Königsberg i. Pr., z. H. d. Hn.
Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
1994 Stuttgart, Beh. sof. zwei jüng. Bt., Süddeutsche bevorz.
130 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart,
z. H. d. Hn. H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstr. 14.
1995 Prov. Posen, Beh. Bt., f. Bureau u. Baustelle, m. Bgw.-
Schulbildg., fl. Zeichn., m. Praxis bei Beh. Ang. m. Geh.-Anspr.
u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen, z. H. d. Hn. Bautechniker
König, Hohenlohestr. 3.
1996 Metz, Beh. Bt. als Bauleit. Praxis b. Beh. erfordcrl.
Ang. m. Gcii.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Metz, z. H.
d. Hn. J. Ziegler, Brunnenstr. 8.
1997 Tarnowitz, Bt., militärfr., B;.rw.-Scliulbildg. Praxis
b. Beh. erfordcrl. Ang. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. <) i.
1999 Braunschweig, Baugesch. sof. Bt. bezw. Arch., firm
im Entwerf. Dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr., Zeugn.-Abschr.
u. Skizz. in Briefform Zweigst. Braunschweig, z. H. d. Hn.
G. Janschek, Pestalozzistr. 19.
2001 Würzburg, Arch.-Bureau sof. fl. Zeichn. a. 3 bis 4 Mon.,
evtl. dauernd. Ang. Zweigst. Würzburg, z. H. d. Hn. L. Ungerer,
Schöntaler Straße.
2003 Zwickau i. S., Architekturbureau jüng. Bt. m. Bgw.-
Schulbildg. 120 bis 150 M. Dauernd. Ang. Geschäftsstelle der
Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
2004 Duisburg, Baugesch. sof. Bt. 120 bis 150 M. Ang.
Geschäftsstelle Rheinland u. Westf. in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2011 Westfalen, Beh. sof. Bt. m. abgeschl. Bgw.-Schulbildg.
zur Erledig, d. laufend. Dienstgeschäfte. Bewerb. m. Praxis
b. Beh. bevorz., auf 3 bis 4 Mon., evtl. läng. Ang. m. Geh.-
Anspr. Geschäftsst. Rheinl. u. Westf. in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2012 Wittenburg i. Mecklenb., Maurer- u. Zimmermstr.
sof. Bt., gel. Zimm., ev., ledig. 80 M bei freier Station. Ang.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2014 Sterkrade i. Rhld., Baugesch. sof. Bt., ev., f. Buch-
führung, Abrechn. u. Kostenanschl. 120 M. Ang. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2017 Berlin, Arch.-Bureau j. Bt., m. Berlin. Verh. vertr.
120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1983 Vorort Berlin, Beh. sof. tücht. Bt., im Militärbauwesen
erf., a. 4 Mon. Tagesdiäten 7.50 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2032 Köln a. Rh., Bt. f. Entwurfs- u. Bureauarbeit. Dau-
ernd. 150 M. Ang. m. früh. Antr.-Term. Geschäftsstelle Rhein-
land u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2033 Posen, Elektr. Werk sof. j. Bt. z. Anfertig, v. Pausen
u. Leitungsplän. usw. Dauernd. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Absclir.
Zweigst. Posen, z. H. d. Hn. Bautechn. König, Hohenlohestr. 3.
2034 Kattowitz, Baugesch. sof. Hochbt. f. Bureau u. Bau-
stelle, gut. Statik., firm im Veranschlag, u. Entwerf. v. Projekt.
150 M. Evtl. dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstclle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2035 Posen, Beh. sof. Bt., bis 30 J. alt, led., tücht. Zeichn.
m. Praxis bei Bell. 150 bis 200 AA. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Posen, z. H. d. Hn. Bautechniker König,
Hohenlohestr. 3.
2036 Posen, Architekt.-Bureau sof. 2 Bt., led., firm im
Entwerf., Detail!., Veranschlag, u. Abrechn. f. Bureau u. Bau-
stelle. 200 A\, evtl. mehr. Ang. m. Zcugn.-.Abschr. Zweigst.
Posen, z. H. d. Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 28 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 8. JuH 1911
Inhalt: Die notwendigste Ersatzkasse - Das Reichsmarineamt gegen die Techniker - Aus Landwirtschaft und Technik — Kultur i nd Kunst — Wirtschaft und Leben —
Soziale Bewegung - Standesbewegung - Aus der Volkswirtschaftslelire - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dtm Verbände
Die notwendigste Ersatzkasse
(Deutschland und Oesterreich)
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Die Angestelltenversicherung war ursprünglich als
reine Zwangsversicherung des Reiches geplant. .Wenn
auch mit Rücksicht auf Knappschaftskassen und andere
bestehende Einrichtungen das Prinzip nicht ganz rein
durchgeführt werden konnte, so wollte der erste Gesetz-
entwurf vom Januar doch jede Risikoauswahl, Beschrän-
kung der Freizügigkeit und Schädigung der Reichsanstalt
durch Sondereinrichtungen ausschließen, indem er die
sogenannte Rückdeckung dieser Einrichtungen bei der
Reichsanstalt, das heißt die Ueberweisung der im Gesetze
vorgesehenen Prämien zur Erwerbung der gesetzlichen
Ansprüche vorschrieb. Die Bemühungen der Unternehmer
haben es durchgesetzt, daß in dem endgültigen Reichstags-
entvvurfe vom Mai nun neben diesen ,, Zuschußkassen"
auch noch selbständige ,, Ersatzkassen" vorgesehen sind, die
völlig unabhängig von der Reichsanstalt die gesetzlichen
Aufgaben übernehmen und zweifellos die Reichsanstalt
schädigen werden, weil man die Risikoauswahl gar nicht
hindern kann. Deswegen beschränkt der Gesetzentwurf
das Recht der Ersatzkassen auf Fabrik-, Haus-, Betriebs-
kassen und solche Einrichtungen, die für mehrere Unter-
nehmungen gemeinsam von diesen errichtet sind. Aber
gerade für die Werkspensionskassen wünschen die An-
gestellten diese Ausnahme am wenigsten, weil die Ver-
bindung der Pensionsversicherung mit dem Arbeitsvertrage
fast immer eine Fesselung des Angestellten, eine Beein-
trächtigung seiner Bewegungsfreiheit und einen Druck auf
sein Gehalt bedeutet.
Deswegen werden die Angestellten lebhaft die Wieder-
herstellung des Januarentwurfes erstreben, mit Ausnahme
einzelner Verbände, die ihrer Organisationskasse wegen
eine Erweiterung der Ersatzkassenzulassung verlangen.
Auch die Versicherungsgesellschaften arbeiten in der
gleichen Richtung. Und so ist ein lebhafter Streit um
die Ersatzkassenfrage zu erwarten. Aus diesem Streite
möchte ich eine Frage vorwegnehmen, weil es sich kaum
um eine Meinungsverschiedenheit handeln dürfte, sondern
nur darum, daß sie nicht übersehen, sondern möglichst
zweckmäßig geregelt wird. Diejenige Einrichtung, die un-
bedingt als Ersatzinstitut anerkannt werden muß, ist die
auf Grund des österreichischen Gesetzes von 1Q06
errichtete Pensionsanstalt für die staatliche Versicherung
der Privatangestellten.
Bekanntlich arbeiten tausende von reichsdeutschen An-
gestellten, namentlich Werkmeister und Techniker, in Be-
trieben, die innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle liegen
und deren Eigentümer teilweise Reichsangehörige, größten-
teils aber Oesterreicher sind. Wie würde die Lage dieser
Angestellten nach dem Gesetzentwurfe sein?
Ein Techniker, der drei Jahre lang zur deutschen
Versicherung gezahlt hat und dann eine Stellung in Oester-
reich annimmt, verliert prinzipiell die in 36 Monaten ein-
gezahlten Beiträge von 60 bis 950 Mark (von denen die
Hälfte er selbst, die Hälfte sein Arbeitgeber entrichtet hat).
Erst wenn er 60 Monatsbeiträge entrichtet hat, darf er
(nach § 15) die Versicherung freiwillig fortsetzen. Die
Versicherungsanstalt kann ihm diese Fortsetzung auf An-
trag auch schon dann gestatten, wenn die Einzahlungen
120 Monatsbeiträgen der untersten Gehaltsklasse gleich-
kommen, also 192 Mark betragen. Aber diese Erlaubnis
nützt nichts, denn der nach Oesterreich übersiedelnde
Techniker kann keinen Gebrauch davon machen; er müßte
ja nicht nur die deutschen Prämien verdoppeln (weil sein
Arbeitgeber nicht mehr beiträgt), sondern daneben auch
noch die Prämien der österreichischen Versicherung zur
Hälfte oder zu einem Drittel tragen. Niemand kann das,
er muß die deutsche Versicherung einfach verfallen lassen.
Erst nach 120 Beitragsmonaten kann der auswandernde
Techniker den erworbenen Anspruch ohne weitere Prämien
aufrechterhalten. Auch hier kann ihm die Aufrechterhal-
tung schon nach Zahlung von 192 Mark gestattet werden.
Aber offenbar erhält er damit nur die Anwartschaft in der
untersten Gehaltsklasse und muß noch eine jährliche Ge-
bühr von 3 Mark bezahlen.
In Oesterreich beginnt eine völlig neue Versicherung
für ihn mit einer neuen Wartezeit. Wird er nach acht
Jahren invalide, so erhält er in Oesterreich nichts, in
Deutschland vielleicht die Mindestrente einer niedrigen
Klasse. Ein Techniker kann also in beiden Staaten zu-
sammen 10 Jahre lang versichert sein, 5000 Mark Prämien
bezahlen und doch bei völliger Erwerbsunfähigkeit keinen
Pfennig Rente beziehen!
Nach einer Reihe von Jahren kehrt der Angestellte
nach Deutschland zurück, um hier wieder eine Stellung"
anzunehmen. Dann erlischt natürlich seine Versicherungs-
pflicht in Oesterreich. Seine Rechtslage ist aber prin-
zipiell günstiger als nach dem deutschen Gesetzentwurfe.
Er kann die von ihm selbst geleisteten Prämien zurück-
fordern (während der deutsche Entwurf eine Beitrags-
erstattung an Männer nur für den Fall des Uebergangcs
in eine der versicherten ähnliche Tätigkeit auf eigene
Rechnung kennt). Er kann auch in jedem Falle die Ver-
sicherung freiwillig fortsetzen. Und wenn die freiwillige
Versicherung erlischt, weil der Versicherte mit den Prämien
434
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 28
im Rückstände bleibt, oder weil er dauernd ohne eine
versicherungspflichtige Tätigkeit bleibt (§ 30), so erhält
er 750/0 der Prämienreserve, die aus der freiwilligen Ver-
sicherung erwachsen ist.
Die früheren Ansprüche an die deutsche Anstalt können
nicht wieder zur Geltung gebracht werden, denn nach
§ 49 lebt eine verfallene Anwartschaft nur wieder auf,
wenn Beiträge oder Anerkennungsgebühr binnen Jahres-
frist nach Fälligkeit gezahlt werden.
Dazu kommt noch, daß auch dem Bezüge der zwei
Renten Schwierigkeiten entgegenstehen. Nach § 77 des
deutschen Gesetzes ruhen alle Renten, solange der Be-
rechtigte sich ohne Zustimmung des Rentenausschusses
gewöhnlich im Auslande aufhält. Geben Berechtigte den
inländischen Wohnsitz auf, so können sie nach § 46 mit
der Hälfte des Kapitalwertes der ihnen gewährten Bezüge
abgefunden werden. Auch nach §21 des österreichischen
Gesetzes ruht das Bezugsrecht für diejenige Person, welche
außerhalb des Geltungsgebietes lebt. Diese Bestimmungen
können beiderseits für Grenzgebiete oder auch für Staaten
mit ähnlichen Einrichtungen außer Kraft gesetzt werden.
Auch wenn das geschieht, bleibt doch zweifellos für
deutsche Angestellte, die vorübergehend oder dauernd in
Oesterreich arbeiten, die Rechtslage unbefriedigend. Eine
wesentliche Vereinfachung und ein Schutz gegen den
Verlust von Beiträgen und Rechten würde eintreten, wenn
eine Staatskasse von der anderen als Ersatzeinrichtung
angesehen würde. Das ist aber in beiden Gesetzen nicht
der Fall. Das österreichische Gesetz kennt eine Erfüllung
der Gesetzespflicht durch Ersatzkassen und durch Ersatz-
verträge. Als Ersatzkasse kann die deutsche Reichsanstalt
nicht in Frage kommen, weil für sie österreichische Staats-
aufsicht vorgeschrieben ist (§ 65). Auch als Ersatzver-
träge (§ 66) kommen nur Verträge mit österreichischen
Staats- oder Kommunalbehörden oder mit inländischen
oder ,,zum Geschäftsbetriebe im Inlande zugelassenen aus-
ländischen Versicherungsanstalten" in Frage. Der deutsche
Entwurf läßt solche Versicherungsgesellschaften überhaupt
nicht zu, sondern beschränkt die Zuschußkassen und die
Ersatzkassen auf Betriebs- und ähnliche Kassen (§ 362)
sowie auf Knappschaftskassen und lokale öffentlich-recht-
liche Pensionseinrichtungen (§ 378,79). Es bedürfte einer
sehr weitherzigen Interpretation, wenn man die aus-
ländischen Staatseinrichtungen hier zulassen wollte; das
ist auf beiden Seiten nicht zu erwarten.
Nun enthält der deutsche Entwurf mit Rücksicht auf
das österreichische Vorbild einen § 359, wonach, soweit
andere Staaten eine ähnliche Angestelltenversorgung durch-
geführt haben, der Reichskanzler mit Zustimmung des
Bundesrates unter Wahrung der Gegenseitigkeit eine Ab-
weichung vom Gesetze bestimmen kann für die Ver-
sicherung in solchen Betrieben, die in beiden Staats-
gebieten arbeiten, für die Versicherung der Ausländer und
für die Durchführung der Fürsorge des anderen Staates.
Mit diesem Paragraphen könnte vielleicht den Mißständen
vorgebeugt werden. Aber vom allgemein politischen Ge-
sichtspunkte ist es stets bedenklich, dem Bundesrate weit-
gehende Aenderungen der von der Volksvertretung be-
schlossenen Gesetze zu gestatten. Und außerdem ist die
Bindung an die Gegenseitigkeit unzweckmäßig. Denn da
das österreichische Gesetz keine entsprechende Vorschrift
hat, so müßte eine Vereinbarung der Regierungen auf eine
Gesetzesänderung des Nachbarstaates warten. Außerdem
hat Oesterreich ein weit geringeres Interesse an der Rege-
lung dieser Frage als Deutschland, und wir wollen die
Aenderungen nur im Interesse der deutschen Angestellten,
die im Auslande arbeiten.
Deswegen ist es richtiger, gleich im Gesetze auf die
Verhältnisse weiteste Rücksicht zu nehmen und den „inter-
nationalen" Technikern ihre Versorgung möglichst zu er-
leichtern. Wenn die Paragraphen des deutschen Entwurfes
über Ersatzeinrichtungen bestehen bleiben, so ist ein ein-
facher Weg die Aufnahme einer Bestimmung (§ 378), daß
die Vorschriften über Ersatzkassen sinngemäße Anwendung
finden auf öffentlich-rechtliche Pensionseinrichtungen frem-
der Staaten, die vom Bundesrate als gleichwertig anerkannt
sind. Damit wären die in Oesterreich beschäftigten deut-
schen Techniker dauernd der österreichischen Anstalt über-
wiesen. Im Interesse der künftig auswandernden Angestell-
ten wäre es, wenn das österreichische Gesetz eine gleiche
Bestimmung erhielte, wonach solche Angestellte dauernd
in der deutschen Anstalt versorgt blieben. Da auch das
österreichische Gesetz vor der Novellierung steht, wäre es
am allerrichtigsten, wenn die Regierungen sich vorher
über eine gemeinsame gesetzliche Regelung dahin ver-
ständigten, daß die Versicherung in einem Staate von
der Versicherungspflicht im anderen befreite; daß beide
Anstalten sich in der Durchführung der Versicherung
unterstützten; daß in gewissen Beziehungen (wie beim
Postverkehr) Deutschland und Oesterreich sich als Inland
behandelten.
Das Reichsmarineamt gegen die Techniker
H. KAUFMANN, Berlin.
-Es ist nicht das erstemal, daß das Reichsmarineamt
die technischen Angestellten zwingt, mit ihren Klagen an
die Oeffentlichkeit zu gehen. Am 7. November v. J. hat
es diese Behörde grundsätzlich abgelehnt, mit den Organi-
sationen der Angestellten in Verhandlungen zu treten und
damit das Petitionsrecht seiner Angestellten ausgeschaltet.
Damals wurde der Deutsche Techniker-Verband
gezwungen, die Hilfe des Reichstages in Anspruch zu
nehmen. In der Reichstagssitzung vom 16. Februar 1911
hat man sich erfreulicherweise auch mit unseren Petitionen
zur Verbesserung der recht zerfahrenen Dienstverhältnisse
in Kiel und Wilhelmshaven beschäftigt und d ilici
dem Herrn Staatssekretär des Reichsmarineamts recht derbe
Wahrheiten gesagt. Mit großer Mehrheit hat der Reichs-
tag damals beschlossen: „die Petitionen des Deutschen
Techniker-Verbandes, soweit sie sich auf Einrichtung von
Beamten ausschüssen, Sicherung des Koa-
litionsrechtes und Anerkennung der Organi-
sation der Techniker beziehen, dem Herrn Reichskanzler
zur Berücksichtigung zu überweisen". Wie dieser
Beschluß des Reichstages „berücksichtigt" wird, tritt jetzt
wieder offen zutage.
Das Rcichsmarineamt ist im Begriff, eme Aende-
rung der Anstellungs Verhältnisse der teil-
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEfTUNO 1911
435
weise acht bis zehn Jahre „vorübergehend" beschäf-
tigten Hilfsarbeiter der Marinebetriebe vorzunehmen.
So sehr es vom Standpunkte des Steuerzahlers aus
begrüßt werden muß, wenn einmal eine ordnende
Hand eingreift in das Chaos der Bestimmungen,
Vorschriften und Verfügungen, die es selbst dem gewieg-
testen Kenner derPersonalverhältnisse der Marine unmöglich
machen, sich hindurchzufinden, so sehr muß gegen die Art,
wie das Reichsmarineamt vorgeht, Protest erhoben werden.
Um so mehr, als es immer noch Grundsatz der Beamten-
gesetze gewesen, daß bei einer Neuordnung die bestehen-
den Verhältnisse nicht verschlechtert werden dürfen. Um
die ohnehin recht gedrückten technischen Angestellten,
denen in den technischen Riesenbetrieben des Reichs-
marineamtes von jeher die Aschenbrödelrolle zu-
gewiesen ist, noch mehr zu benachteiligen, hätte es der
Mühe einer Reorganisation wahrlich nicht bedurft.
Die Verfügung des Reichsmarineamtes vom
17. Mai 1911, womit die „Reorganisation" eingeleitet
wurde, bestimmt:
„Des weiteren dürfen Hilfsarbeiter, die nur für v o r -
übergehen de Zwecke eingestellt sind und nicht als
Diätare gelten, nicht mehr (mittels Anstellungsver-
fügung) angestellt, sondern müssen durch Dienstver-
trag angenommen werden. Sämtliche für die Garnison-
bauämter usw. aufgeführten Hilfskräfte werden deshalb
in Abänderung der Verfügung vom 23. September 1907 —
J. 110 (Marineverordnungsblatt Seite 327) aus dem
Verzeichnis A in das Verzeichnis B über-
geführt. Die Neuaufstellung dieser Verzeichnisse bleibt
vorbehalten.
Die Kaiserliche Intendantur wird hiermit angewiesen,
allen beim (Marine-) Garnisonbauwesen beschäftigten,
mit Anstellungsverfügung versehenen Hilfs-
arbeitern zum nächsten zulässigen Termin
zu kündigen und sie von neuem nach Maßgabe
der beiliegenden Vorschriften gegen Dienstvertrag an-
zunehmen, soweit ihre Dienste noch weiter erforder-
lich sind."
Am 27. Mai hat auf Grund dieser Verfügung die M a -
rine-lntendantur in Kiel und am 19. Juni die
Marine - Intendantur in Wilhelmshaven ihren An-
gestellten zum 1. Juli bezw. 31. Juli gekündigt. Dieser
Behörde sind anscheinend selbst Bedenken gegen die
Fassung des neuen Vertragsmusters aufgestoßen, denn sie
hat entsprechende Vorstellungen an das Reichsmarineamt
gelangen lassen. Vergeblich ! Das Reichsmarineamt ver-
fügt und die Intendanturen müssen gehorchen, selbst auf
die Gefahr hin, daß darunter der Betrieb zu leiden hat.
Mit der harmlos klingenden Ueberführung „aus dem
Verzeichnis A in das Verzeichnis B" werden die tech-
nischen Angestellten schwer geschädigt. Sie standen bis-
her in einem gewissen halbamtlichen Verhältnis,
wurden mittels einer Anstellungsverfügung an-
gestellt und waren der Disziplinargewalt des
Reichsbeamtengesetzes unterworfen, hatten, so-
fern sie sich nichts zu schulden kommen ließen, also Aus-
sicht, später in pensionsberechtigte Stellen auf-
rücken zu können. Außerdem besaßen sie das Beamten-
Privilegium.
Man mag über dieses Privilegium vom Standpunkte
des gewöhnlichen Steuerzahlers aus denken wie man will:
so lange der allgemeinen Beamtenschaft die Ausnahme-
stellung gewährt wird, so lange hat es Wert für diejenigen,
die im Besitze dieses Privilegiums sind. Bei einer einiger-
maßen wohlwollenden Behandlung der Angestellten hätte
das Reichsmarineamt es den Betroffenen zum mindesten
freistellen müssen, unter den alten Verhältnissen weiter
zu arbeiten oder nur gegen eine entsprechende Entschä-
digung sich den neuen Bedingungen zu unterwerfen.
Aber von dem sonst so vielfach gepriesenen Wohlwollen
ist da nichts zu spüren. Schwer trifft die Ungnade des Herrn
Marine-Staatssekretärs die ihm unterstellten Techniker!
Der neue Dienstvertrag wäre wert, im Wortlaut wieder-
gegeben zu werden. Er liest sich fast wie die Kriegsartikel
und wimmelt von Beamtenpflichten, ohne auch nur im
geringsten den mit diesem Vertrage bedrückten Angestell-
ten Beamtenrechte zu gewähren.
Wir beschränken uns deshalb nur Raummangels halber
darauf, einiges herauszugreifen und auszugsweise wieder-
zugeben.
§1 fordert eine dreimonatliche Probezeit;
trotzdem in den „besonderen Vorschriften für die An-
nahme des nichtbeamteten technischen Hilfspersonals im
Bereiche der Kaiserlichen Marine-Intendanturen", die diesen
Dienstvertrag ergänzen, genau die Vorbildung der An-
zustellenden umschrieben ist. Dort wird das Reife-
zeugnis einer vom Staatssekretär des Reichsmarineamtes
anerkannten Eachschule gefordert.
§ 2 bestimmt, daß je nach Ausfall der Probezeit, also
erst nach dreimonatlicher Arbeitsleistung, „die Höhe der
Vergütung innerhalb der vom Staatssekretär des Reichs-
marineamtes genehmigten Grenzen endgültig festgesetzt
wird".
Im § 3 wird der Angestellte verpflichtet,
„auch über die festgesetzten Dienststunden hinaus und
an Sonn- und Eeiertagen ohne besondere Ver-
gütung zu arbeite n".
§ 5 umschreibt die Strafen, mit welchen ein An-
gestellter getroffen werden kann, der nach Ansicht seiner
Vorgesetzten die ihm obliegenden Pflichten verletzt.
Nach '§ 6 wird der Angestellte bestraft, wenn er eine
Beschwerde oder eine Eingabe persönlicher Art an anderer
Stelle anbringt, als bei den ihm unmittelbar zur Beschäf-
tigung überwiesenen Personen. Mit dieser Bestimmung
will das Reichsmarineamt anscheinend das Petitions-
recht der Angestellten noch weiter be-
schränken.
§ 7 verbietet die Nebenbeschäftigung, die bis-
her mit Zustimmung der Intendantur erlaubt war. Das
Anfangsgehalt beträgt nach den neuen Bestimmungen
1700 Mark, weshalb man es leicht begreifen kann, daß
der eine oder der andere Angestellte je nach seinen per-
sönlichen Verhältnissen gezwungen ist, Nebenbeschäf-
tigung zu suchen. Tatsächlich ist auch eine nicht geringe
Anzahl der Angestellten der Marinebetriebe nebenamtlich
als Lehrer an den gewerblichen Eortbil-
dungsschulen in Kiel und Wilhelmshaven tätig
§ 9 sagt:
„EinAnspruchaufUrlaubbestehtnicht.
Auf begründeten Antrag kann ein Erholungsurlaub in
angemessenen Grenzen unter Belassung der Vergütung
bewilligt werden, sofern Stellvertretungskosten nicht
'entstehen."
Nach diesem Paragraphen entscheidet die Willkür des
Vorgesetzten darüber, „den begründeten Antrag" zu ge-
nehmigen oder abzulehnen und „die angemessenen Gren-
zen" des Erholungsurlaubs zu bestimmen. Die Erfahrung
lehrt, daß bei solchem System der Angestellte meist um
seinen Urlaub kämpfen muß; zudem kann „die Ur-
laubsbewilligung zu jeder Zei't zurückgezo-
gen werden, wenn das dienstliche Interesse
dies erheisch t".
Reiner Kautschuk, diese Bestimmungen!
436
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 28
§ 12 ist derjenige Punkt, gegen den sich wohl am
meisten die Entrüstung nicht nur 'der Angestellten, sondern
eines jeden Sozialpolitikers wird wenden müssen. Er
handelt von der Erkrankung des Angestellten und ist
wert, wörtlich zitiert zu werden :
„Im Erkrankungsfalle hat der Dienstverpflichtete die
an der Dienstverrichtung hindernde Erkrankung der
Person, der er zur Beschäftigung überwiesen worden
ist, sofort zu melden und ihre Fortdauer von 14
zul4TagendurchärztlicheBescheinigung
nachzuweisen. Die ist berechtigt, dem
Krankheitszustand durch ärztliche Untersuchung fest-
stellen zu lassen.
Wenn die Krankheit länger als 14 Tage
dauert und seitens des Arztes nicht mit
einiger Bestimmtheit angegeben werden
kann, daß dieselbe innerhalb einer wei-
teren 14tägigen Frist gehoben sein wird,
so kann dem Erkrankten gekündigt wer-
den, dauert die Krankheit länger als vier
Wochen, so wird in der Regel gekündigt.
Ist der Erkrankte besonders brauchbar und würdig, oder
ist seine Krankheit eine Folge des Dienstes, so kann
mit Genehmigung des Staatssekretärs des Reichs-
marineamtes von der Kündigung vorläufig abgesehen
und das Dienstverhältnis unter Weitergewährung der
vertraglichen Vergütung verlängert werden."
Das Reichsmarineamt bleibt mit dieser Bestimmung
weit zurück hinter jenen, die der Preußische Kriegs-
minister für die Angestellten der Betriebe der Heeres-
verwaltung aufgestellt hat. Dort wird im Erkrankungs-
falle nicht gekündigt, sondern 26 Wochen
das Gehalt fortbezahlt.
§ 12 zeigt so recht den fiskalischen Standpunkt der
verantwortlichen Stelle. Ist der Erkrankte besonders
brauchbar und würdig, also für die Marineverwaltung eine
wertvolle Kraft, dann sollen die rigorosen Bestimmungen
ausgenommen werden können.
Wir enthalten uns absichtlich jeder weiteren Kritik,
weil damit nur die Wirkung des Wortlauts dieses Para-
graphen abgeschwächt werden könnte.
Nach § 15 fällt die Vergütung während militäri-
scher Uebungen im ersten Dienstjahre vollständig
fort, ebenso ist ein Anspruch aus § 616 des B.G.B, dem
Ermessen der Behörde anheimgegeben.
§ 16 behandelt das Erfinderrecht der Angestellten:
„Alle Erfindungen, welche der Dienstver-
pflichtete in Ausübung seines Dienstes oder mit Be-
nutzung amtlichen Materials macht, sind Eigentum
der Kaiserlichen Marine. Vor Anmeldung einer
Erfindung beim Patentamt zwecks Erlangung eines
Patentes öder eines Gebrauchsmusterschutzes ist die Ge-
nehmigung der Intendantur zur Anmeldung einzuholen."
Von Entschädigung des Erfinders ist keine Rede! Das
Reichsmarineamt kann sich nicht dazu aufschwingen, durch
Ciewährung einer angemessenen finanziellen Beteiligung
den Erfindersinn seiner Techniker anzuregen. Es würde
ganz besonders im Interesse der Marine liegen, wenn hier
die einschlägige Programmforderung der Techniker-Ver-
bände erfüllt würde.
Im § 18, worin die Kündigungszeit festgesetzt
ist, wird der Angestellte einseitig gebunden.
,, Während der Dauer einer planmäßigen oder teil-
weisen Mobilmachung der Kaiserlichen Marine oder
des Heeres ist eine Kündigung seitens des
Dienstverpflichteten unzulässi g."
Davon, daß während dieser Zeit auch d e Behörde
nicht kündigen kann, ist nichts gesagt, sondern nur die
Kündigung des Dienstverpflichteten unzulässig.
Der Vertrag, dessen Stempelkosten oben-
drein dem Angestellten auferlegt werden,
unterscheidet sich also, wie die zitierten Paragraphen be-
weisen, in nichts von den schon so häufig öffentlich kriti-
sierten Dienstverträgen der schweren Industrie. Kein
Scharfmacher hätte raffinierter die Ange-
stellten fesseln, ihnen alle Rechte weigern,
aber alle Pflichten zuschieben können, wie
es hier ein unglückseliger Bureaukrat dem
Staatssekretärdes Reichsmarineamtes emp-
fohlen hat.
Es wird niemand wundernehmen, daß die organi-
sierten technischen Angestellten, denen dank der jahre-
langen zielbewußten Organisationsarbeit immer mehr und
mehr der Wert und die Bedeutung ihres Schaffens zum
Bewußtsein kommt, diesen Vertrag zu unterzeichnen
ablehnten.
Der Deutsche Techniker-Verband hat, wie
ja auch aus den letzten Nummern der Techniker-Zeitung
hervorgeht, bereits Stellung zu den Maßnahmen des Reichs-
marineamtes genommen und den Angestellten empfohlen,
die Ueberführung in das Privatdienst \'er-
tragsverhältnis, wenn nötig, anzuerkennen,
für das Aufgeben der mit der vorhergehenden Stellung
verbundenen Vorteile aber eine angemessene
Entschädigung und vor allem einen der heu-
tigen sozialen Auffassung entsprechenden
Dienstvertrag zu fordern.
Mit diesem Beschluß glaubt die Verbandsleitung, den
Bestrebungen des Reichsmarineamtes, die darauf hinaus-
laufen, ein übermäßiges Anwachsen des Beamtenkörpers
zu verhindern, weit entgegengekommen zu sein. Um so
verwunderlicher ist die Antwort, die am 2 6. Juni das
Reichsmarineamt auf eine höfliche Eingabe des Verbandes
vom 8. Juni 1911, worin der Staatssekretär bezw. das
Reichsmarineamt um eine Unterredung zur Wahrnehmung
der Interessen der Angestellten bei der Neuordnung ge-
beten wurden, erteilte:
„Im Anschluß an das Schreiben vom 7. November
1910 B. I. 5655 wird ergebenst mitgeteilt, daß auch über
die dienstlichen Verhältnisse usw. der im Bereiche der
Marine - Intendanturen beschäftigten Techniker Er-
örterungen mit dem Deutschen Tech-
niker-Verband grundsätzlich abgelehnt
werde n."
Nach dieser wiederholten Ablehnung, die im schroffen
Gegensatz zum Reichstagsbeschluß vom 16. November
steht, und nach der Nichtberücksichtigung aller von den
Beteiligten vorgelegten Gesuche, bleibt den Angestellten
nichts anderes übrig, als, gestützt auf ihren Verband, die
schon längst notwendigen Auseinandersetzungen mit dem
Reichsmarineamt aufzunehmen.
Die organisierten technischen Angestell-
ten werden den neuen Dienst \" ertrag nicht
unterzeichnen und, falls sie deshalb am 1. bezw.
letzten Juli aus ihren Stellungen gehen müssen, als Ge-
maßregelte in der vollen Höhe ihres bisherigen Gehalts
vom Deutschen Techniker-Verband unterstützt werden.
Kein organisierter Techniker, überhaupt kein Angestellter,
der auf Standesbewußtsein hält, wird sich dazu hergeben,
den im berechtigten Abwehrkampf liegenden Berufs-
genossen in den Rücken zu fallen.
Die Situation ist günstig! Die für die Aufrechtcrhal-
tung des Dienstbetriebes verantwortlichen direkten Vor-
gesetzten bis weit hinein in die Kreise der Intendantur
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
437
empfinden selbst die Härten des neuen Vertragsentwurfes
und wehren sich nach Kräften gegen die zwangsweise Ver-
treibung ihres Personals.
Hoffenthch kommt man dort oben noch zu der An-
sicht, daß es im Interesse des Dienstes liegt, mit dem
alten, eingearbeiteten Personal, das zum Teil schon sechs,
sieben und mehr Jahre „vorübergehend'' im Dienste der
Marineverwaltung steht, weiter zu arbeiten und macht
die von den Beteiligten geforderten geringfügigen Kon-
zessionen.
Wir aber vertrauen auf die Solidarität und
Opfer willigkeitunsererVerbandskollegen.
Es gilt zum ersten Male, in größerem Umfange gemein-
schaftlich den Kampf für die Durchführung unseres Pro-
gramms zu führen. Sorge jeder dafür, daß wir diesen
Kampf siegreich beendigen. Wir wissen wohl, das Reichs-
marineamt ist ein übermächtiger Gegner, aber auf unserer
Seite steht sachlich und moralisch das Recht und darum
die Unterstützung der öffentlichen Meinung.
Während der Drucklegung geht uns noch eine weitere
Verfügung der Marine-Intendantur in Kiel an die
unterstellten Bauämter zu, deren Inhalt geeignet ist, die
Situation weiter zu verschärfen und nicht nur die Verbands-
mitglieder, sondern alle gerecht denkenden Menschen an-
feuern muß, uns in dem Kampf gegen das Reichsmarineamt
aufs kräftigste zu unterstützen.
Marine-Intendantur Kiel, den 27. 6. 1911.
B.Nr.66.31/VI II.
Anliegend übersenden wir 10 Formulare Vertrags-
muster zur sofortigen (noch vor 1. Juli 1911) ab-
zuschließenden Dienstverträge mit dem Architekten . . .,
Techniker . . ., . . ., . . ., . . ., . . ., . . ., Bauaufseher . . .,
Bauschreiber ....... zur Weitergabe behufs Bestäti-
gung durch die Intendantur.
Die jetzt gewährte Remuneration ist nach Entschlie-
ßung des Reichsmarineamts CUII 5681 vom 24.6.1911
solangezubeziehen, bis das Einstellungs-
dienstalter das Aufrücken nach den
neuen Sätzen erlaubt, so daß z. B. ein Hilfs-
arbeiter, der am 1. 12. 1907 eingetreten ist und jetzt
schon 2400 Mark bezieht, erst am 1. 12. 1914 in diese
Stufe zu rücken hätte. Das nächste Aufrücken
könnte erst am 1. 12. 1915 und zwar in Stufe
2500 Mark erfolgen. Mit gleicher Verfügung hat das
Reichsmarineamt ferner entschieden, daß Anträge
auf W i e d e r g e w ä h r u n g der Anstellungs-
verfügung und der (alten) Remuneration
grundsätzlich abgelehnt werden. Das Gar-
nisonbauamt II wolle dies dem dort beschäftigten Hilfs-
personal eröffnen
In Vertretung
gez
Mit dieser Verfügung wird die traurige Aussicht er-
öffnet, vier Jahre, bei den Angestellten mit höheren Ge-
hältern sogar bis zu acht und zehn Jahren auf ein und
derselben Gehaltsstufe stehen zu 'bleiben. Die Empörung
darüber ist in den beteiligten Kreisen groß und wird
mit dazu beitragen, die Solidarität aller betroffenen Kol-
legen zu stärken.
Diese Stimmung kam ganz besonders in einer von
den gekündigten Kollegen in Kiel und Wilhelms-
haven zahlreich besuchten und von den maßgebenden
Verbandsorganen beschickten Versammlung in Bremen
zum Ausdruck. Nach einem einleitenden Referat des Kol-
legen Kaufmann über „Die Solidarität der Berufs-
genossen" konnte die vollste Einmütigkeit aller von der
Kündigung betroffenen Kollegen konstatiert werden. Die
Debatte ergab weiter, daß, wenn bis dahin nicht ein
Entgegenkommen des Reichsmarineamts die Lage bessern
sollte, am 1. August die Wilhelmshavener Kollegen aus
dem Betriebe scheiden. Die Kieler Kollegen werden, falls
die umfangreichen begründeten Vorstellungen ihrer Vor-
gesetzten keine Berücksichtigung finden, ebenfalls den
Dienst verlassen. Die Versammlung, an der von der Ver-
bandsleitung noch die Herren Dr. Günther und Arndt
teilnahmen, war derart interessant, daß wir auf Einzel-
heiten derselben noch zurückkommen werden. Für heute
begnügen wir uns mit Wiedergabe der gefaßten Resolution:
„Die am 2. Juli in der Jakobihalle zu Bremen ver-
sammelten, von den Marineverwaltungen gekündigten
Garnisonbautechniker haben in Anwesenheit von Ver-
tretern der Leitung des D. T.-V., seiner norddeutschen
und nordwestdeutschen Bezirksverwaltung und des Kieler
und Wilhelmshavener Techniker-Vereins einstimmig be-
schlossen,
den ihnen vorgelegten neuen Privatdienstvertrag ab-
zulehnen, weil er die ohnehin recht ungünstigen
wirtschaftlichen Verhältnisse noch weiter verschlechtert.
Die Vertreter der Verbandsleitung erklärten, daß der D.
T.-V. im Falle einer infolge Ablehnung des Vertrages
eintretenden Aussperrung der Techniker diesen Kol-
legen ihre bisherigen Gehaltsbezüge in vollem Umfange
so lange gewährleistet, bis sie in Stellungen mit gleich-
wertigen wirtschaftlichen Bedingungen untergebracht
sind. Nach Lage des Falles wird der Verband auch zu
den Umzugskosten der Gemaßregelten beitragen.
Die Versammlung bedauert auf das lebhafteste, daß
der Staatssekretär des Reichsmarineamts im Widerspruch
zu den Beschlüssen des Reichstages und den Gepflogen-
heiten anderer Behörden dem D. T.-V. die Anerkennung
als berechtigte Vertretung der in ihm organisierten Tech-
niker verweigert. Aus diesem Grunde erblickt die Ver-
sammlung in dem den Technikern aufgezwungenen
Kampfe eine grundsätzliche AuseinandersetzuiVg über die
Koalitionsfreiheit der Angestellten."
Aus Landwirtschaft und Technik
(Tagebuch-Notizen eines Landwirts und Kulturtechnikers.)
Die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Technik
werden immer engere und mannigfaltigere. Man halte sich
nur vor Augen, in welchem Umfange bereits ein Ersatz
menschlicher und tierischer Arbeitskräfte durch die Ma-
schine stattfindet.
Nach einer Zusammenstellung von Kurt Krohne waren
in Deutsdhiand im Jahre 1882 836, in 1895 schon 1696 und in
1905 schätzungsweise 3000 Dampfpflüge beschäftigt. In den
gleichen Jahren betrug die Zahl der Kraftdreschmaschinen
75 600, bezw. 259 300 und 300 000 (schätzungsweise).
Mit anderen Worten: es entfällt im Jahre 1905 durch-
schnittlich auf jeden landwirtschaftlichen Betrieb von über
20 ha Flächengröße eine Dreschmaschine. Und wie zahl-
reich sind erst die kleineren Maschinen (Schrotmühlen,
Futterschneidemaschinen , Milchverarbeitungsmaschinen)
selbst bis in die kleinsten Betriebe hinein verbreitet.
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 28
Weiter denke man an die Nutzanwendung der tech-
nischen Chemie bei der Fabrikation der künstlichen Dünge-
mittel; von der immer größeren Bedeutung, welche die
Elektrizität für die Landwirtschaft erlangt, ganz zu
schweigen.
In besonders inniger, ursprünglicher Beziehung zur
Landwirtschaft steht aber ein Zweig der Technik, das ist
die Kulturtechnik.
Verfolgen doch alle Meliorationsarbeiten den End-
zweck, die Tätigkeit des Landwirts direkt zu unterstützen
oder gar sie überhaupt erst möglich zu machen, wie dies
bei der Entwässerung von Mooren und Sümpfen der
Fall ist.
Ganz naturgemäß muß mit dem Wachsen der Bevölke-
rung Deutschlands die Ausnutzung des nicht vermehr-
baren Bodens eine immer intensivere werden und, somit
die Kulturtechnik für die Landwirtschaft eine immer größere
Bedeutung erlangen.
Die Vermehrung der Bevölkerung Deutschlands von
1816 bis zur Gegenwart tritt in folgenden dem Naumann-
schen .Werke ,, Neudeutsche Wirtschaftspolitik"") entnom-
menen Zahlen in die Erscheinung:
1816 = 24,8 Millionen,
1835 = 30,9
1855 = 36,1
1875 = 42,5
1895 = 52,0
"1905 = 60,3
1910 = 64,9
Und über die Dichtigkeit der Bevölkerung Deutsch-
lands um die Mitte des 18. Jahrhunderts sagt Johann
Hübner in seinem umfangreichen Werke über Geographie:
,,Die Anzahl- der Einwohner wird wohl niemand errathen.
Die nur von fünf Millionen schwatzen, thun der Sachen
ohne Zweifel zu wenig; und die dreyßig Millionen in
Rechnung führen, gehen unstreitig zu weit: wenn aber
jemand von zehen Millionen sagte, dem wollte ich meines
Ortes nicht widersprechen."
Die Wahl des Ausdrucks schließt den Anspruch auf
Zuverlässigkeit hinsichtlich dieser Zahlenangabe ohne wei-
teres aus. Doch dürfte Hübner mit der Schätzung von
10 Millionen Einwohnern gar nicht so erheblich zu niedrig
gegriffen haben, wie es auf den ersten Blick scheinen
möchte. Eine Einwohnerzahl von reichlich 10 Millionen
im Jahre der Herausgabe des erwähnten Werkes — 1756 —
schließt sich der Naumannschen Zahlenreihe rückwärts
ziemlich zwanglos an.
Bezüglich der Ergiebigkeit des Bodens sagt Hübner
von dem Deutschland der damaligen Zeit: „Mit einem
Worte, Deutschland ernähret seine Einwohner reichlich,
ausgenommen die Müßiggänger, die nicht arbeiten wollen."
Diese kategorische Behauptung darf nicht so ganz
wörtlich genommen werden, und es darf angesichts der
hier beliebten bestimmten Ausdrucksweise nicht unerwähnt
bleiben, daß Hübner selbst in der Vorrede zu seinem Werke
sagt, ,,daß eine bey nahe göttliche Allwissenheit", die in
Deutschland von einem Bücherschreiber verlangt werde,
,,doch den Horizont des menschlichen Verstandes über-
steiget".
Es liegt auf der Hand, daß der Boden Deutschlands
selbst bei wenig intensiver Bewirtschaftung die damaligen
Einwohner ausreichend ernähren konnte. Daß aber die
*) Unsere Mitglieder können dies Werk, das eine anerkannt
vorzügliche Darstellung der großen volkswirtschaftlichen Pro-
bleme der Gegenwart bietet und glän/end geschrieben ist,
durch unsere Verbandsbuchhandlung- zu dem Preise' von 2,50 A\
(Ladenpreis 5 M), zuzüglich 0,30 M Porto, beziehen.
Besitzverteilung am Boden auch eine solche war, daß jeder
Arbeitswillige den vollen Lebensunterhalt für sich und
seine Familie verdiente, dies anzunehmen, wäre ein
Irrtum.
H. S. Chamberlain sagt in seinen „Grundlagen des
XIX. Jahrhunderts": „Die Erfinder in den Textilindustrien
am Schlüsse des 18. Jahrhunderts sind fast alle Bauern,
welche sich mit Weben abgaben, weil sie sonst nicht
genug zum Leben verdienten; andere wanderten in die
Kolonien aus und bauten auf ungeheuren Flächen Korn^an,
das mit dem heimischen in Konkurrenz trat; wieder andere
wurden Matrosen und Handelsherren."
Hier ist deutlich gesagt, daß in einer Zeit, welche
der Herausgabe des erwähnten Hübnerschen Werkes bald
folgte, Landleute aus Deutschland auswanderten, weil die
Heimat sie nur mangelhaft ernährte. Es war eben die Zeit,
von welcher der alte Fritz urteilte, „daß der Zustand,
nach welchem der Bauer dem Acker gehöre und der Knecht
seines Edelmannes sei, die Menschheit empöre".
Es ist allgemein bekannt, mit welchem Interesse vom
großen Kurfürsten an bis auf unsere Zeit die leitenden
Stellen in Preußen an der Schaffung oder Er-haltung eines
gesunden, kräftigen Bauernstandes gearbeitet haben. Nach-
dem inzwischen Deutschland aus einem Agrarland ein In-
dustrieland geworden ist und der Bevölkerungszuwachs
des platten Landes immer mehr von den Industriezentren
und Großstädten aufgesogen wird, hat die Frage der Stär-
kung des Bauerntums eine erhöhte Bedeutung gewonnen.
Unsere Landwirtschaft treibende Bevölkerung betrug
im Jahre 1905 genau so viel wie 1816: 18,5 Millionen.
Der ganze für diesen Zeitraum sich ergebende Bevölke-
rungszuwachs von 35,5 Millionen entfällt somit auf die
nicht landwirtschafthche Bevölkerung. In welchem Maße
ist aber auch das platte Land an der in der letzten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts zeitweise so stark einsetzenden
Abwanderung ins Ausland beteiligt! Diese Abwanderung
erfolgte zum größten Teil aus nahezu rein landwirtschaft-
lichen — industriefreien — Gebieten mit ohnehin geringer
Bevölkerungsdichtigkeit.
Auch nachdem die Abwanderung ins Ausland seit etwa
20 Jahren stetig zurückgegangen ist, nachdem sogar das
Jahrfünft 1900 bis 1905 statt Auswanderungsverlust einen
Einwanderungsgewinn von jährlich 19 000 Menschen für
Deutschland lorachte, ist der jährliche Verlust dieser Agrar-
gegenden nicht geringer geworden, nur daß nunmehr
unsere großen Städte und Industriegebiete das Ziel der
Abwanderung geworden sind.
Wie magnetisch die großen Stadtkörper wirken, zeigt
Berlin, dessen Einwohner im Jahre 1895 nur zu 40,7''o
eingeborene Berliner waren. In einer Reihe westfälischer
Städte und Landkreise ist gar nur noch »/s der Bevölke-
rung ortsgeboren.
Nachstehende ebenfalls dem erwähnten Naumannschen
Werk entnommene Tabelle zeigt, wie gerade die schwach
bevölkerten Provinzen immer mehr Menschen abschieben.
Jcälirliche
Auf 1 qkni
Abu andcrung
entfallen
Provinz
"o
Bewohner
Ostpreußen
11,8
53
Westpreußen
9,2
56
Pommern
7,0
51
Posen
11,8
61
Mecklenburg-Schwerin
9,4
44
Schleswig-Holstein
1,8
65
Hannover
1,1
59
Hessen
0,2
129
Bayern (rechtsrh.)
1,0
70
Elsaß-Lothringen
1,7
III
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
439
Auf den Zusammenhang zwischen dieser Erscheinung
und dem Ueberwiegen des Großgrundbesitzes in den Ge-
bieten mit hoher Auswanderungszahl ist oft hingewiesen
worden. Tatsächlich gelingt es den Bauer ngebieten
immer mehr, ihren Bevölkerungszuwachs bei sich zu be-
halten. Hessen-Nassau nimmt schon heute seinen Zu-
wachs an Menschen restlos auf.
Lehrreich in dieser Hinsicht ist auch die Tatsache,
daß der überwiegend landwirtschaftliche Westerwaldkreis
Altenkirchen von 1871 bis 1900 eine Bevölkerungs-
zunahme von nahezu 7 o/o aufweist, während die hoch-
industriellen Provinzen Schlesien und Sachsen nur eine
solche von 5,71 und 5,16 oo zu verzeichnen haben. (Vergl.
Landwirtschaftliche Jahrbücher für 1910, Heft 1, Seite 41.)
Ein im „Archiv für innere Kolonisation" veröffent-
lichter Bericht über die Besiedlung des Rittergutes Rützow
im Kreise Kolberg-Körlin durch die pommersche Ansied-
lungsgesellschaft läßt besonders deutlich erkennen, welch'
außerordentliche Wirkungen die Umwandlung größerer
Gutsbezirke in Bauernland hinsichtlich der Steigerung der
Bevölkerungsdichtigkeit, nicht weniger aber auch bezüg-
lich der Erhöhung der landwirtschaftlichen Erträge zur
Folge hat. Er möge deshalb auszugsweise hier folgen:
„. . . Von diesem Gute, das zu den fruchtbarsten des
Kreises zählte, wurde in den Jahren 1908 und 1909 eine
Fläche von rund 743 ha nach Belassung eines kleineren
Restgutes unter 64 Rentengüter aufgeteilt, von denen zwölf
Arbeiter- und Handwerkerstellen bis zu 4 ha, 50 mittlere
Wirtschaften bis zu 25 ha und 2 größere Wirtschaften
über 25 ha waren. Die Ansiedler, mit einer einzigen Aus-
nahme, Pommern, wurden zu günstigen Bedingungen an-
gesetzt und mit Land und sonstigen Rechten genügend
ausgestattet. Die Wirkungen dieser Besiedlung waren
nun ganz erstaunlich. Die Einwohnerzahl, die vor der Auf-
teilung 152 Personen betragen hatte, stieg unmittelbar
darauf auf 452, also auf das Dreifache und wird in kurzer
Zeit voraussichtlich noch erheblich zunehmen. In ähnlicher
Weise stiegen auch die Zahlen des Nutzviehs und zwar
die Pferde von 60 auf 100, Rindvieh von 230 auf 452 und
Schweine von 126 auf 1102 Stück, während das Geflügel
um mehr um das Zwanzigfache zunahm. Der Erlös aus
dem Vieh verkauf stieg um 100 000 bis 105 000 M, abgesehen
von den beträchtlichen Mehreinnahmen aus dem Verkauf
von Ajjilch, Butter und ähnlichen Erzeugnissen. Auch die
Getreide- und Kartoffelerträge nahmen dank einer inten-
siveren Bewirtschaftung fast ausnahmslos erheblich zu und
zwar Roggen um i6033 Zentner, Hafer um 2381, Gerste um
1600, Kartoffeln um 26 633 Zentner, nur der Weizen, der
vielfach der Kartoffel hatte weichen müssen, hatte eine
Abnahme um 3282 Zentner zu verzeichnen. Der Geld-
wert dieser Mehrerträge betrug beim Getreide 53 100, bei
den Kartoffeln 93 045 M; etwa ein Viertel davon gelangte
bei den eigentlichen Bauernwirtschaften trotz der stärkeren
Besiedlung zum Verkauf, was um so bemerkenswerter ist,
als Rützow, wenn auch teilweise etwas extensiv bewirt-
schaftet, doch ein gut geleiteter Gutsbetrieb war und hohe
Erträge brachte." —
Die wachsende Entfremdung des Volkes vom Grund
und Boden, von der oben die Rede war, ist gerade für
den Kulturtechniker eine betrübende Erscheinung. Denn
es bedarf nicht erst des Nachweises, daß die landwirt-
schaftlich genutzte Bodenfläche immer noch intensiver wird
bearbeitet werden müssen. Wir sind nicht etwa schon auf
der Grenzlinie angekommen, über welche hinaus ein ver-
mehrter Aufwand an Kapital und Arbeit für Meliorationen,
Düngung usw. nicht mehr lohnend ist, ganz abgesehen von
den umfangreichen Moor- und Heideflächen, welche noch
der Urbarmachung harren. Man wird gerade in der gegen-
wärtigen Zeit einer kaum überstandenen Fleisciiteuerung
nicht auf Widerspruch stoßen, wenn man Naumann recht
gibt, der behauptet, daß in den kommenden Jahren der
Viehstand in Deutschland merkUch wird vergrößert werden
müssen. In welchem Maße dies möglich ist, läßt der aus-
zugsweise mitgeteilte Bericht über die Besiedlung des
Rittergutes Rützow erkennen. Doch sei ausdrücklich her-
vorgehoben, daß auch unsere kleinbäuerlichen Gebiete
noch ein recht dankbares Arbeitsfeld für den Kultur-
techniker sind.
Eine steigende Vermehrung der Aufgaben des Kultur-
technikers ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, und es
hat guten Grund, wenn auf unseren Wiesenbauschulen
immer mehr Techniker ausgebildet werden. Um so mehr
muß aber auffallen, daß es von Jahr zu Jahr schwerer
wird, die angehenden Techniker in der Praxis unter-
zubringen. Dabei hat das Arbeitsbereich des Kulturtech-
nikers eine nicht unerhebliche Erweiterung dadurch er-
fahren, daß die ländlichen Gemeinden in so großer Zahl
zur Ausführung von Hochdruckwasserleitungen und Orts-
kanalisationen schreiten.
Die Ursache der gegen das starke Angebot so geringen
Nachfrage scheint in der Organisation des Meliorations-
wesens zu liegen. Seither sind in Preußen die Wiesen-
bautechniker fast ausschließlich nach dem Abgang von
der Schule bei den staatlichen Meliorationsbehörden in
Dienst getreten — gerade die ziemlich sichere Aussicht
auf Anstellung im Staatsdienst schien so recht geeignet
zu sein, einigen Wiesenbauschulen das erforderliche
Schülermaterial zuzuführen — , und nur eine verhältnis-
mäßig geringe Zahl ist nach mehrjähriger Praxis in den
Kommunaldienst übergetreten. Der weitaus größte Teil
ist im Staatsdienst in etatsmäßige Stellen eingerückt. Hier
zeigt sich nun in den letzten Jahren zwischen Angebot und
Nachfrage ein starkes Mißverhältnis : in der Vermehrung
der staatlichen Stellen ist man immer zurückhaltender ge-
worden, während auf der andern Seite der Zudrang zu
den Wiesenbauschulen immer stärker wird.
Zum Ueberfluß scheint auch die Nachfrage seitens
der Kommunalbehörden eher geringer als stärker zu
werden, so daß augenblicklich für die Anwärter im Melio-
rationsdienst die Aussichten recht trübe sind.
Angesichts der großen kulturtechnischen Aufgaben, die
noch zu lösen sind, ist die Hoffnung wohl berechtigt, daß
der geschilderte Zustand nur ein vorübergehender ist.
Was in der Sitzung des preußischen Abgeordneten-
hauses am 29. Januar 1910 der damalige Minister für
Landwirtschaft, Domänen und Forsten ausgeführt hat, gibt
einen Fingerzeig, in welcher Richtung sich eine Neuorgani-
sation des Meliorationswesens bewegen sollte.' Der Herr
Minister sagte im besonderen Hinblick auf die Kultivierung
der Moore unter anderem das Folgende:
„. . . Dem Wunsch, den Herr Abgeordneter Klocke
ausgesprochen hat, an Private Rat zu erteilen, kommt die
Königliche Staatsregierung nach. Die Moorversuchsstation
Bremen mit ihren Abteilungen in Aurich und Lingen er-
teilt jedem Privatmann, der ihren Rat haben will, Rat.
Auch die Meliorationsbauinspektoren tun das, soweit sie
es können. Aber sie sind gegenwärtig im allgemeinen
so beschäftigt, daß sie sich kaum viel mit Erteilung von
Ratschlägen an Landwirte abgeben können. Ich möchte
aber hier auf eine Einrichtung aufmerksam machen, die
von verschiedenen Kreisen schon gepflegt wird: auf die
Anstellung von Wiesenbaumeistern. Die Wiesenbaumeister
sind ja nicht nur darauf vorgebildet, Wiesen anzulegen,
sie sind vielmehr so vorgebildet, daß sie auch in anderen
440
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 28
Meliorationssachen, sobald es sich um Moorländereien
handelt, Rat erteilen können. In der Provinz Ostpreußen
ist man in dankenswerter Weise soweit darin vor-
geschritten, daß dort fast jeder Kreis schon einen Wiesen-
baumeister hat, und ich kann den übrigen Provinzen nur
empfehlen, dies nachzuahmen. Ich glaube, es ist der beste
Weg, um anregend auf Private zu wirken, Meliorationen,
die fruchtbringend werden können, auch zu machen."
Diese anerkennenden Worte sind von allen Wiesen-
bautechnikern dankbar empfunden worden. Sie werden
ohne Zweifel auch anspornend wirken und zur Errichtung
neuer Kreiswiesenbaumeisterstellen das Ihrige beitragen.
Doch sind noch keine Anzeichen vorhanden^, daß hierin
in absehbarer Zeit ein so beschleunigtes Tempo Platz
greifen wird, wie es nötig wäre, um den durch längere
Beschäftigung auf den Meliorations-Bauämtern zu einem
gewissen Abschlüsse ihrer praktischen Ausbildung ge-
kommenen Technikern Gelegenheit zu voller Betätigung
zu geben. Man sollte ihnen deshalb staatlicherseits be-
stimmt abgegrenzte Arbeitsgebiete zuweisen, wie die Kreis-
wiesenbaumeister sie ja auch haben. Es wird nicht be-
stritten werden können, daß die Wirksamkeit eines Kultur-
technikers um so erfolgreicher ist, je beständiger er mit
landwirtschaftlichen Kreisen enge, lebendige Fühlung hält.
Gerade in den kleinbäuerlichen Gebieten muß immer
wieder die Erfahrung gemacht werden, daß durchaus not-
wendige und fraglos rentable Meliorationen (Ackerdrai-
nagen, Wiesen-Ent- und Bewässerungen), die von ein-
sichtigen Landwirten auch als solche erkannt werden, nur
KULTUR UND KUNST H :: :: ::
Photogrammetne !
Ueber das Thema sprach zu Gelsenkirchen im Ver-
messungstechniker-Verein für Rheinland und Westfalen
Herr Dr. Günther - Berlin. Der Vortrag, der die Photo-
graphie im Dienste der Vermessungskunde wesentlich
berücksichtigte, war so interessant, daß wir einige Ge-
danken hier wiedergeben wollen. Die Photographie sei nicht
allein ein Sport, sondern habe sich auch im Laufe der Zeit
zu einem wissenschaftHchen und technischen Hilfsmittel
von nicht zu unterschätzender Bedeutung herangebildet.
Der Wert als solches Hilfsmittel bestehe darin, daß die
Photographie den Gesichtskreis des menschlichen Auges
erweitere bezw. vollkommen ersetze. Dieses sei zu be-
weisen durch die Tatsache, daß Strahlen, die bisher dem
menschlichen Auge unsichtbar büeben, mit Hilfe der
Photographie entdeckt wurden , die „ultravioletten
Strahlen". Ebenso sei es nur die Photographie, welche
den Astronomen die Möglichkeit gewähre, entfernte
Himmelskörper, die auch mit dem schärfsten Teleskope
nicht wahrzunehmen waren, zu erkennen und ihre Bahnen
zu berechnen.
Ein weiterer Vorzug der photographischen Platte be-
stehe in ihrer i-ähigkeit, auch die schnellsten Bewegungen
— oder richtiger, Phasen aus denselben — festzuhalten,
die ,,Momentphotographie". Unter Ausnutzung dieser
Eigenschaft wurden von der Firma Krupp Versuche an-
gestellt, die Geschoß-Flugbahn photographisch festzustellen
und zu messen. Redner verbreitet sich des näheren über
diese Versuche imd die hierbei erzielten Resultate und
kommt dann zum Kern seiner Vorführungen, „der Photo-
graphie im Dienste der Vermessungskunde, speziell im
Dienste der Geländeaufnahmen":
deshalb nicht zur Ausführung kommen, weil die Mehr-
zahl der Interessenten der von ihnen ihrer Bedeutung
nach unterschätzten Sache im besten Falle gleichgültig
gegenübersteht.
Hier sind nur durch eine immer wieder von neuem
einsetzende anregende Tätigkeit seitens des Technikers
Erfolge zu erzielen.
Diese Kleinarbeit kann der Kulturtechniker aber nur
dann in dem erforderlichen Maße leisten, wenn er im
Arbeitsgebiete selbst wohnt, so daß er die einzelnen Teile
desselben jederzeit ohne besonderen Aufwand an Zeit,
Geld und Kraft erreichen kann. —
Mit ernster Besorgnis wird an vielen Stellen das un-
geheure Anwachsen der großen und mittleren Städte auf
Kosten des platten Landes beobachtet, und fast scheint
es so, als ob die Städte, deren erste vor vielen hundert
Jahren zum Schutze gegen eine dem Lande drohende
äußere Gefahr gegründet wurden, in unserer Zeit allmählich
zu einer inneren Gefahr für das Land werden sollten.
Man ergreife deshalb staatlicherseits jede sich bietende
Gelegenheit, der „Landflucht" entgegenzuarbeiten und
weise vor allem denjenigen Beamten, welche in ihrer be-
ruflichen Tätigkeit auf das engste Zusammenarbeiten mit
der ländlichen Bevölkerung angewiesen sind, auch länd-
liche Orte als dienstlichen Wohnsitz an.
Im gedachten Falle würde eine solche Maßnahme der
Förderung des Meliorationswesens jedenfalls außerordent-
lich dienlich sein. J.
Als springenden Punkt bezeichnet der Vortragende
die Eigenschaft der photographischen Platte, den einmal
erhaltenen Impuls unverändert festzuhalten. Während bei
der üblichen Vermessungsmethode von dem Augenblicke
an, wo der Lattenträger seine Latte vom Boden ab-
gehoben hat, nur die Aufzeichnungen des Vermessungs-
technikers Kunde von der geleisteten Arbeit geben, ist
bei der photogrammetrischen Aufnahme der aufzumessende
Punkt für alle Zeiten festgelegt. Wenn man, was ja
leicht möglich ist, Kontrollen schafft für die richtige Auf-
stellung der Kamera, als da sind die absolute Horizontal-
richtung der optischen Achse, die Richtung derselben im
Räume usw., so hat das erhaltene Photogramm den Cha-
rakter eines Dokuments, das besonders bei Veränderungen,
sei es im Besitzstande, sei es in den Oberflächenformen,
eine große juristische Bedeutung zu gewinnen vermag.
Man hat denn auch die Photographie für exakte Kataster-
vermessungen heranzuziehen versucht; die Prüfung eines
von dem Franzosen Gautier ausgearbeiteten Systems
durch die zuständige Aufsichtsbehörde in Paris ergab denn
auch, daß die damit zu erzielende Genauigkeit vollkommen
übereinstimmte mit jener, die man bei den gewöhnlichen
Landmesserarbeiten voraussetzte.
Es liegt aber die Bedeutung der Photogrammetric
nicht sowohl hier, wo die verlangte große Exaktheit einen
umfangreichen Hilfsapparat von Meßgehilfen und Meß-
instrumenten voraussetzt, sondern dort, wo mit den ein-
fachsten Hilfsmitteln in möglichst kurzer Zeit ein mög-
lichst großes Gelände möglichst genau vermessen werden
soll, d. i. bei Vorarbeiten für Eisenbahn- und Straßenbauten.
Hier tritt uns ein weiterer und der größte Vorzugi
der Photogrammetric entgegen: die Unabhängigkeit des
Aufnehmenden. Derselbe hat nicht nötig, erst einen Meß-
gehilfen mit der Meßlatte an den aufzumessenden Punkt
zu schicken; auf seinen verschiedenen Pliotogrammen kann
er sorgfältig die zusammengehörigen Bildpunkte aufsuchen
und durch Vorwärtseinschneiden festlegen.
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
441
Diese Unabhängigkeit wird sich besonders in einem
Gelände erweisen, das nur schwer zu begehen ist, und
ein solches Gelände ist in erster Linie das Hochgebirge.
Nur mit Hilfe der Photogrammetrie war es dem Ingenieur
der K. K. Staatsbahnen, P o 11 a k , möglich, die Lawinen-
züge, welche die Trasse der Arlbergbahn bedrohen, so
genau zu vermessen, wie es für die Trassenführung not-
wendig war. Ganz auf Grund photogrammetrischer Ver-
messungen wurde von demselben Ingenieur die technisch
und landschaftlich hochinteressante Gebirgsbahn in Eisen-
erz in Steiermark projektiert.
In unserem Gelände wird sich der erwähnte Vorzug
der Unabhängigkeit nicht mit jener unmittelbaren Ueber-
zeugungskraft dokumentieren, wie im Hochgebirge, denn
es wird hier kaum Stellen geben, es sei denn in Kulturen,
wohin man den Lattenträger nicht schicken könnte. Nichts-
destoweniger weist die Photogrammetrie auch hier noch
Vorzüge genug auf, um sie als wertvolles Aufnahmever-
fahren dem Vermessungstechniker zu empfehlen.
Der Vortragende verbreitet sich nun eingehend über
das Wesen und die Anwendungsmöglichkeit der Photo-
grammetrie sowie über die hierzu bedingten Apparate,
die er besonders anschaulich durch einen vom Redner
selbst benutzten Phototheodoliten darstellt.
:: :: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: H H
Die Wohnungsprobleme
Der zweite deutsche .Wohnungskongreß ist einheitlicher
verlaufen als der erste. Er hat allerdings nicht ganz dia
großartige Aufmachung gehabt wie der in Frankfurt 1904.
Diesmal hat man sich für die Verhandlungen auf zwei
Tage beschränkt. Aber der Besuch war recht gut, Vor-
träge und Debatten standen auf der Höhe, und mit dem
Ergebnis konnte man recht zufrieden sein. Es ergab sich
unter den .Wohnungsreformern weitgehende Uebereinstim-
mung, so daß man wohl sagen kann, es wird jetzt nach
bestimmten Plänen gearbeitet, und es werden feste Ziele
verfolgt. Nur ein Vertreter der Berliner Terraingesell-
schaften gestattete sich eine abweichende Anschauung. Im
übrigen waren die organisierten Haus- und Grundbesitzer
dem Kongreß fern geblieben. Man hatte ihnen allerdings
auch den Zutritt etwas erschwert.
Es ist merkwürdig, daß gerade das Gebiet der Woh-
nungsfrage bisher am mieisten von allen sozialen Eragen
vernachlässigt worden ist. Wir haben Gesetze bekommen
über alle möglichen Eragen, Gewerbegerichte, Kranken-
kassen, für Unfall, Alter und Invalidität, Kinderschutz,
Regelung der Arbeitszeit, Privatversicherung, Tierhaltung
— man könnte noch wer weiß wie lange fortfahren. Eür
die Wohnungsfürsorge ist aber vom Gesetzgeber so gut
wie nichts geschehen. Die Stadterweiterung ist heute eine
der wichtigsten kommunalen Fragen. Man bedenke nur,
daß, wie der Dresdener Professor Wuttke nachweisen zu
können glaubt, von den 5 Milliarden des jährlichen Kapital-
zuwachses in Deutschland die Hälfte in Neubauten angelegt
wird. Die gesetzlichen Bestimmungen für die Stadterweite-
rung sind aber durchaus veraltet. In Preußen datiert das
Ansiedelungsgesetz aus dem Jahre 1876 — also aus einer
Zeit, wo Stadterweiterungen im großen Maßstabe erst be-
gannen. Eine reichsgesetzUche Regelung der Gewerbe-
inspektion haben wir schon lange. Eine Wohnungs-
inspektion, die doch wahrhaftig wichtiger ist, haben erst
wenige Städte eingeführt. Wohnungskongresse sind des-
halb noch außerordentlich nötig.
Die Wohnungsfrage zerfällt in die beiden Teile, in die
des Baulandes und die des Häuser baue s. So
wurden auch in Leipzig beide Eragen ausgiebig behandelt.
Bei beiden Fragen hat sich allmählich die Anschauung
durchgesetzt, daß die Gemeinden stärker eingreifen müssen.
Daß die Gemeinden selbst möglichst viel Grund
und Boden kaufen müssen, wird heute in der
Wissenschaft und auf sozialpohtischen Kongressen kaum
noch bestritten. Nur gehandelt wird noch zu wenig danach.
Die Städte beginnen meist erst dann zu kaufen, wenn der
Grund und Boden schon teuer ist. Hie und da verkauft
man auch noch. So hat z. B. Berlin die Absicht, den
größten Teil seines Treptower Landes zu verkaufen. Die
Bodenpolitik ist freilich auch der fragwürdigste Teil der
Berliner Kommunalpolitik, urid im Gegensatz zu vielen
anderen Städten scheinen auch die Berliner Gemeinde-
vertreter den Leipziger Kongreß nur wenig besucht zu
haben. Allerdings sind Eingemeindungen die Voraus-
setzung einer weitsichtigen Bodenpolitik. Da diese in
BerUn verhindert werden und von dem Zweckverband
kaum allzuviel erwartet werden kann, so ist es leider
den Berliner Gemeinden, die so schon ungünstige Verhält-
nisse haben, erschwert, hier sozialpolitischen Ansprüchen
zu genügen.
Die Bebauungspläne werden heute künst-
lerischer gestaltet. Eine Kunst des modernen Städte-
baues fängt heute an sich zu entwickeln. Man will die
Verkehrsstraßen von den Wohnstraßen trennen und diese
als eine Art von Privatstraßen anlegen. Man verlangt
für alle Kinder erreichbare, ruhige Spielplätze, unter Um-
ständen in der Mitte der Baublöcke. Statt der öffentlichen
geräuschvollen Plätze, die genau das Gegenteil dessen
sind, was sie sein sollen, Parkstreifen, die sich zu ruhigen
Spaziergängen eignen. Bei solcher Aufteilung des Ge-
ländes stößt man dann freilich auf schwere gesetzliche
Mängel. Man braucht ein Umlegungsverfahren,
dasselbe was die Flurbereinigung für ländliche Zwecke
bedeutet. Bisher besteht für Preußen ein solches infolge
der lex-Adickes, die noch -dazu ziemlich verstümmelt worden
ist, nur für Frankfurt, Köln und Posen. Der preußische
Landtag hat sich hier sehr schwerfällig erwiesen. Das
Enteignungsverfahren muß erweitert werden. Man ver-
langt eine umfassende Zonenenteignung, um nicht
von den Launen einzelner Besitzer gestört zu werden.
Die Enteignung selbst muß modernisiert werden. Zur-
zeit findet in Preußen die Enteignung z. B. nach der alten
Zivilprozeßordnung statt, die infolge der Ueberspannung
des alten Privateigentumbegriffs dem Enteigneten nicht
nur den vollen Wert ersetzt, sondern noch eine Art Schmer-
zensgeld zubilligt. Die Stadterweiterung erfolgte bisher
viel zu sehr nach dem Gutdünken der einzelnen Land-
besitzer oder Landgesellschaften. Sie muß endlich einen
öffentlich rechtlichen Charakter annehmen.
Eine sehr wichtige Rolle spielen sodann die Bau-
ordnungen, da von diesen die Wohndichtigkeit ab-
hängt. Sie entscheidet über den Preis des Grund und
Bodens. Bisher hatte man bei uns sich in ganz unvernünf-
tiger Weise für den Hochbau begeistert und eine Aus-
nutzung des Grund und Bodens gefördert, mit der wir
ims unvorteilhaft von allen anderen Staaten unterscheiden.
Durch die Wohnungskasernierung sind wir in eine Wohn-
dichtigkeit hineingeraten, die zu den schwersten gesund-
heitlichen Schäden führt. Dadurch sind die Bodenpreise
abenteuerlich in die Höhe getrieben und ein förmliches
Fieber ist entstanden, den Boden in Gold umzusetzen. Ein
freies Stück Land im Stadtbereich liegen zu lassen, gilt
förmlich als Sünde. Mit diesem verderblichen System muß
gründlich gebrochen werden. Leider zeigte sich in Leip-
zig in diesem Punkte die Erkenntnis noch lange nicht tief
genug. Einige Theoretiker wie Geheimrat Baumeister in
Karlsruhe und Professor Eberstadt in Berlin versuchen dem
Hochbau dadurch zu Leibe zu gehen, daß sie nachweisen
wollen, daß, wo die Bodenpreise nicht schon zu hoch
geworden sind, das vierte Geschoß nicht mehr rentabel
sei, weil es den Unterbau zu sehr belastet und zu breite
Straßen verlangt. Vorläufig wirken ihre Beweise indeß
noch nicht durchschlagend. Jedenfalls muß ernstlich dar-
auf hingewiesen werden, daß durch eine niedrige Bau-
weise der Bodenpreis niedrig gehalten wird. Die Regie-
rung, die die Baupolizei in der Hand hat, hat sich bisher
schwer an den Großstädten versündigt. Sie sollte künftig
dem Drängen der Haus- und Grundbesitzer nach Vor-
442
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 28
schlechterung der Bauordnungen nicht nachgeben. Bei
neuen Bauordnungen müßte sie ein für alle Mal hohe
Bauten ablehnen. Die künftige Losung muß sein: Garten-
städte! Natürlich muß mit dem Auseinanderziehen der
Städte eine Verbesserung des Verkehrs Hand in Hand
gehen.
Der Kongreß behandelte sodann am 2. Tage die Frage
des Häuserbaus, wenigstens deren wichtigsten Teil: die
Kreditbeschaffung. Diese hängt vorzugsweise an
dem Erlangen der 2. Hypotheken. Schon die 1. H3'po-
thek kostet häufig hohe Provision, namentlich bei der
ersten Aufnahme, wenn das Haus noch nicht fertig ist,
sondern erst Baugelder aufgenommen werden müssen.
Ganz arge Mißstände herrschen aber bei der Suche nach
den 2. Hypotheken. Hier haben einzelne Städte ein-
gegriffen und für die Bewilligung der 2. Hypotheken be-
sondere Banken gegründet. Dieser Weg wurde auch in
Leipzig empfohlen. Andere wollten noch einfacher die
Sparkassen zur Ausgabe der 2. Hypotheken veranlassen.
Andere wollten noch einfacher die Sparkassen zur Aus-
gabe der 2. Hypotheken veranlassen. Um dem Leicht-
sinn der Hausbesitzer nicht Vorschub zu leisten, soll bei
den 2. Hypotheken Totzahlungszwang eintreten; und zur
Sicherung der Ausleiher soll eine allgemeine Rückversiche-
rung der 2. Hypotheken angestrebt werden. Bisher haben
öffentliche Kassen nur Genossenschaften über die mündel-
sichere Grenze hinaus beliehen. Genossenschaften bieten
aber eine ganz andere Sicherheit als einzelne Hausbesitzer.
Nun ist es zwar heute allgemeiner Grundsatz der Woh-
nungsreformer geworden, daß man nicht nur Genossen-
schaften, sondern ebenso den Privaten unterstützen muß,
wenn etwas Durchgreifendes geschehen soll. Aber da
die 2. Hypotheken nicht nur auf Real-, sondern zugleich
auf Personalkredit beruhen, dürfte die Frage für diese
den öffentlichen Kredit heranzuziehen, noch nicht spruch-
reif sein. Von anderer Seite wird als Ausweg empfohlen,
in den Grundbüchern Bodenwert und Hauswert zu sondern,
also beide getrennt zu beleihen. Vielleicht kommen wir
dahin! — Freilich heute und morgen leider noch nicht.
Eine Frage, die eine besondere Behandlung verdiente,
ist das E r b b a u r e c h t. Es hat sicher eine Zukunft. Nach
dem B. G. B. läßt es auch eine mündelsichere Beleihung
zu, wie in der letzten Zeit auch tatsächlich zahlreiche
Ländereien im Erbbaurecht vergeben worden sind. Aber
in der Regel nur an Genossenschaften. Einzelnen Erb-
pächtern Geld zu leihen, machen die Geldinstitute meist
Schwierigkeiten. Darum werden jedenfalls noch besondere
gesetzliche Bestimmungen für das Beleihen von Häusern
in Erbpacht gegeben werden müssen. Das war in Leipzig
die allgemeine Ansicht.
Im ganzen fühlte man sich in Leipzig von einem
großen und starken Strom der Bewegung für ein besseres
Wohnen getragen. Leider stoßen nachher in der eckigen
Wirklichkeit die Idealisten in der Vereinzelung auf allerlei
Widerstände. Zu den stärksten Hindernissen in dieser Be-
ziehung gehören die ungünstigen Wahlrechte in
den meisten deutschen Ländern für Staat und Kommune,
da läßt sich keine erfolgreiche Wohnungspolitik durch-
führen. Deshalb wäre eine Wahlrechtsänderung der lioff-
nungsreichste Schritt für den Kampf um gute Wohnungen.
Dessen war man sich auch auf dem Kongresse bewußt.
Hermann K ö t s c h k e.
::H:::::: SOZIALE BEWEGUNG
Die Gelben
Seit einigen Jahren ist eine Wandlung eingetreten im
Verhältnis der Arbeitgeberverbände zur Arbeitersclnft.
Während früher in den meisten Fällen die Arbeiter lui
Differenzen aus dem Arbeitsvertrag der angreifende J.W
waren, haben neuerdings die Unternehmer die bloße Defen-
sive aufgegeben und suchen, wo und wie sie nur können.
die ihnen unbequemen Organisationen der Arbeitnehmer
zu zersprengen. Neben der etwas groben Methode der
Aussperrung hat sich als vorzügliches Mittel, einen Keil
in die Reihen der Arbeiter zu treiben, die Gründung von
sog. gelben Arbeitervereinen, gelben Beamtenvereinen
erwiesen, auch Werkvereine, IJnterstützungsvereine, Spar-
vereine genannt.
Es wird unter den Arbeitnehmern immer Menschen
geben, die außerhalb ihrer Berufsorganisation stehen und
die als Unorganisierte von den Folgen eines Streiks oder
einer Aussperrung arn empfindlichsten getroffen werden.
Auf diesen Teil der Arbeiter und Angestellten spekuhert
man zunächst, und wie die Erfolge der neuesten Grün-
dungen beweisen, hat man richtig gerechnet. So oft ein
solcher Verein ins Leben gerufen wird, hört man über
die Notwendigkeit und den Zweck des Vereins freilich
nur wenig. Es heißt da meistens: Die älteren Angestellten
und Arbeiter, die schon jahrelang im Betrieb gearbeitet
haben, hätten ein Bedürfnis, öfters zusammen zu kommen,
möchten dann und wann bei einem Glase Bier mit den
Direktoren des Werks zusammen sein. Die Direktoren
hätten (ähnliche Wünsche. Da wäre ein Verein das Richtige.
Den einen Vorzug hätte solch ein Verein nebenher, daß
kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen Leitung und
Werkangehörigen ohne viel Aufhebens und unter der Hand
beglichen werden könnten.
So lange es Streber, schwache, charakterlose Menschen
geben wird, so lange werden derartige unternehmerfreund-
lic'.le Arbeiter- und Beamtenvereine, die sich von vornherein
des Streikrechts begeben, die schwerste Gefahr aller Be-
rufsorganisationen darstellen, weil sie nichts anderes sind,
als ein Werkzeug der Unternehmer gegen die unabhängigen
Verbände der Arbeiter und Angestellten, von vornherein
dazu bestimmt, im gegebenen Augenblick diesen Ver-
bänden in den Rücken zu fallen.
Ueberlegen wir einen Augenblick, unter welchen Vor-
aussetzungen die Organisationen der Arbeitnehmer exi-
stieren, warum sie für 'den, der nichts hat als seine Arbeits-
kraft, eine absolute Notwendigkeit sind.
Die heutige Wirtschaftsordnung beruht im wesentlichen
auf den fünf Grundelementen: Arbeit, Arbeitsteilung,
Eigentum, Freiheit und Tausch. Die Freiheit ist unter
diesen erst die Errungenschaft der neuesten Zeit. Erst
als die freie Konkurrenz Zunftordnung und Hörigkeit
über den Haufen warf, wurde die Basis geschaffen für
den heutigen freien Arbeitsvertrag. Erst heute stehen sich
Arbeitgeber und Arbeitnehmer rechtlich als einander gleich-
berechtigte Kontrahenten gegenüber. Aber wie steht es
in Wirklichkeit? Während die Gesetzgebung formell
Unternehmer und Arbeiter als Gleichberechtigte gegenüber-
stellt, benachteiligt die freie Konkurrenz den Arbeiter aufs
schwerste. Er sollte seine Ware Arbeit zu dem best-
möglichen Preis verkaufen, wie es jeder andere Verkäufer
von Waren auch anstrebt. Dabei vergaß man zweierlei.
Erstens, daß die Ware hier den Menschen selber darstellt.
Wer die Arbeit eines Menschen kauft, hat Herrschgewalt
über die Person des Menschen. Der Käufer, also der
Arbeitgeber, setzt, indem er die Arbeitsbedingungen be-
stimmt, einseitig fest, unter welchen Bedingungen der Ar-
beiter körperlich, geistig, moralisch existieren soll. Und
zweitens vergaß man, daß in der überwiegenden Mehrzahl
der Fälle die Arbeit das einzige Mittel ist, durch deren
Verkauf der Besitzer sein Dasein fristet. Er kann also
als einzelner mit seinem Angebot nicht zurückhalten, son-
dern muß — bei Strafe des Verhungerns — seine Arbeit
losschlagen, ob er will oder nicht und gleichgültig, ob
ihm die gestellten Bedingungen gefallen oder nicht ge-
fallen. Mit anderen Worten, der einzelne Arbeitsverkäufer
ist dem Unternehmer auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
F ü r den einzelnen Arbeiter und Angestellten gibt es
keine Freiheit des Arbeitsvertrages, sondern nur das wi.d
der Inhalt des Vertrages, was der Unternehmer von sich
aus einseitig diktiert. Auch nicht diktiert für den ein-
zelnen, sondern in gleicher Weise und einheitlich für
Hunderte und Tausendc, die in der gleichen Lage sind.
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
443
Damit war die Notwendigkeit gegeben, daß in Berufs-
organisationen die Arbeitnelimer, Arbeiter wie Angestellte,
sich zusammenschlössen, um gemeinsam diese Miß-
stände zu beseitigen, um das vordem bedingungslose An-
gebot zurückhalten zu können, um nötigenfalls in den
Streik zu treten.
Erst in dem Maße, als diese Berufsorganisationen
die Angehörigen jedes einzelnen Gewerbes durch das
ganze Land hindurch in ihre Reihen zusammenschließen,
wird der vordem nur rechtlich freie Arbeitsvertrag zu dem
nun auch in Wirklichkeit freien Arbeitsvertrag, stehen sich
in Wirklichkeit Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Gleich-
berechtigte gegenüber. Nun erst wird das Herrschafts-
verhältnis, das dem Unternehmer über den wehrlosen
Einzelarbeiter durch den Vertrag in die Hände gelegt
wird, gemildert, nun erst können Angestellte und Arbeiter
wirklich freie Menschen werden.
Freilich nannten viele Unternehmer diesen Zusammen-
schluß der Arbeitnehmer, diese Verwirklichung der Gleich-
berechtigung: unberechtigte Anmaßung, Unbotmäßigkeit;
immer noch befangen von. veralteten Vorstellungen, die im
Arbeitnehmer den Menschen zweiter Klasse sehen, die nur
eine Pflicht des Arbeiters zu arbeiten kennen.
So schlössen auch die Unternehmer sich zu Arbeit-
geberverbänden zusammen mit der ausgesprochenen Ab-
sicht, die Organisationen der Arbeitnehmer zu zerbrechen.
Es ist nicht immer offener Kampf nötig, um dieses Ziel
zu erreichen. Ein viel unscheinbareres, aber für die Arbeit-
nehmer um so gefährlicheres Mittel ist nun die Gründung
gelber Vereine. Hier wird proklamiert, daß die Unter-
nehmer, daß die Direktoren es gut meinen mit der Arbeiter-
schaft und den Angestellten; ein freundliches Zusammen-
arbeiten im Interesse des Betriebes wird angestrebt, der
Streik, das einzige Mittel, den Gemeinschaftswillen durch-
zusetzen, wird als unbrauchbare Waffe, als veraltet aus-
rangiert. Alle Streitigkeiten werden auf dem Wege fried-
licher Verständigung aus der Welt geschafft — und das
alte Hörigkeitsverhältnis von ehedem ist Wieder hergestellt.
Darum sind diese Gründungen überaus gefährlich, sie
wirken mit ihren Lockungen einschläfernd, zermürben das
moralische Rückgrat der Arbeitnehmer, zerstören die
Tugenden des Solidaritätsgefühls, des Opfersinnes und
beschwören schließlich wieder Zustände herauf, von denen
wir uns eben in jahrzehntelangem schweren Ringen frei-
gemacht hatten und die helfen, daß wieder der Unter-
nehmer Herrschgewalt gewinnt über Person und Leben
des Angestellten. Im Getriebe des Alltags lassen sich
die Verführten kostbare Güter langsam und allmählich aus
den Händen winden, langsam und allmählich sinken in
den Staub die Ideale des freien Mannes, der freien Arbeit,
des freien Arbeitsvertrages.
Darum fort mit den Gelben! Sie taugen uns nichts.
Gegen den Tarifvertrag
werden Vorgänge in der Berliner Zeitungsindustrie be-
nutzt, die wir unseren Lesern ins Gedächtnis zurückrufen
wollen. Eines Tages erhielten li/a Millionen Zeitungsleser
am Morgen anstelle ihres Leiborgans eine Erklärung von
Mosse-Ullstein-Scherl des Inhalts, daß durch den Streik
von einigen 30 Maschinenmeistern der Firma Scherl der
Betrieb gestört sei, daß sich aber Ullstein und Mosse mit
Scherl solidarisch erklärten. Weiter erfuhr man, daß zwei
Maschinenmeister sich des Tarifsbruchs schuldig gemacht
hätten, und das mußte Aufsehen erregen, weil die Buch-
drucker Vorkämpfer und Befürworter des Tarif-
gedankens sind.
Das Tarifamt der Buchdrucker besteht aus vier Arbeit-
gebern und vier Gehilfen und hat über alles zu entscheiden,
was das Arbeitsverhältnis betrifft. So hatte es auch über
die Arbeitszeit der Maschinenmeister bei Scherl auf Antrag
der Arbeiter entschieden. Diese wollten nach kurzer Zeit
die Arbeitszeit, ohne das Tarifamt zu fragen, wieder ändern
und hiergegen wendete sich die Firma Scherl mit der Be-
gründung, daß sie die vom Tarifamt festgesetzte Arbeits-
zeit nicht willkürlich ändern könne und ging klageführend
zum Tarifamt. Das Tarifamt stellte sich auf die Seite
der Firma, wonach sich die beiden Maschinenmeister und
ein kleiner Anhang die Disziplinlosigkeit zu schulden
kommen ließen, die Arbeit niederzulegen. In längeren
Verhandlungen, in denen die Arbeiter ihren Führern im
Tarifamte schwere, unbelegbare Vorwürfe machten, wurde
die Angelegenheit beigelegt. Ein bitterer Nachgeschmack
bleibt zurück, weil nicht nur unter den beteiligten Arbeit-
nehmern selbst harte Worte fielen, sondern vor allem
auch, weil das Scharfmachertum, allerdings ganz unberech-
tigterweise, gegen den Tarifvertrag mit diesem Beispiel
Front macht.
Betrachten wir uns zunächst einmal die Differenzen
zwischen Masse und Führer, so wissen wir, daß diese
Differenzen so alt sind wie die Arbeiterbewegung selbst.
Die Disziplin muß aber innerhalb der Organisation an
erster Stelle gepflegt werden und das Vertrauen zu den
Führern muß unverrückbar feststehen, wenn. Erfolge er-
zielt werden sollen. Besitzen die Führer das Vertrauen,
dann stehen sie auf der Warte, die einen größeren Ge-
sichtskreis ermöglicht, damit aber gleichzeitig die Möglich-
keit bietend, einmal andere Beschlüsse zu befürworten, als
sie der kleinere Gesichtskreis des einzelnen aus der Masse
überblicken kann. Diese starke Organisation, nach innen
und außen geschlossen, hat als Kontrahentin die Organi-
sation der Arbeitgeber. Auch für diese muß die Forde-
rung der Geschlossenheit bestehen, wenn der Tarifgedanke
gute Früchte tragen soll.
Der Gedanke des Tarifvertrages ist unter heftiger
Gegnerschaft entstanden und hat sich unter schweren
(Opfern nur entwickeln können. Wir wollen uns mit allen
Mitteln dagegen wenden, wenn die rechtsstehende Presse
namentlich wieder bei diesem Fall dem System des Tarif-
vertrages ein baldiges Ende voraussagt. Wir zweifeln
nicht daran, daß der Tarifvertrag, weiter gepfelgt und
ausgebaut, nicht das einzige Mittel sozialen Friedens sein
wird, aber zum mindesten ein für die gegenwärtige und
kommende Zeit nicht zu unterschätzendes Friedensinstru-
rnent. Deshalb kann uns in diesem Gedanken das Vor-
kommnis in der Zeitungsindustrie nicht erschüttern, wohl
aber bestimmen, für alle Handlungen der Berufsorgani-
sation ihre völlige innere und äußere Geschlossenheit zur
Voraussetzung zu machen.
:i H H :: STANDESBEWEGUNG :: :: H ::
Viel verlangt und doch bescheiden
in der Lösung der Gehaltsfrage ist das Kennzeichen eines
Gesuches, das beim Technikum Strelitz zur Weitergabe
an die Studierenden eingegangen ist. Es lautet:
,, Sofort oder auch später wird in meinem techn.
Bureau (Licht-, Kraft- und Schwachstromanlagen) eine
Stelle frei, die bei zufriedenen Leistungen schon heute
als Lebensstellung vorgesehen ist.
Vielleicht haben Sie die Güte und geben dies Ihren
Studierenden zur gefl. Kenntnis und zwar unter Be-
kanntgabe folgender Ausführungen:
Vor allen Dingen muß betr. Reflektant eine mehr-
jährige Praxis in Stark- und Schwachstrom besitzen. -Er
muß ohne weiteres fähig sein, selbständig kleinere Repa-
raturen unternehmen zu können, energisch sein. Mon-
teure engagieren und entlassen, mit der Kundschaft um-
gehen, demzufolge repräsentationsfähig sein. Da die
meisten Installationen bei polnischen Grundbesitzern aus-
geführt werden, so müB Reflektant in der polniscTien
Sprache in Wort und Schrift perfekt sein, natürlich hie-
siger 'Untertan. 'Zu Anfang wird Betreffender mit allen
Hilfsmitteln unterstutzt, in alle Details, in Kosten-
anschläge, Abschlüsse eingeweiht. Schließlich ist mir
Angabe von Referenzen erwünscht, die über Pflicht-
eifrigkeit, Ruf und dergl. genaue Auskunft geben können.
444
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 28
Für die Zukunft ist die Stellung so gedacht, daß der Be-
treffende den Chef voll und ganz vertreten muß und es
nicht ausgeschlossen ist, daß ihm außer größten Voll-
machten größere Gewinnanteile zugesichert werden. Da
es sich um einen Versuch handeln wird, bis ein Reflek-
tant den Anforderungen entsprochen hat, so ist vor der
Hand bis zum Einarbeiten allerdings ein kleines Gehalt
ausgeworfen, das auch von betr. Reflektant bei der
Bewerbung ohne weiteres durch eine Mindestforderung
angegeben werden muß.
Besonders betone ich, daß der Betreffende sehr oft
gezwungen sein wird, bei manchen Installationen selbst
mit Hand anzulegen, um dadurch den übernommenen
Pflichten zu genügen. Später wird dies nicht der
Fall sein.
Indem ich Ihnen für Ihre freundlichen Bemühungen
bestens danke, zeichne ich
hochachtend
gez. Waclaf Lvsinski, Ing.
Posen W. 3, den 8. Juni 1911.
Ein nicht weniger ernstes Zeichen der Zeit ist das
Gesuch der Siemens-Schuckert-Werke an das Technikum,
in dem gesagt wird, daß während der Ferien in den Kon-
struktionsabteilungen der Siemens-Schuckert-Werke im
Zeichnen geübte Studierende gegen eine Vergütung von
3 M pro Kalendertag Beschäftigung finden.
iWir bezweifeln, daß die Siemens-Schuckert-Werke im
Interesse der Studierenden diese Einrichtung getroffen
haben. Wenn das der Fall wäre, so würde man dafür wohl
gar keine Entschädigung bieten. Eine Gefahr dieses
Systems liegt darin, daß den ausgebildeten Technikern
Konkurrenz gemacht wird und auch ferner darin, daß die
Studierenden, statt sich erholen zu können, gegen ein
geringes Entgelt weiter verbraucht werden, ohne daß sie
dafür etwas eintauschen an Erfahrungen oder an Fort-
bildung. Die Arbeitsteilung in unseren modernen Be-
trieben ermöglicht es, dieses System zu einem dauernden
zu machen und der Maßstab, mit dem hier die unter-
geordneten Arbeiten Studierender gemessen werden, wird
sehr leicht auch für die Zwischenzeit für Techniker und
angehende Techniker angewandt werden.
Das Vorgehen der Siemens-Schuckert-Werke ist aus
diesen Gründen zu verurteilen.
V: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE H
Die Versicherungswissenschaft und ihre Organisation
Von Versicherungswissenschaft konnte natürlich erst
die Rede sein, nachdem die Ausbildung eines auf modernen
Grundlagen ruhenden Versicherungswesens erfolgt war.
Dies ist in Deutschland der Hauptsache nach im 19. Jahr-
hundert geschehen. In anderen Staaten, vor allem in Eng-
land, zeigen sich Anfänge des modernen Versicherungs-
wesens schon im 18. Jahrhundert und sind dem-
entsprechend auch die versicherungswissenschaftlichen Be-
strebungen älter.
Die ersten Zweige der Versicherungswissenschaft, die
zur Entwicklung gelangten, waren einerseits die Versiche-
rungsmathematik, andererseits das Versicherungsrecht. Auf
dem Gebiete der Versicherungsmathematik zeichneten sich
vor allem englische Forscher aus. Hier entstand schon
im Jahre 1849 eine feste Organisation von Versicherungs-
mathematikern, das ,, Institute of Actuaries", dessen Mit-
glieder im Laufe der langen Entwicklung dieser Gelehrten-
akademie Außerordentliches geleistet haben. Noch heute
steht das ehrwürdige „Institute" in der wissenschaftlichen
Welt hochangesehen da und sind die von ihm verliehenen
versicherungswissenschaftlichen Titel ein Gegenstand
heißen Begehrens bei den englischen Versicheriingsmathe-
matikern.
Neben der mathematischen Disziplin sind es rechtliche
Fragen des Versicherungswesens, die schon früh die Auf-
merksamkeit wissenschafthcher Kreise weckten und den
Anlaß zu zahlreichen literarischen Erzeugnissen auf diesem
Gebiet gaben. Eine Reihe von Schriften über Probleme
des Seeversicherungsrechts verdankt diesem Interesse ihre
Entstehung. Eine nicht unerhebliche Zahl derartiger Ar-
beiten erschien schon in den letzten Jahrzehnten des 18.
und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allerdings
kann man hier noch nicht von eigentlicher Versicherungs-
wissenschaft sprechen. Es handelt sich vielmehr im
Wesentlichen lediglich um die juristische Erörterung ein-
zelner versicherungswissenschaftlicher Probleme. Die
durch die Gründung des erwähnten „Institute of Actuaries"
beginnende Periode der versicherungswissenschaftlichen
Organisation brachte eine besondere Versicherungswissen-
schaft nur insoweit zum Entstehen, als es sich hierbei um
die Versicherungsmathematik handelte. Auch das durch
die Schaffung der deutschen Arbeiterversicherung neu an-
geregte Interesse für Fragen des Versicherungswesens
führte noch nicht sofort zur Ausgestaltung einer eigenen
versicherungswissenschaftlichen Disziplin. Vielmehr kann
man sagen, daß die Versicherungswissenschaft als solche
erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts sich die
Stellung errang, die sie heute einninmit. Die Errichtung
eines versicherungswissenschaftlichen Seminars an der
Universität Göttingen im Jahre 1895, die Berücksichtigung
der Versicherungswissenschaft in den Lehrplänen der neu-
entstehenden Handelshochschulen, die Gründung des deut-»
sehen Vereins für Versicherungswissenschaft im Jahre 1899
und die Schaffung von Versicherungsseminaren an anderen
Universitäten, das sind einige Merksteine in der Geschichte
der Versicherungswissenschaft in Deutschland. Dabei ist
es interessant, darauf hinzuweisen, daß der Begriff der
Versicherungswissenschaft, wie er in Deutschland gefaßt
wurde, weit über das hinausging, was man bisher, vor
allem in England, darunter verstand. Man beschränkte sich
in Deutschland nicht darauf, als Versicherungswissenschaft
die Aktuarwissenschaft, also die Versicherungsmathematik,
anzusehen, sondern verstand hierunter sowohl die Rechts-
und Wirtschaftswissenschaft, wie die mathematischen und
naturwissenschaftlichen Wissenszweige. Als versicherungs-
wissenschaftliche Zentrale in Deutschland darf wohl der
deutsche Verein für Versicherungswissenschaft in Berlin
angesehen werden, der heute etwa 1100 persönliche und
rund 200 körperschaftliche Mitglieder zählt. Er besitzt Ab-
teilungen für Versicherungsrecht, Versicherungsmedizin und
Versicherungsmathematik. Die Tätigkeit des Vereins in
den zehn Jahren seines Bestehens lag vor allem in der
Herausgabe einer umfangreichen Zeitschrift, in der Ver-
anstaltung wissenschaftlicher Vorträge und in neuerer Zeit
auch in der Förderung versicherungswissenschaftlicher Stu-
dien durch Preisausschreiben. Ferner bemühte sich der
Verein, darauf hinzuwirken, daß die Kenntnisse vom Ver-
sicherungswesen in möglichst weite Kreise getragen
würden. Diese Aufgabe erscheint besonders dankenswert
und notwendig, wenn man berücksichtigt einerseits, wie
eng und vielgestaltig nahezu jede wirtschaftende Person
mit dem Versicherungswesen, sei es dem privaten, sei
es dem sozialen verknüpft ist, und wie gering anderer-
seits in den breiten Schichten des Volkes die Kenntnisse
vom Versicherungswesen, seiner Eigenart, seinen Vor-
aussetzungen und seinen Erfordernissen sind. Es ist daher
zu begrüßen, daß der Verein in jüngster Zeit Preise für
kurze Darstellungen aus dem Gebiete des Versicherungs-
wesens aussetzte, die geeignet sind, in die Lesebücher
von Volks- und Handelsschulen aufgenommen zu werden
und die den Leser in leicht verständlicher und anschau-
licher Weise über Fragen des Versicherungswesens auf-
klären. Uebrigens macht sich in letzter Zeit in den Kreisen
der Versicherungsbeamten wie allgemein in kaufmännischen
und technischen Kreisen ein lebhaftes Bedürfnis für vcr-
sicherungswissenschaftliche Unterweisung und bessere Aus-
bildung der Angestellten bemerkbar, das zur Einrichtung
von Kursen für Versicherungslchrlinge in verschiedenen
Heft 28
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
445
Städten geführt und die Einrichtung- von Vortragskursen
über versicherungswissenschaftliche Probleme seitens ver-
schiedener Verbände von Versicherungsbeamten ver-
anlaßt hat.
:: II :: H :: :: BÜCHERSCHAU :: :: H H H
(ilimtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Hisenbeton und umschnürter Beton (Beton F rette) in den ein-
fachen Anwendiingsformen. Von Obering. A. Klein-
logel. Kurze, praktische Anleitung mit 88 Abbildungen
und mehreren Tabellen. Leipzig. Verlag von Carl
Scholtze. Preis geb. 5 M.
Der Zweck des Buches ist eine Einführung in die Eisen-
betontechnik. Ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung,
zeigt uns der Verfasser die Eigenschaften des Materials, die
statische Wirkung der Verbund-Konstruktionen und gibt dem
Konstrukteur Anhaltspunkte für den Entwurf. Die Ausführungen
werden an vielen durchgerechneten und -konstruierten Bei-
spielen erläutert.
Es fällt uns die schlichte Darstellung des Verfassers auf,
die ungeachtet ihrer strengen Wissenschaftlichkeit das Süidium
unterhaltend gestaltet. Die populäre Wiedergabe wird unter-
stützt durch den systematischen Aufbau der einzelnen Kapitel.
Diese setzen nichts voraus, sondern knüpfen nur an Vorher-
gehendes an, dadurch dem Anfänger das Erlernen wesentlich
erleichternd. Der "Wert des Gebotenen wird noch erhöht durch
gut ausgewählte Beispiele, die dem Leser ein klares Bild geben
über die Anwendung des Erlernten. Nach alledem kann man
das vorliegende Werk als eines jener wenigen Lehrmittel be-
zeichnen, die sich besonders für den Gebrauch des Mittelschul-
technikers eignen. G.
:: :: :: :: :: H BRIEFKASTEN :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
• " 'presse smd, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Kucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. 'Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur ^X'iedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 156. Wie werden die Größenverhältnisse der ge-
bräuchlichen schmiedeisernen Druckkessel oder Hydrophore für
Hauswasserversorgungen — im Verhältnis zum Wasserbedarf —
bestimmt oder angenommen?
Frage 157. Eine Zimmertür, die zwei Wohnungen von-
einander trennt, soll schalldicht isoliert werden. Wie ist die
Isolierung am besten auszuführen? Eine Doppeltür soll nicht
eingebaut werden.
Frage 158. In nächster Nähe zweier ca. 40 m hohen und
mit Zugringen versehenen Schornsteine sollen Pfähle eingetrieben
werden. Welches Rammverfahren ist zu empfehlen und welche
Vorsichtsmaßregeln sind zu treffen?
Frage 159. Ist für ein Kesselhausdach die Eindeckung
mittels Holzverschalung und Dachpappenüberzug geeignet?
Frage 160. Wie ermittelt man den Stoßdruck in kg/qcm
eines herabfallenden Aufzuges von 1,5 ■ 1,5 m Grundfläche und
1700 kg Gewicht auf die Unterlage bei einer Fallhöhe von
a) 10,0 m, b) 0,2 m?
Frage 161. Ich bitte um Angabe eines erprobten und
billigen Verfahrens, durch das man Unkraut von Bürgersteigen
(Mosaikpflasterung) mit wenig Verkehr entfernen bezw. fern-
halten kann.
Zur Frage 125, 129 und 132. Blockhaus-Einkleidung. Ohne
an dem vorhandenen Zustande etwas zu ändern, kann man
die Mängel in folgender Weise beseitigen: Alle Außenflächen;
werden mit Ziegeldrahtnetz benagelt und nun mit Portlandzement
geputzt (Stärke ist von den örtlichen Verhältnissen abhängig).
Die Oberflächen werden entweder mit Kasslerschen Fluaten
oder Kasseler Zechit getränkt. Alle Arbeiten sind möglichst
bei trockenem Wetter auszuführen. Die Putzflächen müssen
gut abbinden. Es ist weiter darauf zu achten, daß die Mischungen
nicht mager ausfallen. Ein Quantum Silikat ist erforderlich,
um den Erhärtungsvorgang auch noch nach Jahren weiter-
zuführen. Um den Luftzutritt nicht abzuschneiden, ist von
jedem Oelanstrich abzusehen und dafür ein stumpfer Zement-
farbenanstrich zu wählen. Nur muß dabei beachtet werden,
daß die Bindekraft des Zementfarbenanstrichs genügend ist,
damit er den Witterungseinflüssen standhält. Vielleicht fragen
Sie bei der Gesellschaft: Leipziger Zementindustrie Dr. Gas-
pary, Markranstädt b. Leipzig, an, ob die Beimischung des
Farbstoffs zu dem Putzmörtel nicht zweckdienlicher sei. — pf.
Zur Frage 126. Wetter- und säurefeste Dachanstriche.
Dafür eignet sich ein Vitralinanstrich sehr gut. Vitralin ist
nach amtlichen Untersuchungen säure- und verbindungsfest,
desinfizierend, bleifrei und elastisch. Ergiebigkeit: 51 g auf
1 qm Streichfläche. Durch einen Wachszusatz erhält dieser
Anstrich Hochglanz. — pf.
Zur Frage 139. Zementverputz eines säurehaltigen Wasser-
bassins. II. Nehmen Sie Vitralin (s. Antwort auf Frage 126).
Bei Zementwänden ist ein Voranstrich mit Bontrie erforderlich.
Den Vitralinanstrich lassen Si|j erst aufbringen, nachdem jener
trocken geworden ist. — pf.
Zur Frage 144. Kühl- und Eisanlage in den Tropen.
I. Ohne nähere Kenntnis der Wasserverhältnisse kann man
nicht entscheiden, ob eine Schweflig-Säure- SOo oder eine
Ammoniak-Anlage NH, vorzuziehen ist. SO2 wird des niedrigen
Kondensatordruckes wegen bevorzugt, hat aber den Nachteil,
daß die Maschinen äußerst sorgsam bedient werden müssen,
da bei vorkommenden Undichtigkeiten SO2 mit dem Sauerstoff
der Luft eine Verbindung eingeht, wodurch Schwefelsäure ent-
steht. Ammoniak ist in dieser Beziehung besser. — Zu weit. Aus-
künften bin ich gern bereit. B e i e r - Düsseldorf, Burghofstr. 58.
II. Um Auskunft erteilen zu können, bitte ich um genauen
brieflichen Bescheid, wo und unter welchen LImständen die
Anlage errichtet werden soll. Meine Adresse ist durch dit
Schriftleitung zu erfragen.
Mitteilungen aus dem Verbände
Wanderversannnnlung des Deutschen Techniker-Verbandes
aus Anlaß der Internationalen Hygiene-AusstellungDresden1911 vom15.bis19.Juli
veranstaltet von der Bezirksverwaltung Dresden
Nur noch eine kurze Spanne Zeit trennt uns von der Wander-
versammlung, und so wenden wir uns nochmals an alle Kollegen
mit der Bitte um recht zahlreichen Besuch derselben. Der vor-
bereitende Ausschuß hat alles getan, um die Versammlung zu
einer ebenso lehrreichen als genußreichen und imposanten zu
gestalten und ist überzeugt, daß allen Teilnehmern die in Dresden
verlebten Stunden eine bleibende angenehme Erinnerung hinter-
lassen werden. Eine Anzahl Vorträge sozialpolitischen und
wissenschaftlichen Inhalts, Besuch der Ausstellung unter kun-
diger Führung werden mit geselligen Veranstaltungen, Besich-
tigungen und Ausflügen abwechseln. Jeder Geschmack kommt
zu seinem Rechte, so daß all und jeder, selbst der Anspruchs-
vollste auf seine Rechnung kommen wird. Da es dem Aus-
schusse gelungen ist, für die Teilnehmer eine Menge Ver-
günstigungen zu erzielen, die den Inhabern der Gutscheinhefta
voll zuteil werden, so wird der Besuch der Wanderversammlung
auch nicht allzuhohe Ansprüche an den Geldbeutel stellen.
An den Ausschuß ergangene Anfragen veranlassen uns zu
wiederholen (s. Heft 19, Seite 302), daß Verbandsmitglieder,
welche Mitglieder von Krankenkassen im Sinne der reichsgesetz-
lichen Bestimmungen über die Krankenversicherung der Ar-
beiter (einschließlich der Knappschaftskrankenkassen) oden
versicherungspflichtige Mitglieder eingeschriebener
Hilfskassen sind, bei Reisen, die sie zum Besuche der Intern.
446
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 28
Hygiene-Ausstellung in Dresden unternehmen, in III. Klasse
zum halben Preise der Fahrkarten für Eil- und Personenzüge,
in Schnellzügen außerdem gegen tarifmäßigen Zuschlag, befördert
werden. Bedingungen siehe Heft 19.
Der Empfang der Gäste erfolgt, worauf hier nochmals hin-
gewiesen werden soll, nur auf dem Hauotbahnhofe Dresden-A.,
woselbst sich auch das Festbureau für die Ausgabe der Qut-
scheinhefte, Festzeitungen, Hotelkarten usw. befindet. Das Bureau
ist bereits Freitag, 14. Juh, von nachm. 2 bis 8 Uhr geöffnet..
Wir bitten zum Schlüsse nochmals alle Kollegen, welche
an der Wanderversammlung teilnehmen, die Anmeldescheine un-
verzüglich auszufüllen und an Herrn Baumeister Schüßler, Klein-
luga, Post Mügeln, Bez. Dresden einzusenden und machen be-
sonders auf die Broschüre (Reiseführer auf den sächsischen
Bahnen bis Dresden), die für diesen besonderen Zweck vom
Ausschusse aufgelegt worden ist, aufmerksam, welche nach Ein-
gang der Anmeldungen, soweit der Vorrat reicht, kostenfrei
zugesendet wird.
Wer kennt?
Für die freundliche Angabe der Adressen nachstehend ver-
zeichneter Kollegen, denen die Zeitung sowie die Briefschaften
wegen unbekannter Adresse nicht zugestellt werden können^
wären wir sehr dankbar:
Gust. Charpentier, Bauführer, früher Altenrheine, Schleppzug-
schleuse.
Walt. Otto, Ingenieur, früher Annahütte, Grube Gotthold.
Gust. Springer, Bautechniker, früher Bergeborbeck, Hochstr. 41.
Wilh. Baltzer, Ingenieur, früher Berlin 54, Persiusstr. 14, G. I.
Karl Becker, Techniker, früher Berlin 61, Blücherstr. 20 IV.
Aug. Escher, Techniker, früher Berlin 87, Beusselstr. 44.
Alfr. Krannich, Architekt, früher Berlin 68, Postlagernd.
Bruno Lange, früher Berlin 7, Posdagernd.
Fr. Jos. Majorkovies, Techniker, früher Berlin 28, Zionskirch-
straße 8.
Konr. Osius, Techniker, früher Berlin 30, Goltzstr. 2.
Karl Schmidt, Techniker, früher Berlin 87, Turmstraße 6.
Aug. Bühl, Techniker, früher Beuthen, Parallelstraße 3/4 11.
O. Wulff, Techniker, früher Bielefeld, Heinrichstraße 21.1.
J. E. Janssen, Techniker, früher Borkum, Garn.-Verw.
W. Jacobs, Techniker, früher Brandenburg, Mühidamm 7.
M. Dannenberg, Kat. Zeichner, früher Bremen, Hamburger Str. 35.
A. Kroker, Techniker, früher Breslau II, Zobtenstr. 29.
Joh. Rohwedder, Ingenieur, früher Breslau II, Zobtenstr, 9.
R. Breiholz, Techniker, früher Cassel.
W. Weiß, Techniker, früher Cadinen i. Westpr.
O. Jahne, Ingenieur, früher Charlottenburg, Guerickestr. 31.
O. Wegrich, Architekt, früher Demmin, Wilhelmstr. 9.
W. Oelkers, Techniker, früher Dinklar.
H. Pirke, Architekt, früher Dortmund, Hüttemannstr. 56 III.
Hch. Dörge, Masch. -Techniker, früher Düsseldorf, Birkenstr. 54.
A. Graf, Masch.-Techniker, früher Düsseldorf, Kurfürstenstr. 35.
F. Arppe, Masch. -Meister, früher Emden, Neptunstraße 5.
A. Mey, Schiffb. - Ingenieur, früher Emden, Brandenburger
Straße 10 a.
Fr. Hermsdorf, Architekt, früher Erfurt, Sedanstr. 6 II.
Gg. Tüncher, Techniker, früher Essen, Huyssen-Allee 9.
E. Roeder, Techniker, früher Fernheide, Kr. Schlochau.
Berth. Geber, Techniker, früher Frankfurt a. M., Elbestr. 51.
Rud. Wehnert, Techniker, früher Friedenau, Menzelstr. 35.
Xaver Eder, Bauführer, früher Fürth i. Bay., Waidstr. 2.
Paul Friedrich, Techniker, früher Gardeleä'en, SchiUerstr. 5.
A. Borchert, Techniker, früher Gevelsberg, Postlagernd.
Alfr. Mager, Ingenieur, früher Gotha, Steinmühlenstr. 17.
Gust. Engel, Bauführer, früher Grafenwähr i. Bay.
Frz. Gehrmann, Techniker, früher Graudenz, Altestr. 8.
Paul Egcr, Techniker, früher Grünhain (Erzgeb.), Bahnliofstf.
Max Weickert, Masch. -Ing., früher Habelschwerdt, Mittehvalder-
straße 323 a.
Hch. Rose, Techniker, früher Hamm, Buk. Weg.
Karl Krüger, Techniker, früher Hamburg 6, Markt 47.
H. Peters, Techniker, früher Hamburg 5, Hansaplatz 5.
Heimb. Thöne, Masch. -Ing,, früher Hamburg 33, Schliederplatz 7.
Otto Manbach, Techniker, früher Hannover 1, Hildesheimer
Straße 226 1.
Fr. Bodendiek, Tiefbautechniker, früher Harburg a. E., Garten-
straße 2.
Paul Dansmann, Masch. -Ing., früher Heidelberg.
Otto Helten, Tiefb.-Techniker, früher Herne i. W., Wineckestr. 15.
Hans Schmidt, Bauführer, früher Homburg (Pfalz), Hauptpost-
lagernd.
Beruh. Kummer, Hochb.-Techn., früher Hülserberg, Post: Hüls..
Ed. Meinecke, Tiefb.-Techn., früher Iserlohn, Igelstr. 15.
Otto Scheller, Techniker, früher Kaiserslautern (Bay.), Pirma-
senser Straße 33.
Wilh. Nolle, Techniker, früher Kamen, Weststr. 56.
Alb. Baur, Elektr.-Techn., früher Kirchlengern, p. Adr. Wirt
Kollmeicr.
Ad. Wirsing, Bautechn., früher Königshofen i. Grf. Bayern.
Wilh. Sträubig, Bauführer, früher Königshütte (O.-S.), Katto-
witzer Straße 1.
Alb. Kernwein, Bauführer, früher Kröpelin (Mecklbg.).
.Oskar Viehweg, Bautechniker, früher Löbtau i. Sa.
Karl Breithaupt, Techniker, früher Lüdenscheid, Herzogstr. 11.
Adolf Classen, Elektr.-Techn., früher Lüneburg, An der Münze 9.
Alb. Fischer, Bautechniker, früher Magdeburg, Pionierstr. 10 p.
Heinr. Müller, Techniker, früher Magdeburg-N., Schmidtstr. 5 I.
Joh. Müller, Techniker, früher München 23, Marktstr. 11 III.
Rud. Wittner, Masch. -Techn., früher Neustadt (Schwarzwald).
Jakob van Suntum, Bautechniker, früher Oberhausen (Rhl.),
Alleestraße 74.
Willy Malchow, Bautechn., früher Pforzheim, Hauptpostlagernd.
Otto Schmidt, Bautechniker, früher Prestin, Post: Wamckow.
Wilh. Volk, Hochbautechn., früher Radolfzell, Hauptpostlagernd.
Franz Iwersen, Tiefbautechniker, früher Rendsburg, Wallstr. 1 II.
Jos. Oberhauser, Tiefbau-Ingenieur, früher Rixdorf.
Chr. Bödicker, Bautechniker, früher Rommenohl^ Post: Hagen
in Westfalen.
Haris Haderecker, Bautechniker, früher Rosenberg (Ob. -Pfalz).
Konr. Foehde, Architekt, früher Saarbrücken 3, Nauwieser-
Straße 70, Anbau.
Heinr. Beese, Hochbautechniker, früher Schladen (Harz).
Erwin Lepel, Hochbautechniker, früher Schönau (Katzbach).
Paul Heintze, Tiefbautechniker, früher Schönbruch (Kr. Fried-
iand i. Ostpr.).
Ernst Meyer, Masch.-Techniker, früher Stadtilm.
Max Hanisch, Maurermeister, früher Stendal, Gardelegenstr. 72.
Willy Dittmar, Elektr.-Techn., früher Stettin, Elisabethstr. 7 II r.
Otto Türck, Ingenieur, früher Velbert.
Otto Makowka, Wiesenbautechniker, früher Wehlau, Kl. Vor-
stadt 15.
Georg Auerbach, Bautechniker, früher Weimar, Wörthstraße '9,
bei Ingber.
Willy Simon, Hochbautechniker, früher Weimar, Postlagernd.
Beruh. Sendelbach, Bauführer, früher Westhausen, Post: Strenf-
dorf.
Theod. Reinken, Tiefbautechniker, früher Wilhelmshaven, Kaiser-
straße 62 p.
Wenzel Gaube, Bautechniker, früher Wilmersdorf b. Bln., Hoi-
sleinsche Straße 14 a.
Alex. Krzeszewski, Architekt, früher Wilmersdorf, b. Bln., Gün-
zelstraße 17 18.
Alb. Schubert, Kalkül., früher Würzen.
Oskar Schmidt, Ingenieur, früher Zeitz, Blumenstr. 5 II.
Peter Kraus, Bautechniker, früher Nürnberg 2, Landgrabenstr. 31.
Felix Rauschning, Hochbautechniker, früher Rixdorf, Anzen-
gruberstraße 26.
Wilh. Goedecke, Tiefbautechniker, früher Schönebeck a. E.,
Bahnhofstraße 31, b. Borcke.
Ed. Müller, Techniker, früher Weimar, Musäusstr. 11.
XXXIX. Liste der Besucher des Erholungsheims.
1103 Robert Klug, Ing., Halle a. S. 1104 Arno Schwabach,
Ing., Essen a. R. 1105 07 Arthur Ernst, .Archit., mit Gattin
und Tochter. 1108 Erich Reußner, Ing., Breslau. 1109 10
Dreyer, Bauhof-Verw., nebst Gattin, Hamburg. 1111 12 Friedr.
Buchholz, Eisb.-Bm., nebst Gattin, Berlin. 1113 Frau Hulda
Klug, Halle a. S. 1114 W. Müller, Gasanst.-Ass., Plauen.
1115 Margarete Kurz, Berlin. 1116 J. Feiß, Ober-Bahnmstr.,
Berlin. 1117 Elisabeth Meyen, Stenographist., Berlin. 11 18 20
Frau Ing. Ries imd zwei Töchter, Plauen i.V. 1121/22 Otto
Grawo, Techniker, nebst Gattin, Berlin. 1123 26 Paul Bicr-
baum, Ing., nebst Familie, Bochum.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
447
Sitziinqs-Kalender der BezlrksverwaUungcn und Zweig-
vereine
.Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeisjen und Mitleilunsen für
die „D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbantlsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versainmlungstag und Ort,
Br. A. := Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegsn Bezahlung gern
zur Verfügung.
Landesverwaltungen.
München. Bayer. Tech n. - Verband. Unsere verschie-
denen Eingaben und persönhchen Vorstellungen beim König].
Staatsministerium des Königl. Hauses und des Aeußern um
Erlassung von Bestimmungen zur Führung des
Titels Baumeister scheinen doch Erfolg zu versprechen.
Bestehen einer besonderen Baumeisterprüfung?) 4. Unter welchen
Voraussetzungen soll jemand, der keine schulmäßige Ausbil-
dung genossen hat, künftig zur „Baumeisterprüfung" zu-
gelassen werden? 5. Weitere Voraussetzungen zur Führung
des Baumeistertitels (Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte, Lebens-
jahr, Tätigkeit im Gewerbe)? 6. Welche Uebergangs-
bestimmungen wären zu treffen ? Unter welchen Vor-
aussetzungen sollen insbesondere Personen, die gegenwärtig
Baugewerbetreibende sind, oder eine baugewerkhche Fachschule
besucht haben, den Baumeistertitel führen dürfen? 7. In welcher
Richtung haben sich etwa Nachteile daraus ergeben, daß die
Führung des Baumeistertitels bisher weder durch Bundesrats-
beschluß noch durch Landesvorschrift geregelt war? 8. Er-
scheint ein Beschluß des Bundesrats in dieser Frage geboten
oder würden Landesvorschriften genügen? Wären im letzterer^
Fall Unzuträglichkeiten zu befürchten?
Einladung zur Wanderversammlung .
des DeutschenTechniker-Verbandes Dresden 1911
vom 15. bis 19. Juli
Noch einmal machen wir unsere Verbandsmitglieder auf die aus Anlaß der
:: Internationalen Hygiene-Ausstellung ::
veranstaltete Wanderversammlung aufmerksam. Unsere Dresdener Bezirks-
verwaltung ist schon monatelang mit den Vorarbeiten beschäftigt, wie das
reiche Programm (s. Heft 26) beweist. Es ist deshalb ein guter Besuch
wünschenswert :: Die reiche Tagesordnung, die Möglichkeit, die Ausstellung
unter kundiger Führung zu besichtigen, die Gelegenheit, sich wieder einmal
mit Verbandsfreunden aus allen Teilen des Reiches austauschen zu können
veranlaßt uns, auch hierdurch alle Verbandskollegen zum Besuche der
Wanderversammlung herzlich aufzufordern.
Auf Wiedersehen in Dresden!
Die Verbandsleitung.
Unser Vorsitzender, Koll. Bender, erhielt am 2Q. Juni von der
vorgenannten Behörde ein Einladungsschreiben, an der am 10. Juli
in ]V\ünchen stattfindenden Sitzung der „Abteilung II der
Zentralstelle für Industrie, Gewerbe und
Handel" teilzunehmen. Zur Beratung stehen die folgenden
Punkte: 1. Führung des Baumeistertitels; 2. Privilegierung der
Bauschulen und der Meisterschulen für Bauhandwerker. Im
besonderen sollen die nachstehenden Fragen behandelt werden:
1. Soll als „Meistertitel in Verbindung mit einer anderen Be-
zeichnung, die auf eine Tätigkeit im Baugewerbe hinweist"
(§ 133 Abs. II Satz 1 Oew.-Ordn.), nur der Titel „Bau-
meister" oder auch der Titel „Baugewerksmeister" ein-
geführt werden? 2. Soll die Führung anderer Titel, in denen
das Wort „Baumeister" vorkommt, z. B. Wagenbaumeister,
Wiesenbaumeister, Oekonomiebaumeister, geregelt werden?
3. Welche höhere Ausbildung im Hoch- oder Tiefbaufach soll
künftig von einem Baumeister im Gegensatz zum Maurer-,
Zimmer- oder Steinmetzmeister nachgewiesen werden. (Besuch
einer Bauschule oder der Tiefbauabteilung des Technikums?
Wir freuen uns, daß die Bayr. Staatsregierung ninmehr
an die Regelung dieser Frage herangeht und hoffen, daß unsere
berechtigten Wünsche die gebührende Berücksichtigung finden.
Zu dem Streitfalle mit der Firma Stengel & Hofer in
München können wir mitteilen, daß es uns bereits gelungen
ist, die gemaßregelten Kollegen in standeswürdigen Stellungen
unterzubringen.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 tages Janresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bczirksverwaliun^cn
Dresden. An eine Anzahl Firmen haben wir Gesuche ab-
gesandt, worin um Urlaubsgewährung an die technischen An-
gestellten für die Tage unserer Wanderversammlung gebeten
448
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 28
wurde. Verschiedentlich haben wir zusagende Antwort erhalten.
Unsere Mitglieder ersuchen wir nun, von der Vergünstigung
regen Gebrauch zu machen.
Zwei reine
Gemischte Vereine.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversaiiim-
hing findet am Donnerstag, 13. Juli, abends Q Uhr in den
Industrie-Festsälen, Beuthstraße 20, statt. Vortrag des Herrn
Architekten Schlegel über „Eigenheime" mit vielen Bildern und
Plänen.
Offenbach a. M. T e c h n i s c h e r V e r e i n. Im Juli findet
keine Hauptversammlung statt, dafür am Dienstag, 11. Juli, abends
8V2 Uhr, Zusammenkunft im Restaurant Holzhauer, Mathilden-
straße. — Der für Anfang Juh geplante Ausflug muß bis
Anfang September verschoben werden. Sonntag, 9. Juli, Spazier-
gang nach Bergen („Schöne Aussicht"). Treffpunkt 2V2 Uhr
an der Mainbrücke.
Techniker im Baugewerbe.
Essen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. Nachträglich berichten wir
noch über eine Vierteljahrs-Hauptversammlung, die Anfang April
stattfand. Herr Dr. ing. Günther-Berlin hielt einen Vortrag
über „Photogrammetrie", dessen wesentlicher Inhalt an anderer
Stelle wiedergegeben ist. Der Vortragende brachte einige selbst-
gemachte Aufnahmen als Lichtbilder zur Anschauung, wobei
besonders die präzise Punktbestimmung die Bewunderung der
Versammlung erregte. Lebhafter und anhaltender Beifall lohnte
die Ausführungen des Redners, dem auch an dieser Stelle noch-
mals herzlichster Dank für seinen lehrreichen Vortrag gezollt
sein soll. Wir können den Brudervereinen Redner und Thema
bestens empfehlen. Im Anschlüsse an diesen Vortrag sprach
noch Kollege Schweisfurth über die Zweckmäßigkeit der Organi-
sation, wobei er besonders betonte, daß nur der Deutsche Tech-
niker-Verband für uns Vermessungstechniker als Organisationi
in Frage komme, da er die einzige Vereinigung sei, die unsere
Interessen wirksam vertreten könne, und durch die bisher für
uns errungenen Erfolge auch den Beweis erbracht habe, wie
ernst es ihm mit der Vertretung der Interessen der Vermessungs-
techniker sei. Auch diesen Ausführungen wurde lebhafter Bei-
fall gezollt. Da sich bereits in der Hauptversammlung sieben
Kollegen zum Beitritt in den Verband gemeldet hatten, erfolgten
keine Anmeldungen mehr; doch dürfen wir mit dem Erfolge
des Abends wohl zufrieden sein und werden auch fürderhin
nicht ermüden, die noch außenstehenden Kollegen immer wieder
auf die Notwendigkeit des Zusammenschlusses hinzuweisen.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. — Für die vom 15. bis
19. Juli 1911 in Dresden stattfindende Wanderversammlung
des Deutschen Techniker-Verbandes können Anmeldeformu-
lare, Einladungen und Festordnungen von unserem Kollege. 1
Leipziger bezogen werden. Wir verfehlen nicht, auf diese
Veranstaltung des Verbandes hinzuweisen und bitten unsere
Vereine, sich auch recht rege beteiligen zu wollen. Gleichzeitig
bemerken wir noch, daß alle Mitglieder, welche einer Kranken-
kasse angehören und die Ausstellung besuchen wollen, auf der
Eisenbahn in III. Klasse für die Hin- und Rückreise nur halbe
Preise zahlen. Bedingung ist, daß auf der Hinreise sich 10 Teil-
nehmer zu gemeinsamer Fahrt zusammen finden. (Die Rück-
reise kann einzeln angetreten werden.) Die Fahrkarten müssen
snätestens 12 Stunden vor Abgang des Zuges bei der Abgangs-
station bestellt werden. Hierbei ist für jeden Teilnehmer eine Be-
scheinigung seiner Krankenkasse vorzulegen, aus welcher her-
vorgeht, daß er zum Besuche der Ausstellung nach Dresden
reist. Kollegen, die an der Wanderversammlung teilnehmen und
yon der Fahrpreisermäßigung Gebrauch machen wollen, werden
ersucht, sich umgehend mit Koll. Leipziger in Verbindung zu
setzen. Fahrpreis 3. Klasse für eine Tour, ohne Ermäßigung,
5.60 M. Ein günstiger Zug ist der am 15. Juli 1911 früh Uhr
ab Anhalter Bahnhof fahrende Personenzug.
Staatstechniker.
L a n d e s v c r c i n M i 1 1 1. Sächsischer Eisenbahn-
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstiaße 41 II.
Die Herren Kollegen werden gebeten, sich recht zahlreich
an der Wanderversammlung aus Anlaß der Internationalen
Hygiene-Ausstellung vom 15. bis 19. Juli zu beteiligen, damit
wir Eisenbahntechniker unser Interesse deutlich zum Ausdruck
brirgen. Der vorbereitende Ausschuß hat alles aufgeboten,
um den Kollegen in jeder Beziehung die Dresdner Tage so
angenehm wie möglich ^u machen.
Unser Erfioliingslieim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag.
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, v ird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes Sondershausen.
Herrliche, freie Gebirgslage.
Buchen- und Nadelwald. Ge-
sundes, billiges Wohnen, freund-
liche Zimmer m. 1 od. mehreren
Betten u. Liegesofa. Behagl. Qe-
sellschaftsräume. Gute und reich-
liche Kost. Volle Pension (Woh-
nung u. volle Kost 3 M 50 Pf. für
denTTagfürjVlitgliederu. deren An-
gehörige.GeselligerVerkehr.Zeii-
tralheizung. Badeanlagen: Wan-
nen- u. Brauseb., Fichtennadel-
Kohlensäiire- u.Solbäder.Turn-u.
Spielplatz. Frei-Konzerte d. Hof-
kapelle das ganze Jahr. Fahrkarte
Sondersliausen-Possen lösen. ::
Prosp. durch die Anstaltsleitung
Alle Anfragen sind zu richten an
das Erholungsheim d. Deutschen
Techniker-Verb. Sondersliausen '.
Das ganxe Jahr geöffnet!
• <*- Hill
be» Deutschen Techniker^Verbzoides.
Sondershauseni.Th
Um für unser Erholimgsheim zu
werben, haben wir Künstler-Stein-
drucke herstellen lassen, die in
diesem Bilde wiedergegeben sind.
Es ist ans dieser schwarzen Wieder-
gabe nicht annähernd ersichtlich,
wie schön der in nenn Farben her-
gestellte Steindruck sich als Zimmer-
schmuck für das Haus, für die
Vereinszimmer usw. eignet. Durch
eine grofie Auflage ist es uns ge-
lungen, den Preis außerordentlich
l iiiig stellen zu können. Es kostet:
a> das Bild (ca. 47x70 cm) auf
starker Pappe mit gef.illigem weißen
Kähmen einschlielilich Verpackung
ohne Porto 1,75 M (Porto 23 bezw.
50 Pf ),
b) dasselbe Bild auf Karton mit
leisten einschließlich Verp.icknug
chnc Porto 0.95 .M (Porto 20 Pf.).
Bestellungen sind zu richten an
die Verbandsleitung in Berlin.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafen straße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 29 Schriftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 15. Juli 1911
Inhalt: Das Reichsmarineamt gegen den Reichstag - Das Schulbrauseb d - Massive Balkone an Wohnhäusern - Ausgewählte Kapitel aus der F.uerungstechnik —
Standesbewegung - Rechtsfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre - Zeitschriftenschau — Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Das Reichsmarineamt gegen den Reichstag
In der letzten Nummer der D. T.-Z. gaben wir in
einem „Das Reichsmarineamt gegen die Tecliniker" über-
schriebenen Artikel jenes Sclireiben bekannt, mit dem das
Reichsmarineamt zum zweiten Male es „grundsätzlich"
ablehnt, mit dem D. T.-V. über die dienstlichen Verhält-
nisse „der im Bereiche der Marine-Intendanturen beschäf-
tigten Techniker" in Erörterungen einzutreten. Mit dieser
brüsken Ablehnung gibt das Reichsmarineamt dem Kampf
um Verbesserung der Dienstverhältnisse der Marinetech-
niker eine grundsätzliche Bedeutung. Die Abwehr der
von ihm beabsichtigten Verschlechterungen des Dienst-
verhältnisses und die Auseinandersetzung über den un-
sozialen Privatdienstvertrag wächst sich damit aus zum
Kampf um die Anerkennung der Organi-
sation.
Darüber muß man sich klar sein: es ist das Koa-
litionsrecht der Marinetechniker, worum es sich letzten
Endes bei dem gegenwärtigen Kampf handelt. Wenn
das Reichsmarineamt sich dauernd ohne jede sachliche
Prüfung über die Wünsche der freigewählten Organisatio-
nen seiner Angestellten hinwegsetzen kann, dann ist prak-
tisch das Vereinigungsrecht in diesen Staatsbetrieben auf-
gehoben. Wenn man das Vorgehen des Reichsmarine-
amtes beurteilt, kommt aber noch ein anderes, nicht weniger
wichtiges Moment "hinzu — das ist die Ausschal-
tung des Reichstages! Das Ansehen des Reichs-
tages muß darunter schwer leiden, wenn eine Reichsbehörde
sich, ohne Widerspruch zu finden, über Beschlüsse des
Reichstages hinwegsetzen darf.
Der Reichstag hat am 16. Februar d.J. bei Beratung des
Marineetats u. a. auch die in unseren Petitionen enthaltenen
vielfachen Klagen derMarinetechniker zum Gegenstand einer
Aussprache mit dem Herrn Staatssekretär des Reichs-
marineamtes gemacht. Wenn auch aus finanziellen Grün-
den die materiellen Wünsche unserer Petitionen für dieses
Jahr unerfüllt bleiben mußten, so haben die Debatten
am 15. und 16. Februar doch das eine unzweifelhaft er-
geben : Der Reichstag will, daß in den Be-
trieben des Reiches das Koalitions- und
Petitionsrecht der Arbeiter und Angestell-
ten respektiert wird und die Berufsorgani-
sationen als berechtigte Vertretung der in
den R e i c h s b e t r i e b e n beschäftigten Arbeit-
nehmer vondenBehördenanerkannt werden.
Ein Blick in das stenographische Protokoll der Reichs-
tagssitzungen vom 15. und 16. Februar läßt diesen Willen
des Reichstages klar erkennen. Wir haben bereits in der
D. T.-Z., Heft 9, kurz darüber berichtet, aber nach Lage
der Sache scheint es uns notwendig, noch einmal ein-
gehender in Erinnerung zu bringen, was der Reichstag
zu dem scharfmacherischen Vorgehen des Reichsmarine-
amtes zu sagen hatte.
Da ist zunächst der fortschrittliche Abgeordnete Dr.
Leonhard aus Kiel, der sich recht energisch unserer
Petitionen annahm:
„Nun hat sich auch die Budgetkommission mit einer Reihe
von Beschwerden der Beamten beschäftigt, insbesondere mit
einer Eingabe des Deutschen Techniker-Ver-
bandes, worin dem Herrn Staatssekretär die Bitte aus-
gesprochen wurde, die Forderungen und Wünsche der Werft-
hilfstechniker einer wohlwollenden Prüfung zu unterziehen. I c h
muß, offen gestanden, sagen: Diese Denk-
schrift, die der Deutsche T e c h n i k e r - V e r b a n d
eingereicht hat, hält sich in so maßvollen
Formen, daß es wirklich nichts geschadet hätte,
wenn man dieser Sache sachlich näher getreten wäre und sie nicht
aus dem kleinlichen formellen Grunde zurückgewiesen hätte,
weil sich hier jemand hineinmischt, der außerhalb des Werft-
betriebes steht. Der alte Satz von dem „Herr-
imhausesein" hat praktisch keine Bedeutung mehr im wirt-
schaftlichen Leben, und auch die Reichsniarineverwal-
tung wird sich daran gewöhn"tn müssen, daß der-
artige Organisationen sich auch einmal für ihre Angehörigen
äußern. Daran haben sich die preußischen Verwaltungen auch
gewöhnen müssen; der preußische Oberlehrerverein bringt auch
seine Wünsche vor, und seine Deputationen werden vom Kultus-
ministerium empfangen, und was den höheren Beamten
recht ist, das ist den mittleren und unteren Be-
amten billig. Darum sollte man möglichst bald mit der-
artigen Vorurteilen aufräumen und, wenn derartige Fragen heran-
treten, sie ruhig und vorurteilslos prüfen."
Ihm folgte Abgeordneter Dr. Weber, Hospitant der
Nationalliberalen. Auch das Zentrum ließ durch den Mund
des Abgeordneten Schirm er verkünden, daß es das
Koalitions- und Petitionsrecht der Staatsangestellten und
Arbeiter zu schützen suche. Dieser Abgeordnete sagte u. a. :
„Nun möchte ich den Wunsch aussprechen, die Marine-
\' er waltung und auch andere möchten es unter-
lassen, das Koalitionsrecht und Petitionsrecht
der Arbeiter anzutasten. Ich freue mich über die
vorherige Erklärung des Herrn Staatssekretärs, daß er gegen
die Organisationen an sich nichts habe. Dann ist es aber um
so verwunderlicher, daß er die Eingaben der Techniker-
Verbände, ich möchte beinahe sagen, brüsk zurückgewiesen
hat. Für mich steht fest, daß Verbände, an denen
das Personal in den Staatsbetrieben beteiligt
ist, das Recht haben, auch Eingaben an die Ver-
waltung zu machen. Ich glaube, es wäre dem Reichs-
marineamt keine Perle aus der ruhmbedeckten Krone gefallen,
wenn es die Eingaben des Techniker- Verbandes entgegen-
genommen und geprüft hätte ; es ist nicht die Frage,
woher die Vorstellung kommt, sondern es
ist die Frage, was eine Vorstellung ent-
hält. Wenn eine Eingabe berechtigte Forderungen ent-
hält, so, meine ich, soll man sie sachlich prüfen und
den Sachen nachgehen. Ich halte es, sozialpolitisch be-
trachtet, für richtiger, wenn der Herr Staatssekretär die
Sozialdemokratie bekämpfen will, dnß er solche Ver-
bände — der technische Verband ist ein auf lokalem (soll wohl
heißen neutralem.. D. V.) Boden stehender Verband —
450
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 29
nicht so behandelt, wie es geschehen ist. Also
diesen Wunsch möchte ich nachdrücklichst aussprechen. Ich
möchte noch hinrufügen, daß mit dem Verhalten des Reichs-
marineamtes gegenüber dem Technikerverband ledigUch die Stel-
lung der Großindustriellen zu diesem Verband — sie ist keine
freundliche — gestärkt worden ist. Ich meine, man soll hier
nach dem Rechten sehen und die begangenen Fehler
in Zukunft vermeiden. Es wird auch nicht unmöglich sein,
den Beamten Beamtenausschüsse zu gewähren und ihren
Gehaltswünschen nachzukommen und sie entsprechend ihren
Leistungen zu entschädigen."
Die Sozialdemokraten endlich hatten bean-
tragt, unsere Petitionen, soweit sie die Anstellungs- und
Besoldungsverhältnisse im allgemeinen betrafen, dem Herrn
Reichskanzler „als M a t e r i a 1", soweit aber die Errich-
tung von Beamtenausschüssen, Sicherung des Koalitions-
rechtes und Anerkennung der Organisation gefordert war,
„zur Berücksichtigung" zu überweisen. Der Ab-
geordnete N o s k e begründete diesen Antrag sehr ge-
schickt.
Es mangelt uns der Raum, um diese Rede, wie auch
die folgende des Abg. Dr. S t r u v e , die sich beide nur
mit unseren Petitionen beschäftigen, im ganzen wieder-
zugeben. Wir beschränken uns darauf, markante Stellen
herauszugreifen.
Abgeordneter Noske:
„Andere Forderungen dagegen, die in den Petitionen ge-
äußert worden sind, sind zweifellos derart, daß Anlaß dazu
vorliegt, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, in eine
Prüfung darüber einzutreten, ob den geäußerten Wünschen nicht
näherzutreten sei, was wir hiermit beantragen ;
Wir haben einen besonderen Anlaß dazu, daß der Reichstag
dem Wunsche Ausdruck gibt, es möge in eine Prüfung dieser
Petitionen eingetreten werden. Es ist von grundsätz-
licher Bedeutung, ob der Reichstag der Ansicht beitritt,
die die Marineverwaltung hegt, nämlich dahingehend, daß der
Verband der Techniker kein Recht habe, mit
Wünschen und Anträgen und Petitionen im
Interesse derjenigen seiner Mitglieder, die
auf den Kaiserlicljen Werften beschäftigt sind,
hervorzutreten.
Die Reichsmarineverwaltung hat den Verband der Techniker
nicht liebenswürdig behandelt
Aber in diesem Fall stößt die Reichsmarineverwaltung Leute
vor den Kopf, die leider vorläufig zum großen Teil noch
sehr weit davon entfernt sind, Sozialdemokraten zu sein, was
uns allerdings nicht abhält, ihre berechtigten Interessen auch
von dieser Stelle aus zu vertreten
Nachdem dieser Verband aber nun sich be-
müht, im Interesse seiner Mitglieder etwas zu
tun, bekommt er die brüske Antwort, daß das Reichsmarine-
amt es grundsätzlich ablehne, außerhalbstellende Leute und
Organisationen in die Betriebsverhältnisse hineinreden zu lassen.
Dieser Entscheid des Reichsmarineamts hat begreiflicher-
weise in den Kreisen der Techniker sehr lebhaften Unwillen
erweckt. Es ist durchaus richtig von ihnen zum Aus-
druck gebracht worden, daß dieser Standpunkt des Reichsmarine-
amts dazu führen muß, daß das Koalitionsrecht für die
in den Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter, Techniker usw.
nahezu aufgehoben wird. In einer Zuschrift an den
Reichstag geben diese Herren der Hoffnung Ausdruck, daß wir
dafür sorgen werden, daß ihre Interessen wahrgenommen werden,
daß ihr Koalitionsrecht in vollem Maße da-
durch Anerkennung finde, daß der Marinexervvaltung
klargemacht werde, daß sie aufWünsche von Organi-
sationen durchaus zu hören hat Ichl
ersuche Sie, diese Erwartung der Techniker nicht zu schänden
zu machen. Tun Sie das dadurch, daß Sie unserem Antrage Ihre
Zustimmung geben."
Abgeordneter Dr. S t r u v e , Kiel .
„Ich kann den Standpunkt der Reichsniarineverwaltung
nicht billigen. Was sollen denn die Techniker? Die
Arbeiter haben ihre Arbeiterausschüsse, die Techniker aber haben
keine Technikerausschüsse und keine Be-
amtenausschüsse. Aber die Techniker haben Koalitions-
freiheit und auch das Recht dazu, von dieser Koalitionsfreiheit
Gebrauch zu machen. Im übrigen handelt es sich bei allen
diesen Leuten nicht um Leute, die in Staats b c a m te n Stellungen.
sind, sondern um Herren, die auf Privatdienstvertragi
angestellt sind und die daher auch volle Freiheit haben und
in ihrem staatsbürgerlichen Recht nicht verkürzt werden
dürfen
Auf irgendwelche materiellen Wünsche der Beamten ein-
zugehen, verbietet sich. Wenn unser Reich nicht imstande
ist, den gewöhnlichen Soldaten die Bezüge zu lassen, die sie
bis dahin bekommen haben, ist es ausgeschlossen, daß irgend-
welche Beamtenwünsche auf diesem Gebiete berücksichtigt
werden können. Aber es bestehen dort noch vielerlei Härten,,
die wir im nächsten Jahre besprechen müsse n."
Nach diesen Ausführungen ergab sich bei der Ab-
stimmung, daß die Mehrheit des Reichstages dem zweiten
Teil des sozialdemokratischen Antrages zustimmte. Da-
nach hat der Reichstag dem Herrn Reichskanzler die
Einrichtung von Beamtenausschüssen, die Siche-
rung des Koalitionsrechtes und die Anerken-
nung der Organisation der Techniker zur Be-
rücksichtigung aufgegeben.
Was der Herr Reichskanzler inzwischen getan hat,
um den Beschluß des Reichstages zu ,, berücksichtigen",
entzieht sich der öffentlichen Kontrolle. Tatsache ist, daß
bis heute in dem Bereiche der Reichsmarineverwaltung
und in den übrigen Staatsressorts nichts getan wurde,
um die Einführung der Beamtenausschüsse vorzubereiten
und wie die Organisationen Anerkennung finden und das
Koalitionsrecht, der Angestellten respektiert wird, beweist
eben das Vorgehen des Reichsmarineamtes. Bei diesem
kommt eine geradezu unerklärliche Abneigung gegen die
Techniker zum Ausdruck. Das Reichsmarineamt denkt
trotz der eingehenden Mahnung des Abgeordneten Schirmer
nicht daran, die im November v. J. „begangenen Fehler
in Zukunft zu vermeiden".
Im Gegenteil! Der neue Privatdienstver-
trag, der den Angestellten aufgezwungen werden soll,
spricht dafür, daß in den Betrieben des Reichsmarineamtes
der Techniker auch in Zukunft als „notwendiges
U e b e 1" betrachtet wird.
Wir brauchen nicht lange nach den Ursachen dieser
unerfreulichen Erscheinung zu forschen. Der Abgeordnete
S e V e r i n g hat in der bereits schon erwähnten Sitzung
den Finger auf die Wunde gelegt und gezeigt, woran
es fehlt.
„Es pfeifen, so sagt Abg. Severing, doch nachgerade die
Spatzen von den Dächern, daß die militärische Organi-
sation unserer Reichsbetriebe es ist, die nicht länger aufrecht
erhalten werden kann, wenn die Betriebe in rationeller Weise
wirtschaften sollen. Was uns in den Reichs niarine-
betrieben fehlt, ist nach meiner Ueberzeugung mehr
Wohlwollen, mehr Berücksichtigung der Tech-
niker. Mit Marinebauräten, Oberbauräten und wie die Herren
alle heißen, die die militärische Laufbahn durchgemacht haben,
kann man einzig und allein im Reichsmarinebetriebe nicht vor-
wärts kommen Ich bin heute noch der Meinung,
daß in die Leitung der Werften mehr Kaufleute
und Techniker gebracht werden müßten und weil
ich der Auffassung bin, daß unsere Techniker in den Werftet»
nicht die Stellung einnehmen, die ihnen ge-
bührt, deswegen erscheinen mir auch die Ausführungen des
Herrn Staatssekretärs über die Stellung der Techniker nicht ge-
eignet, einem besseren Verliältnis auf den Werften, einer anderen
Organisation die Wege zu ebnen."
Der Reichstag hat nicht nur die Aufgabe, sondern
m. E. auch die Pflicht, sogleich bei seinem Zusammen-
treten den Herrn Staatssekretär auf die Nichtbeachtung
des Reichstagsbeschlusses vom 16. Februar aufmerksam
zu machen und mit allen Alitteln dafür zu sorgen, daß
endlich in dem Bereiche der Reichsmarineverwaltung dem
Techniker — auch dem auf Privatdienstvertrag beschäftig-
ten — die Stellung wird, die ihm gebührt. Darum hoffen
wir, daß der Reichstag sich noch einmal mit unserer Sache
beschäftigen wird. K f m.
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
451
Das Schulbrausebad
Von Ing. E. BRINER.
II.*)
Eine andere Schulbrausebadanlage, bei deren Aus-
führung alle bisher gesammelten Erfahrungen benutzt
wurden, wird durch Abb. 4 und 5 dargestellt. Die Anord-
nung und Größe des Brauseraumes ist ungefähr dieselbe
wie beim vorhergehenden Bad, nur daß bei jenem außer
dem eigentlichen Bassin noch eine weitere Vertiefung
(Rinne) von 400 mm Breite und 240 mm Tiefe, die gleich-
zeitig als Fußbad dient, um das Bassin herumgeführt ist.
Die Brauseeinrichtung besteht aus 6 Stück eingebauten
Kugelbrausen, welche eine .Wasserstreuung von je ca. 2 m
bewirken.
V/
.3*
t2r
i
iWassergebens einen Rundgang. Nach beendetem Bade
treten die Schüler in den An- und Auskleideraum zurück,
während nach dem Ablassen des in dem Bassin und der
Rinne des Baderaumes angesammelten Wassers eine andere
Abteilung Schüler aus dem An- und Auskleideraum den
Baderaum betritt. Die Erwärmung des Bades, An- und
Auskleideraumes erfolgt hier gleichfalls durch Nieder-
druckdampfheizkörper.
Eine Entnebelung des Baderaumes ist bei dieser An-
lage leider nicht berücksichtigt worden, so daß die Güte
der Luft sehr viel zu wünschen übrig läßt.
Der Grund, warum man für diese Räume keine Venti-
lation vorgesehen, kann m. E. nur in der mangelhaften
Erfahrung in derartigen Anlagen zu finden sein, und doch
ist gerade für Baderäume ein bestimmter Luftwechsel un-
bedingt erforderlich. In der Tat findet man in Schul-
brausebädern bis jetzt noch nicht viele Musterlüftungs-
anlagen. Selbst dort, wo Zu- und Abluftkanäle vorgesehen
sind, klagt man öfters über schlechte Luft, besonders
im Sommer.
Das zeitweise Versagen der künstlichen Lüftung zu
dieser Jahreszeit ist eine bekannte Erscheinung. Dabei
bedarf es mitunter nur einer geringen Verbesserung, und
die Uebelstände sind größtenteils beseitigt. Ich habe be-
reits auf die Aspirationsheizschlange bezw. auf den Einbau
eines Abluftventilators hingewiesen. Schließlich genügen
auch schon einige Gasflammen im Abluftkanal, um einen
wirksameren Abzug der verdorbenen Luft zu erreichen.
Das für das Bad erforderliche kalte Wasser wird der
städtischen Straßenleitung entnommen und in ein auf
Abb. 4
Schnitt a-b
Bevor nun die Kinder den Brauseraum'betreten, wird
der Rinne durch eine besondere Leitimg von 40 mm 1. W.,
welche vom Mischapparat abzweigt, Wasser zugelassen,
alsdann treten ca. 35 bis 40 Kinder in das Bassin und
setzen sich entweder auf dessen Rand, indem sie gleich-
zeitig ein Eußbad erhalten, oder sie machen während des
*) Vergl. Heft 27,
dem Dachboden aufgestelltes, mit dem Warmwasser-
Reservoir in gleicher Höhe befindliches Kaltwasser-Re-
servoir mit Schwimmkugelhahn von 1000 1 Inhalt geleitet,
von welchem es nach dem Mischapparat im Baderaum
und nach dem Warmwasser-Reservoir läuft. Ein zweites
Reservoir von gleicher Größe dient zur Aufnahme des
Warmwassers.
452
DEUTSCHE TECHNUpR-ZEITUNO 1911
Heft 29
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Abb. 5
7 ■ R m n e
Von hier fließt das Wasser durch die Fülleitung von
40 mm 1. W. in den im Kesselraum untergebrachten Boiler
von 750 mm Durchmesser und 2450 mm Länge, der mit
einem herausnehmbaren Gegenstrom-Apparat von 2,5 qm
Heizfläche versehen ist.
Im Sommer wird der Qegenstromapparat von einem
kleineren Dampfkessel von 6,0 qm Heizfläche gespeist,
während im Winter der Dampf für den Boiler der übrigen
Niederdruckdampfheizungsanlage entnommen wird.
Zu diesem Zwecke sind in die Dampf- und Kondenz-
wasserleitung Absperrventile eingebaut.
Das im Boiler hoch erwärmte Wasser steigt durch
die Steigleitung von 40 mm 1. W. nach dem Warmwasser-
Reservoir auf den Dachboden und fließt durch die Füll-
leitung 40 mm zum Boiler wieder zurück. (Vgl. Abb. 5.)
Es findet somit ein Umwälzen des Wassers statt.
Die Ausbildung der Verbindungsleitungen zwischen
Boiler und Warmwasser-Reservoir als Ringleitung hat ins-
besondere noch den Zweck, zu bewirken, daß das Stehen-
bleiben des Warmwassers an irgend einer Stelle der Ver-
teilungsleitung und damit das Abkühlen des Warmwassers
in der Verteilungsleitung verhindert wird.
Der Wasserspiegel in den beiden Reservoiren wird
durch die im Kaltwassergefäß eingebaute Schwimmkugel-
vorrichtung stets dadurch auf gleicher Höhe gehalten, daß
der Schwimmer das in der Wasserleitung befindliche Ventil
beim Sinken des Wasserspiegels, d. h. bei Entnahme von
Warm- bezw. Kaltwasser, öffnet und bei Aufhören der
Wasserentnahme infolge des allmählichen Steigens des
Wasserspiegels wieder schließt.
Die Einstellung der gewünschten Wassertemperai(P
an den Brausen geschieht durch einen Mischapparat, der
in einem besonderen Räume neben dem Brauseraum an-
geordnet und mit einem Thermometer versehen ist. Durch
Drehen des Hebels wird eine allmähliche Steigerung der
Wassertemperatur erzielt, so daß ein Verbrühen der
Badenden ausgeschlossen ist.
Um jederzeit den vorhandenen Wasserspiegel in den
beiden Reservoiren zu erkennen, ist in die Warmwasser-
leitung von 34 mm 1. W. neben dem Mischapparat ein
Wasserdruck-Manometer eingebaut worden. Der Wasser-
verbrauch pro Brause beträgt ca. 48 1 in der Minute. Die
Verteüungslcitung zu den Brausen ist ebenfalls mit einer
Einstcllvorriclitung versehen, um den Wasserx crbrauch ent-
sprechend zu regulieren. Zu erwähnen wäre noch, daß
die Kosten der Badeanlage einschließlich Beheizung der
beiden Räinne ca. 2400 M betragen.
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
453
Massive Balkone an Wohnhäusern
Von Stadtbaumeister Dipl.-ing. DEWITZ in Altona (Elbe).
Bei der Festlegung der einzelnen Konstruktionen eines
Gebäudes bieten die Balkonausbauten in Krageform an
den Fronten der Häuser oftmals Schwierigkeiten, ins-
besondere wenn Holzbalkenlagen senkrecht zu den Ge-
1
h-
1
f— 1
•
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Abb. 1
<$i
II zZ ^ >|
bäudefrontmauern, an denen die Balkone ihre Auflager
erhalten, verlegt sind.
Bei den verschiedenen Arten von Balkonkonstruktionen
sind hauptsächlich folgende fünf Fälle beachtenswert.
I. Balkenlagen parallel den Frontwänden:
1. Die Träger a sind als Krageträger angeordnet und
an ihren vorderen Enden durch einen Rundeisenanker b mit-
einander verbunden. Zur Aufnahme der Last und Gegen-
last im Mauerwerk ist ein Unterlagsträger c und ein Ueber-
lagsträger d angeordnet, die beide für die Weite der Tür-
und Fensteröffnung berechnet sind und zur besseren Kraft-
übertragung je 1,0 Meter länger als der Balkon ausgeführt
werden. Diese Konstruktion wird in den unteren Stock-
werken eines Gebäudes meist ausreichen, jedoch ist in
den zwei oberen Stockwerken infolge der geringeren Mauer-
stärken und Höhen die Auflast ungenügend, daher Kipp-
gefahr vorhanden. Mit den (in Abb. 1) angegebenen
Größen und Abmessungen soll in einem Falle kurz die
Auflast und Gegenlast nachgewiesen werden.
Annahmen: Balkonausladung 1,20 m,
Ueberlagsträger I 14,
Unterlagsträger I 15,
Kragträger I 12,
Legweite der Kragträger 70 cm,
Türöffnung 1,50 m,
Pfeiler neben Türöffnung 1,00 m,
Mauerstärke Vf., St. = 38 cm,
Stockwerkhöhe 3,30 m.
1
TZ.
Abb. 2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 29
Abb. 3
Die erforderliche Auflast beträgt
1,2 • 0,7 ■ 650 65
Aerf = 3
28
= ~ 3800 ks^.
Die vorhandene Gegenlast ist:
G,,orh = (3,5 -3,3 — 1,5 2,4) 0,38 • 1600 = ~ 4900 kg.
Hiernach würde rechnungsmäßig eine Kippgefahr nicht
vorhanden sein, weil die Gegeniast des Mauerwerkes größer
als die durch den Balkon hervorgerufene Auflast ist. Die
Rechnung entspricht jedoch insofern nicht den tatsäch-
lichen Kraftwirkungen, weil die Gegenlast des Mauerwerkes
im Schwerpunkt desselben oder Mitte Mauerwerk wirkt,
während in der obigen allgemein üblichen Rechnungs-
methode die Wirkung der Auflast am Ueberlagsträger an-
genommen ist. Die Auflast wird in Wirklichkeit bei Be-
rücksichtigung aller Kraftwirkungen, auch der teilweisen
Einspannung im Mauerwerk, im obigen Falle nahezu
5000 kg betragen. Ferner schreibt eine Ministerialbestim-
mung eine l'/r bis 2fache Sicherheit für Kragbauten vor,
woraus sich ergibt, daß bei IV ^ Stein starken Umfassungs-
Abb. 4
Abb. 5
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER--ZEITUNG 1911
455
wänden Balkone nach Konstruktion von Abb. 1 nicht
mehr kippsicher sind.
2. In diesem Falle wird die folgende Konstruktion
(Abb. 2) zweckmäßig Anwendung finden. Die Krageträger a,
welche wie bei Abb. 1 an ihren vorderen Enden durch einen
Rundeisenanker b verbunden sind, werden über die Front-
wände in den Raum bis zum Träger d geführt, der in
etwa 1,00 m Entfernung von den Frontwänden zu liegen
kommt. Von diesem wird die Last aus den Baikonen
uf die Querwände e übertragen. Bei dieser Anordnung
ist ohne Berücksichtigung der Nutzlasten schon stabiles
Gleichgewicht vorhanden, das Auflagermauerwerk des
Trägers d (Querwände e) wird daher nur gering be-
ansprucht. Der Träger c als Unterlagsträger wird 1,00 m
länger als der Balkon gewählt. AVenn man nun noch
die Auflast der seitlichen Türpfeiler für die beiden äußeren
seitlichen Kragträger berücksichtigt, so ist bei dieser Kon-
struktion auch bei IV2 Stein starken .Wänden eine Kipp-
gefahr nicht vorhanden.
II. Balkenlagen senkrecht zu den Frontwänden.
3. Bei der nebenstehenden Anordnung (Abb. 3) werden
die Trägei c als gewöhnliche Träger auf zwei Stützen (Auf-
lagerungen sind Träger b und Mauerwerk) angeordnet,
Träger b gleichfalls als Träger auf 2 Stützen (Auflage-
rungen sind Träger a) zur Aufnahme der Lasten aus c
und endlich die Träger a als Krageträger zur alleinigen
Aufnahme und Uebertragung der Balkonlasten auf das
Mauerwerk. Die Sicherung gegen Kippen wird in diesem
Falle zweckmäßig durch Anordnung von Ueberlags- und
Unterlagsplatten erreicht (Abb. 3). Obgleich diese Kon-
struktion in vielen Fällen als einwandfrei bezeichnet werden
kann, so gibt es doch manche Fälle hierbei, die zu Be-
denken Anlaß geben und zwar entweder bei schwachen
Mauern wegen der ungenügenden Auflast oder wegen
der Kippgefahr bei nicht sachgemäßer Ausführung, da es
vorkommen kann, daß richtig gezeichnete und berechnete
Platten auf der Baustelle von ungeübter Hand doch falsch
verlegt werden, wodurch im Mauerwerk ganz andere Kraft-
Und Druckwirkungen entstehen, als es beim Konstruieren
beabsichtigt war.
4. Einwandfrei und in jedem Falle ausreichend ist die
in Abb. 3 angegebene Konstruktion durch Verlängerung der
Träger a bis zur Flurwand, daselbst Anordnung von Ueber-
lagsplatten an den Auflagen von a und Unterlagsplatten
auf Mitte Frontwand (Abb. 4), dann ist Kippgefahr nicht
vorhanden. Unterkante Träger liegt mit Unterkante Balken
bündig, damit der Balkeneinschub ohne größere Schwierig-
keiten hergestellt werden kann. Diese Balkonkonstruktion
muß bei der angegebenen Balkenrichtung in den beiden
oberen Geschossen der .Wohnhäuser nahezu immer An-
wendung finden wegen der für die Kippsicherheit un-
genügenden Frontwandstärken.
5. In den unteren Stockwerken eines mehrgeschossigen
Wohnhauses kann, wenn die in Abb. 3 beschriebene An-
ordnung Bedenken gibt, auch folgende Konstruktion (Abb. 3)
angewendet werden, jedoch nur dann, wenn das unter dem
Balkon befindliche Mauerwerk mindestens zwei Stein stark
ist, da sonst trotz Balkeneigenlasten Kippsicherheit nicht
vorhanden ist. Für Träger a, b und c ist die Konstruk-
tion genau wie die in Abb. 1 dargestellte, während
Träger d, der als gleichschenkliges Winkeleisen ausgebildet
wird, als Ueberlagsträger dient, an dem die Kragträger a
durch beiderseitig angenietete Winkellaschen verbolzt
werden und der gleichzeitig als Balkenauflager im Mauer-
werk benutzt wird; durch diese Anordnung ist bei darunter-
liegendem zwei Stein starken Mauerwerk der Balkon gegen
Kippen gesichert. Der Querschnitt der an Träger a ge-
nieteten beiderseitigen Winkellaschen, die wiederum an den
Balkenwinkel d angebolzt vverdei;, ist zweckmäßig nicht
kleiner als '^Vioo^j^ mm zu wählen mit je 2 Nieten von
16 mm Durchmesser und je einem Schraubenloch von
iVs" Durchmesser. Ebenfalls muß der Balkenwinkel d mit
entsprechenden Schraubenlöchern versehen werden. Der
Querschnitt von d wird berechnet, jedoch aus praktischen
Rücksichten nicht kleiner als '■^"/iso^^^ mm gewählt, damit die
Holzbalken genügendes Auflager erhalten.
Aus den vorstehenden Ausführungen ist zu ersehen,
daß auch bei den einfachen massiven Baikonen oftmals
große Konstruktionsschwierigkeiten zu überwinden sind
und jeder Entwerfer solcher Bauteile muß deren Kipp-
sicherheit beim Konstruieren stets im Auge behalten.
Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik
Von Doktor-Ingenieur GEORG HERBERG, Halle a. S.
VIII.*)
B. Feuerungen für hochwertige Brennstoffe
Feuerungen für Handbetrieb.
1. Einfache Handfeuerung. Die. hochwertigen
Materialien (vgl. Tabelle 2 in Heft 41/1910) sind in erster
Linie Steinkohlen jeglicher Art und Sortierung, Koks und
Briketts aus Steinkohlen und Braunkohlen, sowie böh-
mische Braunkohlen. Der einfachste Typus der Stein-
kohlenfeuerung, besteht aus einem Rost und einem Feuer-
geschränk, das Feuertür und Aschenfalltür enthält.
2. Luftautomatfeuerungen. Die Armaturen
sind gehobelt. Es hat sich jedoch bald die Notwendigkeit
ergeben, wie aus den Besprechungen über die Verbren-
nungsvorgänge hervorgeht, Feuerungen so zu bauen, daß
*) Verg!. Heft 41, 42, 46/1910; 6, 16 und 24/1 QU.
der Forderung der Rauchfreiheit und der damit Hand in
Hand gehenden größeren Wirtschaftlichkeit Genüge ge-#
leistet wird; denn bei dem gewöhnlichen Planroste ge-
lingt wirtschaftliche und rauchfreie Verbrennung nur bei
gasarmen Kohlen, bei gasreichen Brennstoffen, die leicht
zur Rauchentwickelung neigen, dagegen nur bei gleich-
mäßig und schwach beanspruchten Kesseln. In anderen
Fällen sind besondere Hilfsmittel nötig; da ja bei dem
jedesmaligen Aufwerfen einer etwas größeren Brennstoff-
menge auch größere Gasmengen entstehen, müssen des-
halb Einrichtungen verwendet werden, die eine periodische
Luftzuführung gestatten, entsprechend dem größeren Luft-
bedarfe nach dem jedesmaligen Beschicken. Solch eine
Einrichtung muß die Bedingung erfüllen, 1. daß eine
Mischung der Luft mit den Gasen, zwecks Vermeidung von
Rußausscheidung durch Gasabkühlung, frühzeitig genug
erfolgt; 2. daß die Luftmenge und die Dauer der Luft-
456
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 29
Abb. 8
Topfsche
„Luftautomat"
Inwieweit sich gegenüber gut bedienten Feuerungen,
welche diese Einrichtungen nicht haben, ein rauchschwacher
Betrieb erzielen läßt, zeigt das beigefügte Diagramm,
Abb. 9, welches aus den Untersuchungen des Hamburger
Vereins für Rauchbekämpfung und Feuerungsbetrieb') her-
vorgegangen ist. Es sind Versuche mit Westfälischer
Kohle von 7050 bis 7400 W. E. angestellt worden, bei ver-
schiedenen Kesselbeanspruchungen von 12, 18, 24 und
30kg pro qm Heizfläche und Stunde bei 1,1 bis l,5fachem
Luftüberschusse. Bei der Feuerung ohne Automat fällt
der Nutzeffekt bei ansteigender Kesselbelastung rasch ab,
von 75,5oo bei 18 kg/qm/St. auf 68,82 bei 30kg/qm St., und
die Rauchentwickelung steigt bedeutend an, während bei
ffiiiTffi">^-^"'-^i''^^rfl( der Feuerung mit Luftautomat der Nutzeffekt bei den ver-
schiedensten Kesselbeanspruchungen zwischen 18 und
30 kg/qm/Stunde ungefähr der gleiche blieb, etwa 75 bis
77 o/o, und auch bei der stärksten Beanspruchung sich noch
ein sehr rauchschwacher Betrieb halten ließ. Die Rauch-
skalä ist 5 teilig und es bedeutet: 0 = kein Rauch;
1 =_Jeichter durchsichtiger Rauch; 2 = heller grauer
rauchverhutende Regulier-Planrostfeuerung
für Handbeschickung (Ansicht und Schnitt).
Gewöhnlicher Planrost bei sehr geringem Luftiiberschuß
Versuch II. 18 kg Kesselbelastung (18 v. H. Luftüberschuß am Flammrohrende)
10 11 13
Versuch II. 30 kg Kesselbelastung (11 v. H. Luftüberschuß am Flammrohrende)
Nutzeffekt 75,5
5 5"*
68,8 o/o
6 4'»
Sekundärluftzufuhr von vorn und oben (Bauart Topf & Söhne, Erfurt)
Versuch III. 13 kg Kesselbelastung (mit Luftführungsbogen, 29 v. H. Luftüberschuß am Flammrohrende)
79,8
Versuch !!I. 30 kg Kesselbelastung (mit Luftführungsbogen, 36 v. H. Luftüberschuß am Flammrohrende)
75,6 7„
9 ^ 1
)
11
12
1 2
3 ' ' i
6 6
Abb. 9. Rauchiibersichten. Versuche mit westfälischer Gasflammförderkohle „Rhein-Elbe und Alma"
Zuführung einstellbar ist; 3. muß die Einrichtung ohne
besondere Inanspruchnahme des Heizers betätigt werden
und 4. dürfen die Teile des Mechanismus durch die Kessel-
wärme ihre Wirkungsweise nicht ändern. Diese Be-
dingungen werden von der Topfschen Luftautomatfeuerung
erfüllt, die in Abb. 8 im Längsschnitt und Querschnitt
dargestellt ist; oberhalb der Feuerungstür, die ebenso wie
die Aschenfalltür gehobelt ist und luftdicht schließt, ist
der sogenannte Luftautomat, ein mit hochwertigem Oel
gefüllter Zylinder mit Kolben und Oelumführung an-
gebracht, der zum Schutze gegen Temperatureinflüsse mit
einem Wärmeschutzmittel versehen ist. Der Kolben wird
durch einen seitlich an der Feuerungstür angebrachten
Mechanismus bei jedesmaligem Oeffnen und Schließen der
Tür angehoben. Dabei wird die an dem Kasten angebrachte
Lufteintrittsklappe geöffnet, und sekundäre Luft tritt ein.
Die Schließdauer der Klappe ist durch ein am Zylinder dos
Luftautomaten befindliches Ventil einstellbar. Die sekun-
däre Luft wird durch einen kurzen gußeisernen Bogen direkt
in die Flamme hineingeleitet.
Rauch ; 3 = dunkler grauer Rauch ; 4 = schwarzer Rauch ;
5 starker schwarzer Rauch.
Man sieht, der Erfolg der einfachen Einrichtung ist
ganz wesentlich.
3. Die Topfsche Unter windfeu er ung,
System Kühl und Hocke.
Eine Spezialausführung für schwer brennbare Brenn-
stoffe, wie Koksgrus, Abfälle und feinkörnige Steinkohle,
ist die Topfsche Unterwindfeuerung, bei der nur ein Teil
der zum Verbrennen nötigen Luft unter den Rost gepreßt
wird, während der Hauptbetrag durch den Schornstein-
zug wie üblich aus dem Aschenfall gesaugt wird. Der
Vorzug beruht also darin, daß man mit der Feuerung
wie mit jeder anderen mit offenem Aschcnfall arbeiten
kann, auch ohne daß man Unterwind zuzuführen braucht.
Es kann dann jedes beliebige Material verbrannt werden,
was sich für Planrost eignet, und durch Anstellen des
Unterwindes der Verbrand wesentlich gesteigert werden.
*) Feuerungsuntersuchungen F. Haier 1906, Tafel XII.
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
457
Abb. 10. Kesselhaus der Kgl. Maschinenbauschule in Magdeburg
Abb. 10 zeigt das Kesselhaus der Königl. Maschinenbau-
Schule in Magdeburg, woselbst drei Zweiflammrohrkesscl
von je 81 qm Heizfläche mit dieser Feuerung und mit
Rosten von je 2,88 qm ausgerüstet sind. Die Luftleitung,
welche vom Ventilator kommt, liegt unter Flur und tritt
durch einen Krümmer in ein unter dem Roste angebrachtes
Längsrohr ein. Von dort verteilt sich der Wind in eine
Anzahl wagerechter dünner Querrohre, die mit Austritts-
schlitzen versehen sind, so daß der Wind zwangmäßig
und gleichmäßig unter alle Stellen des Rostes geführt
wird. Die eintretende Windmenge kann durch einen Schie-
ber in der Leitung reguliert werden. Die Tourenzahl des
Ventilators ist so bemessen, daß vor dem Schieber ein
Winddruck von ungefähr 100 bis 120 mm erzeugt wird.
Aus einem Versuche seien folgende Daten hier wieder-
gegeben: Verbrannt wurden pro qm Rostfläche und Stunde
93 kg Koks in Stücken von 6370 W. E. ; am Flammrohr-
ende wurden trotz des staubigen porösen Materials fest-
gestellt: 11, 2 o/o Kohlensäure, 20,6 o/o Kohlensäure plus Sauer-
stoff. Der theoretische Luftbedarf pro 1 kg Koks beträgt
ungefähr 8 cbm, und bei dem hier vorhandenen Luftüber-
schuß wurden insgesamt pro I kg Koks 14,2 cbm Luft
aufgewendet. Vom Ventilator wurden pro 1 kg Koks
7,0 cbm Luft eingeblasen, so daß die künstlich zugeführte
Luftmenge ungefähr die Hälfte des gesamten Bedarfes
beträgt, dabei betrug die Kesselbeanspruchung 23 kg pro
qm Heizfläche und Stunde.
Bei Koksfeuerung ist, um einen rationellen Betrieb
zu erzielen, in erster Linie darauf zu achten, daß die Brenn-
schicht hoch liegt, ca. 15 bis 18 cm, bei stückigem Material,
um einen günstigen Kohlensäuregehalt zu erhalten; der
Rost muß gleichmäßig bedeckt sein, eventuell mit nach
hinten ansteigender Brennschicht, und dann hat man reich-
lich Unterwind zu geben. Das Abschlacken des Rostes
muß häufiger als bei Steinkohle vorgenommen werden,
da der Koks einen höheren Aschengehalt besitzt und die
Eigentümlichkeit hat, beim Brennen einen fließenden,
gummiartigen Kuchen zu geben. Zweckmäßig wird der
Koks nur bei Betrieben verwendet, die eine einigermaßen
gleichmäßige Beanspruchung haben und bei denen eine
plötzliche Forcierung nicht die Regel ist, weil sich eine
solche mit Koks nur schwer erreichen läßt. Wenn diese
Vorschriften befolgt werden, kann man auch bei Koks-
feuerung stets auf gute Betriebsergebnisse rechnen.
(Fortsetzung folgt.)
U H STANDESBEWEGUNG :: H H ::
Neue Angriffe auf die Koalitionsfreiheit
Bei den Bergmann-Elektrizitätswerken in
Berhn ist ein Kampf zwischen den Angestellten und der
Direktion ausgebrochen. Es handelt sich um folgendes :
In den Bergmann-Betrieben dauert die Arbeitszeit
Si/o Stunden, eine für Berliner Verhältnisse, wo in an-
gestrengter Tätigkeit durchschnittlich acht, oft nur sieben
Stunden gearbeitet wird, außergewöhnlich lange Zeit.
Hinzu kommt, daß diese Arbeitszeit sehr oft praktisch
überschritten wird, indem die Angestellten moralisch ge-
zwungen werden, nach Bureauschluß Arbeit mit nach Hause
zu nehmen und dort zu erledigen. Diese Heimarbeit wira
überhaupt nicht, die Ueberstunden nur ungenügend bezahlt.
Die Urlaubsverhältnisse bieten ebenfalls Veranlassung zur
Unzufriedenheit, indem keine gleichmäßige, einheitliche und
ausreichende Regelung stattfindet und die Erteilung in das
Belieben des Abteilungsvorstehers gestellt ist.
Zur Besprechung dieser Mißstände hatten die inter-
essierten Angestellten eine Versammlung einberufen, die
gut besucht war und auf der beschlossen wurde, eine
458
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 29
Kommission zu wählen, die der Werksleitung die Wünsche
der Angestellten vortragen sollte. Diese Kommis-
sion wurde bei der Direktion nicht \'or-
gelassen. Erst als sich gelegentlich der Vergebung
einer Submission der Magistrat der Stadt Schöneberg ins
Mittel legte, wurde so viel erreicht, daß ein Verbot der
Heimarbeit und Einschränkung der Ueberstunden ver-
sprochen wurde. Von einer Verkürzung der Arbeitszeit
und einer Neuordnung der Urlaubsverhältnisse wollte die
Direktion auch jetzt noch nichts wissen.
So lange es sich darum gehandelt hatte, den Auftrag
für die Stadt Schöneberg zu erlangen, beobachtete die
Direktion eine vorsichtige Zurückhaltung gegenüber den
Angestellten. Aber kaum, daß ihr der Auftrag zugeschlagen
war, kündigte sie einer Reihe von ihren Beamten,
darunter drei Mitgliedern der Kommission. Das war nichts
anderes als eine gröbliche Provozierung der Beamtenschaft,
die daraufhin unverzüglich einer Einladung des Bundes
der Technisch-industriellen Beamten Folge leisteten und
in öffentlicher Versammlung gegen das Verhalten der Firma
protestierten. Die einstimmig angenommene Resolution
verurteilte die Maßregelungen als einen rücksichtslosen
Angriff auf das Vereinigungsrecht der Angestellten und
machte es jedem Angestellten zur Ehrenpflicht, die Kol-
legen bei den Bergmannwerken in ihrem schweren Kampf
zu Unterstützen. Die anwesenden Vertreter vom Deutschen
Techniker-Verband, vom Leipziger Verband, vom Werk-
meister-Verband, sowie vom Zentral-Verband und dem
Verein Deutscher Kaufleute erklärten sich mit den gemaß-
regelten Kollegen solidarisch und forderten die Privat-
angestellten auf, erst dann wieder eine Stellung bei den
Bergmann-Werken anzunehmen, wenn die Forderungen der
Angestellten erfüllt wären und die Koalitionsfreiheit sicher
gestellt sei.
Selbst auf diese Kundgebung hin blieb die Firma bei
ihrem früheren Verhalten und duldete nach wie vor Heim-
arbeit und Ueberstunden. Es blieb alles beim alten.
Vier Wochen waren nach jener Protestversammlung
ins Land gezogen, da zirkuherte in den Bergmannbureaus
eine Aufforderung an die Angestellten, sich an der Grün-
dung eines Beamtenvereins zu beteiligen. Wie man erfuhr,
war der Gedanke angeblich bei Gelegenheit der Geburts-
tagsfeier des Herrn Bergmann entstanden, wo sich viele
alte und bewährte Angestellte zusammengefunden und bei
der wachsenden Größe des Betriebes von einander getrennt
jetzt spontan das Bedürfnis in sich gefühlt hätten, zum
Zweck regelmäßiger Zusammenkünfte einen Verein zu
gründen, einen Verein, der den Mitgliedern in mannig-
facher Weise nützlich sein könnte, so durch billigen Ein-
kauf von Theaterkarten, durch Vorträge, Veranstaltung
von Kegelabenden und dergl., auch dadurch, daß durch ihn
ein neutraler Ort geschaffen würde, wo Oberingenieure
und Direktoren mit den Angestellten zwanglos verkehren
könnten.
Das wagte man den Angestellten zu bieten, denen man
kurz vorher mit groben Händen an einem ihrer vornehmsten
Rechtsgüter getastet hatte. Es erinnert an die Methode
der Zirkusse, die mit Peitsche und Zuckerbrot arbeiten.
Glaubte denn die Direktion, den Angestellten alles bieten
zu können ? Arbeiter wagt man nicht so zu behandeln. —
Aber der Bergmannkonflikt ist nur ein Symptom, die
Bergmanndirektion nur em Glied aus jener großen Linie,
die zum Frontangriff gegen die Rechte der Angestellten
übergegangen ist. Neben Augsburg, Oberschlesien, BerUn-
Anhaltische Maschinenfabrik, neben Bergmann stehen viele
.andere, die das gleiche wollen: restlose Ausnutzung des
Angestellten, den Angestellten als ein gefügiges Werkzeug
unter Verzicht auf Menschenrecht und Menschenwürde und
praktisch seine Degradation. Dann wird die Zeit kommen,
wo man regelmäßig nicht bloß praktisch den Angestellten
zum willenlosen Werkzeug wird herabwürdigen wollen,
sondern durch Vertrag ihn verpflichtet, keiner Organisation
anzugehören und bei Differenzen über den Arbeitsvertrag
sich bedingungslos der Unternehmung zu unterwerfen.
Schon heute werden derartige Versuche gemacht.
Der Redaktion ist folgendes Muster eines solchen Ver-
trags zugegangen, der bereits technischen Angestellten und
Arbeitern unterbreitet worden ist.
Ich erkläre hiermit, daß ich weder in den letzten zwei
Monaten noch gegenwärtig einer Organisation angehört habe
oder angehöre, welche bei Streiks oder Aussperrungen Unter-
stützungen irgendwelcher Art gewährt.
Ich verpflichte mich unter Bezugnahme auf diese Er-
klärung für den Fall, daß mich meine Arbeitgeberin infolge
einer Aussperrung nicht weiter beschäftigen kann und unter
der Voraussetzung, daß sie mir während der Dauer der Aus-
sperrung und bis zu längstens 13 Wochen ^/^ meines bis-
herigen Stundenlohnes zahlt, mich meiner Arbeitgeberin auf
die Zeit der normalen Arbeitsdauer zur Verfügung zu halten.
Ich verpflichte mich ferner, keinerlei Unterstützungen an Aus-
gesperrte oder streikende Arbeiter oder deren Vereinigungen
zu leisten, meiner Arbeitgeberin sofort Mitteilung zu machen,
wenn ich eine andere Beschäftigung annehme und nach Be-
endigung der Aussperrung die Arbeit zu den alten Bedingungen
wieder aufzunehmen.
Ich erkläre mich auch bereit, im Falle einer Aussperrung
andere Arbeit als solche, für die ich angenommen bin oder
andere als Fabrikbetriebsaii)eiten, auch Arbeiten, welche für
Rechnung" Dritter auszuführen sind, unter der Bedingung zu
leisten, daß mir dafür mein bisheriger Durchschnittsstunden-
lohn weiterbezahlt wird, für welchen Fall ich auf die obige
Entschädigung von meines Stundenlohnes verzichte.
Es ist mir bekannt, daß ich mich eines Betruges schuldig
machen würde, wenn ich verschweige, daß ich einer der
obengekennzeichneten Organisationen angehöre.
(Datum:)
^ (Name:)
Wir bitten unsere Mitglieder um Mitteilung, wenn sie
von der Vorlage dieses Vertrages erfahren.
Als Volontär
kann sich ein Techniker beim Bau der St. Marienkirche
zu Offenbach a. M. beschäftigen. Wir erklären uns wieder-
holt gegen das Volontärunwesen, das wie fast immer, so
auch hier, unter dem Vorwande jüngeren Technikern Ge-
legenheit zur Ausbildung geben zu wollen, die Arbeits-
gelegenheit für die Tausende stellungloser Kollegen ein-
engt. Die Gemeinde hat zum Kirchenbau 375 000 M ge-
sammelt und sollte es jetzt unterlassen, die Ausgaben
verringern zu wollen dadurch, daß sie auch noch niedrig
oder unbezahlte Volontäre anstellt. Aus einem Bericht
des Kirchenbauvereins geht hervor, daß sogar zuviel Geld
vorhanden ist, so daß man den überschießenden Teil be-
reits einem neuen Baufond überweist.
:: II :: :: :: RECHTSFRAGEN :: :: :: :: :: ::
Ist der in einem Hoch- und Tiefbaiigeschäft als Bagger-
meister Angestellte ,, Werkmeister" im Sinne des Kranken-
versicheriingsgesetzes ?
(Nachdruck verboten)
Ein Baggermeister, der in einem Hoch- und Tiefbau-
geschäft mit einem Monatsgehalt von 200 M angestellt
war, verunglückte im Betriebe und war imehr als 13 Wochen
erwerbsunfähig. Die Tiefbauberufsgenossenschaft zahlte
dem Verunglückten vom Beginn der 14. Woche ab Unfall-
rente, dagegen weigerte sich die zuständige Krankenkasse
beharrlich, ihm für die ersten 13 Wochen Krankenunter-
stützung zu zahlen. Der Baggermeister wandte sich in-
folgedessen an die Aufsichtsbehörde, und nachdem er von
dieser mit seinem Ansprüche abgewiesen worden war,
strengte er gegen die Krankenkasse Klage bei der zu-
ständigen höheren Instanz an, und diese verurteilte
d i c K r a n k e n k a s s e z u r Z a h 1 u n g. Die gegen dieses
Erkenntnis eingelegte Berufung wurde vom Württembergi-
schen Verwaltungsgericht zurückgewiesen.
Die beklagte Kasse hatte vor allem den Einwand er-
hoben, der Kläger sei ,, Werkmeister", folglich sei er nicht
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
459
krankenversicherungspflichtig, denn nach § 2b des Kran-
kenversicherungsgesetzes unterHegen der Versicheriings-
pfhcht nicht Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker,
wenn ihr Arbeitsverdienst 3 Mark für den Arbeitstag
oder — sofern Lohn oder Gehalt nach größeren Zeit-
abschnitten bemessen sind — 2000 Mark für das Jahr
gerechnet übersteigt. Der Kläger bekomme aber ein Ge-
halt von 200 Mark monatlich, d. h. 2400 Mark jährlich.
Das Württembergische Vervvaltungsgericht hat trotz-
dem die Krankenkasse für zahlungspflichtig
erachtet. Es kommt nicht sowohl darauf an, so wird
in den Entscheidungsgründen ausgeführt, wieviel Ge-
halt der Kläger bezog, als vielmehr in erster Reihe darauf,
ob der Kläger überhaupt zu ider Kategorie der Werkmeister,
Betriebsbeamten usw. gehört und deshalb von der Ver-
sicherungspflicht ausgenommen war. — Diese Frage muß
jedoch unbedingt verneint werden. Die Tätigkeit des
Verletzten bestand, wie festgestellt, in der Hauptsache
darin, persönlich — wenn auch unter Beihilfe eines
Maschinisten und eines oder zwei Hilfsarbeiter — einen
Dampf-Trockenbagger zu bedienen. Er hatte die Maschine
in betriebsfähigem Zustande zu erhalten und notwendige
Reparaturen daran selbst auszuführen. Er wie seine Mit-
arbeiter unterstanden der Aufsicht eines Bauführers der
Firma, bei der sie angestellt waren. Das Recht zur An-
stellung oder Entlassung von Arbeitern stand dem Bagger-
meister nicht zu. Nun wird in der Rechtsprechung all-
gemein zum Ausdruck gebracht, daß charakteristisch für
die Stellung eines Betriebsbeamten das Zurücktreten der
persönlichen Mitwirkung bei den Herstellungsarbeiten, da-
gegen das Hervortreten bei der Beaufsichtigung der Ar-
beiter bezw. Gehilfen ist; im allgemeinen werden zu den
Werkmeistern diejenigen Personen gezählt, welche — wenn
auch selbst mittätig bei den Produktionsarbeiten — doch
gegenüber den Arbeitern eine gewisse Selbständigkeit
besitzen.
Legt man diese Unterscheidungsmerkmale zugrunde,
so muß man zu der Ansicht gelangen, daß der Kläger
nicht als Werkmeister anzusehen ist, und natürlich hat es
auch für die Charakterisierung' der .Stellung des Klägers
nichts zu sagen, daß er als „Bagger m e i s t e r" tätig war.
Seine Arbeitsleistung hob ihn nicht wesentlich über die
Tätigkeit anderer Arbeiter hinaus und gewährte ihm keines-
wegs eine leitende oder beaufsichtigende Stellung, der
Schwerpunkt seiner Tätigkeit bestand vielmehr in der
Hauptsache in der persönlichen Mitwirkung beim
Baggern, im eigenen Handanlegen bei allen Verrichtungen,
welche der Betrieb erforderte. — Von einer besonderen
Auf Sichtsstellung gegenüber den anderen Arbeitern,
die mit ihm zusammen tätig waren, kann keine Rede
sein — denn er unterstand ja dem Bauführer — , und
höchstens kann er als sogen. ,, Vorarbeiter", der aber noch
lauge kein Werkmeister ist, angesprochen werden.
Demnach gehörte der Kläger, auch wenn sein jährliches
Gehalt 2000 Mark überstieg, zu den versicherungspflich-
tigen Personen, sein Anspruch gegen die Krankenkasse war
daher begründet rd.
;: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Der Kapitalanlagezwang und das Versicherungswesen
Es wurde schon erwähnt, daß das Vermögen der Ver-
sicherungsgesellschaften, insbesondere das der Lebensver-
sicherungs-Anstalten der Hauptsache nach in ersten Hypo-
theken angelegt ist und jene Unternehmungen Wertpapiere
in nur ganz geringem Umfange besitzen. Diese Tatsache
einerseits und der ständige Rückgang andererseits, den der
Kurs der deutschen Staatspapiere seit einer längeren Reihe
von Jahren aufweist, sind für die Regierung, vor allem
diejenige Preußens, bei ihrem Streben eine Besserung der
Staatspapierkurse zu erzielen, der Anlaß gewesen, zu er-
wägen, ob man nicht die Besitzer großer Vermögensmassen,
wie sie die Sparkassen, die Lfebensversicherungsgesellschaf-
ten usw. darstellen, zwingen sollte, einen Teil ihres Ver-
mögens zum Ankauf von Staatspapieren zu benutzen. Durch
die Einführung eines derartigen Kapitalanlagezwanges
glaubt man in Regierungskreisen das gewünschte Ziel, eine
Besserung der Börsenpreise der Staatspapiere, zu erreichen.
In Bezug auf die Sparkassen wurde in Preußen vor einigen
Jahren bereits ein gesetzgeberischer Versuch nach dieser
Richtung gemacht. Er blieb aber ohne Erfolg. Auf dem
Gebiete des Versicherungswesens sind schon eine Reihe
von positiven Gesetzesmaßnahmen dieser Art zu ver-
zeichnen. Nach dem Inkrafttreten der Reichsversiche-
rungsordnung werden die Träger der Invaliden - Ver-
sicherung verpflichtet, ein Viertel ihres Vermögens in
Staatspapieren anzulegen. Das im Sommer vorigen
Jahres angenommene preußische Gesetz über die
öffentlichen Feuerversicherungs - Anstalten enthält die
gleiche Vorschrift für diese Betriebe. Endlich kehrt sie
im Statut der im November vorigen Jahres vom preußi-
schen Staat genehmigten Lebensversicherungs-Anstalt der
Ostpreußischen Landschaft wieder. Es besteht also un-
verkennbar bei der Regierung eine starke Neigung, die
Versicherungs-Gesellschaften durch Gesetz zu zwingen, ge-
wisse Teile ihrer Kapitalien zum Ankauf von Staatspapieren
zu benutzen. Es wurde schon gesagt, daß seitens der Ver-
sicherungs-Anstalten die Hypotheken deshalb als Anlage-
form bevorzugt seien, weil sie vor allem den Forderungen
Entsprechen, die bei der Anlage des Vermögens von Ver-
sicherungs-Gesellschaften erhoben werden müssen. Wert-
papiere und insbesondere Staatspapiere tun dies in weit
geringerem Maße. Ein erheblicher Besitz von Staats-
papieren mit ihren lebhaften Kursschwankungen bringt den
Gesellschaften ganz außerordentlich hohe Kursverluste.
Nach den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches dürfen
Wertpapiere in die Bilanz zum Anschaffungskurs nur ein-
gesetzt werden, wenn dieser niedriger ist, als der Kurs
am 31. Dezember. Ist aber der Börsenpreis an diesem
Tage niedriger als der Kurs, zu dem die Wertpapiere er-
worben wurden, so sind sie zu diesem niedrigeren Kurs des
Bilanztages einzusetzen. Da seit einer Reihe von Jahren
die Kurse der Staatspapiere dauernden Rückgang gezeigt
haben, wären also den Versicherungs-Gesellschaften, wenn
sie über erhebliche Bestände in Staatspapieren verfügt,
hätten, Jahr für Jahr erhebliche Kursverluste erwachsen.
Es liegt auf der Hand, daß diese das Gewinnresultat ver-
schlechtern und zu großen Schwankungen in den Gewinn-
ergebnissen führen müssen. Der weitere Nachteil, der
den Versicherungs-Anstalten aus dem Besitz von Staats-
papieren entsteht, liegt darin, daß sie aus ihm eine geringere
Zinseinnahme erzielen, als aus einer Anlage in ersten Hypo-
theken. Die Folge hiervon ist eine Verringerung der Ein-
nahmen und damit für die Versicherten eine Verteuerung!
der Versicherung. Es müßten zweifellos im gesamten
deutschen Versicherungswesen, vor allem in der Lebens-
versicherung, die Prämien ganz erheblich erhöht werden,
sobald der Anlagezwang durchgeführt würde. Die großen
Schwankungen in den Gewinnergebnissen würden es den
Lebensversicherungsgesellschaften, die von der genannten
gesetzlichen Vorschrift am meisten betroffen werden, un-
möglich machen, ihren Versicherten, wie das jetzt geschieht,
gewisse Versicherten-Dividende in Aussicht zu stellen, durch
die die Prämien eine erhebliche Verringerung erfahren, die
es daher vielen Versicherten überhaupt erst ermöglichen,
die finanzielle Last einer Lebensversicherung zu über-
nehmen. Diese Verteuerung der Lebensversicherung, die
viele Millionen von Versicherten treffen würde, ist aber
volkswirtschaftlich deshalb sehr bedenklich, weil sie zu
einer Einschränkung der Lebensversicherung führen müßte
und die weitere Ausbreitung dieser höchst segensreichen
Einrichtung hemmen würde. Sie ist zugleich aber auch
eine höchst ungerechte Extrabesteuerung der unteren
Schichten der Bevölkerung und des kleinen Mittelstandes,
denn aus Angehörigen dieser Kreise setzt sich die große
Gruppe der lebensversicherten Personen vorwiegend zu-
sammen.
460
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 29
ZEITSCHRIFTENSCHAU
für Juni 1911.
Technische Physik.
„Eine Musterstätte des praktischen Materialprüfungswesens."
St. u. E. 31, Nr. 22, S. 873. Schilderung des ehem. Labora-
toriums und der chem.-phj'sik. Versuchsanstalt, von Friedr. Krupp,
A.-G., in Essen.
„Der Widerstand einbetonierten Eisens gegen Gleiten in
seiner Abhängigkeit von der Länge der Eiseneinlagen." Von
C. Bach, Z. d. V. 55, Nr. 21, S. 859. Versuche, ihre Ergeb-
nisse und math. Auswertung.
„Untersuchung von Flüssigkeiten, die als vermittelnde
Körper im oberen Prozeß einer Mehrstoffdampfmaschine Ver-
wendung finden können." Von Dr. phil. Hermann Hort, Dipl.-
Ing., Z. d. V. 55, Nr. 23, S. 943". Untersuchung von Nitro-
benzol und eines Erdöldestillates in bezug auf ihre Dampf-
eigenschaften.
Industrielle Feuerungen.
Dampfkessel.
„Die Dampferzeuger auf der Weltausstellung in Brüssel."
Von Prof. H. Franke, Z. d. V. 55, Nr. 22, S. 873. Besprechung
der ausgestellten Typen und ihrer Armaturen.
„Versuche an einer Oeneratorgasanlage." Von Dr. ing.
Kurt Neumann, Z. d. V. 55, Nr. 22, S. 892.
„Ueber Garantie- und Verdampfungs-Versuche an Dampf-
kesseln." Von Paul Koch, D. prakt. Masch. -Konstr. 44, Nr. 21,
S. 179. Betriebsverhältnisse, Anheizzeit, Heizwert des Brenn-
stoffs, seine Qualität, Verdampfungsfläche, Wasser- und Dampf-
inhalt, Schornsteinabmessungen, Zugmessungen usw.
Hüttenwesen.
„Ueber Führungen an neueren Draht- und Feinstraßen."
Von Münker, St. u. E. 31, Nr. 22, S. 883. Besprechung der
Konstruktion in Rücksicht auf die praktischen Anforderungen.
„Neuere Bestrebungen in der Verwendung der Gase in Eisen-
hütten und Kokereien." Von Dr. ing. h. e. Lürmaun, St. u. E. 31,
Nr. 23, S. 913. Wertberechnung der Abgase, Nebenerzeugnisse
aus ihnen, Teer und seine Verwendung, Beleuchtung mittels!
der Gase, Heizung.
„Mineralogische Zusammensetzung einiger Minetten." Von
Blum, St. u. E. 31, Nr. 23, S. 922. Chemische Analysen.
„Ausnutzung minderwertiger Brennstoffe auf Zechen des
Oberbergamtsbezirks Dortmund." Von Dobbelstein, St. u. E. 31,
Nr. 23, S. 924. Von Steinkohlen herrührende minderwertige
Brennstoffe auf dem Planrost, in Unterwindfeuerung, in Hydro-
wirbelfeuerung, in der Kridlofeuerung; Versuche mit Koksaschen-
briketts.
„Ueber ein Verfahren zur Berechnung des zur direkten
Reduktion im Hochofen verbrauchten Kohlenstoffes." Von Wüst,
St. u. E. 31, Nr. 24, S. 953. Verfahren, das auf die Art und
Weise der Vergasung des Kohlenstoffs gegründet ist.
„Ueber Magnesit." Von Hörhager, St. u. E. 31, Nr. 24,
S. 955. Vorkommen und Gewinnung, Brennen, Herstellung von
Magnesitsteinen.
„Schürlochverschlüsse für Gaserzeuger." Von Dr. ing.
Fricke, St. u. E. 31, Nr. 24, S. 964. Konstruktive Erläuterungen.
„Wichtige Fragen aus der Kraftversorgung unserer Hütten-
werke durch Gichtgase." Von Obering. Hoff, St. u. E. 31,
Nr. 25, S. 993. Fragen der Meßtechnik.
„Ueber die elektrische Roheisenerzeugung auf dem Ver-
suchswerk am Trollhättan." Von Neumann, St. u. E. 31, Nr. 25,
S. 1010. Ofenbeschreibung, Elektroden, Gaszirkulation, elek-
trische Anlagen, Anlagekosten, Berechnung der Oefen, der Be-
trieb, Eisenerze, Elektrodenverbrauch, Beschickungen, Gewölbe
und Schmelzraum, Roheisen und Schlacke, Gase, Spannungen
und Stromstärken.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Moderne Kugellagerkonstruktionen." Von Dir. Brühl, Der
prakt. Masch^-Konstr. 44, Nr. 21, S. 175. Konstruktionserläute-
rungen.
Hebezeuge.
„Elektrisch betriebene Kohlenlösch- und Lageranlage der
Portlandzementfabrik von Dyckerhoff & Söhne in Amöneburg
bei Biebrich a. Rh." Von Prof. Buhle, Beschreibung und
Betrieb des mit einer Verladebrücke verbundenen, fahrbaren
und mit einem Drehkran ausgerüsteten Portales.
Kraftmaschinenbau.
„Der heutige Stand im Dampfturbinenbau." Von Dr. ing,
Meuth, Dingl. pol. Journ. 326, Nr. 22, S. 337. Vorbemerkung,
Bauarten, Konstruktionsdetails, Vor- und Nachteile usw.
„Ein neuer Rotationsmotor für Flugmaschinen." Von Reg.-
Bmstr. Dierfeld. Gnome-, Delfossemotor.
„Versuchsfahrten mit 2 C 1-Vierzylinder-VerbundheiRdampf-
lokomotiven der württembergischen Staatseisenbahnen." Von
Insp. Dauner, Z. d. V. 55, Nr. 21, S. 833. Angaben über
Leistungen, Dampfverbrauch, Wasserverbrauch und Belastungs-
tabellen. Ergebnisse des ersten Betriebsjahres.
„Die Wärmeausnutzung der heutigen Kolbendampfmaschine."
Von Obering. Dipl.-Ing. Heilmann, Z. d. V. 55, Nr. 23, S. 921.
Heißdampfverbundmaschine und Gleichstromdampfmaschine.
„Beiträge zur Berechnung der Zentripetal(-Franzis)-Tur-
binen." Von Prof. Camerer, Z. d. V. 55, Nr. 23, S. 933.
Erwägungen über den Arbeitsvorgang, Lage der Ein- und Aus-
trittspunkte usw.
„Gleichstrom-Dampfmaschine mit kurzem Zylinder und
kurzem Kolben." Von Sondermann, D. prakt. Masch.-Konstr. 44,
Nr. 21, S. 177. Beschreibung der Bauart Todd.
„Berechnung einer dreistufigen Druck-Dampf-Turbine." Von
Eichelberger, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 23, S. 195. Voll-
ständiges praktisches Rechnungsbeispiel.
Pumpen und Gebläse.
„Wirkungsweise und Berechnung der Windkessel von Kolben-
pumpen." Von Gramberg, Z. d. V. 55, Nr. 21, S. 842. Ueb-
liche Theorie, Zeitdiagramme, eine experimentell-mathematisch-?
Darstellung der Vorgänge und Ableitung der Berechnungsweise
hieraus.
' Elektrotechnik.
„Die Elektrotechnik im Dienste der Feuerwehr." Von
Branddir. v. Moltke, E. T. Z. 32, Nr. 22, S. 540. Beleuch-
tungen, Alarm, Telephon, Feuermelder, Abfrage-Apparate, Motor-
wagen usw.
„Die Einwirkung der Strompreise auf die Belastungsverhält-
nisse der Elektrizitätswerke." Von Norberg-Schulz, E. T. Z, 32,
Nr. 23, S. 557. Asymptotische Annäherung der Einnahmen
an einen Grenzwert von etwa 100 Pf. pro inst. KW bei Preis-
herabsetzung pro KW/Stde.
„Ueber die Energieverteilung in Fernsprechkreisen." Von
Breisig, E. T. Z. 32, Nr. 23, S. 558. Herleitung aus Mes-
sungen, Verluste durch Mikrophone und deren Deckimg, Wir-
kungsgrad der Fernleitungen, seine Verbesserung usw.
„Die Hochspannungskraftübertragung der Hidrodectrica
Espanola." Von Dipl.-Ing. Neustätter, E. T. Z. 32, Nr. 23,
S. 561. Beschreibung der Anlagen.
„Ueber die Dimensionierung der einphasigen Kommutator-
motoren mit besonderer Berücksichtigung der schweren Zugförde-
rung." Von Prof. Osanna, E. T. Z. 32, Nr. 24, S. 581. Ab-
leitung der Formeln, ihre Zusammenstellung und Anwendung.
„Eine neue Meßbrücke zur Untersuchung von Blitzableiter-
anlagen." Von Dipl.-Ing. Wurm, E. T. Z. 32, Nr. 24, S. 593.
Telephonmeßbrücke zur Bestimmung von Uebergangswider-
ständen an Erdableitungen.
,jDie Fahrleitung der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft
auf der Strecke Dessau — Bitterfeld". Von Reg.-Bmstr. W.
Usbeck, E. T. Z. 32, Nr. 25, S. 609. Konstruktionserläute-
rungen.
„Die magnetische Prüfung von Eisenblech." Von Guml'ch
und Rogowski, E. T. Z. 32, Nr. 25, S. 613. Verlustmessung
bei Parallelschaltung, Messung der Permeabilität. Bemerkungen
zu dem Aufsatz vom Prof. Dr. Epstein.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Anforderungen der Hvgiene an Privatwasserleitungen."
Von Ing. Dalldorf, Journ. f.'Gasbel. LIV, Nr. 21, S. 490. Be-
leuchtung der allgemein herrschenden Vorschriften und Be-
stimmungen.
„Zur statischen Llntersuchung des Bassinrundganges eiserner
Gasbehälterbecken." Von Fröhlich, ebenda, S. 501. Mathe-
matische Untersuchungen.
„Fortlaufende Bestimmung und Aufzeichnung des Kohlen-
säuregehaltes von Gasen." Von Prof. Dr. Strache. ebend.i,
Nr. 23, S. 548. Beschreibung des Apparates, s:iner Wirkun^^s-
weise und praktischen Ergebnisse.
„Die Wirtschaftlichkeit von Horizontalöfen mit 6 ni Re-
torten." Von Dir. Göhrum,' ebenda, Nr. 24, S. 573. Neuere
zahlenmäßige Ergebnisse.
vBenzolfabrikation." Von Prof. Simmersbach, ebenda, Nr. 2i,
S. 581, Beschreibung des Verfahrens und der Apparatur.
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
461
Flugtechnik.
„Die Versuchsanlage für Luftschrauben-Untersuchungen der
Geschäftsstelle für Flugtechnik des Sonderausschusses der Jubi-
iäumsstiftung der deutschen Industrie." Von Dr. ing. Bende-
mann, Z. f. Flugtechn. und Mot.-Luftschiff. 2, Nr. 2, S. 137.
Einfluß radial veränderlicher Schraubensteigung, Einfluß von Vor-
sprüngen am Flügelprofil, Einfluß des Armvvinkels usw.
„Neue Flugzeuge." Von Dr. Quittner und Dipl. -Ing. A.
Vorreiter, ebenda, S. 143. Der „Lohner-Daimler"-Pfeilflieger.
„Navigation mittels Derivators." Von Boykow, ebenda,
S. 145. Darstellung des Verfahrensi.
Verschiedenes.
„Besuche von Fabriken zu Studienzwecken und § 5 des
Reichshaftpflichtgesetzes." Von Rechtsanwalt Dr. P. Witt-
kowsky, St. u. E. 31, Nr. 24, S. 971. Nichtigkeit aller Ver-
suche der Werksunternehmer, sich der Haftpflicht durch Unter-
schreibeniassen entsprechender Reverse zu entziehen.
„Die Torfgewinnungsmaschine, Bauart Strenge." Von Reg.-
Bmstr. Paulmann und Reg.-Bmstr. Blaum, Z. d. V. 55, Nr. 24,
S. 979. Allgemeine Gesichtspunkte, Arbeitsvorgang, Arbeits-
plan, Konstruktionseinzelheiten.
„Emery-Dampfmesser." Von Dipl. -Ing. Ernst Ciaassen, D.
prakt. Masch. -Konstr. H Nr. 23, S. 199. jVlathem. Ableitung,
Wirkungsweise und Baubeschreibun^. K. S.
Ansichtskarten vom Erholungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be-
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Verbandskollegen Herrn Bürgermeister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Die Verbandsleitung.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technitter-Verbandes
zu beziehen.)
Mascliinenelemente. Von Georg L i n d n e r , Prof. an der Techn.
Hochschule zu Karlsruhe. Preis geh. 8,50 M, geb. 10 M.
Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt.
Das Gebiet der Maschinenelemente umfaßt bekanntlich so
vielerlei Probleme der Mechanik und Festigkeitslehre, daß man
beim Studium und der Anwendung immer wieder auf schwierige
Fragen stößt. Diese hat der Verfasser in einer zum Gebrauch
geeigneten Form zu lösen versucht; im übrigen war er stetsi
bestrebt, den reichen Stoff in beschränkter Ausführlichkeit und
in möglichst knapper Fassung zu behandeln. Die Beschrei-
bungen und zahlreichen, meist als Schnittzeichnungen aus-
geführten Abbildungen, sind zum großen Teil aus Luegersj
Lexikon der gesamten Technik, bei dem der Verfasser dasi
Kapitel „Maschinenelemente" bearbeitet hat, übernommen. Prof.;
Lindners Arbeit ist damit noch einmal in besonderer Buchform
erschienen. Das Werk wird sich durch seine Handlichkeit,
wohlfeilen Preis, durch die übersichtliche Anordnung des Stoffes
und die reiche Illustrierung sicherlich gut einführen.
Leitfaden der Kurvenlehre. (Analytische Geometrie der Ebene.)
Von Professor Dr. K. D ü s i n g. Mit zahlreichen An-
wendungen aus der Technik von Dipl.-Ingenieur Ernst
Preger, sowie vielen Uebungen und 117 Abbildungen.
Preis 2.20 M. Hannover, Dr. Max Jänecke, Verlags-
buchhandlung.
Im. Gegensatz zu den vorhandenen Lehrbüchern über ana-
lytische Geometrie der Ebene, die dieses Gebiet vom mathe-
matischen Standpunkte aus behandeln, bringt der vorliegende
Leitfaden das für die Technik so wichtige Gebiet der Kurven-
lehre in einer Bearbeitung, die nicht die Interessen des Mathe-
matikers, sondern die des Technikers in erster Linie berück-
sichtigt. Daher behandelt das Buch außer den Kegelschnitten!
auch die Sinuslinie, Adiabate, die verschiedenen Rollkurven und
die logarithmische Spirale. In dem Werke ist der einfachste
und leichteste Weg der Entwicklung gewählt. Die Darstellung,
ist leichtverständlich und anschaulich, sie wird durch zahlreiche
Abbildungen unterstützt und erleichtert daher auch das Selbst-
studium. Das Gelernte kann an Uebungsbeispielen befestigt
werden, deren Resultate am Schluß des Buches angegeben
sind. Eine große Zahl von Anwendungen aus der Praxis, von
Dipl.-Ing. Ernst Preger bearbeitet, beleben die Darstellung und
werden für den Techniker von besonderem Interesse sein.
H :: :: H :: BRIEFKASTEN ;: :: :: :: ;: H
Nur Anfragen, denen Rückporto beihegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
\X/ o h n ü n g und Mitgliednummer hinzuzufügen, Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Line
Rücksendung der IVlanuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrüt klich ab. Die zur Erläuterung der Fr.igen notwendigen Druck-
StöcKe 2ur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorlier bezahlen.
Technik
Frage 162. Womit tränkt man am besten die Filz-Dich-
tungsringe der Kolben von Jauchepumpen ? Die Ringe dürfen
nur unwesentlich zusammenschrumpfen, wenn beispielsweise die
Pumpe längere Zeit unbenutzt unter dem Einfluß der Sonnen-
strahlen steht.
Frage 163. Zum Trocknen von Rübsamen, Getreide und
Hülsenfrüchten werden Trockenapparate, die gänzlich aus Holz
hergesteilt sind und durch Oefen bezw. Heißluft geheizt werden,
verwendet. Die Temperatur in den Apparaten beträgt 120^ C.
Womit wird das Entzünden des Holzes mit Sicherheit ver-
hindert? Feuerschützende Anstriche haben sich infolge Ab-
nutzung nicht bewährt.
Frage 164. Welche Umfangsgeschwindigkeit gibt man der
Trommel einer Breit-Dreschmaschine?
Frage 165. Sägespäne sollen durch Zusatz von Bindemitteln
zu einer Masse verarbeitet werden, die gegen Druck und Zug
widerstandsfähig ist. Welches Bindematerial ist dafür geeignet
und welche Fabrikationsmethode ist zu empfehlen? Wie erklärt
sich die große Festigkeit des Steinholzes?
Frage 166. An Zentralheizungskesseln gibt es selbsttätige
Reguliervorrichtungen des Luftzuges in dem Fuchs, derart, daß
der Schieber durch eine Quecksilbersäule beeinflußt wird.
Kann mir einer der Herren Kollegen über die Konstruktion eines
solchen Quecksilberstandrohres Aufschluß geben?
Zur Frage 149. Emaillewände. Ich habe mit den untei
dem Namen „biegbare Emaille" in den Handel gebrachten
Blechtafeln keine guten Erfahrungen gemacht. Es scheint mir
daher Vorsicht bei der Verwendung derartiger Fabrikate an-
gebracht. Wsch. -Görlitz.
Zur Frage 150. Wasserbassin. Die Herstellung des Wasser-
bassins aus Ziegelsteinen ist nicht ratsam, weil die Porosität der
Steine eine größere Mauerstärke bedingt, als der Wasserdruck
erfordert. Die zwischen I-Trägern eingewölbte Decke erscheint
mir zu schwach. Die Zementschicht des Deckenfußbodens als
Bassinboden zu benutzen, ist technisch nicht einwandfrei, da
bei der Herstellung der Decken im allgemeinen keine Rücksicht
auf absolute Wasserdichtigkeit gelegt wird. Ich empfehle daher,
die Anordnung eines Eisenbeton-Reservoirs von ca. 8 bis
10 cm Wand- und Bodenstärke. Der Behälter kann jede ge-
wünschte Form erhalten, auch können die senkrechten Eisen-
einlagen bis zur Dachkonstruktion durchgeführt und somit zur
Entlastung der Kuhstalldecke verwendet werden. Der Zement-
betonmischung muß zur Erzielung unbedingter Wasserdichtig-
keit ein genügender Zusatz von Nettethaler Traß gegeben werden.
Der 2 cm starke innere Zementputz der Wände und Sohle erhält
am besten einen Zusatz von Andernachs Mörtelzusatz A. W. A.
und einen Anstrich von Inertol oder Siderosthen-Lubrose. Beide
Anstriche bedingen eine 5tägige wechselweise Entfernung des
Wassers, sind dann aber auf den Inhalt in bezug auf Geruch und
Geschmack ohne jeden Einfluß. Die Ausführung des Behälters
überlassen Sie am besten einer Spezialfirma, die die statische
Berechnung nebst Kostenanschlag kostenlos liefern wird.
Sander- Rheydt.
Zur Frage 154. Schwitzwasserbeseitigung in Viehställen.
I. In ähnlichen Fällen hat sich eine Verkleidung mittels Asbest-
Zementtafeln von 4 bis 5 mm Stärke bewährt. Bedingung ist
jedoch eine genügende Zufuhr von Frischluft in den Stall
Zu weiteren Auskünften bin ich gern bereit.
Oskar B ö s c h e - Hamburg, Bismarckstraße 4 II.
II. Einen absolut dichten Abschluß der unteren Stalldecke
erreichen Sie durch Verwendung von Patent-Falztafeln „Kosmos",
mit darüber aufzubringenden Zementputz. — Wenn Sie durch-
aus Asphaltplatten vermeiden wollen, so kommt nur noch ein
Rabitzputz der unteren Deckenfläche in Frage. Allerdings müssei
Sie für eine gute Stallentlüftung Sorge tragen.
Sander- Rheydt.
462
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911^
Heft 29
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
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Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützuigskasse 30-60 M (vom I.Juli 1911 ab
45-90M) pro Monat. 5. Unterstützungskasse für in Not geratene Mitglieder.
6. Darlehenskasse, zinsfreie Darlehen bislOOM. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis
300 M. 8. Rechtsauskunft u. 9. Rechtsschutz in allen berufl. Streitsachen.
Angegliedert eine Krankenkasse u. eine Pensions- u. Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Borsch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW. 68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Einige Freistellen im Erholungsheim
sind an bedürftige Verbandsmitgiieder zu vergeben. Anträge
sind zu richten an die Verbandsleituncr.
40. Liste der Besucher des Erholungsheims.
1127/28 Franz Pölitz und Frau, Militär-Bausekretär, Leipzig.
1129 Karl Löschke, Militär-Bausekretär, Berlin. 1130 Wilhelm
Wagner, Militär-Bausekrctär, Berlin. 1131 Gustav Sockol, Mili-
tär-Bausekretär, Berlin. 1132 Heinrich Grimm, Chemiker, Bens-
heim a. d. L. 1133/35 Frau Betriebsassistent König mit Kindern,
Altenbrögge. 1136/37 Ernst Reiche mit Frau, Baumeister, Leipzig.
1138/42 G. Bursch mit Kindern, Architekt, Hameln. 1143/45
W. Schmidt mit Familie, Architekt, Bremen. 1146 Friedr. Jakoby,
Baurat, Altona. 1147 Herm. Schumacher, Tiefbautechniker,
Brunsbüttelkoog. 1148 H. Heuschel, Oberingenieur, Braun-
schweig. 1149/50 Frau Kampe mit Sohn, Braunschweig. 1151
H. Menzel, Architekt, Berlin. 1152 Heinr. Balz, Schiffsbautech-
niker, Bremen. 1153/55 Frau Baumeister Scholz mit Töchtern,
Königshütte (O.-S.). 1156/59 Karl Becher mit Familie, Zimmer-
meister, Halberstadt.
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
95. Quittung.
Sammlung des Tcchn. -Vereins Offenbach a. M. (200 M,
hiervon 100 M für den Baufonds und 100 M für die ünter-
stützungskasse des Erholungsheimes) und zwar: Wilhelm Schäfer
30 M, Ludwig Grundel 10 M, Oust. Lang 10 M, Karl Neu-
becker 10 M, Karl Horn 10 M, Heinr. Messing 10 M, Jonasi
Heinrich 10 M, Karl Zimmermann 10 M, Friedr. Seum 5 M,
Harald Hansen 5 M, Herm. Schmidt 5 M, Rieh. Pornig 5 M,
Arth. Hauffe 5 M, Karl Kästner 5 M, Heinr. Ratz 5 M, Karl
Glaser 5 M, Joh. Werner 5 M, Heinr. Reinartz 5 M, Adam
Schupp 5 M, Jakob Rücker 5 M, Willi Ermold 5 M, P. Michiel
5 M, Georg Müller 4 M, G. Wilhelm 3 M, W. Gottfried 3 \1,
Herm. Kaltschmied 3 M, Chr. Grünheit 3 M, Ljudolf Nessel
3 M, Jak. Reisacker 2 M, A. Weidmann 2 M, Joh. Stier 2 M,
Georg Arnold 2 M, C. Jung 2 M, Paul Nenner 1 M. Gg.
Weißer, Keetmanshoop, S.-W. -Afrika 4 M. Rieh. Nebel, Alitgl.-
Nr. 37 858 1,40 M. A. Heyroth, Seega, Mitgl.-Nr. 53 338 IM.
Verein staatl. Techn. zu Hamburg 19,10 M. A. Engel, Bi-
bundi, Kamerun, Mitgl.-Nr. 59 520 1,75 M. Techn. -Verein Plauen
100 M. Sammlung des Techn. -Vereins zu Bottrop i. W. 20 M.
Vereinigung Görlitzer Techn,iker 20 M. V. Winterkorn, Lud-
wigshafen, Mitgl.-Nr. 22 607 1 M. Techn. -Verein Hildesheim
50 M. Bautechn. Ed. Schäfer in Vienenburg, Mitgl.-Nr. 48 447
25 M. Himmelfahrtsspende der Bez.-Verw. Halle a. S., vom
Tecnn.-Verein Zeitz und Umg. 15 M. Sammlung gelegentlich
eines Ausfluges der Bez.-Verw. Halle a. S. nach dem Erholungs-
heim, Himmelfahrt 1911 und zwar: Bez.-Verw. Halle a. S.
25 M, Verein städt. techn. Beamten Halle a. S. 25 M, Maschinen-
Techn. -Verein Halle a. S. 15 M, Techn. -Verein Halle a. S.
15 M, Techn.-Vercinigung Wittenberg UM, Skatspieler im Ma-
schincn-Techn.-Verein Halle a. S. 6,75 M, Karl Taube, Halle
an der Saale 8,25 M, Rieh. Tröger, Halle a. S. 5 M, E. Schölzel,
Halle a. S. 1 M, F. Heineck, Halle a. S. 1 M, O. Hohmann,
Halle a. S. 1 M, Moosbach, Merseburg 1 M, Fr. Stolz, Bitter-
feld 3 M, A. Donnerhack, Weißenfels 2 M.
Berichtigung. In Heft Nr. 21, Seite 335, 2. Reihe
von oben muß es heißen: Schmidt & Biernacki, Berlin-Brom-
berg, anstatt Berlin-Hamburg, 5 M.
Abteilung: Unter Stützung? kasse
des E r h o 1 u n g s Ii e i ni e s.
24. Quittung.
Sammlung des Techn. -Vereins Offenbach a. M. 100 M.
S.
Steinle, Chemnitz für 1 Freistelle 100 M. Georg Gaedke, Berlin
20,80 M.
Gesamtbetrag der 1. bis 23. Quittung 2522,31 M.
Gesamtbetrag der 24. Quittung 220,80 M^
" 2743,11 MT
Mit herzlichem Dank bescheinigen wir auch den Empfang
dieser Spenden. Hoffentlich erlahmt die Gebefreudigkeit auch
in Zukunft nicht, damit wir uns immer mehr unseres Erholungs- ■
heimes freuen können.
Die Verbandsleituns.
Sitzungs-Kalender der Bczirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,U. T.-Z." bis spätestens Sannabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seile
besuliriehenen Blattern eingereicht werden. Bei jeder tinsendung Ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Vrrsammiungstag und (3rt,
Br. A. = Briefaufschrift — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Vcrbandszeltung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Dezirksverwallungen
Brandenburg. Die Herren Kollegen seien hiermit darauf
aufmerksam gemacht, daß von jetzt ab wieder Billette für den
Sportpalast zum ermäßigten Preise von 75 Pfg. für das Stück
(sonst 1 M) im Verbandsbureau erhältlich sind.
Niedersachsen. Laut Beschluß der letzten Vorstandssitzung;
werden die Einzclmitglieder unserer Bezirksvcrwaltung hiermit
nochmals dringend gebeten, die Fragebogen zwecks Gruppen-
einteilung nunmehr umgehend an unseren Kassierer, Kollegen
G. Hübel, Hannover-Ricklingen, Nordfeldstraße 2, zu senden,
da sonst eine geordnete Zählung innerhalb unserer Bezirks-
vcrwaltung unmöglich ist.
Pommern. Unser nächster Bezirkstag findet im August
in Swinemünde statt. Die Vereine bezw. Einzelmitglieder werden
gebeten, evtl. zu stellende Anträge bis zum 25. d. Mts. dem.
Vorsitzenden, Kollegen Beyer, Stettin, Oberwiek 70, zuzusenden.
Die genauen Termine und Tagesordnung werden noch bekannt-
gegeben.
West prenßen. Bezirkstag am 13. August d. J.
in Könitz. Anträge sind bis zum 22. Juli d. J. an den
Vorsitzenden, Ingenieur Schmidt, einzureichen.
Zii'eisvereine
Gemischte Vereine.
Bernbnrg. Technischer Verein. Zu der am 1 2.
und 13. August in Bernburg stattfindenden Wand er-
Heft 29
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
463
Versammlung der Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt
erlauben wir uns hierdurch alle werten Kollegen mit Damen
ergebenst einzuladen. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung.,
Genaues Programm wird später bekannt gegeben.
Berlin. Technischer Verein, gegr. 1882. Vereins-
lokal: Industrie-Festsäle, Beuthstr. 20. Br.-A. : F. Schneider,
Charlottenburg, Brauhofstraße 4. Die Besichtigung der Brauerei
Königstadt, A.-G., Berlin N. 37, findet am Sonntag, 23. Juh,
vormittags präz. lO^/^ Uhr, statt.
Greifswald. Techniker-Verein. Vors. u. Br.-A. :
C. Rost, Oreifswald, Baderstr. 24. Sonnabend, 15. Juli 1911,
abds. 81/2 Uhr, Hauptversamml. im Vereinslokal Rest. Ihlenfeld,
Rotgerberstr. 8. Tagesordnung: 1. Verlesen des letzten Sitzungs-
berichtes. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Verbandsschreiben.
4. Zahlung der Beiträge. 5. Mitteilungen und Anträge. Wir
bitten um pünktliches, zahlreiches Erscheinen. Diejenigen Mit-
glieder, die noch mit dem Beitrage für das 2. Quartal im Rück-
stände sind, ersuchen wir, diesen mit dem für das 3. Quartali
umgehend an unseren Kassierer, Koll. Bastei, am Graben 12,
einzusenden.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung: Dienstag, 18. Juli, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Verbands-
angelegenheiten. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes.
Kiel. Techniker-Verein. Vors.: Otto Behrens.
V. u. O. : An jedem 1. und 3. Donnerstag eines Monats, abends
8V2 Uhr, im „Patzenhofer", Falckstraße 12. Br.-A.: Otto
Behrens, Ingenieur, Kiel, Fährstraße 7. Mitgliederversammlung
am 20. Juli, abends 8V2 Uhr präzis. Tagesordnung: 1. Protokoll-
verlesung der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Sonstiges. Wir nehmen
heute schon Gelegenheit, auf die stattfindende Oeffentliche Ver-
sammlung hinzuweisen, in der Herr Schubert, Berlin, über:
„Die Bewegung der Marinetechniker" sprechen
wird. Alle näheren Bekanntmachungen hierzu erfolgen durch
die Tageszeitungen. Wir halten es für selbstverständlich, daß'
kein Kollege dieser Versammlung fern bleibt, um nach außen
hin eine wuchtige Kundgebung in Erscheinung treten zu lassen.
Techniker im Baugewerbe.
Interessengruppe der Vermessungstechniker.
Chemniiz. Der Landesverein d-e r Vermessungs-
techniker im Königreich Sachsen hat für Sonntag,
23. Ju?i 1911, in, Chemnitz eine außerordentliche Versamm-
lung anberaumt, wozu die Herren Vertreter der Ortsvereine
hierdurch nochmals eingeladen werden. Die Tagesordnung ist
den Ortsvereinen besonders mitgeteilt worden. Ferner wird
hierdurch noch bekannt gegeben, daß auf Ansuchen des Landes-
vereins Herr Stadtvermessungs-Assistent Schweisfurth aus]
Elberfeld, Vorstandsmitglied der Interessengruppe, im Auftragq
der Verbandsleitung anschließend an die Wanderversammlung
des D. T.-V. in Dresden, Vorträge bei den einzelnen Ortsj-»
vereinen in Sachsen halten wird.
Zu diesem Zwecke haben die Ortsvereine Plauen und
Zwickau gemeinschaftlich in Reichenbach, die Ortsverci e Leipzig
und Chemnitz dortselbst Versammlungen anberaumt.
Herr Schweisfurth wird sonach am 18. d. M t s. in
Reichenbach i. V., Hotel „Zum goldnen Lamm" von
Vo9 Uhr abends ab über : „W ie müssen sich die Ver-
messungstechniker zur Erreichung ihrer Ziele
organisiere n", am 2 0. d. ,M t s. in Leipzig, Hotel
„Sieben-Männer-Haus", Bayersche Str. 1, von Vs^ Uhr abends
ab, über: „Die Forderung der Vermessung stech-'
niker und der Deutsche Techniker-Verband"
und am 2 2. d. Mts. in Chemnitz über: „Der Beruf
des Vermessungstechnikers und seine Stellung
und Ziele im Wirtschaftsleben der Gegenwart
und Zukunft" sprechen.
Die genannten Ortsvereine laden hierdurch Freunde und,
Gönner der in ihren Orten befindlichen Brudervereine des
D. T.-V. zum Besuch der Vortragsabende ganz ergebenst ein.
Die Mitglieder werden gebeten, Kollegen, die unserer Organi-
sation noch nicht angehören, zu diesen Veranstaltungen mit-
zubringen.
Staatstechniker.
Zwickau. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bahnmeister ' P. Baum, Zwickau, Bahnhofstr. 46 1. Sonntag,
23. Juli, nachmittags 3 Uhr, findet im Hotel „Zur Rose"
Zwickau, Mittelstraße, Versammlung mit Fachvortrag statt. Ein-
teilung: 1. Geschäftliches. 2. Fachvortrag des Kollegen Herrn
Bausekretär Tramm, Dresden „über den Bau von Notbrücken".
3. Verschiedenes. Erscheinen sämtlicher Kollegen dringend er-
forderlich. Freifahrt wird gewährt. Haben Sie schon Ihren
Vereinsbeitrag bezahlt?
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von,
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teii,
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.'
Techniker -Verein Barmen.
Am 27. Juni verschied nach langem, schwerem Leiden
unser verehrter Kollege, der
Architekt Wilhelm Schmitz.
Wir betrauern in dem Verschiedenen einen lieben
Kollegen, weichem wir ein bleibendes Andenken in unserm
Verein sichern werden. Der Vorstand.
Metzer Techniker-Verein.
Am 1. Juli verschied nach langem Leiden unser lang-
jähriges Mitglied
Herr Hermann Borfitz,
Kgl. Militär-Bausekretär.
Wir verlieren in dem Verstorbenen einen liebenswürdigen
Kollegen. Seine vorzüglichen Eigenschaften sichern ihm
ein ehrendes Andenken. Der Vorstand.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker- Verbandes in Sonders-
hausen.
Haben Sie
schon gelesen,
was in der neuen Nummer der Deutschen Techniker-
Zeitung gestanden hat? So sollte ein Kollege den
anderen fragen, um sein Interesse an den Standes-
fragen zu wecken. Noch nicht organisierten Kollegen
gebe man die Zeitung mit den wichtigsten Stellen
angestrichen zum Lesen. ■■■■■■■■■■
464
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 29
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150 M. Ang. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2148 Friedenau b. Berl., Arch.-Bureau sof. tücht. zuverl.
Bt., saub. Zeichn., mit statisch. Berechn. bewandert und fl.
Handschrift. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.-
2150 Berlin, Arch. sof. j. Bt. 120 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2151 Bunzlau, Kgl. Beh. sof. erf. Bt. z. Vertretg. d. Bau-
supernumerars, m. d. lauf. Dicnstgeschäft. vertr. Stellungsd.
bis Nov. 1912. 180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauplstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2152 Schönsee i. Westpr., Baugesch. sof. gew. Bt., mögl.
m. poln. Sprachkenntn. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-.\nspr.
Zweigst. Danzig, an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Herta-
straße 17.
2153 Stolp i. Pomm., sof. Arch., erf. Bauf., z. Leitg. v.
Ausstellungsbaut. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin, an
Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
2154 Kempen i. Pos., Kgl. Beh. sof. Bt., 25 bis 30 J.,
m. d. lauf. Dienstgeschäft, durch, vertr. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen, an Hn. Bautechn. König,
Hohenlohestraße 3.
2155 Zwickau i. Sa., Arch. od. Bt., der mögl. schon in
Arch. -Bureaus tätig war. 130 bis * 170 M. Ang m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2156 Potsdam, Zimmereigeschäft sofort ält. gewissenhafter
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Posen, an Hn. Bautechn. König, Hohenlohestr. 3.
2158 Goslar, Kgl. Beh. sof. T. f. Erweiterungsbau ein.
kath. Kirche. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
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Zeichn., m. Erf. in Bauausführung. 120 M. Ang. m. Zeugn.-
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Frankfurt a. M.-Bk,, Adalbertstr. 73.
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Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Danzig, an Hn. E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastraße 17.
2187 Charlottenburg, sof. tücht. Bt. 150 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2188 Niederschönhausen, sof. tücht. Bt. f. Bureau u. Baust.
Bis 180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
2189 Charlottenburg, jüng. Bt. 120 bis 130 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2190 Bremerhav., Arch.-Bureau sof. tücht. T., m. all. vor-
kommenden Arbeit, vertr. 150 bis 160 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2191 Sachsen, Granitsteinbruch u. kl. Baugesch. sof. Hoch-
bau- od. Steinmetztechn., n. üb. 30 J. alt, mögl. verheiratet.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
2192 Wernigerode a. H., Baugesch. sof. tücht. Bauf., n.
uht. 25 J., selbst. Arbeit., gew. Zeichn. u. Konstr. Ang. m.
Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2193 Küstrin, Baugesch. sof. tücht. T., gel. Maur., im
Hochb. erf. Ang. m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2194 Magdeburg, Beh. ält. T., m. Bauleitg. u. Abrechng.
durch, vertr. 150 bis 180 AI, keine Zureisekost. Nur für
Bewerb., welchl., bereits an Staatsbaut. tätig war. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Magdeburg an Hn. Th. Große,
Breiteweg 175 77.
2198 Wilmersdorf b. Bln., Baumstr. sof. j. Bt. z. Projek-
tierung e. Industriepalast. 5 bis 6 M Tagesdiäten. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2199 Posen, Arch.-Bureau sof. Bt., durch, tücht. im Ver-
anschlagen u. Abrechn., auf zunächst 3 Mon., evtl. läng. 200
bis 250 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Posen, an Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
2200 Schroda, Baugesch. sof. j. Bt., gut. Zeichn. u. sich.
Rechn. 120 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Posen wie unt. 2199.
2202 Kolmar (Posen), Maurermstr. sof. ält. Bt., äußerst
tücht. Kraft, im Vcranschl. u. Abrechn. erf. Dauernd. Ang. ni.
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Deutsche Techniker-Zeitung
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XXVIII. Jahrgang, Heft 30 Schnftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 22. JuH 1911
Inhalt: Die deutschen Getreidezölle - Unsere Stellung zum Hauptausschuß - XXII. Wanderversammlung des Deutschen Oewerbeschulverbande? vom 7. bis 10. Juni 1911
in Eisenach — Soziale Bewegung - Standesbewegung - Aus der Volkswirtschaftslehre - Zur Hausschwammfrage - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus
dem Verbände
Die deutschen Getreidezölle
Von Regierungsassessor Dr. CL. HEISS, Treptow-Berlin.
Entgegen den Arbeiterorganisationen, die sich; mehr
als dem gewerkschaftlichen Grundgedanken zuträglich ist,
den politischen Parteien, wie der Sozialdemokratie, der
freisinnigen Volkspartei und dem Zentrum eng an-
zuschließen pflegen, geraten die Privatangestellten häufig
in die Gefahr, die gerade für ihre gewerkschaftliche Organi-
sation besonders notwendige politische Neutralität mit poli-
tischer Interessenlosigkeit zu verwechseln. Wenn die
Gewerkschaften auch keine politischen, sondern soziale
und wirtschaftspolitische Aufgaben verfolgen, so können
sie doch viele ihrer Aufgaben nicht erreichen, ohne zu
ihrer Durchsetzung auf die pohtischen Parteien einen Druck
auszuüben. Die Organisationen haben daher allen Grund,
ihre Mitglieder für politische Fragen zu interessieren und
ihnen die Richtlinien zu weisen, die für deren Entscheidung
vom gewerkschaftlichen Standpunkt aus maßgebend sind,
wenn es dabei auch jedem einzelnen Mitglied überlassen
bleiben muß, darüber zu entscheiden, welcher politischen
Partei es sich anschließen will, wenn sie auch keinerlei
politischen Gewissenszwang ausüben dürfen und kein Be-
rufs- oder Standesmitglied wegen seiner politischen Ge-
sinnung von der Teilnahme an der Organisation aus-
schließen dürfen.
Wie die oberste Gewerkschaftsfrage der Arbeiter die
Lohnfrage ist, so ist die oberste Gewerkschaftsfrage der
Privatangestellten die Gehaltsfrage. Wie aber der
Nominallohn, d. h. die ziffernmäßige Höhe des Lohnes,
noch nicht die wirtschaftliche Lage des Arbeiters bestimmt,
sondern wie diese vom Reallohn abhängig ist, so hängt auch
die wirtschaftliche Lage des Privatangestellten nicht von
seinem Nominal- sondern von seinem Realgehalt ab. Unter
Reallohn und Realgehalt ist dabei der Lohn hinsichtlich
seiner Kaufkraft für die hauptsächhchsten Gegenstände
des Lebensbedarfes zu verstehen. Der viel höhere No-
minallohn der englischen Arbeiter ist zugleich ein noch
wesentlich höherer Reallohn als der niedrigere Lohn der
deutschen Arbeiter. Der englische Arbeiter kann sich mit
seinem vielleicht schätzungsweise durchschnittlich um die
Hälfte höheren Lohn als der deutsche Arbeiter nicht bloß
eine um die Hälfte bessere Lebenshaltung verschaffen.
England hat als Freihandelsland viel billigere Brot- und
Fleischpreise als Deutschland. Es hat wegen der Erhaltung
deutschen Rechts auf dem Gebiete des Boden- und Hypo-
thekenrechts auch in den größten Großstädten weit billigere
Mieten als Deutschland. Um sich also die gleiche Lebens-
haltung wie der deutsche Arbeiter zu verschaffen,
braucht der englische Arbeiter absolut einen geringeren
Betrag als der deutsche Arbeiter und dieser geringere
Betrag ist natürlich, zu seinem höheren Gesamtlohn in
Beziehung gesetzt, relativ noch ein weit geringerer Teil
seines Lohnes. Dieses Beispiel zeigt schon, welch hohes
Interesse alle in ihrem Erwerb auf die ausschließliche Ver-
wertung ihrer Arbeitskraft angewiesenen Volksschichten
an der Gestaltung der Lebensmittelpreise haben. Dieses
Interesse ist aber für die Festbesoldeten, um einmal dieses'
neueste Schlagwort unseres politischen Lebens zu ge-
brauchen, d. h. also für Staats- und Gemeindebamten
aller Grade und für die Privatangestellten weit größer,
als für die Arbeiter. Die Arbeiter können sich nämlich
gegen die Verteuerung ihrer Lebenshaltung durch Zölle
und indirekte Steuern weit wirksamer wehren, als die
Festbesoldeten. Die Gehälter der Staats- und Gemeinde-
beamten sind durch einen Schematismus geregelt, der sich
nur sehr langsam den wirtschaftlichen Veränderungen der
Zeit anzupassen vermag, da er nur durch Beschlüsse der
Gemeindevertretungen und der Gesetzgebung abgeändert
werden kann. Aber auch die 'Privatangestellten, deren wirt-
schaftliche Aktionen durch ein großes Reserveheer be-
schäftigungsloser Kräfte, die sich dem Berufe über das
Bedürfnis hinaus zugewendet haben, lahm gelegt werden,
können ihre durch die Verteuerung der Lebenshaltung
begründeten erhöhten Gehaltsforderungen nur sehr schwer
und langsam durchsetzen. Denn auch ihnen ist es, selbst
wenn sie auf die Anwendung des äußersten Mittels im
wirtschaftlichen Kampfe, den Streik, nicht grundsätzlich
verzichten, außerordentlich schwer davon Gebrauch zu
machen, da sie durch lange Kündigungsfristen in ihren
Entschließungen gehindert sind. Von der Erkenntnis des
Interessengegensatzes zwischen Unternehmern und Privat-
angestellten bis zu seiner Durchführung durch das äußerste
Mittel des wirtschaftUchen Kampfes, den Streik, ist eben
noch ein sehr weiter Weg. Jedenfalls ist so viel Tatsache,
daß, von kleineren unbedeutenden Organisationen der
Privatangestellten abgesehen, noch keine einzige einen
Streik von irgend welcher Bedeutung überhaupt nur unter-
nommen, geschweige denn durchgeführt hat. Es fehlt
ihnen also auch an der überaus notwendigen Erfahrung
im wirtschaftlichen Kampfe und es ist dies ein weiterer
Grund vor ihm zu warnen, da er, wie gesagt, nur das
äußerste Mittel darstellt. Es ist aber auch zugleich ein
gewichtiger Grund dafür, daß die Privatangestellten das
allergrößte Interesse haben, sich mit Zoll- und Steuerfragen
zu beschäftigen, denn sie werden von einer Verteuerung
der gesamten Lebenshaltung durch die Zollerhöhungen
noch weit schwerer getroffen als die Arbeiter. Auf ihnen
lastet auch noch ein erhöhter sozialer Repräsentations-
aufwand. Sie können sich fast ausschließlich nur auf
Kosten der Ernährung und Wohnung einschränken, da
/
466
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 30
man von ihnen verlangt, daß sie stets gut gekleidet sind.
Es- ist umso notwendiger, sich mit diesen Fragen zu be-
schäftigen, als der kommende Reichstrag über den Ab-
schluß neuer Handelsverträge zu beschließen haben wird.
Die Literatur, die die AgrarzöUe behandelt, schwillt dann
auch immer mehr an. Unter ihr ist bei weitem die beste
Arbeit die Denkschrift von Professor Brentano über ,,Die
deutschen QetreidezöUe", die vor kurzem in zweiter neu-
bearbeiteter Auflage in der J. G. Cottaschen Buchhandlung
in Stuttgart und Berlin erschienen ist (124 Seiten Oroß-
quart). Alle Argumente gegen die Getreidezölle sind hier
kurz und übersichtlich zusammengefaßt und die Einwände
der Gegner ausführlich widerlegt. Trotz ihrer wissen-
schaftlichen Gründlichkeit ist die Schrift gemeinverständlich
gehalten und ihre Lektüre bietet vielseitige Anregung und
einen hohen geistigen Genuß wegen ihrer temperament-
vollen und überzeugenden Darstellungsweise. Die zweite
Auflage ist mit 'neuen interessanten Tabellen ergänzt und
erweitert.
Während man in früheren Zeiten durch Ausfuhrzölle
möglichst niedrige Getreidepreise zu sichern versuchte,
stellte man zuerst in England den Schutz der Produzenten
in den Vordergrund und tat durch Einfuhrzölle dem all-
zustarken Sinken der Getreidepreise Einhalt.
In Preußen wurde die Getreideausfuhr durch das Edikt
vom 26. Juli 1811 freigegeben, aber noch mit einem ge-
ringen Zoll belegt, der 1818 ebenfalls fiel. Dagegen wurde
jetzt ein Einfuhrzoll eingeführt und in wechselnder Höhe
bis zum Jahre 1865 beibehalten. Anfangs sehr niedrig,
wurde er 1824 zu einem mäßigen Schutzzoll ausgestaltet,
wurde er 1824 zu einem mäßigen Schutzzoll ausgestaltet,
1857 aber wieder auf ganz minimale Sätze herabgedrückt.
Der Zoll betrug in den Jahren 1819 und 1824 für Weizen
44 Pfg. und 1,2 M, für Roggen 16 Pfg. und 1,2 M, für
Gerste 18 Pfg. und 1,4 M und für Hafer 12,5 Pfg. und
2,0 M. Die Sätze des Jahres 1857 waren gegen die des
Jahres 181Q, teils niedriger, teils höher, im ganzen waren
die Verschiebungen aber unwesentlich. Von 1865 bis , 1879
herrschte Einfuhrfreiheit. Erst das Tarifgesetz vom 15. Juli
1879 brachte der deutschen Landwirtschaft einen geringen
Zollschutz. Durch die Gesetze vom 22. Mai 1885 und
21. Dezember 1887 wurden die Zollsätze ganz bedeutend
erhöht. Die Handelsverträge des Jahres 1891 und 1894
brachten mit der Bindung der Zölle auf 12 Jahre eine
Herabsetzung, während der neueste Zolltarif vom 25. De-
zember 1902 mit seinem Minimaltarif für die wichtigsten
Getreidearten Tarifpositonen enthält, die teils gleich, teils
höher sind, als die vom Jahre 1887. Die Entwickelung
der Zollsätze ergibt sich aus folgender Uebersicht:
für
100 ke
nacli dem Gesetz von
1879 1885 1887 1891/4 25. XII. 02
Min. -Tarif— Max.-
Weizen ....
1,0 M
3,0 M
5,0 M
3,5 M
5,5
M 7,5 M
Roggen ....
1,0 „
3,0 „
5,0 „
3,5 „
5,0
„ 7,0 „
Hafer ....
1,0 „
1,5 „
4,0 „
2,8 „
5,0
„ 7,0 „
Gerste ....
0,5 „
1,5 „
2,25 „
2,0 „
4,0
„ 7,0 „
Futtergerste
1,5
Mais, Buchweizen
0,5 „
1,0 „
2,0 „
1,6 „
5,0 „
Mühlenfabrikate .
2,0 „
7,5 „
10,5 „
7,3 „
18,75 „
1852 wurde der Identitätsnachweis für Mehl und 1894
auch der für Getreide aufgehoben und damit die Durch-
setzung der Zolldifferenz im Inlandspreise erleichtert.
Selbst nach einem Anhänger gemäßigter landwirtschaft-
licher Schutzzölle, wie Professor K. Wiedenfeld, ist die
Wirkung der Getreidezölle unzweifelhaft, daß sich die
Inlandspreise höher stellen, als die des freien Weltmarktes.
Statistisch die Höhe zu erfassen, ist aber kaum möglich,
da unsere Preisnachweisungen wenig Rücksicht auf die
beim Getreide doch sehr wesentlichen Qualitätsunter-
schiede nehmen. Außerdem genügen selbst unter Berück-
sichtigung der noch zu ermittelnden Durchschnittsfracht-
sätze die lokalen Preisunterschiede noch nicht, um eine
einwandfreie Rechnung aufzustellen. Die Frage, ob in-
folge des immer weiter sich ausbreitenden Zollschutzes
die Nachfrage nach Getreide zurückgegangen ist und die
Weltmarktpreise deshalb gefallen sind und das Ausland
insofern den Zoll trägt, läßt sich nicht endgültig ent-
scheiden. Man kann nicht wissen, wie die Preise bei
allgemeinem Freihandel sich stellen würden. Wiedenfeld
schätzt den Druck auf den Weltmarktpreis, der durch die
Erschwerung der Einfuhr herbeigeführt werden kann, sehr
gering. Seit Einführung des neuen Zolltarifs von
1902 und der damit zusammenhängenden Handelsverträge
ist jedoch die Zolldifferenz im Inlandspreis vollständig
zum Ausdruck gekommen, da wegen der vermehrten
Nachfrage, die durch die Industrialisierung großer Ge-
biete herbeigeführt worden ist, auch der Weltmarktpreis
gestiegen ist. Seitdem ist also diese Frage, ob das Aus-
land den Zoll trägt, entschieden zu verneinen.
Die Preissteigerung des Weltmarktes hängt nicht allein
von den Ernteerträgnissen und der vermehrten Nach-
frage der industriellen Bevölkerung, die rasch zunimmt,
ab., sondern sie ist eine Folge der vermehrten Gold-
produktion. Als Währungsmetall bestimmt das Gold den
Wert des Geldes, das Geld ist aber der Wertmaßstab
aller übrigen Waren und so ist eine Verbilligung des
Goldes oder des Geldes nichts anderes als ein anderer
Ausdruck für die allgemeine Verteuerung der Waren.
Diesen Teil der Preissteigerung, der auf die Goldent-
wertung zurückzuführen ist, schätzt Ashley auf 6"o.
Angesehene Vertreter der Wissenschaft rechtfertigen
die Getreidezölle damit, daß sie weder eine Erhöhung
der Getreidepreise bezweckt, noch herbeiführt, sondern
nur einem weiteren Preissturz vorgebeugt hat.
Um die Preisbewegungen des Getreides des ver-
flossenen Jahrhunderts zu veranschaulichen, geben wir
folgende Uebersicht:
;ung der Preise in
'<en alten Bestandes
Weizen
Roggen
1821—30
121,4 M
126,8 M
1831—40
138,4 „
100,6 „
1841—50
167,8 „
123,0 „
1851—60
211,4 „
165,4 „
1861—70
204,6 „
154,6 „
1871—75
235,2 „
179,2 „
1876—80
211,1 „
166,4 „
1881—85
189,0 „
160,0 „
Der Berhner Weizenpreis betrug 1885 160,9, stieg
bis 1891 auf 224,2, fiel 1894 auf 136,1, stieg 1S9S auf
185,5, fiel 1900 auf 151,8, betrug in den drei folgenden
Jahren 163,6, 163,1 und 161,1, stieg dann 1904 auf 174,4
and stetig weiter, bis er 1909 mit 233,9 das Maximum
erreichte.
Der Berliner Roggenpreis zeigte folgende Bewegung.
Er betrug pro Tonne 1885 140,6, fiel bis 1SS7 auf 120,9,
stieg dann anhaltend, bis er im Jahre 1891 mit 211,2 das
Maximum erreichte, ging von da ab ebenso stetig zurück
bis auf 118,8 im Jahre 1896, stieg wieder bis 1898 auf
146,3, fiel 1901 auf 140,7 und stieg von 1902 ab mit
Unterbrechungen von 1903 und 1904, bis er 1907 mit
193,2 das zweite Maximum erreichte, sank dann aber
1908 auf 186,5 und 1909 auf 176,5.
Die mäßigen Zollsätze des Zolltarifs von 1879 ver-
mochten das starke Sinken der Getreidepreise nicht auf-
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQIl
467
zuhalten. Die Zollsätze von 1885 scheinen schon eher
ihren Zweck erreicht zu haben, waren aber zu kurze Zeit
wirksam, um ein sicheres Urteil zu erlauben, während
die Sätze von 1887 zweifellos eine Steigerung der Qe-
treidepreise im Gefolge hatten, wie ebenfalls ihre Herab-
setzung durch die Gesetze von 18Q1/94 bis zum Jahre 1896
zu einem Sinken der deutschen Getreidepreise führte. Das
mäßige Ansteigen der Getreidepreise von da ab bis zum
Jahre 1902 ist ein Beweis dafür, daß die ermäßigten Ge-
treidezölle der Caprivischen Handelsverträge für die
deutsche Landwirtschaft erträglich waren. So hohe Weizen-
preise wie im letzten von Brentano nachgewiesenen Jahr
finden wir seit 1820 überhaupt nur in der Hausseperiode
von 1871 bis 1875. (Schluß folgt.)
Unsere Stellung zum Hauptausschuß
Die wesentliche Verschlechterung, welche der Entwurf
eines Versicherungsgesetzes für Angestellte in seiner end-
gültigen, nunmehr dem Reichstage vorliegende
gegenüber dem Vorentwurf erhalten hat, läßt im Ver-
bände gelegentlich die Frage auftauchen, ob unsere Stel-
lung zur allgemeinen Sozialpolitik ein weiteres Zusammen-
arbeiten mit den im Hauptausschuß für die staatliche
Pensionsversicherung zusammengeschlossenen Verbänden
erlaube. Ein in Nr. 27 der D. T.-Z. erschienener Artikel,
der die Anschauung Dr. ,W. Lassens begründet, bringt
weiter Bedenken vor, die ein näheres Eingehen auf die
Frage rechtfertigen. Wenn wir doch zu einer rück-
haltlosen Bejahung der Frage gelangen, so ist
maßgebend der Standpunkt, den der Verband seit langem
einhält: Unter allen Umständen praktische PoUtik zu
treiben und das Erreichbare zu akzeptieren.
Gewiß ist die Verschlechterung des Entwurfs ge-
eignet, einmal die unersprießlichen Gebilde gewisser Werk-
pensionskassen zu konservieren, dann durch ungleiche
Verteilung der Risiken die versicherungstechnischen Grund-
lagen der Reichsversicherung ungünstig zu beeinflussen.
Es fragt sich nur, ob der Reichstag sich an diese neue
Fassung bindet, die schließlich nur ein Zugeständnis an
bestimmte Kreise war und dem eigentlichen Gedankengang
der Regierung durchaus nicht entspricht, so daß von dieser
Seite schwerlich einer neuerlichen Aenderung wider-
sprochen werden dürfte. Aber, selbst wenn die Fassung
des Vorentwurfes im Reichstage nicht wieder hergestellt
werden sollte: Auch der vorliegende Entwurf bedeutet
ein erstes scharfes Vorgehen gegen die Werkkassen, und
wer wünscht, daß die bei den Arbeiter - Pensionskassen
in noch weit stärkerem Maße herrschenden Mißstände
beseitigt werden, der wird diesen ersten Schritt niclit
ablehnen dürfen. Es kommt hinzu, daß der Entwurf in
der Begünstigung der Ersatzkassen weniger weit geht, als
man vor seinem Erscheinen auf Grund offiziöser Mit-
teilungen befürchten mußte. Neue Ersatzkassen sind
nämlich ausgeschlossen und von den bereits bestehenden
werden nur wenige in der Lage sein, den weitgehenden
Tieuen Normativ-Bestimmungen sich einzufügen und damit
auf die Dauer weiter zu arbeiten. Es sei hier bemerkt,
daß selbstverständlich wohlerworbene Rechte bei diesen
Werkpensionskassen durch Uebergangsbestimmungen auf-
recht erhalten werden. Darüber hinaus aber dürfen Sonder-
interessen gegenüber einer so Wichtigen Standesfrage nicht
geltend gemacht werden.
Vielleicht mehr als durch diese Aenderungen des Ge-
setzentwurfes selbst wird die Pensionsversicherung aber
durch Gedankengänge, die nicht in der Sache selbst be-
gründet, vielmehr ihr wesensfremd sind, geschädigt. Es
geht nicht an, eine Frage, die vorwiegend oder vielleicht
auch ausschließlich versicherungstechnischer Natur ist, zum
Ausgangspunkt politischer Aktionen zu machen. Derartige
politische Gedankengänge fiouen sich nach zwei Seiten, ur'^
die technischen Verbände haben allen Grund, sie, wo sie
auch angetroffen werden, scharf zurückzuweisen. Unter
keinen Umständen darf ein sozialer Fortschritt durch all-
gemeinpolitische Konzessionen aufgehoben werden. Wenn
nun ausgesprochen wurde, daß das „Geschenk" der
Pensionsversicherung die Angesteliten im politi-
schen Sinne beeinflussen solle, so liegt von vornherein
ein Fehler in dem Rechenexempel. Wenn man auch in
gewissen Kreisen hofft, diesen Effekt zu erreichen, so
ist doch lange nicht gesagt, daß er auch erreicht wird.
Weiter birgt dieser Gedankengang eine Geringeinschätzung
der Angestellten. Sie sind doch wohl politisch reif genug,
um ein sozialpohtisches Ergebnis nach seinem Wert ab-
zumessen und selbst darüber zu bestimmen, ob es ihre
allgemeinpolitische Stellungnahme beeinflussen darf.
Wenn wir aber entschieden die Vertretung der poli-
tischen Motive, welche die Regierung möglicherweise hat,
seitens der Angestellten-Führer bekämpfen, so müssen wir
doch auch die Anschauung derer ablehnen, welche aus
diesen gelegentlichen Aeußerungen ihre gegensätzliche
Stellungnahme ableiten wollen. Wir in der Organisation
haben praktische Politik zu treiben, d. h. unter fest-
gegebenen Verhältnissen das Mögliche und Erreichbare
herauszufinden und festzuhalten, Sache der einzelnen Mit-
glieder ist es, im Wahlzettel ihre allgemeine politische
Anschauung" kund zu tun, völlig unbeeinflußt von Zu-
geständnissen, welche übrigens nicht etwa dem Interesse
einzelner Berufsschichten, sondern dem Gesamtwohle und
der Volkswirtschaft überhaupt gemacht werden.
Wenn wir uns durch Gewährung einiger Vorteile,
die dem Reiche nicht einmal etwas kosten, von einem
berechtigten Widerspruch gegen soziale Reaktion nicht
abbringen lassen, so wäre es doch unverantwortlich, ein
Entgegenkommen, das uns der Reichstag noch in letzter
Stunde — gleichgültig aus welchen Gründen — zu ge-
währen scheint, abzulehnen. Einen derartig doktrinären
Standpunkt hat jedenfalls die Sozialdemokratie verschmäht,
als sie aus den Händen ihrer schärfsten Widersacher das
allgemeine gleiche Wahlrecht für Elsaß-Lothringen ent-
gegennahm. Ebensowenig kann eine verantwortliche Ver-
bandsleitung eine solche ,,Entweder-oder-PoIitik" mit-
machen, ohne die Interessen ihrer Mitglieder, die ihr an-
vertraut sind, zu schädigen.
Dabei scheidet die Frage, ob das Gesetz wohl auch
von dem neuen Reichstage erledigt werden würde, zu-
nächst aus, weil wir es noch mit dem alten Reichstag
zu tun haben. Wird die Frage aber gestellt, so können
wir ernste Befürchtungen, daß das Gesetz später über-
haupt nicht zustande kommt, nicht unterdrücken. Fast
unsere ganze soziale Gesetzgebung ist ein Beweis dafür,
daß nur die rasche Durchberatung und Erledigung eines
Gesetzentwurfes zum Ziele führt und daß die Initiative
468
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 30
des Reichstages allein versagt. Die Arbeitskammern, ein
Hauptpunkt des die Sozialreform eröffnenden Kaiserlichen
Erlasses, sind noch nicht erledigt, unzählige Forderungen
des Reichstages fanden ein alles andere als ehrenvolles
Begräbnis, und die heillose Zersplitterung der Parteien,
welche die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern
in jeder Session erneut verzeichnen läßt, kommt nur den
Gegnern jeder Sozialpolitik zugute. Und da sollen die,
die ein Dezennium für die Versicherung, die sie gewiß
auch in einer anderen Form -^ikzeptiert hätten, gearbeitet
haben, nicht ,,die Hand ausstrecken, um die Versicherung
von dieser Mehrheit und von dieser Regierung entgegen-
zunehmen"? Die Freie Vereinigung hätte jedenfalls nicht
gezögert, die relativ wenigen Zugeständnisse, die ihre
Petition in letzter Stunde forderte, skrupellos auch von
dieser Mehrheit und dieser Regierung entgegenzunehmen,
obwohl auf die wichtigsten Forderungen, Berufsinvalidität,
65. Lebensjahr, größere Selbstverwaltung und Reichszuschußf
Verzicht geleistet worden war. Der Umstand, daß diese
Mehrheit nicht in den Reichstag zurückkehren wird, kann
uns nur veranlassen, alles daran zu setzen, die Versicherung
jetzt, natürlich unter Einfügung der notwendigen Reformen,
zu erhalten. Denn es ist sehr unwahrscheinlich,
daß ein in Opposition gegen die Regierung
stehender Reichstag sic4i mit dieser über
fruchtbare positive Sozialpolitik verstän-
digen wird. Es ist deshalb fraglich, ob die nächste
Gesetzgebungsperiode bedeutsamer sein wird wie die ver-
gangene, und wir stehen nicht an, zu erklären, daß eine
grundsätzliche Opposition unter Umständen durch einen
Verzicht auf Einzelleistungen nicht zu teuer erkauft ist.
Um eine derartige grundsätzliche Opposition handelt es
sich aber nicht in diesem Reichstag, und so vermögen
wir die Ansicht derer nicht zu teilen, die ein Gesetz, mit
dem die große Mehrheit der Beteiligten annähernd zu-
frieden ist, mit in das Debakle der nächsten Zeit ziehen
M^ollen. Wir wollen noch in die Scheune bringen, was
irgend Wert für uns hat.
Wenn nun dieser Wert bestritten wird, so gilt als
Grund hierzu neben der Ersatzkassenfrage hauptsächlich
die nicht in dem Umfange, wie wir es wünschten, vor-
gesehene Selbstverwaltung. Immerhin ist diese Verwal-
tung eine wesentlich vollkommenere, als in Nr. 27 der
D. T.-Z. angenommen wird. Ein weitverzweigtes System
von Vertrauensmännern (für die besser Vertrauensleute ein-
gesetzt worden wäre), dann die Rentenausschüsse bilden
einen durchaus auf Selbständigkeit beruhenden Unterbau
für Verwaltungsrat und Vervvaltungsausschuß ; er enthält
immerhin kaum weniger Selbstverwaltung, als etwa die In-
validen- und HinterbHebenen-Versicherung in der Reichs-
versicherungsordnung, in welche die Freie Vereinigung
ihre neuen Lohnklassen vorbehaltlos einfügen wollte. Es
ist überhaupt die Frage, ob im Rahmen der Invalidenver-
sicherung angesichts der bisher gut eingebürgerten Orga-
ganisation der Versicherungsanstalten und angesichts des
Reichszuschusses wesentliche Reformen in Richtung auf
Selbstverwaltung möglich sind. Demgegenüber enthält
der Entwurf der Pensionsversicherung bedeutende Ansätze
einer Selbstverwaltung, die auszubauen Sache des
Reichstages ist. Daß daneben die Rechtsprechung
einwandfrei in paritätischer Form geordnet ist, wird wohl
nicht bestritten.
Für uns ist die Entstehungsgeschichte der
Pensionsversicherung unter allen Umständen eine
Manifestation bedeutenden organisatorischen Wollens, die
dadurch nicht geringer wurde, daß ein sachlich gewiß
verständlicher, in der Form das Maß aber übersteigender
Widerstand gegen sie geführt wurde. Dieser Widerstand
ist heute in seinem Lebensnerv getroffen, er kann nur
mehr ne;^ativ-destruktiv wirken. Das sollten sich die-
jenigen überlegen, die theoretisch vielleicht konsequent
gewesen sind, allerdings auf Kosten der praktischen
Politik. Und selbst diese theoretische Folgerichtigkeit hat
mit der Annahme der Reichsversicherungsordnung ihr
Ende erreicht. Darüber hinaus verkehrt sie sich in ihr
Gegenteil. Wir nehmen für unseren Verband in Anspruch,
daß er unter schwierigen Verhältnissen ebenfalls für den
Ausbaugedanken, soweit er durchführbar war, eingetreten
ist. Wir haben im Hauptausschuß, insbesondere auf seiner
Würzburger Tagung, mit allem Nachdruck ein grundsätz-
liches Zugeständnis für den Ausbaugedanken verlangt und
durchgesetzt. Wir sind in der Gesellschaft für Soziale
Reform der Gegenpartei sehr weit entgegengekommen
und hätten verlangen dürfen, daß nunmehr, nach Erledi-
gung der Reichsversicherungsordnung, auch für unseren
Standpunkt Verständnis gezeigt und die gemeinsame Stoß-
kraft für Verbesserung des Entwurfs eingesetzt würde.
Damit haben wir dokumentiert, daß uns das Interesse an
der Versicherung als solcher höher steht als die Form
der Versicherung, daß wir jedes politische Motiv ab-
lehnen und streng auf dem Boden der Realpolitik stehen.
Es muß nun mit vermehrter Energie an dem Einen fest-
gehalten werden, was wir als positives Ergebnis dieses
Reichstages mit nach Haus nehmen wollen.
Wir haben bedauert, daß der Hauptausschuß die ge-
waltige Macht, die er repräsentiert, nicht in höherem
Maße zugunsten der so notwendigen Verbesserungen der
Reichsversicherungsordnung eingeworfen hat. Es ist for-
mell richtig, daß er es in der Hauptsache nicht mit der
Pensionsversicherung zu tun hat, immerhin hätte eine
energischere Tätigkeit vielleicht etwas mehr als nur Ver-
günstigungen für die Krankenkassen der kaufmännischen
Verbände erreichen lassen. Dies Bedauern ist aber für
uns kein Grund, von der übergroßen Mehrheit der An-
gestellten abzugehen. Wir würden es im gegen-
wärtigen Augenblick geradezu für fri\oI
halten, durch eine Sezession die Versiche-
rung als solche aufs Spiel zu setzen. Denn
das ist gewiß, daß die beiden großen technischen Ver-
bände heute für die gesetzgebenden Organe noch weit
mehr bedeuten, als rein ziffernmäßig erscheinen mag, und
zwar als Repräsentanten einer großen, in die Hundert-
tausende gehenden Angestellten-Schicht. Ihr Verbleiben
im Hauptausschuß ist gegenwärtig vielleicht maßgebend
für das Zustandekommen des Gesetzes. Solcher Ver-
antwortlichkeit gegenüber scheiden Verstimmungen
und Wünsche, die nicht der Hauptsache gelten, aus.
Günther.
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO igil
469
XXII. Wanderversammlung des Deutschen Gewerbeschulverbandes
vom 7. bis 10. Juni IQll in Eisenach
Die 22. Wanderversammlung des Deutschen Gevverbc-
schul-Verbandes war von Vertretern des gewerblichen und
fachlichen Unterrichtswesens und technischer Mittelschulen
in großer Zahl besucht. Der erste Vorsitzende
des Verbandes, Herr König 1. Baurat Pro-
fessor Pickersgill, Stuttgart, begrüßte in seiner
Eröffnungsansprache die Vertreter staatlicher
Behörden. Vertreten waren das Preußische Ministe-
rium für Handel und Gewerbe, das Preußische Landes-
gewerbeamt, das Großh. Sächsische Staatsministerium des
Innern, das Königl. Sächsische Ministerium des Innern,
das Königl. Württembergische Ministerium, das Großh.
Badische Ministerium und das Großh. Ministerium für
Mecklenburg-Schwerin. Ferner waren das Herzogl. Säch-
sische Staatsministerium Gotha und das Schweizerische
Industriedepartement vertreten neben zahlreichen Inter-
essenten von städtischen Behörden, Verbänden und Ver-
einen, unter denen der Deutsche Techniker-Verband durch
Herrn Baumeister Kahnt-Leipzig vertreten war.
Für die anwesenden Regierungsvertre-
ter nahm derHerrGeheime Oberregierungs-
rat Dr. von Seefeld das Wort und betonte, daß die
gemeinsamen Beratungen der Tagung besonderen Wert
in Deutschland mit seiner staatlichen Vielseitigkeit haben.
Die Erfahrungen, die in verschiedenen Staaten unter ver-
schiedenen Verwaltungen gesammelt werden, zusammen-
zutragen, gemeinsam zu verarbeiten und voneinander zu
lernen, sei für die Entwickelung der gewerblichen Schulen
außerordentlich wertvoll. Der Redner gab seiner Freude
darüber Ausdruck, daß die jetzige Tagung eine Möglich-
keit biete, die Arbeit der verschiedensten Orte durch
methodisch angeordnete Ausstellungen von Schülerarbeiten,
die mit der Tagung verbunden sind, kennen zu lernen.
Die Ausstellung darf dadurch besonderes Interesse be-
anspruchen, weil sie vorläufig nur bestimmte Spezial-
gebiete zeigt.
Aus der weiteren Reihe von Rednern bei der Er-
öffnungsfeier sei nur noch Herr Diplom-Ingenieur
C. Matschoß, Berlin, erwähnt, der für den Verein
Deutscher Ingenieure und gleichzeitig auch für
den Deutschen Ausschuß für technisches
Schulwesen sprach. Auch unserVertreterkam
zu Worte, er betonte die gemeinsamen Interessen beider
Verbände (des D. G. V. und des D. T.-V.) und wünschte
der Tagung gute Arbeit, nicht zuletzt auch zum Besten
unserer Mitglieder und aller deutschen Techniker.
Dem nunmehr erstatteten Geschäftsbericht war
zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl während des Be-
richtsjahres von 924 auf 1003 angewachsen ist.
„D as gewerbliche Unterrichts wesen im
Oroßherzogtum Sachsen" lautete das Thema,
welches Herr Dr. Ing. Klopfer, Direktor der Großh.
Baugewerkenschule zu Weimar, ausführlich behandelte.
Der Redner schickte seinen Ausführungen die Bemerkung
voraus, daß das Großherzogliche Staatsministerium der
Tagung umso größeres Interesse entgegenbringe, als ihm
das Gewerbeschulwesen des Landes außerordentHch am
Herzen liege und es dessen Reformbedürftigkeit in
manchen Beziehungen nicht verkenne, und entwarf dann
in großen Zügen ein anschauliches Bild von der Ent-
wickelung des Gewerbeschulwesens im Groß-
herzogtum Sachsen, das durch seine reine
staatliche Eigenschaft eine gewisse Sonder-
stellung einnehme. Des näheren streifte Redner den
Werdegang der beiden ältesten Gewerbeschulen, Weimar
und Eisenach, der 1829 und 1833 gegründeten Gewerken-
schulen. Die Anregung zur Gründung reiner Baugewerken-
schulen wurde bereits 1825 von Goethe und anderen in
Weimar gegeben. Die freie Gewerkenschule ist die älteste
Vorgängerin der deutschen Baugewerkenschulen. Bei Be-
sprechung der Gewerbeschule in Jena, die eine fast reine
Fachschule für Mechaniker geworden ist, gedenkt Redner
des wohltätigen Wirkens Professor Abbes, dem es zu
danken ist, daß die Schule in Räumen des Volkshauses
unentgeltlich untergebracht werden konnte. Dann widmete,
der Redner der Lehrarbeit in iden weimarischen Fach- und,
Gewerbeschulen nähere Darlegungen. Die Tätigkeit«
des Lehrkörpers erfolgt in der Hauptsache neben- 1
amtlich, zwei Techniker und ein Maler sind!
hauptamtlich angestellt. Der Fachunter-|
rieht liegt durchgängig in den Händen von
Technikern und Praktikern, nur der Elementar-
unterricht wird von Bürgerschullehrern erteilt. Als die
Hauptaufgabe der Gewerbeschulen bezeichnet er, dem
Schüler das Gesicht zu schärfen und sein Gefühl für das
Schöne zu wecken. Für Neueintretende ist die Bildung
des Sehvermögens die erste Aufgabe, denn An-
ordnen- und Sehenkönnen sind unerläßliche Bedingungen
für technische Fertigkeit. Ganz besonderer Uebung und
Anleitung bedarf das Gedächtniszeichnen.- Der
Logik des Aufbaues wegen ist es hierbei notwendig, auf-
zunehmende Objekte in Teile zu zerlegen und im gewissen
Sinne auswendig zu lernen. Das Großh. Staatsministerium,
schloß der Redner seine recht interessanten Ausführungen,
habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Gewerbeschulen
des Landes nicht nur auf dem laufenden zu erhalten,
sondern sie immerfort zu reorganisieren, dabei aber stets
auf der alten Basis zu bleiben, nämlich die Heranbildung
der männlichen Jugend zu tüchtigen Handwerkern im Auge
zu haben.
Den mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen
folgte ein Vortrag über:
„Jugendpflege an ger werblichen Schu-
1 e n." Gehalten wurde er vom Marinepfarrer a. D.
Weicker, Vorstand der Abteilung für Jugendpflege der
Zentralstelle für Volkswohlfahrt, aus Berlin. Der T^edner
ging von dem Gesichtspunkt aus, daß die Direktoren und
Lehrer an gewerblichen Schulen an erster Stelle den Kreis
bilden, zur Erziehung der gewerbhchen Jugend die Hand
zu bieten. Es sei nun die Frage, inwieweit es möglich
sein wird, in den Fach- und Gewerbeschulen auf die
jungen Menschen erzieherisch einzuwirken und weiter, wie
können die Gewerbeschulmänner in den Schülern den Sinn
für Erziehung wecken, die als hervorragende Aufgabe ihrer
später als Geselle und Meister, als Vater und Bürger
harrt. In der Schule müsse sich ein Vertrauensverhältnis
entspinnen, wie es früher zwischen Meister, Gesellen und
LehrHng bestand. Durch die unverhältnismäßig schnelle
Industrialisierung des Gewerbes, den frühzeitigen Brot-
erwerb, die Wohnungsnot und Frauenmitarbeit ist heute
eine Lage geschaffen, die als J u g e n d n o t bezeichnet
werden muß. Aus der Jugendnot entsteht die unerläßliche
Notwendigkeit für Jugendpflege. Die Kriminalität
und Politisierung geben ebenfalls Veranlassung zu ander-
470
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 30
weiter Regelung der Erziehungsfrage. Was gegenwärtig
für die Erzieliung der gewerblichen Jugend geschehe, reiche
nicht aus, hierzu sei die Mitarbeit einzelner und der Gesamt-
heit erforderlich; die Mitarbeit, der Inbegriff der Jugend-
pflege, namentlich auch deswegen, damit sie nicht ledig-
lich auf öffentliche Mittel gestellt werde. Die Erziehung
der gewerblichen Jugend nicht nur von bureaukratischen,
sondern von individuellen Gesichtspunkten leiten zu lassen,
benötige die Mitarbeit der Schule. Durch derartige Mit-
arbeit ist es möglich, Einfluß darauf zu gewinnen, daß
die Schüler sich in selbstverwalteten Jugend vereinen
und Jugendheimen organisieren. Der Zug sich zu
organisieren ist nicht nur ein Streben Erwachsener, son-
dern macht sich schon bei den Kleinen bemerkbar. Das
Selbstvertrauen muß rechtzeitig gestärkt werden, dadurch
läßt sich etwas kraftvolles, werbendes und charaktervolles
hervorbringen, denn erfahrungsgemäß ist immer erst die
zweite und dritte Generation geeignet die Werbearbeit zu
verrichten. In den sehr anschaulichen Ausführungen
schilderte Redner weiter die Art und den Nutzen aller
Jugendpflege unter eingehender Berücksichtigung der Maß-
nahmen, die die Schule als solche zu ergreifen hat, und
des Wirkens der Lehrer im und außerhalb des Unter-
richtes. Mit einem herzlichen Appell im Sinne seiner An-
regungen schloß Redner den mit Beifall aufgenommenen
Vortrag.
Die Eröffnungssitzung und damit gleichzeitig die erste
gemeinschaftliche Sitzung aller Gruppen wurde darauf
geschlossen.
Fünf Gruppen: die der Baugewerk-, Ma-
schinenbau-, Kunstgewerbe-Schulmänner,
der gewerblichen Pflicht - und Fachschulen
und der Mädchengewerbeschulen hielten nach-
folgend jede für sich, aber zu gleicher Zeit Sonder-
sitzungen ab. Eifer und Pflichtbewußtsein forderten
meist längere Dauer für die wichtigen zur Beratung stehen-
den allgemeinen Fragen und Sondergebiete technischer
Unterrichtsdisziplinen, so daß die vom arbeitsfreudigen Orts-
ausschuß in umsichtiger Weise reichlich vorgesehenen Be-
sichtigungen öffentlicher Bauten, historischer Bauwerke,
Museen, gewerblicher und industrieller Anlagen usw. in
den meisten Fällen außerordentlich eingeschränkt werden
mußten. Für die Mehrzahl der Teilnehmer verblieb über-
haupt keine Zeit zu Besichtigungen. Den Vorträgen und
Beratungen aller Gruppen beizuwohnen war dem einzelnen
nicht möglich, deswegen kann hier auch nicht die gesamte
Leistung aller Gruppen, sondern nur ein kleiner Bruchteil
hiervon besprochen werden.
Ueber ,,Das preußische Fortbildungs-
schulgesetz" sprach Herr Direktor Dr. Kley aus
Harburg a. E. in der Gruppe für gewerbliche PfUcht- und
Fachschulen.
In derselben Gruppe folgten noch zwei Vorträge, deren
Inhalte in nachfolgenden Leitsätzen zum Ausdrucke
kommen. „Die Kunst der Unbegabten", Vortrag
von Herrn Robert Mielke, Lehrer an der II. Ber-
liner H a n d w e r k e r s c h u 1 e.
Leitsätze.
1. Für die Kunstproduktion kommen wirkliche Künstler
und Mitarbeiter in Betracht, die nicht in der Lage
sind, künstlerisch - s c h ö p f e r i s c h zu schaffen.
?. Eine Scheidung zwischen beiden ist in der Produktion
nicht möglich. Ein großer Teil der Künstlerisch-
Unbegabten aber Technisch-Geschickten wird von
vielen Gebieten des Kunstgewerbes nicht auszu-
schließen, sondern gezwungen sein, sich künstlerisch
zu betätigen.
3. Das ist ein schwerer Schaden für die Kunst, denn
die Künstlerisch-Unbegabten wirken zunächst durch
Anlehnung und Nachahmung; sie bleiben aber da-
bei nicht stehen, sondern suchen durch Uebertreibung
ihr künstlerisches Unvermögen zu verdecken.
4. Das künstlerische Niveau wird dadurch herab-
gedrückt; Schlichtheit und Rhythmus werden viel-
fach durch künstlerische Taktlosigkeit ersetzt.
5. Dem kann auf die Dauer nur begegnet werden durch
die volle Berücksichtigung der Künstlerisch-Un-
begabten in der Erziehung des Handwerkers. Es
wird in der Fach- und Handwerkerschule eine Schei-
dung zu erstreben sein zwischen einer allgemeinen
Unterstufe und einer besonderen Oberstufe, die nur
die Künstlerisch-Begabten aufnimmt.
6. Die Unterstufe hat an die charakteristische Eigenart
der Unbegabten, an die Nachahmung anzuknüpfen,
indem sie diese auf ein Gebiet ablenkt, das künst-
lerisch nicht verwirrend sein kann: auf das Typische
in der Entstehung künstlerischer Formen.
7. Die Kunst selbst, insbesondere die, das feinste Ge-
fühl verlangende Lehre von der Anwendung des
Ornamentes, ist in der Regel erst auf der Oberstufe
zu lehren.
„D er grundlegende Unterricht im Fach-
zeichnen für Metallgewerbe, unter spezi-
eller Berücksichtigung des Lehrganges für
Maschinenbauer, Schlosser und Schmied e."
Vortrag von Herrn Ingenieur Pieschel, Oberlehrer aus
Dresden.
Leitsätze.
1. In allen gewerblichen und technischen Schulen stellt
das sogenannte Fachzeichnen oder Maschinen-
zeichnen eins der wichtigsten Fächer im Unterricht
dar, nachdem das Zirkeizeichnen und die Projektions-
lehre als vorbereitende Fächer voraufgegangen sind.
2. Zur Einführung in das Fachzeichnen, sowie in das
Maßskizzieren von Maschinenteilen bildet die Be-
lehrung über das richtige Eins.chreiben der Maße die
erste Grundlage für den anzulernenden Schüler.
3. Zum Skizzieren und Aufzeichnen für Anfänger eignen
sich zunächst nur ganz einfache Metallkörper, die
in ihren Formen und Ausdehnungen leicht vom
Schüler wiedergegeben werden können. Zu diesem
Zwecke hat der Vortragende eine Serie von ein-
fachen Zeichenmodellen entworfen, die in 16 Tafeln
zusammengestellt, den Entwicklungsgang zeigen, wie
man ihn in Maschinenbauklassen, aber auch in
Klassen anderer Metallgewerbe zur Anwendungen
bringen kann.
4. Diese neuen Lehrmodelle eignen sich für gewerb-
liche Fortbildungsschulen, Handwerker- und Ge-
werbeschulen, an denen sie bereits verschiedenfach
erfolgreich Anwendung gefunden haben.
5. Die 15 Gesetze über die Herstellung von sauberen
und richtigen Werkstattzeichnungen hat der Ver-
fasser in der Innendeckelscite seines mustergeschütz-
ten Skizzenbuches anbringen lassen. Die andere
Innendeckelseite enthält die Anleitung zum richtigen
Einschreiben der Maße unter Benutzung der auf
Tafel 1 behandelten Flacheisen Lehrniodclle.
6. Das Skizzenbuch und die Lehrmodelle (D.R G..V\.)
haben sich im Unterricht sehr gut bewährt, weil
sie den Schüler schnell und sicher in das Maschinen-
zeichnen einführen und weil der kurze Text im
Skizzenbucli dem Lehrer den vielmaligen Hinweis
erspart.
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
471
Sondersitzungen der Baugewerkschul-
tnänner-Gruppe.
Herr Dipl.-Ing. Schild, Oberlehrer aus Idstein, hielt
einen Vortrag mit dem Thema: Ueber den Unter-
richt im städtischen Tiefbau in Baugewerk-
schulen. Von der Notwendigkeit für die Einrichtung
zweisemestriger Tiefbaukurse an Baugewerkenschulen und
besonderen Tiefbauschulen ausgehend, kommt Redner auf
das sehr umfangreiche Gebiet des städtischen Tiefbaues
zu sprechen. Er bedauert, daß in mittleren
und kleinen Städten den mittleren Tech-
nikern Arbeiten zugemutet würden, die
eigentlich nur von Akademikern geleistet
werden könnten. Gleichzeitig erkannte
der Redner aber auch an, daß es zu bewundern
sei, wie sich mittlere Techniker in das
recht schwierige Kapitel einarbeiten und
wie auch in Unternehmergeschäften recht
tüchtige Mittelschultechniker als Spezialisten
für Tiefbau gefunden werden. In seinen sehr eingehenden
Behandlungen des Lehrplanes für städtischen Tiefbau be-
spricht Redner in der Reihenfolge ihrer Bedeutung 1. Ka-
nalisation, 2. Straßenbau, und 3. Wasserversorgung. An
der Hand von Lehrgängen und Lehrplänen führt der Redner
die verschiedenen Unterabteilungen in ihrem ganzen Um-
fange, Berechnungsarten und den Gang der Entwickelung
von Projekten mit Rücksicht auf Erweiterungsmöglichkeiten
im Falle von Stadterweiterungen, bei offener und geschlos-
sener Bauweise, und noch verschiedenes mehr klar vor
Augen. Am Schlüsse stellt er die Forderung, daß an
den Baugewerkenschulen der Behandlung dieses recht um-
fänglichen Stoffes eine möglichst große Zahl von Unter-
richtsstunden eingeräumt wird.
Die Ausführungen lösten eine sehr angeregte Be-
sprechung aus, in der Regierungsvertreter, Schulleiter und
Lehrer die gesammelten Erfahrungen und Meinungen zum
Austausch brachten. Es sei in der Städtebaupraxis zu
beobachten gewesen, daß Absolventen von Tiefbauschulen
vor denen der Hochschulen bei Stelienbesetzungen meist
den Vorzug hatten. Eine sehr kleine Minderheit befand
sich in Gefolgschaft des Referenten; die Mehrheit vertrat
den Standpunkt, daß es nicht Aufgabe der Schule sein
könne, die Schüler für jede einzelne Spezialrichtung der
Praxis vorzubereiten. Die Baugewerkenschulen können
nicht ausgebildete, sondern nur vorgebildete
Techniker in die Praxis schicken. Wenn Unternehmer
oder Gemeinden von den auf den Schulen vorgebildeten
jungen Leuten ganz besondere Spezialkenntnisse erwarten,
so ist das eine unerfüllbare Forderung von der Schule,
denn Spezialkenntnisse können eben erst in der Praxis
erworben werden. Die Allgemeinkenntnisse des die Bau-
gewerkenschule verlassenden jungen Mannes müssen
ausreichen, daß er sich überall als Anfänger hindurchfindet.
Pflicht der Vorgesetzten ist es dann, die jungen Techniker
auf besonderen Gebieten der Praxis zu unterweisen. Nach
alledem sei zu fordern, daß die Baugewerkenschulen in
der Masse reduzieren und im Erwecken des Erfassens mehr
in die Tiefe gehen. „Wenig aber gründlich" soll
der Grundsatz für richtiges Unterrichten sein. Es wird
noch dem Ausdruck verliehen, daß mit Rücksicht auf die
Gesundheit der Schüler, nach achtstündiger Arbeit auf dem
Reißbrett während des täglichen Unterrichts, zu Hause nicht
mehr zeichnerisch gearbeitet werden soll. Die hierfür auf-
zuwendende Zeit möchte besser zur Vertiefung aller
übrigen Unterrichtsstoffe freibleiben.
Die Gruppe hörte noch die folgenden Vorträge:
„Beiträge zur Gestaltung des Unterrichts im Frei-
handzeichnen an Baugewerkschulen." Dipl.-Ing. Böhm
aus Essen a. R.
„Experimentelle Projektionslehre und Perspektive", mit
Demonstrationen. Oberlehrer Hoffmann aus Rendsburg.
„Fränkische Bauernhäuser im Herzogtum Koburg", mit
Lichtbildern. Baurat Wustand, Direktor aus Koburg.
Sondersitzungen der Maschinenbauschul-
männer-Gruppe.
Die Gruppe beschäftigte sich mit nachstehenden
Themen :
„Die Reform des mathematischen Unterrichtes und
ihre Uebertreibung." Prof. Dr. Düsing, Kgl. Oberlehrer
aus Kiel.
,,Die Fortschritte in den autogenen Metallbearbeitungs-
verfahren und Vorschläge zur Organisation des Unter-
richts hierfür." Ingenieur Theo Kautny aus Cöln.
Herr Regierungsbaumeister Paul aus Stuttgart sprach
hiernach über : „Bedeutung des technologi-
schen Unterrichtes für Schule und Praxis."
Der hohe Wert desselben ist von den meisten Maschinen-
bauschulen durch Anlage von Lehrwerkstätten, Lehr-
betrieben und Materialiensammlungen anerkannt worden.
Die richtige Anwendung derselben, Hand in Hand mit
dem übrigen Unterrichte, fördern das Verständnis der
Schüler für die Arbeitsvorgänge und die Materialienkennt-
nis außerordentlich. Ebenso, wenn in der Lehrwerkstatt
das vorher von den Schülern selbst konstruierte Arbeits-
stück, an der Werkzeugmaschine unter den Augen der
Schüler entsteht. Redner wünscht, daß die Schulen immer
rechtzeitig auf Neuerungen in der Industrie Rücksicht
nehmen. Besondere Klage wurde von führenden Männern
der Industrie darüber geführt, daS im Unterricht außer
der konstruktiven Möglichkeit, die praktische Herstellungs-
weise nicht genügend berücksichtigt wird. Schule und
Industrie müssen unbedingt zusammenarbeiten, die Rich-
tigkeit habe das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen
Ausschusses für technisches Schulwesen gezeigt. Der
technologische Unterricht solle die praktische Ausbildung
nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Wollen wir hoffen,
so führte der Redner am Schlüsse seines Vortrages aus,
daß die Maschinenbauschulen gute Erfahrungen machen
mit dem technologischen Unterricht, und möge die In-
dustrie, die aus der Schule den größten Nutzen davon-
trägt, auch zur Förderung dieses Unterrichtsgebietes Mittel
verfügbar halten. In der nachfolgenden Besprechung
werden die Einrichtungen zur praktischen Ausbildung
Amerikas geschildert. Von einer Ausbildung in der Fabrik
sieht man dort ab und überläßt diesen Teil dem techno-
logischen Unterricht, der gleichsam eine abgesonderte Be-
rufspraxis für sich darstellt und ein gemeinsames Unter-
nehmen der großen amerikanischen Fabrikherren ist. An
die technischen Hochschulen Amerikas sind selbständige
Werkstätten angegliedert, in denen sogar fabriziert wird.
Ein kleiner Stamm von gelernten Arbeitern ist in diesen
Betrieben beschäftigt, im übrigen werden alle Arbeiten
von den Studierenden selbst verrichtet. Die Hochschulen
verhandeln ihre Fabrikate nicht selbst, sondern setzen sich
mit Fabrikanten in Verbindung und liefern denen die
gefertigten Werkzeugmaschinen usw. zum Selbstkosten-
preis. Im weiteren Verlauf der Besprechung wird die
Ansicht vertreten, daß amerikanische Verhältnisse zurzeit
noch nicht für uns übertragbar seien. Die Erfahrungen
haben gezeigt, daß die Praxis nicht in der Lage ist, den
jungen Leuten, die sich der technischen Laufbahn zu-
wenden wollen, die gehörige praktische Ausbildung zu
472
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 30
geben, und lediglich deswegen müsse der technologische
Unterricht die Praxis ergänzen.
Unser Verbandsmitglied, Herr Architekt K. Keiser,
Oberlehrer aus Leipzig, hielt einen Vortrag über: Tech-
nisches Freihandzeichnen für Maschinen-
bauer. Mit einem geschichtlichen Rückblick über das
Zeichnen im allgemeinen beginnend, kommt Redner zum
eigentlichen Freihandzeichnen, das künstlerisches Zeichnen
sei, und führt den Nachweis, daß auch technisches Frei-
handzeichnen unbedingt notwendig ist. Hierdurch wird
erst das Form- und Raumdenken geweckt. Die anfäng-
liche Darstellung im technischen Freihandzeichnen neigte
noch zu sehr dem künstlerischen zu, praktische und tech-
nische Anforderungen fanden zu wenig Beachtung, der
Hauptwert wurde auf raffinierte Darstellung gelegt. Redner
erklärt an Hand ausgestellter Lehrgänge das methodische
Abzeichnen einzelner Maschinenteile nach Naturmodellen,
das Gedächtniszeichnen und das damit verbundene Ueben
im richtigen Schätzen der Abmessungen. Auch dieser
Vortrag rief einen lebhaften Austausch der Meinungen
hervor.
Sodann folgte ein Bericht über die Arbeit
des Deutschen Ausschussus für technisches
Schulwesen im vergangenen Jahre. Wir
können es uns hier ersparen, auf den Bericht einzugehen,
da die Arbeit des Deutschen Ausschusses an Hand des
gedruckt vorliegenden Berichtes in einem besonderen Auf-
satz durch Herrn Baugewerkschuldirektor Hirsch behan-
delt wird, auf den wir schon heute verweisen.
Den Sondersitzungen der übrigen noch nicht erwähnten
Gruppen lagen ebenfalls reichhaltige Tagesordnungen zur
Erledigung vor. Es würde zu weit führen, auch darüber
zu berichten, es soll nur noch erwähnt sein, daß in der
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG
Der achte Gewerkschaftskongreß
In der letzten Juniwoche hat in Dresden der Kongreß
der freien Gewerkschaften Deutschlands getagt. In
ruhigen, sachlichen Verhandlungen ist eine bedeutende
Summe praktischer Arbeit geleistet worden, sind Be-
schlüsse gefaßt, die in ihrer Wichtigkeit weit über die
gewöhnliche Art der Kongreßbeschlüsse hinausgehen. Die
Arbeit der in Dresden versammelt gewesenen Delegierten
ist dadurch ausgezeichnet, daß ihre Resolutionen nicht auf
dem Papier stehen bleiben, sondern den Worten die Taten
unmittelbar folgen werden.
Aus dem reichen Arbeitsprogramm seien einige Ka-
pitel herausgegriffen:
Im Zusammenhang mit dem Tätigkeitsbericht der
Generalkommission wurde die Frage der Lehrkräfte an
den gewerkschaftlichen Unterrichtskursen kurz besprochen
und in dem Sinn entschieden, daß nicht in erster Linie
für die Ansicht des Lehrers ausschlaggebend sein solle
das Bekenntnis zum Erfurter Programm der Sozialdemo-
kratie, sondern allein der Umstand, daß er seiner Aufgabe
gewachsen sei und die in Betracht kommende Materie
wissenschaftlich einwandfrei behandeln könne. Also nicht
darauf soll es ankommen, daß 'die reine unverfälschte Lehre
von Karl Marx vorgetragen werde, daß die Gewerkschafts-
kurse bloße Filialen der Parteischulen darstellen, sondern
die Qualifikation als Lehrer, der die Idee der Gewerkschaft
Kunstgewerbeschulmänner-Oruppe einer der Unseren, Herr
Hugo Krause, Lehrer an der Kgl. Fachschule in
Iserlohn, über: „Die künstlerische Färbung der Metalle,
ihre Wege und Ziele", sprach.
Nach Beendung sämtlicher Gruppensitzungen standen
in einer gemeinschaftlichen Schlußsitzung noch verschie-
dene geschäftliche Beratungen zur Erledigung. Einer
Aussprache zufolge wird eine generelle Bearbeitung der
Beziehungen zwischen den Fachschulen
einerseits und dem Meisterprüfungswesen
andererseits im kommenden Jahre erfolgen. An-
regungen hierzu haben bereits vorher die Handwerks-
kammern und der Handwerkskammertag im Jahre IQIO
gegeben.
Der Vertreter des D. T.-V. (Kahnt, Leipzig) sprach
nach verschiedenen anderen Ausführungen noch den Direk-
toren, die zur Unterrichtserteilung an Fach- und Fort-
bildungsschulen Techniker herangezogen haben, Anerken-
nung und Dank aus und wünschte, daß in noch viel
größerem Maße zu fachlichen Unterrichtszweigen Tech-
niker verwendet werden möchten.
Für das nächste Jahr wurde Braunschweig als
Tagungsort gewählt; es soll mit der stattfindenden
23. Wanderversammlung das 25 jährige Bestehen des Deut-
schen Gewerbeschul-Verbandes gefeiert werden. Mit be-
sonderem Dank an alle Vortragenden und anwesenden
Vertreter wurde hierauf die an Arbeiten reiche 22. Wander-
versammlung durch den 1. Vorsitzenden geschlossen.
Wenn wir das Arbeitsgebiet des Deutschen Gewerbe-
schül-Verbandes überblicken, so muß in uns die Ueber-
zeugung erstarken, daß wir in gemeinschaftlicher Arbeit
mit demselben dem technischen Berufe bestens dienen.
Baumeister Kahnt, Leipzig.
unter seinen Hörern auszusäen verstünde, das sei die
Hauptsache.
Von größerer Bedeutung war, daß fortan gebrochen
werden soll mit dem System, wie bisher die finanziellen
Mittel in Fällen ungewöhnlich umfangreicher Arbeits-
streitigkeiten aufgebracht wurden. Wenn in den letzten
Jahren Aussperrungen oder Streike stattgefunden hatten,
die über den Kreis und die Mittel einer einzelnen Ge-
werkschaft hinausgingen, so hatte man sich mit frei-
willigen Sammlungen zu helfen gesucht, indem man auf
die Hilfsbereitschaft der Kameraden in anderen Gewerben
baute. Dies war ein Verfahren, das trotz aller Opfer-
willigkeit doch einmal versagen konnte, wenn es sich
um Aussperrungen in größerem Stile oder um solche Fälle
handelte, wo der Kampf kein sehr aussichtsreiches Unter-
nehmen war. So beschloß man grundsätzlich, das Um-
lageverfahren einzuführen, indem die benötigten Summen
durch die der Zentralkommission angeschlossenen Ver-
bände nach Maßgabe ihrer Mitgliederzahl aufgebracht
werden sollen.
Neben diesen inneren Angelegenheiten wurde alles das
in den Kreis der Beratungen gezogen, was aus der Sozial-
politik der Gegenwart nur irgendwie von Interesse für
die Arbeiterschaft sein konnte. Die Fragen der Heim-
arbeit und Hausindustrie, Arbeiterschutz und Arbeiter-
versicherung, Arbeitsnachweis und Arbeitslosenversiche-
rung wurden behandelt.
Für die Privatangestellten von besonderem Interesse
ist das Referat des bekannten Berliner Rechtsanwalts
Heinemann über den Vorentwurf zu einem neuen Deut-
schen Reichsstrafgesetzbuch geworden. Was da über
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
473
die Gefahren, die dem freien Vereinigungsrecht, letzten
Endes den Organisationen selber drohen, gesagt ist, gilt
Satz für Satz auch den Angestelltenverbänden. So un-
geheuerlich es klingen mag: mit Zuchthausstrafe wird
bedroht, wer einen oder mehrere Arbeitgeber darauf hin-
weist, daß ihre Arbeiter bei Ablehnung der von diesen
aufgestellten Forderungen evtl. die Arbeit niederlegen
würden. Die Konsequenzen dieses so gefaßten Erpres-
sungsparagraphen sind unübersehbar. Er bedeutet prak-
tisch nichts anderes als den Abbruch friedlicher Verhand-
lungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, als die
Verwirklichung der .Wünsche jener Scharfmacher, deren
sehnlichstes Begehren es ist, mit staatlichen Zwangsmitteln
die Arbeiterbewegung niederzuhalten. Und die Angestell-
ten haben alle Ursache, diese Debatten des Kongresses'
mit Eifer zu studieren, ihre Handlungen darnach ein-
zurichten und rechtzeitig in eine Abwehrbewegung ein-
zutreten, ehe es auch hier zu spät ist. Hier wäre ein
Zusammenarbeiten Hand in Hand mit den Organisationen
der Arbeiter durchaus am Platze. Es stehen die ursprüng-
lichsten Interessen in gleicher Weise auf dem Spiel, in
gleicher Weise geht der Kampf um Lebensfragen der
Organisationen.
Was der Kongreß über die Privatangestelltenbewegung
selber zu sagen hatte, war weniger 'bedeutend und auch
weniger wichtig als das, was über das bedrohte Koalitions-
recht gesagt wurde. P. Lange hielt das Referat über
die Stellung der Privatangestellten im Wirtschaftsleben.
Neues konnte bei der Nat«r der Sache kaum vorgebracht
werden. Aber die Ausführungen hatten den Vorzug, daß
sie großzügig und einheitlich die soziale Lage darstellten
unter gehöriger "Würdigung der Besonderheiten gegenüber
der Masse der Arbeiter. Er betonte, die Angestellten
hätten den Interessengegensatz zwischen Kapital und
Arbeit noch nicht hinreichend erkannt. Aber wie bisher
schon ältere Verbände durch den Zwang der Entwicklung
genötigt worden seien, sozialpolitisch tätig zu werden,
so werde der weitere Gang der Entwicklung schon von
selber seine Wirkung tun und die Angestellten dahin
führen, daß sie den Mut haben würden, auszusprechen,
was doch Tatsache sei, nämlich die Gleichartigkeit ihrer
Interessen mit denen der Arbeiterschaft. Wenn, heute
freilich die Unternehmer noch erfolgreich seien, den Gegen-
satz zwischen Privatangestellten und Arbeitern aufrecht zu
erhalten und so beide Teile unterdrückten und aus-
beuteten, so werde die Aufklärungsarbeit das ihre tun, bis
auch die Angestellten einschwenkten in die große ein-
heitliche soziale Bewegung, bis auch sie in Wirklichkeit
ein Glied der sozialen Bewegung sein würden.
Das wirklich Neue, den kühnen Griff in die Zukunft,
brachten die Verhandlungen über das Zusammenarbeiten
der Generalkommission mit dem Zentralverband deutscher
Konsumvereine. Eine recht nüchtern klingende Resolution
besagte folgendes: Generalkommission und Zentralver-
band setzen sich miteinander in Verbindung und gründen
eine gewerkschaftlich-genossenschafthche Unterstützungs-
kasse. Ihre Aufgabe soll sein, den beiderseitigen Mit-
gliedern und deren Famihenangehörigen auf Grund frei-
williger Beiträge Unterstützung für den Fall des Todes,
des Alters, der Kinderversorgung usw. zu gewähren, mit
anderen Worten die Begründung einer Volksversicherung.
Unsere privaten Versicherungsgesellschaften zeichnen sich
vor allen anderen Arten der Kapitalsanlage dadurch aus,
daß sie die höchsten Gewinne ihren Aktionären erbrachten.
Eine Dividende von 23o/o ist der normale Gewinnsatz.
Prüft man aber die Art, wie diese großen Gewinne erzielt
werden, so kommt man sehr bald zu einem recht be-
trübenden Resultat. Diese heute bestehenden Versicherungs-
gesellschaften, die sich den schönen Namen „Volksver-
sicherung" beigelegt haben, versichern in 6,8 Millionen
Fällen, arbeiten mit einem Kapital von 1345 Millionen Mark,
haben einen Verwaltungskostenaufwand von ca. 29 Milho-
nen Mark und erzielen in Summa 17 Millionen Mark
Ueberschüsse. Diese ,, Volksversicherung" baut ihre Er-
folge aber fast ausschließlich auf die Unerfahrenheit der
Minderbemittelten auf. So sind in einem Jahre 69 Millionen
Mark Policen für verfallen erklärt worden, weil die Be-
träge nicht rechtzeitig bezahlt wurden. Diesen empörenden
Mißständen stellt die Arbeiterschaft der freien Gewerk-
schaften künftig die eigene Versicherung entgegen und
ihr oberster Grundsatz wird lauten: kein Pfennig ge-
leisteter Beiträge soll verloren gehen. Mindestens zehn
Millionen Menschen stehen hinter Gewerkschaften und
Konsumvereinen und sie haben die Macht, dem unratio-
nellen Treiben der Versicherungsgesellschaften Einhalt
zu gebieten.
Dieser Beschluß des Dresdener Gewerkschafts-
' kongresses hat schon heute eine überragende Bedeutung
in den Annalen der Geschichte. Er bedeutet nicht mehr
und nicht weniger als einen Wendepunkt in der Geschichte
des deutschen Volkes, er öffnet das Tor in die Zukunft.
Zum erstenmal in der Geschichte des Kapitalismus wird
an Stelle des unverantwortlichen Privatkapi-
tals, wird an Stelle der mächtigsten Aktiengesellschaften
und ihre Herrschaft eine der Gesamtheit der beteiligten
Volksgenossen verantwortliche Produktion, wird an
Stelle der unregulierten Erwerbswirtschaft und ihrer
Ausbeutung die freiwillig auf genossenschaftlicher Grund-
lage aufgebaute Versicherung gesetzt. Und schon jetzt ist
der weitere Weg in die kommenden Zeiten gewiesen. Wie
hier im Versicherungswesen eine Art der Kapitalsanlage
getroffen wurde, die für die Gesamtheit unrationell
arbeitete, so werden andere, die nicht minder unvernünftig
arbeiten, dereinst folgen. Die Etappen sind diese: erst
entstehen die Gewerkschaften, ihnen folgen die Konsum-
vereine, dann kommt die Zeit, da ein Herrschaftsgebiet
des Kapitals nach dem andern in den Besitz der organi-
sierten Mehrzahl der arbeitenden Volksgenossen übergeht.
Die Zeit der alten Gewerbefreiheit ist endgültig vorüber.
Nicht diejenige Organisation der Volkswirtschaft gilt uns
als die wertvollste, die es den einzelnen ermöglicht, sich
auf Kosten und zum Schaden der Gesamtheit zu bereichern,
sondern zuerst fragen wir, ob gerade durch diese oder
jene Art der Produktion der Gesamtheit am meisten ge-
dient ist. Neue Werte sind im Werden begriffen. An
Stelle des einzelnen und seines egoistischen Interesses
will die Gesamtheit ihre Rechte geltend machen. Wir
glauben nicht mehr, daß dem Volksganzen damit gedient
ist, wenn der einzelne unbekümmert um die links und
rechts neben ihm Stehenden nur seinen Vorteil sucht;
wir glauben vielmehr, daß die Zeit kommen muß, wo
der oberste Maßstab zur Bewertung von Wert oder Un-
wert aller Tätigkeit sein wird: Welchen Nutzen hat die
Gesamtheit davon? So sehen wir, wie ein Teil des
Volkes sich ein neues Haus zu bauen beginnt. Die Ge-
werkschaften legten die Fundamente des neuen uebäudes,
das in ferner Zukunft uns 'alle beherbergen wird. Sie
zeigen vor allem das Mittel, durch das wir eine hÖTiere
Form des Daseins erobern sollen. ,, Genossenschaftliche
Organisation" heißt das Wort, das die Zukunft in sich trägt.
Was die Vertreter der freien Gewerkschaften in
Dresden beschlossen haben, ist ein verheißungsvoller An-
fang. Danken wir ihnen, daß sie den Mut fanden zu
kühner Tat, danken wir ihnen als den Schöpfern eines
solchen Willens.
STANDESBEWEGUNG
Die Angestellten der Torpedowerkstatt und der neue
Dienstvertrag
Nun hat das Reichsmarineamt auch den An-
gestellten der Torpedowerkstatt in Friedrichs-
ort den ominösen Dienstvertrag vorgelegt; einstweilen
nur zur Kenntnisnahme und Rückäußerung und ohne das
Zwangsmittel der vorherigen Kündigung, das bei den
Bautechnikern der Intendanturen und Garnisonbauämter
angewendet wurde. Unsere Kampfbereitschaft ist
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
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also anscheinend beim Reichsmarineamt doch nicht ganz
ohne Eindruck gebUeben. Erfreuhcherweise lehnen die
technischen Privatangestellten der Torpedowerkstatt den
Dienstvertrag in der vorgelegten Form ebenso einmütig
ab, wie die Angestellten der Bauämter. In einer Eingabe
an ihre Direktion haben sie die gemeinsamen Forderungen
der Technikerorganisationen — Verband und Bund
kommen hier gleichermaßen in Betracht — zum Ausdruck
gebracht und die Gründe angeführt, die uns zwingen,
das Vertragsmuster des Reichsmarineamtes zu bekämpfen.
.Wir lassen diese Eingabe nachstehend im Wortlaut
folgen :
Friedrichsort, den 8. Juli 1911.
Betrifft : Anstellungsverhältnisse
der Techniker der Kaiserlichen Torpedo-
Werkstatt.
Nach eingehender Aussprache über den uns am Sonnabend,
dem 1. d. M., zur Kenntnisnahme und Aeußcrungi
übergebenen neuen Dienstvertrag gestatten wir uns, Ihnen als
unsere Meinung über diesen Vertrag folgendes mitzuteilen:
Wir sind nicht abgeneigt, unsere Tätigkeit bei der Kaiser-
lichen Torpedo-Werkstatt Friedrichsort auf einen neuen
Dienst vertrag zu gründen, können uns aber mit der
Annahme eines solchen Vertrages nur dann einverstanden er-
klären, wenn er uns gegenüber unseren bisherigen Ansteliungs-
bedingungen Verbesserungen bringt.
Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, ist jedoch der am
Sonnabend uns übergebene Vertrag in der vorliegenden Fassung
für uns vollkommen unannehmbar, denn er enthält
eine Reihe von Bestimmungen, die nicht nur als unsozial,
sondern als eines technischen Angestellten geradezu . unwürdig
bezeichnet werden müssen.
Im Einzelnen haben wir gegen den Vertragsentwurf folgendes
einzuwenden :
Im zweiten Satz des § 3 wird verlangt, daß der Dienst-
verpflichtete erforderlichenfalls auch über ,die festgesetzten
Dienststunden hinaus an Sonn- und Feiertagen ohne besondere
Vergütung arbeite. Diese Forderung erscheint uns ungerecht-
fertigt, denn unsere Arbeitskraft stellt unser einziges Vermögen
dar, und wir halten uns nicht für berechtigt, sondern in unserem
eigenem Interesse und dem unserer Angehörigen geradezu für
verpflichtet, für eine über das durchschnittliche Maß iiinausi
gehende Dienstleistung auch eine angemessene Vergütung zu
beanspruchen. Die Organisationen haben die Forderung auf-
gestellt, daß regelmäßig wiederkehrende Ueberstunden mit
2 0 o/o Oehaltsaufschlag vergütet werden. Wir
halten diese Forderung für berechtigt und bitten deshalb, den
§ 3 des Vertrages entsprechend zu ändern.
In § 5 des Vertrages wird für die Verletzung der
Dienstpflicht eine Bestrafung bis zu 30 M vorgesehen.
Eine derartige Bestimmung halten wir für eines technischen An-
gestellten unwürdig. Die lallgemeinen gesetzhchen Vor-
schriften geben dem Arbeitgeber ausreichende Möglichkeiten
einen Angestellten, der seinen diensthchen Verpflichtungen nicht
nachkommt, zu bestrafen. Dem Stande der technischen An-
gestellten wird aber im allgemeinen ein hohes Pflichtbewußtsein
und damit im Zusammenhang ein wesentliches Verdienst an dem
Aufschwung unseres Wirtschaftslebens zugesprochen. Wir halten
es deshalb nicht für gerechtfertigt, Mitglieder dieses Standes
über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus mit Strafen für
Pflichtverletzungen zu hedrohen. Demgemäß bitten wir, aus
dem § 5 „oder mit Geldstrafe bis zu 30 M" zu streichen.
Im § 6 wird der Dienstverpflichtete mit Bestrafung nach
§ 5 bedroht, wenn er von der Vorschrift im ersten Satz desl
.§ 6 abweicht, oder eine Beschwerde leichtfertig er-
hebt, oder in ihr Unwahres wider besseren Wissens behauptet.
Auch in dieser Bestimmung erblicken wir ein ungerechtfertigtes
Mißtrauen gegen die technischen Angestellten. Wir sind uns
nicht bewußt, leichtfertige Beschwerden jemals erhoben zu haben,
oder gar Unwahres in unsern Eingaben behauptet zu haben.
Deshalb halten wir es auch zum mindesten für überflüssig, diesen
Satz überhaupt in den Dienstvertrag aufzunehmen. Wir bitten
also, ihn zu streichen. ,
Im § 7 wird dem Dienstverpflichteten verboten, eine
Nebenbeschäftigung zu nehmen. Diese Bestimmung
ist geeignet uns wirtschaftlich stark zu schädigen. Wir können
auch nicht glauben, daß die Interessen der Kaiserhchen Torpedo-
Werkstatt geschädigt werden können, wenn wir außerhalb
imserer Dienststunden eine Nebenbeschäftigung, etwa als Lehrer
in gewerblichen Fortbildungsschulen oder dergl. ausübten. Des-
halb bitten wir, im § 7 die Worte „keine Nebenbeschäftigung
zu nehmen", zu streichen.
Im § 9 wird der rechtliche Anspruch auf Urlaub
ausgeschlossen. Eine derartige Bestimmung kann mit
den sozialen Anforderungen unserer Zeit nicht in Einklang ge-
bracht werden. Selbst in der Privatindustrie wird in immer
steigendem Maße anerkannt, daß den Angestellten zur Auf-
frischung ihrer körperlichen und geistigen Kräfte ein angemes-
sener Erholungsurlaub gewährt werden muß. Wir erlauben uns,
auf die mittleren Hilfsbeamten, Klasse II, der Kaiserlichen Werft
Kiel und der auf der T.-I. (Torpedoinspektion) hinzuweisen.
Dortselbst kann diesen Herren nach Verfügung ein Urlaub von
3 Wochen und nach dem 45. Lebensjahre ein solcher von
4 Wochen gewährt werden. Bei der Festsetzung der Dienstzeit
sind auch die bei anderen Marinebetrieben geleisteten Dienst-
jahre mit in Anrechnung zu bringen. Wir bitten die T.-W.
um Aufnahme dieser Bestimmung in den neuen Dienstvertrag.
Ganz besonders anfechtbar erscheinen uns die Bestim-
mungen im zweiten und dritten Absatz des § 12. Wir halten
es für eine höchst unsoziale Härte, daß einem erkrankten
Angestellten gekündigt werden kann, wenn er
länger als 14 Tage krank ist, und nicht mit einiger Bestimmt-
heit angegeben werden kann, daß die Krankheit innerhalb einer
weiteren vierzehntägigen Frist gehoben sein wird, und daß dem
Erkrankten sogar in der Regel gekündigt werden soll, wenn die
Krankheit länger als 4 Wochen dauert. Ebenso vermissen wir
soziale Rücksichten in der Bestimmung des dritten Absatzes,
daß dem Angestellten das Krankengeld vom Gehalt abgezogen
werden soll. Gegen diese Bestimmung müssen wir umsomehr
lebhaften Einspruch erheben, als in den Verträgen der
Heeresverwaltung wesentlich günstigere Normen für den
Fall der Erkrankung des Angestellten aufgestellt sind. Es heißt
dort: „In Krankheitsfällen haben Techniker Anspruch auf Fort-
gewährung ihrer Vergütung für die Dauer ihrer Erkrankung
und des Urlaubs zur Wiederherstellung der Gesundheit. An-
spruch dauert bei einem Einkommen bis zu 2000 M längstens!
26 Wochen, über 2000 M längstens 13 Wochen, vom Tage der
Erkrankung oder vom Beginn des Urlaubs zur Wiederherstellung
der Gesundheit an, Anspruch besteht auch dann, wenn während
der Erkrankung oder des LJrlaubs zur Wiederherstellung der
Gesundheit das Arbeitsverhältnis sein Ende erreicht."') — Diese
Bestimmungen werden den sozialen und wirtschaftlichen Inter-
essen der Angestellten in einem Maße gerecht, daß wir nur
bitten können, sie anstelle des jetzigen Wortlauts des § 12
in den uns vorgelegten Vertrag zu übernehmen.
Im § 15 Absatz B wird erfreulicherweise bestimmt, daß
den Angestellten ihre vertragliche Vergütung während
militärischer Uebungen, sowie während der
Uebungen a und b der Offizieraspiranten weitergezahlt werden
soll. Es ist jedoch die Einschränkung gemacht, daß der Dienst-
verpflichtete mindestens ein Jahr im Marinedienst beschäftigt ge-
wesen sein muß. Diese Einschränkung halten wir gerade in
einem Reichsbetriebe, der doch in erster Linie die Pflicht hat,
dafür zu sorgen, daß seine Angestellten durch die Erfüllung
ihrer militärischen Pflichten keine materiellen Nachteile erleiden,
für unberechtigt. Wir erlauben uns daran zu erinnern, daß erst
vor kurzem der Herr Kriegsminister an die Privat-
industrie eine Mahnung gerichtet hat, ihren Angestellten die
Erfüllung ihrer militärischen Pflichten nicht zu erschweren.
Wenn eine solche Aufforderung an die Privatindustrie
gerichtet wird, dann darf doch wohl erwartet werden, daß die
Reichsbehörden mit gutem Beispiel xoran-
gehen und bitten wir deshalb die Worte: „mindestens ein
Jahr im Marinedienst beschäftigt gewesen ist", zu streichen.
Ebenso bitten wir um Streichung des Absatzes C des § 15.
Der Gesetzgeber hat in § 6 1 6 des B. G. B, seinen Willen
zum Ausdruck gebracht, daß dem Angestellten aus einer gering-
fügigen Dienstversäumnis, die in persönlichen Verhältnissen ihren
Grund hat, kein wirtschaftlicher Nachteil erwachse. Entgegen-
stehende vertragliche Abmachungen halten wir für unsozial und
namentlich eines Reichsbetriebes für unwürdig. Wir bitten des-
halb, diesen Satz zu streichen.
Im § 16 wird bestimmt, daß alle Erfindungen, die
der Dienstverpflichtete in Ausübung seines Dienstes oder mit
Benutzung amtlichen Materials macht, Eigentum der Kaiserlichen
Marine seien. Dieser Eingriff in das Recht des An-
*) In den neuen Verträgen der Heeresverwaltung ist die
Fortzahlung des Gehaltes auf die Dauer von 26 Wochen für
alle Angestellten gewährleistet. So heißt es z. B. in
den Bedingungen für Annahme und Beschäftigung der Tech-
niker bei den technischen Instituten im § 36 Abs. d:
„In Krankheitsfällen haben die Techniker Anspruch auf
Fortgewährung ihrer Vergütung für die Dauer ihrer Krank-
heit, jedoch nur bis auf längstens 26 Wochen vom Tage
der Erkrankung an, ausgenommen, wenn bei ihrer Annahme
feststeht, daß sie weniger als ö Monate beschäftigt werden.
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gestellten auf sein geistiges Eigentum wider-
spricht jeder sozialen Gerechtigkeit. In den weitesten Kreisen!
bricht sich immer mehr die Ueberzeu^ung Bahn, daß unser
heutiges Patentgesetz lückenhaft ist, weil es das Eigentums-
recht an der Erfindung nicht dem Erfinder, sondern dem An-
melder sichert. Wenn es nun schon als durchaus unsozial
bezeichnet wird, wenn Privatbetriebe, also Erwerbsgeschäfte sich
das Anrecht auf die Erfindungen ihrer Angestellten zusichern
lassen, so muß es zu entschiedenstem Widerspruch heraus-
fordern, wenn eine Reichsbehörde, die doch keinerlei Erwerbs-
interessen zu verfolgen hat, ihren Angesteliten gegenüber in
gleicher Weise vorgeht. Wir betrachten eine Erfindung als
die allerpersönlichste Schöpfung des Erfinders und halten esi
deshalb für gerecht, daß ihm auch das Eigentumsrecht an seiner
Erfindung vorbehalten bleibt. Auf die Interessen des Reiches
kann u. E. dadurch Rücksicht genommen werden, daß in den
Vertrag eine Bestimmung aufgenommen wird, wonach ein Li-
zenzrecht an der Erfindung gegen eine angemessene!
Entschädigung der Kaiserlichen Marine zur Ausnutzung
für ihre eigenen Betriebe überlassen werden muß. Zur Fest-
stellung der Höhe der Entschädigung wäre im einzelnen Pal!
ein Schiedsgericht zu berufen, zu_ dem der Erfirtder und
die Behörde je einen Beisitzer und diese in Uebereinstimmung
einen unparteiischen Obmann zu wählen hätten. Wir bitten
deshalb, den § 16 in folgender Weise zu ändern:
Das Eigentumsrecht an den Erfindungen des Dienst-
verpflichteten verbleibt ihm s'felbst. Sofern es sich jedoch
um eine Erfindung handelt, die mit seiner dienstlichen Tätig-
keit im Zusammenhang steht und die in den Betrieben der
Kaiserlichen Marine verwertet werden kann, hat die Kaiser-
liche Marine das Recht, gegen eine angemessene Entschädi-
gung das gebührenfreie Lizenzrecht für die Ausnutzung der
Erfindung in ihren eigenen Betrieben zu erwerben. Ueber die
Höhe der Entschädigung entscheidet im Streitfalle ein Schieds-
gericht, zu dem die Torpedo-Werkstatt und der Dienst-
verpflichtete je einen Beisitzer, die Beisitzer im gegenseitigen
Einverständnis einen Obmann wählen. Der Spruch des Schieds-
gerichts ist gültig.
Im § 17 bitten wir die Streichung des letzten Absatzes
und bitten dafür zu setzen: „Zureisekosten behufs An-
tritt des Dienstes werden auf Antrag gewährt", wie dies größten-
teils bei Privatfirmen gehandhabt wird.
Im § 18 wird bestimmt, daß während einer planmäßigen
oder teilweisen Mobilmachung der Kaiserlichen Marine!
oder des Heeres eine Kündigung des Dienstver-
pflichteten unzulässig sei. Wir erkennen an, daß,
die Rücksicht auf die Wehrfähigkeit des Reiches im Mobil-
machungsfalle eine gewisse Beständigkeit in den Marine- und
Heeresbetrieben erfordert. Wir halten es aber für ungerecht,,
vwenn das Kündigungsrecht nur für den Dienstverpflichteten^
ausgeschlossen wird, und bttten deshalb im letzten Satz des
§ 18 die Worte: „seitens des Dienstverpfhchteten" zu streichen.
§ 19 bitten wir dahin abzuändern: „die gesetzlichen Stem-
pelkosten das Vertrages trägt die Kaiserliche Tor-
pedo-Werkstatt".
Den besonderen Verhältnissen der Torpedo-Werkstatt ent-
sprechend wird noch um Einführung der Bestimmung gebeten,
daß Techniker, die sich im Dienst der Torpedo-Werkstatt be-
währt haben und konstruktiv tätig sindj zu fiilfsarbeitern!
für Konstruktions-Bureaus ernannt werden können^
als Ersatz für die im Jahre 1905 in Aussicht gestellten 30 Be-.
amtenstellen. Zu dem sind die nach § 17 des jetzigen Vertrages!
zu Konstruktionszeichnern resp. Technikern ernannten Personen
weit schlechter gestellt als die Meister, sodann aber befinden
sich die Techniker in Stellungen, die auf den Werften von Hilfs-
arbeitern für Konstruktionsbureaus besetzt sind.
Für bereits bei der Torpedo-Werkstatt beschäftigte Herrea
bitten wir um Aufnahme des folgenden Passus:
Der Dienstverpflichtete hat nach bestehenden besonderen
Bestimmungen Teil am Unterstützungsfonds für Werftbeamte.
Zum Schluß sei noch um die Aufnahme gebeten.
Die auf Privatdienstvertrag angestellten Personen wählen
aus ihrer Mitte eine Vertretung, welche das gute Verhältnis)
zwischen der Behörde und den Angestellten fördern soll.
In der Hoffnung, daß unsere Wünsche bei der endgültigen,
Formulierung des Vertrages Berücksichtigung finden werden,
zeichnen wir mit. vorzüglicher Hochachtung.
An die
Kaiserliche Torpedo-Werkstatt
Friedrichsort.
Mit dieser Eingabe haben die Angestellten pflicht-
gemäß den Dienstweg eingehalten und nun bleibt
abzuwarten, was das Reichsmarineamt tun wird. Will
es den Angestellten der Torpedowerkstatt ebenfalls den
unsozialen Dienstvertrag aufzwingen, dann muß auch
hier der Widerstand einsetzen. Wir sind gerüstet, um.
den aufgezwungenen Kampf durchzuhalten!
Zum Konflikt mit dem Reichsmarine-Amt,
ist im übrigen zu bemerken, daß die Lage noch unver-
ändert ist. Am 1. August werden die Kollegen in Kiel,
Wilhelmshaven, Cuxhaven und Helgoland
so lange aus dem Dienste scheiden, bis das
Reichsmarine-Amt bereit ist, die Forde-
rungen der Angestellten zu bewilligen.
Die Kollegen der Neubauverwaltung Mürwik und
Sonderburg haben sich ebenfalls der Bewegung an-
geschlossen und die in Unkenntnis der Sachlage zum
Teil bereits gegebene Unterschrift wieder zurückgezogen.
Für den Fall, daß die Unterschrift nicht mehr zurück-
gegeben werden sollte, haben sie auf Grund des neuen |
Vertrages gemeinschaftlich ihre Kündigung ein- ;
gereicht. So geben auch diese Kollegen ein schönes Bei-,
spiel der Solidarität. Der Kreis der Beteiligten ist also
geschlossen.
Auch die Opferwilligkeit der Verbands-
kollegen beginnt sich in recht erfreulichem Maße be-,
merkbar zu machen. Schon nach den ersten Notizen der.
Tagespresse, die von einem ,,Streik der Marine-
techniker" schrieben, obwohl es sich doch um eine,
Aussperrung handelt, trafen unaufgefordert Spenden ?
bei uns ein, die den Grundstock des neu zu schaffenden'
Kampffonds bilden sollen.
Der Leipziger Bautechniker-Verein gab 250 M als
erste Rate, eine Vorstandssitzung der Bezirksverwal- ^
tung Brandenburg brachte als Ertrag einer freiwilligen
Sammlung 36 M; ein vor kurzem gemaßregelter inzwischen ;
aber wieder in besserer Stellung untergebrachter Kollege|
zeichnete aus Dankbarkeit für die Unterstützung des Ver-:
bandes monatlich 10 M usw. Selbst bis ins Ausland,
ist die Kunde von dem Kampf der Techniker gedrungen. ;
Ein ehemaliger Marineangestellter in Zürich überweist;
uns monatlich 5 M, aus Paris und anderen Orten sind«
Spenden eingegangen, kurz es zeigt sich, daß der Kampf ;
um den Arbeitsvertrag überall helle Begeisterung aus-
löst. Auch in der gesteigerten Anmeldung von Mitgliedern
kommt das gestärkte Vertrauen zum Verbände zum Aus-,
druck. — Wenn diese Stimmung anhält und ein edler,
Wetteifer Einzelmitglieder, Vereine und Bezirksverwal-
tungen anspornt, durch reiche Sammlungen den Kriegs-
schatz und damit unseren im Kampf stehenden Kollegen
den Rücken zu stärken, kann uns der Sieg nicht fehlen.
Kfm.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE n
Die Geschichte der Lebensversicherung
Das, was wir heute unter Lebensversicherung ver-
stehen, muß als eine moderne Einrichtung bezeichnet
werden. Auf der andern Seite ist indessen zu berücksich-
tigen, daß der dieser Einrichtung zugrundeliegende Ge-
danke alt ist. Was das Altertum an Institutionen dieser
Art aufzuweisen hatte, wie die Begräbniskassen der
Römer usw., ging in den Stürmen der Völkerwanderung
zugrunde. Das Mittelalter bildete ältere Vorläufer auf dem
Gebiete der Lebensversicherung nicht weiter, da es von
diesen nichts wußte. Es ging in der Ausgestaltung lebens-
versicherungsähnlicher Einrichtungen selbständig vor. Die
Gebilde der Zünfte und Gilden schienen besonders ge-
eignet zu sein, die Idee der Lebensversicherung zu ver-
wirklichen. So lösten sich einzelne Kassen von den all-
gemeinen Einrichtungen dieser Organisationen los, die
Menschen verschiedener sozialer Klassen umschlossen. Da-
neben begegnet man im Mittelalter Einrichtungen, die die
Versorgung des Einzelnen im Alter zum Gegenstand hatten,
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
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also als Vorläufer der Rentenversicherung anzusprechen
sind. Die Kapitalversicherung auf den Lebensfall scheint
mit der Aussteuerversicherung begonnen zu haben, die
sich in ihren Anfängen schon im 16. Jahrhundert in Italien
nachweisen läßt.
Von erheblicher Bedeutung für die weitere Entwick-
lung der Lebensversicherung in Deutschland waren die
nach dem Italiener Tonti genannten Tontinen, die im
17. Jahrhundert als Mittel zur Hebung der Staatsfinanzen
zur Einführung gelangten. Sie berücksichtigten eigentlich
zum erstenmal in stärkerem Grade die Sterbens-
wahrscheinlichkeit des Einzelnen. Ihre Technik be-
stand darin, daß man gegen die einmalige Zahlung
einer gewissen Summe an den Staat das Anrecht auf
eine jährlich zahlbare Leibrente erwarb. Die Zinsen
und Einzahlungen der Einzelnen wurden jährlich durch
die Zahl der noch lebenden Rentner geteilt und
dann den Lebenden in entsprechender Höhe zugewiesen.
Da nun die Zahl der Rentner infolge des Absterbens mit
jedem Jahre sich verringerte, wurde die Leibrente für die
Ueberlebenden ständig größer. Der am längsten Lebende
erbte die Renten der vor ihm verstorbenen Mitversicherten.
Die Rentenbezieher waren hierbei meist in verschiedene
Klassen geteilt, für deren Bildung das Eintrittsalter maß-
gebend war und die verschiedene hohe Renten aufwiesen.
Der Tontine gelang es, in verhältnismäßig kurzer Zeit
von Frankreich aus in Holland, England und Preußen
Eingang zu finden und zwar wurde sie sowohl von den
Regierungen dieser Staaten wie von Privatunternehmern
gepflegt.
Wenn bei der Tontine auch die Sterbenswahrschein-
lichkeit der Versicherten in Betracht gezogen wurde, so
fehlte es ihr doch, um ein Lebensversicherungsbetrieb im
modernen Sinne zu sein, an genauen mathematisch-sta-
tistischen Grundlagen, vor allem an einer auf wissen-
schaftlicher Basis aufgebauten Sterblichkeitsforschung.
Eine Lebensversicherung, die diesem Anspruch genügte,
wurde zuerst in England, das damit zur Wiege der mo-
dernen Lebensversicherung wurde, eingeführt. Die hier
im Jahre 1762 errichtete Lebensversicherungs-Gesellschaft
„Equitable Society", die noch heute besteht, erfüllte zum
erstenmal diese wissenschaftlichen Anforderungen. Das
von ihr gegebene Beispiel fand verhältnismäßig rasch Nach-
ahmung. Zu der genannten Gesellschaft gesellten sich
neben anderen Gegenseitigkeitsunternehmungen bald zahl-
reiche Aktiengesellschaften, so daß im Jahre 1830 Eng-
land bereits fünfunddreißig Lebensversicherungs-Gesell-
schaften zählte.
Das Vorgehen Englands auf dem Gebiete der Lebens-
versicherung veranlaßte, freihch erst erheblich später, auch
in Deutschland die Errichtung von auf moderner Basis
ruhenden Lebensversicherungsunternehmungen. Gefördert
wurden die hierauf gerichteten Bestrebungen in Deutsch-
land durch eine Reihe von Zusammenbrüchen kleinerer
Sterbekassen und dadurch, daß das Versicherungswesen
durch das im Jahre 1794 in Kraft tretende preußische
Landrecht wenigstens für den größten Teil Deutschlands
einheitlich geregelt wurde. Der erste Versuch, eine
deutsche Lebensversicherungs-Gesellschaft zu begründen,
wurde im Jahre 1806 von dem Hamburger Kaufmann
Benecke unternommen. Er fiel in eine Zeit kriegerischer
Verwicklungen und hatte keinen Erfolg. Erst den Kauf-
leuten Wilhelm Arnoldi in Gotha und Vermehren in Lübeck
gelang es in den Jahren 1828—1829 Lebensversicherungs-
Gesellschaften zu schaffen, die sich bis auf den heutigen
Tag erhalten haben und sich noch jetzt des größten Ver-
trauens erfreuen. Es sind dies die Lebensversicherungs-
bank für Deutschland zu Gotha, die als Gegenseitigkeits-
Gesellschaft errichtet wurde, und die Lübecker Lebens-
versicherungsbank, für die ihr Begründer die Form der
Aktiengesellschaft mit Gewinnbeteiligung der Versicherten
wählte. Seit dieser Zeit hat auch in Deutschland die
Zahl der Lebensversicherungs-Anstalten eine erhebliche
Vermehrung erfahren.
Zur Hausschwamm-Fmge
brachten wir in Heft 21 einen Beitrag von Herrn H. Klose,
Heidelberg. Hierzu wird uns noch folgendes geschrieben:
Zu den Ausführungen des Herrn K. erlaube ich mir
nachstehendes zu bemerken:
Der Verfasser baut auf ältere Literaturangaben auf,
die neueren Eeststellungen scheinen ihm nicht bekannt
zu sein.
Im Auftrage von verschiedenen Ministerien wurde
eine amtliche Beratungs-Kommission für Forschungen auf
dem Gebiete der Hausschwamm-Erage am 11. Dezember
1905 in Berlin eingesetzt, deren Ergebnisse in Denkschriften
niedergelegt sind. Ein endgültiger Beschluß wurde jedoch
noch nicht gefaßt. Von mir selbst ist die Forschungsarbeit:
„Ruff, Endgültige Lösung der Hausschwamm - Frage !"
(zu beziehen durch K. F. Köhler, Leipzig, Preis 2,50 M) er-
schienen. Darin wird der Beweis erbracht, daß nicht der
botanische, sondern der bautechnische Standpunkt die
Richtlinie für die Erledigung der Sache ist. Hierzu be-
merke ich noch, daß diesen Standpunkt verschiedene
Spezialisten, wie z. B. Prof. Dietrich u. a. m., mit mir
teilen.
Auf eine interessante Polemik mit Herrn Prof. Mez
verweise ich noch in der „Frankfurter Hausbesitzer-Zei-
tung" Nr. 1, 5 und 7, Jahrg. 1911.
Nach Vorstehendem steht es den Gerichten bei ihren
Entscheidungen bis jetzt noch frei, die Sache als Ge-
heimschaden oder als Baukonstruktionsfehler auf Grund
der Sachverständigen-Aussagen zu behandeln.
Jedenfalls dürfte es aber für Ihre Leser vorkommenden
Falles zweckmäßig sein, sich über diese neuere Richt-
linien bei Abgabe von Sachverständigen-Gutachten zu
unterrichten.
Frankfurt a. M., den 22. Mai 1911.
Ruff, Zivil-Ingenieur.
Zu dieser Zuschrift äußert sich der Verfasser unseres
Aufsatzes wie folgt: Herr Ruff bemängelt meinen angeb-
lich veralteten Standpunkt in der Hausschwamm-Erage und
verweist u. a. auf die Denkschriften der Beratungskom-
mission auf dem Gebiete der Hausschwamm-Erage
(11. Dez. 1905 in Berlin). Wie Herr Ruff aber selbst
bemerkt, ist von dieser Kommission ein endgültiger Be-
schluß nicht gefaßt worden (!). Im weiteren bezieht er
sich auf sein im Selbstverlag erschienenes Heftchen mit
dem vielversprechenden Titel: „Endgültige Lösung der
Hausschwamm-Erage" und bezeichnet diese Schrift aus-
drücklich als „seine Eorscherarbeit".
Herr Ruff spricht sich auf S. 28 dieser Schrift dahin
aus, daß nur auf bautechnischem Wege die Hausschwamm-
Erage gelöst werden kann. Ich pflichte ihm in dieser
Anschauung bei und verweise auf die Schlußbetrachtungen
in meinem Aufsatz. Solange aber die streitenden Parteien
in Schwammschäden-Prozessen die Zuziehung von bota-
nischen Sachverständigen verlangen und die Richter auf
die Mitwirkung solcher nicht verzichten wollen, wird wohl
eine Reform des Rechtsstreites nach dieser Hinsicht
schwerlich zu erreichen sein.
Mit den übrigen Anschauungen des Herrn Ruff kann
ich mich aber nicht einverstanden erklären und möchte
hier nicht unterlassen, kurz die Art und Weise zu charak-
terisieren, mit welcher Herr Ruff die Hausschwamm-
Erage endgültig zu lösen unternommen hat. Er sagt im
Vorwort seines Buches :
Im 2. Abschnitt: „Angeregt durch mannigfache Vor-
kommnisse in meiner Praxis als Zivil-Ingenieur und bei
tieferen Forschungen erkennend, daß diese
Materie bis jetzt nur einseitig bearbeitet
wurde, und daß nach Meinung der Techniker die Frage
durch Botaniker allein zu lösen sei, habe ich mich
entschlossen, durch umfangreiches Stu-
dium eine endgültige Lösung der Sache
h e r b e i z u f ü h r e n."
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
477
Im Schlußsatz: „Ich habe meiner Forschungsarbeit
auch nur stichhaltige Beweisstücke zugrunde gelegt, und
hoffe, daß die Sache nunmehr festgelegt ist,
und den bis jetzt herrschenden Mißständen in der Haus-
schwamm-Frage möglichst ein Ende macht."
Glaubt Herr Ruff wirklich, daß die botanischen und
technischen Ergebnisse langjähriger Forschungen nam-
hafter Männer der Wissenschaft und Praxis auf dem Ge-
biete der Hausschwamm-Frage nur seiner warteten, damit
e r die endgültige Lösung dieser Frage im Handumdrehen
herbeiführt? Es scheint fast so! Auf 28 länglichen,
schmalen Seiten hat Herr Ruff einzelne Stellen aus den
zahlreichen Veröffentlichungen bekannter Hausschwamm-
Sachverständiger zusammengetragen und streut nur hin
und wieder ein paar philosophische Blüten dazwischen.
Die übrigen 28 Seiten will er allem Anschein nach als
„seine Forschungen" bezeichnet wissen. Hier zeigt sich
die ganze Dürftigkeit des Büchleins. Auf eine ein-
gehende Besprechung dieser „Forscherarbeit" kahn ich'
hier aus Mangel an Raum nicht eingehen, sondern be-
schränke mich nur auf die Wiedergabe der beiden
letzten Abschnitte auf Seite 47, welche recht charakte-
ristisch sind für die Lehre (!) des Herrn Ruff über die
Hausschwamm-Frage. Es heißt da wörtlich:
„Um den Juristen möglichst die Sache klar zu machen:
Es ist also eine Holzfüllungsdecke ein Kon-
struktionsfehler und in jedem Bau auszuschalten.
Ebenso wäre es aber auch ein Konstruk-
tionsfehler, wenn ein Stück Holz im Mauer-
werk eingelegt würde, sei es nun als Kon-
struktionsglied oder aus Nachlässigkeit der
Arbeiter."
In ähnlicher Tonart und mit gleicher Scharfsinnigkeit
ist das Uebrige geschrieben.
Ganz abgesehen von dem recht anfechtbaren Inhalt
des Ruffschen Heftchens ist es seiner Ausstattung und
seinem Umfange nach unverhältnismäßig hoch im Preis;
mit der Hälfte der geforderten Summe wäre es vollauf
bezahlt. Der Laie und der Baufachmann wird aus dem
■ Heftchen keine Belehrung schöpfen können. Ueber dem
Vorwort des Ruffschen Heftchens steht das schön ge-
wählte Motto: „Augen auf, Kauf ist Kauf!" Das mögen
alle jene beherzigen, welche die Absicht haben, zu ein-
gehenderer Belehrung über die Hausschwamm-Frage sich
ein Buch kaufen zu wollen. —
In meinem Aufsatz „Der Hausschwamm", Heft Nr. 21,
Seite 328 bis 331, sind einige Druckfehler unterlaufen,
die gleichzeitig berichtigt seien.
Seite 328, Spalte 2, Zeile 43 statt indes, lies: und es;
Seite 32Q, Spalte 1, Zeile 14 statt Polyporus raporarius,
lies: Polyporus vaporarius; Seite 329, Spalte 2, Zeile 19
statt umfangreiche, lies: unsachgemäße; Seite 330,
Spalte 1, Zeile 35 statt Kresotil, lies: Kreosotöl.
Heidelberg, den 11. JuH 1911.
H. Klose.
Wir schheßen hiermit die Diskussion.
Die Schriftleitung.
H H ;: :: H :: BÜCHERSCHAU :; :: :; H ::
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Die Ausbildungs- und Prüfungsstellen für den deutschen Kraft-
fahrzeugverkehr. Nach amtlichen Unterlagen heraus-
gegeben vom Mitteleuropäischen Motor-
wagen-Verein in Berlin SW. 11. Preis 1 M.
Diese Veröffentlichung gibt alles Material wieder, das sich
auf das Ausbildungs- und Prüfungswesen im deutschen Kraft-
fahrzeugverkehr bezieht: Die Liste der in Deutschland zur
Ausbildung von Kraftfahrzeugführern ermächtigten Personen
(etwa 1250); eine Zusammenstellung der (etwa 250) Sach-
verständigen für die Prüfung von Kraftfahrzeugen und Führern;
die gesetzlichen Besümmungen über die Prüfung von Kraftfahr-
zeugen und Führern; die Namhaftmachung der Ausgabesteilertj
für Führerscheine und eine Schilderung des Beschwerde-
verfahrens bei Versagung eines Führerscheins in den einzelnen
Staaten; endlich eine ministerielle Bekanntmachung über diei
Stempelpflicht für behördliche Bescheinigungen in Preußen. Ein]
Inhaltsverzeichnis erleichtert das Nachschlagen in dem WerkeJ
durch dessen Zusammenstellung der Mitteleuropäische Motor-!
wagenverein sich ein Verdienst um den Automobilismus erworben i
hat, denn wir 2weife!n nicht daran, daß die handliche Zusammen- i
Stellung sowohl den Automobilinteressenten als auch den Be-|
hörden willkommen sein wird. j
Bericht über die II. Tagung der Vereinigung der höheren j
technischen Baupolizeibeamten Deutsclüands im Archi-}
tektenhause zu Berlin am 13. Februar 1911. Erstattet vomj
Vorstande. Mit 22 Abbildungen. Verlag von Withelmi
Ernst & Sohn, Berlin W. Preis geh. 3 M. ;
Der Bericht ist in diesem Jahre etwas früher erschienen
als im Vorjahre. Nur wenige Seiten sind es, die die inneren
Angelegenheiten der Vereinigung behandeln, der weitaus größte
Teil des Berichts ist für diejenigen Fachleute, die mit Bau-,
Polizeibehörden zu tun haben, von großem Interesse. ,
Er enthält zunächst ausführlich den Vortrag des k. k. Ober-1
baurats Dr. ing. v. Emperger-Wien : „Eine neue Güteprobe i
für Beton". Herr v. Emperger hat einen Apparat konstruiert,
mittels dessen die Güte des Betons an am Bau hergestellten;
Versuchsbalken direkt geprüft werden kann, wodurch sich ein-;
wandsfreiere Resultate ergeben sollen als bei Herstellung und
Prüfung von Probewürfeln. Dann folgt ein Bericht über Ver-
suche mit Flechtwerkseinlagen, die im Anschluß an im Vor-
jahre in der I. Tagung geäußerte Zweifei über Flechtwerks-
einlagen bei Deckenplatten veranstaltet wurden und zwar unter
Leitung von Baupolizeibeamten. Die Versuche hatten ein
günstiges Ergebnis. Der nächste Vortrag behandelt die bau-
polizeiliche Prüfung der Baiugesüche in konstruktiver Hinsicht,
besonders bei Eisenkonstruktionen. Er ist, ebenso wie der des;
Herrn v. Emperger, mit Skizzen ausgestattet und weist auf
Mängel in der Durchbildung der Eisenkonstruktionen hin. Auch
der folgende Bericht des Sonderausschusses, der im Vorjahre ge-
wählt wurde, um auf eine ganze Reihe von Fragen und Klagen
des Betonvereins zu antworten, enthält viel Wissenswertes- und
ist geeignet, zur Vereinheitlichung in der Handhabung der Vor-
schriften beizutragen. Unter „Verschiedenes" kamen dann auch
rein baupolizeihche Sachen, wie „Vereinigung unbebaut zU;
lassender Grundstücksflächen von Nachbargrundstücken" u. a. m.
zur Verhandlung. Besonders wertvoll ist der Bericht durch die
nach den Vorträgen einsetzende Diskussion, die auch gegen-
teilige Ansichten zu Worte kommen läßt und zur weiteren Klä-
rung der behandelnden Punkte beiträgt.
Wir können die Anschaffung des Werkes nur empfehlen.
L. ,
H t: H :; :: :: BRIEFKASTEN ;t :: :: :: :t :;
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhi) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke 2ur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 167 . Wie erfolgt die Ermittelung des Drehmomentes
der Spindeln bei Fräsmaschinen?
Zur Frage 146. Staubbindung auf einem Kirchenfußboden.
Zurzeit werden in einigen Städten Deutschlands Versuche mit
Westrumit — einem neueren Produkt aus Steinkohlenteer, dasi
dem Wasserzusatz ein milchiges Aussehen gibt — angestellt^
um den Straßenstaub zu binden. Diese Besprengung soll eine
Wirkungsdauer von einem halben Monat, ohne Rücksicht auf
Niederschläge, haben. Es wird nun darauf hingewiesen, daß
die vorzügliche Wirkung auch für öffenthche Innenräume an-
wendbar Sein soll, jedoch unter Bedingungen, die von den
chemischen Fabriken in Erfahrung zu bringen sind. — Ein
äheres Mittel ist Dr. Noerdlingers antiseptisches Floricin-Fuß-
boden-Oel (Flörsheim a. M.). — pf-
Zur Frage 148 (Heft 26). Anlage einer Rodelbahn. Siehe
Notiz 20, Heft 7, S. 106 d. Ztg. Eine Rodelbahn ist um so
sicherer, je allmählicher das Gefälle in die letzte Strecke über-
geht, die als Auslaufstrecke mindestens wagerecht liegen soll.
478
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 30
Es wären somit die flachen Bahngefälle, wie angenommen,
zu belassen. Die Nutzlänge betrage statt 5 km nur 3,5 + 0,5 km
Auslauf. Die letzte l-km-Strecke käme in Fortfall. Erhält die
Gehstrecke ein Gefälle, so wird die Bahnneigung zu gering,
die Bahnwirkung wird dadurch abgeschwächt, so daß die letzte
Strecke bedeutunglos würde. Hiermit würden zwei Bahnen
hintereinander entstehen, die aus Gründen der Verkehrssicher-
heit unstatthaft sind. Der Ausl'auf setzt aber eine horizontale
oder schwach ansteigende Strecke voraus, um die Schlitten
zur Ruhe kommen zu lassen. — pf.
Zur Frage 150. Wasserbassin über einem Kuhstall. Die
vorgeschlagene Ausführungsart ist ungenügend und daher zu
verwerfen. Es ist zu beachten: 1. Zwischen Decke und Bassin-
boden ist ein genügend freier Raum für den Luftdurchzug zu
.lassen. 2. Zur Herabsetzung der Saugefähigkeit sind nur
Klinker zu verwenden. 3. Als Isolierschicht: Siebeis Blei-
, Asphalt, lieber die statische Untersuchung geben die Siebel-
Werke, Düsseldorf-Rath, Auskunft. 4. Die Hauptlast ist auf
die Wände zu legen und die Decke nach Möglichkeit zu ent-
lasten. 5. Ventilation! Der Behälter ist zuzudecken und ein
Standrohr durch das Dach mit Windhut einzubauen. 6. Der
Außen- und Innenputz ist mit neutralen Anstrichen zu ver-
sehen (Bontrie und Vitralin, Farbwerke Kassel). — pf.
Zur Frage 154. Schwitzwasserbeseitigung in Viehsfällen.
III. (1 und II s. Heft 2Q.) Nachdem die Untersicht, wie Sie
angegeben haben, bereits verschalt worden ist, bekleiden Sie
diese mit guter Dachpappe, teeren sie einige Male gut nach
dem Aufbringen und streichen alsdann die ganze Untersicht
mit Kalkmilch, um den Stallraum heller und freundlicher zu
machen. Als Fußbodenbelag wird ein gefalzter Bretterboden
I
1160/61 Gust. Suhr mit Frau, Bauführer, Altona. 1162 64 Joh.
Stegie mit Kindern, Rixdorf. 1165/66 A. Albert mit Tochter,
Oberbahnmeister, Leipzig-Pl. 1167/68 O. Behrens mit Frau,
Ingenieur, Hildesheim. 1169/70 Wilh. Drangmeister mit Frau,
Stadtbauführer, Celle. 1171/73 Ed. Wachenschwanz mit Familie,
Baukommissar, Halberstadt. 1174/75 E. Müller mit Frau, Tech-
niker, Uerdingen a. Rh. 1176/79 Rob. Eschershausen mit Familie,
Reg.-Bausekr., Kassel, 1180 81 Ferd. Severitt mit Tochter, Archi-
tekt, Dresden. 1182 Maria Meier, Hildesheim. 1183 84 A.
Dietsch mit Frau, Rechnungsrat, Berlin. 1185/89 R. Langhein
mit Familie, Elektro-Techn., Delmenhorst. 1190/92 Joh. Lazarek
mit Familie, Stadtbauass., Berlin. 1193 Wilh. Rummel, Ingenieur,
Hildesheim. 1194 Bruno Grund, Werft-Sekr., Wilhelmshaven.
1195/97 R. Liebich mit Familie, Werft-Sekr., Wilhelmshaven.
1198/1200 Georg Stock mit Familie, Stadtgeometer, Dessau.
1201/02 H. Otto und Tochter, Alfeld a. Leine. 1203 H. Meyer,
Bauunternehmer, Oldenburg. 1204/06 W. Hahne mit Familie,
Maschinentechn., Oberschöneweide. 1207 Wilh. Gönig, Kataslcr-
sekretär, Friedrichsort bei Kiel. 1208 H. Holzkamp, Friedrichs-
ort bei Kiel. 1209 Meta Snetlage, Nowaes bei Potsdam.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erliolungshcim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
Die Verbandsleitung.
genügen. Sorgen Sie außerdem für Ventilation in einfacher
Weise dadurch, daß Sie unterhalb der Decke 10 cm weite
Ton- oder Zementröhren durch die Umfassungsmauern führen,
etwas steigend nach außen. B., M.-Nr. 42 261.
Zur Frage 159. Kesselhauseindeckung. I. Die meisten
Kesselhäuser sind mit einem Pappdach versehen. Man darf
diese Dachdeckung als einwandfrei bezeichnen. Bs.
II. Für die Eindeckung eines Kesselhauses empfiehlt sich
die Verwendung der Kassettenplatten-Eindeckung aus Bimsbeton
von der Firma Friedr. Remy Nachfolger, Neuwied a. Rh. Die
Platten sind leicht, feuersicher und werden nicht von den Rauch-
gasen angegriffen. Sie verleihen auch dem Dach ein gefälliges
Aussehen. Die Dachhaut wird aus Dachpappe, Ruberoid usw.
gebildet. Zu näheren Auskünften ist bereit
Paul Schmidt, Zivilingenieur, Hamburg 1.
Zur Frage 161. Grasvertilgung in Straßen. I. X'ic'.fr.ch
hat sich das Bestreuen der Flächen mit verbrauchter Reini-
gungsmasse aus Gasanstalten bewährt. Das Verfahren ist ziem-
lich 'billig und sehr einfach, da die Masse von den Gaswerken
fast überall für wenig Geld zu haben ist und dann dünn auf die
in Betracht kommenden Stellen gebracht wird. Der Nachteil
ist der in den ersten Tagen sich ziemlich stark bemerkbar
machende Gasgeruch. Bs.
II. Ammoniakwasser, bei gutem Wetter stark aufgetragen,
ist sehr gut zur Vertilgung von Unkraut auf Spielplätzen, Straßen
usw. geeignet. Es dürfte wohl auch bei Mosaikpflaster an-
zuwenden sein. Ammoniakwasser ist in jeder Gasanstalt zu
haben. Den üblen Geruch verliert das Wasser bald nach der
Verwendung.
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für Volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotclbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- imd Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Wanderversammlung in Posen
Das Protokoll über die Verhandlungen der ostdeutschen Be-
2irksverwaltungen am 17. Juni d. J. in Posen ist fertiggestellt
und kann von den interessierten Vereinen und Mitgliedern
(gegen Erstattung der Selbstkosten) durch die Geschäftsstelle
in Berlin bezogen werden. Bestellungen müssen bis zum
28. Juli erfolgen, damit die erforderliche Anzahl Umdrückc
hergestellt werden kann.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei : l.DeutscheTechniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 45 — 90 M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse für in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwen kasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfür gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipi.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN S\V.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
41. Liste der Besucher des Erholungsheims.
Unser Erholungsheini
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
479
Sitzunqs-Kalender der BezirJisvenvaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, da3 Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seile
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammiungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands;
" — tages Jahresberichte nicht aut
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung,
Bezirksver waltun gen
Brandenburg. Freie volkswirtschaftliche Kurse.
Vier Wochenkurse werden in der Zeit vom 17. Juli, bis 13. August
in der Gartenstadt Eden bei Oranienburg-Berlin von Silvio Gesell
und Gustav Simon veranstaltet. Wocheneinteilung für die Kurse:
1. Montags: Die Rolle des Bodens und der Bodenschätze in
der Volkswirtschaft. 2. Dienstags: Die Rolle des Geldwesens
in der Volkswirtschaft. 3. Mittwochs: Die Verwirklichung des
Rechts auf den vollen Arbeitsertrag durch die Boden- und Geld-
reform. 4. Donnerstags: Die jetzige Volkswirtschaft als Hemm-
nis der Schulreform. 5. Freitags: Die jetzige Volkswirtschaft
als Hemmnis der Volksgesundung. 6. Sonnabends: Die jetzige
Volkswirtschaft als Hemmnis der Erneuerung religiösen Lebens.
Nachmittags nach freier Wahl, Aussprache in Gruppen oder
Ausflüge (Berlin, Rheinsberg, F'rohnau) oder Gartenarbeit. Die
Kosten der Teilnahme an einem Kursus betragen 10 M. Unter-
kunft gewährt das Edener Erholungsheim von Brinkmann. Preis
mit Verpflegung (vegetarisch, auf Wunsch auch gemischt) pro
Woche 25 M. Anfragen und Anmeldungen sind an den Ein-
berufer, Herrn Gustav Simons in Eden bei Oranienburg, zu
richten.
Niederschlesien. Unser nächster Bezirkstag findet am
Sonntag, 6. August d. J., in Schweidnitz im Saale der
„Loge zur wahren Eintracht" statt. Beginn der öffentlichen
Versammlung 10 Uhr vormittags. Herr Kollege Richard
Schubert, Berlin, Redakteur unserer D. T.-Z., wird einen:
Vortrag halten über das Thema: „.Der Einfluß der
Technik auf die wirtschaftliche Entwicklung
Deutschlands." Nach Erledigung der Tagesordnung ver-
einigt eine gemeinsame Mittagstafel im Haupt-Restaurant der
Gewerbeaussteilung (ohne Weinzwang) die Teilnehmer mit ihren
Damen. Daran schließt sich eine Besichtigung der Ausstellung
und eine zwanglose Zusammenkunft im Saale des Haupt-Restau-
rants an. Bestellungen zur Mittagstafel, auf Eintrittskarten zur
Ausstellung und Anmeldungen für Uebernachten sind bis späte-
stens 25. Juli d. J. an Herrn Bauführer G. Grunewald, Schweid-
nitz, Markt Nr. 8, zu richten. An unsere benachbarten Be-
zirksverwaltungen und deren Zweigvereine, insbesondere aber
an alle unsere Bezirksmitglieder richten wir die dringende Bitte,
recht zahlreich zu erscheinen.
Ostpreußen. Der XXI. Bezirkstag findet am 3. S e p t e m b e r
1911 in Lyck statt. — Anträge sind bis zum 6. August an|
die Adresse des I. Vorsitzenden: Baumeister Radtke, Königs-
berg, Kurfürstendamm 15, zu senden. Programm wird später
bekannt gegeben.
Saargegend. Am Sonnabend, 22. Juli, abends 8 Uhr, im
kleinen Saale der Tonhalle zu Saarbrücken 1 Oeffentliche Ver-
sammlung mit Vortrag des Geschäftsleiters der Geschäftsstelle
Rheinland-Westfalen des D. T.-V. zu Dortmund Herrn Lustig.
Nach dem Vortrage: „Warum haben wir uns organisiert?" freie
Aussprache. Gäste herzlich willkommen.
Westpreu fkn. Für den aus der Bezirksverwaltung aus-
geschiedenen Herrn Kollegen Weyer ist Herr Kollege Hübsch-
mann als Schriftführer eingetreten.
Zwei(ivereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-Adr. : F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Str. 9. Samstag, 22. Juli, Abendausflug nach
Ronheide, daselbst Vortrag des Herrn E. Dunkel über „Die
Eifel und ihre Bebauung". Abfahrt abends 9.10 vom Haupt-
bahnhof. Wir bitten um rege Beteiligung der Mitglieder, sowie
um Einführung dem Verein noch fernstehender Kollegen.
Ilmenau. Technischer Verein. Unser Vereinslokal
befindet sich im Hotel ,,Deutscher Kaiser", Bahnhofstraße. Ver-
sammlungen finden wöchentlich, Hauptversammlungen jeden
ersten Freitag im Monat, abends S'/, Uhr, statt.
München. Techniker-Verein. E. V. Dienstag,
25. d. Mts., Besichtigung der Elektrischen Ausstellung unter
persönlicher Führung unseres Ehrenmitgliedes Herrn Haggen-
müller. Eintrittskarten sind zu 30 Pfg. im Verbandsbureau zu
haben. Eintrittskarten für den Glaspalast sind zu ermäßigtem
Preise von 50 Pf. im Verbandsbureau zu haben.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs.: Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Die Mitgliederversammlung im
August fällt aus. Die nächste Versammlung findet am 6. Sep-
tember 1911 statt. Die Tagesordnung hierfür wird später be-
kannt gegeben. Schon jetzt ersuchen wir aber alle unsere
Mitglieder, für eine energische Verbands- und Vereinstätigkeit
im kommenden Winterhalbjahr bereit zu sein und alle unsere
Veranstaltungen pünktlich und zahlreich zu besuchen. — Die
fälligen Beiträge bitten wir einschließlich 5 Pfennig Bestell-
geld unserem Kassierer zu übersenden.
Allen Kollegen hierdurch die traurige Mitteilung, daß
unser langjähriges Vereinsmitglied und Mitgründer des
hiesigen Vereins,
Herr Stadtbausekretär Hans Westphal
am Sonntag den 9. Juli im Alter von 48 Jahren infolge
eines Schlaganfalls gestorben ist. Wir verlieren in dem
Dahingeschiedenen einen lieben Kollegen, der viel für den
Verein getan hat und dem wir stets ein ehrendes Andenken
bewahren werden. Flensburger Techniker-Verein.
Am 13. Juli 1911 verschied in Glogaii nach langem,
schwerem Krankenlager unser langjähriges Vorstandsmitglied,
der Königliche Bausekretär
Herr Erwin Müller.
Wir betrauern in dem Dahingeschiedenen einen durch
seine aufopfernde Mitarbeit und sein aufrichtiges Wesen uns
allen liebgewordenen Kollegen.
Vereinigung Posener Techniker.
Technischer Verein Saarbrücken.
Am Sonntag, dem 9. Juli, verstarb nach kurzem Kranken-
lager unser Mitglied
Herr Albert Düllmann,
Betriebsleiter.
Der Verstorbene war ein eifriges Mitglied unseres Vereins.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Am 10. Juli a. c. verschied plötzlich infolge Unglücks-
falles unser lieber Kollege
Herr Otto Siegel
im 27. Lebensjahre.
Wir verlieren in dem Verstorbenen ein treues Mitglied,
dessen Andenken wir jederzeit in Ehren halten werden.
Technischer Verein Velbert.
Am 7. Juli verstarb unser langjähriges Mitglied
Herr Ingenieur Carl Crußius
in Frankfurt a. M.
Ehre seinem Andenken.
Mittelrheinische Bezirks-Verwaltung.
480 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 Heft 30
Stellen -Angebote
Das Reichsmarineamt
steht in Konflikt mit den technischen Angestellten der
Intendanturen und Garnisonbauämter. Wir bitten, in den
Kreisen der Angestellten dahin zu wirken, daß keinerlei
Bewerbungen bei den dem Reichsmarineamt unterstellten
Betrieben eingehen. Die Solidarität aller Berufsgenossen
ist die erste Voraussetzung des Sieges in dem uns auf-
gezwungenen Kampfe. Die Verbandsleitung.
(Nur für Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2233 Lichtenberg b. Bln., Baugesch. sof. gew. Bt., in Bau-
leitung erf., n. unt. 27 J. a,lt^ m, Berl. Vcrh. velrtr. u,. gut»
Handschrift. Ang. m. Oeh.-Anspr. liauptsteile Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2235 Leisnig, Baugesch. sof. jüng. Bt., gel. M., zur Aus-
hilfe auf einig. Mon., sich. Rechn., Radfahr. Ca. 125 Mi
Ang. m. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
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Bt. auf 6 Mon. Ang. m. Oeh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
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400 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
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SW., Markgrafenstraße 94.
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Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
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2256 Budapest, sof. erstklassig. Bt., speziell f. Fassaden-
konstruktion a. Eisen u. Bronze, f. Bureau u. Werkstattaufsicht.
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Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2257 Olbernhau, Baugesch. m. Dampfsägewerk sof. tücht.
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wissenhaft. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2258 Glogau, Militärbeh. sof. tücht. Bt., m. d. Bestimmung,
d. Heeresbauverwaltg. vertr. u, im Entwerf., Veranschl. u. Ab-
rechnen geübt. Stetig, v. läng, Dauer. Ang. m. Oeh.-Anspr.
u. Zeugn.-Abschr. Hauptstellc Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2259 Bremen, Arch. sof. jüng. T., saub. fl. Zeichn., sich.
Statik., f. mittelgroße Bauwerke, gew. in Baukonstrukt., Massen-
berechnung u. Kostenanschl. Dauernd. Ang. m. Oeh.-Anspr.
u. Zeugn.-Abschr, Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 9^.
2260 Pirmasens, Baugesch. Krankenhausneubau sof. encrg.
Bauaufseher. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Zweig-
stelle Kaiserslautern, an Hn. Otto Braun. Barbarossastr. 37.
2261 Rydultau i. Oberschles., Arch. sof. künstl. befähigt. Bt.,
m. a. Arbeit, vertr. Dauernd. 150 M. Ang. an Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2263 Schinne b. Stendal, Maurermstr. sof. jüng. T., Absolv.
Bgw.-Schule. Dauernd. 60 M bei freier Kost u. Wohng.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
2264 Königsberg i. Pr., Hochbauamt sof. zwei erf. Bt.,
z. Ausarbeitg. d. ausführt. Entwurf, e. Oymnasiums. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Zweigstelle Königsberg i. Pr.,
an Hn. .Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
2269 Rüstringen (Kr. Bant), Baugesch. sof. tücht, Bt.,
über 25 J. alt, f. Bureau u. Baust. Norddeutsch, bevorzgt.
Dauernd. Ca. 175 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2271 Schöneck (Sachs.), Baugesch. sof. tücht. Bt., mögl.
Zimm., f. Bureau u. Baust. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94".
2272 Kattowitz, O.-S., Baugesch. sof. Bt. f. Bureau und
Baust., militärfr., gut Statik., im Entwerf. u. Veranschl. v. Pro-
jekten erf. Bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2275 Tegel b. Berlin, Baugesch. sof jüng. Bt., m. Berl.
Verhältn. vertr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2276 Neumark, zur Bauleitg. ein. neu zu gründend. Renten-
kolonie V. Landgesellsch. sof. tücht. Bt. als Bauf. Lebenssteilg.
Arig. m. Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2277 Mülheim a. Ruhr, Baugesch. m. Ringofenziegelei sof.
Bt., mögl. m. abgeschloss. Prüfg. als Baugewerksmstr. u. m'.
reich, prakt. Erf. in Oebäude-Unterhaltg. Bewerb., welch, im
Ziegelei-Betr. erf., bevorz. 200 bis 250 M. Ang. m. Photo-,
graphie, Antr.-Term., Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Oeschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2278 Düsseldorf, Arch.-Bureau sof. Arch. 200 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Oeschäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie
unt. 2277.
2279 Recklinghausen, Baugesch. sof. jüng. T. f. Baust,
u. Abrechn. 130 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Oe-
schäftsstelle Rheinla'nd u. Westfalen wie unt. 2277.
2280 Duisburg, Baugesch. sof. T. zur Aufnahme v. Gcbäud.
zwecks Ta^xfertigung. Erfordert, gut. Handschr. u. Fertigk.
in der Abfassung v. Schriftsatz., sow. Erf. in Bauaufs. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Geschäftsstelle Rheinland u. West-
falen wie unt. 2277.
Die Herren Bewerber werden gebeten, um Verzögerungen bei
der Weitergabe der Bewerbungsschreiben zu vermeiden, stets
die Mitglieds- und Vakanzennummer oben links auf dem Be-
werbungsschreiben und auf dem Briefumschlag anzugeben.
2297 Berlin, Gesellsch. f. Isolierg. sof. jüng. T. m. kauf-
männisch. Befähigung. 120 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2298 Kreis Mörs, Beh. sof. Bt., ledig, z. Leitg. ein. größ.
Schulbaues f. Bureau u. Baust., d. mögl. schon b. Beh. tätig
war. Stellgsd. zun. bis 1. 4. 1912. Ang. m. Zeugn.-.^bschr.
Oeschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiser-
straße 86.
2299 Tarnowitz, Beh. spätest. z. 1. 9. er. tücht. T. f. Neub.
ein. Lehrerseminars, d. mögl. schon bei Kgl. Bauämtern tätig
war. Stellgsd. ca. 31/4 J- Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2300 Kolmar, Maurermstr. sof. jüng, Bt., tücht, Zeichn.,
Absolv. Bgw. -Schule. Dauernd. Ang. m. Och.-.\nspr. u. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Posen, an Hn. Bautechniker König, Hohenlohe-
straße 3.
2301 Schrimm, Kgl. Beh. sof. 2 Bt. auf läng. Zeit, zu
Abrechnung, u. Inventur-Aufstellung, f. Domänenbaut. Bei Hoch-
bauämtern tätig gewesene Techn. bevorz. Ang, m, Och.-.\nspr.
u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen wie unt. 2300.
2302 Sachs., Schornsteinbaugesch. z. 1. 10. er. Spezialt.
m. vollständig, ßranchenkenntn. od. Bt. f. Bureau u. Baust.,
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
V
fl. Zeichn., firm in stat. Berechn., einfach. Buchfülirg. u. mögl.
in Stenographie. Ang. m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. an
Hn. F. Benndorf, Chemnitz-Gablenz, Albrechtstraße 6.
2303 Greiz, Stadtbauvervvaltg. sof. tücht. T. f. leicht barocke
Arbeit, z. Umbau ein. Kapelle auf 2 bis 2V2 Mon. Ang. m."
Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94. ~^
2304 Magdeburg, Baugesch. sof. jung. Bt. m. abgeschloss.
Bgw.-Schulbildg., hauptsächl. f. Abrechn. Dauernd. Ang. m.
Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Magdeburg, an Hn.
Th. Grosse, Breiteweg 175/77.
2305 Deuben, Bez. Dresden, Baugesch. sof. tücht. T. m.
Erf. in Schulbaut. Ca. 150 M. Angenehm u. dauernd. Ang.
m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Dresden, an Hn.
H. Mirtschin, Burgsdorfstraße 7.
2306 Meseritz sof. tücht. T., m. all. vorkommend. Bureau-
arbeiten vertr. Stellgsd. 8 Woch., evtl. läng. Ang. m. Geh.-
Anspr. u. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen, an Hn. Bautechniker
König, Hohenlohestraße 3.
Baust. 150 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße Q4.
2308 Königshütte sof. tücht. Installationst., etwa 25 J.
alt, m. Erf. in Tiefbaut. u. Nivellier., d. fern, in d. Lage ist,
groß. Arbeiterpersonal zu überwach, u. d. Montagen-Kontroll,
auszuführ. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
Eisenbetonbau.
2262 Solingen, Baugesch. sof. Bt., n. unt. 28 J. alt, ledig,
m. Erf. in d. Berechn. v. Eisenbeton u. in Ausführg. 180 bis
220 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
2273 Sebnitz i. S., Baumstr. sof. gew. Bt. f. Bureau u.
Baust, m. Kenntn. im Eisenbetonbau. 150 bis 180 M. Dauernd.
Sachs. Bewerb. bevorz. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstclle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2284 Steinbruchbes. bei Gumbinnen sof. tücht. T. f. Eisen-
beton u. Kunststeinb., gut. Prakt. u. Statik., f. Bureau u. Werk-
lOeartiten Bit Daa flugWött Win flwmnl
Ber fionflltt mit km feirtjamönne^
ömt fietie flugWaft W\n Iiiummer!
Hjaben Bit Die jOoHanrocifung aua Der legten flummer
benmt, um eine lEinjaWung )u löunften Des Untere
üüftungsfonDs )u martien?
2307 Osterode, Ostpr., Kgl. Beh. sof. Bt., ledig, f. Bureau u.
Baust., d. mögl. m. d. Dienstgesch. ein. Hochbauamtes vertr.
ist. Bauleitg. z. einem Pächterwohnhaus bestimmt z. erwart..
160 M. Stellgsd. etwa IV2 J- A.ng. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Königsberg i. Pr., an Hn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
Tiefbau.
2265 Mark, Kgl. Streckenbauleitg. z. 1. 10. er. ein. in Ramm-,
Maurer- u. Betonierungsarbeit, erf. T., Absolv. Bgw.-Schule,
als Bauaufseh. f. Außendienst. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.;
Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin, Markgrafenstr. 94.
2266 Herne (Westf.), Tiefbauunternehm. sof. tücht. Bt., m.
Abrechn. u. einfach. Buchführg. vertr., sow. selbst, im Bureau.
Dauernd. Bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle
Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
2270 Halle a. S., Wasserbaubeh. sof. Bt. z. Aufsicht über
die Ausführg. e. massiv. Ufermauer (Zement, Beton) zwisch.
Spundwänd. Stellgsd. 8 Mon. Bis 180 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Halle a. S., an Hn L. Hauschild, Alte Prome-
nade 25.
2281 Kgl. Kanalbauamt bei Dortmund sof. einig, jüng.
T., saub. Zeichn., f. Bureau. Ang. m. Zeugn.-Ab«^hr. u. Geh.-
Anspr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
2282 Königsberg i. Pr. sof. Bt. f. Straßenbaut. a. voraus-
sichtlich läng. Zeit. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Königs-
berg i. Pr., an Hn. Militärbausekretär Wiehe, Königseck 5.
2283 Gleiwitz, Beton- u. Tiefbauimterrrehmg. z. 1. 9. er.
Installationstechn. f. gesundheitstechn. Anlag., spez. f. d.
Stätte. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweig-
stelle Königsberg i. Pr., an Hn. Mihtärbausekretär Wiehe, Königs-
eck 5.
2309 Frankfurt a. M., Eisenbetonbaufirma sof. tücht. T.,
d. Eisenbetonbaut, detaill. kann. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u,
Geh.-Anspr. Zweigst. Frankfurt a. M., an Hn. Joh. Wührmann,
Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstraße 73.
Steinmetztechnik.
2274 Berlin, groß. Marmorfirma sof. j. Steinmetztechn.
120 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. an Hn. J. Marsalek,
Johannistal b. Berlin, Parkstraße 20.
Vermessung.
2310 11 Viersen, Rhld., Vermessungsbureau sof. tücht. Ver-
messungstechn., m. Aufn. v. Straßen zwecks Aüfstellg. eines
Stadtplan, u. größ. Nivellements vertr., sow. in d. Handhabung
ein. Präzisionspantographen erf. Stellgsd. 5 bis 6 J.;
desgl. z. 1. 10. er. ein in Bearbeitg. v. Fortschreibg. erf.
Vermessungst. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. an den
Vermessungstechniker-Verein für Rheinland u. Westfalen, an
Hn. J. Stender, Essen a. Ruhr, Steinstraße 4.
B. für IndustrieangestelÜe.
Maschinenbau.
2230 Würzen j. Mt. m. gut. Auffassungsvermög., d. mögl.
schon m. Masch, f. d. Kartonagenerzeugung besch. war. ,120
bis 130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
VI
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 30
2231 Mülhausen, Kraftwerk sof. Mt. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. ii. Oeh.-Anspr. Zweigst. Mülhausen, an Hn. Ph. Mayer,
Engel-Dollfußstraße 7.
2232 Berlin sof. tücht. Zeichn., m. gut. Rundschrift u. m. d.
Eintrag, v. Rohrleitg. in Gebäudegrundrisse f. sanitäre, Warm-
wasser- u. Heizungsanlag. vertr. Ang. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2242 Luckenwalde, Strahlapparatefabr. sof. durch, erf. tücht.
Korrespond. (Ing.), d. mögl. in Injektor., Strahlapparat, u. Pulso-
meterbau erf. ist. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2243 Ostrowo, Kupferschmiederei u. Installationsgesch. f.
Heizungsanl. sof. gew. T., mögl. gel. Kupferschmied. Durch,
selbst, in Projekt, u. Ausführg. kl. Heizungsanlag. 150 bis
200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen, an Hn. Bau-
techniker König, Hohenlohestraße 3.
2244 Stolberg i. Rhid., A.-G. sof. tücht. T., n. unt. 25 J.
alt, f. Konstrukt.-Bureau u. Reise, d. mögl. im Bau v. Apparat,
f. d. ehem. Industrie u. Einhol. v. Aufträg. bew. ist. 200 M.
Stellg. V. läng. Dauer. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2245 Annweiler (Pfalz), Spezialfabr. v. Maßstäben, Wasser-
wagen, Schublehren usw. sof. tücht. jüngerer Mt., mögl. m.
Branchenkenntn. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh. -An-
sprüchen u. Antr.-Term. Zweigst. Kaiserslautern, an Hn. Otto
Braun, Barbarossastraße 37.
2246 Kiel-Gaarden, A.-G. sof. erst. Konstr. f. stat. Kessel-
bau, im Rechn. u. Konstruier, erf. 225 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Kiel, an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
2247 Hamburg, A.-G. sof. jüng. selbst. Ing. f. Konstrukt. kl.
Apparate, Fertigk. im Photographier. erwünscht. 150 bis 200 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Hamburg, an Hn. E. Natho,
Hamburg 23, Leibnitzstraße 6.
2248 Nonnendamm b. Bln., gr. Werk sof. jüng. T. f. Eiureau.
Gut. Handschrift erforderl. 150 bis 160 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94,
2249 Berlin, Filterfabr. sof. j. Mt., mögl. m. Wasserreini-
gungsapparat, vertr. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2250 Frankfurt a. M. sof. Ing. od. T. m. Erf. im Wasser-
rohrkesselb. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Frankfurt a. M., an Hn. jöh. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk ,
Adalbertstraße 73.
2267 Augsburg, Masch. -Fabr. sof. jüng. Mt., saub. Zeichn.,
m. Werkstattpraxis. Ca. 120 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Augsburg, an W. Arnold, Haunstetterstraße 25 a.
2268 Essen a. Ruhr, A.-G. sof. jüng. T. od. Zeichn. z. An-
fertigung V. Detailzeichn. v. Kesselteil., d. mögl. schon in ein.
Kesselschmiede tätig war. 150 M, evtl. mehr. Dauernd. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. ohne Bezugnahme a. ci. Verband, an Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2286 Schweidnitz, Maschinenfabr. sof. Ing., Erf. in Dampf-
maschinen-Bau, als Konstr. Bis 200 M. Dauernd. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2287/88 Zwickau, Masch.-Fabr. sof. Mt., bis 25 J. alt, f.
Ziegelei- u. Zerkleinerungsmasch. 120 bis 150 M;
desgk erst. Konstr., 28 bis 35 J. alt, f. Dampf- u. Berg-
werksmasch. 250 bis 280 M. Ang. für dies. beid. Vakanz, sind
nach vorherig. Anfrag, bei der Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94 nach d. Adresse d. Firma direkt an dieselbe
zu richten. ;
2289 f. Wissenschaft!, techn. Institut bei Potsdam z. 1. 10. er.
T. f. Hilfeleistg. u. Ueberwachung d. mechanisch. -elcktr. Betrieb,
Erledig, v. Arbeit, a. d. Gebiet d. Materialprüfg., selbst. Anfertio;.
konstrukt. Entwürfe, d. Werkstattzeichnung, neuer Apparat, u.
Versuchseinrichtung. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2291 München, gr. Geschäft sof. Mt. f. Dampfturbin. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. München, an Hn. A. Dörge, Holz-
straße 26.
2292 Bamberg, Masch.-Fabr. f. Mühlenb. u. Eisengieß. sof.
Mt. f. 'Mühlenb., ledig, m. gut. Werkstattpraxis u. Fachschulbildg.
Bis 180 M. Evtl. dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Würzburg, an Hn. L. Ungerer, Schöntalerstraße.
2294 Bitterfeld, Luftfahrzeuggesellsch. sof. 2 Mt., dauernd.
150 bis 170 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart,
an Hn. H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstr. 14.
2295 Glatz, Masch.-Fabr. u. Eisengieß. sof. jüng. Ing., im
allgem. Masch. -B. sow. in Eisenkonstr. erf. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Breslau, an Hn. E. Reußner, Breslau 8, Webskv-
straße 11.
Eisenkonstruktion.
2239 Berlin, Baumstr. sof. j. Eisenkonstr., saub. Zeichn.,
in Statik bew. 120 M. Ang. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2290 Cöln sof. selbst. Konstr. z. Anfertig, v. Werkstatt^
zeichn. u. Details, sow. stat. Berechn. f. Eisenhochb. Dauernd.;
Bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rhein-
land u. Westfalen in Dortrnund, Kaiserstr. 86.
Elektrotechnik.
2240 Schöneberg b. Bln. sof. j. T. f. elektr. Uhren, Licht-
u. Telephonanlag. (Akquisition). Ca. 130 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2241 Berlin, Straßenbahngesellsch. sof. j. T. 125 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
Heizungstechnik.
2296 Frankfurt a. M., Masch.-Fabr. f. Heizungsbureau sof.
jüng. Heizungst., d. Wärmeverluste berechn. u. unt. Anleitg. Proj.
fertig., sow. zeichnerische Arbeit, erledig, kann. Bis 140 M.
Adresse d. Firma durch die Zweigst. Frankfurt a. M., Hn.
Joh. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73 zu erf.
2312 Bonn a. Rh. sof. zuverlässig. Heizungst. 120 bis
150 M. Ane^. m. Photographie u. Zeugn.-Abschr. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund. Kaiserstr. 86.
II. Wiederholt:
2110 (Bauaufs., Westfalen). 2126 (Bahnbau, Westfalen).
2174 (Mt, Dortmund). 2175 (Mt, Duisburg). 2178 (Werkzeug-
konstrukteur, Crefeld). 2184 (Mt., Westfalen). 2185 (Kessel-
ingenieur, Oberhausen). 2210 (Bt, Coblenz). 2226 (Eisenkonstr.,
Dortmund). 2154 (Bt, Kempen). 2224 (Elektrotechn., Posen).
2223 (Elektrotechn., PosenV
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 2159 (Hanau). 1753
(Plauen). 1677 (Hagen). 2150 (Berlin). 1835 (Charlottenburg).
1897 (Wilmersdorf). 1899 (Berlin, d. 2 Mitgl.). 1969 (Dorsten).
1941 (Breslau). 2023 (Offenbach). 1777 (Wulsdorf). 2285 (Ber-
lin). 2164 (Bückeburg). 2145 (Schöneberg). 2026 (Hohen-
wutzen). 2131 (Rathenow). 2128 (Lüchow). 1779 (Gelsen-
kirchen). 2293 ^Württemberg). 1727 (Eßlingen). 2190 (Lehe).
2193 (Küstrin). 2199 (Posen). 2200 (Schroda). 316, 1893 (Mül-
hausen). 2080 (Goslar).
Erledigt: 2048 (Mannheim). 2078 (Laage). 2084 (Lank-
witz). 2141 (Berlin). 2140 (Charlottenburg). 1886 (Plauen).
2008, 2024 (Frankfurt a. M.). 2198 (Berlin). 2106 (Crossen).
2162 (Emden). 1879 (Lissa). 1546 CMülhausen).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
45058. 18079. 53660. 52923. 61692. 61772. 48134. 53512.
61395. 48955. 58913. 46425. 62061. 57433. 59278. 45766.
42862. 15479. 48309. 18525. 62213. 39546. 24423. 55064.
56327. 57211. 58068. 61873. 61395. 61957. 54963. 59164.
56780. 59719. 58691. 59489. 43398. 49892. 58020. 58916.
62472. 52406. 61368.
Reiselektüre !
Zum Bezug von literarischen Neuerscheinungen alier Art
empfiehlt sich die BUCHHANDLUNG des DEUTSCHEN
TECHNIKER-VERBANDES :: Versand erfolgt portofrei
bei Voreinsendung des Betrages oder gegen Nachnahme.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE -E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 31 Schriftldtung: E. Rieh. Schubert. Berlin. 29. JuH 1911
Inhalt: Raubbau und Arbeitsrecht - Straßenbauten in der Schweiz und Oberitalien - Fehlerhafte Indikator-Diagramme und Diagramme fehlerhafter Maschinen — Deutscher
Ausschuß für technisches Schulwesen - Soziale Bewegung - Schulfragen - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Raubbau und Arbeitsrecht
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Jeder Geschäftsmann hat ein privatwirtschaftliches
Interesse an der pfleglichen Behandlung seiner Arbeits-
tiere und seiner Maschinen, weil jede Verkürzung der
Leistungsdauer die Quote für die Amortisation des An-
schaffungspreises erhöht und damit den Gewinn aus der
Tätigkeit schmälert. Nur beim Angestellten und Arbeiter
liegt dieses private Interesse nicht vor, weil die Amorti-
sation des menschlichen Kapitals nicht vom Arbeitgeber,
sondern von anderen Kreisen (Familie, Volksgesamtheit)
getragen wird. Deswegen muß hier der staatliche Zwang
im Interesse der Allgemeinheit eingreifen. Und während
das Recht bisher noch nicht anerkannt hat, daß eine zur
Ernährung des Angestellten und der Familie ausreichende
Entlohnung der Tätigkeit ein öffentliches Interesse sei, ist
die öffentliche Bedeutung einer Schonung der Arbeitskraft
grundsätzlich anerkannt. Allerdings praktisch erst in ganz
bescheidenem, unzureichendem Maße durchgeführt.
Jeder Arbeitgeber hat die Pflicht, Geschäfts-
räume, Vorrichtungen usw., bei Aufnahme in die häus-
hche Gemeinschaft auch iWohn- und Schlafräume, Arbeits-
und Erholungszeit so einzurichten, daß der Arbeitnehmer
gegen Schädigung der Gesundheit nach Möghchkeit ge-
schützt, auch eine Aufrechterhaltung der guten Sitten und
des Anstandes gesichert ist. Der allgemeine Satz des
Bürgerlichen Rechts gibt nur private Ansprüche für den
Angestellten. Die Gewerbeordnung geht weiter und gibt
der Polizei das Recht, zur Durchführung dieser Vorschrif-
ten Bestimmungen zu erlassen und sie zu überwachen
(Sitzgelegenheiten in Verkaufsgeschäften).
Der freie Sonntag ist nur zum geringsten Teil
gesichert. Das B. G. B. enthält nichts darüber. Die Ge-
werbeordnung (für alle Betriebe in Handel und Gewerbe
gültig) enthält zwar ein grundsätzliches Verbot der Sonn-
tagsarbeit, aber zugleich so viel Ausnahmen, daß ein An-
gestellter stets Sonntags beschäftigt werden kann. Und
tatsächlich gibt es Tausende von kaufmännischen und
technischen Angestellten, die jahraus jahrein keinen freien
Sonntag kennen. Nur im Handelsgewerbe ist einigermaßen
Schutz gegeben, indem namentlich in den offenen Verkaufs-
stellen die Arbeitszeit auf wenige Stunden beschränkt und
deren Herabminderung durch Ortsstatut zugelassen ist.
Einzelne Städte haben bewiesen, daß die volle Durch-
führung der Sonntagsruhe für Detailgeschäfte sehr gut
möglich ist. Erst recht ist sie für Bureaus möglich (von
einzelnen Ausnahmen vielleicht stets abgesehen) und für
die meisten Fabriken. ,Wo aber ein Durcharbeiten nicht
zu vermeiden ist, da muß der freie Sonntag durch einen
anderen Ruhetag ersetzt werden. Denn es läßt sich nach-
weisen, daß der Mensch, der in <3er Woche einen Tag
ruht, auf die Dauer absolut mehr leistet als derjenige,
der ununterbrochen im Betrieb ist. Und wir müssen
die höchste Leistungsfähigkeit erzielen.
Auch die Sicherung der Nachtruhe ist gesetzlich
fast ausschließlich auf die offenen Verkaufsstellen be-
schränkt. Hier ist der 9-Uhr-LadenschIuß durchgeführt, an
vielen Plätzen der 8-Uhr-Ladenschluß. Er wird mit Recht
von den Handlungsgehilfen als allgemeine Regel erstrebt.
Die Handlungsgehilfen sind auch die einzigen, die bis-
her eine gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit und
eine Sicherung einer genügenden Mittagspause er-
reicht haben. Bei den übrigen Angestellten ist das völlig
freier Abmachung überlassen. Auch den Arbeitern gegen-
über hat das Gesetz sich für erwachsene Männer auf
eine Beschränkung der Arbeitszeit bei besonders gefähr-
licher oder gesundheitsschädlicher Tätigkeit beschränkt,
während im übrigen grundsätzlich eine Vereinbarung bis
zu 24 stündiger Arbeitsdauer zulässig ist — wenn nicht
der Paragraph von den guten Sitten Anwendung findet.
Ein Recht auf Erholungsurlaub besteht nirgends.
Gewiß weiß man, daß alles organische Leben eines Er-
satzes der verbrauchten Kräfte bedarf. Den Acker ließ
man schon vor Jahrtausenden ausruhen, wenn er durch
häufige Bestellung „müde" geworden war und geringere
Erträge lieferte. Heute führt man ihm die entzogenen
Kräfte wieder zu. Daß auch der Mensch mehr leistet,
wenn 'er regelmäßig von der eintönigen Arbeit des heutigen
iWirtschaftslebens ausspannen kann, weiß man wohl, will
aber dieses volkswirtschaftliche Interesse nicht durchsetzen
gegenüber dem Privatinteresse der Arbeitgeber. Uebrigens
würde hier eine gesetzliche Vorschrift (nach österreichi-
schem Muster) auch wenig nützen, denn das Gesetz kann
nur jedem Angestellten das Recht auf Urlaub geben. Ob
er dieses Recht aber ausübt und ohne Gefährdung seiner
Stellung ausüben kann, hängt von der Gesinnung, Soli-
darität und Rückenstärke der Angestellten ab. Hier liegt
ein wichtiges Tätigkeitsfeld für die Berufsverbände.
Daß die Frauen- und Kinderarbeit auch im
Angestelltenberufe gewisse Einschränkungen erfahren hat,
ist die notwendige Folge von der Erkenntnis, daß gerade
hier das Privatinteresse geradezu mit der Volksgesundheit
gewüstet hat. Immerhin bestehen gerade mit Bezug auf
die Jugendlichen, im L e h r 1 i n g s w e s e n recht erheb-
liche Mißstände. Handlungsgehilfen, Bureaubeamte und
Musiker führen einen energischen Kampf gegen die Lehr-
lingszüchterei und Lehrlingsausbeutung, der staatlicher
Unterstützung wert ist.
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 31
Die Kehrseite und notwendige Ergänzung solcher Be-
stimmungen bilden zwingende Rechtsvorschriften zur
Sicherung der Existenz des Arbeitnehmers. Im
Gegensatz zu den Arbeitern, welche eine möglichste Frei-
heit des Arbeitsverhältnisses erstreben, um nicht durch
langfristige Verträge im gewerkschaftlichen Kampfe ge-
hindert zu sein, legen von alters her die Privatbeamten
alle großen iWert auf ein möglichst dauerndes, festes
Dienstverhältnis. Das entspricht auch insofern ihren wirt-
schaftUchen Interessen, als sie nicht so leicht wie die Ar-
beiter ihre Stellung wechseln können. Infolgedessen haben
sie sich um eine Regelung des DienstrecKtes in dem Sinne
bemüht, daß ihnen eine möghchst lange Kündigungs-
frist gesichert ist. In dieser Beziehung haben kauf-
männische und technische Angestellte Erfolg gehabt.
Handelsgesetzbuch und Gewerbeordnung schreiben als
Regel eine Kündigungsfrist von sechs .Wochen zum Viertel-
jahresschluß vor und als zwingende Mindestfrist einen
Monat zum Monatsschluß. Andere Beamtengruppen sind
ganz auf freien Vertrag angewiesen, sie können auch eine
Ungleichheit der Kündigungsbedingungen vereinbaren —
soweit sie nicht als Verstoß gegen die guten Sitten an-
gesehen wird. Aus wichtigen Gründen ist eine sofortige
Beendigung des Dienstverhältnisses möglich. Aber auch
in diese Gründe hat das Gesetz regelnd eingegriffen. Ins-
besondere darf Verhinderung der Dienstleistung durch
persönliche Gründe, namentlich Krankheit, nur dann eine
sofortige Entlassung rechtfertigen, wenn sie eine gewisse
Zeitdauer übersteigt. Und in (Krankheitsfällen erhält
der Angestellte für eine nicht erhebliche Zeit den Anspruch
auf Fortbezug des Gehalts. Aber nur für die Handlungs-
gehilfen ist dieses Recht auf 6 Wochen durch zwingendes
Gesetz gesichert. Bei allen anderen ist es entweder gar
nicht festgelegt, oder kann durch Vertrag jederzeit be-
seitigt werden. Hier ist eine Gleichstellung unbedingt
nötig. Aehnliches sollte auch bei militärischen
Uebungen gelten: denn der Staat muß Sorge tragen, daß
der Bürger, den er aus seiner Stellung zur Erfüllung vater-
ländischer Pflichten reißt, darunter möglichst wenig finan-
ziellen Schaden erleidet. Daß Staatsbehörden, selbst
Reichsmilitärbehörden ihren Angestellten das Gehalt nicht
fortzahlen, sondern sie teilweise einfach entlassen, wenn
sie zu militärischen Uebungen eingezogen werden, ist
ein Skandal.
Der Sicherung der Existenz dient das Vorrecht der
Lohnforderungen im Konkurse und der Ausschluß der
Pfändung eines Arbeitseinkommens bis zu 125 M mo-
natlich. Dieses Minimum ist unzureichend geworden und
die Angestellten verlangen mit Recht eine Erhöhung der
: Pfändungsgrenze und eine Gleichstellung mit den öffent-
lichen Beamten, denen von dem das Minimum übersteigen-
den Verdienst nur ein Drittel weggepfändet werden kann.
Auch eine gesetzliche Sicherung der Dienst kautionen
gegen Veruntreuung oder Konkurs des Arbeitgebers wird
gefordert.
Die wichtigste Frage aber ist die nach einem Schutz
gegen ungerechtfertigte Entlassung. Denn sie hängt
stets als Drohung über allen Angestellten und ihren Be-
strebungen. Auch hier muß die Gewerkschaft die Haupt-
arbeit leisten, genau wie das bei den Arbeitern schon
geschehen ist. Aber auch das Gesetz wird auf die Dauer
um eine Regelung dieser Frage, um ein Eingreifen in die
„Freiheit" des Abschlusses oder der Beendigung eines
Dienstvertrages nicht herumkommen. Der dringendste
Regelfall ist die Abschiebung der alten und die Annahme
nur von jungen Arbeitskräften. Wenn ein Kommis oder
Werkmeister jahrzehntelang einer Firma treu gedient hat
und ohne sein Verschulden einfach deswegen seine Kün-
digung erhält, weil seine Kräfte verbraucht sind, so gilt
das sicher bei allen rechtUch Denkenden als eine Gemein-
heit. Aber unser Recht — oder vielmehr unsere Gerichte
betrachten es noch nicht als einen Verstoß gegen die
guten Sitten und ein Angestellter, der wegen ordnungs-
mäßiger aber unsittUcher Kündigung Schadenersatz ver-
langte, vnirde wohl überall erstaunt angesehen und glatt
abgewiesen werden. Und doch entspräche die Anerken-
nung seiner Klage nicht nur der Gerechtigkeit, sondern
auch dem Gemeinnutzen, wäre also sozial. Denn gerade
diese Möglichkeit, jeden abgearbeiteten Angestellten wie
eine ausgepreßte Zitrone auf die Straße zu werfen, erlaubt
es, alle Folgen eines Raubbaus an der Arbeitskraft auf
die Allgemeinheit abzuwälzen; sie steigert die Lasten der
Armenpflege und die Kosten der sozialen Versicherung,
weil sie den raschen Verbrauch der Arbeitskraft fördert;
sie zwingt zu zahlreichen polizeilichen Schutzvorschriften,
die unnötig wären, wenn man den Unternehmer anhalten
könnte, die Folgen seiner Nichtschonung der Arbeitskräfte
selbst zu tragen. Daß wir langsam auf dem Wege zu
solchen Anschauungen sind, beweisen Urteile des Reichs-
gerichts und des preußischen Oberlandesgerichts, wodurch
Zuwendungen einer Firma für die Pensionsversicherung
ihrer Beamten der Einkommensteuer und der Schenkungs-
steuer entzogen sind, weil solche Aufwendungen nicht
Geschenke, sondern Erfüllung einer sittlichen Pflicht, also
nicht Geschäftsgewinn, sondern Geschäftsunkosten seien.
Die Einführung der Pensionsversicherung'
schafft hier insofern Hilfe, als sie die Amortisation des
Menschenlebens teilweise den Arbeitgebern und die Folgen
einer rücksichtslosen Ausnutzung der Angestellten im
Einzelinteresse von der Gesamtheit des Volkes teilweise
auf die Gesamtheit der Arbeitgeber abwälzt. Aber damit
verliert die Frage nach der freien Kündigung durchaus
nicht ihre Bedeutung. Denn neben der volkswirtschaft-
lichen hat sie auch eine politische Seite. DasArbeitsverhältnis
im Großbetriebe reicht über die notwendige Unterordnung
der Angestellten unter die Leitung der Produktion weit
hinaus und unterwirft den Menschen in seiner Gesamtheit
als Staatsbürger der Macht des Arbeitgebers. Alle poli-
tischen Rechte der Angestellten stehen auf dem Papiere,
solange die Ausübung durch die Drohung mit der Ent-
ziehung der Existenzgrundlage (der Kündigung oder Nicht-
anstellung) gehindert werden kann. Die Ausschlichtung
eines derartigen Mißbrauches wirtschaftlicher Macht, die
Ausschlichtung einer Entlassung ohne einen von der
Rechtsordnung als berechtigt anerkannten Grund, wird
der Angelpunkt künftiger Sozialpolitik sein, weil von hier
aus allein das Arbeitsverhältnis nach dem Worte
des Landtagsabgeordneten Flesch „aus einem Gewalt-
verhältnis in ein reines Rechtsverhältnis" umgewandelt
werden kann.
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
483
Straßenbauten in der Schweiz und Oberitalien
yon cand. ing. K. HALLER, Stuttgart-Cannstatt.
Gotthardstraße bei Amsteg
Abb. 3
[Während einst die Landstraßen neben <ien Wasser-
wegen die einzigen Vermittler des Verkelirs auf weiten
Strecken waren, hat heute die Eisenbahn die Straßen aus
ihrer Position verdrängt und ihnen eine untergeordnetere
Stelle zugewiesen. In den Kulturländern fällt den Land-
straßen im allgemeinen immer ausschließlicher die Auf-
gabe zu, den Verkehr zwischen benachbarten Orten zu
vermitteln. Die Bedeutung der Landstraßen ist aber trotz
dieser Einschränkungen noch groß genug, um auch heute
zahlreiche Landwege entstehen zu lassen. Besonders sind
wir heute bei der sehr entwickelten Ingenieurtechnik im-
stande, natürliche Hindernisse, wie Wasserläufe, Gebirgs-
züge u. dergl. viel leichter zu überwinden als früher,
wo man gezwungen war, die Wege durch eine künstliche
Führung über die Gebirge hinweg zu leiten,, wobei natür-
licherweise für den Uebergang die tiefsten Stellen, die
Pässe, gewählt wurden. Während es in der Ebene ziem-
lich einfach ist, Richtung und Höhenlage einer Straße
festzusetzen, um durch sie zwei Orte in billigster und
zweckentsprechendster Weise zu verbinden, erfordert die
Festlegung der Trasse im Gebirge schon großen Zeit-
aufwand und Geschicklichkeit in der Ausführung solcher
Ermittlungen und bereitet dem Ingenieur oft ziemliche
Schwierigkeiten. Bei den Gebirgsstraßen gilt es nicht
nur, die aus den Terrainverhältnissen entspringenden
Schwierigkeiten zu überwinden, sondern auch die aus
den Witterungseinflüssen stammenden Hindernisse zu be-
seitigen. Diese letzteren Schwierigkeiten sind um be-
deutender, in je größerer Höhenlage die Strafe geführt
werden muß.
Im nachstehenden mögen nun ein:~e cl:r.rrkteristische
Stellen einer solchen Gebirgsstraße, der Gotthardstraße,
Erwähnung finden. Diese bildete im Lr.::fe der Jahr-
hunderte den HauptverkL.-.oVveg der Tessiner Landvo2'teien
und spielte einsi i..r den Verkehr von Italien nach Deutsch-
land eine große Rolle. Die heute noch bestehende, aber
fast ganz verödete Straße wurde erst in den Jahren 1820
484
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 31
Abb. 2
bis 1830 erbaut. Die erste Strecke der Straße von Amsteg
bis Göschenen wurde von Cirillo Jauch nach Plänen des
tessinischen Staatsrats Meschini ausgeführt. Da die Gott-
hardstraße ja allgemein bekannt sein dürfte, mögen hier
nur zwei Stellen derselben, vor und nach Amsteg, er-
wähnt sein.
Bis Amsteg führt die Straße das ganze Reußtal auf-
wärts mit einer Fahrbahnbreite von 4,50 m einschließlich'
des Straßengrabens; von Amsteg bis zum Gotthardmassiv
ist dieselbe auf 6,00 m einschl. des Grabens verbreitert.
Abb. 1 zeigt eine Stelle der Straße 50 m unterhalb Am-
steg, talabwärts gesehen. Links gegen die Reuß ist die
Straße auf einer 4,50 m hohen, senkrecht gegen den
Fluß abfallenden Stützmauer geführt, rechts ist eine fast
15 m hohe, beinahe senkrecht ansteigende Felswand, auf
der die Gotthardbahn gelegen ist. Die Brüstung gegen
die Reuß ist 0,70 m hoch und 0,40 m stark. An dieser
Stelle ist der Stromstrich der Reuß ganz an den Fuß der
Straße gedrängt, da durch den oberhalb Amsteg ein-
mündenden, vom Maderanertal kommenden und stark ge-
schiebeführenden Kerstelenbach (s. Abb. 2) das Bett
der Reuß vollständig gegen den Ort hin verlegt worden
ist, dessen Gärten und Gebäude durch ein starkes Ufer-
deckwerk gegen Unterwaschungen gesichert sind. In
nächster Nähe 'der in Abb. 1 dargestellten Stelle der Straße
ist der Fels, auf dem die Stützmauer gegründet ist, durch
Abb. 5
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
485
Abb. 8. Vizinalstraße Carasso-Molinazzo
(Koiiton Tessin)
Abb. 9
'den beständigen Anprall des Flußgeschiebes und des
iWassers schon in gefahrdrohender .Weise unterwaschen.
Die Gotthardstraße führt nun durch den Ort Amsteg,
überführt dann auf der in Abb. 2 dargestellten Brücke den
Kerstelenbach und einige hundert Meter oberhalb, un-
mittelbar hinter den letzten Häusern Amstegs auf einer
aus Bruchsteinen hergestellten Brücke mit 5,50 m lichter
Fahrbahnweite zwischen den 1,00 m hohen und 0,40 m
starken gemauerten Brüstungen die Reuß. Von hier steigt
die Straße, die nun auf 6,00 m Fahrbahnbreite erweitert
ist, unter Einhaltung dieses Maßes weiter talaufwärts.
Abb. 3 zeigt einen Normalschnitt der Straße 500 m ober-
halb Amsteg. Der 0,50 m breite, durchschnittlich meist
nur 15 cm tiefe Straßengraben ist direkt aus dem Felsen
ausgehauen. Die aus Findlingen gemauerte 1,00 m hohe
und 0,35 m starke Brüstung nach der Reuß hin ist alle
3,00 m durch einen 0,20/0,20 m großen Entwässerungs-
schlitz durchbrochen. An solchen Stellen, wo die Böschung
nicht zu steil gegen den Fluß abfällt, sind Materiallager-
plätze, soweit sich diese nicht auf der linken Seite der
Straße anordnen ließen, nach der in Abb. 4 dargestellten
iWeise angebracht.
Um nun eine solche Gebirgsstraße nicht zu steil an-
legen zu müssen, ist man nicht selten gezwungen, ihr
eine gewundene Richtung zu geben, indem es nur auf
diese Weise ermöglicht werden kann, die zur Ueber-
windung der Steilheit des Geländes nötige Länge zu er-
zielen. Solche Windungen, die man als Kehren oder
Serpentine bezeichnet, treten auch an der Gotthardstraße
in mannigfacher Weise auf. Außer den im Gotthardmassiv
selbst auftretenden Kehren sind noch besonders zwei
Stellen zu erwähnen, wo solche vorhanden sind, und zwar
im Reußtal in der Gegend von Wassen (am sog. Kirch-
berg) und im Tessintal bei Giornico, welch letztere Kehre
Abb. 5 zeigt.
Auffallend ist die, hauptsächlich im Tessintal, durch-
weg mangelhafte Konstruktion der Abschrankungen, da
auf der Talseite, selbst an den auf oft hohem Unterbau
liegenden Wendeplatten und den vielfach sehr steilen und
hohen Böschungen nur dünne Abweissteine von den in
Abb. 6 angegebenen Dimensionen in Abständen von 3 m
angebracht sind. Im Reußtal sind die Abschrankungen
noch in guter Weise durchgeführt. In der Gegend von
Station Wassen sind sie beispielsweise nach Abb. 7 an-
486
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
Heft 31
/4
Abb. n
Abb. 15
Abb. 10
geordnet, was im allgemeinen unseren Verhältnissen
entspricht.
Eine konstruktiv sehr interessante Straße ist die teil-
weise zwischen schönen Weinbergen sich hinziehende
Vizinalstraße Carasso — Molinazzo. Carasso, ein kleiner
Flecken inmitten fruchtbarer Weinberge und Kastanien-
wälder, liegt am rechten Tessinufer gegenüber Bellinzona
und ist von dort in einer halben Stunde zu erreichen. Von
genanntem Dorfe führt nun eine Straße, die außerhalb
des Orts ziemlich rasch ansteigt und dann ca. 1 km von
Carasso entfernt, auf eine Länge von ungefähr 1 km an
sehr steil gegen den Tessin abfallenden Felsen hingeführt
ist, nach dem ganz in Weinbergen versteckten Dörfchen
Goronno und von hier weiter nach Molinazzo. In einer
Entfernung von ca. 1200 m von Carasso zeigt die Straße
das in Abb. 8 dargestellte Profil, das an normaler Stelle
aufgenommen ist. Die Fahrbahn hat einschi dem 0,30 m
breiten und 0,15 m tiefen Straßengraben eine Breite von
3,75 m. Gegen den Tessin ist eine 2,20 m hohe, aus
Granitfindlingen hergestellte Stützmauer, die bis auf
Straßenhöhe, d, h. auf 1,30 m Höhe, 0,30 m Meter Anlauf
hat. Ueber Straßenhöhe dient dieselbe als Brüstung, ist
0,90 m hoch, 0,45 m breit und in diesem oberen Teil
ohne Anlauf konstruiert. Gegen den Tessin sind in der
Brüstung an einigen Stellen 0,50 m breite Oeffnungen
angebracht, durch welche man von der Straße aus, auf
schmalen in den steil abfallenden Felsen eingehauenen
Stufen nach dem Fluß gelangen kann Lin':s der Straße
steigt die auf der Höhe mit Kastanien bewachsene Fels-
wand fasi senkrecht an. Interessant ist hier die Art und
Weise der Entwässerung. Auf der rechten, dem Flusse
zu gelegenen Seite erfolgt dieselbe durch Schlitze, welche
im Abstand von 10 m je 0,40 0,40 m groß durch die
Brüstung geführt sind. Zwischen diesen sind dann inner-
halb einer solchen Strecke von 10 m Länge noch zwei
kleinere Schlitze von 0,15 0,25 m Größe angeordnet.
Bergseitig sind nun zur Entwässerung ganz eigenartig
konstruierte Einlaufschächte angelegt, durch welche das
Wasser unter dem Straßenkörper hindurch nach dem Fluß
abgeführt wird. Die Abb. 9 bis 11 stellen einen dieser
Schächte im Grundriß, Aufriß und Querschnitt dar. In
den Straßengraben ist hier eine 1,05 m lange, 0,70 m
breite und 0,20 m starke Granitplatte eingelegt, deren
0,10 m breiter Rand ca. 2 cm erhöht ist, wie dies aus
dem Querschnitt Abb. 11 hervorgeht. Durch diesen er-
höhten Rand soll das abzuführende Wasser nach dem
0,30 m breiten und 0,90 m tiefen Schacht abgelenkt
werden, der aus Bruchsteinen gemauert ist. In der An-
sicht ist die 0,65 m breite und 0^85 m im Licht hohe
Einlauföffnung ersichtlich. Die Stirnmauer ist durch drei
je 5 cm starke Granitplatten abgedeckt. —
Weiter soll noch eine größere, im Hügelland geführte
Straße in Oberitalien Erwähnung finden, welche den Haupt-
verkehrsweg zwischen Genua und Alessandria bildet. Im
Gegensatze zu vielen Hauptstraßen Obcritaliens, beispiels-
weise der Straße Alessandria— Novi, die der Verfasser
anläßlich eines Besuches des Schlachtfeldes von Marengo
beging und auf der die unzähligen zweirädrigen Fuhr-
werke, die am frühen Morgen nach Alessandria fahren,
infolge vollständiger Vernachlässigung der Unterhaltung
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
488
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 31
bis weit über den Radkranz im Kot eingesunken sind,
befand sich die hier zu schildernde Straße in muster-
gültigem Zustande.
Von dem 28 km oberhalb Genua gelegenen Rondo
führt die zu beschreibende Strecke der Straße am linken
Ufer der Scribia am Fuße der Berglehnen des gleich-
namigen Felsentales entlang. Die zweigleisig durch-
geführte Bahn überschreitet unmittelbar am Ende des
Bahnhofs Ronco auf der in Abb. 12 dargestellten Brücke
die Scribia und durchquert mittels eines Tunnels den
dortigen Bergvorsprung. Dadurch war nun für die Linien-
führung der Straße ein Festpunkt insofern gegeben, als
ein schienengleicher Uebergang des starken Bahnverkehrs
wegen ausgeschlossen war. Ebenso war eine Unterführung
der Straße, schon der gefährlichen Hochwasser der Scribia
wegen, unmöglich, so daß nur die Möglichkeit einer Ueber-
führung übrig blieb, die dann auch über den Tunnel-
scheitel hinweg erfolgt ist. Die Straße, die, um die Höhe
des Tunnels zu erreichen, mit ca. 5% gegen jenen an-
steigt, ist rechtsseitig, gegen den Fluß zu, ca. 2 km weit
auf einer Stützmauer geführt. Diese ist in Abb. 12, links
und rechts dem Tunnel am Fuße des Berges entlang
führend, ersichtlich. Der Querschnitt der Straße, den
Abb. 13 zeigt, ist ca. 100 m hinter dem Tunnel in der
Ricntung gegen Alessandria aufgenommen. Die Fahrbahn
der Straße ist ausschließlich dem Straßengraben 9,50 m
breit. Die Stützmauer ist aus Bruchsteinen gemauert und
bildet gegen die Straße eine 0,75 m hohe und 0,50 m
breite Brüstung, welche mit einer 0,20 m starken (nach
der Mitte hin 3 cm nach oben gewölbten) Granitplatte
abgedeckt ist. Mit dem Setzen von Sicherheits- bezw.
Abweissteinen ging man hier, im Gegensatz zu der sonst
herrschenden Sorglosigkeit, fast etwas zu weit, indem man
solche nicht nur auf der linken Seite der Straße, wo sie
gegen den 0,65 m tiefen Straßengraben angezeigt sind,
setzte, sondern sie auch auf der rechten Seite innerhalb
der Brüstung angebracht hat und zwar beiderseits in einem
Längenabstand von je 3 m. Der Abstand der Steine,
deren Abmessungen aus Abb. 14 zu entnehmen sind, be-
trägt vom oberen Rand des Straßengrabens bis Mitte
Stein 0,75 m, von der Innenkante der Brüstung bis Mitte
Stein 0,50 m. Der Straßengraben hat eine Sohlenbreite
von 0,50 m und eine Tiefe von 0,65 m. Diese etwas groß
erscheinenden Dimensionen sind durch die dortigen meteo-
rologischen Verhältnisse bedingt, da die Niederschläge
in jener Gegend selten längere Zeit anhaltende, dafür
aber um so heftigere sind. Die Böschung des Grabens
gegen die Straße zu hat eine Neigung von 1 : 1 und ist
abgepflastert, ebenso ist die Böschung gegen den Berg
hin teilweise gepflastert, wie dies in Abb. 14 dargestellt
ist. Die Abb. 15 endlich zeigt einen an dieser Straße
stehenden Kilometerstein, dessen Abmessungen aus der
Abbildung zu entnehmen sind.
Fehlerhafte Indikator-Diagramme und Diagramme fehlerhafter Maschinen
iVon W. SCHÜTZ, Magdeburg-B.
Unter einem Dampfdiagramm versteht man die gra-
phische Darstellung der Wirkung des Dampfes auf den
Dampfkolben; man kann daraus den Verlauf und die
Größe der theoretischen Dampfarbeit im Zylinder er-
kennen und diese auch zahlenmäßig berechnen.
Neben der Leistungsbestimmung ist der Hauptzweck
einer Indizierung auch die Beurteilung des richtigen Ver-
laufes des theoretischen Kreisprozesses und der richtigen
Dampfverteilung auf beide Zylinderseiten. Aus den Ab-
weichungen der erhaltenen von den richtigen Diagrammen
kann man auf Fehler der Steuerung, des Kolbens und
eventl. des Indikators schließen.
Abb. 1
Die Ursache eines fehlerhaften Diagrammes braucht
nun nicht immer an der zu indizierenden Maschine zu
liegen, sondern der Fehler kann auch durch unsach-
gemäßes Verfahren beim Indizieren entstanden sein.
Im folgenden sollen Fehler verschiedener Art be-
sprochen werden und zwar zunächst solche Fehler, die
durch unsachgemäßes Verfahren beim Aufnehmen der Dia-
gramme hervorgerufen worden sind. Es möge noch vor-
ausgeschickt werden, daß bei den hier abgebildeten Doppel-
Diagrammen das rechte Diagramm stets der Kurbelseite
entspricht.
Geht ein Indikatorkolben zu schwer, ist er nicht ge-
nügend geölt, oder durch Fremdkörper verunreinigt, so
geht er sprungweise und kann auch manchmal hängen
bleiben. Der Indikator zeichnet dann Diagramme ähnlich
wie Abb. 1 bis 3 zeigen. Besonders deutlich ist das
Hängenbleiben des Kolbens in Abb. 1 zu erkennen. Das
Diagramm der Deckelseite ist noch normal und es ist an-
zunehmen, daß während des Umschaltens des Dreiweg-
Abb. 3
hahncs kleine Unreinigkeiten, wie Formsandreste, in den
Indikatorzylinder gelangt sind, welche sich oben festgesetzt
haben. Der Kolben ist hierdurch so in seiner Bewegung
gehemmt worden, daß erst ein größerer Unterdruck unter
ihm erforderlich war, che ihn die Indikatorfeder wieder
herabdrücken konnte. Hierbei ist er in Schwingungen
geraten, welche sich auf dem Papier als .Wellenlinien
bemerkbar machen.
Abb. 2
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
489
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Besondere Aufmerksamkeit erfordert das Anbringen
der Indikator-Rohrleitung. Es ist darauf zu achten, daß
dieselbe genügend weit ist und durch keine exzentrisch
eingesetzten Dichtungsscheiben verengt wird, ferner, daß
die Indikatorlöcher am Zyhnder sich nicht durch Oel-
rückstände zugesetzt haben. Zu enge Querschnitte der
Rohrleitung machen sich im Diagramm sehr bemerkbar,
wie z. B. Abb. 4 zeigt. Bei diesem Diagramm, welches
an einer Einzylinder-Auspuff-Maschine genommen wurde,
könnte man annehmen, daß die Auspuffleitung nicht ge-
nügend freien Querschnitt gehabt hat, weil der Gegen-
druck gar so hoch ist. In Wirklichkeit waren in diesem
Falle die Dichtungsscheiben der Rohrleitung exzentrisch
eingesetzt, so daß der Dampf nur gedrosselt unter den
Indikator-Kolben gelangen und während der Ausströmungs-
periode nicht schnell genug entweichen konnte.
Hubverminderer angetrieben, und zwar so, daß der hintere
Indikator an die Papiertrommel des ersteren angeschlossen
war. Da der Indikatorhaken in diesem Falle zu lang an-
gebunden war, hatte die Papiertrommel des vorderen
Hochdruck-Indikators ihren Anschlag schon berührt, war
also schon in Ruhe, bevor der Kolben in seinen hinteren
toten Punkt angekommen war. Beide Diagramme wurden
infolgedessen zu kurz aufgezeichnet. Die punktierten
Linien stellen die richtigen Diagramme dar.
Ein sonderbares Diagramm zeigt Abb. 7, welches an
einer Einzylinder-Auspuff-Maschine aufgenommen wurde.
Hier war der Hubverminderer in Unordnung geraten und
zwar war die kleine Rolle a (siehe Abb. 8) lose geworden
und hatte sich beim Aufnehmen des Diagramms der Deckel-
seite, welches zuerst gezeichnet wurde, um den Winkel a
verdreht, so daß die Schnurverbindung zwischen Papier-
Nachdem dieser Uebelstand beseitigt war, schrieb der
Indikator das punktiert gezeichnete Diagramm.
Große Sorgfalt muß man beim Indizieren auch darauf
verwenden, daß die Indikatorschnur die richtige Länge
hat bez\v. daß der Indikatorhaken richtig befestigt ist.
Ist die Schnur zu kurz, so berührt die Papiertrommel
ihre Drehbegrenzung nach der Kurbelseite schon, bevor
der Dampfkolben seinen Weg ganz beendet hat; dabei
kann die Schnur reißen oder der Indikator beschädigt
werden. Ist die Schnur zu lang, so können Beschädi-
gungen am Indikator nicht so leicht eintreten, aber auch
Abb. 10
die so erhaltenen Diagramme sind fehlerhaft und zu
Leistungsbestimmungen nicht zu gebrauchen. In Abb. 5
und 6 sind solche Diagramme abgebildet, welche an einer
Tandem-Kondensations-Maschine genommen worden sind.
Beide Indikatoren wurden hier gemeinschaftlich von einem
trommel b und der kleinen Rolle a zu lang geworden
war, was sich besonders in der hinteren Totpunktstellung
bemerkbar machte. Beim Indizieren der Kurbclseite hatte
sich durch die Federspannung der Papiertrommel die
kleine Rolle noch mehr, um den Winkel ß, verdreht, so
daß dieses Diagramm auf der nun noch mehr nacheilenden
Papiertrommel um ca. 27o/o seiner Länge zu kurz und
verschoben aufgezeichnet wurde. Das Fehlende ist wieder
punktiert gezeichnet.
Beim Indizieren von Niederdruck-Dampfzylindern muß
der Indikator und auch die Rohrleitung genügend an-
Abb. 12
gewärmt werden, bevor inan ein Diagramm nimmt. Wenn
dies nicht geschieht, dann ergeben sich fehlerhafte Dia-
gramme ähnlich Abb. 9. Bei kaltem Indikator geht der
Ind.-Kolben etwas schwer, weil er sich infolge seiner
leichten Ausführung schneller erwärmt und ausdehnt als
Abb. 11
490
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
1
Heft 31
Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15
der verhältnismäßig starkwandige Indikatorzylinder, und
die schwache Indikatorfeder und der geringe Dampfdruck
genügen nicht, daß der Kolben den wechselnden Span-
nungen im Zylinder so schnell folgen kann, besonders
wenn es sich um höhere Umdrehungszahlen handelt.
Außerdem kann im Indikatorraum eine schädliche Kon-
densation des eingetretenen Niederdruckdampfes statt-
finden und damit ebenfalls das Diagramm fehlerhaft be-
einflussen. Das richtige Diagramm ist auch hier punktiert
eingezeichnet.
Von großer .Wichtigkeit ist es beim Indizieren, daß
die Dampfabsperrventile an Kessel und Maschine auch
ganz geöffnet sind, wenn man richtige Diagramme er-
halten will. Abb. 10 zeigt ein Hochdruck-Diagramm
einer Verbundmaschine, bei welcher das Zylinderabsperr-
ventil nicht genügend offen war. An den Hubenden
machten sich im Diagramm heftige Schwingungen bemerk-
bar und die Admissionslinie fällt infolge der Drosselung
schnell ab, so daß kaum der Abschluß der Füllung zu
erkennen ist; außerdem ist das Diagramm im Verhältnis
zum einpunktierten richtigen Diagramm sehr niedrig.
gebracht werden, bei denen der fehlerhafte Verlauf auf
Mängel an der Maschine zurückzuführen ist.
Das in Abb. 13 abgebildete Diagramm wurde an einer
Einzylindermaschine mit Rider-Steuerung aufgenommen
und weist als Fehler zu geringe Vorausströmung auf,
welche hier erst fast in den toten Punkten beginnt. Der
Auspuffdampf kann nur langsam entweichen und es ent-
steht ein Gegendruck auf den Kolben. Die schraffierten
Flächen zeigen den Verlust an Arbeit an, der hierdurch
entsteht. Eine Besserung kann man dadurch herbei-
führen, wenn man dem Qrundschieber etwas weniger innere
Ueberdeckung gibt, wodurch allerdings auch die Kom-
pression vermindert wird. Im übrigen ist das Diagramm
normal.
Das nächste Diagramm in Abb. 14 wurde gelegent-
lich einer Revision an einer Einzylindermaschine mit Rider-
Steuerung aufgenommen, welche das Bestreben zeigte, bei
Leerlauf durchzugehen. Die Steuerung war von einem
unerfahrenen Maschinisten auseinander genommen und
nicht wieder richtig zusammengebaut worden. Um wieder
gleiche Dampfverteilung zu erhalten, wurde der Grund-
Abb. 16
Abb. 17
Abb. 18 und 19
Etwas anders sieht das Diagramm aus, wenn das
Absperrventil am Kessel nicht genügend geöffnet ist, siehe
Abb. 11. Hier sind die Schwingungen des Indikator-
kolbens nicht so heftig, die Spannung während der
Füllungsperiode bleibt gleichmäßiger und der Schluß der
Füllung ist deutlich erkennbar. Die Eintrittsspannung
liegt auch hier infolge der Drosselung bedeutend unter
der Kesselspannung. Daß im vorigen Diagramm, Abb. 10,
die Eintrittsspannung während der Füllungsperiode mehr
abfällt als im letzten Falle liegt daran, daß der Raum-
inhalt zwischen Schieberkasten und Zylinderabsperrventil
ein weit kleinerer ist als zwischen Schieberkasten und
Kesselabsperrventil.
In Abb. 12 ist ein Diagramm wiedergegeben, bei
dessen Aufnahme sich die Indikatorfeder am Kolben ge-
lockert hatte. Eigentümlich ist hierbei, daß der Indikator-
kolben jedesmal an derselben Stelle hängen blieb und
dann plötzlich unter großen Schwingungen den abfallenden
Spannungen im Dampfzylinder folgte. Auch an der Kom-
pressionslinie ist zu erkennen, daß der Indikatorkolben
sich sprungweise bewegte. Solche Diagramme sind zu
Leistungsbestimmungen natürlich nicht zu gebrauchen.*)
Bei den bisher behandelten Diagrammen lag die LJr-
sache der Fehler meistens am unsachgemäßen Verfahren
beim Indizieren. Im folgenden sollen einige Diagramme
•) Der verwendete Indikator hatte eine innen liegende Kolbenfeder.
Schieber nach der Deckelseite und der Expansionsschieber
nach der Kurbelseite gestellt.
Ungleiche Dampfverteilung infolge falscher Schieber-
stellung zeigen auch die Diagramme Abb. 15 bis 17 und
zwar rühren die Diagramme Abb. 15 und 16 von Kolben-
schiebermaschinen in Verbindung mit Flachreglern und
das Diagramm in Abb. 17 von dem Niederdruckzylinder
einer Verbundmaschine mit Flachschiebersteuerung her.
Zur Erzielung gleicher Arbeitsverteilung auf beide Zylinder-
seiten müssen diese Schieber nach der Deckelseite ge-
stellt werden, wobei bemerkt werden möge, daß die Kolben-
schieber Inneneinströmung besitzen. Bei dem Niederdruck-
Diagramm ist infolge der einseitigen Schiebersteilung und
der kleinen Belastung die Füllung auf der Kurbelseite
so gering, daß die Expansionslinie die atmosphärische
bedeutend unterschneidet und auf dieser Zylinderseite
mehr negative wie positive Arbeit geleistet wird. Das-
selbe ist in noch größerem Maße in den Niederdruck-Dia-
grammen Abb. 18 und IQ der Fall. Diese Maschine
arbeitet mit Auspuff und beide Seiten des Niederdruck-
zylinders leisten nur negative Arbeit, weil die Maschine
nur sehr wenig belastet ist. Der Hochdruckzylinder muß
hier den Niederdruck mitschleppen. Bei solchen Indi-
zierungen tut man gut, jede Zylinderseitc einzeln aufzu-
nehmen, weil man dann den Verlauf der einzelnen Di?-
grammlinien besser erkennen kann. (Schluß folgl)
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
491
Deutscher Ausschuß für technisches Schulwesen
Der Verein Deutscher Ingenieure hatte im
Dezember 1Q08 25 Vertreter der Industrie, der Lehrer-
schaft und des Ministeriums für Handel und Gewerbe zu
einer ersten Sitzung- des Deutschen Ausschusses für tech-
nisches Schulwesen versammelt. Man beschäftigte sich
dabei zwar mit einer rein preußischen Angelegenheit, der
Einrichtung einer fünften Klasse an den höheren Maschinen-
bauschulen in Preußen, war sich aber bereits damals völlig
einig, daß die im technischen Schulwesen bestehenden
Verhältnisse gebieterisch eine Ausdehnung solcher Be-
ratung auch auf süddeutsche, auf staathche, ebenso wie
auf private Schulen fordere.
Seitdem haben Sitzungen im November 1909 und 1910
in Berlin stattgefunden, bei denen die hohe Bedeutung
der Aufgaben des Ausschusses immer deutlicher in Er-
scheinung getreten ist. Auch der Deutsche Techniker-
Verband beteiligte sich eingehend an den Arbeiten durch
Entsendung zweier Vertreter. Die Ergebnisse und Pro-
tokolle der Verhandlungen liegen in zwei Bänden vor,
die im Verlag von B. Q. Teubner, Leipzig, erschienen
sind. Es ist anzunehmen, daß diese wertvollen Abhand-
lungen den interessierten Fachkreisen zugänglich gemacht
werden.*) Jedenfalls ist es notwendig, daß sie den
Büchereien der Hochschulen und Fachschulen (Baugewerk-
und Maschinenbauschulen) einverleibt werden, die an den
Verhandlungsgegenständen auf das lebhafteste inter-
essiert sind.
Bei der zweiten Sitzung im November 1909 lautete
die Tagesordnung:
1. Bericht über die stattgehabten Besichtigungen von
staatlichen technischen mittleren und niederen
Schulen.
2. Bericht über die Ergebnisse des Fragebogens (An-
forderungen an die Ausbildung der mittleren und
niederen technischen Beamten, die seitens der In-
dustrie an die staatlichen Maschinenbauschulen ge-
stellt werden).
3. Bericht über die staatlichen technischen Mittelschulen
für den Maschinenbau (höhere Maschinenbauschulen,
* Techniken usw.).
4. Bericht über die niederen Maschinenbauschulen
(Werkmeisterschulen).
5. Ausbildung der Fachlehrer für die Maschinenbau-
schulen.
6. Lehrlingausbildung und Fabrikschulen.
7. Die gewerblichen Fortbildungsschulen und ihre
Beziehungen zur Industrie.
8. Bericht über den heutigen Stand der Baugevverk-
schulen mit besonderer Berücksichtigung der Tief-
bauschulen.
Wie intensiv hier gearbeitet worden ist, zeigt die
Dauer der Sitzung am ersten Tage von 9 Uhr vormittags
bis 7 Uhr nachmittags mit IV2 stündiger Mittagspause.
Die Berichte und anschließenden Besprechungen müssen
das Interesse aller Schulmänner und der Industriellen er-
regen, denen mit der Ausbildung an den Fachschulen
gedient werden soll. Mit dem 2. Bericht des Ausschusses
über das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen schließt
der erste Band.
*) Abhandlungen und Berichte über technisches Schulwesen,
veranlaßt und herausgegeben vom Deutschen Ausschuß für tech-
nisches Schulwesen. Band I 1910, Band II 1911. Verlag von
B. O. Teubner, Leipzig und Berlin.
Hatte sich der Ausschuß bisher ausschließlich mit
den staatlichen Anstalten beschäftigt, so zieht er im
zweiten Bande die heikle Frage der Privatschulen in den
Kreis seiner Betrachtungen. Was hier zum ersten Male
über die Mißstände an gewissen Privatschulen vor aller
Oeffentlichkeit gesagt wird, zeigte solchen Ernst und
fand so allseitige Zustimmung, daß die baldige Besserung
gewisser unhaltbarer Zustände, die eine Schädigung des
ganzen Technikerstandes darstellen, endlich eintreten dürfte.
Aus der Tagesordnung der dritten Sitzung vom Novembei
1910 sind nachstehende Verhandlungsgegenstände zu
erwähnen :
1. Bericht über die stattgehabten Besichtigungen von
nichtstaatlichen technischen Mittelschulen Deutsch-
lands (Technikum Mittweida, Ingenieurschule in
Zwickau, Städtisches Friedrichs-Polytechnikum in
Göthen, Thüringisches Technikum in Ilmenau und
Polytechnisches Institut in Frankenhausen. Die
Polytechnische Lehranstalt in Arnstadt hatte den Be-
such nicht gestattet).
2. Bericht über die nichtstaatlichen technischen Mittel-
schulen Deutschlands.
3. Technische Hochschule und technische Mittelschule.
4. Die Bestrebungen des Verbandes höherer tech-
nischer Lehranstalten in Deutschland.
5. Die Stellung der Hochschulen und die Bedürfnisse
der Praxis auf Ausgestaltung der Studien.
Bei den Verhandlungen, die von früh 9 bis abends
6 Uhr dauerten, waren außer den Ministerien für Handel
und Gewerbe in Preußen, des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten in Bayern, des Innern in Sachsen und
Mecklenburg-Schwerin folgende Verbände vertreten;
Verein Deutscher Ingenieure,
Verein Deutscher Maschinenbauanstalten,
Verein Deutscher Eisenhüttenleute,
Verband Deutscher Elektrotechniker,
Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine.
Verband Deutscher Diplomingenieure,
Deutscher Betonverein,
Verein Deutscher Maschineningenieure,
Schiffbautechnische Oesellschaft,
Bund der technisch-industriellen Beamten,
Deutscher Techniker-Verband,
Deutscher Werkmeister-Verband,
Verein der Architekten und Ingenieure an den preußi-
schen Baugewerkschulen,
Maschinenbau-Schulmänner-Vereinigung,
Verein akademisch gebildeter Lehrer,
Verband höherer technischer Lehranstalten in
Deutschland,
Deutscher Ausschuß für den mathematischen und
naturwissenschaftlichen Unterricht.
Die ausführliche Angabe über die ver-
tretenen Verbände erscheint wichtig, da-
mit unwiderleglich klargestellt wird, daß
die Versammlung zu einem Urteil berufen
und in der Angelegenheit unantastbar ur-
teilsfähig war.
In den Berichten sowohl wie in den Besprechungen
wurde anerkannt, daß einige ältere Privatschulen bestehen,
gegen die nichts einzuwenden sei. Dagegen wurde ein-
stimmig verdammt die unlautere Reklame, die von ein-
zelnen Anstalten unter allen möglichen Vorspiegelungen
4Q2
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 31
gemacht wird; die durch nichts berechtigten Neugrün-
dungen privater Unternehmer, denen in ganz unverständ-
licher Weise dabei auch noch die Unterstützung der Ge-
Imeinden zuteil wird, und die hochschulähnHche Namen-
■ führung einzelner Anstalten, die den wirklichen Verhält-
nissen an ihnen durchaus nicht entspreche. Auch über
die Erteilung von Diplomen an solchen Anstalten, die
den Hochschuldiplomen oft sehr ähnlich seien und unter
allen Umständen das Ansehen der technischen Bildung
sowohl im Inlande wie auch im Auslande schädige, wurde
sehr ernst und nachdrücklich geklagt.
Den Vorschlägen zu einer reichsgesetzhchen Regelung
der Frage trat der Vertreter des preußischen Ministeriums
entgegen. Eine solche sei nicht zu erreichen. Seitens
der Industrievertreter wurde als ultima ratio die Boykottie-
rung aller Anstalten vorgeschlagen, die nicht einwandfrei
beständen, wenn die Versuche zu einer Besserung der
bestehenden Uebelstände von ihnen abgelehnt werden
sollten. Kurzum, man ging den auch an dieser Stelle
wiederholt und nachdrücklich gekennzeichneten üblen Aus-
wüchsen an den Privatanstalten mit einer erfrischenden
Energie zu Leibe. Der Direktor des städtischen Polytech-
nikums zu Göthen suchte dann in längeren Ausführungen
die Notwendigkeit einer technischen Bildungsanstalt nach-
zuweisen, die zwischen den Hoch- und Mittelschulen
stehen solle. Er fand aber weder bei den Vertretern
der Eachverbände, noch bei denen der Industrie, zu deren
Bestem er sich angeblich bemühte, die geringste Gegen-
liebe. Im Gegenteil, die Vertreter der Industrie lehnten
sowohl die Bedürfnisfrage nach einer solchen Zwischen-
stufe, als auch die Anerkennung des Cöthener Poly-
technikums als einer über den Mittelschulen stehenden
Anstalt rundweg ab.
Als interessantes Kuriosum aus den Besprechungen
möge erwähnt sein, daß sogar das Auswärtige Amt des
Deutschen Reiches auf die Reklame einer neugegrün-
deten Anstalt hereingefallen ist und einem Prinzen,
von Siam — er hat einen Namen von 27 Silben — ■
den Besuch der in Fachkreisen als durchaus minderwertig'
bekannten Anstalt empfohlen hat. .Was für mangelnda
Begriffe über die Bedeutung der technischen Bildung und
über die Vermittelung derselben bis zu den höchsten Amts-
stellen unseres Reiches, und das im Zeitalter der Technik!
Wer mag noch behaupten, daß es nicht an der Zeit ist,
hierin Wandel zu schaffen!?
Von allen Seiten wurde dringend verlangt, daß durch
die Tagespresse Aufklärung in die Volkskreise getragen
werden solle, aus denen der Nachwuchs für die verschie-
denen technischen Berufe hervorgeht. Es ist anzuerkennen,
daß nur auf dem Wege der Aufklärung und der Aufsicht
eine Besserung herbeizuführen sein wird.
Ganz verworfen wurde der Eernunterricht, bei dem
den Teilnehmern ledighch das Geld aus der Tasche ge-
zogen würde. Dabei würde die Hauptreklame mit den
Namen der Mitarbeiter getrieben, unter denen Regierungs-
baumeister, Diplom-Ingenieure, Oberlehrer an Baugewerk-
und Maschinenbauschulen usw. aufgeführt wurden. Die
Herren müßten aufgefordert werden, sich zukünftig von
solchen Arbeiten fern zu halten.
Mit dem dritten Bericht des Ausschusses über <iie
Sitzung und einem Anhang schheßt der zweite Band, in
dem in hochverdienstvoller Weise grundlegendes Material
zusammengetragen worden ist. Möge der Deutsche Aus-
schuß sich demnächst auch mit den Baugewerkschulen
befassen, die in der zweiten Sitzung ein wenig zu kurz
weggekommen sind. Auch sie bieten ein reiches Arbeits-
feld und haben für die Industrie und für das ganze Volk
nicht minder große Bedeutung wie die Maschinenbau-
schulen. Hirsch.
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG ::::::::::
Ein Oesetz über die Konkurrenzklausel?
Nachdem zum letztenmal der preußische Handels-
j minister Delbrück über die Notwendigkeit einer Neurege-
!lung der Konkurrenzklausel einige allgemeine Grundzüge
der öffentlichen Diskussion unterbreitet hatte, war es lange
Zeit über diese für die Angestellten so dringende Forde-
rung recht still geworden. Der Interessengegensatz
zwischen den beiden Lagern schien ganz unüberbrückbar.
Die Angestellten wollen programmatisch Beseitigung der
Klausel überhaupt, während die Unternehmer schon für
ihre Existenz zu fürchten scheinen, wenn die Rede nur
auf eine bloße Abänderung des gegenwärtigen Rechts-
zustandes kommt. Hier zu vermitteln schien der Regie-
rung ein undankbares Unterfangen, um so mehr, da sich
früher die interessierten Arbeitgeberkreise schon recht ener-
gisch zur Wehr gesetzt hatten. Nun hören wir von neuem,
daß die Regierung sich mit der Ausarbeitung eines Ent-
wurfs beschäftigt. Nach dem Stande der Arbeiten weiß
man nichts über die Einzelheiten der Arbeit. Nur so viel
steht fest, daß die damaligen Kompromißvorschläge des
Handelsministers im wesentlichen beibehalten werden
sollen, also daß an eine Beseitigung der in vielen Fällen
gegen die guten Sitten verstoifenden Abmachung nicht
gedacht wird. Eine Milderung ihrer Härten, den Druck
und die Vergewaltigung etwas sanfter, etwas weniger
fühlbarer machen, das ist alles, was man will. Ob man
glaubt, daß die Arbeitgeber andern Sinnes geworden sind ?
Wir können es kaum hoffen. Oder sollte man darauf
rechnen, daß dieser Kompromißentwurf, der den Unter-
nehmern schwerlich viel nehmen, den Angestellten gewiß
wenig geben wird, als brauchbare Grundlage dankbaren
Herzens von den Angestellten begrüßt werden wird?
SCHULFRAGEN
Ausbildungskurse für Fortbildungsschullehrer
Laut Ministerialblatt der Handels- und Gewerbe-Ver-
waltung Nr. 6 und 14/1911/12 finden im Etatsjahre 1911
an folgenden Orten Ausbildungskurse für „Praktiker"
(Techniker und Handwerksmeister) statt: 1. In Frank-
furt a. M. : Ein pädagogischer Ausbildungskursus vom
14. August bis 9. September 1911 für 25 Teilnehmer. 2. In
C h a r 1 o 1 1 e n b u r g: Vom 8. Januar bis 3. Februar 1912
für 25 Teilnehmer.
Ferner sollen, wie uns der Minister für Handel und
Gewerbe unterm 18. Juli d. J. mitteilt, im kommenden
Winter an mehreren Orten Kurse zur Einführung von
Technikern in die Methodik des Zeichenunterrichts an
gewerblichen Fortbildungsschulen veranstaltet werden.
Näheres über Zeit und Ort wird noch bekannt gegeben
werden.
Die Zulassung feu diesen Kursen ist trotz verschiedener
Eingaben des Verbandes zurzeit noch immer auf solche
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
493
Personen beschränkt, die bereits an einer Fortbildungs-
schule unterrichten oder dafür von einer Schulbehörde in
Aussicht genommen sind. Techniker, die Neigung und
Befähigung zum Lehrberufe haben, müssen sich daher
zunächst bemühen, eine nebenamtliche Beschäftigung an
einer Fortbildungsschule zu gewinnen.
Die Gesuche um Zulassung zu den obengenannten
Kursen sind unter Beifügung eines kurz gefaßten Lebens-
laufes und des Nachweises der theoretischen und prak-
tischen Ausbildung, sowie auch über die bisherige Lehr-
tätigkeit an die Regierung in Wiesbaden oder an den
Polizeipräsidenten in Berlin zu richten. — Die Beschränkung
der Teilnehmerzahl auf solche Personen, die bereits einige
Lehrerfahrung besitzen, hat leider zu einem argen Miß-
stand geführt.
Einigen Kollegen, die ihre Zulassung zur Lehrtätigkeit
bei einer Schuldirektion beantragten, wurde geantwortet,
daß sie erst an einem Ausbildungskursus für Lehrer teil-
nehmen müßten. Da der Minister aber umgekehrt erst
eine gewisse Lehrpraxis verlangt, bevor die Zulassung
zu diesen Kursen erfolgen kann, so war ein beiderseitig
gegensätzlicher Standpunkt geschaffen worden, der es
den Technikern unmöglich gemacht hätte, jemals zu einer
Lehrerstelle berufen zu werden.
Um zu versuchen, diesem unhaltbaren Zustand ein
Ende zu bereiten, hatten wir uns wiederum mit einer Ein-
gabe an den Minister für Handel und Gewerbe gewandt.
Es wurde geantwortet, daß der Bescheid der Schuldirektion
richtig sei. Indessen sei dieser nicht dahin zu verstehen,
daß allgemein die Zulassung der Techniker als Lehrer
nur davon abhängig gemacht werden könnte, wenn sie
vorher an einem Ausbildungskursus teilgenommen hätten.
Diese Teilnahme könne auch nach Eintritt in die Lehr-
tätigkeit erfolgen. —
tWir stehen nicht an zu erklären, daß es hiermit leider
noch immer beim alten bleibt. Nach wie vor können die
Regierungen und Schuldirektionen Bewerber abweisen, die
noch keine praktische Erfahrung als Lehrer haben. Es wäre
wohl an der Zeit, daß die Regierung diesem widerspruchs-
vollen Zustand ernstlich ein Ende macht. — f.
:: :: :: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: ::
Technik
Frage 168. Es soll ein unterirdischer Teerbehälter gebaut
werden. Da mit Grundwasser zu rechnen ist, müssen die
Wände wasserdicht hergesteilt werden. Was ist besser: Mauer-
werk oder Beton? Welche Ausführungsart ist zu wählen?
Behältergröße: etwa 4,0 : 5,0 m bei 3 m Höhe. Um den Beton
wasserdicht zu machen, wird in neuerer Zeit Beimischung von
Schmierseife vorgeschlagen. Wie hat sich dies Verfahren be-
währt? Ich würde dem Schmierseifenzusatz gegenüber den
gebräuchlichen anderen Dichtungsmitteln (Bitumen usw.) wegen
seiner Billigkeit den Vorzug geben.
Frage 169. lieber den Arbeitsräumen einer Färberei,
Bleicherei und Appreturanstalt ist das Dach aus kiefernem
Sparrenholz, Rahmen und einer 24 mm starken Schalung aus
Fichtenbrettern durch die Säure (Schwefelsäure) und heißen
Dämpfe in kurzer Zeit vollständig zerstört worden und muß
erneuert werden. Welche Konstruktion ist zu empfehlen?
Frage 134. (Wiederholt.) Bitte um Angabe von Firmen,
die Einrichtungen für die Fabrikation von Semi-Emaille-Schmuck-
gegenständen liefern.
Zur Frage 164. Umfangsgeschwindigkeit einer Breitdresch-
maschinen - Trommel. Bei fahrbaren Breitdreschmaschinen,
Trommelbreite 140, 160, 170 cm, richtet sich die Tourenzahl
der Trommelwelle nach der Stärke der Lokomobile und haupt-
sächlich nach dem Durchmesser der Dreschtrommel. Die Breite ;
derselben ist hierbei Nebensiache und bedingt lediglich diq
Maschinenstärke zum Antrieb. Die Normalmaße sind :
Maschinen für große und größte Leistungen: 1. Trom-
meldurchmesser 500 bis 550 mm = 1200 Touren pro Minute;
Antrieb 8 PS-Dampflokomobile oder 15 PS-Motor (ohne Presse).
2. Trommeldurchmesser 475 bis 500 mm = 1300 Touren pro
Minute; Antrieb 8 PS, evtl. neue 7 bis 8 PS-Dampf lokomon
bile oder 12 PS-Motor.
Maschinen für mittlere Leistungen : Trommeldurchmesser
400 bis 450 mm = 1350 Touren pro Minute; Antrieb 7 PS
oder neue 6 bis 7 PS-Lokomobile; oder 10 PS-Motor.
Maschinen für kleinere Leistungen : Trommeldurchmesser
350 bis 375 bis 400 mm = 1400 Touren pro Minute; Antrieb
5 bis 6 PS oder 6 PS-Dampflokomobile je nach Größe des
Durchmessers der Trommel, oder 8 PS-Motor.
Kleine Garnitur für Einzel-Anwesen: Trommeldurchmesser
300 mm — 1450 Touren; 4 PS-Dampf lokomobile oder 6 bis 7 PS-
Motor.
Bei eingebauten stationären Anlagen schwankt die Touren-
zahl oder Umfangsgeschwindigkeit der Trommel je nach demi
Durchmesser zwichen 1100 bis 1350 Touren pro Minute. Der
Durchmesser der Trommel schwankt je nach Leistung zwischen'
200 bis 300 Millimeter. Je größer die Trommel, desto langsamer
muß sie laufen. Kann man nicht bei, um den Durchmesser zu
messen, so muß man eben die Geschwindigkeit so lange er-
höhen, bis vollkommen marktfertiges Getreide in die Säcke aus-
läuft. Zu weiterer Auskunft gerne bereit.
Fried r. Mager, Ingenieur, Scheßlitz-Bamberg, M,-Nr. 57 568,
Mitteilungen aus
Unsere Dresdener WanderversammUing
Um den Gedanken der Organisation unter den technischen
Angestellten zu fördern, hatte die Dresdener Bezirksverwaltung
eine Wanderversammlung des D. T.-V. zu sich entboten. Die
Hygiene-Ausstellung pchuf von selber den festlichen Rahmen,
Hier an weithin sichtbarer Stelle sammelten sich die Scharen,
der Techniker, um ihre Angelegenheiten zu beraten, um zu
dokumentieren, daß ohne fortschreitende Technik keiner Hygiene
dauernde Erfolge beschieden seien, daß der Technikerstand ein
sehr wichtiges Ghed des Volksganzen darstelle. An diese Zu-
sammenhänge sollte die Oeffentlichkeit erinnert werden.
Die feierliche Eröffnung fand am Sonntag, 16. Juli, vorm.
11 Uhr im großen Saale des städtischen Ausstellungspalastes statt,
nachdem sich am Abend zuvor bereits über 600 Techniker zu
einem Begrüßungskommers zusammengefunden hatten.
Der Vorsitzende der Bezirksverwaltung Dresden, Ingenieup
Mirtschin, bot den Erschienenen, besonders den Vertretern der
Staats- und Stadtbehörden, der Presse und den Damen einen
Willkommengruß, erklärte die Versammlung hierauf für eröffnet
und ließ sein Willkommen in einem Hoch auf Se. Maj. den
Kaiser und den Protektor der Ausstellung, Se. Maj. König Fried-
rich August von Sachsen, ausküngen. Der Präsident der Königl.
Sachs. Staatsbahnen, Herr Geheimer Rat Prof. Dr.. phil. et Dr.
ing. Ulbricht ergriff hierauf das Wort, daß er zwar nicht den
dem Verbände
Auftrag und das Recht habe, die Erschienenen namens' der Staafs-
regierung zu begrüßen, daß er dies aber im Namen der von ihm
vertretenen Generaldirektion der Sächs. Staatsbahnen tue. Ge-
freut habe es ihn, daß der D. T.-V. auch die Vertretung der
wirtschafüichen Interessen der Technikerschaft zu seiner Auf-
gabe gemacht habe, er wünsche recht guten Erfolg. Namens
der Stadt Dresden begrüßte Herr Stadtbaurat Prof. Erlvvein die
Erschienenen und hieß sie herzlich willkommen, mit dem
Wunsche, daß der Verband, der schon auf eine 30jährige, an
Erfolgen reiche Vergangenheit zurückblicken könne, immer mehr
erstarken möge und daß der Techniker sich Platz schaffe.
Hierauf sprach Herr Architekt Schubert über
„Technik, Wirtschaft und Organisation".
Er führte aus, wie im Wirtschaftskampfe jetzt allmählich!'
die Menschen sich wieder darq,yf besinnen, daß Ausgangspunkt:
und Endpunkt allen Wirtschaftens [sie selber seien. „Der
Mensch", das vielsagende Wort, stehe am Hauptgebäude der
Hygiene-Ausstellung geschrieben. Die Erfindung und Einfüh-
rung von Maschinen hat in allen Wirtschaftszweigen große Um-
wälzungen hervorgebracht. Der Rhythmus der Arbeit ist durch
die Technik verändert und hat neue Nöte und Sorgen über die
Menschen gebracht, nicht zum wenigsten über den Stand der
Techniker, der doch als erster Anspruch auf die Glücksgüter
der neuen Wirtschaftsweise gehabt hätte. Die Erkenntnis, daß
ohne Organisation unsere Arbeit entwertet wird und daß die
494
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 31
Organisation den Ertrag der Wirtschaft und den Anteil der Arbeit
mit einander ausgleiciien müsse, ist überall durchgedrungen. Wir
fühlen uns als Glied einer großen Organisation. Sollen die
einzelnen Glieder des Berufes gesund bleiben, so ist dies nur
auf dem Wege möglichster Arbeitsverkürzung bei gleichzeitiger
Lohnerhöhung möglich; nur so können sie an den Kulturwerten
unserer Tage teilnehmen. Nicht für die Gegenwart allein, nicht
für unseren Stand allein, für die Zukunft, für unsere Kinder
müssen wir streben und schaffen, und so ist nur zu wünschen,
daß jeder nach Wissen und Können auch nach Feierabend
an der Erreichung der hohen Ziele mitarbeitet. Hierzu gehört
aber das Gefühl der Solidarität, das uns bitter not tut. Das
Zusammengehörigkeitsgefühl muß uns vorwärts bringen. Mit
der Aufforderung: „einzutreten für die Freiheit der Persönlich-
keit innerhalb der Organisation, die die Techniker vor Eingehung
unwürdiger Verträge schützt," schloß der Redner seine Aus-
führungen, für die ihm reicher Beifall dankte.
liierauf ergriff Herr Geh. Hofrat Prof. Dr. jur. et phil. Wuttke
das Wort zu dem Festvortrage über:
„Die Bedeutung der Tarifverträge im Wirt-
schaitslebe n".
In geistvoller und doch allgemein verständlicher Weise
führte der hochgeschätzte Vortragende aus, wie der uralte Ka::;i.f
^v^ischen Arbeit und Unternehmertum allmählich immer schärfer
geworden sei, beleuchtete alle Umstände, welche hierzu bei-
getragen haben, wie schließlich Streiks und Arbeitseinstellungen
zu einer fester geschlossenen Organisation zuerst der Arbeit-
nehmer, schließlich der Arbeitgeber geführt habe, um dem
Kampf mehr und mehr die Schärfe zu nehmen. Der Redner
zeigte, wie die verschiedensten Ursachen Streiks veranlassen.;
Der Wunsch der Verbesserung der Lage sei ein berechtigter
und haben die aus diesem Beweggrunde entstandenen Streiks
auch Gutes gezeitigt, sie haben die Arbeitnehmer geeinigt und
erzogen und ihnen Gehorsam gegen ihre Führer gelehrt, daher
treten sie heute geschlossen auf, beseelt von einem gewissen
Standesbewußtsein. Die Ansicht aber, daß nur durch Streiks
etwas zu erreichen wäre, sei unzutreffend. Die heutigen Organi-
sationen haben es mit sich gebracht, daß die Streiks nicht mehr
durch Proletarier, sondern durch kapitalkräftige Verbände ge-
führt werden, wodurch die Arbeitgeber ebenfalls zum Zusammen-
schluß gezwungen wurden. Die Organisation der Unternehmer
tritt jetzt der Organisation der Arbeitnehmer entgegen. Es
ist nicht mehr ein Kampf einzelner gegen einzelne, sondern
zwischen Organisation und Organisation. Hieraus haben sich
die Tarifverträge mit Notwendigkeit entwickelt. Aus den ersten
einfachen Werkstattstarifen sind große Reichstarifverbände ent-
standen. Dieselben bieten viele Vorteile. Sie erleichtern den
Unternehmern ihre Kalkulationen und ermöghchen es ihnen,
Preiserhöhungen gegenüber ihren Abnehmern leichter durch-
zusetzen und die Belastung aus erzwungenen Lohnerhöhungen
abzuwälzen, haben aber aucli nicht zu leugnende Nachteile.
Für den Arbeiter haben sie den wesentlichen Vorteil, daß er
beim Eintritt in ein Arbeitsverhältnis von vornherein mit einem
festen Einkommen rechnen kann. Durch diese Tarifverträge
werden Arbeitsstreitigkeiten vermindert. Paritätische Lohnkom-
missionen sollen dazu beitragen, Zuschläge zum Grundlohn, Ver-
schiedenheiten, die sonst nicht zu beseitigen wären, auszu-
gleichen. Die Arbeitsverträge werden hierdurch zu Dienstver-
trägen, deren ausgebildetste Form der Staatsdienervertrag list.
Der Redner beleuchtete aufs Eingehendste alle in Betracht kom-
menden Verhältnisse und kam zu dem Schluß, daß der Kampf
zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebertum nie aufhören werde,
daß aber zu hoffen sei, daß er allmählich an Stärke und Schärfe
verlieren werde und endete mit den Worten Friedrichs des
Großen, daß zwischen den Ständen und Parteien der Staat
die Wage zu halten habe.
Am nächsten Tage sprach Geh. Hofrat Prof. Dr. phil. et
Dr. ing. Cornelius Gurlitt über:
„D as Wesen der Schönheit alter deutscher
Städte".
Ausgehend von der Frage: Aus welchen Gründen ergießt
sich alljährlich ein so lebhafter Strom von Reisenden aus aller
Herren Länder, ja selbst von jenseits des Ozeans über unser
Deutschland, warum kommen die Fremden, in deren Heimat
nach ihrer eigenen Aussage alles viel schöner und großartiger
ist, zu uns, erläuterte der Redner, daß es nicht allein Wirt-
schafts-, Industrie- und Handelsinteressen sind, sondern viel-
mehr der Geist der Vergangenheit es ist, der mit eigenem
Reiz alles umfängt, was in seinen Bannbereich kommt. Der
Geist der Vergangenheit, :1er auch das nur uns Bürgern der
V/cIt eigentümliche Gefülil des Heimwehs erzeugt, das uns
immer und immer wieder nach der hciiuischen Scholle zi^Iiti
Welches Glücksgefühl durchdringt uns, wenn wir heimkehren
in die gehebte Heimat, welcher Schmerz aber auch, wenn wir
sie ihres Reizes entkleidet finden, entstellt durch Neuanlagen,
die nur i'>Iützlichkeitszwecken dienend, alle Poesie der Ver-
gangenheit vernichtet haben. Unsere alten Städte bieten uns
aber nicht allein unzählige Erinnerungen oft sogar schmerzlicher
Art, sondern auch eine Unmenge von Lehrstoff. Lehrstoflf
für alle Gebiete der Technik, hauptsächlich für den Baumeister,
den Architekten. Das Zurückgreifen auf die alten uns erhal-
tenen Schönheiten, nicht die planlose Nachahmung hat auch
große Geister auf diesen Gebieten zu herrlichen Arbeiten be-
geistert. Auch moderne Architekten hängen mit Liebe an
unseren Altertümern und wünschen dieselben erhalten zu sehen.
Der Redner schilderte dann, wie sich im Lauf der Jahrhunderte
das Städtebild geändert hat, wie mit dem sich wandelnden
Zweck der Stadt Grundriß und Bauart andere geworden sind.
Der Beginn des vorigen Jahrhunderts leitete eine neue Epoche
ein. Nach den napoleonischen Kriegen, die gelehrt hatten,
daß sich die Fortifikationen überlebt haben, begann man die
Wälle vie'p- Städte niederzulegen. Die bisherigen Sackgassen
wi:.-:Icn V crxchrsstraßen, große Straßendurchbrüche entstanden
und somit neue Verkehrsverhältnisse, für die der alte Grundriß
nicht mehr geeignet war. Großhandel und Industrie haben
rasch entschlossen hier eingegriiren u:id vieles Erhaltens-
werte vernichtet. So droht allmälilich dem alten Besitzstand
der Untergang. Es wird mit Dingen aufgeräumt, die noch
recht lange hätten dienen können. Einen lebhaften Beweis
dafür bietet Lyon, das vollständig erneuert, fast keine Spur
mehr der alten Schönheiten zeigt. Der Redner schließt mit
der Mahnung, daß es Sache aller Freunde ihrer Heimat sei,
mitzuwirken, daß der Zerstörung unserer Städtebilder Einhalt
getan werde und alles einzusetzen ist, daß die Schönheit unserer
alten Städte und die Schätze deH Vorzeit erhalten bleiben. Reicher
Beifall dankte für den sehr interessanten Vortrag.
Hierauf gab Herr Architekt Kaufmann, Berlin, einen Be-
richt über:
„Die 12. Legislaturperiode des Reichstages und
die technischen Angestellten".;
In eingehender Weise schilderte er, wie wenig für die
technischen Angestellten erreicht worden sei und behandelte
eingehend die Fragen der Beamtenbesoldung, des Arbeitsrechts
und der sozialen Versicherung, die Wirkungen der Reichsfinanz-
reform, die Gewerbeordnungsnovelle und schließlich den Ge-
setzentwurf über die Pensionsversicherung der Angestellten.
Den bekannten Vorgängen in Kiel und Wilhelmshaven, die zu
dem Konflikte mit dem Reichsmarineamte geführt haben, widmete
der Redner noch eingehende Betrachtungen und schloß mit der
Aufforderung um allseitige Förderung und Unterstützungen der
Bestrebungen und Maßnahmen des Verbandes in dieser Hin-
sicht. Reicher Beifall dankte für die überaus klaren und ein-
gehenden Mitteilungen.
Zum Schlüsse wurden unter allgemeiner Zustimmung die
nachstehenden beiden Resolutionen angenommen.
Resolution I.
Die anläßlich der Internationalen Hygiene-Ausstellung vom
15. bis 17. Juli in Dresden tagende Wanderversammlung des
D. T.-V. begrüßt den von der Reichsregierung bekundeten
Willen, das Gesetz für die Pensionsversicherung der Privat-
angestellten auf staatlicher Grundlage noch in der laufenden
Legislaturperiode zu verabschieden und spricht in letzter Stunde
der Reichsregierung und dem hohen Reichstag das bestimmte
Erwarten aus, daß bei der endgültigen Gestaltung des ver-
öffentlichten Oesetzentwurfes die Forderungen des Hauptaus-
schusses und der Siebener-Kommission, welche gleichzeitig den
in der Reichsversicherung unberücksichtigt gebliebenen Wünschen
und Bedürfnissen der Privatangestellten Rechnung zu tragen
bestimmt sind, in dem Gesetz Aufnahme finden.
Resolution II.
Das Reichs-Marineamt hat durch Verfügung den mit Aus-
sicht auf feste Anstellung bisher beschäftigten Technikern der
Intendantur- und Garnison-Bauämter gekündigt und ihre Weiter-
beschäftigung von der Anerkennung eines Privat-Dienstvertrages
abhängig gemacht, der neben wirtschaftlicher Schädigrung der
gekündigten Techniker erhebliche soziale Härten enthält und
welcher die durch die Bestimmungen der Gewerbe-Ordnung
dem Arbeitgeber auferlegten Pflichten in diesen Staats-
betrieben nicht erfüllt.
Die gekündigten Tecimi v/cllen sich mit der Ueberfüh-
rung in das Privatdienstverhältnis abfinden, halten sich aber
zur Wahrung ihres persönlichen wirtsch::r;h:::L:i \":rhältnisscs
sowohl, c'.i des allgemeinen Standcs-Inter-^s'^i verpflich-
tet, den vorgelcrjtcn Vertragsentwurf abzulchnc:i und die Be-
rücksichtigung der ::r. ivaii...on uiiTc^rer sozialen Gesetzgebung
gco:;;:;;.c:i /..Anderungsvorschläge zu verlangen. Die c!:.!::nzielen-
ucn Eingabe;! der gekündigten Angestellten sind a''~°lebnt, die
Vermittlung des D. T.-V. vom Rcichsmarineamt in schroffer
Heft 31
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
495
Form grundsätzlich zurückgewiesen worden. Sie sind deshalb
darauf angewiesen, für die Erfüllung ihrer berechtigten Wünsche
zur Abwehr der ihnen drohenden wirtschaftlichen Schädigung
den Schutz ihrer Berufs-Organisation anzurufen. Dieser Schutz
ist ihnen seitens der Verbandsleitung in vollem Umfange zu-
gesichert. Die Wander- Versammlung des Deutschen Techniker-
Verbandes in Dresden vom 15. bis 17. Juli 1911 billigt alle in
dieser Hinsicht Von der Verbandsleitung getroffenen Maß-
nahmen, erklärt sich mit den im aufgedrungenen Wirtschafts-
kampfe stehenden Kollegen solidarisch und erhofft, daß mit der
eingeleiteten Sammlung zur Schaffung eines Unterstützungsfonds
der Verbandsleitung in erhöhtem JVlaße die Möglichkeit ge-
schaffen werde, den Kampf um die Freiheit des Dienstvertrages
und der Koalition, den Kampf um die gerechte Wertung der
geistigen technischen Arbeit gegen dasi Reichs-Marineamt bis
zum vollen Erfolg durchzuhalten.
Hiermit endete der offizielle Teil der Wanderversammlung,
die Dank der Vorarbeiten des Vorbereitenden Ausschusses und
des Gesamtvorstandes der Bezirksverwaltung Dresden einen er-
freulich und harmonischen Verlauf genommen hat. Was be-
absichtigt war, ist erreicht worden. Der D. T.-V. hat Kunde ge-
geben von seiner Bedeutung im Leben der Nation; hoffen wir,
daß von Posen und Dresden dec Weg zu weiteren Erfolgea
führen wird.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Bezirksverwaltungen
Hamburg-Altona. Briefadresse u. Vors.: E. Natho, Ham-
burg 23, Leibnizstr. 6. Das technische Vorlesungswesen isoll
im kommenden Winter laut Mitteilung der Direktion verbessert
und vergrößert werden. Entsprechende Wünsche, z. B. andere
Unterrichtsweise, Trennung der Fächer für niedere und höhere
Abteilungen (z. B. bei Eisenkonstruktionen), Einrichtung von
neuen Fächern, wie Architektur, Baustillehre, Veranschlagen,
Kalkulationen, Lehre über Baumaschinen für Bautechniker usw.,
sind dem Bezirksvorstande baldigst schriftlich mitzuteilen, zwecks
weiterer Verfolgung.
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung, Vorort Bielefeld. Adresse
Baupolizeiingenieur W. Langbein, Ravensberger Straße 60. Am
10. September d. J. soll unser Bezirkstag jn Bottrop ab-
gehalten werden; die Einzelmitglieder und die Vereine bitten
wir daher, uns rechtzeitig die Anträge für die Beratung aüF
dem Bezirkstag zustellen zu wollen. Das genaue Programm
der Tagung wird noch bekannt gemacht.
Sachsen-Anhalt. Programm zur Wanderversammlung am
Sonnabend, 12. und Sonntag, 13. August 1911, zu Solbad Bern-
burg. Tages-Einteilung: Sonnabend, 12. August: Von 6 Uhr
abends: Empfang der eintreffenden Gäste. Von SVo Uhr abends
m Vereinslokal „Hotel zum Erbprinzen": Gesa"mtvorstands-
Sitzung. Tagesordnung: „Satzungsänderung". Für nicht an
der Versammlung teilnehmende Kollegen zwangloses Beisammen-
sem im Vereinslokale. Sonntag, 13. August: Von SV, Uhr
vormittags: Empfang der eintreffenden Gäste. Spaziergang
durch die Stadt zum Konzerthaus Hohenzollern. V2II Uhr:
Aufbruch nach dem Herzogl. Schlosse, Ueberfahrt nach dem Kur-
hause. Punkt V2I2 Uhr: Oeffentlicher Vortrag im
Kurhaussaale von Herrn Ingenieur L e n z . Berlin. Thema: „Die
sozialpolitischen Forderungen der Techniker
und der Reichsta g". Gegen 1 Uhr : Besichtigung des
Stadtischen Solbades. 2 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen
im großen Saale des Kurhauses. Anmeldungen hierzu bis spä-
testens den 10, August erbeten. 1/24 Uhr: Snaziergang nach dem
Parforcehause. 6.50 Uhr: Gemeinschaftliche Dampferfahrt zum
Kurhause. Wir hoffen auf zahlreiche Beteiligung der Kollegen,
insbesondere auch der Einzelmitglieder.
Westpreußen. Außerordentliche ' Bezirksversammlung am
Mittwoch, 2. August er., abends 8V2 Uhr, im Restaurant „Hohen-
zollern" Danzig-Langermarkt. „Stellungnahme zum Vorgehen
des Reichsmarineamts gegen die Marinetechniker."
Zweig; vereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-A. : F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Str. 9. Samstag, 29. Juli, abends 9 Uhr, Zwang-
lose Zusammenkunft im Vereinslokal Berliner Hof (Restaurations-
zimmer). Gleichzeitig Vorbesprechung der Eingänge und
Sonstiges. Samstag, 5. August, abends 9 Uhr, Monatshaupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung der Protokolle der
letzten Versammlungen. 2. Bekanntgabe der Eingänge und Be-
schlußfassung darüber. 3. Vorbereitungen für den Schüler-Vor-
trag am 12. August. 4. Referat eines Kollegen über die Vor-
kommnisse bei der Reichsmarineverwaltung. 5. Verschiedenes!
und Beitragszahlung. Wir ersuchen alle Mitglieder, die Ver-
sammlungen zahlreicher als bisher zu besuchen und evtl. die
Gründe ihres Fernbleibens bekannt zu geben, damit Maßnahmen
zur Hebung des Vereinslebens getroffen werden können.
Bernburg. Technischer Verein. Wir verweisen auf
das unter Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt veröffentlichte Pro-
gramm der Wanderversammlung in Bernburg und laden nochmals
zu reger Beteiligung ein.
Bonn. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Wilh.
Heuer, Bonn, Dechenstraße 3. — Hauptversammlung am Mitt-
woch. 2. Auerust 1911. abends 9 Uhr, im Vereinslokal „Hotel
du Nord" in der Poppelsdorf er Allee. Tagesordnung: 1. Proto-
kollverlesung. 2. Mitteilungen und Eingänge. 3. Verschiedenes.
Es wird gebeten, die Beiträge rechtzeitig einzusenden. Zahl-
reiches Erscheinen erwünscht.
Hamburg. Techniker-Verein v. 1884, e. V. Ver-
sammlung: Dienstag, 1. August, präzise 9 Uhr abends, im Ver-
einslokale „St. Georger Bürger - Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme
von Mitgliedern. 3. Antrag der Herren Kollegen P. Schmidt, Otto
Kruse usw., betreffend Bewilligung von 200 M aus der Ver-
einskasse für die betroffenen Werfttechniker. 4. Abrechnung
über den stattgehabten Sommerausflug nach Mölln. 5. Tech-
nische Fragen. 6. Verschiedenes'. — In dieser Versammlung
wird Herr Kollege Petermann anwesend sein und Kranken-
kassenbeiträge entgegennehmen.
Hanau. Techniker-Verein. Donnerstag, 3. August,
abends 9 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel zum
Riesen". Tagesordnung: 1. Verlesung der Eingänge. 2. Mit-
gliederaufnahme. 3. Zahlung der Beiträge für das 3. Quartal,
4. Besprechung über die Bewegung der Marinetechniker. 5. Ver-
eins- u. Verbandsangelegenheiten. 6. Verschiedenes. Der wich-
tigen Tagesordnung wegen bitten wir um pünktliches, zahlreiches
Erscheinen. Diejenigen Mitglieder, die noch mit- dem Beitrage
für das 2. Quartal im Rückstände sind, ersuchen wir, diesen mit
dem für das 3. Quartal umgehend an unsern Kassierer, Koll,
Albin Jung, Hanau a. M., Bernhardstr. 6, einzusenden.
Hildesheim. Tech n. Verein. Br.-A. : O. Behrens, Bulter-
born 4 II. In der am Sonnabend, 22. d. M., im Galgenberg-Rest,
abgehaltenen, stark besuchten Versammlung berichtete der 1. Vor-
sitzende über den derzeitigen Konflikt des Reichsmarineamtes mit
den techn. Angestellten. Nach lebhafter Debatte, in welcher
der neue Dienstvertrag des Kaiserlichen Marineamtes einer schar-
fen Kritik unterzogen wurde, beschloß die Versammlung ein-
stimmig, den in Wahrung berechtigter Interessen handelnden
Kollegen die volle Sympathie auszusprechen und sie aufzufordern,
den unwürdigen Dienstvertrag nicht zu unterschreiben. Eine
sofort in Umlauf gesetzte Sammelliste für den Unterstützungs-
fonds der Kollegen ergab unter den Anwesenden den Betrag
von 56 M. Weitere Sammlungen werden vorbereitet, Spenden
nimmt der 1. Vorsitzende entgegen. Unsere nächste Haupt-
versammlung findet am Sonnabend, 5. August, im Vereinslokale
statt. Um vollzähliges Erscheinen der Kollegen wird dringend
gebeten.
Ilmenau. Technischer Verein. Die Monats-Haupt-
versammlung findet Freitag, 4. August d. J., abends 8V2 Uhr,
im Vereinslokal „Hotel Deutscher Kaiser", Bahnhofstr. statt.,
Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls der letzten Monats-
versammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Erledigung
neuer Eingänge. 4. Verschiedenes. Die Herren Vereins- und
Verbandskollegen werden gebeten, die fälligen Beiträge bis zur
nächsten Hauptversammlung zu entrichten. Gäste herzlich will-
kommen. Um vollzähliges und pünktliches Erscheinen wird
dringend gebeten.
Kiel. Techniker-Verein. Vors. Otto Behrens. V.
u. O. : Jeden 1. und 3. Donnerstag eines Monats, abends
8V2 Uhr, im „Patzenhofer", Falkstraße 12. Br.-A.: Otto Beh-
rens, Ingenieur, Fährstraße 7. Die nächste Mitgliederversamm-
lung fällt aus wegen der am Mittwoch, 2. August, abends
83/^ Uhr, im großen Saale der „Hoffnung" (Eingang Karlstraße)
stattfindenden großen öffentlichen Versammlung in
Angelegenheit der Marinetechniker. Herr Redakteur Schu-
bert, Berlin, wird über „Die Bewegung der Marine-
techniker" sprechen. Wir betrachten es als Pflicht aller
Kollegen, sich zu dieser Versammlung einzufinden; machen
jedoch im besonderen darauf aufmerksam, möglichst viele Kieler
Bürger mitzubringen, auch Damen sind gern gesehene Versamm-
lungsteilnehmer. Ortsanwesende Reichstagsabgeordnete haben
ihr Erscheinen zugesagt. Gleichzeitig nehmen wir Gelegenheit,
auf den von Herrn Dr. med. Struve, Mitglied des Reichstages,
in unserer Angelegenheit geschriebenen Leitartikel des „Berliner
4Q6
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 31
Tageblattes" vom 15. ds. MtsL, Abendausgabe, betitelt „Der
Streik derMarinetechniker" hinzuweisen. Die Ueber-
schrift dieses Artikels ist nicht ganz richtig gewählt, da von;
einem Streik unseres Erachtens bisher nicht die Rede sein
kann, sondern eine Aussperrung vom Reichs-Marine-Amt
in die Wege geleitet worden ist.
München. Techniker-Verein. Dienstag, 1. August,
Monatsversammlung im Vereinslokal Domhof, abends 8V2 Uhr,
mit Berichterstattung des 1. Vorsitzenden Bender über die
Wanderversammlung des D. T.-V. vom 15. bis 19. Juli in
Dresden und die internationale Hygieneausstellung. Sonntag,
6. August, Ausflug nach Augsburg zur Besichtigung der Stadt
und der dortigen Sehenswürdigkeiten. Die Augsburger Kollegen
laden alle Münchener Kollegen mit ihren werten Damen hierzu
freundlichst ein und werden sich die größte Mühe geben,
den Aufenthalt in der alten, ehrwürdigen Reichs- und Handels-
stadt angenehm und interessant zu gestalten. Wir bitten um
zahlreiche Beteiligung.
Nordliaiiscn. Technische Vereinigung. Vrs. u.
Br.-A.: H. Klingner, Baumstr., Nordhausen, Steinstr. 24. Jeden
Donnerstag Vereinsabend; bei günstiger Witterung finden diese
im Gehege-Restaurant „Merwigs-Linde" statt, sonst im Re-
staurant Bürgerbräu. Am Donnerstag, 3. August, abendg
8V2 Uhr, findet im Restaurant Bürgerbräu unsere August-Haupt-
versammlung statt. Wir bitten um zahlreichen Besuch. Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Verlesen der Protokolle. 3. Aufnahme
neuer Mitglieder. 4. Verbandsangelegenheit. 5. Vortrag. 6. Aus-
flug nach Sondershausen. 7. Verschiedenes.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch, abends 8V2 Uhr, im Rest. „Theodor Körner"^ Insel Schütt.
Am Mittwoch, 2. August, findet im Vereinslokale Monats-
versammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Protokoll-
bericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Einlauf. 4. Bericht über die
Wanderversammlung des D. T.-V. in Dresden. 5. Verschiedenes.
Um recht zahlreiches Erscheinen wird ersucht. — Seit Grün-
dung der Vereinigung im April wurden bereits 33 Kollegen
neu aufgenommen, gewiß ein schönes Resultat. An die werten
Mitglieder geht die Bitte, auch fernerhin so tatkräftig mit-
zuarbeiten, wie bis jetzt, der Erfolg wird nicht ausbleiben.)
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Br.-A.: Ing. Fr. Zube, Regen-
walde. Unsere nächste Versammlung findet Sonntag, 6. August,
nachmittags in Greifenberg statt. Treffpunkt Försterei Lebbin,
von dort gemeinschaftlicher Spaziergang nach der Stadt. Um
vollzähliges Erscheinen der Mitglieder wird gebeten. Gäste sind
willkommen. Kollegen, welche noch mit den Beiträgen für das
2. Quartal im Rückstände sind, wollen diese umgehend an den
Kassierer, Kollegen Lüdke, Waugard, abliefern.
Wetzlar. Technische Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Leonhard, Bauassistent, Wetzlar. Vereinsabend:
An jedem Donnerstag im Hotel Luy. Hauptversammlung am
Donnerstag, 3. August, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal Hotel
Luv. Tagesordnung: 1. Aufnahme des 25. Mitgliedes. 2, Be-
sichtigung der Edertalsperre. 3. Ausflug nach Garbenheim.
4. Besichtigung des Eisenbetonbaues der Leitzschen Optischen
Werke. 5. Verschiedenes.
Reistenliaiisen. Technischer Verein Reisten-
hausenund Umgegend. Sonntag, 6. August, nachmittags
4 Uhr, findet in unserem Vereinslokal „Bayrischer Hof" die
übliche Monatsversammlung statt. Die Mitgheder werden er-
sucht, bei dieser Versammlung recht zahlreich zu erscheinen,
da wichtige Angelegenheiten zu besprechen sind. Auch werden
die Beiträge für das III. Quartal erhoben^
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum
Prinzen. — Monatsversammlung am Mittwoch, 2. August 1911,
abends 8V2 Uhr, im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: I. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 2. Wahl eines Stimmführers zum
10. Bezirkstag. 3. Besprechung der Anträge zum 10. Bezirks-
tag resp. 21. Verbandstag. 4. Berichterstattung über die Maß-
nahmen des Deutschen Techniker- Verbandes betr. die Lage
der bei den Marine-Intendanturen beschäftigten Bautechniker.
5. Verschiedenes.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Rudolf Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung
Donnerstag, 3. August 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal
Restaurant „Neubauer", Pölitzer Str. 14. Tagesordnung: 1. Mit-
teilungen und Eingänge. 2. Aufnahme: gemeldet Herr H. Le-
derer. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A.: M. Lindemann, Witten-
berg (Bez. Halle), Bürgermeisterstraße 4. Nächste Monats-Ver-
sammlung am 12. August. Tagesordnung: 1. Protokollver-
lesung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Eingänge und Ver-
schiedenes.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. V. u.
0. : Jeden ersten Wljttwoch im Monat im Hilsebein-Restaurant,
Belle-Alliancestraße 87. Br.-Adr. : H. Reichert, Berlin SW. 29,
Fidicinstr. 44 1. Kassierer: E. Heß, Berlin W. 57, Bülowstr. 63.
Nächste Versammlung: Mittwoch, 2. August, im Vereinslokal,
Beginn pünktlich 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliches und
Protokollverlesung. 2. Beratung über Konstituierung des Ver-
eins der Gruppe A. 3. Verschiedenes. In Anbetracht der
Wichtigkeit des Punktes 2 werden alle Kollegen der Gruppe A,
der verschiedenen Vereine und die Einzelmitglieder dringend
eingeladen.
Dresden. Motiv, Bauhütte Dresden. Br.-A. :
Baumeister Eugen Pönisch, Dresden-Trachau, Schützenhofstr. 11.
Am Mittwoch, 2. August, findet Monatshauptversammlung, abends
V29 Uhr, im Vereinslokal mit folgender Tagesordnung statt:
1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitgheder. 3. Bericht über
die Bewegung der Werfttechniker in Kiel und Wilhelmshaven.
4. Bericht über die Wanderversammlung des D. T.-V. 5. Be-
richt der einzelnen Ausschüsse über bevorstehende Veranstal-
tungen. Es wird um allseitiges Erscheinen der Mitglieder und
um Einführung von Kollegen, welche dem Verein oder Verband
noch fern stehen, gebeten.
Stettin. Stettiner Bauhütte. Vrs. u. Br.-A. : Paul
Beyer, Oberwiek 70 II. Hauptversammlung Donnerstag, 3. Aug.,
im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder Str. 129. Be-
ginn abends 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Verlesung des Proto-
kolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Ver-
lesung der Eingänge. 4. Vereinsangelegenheiten. 5. Bericht
des Kollegen Zimmermann über die Wanderversammlung in
Dresden. 6. Verschiedenes. 7. Fragekasten. Wir bitten um
zahlreiches pünktliches Erscheinen. NB. Voraussichtlich am
13. August d. J. Besichtigung des Regierungs-Neubaues. Ge-
naueres hierüber am Sonnabend, 12. August, im „General-Anz.".
Techniker in der Industrie.
Leipzig. Techniker-Verein. Vereinsabend jeden Mitt-
woch im Restaurant „Bayrische Krone", Jakobstr. 2. Am Mitt-
woch, 2. August: Hauptversammlung. Sonntag, 6. August: Be-
sichtigung des physikalischen Instituts der Kgl. Universität
Leipzig, Linnestraße 5. Treffpunkt im Institut vormittags 10 Uhr.
Damen und Gäste willkommen.
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Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 32 Schnftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 5. AugUSt1911
labalt: Wir gehen! - Die deutschen Getreidezölle — Ueber die Formgebung bei Ho'ztüren - Fehlerhafte Indikator-Diagramme und Diagramme fehlerhafter Maschinen —
Soziale Bewegung — Standesbewegung - Rechtsfragen — Aus der Volkswirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände
Wir gehen!
Mit diesen Worten waren sämtliche Stimmzettel be-
schrieben, die die Kollegen in Wilhelmshaven und Kiel
am Freitag und Sonnabend der letzten Woche in geheimer
Abstimmung abgaben, um festzustellen, ob unter dem
unwürdigen Vertrag, der nun schon so lange die Gemüter
beschäftigt, weiter gearbeitet werden soll oder nicht.
Einstimmig lehnten sie die Zumutung ab, Freiheit
und Recht zu veräußern! Sie lehnten es ab, obwohl
in letzter Stunde Herr von Tirpitz selbst — bis dahin
hatte er geschwiegen — mit einigen Verbesserungen kam.
Damit ist der Angriff zurückgeschlagen, langjährigen Be-
amten des Reichsmarineamts einen Vertrag aufzuzwingen,
der sie schwer schädigen müßte, damit ist der Vertrag
hoffentlich auch für die Beamtenkreise vernichtet, die ihn
wohl nun erhalten hätten, wenn die Marinetechniker nicht
standhaft geblieben wären. Sie blieben aber standhaft,
obwohl mancher von ihnen vor der Lebensstellung stand,
nach der er ein Jahrzehnt fast strebte, obwohl Familien-
väter mit großer Kopfzahl sich entscheiden mußten, ab-
zuwandern.
Und so wie in Kiel und Wilhelmshaven ist die
Stimmung in Helgoland, Mürwick, Cuxhaven, Sonderburg
und überall da, wo organisierte Kollegen in Frage kommen.
So rigoros der Dienstvertrag, den das Reichsmarineamt
durchdrücken wollte, so brüsk die Ablehnung jeder Ver-
hand'"ng mit dem Verbände, um so geschlossener der
Kreia der Beteiligten und um so begeisterter die Stim-
mung aller Berufsgenossen in Nord und Süd, Ost und West.
Wir lehnen den Vertrag ab, wir gehen aus unserer
Stellung und bleiben beim Verbände! Die Männer, die so
entschieden, hatten alles versucht, in Güte den Konflikt
zu beseitigen. Ihre Vorgesetzten hatten Eingabe über
Eingabe gemacht, es half nichts! Der verbesserte Dienst-
vertrag, den vorzulegen das Reichsmarineamt nur Stunden
gebraucht hätte, er kam nach Wochen nicht und die An-
gestellten zogen die Konsequenzen unter dem Schutze
des Deutschen Techniker-Verbandes und gingen.
Der Schritt, so schwer er fiel, so reiflich ist er er-
wogen worden. Der Kampf um Arbeitsvertrag und Arbeits-
recht des Angestellten hat hier zum ersten Male in der
Angestelltenbewegung dieses Mittel erfordert. Wir werden
siegen in dem Kampfe, wenn wir wissen, daß alle hinter
uns stehen. Die Opferfreudigkeit draußen im Lande ist
groß, denn fast stündlich laufen die Mittel ein, die der
Ausdruck des Mitgefühls sein sollen. Wir freuen uns
darüber und danken allen mit der Bitte, fortzufahren den
Kampffonds zu stärken, denn auch hiernach wird uns
der Gegner beurteilen!
Der neue Tag beginnt, die Morgensonne unserer Freiheit
begrüßt die Kämpfer und der Abend soll uns als Sieger sehn
Die deutschen Getreidezölle*)
Von Regierungsassessor Dr. Cl. HEISS, Treptow-Berlin.
Zur Rechtfertigung der Getreidezölle wird geltend
gemacht, daß die Erhaltung einer kräftigen landwirtschaft-
lichen Bevölkerung, insbesondere eines gesunden Bauern-
standes und des Großgrundbesitzes eine Staatsnotwendig-
keit sei, da der Bauernstand einen weit besseren Heeres-
ersatz liefere als die industrielle Bevölkerung und der
Großgrundbesitz für die Rekrutierung des Offizierkorps
notwendig sei. Außerdem habe der Staat an der seß-
haften ruhigen landwirtschaftlichen Bevölkerung ein weit
größeres Interesse als an der zum Umsturz geneigten
industriellen Arbeiterbevölkerung. Weiter behaupten die
einen, daß die Zollerhöhungen die deutsche Landwirtschaft
in den Stand zu setzen vermöge, den gesamten Getreide-
bedarf Deutschlands zu decken, während andere wiederum,
die dies zwar nicht zugeben, doch der Ansicht sind, daß
es namentlich auch in militärischer Beziehung ein großer
*) Sciiluß aus Heft 30.
Mißstand sei, wenn Deutschland bei der Deckung seines
Getreidebedarfs vom Auslande immer mehr abhängig
werde. Dies sei aber zu befürchten, wenn durch ein
weiteres fortgesetztes Sinken des Weltmarktgetreidepreises
der Uebergang zu anderer Bebauung der bisherigen Ge-
treideböden notwendig würde. Die landwirtschaftliche
Bevölkerung und der Großgrundbesitz, ja selbst nur der
Bauernstand und der Großgrundbesitz — wenn man zu-
geben wolle, daß diese allein von den Getreidezöllen
Nutzen hätten — , seien für den Staat so wertvoll, daß
man zu ihrer Erhaltung der gesamten übrigen Bevölkerung
Opfer aufzuerlegen berechtigt sei. Adolf Wagner ins-
besondere verficht mit Entschiedenheit die Ansicht, daß
der reine Industriestaat mit seiner großen Abhängigkeit
vom Export und seinen Schwankungen gegenüber dem
Agrarstaat oder wenigstens einem Land mit starker land-
wirtschaftlicher Bevölkerung ein unsicherer, um nicht zu
sagen prekärer Zustand sei.
498
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
Sei dem, wie ihm wolle, einige wenige Zahlen be-
weisen, daß selbst die Qetreidezölle, die allerdings —
das kann man ruhig zugeben — zur Erreichung dieses
Zweckes vor 1885 oder 1887 zu niedrig waren, eine immer
stärkere Industrialisierung Deutschlands nicht aufzuhalten
vermocht haben. 1816 waren nämUch in Deutschland noch
78 Proz. der Gesamtbevölkerung in der Landwirtschaft
tätig. Dieser Prozentsatz fiel 'aber stetig, 1849 auf 64 Proz.,
1867 auf 48 Proz., 1882 auf 42 Proz., 1895 auf 35 Proz.
und 1907 sogar auf 28,5 Proz. der Bevölkerung. Diese
Zahlen geben zu denken. Sie werfen die dringende Frage
auf, ob der Staat es verantworten kann, mehr als zwei
Dritteln der Bevölkerung zugunsten eines Drittels eine der-
artige enorme Last aufzubürden. Da aber von der land-
wirtschaftlichen Bevölkerung alle landwirtschaftlichen
Betriebe mit weniger als 5 ha auszuscheiden sind, weil
sie von den Qetreidezöllen keinen Nutzen haben, so wird
das Verhältnis noch ungünstiger und so berechnet denn
Brentano, daß 81 Proz. der deutschen Bevölkerung in
den drei Jahren 1907 bis 1909 nur infolge der Zölle
auf Roggen, Weizen, Gerste und Hafer 2,68 Milliarden,
in jedem Jahre also durchschnittlich nahezu 900 Millionen
Mark in die Taschen der Getreidebauenden 19 Proz.
gezahlt haben.
Man wird eine derartige Ueberlastung der weit über-
wiegenden Mehrheit der Bevölkerung zugunsten einer
kleinen Minderheit umso weniger rechtfertigen können,
als die Vorteile den wirtschaftlich Stärkeren zukommen
und ihnen in um so höherem Grade zukommen, je leistungs-
fähiger sie sind und daß umgekehrt die Nachteile den
wirtschaftlich Schwächeren aufgebürdet werden und sie
um so stärker treffen, je schwächer und bedürftiger sie
sind. Dr. Bruno Heinrich Roncador auf Schloß Ober-
Rengersdorf (Oberlausitz), ein Schüler Professor Conrads,
der in landwirtschaftlichen Fragen als eine erste Autorität
gilt, berechnet in seinem Buche „Wesen und Wirkung
der Agrarzölle" (Jena 1911, Gustav Fischer, X, 194 S.
gr. 8° und zwei Kurventafeln, Preis brosch. 6.50 M) die
Mehrausgaben einer normalen Arbeiterfamilie durch die
Zölle auf 50 M jährlich bei einem durchschnittlichen Jahres-
einkommen von 900 M und einem Existenzminimum von
600 M auf 5,3 Proz. ihres Gesamteinkommens und auf
15,8 Proz. ihres freien Einkommens. Diese Mehrausgabe
für Brot und Mehl wird umso größer, je größer die Fami-
lie des Arbeiters ist, je schwerer also der Arbeiter mit
seinem Verdienst auskommen kann.
Wer den Nutzen der Getreidezölle hat, ergibt sich
aus folgender Berechnung der Bedeutung der Getreide-
zölle für die einzelnen Besitzklassen, die Roncador auf-
gestellt hat. Nach der Betriebsstatistik von 1907 hatten
die 2 585 716 Betriebe in Größe von unter zwei Hektar
nur 341 983 Hektar mit Brotgetreide bestellt. Demnach
bauen Betriebe unter zwei Hektar im Durchschnitt des
ganzen Reiches nicht mehr als nur 0,13 Hektar Brotgetreide
pro Betrieb. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre 1905
bis 1909 wurden 16,7 Doppelzentner Roggen und 19,99
Doppelzentner Weizen pro Hektar geerntet. Die Anbau-
fläche von Roggen ist ungefähr dreimal so groß wie die
von Weizen, so daß, man im allgemeinen eine mittlere!
Brotgetreideernte von .17,5 Doppelzentner pro Hektar an-
nehmen kann. Auf diese Weise ergibt sich, daß die Be-
triebe unter zwei Hektar durchschnittlich 2,3 Doppelzentner
Brotgetreide jährlich ernten, während der Bedarf einer
Familie an Brot auf durchschnittlich 10 Doppelzentner
zu schätzen ist. Diese Betriebe müssen also durchschnitt-
lich 7,7 Doppelzentner Getreide zukaufen.
Die 985 613 Betriebe in Größe von zwei bis fünf
Hektar bestellen mit Brotgetreide 819 651 Hektar, auf einen
Betrieb kommen dann 0,83 Hektar, oder im Durchschnitt
14,5 Doppelzentner Brotgetreide. Auch diese Betriebe
konnten im besten Falle nur einen geringen Teil, etwa
vier Doppelzentner Getreide verkaufen. Es ist aber wohl
anzunehmen, daß dieser Ueberschuß eher verfüttert wird.
Der mittlere bäuerliche Besitz von 5 bis 20 Hektar
Ackerlandes, das sind 1 050 696 Betriebe, baut insgesamt
2 726 807 Hektar Brotgetreide. Auf einen einzelnen Be-
trieb entfallen also 2,59 Hektar mit einer Ernte von 43,3
Doppelzentner Brotgetreide. Da aber gerade auf diese
Betriebe außer den Familienmitgliedern noch mehrere an-
dere Arbeitskräfte, insgesamt im Durchschnitt 4,5 und
3,5 ständig beschäftigte Personen kommen, so verringert
sich die Menge verkäufUchen Brotgetreides ganz bedeutend.
Roncador schätzt diese Menge auf 30 Doppelzentner und
meint, daß sich dem mittleren Bauer auch bei einem so
geringen Quantum die Vorteile der Brotgetreidezölle fühl-
bar machen. Dies trifft aber nur dann zu, wenn man die
Nachteile der Zölle außer acht läßt. Die Preissteigerung
auf alle anderen Waren, die der Bauer kaufen muß, und
die Lohnerhöhung überwiegen zweifelsohne für diese Klasse
der Bauern die Vorteile der Zölle. Dagegen entfällt auf
den großbäuerlichen Betrieb 9,14 Hektar Brotgetreide, ent-
sprechend einem Ernteertrage von 162 Doppelzentner; auf
den Großbetrieb mit über 100 Hektar Fläche kommen
75,66 Hektar Brotgetreide und eine Erntemenge von 1324
Doppelzentner Brotgetreide.
Aus diesen Zahlen geht ohne weiteres hervor, wer
den größten Vorteil von den Zöllen auf Brotgetreide hat.
Es sind die 259 475 großbäueriichen und 23 262 Groß-
betriebe, insgesamt also 282 737 Betriebe. Da die Zahl
aller Betriebe mit Ackerland 4,9 Millionen betrug, so
machen diese Großbetriebe nur etwas über 5»/o aller
Betriebe aus.
Zu einem ähnlichen Resultat führt die Untersuchung
der Zölle auf Hafer und namentlich der Futterzölle. Die
Eutterzölle wurden denn auch vom bayerischen Wald-
bauernverein energisch bekämpft, da sie geradezu ihre
Existenz bedrohen. Ebenso wurde durch Dr. Hecht fest-
gestellt, daß nach einer Erhebung der badischen Ober-
amtmänner vom Jahre 1902 in Baden überhaupt nur 2o/o
der Betriebe (von mehr als 50 ha) ein nennenswertes Inter-
esse an den Getreidezöllen haben, kein Interesse haben
14,6o/o, ein geringes Interesse 7,9o;o, ein mäßiges Interesse
6,20/0, ein erhebliches Interesse 0,6o,o und ein gegenteiliges
Interesse 70,7ob aller Familien des Landes. In der Pro-
vinz Hannover tritt im allgemeinen der Getreidebau gegen-
über der Viehzucht sehr zurück, und der Viehzüchter, der
in großen Mengen Futtermittel zukaufen muß, kann un-
möglich das gleiche Interesse an einer durch Zölle herbei-
zuführenden Verteuerung der Futtermittel haben, wie der
Getreidebauer. Und dasselbe gilt für die Bauern in
Pommern und anderen ostelbischen Provinzen. In seiner
Reichstagsrede vom 25. März 1895 hat der Reichskanzler
Fürst Hohenlohe ausgeführt, daß für das ganze Deutsche
Reich nur 21 o/o der landwirtschaftlichen Bevölkerung an
einem hohen Preisstand des Getreides interessiert seien.
Unter den Getreidezöllen und Futterzöllen leidet die
Viehzucht und deshalb vor allem der Bauer, der auf die
Viehzucht angewiesen ist. Von Pantz, Brentano und
Roncador kommen daher zu dem Schlüsse, daß Getreidezoll-
politik Großgrundbesitzerpolitik ist.
Die Getreidezölle vermögen aber ihren Zweck, eine
nachhaltige Besserung der Lage des landwirtschaftlichen
Gewerbes herbeizuführen, nicht zu erreichen. Wenn man
die Gründe der Notlage des landwirtschaftlichen Gewerbes,
die durch die amerikanische Konkurrenz herbeigeführt
wurde, untersucht, so ist einer dcT Hauptgründe,
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
499
daß die deutsche Landwirtschaft mit ihren
hohen Bodenpreisen, für deren Verzinsung
sie aufzukommen hat, nicht konkurrieren
kann mit der nord- und südamerikanischen
Landwirtschaft und ihrer extensiven Wirt-
schaft auf jungfräulichem Boden von sehr
niedrigem Preise. Die Notlage der Landwirtschaft
beruht darauf, daß der gegenwärtige Besitzer zu teuer
gekauft oder im Erbgange zu einem zu hohen Preise hr.t
übernehmen müssen. Daraus entsteht eine hohe Ver-
schuldung der Landwirtschaft. Diese Mißstände werden
aber durch die Getreidezölle nicht nur nicht beseitigt,
sondern direkt verschärft. ,Wir haben gesehen, daß
die Größenklassen unter 5 Hektar von den Getreidezöllen keinen
Vorteil und daß der Qroßgri..:':'bp?itz den größten V^ortei! hat.
So haben denn auch eingehenden Ur.terc-'-'r'-Ten
Dr. Rothkegels in seinem Buche über ,,Die Ka...,..^ise
für landwirtschaftliche Besitzungen im Königreich Preußen
von 1895 bis 1906"*) und in der Abhandlung „Die Be-
wegung der Kaufpreise für landwirtschaftliche Besitzungen
und die Entwickelung der Getreidepreise im Königreich
Preußen von 1895 bis 1906"**) ergeben, daß seit der
letzten Zollerhöhung die größten Betriebe am stärksten
im Preise gestiegen sind und daß die Preissteigerung
nach Einführung des neuen Zolltarifs doppelt so hoch
war. Im Durchschnitt aller Landgüter (also Boden samt
Gebäuden und Inventar) für das ganze Staatsgebiet sind
die Preise gestiegen: in der Periode von 1895/97 bis
1901/03 um 17o,o, in der Periode von 1901/03 bis
1907/09 um 33o/o; insgesamt in der Periode von 1895/97
bis 1907/09 um 50 o/o. Im Durchschnitt aller Stück-
ländereien (also Boden ohne Gebäude und Inventar) in
der ersten Periode um lOo/o, in der zweiten um 21 o/o; ins-
gesamt um 31 o/o.
Für die einzelnen Größenklassen ergibt sich folgendes:
Der Preis ist gestiegen bei Landgütern um Prozente
insgesamt
von 1895/97 von 1901,03 von 1895/97
bis 1901 03 bis 1907/09 bis 1907/09
unter 2 ha 21 33 54
2 bis 5 ha 18 27 45
5 bis 20 ha 18 31 49
20 bis 100 ha 14 37 51
100 bis 500 ha 13 49 62
über 500 ha 19 53 72
Endlich aber war die Zollerhöhung im Jahre 1902
überflüssig und deshalb einer weiteren fortschrittlichen
Entwickelung des landwirtschafthchen Gewerbes eher
hinderlich als förderhch. Die Caprivischen Handelsver-
träge fielen nämlich zusammen mit einem großen Auf-
schwung der Naturwissenschaft und der Technik, die der
Landwirtschaft zugute kamen und eine intensivere Wirt-
schaft wesentlich förderten, indem sie ihre Rentabilität
steigerten. Dies kommt ja auch in der Steigerung der
Bodenpreise während der Dauer der Caprivischen Han-
delsverträge zum Ausdruck. Es können nämlich auch
bei sinkenden Getreidepreisen Mehraufwendungen für eine
Ertragssteigerung rentabel sein, wenn nämlich die Kosten
einer intensiven Bestellung des Bodens in noch höherem
Maße als die Fruchtpreise sinken. Dies war aber in
den letzten Dezennien der Fall, und es ist vor allem C
Forts:!:; i'.ten der Wisscnsch.^ft und der Industrie zu \ -
danken. Die wichtigsten Substanzen für die Steigerun.;
des Ertrages der Pflanzen sind Phosphorsäure, Kalisalze
•) Leipzig 1910, Duncker & H v.r. *-':.'„ S. gr. 8«, Preis
brosch. 10 M. Ein äußerst wc.-tvolles (Juellcr-^ii'crial für unsere
Frage, das hier zum erstenmal veröffentlich, i.-:.
•*) In Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung
und Volkswirtschaft im Deutschen Reich. Jahrg. 34. 1910, Heft 4.
und Stickstoff. Infolge der Verbilligung der Schwefelsäure,
der Verbesserungen der Frachtmittel und der Vervollkomm-
nungen der Betriebe ist es gelungen, das Kilogramm
wasserlöslicher Phosphorsäure zu nicht viel weniger als
einem Drittel des 30 Jahre früher geltenden Preises zu
liefern. Außerdem wurde seit 1879 durch die Entphos-
phorung des Eisens in einem industriellen Abfallprodukt,
der sog. Thomasschlacke, welche fast 20o/o Phosphorsäure
enthält, eine weitere Bezugsquelle von Phosphorsäure er-
schlossen. Daher ein Sinken des Preises der Phosphor-
säure um 45 bis nahezu 48o/o in dem Zeitraum von 1880
bis 1897. Die Kalisalze, welche bis in die sechziger Jahre
des 19. Jahrhunderts sehr kostbar gewesen sind, sind in
dem Zeitraum von 1880 bis 1908 um 41,63o/o gesunken;
ISQO kamen im Deutschen Reiche auf 100 h:. landwirt-
schaftlicher Anbaufläche 77 Doppelzentner, 1903 439
Doppelzentner reines Kali zur Verwendung. Endlich ist
die Industrie auch noch in der Beschaffung von Stickstoff
die große Helferin der Landwirtschaft gewesen. Sowohl
die Gasanstalten als auch die Eisenwerke liefern als
Nebenprodukt schwefelsauren Ammoniak. Infolge seiner
Konkurrenz mit Chilesalpeter ist dieser von 1880 bis 1897
von 203 auf 96 Pfennig pro 1 kg Stickstoff, d. h. um
52,21 o/o im Preise gesunken; der schwefelsaure Ammoniak
ist gleichzeitig von 185 auf 77 Pfennig pro 1 kg Stick-
stoff, d. h. um 58,38 o/o herabgegangen. Während die den
Ertrag steigernden künstlichen Düngemittel so um 42,42
bis 58,55 o/o im Preise gesunken sind, sind gleichzeitig
der Weizen nur um 20,30 und der Roggen nur um 30,77o/o
im Preise heruntergegangen.
Demgegenüber sind allerdings die Löhne der Land-
arbeiter gestiegen, was aber durchaus nicht gleichbedeutend
mit einer Steigerung des Preises der Arbeitsleistung zu
sein braucht. Die Lohnsteigerung hat nämlich zu Arbeits-
ersparungen durch vermehrten Gebrauch von Maschinen
geführt und wurde so ausgeglichen.
Die Benutzung künstlicher Düngemittel und Arbeit
sparender Maschinen wurde durch eine Verbilligung der
Kapitalbeschaffung erleichtert. Durch Grundstückszusam-
menlegungen und Feldbereinigungen wurden ebenfalls
Kosten erspart. Durch eine Verbesserung der Organi-
sation des Betriebes, beispielsweise Einführung von Rüben-
und Kartoffelbau, wurde die Ertragsfähigkeit ebenfalls
gesteigert. Endlich verringerte der Bau von Chausseen
sowie Klein- und Nebenbahnen die Betriebskosten. Zu-
sammenfassend führte Brentano aus: „Die Ertragssteige-
rungen wurden möglich einmal, weil es noch viele Böden
gab, bei denen sich die Wachstumsbedingungen der
Pflanzen noch nicht in ihrem Optimum und in ihrem
wirksamsten Wirkungsverhältnisse befunden haben, und
ferner, weil die vorgeführten Kostenersparnisse im größten
Maßstabe stattgefunden haben. Durch beides ist es mög-
lich geworden, auch bei sinkenden Preisen intensiver zu
wirtschaften. Infolgedessen betrugen die Durchschnitts-
erträge pro ha in kg:
Im Durchschn.
der Jahre
f. Rogge
n f. Weizen
f. Gerste
F.Hafei
1882/91
1162
1487
1576
1414
1893/97
1390
1694
1630
1446
1 898/1902
1476
1814
i:o6
170Ö
1903 07
1610
1976
19C0
■ 1892
Klo 05
leoo
1950
1950
1960
Allein trotz
dieser
Steige.".:-.,;-
der Roggenerträge um
55 o/o, L jr^V/cizenerträge um 35 »,u,
der Gcr?fc
ncrt.'ä^<re um
nahezu 24o/o und der Hafo.-crt:: "'^ um 3S,STo sind an-
[;fe?ic!its der Zunahme de- Bevölkerung um 39,7 f; in
dem Zeitraum von 1882/1909, ihres steigenden Bedarfs
an Bodenfrüchten mit wachsender Industrialisierung und
500
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 32
der Abnahme der Getreidefläche in den Jahren 1883/1909
um 7,49% pro Kopf der Bevölkerung die im deutschen
Reichsgebiete erzielten Getreideerträge unzureichend ge-
wesen, um den Bedarf der deutschen Bevölkerung an
Getreide für menschliche und tierische Ernährung und
für gewerbliche Zwecke zu decken. Daher ein großer
Bruchteil dieses Bedarfs trotz der Zölle nach wie vor aus
dem Auslande bezogen werden mußte."
Wir haben in der Einleitung schon darauf hingewiesen,
daß die Privatangestellten bei der Getreidezollpolitik aus-
schließlich als der leidende Teil in Betracht kommen und
sie um so schwerer leiden, als ihnen wegen ihrer langen
Kündigungsfristen die Durchsetzung einer sich aus der
Verteuerung der Lebenskosten als notwendig ergebenden
Gehaltsaufbesserung weit schwerer fällt als den Arbeitern.
Sie sind wie die Arbeiter der leidende Teil, weil sie in
erster Linie Konsumenteninteressen haben.
Aber auch, soweit Privatangestellte und Industrie-
arbeiter an der Zollpolitik als Produzenten interessiert sind,
ist die Hochschutzzollpolitik für sie überaus gefährlich und
nachteilig. Es besteht nämlich die große Gefahr, daß
sich die Schwerindustrie mit dem Großgrundbesitz zu einer
gemeinsamen Hochschutzzollpolitik verbindet. Die Schwer-
industrie mit ihren wenigen Großbetrieben und ihren
wenig differenzierten Produkten ist viel leichter zu kar-
tellieren als die weiter verarbeitende Industrie. Ein großer
Teil unserer weiter verarbeitenden Industrie ist auf die
Ausfuhr angewiesen. Die Zölle ermöglichen es aber der
Schwerindustrie, ihre Rohprodukte im Auslande billiger
anzubieten, als die ausländische Konkurrenz zu produ-
zieren vermag, da sie sich durch eine Preiserhöhung im
Inlande schadlos halten kann und durch den gesteigerten
Absatz nach dem Auslande auch wenig unter den Selbst-
kosten eine derartige Steigerung der Gesamtproduktion
zu erzielen vermag, daß die Gesamtproduktion auf dieser
breiteren Basis immer noch rentabler wird, als wenn das
Angebot zu Schleuderpreisen nach dem Auslande unter-
bleibt. Dadurch wird aber der weiter verarbeitenden In-
dustrie, soweit sie auf den Export angewiesen ist, das
Leben erschwert. Sie kann nämlich mit den billigen Roh-
produkten des Auslandes nicht mehr konkurrieren, da sie
wesentlich höhere Preise zu zahlen hat. Ja, es kann so
weit kommen und ist schon so weit gekommen, daß die
zu Schleuderpreisen nach dem Auslande verkauften, deut-
schen Rohprodukte, nachdem sie dort weiter verarbeitet
worden sind, die heimische weiter verarbeitende Industrie
auf ihrem eigenen Markte bedrohen. Weiter ist aber die
Schutzzollpolitik eine Schraube ohne Ende. Die deutsche
Zollpolitik ruft Zollerhöhungen in unseren Absatzländern
hervor und erschwert so der heimischen, auf den Export
angewiesenen Industrie den Absatz. Dadurch können,
wie dies ja auch mit der Einführung des neuen Zolltarifs
fast zusammenfiel, Krisen hervorgerufen werden und der
Privatangestellte und der Industriearbeiter leidet unter
dem Getreidezoll doppelt. Er hat für die notwendigsten
Lebensmittel nicht nur höhere Ausgaben zu machen,
sondern er hat auch diese Ausgaben von seinem ver-
ringerten Einkommen zu bestreiten, wenn er nicht gar —
ein hartes Los, das ihn leider allzu oft trifft — stellungs-
los wird.
Selbst wenn man wie Wiedenfeld einen Zoll für not-
wendig hält, der unserer Landwirtschaft die Fortführung
des Betriebes und damit die Durchführung ihrer staat-
lichen und sozialen Aufgaben ermöglicht, wird man diesem
zollfreundlichen Autor um so mehr zustimmen müssen,
wenn er fortfährt: „Aber er darf nicht so hoch sein,
daß der Trieb nach Selbsthilfe unterdrückt wird. In
erster Linie muß auch der Landwirt, da er hohe Rechte
in Anspruch nimmt, die eigene Kraft einsetzen, die dem
Rechte entsprechende Pflicht erfüllen und durch äußerste
Einschränkung der Produktionskosten bei größtmöglicher
Produktion zunächst selbst das richtige Verhältnis zwischen
Ertrag und Kosten herzustellen suchen. Nicht auf Er-
haltung höchster Erträge geht der berechtigte Anspruch
der Landwirte, sondern nur auf den Ersatz mittlerer Pro-
duktionskosten."
lieber die Formgebung bei Holztüren
Mit der Einführung von Holzbearbeitungsmaschinen
gelangte eine große Zahl der verschiedenartigsten Holz-
profilleisten zur Anwendung. Diese Mannigfaltigkeit hat
aber dem schönen, ruhigen und massiven Aussehen un-
serer Fertigarbeiten sehr geschadet. Wir sollten daher
mehr als bisher bestrebt sein, den Ursachen nachzugehen,
durch die sich eine gute Wirkung von Profilen und Flächen
erzielen läßt.
Wie bei jeder Formgebung muß man sich besonders
hier, wo es sich oft um sehr kleine Maße handelt, voll-
ständig darüber klar werden: Welchen Ausdruck hat
eine Form oder welchen Eindruck ruft sie hervor?
Sie kann, irgendeiner Gesamtanordnung entsprechend, klein
und zierlich sein; oft nur wenig verändert kann sie als
das gerade Gegenteil erscheinen: groß, schwer, satt. Bei
schlechter Behandlung wird sie leicht den Eindruck des
Harten, Dünnen, Scherbigen hervorrufen, wenngleich sie
doch bei einigermaßen sorgsamer Bearbeitung voll und
schön erscheinen kann. Im allgemeinen wird zuviel mit
Profilen gearbeitet, die, aus dem vollen Holz ausgearbeitet,
sein Aussehen nur verringern. Das Bestreben soll viel-
mehr sein, das Holz in seinem vollen Körper zu belassen.
Unter vorhandenen Profilen wird tnan stets die zu wählen
Abb. 1
Abb. 2
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
10
502
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
Abb. 7
haben, die das meiste Holz stehen lassen und dem Ge-
samtkörper das vollste Aussehen geben. Einkerbungen,
unnütze Nuten, Vielstäbe usw. sehen wohl nie schön aus
und zerstören das Massive und Gesunde der Flächen,
die sie schmücken sollen. Gerade um die Erhaltung der
vollen Flächen ist es uns aber zu tun, weil diese schön
sind! An einigen Beispielen soll gezeigt werden, worauf
es ankommt. Abb. 1 und 2 stellen eine Tür dar, die
den Eindruck erregt, stärker zu sein, als sie in Wirklichkeit
ist. Das liegt nur an der Art der Profilierung. Die tiefe
dunkle Nut zwischen Rahmen und Füllung verleiht dem
breiten Stab ein sehr kräftiges Aussehen, weil er auf
die Tiefe der Nut in seiner ganzen Dicke zu sehen ist.
Das Stabprofil ist flach und straff gewölbt und steigt genau
bis zur Dicke des Rahmens empor. Die Einkerbung am
Rahmen ist nur seicht, gibt also einen durchsichtigen
Schatten, wodurch der Stab als zum Rahmen gehörig
erscheint. Die Tendenz des ganzen Profiles ist die einer
stetig ansteigenden breiten Masse. Der Zweck ist, die
an und für sich nicht breiten Rahmen durch das Stab-
profil, das sich bis in die Höhe des Rahmens schwingt,
möglichst voll und schwer erscheinen zu lassen, daher
der Eindruck, als sei mehr Holz verwendet als in Wirk-
lichkeit geschehen. Dasselbe ist bei der Bekleidung zu
beobachten. Hierbei ist noch besonders hervorzuheben,
daß diese auf dem Verputz liegt. Neben den bekannten
praktischen Gründen ist in unserem Beispiel besonders zu
bewerten, daß das Holzwerk — auf dem Verputz liegend —
bedeutend mehr in die Erscheinung tritt und voller und
massiver aussieht, als wenn es aus unbestimmten Gründen
im Verputz halb versinkt.
Die Absicht, mit der die Profile und Flächen in Wir-
kung zueinander gesetzt werden, ist besonders deutlich
und klar zum Ausdruck zu bringen. Je klarer dies ge-
schieht und mit je feinerem Gefühl, desto schöner er-
scheinen diese Arbeiten. Ueber die einfachste Art einiger
Profilierungen folgen als Beispiele noch eine Anzahl Haus-
türen. A. Bernhard.
Fehlerhafte Indikator-Diagramme und Diagramme fehlerhafter Maschinen
Von W. SCHÜTZ, Magdeburg-B.
(Schluß.)
Ein anderes Diagramm von einer Maschine mit Kolben-
schiebersteurung in Verbindung mit einem Achsregler
ist in Abb. 20 abgebildet. Es ist ein Hochdruckdiagramm
einer Verbundmaschine und zeigt die Eigentümlichkeit,
das die Vorausströmung auf beiden Zylinderseiten sehr
frühzeitig beginnt. Wollte man diese Vorausströmung
verringern, z. B. durch Vergrößern der betreffenden Ueber-
dcckungen, so würde man auch eine höhere Kompression
erhalten, welche unter Umständen die Einströmungsspan-
nung bedeutend übersteigen kann, da ja Voraustritt und
Kompression von ein und ^derselben Schieberkante gesteuert
werden. Das punktiert eingezeichnete Diagramm wurde
bei größerer Belastung aufgenommen und zeigt, daß hier-
bei die Vorausströmung und Kompression nicht so zeitig
beginnt als bei kleiner Belastung. Die Höhe der Kom-
pression ist ungefähr dieselbe wie beim kleinen Diagramm,
Abb. 20
Abb. 21
Abb. 22
Heft 32 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911 503
Abb. 23 Abb. 24 Abb. 25
Man muß daher bei dieser Steurung bei günstigen Kom-
pressionsverhältnissen den geringen Verlust an Arbeit
durch die frühzeitige Vorausströmung mit in Kauf nehmen.
Die Spitzen an den oberen Ecken der Diagramme
rühren von den Massenschwingungen des Indikators in-
folge der hohen Tourenzahlen her. Diese Schwingungen
machen sich in dem nächsten Diagramm (Abb. 21) in
noch größerem Maße bemerkbar, weil diese betr. Ma-
schine mit größerer Füllung und höheren Touren arbeitete.
Die Schwingungen machen sich sogar in den Expansions-
linien durch leichte Wellenlinien bemerkbar, was aber
nicht als Fehler anzusehen ist, vielmehr ist es ein Zeichen,
daß der Indikator gut funktioniert. Immerhin können
diese Schwingungen die Diagrammflächen ungünstig be-
einflussen und für die Auswertung der Diagramme eine
Fehlerquelle sein.
Hohe Kompression auf beiden Zylinderseiten zeigt
das Niederdruck-Diagramm in Abb. 22, welches an einer
Verbundmaschine aufgenommen wurde, die mit Auspuff
arbeitete. Die Niederdrucksteuerung war aber nicht hier-
gesperrt sein, sonst treten die vorhin erwähnten Arbeits-
verluste auch hier in Erscheinung. Abb. 23 zeigt ein
Diagramm, bei dessen Aufnahme diese Verbindungsleitung
nicht abgesperrt war. Es ist hier gewissermaßen ein
undichter Kolben entstanden, was auch schon aus dem
eigenartigen Verlauf der Kompressionslinien zu ersehen
ist. Das richtige Diagramm ist auch hier wieder punk-
tiert eingezeichnet.
Ein eigenartiges Niederdruck-Diagramm ist in Abb. 24
abgebildet, welches an einer Verbundmaschine ohne Kon-
densation aufgenommen wurde und die Eigentümlichkeit
zeigt, daß die Qegendruckhnien einen wellenförmigen
Verlauf haben und daß kurz vor Beginn des Dampf-
austrittes noch etwas Frischdampf nachzuströmen scheint.
Die Ursache dieser Erscheinung ist folgende. Der Nicder-
druckschieber ist mit einem Ueberströmkanal, ähnlich wie
beim Trickschen Schieber, versehen, welcher bei einer gewissen
Schieberstellung gegen Ende des Kolbenhubes die bereits
begonnene Kompression unterbricht und den schon etwas
komprimierten Dampf auf die andere Kolbenseite leitet,
Abb. 27 Abb. 28 - Abb. 29
für eingerichtet, sondern nur für Kondensationsbetrieb.
Und da die Höhe der Kompression auch von der Höhe
des Gegendruckes abhängig ist, mit welcher der aus-
tretende Dampf den Zylinder verläßt, so muß auch hier
die Kompression um ein Bedeutendes ansteigen. Wie die
Abb. 22 zeigt, übersteigt die Kompression die Eintritts-
spannung, so daß die eingesetzte Indikatorfeder sich als
zu schwach erwies und der Indikatorkolben seine obere
Hubbegrenzung berührte. Infolgedessen konnte das Dia-
gramm bei den Kompressionsperioden nicht ganz aus-
geschrieben werden; das Fehlende ist punktiert gezeichnet.
Um bei solchen Maschinen die Kompression etwas zu
vermindern, verbindet man häufig beide Zylinderseiten
durch eine Rohrleitung, in welche ein Hahn eingeschaltet
ist. Bei geöffnetem Hahn strömt ein Teil des Dampfes
von der jeweiligen Kompressionsseite nach der anderen
Kolbenseite, wodurch die Kompression etwas vermindert
wird. Ein hierbei aufgenommenes Diagramm ist punktiert
eingezeichnet. Diese Anordnung der Rohrleitung hat aber
auch den Nachteil, daß auch Dampf während der je-
weiligen FüUungs- und Expansionsperiode direkt in den
Auspuff entweichen kann. Es entsteht hierdurch ein
Arbeitsverlust im Niederdruck-Zylinder, der durch größere
Füllung im Hochdruckzylinder wieder ausgeglichen werden muß.
Wird die Maschine wieder auf Kondensation um-
' gestellt, so muß natürlich die Verbindungsleitung ab-
h
j
1
was sich auch durch die Erhöhung der Expansionslinie
gegen Hubende bemerkbar macht. Nachdem der Ueber-
strömkanal wieder abgeschlossen hat, beginnt die Kom-
pression von neuem und erreicht eine normale Höhe. Bei
geringer Belastung hält es schwer, den Verlauf der Dia-
grammlinien zu verfolgen (siehe Abb. 25), und man tut
gut, jede Zylinderseite auf einem besonderen Blatt zu
indizieren; vergl. auch Abb. 26 und 27.
Die beiden nächsten Diagramme (Abb. 28 und 29)
wurden an einer Verbundlokomobile eines kleinen Elek-
trizitätswerkes aufgenommen, welche angebhch zu schwach
sein sollte und den Betrieb nicht mehr recht durchzog.
Aus den Diagrammen geht hervor, daß die Maschine stark
belastet und die Hochdrucksteuerung einseitig eingestellt
ist. Ferner ist die Receiverspannung und damit die Ein-
trittsspannung in den Niederdruckzylinder eine ungewöhn-
Abb. 30 Abb. 31
504
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
lieh hohe, was auf einen undichten Hochdruckschieber
schUeßen läßt. Die Besichtigung bestätigte auch diese
Vermutung. Beide Schieberspiegel und auch die Schieber
waren baliig gelaufen und hatten infolge ungenügender
Schmierung gefressen. Die Undichtigkeit des Hochdruck-
schiebers war so groß, daß im Niederdruckschieberkasten
mehr als 3 Atm. Druck herrschten, denn die 3-kg-Feder
des Indikators reichte nicht aus, den richtigen Druck auf-
zuzeichnen, der Indikatorkolben stieß oben an und die
Einströmungslinien erscheinen als fast gerade Linien.
Nachdem diese Maschine einer gründlichen Reparatur
unterzogen war, wurde sie bei gleicher Belastung wie
vorher indiziert, wobei sich die punktiert eingezeichneten
Diagramme ergaben. Die Lokomobile zog den Betrieb
nun anstandslos durch und verbrauchte auch bedeutend
weniger Brennmaterial.
Abb. 32.
Ein selten vorkommender Fall liegt in dem rechten
Diagramm der Abb. 30 vor, welches an dem Hochdruck-
zylinder einer kleinen Verbundmaschine von 175/300 mm
Zylinderdurchmesser aufgenommen wurde. In diesem
Diagramm fällt die Expansionslinie auf der .Kurbelseite
sehr ab und die Kompression steigt auch nicht
sehr hoch an. Würde diese Erscheinung sich auch
auf der Deckelseite bemerkbar machen, so hätte
man auf einen undichten Kolben schließen können.
Fall war, mußte es eine
die den Dampf auf der
Die undichte Stelle fand
Da dies aber nicht der
andere Undichtigkeit sein,
Kurbelseite entweichen ließ,
man auch in dem Stutzen für den Zylinder-Ablaßhahn
dieser Zylinderseite. Der Stutzen war durch den Receiver-
kanal geführt und infolge unrichtiger Lage des Kernes
kam beim Bohren das 15 mm weite Loch so einseitig zu
sitzen, daß in dem Receiverraum eine Oeffnung entstand,
durch welche der Dampf von der Kurbelseite direkt in
den Receiver treten konnte.
Nachdem dieser Fehler beseitigt und die Steuerung;
richtig eingestellt war, ergab die Indizierung das punktiert
eingezeichnete richtige Diagramm.
In Abb. 31 ist ein Diagramm von einer Verbund-
maschine gebracht, bei vvclcher der Hochdruckkolben sehr
abgelaufen und undicht war; sämtliche Kolbenringe waren
zerbrochen und lagen in Stücken von 6 bis 12 cm Länge
lose in den Ringnuten des Kolbenkörpers, so daß von
einer Abdichtung nicht mehr die Rede sein konnte. Wie
aus dern Diagramm zu ersehen ist, fällt die Spannung
nach Schluß der Füllung rapide ab, da der Dampf sofort
durch den undichten Kolben entweicht. Anstelle der üb-
lichen Kompressionslinie erkennt man nur eine schwache
Erhebung im Diagramm, bis die Voreinströmung beginnt.
Selbstverständlich war diese Maschine ein großer Dampf-
und Kohlenfresser, bis nach Einsetzen eines neuen Kolbens!
der Fehler behoben war.
Der Deutlichkeit halber ist hier nur eine Diagramm-
seite wiedergegeben.
Zum Schluß ist in Abb. 32 ein originelles Diagramm
abgebildet, welches an einer Einzylinder-Auspuffmaschine
aufgenommen wurde, die angeblich zu schwach sein sollte.
Die Steuerung war eine von einem Achsregler beeinflußte
Kolbenschiebersteuerung mit Inneneinströmung. Wie das
Diagramm zeigt, ist der Verlauf der Diagrammlinien ein
ganz unregelmäßiger, was daher kommt, daß der Achs-
regler um 180" verkehrt aufgekeilt war. Außerdem war
infolge dieser unrichtigen Aufkeilung die Drehungs-
richtung rechts statt links geworden. Die Maschine war
nur sehr schwer in Gang zu setzen und hatte schon bei
Leerlauf einen so starken Auspuff, als wenn sie mit der
Maximalfüllung arbeitete. In Abb. 33 sind die Kolben
und Schieberstellungen bei falsch aufgekeiltem Exzenter
in verschiedenen Phasen dargestellt, woraus zu ersehen
ist, wie dieser wunderliche Verlauf der Diagrammlinien
zustande kommen kann.
Abb. 33.
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
505
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG
Bund der kaufmännischen Angestellten
Eine Korrespondenz meldet, daß unter diesem Namen
soeben eine neue Organisation ins Leben getreten ist,
die die kaufmännischen Angestellten der Industrie auf
unabhängig - gewerkschaftlicher Grundlage zusammen-
schließen will, ähnlich wie der Bund der technisch-indu-
striellen Beamten seit 1904 die technischen Angestellten
der Industrie erfolgreich organisiert hat. Die Gründungs-
versammlung fand am 12. Juli 1911 in Neumanns Fest-
sälen zu Berlin statt. Wie der vorbereitende Ausschuß
mitteilen konnte, hat die erste Anregung im ganzen Reiche
lebhaften Anklang gefunden. Ueber vierhundert Kollegen,
vorwiegend Angestellte großer industrieller Betriebe, haben
sich sofort gemeldet, um an der Gründung der neuen Or-
ganisation mitzuwirken. Auch außerhalb Berlins ist der
Plan sehr beifällig aufgenommen worden, so daß bereits
in einer ganzen Reihe größerer Städte die Gründung von
Ortsgruppen gesichert ist. Nach einem Referat über die
Ziele und Aufgaben des Bundes wurde die Gründung der
neuen Organisation durch Annahme folgender Resolution
vollzogen:
Die am Mittwoch, den 12. JuU 1911, in Neumanns
Festsälen zu BerUn versammelten kaufmännischen An-
gestellten geben ihrer Ueberzeugung dahin Ausdruck,
daß eine wirksame Hebung der wirtschaftlichen und
sozialen Lage ihres Standes nur durch eine unab-
hängige gewerkschaftliche Organisation
erfolgen kann, die sich frei hält"
von Einflüssen des Arbeitgebertums,
von rassen-, religions- und parteipolitischen Be-
strebungen,
von einer organisatorischen Verbindung mit der
Arbeiterbewegung.
Da eine solche Organisation zurzeit nicht besteht,
da ferner eine Umwandlung der bereits vorhandenen
Handlungsgehilfenverbände in dieser Richtung auf ab-
gerichtet ist. Es gelangte an die Oeffentlichkcit trotz
geforderter strengster Vertraulichkeit und läßt erkennen,
daß die Leitung des Bundes seinen Mitgliedern gegenüber
bei dieser Gründung etwas unsicher war. Das stellt aucH
die „Handlungsgehilfen-Zeitung" fest, indem sie schreibt:
„Das Maß der Demagogie, das in dem Umstände
liegt, daß der Bund der technisch-industriellen Beamten
sogar seinen Vertrauensleuten einreden will, die Grün-
dung des neuen Vereins gehe eigentlich gar nicht von
ihm aus, ist selbst von den Antisemiten kaum jemals
erreicht worden. Die ganze Aufmachung und insbeson-
dere auch die verlangte „vertrauliche" Behandlung spricht
dafür, daß die Macher sich sehr wohl bewußt sind,
daß die neue Zersplitterung der Handlungsgehilfen-Be-
wegung keineswegs im Interesse der Angestellten liegt."
Wir verhehlen uns nicht, daß die Handlungsgehilfen-
Zeitung" in ihrem Urteil befangen sein mag. Man muß
aber trotzdem gespannt sein, was sie in dieser Sache
noch vorzubringen hat, wenn sie ankündigt, daß für diese
Gründung des Bundes ,,ganz andere Zwecke maßgebend
gewesen sind", die die „Handlungsgehilfen-Zeitung"
nächstens zu veröffentlichen gedenkt. Es is* zweifellos
ein Ideal, die Angestellten-Verbände zusammenzuschließen
zu vereintem Handeln. Ob es aber besonders glücklich ist
für die Vertretung der Technikerinteressen, wenn der B.
t.-i. B. eine „kaufmännische Filiale" nebenher eröffnet, das
wollen wir dahingestellt sein lassen, zum mindesten als
verfrüht bezeichnen.
: U n H STANDESBEWEGUNO H H 1:
Zum Konflikt mit dem Reichsmarineamt
In unserem Artikel „Das Reichsmarineamt
gegen die Techniker" geben wir u. a. auch eine
Intendantur-Verfügung bekannt, nach der die Angestellten
dieser Behörde, ebenso wie die der Garnison-Bauämter
solange auf jede Gehaltszulage verzichten
erdenkt des Kampfes der Marinetechniker!
== Sammelt durch die Markenhefte zum Fonds!
IHB
sehbare Zeit nicht zu erwarten ist, beschließen die Ver-
sammelten die Gründung einer unabhängigen gewerk-
schaftlichen Organisation im Sinne des von ihnen unter-
zeichneten Aufrufes, die den Namen „Bund der
kaufmännischen Angestellten" führen soll.
An alle Kollegen, die von der Notwendigkeit einer
solchen Organisation durchdrungen sind, ergeht der Ruf,
sich dem neuen Bunde anzuschließen und durch soli-
darisches Zusammenstehen mit den gleichgesinnten Be-
rufskollegen an der Verwirklichung des großen Zieles
mitzuarbeiten.
Wir bemerken hierzu, daß für diese Gründung der
Bund techn. -industrieller Beamten tätig war und seit
einigen Monaten eine Halbmonatsschrift „Der kaufmän-
nische Angestellte" in seinem Industriebcamten-Verlage
verlegt. Wir zweifeln nicht daran, daß die neue Organi-
sation Anhänger finden wird und daß es den wenigen
vielleicht auch gelingt, die Handlungsgehilfen-Verbände,
die verschiedentlich eine entschlossene Angestelltenpolitik,
namentlich im Rahmen der Gesamtbewegung der An-
gestellten, vermissen ließen, gelegentlich aufzurütteln. Die
„Handlungsgehilfen - Zeitung" veröffentUcht ein Rund-
schreiben des B. t.-i. B., das an seine Vertrauensmänner
müssen, bis ihr Dienstalter, gerechnet vom Einstel-
lungstage an, das Aufrücken nach den neuen Sätzen
erlaubt. Diese Verfügung ist auf Anordnung des Reichs-
marineamtes zurückzuführen, weshalb vielfach in den
Kreisen der betroffenen Angestellten angenommen wurde,
daß die Intendantur, die den Wert ihrer Arbeitskräfte
besser einzuschätzen wisse, nur mit einem gewissen Wider-
willen die wenig tröstliche Eröffnung machte. Diese
Annahme ist irrig! Die höhere Bureaukratie ist durch-
aus einig. In dem Bestreben, den Techniker der Marine-
betriebe so tief als möglich zu drücken, finden sich Inten-
dantur und Reichsmarineamt zusammen, nur einige Bau-
amtsvorstände, die aus naheliegendem Interesse ihr altes,
jahrelang eingearbeitetes und erprobtes Personal nicht
verlieren wollen, bemühen sich noch darum, die harten
Bestimmungen des Dienstvertrages und der Zulagenver-
fügung zu ändern. Allerdings vergeblich, wie wir aus
einem recht interessanten Schriftwechsel der Intendantur
Kiel mit dem Reichsmarineamt nachzuweisen vermögen.
Am 17. Juni berichtet nämlich die Kieler Intendantur
über die Stimmung in den Angestelltenkreisen. Bei dieser
Gelegenheit läßt die von ihren Angestellten bisher recht
vertrauensvoll beurteilte Behörde ihre eigene Auf-
506
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
f a s s u n g durchblicken in einer Weise, die jede Hoffnung
auf Unterstützung der um itir Recht kämpfenden Kollegen
von dieser Seite schwinden läßt.
„Es ist n i c h t beabsichtigt, den Hilfsarbeitern neben
dem Weiterbezug der bisherigen höheren Remuneration
auch noch die Vergünstigung des neuen Verfahrens,
Aufriicken nach jedem vollen Jahre zu gewähren" ....
„Wir stehen auf dem Standpunkte, daß die jetzt ge-
währte Remuneration solange zu "beziehen ist, bis das
Einstellungsdienstalter das Aufrücken nach den neuen
Sätzen erlaubt."
S o lesen wir in dem Bericht der unverdientermaßen
als angestelltenfreundlich geltenden Intendantur Kiel. Da-
neben wird darin weiter gemeldet:
„Von dem technischen Hilfsarbeiterpersonal ist eine
große Anzahl Anträge vorgelegt, die sich auf E r -
höhung der Remuneration, Wiederge Wäh-
rung der Anstellungsverfügung usw. be-
ziehen. Wenn wir auch sämtliche derartige Anträge
für aussichtslos halten, werden wir sie doch ge-
sammelt zwecks genereller Entscheidung demnächst
vorlegen."
Die Angestellten können daraus ersehen, daß auf
Hilfe der scheinbar so wohlwollenden Vorgesetzten nicht
zu rechnen ist und daß sie sich mit um so größerem
Nachdruck der Orgnaisation, d. h. der Selbsthilfe be-
dienen müssen.
Schon am 24. Juni ging die Antwort des Reichs-
marineamtes auf das Schreiben der Intendantur Kiel
dort ein. Der Inhalt dieser Antwort ist ganz im bisher
beobachteten Stile gehalten. Da heißt es zum Schlüsse:
„Anträge auf Wiedergewährung der
A n s t e 1 1 u n g s V e r f ü g u n g und Erhöhung
der Remuneration werden grundsätzlich
abgelehnt.
Die Kaiserliche Intendantur wolle
dies den Antragstellern eröffnen.
Auf Vorlage der einzelnen Gesuche
wird verzichte t."
Mit dieser auch den Kollegen in Wilhelmshaven ,, er-
öffneten" Antwort sind wohl alle jene Hoffnunp^en zer-
stört, die da oder dort einzelne Optimisten noch gehegt
haben Nicht nur die Vertretung der Angestellten durch
ihre Berufsorganisation wird abgelehnt, auch alle Bitten,
die auf dem vorgeschriebenen Dienstwege
an die Zentralstelle gelangen sollen, werden ,, grundsätzlich"
zurückgewiesen. Mögen die Forderungen noch so berech-
tigt und die Gründe noch so zwingend sein, das Reichs-
marineamt ,, verzichtet" ausdrücklich auf die Vorlage der-
artiger Gesuche; es nimmt sich nicht die Mühe, die
Wünsche der eigenen Angestellten zu hören und
deren Eingaben zu prüfen.
Von dem bei einer Kaiserlichen Behörde bisher
immer noch vorauszusetzenden Wohlwollen bleibt nach
einer solchen Behandlung in der Tat nichts mehr übrig.
Wir sind heute aber weiter in der Lage, noch ein
anderes feststellen zu können': Dasselbe Reichs-
mari n e a m t , das gegenwärtig so schroff gegen die An-
gestellten vorgeht und 'zur Abschwächung seines ungerecht-
fertigten Angriffes auf Beamtenrechte in verschie-
denen Preßnotizen die Beamteneigenschaft der
in Frage kommenden Techniker bestreitet, hat noch
vor kaum vier Jahren deren Beamteneigenschaft
ausdrücklich anerkannt.
Aus Anlaß eines Einspruches mehrerer Garnisonbau-
techniker gegen die Veranlagung zur Gemeindeeinkommen-
steuer fragte am 13. August 1907 der S t a d t m a g i s t r a t
Kiel (Verwaltung der direkten Steuern) beim Staatssekre-
tär des Reichsmarineamtes an,
,,obdieBeilegungderBeamteneigenschaft
für sämtliche hiesige Garnisonbautech-
niker gewollt ist und verneinendenfalls,
ob die Bautechniker (folgen Namen) Beamten-
eigenschaft im Sinne des Reichsbeamten-
gesetzes vom 31. März 1873 besitzen".
Die Frage ist am 17. August beantwortet worden:
,,D ie Bautechniker" so schreibt in seiner Ant-
wort der Staatssekretär, ,,besitzen Beamten-
eigenschaft im Sinne des Reichsbeamten-
gesetzes.
Auf Grund einer voraussichtlich im nächsten Marine-
verordnungsblatt erscheinenden Verfügung wird für alle
bei den Garnisonbauämtern beschäftigten Bautechniker
nachträglich eine Anstellungs Verfügung
ausgefertigt werden."
Also, hier wird unzweideutig die Beamteneigenschaft
der gegenwärtig aus dem Verzeichnis A heraus-
genommenen und in das Verzeichnis B übergeführ-
ten technischen Angestellten zugegeben. Auch die An-
stellungsverfügung ist jedem Angestellten ausgehändigt
worden. Die Techniker sind somit im Rechte,
wenn sie in ihren persönlichen Eingaben auf diese Tat-
sache hinweisen. Um so höher sollte darum das Reichs-
marineamt die Bereitwilligkeit der Beamten, sich
aus dem unbestreitbaren Beamtenverhältnis in den unsiche-
ren Privatdienstvertrag überführen zu lassen, anerkennen
und die geforderten geringfügigen Entschädigungen, so-
wie einen anständigen Dienstvertrag genehmigen.
Das ' läßt aber der Herrenstandpunkt der Reichs-
marineverwaltung nicht zu! Oder sollte die in Personal-
fragen immer mehr zutage tretende Unklarheit die ver-
antwortlichen Leiter selbst nicht mehr hindurchfinden
lassen?
Wir wollen deshalb kurz die Rechtslage streifen. Im
Jahre 1907 erhielten die technischen Angestellten Beam-
teneigenschaft und Steuerprivileg bestätigt;
im Jahre 1909 wurde ihnen durch die von S. M. dem
Kaiser genehmigte Garnisonbauordnung eine ge-
wisse Stabilität ihrer Stellung zugesichert. Dort wird
bestimmt:
,,Die auf Kündigung oder Widerruf angestellten Be-
amten können ohne förmliches Disziplinarverfahren ent-
lassen werden.
Die Kündigung erfolgt in der Regel
nur, wenn sie ihren Dienstobliegenheiten
nicht gehörig nachkommen, sich schlecht
führen, übermäßig verschuldet sind oder
wenn das dienstliche Bedürfnis zur Bei-
behaltung ihrer Stelle aufhört." (S. 177 der
G. B. O. Abs. 1.)
Im Jahre 1911 dagegen sollen sie auf alle mit dieser
Beamteneigenschaft verbundenen Vorteile verzichten und
sich einem Dienstvertrag unterwerfen, der weit zurück-
bleibt hinter dem, was soziale Gesetzgebung und soziale
Moral heute schon von privaten Arbeitgebern fordern.
Das Reichsmarineamt wird nicht beweisen können, daß
sich die gekündigten Angestellten schlecht führten, daß sie
übermäßig verschuldet seien, oder ihren Dienstobliegen-
heiten nicht gehörig nachkamen; auch das dienstliche Be-
dürfnis für Beibehaltung der gekündigten Stellen wird es
nicht bestreiten können, — und doch die rücksichtslose
Kündigung! Dieser Tatbestand muß immer wieder be-
tont werden. Das Reichsmarineamt hat die Techniker
einfach a u s g e s p e*r r t und es ihnen überlassen, ent-
weder ihre jahrelang innegehabte Stellung mit allen Hoff-
nungen auf eine einigermaßen gesicherte Zukunft auf-
zugeben, oder sich den drückenden Bestimmungen eines
unsozialen Dienstvertrages und harten materiellen Ver-
schlechterungen zu unterwerfen. Das ist die vom Reichs-
tag geforderte ,,R e o r g a n i s a t i o n" der Marinebetriebe !
Möge sie im Interesse der Allgemeinheit und der Landes-
verteidigung nicht zu einer Desorganisation führen !
Kfm.
Wie es gemacht wird!
Es ist bekannt, daß die Prospekte technischer Lehr-
anstalten häufig die Mitteilungen ehemaliger Schüler dar
über enthalten, in welche gute Stellung sie gelangt sind
Ii
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
507
Diese Schreiben, zu denen sich leider eine große Zahl
von technischen Angesteliten vorbehaltlos bereit findet,
schildern selbstverständlich die Lage des Schreibers und
ehemaligen Schülers in glänzendem Lichte, so daß auch
in diesen Briefen ein Anreiz zum Ergreifen des technischen
Berufes erblickt werden muß. Zu diesem allgemeineren
Zvi^eck und zu dem besonderen, hierzu die Anstalt zu
wählen, von der der Prospekt ausgeht, werden ja diese
Schreiben eingefordert und veröffentlicht. Ein Mitglied
erinnert uns an diesen Fall, weil ihm von seiner Studien-
anstalt ein Schreiben zugegangen ist mit der Bitte um
die Erlaubnis, seinen Namen und Stand als ehemaligen
Schüler veröffentlichen zu dürfen. Mit seltener Deuthch-
keit lehnte unser Mitglied die Veröffentlichung ab unter
der von uns vorher erwähnten Begründung. Er schrieb
weiter, daß er nach nunmehr fünf Jahren seine Stellung
durch eigenen Fleiß verbessert habe, daß aber sein Vor-
wärtskommen durchaus nicht die Regel bilde, zum min-
desten nicht als Empfehlung zur Ergreifung des tech-
den Mitgliederkreisen nicht allgemein durchschlug und
Anklang fand, daran brauchen wir den Bund wohl nur
zu erinnern. Wir ersparen es uns, dem Bunde nach-
zurechnen, daß seine theoretische, rein gewerkschaftliche
Maßregel letzten Endes praktisch nur eine freiwillige
Steuer darstellte, weil längst nicht alle Mitglieder die Extra-
steuer bezahlten. Man ist vielleicht bereit zu sagen, daß
die schlechte wirtschaftliche Lage viele daran gehindert
habe, und auch Herr Thimm sieht sich in einem Artikel im'
Jahrgang 1908 der „Industriebeamten-Zeitung" genötigt,
gegen die Mißstimmung über die Extrasteuer zu schreiben
und dabei vorzusehen, daß freiwillige Spenden die aus-
fallenden Pflichtextrasteuern ersetzen müßten. Wie stehts
auch mit der freiwilligen Beitragserhöhung der Berliner Mit-
glieder, die dasBundesorgan in derselbenNummer mit großer
Freude begrüßt? Ja, Bauer, das ist auch etwas anderes!
Die einzige gerechte Würdigung erfahren unsere Mit-
glieder in dem angezogenen Artikel mit dem Satze: „Selbst,
wenn das Experiment das erste Mal glücken sollte". Un-
■ ■
: Die Höhe des Fonds, 1
■ den wir durch die Markenhefte sammeln, ist ein Maßstab unserer Solidarität. ■
nischen Berufes betrachtet werden dürfe. Selbst nach
dieser Zeit würden viele ehemalige Schüler nur schlechte
Erfahrungen berichten können, die natürlich in dem Pro-
spekt keine Aufnahme finden würden. Das einseitige
Herausgreifen von Personen, die zufällig in leitende Stel-
lungen gekommen sind, gibt ein falsches Bild. — Wir
stimmen dieser Auffassung bei und empfehlen das Vor-
gehen Unseres Mitgliedes zur Nacheiferung.
*
Der D. T.-V. handelt leichtfertig! "
Wenn wir die Bundeszeitung in die Hand nehmen,
so befällt seit langer Zeit gar viele von uns die Neu-
gier, wie findig diesmal die fleißigen Redakteure des
Bundes gewesen sind, um auch aus dem Unmöglichsten
dem D. T.-V. einen Strick zu drehen. Was wir in dieser
Beziehung kennen lernten, war nur allzu häufig geeignet,
bei uns Heiterkeit auszulösen, da die Angriffe des Bundes
sehr oft schon äußerlich den Stempel des Lächerlichen
trugen. Wir hätten jedoch nicht geglaubt, daß auch der
Konflikt mit den Marinebehörden, der seit einiger Zeit
unsere Mitgliederschar bis ins letzte Glied beschäftigt,
Veranlassung geben könnte, uns herabzusetzen.
Die letzte Nummer der ,, Industriebeamten-Zeitung"
beweist uns aber das Gegenteil, denn der Bund versucht
dort, die im Streit mit den Marinebehörden stehenden
Vert^andsmitglieder dadurch wankend zu machen, daß er
sagt, der D. T.-V, besitze nicht die Mittel zur Durch-
führung des Kampfes. Mit viel mehr Berechtigung könnten
wir vom Bunde sagen, daß er die Versprechungen seiner
Sterbekasse ziffernmäßig nicht erfüllen kann, wenn er auf
der anderen Seite behauptet, daß alles Geld, auch das zur
Auszahlung der Sterbegelder, gegebenenfalls auf einen
Kampfplatz geworfen werden muß. Daß er auch hierbei
wieder den ,, Kaufmännischen Angestellten" schlecht spielt,
wenn er auf den Barbestand unserer Kasse hinweist, wollen
wir nur streifen. Kurzum, die „Industriebeamten-Zeitung"
kommt zu der Auffassung, daß wir keine Solidaritäts-
Unterstützungen zahlen können!
Was tat der Bund seinerzeit beim Ausbruch des Augs-
burger Konfliktes? Er erließ einen geharnischten Aufruf,
in dem er eine Extrasteuer für die Dauer von drei Monaten
ausschrieb. Das ist nach Ansicht des Bundes das
einzige gewerkschaftliche Mittel. Daß das Mittel in
sere Mitglieder werden das dem Bunde beweisen und es
wird sie erst recht anfeuern zu zeigen, daß sie es mit
ihrem Stande ernst meinen, nicht in dem hämischen Sinne,
wie es der Bund niederschreibt, sondern so, wie es un-
seren Mitgliedern Herzensbedürfnis ist. Schwarz in schwarz
malt dann der Artikel weiter, daß die Sammlung wohl
das erste Mal gelingen, dann aber nicht mehr ziehen würde.
Wir\vollen dem Bunde heute sagen, daß er sich darum nicht
zu kümmern hat, wie wir es Wohl das nächste Mal machen!
.Wir haben nach bestem Gewissen und nicht leichtfertig
gesprochen, als wir uns sämtlichen auszusperrenden Kol-
legen gegenüber verpflichteten, ihnen Ersatz zu leisten.
Wir versprachen sogar, die Unterstützung zu zahlen in
der vollen Höhe des bisherigen Gehalts und nicht —
eventuell — , wie der Bund es seinerzeit in Aussicht stellte.
Wie wir die Gelder das erste und das zweite Mal sammeln,
darum hätte sich der Bund vorsichtigerweise nach seinen
Erfahrungen nicht zu kümmern brauchen. Wenn es wahr
wäre, daß mit der abnehmenden Opferfreudigkeit auch
die Arbeitsfreudigkeit für den D. T.-V. abnimmt, dann
könnte er sich ja darüber aus dem bei ihm bekannten
Bundesegoismus heraus nur freuen. Wir aber wissen, daß,
die Opferfreudigkeit zunehmen und die Arbeitsfreudigkeit
sich steigern wird. Unser Fonds zur Unterstützung der
Gemaßregelten, der nicht unsere einzigen Mittel darstellt,
wird wachsen als sicherer Schutz im Kampfe unter der
Kontrolle aller Mitglieder.
Auch das Letzte wird fehlschlagen, was der Bund
wiederum versucht, die Mitglieder nämlich gegen die Lei-
tung auszuspielen. Die Leitung meint es tnit ihrem Stande
nicht ernst nach Ansicht der „Industriebeamten-Zeitung".
Wir haben nachgewiesen, daß die Methode der Geldsamm-
lung nicht allzu unterschiedlich von der des Bundes ist
und wir sind uns keiner Schuld bewußt, es gewerkschaft-
lich unrichtig gemacht zu haben. Nur das Eine wissen
wir, der „Industriebeamten-Zeitung" haben wir es wieder-
um nicht recht gemacht. Aber darüber werden wir uns
hinwegsetzen können, dessen sei die ,, Industriebeamten-
Zeitung" — das Archiv für theoretische Gewerkschaftsr
Politik in Reinkultur — versichert.
* *
Es tagt!
Unter der Marke: Reichsfinanzreform und Techniker
finden wir in der „Deutschen Bauzeitung" eine Notiz,
508
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
deren Ton in diesem Blatte immerhin auffällig ist. Es
handelt sich fast um dieselben Dinge, um die sich unser
Kampf mit dem Reichsmarineamt dreht, nur, daß das
iWort hier der Lage der Regierungs-Baumeister geredet
wird. Mit dem Tenor aber wollen die Ausführungen
das Gleiche treffen: Cavete! Zuzug fernhalten. Wir
lesen wörtlich: „Bei den Intendanturen des Reichsmarine-
amtes sowie bei den diesen untergeordneten Bauämtern
und Neubau-Verwaltungen sind eine große Anzahl Regie-
rungsbaumeister, Architekten und Techniker angestellt.
Diese Hilfskräfte erhielten bei ihrem Eintritt die Eigen-
schaft als Beamte des Deutschen Reiches und wurden
dementsprechend vereidigt. Versorgungsansprüche stan-
den ihnen jedoch nicht zu, da sie mit drei- bezw. ein-
monatlicher Kündigungsfrist angestellt wurden. Nun hat
ein findiges Mitglied des Reichsschatzamtes herausgefun-
den, daß das Vaterland zu retten wäre, wenn diesen.
Beamten ihre Amtseigenschaft genommen würde, weil
ihnen dann die in Diensten der Marine zugebrachten
Jahre ihres Lebens bei der Festsetzung des Besoldungs-
dienstalters und der Pensionsansprüche nicht angerechnet
zu werden brauchten. Sofort wurde sämtlichen An-
gestellten dieser Kategorie gekündigt und ihnen die Weiter-
beschäftigung gegen Privatdienstvertrag zugesichert. Nun
kommen aber bei dem erwähnten Sparsinn nur die Re-
gierungsbaumeister in Frage, da die übrigen Beamten gar
keinen Anspruch auf Pension oder Qehaltsstaffelung be-
saßen. Der einzige Vorteil, welchen sie aus der Beamten-
schaft zogen, bestand darin, daß sie in Preußen (in Olden-
burg nicht) eine kleine Ermäßigung der Gemeindesteuern
genossen. Hingegen stehen sie sich unter dem aufgestell-
ten Dienstvertrag finanziell und moralisch erheblich
schlechter, da dieser eine große Anzahl Härten aufweist
(unbeschränkte Ueberstunden, auch Sonntags, Kündigung
nach Htägiger Krankheit, Versagung jeden Anspruches
auf Urlaub usw.). Es haben sich nun die in Frage kom-
menden Herren zusammen getan, um die Aufhebung dieser
Verfügung zu erstreben und hoffen auf den einmütigen
Beistand der Fachkollegen. Auf alle Fälle sollte sich jeder,
der eine durch Ausscheiden der Gekündigten frei werdende
Stelle annehmen will, darüber klar werden, unter welchen
Umständen ihm Gelegenheit dazu gegeben worden ist."
Wir würden uns freuen, wenn die akademischen Kreise
die Gleichartigkeit unserer Lage erkennen und sich soli-
darisch erklären würden. Wir benutzen die Gelegenheit
mitzuteilen, daß wir die Vorfälle mit dem Marineamt auch
dem Verband der Diplom-Ingenieure in der gleichen Ab-
sicht wie andern Verbänden mitteilten, ohne von diesem
Verband bis heute eine Antwort zu erhalten.
RECHTSFRAGEN
Familie contra Gläubiger
In Rechtsfragen, die das soziale Gebiet berühren, er-
wartet man heutzutage kein allzu großes Verständnis von
Seiten unserer deutschen Richter. Das Recht ist ihnen
in ihrer Mehrzahl eine bloße Technik geworden, mit der
man die Fülle der Einzelfälle mustert, ohne ihre Besonder-
heit einer verständigen Würdigung zu unterziehen. So
entstehen die vielen Entscheidungen, die die Bevölkerung
nicht begreift und um derentwillen man irre werden möchte
an der Unparteilichkeit unserer Rechtsprechung. Vielleicht
ist das Reichsgericht die einzige Instanz, die sich des
öfteren durch Urteile auszeichnet, von denen man sagen
kann, daß sie Einsicht in die Bedürfnisse des modernen
Lebens verraten.
Neuerdings ist eine Entscheidung ergangen, die Auf-
sehen erregt hat, und von der mancher behaupten wird,
sie gewähre bedrängten Menschen einen so übertrieben
kräftigen Schutz, daß seine praktische Betätigung zu un-
gewollten Konsequenzen führe, ja, sogar letzten Endes
an den Fundamenten unserer heutigen Wirtschafts-
ordnung rüttle.
Es handelte sich um einen Fall in Breslau, wo ein
überschuldeter Ingenieur eine Vereinbarung mit seinem
Arbeitgeber getroffen hatte, wonach ihm von seinem Ge-
halt monatlich nur 150Mark ausgezahlt werden sollten,
der Rest (300 M) aber seiner Frau zuzuwenden sei. Die
Gläubiger gerieten ob dieser — Hintergehung, wie sie
meinten, in die nötige Empörung und klagten auf Un-
gültigkeitserklärung der Vereinbarung, da sie die deut-
liche Absicht verfolge, die Interessen der Gläubiger zu
schädigen und gegen die guten Sitten verstoße.
Diese Klage wurde abgewiesen und das
Abkommen für gültig erklärt.
Diese Entscheidung ist von Bedeutung für die Entwick-
lung der Auffassung, die unsere Rechtsprechung über das
Verhältnis von Gläubiger zu Schuldner durchgemacht hat.
Wie war es früher gewesen? In Zeiten, wo das Geld
noch nicht jene dominierende Rolle spielte wie heute,
wo selten geliehen, selten geborgt wurde, wo der Rechts-
verkehr unsicher war, da enthielt das Schuldrecht Be-
stimmungen drakonischer Art. Mit Vermögen und Leben
haftete, wer seinen Verbindlichkeiten nicht nachkommen
konnte. Das Interesse des Gläubigers ging über alles,
mochte der Vertragsgegner und seine Familie darüber
zugrunde gehen. Am Ende der Entwicklung steht die
Bestimmung des gegenwärtigen Rechts, daß ein Monats-
gehalt bis 125 M unpfändbar ist, und die jüngste Ent-
scheidung der höchsten Justizbehörde des Reichs. Heute
wird die Anschauung vertreten, daß es Pflicht jedes
Familienvaters sei, seine Familie zu ernähren, und dieser
Pflicht haben alle übrigen Verbindlichkeiten nachzustehen.
Was aber wird die Folge sein, wenn alle Angesteil-
ten, die in Not geraten sind, sich diese Entscheidung zu
nutze machen und die Gläubiger das Nachsehen haben?
Auf der Möglichkeit des Kreditgebens und -nehmens baut
sich doch heute der Verkehr unter Menschen auf; wohin
würde es führen, wenn jeder Schutz des Gläubigers aufhört?
Das Nächstliegende wird wohl sein, daß der Kreditgebende
sich den Menschen daraufhin anschaut, ob er ihn für
kreditwürdig erachtet und unter Umständen darauf ver-
zichtet, mit ihm Geschäfte zu machen. Insofern wäre
die Wirkung eine erzieherische und könnte einen heilsamen
Einfluß ausüben in einer Bevölkerung, wo das Borg-
unwesen nachgerade zur Landplage geworden ist. Die
Entscheidung trifft in praxi nur die kleineren Schuldver-
bindlichkeiten. Jedes Einkommen, das über die zur Sicher-
stellung des Familienlebens benötigte Summe hinausgeht,
ist nach wie vor dem Angriff des Gläubigers ausgesetzt.
Und Menschen mit unter 5—6000 M Einkommen pflegen
nicht als übermäßig kreditwürdig angesehen zu werden,
kommen also für den Kreditverkehr im großen Stil nicht
in Betracht. Der große Geschäftsverkehr wird von dieser
Entscheidung des Reichsgerichts nicht im geringsten be-
rührt. Daß aber in Fällen, wo ein Mensch ohne sein
Verschulden in Not geraten ist und durch Gläubiger, die
über die Maßen drängen, jede Möglichkeit verlieren würde,
sich je wieder heraufzuarbeiten, daß da künftig ein Aus-
weg eröffnet ist, erachten wir für erfreulich und begrüßen
daher diese Entscheidung des Reichsgerichts.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die Entwicklung der Lebensversicherungsbedingungen
Mit der in der vorigen Darstellung geschilderten
äußeren Entwicklung der Lebensversicherung, von höchst
primitiven Grundlagen zu einer fein ausgebildeten Technik,
ging eine nicht minder interessante und weitgehende Aus-
gestaltung der Versicherungsbedingungen Hand in Hand.
Als die ersten Lebensversicherungs-Gesellschaftcii ihi^e
Tätigkeit aufnahmen, ihre statistischen Grundlagen mangel-
haft waren und sie über Erfahrungen noch nicht verfügten,
mußten sie, wenn sie einen rationellen Versicherungsbetrieb
dauernd aufrecht erhalten wollten, zahlreiche Vorsichts-
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
509
maßregeln treffen, um sich vor willkürlicher Vergrößerung
des von ihnen übernommenen Risikos durch den Ver-
sicherten oder absichtlicher Herbeiführung des Schadens-
falles zu schützen. Die Gesellschaften fügten daher den
Versicherungsbedingungen, zu denen sie die Lebens-
versicherung übernahmen, eine Reihe von Klauseln bei,
die den Verfall aller vom Versicherten gezahlten Prämien
und den Verlust aller seiner Ansprüche an die Gesellschaft
festsetzten, falls er diese oder jene Vorschrift verletzte
und von der Gesellschaft aufgestellte Verbote überschritt.
Es genügte beispielsweise, um die Ansprüche des Ver-
sicherten zum Erlöschen zu bringen, wenn er eine Seereise
unternahm, in einen anderen Beruf überging, oder in den
Krieg zog und selbstverständlich, wenn er Selbstmord ver-
übt hatte. Heute ist dagegen die Lebens Versicherungs-
police unanfechtbar und unverfallbar. Die Lebensversiche-
rung gewährleistet heute dem ehrlichen Versicherten den
Fortbestand seiner oft durch jahrzehntelange Prämien-
zahlung erworbenen Ansprüche in weitestem Umfange.
Am interessantesten läßt sich vielleicht dieser Wandel in
den Anschauungen der Lebensversicherer an der Behand-
lung der Selbstmordfrage zeigen. Bis in die achtziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts hinein zahlten die deutschen
Lebensversicherungs-Gesellschaften die Prämienreserve an
die Hinterbhebenen des durch Selbstmord umgekommenen
Versicherten zurück. Es wurde hierbei keine Rücksicht dar-
auf genommen, ob die Tat vom Versicherten im Zustand
der Unzurechnungsfähigkeit begangen war oder nicht. Seit-
dem ist die Mehrheit der deutschen Anstalten dazu über-
gegangen, auch im Falle des Selbstmordes die Versiche-
rungssumme zur Auszahlung zu bringen, vorausgesetzt, daß
der Versicherte eine bestimmte Anzahl von Jahren ver-
sichert war. Die hierbei in Betracht kommende Wartezeit
ist verschieden lang bemessen, sie schwankt zwischen ein
und fünf Jahren. Wenn diese Karenzzeit abgelaufen ist
und der Versicherte Hand an sich legt, fragt die Mehrheit
der deutschen Gesellschaften nicht mehr darnach, aus wel-
chem Grunde der Selbstmord begangen wurde, insbesondere
nicht, ob ihm eine krankhafte Störung der Geistestätig-
keit voranging. Die Lebensversicherer lassen sich hierbei
von der Erwägung leiten, daß, wer eine mehrjährige Warte-
zeit durchzumachen hat, nur in den allerseltensten Fällen
eine Lebensversicherung mit dem Vorsatz abschließen wird,
nach Beendigung der Wartezeit Hand an sich zu legen.
Die praktischen Erfahrungen scheinen diese Anschauungen
zu bestätigen. Allerdings läßt sich eine Reihe von Fällen
nachweisen, in denen tatsächlich der Versicherte die Lebens-
versicherung mit der festen Absicht abschloß, nach Be-
endigung der Karenzzeit seinem Leben ein Ende zu machen,
um hierdurch seiner Familie die Lebensversicherungssumme
zuzuführen und diese Absicht auch wirklich ausführte.
Wie gegenüber dem Selbstmord die Haltung der
Lebensversicherungs-Gesellschaften im Laufe der Entwick-
lung eine liberalere geworden ist, so ist dies auch in der
Frage der Kriegsversicherung der Fall gewesen. Es war in
den ersten Perioden der Ausgestaltung der modernen
Lebensversicherung den Gesellschaften nicht übel zu
nehmen, daß sie die Zahlung der Versicherungssumme aus-
schlössen, wenn der Versicherte durch seine Teilnahme an
einem Krieg umgekommen war. Nachdem indessen die
Lebensv,ersicherungs-Gesellschaften auch auf diesem Ge-
biete größere Erfahrungen gesammelt hatten, tauchten Be-
strebungen auf, diese Kriegsklausel fallen zu lassen. Schon
Ende der vierziger Jahre machte sich eine Bewegung für
Aufrechterhaltung der Versicherungen auch im Kriegsfall
geltend. Um die Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts verpflichtete sich eine deutsche Aktiengesell-
schaft, alle Lebensversicherungen von Nichtoffizieren, die
lediglich der allgemeinen Wehrpflicht genügten, auch im
Kriege aufrecht zu erhalten, vorausgesetzt, daß die Ver-
sicherung fünf Jahre hindurch ununterbrochen bestanden
hatte. Diesem Beispiel folgte eine Reihe größerer Ge-
sellschaften. Eine weitere Ausbildung der Kriegsversiche-
rung brachte der Feldzug von 1870/71. Er veranlaßte
die Errichtung der Lebensversicherungs-Anstalt für die
Armee und Marine durch den preußischen Staat im Jahre
1872, die das Kriegsrisiko ohne weiteres miteinschloß. Im
Jahre 1888 folgte die größte deutsche Gegenseitigkeits-
Qesellschaft diesem Beispiel und erklärte die Mitübernahme
des Kriegsrisikos in voller Höhe der Versicherungssumme
und ohne irgendwelche Sondervergütung für alle Ver-
sicherten, die infolge der allgemeinen Wehrpflicht oder
als Nichtmitkämpfer am Kriegsdienst teilnehmen müßten.
Heute ist das Kriegsrisiko, so vielgestaltig auch im ein-
zelnen die Bestimmungen der verschiedenen Gesellschaften
hierüber sind, entweder in irgendeiner Form in die Lebens-
versicherung mit eingeschlossen oder durch eine besondere
Versicherung, die in Verbindung mit der Lebensversiche-
rung genommen werden kann, gedeckt.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technil<er-Verbandcs
zu beziehen.)
Leitende Grundsätze für die Entwässerung von Ortschaften.
Von Ingenieur Friedrich Paul Böhm. Zweite, ver-
besserte und stark vermehrte Auflage. Mit zahlreichen
Textabbildungen und graphischen Darstellungen. Preis
brosch. 3,60 M, geb. 4,20 M. Verlag von Ludwig Degener,
Leipzig. f
Ein Buch, geschrieben aus der Praxis für die Praxis, liegt
hier vor. Bei der zweiten Auflage hat sich der bekannte Ver-
fasser bemüht, die in der ersten unberücksichtigt gebliebenen
Punkte noch zu erörtern und für nicht eingehend genug be-
arbeitete Kapitel Ergänzungen zu bringen.
Dieses ist ihm in anerkennenswerter Weise gelungen. Tief-
bautechniker finden viel Wissenswertes und viel Neues, und
andere, die sich mit der Entwässerung von Ortschaften zu
beschäftigen haben (Verwaltungstechniker, Gemeindeverwaltungs-
Organe, Hygieniker, Industrielle usw.) können aus dem Werk
wertvolle Aufklärung schöpfen.
Die Einteilung ist gut gewählt. Einen guten Ueberblick
gewinnt man schon aus den Ueberschriften der Hauptkapitel,
wie: Notwendigkeit einer geregelten Wohnstätten-Entwässerung;
grundlegende Voruntersuchungen und Feststellungen; Anord-
nung des Kanalnetzes; die Berechnung der Kanäle; die Bau-
ausführung; Einrichtungen zur Reinhaltung der Kanäle; Haus-
leitungen; die Hebung des Kanalwassers; die Reinigung und
Unterbringung der Kanalwässer; die Kostendeckung. Reiches
Tabellenmaterial, schöne instruktive Abbildungen, gut erklärte
Berechnungen, insbesondere solche in graphischer Darstellung,
müssen das Interesse jedes Fachmannes erwecken und sind
dazu angetan, den Wert des Werkes noch zu heben. Dieses
ist jedenfalls imstande, zu der nicht kleinen Anzahl seiner
Freunde noch neue zu gewinnen; auch trägt es seine beste
Empfehlung wohl in sich selbst. Wir möchten es aber trotzdem
nicht unterlassen, auf seine Gediegenheit hier aufmerksam zu
machen und ihm die weiteste Verbreitung zu wünschen. R. i
Theorie und Praxis der Flugtechnik von Paul Painleve
und E. B o r e 1. (Bibliothek für Luftschiffahrt und Flug-
technik, Bd. 5.) Deutsche Ausgabe, bearbeitet und mit
einem Anhang versehen von A. Schöning. Berlin.(
Verlag von Richard Carl Schmidt & Co. Mit 76 Ab-
bildungen und einer Kenngrößentafel deutscher Flug-
maschinen. Preis 7 M.
Wie bei allen großen wissenschaftlichen Entdeckungen und
industriellen Erfindungen waren auch in der Geschichte der
Fliegekunst Theorie und Praxis innig miteinander verknüpft,
und wenn auch gerade in der Fliegekunst der Versuch, also die
Praxis, immer das letzte Wort behalten wird, so wäre es doch
falsch, der theoretischen Untersuchungen und rechnerisch ge-
fundenen Resultate völlig entraten zu wollen. Das vorliegende
Buch — das französische Original ist bereits in mehreren Auf-
lagen erschienen — will besonders den Anteil schildern, welchen
die Beschäftigung mit dem Vogelflug an der Lösung des Flug-
problems hat, den Vergleich der vorgeschlagenen verschiedenen
Lösungen (Schwingenflieger, Schraubenflieger, Drachen, Drachen-
flieger), ihre Vorzüge und Nachteile, sowie die wesentlichen
Gründe für die gegenwärtige Ueberlegenheit des Drachenfliegers.
In einem Anhange hat der Bearbeiter der deutschen Ausgabe
auch die Ferberschen Theoreme, sowie bemerkenswerte theore-
tische Ergebnisse anderer Forscher, z. B. Eiffel, mit verwertet.
Die Darstellung ist leicht verständlich, so daß das Werk auch
dem Laien empfohlen werden kann.
1
510
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 32
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, w;erden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
w 0 Ii n u n g und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Kucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Ersc heinen des Heftes
m dem die Frage erscheinen soll. Eine Vcrbindliclikelt für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lelint die Schrift-
'-itung nachdrücklich ab. Die zur IriauteruRg der Fragen notwendigen Druck-
y.öcke zur Wiedergabe von Zeichnui, -;en muß der Fragesteller vörlier bezahlen.
Technik
Frarre 170. Aus kreisrunden Metallscheiben sollen Kapseln
— Rohrstück mit Boden aus einem Stj-'s — gezogen werden.
vVonach bestimmt sich der Durchmesser li.r Scheibe fü'' eine
Kapsel mit vorgeschriebenen Maßen }
Zur Frage 167. Bestimmung d^s Drehmoments bei Fräs-
maschinen. Die Qrundgleichung hienür ist Md = W • r. wobei
ist Md = Drehmoment in der Fräserwclle, W = Widerstand am
Fräserumfang, r = dessen Radius. Die Schnittgeschwindigkeit,
zugleich auch die Umfangsgeschwindigkeit des Fräsers ist nun
für die verschiedenen Metalle sehr verschieden. Die Hütte
XVlIl/I. S. 1053 gibt dafür an u = 180 ^ 600 mm/sek. Aus
2 • r u n , , , 60 • u . -r- t.,
u = zt; folgt n = , worin n die Tourenzahl des
60 " 2 r • Tt
Fräsers bedeutet. Ebenso abhängig von den Metallen ist der
Vorschub, welcher an derselben Stelle zu v = 0,2 -f- 3,0 mm pro
Umdrehung angegeben wird. Hieraus berechnet sich die Vor-
schub/sek zu w = -^-v. Ist b die Breite des Fräsers in mm,
oj die absolute Scherfestigkeit des jeweiligen Materials in kg/mm-,
so ergibt sich die Fräsarbeit in Sek. zu A = b w = b • v ■
in kgmm. Rechnet man diese Arbeit, welche auf der ge-
raden Ebene geleistet wird, auf den Fräserutiii.rig um, so hat
■ *" Tt ■ (1
man A = W • u oder =^ \7 — . Da cl:.: Fräscr.rxoment Md=
60
W-r ist, ergibt sich als Resultat Md — ^ — ^ — -■ Vorausgesetzt
ist hierbei, daß b die Nutzbreite des Fräsers ist. Bs.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: I.Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 45-QO M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse für in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grün sp ach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikusfürgewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Die neuen Satzungen,
die der Verbandstag zu Stuttgart 1910 beschlossen hat, sind
nunmehr unter Zurückweisung der eingelegten Proteste be-
hördlich genehmigt worden. Hieraus ergibt sich, daß der nach
dieser Satzung sich zu bildende geschäftsführende Vorstand dem-
nächst an Stelle des seitherigen tritt. Das gleiche ist beim
Gesamtvorstande der Fall. JUit Ueberreichung der Liste der
neuen Gesamtvorstandsmitglieder tritt der bisherige von seinem
Amt zurück und der neue in Funktion. Voraussichtlich wird
der neue Gesamtvorstand mit Beginn des neuen Jahres zu seiner
ersten Sitzung zusammengerufen. Die Verbandsleitung.
42. Liste der Besuclier des Erfiolungsfieims.
1210/11 Theodor Speer, Reg.-Bausekr, und Gattin, Lüne-
burg. 1212 Paul Wieher, Masch.-Techn., Eisenach. 1213 Ferd.
Breunig, Zivil-Ing., Hagen. 1214/16 Wilh. Stundt, techn. Sekre.,
mit Familie, Wilhelmshaven. 1217 Fritz Scholz, Baumeister,
Königshütte. 1218/19 Max Winkler, Ingenieur, und Gattin,
Hamburg. 1220 Joh. Stegie, Stadtbauass., Rixdorf b. Berlin.
1221/22 Otto Petersen, Ingenieur, und Gattin, Halle a. S. 1223/24
Paul Knorr, Ingenieur, und Gattin, Magdeburg. 1225 Hans
Buchholz, Masch.-Techn., Rendsburg. 1226/29 Karl Aue, In-
genieur, und Angehörige, Frankenthal. 1230 Rieh. Dietz, Ing.,
Cainsdorf. 1231/34 Waldemar Walter, Eisenbahn-Baumeister,
Magdeburg. 1235 Wilh. Potthoff, Ing, Ammendorf. 1236 Georg
Schreck, Bautechniker, Leipzig. 1237/39 Fritz Gerth, Kgl. Bau-
sekretär, und Familie, Hcrzfcld. 1240/41 Gust. Micheels, Bau-
techniker. Neumünster. 1242 C. R.ibe, Masch.-Techn., Spandau.
1243 Hci-m. Le'Vr. Masch.-Tcc'.;n., A'.agdeburg. 1244/46 P. Otto,
Landmesser, r i i : ■ilie, Görlitz. 1247 Frau A. Frnntz, Dresden.
1248 C. r.iiscr, ubLr.::gcnic:ir, Aachen. 1219 Rob. Vogler,
7immermr,;r., Suhl. 1250/53 H. Cassier, Ingenicui, mit Familie,
Südende-Bcrlin. 1234/55 E. BarÜi, Bauführer, nebst Frau, Weiß-'
,\aiser. 1256 Raschke, K— '•■truktions-Cck- , mit Sohn, Wil-
helmshaven. 1257/60 G. StraCburgcr, Ba'.'.r.ssi.-*rnt, nebst
Angehörige, Erfurt. 1261/62 Vogelsang, techn. SeKr., nebst
Frau, Wilhelmshaven. 1263 Fräulein Martha Müller, Berlin.
1264 Müller, Baumeister, Birkenfeld i, Fürstentum.
Spenden für das Eriiolungsiieim
Folgende Spenden, für die hiermit allen Gebern bestens
gedankt wird, gingen ferner im Erholungsheim ein:
Bezirksverwaltung Unterelbe, Sitz Harburg: Ein herrl, großes
Heidebild in schwarzem Rahmen.
Bauamtsass. Bachmann in Zeitz: Ein Liegestuhl.
Architekt Paul Reifland, Berlin: Eine Anzahl Bücher.
Kollege Drangmeister, Celle: Eine Metallschale als Karten-
behälter.
Baumstr. Reiche, Leipzig: Ein Liegestuhl.
Architekt Ernst Nickel, Berhn: Ein gebrauchter, gut erhaltener
kl. Geldschrank.
Breslauer Techniker- Verein : Ein herrl. Sofakissen für das Bres-
lauer Zimmer, gestiftet von den Damen des Vereins anläßl.
des 25 jähr. Stiftungsfestes.
Oskar Schleitzer, Mitgl. 44 081 in Bodion (Schweiz): Ein Buch:
Nach hartem Kampf, sozialer Roman von Fr. Miliin.
Unser Erholungsfieim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für Volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichletcn Räumen, finden 'lic .Mitglieder des Verbandes
mit il:rt:r. Angehörigen die beslc Gelegenheit, eine vorzügliche
Su!:;:r!crir.'sc!ie zu besuclien. um neue Kräfte p.^'ch anstmger.dcr
Bcnif?.irbc!t zu sa;r.n:e!n. Der Verkehr i.Ti iiei:n unter lO: liegen
ist ci:i ii!::fezwungencr und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Voncil, von einem gcwerl! '-en Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Fün: i ; •ueri:ä!tnisse bchi-idcrt ist,
sollte am licl^'-icn die Vc- i't! Nachsaison zum Ai:l'cnthalt
wählen. Da bereits eine Ar:7."!il Anmeldu::gen vo.l:e;;'.::, wird
f ' -"'en. sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Uauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Heft 32
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
511
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daS Anzeigen und Mitteilungen für
die „D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Emsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versimmlungsta? und Ort,
Br. A, = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügunaen, Festlichkeiten usw.
sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Interessengruppe der Vermessungstechniker.
Landesverein der Vermessungstechniker im Königreich Sachsen.
Der Ortsausschuß der Vermessungstechniker des Tech-
nischen Vereins zu Plauen und der Verein Deutscher Ver-
messungstechniker zu Zwickau hatten gemeinschafthch am
18. Juli eine Wanderversammlung in Reichenbach ver-
anstaltet, an der sich auch Mitgheder des Technischen Vereins
Reichenbach zahlreich beteiligten.
Im Auftrage der Verbandsleitung sprach Herr Stadtvermes-
sungsassistent Schweisfurth-Elberfeld über: „Wie
müssen sich die Vermessungstechniker zur
Erreichung ihrer Ziele organisieren?" Aus-
gehend von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart,
beleuchtete der Vortragende die Notwendigkeit des engen Zu-
sammenschlusses aller Berufsstände und bezeichnete es als
Pflicht jedes einzelnen, sich über diese Verhältnisse zu orientieren.
Typisch für die Zustände, wie sie sich entwickelt haben, sei
das jedem Kollegen bekannte Vorgehen des Reichsmarineamts.
Es habe sich hier wiederum gezeigt, wie notwendig eine freie
Organisation aller technischen Angestellten und Beamten ist,
die als Glied eines großen wirtschaftlichen Interessenverbandes,
genügende Machtmittel besitzt, um ihre Forderungen durch-
zusetzen und gegebenenfalls unsoziale, den Zeitverhältnissen
nicht angepaßte Vertragsbestimmungen zurückzuweisen. Der
Deutsche Techniker- Verband hat mit seinem Beschluß, die
Techniker des Reichsmarineamtes im Entlassungsfalle zu unter-
stützen, gezeigt, daß er nicht nur seine Hauptaufgabe in der
Wahrnehmung der sozialen und wirtschaftlichen Besserstellung
aller deutschen Techniker sieht, sondern daß er auch in der
Lage ist, diese berechtigten Forderungen mit dem nötigen
Nachdruck zu vertreten.
Nachdem der Redner die auf dem Stuttgarter Verbandstage
neugegründete Gruppeneinteilung des Verbandes erläutert hatte,
behandelte er im "besonderen die Forderungen der Vermessungs-
techniker. Hierzu gehöre in erster Linie die Gründung von
Fachschulen, die zweckmäßig an staatliche Baugewerkschulen
anzugliedern sind. Arbeitgeber und Behörden haben ein Inter-
esse an gut ausgebildetem technischen Personal, weshalb der
einzelne darauf angewiesen ist, sich eine gute allgemeine Fach-
ausbildung anzueignen. Von der Spezialisierung ist auch das
Vermessungswesen nicht verschont geblieben. Sie führt aber
sehr oft zur Einseitigkeit. Darunter leidet natürlich die Frei-
zügigkeit, die in der Ausnutzung des einzelnen zry alleinigen
Vorteil des Arbeitgebers Ausdruck findet. Wenn auch vielfach
erfahrene und maßgebende Herren des Vermessungswesens sich
für eine bessere Ausbildung der Vermessungstechniker erklärt
haben, hatten bisher die eingereichten Petitionen keinen Erfolg.
Es ist zu bedauern, daß der Deutsche und Sächsische Geometer-
Verein und ebenso auch andere Fachvereine der vereideten
Landmesser unsere Forderungen nicht unterstützen. Die Ver-
messungstechniker müssen aber trotzdem auf Grund ihrer prak-
tischen Erfahrungen dazu beitragen helfen, daß das große
Reformwerk im Vermessungswesen nicht auf einseitige, egoisti-
sche Interessen zugeschnitten wird, sondern daß die Hoch-
und Mittelschultechniker gemeinsam in geachteter Stellung alle
die Aufgaben erfüllen, die auch immer der Kulturfortschritt an
sie stellen mag. Der von verschiedenen Seiten des Landmesser-
standes erhobene Anspruch, alle Arbeiten, die der niederen
Geodäsie einbegriffen, nur den Hochschülern vorzubehalten,
muß scharf bekämpft werden. Es widerspricht auch dem Be-
streben jener Herren, die eine höhere Vorbildung und volles
akademisches Studium für den Landmesserberuf fordern. Be-
zeichnend ist auch die Art des Deutschen Geometer-Vereins,
der ein Schreiben des Deutschen Techniker- Verbandes Vi Jahre
unbeantwortet ließ und dann erklärte, jener Frage erst nach
Erfüllung der eigenen Interessen seines Standes näher treten
zu können. Dieser Standpunkt kann aber nicht aufrecht er-
halten werden, denn bei der Durchführung der auch von jener
Seite gewünschten Reform des ganzen Vermessungswesens kann
nur die Wirtschaftlichkeit den Ausschlag geben, die aber zweifel-
los nach einer geeigneten Zweiteilung der Vermessungsarbeiten
drängt. Ebenso können bei der bevorstehenden allgemeinen
Verwaltungsreform nur ökonomische Gründe ausschlaggebend
sein. Die Verstaatlichung des gesamten Vermessungswesens
wird vom Verein selbständiger, in Preußen vereideter Land-
messer vielfach erörtert und mit der Ueberfüilung des Berufes
begründet. Es ist selbstverständhch, daß bei allen diesen
Reformen der Landmesser und der Vermessungstechniker an
den richtigen Platz gestellt werden muß. Beide Berufsstände
werden dann zweifellos an Achtung gewinnen. Nicht durch
übertriebenes Standesbewußtsein können die Fragen gelöst
werden, sondern einzig durch wirtschaftliche Erwägungen lassen
sich beiderseits befriedigende Resultate erzielen.
Weiter sind die Vermessungstechniker an der Beseitigung
der Konkurrenzklausel, der Regelung der Arbeits- und Urlaubs-
zeit, Alters- und HinterbliebLnenversorgung und anderes mehr
ebenso stark interessiert wie die Masse der übrigen Techniker.
Das System der Großbetriebsbildung, in dem alle Techniker
nach einem Schema behandelt werden, ist auch unserem Beruf
nicht fremd gebiic'.)en. Die Hebung des Technikerstandes er-
fordert Solidarität aller Techniker, und deshalb haben auch
die Vermessungstechniker zum großen Teil den Deutschen
Techniker-Verband als die allein richtige Interessenvertretung
des Technikerstandes erkannt und ihm sich angeschlossen.
In der Diskussion wurden die Ausführungen des Kollegen
Schweisfurth allseitig anerkannt. Sie werden sicherlich dazu
beitragen, daß der Organisationsgedanke zum Wohle des ganzen
Berufsstandes und des D. T.-V. weiter verbreitet wird. tz.
Bezirksverwaltun^en
Dresden. Von der Wanderversammlung des
D. T.-V. Dresden 1911 haben wir noch eine Anzahl vom
vorbereitenden Ausschusse herausgegebene Festschriften'
und Beschreibungen der Reisewege von der sächsischen
Grenze nach Dresden übrig. Die Festschriften haben künst-
lerischen Wert, die Reisebeschreibungen enthalten für den
Techniker wissenswerte Angaben.
Gegen vorherige Einsendung von 50 Pf. für Festschrift
und 20 Pf. für Reisebeschreibung in Briefmarken an Herrn
Vermessungsassistent Arno Martin, Dresden-A., Schumann-
straße 58 1, übersenden wir jedem diese Sachen postfrei. Wir
bitten um gefällige Abnahme.
Kurhessen-Waldeck. Am 13. August d. J. findet eine Be-
sichtigung der Edertalsperre, veranstaltet vom Techniker-Verein
Marburg, statt, die sehr interessant zu werden verspricht. Die
Edertalsperre umfaßt 217 000 000 cbm Inhalt und ist gegen-
wärtig die größte Talsperre. Eine Besichtigung dieses kolossalen
Bauwerkes unter fachmännischer Führung ist sehr zu empfehlen
und werden sämtliche Herren Kollegen mit ihren Damen hierzu
freundlichst eingeladen und um zahlreiche Beteiligung gebeten.
Treffpunkt in Wabern 8.56 Uhr vormittags.
Niedersachsen. Br.-A. : H. Kahn, Hannover, Hartmannstr. 2.
Unsern Zweigvereinen und Einzelmitgliedern geben wir hiermit
unsern jetzigen Vorstand bekannt mit der frdl. Bitte, alle Schrift-
stücke an unsern Vorsitzenden, Koll. Herrn. Kahn, Hannover, Hart-
mannstraße 2, zu richten. Herm. Kahn, Vorsitzender, Hannover,
Hartmannstr. 2. G. Schatz, Schriftleiter, Hannover, Husaren-i
Straße 43. G. Hübel, Kassierer, Hann.-Rickhngen, Nordfeldi
Straße 2. J. Howahrde, Vertreter der Gruppe A, Hannover,
Baumbachstr. 1. Fr. Hermenau, Vertreter der Gruppe B, Han-
i'.over, Bultstr. 8. C. Bender, Vertreter der Gruppe C, Hannover,
Robertstr. 20. J. Goldbach, Vertreter der Gruppe D, Han-
nover, Jacobistr. 29,
Zwei^vereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-A.: F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Str. 9. — Samstag, 5. August, abends 9 Uhr,
Monatsversammlung im Vereinslokal „Berliner Hof". Tages-
ordnung: 1. Verlesung der Protokolle der letzten Versamm-
lungen. 2. Bekanntgabe der Eingänge und Beschlußfassung
darüber. 3. Vorbereitungen betr. des Schülervortrages am
12. August 1911. 4. Referat eines Kollegen über die Vor-
kommnisse im Reichsmarineamt. 5. Verschiedenes und Bei-
tragszahlung. — Samstag, 12. August, zwanglose Zusammen-
kunft im „Berliner Hof" (Restaurationszimmer). Wir ersuchen
alle Mitglieder, die Versammlungen recht zahlreich zu besuchen.
Altona. Techniker-Verein. Außerordentliche Haupt-
versammlung am Mittwoch, 9. August, abends 9 Uhr, in Peter-
sens Hotel, Altona, Königstr. 188. Tagesordnung: Beschluß-
fassung über die Angelegenheit der Techniker in den Betrieben
des Reichsmarineamtes.
Amberg. Techniker- Verein. Vrs. und Br.-Adr. : Hans
Fischer, Amberg, Georgenstraße 8. Die am 4. Juli ds. Js.
stattgefundene Generalversammlung im Vereinslokal hat folgende
Neuwahlen zu verzeichnen: Als I. Vorstand Herr Hans Fischer,
Bauführer, als I. Schriftführer Fritz Amschler, Bauführer. Ab
512
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Hell 32
1. Juli finden alle Monatsversammlungen jeden 1. Dienstag im
Monat im Gasthof zum goldenen Löwen statt.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversamm-
lung findet am Donnerstag, 10. August, abends 9 Uhr, in den
Industrie-Festsälen, Beuthstr. 20, statt. Vortrag des Herrn Dr.
A. Günther, Privatdozent der Staatswissenschaften an der
Universität Berlin: Marinetechniker gegen Reichs-
marineamt.
Erfurt. T e c h n i k e r - V e r e i n. In der Versammlung
vom 7. ds. Mts. wurde der Vorstand des Vereins wie folgt neu
gewählt: 1. Vorsitzender (gleichzeitig Briefadresse) Wilh. Nau-
mann, Arch., Karthäuserring 8, II. Vorsitzender Otto Herrling,
Maurermstr., I. Schriftführer Max Czekallo, Ing., II. Schrift-
führer Arthur Fletsch, Stadtbauass., I. Kassenwart Paul Wuttke,
Stadtbauass., II. Kassenwart Alb. Rößner, Ing., Büchervvart
Heinr. Niemand, B,-Techn., I. Beisitzer Max Ehrhardt, B.-Techn.,
II. Beisitzer Hugo Röhrborn, Eisenbahn-Techniker.
Frankfurt a. AI. Technischer Klub. Sonntag den
13. August, nachmittags 3 Uhr, unter technischer Führung: Be-
sichtigung der MüUverbrennungs- und Klärbecken-Anlagen. Sam-
melpunkt nachmittags 2Vo Uhr vor Cafe Milanie in Niederrad.
Nach der Besichtigung Spaziergang durch den Wald nach der
Unterschweinstiege. Zurück mit der Waldbahn. — Donnerstag,
17. August, abends 8V2 Uhr, im Klublokal Restaurant Haerle,
GoethestraI3e 10 I : Diskussionsabend. — Donnerstag, 24. Aug.,
abends 81/0 Uhr, im Kiublokal: Vorstandssitzung. Ferner finden
in den näclisten Wochen einige gesellschaftliche Ver?|nstaltungen
statt. Wir verweisen auf unser Verkündigungsblatt Nr. 7. Das
Bücherverzeichnis unserer Bibliothek kann an den Vereins-
abenden eingesehen und Bücher durch unseren Bibliothekar
Herrn Kann entnommen werden. Wohnungsänderungen bitten
wir dem Klubvorstand baldmöglichst mitzuteilen. Zu allen un-
seren Veranstaltungen sind dem Verbände noch fernstehende
Kollegen stets willkommen.
Helgoland. Techniker-Verein. Anläßlich der Kün-
digung der Marinetechniker im Bereich der Marineintendanturen
Kiel und Wilhelmshaven veranstaltete der hiesige Techn. -Verein
am 27. Juli eine Versammlung, zu der alle Mitglieder des Ver-
eins, sowie auch Gäste erschienen waren. Von der Leitung
des D. T.-V. war Herr Kaufmann, Berlin, erschienen,
der in seinem Referat die Kündigung der bisherigen Dienst-
verhältnisse der technischen Angestellten, die Folgen, die sich
hieraus ergaben, und den neuen Privatdienstvertrag erörterte,
sowie unsere Stellung zu diesem Vertrage usw. darlegte. In
der Versammlung wurde hervorgehoben, daß das Reichsmarine-
amt jegliche Verhandlungen mit dem D. T.-V. in dieser An-
gelegenheit abgelehnt hat. In Anbetracht dieser Verhältnisse
wurde erklärt, den Deutschen Techniker-Verband als berech-
tigten Vertreter, besonders auch der bei Behörden beschäftigten
und im Verband organisierten Techniker anzusehen, und folgende
Resolution angenommen:
„Die heute in Janssens Hotel zu Helgoland versammelten
Techniker beschließen einmütig, dafür einzutreten, daß der
Deutsche Techniker-Verband als berechtigter Vertreter bei allen
Angelegenheiten der technischen Angestellten von ihren vor-
gesetzten Behörden anerkannt wird und daß in Zukunft die,
einzelne Technikerkategorien betreffenden Maßnahmen nur
durch den Deutschen Techniker- Verband geregelt werden."
Karlsruhe. Technischer Verein. Am 4. Juli ds. JsL
fand satzungsgemäß unsere halbjährliche Generalversammlung
statt, bei welcher der II. Vorsitzende, der 1. Schriftführer und der
Kassier satzungsgemäß aus dem Vorstande ausschieden. Die
Wahl der neu zu besetzenden Vorstandsstellen ergab als II. Vor-
sitzenden Herrn Friedrich Mußler, Karlsruhe, Scheffelstraße 34,
als I. Schriftführer Herrn Arno Arnold, Karlsruhe, Karlstr. 80
und als Kassier Herrn Gustav Koch, Karlsruhe, Herrenstraße 20.
Außerdem wurde für Herrn Koch, der bisher das Amt des
Bibliothekars bekleidete, Herr Walter Gebhardt, Karlsruhe, Jolly-
straße 16 als Bibliothekar gewählt.
Offenbach a. AI. Technischer Verein. Am Sonntag,
20. August, findet in Frankfurt a. M., Restaurant „Zum Storch'',
vormittags 9 Uhr, eine außerordentliche (erweiterte) Sitzung des
Gesamtvorstandes der Mittelrheinischen Bczirksverwaltung statt
mit der Tagesordnung: „Die Verbandspolitik auf Grund des
Stuttgarter Programms und die neuzeitliche Tätigkeit der Ver-
bandsleitung". Wir berufen daher auf Dienstag, 8. August,
abends 8V2 Uhr, im Hotel „Kaiser Friedrich" eine außerordent-
liche Generalversammlung ein, zu deren Besuch wir unsere
Mitglieder verpflichten und die am Orte wohnenden Einzel-
mitglieder höfhchst einladen. Tagesordnung: 1. Geschäftliches.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bericht über die verschiedenen
Sitzungen des geschäftsführenden Vorstandes der M. B.-V.
4. Stellungnahme zur Tagesordnung der Gesamtvorstandssitzung
der M. B.-V. 5. Wahl der Delegierten. 6. Somnierausflug.
7. Verschiedenes.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg» Berliner Str. 104. Br.-A. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten AAittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. — Zur Unterstützung der in
Kiel und Wilhelmshaven gemaßregelten Kollegen hat der
Deutsche Techniker-Verband Solidaritätsmarken herausgegeben.
Es ist Pflicht eines jeden Kollegen, mindestens eine Marke
zu kaufen. Unsere Mitglieder können diese Marken durch Koll.
Leipziger beziehen. Wir ersuchen (alle Kollegen, umgehend durch
Kauf solcher Marken die" Kieler und Wilheimshavener Kollegen
mit zu unterstützen. Die Marken sind erhältlich zu 1, 2 und
3 M das Stück. Die Beträge bitten wir schnellstens porto- und
bestellgeldfrei an Koll. Leipziger abzusenden, wofür dann den
Kollegen die betreffenden Marken zugehen werden.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Freitag, 11. Aug., abends ^ 2^ Uhr, im Ver-
einslokale Gewerbehaus, Ostra-Allee, Monats-Hauptversammlung.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Verschiedenes. 4. Fragekasten. Reger Besuch der Monats-
Hauptversammlung ist nicht nur erwünscht, sondern dringend
notwendig im Interesse des Vereins. Außerdem bittet unser
Kassierer um pünktlichere Begleichung der Beiträge.
Staatstec h n i k e r.
Landes verein Mittl. Säclisischcr Eisenbahn-
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekrctür K. Tranun. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Mitt-
woch, 9. Aug., abends 8 Uhr, Versammlung mit Festvortrag im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze. Näh. d. Rundschreiben.
Zum Konflikt
mit dem Reichsmarineamt
erfahren wir, während diese Zeilen in Druck gehen, zu-
gleich als Ergänzung unseres Leitartikels folgendes: Der
einmütige Beschluß der Marinetechniker, am 31. Juli ihren
Dienst zu verlassen, hat die erfreuliche Wirkung ge-
zeitigt, daß die Kieler Behörden den von uns ausgearbei-
teten Dienstvertrag in letzter Stunde angenommen haben.
Zunächst gab es noch ein Feilschen um jenen Paragraphen,
der von der Kündigung bei Krankheit handelte, dann
aber traf bei uns die Nachricht ein, daß der Vertrag in
seinem ganzen Umfange als nunmehriger Dienstvertrag
anerkannt wird.
Nicht ganz so leicht scheint, wie wir zur Stunde über-
sehen können, der Vertragsabschluß nach unserem Muster
in Wilhelmshaven von statten zu gehen. Aber auch dort
gehen wir 'mit Zuversicht in den Kampf, denn die Kollegen
versicherten, nur unter Vollziehung des Vertrages nach
unserem Muster länger im Dienst bleiben zu wollen.
Das, was wir als Hoffnung im Leitartikel aussprachen,
hat sich schnell verwirklicht. Die Solidarität der Kollegen
und die Schtagfertigkeit unseres Verbandes haben zum
Siege geführt. Das Nachgeben des Reichsmarineamts
ist ein bemerkenswerter Erfolg, der allen, auch den Letzten
unter uns die Notwendigkeit und den Nutzen der Orga-
nisation vor Augen führen sollte. In der Siegesfreude
aber wollen wir nicht vergessen, daß neue Kämpfe in
jeder Stunde uns bevorstehen können und die Siegesfreude
sollte uns darum veranlassen, jetzt für unseren Kriegsfonds
doppelt beizusteuern. Heute waren es die Angestellten
eines Staatsbetriebes und morgen schon können die Privat-
angestellten vom gleichen Schicksal betroffen sein.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 33 Schriftleitung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 12. AugUStlOll
Inhalt: Zum Konflikt mit dem Reichsmarineamt — Ausgewählte Kap tel aus der Feuerungsiechnik — W rtschaftspol.tik und Sozialpo'itik - Der Ha'isabund — Der orgai -
satorische Wert der Geselligkeit - Standesbewegung - Schulfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Zum Konflikt mit dem Reichsmarineamt
Mit hoffnungsvollen Worten schlössen wir den Leit-
artikel der letzten Nummer, in dem wir unseren Lesern
über den Stand des Konfliktes mit dem Reichsmarineamt
berichteten. Die Energie, die aus den Beschlüssen sprach,
die Arbeit einzustellen, wenn die Verträge nicht verbessert
würden, mußte jeden von uns mit außerordentlicher Freude
erfüllen. In diesem Kampfe konnten wir der Sympathie
unserer Mitbürger in weitestem Sinne sicher sein. Die
beiden Versammlungen, die in Kiel und Wilhelmshaven
unter großer Teilnahme der Bürgerschaft stattfanden, gaben
uns hiervon den Beweis. Der Abgeordnete Struve unter-
strich in der Kieler Versammlung noch einmal, daß der
Konflikt nicht durch uns entstanden sei, sondern vom
Reichsmarineamt sei uns der Kampf aufgezwungen
worden. Der Abgeordnete rief den Technikern zu, daß
kein honoriger Techniker sich finden möge, dem Reichs-
marineamt unter den angebotenen Verträgen Arbeit zu
verrichten. Wenn noch etwas besonders geeignet war, den
kämpfenden Kollegen ihren Mut zu steigern, dann war es
die alle Erwartungen übertreffende Opferfreudigkeit der
Kollegen im Reiche. Ging beim Ausbruch des Kampfes
ein Sturm der Entrüstung durch unsere Reihen, so folgten
der Ausschreibung unserer Sammlung die Taten. Mancher
begeisterte Brief gelangte in unsere Hände, der Zeugnis
von der Zusammengehörigkeit aller Techniker gibt, deren
wir uns immer erinnern werden, wenn es gilt, eine gleiche
Aktion durchzuführen.
Und doch wollen wir uns nicht verhehlen, daß die
erste Aktion an dieser Stelle besondere Gefahren in sich
bergen mußte. Die Mehrzahl derer, die aus ihrer Stellung
scheiden wollten, schieden nicht aus einer beliebigen Ar-
beitsstelle,. sondern aus einem Amte; entstand doQh der
Konflikt dadurch, daß ihr Beamten Verhältnis in ein
Privatdienst Verhältnis umgewandelt werden sollte.
Die Mehrzahl von ihnen wähnte sich auch im Kampfe als
Beamte mit all ihren Rücksichten und Verpflichtungen ihrer
Behörde gegenüber. Es war deshalb nicht das durchschnitt-
liche Menschenmaterial, mit dem gekämpft werden sollte,
sondern wir müssen gestehen, daß in diesem Kreise noch
manch besondere Hindernisse zu überwinden waren. Wenn
trotzdem die Einmütigkeit erzielt wurde, so freuen wir
uns, weil die Einmütigkeit des Beschlusses ein Dokument
für das Fortschreiten des Organisationsgedankens darstellt.
Wir wollen der Hoffnung Ausdruck geben, daß auch
beim Staatssekretär, Herrn von Tirpitz, bei unseren Be-
hörden überhaupt mit diesem Konflikt das Verständnis für
die Bedeutung der Organisation und ihre gerechte Würdi-
gung gewachsen ist.
Wenn wir den weiteren .Verlauf des Kampfes über-
blicken, so ist ohne Zweifel festzustellen, daß Herr von
Tirpitz seinen ablehnenden Standpunkt hat verändern
müssen, denn wozu er ursprünglich nicht bereit war, in
friedlicher Verhandlung mit dem Deutschen Techniker-
Verbände die Lage der Techniker zu erörtern, dazu hat er sich
bereitfinden müssen, unter dem Druck derselben Organisation.
In der letzten Nummer bereits kündigten wir in einem
Nachsatz an,^ daß die Kieler Behörden versprochen hätten,
den von uns ausgearbeiteten und von jedem einzelnen
Techniker seiner Behörde vorgelegten Dienstvertrag an-
zuerkennen, so daß die Arbeitsniederlegung dort nicht zu
erfolgen brauchte. Während man noch in Kiel über die
Kompetenz und die Form der Zusage verhandelte, lief aus
Wilhelmshaven die Nachricht ein, daß der Staatssekretär
bekanntgegeben habe, den Konflikt damit zu entscheiden,
daß man den Technikern freistellen solle, zwischen dem
alten Dienstvertrag und einem neuen Privatdienstvertrag
zu wählen. Auf diese Zusage hin traten die Techniker
wieder in ihre Stellung ein. Das ist der Erfolg, der auf
das erste energische Vorgehen sich erzielen ließ.
Wir verhehlen uns nun nicht, daß auth das alte Dienst-
verhältnis kein glückliches war, denn wir wissen, daß
die Klagen auch unter den alten Verhältnissen sich von
Jahr zu Jahr mehrten. Der Schwerpunkt der kommenden
Zeit muß darum der sein, den Privatdienstvertrag, den ein
großer Teil vorziehen wird, durchaus und sofort in unserem
Sinne zu gestalten und wir zweifeln nicht, daß eine Rück-
wirkung auf das Beamtenverhältnis eintreten wird. Ge-
lingt uns dies, dann können wir von der Aktion behaupten,
daß sie einen Sieg bedeutet und ihre Früchte auch weiterhin
zeitigen wird.
Das Ressort des Herrn von Tirpitz zeigt in bezug auf
Personalfragen keine große Klarheit und man vermißt auch
den großen Zug, der einem solchen modernen Ressort
eigentümlich sein müßte. Man erinnert sich unwillkürlich
der Lehren des Kieler iWerftprozesses und wünscht das
Vordringen kaufmännisch-technischen Geistes gegenüber
dem militärisch-bureaukratischen. Die Werfthilfs-
techniker sind mit ihren Forderungen seither auch
immer abgewiesen worden und man kann es ihnen nicht
verdenken, wenn auch sie beunruhigt werden durch die
Pläne des Staatssekretärs. Die Umwandlung von Beamten-
stellen in solche mit Privatdienstvertrag war keine zufällige
Erscheinung, sondern ist symptomatisch für das Ressort
des Herrn von Tirpitz. Die Höhe des Pensionsfonds
bedrückt Herrn von Tirpitz und ihn will er entlasten.
Das geschieht nun nicht dadurch, daß er die Pensionier-
ungen ins Auge nimmt, die ungeheure iVlittel erfordern,
sondern die bescheidenen Stellungen der technischen Be-
amten sind ihm gerade recht, mit seiner Reform zu be-
ginnen. Aus Friedrichsort verlautet, daß für den
514
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 33
nächsten Etat Stellen für Konstruktionsmechaniker, die
durch Deckoffiziere besetzt werden sollen, beantragt wur-
den. Mit diesen soll der Druck auf die Techniker ausgeübt
werden, lieber die technische Zweckdienlichkeit dieses
Verfahrens wollen wir uns heute nicht unterhalten, son-
dern nur feststellen, daß damit nicht das erreicht wird,
was der Reichstag wünscht, eine Verringerung des Pen-
sionsfonds, sondern im Gegenteil eine Vermehrung! Mili-
tärischer Geist soll gefördert werden! Ist es wahr, daß
man sogar beabsichtigt, einen Mechaniker-Obermaaten ein
Jahr zu beurlauben, damit er (ein Jahr!) Technik studiere?
Daß unter solchen Umständen die Erbitterung auch in
diesem Teile des Tirpitzschen Ressorts wächst, brauchen
wir nicht zu sagen.
Doch genug für heute. Wir sehen^ daß der letzte
Kampf nur ein Vorgefecht bedeutet. Es steht noch mehr
auf dem Spiel und wir müssen auf der Hut sein, aber uns
bangt nicht davor! Wir stellen uns weiter in den Dienst
der Interessen unserer Berufsgenossen. Unsere Arbeits-
freude für diese Tätigkeit wird umso größer sein, je
größerer Anteilnahme wir aus allen Kreisen sicher sein
können.
Immer deutlicher sehen wir, daß der Kam,»)f in der
Tat kein lokaler ist, sondern daß er nur einen Teil jenes
allgemeinen Ringens bedeutet, den die gesamten An-
gestellten um Arbeitsvertrag und Arbeitsrecht zu führen
haben. Arbeitsvertrag und Arbeitsrecht!
Wir rütteln damit an Vorrechten und Vorurteilen alt ein-
gesessen in ihrer ganzen Rückständigkeit. Nicht freiwillig
wird man uns geben, was uns gebührt, sondern ein
dauerndes Fordern, Verhandeln und Kämpfen wird es sein
müssen, so lange, bis uns der Sieg winkt, unseren Stand
eingefügt zu haben als gleichberechtigten Stand ins Wirt-
schaftsleben der Gegenwart.
Diese Aussichten beleben uns, sie führen uns alle
zusammen, ihnen wird sich niemand mehr entziehen können.
Wenn Herr von Tirpitz vielleicht glaubte, unseren Ver-
band zum Schaden der Organisation ignorieren zu können,
er hat sich mit keiner Auffassung so getäuscht, wie mit
dieser. Größer werden unsere Reihen und stärker wird
die Kraft werden, mit der wir uns wehren werden. Wir
könnten den Kampf aufnehmen, weil der Idealismus, der
uns bewegt, die Mittel für den Kampf reichlich fließen
läßt und wir wissen auch, daß die Opferwilligkeit nicht
nachlassen wird nach der ersten Etappe, die hinter uns
liegt. Auch diesen Bericht schließen wir deshalb mit der
Aufforderung: Spornt Eure Opferfreudigkeit
von neuem an,sammelteifrigfürden Krieg s-
fonds,damitwirgerüstetsindundmitEhren
alle Kämpfe der Zukunft bestehen können!
Ausgewählte Kapitel aus der Feuerungstechnik
Von Doktor-Ingenieur GEORG HERBERG, Halle a. S.
(Schluß.)
IX*) Mechanische Feuerungen.
Der fortschrittliche Menschengeist, der stets bemüht
ist, menschliche, rein mechanische Tätigkeit durch maschi-
nelle Hilfsmittel zu ersetzen, bestrebt sich schon seit langer
Zeit, die Feuerungsarbeit maschinell ausführen zu lassen.
Die Schwierigkeiten, die sich diesem Beginnen entgegen-
stellen, lassen sich ermessen, wenn man die obengeschil-
derte Vielseitigkeit in der Stückgröße der Kohle, ihrer
Sortierung, ihren Eigenschaften beim Verbrennen usw. sich
vergegenwärtigt; denn es liegt auf der Hand, daß das
Arbeiten jeder Maschine um so leichter und gleichmäßiger
erfolgt, je gleichmäßiger der Stoff ist, den sie verarbeitet;
und in der Tat, trotz zweijahrzehntelangem Bemühen der
Technik ist es bisher noch nicht gelungen, eine Feuerung
zu bauen, die, ähnlich der Arbeit von Hand, imstande
ist, jegliches Material in gleich guter Weise zu verfeuern.
Deshalb ist auch die Anzahl der Konstruktionen, die alle
auf verschiedenen Wegen dem gleichen Ziele, nämlich
der wirtschaftlichen Verfeuerung möglichst vieler Kohlerii-
sorten zustreben, ziemlich reichlich.
Für den praktischen Betrieb kommen nur Kohlen bis
etwa 10 bis 12 cm Stückgröße zur Verwendung; darüber
hinaus geht man nicht aus Gründen der Zweckmäßigkeit,
um ein gut und gleichmäßig bedecktes Feuer, ohne zu
große Lücken für Luftdurchtritt zu erhalten. Nach unten
zu ist die Größe der Kohlen nicht begrenzt.
Feuerungskonstruktionen, welche Kohlen aller prak-
tisch vorkommenden Größen störungsfrei verarbeiten
können, gibt es nur wenige. Die meisten sind im Ver-
wendungsbereiche beschränkt auf Kohlen von geringeren
Größenunterschieden oder auf Nußkohlen allein; ja es
gab Feuerungskonstruktionen, nämlich die Kohlenstaub-
feuerungen, von d^.ien einzelne Apparate heute noch ar-
beiten, für welche die Kohle besonders gemahlen wurde.
Dieser gemahlene Kohlenstaub wurde durch Walzen oder
Bürsten in den Feuerungsraum gebracht, wo er vom
natürlichen Luftzuge mitgenommen wurde und im Fluge
*) Vergl. Heft 41, 42, 46/1910; 6, 12, 24 und 29,1911.
Abb. 11
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQII
515
Abb. 12
verbrannte. Heute jedoch sind diese Konstruktionen ver-
lassen, weil ihnen eine Anzahl Mängel anhaftete; denn
man mußte erst mit bedeutendem Kraftaufwande stückige
Kohle, die man ja ebenso gut in diesem Zustande hätte
verwenden können, zermahlen und zu Staub verarbeiten.
Dieser Staub hat eine große Gefahr durch seine leichte
Explosionsmöghchkeit, er drang überall hin, verschmutzte
alles und verlegte die Kesselzüge. Zurzeit bewegen sich
deshalb aUe Feuerungskonstruktionen innerhalb eines Ver-
wendungsbereiches der Kohlen von ca. 12 cm bis herab
zur Qrusform, der Staub bleibt der Kohle beigemischt.
Folgende Anforderungen sind an alle mechanischen
Feuerungen zu stellen:
1. eine bequeme Anpassungsfähigkeit an vorhandene
Verhältnisse,
2. Betriebssicherheit, selbst beim Versagen eines Me-
chanismus,
3. wesentliche Einschränkung der Rauchentwickelung,
4. möglichste Unabhängigkeit von der Kohlensorte
und vom Heizer und
5. kein zu hoher Anschaffungspreis, damit eine Er-
sparnis trotz der Anschaffung herausspringt;
in der Tat erfüllen auch die heute maßgebenden Feuerungs-
konstruktionen mehr oder weniger diese Forderungen.
Als typisches Beispiel einer solchen mechanischen
Feuerung sei die Katapultfeuerung der Firma
J. A. Topf & Söhne beschrieben. Sie beruht auf dem
Prinzipe des Wurfes.
Die Kohle wird durch mechanische Zuführung oder
von Hand in den Trichter geworfen (Abb. 11 und 12), aus
dem sie einem Speiseapparate zurutscht, der aus einem
breiten niedrigen Schieber besteht. Bei der Bewegung
dieses Schiebers wird die Kohle vor die Wurfschaufel
gefördert. Diese wird durch eine Feder abgeschnellt,
welche in dreifach verschiedener Stärke gespannt wird,
damit die Kohle durch die verschiedene Beschleunigung,
die sie erhält, gleichmäßig alle Roststellen bedeckt. Ent-
sprechend der wechselnden Wurfweite der Kohle
wird auch die Wurfmenge vom Speiseapparate in der
Art vermittelst einer Kurvenscheibe reguliert, daß dem
weitesten Wurf die größte Kohlenmenge,
dem kürzesten die geringste zugeführt wird.
Eine große Feuertür ermöglicht in jedem Falle, den
Betrieb beim Versagen irgend eines Teiles des
Mechanismus fortzuführen. Die Wurfschaufelwelle be-
sitzt Kugellagerung, desgleichen die Unterstützungs-
säulen des Apparates, welche dazu dienen, bei Flamm-
rohrkesseln die Flammrohre von dem Gewicht der
Apparate zu entlasten. Sekundärluft-Zuführungseinrich-
tungen gestatten, durch die Schlitze der Feuertür hin-
durch und von der Rückseite des Apparates aus im Be-
darfsfalle weitere Verbrennungsluft zuzuführen. Die
Durchgangsöffnungen sind so bemessen, daß Kohlen bis
zu ca. 10 bis 12 cm Stückgröße verfeuert werden können,
dabei läßt sich die Kohle in verschiedener Sortierung bis
herab zu kleinster Form verwenden. Der Kraftbedarf pro
Apparat beträgt ungefähr Vi PS. Der gesamte Antriebs-
mechanismus ist in einem geschlossenen gußeisernen
Kasten untergebracht, so daß er schädlichen Eingriffen
von außen und Verschmutzungen nicht ausgesetzt ist.
Der Antrieb des Speiseschiebers wird durch Stirnräder
und Kurvenscheibe, der Antrieb der Wurfschaufel durch
Daumenrad bewirkt. Alle Teile sind mit zweckmäßigen
Schmiervorrichtungen versehen. Die Regulierung der
Kohlenmenge geschieht durch Stufenscheibe, Reguher-
schieber und Verstellbarkeit im Mechanismus. Der Apparat
läßt sich an sämtlichen Kesseltypen anbringen und erhält
dann verschiedene Grundplatten und Ausführungsformen,
wie aus Abb. 12, 15 und 17 zu ersehen ist.
Wie sich der Betrieb mit mechanischen Feuerungen
gegenüber Handfeuerungen gestaltet zeigen die beigefüg-
ten Kohlensäure-Diagramme (Abb. 13 und 14). Bei Hand-
feuerung wechselt der Kohlensäuregehalt sehr stark, steigt
nach jeder Beschickung mit frischem Brennmaterial an,
nimmt langsam auf den niedrigsten Wert ab, bis sich das
Spiel bei jedem Aufwerfen wiederholt. Das Diagramm
erhält ein zerrissenes Aussehen. Bei mechanischem Be-
triebe dagegen bleiben die Verhältnisse gleichmäßiger, der
Kohlensäuregehalt schwankt nur in geringen Grenzen und
da infolge des seltenen Oeffnens der Feuertür das Ein-
ziehen schädlicher Verbrennungsluft fortfällt, ist auch der
durchschnittliche Kohlensäuregehalt höher wie bei Hand-
516
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 33
Kohlensäure- Diagramme
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Abb. 13. Handbeschickuiig
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Abb. 14. Mechanische Rostbeschickung
feuerung. Abb. 15 zeigt die Katapultfeuerung für Ruhr-
und Saarkohlen (Nuß) in Verbindung mit drei Wasserrohr-
kesseln von je 235 qm Heizfläche und 4 Atm. Druck in
der Spinnerei am Stadtbach in Augsburg. Die Kohle wird
durch Karren von der erweiterten Laufbühne aus in die
Trichter geworfen.
In Abb. 16 ist das eine der beiden Kesselhäuser der
Baumwollspinnerei Schmidt in Amerika bei Penig i. Sa.
dargestellt, woselbst insgesamt sechs Zweiflammrohrkessel
von je 108 qm Heizfläche und 4 bis 6 Atm. Druck mit
12 Katapultfeuerungen ausgerüstet sind. Die Kohle wird
von Hand eingeworfen ; es werden Steinkohlen (Nuß)
gemischt mit Braunkohlenbriketts verfeuert.
Abb. 17 gewährt einen Blick auf die Bekohlungs- und
Feuerungsanlage der Zuckerfabrik Laun; Böhm. Braun-
kohlen, Nußkohlen und Förderkohlen kommen zur Ver-
wendung. Die Trichter besitzen offene Schlitze zur Be-
obachtung des Kohlendurchfalles. Vor den Trichtern
liegt die gemeinsame Antriebswelle. Es sind 10 Tisch-
beinkessel zu je 204 qm Heizfläche und ein Wasserrohr-
kessel von 204 qm Heizfläche mit insgesamt 22 Apparaten
ausgestattet.
Die mechanischen Feuerungen können ohne wesent-
liche Betriebsunterbrechung angebaut werden.
Aus einigen neueren Versuchen mit mechanischen
Feuerungen „Katapult" mögen die Hauptzahlen Erwäh-
nung finden.
Firma
Sclilegel Brauerei
A.-G. Bochum
Ballhorn's Bierbr.
A.-G. Braunschweig
Kesseltyp und qm
Rostfläclie pro Kessel qm
Kesseldr., atm.Ueberdr.
Vorwärmer, qm
Heizwert u. Kohlensorte |
2Zweiflk.äl21,lqm
3,6
9,5
7313 WE. Westf.
Steinkohle. Nuß
1 Zweiflk. ä 100 qm
3,4
9,6
96,0
7690 WE.
Wasservei brauch qm/Hzfl.
und Stunde 7,„„ "C
Wassertemperatur "C
Rostbeanspruch, kg qm St.
17,65 kg
28,4
67,6
22,47
52° vord. Vorwärm.
104° hint. d. Vorw.
67.8
Verdampfung kg;°/,„„ "
Dampftenip. hinter Ueberh.
Abgastemperatur "C
Zugstärke hint.d.Kess. mm
CO., Gehalt der Abgase
CO^+O, Geh. d. Abgase 7,
8,77
286
8,5
12,3
19,15
9,54
224 oc
1 322° am Kesselende.
1 169 ° hint. d. Vorw.
13,8
10,3
19,10
Nutzeffekt 7«
Abgaseverhiste "'^
Versuch vorgenommen von
76,3
15,0
Karrer& Liepe, Frkf.
a. M., Zivil-Ing.
79,01
9,16
Dampfk.-Rev.- Verein
Braunschweig
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
517
Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik — Der Hansabund
.Von Dr. A. Q ü n t h e r.
Eine häufig wiederholte Anschauung setzt Wirtschafts-
politik und Sozialpolitik gleich; ihr erschöpft sich das
Interesse des Arbeitnehmers im Arbeitsvertrag, sein Inter-
esse an der Produktion beginnt erst mit der Verteilung
des Produktionsgewinnes. Daß marxistische Gedanken-
gänge in dieser Richtung verlaufen, daß die Arbeiter-
Organisationen wenigstens formell auf diesem Boden
stehen, ist bekannt. Es fragt sich, ob er auch für die
unabhängige gewerkschaftliche Pohtik der Angestellten-
verbände die Basis abgeben muß.
Vorausgeschickt sei das uneingeschränkte Anerkennt-
nis: Die Sozialpolitik ist für unsere Organisation das
Primäre und Nächstliegende. Die Zeit paritätischer Politik
ist endgültig vorbei, der Gegensatz zwischen Arbeitgeber
und Arbeitnehmer als den Kontrahenten im Arbeitsvertrag
liegt so klar auf der Hand wie der Gegensatz zwischen
Vermieter und Mieter im Mietvertrag, jener von Rohstoff-
produzenten und Weiterverarbeiter im Lieferungsvertrag.
Niemand wünscht etwas anderes als ausg^esprochene Inter-
essentenpolitik, die, wenns not tut, auch rücksichtslos sein
kann.
Aber gerade die Gleichstellung des Arbeitsvertrages
mit dem Warenlieferungsvertrag, — sie veranlaßt, noch
einmal die Politik derer anzusehen, die, als Gegner bei
diesen Warenverträgen, ihre Sonderinteressen haben und
die es bisher doch stets noch verstanden haben, bei Fragen
gemeinsamen Interesses am gleichen Strang zu ziehen.
Der Hansabund ist die jüngste und zunächst erfolg-
reichste Organisation dieser Art. Die beiden Antipoden,
Zentralverband der Industriellen und Bund der Industriellen,
also die Vertreter der hochschutzzöUnerischen schweren In-
dustrie und der — gewiß nicht grundsätzlich freihänd-
lerischen, aber doch handelspolitisch weit maßvolleren —
Stufen der Weiter- und Fertigfabrikation, fanden sich zu
gemeinsamen Aktionen zusammen, neben ihnen maß-
gebende Kreise des Handels, des Handwerks und der
Angestellten. Es war eine buntgemischte Gesellschaft,
in der neben Rießer, Knobloch und Thissen (58 er Ver-
ein), Tille, Rötger und Kirdorf wirkten. Manchen waren
die Namen der letzteren die eigentlich programmatischen
des neuen Bundes, mancher lehnte ihn deshalb als eine
Neuauflage des Zentralverbandes auf wirtschaftlichem, C :s
Reichsvc-bands gegen die Sozialdemokratie auf politischem
Gebiete ab.
Für die rechtsstehenden Kreise des Hansabundes fiel
Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik zum guten Teil zu-
sammen, sogut wie für die marxistische Arbeiterschaft.
Der Zentralverband wird, um mit einem richtigen Wort
des „Soziale Bewegung" überschriebenen Artikels in Nr. 27
der D. T.-Z. zu operieren, „den Kampf immer wieder auf
das soziale Gebiet verlegen wollen". Er will durch soziale
Ausnahmegesetze die Position des Arbeitgebers in der
Rohstoff- und Halbzeug-Industrie stützen, das Herrschafts-
verhältnis, die sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen und
die gelben Vereine konservieren. Was das enfant terrible
dieser Kreise, Alexander Tille, mit verblüffender Rück-
sichtslosigkeit ausspricht: vielen ist es ihr soziales Evan-
gelium, gemischt aus Uebermenschenkult und einer sehr
praktischen Moral, die den gelben Arbeiter für seinen Ver-
zicht auf freie Organisation „belohnt".
Es kam unerwartet. Der Zentralverband schied aus,
wohlwollend begleitet von der „Norddeutschen Äuge-
st
518
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 33
Abb. 16. Kesselhaus der Baumwollspinnerei Schmidt, Amerika bei Penig i. Sa.
(Z. A. : Ausgewählte Kapitel aus der Feueiungstechnik.)
meinen Zeitung", der Landbündlerpresse und einigen Or-
ganen, die den Verderb des Hansabundes unter allen Um-
ständen wünschen, selbst wenn er ihren Todfeinden, dem
Zentralverband und den Agrariern, frommt. Wir haben
mit ihnen nicht zu rechten, wir haben aber die ernste
Frage aufzuwerfen, ob die Angestellten zu dieser Oppo-
sition, die ihr Frohlocken übrigens als verfrüht betrachten
dürfte, gehören sollen.
Eine Schlußfolgerung des genannten Artikels der D.
T.-Z. gipfelt in den Worten: „Es geht eben nicht an,
Menschen, die im sozialen Leben sich sonst in Kampf-
stellung gegenüberstehen, auf einen einzigen Gedanken
dauernd zusammenzubringen." Man kann das bestreiten
und sich zur Widerlegung auf die tatsächlichen Vorgänge
der politischen Parteibildung berufen. Nicht einmal die
als ausgesprochene Klassenvertretung ins Leben gerufene
Sozialdemokratie hat es verschmäht, bis weit in die Kreise
des landwirtschaftlichen Besitzes hinein, jedenfalls aber
über die eigentlich proletarischen Schichten hinaus ihren
Besitzstand zu erweitern. Das Streben nach politischer
Macht hält sich eben nicht an die Grenzen, die durch
soziale Berufszugehörigkeit gegeben und für eine sozial-
politische Organisation selbstverständlich bindend sind. Für
alle politischen Parteien, mit Einschluß auch der sozial
besonders eifrigen linksstehenden Gruppen, gilt das gleiche
und sie werden in diesem LJebergreifen auf andere Berufs-
kreise durchaus keinen Verzicht auf ihre energische soziale
Arbeit für bestimmte schwer kämpfende Klassen sehen
wollen. So ist mit dem Willen zur Macht, der das Wesen
einer politischen Partei ausmachen muß, unmittelbar ihr
Streben nach Expansion, nach Erweiterung ihres Arbeits-
gebiets und des Personenkreises, für und mit welchem sie
schafft, gegeben; damit ist es aber ausgeschlossen, daß
eine einzige durch die Interessen einer Berufsschicht be-
stimmte Front zur völligen Orientierung in der Politik
ausreicht. Das Leben eines großen Volkes erschöpft sich
nicht in der Sozialpolitik, das muß bei aller Einschätzung
sozialer Fragen, wie sie hier wohl nicht besonders unter-
strichen werden muß, gesagt sein. Daneben steht die
Fülle der geistigen, kulturellen, künstlerischen und wirt-
schaftlichen Strömungen, für die unter Umständen ganz
andersartige Gruppierungen notwendig sind, als sie aus
den sozialen Bedürfnissen heraus geboren werden.
Eine solche rein wirtschaftliche Strömung hat
den Hansabund geschaffen. Erfolgreich hat er die von
sich abgeschüttelt, die ihn zum Werkzeug sozialpolitischer
Reaktion machen Wollten. War er mit dem Zentralverband
identisch, war seine Wirtschaftspolitik auch nur möglicher-
weise auf Hochschutzzoll und Zuchthausvorlagen' ge-
richtet, so war ein Zusammengehen der Angestelltenorgani-
sationen mit ihm Torheit und Verbrechen, selbst wenn
gelegentlich einmal gleiche wirtschaftliche Interessen be-
rührt wurden. Noch immer bezweifelten wir diese Iden-
tität; wenn je eine Erscheinung diesem Zweifel Recht
gegeben hat, so ist's der Austritt des Zentralverbandes
aus dem Hansabund. Die unnatürliche Vereinigung ist
gesprengt, eine reinliche Scheidung zwischen denen, die
deutsche Wirtschaftspolitik und denen, die industrielle
Feudalherrschaft wünschen, ist eingetreten.
Auch sonst finden wir Gegensätzliches vereinigt. In
einem Bunde fü'r Wirtschaftsreform, der der
Hansabund sein will, ist ein gleiches mindestens möglich.
Was für den Augenblick vielleicht noch Utopie ist, einer
zukünftigen Entwickelung mag es doch gegeben sein; Ein
Kooperieren dieses Bundes von Fall zu Fall mit den Ar-
beitergewerkschaften. Gewiß, manch radikal-politisches
Wort, das auf dem Dresdner Kongreß wieder, übrigens nur
selten aus dem Mund eines Gewerkschaftlers gefallen ist,
steht noch im Wege. Aber eine vielfach gleiciie Kampf-
front ist nicht wegzuleugnen imd die Ablchmmg jeder
Stichwahlparole seitens des Hansabundes hat, politisch'
betrachtet, manches Hemmnis beseitigt (nebenbei auch für
die Angestelltenvcrbändc, die politisch neutral sein wollen
und müssen). Müssen wir diese Entwickelung der Zukunft
und den unmittelbar Beteiligten überlassen: ih.re Möglich-
keit, ihre grundsätzliche Notwendigkeit ist nicht abzulehnen.
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
519
Abb. 17. Feuerungsanlage der Zuckerfabrik Laun.
(Z, A. : Ausgewälilte Kapitel aus der Feuerungjtechnik.)
Man spreche nicht von einem Verwischen der Unter-
schiede und Gegensätze, von einer verwässerten Samm-
lungspolitik (die hier übrigens immer noch berech-
tigter wäre als in einem anderen Sinn). Uns ist es um
volles Aufrechterhalten der Eigenart und Selbständigkeit
unserer Bewegung zu tun; nur wissen wir, daß uns
Aufgaben entrückt sind, zu deren Lösung eine breitere
Grundlage als die eines einzelnen Berufsstandes gehört.
Ja, man kann umgekehrt sagen: Gerade eine wirt-
schaftliche Organisation des Gewerbelebens großen
Stils, an der Angestellte, Arbeitgeber und Arbeiter
mitarbeiten sollen, setzt die differenzierte Ver-
tretung der einzelnen Berufsgruppen in ab-
geschlossenen Organisationen, setzt ihre gewerk-
schaftliche Standespolitik als notwendige Be-
dingung voraus. Denn eine energische wirtschaft-
liche Organisation kann sich wohl da, wo die
Interessen der einzelnen recht gleichmäßig liegen — wie
bei den MitgUedern des Bundes der Landwirte oder
wenigstens bei seinen Großgrundbesitzer-Mitgliedern —
auf diese einzelnen selbst stützen. Wo aber die
Gegensätze von Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorhanden
und nicht wegzudebattieren sind, da kann eine Organi-
sation, wie der Hansabund, nur die bereits organi-
sierten Berufsgruppen der Arbeitgeber und der
Arbeitnehmer zu rein wirtschaftspolitischen Aufgaben zu-
sammenfassen.
In der Korrespondenz, die der Hansabund herausgibt,
wird in Nr. 28 ein Aufsatz F. Naumanns zitiert, der sich
in aller Schärfe gegen den Zentralverband, gegen das
den Arbeiter und Angestellten bindende Wohlfahrtss3'stem,
gegen den Industrie-Feudalismus wendet. Wir halten es
für ein gutes Zeichen, wenn solch unzweideutige Worte
widerspruchslos Eingang in ein heute noch vorwiegend
von Unternehmern gelesenes Organ finden. Manche
iWandlung hat sich schon im Gefolge der Tarifverträge
bei deutschen Arbeitgebern vollzogen. Die Arbeiter-
politik des Bundes der Industriellen ist von der An-
erkennung der Arbeiterorganisationen vielleicht weniger
weit entfernt als das "Reichsmarineamt von der Anerkennung
der Technikerorganisation. Nicht blind und untätig soll
der Angestellte dem Flusse sozialer Neubildungen zu-
sehen, in der Organisation, die ihm — vielleicht nur auf
Zeit! — Vorteile verspricht, soll er wirken, selbst wenn
e* gelegentlich auch Widerstände zu beseitigen hat. Ein
Beiseitestehen kann hier nichts nützen.
Wenn aber eingewendet werden sollte, daß wir nicht
auf volles Verständnis beim Hansabund rechnen dürfen:
Volles Verständnis der Eigenart der Angestelltenorgani-
sation finden wir heute wohl nur bei uns selbst. Der
Dresdner Kongreß der freien Gewerkschaften ließ sie in
diesen Kreisen vermissen, nur eine treffliche Rede von
Robert Schmidt tat ihr Genüge, wenn sie von der Not-
wendigkeit der Anlehnung, nicht der Verschmelzung der
Angestellten- mit der Arbeiterorganisation sprach. Können
wir so den uns an sich näherstehenden übrigen Arbeit-
nehmer-Organisationen durchaus nicht vorbehaltlos folgen,
so werden wir uns selbstverständlich auch dem Hansa-
bund gegenüber freie Bahn sichern müssen. Das schließt
ein Zusammenarbeiten auf der breiten Grundlage der all-
gemeinen Wirtschaftspolitik nimmermehr aus.
Wenn Blätter, denen wir für vi^arme Vertretung un-
serer Interessen zu Dank verpflichtet sind, im Hansabund
den notwendigen Rückhalt gegen wirtschaftliche Reaktion
sehen, so dürfen wir Vertrauen hegen. Bezeichnender-
weise erinnert die Frankfurter Zeitung an frühere Grün-
dungen mit ähnlichen Zielen, wie sie sich der Hansabund
setzt, die aber ohne dauernde Wirksamkeit und letzten-
endes ohne Erfolg blieben. „Es ist das ein historisch-
wirtschaftlicher Kampf, der in Deutschland einmal durch-
gefochten werden muß : der Kampf der neuerstandenen
Produktionen gegen die alten, übermächtigen. Wird der
Hansabund diesen Kampf verstehen und ihn mit derselben
Starknervigkeit führen, mit der er ihm aufgedrungen wurde,
dann erfüllt er eine notwendige Mission."
520
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 33
Hier aber wie bei diesen früheren Gründungen
Gewehr bei Fuß stehen und nur mit einem ästhe-
tisch berechtigten Wohlbehagen die innere Geschlossen-
heit des Zentralverbandes gegen den organisatorisch
gewiß noch nicht gleichstehenden Hansabund aus-
spielen, geht nicht an; das letztere auch deshalb
nicht, weil man nicht ohne Grund von einer Krise
im Zentralverband spricht und auf das Aus-
scheiden starker Verbände (zum Beispiel des großen
Bergischen Fabrikantenvereins und der rheinischen Seiden-
industriellen) hinweist. Wohlwollende Neutrali-
tät ist das Mindeste, was die unerschrockene
Vertretung der deutschen Wirtschaftsinteressen, die wir
in dem Hansabunde von heute anerkennen, von uns
fordern kann.
Eine entscheidende Mahnung mag aber in diesem Zu-
sammenhang an den Hansabund selbst gerichtet werden:
Gewisse Beschlüsse gegen die genossenschaftliche
Betätigung, insbesondere der Beamten, haben berech-
tigte Bedenken geweckt. Wer selbst in großem Stile organi-
sieren will, kann die Organisation des Konsums und des
Wohnungswesens nicht den kleinlichen Interessen mittel-
ständiger Schichten zuhebe opfern wollen. Hier allerdings
ist ein Punkt, dessen Klärung unerläßlich für uns ist:
Mindestens muß der Hansabund allen genossenschaftlichen
Bestrebungen diejenige Neutrahtät zuwenden, die er im
übrigen sozialer Betätigung gegenüber fordert. Entspricht
er nach dieser Richtung den an genossenschaftlicher Arbeit
so sehr interessierten Angestellten und Beamten, so wird
er in ihnen Freunde finden können.
Der organisatorische Wert der Geselligkeit
Die Gewerkschaften sind Vereinigungen der Arbeit-
nehmer, d. h. der Arbeiter und Angestellten zur gemein-
samen Herbeiführung besserer Arbeitsverhältnisse. Die
Arbeitnehmer setzen sich damit in Gegensatz zu den Unter-
nehmern. Dem Prinzip nach erstreben sie einen mög-
lichst hohen Lohn für eine möglichst geringe Arbeits-
leistung: hohen Lohn bei kurzer Arbeitszeit.
Dieser ganze Gedankengang war der Ständeverfassung
des Mittelalters fremd. Zwar lassen sich Organisationen
der Lehrlinge und Gesellen schon aus der Blütezeit des
Mittelalters (vom 10. bis 12. Jahrhundert) nachweisen.
Jedoch verfolgten die Gesellen damals ihre wirtschaftlichen
und sozialen Ziele nicht gegen, sondern gemeinsam mit
den Meistern. Soweit ihre Vereinigungen in erster Linie
die Interessen der Gesellen betrafen, waren es vor allen
Dingen gesellige Interessen und dann auch Wohlfahrts-
einrichtungen wie die Kranken-, Reiseunterstützung und
Sterbekassen. Die Bruderschaften oder Gilden stellten
nach damahgem Brauch ihre Vereinigungen regelmäßig
unter den Schutz eines Heihgen und feierten dessen
Namensfest bei fröhlichem Trunk und Gesang. Daneben
gaben verschiedene wichtige Anläße im Berufsleben des
Handwerkers, wie !z. B. die Aufnahme neuer Lehrhnga
usw., willkommene Veranlassungen zu geselligen Festlich-
keiten. In West- und Süddeutschland, wo sich der Kapi-
talismus frühzeitig entfaltet hat, sind bereits schon im
Mittelalter Bewegungen der Gesellen gegen ihre Meister
vorgekommen. Auch die radikalsten Arbeiterorganisationen
haben die Geselligkeit als solche niemals verworfen. Der
grundsätzliche Kampf innerhalb der Arbeiterorganisationen
der verschiedenen Richtungen hat sich vielmehr um die
prinzipielle Bedeutung der Wohlfahrtseinrichtungen ge-
dreht. Die entschiedenen gewerkschaftlichen Organisa-
tionen haben den Wohlfahrtseinrichtungen immer nur eine
untergeordnete Bedeutung beigelegt; sie haben in ihnen
nur ein Mittel zur Erlangung des Hauptzweckes der ge-
werkschaftlichen Selbsthilfe, der Verbesserung der Arbeits-
verhältnisse gesehen. Aber auch die radikalen Gewerk-
schaften wurden durch die Erfahrung belehrt, daß sie der
Wohlfahrtseinrichtungen nicht entbehren können, um ihre
Mitglieder dauernd zusammen zu halten.
Als sich die Angestellten, zuerst die Kaufleute, dann
die Techniker zu organisieren begannen, herrschte jioch
die Anschauung von der Harmonie der Interessen der
Angestellten und der Unternehmer. In' den Kreisen der
Angestellten, ganz besonders der kaufmännischen, herrschte
damals noch allgemein die Anschauung, daß die Gehilfen-
zeit nur ein Uebergangsstadium zur späteren Selbständig-
keit sei. Um diese den Unternehmerinteressen so über-
aus förderliche Anschauung der Interessenharmonie zu
hegen und zu pflegen, beliebten es die Prinzipale ihre An-
gestellten ihre Mitarbeiter zu nennen. Damit konnte man
unbequeme Forderungen, wie die der Bezahlung von
Ueberstunden, als des Standes unwürdig zurückweisen.
Dem Standpunkt der Interessenharmonie entsprach die
paritätische Organisationsform. Es war ganz natürlich,
daß sich Prinzipale und Angestellte, solange die letzteren
in ihrer Mehrzahl die sichere Aussicht hatten oder wenig-
stens zu haben glaubten, später in die Stellung des Prinzi-
pals einzurücken, gemeinsam zur Förderung der wirtschaft-
lichen und sozialen Interessen ihres Berufs und zur besseren
Aus- und Fortbildung im Berufe zusammenschlössen.
In zahlreichen wichtigen Berufszweigen wie z. B.
namentlich im Baugewerbe waren damals die Interessen-
gegensätze zwischen Angestellten und Prinzipalen tatsäch-
lich auch lange noch nicht so groß wie gegenwärtig. Der
damals vorherrschende Typus der alten Baugewerksmeister
fühlte sich wohl in der Mehrzahl als sozial auf der gleichen
Stufe mit seinen Angestellten stehend. Das ganze Ar-
beitsverhältnis hatte einen mehr vertrauten, intimen, teil-
weise auch patriarchalischen Charakter; es war noch weit
entfernt von der Geschäftsmäßigkeit und der Rechen-
haftigkeit im kapitalistischen Großbetriebe unserer Zeit, der
über die Brauchbarkeit seiner Angestellten genau Buch führt.
Bei diesen geringen sozialen und wirtschaftlichen
Gegensätzen war ein intimerer gesellschaftlicher Verkehr
möglich, der nicht selten zu Eheschließungen zwischen
Angestellten und Prinzipalstöchtern führte. Der gesellige
Verkehr nahm in diesen paritätischen Organisationen eine
bedeutsame Stellung ein. Daneben wurden in erster Linie
die Wohlfahrtseinrichtungen gepflegt, während die Haupt-
aufgabe einer gewerkschaftlichen Organisation, die Ver-
besserung der Arbeitsverhältnisse in der paritätischen
Organisationsform nicht die ihr gebührende überwiegende,
die ganze Tätigkeit der Organisation beherrschende zen-
trale Stellung sich verschaffen konnte.
Diese paritätischen Organisationen waren vielfach ört-
lich oder bezirksweise begrenzte Vereinigungen. Sie waren
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
521
nicht zentralisiert wie unsere heutigen Gewerkschaften. In
diesem Umstände ist ein neues Motiv dafür zu erblicken,
daß sich die Pflege der Geselligkeit in ihnen besonders
gut entwickeln konnte.
Als sich nunmehr diese paritätischen Organisationen
vom Standpunkt der Interessenharmonie frei machten und
zu gewerkschaftlichen Organisationen weiter bildeten, be-
hielten sie natürlich ihre geselligen Einrichtungen bei. Und
das war gut so. Es macht einen merkwürdigen, um nicht
zu sagen, geradezu komischen Eindruck, wenn man die-
jenige Organisation der technischen Angestellten, die die
reine gewerkschaftliche Organisationsform zum Patent an-
gemeldet und in Erbpacht genommen zu haben scheint,
fortwährend über den Standesdünkel der Angestellten
jammern hört und dabei sehen muß, wie sie die geselligen
Veranstaltungen ihrer Konkurrenzorganisation mit Hohn
und Spott überschüttet. Als ob es ein besseres Mittel zur
Ueberwindung des Standesdünkels geben könnte als gerade
den geselligen Verkehr! Man denkt dabei unwillkürlich an
den Fuchs, dem die Trauben zu sauer sind, oder an den
hübschen Straßennamen: „Wo der Fuchs den Enten
predigt."
Voraussetzung eines intimeren geselligen Verkehrs ist
allerdings eine gewisse Gemeinsamkeit der sozialen Her-
kunft, der Bildung und überhaupt der ganzen Lebens-
anschauung.
Unter den Arbeiterorganisationen ist keine Richtung zu
finden, die jemals die Pflege der Geselligkeit verworfen
hätte. Dagegen erinnere ich mich einer Stelle aus dem
Berichte des ausgezeichneten Gewerbeaufsichtsbeamten des
dritten württembergischen Bezirks, Dr. Hardegg, wonach
in Ulm a. D. die freien, die christlichen und die Hirsch-
Dunckerschen Gewerkvereine in dem der Stadt Ulm ge-
höriger, großen Saalbau einen gemeinschaftlichen Ball ver-
anstaltet haben. Dr. Hardegg stellt das Vorgehen der Stadt
Ulm, die den ihr gehörigen größten Saal der Stadt
den Gewerkvereinen aller Richtungen zu einem gemein-
samen Feste zur Verfügung gestellt hat, ausdrücklich als
ein nachahmenswertes Beispiel hin, das geeignet sei, auf
die Klassengegensätze ausgleichend zu wirken. Bekannt-
lich macht nicht bloß die Liebe, sondern auch der Haß
blind. Nur so ist es zu verstehen, daß der Bund, der
die Arbeitergewerkschaften den Angestellten immer als
nachahmenswertes Muster hinstellt, den deutschen Tech-
niker-Verband aus seiner Pflege der Geselligkeit so bittere
Vorwürfe machen kann.
Die Arbeiterorganisationen haben gute Gründe, die
Geselligkeit zu pflegen. Gelegentliche Agitationsversamm-
lungen, die wöchentlichen Beitragszahlungen, selbst ge-
legentliche Unterstützungen vermögen ihre Mitglieder nicht
so eng zusammen zu schließen, wie es im wirtschaftlichen
Kampfe notwendig ist. Ein Streik stellt die größten. An-
forderungen an die Opferwilhgkeit der Mitglieder der Ge-
werkschaften. Nicht selten entstehen da schwere- Ge-
wissenskonflikte, wenn es gilt, die eigenen Interessen und
die der Familie, ja nicht selten ihre Existenz den Inter-
essen der Gewerkschaft unterzuordnen. Um ihre Mitglieder
zu solcher Opferwilligkeit zu erziehen, dazu ist der all-
tägliche gesellige Verkehr für die Gewerkschaften ein un-
entbehrliches Hilfsmittel. Die Agitationsversammlungen,
in denen die Mehrzahl der Teilnehmer doch eine mehr
passive Rolle spielt, vermögen den Gemeinsamkeitssinn
nicht so zu stärken, daß er so harten Proben gegenüber
Stand hält. Dazu bedarf es der Befestigung des in der
Versammlung Gehörten durch die gegenseitige Aussprache
im geselligen Verkehr. Sie zwingt, das in der Versamm-
lung Gehörte selbständig durchzudenken, um darüber
sprechen zu können, und macht es so erst zum unverlier-
baren geistigen Besitz, der das ganze Tun und Treiben,
die ganze Lebensanschauung beherrscht.
Gerade der Umstand, daß die Privatangestellten in
ihrer sozialen und beruflichen Stellung zu sehr differenziert
sind, als daß sich ein inniger täglicher Verkehr unter ihnen
entfalten könnte, ist der Hauptgrund dafür, daß alle ge-
werkschaftlichen Organisationen der Privatangestellten in
der wichtigsten gewerkschafthchen Frage, in der Gehalts-
frage, so gut wie gar keine positiven Leistungen auf-
zuweisen vermögen. Solange sich jeder Angestellte noch'
schämt, seinen Kollegen über seine Gehaltsverhältnisse Aus-
kunft zu geben, weil er fürchtet, in ein schlechtes Licht
zu kommen, wenn er weniger verdient als jener, so lange
ist eine wirksame Aktion in der Gehaltsfrage überhaupt
nicht möglich. Deshalb kann es mit als eine Aufgabe der
gewerkschaftlichen Organisationen bezeichnet werden, die
Berufskollegen durch gesellige Veranstaltungen einander
gesellschaftlich und überhaupt menschlich näher zu bringen.
Die Agitationsversammlungen allein genügen nicht, um
unter den Mitgliedern einer Gewerkschaft die Gemein-
samkeit der Lebensanschauung und das innige Zusammen-
gehörigkeitsgefühl zu erzeugen, das zur Durchführung wirt-
schaftlicher Kämpfe unerläßlich ist. Es dürfte aber allzu
optimistisch sein, in der Gehaltsfrage bedeutsame und
dauernde Fortschritte ohne wirtschaftliche Kämpfe zu erwarten.
Ein Sozialpolitiker, der einige Zeit als wissenschaft-
licher Hilfsarbeiter beim Bund der technisch-industriellen
Beamten tätig gewesen ist, Dr. Gl. Heiß, hat allerdings
vor jener Zeit die geselligen Bestrebungen der Arbeiter-
organisationen nicht eben ungünstig beurteilt. An her-
vorragender Stelle, nämlich auf der letzten Seite seiner
,, modernen Arbeiterfragen" (Berlin, Carl Heymann) schreibt
es hierüber:
Ein Tänzchen in Ehren
Kann niemand verwehren.
Dr. Umbrecht.
■ ■■ -I
:: tl II STANDESBEWEGUNO H :: ::
Die Stadt Fmnkenthal (Pfalz) und das Pfiischertum
Wir haben stets die Anschauung vertreten, daß
es nicht im Interesse des Bauhandwerks liegt, seinen
Meistern Wissensgebiete aufzuzwingen, die mit der prak-
tischen Ausübung ihres Gewerbes nichts zu tun haben.
Will man aber dem Bauhandwerker Gelegenheit geben,
daß er die zur Projektierung und Leitung eines Bauwerks
erforderlichen Kenntnisse sich aneignet, also sein eigener
Techniker oder Baumeister wird, so sollte man ihn einer
Lehranstalt zuweisen, wo auch wirklich die Möglichkeit
vorhanden ist, das Notwendige gründlich zu lernen.
Bedauerlicherweise v/aren Handwerkskammern nicht
immer derselben Ueberzeugung. So hat z. B. im vorigen
Jahre die Handwerkskammer in Osnabrück besondere
Meisterkurse für Bauhandwerker eingerichtet, denen eine
Unterrichtszeit von im ganzen nur 110 Stunden entspricht.
522
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 33
iWir hatten seinerzeit auf die Zwecklosigkeit, ja sogar
Schädlichkeit dieses Schneiiunterrichts gebührend hin-
gewiesen,*) und auch heute müssen wir betonen, daß
mit diesen Kursen nicht dem Bauhandwerk gedient wird,
sondern dem Pfusch ertum Tür und Tor geöffnet
werden.
iWir verstehen daher auch nicht, daß eine Gemeinde
wie die Stadt Frankenthal in der Pfalz es für nötig
befunden hat, eine Meisterschule für Bauhandwerker zu
gründen. Die Schule, die anfangs des Monats Oktober
eröffnet werden soll, umfaßt nur zwei fünfmonatige
iWinterkurse. Man hat also nicht gewagt — viel-
leicht hat auch unser Aufsatz dazu beigetragen — , in der
Blitzzuggeschwindigkeit es dem Osnabrücker Unterricht
gleich zu tun. Dafür unterscheidet sich aber auch der
Lehrplan dieser ,,Meistcrschule" fast in nichts von dem
der Baugewerkschulen, außer eben in dem Hauptpunkt,
der Dauer des Unterrichts. Neben Statik, Gesetzes-
kunde usw. ist sogar ein Sanitätskursus im Lehrplan auf-
genommen. Und das alles soll in knapp zwei Semestern
gelehrt werden !
Am Ende des zweiten Kursus wird eine Schlußprüfung
abgehalten. Mit dieser Schlußprüfung hat es etwas ganz
besonderes auf sich. Wie es in der uns vorliegenden
Ankündigung dieser Schule heißt, wird näml\ch in Er-
wägung gezogen, die Abschlußprüfung an der Meister-
schule der Meisterprüfung in dem betreffenden Bauhand-
werk — mit Ausnahme der Arbeitsprobe — gleichzustellen.
Also diese Schule mit dem Schnellunterricht soll ein Vor-
recht genießen, welches noch nicht einmal unsere fünf-
semestrigen Baugewerkschulen besitzen, wo bekanntlich
der Meistertitel zurzeit nicht erworben werden kann. Es
ist wünschenswert, daß sich die Regierung ins Mittel
legt, besonders aber, daß sie die angestrebte Gleich-
berechtigung mit den baugewerblichen Fachschulen dieser
Anstalt verweigert. Die Hoffnung ist allerdings gering,
da die Schule sich bereits als staatlich unterstützte ausgibt.
Mtz.
*) Vergl. D. T.-Z. Heft 5 und 19,']910.
SCHULFRAGEN
Vermessungstechnische Ausbildiingskiirse
In Nr. 22/1911 der „Allgemeinen Vermessungs-Nach-
richten", herausgegeben von der Firma R. Reiß-Lieben-
werda, veröffentlicht der städtische Vermessungs-Assistent
Hopmeier zu Dortmund den Bericht über das erste Schul-
jahr der Fachklasse für Vermessungstechniker an der
Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Dortmund.
Aus dem rein sachlich verfaßten Bericht geht folgen-
des hervor:
An die genannte, staatlich unterstützte Schule wurde
im Beginn des Jahres IQIO eine Fachklasse für Vermes-
sungstechniker angegliedert und im April desselben Jahres
mit dem Unterricht begonnen. Von den anfangs teil-
nehmenden Schülern traten nach und nach aus den ver-
schiedensten Gründen etwa die Hälfte zurück, so daß
das 2. (Winter-) Semester mit nur 15 Schülern fortgeführt
wurde. Bestimmend für den Austritt war für manche
der so bedeutende Altersunterschied der Teilnehmer, der
sich zwischen 28 und 15 Jahren bewegte. Es ist begreiflich,
daß dieser Altersunterschied zu Erschwerungen und Stö-
rungen des Unterrichts führen mußte; es läßt sich das
aber gar nicht vermeiden, da man selbstverständlich den
Gang des Unterrichts dem Auffassungsvermögen der
jüngeren und gerade der jüngsten Schüler anpassen muß.
Der Unterricht wurde an zwei Wochentagen abends
von 8 bis 10 Uhr und Sonntags von 8 bis 10 Uhr vor-
mittags, im Winter von 11 bis 1 Uhr erteilt.
Der Lehrplan war folgender:
1. Arithmetik, a) Die Grundrechnungsarten 1.
und 2. Stufe mit absoluten imd algebraischen ganzen
Zahlen und Brüchen, b) Verhältnisse und Proportionen,
c) Potenzen und Wurzeln mit absoluten und algebraischen
ganzen und Bruchexponenten, d) Gleichungen ersten
Grades mit einer und mehreren Unbekannten.
2. GeometriederEbene. a) Linien und Winkel.
b) Parallelen, c) Kongruenz der Dreiecke, Winkelhalbie-
rende, Höhen, Transversalen, d) Parallelogramme, Vier-
ecke, e) Kreis, f) Flächeninhalt und Flächengleichheit
der Figuren, g) Pythagoräische Lehrsätze, Satz des Tales,
h) Verwandlung der Figuren, i) Proportionalität der
Strecken, Aehnlichkeit der Dreiecke.
3. Instrumentenkunde. a) Werkzeuge zum
Längenmessen und zum Abstecken rechter Winkel, b) Ge-
brauch des Nivellier-Instruments.
4. Praktische Uebungen im Felde, a) Aus-
richten gerader Linien, b) Abstecken und Fällen rechter
Winkel mit Winkelkopf, Winkelspiegel und Winkelprisma.
c) Längenmessungen, kleinere Geländeaufnahmen, d) Auf-
nahme eines (Straßen-) Längennivellements mit Quer-
profilen.
5. Planzeichnen. a) Kleinere Kartierungen.
b) Auftragen und Ausarbeiten der Aufnahme unter 4 d.
c) Kolorierübungen, d) Signaturen, Rund- und Karten-
schrift.
6. F a c h 1 i c h e s R e c h n e n. a) Einrechnen einzelner
Punkte auf Linien, deren Endpunkte durch die Koordinaten
gegeben sind, b) Berechnung der Höhe und des Höhen-
fußpunktes aus den drei Seiten des Dreiecks, c) Einfacher
und allgemeiner Bogenschnitt. d) Kleinpunktsberechnung,
einschließlich seitwärts gelegener Punkte, c) Berechnung
des Schnittpunktes zweier Geraden.
Alle Aufgaben wurden aus den Grundformeln ab-
geleitet und dabei die einzelnen Lehrsätze der Geometrie
und Algebra geübt.
Außer diesen in den Stundenplan aufgenommenen
Lehrdisziplinen konnte auch die deutsche Sprache durch
die Anfertigung von Aufsätzen über Instrumente ge-
fördert werden. ^'
Auch ist den Schülern an der Anstalt Gelegenheit
geboten, noch andere Fächer, wie z. B. Deutsch, Buch-
führung, Schriftzeichnen usw., zu belegen.
Das neue Schuljahr begann am 1. April 1911. In
ihm wird nach kurzer Wiederholung des bisher durch-
genommenen Stoffes in der Durcharbeitung der einzelnen
Lehrgegenstände fortgefahren, während neueintretende
Schüler den Anfangsunterricht erhalten.
Das Sommerhalbjahr wird in erster Linie den prak-
tischen Uebungen im Felde gewidmet sein. Ein geeig-
netes größeres Gelände steht der Schule zur Verfügung,
ebenso die erforderlichen Instrumente und Meßwerkzeuge.
Es ist bemerkenswert, daß die Schriftleitung der „All-
gemeinen Vermessungs-Nachrichten" diesen Bericht über-
haupt veröffentlicht hat. Ich finde darin einen seltsamen
Widerspruch mit den Bemerkungen, die daran zu knüpfen
sich die Schriftleitung nicht versagen konnte. Es heißt
da wörtlich:
Die Stadt Dortmund hat es unternommen, in den
Lehrplan ihrer Handwerker- und Kunstgewerbeschule
auch die Vermessungstechnik aufzunehmen.
Bisher war, ist und bleibt wohl der Brauch, die tech-
nischen Hilfskräfte an der Hand der Praxis auszubilden,
allgemein. So lange nur eine Stadt diese Einrichtung
getroffen hat, kann von einer Störung des bisherigen
bewährten Verhältnisses keine Rede sein, ebensowenig
kann man schon jetzt sich ein Urteil über den Erfolg
derselben bilden. Einstweilen halten wir es für be-
denklich, wenn jungen Leuten eine solche Ausbildung
gegeben wird, bevor sie in den eigentlichen Beruf
eingetreten sind und dessen praktische Anforderungen
vollständig erfaßt haben. Die Schriftleitung.
Man muß der Schriftleitung ja darin recht geben, daß
es bisher Brauch war und leider noch ist, die Vermessungs-
techniker an der Hand der Praxis auszubilden, oder was
richtiger wäre, ihnen in der Lehrzeit diejenigen Kenntnisse
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
523
zu vermitteln, die sie g^erade in dem betreffenden Ver-
messungsbureau brauchen. Was aber über jene Bedürf-
nisse hinausgeht, was zu wissen für jeden strebsamen Ver-
messungstechniker unerläßHch ist, das war und ist dieser
genötigt, durch mühsames Selbststudium sich anzueignen.
Was das bedeutet, wird jeder erkennen, der bedenkt, wie
schwer es ist, ohne Führung des erfahrenen Lehrers den
Weg und die Mittel zu finden, die zum Ziele führen. Be-
sonders schwer in der Mathematik, die wie keine andere
Wissenschaft der Frische des Unterrichts benötigt.
Wenn aber die Schriftleitung sagt, daß dieser Brauch
bestehen bleibt, was wohl heißen soll, daß wir Ver-
messungstechniker vergebens nach einer besseren Gestal-
tung unseres Werdeganges und unserer späteren sozialen
Stellung »*'ireben, so können wir die Widerlegung getrost
der Zukunft überlassen.
Ein Beweis für die Notwendigkeit der Fachschule
für Vermessungstechniker ist die Gründung der Fach-
klasse in Dortmund, denn gewiß hätte man dieser städti-
schen, vom Staate unterstützten Schule die Fachklasse
nicht angegliedert, wenn man nicht an maßgebender
Stelle die Notwendigkeit der besseren Ausbildung der
Vermessungstechniker einzusehen begänne. Daß die bisher
gegründeten Fachschulen sich nicht halten konnten, ist
noch lange kein Beweis dafür, daß sie überflüssig:
sind. Bewiesen wird dadurch nur, daß ein derartiges
Werk nicht in private Hände, sondern nur in die der Kom-
munen oder des Staates gelegt werden darf. Ein Beweis
für die Notwendig-keit der Fachschulen für Vermessungs-
techniker ergibt sich auch daraus, daß es vereidete Land-
messer waren, die diese Schulen gründeten und zu halten
versuchten, also Angehörige des Standes, den die „Allgem.
Vermessungs-Nachrichten" einzig und allein zu vertreten
scheinen.
Eine Störung der bestehenden Verhältnisse bedeutet der
Dortmunder Versuch — denn mehr kann man es aller-
dings noch nicht nennen — gewiß noch nicht. Daß die
Schrift.'oitung aber von „bewährten" Verhältnissen redet,
kann doch bei jedem Einsichtsvollen nur ein Lächeln
auslösen.
Und wenn die Schriftleitung zugibt, ein Urteil über
den Erfolg des Dortmunder Versuchs einstweilen noch
nicht abgeben zu können, wie kommt sie denn dazu, gleich
darauf zu sagen, daß sie es für bedenklich hält, wenn
jungen Leuten eine solche Ausbildung gegeben wird, bevor
sie in den eigentlichen Beruf eingetreten sind und dessen
praktische Anforderungen vollständig erfaßt haben?
Man muß fast glauben, daß die Schriftleitung den
Lehrplan nicht oder doch nur oberflächlich gelesen hat.
Oder ist es in der Tat bedenklich, wenn der junge Ver-
messungstechniker, und sei es der jüngste Lehrling, mit
der Arithmetik, mit der Geometrie, mit der Instrumenten-
kunde bekannt gemacht wird? Ist es bedenklich, wenn
er in der Fachschule Unterweisungen im Planzeichnen,
im fachlichen Rechnen, oder auch bei praktischen Uebungen
noch Anweisungen im richtigen Gebrauch der wertvollen
Instrumente empfängt? Nein, sie werden ihn zu einem
besseren Verständnis und vor allem zu größerem Eifer
und größerer Freude an seinem Beruf erziehen. Ja, auch
mit Freude! Denn wo ist das vermessungstechnische
Bureau, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, in dem der
Lehrling die vor allem so nötige Zeit und Ruhe findet, um
seine Arbeiten gründlich verstehen und würdigen zu lernen?
Zu dieser Frage ist man leider nur zu sehr berechtigt,
denn in den meisten Vermessungsbureaus ist es nachgerade
zu einer rechten Lehrlingszüchterei gekommen, die nichts
weiter als egoistische Zwecke verfolgt, nichts anderes will
als billige Arbeitskräfte. Und das ist die Ursache, daß so
mancher Vermessungstechniker später mit einer gewissen
Aengstlichkeit Aufgaben gegenübersteht, öder Arbeiten aus-
führt, deren Wesen er nicht richtig versteht, oder deren Er-
ledigung er bedeutend einfacher betreiben könnte, wenn
er eine gründliche Ausbildung genossen hätte.
Diese zu vermitteln, scheint sich die Fachklasse in
Dortmund als Ziel gesetzt zu haben. Wenn auch nur
wenige Vermessungstechniker jetzt davon profitieren
können, so ist ihre Einrichtung doch zu begrüßen, weil
sie einen Anfang bedeutet auf dem Wege, der uns zum
Ziele führen wird.
Die Stadt Dortmund verdient den Dank eines jeden,
dem an der Hebung des Vermessungstechnikerstandes'
gelegen ist.
R i e m a n n.
Hierzu schreibt uns noch die Interessengruppe der
Vermessungstechniker in unserem Verbände:
„In der am 2. Juli in Dortmund veranstalteten Vor-
standssitzung der Interessengruppe hatten wir Gelegen-
heit, mit dem Leiter der Dortmunder Fachklasse, Herrn
Hopmeier, Fühlung zu nehmen. Herr Hopmeier erklärte,
daß es sich hier um Unterrichtskurse handelt, welche an
Wochentagen nach Feierabend und Sonntags abgehalten
werden und daß diese Kurse nur lokalen Charakter tragen.
So begrüßen auch wir diese Einrichtung, die den
jungen Leuten das Einleben in den von ihnen er-
wählten Beruf erleichtern und zu deren Fortkommen
nicht unwesentlich beitragen wird. Nach wie vor jedoch
müssen wir an unserer Forderung — Ausbildung an
staatlichen Baugewerk- (Tiefbau-) Schulen — festhalten,
deren Besuch nach absolvierter Lehrzeit erfolgen muß.
Aber selbst dann wird es für den Lehrling eine gute
Vorbereitung sein, wenn er während der Lehrzeit be-
reits Gelegenheit hatte, sich an solchen Unterrichts-
kursen zu beteiligen. Dadurch kann er sich diejenigen
Vorkenntnisse aneignen, die unbedingt nötig sind, um
dem Unterricht mit Verständnis folgen zu können und
die er sich sonst durch mühsames Selbststudium er-
werben muß. Aus diesem Grunde verdienen alle der-
artigen Einrichtungen unsere Anerkennung, da sie auch
dann noch segensreich wirken können, wenn unsere For-
derung erfüllt sein wird.
Die Redaktion der „Allgemeinen Vermessungs-Nach-
richten" hätte sich die Fußnote ersparen können, da
sie nur eine Verbeugung vor den vereideten Land-
messern darstellt, gleichzeitig aber zahlreiche vermessungs-
technische Abonnenten direkt vor den Kopf stößt. Wirken
wir alle dahin, unseren Stellennachweis möglichst um-
fassend auszubauen, dann wird die Firma Reiß uns bald
nicht mehr wehe tun."
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE H
Die Sterbetafeln und ihre Konstruktion
Daß die Vorbedingung für die ÄufrecHterhaltung eines
rationellen Lebensversicherungsbetriebes die Sterblichkeits-
forschung ist, wurde schon gesagt. Sie ermöglicht es, ob-
vv^ohl niemand weiß, wann sein Tod eintritt, die wahrschein-
liche Lebensdauer eines Menschen zu bestimmen und mit
annähernder Gewißheit festzustellen, in welcher Weise das
Absterben einer größeren Gruppe von Personen vor sich
geht. Diese für die Lebensversicherung ungemein wich-
tigen Kenntnisse verdankt man der Wahrscheinlichkeits-
rechnung und der mathematischen Statistik, die seit etwa
Ende des 17. Jahrhunderts sich mit immer größerem Er-
folg der Aufgabe zuvi'andte, Sterblichkeitstafeln her-
zustellen. Dieselben lassen erkennen, daß die Sterblich-
keit nach Ländern und Nationen und innerhalb desselben
Landes nach den einzelnen Gegenden verschieden ist. Die
Stadtbevölkerung besitzt eine andere Sterblichkeit wie die
des Landes. Beruf und Lebensweise, Klima und Jahres-
zeit, die wirtschaftliche Lage, der Familienstand und
von den Eltern übernommene Veranlagungen üben auf
die Lebensdauer ihre Wirkung aus. Ueber diese ver-
schiedenen Punkte gibt es in nahezu allen Kulturländern
mehr oder minder genaue Statistiken, deren Durchforschung
zu dem Ergebnis führte, daß für einen größeren Kreis
von Personen das Abstertjen in den verschiedenen Lebens-
524
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 33
altern mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor sich geht,
die als Sterblichkeitsgesetz oder Absterbeordnung bezeich-
net worden ist. Eine derartige Absterbeordnung pflegt die
Zahl derjenigen zu enthalten, die von einer anfangs vorhan-
denen Anzahl Lebender eines gewissen Alters in den höheren
Jahren noch vorhanden sind, ferner die Zahl der in
der angenommenen Personenmenge bei den einzelnen
Altern eintretenden Sterbefälle, drittens für die einzelnen
Alter die Wahrscheinlichkeit, binnen Jahresfrist zu sterben,
viertens die WahrscTieinlichkeit, nach Ablauf eines Jahres
noch zu leben und fünftens, die Lebenserwartung für einen
in einem gewissen Alter stehenden Menschen.
Der Ausgangspunkt für die Aufstellung von Sterbe-
tafeln bildete anfangs die Zahl der Verstorbenen. In dieser
iWeise verfuhr beispielsweise der englische Mathematiker
und Astronom Halley. In anderer Weise versuchte man
die Ableitung einer Sterbeordnung aus den Volkslisten.
Größere praktische Bedeutung erlangten die Tafeln der
siebzehn englischen Gesellschaften aus dem Jahre 1847,
die der zwanzig englischen Gesellschaften aus dem Jahre
1869, die amerikanische Sterbetafel aus dem Jahre 1868,
die Tafeln der dreißig amerikanischen Gesellschaften aus
dem Jahre 1881, der dreiundzvvanzig deutschen Gesell-
schaften vom Jahre 1883, der vier französischen aus dem
Jahre 1885, der vierunddreißig amerikanischen' aus dem
Jahre 1903 und der einundsechzig englischen Gesellschaften
aus dem gleichen Jahre. Eine bekannte Sterbetafel, die
nur das Material einer einzelnen Gesellschaft verwertet,
ist die der Gothaer Lebensversicherungsbank aus dem
Jahre 1904. Zu diesen ist im Jahre 1908 eine Tafel der
österreichischen Gesellschaften getreten. In Vorbereitung
ist eine neue Sterbetafel der deutschen Gesellschaften, an
der bereits seit mehr als Jahresfrist intensiv gearbeitet
wird. Ebenso sind neue Sterblichkeitsuntersuchungen bei
einer Reihe von amerikanischen Gesellschaften im Gange.
Die Bedeutung der Sterbetafel, die eine Gesellschaft
als Grundlage für ihr Lebensversicherungsgeschäft wählt,
liegt vor allem darin, daß von ihr die Höhe der Prämien
und der Prämienreserven abhängig ist. Wenn die gewählte
Sterbetafel eine zu hohe Sterblichkeit der Versicherten an-
nimmt, so ergeben sich zwar aus dem Lebensversicherungs-
geschäft für die Gesellschaft hohe Sterblichkeitsgewinne,
aber das betreffende Unternehmen muß von seinen Ver-
sicherten zu hohe Prämien fordern und wird daher an-
gesichts des lebhaften Konkurrenzkampfes der Gesell-
schaften untereinander im Wettbewerb unterliegen müssen.
Ist umgekehrt die Sterbetafel zu günstig für die Versicherten
der betreffenden Gesellschaft gewählt, so ermäßigen sich
zwar die Prämien, die von den Versicherten zu entrichten
sind, aber es entsteht sehr bald eine Unterbilanz, die für
die finanzielle Lage der betreffenden Anstalt verhängnisvoll
werden kann. Im allgemeinen arbeiten die Lebensversiche-
rungsunternehmen mit Sterbetafeln, die die Sterblichkeit
etwas größer annehmen als sie in Wnkiichkeit ist. Sie
fordern auf der einen Seite höhere Prämien, als sie nach
dem zu erwartenden Verlauf der Sterblichkeit einziehen
müßten, lassen aber auf der anderen Seite die sich hier-
aus ergebenden Sterblichkeitsgewinne ihren Versicherten
in Form von Versichertendividenden wieder zugute
kommen. Auf diese Weise ist die finanzielle Position der
Gesellschaft gesichert, ohne daß die Versicherten benach-
teiligt zu werden brauchen. Selbstverständlich kann den
verschiedenen Lebensversicherungsarten nicht dieselbe
Sterblichkeitstafel zugrunde gelegt werden, denn die
Sterbetafeln für die Versicherung auf den Todesfall
zeigen ganz andere Ziffern, wie die für die Renten-
versicherung. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Per-
sonen, die eine Versicherung auf den Todesfall abschließen,
kürzer leben als diejenigen, die sich auf den Erlebensfall
versichern oder eine Rentenversicherung eingehen. Es
tritt hier nämlich die Selbstauslese der Versicherten stark
hervor. Man versteht hierunter die Erscheinung, daß viele
Personen beim Abschluß der Lebensversicherung gerade
diejenige Versicherungsform wählen, die für sie am
günstigsten ist. Daß den Versicherten sein Gefühl hierbei
sehr häufig richtig leitet, zeigt die Tatsache, daß die
deutschen Lebensversicherungs-Qesellschaften vielfach bei
ihren Rentenversicherungen zusetzen müssen.
BÜCHERSCHAU :: :: :: :: :: ::
(Sämtliche Werke sind durch die Bucli handlunsj des Deutschen Techniker-Vcrbandei
zu beziehen.)
Taschenbuch zum Abstecken der Kurven an Straßen und Eisen-
bahnen. Von C. K n o 11. Dritte Auflage. Neu bearbeitet
von Prof. W. Weitbrecht. Zwei Bände. Erster
Band: Text. Zweiter Band: Zahlentafeln. Leipzig.
Verlag: Alfred Kröner. Preis geb. 5 M.
Neben Anleitung zur Absteckung von Kreisbögen und Ueber-
gangskurven, Aufstellung der zur rechnerischen Ermittelung der
Absteckungsgrößen nötigen Gleichungen der Absteckung von
Tangenten enthält das Werk auch Abhandlungen über Korb-
bögen, Verbindungsstrecken bei wechselndem Achsabstand mehr-
gleisiger Bahnen, über Schienenüberhöhung, Uebergangskurven,
Spurerweiterung, Ausrundung der Neigungswechsel, Achsver-
sicherung, Ausweichungen usw. Der Text ist gewandt geordnet
und recht eingehend bearbeitet. Den Beispielen sind gute Dar-
stellungen beigegeben. Das trifft auch auf die Zahlentafeln zu.
R.
Die Stoßdichtunn; von Steinzeugröhren. Von Ing. Julius Barth,
Berlin-Weißensee. Sonderabdruck aus der „Gesundheit",
Zeitschrift für Städtehygiene und Gesundheitstechnik 1911,
Nr. 5. Leipzig, Verlag von F. Leineweber.
In dem ersten Teil dieser kleinen Abhandlung beschreibt
der Verfasser das von ihm sChon im Jahre 1908 vorgeschlagene
Verfahren zur Dichtung von Steinzeugröhren, welches darin
besteht, daß man die Dichtungsflächen rauh gestaltet, statt
wie bisher glasiert und glatt. Das Verfahren ist von ihm
jetzt dahin verbessert worden, daß sich die Rillen, dank einer
eigenartigen Anordnung des Rillennetzes, bei einer etwaigen
Verschmutzung leicht reinigen lassen. Die Aufgabe der fabrik-
mäßigen Herstellung dieser neuartigen Dichtungsflächen hat
der Verfasser einwandfrei gelöst. Im zweiten Teil des Heft-
chens beschreibt Barth die Herstellung von schwalbenschwanz-
förmigen Rillen, die bekanntlich das idealste Mittel zur Ver-
bindung der Rohrenden darstellen. Auch dieses Verfahren,
welches bisher daran krankte, daß die Herstellung der Rillen
in einem Arbeitsgang für Massenfabrikation nicht durchführbar
war, hat der Verfasser jetzt verbessert, so daß die schwalben-
schwanzförmige Rillung sich nicht mehr teurer stellt als die
alte. — tz.—
Neuere Kraftanlagen. Eine technische und wirtschaftliche
Studie. Auf Veranlassung der Jagorstiftung der Stadt
Berlin unter Mitwirkung von Dr. Ing. Gensecke und
Dr. Ing. Hanszel bearbeitet von E. Josse, Prof. an der
Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Zweite, wesent-
lich vermehrte Auflage. Mit 93 Abbildungen im Text.
München und Berlin. Verlag von R. Oldenbourg. Preis
4 Mark.
In dem vorliegenden Werk, dessen erste Auflage bereits
nach Jahresfrist vergriffen war, hat der Verfasser das Er-
gebnis seiner Studien niedergelegt, die den ^gegenwärtigen Stand
der Technik des Kraftmaschinenbaus zum Gegenstand hatten.
Das Werk, das einer Anregung der Stadt Berlin seine Ent-
stehung verdankt, behandelt die bisher erreichte Ausnutzung
der Brennstoffe in den verschiedenen Wärmekraftmaschinen in
technischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Der Verfasser er-
örtert demnach nicht nur technische Fragen — das rein Kon-
struktive der einzelnen Maschinen tritt in dem Werk sogar
zurück — , er geht auch auf die Forderungen und Ergebnisse
des praktischen Betriebes, wie Betriebssicherheit, Anpassungs-
vermögen, Steigerungsfähigkeit, Anlage-, Betriebs- und Unter-
haltungskosten, Raumbedarf usw. näher ein. Als Grundlage
für seine Ausführungen dienten dem Verfasser eigene Versuche
und praktische Erfahrungen; in erster Linie sind Berliner Ver-
hältnisse berücksichtigt, also kleinere und mittlere Kraftwerke.
In der neuen Auflage werden u. a. auch die Großkraftwerke
in den Bereich der Betrachtung gezogen. Allgemeine Regeln
für die Wahl einer Maschinengattung bei der Errichtung einer
Neuanlage findet der Leser nicht in dem Werke. Ingenieure,
Betriebsleiter, Erbauer von Kraftwerken werden aber auf Grund
der vorliegenden Studie unter Berücksichtigung der jeweils in
Betracht kommenden Gesichtspunkte um so leichter die Wahl
des Maschinensystems selbst treffen können, als ihnen das
Werk einen vortrefflichen Ueberblick über den gegenwärtigen
Stand des Kraftmaschinenbaus bietet. -f.
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
525
'Einführung in die Festigkeitslehre nebst Aufgaben aus dem
Maschinenbau und der Baukonstruktion. Ein Lehrbuch
für Maschinenbauschulen und andere technische Lehr-
anstalten sowie zum Selbstunterricht und für die Praxis.
Von Ernst Wehnert, Ingenieur und Oberlehrer an
der Städtischen Gewerbe- und Maschinenbauschule in
Leipzig. Mit 247 Abbildungen. Zweite, verbesserte und
vermehrte Auflage. Berlin. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 6 M.
Während es an elementar geschriebenen Werken über die
Festigkeitslehre im Baufach nicht mangelt, gibt es' für den
Maschinentechniker nur wenig brauchbare Lehrbücher. Die
vorhandenen größeren Werke sind von weitgehender Wissen-
schaftlichkeit und daher für den Mittelschultechniker teilweise
schwer verständlich, für den Anfänger aber fast immer un-
geeignet. Das vorliegende Buch trägt diesen Verhältnissen!
dadurch Rechnung, daß es dem lernenden Techniker bei elemen-
tarer Darstellung die vollständige mathematische Entwicklung
bringt, ohne daß mehr als die ersten Kenntnisse der Mathematik
vorausgesetzt werden. Die neue Auflage enthält neben einigen
Verbesserungen eine wesentlich größere Aufgabensammlung als
die seitherige. Neu hinzugekommen sind auch die 40 Beispiele,
die nur mit Endresultaten versehen sind und dem Studierenden
zur selbständigen Durcharbeitung dienen sollen. Aus dem Buch
wird nicht nur der Anfänger, sondern auch der in der Praxis
stehende Techniker großen Nutzen ziehen. M.
Graphische Statik der starren Systeme. Von Prof. L. Henne-
b e r g in Darmstadt. Verlag von B. G. Teubner in
Leipzig und Berlin. Preis geb. 24 M.
Das vorliegende Werk eines unserer besten Vertreter der
graphischen Statik will eine eingehende wissenschaftliche Dar-
stellung jener Materie geben. Der Inhalt gliedert sich in die
folgenden Abschnitte: das ebene Kräftesystem, Anwendungen
des ebenen Kräftesystems, das räumliche Kräftesystem, das be-
stimmte ebene Fachwerk und im Schlußabschnitt das bestimmte
räumliche Fachwerk. Der Verfasser versteht es, in einer klaren
Ausdrucksform den Lesern das schwierige Gebiet der graphischen
Statik leichtverständhch darzustellen. Deswegen hätten wir es
gewünscht, daß er auch näher auf das Prinzip der virtuellen Ver-
rückungen eingegangen wäre, dessen Beherrschung er in seinen
Untersuchungen über das Fachwerk voraussetzt. Es wäre damit
auch bei,spielsweise den Mittelschultechnikern, denen wir das:
Studium des vorzüglichen Werkes nur empfehlen können, mög-
lich, den Untersuchungen im Sinne Hennebergs zu folgen, ohne
ein anderes Buch daneben zu gebrauchen. Die beste Emp-
fehlung besteht aber zweifellos darin, daß der Verfasser in
seinem Werke erfüllt hat, was er in seinem Vorwort versprochen
hat, nämlich, die graphische Statik als Grundlage der Bau-
konstruktionen wissenschaftlich und in möglichst vollständige!:
Weise uns vorzuführen.
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
'"'^•■fisse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhi) vor Erscheinen des Heftes
m dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Blöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der . fragesteiler vorher bezahlen.
Technik
Frage 171. Ich verwende beim Einzementieren der Fuß-
boden-Oberlicht-Glasplatten in Eisenrahmen Portlandzement-
mörtel 1 : 3. Bei diesem Verfahren ist es des öfteren vor-
gekommen, daß die fertig einzementierten Glasfliesen nach
einigen Tagen geplatzt sind. Ich schiebe die Schuld dem
Treiben des Mörtels zu. Wie kann ich dem Schaden abhelfen
und welche Mörtelmischung eignet sich hierzu am besten?
Frage 172. Wie berechnet man die Lagerdrucke einer
Welle, die auf drei Lagern unterstützt ist? Die Lagerentfernungen
sitid verschieden. Jedesi Feld ist durch zwei vertikale Einzel-
kräfte belastet, deren Entfernungen voneinander ebenfalls ver-
schieden sind.
Frage 173. Sind Würfelfestigkeitsproben des Bimsbetons
ausgeführt worden? Welche Resultate sind dabei erzielt worden?
Welche Spannungen sind zulässig?
Zur Frage 152. Hypothekarische Beleihung von Grund-
stücken. In Heft 2 und 3 der Bayer. Baugewerkszeitung finden
Sie eine Abhandlung, die Ihnen Aufschluß über das Gewünschte
gibti B., 42 261.
Zur Frage 158. Ranimver fahren. Die große Nähe der
hohen Schornsteine erfordert das Rammen der Pfähle mittels
Wasserspülung. Dadurch werden die heftigen Erschütterungen
vermieden. Noch besser ist die Anwendung eines Pfahlsystems,
bei dem der Pfahl nicht mit der Ramme eingetrieben wird. So
wird z. B. bei dem Betonpfahl „System Strauß" der Kern
herausgebohrt und dann das Bohrloch ausbetoniert. B., 42 261.
Zur Frage 160. Stoßwirkiing eines herabfallenden Auf-
zuges. Zur Klarstellung der hier in Frage kommenden Ver-
hältnisse verweise ich auf meinen Aufsatz: ,, Berechnung einer
Schutzbrücke gegen herabfallende Wagen einer Drahtseilbahn"
in Heft 38/1910 der D. T.-Z. Weiter will ich hinweisen auf
den „Entwurf einer Polizeiverordnung vom 17. März 1Q08,
betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Aufzügen",
herausgegeben von den Ministerien für Handel und Gewerbe,
der öffentlichen Arbeiten und des Innern. Darin lautet §10,1:
,,Die Fahrkörbe der Aufzüge sind mit einer zuverlässigen Fang-
oder Geschwindigkeitsbremsvorrichtung (selbsttätige Senk-
bremse) zu versehen"; und ferner § 11,11: „Fahrstühle mit
Geschwindigkeitsbremsen dürfen nach Loslösung oder Bruch
der Tragorgane höchstens mit einer Geschwindigkeit von
1,5 m/sek niedergehen; solche mit Fangvorrichtung müssen sich
festklemmen, nachdem sie höchstens 0,25 m tief gefallen sind."
Hiernach ist eine Fallhöhe von 10 m, wie in der Frage an-
gegeben, eigentlich ausgeschlossen. Der Geschwindigkeit von
1,5 m/sek entspricht nur eine Fallhöhe von 0,115 m. Schon
im voraus sei bemerkt, daß der Fahrkorb, wenn er am Ende
nicht durch eine zweckentsprechende Bremse aufgefangen wird,
selbst unter Anwendung sehr elastischer Unterlagen, beim Auf-
schlagen mit Sicherheit zertrümmert wird. Um sich ein Bild
von der Wirkung machen zu können, soll die am Ende der
Fallstrecke erreichte Geschwindigkeit bestimmt werden. Diese
ergibt sich zu v = -j/Tgs = ^ 2 ■ 9,81 • 10 = 14 m/sek,
das sind rund 50 km pro Stunde. Es entspricht also das
Aufschlagen des Fahrkorbes etwa dem Auftreffen eines Eisen-
bahnwagens, der mit 50 km/std Geschwindigkeit gegen ein
feststehendes Hindernis läuft.
Um auch zahlenmäßig die auftretenden Kräfte abschätzen
zu können, soll die Rechnung durchgeführt werden unter der
Annahme, daß die Unterlage, worauf der Fahrkorb fällt, sehr
elastisch, z. B. durch Stahlfedern abgefangen ist. Hier kann
von der Formel (6) des oben genannten Aufsatzes ausgegangen
werden. Hiernach ist
A = a P (h + fd), 1)
wobei die Bezeichnungen dieselben sind wie in dem Aufsatze.
Der Faktor a mag hier zu 0,65 geschätzt sein. Die dynamische
Durchbiegung fd kann gegen die große Fallhöhe vernachlässigt
werden, ebenso die Masse der federnden Unterlage, da die
gesamte Rechnung ja doch nur ein Abschätzen zuläßt. Die
kinetische Wucht muß nun in Formänderungsarbeit der Federn
umgesetzt werden. Spiralfedern aus rundem Draht können
eine Formänderungsarbeit von
A = ^ V
4 • G 2)
aufnehmen, wenn bezeichnet: kd die auftretende größte Tor-
sionsbeanspruchung, G den Gleitmodul des Materials und V
das arbeitende Volumen der Federn. Setzt man die rechten
Seiten der Formeln (1) und (2) einander gleich, so wird
krl^
«P(fd + h)^^^V. 3^
Für kd = 4500 kg/qcm und G = 750 000 kg/qcm erhält man :
V= L^ + Jl) G = 4 . 0,65 . n^OO . 1000 ^^Q^^Q ^
kd' 4500'
- 164 000 cml
Die Federn müßten demnach ein wirksames Volumen von
164 000 cm3, oder ein Gewicht von 164 000 • 7,86 = 1 290 000 gr =
1290 kg haben. Wie das Material in den Federn untergebracht
wird, ist im Grunde gleichgültig, denn je weicher, also nach-
giebiger, die Federn gewählt werden, um so geringer ist die
Tragkraft und umgekehrt je steifer, desto größer die Trag-
fähigkeit. Grenzen sind hier natürlich durch die Ausführbar-
keit gesetzt. Wählen wir für das Beispiel sehr elastische Zug-
federn ünd nehmen wir weiter an, daß diese 400 mm nach-
geben. Die von den Federn aufzunehmende Formänderungs-
arbeit ist
A = a P (fd + h) = 0,65 • 1700 • 1000 = 1 105000 kgcm
sie riiüssen also eine größte Belastung von
ü^-^ == 55250 kg
aushalten können. Diese Kraft von 55 250 kg wirkt ebenso
am Fahrkorb. Der Korb nebst Inhalt wird also bei diesen
sehr günstig angenommenen Verhältnissen mit dem fast
33 fachen seines Eigengewichtes beansprucht.
526
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 33
Zu ähnlichen Resultaten gelangt man bei der Anwendung
der Stoßformeln, die natürlich den hier bestehenden besonderen
Verhältnissen angepaßt werden müssen. Die Ergebnisse der
Rechnung sind sehr unsicher. Bei der vorher durchgeführten
Rechnung liegt die Unsicherheit in der Unkenntnis des Koeffi-
zienten a, bei den Stoßformeln in dem Stoßkoeffizienten be-
gründet. Aufklärung kann man hier nur durch Versuche im
großen erhalten, die ihrer Kostspieligkeit wegen bisher nur
selten ausgeführt wurden.
Wie das Beispiel schon zeigt, ist die ganze Rechnung
fast nur von dem Verhalten der Unterlage beim Aufschlagen
abhängig. Trotzdem die Nachgiebigkeit der Federn sehr groß
angenommen wurde, ist doch noch ein Zertrümmern des Fahr-
korbes so gut wie sicher. Menschen im Korb würden einen
solchen Stoß nicht überleben. Werden die Bedingungen beim
Aufschlagen anders gewählt, so erhält man auch ganz andere
Resultate. Rob. Schmidt, Rostock.
Zur Frage 168. Wasserdichter Teerbehälter. I. Beton ist
entschieden dem Mauerwerk vorzuziehen. Schmierseife alsi
Zusatz zu dem Anmachewasser im Verhältnis 1 : 30 oder 3 bis
4 kg pro cbm Beton soll den Beton für Wasser undurchlässig
machen. Dieses Verfahren hat sich bei einem Bau, der bald
nach Herstellung einem Hochwasser ausgesetzt war, bewährt,
während ein ähnlich hergestellter Beton ohne Seifenzusatz etwas
wasserdurchlässig war. Außer dem Schmierseifenzusatz ist ein
wasserdichter Verputz zu empfehlen, der im Mischungsverhältnis
1:1,5 oder 1 : 2 unter Zusatz von Seifenwasser oder Bitumen
hergestellt wird. B., M.-Mr. 42 261.
Anm. der Schriftleitung. Die von verschiedenen
Zementfabriken angestellten Versuche, dem Beton Schmierseife
zuzusetzen, um ihn wasserdicht zu machen, sind gänzlich fehl-
geschlagen. Wohl wurde anfangs eine Dichtigkeit erzielt, die
aber bereits nach einigen Wochen verschwunden war. Man
nimmt an, daß die organische Seife verwittert oder aber der
Wasserdruck die Seifenteilchen ausschwemmt. Den letzteren
Grund kann man wohl als den richtigen bezeichnen, da die
Verwitterung zweifellos eine längere Zeit braucht. Dadurch,
daß der früher von den Seifenpartikelchen eingenommene Platz
nun leer bleibt, ist der Zustand nur noch schlimmer geworden,
da ohne Zusatz von Schmierseife die Hohlräume durch Zement
ausgefüllt worden wären.
II. Ein Teerbehälter von 60 cbm Inhalt, der im Grund-
wasser liegt, kann sowohl in Beton als auch in Mauerwerk
ausgeführt werden. Beides jedoch nur, wenn der Auftrieb
nicht zu groß ist und keine größeren Wärmeunterschiede zwi-
schen Behälterinhalt und umgebendem Erdreich vorhanden sind,
das Material also kalt einläuft. Wichtiger aber als die mit
Zementmörtel erfolgende eigentliche Abdichtung ist es, die
Behältersohle für den meist unterschätzten Auftrieb zu kon-
struieren. Dieser Auftrieb beträgt bekanntlich bei nur einem
Meter Grundwasserhöhe über Unterfläche — Behältersohle schon
1000 kg/qm, auf die angegebene Grundfläche von 20 qm dem-
nach 20 000 kg. Diese Beanspruchung kann ziemhch starke
Mauersohlen oder Betonsohlen glatt durchbrechen. Wenn der
Teer heiß einläuft, müssen im massiven Mauerwerk oder Beton
unvermeidlich Risse entstehen. Schon die Abbinde-Spannungen
können bei Beton zur Rissebildung führen.
Wenn eine dieser Annahmen zutrifft, hauptsächlich aber
bei hohem Grundwasserstand, muß von Beton oder Mauerwerk
unbedingt abgeraten werden. Es kommt dann nur noch Eisen-
beton in Frage. Hierbei wird die Sohlenkonstruktion außer-
ordentlich einfach, auch für sehr hohen Auftrieb; Rissebildung
ist bei richtiger Konstruktion vollkommen ausgeschlossen. Der
größte Vorzug ist jedoch die Billigkeit des Eisenbetonbehälters
gegenüber einem gemauerten oder einem Betonbehälter ohne
Eisen. Die Wände werden verhältnismäßig schwach, die Sohle
kann nach unten gewölbt werden. Die Wandstärken und Eisen-
einlagen müssen durch besondere statische Berechnung fest-
gestellt werden. Die Ausführung bietet auch für Maurer-
meister, die solche Arbeiten noch nicht gemacht haben, keine
Schwierigkeit. Ich bin bereit, dem Fragesteller Berechnung
und Arbeitszeichnung zu liefern.
Ingenieur Johannes Senff, M.-Nr. 12 908, Dresden-A. 16,
Krenkelstraße 25.
Zur Frage 169. Säurefestes Dach für eine Färberei. Die
einzige Dachkonstruktion, die von den Dämpfen nicht an-
gegriffen wird, ist Eisenbeton. Es fragt sich nur, ob Mittel-
stützen nötig werden und ob für diese der Unterbau stark genug
ist; unter Umständen können vorhandene eiserne Säulen bis
zum Fundament mit Beton und Eisen verstärkt werden. Ich bin
bereit, dem Fragesteller Berechnungen und Arbeitszeichnung zu
liefern.
Ingenieur Johannes Senff, M.-Nr. 12 90S, Dresden-A. 16,
Krenkelstraße 25.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
29000 Mitglieder ♦ Hauptgeschäftsstelle: Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94 ♦ Fernspr.: AmtlV,575 u. 576
Jahresbeitrag 18 Mark, dafür als Gegen-
leistung kostenfrei: :: :: :: :: ::
1. Deutsche Techniker-Zeitung :: :: ::
2. Stellenvermittelung :: :: ::
3. Auskunftei über Firmen und örtliche
Verhältnisse :: :: :: :: :: :: ::
4. Steliungslosen-Unterstützungskasse 45
bis 90 Mark pro Monat :: :: :: ::
5. Unterstützungskasse für in Not ge-
ratene Mitglieder :: :: •: :: ::
6. Darlehenskasse, zinsfr. Darl. bis 100 M.
7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 Mark
MITTEILUNGEN
AUS DEM
VERBANDE
8. Rechtsauskunft und :: :: :: :: ::
9. Rechtsschutz in allen berufl.Streitsachen
Angegliedert: eine Krankenkasse und eine
Pensions- und Witwenkasse :: :: :.
Syndikus: Rechtsanwalt Grünspach,
Berlin \V. 8, Taiibenstr. 47
Syndikus für gewerblichen Rechtsschutz:
Dipl.-lng. Alfred Barsch, Patent-
anwalt, Berlin W. 8, Friedrich-
straße 158 :: :: :: :: :: :: ::
Erholungsheim in Sondershausen i. Th.
Anmeldungen dorthin :: :: :: ::
Konto S
Wir bitten dringend, der Deutschen Bank-Depositenkasse B,
Berlin, zugunsten des Konto S nur freiwillige Spenden zum
Grundstocke zur Unterstützung der Kollegen im Kampfe um
den Arbeitsvertrag überweisen zu wollen.
Wiederholt sind diesem Konto nicht nur Verbands-, Pen-
sions- und Witwenkassen-, sondern sogar Krankenkassen-Bei-
träge überwiesen werden. Die Verbandsleitiing.
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1205/66 Ziecke, Stadtbauführer, und Frau, Stendal. 1267
Hermann Werneke, Betriebs-Ingenieur, Augsburg. 12ö8 Karl
Schauseil, Ingenieur, Chemnitz. 1269 Ewald Köppe, Baimicister,
Merseburg. 1270 Gustav Vanzke, Ober-Ingenieur, Chemnitz.
1271 Frau Maus, Essen. 1272 Erich Müller, Ingenieur, Berlin.
1273 Karl Ichein, Schiffb.-Ing., Hamburg. 1274 75 Arthur Seeger,
Architekt, und Frau, Spandau 1276 77 Frau Thurmann nebst
Tochter. 1278 Oskar Guritz, Kgl. Betricbsmstr., Spandau. 1279/82
K. Walther, Straßenmeister, nebst Familie, Altcnburg. 1283
Otto Sommer, städt. Bauhofsverw., Chemnitz.
Ansichtskarten vom Erholungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be-
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholung.—
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Vcrbandskollcgen Herrn Bürgermeister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu bezichen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims. Die Vcrbandsleiiung.
Heft 33
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
527
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verbandes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
96. Quittung.
Ueberschuß aus dem Verkauf von Ansichtspostkarten vom
Erholungsheim 20 M. W. Leishert, Maltahöhe, Mitgl. -Nr. 41 416
4 M. Rieh. Schmidt, St. Petersburg, Mitgl.-Nr. 41 808 4 M.
F. R. Müller, Wilhelmshaven, 3. Rate für das Jubilarenzimmer
5 M. Bez.-Verw. Chemnitz, gesammelt an verschiedenen Sitzun-
gen 30,15 M
Abteilung: Unterstützungskasse
des Erholungsheimes,
25. Quittung.
Ueberschuß vom Wintervergnügen der Bez.-Verw. Branden-
burg 119,30 M, Herr Architekt Dietz-Bunzlau 10,00 M.
Gesamtbetrag der 1.— 24. Quittung 2743,11 M.
Oesamtbetrag der 25. Quittung _ 129,30 M.
Sa. 2872,41 M.
Für die hochherzigen Spenden dankt verbindlichst
Die Verbandsleitung.
Unser Erholungshelm
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend'
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D.T.-V. In Sondershausen 1. Thür.
'Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manusl<ripte müssen ar besonderen, nur auf einer Seile
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. == Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Qberliaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirks Verwaltungen
Kurhessen-Waldeck. Am 13. August d. J. findet eine Be-
sichtigung der Edertalsperre, veranstaltet vom Techniker-Verein
Marburg, statt, die sehr interessant zu werden verspricht. Die
Edertalsperre umfaßt 217 000 000 cbm Inhalt und ist gegen-
wärtig die größte Talsperre. Eine Besichtigung dieses kolossalen
Bauwerkes unter fachmännischer Führung ist sehr zu empfelilen
und werden sämtliche Herren Kollegen mit ihren Damen hierzu
freundlichst eingeladen und um zahlreiche Beteiligung gebeten,
Treffpunkt: Wabern. Abfahrt von Wabern 9.25 Uhr vormittags,
Ankunft in Waldeck 11.01 vormittags.
Pommern. Vrs. u. Br.-A. : Paul Beyer, Stettin, Oberwiek 70.
Tagesordnung für den am 27. d. M. in Swinemünde abzuhalten-
den Bezirkstag: Sonnabend, 26. d. M,, abends 8 Uhr, im
Hotel „Drei Kronen" Begrüßung durch den Techniker-Verein
Swinemünde. Sonntag, 27. d. M., in demselben Hotel, vor-
mittags 9 Uhr, Eröffnung des Bezirkstages. 1. Prüfung der
Vollmachten. 2. Eingänge. 3. Verlesung des Protokolls des
6. Bezirkstages in Stettin. 4. Geschäftsbericht. 5. Kassenbericht.
6. Bericht des Obmannes der Stellenvermittelung. 7. Beratung
der eingegangenen Anträge. 8. Wahl des Ortes für den nächsten
Bezirkstag. 9. Verschiedenest. 10. Um 1 Uhr nachmittags ge-
meinschaftliches Mittagessen mit Damen. Danach Promenaden-
fahrt in See. Die Vereine bezw. Einzelmitglieder werden ge-
beten, die Anzahl der Teilnehmer am Bezirkstag dem Kollegen
Wandel, Swinemünde, Gr. Kirchenstr. 21, mitzuteilen.
Westpreußen. Die Bezirksverwaltung Westpreußen hatte zu
Mittwoch, 2. August, eine Bezirksversammlung nach dem Re-
staurant Hohenzollern, Danzig, einberufen, um Stellung zu
nehmen zu dem Konflikt des Reichsmarineamts mit den Marine-
technikern. Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden, Herrn
Ingenieur Schmidt, erstattete Herr Architekt Kloß, Mitglied des
Gesamtvorstandes, ein eingehendes Referat, das mit starkem
Beifall aufgenommen wurde. Die Versammlung faßte einstimmig
die nachfolgende Resolution:
Die am 2 August in Danzig versammelten Verbandsimit-
glieder der Bezirksverwaltung Westpreußen sprechen der Ver-
bandsleitung und den standhaften Kollegen in Kiel, Wilhelms-
haven usw. vollstes Vertrauen und Anerkennung für ihre Hal-
tung und die getroffenen Maßnahmen im Konflikt mit dem
Reichsmarineamt aus. Wir werden nichts versäumen, um
den Grundstock für den Kampf um das Arbeitsrecht zu stärken.
Es wurde noch von der Genehmigung der neuen Verbands-
satzungen Kenntnis gegeben.
Der nächste Bezirkstag findet am 12. und 13. August 1911
in Könitz statt. Tagesordnung:
A. Gesamtvorstandssitzung am Sonnabend, 12. August,
abends 8V2 Uhr, im „Hotel Krebs".
1. Geschäftsbericht. 2. Kassenbericht. 3. Bericht über die
Posener Tagung der ostdeutschen Bezirksverwaltungen. 4. An-
träge, a) Hütte, Danzig, beantragt, in eine lebhafte Agitation
für die allmähliche Erhöhung des Mindestgehalts auf 150 M
einzutreten. 5. Anderweite Abgrenzung des Geschäftsbezirks
der Bezirksverwaltung Westpreußen. 6. Wahlen der Gruppen-
vertreter sowie der neuen Schriftführer. 7. Wahl des Ortes
für die nächste Bezirksversammlung. 8. Verschiedenes.
B. Bezirksversammlung der Verbandsmitglieder am Sonn-
tag, 13. August, mittags 12 Uhr, ebenfalls im ,, Hotel Krebs".
1. Verlesung und Genehmigung des Protokolls und der
Beschlüsse der Vorstandssitzung. 2. Die Wohlfahrtseinrichtungen
des D. T.-V. Arch. E. Schulz, Obmann der Stellenvermittlung.
3. Vortrag des Herrn Dr. Günther, Berlin: „Die soziale
Gesetzgebun g". 4. Verschiedenes. 1 V2 Uhr gemeinschaft-
liches Mittagessen.
Zweinvereine
Aachen. Technischer Verein. Br.-Adr. : F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Str. 9. — Samstag, 12. Aug., abends 8V4 Uhr,
im großen Saale des „Berliner Hofes", Bahnhofstraße, Vor-
tragsabend für Schüler und Studierende der
technischen Lehranstalten. Thema: Die Tech-
niker und ihre soziale Stellung in der
Praxis. Referent Herr Ingenieur A. F. Martin, Cöln.
Alle Mitglieder werden ersucht, an diesem Vortragsabend
zu erscheinen und dem Verein noch fernstehende Kollegen ein-
zuführen. — Samstag, 19. Aug., Zusammenkunft in einem Garten-
lokale vor der Stadt. Näheres darüber in nächster Nummer
der D. T.-Z.
Berlin. Technischer Verein. Br.-A.: F Schneider,
Charlottenburg, Brauhofstr 4. Die Besichtigung der städt. Unter-
grundbahn Wilmersdorf findet unter Führung des Herrn Regie-
rungsbaumeister Dr Ing. Platzmann am Freitag, 25. Aug., nachm.
V46 Uhr, statt. Treffpunkt: Hohenzollernplatz, Ecke Fasanen-
straße. Wir erwarten zu dieser hochinteressanten Besichtigung
eine zahlreiche Beteiligung unserer Vereinskollegen. Verbands-
kollegen sind als Gäste willkommen; vorh. Anmeldung erbeten.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u Br-Adr. :
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. Hauptversammlung am Sonn-
abend, 12. August 1911, abends 81/, Uhr, im Vereinslokal Re-
staurant Ihlenfeld. Tagesordnung:" 1. Verlesen des letzten
Sitzungsberichtes. 2. Neuwahl eines Schriftführers. 3. Bezirks-
tag in Swinemünde am 26. und 27. August 1911. 4 Verbands-
schreiben. 5. Zahlung der Mitgliedsbeiträge 6. Eingänge.
7 Mitteilungen und Anträge. Wir bitten wegen der Wichtig-
keit der Tagesordnung um das Erscheinen sämtlicher MitgUeder.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 15. Aug., präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
528
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 33
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Verbands-
angelegenheiten. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
(O.-S.) und Umgegend. Br.-A. : Bauingenieur H. Spiller,
Moltkestr. 1. Nächste Versammlung Mittwoch, 16. August,
8V2 Uhr. Pschorrbräu, August-Schneider-Straße. Tagesordnung:
1. Eingänge. 2. Aufnahmen. 3. Bericht des Herrn Kollegen
Jelinski über „Die Aussperrung der Marine-
techniker". 4. Interne Vereinsangelegenheiten. 5. Ver-
schiedenes. Vollzähliges Erscheinen der Mitglieder erforderlich.
Gäste sind willkommen. Kollegen, die noch mit Beiträgen
im Rückstand sind, werden dringend gebeten, diese umgehend
unserem Kassierer, Kell. K. Richter, Gustav-Freitag-Straße Nr. 6,
einzusenden. Für den Unterstützungsfonds der
betroffenen Marinetechniker wurden als erste
Rate 76 M abgesandt. Weitere Spenden nimmt
der Kassierer entgegen.
Kiel. Techniker-Verein. Br.-A. : Hugo Hahn, Kiel,
Preußerstraße 16. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Donnerstag
eines Monats, abends S^/o Uhr, im ,,Patzenhofer", Falkstr. 12.
Nächste Versammlung am 17. August, abends pünktlich 8^ 2 Uhr.
Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Sonstiges.
Passau. Techniker-Verein. Es wird hiermit zur
Kenntnis gebracht, daß nach Beschluß der Vertrauensmänner
infolge Auflösung der Baugewerkschule die Beiträge des
Jubiläumsfonds bis einschl. 15. August 1. J. zurück-
bezahlt werden. Nach diesem Termine geltend gt?machte An-
sprüche werden nicht berücksichtigt und fallen diese Beträge
der Kasse des Techn.-Vereins Passau zu.
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2466 Würzburg, Baugesch. sof. Bt., tücht. Zeichn., m.
Korrespondenzwesen vertr. Dauernd. Ang. m. Geh.-Anspr.
Zweigst. Würzburg an Hn. L. Ungerer, Schöntaler Straße.
2467 Ostrowo, Baugesch. tücht. Bt., m, all. vorkommend.
Arbeit, vertr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Posen an Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
2468 Königsberg i. Pr., Dipl.-Ing. sof. od. spät, tücht erf.
Bt. in dauernd. Stellg. Ang, hi. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Königs-
berg i. Pr. an Hn. L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
2469 Zabrze (O.-S.), Arch. -Bureau sof. jung, zeichnen gew.
T., mögl. kath. u. sich, im Veranschlag., zur Hilfeleistg. bei
der Bearbeitg. v. Kirchenbauentwürf. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2476 Saarbrücken, Baugesch. u. Arch. -Bureau z. 1. 10.
jüng. Bt. (Arch.) f. Entwurf u. Bauleitg. 150 bis 200 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Saarbrücken an Hn.
R, Rosprich, Petersbergstr. 82.
2477 Truppenübungsplatz Grafenwöhr sof. tücht. T. zur
Bauführg. u. f. Abrcchn. Bewerb., welch, b. d. Militärbau-
verwaltg. tätig war, bevorz. Bis 1Q8 M u. IM Bauzulage.
Stellungsdauer 1 J. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Gesundheitsattest
an Hn. Fr. Rehle, Untere Grasersgasse 9.
2486 Strausberg, Baugesch. sof. tücht. Bt. 150 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2487 iStaßfurt, Baugesch. sof. durchaus tücht. T., d. d.
Chef in jed. Weise vertr. kann. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigst. Magdeburg an Hn. Th. Große, Magdeburg,
Breiteweg 175/77.
2488 Lauenburg i. Pomm., Maurermstr. sof. tücht. Bt.,
ledig, im Entwerf., Veranschl. u. Abrechn. erf., a. 3 Mon. Bis
180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Photographie Zweigst.
Stettin an Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
2489 Baugesch. in ein. Stadt an d. Lahn u. am Rhein sof.
ein. im Hoch- und Tiefbau erf. T., etwa 30 J. alt, f. Bureau u.
Baust., fl. Zeichn., im Veranschl., Abrechn. u. in Statik bew.
Posen. Vereinigung Posener Techniker. Die
letzte Versammlung stand im Zeichen der Kieler Vorgänge.
Nachdem 15 neue Mitglieder aufgenommen waren, wurde
mitgeteilt, daß die freiwillige Sammlung für die
Kieler Kollegen bereits jetzt über 300 Mark
ergeben hat. Nach einem kurzen Referate des Vorsitzenden
wurde folgende Entschließung einmütig angenommen:
Die heutige Versammlung der Vereinigung Posener Tech-
niker verurteilt einmütig das schroffe Vorgehen des Reichs-
marineamtes gegen die Techniker, das einer Vergewaltigung
gleichkommt. Bei dem vorgelegten Dienstvertrage handelt
es sich nicht mehr um einen Arbeitsvertrag, sondern um
eine einseitig diktierte Unterwerfungsurkunde, die die schärfste
Verurteilung aller gerecht denkenden Menschen verdient. Die
Versammlung billigt deshalb alle von der Verbandsleitung
ergriffenen Maßnahmen und stellt neben den freiwillig ge-
sammelten Beträgen 200 M zur Durchführung der erforder-
lichen Schritte aus der Vereinskasse zur Verfügung. Sie
beschließt ferner die großzügige eingeleitete freiwillige Samm-
lung fortzuführen und hofft, daß sich kein Techniker seiner
Pflicht gegenüber der Berufsorganisation und der im Kampfe
stehenden Werfttechniker entzieht.
Posen, den 3. August 1911.
Techniker in der Industrie.
Leipzig. Techniker-Verein. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch im Restaurant „Bayrische Krone", Jakobstraße Nr. 2.
Am Mittwoch, 16. August: Vereinsabend, Bericht über die
Wanderversammlung und die Hygienische Ausstellung in
Dresden.
Dauernd. 160 bis 200 M. Ang. mit Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Wiesbaden an Hn. F. Wunder, Blücherstr. 24.
2490 München, Baugesch. sof. tücht. Bt., etwa 23 J. alt,
f. Bureau u. Baust. 'Dauernd. Bis 140 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. München, Elisenstr. 7.
2491 Gifhorn, Bez. Hannover, sof. tücht. T., gel. Zimm.,
mögl. verheir. u. Radfahr. Dauernd. 150 bis 180 M evtl. mehr.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Hannover an Hn. L. Dam-
köhler, Slicherstr. 8.
2492 Berlin sof. tücht. Bt., saub. Zeichn. u. fl. Statik.
Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2495 Berlin, Hochbauamt sof. tücht. T., m. stat. Berechn.
u. tnögl. auch m. baupolizeil. Prüfung, vertr. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. \u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2497 Berlin, Kgl. Hochbauamt sof. tücht. Bt. f. Um- u.
Erweiterungsarbeit, a. 5 bis 6 Mon. 200 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2498 Berlin, erf. Bt. od. Arch. f. Entwurfsarbeit, ein.
Bureau- u. Geschäftshaus., m. Berlin. Verhältn. \ertr. 225 AL
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2502 Dahlem b. Berlin, Arch. -Bureau sof. tücht. Bt., gut.
Architekturzeichn., zun. zur Aushilfe. 150 bis ISO M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2503 Dortmund, Arch. -Bureau sof. jüng. Bt., vorüberg.
150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Antr. -Termin Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
2504 Forst i. Laus. sof. jüng. Bt., 22 bis 24 J. alt. 130 bis
150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2505 Bromberg, Baugesch. z. 1. 9. er. tücht. Bt., gel.
Zimm. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. bei freier Woh-
nung Zweigst. Bromberg an Hn. H. Neudahl, Mittelstr. 48.
2506 Rheinsberg i. Mark, Arch. -Bureau sof. tücht. T., bis
25 J. alt, f. Villen-, Landhäuser- u. Schulhausbaut. Stcllungsd.
zun. 3 Mon., evtl. läng. 125 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2507 Neisse, Hochbauamt sof. erf. Arch. f. ausführl. Ent-
wurf, Um- u. Erweiterungsb. ein. ländl. Kirche. Stellungsd.
vier Mon. 250 AL Ang. ni. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., A^arkgrafenstr. 94.
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11
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 34 Schriftldtung. L Rieh. Schubert, Berlin. 19. AugUSt 1911
Inhalt: Privatbeamte und Steuerpolitik — Kleinwohnungen — Ueber Verbreitung von Zentralheizungen — Kultur und Kunst — Soziale Bewegung - Standesbewegung —
Aus der Volkswirtschaftslehre - Zeitschriftenschau - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Privatbeamte und Steuerpolitik
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Gegen ein gutes Wahlrecht und gegen eine gerechte
Beteiligung der Angestellten an der Staatsmacht wird
meist geltend gemacht, daß der politische Einfluß den
Leistungen an den Staat entsprechen müsse. Wir können
die Bemessung der Rechte nach den materiellen Leistungen
nicht zugeben, denn der Staat soll eine soziale Einrichtung
sein, die der Menschen wegen da ist. Aber selbst wenn
man den Maßstab anerkennte, müßte man sagen, daß
öffentliche Rechte und Pflichten in unserem Vaterlande
ungerecht verteilt, die Angestellten gegenüber den Unter-
nehmern und sonstigen besitzenden Klassen benachteiligt
sind. Denn nichts ist falscher als die Behauptung, daß
bei uns die wirtschaftlich Schwachen, die Arbeitenden zu
Lasten der Besitzenden vom Staate beschenkt und be-
günstigt würden. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Der verheiratete Angestellte mit Kindern ist schon
bei einem Jahresverdienste von 1000 bis 1200 Mark durch-
aus nicht frei von direkten Steuern, wie so oft behauptet
wird. An Einkommensteuer in Staat und Gemeinde zahlt
er durchschnittlich 20 bis 30 Mark, in manchen Bundes-
staaten eher mehr als weniger. An indirekten Steuern
und Zöllen entrichtet er für den Bedarf einer fünfköpfigen
Familie gegen 100 Mark jährlich. Noch viel mehr muß
er, durch Schutzzölle gezwungen, in höheren Preisen fast
aller Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände zur Unter-
stützung der notleidenden Landwirtschaft und Industrie
beitragen. Seine Wohnung könnte um 100 Mark billiger
sein, wenn nicht die Rechtsordnung und die mangelhafte
Bodenpolitik in Staat und Gemeinde ihn zwängen, hohe
Grundrente zu leisten. Schließlich wälzt ihm das Recht
ajich noch die Sicherung seiner Zukunft zu, die früher
der Armenverwaltung zufiel, und nötigt ihn, 80 Mark
und mehr jährlich für Kranken- und Invalidenversicherung
aufzuwenden.
Diese vom Staate erzwungenen Lasten des Arbeiters
machen also gegen 400 bis 500 Mark jährlich aus gegen-
über einem Einkommen, das nicht viel mehr als doppelt
so hoch ist. Was sollen dagegen die 10 bis 20 Prozent
oder meinetwegen auch 30 Prozent bedeuten, die der
wohlhabende Unternehmer für gleiche Zwecke entrichtet
und die ihm teilweise zehnfach vergolten werden durch
Staatsmaßnahmen, die als Zoll oder Steuern, durch Rechts-
ordnung oder Staatslieferung sein Einkommen steigern?
Denn darüber kann doch das Schlagwort vom „Schutz
der nationalen Arbeit" niemand wegtäuschen, daß die
damit begründeten Schutzzölle und manche ähnliche Maß-
regeln wie Kaligesctz, Kontingentierung der Schnaps- und
Bierproduktion usw. immer viel weniger der gewerblichen
Arbeit, als der Verzinsung des im Gewerbe angelegten
Kapitals dienen müssen! Das ist ja die schwächste Seite
dieses sogenannten Schutzes, daß die höhere Verzinsung
sofort wieder kapitalisiert wird und sich auf das Anlage-
kapital schlägt. Das ist ja nirgends greifbarer als bei den
AgrarzöUen, die auf die Dauer nur Grundstückspreis urrd
Pacht, also die Grundrente steigern und das Uebel ver-
schlimmern müssen. Zollschutz und Monopolschutz ist
Rentenschutz!
Gewiß ist bei unserer heutigen Wirtschaftsverfassung
eine RentabiHtät des privaten Kapitals Voraussetzung da-
für, daß es Arbeitsgelegenheit verschafft. Aber daraus
folgt noch nicht, daß die vielen, die auf diese Arbeits-
gelegenheit angewiesen sind, zugunsten der wenigen Ka-
pitalbesitzer belastet werden müssen. Und es folgt erst
recht nicht daraus, daß man diese Privilegienwirtschaft
auch noch mit einem falschen Namen frisieren muß.
Ja, wenn der Staat zugleich dafür sorgte, daß die
Früchte aus dem Schutze der Arbeit auch den Arbeitenden
zukämen. Ein einziges Mal ist ein schwacher Versuch
dazu gemacht worden. Beim Kaligesetz hat der Reichs-
tag eine Maßregel dagegen beschlossen, daß mit der
staatlichen Garantie der Bergwerksrente nicht eine Ver-
schlechterung der Arbeitsbedingungen verbunden sein
dürfe. Aber bezeichnenderweise beschränkt dieser Schutz
sich auf die Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter, während
die kaufmännischen und technischen Angestellten davon
ausgeschlossen sind. Und im übrigen tut der Staat alles
nur mögliche, um den Aufstieg der arbeitenden Massen
zu hindern und den Unternehmern die Herabdrückung
der Gehälter durch Heranziehung ausländischer Arbeiter
zu erleichtern.
Außerdem beschafft er sich seine Bedürfnisse in höchst
unsozialer Weise. Denn wenn sozial das Vorrecht des
Menschen vor den Sachen bedeutet, dann sind die Steuern
um so unsozialer, je mehr sie den Menschen selbst, d. h.
sein Dasein treffen, sein Leben und Arbeiten erschweren;
um desto sozialer, je mehr sie andere Dinge, vor allem
nicht erarbeitete Güter belasten. Unsozial sind die Reichs-
steuern auf die notwendigsten Lebensmittel und Gebrauchs-
gegenstände, wie Brot, Fleisch, Salz, Petroleum usw. Sehr
sozial sind alle Steuern auf das, was dem Menschen ohne
Arbeit zuwächst, wie Kapitalzinsen, Erbschaften, Boden-
rente, Monopolgewinn usw. Unsozial ist die Einkommen-
steuer, wenn sie nicht ein Existenzminimum ganz frei
läßt und das fundierte Einkommen höher erfaßt als das
auf Arbeit beruhende. Der § 23 des preußischen Ein-
kommensteuergesetzes, der nur für Arbeitseinkommen eine
Deklarationspflicht vorschreibt und deswegen für geringe
Arbeitseinkommen eine höhere Besteuerung bringt als für
gleichhohe Einkommen aus Geschäftsgewinn oder Kapital-
zinsen, ist ungerecht, unsozial und muß im Interesse der
530
Heft 34
Angestellten beseitigt werden. Eine Vermögenssteuer ist
in der Regel sozial richtig und gerecht, fast so gut wie
die Erbschaftssteuer. Daß bei der letzten großen Steuer-
vermehrung die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf den
Nachlaß für Kinder und Ehegatten abgelehnt ist, bedeutet
ein schweres Fiasko der Sozialpolitik und muß von den
Angestellten als ein Schlag ins Gesicht empfunden werden.
Denn die statt dessen eingeführten Verkehrssteuern sind
kein Ersatz, weil sie nicht vom unerarbeiteten Vermögens-
zuwachs genommen werden, sondern im Gegenteil die
Arbeit selbst erschweren und besteuern.
Wie wenig sozial unsere Finanzgesetzgebung ist, hat
jüngst noch das Schicksal der Bodenbesteuerung gezeigt.
Es gibt nichts gerechteres und sozialeres als die Heran-
ziehung des unverdienten Wertzuwachses am Grund und
Boden zu den öffentlichen Lasten. Denn die Monopol-
gewinne des Bodens werden durch das Wachsen des
Volkes und seine gemeinschaftlichen Einrichtungen ge-
schaffen. Aber auch in seiner höchsten Finanznot hat
das Reich zunächst den Boden mit erhöhten Umsatz-
stempeln belastet und dann nicht statt ihrer, sondern neben
ihnen eine Wertzuwachssteuer geschaffen, die so von
Grundbesitzer- und Kapitalrenten-Interessen diktiert ist,
daß sie vielleicht mehr schaden als nützen wird. Boden-
reformerisch ist diese Steuer nicht und die erwünschte
Nebenwirkung eines Druckes auf die Bodenpreise, damit
einer Verbilligung der Mieten, wird sie leider nicht haben
können. Im Gegenteil hat die Besteuerung des Bodens
durch Reich, Staat und Gemeinden durch ihre verkehrte
Kleinwohnungen
Unseren Lesern zeigen wir heute in den Abbildungen
eine Arbeit, die schon längere Zeit in unserer Mappe
der Veröffentlichung harrt. Es handelt sich um Teile
aus einem Wettbewerb, den der Spar- und Bauverein zu
Hamburg ausgeschrieben hatte. Es ist uns leider nicht
möglich, den Bauplan, den der Verfasser unserer Arbeit
für den zur Verfügung stehenden Baublock entworfen hatte,
zu veröffentlichen, aber Einzelheiten aus der Arbeit er-
scheinen uns wertvoll genug, sie unseren Lesern zu zeigen.
Die Aufgabe bestand darin, in guter Gruppierung 2-,
3- und 4-Zimmerhäuser einzeln oder auch als Doppel- und
Drillingshäuser anzuordnen. Eine andere Vorschrift war
die, daß die Zweizimmerhäuser den Preis von 4000 M
nicht übersteigen und die Dreizimmerhäuser nicht über
5500 M und die Vierzimmerhäuser nicht über 7500 M
kosten sollten.
Die Perspektive der Straßenansicht stellt die gefällige
Gruppierung von Vierzimmerhäusern dar. Ein Vierzimmer-
haus zeigen wir dann noch besonders dm Grundriß und
in einer Teilperspektive.
Schon aus diesen Darstellungen geht hervor, wie gut es
der Architekt verstanden hat, ohne große Mittel ein ge-
fälliges Aeußere zu erzielen. Das wird besonders schwer,
je kleiner die Aufgabe wird und je mehr mit den Mitteln
gerechnet werden muß, wie das bei den zu entwerfenden
Zweizimmerhäusern der Fall war. Unsere Abbildung des
Zvveizimmerhauses belegt aber das Geschick des Archi-
tekten auch für diese Aufgabe. Wir bedauern, unseren
Lesern nicht die ganze Lösung vorlegen zu können, deren
Güte von den Preisrichtern durch einen Ankauf aus-
gezeichnet wurde. Trotzdem sind die Abbildungen viel-
leicht geeignet, diese oder jene Anregung zu geben.
Art bisher viel mehr zur Verteuerung des Bodens
und des Wohnens gewirkt als zur Verbilligung. Und auch
die Verkehrsanstalten (Eisenbahn) haben herzhch wenig
getan, um der wachsenden Wohnungsteuerung abzuhelfen.
Was hier vom Wohnbedürfnisse gesagt ist, gilt leider
in noch höherem Maße von dem wichtigsten Nahrungs-
bedürfnisse der Angestellten. Unsere Wirtschaftspolitik
ist ausschließlich diktiert von den Rücksichten auf die
Produktion, nicht auf den Konsum. Die Nebenwirkung
unserer meisten Reichssteuern ist eine dauernde, er-
hebliche Preissteigerung der notwendigsten Unterhalts-
mittel. Die große Besoldungsreform für Reichs-, Staats-
und Gemeindebeamte hat bewiesen, in welchem Maße
diese Verteuerung von den Verwaltungen selbst anerkannt
werden muß. Die Privatangestellten sind leider nicht in
der Lage, durch die Volksvertretungen eine allgemeine
Aufbesserung ihres Einkommens gemäß den Preissteige-
rungen zu erreichen. Sie haben noch nicht einmal eine
den Verhältnissen voll entsprechende Ausdehnung und
Verbesserung ihrer sozialen Versicherung erreichen können.
Sie sind auch noch nicht in der Lage, wie die Arbeiter,
durch gewerkschaftliche Machtmittel eine Aufbesserung zu
erzwingen. Die Folge ist, daß das durchschnittliche Ein-
kommen der Angestellten nicht mit den wachsenden Be-
dürfnissen Schritt gehalten, ja vielleicht sogar in den letzten
Jahren absolut zurückgegangen ist. Die Privatbeamten
stehen also wirtschaftlich heute vielfach schlechter als
vor einem Jahrzehnt. Und dazu hat die falsche Wirtschafts- und
Steuerpolitik des Reiches nicht am wenigsten beigetragen.
TEILPLR^PCfMlVL.
Heft 34 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 531
Vierzimmerhaus
Arch.: Raiß und Petermann
532
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
HeU 34
Zweizinimerliaus /. /. .•. Acli.: Raiß und Petenijann
Heft 34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
533
Vierzimmerliäuser .-. .-. .• Arch.: Raiß und Petermann
Lieber Verbreitung von Zentralheizungen
yon JOH. EUGEN MAYER, beratender Ingenieur, Donaueschingen.
Es ist unbestreitbar^ daß die Verbreitung von Zentral-
heizungen noch häufig nicht den Umfang angenommen
hat, wie es nach dem Stand dieses Zweiges der Technilv
sein könnte. Man sucht häufig den Grund zu dieser Er-
scheinung darin, daß der Laie nicht genügend über die
Vorteile einer zentralen Heizung gegenüber einer lokalen
aufgeklärt ist. Der Hauptzweck des letzten Preis-
ausschreibens des Verbandes Deutscher Zentralheizungs-
industrieller war auch, Arbeiten zu gewinnen, welche das
große Publikum auf die große Ueberlegenheit unserer
modernen Zentralheizungen über die lokale Ofenheizung
hinweisen sollen. Ich habe es in meinem Büchlein : „Heizung
und Lüftung"*) jn einem besonderen Abschnitt versucht
und darf wohl auf jene Ausführungen verweisen. An
dieser Stelle niöchte ich nur noch darauf hinweisen, daß
man häufig in Zeitschriften Klagen über das Verschwinden
der Kachelofenpoesie findet; diese muten mich immer an,
wie die Trauer über die verabschiedete Postkutsche mit all
ihrem Zauber, all ihrer Poesie. Wohl mag einen in Stunden,
in denen die zartesten Saiten menschlichen Eühlens an-
•) Sammlung aus „Natur und Geisteswelt" ; vergl. auch die Be-
sprechung in Heft 40/1909.
geschlagen werden, eine gewisse Wehmut b.-^schleichen,
wie ja dann immer die Beobachtung der Vergänglichkeit
traurig stimmt. Tritt man aber aus solchen Stimmungen
heraus in die nackte Wirklichkeit, so zieht man für eine
große Reise sein geheiztes Abteil eines durchgehenden
Zuges der Postkutsche vor. So wird auch jeder, der ein-
mal in seinem Hause die Vorteile einer guten Zentral-
heizung genossen hat, nie mehr auf diese verzichten
wollen.
Nach meinen Erfahrungen in der Praxis ist es aber
weniger die Unkenntnis der Vorteile einer Zentralheizung,
welche da und dort der Einführung hinderlich in den
Weg tritt, sondern eine gewisse Furcht des Publikums vor
Unannehmlichkeiten infolge der Zentralheizung. Der Nach-
bar hat eine Zentralheizung, welche die Hälfte der Zeit
nicht funtioniert, bald ist es vor Kälte, bald vor Hitze nicht
auszuhalten, ein Stockwerk wird warm, das andere
nicht usw. Schlecht ausgeführte Anlagen oder falsch an-
gewandte Systeme, darin liegt meiner Ansicht nach der
Hauptgrund, weshalb man sich mancherorts sträubt, eine
Zentralheizung einzurichten. Der Hochbautechniker, denn
dieser wird in den weitaus meisten Fällen zuerst um
534
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 34
seinen Rat angegangen, muß, wenn hier eine Aenderung
zum besseren eintreten soll, mit allen Mitteln dafür Sorge
tragen, daß sein Bauherr eine dem Zweck entsprechende,
in all ihren Teilen richtig angelegte Zentralheizung erhält.
Soll aber dieses Ziel in der Praxis wirklich erreicht werden,
so muß der Hochbautechniker mit einer alten Gepflogen-
heit gründlich brechen, nämlich sich selbst als Heizungs-
fachmann zu fühlen, die Projekte selbst zu beurteilen und
nach seinem Gutdünken zu vergeben. Hierbei spielt dann
meist der Preis eine sehr große Rolle, so daß auch unsere
ersten Firmen gezwungen sind, eben das AUereinfachste
anzubieten. Ich bin weit entfernt davon, zu behaupten,
daß bei dieser Art der Vergebung unsere ersten Firmen
nicht auch tadellose Anlagen liefern, allein gerade durch
diese Art sind eben viele unvollkommene Anlagen ent-
standen, durch Preisunterbietungen haben sich Firmen,
denen es an Erfahrungen mangelt, in das Geschäft hin-
eingedrängt und (deshalb ist dieser Weg zu verwerfen.
Ein viel Sicherer Weg, eine gute Anlage zu erhalten, ist
der, daß sich der Architekt schon von Anfang an mit
einem tüchtigen Heizungstechniker, der womöglich nicht
in Diensten einer unternehmenden Firma steht,' in Ver-
bindung setzt und diesem die Wahl des Systems, die An-
ordnung der Anlage, Begutachtung der Projekte usw.
überläßt. Dieser Sachverständige wird in erster Linie
die Güte eines Projektes und dann erst den Preis ins
Auge fassen.
Bei der Ausführung einer Anlage habe ich häufig die
Erfahrung gemacht, daß Heizungstechniker ihre Anlagen
sehr wohl berechnen und aufzeichnen können, für die Mon-
tage aber sehr wenig Verständnis haben. Und doch kommt
es gerade bei der Montage auf mancherlei scheinbare
KULTUR UND KUNST
Der Preußische Minister der öffentlichen Arbeiten
und die geschiclitliche Ueberlieferung
Wer sich der Jahre erinnert, in denen es der Aufklä-
rungsarbeit kunstsinniger Männer gelang, einen frischeren
Geist in unsere Baukunst zu tragen, der nimmt mit Freude
wahr, wie sich doch manches gebessert hat, was durch-
zuführen damals so außerordentlich schwer erschien. Ja
selbst manche unserer öffentlichen Bauten und darunter
niclit zuletzt die kleineren bei Bahnhöfen und auf dem
platten Lande lassen erkennen, daß auch hier die Anfänge
zu einer Besserung vorhanden sind. Die Freude, die wir
an diesem Vorgang empfinden, scheint der Minister der
öffentlichen Arbeiten in Preußen nicht zu teilen, denn in
einem Bericht über seine Tätigkeit läßt er Sätze einfließen,
die nach zweierlei Seiten wie ein kalter Wasserstrahl
wirken müssen. Ist das Deutsch nicht sehr schön, aber
umsomehr amtlich, so sind die darin enthaltenen Gedanken
geeignet, einen Rückschlag herbeizuführen, unter allen Um-
ständen aber kunstgefährliche Grundsätze von Amts wegen
zu verbreiten. Der Satz aus dem Bericht lautet:
„Gegenüber der in neuerer Zeit aufgetretenen B e -
w e g u n g , in der kirchlichen wie in der bür-
gerlichen Baukunst unter Anwendung \- o n
allem Herkömmlichen neue Ausdrucks-
mittel für die B a u g e d a n k e n d e r G e g e n -
w a r t zu suchen, glaubt die Staatsverwaltung Zur ü c k -
h a 1 1 u n g üben zu müssen, in der Ueberzeugung, daß
es als ein b a u k ü n s 1 1 e r i s c h c r Verlust an-
Kleinigkeiten an, deren Nichtbeachtung unter Umständen
zu einem Versagen 'der Anlage führen kann. Es wäre
daher nur zu begrüßen, wenn unsere Schulen immer mehr
dahin streben, dem Heiztechniker auch praktische Kennt-
nisse mitzugeben. Dem Hochbautechniker aber wird in
dieser Beziehung der von ihm zu Rat gezogene Heizungs-
fachmann gute Dienste leisten, wenn jener die Montage von
diesem überwachen läßt.
Auf diesem Wege, bei dem sich die ausführende Firma
auch unter einer gewissen Kontrolle weiß, verschwinden
die schlechten, zu Schundpreisen ausgeführten Anlagen;
hält dann der Architekt seine Bauherren noch an, die
Anlage frühzeitig — im Sommer — jeweils einer Prüfung
von der Lieferungsfirma unterziehen zu lassen — wozu
übrigens die Heizungsfirmen nicht unzweckmäßig ihre
Kunden durch Rundschreiben auffordern sollten — , so
werden sich Mängel an der Anlage kaum bemerkbar
machen, vielmehr wird diese den höchsten Anforderungen
entsprechen! Der zu Rate gezogene Heizungsingenieur
wird den Architekt auch auf manche Einrichtungen und
Vorkehrungen, die geeignet sind, die Anlage zu verfeinern,
aufmerksam machen; ich erinnere nur an selbsttätige Tem-
peraturregelung, Luftbefeuchtung, Luftzuführung usw.
,Wird aber eine solche Zentralheizung in wärme-
technischer und hygienischer Beziehung die höchsten An-
sprüche befriedigen, so kann auch in ästhetischer Beziehung
dem verwöhntesten Geschmack Rechnung getragen werden;
ich erinnere 'Uur an die kunstvollen Heizkörperverklei-
dungen, die unsere Spezialfirmen auf den Markt bringen.
Wer nach dem Schmuck, den die alten Kachelöfen boten,
verlangt, dem stehen wundervolle Heizungskörperumbauten
in Kachelofenform zur Auswahl.
zusehen ist. Wenn der Boden geschichtlicher
Ueberlieferung verlassen und damit auf die
Verwertung des Reichtums an Gestal-
tungskraft verzichtet wird, den die Kultur
früherer Jahrhunderte hinterlassen hat."
An sich würden diese Ausführungen für die Allgemein-
heit nicht gefährhch sein, denn das große Publikum unter-
scheidet sehr wohl Kunst von staatlicher Kunst. Man
weiß auch, daß die Architekten unter dem Minister der
öffentlichen Arbeiten und auch an anderen Stellen nicht
frei schaffen, sondern unter einem gewissen Zwang der
Tradition im schlechtesten Sinne des Wortes stehen. Das
Ansehen der im öffentlichen Dienst stehenden Architekten
ist dadurch nicht gestiegen, es schien sich aber zu bessern,
als auch sie die Schablone hier und dort verließen. Das
hat bei Herrn von Breitenbach Mißfallen erweckt und
vorstehend abgedruckten Satz ausgelöst. Es ist bedauer-
lich, wie wenig kunstpolitisch unsere Behörden noch ver-
anlagt sind und wie sie gerade hierdurch nicht in der
Lage sind, etwas zur Förderung wahrer Kunst beizutragen,
für die sie glauben, ein Privileg zu besitzen.
Mit Recht wendet sich deshalb der Bund Deutscher
Architekten mit der nachfolgenden Erklärung gegen den
Minister, der wir nichts weiter hinzufügen wollen.
,,Die allgemeine Fassung, daß die Bewegung für die
Baugedanken der Gegenwart neue Ausdrucks mittel
zu suchen, in neuerer Zelt aufgetreten sei, fordert zu
Widerspruch heraus. Diese Bewegung ist vielmehr s o
alt, als der Fortschritt in der Kunst. Sie ist dessen
einzige Quelle.
Auch ist es ein Irrtum, wenn ausgeführt wird, daß
mit der so falsch gekennzeichneten Bewegunsr eine Ab-
Heft 34
DEUTSCHE TECMNIKER-ZEITUNO 1911
535
Wendung von allem Herkömmlichen verbunden sei. Viel-
mehr werden die Kunstschöpfungen aller
früheren Zeiten so eifrig wie nur je und räumlich
wie zeitlich weit umfassender studiert (und nach
Gelegenheit genutzt), als das irgendeiner früheren Zeit
möglich war. Es handelt sich bei der vermeintlich neuen
Bewegung keineswegs um eirP» Verlassen des „Bodens ge-
schichtlicher Ueberlieferung", sondern darum, nicht an den
dem Laien rasch verständlichen „Stilmerkmalen" haften
zu bleiben, sondern die künstlerischen Ideen (be-
sonders in Rhythmus und Farbe) zu erfassen und sie
unseren heutigen Zwecken dienstbar zu machen. Gegen-
über dieser Aufgabe, die nur unter sorgsamer Beachtung
der geschichtlichen Ueberlieferung erfüllt werden kann,
tritt die ,, Verwertung des Reichtums an Gestaltungskraft,
den die Kultur früherer Jahrhunderte hinterlassen hat",
völlig zurück. Sie beschränkt sich bei völlig veränderter
Bestimmung der Gebäude meistens auf die Uebernahme
dieser oder jener Ausdrucksweise, oft sogar auf eine ferne
und fremde Ornamentik.
Das vom Minister der öffentlichen Arbeiten an-
geschnittene Problem liegt ziemlich viel tiefe r,
als der Verfasser des angeführten Satzes annimmt. Es
wäre erwünscht, wenn die Staatsbauverwaltung die gleiche
Zurückhaltung, die sie neuen architektonischen Ausdrucks-
mitteln gegenüber üben zu müssen glaubt, auch bei der
beiläufigen Lösung kunstgeschichtlicher und kunstphilo-
sophischer Fragen übte.
Dagegen bedarf es durchaus nicht der Begründung der
Zurückhaltung gegenüber den neuen Ausdrucksmitteln, da
jeder Sachkundige diese Zurückhaltung anerkennen wird.
Die neuen Ausdrucksmittel sind von jeher für den ganz
engen Kreis derer gewiesen, die die Kunst weiter-
gebracht haben, die aber auch unter den B a u -
Beamten der Staatsbauverwaltung höchst
selten sein dürften.
In den Händen aller übrigen haben die neuen Aus-
drucksmittel stets zu Entgleisungen geführt."
SOZIALE BEWEGUNG
Die Gehalts- und Anstellungsverhältnisse
bei der Allgemeinen Bauverwaltung Preußens
Unsere Petition für die auf Privatctienstvertrag bei
der Allgemeinen Bauverwaltung und bei den Preußischen
.Wasserbauinspektionen beschäftigten Techniker, worin wir
eine allgemeine Regelung der sehr ungünstigen Dienst-
und Anstellungsverhältnisse dieser Angestellten gefordert
haben, ist vom Preußischen Abgeordnetenhause wieder
nicht erledigt worden. Wie uns der Direktor dieses Parla-
ments mitteilt, hatte die Petitionskommission für die
Plenarberatung den Antrag gestellt, die Petition der König-
lichen Staatsregierung als Material zu überweisen. Die Ge-
schäftslage des Preußischen Landtages, über dessen soziale
Initiative wir uns hier nicht zu verbreiten brauchen, be-
dingt es, daß Petitionen und Wünsche der Staatsangestelltcn
als Noli me tangere betrachtet werden. Sie kommen stets
am Schluß der Session zur Beratung, wenn meistens keine
Zeit mehr ist, um sich mit Beamtenfragen zu beschäf-
tigen. So ging es auch unserer Petition, über die das
Plenum nicht mehr Beschluß fassen konnte.
Wir werden zu Beginn der Herbsttagung aufs neue
mit unseren Wünschen an den Landtag herantreten.
Der Bund der Werkvereine
hat auf seiner ersten Tagung in Dresden es für gut be-
funden, unserm Verband einige unfreundliche Titulationen
anzuhängen. Wahrscheinlich als Ausdruck des Dankes
dafür, daß wir vor einiger Zeit, als bei den Bergmann-
Elektrizitätswerken und anderwärts gelbe Vereine mit der
ausgesprochenen Absicht ins Leben gerufen wurden, die
Bestrebungen der Angestellten und Arbeiter zur Verbesse-
rung ihrer Lage lahmzulegen, gegen diese angeblichen
Interessenvertretungen Front machten und vor ihnen
warnten. Man ist gegen uns recht grob geworden. Die
Mitglieder werden ohne weiteres als pflicht- und ehr-
vergessen hingestellt, als Menschen, die ihre Arbeitgeber
hintergehen und betrügen. Der Verband selber wird rot
angestrichen, außerdem moralisch minderwertig genannt,
da er zu feige sei, sich offen zur Sozialdemokratie zu be-
kennen. Man kann niemandem verbieten, sich derjenigen
Waffen zu bedienen, die ihm am nächsten liegen. Wenn
die „nationalen" Gelben es als eine vaterländische Auf-
gabe betrachten, alle diejenigen, die nicht ihren Fahnen
folgen, als Betrüger und Feiglinge zu bekämpfen, so sind
wir der Meinung, daß man wohl bessere Mittel zur Wah-
rung des Ansehens und der Würde einer Nation als gerade
Beschimpfung und Schmähung seiner Volksgenossen finden
kann. Doch abgesehen hiervon, warum gab man keine
sachliche Widerlegung? Es wäre doch sehr wünschens-
wert gewesen zu wissen, warum ausgerechnet der D. T.-V.
6ine sozialistische Organisation sein soll. Vielleicht weil
er es gewagt hat, dem Reichsmarineamt Widerstand zu
bieten, als es jenen unsozialen Dienstvertrag gegen die
Marinetechniker durchsetzen wollte? Oder weil er den
Harmoniestandpunkt als schöne Utopie ad acta gelegt hat?
Freilich, wenn Techniker und Arbeiter nach der Auffassung
jener Gelben die Pflicht und den Auftrag haben, die Inter-
essen der Arbeitgeber zu vertreten und jeder Arbeitnehmer,
der auch einmal an seine eigenen Interessen denkt und
für sie eintritt, als Umstürzler verschrien wird, dann ist
eine Diskussion überflüssig und wir können nichts anderes
tun als nochmals und mit aller Schärfe vor jenen Vereinen
warnen. „Wirtschaftliche, soziale und geistige Hebung des
deutschen Arbeiterstandes" steht auf ihrem Programm.
Und wie denkt man sich die Verwirklichung? „In Werken
mit ungünstigen Arbeitsverhältnissen dürfen keine Werk-
vereine gegründet werden." „Mag der schlechte, unsoziale
Arbeitgeber mit Genossen sich herumschlagen, wir Werk-
vereinler wollen nur mit guten, uns soweit als möglich
entgegenkommenden Arbeitgebern arbeiten." So denken
sich die Führer der Werkvereine die durch die Gelben
in die richtigen Bahnen geleitete Arbeiterbewegung! Erst
dürfen die ,, Genossen'''' den unsozialen Unternehmer er-
eiehen, dürfen im Kampfe mit ihm ihre Haut zu Markte
tragen, dann wollen die braven Menschen zur Belohnung
des Arbeitgebers, daß er gute Lehre annahm, ihre ,, na-
tionalen" Arbeitskräfte ^ur Verfügung stellen. Wir ver-
zichten auf s'olche Methode sozialpolitischer Betätigung
und auf die Gesinnung, die dahinter steckt.
n H ü :: STANDESBEWEGUNG H :: :: H
Düsseldorfer Akademie für kommunale Verwaltung
Zu der Errichtung dieser städtischen Akademie erfährt
die „Soziale Praxis" folgendes: „Die Errichtung einen
städtischen Akademie für kommunale Verwaltung in Düs-
seldorf ist von den dortigen Stadtverordneten beschlossen,
Vv^orden und wird im Oktober d. J. ihre Tätigkeit beginnen.
Der Zweck dieser neuartigen Akademie ist die Ausbildung
leitender Kommunalbeamter, insbesondere künftiger Stadt-
und Landbürgermeister, auf der Grundlage hochschul-
mäßigen Unterrichts, der einerseits die für den Kommunal-
beamten wichtigen Rechts- und Wirtschaftsmaterien,
andererseits die verschiedenen Gebiete der kommunalen,
Praxis berücksichtigt. Als Teilnehmerkreis sollen zu-
gelassen werden: bereits im Amt befindliche Kommunal-
beamte, die ihre Kenntnisse vertiefen und erweitern wollen ;
ferner Referendare und Rechtsbeflissene, inaktive Offiziere,
Nationalökonomen, Techniker usw.; Abiturienten höherer
Lehranstalten. Als Norm für die Zulassung als Vollhörcr
wird das Abiturientenexamen an einer neunstufigen höheren
536
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 34
Lehranstalt oder die Ablegung als gleichwertig !zu ler-
achtender Prüfungen (wie z. B. des Offiziersexamens) ge-
fordert, man wird jedoch Ausnahmen machen, nament-
lich insoweit es sich um bereits in der kommunalen Praxis
tätig Gewesene handelt. Den Vollhörern soll Gelegenheit
zur Ablegung einer Prüfung am Schluß des Studienjahrs
gegeben werden. Gasthörer sollen sowohl für die Ge-
samtheit des Studienbetriebs als auch für einzelne Vor-
lesungen zugelassen werden. Die Dauer des Studiums
ist auf zwei Semester bemessen, von denen das eine von
Mitte oder Ende Oktober bis Ende Januar oder Mitte
Februar, das andere von Mitte oder Ende April bis Ende
Juni jedes Jahres laufen soll. Die Akademie, die eine rein
städtische Anstalt sein wird, soll von einem Direktorium
geleitet werden, von dessen Mitgliedern eins besoldet sein
wird und die Funktionen des „Studien-Direktors" ausüben
soll. Die gesamten geldlichen Aufwendungen für die
Akademie sind auf 20 000 M jährlich veranschlagt. — Die
Anregung zu dieser Neuschöpfung kommt von dem Bonner
Universitätsprofessor Dr. S t i e r - S o m 1 o , der als Stu-
dienleiter der Akademie berufen worden ist. — Anfang
August ist das vorläufige Vorlesungsverzeichnis veröffent-
licht worden, Anfang September wird das spezialisierte
folgen. Interessenten erteilt das Oberbürgermeisteramt zu
Düsseldorf weitere Auskunft." ^
Hierzu sei bemerkt:
iWir als Techniker verlangen mit gutem Recht seit
langer Zeit bei der Besetzung kommunaler Verwaltungs-
stellen berücksichtigt zu werden. Es wird deshalb den
Eingeweihten nicht wundern, daß unser Interesse an dieser
Gründung sehr groß ist. Die Zulassung von Technikern
ist jedoch in der Satzung nicht in dem Maße zum Ausdruck
gekommen, wie wir das wünschen müssen. § 3 besagt:
„Als ordentliche Hörer Zugelassen werden Abiturienten
neunstufiger höherer Lehranstalten oder solche Personen,
die eine als gleichwertig zu erachtende Prüfung (in einer
Fußnote ist hier das Offizierexamen als solche bezeichnet)
abgelegt haben, ferner bereits im Amt befindliche Bürger-
meister und Magistratspersonen (Beigeordnete) und Per-
sonen, deren Zulassung als ordentliche Hörer das Direk-
torium im Einzelfalle beschließt. Grundsätzliche Beschlüsse
nach dieser Richtung faßt das Kuratorium.
Ueber die Zulassung als Gasthörer entscheidet in
jedem Falle das Direktorium. Die Teilnahme in den
öffentlichen Vorträgen (§ 4 c) ist jedermann zugänglich
gegen Lösung einer Eintrittskarte.
Zu den einzurichtenden Abschlußprüfungen werden nur
die ordentlichen Hörer zugelassen; an den Vorlesungen,
Uebungen, Besichtigungen und etwaigen sonstigen Ver-
anstaltungen der Akademie nehmen die Gasthörer in
gleicher .Weise wie die ordentlichen Hörer teil."
Es entsteht nun die Erage, ob die Techniker nur
als Gasthörer mit jedesmaliger Erlaubnis teilnehmen dürfen,
wie die Satzung vorsieht. Es wäre durchaus wünschens-
wert, wenn die Satzung den Technikern gegenüber etwas
weiter gefaßt würde, so daß man neben dem Offizier-
examen auch die Abgangszeugnisse von staatlichen tech-
nischen Lehranstalten außer denen der Hochschulen gelten
ließe. Es kann nicht der alleinige Zweck der Akademie
sein, Oberbürgermeister auszubilden^ sondern es ist alsi
berechtigtes Bedürfnis anerkannt worden, daß Vorsteher
technischer Anlagen, technische Beamte überhaupt in Ver-
waltungsfragen Bescheid wissen müssen. Die zu grün-
dende Akademie hat eine große Zukunft, und wir halten
uns darum für verpflichtet, beizeiten auf die Lücke auf-
merksam zu machen, die zweifellos entstehen würde, wenn
man den Kreis der .Berechtigten zu eng zieht. Unser
technisches Schulwesen ist in so großer Blüte, daß man
vertrauensvoll den Absolventen dieser Schulen eine Be-
rechtigung für die neue Akademie zuerkennen könnte und
wenn die Techniker hierbei etwas erreichen würden, so
wäre mit einem Male ein Erfolg für das langjährige
Streben erzielt, den Technikern die kommunale Verwaltung
zu eröffnen. R. F r e y.
Die Hochschul- und Mittelschultechniker
Zu diesem Thetna schreibt uns einer unserer Zweig-
vereine:
Die Erkenntnis von der Notwendigkeit des Zusammen-
schlusses der einzelnen Berufsstände und wirtschaftUchen
Gruppen in unserem Volke greift immer mehr um sich.
Allenthalben ist man zu der Ueberzeugung gekommen,
daß nur die als geschlossene Masse auftretende Organi-
sation es vermag, die besonderen Bedürfnisse ihrer Glieder
innerhalb der Volkswirtschaft zu verteidigen und ihre
iWünsche durchzusetzen.
Nun ist es klar, daß die Hebung des eigenen Standes
und die Durchsetzung der notwendigen Forderungen ohne
Tangierung der Interessen anderer Stände und Berufs-
schichten nicht vor sich gehen wird. Das sind Begleit-
erscheinungen, die im Wesen jeden Kampfes liegen. Es
muß aber eine Organisation den scharfen Widerspruch
der Allgemeinheit finden, wenn sie die Besserstellung ihrer
Mitglieder lediglich oder auch nur wesentlich auf Kosten
einer anderen Gruppe zu erreichen trachtet, dadurch die
Vermehrung der eigenen Bedeutung erstrebt, in dem sie
eine andere Berufsschicht sozial tiefer zu stellen, wirt-
schaftlich hinabzudrücken sucht und somit diese ihre
Lebensinteressen schädigt.
Zu den unerfreulichsten Erscheinungen in diesem
Sinne gehört die Spannung, die sich in der letzten Zeit
zwischen den sogen, „höheren" und den „mittleren" Tech-
nikern entwickelt hat. Wesentlich verschärft wurde die
Lage durch die Gründung des Verbandes Deutscher
Diplom-Ingenieure, dessen Führer die angedeuteten Bahnen
sehr häufig beschreiten und glauben, den Diplom-Inge-
nieuren könne in erster Linie dadurch geholfen werden,
daß man in der Oeffentlichkeit den Wert aller, nicht durch
das Diplom-Examen bestätigten technischen Bildung als
ungenügend und mangelhaft bezeichnet. Man hörte häufig,
daß mittlere Techniker nur zu untergeordneten Hand-
langerdiensten zu gebrauchen und ohne Zweifel un-
zureichend seien, technische Arbeit von gewisser Bedeutung
zu leisten. Anstatt den Vertretern einer akademisch-tech-
nischen Bildung gleiche Anerkennung zu erringen gegen-
über den alten wissenschaftlichen Ständen, statt die öffent-
liche Meinung von der Ueberzeugung zu durchdringen,
daß eine gute akademisch-technische Bildung genau so
wertvoll ist wie etwa eine gute juristische, wendet man
sich gegen den Wert der technischen Mittelschulbildung,
sucht diesen herabzusetzen und den mittleren Techniker
als unbefähigt und untauglich zur selbständigen Lösung
größerer technischer Aufgaben hinzustellen.
In einem Artikel der Zeitschrift: ,,Das freie Wort"
schrieb einst der Reichstagsabgeordnete Dr. Potthoff über
den Verband Deutscher Diplom-Ingenieure sehr be-
zeichnend :
„Der Verband ist ein richtiger Titelverband ge-
worden, dem nicht die Hebung des Ingenieurs nach
Können und Anerkennung, sondern die zunftmäßige Ab-
sperrung und Privilegierung des mit einem gewissen
Bildungsstempel versehenen Ingenieurs am Herzen liegt.
Der größte Teil seiner Bestrebungen richtet sich gegen
die nicht mit dem Diplom geschmückten, also angeblich
weniger gebildeten Ingenieure. Wieder eine Gruppe,
der die hohe Schule weniger zur Erlangung von Bil-
dung als zur Erlangung von Privilegien dienen soll.
Die Diplom-Ingenieure machen einen bloßen wissen-
schaftlichen Titel zum Kriterium und wollen auch Leute
mit gleicher Bildung aber ohne Examen abgesondert
wissen."
Es ist unseres Erachtens auch auf alle Fälle zu be-
streiten, daß als akademisch gebildeter Ingenieur nur der-
jenige gelten kann, welcher sein Studium an einer tech-
nischen Hochschule mit der akademischen Hauptprüfung
abgeschlossen hat. Durch das Examen wird doch nicht
die akademische Bildung, sondern nur der Titel erworben.
Gewiß können die Diplom-Ingenieure unbestritten das
bestandene Diplom-Examen zur Voraussetzung für die Auf-
nahme in ihren Verband machen. Den Besitz akademischer
Heft 34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
537
Bildung aber allen anderen Technikern, die das Examen
nicht abgelegt haben, schlechthin abzusprechen, ist un-
verständlich und unberechtigt zugleich. Ueber die Bedeu-
tung eines solchen Titelverbandes für die soziale Be-
wegung der Techniker brauchen wir heute nicht zu
sprechen.
In allen Beziehungen läßt sich übrigens der technische
Beruf mit anderen wissenschaftlichen Berufen, Juristen,
Medizinern usw. nicht vergleichen. Es geht nicht an zu
behaupten, weil das bestandene akademische Examen die
Voraussetzung darstellt zur Anerkennung des Juristen,
Arztes usw. als vollwertiges Glied seines Standes, dies
beim Techniker genau so sein müßte. Hier liegt der
Unterschied, der die Quelle des Unbehagens zu bilden
scheint. Es gibt keine mittleren Jura- oder Medizinschulen,
aber wir haben zahlreiche technische Mittelschulen, welche
staatliche Anstalten sind und von den Regierungen unserer
Bundesstaaten mit reichen Mitteln unterstützt werden.
Diese technischen Lehranstalten vermitteln eine staatlich
anerkannte technische Bildung. Ihre Zwecke sind so
mannigfaltige und ihre Ziele so verschieden weit gesteckt,
daß man ohne weiteres, wenn man dabei die von ihnen
aus jeweils möglichen weiteren Fortbildungsgelegenheiten
auf Akademien und Hochschulen ins Auge faßt, eine
lückenlose Stufenleiter technischer Bildungsmöglichkeiten
aufbauen kann, die vom Besuch der einfachsten Hand-
werker- oder Gewerbeschule hinaufführt bis vor das
Diplom-Examen an einer technischen Hochschule. Wo
aber will man da die Grenze ziehen! Gewiß kann man
ein bestandenes Examen zum Maßstab wählen, aber es wird
trotzdem die Tatsache bestehen bleiben, daß, vi'ollte man
etwa eine Scheidung vollziehen in dem Sinne, alle ohne
Diplom-Examen als Techniker und alle mit Examen als
Ingenieure zu bezeichnen, dies aller historischen Entwicke-
lung des technischen Berufes widersprechen würde. Nach
dieser Richtung hin kann sich eine etwaige Lösung der
Titelfrage nicht entwickeln, so einfach liegt die Definition
Techniker oder Ingenieur nicht!
Man hat mit Stolz behauptet, daß die Diplom-
Ingenieure zu Führern unserer industriellen Entwickelung
berufen seien, daß sie gewissermaßen die technische In-
telligenz darstellten. Hier aber muß man an das Wort
denken: „Viele sind berufen, aber wenige sind aus-
erwählt!" Durchaus nicht alle Diplom-Ingenieure stehen
an führenden Stellen und keineswegs sind und können alle
führenden Stellen durch Diplom-Ingenieure besetzt werden.
Eine zahlreiche Schar von Männern, die an der Spitze
großer Unternehmungen stehen, ist aus dem Kreis der
Mittelschultechniker hervorgegangen und so wird es auch
in Zukunft bleiben, weil das Examen an sich nicht ohne
weiteres die Führereigenschaft im praktischen Leben ver-
leihen kann.
Daß der Wert bestandener Examina bei uns heutigen-
tags im allgemeinen überschätzt wird, darüber ist man
zum Teil auch in sachverständigen Kreisen durchaus nicht
im unklaren. Man braucht bei dieser Erkenntnis nicht
gleich zu rufen: weg mit allen Prüfungen, weg mit allen
staatlichen Approbationen, wenn man auch der Mei-
nung sein kann, daß oft genug gerade in der Wichtigkeit,
die man bestandenen Prüfungen beizulegen sich gewöhnt
hat, ein Hemmnis zu erblicken ist für eine gesunde
Vorwärtsentwickelung aller Kräfte unseres Volkes. In der
einseitigen Uebertreibung des Wertes der Prüfungen liegt
ein großer Fehler. Das Ziel sollte doch sein, eine
gedeihliche Entfaltung aller Kräfte für das praktische
Leben zu fördern. Auf der diesjährigen Dresdener Tagung
des Deutschen Werkbundes bekannte sich einer unserer
hervorragendsten Hochschulprofessoren, der Geheime Hof-
rat Prof. Dr. Gurlitt, gelegentlich einer Aussprache, in
der er den Wert der Prüfungen ganz allgemein stark an-
zweifelte, mit Stolz dazu, niemals in seinem Leben ein
Examen abgelegt zu haben. Und der Münchener Hoch-
schulprofessor Dr. Theodor Fischer sprach sich im An-
schluß an diese Worte im gleichen Sinne aus, auch er hätte
sich nie einem Examen unterzogen. Wer Lust hat, die
Reihe der wirklichen Führer der Technik in Wissenschaft
und Praxis zu vervollständigen, die ohne Examina zu
hoher Bedeutung gelangt sind, der mag sich umsehen, er
wird zahlreiche Namen von gutem Klange finden.
L^ebrigens in bezug auf praktisches Erfassen der Auf-
gaben des werteschaffenden technischen Arbeitsprozesses!
hat der Mittelschultechniker dem Diplom-Ingenieur an-
erkanntermaßen vieles voraus. Oeheimrat Gurlitt schrieb
einst in einem Artikel, welcher die Organisation der Tech-
nischen Hochschulen behandelte, folgendes:
„Bei dem heutigen Lehrbetrieb werden die Tech-
niker zu alt. Mit 26, 27 Jahren treten sie als „ge-
lehrte Hühner" ins Leben, meist den aus niederen Schulen
Hervorgegangenen, nun schon eine Reihe von Jahren
in der Technik Eingeführten an praktischen Erfahrungen
weit nachstehend. Die Staatsbauämter, wie die Privat-
praxis klagen laut über die geringe Verwendbarkeit der
Diplom-Ingenieure. Der Staat verwendet seine Regie-
rungsbauführer leider jiur zu oft zu untergeordnetert
Arbeiten. Denn noch ist ihre Kraft, trotz der kost-
spieligen Ausbildung, billiger als die der aus Baugewerk-
schulen hervorgegangenen Techniker."
Gurlitt schließt seinen hochinteressanten Aufsatz:
,,Man fragt sich wohl, wo der freudige Lebensmut
vergangener Zeiten hingekommen ist! Er blieb an den
Schulbänken hängen! Wann wird man erkennen, daß
wichtiger als pedantische Ausbildung die Sparsamkeit
an Jugend und Kraft des deutschen Volkes ist!"
Fürwahr ein treffendes Wort in einer Zeit, wo man am
Werke ist, die schulmäßige Ausbildung unserer Jugend
ins uferlose zu treiben, wo man alles von der Schule
erwartet und der belehrenden, erzieherischen Tätigkeit des
praktischen Lebens nichts mehr zu tun übrig lassen will,
wo dem jungen Menschenkinde bereits in der Wiege der
korrekte Lebensgang vorgezeichnet ist, von dem nicht ab-
gewichen werden darf bei Verlust des Anspruchs, dereinst
zur Schicht der Gebildeten gezählt zu werden. Der Ver-
band der Diplom.-Ingenieure wird gut tun, seinen Kurs
auch in dieser Hinsicht zu revidieren. Der org"anisierte
Mittelschultechniker hat den Wunsch, gemeinsam mit allen
Vertretern technischer Bildung, mit den Technikern aller
Grade der technischen Arbeit höhere, verständnisvollere
Anerkennung und "Wertschätzung zu erringen und dafür
einzutreten, daß jeder den Platz einnehme, der ihm ge-
bührt, nicht bewertet nach Titel und Privilegien, sondern
nach tatsächlichen Fähigkeiten und Leistungen. Mit —
nicht gegeneinander!
Die Berliner Eisenkonstrukteure
Solange in einem Berufe mehrere Organisationen be-
stehen, ist es ganz natürlich, daß. die eine Organisation
gegenüber der anderen gewisse Kreise in geschlossenerer
Form in sich aufgenommen hat als die andere. Der Bund
der technisch-industriellen .Beamten wandte sich zunächst
an die Angestellten der Großindustrie und bei der Dich-
tigkeit dieser Kategorie durften die Erfolge auch nicht
ausbleiben. Die schwierigere Werbung unter den Bau-
technikern blieb neben der Aufgabe, die Angestellten der
Industrie zu organisieren, nach wie vor Sache des Deut-
schen Techniker- Verbandes. Es erklärt sich dadurch, daß
unser Verband allein bei dem Konflikt mit den Marine-
behörden in Frage kam. Das Gleiche sehen wir jetzt
bei der Bewegung unter den Angestellten der Berliner
Eisenkonstruktions-Firmen. Von diesen ist nur ein kleiner
Teil im Verbände organisiert, obwohl diese Zahl in letzter
Zeit Fortschritte gemacht hat. Der B. t.-i. B. besitzt aber
hier die Mehrheit und hat deshalb pflichtgemäß die von
ihm festgestellten schlechten Verhältnisse als Anlaß zu
einem Vorgehen benutzt. Nachdem im vorigen Winter
verschiedene kleinere Aktionen mit nur geringem Erfolg
durch ihn unternommen wurden, ist jetzt eine größere
Bewegung zu Gunsten eines besseren Arbeitsvertrageßt
538
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG m\
Heft 34
eingeleitet worden. Der den Eisenkonstruktions-Firmen
vorzulegende einheitliche Arbeitsvertrag lautet fol-
gendermaßen:
Die Firma (im folgenden
kurz als „die Firma" bezeichnet) engagiert hiermit Herrn
(im folgenden kurz als „der
Angestellte" bezeichnet) zum
als für folgende Tätigkeit
§ 2.
Der Angestellte erhält für seine Tätigkeit ein Gehalt
von Mark monatlich, das am Ende eines
jeden Monats zu zahlen ist.
§ 3.
Der Vertrag wird auf unbestimmte Zeit abgeschlossen,
die gegenseitige Kündigungsfrist ist eine monatliche
die gesetzliche.
§ 4.
Die regelmäßige Arbeitszeit beträgt acht Stunden (bei
durchgehender Arbeitszeit einschl. einer halbstündigen
Frühstückspause), am Sonnabend sechs Stunden bei
durchgehender Arbeitszeit.
§ 5.
Zur Leistung von Ueberstunden ist der Angestellte nur
in dringenden Fällen verpflichtet. Sie werden mit einem
Zweihundertstel des Monatsgehaltes zuzüglich eines Zu-
schlages von SOn/o vergütet.
§ 6.
Im Falle einer Erkrankung des Angestellten gelten die
gesetzlichen Bestimmungen der R. G. O. ; bei einer Krank-
heitsdauer von mehr als 3 Tagen hat er auf Verlangen
der Firma und auf deren Kosten ein ärztliches Attest bei-
zubringen.
§ 7.
iSVährend militärischer Pflichtübungen bis zur Dauer
von 8 .Wochen ruht das Kündigungsrecht. Das Gehalt
läuft weiter.
§ 8.
Alljährlich steht dem Angestellten ein Urlaub zu, der
nach sechsmonatlicher Tätigkeit mindestens 10 Arbeitstage,
nach einem Jahre mindestens 14 Arbeitstage beträgt und
mit jedem weiteren Dienstjahre um zwei Tage bis zur
Dauer von drei Wochen steigt. Das Gehalt wird für
die Dauer des Urlaubs fortgezahlt.
§ 9.
Für den Fall der Lösung dieses Vertrages hat der
Angestellte bereits bei der Kündigung ein Zeugnis zu
beanspruchen, das auf Verlangen des Angestellten er-
schöpfende Angaben über Art und Umfang seiner Tätig-
keit und seiner Leistungen erhalten muß.
§ 10.
Erfindungen des Angestellten sind sein Eigentum.
§ U-
Glaubt sich der Angestellte durch die Firma benach-
teiligt, oder hält er im Falle der Lösung des Vertrags-
verhältnisses von selten der Firma die Entlassungsgründe
für nicht stichhaltig, so hat er das Recht, sich an den
Angestelltenausschuß zu wenden, der von der Firma eine
moti\ierte Antwort auf die vorgebrachten Wünsche und
Beschw erden verlangen kann.
Bei allen Engagements mit Eisenkonstruktionsfirmen
Berlins ist daher darauf zu achten, daß keine Verträge
abgeschlossen werden, die eine Verschlechterung der bis-
herigen Anstellungsverhältnisse bedeuten. Insbesondere
werden die Kollegen im Reiche auf diese Weise die For-
^rungen ihrer Berliner Kollegen unterstützen müssen.
Wir erkennen die Vorzüge dieses Vertrages ohne
weiteres an und haben unsere Mitglieder angewiesen, sich
an der Durchführung dieses Vertrages zu beteiligen. Wir
geben uns der Hoffnung hin, daß durch die von uns
herbeigeführte Einheitlichkeit bald ein Erfolg gezeitigt
wird, im anderen Falle aber sind wir gewillt, die für
unsere .Vlitglieder entstehenden Konsequenzen im gleichen
Umfange wie der B. t.-i. B. für unsere Mitglieder auf-
zunehmen.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Die Präinienberechnung in der Lebensversicherung
Die Prämienberechnung in der Lebensversicherung
stützt sich, wie bereits erwähnt wurde, in erster Linie auf
die Sterbetafeln, daneben spielen aber die Verzinsungs-
verhältnisse eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung für die
Feststellung der Prämien, die eine Gesellschaft erhebt,
die Wahl des Zinsfußes hat, den sie ihren Berechnungen
zugrunde legt, mag an einem Beispiel erläutert werden.
Wenn ein Dreißigjähriger eine Kapitalversicherung auf den
Todesfall in Höhe von hundert Mark abschließt, hat er
eine jährlich und lebenslänglich zu zahlende Nettoprämie
in Höhe von 1,93 M zu entrichten. Wenn man jede
Verzinsung außer Betracht läßt, würde der betreffende
Versicherte durchschnittlich insgesamt nur etwas über 60 M
einzahlen. In Wirklichkeit ergibt sich aber bei S'/aOoigcr
Verzinsung der Prämienleistung ein Betrag an Zins und
Zinseszins von fast 40 M oder mehr als ein Drittel der
versicherten Summe. Wären in dem gegebenen Beispiel
die Einlagen des Versicherten mit nur 3«o verzinst worden,
so würde sich der Betrag an Zins und Zinseszinsen beträcht-
lich verringert haben. Bei der Wahl eines höheren Zins-
fußes wäre umgekehrt eine erhebliche Vergrößerung der
Zinserträgnisse entstanden. Die Wichtigkeit der Wahl des
richtigen Zinsfußes, der den Berechnungen in der Lebens-
versicherung zugrunde gelegt wird, liegt darin, daß den
Jahr für Jahr von den Versicherten entrichteten Prämien-
zahlungen eine Leistung der Versicherungsgesellschaft erst
nach Ablauf einer langen Frist, oft von mehreren Jahr-
zehnten gegenübersteht. Während dieses großen Zeit-
raums muß die Gesellschaft die ihr anvertrauten Prämien-
einlagen ihrer Versicherten so anlegen, daß der von ihr
der Prämienberechnung unterlegte Zinsfuß erreicht wird.
Wenn dies nicht der Fall ist, kann sie mit den Beiträgen
der Versicherten und dem aus ihnen fließenden Zins und
Zinseszins nicht den ganzen Betrag der Versicherungs-
summe erwirtschaften, sondern muß, wenn der Versiche-
rungsfall eintritt, aus ihren Vermögen geringere oder
größere Beträge zuschießen, um die Auszahlung der Ver-
sicherungssumme in der vereinbarten Höhe zu ermög-
lichen. Die betreffende Gesellschaft würde dann mit Unter-
bilanz arbeiten. Wenn sie umgekehrt zu niedrige Ver-
zinsungssätze annimmt, erzielt sie zwar mehr oder
minder erhebliche Zinsgewinne, muß aber von ihren Ver-
sicherten eine höhere Prämie fordern und wird daher nicht
wettbewerbsfähig sein. Die Wahl des Zinsfußes ist für
die Gesellschaft nicht nur bedeutungsvoll, sondern aucli
schwierig, weil sie nicht weiß, wie sich die Geld- und
Zinsverhältnisse während der Dauer der Versicherung ent-
wickeln. Wollte beispielsweise eine Lebensversicherungs-
Gesellschaft, die in einer Zeit großer Geldknappheit und
daher hoher Zinssätze gegründet wäre, ihren Berechnungen
eine 41/2- oder 5ooige Verzinsung zugrunde legen, so würde
sie von dem Augenblick an mit Unterbitanz arbeiten und
ihre finanzielle Position gefährden, in dem es ihr infolge
der Aenderung der Geldmarktverhältnisse nicht mehr mög-
lich wäre, aus ihren Kapitalanlagen diese Verzinsung zu
erzielen.
Wer eine Lebensversicherung abschließt, zahlt in <\:v
Regel Jahr für Jahr eine gleich hohe Prämie. Da aber,
wie ein Blick auf die Sterbetafeln zeigt, die Sterblichkeit mit
dem Alter größer wird, müßte eigentlich vom Versicherten
in jungen Jahren eine niedrigere Prämie erhoben werden
als in alten Jahren. Es hätte jeder Versicherte ^it zu-
nehmendem Alter dauernd steigende Beiträge zu ent-
richten. Dies würde zahlreiche Personen zweifelsohne
davon abhalten, eine Lebensversicherung einzugehen, weil
die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Menschen mit
dem Alter nicht ständig zunimmt. Man ist daher zu dem
System gleichbleibender Prämien übergegangen. Es be-
steht d irin, daß vom Versicherten in jungen Jahren eine
in Rücksicht auf seine dann geringe Sterblichkeit zu hohe
Heft 34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
539
Prämie gefordert wird, während er im Alter, da er den-
selben Beitrag weiter leistet, eigentlich bei Beachtung
seiner dann gewachsenen Sterblichkeit einen zu niedrigen
Beitrag zahlt. Das, was der Versicherte in den jungen
Lebensjahren an Prämien zuviel gezahlt hat, wird für die
größere Verbindlichkeit der späteren Jahre zurückgestellt.
Es werden Prämienreserven gebildet. Hierüber soll in der
nächsten Darstellung gesprochen werden.
:; :; :; ZEITSCHRIFTENSCHAU :: :: :: II
für Juli 1911.
Technische Physik.
„Eine Hauptformel der Kreiseltheorie in einfacher Her-
leitung." Von Dr. Ing. O. Schaefer, Dingi. pol. J. 326, Nr. 26,
S. 401. Es wird die Formel für das Moment abgeleitet, welches
den Kreisel derart zu drehen sucht, daß seine Achse parallel
zur Präzessionsachse wird und daß Kreiseldrehung und Präzession
im selben Sinne erfolgen.
„Die Verdampfungswärme des Wassers." Von Dr. techn.
Jar. Hybl., Dingl. pol. J. 326, Nr. 27, S. 422. Die errechneten
Werte stimmen mit den Münchener Versuchen bis auf ^^0,05 v. H.
überein.
„lieber Knickformeln." Von Dr. Ing. Schaller, Dingl. pol.
J. 326, Nr. 28, S. 433. Beispiel der Gefahr der Anwendung
unerprobter Formeln an einer engl. Knickformel. Empfehlung
■ der Tetmajerschen Formel bei gedrungener- Form und der Euler-
schen bei schlanker Form der Knickstäbe.
„Der Energiesatz der kreisenden Flüssigkeit." Von Dondt
Bdnki, Z. d. V. 55, Nr. 2Q, S. 1215. Die Summe aus kine^
tischer und Druck-Energie ist an allen Punkten des Strom-
fadens gleich, aber die durch Krümmungen hervorgerufenem
Druckänderungen werden nicht auf Kosten des Energievorrates
des Stromes erzeugt und somit werden die Druckenergiemengen
durch solche Druckänderungen nicht beeinflußt.
„Apparat zur Bestimmung des spezifischen Gewichts und
des Molekulargewichts von Gasen." Von Direktor Güiich,
J. f. Gaabel. LIV, Nr. 28, S. 69Q. Der Apparat beruht auf dem
Gesetz, daß die Quadrate der Ausströmungsgeschwindigkeiten
zweier Gase durch eine feine Oeffnung in einer dünnen Wand
bei gleichem Druck, Feuchtigkeit und Temperatur sich ver-
halten wie die spezifischen Gewichte der beiden Oase.
Industrielle Feuerungen.
Dampfkessel.
„Ueber Korrosionserscheinungen an .Gußeisenventilen und
schmiedeisernen Röhren bei Heißdampfleitungen." St. u. E. 31,
Nr. 26, S. 1043. Korrosionswirkung von Soda, die sich infolge
Nachlässigkeit im Kessel angereichert und vom Dampf in die
Leitung mitgerissen worden war.
Hüttenwesen.
„Das Eisen- und Stahlwerk Mark in Wengern." Von Ing.
Gille, St. u. E. 31, Nr. 26, S. 1035. Einrichtungsbeschreibung.
„Ein elektrisch betätigter Satz- und Mischungsanzeiger für
Kupolöfen." Von Obering. Neufang, St. u. E. 31, Nr. 26,
S. 1041. Beschreibung der Vorrichtung.
„Die, Verwendung von Briketts aus Stahl- und Gußspänen
im Kupolofenbetrieb." Von Ing. Schott, St. u. E. 31, Nr. 26,
S. 1045. Einige allgemeine Bemerkungen.
„Zur Frage der Verwendung gußeiserner Spänebriketts."
Von Ing. Schoemann, St. u. E. 31, Nr. 26, S. 1045. Betrifft
die Frage der Beeinflussung des Kohlenstoff- und Schwefel-
gehaltes durch die Briketts, sowie die daraus resultierende Ver-
wendungsmöglichkeit für verschiedene Gußfabrikatc.
Kraftmaschinenbau.
„Neuere Rohölmotoren." Von Dipl. -Ing. Pöhlmann, Dingl.
pol. J. 326, Nr. 27, S. 421. Systematische Behandlung von
marktgängigen Typen nach Gruppen und ihre Kritik.
„Untersuchung einer Heusinger-Steuerung mit symmetrischer
Dampfverteilung. Von Dr. Ing. Schneider, Dingl. pol. J. 326,
Nr. 29, S. 449. Verfahren auf kinematischer Grundlage.
Elektrotechnik.
„Betriebserfahrungen an neueren Telephonsystemen." Von
Prof. C. L. van der Bilt, E. T. Z. 32, Nr. 26, S. 633. Besondere
Beachtung der Verteilersysteme. Betriebserfahrungen, Anlage-
und Personalkosten. Automatische und halbautomatische Aemter
erst bei Mehrzentralensystemen zweckmäßig.
„Experimentelle Ermittlung des Hysteresedrehmomentes."
Von Hermann Zipp, E. T. Z. 32, Nr. 27, S. 652. Durch Ver-
suche an der Wirbelstrombremse mit Bremsscheiben aus magne-
tischem und unmagnetischem Material wird das Dasein eines
von Drehgeschwindigkeit unabhängigen Hysteresedrehmomentes
nachgewiesen. Dieses Moment kann im Synchronismus alle
Werte zwischen zwei negativen und positiven Grenzwerten
durchlaufen.
„Umwandlung von Drei- in Zweiphasenstrom." Von
G. Rasch, E. T. Z. 32, Nr. 28, S. 681. System Scott, System
Meyer und neuere Systeme, deren Transformatoren weder reine
Spar-, noch rein normale Transformatoren sind.
„Theorie und Konstruktion der Quecksilbermotorzähler mit
besonderer Berücksichtigung des Fabrikates der Isaria-Zählwerke
A.-G. München." Von Dr. W. Kesseldorfer, E. T. Z. 32, Nr. 28,
S. 684. Achsenpolige und außerachsenpolige Zähler, ihre histo-
rische theoretische Entwicklung als Quecksilbermotorzähler. Kon-
struktion der Isariazähler.
„Mehrphasenmotoren im Anschluß an Einphasennetze." Von
E. F. W. Alexanderson, E. T. Z. 32, Nr. 29, S. 705. Art der
Verbesserung, allgemeine Theorie, Kontrolle der Versuchsergeb-
nisse durch Rechnung, Gewicht und Größenschätzung für prak-
tische Zwecke.
„Ein neuer Wechselstromerzeuger für Fernsprechzwecke."
Von Falkenthal, E. T. Z. 32, Nr. 29, S. 715. Allgemeine Be-
schreibung der Bauweise.
„Einfache Formel für die Ueberlastbarkeit des Asynchron-
motors." Von Dipl. -Ing. E. Auerbach, E. T. Z. 32, Nr. 30,
S. 738. Ableitung der Formel: u = f '-"^-t^, worin u = Ueber-
lastungsfähigkeit, f ein Koeffizient, ik = Kurzschlußstrom, io =
Leerlaufstrom und i^ = Vollaststrom ist.
Werkzeugmaschinenbau.
„Kinematographische Untersuchung eines Dampfhammers."
Von Ing. Otto Fuchs, Z. d. V. 55, Nr. 2S, S. 1161. Gewinnung ein-
wandfreier Diagramme zum Studium der Dampfverteilung.
„Die Ausgleichung der Massenwirkungen bei den Zwei-
touren-Oleichstrorn-Schnellpressen." Von Dr. Paul v. Schrott,
D. prakt. Masch. -Konstr. 44, Nr. 29, S. 246. 1. Massenwir-
kungen, 2. die Methoden des Ausgleichs.
„Auswahl und Behandlung der Bandsägenblätter." Von
D. Dominicus, Der deutsche Werkzeug-Masch. -Bau, 1911, Nr. 15,
S. 131. Allgemeine Erörterungen.
Oasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Zur Ofenfrage." Von Dir. Terhaerst und Dr. Trautwein,
J. f. Oasbel. LIV, Nr. 22, S. 517. Technischer und wirtschaft-
licher Vergleich zwischen Vertikalofen mit 18 Retorten, Kammer-
ofen, Horizontalretortenofen mit Stoß- und Lademaschine und
Schrägretortenofen.
„Altes und Neues vom Oaskocher." Von Obering. Meurer,
J. f. Oasbel. LIV, Nr. 22, S. 522. Technische und wirtschaft-
liche Kritik von Gaskochern und -Herden.
„Ueber die Anwendungsweise von Druckluft zum Wasser-
heben." Von Perengi, ebenda S. 527. Geschichtliches, Ver-
suchsmittel zur Theorie, Förderhöhe und Luftmenge.
„Gaswäscher, Patent Kubierschky." Von Zivil-Ing. Borr-
mann, ebenda, S. 531. Beschreibung, Wirkungsweise und Be-
triebsergebnisse.
„Gasfernleitung, deren Anwendung und Wirtschaftlichkeit."
Von Geh. Baurat Dr. Ing. h. c. Blum, J. f. Oasbel. LIV, Nr. 27,
S. 650. Ausführungen an Hand Von bereits bestehenden Anlagen.
„Beitrag zur Frage der Erzeugung künstlichen Grundwassers
aus Flußwasser." Von Baurat Scheelhaase, ebenda, S. 665.
Allgemeines über Infiltration, die Einwirkung der Infiltrahon auf
das Grundwasserentnahmegebiet, das hierzu in Frankfurt vor-
handene Gelände, die Beschaffenheit des Grundwassers und
des Flußwassers, Versuchsanordnung, Ergebnisse.
„Die Sterilisation des Trinkwassers durch ultraviolette
Strahlen." Von Prof. Courmont, ebenda, S. 675. Ultraviolette
Strahlen, die Quarzglas-Quecksilberdampflampe, die Wasser-
sterilisation mit ihr, Sterilisation anderer Flüssigkeiten auf die-
selbe Weise, Erfahrungen, Eintauchen der Lampe, Vorgang,
chemische Veränderungen, Behandlung unschädlich, Einwirkung
auf Fluoreszensstoffe im Wasser und auf Toxine, praktische
Anwendungen.
F 1 u g t e c h n i k.
„Luftschraubenuntersuchungen Versuche über den
Einfluß der Wölbung bei Kreissichel-Profilen mit ebener und
540
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 34
:gewölbter Druckseite." Z. f. Flugtechnik u, Mot.-L.-Schiff. II,
Nr. 12, S. 149.
„Technische Rückblicke auf den deutschen Zuverlässigkeits-
flug am Oberrhein." Von P. Bejeuhr, ebenda, S. 157.
„Neue Flugzeuge." Von Ing. Dr. Quittner und Hauptmann
Kobitzsch, ebenda, S. 169. Der Zweidecker von Farman, Ein-
bau des Gnome-JVlotors, Albatros-Zweidecker, Flugzeug von
Kobitzsch.
Verschiedenes.
„Staat und Technik." Von Konrad Matschoß, Z. d. V. 55,
Nr. 29, S. 1185.
„Die Turbinenfabrikation der A. E. Q." Von Lasche, Z. d.
V. 55, Nr. 29, S. 1198 Werkstätten, ihre Bauart, Einrichtungen
und Organisation. K. S.
BÜCHERSCHAU
(Sämtliclie Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Die elektrolytischen Metallniederschlüge. Lehrbuch der Galvano-
technik mit Berücksichtigung der Behandlung" der Metalle
vor und nach dem Elektroplattieren. Von Dr. W. P f a n -
haus er j r. Verlag von Julius Springer, B-^rlin. Preis
geb. 15 JVl.
In diesem Lehr- und Handbuch der Technik elektrolytischer
iVletailniederschläge hat der Verfasser das Werk seines Vaters
fortgesetzt, der, ein Pionier der modernen Galvanotechnik, im
Jahre 1878 zum ersten Male daran ging, das Kesultat seiner
Forschungen und seine persönlichen Erfahrungen, die er als
Seniorchef der heute unter dem Namen Langbein-Pfanhauser,
A.-G., bekannten Werke in Leipzig auf diesem Gebiete ge-
sammelt hatte, der elektrochemischen Industrie als Gemeingut
anzuvertrauen. Daß ihm die Fachwelt dafür Dank wußte, be-
weisen die Neuauflagen, die das Werk wiederholt erlebte. Die
vorliegende fünfte Auflage umfaßt nunmehr einen stattlichenl
Band von nahezu 800 Seiten mit nicht weniger als 173 Abbil-
dungen. Um das Verständnis des Gebotenen auch für Praktiker
ohne wissenschaftliche Vorbildung zu erleichtern, ist der Stoff
jetzt in zwei Teile, einen theoretischen (das eigentliche Lehr-
buch) und einen praktischen geteilt. Die Darstellung ist der-
artig klar und einfach, der praktische Teil schöpft aus einer
solchen Fülle von Erfahrungen, daß das Werk kaum einer
besonderen Empfehlung bedarf. Gesagt sei nur, daß wohl kaum
in der Praxis ein Fall eintreten dürfte, über den man in diesem
Buche keine Auskunft findet. Was die gegebenen Kezepte
für die Zusammensetzung der Bäder und die Wahl der Bad-
spannung, was überhaupt die Winke und die Hinweise für
das Gelingen des Metallniederschlags, für die Verbesserung von
Fehlern bei den einzelnen Verrichtungen usw. usw. anbelangt,
so ist das Werk geradezu zur klassischen Literatur auf diesem
Gebiete zu zählen. Mtzd.
Bürgerkunde des Hansablindes. Ein Leitfaden zur Einführung
in das staatsbürgerliche Leben. Von Dr. Kleefeld.
Hansa-Bund für Gewerbe, Handel und Industrie. Berlin.
Preis ca. 4 M.
Der Hansabund will wirtschaftspolitisch wirken. Zu dem
Zweck hat er es nützlich befunden, für staatsbürgerliche Er-
ziehung zu sorgen und eine „Bürgerkunde" herauszugeben. Es
ist darin eine Darstellung der Reichsverfassung gegeben, eine
inhaltliche Wiedergabe ihrer einzelnen Artikel, hinter der eine
kurze allgemeine und geschichtliche Einleitung sowie ein An-
hang, der die Grundzüge der Verfassungs- und Verwaltungs-
Organisation der deutschen Bundesstaaten und des Auslandes
darstellt, vollständig zurücktreten. Ein paar Definitionen volks-
wirtschaftlicher Grundbegriffe werden auf knapp zwei Seiten
erledigt, wirtschaftliche Vereine und poHtische Parteien werden
ebenfalls sehr kurz behandelt. Als erstes Orientierungsmittel
lüber die Institutionen des Reichs mag das Buch ganz brauchbar
sein, aber es ist das nicht, was es sein will. Im Vorwort heißt
es, die Arbeit mache ,,den Versuch, in das Verständnis der
wichtigsten Grundlagen des Staats- und Wirtschaftslebens unter
rein sachlichen Gesichtspunkten einzuführen". „Sie will zum
Wohl des Vaterlandes einer Vertiefung der Auffassungen über
staatsbürgerliche Rechte 'und Pflichten besonders bei den jungen
Generationen dienen." Es hält schwer, an eine Vertiefung der
Auffassungen zu glauben, da 'nirgends ein kritisches Wort gesagt
werden durfte über Wert oder Unwert dieser oder jener Organi-
sation. Das Buch ist nichts anderes als eine Materialsammlung,
eine Anhäufung von nüchternen Daten. An keiner Stelle werden
Probleme oder künftige Aufgaben angedeutet. Was aber soll
dann der Titel „Bürgerkunde des Hansabundes" bedeuten?
BRIEFKASTEN
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
■Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. I-:ine
Rucksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Srlirift-
leitung nachdrücklich ab. D.e zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
stöclie zur Wiedergabc von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 174. Die Stützmauer der einem Landhause vor-
gelagerten Terrasse ist mit gewöhnlichem Kalkmörtel glatt
geputzt. Dieser auf Hintermauerungssteinen angebrachte Putz
löst sich in größeren Flächen vom JVlauerwerk los und fällt ab.
Wie ist dem Uebelstand abzuhelfen? Die Mauer ist ca. 1 m
über Terrain mit eingestampftem Boden hinterfüllt, auf dem,
dicht an die Mauer anschließend, eine 10 cm starke Beton-
schicht mit Fliesenbelag gebracht ist.
Frage 175. Wie präpariert und färbt man auf einfache
Weise Buchen- und Eichenlaub braun?
Frage 176. Ich beabsichtige, mir einen photographischen
Apparat für Architektur- und Innenaufnahmen zu kaufen und
will etwa 100 bis 120 M einschl. des Objektivs dafür anlegen.
Welches System und welche Größe ist am praktischsten?
Frage 177. In einer Wasserrechtsangelegenheit möchte ich
über einige Fachpunkte Auskunft einholen. Kollegen, die in
Quellfassungen bewandert und möglichst mit sächsischen Ge-
setzen vertraut sind, werden um Angabe ihrer Adresse gebeten.
Frage 178. Wer baut Gas - Heizungen für Heißwasser-
Dampfback-Oefen, und welche Patente haben sich in der Praxis
bereits bewährt?
Frage 179. Welche Firma liefert eiserne Ziegeltragen
(Winkelgestell mit je zwei Tragriemen) ?
Zur Frage 168. Wasserdichter Teerbehälter. III. (I und II
s. Heft 32.) Die Ausführungsart richtet sich nach dem vor-
handenen Grundwasser. Es sind zwei Fälle möglich: 1. die
Baugrube kann durch Pumpen trocken gehalten werden oder
2. die Bewältigung des Grundwassers ist nicht möglich. Im
ersten Falle empfiehlt es sich, die Baugrube bis zur erforder-
lichen Tiefe auszuschachten, eine genügend starke Betonsohle
(1 Teil Zement, 2 Teile Kies) unter gehörigem Stampfen ein-
zu bringen, die Umfassungswände in Klinkermauerwerk mit
Zementmörtel 1 : 2 aufzuführen, innen zu fugen, außen zu putzen
und zu glätten. Auf die Sohle wird ein Zementestrich 1 : 2
aufgebracht und geglättet. Die Anschlüsse des Estrichs an
die Umfassungswände werden als Hohlkehlen ausgeführt. Im
zweiten Falle ist die Ausführung als Senkbrunnen zu empfehlen.
Die Baugrube wird bis zum Grundwasserstand ausgehoben.
Auf einem kiefernen, mit etwa 1,5 m langen und 1 Zoll starken
Ankern versehenen Brunnenkranz werden die Umfassungswände
in Klinkermauerwerk und Zementmörtel 1 : 2 aufgeführt, innen
gefugt und außen geputzt und der Brunnen zum Erhärten etwa
8 bis 10 Tage stehen gelassen. Nach dem Leerpumpen und
Versenken wird eine etwa 75 cm starke Betonschicht 1:2:0
(keine Ziegelbrocken, sondern Gran-^brocken oder Kies) ci"-
gebracht und gestampft und der Brunnen sofort wieder mit
Wasser gefüllt. Nach etwa 8 bis 10 Tagen wird er wieder
leer gepumpt und die Betonschicht mit 3 bis 4 Hartbrandstein-
Flachschichten und mit einem Estrich wie oben abgedeckt.
Der Brunnen wird wieder mit Wasser gefüllt und zum Er-
härten wieder 8 bis 10 Tage stehen gelassen. In beiden
Fällen wird aus statischen Gründen die Wahl einer kreisrunden
an Stelle der rechteckigen Form empfohlen. Bei der recht-
eckigen Form müßten die Umfassungswände auch einen Stich
von i/g bis i/io der Spannweite bekommen, um Material zu
sparen. Die Ausführung in Beton dürfte kaum billiger zu
stehen kommen; jedenfalls ist bei der Ausführung in Klinker-
mauerwerk die Gediegenheit der Arbeit leichter zu überwachen.
Zusätze von Bitumen, Zeresit und ähnlichem zur Erhöhimg
der Wasserundurchlässigkeit des Bauwerks sind überflüssig, da
sich tTiit Klinkermauerwerk in Zementmörtel 1 : 2 ein vollkommen
dichtes Bauwerk erzielen läßt. Schmierseife, als wasser-
abweisender Mörtelzusatz, hat seine Brauchbarkeit m. W. nur
bei Laboratoriums- Versuchen erwiesen.
Bei der Ausführung ist darauf zu achten, daß das Bauwerk
vor seiner Erhärtung möglichst wenig dem Grundwasserdruck
ausgesetzt ist. Sß., 60 347, W-haven.
Zur Frage 170. Herstellung von Blechkapseln. Die Frage ist
zu allgemein gehalten, als daß sich eine sichere Antwort erteilen
ließe. Bei genauer Darlegung des Sachverhaltes bin ich zur brief-
lichen Auskunft gerne bereit. Adresse durch die Redaktion. Bs.
Heft 34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
541
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u.örtliciie Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 45-90 M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse für in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlefien bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin W. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Tli. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.Q4
♦ FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1284 86 Karl Grännßer, Ingenieur, nebst Familie, Chemnitz.
1287 Arthur Dietrich, Architekt, Leipzig. 1288 Chr. Heuer,
Architekt, Bielefeld. 1289/91 Otto Behrens, Ingenieur, nebst
Familie, Kiel. 1292/94 Arthur Schieber, techn. Eisenb.-Sekr,
nebst Familie, Stuttgart. 1295/96 C. Jäde, Bauwart, nebst Frau,
Lübeck. 1297 Fräulein Lisa Bartsch, Berlin. 1298 Fräulein Else
Wolter, Berlin. 1299/1301 Hermann Rosenthal, Stadtbausekr,
nebst Familie, Bochum. 1302/03 Alb. Täuber, Ingenieur, nebst
Frau, Dresden. 1304/07 Leo Fegers, Architekt, nebst Familie,
Essen. 1308 C. Leopold, Ingenieur, Leipzig, 1309/10 Rudolf
Püschel, Stadtbauführer, nebst Frau, Düren (Rheinland). 1311/12
G. Paetzold, Architekt, nebst Frau, Lübben. 1313 Frau
L. Prehl, Hoyerswerda. 1314 Heinr. Schmid, Ingenieur, Erfurt.
1315/16 Wilh. Böckmann, Ingenieur, nebst Frau, Essen. 1317/18
F. Karstens, Bauwart, nebst Frau, Lübeck. 1319/20 Otto Woh-
babe, Masch.-Konstr., nebst Frau, Plauen i. V. 1321/22 Frau
E. Veit nebst Sohn, Hirschberg i. Schi. 1323 Fräulein Elsa
Kowalska, Hirschberg i. Schi. 1324,25 Andreas Hefti, Zimmer-
meister, nebst Frau, Lübeck.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen,
Die Verbaiidsleitung.
Ansichtskarten vom Erliolungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be»
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Verbandskollegen Herrn Bürgermeister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Wir bitten unsere Kollegen, recht viele dieser Karten zu
erwerben und hinauszusenden. Dieses Verfahren trägt mit am
besten dazu bei, unser Heim und gleichzeitig unseren Ver-
band in weiten Kreisen bekannt werden zu lassen. Bestellungen
am besten durch Postanweisung.
Die Verbandsleitung.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O, = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festliclikeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
" — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwaltungen
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung. Br.-A. : W. Langbein,
Bielefeld, Ravensberger Straße 60. — Im Laufe der letzten Monate
sind neue Vereine gegründet worden in Datteln i. W. (Br.-A.:
Amtsbauführer Berkemeyer, Lohestr. 54) und in Rheine (Br.-A.:
Ingenieur Hildebrandt, Neuenkirchener Str. 79).
Im Verein Gladbek ist der Vorsitz auf Herrn Franz Briel,
Hermannstr. 27, übergegangen; alle Benachrichtigungen sind
an die vorstehende Adresse zu richten.
Der Bezirkstag findet am Sonntag, 10. September d. J.,
in Bottrop mit folgendem Programm statt: 9 Uhr vorm. Ge-
samtvorstandssitzung im Vereinslokal Hotel Fischdiek. 11 Uhr:
Eröffnung des Bezirkstags im Hotel „Westfälischer Hof". Vor-
trag des Geschäftsstellenleiters Herrn Ingenieur Lustig aus
Dortmund. Daran anschließend Bezirkstagsversammlung. Mittags
IV2 ^hr zwangloses Mittagessen im Hotel Westfälischer Hof.
Nachm. 3 Uhr Fortsetzung der Beratungen und Besichtigungen.
Abends 7 Uhr gesellschaftliche Zusammenkunft im Hotel West-
fälischer Hof. Die Tagesordnung des Bezirkstages umfaßt:
Geschäftsbericht, Kassenbericht, Beratung der Satzung, Beratung
der Anträge, Neuwahl des Vorortes, Wahl des Bezirksvorstandes!
nach den neuen Satzungen. Verschiedenes,
Vom Verein Osnabrück ist folgender Antrag eingegangen:
Der Bezirkstag wolle beschließen, dem Abs. 4 des § 7 fol-
gende Fassung zu geben:
Den Mitgliedern des geschäftsführenden und erweiterten'
Vorstandes und den Vertretern der Einzelmitglieder im Vorstand
wird, außer den Fahrkosten, zu den Bezirkstagen und den Ge-
samtvorstandssitzungen ein Tagegeld von 8 M für den ganzen
und von 5 M für den halben Tag gewährt. Den am Orte
wohnenden, oben bezeichneten Mitgliedern wird nur die Hälfte
vorstehender Sätze gewährt.
Begründung folgt auf dem Bezirkstag.
Wir laden hiermit alle Vereine und Einzelmitglieder zur Teil-
nahme an der Veranstaltung ein und erhoffen einen zahlreichen
Besuch. Besondere Einladungen ergehen noch durch den Verein
Bottrop.
Oberschlesien. Wir bitten unsere Bezirksxereine die neuen
Bezirkssatzungen schon jetzt zu beraten und dazu Stellung zu
nehmen, da dieselben auf der am 1. Oktober in Gleiwitz statt-
findenden Wanderversammlung vom Gesamt\orstande beraten
werden sollen. Am 17. September findet in Myslowitz seitens:
der Bezirksverwaltung vormittags ein Vortrag und nachmittags
ein Dampferausflug mit Damen statt. (Näheres in der nächsten
Nr. der D. T.-Z.) Der Herbstbezirkstag findet am 15. oder
22. Oktober in Beuthen statt. Vorläufige Tagesordnung: 1. Be-
ratung und Annahme der neuen Bezirkssatzungen. 2. Neuwahl
des Vorortes und des geschäftsführenden Vorstandes für die
nächsten 2 Jahre. 3. Wahl der Gruppenvertreter. 4. Grün-,
dung eines ostdeutschen iVerkündigungsblattes. 5. Winter-
agitation. Anträge für den Herbstbezirkstag bitten wir recht-
zeitig zu stellen.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-Adr. : F. J. Gatz-
weiler, Stolberger Str. 9. Samstag, 26. August, abends 9 Uhr,
Zusammenkunft im „Berliner Hof", Restaurationszimmer.
Berlin. Technischer Verein. Besichtigung der
Städt. Untergrundbahn Wilmersdorf, unter Führung des Herrn
542
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Hdt 34
Im ersten Halbjahr 1911
zahlte der D.T.-V.
Stellenlosen- und 6emaßregelten-Unterstützung:
17984 JM
Sterbegelder in 65 Fällen: Darlehen in 138 Fällen:
Unterstützungen (nichtrückzahlbar):
Die Stellenvermittlung
des D. T.-V., die den Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung steht, bewährte
sich wiederum ausgezeichnet. Vom 1. Januar 1911 bis 30. Juni 1911 wurden
1392 Vakanzen
gemeldet. Hiervon wurden durch unsere Vermittlung
besetzt! Damit beweist der D.T.-V., daß er trotz aller Anfeindungen seine Aufgabe
erfüllt. Sein Eintreten für die
Verbesserung der Lage unseres Berufes
kam auch in dem Konflikt mit den Marinebehörden zum Ausdruck und die Organisation
unseres Verbandes bewährte sich ebenso, wie die Solidarität aller bewies, daß der D.T.-V.
die Berufsorganisation ist, die das Vertrauen aller technischen Angestellten verdient.
Werbt deshalb gerade jetzt
neue Mitglieder Z
Werbematerial versendet jederzeit und für Aufgabe von Adressen zu werbender
Mitglieder dankt
Die Geschäftsstelle Berlin SW. 68, Markgrafenstr. 94
Heft 34
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
543
Regierungsbaumeister Dr. Ing. Platzmann, am Freitag, 25. Augusit,
nachmittags Utir. Treffpuni<t: Hohenzollernplatz, Ecke
Fasanenstraße. Wir erwarten zu dieser hochinteressanten Be-
sichtigung eine zahlreiche Beteiligung unserer Vereinskoilegen.,
Verbandskollegen sind als Gäste willkommen.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-Adr. :
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. Als Schriftführer ist neu
gewählt Bautechniker F. W. Bagaus, Greifswald, Knopfstr. 31.
Auf Beschlub des Vereins soll zum Bezirkstage in Swinemünde
am 26. und 27. August 1911 ein Ausflug mit Damen nach
dort stattfinden. Abfahrt von Greifswald 4.59 Uhr morgens,
in Wolgast 6.53 Uhr. Ab Wolgaster Fähre 7.35 Uhr, in Swine-
münde Bad 9.10 Uhr. Wir bitten die Mitglieder, sich in die
zirkulierende Liste eintragen zu wollen und dabei anzugeben,
wie viel Personen den Ausflug bestimmt mitmachen.
Hameln a. W. Technischer Verein. Br.-A. : 1 . Vor-
sitzender Ing. O. V. Lühmann, Klütstraße 6. In der General-
versammlung vom 3. August 1911 wurde folgender Vorstand
gewählt: 1. Vors. Herr O. v. Lühmann, Ing., Klütstr. 6. 2. Vors.
H. Leßmann, Bauführer, Gausstraße 2. 1. Schriftführer Herr
G. Meyer, Tiefbautechn.,- Großehofstr. 30. 2. Schriftführer Herr
H. Rese, Bauführer, Deisterstr. 4. Kassierer Herr W. Groedecke,
Maschinentechn., Osterstr. 4. Versammlungen finden statt jeden
Donnerstag und ordendiche Monatsversammlungen jeden ersten
Donnerstag im Monat im VereinslokaLJiotel Bremer-Schlüssel.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. E. V.
Bericht über die Monatsversammlung am 2. August 1911. In
der Versammlung am 2. August wurden einige der wichtigsten
Verbandsfragen eingehend erörtert. Eine lebhafte Debatte ent-
spann sich um die aus allen Zeitungen bekannte Angelegenheit
der Marinetechniker. Von allen Rednern wurden die Maßnahmen
der Verbandsleitung gegenüber dem Reichsmarineamt anerkannt
und die Hoffnung ausgesprochen, daß durch ein zielbewußtes
Vorgehen ein voller Sieg errungen wird. Von der Gründungl
einer Unterstützungskasse für gemaßregelte Kollegen wurde;
Kenntnis genommen. Es wurde jedoch lebhaft bedauert, daß
der Grundstock zu dieser Kasse aus freiwilligen Spenden gebildet
werden muß, die nur von einem Bruchteil der Verbandsmitglieder
aufgebracht werden. Für richtiger gehalten wurde die Gründung
und Unterhaltung eines derartigen Fonds aus Verbandsmitteln,,
da dann alle Mitglieder gleichmäßig zu den Beiträgen heran-
gezogen werden können; selbstverständlich wäre dies möglich,
wenn die Verbandsbeiträge entsprechend erhöht würden. Da
jedoch die sofortige Gründung der Unterstützungskasse eine
dringende Notwendigkeit ist, beschloß die Versammlung, diese
Gründung in weitgehendstem Maße zu unterstützen und der Kasse
einen Betrag von 60 M zu überweisen. Ferner bewiesen
die Anwesenden durch regen Kauf von Solidaritätsmarken gleich-
falls ihr Interesse für diese Sache. Eine weitgehende Aus-
sprache entwickelte sich auch über den Punkt „Gruppenteilung".
Allgemein wurde darüber geklagt, daß die Vornahme der Grup-
penteilung nicht energisch genug nach den Stuttgarter Satzungen
durchgeführt wird und teilweise überhaupt noch nicht in die
Wege geleitet ist. Die Versammlung nahm zum Schluß ein-
stimmig nachfolgende Resolution an: Die am 2. August 1911
tagende Hauptversammlung des Vereins der Steinmetztechniker;
ist nach eingehender Aussprache davon überzeugt, daß ein
gedeihliches Arbeiten im fortschrittlichen Sinne im Verbände
nur möglich ist, wenn die in Stuttgart 1910 beschlossene Gruppen-
teilung baldmöglichst und konsequent durchgeführt wird, und
zwar so, daß in allen Orten, wo die Zahl der Verbandsmitglieder
es zuläßt, sich von jeder Gruppe nur ein Verein befindet. (Vgl.
neue Satz. § 18.) Die Versammlung erklärt deshalb einmütig,
daß der Verein gern und jederzeit bereit ist, sich zur Erreichung
dieses obengenannten Zieles, wenn nötig, aufzulösen, und mit
den übrigen Mitgliedern der Gruppe A in der Bezirksverwaltung
Brandenburg zusammenzuschließen, um so gemeinsam für das
Wohl der Organisation zu arbeiten.
-München. „Verein bayrischer Kulturtech-
nike r." Vors. u. Br.-A. : Ad. Obermayr, München, Milch-
straße 191. 4. ordentliche Hauptversammlung in Würzburg am
8. September 1911, nachmittags 3V2 Uhr, im Saale der Restau-
ration „Alhambra", Franziskanerplatz. Geschäftsordnung: 1. Ver-
lesung des Protokolls der vorjährigen Hauptversammlung. 2. Ge-
schäftsbericht des Vorsitzenden. 3. Rechnungsablage und Be-
ratung des Voranschlages. 4. Satzungsänderung. 5. Anträge.
6. Bestimmung des Ortes für die nächstjährige Hauptversamm-
lung und Wahl der Delegierten zu etwaiger Vereinsvertretung.,
7. Neuwahl des Vorstandes. 8. Druckschriftenverteilung usw.
9. Verschiedenes. — Für die Herren Vorstandsmitglieder präzis
2 Uhr nachm. findet Vorstandssitzung im gleichen Lokale statt,
in der die Punkte 1 mit 7 und 9 kurz vorberaten werden, um
für die Plenarversammlung die erforderlichen Richtpunkte zu
gewinnen. — Im Interesse der Erstarkung und nachhaltigen Wirk-
samkeit unseres Vereins nehmen wir nochmals Anlaß, die Mit-
glieder aufzufordern, den dem Verein noch fernstehenden Kol-
legen durch Einladung zu unserer Hauptversammlung Gelegen-
heit zu geben, sich durch Besuch unserer Tagung davon zu
überzeugen, daß nur Gemeinsinn, Standesinteresse, Streben nach
Fortbildung und Verbesserung der Lebenslage es sind, was zu
gemeinsamer Vereinsarbeit uns zusammenführt.
Technikerinderindustrie.
Leipzig. T e c h n i k e r - V e r e i n. V. u. O.: Jeden Mitt-
woch im Restaurant „Bayrische Krone", Jakobstr. 2. Am Mitt-
woch, 23. August, Vereins- und Diskussionsabend.
Staatstechniker.
L a n d c s v c r e i n M i 1 1 1. Sächsischer Eisenbahn-
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm. Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. Mitt-
woch, 23. August, abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißener
Hof" am Plauenschen Platze. Bei der Wichtigkeit der inneren
Angelegenheiten ist vollzähliges Erscheinen dringend erforderlich.!
Chemnitz i. Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A.: E. Klotzsche, Bm. l.Kl., Zschopauer Str. 64. Mittwoch,
23. d. M., pünktlich abends Uhr, Monatsversammlung im
Vereinslokale „Restaurant Moritzburg". Tagesordnung: 1. Ein-
gänge. 2. Berichterstattung über die Wanderversammlung der
Landesverwaltung Sachsen ides D. T.-V. in Dresden. 3. Ver-
bandsangelegenheiten. 4. Ländesvereins- und Vereinssachen.
5. Verschiedenes. Die für den 3. September vorgesehene Nach-
mittag-Versammlung mit Fachvortrag fällt aus und wird vor-
aussichtlich auf Sonntag, 1. Oktober, verlegt. Näheres folgt.
Nächste Mittwochs-Versammlung am 20. September. Zu allen
Veranstaltungen wird um eine recht rege Beteiligung gebeten.
Die Vereinsbeiträge für das 3. Vierteljahr sind fällig.
Die Herren Schriftführer unserer Bezirksverwaltungen
und Zweigvereine
werden hiermit aufs neue dringend ersucht, sich in ihren Anzeigen
und Berichten so kurz wie nur irgend möglich zu fassen.
Die Schriftleitiing.
Warnung.
Aus Cottbus wird uns geschrieben :
Ein Bautechniker, der sich Wenzel Heidrich aus
Kriesdorf (Bez. Deutsch-Gabel) nennt, hat sich hier wieder-
holt unter der Angabe, er sei Mitglied des D. T.-V. und durch
Krankheit in Not geraten, von unseren Kollegen Geldunter-
stützungen zu verschaffen gewußt. H., der einen verhältnis-
mäßig anständigen Eindruck macht, pflegt anzugeben, daß er
zuletzt in Nürnberg in Stellung gewesen sei, auch schon von
unserer Bayr. Landesverwaltung Krankenunterstützung bezogen
hätte und sich zurzeit auf der Durchreise nach Berlin befände.
Wie wir aber inzwischen erfahren, ist H. nicht Mitglied unseres
Verbandes und es auch niemals gewesen. Wir warnen daher
nachdrücklichst vor dem Genannten.
Die Verbandsleitung.
Liegt bei Ihnen die
Deutsche Techniker-Zeitung
aus? So sollten Sie immer in den Gasthäusern fragen, in
denen Sie und Ihre Freunde verkehren. Sorgen Sie jeder-
zeit für weite Verbreitung der
Deutschen Techniker-Zeitung
544
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
HeU 34
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Zweigstellen der Verbands-Stellenvermittelung
Augsburg. Adresse: W. Arnold, Haunstetter Straße 25a.
Berlin. Hauptstelle: SW. 68, Markgrafenstraße 94.
— Für Kultur-, Tiefbau- u. Vermessungstechniker: L. Ur-
bach, Baumschulenweg b. Berlin, Scheiblerstr. 27 II.
— Für Steinmetztechniker: J. Marsalek, Johannisthal, Park-
straße 20 1.
Bielefeld. Adresse: W.Langbein, Ravensberger Straße 60.
Braunschweig. Adresse: O. Janschek, Pestalozzistraße 19.
— Adresse: K. Steiner, Gerstäckerstr. 23.
(Nur für Maschinen- und Elektrotechniker.)
Bremen. Für Hoch- und Tiefbau: Otto Krause, Ncustadts
Contrescarpe Nr. 70.
— Für Maschinen- und Schiffbau: L. Seipgens, Luther-
straße 21.
Breslau. Adresse: E. Reußner, Breslau 8, Webskvstr. 11.
Bromberg. Adresse: H. Neudahl, Mittelstraße 48.'
Cassel. Adresse: F. Thielke, Roonstr. 44.
Danzig. Adresse: E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
Dortmund. Adresse: E. Lustig, Kaiserstr. 86.
Dresden: H. Mirtschin, Dresden, Burgsdorfstr. 7.
Erfurt. Adresse: L. Leidenfrost, Scharnhorststr. 18.
Frankfurt a. AI. Adresse: Job. Wührmann, Frankfurt a. M.-
Bk., Adalbertstr. 73 I. Sprechstunde U/a bis 2Vo und 7 bis
8 Uhr nachmittags.
Halle a. S. A. Adresse: W. Schleenvoigt, Ladenbergstraße 57.
(Nur für Maschinentechniker.)
— B. Adresse: L. Hauschild, Alte Promenade 25
(Stadttheater).
Hamburg-Altona. Adresse: E. Natho, Hamburg 23, Leibnitz-
straße 6.
Hannover. Adresse: L. Damköhler, Slicherstr. 8.
— Adresse: G. Bruns, Drostestraße 3.
(Nur für Maschinentechniker.)
Harburg a. E. Adresse: P. Mehring, Postweg 45.
Kaiserslautern. Adresse: Otto Braun, Barbarossastr. 37.
Karlsruhe i. B. Adresse: Rob. Jais, Sofienstr. 89 III.
Kattowitz, O.-S. Adresse: W. Gehrke, Beatestraße 12.
Kiel. Adresse: F. Kobarg, Hansastr. 10.
Königsberg i. Pr. Adresse: L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
Leipzig. Adresse: An die Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung
Leipzig, Thomasring 18 IV, Wünschmannshof. Fernspr. 14854.
Magdeburg. Für Hoch- und Tiefbau: Th. Grosse, Breite
Weg 175/177.
Für Maschinenbau: P. Herrmann, Kruppstr. 12.
Mannheim. Adresse: Fr. Krieger, Beethovenstr. 12.
Metz. Adresse: J. Ziegler, Brunnenstr. 8.
Mülhausen i. E. Adresse: Philipp Mayer, Engel-Dollfußstr. 7.
München. Für Hoch- u. Tiefbau: Münchener Techniker- Verein,
Elisenstr. 7. (Obmann Peter Danninger.)
— Für Maschinenbau: A. Dörge, Holzstr. 26, Tele-
phon 22 954.
Niederschlesien. Adr.: C. Hauer, Altwasser i. S., Promenade.;
Nürnberg. Für Hoch- und Tiefbau: Fr. Rehle, Untere Grasers-
gasse 9. Sprechstunden : Montag, Mittwoch
und Donnerstag 7 bis 8 Uhr abends.
— Für Maschinenbau: G. Hauenstein, Berkhauser-
straße 1 I.
Osnabrück. Adresse: H. Schütte, Parkstr. 45.
Plauen i. V. Adresse: E. Pröhl, Melanchthonstr. 43.
Posen. Adresse: Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
Rheinland und Westfalen. (Für Vermessungs- und Kultur-
techniker.) Adresse: J. Stender, Essen a. d. R., Steinstr. 4.
Saarbrücken. Adresse: Rieh. Rosprich, Petersbergstr. 82.
Stettin. Adresse: G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
Straßburg i. E. Adresse: Georg Schmidt, St. Mauritiusstr. 3 11.
Stuttgart. Adresse: H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstraße 14.
Wiesbaden. Adresse: F. Wunder, Blücherstr. 24.
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2553 Osterode i. Ostpr., Beh. sof. Bt., ledig, f. Bureau
u. Baust., d. mögl. m. d. Dienstgeschäft, ein. Hochbauamt.
vertr. ist. Bauleitg. zu ein. Pächterwohnhaus bestimmt zu erwart.
160 M. Stellungsd. etwa IV2 J- Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Königsberg i. Pr. an Hn. L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
2554 Werden a. Ruhr, Baugesch. sof. od. z. 1. 10. 1911
tücht. Bt., ledig, kath., 25 bis 30 J. alt. Dauernd. 150 bis 200 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2555 Remscheid, Arch. sof. tücht. Bt., ledig, f. Bureau u.
Baust. Dauernd. 120 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie unt. 2554.
2556 Zielenzig, ^aurermstr. sof. jüng. T., fl. u. saub.
Zeichn., gew. im Verkehr m. dem Publikum u. m. allen vor-
kommend. Arbeit, vertr. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
11. Geh.-.^nspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2557 Gramzow (Uckerm.), Hofmaurermstr. sof. tücht. jüng.
cJt. Ca. 130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin S\V.,
Markgrafenstr. 94.
2558 Riesa a. E. sof. Bt., fl. Zeichn., gut. Statik., im
Veranschl. praktisch erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Dresden an Hn. H. Mirtschin, Burgsdorfstr. 7.
2562 Berlin, Baugesch. sof. j. Bt. Ang. m. Zeugn.-.'Vbschr.
u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2563 bei Berlin, Luftverkehrsgesellsch. sof. jüng. T., saub.
Zeichn., aushilfsweise. Ang. m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2564 Spandau tücht. Bt. auf 14 Tg. zr. Vertretg. M 6.—
Tagesdiät. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
2566 Marienwerder i. Westpr., Baugesch. sof. Bt. m. all.
vorkommend. Arb. vertr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-.Anspr.
Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
2567 Bischofswerder i. Westpr. sof. tücht. Bt. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u, Geh.-Anspr. Zweigst. Danzig wie unt. 256ö.
2568 Greifswald, Baugesch. sof. tücht. Bt., ledig, fl. u.
saub. Zeichn., gew. im Veranschl. 140 bis 180 M. Dauernd. Ang.
ni. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin an Hn. G. Bordiert, Bar-
nimstr. 16 E.
2569 Erzgebirg., Nähe v. Chemnitz, größ. Baugesch. sot.
jüng. Bt. auf einig. Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigst. Chemnitz an Hn. F. Benndorf, Chenmitz-G.,
Albrcchtstr. 6.
2570 Landkreis Crefeld, A. Baugesellsch. sof. Bt. f. Bureau
u. Baust. 125 bis 150 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-.Abschr. Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2571 Schwarzenberg i. S., Baugesch. z. 1. 10. 1911 Bt.,
im Veranschl., Abrechn. u. St. erf., etwa 25 J. alt, 150 bis 175 M,
auf zunächst 3 Mon. evtl. auch läng. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstclle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2572 Leobschütz, Ob.-Schles., Wohnungsverein sof. tücht.
T. Ca. 180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 35 Schriftldtung. E. Rieh. Schubert, Berlin. 26. AugUSt 1911
Inhalt: In eigener Sache ! — Schwere Kämpfe in der Metallindustrie? — Zur Berechnung statisch unbestimmter Systeme — Soziale Bewegung - Standesbewegung - Schul-
fragen — Aus der Volkswirtschaftslehre - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
In eigener Sache!
Es widerstrebt uns, an dieser Stelle das Wort zu
nehmen, um auch hier Behauptungen des B. t.-i. B. zurück-
zuweisen. ,, Wissentliche Täuschung der Oeffentlichkeit",
„Mißbrauch der Statistik" und ,, Gewissenlosigkeit" sind
einige der Schmähungen und Beleidigungen, die uns der
B. t.-i. B. zuwirft.
Unsere Mitgliederbewegung
ist dem B. t.-i. B. schon lange ein Dorn im Auge. Nicht
wir versuchten uns in Rechenkünsten, sondern der B. t.-i. B.
hatte Rechenexempel aufgestellt, nach denen wir schon
lange zerrieben sein mußten. Anfang 1910 wurde der
Feldzug ins Lager der Bautechniker unternommen, unser
Zufluß aus den Kreisen sollte für immer abgestoppt werden.
Dann kam Stuttgart mit unserer Reorganisation und mit
der Annahme unseres Programms, an dem es nichts zu
drehen und zu deuteln gibt. Aber das, so sagte man,
würde alle Rückständigen heraustreiben und rückständig
sollen wir ja fast alle sein. Und wenn das nicht zog,
dann erhoffte man es von der Beitragserhöhung, die viele
abschrecken würde und zum Bunde gehen hieße, der doch
nicht viel höhere Beiträge einfordere. Der letzte Einwand
trifft ja nun nicht mehr zu, denn zwischen 18 M und 36 M
ist doch noch ein gewaltiger Unterschied. Wir rühmen
uns nicht, weil wirs billiger machen, sondern wundern
uns, daß dort erhöht wird, wo man sich doch immer
uns gegenüber rühmt, im Golde zu schwimmen. Mit
der Zertrümmerung des Verbandes weder von innen noch
von außen war es also nichts und haltlose Ver-
dächtigungen müssen deshalb in die Welt gesandt
werden.
In dem amtlichen „Reichsarbeitsblatt" und im , .Stati-
stischen Jahrbuch" erscheinen die Mitgliederbewegungen
der Verbände. Auch wir machen unsere Einsendungen
und die letzte war so einwandfrei wie die erste. Wir
gaben dem Kaiserlichen Statistischen Amte an:
31. März 1911 29 114 Mitglieder,
d. h. 27 981 ordentliche Mitglieder,
1 133 außerordentl. Mitgl.,
30.» Juni 1911 29 009 Mitglieder,
d. h. 27 857 ordentliche Mitglieder,
1 152 außerordentl. Mitgl.
Bedauerlicherweise ist nun dem Statistischen Amt, wie
wir feststellten, das Versehen unterlaufen, die Zahl der
außerordentlichen Mitglieder nicht anzugeben. Dafür
müssen wir büßen, daß uns der Bund in unerhörtester
Weise beschimpft! Ehe man so schwere Beleidigungen
ausspricht, sollte man sich vorher vergewissern, ob das
Behauptete zutrifft. Das tut aber der B. t.-i. B. nicht, weil
es sich bei ihm in allen Dingen und immer darum handelt,
uns herabzusetzen. Mit diesen Feststellungen hat er sich
selbst gerichtet!
Doch nun noch einige Worte zu unserer Mitglieder-
bewegung selbst. Es ist nicht zu leugnen, daß wir seit
Jahr und Tag den als richtig erkannten Weg mit größerer
Konsequenz verfolgen, als frühere Jahre das geboten er-
scheinen ließen. Es galt, einen größeren Stamm von Mit-
gliedern, der unter dem alten, damals berechtigten organi-
satorischen Grundsatze dem D. T.-V. sich angeschlossen
hatte, von der Notwendigkeit der neuen Richtung und
der veränderten Taktik zu überzeugen. Diesem Kreis ge-
rade eine Beitragserhöhung mit dem ausgesprochenen
Zwecke, mit ihm die neue Politik ermöglichen zu können,
geläufig zu machen, ist ungemein schwieriger, als das
gleiche bei einem von vornherein auf gewerkschaftliche
Tendenzen festgelegten Kreis zu tun. Wir hatten an-
genommen, dieser Entwicklung größere Opfer bringen
zu müssen, als wir tatsächhch gebracht haben. Die Zeit,
in der sich diese Entwicklung unter unseren Mitgliedern
abspielte, ist vorüber. Wir haben damit Opfer bringen
müssen, daß eine große Zahl von Mitgliedern uns in
einer Zeit verließ, in der wir mit der inneren Festigung
so stark beschäftigt waren, daß das Schwergewicht unserer
Tätigkeit nicht auf der Werbung neuer Mitglieder allein
liegen konnte. Die Zeiten sind vorüber und wir sind
heute innerlich gekräftigt und gereinigt. Die kommende
Zeit wird es beweisen, daß die Werbekraft des Verbandes
durchaus nicht im Sinken begriffen ist, die letzten Vor-
gänge haben unsere Schlagkraft gezeigt und das muß
uns die Anerkennung der beteiligten Kreise eintragen.
Der Bund brüstet sich mit seinem Mitgliederzuwachs, der
hauptsächlich aus den Kreisen rekrutiert, in denen er das
Uebergewicht besitzt. Seine Werbekraft verliert an innerem
Gehalt, wenn sie gestützt werden muß durch so niedrige
Beschimpfungen des Gegners, wie wir sie vorher fest-
stellten. Man wird sie auch anders einschätzen, wenn
man des Terrorismus gedenkt, der hier und dort aus-
geübt wird, um Verbandsmitglieder zum Uebertritt zum
Bunde zu zwingen.
An unsere Mitglieder aber richten wir die Bitte, sich
durch diese verachtenswerte Taktik des Bundes die Arbeit
546
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 35
an unserer Sache nicht verkümmern zu lassen. Erst recht
und um so mehr wollen wir dem Bunde zeigen, daß unser
D. T.-V. imstande ist, eigene Wege zu wandeln. ,Wir
hoffen von unseren MitgUedern, daß die Werbung für
unseren Verband um so besser sich entwickelt, je mehr
der Bund solche Mittel gebrauchen muß, um sich durch-
zusetzen. Wir fordern jedes unserer Mitglie-
der auf, uns die Adresse wenigstens eines
Kollegen einzusenden, der für unseren Ver-
band geworben werden kann. Wenn diese Bitte
erfüllt wird, dann glauben wir, daß die Zahl unserer
Mitglieder sich bald vergrößert.
Mit diesen Ausführungen haben wir das letzte Wort
in dieser Sache gesprochen und wir können das Vor-
gehen des Bundes ruhig dem Urteile unserer Leser
überlassen.
Schwere Kämpfe in der Metallindustrie?
Von ERICH HÄNDELER.
Was hat man uns allen in unseren Kindertagen für
schöne Märchen erzählt! „Es war einmal . . so be-
gannen sie alle. Und als wir größer wurden, hat man
uns auch ein solches Märchen erzählt, das Märchen vom
„freien" Arbeitsvertrag. Man sagte uns zwar
nicht: „Es war einmal vor langen grauen Zeiten . .
sondern suchte uns einzureden, daß es kein Mär-
chen wäre, sondern reine Wirklichkeit. Viele glaubten
es anfangs, manche sogar bis in ihre alten Tage hinein.
Soll uns das wundernehmen, wo man uns zumutet, fast
alle volkswirtschafthchen Fragen mit Kinderaugen an-
zusehen, wo man uns zumutet, zu glauben, daß alle
wirtschaftlichen Kämpfe nur durch den bösen Willen
einiger gewissenloser Agitatoren und durch künstlich
geschaffene ,,K a m p ^'-Organisationen hervorgerufen wür-
den, daß Freude und Zufriedenheit herrschen würde,
wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer friedlich in einer Or-
ganisation zusammen wären?
Die meisten haben aber unter dem Druck der wirt-
schaftlichen Verhältnisse am eigenen Leibe zu erfahren
bekommen, daß es keinen freien Arbeitsvertrag gibt,
daß — wenige gehobene Stellungen ausgenommen —
kein Verhandeln beider Parteien möglich ist, sondern nur
eine einseitige Festsetzung des Vertrages durch den
Unternehmer. Es war eben einmal vor langen grauen
Zeiten — so kann man fast sagen — , nämlich vor der
Entstehung unserer modernen Volkswirtschaft mit ihren
Riesenbetrieben, daß es einen Sinn hatte, von der Frei-
heit des Arbeitsvertrages zu sprechen.
Doch der Arbeitnehmer versucht jetzt wieder, sich
die Freiheit des Arbeitsvertrages zurückzuerobern; nicht
für das einzelne Individuum. Die Freiheit des
Arbeitsvertrages für die einzelne Persönlichkeit ist un-
widerruflich dahin; von einem freien Vertrage kann ja
nur dann die Rede sein, wenn beide vertragschließenden
Teile gleich oder doch annähernd gleich stark sind, nicht
aber, wenn das Stärkeverhältnis z. B. 1 : 100 oder gar
noch größer ist. Die Freiheit des Arbeitsvertrages zurück-
zugewinnen ist nur möglich für den Arbeitnehmer
als Stand, und das Zauberwort heißt hier wie auf allen
Gebieten des menschlichen Lebens: Organisation.
Mächtige Arbeitnehmerorganisationen allein stehen dem
Arbeitgeber als ebenbürtiger Faktor gegenüber. Nur
durch seine Organisation kann der Arbeitnehmer wieder
einen Einfluß auf die Gestaltung des Arbeitsvertrages
erhalten.
Diese Zurückeroberung der Freiheit des Arbeitsver-
trages ist die Frage, auf die sich mehr und mehr die
großen sozialen Kämpfe zuspitzen. Nicht darum handelt
es sich so sehr, ob in dem einen oder anderen Falle
eine Lohnerhöhung oder eine Arbeitszeitverkürzung von den
Arbeitnehmern erreicht oder von den Arbeitgebern gewährt
wird, sondern vielmehr darum, ob diese neuen Verein-
barungen zwischen den Arbeitgebern und dem einzel-
nen Arbeiter bezw. einem kleinen Kreis von Arbeitern
getroffen werden sollen, oder zwischen den Arbeit-
gebern bezw. ihren Verbänden und den Ver-
bänden der Arbeitnehmer. Die jetzigen Arbeits-
kämpfe in der Metallindustrie drehen sich im Grunde
genommen um diese Frage; das wird offen auch in der
Presse von selten der Unternehmer zugegeben. So gibt
das „Leipziger Tageblatt" am 13. August eine Aeußerung
aus Arbeitgeberkreisen wieder, daß es sich ,, jetzt weniger
um einen Kampf handelt, der die Erhöhung der Löhne und
die Verminderung der Arbeitszeit bezweckt, sondern viel-
mehr um eine Macht frage". Wenn es in dieser
Aeußerung aber weiter heißt: „Arbeitgeber und Organi-
sation kämpfen um die Herrschaft", so ist hier
der Streitpunkt vollständig verschoben, wenigstens soweit
die Organisationen der Arbeit n e h m e r in Betracht
kommen. Die Arbeitgeber kämpfen wohl darum, daß sie
„Herren im eigenen Hause bleiben", daß sie nur mit
„ihren" Arbeitern verhandeln; sie nehmen sogar für sich
das Recht in Anspruch, durch ihre Verbände für das
ganze Gewerbe die Arbeitsverhältnisse festzusetzen.
Für die Arbeitnehmerorganisationen handelt es sich aber
nur darum, als gleichberechtigter Faktor anerkannt zu
werden oder genauer gesagt: um das Recht ats Anwalt
des einzelnen Arbeiters einen „freien" Arbeitsvertrag
mit den Unternehmern bezw. ihren. Organisationen ver-
einbaren zu können.
Das Bild der einzelnen Arbeitskämpfe in der Metall-
industrie ist darum überall dasselbe. In einigen Betrieben
entstehen Streitigkeiten wegen der Lohnforderungen und
Arbeitszeitverkürzungen. Die Fabrikleitungen erkennen
teilweise die Berechtigung der Forderungen an und er-
klären sich bereit, mit den Arbeitern ihres Betriebes
zu verhandeln, weisen aber die Verhandlungen mit der
Organisation, vor allem mit dem Metallarbeiter-
verband, zurück. Die Arbeiter oder einzelne Gruppen
der Arbeiter der betreffenden Fabriken legen darauf die
Arbeit nieder. Die Arbeitgeber antworten mit einer Aus-
sperrung auch bei den übrigen Betrieben, wenn bis zu
einem bestimmten Termin die Arbeit nicht wieder auf-
genommen ist. In Stuttgart bei den Daimler-Werken
ist glücklicherweise eine Einigung erzielt worden. In
Düsseldorf wurde auch nach kurzem Ausstand zu-
nächst ebenfalls eine Verständigung erreicht, wenn man
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
547
aber der „Rheinisch- Westfälischen Zeitung" Glauben
schenken soll, so wird in den nächsten Tagen — jetzt
streiken etwa 1500 Arbeiter — auch dort eine weitere
Verschärfung eintreten, da die Düsseldorfer Werke ent-
schlossen seien, „auf die Forderungen der Arbeiter nicht
weiter einzugehen". Im Kreise ' H a g e n - S c h w e 1 m
haben gleichfalls viele Arbeiter ihre Kündigung eingereicht,
in Barmen, Elberfeld und Vohwinkel stehen
1200 Arbeiter in Streik, während 360 die geforderten neuen
Bedingungen gewährt worden sind. D-r Arbeite eb;rvcrband
von Pforzheim und Umgegend hat in seiner letzten
Generalversammlung beschlossen, daß kein Arbeiter ohne
die Zustimmung auch des letzten Arbeitgebers angenom-
men werden darf, um den Streikenden die Möglichkeit
neuer Arbeitsgelegenheit zu nehmen. Auch in Breslau
bestehen Differenzen.
Am klarsten zeigt sich aber der Grundgedanke des
neuen Kampfes in Nürnberg, Dresden, Leipzig, Chemnitz
und in Thüringen.
In Nürnberg traten nach wochenlangen ergebnis-
losen Verhandlungen die Arbeiter von 12 Fabriken in den
Ausstand. Darauf forderte der Verband Bayerischer Metall-
industrieller die Arbeiterorganisationen auf, die Arbeit
bis zum 7. August wieder aufzunehmen, widrigenfalls
6O0/0 aller Arbeiter ausgesperrt werden würden.
In Leipzig begannen Mitte Mai Differenzen in den
Gelbmetallfabriken. Die Arbeitgeber verweigerten die Ver-
handlung mit den Arbeiterorganisationen, nicht der
Höhe der Forderung wegen, — in sehr vielen
Fällen werden, wie eine Kundgebung der Arbeitgeber
selbst hervorhebt, höhere Löhne gezahlt, als sie vom
Metallarbeiterverbande gefordert wurden — , sondern weil
man eben mit den Arbeiterorganisationen nicht
verhandeln will. Es entstanden einzelne Streiks und
Aussperrungen in der Gelbmetallbranche, etwa 1100 Ar-
beiter kamen in Betracht. Da beschlossen am 5. August
die Leipziger Metallindustriellen die Aussperrung
von 6O0/0 ihrer Arbeiter. Nach den Angaben der
Arbeitgeber sollen 10- bis 12 000 Arbeiter von dieser Maß-
nahme betroffen werden, nach den Mitteilungen der Ar-
beiterorganisationen sollen jedoch einschließlich der schon
bisher streikenden 1100 nur 6600 ausgesperrt sein.
Mit welchem Ernst übrigens die Arbeitsaussperrung
von den Metallindustriellen gemeint ist, zeigt der Be-
schluß, daß diejenigen Mitglieder, die bis zum 14. August
weniger als 60 »/o ihrer gesamten Belegschaft ausgesperrt
haben, eine Buße von 50 M pro Mann und Tag an die
Verbandskasse zu zahlen haben. Interessant ist es,
daß der „Vorwärts" darauf aufmerksam macht, daß
durch diese Drohung der Tatbestand der versuchten Er-
pressung im Sinne des § 253 Str. G. B. erfüllt ist. Denn
dort heißt es:
„Wer, um sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen
Vermögensvorteil zu verschaffen, einen andern durch Ge-
walt oder Drohung zu einer Handlung, Duldung oder
Unterlassung nötigt, ist wegen Erpressung mit Gefängnis,
nicht unter einem Monat, zu bestrafen. Der Versuch ist
strafbar."
Nach § 152 Abs. 2 der Gewerbeordnung ist eine
Vereinbarung auf Zahlung einer Buße, auch wenn in den
Statuten die Festsetzung einer solchen zugelassen ist,
nichtig, und nach der Auslegung des Reichsgerichts ist
ein Vermögensvorteil auch dann rechtswidrig, wenn
jemand kein klagbares Recht darauf hat. Das würde
bei dieser Buße zutreffen. Die Leipziger Metallindustriellen
haben sich hier also anscheinend eine tüchtige Blöße
gegeben. Ob wohl die Staatsanwaltschaft einschreiten
wird? —
Auf Leipzig folgte Dresden. Der Bezirk Dresden
des Verbandes Sächsischer Metallindustrieller beschloß
einstimmig, zur Unterstützung der bestreikten Verbands-
fabriken ebenfalls 6O0/0 seiner Arbeiter auszusperren. Die
Dresdener Firmen beschäftigen 64 539 Arbeiter.
Ein gleicher Beschluß wurde vom Chemnitzer
Bezirk gefaßt, so daß vom ganzen Verbände der Säch-
sischen Metallindustriellen die Aussperrung von 60«o der
Belegschaften beschlossen ist.
Der Verband der Thüringer Metallindustriellen
hatte schon für den 29. Juli eine Aussperrung ins Auge
gefaßt, falls nicht eine Einigung bei den sechs von Streiks
in Mitleidenschaft gezogenen Firmen erreicht würde. In
der Tat wurde in vier Betrieben eine Beilegung des Streiks
herbeigeführt. Die Arbeiterorganisationen zogen auch ihre
zur Abwehr gegen die Aussperrung erhobenen Ansprüche
zurück. Trotzdem wurde am 5. August auch vom Thü-
ringer MetaUindustriellen-Verband die Aussperrung voll-
zogen. Dadurch sind 9000 Arbeiter, nach den Angaben
der Arbeiterpresse allerdings nur 6000 bis 6500 Arbeitef,
in den verschiedensten Städten Thüringens ausgesperrt.
Die ,, Deutsche Arbeitgeber-Zeitung" weiß auch zu
melden, daß „die Metallindustriellen von Rheinland und
Westfalen sich bereits mit den sächsischen Fabriken soli-
darisch erklärt" hätten. Ob hinter dieser Nachricht etwas
Tatsächliches steckt — nach einem Leitartikel in der
Nr. 888 der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen — oder ob es sich nur
um einen Versuch der Einschüchterung handelt, läßt sich
noch nicht sagen. Eine Aussperrung ist wenigstens zurzeit
nicht vorgenommen.
Eine "weitere Aussperrung bereitet sich ferner in Prag
vor. Der Westböhmische Arbeitgeber- Verband der Metall-
industriellen will sämtliche Arbeiter, etwa 7000, aussperren,
falls die schwebenden Differenzen nicht bis zum 18. August
beigelegt sind.
Ob die Aussperrungen noch weitere Kreise ziehen
werden, läßt sich zurzeit nicht klar erkennen. Die ,, Metall-
arbeiter-Zeitung" zieht aus den vielen Aeußerungen aller-
dings den Schluß, „daß eine — vorläufig noch ge-
heim gehaltene — Abmachung dahinter steckt",
und fährt dann weiter fort:
„Nun muß man sich allerdings fragen: Welche Rolle
spielt die Leitung des Gesamtverbandes der
Metallindustriellen dabei? Geschieht dies
sonderbare Zusammenwirken der Scharfmacher in den
verschiedenen Bezirksverbänden mit ihrem Ein-
verständnis oder hat sie sich beiseite schieben
lassen und die Bezirksverbände mimen auf
eigene Faust? Möchte man die von so man-
chem sehnlich herbeigewünschte Gesamtaussper-
rung der Metallarbeiter auf diese Weise von
hinten herum in Szene setzen? 1906 und 1910 genügte
die Androhung durch den Gesamtvorstand, um bei der
öffentlichen Meinung große Entrüstung hervorzurufen.
Jetzt möchte man es wohl „schlaue r" anfangen, indem
man verhältnismäßig geringe Streitfälle zur Veranlassung
nimmt, um in einem Bezirk nach dem anderen aus-
zusperren."
Die Richtigkeit dieser Annahme wird scheinbar durch
eine Notiz der „V o s s i s c h e n Zeitung" bestätigt,
die in Nr. 389 schreibt:
„Der Vorstand der Berliner Metallindustriellen erklärte
uns, daß seinerseits noch (!) keine Beschlüsse
gefaßt worden wären, daß aber die Möglichkeit
eines Uebergreifens der Bewegung nach Ber-
lin nicht ganz von der Hand zu weisen war e."
548
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 35
Und auch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktien-
Gesellschaft antwortet demselben Blatt auf eine Anfrage:
„Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Zen-
tralverband den Zweigverbänden in Sachsen und
Thüringen zu Hilfe kommen muß und daß so die
Aussperrung sich über ganz Deutschland
erstrecken kan n."
Also Beschlüsse hat der Zentralverband noch nicht
gefaßt, aber die Möglichkeit einer Oeneralaussperrung für
ganz Deutschland liegt vor! ,Wir berichten über die Vor-
gänge und die Möghchkeit ihrer Entwicklung darum so
eingehend und begründen das weiter unten noch einmal,
weil wir uns bewußt sind, daß die Differenzen mit den
Arbeitern sehr leicht auch das Arbeitsverhältnis der An-
gestellten beeinflussen können. ,Wir sind zur Beobach-
tung der Verhältnisse um so mehr gezwungen, weil hier-
durch auch eine Bewegung, die wir, wie wir im vorigen
Hefte ausführten, unterstützen, die Massenkündigung der
Berliner Eisenkonstrukteure, nicht unwesentlich beeinflußt
werden könnte, wenn man daran denkt, daß die Aus-
sperrung auch auf Berliner Industriegebiete übergreift.
,Was ein Kampf in der Metallindustrie auf der ganzen
Front heißen würde, zeigen die in Betracht kömmenden
Zahlen. Mehr als eine halbe Million Metallarbeiter sind
organisiert, davon entfallen auf den Metallarbeiterverband
464 000 Mitglieder, auf die Hirsch-Dunckerschen Qewerk-
vereine 40 584 und auf den Christlich-nationalen Metall-
arbeiterverband an 33 963 Mitglieder. Die Lokalkassen
des Metallarbeiterverbandes wiesen Ende IQIO 3 597 803 M
auf, die der Gewerkvereine etwa eine Million, die der
Christlich-nationalen Metallarbeiter eine ähnliche Summe.
Demgegenüber steht die „Gesellschaft des Gesamtverban-
des Deutscher Metallindustrieller zur Entschädigung bei
Arbeitseinstellungen", die Ende 1910 693 Firmen mit
160 000 Arbeitern umfaßte, die sich auf 27 Bezirksverbände
verteilen. Die 1910 gezahlten Entschädigungen betrugen
allein 1 317 786 M; nach den Abrechnungen soll sich ge-
zeigt haben, daß die Gesellschaft in diesem Jahre noch
viel günstiger arbeiten kann.
Aber nicht nur die Arbeiter selbst sind es, die unter
einem solchen Riesenkampfe zu leiden hätten; auch der
sogenannte Mittelstand würde stark in Mitleidenschaft ge-
zogen werden. Naumann hat einmal ausgerechnet, daß
— Chefs und Angestellte zusammengenommen — auf
eine halbe Million Metallarbeiter etwa 4300 Schneider,
3800 Schuhmacher, 2800 Krämer, 2500 Gastwirte, 2300
Bäcker, 1800 Fleischer usw. kommen würden. Man ver-
gegenwärtige sich weiter nur, daß eine Bevölke-
rungsmenge von derAussperrung dieser halben
Million organisierter Arbeiter betroffen würde, wie sie
etwa der Einwohnerzahl des ganzen Großherzog-
tums Hessen entspricht.
Und einer solchen Bevölkerungsmenge gegenüber
stellen sich die Metallindustriellen auf den Standpunkt
des „Herr-im-Hause-Seins". Denn um diese prinzipielle
Frage handelt es sich; der Kampf geht um die Berech-
tigung der Organisation, auf den Arbeitsvertrag mit-
bestimmend einwirken zu können. Weil man ihr dieses
Recht nicht zugestehen will, soll die Organisation der
Arbeiter zertrümmert werden. Daß das die Absicht ist,
geht aus der Art und Weise hervor, wie die Aussperrung
der 60oo der Arbeiter vorgenommen wird. In erster Linie
kommen die organisierten Arbeiter an die Reihe, dann
die unorganisierten. Sollten aber, um die festgesetzten
60<''o Ausgesperrte zu erreichen, doch u n organisierte Ar-
beiter betroffen werden, so werden vom Verbände der
Metallindustriellen Unterstützungen ge-
zahlt. So hat der Leipziger Bezirk beschlossen, nicht-
organisierten verheirateten Arbeitern 15 M, verheirateten
20 M für die Woche zu zahlen. Das ist mehr, als die
Arbeiterverbände zahlen. Der Metallarbeiterverband zahlt
an Verheiratete 14 M, an Ledige 10 M, die Hirsch-Duncker-
sche Gewerkschaft an Verheiratete 17 bis 20 M und an
Nichtverheiratete 13 M. So soll verhindert werden, daß
u n organisierte Arbeiter in die Organisationhinein-
gedrängt werden, ja durch die höheren Sätze will man
sogar den Austritt der Arbeiter aus ihren Or-
ganisationen erreichen.
Mancher, der diese Zeilen liest, wird sie wohl mit
einer gewissen — nun sagen wir einmal — Gleichgültig-
keit lesen, mit dem Gefühl, daß hier ein fremdes Haus
brennt, nicht das eigene. Nun, .ob es sich nicht doch
um ein Nachbarhaus handelt ? Das. Vorgehen des
Verbandes der Metallindustriellen richtet sich doch nur
gegen den „sozialdemokratischen" Metallarbeiterverband
mit seinen provokatorischen Forderungen! So denkt sicher
der eine oder andere zur eigenen Beruhigung. Ach, so
dachten auch die in Frage kommenden Christlich-
nationalen Arbeiterorganisationen! Aber sie, denen
man doch keinerlei provokatorisches Auftreten gegen die
Unternehmer nachsagen kann, sind schnell eines besse-
ren belehrt worden. Sie werden von den Metallindustriel-
len ebenso behandelt wie die Mitglieder des Metall-
arbeiterverbandes. In einer Entschließung des Leipziger
„Arbeitsausschusses der nationalen Arbeiter- und Ge-
hilfen-Organisationen" wird offen erklärt, man habe ein-
gesehen, „daß es sich hier nicht um die Forderungen
der Gelbmetallgießereiarbeiter handelt, sondern daß das
Vorgehen des Verbandes der Metallindustriellen sich
gegen alle Arbeiterorganisationen richtet,
die als Interessenvertretung ihrer Mitglie-
der unter keinenUmständen anerkannt wer-
den solle n". Der Beschluß der Metallindustriellen be-
deutet nichts anderes, heißt es weiter, „als den Ar-
beitern das Recht des Zusammenschlusses
einfach abzusprechen, ihnen das gesetzlich
gewährleistete Koalitionsrecht zu nehmen,
man selbst nimmt aber in vollem Maße dieses Recht für
sich in Anspruch".
Es brennt also des Nachbars Haus! Das
Gefühl muß hier in jedem Angestellten lebendig werden.
Nicht das „provokatorische" Vorgehen irgendeiner ge-
werkschaftlichen Organisation kommt hier in Frage, son-
dern das Recht jeder Arbeiter- oder Angestelltenorgani-
sation überhaupt, auf die Gestaltung des Ar-
beitsvertrages von sich aus einwirken zu
können. Alle Nicht - „G e werkschaften" werden
nur solange in Frieden gelassen oder auch gefördert, als
sie diese Frage des Arbeitsvertrages unberührt lassen.
Hatte man doch auch in Leipzig, wie aus einer Aeußerung
aus Arbeitgeberkreisen im „Leipziger Tageblatt" hervor-
geht, geplant, ,,der Christlich - nationalen Gewerk-
schaft nach Möglichkeit Eingang zu verschaffen. Nach-
dem sich diese aber in ihrer Erklärung mit dem Deutschen
Metallarbeiterverband solidarisch erklärt hat, dürfte diese
Absicht wohl nicht zur Ausführung kommen".
Der Kampf in der Metallindustrie verdient also weit-
gehende Beachtung. Es sind nicht Lohnfragen eines Be-
rufsstandes, um die es sich hier handelt, sondern Fragen
von durchgreifender volkswirtschaftlicher
Bedeutung: Soll die Freiheit des Arbeitsvertrages end-
gültig verloren gegeben werden, oder ist es Aufgabe
und Pflicht aller Arbeitnehmerorganisationen, ganz gleich,
ob es sich um Arbeiter oder Angestellte handelt, für ihre
Mitglieder wenigstens den Einfluß der Organisation
auf den Arbeitsvertrag zurückzuerobern.
Ii
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
549
Zur Berechnung statisch unbestimmter Systeme
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
Im Anschluß an die in den Heften 9. 18 und 22
dieser Zeitschrift erschienene elementare Darstellung der
Theorie der statisch unbestimmten Systeme sollen im
folgenden einige Beispiele durchgerechnet werden. Hier-
bei kommt es weniger darauf an, die allgemein bekannten
Lösungen der Aufgaben zu finden, sondern es soll gezeigt
werden, wie die wenigen in oben erwähnter Arbeit er-
läuterten Gesetze tatsächlich genügen, um jede statisch
unbestimmte Aufgabe zu lösen.
1. Die Biegungsmomente des in Abb. 1 skizzierten Bal-
kens sind zu bestimmen.
±
I
r — ^
Abb. ]
Wir untersuchen zunächst, ob der Balken statisch be-
stimmt ist, und finden sofort, daß er äußerlich einfach
statisch unbestimmt ist, weil an den drei Auflagern vier
Auflagerunbekannte auftreten, von denen wir nur drei mit
Hilfe der allgemeinen Qleichgewichtsbedingungen be-
stimmen können. Wenn nur senkrechte Kräfte vorhanden
sind, haben wir allerdings nur noch drei senkrechte Auf-
lagerkräfte zu bestimmen, trotzdem genügen zu ihrer Auf-
findung die drei Gleichgewichtsbedingungen nicht, weil
in der Bedingungsgleichung S H = 0 (Summe der hori-
zontalen Kräfte = 0) die gesuchten Auflagerkräfte dann
gar nicht vorkommen. Eine Auflagerkraft ist also stets
überzählig.
A
1
X
TTTfTTTT,
Abb. 2
Wir wählen eine der Auflagerkräfte als statisch un-
bestimmte Größe, beispielsweise die Reaktion unter der
Mittelstütze C (Abb. 2) und bezeichnen sie mit X. Nun-
mehr liegt nur noch ein Balken auf zwei Stützen vor,
A B, an dem außer der gegebenen Kraft P noch die un-
bekannte Kraft X angreift. Wenn wir nun für X einen
Wert annehmen, so können wir sofort die anderen Auf-
lagerkräfte sowie die Biegungsmomente des Balkens be-
rechnen und wir können nach dem in Heft 18 gebrachten
Verfahren (Formänderung vollwandiger Systeme) die
Durchbiegungen des Balkens A B ausrechnen. Hierbei
wird sich Punkt C nach oben oder unten verschieben.
Wir wissen nun aus der Stellung der Aufgabe, daß
Punkt C sich in Wirklichkeit als Auflagerpunkt nicht senk-
recht verschieben kann. Dadurch haben wir die Bedingung"
für die Berechnung der statisch unbestimmten Größe X
gefunden: diese muß einen so großen Wert annehmen,
daß die Durchbiegung des Balkens A B in C gleich Null
wird. Mit anderen Worten: Die Durchbiegung, die der
Balken A B infolge der Last P in C erfährt, muß gleich
und entgegengesetzt sein der Durchbiegung, die infolge:
der gesuchten Kraft X in C auftritt.
Fa.
Abb. 3
Zunächst ist die Durchbiegung (?o, die die Kraft P
allein hervorruft, zu ermitteln: Die Momentenfläche des
Balkens A — B für diesen Fall ist in Abb. 3 gezeichnet.
Die Durchbiegung in C ergibt sich (nach Heft 18 S. 281)
als das Biegungsmoment des mit der „reduzierten Mo-
mentenfläche" belasteten Balkens A B in C. Belastet man
den Balken mit dieser Momentenfläche, so entsteht ein
Auflagerdruck
1^ P a 2/ 1_ P a-^ a
3 2 2/ 2 ' 3
a/ Pa^l
1
B
1
EJ
_ \^
~EJ
und ein Moment
1
12/
12/
[4a/2 — a^
M
c -
EJ
1
EJ
1
EJ
Pa P a
3
Pa/^
4
12
Pa3"
T2
l^Pa
2 T
1
12
Pa
/•^
Pa/^'
12 EJ
[3 V- - a2] = So
Dies ist also die Durchbiegung, die in C durch die
Last P hervorgerufen wird.
Nun berechnen wir die Durchbiegung h^, die infolge
der Kraft X in C entsteht, wieder auf dieselbe Weise.
Die „reduzierte Momentenfläche" hat hier den Inhalt
J_i ^ 2/ — — —
EJ 2 T ~ EJ 2
und das Biegungsmoment des Balkens A B in C, wenn
Abb. 4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 35
wir diese Fläche als Belastung des Balkens auffassen,
nach bekannter Formel
_ PI
~ 6
Biegungsmoment einer Dreieckslast
, _ J_ Xl^ 21
~ EJ ■ 2 6
1 X/3
~ E]"6~
Dies ist also die Durchbiegung, die von der Un-
bekannten X hervorgerufen wird. Diese muß, wie eingangs
erläutert, gleich und entgegengesetzt sein der Durch-
biegung infolge P. LWir haben also die Bestimmungs-
gleichung:
So — 0
EJ
P a [3 /2 _ a-']
P • a
12 EJ
[3 /2
a-'
0
X =
2
Ist X gefunden, so liegt ein einfacher Balken A B vor,
an dem nur gegebene Kräfte angreifen, eine von diesen,
und zwar von unten nach oben wirkend, ist C = X.
Zahlenbeispiel (Abb. 5).
P = 5,0 t, / = 5,0 m; a = 2,00 m; Reaktion der
Mittelstütze
5^ 2,0 [3 5,0^ — 2,0-']
C = X
B
A
5,03
5,0 • 2,0 — 2,84 ■ 5,0
2 ■ 5,0
5,0 ~ 2,84 + 0,42 -
\P=S.oi
= 2,84 t
= — 0,42 t
= 2,58 t
S./6
Abb. 5
Momente ^
Unter P = 2,58 2,0 = + 5,16 mt
In C:
== 0,42 ■ 5,00 = — 2,10 mt
Hiermit ist die Aufgabe gelöst.
Wir wollen nun dieselbe Aufgabe auf etwas andere
Weise lösen, indem wir als statisch unbestimmte Größe
das Biegungsmoment Mc über C einführen. Das statisch
bestimmte Hauptsystem (Abb. 6) besteht also aus zwei
nebeneinander liegenden einfachen Balken A C und C B.
An jedem von ihnen greift in C ein äußeres Moment
(Kräftepaar) = Mc an. Die geometrische Bedingung zur
Auffindung des statisch unbestimmten Momentes Mc finden
wir durch folgende Ueberlegung:
Wählen wir für Mc vorerst einen beliebigen Wert, dann
werden die beiden Balkenteile A — C, C— B sich etwa wie
in Abb. 6 b angedeutet durchbiegen und die Endquer-
schnitte beider Balken sich gegeneinander um den Winkel a
verdrehen. Da nun in Wirklichkeit keine Verdrehung der
beiden Querschnitte möglich ist, muß also Mc einen solchen
Wert annehmen, daß die Verdrehung = 0 ist. Mit an-
deren Worten: Die durch die äußeren Lasten allein hervor-
gerufene Verdrehung der Endquerschnitte über C muß
durch die Verdrehung, die das Moment Mc hervorruft,
wieder aufgehoben werden. Wir berechnen also diese
Verdrehungen :
e
Abb. 6
Zunächst berechnen wir allgemein den Verdrehungs-
winkel des Endquerschnittes eines einfachen Balkens,
dessen Biegungsmomente bekannt sind.
In Abb. 7 ist die Biegungslinie des Balkens in der
bekannten Weise als Momentenlinie des mit der „reclu-
zierten Momentenfläche" belasteten Balkens dargestellt.
Die Tangente in A an diese Linie schließt mit der Hori-
zontalen den Winkel a ein, der angibt, um wieviel der
Endquerschnitt bei A sich infolge der Biegung verdreht
hat. Die Strecke 65, die von der Tangente unter B ab-
geschnitten wird, stellt die Durchbiegung dar, die der
Balken erleiden würde, wenn er bei A in Richtung der
A
RectitzierteMomen t&n/fÖLch e\B
h)
c)
A
Abb. 7
Tangente festgehalten wäre, sonst aber dieselben Biegungs-
momente auf ihn einwirkten. Diese Strecke ist nun gleich
dem „statischen Moment" der Belastungsfläche in bezug
auf B, also
_ ^ M,„ Ax
EJ^ X
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
551
und der gesuchte Winkel
l
a. — -r
1 „ Mm Ak
Die Ausdrücke
Mm Ax
"El
EJ
geben die Höhe der Belastung
an, es stellt der obige Ausdruck für a nichts anderes dar
als den Auflagerdruck dieser Belastungsfläche — der redu-
zierten Momentenfläche — . Der Verdrehungs-
winkel des Endquerschnittes eines ein-
fachen Balkens ist daher gleich dem Auf-
lagerdruck, den die als Belastungsfläche
betrachtete „reduzierte Momentenfläche"
hierhervorruft.
Nach Abb. 6 b ist daher der Verdrehungswinkel, wenn
die Momente Mc allein wirken.
1 [1 Pa/ 1 Pa2 a
EJ 3 ' ~2 7 ■ 3
_ 1 Pa
~ EJ 67
und nach Abb. 6 c der Verdrehungswinkel,
Momente Mc allein wirken
1 2 Mc/
wenn die
1
El
EJ
2
■ ~3
3
Mc • /
Gemäß der erörterten Bedingung muß sein
8, 4 öc = 0
1
EJ
Daher
Pa
6/
Mc - l
Mit dem vorigen
sofort erhalten
Mc = —
Zahlenbeispiel würden wir also
5,0 • 2,0
B
A =
C =
4 • 5,0-'
2,10 mt
2,10
[5,02-2,02]
5,00
2,10
= — 0,42 t
5,0 • 3,0
+
5,00
4- 2,58 t
5,00 + 0,42
5,0
- 2,58 = 2,84 t
2. Es sind die Biegungsmomente und Auflagerkräfte
eines kontinuierlichen Balkens auf vier Stützen für eine
gleichmäßig verteilte Last zu bestimmen. (Abb. 8.)
Wir wollen diese Aufgabe in Anlehnung an die Dar-
stellung in Heft 14 auch mit denselben Bezeichnungen
behandeln.
Dei Balken ist offenbar zweifach statisch unbestimmt.
Als statisch unbestimmte Größen nehmen wir die Biegungs-
momente des Balkens über B und C an und bezeichnen
sie mit Xa und Xb. Das statisch bestimmte Hauptsystem
besteht demnach aus 3 einfachen Balken AB, BC und CD.
Nunmehr betrachten wir die Winkeländerungen der
benachbarten Querschnitte über B und über C. Dieselben
bezeichnen wir als positiv, wenn sich die Winkel nach
oben öffnen, als in demselben Sinne, wie Xa und Xb in
der Figur eingetragen sind.
Belasten wir das statisch bestimmte Hauptsystem mit
der gleichmäßig verteilten Last q, so besteht die Mo-
mentenlinie aus drei nebeneinander liegenden Parabeln
'«'niiiDIigpIlljpp^
Abb. 8
q/2 2 q/2
mit der Pfeilhöhe ~- und dem Flächeninhalte — / • ^ =
8 3 8
Die Ausschlagwinkel der benachbarten Querschnitte über
q /3
12
q^
12'
B und C betragen dann
K - 2 • Ej • T
EJ 12 ''o
Wirken auf das statisch bestimmte Hauptsystem die
Momente Xa = 1,0 mt, Momentenlinie Abb. 8 e, dann ent-
stehen folgende Ausschlagwinkel über B
_2_ 1,0 ■ /
E J T ~2~
3 EJ
Öa, = 2
Über C;
1
EJ
1
T
EJ
1,0 • /
Entsprechend ergibt sich für den Belastungszustand Xb = 1
Über B,
"^^b - 6 ■ EJ
über C:
= y EJ
Wirkt die gegebene Belastung gleichzeitig mit den
statisch unbestimmten Größen auf das Hauptsystem ein,
wie es in der Tat der Fall ist, dann entstehen die Winkel-
änderungen über B: »
3a = + Xa ■ 8^^ + Xb ■ S..^
Über C:
Sb = Öbo + Xa • 8-0^ + Xb • 5o|^
Diese müssen = 0 sein, da in Wirklichkeit die Quer-
schnitte über B und C zusammenhängen. Wir erhalten
I
552
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 35
A — 'C.'-^.o — I ^=<^,o — —
■1 \ z
TTTIiiiit^iiiiniJiiiniiiiiiiiiii
/iome f^e nf/dche
aij
Otts sta/^LSc/L leshTnJr^eTZ. //cczt/z^f^si/s/'emj
Flache L7z/i/^e
!' 1
1
1
1
f^/o77ierUtn/?a^he^ Uej Jcil/<en5\ dii/^ ^ Stii^ze/z
Abb. 9.
gleichungen
hebt sich fort
also unter Einsetzung obiger iWerte die bestimmungs-
1
El
T
1
x.
/ = 0
12
12 ' 6
Da im vorUegenden Falle aus Symmetrierücksichten
Xa = Xb,
genügt eine Gleichung zur Lösung, und wir erhalten
Xa
Bisher hatte sich J und E immer aus der Gleichung
herausgehoben. Um eine allgemeinere Lösung zu geben,
wollen wir an einem Zahlenbeispiel den Fall ungleicher
Trägerquerschnitte und auch ungleicher Spannweiten behandeln.
Zahlenbeispiel.
Nebenstehend skizzierter Unterzug (Abb. 9) sei für
die eingeschriebenen Lasten zu berechnen. Das Träg-
heitsmoment des Querschnittes der Mittelöffnung sei
doppelt so groß wie das der Seitenöffnung, also ~ — 2.
Ji
Wir wählen wiederum die Momente und Xi, über
B und C als statisch unbestimmte Größen und berechnen
die Verdrehungen der Querschnitte über B und C gegen-
einander:
112 112 *
S... = -JU • 4- ■ 4- 7,8 • 5,0 + • 4- • 4 • 24,0 S,0
EJ,
EI,
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
553
E ■ J,
Ji
13,0 + 64,0
2 • 1 3,0 + 64,0 = 90,0
EL ■ K
1,0 ■ 5,0
„ 1,0-5,0 ,
2 • ^ + 2,67
2
T
T
6,0
1
T
+ 1
1,0 ■ 8,0
1,0 ■ 8,0
1,33 = E • J.,
(vgl. Heft 22 S. 340).
Da we^en der symmetrischen Belastung wiederum
Xa = Xb, genügt eine Bedingungsgleichung, die aussagt,
daß die beiden bei B zusammenstoßenden Querschnitte
sich gegeneinander nicht verdrehen, also
Sa = + • S.ia +
90 + Xa • 6,0 + Xa ■ 1,33 0
Xa = -
12,36 mt =Xb
90 _
7,33 ~
Hiermit sind die statisch unbestimmten Größen ge-
funden und es liegt nunmehr nur eine Aufgabe der ein-
fachen Statik vor. Die wirküchen Biegungsmomente
findet man, indem man zu den Momenten des statisch
bestimmten Hauptsystems infolge Verkehrslast die durch
die statisch unbestimmten Größen hervorgerufenen Mo-
mente addiert; dies ist in Abb. 9e geschehen. Somit
sind die Momente an allen Punkten bekannt. Die Auf-
lagerdrücke ergeben sich aus den Momenten wie folgt:
- 2,5 • - 12,3 mt
2 über B)
2,46 + 6,25 = + 3,79 t = D
5,0 • 2,5 + ^ ■ 3,0 — 3,79
5,0
= C
= 12,50 + 12,0 — 3,79
= 20,71 t (Fortsetzung folgt.)
SOZIALE BEWEGUNG
Zur Konkunenzklauselfrage
^^^"^^^ZTT» ^'^ Berufsgeheimnis überhaupt zu betrachten ist, was'
:: \\ nicht, wenn nun hierdurch auch das Vorhandensein eines
— Verständnisses für Berufsgeheimnis und Berufspflicht all-
gemein nicht vorausgesetzt werden kann, so ist es doch
erwünscht, eine Art von Vertrauensleuten zu
schaffen, die durch einen vor einer Behörde abzulegenden
Die Vorschlage, die aus Arbeitgeberkreisen zur Re- Eid oder auf andere Weise zur unbedingten Wahrung
gelung der Konkurrenzklauselfrage gemacht werden, be- des Berufsgeheimnisses verpflichtet werden können, und
deuten im allgemeinen wohl nie Verbesserungen. Auch jeren Vertrauensbruch alsdann unter Strafe gestellt wird."
das, was wir von Regierungsseite seither erfuhren, zeugte Man sieht hieraus, zu welch kuriosen Blüten die Vor-
nicht von großem Verstandms für das Verhältnis der Ar- schlage reifen können, wenn man an dem Kern der Frage
beitnehmer zur Konkurrenzklausel. Von noch geringerem vorübergeht. Mit dem Ehrenwort im Dienstvertrage will
Verstandms scheint ein Vorschlag getragen zu sein, der rn^n ja heute schon etwas ähnliches erreichen. Mit diesem
Zeitungsnachrichten zufolge vom Verein deutscher Seiden- „euen Vorschlage wird den Angestellten auch der Köder
Webereien ausgeht. Der Vorschlag bezweckt, vereidigte der besseren Bezahlung hingeworfen, denn man knüpft
Vertrauensleute unter den Privatbeamten zu schaffen. Das an ihn die Behauptung, daß die Privatangestellten „mit
wird in jener Korrespondenz begründet, in der gesagt dem Eide" ganz besonders hoch besoldet werden würden,
wird: Wenn es sich nicht gerade darum handelte!
„Der Arbeitgeber kann viele Dinge seinen Ange- Die Gehaltsfrage steht ja mit der Frage der Konkur-
steilten doch nicht anvertrauen, weil er nie mit Bestimmt- renzklausel im engsten Zusammenhang, man pflegt sie,
heit auf ein Bleiben des Angestellten rechnen kann, es um zu verhindern, daß ein Angestellter eines besseren
ihm aber an jeglichem gesetzlichen Schutz gegen einen Lohnangebots halber zur Konkurrenz übergeht. Wenn
Verrat nach dem Dienstverhältnis gebricht, ein späterer die Arbeitgeber sich dazu verstehen, Vertrauensposten und
Verrat ihm aber genau so unangenehm und schädlich wer- Wahrung etwaiger Geheimnisse mit guten Gehältern zu
den kann wie der noch während des Dienstverhältnisses lohnen, dann bedarf es weder der Eidesformel noch der
begangene. Anderseits ist es vielen Arbeitgebern voll- Konkurrenzklausel. Das, was der Verein der Seiden-
kommen unmöglich, all die geheimen Verträge, Steuer- Webereien mit diesem Vorschlage ausgesponnen hat, ist
Sachen, und was an derlei vertraulichen Dingen, von deren für uns undiskutabel,
dauernder Geheimhaltung häufig ungeheuer viel ab- ^
hängen kann, selbst zu bearbeiten. Es ist daher dringend *
erwünscht, einen dauernderen Schutz zu schaffen, als ihn
das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb gewährt.
Auch bei Privatsekretären, Geschäftsführern von Kartellen,
wirtschafthchen Vereinigungen usw. besteht zweifellos ein
Bedürfnis, der Wahrung der ihnen notwendig anzuver-
trauenden Geheimnisse sicher zu sein; man wird nicht
behaupten können, daß die jetzt manchmal geübte Abnahme
des Ehrenworts, die nach Reichsgerichts-Entscheidung
rechtlich nicht einmal eine Bedeutung hat, dazu aus-
reichend sei. Wenn es nun auch wohl nicht angängig
erscheint, nach dem Beispiel der Aerzte, Rechtsanwälte,
Apotheker usw. gemäß § 300 St. G. B. ganz allgemein
für Privatbeamte die Verletzung des Berufsgeheimnisses
unter Strafe zu stellen, schon weil die Zusammensetzung
des Privatbeamtenstandes allzu verschieden ist, und weil
es im kaufmännischen und gewerblichen Leben und in
sonstigen privaten Berufen immerhin recht zweifelhaft ist.
Tagungen der Handlungsgehilfen
Der Verband Deutscher Handlungsgehilfen
zu Leipzig
hielt vom 4. bis 7. August zu Köln a. Rh. seinen 3. Ver-
batidstag ab. Die beiden Hauptreferate des ersten Ver-
sammlungstages betrafen die heutige soziale Lage
auf dem Gebiete des Arbeitnehmerschutzes
(Marquart-Leipzig) und die Reichsversicherungs-
ordnung (Mantel-Leipzig). Im Anschluß daran wurden
zwei Beschlußanträge einstimmig angenommen. In dem
einen wird an den Hauptforderungen des Verbandes fest-
gehalten: völlige Sonntagsruhe, Achtuhr-Ladenschluß,
zwölfstündige Mindestruhezeit, Erholungsurlaub, Verbot
der Konkurrenzklausel und Einführung von Handlungs-
gehilfenkammern. Der andere legt Verwahrung ein gegen
554
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 35
die den .Weiterausbau der Sozialreform bedrohenden Kund-
gebungen des Zentralverbandes deutscher Industrieller und
der vereinigten Kommissionen für Sozialpolitik und Klein-
handel des deutschen Handelstages.
Der zweite Verhandlungstag brachte zunächst eine
Kundgebung für die staatliche Pensionsver-
sicherung der Privatangestellten. Der Ver-
bandsvorsitzende Reif (zugleich Vorsitzender des Haupt-
ausschusses) erklärte in seinem Referat, daß der Oedanke
des Ausbaues der Invalidenversicherung heute als abgetan
betrachtet werden könne, und vertrat im übrigen die be-
kannten Forderungen des Hauptausschusses. Eine Ent-
schließung wurde angenommen, in der es u. a. heißt:
„Der Verbandstag erkennt in Uebereinstimmung mit
dem Hauptausschuß für die staatliche Pensionsversiche-
rung fder Privatangestellten den Gesetzesvorschlag seinen
Grundzügen nach als eine befriedigende Lösung der
Frage an, rechnet aber mit Bestimmtheit darauf, daß
die weitere Behandlung der Vorlage zu wesentlichen
Verbesserungen im Sinne der Hauptausschußforderungen
führen werde; er wendet sich im besonderen gegen die
geplante Zulassung von Ersatzkassen, weil diese infolge
der nicht zu beseitigenden Risikenauswahl eine bestän-
dige Schädigung der Reichsanstalt sein weviden."
lieber die Notwendigkeit staatsbürger-
licher Erziehung sprach sodann Marquart-Leipzig.
Seit Begründung des Deutschen Reiches sei staatsbürger-
liche Erziehung tnehr als je zur Notwendigkeit geworden.
Einrichtungen in Staat, Gemeinde und Gesellschaft fordern
die Beteiligung der weitesten Volkskreise. Ueber die Auf-
gaben und Mittel der staatsbürgerlichen
Erziehung verbreitete sich Buschmann-Rostock. Die
ganze Erziehung in Volksschule, höherer Schule und Fort-
bildungsschule müsse von dem Gedanken der staatsbürger-
lichen Erziehung getragen werden.
Der nächste Redner, Bangert-Köln, behandelte die
Aufgaben der H andlungsgehilfen im öffent-
lichen Leben und forderte zu regerer staatsbürgerlicher
Betätigung auf. Die Berufsvereine können in diesem Sinne
ein gutes Stück Erziehungsarbeit leisten. Eine ent-
sprechende Entschließung wurde angenommen.
Ueber Jugendpflege sprach sodann Marquart-
Leipzig. Zu diesem Referat hatte der Verband eine Aus-
stellung arrangiert, die mit zur Bekämpfung der Schund-
literatur dienen sollte. Daneben bot die Ausstellung
eine Musterbücherei für Lehrlingsheime und eine Ab-
teilung für Fachschriften und Berufswissen. In einer Ent-
schließung wurden die Staatsregierungen, Behörden, Ver-
eine und einzelnen Erwerbsstände zur Mitwirkung an den
großen nationalen Aufgaben der Jugendpflege aufgefordert.
Zu der Gehaltsfrage, die auf den früheren
Tagungen noch keine Entschließung zur Folge hatte, sprach
Beckmann-Leipzig. Er wies darauf hin, daß die Gehälter
der kaufmännischen Angestellten im Verhältnis zu der
andauernden Steigerung der Kosten der Lebenshaltung,
namentlich in den unteren Schichten, sehr zurückgeblieben
seien und vielfach nicht einmal die Löhne der gewerblichen
Arbeiter erreichen. Um Abhilfe zu schaffen, müsse u. a.
auf die Einführung von Mindestgehältern, zunächst
für alle Angestellte, die das 18. Lebensjahr vollendet haben,
hingearbeitet werden. Entsprechende Leitsätze fanden
einstimmige Annahme.
Als letzter Redner verbreitete sich Götze-Berlin über
die Handlungsgehilfenkammern. Die gegen-
wärtig bestehenden Handlungsgehilfenausschüsse bei den
Handelskammern seien durchaus unzureickend. Die durch
den Arbeitskammer-Gesetzentwurf auf paritätischer Grund-
lage aufgebauten Standesvertretungen werden für das Han-
delsgewerbe als völlig verfehlt erachtet. Demgegenüber
hält der Verband daran fest, Idaß zur Vertretung der Hand-
lungsgehilfen-Interessen nur aus Handlungsgehilfen ge-
bildete Kammern in der Lage sind. Zur Pflege gemein-
samer Interessen sollen sich paritätische Abordnungen den
Kammern anschließen. Eine Entschließung in diesem
Sinne wurde einstimmig angenommen.
Der Verein für H a n d 1 u n g s k o m m i s 1858
leitete seinen dritten Vereinstag in München am Sonn-
abend, den 12. August mit einer Jahresversammlung der
Vereinigung bayerischer Bezirke ein. Hierbei
behandelte der Geschäftsstellenleiter Vogel-Berlin in
einem Referat die Angestelltenausschüsse in
den bayerischen Handelskammern. Seine Aus-
führungen ließen erkennen, daß jene Ausschüsse für die
Angestellten wertlos sind. Dem schloß sich auch die Ver-
sammlung an und verwarf in einer Resolution diese
Ausschüsse.
Das Verhältnis der Angestelltenpolitik
zu den allgemeinen sozialpolitischen und
parteipolitischen Bestrebungen behandelte der
Verwaltungsdirektor Dr. Thissen-Hamburg. Er
ging von dem Gedanken aus, daß das Gedeihen eines
Standes, besonders des der Angestellten, abhängig ist von
dem Gedeihen seines Gewerbes. Dadurch werde aber
ungeachtet der sozialen Interessenunterschiede zwischen
Kapital und bloßer Arbeitskraft, zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer, eine wirtschaftspolitische Verbindung des
Gewerbes mit seinen Angestellten notwendig. Thissen
gelangt zu dem Schluß, daß der selbständige Mittelstand
mit den Privatangestellten in der Richtung einer umfassen-
den Sozialpolitik und Staatsfürsorge gegenüber der alles
proletarisierenden Wirkung des Großkapitals zusammen-
gehen muß.
Zur parteipolitischen Stellung der An-
gestelltenverbände führte der Redner weiter aus,
daß sie keine unwandelbar feststehende sein kann. In
außerberuflichen Angelegenheiten des Parteikampfes habe
ein Berufsverein nichts zu suchen. Die politischen Parteien
sind nach ihren jeweiligen Leistungen für die Interessen
eines Verbandes von diesem zu beurteilen. Für das Verhalten
einer Organisation zum parteipolitischen Leben soll der
Grundsatz gelten: Im Umkreise ihrer Verantwortung keine
Betätigung egoistischer .Wirtschaftsinteressen, auch der
eigenen, zu üben oder zu dulden, durch die die höhere
Rücksicht auf die Anforderungen unserer vaterländischen
und sittlichen Lebensverhältnisse verletzt werde.
Ferner referierte das Verwaltungsmitglied Klopfer-
Hamburg über die Frauenarbeit im Handels-
gewerbe. Hier erklärte der Redner, daß die Frauen-
arbeit zu verwerfen ist, wenn die Gefahr einer Herab-
drückung oder gar Verdrängung der älteren, für Familie
und Nation weit notwendigeren Männerarbeit vorliegt.
Mit wenigen Ausnahmen trifft das im Handelsgewerbe zu.
Eine geordnete, im allgemeinen dreijährige Lehrzeit und
der Besuch einer kaufmännischen Pflichtfortbildungsschule
bis zum vollendeten 18. Lebensjahre sind für die weib-
lichen Handlungsgehilfinnen zu fordern. Dadurch wird
das Ueberangebot und der Lohndruck allmählich ab-
geschwächt.
Zur Pensions Versicherung der Privat-
angestellten wurde ebenfalls eine Resolution an-
genommen. Darin wird ausgesprochen, daß die Privat-
beamtenversicherung spruchreif ist und bedauert, daß seit
Monaten eine Stockung eingetreten ist.
STANDESBEWEGUNG
Parteipolitische Neutralität
Fast alle Interessenvereinigungen haben in ihr Pro-
gramm die parteipolitische Neutralität aufgenommen, d. h.
sie verzichten darauf, als Vereinsganzes eine bestimmte
Parteirichtung zu unterstützen und ihren Angehörigen den
Anschluß an eine bestimmte Partei zu empfehlen. Die
Berufsorganisation überläßt es vielmehr ihren Mitgliedern,
sich den einzelnen Parteien anzuschließen und empfiehlt
nur, die Interessen der Gemeinschaft innerhalb der Partei
zu vertreten. Soweit ist der Grundgedanke ganz berech-
tigt, denn der enge Anschluß an eine einzige Partei würde
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
555
in vielen Fällen die notwendige Unterstützung der anderen
Parteien ausschließen. Aber auch in anderer Beziehung
bestehen Bedenken. Eine Interessenvereinigung besteht
zumeist aus Mitgliedern bestimmter Berufsgruppen. Zu-
gehörigkeit zu diesen Gruppen ist ausschließende Be-
dingung; möglichst lückenloser Anschluß aller Gruppen-
zugehörigen anderseits wieder idealstes Ziel. Es wäre
also unklug, die Mitgliederzahl auf jene zu beschränken,
bei denen zufällig die Bedingungen der Berufs- und Partei-
zugehörigkeit zusammenfallen.
Muß sich nun jede parteipolitisch neutrale Vereini-
gung jeglicher Parteipohtik enthalten, darf sie nicht eine
Partei vor der anderen empfehlen ? Die Theoretiker sagen :
„Sie darf es nicht.'' Die so sagen, verkennen aber völlig
die tatsächlichen Verhältnisse. In den Parteiprogrammen,
Wahl- und Parlamentsreden, Abstimmungen und dergl.
legen die Parteien dar, welche geistigen und materiellen
Interessen sie vertreten. Es ist eine offenkundige Tat-
sache, daß die Parteimaßnahmen große Rücksicht auf die
Wähler nehmen, oder für die Gewinnung von neuen
Wählern zugeschnitten werden. Ja, einzelne Abgeordnete
verpflichten sich in gewissen Punkten auf den Wunsch
kräftiger Interessengruppen zu bestimmter Stellungnahme,
selbst wenn diese mit dem Parteiprogramme nicht ganz
in Einklang !zu bringen ist. Das Einzelindividuum nun
wird sich der Partei anschließen, welche die für ihn wert-
vollsten Interessen vertritt.
Für eine Berufsvereinigung ist aber die Vertretung der
Berufsinteressen Hauptzweck. Sie ist deshalb nicht nur
berechtigt, sondern verpflichtet, die Mitglieder aufzuklären,
welche Abgeordneten und Parteien die Berufsinteressen
fördern oder schädigen. Sie muß ganz naturnotwendig zu
einer Kritik kommen, die eine Förderung oder Schädigung
der betreffenden Partei oder des Abgeordneten bedeuten
kann. Sie verletzt damit keineswegs die Neutralität, son-
dern sie vertritt, was ihre verdammte Pflicht und Schuldig-
keit ist, die ihr anvertrauten Interessen. Daß diese Kritik
jede Partei, ja jeden einzelnen Abgeordneten treffen kann,
bezeugt gerade die wünschenswerte Neutralität. Es wäre
sogar der Fall denkbar, daß eine Berufsorganisation als
solche bei einer Wahl alle Parteien bekämpfen müßte und
nur eine empfehlen könnte, und zwar dann, wenn die
vitalsten Berufsinteressen von allen Parteien verletzt und
nur von einer vertreten würden. Auch dieser immerhin
krasse Fall wäre keine Verletzung der Neutralität, nur ein
scharfes Mittel, die Stellung der Parteien im Interesse
des Berufes zu beeinflussen. Anderseits kann es aber auch
vorkommen, daß eine Vereinigung als solche an einem
Orte den Kandidaten derselben Partei bekämpft, deren
Kandidaten sie anderwärts unterstützt. So würde es z. B.
Dr. Mugdan nicht wagen dürfen, in einem Kreise zu kandi-
dieren, wo Privatangestelltenvereine Einfluß besitzen, wäh-
rend der derselben Partei angehörige Dr. Potthoff sicher-
lich von denselben Wählern freudig unterstützt würde. So
aufgefaßt, bildet die Neutrahtät die schärfste Waffe, wäh-
rend die andere Anschauung Tatenlosigkeit bedingen und
die Organisationen den von den Parteien ausgehenden
Schädigungen widerstandslos ausliefern würde Kreß.
*
Die Bewegung der Berliner Eisenkonstrukteure
In unserer letzten Nummer haben wir unseren Mit-
gliedern von der Bewegung unter den Berliner Eisen-
konstrukteuren Kenntnis gegeben. Wir teilten dort mit,
daß wir unseren Mitgliedern aufgegeben haben, die Aktion
zu unterstützen. Diesen Mitteilungen fügen wir ergän-
zend einiges über Hergang und weiteren Verlauf hinzu.
Schon seit längerer Zeit verhandelten die Eisenkon-
strukfeure mit dem Verbände Berliner Eisenbauanstalten,
um bessere Arbeitsverhältnisse zu erlangen. Diese Ver-
handlungen zog der Verband mit der Erklärung, daß die
nächste Generalversammlung sich mit der Sache beschäf-
tigen werde, in die Länge. Wie wenig ernst es damit
gemeint war, geht daraus hervor, daß man niemals einen
Termin angab. Um die Sache zu fördern, überreichten des-
halb die Eisenkonstrukteure den von uns abgedruckten
und anerkannten Dienstvertrag. Hierauf erwarteten die
Angestellten eine Antwort bis zum 10. August. Nach
diesem Termine sollten die Verhandlungen mit dem Ver-
bände Berliner Eisenbaufirmen als abgebrochen gelten.
Am 10. August versammelten sich die Beteiligten, um
über die weiteren Schritte zu beraten. In geheimer Ab-
stimmung wurde mit 148 gegen 7 Stimmen bei einer
Stimmenthaltung beschlossen, durch solidarische Kün-
digung den aufgestellten Normaldienstvertrag durchzu-
setzen. Man beschloß, mit nachfolgendem Schreiben die
Aktion aufzunehmen:
„Die unterzeichneten Angestellten überreichen ein-
liegend den Entwurf eines Normaldienstvertrages mit
der höflichen Bitte, diesen Vertrag vom 1. Oktober d. J.
an als Grundlage für das weitere Dienstverhältnis an-
erkennen zu wollen.
Als ihre Bevollmächtigten für ihre Verhandlungen
über diesen Vertrag haben sie die Herren .... gewählt.
Gleichzeitig bitten wir Sie, dieses Schreiben als
Kündigung ihres bisherigen Dienstvertrages zum 1. Ok-
tober ansehen zu wollen."
Am 14. August hat eine Mitgliederversammlung des
Vereins Berliner Eisenbaufirmen mit der Tagesordnung
stattgefunden: „Beschlußfassung über die Technikerfrage",
über deren Verlauf aber nur wenig bekannt wurde. In
einer Versammlung der Angestellten am 17. August wur-
den die Berichte über den Stand der Bewegung ent-
gegengenommen. Von 287 Angestellten bei 12 Firmen
hatten bis dahin 250 die Kündigung eingereicht. Unter
ihnen werden sich etwa 15 Verbandsmitglieder befinden.
Die Vertreter unseres Verbandes teilten bei dieser Ge-
legenheit die Beschlüsse unseres Vorstandes mit, die Einig-
keit der Aktion durch unsere Teilnahme zu schließen und
unsere Mitglieder in gleicher Weise wie der Bund zu
unterstützen.
Die Firma Druckenmüller, bei der bereits Diffe-
renzen bestanden, glaubte, besonders schart vorgehen zu
müssen, indem sie am Morgen nach der Versammlung,
in der die Kündigung beschlossen wurde, den Ver-
trauensmann des Bundes maßregelte. Andererseits ist er-
freulich, daß der neue Dienstvertrag bei der Firma Barth,
die allerdings nicht dem Verbände der Eisenbauanstalten
angehört, angenommen wurde. Der Zuzug von Eisen-
konstrukteuren ist unter diesen Umständen auf jeden Fall
fernzuhalten und eindringlicher denn je bitten wir, bei
Engagementsveränderungen unsere Auskunftei zu Rate zu
ziehen.
*
Titel statt Lohn
Aus der „Monteur-Zeitung" entnehmen wir die fol-
gende Mitteilung, der^wir nichts hinzufügen wollen:
Die Direktion einer Aktiengesellschaft beschied einen
technischen Angestellten, der eine kleine Gehaltserhöhung
wünschte, folgendermaßen:
Herrn Monteur X. Auf Ihren Brief vom ... er-
widern wir, daß wir bei den gedrückten Preisen Ihren
Stundenlohn nicht erhöhen können. Um Sie aber in an-
derer Weise zu entschädigen, ernennen wir Sie hiermit
zu unserem Ingenieur und können Sie sich fortan außer-
halb unseres Betriebes stets so bezeichnen. Wenn Sie
fortfahren, unsere Interessen bestens wahrzunehmen, stellen
wir Ihnen in Aussicht, Sie nach einiger Zeit zum Ober-
Ingenieur zu ernennen. Aber "wir rechnen darauf, daß Sie
diese unsere Bereitwilligkeit als vollgültigen Ersatz für
jede Lohnerhöhung ansehen, die wir Ihnen nach Lage
des Geschäfts nicht gewähren können.
* *
Die Industriebeamtenzeitung
benutzt wie immer mehrere Aufsätze, um zu beweisen,
wie schlecht der D. T.-V. ist. Schon im Leitartikel ver-
55Ö
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG igil
Heft 35
steigt sicti Herr Gramm zu der kühnen Behauptung, daß
„es sicher erst dem sohdarischen Vorgehen der größten-
teils im Bunde organisierten technischen Hilfsbeamten der
Werften zu danken sei", wenn es mit dem Reichsmarine-
amt so kam. Zu der Behauptung, ist sie naiv oder
kühn, fehlt jeder Beweis. Man behauptet ja aber auch
draußen im Lande, daß die Lage der technischen An-
gestellten sich gebessert habe, natürlich nur seit der Bund
gegründet wurde. Das alles ist billig und kaum not-
wendig zu widerlegen, denn diese Behauptungen werden
von den Kennern unserer Bewegung immer mehr als
Redensarten erkannt werden, Redensarten, über die man
lächeln könnte, wenn sie nicht hier und dort deplaciert
verwendet würden.
Wir Werden verurteilt, weil wir sammeln, und liebens-
würdig, wie immer, weist der Bund darauf hin, daß die
Sammlung nur die erreichen würde, die immer mitarbeiten,
anstatt alle, wie das eine Sondersteuer vermag. Wir
wählten den Weg und wir wissen, daß wir nicht nur die
Immerbereiten erreichen und auch, daß eine freiwillige
Sammlung bei diesem ersten Anlaß mehr Begeisterung
auslöst als wir erwarteten. Nun schreibt üns die ,, In-
dustriebeamten-Zeitung" auch vor, wieviel wir einbringen
müssen und benutzt als Verhältniszahl die Summe der
Extrasteuer aus Anlaß der Augsburger Voi'fälle. Von
11 000 Mitgliedern sind 50 000 M aufgebracht worden,
demnach ca. 4 M von jedem Mitglied. 6 M aber waren
als Extrasteuer ausgeschrieben! Wurden die Mitglieder,
die nicht zahlten, ob ihres „ungewerkschaftlichen" Ver-
haltens etwa ausgeschlossen?
Nun aber kommt das Tollste! Bundesmitglieder sollen
angegangen worden sein, die Kasse des D. T.-V. zu füllen.
Selbst wenn ein Bundesmitglied als Sympathie für die
Kämpfenden eine Sohdaritätsmarke freiwillig erworben
haben sollte, so berechtigt das den Bund noch lange nicht
zu der dreisten Behauptung, daß Bundesmitglieder unser
Defizit mit beseitigen helfen sollen. Die Bundesmitglieder
werden von der „Industriebeamten-Zeitung" aufgefordert,
uns zu fragen, was mit dem Oelde geschieht, wenn es
nicht zur Maßregelung kommt. So verhält sichs jetzt und
wir werden die Namen der Anfragenden hier gern ver-
öffentlichen, ehe wir ihnen durch eine Postanweisung
antworten, und wir werden damit beweisen, daß der Bund
auch hier wieder nicht von seiner Gewohnheit abwich,
den Mund so weit wie möglich aufzureißen.
Statt uns zu antworten, wie der Bund seine Sterbe-
geldverpflichtungen zu erfüllen gedenkt, wenn er sein
ganzes Vermögen auf einen Punkt wirft, wie es seine
Politik verlangt, wärmt er immer und immer wieder das
Märchen auf, daß wir am Jahreswechsel nur 203 M be-
sessen hätten! Wir wären imstande, unsere Sterbekasse
zu schwächen, ohne in absehbarer Zeit Gefahr zu laufen,
unsere aus ihr entspringenden Pflichten nicht erfüllen zu
können, aber wir brauchen es nicht. Der neugegründete
Fonds wird wachsen, gegründet durch freiwillige Gaben
aus Begeisterung für unsere Sache, und die nächsten Ver-
bandstage werden dafür sorgen, daß dieses Kapital sich
steigert und wir nach jeder Seite hin leistungsfähiger
sein werden als der Bund.
Die „Industriebeamten-Zeitung" wählt den Zeitpunkt
für diese Art Auseinandersetzungen herzlich schlecht. Wir
wissen zwar, daß die Hundstage Konzessionen verlangen
können, aber mit der eingetretenen kühleren Witterung
hoffen wir, daß der witzige Artikelschreiber der „Induslrie-
beamten-Zeitung" sich der Stimmung der beiderseitigen
Mitgliederkreise anschließt. Die deckte sich gerade jetzt
nicht mit dem Ton des Bundesorgans. Alle technischen
Angestellten beider Lager schauten interessiert nach der
Wasserkante, und der Ausgang des Konfliktes mit tiem
Reichsmarineamt war entscheidend für alle Angeh()rige
beider Verbände. Die Bewegung der Berliner Eisenkon-
strukteure ist durch unsere Parole einheitlich geworden
und in solchen Momenten sollten Spiegelfechtereien der
Waffenübung für den Kampf mit dem eigentlichen Gegner
weichen. Die Belehrungen hierüber, die die Bundesleit.mg
von Zeit zu Zeit durch ihre Ortsgruppen bekommt,
scheinen an dem Unfehlbarkeitsbewußtsein der Leitung
solange abzuprallen, bis die Sprache von dort noch ener-
gischer wird.
SCHULFRAOEN
Techniker und Fortbildungsschule
Unsere Mitteilung in Heft 31 über die im kommenden
Winter stattfindenden Kurse zur Heranbildung von Tech-
nikern als gewerbliche Fortbildungsschullehrer können wir
heute durch einen Erlaß des preußischen Ministers für
Handel und Gewerbe an die Regierungspräsidenten und
den Oberpräsidenten von Potsdam ergänzen. In diesem
Erlaß (J. Nr. IV. 6291 vom 14. 7. 11) heißt es, daß be-
absichtigt wird, im nächsten Winter an mehreren Orten
Kurse zur Einführung von Praktikern (Technikern und
Handwerksmeistern) in die Methodik des Zeichenunter-
richts an den gewerblichen Fortbildungsschulen zu ver-
anstalten. Diese Kurse werden 14 Tage dauern und im
Januar oder Februar 1912 stattfinden. Zu den Kursen
sollen in erster Linie solche Praktiker einberufen werden,
die bereits an einer Fortbildungsschule als Lehrer tätig
sind, in zweiter Linie aber auch solche, die von einer
Gemeinde zur Einstellung in den Fortbildungsschuldienst
in Aussicht genommen sind und den Wunsch haben, sich
für diesen Dienst vorzubereiten. Die zu den Kursen zli-
geiassenen Praktiker erhalten Staatsbeihilfen nach Maß-
gabe des Erlasses vom 16. Januar 1904 (III b 404).
Dieser Erlaß bedeutet einen weiteren Schritt vorwärts
auf dem Wege, den wir in der Frage des gewerblichen
Unterrichtes beschritten haben.
Techniker, die bereits unterrichten, werden zu den
Kursen ohne weiteres zugelassen, ebenso Kollegen, die
von einer Schulverwaltung für Erteilung von Unterricht
in Aussicht genommen sind. Kollegen, die noch nicht
unterrichten und auch noch nicht in Aussicht genommen
sind, müssen sich bei der örtlichen Schulbehörde um
Uebertragung von Fachstunden an der Fortbildungsschule
bewerben, oder wenn vorläufig kein Bedarf ist, sich für
später eintretende Vakanz vornotieren lassen. Erst wenn
das geschehen ist, können sie sich zur Teilnahme an den
oben angekündigten Kursen melden. Die Meldungen sind
möglichst bald an den zuständigen Herrn Regierungs-
präsidenten zu richten.
Herren, die zur Teilnahme an einem Kurse ihren
Wohnort verlassen müssen, erhalten die Reisekosten dritter
Klasse vergütet und für jeden Unterrichtstag 5.00 M Tage-
geld. Daneben wird allen Teilnehmern eine Entschädi-
gung von 10 M für Zeichenmaterialien gewährt. Wir
bemerken ausdrücklich, daß es sich hier um Kurse
handelt, die hauptsächlich für den Techniker zugeschnitten
sind, in denen also der Hauptv. ert des Unterrichts auf Päda-
gogik und Methodik gelegt wird ; im Gegensatz zu den
bisherigen, für Volksschullehrer zugeschnittenen Kursen,
die das Schwergewicht naturgemäß auf den Fachunterricht
legen mußten. Aus diesen Gründen können wir unseren
Mitgliedern die Teilnahme an den Kursen ganz besonders
empfehlen.
Herren, die an einem Kurse in Posen teilnehmen
wollen, werden ersucht, ihre Meldungen bis zum 15. Sep-
tember an den Herrn Regierungs-Präsidenten in Posen
zu richten.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Die Prämienreserve
Die Prämienreserven sollten besser als Deckungskapi-
talien bezeichnet werden, denn sie stellen eine Rücklage
der Versicherungsgesellschaften dar, die aus den Prämien-
Heft 35
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
557
geldern angesammelt wird, die vom Versicherten in jungen
Versicherungsjahren unter Berücksichtigung seines dann
geringeren Risikos zu viel geleistet wurden, erhöht um
die Zinsen hiervon. Deckungskapital ist es, weil die An-
sammlung dieser Beträge geschieht, um die dem Versicher-
ten in Aussicht gestellte Vertragsleistung bei Eintritt des
Schadensfalles, also in der Lebensversicherung beim Ab-
^ leben des Versicherten oder bei Erreichung eines gewissen
Lebensalters, erfüllen zu können. Wenn man sich diesen
Zweck des Deckungskapitals vor Augen hält, wird ohne
weiteres klar, wie außerordentlich wichtig die Aufgabe
ist, die es zu erfüllen hat und von welcher Bedeutung
für die Solidität und Sicherheit des Lebensversicherungs-
betriebes es ist, daß diese Rücklage gewisser Teile der
Prämien für die spätere Verpfhchtung der Gesellschaft
auf Grund sorgfältiger und einwandfreier Berechnungen
geschieht. Ueber die zweckmäßigste Methode der Fest-
stellung des Deckungskapitals sind sich die Versicherungs-
mathematiker nicht immer einig gewesen. Es sind lang-
jährige Kämpfe über die Grundsätze, die bei der Ansamm-
lung des Deckungskapitals zu beachten sind, ausgefochten
worden. Zur Anwendung gelangen in der Praxis vor
allem zwei Methoden der Berechnung des Deckungs-
kapitals. Die eine, die sogenannte Nettomethode, rechnet
mit jährlich gleichbleibenden Nettoprämien, von denen
gewisse Teile zurückgestellt werden. Das andere Ver-
fahren, das von dem Versicherungsmathematiker Zillmer
seinen Namen hat, besteht darin, daß, um die hohen
Anwerbe- und Verwaltungskosten zu decken, die bei Ab-
schluß der Lebensversicherungsverträge den Gesellschaften
erwachsen, ein Deckungskapital zurückgestellt wird, dem
im ersten Versicherungsjahr nicht die gesamte Nettoprämie
zu Grunde gelegt wird, sondern nur ein Teil derselben.
Dagegen wird vom zweiten Jahre an ein entsprechend
größerer Teil der einzelnen Jahresprämien als Deckungs-
kapital verwandt, so daß während der Dauer der Ver-
sicherung ein Ausgleich zwischen dem, was im ersten
Versicherungsjahre zu wenig in Reserve gegeben wurde,
und dem, was später zurückgestellt wird, stattfindet.
Das Endresultat beider Methoden der Berechnung des
Deckungskapitals ist also dasselbe. Der praktische .Wert
der Zillmerschen Methode besteht darin, daß sie kleineren
und vor allem neugegründeten Lebensversicherungsgesell-
schaften sowie den Anstalten, die sehr hohe jährliche
Neuabschlüsse erzielen, die finanzielle Lage im ersten Ver-
sicherungsjahr erleichtert und es ihnen hierdurch ermög-
licht, ins Geschäft zu kommen. Da eine übertriebene
Anwendung des Zillmerschen Verfahrens unter Umständen
zu einer Erschütterung der finanziellen Grundlagen einer
Lebensversicherungsgesellschaft führen kann, hat sich in
Deutschland der Gesetzgeber mit dieser Methode beschäf-
tigt. Das deutsche Versicherungsaufsichtsgesetz untersagt,
bei einer Versicherung von 1000 M mehr als 121, jyi des
normalen Deckungskapitals des ersten Versicherungsjahres
zur Deckung der Unkosten zu verwenden. Es soll hier-
durch verhindert werden, daß junge Gesellschaften zur
Deckung ihrer Unkosten größere Bruchteile des Deckungs-
kapitals im ersten Versicherungsjahre benutzen und
hierdurch im ersten Versicherungsjahre, sowie in den
folgenden bis zum wiederhergestellten Ausgleich die
Prämienreserve schwächen. Die Wichtigkeit des Deckungs-
kapitals für die gesamte Lebensversicherung hat dem
deutschen Gesetzgeber zu einer Reihe weiterer Be-
stimmungen Veranlassung gegeben. So wird durch das
Aufsichtsgesetz die getrennte Berechnung und Buchung
des Deckungskapitals nach den einzelnen Arten der Lebens-
versicherung für den Schluß eines jeden Geschäftsjahres
vorgeschrieben. Ferner ist die richtig vorgenommene Be-
rechnung und Rückstellung des Deckungskapitals von
einem mathematischen Sachverständigen unter der Bilanz
zu bescheinigen. Zuwiderhandlungen werden mit Strafen
geahndet.
Die Arten der Lebensversicherung
Die Fürsorgewünsche des Publikums, die die Gesell-
schaften erfüllen müssen, sind außerordentlich verschie-
den. Während der eine den Wunsch hegt, bei seinem
Ableben seinen Angehörigen eine mehr oder minder hohe
Versicherungssumme zu hinterlassen, will der andere schon
zu seinen Lebzeiten und zwar bei Erreichung eines be-
stimmten Lebensalters über einen gewissen Kapitalbetrag
verfügen. Eine Witwe, der in höherem Alter ein Kapital
zufällt, wünscht hiergegen eine jährliche, bis zu ihrem
Lebensende fließende Rente zu erhalten. Ein Familien-
vater hegt den Wunsch für seine heranwachsende Tochter
eine Aussteuer, für den Sohn die finanziellen Mittel zur
Ergreifung eines Studiums oder zur Ableistung seiner Mi-
litärpflicht durch die Lebensversicherung bereitzustellen.
Die Vielgestaltigkeit dieser Versicherungswünsche hat
die Lebensversicherungs-Gesellschaften gezwungen, eine »
außerordentlich große Zahl von Formen der Lebens-Ver-
sicherung auszubilden. Zwei Hauptgruppen müssen hier
unterschieden werden. Die einen sind Versicherungen,
die in irgendeiner Weise dem Versicherten ein Kapital,
also eine einmalige Zahlung gewährleisten. Zur zweiten
Hauptgruppe gehören diejenigen Versicherungen, die jähr-
lich wiederkehrende Leistungen der Versicherungsgesell-
schaften, also Renten, vorsehen. Bei der Kapitalversiche-
rung auf den Todesfall wird die Versicherungssumme
fällig, wenn der Versicherte stirbt. Bei der Kapitalversiche-
rung auf den Lebensfall wird sie gezahlt, wenn ein be-
stimmtes Alter, z. B. das sechzigste oder fünfundsechzigste
Lebensjahr, erreicht wird, wenn die Tochter sich ver-
heiratet oder der Sohn zur Ableistung seines militärischen
Dienstes herangezogen wird. Eine gemischte Kapital-Ver-
sicherung liegt vor, wenn die Versicherungsgesellschaft
zur Leistung verpflichtet ist, sobald der Versicherte stirbt,
jedenfalls aber, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht.
Neben den drei Hauptformen der Lebensversicherung, Ka-
pitalversicherung auf den Todesfall, den Erlebensfall und
gemischte Kapitalversicherung findet sich in der Praxis
eine große Reihe anderer Lebensversicherungskombina-
tionen. Die Aussteuer-, die Studiengeldversicherung und
die Militärdienstversicherung wurden schon angedeutet.
Sie stellen ein bestimmtes Kapital in Aussicht, das bei Er-
reichung eines gewissen Alters, etwa des zwanzigsten
Lebensjahres des, versicherten Kindes, zur Auszahlung
gelangt. Es kann auch vereinbart werden, daß die Ver-
sicherungssumme nach Erreichung des betreffenden
Lebensjahres in mehreren Jahresraten, wie sie nämlich
beim Studium gebraucht werden, ausgezahlt werden soll.
Ebenso kann bestimmt werden, daß, wenn der Prämien-
zahler, also der Vater des versicherten Kindes, vorzeitig
stirbt, die Versicherung, obwohl die Prämienzahlung auf-
hört, als prämienfreie Versicherung in Kraft bleibt. Na-
türlich lautet sie dann auf einen geringeren Versiche-
rungsbetrag. Ferner kann in der Police die Bestimmung
getroffen werden, daß, wenn das versicherte Kind vor
Erreichung des in Aussicht genommenen Lebensjahres
stirbt, von der Versicherungsgesellschaft entweder alle
Einzahlungen oder die Prämien abzüglich der ersten Jahres-
prämie zurückvergütet oder ein Sterbegeld in bestimmter
Höhe gezahlt wird.
Die Lebensversicherungsgesellschaften lassen in der
sogenannten „großen" Lebensversicherung, also wenn es
sich um die Versicherung erheblicher Summen mit ganz-
oder halbjähriger Prämienzahlung handelt, den Versicher-
ten, bevor sie einen Versicherungsvertrag mit ihm ein-
gehen, einer genauen ärztlichen Prüfung unterziehen. Sie
hat den Zweck, gesundheitlich nicht einwandfreie Ver-
sicherte, bei denen mit einem baldigen Ableben zu rechnen
ist, von der Versicherung fernzuhalten. Es erscheint auf
den ersten Blick hart, daß durch ein derartiges Verfahren
gerade die Bevölkerungselemente, die der Versicherung
am meisten bedürftig sind, ihren Segen nicht genießen
können. Es ist aber zu berücksichtigen, daß die Sterb-
lichkeitstafeln, auf denen die Prämienberechnungen der
Gesellschaften aufgebaut sind, nicht mit der allgemeinen
558
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 35
Bevölkerungssterblichkeit rechnen, sondern mit einer an
Hand der Erfahrungen festgestellten Versichertensterblich-
keit, also mit Sterbhchkeitsziffern, die sich bei einem Ver-
sichertenbestand ergaben, der vor der Versicherungsnahmc
ärztlich untersucht und gesundheithch einwandfrei befun»
den war. Die ärztliche Auslese soll demnach die Ver-
sicherungsgesellschaften vor einer Häufung der Schadens-
fälle in den ersten Versicherungsjahren schützen. Für
die spätere Zeit der Versicherung vermag sie dies nicht
zu tun. Es ist vielmehr beobachtet, daß die ärztliche
Auslese nur etwa innerhalb der ersten fünf bis sechs
Jahre wirkt, ja, von manchen Autoren wird behauptet,
ihre Wirkung lasse schon vom dritten Versicherungsjahr
an nach. Mag dem sein, wie ihm wolle, fest steht jeden-
falls, daß etwa vom fünften bis sechsten Versicherungs-
jahre an die Sterblichkeit der Versicherten durchaus der
allgemeinen Bevölkerungssterblichkeit entspricht.
BÜCHERSCHAU
Die Denkschrift der österreichischen Pensionsanstalt zur No-
vellierung des Pensionsversicherungsgesetzes von Dr, H.
K o r k i s c h. •
Das Angesteiitenversicherungsgesetz kommt voraussichtlich
sofort nach Zusammentritt des Reichstages zur Vorlage und
Beratung. Da in vielen Beziehungen das österreichische Oesetz
der Vorlage als Muster gedient hat, wird für alle Angestellten
die Schrift von Dr. Hubert Korkisch von besonderem Interesse
sein, in der die Denkschrift der österreichischen Pensionsanstalt
für Angestellte zur Novellierung des Pensionsversicherungs-
gesetzes behandelt wird. Dr. Korkisch ist Sekretär der All-
gemeinen Pensionsanstalt für Angestellte in Wien, deshalb Sach-
verständiger, dessen Urteil sicher beachtenswert. Die kleine
Schrift ist im Verlage der Werkmeister-Buchhandlung, Düssel-
dorf, erschienen; sie kostet 30 Pfg. Da auch die Ersatz-
kassentrage besonders eingehend behandelt ist, beansprucht sie
das Interesse alter.
Das Kommnnalblatt für Ehrenbeamte. Vita, Deutsches Ver-
lagshaus, Charlottenburg, Hardenbergstraße 1 4. Preis
vierteljährlich 1,50 M.
In unseren Kreisen ist wiederholt bei der Aufforderung zur
Betätigung im öffentlichen Leben auf die für die Gemeinde
wertvolle Teilnahme der Techniker an der Gemeindeverwaltung
hingewiesen worden. Das hat zur Folge gehabt, daß eine größere
Anzahl unserer Mitglieder ehrenamtlich in den Kommunalverwal-
tungen tätig ist. Diese wird es nun freuen, daß es eine Zeit-
schrift für unbesoldete Gemeindebeamte gibt,
die einen Ueberblick über das ganze städtische Gemeindewesen
und Getriebe geben will. Es braucht nicht besonders betont zu
werden, daß Parteipolitik in diesem Blatte ausgeschlossen ist.
Ueber den Kreis derer hinaus, die bereits tätig sind, stellt das
Blatt aber eine gute Einführung in die Aufgaben der Gemeinde-
politik für die dar, die beabsichtigen, sich mehr um die ehren-
amtliche Verwaltung unserer Gemeinden zu kümmern.
:: :: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
^ Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
aX' 0 h n u n g und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
uellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
ücl<sendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (Initials 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 180. Ein Zimmer von ca. 52 cbm Inhalt soll elek-
trisch geheizt werden. Wieviel Watt sind erforderlich, und
welches elektrische Ofensystem ist das; beste?
Frage 181. Im Kellergeschoß eines Hauses befindet sich
ein Heizraum mit einem freistehenden Atlas-Kessel von 10 qm
Heizfläche für Niederdruckdampfheizung und Warmwasserberei-
tung. Zu letzterem Zweck ist in dem Heizraum noch ein Boiler
von 1250 1 Inhalt eingebaut. Der Heizraum ist mit einem
1/2 Stein starken preußischen Kappengewölbe zwischen Trägern
überwölbt, darüber ist Zementestrich und Linoleumbelag. In
welcher Weise ist der über dem Heizraum gelegene Raum, der
Bureauzwecken dient, gegen die Hitze zu isolieren? Der Einbau
einer zweiten Decke im Heizraum ist nicht ausführbar, da die
Heizrohre usw. direkt unter dem Kappengevvölbe liegen. Ist
vielleicht eine isolierende Unterlage unter das Linoleum zu emp-
fehlen und welche? Oder ist Entlüftung wirksamer?
Frage 182. Ich bitte um Angaben über die beste Art der
Herstellung des Belages einer sogenannten Lattenbahn (Kegel-
bahn), hauptsächlich in bezug auf die Befestigungsart der Latten.
(Asphalt scheidet aus). Wie hoch stellt sich der Preis, fertig
verlegt?
Frage 183. Wie kann das Wasser eines Schulbrunnens,
das stark eisenhaltig und etwas kalkhaltig ist und auch erdige
Bestandteile mit sich führt, zu Trink- und Kochzwecken am besten
gereinigt werden? Der Brunnen ist 15 m tief. Das Wasser muß
mittels Saug- und Druckpumpe nach oben befördert werden.
Frage 184. Welche Behörden, Staat oder Kommune, be-
willigen ihren Technikern mit abgeschlossener Baugewerkschul-
bildung nach Ablegung der Sächs. Baumeister- oder Maurer- und
Zimmermeisterprüfung Gehaltsaufbesserung ?
Frage 185. In einer größeren Stadt will man den Mühl-
graben, an dem mehrere Werke liegen, die außer der Wasser-
kraft noch Dampfkraft besitzen, einziehen. Die Werksbesitzer
sollen für die Wasserkraft entschädigt werden. Welche Ent-
schädigungssumme würde für 10 Pferdekräfte in Betracht
kommen? Wenn man nun das gesamte Grundstück zum Verkauf
anbietet, welche Summe würde man außer dem Gebäude-, Ma-
schinen- und Grundwert noch für die Wasserkraft von 10 Pferde-
stärken zu fordern haben?
Frage 186. Welche Firmen liefern kleinere Schmelzapparate
für Paraffin? Es handelt sich um die Herstellung von Modellen
aus Paraffin, wozu jeweils bis zu 10 I Paraffin einzuschmelzen
sind, was möglichst feuersicher geschehen soll. Gas und Elek-
trizität stehen zur Verfügung.
Mitteilungen aus dem Verbände
Liste der Besucher des Erholungsheims.
132Ö Richard Thurmann, Stadtbauführer, Spandau. 1327
Hermann Ahrens, Kulturtechniker, Oldenburg. 1328 Fritz Kiile-
mann, Architekt, Danzig. 132Q Richard Schmucker, Ingenieur,
Hannover. 1330 Rudolf Schmidt, Ingenieur, Halle a. S. 1331 34
Ferd. Kamps, Ingenieur, mit Familie, Delmenhorst. 1335 Her-
mann Gottwald, Ingenieur, Berlin. 1336 Felix Höhne, Archi-
tekt und Ingenieur, Leipzig. 1337/38 Robert Wilsdorf, Archi-
tekt, und Frau, Charlottenburg. 1339/42 Martha Mertzky mit
Kindern, Dorsten i. W. 1343 J. Jacoby, Ing., Magdeburg. 1341 45
Max Hübler mit Tochter, Ingenieur, Darmstadt. 1346 Atlolf
Derlig, Eis.-Bauass., Kassel. 1347/49 Wilh. Hanke, Bautechniker,
nebst Eltern, Rixdorf. 1350/52 Gottwald Sieber, Ingenieur, nobst
Familie, Plauen.
Ansichtskarten vom Erholungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be-
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Verbandskollegen Herrn Bürgermeister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Wir bitten unsere Kollegen, recht viele dieser Karten zu
erwerben und hinauszusenden. Dieses Verfahren trägt mit am
besten dazu bei, unser Heim und gleichzeitig unseren Ver-
band in weiten Kreisen bekannt werden zu lassen. Bestellungen
am besten durch Postanweisung.
Die Verbandsleitung.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind n u r zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker- Verbandes in Sonders-
hausen.
Die Verbandsleitung.
Heft 35
DEUTSCHE TE:HNIKER-ZEITUNQ 1911
559
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes Sondershausen.
Herrliche, freie Gebirgslage.
Buchen- und Nadelwald. Ge-
sundes, billiges Wohnen, freund-
liche Zimmer m. 1 od. mehreren
Betten u. Liegesofa. Behagl. Ge-
sellschaftsräume. Guteund reich-
liche Kost. Volle Pension (Woh-
nung u. volle Kost 3 M 50 Pf. für
denTagfürMitgliederu.derenAn-
gehöri ge. Gesel 1 iger Verkehr.Zen-
tralheizung. Badeanlagen: Wan-
nen- u. Brauseb., Fichtennadel-
Kohlensäure- u.Solbäder.Turn-u.
Spielplatz. Frei-Konzerte d. Hof-
kapelle das ganze Jahr. Fahrkarte
Sondershausen-Possen lösen. ::
Prosp. durch die Anstaltsleitung.
Alle Anfragen sind zu richten an
das Erholungsheim d. Deutschen
Techniker- Verb. Sondershausen.
Das ganze Jahr geöffnet!
iiiiiii.
6e9 Deutschen Techniker ^Verbandes.
Sondershausenim
Um für unser Erholungsheim zu
werben, haben wir Künstler-Stein-
drucke herstellen lassen, die in
diesem Bilde wiedergegeben sind.
Es ist aus dieser schwarzen Wieder-
gabe nicht annähernd ersichtlich,
wie schön der in neun Farben her-
gestellte Steindruck sich als Zimmer-
schmuck für das Haus, für die
Vereinszimmer usw. eignet. Durch
eine große Auflage ist es uns ge-
lungen, den Preis außerordentlich
billig stellen zu können. Es kostet:
a) das Bild (ca. 47X70 cm) auf
starker Pappe mit gefälligem weißen
Rahmen einschließlich Verpackung
ohne Porto 1,75 M (Porto 25 bezw.
50 Pf ),
b) dasselbe Bild auf Karton mit
Leisten einschließlich Verpackung
chne Porto 0.Q5 M (Porto 20 Pf.).
Bestellungen sind zn richten an
die Verbandsleitung in Berlin.
Sifzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
FUr derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2: — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwaltungen
Pommern. Vors. u. Br.-A. : Paul Beyer, Stettin, Ober-
wiek 70. Am Sonntag, 3. September, vormittags 10 Uhr, findet
eine Besichtigung des hiesigen Regierungsgebäudes an der
Hakenterrasse statt. Treffpunkt um ^/^lO Uhr vor der Haupt-
front des Gebäudes. Wir bitten zu dieser interessanten Be-
sichtigung um zahlreiche Beteihgung.
Zweis^vereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-A.: F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Straße 9. Samstag, 26. August, abends 9 Uhr,
Zusammenkunft im Berliner Hof, Restaurationszimmer; gleich-
zeitig Vorstandssitzung. Samstag, 2. September, abends
83/^ Uhr, im Vereinslokale des Berliner Hofes Monatshaupt^
Versammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekanntgabe der Eingänge
und Beschlußfassung darüber. 4. Festlegung des Winterpro-
gramms. 5. Verschiedenes und Beitragszahlung. Wir ersuchen
die Mitglieder, zu den Versammlungen zahlreich zu erscheinen
und dem Verband fernstehende Kollegen einzuführen. Den
Markenkauf und -Verkauf bitten wir eifrig zu betreiben. Marken
und Markenbücher sind durch Kollegen M. Kemmerich, Bismarck-
straße 152, zu beziehen.
Mülheim a. Rh. Techn. Verein. Hauptversammlung
am Freitag, 1. September, abends Si/, Uhr, im Vereinslokal
Kasino-Restaurant, Freiheitstr. 65. Tagesordnung: 1. Protokoll
der letzten Versammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Be-
richt über die Sitzung der Vorstände der Nachbarvereine in Cöln
am 16. August (Verbandstag betr.). 4. Stiftungsfest betreffend.
Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird dringend ge-
beten.
Sonneberg, S.-M. Techniker-Verein. Br. -Adresse :
R. Glaser, Sonneberg S.-M., Coburger Straße 23. V. u. O. :
Jeden 1. Sonnabend eines Monats im Vereinslokal, Hotel „Zum
Kaiserhof". Nächste Versammlung Sonnabend, 2. September,
abends Uhr. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Aut-
nahmen. 3. Eingänge. 4. Verschiedenes.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Br.-A.: Ing. Fr. Zube, Regen-
walde, Mauerstraße 259. Unsere nächste Versammlung findet
am Sonntag, nachmittags 31/2 Uhr, in Plathe, Hotel Quand, statt
und ist das Erscheinen aller Mitglieder erforderlich. Alles nähere
wird noch durch Karten bekannt gegeben.
Techniker im Baugewerbe.
Essen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. Am 2. Juli fand im Hotel
Kölnischer Hof in Dortmund die 3. Hauptversammlung unseres
Vereins statt. Der Bericht über den 53. Bezirkstag, welcher
schriftlich vorliegt, wurde bekannt gegeben. Zu der von der
westdeutschen Bezirksverwaltung in Aussicht genommenen
Werbearbeit wird Kollege von der Nahmer-Cöln als Mitglied
des Gesamtwerbeausschusses gewählt und Kollege Brune-Bochum
als Vertreter. Die Mißstände bei den Königl. Eisenbahnverwal-
tungen betr. die Heranbildung von Vermessungstechnikern wur-
den scharf kritisiert und soll von verschiedenen Kollegen spezi-
fiziertes Material zur Bekämpfung dieser Mißstände eingefordert
werden. Zur Aufnahme meldeten sich zwei Kollegen. Als Ver-
treter zum 54. Bezirkstag wurden die Kollegen JanlSen-Essen und
voh der Nahmer-Cöln gewählt. Als Ort der nächsten Haupt-
versammlung wird Düsseldorf gewählt. Am Nachmittage be-
gaben sich die Kollegen zu dem Dortmunder Flugplatz, woselbst
an der Besichtigung der Schauflüge teilgenommen wurde.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. 'Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Unsere nächste Vereinsversamm-
lung findet am Mittwoch, 6. September, abends pünktlich 8^ '2 Uhr,
im Vereinslokale statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches.
2. Reichsmarineamt gegen die Techniker. 3. Solidaritätsbeitrag.
4. Bericht über die Wanderversammlung des D. T.-V. in Dresdeh.
5. Verbands- und Vereinsangelegenheiten. 6. Verschiedenes.
Unsere Vereinskollegen bitten wir, uns auch in diesem Winter-
semester durch zahlreichen Besuch unserer Veranstaltungen zu
unterstützen, gilt es doch in der Winterkampagne wieder, frank
560
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 3d
und frei für unseren Deutschen Technii<er-Verband einzutreten,
zum Wohle unseres Technikerstandes. Gleichzeitig verweisen
wir nochmals auf den Versammlungsbeschluß vom 5. April 1911,
wonach das Verbandseintrittsgeld für neu eintretende Industrie-
lechniker, welche sich uns anschließen, von dem Verein bezahlt
wird. Wir bitten alle Mitglieder, noch nicht organisierte Kol-
legen auf diesen Beschluß aufmerksam zu machen.
Allen Kollegen die traurige Nachricht, daß am 27. Juli 1911
unser verehrtes Mitglied, der Bergungs-Ingenieur
Herr Robert Lentz
im 79. Lebensjahre sanft entschlafen ist.
Wir betrauern in dem Verstorbenen einen lieben Kollegen
und Mitbegründer des Deutschen Techniker-Verbandes.
Ehre seinem Andenken.
Techniker-Verein der Elbinseln.
(Nur för Verbandsmitglleder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
265-t Dessau, Baugesch. sof. jüng. T. f. Abrechn., Anschl. u.
Bauführg, Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Magdeburg an
Hn. Th. Grosse, Breiteweg 175/77.
2655 Delitzsch i. S., Beh. sof. erf. Bt. f. Detaillierung
einf. Bauausführg. in d. ortsüblich. Bauweisen u. f. Bauausführg.
Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. Hauptstelle
Berlin' SW., Markgrafenstraße 94.
2656 Breslau, Baugesch. sof. t. Bt., evang., f. Bureau u.
Baust. Dauernd. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Breslau an Hn. E. Reußner, Webskystraße 11.
2657 Falkenberg i. Schles., Baugesch. sof. jüng. Bt. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2658 Neisse, Kgl. Beh. sof. Arch. f. d. Erweiterungsb. ein.
ländl. Kirche. 250 M. Stellungsd. etwa 4 Mon. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2659 Neisse, Militärbeh. sof. tücht. T., d. mögl. bei ein.
Militärverwaltg. tätig war., auf zun. 3 Mon., evtl. läng. Tages-
diäten 6.50 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2660 Angermünde, Zimmermstr. sof. tücht. jüng. Bt., Absolv.
ein. Bgw. -Schule. Dauernd. 120 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2661 Vorort v. Chemnitz, Baugesch. sof. gew. zuverl. Bt.,
n. unt. 24 J. alt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Chemnitz an Hn. F. Benndorf, Chemnitz-G., Albrechtstr. 6.
2662 Schönsee i. Westpr., Zimmermstr. sof. Arch., m. einig.
Semestern Hochschulbildg. 180 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr,
Hertastr. 17.
2663 Delmenhorst, Baugesch. sof. ält. erf. Bauf. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bremen an Hn. O. Krause, Neustadts
Contrescarpe Nr. 70.
2664 Friedeberg a. Qu., Baugesch. sof .jüng. Bt. Ca. 120 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2665 Neubreisach, Militärbeh. sof. jüng. T., auf läng. Zeit,
tücht. saub. Zeichn., zr. Anfertig, v. Ausführungszeichn. Tages-
diäten 5 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Straßburg i. Eis.
an Hn. G. Schmidt, St. Mauritiusstr. 3.
2676 Friedenau, Baugesch. sof. j. Bt. m. gut. Handschrift
a. zun. 4 Woch. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2677 Berlin sof. tücht. j. Bt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.
Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Liegt bei Ihnen die
Deutsche Techniker-Zeitung
aus? So sollten Sie immer in den Gasthäusern fragen, in
denen Sie und Ihre Freunde verkehren. Sorgen Sie jeder-
zeit für weite Verbreitung der
Deutschen Techniker-Zeitung
2678 Frohnau i. Mark sof. j. Bt. f. Arch.-Bureau. 125 bis
140 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstr. 94.
2680 Berlin, Spezialgesch. f. Holzbaut. sof. jüng. Bt., evtl.
dauernd. Tagesdiät. 5 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2682 Tempelhof, Kunststeinwerk sof. j. T., gel. Maur., f.
Werkzeichn. u. einf. stat. Berechn. 120 bis 130 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2685 Leipzig, Arch.-Bureau sof. jüng. Bt., ca. 20 J. alt,
fl. Zeichn. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle
d. Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
2686 Bielefeld, Baugesch. m. Holzhandlg. sof. ält. energ.
Zimm.-T., mögl. verh., d. d. Chef vertr. kann. Ca. 200 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2687 Creuzdal (Siegerland) sof. jüng. T., gel, M., mögl.
m. einig. Kenntn. im Eisenbet. Dauernd. 120 bis 150 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie
unter 2686.
2688 Tilsit, Baugesch. m. Dampfsägew. sof. tücht. Bt.
m. Kenntn. im Fassadenzeichn. Stellg. dauernd und sehr zu emp-
fehlen. 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Königsberg
i. Pr. an Hn. L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
2704 Glogau, Arch. sof. Bt., ca. 25 J. alt, m. Abrechng. f.;
Umbauten vertr. 180 M. Auf ca. 2 Mon. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2705 Posen, Arch. sof. ält. T. m. läng. Bureau- u. Bauprax.
140 bis 160 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Posen an Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
2706 Baugesch. in ein. klein. Provinzst. Westpreußens m.
4000 Einw., ohne Konkurrenz, zum 1. 10. 1911 käufl. zu erwerb.
Näheres d. d. Zweigst. Posen wie unt. 2705.
2707 Meseritz, Maurermstr. sof. Bt., n. unt. 26 J. alt,
selbst, in all. Bureauarbeit. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen wie unt. 2705.
2708 Ungarn sof. erstklassig, selbst. Bauzeichn. m. mehr-
jähriger Praxis in modern. Architektur u. in d. Anfertig, v.
Baupl. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
2709 Liegnitz, Zimmermstr. sof. tücht. Bt. f. Bureau u. Baust,
in dauernde Stellg. 120 bis 175 M. Ang. m. Zeugn.-.^bschr.
Zweigst. Niederschlcsien an Hn. G. Sippach, Freiburger Str. 51.
2710 Leobschütz (Oberschi. ), Beh. sof. T. f. d. Kühlhallenb.
d. Schlachthofes u. mehr. and. behördl. Baut. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. (ca. 200 M) Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
2711 Hattingen (Ruhr), Stuck- u. Plattierungsgesch. sot.
j. Bt. f. Bureau u. Baust. 120 bis 130 M. Vorüberg. Ang^ m.
Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr, 86.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes j
Stellen -Angebote
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 36 schnftieitung: e. Rieh. Schubert, Bern a. 2. September 1911
Inhalt: Werbearbeit! — Die pliotographische Meßbildkunde und ilire Anwendung im laufenden städtischen Vermessungsdienst — Ein verbesserter Kirchenfyp — Wirtschaff
und Le'.en - Soziale Bevcegung — Standesbewegung — Schulfragen — Briefl<asten — Mitteilungen aus dem Verbände
Werbearbeit !
Die Sommermonate, 'die u^ir in diesem Jahre durch
die Hitze besonders drüci<end empfanden, lähmen natur-
gemäß die Werbearbeit für die Organisation. Die kom-
menden Wochen aber bereits sollen uns wieder an der
Arbeit sehen und wenn wir das überdenken, was hinter
uns liegt, so wissen wir, daß dieser Winter ganz be-
sondere Anforderungen an uns stellen wird. Wir haben
es im Laufe der Zeit kennen gelernt, daß der einzelne
unseres Berufes sich nicht so leicht vom Organisations-
gedanken überzeugen läßt, als es die Lage unseres Be-
rufes beinahe bedingen müßte. Wer an diesen oder jenen
Kollegen herantrat, um ihn zu gewinnen,' der konnte die
merkwürdigsten Ausreden hören, die weltfremdesten Auf-
fassungen vom Wirtschaftsleben kennen lernen.
Durch die Hindernisse, die sich dem für die Organi-
sation Tätigen entgegensetzen, läßt sich gar mancher ent-
mutigen und wird dadurch selbst zum Untätigen innerhalb
unserer Organisation. Andere wieder erwarten für ihre
Arbeit in unserem Verbände einen besonderen Dank und
sind enttäuscht, wenn man ihre Erfolge mit einer gewissen
Selbstverständlichkeit aufnimmt. Das ist nicht die rechte
Auffassung von den Pflichten eines Verbandsmitgliedes.
Wir haben unsere Pflicht, für die Organisation arbeiten zu
müssen, aus der Erkenntnis unserer schlechten wirtschaft-
lichen Lage. Wir kennen die Zusammenhänge, die
zwischen der Lage unseres Berufes und dem Gemeinwohl
bestehen. Die Gedanken, die hierdurch ausgelöst werden,
sind die Triebfeder dafür, daß wir für die Organisation
eintreten, nicht um des einzelnen willen, sondern um
unseres Standes willen im Dienste der Allgemeinheit. Man
sollte glauben, daß diese Gedankengänge jedem Denkenden
geläufig wären und ihn zur Mitarbeit gewinnen müßten.
Weit gefehlt! Wie viele gehen gedankenlos unter in
seichten Vergnügungständeleien, wie wenige kümmern sich
um die Vorgänge auf wirtschaftlichem und politischem
Gebiete und wie viel gibt es gerade hier für den Tech-
niker zu tun.
Man hat deshalb geglaubt, durch die Stimmung großer
Versammlungen die Säumigen mit fortreißen zu können,
aber wir stehen mit unserer Erfahrung wohl nicht allein,
daß die Versammlungen zur Gewinnung von Mitgliedern
nicht immer die Erfolge bringen, die man erwarten sollte.
Den Versammlungen sollte man darum mehr die Wirkung
zuweisen, unsere Wünsche der Oeffentlichkeit zu unter-
breiten. Wir zweifeln nicht, daß die Versammlungen diesen
Zweck erfüllen werden, wenn man sich bemüht, mit der
Debatte nicht das Referat zu entwerten. Was damit ge-
meint ist, wissen unsere Mitglieder sehr wohl, wenn sie
sich der Versammlungen entsinnen, in denen nach Refe-
raten über Fragen unseres Berufes, bei denen die Organi-
sation selbst in den Hintergrund trat, die Gegner aus der
andern Organisation glaubten, unter allen Umständen eine
Auseinandersetzung über längst veraltete Dinge herbei-
führen zu müssen. Für die Werbung neuer Mitglieder,
das haben wir erfahren, waren diese Debatten in ihrer
Wirkung nicht so bedenklich, weil dieses pedantische
Herumkramen in verstaubten Dingen auch der Gegen-
partei keine Freunde eintrug. Aber den Zweck, dem nach
unseren Erfahrungen die öffentlichen Versammlungen
dienen müssen, den vereitelten die sich immer wieder-
holenden Zänkereien doch. Die Wirkung unserer Bestre-
bungen auf die Unparteiischen, auf Politiker und Ver-
treter der Presse ging verloren. Wir müssen uns trotz-
dem bemühen, unsere Auffassung über öffentliche Ver-
sammlungen durchzusetzen, werden aber gleichzeitig der
Erfahrung Rechnung tragen müssen, daß öffentliche Ver-
sammlungen allein nicht das geeignete Mittel zur Werbung
neuer Mitglieder darstellen.
Die Werbung durch öffentliche Versammlungen ist
für den einzelnen natürlich außerordentlich bequem, denn
man überläßt es ja hauptsächlich bedauerlicherweise dem
Redner, die Anwesenden für seine Gedanken und damit
für die Organisation zu gewinnen. So simpel es erscheint,
so ist es aber notwendig, in diesem Zusammenhange
wieder einmal erwähnt zu werden, daß auch in öffent-
lichen Versammlungen nach dem Referat die persönliche
Werbung von Tisch zu Tisch einsetzen muß, wenn auch
nur einigermaßen ein Erfolg erzielt werden soll.
Diese persönliche Werbung lenkt uns zu der An-
regung hin, die wir mit diesen Zeilen geben wollen. Wir
glauben nämlich, daß noch mancher Kollege zur Mitarbeit
herangezogen werden könnte, wenn sich mehr von uns
der persönlichen Agitation im Bureau, unter Mitstudiersn-
den und unter ehemaligen Studiengenossen widmen wür-
den. Daß die Leitung des Verbandes und seine Organe
den einzelnen in dieser Tätigkeit gern unterstützen, setzen
wir als bekannt voraus. Es gehen uns täglich Mittei-
lungen zu, die Angaben enthalten über Kollegen, die noch
nicht organisiert sind. Wir glauben, hierin einen Finger-
zeig erblicken zu sollen für die Einleitung einer größeren
Aktion zur Werbung neuer Mitglieder.
Diesem Hefte liegt deshalb eine Karte bei, die Raum
für mehrere Adressen von Kollegen bietet, die unserem
Verbände noch fernstehen. Wir appellieren deshalb an das
Pflichtgefühl des einzelnen, daß jeder diese Karte ausfüllt
und innerhalb der nächsten Woche an die Hauptgeschäfts-
stelle einsendet. Wir bitten, auf der Karte zu bemerken,
ob bei der Werbung auf den Einsender der Karte Bezug
genommen werden kann und auch etwaige Bemerkungen
über die Gründe, die den Betreffenden seither vom Eintritt
562
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 36
in den Verband abhielten, wären uns für die individuelle
Abfassung des Werbebriefes sehr angenehm. Von dieser
Aktion zur Werbung neuer MitgUeder bei Eintritt des
Winters und nach den Erfolgen unserer Organisation in
letzter Zeit versprechen wir uns außerordentlich viel. Die
Mitglieder müssen eine Ehre darein setzen, daß die Zahl
der durch diese Aktion gewonnenen Mitglieder recht hoch
ist. Die Zeit ist nicht ungünstig, den Mitgliederstamm zu
vergrößern und wir wissen es wohl einzuschätzen, was
es für eine Organisation bedeutet, wenn ihr neues Blut
beim Eintritt in die Winterarbeit zugeführt wird. Damit
auch die Säumigen ihre Pflicht erfüllen, empfehlen wir
eine gegenseitige Kontrolle darüber, ob jeder schon die
beiliegende Karte eingesandt hat.
Wir sprachen vorher davon, daß es Mitglieder gibt,
die jeder politischen und berufsorganisatorischen Beschäf-
tigung aus dem Wege gehen. In diesem Winter steht uns
der Wahlkampf für den Reichstag bevor. Wir dürfen
die Lage für die Werbung zur Berufsorganisation nicht
unterschätzen, denn die politischen Versammlungen werden
für die Allgemeinheit im Vordergrund des InteresSfCS stehen.
Es kann dabei nicht unsere Aufgabe sein, dieses politische
Interesse durch eigene Versammlungen abzuschwächen,
wohl aber entsteht für uns eine Aufgabe dadurch, daß wir
unsere Eorderungen hineinarbeiten müssen in die Ge-
dankengänge, die die politischen Versammlungen bewegen
werden. Wir sind uns in dieser Beziehung einer Ver-
säumnis nicht bewußt, denn wir haben auch die Zu-
sammenhänge zwischen unseren Forderungen und der poli-
tischen Bewegung dargelegt bei den Eragen der Zoll-
politik, bei der Reichsversicherungsordnung und bei so
und so vielen anderen politischen Eragen noch, bei denen
wir Verbindungen mit unserem Programm feststellen
können. Nach dieser Seite hin wird die Winterarbeit nicht
leicht sein, aber auch dabei hoffen wir, daß ein Zusammen-
arbeiten der Mitglieder mit der Zentrale eintritt, um unseren
Mann im Sinne unseres Programms auch im kommenden
politischen Tageskampfe unter Beobachtung der unbedingt
notwendigen parteipoliüschen Neutralität zu stellen. Wir
werden demnächst Gelegenheit nehmen, mit einer Ver-
öffentlichung vor unsere Mitglieder zu treten, in der
wir versuchen, die Eorderungen unseres Programms heraus-
zuarbeiten, die in den politischen Debatten eine Rolle
spielen müssen.
Wenn man diesen Teil der Winterarbeit übersieht, so
wird jeder bekennen müssen, daß dazu Mittel notwendig
sind, Arbeitskräfte, durchdrungen von der Idee, die ge-
willt ist, alles für ihre Organisation einzusetzen. Sie sind
bei dieser Kleinarbeit so vonnöten, als Mut, Selbstvertrauen
und Solidarität in den Kämpfen um den Arbeitsvertrag,
die hinter uns liegen und uns noch bevorstehen.
Wenn wir so planmäßig unsere Aufgabe erfassen,
so wird es allerdings notwendig sein, daß wir uns nicht
nur nach Mitstreitern umsehen, sondern auch um die Mittel
kümmern, die zur Durchführung eines solchen Planes not-
wendig sind. Wir haben uns in den letzten Nummern des
öfteren damit befaßt, daß uns nachgesagt würde, wir
könnten nicht wirken, weil wir keine Mittel besäßen und
man glaubte, das daraus schließen zu müssen, daß wir
einen Eonds gegründet haben, mit dessen Hilfe wir be-
sonders zu wirken gedenken, wenn es sich um Kämpfe
um den Arbeitsvertrag handelt. Wir wollen heute nocK
einmal dem Wunsche Ausdruck geben, daß die Samm-
lungen nicht nachlassen dürfen, auch heute nicht, nachdem
der Konflikt, der den Anlaß bot, teilweise gelöst ist. Die
Mittel aber müssen reichlich bereit stehen für kommende
Eälle und die begeisterte Zustimmung, und nicht nur die,
sondern die reichen Mittel selbst — über 10 000 M — ,
die geflossen sind, beweisen uns, daß der Wille zur Mit-
arbeit in Verbandskreisen durchaus rege ist.
An etwas anderem zweifeln wir aber auch nicht und
das wird der erzieherische Wert dieser Sammlung sein.
Einige beachtenswerte Stimmen unseres Verbandes be-
nutzten die Ablieferung größerer Summen, um dem
Wunsche Ausdruck zu geben, daß die ordentlichen Bei-
träge baldigst noch einmal erhöht würden. Die An-
regungen sahen dabei die Erhöhung des Verbandsbeitrages
auf 24 M vor und wir freuen uns über den Verbands-
ideahsmus, der in diesen Eorderungen zum Ausdruck
kommt. Wir wissen nicht, ob sich diese Auffassungen zu
Anträgen für den Verbandstag verdichten werden, aber
dessen sind wir gewiß, daß um die Notwendigkeit nicht
mehr gefeilscht werden, sondern daß man mit großer
Ereude die Bewilligung vorziehen würde.
Die Opferfreudigkeit für die Organisation, soweit Geld-
mittel in Frage kommen, anzuregen, gehört also auch mit
zur Winterarbeit. Damit ist eine neue Aufgabe zu dem vor-
her Besprochenen hinzugekommen, die sich allerdings nur
auf den engen Kreis der Mitglieder selbst beschränkt.
Hoffen wir also auch in diesen Dingen auf eine Wandlung
in unserem Kreise zum besseren und mit der Erfüllung
eines Wunsches um den anderen rücken wir unserem Ziele
immer näher.
Wir können diese Ausführungen, in denen wir un-
vermittelt einige Oedanken zur Winterarbeit aneinander-
reihten, nicht schließen, ohne noch einer anderen Auf-
gabe zu gedenken, die noch mehr als seither in Angriff
genommen werden muß. Es ist das die Agitation für
unseren Verband unter den Schülern und Studierenden
der technischen Lehranstalten. Wir haben in diesen Tagen
wieder zwei neue Flugblätter zur Werbung in den Kreisen
hinausgehen lassen und wir hoffen auf einen guten
Erfolg. Aber auch "hier können wir auf einen Erfolg
nur recTinen, wenn sich die nötigen Kräfte mit Lust und
Liebe in den Dienst dieser nicht leichten Aufgabe stellen.
Sie ist von ganz besonderer Art, denn es ist nicht leicht,
den angehenden Technikern, die noch von der Burschen-
herrlichkeit ihrer Studienzeit durchdrungen sind, ein Ver-
ständnis abzuringen für die neuen Aufgaben, die ihnen
die Berufsorganisation stellen muß. Wer sich aber dieser
Aufgabe mit Lust und Liebe widmet, der erwirbt sich ein
unbestreitbares Verdienst um unsere Sache.
Wir haben mit den vorstehenden Sätzen nicht alles
erfassen können, was uns bewegt, wenn wir an den Auf-
marsch unserer Mitstreiter zur Winterarbeit denken. Wir
vertrauen aber dem Idealismus, der uns alle bcv.egt und
zweifeln nicht daran, daß der kommende Frühling nach
harter Wintcrarbeit eine größere und geschlossenere
Streiterschar unter der Fahne unseres Verbandes sehen
wird. Beherzigen wir für die anstrengende und ernste
Arbeit das "Wort Carhles, das uns immer und immer
wieder anspornen soll: „Arbeiten und nicht verzweifeln!"
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQII
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Reisebilder
Colmar i. E. Alte Straße am Kanal
Colmar i. E. Schwarzbiirgplatz
Colmar i. E. Durchblick vom Münster aus
Colmar i. E. Polizeigebäude (i. J. 1597 erbaut)
Die Reisezeit geht ihrem Ende entgegen und mancher
nserer Leser kehrt heim, das Skizzenbuch voller Er-
nnerungen, oder er geht jetzt erwartungsvoll an die Arbeit,
eine photographischen Platten zu entwickeln. Beides, das
eichnen nach der Natur und das Arbeiten mit dem photo-
raphischen Apparat schärfen das Auge und bilden unsern
inn für das Schöne des Erschauten.
Das Skizzieren liegt dem Techniker ja näher und
eilte nicht vernachlässigt werden. Aber wie manchem
teht nur eine kurze Zeit für seine Wanderungen, denn
anderungen müssen es sein, keine Reisen im Schneil-
uge, zur Verfügung. Dem kommt die photographische
echnik zur Hilfe und ermöglicht ihm, das Qeschaute
estzuhalten. Diese Tätigkeit wird oft unterschätzt und
vielen ist die Photographie auch nichts weiter als ein
Mittel, Gelegenheitsbilder anzufertigen. Aus diesem Sta-
dium hat sich aber die photographische Kunst des Nicht-
fachmanns herausgerettet.
Unsere Abbildungen, Arbeiten von A. Matzdorff-
Berlin, geben eine Anzahl Stadtbilder wieder, die das
Ergebnis einer Wanderung im Südwesten Deutschlands
sind. Wenn wir von der photographischen Technik, die
uns hier zunächst nicht berührt, absehen, so bleibt uns
übrig, festzustellen, daß ein guter Blick für architektonische
Schönheiten das Objektiv einstellte.
Wie reizvoll wurde der Standpunkt unter einem Bogen
des Münsters zu Colmar i. E. gewählt, um den Erker
festzuhalten, den das danebenstehende Bild noch einmal
größer wiedergibt. Ein Stück Venedig scheint die Häuser-
Türlsiieim i. E. Hotel 2 Schlüssel
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
565
Türkheim i. E. Alte Stadtmauer mit Turm Türi<heim i. E. Alter Stadtturm (restauriert)
Colmar i. E. Alter Erker aus Holz
front am Kanal zu Colmar vortäuschen zu wollen. Das
wäre ein Bild, das den Zeichner reizen und vielleicht
zu noch besserer Gestaltung durch den Griffel zwingen
könnte.
Aus dem merkwürdigen und doch verhältnismäßig
wenig besuchten Freudenstadt im Schwarzwald bringen
wir ein Bild, eigentlich mehr zum Thema: Städtebaukunst.
iWelche feine Platzlösung und Anordnung des Monuments
in diesem Bild vom Freudenstädter Rathaus! Es ist un-
gemein dankbar, an solchen Beispielen sein Auge zu üben.
iWenn nun schon leider zum Wandern mit dem Skizzen-
buch keine Zeit mehr vorhanden ist, dann sollen wir uns
aber die Fortschritte der Technik zunutze machen und
mit dem photographischen Apparat abseits der Bahngleise
wandern. Unsere Bilder zeigen, was dort alles verborgen
liegt und gehoben werden kann.
,Wir zweifeln nicht, daß man sich dann auch nicht allein
auf den Apparat verläßt, sondern, was wir zu unserem
Bild von der Straße am Kanal in Colmar sagten, kann sich
auch auf den alten Erker und das Pfisterhaus beziehen,
die Reize der malerischen Winkel und Gassen werden
uns den Stift in die Hand zwingen. Nur wer so wandert,
wer denkend und schauend Land und Leute beachtend
dahinwandert, nur der hat Genuß und — Gewinn. Die
Freuden solcher Reisen sind unbezahlbar, wir gönnen sie
allen Lesern im Sinne Gottfried Keilers:
„Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
Von dem goldenen Uebcrfluß der Welt!"
Heft '36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
567
Die photographische Meßbildkunde
und ihre Anwendung im laufenden städtischen Vermessungsdienst
Von Dr. Ing. LUDWIG ,W. GÜNTHER,
wissenschaftlichen Mitarbeiter der Opt. Anstalt C. P. Goerz, Friedenau.
I.Teil: Die photographische Aufnahme der
Meßbilder.
Schaubilder haben den Zweck, zu zeigen, wie
ein projektiertes Gebäude sich in ein Stadt- oder Land-
schaftsbild einpaßt. Es handelt sich dabei darum, aus
den orthogonalen Grund - und Aufrissen ein
zentralprojektives Bild zu entwerfen.
Abb. 1
Wenn dem Architekten dabei die Wahl des Stand-
punktes und damit des Projektionszentrums freigestellt ist,
dann ist die Aufgabe verhältnismäßig einfach: man wird
sich eben auch die Risse der umliegenden Gebäude ver-
schaffen und nach diesen eine perspektivische Ansicht
des ganzen Gebäudestocks mit beliebiger Lage des Pro-
jektionszentrums entwerfen.
Sehr viel schwieriger wird es, wenn dem Architekten
die perspektivische Ansicht geliefert wird, in die er sein
Gebäude hineinzuzeichnen hat: in der Regel sind die
Ansichten auf photographischem Wege hergestellt, Pho-
togramme; dann muß er sich die Lage des Projek-
tionszentrums erst selbst konstruieren. Die Bauherren
würden ihm diese Arbeit sehr erleichtern, wenn sie bei
der photographischen Aufnahme die Arbeitsmethode an-
wenden wollten, welche sich beim Meßbildverfahren
so gut bewährt hat.
Unsere Forderung läuft dabei darauf hinaus, daß man
die photographische Aufnahme nicht einem beliebigen Be-
rufsphotographen überlasse, sondern daß man einen Ver-
messungsbeamten zuziehe. Derselbe hat an drei beliebigen
Stellen Pj, Rj, Tj des aufzunehmenden Gebäudes oder Ge-
bäudestocks Marken in gleicher Höhe einzunivellieren und
die Winkel p'i und t'i einzumessen, welche die von dem in
Aussicht genommenen Standpunkt O'i nach diesen Punkten
führenden Strahlen miteinander einschließen (Abb. 1).
, Der Photograph hat dann seine Kamera so über dem
eingemessenen Standpunkt O' aufzustellen, daß sein Ob-
jektiv senkrecht über dem Punkte 0\ steht. Das gelingt
leicht mittels eines vom Objektiv herabhängenden Lotes.
Ferner muß die Höhe des Objektivs auf die oben er-
wähnten drei Marken einnivelliert werden. In bezug auf
die Aufnahme hat der Photograph sonst freie Hand_, wie
er ja auch bei der Wahl des Standpunktes seine Ansicht
zur Geltung bringen kann: nur müssen eben die drei
einnivellierten Standpunkte irr: Bild gut zu erkennen sein.
Abb. 2
Es ist ohne weiteres klar, daß diese drei Punkte
uns den Horizont des Bildes repräsentieren, und damit
ist eine wichtige Größe bekannt. Es ist nun noch nötig,
den sog. A u g p u n k t zu ermitteln, d. h. den Punkt, in
welchem ein vom Objektiv auf die Platte gefälltes Lot,
das mit der optischen Achse des Objektivs zusammen-
fallen soll, diese trifft. Damit ist auch das Objektiv-
zent/um O' gegeben, das auf diesem Lot in der Ent-
fernung der Brennweite f liegt. Diese letztere ergibt sich
bei der folgenden Konstruktion von selbst, und zwar wird
der ermittelte Wert genauer sein als der auf der Fassung
des Objektivs eingravierte Betrag, der nur einen Mittel-
wert darstellt.
An einem beliebigen, als Grundriß des Aufnahmepunkts
angenommenen Punkte O'i in Tafel I als Scheitel tragen
wir die Winkel p\ und t'^ ab; längs der drei Bildpunkte
P', R', T' in Ebene E' legen wir einen Papierstreifen an,
übertragen die Punkte auf ihn, um den Streifen dann so
in das Strahlenbündel O/ (Pj Ri Ti) einzupassen, daß
P' auf Oi'(Pi), R' auf Oi'(Ri), T' auf Oi'(Ti) zu liegen
kommt: an der Kante des Papierstreifens entlang ziehen
wir eine Linie, die Bildspur; längs dieser haben wir
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 36
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
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Abb. 3
uns die Bildebene des Photogramms senkrecht auf der
Zeichenfläche stehend zu denken.
Eine von O/ auf die Bildspur gefällte Senkrechte
trifft diese in F/: es ist dies der Grundriß des Aug-
punktes F', die Entfernung Oi' Fi' ist gleich der Brenn-
weite f.
Den Punkt F/ übertragen wir auf unseren Papier-
streifen und legen denselben so an den Bildhorizont, daß
die entsprechenden Punkte zusammenfallen; hierauf wird
Fl' als F' auf das Bild übertragen. Senkrecht über F',
in der Entfernung f, haben wir uns das Projektions-
zentrum O' zu denken.
Damit sind alle zur Ausmessung des Bildes not-
wendigen Angaben, die sog. Konstanten der inne-
ren Orientierung, gegeben, und die Ausmessung
des Bildes, beziehungsweise die Eintragung der neuen
Bildteile, kann beginnen.
Der Architekt wird demgegenüber einwenden, daß er die
Gewinnung obiger Konstanten einfacher durchführen könne.
Er brauche bloß (Abb. 2) die Verschwindungs- (Flucht-)
Punkte zweier senkrecht aufeinander stehender Scharen
von in ^Wirklichkeit horizontalen parallelen Geraden auf-
zu suchen, um den Horizont zu erhalten, über der so ab-
gegrenzten Strecke einen Halbkreis zu schlagen, im Ab-
stand f zum Horizont eine Parallele zu ziehen, um in
einem der Schnittpunkte oder im Tangierungspunkte der-
selben mit dem Halbkreis das Projeküonszentrum zu er-
halten, von dem aus mittels einer Senkrechten zum Hori-
zont der Augpunkt F' gefunden werden kann.
Dem sei erwidert, daß die Konstruktion der Flucht-
punkte von Gebäudelinien an sich schon eine wenig genaue
Sache ist; man wird sich bei der Konstruktion ziemlich
viel Zwang antun .^lüssen, damit man einheitliche Schnitt-
punkte erziele, ganz abgesehen davon, daß dies überhaupt
nur bei ganz regelmäßigen Gebäuden möglich ist. Wie weit
es aber mit der Regelmäßigkeit bei älteren Gebäuden be-
stellt ist, davon wird mancher Architekt zu erzählen wissen.
Dazu kommt, daß in der Regel die Brennweite un-
bekannt isf.
Ein viel einfacheres und zugleich viel genauere Resul-
tate gewährendes Mittel könnten wir da dem Architekten
empfehlen : das ist die Verwendung einer ent-
sprechend eingerichteten Kamera, wie sie
für die Zwecke der messenden Photographie, der Photo-
grammetrie oder photographi sehen Meß-
kunst, gebaut wird. Nur daß eben solche Kameras in
der Regel nicht vorhanden sind, obwohl die Meßbildkunde
das gegebene Verfahren im städtischen Vermessungs-
dienst wäre.
Die Meßbildkamera besitzt an ihrer rückwärtigen, offe-
nen Seite, dort, wo die Kassette mit der lichtempfindlichen
Platte eingeschoben wird, einen viereckigen Rahmen, den
Anlegerahmen (Abb. 3), an den die Platte angepreßt
wird. Dieser Rahmen muß streng parallel zum
Vorderteil der Kamera, dem O b j e k t i v b r e 1 1 ,
stehen, in welchen das Objektiv derart eingelassen ist,
daß seine optische Achse genau senk-
recht auf Objektivbrett wie auf Anlege-
rahmen steht.
Der Anlagerahmen hat noch eine weitere Aufgabe zu
erfüllen : er soll uns ermöglichen, anzugeben, wo die
optische Achse die Plattenebene trifft, wo
also der Augpunkt F' liegt. Zu diesem Zweck ist in der
Mitte jeder der vier Seiten des Rahmens eine Marke in
Form einer Spitze, eines Einschnittes, angebracht. Diese
vier Marken werden jedesmal mitphotographiert und er-
scheinen deutlich am Rande des Bildes. Verbindet man
je zwei gegenüber liegende Marken miteinander, so erhält
man ein rechtwinkliges Koordinatensystem, dessen hori-
zontale Achse die Haupthorizontale genannt wird:
sie repräsentiert den Horizont des Bildes ; während die
senkrechte Achse Hauptvertikale heißt.
Das Objektiv ist nun vorn so angebracht, daß die
optische Achse durch' den Mittelpunkt des
Fadenkreuzes geht.
Damit ist der Schnittpunkt der beiden Achsen zum
Augpunkt F' des Bildes geworden, in welchem die
optische Achse auf der Platte senkrecht steht.
Da bei Kameras, die zur Aufnahme von Gebäuden
dienen sollen, unbedingt das Objektiv sich nach oben
wie nach unten verschieben lassen muß, so muß man,
um die damit verbundene Verschiebung des Augpunktes
zu berichtigen, das Maß der Verschiebung
kennen.
Zu diesem Zweck ist (Abb. 4) längs des Vertikal-
schlittens vorn am Objektivbrett ein Maßstab mit
Nonius angebracht: man liest bei der Aufnahme dessen
Stand ab, wobei man Verschiebung nach oben mit +,
nach unten mit — kennzeichnen mag, und trägt auf dem
Bild vom Schnittpunkt der beiden Achsen her längs der
Hauptvertikalen den abgelesenen Betrag entsprechend nach'
oben oder unten ab: eine durch den so erhaltenen Punkt,
den eigentlichen Augpunkt, zur Haupthorizontalen
gezogenen Parallele repräsentiert den eigentlichen
Horizont.
Für Meßbildzwecke kann zur Not jede bessere Kamera
eingerichtet werden, wenn es sich auch empfiehlt, eine
eigene Kamera dafür anzuschaffen. Am besten eignet sich
für Improvisationen die sog. R e i s e k a m e r a , die mittels
Stativ zu benutzen ist. Man verzichtet, wenn es sich
um Meßzwecke handelt, auf die Veränderungsmöglichkeit
der Bildweite (Objektivbrett — Mattscheibe) und macht die
Kamera durch Querspreizen starr, wobei man auf genaue
Parallelstellung von Objektivbrett und Mattscheibenrahmen
zu achten hat. Die Mattscheibe wird auf „Unendlich"
eingestellt. Den Verlust der Einstellmöglichkeit auf ge-
ringere Entfernungen macht man durch Abblenden wett.
Vom Schlosser läßt man sich einen rechteckigen
Rahmen aus Messing machen; die in der Mitte jeder Seite
anzubringenden Marken müssen so ausgerichtet sein, daß
570
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 36
die Verbindungslinien gegenüber liegender Marken auf-
einander senkrecht stehen. Dies geUngt leicht, wenn eine
Drehbank mit Kreuzsupport vorhanden ist.
Der Anlegerahmen wird nun nach bestem Können so
eingesetzt (Abb. 3), daß die Haupthorizontale bei aus-
gerichteter Kamera (Mattscheibenrahmen streng senkrecht)
horizontal steht. Das genaue Ausrichten folgt später. Als-
dann wird die Kassette eingeschoben: nun ist alles zur
Aufnahme bereit.
Als Aufnahmeobjekt dient ein regelmäßiger Gegen-
stand, z. B. eine Kiste. Diese wird so aufgestellt, daß
ihre obere Fläche genau horizontal steht. Wenn möglich,
wähle man eine Kiste, deren horizontaler Querschnitt
quadratisch ist. Kann man dies nicht erlangen, so trage
man auf den längeren Seiten die Länge der kürzeren
Seiten auf. Es muß vermieden werden, eine Vertikalfläche
der Kiste parallel zur Mattscheibe aufzustellen; die Kiste
muß vielmehr Überkant dazu stehen.
Ohne weiteres erkennt man (Abb. 5), daß man aus
dem perspektivischen Bild der Kiste, das man bei der
Aufnahme erhält, die Fluchtpunkte aller horizontalen
parallelen Geraden finden kann. Hat man di^ Kiste mit
größter Präzision herstellen lassen, derart, daß die Winkel
wirklich rechte sind, dann ist auch die Genauigkeit, mit
der die Fluchtpunkte bestimmt werden, eine sehr große.
Der Einwand, den wir vorhin bei einer derartigen Kon-
struktion aus Gebäudefluchtlinien erhoben, ist hier nicht
stichhaltig. Auch wird dadurch, daß die Kiste sehr nahe
vor dem Apparat aufgestellt wird, eine sehr große Kon-
vergenz der horizontalen parallelen Linien und damit er-
höhte Genauigkeit im Zusammentreffen erzielt.
Zur Konstruktion des Horizonts können wir außer
den Fluchtpunkten der Seitenkanten der Kiste, M^ M_,, noch
die Fluchtpunkte der Diagonalen, Ni N2, heranziehen.
Auch darin hegt ein gutes Mittel zur sicheren Konstruktion.
Nun schlagen wir einmal über Mj Mo, das andere Mal
über Ni N, Halbkreise: im Schnittpunkt dieser beiden
Kreise liegt das Projektionszentrum O'. Ein von hier aus
auf den Horizont gefälltes Lot trifft diesen in F', dem
Augpunkt: in O' E' erhalten wir ohne weiteres die Brenn-
weite unseres Objektivs. Verlängern wir sie nach beiden
Seiten, so ergibt sich die Hauptvertikale des Bildes.
Es empfiehlt sich, die Konstruktion von Hauptverti-
kale und Horizont auf einem ungetonten Abzug
des Originalnegativs (im Halbdunkel) vorzunehmen, um
die mit dem Tonen und Wässern unvermeidlichen Ver-
zerrungen des Papiers, die sich auf die Brennweite über-
tragen, zu vermeiden.
Wir übertragen die so konstruierten Achsen auf das
Negativ, passen dieses genau so auf den Auflegerahmen,
wie es bei der Aufnahme gestanden hat (zu diesem Zwecke
bringen wir es an die Stelle der Mattscheibe in den Matt-
scheibenrahmen) und markieren die Stellen auf dem Holz
des Mattscheibenrahmens, da die durch Konstruktion er-
haltenen Achsen diesen schneiden. Ist der Unterschied in
der Lage beider Achsenkreuze nur gering, so kann man
versuchen, durch Verrücken des Anlegerahmens diesen
in die auf dem Mattscheibenrahmen markierte Stellung
zu bringen. Ist der Unterschied zu groß, dann verschiebt
man das Objektiv im horizontalen wie im vertikalen Sinne
so lange, bis man annehmen darf, daß es richtig stehe,
und macht eine zweite Aufnahme, die man wie vorher
behandelt. Sollten auch jetzt noch Fehler vorhanden sein,
so muß man sich die Mühe und Kosten nicht verdrießen
lassen, nach abermaliger Verbesserung der Fehler eine
zweite Platte daran zu wenden, gegebenenfalls noch
eine dritte.
Die schließlich als richtig befundene Lage des Ob-
jektivs, die Normalstellung, kennzeichnen wir dadurch, daß
wir sowohf längs des Schlittens für die Horizontalver-
schiebung wie desjenigen für die Vertikalverschiebung
50 bis 100 mm lange Maßstäbe mit Noniusablesung an-
bringen, wobei wir die Nullpunkte der Nonien mit den
Nullpunkten der Maßstäbe zusammenfallen lassen.
Die so justierte Meßbildkamera weist zwei Einrich-
tungen auf, die nicht vollkommen sind, deren Behebung
aber mit den zur Verfügung stehenden einfachen Mitteln
nicht möglich ist, die aber auch für gewöhnlich durchaus
untergeordneter Natur sind. Fürs erste ist keine Garantie
dafür vorhanden, daß die optische Achse auch wirklich
senkrecht auf dem Anlegerahmen steht: da müssen wir
uns auf die das Objektiv konstruierende Anstalt verlassen,
und fürs zweite, daß die Platte nicht am Anlegerahmen
anliegt. Was einen etwaigen Fehler im ersteren Fall betrifft,
so ist er durch unsere Konstruktion dadurch unschädlich ge-
macht, daß wir dann eben nicht die wirkliche Brennweite
ermittelt haben, sondern nur die Länge des auf dem An-
legerahmen senkrecht stehenden Strahles. Im zweiten Fall
können wir sofort erkennen, ob die Platte schief zum
Anlegerahmen gestanden hat dadurch, daß der Anlege-
rahmen sich nicht als ein Rechteck, sondern als ein ver-
zerrtes Viereck abgebildet hat. Der Umstand, daß die
Marken des Anlegerahmens nicht ganz scharf abgebildet
werden, ist für die Genauigkeit der späteren Messung
belanglos.
Wer sich die Mühe nimmt, seinen Apparat derart
herzurichten, wie es beschrieben wurde, sieht sich in den
Stand gesetzt, eine Menge von Aufgaben mit Leichtigkeit
zu lösen, die man sonst nur unter Aufwand von viel
Mühe und Kosten bewältigen könnte und die deshalb nur
zu häufig, liegen bleiben. Der Intelligenz des einzelnen
ist dabei ein großer Spielraum gewährt und er wird Wege
gehen können, die in keinem Lehrbuch der Vermessungs-
kunde beschrieben sind und die die Aufmerksamkeit seiner
Vorgesetzten auf ihn lenken. Wir werden in einem späteren
Artikel noch mehr davon sagen.
Ein verbesserter Kirchentyp
In dem in Nr. 49 des vorigen Jahrgangs enthaltenen
Aufsatz Dr. Scheffers erblickten einige Leser eine falsclie
Auffassung der katholischen Glaubenslehre. Wir glauben,
zunächst versichern zu müssen, daß wir den Ausführungen
Scheffers nicht Raum gegeben hätten, wenn wir davon
überzeug| gewesen wären, daß eine herabsetzende Ab-
sicht Dr. Scheffer leitete. Trotzdem lassen wir gern
einige der Gedanken folgen, die sich gegen Dr. Scheffers
Auffassung wenden:
Es ist einseitig, die Entwickelung der konventionellen
Form des katholischen Kirchengebäudes aus der katho-
lischen Glaubenslehre über Priestertum, Messe, Fege-
feuer und gute Werke zu begründen. Diese Darstellung
enthält fundamentale Unrichtigkeiten, die den .Wider-
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
571
Spruch herausfordern. Nach der Darstellung des Herrn
Dr. Scheffer müssen die nichtkatholischen Leser den Ein-
druck gewinnen, als lehre die katholische Kirche gerade
in bezug auf die ernstesten Fragen, die den menschlichen
Geist beschäftigen, manche unsinnigen Mystifikationen.
Es könnte sich leicht bei denen, die sich nicht weite' mit
theologischen und philosophischen .Werken beschäftigen,
die Ansicht festsetzen, ein gläubiger Katholik müsse ge-
dankenarm sein, wenn er die so gezeichnete Lehre für
wahr halte.
Die Behauptung, der Chor sei deshalb erhöht worden,
weil der Priester über der Menge der Laien rangiere, ist
unrichtig, denn dafür waren praktische und Kultusbedürf-
nisse maßgebend. (S. Kunstgeschichte von Kuhn und
Kunstgeschichte von Fäh.) Wenn gesagt wird, die katho-
lische Kirche lehre, jede Seele müsse durch das Fege-
feuer, so trifft das ebenfalls nicht zu. Falsches enthält
die Darstellung bezüglich der den Seelen im Fegefeuer
zugute kommenden ,, guten .Werke". Falsch ist die Be-
hauptung, daß zu dem sogen. Schatzstock, dem Thesaurus,
jeder Gläubige beisteuern könne; überhaupt entspricht
die ganze Vorstellung von dem Fegefeuer und der Erlösung
aus demselben durchaus nicht den katholischen Begriffen,
die hier zu erörtern kein Raum ist, weshalb diese Fest-
stellung genügen möge. Falsch ist vor allem die Auf-
fassung, diese „guten Werke" beständen nur im Besuche
der Messe und im Messe-Lesenlassen. Unnötig war vor
:: WIRTSCHAFT UND LEBEN :l II II
Abwehrverbände
In der Bewegung der Eisenkonstrukteure Berlins
spielte für die Firmen die Stellung ihres Verbandes (Ver-
band Berliner Maschinenbau-Anstalten) eine nicht unter-
geordnete Rolle. Auf seine Beschlüsse wurden die An-
gestellten vertröstet. Wir wollen hoffen, daß die An-
gestellten aus dieser Tatsache lernen. Die auch als ein-
zelne uns gegenüber mächtigen Unternehmer ordnen sich
ihrer Organisation unter, weil sie wissen, daß sie durch
Geschlossenheit an dieser Stelle noch mächtiger sind.
Auch anderwärts ist eine Organisationsfreude der
Unternehmer festzustellen, an der sich die Angestellten
ein Beispiel nehmen können. Aber nicht nur das sollen
die Angestellten aus diesen Zeichen der Zeit erkennen,
sondern noch mehr, daß nämlich Organisationen der Unter-
nehmer, die seither sich mit Angestelltenfragen nur
nebenher beschäftigten, im Handumdrehen zu ,, Abwehr-
organisationen" werden können. Gemeinsame Dienst-
verträge, bei denen natürlich Bedingung ist, daß die An-
gestellten sie ohne Einrede annehmen, Vereinbarungen
über das ,,Nicht-weg-engagieren" des Personals bilden
die überleitende Tätigkeit der Verbände zu Abwehr-
verbänden. Die Abwehr setzt schon ein, wenn der
Angestellte einen solchen V e r b a n d s vertrag der Unter-
nehmer seiner Organisation vorlegt. Das darf er nicht!
Das ist ein Uebergriff! Das hat zwar keine Logik, aber
was tut Logik, wenn man die Macht besitzt. Weil aber
die Angestelltenverbände wachsen, weil die Angestellten
mitbestimmend sein wollen, darum gründet man Abwehr-
verbände.
Die Zentralheizungsindustriellen in Leipzig ermunter-
ten in einem Beschlüsse den Verband deutscher Zentral-
lieizungsindustrieller zu seiner Absicht, einen ,, Abwehr-
verband gegenüber unbegründeten Forderungen der Ar-
allen Dingen in diesem Zusammenhange der Hinweis
darauf, daß letzteres honoriert werden müsse. Der Ver-
fasser Dr. Scheffer verwechselt hier Begriffe, denn es ist
nach katholischer Lehre ein wesentlicher Unterschied
zwischen den guten Werken, die den sogen, thesaurus
ecclesiac bilden, und den guten Werken, die der einzelne
Gläubige verrichtet. Es fällt schwer, die tendenziöse Ab-
sicht bei diesen Ausführungen und bei denen über irdische
Magd und Dienerin nicht zu erblicken, obwohl wir eine
tendenzfreie Darstellung in unserer Zeitung gern an-
nehmen und nicht vermissen wollen. Endlich ist auch
der Behauptung, es bedürfe hauptsächlich darum der vielen
Priester, um alle diese Messen für Verstorbene zu ,, ab-
solvieren", zu widersprechen unter Beachtung des Vor-
ausgesagten.
Zwar ist die Form der katholischen Kirchen (Ge-
bäude) aus den Bedürfnissen des Kultus entstanden. Dies
alles kann aber auch ein nichtkatholischer Schriftsteller
darstellen, ohne die Ansichten vom Katholizismus ent-
wickeln zu müssen, wie es Herr Dr. Scheffer in seinem
Aufsatze tut. Ich verweise hierfür auf die Abhandlung,
die der feinsinnige Karl Scheffler in seinem Werke „Mo-
derne Baukunst" (Berlin 1907) in dem Kapitel Sakralkunst
gibt, wenngleich auch Scheffler dem katholischen Dogma
nicht voll gerecht wird.
Mit diesen Ausführungen glauben wir, die Debatte
schließen zu können.
beitnehmer" zu gründen. Man hat wohl nicht ohne Ab-
sicht ,, Arbeitnehmer" gesetzt und wie ernst es den Herren
ist, geht daraus hervor, daß die nächste ordentliche Mit-
gliederversammlung nicht nur diese Gründung beschließen
soll, sondern auch den Anschluß an die Zentralstelle der
Arbeitgeberverbände.
Auch die Angestellten sollen zweifellos von der Ab-
wehraktion getroffen werden. Ueber eine Klärung in
diesem Sinne kann man sich aber nur freuen, wenn zu
gleicher Zeit die Angestellten einsehen, daß der Anschluß
an eine Organisation Pflicht ist, wenn sie begreifen, daß
die Geschlossenheit der anderen Seite eine Geschlossen-
heit bis zum letzten Mann auf unserer Seite bedingt!
SOZIALE BEWEGUNG
Die Handwerker
gehören zu den Schichten der Bevölkerung, deren Gegen-
satz zu dem Technikerstand wohl am größten ist. Aus
mehreren Gründen: Einmal ist der Handwerker sehr
weit entfernt von dem Grundsatz aller Technik: mit mög-
lichst wenig Aufwand an Kraft, Stoff und Zeit den mög-
lichst großen Effekt zu erzielen. Die Forderung größter
Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit ist etwas, das dem gegen
seine Natur zu gehen scheint. Wenn auch die Vorstellung
vom behäbigen und gemächlichen Handwerksmeister, der
sich Zeit, sogar sehr viel Zeit läßt bei der Herstellung
seiner Arbeiten, mehr und mehr veraltet, da der Selbst-
erhaltungstrieb auch ihn gezwungen hat, Motore und Ma-
schinen in stets wachsendem Umfang in seinen Betrieb
hineinzunehmen, so ist damit doch keineswegs gesagt,
daß es ihm bereits gelungen wäre, den modernen Ge-
schäftsgeist restlos in sich aufzunehmen. Es bleibt für
immer auf ihm liegen ein gut Teil jener alten von seinem
Standpunkt aus durchaus zu verstehenden Opposition gegen
1
i
572
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 36
die gesamte gegenwärtige Wirtschaftsordnung. Zum
andern: Die Technik ist vor aUem ein Produkt des Kapi-
taiismus, des industriellen Großbetriebs. Da der Hand-
werker diese nicht will, kann er im Grunde auch nicht
die vorgeschrittene Technik wollen, da sie es war, die
durch Spezialisierung und Mechanisierung es erst ermög-
lichte, daß dem Handwerk ein Kreis seiner Wirksamkeit
nach dem andern entzogen wurde.
Das Handwerk ist aufs engste verquickt mit den Inter-
essen jener Mächte, die die moderne technisch-industrielle
Entwicklung als Ursache allen Unglücks und Elends in
der Welt bekämpfen. Das zeigte sich wieder, als vor
kurzem in Düsseldorf die Handwerks- und Ge-
werbekammern zu ihrer zwölften Tagung zusammen-
traten. Man wird das Gefühl nicht los, als sei alles Raten
und Planen, als seien selbst die längsten Resolutionen nicht
viel mehr wert als Deklamationen gegen den Gang der
Zeiten, der dem Handwerkerstand Schicksal geworden ist.
Gewiß, es sind allerlei gute Beschlüsse gefaßt worden,
so über die Propagierung der Einziehungsgenossenschaften
zur Beseitigung des Borgunwesens, aber man hat nicht
vermocht, sich mit beiden Füßen auf den Boden der nun
einmal gewordenen Entwicklung zu stellen. Nirgends ein
grundsätzliches Erfassen der wirtschaftspolitischen Pro-
bleme. Darum aber auch eine fast bedingungslose An-
passung an konservative Theorien. Hier machen sich die
verhängnisvollen Folgen unserer Zollpolitik in auffallender
Weise bemerkbar. Eingekeilt zwischen Verteuerung der
Produktionsmittel, Steigen aller Preise, wachsende Absatz-
schwierigkeiten und stets neuen Lohnforderungen von Ge-
sellen und Arbeitern hätte das Handwerk wohl einige
Veranlassung gehabt, sich auf seine wirtschaftspolitische
Orientierung zu besinnen. Statt dessen leistet man treue
Gefolgschaft jenen Parteien, die um ihrer Selbst-
erhaltung willen, um willige Instrumente zur eigenen wirt-
schaftlichen Begünstigung zu werben, Versprechungen
machen, die sie nie erfüllen können. Darum eine Befangen-
heit gröbster Art auch in sozialpolitischen Dingen. Es
ist gar kein Zweifel, daß der kleine Handwerker durch
die sozialpolitische Belastung ungleich mehr zu leiden hat
als der mit größeren Mitteln arbeitende Industriebetrieb.
Aber ebenso sicher ist, daß ihm die Privatangestellten-
versicherung nur wenig, die Arbeitslosenversicherung vor
der Hand noch gar nichts angeht, da sie noch in weitem'
Felde steht.
Es war zum mindesten unklug und .voreilig, Reso-
lutionen anzunehmen, die sich gegen Versicherungen
wandten, deren Zweck es sein wird, die Unsicherheit des
Einkommens und der Existenz für Millionen von Menschen
zu beseitigen. Was die sozialpolitische Gesetzgebung
nimmt, gibt sie auf der anderen Seite in reichem Maße
zurück. Nicht nur, daß sie für eine größere Leistungs-
fähigkeit des Menschenmaterials wirkt; sie wirkt ebenso
sehr als Förderin der Konsumtion. Und indem sie die
Stellung der Angestellten und Arbeiter als Käufer ver-
stärkt, stärkt sie auch die Stellung der Handwerker, in
dem sie ihm bessere Absatzmöglichkeiten gewährleistet.
So sollte man meinen, hätte ein Handwerkertag alle Ur-
sache, mit einer Stellungnahme gegen die Interessen der
Konsumenten hintan zu halten, zum wenigsten aber in
solchen Angelegenheiten der sozialen Gesetzgebung sich
neutral zu verhalten, wo seine Mitglieder als zahlende
Arbeitgeber kaum in Frage kommen.
:i U :: STANDESBEWEGUNG
Zur Ueberfüllung des technischen Berufes
Die ideale Seite eines Berufes ist gewiß etwas Schönes.
Welche Genugtuung bereitet es, auf ein wohlgelungenes
Bauwerk, das wir vorher nur in unserem Geist erschauten,
blicken zu können und vielleicht auch von anderer Seite An-
erkennung zu finden. Es soll hier einmal nicht untersucht
werden, warum es leider in letzter Beziehung noch viel-
fach mangelt. Aber Freude bereitet es zum Beispiel auch
dem Ingenieur, eine Maschine in Betrieb zu sehen, bei
der er jeden Teil, bis auf jeden Bolzen und jede Schraube,
selbst bemessen und angeordnet hat. Man kann es daher
verstehen, wenn Idealisten, die sich dem technischen Be-
rufe widmen, sich noch vielfach finden. Für den Fort-
schritt der Technik ist dies sogar zu begrüßen. Trotz
alledem bleibt es unsere Pflicht, die große Masse immer und
immer wieder vor der Ergreifung des technischen Berufes
zu warnen. Noch besser als die Statistik können uns
zu diesem Zweck Fälle aus der Praxis als eindringliche
Beispiele dienen.
So hatte auch der Amtmann der Stadt Langer-
feld bei Barmen die Stelle eines Amtsbauführers aus-
geschrieben, die mit einem Grundgehalt von 1800 M ver-
bunden sein sollte, dazu noch Wohnungsgeld in Höhe von
500 M. Das Gehalt sollte nach 18 Jahren die schwindel-
hafte Höhe von 3300 M erreichen. Wir hören nun, daß
sich auf diese Anzeige nicht weniger als 215 Be-
werber gemeldet haben !
Diese Zahlen sollten doch auch einem Idealisten zu
denken geben.
Daß der Technikerberuf nicht nur im Bau- und Ma-
schinenfach, sondern auch im Vermessungswesen über-
füllt ist, lehrt folgendes Inserat, das wir dem Zentralblatt
der Bauverwaltung vom 12. August d. J. entnehmen und
unseren Lesern seiner Eigenart wegen wortgetreu hier
bekannt geben wollen.
500 Mark
für nationalen oder wohltätigen Zweck stellt ein
in allen Feld- und Bureauarbeiten erfahrener
Vermessungstechniker, geprüfter Bau-
assistent des Ingenieur-Baufaches, mit praktischer
Erfahrung in Eisenbahn- und Straßenbau, in der
Verwaltung bewandert, mit Kalkulations-Befähi-
gung vers. und stenographiekundig, bei der Ver-
mittlung einer Lebensstellung als Plan-
kammerverwalter, Bausekretär usw. bei kommu-
nalen Verwaltungen oder großem Unternehmen
zur Verfügung.
Gefl. Zuschriften unter S. L. 734 befördert die
Annoncen-Expedition Invalidendank, Berlin W. 8.
Es ist ja leider nicht das erstemal, daß Stellung-
suchende durch die Versprechung einer Belohnung ihren
Zweck zu erreichen suchen. Aber das jetzt sogar an das
nationale und mildtätige Gefühl einer Behörde oder eines
Unternehmens appelliert wird, ist wohl das letzte Mittel,
auf das ein unorganisierter Kollege verfallen kann.
Möge dies den Anstoß dazu geben, uns noch fester als
bisher zusammen zu schließen. Mf.
:: \t :: H H :: SCHULFRAGEN H H :: H :: H
Die Stadt Frankenthal (Pfalz) und das Pfuschertum
Unter obiger Ueberschrift hatten wir in Heft 33 die
neu gegründete Meisterschule für Bauhand-
werk e r in Frankenthal einer kritischen Betrachtung unter-
zogen. Dies veranlaßte den Vorsitzenden unserer Bayr.
Landesverwaltung, Herrn J. Bender, München, uns
nachstehende Berichtigung zu senden:
Der Verfasser hat wahrscheinlich die Reorganisation
der Bayr. Baugewerkschulen nicht verfolgt, sonst würde
er gewiß zu einem anderen Resultat über diese Meister-
schule gekommen sein. Bereits in Heft 3Q 1910 der D.
T.-Z. habe ich in dem Aufsatz: „Die Reorganisation der
Bayr. Baugewerkschulen" hervorgehoben, daß in Zukunft
die Ausbildung von Technikern und Baumeistern einer-
seits und Handwerksmeistern andererseits nicht mehr auf
einer Schule, sondern in zwei getrennten Schulgattungcn
erfolgen soll, was wir immer anstrebten. Der Grund
ii
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
573
hierfür lag darin, daß bei gemeinsamer Ausbildung für
beide Teile nicht das erreicht wurde, was jeder in seinem
Berufe notwendig braucht, und zwar lernte der Techniker
zu wenig, der Handwerksmeister viel Ueberflüssiges.
Außerdem war die Ausbildung in vier oder fünf Kursen
für den Handwerksmeister zu kostspielig und das Resultat
war gewöhnlich, daß viele dieser Absolventen nicht mehr
zum Handwerk zurückkehrten, sondern als Techniker
Stellung suchten, wodurch die Ueberproduktion an Tech-
nikern geschaffen wurde.
Sollten diese Uebelstände beseitigt werden, so konnte
dies nur durch eine Reorganisation der Baugewerkschulen
auf der Grundlage der Zweiteilung geschehen, wie sie
dann auch durchgeführt wurde, unü zwar indem ein Teil
der Baugewerkschulen zu ,,B a u s c h u 1 e n" für die Aus-
bildung der Techniker und Baumeister mit
fünf Kursen umgewandelt, während für die Ausbildung von
Bauhandwerksmeistern „M e i s t e r s c h u 1 e n"
mit zwei Kursen errichtet und die seitherigen Baiigewerk-
schulen in Aschaffenburg, Bamberg, Frankenthal und
Passau zu solchen umgestaltet wurden.
Sowohl die Aufnahmebedingungen, als auch die Lehr-
pläne und die Dauer des Unterrichts dieser beiden Schul-
gattungen sind, wie die Bekanntmachung der Schul- und
Dienstordnung dieser Schulen in Nr. 27 des Ministerial-
blattes für Kirchen- und Schulangelegenheiten im König-
reich Bayern vom 7. September IQIO zeigt, so verschieden,
daß von der Heranbildung eines Pfuschertums oder
schmutzigen Konkurrenz für die Techniker und Baumeister
durch die Meisterschulen keine Rede sein kann. Das
Ziel dieser Meisterschulen ist: Bauhandwerker für
die Meisterprüfung im Maurer-, Zimmerer- oder
Steinmetzhandwerk vorzubereiten, soweit dies auf der
Schule geschehen kann.
Der Lehrplan ist deshalb so gehalten, daß nur das
für jedes einzelne Handwerk Notwendige gelehrt und
alles Ueberflüssige beiseite gelassen wird, wodurch die
Dauer des Unterrichts viel kürzer sein kann: sie wurde
auf zwei Semester von je fünf Monaten festgesetzt.
.Wenn der Verfasser meint, der Lehrplan unterscheidet
sich von dem der Bauschulen nur in der Dauer des Unter-
richts, so irrt er sich darin. Selbstverständlich muß auch
der Bauhandwerksmeister Statik, Qesetzeskunde, Rechnen,
Deutsch, Baukonstruktionslehre usw. lernen, denn er
braucht dies notwendig in seinem Fach, aber in viel
geringerer .Weise wie der Techniker und Baumeister.
Hierin liegt nun aber der Unterschied: Dem Handwerks-
meister wird nur das gelehrt, was er für sein spezielles
Handwerk braucht, während der Techniker das Bau-
gewerbe in seiner Gesamtheit kennen muß und der Unter-
richt dem entsprechend zu gestalten ist.
Damit aber die Meisterschulen keine minderwertige
Konkurrenz der Bauschulen werden und über ihre Auf-
gabe nicht hinausgehen, lehnte das Ministerium jede Er-
weiterung des Lehrplans ab, was auch in der letzten Sitzung
der Abteilung II der Zentralstelle für Industrie, Gewerbe
und Handel deutlich zum Ausdruck kam. Dort wurde
von dem Vertreter der Handwerkskammer Bamberg der
Antrag gestellt, die Meisterschule in Bamberg zu einer
dreikursigen auszubauen; der Referent des Kultusmini-
steriums Herr Ministerialrat Dr. P r e g e r wies dies aber
von vornherein zurück, im Hinblick darauf, daß sonst
wieder allmählich eine Annäherung an die Bauschulen
erfolgen würde, was unbedingt vermieden werden soll.
Was nun die kritisierte Abschlußprüfung bei den
Meisterschulen anbelangt, so soll der theoretische
Teil der Meisterprüfungen an diese Schule verlegt,
d. h. die Abschlußprüfung am Ende des II. Kurses soll
so ausgestaltet werden, auch in bezug auf die Zusammen-
setzung der Prüfungskommission, daß sie der Gewerbe-
ordnung entspricht; der praktische Teil der Meisterprüfung
bleibt davon unberührt.
Nachdem die Handwerkskammern, die sich gewiß
gegen die Wegnahme der ihnen hier gesetzlich zustehenden
Rechte mit allen Mitteln wehren würden, ihre Zustimmung
hierzu gegeben haben, so besteht auch für uns keine Ver-
anlassung, gegen diese Einrichtung Stellung zu nehmen.
Wenn der Verfasser weiter meint, daß solche Rechte
nicht einmal den fünfkursigen Bauschulen zustehen, so irrt
er sich hierin, denn die Abschlußprüfung an diesen Lehr-
anstalten ist ebenfalls dem theoretischen Teil der Meister-
prüfung gleichgestellt. (Einem Teil der theoretischen Prü-
fung! Die Schriftltg.) Hier möchte ich noch gleich anführen,
daß in der letzten Sitzung der Abteilung II der Zentral-
stelle vorgeschlagen wurde, bei der demnächst stattfinden-
den Regelung über die Führung des Titels „Bau-
meister" die Abschlußprüfung der Bauschulen als
,,B a u m e i s t e r p r ü f u n g" einzuführen. Es besteht die
Aussicht, daß diesem Vorschlag Rechnung getragen wird,
woraus zu entnehmen sein dürfte, daß man die Bauschulen
jetzt ebenfalls höher einschätzt als früher.
Was nun noch das Hervorheben der staatlicherseits
erfolgenden Unterstützung in der Ankündigung der Stadt
Frankenthal anbelangt, so verweise ich auf die Verordnung
vom 10. Mai 1905, welche die Gewährung staatlicher Zu-
schüsse an diese Schulen regelt.
Damit hoffe ich die Bedenken des Verfassers Verstreut
zu haben, und wir können es nur begrüßen, daß die Stadt
Frankenthal ihre frühere Baugewerkschule aufgehoben und
zu einer Meisterschule für Bauhandwerker umgestaltet hat,
weil nur durch die Verringerung der vielen technischen
Schulen einer Ueberfüllung im Technikerstande vorgebeugt
werden kann.
:: :: H :: II :: BRIEFKASTEN :: :: H H ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
fnteresse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
\X'ohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlulitag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leilung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 1S7. Ich möchte mich eingehend über das ^ogen.
Schiffshypothekenwesen unterrichten. Gibt es Literatur darüber?
Frage 188. Gibt es Städte, welche dem Leiter ihres Bau-
amtes gestatten, neben ihrer dienstlichen Tätigkeit ein Privat-
bureau zu betreiben? Evtl. wo ist dies der Fall?
Frage 189. Für eine kleine Restauration soll ein Eis-
behälter für ca. 12 bis 15 Fuder Eis unter Terrain so an-
gelegt werden, daß der anstoßende Bierkeller während der
Sommermonate genügend kühl gehalten werden kann. Der
Behälter soll ganz unter Terrain liegen, da zu einem Hoch-
bau keine Genehmigung erteilt wird. Ich bitte um nähere An-
gaben über die zweckmäßigste Ausführung eines solchen Kellers.;
Frage 190. Womit wird Steinholzfußboden am besten ge-
reinigt und sauber erhalten? Ist Parkettboden wachs geeignet?
Frage 191. Welche Erfahrungen hat man im Bau von
Traber-Rennbahnen gemacht? Welches Material eignet sich
am besten dazu? Es soll eine möglichst schnelle Bahn werden,
die der Witterung und dem Durchtreten der Pferdehufe bei
nassem Wetter möglichst widersteht (ohne Grasnarbe).
Frage 192. In einem Wohnhausneubau sind stark kalk-
und salzhaltige Steine verwendet worden, so daß damit zu
rechnen ist, daß später das Mauerwerk stark ausblüht, der
Putz abgetrieben Tind Anstriche und Tapeten verdorben werden.
Es sind nun Vorkehrungen zu treffen, um die in den Steinen be-
findlichen schädlichen Stoffe unwirksam zu machen. Ein län-
geres Stehenlassen des Hauses im Rohbau ist nicht möglich.;
Bei dem Außenputz sollen zunächst sämtliche Mauerflächen
wiederholt angenäßt und ausspringende Steine herausgestemmt
werden; dann soll der Putz in einer Stärke von 31/2 bis 4 cm
aufgebracht werden (Mischung 1 Teil Portlandzement una
2V2 Teile Flußs'and). Dem ersten 1 cm starken Bewurf soll
Preolit oder ein anderes wasserdichtendes Mittel zugesetzt
werden. Die Innenwände sollen vor dem Verputz ebenfalls
wiederholt genäßt und nach ausspringenden Steinen abgesucht
werden; ferner ist eine Bekleidung aus Putz auf dünnen Bims-
zementtafeln oder Falzpappe, Drahtziegelgewebe bezw. Asphalt-
lackanstrich gedacht. Kann wir einer der Herren Kollegen Aus-
I
574
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 36
kunft geben, ob bei dieser Ausführungsweise für eine dauernde
Haltbarl<eit des Putzes ohne schädliche Nebenwirlcungen garan-
tiert werden l<ann? Welche Schutzmittel werden sonst emp-
fohlen? Gegen die Verwendung der Falztafeln spricht der
Umstand, dab die Hohlräume Unterschlupf für Ungeziefer bieten,
gegen den Asphaltlackanstrich, daß er sich in der Hitze in der
Nähe der Oefen nicht bewähren wird, gegen den Ziegeldraht-
putz, daß er mit Zementmörtel ausgeführt werden muß und für
das Anbringen von Bildernägeln usw. Schwierigkeiten bietet,
gegen die Bimszementtafeln endlich, daß bei den Zimmergrößen
zuviel eingebüßt wird.
Frage 193. In einer kleinen Stadt von 5000 Einwohnern
ist die Erbauung einer Wasserleitung und SchwemmkanaHsation
beschlossen. Voraussichtlich wird aber gestattet werden, alte
Abortanlagen mit Fäkaliensammelgruben weiter zu benutzen,
wenn ihr Bauzustand nichts zu wünschen übrig läßt. Kann
man derartige Gruben in den Kanal entleeren, wenn man sie
durch Tonrohrleitung anschließt? Es wird angenommen, daß
die Verbindung mit dem Kanal für gewöhnlich durch einen
Schieber unterbrochen ist und daß vor der jedesmaligen Ent-
leerung die gesammelte Masse gehörig durchgerührt werden
muß. Ein Wasserzusatz bezw. Wasserspülung während der
Entleerung wäre nötigenfalls durch einen mit der Wasserleitung
zu verbindenden Schlauch leicht zu bewirken.
Frage 194. Welche Firmen richten komplette Eisenkonstruk-
tions-Werkstätten ein?
Zur Frage 174. Abfallender Putz einer Stützmauer. Die
in der Frage gemachten Angaben lassen die örtUchen Ver-
hältnisse nicht genügend klar erkennen. Vielleicht ist das Ab-
fallen des Putzes zurückzuführen auf Quellen, die hinter der
Stützmauer vorhanden sind. Für deren Ableitung muß zunächst
gesorgt werden. Dies kann auf folgende Weise geschehen.
Die Stützmauer wird auf ihrer Hinterseite etwa 1,0 m breit
frei gegraben und der vorhandene Putz (ev. nur so weit er
lose ist) abgeschlagen. Möglichst nahe über dem Terrain wer-
den in Abständen von 2,0 bis 3,0 m IV2 zöllige Gasrohre
quer durch die Mauer gelegt. Die Mauer wird dann auf
ihrer Vorderseite zuerst mit einem möglichst dünnen Zement-
mörtel überzogen, auf den nach seinem Erhärten der eigent-
liche Putz in Zementmörtel (möglichst 1 : 2) aufgebracht wird.
Nun erst wird die Stützmauer hinterfüllt, aber nicht mit dichtem
Boden, sondern mit Kies in der Weise, daß an der Hinterseite
der Wand selbst die größten Stücke zu liegen kommen.
Sß., 60 347, W-haven,
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen u.id Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. , O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichl<eiten usw.
sind überliaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Bezirksverwaltungen
Brandenburg. Humboldt-Akademie. Das neue Pro-
gramm für das 1. Lehrvierteljahr dieses Winters ist im Bureau,
Kurfürstenstr. 1661, von 1 bis 3 Uhr, in allen Filialen von
A. Wertheim, in den Buchhandlungen und öffentlichen Lese-
hallen kostenlos zu erhalten. Die Humboldt-Akademie ist als
älteste Volkshochschule auch dieses Mal bemüht gewesen, in
über 200 Lehrzyklen aus allen Wissensgebieten den geistigen
Bedürfnissen aller Stände gerecht zu werden. Neben Vor-
lesungen aus der bildenden Kunst, Musik und Literatur stehen
die Sprachkurse ausländischer und deutscher Dozenten, neben
Philosophie und Religionswissenschaft treten juristische und
volkswirtschaftliche Themen, neben die naturwissenschafthchen
Grundlehren die Gebiete der Technik und Medizin. Auch eine
besondere journalistische Abteilung ist der Humboldt-Akademie
angeschlossen. Die Dozentenschaft bemüht sich, auf streng
wissenschaftlicher Grundlage in gemeinverständlicher Form ihre
Vorträge aufzubauen. Alle Anfragen sind an das Zentralbureau,
Kurfürstenstraße 166 I (1 bis 3, VI, 8794), zu richten.
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung. Vorort: Bielefeld. Br.-A. :
Baupolizeiingenieur W. Langbein, Bielefeld, Ravensberger Str. 60.
Wir laden hiermit nochmals zum Bezirkstag in Bottrop
am 10. September d. J. ein; die Tageseinteilung ist in Nr. 34
der „Techn. -Zeitung" bereits veröffentlicht. Folgende Anträge
des Techn. Vereins Gladbeck werden noch bekannt gegeben:
Antrag I : Bei Stellenangeboten der Arbeitgeber im Stellennach-
weis der „Techn. -Ztg." soll dem Vorsitzenden des Vereins
im jeweiligen Aufgabeort umgehend die Adresse des betr.
Arbeitgebers mitgeteilt werden. Antrag II: Schrifthche Ein-
gänge, Zeitungsartikel usw., welche von Mitgliedern der
„Techn. -Ztg." eingesandt werden, sollen in die Zeitung auf-
genommen werden; falls sie zur Aufnahme nicht geeignet sind,
soll der Einsender benachrichtigt und ihm die Sendung zurück-
gegeben werden.
Norddeutsche Bezirksverwaltung. Zu dem am Sonnabend,
16., und Sonntag, 17. September, in den oberen Räumen des
Kasinorestaurant in Schwerin, Pfaffenstr. Nr. 3, stattfinden-
den 10. Bezirkstage laden wir hiermit alle angeschlossenen Ver-
eine und Einzelmitglieder ein. Tageseinteilung: Sonnabend,
16. September, abends 9 Uhr: Sitzung des erweiterten Vor-
standes; gleichzeitig Stimmführerkonferenz. Sonntag den
17. September: Abhaltung des Bezirkstages. Tagesordnung:
1. Eröffnung des Bezirkstages vormittags 9 Uhr. 2. Ersatz-
wahlen für den geschäftsführenden Vorstand: a) Vertreter der
Gruppe A, b) Vertreter der Einzelmitglieder, c) Vertreter des
Gesamtvorstandsmitgliedes. 3. Beratung der eingegangenen
Anträge. 4. Verschiedenes. Nach der Sitzung findet ein ge-
meinschaftliches Mittagessen statt. Kuvert trocken ca. 1,50 M
ohne Weinzwang. Anmeldungen zum Mittagessen werden bis
zum 12. September an den Kollegen Herrn Telegr^-Verwalter
Lindner, Schwerin, Steinstraße 2, erbeten.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
'Aachen. Technischer Verein. Br.-A. : F. J. Gatz-
weiler, Stoiberger Str. 9. — Samstag, 2. September, abends
8V4 Uhr, im Vereinslokale des ,, Berliner Hofes" Monats-Haupt-
versammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls.
2. Bekanntgabe der Eingänge und Beschlußfassung darüber.
3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Festlegung des Winter-
programms. 5. Verschiedenes und Beitragszahlung. — Sams-
tag, 9. September, abends 9 Uhr, Zusammenkunft im Restau-
rationszimmer des „Berliner Hofes"^ Zahlreiches Erscheinen
erwünscht.
Senden Sie noch heute
die Adressenkarte dieses Heftes ein!
Altona. .Techniker-Verein. Hauptversammlung:
Mittwoch, 6. September, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel,
Altona, Königstraße 186/188. Tagesordnung: 1. Geschäftliche
Mitteilungen. 2. Aufnalime neuer Mitglieder. 3. Bericht der
Kassenprüfer. 4. Technische Fragen. 5. Verschiedenes.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversamm-
lung ist Donnerstag den 14. September, abends präzis 9 Uhr,
in den Industrie-Festsälen, Beuthstraße 20. Vortrag des Herrn
Architekt Schubert, Redakteur der D. T.-Z., über „Neuere
Tendenzen in der Angestellten-Bewegun g". —
Sonntag den 3. September: Besichtigung der Sammlungen in
Schmetterlingshorst. Näheres in den Mitteilungen der Bezirks-
verwaltung Brandenburg. Freunde unseres Vereins sind als
Gäste willkommen.
Charlottenburg. Technischer Verein. Br.-A. : Jobs.
Dietze, Charlottenburg, Berliner Straße 60. Vereinslokal: Wii-
helinshof, Charlottenburg, am Wilhelmsplatz. — Die nächste
Hauptversammlung findet am Donnerstag, 7. September, abends
i/o9 Uhr, statt. Die Tagesordnung wird in der Versammlung
bekannt gegeben. Zur Aufnahme in den Verein haben sich
die Kollegen Matthäus, Westphal, Schüttauf und Müller gemeldet.
Die restierenden Beiträge sind spätestens bis zum 7. Sept. d. J.
an Koll. Fasterding, Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 93,
bestellgeldfrei einzusenden.
Charlottenbiirg. „Bauhütte C Ii n r 1 o 1 1 c n b u r g".
1. Vrs.: Friedrich Brinkmann, Charloltcnburg, Goethestr. 15.
1. Schriftf. : Rieh. Brennecke, Charlottenburg, Fritschestr. 40 111.
1, Kassierer: Alb. Papenzin, Charlottenburg, Wallstr. 47. \^ u. O.;
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
575
Jeden 1. Dienstag eines Monats im Logen-Restaur., Charlotten-
burg 1, Berliner Str. 61, Ecke Kirchhofstr. — Dienstag, 5. Sept.,
abends Punkt 8V2 Uhr, findet im Vereinslokal die nächste Monats-
Hauptversammlung statt. Die Tagesordnung ist in dem Ver-
kündigungsblatt der Bezirksverwaltung Brandenburg bekannt ge-
geben worden. Sollte ein Mitglied dieses Blatt nicht erhalten
haben, so wolle taan dies umgehend Herrn Kollegen A. Dieter,
Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5, mitteilen, an dessen Adresse
auch alle Mitteilungen bezüglich Wohnungsänderungen zu senden
sind. Da in der nächsten Versammlung unter Punkt „Verbands-
und Vereinsangelegenheiten" sehr wichtige Beschlüsse für die
Winterarbeit gefaßt werden müssen, ist es unbedingte Pflicht
eines jeden Kollegen, auch ohne nochmalige schriftliche Ein-
ladung pünktlich zu erscheinen. Insbesondere wolle man auch
Kollegen, welche dem D. T.-V. noch fernstehen, zu unseren
Versammlungen einladen. Herr Gustav Krüger ist zum Ehren-
mitglied unseres Vereins ernannt worden.
Friedberg i. H. Techn. Verein. Br.-A. : H. Pollex,
Kaiserstr. 154. — Die außerordentliche Hauptversammlung vom
16. August hat den geselligen Vereinsabend auf jeden ersten
Donnerstag nach dem 15. im Monat, 9 Uhr abends, im Vereins-
lokal festgesetzt. — Nächste Monatsversammlung am Samstag,
2. September, 9 Uhr, im Vereinslokal Probst. Tagesordnung:
1 . Vortrag des Koll. Rüster über „Kanalisationen",
2. Geschäftliches. 3. Bericht über die Gesamtvorstandssitzung
vom 20. August in Frankfurt. 4. Aufnahme neuer Mitglieder.
5. Verschiedenes. Die Mitglieder werden um pünkthches Er-
scheinen ersucht. Zu dem Vortrag sind Einzelmitglieder und
Freunde des Vereins herzlichst eingeladen.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 5. September, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürgerkasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme
von Mitgliedern. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes. —
Die Herren Vereins- und Verbandskollegen werden gebeten,
Adressenänderungen unverzüglich dem Herrn Schriftführer Weber
mitzuteilen. Gleichzeitig werden die Herren Vereins- und Ver-
bandskollegen gebeten, die fälligen Vereins- und Verbands-
beiträge in den Vereinssitzungen zu bezahlen.
Hanau. Techniker-Verein. Donnerstag, 7. Sept.,
abends 1/39 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal „Hotel
zum Riesen". Tagesordnung: 1. Verlesung der Eingänge.
2. Bericht über die außerordentliche Sitzung des Gesamtvor-
standes der M. B.-V. Frankfurt a. M. 3. Abschiedsfeier der
scheidenden Kollegen vom Eisenbahnregiment. 4. Besprechung
über Vorträge. 5. Vereinsangelegenheiten.
Ilmenau. Technischer Verein. Die nächste Monats-
versammlung findet am Freitag, 8. September, abends 8V2 Uhr,
im Vereinslokal „Deutscher Kaiser", Bahnhofstraße, statt. Tages-
ordnung: 1. Verlesung und Genehmigung des Protokolls. 2. Be-
richt über das am Sonntag, 13. August, stattgefundene Ver-
gnügen im Kurhotel Langewiesen. 3. Neuwahl des Schrift-
führers und 2. Vorstandes. 4. Erledigung der Eingänge. 5. Ver-
schiedenes. Die Herren Vereins- und Verbandskollegen werden
nochmals gebeten, die fälligen Beiträge endgültig bis zur nächsten
Hauptversammlung an Herrn Kassierer A. Hopf, Bismarckstr. 17,
zu entrichten. Gäste sind herzlich willkommen. Um voll-
zähliges und pünktliches Erscheinen wird dringend gebeten.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
(O.-S.) und Umgegend. Br.-A.: Bauingenieur H. Spiller,-
Holterstr.- — Nächste Hauptversammlung Mittwoch, 6. Sept.,
SVo Uhr, im „Pschorr-Bräu", August-Schneider-Straße. Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen. 3. Interne Vereins-
angelegenheiten. 4. Wahl eines Vertreters zur Teilnahme an
der Wanderversammlung in Myslowitz (siehe Bekanntmachung
der Bez.-Verw. O.-S. Nr. 35 der D. T.-Z.). 5. Besprechung eines
Herbstvergnügens. 6. Verschiedenes. Wir bringen in Erinne-
rung, daß laut Versammlungsbeschluß vom 16. August für den
Unterstützungsfonds der Marinetechniker ein Extrabeitrag von
mindestens 1 M pro Mitglied erhoben wird, jedoch sind höhere
Beträge erwünscht. Wir bitten, soweit die Beträge noch nicht
gezahlt sind, dieselben mit den evtl. rückständigen Beiträgen
umgehend an unseren Kassierer, Koll. K. Richter, Gustav-Freitag-
Straße Nr. 6, einzusenden. Gäste willkommen.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ing., Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Am 1. und 3. Donnerstag eines
jeden Monats, abends 8V2 Uhr, im „Patzenhofer", Falckstr. 12.
Nächste Mitgliederversammlung: 7. September. Tagesordnung:
1. Protokollverlesung der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen.
3. Eingänge. 4. Verbandsangelegenheiten: a) 10. Bezirkstag am
17. September d. J. in Schwerin; b) Beratung der Anträge;
c) Festlegung der Tagegelder für die Abgeordneten; d) Wahl
der Abgeordneten; e) Wahlvorschläge: 1. Gruppenvertreter der
Gruppe A im geschäftsführenden Bezirksvorstand, 2. Stellen-
vermittler der Industrie für die Stellenvermittlungszentrale
Kiel. 5. Sonstiges. Wegen der überausi wichtigen Tages-
ordnung erhoffen wir heute besonders starke Beteiligung. Im
besonderen glauben wir annehmen zu dürfen, daß wegen
Punkt 4 e, 1 der heutigen Tagesordnung die zur Gruppe A
gehörigen Mitglieder vollzählig erscheinen werden. Im be-
sonderen geben wir den verehrlichen Mitgliedern bekannt, daß
uns die Rathausneubauverwaltung die Besichtigung des Rathaus-
neubaues für Sonntag, 3. September d. J., gütigst gestattet hat.
Die Führung übernimmt Herr Kollege Suhr. Treffpunkt: Neu-
markt. Zeit: 91/2 Uhr vormittags.
Königsberg i. Pr. Technischer Verein. Vrs. und
Br.-A.: P. Ruhnau, Königsberg i. Pr., Philosophendammg. 3 II.;
Nächste Sitzung am Donnerstag, 7. September, abends 8V2 Uhr,
im Vereinslokal (Jubiläumshalle). Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Mitgliederbewegung. 3. Vereins- und Verbandsangelegen-
heiten. 4. Verschiedenes. Die Kollegen werden gebeten, recht
zahlreich zu erscheinen. Gäste herzlich willkommen.
Mannheim. Technischer Verein. 6. Sept., abends
9 Uhr, Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Protokollver-
lesung. 2. Neuwahl eines 2. Schriftführers. 3. Neuwahl eines
3. Ballotage-Mitgliedes. 4. Aufnahme neuer Mitglieder: Herr
Bräuning (Verb. -Mitgl.), Herr Bruhn, i. F. Oberrh. Eisenb.-Ges.
5. Erledigung der Eingänge. 6. Verschiedenes. 27. September
Vorstandssitzung.
A'^ iirnberg. Technikervereinigung. Vrs. u. Br.-A. :
K. Polster, Schreyerstr. 14. V. u. O. : Jeden Mittwoch, abendsi
8V2 Uhr, in der Rest. Theod. Körner, Insel Schütt. — Am Mitt-
woch, 6. Sept., findet im Vereinslokale Monatsversammlung statt.
Tagesordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Ein-
lauf. 4. Bericht über die letzte Sitzung des sozialen Ausschusses
und Stellungnahme zu den Gemeindewahlen. 5. Sonstiges. In
Anbetracht der wichtigen Tagesordnung ersuchen wir um all-
seitiges Erscheinen. Ab September wird die Vereinstätigkeit
wieder im vollen Umfange aufgenommen. Eine große Zahl
von Vorträgen usw. ist vorgesehen und der kommende Winter
verspricht ein in jeder Beziehung abwechslungsreiches Vereins-
leben. An den Mitgliedern ist es, die Vereinsleitung durch
allseitigen und regelmäßigen Besuch zu unterstützen.. Näheres
wird durch Rundschreiben bekannt gegeben.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Eberl, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum Prinzen.
Monatsversammlung am Mittwoch, 6. September 1911, abends
8V2 Uhr, im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Aufnahme
neuer Mitglieder. 2. Verbandsangelegenheiten. 3. Verschiedenes'.
Sonneberg, S.-M. Techniker-Verein. Br.-Adresse :
R. Glaser, Sonneberg S.-M., Coburger Straße 23. V. u. O. :
Jeden 1. Sonnabend eines Monats im Vereinslokal, Hotel „Zum
Kaiserhof". Nächste Versammlung Sonnabend, 2. September,
abends ^Iß Uhr. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Auf-
nahmen. 3. Eingänge. 4. Verschiedenes.
Stettin. Technischer Verein. Hauptversammlung
Donnerstag, 7. September, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal
Restaurant „Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung:
1. Mitteilungen und Eingänge. 2. Aufnahmen. Gemeldet Herr
E. Wiehle. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Technische Fragen.
5. Verschiedenes. — Der Verein „Espero" veranstaltet Mitte
September einen Kursus in der Hilfssprache Esperanto und sind
unsere Mitglieder zur Teilnahme eingeladen. Der Unterricht
ist frei und bitten wir um gefl. Anmeldungen an unseren Vor-
sitzenden, Herrn Rud. Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A. : M. Lindemann, Witten-
berg (Bezirk Halle), Bürgermeisterstr. 4. — Monatsversamm-
lung 2. Sept., abends 9 Uhr, im Vereinslokale „Brauerei Mai-
waldt". Coswiger Straße 23. Tagesordnung: 1. Verlesen des
Versammlungsberichtes'. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Ein-
gänge. 4. Verschiedenes (Beschaffung von Liederbüchern). Die
rückständigen Beiträge sind an dem Versammlungsabend an
den Kassierer abzuführen.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. Motiv, Bauhütte Dresden. Vrs. : Bau-
meister Eugen Pönisch, Dresden-Trachau, Schützenhofstr. 11.
Kassierer: Baumeister Richard Gladewitz, Dresden-N., Konrad-
straße 10. — Mittwoch, 6. September, findet im Vereinslokal,
Kleiner Gewerbehaussaal, Monats - Hauptversammlung statt.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Genehmigung des Herbst-
und Winterprogramms des Vergnügungsausschusses, des Aus-
schusses für Wissenschaft u;id Kunst, sowie des sozial- und
wirtschaftlichen Ausschusses. 3. Aufnahme neuer Mitglieder.
4. Verschiedenes. Um zahlreichen Besuch zu dieser Ver-
sammlung wird gebeten, ebenso um Einführung neuer, dem
Verein und Verband noch fern stehender Kollegen ersucht.
Jedes Mitglied muß werben, der Erfolg wird nicht ausbleiben!
576
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 36
Gleichzeitig wird auf § 5, Abs. 3 der Satzungen, Bezahlung
der Beiträge betr., besonders aufmerksam gemacht. Die Adresse
des Kassierers ist am Kopfe dieser Bekanntmachung angegeben.
Stettin. Stettiner Bauhütte. Vrs. u. Br.-A. : Paul
Beyer, Oberwiek 70 II. — Hauptversammlung am 7. Sept. d. J.
im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder Str. Nr. 12Q.
Beginn abends Q Uhr. Tagesordnung: 1. Verlesung des Pro-
tokolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Verlesung der Eingänge. 4. Vereinsangelegenheiten. 5. Ver-
schiedenes. 6. Fragekasten. Um zahlreiches, pünktliches Er-
scheinen wird gebeten. — Ferner zur Kenntnis, daß nunmehr
bestimmt Sonntag, 3. Sept., die Besichtigung des hiesigen Re-
gierungsgebäudes an der Hakenterrasse stattfindet^ Treffpunkt
um Uhr an der Hauptfront des Gebäudes,
Beachten Sie den Leitartikel
und vergessen Sie nicht die Postkarte
=== sofort einzusenden. ===
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs.: Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O.: Jeden ersten Alittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Unsere nächste Vereinsversamm-
lung findet am Mittwoch, 6, September, abends pünktlich 8V2 LJhr,
im Vereinslokale statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches.
2. Reichsmarineamt gegen die Techniker. 3. Solidaritätsbeitrag.
4. Bericht über die Wanderversammlung des D. T.-V. in Dresden.
5. Verbands- und Vereinsangelegenheiten. 6. Verschiedenes.
Unsere Vereinskollegen bitten wir, uns auch in diesem Winter-
semester durch zahlreichen Besuch unserer Veranstaltungen zu
unterstützen, gilt es doch in der Winterkampagne wieder, frank
und frei für unseren Deutschen Techniker-Verband einzutreten,
zum Wohle unseres Technikerstandes. Gleichzeitig verweisen
wir nochmals auf den Versammlungsbeschluß vom 5. April 1911,
wonach das Verbandseintrittsgeld für neueintretende Industrie-
techniker, welche sich uns anschließen, von dem Verein bezahlt
wird. Wir bitten alle Mitgheder, noch nicht organisierte Kol-
legen auf diesen Beschluß aufmerksam zu machen.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Br.-A.: Ing. O. Baumgart, Dresden-N., Leip-
ziger Straße 38. Vereinslokal: Gewerbehaus, Ostra-Allee. —
Freitag, 8. September, Monats-Hauptversammlung im Vereins-
lokal. Beginn Punkt i/oQ Uhr. Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. „Mitteilungen über
neue Gießverfahre n." Referent: Kollege H. E c k a r d t.
4. Verschiedenes und Fragekasten. Alle Mitglieder werden
dringend gebeten, an dieser Versammlung zu erscheinen und
dem Verein noch fernstehende Kollegen zuzuführen, Gäste
herzlich willkommen.
Leipzig. Techniker-Verein. V. u. O.: Jeden Alitt-
woch im Restaurant „Bayrische Krone", Jakobstr. Nr. 2. —
Mittwoch, 6. September, Hauptversammlung. Besprechung wich-
tiger Verbands- und Vereinsangelegenheiten. Erscheinen eines
jeden ist Pflicht. — Sonnabend, 9. September, Besichtigung
der Weinkellereien und Speicher der heimischen Weingroßhand-
lung von Gotthelf Kühne. Treffpunkt abends pünktlich 7 Uhr
am Eingang der Kellereien, Dessauer Str. Nr. 6,
Staatstechniker.
Landcsvcrcin Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstraße 41 II. —
Mittwoch, 6. Sept., abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißner
Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches.
2. Landesvereinssachen. 3. Fachvortrag des Herrn Kollegen
Bm. 1. Kl. R a b e n e r über: „DieBedeutungderEisen-
bahnen im Krieg e". 4. Standesangelegenheiten. 5. Verein
Sächs. mittl. Staatstechniker. 6, Verschiedenes. 7. Steno-
graphiekursus,
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsmitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2536 Stettin sof. alt. Bt., gew. Arch.-Zeichn., m. gut.
Umgangsform., zur Anfertig, v. Entwürf., Abrechn., Ausschreib.
V. "Arbeit, u. zur Bauleitg. Bewerb. muß auch den Chef vertret.
können. Dauernd. Ang. m. Zcugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Zweigst. Stettin an Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
2625 Dresden sof. tücht. T., etwa 30 J. alt, gew. Zeichn.j
m. Kostenanschl. u. stat. Berechn. bew., fern, in Tonwarenfabr.,
Ziegeleien u. Industrie-Brennöffenb. 180 bis 200 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Dresden an Hn. H. Mirtschin,
Burgsdorfstr. 7.
2727 Hanau, f. d. Neub. ein. Kasernements drei erf. T.
z, Entwurfsbearbeitg. auf 3 bis 4 Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Frankfurt a. M. an Hn. Joh. Wühr-
mann, Frankfurt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
2728 Greiz, Baugesch. sof. T., m. Erf. in Abrechnungs-
arbeit, u. im Entwerf. v. Wohnhaus, usw. Bis 150 M. Ang.
m, Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2732 Schöneberg b. Berlin sof. j. strebs. Bt., mögl. Abs.
Berlin. Schule. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2733 Gemeindebauamt bei Berlin sof. tücht. Bt., 25 bis
30 J. alt, gut. Statik., m. Kenntn. im Eisenbeton u. Erf. bei
Beh. Dauernd. 200 bis 220 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2734 Charlottenburg sof. j. Bt. 120 bis 150 M. Ang. m,
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2735 Waidmannslust b. Berlin sof. j. T., gel. Zimm., a.
4 bis 8 Woch. 140 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2736 Graudenz sof. tücht. Bt., z. Bearbeitg. d. umfangreich,
baupolizeilich. Dienstgesch. (Prüfg. d. Hoch- u. Tiefbaugesuche,
Revision d. Privatbaut, usw.), gut. techn. Vorbildg., archit.
u. städtebaulich. Verständn. sow. Sicherh. in d. Prüfg. stat.
Berechn., auch v. modern. Konstr. erforderl. Anfangsgeh. 3000 M
steigend von drei zu drei J. bis 4200 M. Feste Anstellg. in
Auss. Ang. schnellst, m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Danzig
an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
2737 Swinemünde, Maurermstr. sof. tücht. T. a. ca. 6 Woch.
Ang. in. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Stettin an
Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E,
2738 Dresden, Fabr. f. Feuerungs- u. Heizungsanlag. sof.
Bt., m. Erf. im Bau von Ziegeleien, Tonwarenfabr., sowie
Brennöfenb. f. d. Keramik, auch f. Bewerb., der sich evtl.
einarbeit. will. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-
Term. Zweigstelle Dresden an Hn. H. Mirtschin, Dresden,
Burgsdorfstr. 7.
2739 Schrimm i. Pos., Kgl. Beh. sof. Bt., d. bereits mögl.
bei Hochbauämt. tätig war, z. Hilfeicistg. bei Entwurfs- u.
Abrechnungsarbeit., a. mehr. Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Posen an Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
2740 Prov. Posen, Kgl. Hochbauamt sof. Bt., selbst. Arbeit.,
Abs. ein. ancrk. Bgw.-Schule, d. mögl. schon bei Beh. tätig
war. Bis 160 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. polizeilichem
Führungsattest Zweigstelle Posen wie unter 2739.
2741 Cassel sof. T. als Sekr., der in freier Rede u. schriftL
Ausdruck alle das Handwerk betr. Frag, beherrscht u. in einf.
Heft 36
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
V
stat. Berechn. n. unerf. ist. Gel. Zimm. bevorz. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Cassel an Hn.
F. Thielke, Roonstr. 44.
2742 Großherzogt. Oldenburg, städt. Beh. sof. jüng. Bt. auf
mehr. Mon. Bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Zweigst. Bremen an Hn. O. Krause, Neustadts, Contrescarpe 70.
2743 Gleiwitz O.-S., Maurermstr. sof. tücht. Bt., m. all.;
vorkommend. Arbeit, vertr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. ,94.
2744 Kaiserslautern sof. j. Bt. m. 4- bis 5 jähr, prakt. Tätig
keit a. 4 bis 6 Mon. 130 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigstelle Kaiserslautern an Hn. Otto Braun, Barbarossastr. 37.
2745 Kreisbaumstr. in d. Nähe v. Frankfurt a. JVl. sof. jüng.
T., gut. Zeichn., f. Eisenbahnbau, Hochbau u. Aufstellg. v. Flucht-
lienienplän. 120 M. Ang^ m. Zeugn.-Abschr. an Hn. Farr,
Gelnhausen, Barbarossastr. 8 z. Weiterbefördg.
2746 Zeitz, Maurermstr. sof. t. ält. T., zun. aushilfsweise,
evtl. dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94.
2766 Prov. Sachsen, gr. Masch. -Fabr. z. 1. 10. er. t. Archi-
tektur-Zeichn. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Magdeburg
an Hn. P. Herrmann, Kruppstr. 12.
2767 Prenzlau, Beh. z. Aufstellg. ein. ausführl. Entwurfs
u. z. Anfertig, v. Ausführungszeichn. zum Neub. ein. Pächter-
wohnhauses sof. gew. T., auf zun. 2 Mon. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2768 Maldeuten i. Ostpr., A.-G. z. 1. 10. tücht. Bt., mögl.
gel. Zimm., saub. Zeichn. u. zuverlässig, im Veranschl. Dauernd.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Königsberg i. Pr.
an Hn. L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
2769 Stadtbauamt ein. mittl. Stadt bei Dortmund sof. T., der
bereits bei ein. Verw. tätig war. 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Antr.-Term. an Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2770 Westfalen, gr. M.-Fabr. baldigst Bt., d. n. Angab, u.
Vorlag, fl. zeichnet. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen wie unter 2769.
2778 Körlin a. P. sof. j. Bt», a. 2 bis 3 Mon., z. Beaufsichtig,
u. Besorg, d. Geschäfte klein. Baulichkeit, bei d. Ueberland-
zentrale. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Stettin
an Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
2779 Lehe, Arch. -Bureau sof. zuverlässig. T., im Entwerf.,
Statik u. Kostenanschl. bew. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigstelle Bremen an Hn. O. Krause, Neustadts Contres-
carpe Nr. 70.
2780 Berlin, Baugenossensch, sof. tücht. Bt., fl. Zeichn.,
im Entwerf. v. Skizz., Landhäus. u. Polizeiplän. erf. 150 bis
200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2781 Nowawes, Baugesch. sof. jüng. Bt., gel. Zimmerer,
speziell für Baust., auf einige Mon., evtl. läng. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2782 Kiel, Baugesch. sof. erf. T. f. Bureau u. Baust. Zirka
180 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Kiel an
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Wasser- und Heizungsanlag. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2777 Berliner Firma sof. fl. Zeichn. m. Erf. in Gas- u.
Wasseranlag. Vorüberg. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
B. für IndustrieangestelJte.
Maschinenbau.
2287/88 Zwickau, Masch. -Fabr. sof. Mt., bis 25 J. alt, f.
Ziegelei- u. Zerkleinerungsmasch. 120 bis 150 M;
desgl. erster Konstr., 28 bis 35 J. alt, f. Dampf- u. Berg-
werksmaschinen. 250 bis 280 M. Ang. f. beide Vakanz, sind
n. vorher. Anfrage b. d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94, nach der Adresse der Firma direkt an dieselbe zu rieht.
2367 Erzgebirge, klein. Ort sof. j. T. bezw. Zeichn. Bis
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grafenstraße 94.
2588 Dortmund, Dampfkesselfabr. z. 1. 10. 1911 erst. Konstr.
f. d. Abteiig. Kesselb. 200 M u. mehr. Ang. sind n. vorherig.
Anfr. b. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86, nach der Adresse der Firma direkt an
dieselbe zu richten.
2720 Dortmund z. 1. 10. 1911 f. d. Abteiig. Eisenhoch- und
Brückenb. tücht. T., m. Werkstattzeichn. u. Materialauszügen
bew. 180 M. Ang. sind n. vorherig. Anfr. b. d. Geschäfts-
stelle Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86, n. d.
Adresse der Firma direkt an dieselbe zu richten.
2721 Regierungsbez. Bromberg, Signalbauanstalt sof. j. Mt.
120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bromberg an Hn.
H, Neudahl, Mittelstraße 48.
2722 Norddeutsch. Röhren- u. Blechschweißwerk sof. jüng.
T., militärfrei, f. Betriebsbuchhaltg. u. Nachkalkulation, in Röhren-
fabr. usw. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bremen
an Hn. L. Seipgens, Lutherstr. 21.
2723 Berlin, Eisengießerei f. d. Abteiig. Industrieöfenb. sof.
tücht. Ing. z. Leitg., m. gründl. Kenntn. im Bau v. Verbrennungs-
öfen, Glühöfen usw. Bewerb. muß d. Betrieb derartig. Oefen
m. Halbgas- und Rohölfeuerung gründl. kenn. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2724 Hannover, Masch. -Fabr. sof. jüng. Mt. m. einig.
Kenntn. i. d. Hartzerkleinerungsbranche u. im allg. Maschinenb.
130 M und mehr. Ang. sind nach vorherig. Anfr. bei Hn.
W. Rummel, Hildesheim, Langerhagen 2, n. d. Adresse d. Firma
direkt an dieselbe zu richten.
2725 Rheinland, Masch.-Fabr. z. 1. 10. 1911 Konstr. f. Eisen-
konstr. Ca. 200 M;
desgl. Konstr. für Wasserbehält. Ca. 200 M. Ang. sind
n. vorher. Anfrage b. d. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86, n. d. Adresse der Firma direkt an
dieselbe zu richten.
2749 Oberschöneweide b. Berlin sof. mehr. jüng. Meßtechn.
ni. etwas Praxis f. Kabelmessung, u. Prüffeld. Ang. m. Zeugn.-
Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. Haupstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2750 Magdeburg, mittl. Masch.-Fabr. z. 1. 10. 1911 Konstr.
f. allg. Masch, -Bau u. Zuckerf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigst. Magdeburg an Hn. P. Herrmann, Magdeburg-S.,
Kruppstraße 12.
2751 Magdeburg, gr. Masch.-Fabr. z. 1. 10. 1911 tücht.
Konstr. f. Armaturenbau. Bis 2400 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Magdeburg wie unt. 2750.
2752 mittl. Masch.-Fabr. Nähe Magdeburgs baldg. Konstr.,
mögl. aus d. Schreibmaschinenbranche. Dauernd. Ang. m.
Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. Zweigst. Magdeburg
wie unter 2750.
2753 Prov. Sachsen, gr. Masch.-Fabr. baldigst Konstr. f.
Hartzerkleinerung. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Magdeburg
wie unter 2750.
2754 Görlitz, Masch.-Fabr. z. 1. 10. 1911 ein. Ing. und ein.
Mt. als Konstr. f. d. Dampfmasch. -Bureau. 120 bis 160 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2755 Stettin, Oelmühle z. 1. 10. 1911 Betriebsass. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. (ca. 180 M) Zweigst. Stettin
an Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
2756 Chemnitz, zum 15. 9. 1911 bezw. 1. 10. 1911 Zeichn.
od. T. f. Dampfmaschinenb. 120 bis 130 M;
desgl. jüng. Ing. 130 bis 150 M;
desgl. 2 tücht. Ing. 150 bis 200 M;
desgl. 1 Ing. od. T. f. Kühl- und Eismaschinenb. 120
bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2757 Berlin, Fabr. f. Gasanstaltsbedarf sof. jüng. T., tüchtig
u. gew., selbst. Arbeit., bew. in Dreherei, Schlosserei, Lohnwesf.
u. Werkstattzeichng. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94,
VI
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 36
2758 Darmstadt, Masch, -Fabr. sof. od, spät. jüng. T., evang.,
gel. Schloss. od. Maschinenbauer. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Frankfurt a. M. an Hn. Joh. Wührmann, Franfurt
am Main-Bk., Adalbertstraße 73.
2759 Neisse, Eisengieß. sof. Werkzeugmaschinenkonstr.,
ca. 30 J. alt, z. Ueberwachung d. techn. Bureaus u. Kontrolle
der angefertigt. Zeichn. Dauernd. Ca. 275 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2773 Königr. Sachs., Transportgerätefabr. sof. T., fl., saub.
Zeichn., m. guten Kenntn. in Festigkeitslehre, zuverlässig.
Kalkulator, Tätigk. in landwirtschaftl. Masch. -Fabr. od. Eisen-
gießerei erwünscht. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2774 Rheinland, Eisenwerk sof. j. T. m. Bureaupraxis im
Walzwerksbetr. a. ein bis zwei J. 150 M, bei gut. Leistg.
schnell steigend. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rhein-
land und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2776 Kottbus zum 1. 10. 1911 tücht. Mt., mögl. m. Erf.
in Textilmasch.- od. Armaturenb. 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2786 Freiburg i. Schlcs., Masch. -Fabr. sof. T., mind. 25 J.
alt, m. Erf. im Kalkulationswes., im Bau u. in Reparaturen von
landwirtschaftl. Masch., sowie im Auftrag. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Breslau an Hn. E. Reußncr,
Breslau 8, Wpbskystr. 11.
2787 rhein. Dampfkessel- u. Masch. -Fabr. sof. bezw. zum
1. 10. 1911 mehr, durch, tücht. T. 150 bis 200 M. Ang. sind
n. vorher. Anfr. b. d. Geschäftsstelle Rheinland u.' Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86, n. d. Adresse der Firma direkt an
dieselbe zu richten.
2788 Wismar i. M., Masch. -Fabr., Metallgieß., Kupfer-
schmiede u. Heizungsanlag. sof. tücht. jüng. T. Ca. 130 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. schnellstens Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2791 Braunschweig z. 1. 10. 1911 jüng. Mt. f. d. Betriebs-
bureau m. mehrjährig. Bureaupraxis. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Braunschweig an Hn. Janschek, Pestalozzistr. 19.
Eisenkonstruktion.
2762 Fabr. f. Eisenhochb. b. Berlin sof. zwei Eisenkonstr.
m. mehrjährig. Bureaupraxis, im Eisenhoch- u. Brückenb. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Haufitstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
2763 Südende b. Berlin zwei tücht. Eisenkonstr. in mittl.
Jahr., m. Erf. in Eisenkonstr. u. Kenntn. in Statik. Dauernd.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2775 Rheinland, Eisenkonstr.-Firma sof. Projektzeichn.
120 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rhein-
land und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2789 Zweibrücken i. Pfalz sof. 2 Konstr. f. allg. Blech-
u. Eisenkonstr. zu Hochofengasreinigungen (Rohrleitg. in Blech
m. all. Zubehör für Hochofenanlag.). Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Kaiserslautern an Hn. O. Braun, Barbarossastr. 37.
2790 Braunschweig, A.-G. z. 1. 10. 1911 Ing., d. n. Angab.
Montagegerüste f. Eisenkonstr., Hoch- u. Gasbehält, ausarbeit,
kann. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Braunschweig an Hn.
Janschek, Pestalozzistraße 19.
Heizungstechnik.
2760 Berliner Firma sof. Heizungst. 130 bis 150 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
2761 Halle a. S., Fabr. Heizungsanlag. sof. tücht. T. m.
gut. Hand- u. Rundschrift f. Anfangsstllg. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Halle a. S. aji Hn. W. Schleen-
voigt, Ladenbergstraße 57.
2792 Reutlingen z. 1. 10. 1911 erf. Ing. f. Zentralheizg., d.
m. all. vorkommend. Arbeit, vollständig vertr. ist und selbst,
handeln kann. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Stuttgart an Hn, H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstr. 14.
Elektrotechnik.
2764 Charlottenburg, Dipl. -Ing. sof. jüng. T., d. speziell
neuerfundene elektrische Apparate Interessenten vorzuführ. hätte.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2765 Freiburg i. B., elektrotechn. Bureau sof. jüng. T.
f. Montageleitg. bei elektrisch. Installation. Dauernd. Ca. 120 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Karlsruhe an Hn. Rob.
Jais, Sofienstraße 89.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 2554 (Werden). 2580
(Berlin). 2726 (Berlin). 2534 (Landeshut). 2534 (Breslau).
2529 (Breslau). 2525 (Berlin). 2376 (Berlin). 2510 (Werms-
dorf). 2001 (Würzburg). 2446 (Düsseldorf). 2408 (Wieters-
heim). 2421 (Hannover). 2655 (Delitzsch). 2616 (Halle). 2456
(Birnbaum). 2525 (Berlin). 2501 (Berlin). 2210 (Dortmund,
d. 2 Mitgl.). 2674 (Berlin). 2383 (Brandenburg). 2411 (Königs-
brück). 2250 (Frankfurt a. M.). 2574 (Gera). 2213 (Bonn).
2772 (Danzig). 2431 (Wilmersdorf). 2555 (Remscheid).
Erledigt: 2626 (Oberglogau). 2517 (Münster). 2677
(Berlin). 2455 (Posen). 2358 (Plötzensee). 2730 (Wilmersdorf).
2278 (Dortmund).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
0380. 51115. 54221. 52486. 57539. 54799. 49945. 31684.
41030. 57962. 55609. 47231. 33205. 57782. 48376. 59719
57340. 60307. 41786. 40887. 60217. 58046. 61266. 54378.
12455. 55609. 48334. 58524. 52654. 61982. 45461. 50706.
61984. 62319. 60308.
Jüng. Bautechniker
flotter Zeichner, auf etwa 3 Mon.
für möglichst sofortigen Antritt
gesucht. Gesuche mit Gehaltsan-
sprüchen werden an den Stadtrat
Borna b. Leipzig erbeten.
Borna, am 23. August 1911.
Der Stadtrat.
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Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 37 sdinftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 9. September 191 i
Inhalt: Entwicklungstend -nzen und ihre Forderungen - Wettbewerbsarbeit zu einem Volksbrause- und Schwimmbad in Tilsit - Das Maschinenprobleni im induUrielleti
Großbetrieb - Ueber die Nachteile fehlerhaften Ziegelmauerwerks - Vom alten und neuen Mittelstand - Unsere Verbandsstalistik - Wirtschaft und Leben —
Standesbewegung - Schulfragen — Büchersch.-.u - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Entwicklungstendenzen und ihre Forderungen*)
Tief verankert in den Existenznotvvendigkeiten der
modernen Gesellschaft, wie die soziale Politik und soziale
Gesetzgebung sind, würde es ein mangelhaftes Verständ-
nis ihrer Bedeutung beweisen, wenn man diese aus
Kämpfen geborenen, in Kämpfen sich entfaltenden Expo-
nenten der gesellschaftlichen Mächte nach augenblicklichen
Situationen beurteilen wollte. Momentaner Stillstand, selbst
rückläufige Bewegung können sehr wohl Symptome später
mit gesammelter Energie vorwärtsstürmender Kräfte sein.
Erkenntnis der die Entwicklung der Gesellschaft bestim-
menden Elemente, der in ihr wirkenden materiellen und
geistigen Faktoren, nicht zuletzt der ökonomischen und
gesellschaftlichen Veränderungen ermöglichen erst ein
klares Urteil über die konkrete Lage und die gegebenen
Voraussetzungen für die Fortschritte einer von sozialen
Gesichtspunkten geleiteten Politik und Gesetzgebung.
Solche Einsicht kann im vollen Maß nur die Wissenschaft
bieten auf Grund ihrer Methoden und der ihr zu Gebote
stehenden Hilfsmittel, unter denen die Statistik eines der
wichtigsten ist.
Deutschland besitzt in den seit 1871 veranstalteten
Volkszählungen und den Berufs- und Betriebszählungen
vom 5. Juni 1882, 14. Juni 1895 und 12. Juni 1907 das
erforderliche Material für die Beurteilung der gesellschaft-
lichen Entwicklungstendenzen. Diese Berufszählungen sind
bei aller UnvoUkommenheit um so geeigneter zur Be-
antwortung entscheidender Fragen der sozialen Politik und
Gesetzgebung, als bekanntlich die erste Berufs- und Be-
triebszählung in direktem Hinblick auf die in der kaiser-
lichen Botschaft vom 17. November 1881 angekündigten
sozialen Reformen veranstaltet worden ist. Dank dieser
Statistik ist es möglich, die berufliche und soziale Gliede-
rung des deutschen Volkes wie die Organisation des Pro-
duktionsprozesses in wesentlichen Zügen zu erkennen, und
nicht nur den Stand der Dinge im Zeitpunkt der Zäh-
lungen, sondern durch Vergleichung der Ergebnisse auch
ihre Umgestaltungen im Verlaufe des Vierteljahrhunderts
von 1882 bis 1907 richtig zu deuten.
Der flüchtigste Bli?k auf die Resultate der amtlichen
Zählungen lehrt, daß wir uns in einer beispiellosen Um-
wälzung befinden, die sowohl der Tiefe wie der Schnellig-
keit nach kaum ihresgleichen hat. Das auffallendste und
auch wirtschaftlich einflußreichste Ereignis ist die Be-
völkerungsvermehrung, deren Wachstum seit dem Jahre
1816 von 24 833 396 auf 64 903 423 im Jahre 1910, also
in weniger als einem Jahrhundert auf mehr als das Zwei-
*) Mit gütiger Erlaubnis des Herausgebers der „Annalen für
soziale Politik und Gesetzgebung" abgedruckt aus seiner Vorrede
über „Die Aufgabe der Annalen". Vergl. auch die Bücher-
besprechung in diesem Hefte,
undeinhalbfache gestiegen ist. In den 25 Jahren, auf die
die Berufszählungen sich erstrecken, wuchs die Bevölke-
rung von 45 222 113 i. J. 1882 auf 51 770284 i. J. 1895
und 61 720 529 i. J. 1907, d. h. um 16 498 416 oder 36,48oo,
also um mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung.
Diese ungeheure Vermehrung weist Begleiterscheinungen
auf, von denen namentlich zwei den weitestgreifenden Ein-
fluß üben: die Abwanderung vom platten Lande und die
Ueberflutung der Städte. Während die Landbevölkerung
seit dem Jahre 1871 Jahrfünft auf Jahrfünft von 63,9oo
der gesamten Bevölkerung bis auf 42,6 "o i. J. 1905 un-
ablässig gesunken ist, zeigt die Stadtbevölkerung während
der gleichen Periode lückenloses Wachstum von 36,10,0
auf 57,4» ü. Das will besagen, daß bereits im Jahre 1905
weit über die Hälfte der Gesamtbevölkerung in städtischen
Gemeinden lebten. Und seit 1905 ist dieser Prozeß weiter-
gediehen. Die definitiven Ergebnisse der letzten Volks-
zählung liegen zwar noch nicht vollständig vor, aber die eine
Tatsache, daß die Städte mit über 100 000 Einwohnern vom
Jahre 1905' bis 1910 von 41 auf 47 sich vermehrten und
eine Bevölkerung von 13 709 863, d. s. 21,12oo der Ge-
samtbevölkerung umfassen, spricht dafür, daß die Ent-
wicklung in derselben Richtung fortschreitet.
Die mitgeteilten Tatsachen lassen über die in der Natur
der Dinge liegende Veränderung der beruflichen Gliederung
des deutschen Volkes keinen Zweifel; aus einem vor-
wiegend agrarischen ist Deutschland ein Industriestaat ge-
worden, und unaufhaltsam wird es das von Jahr zu Jahr
mehr. Während die landwirtschaftliche Bevölkerung im
Jahre 1882 noch 19,2 Millionen betrug, sank sie 1895
auf 18,5 Millionen und im Jahre 1907 auf 17,7 Millionen.
Dagegen wuchs die durch Industrie, Handel und Ver-
kehrswesen ernährte Bevölkerung von 20,5 Millionen im
Jahre 1882 auf 34,6 Millionen i. J. 1907. Im Jahre 1882
lebten von 1000 Deutschen 425 von der Landwirtschaft,
i. J. 1907 nur noch 286, wobei die Tatsache zu beachten
ist, daß der Zeitpunkt der Berufszählung ebenso wie die
Methode der Erhebung das Bild zugunsten der Landwirt-
schaft verschoben hat.
Gewährt schon die Veränderung in der beruf-
lichen Gliederung des Volkes eine Vorstellung von der
geradezu revolutionären Umwälzung der Grundlagen der
Gesellschaft, so spricht die soziale Schichtung das noch
prägnanter aus. Die Selbständigen haben in der Landwirt-
schaft und besonders in der Industrie, wo die Betriebs-
konzentration außerordentlich zunimmt, einen Rückgang
erfahren; demgegenüber ist die Vermehrung der Selb-
ständigen in Handel und Verkehr, wo die Gescheiterter
aller Berufe Zuflucht im Kleinbetrieb suchen, nicht als
ein sozial günstiges Zeichen anzusehen. Um so gewich-
578
DEUTSCHE TECHNIKEF^ZEITUNG 1911
Heft 37
tiger ist das enorme Wachsen der Arbeiterschaft und inner-
halb ihrer der weiblichen Ervverbstätigkeit, sowie der neuen
Schicht der Angestellten. Der allergrößte Teil des seit
1882 16 Millionen betragenden Bevölkerungszuwachses ent-
fällt auf sie. Mit anderen Worten: die Klassengliederung
der Gesellschaft verschiebt sich in weit überwiegendem
Maß nach der Seite des Proletariats oder ihm verwandter
Schichten. Die Selbständigen und die leitenden Beamten
in der Industrie bilden nach der Berufszählung von 1907
zusammen nur noch 17,57oo aller Erwerbstätigen. Indessen
ist die Zahl der wirklich Selbständigen tatsächlich erheblich
geringer, denn in den 17,57<V() sind nicht nur sehr viele
Abhängige, sondern überdies auch eine große Zahl bloß
scheinbar Selbständiger mitgezählt. Hier liegt ein Mangel
unserer Eerufsstatistik vor, die die soziale Differenzierung
nicht gründlich genug durchführt und dadurch irrtümliche
Vorstellungen herx'orruft.
Die industriellen Arbeiter machen dagegen 76,3400,
also mehr als drei Viertel der gesamten industriellen Be-
völkerung aus. Im Handel bilden die Arbeiter 56,35 oo
und in der Landwirtschaft 73,70oo. Die auffallendste Er-
scheinung neben dem riesigen Anwachsen dei- Klasse der
männlichen und weiblichen Lohnarbeiter ist aber die ver-
blüffende Vermehrung der Angestellten, deren Zahl im
Jahre 1882 308 000, i. J. 1895 622 000, i. J. 1907 1 291 000
betrug und gegenwärtig wohl mit Recht auf anderthalb
Millionen geschätzt wird.
Haben diese Momente die wirtschaftliche und soziale
Struktur Deutschlands von Qrund aus verändert, so wirkt
in derselben Richtung das rasende Tempo der Entwicklung
des maschinellen Großbetriebs und der Riesenbetriebe,
eine Tendenz, die durch die Vergesellschaftung vieler
Unternehmungen erheblich gefördert wird. Von den ge-
werblichen Betrieben, in denen Gehilfen beschäftigt sind,
waren zwar i. J. 1907 nur 6,6o„ vergesellschaftet, aber
diese relativ kleine Zahl vereinigte in sich 38,0oo aller in
diesen Betrieben beschäftigten Personen. Von 1882 bis
1907 hat sich das Personal der Riesenbetriebe mehr als
verdreifacht, und wenn sie jetzt bereits im Verein mit
den öffentlichen Unternehmungen der Staaten und Ge-
meinden den überwiegenden Teil der gewerblichen Pro-
duktion beherrschen, so werden sie in Zukunft immer
mehr dem gesamten wirtschaftlichen Leben ihr Gepräge
aufdrücken.
Nicht weniger charakteristisch wie die wirtschaftliche
Organisation, die sich in einer wahrhaft bewunderungs-
würdigen Weise in Deutschland und in ähnlichen Verhält-
nissen in anderen Ländern vollzieht, ist die soziale Organi-
sation, die in einem ursächlichen Parallelismus zur gleichen
Zeit alle Klassen der Gesellschaft in früher ungeahntem
Maß ergreift. Die Arbeiter und Unternehmer, Produ-
zenten und Konsumenten, die öffentlichen Beamten und pri-
vaten Angestellten, die liberalen Berufe der verschiedensten
Art und alle möglichen anderen Schichten schließen sich
in immer größerem Verhältnis zur Vertretung ihrer wirt-
schaftlichen und sozialen Interessen zusammen, um eine
Politik zugunsten der eigenen Klasse oder des eigenen
Standes zu verfechten und Gesetzgebung und Verwaltung
in den Dienst ihrer Interessen zu zwingen. Diese sozialen
Erscheinungen, die in ihren Anfängen weiter zurückliegen,
aber in ihrer Allgemeinheit und ihrem Umfang erst den
letzten Dezennien angehören, sind das Gegenstück zur
Umwälzung der Volkswirtschaft. Der großartige Zug zur
Organisierung, der durch unser wirtschaftliches Leben geht,
und über alle noch so schmerzlichen, damit verknüpften
Folgen hinweg hoffnungsreiche Perspektiven öffnet, setzt
sich auch im sozialen Leben in verwandter Gestalt durch.
Was man bisher Sozialpolitik und soziale Gesetzgebung
nannte und in dem engen Kreis einer auch für ihren be-
grenzten Zweck unzulänglichen Arbeiterschutzgesetzgebung
und Arbeiterversicherung zusammenfaßte, gewinnt unter
dem Einfluß der Umgestaltung der Wirtschaft und infolge
des sozialen Erwachens der verschiedenartigsten Schichten
der Gesellschaft ein neues und erweitertes Fundament. Es
scheint, daß jetzt erst die materiellen und psychologischen
Voraussetzungen vorhanden sind, um einer umfassenden,
alle Ressorts der staatlichen und kommunalen Verwaltung
durchdringenden Sozialpolitik zu lebendigem Dasein zu
verhelfen.
Die wissenschaftliche Behandlung der sozialen
Politik und sozialen Gesetzgebung findet im Hinblick auf
alle diese Vorgänge gegenwärtig sicherlich ein frucht-
bareres Feld als zu irgendeiner früheren Zeit. Die Um-
gestaltungen in den Existenzgrundlagen der Gesellschaft,
die sich in der Spanne weniger Dezennien vollzogen, und
so tiefgreifende und erstaunliche sind, daß vor etwas mehr
als einem Menschenalter auch der genialste Sozialökonom
maßgebende Faktoren nicht vorherzusehen oder richtig
abzuschätzen vermochte; die Beeinflussung der einzelnen
Klassen durch diese wirtschaftliche Revolution; die Gegen-
tendenzen gegen ihre Wirkungen in der Gesellschaft selbst;
die Untersuchung der Frage, wie in Deutschland und in
anderen von dieser Umwälzung mitbetroffenen Ländern
der Staat seine Pflicht, Gesetzgebung und Verwaltung
den geänderten Zuständen anzupassen, erfüllt hat, bietet
einen reichen und kaum zu erschöpfenden Gegenstand
der wissenschaftlichen Forschung. Sie ist desto reizvoller,
weil die auf diesem Wege lediglich im Dienst der Wahr-
heit gewonnenen Erkenntnisse zugleich ein unentbehrlicher
Behelf für alle diejenigen werden müssen, die in den poli-
tischen und sozialen Kämpfen die Interessen ihrer Klasse
vertreten. Denn deren Bestrebungen werden nur dann
zum Erfolge führen, wenn sie ausgehen von der Einsicht
in das geschichtlich Notwendige, das die unbefangene
wissenschaftliche Forschung festzustellen hat.
Die soziale Statistik ist fast überall unzulänglich, aber
kaum in einem Staat mehr im Argen als in Deutschland,
wobei von der nur alle 10 bis 12 Jahre stattfindenden
Berufsstatistik abgesehen wird. Im Jahre 1892 ist, um
die Lücke auszufüllen, die Kommission für Arbeitsstatistik
eingesetzt worden. Sie war von vornherein aufs äußerste
eingeengt und unglücklich organisiert; immerhin hat sie,
aller Erschwerungen ungeachtet, einige nützliche Arbeiten
ausgeführt. Aber diese Arbeiten ruhen zum größten Teil als
unbenutztes Material in den Akten des Reichsamts des Innern
und die Kommission selbst ist eingeschlafen und nicht
wieder zu neuer Tätigkeit erweckt worden. Das entspricht
durchaus dem ar'beitsstatistischen Eifer, der das Reichs-
amt des Innern seit der Entlassung des Grafen Posadowsky
kennzeichnet, und der sich u. a. darin bekundet, daß die
150 Arbeitskräfte, mit denen die Abteilung für Arbeiter-
statistik im Kaiserlichen Statistischen Amt bei ihrer Be-
gründung ausgestattet worden war, auf 50 reduziert sind.
Ein sprechendes Bild von den Fortschritten der deutschen
Sozialpolitik in den letzten Jahren.
Der Umstand, daß in Deutschland der Fortschritt
einer ernsthaften sozialen Politik und Gesetzgebung seit
Jahren ins Stocken geraten imd hinter anderen Ländern
zurückgeblieben ist, — beispielsweise übertrifft England
heute schon das Deutsche Reich erheblich im gesetzlichen
Schutz der Jugendlichen, der Frauen in der Textilindustrie,
der Männer im Bergbau, in der Heimarbeitsgesetzgobung,
in den auf hygienischen Schutz bezüglichen Vorschriften
und dürfte es bald auch auf dem Gebiet der Arbeiter-
Heft 37
DEUTSCHE. TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
579
Versicherung übertreffen — , dieser Umstand spornt nur
desto mehr, Hand ans Werk zu legen. Wissen wir doch,
daß in keinem anderen europäischen Land die innere Um-
gestaltung der ökonomischen und sozialen Zustände
intensiv und extensiv weiter gediehen ist als in Deutsch-
land, und daß es aus innerster Lebensnotwendigkeit her-
aus zu energischer Tätigkeit auf dem von ihm allzulange
\ ernachlässigten Gebiet gedrängt wird.
Wettbewerbsarbeit zu einem Volksbrause- und Schwimmbad in Tilsit
Von Architekt ERNST BRENSCHEIDT in Bremen.
Das Programm, dem diese Arbeit zugrunde lag, for-
derte eine ökonomische Ausnutzung des Bauplatzes, weil
auf diesem noch andere der Volksgesundheit dienende
Einrichtungen geschaffen werden sollen. Da es sich um
ein Volksbad handelte, sollte die luxuriöse Ausstattung
hinter vollkommen erprobten technischen Einrichtungen
zurücktreten. Programmgemäß sollte von reich ausgestat-
teten Vorräumen und Treppenhäusern Abstand genom-
men werden. Diesen Anforderungen hat der Verfasser
in seiner Arbeit entsprochen, was unsere kleinen Grund-
risse noch deutlich erkennen lassen. Von den übrigen
Forderungen erwähnen wir, daß das Bassin der Schwimm-
halle 250 qm Wasserfläche auf 500 cbm Wasserinhalt
aufweisen sollte. Ferner wurden 20 Brausebäder und
1 Schülerbrausebad neben 24 Wannenbädern verlangt.
Ausreichende Räumlichkeiten sollten dem Betriebe der
Dampf- und Heißluftbäder dienen. Außer Licht- und
Dampfkästenbädern war eine in diesem Zusammenhang
selten auftretende Forderung gestellt, nämlich, ein süd-
lich gelegenes Sonnenbad mit der Anstalt zu verbinden.
Man ersieht aus den Forderungen, daß die Aufgabe
nicht leicht war, und wenn man hinzunimmt, daß nur
eine Summe von 260 000 M zur Verfügung stand, so
muß man wohl sagen, daß dem Verfasser die Lösung
gut gelungen ist. Wenn wir uns die äußere Gestaltung
des Baues hinzudenken, so stellen wir fest, daß mit Glück
Kellergeschoß
Obergeschoß
Erdgeschoß
580
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 37
Entwut f lür ein Volksbrause- und Sclnvuunibad in Aich. E. Brensclieidt, Bremen.
der durch das Programm versagte Luxus auch in der
Architektur vermieden wurde. Der Verfasser denkt sich
einen Putzbau mit roter Biberschwanzdeckung. Nur das
Portal benutzt er, um es durch einigen Schmuck zu be-
tonen, läßt im übrigen aber die Linien wirken, die durch
die Fensterachsen sich ergeben. Bei einer Bauaufgabe
wie der vorliegenden kann der Künstler leicht in die
Versuchung kommen, den Erfolg des Instituts durch zu
großen Luxus im Innern und Aeußern aufzuheben. Wir
glauben nicht, daß der Verfasser der vorliegenden Arbeit
diesem Fehler erlag, denn die äußere Gestaltung
seiner Aufgabe ist sachlich und würdig. Für die Kosten-
berechnung hat der Architekt beim Hauptgebäude pro cbm
umbauten Raum 12.90 M angenommen, für das Kessel-
haus 9 M, so daß die Bausumme von 260 000 M nicht
überschritten wird.
Das Maschinenproblem im industriellen Großbetrieb
Von Ingenieur RICHARD WOLDT, Berlin.
Nach zwei Richtungen isHm heutigen Industriebetrieb
die Organisation der Arbeit durchzuführen: der Produk-
tionsprozeß wird in möglichst viele Teiloperationen zer-
legt und Mensch und Maschine werden dem Arbeits-
vorgang so künstlich eingefügt, daß für jede Einzelfunktion
sich die Produktionskosten möglichst niedrig stel+en. Vor
allen Dingen müssen die Maschinen konstruktiv so aus-
gebildet werden, daß die eisernen Glieder sich schmieg-
sam dem Herstellungsprozeß anpassen. Es findet also
eine Verdrängung der Handarbeit statt. Jede neue Ar-
beitsmaschine hat den Zweck, Handgeschicklichkeit auf-
zusaugen, den Produktionsprozeß zu mechanisieren.
Durch die Fortschritte der Maschinenwirtsthaft finden
im Arbeitssaal fortwährend Arbeitsverschiebungen statt.
Der gelernte Arbeiter wird verdrängt durch den luigclernten
Arbeiter, die Frauenarbeit findet inuner m^hr ein größeres
Anwendungsgebiet. Dieses Stadium zeigt uns gegenwärtig
die industrielle Entwicklung in fast allen Arbeitszweigen
mehr oder weniger klar ausgedrückt. Aber damit ist der
letzte Grad noch nicht erreicht. Vielmehr wird in Zu-
kunft die Maschine die Arbeitssäle auch von den ,, unquali-
fizierten" Arbeitskräften entxölkern. Die Maschinen wer-
den zu Automaten, die der menschlichen Hand im Arbeits«
prozeß immer weniger Funktionen übrig lassen. Das Zu-
kunftsbild wird uns den Maschinenwärter zeigen, der, um-
geben von einem ganzen Maschinensystem, durch leichte
Handgriffe auf Steuerrad und Bremse die Maschinen zu
bedienen hat.
Es findet also im modernen Industriebetrieb ein Kampf
zwischen dem Arbeiter und der Maschine statt und das
Maschinenproblem ist deshalb für den Arbeiter zunächst
ein Gewerkschaftsproblem. Von der Entwicklung des ma-
schinentechnischen Fortschrittes innerhalb eines Industrie-
zweiges hängt es ab, ob der gelernte Arbeiter durch die
Konkurrenz des ungelernten Arbeiters bedroht wird oder
nicht. Danach richtet sich die Kampfstrategie des Gewerk-
schaftlers, sein Augenmerk auf diejenigen Stellen des Be-
triebes hinzulenken, in denen der gelernte (und gewerk-
schaftlich organisierte) Arbeiter schwer zu ersetzen ist.
In meinem Buch: Der industrielle Großbetrieb") habe
ich gerade diesen gewerkschaftlichen Fragen eine
Betrachtung gewidmet, um zu untersuchen, welche
*) Dietz, Stuttgart 1911.
Heft 37
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
581
Rolle der Arbeiter durch den maschinentechnischen Fort-
schritt im Industriebetrieb spielen muß, welche Abhängig-
keitsverhältnisse vom Betrieb sich daraus ergeben.
Die Methoden, nach denen im heutigen Industrielebcn
die Maschinen ausgebildet und angewendet werden, haben
sich nun ungeheuer verfeinert. Die Kunst der Betriebs-
führung, der rationellen Arbeitsorganisation, ist zu einer
besonderen Wissenschaft geworden, zu einer Fabrik-
betriebskunde, die fachmäßig gelehrt und gelernt wird.
Und gerade der moderne Maschinenbau, der das Waffen-
arsenal für den gesamten Industrialismus ist, der die
arbeitssparenden Maschinen herstellt, die nachher auf allen
Wirtschaftsgebieten gebraucht werden, wendet in seiner
Betriebsführung mit besonderen Feinheiten alle jene Kunst-
regeln an, die zu einem erfolgreichen Wirtschaften auf
Ertrag führen sollen.
*
In letzter Zeit hat das Maschinenproblem durch einige
sehr gründliche Arbeiten seine Behandlung erfahren. Da
sind zunächst die Untersuchungen Prof. Kammerers von der
Technischen Hochschule Charlottenburg zu nennen. Als
auf der letzten Tagung des Vereins für Sozialpolitik in
Wien das Produktivitätsproblem zur Debatte stand, nahm
dazu auch als Techniker Professor Kammerer das Wort.
Er stellte sich die Aufgabe, ,, Durchblicke durch das viel-
gestaltige Getriebe der Industrie" zu geben und die Wir-
kungen gesteigerter Maschinenwirtschaft auf die Produk-
tivität der Qütererzeugung zu untersuchen.
Nachdem Kammerer das Bestreben der Industrie ge-
zeigt hat, in ihren Kraftzentralen große Maschineneinheiten
aufzustellen, die Kraftgewinnung also zu zentralisieren,
schildert er die' Methoden der heutigen Kraftverteilung,
der Stoffgewinnung durch den Bergbau, der Stoffverarbei-
tung im Hüttenwerk, im Stahlwerk sowie anderen groß-
betrieblichen Tätigkeitsgebieten. Was Kammerers Unter-
suchungen auszeichnet, was auch das Studium seiner an-
deren Arbeiten so überaus lehrreich macht, ist die Methode,
den technisch konstruktiven Fortschritt in seinem wirt-
schaftlichen Nutzeffekt zu untersuchen. Kammerer stellt
vor allen Dingen Rentabilitätsberechnungen auf. Er stellt
zwei Bearbeitungsmethoden gegenüber, um aus den beiden
Rechnungsergebnissen die Produktivität der neuen fort-
geschrittenen Arbeitsweise darzulegen.
Interessant sind seine Schlußsätze, die er als Ergebnis
seiner Untersuchungen formuliert: ,,Der Ueberblick über
die jüngste Entwicklung der Maschinentechnik ließ als
hervorstechendsten Grundzug der Arbeit des letzten Jahr-
zehnts das Bestreben erkennen, die Maschinen unter Zu-
hilfenahme der elektrischen Kraftverteilung so zu vervoll-
kommnen, daß sie nicht nur ihren Hauptzweck erfüllen —
Förderbewegung oder Werkzeugbewegung — , sondern
daß sie darüber hinaus auch alle Hilfsgriffe und Hand-
reichungen selbst ausführen. Es geht also die Entwick-
lung nicht, wie vielfach angenommen wird, dahin, daß
immer mehr Handlanger in den Dienst der Maschine ge-
stellt werden. Tatsächlich werden im Gegenteil die Hand-
langer immer mehr ausgeschaltet; an ihre Stelle tritt eine
geringe Zahl hochwertiger Arbeiter, die die notwendige
Intelligenz und Fachbildung besitzen, um die vollkommenen
Maschinen zu versehen und richtig zu lenken.
Wenn auch zunächst die an einer Stelle eines Werkes
überflüssig gewordenen Handlanger infolge Steigerung"
der Produktion an anderer Stelle verwendet werden können,
so wird doch jedenfalls der Zuwachs von Handlangern
in der Zukunft nur gering sein können; nur das Bedürfnis
nach gelernten Arbeitern wird bestehen bleiben und zu-
nehmen. Es wird daher eine Fachausbildung in der Zu-
kunft wertvoller sein als irgendeine Kranken- oder Alters-
versicherung, denn der ungelernte Arbeiter wird so wenig
zu brauchen sein wie der ungesunde. Ein Staat, der nicht
auf irgendeine Art dafür sorgt, daß die heranwachsende
Generation eine Fachbildung erhält, wird vielleicht in Zu-
kunft in die gleiche Bedrängnis geraten wie ein Staat,
der hölzerne Kriegsschiffe mit Vorderladekanonen in den
Kampf gepanzerter Linienschiffe mit Schnelladegeschützen
schickt."*)
Zu einem ähnlichen Resultat kommt C. Ergang in
einer neueren Arbeit ,, Untersuchungen zum Maschinen-
problem in der Volkswirtschaftslehre".**) Er schreibt als
Schlußsatz seiner sehr umfangreichen Untersuchung: ,,Bei
Sadowa siegte der deutsche Schulmeister; in den indu-
striellen Schlachten, die wir auf dem Weltmarkte mit
unseren Konkurrenten werden auszufechten haben, wird
die Nation Siegerin bleiben, die nicht nur die hervorragend-
sten technischen Offiziere und Unteroffiziere, sondern vor
allem den bestgeschulten, geistig hochstehenden Arbeiter,
den Soldaten der Industriearmee, ihr eigen nennt."
Es ist interessant, daß beide Forscher in ihren Schluß-
folgerungen zu den gleichen Gedankengängen kommen, in-
dem die Verdrängung der Handgeschicklichkeitsarbeit und
Muskelkraft, selbst das Zurücktreten der ungelernten Ar-
beitskraft und dafür die Tätigkeit des Maschinenarbeiters
als die Wirkungen der modernen Maschinenentwicklung
bezeichnet wird. In beiden Fällen wird die Schulung, die
fachgewerbliche Schulung dieses Maschinenarbeiters als
überaus notwendig erkannt.
* .-i!
■i:
An einem Beispiel aus der Industriepraxis sollen diese
Entwicklungstendenzen erläutert werden. Wir wählen
einen Vorgang aus der Maschinenbaupraxis, den auch
Kammerer benutzt und den der Ingenieur Otto Stolzenberg,
Leiter der Ludw. Loeweschen Fortbildungsschule, Berlin,
jüngst in seinem Buche ,, Moderne Werkzeugmaschinen und
Werkzeuge" (Verlag Dr. Max Jänecke, Hannover), be-
sonders ausführlich darstellt: Den Uebergang von der
einfachen Supportbank zur Revolverbank und zur Auto-
matenbank.
Kammerer unterscheidet für die Entwicklung dieser
Maschinenart drei Stufen, die durch die Begriffe Kraft,
Genauigkeit, Selbsttätigkeit gekennzeichnet werden.
Solange man Naturkraft nicht zur Verfügung hatte,
wurde die Drehbank mittels Hand- oder Fußantrieb in
Bewegung gesetzt: es konnten dementsprechend nur
kleine Werkstücke bearbeitet werden.
Durch die Verwendung der Dampfmaschine im An-
fang des 19. Jahrhunderts für den Antrieb der Drehbank
wurde eine Steigerung an Kraft und Geschwindigkeit der
Bearbeitungsmaschine erreicht. Zur Bearbeitung großer
Werkstücke konnte also übergegangen werden. Die Ent-
wicklung zur Genauigkeit begann mit der Einführung des
Supports, d. h. der zwangsläufigen Führung des Dreh-
stahls. Vollendet wurde die Genauigkeitsentwicklang mit
Einführung der Revolverdrehbank für die Massenherstel-
lung erst kleiner, später auch größerer Werkstückfe. Die
Arbeit an der Revolverdrehbank besteht nun aus zwei
ganz verschiedenen Tätigkeiten: aus der Einstellung der
*) Der Vortrag von Prof. Kammerer ist jetzt als Sonderabdruck
bei Duncker & Humblot erschienen: Die Ursachen des technischen
Fortschrittes. Preis 1,40 M.
**) „Untersuchungen zum Maschinenproblem in der Volks-
wirtschaftslehre. Rückblick und Ausblick. Eine dogmengeschicht-
liche Studie mit besonderer Berücksichtigung der klassischen Schule."
Karlsruhe i. B. O. Braunschweiger Verlag.
582
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 37
ßank und aus der Zuschiebung^ der Werkzeuge. Das
elementarste Gesetz moderner Arbeitsorganisation, für jede
Einzeloperation die billigste Arbeitskraft heranzuziehen,
führt dazu, neben dem geschickten und gelernten Hand-
arbeiter auch den ungelernten Arbeiter an die Bank zu
stellen. Wie sich der Arbeitsprozeß an der Revolver-
drehbank in zwei qualitativ verschiedene Funktionen
spaltet, so kommen auch verschiedenartige Arbeitskräfte
in Anwendung. Nur die Einstellung der Drehbank führt
der Dreher aus, die Bedienung des Supports (Kammerer
nennt das die Zuschiebung der Werkzeuge) wird den un-
/gelernten Arbeitern übertragen.
Als die dritte Stufe der Entwicklung — die Selbst-
tätigkeit — charakterisiert Kammerer die- Konstruktion der
Automatendrehbank, die dort in Anwendung kommt, wo
ein Werkstück in sehr großen Mengen hergestellt wird.
Die Zuschiebung wird bei den Automaten durch die Ma-
schine selbst besorgt. Es entfällt damit alle Handlanger-
tätigkeit. Kammerer sucht also an diesem Vorgang der
konstruktiven Entwicklung der Drehbank, ein Beispiel, das
uns als Praktiker natürlich nicht neu ist, die Verdrängung
der menschlichen Hand zur Maschine zu chariikterisieren.
Bei der einfachen Drehbank waren die Hilfswerkzeuge noch
so unvollkommen, daß wir mit unseren Handstählen eine
gewisse Geschicklichkeit in der Dreharbeit entwickeln
mußten. Bei der Revolverdrehbank haben wir nur die
einzelnen Schneidstähle einzustellen, die genau und selbst-
tätig das Werkstück bearbeiten, was von uns durch ent-
sprechende Handgriffe eingeleitet wird. Nur das Einstellen
dieser Stähle erfordert eine besondere Uebung und Aus-
bildung. Bei der Automatendrehbank beschränkt sich unser
Eingriff in den Arbeitsprozeß nur auf die Einstellung der
Maschine, während die Arbeit der Drehstähle selbständig
automatisch vor sich geht.
Rein rechnerisch kommt diese Produktionssteigerung
durch folgende Zahlenbeispiele zum Ausdruck:
Herstellungspreise für die Anfertigung
von 1/ Kurbelbolzen.
Einf. Drehbank Revolverbank Automat
1 Stück ä 81 Pfg. ä 38 Pfg. ä — Pfg.
100 „ ä 64 „ ä 26 „ ä 9 „
300 „ ä 53 „ ä 25 „ ä 7
Herstellungspreise für die Anfertigung
von Vs" Schraubenbolzen.
Einf. Drehbank Revolverbank
ä 75 Pfg. —
ä 38 „ ä 20 Pfg.
ä 32 „ ä 9 „
Automat
1 Stück
10 „
100 „ ä 32 „ ä 9 „ ä 5 Pfg.
1000 „ — — / ä 3 Pfg.
In dem bereits zitierten Buch von Stolzenberg hat
der Verfasser eine ähnliche Aufstellung gemacht, die
folgenden Wortlaut hat:
Zur Anfertigung von 100 Bolzen in zehnstündigem
Arbeitstag werden nun gebraucht:
a) bei Herstellung auf Leitspindeldrehbänken:
1. eine Abstechmaschine mit 2V > Stunden Arbeitszeit,
2. eine Zentriermaschine mit l'Ai Stunde Arbeitszeit,
3. sieben Lcitspindeldrehbänke mit zusammen 66 Stun-
den Arbeitszeit,
so daß sich eine Gesamtarbeitszeit von 70 Stunden ergibt,
oder mit anderen Worten, es ist der Lohn für sieben ge-
lernte Arbeiter zu zahlen;
b) bei Herstellung auf Hand-Revolverdrehbänken:
zwei Hand-Revolverdrehbänke mit zusammen
14 Stunden Arbeitszeit,
so daß hier nur der Lohn für 1,4 Arbeiter verrechnet
werden muß ;
c) bei Herstellung auf automatischen Revolver-Dreh-
bänken :
eine automatische Revolverdrehbank mit zehn Stun-
den Arbeitszeit,
wofür jedoch nur Vo Mann Bedienung zu rechnen ist.
Bevor der Unternehmer dazu übergeht, eine neue
Maschine in den Produktionsprozeß einzugliedern, hat er
kalkulativ zu überschlagen, welche Betriebsersparnis für
ihn mit der Einführung dieser neuen Arbeitsmaschine ver-
bunden ist. Er macht seine Rentabilitätsberechnung.
Angenommen, es würde sich um die Aufstellung einer
neuartigen Automatendrehbank in dem Arbeitssaal einer
Metalldreherei handeln. Der Unternehmer muß dann die
Produktionskosten für die Fabrikation auf der alten und
auf der neuen Maschine einander gegenüberstellen. Der
alte Arbeitsvorgang sei auf der Revolverdrehbank Type A,
die neue Arbeitsweise auf der Automatendrehbank Type B
gedacht. Diese Gegenüberstellung würde dann etwa fol-
genden Wortlaut haben:
Arbeitsleistung: 3000 Drehteile Easson E.
Maschine A Maschine B
Messingverbrauch .... 40 M, 40 M,
direkter Arbeitslohn ... 10 „ 2 „
Unkosten 20 „ 12 .,
70 M 54 M.
Die 3000 Eassonstücke kosten also
auf der Maschine A 70 M,
„ „ „ B 54 „
Ersparnis 16 M.
Der Unternehmer hat seiner Berechnung für beide
Arbeitsweisen eine gleichlautende Arbeitsleistung (3000
Drehteile Easson F) zugrunde gelegt. In beiden Fällen
ist der Materialverbrauch an Messing für diese 3000 Arbeits-
stücke naturgemäß gleich. Nur die Summen des direkten
Lohnes und der Unkosten sind verschieden.
Unter direktem Lohne versteht sich für den Unter-
nehmer die Lohnsumme, die dem Arbeiter gezahlt wird,
der unmittelbar an der Herstellung des Produktes beteiligt
ist. Es sind also die Löhne für die eigentliche Ausführung
der Arbeiten.
Als Fabrikationsunkosten der Maschinen bezeichnen
wir die Aufwendungen, die für Anschaffung und Betrieb-
setzung der Maschinen notwendig sind. Nebenstehend ist
die Seite eines Maschinenjournals wiedergegeben, auf der
alle die Posten verzeichnet sind, die wir unter Fabrikations-
unkosten verbuchen müssen. Von jeder Maschine muß
eint solche Berechnung aufgestellt werden, um zu er-
kennen, welche Ausgaben pro Tag oder Woche für die
Betriebsetzung einer jeden Maschine nötig sind.
Unser Beispiel zeigt, daß die Anschaffung der Auto-
matendrehbank B rentabel ist, da gegenüber der Arbeits-
weise auf der Maschine A bedeutende Ersparnisse erzielt
werden. Ueberhaupt können wir den Satz aufstellen, daß
die Anschaffung einer neuen Maschine für den Unter-
nehmer dann vorteilhaft ist, wenn sich im Vergleich mit
einer bereits angewandten Arbeitsweise die Summe direkter
Arbeitslohn plus Unkosten ernräßigt.
Natürlich bringt die industrielle Praxis die mannig-
faltigsten Abstufungen hervor. Es gibt Fälle, in denen
der direkte ArbeitsFohn gleich bleibt, dafür sich aber die
Ii
Heft 37
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
583
Fabrikationsunkosten ermäßigen. Oder umgekehrt gehen
die Arbeitslöhne herab, während die Fabrikationsunkosten
die gleichen bleiben. In den meisten Fällen werden jedoch
beide Posten herabgesetzt, der Arbeiter leistet an der
neuen Maschine mehr, die Summe für Amortisation und
Instandhaltung ist geringer geworden.
Ebenso ist das Tempo und der Wirkungsgrad der
Arbeitsverdrängung von Fall zu Fall verschieden. Es gibt
Industriezweige, in denen die Entwickelung zur Maschinen-
Wirtschaft in verhältnismäßig gleichförmig aufsteigender
Linie vor sich gegangen ist. Dann wiederum haben ein-
zelne Erfindungen mit einer gewissen Plötzlichkeit große
Umwälzungen hervorgebracht. Immer aber hat es gerade
der Arbeitergewerkschaftler notwendig, den Lauf der ma-
schinentechnischen Entwicklung und der Arbeitsverdrän-
gung in seinem Arbeitsgebiet zu verfolgen, weil diese
Veränderung auf die gewerkschaftliche Aktion von Ein-
fluß ist.
Werkzeugmasch i n en ty p e
Inventur Nr. . . .
Amortisationssumme :
Anschaffungswert . . . M
. . . . Prozent Abschreibung
Amortisation pro Jahr . . . . M
Amortisation
pro Monat
M
Werkzeugmaschi n enty p e
Inventur Nr.
Grundstück- und Gebäudekonto
Die Maschine beansprucht Raum . . . m x . . . ni
Miete pro Jahr . . . M, . . . pro Monat
Werkzeuge, Mobilien, Utensilien
In Gebrauch sind an Zubehör
Abnutzung und Instandhaltung pro Jahr . . . M
pro Monat
Betriebsanlage:
a) Kraftmotor Type' . . ., Kraft verbrauch pro Monat
b) Licht . . Stück Lampen . . . NK Lichtverbrauch
pro Monat
Transmission:
Abnutzung und Instandhaltung pro Monat
Betriebsmaterialien :
Gasverbrauch pro Monat
Gel, Fett, Reinigungsmittel pro Monat
Direkter Arbeitslohn :
Die Maschine arbeitet durchschnittlich . . . Stun-
den und wird von . . . Mann bedient.
An direktem Lohn wird durchschnittlich gezahlt
Zusammenstellung :
Gesamte Maschinenunkosten pro Monat . . . M
Direkter Arbeitslohn pro Monat . . . M
Die Unkosten betragen also . . . Prozent zum
direkten Arbeitslohn.
M
üeber die Nachteile fehlerhaften Ziegelmauerwerks
Von Reg.-Baumeister a. D. LAUTENSACK, Stolberg am Harz (M.-Nr. 26 778).
Gegen die Grundregeln, welche für eine sachgemäße
Ausführung von Ziegelmauerwerk unerläßlich sind, werden
so häufige zum Teil grobe Verstöße gemacht, daß es lohnt,
die meist vorkommenden Fälle herauszugreifen und hin-
sichtlich ihrer Folgeerscheinungen einer näheren Betrach-
tung zu unterziehen.
Ganz allgemein vernachlässigt der Maurer das un-
mittelbar vor dem Vermauern der Ziegel erforderliche ge-
hörige Annässen jedes einzelnen Steines, wodurch nicht
nur eine genügende mechanische Reinigung der Ober-
fläche, sondern auch eine hinreichende Sättigung des
Steines mit Feuchtigkeit herbeigeführt werden soll. Da
die Verbindung des Mörtels mit dem Tonziegel (bei neuen
Steinen) bekanntlich auf einem chemischen Vorgang be-
ruht, muß der Ziegelstein vor dem Vermauern von an-
haftendem Staub und sonstigen Unreinigkeiten möglichst
gründlich befreit werden, wozu eben das Wasser sich am
besten eignet. Andererseits leuchtet ein, daß der je nach
dem Grade des Brandes mehr oder minder porige und
wasseraufsaugende (hygroskopische) Ziegelstein das Be-
streben hat, den Wassergehalt des beim Verlegen her-
zustellenden Mörtelbettes nach Möglichkeit in sich auf-
zunehmen, und zwar um so mehr, je weniger ihm vorher
Wasser zugeführt worden ist. Naturgemäß vollzieht sich
dieser Vorgang auf Kosten der Beschaffenheit des Mörtels
und somit der Festigkeit des Mauerwerks überhaupt. Des-
halb genügt in den meisten Fällen, namentlich an heißen
Tagen das meist übliche Besprengen der auf der Bau-
stelle aufgestapelten Ziegelsteine keineswegs, vielmehr ist
das Eintauchen des Steines in einen neben dem Maurer
aufzustellenden Eimer mit Wasser unmittelbar vor der
Verarbeitung erforderlich.
Nicht minder wichtig ist das Verlegen des Ziegels iii
ein sattes Mörtelbett mit nachfolgendem Eindrücken
unter Anwendung des Maurerhammers dergestalt, daß
der Mörtel aus der Lager- und den Stoßfugen herausquillt.
Diese Grundregel wird von den meisten Maurern ganz
ohne Grund gröblich vernachlässigt und statt dessen die
Stoßfuge wenig oder gar nicht, häufig nach dem Ver-
setzen des Ziegels in unzulänglicher Weise mit Mörtel
bedacht. Dieses Verfahren ist scharf zu verurteilen, denn
es verhindert nicht nur eine innige Verbindung der ein-
zelnen Steine untereinander und das Zustandekommen
größtmöglicher Festigkeit des Mauerwerks in sich, sondern
es ist auch geeignet, durchlässige Fugen zu erzeugen,
die mannigfache Nachteile im Gefolge haben können.
Von besonderer Tragweite können die oben gerügten
Mängel bei der Herstellung von Schornsteinen und bei
Aufführung von Lüftungs- bezw. Heizkanälen werden.
Schornsteine verlangen selbst bei geregeltem Heizbetriebe
undurchlässige Wandungen, wenn man das Durchschlagen
der Verbrennungsgase als teerartigen Niederschlag an den
Außenwandungen des Schornsteines vermeiden will. Es
genügt also keineswegs die Anwendung von hartgebrann-
ten Ziegeln (Khnkern), sondern auch das Versetzen der
Steine und das nachfolgende Ausfugen muß mit ent-
sprechender Sorgfalt erfolgen. Die Gefahr des Durch-
schlagens vergrößert sich naturgemäß, wenn zu mangel-
hafter Ausführung des Mauerwerks die Verwendung
minderwertiger Brennstoffe (z. B. Briketts) und ein un-
sachgemäßer Betrieb — insbesondere das vorzeitige
Schließen der luftdichten Türen — hinzukommen. Selbst
der in vielen Gegenden übliche innere Verputz (das „Aus-
schweißen") vermag die Möglichkeit des Durchschlagens
584
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 37
der Brenngase nicht aufzuheben. Erwägt man ferner, daß
die durch einen mangelhaften Schornstein bedingten Ge-
ruchsbelästigungen und sonstigen Schäden nur schwer zu
beseitigen sind, so drängt sich unwillkürlich die Frage
auf, ob man von den zur Herstellung von Rauchrohren
bisher wenig verwendeten glasierten Tonrohren*) nicht
ausgiebigeren Gebrauch machen sollte.
Die angeführten Mängel in der Ausführung von Ziegel-
mauerwerk machen sich nicht minder bei der Herstellung
von Lüftungs- bezw. Heizungskanälen, wenn auch in
anderer Weise, unangenehm bemerkbar. Da für solche
Kanäle möglichst glatte Wandungen unbedingt erforder-
lich sind, ist, abgesehen von der unerläßlichen Verwen-
dung glattflächiger Steine (Klinker) auf eine flucht- bezw.
lotrechte Vermauerung der Ziegel und sachgemäße Aus-
fugung das Hauptaugenmerk zu richten. Aber gerade
diese beiden wichtigen Anforderungen pflegen ungenügend
berücksichtigt zu werden. Eine Hauptgefahr besteht in
der — bei Wandungen von mindestens 1 Stein Stärke
— erforderlichen gleichzeitigen Verwendung von Klinkern
und gewöhnlichen Hintermauerungssteinen — a in Abb. 1 —
insofern, als die gewöhnlichen Brandsteine iri der Regel
einige Millimeter breiter sind als die scharf gebrannten
Klinker. Daraus ergibt sich, wenn der Maurer die Außen-
fläche nach Lot und Richtschnur aufführt, eine innere
Kanalwandung von der in Abb. 1 ersichtlichen Eorm mit
vor- und zurückspringenden Flächen bezw. Schichten, die
der Luftbewegung einen ganz erhebhchen Widerstand ent-
gegensetzen und Staubablagerungen bedeutenden Vorschub
leisten. Die hierdurch bedingten schweren gesundheit-
lichen Gefahren sind um so beachtenswerter, als die besten
Luftreinigungsvorrichtungen solchen Mißständen gegen-
über erfolglos sein werden. Bei der Anlegung eines Luft-
kanals muß also auf die Erzielung glatter Innenwandungen
das Schwergewicht gelegt und die Ausgleichung aller Unter-
schiede in den Abmessungen der Ziegel an den Außen-
wandungen vorgenommen werden. Außerdem ist
ein sachgemäßer Fugenverstrich mit fettem Zementmörtel
dergestalt, daß eine flache Fuge entsteht, unbedingt er-
*) Bekannt sind die vom Maurermeister Soltau in Berlin ein-
geführten sogen. Soltau-Rohre.
Abb. 1
forderlich (Abb. 2 a). Die beim Fugen sonst üblichen
und zweckmäßigen vertieften oder erhabenen Fugen
(Abb. 2 b und 2 c) sind aus den oben erwähnten Gründen
im vorliegenden Falle ganz und gar zu verwerfen. Auch
für Lüftungs- bezw. Heizungskanäle können die schon
oben erwähnten, in Frankreich für Luftheizungen allgemein
üblichen Tonröhren, welche innen vollkommen glatt und
mit ausgerundeten Ecken versehen sind und gleichzeitig
mit dem Hochführen der Mauern versetzt bezw. ein-
gemauert werden, am meisten empfohlen werden.
Da die fehlerhafte Ausführung des Ziegelmauerwerks
meist nicht nur auf mangelndes PfHchtgefühl des Maurers,
sondern auch auf dessen völlige Unkenntnis der Verhält-
nisse zurückzuführen ist, läßt sich Abhilfe nur durch ein-
gehende und scharfe Beaufsichtigung der Arbeitsvorgänge
schaffen, eine Maßnahme, die einzig und allein vor den
oben geschilderten schweren Schäden, insbesondere auch
solchen gesundheitlicher Art zu schützen vermag.
Vom alten und neuen Mittelstand
Der Begriff Stand gehört zu jenen schillernden Be-
griffen, die wenig scharf umrissen sind, deren Inhalt
sich fortwährend wandelt. Bis zur französischen Revo-
lution war das anders. Bis dahin unterschied man die
drei Stände: Adlige, Geistliche und Bürger. Als sich in
der großen Revolution der dritte Stand die Gleichberech-
tigung errungen hatte, begann bereits der bisher un-
bekannte vierte Stand aufzutauchen und seine Rechte
geltend zu machen. Aber auch der dritte Stand differen-
zierte sich weiter. Neben dem Handwerkerstand spricht
man vom Kaufmannstand und vom Gelehrtenstand. Wäh-
rend bei der älteren Unterscheidung die Gemeinsamkeit
der Rechte und Privilegien das standesbildende Element
sind, hat man bei der neueren die Gemeinsamkeit des
Berufs, der Lebensanschauungen und gleichen Besitzes
im Auge.
Der Ausdruck Mittelstand, der für das Agitations-
bedürfnis durch seine schlagwortartige Kürze und Viel-
deutigkeit sehr geeignet ist, hat sich leider auch in die
Wissenschaft, wo er nicht hingehört, eingeschlichen. Zu-
erst verstand man darunter die kleineren und mittleren
Betriebe der Landwirtschaft, von Gewerbe und Handel,
die als einziges gemeinsames Merkmal eine gewisse mitt-
lere Wohlhabenheit und ein dem entsprechendes Ein-
kommen aufweisen. Daneben kommt ihm wirtschaftliche
Selbständigkeit und Selbstvcrantwortlichkeit zu. Diesem
Mittelstand schrieb man eine besondere Bedeutung für
die Erhaltung des Staates und der Gesellschaftsordnung
zu. Da war es denn sehr bedauerlich, von Berufszählung
zu Berufszählung feststellen zu müssen, wie dieses wert-
volle Glied der Gesellschaft wenn auch nicht gerade ab-
nahm, so doch den Großbetrieben, den Angestellten und
Arbeitermassen in der Vermehrung nicht zu folgen ver-
mochte und also in seiner relativen Bedeutung zurückging.
Doch die staatserhaltenden Parteien wußten sich zu
helfen. Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Hätte man
den Rückgang der relativen Bedeutung des Mittelstan:Ies
zugegeben, so wäre dies ein Zugeständnis an die sozia-
listische Lehre von der Akkumulation und Konzentration
des Kapitals gewesen. Um dies zu vermeiden, wurde
der neue Mittelstand erfunden. Alle Angestellten in Land-
wirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe sowie die
große Mehrzahl der Beamten von Staat und Gemeinde
wurden zum neuen Mittelstand geschlagen. Der neue
Mittelstand hatte nur noch ein mittleres Einkommen und
dementsprechende Lebensansprüche gemeinsam, die wirt-
schaftliche Selbständigkeit und Selbstvcrantwortlichkeit
war dabei vollständig unter den Tisch gefallen.
Damit zeigte sich aber auch, daß es sich bei diesem
neuen Mittelstand um keinen Stand, sondern um eine soziale
Heft 37
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 19H
585
Klasse handelt. Standesbildend ist der Beruf, klassen-
bildend der Besitz und das Einkommen. Danach war auch
der alte Mittelstand irrtümlich für einen Stand ausgegeben
worden, während es sich tatsächlich um eine soziale Klasse
handelte. Man kann wohl vom Kaufmannsstand oder
vom Handwerkerstand, vom Stand der Aerzte, der Ge-
lehrten und der Privatangestellten sprechen. Alle diese
Stände zusammen bilden aber, wenn sie nach ihrem Besitz
und Einkommen gruppiert werden, keinen Mittelstand,
sondern eine soziale Mittelklasse. Diese Mittelklasse steht
in der Mitte zwischen der Kapitalistenklasse und der
Arbeiterklasse. Die Angehörigen der Mittelklasse haben
gewisse gemeinsame soziale Merkmale. Vor allem haben
sie nicht bloß commercium, sondern auch connubium mit-
einander, d. h. sie anerkennen gegenseitige soziale Gleich-
berechtigung. Gemeinsam ist ihnen ferner, daß sie sich
von der Arbeiterklasse absondern. Das betätigt sich nicht
bloß im geselligen Verkehr, sondern auch im gesamten
Zuschnitt der Lebenshaltung: in Kleidung, Wohnung und
Kindererziehung. Die Angehörigen des sog. neuen Mittel-
standes werden daher von Arbeitern Stehkragenproletarier
genannt.
Wirtschaftlich ist der alte Mittelstand wesentlich ver-
schieden vom neuen. Seine wirtschaftliche Selbständig-
keit und Selbstverantwortlichkeit weist ihm in zahlreichen
Fragen unserer sozialen Gesetzgebung eine andere Stellung
zu als dem neuen Mittelstand. In allen diesen Fragen
vertritt er Arbeitgeberinteressen und schließt sich daher
als willige Gefolgschaft der Führung der kapitalistischen
Unternehmerklasse an, während der neue Mittelstand nur
Arbeitnehmerinteressen hat und daher auf der Seite der
Arbeiter stehen sollte. Wir sagen stehen sollte, weil an
Zahl recht bedeutende Schichten unserer Mittelklasse sich
zur Erkenntnis ihrer wahren wirtschaftlichen und sozialen
Interessen noch nicht durchgerungen haben und sich in
Gegensatz zur Arbeiterklasse stellen. Ein schlecht an-
gebrachter Standesdünkel verleitet sie zur Ueberhebung
über die Arbeiterklasse und läßt ihnen die Absonderung
von ihr auch da wünschenswert erscheinen, wo sie sach-
lich nicht begründet ist. Nur so ist es zu erklären, daß
der Entwurf einer Pensionsversicherung für die An-
gestellten auch in der von der Regierung vorgelegten
Form ihre grundsätzliche Zustimmung finden konnte, ob-
wohl er den Privatangestellten die erwartete Selbstver-
waltung nicht bringt und überhaupt nicht mehr bietet,
als durch den Ausbau der Invalidenversicherung mit weit
geringeren Kosten zu erreichen gewesen wäre. Das so
lange gebrauchte Schlagwort von der Sonderkasse hatte
breite Schichten der Privatangestellten zur sachlichen Kritik
eines Gesetzentwurfes, der ihnen die Sonderkasse brachte,
unfähig gemacht. Auf der anderen Seite kann aber den
Anhängern des Ausbaugedankens der Vorwurf nicht erspart
werden, daß sie politische Prinzipienreiterei getrieben und
nach Annahme der Reichsversicherungsordnung erklärt
haben, sie wollten lieber keine Pensionsversicherung als
die des Entwurfs. Kluge Realpolitiker hätten unter den
gegebenen Umständen rechtzeitig den Rückzug antreten
müssen. Sie hätten sich auf den Standpunkt stellen müssen,
die Pensionsversicherung dürfe nicht noch länger hinaus-
geschoben werden, sie hätten also ihre ganze Kraft für
die Umgestaltung des vorliegenden Entwurfs auf der ge-
gebenen Grundlage einsetzen und den Versuch machen
müssen, die Gegenpartei für ihre Reformvorschläge zu
gewinnen. Denn nach Annahme der Reichsversicherungs-
ordnung war jedes weitere Eintreten für den Ausbau-
gedanken aussichtslose und unverantwortliche Prinzipienreiterei.
Auf die gleiche Verkennung ihrer wahren Interessen
als Arbeitnehmer ist die Ueberschätzung der Wohlfahrts-
einrichtungen und die Vernachlässigung der wirtschaft-
lichen Selbsthilfe durch zahlreiche große Organisationen
der kaufmännischen Angestellten und die reaktionäre
Politik des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes
in der Frauenfrage, der Frage der Konkurrenzklausel und
der Frage eines einheitlichen Privatangestelltenrechts zu-
rückzuführen. Es gibt tatsächlich keinen Stand der Hand-
lungsgehilfen mehr mit besonderen Standesvorrechten und
Privilegien, wie der Deutschnationale Handlungsgehilfen-
verband wähnt. Wer heutzutage immer noch ein voll-
ständiges Verbot der Frauenarbeit im Handelsgewerbe und
in den Bureaus der Industrie verlangt, statt die Frauen
zu organisieren und zu höheren Lohnansprüchen bei
höheren Leistungen zu erziehen, der täuscht die kauf-
männischen Angestellten über ihre wahren Interessen
hinweg. Ein kurzsichtiger Egoismus ist es aber, wenn
der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband die An-
schauung vertritt, man wäre mit der Forderung des Verbots
der Konkurrenzklausel längst weiter, wenn man diese For-
derung nur für die kaufmännischen und nicht auch für
die technischen Angestellten gestellt hätte, oder wenn er
die Verbesserung des Rechtes der Handlungsgehilfen über
die Forderung eines brauchbaren einheitlichen Privat-
angestelltenrechts stellt.
Wir haben damit die Fragen, in denen selbst organi-
sierte Angestellte ihre wahren Interessen verkennen, noch
keineswegs erschöpft. Ein Hauptgrund dieser merkwür-
digen Tatsache ist jedenfalls ihre Zusammenwerfung mit
einer sozialen Klasse, die entgegengesetzte wirtschaftliche
Interessen hat, mit dem alten Mittelstand. Allzulange
haben die Angestellten ihren Beruf als ein Uebergangs-
stadium zur späteren Selbständigkeit angesehen. Allzulange
haben sie sich von den Prinzipalen als ihren schätzens-
werten Mitarbeitern schmeicheln lassen. Ein solches Kom-
pliment war natürlich viel billiger als die Bezahlung un-
gemessener Ueberstunden. So sind sie sich des Interessen-
gegensatzes zwischen ihnen, die zeitlebens Angestellte
sind und bleiben, und ihren Prinzipalen zu spät bewußt
geworden und haben allzulange an der paritätischen Or-
ganisationsform und der auf ihr aufgebauten Lebens-
anschauung festgehalten.
Erklärlich wird dieser Irrtum dadurch, daß die alte
und die neue Mittelklasse, wie wir schon erwähnt haben,
gewisse gemeinsame soziale Interessen haben, daß sie
gesellschaftlich miteinander verkehren, während sie sich
beide von der Arbeiterklasse absondern. Doch auch auf
sozialem Gebiete sind es nur mehr rein äußerliche, ober-
flächliche Interessen, die den beiden Mittelklassen gemein-
sam sind. Die mit der wirtschaftlichen Selbständigkeit
verbundene Unabhängigkeit des alten Mittelstandes steht
bekanntlich auf sehr schwachen Füßen. Doch ist seine
wirtschaftliche und soziale Abhängigkeit ganz anderer
Natur als die der Privatangestellten. Der alte Handwerks-
meister ist von seinen Lieferanten, die ihm die Ware
kreditieren, und von seiner Kundschaft abhängig. Beide
haben schon den Versuch gemacht, seine politische und
sozialpolitische Stellungnahme zu beeinflussen. In wirt-
schaftlichen Kämpfen um die- Arbeitsbedingungen (Streiks)
sind die Lieferanten in Bewegung gesetzt worden, um die
Handwerker für die Machtgebote der Großunternehmer
gefügig zu machen. In den politischen Parteikämpfen
haben die extremen Parteien der Rechten und der Linken
sich nicht gescheut, den Boykott anzuwenden, um die
kleinen Kaufleute und Gewerbetreibenden auf ihre Seite
zu bringen.
Ganz anderer Natur aber ist die soziale Abhängigkeit
der Angestellten. Sie sind mit ihrer ganzen Existenz von
einer einzigen Person, ihrem Arbeitgeber, abhängig. Sie
586
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 37
müssen ihre ganze Arbeitskraft und damit ihre ganze
Person Tag für Tag in den Dienst des Arbeitgebers
stellen. Damit aber nicht genug, eine nicht geringe Zahl
von Arbeitgebern verlangt von ihren Angestellten auch
außerhalb des Dienstes in politischen, ja selbst in rein
persönlichen Angelegenheiten vollständige Unterordnung.
Gibt es doch noch manche Großbetriebe, deren An-
gestellte die Genehmigung zur Verehelichung einholen
müssen! Eine weit größere Zahl von Unternehmern sieht
es noch für ganz selbstverständlich an, daß ihnen die
Angestellten politische Gefolgschaft zu leisten haben.
Noch vor zehn Jahren konnte man glauben, daß die Zeit
des Patriarchalismus überwunden sei. Doch er ist wieder
aufgelebt und zeigt in der Organisierung gelber Gewerk-
schaften eine merkwürdige Zähigkeit und Ausdauer. Viel-
leicht ist ein Teil des Erfolges dieser atavistischen Be-
wegung auf die politische Zersplitterung der Arbeiter-
bewegung und auf die Intoleranz und Intransingenz der
sich leidenschaftlich bekämpfenden Gewerkschaftsrichtun-
gen zurückzuführen. Unnötig noch besonders zu bemerken,
daß die in der Erkenntnis ihrer Klassenlage noch vielfach
rückständigen Angestellten ebenfalls mit gelben Vereinen
bedacht werden.
Zur Erklärung der Rückständigkeit der Angestellten in
der Erkenntnis ihrer Klassenlage reichen diese wirtschaft-
lichen und sozialen Gründe noch nicht aus. Den Angestellten
fehlt das große politische Ideal der Arbeiterklasse, das, selbst
wenn man es für irrig hält, als Ideal doch von nicht zu
unterschätzender Bedeutung ist. Es kommt aber ein
wichtiges psychologisches Moment hinzu, das ein übeiaus
günstiger Nährboden für die Verkennung der Klassenlage
durch die Angestellten ist. Von ihrer besseren Schul- und
Fachbildung sollte man eigentlich ein größeres Verständnis
für ihre eigensten Angelegenheiten als von den Arbeitern
erwarten. Es ist nun aber eine psychologische Erfahrungs-
tatsache, daß, wer in seinem Berufe überwiegend Hand-
arbeit leistet, das Bedürfnis hat, sich zu seiner Erholung
mit geistiger Arbeit zu beschäftigen, und daß umgekehrt,
wer in seinem Berufe als geistiger Arbeiter tätig ist, sich
zu seiner Erholung mit Handarbeit zu beschäftigen sucht.
Durch die Berufsarbeit ist die geistige Tätigkeit des An-
gestellten für wirtschaftliche Zwecke so stark und aus-
schließlich in Anspruch genommen, daß es immerhin
verzeihlich ist, wenn er sich nicht in seiner freien Zeit
wiederum für soziale und wirtschaftliche Zwecke mit
sozialpolitischen Problemen in anstrengender Geistesarbeit
beschäftigen will.
Doch die Angestellten werden durch die sozialen und
wirtschaftlichen Verhältnisse in eine harte Lehre ge-
nommen. Ihre wahren Interessen werden ihnen mit
solchem Nachdruck und solcher Brutalität eingebläut, daß
sie sich ihnen nicht länger verschließen können. In den
Angestelltenorganisationen gewinnt der Gedanke des Inter-
essengegensatzes immer mehr Ausbreitung und dringt
gleichzeitig in die Tiefe vor.
Die Organisationen der technischen Angestellten im
Baugev/erbe und in der Industrie haben die Richtigkeit
des gewerkschaftlichen Organisationsprinzips längst er-
kannt und führen es mit immer größerer Konsequenz und
Tatkraft durch. Bei den Betrieben der Marine ist es
unser Verband gewesen, der zum erstenmal die Mittel
der gewerkschaftlichen Selbsthilfe anwenden mußte.
In den Betrieben der Berliner Eisenkonstruktions-
firmen hat der Bund der technisch-industriellen Be-
amten die Initiative ergriffen und unsere unein-
geschränkte Unterstützung gefunden. Durch diese beiden
Vorgänge ist aber die ganze Privatangestelltenbewegung
in eine neue Epoche: die Epoche des aktiven
Kampfes um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen,
eingetreten. Der größte kaufmännische Verband ist aller-
dings noch himmelweit davon entfernt, die Bedeutung
dieses Vorgangs zu erkennen. Hat doch einer seiner
Vertreter der gewerkschaftlichen Solidarität die Rolle
eines Hausschlüssels gegenüber der Schußwaffe zu-
gewiesen. Wenn die neue Gründung des Bundes der kauf-
männischen Angestellten die Ruhe dieser stagnierenden
.Wasser stört, so kann sie hier willkommen sein.
Wenn auch Schlagwörter und besonders falsche
Schlagwörter schwer auszurotten sind, so ist von der
Tatsache, daß sich immer breitere Schichten der Angestell-
ten zur Erkenntnis ihrer wahren Klassenlage durchringen,
doch mindestens das zu erwarten, daß das Schlagwort
vom Mittelstand nicht mehr allzulange den Unfug an-
richten kann, die Köpfe der Privatangestellten zu verwirren.
Dr. Gl. Heiß.
Unsere Verbandsstatistik
Das Manuskript unserer Verbandsstati-
.ätikist in den letzten Tagen des August zum
Druck gegangen. Es steht noch manche Ergänzung
im einzelnen, auch noch die Anfügung eines allgemeinen
sozialpolitischen Resümees aus, im allgemeinen ist die ein-
einhalbjährige Arbeit abgeschlossen. Man darf die Er-
wartung aussprechen, daß sie wissenschaftlichen und prak-
tischen Anforderungen gleich gerecht wird.
Ueber die Einzelheiten gibt das auf Seite III ab-
gedruckte Inhaltsverzeichnis, das nur mehr in
nebensächlichen Punkten im erweiternden Sinne abgeändert
wird, Aufschluß. Das äußerst breit angelegte Tabellen-
material, das etwa die Hälfte des auf über 20 Druckbogen
(320 Seiten) bemessenen Werkes einnehmen wird, soll clen
einzelnen Interessenten Gelegenheit bieten, das für ihn
besonders Wissenswerte für seinen engeren Bedarf selb-
ständig auch unter lokalen Gesichtspunkten weiter zu
verarbeiten. Die Verhältnisse der einzelnen Berufe luid
Industriebezirke liegen zu verschieden, als daß sie er-
schöpfend behandelt werden könnten. Der Text kann nur
die große Richtlinie herausarbeiten und muß sich eine
gewisse Beschränkung auferlegen, um neben dem (natur-
gemäß stets subjektiven) Urteil des Verfassers das sorg-
fältig aufgearbeitete und konzentrierte Tatsachenmaterial
als solches sprechen zu lassen. Das geschieht in diesem
Umfang zum erstenmal in der Angestellten-Statistik.
Die Erhebung ist durch ihre zeitliche Nachbarschaft
mit der Berufszählung von 1907 sehr günstig beeinflußt
und will nach vielen Richtungen hin geradezu als eine
beruflich begrenzte, aber eben deshalb in größerer Tiefe
schürfende Ergänzung dieser Zählung, soweit der Tech-
nikerstand in Frage kommt, gelten. Es wird deshalb will-
kommen sein, daß die einschlägigen Ergebnisse der Be-
rufs- und Betriebszählung im weiten Umfange auch tabellcn-
mäßig herangezogen worden sind.
Heft 37
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEfTUNG 1911
587
Ein gleiches gilt von den früheren Organisations-
erhebungen: jenen unseres Verbandes von 1903 und 1Q08,
jener des Bureaus für Sozialpolitik für Qroß-Berlin von
1908, endlich jener des Deutschnationalen Handlungs-
gehilfen-Verbandes. Nach Möglichkeit sind Vergleiche
zwischen allen diesen Erhebungen unternommen worden.
Die Fertigstellung des bei Duncker & Humblot in
Leipzig erscheinenden Buches ist Ende Oktober,
also rechtzeitig für die bevorstehende
,W i n t e r k a m p a g n e , zu erwarten. 700 Exemplare sind
auf Grund der Subskriptionslisten bereits fest bestellt. Ob-
wohl der in Aussicht genommene Umfang wohl über-
schritten werden dürfte, bleibt der Preis mit zwei
Mark und vierzig Pfg. festgesetzt. Wir ersuchen
alle Mitglieder, die sehr günstige, aber nur gegen-
wärtig gegebene Gelegenheit zum Erwerb eines so-
zialpolitischen Werkes, das ihnen ihren eigenen Be-
ruf noch näher bringen, das ferner die gerechten Forde-
rungen des Standes nachdrücklichst begründen und unter-
stützen soll, zu benutzen. Um die Auflage festsetzen
zu können, ist möglichst umgehende Bestellung
erforderlich. Von der Verbreitung des Buches hängt ein
gut Teil seines Erfolges ab. Auch den Mitgliedern
der übrigen technischen Verbände steht die
Subskription zu denselben Bedingungen
offen. Die Verbandsstatistik ist endlich in den Kreisen
der Unorganisierten als W e r b e m a t e r i a 1 in weitem
Umfange zu verwenden, sie zeigt, was noch geleistet
werden muß und daß dieses nur durch organisatorischen
Zusammenschluß erreicht werden kann. Günther.
■I I ■ B I '
H :: H WIRTSCHAFT UND LEBEN :: H H
Zwei Jahre Schmiergelderparagraph
Wenn die Hoffnungen, mit denen die Privat-
angestellten auf die gegenwärtige Reichstagsperiode ge-
blickt hatten, auch fast in allem getäuscht worden sind,
so hat sie ihnen doch wenigstens ein ,, Angestelltengesetz"
bescheert, den sogen. Schmiergelderparagraphen in dem
neuen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Behütet
von den Firmen, die da glaubten, die bisherigen Straf-
bestimmungen gegen den unlauteren Wettbewerb genügten
nicht, wächst dieses Schoßkind der Gesetzgebung allmäh-
lich heran und feiert in kurzem seinen 2: Geburtstag.
Es verlohnt sich daher, auf die Wirkung, die das
Gesetz bisher gehabt hat, zurückzublicken. Die Stimmen,
• die s. Zt. am lautesten schrien, ganze Berufsklassen seien
dem Schmiergelderunwesen zugänglich, haben nun ein-
mal jene, nicht nur aus Angestelltenkreisen kommenden
- übertönt, die sich gegen ein neues Gesetz aussprachen,
'weil die älteren, allgemeinen Gesetze eine hinreichende,
sogar bessere Handhabe gegen derartige Auswüchse jm
geschäftlichen Verkehr bieten. Zwar haben diese Bestim-
mungen selten Anwendung gefunden, dies lag aber daran,
weil die benachteiligten Firmen meistens nicht klagen
wollten. Sie setzten einfach den ungetreuen Angestellten
auf die Straße — wozu sie ja gesetzlich schon immer be-
rechtigt waren — und lösten im übrigen die Verbindung
mit dem „schmierenden" Lieferanten. Hierbei ist es nun
bisher größtenteils geblieben, und wenn wir zur Zeit des In-
krafttreten des Gesetzes schrieben: Erst die Praxis wird
dieses Gesetz in seinem "Wert oder seiner Unzulänglich-
keit erkennen lassen, so können wir heute sagen: Man kann
noch immer im Zweifel sein, ob das Gesetz die beabsich-
tigte Wirkung gehabt hat. Eine erheblichere Anwendung
hat der Paragraph bisher nicht gefunden. Aber wenn man
daraus schließen wollte, das Gesetz habe eben die er-
freuliche Wirkung gehabt daß nun Verstöße dagegen so
selten sind, so wäre dies ein Irrtum. Einen erzieherischen
Einfluß mußten z. B. noch viele Zeitungsredaktionen aus-
üben, indem sie Schmiergelder-Inserate, die gar nicht so
selten noch ganz offen, teilweise jetzt in versteckterer
Form eingesandt wurden, zurückwiesen. Im übrigen
scheuen zuweilen Firmen noch immer nicht davor
zurück, das ,, Schmieren" weiter zu betreiben. In die Dienst-
verträge, die sie z. B. mit ihren Filialleitern abschließen,
wird jetzt gewöhnlich ein Passus aufgenommen, wonach
das Anerbieten von Schmiergeldern sofortige Entlassung
nach sich zieht. Dennoch zahlen die Firmen häufig eine
/ „Provision" an den Besteller. Der Geschäftsgang ist dabei
der, daß die Firma wohlweislich im Hintergrund bleibt und
der Vertreter gegebenenfalls als der der Bestechung schul-
dige dasteht.
Eine andere Erscheinung hatte hingegen der Kampf
gegen das Schmiergelderunwesen zur Folge. Im Mai d. Js.
ist ein VereingegendasBestechungsunwesen
gegründet worden, wie solche schon in England bestehen.
Der Verein will in erster Linie die Kenntnis der gesetz-
lichen Bestimmungen — die zweifellos manchem Firmen-
inhaber noch sehr von Nöten ist — verbreiten und
dann sich mit der Auskunftserteilung, Sammlung gericht-
licher Urteile, Herausgabe laufender Mitteilungen, Unter-
suchung von Klagen und endlich mit der Veranlassung
gerichtlicher Verfolgungen in geeigneten Fällen befassen.
Wir können demnach feststellen, daß es sich hier nicht um
eine Organisation gegen Angestellte handelt — solche
würde uns gerüstet vorfinden — , sondern wir wollen es
gern begrüßen, daß der Verein erst mal selbst unter seinen
eigenen Standesgenossen zur Hebung der Geschäftsmoral
beitragen will. Die Firmen werden vor ihrer eigenen Tür
genug zu kehren vorfinden. Erzielen sie damit endlich
Reinlichkeit, dann wird vielleicht auch die Zeit kommen,
wo das Odium des Mißtrauens, daß man durch den
Schmiergelderparagraphen auf den Angestellten gewälzt
hat, hinweggeräumt sein wird. Mtzd.
V. H :: H STAN DESBEWEGUNO :: H ::
Sei bstei tisch ätziing
Wie schädlich die Preisbildung auf dem technischen
Arbeitsmarkte durch die freiwillige Bewertung der Ar-
beitskraft beeinflußt werden kann, beweist eine Anzeige
der Deutsehen Bauzeitung, in der ein Baumeister mit
ISjähriger Praxis, der seine praktische Tätigkeit (vermutlich
Selbständigkeit) aufgeben will, beabsichtigt, eine Stelle
als Stadtbaumeister zu suchen. Er verzichtet großmütig
auf Pension und beansprucht nur 12- bis 1500 M jähr-
lich. In der Anzeige gibt der Stellungsuchende an, daß
er vermögend sei.
Wir wollen annehmen, daß ihn diese Tatsache zu der
verkehrten Auffassung gebrächt hat, berechtigt zu sein,
durch seine Preisunterbietung die Lage der anderen ver-
schlechtern zu können. Sieht man aber hiervon ab, so
sind nur noch zwei Dinge möglich, entweder leidet der
Stellungsuchende an einer krankhaften Geringschätzung
seiner eigenen Kraft oder aber er hat durch 15jährige
Praxis und vorhergehendes Studium nichts gelernt und
nichts vergessen. Dann sind allerdings die geforderten
1200 M noch zu viel und die Gemeinde, die auf dieses
unwürdige Angebot eingehen würde, wäre zu bedauern,
daß sie mit einer solchen Kraft einen Versuch macht.
1
588
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 37
Ueber die Bewegung der Berliner Eisenkonstrukteure
haben wir in Nr. 34 und 35 der Deutsclien Techniker-
Zeitung berichtet und Ursache und Entwickelung des
Konfliktes dargelegt. Wir betonten dabei besonders die
allgemeine Solidarität der Verbandsmitglieder mit den Mit-
gliedern des Bundes der technisch-industriellen Beamten
aus der Erkenntnis heraus, daß, so se'hr uns auch
der Bund bis in die letzte Zeit hinein mit seinen
Anwürfen bedenkt, in wirtschaftlichen Kämpfen Bund
und Verband im Interesse des ganzen Technikerstandes
immer wieder zusammenwirken müssen. Als eine Kon-
sequenz dieser Gemeinschaft, die zunächst nicht nur in der
Sperrung unseres Stellennachweises, son-
dern auch in Uebernahme aller Verpflichtungen bestand,
welche aus Stellenlosigkeit oder Maßregelung der be-
teiligten Mitglieder folgen konnten, schien uns das Ver-
langen berechtigt, an allen Beschlüssen, welche für die
weitere Entwickelung der Bewegung ausschlaggebend sein
sollten, auch durch verantwortliche Personen unserer Vcr-
bandsleitung beteiligt zu sein. Wir gaben diesem Ver-
langen in einem höflichen Schreiben an die Leitung des
Bundes der technisch-industriellen Beamten unter dem
16. August er. in folgenden Ausführungen Ausdruck:
„Die in Gemeinschaft mit den übrigen Konstrukteuren von
unseren Mitgliedern ausgesprochene Kündigung, welche mit
unserer Billigung und Unterstützung erfolgt ist, veranlaßt uns,
an Sie das Ersuchen zu stellen, alle weiterhin in dieser An-
gelegenheit zu unternehmenden Schritte nur gemeinsam durch
die beiden Organisationen vornehmen lassen zu wollen. Sie
hatten die Freundlichkeit, uns in Ihrem Schreiben vom 21. v. M.
in Aussicht zu stellen, uns ständig in der Angelegenheit der
Eisenkonstrukteure auf dem Laufenden zu halten. Würde es sich
nur um die Sperrung unseres Arbeitsnachweises handeln, so
würden wir Ihr gefl. Anerbieten gern akzeptieren. Nun aber,
wo wir im Interesse der gemeinsamen Aktion mit Ihnen gleich-
zeitig vorgegangen sind, können unsere Mitglieder von uns ver-
langen, daß ihr Interesse gemeinsam durch die Vorstände beider
Organisationen verfolgt wird. Wir formulieren unsere Wünsche,
um eine geeignete Grundlage für die Kooperation zu schaffen,
dahin, daß möglichst sofort eine Kommission ins Leben treten
soll, welcher gleichmäßig Herren der beiden Organisationen
angehören. In Anbetracht der weit stärkeren numerischen Be-
teiligung Ihres Bundes sind wir gern damit einverstanden, wenn
Ihr Vorstand die Mehrheit in dieser Kommission bildet. Es liegt
uns lediglich daran, bei den zu unternehmenden Schritten von
vornherein beschließend mitwirken und dadurch ebenso die Ein-
heitlichkeit der Aktion wie die Interessen aller Beteiligten fördern
zu können.
Wir denken uns den Wirkungskreis der zu bildenden Kom-
mission, über deren nähere Zusammensetzung wir Ihre Vorschläge
erbitten, in der Weise, daß die Vertreter der Organisationen
im allgemeinen nur im Einvernehmen mit ihren Vorstünden wich-
tige Beschlüsse fassen können, daß aber in besonders kritischen
Situationen, um die Schlagfertigkeit aufrecht zu erhalten, eine
weitergehende Befugnis der Kommission selbstverständlich unter
voller Verantwortlichkeit ihrer Mitglieder Platz greifen soll.
Ferner ersuchen wir Sie um möglichst baldige Uebersendung
eines genauen Verzeichnisses der in Frage kommenden Unter-
nehmungen Groß-Berlins, damit wir in der Lage sind, in un-
serem Stellennachweis die entsprechenden Maßnahmen treffen
zu können."
Selbstverständlich hatten wir erwartet, daß unserem
durchaus billigen Wunsche im Interesse einer einheitlichen
Weiterführung der Aktion ohne weiteres Rechnung ge-
tragen würde. Hierin sahen wir uns aber getäuscht, denn
die Leitung des Bundes antwortete uns am 23. August
mit folgendem Schreiben :
„Wir bitten Sie, gütigst zu entschuldigen, daß wir erst
heute auf Ihr Schreiben antworten. Der Grund der Verzögerung
ist darin zu suchen, daß wir zunächst durch eine Umfrage
unter unseren Vertrauensmännern feststellen wollten, in welcher
Zahl Mitglieder Ihres Verbandes an der Aktion der Berliner
Eisenkonstrukteure beteiligt sind.
Diese Umfrage ist gestern veranstaltet worden und hat
ergeben, daß im ganzen 10 Verbandsmitglieder an der Aktion
teilnehmen. Diese Zahl ist im Verhältnis zur Gesamtzahl der
an der Aktion Beteiligten, die bis auf die 10 Vcrbandsmitglieder
sämtlich in unserem Bunde organisiert sind, so verschwindciul
gering, daß sie uns allein schon den Boden für eine Diskussion
Ihres Vorschlages zu entziehen scheint. Wir können uns wenig-
stens nicht denken, daß Sie im Ernste verlangen sollten, be-
schließend an der Fortführung einer Aktion mitzuwirken, von
deren Trägern knapp 40() Mitglieder Ihres Verbandes sind.
Durch die von Ihnen vorgeschlagene Kommission würde zweifel-
los die Fortführung der Aktion wesentlich kompliziert und das
gegenwärtige Zahlenverhältnis scheint uns eine derartige Er-
schwerung der Aktionsfähigkeit nicht zu rechtfertigen. Zudem
haben Ihre an der Aktion beteiligten Mitglieder, auch ohne daß
die von Ihnen vorgeschlagene Kommission gebildet wird, die
Möglichkeit, ihren Einfluß auf die weiteren Maßnahmen geltend
zu machen. Wir veranstalten von Zeit zu Zeit allgem.eine
Versammlungen der Eisenkonstrukteure, in denen jeder der be-
teiligten Kollegen, ganz gleich ob er Bundes- oder Verbands-
mitglied ist, seine Meinung und seine Wünsche aussprechen
kann. Da in der letzten Eisenkonstrukteur-Versammlung außer-
dem Ihr Herr Schubert anwesend war und somit die Möglich-
keit hatte, die Meinungen Ihres Verbandes zu \ertreten, da wir
uns außerdem auch für die künftigen allgemeinen Versammlungen
gern damit einverstanden erklären, daß Sie regelmäßig einen
Vertreter Ihres Verbandes entsenden, glauben wir, daß genügend
Gewähr für ein ausreichendes Mitbestimmungsrecht Ihres Ver-
bandes gegeben ist.
Wenn wir uns daneben vorbehalten, die entscheidenden
Maßnahmen bei dieser Aktion selbst zu treffen, so glauben wir,
daß Sie uns daraus, abgesehen von dem bisher Gesagten, um
so weniger einen Vorwurf machen können, als wir ja die Aktion
auch eingeleitet und alle Vorarbeiten dazu geleistet haben."
Inzwischen hatten wir Gelegenheit, in einer internen
Versammlung der an dem Konflikt beteiligten Verbands-
rriitglieder, deren Meinung zu der strittigen Frage
kennen zu lernen und fanden dort volles Verständnis dafür,
daß, wenn der Verband einerseits alle Verpflichtungen
der Solidarität auf sich nimmt, ihm dann auch anderer-
seits die Rechte des das Risiko Teilenden zustehen
müßten. In dieser Versammlung gab man zu verstehen,
daß es unbegreiflich erscheinen würde, wenn sich die Ver-
bandsleitung mit der ihr zugedachten Aschenbrödel-Rolle
abfände. Unsere Mitglieder forderten geradezu, daß die
Verbandsleitung in dieser von der Oeffentlichkeit mit außer-
ordentlichem Interesse verfolgten Bewegung auch nach
außenhin erkennbar an die Seite der Bundesleitung
trete. Gestützt auf dieses einmütige Verlangen versuchten
wir nun nochmals der Bundesleitung unsere Gründe be-
greiflich zu machen, indem wir ihr am 29. August u. a.
schrieben:
„Wie Sie bereits unserem Schreiben entnommen haben,
waren wir über die numerisch weit schwächere Beteiligung
unseres Verbandes in der Aktion der Eisenkonstrukteure unter-
richtet. Demgemäß haben wir uns von vornherein in der von
uns Vorgeschlagenen Kommission mit der Minderheit der
Stimmen begnügen wollen und sind gerne bereit, jedem billigen
Wunsche Ihrerseits nach dieser Richtung zu entsprechen.
An der sofortigen Bildung einer Kommission aber halten w ir
unter allen Umständen fest und stützen uns dabei einmal auf
die einmütige Forderung unserer an der Kündigung beteiligten
Mitglieder, dann aber auf den ganz selbstverständlichen gewerk-
schaftlichen Grundsatz, daß gemeinsame Aktionen in einheit-
licher Weise durch die Verbände zu führen sind. . . .
.... Ihr Vorschlag, unsere beteiligten Mitglieder in all-
gemeinen Versammlungen der Eisenkonstrukteure zum Wort
kommen zu lassen, scheint uns nicht ernstlich diskutabel, da
alsdann die von Ihnen selbst betonte geringe Zahl unserer Mit-
glieder zur vollständigen Einflußlosigkeit verurteilt wäre. Unser
Verband, der selbst finanzielle Verpflichtungen auf sich ge-
nommen hat, kann es unter keinen Umständen als genügend
ansehen, wenn seinen Mitgliedern gestattet wird, ihre
Meinung und ihre Wünsche auszusprechen oder wenn ein Ver-
treter des Verbandes dessen Meinung zu vertreten in der Lage
ist. Wir verlangen neben der beratenden auch eine beschließende
Stimme.
Ihr Einwand, daß Sic selbst die .Aktion eingeleitet und
alle Vorarbeiten dazu getroffen hätten, ist ebenso wenig stich-
haltig. Wir bedauern vielmehr, daß Sie in einer so wichtigen
Angelegenheit uns erst in den letzten Wochen verständigt haben,
während unserer Meinung nach eine frühere Hinzuziehung des
Verbandes ebenso nötig wie gerechtfertigt war.
Wir betonen zum Schluß noch ausdrücklich, daß imsere
Forderungen lediglich der Einheitlichkeit der Aktion dienen
Heft 37
sollen und können nicht einsehen, inwieweit durch die von uns
vorgeschlagene Kommission eine Komplii<ation eintreten sollte.
Eben der Einheitlichkeit des Vorgehens wegen ersuchen wir
Sie aut das entschiedenste, unseren Vorschlag anzunehmen, da
wir unter keinen Umständen gewillt sind, für den Fall Ihrer
Ablehnung auf jedes selbständige Vorgehen zu verzichten, das
im Interesse unserer Mitglieder, ganz besonders bei den, wie
wir erfahren, in Aussicht stehenden Verhandlungen mit dem
Verband der Eisenbaufirmen nötig werden kann."
Nach einer am gleichen Tage stattgefundenen all-
gemeinen Eisenkonstfukteur-Versammlung wurde in
interner Besprechung selbst von am Konflikt führend be-
teiligten Bundesmitgliedern die Berechtigung un-
sererWünsche anerkannt und die Bereitwilligkeit aus-
gesprochen, dem Verband, soweit es das Beteiligungs-
verhältnis gestatte, eine beschließende Stimme
einzuräumen. Zu unserer großen Ueberraschung erhielten
wir 4 Tage später ein Schreiben, gez. Lüdemann, das am
besten ohne Kommentar sowohl den beteiligten Kollegen
als auch den sämtlichen Verbandsmitgliedern zur Be-
urteilung unterbreitet wird.
„Form und Inhalt Ihres Schreibens verbieten uns, Ihnen
hinsichtlich Ihrer Mitwirkung an der Beschlußfassung über die
in der Aktion der Berliner Eisenkonstrukteure zu unternehmenden
Schritte Zugeständnisse zu machen, die über das Maß des
Entgegenkommens, das wir Ihnen bereits in unserem letzten
Schreiben bewiesen zu haben glauben, hinausgehen."
Im Interesse der Bewegung der Eisenkonstrukteure,
die auch wir mit allen Kräften fördern wollen, sehen wir
uns gezwungen, diesen Schriftwechsel der Oeffentlichkeit
zu übergeben. Wir fügen aber hinzu, daß selbst diese
schroffe Zurückweisung der Bundesleitung uns nicht
hindert, die einmal verkündete Solidarität treu bis zum
Ende der Bewegung durchzuhalten. Nach wie vor weisen
wir unsere Mitglieder an die Seite der im gleichen Kampf
stehenden Bundesmitglieder. Alle geheimen Hoffnungen
unserer Gegner, soweit sie sich etwa auf Zersplitterung und
Schwächung der Stoßkraft der technischen Angestellten
stützen sollten, müssen zu Schanden werden! Was uns
veranlaßt, im gegenwärtigen Stadium des Kampfes diese
Meinungsverschiedenheiten der beiden Organisations-
leitungen bekannt zu geben, ist lediglich der Umstand,
zu zeigen, daß auch der Deutsche Techniker-Verband in
der Bewegung seine Schuldigkeit zu tun sich bemüht und
nicht, wie der äußere Anschein bisher vermuten ließ, die
ganze Last und Verantwortlichkeit allein auf den Schultern
des Bundes der technisch-industriellen Beamten ruht. Bis-
her haben wir in Erwartung eines verständnisvollen Ein-
gehens auf unseren berechtigten Wunsch darauf verzichtet,
in der Oeffentlichkeit den Namen des Deutschen Tech-
niker-Verbandes neben dem des Bundes erscheinen jzu
lassen. Nachdem aber in so kategorischer Form unsere
selbstverständliche Forderung von der Bundesleitung zu-
rückgewiesen ist, gebietet es uns die Selbstachtung, diese
Riicksicht nunmehr schwinden zu lassen, weil sonst unsere
Mitgheder es nicht mehr verstehen würden, wenn in einer
Aktion von so außerordentlicher Tragweite eine Organi-
sation von 30 000 Mitgliedern sich mit der Rolle des Zu-
schauers begnügte. Wir sind es dem Verbandsansehen
schuldig, jetzt als gleichberechtigter Verhandlungsfaktor
neben dem Bund der technisch-industriellen Beamten im
Sinne unserer an den Bund gerichteten Ausführungen in
die weitere Entwickelung der Angelegenheit einzugreifen.
Der Zustimmung unsere.- gesamten Verbandsmitglieder
sind wn- ebenso sicher, wie sie uns die an der Bewegung-
direkt beteiligten Kollegen durch geheime Abstimmung
bereits gezeigt haben. Eine andere Sache dagegen ist es,
ob die Bundesmitglieder es verstehen werden, daß ihre
Leitung in einem so schweren Kampfe den D. T.-V.
direkt zurückstößt, und zwar in einer Weise, die ge-
fährlich werden müßte für die Bewegung, wenn dieser Ver-
^ band in der Tat das wäre, was im vorigen Jahre bei den
sattsam bekannten Auseinandersetzungen von der Bundes-
leitung immer behauptet wurde.
:: :: :: :: :: :: SCHULFRAGEN :: :: :: H :: ::
Techniker and Fortbildungsschule
Von Ingenieur FR. SÜSS, Gewerbelehrer in Wilhelmshaven.
Da sich die Regierung nunmehr entschlossen zu haben
scheint, Technikern mehr als bisher Gelegenheit zu geben,
sich durch den Besuch eines Kursus die für einen Fort-
bildungsschullehrer notwendigen pädagogischen Kenntnisse
anzueignen, so dürfte der Andrang von Bewerbern, der
schon bisher sehr groß war, noch weiter zunehmen.
Außer zum Lehrfach Berufenen dürften sich da leicht auch
Unberufene melden. Es werden viele gern diese Gelegenheit
benutzen, die ihnen Aussicht auf sicheres und höheres
Einkommen bietet. Hierin aber liegt eine Gefahr für die
gesamte Technikersache auf dem Gebiete des Unterrichts-
wesens. Nicht der zu erwartende Gewinn sollte für die
Bewerbung maßgebend sein; ein jeder sollte sich ernst
prüfen, ob er zum Lehrer geeignet ist oder nicht. Der Beruf
eines gewerblichen Fortbildungsschullehrers ist schön und
dankbar, aber — schwer. Mißerfolge technischer Lehrer
an den Fortbildungsschulen sind Wasser auf die Mühlen
ihrer Neider.
Es ist viel gestritten und geschrieben worden, wer
der berufene Lehrer für die gewerbliche Fortbildungsschule
sei, ob Handwerksmeister, Techniker oder Berufslehrer.
Meines Erachtens wäre es ein idealer Zustand, wenn die
tüchtigsten Handwerksmeister selbst den Nachwuchs
des Handwerks unterrichten würden. Aber gerade die
tüchtigen Handwerksmeister selbst sind mit Arbeiten sn
ihrem eigenen Geschäft überhäuft und nur mit wenigen
Ausnahmen kaum für das Lehrfach zu gewinnen. Im übri-
gen aber hindert wohl die im Durchschnitt unzureichende
Schulbildung des Handwerkerstandes an der Uebernahme
eines Lehramtes.
Günstiger liegen die Verhältnisse für den Mittelschul-
techniker; eine bessere Schulbildung und die eigene Praxis
stehen ihm zur Seite und aus dieser seiner Praxis heraus
kennt er den Umgang mit den Lehrlingen und Gesellen
des Handwerks — eine Kenntnis, die ihm in vielen Fällen
den Mangel pädagogischer Schulung ersetzen wird. Aber
der Mittelschultechniker muß sich für den Beruf eines
Gewerbelehrers weiterbilden, er muß sein technisches
Wissen vertiefen und viele Stoffe aus anderen Gebieten
neu hinzulernen, damit er nicht nur unterrichten kann,
sondern damit er Anteil nehmen kann am Ausbau der
gewerblichen Fortbildungsschule. Am Ausbau sage , ich,
denn die Fortbildungsschule ist heute noch nicht das, was
das Leben und mit ihm der Handwerkerstand von ihr
verlangen.
Wer sich dem Berufe widmen will, muß sich schon
vor der Anstellung als Lehrer, ja vor seiner Bewerbung
darum, in dem Fache betätigen. Herr Regierungs- und
Gewerberat Töne sagte emmal bei einem Kursus in Han-
nover, der Fortbildungsschullehrer müsse Sammler sein,
d. h. er müsse seinen Lehrstoff zusammentragen, mit
offenen Augen durch die Straßen gehen und Beispiele
sammeln. Auf Schritt und Tritt werden solche geboten.
Ich wähle hier emmal einige Beispiele für Schmiede und
Schlosser — nur für einen Beruf, da eine Anführung von
Beispielen für mehrere Berufe ins unendliche führen
würde. — Da ist ein Ladenumbau: für die Schüler die
Stützen, ihr Fußpunkt und ihr Anschluß an die Träger;
da sind Einfriedigungen (nicht der künstlerische Entwurf
für die Schüler, sondern die Konstruktions-Details), da
sind ferner Abdeckungen der Kellerhälse, eiserne Tore
mit ihren Eckausbildungen und Aufhängepunkten, Gestänge
für Telephonleitungen auf Häusern und auf hölzernen
Masten, Fenstergitter, Balkongeländer, Kleiderleisten in
Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden usw. usw.
Alles dies sind kleine selbständige Bauwerke in Eisen,
die von den Schülern — im Detail in natürlicher Größe —
durchgezeichnet werden müssen, und auch mit Interesse
durchgezeichnet werden, da es Arbeiten sind, die den
590
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 37
Schülern auch in der Werkstatt in die Hände kommen.
Man sammle aber nicht nur Zeichenaufgaben, sondern auch
Aufgaben für das gewerbliche Rechnen, denn meines Er-
achtens ist die Zeit nicht mehr fern, wo Zeichnen und
Rechnen an den Fortbildungsschulen in die Hand eines
Lehrers gelegt werden. Diese Maßnahme würde auch den
Anforderungen der Praxis entsprechen. Jeder von uns
weiß ja, wie nahe Zeichnen und Rechnen in Technik und
Handwerk nebeneinander liegen.
Man sammle weiter auf anderen Gebieten. Man er-
bitte sich Jahresberichte von Fortbildungsschulen; dort
findet man die Lehrpläne, die als Wegweiser zu weiterer
Sammeltätigkeit dienen. Man sammle und verarbeite
Zeitungsnotizen über Jugendpflege, Bürgerkunde, Organi-
sation des Handwerks, üewerbehygiene, Arbeiterversiche-
rung, Rechtspflege, Verkehrswesen usw. 'Eine unversieg-
bare Quelle bieten die Briefkastennotizen der Zeitungen.
Stets aber hüte man sich vor einem Ueberschreiten
des Zieles der Fortbildungsschule ; man verwechsle dieses
nicht mit dem der mittleren Fachschule^nd bedenke, daß
nicht die besten Schüler der Volksschule dem Handwerk
zugeführt werden.
Hat man auf diese Weise Stoff zusammen getragen
und durchgearbeitet, so hat man etwas in der Hand, das
man den Bewerbungen um Anstellung als Lehrbr beifügen
kann. Der Behörde ist hierdurch die Möglichkeit geboten,
den Bewerber zu beurteilen und zu prüfen, ob er pädago- ,
gisches Talent besitzt. Die besten Zeugnisse aus der *
eigenen Praxis bilden hierfür keinen Ersatz.
Im übrigen sei noch auf die im Handelsministerium
bearbeiteten Bestimmungen über Einrichtungen und Lehr-
pläne gewerblicher Fortbildungsschulen vom 1. Juli IQll
(zu haben in Karl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauer-
straße 43/44) verwiesen.
der Inhalt dieser lesenswerten Schrift jedem Techniker die
beste Gelegenlieit bietet, sich darüber zu unterrichten, welche
Behörden und unter welchen Bedingungen diese Techniker ein-
stellen, welche gesetzlichen Vorschriften für den Erwerb und
die Führung des Meistertitels maßgebend sind, und daß auch
die Kapitel, die die Aussichten der Techniker in der Privat-
industrie behandeln, sehr beherzigenswert sind. Nicht zuletzt
der billige Preis veranlaßt uns, dem Buch weiter die besten
Empfehlungen mitzugeben. Unsere Buchhandlung hält es stets
vorrätig und kann es daher jedem Besteller sofort liefern.
Der Türmer. Monatsschrift für Gemüt und Geist. Heraus-
geber : J e a n n o t Emil Freiherr v. G r o 1 1 h u ß.
Vierteljährlich (3 Hefte) 4 Mark, Probeheft franko (Stutt-
gart, üreincr & Pfeiffer).
Aus dem Inhalt des Septemberheftes: Gassen-Weisheit. Von
Karl Spieß-Bottenhorn. — Zw ei Menschen. Roman von Richard
Voß (Schluß). — Theodor Fontane und die Politik. Von
Theodor v. Sosnosky. — Der Weltraunzer. Von Walter Harlan.
— Schweizer Briefkästen. Von Fritz Müller (Zürich). — Ge-
sellschaftskultur. Von Prof. Dr. Ed. Heyck. — Die neue Ver-
fassung für Elsaß-Lothringen. Von Dr. jur. et phil. Boven-
sicpen. — Naturgeschichtliche Streitfragen. Von Dr. Friedrich
Knauer. — Der Kinderhort. Von Pauline Gruß. — Hippolyte
Taine und die Deutschen. Von S. Fritsch. — Zur Schriftfrage.
Von Albert Windeck. — Die evangelische Kirche unpopulär?
Von Deutscher Michel. — „Verfehlte Opfer." Von Paul Dieck-
mann. — Türmers Tagebuch: Fanfaren und Schamaden. —
Unzüchtige Schriften. Von Dr. Karl Storck. — Aus Frauen-
feder. Von Marie Diers. — Pestalozzis Liebe, Von B. Moritod
von Mellenthin. — Wie wir uns von der Kunst erholen mußten.
Von O. Hör. — Eine Neuerung bei Denkmal-Konkurrenzen. —
Alfred Messel. Von Prof. Dr. B. Haendcke. — Farbige Musik
und Farbenhören. Von Dr. Richard Hennig. — Beethovens
„unsterbliche" Geliebte. Von Karl Storck. — Auf der Warte.
— Kunstbeilagen. — Notenbeilagen.
BRIEFKASTEN
BÜCHERSCHAU
(Sämtliche Wcikc sind durLli die BiRliluindluni; des Ueiitstlieii Tctiiiiiker-V'crbandes
zu beziehen.)
Annaleii für soziale Politik und Gesetzgebung. Herausgegeben
von Dr. Heinrich Braun. Berlin, Springer IQll.
Irfr ersten Teil dieses Heftes sind die gesellschaftlichen Ent-
wicklungstendenzen und die aus ihnen sich ergebe. iden wissen-
schaftlichen Forderungen dargestellt. Es waren die Aufgaben
angedeutet worden. Für ihre Erfüllung zu wirken ist der
Zweck der Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung. Sie
sind als eine Art wissenschaftliche Zentralstelle gedacht, wo
das über die ganze Kulturwelt zerstreute literarische und legis-
lati\e Material gesammelt und kritisch bearbeitet werden soll.
Diese kritische Arbeit soll nicht von irgendwelchen vorgefaßten
Meinungen oder Wünschen ausgehen, sondern wird überall mit
einem einzigen Maßstab messen, nämlich dem, der durch die
Dinge selber gegeben ist. Das heißt: Die Gesellschaft be-
findet sich in allen ihren Erscheinungsweisen in ständiger Be-
wegung. Diese Bewegung ist aber letzten Endes überall Aus-
druck veränderter Machtverhältnisse. Da ergibt sich von selber
die Frage, die die Basis der kritischen Tätigkeit abgibt: Werden
die gesetzgeberischen Maßnahmen den veränderten Machtver-
hältnissen gerecht? Ist für die lebendigen oder nach neuem
Leben ringenden Kräfte der Gesellschaft der entsprechende
juri^.tische Ausdruck gefunden?
Neben Abhandlungen und Aufsätzen über wichtige Fragen
der sozialen Politik und über hervorragende Gesetzentwürfe
und Gesetze Deutschlands wird jedes Heft eine sozialpolitische
Rundschau enthalten, die in periodischen Uebersichten eine
summarische Darstellung der schwebenden Probleme, der tat-
sächlichen Vorgänge und der wichtigsten Literatur geben wird.
Das erste bis jetzt vorliegende Heft enthält u. a. eine vor-
zügliche Untersuchung über die Organisicrbarkeit der Arbeiter,
ein Thema, das unseres Wissens hier zum erstenmal be-
handelt wird.
Technikerheruf '. Ein Ratgeber für Alittclschultechnikcr bei der
Wahl einer Lebensstellung. Von Regierungsbausekretär
FI e i d m a n n , Hannov er. Preis kart. 1,50 M.
Seit dem Erscheinen dieses Wcrkchens vor etwa Jahres-
frist sind, wie wir hören, bereits 2000 Exemplare verkauft worden,
sicher ein Beweis, daß diese Schrift eine Lücke in der Literatur
füiTte. Wir weisen an dieser Stelle nochmals darauf hin, daß
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
\X' o Ii n u n g und M i t g 1 i e d n u ni ni e r hinzuzufügen. Anfragen nath Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Line
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Ulir) vor trs- heinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindliclikeit für die Aufnahme,
fi;r Inhalt und Richtigkeit von IVagcii und Antworten lehnt die Schrift-
Icitung nachdrürklich ab. D e zur Erläuterung der Fr.Tgen notwendigen Druck-
6 locke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 195. In Verschlußdeckel aus Messing- und Bronzegui',
soll die Firmenaufschrift eingeätzt werden und zwar erhaben
und blank, während der herausgeätzte Grund schwarz sein
soll. Wie kann dies in einfacher Weise erfolgen?
Frage 196. Die Fußsteige an der Eisenkonstruktion einer
Straßenunterführung, die seitlich durch L-Eisen 8/8 cm und nach
unten durch ein 4 mm starkes Eisenblech eingefaßt sind, sollen
bis Oberkante L-Eisen durch eine wasserdichte Alasse ab-
gedeckt werden. Welches Material dürfte der Konstruktions-
höhe von 8 cm, der ständigen Erschütterung der Eisenkonstruk-
tion, außerdem der Ausdehnung des Eisens Rechnung tragen?
Frage 197. In einer Badeanstalt ist ein Warmwasserbehältjr
von Fx,l;<2 m Größe mit Kupferrohrheizschlange von 10 m
Länge und 2 Zoll Stärke seit etwa vier Wochen in Benutzung.
Die Wandungen des Behälters bestehen aus 3 mm starkem,
verzinktem Eisenblech. Es zeigt sich nun, daß schon in dieser
kurzen Zeit der Zinküberzug merklich gelitten hat, so daß eine
völlige Zerstörung des Behälters allmählich zu erwarten ist.
Auch der frühere Behälter aus 2 mm starkem Eisenblech hatte
nur eine Lebensdauer von acht Jahren. Wie kann diesem
Uebelstand ohne .(rroße Kosten vor^jebeugt werden? Ich führe
die Zerstörung aut einen elektrischen Strom zurück, der zwischen
der Kupferrohrschlange und den verzinkten Bchälterwandungen
entsteht. _
Zur Frage 174. Schadhafter Putz an einer Futtermauer.
IL (I s. Heft 36.) Vermutliche Ursache: Schwitzwasserwirkung
infolge Temperaturdifferenz zwischen Erde und Luft. Abhilfe;
Stückweise Aufgrabung und Mauerisolierung mit Asphaltpappe
(gut überblattet) in Holzzcment, Put/abschlagen, Mauerwerk
trocknen lassen und mit Zechit (Kassel-Bredelar) neu putzen!
Nicht flicken, das ist halbe Arbeit, die teuer werden kann, wein
der Stein ins Stocken gerät! — pf-
III. Geraten wird, die Stützmauer bis zur Terraiiüinie von
der Hinterfüllung nebst Beton und Fliesen frei zu machen, damit
Heft 37
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
591
sie gehörig austrocknen kann. Darauf ist die Rückwand mit
heißem Asphalt gut zu streichen. Nachdem die Hinterfüilung
wieder eingebracht ist, muß zwischen der Mauerabdeckung und
der Betonschicht sowie zwischen der erstgenannten und dem
Fiiesenbeiage eine Asphaitgußisolierung vorgesehen werden.
Mitgl. -Nr. 52 425.
Zur Frage 176. Photographischer Apparat. Die Haupt-
sache ist ein gutes Objektiv, aber die Auswahl ist eine über-
große, da urhebende Firmen wie Busch, Goerz-Anschütz, Hüttig,
Krügener, Meyer, Vogtländer, Wünsche, Zeiß ihre Objektiv-
Systeme auf Grund von Spezialstudien konstruieren und so zu
Verschiedenheiten gelangen. Es gibt die billigeren Aplanatc
(Lynkeioskope) und die teueren Anastigmate (Uni\ersal- und
Spezial-Objektive), für welche an optischen Momenten die
Lichtstärke, Abbiendung und Belichtungszeit, die Brennweite
und der Bildwinkel, die Tiefenschärfe und Perspektive je nach
Zweck zu berücksichtigen sind. Die Plattengröße ist Maßstab-
sache, über welche der Preis, die Aufnahmefähigkeit aber Objek-
tivwahl, über welche Arbeitsobjekt und Zweck der Arbeit ent-
scheidet. Empfohlen wird ein Objektiv für Freilicht- und Raum-
aufnahme und ein Apparat in der Ausrüstung der Ica-Gesellschaft,
Dresden-A. Zur Bestimmung der Apparatgröße gibt die Gesell-
schaft die Formel: die gewünschte Bildgröße (Plattengröße)
aus Körpergröße in Längen/Metern mal Brennweite, dividiert
durch den Abstand. Stellen Sie für Innenaufnahme den größten
Abstand (Standpunkt des Apparats) fest, dann finden Sie die
erforderliche Brennweite des Objektivs aus Abstand mal Bild-
größe, dividiert durch Körpermaß (größte Wandlänge). Mit
diesen Angaben wenden Sie sich zur weiteren Auskunft an
die Gesellschaft. Die Literatur derselben ist instruktiv! — pf.
Zur Frage 178. Gasheizung für Bäckereiöfen. Zu nennen
ist das System Mekcr mit 25 bis 30 cbm Gasverbrauch pro
Stunde, dann das System Lequeux (Typ IQH) mit 21 cbm Gas-
verbrauch pro 300 kg Backwerk. Beide bedeutend billiger als
Holz- oder Kohleheizung. Wenden Sie sich um Auskunft über
die Lizenzträger der französischen Patente in Deutschland an
die Redaktion der Zeitschrift „Licht und Wasser", zu Händen
des Chef-Ingenieurs Termin, Berlin NW. 40, Invalidenstr. 94,
unter Bezugnahme auf den Artikel über „Backofen-Gasheizung"
in Heft 33 der genannten Zeitschrift. — P^-
Zur Frage 181. Bureauräume über einem Heizkeller. Da
die fragliche Decke infolge der hochliegenden Dampfleitung
nicht im Keller isoliert werden kann, ist es nur möglich, durch
Auftragen schlechter Wärmeleiter auf den Fußboden die Trans-
mission zu verringern. Es empfiehlt sich eine Lage Woll-
pappe, wie man sie zum Isolieren kalter und nasser Wände
benutzt, sodann eine Korkplattenschicht, 20 mm stark, und als
Laufdecke Linoleum. Der Preis für Korkplatten beträgt etwa
1,60 M bis 2 M pro qm. O. Gi.
Mitteilungen aus dem Verbände
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1353/54 Hans Steinert, Ingenieur, mit Frau, Goslar a. Harz.
1355 D. Noll, Eisenbahntechniker, Cassel. 1356 Paul Canzler,
Ingenieur, Mülheim a. Rh. 1357/58 Alb. Dannenberg, Ingenieur,
mit Frau, Dresden. 1359 Rieh. Schmitz, städt. Plankammerverw.,
Halle a. S. 1360 Jul. Röhre, Bautechniker, Gr,-Lichterfeldc.
1361/62 Eug. Kornath, Ingenieur, mit Frau, Düsseldorf. 1363
Frl. Weißenfels, Recklinghausen. 1364 Gertrud Hauschild, Halle
an der Saale. 1365/67 Karl Bartels, Bahnmeister, mit Frau
und Tochter, Brake i. O. 1368 Martha Guritz, Spandau. 1369
Karl Neubert, Baumeister, Bautzen. 1370 Marie Daniel, Cöln.
1371 Johanna Halberkann, Cöln. 1372/73 Fritz Steinle, Ober
Ingenieur, und Frau, Chemnitz. 1374/77 W. Beyersdorff, Arch.,
und Familie, Berlin. 1378 Karl Untermann, Rechn.-Rat, Berlin.
1379/82 E. Oeltze, Ing., und Familie, Metz. 1383/84 Paul Fuchs,
Ing., und Frau, Halle a. S. 1385/87 L. Stolz, Ing., und Farn.,
Braunschweig. 1388/89 Heinrich Moltzen, Kgl. Baugewerkschul-
lehrer, und Frau, Eckernförde. 1390/91 Härder, Stadtbaumstr.,
und Frau, Eckernförde. 1392/94 Herrn. Müller, Baumstr., und
Familie, Dortmund. 1395,96 Fritz Hoffmann, Stadtverm.-Ass..
und Schwester, Königsberg i. Pr. 1397 Alois Kudella, Kgl.
Maschinenb.-Obermstr., Gleiwitz,
Siiziinqs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Vi'ir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitleiluns
für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versimmlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen w^'"''^". Beschluß des Verbands-
2 tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Landesverwaltungen.
Bayr. Techniker-Verband, Landesverwaltung des D. T.-V.
Sonntag, 27. August, fand auf Einladung des Bayr. Techniker-
Verbandes eine sehr gut besuchte Versammlung der etats- und
nichtetatsmäßigen Techniker der Bayr. Staatsbauämter im Ro-
kokosaale des Hackerbräus in München statt, welche zu der
Entschließung des Kgl. Staatsministeriums des
Innern vom 2 2. Juli überdas mittlere technische
Personal des inneren Staatsbaudienstes Stellung
nahm. Die Entschließung enthält Vorschriften über die zukünf-
tige Zusammensetzung des techn. Personals, die Einführung
einer Prüfung für etatsmäßige Anstellung, sowie einer solchen
für die etatsmäßigen technischen Beamten in Klasse 17, welche
eine Beförderung in Klasse 14 anstreben, desgl. einen neuen
Dienstvertrag für die Hilfstechniker.
Der Referent, Herr Verbands\orsitzender J. Bender,
München, gab in längerer Rede ein klares Bild über die Vor-
und Nachteile dieser Entschließung, woraus zu entnehmen war,
daß die Nachteile bedeutend größer sind als die Vorteile;
vielfach ist sogar eine Verschlechterung der bestehenden Zu-
stände und der bereits erworbenen Rechte zu konstatieren.
Nach längerer, reger Diskussion, in der die verschiedenen
Verbesserungsvorschläge eingehend l:ehandelt wurden, gelangte
eine Resolution einstimmig zur Annahme, in der sich die An-
wesenden mit den Ausführungen des Referenten einverstanden
erklärten. Eine Kommission von sieben Herren wurde bestimmt,
die gemeinsam mit der Vorstandschaft des Bayr. Techniker-
Verbandes die vorhandenen Wünsche ausarbeiten und in einer
Petition durch den Verband dem Kgl. Staatsministerium über-
reichen soll.
Die Versammlung spricht ferner die Hoffnung aus, daß
die berechtigten Wünsche der beteiligten Techniker bei hohem
Staatsministerium gerechte Würdigung finden und seitherige
Rechte nicht gekürzt werden.
Bczirhsvcrwnl Inneren
Oberschlesien. Sonntag, 17. Sept., vorm. 11 Uhr, findet in
M y s 1 o w i t z , Hotel Sabaczinsky, ein Vortrag statt. Der Be-
zirksvorsitzende, Herr Hochstein , wird sprechen über das
Thema: „Das Reichsmarine amt gegen die Tech-
niker und die Maßnahmen des D. T.-V." — Nachm.
V23 Uhr findet von der Dreikaiserecke aus eine Dampferpartie
mit Damen auf der Przemsa statt, und zwar nach Kl.-Chelm, dann
Spaziergang nach Gr.-Chelm. Rückfahrt mit der Eisenbahn.
Wir bitten unsere Mitglieder um zahlreiche Beteiligung, besonders
die in der Nähe befindlichen Vereine und Einzelmitglieder.
Rheinland. Laut Beschluß des erweiterten Bezirksvorstandes
in der Sitzung vom 27. August findet der nächste Bezirkstag
am 12. November in Cöln statt. Anträge der Vereine und
Einzelmitglieder für den Bezirkstag sind bis zum 12. Oktober
an unseren Vorsitzenden Herrn C. Schreier, Mülheim a. Rhein,
Montanusstr. 45, in doppelter Ausführung einzusenden.
ZweiQvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Br.-A
Weiler, Stoiberger Str. 9.
F. J. Gatz-
Samstag, 9. Sept., abends 9 Uhi,
I
592
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 37
Zusammenkunft im Restaurationszimmer des „Berliner Hofes".
Samstag, 16. September, abends 8^/^ Uhr, Vortrag. Näheres hier-
über in näclister Nummer der D. T.-Z.
Frankfurt ci. M. Technischer Klub. Donnerstag,
14. September, abends 8V2 Uhr, im Klublokal Restaurant Haerlc,
Goethestraße 10 I, Diskussionsabend. Donnerstag, 21. September,
abends 8^ o Uhr, im Klublokal, Zwangloses Beisammensein. Be-
sprechung betreffs Stiftungsfest. Donnerstag, 28. September,
abends 8^ o Uhr, im Klublokal, Vorstandssitzung. Vollzähliges
Erscheinen zu allen Veranstaltungen dringend erwünscht. Wir
machen unsere verehrlichen Mitglieder auf unsere Bibliothek
aufmerksam. Das Bücherverzeichnis kann an den Vereinsabenden
eingesehen und Bücher durch unseren Bibliothekar Herrn Kann
entnomm.en werden. Wohnungs-Aenderungen, sowie Beschwer-
den über unpünktliche Zustellung der Deutschen Techniker-
Zeitung bitten wir dem Klubvorstand baldmöglichst mitzuteilen.
Zu allen unseren Veranstaltungen sind dem Verbände noch
fernstehende Kollegen stets willkommen.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-Adr. :
C. Rost, Greifswald, Baderstr. 24. — Unsere nächste Versamm-
lung findet am Sonnabend, 9. September er., abends Uhr,
im Vereinslokal Restaurant Ihlenfeld, Rotgerberstraße 8, statt.
Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht der letzten Versammlung.
2. Bericht über den 7. Bezirkstag. 3. Besichtigung der Pro-
vinzial-Irrenanstalt in Stralsund. 4. Beitragszahlung. 5. Mit-
teilungen und Anträge.
Karlsruhe. TechnischerVerein. Verein'slokal : Rest.
Goldner Adler, Karl-Friedrich-Straße. Wir machen nochmals
auf die am 10. Sept. er. stattfindende Besichtigung der Eisen-
werke Haggenau aufmerksam. Sammeln bis ^ 48 Uhr Eingang
Hauptbahnhof. Abfahrt 8.04. Gäste und dem Verein noch
fernstehende Kollegen sind zu allen unseren Veranstaltungen
freundlichst eingeladen. Zahlreiche Beteiligung erwünscht.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
12. September, abends 8V2 Dhr, Hauptversammlung im Hotel
„Kaiser Friedrich". Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Brief-
wechsel. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Bericht über die
erweiterte Gesamtvorstandssitzung der Mittelrh. Bez.-Verwalt.
5. Winteragitation. 6. Vertragsentwurf des B. H. Pr.-A. 7. Be-
sichtigung am Nickelchestag. 8. Verschiedenes.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Vors. : Fr. Zube, Regenwalde.
Unsere nächste Versammlung findet ausnahmsweise am 17. ds.
Mts., nachmittags 3Vä Uhr, in Plathe, Hotel Quandt, statt.
Tagesordnung: 1. Bericht des 7. Bezirkstages in Swinemünde.
2. Kassenbericht. 3. Verschiedenes. 4. Vortrag des Wasser-
suchers Ing. Fehrmann, Greifenberg, über seine Erfahrungen
im Auffinden unterirdischer Wasseradern mittels der Wünschel-
rute. Da betreffender Herr als einer der ersten Männer auf
diesem Gebiete gilt, der nicht allein die Wasseradern auf-
findet, sondern auch die Tiefe, Breite, sowie Strömung unter
Garantie bestimmt, so sind auswärtige Kollegen, welche sich
für dieses Fach besonders interessieren, hierzu herzlich ein-
geladen. Um vollzähliges Erscheinen der hiesigen Mitglieder
wird gebeten und haben Gäste Zutritt. Auswärtige Kollegen
wollen sich vorher beim Vorsitzenden anmelden.
Technikerinderindustrie.
Leipzig. Techniker-Verein. V. u. O. : Jeden Mitt-
woch im Restaurant „Bayr. Krone", Jakobstr. 2. — Sonnabend,
9. September, Besichtigung der Weinkellereien und Speicher
der heimischen Weingroßhandlung Gottheit Kühne. Treffpunkt
pünktlich abends 7 Uhr am Eingang zu den Kellereien, Dessauer
Straße 6. — Mittwoch, 13. September, Vereinsabend mit an-
schließender Jubiläumsfeier der 25 jährigen Mitgliedschaft un-
seres Kollegen Paul Schröder.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen-Angebote
(Nur für Verbandsinitglieder.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2795 Augsburg, Elektr.-Werk sof. Hoch- od. Tiefbau-T.,
ledig, für Bau-Bureau u. Leitungen-Absteck. Tagesdiät. 5 M.
Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Augsburg an
Hn. W. Arnold, Haunstetter Str. 25a.
2796 Osnabrück, Arch. -Bureau sof. j. fl. Zeichn., d. n. ge-
gebenen Skizz. selbst. Bauzeichn. anfertig, kann. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Osnabrück an Hn. B. Wieg-
mann, Blumenthalstr. 4.
2797 Fürstent. Lübeck, Baugesch. sof. tücht. Bt., gel. Zimm.,
n. unt. 25 J. alt. Dauernd. 140 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigstelle Kiel an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
2798 Neisse, Kgl. Beh. sof. f. d. ausführl. Entwurf zum Um-
imd Erweiterungsb. ein. ländl. Kirche Arch. in Kirchenbausach.
erf. Stellungsd. 4 Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2801 Zeulenroda, A.-G. sof. tücht. Bauleit., selbst. Arbeit.,
m. Erf. in mod. Pri\atneubaut. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2802 Lehe, Arch. -Bureau sof. Bt., fl. Zeichn., tücht. Stat,
im Veranschl. erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweig-
stelle Bremen an Hn. O. Krause, Neustadts Contrcscarpe Nr. 70.
2803 Meiningen, Arch. -Bureau sof. tücht. Bauführ., gut.
Statik, u. Zeichn., m. Veranschl. u. Abrechn. vertr. Ca. 150 M.
Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafcnstraße 94.
2804 Vacha a. Weser, Baugesch. sof. tücht. Bauführ., gel.
Zimm., der selbst. Baut. leit. kann. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.
Geh.-Anspr. Zweigstelle Bremen an Hn. O. Krause, Neustadts
Contrcscarpe Nr. 70.
2805 Lüneburger Heide, Baugesch. m. Dampfsägewerk sof.
prakt. erf. jüng. Bt., gel. Zimm. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.
Geh.-Anspr. bei freier Station an Hn. W. Haarstrich, Har-
burg a. E., Marienstr. 19.
2806 Breslau, Arch. -Bureau sof. tücht. jüng. T. 120 bis
130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Breslau an Hn
E. Reußner, Webskystr. 11.
2807 Hameln, Arch. z. 1. 10. 1911 T. m. praktisch, u. Bureau-
kenntnissen, fl. Zeichn. u. Statik., auf d. Baust, erf. u. bei
Kostenanschl. u. Abrechn. durch, zuverlässig. 120 bis 150 M,
steigend halbjährl. bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Hand-
skizzen (mögl. Perspektive) Zweigstelle Breslau wie unter 2806.
2808 Hamburg, städt. Beh. sof. eing. tücht. Arch. als
Hilfskräfte f. Bureau u. Bauleitg. ein. groß. Krankenanstalt;
gleichzeitig mehr, tücht. Hochbau-T. m. läng, prakt. Tätigk.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Hamburg
an Hn. E. Natho, Leibnitzstr. 6.
2810 Bebra, Bez. Cassel, Arch. -Bureau sof. zeichn. gew.
Bt., auf 2 bis 3 Mon. evtl. dauernd. 130 M. Ang. m. Zeugn.-«
Abschr. Zweigstelle Cassel an Hn. F, Thiclke, Roonstr. 44.
2811 Rendsburg, Arch. -Bureau j. energ. Bt. m. mehrjährig.
Prax. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweig-
stelle Kiel an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
2812 Swinemünde, Maurermstr. sof. erf. T., fl. Zeichn.,
m. stat. Berechn. vertr. a. etwa 4 Woch. Ca. 200 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Stettin an Hn. G. Borchert,
Barnimstraße 16 E.
2813 Marggrabowa, Kgl. Beh. z. 1. 10. er. tücht. T. m,
d. Dienstgesch. bei Hochbauämtern vertr. Stellungsd. 6 Mon.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Königsberg
an Hn. L. Pitz, Vorder Roßgarten 44.
2815 Schweinfurt, Baugesch. z. 1. 10. er. tücht. Bt., militär-
frei. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Würzburg
an Hn. L. Ungcrcr, Schöntaler Str.
2816 Danzig, Militärbeh. sof. Bt., Abs. ein. Bgw.-Schule,
fl. Zeichn., über 26 J. alt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigstelle Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr,
Hertastr. 17.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 38 schriftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 16. September 1911
Inhalf: Wer schimpft? - Wasserbauten in Oberitalien - Wirtschaft und Leben - Soziale Bewegung - Standesbewegung - A'is der Volkswirtschaftslehre - Briefkasten —
Mitteilungen aus dem Verbände
Wer schimpft?
In dem Artikel „In eigener Sache" in Nr. 35 unserer
Zeitung mußten wir uns wieder einmal gegen die Kampfes-
weise des Bundes wenden, die ihre Zielpunkte darin cr-
bhckt, über unseren Verband möghchst viel Schmähungen
und Beleidigungen zu häufen, um unseren Verband in den
Augen unserer Mitglieder herabzusetzen. Nachdem wir
damals eine Blütenlese der Schimpfereien des Bundes gaben
(wissentliche Täuschung der Oeffenllichkeit, Mißbrauch der
Statistik und Gewissenlosigkeit), sind wir es heute nicht
dem Geschmack unserer Leser schuldig, wohl aber der
Vollkommenheit des Bildes, den lieblichen Strauß von Be-
leidigungen durch Auszüge aus der letzten Nummer der
„Industriebeamten-Zeitung*' zu vervollständigen. Dort sagt
man von uns, daß wir ,, durch Manöver die Oeffentlichkeit
zu blenden suchen", daß wir unseren ,, unwissenden Lesern
etwas vorlügen", ihnen gewisse Dinge „einfach unter-
schlagen" und bei all dieser Gerissenheit sollen wir uns
obendrein noch „dumm stellen" und der Bund selbstredend
ist der Berufene, alle diese Dinge „schonungslos zu ent-
hüllen". Wir fragen deshalb nur: wer schimpft?!
Drei Fragen richtet die ,, Industriebeamten-Zeitung"
zum Schluß an den Deutschen Techniker-Verband und wir
beantworten die Fragen nicht um der „Industriebeamten-
Zeitung", sondern um ihres Zieles willen, weil sie, wie
schon oben gesagt, mit dieser Methode unseren Verband
herabzusetzen beabsichtigt. Die „Industriebeamten-Zei-
tung" fragt:
L Warum gibt der D. T.-V. dem „Reichsarbeitsblatt"
und dem „Statistischen Jahrbuch" für denselben Termin
(31. Dezember IQIO) zwei voneinander um mehr als tausend
abweichende Mitgliederzahlen an, nämlich dem Statistischen
Jahrbuch 29 499, dem Reichsarbeitsblatt 28 286?
Reichsarbeitsblatt und Statistisches Jahrbuch haben von
uns am 31. Dezember 1910, wie bereits berichtet, die
summarische Zahl für den Mitgliederbestand 29 499 er-
halten mit der erläuternden Bemerkung, daß hiervon 28 286
ordentliche Mitglieder und 1213 außerordentliche Mitglieder
(Hospitanten) sind.
Die zweite Frage lautet:
Warum zählt der D. T.-V. im Gegensatz zu seiner
bisherigen Praxis plötzlich Personen, die nach seinen
Satzungen zweifellos keine Mitglieder, sondern bloße
Zeitungsabonnenten sind, seinem angeblichen Mitglieder-
bestande zu?
Diese erledigt sich, weil wir in der Tat unsere Praxis
nicht geändert haben. Wir haben, als sich ein nennens-
werter Bestand außerordentlicher Mitglieder gesammelt
hatte, diesen zur Gesamtsumme hinzugezogen und er-
läuternd an das Reichsarbeitsblatt und das Statistische
Jahrbuch die vorgenannten Zahlen mitgeteilt.
Die dritte Frage lautet:
Warum wird von dieser veränderten Zählmethodc zwar
dem ,, Reichsarbeitsblatt" Kenntnis gegeben, dem für die
Oeffentlichkeit weit wichtigeren „Statistischen Jahrbuch"
dagegen nicht, so daß der Benutzer dieser letzten Publi-
kation den Eindruck gewinnen muß, als habe der D. T.-V.
im vergangenen Jahre über zweitausend Mitglieder zu-
genommen, während in Wirklichkeit die Zunahme geringer
als tausend ist?
Auch diese Frage erledigt sich durch die vorhergehen-
den Mitteilungen, die beweisen, daß uns jede Absicht
der Täuschung fern lag, denn offen und klar sind unsere
Mitteilungen an die beiden Stellen Reichsarbeitsblatt
und Statistisches Jahrbuch abgesandt worden.
Wir sind nicht optimistisch genug, um von der „In
dustriebeamten-Zeitung" zu erwarten, daß sie ihre Be
leidigungen zurücknimmt. Hielte man sich hierzu für ver-
pflichtet, so würde man nicht mit solchen Mitteln diese
kleinen Scharmützel anzetteln, denn wir können nicht an-
nehmen, daß die „Industriebeamten-Zeitung" an das Vor-
handensein einer täuschenden Absicht bei uns je geglaubt
hat. Wir nehmen unsere Pflichten der Oeffentlichkeit
gegenüber genau so ernst als der Bund, so daß es der
angemaßten Aufpassertätigkeit der ,, Industriebeamten-Zei-
tung" eigentlich nicht bedarf. Wir hüten uns, der „In-
dustriebeamten-Zeitung" auf diesen Spuren zu folgen, ob-
wohl dieses Intermezzo Gelegenheit genug bieten könnte,
den Angriffen des Bundes noch in anderer Art zu begegnen.
Bezeichnend sind die hämischen Bemerkungen der
Bundeszeitung über unsere Hospitanten-Mitglieder, die man
als bloße Zeitungsabonnenten bezeichnet. Der Bund weiß
genau, daß wir diese außerordentlichen Mitglieder organi-
satorisch erfassen, nicht nur durch das Abonnement auf die
„Techniker-Zeitung", sondern durch Zusammenfassung in
Hospitanten-Gruppen und durch Teilnahme an so und so
vielen anderen Einrichtungen unseres Verbandes. Es ist
übrigens bezeichnend, daß aus dem Jahrbuch des Bundes
an keiner Stelle klar hervorgeht, ob in der Mitgliederzahl
von 17 738 am Ende 1910 nicht auch die Zahl von 1497
Hospitanten des Bundes enthalten ist. Nach der morali-
schen Entrüstung nehmen wir natürlich an, daß die Zahl
17 738 die Hospitanten ausschließt, aber besonders klar
ist das im Jahresbericht des Bundes nicht gekennzeichnet.
Wir haben damit unseren Lesern wiederum gezeigt,
wie unerfreulich der Kampf mit dem B. t.-i. B. sich ge-
legentlich gestaltet, und wir wollen anschließend daran
unseren Lesern einige Zahlen mitteilen, von denen wir an-
nehmen, daß sie aufrichtige Freude über unsere Verbands-
arbeit auslösen werden.
594
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 38
Unsere Stellenlosen-Untcrstützung, die
am 1. 7. 1907 in Kraft trat, fiat folgende Beiträge ausgezahlt:
1907 (1./7.— 31./12. 07) . . . . 3 760— M
1908 16 795,50 „
1909 37 699,26 „
1910 34 205,50 „
1911 (l./l.— 30./6. 11) . . . . 17184,— ',,
Insgesamt 109 644,26rM! ~
Die Sterbekasse, die ja solange den Beifall des
Bundes nicht fand, bis er selbst eine gründete, hat be-
deutende Leistungen, namentlich in den letzten Jahren,
aufzuweisen. Auch hierüber geben die nachfolgenden
Zahlen Aufschluß.
1906 8 360,— M in 80 Fäl!e;i,
1907 7 635,— „ „ 69
1908 12 555,— „ „ 114
1909 14955,— „ „ 115
1910 14 980,— „ „ 126 „
1911 (l./l.— 30./6. 11) . 7640,— „ „ 65
Einen rechten Begriff dieser Einrichtung bekommen
wir aber erst dann, wenn wir wissen, daß die Kasse seit
ihrem Bestehen in 1066 Fällen 112 795 M zahlte.
Zinsfreie Darlehen zu geben, ist die Aufgabe
unserer Darlehenskasse. Auch diese Einrichtung ist von
Jahr zu Jahr leistungsfähiger geworden, was die nach-
. folgenden Zahlen belegen können.
1906 7200,— M in 104 Fällen
1907 7940,— „ „ 119 „
1908 ....... 11190,— „ „ 197 „
1909 13250,50 „ „ 232
1910 15208,— „ „ 231
1911 (l./l.— 30./6. 1911) 9022,— „ „ 138 „
seit ihrem Bestehen 120252,50 M in 2015 Fällen.
Die von der Darlehenskasse zu zahlenden Darlehen
sind wohl zinsfrei und den Bedürfnissen entsprechend
langfristig, die Pflicht der Rückzahlung besteht aber.
Anders ist das bei der Unterstützungskasse, die
Unterstützungen an bedürftige Mitglieder zahlt ohne die
Verpflichtung der Rückzahlung. Wir setzen die Ergebnisse
dieser Kasse gleichfalls hierher.
Die Unterstützungskasse zahlte:
1906 1603,— M in 29 Fällen
1907 3220,— „ „ 63 „
1908 4372,— „ „ 93 „
1909 2830,10 „ „ 63 „
1910 3220,— „ „ 68 „
1911 (1./1.-30./6. 1911) . 2081,— „ „ 46 „
seit ihrem Bestehen 24206,10 M in 506 Fällen. -
Das ist ein erfreuliches Bild unserer Verbandstätigkeit
und auch auf allen anderen Gebieten können wir ein reges
Verbandsinteresse feststellen. Wenn wir vor kurzem
sagten, daß die Sammlung zu dem Fonds für die Unter-
stützung im Kampfe um den Arbeitsvertrag ein Maß-
stab für die Verbandsfreudigkeit sein sollte, so haben wir
uns darin nicht getäuscht. Wir hoffen, daß unsere Mit-
glieder eingedenk dieser Auffassung in der nun beginnen-
den regeren Organisationstätigkeit auch noch weiterhin
diesem Fonds gegenüber ihre Schuldigkeit tun.
Zum Schluß noch eine Bitte. In Heft 36 baten
wir um die Angabe von Adressen solcher Kollegen, an
die wir Werbebriefe zum Eintritt in den Verband senden
können. Unserer Bitte ist zahlreich entsprochen worden,
wir erneuern sie aber, weil wir uns von der Bearbeitung
des Adressenmaterials guten Erfolg versprechen. Benutzen
Sie deshalb die Postkarte aus Heft 36 oder eine
andere, falls Sie unsere Bitte noch nicht erfüllt haben,
und teilen Sie uns alle Ihnen bekannte Kollegen mit, von
denen Sie wünschen, daß sie Mitglieder des Verbandes
werden möchten. Wir danken Ihnen im voraus und
zweifeln nicht, daß die Verbandsfreudigkeit wächst, wenn
allenthalben freudig im Sinne unserer Pflichten und in
der Richtung unseres Programms gearbeitet wird.
Wasserbauten in Oberitalien
Von cand. ing. KARL HALLER, Stuttgart-Cannstatt.
Im Unterschied zur Schweiz und zu unseren deutschen
Verhältnissen treffen wir bei Uferschutzbauten in der lom-
bardischen Tiefebene meist andere Flußbausysteme an die
vornehmlich durch die dort vorkommenden Baumaterialien
und die dortigen Bodenverhältnisse bedingt sind. Von
Faschinen und sonstigen Erzeugnissen aus Buschholz, wie
sie bei uns hauptsächlich zu Uferdeckwerken verwendet
werden, ist hier am Po, wenigstens in seinem Mittellauf,
nur sehr wenig zu finden. Ebensowenig findet man dort
Leitwerke aus Felsen, wie sie meist in der Schweiz, wo
solche überall in unmittelbarer Nähe der Flüsse anstehen,
hergestellt werden. Das Hauptbaumaterial bildet in Ober-
italien neben dem Ziegelstein der überall in Menge vor-
kommende Kies, der nicht nur zu Betonarbeiten verwendet
wird, sondern sehr häufig auch als Slraßenpflasteriings-
material und dergl. dient. So finden wir beispielsweise
die schönsten Straßen in Alessandria, Pavia, Piiicenza fast
ausschließlich mit Kieseln gepflastert.
Verläßt man nun die letztgenannte dieser drei Städte
durch die Porta Födesta, so erreicht man nach kaum
I/o km den Po, der dort durch 2 mächtige Brücken, die
ganz in Eisen konstruierte Eisenbahnbrücke und die 100
Meter oberhalb dieser gelegenen, im Jahre 1908 voll-
endeten, annähernd 1' o km langen Straßenbrücke, die den
Hauptverkehrsvveg nach Mailand bildet, überspannt ist.
Der Po, welcher schon durch die Wasser großer Gebirgs-
flüsse, wie des Tanaro, des Ticino und der Trebbia zu
einem bedeutenden Flusse angewachsen ist, hat bei Pia-
cenza eine Breite von 600 Meter und in der Mitte seines
Bettes eine Tiefe von 10 Meter. Daß die erwähnten
Nebenflüsse des Po, der Tanaro und der Ticino, schon
ganz namhafte Flüsse sind, möge die Abb. 1 zeigen, die
eine Eisenbahnbrücke 1 km vor Pavia über den Ticino
veranschaulicht.
Diese Flüsse, deren Wasserführung als Gebirgsflüsse
eine außerordentlich variable ist, wälzen bei Hochwasser
ungeheure Wassermassen dem Po zu, was dann vielfach
Ueberschwcmmungen im Gebiet des letzteren zur Folge
hat. Die oft mehrere 100 Meter breiten Vorländer zu
beiden Seiten des Po, die teilweise mit Weiden, Akazien
Heft 38
DEUTSCHE. TECHNIKER-ZEITUNG IQll
5Q5
und dergl. dicht bewachsen sind, findet man in der lom-
bardischen Tiefebene meist derart versumpft, daß eine Be-
gehung derselben, schon der ganz entsetzlichen Mückenplage
wegen, vollständig ausgeschlossen ist und in hygienischer
Beziehung dort sehr bedenkliche Zustände herrschen.
Dasselbe trifft für den Unterlauf verschiedener Nebenflüsse
zu. So versicherte dem Verfasser u. a. in Mantua, wo der
Mincio vollständige Seen bildet und die weitere Umgebung
noch bedeutend stärker versumpft ist als am Po bei
Piacenza, ein hochgebildeter Italiener, mit dem er sich
über die Gefahren dieser Zustände für die Gesundheit der
Bewohner besprach, daß in der Gegend von Mantua
während der Sommermonate sehr häufig Malariafälle auf-
treten. Von Seiten der Regierung geschieht unbegreif-
licherweise fast nichts, um diese Verhältnisse durch
entsprechende Flußregulierungen usw. zu bcscern. Ob
Bahndammes ist durch mehrere Reihen von Betonquadern,
die bis über den höchsten Hochwasserspiegel reichen, vor
Unterwaschung geschützt. Mit solchen Betonquadern, die
in zwei Größen, mit den Abmessungen 1,41 • 1,00- 0,80 m
und 1,02- 0,82- 0,60 m auf der Baustelle selbst hergestellt
werden, ist nun die ganze Breite zwischen Damm bezvv.
Endpfeiler der Brücke und dem Uferrand gegen Ufer-
abbrüche und die schließlich dadurch bedingte Unter-
spülung des Pfeilerfundaments gesichert worden. In
Abb. 5 ist die Anordnung dieser Sinkstücke sehr gut er-
sichthch. Der hierzu erforderliche Kies wurde einer in
nächster Nähe erschlossenen Kiesgrube entnommen und
mittelst einer Rollbahn auf die Baustelle transportiert.
Die Fundation solcher Uferschutzbauten ist hier oft
sehr schwierig. Die Hauptschwierigkeiten bilden aber nicht
etwa die .Wasser des Po, sondern die Bodenverhältnisse
Abb. 1
die starken Hochwasserschutzdämme, welche in der Nähe
von Piacenza stundenweit den Ufern des Po entlang er-
richtet sind, um die dahintergelegenen Felder und Wiesen
vor Ueberflutungen zu schützen und deren normalen Quer-
schnitt in der Nähe von St. Nicolo Abb. 2 zeigt, auf Kosten
des Staates oder der Gemeinden errichtet wurden, entzieht
sich der Kenntnis des Verfassers.
Durch die vielen Hochwasser, welche der Po führt,
sind nun u. a. auch der aus Abb. 3 ersichtliche links-
ufrige Landpfeiler der Eisenbahnbrücke vor Piacenza, sowie
der an denselben anschließende Eisenbahndamm derart
gefährdet worden, daß sich die italienische Regierung zur
Ergreifung entsprechender baulicher Maßnahmen genötigt
sah, um einer Unterspülung des Pfeilers und des Bahn-
dammes vorzubeugen. Zu diesem Zweck wurde letzterer
auf der stromaufwärts gelegenen Seite auf ca. 300 Meter
Länge bis auf Kronenhöhe vollständig mit Betönplatten
abgepflastert und an der Stelle, wo sich der Erdkegel der
Bahnböschung an den Brückenpfeiler anschmiegte, ein
50 Meter langer, parallel mit dem Strom laufender Damm,
der ebenfalls wie der Bahndamm mit Betönplatten ab-
gepflastert wird, angeschlossen. Besser ersichtlich ist der
Damm in Abb. 4, die von der Eisenbahnbrücke aus auf-
genommen ist. Der Fuß desselben, ebenso auch der des
der Flußsohle bezw. der Ufer. Hier besteht die Sohle
meist aus sehr feinem, losem Sand, in den die Betonkörper
oft ganz bedeutend einsinken. Um bei diesen Verhältnissen
einen für solche Fundationen einigermaßen tragfähigen
Untergrund zu erhalten, bedecken die Italiener häufig die
Flußsohle bezw. den Fuß des Ufers mit einer Schicht
von Reisstroh, wodurch dem Einsinken der Uferdeckwerke
in den losen Sand bis zu einem gewissen Grade entgegen-
gewirkt wird. Namentlich wird dieses Hilfsmittel bei Ufer-
schutzbauten, die nach dem patentierten System des In-
genieurs Giulio Serazzanetti in Castenaso (Provinz Bo-
logna) ausgeführt werden und sich auch eine Stunde ober-
halb von Piacenza, bei St. Nicolo, auf dem rechten Poufer
befinden, fast immer verwendet. Dieses ebenso zweck-
mäßige, als verhältnismäßig billige System wird neben den
oben beschriebenen Uferschutzbauten, die am häufigsten nur
zur Sicherung gefährdeter Kunstbauten ausgeführt werden,
beinahe überall in Oberitaüen mit gutem Erfolg verwendet.
Am zweckmäßigsten dürfte die Konstruktion Serazzanetti
vornehmlich dort Verwendung finden, wo es sich darum
handelt, bei Hochwasserkatastrophen möglichst rascli eine
alsolut sichere Uferschatzkonstruktion zu erhalten und auch
an Stellen, wo gewöhnliche Steinschüttungen entwedei
I
5Q6 DEUTSCHE, TECHNIKER-ZEITUNG 1911 Heit 38
f-Ieft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
597
H.W.damm bei ß'acenza.
. gOO H
Abb. 2
Abb. 5
Abb. 9.
ihren Dienst versagen oder gar nicht anzubringen sind,
wie dies gerade im Gebiet des Po häufig der Fall ist.
Als Konstruktionsmaterial dient hier nur verzinkter
Eisendraht, welcher der Fäulnis nicht unterworfen ist und
auch bei unmittelbarer Einwirkung von Wärme und Kälte,
Trockenheit und Feuchtigkeit genügend widerstandsfähig,
elastisch und dauerhaft ist.
Holzwerk, und zwar gespaltenes Holz, wird in Ver-
bindung mit Draht nur an einzelnen Stellen, z. B. bei Fluß-
korrektionen in ihrem Oberlauf, im Gebirge verwendet.
Dort werden dann die gewöhnlich aus verzinktem
Eisendraht hergestellten Drahtgeflechte, die eine Maschen-
weite von 4 bis 6 cm und mehr haben, mit Holzpfählcn
bewehrt, um eine Abscheuerung der Verzinkung durch
5Q8
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 38
Abb. 9
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 14
Sand, Anprall von Geschieben und dergl. zu verhindern.
Das Hauptprinzip der Konstruktionsmethode beruht auf
Verwendung eines Netzwerkes aus verzinktem Eisendraht,
das zu röhrenförmigen Gebilden (meist 30 cm Drchm.) ver-
arbeitet wird, die dann auf der Baustelle mit Kies und
Steinen, die ja an diesen Flüssen überall zu finden sind,
ausgefüllt werden. Man kann die Konstruktion einfach als
festgehaltene Steinschüttung bezeichnen. Die auf solche
Weise hergestellten Röhren, welche je nach den Verhält-
nissen und Arbeiten wechselnde Querschnitte haben,
werden nebeneinander verlegt und unter sich mit Draht-
seilen festgehalten, so daß auf diese Weise ein festes'
Ganzes entsteht.
Da mit diesen Drahtgeflechtbauten während der letzten
10 Jahre in Italien so bedeutende Erfolge erzielt worden
sind, möge diesen hier ein etwas größerer Raum vergönnt
sein, zumal die Bauweise bei uns in Deutschland noch so
wenig bekannt geworden ist, trotzdem sie in Italien schon
seit nahezu 15 Jahren zur Ausführung gelangt. In den ersten
Jahren wurde diesem System, wie fast allen Neuerungen,
großes Mißtrauen entgegengebracht, aber infolge der immer
feineren Durchbildung und Vervollkommnung durch den
rührigen Patentinhaber, dem sein System auch in Deutsch-
land geschützt ist, und durch die vielfach geradezu ver-
blüffenden Erfolge ist dieser Bauweise jetzt eine große
Zukunft gesichert. Nicht am "wenigsten trägt hierzu neben
der technischen Zweckmäßigkeit die große Wirtschaftlich-
keit des Systems bei, welche vielen Gemeinden Piemonts
und der Lombardei, die für Verteidigungswerke gegen
die gefürchteten Ueberschwemmungen des Po und
seiner Nebenflüsse oft Summen in ihr Budget einsetzen
mußten, die ihre finanziellen Kräfte vielfach weit über-
stiegen, zu einer wahren Hilfe im Sinne des Wortes ge-
worden ist.
Die verschiedenartigsteuVervvendungen der Serazzanetti-
schen Bauten beweisen immer mehr deren ausgezeichnete
Brauchbarkeit. Das ganze System ist, wie schon eingangs
kurz erwähnt, auf dem Gedanken einer vollständigen Ver-
bindung aller einzelnen zugehörigen Teile aufgebaut, was
sowohl vom technischen als ökonomischen Standpunkte
aus augenscheinlich das rationellste ist.
Man unterscheidet für diese Drahtnetzbauten ver-
schiedene Formate für die Konstruktionskörper, zylin-
drische, halbzylindrische, prismatische usw., welche wieder-
um von verschiedener Größe und Maschenweite, wie dies
aus den weiter unten gegebenen Abb. und Tabellen erhellt.
Diese Konstruktionsciemente können sowohl in vertikaler
als horizontaler Stellung verwendet werden. Erstcre Art
erleichtert besonders das Einbringen des Gesteinsmaterials
und gestattet somit auch leicht im Wasser zu konstruieren.
Derartig ausgeführte Wasserschutzbauten garantieren eine
größte Sparsamkeit, sowohl durch die kleine Quantität der
verwendeten Netze und die große Leichtigkeit ihrer Ver-
wendung, als auch durch die Solidität und Dauerhaftigkeit
der Arbeiten und durch die Minimalkosten ihrer Unterhaltung.
Im nachstehenden mögen die wesentlichsten einzelnen
Systeme nebst einigen ausgeführten Beispielen Erwähnung
finden.
Für Uferdeckwerke werden meist nebeneinander ge-
stellte zylindrische Röhren nach Anordnung der Abb. 6
Heft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
599
verwendet. Diese Röhren sind, wie schon oben angeführt,
aus einem Netzwerk von verzinktem Eisendraht gefertigt
und werden aus Draht Nr. 12 bis 19 und Maschenvveiten von
4x4 bis 15x15 hergestellt, wie dies die für die Kosten-
berechnung zugrunde zu legende Tabelle I zeigt, aus der
jeweils die Gewichte der einzelnen Röhrentypen in kg
zu entnehmen sind.
Tabelle I
Nr.
Maschenweite in
cm
des
Drahts
Y
in
X
in
o
X
X
00
X
00
X
o
X
o
12X12
15X15
1
1
kg
kg
kg
kg
kg
kg
kg
kg
kg
12
1,15
1,05
0,95
0,80
0,70
13 '
1,35
4,20
1,05
0,95
0,80
0,70
0,60
0,50
14
1,60
1,35
1,20
1,05
0,95
0,85
0,75
0,65
15
1,90
1,65
1,45
1,25
1,15
1-
0,90
0,80
16
2,40
2,15
1,75
1,50
1,35
1,20
1,10
0,95
17
2,95
2,65
2,25
1,85
1,65
1,50
1,30
1,20
1 -
18
3,50
3,25
2,85
2,35
2,15
1,85
1,60
1,40
1,25
19
4,35
3,90
3,45
2,95
2,45
2,25
1,95
1,70
1,45
Den einzelnen Drahtnummern entsprechen hierbei fol-
gende Maße in mm
Nr. des Drahts 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
entspricht (ij in mm 1,5 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,7 3,0 3,4 3,9
Bei Ausführung eines Uferdeckwerks ist es vor allem
nötig, sich von der Bodenbeschaffenheit des zu schützen-
den Uferrandes zu überzeugen und sich über seine Ueber-
schwemmungsverhältnisse, soweit dies möglich ist, zu in-
formieren. Nachdem die gewählte Neigung der Böschung
hergestellt ist, wird der Boden mit einer Strohschicht be-
deckt, auf welcher dann die netzartigen Apparate aus-
gebreitet werden. Bei Arbeiten im trockenen Flußbett
werden dieselben an den anstoßenden Rändern zusammen-
geheftet, damit sie auf diese Weise ein festes Ganzes
bilden; arbeitet man dagegen im Wasser, so werden die
Drahtnetzröhren durch eiserne Reifen oder biegsames Holz
verstärkt und mittels Drahtseilen unter sich verbunden.
Die für solche Uferdeckwerke geeigneten Röhren sind aus
verzinktem Eisendraht Nr. 16 mit einer Maschenweite bis
zu 6 cm hergestellt und haben einen Durchmesser von
30 cm. Bei Geweben mit einer Maschenweite von 6 bis
10 cm erhöht sich der Durchmesser auf 40 cm. Diese
zylindrischen Röhren werden alsdann, nachdem sie an Ort
und Stelle gebracht, mit vorhandenem Flußgeschiebe ge-
füllt und die Drahtseile in besondere Gräben, die an den
höchsten Stellen des Dammes oder Vorlandes 50 bis 100 cm
tief ausgehoben werden, verlegt und ca. 2 Meter von der
Richtlinie der Verkleidung, in Abständen von ebenfalls
2 Meter unter sich entfernten, eingeschlagenen Pfählen
befestigt (s. Abb. 3). (Die Haltetaue werden entweder um
große eingegrabene Steine oder Baumstämme geschlungen.)
Bei sandigem Untergrund wird stets ein Einsinken
der Röhren erfolgen, worauf man schon beim Befestigen
der Taue Rücksicht zu nehmen hat, da sonst eine Ab-
scherung derselben eintreten könnte. Man beugt diesem
gewöhnlich dadurch vor, daß bei wichtigen Dammbauten
die Taue mit Reservetauen von schwacher Spannung ver-
bunden und über hölzerne Traversen geführt werden.
Wenn ein Bruch der ersten Drahtseile erfolgt, so wird
das Uferdeckwerk von den lockeren Tauen, die dann erst
jetzt in Tätigkeit treten, festgehalten. Um nun die Soli-
dität der Bauwerke nach dem erfolgten Einsinken nicht
zu vermindern, werden die Röhren einfach verlängert,
indem man neue auf die eingesunkenen aufsetzt, was ja
mit großer Leichtigkeit zu bewerkstelligen ist. An Stellen,
wo die Flußsohle toniges oder sonst haltbares Material
aufweist, kann man mit Sicherheit ohne Befürchtung be-
deutender Einsenkungen mit zylindrischen Röhren von
30 bis 50 cm Durchmesser konstruieren. Wo der Unter-
grund aber sandiger oder sonst wenig konsistenter Natur
ist, wird man am zweckmäßigsten nach Anordnung der
Abb. 7 und 8 konstruieren.
An Flußstrecken im Mittel- und Unterlauf, wo die
lebendige Kraft des Wassers nicht mehr zu stark ist, stellt
man solche Uferdeckwerke sehr zweckmäßig mit einzelnen,
in Abständen von 0,80 bis 1,00 m voneinander getrennten
Röhren her; die Zwischenräume werden bald mit Gras,
Akazien und dergl. ausgefüllt, so daß hier neben der
bedeutenden Kostenersparnis zugleich auch dem ästhe-
tischen Moment vollauf Genüge getan ist.
Für halbzylindrische Drahtnetzkörper ist die Kon-
struktionsmethode im wesentlichen dieselbe wie für zylin-
drische Röhren. Sie ist aus Abb. 9 ersichtlich.
Abb. 10 zeigt das System halbzylindrischer Körper,
die aber in Abständen von je 1 Meter angeordnet sind.
Eine weitere sehr zweckmäßige Ausführung dieser
Drahtnetzbauten ist die Verwendung prismatischer Körper
nach Anordnung der Abb. 11 und 12. Diese Ausführung
wird mit großem Vorteil vornehmlich dort angewendet,
wo ein tragfähiges Terrain vorhanden und wo es sich
darum handelt, als Uferschutz eine stabile Masse zu er-
halten, die einer steilen, abbrüchigen und zerklüfteten
Böschung zugleich als Stützmauer zu dienen hat. Wo der
Grund nicht zuverlässig ist, verfährt man nach Abb. 13
und 14, aus denen die Sicherung des Dammfußes erhellt.
Bei außergewöhnlichen Hochwassern kann es bei starker
Wirbelbildung vorkommen, daß eine teilweise Unter-
waschung eines solchen Bauwerks eintritt, was dann eine
Senkung desselben zur Folge hat. Aber infolge der Elasti-
zität der Konstruktion behält diese ihre zum Schutze
des Ufers erforderliche Dichtigkeit und Festigkeit bei, da
eine Zerstreuung und Fortführung der Steine unmöglich
ist. Derartige Konstruktionen werden an italienischen
Flüssen vielfach ausgeführt und haben sich bis heute vor-
züglich bewährt. Abb. 15 z. B. zeigt eine solche im Jahre
1909 bei Bazzano am Smoggia ausgeführte Konstruktion.
Der Damm ist dort nach der in Abb. 11 angegebenen
Weise auf eine Länge von 158 m hergestellt. Bei dieser
Ausführung erreicht man eine größte Stabilität und Festig-
keit und erspart zugleich wenigstens 1/4 des Netzwerks im
Vergleich zu irgend einer anderen Konstruktion. Abb. 16
zeigt ebenfalls einen solchen Drahtnetzbau an demselben
Flusse, ebenfalls in der Nähe von Bazzano,
(Schluß folgt.)
600
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 38
H :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: II ::
Oespensterfurcht
Hysterisch veranlagte Leute hat es schon immer in
Deutschland gegeben. Nur war man bisher gewohnt, daß
ihre Betätiger sich auf den engen Kreis von Familie und
Bekannten beschränkten. Erst in den letzten Jahren hat
man es in England erlebt, daß gelegentlich einer vor-
züglichen Agitation der englischen Schiffsbauer und
Waffenfabrikanten ein großer Teil des englischen Volkes
nervös wurde und unter Halluzinationen litt. Bei Nacht
und bei Tag träumte man von der deutschen Invasion.
Damals spotteten wir Deutschen über die armen irre ge-
leiteten Engländer und bedauerten sie ob ihres zerrütteten
Nervensystems, taten uns auch viel darauf zu gute, daß
wir so viel nüchterner und ruhiger den Dingen gegenüber-
ständen. Und heute? Heute ist auch bei uns die Hysterie
Massenerkrankung geworden; hat überdies einige recht
seltsame Erscheinungsformen angenommen. Die einen
glauben eine besonders patriotische Pflicht zu erfüllen,
indem sie die Sparkassen stürmen; die andern wähnen
sich am Vorabend der sozialen Revolution. Die letzte
Spezies mag uns hier einen Augenblick beschäitigen.
Die Sozialdemokraten Berlins hatten in den ersten
Tagen des Septembers eine Protestkundgebung gegen die-
jenigen Kreise, die finanzielles Interesse an kriegerischen
Auseinandersetzungen haben, im Park von Treptow ver-
anstaltet. Natürlich kam eine beträcht iche Menschenmenge
zusammen, so daß, wie immer bei großen Massenversamm-
lungen, in der Oeffentlichkeit ein tiefer Eindruck hervor-
gerufen wurde. Die selbstverständliche Folge war, daß
in der Tagespresse, die den Stahl- und Eisenmagnaten
nahesteht, ein entsprechender Lärm geschlagen wurde. Was
aber nicht selbstverständlich war, auch einige christliche,
nationale, vaterländische, deutschnationale usw. Arbeiter-
und Angestelltenverbände fanden sich bemüßigt, Partei
zu ergreifen.
Man sollte erwarten dürfen, daß Arbeitnehmer nach-
gerade gelernt haben, sozialdemokratische Kundgebungen
richtig einzuschätzen, sie vor allem — richtig zu lesen.
Die Versammlungsredner in Treptow hatten gesagt, es
sei ein Skandal, wie gewisse Großindustrielle ein scliänd-
liches Spiel trieben mit den Interessen des deutschen
Volkes, daß man ihnen das Handwerk legen müßte, damit
sie nicht den Teufel an die Wand malten, bis er wirklich
da sei Christlich-nationale Arbeiter haben herausgehört,
das bedeute soviel wie die Anwendung des politischen
Massenstreiks im Fall eines Krieges. Grund genug
für Leute dieses Schlages, die Welt mit einer schönen
Resolution zu überraschen, in der den ahnungslosen Mit-
menschen, die doch auch Augen und Ohren zu sehen und
zu hören haben, erzählt wird und zwar mit allen Aus-
drücken der Entrüstung und des Entsetzens, daß die So-
zialdemokratie die Revolution vorbereite, daß die Sozial-
demokratie den Frieden gefährde und das Ausland direkt
zum Krieg verführe. Wir wollen unseren Lesern nicht
verschweigen, daß zu den Unterzeichnern dieses Aufrufs
die Herren Behrens und Bechly gehören, von denen der
eine es für gut befand, dafür zu stimmen, daß die Tech-
nikerkassen in der R. V. O. nicht die gleiche Bevorzugung
wie die Kassen der Handlungsgehilfen erfuhren, damit
die Unterdrückung der Hilfskassen nicht allzu sehr als
Ausnahmebestimmung gegen die Arbeiter gedeutet würde,
und daß der andere jenem Herrn Reif eng liiert ist, der
CS für seine Lebensaufgabe hält, die Privatangestellten
in gut bürgerlichem Fahrwasser zu halten.
Ein neues Ami
Der Dipl. -Ingenieur Hinze hat eine Broschüre erscheinen
lassen über den Einfluß der Bauordnungen in Preußen
auf die bauliche Entwicklung der Bauerndörfer. Ein Bei-
trag zur Förderung des Heimatschutzes (Verlag: Berliner
Bauplan-Vereinigung in Berlin-Mariendorf; 2. Aufl.). Auf
dieses Buch ist mit allem Nachdruck hinzuweisen. Wir
haben bisher noch niemanden gefunden, der die Sache
einmal von der baupolizei-technischen Seite anfaßt und
an den einzelnen Bestimmungen, wie sie in den einzelnen
Landesteilen jeweils gelten, aufzeigt, wo und wie sie
förderlich, wo und wie sie hemmend sind. Das Ganze
eine Argumentation zur Regelung dieses Gebietes im Sinn
des Heimatschutzes. Wozu noch zu bemerken ist, daß
Hinze diesen Sinn nicht selbst in eine enge Schablone
steckt. Ich führe zum Beweis dafür folgende, schier pro-
grammatische Stelle aus dem Buch an (S. 12):
„Die intensivere Ausnutzung und Bearbeitung des Feldes,
die infolge größeren Wohlstandes vergrößerte Viehzucht, die
durch reichere Ernteerträgnisse bedingten größeren Gebäude zur
Aufbewahrung der Feldfrüchte und schließlich die immer weiter-
gehende Verwendung von Maschinen an Stelle von Knechts-
arbeit — alles das sind Umstände, die sowohl die Anlage und
das Aussehen der einzelnen Gehöfte und Gebäude als auch das
des ganzen Dorfes ganz wesentlich mit beeinflussen — und das
leider in einem der Entwickelung und Erhaltung ländlicher Bau-
weise entgegengesetzten Sinne.
Alle Bestrebungen, so auch der Versuch, durch die Bau-
ordnungen Einfluß auf das ländliche Bauwesen zu gewinnen,
werden dieser Gegenströmung Rechnung tragen müssen.
Im einzelnen wird es aber immer Sache des Architekten
sein, diese Gegensätze feinfühlig zu überbrücken, den durch sie
geschaffenen neuen Aufgaben das richtige Empfinden entgegen
zu bringen und aus diesem heraus ästhetisch befriedigende Lösun-
gen zu suchen."
Ein Buch also, daß fortab seinen Platz neben den
übrigen grundlegenden Werken haben muß. Es gibt Ta-
bellen über die Art und den Geltungsbereich der einzelnen
Bestimmungen, die, im ganzen gesehen, das Bild einer
sehr umständlichen, fast ,, thüringischen" Kleinstaaterei im
bautechnischen Polizeisinn geben — ein unheilvolles Durch-
einander. Und das nur in Preußen! Das ganze übrige
Deutschland kommt nun also auch noch hinzu! Wer sich
nur vor Augen hält, wie jung diese Heimatbewegung ist,
wie lange es erst her ist, daß wir im Sinne des Volkstums
bodenständig bauen, der fühlt ja gleich heraus, wie hart
die alte und die neue Zeit noch aneinander grenzen: wie
geradezu erst gestern war, was heute überwunden sein
soll; wie aber so mancher noch von „gestern" ist. Also
gehört das Buch gerade in diese Zeitwende. Und gehört
erst recht dahin, weil man den ganzen Heimatschutz, in
der Agitation, von der ästhetischen Seite her behandelt
zu sehen gewohnt ist. Für die Leute mit technischer Vor-
bildung ist das gut; ihnen gehen — allein bei „Beispiel
und Gegenbeispiel" — alsbald die Augen auf. Darum
liegt der Heimatschutz im weiteren Sinn auch so vielfach
in den Händen der Architekten: die wissen, worauf
es ankommt, kennen das Wie? und handeln danach.
Und stoßen dabei auf zweierlei Widerstand: den des
ästhetischen Unvermögens und — die Baupolizeibestim-
mungen. (Von der Wirtschaftlichkeit zu reden ist kaum
nötig; man versichert jetzt aligemein, wenn die Geldfrage
überhaupt ins Gewicht falle, so handle es sich nur um ge-
ringfügige Unterschiede.) Der Begriff mag sich also ge-
trost gegen beide richten, gegen ästhetisches Unvermögen
und für Verbesserung, genauer gesagt: Anpassung der
Bauordnungen an unsere Bedürfnisse. Aber wie soll er
im einzelnen geführt werden?
Von dem Zuständlichen zu reden, halte ich für über-
flüssig. Ich möchte, daß man Hinzes Buch und nicht nur
diesen Artikel Fiest; ich will ja nicht eine Besprechung
geben, sondern von dem Weg sprechen, der sich auftut.
Das ist mir das Hauptverdienst dieser Abhandlung, daß
sie auf diesen Weg aufmerksam macht; denn er ist schon
da. Irgendwo existiert in einem kleineren Bezirk die Ein-
richtung des B a u s c h ö f f c 11 a m t e s : Ein oder zwei
erfahrene Hofbesitzer im Dorf pflegen die nötigen bau-
polizeilichen Beratungen. Das große Aber dabei ist, daß
diese Schöffen technisch nicht vorgebildet sind. Es bedarf
das Schöffenamt also einer Ergänzung durch den
s a c h V e r s t ä n d i g e n A r c h i t e k t c n : Architekten, als
i.
Heft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
601
obligatorische Ergänzung obligatorischer Bauschöffenämter
— das ist diejenige Einrichtung, die auszubauen wäre.
Die Entscheidungen liegen bei der Baupolizei. Für sie
gelten die anzustrebenden neuen Bestimmungen. ,Wo sie
nun gelten und wo sie nicht gelten: es gelangen an sie
nur d i e Projekte, die durch die Schöffenberatungen durch-
gelaufen sind. Jetzt sind (auf dem Land) QOo'o der Polizei-
gewalfen weder technisch noch ästhetisch vorgebildet;
denn die Baupolizei liegt in den Händen der Gemeinde-
vorstände, die, als Haus- und Hofbesitzer, vielleicht selbst
einige Bauerfahrungen gesammelt haben und nun von
der vorgesetzten Behörde für zuständig angesehen werden.
Bei ihnen also handelt sich's immer nur um eine ganz
„eigene" Wissenschaft. Selbst wenn sie nun die Entwürfe
weitergeben müssen, so gelangen sie, für solche einfacheren
Verhältnisse, nur an eine subalterne Behörde, w^erden also
auch oft im bedeutungsvollen Sinn nicht einwandfrei —
vom Heimatgedanken aus — erledigt. Sind sie aber zuvor
durch die Schöffenverhandlungen durchgegangen — gut,
dann sind wenigstens einige Garantien gegeben — wenn
der Architekt dabei war. Also darauf kommt's an :
Architekten zu beratenden Sachverständigen zu machen
und diese Einrichtung zu einer dauernden, allgemeinen
zu erheben. (Daß es sich dabei auch um einen neuen
sozialen Beruf handelt, sage ich nur nebenbei.) Wichtig
aber ist das, daß diese beratenden Architekten dem Sinn
nach eine ähnliche Stellung erhalten wie die Konservatoren:
diese für das Ueberkommene ; jene für das Werdende.
Wie oft wird da nicht die Notwendigkeit eintreten, daß
beide zusammen, Hand in Hand arbeiten. Das wird am
ehesten der Fall sein, wenn die Bauschöffenämter nicht
nur ein Dorf umfassen, sondern mehrere Dörfer, ganze Be-
zirke zusammen. So, daß aus jedem Dorf ein Schöffe
zu ernennen wäre, die dann, alle zusammen, das Schöffen-
amt ausmachen. Natürlich sind immer solche Orte zu
einem Bezirk zu vereinigen, die gleiche oder ähnliche Ver-
hältnisse aufweisen. Für diese Gemeinsamkeit der Ver-
hältnisse bekundet Hinze einen feinen Sinn mit der Skizze
der verschiedenen Bauverordnungsgebiete (analog den aus
der Kunstgeschichte bekannten „Bauprovinzen"), die er
mit den ethnographischen Voraussetzungen sich decken
läßt. Er gibt eine Karte des in diesem Sinne aufgeteilten
Nord- und Mitteldeutschland bei. Da werden denn also
Gebiete zusammengefaßt, die jetzt unter den Schematismus
der politischen Provinz oder gar des Regierungsbezirkes
fallen und dadurch auseinander gerissen sind. ,, Zuzugeben
ist (sagt Hinze; S. 23), daß es bequemer ist, wenn im
ganzen Regierungsbezirk oder womöglich in der ganzen
Provinz oder in dem ganzen Staat nur eine einzige Bau-
ordnung Geltung hat; „im Interesse der Rechtseinheit
und damit der Rechtssicherheit auf baupolizeilichem Ge-
biet" wäre das allerdings zu wünschen, aber es dürfen
einer Bequemlichkeit im Verwaltungsverfahren nicht Kultur-
werte, wie sie unsere Dörfer bilden, zum Opfer gebracht
werden."
Diesen neueren Bezirken also würden die einzelnen
Schöffenämter sich organisch eingliedern; oder vielmehr
so: auf den bodenständigen Gebilden der mehr lokalen
Schöffenämter würden die größeren Bezirke als eine höhere
Einheit sich aufbauen. Das wäre ein verheißungsvoller
Sieg des lebendigen Heimatschutzes über den Baupolizei-
verordnungs-Parägraphen. Dr. S c h e f f e r.
::n :::::: SOZIALE BEWEGUNG
Die Arbeitskämpfe in der Metallindustrie
Die im Leitartikel von Heft 35 geäußerte Befürcli-
tung, daß die sächsischen und thüringischen Metallindu-
striellen versuchen würden, das Kämpfgebiet auf ganz
Deutschland auszudehnen, hat sich bewahrheitet. Die
thüringischen Metaltindustriellen hatten sich an den Ge-
samtverband in Berlin mit dem Antrage gewandt, eine
Gesamtaussperrung in der Metaliindustrie vorzunehmen,
glücklicherweise ohne Erfolg. Die Sitzung des Gesamt-
verbandes, an der Metallindustrielle aus allen Teilen
Deutschlands teilnahmen, war streng geheim, jedoch ist
durch das Wolffsche Telegraphenbureau ein Beschluß ver-
breitet worden, wonach der Gesamtverband die zurzeit
noch schwebenden Verhandlungen abwarten will und weiter
erklärt — man sehe sich dieses Dokument eines rück-
ständigen Unternehmerstandpunktes recht genau an! — .
„daß vor allem der Abschluß von Tarifver-
trägen und die Einführung von Mindest-
löhnen unter keinen Umständen zugestanden werden
dürfe. Sollten die Arbeitnehmer an diesen oder anderen,
die Leistungsfähigkeit der Medallindustrie
untergrabenden Forderungen festhalten, so würde
der Gesamtverband geschlossen hinter den
betroffenen Bezirks verbänden stehen".
Erst hieß es also, daß die Arbeiter die Schuld an
der ganzen Aussperrung hätten, weil sie darauf beständen,
daß die Verhandlungen nur von Organisation zu Organi-
sation geführt würden. Da nun die Arbeiterorgani-
sationen in kluger Taktik, um nicht an einer Prinzipien-
frage alles scheitern zu lassen, sich damit einverstanden
erklärt haben, daß die Einigungsverhandlungen von be-
sonderen, frei gewählten Kommissionen geführt würden,
wird dieser neue Grund hervorgeholt, daß man Tarif und
Mindestlöhne nicht anerkennen könne! Um so sonder-
barer wirkt dieser Grund, als tatsächlich in der Metall-
industrie schon viele Tarifverträge bestehen und sogar
zahlreiche Mitglieder des Gesamtverbandes der Metall-
industriellen derartige Verträge mit den verschiedensten
Arbeiterorganisationen abgeschlossen haben. Ende IQOQ
waren in der Metallindustrie 583 Tarife in 13 470 Betrieben
mit 120 813 Arbeitern abgeschlossen. Allerdings sind zu-
meist kleinere und mittlere Betriebe in diesen Zahlen
enthalten, während die Großindustrie, wie auch der obige
Beschluß zeigt, so lange, wie nur irgend möglich, Wider-
stand zu leisten versucht. Im Schiffsbaugewerbe ist dieser
Widerstand aber auch schon im Herbst 1910 gebrochen
worden.
Am 25. August wurden auch in Leipzig die Einigungs-
verhandlungen aufgenommen. Es traten eine besonders
gewählte siebengliedrige Kommission der Arbeiter und
eine gleichstarke Kommission der Unternehmer zusammen.
Die Verhandlungen wurden aber sofort wieder ab-
gebrochen. In einem Teil der Presse wurde als Grund
dafür ein Streit über die Frage angegeben, ob die Eini-
gungsverhandlungen von den Arbeitern oder den Unter-
nehmern gewünscht worden wären. Glaubhafter scheint
aber die andere Lesung, daß die Arbeitgeber es ablehnten,
die für den folgenden Tag für die Bezirke Dresden und
Chemnitz festgesetzte Aussperrung aufzuschieben, falls die
Einigungsverhandlungen noch nicht beendet sein sollten.
So trat denn nun wirklich am 26. August die Aus-
sperrung in Dresden und Chemnitz in Kraft. 37 Betriebe
mit 13 000 Arbeitern sollen beteiligt sein, nach den Angaben
aus Arbeiterkreisen sind jedoch nicht die beabsichtigten
öOo/o, sondern nur etwa 30<Vü ausgesperrt. Die Aussperrung
für Leipzig war schon am 5. August vollzogen worden.
Dort sind jetzt 5400 Arbeiter ausgesperrt, daneben streiken
1100 Arbeiter der Gelbmetallindustrie, des ursprünglichen
Brandherdes, und etwa 1500 weitere Arbeiter, die von
den Arbeiterorganisationen zur Lahmlegung der aus-
sperrenden Betriebe herausgezogen worden sind. Die
60 prozentige Aussperrung ist nämlich nicht mit einem
Streik aller Leipziger Metallarbeiter beantwortet worden,
sondern man hat dort ebenso wie in Thüringen zu dem
die Kassen der Arbeiterorganisationen weniger belastenden
Mittel gegriffen, nur besonders qualifizierte Arbeiter, die
zum Aufrechterhalten des Betriebs unbedingt notwendig
sind, zurückzuziehen.
Am 28. August traten die beiden Kommissionen erneut
zusammen. Die Verhandlungen drehten sich lediglich um
die Arbeitsverhältnisse in der Leipziger Gelb metall-
industrie. Nach langem Hin und Her, wobei es sich tag-
602
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 38
lieh unangenehm fühlbar machte, daß nicht die Organi-
sationen selbst die Verhandlungen führten, sondern nur
Kommissionen, die immer wieder erst mit den Organi-
sationen Fühlung nehmen mußten, wurde eine Verkürzung
der Arbeitszeit erreicht, nicht aber eine Einigung über
die Löhne. Die Gelbmetallarbeiter verlangen eine Er-
höhung von drei Pfennig für die Stunde, die Arbeitgeber
wollen nur einen Pfennig gewähren. Am 7. September
lehnte eine Versammlung der beteiligten Arbeiter diese
Vorschläge einstimmig ab.
Die Einigungsverhandlungen sind also zurzeit als ge-
scheitert zu betrachten, aber doch wohl nur zurzeit.
Denn wenn auch die führenden Leipziger Metallindustriellen
die Differenz auf die Spitze treiben möchten, so sind
anscheinend die anderen sächsischen Verbände über diese
Kämpfe nicht allzusehr erbaut, was schon daraus zu
schließen ist, daß die Einigungsverhandlungen von Dresden
aus eingeleitet worden sind. Hinzu kommt die Hoch-
konjunktur in der Metallindustrie, die wohl die sicherste
Gewähr dafür ist, daß die Arbeitskämpfe nicht allzuweit
um sich greifen und daß in absehbarer Zeit auch die
Leipziger Arbeitgeber nachgeben.
:: :: :: :: STANDESBEWEGUNO II 1: II
Bedenkliche Zeichen
Wir berichten an anderer Stelle, daß bei der Firma
Teichert & Sohn in Liegnitz mit den Arbeitsverhältnissen
nicht alles in Ordnung ist, weshalb wir unsere Stellen-
vermittelung für diese Firma sperrten. Es handelt sich
um technische Angestellte, die wohl ausschließlich dem
B. t.-i. B. angehören und die seither eine lange Arbeitszeit
hatten. Nach einem Bericht im ,, Freien Volk" wurde
die Arbeitszeit aus Anlaß der großen Sommerhitze vor-
übergehend verkürzt. Die Angestellten benutzten die Ge-
legenheit, diese Einrichtung zu einer dauernden zu machen.
Der Chef nahm den Angestellten ihr höfliches Vorgehen
sehr übel und beantwortete die Bitte mit der Kündigung
aller Angestellten, die die Petition unterzeichnet hatten.
vorlegt, lautet — charakteristisch genug dafür, wie man
dort informiert ist — : ,,Sie sind auch an dem Streik
bei der Firma Teichert beteihgt?"
Vergeblich sucht S. auseinanderzusetzen, daß von
einem Streik gar keine Rede sein könne, da ja der
Chef den Angestellten gekündigt habe. Der Be-
amte, der offenbar nicht das geringste Verständnis für
wirtschaftliche Dinge hat — oder nur durch die Brille
seines Informators sehen kann — , erklärt kategorisch:
„Mit Ausländern macht man hier nicht viel Geschichten,
wenn sie herkommen, um andere aufzuhetzen." Kurz
und gut, S. wird die Ausweisung angedroht, falls er sich
seinem Chef nicht füge.
Diese Drohung zieht. Um einer solchen Zwangsmaß-
regel, die für ihn eine schwere Gefährdung seiner wirt-
schaftlichen Existenz bedeutet, zu entgehen, bietet S. dem
Chef seine Unterwerfung an.
Aber gleich darauf packt ihn die Reue. Sein gebeugtes
Ehrgefühl bäumt sich auf und in einem zweiten Schreiben
an die Firma erklärt er in ergreifender Weise, daß er es
nicht über das Herz bekommen könne, seinen Kollegen
und seiner Organisation die Treue zu brechen.
Nichts ist charakteristischer als die Art und Weise,
wie der Chef diesen Beweis edelster Charakterfestigkeit
bei seinem Angestellten würdigt. Wutschnaubend kommt
er in das Bureau gestürzt, in dem der Angestellte arbeitet.
„Wie können Sie es wagen, mir einen solchen Brief zu
schreiben?" faucht er ihn an. Und ohne eine Antwort
abzuwarten, überhäuft er den Angestellten mit einer Flut
unflätiger Schimpfworte, packt ihn an der Brust, mißhandelt
ihn körperlich und wirft ihn mit Hilfe eines Prokuristen,
eines Deutschnationalen Handlungsgehilfen, zur Tür hin-
aus. Als der Angestellte noch einmal eintritt, um seine
sofortige Kündigung auszusprechen, wiederholt sich der
Vorgang.
Soweit der Arbeitgeber. Und die Polizei? — Noch
sind nicht acht Tage seit jenem Vorfall verflossen, da hat
S. seinen Ausweisungsbefehl, der ihn aus dem
Gebiet des Deutschen Reiches verbannt."
Man kann gespannt sein, welche Beurteilung dieser
Fall vor den nächsthöheren Instanzen finden wird; aber
schon heute geben wir unserer Auffassung Ausdruck, daß
Im Heft 36
lag eine Postkarte, auf der Adressen gesammelt und eingesandt werden sollten, die sich zur
Werbung für den D. T.-V. eignen !
Erfüllten Sie unsere Bitte?
Nunmehr nahm der B. t.-i. B. sich der Aktion an. Das
schien den Chef erst recht zu reizen, so daß er mit
allen Mitteln versuchte, das einheitliche durch die Organi-
sation geleitete Vorgehen zu durchbrechen. Das ,, Freie
Volk" berichtet hierüber nun weiter:
„Besonders auf einen jungen Zeichner S. hat es Herr
Teichert abgesehen. Da er der Jüngste im Bureau — und
der Schlechtbezahlteste der Schlechtbezahlten ist, erwartet
er von ihm besondere Unterwürfigkeit. Aber der junge
Mann bleibt allen Vorstellungen und Drohungen gegen-
über fest.
Da verfällt der angenehme Chef auf einen anderen
Ausweg: S. ist nämlich Deutsch-Oesterreicher, also Aus-
länder. Und flugs droht ihm Teichert: „Wenn Sie nicht
aus dem Bunde austreten und zu den alten Bedingungen
bei mir weiterarbeiten, werde ich dafür sorgen,
daß Sie ausgewiesen werde n."
Und wenige Tage darauf erhält S. eine Vorladung
auf das Polizeibureau. Die erste Frage, die man ihm
es mehr als bedauerlich ist, wenn sich die Polizei in
dieser Weise in die wirtschaftlichen Kämpfe der Angestell-
ten unbefugter Weise einmischt.
*
//// Konflikt der Eisenkonstmkteure
greifen die Arbeitgeber zu dem Mittel, das ihnen aus
den Kämpfen mit der Arbeiterbewegung wohl geläufig
sein mag, das aber auch im Falle des Konfliktes der
Angestellten die Verurteilung durch die Oeffentlichkeit
finden muß. Der Verband der Metallindustriellen im Bezirk
Leipzig gibt eine schwarze Liste der Angestellten unterm
I.September mit folgendem Schreiben wcitor: ,,Wir bitten
Sie, die in beiliegendem Verzeichnis genannten technischen
Beamten bis auf weiteres von einer Anstellung ausschließen
zu wollen." ' Die Liste zählt die Angestellten von den
11 nachverzeichneten Firmen auf, die seinerzeit ihre Kün-
Heft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
603
digung gemeinsam eingereicht haben: Brcest & Co., Berlin;
Maschinenfabrik Cvclop, Berlin; Q. E. Dellschau, Berlin;
Deutscher Eisenhandel, Berlin; H. Gossen, Reinickendorf;
Hein, Lehmann-Reinickendorf; D. Hirsch und E. de la
Sauce & Kloß, Lichtenberg; Kammerich u. Belter & Schnee-
vogFsche Werke; Akt. -Oes. Lauchhammer, Berlin; Wolf
Netter & Jacobi, Berlin; Steffens & Nolle, A.-G.
Statt daß die Firmen sich mit ihren Angestellten be-
ratend verständigen, greifen sie zu dem groben Mittel der
schwarzen Liste. Statt den parlamentarischen und gesetz-
lichen Weg zu beschreiten, den die Angestellten wählten,
sperren die Firmen den Angestellten, die nichts weiter
verbrochen haben, als sich anständige Arbeitsbedingungen
zu vereinbaren, die Arbeitsgelegenheit über das ganze
Reich. Jetzt ist es Zeit, an der Oeffentlichkeit dieses
Herrentum der Metallindustriellen in seine Schranken
zurückzuweisen.
Der Bund der technisch-industriellen Beamten
hielt am letzten Sonntag in Berlin seinen zweiten dies-
jährigen Bundestag ab. Diese Tagung verdient darum
besonderes Interesse, weil auf ihr der Beschluß gefaßt
werden sollte über die zukünftige Einrichtung einer Soli-
daritäts-Unterstützung. Als erster Punkt der Tagesordnung
wurde die Versicherung der Privatangestellten behandelt.
Ingenieur Schweitzer erstattete das Referat. Das Thema
ist so oft diskutiert worden, daß es unmöglich gewesen
wäre, neue Gesichtspunkte vorzubringen. Die Stellung-
nahme des Bundes in dieser Frage ist bekannt. Man
erfuhr nur, daß wohl oder übel der Gedanke an die
völlige Vereinigung der Pensionsversicherung mit der
Reichsversicherungsordnung aufgegeben worden sei, und
daß die Organisation als ihre nächste Aufgabe betrachte,
zusammen mit den übrigen Verbänden der freien Ver-
einigung geeignete Vorschläge zu machen, um noch in
letzter Stunde so viel wie möglich aus dem Pensions-
versicherungsgesetz in die große einheitliche Sozialver-
sicherung hinüber zu retten. Man betonte, daß es vor
allen Dingen darauf ankomme, den Verwaltungsapparat
der beiden Versicherungen nach Möglichkeit miteinander
zu verschmelzen, ferner, daß die Selbstverwaltungsrechte
der Versicherten erweitert werden müßten, und daß
schließlich alle Ersatzkassen zu streichen wären.
Das zweite Referat behandelte die Stellung der An-
gestellten zu der beabsichtigten Reform des Strafrechts.
Der Referent, Redakteur Kuttner, stellte in den Mittelpunkt
seiner Ausführungen die kulturelle Bedeutung des Solidari-
tätsgefühls für die gesamte Volkswirtschaft. Die heutige
Rechtssprechung sei schlechterdings nichts anderes als eine
Rechtssprechung im Interesse der Arbeitgeber. Im selben
Augenblick, wo die Angestellten die gewerkschaftlichen
Methoden der Arbeiterschaft sich zu eigen machen und es
wagen würden, ihre Interessen im Gegensatz zu den Unter-
nehmern geltend zu machen, würde zweifellos der ganze
Apparat der Klassenjustiz auch gegen die Angestellten
zur Anwendung kommen. Es sei nötig, auf der Hut zu
sein, daß bei der bevorstehenden Reform unseres Straf-
rechts alle diejenigen Bestimmungen, die bisher in so
vielen Fällen zum Schaden der Organisation angewendet
worden seien, rechtzeitig beseitigt würden. Er stellte dar,
wie die Auffassung des heutigen Richterstandes von dem
Wert der Organisation im schärfsten Widerspruch zu ihrer
wahren Bedeutung sich befinde, und wies an einer Reihe
von Beispielen nach, wie Rechtsprechung und sittliches
Empfinden des Volkes im Widerspruch zueinander stehen.
Es sei die wichtigste Aufgabe all derer, die an einer Reform
des Rechtes im Sinne der Organisation interessiert wären,
dafür zu sorgen, daß ihre eigenen Anschauungen über
Moral und Sittlichkeit die Anschauungen der Oeffentlich-
keit würden.
Das dritte Referat über die gewerkschaftlichen Kämpfe
der Angestellten hielt Ingenieur Lüdemann. Er gab einen
Ueberblick über die Arbeitskämpfe der letzten Jahre und
wies an der Geschichte des Bundes nach, wie sich mehr
und mehr unter den Angestellten die Erkenntnis Bahn
gebrochen habe, daß die Störungen des wirtschaftlichen
Lebens durch Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern
imd Arbeitnehmern nur durch Vereinbaren des Arbeits-
vertrages durch die Organisation verhütet werden könnten.
Wie für die Arbeiterschaft, so hänge auch für die Organi-
sation der Angestellten die künftige Entwicklung davon
ab, ob es den Organisationen gelänge, sich die Anerken-
nung der Arbeitgeber zu erkämpfen. Wenn die Aktionen
des Bundes sich gerade in letzter Zeit so auffällig ver-
mehrt hätten, so wäre die Ursache nicht darin zu suchen,
daß die Leitung des Bundes eine absichtlich aggressive
Politik verfolge. Die Ursache hätte allemal in besonderen
Verhältnissen der betreffenden Betriebe gelegen. Die An-
gestellten hätten immer den Weg der Petitionen gewählt
und von vornherein einen friedlichen Ausgleich der Diffe-
renzen angestrebt. Sei dann ein Konflikt entstanden und
hätten sich die Differenzen verschärft, so hätte die Schuld
immer an der rückständigen Auffassung der Arbeitgeber
gelegen, die auch heute noch den Standpunkt des „Herrn
im eigenen Hause" glauben hervorkehren zu müssen.
Das Referat lief darauf hinaus, daß es den Kampf der
Berliner Eisenkonstrukteure in seiner ganzen Bedeutung
für den Bund und die Angestelltenbewegung hinstellte.
In einer Resolution wurde den kämpfenden Kollegen die
Sympathie und Unterstützung des Bundestages aus-
gesprochen. Wie schon erwähnt, stand dieser Bundestag
unter dem Zeichen der Solidaritätsunterstützung und zu
diesem Zweck waren die voraufgegangenen Referate in
der Weise geordnet, daß dem Bundestag Gelegenheit ge-
geben werden sollte, sich über die bisherige Arbeit des
Bundes und über seine Tätigkeit zu äußern. Nachdem
die Leitung des Bundes sich die Einwilligung der Dele-
gierten für ihre bisherige Arbeitsweise besorgt hatte, und
die richtige Stimmung geschaffen war, ging man an die
Diskussion über die Beitragserhöhung und die Solidari-
tätsunterstützung.
Der Bund ist nicht die einheitliche geschlossene Organi-
sation, für die sie uns immer hingestellt wurde. Es ist
ganz selbstverständlich, daß gerade bei so wichtigen Ent-
scheidungen, wie die vorliegenden, die Opposition sich
kräftig bemerkbar machte und alle Regiekünste des Vor-
standes nötig waren, um Besorgnisse der Herren aus
Oberschlesien und Mannheim nicht zu sehr zum Wort
kommen zu lassen. Von dieser Seite behauptete man,
dieser Bundestag habe nicht das Mandat, die Entscheidung
über die Einführung der neuen Unterstützung zu fällen.
Besonders lebhaft wurde zum Ausdruck gebracht, daß
es eine schwere Verantwortung für die Leitung des Bun-
des bedeute, wenn jede Entscheidung über künftige Ak-
tionen und über die Verfügung der gesamten Bundesgelder
in die Hände der Führer gelegt würde. Es müßten Garan-
tien geschaffen werden, daß dem Vorstand nicht die Ver-
suchung überkomme, den Bund in unüberlegte Aktionen
größeren Umfanges zu stürzen. Es sei eine Existenz-
frage der Organisationen, in den bevorstehenden Kämpfen
mit dem Unternehmertum, speziell Oberschlesiens, mit Vor-
sicht und einer gewissen Zurückhaltung vorzugehen. Es
wurden sogar Stimmen laut, die ganz energisch von jedem
Hervorkehren des Machtbewußtseins den schlesischen
Bergmagnaten gegenüber abrieten, da der Bund unweiger-
lich zusammenbrechen müßte, falls es den Industrieherren
eines Tages einfallen sollte, geschlossen gegen die An-
gestellten vorzugehen. Es gehörte die Geschicklichkeit
eines Lüdemann dazu, um die oppositionelle Stimmung
und die Befürchtungen wegen einer Zersplitterungsmög-
lichkeit infolge der bedeutenden Beitragserhöhung zu unter-
drücken. Freilich war es ein günstiger Zufall, daß der
Kampf der Eisenkonstrukteure dazu ausgenutzt werden
konnte, um alle Wünsche des Vorstandes durchzubringen.
Zweifellos bedeutet die Beschlußfassung über die Ein-
führung der Solidaritätsunterstützung einen bedeutenden
Sieg im Sinne der Bundesleitung. Wir warten ab, ob der
604
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 38
Bund diese Kraftprobe im Sinne seiner Leitung über-
stehen wird.
Die Tagung selber verlief, wie man es bei den Bundes-
tagen nicht anders gewohnt ist, in einer Stimmung, die
ein beredtes Zeugnis ablegt von der Begeisterung und
Öpferfähigkeit der Bundesmitglieder. Auffallend war nur,
daß so außerordentlich wenige Mitglieder der Berliner
Ortsgruppe Zeit und Interesse für die Tagung zu haben
schienen.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE ::
Die Lebensversicherung ohne ärztliche Untersuchung
Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß die
.Wirkung der ärztlichen Untersuchung, der die Versiche-
rungskandidaten vor der Aufnahme in die Lebensversiche-
rung unterworfen werden, zeitlich beschränkt ist. Der
Orund hierfür liegt darin, daß auch der geschickteste
Arzt trotz des hohen Standes der medizinischen Wissen-
schaft an Hand des Gesundheitszustandes, den er beim
Yersicherungskandidaten im Zeitpunkt der ärztlicihen Unter-
gemacht werden, daß die meisten Gesellschaften an der
ärztlichen Qesundheitsprüfung festhalten. Allerdings sind
in jüngster Zeit verschiedene deutsche Gesellschaften dazu
übergegangen, für Versicherungen bis zu einer bestimmten
Höhe die ärztliche Untersuchung auszuschalten. Hierbei
ist nicht an die sogenannte ,, Volks Versicherung" gedacht,
über die weiter unten zu sprechen sein wird und die seit
ihrer Einführung in den achtziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts die ärztliche Untersuchung nicht kannte.
Die Frage der Lebensversicherung ohne Untersuchung
durch den Arzt ist mit der anderen eng verbunden, wie
sich eine Lebensversicherung gerade für diejenigen Per-
sonen schaffen läßt, die ihrer am meisten bedürfen, also
Individuen mit geschwächtem Gesundheitszustand, die
sogenannten minderwertigen Leben. Es ist klar, daß
die Lebensversicherung, wenn es ihr gelingt, eine
Form zu finden, die es gestattet, unter bestimmten
Voraussetzungen jedem Individuum, gleichviel wie sein
Gesundheitszustand beschaffen ist, des Segens einer Lebens-
versicherung teilhaftig werden zu lassen, damit einen emi-
nenten Fortschritt zu verzeichnen hat. Vor allem würden da-
durch die Anfeindungen der mannigfachen Gegner der pri-
vaten Lebensversicherung beseitigt, die darauf hinweisen,
daß nur der körperlich Gesunde Versicherungsschutz finden
j Verloren
■ Sie etwa die Postkarte aus dem Heft 36? Dann sammeln Sie bitte Adressen Ihnen
■ bekannter Kollegen, die unserm Verbände noch nicht angehören und senden Sie diese
5 sofort
■
■ an die Hauptgeschäftsstelle ein, damit den Herren Werbematerial übersandt werden kann.
suchung findet, nur für wenige Jahre den künftigen Ge-
sundheitszustand voraussagen kann. Die Erkenntnis von
dem zeitlich begrenzten Wert der ärztlichen Gesundheits-
prüfung hat schon seit längerer Zeit bei den Lebensver-
sicherungsgesellschaften den Gedanken aufkommen lassen,
die Lebensversicherung ohne ärztliche Untersuchung ein-
zuführen. Die Neigung, dies zu tun, wurde in den letzten
Jahren durch das Verhalten der organisierten Aerzteschaft
verstärkt, deren erhöhte Honoraransprüche wiederholt zu
Trübungen des Verhältnisses zwischen den Gesellschaften
und den Aerzten führten. Noch im Jahre 1Q08 kam es in-
folge von Honorarforderungen der Letzteren zu einem
mehrmonatigen Streik, dessen Resultat eine Herauf-
setzung der ärztlichen Untersuchungsgebühren in ziem-
lich beträchtlichem Umfange war. Wenn ein der-
artiges Vorkommnis die Gesellschaften bis heute noch
nicht veranlaßte, die ärztliche Untersuchung ganz fallen
zu lassen, liegt dies wohl zu einem Teil an dem konser-
vativen Sinn insbesondere der alten führenden Gesell-
schaften, die einer so einschneidenden Neuerung im
Lebensversicherungsbetrieb durchweg nicht günstig gegen-
überstehen. Zweitens ist aber zu berücksichtigen, daß
die Voraussetzung für das Aufgeben der ärztlichen Unter-
suchung eine völlige Veränderung der Rechnungsgrund-
lagcn der Gesellschaften sein muß, da die jetzt an-
gewandten Sterbetafeln auf ärztlich ausgelesenes Material
aufgebaut sind. Die Sterblichkeit eines ohne ärztliche
Gesundheitsprüfimg gewonnenen Versichertenbestandes
würde sich natürlich wesentlich anders stellen und daher
andere Sterblichkeitstafeln erfordern. Die Annahme einer
neuen Absterbeordnung könnte aber nur nach Genehmi-
gung durch das kaiserhche Aufsichtsamt für Privatver-
sicherung erfolgen. Die Furcht, beim Amt Schwierig-
keiten bei der Wahl und Ausarbeitung der neuen Sterblich-
keitstafeln für einen Versicliertenbcstand ohne ärztliche
Untersuchung zu finden, muß mit dafür verantwortlich
könne, der Kranke aber ohne ihn bleiben müsse. Dieser
Vorwurf ist allerdings schon heute unzutreffend, weil es
zahlreiche Lebensversichcrungsgesellschaften gibt, die zu
erhöhten Prämien auch Personen mit weniger gutem
Körperzustand in Versicherung nehmen.
So gewiß durch die Einführung der Lebensversiche-
rung ohne Berücksichtigung des Körperzustandes des
Versicherungskandidaten ihr Kulturwert außerordentlich
gesteigert wird, ist andererseits ohne weiteres er-
sichtlich, daß die Gesellschaften schweren Gefahren
entgegengingen, wenn sie ohne irgendwelche Vor-
sichtsmaßregeln alle sich zur Versicherung meldenden
Personen annehmen wollten. Die Selbstauslese unter
den Versicherungslustigen würde sich dann nach der
Richtung geltend machen, daß vor allem Personen
mit schlechtem Gesundheitszustand sich zur Versicherung
drängten. Eine Häufung der Schädensfälle in den ersten
Versicherungsjahren wäre dann zu erwarten. Die Prämien
würden nicht ausreichen, um diese Schäden zu decken.
Die Gesellschaften müßten Verluste erleiden, zu deren
Tilgung sie ihr Vermögen heranziehen müßten. Die Folge
wäre eine Erschütterung der finanziellen Grundlagen der
Gesellschaften. Die Versicherung ohne Rücksichtnahme
auf den Körperzustand setzt eine gewisse Karenzzeit vor-
aus. Man kann mit Sicherheit annehmen, daß, wenn der
ununtersuchte Versicherte im ersten oder in den ersten
beiden oder in den ersten drei Versichcrungsjahrcn nicht
starb, er eine lange Versicherungsdauer erleben wird. Man
kann auch weiter gehen und sagen, daß, wenn der Ver-
sicherte im ersten Versicherungsjahr nicht starb, die Wahr-
scheinlichkeit, daß dies im zweiten V^crsicherungsjahrc
geschieht, erheblich geringer ist. In noch höherem Maße
würde dies für das dritte und jedes folgende Versiche-
rungsjahr zu gelten haben. Dementsprechend könnten die
Gesellschaften von einer Karenzzeit absehen, dafür würden
sie sich aber für den Fall, daß der Tod des Versicherten
Heft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
605
im ersten Versicherungsjahr eintritt, nur zur Zahlung eines
geringen Bruchteiles der Versicherungssumme zu ver-
pfhchten haben, der sich im zweiten und jedem folgenden
Jahre zu erhöhen hätte, bis er vielleicht im fünften Jahre
die volle Versicherungssumme erreichte. Drittens könnte
die für die Gesellschaften größere Gefahr der Lebens-
versicherung ohne Berücksichtigung des Körperzustandes
des Versicherten durch Prämienzuschläge während der
ersten Versicherungsjahre ausgeglichen werden. Diese
Zuschläge würden am bedeutendsten im ersten Versiche-
rungsjahr sein und von Jahr zu Jahr abnehmen müssen.
Diese drei Vorsichtsmaßregeln, Karenzzeit, Beschrän-
kung des übernommenen Risikos auf einen bestimmten
Betrag und Prämienzuschläge in den ersten Versicherungs-
jahren könnten naturgemäß auch miteinander verbunden
werden. In ähnlicher Weise wird tatsächlich in neuerer
Zeit von einer Reihe deutscher Gesellschaften die große
Lebensversicherung betrieben.
:: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: II
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, uerden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
\X' 0 Ii n u n g und M i t g I i e d n u ni ni e r hinzuzufügen. Anfragen nacli Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. F.ine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. S c h 1 u 1! t a g für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Svliiift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 198. Eine Kirche, die zurzeit einem großen Umbau
unterworfen ist, wurde bisher durch zwei, später drei Nieder-
druckdampfkessel geheizt. Der Schornstein ist ganz unkenntlich
in einem großen Pfeiler aus Quadermauerwerk am Abschluß
des Chors nach dem Schiff hochgeführt. Nun haben sich an
den Wandungen handgroße schwarze Flächen und auf dem Putz
Risse gebildet. Um diese zu beseitigen, wird beabsichtigt, den
kaum 1 cm starken Putz loszuschlagen, die Fugen gut mit
Zement zu schlemmen und den späteren Putz auf Ziegeldraht-
gewebe aufzutragen. Dürfte dadurch die Wiederkehr der früheren
Schäden mit Sicherheit verhindert werden? Oder empfiehlt es
sich, dem Mörtel gewisse Beimengungen zu machen, und welche ?
Ist es vielleicht ratsam, einen dünnen Asphaltanstrich auf die
Quadersteine aufzutragen?
Frage 199. Mit welchem Schmelzofen schmilzt man Kupfer-
abfälle von 1/, mm Stärke am vorteilhaftesten wieder zu Blöcken
ein, bei einem täglichen Quantum von 400 bis 500 kg, und
wer liefert solche Oefen?
Frage 200. In einem Landhaus soll die Kellerdecke in
Eisenbeton ausgeführt werden; nach Abstrich mit einem Zement-
rauhstrich soll 15 mm starker Korkestrich und auf diesen
Linoleumbelag aufgebracht werden. Wie hat sich eine solche
Decke speziell über Kellerräumen bewährt, in bezug auf Begehen
und insbesondere auf Fußbodenwärme? Ist es ratsam, eine
weitere Isolierung zu verwenden?
Frage 201. Ein kleinerer Eiskeller für ca. 70 Zentner
kommt vollständig in die Erde zu liegen und wird mit Eisen-
betongewölbe überdeckt. Sind die Mauern gegen das an-
schließende Erdreich nochmals zu isolieren, ebenso das Gewölbe,
und welches sind die besten Isoliermittel?
Frage 202. Eine 40 cm starke Backsteinmauer soll gegen
die Wetterseite auf der Innenseite isoliert werden. Welche
Isolierarten sind zu empfehlen, wie haben sich Kosmosfalztafeln
bewährt? Zeigt der Innenputz mit der Zeit keine Risse?
Frage 203. Damit das Kondenswasser sich an der Decke
eines Siedehauses einer Zuckerfabrik nicht bilden kann, wird
unterhalb der Sparren eine Unterschalung angebracht. Muh
der Zwischenraum zwischen unterer und oberer Schalung venti-
liert werden oder nicht?
Frage 204. Ein Laboratorium soll einen fugenlosen, säure-
festen, absolut sauberen und warmen Fußboden erhalten. Fliesen-
belag ist zu kalt und Asphalt nicht sauber genug. Welche Fuß-
bodenart ist zu empfehlen?
Frage 205. Die hiesige Ober-Realschule, deren Fassade
in Rohbau ausgeführt ist, wurde im Jahre 1906 fertig gestellt.
Die unteren Wandflächen erhielten gleich darauf einen drei-
maligen Oelfarbenanstrich in Höhe von etwa 1,50 m. Nunmehr
sind diese Flächen mit wenigen Ausnahmen fleckig geworden,
es scheint, als ob der Kalk die Oelfarbe gänzlich zerstört hat.
Außer diesen Flecken macht sich bei den Umfassungswänden
noch ein größerer Uebelstand bemerkbar. Durch den Oelfarben-
anstrich tritt nämlich eine schwarze klebrige, teerartige aber ge-
ruchlose Masse hindurch und setzt sich dort tropfenartig ab. Aul
1 qm Fläche kommen etwa 20 bis 30 Ablagerungen von 5 bis
6 mm Durchmesser und etwa 4 mm Stärke. Um diesen Schaden
zu beseitigen, wurden die Wände sauber abge;bürstet und mit
eiriem einmaligen Oelfarbenanstrich neu versehen. Trotzdem
zeigen sich jetzt von neuem die schwarzen Stellen. Wie ist
dieses Vorkommnis zu erklären, und wodurch könnten die ge-
nannten Uebelstände dauernd beseitigt werden? Bemerkt sei
noch, daß der Sockel in Kalkmörtel unter etwas Zementzusatz
geputzt ist.
Zur Frage 181. Bureauräume über einem Heizkeller. II. (I s.
Heft 37). Als Schutz gegen aufsteigende Wärme über einem
Heizraum verwendet man zweckmäßig eine 6 mm starke Asbest-
unterlage, die unter dem Linoleum verlegt und wie dieses geklebt
wird. Bei sehr großem Wärmeandrang ist jedoch ein doppelter
Fußboden mit Luftzwischenraum zu empfehlen. Der Luftraum
ist nach außen zu entlüften. Ueber dem zweiten Fußboden,
der aus Holz bestehen kann, ist alsdann wieder der Linoleum-
belag mit der eingangs erwähnten Asbestunterlage zu verlegen.
Die 6 mm starke Asbestunterlage kostet fertig verlegt etwa
2,60 M pro qm. R. Reißer, Mitgl.-Nr. 27087, Rüstringen.
Liegt bei Ihnen die
Deutsche Techniker-Zeitung
aus? So sollten Sie imtuer in den Gasthäusern fragen, in
denen Sie und Ihre Freunde verkehren. Sorgen Sie jeder-
zeit für weite Verbreitung der
Deutschen Techniker-Zeitung
Zur Frage 190. Reinigung von Steinholzfußboden. I. Die
Reinigung des Steinholzfußbodens muß mit kaltem oder lau-
warmem Wasser erfolgen, dem nur eine geringe Menge von
Seife oder Soda zugesetzt werden darf. Niemals dürfen scharf-
ätzende Flüssigkeiten verwendet werden, weil sie den Fußboden
in kurzer Zeit zerstören würden. Zu ihrer Erhaltung bedürfen
die Steinholzfußböden einer öfteren Behandlung mit reinem
Leinöl, das in heißem Zustande mit wollenen Lappen recht
dünn in den vorher gründlich gereinigten und trockenen Fuß-
boden verrieben wird. Niemals aber gieße man das Oel auf
den Fußboden, da er hierdurch übersättigt wird und ein
schmutziges Ansehen bekommt. Einzelne Stellen, die das Oel
schneller aufnehmen, sind so lange uachzuölen, bis sie kein Oel
mehr aufnehmen. Das Oelen nimmt man am besten abends,
wenn die fraglichen Räume nicht mehr betreten werden, vor.
Am anderen Morgen muß der Fußboden alsdann kräftig mit
trockenen Sägespänen oder mit wollenen Lappen abgerieben
werden, damit kein Oel stehen bleibt, das Schmutz aufnehmeu
könnte. Einige Stunden später können der Rest der Sägespäne
und sonstige Ueberbleibsel naß aufgenommen werden.
Sß., 60 347, W.-haven.
IL Steinholzboden wird mittels Stahlspänen gereinigt und
dann mit Parkettbodenwachs gebohnert. Gutes Oel kann auch
"Verwendung finden. Die Hauptsache ist, daß vor dem Oelen
der Fußboden gründlich gereinigt wird. Leonhardt.
Zur Frage 193. Anschluß der Fäkalicnsammel gruben an
die Schwemmkanalisation. Die Fäkaliengruben dürfen nur dann
in den Kanal entleert werden, wenn dieselben zu den sog. Drei-
Kammer-Gruben gehören oder wenn dem Inhalt ständig zer-
setzende Substanzen zugesetzt werden. Ohne eine derartige
Vorkehrung ist der Anschluß unstatthaft, da Rühren allein nicht
genügt. Leonhardt.
606
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 38
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
29000 Mitglieder ♦ Hauptgeschäftsstelle: Berlin SW. 68, Markgrafenstraße 94 ♦ Fernspr.: AmtIV,575 u. 576
Jahresbeitrag 18 Marli, dafür als Gegen-
leistung kostenfrei: :: :: :: :: ::
1. Deutsche Techniker-Zeitung ::
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Verhältnisse :: :: :: :: :: :: ::
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bis 90 Mark pro Monat :: :: :: ::
5. Unterstützungskasse für in Not ge-
ratene Mitglieder :: :: :: :: ::
6. Darlehenskasse.zinsfr. Darl. bis 100 M.
7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 Mark
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VERBANDE
8. Rechtsauskunft und :: :: :: :: ::
9. Rechtsschutz in allen berufl.Streitsachen
Angegliedert: eine Krankenkasse und eine.
Pensions- und Witwenkasse :: " :: ::
Syndikus: Rechtsanwalt Grünspach,
Berlin W. 8, Taubenstr. 47
Syndikus für gewerblichen Rechtsschutz:
Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patent-
anwalt, Berlin W. 8, Friedrich-
straße 158 :: :: :: :: :: :: ::
Erholungsheim in Sondershausen i. Th.
Anmeldungen dorthin :: :: :: ::
Liste der Besucher des Erholungsheims.
13Q8 Gust. Paul Melzer, Betriebs-Ingenieur, Chemnitz. 1399
Arth. Kleinert, Techniker, Breslau. 1400 Carl Haendel, Ingenieur,
Frankfurt a. M. 1401 Bruno Springer, Obermat.-Vorsteher, Neu-
münster. 1402/3 Friedrich Stolz, Ingenieur und Frau, Bitterfeld.
1404 Martha Härtung, Leipzig. 1405/7 Ed. Hohnbaum, Ing. und
Familie, Groß-Lichterfelde. 1408 10 Herm. Lenz, Mil.-Bausekr.
und Familie, Braunschweig. 1411 13 Rud. Hofmann, Betriebs-
leiter und Familie, Olvenstedt. 1414 Wilh. W. Heusei, In-
genieur, Harburg. 1415 H. Schlieckau, Ingenieur, Harburg.
1416/17 Alb. Radtke, Städtischer Bausekr. und Frau, Dieden-
hofen i. Lothr. 1418 20 H. Lüdecke, Maurermstr. und Familie,
Berlin. 1421 Max Voigt, Betriebsleiter, Cöpenick. 1422 F. Klink,
städt. Techniker, Essen a. Ruhr. 1423 26 J. Feiß, Oberbahn-
meister und Familie, Rixdorf. 1427 Helene Hohensee, Rixdorf.
1428 Frl. Meyen, Rixdorf. 1429 Frl. Heger, Rixdorf.
Spenden für das Erholungsheim
Folgende Spenden gingen ferner im Erholungsheim ein:
Frau Regierungsbausekretär Speer in Lüneburg: 60 Stück Schalen
als Tafelgerät für den Speisesaal.
Bauhofverwalter Sommer-Chemnitz: Ein Liegestuhl für das
Zimmer 17.
Frau L. Prehl-Hoyerswerda : Zwei Rohr-Papierkörbe.
Obermaschinenmeister Hauschild-Halle a. S. : Sechs eiserne Pa-
pierkörbe für den Garten.
Ingenieur Steinert-Goslar: Eine Briefwage für den Schreibtisch.
Ingenieur R. Dietz-Cainsdorf i. S. : Zwei Briefbeschwerer in Form
von Schienenstücken für den Schreibtisch.
Bezirksverwaltung Brandenburg zur Ausschmückung des Branden-
burger Zimmers: Ein Brandenburger-Wappen auf Eichenholz
gemalt; ein Sofakissen mit Wappen; eine Sofarückwanddecke
mit dem Wappenspruch: „Hie gut Brandenburg allewege";
ein großes Bild in Eichenrahmen: Postkarten der 35 Ver-
eine mit Widmungsschild; zwei große Bilder in Eichen-
rahmen: „Der große Kurfürst" und „Der alte Fritz"; vier
kleinere Bilder in Eichenrahmen: „Aus alter Zeit"; ein Brief-
beschwerer aus Marmor: „Der Juliusturm in Spandau";
zwei Aschenschalen (Zinn und Steingut); eine Deckengarnitur
mit Wappen in den Brandenburger Farben für Nachttisch,
Waschtisch und Tisch; ein Ueberhandtuch mit dem Branden-
burger Wappen.
Den freundlichen Spendern dankt hiermit bestens
Die Verbandsleitung.
Ansichtskarten vom Erholungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarlen nach neueren, ganz be-
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Verbandskollegen Herrn Bürgermeister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Wir bitten unsere Kollegen, recht viele dieser Karten zu
erwerben und hinauszusenden. Dieses Verfahren trägt mit am
besten dazu bei, unser Heim und gleichzeitig unseren Ver-
band in weiten Kreisen bekannt werden zu lassen. Bestellungen
am besten durch Postanweisung.
Sitzungs-Kalender dey Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerkiim, daß Anzeigen und Mitleilunjcn für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sannab^nd mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder hins-'nJung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = VcrsiininlunL,'Stag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichlieiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitang ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht djr Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederiiolte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Dczirksvcrwallan^cn
Brandenburg. Statik kurse und Eisenbeton kurse.
Wie bereits aus den Mitteilungen der Bezirks Verwaltung hervor-
geht, sollen auch in diesem Winter, wie im vorigen Jahre, wieder
Kurse über Statik stattfinden. Es ist beabsichtigt 1. einen Repe-
tilionskursus (Dienstag), 2. einen Fortbildungskursus (Mittwoch)
und 3. einen Eisenbelonkursus (Freitag) abzuhalten. Als Dozent
ist, wie im Vorjahre, Herr Dipl.-Ing. Artur Leipold, Mitglied
unseres Verbandes, gewonnen. Die Vorträge geben in dem ge-
zogenen Rahmen jedem Teilnehmer Gelegenheit, seine Kennt-
nisse in Statik zu revidieren, zu festigen und zu erweitern, da
die Themen erschöpfend behandelt und zahlreiche Beispiele aus
der Praxis gegeben werden. Der Beginn der Kurse ist vorläufig
auf Mitte Oktober d. J. festgesetzt, die Dauer derselben beträgt
bei je einer Wochendoppelstunde etwa vier Monate. Die Kurse
finden in der 4. Städt. Pflichtfortbildungsschule, Georgenstraße
Nr. 30 31, am Bahnhof Friedrichstraße, statt. Das Honorar
für die Teilnahme an jedem der Kurse beträgt 20 M. Anmel-
dungen, mit Angabe für welchen der drei Kurse, erbeten an
Koll. Architekt Felix Hesse, Charlottenburg, Königsweg Nr. 5,
welcher auch über alles nähere Auskunft erteilt.
Chemnitz. 1. Vrs.: O. Geßner, Gießerstraße 11. Die Direk-
tion der höheren Webschule zu Chemnitz veranstaltet durch ihre
Lehrerschaft im kommenden Winterhalbjahre und zwar: Donners-
tag, 26. Oktober 1911, Donnerstag, 23. November 1911, Donners-
tag, 18. Januar 1912, Donnerstag, 15. Februar 1912, Donnerstag,
7. März 1912 im Vortragsaale des König-Albert-.'Uuseum „t e x t i 1-
wissensc haftliche Vorträg e". Hierzu werden unsere
Herren Mitglieder nebst Damen und Angehörigen ergebcnst ein-
geladen. Die Ausgabe der kostenlosen Eintrittskarten erfolgt im
Sekretariat der höheren Webschule an Wochentagen von 8 bis
12 und 2 bis 6 L'hr, Mittwochs bis i/o9 L'hr abends, Sonn-
abends nur vormittags, Sonntags von 8 bis 10 im Sommer-,
10 bis 12 Uhr im Winterhalbjahr.
Z.\veiQ,vercine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : F.
J. Gatzweiler, Stolbcrger Str. 9. V. u. O.: Jeden Samstag im
Heft 38
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
607
Berliner Hof. Samstag, 16. September, abends 8^4 Uhr, Vortrag
des Herrn Kollegen Noa über Fräsvverkzeuge. Samstag, 23. Sep-
tember, abends 9 Uhr, gesellige Zusammenkunft. Gleichzeitig
Vorstandssitzung. Wir ersuchen die Herren Kollegen, ins-
besondere zu dem Vortrage zahlreich zu erscheinen und fern-
stehende Kollegen einzuführen. Ferner geben wir bekannt, daß
in der Hauptversammlung am 2. ds. bei der Vorstandsergänzungs-
vvahl der seitherige 1. Schriftführer Kollege Gatzweiler zum
1. Vorsitzenden und Kollege Wunderlich zum 1. Schriftführer
gewählt worden ist.
Berlin. Technischer Verein. Die Besichtigung des
Kgl. Verkehrs- und Baumuseums, Invalidenstr. 50/51, findet am
Sonntag, 17. September, vormittags ^/^lO Uhr, statt.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung Dienstag, 19. September, präzise 9 Uhr abends, im
Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Technische
Fragen. 3. Vortrag des Herrn Natho. 4. Verschiedenes. — Für
den Abschluß der Kassenbücher ist es unbedingt erforderlich,
daß die Mitglieder ihre rückständigen Beiträge bis spätestens
den 19. September entrichten. — Karten für die volkstümlichen
Konzerte sind in den Abendstunden bei Herrn Kollegen Zehle,
Eckhofstraße 22 I erhältlich. — Adressenveränderungen sind un-
verzüglich mitzuteilen.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
O.-S. undUmgegend. Vors. u. Br.-A. : A. Schwertfeger,
Laurahütte bei Kattowitz. V. u. O. : Am ersten und dritten Mitt-
woch eines jeden Monats, abends SVs Uhr, im „Pschorr Bräu",
August-Schneider-Straße. Nächste Mitgliederversammlung am
20. September. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen.
3. Beratung der Satzungen der Bezv. O.-S. 4. Bericht über die
Wanderversammlung in Myslowitz. 5. Besprechung über Abonne-
ment von Techn. Zeitschriften. 6. Verschiedenes. Wir bitten
dem Verband noch fernstehende Kollegen in unsere Versamm-
lungen einzuführen.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Kiel, Fährstraße 7. V. u. O.: Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends 872 Uhr, im „Patzenhofer" Falckstr. 12.
Nächste Mitgliederversammlung am Donnerstag, 21. September.
Tagesordnung: 1. Protokoll Verlesung der letzten Versammlung.
2. Aufnahmen. 3. Eingänge. 4. Verbandsangelegenheiten (Be-
richt vom 10. Bez.-Tage). 5. Bericht vom Besuch der ..Hygiene-
Ausstellung Dresden" durch Kollegen Haberkorn. 6. Sonstiges.
Nachstehend geben wir unseren Mitgliedern die erste Hälfte
unseres Winterprogramms bekannt, mit der Bitte, sich dieses
aufheben zu wollen, da die Veröffentlichung durch die Schrift-
leitung der D. T.-Z. nur einmal erfolgt. Donnerstag, 5. Oktober,
Vortrag: „Arbeit und Erholung". Referent: Kollege Behrens.
Donnerstag, 19. Oktober, Vortrag: „Die Stellenvermittlung der
Berufsorganisationen". Referent: Kollege Kobarg. Donners-
tag, 26. Oktober, Oeffentliche Versammlung. Referent: Kollege
wieder regelmäßig im Vereinslokale — Billardzimmer der Restau-
ration Theodor Körner — stattfinden. Die Vorstandschatt ist
bestrebt gewesen, die Vereinsabende im Winterhalbjahr 1911/12
recht anregend zu gestalten und hat eine Anzahl Vorträge vor-
gesehen, die, von bewährten Rednern gehalten, unseren Vereins-
abenden neue Zugkraft verleihen und unsere Mitglieder zu tätig
mitarbeitenden Verbandsmitgliedern erziehen sollen. Jeden ersten
Mittwoch im Monat findet Monatsversammlung statt, in welcher
in gedrängter Weise die Vereins- und Verbandsangelegenheiten
behandelt werden. Am zweiten Mittwoch ist Diskussionsabend,
hieran anschließend kleine Vorträge oder gemütliche Unterhal-
tung. Die übrigen Vereinsabende werden sozialen und sach-
lichen Vorträgen, sowie allgemeiner Unterhaltung gewidmet sein.
Wir ersuchen Sie, unsere Bestrebungen durch möglichst often
Besuch zu unterstützen und noch nicht angeschlossene Kollegen
mitzubringen. Die Werbung neuer Mitglieder bitten wir nicht
aus dem Auge zu lassen; der schöne Erfolg bei der Zusammen-
legung der drei Vereine, 32 Neuaufnahmen in drei Monaten,
das muß uns auch ferner anspornen, alle noch fernstehenden
Kollegen für unseren Verein und Verband zu gewinnen.
Vortragsprogramm für die Zeit vom 2 0. Sep-
tember bis 3 1. Dezember 1911. 20. September: Bau-
und Wohnungswesen einst und jetzt, Lichtbildervortrag mit
Damen, von Herrn Schriftsteller Karl Loeberich, Nürnberg.
27. September: Die Kneipkur, Lustiger Lichtbildervortrag mit
nachfolgender Fidelitas, mit Damen. 11. Oktober: Betriebs-
technische und psychologische Einflüsse im Technikerstande, von
Privatdozent Dr. Günther, Berlin. 25. Oktober: Soziale Strömun-
gen im Leben der Gegenwart, von Herrn P. O. Rippel, Berlin.
15. November: Geschichte und Wesen des Tarifvertrages, von
Herrn Rechtsanwalt Dr. Schloß, Nürnberg. 29. November: Eme
Rheinreise von Köln bis Mainz, Lichtbildervortrag mit Damen.
20. Dezember: Praktische Streitfragen auf dem Gebiete des Nach-
barrechts, von Herrn Rechtsanwalt Bender, Nürnberg. Die Vor-
träge finden sämtlich im Saale des Restaurants Theodor Körner
statt und bitten wir unsere Kollegen um vollzähligen Besuch der-
selben. Insbesondere bitten wir bei den Vorträgen und Veran-
staltungen, wo es besonders bemerkt ist, die Damen und Familren-
angehörigen mitzubringen. Wir machen noch auf den Wett-
bewerb zur Erlangung einer Mitgliedskarte für die Techniker-
vereinigung Nürnberg aufmerksam; die Arbeiten sind laut Pro
gramm bis 1. Oktober beim 2. Vorstand, Kollegen Herzer, ein-
zuliefern.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstr. 4, III. Versammlung am Donnerstag,
21. Sept. 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal Restaurant „Neu-
bauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen und
Eingänge. 2. Vortrag über: Ein Rundgang durch die Ostdeutsche
Ausstellung in Posen. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes.
— Nach der in der Hauptversammlung am 7. September d. Mts.
Mitglieder gewinnen
Sie dadurch, daß Sie uns die Adressen der Kollegen einsenden, die dem D. T.-V. zugeführt
werden sollen. Wer SCHnell
einsendet, unterstützt unsere Werbearbeit.
Kaufmann, Berlin. Donnerstag, 2. November, Vortrag (mit
Damen): „Die Vollkanalisation der Stadt Kiel". Referent noch
unbestimmt. Donnerstag, 16. November, Vortrag: „Das Ideal
der Freiheit" von D. Fr. Naumann, vorgetragen vom Kollegen
Behrens. Donnerstag, 23. November, Vortrag (mit Damen) :
„Stahl und Eisen" ein Gang durch die rhein.-westf. Hütten-
werke mit zirka 100 Lichtbildern. Referent: Ing. Fromholz,
Dortmund (Mitgl. d. D. T.-V.). Donnerstag, 7. Dezember, Vor-
trag: „Versicherungswesen". Referent: Kollege Schulz. Sämt-
liche Vorträge finden, wenn nicht durch die Tageszeitungen
anders angegeben wird, in unserm Vereinslokal statt. — Gleich-
zeitig machen wir darauf aufmerksam, daß der Abschluß der
Kautions-Versicherung mit der Stuttgarter-V. perfekt geworden ist.
Bedingungen liegen zu jeder Versammlung, außerdem bei unserm
ersten Schriftführer Kollegen H. Hahn, Preußerstraße 16 III I.,
zur gefl. Einsicht aus.
Nürnberg. Technikervereinigung. Vom 15. Sep-
tember ab werden unsere Zusammenkünfte und Vereinsabende
erfolgten Neuwahl des Vorstandes, setzt sich derselbe aus folgen-
den Herren zusammen: 1. Vors. Rudolf Golle, Pionierstr. 4, III.;
2. Vors. Willy Schaul; 1. Schriftf. Rudolf Koch; 2. Schriftf. Erich
Rahn; 1. Kassierer Wilhelm Jürgens, Am Bogengarten 12, II.;
2. Kassierer P. Schachtschabel, Friedrichstr. 1 ; Bücherwart H.
Wiehmann; Beisitzer Kurt Reiche. — Versammlungen jeden
Donnerstag im Vereinslokal, Restaurant Neubauer, Pöiitzer Str. 14.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die Mittwoch, 20. Sept., pünktl. 81/0 Uhr abends,
in den Neust. Gesellschaftssälen, Valentinskamp, stattfindende
Mitgliederversammlung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Proto-
kollverlesung. 3. Geschäftl. Mitteilungen. 4. Bericht und Ab-
rechnung über das Sommervergnügen. 5. Antrag des Vorstandes
betreffend Bewilligung von Mitteln für Konto: „S.". 6. Ver-
schiedenes.
608
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 38
Achtung! Stellungsuchende! Achtung!
Reichsmarineamt: Wie uns von nnehreren Seiten gemeldet wird, versuchen die
Kaiserlichen Werften, Techniker auf Grund des Dienstvertrages anzustellen, welcher von
uns bezw. den bei den Betrieben der Kaiserlichen Marine- Intendanturen beschäftigten
Technikern abgelehnt ist und dessen Aenderung vom Reichsmarineamt zugestanden wurde.
Wir fordern deshalb unsere Mitglieder erneut auf, dahin zu wirken, da(3 keinerlei Be-
werbungen bei allen dem Reichsmarineamt unterstellten Betrieben eingehen. Ueber
schwebende Anstellungsverhandlungen bitten wir dringend um schleunigste Benachrichti-
gung an die Verbandsleitung. Die von uns zu Gunsten der Marinetechniker geführte
Bewegung kann erst mit der Einführung eines unseren Forderungen entsprechenden
Dienstvertrages als beendet angesehen werden.
Konflikt der Eisenkonstrukteure: Infolge des zwischen Berliner Eisen-
baufirmen und ihren technischen Angestellten schwebenden Konfliktes ist unser Stellen-
nachweis gesperrt für nachstehende Firmen:
Biesold Berlin Kammerich, Belter & Schnee-
Brest & Co. .... Berlin vogel Wittenau
Dellschau Berlin Lauchhammer .... Berlin
Druckenmüller. . . . Berlin Ravene Berlin
Gossen Berlin Steffens & Nolle . . . Berlin
Hein, Lehmann & Co. . Berlin Wolff, Netter & Jacoby Berlin
D. Hirsch .... Lichtenberg Redlich & Crämer . . Berlin
Da gleichfalls die Verhandlungen mit den nachstehenden beiden Firmen bisher ergebnislos
verlaufen sind, bleiben auch diese nach wie vor gesperrt:
Stengel & Hofer, Baugeschäft IVlünchen
Teichert & Sohn Liegnitz
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
(Nur für VerbandsinitjlieJir.)
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2567 Bischofswerder i. Westpr. sof. tücht. Bt. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
2746 Osnabrück, Arch.-Biireau sof. j. fl. Zeichn., d. n. ge-
geben. Skizz. selbst. Bauzeichng. anfertig, kann. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Qch.-Anspr. Zweigst. Osnabrück an Hn. H. Schütte,
Parkstr. 45.
2816 Danzig, Militarbeh. sof. Bt., Absolv. ein. Bgw.-Schiiie,
fl. Zeichn., nicht über 26 J. alt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langtuhr,
Hertastr. 17.
2877 Arch. in schön geleg. Stadt dos Ruhrtales f. Bureau sof.
j. T., d. nach Skizz. und Angab, arbeit, kann u. bereits Erf. in
kalkulat. u. Abrechn. bes. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. üch.-
Anspr. (bei freier Station) Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen
in Dortmund, Kaiserstr. 86.
2893 Marklissa i. Pos. z. 1. 10. er. tücht. selbst, arbeitend,
Bt., 23 bis 27 J. alt, z. Beaufsichtig, u. Abrechn. ein. mehr.
Jahre dauernd. Schloßumbaues. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u,
Oeh.-Anspr. Zweigst. Posen an Hn. Bautechniker König, Hohen-
lohestr. 3.
2894 Burg b. Magdeburg sof. T., fl. Zeichn., mögl. m. Erf. im
Krankenhausbau. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Oeh.-Anspr. u. Skizz.
in Briefform Zweigst. Magdeburg an Hn. Th. Grosse, Breite-
weg 175/77.
2895 Budapest, Arch. -Bureau sof. 2 jüng. T., fl. Zeichn.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Oeh.-Anspr. Hauptst. Berlin S\X'.,
Markgrafenstr. 04.
2896 Seußlitz a. Elbe sof. jüng. Bt. m. abgeschl. Bgw.-
Schulbildg. f. Bureau u. Baust, evtl. dauernd. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Oeh.-Anspr. bei freier Station Hauptstelle Berlin SNX'.,
Markgrafenstr. Q4.
2904 Schöneberg b. Berlin, Ratszinuncrmstr. sof. j. Bt., gel
Zimm., m. gut. Handschrift. 120 bis 140 M. Ang. m. Zeugn.-
Absclir. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 39 schriftidtung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 23. September 1911
'nhalt: Das Recht der Techniker und Betriebsbeamten in Oesterreich - Das Krematorium in Dessau - Wasserbauten in Oberitalien - Kultur und Kunst - Wirtschaft
und Le'jen - Soziale Bewegung - Standesbewegung - Rechtsfragen - Aus der Volkswirtschaftslehre - Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Das Recht der Techniker und Betriebsbeamten in Oesterreich
Von Rechtsanwalt Dr. BAUM in Berlin.
Die deutschen Techniker und Betriebsbeamten kämpfen
bekanntlich immer noch um ihre Gleichstellung mit den
Handlungsgehilfen. Noch immer haben sie beispielsweise
die einmonatliche Mindestfrist für die Gehaltszahlung nicht
erreicht, noch immer stehen sie hinsichtlich der Konkurrenz-
klausel ungünstiger als die Handlungsgehilfen, und der
Schutz der Sondergerichte ist ihnen bei Konkurrenzklausel-
Prozessen gänzlich und im übrigen bei einem Gehalt über
.2000 M versagt, während das Kaufmannsgericht für Hand-
lungsgehilfen bis zu 5000 M zuständig ist. Es wird daher
von Interesse sein, einmal in kurzen Zügen den Inhalt des
österreichischen Handlungsgehilfengesetzes vom 16. Jänner
IQIO darzustellen, das nicht nur die Frage der Gleichstel-
lung in einfacher und befriedigender Weise löst, sondern
auch eine Reihe anderer sozialer Fortschritte bietet, deren
Erreichung im Deutschen Reich noch weit im Felde steht.
Die Betriebsbeamten in Oesterreich, die dort bisher keinem
Schutzgesetz, insbesondere auch nicht der österreichischen
Gewerbeordnung unterstanden, haben jetzt durch das
Handlungsgehilfengesetz einen sozialen Schutz erlangt, um
den ihre deutschen Kollegen sie noch lange beneiden
werden. Der Titel „Handlungsgehilfengesetz" erschöpft
das Geltungsbereich des Gesetzes bei weitem nicht. Das
Gesetz umfaßt nämlich nicht nur die vorwiegend zur
Leistung kaufmännischer Dienste, sondern auch die zur
Leistung höherer nicht kaufmännischer
Dienste angestellten Personen. Hierunter fallen zu-
nächst die dem § 133 a der deutschen Gewerbeordnung
unterstehenden Werkmeister und Techniker, über diesen
Kreis hinaus aber auch diejenigen höheren Betriebs-
angestcllten, welche nicht gegen feste Bezüge beschäftigt
sind ' und welche nur vorübergehend mit der Betriebs-
leitung oder höheren technischen Di^^s[l;i3tu^g^?n betraut
sind. In Deutschland wird bekanntlich den Werkmeistern
und den Technikern vielfach der Rechtsschutz des § 133 a
dadurch entzogen, daß man sie 'mit schwankenden Bezügen
(Stücklohn, Stundenlohn usw.) anstellt. Höhere nicht
kaufmännische Dienste sind aber, abgesehen von den
höheren technischen Diensten, auch z. B. höhere künst-
lerische, juristische oder sozialpolitische Dienste. Die
volkswirtschaftlichen und juristischen Syndiken der Unter-
nehmungen, die von ihnen beschäftigten Kunstmaler und
Bildhauer, die in Deutschland keinerlei sozialen Schutz
genießen, unterstehen daher gleichfalls dem Handlungs-
gehilfengesetz. Der Kreis des Gesetzes wird dann in
§ 2 noch mehr erweitert, indem ihm die höheren An-
gestellten in einer Reihe von Betrieben unter allen Um-
ständen unterstellt werden, gleichviel, ob der Unternehmer
Kaufmann im Sinne des Handelsgesetzbuches ist oder
nicht. Hierunter fallen insbesondere die Angestellten aller
Unternehmungen, auf die die Gewerbeordnung Anwendung
findet, außerdem aber diejenigen aller Versicherungsanstalten,
aller periodischen Druckschriften und der Advokaten und
Notare. Fast keine dieser letzteren Kategorien genießt in
Deutschland irgendwelchen sozialen Schutz.
Das österreichische Gesetz hätte nun allerdings, wenn
es konsequent bleiben wollte, noch einen Schritt weiter-
gehen müssen und von den wirtschaftlichen Zwecken,
die der Arbeitgeber beim Arbeitsvertrage verfolgt, für die
Frage der Klassifizierung der Stellung des Angestellten
überhaupt absehen sollen. Es besteht offenbar doch nicht
der geringste sozialpolitische Grund dafür, den im Bureau
eines wissenschaftlichen Vereins, eines gemeinnützigen'
Ausstellungsunternehmens oder einer Wohltätigkeitsanstalt
arbeitenden Techniker irgendwie anders zu behandeln als
den in einem Gewerbeunternehmen tätigen. Es ist ins-
besondere auch nicht abzusehen, weshalb die zahlreichen
Techniker, die bei einem sogenannten Regiebau beschäf-,
tigt sind, den der Unternehmer für eigene Zwecke aus-
führt, des Schutzes der sozialen Gesetzgebung verlustig
gehen sollen, lediglich deshalb, weil das Unternehmen, in
dem sie arbeiten, nicht der Gewerbeordnung untersteht.
Für die wirtschaftliche und soziale Stellung des Technikers
ist es doch offenbar ganz gleichgültig, ob sein Arbeitgeber
den Betrieb zu Erwerbszwecken oder aus anderen Mo-
tiven eingerichtet hat. Ein fernerer Mangel des öster-
reichischen Gesetzes ist es auch, daß die Bediensteten
der Eisenbahn, die Bediensteten in land- und forst-
wirtschaftlichen Betrieben des neu eingeführten so-
zialen Schutzes verloren gehen. Auch in Deutsch-
land genießen diese Angestellten nicht • den Schutz
der Gewerbeordnung. Hier sucht man die Ausschließung
der Eisenbahnangestellten von dem Schutz der Gewerbe-
ordnung bekanntlich mit der durch die Gewährung des
Koalitionsrechts erhöhten Gefahr von Eisenbahnstreiks zu
motivieren. Es mag dahingestellt bleiben, inwieweit dieser
Grund sozialpolitisch berechtigt ist. Für das österreichische
Handlungsgehilfengesetz kann er jedenfalls nicht maß-
gebend sein, da dieses die Koalitionsfrage überhaupt nicht
regelt. Auch der Ausschluß der Angestellten in land- und
forstwirtschaftlichen Betrieben hat ebenso wie in Deutsch-
land keinen stichhaltigen sozialpolitischen Grund. Wenn
man im wesentlichen wohl nur aus allgemein-politischen
Motiven, um die Landarbeiter der Gewerbeordnung zu ent-
ziehen, die verschiedene historische Entwicklung von In-
dustrie und Landwirtschaft geltend macht und auf an-
gebliche Unterschiede in der sozialen Stellung der Industrie-
und Landarbeiter hinweist, so versagt bei den höheren
610
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 39
Angestellten dieser Grund jedenfalls völlig. Es ist nicht
zu erkennen, inwiefern die soziale Stellung und soziale
Schutzbedürftigkeit eines Qutsbeamten anders ist als die
eines Werkmeisters. Ganz besonders aber versteht man
nicht, warum ein Maschinentechniker aufhören soll, den
sozialen Schutz zu genießen, wenn er an Stelle der Dampf-
maschine einer Werkzeugfabrik die Dampfmaschine auf
einem Gute unter sich hat, und weshalb der Rrennmeister
zwar sozialen Schutz genießt, wenn sein Arbeitgeber die
zur Herstellung nötigen Kartoffeln einkauft, nicht aber,
wenn der Arbeitgebor die Kartoffeln selbst produziert.
Trotz dieser Bedenken aber muß das österreichische
Gesetz als ein wesentlicher Fortschritt auf dem Gebiete
der in Deutschland erstrebten Vereinheitlichung des Privat-
beamtenrechts begrüßt werden. Auch in Deutschland wäre
es ein erstrebenswerter Fortschritt, wenn die gesetzliche
Scheidewand zwischen Handlungsgehilfen und technischen
Beamten endlich fallen würde. Die Grenzen sind bekannt-
lich schon heute sehr flüssig. Der technisch gebildete
Kaufmann und der kaufmännisch tätige Techniker nehmen
eine immer größere Stellung im deutschen Wirtschaftsleben
ein. Innerhalb des Betriebes, wo Kaufleute und Techniker
in demselben Bureau miteinander arbeiten, sind die Funk-
tionen vielfach nicht zu unterscheiden. Erst wenn es zum
Prozeß kommt, muß mühevoll untersucht werden, ob das
kaufmännische oder technische Element in der Tätigkeit
des Angestellten überwogen hat; denn nach der deutschen
Rechtsprechung entscheidet bekanntlich die wirkliche Tätig-
keit, und es ist nicht entscheidend, ob der betreffende An-
gestellte kaufmännisch oder technisch vorgebildet war.
Durch die Unterstellung der Techniker unter das Hand-
lungsgehilfenrecht würden in Deutschland mit einem
Schlage viele Zuständigkeitsschwierigkeiten zwischen Ge-
werbegerichten, Kaufmannsgerichten und ordentlichen Ge-
richten beseitigt werden. Man könnte die deutschen Kaiif-
mannsgerichte zu Angestelltengerichten erweitern und ihr.en
die Techniker und alle sonstigen höheren Angestellten
unterstellen, die im österreichischen Gesetz den Hand-
lungsgehilfen gleichstehen. Hierdurch würde nicht nur
ein großer Teil der Techniker, die bisher überhaupt nur
vor den ordentlichen Gerichten Recht nehmen können, die
Möglichkeit des Rechtsschutzes vor Sondergerichten er-
halten, sondern es würden auch alle Techniker eine Sond. r-
gerichtsbarkeit erhalten, die ihrer sozialen Stellung mehr
entspricht. Die Einführung besonderer Sondergerichte für
Techniker wird ja ohnehin in Deutschland schon wegen
der verhältnismäßig geringen Zahl dieser Angestellten nicht
möglich sein. Besondere technische Kammern ließen sich,
höchstens in einzelnen ganz besonders großen oder in-
dustriereichen Städten bei den Gewerbegerichten einrichten.
Stellt man aber die Techniker und \Vcrkmeister vor die
Frage, ob sie lieber mit den Handlungsgehilfen oder mit
den Arbeitern gemeinsam ihr Recht nehmen wollen, so
w'crden sie zweifellos das erstere wählen. Sie stehen nicht
nur den Handlungsgehilfen wirtschaftüch und sozial näher
wie den Arbeitern, sondern sie treten auch, da sie im
Unternehmen vielfach eine direkte Zwischenstufe zwischen
den Arbeitern und dem Unternehmer bilden, vielfach
sogar mit den Arbeitern direkt in Intcressenkonflüct. Ein
Werkmeister z. B., der wegen einer Differenz mit Arbeitern
abgegangen oder entlassen ist, wird nicht gerade sehr
erbaut sein, wenn er in dem darauf folgenden Prozeß mit
dem Prinzipal neben zwei Arbeitgebern auf der Richter-
bank zwei Kollegen der Arbeiter findet, mit denen er
den Streit gehabt hat, der die Grundlage seines Schaden-
ersatzprozesses bildet.
Was den materiellen Inhalt des österreichischen Ge-
setzes betrifft, so ist sein ursprünglicher Zweck, den öster-
reichischen Handlungsgehilfen, die bisher noch unter dem
alten deutschen Handlungsgehilfengesetz vom Jahre 1861
standen, diejenigen sozialen Vorteile zu bieten, welche im
Deutschen Reiche das neue deutsche Handelsgesetzbuch
und für Werkmeister, Techniker usw. die §§ 133 a flg.
der Gewerbeordnung enthalten. Das österreichische Gesetz
ist daher vielfach diesen Bestimmungen nachgebildet, geht
aber, wie schon bemerkt, hinsichtlich des sozialen Schutzes
vielfach über sie hinaus. Hiervon kann im Rahmen
dieses Aufsatzes nur einzelnes hervorgehoben werden.
Wie § 6 des Gesetzes ausdrücklich bestimmt, kann
die Vereinbarung über Art und Umfang der Dienste sowie
über das zu leistende Entgelt auch durch Kollektivvertrag
zwischen Vereinigungen von Dienstgebern und Dienst-
nehmern getroffen werden. Diese Kollektivverträge gelten
als Bestandteil des Einzelarbeitsvertrages, sofern dieser
nicht abweichende Bestimmungen enthält. Das deutsche
Gesetz enthält bisher eine ausdrückliche Bestimmung über
Kollektivverträge nicht, jedoch entscheiden die deutschen
Gerichte jetzt, nachdem das Reichsgericht seinen früheren
entgegengesetzten Standpunkt verlassen hat, im wesent-
lichen im Sinne der österreichischen Bestimmung. Die aus-
drückliche Anerkennung der Kollektivverträge durch den
Gesetzgeber wird aber sicherlieh viel zu ihrer Ausbreitung
beitragen. In Deutschland hat man bisher, so verbreitet
die Kollektivverträge bei gewerblichen Arbeitern sind, nur
sehr wenig von ihnen bei höheren Angestellten gehört.
Die Kollektivverträge werden jedoch sicherlich auch in
Deutschland bald zu einem wichtigen Hilfsmittel der Privat-
beamtenbewegung werden müssen; die Forderung der
Mindestgehälter beispielsweise ist ohne Kollektivverträge
nicht zu verwirklichen.
In dem gleichen § 6 enthält die österreichische Ge-
werbeordnung noch die Bestimmung, daß durch behördliche
Verordnung die Gewährung von Kost und Logis an An-
gestellte verboten werden kann. Diese Bestimmung ist
von praktischer Bedeutung wohl mehr für die eigentlichen
Handlungsgehilfen, da bei Technikern Gewährung von
Kost und Logis wohl nur in kleinsten Verhältnissen vor-
kom.mt. Nachahmenswert bei dieser Bestimmung ist aber,
daß die zuständigen Behörden solcheVerordnungen erst nach
Anhörung der Körperschaften erlassen sollen, denen die
Vertretung der in Betracht kommenden Interessen obliegt,
und daß als solche Körperschaften ausdrücklich auch die
Gehilfenversammlungen bezeichnet sind. Bei deutschen
Behörden besteht bekanntlich meistens die Tendenz, in sol-
chen Fällen nur bei Handels- und Handwerkskammern als
reine Arbeitgeberorganisationen anzufragen, und man
wendet sich sogar sehr selten an die einzigen paritätischen
>^prganisationen, die mangels der Arbeitskammern hierfür
bisher in Deutschland existieren, nämlich die Gewerbe-
und Kaufmannsgerichte.
Von höchst zweifelhaftem sozialem Wert ist dagegen
die Bestimmung, daß der Dienstnehmer nach Abschluß
des Dienstvertrages eine schriftliche, nicht zu unterschrei-
bende Aufzeichnung über die wesentlichen Rechte und
Pflichten aus dem Dienstvertrag verlangen kann. Dies hat
in Oesterreich schon dazu geführt, daß die Arbeitgeber-
vereinigungen derartige Dienstzettel einfach drucken lassen
und ihren Mitgliedern zur Verfügung stellen. Natürlich
besteht bei solchen von der Arbeitgeberseite ausgearbei-
teten Formularen die Tendenz, das Recht des Angestellten
möglichst einzuschränken. Die Gefährlichkeit dieser For-
mulare wird jedem einleuchten, der sich etwa an die
berühmten Berliner Mietskontrakte erinnert. Miet>kontrakte
werden aber wenigstens noch unterschrieben. Ein Schrift-
stück aber, das nicht einmal zu unterzeichnen ist, wird sich
der Angestellte nur in den seltensten Fällen durchlesen.
Heft 3g
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
611
Selbst wenn er es aber durchliest, wird er kaum gegen
eine Bestimmung Widerspruch erheben, wenn, wie das
österreichische Gesetz vorschreibt, der Dienstzettel erst
nach Abschluß des Dienstvertrages auszuhändigen ist und
wenn der Angestellte befürchten muß, durch Widerspruch
gegen den Dienstzettel seine eben erst mühsam gewonnene
Stellung zu verlieren. Ein viel wirksamerer Schutz der
Angestellten wäre es gewesen, wenn man analog der
deutschen Arbeitsordnung des § 134 b der Gewerbeord-
nung, die bisher lediglich für Arbeiter in Großbetrieben
und für Angestelite, nur im Rahmen des § 139 k (offene
Verkaufsstellen), obligatorisch ist, allgemein in den Groß-
betrieben Angestelltenordnungen einführen würde. Bei der
Arbeitsordnung besteht ein Schutz gegen Aufnahme unbil-
liger Bestimmungen zu Ungunsten des Angestellten be-
kanntlich darin, daß sie vor ihrem Erlaß den Arbeitern
des Betriebes zur Aeußerung vorgelegt und der Behörde
eingereicht werden muß. Wenn man dann fernerhin in
den Großbetrieben auch noch die von Seiten der tech-
nischen Angestellten vielfach verlangten Angestellten-Aus-
schüsse obligatorisch einführen würde und diese sich
gleichfalls über die Angestelltenordnung äußern ließe,
wären die Interessen der Angestellten gegenüber unbilligen
Härten in den allgemeinen Vertragsbestimmungen mit der
nötigen Schärfe gewahrt. Besondere Angestellten-Aus-
schüsse für technische und kaufmännische Angestellte
wären nicht nötig. Es würde genügen, wenn in allen Be-
trieben, die mindestens 20 höhere Angestellte beschäftigen,
eine gemeinsame Angestelltenordnung und ein An-
gestelltenausschuß vorgeschrieben würde.
Die Gehaltszahlung bei Verhinderung durch Krankheit
oder Unglücksfall ist im § 8 des österreichischen Gesetzes
ähnlich wie in § 133 c der Gewerbeordnung geregelt,
nändich Fortzahlung des Gehalts auf die Dauer von
6 Wochen. Abweichend vom deutschen Recht ist jedoch
bestimmt, daß auf das Gehalt für diese Zeit die Bezüge
aus der Kranken- oder oder- Unfallversicherung nicht an-
gerechnet werden dürfen. Die ganze Bestimmung ist auch
im Gegensatz zum deutschen Recht zwingender Natur,
kann also durch entgegenstehende Vereinbarungen nicht
abgeändert werden.
Für militärische Uebungen gilt in Deutschland bekannt-
lich, da diese nicht als „unverschuldetes Unglück" anzusehen
sind, nur die allgemeine Bestimmung des § 616 B.G.B.,
nach der der Angestellte, der durch einen in seiner Person
liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienst-
leistung verhindert wird, den Anspruch auf die Vergütung
behält, sofern es sich um eine verhältnismäßig nicht er-
hebliche Zeit handelt. Welche Zeitspanne als verhältnis-
mäßig nicht erheblich anzusehen ist, ist vom Richter nach
freiem Ermessen zu beurteilen, und die Frage wird deshalb
hinsichtlich der einzelnen militärischen Uebungen von den
verschiedenen deutschen Gerichten recht verschieden be-
antwortet. Das österreichische Gesetz enthält dagegen für
diesen Fall eine feste Bestimmung; es heißt in § 8
Abs. 4:
„Wird er (der Dienstnehmer) durch Erfüllung seiner
Militärdienstpflicht an der Verrichtung seiner Dienste
verhindert, so behält er den Anspruch auf seine Gcld-
bezüge bis zur Dauer von vier Wochen, wenn das
Dienstverhältnis ununterbrochen bereits ein Jahr ge-
dauert hat. Dieser Anspruch besteht nicht, wenn der
Dienstnehmer zur Ableistung der Militärpräsenzdienst-
pfhcht für die gesetzlich bestimmte einjährige oder
längere Dauer einberufen wird."
Die Frage der Provision wird im wesentlichen im
Anschluß an das deutsche Recht geregelt. Auf Einzelheiten
kann im Rahmen dieses Aufsatzes nicht eingegangen
werden.
In § 15 ist bestimmt, daß das Gehalt spätestens am
Schluß eines jeden Kalendermonats bezahlt werden muß,
eine Bestimmung, die nach deutschem Recht bekanntlich
nur für Handlungsgehilfen, nicht aber für Werkmeister
und Techniker gilt.
§ 17 des Gesetzes verwirklicht eine von den deutschen
Privatangestellten vielfach bisher aber nur ohne greifbaren
Erfolg vertretene Forderung, nämlich das Recht auf Er-
holungsurlaub. Die Bestimmung lautet:
„Wenn das Dienstverhältnis bereits ununterbrochen
sechs Monate gedauert hat, ist dem Dienstnehmer in
jedem Jahre ein ununterbrochener Urlaub in der Dauer
von mindestens zehn Tagen zu gewähren. Hat das
Dienstverhältnis bereits ununterbrochen fünf Jahre oder
fünfzehn Jahre gedauert, so beträgt der jähriiche Ur-
laub mindestens zwei im letzteren Falle mindestens drei
Wochen. Der Antritt des Urlaubs ist mit Rücksicht
auf die den Betriebsverhältnissen entsprechende Zeit im
Einvernehmen rechtzeitig zu bestimmen.
Während des Urlaubes erhält der Dienstnehmer den
Anspruch auf seine Geldbezüge.
Bei gewerblichen Unternehmungen, in denen nicht
mehr als drei Dienstnehmer verwendet werden, kann
der Urlaub in zwei annähernd gleichen Zeitabschnitten
gewährt werden.
Die Zeit, während deren der Dienstnehmer durch
Krankheit oder durch einen Unglücksfall an der Leistung
seiner Dienste verhindert ist, darf in diesen Urlaub
nicht eingerechnet w^erden.
Der Dienstgeber ist zur Gewährung des Urlaubes
nicht verpflichtet, wenn der Dienstnehmer gekündigt
hat."
Im § 18 wird die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers
hinsichtlich der gesundheitsgemäßen Einrichtung der Ar-
beitsräume und Gerätschaften im wesentlichen im Anschluß
an § 120 a der deutschen Gewerbeordnung geregelt. Be-
sonders hervorgehoben ist aber noch die Verpflichtung,
dafür zu sorgen, daß helle, reine und staubfreie Arbeits-
räume gewährt werden, daß sie im Winter geheizt und
daß ausreichend Sitzplätze zur Benutzung in den Arbeits-
pausen vorhanden sein müssen. Die letzte Bestimmung
gilt in Deutschland bekanntlich nur für offene Verkaufs-
stellen.
Die Kündigungsfristen und das Recht zur sofortigen
Kündigung des Vertrages sind im wesentlichen ebenso
geregelt wie in Deutschland. Ebenso ist auch ähnlich
wie im § 629 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestimmt, daß nach der Kündigung angemessene Zeit zum
Aufsuchen eines andern Dienstverhältnisses gewährt wer-
den muß. Die österreichische Bestimmung geht hier nur
insofern weiter, als für die Zeit, die der Angestellte zum
Aufsuchen des andern Dienstverhältnisses verwendet, ein
Lohnabzug nicht gemacht werden darf und daß nähere
Anordnungen über die frei zu gebende Zeit generell durch
behördliche Verordnung getroffen werden können.
Eine sehr humane Bestimmung enthält das öster-
reichische Gesetz auch über die Räumung von Dienst-
wohnungen beim Tode des Angestellten. Nach deutschem
Recht würde ein rigoroser Arbeitgeber die Witwe und die
Kinder des verstorbenen Angestellten einfach am Todes-
tage auf die Straße setzen können. Nach österreichischem
Recht braucht die Dienstwohnung, wenn der Dienstnehmer
einen eigenen Haushalt führte, erst binnen einem Monat,
sonst binnen vierzehn Tagen nach dem Tode geräumt
zu werden.
612
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 39
Die Verpflichtung des Arbeitgebers zur Ausstellung
eines Zeugnisses ist gleichfalls ähnlich dem deutschen
Recht geregelt, nur kann im Gegensatz zum deutschen
Recht das Zeugnis nicht erst bei der Entlassung, sondern
schon während der Dauer des Dienstverhältnisses gefordert
werden, allerdings hat in diesem Falle der Angestellte die
Kosten zu tragen.
Was endlich die Konkiirrenzklausel betrifft, so schließen
sich hier die österreichischen Bestimmungen im wesent-
lichen dem deutschen Handelsgesetzbuch an. Für Techniker
und Werkmeister ergibt sich hieraus zunächst gegenüber
dem § 133 f der Gewerbeordnung der Fortschritt, daß,
wenn für Zuwiderhandlungen gegen die Konkurrenzklausel
eine Strafe versprochen ist, der Arbeitgeber nur die Strafe,
nicht aber Erfüllung des Konkurrenzverbots oder weiteren
Schadenersatz verlangen kann. Ferner können Rechte aus
dem Konkurrenzverbot nicht geltend gemacht werden, wenn
der Prinzipal durch rechtswidriges Verhalten dem Ange-
stellten Grund zur Auflösung des Dienstverhältnisses ge-
geben, oder ihn ohne Grund entlassen hat. Das Reichs-
gericht nimmt dies allerdings bekanntlich auch schon auf
Grund des geltenden deutschen Rechts aus allgemeinen
Erwägungen an, (vgl. Entscheidungen Bd. 59, Seite 76).
Wesentliche Fortschritte über das deutsche Handelsgesetz-
buch hinaus Hegen aber darin, daß die Wirksamkeit der
Konkurrenzklausel die Dauer eines Jahres nach dem Ab-
gang (nach Handelsrecht drei Jahre, nach der Gewerbe-
ordnung besteht keine Beschränkung auf bestimmte Zeit)
nicht überschreiten darf, und daß ferner die Konkurrenz-
klausel überhaupt nur mit solchen Angestellten vereinbart
werden darf, deren Gehalt den Betrag von 4000 Kronen
jährlich übersteigt. Der österreichische Gesetzgeber nimmt
an, daß ein Schutzbedürfnis gegen Konkurrenz überhaupt
nur bei Angestellten in leitenden Stellungen besteht, und
daß der Arbeitgeber sich diesen Schutz für die Zeit nach
Auflösung des Dienstverhältnisses dadurch sichern muß,
daß er während der Vertragsdauer ein angemessenes Ent-
gelt gewährt.
Dies wären im wesentlichen die wichtigsten, für die tech-
nischen Angestellten in Betracht kommenden Bestimmungen
des neuen österreichischen Handlungsgehilfengesetzes.
Das Gesetz zeigt, daß sehr wohl auf dem Gebiete des
Angestelltenrechts eine Menge von Dingen erreicht werden
kann, die in Deutschland noch als unerfüllbare Forderungen
bezeichnet werden. Wenn sich der im Jahre 1Q12 in Wien
stattfindende deutsche Juristentag mit der Frage der Ver-
einheitlichung des Angestelltenrechtes zu beschäftigen hat,
werden jedenfals die in Oesterreich gemachten Erfahrungen
eine gute Grundlage auch für die Weiterbildung des
deutschen Rechtes geben.
Das Krematorium in Dessau
Architekt: WILLIAM MÜLLER, Berlin
Nachdem für das Herzogtum Anhalt durch Gesetz
vom 20. März 1906 die fakultative Feuerbestattung ein-
geführt war, wurde die Errichtung eines Krematoriums
in Dessau beschlossen.
Ein für das Bauwerk unter 4 Erbauern von deutschen
Krematorien ausgeschriebener Wettbewerb ergab sehr sorg-
fältig ausgearbeitete Projekte, welche aber für den in Aus-
sicht genommenen Platz inmitten einer fast unbebauten
Ebene nach dem Gutachten der Herren Geh. Bauräte
Hoffmann und Messel-Berlin nicht die gewünschte Wir-
kung zu erzielen versprachen. Es erging deshalb der
Auftrag an den Architekten Herrn William Müller, Berlin,
welcher die Aufgabe nach sehr eingehenden Vorarbeiten
außer Wettbewerb hervorragend gelöst hat.
Unter der künstlerischen Oberleitung des genannten
Architekten ist das Bauwerk mit seinen Nebenanlagen vom
Stadtbauamt in der Zeit vom 1. Mai 1909 bis zum 15. Mai
1910 ausgeführt. Dasselbe wurde unter Beteiligung der
Vertreter von 73 deutschen Feuerbestattungsvereinen,
welche zur Jahressitzung versammelt waren, am 18. Mai
1910 eingeweiht.
Für die Wahl des Bauplatzes war die Nähe des Fried-
hofes bestimmend, von welchem aus die Beaufsichtigung
und Versorgung des Krematoriums ohne besondere Ver-
waltungskosten miterfolgen sollte. Es wurde das städtische
Bauland gegenüber dem Eingang des Friedhofes in der
Achse der Gedächtniskapelle gewählt. Zwischen beiden
Anlagen führt die mit Linden bestandene Straße nach
Heideburg hindurch, welche sich an dieser Stelle zu einem
44 m breiten Voiplatz mit großen Umfahrten für den
Wagenverkehr bei größeren Bestattungen verbreitert.
Das Krematoriumsgebäude ist eine 46 m tiefe und im
Mittel 58 m breite gärtnerische Schmuckanlage vorgelegt,
Lageplan
in deren Längsachse der Hauptweg nach dem Bau liegt.
Dieser ist mit Baumhaseln und Koniferen bepflanzt. Der
neuangelcgte Pflanzenschmuck wird erst später die Wir-
kung des Bauwerkes erhöhen helfen. Durch hochliegende
Wege und vertieft mit Böschungen angelegte Rasenflächen
ist eine reichliche Bewegung der Bodenfläche erzielt.
Das mit den beiden seitlichen Säulenhallen 470 qm
Grundfläche bedeckende Gebäude liegt anschließend an
Heft 39
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
613
Ansicht nach der Straße
614
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 39
Ansicht nach dem Urnenhain Längenschnitt
den Vorgarten 55 m hinter der Straßenflucht. Das am
Gebäudefuß gegen die Straßenhöhe um 1 m gehobene
Gelände erhöht den Maßstab und die perspektivische
Wirkung.
Die vorläufig je 18 m langen mit 5 Achsen zu beiden
Seiten des Hauptbaues errichteten Säulenhallen sollen später
auf den Längsseiten des Grundstücks in einer Gesamtlänge
von 120 m bis an die Straße fortgeführt v/erden, so dalj
alsdann eine durch 46 Säulenachsen, das Gebäude und
die Einfriedigung der Straßenfront geschlossene Anlage
entsteht, die erst dann ihren architektonischen Abschluß
und intimen Reiz erhält. Vorläufig ist der Kostenersparnis
halber von der Ausführung abgesehen worden. Diese
Säulenhallen sind für die Beisetzung von Urnen vor-
gesehen worden.
Hinter dem Bauwerk liegt der Urnenhain. Es ist
zunächst eine Fläche von 1550 qm für diesen Zweck auf-
geschlossen, die für ca. 650 Stellen ausreicht. Für später
ist die Benutzung des nördlich angrenzenden städtischcii
Geländes zu Urnenparksteilen in einer Breite von etwa
50 m in Aussicht genommen.
Das als achteckiger Kuppelbau auf vorgelegtem Unter-
bau erscheinende Gebäude ist in einfachen Barokformen
gehalten. Diese Schlichtheit ist im äußeren, und inneren
des Bauwerkes in Form und Farbe durchgeführt. In Ver-
bindung mit der 5 m breiten vorgelegten Freitreppe und
den nur ganz oben durch die Hallenfenster unterbrochenen
großen Flächen der Kuppelmauern erhält das Gebäude
einen großen Maßstab und eine sehr ernste Stimmung.
Ein besonderes Moment in der Wirkung bildet das weit
ausladende hohe Kuppeldach, das ohne Unterbrechung
seinen Abschluß in einem Vasenaufsatz findet. Zu beiden
Seiten schließen sich die aus voller Rückwand gebildeten
und vorn durch kräftige dorische Säulen gestützten Seiten-
hallen an.
Das Gebäude ist in Mauersteinen aufgeführt und außen
mit hydrauHschem Mörtel rauh geputzt. Die Freitreppe
besteht aus Lausitzer Granit, das Hauptportal ist in bay-
rischem Muschelkalk gearbeitet. Ihm fehlt noch der bild-
hauerische Schmuck. Die Säulen der Hallenfenster, die
der Seitenhallen und die Abdeckungen der Freitreppen-
brüstungen sind in Kunststein (Muschelkalkimitation) ge-
halten.
Alle Dachflächen sind mit echten holländischen Silber-
glanzpfannen eingedeckt. Der die Kuppel bekrönende
Vasenaufsatz hat die Form eines Pinienzapfens und ist in
kupferner Treibarbeit ausgeführt.
Die Fenster sind ausschließlich in Schmiedeeisen her-
gestellt und mit Antikglas geschlossen worden. Für die
äußeren Türen ist Eichenholz, für die inneren Kiefernholz
verwendet. Die Beschläge sind nach Modellen in Bronze
gegossen.
Die freiliegenden Umgänge am Kuppelbau wurden mit
rauhen Terrazoplatten auf Betonunterlage belegt und sind
gegen das Eindringen von Tagewasser mit Bitumenemulsion
gedichtet.
Im Innern sind die Räume mit Kaseinfarben gestrichen
und durch Tupfen und Streifen stoffähnlich behandelt wor-
den. In der Gedächtnishalle sind die Flächen durch einige
gemalte Ornamente belebt. Die Fenster sind hier und in
den Nebenräumen dunkelblau gehalten, geätzt und ge-
brannt.
Die Deckenkonstruktionen sind in Hohlsteinen zwi-
schen Eisenträgern ausgeführt. Uebcr die Halle wölbt
sich ein achtseitiges Kuppelgewölbe in Drahtputz-
konstruktion.
Im Keller liegt als Boden Ziegelpflaster, im Unter-
geschoß hellgelbe Tonfliesen und in der Halle und den
Seitenräumen stumpffarbenes Korklinoleum.
Der Aufbau des Hauses setzt sich zusammen aus
dem Kellergeschoß, Untergeschoß, Erdgeschoß (Halle). —
Im Kellergeschoß liegen die Zentralheizung und die Grund-
mauern und Kanäle des Einäscherungsofens. — Im Unter-
geschoß befinden sich der Einäscherungsofen, die Ein-
führungsvorrichtung und die hydraulische Versenkungs-
vorrichtung sowie die Klosettanlagen. Die Nebenräume
dienen zur Aufbewahrung der Pflanzen. — Das Hallen-
geschoß hat in der Mitte die 11,4 m breite achteckige
Heft 39
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
615
Erdgeschoß
Obergeschoß
Kuppelhalle mit dem Emporeneinbaii, der halbrunden Apsis
und dem Ueberbau der Versenkung. — Zu den Seiten der
Halle hegen durch besondere Zugänge von außen erreichbar
die Räume für den Geistlichen (Redner) und für die An-
gehörigen.
Die Einfriedigung des Grundstücks an der Straße ist
durch eine Mauer mit Bekrönung durch eine Pergola er-
folgt. An den Ecken wird dieselbe durch zwei quadra-
tische überdachte Eckbauten flankiert.
Der Urnenhain hat seine Aufteilung durch Taxus- und
Ligusterhecken erhalten^ die nach vollkommenem Aus-
wachsen einen geschlossenen Charakter bilden werden.
Zwei Laufbrunnen und 6 schwere Bänke werden hier auf-
gestellt. Die angepflanzten Laubbäume und Rosenstämme
werden die Stimmung heben.
Bei der Auswahl des Ofens zur Einäscherung der
Leichen ist man von dem Grundsatz ausgegangen, das
hygienisch beste anzuwerben. Die Erwägung, daß bei der
Koksfeuerung die Bedienung einen besonderen Heizer er-
fordert, Staubentwicklung und Geräusch beim Bedienen
des Ofens nicht zu vermeiden ist, daß ein Aufbewahrungs-
raum für den Koks vorhanden sein muß, die Anfuhr und
die Abfuhr der Schlacken Kosten verursacht, sowie andere
ästhethische Gründe gaben den Anlaß zur Bestellung eines
Einäscherungsofens für Leuchtgasfeuerung.
Diese Anlage wurde von der Spezialfirma Toisoul,
Fradet & Cie. in Paris ausgeführt.
Der in Höhe des Untergeschosses liegende Einäschc-
rungsraum des Ofens wird durch Bunsenbrenner auf eine
Temperatur von ca. 1000 Grad Celsius, also auf Weiß-
glut gebracht und nach dem Abstellen der Gradzuführung
der Sarg mit der Leiche auf einem besonders für diesen
Zweck gebauten eisernen Wagen eingeführt.
Nach vollständiger Einäscherung des Körpers wird
die klar auf einer Platte gesammelte Asche mit dem Wagen
aus dem Ofen herausgezogen und mit Messinggeräten
in die Urne geführt, so daß keine menschliche Hand in
Berührung mit den Ueberresten kommt.
Die Verbrennungsreste bestanden in allen Eällen aus
reinweißer Asche, und die mit dem Ofen erzielten Resultate
sind als einwandfrei zu bezeichnen.
Die Versenkungseinrichtung besteht aus einem hydrau-
lisch betriebenen Fahrstuhl, auf dessen oberer Plattform
der Sarg aufgebahrt wird. Nach Beendigung der Gedächt-
nisfeier sinkt der Sarg lautlos bis zu 1,20 m in die Tiefe,
um die Blumenspenden der Angehörigen aufzunehmen und
senkt sich dann weiter herab. Ueber ihm schließen sich
langsam die gewölbten Bronzeplatten des Versenkungs-
aufbaues in der Halle. Ein für die Leidtragenden feier-
licher und erhebender Anblick.
Für örtliche Bauleitung sind Kosten nicht in Ansatz
gebracht. Die reinen Baukosten betragen:
1. für den Bau und die Seitenhallen selbst ein-
schließlich Architektenhonorar 83 600 M,
2. für die Einfriedigung 4 600 „
3. für innere Einrichtung (Inventar) 3 400 „
4. für den Versenkungsapparat 3 000 „
5. für den Einäscherungsofen 15 400 „
W. K r a m e r.
616
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 39
Wasserbauten in Oberitalien
Von cand. ing. KARL HALLER, Stuttgart-Cannstatt.
(Schluß.)
Endlich sei noch einer letzten Hauptvervvendungsart
'dieser Drahtnetzbauten gedacht, der Buhnen oder wie sie
der Patentinhaber infolge ihrer nivellierenden Tätigkeit be-
zeichnet, der Nivellierbuhnen.
Buhnen sind Querbauten in Flüssen, deren Wirkung
darin besteht, daß vor ihnen die Durchflußfläche plötzlich
verengt und dahinter ebenso unmittelbar wieder er-
weitert wird.
Was nun die Herstellungsweise der Serazzanettischcn
NiveUierbuhnen betrifft, so bestehen diese immer aus
Netzen von verzinktem Eisendraht, die, wenn es sich um
Backsteinen, oder was sonst dergl. zur Verfügung steht,
gefüllt.
Man kann die Buhnen entweder mit unter sich ver-
bundenen Röhren oder mit einfachen, an Pfahlwerk an-
liegenden Röhren oder aber mit beiden zusammen aus-
führen. Im Ufer sind die Buhnen soweit einzugraben
als nötig ist, um eine genügende Stabilität zu garantieren.
Sie können aber auch von einem verkleideten Ufer, einem
Stützdamm u. dergl. ausgehen (letzteres z. B. in Abb. 22),
von denen sie sich unter einem bestimmten Winkel zu
dem Talweg des Flusses erstrecken.
Abb. 17
kleinere Buhnenbauten handelt, nur eine einfache Reihe von
Hüllen bilden, dagegen zu einer mehrfachen Stufe kombi-
niert werden, wenn die Breite des Bauwerkes eine größere
ist, wie z. B. in Abb. 17. Diese Abb. zeigt einen solchen,
im Jahre 1908 bei Casteldebole am Reno, in der Provinz
Boloj^na ausgeführten Buhnenbau. Aus Abb. 18 ist der
Zustand des Flusses an jener Stelle zu ersehen, ebenso
die Lage der eingebauten Buhnen. Die strichpunlftierte
Linie stellt die rektifizierte Flußachse dar. Der Reno, der
dort ein Gefälle von 5 o/o und eine durchschnittliche Hoch-
wassermenge von 700 cbm/sek. hat, ist ein stark geschiebe-
führender Gebirgsfluß. Der 500 m lange Ufereinbruch
auf der einbiegenden Flußseite w^urde hier durch 3 je
70 m langer Drahtnetzbuhnen ausgebaut. Der Erfolg war
ein solch durchschlagender, daß schon 1 Jahr nach Aus-
führung dieser Bauten der Fluß sein Bett bedeutend gegen
das linke Ufer zu verlegt hat. In Abb. 17 ist der jcizige
Flußlauf durch einen Pfeil kenntlich gemacht.
Die Netze bilden bei diesen Buhnenbauten in der
Regel eine Hülle von parallelopepidischer Form. Sie
werden aneinander gelegt, mittelst zentraler Taue fest
unter sich verbunden und hierauf mit Steinen, Schutt,
Um eine gute Befestigung am Ufer zu erzielen, ist in
erster Linie eine genaue Untersuchung desselben vor Be-
ginn des Baues erforderlich. Wenn z. B, der Ausgangs-
punkt der Buhne ein hohes Ufer bildet, ist es zweckmäßig,
einen Teil des Ufers stromaufwärts mit einer Abdeckung
zu versehen (s. auch Abb. 20), geht man dagegen von
niedrigem, flachem Gelände aus, so hat man einen Aus-
hub in demselben zu bewerkstelligen, um der Wurzel der
Buhne eine sichere Verbindimg mit dem G:.iände zu geben.
Ist der Ausgangspunkt aber ein fester Damm, eine starke
Mauer oder eine über den Hochwasserspiegel reichende
Felsschüttung, so genügen schon einige eingemauerte
eiserne Oesen zur Befestigung der Haltetaue des Bauv.erks.
Das Hauptaugenmerk bei Ausführungen solcher
'Buhnenbauten ist darauf zu richten, daß ihr Ausgangspunkt
stets absolut wasserfrei ist und daß nach Ablauf des ersten
Hochwassers für die Erhöhung und Aufpflanzung von
Röhren Sorge getragen wird, um die ursprüngliche Höhe
der Buhnen, falls dieselben eingesunken sind, wieder zu
erhalten.
Hinsichtlich Richtung und Länge der Buhnen sind
die jeweiligen Umstände maßgebend; irgend wclclie
Heft 39
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
617
Normen lassen sich hierfür nicht aufsteilen. Soweit es
der Raum erlaubt, ist es am zweckmäßigsten, daß sich die
Spitze der Buhne flußaufwärts gegen die Axe hinwendet;
bei beschränktem Raum, wo der Winkel gegen die Axe
geringer ist, wird eine verhältnismäßig größere Länge der
Buhne erforderlich sein.
Ein schönes Beispiel für Buhnenbauten zeigt in Kom-
bination mit Uferdeckwerken Abb. 19. Es ist dies ein Teil
einer im Jahre 1908 am Tanaro in der Provinz Alessandria
ausgeführten, nahezu IV2 km langen Strecke. Eine starke
kürzere Buhne, nebst einem aus zyUndrischen Röhren nach
Anordnung der Abb. 11 hergestellten Uferdeckwerk zeigt
die in der Nähe von Casteldebole am Reno ausgeführte
Abb. 20, für welche eine weitere Erläuterung ebenfalls
überflüssig sein dürfte.
Ein letztes Beispiel ausgeführter Buhnen möge Abb. 21
zeigen. Der dort ersichtliche Fluß, welcher in scharfen
Kurven seine .Wasser von einer Tallehne zur andern führte,
Die bedeutende Sparsamkeit, welche durch die Ver-
wendung dieser Drahtnetzkörper erreicht wird, hängt vor
allem von der großen Einfachheit ihrer Konstruktion ab
und von der Leichtigkeit, mit der man dieselben überall
hin transportieren und anbringen kann. Die Verlegung
an Ort und Stelle ist sehr einfach und erfordert durchaus
keine geschulten Arbeiter, wie solche z. B. beim Faschinen-
bau erforderlich sind, so daß man ohne weiteres, etwas
Umsicht des Ausführenden vorausgesetzt, ganz beliebige
Arbeiter zu solchen Bauten verwenden kann. Dann fallen
hier kostspielige Vorarbeiten, wie sorgfältige Befestigungen
desjenigen Teiles des Flußbetts, das den Bau aufzunehmen
hat, Grabarbeiten in größerem Maßstabe, Untermaue-
rungen, schwimmende Gerüste u. dergl. weg.
Als Hauptbedingung für den guten Erfolg der Arbeit
kommt hier nur die Entfernung aller Ueberreste etwaiger
früherer Bauten aus dem Flußbett, auf dem die Schutz-
konstruktion angebracht werden soll, in Betracht.
Abb. 18
ist der Enza in der Provinz Reggio Emilia. Durch die
mannigfachen Hochwasser wurde die am rechten Enzaufer
hinziehende Provinzialstraße derart gefährdet, daß ent-
sprechende Schutzmaßregeln ergriffen werden mußten.
Diese bestanden im Einbauen von 60 Meter langen
Nivellierbuhnen in den Fluß, um denselben dadurch zur
Verlegung seines Bettes gegen die linksufrige Tallehne
hin zu nötigen. Die Bauarbeiten v^urden der Hauptsache
nach im Jahre IQOQ ausgeführt. Der Erfolg ist bis
jetzt schon ein sehr guter. Aus Abb. 21, die nach
einem Hochwasser am 21. Dezember 1909 aufgenommen
worden ist, erhellt schon eine merkliche Auflandung und
Verlegung des Flußbetts. Eine etwas weiter oberh-alb
gelegene Stelle dieser Korrektion zeigt Abb. 22, in welcher
zwei solcher 60 m langer Buhnen ersichtlich sind, die
an ihrer Wurzel gegen eine Stützmauer stoßen, auf welcher
die Provinzialstraße dem Fluß entlang geführt ist. Außer
den im Vorstehenden kurz beschriebenen Bauten wird die
Serazzanettische Bauweise noch zu mannigfachen anderen
Flußbauten, wie z. B. zur Schließung von Dammbrüchen,
zu Wehrbauten, Absperrung von Flußarmen und dergl.
mehr verwendet.
Was nun die Vorteile dieser Drahtnetzbauten an-
betrifft, so sind diese sowohl vom technischen als vom
finanziellen Standpunkt aus so mannigfache, daß es sich
auch bei uns wohl lohnen dürfte, die Zweckmäßigkeiten
dieser Bauten zu erproben.
Gegenüber dem sonst wirksamsten Mittel der Stein-
schüttungen hat das System ebenfalls unbestrittene Vorteile
aufzuweisen. Vor allem ist, wie schon eingangs bemerkt,
eine Steinschüttung nicht überall möglich und zweckmäßig
und zwar entweder wegen gänzlichem Mangel geeigneten
Materiales an der Baustelle oder wegen ungenügenden
Vorhandenseins desselben.
Dann ist ein weiterer wichtiger Faktor der Transport
des Materials, der meist schwierig und kostspielig ist und
sehr oft nicht genügend rasch vor sich geht, da zu den
Baustelien vielfach nicht ohne weiteres mit Fuhrwerken
zuzukommen ist.
Des weiteren kann es zutreffen, daß, wenn ein Ufer
zu schützen ist, wo das Flußbett aus losem durchlässigen
Sande besteht, die Steinblöcke ihre Lage verändern, sich
zerstreuen und von den Wellen fortgerissen werden.
Ein ebenfalls nicht zu verkennender Vorteil ist^ daß
diese Wasserschutzbauten in jeder beliebigen Jahreszeit
hergestellt werden können, was bei Faschinenbauten nicht
zutrifft. Bei letzteren mangelt es bei größeren unverhofft
anfallenden Arbeiten zudem nicht selten am notwendigen
Baumaterial, vielleicht auch an geschulten Arbeitern, Um-
stände, die bei den Drahtnetzbauten nicht in Frage kommen
können, da Drahtgeflechte und Kies oder sonstige Steine
immer zu beschaffen sind.
Außer ihrer großen Elastizität und Stabilität^, welch'
letztere durch das hohe Raumgewicht der gefüllten Kon-
1
Heft 39
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
619
struktionskörper bedingt ist, möge noch ein großer Vor-
teil erwähnt sein, nämlich die Anwendung dieser Bauweise
für vorübergehende Bauten. Während die Entfernung von
Faschinen nach Beendigung einer Arbeit nur durch Zer-
störung derselben geschehen kann, trennt man bei den
Serazzanettischen Füllkörpern einfach die Verbindungsnaht
durch Durchschneiden des Drahtes auf, entleert den Körper,
der dann wieder an anderer Stelle für dieselben oder ähn-
liche Zwecke verwendet werden kann.
Bezüglich der Wirtschaftlicjikeit solcher Drahtnetz-
bauten möge nachstehende kleine Tabelle für die meist-
verwendeten Röhren Aufschluß geben. Die Preise ver-
stehen sich auf je 1 cbm des mittelst einer Röhre her-
stellbaren Konstruktionskörpers.
Maschenweite
0 in
Stärke des verzinkten Eisen-
drahts in mm
2,0
2,2
2,4
2,7
3,0
cm
cm
M
4X4
50
4,60
5,25
6,00
7,35
8,35
75
3,10
3,40
4,00
4,80
5,45
100
2,35
2,60
2,95
3,50
4,20
5X5
50
3,75
4,30
4,80
5,85
6,70
75
2,35
2,65
3,10
3,80
4,35
100
1,85
2,10
2,35
2,90
3,30
6X6
50
3,25
3,80
4,10
5,10
5,75
75
2,10
2,50
2,70
3,40
3,85
100
1,60
1,85
2,00
2,50
2,85
lOX 10
50
2,50
2,85
3,00
4,00
4,50
75
1,50
1,Q0
2,00
2,65
3,00
100
1,20
1,45
1,50
2,10
2,30 1
Hieraus ist. zu ersehen, daß eine 1 m lange Röhre
mit Maschenweite 6x6, wie sie der mittleren Geschiebe-
KULTUR UND KUNST
Soziales Gewissen
Heute blätterte ich, schreibt Heinrich Scharrelmann
im „Kunstwart", zufällig einmal in meinem ersten Buche
herum, im „Herzhaften Unterricht". Merkwürdig, wie mich
die alten Zeilen anmuteten! Bald schüttelte ich den Kopf,
weil ich inzwischen anderer Ansicht geworden bin, bald
genügte mir die Form nicht, dann wieder war ich un-
willig über einen allzu knapp angedeuteten Gedanken. Es
kam mir vor, als versuchte ich einen Anzug anzuziehen,
den ich als Knabe getragen hatte. Man ist heraus-
gewachsen, und man wächst auch aus seinen geistigen
Kleidern heraus. Das ist auch gut so. Der Schriftsteller
kann zudem gar nicht rasch und kräftig genug über sich
selber wachsen. Und ein Buch ist immer etwas Un-
vollkommenes. Es bedeutet nur einen mehr oder weniger
willkürlich markierten Abschnitt des eigenen Lebens, das
geistige Wachstum selbst aber ist — wenn es sich normal
vollzieht — ein nach tausend Richtungen hin sprossendes
Leben in immer neuen Ansätzen und Blüten und Früchten.
So sind denn die Bücher, die vom Baume dieser Ent-
größe entsprechend am meisten Verwendung findet, bei
einem Durchmesser von 1,00 m: 2,00 -f ca. 1^00 M
= 3,00 M einschl. Füllung kostet. Neben diesem billigen
Preise von ca. 3,00 M pro cbm ist, selbst von der größeren
Zweckmäßigkeit der Drahtnetzkörper infolge ihres großen
Eigengewichts gegenüber den Faschinen abgesehen, die
Haltbarkeit dieser Bauwerke eine wesentlich höhere als
die des Faschinenpackwerkbaues. Nach den bisher in
Italien gemachten Erfahrungen kann man, einigermaßen
normale Verhältnisse vorausgesetzt, eine Lebensdauer von
immerhin 15 Jahren in Rechnung nehmen. Ist genügend
grobes Geschiebe vorhanden, daß z. B. statt Netze mit
Maschenweite 6x6 solche mit 10x10 verwendet werden
können, erniedrigt sich der Herstellungspreis für 1 cbm
fertigen Konstruktionskörper bis auf 2,00 M.
Auch gegenüber Senkfaschinen und Granitsteinberol-
lungen sprechen vergleichende Kostenberechnungen sehr
zugunsten der Serazzanettischen Bauweise.
Schlußfolgerung :
Die Verwendung der Bauweise Serazzanetti für
Wasserschutzbauten ist infoige größerer Haltbarkeit und
billigerer Herstellung gegenüber den bei uns gebräuch-
lichen Faschinen zu empfehlen. Als Hauptvorteile dieses
Systems ergeben sich :
Große Sparsamkeit an Material und deshalb auch vor-
teilhafte Anwendung, wo Mangel an geeignetem
Material ist;
Unanfechtbare Solidität des Schutzvverkes ;
Möglichkeit der Verwendung zu jeder Jahreszeit und an
jeder Stelle eines Flusses mit beliebigen Arbeits-
kräften ;
Unangreifbarkeit der Ufer, welche mit diesen Schutz-
bauten bewehrt sind.
Für eingehendere Studien dieser interessanten Bau-
weise sind nachstehend aufgeführte Bücher zu empfehlen:
1) Le Difese idrauliche di G. Serazzanetti, Bologna
1902; 2) Difese idrauliche montane di G. Serazzanetti,
Bologna 1905; 3) Difese idrauliche fluviali di G. Serazza-
netti, Bologna 1908.
Wicklung fallen, nichts anderes als Spiegelbilder des jedes-
maUgen Entwicklungsstandpunktes, Momentphotographien,
die schon am nächsten Tage nur noch historischen Wert
für den Autor haben. Wenigstens mit Bekenntnisschriften
ist es so.
Eigentlich bin ich froh, wenn ich eine Zeile lese,
die ich früher geschrieben habe und heute nicht mehr
billigen kann, denn gerade solche Zeilen bezeugen ja den
eigenen Fortschritt. Das Fortschreiten aber gehört zum
Begriff Entwicklung, und Stillstand ist erst recht auf
geistigem Gebiete Rückschritt und Tod. Nochmals, man
kann gar nicht rasch genug über sich selbst hinaus. Und
die wertvollste Arbeit, die jemand leisten kann, der an
der Gesamtentwicklung ein Interesse hat, ist der Weg,
den er zurücklegt, nicht in erster Linie das Ziel, das er
erreichte. Je länger aber der Weg und je mühseliger die
Last, die man schleppt, desto stärker die Kraft, die not-
wendig ist, um das Ende zu erreichen. Mich freut der
Weg als solcher! Wer aber ein Ziel erreicht hat und
seine Kräfte sind gewachsen, um ein noch ferneres Ziel
anzustreben, der erst ist durch den zurückgelegten Weg
gestärkt, der erst bleibt auf dem Wege weiterer Ent-
wicklung. Wie manchen sehen wir schon im blühenden
Mannesalter ausruhen auf seinen Lorbeeren. Je früher
620
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 39
ein Mensch ausruht, um so schwächer war er. Der Starke
ruht nie.
Daß wir doch viele geistig starke Menschen hätten,
die nicht an der ersten Frucht ihrer Arbeit sich genügen
lassen, sondern ihr Leben lang aufwärts streben von einer
Erkenntnis zur nächsten. Es würden Menschen sein reich
an Widersprüchen und Ungereimtheiten, aber auch Men-
schen, deren Kraft gewachsen ist selbst durch die Irr-
wege, die sie gegangen sind. Und lieber ist mir ein
Mensch, der in der Irre geht, als einer, der gar nicht
mehr von seinem Ruheplätzchen aufstehen mag, mag er
auch eine noch so schöne Aussicht erreicht" haben.
Aber diese Unermüdlichkeit im Weiterstreben kann
nur solchen Menschen eigen sein, die in allem Voll-
kommenen doch noch das Unvollkommene erkennen und
in allem Unvollkommenen einen Anlaß zur Vervollkomm-
nung gewinnen.
Wer sich in die Geschichte einer Erfindung oder Ent-
deckung vertieft oder in die Entstehung eines Werkes,
der erkennt gar bald, daß jeder Erfinder und Entdecker
und jeder Künstler auf hundert Schultern zugleich steht,
nämlich auf den Schultern aller derjenigen, die ihm Vor-
arbeiten geleistet haben. So sei auch du einer von den
Hundert, auf deren Schultern dermaleinst ein Kulturriese
der Zukunft sich mit zu stellen vermag.
Das möge man schon Kindern veranschaulichen, um
ihr soziales Gewissen zu schärfen, ihre Verantwortlichkeit
der Zukunft gegenüber, aber auch ihre Unermüdlichkeit
im Fortschreiten zur eigenen, höchsten Entwicklung.
H H WIRTSCHAFT UND LEBEN :: H H
/. Technischer Kongreß für Unfallverhütung und
industrielle Hygiene
Auf Anregung der nachbenannten fünf industriellen
Gesellschaften für Unfallverhütung, u. zw. der Association
Normande pour prevenir les accidents du Travail in Rouen,
Association des Industrieis de France contre les accidents
du Travail in Paris, Association des Industrieis du Nord
de la France contre les accidents in Lille, Association des
Industrieis de Belgique contre les accidents du Travail
in Brüssel und der Associazione degli Industriali d'Italia
per prevenzione gli infortuni del lavoro in Mailand
wird im Frühjahr 1912 in Mailand ein Kongreß ab-
gehalten werden, der sich ausschließlich mit den
technischen Fragen der Unfallverhütung und in-
dustriellen Hygiene befassen wird. Dem Organisations-
komitee dieses Kongresses gehören die nachfolgend
angeführten Herren an, und zwar: J. Bocquet, Chef-
ingenieur der oben genannten Gesellschaft in Rouen,
Henry Mamy, Direktor der vorbenannten Gesellschaft
in Paris, Charles Arquembourg, Ingenieur der Un-
fallverhütungsgesellschaft in Lille, Leon Deladriere,
Direktor der Gesellschaft für Unfallverhütung in Brüssel,
Lu i g i P o n t i g g i a , Direktor der Gesellschaft für Unfall-
verhütung in Mailand, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Ing.
Konrad Hartmann in Berlin, William H. Tol-
man, Direktor des Institutes für Unfallverhütung und in-
dustrielle Hygiene in New York, Direktor des Unfallver-
hütungs-Museums A. C. M. V a n E 1 1 e n in Amsterdam,
Ingenieur Giorgio Boner der Brown-Boweri-Werke
in Baden, Schweiz, und der Herausgeber und Chef-
redakteur der ,, Zeitschrift für Gewerbe-Hygiene" Viktor
Steiner in Wien.
SOZIALE BEV/EGUNG
Soziale Bewegung
Der jüngst in Dresden veranstaltete Deutsche
Richter tag hat einige Ergebnisse gezeitigt, die es ver-
dienen, in den weitesten Kreisen der Bevölkerung bekannt
zu werden. Ein allgemeiner Erfahrungssatz besagt, daß der
Mensch die Schuld für irgend ein Unglück lieber bei
andern als bei sich selber sucht. Aehnlich verfuhr der
Deutsche Richtertag, als er auf die Tagesordnung seiner
diesjährigen Zusammenkunft das Thema setzte: „Inwie-
fern empfiehlt sich ein weiterer Ausbau des Gerichts-
verfassungsgesetzes über die Unabhängigkeit der Richter."
Breite Schichten des Volkes glauben Ursache zu haben,
an der Billigkeit der heutigen Rechtsprechung zweifeln zu
müssen, an ihrer Objektivität, an ihrer Vorurteilslosigkeit.
Wo ist der Grund zu suchen? Einige besonders krasse
Fälle der letzten Jahre schienen einen Fingerzeig zu geben,
Fälle, die fast authentisch bewiesen, daß der Richter noch
andere Quellen für sein Urteil kennt als nur das Gesetz:
Rücksicht auf die eigene Karriere, das Bestreben bei den
höheren Instanzen nicht unangenehm aufzufallen; selbst
politische Gründe mochten von Einfluß gewesen sein. So
ergab sich von selber |die Frage: Ist der Richter un-
abhängig genug, auch den stärksten Versuchungen wider-
stehen zu können? Und wie war die Antwort des Kon-
gresses, was sagten deutsche Richter über ihre Stellung
zu den Parteien? „Unsere heutige Gerichtsverfassung
bietet keine genügende Gewähr für die richterliche Un-
abhängigkeit." Das ist ein sehr interessantes Geständnis;
es verdient festgehalten zu werden. Daß es in Zukunft
besser werde, wünschte man zunächst eine klare Ab-
grenzung der richtedichen Verantwortlichkeit gegenüber
der Justizverwaltung; als mindestens ebenso wichtig aber
forderte man feste Anstellung aller Richter und aus-
reichende materielle Sicherstellung. Sicher steht in diesen
Forderungen, speziell was die wirtschaftlichen Forderungen
angeht, ein richtiger Kern. Es wird schwache Menschen
geben — auch unter den Richtern — die im Konflikt mit
ihrem Gewissen und der Rücksichtnahme auf späteres
Fortkommen dem erstem nicht den Vorzug geben. Eine
gewisse Sicherheit wäre da gewährt, würde die Aussicht
auf das höhere Gehalt nicht sonderlich als Ansporn wirken
können. Aber es würde doch sehr die Frage sein, wo
man die Grenze dieser materiellen Sicherstellung zu suchen
hätte, und schließlich würde selbst die beste Dotierung
nicht genügen, solchen Richtern das moralische Rückgrat
zu festigen, die von Haus aus nie eins besessen haben.
Richterliche Unabhängigkeit beruht in erster Linie auf
Lauterkeit des Charakters, unbeugsamer Energie in der
Verfolgung des einmal als Recht Erkannten. Die Forde-
rungen des Deutschen Richtertages lassen aber erkennen,
daß man im Begriff ist auf Abwege zu geraten. Weniger
die Gerichtsverfassung als die Erziehung, die der zu-
künftige Richter erhält, sind schuld an der mangelnden
Unabhängigkeit. Alle die Probleme, die aufgerollt werden,
wenn man von dem richterlichen Nachwuchs und seiner
Auswahl redet, sind zehnmal wichtiger als feste Anstellung
und höheres Gehalt. Was immer für Klagen über den
Richterstand geführt werden, die Schuld trägt er in der
Hauptsache in sich selber. Und keine Aussicht ist vor-
handen, daß es besser werde, ehe nicht auch das juristische
Bildungsmonopol der Besitzenden gebrochen ist. Wer
kann denn heutzutage Richter werden? In dem man so die
Frage stellt, hat man schon die Erklärung dafür, daß die
Diskussion über die Unabhängigkeit des Richters immer
lauter geworden ist. Wenn der Deutsche Richtertag auf
die Gerichtsverfassung hinweist und sie für alles ver-
antwortlich machen möchte, so erfaßte er nur einen und
nicht einmal den wichtigsten Teil des Problems. Wichtiger
als Gerichtsverfassung ist Charakterbildung. Und daß
diese ihre Ergänzung finde, ist noch ein ganz anderes
Versenken des Richters in sozialen Dingen nötig, als es
heute geschieht.
■ B ■
Heft 30
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
621
H :: H STANDESBEWEGUNG :: ::
Baiischul- und Heimatkiinst
Es ist verwunderlich, daß einige Ausführungen, die
Herr Baurat Professor Diestel in den „BaupoHzeiHchen
Mitteilungen" vor längerer Zeit bereits machte, fast gar
keine Beachtung seitens der beteiligten Kreise gefunden
haben. Diestel bespricht in dem Aufsatz den Einfluß
der Bauordnungen auf die Baukunst und streift auch die
Bestrebungen des Heimatschutzes, soweit sie von der
Baugesetzgebung unterstützt werden. Nachdem er be-
dauert hat, daß das eigene Nachdenken des Bauherrn
vergangener Zeit verdrängt worden ist durch die käufliche,
behördlich genehmigte Bauzeichnung eines Ortsfremden,
gelangt er zu der Behauptung, daß die Baugesetzgebung
der natürlichen Entwicklung auf dem Lande direkt hinder-
lich gewesen sei. Dort sagt er dann weiter:
„Man mache den Versuch und überlasse fern ab-
gelegene Ortschaften einmal sich selbst. Man beschränke
sich lediglich auf die Anzeigepfiicht und die Registrierung
des Hauses zur Brandversicherung. Wenn die Wieder-
aufnahme einer Bautradition überhaupt noch möglich ist,
dann ist sie es auf diesem Wege. Ich habe nicht finden
können, daß unsere Bauschulsprößlinge mit Baukonstruk-
tionen und sparsamer und zweckmäßiger Raumverteilung
besser umzugehen verstehen als der Bauer im Gebirge
und der eingesessene Maurer oder Zimmermann. Die
Wiederaufnahme einer Bautradition müßte sich außerhalb
jeder Bauschule vollziehen."
Der Verfasser macht hier die Bauschulabsolventen,
also die Mittelschultechniker, verantwortlich für den Nieder-
gang der Baukunst auf dem Lande. Er folgt damit den
Spuren so und so vieler, die angesichts der Verschandelung
des Charakters unserer Bauten als Prügeljungen die Bau-
beflissenen herausgreifen, die ihre Ausbildung auf einer
Bauschule erlangten.
Wir bedauern mit Herrn Diestel, daß eine große Zahl
unserer Bauten auf dem Lande einen beklagenswerten
Tiefstand architektonischen Könnens aufweisen. Wir unter-
streichen die Notwendigkeit, nach Mitteln zur Besserung
sich umzusehen. Es ist weiterhin auch nicht zu leugnen,
daß gar manches Haus nach schlechter Schablone und
unter Außerachtlassung von Zweck und Mitteln zum Nach-
teil des Gebäudeäußern errichtet wurde. Wenn nun aber
Prof. Diestel und andere die schwer zu beweisende Be-
hauptung aufstellen, daß Bauschulabsolventen einzig und
allein die Missetäter seien, so wollen v^'w darauf hinweisen,
daß die staatliche Bauübung, die doch immer in den Händen
approbierter Akademiker lag, nicht weniger schlechte Ge-
bäude errichtete. Die schlechten Arbeiten dieser Kreise
müssen um so schwerer bewertet werden, weil sie leider
so und so oft als Beispiele nachahmenswerter Baukunst
betrachtet wurden.
Der Angriff des Herrn Prof. Diestel auf die Bauschulen
erscheint uns übrigens darum noch besonders unangebracht,
weil die Baugewerkschulen wohl zuerst sich bemühten,
den verwahrlosten Zustand ländlicher Bauweise etwas zu
bessern. Die Vorschläge, die der Verfasser macht, daß
er meint, man solle, um persönUche Baukunst auf dem
Lande zu erhalten, den Bauherrn wieder selbst schöpferisch
tätig sein lassen, sind in der Theorie erträglich, in der
Praxis aber undurchführbar. Der Baulustige auf dem Lande
ist heute auf die käufliche Bauzeichnung angewiesen, und
wir glauben auch, daß mit diesen Aufgaben die auf Bau-
gewerkschulen vorgebildeten Techniker sehr gut betraut
werden können. Recht geringschätzig spricht Diestel von
Bauschulsprößlingen, ohne zu bedenken, daß eine große
Zahl anerkannter und tüchtiger Architekten sich aus ehe-
maligen Bauschulsprößlingen entwickelt hat.
Wir glaubten, diese Hinweise machen zu müssen,
weil die unbegründeten Angriffe gegen die Bauschulabsol-
venten sich immer mehr häufen.
H :: :: RECHTSFRAGEN H H :: ::
Anwendung der ,, Berliner Norm" bei Bereclinung des
A rch itek ten Honorars
(Nachdruck verboten)
Ein Architekt hatte auf Bestellung eine Anzahl Bau-
pläne ausgeführt und bei Berechnung des Honorars die
sogenannte ,, Berliner Norm" angewendet. Dem Besteller
erschien die Forderung zu hoch, besonders beanstandete
er das Honorar hinsichtlich einiger bestimmter Arbeiten,
die er nur als Kopien eines von einem anderen Architekten
bereits ausgearbeiteten Projektes bezeichnete.
Der Architekt gab zwar zu, bei seinen Plänen teilweise
die Arbeiten jenes anderen Architekten benutzt zu haben,
behauptete aber, daß dies für seine Honorarforderung
ganz unerheblich sei und klagte gegen den Besteller auf
Zahlung der von ihm berechneten Summe, ohne jedoch mit
seiner Klage durchzudringen. —
Das Oberlandesgericht Karlsruhe trat der Ansicht des
Klägers, es komme für die Beurteilung seines Anspruchs
nicht darauf an, ob die vom Kläger aufgewendete Tätig-
keit ganz oder teilweise unter Benutzung der geistigen
Arbeit eines anderen Architekten erfolgt sei, nicht bei.
Der zwischen den Parteien zustande gekommene Vertrag,
durch den der Beklagte sich zwar der „Berhner Norm"
unterworfen hat, steht unter der Regel des § 157 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs; er ist also so auszulegen, wie
Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es
erfordere. Diese Auslegung schließt es aber aus, daß
die Kopierung eines fremden, von dem Besteller ge-
lieferten Projektes als ein neuer, selbständiger, nach der
Berliner Norm zu honorierender Entwurf angesehen wird;
es ist vielmehr selbstverständlich, daß dem Fertiger dafür
nur ein seiner wirklich aufgewendeten Tätigkeit ent-
sprechendes Honorar zukommt. rd.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE n
Die Rentenversicherung und die Sterbekassen
Die Kapitalversicherung in ihren verschiedenen Formen
wurde als ein Zweig der modernen Lebensversicherung
erkannt. Ihr anderer ist die Rentenversicherung. Jene
diente zur Bildung eines Kapitals, diese löst es in seine
Bestandteile auf und führt es in Form von lebenslänglichen
Renten dem Versicherten wieder zu. In der Kapitalver-
sicherung zwingt der Tod des Versicherten die Gesell-
schaft zur Leistung der Versicherungssumme, in der Renten-
versicherung endet sie, wenn der Versicherte stirbt. Hier-
aus folgt, daß, während in der Kapitalversicherung ein
frühes Absterben des Versicherten für die Gesellschaft
einen Verlust bedeutet, der vorzeitige Tod in der Renten-
versicherung den Lebensversicherungsanstalten Vorteil
bringt. Diese haben daher in der Rentenversicherung
kein Interesse daran, beim Abschluß der Versicherung den
Gesundheitszustand des Versicherungskandidaten fest-
zustellen. Eine ärzthche Untersuchung findet hier nicht
statt. Auch in der Rentenversicherung gibt es zahlreiche
Formen. Man kann sich Renten auf eine bestimmte An-
zahl von Jahren oder bis zum Lebensende sichern. Sie
können zu Beginn eines bestimmten Zeitabschnittes,
Jahres usw. oder am Ende desselben zur Auszahlung
gelangen. Man kann vereinbaren, daß die Rente Jahr
für Jahr gleich bleibt oder mit den Jahren steigt oder
fällt. Bei den mit dem Tod des Versicherten endigenden
Renten kann man wieder sofort beginnende oder auf-
geschobene Leibrenten unterscheiden. Letztere beginnen
erst nach einer Reihe von Jahren nach dem Vertrags-
abschluß zu laufen.
Die Rentenversicherung wird im allgemeinen von
Frauen mehr genommen als von Männern. Daß sich bei
ihr 'die Wirkung der Selbstauslese in starkem Maße geltend
62ä
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 39
macht und die deutschen Gesellschaften aus dem Renten-
versicherungsgeschäft nur geringe Gewinne ziehen, weil
die rentenbeziehenden Personen vielfach länger leben, als
man an Hand der Rentnersterblichkeitstafeln annehmen
sollte, wurde schon erwähnt.
Es ist interessant, in diesem Zusammenhang darauf
hinzuweisen, daß die Rentenversicherung in Deutschland
zwar von Jahr zu Jahr zunimmt, sich aber in ziemlich
engen Grenzen hält. Diese Erscheinung steht im Gegen-
satz zu der weiten Verbreitung der Rentenversicherung
und der großen Beliebtheit, der sich diese Versichcrungs-
form in anderen Ländern erfreut. In der Schweiz beispiels-
weise und noch mehr in Frankreich hat die Renten-
versicherung außerordentliche Ausdehnung gefunden.
Der Grund hierfür liegt einmal in der verschie-
denen Größe des Nationalwohlstandes in den einzelnen
Staaten. Frankreich ist ein kapitalreicheres Land als
Deutschland. Während sich bei uns ein fortwährender
Prozeß der Kapitalbildung vollzieht, der sich an Hand
der Einkommensteuerstatistik deutlich verfolgen läßt, und
in dessen Dienst auch die Kapitalversicherung in weitem
Umfange gestellt wird, läßt sich in Frankreich, wo große
Kapitalien in früheren Wirtschaftsabschnitten angesammelt
wurden, umgekehrt ein Prozeß der Wiederauflösung dieser
Vermögensmassen in Rentenform wahrnehmen. Zu dieser
Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen Verhältnisse in
Frankreich und Deutschland kommt aber noch ein volks-
psychologisches Moment. Das Streben der erwerbstätigen
Bevölkerung in Deutschland ist darauf gerichtet, zu mög-
lichst großem Besitz zu gelangen. Es wird mit der Lebens-
arbeit nicht inne gehalten, wenn ein bestimmter Grad
des Wohlstandes erreicht ist. In Frankreich dagegen be-
egnet man sehr oft der Erscheinung, daß der durch sein
chaffen zu einem gewissen Wohlstand gelangte Bürger
seine Tätigkeit aufgibt, um die Früchte seiner Arbeit zu
genießen, selbst wenn er mit einer geringen Zinsrente
auskommen muß und obwohl er noch im Vollbesitz seiner
Arbeitskraft ist. Es steht also dem rastlosen Erwerbssinn
des Deutschen der Wunsch des Franzosen, einen möglichst
langen Lebensabend in beschauhcher Ruhe zu genießen,
gegenüber.
Der Vollständigkeit halber mag noch auf eine andere
Versicherungseinrichtung hingewiesen werden, die weite
Verbreitung erfahren hat. Wir meinen die Sterbekassen.
Sie gewähren ihren Versicherten Deckung für Beerdigungs-
kosten. Häufig wird auch ein kleines Kapital als Sterbe-
geld in Aussicht gestellt. Nicht selten sind diese Sterbe-
kassen mit Krankenkassen und anderen Unterstützungs-
einrichtungen verbunden und in der Regel tragen sie lo-
kalen und beruflichen Charakter. Ihr Wirkungskreis er-
streckt sich mit anderen Worten nur auf ein räumlich
enges Gebiet und ihre Versicherten gehören meist ein
und derselben Berufsklasse an. Die Zahl derartiger Sterbe-
kassen in Deutschland, wie im germanischen Ausland,
also in England und Amerika, läßt sich zwar nicht ein-
wandfrei feststellen, ist aber sehr groß. Die Organisation
dieser Versicherungseinrichtungen ist durchaus verschieden,
sowohl hinsichtlich der Leistungen der Kassen wie der
Leistungen der Beiträge der Mitglieder. Durch das deut-
sche Versicherungsaufsichtsgesetz ist den mancherlei Miß-
ständen im Sterbekassenwesen wenigstens nach gewissen
Richtungen hin gesteuert worden.
H :: :: :: :: :: BÜCHERSCHAU :: :: :: :: H ::
bahn, die auf einer Schiene läuft, ist das Tagesgespräch von
Hunderttausenden, das Problem der Offenbarung Gottes oder
der Erbsünde scheint die Gemüter nur sehr wenig in Anspruch
zu nehmen. Wo mögen die Gründe für diese veränderte psy-
chische Konstellation zu suchen sein? Ist die Interesselosig-
keit für religiös-p'iilosophische Dinge darin begründet, daß
eine gewisse Müdigkeit über die Menschen gekommen ist,
weil das Streben nach Erkenntnis des letzten Grundes aller
Dinge müßig geworden, da es ja doch immer ein aussichtsloses
Unterfangen sei? Oder hat darum das Interesse nachgelassen,
weil das Tempo unseres Lebens zu schnell geworden ist und
im Drang des Tages keine Zeit bleibt für ^o entlegene Fragen
wie die nach Zweck und Sinn des Daseins? Oder verlangen
die überspannten Nerven nach stets stärkeren Reizmitteln, mit
denen Philosophie und Weltanschauungen nicht mehr zu kon-
kurrieren vermögen? Eine Antwort mag dahingestellt bleiben;
so viel aber ist sicher: wenn auch der Kampf der Welt-
anschauungen und der Religionen untereinander an Heftigkeit
nachgelassen hat, die geistigen Strömungen fließen darum doch
auch heute noch fort, heute wie früher hat ihr Dasein und
Gegensatz eine außerordentlich starke Partei bildende Kraft.
Aufgebaut auf dem Prinzip der Autorität verfügt die katho-
lische Religion über eine einzig dastehende Organisation. Ihre
Einheitlichkeit und Geschlossenheit verhalf ihr selbst da zum
Siege, wo ihre Anhänger sich in der Minderheit befanden.
Mochten andere Ideen, andere Weltanschauungen um ihre Vor-
züglichkeit und Ueberlegenheit gerühmt werden, sie fanden
nicht die Kraft zur Organisation und mußten an Einfluß hinter
der stärkeren Rivalin zurückstehen. Jene Unterordnung, jene
bedingungslose Hingabe an eine Idee, wie Thomas von Aquin
sie lebte, ist im Wandel der Zeiten noch nicht wiedergekehrt.
So stehen wir heute vor einem machtvollen Gebäude, an dem
nicht achtlos vorübergehen kann, wer Zeit und Menschen kennen
lernen will.
Eine Fülle der wichtigsten Lebensverhältnisse ist in ihrem
Wert zu beurteilen nach der jeweiligen Beantwortung der letzten
Fragen. Wie man denkt über die Stellung des einzelnen inner-
halb der Gesellschaft, über Staat, Familie, über Fragen wirt-
schafts- und sozialpolitischer Natur, überall ist das Urteil unter-
worfen der Weltanschauung des Urteilenden. Die konsequente
Durchführung des katholischen Standpunktes hat sich die Görres-
gesellschaft angelegen sein lassen, indem sie durch Jul. Bachem
ihr Staatslexikon herausgeben ließ, das kürzlich in vierter
Auflage erschienen ist. Das Hauptgewicht ist dabei, wie es im
Vorbericht zur ersten Auflage heißt, auf die Erörterung der
fundamentalen Begriffe von Religion und Moral, Recht und
Gesetz, natürlichem und positivem Recht, von Staat und Kirche,
Familie und Eigentum gelegt worden. Als Ganzes betrachtet,
bietet das Werk eine vorzügliche Darstellung der katholischen
Gedankenwelt, soweit sie sich auf Staat und Gesellschaft bezieht.
Die Mitwirkung der führenden Geister des Katholizismus — es
seien nur die Namen der Cathrein, v. Hertling, Spahn, Faß-
bender genannt — bürgt dafür, daß die Darstellung sire-'g sacb-
lich gehalten ist und wohltuend sich abhebt von der Art,
wie der Katholizismus In der Kaplanspresse vorgetragen wird.
Die Abschnitte über Sozialpolitik geben den Stoff in
guter, systematischer Uebersicht, die bei aller Kürze die katho-
lische Auffassung scharf zum Ausdruck bringt. Die Angaben
über die Bewegung der Privatbeamten sind auf den neuesten
Stand gebracht. Als Hauptursache wird der oberste Grund-
satz moderner Geschäftspraxis angegeben, der da lautet:
„Sich unabhängig machen von bestimmten Personen. Man
bemüht sich, wie die körperliche, so auch die Kopfarbeit zu
schematisieren, damit auch hier der einzelne ohne jede Schwierig-
keit durch einen andern ersetzt werden kann. Man denke an
die Tätigkeit der Bureaubeamten, etwa in einer großen Bank,
die jahrelang immer nur ein bestimmtes Buch oder Konto
zu führen haben. Ebenso sind die meisten Techniker nur
„Teilarbciter in einem engen Spezialgebiet". Diese Arbeits-
teilung hat sozial alle die Nachteile, die mit der Arbeitsteilung
bei der Handarbeit verbunden sind." Wer Orientierung über
soziologische Themen sucht, wird sich mit Nutzen dieses Staats-
lexikons bedienen können.
(Sämtlii-he Werke sind durcli ilic Lim lili.iiKlIiinj; des Deutschen Techniker-Verbandes
zu bezielien.)
S^taatslexilion , unter Mitwirkung von Fachmännern herausgegeben
im Auftrag der Görrcsgesellschaft zur Pflege der Wissen-
schaft im kathoHschcn I^eutschland von Dr. J. Bache m.
5 Bände. Freiburg i. B. IQH.
Im Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität treten Frageii
der Weltanschauung zurück hinter den ungleich wichtigeren
Interessen des kulturellen und technischen Fortschritts der
Menschheit. Das Problem der Flugmaschine und der Eisen-
BRIEFKASTEN
Technik
Frage 206. A\it welchem Klebemittel kann man öliges Papier
auf geölter Leinwand gut haftend aufkleben?
t'iai^c 207. Welche Ununantelungen haben sich als Feuer-
Schutzmittel für Träger und Säulen bewährt?
Heft 39
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
623
Frage 208. Es soll ein Verfahren zur Verglasung von
Wänden geben, das in Deutschland patentiert ist. Pulverisiertes
Glas wird auf die vorher mit einem entsprechenden Klebstoff ver-
sehenen Wände aufgetragen. Die Masse wird dann durch eine
Lötlampe zum Schmelzen gebracht, wodurch ein vollkommen
gleichmäßiger Glasüberzug entstehen soll. Ich bitte um nähere
Mitteilung über das Verfahren.
Frage 209. Ist ein Nachbar, der hart auf der Grenze baut
und dessen Giebelmauern das bestehende Wohnhaus ungefähr
8,00 m überragen, verpflichtet, die Schornsteine unentgeltlich mit
hochzuführen, damit die Schornsteine des niedriger gelegenen
Hauses genügend Zug haben? Muß er weiterhin die Giebel-
mauern des nicht unterkellerten Gebäudes auch auf seine Kosten
unterfangen, wenn die Fundamentmauern de* Neubaues ticter
liegen als jene des bestehenden Hauses? Wer haftet für die
Risse, die durch das Nichtunterfangen der Giebelmauern ent-
standen sind? Hat ein evtl. anzustrengender Prozeß Aussicht
auf Erfolg?
Frage 210. Wie groß ist die spezifische Wärme des Benzins
bei einem spezifischen Gewicht von 0,72 -bis 0,75 und von Kohlen-
säure in gasförmigem Zustand bei einem Ueberdruck von ca.
50 mm Wässersäule?
Frage 211. Ueber den Bureauräumen eines Fabrikgebäudes
befinden sich die Arbeitswerkstätten. Die darin arbeitenden Ma-
schinen verursachen einen so großen Lärm, daß dem Bureau-
personal das Arbeiten fast unmöglich gemacht wird. Gibt es ein
Isoliermittel, das den Schall gänzlich abdämpft, oder ist es besser,
eine Zwischendecke einzubauen und evtl. welcher Art? In dem
Gebäude befinden sich Eisenbetondecken mit Zementestrich.
Zur Frage 189. Anlage eines modernen Eiskellers. Siehe
Heft 21 D. T.-Z. 1910 S. 337. Grundbedingungen: Isolation gegen
aufsteigende Erdwärme durch erprobte Spezialmulle wie sie \on
den Haspelmoor-Lagerwerken, Oberbayern, hergestellt werden.
Man rechnet auf 1 cbm Kellerraum bei 3 m Füllhöhe 17 Zentner
Eis im Prinzip der Eisverblockung. Stampfdichte: 6 Ztr. Mulle
auf 1 cbm Schutzraum. Der Treppenraum ist mit sog. Schleuscn-
türen zu versehen. Das Grundwasser ist fernzuhalten und auch
für eine gute Bodenentwässerung zu sorgen. Weiter ist eine
Erdbodenentlüftung mit Thermometer-Anlage zu schaffen. Der
Schmelzverlust pro Tag soll etwa 0,1 vom Oewichtshundert be-
tragen. Näheres durch obengenannte Werke. — pf.
Zur Frage 192. "Wetterfeste Verkleidungen. Es ist verkehrt,
den Wänden eines Wohnhauses die Atmungsfähigkeit durch Luft-
absperrung nehmen zu wollen. Der Putz muß innen und außen
abgeschlagen werden. Darauf sind Waschungen mit Lauge und
Reinwasser bei Sonnenwärme vorzunehmen. Nachdem die Wand
trocken geworden ist, ist sie mit Zechit Bredelar zu putzen. Dem
Außenmauerwerk kann Farbstoff zugesetzt werden, um die Fas-
sade zu beleben. Tapezierung später. — pt.
Zur Frage 196. Wasserdichte Abdeckung von Eisenkonstruk-
tionen. I. Bisher hat sich bei derartigen Anordnungen von
Straßenunter- und -Überführungen folgende Anordnung gut be-
währt. Auf das vorhandene Eisenblech wird eine Lage la. Asphalt-
dachpappe in voller Breite mit Bitumen aufgeklebt und an den
L-Eisen hochgezogen. Nun wird in voller Breite eine Lage
„Pachytect" aufgeklebt und ebenfalls aufgekantet. Nach Fertig-
stellung erhält die ganze Oberfläche einen Bitumenanstrich.
„Pachytect" (vergl. „Führer durch die Industrie") besteht aus
einem starken Gewebe und ist beiderseitig mit Naturasphalt,
ohne jegliche Beimengung von Teerprodukten, überzogen. Es
besitzt eine große Dehnungsfähigkeit, die bei Eisenkonstruküonen
hauptsächlich verlangt werden muß. Nachdem die Isolierung
ausgeführt wurde, kann alsdann ein Beton mit Feinschicht oder
PJattenbelag aufgebracht werden. Wird besonders Gewicht
darauf gelegt, daß sich im Beton keine Risse bilden sollen, so
ist eine Drahtgeflechteinlage oder Anordnung von Trennungs-
fugen zu empfehlen. Die Firma C. F. Beer Söhne in Cöln
liefert die zur Abdeckung benötigten Materialien und führt die
Dichtungen mittelst „Pachytect" schon seit vielen Jahren für
die Königl. Eisenbahnverwaltung aus. Mitgl. -Nr. 52 327.
II. Decken Sie die Brückenbahn mit Zechit ab. — pf.
Zur Frage 197. Zerstörung eines Warmwasserbeliälters.
Der Grund für die schnelle Zerstörung des verzinkten Warm-
wasserbehälters ist richtig erkannt. Für alle Wassergefäße gilt
vor allem: Verwendung gleichartigen Metalls für alle im Wasser
liegenden Teile. Dadurch wird die Bildung eines elektrischen
Stromes vermieden. Gewissenhafte Firmen nehmen daher an
Stelle der Kupferschlangen verzinkte Eisenschlangen, die von
praktisch gleicher Leistungsfähigkeit sind wie Kupferschlangen.
Kuno Preuß, Frankfurt a. M.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deuisjiie Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Aus!;unftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Steilungslosen-Unterstützungskasse 45 — 00 M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse für in Not geratene Mit^jlieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwen kasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Qrünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin \V. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER ♦
AMT IV, 575 UND 576
Unser Erholungsheim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, von einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
nicht durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
Dauer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1430 Gg. Lichtensteiger, Architekt, Diedenhofen i. Loths
1431 Otto Thießen, Architekt, Lübeck. 1432 Otto Wolff, Archi-
tekt, Niederschöneweide b. Berlin. 1433 H. Friedrich, Architekt,
Naumburg a. S. 1431 G. Weishaupt, Bautechn., Marburg. 1433
G. Tränkner, Stadtbaumstr., Penig. 1 433/37 F. Holtz, Ing., mit
Sohn, Rostock. 1438 J. Müller, Ingenieur, Plauen i. V. 1439
G. Krutzsch, Baumstr., Neiße. 1440 H. Husemann, Ing., Altona
a. d. Elbe. 1441/42 Otto Henkel, Ing., mit Frau, Wiesbaden.
1443/44 S. Schwartz, Ing., mit Frau, Wannsee. 1445 Ph. Stark,
Bauass., Essen. 1446/47 C. Kison, Werkmstr., und Frau, Darm-
stadt. 1448/49 Frau Sonnemann mit Tochter, Halle a. S. 1450/52
Carl Führ, Bauführer, mit Familie, Cassel. 1453 Frl. H. Franke,
Halle a. S.
Alle Anfragen und, Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
624
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 39
Sitzunqs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerlisam, daß Anzeigen und Mitteilungen fQr
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige JVlitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
S — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwaltungen
Brandenburg. Statikkurse und Eisenbetonkurse.
Wie bereits aus den Mitteilungen der Bezirksverwaltung hervor-
geht, sollen auch in diesem Winter, wie im vorigen Jahre, wieder
Kurse über Statik stattfinden. Es ist beabsichtigt 1. einen Repe-
titionskursus (Dienstag), 2. einen Fortbildungskursus (Mittwocii)
und 3. einen Eisenbetonkursus (Freitag) abzuhalten. Als Dozent
ist, wie im Vorjahre, Herr Dipl.-lng. Artur Leipold, Mitglied
unseres Verbandes, gewonnen. Die Vorträge geben in dem ge-
zogenen Rahmen jedem Teilnehmer Gelegenheit, seine Kennt-
nisse in Statik zu revidieren, zu festigen und zu erweitern, da
die Themen erschöpfend behandelt und zahlreiche Beispiele aus
der Praxis gegeben werden. Der Beginn der Kurse ist vorläufig
aut Mitte Oktober d. J. festgesetzt, die Dauer derselben beträgt
bei je einer Wochendoppelstunde etwa vier Monate. Die Kurse
finden in der 4. Städt. Pflichtfortbildungsschule, GeorgenstraBe
Nr. 30/31, am Bahnhof Friedrichstraße, statt. Das Honorar
für die Teilnahme an jedem der Kurse beträgt 20 M. Anmel-
dungen, mit Angabe für welchen der drei Kurse, erbeten an
Koll. Architekt Felix Hesse, Charlottenburg, Königsweg Nr. 5,
welcher auch über alles nähere Auskunft erteilt.
Gleichzeitig sei nochmals auf die in Heft 36 bekannt ge-
gebenen Vorlesungen an der Humboldt-Akademie hin-
gewiesen. Programme, sowie Hörerkarten zu ermäßigten Preisen
sind im Verbandsbureau, Markgrafenstr. Q4, erhältlich.
T hiiringcn. Am 24. September d. J. findet in Erfurt eine
Vorstandssitzung statt, welcher am Vorabend eine öffent-
liche Technikerversammlung vorangeht, in welcher
Herr Kollege Schubert, Redakteur der Deutschen Techniker-
Zeitung, sprechen wird über : ,,Technik, Wirtschaft und
Organisation". Zu dieser Versammlung laden wir be-
sonders die zu unserer Bezirksverwaltung gehörenden Zweig-
vereine und Einzelmitglieder, sowie alle Verbandsmitglieder und
dem Verbände noch fern stehende Kollegen mit der Bitte um
zahlreiche Teilnahme ein.
Zweigvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : F. J.
Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O. : Jeden Samstag abend
im „Berliner Hof" Samstag, 23. Sept., abends 9 Uhr, gesellige
Zusammenkunft. Gleichzeitig Vorstandssitzung. — Samstag,
30. Sept., abends 9 Uhr, Vortragsabend. Näheres in der nächsten
Nummer der D. T.-Z.
Techniker im Baugewerbe.
Landes verein der Vermessungstechniker im
Königreich Sachsen.
Einladung zur dritten ordentlichen Hauptversammlung zu
Zwickau im „Erzgebirgischcn Hof" am 1. Oktober 1911. Sonn-
abend, 30. Sept. 1911, von abends 9 Uhr an, Kommers im „Erz-
gebirgischcn Hof", Schnceberger Straße. (Zum Empfang der
auswärtigen Kollegen werden Sonnabend nachmittags und abends
bis 8 Uhr Zwickaucr Kollegen bereit sein.) Sonntag, 1. Okt. 1911,
vorm. 10 Uhr, Vortrag des Herrn Stadt\crniessungstechnikcr3
K. Kratz, Plauen, über : „Ein Beitrag zur Reform
des Vermessungswesen s". An den Vortrag schließt sich
eine allgemeine Aussprache an. Gemeinschaftliches Mittagessen
im genannten Lokale. Sitzung. Beginn nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht und Vorlesung der letzten
Verhandlungsnicderschrift. 2. Kassenbericht durch die Knsscii-
revisoren, Entlastung des Kassierers und Beratung des Kostin-
anschlages für das Vereinsjahr 1911/12. 3. Beratung der recht-
zeitig eingegangenen Anträge. 4. Neuwahl des Gesanitxor-
standes und der Kassenrevisoren. 5. Verschiedenes. 6. Wahl
des Ortes für die nächste ordentliche Hauptversammlung. Ge-
meinschaftlicher Spaziergang in die nähere Umgebung Zwickaus
unter Führung der Zwickauer Kollegen. Besondere Einladungen
ergehen nicht. Es werden deshalb die Vorstände der Orts-
vereine gebeten, für eine zahlreiche Beteiligung seitens ihrer
Mitglieder besorgt zu sein.
Techniker in der Industrie.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Freitag, 6. Oktober 191 1, abends 1/2^ Uhr,
Monats-Hauptversammlung im Vereinslokal Gewerbehaus, Ostra-
Allee. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 3. Beratung der Anträge zum Herbst-Bezirkstag in Zittau.
4. Wahl der Delegierten zum Bezirkstage. 5. Verschiedenes und
Fragekasten. Etwaige Anträge aus Kollegenkreisen unseres
Vereins bitten wir, dem Vereinsvorstande baldmöglichst, späte-
stens am Vereinsabend schriftlich vorlegen zu wollen. Gäste
und Kollegen, welche dem Verein und Verbände noch fernstehen,
herzlichst willkommen. Von unseren Mitgliedern erwarten wir
zahlreiches und pünktliches Erscheinen, insbesondere bitten wir,
unseren Kassierer in der Erfüllung seiner ehrenamtlichen Tätig-
keit zu unterstützen und dafür zu sorgen, daß die noch fälligen
Vereins- und Verbandsbeiträge bestimmt spätestens am Versamm-
lungsabend in dessen Hände gelangen. Adr. des Kassierers:
Ing. R. Gläßel, Dresden, Schloßplatz-Ständehaus.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs.: Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Außerdem finden jeden dritten
Mittwoch im Monat ebendaselbst gesellige Zusammenkünfte statt.
— Unsere Mitgliederversammlung am 6. September beschäftigte
sich u. a. auch sehr eingehend mit der Angelegenheit der Marine-
techniker in Kiel und Wilhelmshaven. Alle Anwesenden er-
klärten sich für ein solidarisches Vorgehen. Das Solidaritäts-
gefühl unserer Mitglieder kam erst recht zum Ausdruck, als
folgender Antrag eingebracht wurde, welcher einstimmig
zur Annahme gelangte:
„Die heutige Versammlung wolle beschließen: Zur
Stärkung des Solidaritäts-Fonds sind unsere
Mitgliederverpflichtet,biszumJahresschluE
3M beizusteuern."
Wir richten nun an alle unsere Mitglieder, speziell aber an
diejenigen, welche unsere Vereinsversammlungen sonst meiden,
die Bitte, sich recht bald mit den Solidaritätsmarken, die bei
unseren Vorstandsmitgliedern zu haben sind, zu versehen. Es
muß Ehrenpflicht eines jeden Kollegen sein, den Kampffonds
des Verbandes zu stärken, tut er es doch nicht allein für die
Allgemeinheit, sondern speziell auch für sich selbst, denn ein
jeder von uns kann einmal in diese Lage kommen. Darum gebe
ein jeder nach seinen Kräften !
Nachruf.
Am 10. September er. verschied plötzlich unser lieber
Kollege
Herr Architekt Hermann Ewald.
Wir betrauern in dem Dahingeschiedenen ein treues
und ehrenwertes Mitglied, dessen Andenken wir stets in
Ehren halten werden.
Technischer Verein Charlottenburg.
Ansichtskarten vom Erholungsheim
Acht verschiedene Ansichtskarten nach neueren, ganz be-
sonders gut ausgeführten Aufnahmen von unserem Erholungs-
heim sind zum Preise von 5 Pfg. für das Stück durch den
Verbandskollegen Herrn Bürgenueister Burkhardt, Sonders-
hausen, zu bezichen. Der Uebcrschuß durch den Verkauf fließt
in den Grundstock unseres Heims.
Wir bitten unsere Kollegen, recht viele dieser Karten zu
erwerben und hinauszusenden. Dieses Verfahren trägt mit am
besten dazu bei, unser Heim und gleichzeitig unseren Ver-
band in weiten Kreisen bekannt werden zu lassen. Bestellungen
am besten durch Postanweisung.
Die Verbandsleituns-
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V,
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 40 schriftieitung. e. Rieh. Schubert, Berlin. 30. September 1911
Inhalt: Lohnfragen im Arbeihrechte — Zur Berechnung statisch unbestimmter Systeme — Aus den Berichten der G^werbeinspektoren - Soziale Bewegung - Standes-
bewegung — Bücherschau - Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Lohnfragen im Arbeitsrechte
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
Das moderne Arbeitsverhältnis mit seiner Abhängigkeit
der Millionen freier Staatsbürger von der wirtschaftlichen
Macht, die der Vermögensbesitz dem Unternehmer oder
dem von Kapitalisten bestellten Produktionsleiter (bei Ge-
sellschaftsunternehmen) oder dem Vertreter einer öffent-
lichen Körperschaft gewährt, birgt zwei verschiedene volks-
wirtschaftliche Probleme. Das eine bezieht sich auf die
Nachteile, die der Volks Wirtschaft erwachsen durch rück-
sichtslose Geltendmachung p r i v a t wirtschaftlicher Inter-
essen ; die der Gesamtheit erwachsen durch rücksichts-
lose Ausnutzung der Abhängigkeit, durch übermäßige Aus-
beutung der Arbeitskraft, durch Raubbau an der Volks-
gesundheit. Diesen Schädigungen sucht unser Recht mit
Arbeiterschutz und Arbeiterversicherung allmählich vor-
zubeugen. Das andere Problem bezieht sich auf die Ver-
teilung des Arbeitsertrages unter die an der Arbeit und
ihrer Verwertung beteiligten Personen. Dieses Problem
greift (wie auch das andere) weit über das Arbeitsverhält-
nis selbst hinaus. Die gesamte Rechts- und Wirtschafts-
verfassung, die gesamte Staatspolitik wirkt darauf ein,
wie das Ergebnis der wirtschaftlichen Tätigkeit in Form
von Arbeitslohn, Unternehmergevi'inn, Kapitalzins, Boden-
oder Monopolrente, Steuer in die Erscheinung tritt und
wem es zufließt. Die Gesamtheit dieser Fragen kann hier
nicht erörtert werden ; es genügt die bedauerliche Tat-
sache festzustellen, daß die Finanz- und Wirtschaftspolitik
des Deutschen Reiches in der Hauptsache dahin geht, die
Verzinsung des Kapitals durch Schutzzoll, Monopol und
dergl. zu stärken, das Arbeitseinkommen aber durch Auf-
legung von Steuern und Erhöhung der Preise zu schmälern.
Einen Schutz des Arbeitseinkommens ge*en ausländische
Konkurrenz haben wir nicht, sondern nur einen Schutz
der Rente. Großgrundbesitzer und Zechenverwaltungen
bringen jährlich Hunderttausende von slavischen und
romanischen Arbeitskräften ins Land, um die Löhne zu
drücken, das wirtschaftliche und politische Emporsteigen
der deutschen Arbeiterschaft zu hindern.
Lohnhöhe.
Auch in das einzelne Arbeitsverhältnis greift das
deutsche Recht bezüglich der Verteilung des Arbeits-
, ertrags zwischen Arbeitgeber und Arbeiter nicht ein. Ab-
gesehen von den öffentlichen Beamten, deren Bezüge teil-
weise durch Gesetz festgelegt sind, herrscht nicht das
Recht, sondern die Macht. Der Satz in § 105 der Gewerbe-
ordnung, daß ,,die Festsetzung der Verhältnisse zwischen
den selbständigen Gewerbetreibenden und den gewerblic'icn
Arbeitern Gegenstand freier Uebereinkunft ist", gilt nirgends
so wie bezüglich des Arbeitslohnes. Hier bedeutet der
Zusatz „vorbehaltlich der durch Reichsgesetz begründeten
Beschränkungen" die geringste Einengung. Denn irgend
eine allgemein gültige, positive Beschränkung kennt das
Reichsgesetz nicht. § 612 des Bürgerlichen Gesetzbuches
bestimmt, daß eine Vergütung als stillschweigend ver-
einbart gilt, wenn die Dienstleistung den Umständen nach
nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Diese Ver-
gütung ist dem Begriffe des Arbeitsvertrages wesentlich.
Ihre Höhe wird im Zweifel durch eine Taxe oder den
Ortsgebrauch bestimmt. Der Vereinbarung aber ist volk
Freiheit gegeben.
Zum erstenmal ist die Reichsgesetzgebung davon ab-
gewichen in dem Gesetzentwurf über den Absatz von
Kalisalzen von IQIO. In § 13 wird den Kaliwerken
eine Kürzung der Beteiligungsziffer von mindestens lOo/o
angedroht, wenn innerhalb einer Arbeiterklasse der im
Jahresdurchschnitt für eine regelmäßige Arbeitsschicht
gezahlte Lohn unter den für diese Klasse im Durch-
schnitt der Kalenderjahre 1 907/1 Q09 gezahlten Lohn
sinkt. Das erste Schutzgesetz gegen eine Lohnver-
schlechterung ist aber nur für einen kleinen Kreis von
Unternehmungen, denen durch Gesetz die Kapitalrente ge-
sichert wird, und nur für einen Teil der Arbeitnehmer
(nicht für kaufmännische und technische Beamte) gültig.
Größere prinzipielle Bedeutung hat der Versuch des
Reichstags, in den Entwurf eines Hausarbeits-
gesetzes*) eine amtliche Festsetzung von Mindestlöhnen
zu bringen, wie es zuerst in Australien und nun auch in
England vor kurzem durch Einführung von L o h n -
ä m t e r n in einzelnen Industrien geschehen ist. In der
Reichstagskommission lagen verschiedene Anträge vor,
nach denen entweder Reichskanzler und Landeszentral-
behörde (bei auffallend niedrigen Löhnen oder auf An-
rufen eines Gewerbegerichts oder einer Arbeitskammer)
Lohnämter einsetzen oder auf Antrag das Gewerbegerichf
als Einigungsamt die Löhne festsetzen sollte. Die Lohn-
ämter sollten wie die Gewerbegerichte und Arb^itskamraern
aus einer gleichen Zahl von Vertretern der Arbeiter und
Arbeitgeber unter dem Vorsitz eines Beamten bestehen.
Der Vertreter des Bundesrats hat diese Einrichtung für
unannehmbar erklärt, und in der Kommission besonders
betont, „daß es der bisherigen konstanten Auffassung
von den Aufgaben und Befugnissen des Staates zwecks
*) Vgl. Drucks. 554 der Reiclistagskommission 1909/lQlO,
Bericht der 12. Kommission zur Beratung- des Entwurfes eines
Hausarbeitsgesetzes Nr* 237 der Drucksachen.
626
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 40
Ordnung und Regelung des Wirtschaftslebens wider-
sprechen würde, wolle man dem Staate und seinen Be-
amten die Verantwortung für die Festsetzung der Löhne
im privaten, freien Dienstvertrage überweisen". Das sagt
dieselbe Regierung, welche sich andauernd bemüht, durch
gesetzliche Eingriffe die Preise zu beeinfhissen, die Rente
zu sichern und die Selbsthilfe der Arbeiter zur Erhöhung
des Einkommens zu erschweren!
Es scheint aber, als ob wir den prinzipiellen Schritt
doch bald tun würden, wenn auch von einer anderen
Seite her: Nicht im Interesse der Millionen, die in festem
Dienstverhältnis stehen, sondern im Interesse einiger Zehn-
tausende von kleinen Gewerbetreibenden. Der § lOOq
der Gewerbeordnung verbietet den Zwangsinnungen jede
Beschränkung ihrer Mitglieder ,,in der Festsetzung ider
Preise ihrer Waren oder Leistungen oder in der Annahme
von Kunden". Den freien Innungen und sonstigen frei-
willigen Organisationen der Handwerker stehen natürlich
Kartellabmachungen genau so wie allen anderen Ver-
bänden frei; nur den Zwangsinnungen, denen der Hand-
werker auch gegen seinen Willen angehören muß, denen
er sich nicht durch Austritt entziehen kann, ist eine Vor-
schrift über die Gewerbetätigkeit der einzelnen untersagt.
Von den Friseuren und anderen Kreisen geht eine lebhafte
Agitation gegen den Paragraphen aus, im Reichstage
kommen immer wieder Anträge, die ermöglichen wollen,
daß Zwangsinnungen für gleichmäßige Dienstleistungen
von Handwerkern Mindestpreise festsetzen können. Diese
Anträge haben wiederholt eine Mehrheit gefunden und
auch der Bundesrat scheint seinen Widerstand allmählich
aufzugeben. Damit würden wir also über den bisherigen
Zustand, nach dem höchstens die Staatsgewalt im Inter-
esse der Konsumenten Höchsttaxen für bestimmte Dienst-
leistungen (Aerzte, Rechtsanwälte, Hebammen, Dienst-
männcr usw.) festsetzt, hinauskommen und staatlich fest-
gesetzte Mindestpreise im Interesse der Dienstverpflichteten
erhalten. Von hier bis zur staathchen Festsetzung von
Mindestlöhnen aber ist nur ein kleiner Schritt — wenigstens
juristisch und theoretisch, während politisch und praktisch
der Schritt gewaltig bleibt.
Ein gutes Stück auf dem Wege dazu sind wir aller-
dings schon vorwärts gekommen durch die Rechtsprechnng,
die den § 138 B.Q.B, auf den Dienstvertrag angewandt
und eine wucherische Ausbeutung der Arbeitskraft
durch unangemessene Entlohnung für einen Verstoß gegen
:iie guten Sitten erklärt hat. Gewerbegerichte (zuerst
Stuttgart) und neuerdings Kaufmannsgerichte (namentlich
Berlin und Frankfurt) haben wiederholt Arbeitsverträge mit
Schundlöhnen für nichtig erklärt und den Arbeitern oder
Handlungsgehilfen einen angemessenen Lohn von Rechts
wegen zuerkannt. Das Reichsgericht hat im November 1Q09
diese Auslegung des § 138 als richtig anerkannt, indem
es erklärte: „Es vyiderstreitet den Auffassungen, die der
anständig und gerecht Denkende von der Entlohnung ge-
leisteter Dienste hat, einem Handlungsgehilfen, der auf
den Ertrag seiner Arbeit angewiesen ist, diesen Ertrag . . .
zu verkümmern. Es ist nicht angängig, einen Handlungs-
gehilfen, ohne ihm ein bestimmtes Gehalt zuzubilligen,
an dem Verlust des Geschäftes derart zu beteiligen, daß
er für seine geleisteten Dienste nichts erhält, sobald die
Geschäftsergebnisse ungünstig werden." So sehr das Urteil
auf einen Spezialfall zugeschnitten ist, so klar enthält es
den Grundsatz, daß eine Vereinbarung, welche einem
Arbeiter nicht eine angemessene Vergütung für seine
Dienste gewährt, ungültig ist. Damit aber ist Bresche
gelegt in eine der schlimmsten Auffassungen unseres
Rechtes. Und es ist wohl nur eine Frage kurzer Zeit,
daß auch die Straf Vorschrift gegen Wucher
einmal auf solche Leute angewandt wird, welche gewerbs-
oder gewohnheitsmäßig durch Schundlöhne die Arbeits-
kraft ihrer Angestellten in einer gegen die guten Sitten
verstoßenden Weise ausbeuten.
L o h n V e r h ä 1 1 n i s.
Schon in der Anwendung des § 138 B. G. B. auf den
Arbeitsvertrag liegt eine Beziehung zwischen dem Arbeits-
lohn und dem Arbeitsertrage. Denn als wucherisch wird
,, insbesondere" ein Rechtsgeschäft bezeichnet, „durch das
jemand sich oder einem Dritten für eine Leistung Ver-
mögensvorteile versprechen oder gewähren läßt, welche den
Wert der Leistung dergestalt übertreffen, daß den Um-
ständen nach die Vermögensvorteile in auffälligem Miß-
verhältnis zu der Leistung stehen". Darnach würde also ein
übertriebener Gewinn des Arbeitgebers aus dem Arbeits-
vertrage, oder um mit Marx zu sprechen, ein ungemessener
Mehrwert Voraussetzung der Unsittlichkeit sein. Aber die
allgemeine Regel von dem Verstoß gegen die guten Sitten
greift auch dann Platz, wenn ein solches Mißverhältnis
nicht vorliegt und die obengenannte Reichsgerichtsentschei-
dung hebt ja besonders hervor, daß die Anstellung eines
kaufmännischen Gehilfen nur auf Gewinn und Verlust,
also eine volle Ueberwälzung eines Teiles des Unter-
nehmerrisikos unzulässig ist. Damit ist der Grundsatz
ausgesprochen, daß, ganz abgesehen von dem privat-
wirtschaftlichen Vorteile, den der Arbeitgeber aus der Tätig-
keit des Angestellten hat, diesem ein angemessenes Ein-
kommen gewährt werden muß. Wenn auch nicht ein
Recht auf Arbeit, so doch ein Recht auf Einkommen
aus Arbeit ist anerkannt. Wer arbeitet, der soll auch
essen können. Denn wer andere für sich arbeiten läßt,
ohne ihnen einen zum Lebensunterhalte genügenden Lohn
zu gewähren, der bestiehlt die Allgemeinheit genau so,
als wer durch übermäßig lange Arbeitszeit die Gesund-
heit ruiniert.
Die Sicherung eines absoluten Existenzminimums ist
die dringendste und wichtigste Aufgabe des Arbeitsrechtes.
Der ausreichende Lohn ist wichtiger als der gerechte Lohn.
Denn die Schädigung der Volksgesundheit durch un-
genügende Ernährung der Millionen ist der schwerste Ver-
lust am Nationalvermögen, der Gewinn von Arbeitgebern
und Kapitalisten aus solcher Ernährung der schlimmste
Diebstahl am Gemeingut. Viel schlimmer als der Mehr-
wert, der nach Karl Marx im Arbeitsverhältnis entsteht
und dem Arbeiter den vollen Arbeitsertrag verkürzt, ist
der Minderwert, der in vielen unserer Industrien entsteht,
weil an Menschengesundheit, Kraft und Glück unendlich
mehr verloren wird, als der private Gewinn der Unter-
nehmer wert ist.*)
Aber auch das Verhältnis des Arbeitslohnes zum ge-
samten Arbeitsertrage ist von großer volkswirtschaftlicher
Bedeutung. Denn da zwei Drittel des Volkes vom Lohne
leben und nur eine Minderheit im Besitz des Kapitals ist,
so bedeutet jede Verschiebung in der Verteilung des Ar-
beitsertrages, wenn sie zugunsten des Lohnes erfolgt, eine
Steigerung des Einkommens, damit der Steuerkraft und
Kaufkraft der breiten Massen; umgekehrt, wenn sie zu-
gunsten des Kapitalzinses, der Rente, oder des Unter-
nehmergewinnes erfolgt, eine Schwächung der Massen,
eine Vermehrung des Reichtums weniger, eine Verschärfung
der ökonomischen und damit auch der politischen Klassen-
gegensätze. Ein sozialer Staat, der das Wohl der Ge-
samtheit, d. h. im Zweifel der Mehrheit, wünscht, muß
*) Vgl. die glänzenden Darlegungen von Goldsclieid: Ent-
wickhingswert-Theorie, Leipzig 1908; Höherentwicklung und
Menschenökonomie, Leipzig 1911.
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
627
also eine Steigerung des Arbeitseinkommens und eine Be-
schränkung der arbeitslosen Rente erstreben. Auch für
unseren Staat gilt dasselbe aus allgemeinen politischen
und aus Steuerrücksichten. Aber auch aus volkswirtschaft-
lichen Rücksichten; denn die schweren Störungen unseres
Wirtschaftslebens beruhen fast immer darauf, daß der An-
teil der Massen an dem Ertrag Ihrer Arbeit zu gering
ist. Die Kaufkraft der Massen entspricht nicht ihrer Pro-
duktionskraft. "Ein zu großer Teil des Arbeitsertrages
geht nicht in den Konsum, sondern dient der Vermehrung
der Produktionsmittel. Die Folge ist Ueberproduktion
(oder was dasselbe besagt: Unterkonsum), Absatzmangel,
Geschäftsflaue oder Wirtschaftskrisis. Auch dieses Problein
wird kompliziert durch die Beziehungen unserer Volks-
wirtschaft zum Weltmarkt, die nicht entbehrt werden
können, weil unser heimischer Boden weder genügend Nah-
rung noch genügend Rohstoffe für unsere wachsende Be-
völkerungsmenge zu erzeugen vermag. Aber trotz aller
vorsichtigen Rücksicht auf den wirtschaftlichen Kampf der
Völker gegeneinander, bleibt die Tatsache bestehen, daß
für die Gesamtheit ein größerer Anteil des Lohnes am
Arbeitserträgnis des Volkes vorteilhafter wäre — und daß
unsere gesamte Politik dem entgegensteht,
Lohnsystem.
Ebensowenig wie die Lohnhöhe und ihr Verhältnis
zum Arbeitsertrage ist bisher in Deutschland die Art der
Lohnzahlung geregelt. Es steht hier mit unserem Rechte
wie fast überall. Der Grundgedanke ist unsozial, dem
Vermögen günstig, der arbeitenden Person ungünstig; um
den daraus entsprungenen schweren Schäden für breite
Volkskreise vorzubeugen, sind dann durch Spezialbestim-
mungen Einzelheiten in sozialem, den Arbeitern günstigem
Sinn abgeändert. Solange wir nicht ein modernes, voll-
ständiges Arbeitsrecht bekommen, hat hier das Gesetz
drei Aufgaben: schweren Uebeln zu steuern; die Ent-
wicklung vertraglicher Abmachungen, welche das Recht
anstelle der Arbeitgeberwillkür setzen wollen, zu erleich-
tern; für neue Rechtsbüdungen des Wirtschaftslebens eine
sichere Unterlage zu schaffen. Auf allen drei Gebieten
bleibt viel zu tun, denn auf dem letzten tut das Recht zur-
zeit nichts, auf dem zweiten weniger als nichts und auf
dem ersten auch nur wenig.
1. V/ährend fast alle öffentlichen Körperschaften (Reich,
Staat, Stadt usw.) ihren Beamten das Gehalt im voraus
zahlen, von der richtigen Erkenntnis aus, daß der Arbeit-
nehmer für seinen Unterhalt auf den Lohn angewiesen
ist, hat unser allgemeines Recht den Grundsatz festgehalten,
daß der Arbeiter vorleisten muß (B.G.B. § 614). Da-
durch v.'ird ihm während der Dauer der Arbeit auferlegt:
die Notwendigkeit, sich aus anderen Mitteln als dem Er-
gebnis der gegenwärtigen Arbeit zu unterhalten; die Ge-
währung von Kredit an den Arbeitgeber, der zum Vorteil
seiner Kapitalverzinsung seine Arbeitskraft ausnutzt; das
Risiko für die Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers. Also
eine Belastung der Besitzlosen zugunsten der Besitzenden,
die weniger der Gerechtigkeit als den Interessen der Macht-
haber im Staate entspricht. Eine der Gerechtigkeit ent-
sprechende Umkehrung der Leistungsfolge würde zweifel-
los praktische Schwierigkeiten haben, namentlich dort, wo
der Lohn sich nach dem Arbeitsergebnis richtet (Akkord) ;
trotzdem sollte er als Regel ins Recht eingeführt werden
und Abweichungen davon an zwei unbedingte Schranken
gebunden sein: Die Lohnzahlung muß in kurzer Erist
erfolgen, und in der Zwischenzeit muß der Arbeiter den
unverlierbaren Anspruch auf Teilzahlungen (Vorschüsse)
bis zur Höhe des verdienten Lohnes haben. Derartige
Teilzahlungen sind bei Akkordverträgen, die erst nach
langer Arbeitsdauer eine Verrechnung zulassen (z. B. im
Bergbau) vielfach üblich. Gesetzlich vorgeschrieben sind
sie nirgends; nur die Seemannsordnung enthält die
Regel, daß der Schiffsmann alle drei Monate die
Hälfte der verdienten Heuer verlangen kann; und nach
§ 119 c der Gevv'erbeordnung kann durch Kommunalstatut
für alle Gewerbebetriebe oder für bestimmte Arten fest-
gesetzt werden, daß Lohn- und Abschlagszahlungen in
festen Eristen von einer Woche bis zu einem Monat er-
folgen rrrüssen. Die meisten Arbeitgeber empfinden das
Verlangen eines Angestellten nach einem Teile seines wohl-
verdienten Gehaltes als eine Unangemessenheit. Eine
reichsgesetzliche Lohnzahlungsfrist mit zwingender Gel-
tung enthält nur das Handelsgesetzbuch (§ 64: spä-
testens am Schluß jedes Monats). Eine gleiche Be-
stimmung enthielt die Novelle zur Gewerbeordnung von
1907 für die Techniker und Betriebsbeamten; sie ist
nicht zustande gekommen. Dispositive Regeln enthalten
das Binnenschiffahrtsgesetz und das Flößereigesetz (Lohn-
zahlung am Schluß jeder zweiten Woche) und die See-
mannsordnung (Auszahlung der Heuer bei Beendigung
des Dienstverhältnisses). Auch in einzelnen Saison-
gewerben ist die Gehaltszahlung am Schluß der Kampagne
üblich (z. B. bei den Brennmeistern).
Ueber Lohnsysteme und Lohnberechnungen schreibt
unser Recht nicht das geringste vor. Es ist also alles
erlaubt, was nicht gegen die guten Sitten verstößt. Als
Verstoß gegen die guten Sitten ist nach dem zitierten
Reichsgerichtsurteil eine Lohnfestsetzung zu betrachten, bei
der dem Angestellten nichts oder so gut wie nichts ver-
bleibt. Eine Beteiligung am Verlust eines Geschäfts ist
also nur in bestimmten Grenzen zulässig. Eine Verweisung
auf den Gewinn enthält stets die stillschweigende Garantie
eines festen Mindesteinkommens. Das gilt natürlich nur
vom Dienstvertrag im engeren Sinn, während Verträge
zwischen selbständigen Personen (auch Agenten usw.),
welche die Leistung von Arbeit gegen eine Vergütung zum
Inhalt haben (Spedition, Verlagsvertrag) anders zu be-
urteilen sind.
2. Die Umwandlung von Arbeitgeberwillkür in Ver-
tragsrecht erfolgt gegenwärtig hauptsächlich durch das
Mitte! der Arbeitsnormen-Verträge (Tarifverträge).
Unser Recht stellt diesen noch Schwierigkeiten in den
Weg durch § 152/53 der Gewerbeordnung; unsere Recht-
sprechung durch die oft falsche Anwendung dieser Para-
graphen und verschiedener Bestimmungen des Strafgesetz-
buches auf Tarifvereinbarungen; unsere Verwaltung durch
die Erschwerung einer umfassenden Organisation der
arbeitenden Klassen. Alle drei Vorgänge widersprechen
dem Staatsinteresse und bedürfen einer Umkehrung in ihr
Gegenteil. In den Arbeitsnormenverträgen werden die Vor-
bilder geschaffen und erprobt, die einst der Gesetzgebung
erlauben werden, zu gerechter Verteilung des Arbeits-
ertrags ins Arbeitsverhältnis einzugreifen. Hier wird durch
die Vereinbarung von Mindestlöhnen in den verschiedenen
Gewerben eine feste Grenze geschaffen, an die sich der
Richter halten kann, wenn er einen Vertrag mit all-
zuniedriger Entlohnung als Verstoß gegen die guten Sitten
zerreißen soll. Hier wird auch der Versuch gemacht, durch
gleitende Skalen (welche in England den Lohn in Be-
ziehung zum Verkaufspreise*) setzen) den Arbeitslohn in
ein gleichbleibendes Verhältnis zum Gewinn am Arbeits-
vertrage zu bringen. Vielleicht enthebt uns die Entwick-
lung der Tarifverträge einer gesetzlichen Lohnregelung
*) Neuerdings auch einmal in Beziehung zur Zahl der Stellen-
losen. Vgl. Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung, Ber-
lin 1911, Heft 1 S. 63.
628
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 40
ganz und es genügt die Vorschrift, daß tarifmäßig ver-
einbarte Lohnsätze unter bestimmten Voraussetzungen als
übHche oder als unabänderbare Mindestlöhne gelten.
3. Bei der mangelhaften Regelung des Arbeitsrechts
ist es naheliegend, daß jede Neubildung in den Beziehungen
zwischen Arbeitgeber Und Arbeitnehmer auf Zweifel in
der rechtlichen Beurteilung stößt. Von den vielen Fragen,
die noch einer rechtlichen Entscheidung harren, seien zwei
genannt, von denen eine der Gegenwart, die andere wohl
erst einer ferneren Zukunft angehört. Der verstorbene
Professor Ernst Abbe hat bekanntlich sein Unternehmen,
die Zeißwerke zu Jena, in ein Gesellschaftsunternehmcn
verwandelt, das ihm selbst nur ein mäßiges Arbeits-
einkommen, allen Gewinn aber der Gesamtheit der be-
teiligten Angestellten und Arbeiter abwerfen soll. Im An-
schluß daran ist von Flesch und anderen die Forderung
nach ähnlichen Einrichtungen allgemein erhoben worden. In
ihrer schärfsten Konsequenz kommt eine solche Forde-
rung auf etwas ähnliches wie die Lassalleschen Produktiv-
genossenschaften mit Staatskredit hinaus, oder auf eine
gesetzliche Enteignung der Arbeitgeber zugunsten der Ar-
beiter; denn daß viele Unternehmer freiwillig das soziale
Vorgehen Abbes nachahmen werden, ist leider nicht an-
zunehmen. Eine bescheidenere teilweise Verwirklichung
des Vorbildes würde in allgemeiner Gewinnbeteili-
gung der Beamten und Arbeiter liegen. Auch für deren
gesetzliche Regelung dürfte die Zeit noch nicht gekommen
sein, sondern es ist zunächst Aufgabe der Praxis, vor
allem der Arbeitsnormenverträge, hier eine gute Uebung
zu verbreiten und gute Formen herauszubilden. Eine
dringende Aufgabe heutiger Gesetzgebung aber ist die
Regelung des Akkord Vertrags. (Schluß folgt.)
Zur Berechnung" statisch unbestimmter Systeme
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
(Fortsetzung aus Heft 35.)
3. Das in Abb. 10 skizzierte Portal ist für eine am
oberen Riegel angreifende Horizontalkraft W zu berechnen.
Das Portal ist einfach statisch unbestimmt, weil an
den beiden festen Auflagerm A und B 4 Auflagerkräfte,
Av, Ah, Bv, Bh auftreten, zu deren Best mmung nur drei
Gleichgewichtsbedingungen vorhanden sind.
Wir verwandeln das Portal in ein statisch bestimmtes
System, Abb. 10 b, indem wir das rechte Auflager bei B
beweglich machen und hier als äußere Kraft den Horizontal-
schub X als statisch unbestimmte Größe einführen, jetzt
sind nur noch drei Auflagerkräfte zu bestimmen, und wie
können Auflagerkräfte und Biegungsmomente des Portals
an jeder Stelle ausrechnen.
Nun gehen w^r weiter nach dem in Heft 14 S. 211 ge-
zeigten aligemeinen Verfahren vor, berechnen die horizon-
tale Verschiebung des statisch bestimmten Hauptsysteni'-^
bei B und zwar
1. S.iQ infolge der angreifenden Windkraft W
2. 3.,^ infolge der stat. unbest. Größe X — 1
und stellen dann die Bedingungsgleichung dafür auf, daß
die wirkliche Verschiebung des Punktes B = 0 ist. Hier-
durch ist dann X bestimmt.
Zunächst also die Bestimmung von
in nebenstehender Abb. 11 sind die Auflagerkräite
geschrieben
A W h
Av =•- r — ; Ah =
W
B„
W • h
0.
Das Biegungsmoment des Ständers A C beträgt an
einem Punkte m in y-Höhe über dem Auflager
M,„ = + W ■ y
für y = 0 wird M = 0
„ y = h „ M = W • h
Die Momentenlinie ist also ein Dreieck, in einem Punkte m
des Riegels C D beträgt das Biegungsmoment, wenn man
von rechts vorgeht,
, W ■ h
M,„ = H ,
• X
für
Die Momentenfläche ist also ebenfalls ein Dreieck, wie
in Abb. 11 dargestellt.
X
Abb. 10
0 wird Mn
0, für X ^ b Mn, ^ W h.
fn dem Ständer D B treten keine Biegungsmomente
auf, die Momentenfläche hat überall die Ordinatcn Null.
Nun wollen wir die Formänderung, die das Portal
unter dem Einfluß dieser Biegimgsmomcnte erleidet, be-
rechnen. Um den Vorgang der Formänderung bosser zu
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
62g
Abb. 11
veranschaulichen, untersuchen wir zunäthst die Formände-
rung des Portales, wenn nur an einer einzigen Stelle m
des Rahmens auf eine ganz kurze Strecke d s ein Bie-
gungsmoment Mn, auftritt. An dieser Stelle entsteht dann
eine Winkeländerung
M „ • d s
= — rn
und der ganze rechte Teil II des Rahmens dreht sich gege^i
Teil I um diesen Winkel. Behielte hierbei Teil I seine
ursprüngliche senkrechte Lage bei, so würde sich hierdurch
der rechte Auflagerpunkt B nach B' bewegen. Infolge
der Führung des Punktes B in einem Gleitlager werden
die Fu.ßpunkte des Portals jedoch gezwungen, auf der
Geraden A B zu bleiben. Das Portal ist also, um die
wirkliche Formänderung zu erhalten, in seiner deformierten
Gestalt solange um A zu drehen, bis B' in die Grade A B
fällt und schließlich nach B" kommt (Abb. 12). Nach der
in Heft 18 gebrachten Darstellung ist nun, mit den Be-
zeichnungen der obigen Abbildung
= a n ■ y
[gleich dem statischen Moment der als Kraft angesehenen
Winkeländerung in bezug auf die Verschiebungsrichtung
als Achse].
Der gesuchte Abstand B B" ist gleich 8^ vermehrt um
die Horizontalprojektion des Bogens B' B". Da die Form-
änderungen im Vergleich zu den Abmessungen der Trag-
werke sehr klein sind, fällt im vorliegenden Falle der Bogen
B' B" mit dem von B' auf die Auflagerbahn gefällten Lot
so nahe zusammen, daß die Projektion = 0 wird.
Die gesuchte Verschiebung B B", hervorgerufen durch
die Verbiegung bei m beträgt also
Wird der ganze Rahmen auf Biegung beansprucht,
so muß man diesen Ausdruck der Reihe nach für jeden
Punkt des Rahmens bilden und erhält schließlich
0.1 = - « n • y = - g j ■ Ym.
Wir wollen nun diese Summenbildung an der in Abb. 1 1
gezeichneten Momentenhnie des statisch bestimmten Haupt-
systems vornehmen. In Abb. 13 ist diese Momentenhnie
noch einmal in allgemeiner Form zur Darstellung gebracht
und zwar ist gleich die durch dividierte sogenannte
J
Abb. 12
„reduzierte Momentenlinie'' aufgetragen. Wir müßten nun
in jedem Punkte m die zugehörige Winkeländerung
parallel zu der gesuchten Verschiebungsrichtung als Kräfte
nach einem festgesetzten Maßstabe auftragen, dann die
statischen Momente dieser Kräfte in bezug auf die Ver-
schiebungsgerade A — B bilden und diese schließlich ad-
dieren. Jede dieser Kräfte «m ist direkt gleich dem Flächen-
teilchen der zu dem Stabteilchen dj gehörigen „reduzierten
Momentenfläche". Die Kräfte können wir nun strecken-
weise zu einer Resultanten vereinigen, die gleich dem
halte der zugehörigen ,, reduzierten Momentenfläche" ist.
Die Lage dieser Resultanten ist dadurch bestimmt, daß
ihr Angriffspunkt am Rahmen lotrecht unter dem Schwer-
punkt der zugehörigen „reduzierten Momentenlinie" liegen
muß. Wir haben dann nur noch die statischen Momente
dieser Resultanten zu bilden, um die gesuchte Durch-
biegung zu erhalten.
In Abb. 14 sind die „reduzierten Momentenflächen" für
das statisch bestimmte Hauptsystem gezeichnet, wenn
Abb. 13
630
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 40
dieses nur mit W belastet ist
dem linken Ständer beträgt
J_ W ■ h
"2" nE~h
Der Inhalt der Fläche über
h =
Wh^
und der Angriffspunkt dieser Kraft liegt in — - h über A.
Die Fläche über dem Riegel hat den Inhalt
1 Wh _ 1 W- h ■ b
2 "EjT ~ T "^JT
und der Abstand der Resultierenden ist h, da ja in dem
oberen Riegel alle Kräfte a in die Richtung C D fallen.
Die statischen Momente dieser Resultanten in bezug
auf die Verschiebungsgrade A B betragen
1 W • h2 2 , , 1 W - h ■ b
2~
h +
~ 2
EJ2
Da E für den ganzen Rahmen konstant ist, erweitern
wir die Gleichung mit E ■ Ji:
W-h-^ ^
E Ji
3
Wh
Jl
• w
bhä
J2
J,
h
2
+
bh
Bezüglich der einzuhaltenden Vorzeichen soll folgendes
festgelegt werden : Biegungsmomente -bezeichnen wir als
positiv, wenn in der oberen, bezw. bei den Ständern äuße-
ren, Faser Druck entsteht. Die Vorzeichen der Abstände
X und y sind durch das in Abb. 14 angedeutete Achsen-
kreuz festgelegt. »Das Vorzeichen 8,^ ist also positiv.
Nunmehr schreiten wir zur Bestimmung von also
zur Bestimmung der Horizontalverschiebung von B, wenn
die Kraft X = 1 den Rahmen belastet. In Abb. 15 sind
die Biegungslinien für diesen Fall eingezeichnet. Durch
die Kraft X = 1 entsteht lediglich in A eine entgegen-
gesetzt gerichtete Reaktion Ai, =1. Das Biegungsmoment
an einem Punkte m der Ständer A C und B D beträgt
also M|,i = — 1 • Yni, da die äußere Faser gezogen wird;
für y = 0 wird M,,, = 0, für y = h Mm =• — 1 • h.
Die Momentenfläche bildet also ein Dreieck. In dem oberen
Riegel beträgt für jeden Punkt das Biegungsmoment
= — 1 • h; die Momentenfläche ist also ein Rechteck.
Je
Abb. 16
Abb. 15
X
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
631
Die Inhalte der reduzierten Momentenflächen und An-
griffspunkte der Resultierenden sind beigeschrieben. Es
ergibt sich hiernach
1
h2
1
2 E Ji 3 EJ,
h3 1
hb • h
2
T "El
2 . . , J
EJ,
h^b
=^ — h
,9 I Jl
bh
Die Bestimmungsgleichung für die statisch un-
bestimmte Größe lautet:
0.
Sie bringt zum Ausdruck, daß die Verschiebung des Punktes
unter dem Einfluß aller Kräfte = 0 sein muß, da B fest
gelagert ist.
Durch Einsetzen der Werte erhält man [da die
Gleichung auch ihre Gültigkeit behält, wenn man beide
Seiten mit E • Jj multipliziert]
W
2h-' , Jl uh
X
Xh
W
= 0
Hiermit ist die statisch unbestimmte Größe gefunden,
und die Ermittlung der wirklichen Auflagerkräfte und Bie-
gungsmomente erfolgt nun wie bei einer statisch be-
stimmten Aufgabe.
Es ergibt sich
(Ah
W
w
W = 0)
Mc = +
h.
In Abb. 16 a sind die Momentenflächen eingetragen,
und in Abb. 16 b ist die Verbiegung des Portals in ver-
zerrtem Maßstabe eingetragen. Wir sehen, daß die Be-
anspruchung der Querschnitte mit der oben festgesetzten
Vorzeichen-Bezeichnung übereinstimmt. Auf der Strecke
AC wird die äußere Faser gedrückt, die innere gezogen,
also sind die Momente positiv. Auf der Strecke BD sind
die Beanspruchungen umgekehrt, die Momente also negativ.
Im oberen Riegel wird die äußere Faser des Querschnittes in
der linken Hälfte gedrückt, in der rechten gezogen; also
sind die Momente links positiv und rechts negativ.
Nachdem an dem vorstehenden Beispiel der Rech-
nungsgang genau erläutert wurde, sollen bei den folgenden
Beispielen die Zwischenrechnungen fortgdassen und die
Hilfswerte in den Figuren eingeschrieben werden. Dem
Leser wird es nicht schwer fallen, die Ableitungen selbst
zu finden. (Schluß folgt.)
Aus den Berichten der Oewerbeinspektoren
Von WILLY BRACHVOGEL, Friedenau b. Berlin.
Mit lebhaftem Interesse sieht man stets den Ver-
öffentlichungen über die einzelnen Berichte der Qewerbe-
aufsichtsbeamten entgegen, die besonders im verflossenen
Jahre umsomehr Beachtung verdienen, als die Durch-
führung der Bestimmungen der Gewerbeordnungs-
novelle vom 28. Dezember 1908, die am I.Januar 1910
in Kraft getreten sind, eine der Hauptaufgaben der Ge-
werbeaufsicht gewesen ist.
Die Zahl der Gewerbeaufsichtsbeamten ist gegenüber
den Vorjahren auch nach den letzten Berichten gestiegen.
In Preußen wurden 1910 wiederum acht neue Posten für
Gewerbeinspektoren geschaffen und der Personalbestand
w^urde bei einer Reihe größerer Inspektionen vermehrt. Eiae
gleiche Erhöhung trat auch bei dt;n weiblichen Aufsichts-
beamten ein. In Sachsen beschloß die Kammer, vom
Jahre 1912 ab für jede Kreishauptmannschaft ständig zwei
Arbeiter zur Oewerbeaulsicht zu verwenden, und auch in
Baden kam ein Kammerbeschluß für die Anstellung von
Arbeitern im Gewerbeaufsichtsdienst zustande, in Bayern
hat der Landesgewerbearzt seine Tätigkeit aufgenom.-Vien
und außerdem wurde der Beamtenstand um einen Ge-
werberat, einen Assistenten und eine Assistentin aus dem
Arbeiterstande vermehrt. Insgesamt besitzt Preußen gegen-
wärtig 33 Gewerbeaufsichtsbezirke, in denen einschließ-
lich der Bundesstaaten 543 Beamte (Regierungs- und Ge-
werberäte, kommissarischer Gewerberat, Hilfsarbeiter, Ge-
werbeinspektoren und Hilfsarbeiterinnen) tätig waren.
Mit dieser Ziffer steht Deutschland gegenüber den anderen
Staaten an erster Stelle, da England nur 200, Frankreich 139,
Oesterreich 107 und Ungarn 42 Beamte im Gewerbe-
aufsichtsdienst beschäftigt. Dasselbe ist bei den im Ge-
werbeaufsichtsdienst tätigen Frauen der Fall, deren Zahl
sich im Jahre 1910 in Deutschland auf 29, in England
auf 18, in Frankreich auf 18 und in Oesterreich auf 5
beläuft.
Trotzdem Deutschland hiernach in dieser Beziehung
bei weitem an erster Stelle steht, ist die Zahl der Ge-
werbeaufsichtsbeamten zurzeit doch noch eine un-
genügende gegenüber dem großen Aufgabenkreise,
der speziell durch die 1910 in Kraft getretene Abänderung
der Gewerbeordnung sehr gewachsen ist! Die Folge war,
daß von den revisionspflichtigen Betrieben in vielen Fällen
kaum die Hälfte revidiert werden konnte ! Hier
muß vor allem Abhilfe geschaffen werden, und demzufolge
muß eine Erhöhung der im Gewerbeaufsichtidienst beschäf-
tigten Beamten und Beamtinnen verlangt werden, damit
die Beamten imstande sind, nicht nur sämtliche
revisionspflichtigen Betriebe zu kontrollieren, sondern auch
die Revision mit der erforderhchen Gründlichkeit vor-
zunehmen ! So konnten beispielsweise in Bayern nur
44f7 v. H. der Betriebe, in Baden 58,2 v. H., in Würt-
temberg und Hessen 86,7 v. H. resp. 72,2 v. H.
revidiert werden. Erfreulich ist, daß auch im' Berichtsjahre
wiederum Württemberg und Hessen von allen anderen
632
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 40
Bundesstaaten den höchsten Prozentsatz aller revisions-
pflichtigen Betriebe aufweisen konnte. Auch das Verhältnis
der revidierenden Beamten zu den Arbeitgebern war in
Württemberg das denkbar beste, was man besonders in
Preußen nicht behaupten konnte, da sich ein verhältnis-
mäßig großer Teil von Arbeitgebern weigerte, den An-
ordnungen der Beamten nachzukommen.
Beachtenswerte Ausführungen enthalten diesmal die
Berichte über die Arbeitszeit der erwachsenen
Arbeiterinnen. Die durch das Inkrafttreten der Ge-
werbeordnung geltenden neuen Bestimmungen — Verbot
der Nachtarbeit, zehnstündige Arbeitszeit, elfstündige un-
unterbrochene Ruhezeit nach Beendigung der täglichen
Arbeitszeit, einstündige Mittagspause, früher Arbeitsschluß
an den Sonnabenden und den Vorabenden der Festtage —
konnten überall, zumal die zehnstündige Arbeitszeit in
vielen Betrieben schon eingeführt war, glatt durchgeführt
werden.
Verschiedentlich wurden jedoch einzelne Betriebs-
zweige durch den Ausfall an Arbeitszeit schwer getroffen,
so u. a. die Textilindustrie und Spinnerei. Aber
auch die Saison- und Kampagneindustrien wurden mitunter
empfindlich diych die neuen Bestimmungen getroffen, so
die Ziegeleien, Bierbrauereien und Zucker-
fabrikationen. In letzteren Industrien geht daher das
Bestreben dahin, eine Verminderung oder gänzliche Be-
seitigung der Frauenarbeit eintreten zu lassen, was dann
auch tatsächlich gegen Schluß des Berichtsjahres verschie-
dentlich eingetreten ist. Der freie Sonnabendnach-
mittag hat viel Anklang gefunden, so erfreuten sich
in Barmen desselben in der Textilindustrie 88,8 v. H.,
in Elberfeld 74,8 v. H. usw. Hinsichtlich der Heim-
arbeit ist noch zu bemerken, daß dieselbe leider nach
Berichten aus Arnsberg und Berlin dadurch gefördert
wird, daß Aufträge nach auswärts an Heimrrbeitcr vergeben
werden. Statt die Heimarbeit einzuschränken, erstreckt sie
sich hier bedauerlicherweise auf immer weitere Kreise.
Sehr zu wünschen läßt ferner der Wöchnerinnen -
schütz. Der Ausschluß der Arbeiterinnen von der Be-
schäftigung während insgesamt acht Wochen vor und nach
ihrer Niederkunft ist nach Ansicht des Qewerbebeamten von
Merseburg ,, schwer zu überwachen und enthält eine
Härte. Der Zeitpunkt der Entbindung ist nicht so genau
vorher zu bestimmen, daß die Arbeiterinnen frühzeitig ge-
nug zum Austritt aus der Arbeit veranlaßt werden könnten,
da die Arbeiterinnen und besonders die unverheirateten
geneigt sind, möglichst bis zum letzten Augenblick in
der Arbeit zu bleiben, um zu verdienen und für die lange
Zeit der Nichtbeschäftigung etwas zurückzulegen". Be-
merkenswert ist hierzu noch die Aeußerung des Beamten
in Liegnitz, daß bei Innehaltung der Vorschriften die
Wöchnerinnen einen erheblichen Lohnausfall erleiden und
es anzunehmen ist, daß deren allgemeine Beobachtung erst
dann erzielt werden wird, wenn das Krankenkasse n-
gesetz eine entsprechende Aenderung erfährt.
Alles in allem kann wohl gesagt werden, daß die neue
Gewerbeordnung den Arbeitgebern zwar neue Beschrän-
kungen auferlegt hat, daß diese aber vielfach dem Gesetze
schon durch die Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit
zuvorgekommen waren, und daß sie sich im übrigen zu-
gestandenermaßen mit den Bestimmungen, ohne tii-f-
greifende Störungen und Verluste, zum Teil überhaupt oly"
Nachteile abfinden können und im wesentlichen abgefur., i
haben. Die Vorteile, welche für die Arbeiter und ilir
häusliches Leben gewonnen sind, müssen anderer-
seits als so erheblich angesprochen werden, daß dem-
gegenüber etwaige ungünstige Wirkungen nicht entschei-
dend ins Gewicht fallen können.
Ein äußerst trauriges Kapitel war bisher in den Be-
richten der Gewerbeinspektoren die Verwendung jugend-
licher Arbeiter und die Durchführung des Kinder-
schutzgesetzes. Nach den vorliegenden Berichten ist
in manchen Bezirken eine Besserung eingetreten, im
großen und ganzen aber harrt hier den Beamten noch
sehr viel Arbeit, da die Zahl der Arbeitgeber, die jugend-
liche Arbeiter an besonders gefährlichen Stellen und Ma-
schinen beschäftigen, noch erschreckend groß ist.
Die Zahl der in gewerblichen Betrieben mit Arbeitskarte
und vorschriftsmäßig beschäftigten Kinder unter 14 Jahren
hat im Berichtsjahre wieder zugenommen, sie stieg in
Preußen von 2420 im Jahre 1909 auf 2749 im Jahre 1910!
Leider sind damit auch die Fälle von offenen Zuwider-
handlungen gegen die Schutzgesetze gewachsen, denn die
Zahl der Bestrafungen steigerte sich von 1909 bis 1910 von
463 auf 539 Personen! Die meisten gewerblich beschäf-
tigten Kinder besaß die Rheinprovinz, nämlich 1319,
darunter kamen auf den Bezirk Düsseldorf allein 751,
also mehr als 25 v. H. aller beschäftigten Kinder. Die
Berliner Aufsichtsbeamten beklagen besonders die Schwie-
rigkeiten der Kontrolle, hervorgerufen durch den häufigen
Wechsel der Arbeitsstätte und die Beschäftigung der Kinder
außerhalb der Werkstätten. Das Alter dieser Kinder ging
bis auf sieben Jahre hinab, die Arbeitszeit stieg
in den Ferien bis auf täglich 9Vl' Stunden. Besonders
groß war die Zahl der Uebertretungen im Bezirk Pots-
dam. Dort wurde ermittelt, daß 839 fremde Kinder ohne
Arbeitskarte und 880 Kinder in Rücksicht auf die Lage
oder die Dauer ihrer Arbeitszeit ungesetzlich beschäftigt
wurden. Dazu kommt noch, daß 425 Kinder noch nicht
das Mindestalter für ihre Beschäftigung erreicht hatten und
III in Betrieben arbeiteten, die für Kinderarbeit überhaupt
gesperrt sind. Im Bezirk Aachen wurden allein 3150
Kinder in der Hausindustrie beschäftigt, davon waren 1530
weniger als zehn Jahre alt! Im Bezirk Wies-
baden arbeiten fast 1600 Kinder in der Zigarrenindustrie;
dabei mußten 104 Personen wegen ungesetzlicher Beschäf-
tigung bestraft werden. In der Textilindustrie wurden, wie
seither, die meisten Kinder beschäftigt. Sie wies aber nicht
die größte Zahl der Uebertretungsfälle auf, da sie vor-
wiegend Hausindustrie ist und Uebertretungen der Schutz-
bestimmungen dadurch sehr selten zur Kenntnis der Auf-
sichtsbeamten gelangten. Sehr viele Bestrafungen kamen
dieserhalb in der Industrie der Erde und Steine und der
Nahrungs- und Genußmittel vor.
Hervorzuheben ist diesmal die Mitwirkung der Lehret,
und der Schulärzte. Nach einem Erlaß des Kultus-
ministers vom Jahre 1910 muß jetzt jede Volksschul-
klasse ein Verzeichnis ihrer gewerblich be-
schäftigten Kinder anlegen. Diese Verzeichnisse
werden jährlich zweimal von den Gewerbeaufsichtsbeamten
revidiert, und sie können dann die darin enthaltenen An-
gaben zum Ausgangspunkt ihrer Recherchen und Maß-
nahmen machen. Erschwert wird auch die Revisionstätig-
keit der Beamten durch den weiteren Umstand, daß viele
Eltern auf das bißchen Verdienst der Kinder mit an-
gewiesen sind. Ist der Vater kränklich oder die Mutter
Witwe, so kann der bescheidene Verdienst der Kinder
nicht entbehrt werden. Aber auch diejenigen Familien sind
übel dran, in denen der Familienvater Saisonarbeiter ist.
Aehnlich klagen die Beamten in Württemberg. Sehr
vermißt wird hier der noch nicht eingeführte Eintragungs-
zwang durch die Schulen, so daß namentlich bei den
Revisionen in Gebirgsdörfern viel Zeit dadurch verloren
geht, die erwerbstätigen Kinder überhaupt erst aufzufinden.
Es werden dann einige praktische Beispiele der gering ent-
lohnten Kinderarbeit geboten, u. a. das mühsame Spindel-
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
633
stecken in der Uhrenindustrie, das auch die Sehkraft der
Kinder schwer gefährdet; solche Arbeiten könnten wohl
durch die Technik auch automatisch besorgt werden, doch
fehlt der Ansporn zu solchen Fortschritten, solange sich
30 billige Kinderhände dafür finden. Desgleichen haben
in Bayern die ermittelten Zuwiderhandlungen infolge
der Abänderungen der Gewerbeordnung wesentlich, d. h.
um 2264 Fälle (!), zugenommen! Grobe Verstöße wurden
hauptsächlich gegen das Verbot der Nachtarbeit ge-
meldet, die wieder am häufigsten in Ziegeleien und Ge-
treidemühlen zu beanstanden waren. Günstiger lauten da-
gegen die Berichte der Gewerbeaufsichtsbeamten aus
Hessen. Hier sind die Zahlen der erwerbstätigen Kinder
stetig zurückgegangen. Von der Gesamtzahl aller hes-
ri:.chen Volksschulkinder 206 880 waren 3644 oder l,76o/o
erwerbstätig. Beachtenswert ist ferner der Hinweis der
Beamten auf die vielfach vorkommende Uebermüdung der
Kinder durch landwirtschaftliche Arbeiten. Be-
sonders gefährlich, und zwar sowohl körperlich wie
sittlich durch das Zusammenarbeiten mit wenig guten
Elementen erwachsener Arbeiter, ist die Verwendung der
Kinder an und bei den Dreschmaschinen, die im Kreise
.Worms allein in 27 Orten nachweisbar war. Jeden-
falls lassen sich hier durch ein verständnisvolles Hand-
inhandarbeiten von Schule, Gewerbeaufsicht und Polizei-
behörden, durch Aufklärung der Eltern und Gewerbe-
treibenden über die oft recht schwer verständlichen Be-
stimmungen des Gesetzes, durch Mitarbeit der Presse
und der verschiedenartigen Wohlfahrtsvereine allmählich
bessere Verhältnisse erzielen.
Die Verkürzung der Arbeitszeit hat nach
den Berichten entsprechend den früheren Jahren keine
wesentlichen Fortschritte gemacht. Die kürzere Arbeits-
zeit, die den Arbeiterinnen erst durch das neue Gesetz ge-
sichert werden mußte, hatte in den meisten Bezirken mit
höher gearteter Arbeit und mit vorwiegend männlicher
Arbeiterschaft schon längst Eingang gefunden. Ueber
zu lange Arbeitszeiten ist dagegen noch vielfach in
Württemberg in den sogenannten Verordnungs-
betrieben, den Bäckereien, Getreidemühlen, Gast- und
Schankwirtschaften, Steinbrüchen zu klagen. Ueber zu
lange Arbeitszeiten lauten ferner die Berichte aus Baden.
Besonders in der chemischen Industrie und in
den kleinen Elektrizitäts-, Wasser- und Gaswerken kamen
oft Wechselschichten mit einer Arbeitsbereitschaft von 24,
ja sogar 48 STiinden vor! Nicht nur lange Arbeitsbereit-
schaft, sondern tatsächlich angestrengte Arbeit von sechs-
unddreißig Stunden Dauer beim Ausladen der Schiffe in
den Kohlenlagern kamen zur Kenntnis. In H e s s e n macht
gleichfalls noch immer die Durchführung der Vorschriften
über die Mindestruhezeit für die Gasthausangestellten
Schwierigkeiten. Bei den Angestellten, die früher häufig
selbst die 24stündige Ruhezeit zu umgehen suchten, scheint
dagegen jetzt die Erkenntnis über die gesundheitliche Not-
wendigkeit dieser größeren Pause zu wachsen. „Die An-
gestellten streben nach der Ruhepause, auch auf Kosten
eines Verdienstausfalles. Sie stellen ihr körperliches Wohl
über die wirtschaftliche Beeinträchtigung", schreibt der
Gewerbeaufsichtsbeamte für Darmstadt. Der Beamte
für Gießen muß dagegen von der besonderen Schwierig-
keit der Durchführung der Ruhezeitverordnung in den
Bädern berichten, wo die Gasthausangestellten selbst
die Kontrolle durch ungenaue Angaben erschweren.
Ein äußerst wichtiges und lehrreiches Kapitel aus den
Berichten ist das der Unfallverhütungen. Die Zahl
der Unfälle hat eine bedauerliche Vermehrung erfahren,
trotzdem Verbesserungen auf dem Gebiete cler Unfall-
verhütung ständig vorgenommen werden und auch das
Verständnis für diese Bestrebungen wohl bei Arbeit-
gebern wie Arbeitnehmern wächst. Zahl der gemel-
deten Unfälle stieg beispielsweise in Bayern von 15 876
im Vorjahr auf 17 888 im Berichtsjahr! Wenn auch die
größte Steigerung die jetzt sorgfältiger als früher gemel-
deten leichteren Unfälle aufweist, die um 1683 zunahmen,
so stiegen doch auch die Todesfälle um 45, die schweren
Unfälle um 61. Als Ursachen der auffallenden Mehrung
der Unfälle sieht der Zentralinspektor das Wachsen der
Arbeiterzahl, überhaupt die intensivere Tätigkeit infolge
der Belebung der Geschäftslage, die vermehrte Verwendung
von Maschinen, sowie das Zusammentreffen einiger
Massenunglücksfälle an. Nach einer zusammenfassenden
Berechnung trafen im Berichtsjahr auf 1000 beschäftigte
Arbeiter 25,4 Verletzte, also ein recht hoher Prozentsatz!
Höchst unerfreulich lautet auch der Bericht über Baden,
wo die Arbeiterschaft neuen gewerbehygienischen Maß-
nahmen selbst oft Widerstand leistet, da sie deren
Bedeutung unterschätzen. Auch im Königsberger
Bericht wird über Außerachtlassen der erforderlichen Schutz-
vorrichtungen und Sicherheitsvorschriften sehr geklagt. Die
erste Hilfeleistung bei Unfällen ist in größeren Betrieben
gut geordnet, läßt aber in kleineren und ländlichen Be-
trieben viel zu wünschen übrig. Durch Einrichtungen zur
besseren Lüftung von Arbeitsräumen, durch Anlegung von
Dunst- und Rauchabzügen und mechanischen Staub-
absaugungen, durch Verlegung ungeeigneter Arbeitsräume
aus Kellergeschossen, Entlastung zu dicht belegter Arbeits-
räume, Ergänzung von Kleiderablagen, Wascheinrichtungen
und Aborten wurden manche Verbesserungen der Arbeits-
verhältnisse in gesundheitlicher Beziehung erzielt.
Die Folge der vielfachen Uebertretungen der Arbeiter-
schutzbestimmungen und auch des Kinderschutzgeseizes
sind Strafen. Leider sind aber in fast allen Fällen die
Strafen so niedrig bemessen, daß sie bis jetzt über-
haupt noch nicht abschreckend gewirkt haben. Gern ver-
schmerzen gewissenlose Arbeitgeber Strafen von
einer, drei oder fünf Mark für Uebertretungen
des Kinderschutzgeseizes, da der verbleibende Nutzen
immer noch sehr groß ist. So mußten in Königsberg
720 Gewerbetreibende wegen Schulversäumnis ihrer
Lehrlinge mit Geldstrafen bis zu zehn Mark bestraft
werden und ein Maschinist erhielt wegen Beschäftigung
eines Kindes beim Reinigen von Dampfkesseln eine Strafe
von fünf Mark. Aehnliche Fälle könnten noch aus vielen
anderen Bezirken berichtet werden.
Hier muß vor allen Dingen eine Aenderung eintretenl
Strafen von einer bis zu fünf Mark für derartige schwere
und leichtfertige Uebertretungen der Ar-
beiterschutzbestimmungen wie des Kinderschutzgeseizes
können niemals die beabsichtigte Wirkung erzielen. Wenn
daher von den Aufsichtsbeamten in diesem Falle eine
gewisse Lauheit Platz greift, so braucht man sich dessen
nicht zu wundern. Warum erst Anzeige ei'statten, wenn
es doch nicht viel nützt!
Zu erwähnen ist schließlich noch, daß mit Hilfe
der Gewerbeaufsichtsbeamten viele Verbesserungen in
der Abfassung von Arbeitsordnungen zustande
kamen. Ferner konnte vielfach über das Zustandekommen
von weiteren Tarif abschlüssen, Arbeiteraus-
schüssen wie Erhöhung der Löhne und Bes-
serung der Wohnungsverhältnisse berichtet
werden. —
Aus dem hier Gesagten ersehen wir zur Genüge, daß
die Arbeiterschaft in den Gewerbeaufsichtsbeamten treue
Berater und Helfer besitzt, die ihr im Laufe der letzten
Jahre in wirtschaftlicher und hygienischer Beziehung wert-
volle Zugeständnisse verschafft, das Verhältnis zwischen
634
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 40
Arbeitnehmer und Arbeitgeber Vielfach günstiger gestaltet
uhd manche Lohnkämpfe im Keime erstickt hat. Dringend
zu wünschen \\'äre aber besonders, wie schon eingangs
bemerkt, die Zahl der Beamten und Beamtinnen
möglichst bald so zu erhöhen, daß in Zukunft
alle Betriebe, die in Betracht kommen, revidiert werden
können.
Anmerkung der Redaktion: Der vor'icgende
Bericht veranlaßt uns, von neuem d;irauf hinzuweisen, daß
die Tätigkeit der Qewerbeaufsichtsbeamten sich immer
noch nicht auf die technischen Angestellten erstreckt. Ob-
gleich die Angestellten in Betrieben arbeiten, die von den
Inspektoren revidiert werden, hört man nie etwas über
die wirtschaftliche Lage und die Schicksale der Betriebs-
beamten. Dabei sind im Lauf der letzten Jahre zu wieder-
holten Malen Mißstände aufgedeckt worden, die beweisen,
daß die Techniker oft genug bedeutend schhmmer daran
sind als die Arbeiter. Während die Arbeiter längst er-
fahren haben, welchen Nutzen ihnen die Gewerbeinspek-
tion gebracht hat, kommt es auch heute noch v'or, daß es
Angestellte gibt, die sich aus falsch verstandenem Standes-
bewußtsein gegen eine Unterstellung unter die Qewerbe-
aufsichtsbeamten sträuben. In unseren Forderungen an
eine Revision der Q.-O. gehört die Abänderung des
§ 139 b in der Art, daß Betriebsbeamte, Werkmeister
und Techniker in den Bereich der Gewerbeordnung zu
ziehen sind.
SOZIALE BEWEGUNG
Die Arbeitslosen-Versicherung
ist auf dem Deutschen Städtetag in Posen Gegenstand
umfangreicher Beratungen gewesen. Nachdem in der
Reichsversicherungsordnung die vier großen Teile der
Arbeiterversicherung vorläufig geregelt worden sind, bleibt
als letztes und schwerstes Problem die Frage der Ar-
beitslosen-Versicherung. So viel bis jetzt an ihrer Losung
gearbeitet worden ist, immer hat sich herausgestellt, daß
die Schwierigkeiten größer waren, als man geglaubt hatte.
Es ist das vor allen Dingen in dem periodischen Cha-
rakter der Arbeitslosigkeit begründet, die von Beruf zu
Beruf äußerst verschieden ist. Neben den Berufsorgani-
sationen der Angestellten sind es bisher in Deutschland
nur einige wenige Städte gewesen, die eine praktische
Lösung versucht haben, ohne allerdings einheitliche Er-
folge zu erzielen. Da in Zeiten großer Wirtschaftskrisen
in erster Linie die Städte unter der Massenhaftigkeit der
Arbeitslosen zu leiden haben, so lag es nahe, daß diese
Frage von der Gesamtvertretung der deutschen Städte
aufgerollt wurde. Zwei Referate wurden gehalten, von
denen das eine einen Ueberblick über die geschichtliche
Entwicklung, das andere praktische Richtlinien für die
künftige Ausgestaltung der Versiciierung zu geben suchte.
Der bekannte Sozialpolitiker, Dr. Adickes, der Oberbürger-
meister von Frankfurt a. M., faßte seine Ausführungen
in mehrere Thesen zusammen, deren Hauptergebnis war,
daß die Regierung des Reiches und der Einzelstaaten
veranlaßt werden sollten, Untersuchungen ein-
zuleiten, um das Versicherungsbedürfnis sowie die Mittel
zu seiner Befriedigung für die einzelnen Gewerbe- und
Arbeiterkreise festzustellen. Weitergehende positive Vor-
schläge wur^ii nicht gemacht. Für viele war im Gegen-
teil die Mahnung, die Arbeitslosen-Versicherung nicht den
einzelnen Kommunen, sondern dem Reich zu übertragen,
eine große Enttäuschung. Die grundsätzliche Stellung, die
Adickes zur Arbeitslosenfrage einnimmt, ist indessen nicht
neu. Schon vor 8 Jahren, als er auf dem ersten deutschen
Städtetag über die sozialen Aufgaben der Kommunen
sprach, äußerte er sich in demselben Sinne, daß die Ge-
meinden besser täten, größeren und finanziell leistungs-
fähigeren Körperschaften diese Sorge zu überlassen. Es
ist zweifellos, daß die kommunale Regelung der Arbeits-
losigkeit ihre Nachteile hat. Wir wollen nur die be-
deutendsten nennen. Einmal hat die Arbeiterschaft in den
allerwenigsten Städten Einfluß auf die Zusammensct/ung
des Magistrats, und nur wenig Einfluß in der Stadt-
verordneten-Versammlung. Ferner hat eine Kommune
kaum die Möglichkeit, die bei den einzelnen Berufen sehr
verschieden großen Risiken auszugleichen. Schließlich be-
deutet die Versicherung, so lange sie nicht für alle Ge-
meinden einheitlich geregelt ist, für die fortgescUfittensten
Kommunen eine Erschwerung ihrer finanziellen Leistungs-
fähigkeit, da viele Arbeiter versucht sein würden, der
Arbeitslosen-Versicherung zuliebe sich in der betreffenden
Stadt dauernd niederzulassen, und andererseits würde für
die Arbeiter selber die Freizügigkeit einigermaßen in Frage
gestellt sein. Eine Lösung all dieser Schwierigkeiten scheint
uns in erster Linie dadurch gegeben zu sein, daß die be-
rufenen Vertreter der Arbeitnehmer, nämlich deren Organi-
sationen, Träger dieser Versicherung würden, wie sie es
ja größtenteils heute schon sind und daß ferner ihre Arbeit,
die dem Interesse der Gesamtheit dient, dadurch erleichtert
wird, daß Zuschüsse von Staat oder Gemeinde gezahlt
werden. Freilich wird die Opposition gegen diese Art der
Regelung gerade in Deutschland außerordentlich groß sein.
Es wird fraglich sein, ob man bei der sozialpolitischen Rich-
tung des Deutschen Reichstages wird erwarten können,
daß öffentliche Gelder den Arbeitnehmerorganisationen zur
Verfügung gestellt werden. Trotzdem wird diese Art der
Regelung gewählt werden müssen, denn sie war bisher
die einzige, die praktische Erfolge aufzuweisen hat. Neuer-
dings spricht auch dps Beispiel Englands für diese Art
der Regelung, wo ganz in unserem Sinne die Arbeiter-
organisationen jedenfalls teilweise Träger der Versiche-
rung geworden sind. Hier wird künftig viel aufklärende
Arbeit in der Oeffentlichkeit und im Reichstag nötig sein.
Bei der gegenwärtigen Zusammensetzung der Volks-
vertretung ist kaum zu erwarten, daß in absehbarer Zeit
eine einheitliche Inangriffnahme dieses Problems erfolgen
wird. So bleibt trotz aller Bedenken und Warnungen
das System der kommunalen Unterstützung der Arbeit-
nehmerorganisationen vorläufig die einzige Möglichkeit.
Die Masse der Arbeitnehmer, die tagtäglich von dem Ge-
spenst der Arbeitslosigkeit bedroht ist, würde es nicht
verstehen, wollte man mit der Linderung ihrer Not so
lange warten, bis die Regierungen jahrelange Unter-
suchungen zu Ende geführt hätten. Die will, daß ihnen
jetzt geholfen wird.
*
Soziale Bewegung
Auf der internationalen Konferenz für So-
zi a 1 v e r s i c h e r u n g , die in der Mitte dieses Monats in
Dresden stattfand, hielt G r a f P o s a d o w s k y, der frühere
Staatsminister, eine Ansprache, die viel beachtet worden
ist. Er sprach von den sozialen Jiiämpfen der Gegenwart,
den sozialpolitischen Strömungen der letzten Jahre und
führte schlielMich aus, wie sich nach seiner Meinung die
Gegensätze in Zukunft ausgleichiMi würden. Die wirt-
schaftliche Entwicklung habe sich überstürzt und laste mit
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIk'ER-ZEITUNG 1911
635
so starkem Druck auf dem Einzelnen, daß dieser meistens
außer stände sei, sich selber zu helfen. Da müsse der
Staat aus seiner Neutralität hervortreten und Uebelstände
beseitigen, gegen die der Einzehie machtlos sei, müsse
sozialpolitische Maßnahmen ergreifen. Der Graf wandte
sich damit gegen diejenigen Kreise, die immer von ein^r
sozialpoHtischen Ueberlastung, von einer Ueberstürzung
und Ueberhastung der sozialen Gesetzgebung reden. Aber
er ging noch weiter. Unumwunden stellte er fest, was
„echt nationale" Gemüter als Verhetzung der Massen hin-
zustellen pflegen, nämlich, daß überall da, wo Individuen
sich zu gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen vereinen,
Klassenkämpfe und Klassengegensätze entstehen. Das ist
für einen Mann, der jahrelang die innere Politik des Reiches
geleitet hat, ein bemerkenswertes Geständnis. Alierdings
ist diese Weisheit nicht überwältigend neu und außerdem
schief ausgedrückt; denn auch wo keine „Vereinigungen
von Individuen zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaft-
lichen Interessen" vorhanden sind, bestehen die sozialen
Klassengegensätze. Nur daß überall da, wo die Organi-
sationen anfangen zu arbeiten, aus ganz natürlichen Grün-
den die Gegensätze, die Kampfesfront deutlicher werden. Da-
mit ist aber auch gesagt, daß fürs erste die Konflikte um-
fangreicher und zahlreicher werden müssen. Erst wenn
auf beiden Seiten die Macht groß genug ist, daß eine gleich-
mäßige Kraftverteilung stattfindet, erst dann ist Aussicht,
daß gerade durch das Mittel der Organisationen die soziale
Kriegführung mildere, kultiviertere Formen annehmen wird.
Die Kämpfe selber werden freilich darum noch lange nicht
aus der Welt geschafft, die werden sich stets erneuern.
Und auch das wird sich schwerhch verhindern lassen, was
Graf Posadowsky als Wunsch aussprach, daß neue wirt-
schaftliche Schädigungen vermieden werden. Wo Kampf
ist, da sind auch Opfer und X'erluste. Nur darauf kann
es ankommen, nur das ist von der Zukunft zu erwarten,
daß die Form des Kampfes weniger brutal, daß der
Kampf selber anständiger, vornehmer geführt wird.
Solange es Unternehmer giljt, die im Arbeiter und An-
gestellten immer eine Art Mensch zweiter Klasse sehen,
die, sobald nur bescheidene Wünsche geäußert werden,
von Begehrlichkeit und Anmaßung reden, solange die
Organisationen nicht ehrlich anerkannt werden als die be-
rechtigten Vertretungen der Arbeitnehmer, solange wird
man sich damit abfinden müssen, daß der Kampf in aller
Schärfe bestehen bleibt. Seit geraumer Zeit wird — vor
allem durch die Rheinisch-westfälische Zeitung — die
Oeffentlichkeit bearbeitet, daß der Reichstag eine Gesetz-
gebung gegen Gewerkschaften und alles, was sich Arbeit-
nehmerorganisation nennt, inaugurieren möchte. Auch
wenn die Aussichten, die Gesetzgebung für solche Torheiten
mobil zu machen, nicht sonderiich groß sind, so ist es doch
bezeichnend, wie wenig man in jenem Lager daran denkt,
die Organisationen als notwendige Ergänzung der Gewerbe-
freiheit, als erste Existenzbedingung des Arbeitnehmers
anzuerkennen. Von jener Seite, scheint es, wird man den
Frieden oder gar den Kampf mit fairen Mitteln erst zu
allerletzt erwarten dürfen. Auch Graf Posadowskv wird in
langjähriger Praxis erfahren haben, wo die erbitterten
Gegner allen sozialen Fortschritts sitzen, so daß seine
Prognose der kommenden Zeit auch ihm nicht mehr als
ein frommer Wunsch, als eine schöne Hoffnung sein wird.
Die Konferenz selber hatte eine inhaltreiche Tages-
ordnung vorgesehen. Prof. Hartmann behandelte das
Thema „Maßnahmen zur Verhütung von Be-
triebsunfällen, G e w e r b e k r a n k h e i t e n und
Volkskrankheite n". Eine Menge von Unfällen und
Betriebskrankheiten ist zurückzuführen auf übertriebene
Sparsamkeit, die es versäumt hat, Schutzmaßnahmen durch-
zuführen. Diese aber anzuwenden, ist ein Gebot der
Menschlichkeit. Der Arbeiter setzt beim Abschluß des
Arbeitsvertrags mehr ein als nur seine Arbeitskraft: heile
Knochen und Gesundheit sind es, die er drauf gibt. Nichts
sollte unversucht bleiben dürfen, was ihn vor Gefahren
schützen könnte. Ueber das Maß dieser Sicherungen war
man sehr verschiedener Meinungen : der Referent wollte
ein Gesetz, das den Fabrikanten verpflichtet, von vorn-
herein nur solche Fabrikate auf den Markt zu bringen, die
den Verhütungsvorschriften entsprechen.
Zwei weitere Referate über „Grundsätze des Heil-
verfahrens der Sozialversicherung" und die „Verbindung
staatlicher Zwangsversicherung und freier Privatversiche-
rung nach den bisherigen praktischen Ergebnissen"
brachten ein umfangreiches Material, aus dem hervor-
gehoben zu werden verdient, daß die tatsächlichen Erfah-
rungen im Lauf der Jahre eine Fülle von Belegen für die
Anwendung der Zwangsversicherung gebracht haben. Man
erinnert, daß bei ihrer Einführung viele und scheinbar ge-
vv'ichtige Bedenken gegen sie vorgebracht wurden. Es
hat sich herausgestellt, daß die freiwillige Versicherung
versagt hat und gerade die unerfahrenen und bedürftigsten
Familien hilflos ihrem Schicksal überlassen bleiben.
Daß von einigen Debatterednern die Ueberspannung
des Versicherungszwangs als Konfiskation des Eigentums
bezeichnet v/urden und auch die Privatangestellten-Ver-
sicherung angeblich Kreise einbeziehe, für die der Weg der
Selbsthilfe der gegebene sei, nimmt nicht Wunder, wenn
man erfährt, daß der eine französische Professor, der andere
deutscher Berufsgenossenschaftsdirektor war.
H l: II STANDESBEWEGUNG Ii V: II II
Em ,, modernes" Anstelliingsschreiben
In B r i e g , einem nicht ganz unbedeutenden Provinz-
städtchen der Nähe Breslaus, hatte ich dieser Tage über
,, Standesfragen" zu reden und kam dabei u. a. auch auf
die Konkurrenzklauseln in den Anstellungs-
verträgen des Baugewerbes zu sprechen. Als ich aus
der Menge des zu unserer Verfügung stehenden Materials
einige Beispiele zum besten gab, konnte man aus den
zweifelnden Zwischenrufen und Gebärden einiger älteren,
anscheinend in guten Stellungen sitzenden, oder gar selb-
ständigen Techniker erkennen, daß diese die vorgetragenen
Beschränkungen der persönlichen Freiheit für unmöglich
hielten, meine Darstellung zum mindesten aber als über-
trieben betrachteten. Besonders unglaubwürdig erschien
anscheinend den Herren eine Klausel, die den Dienst-
verträgen einer bekannten G. m. b. H. aus Nordhausen
entnommen ist. Mit dieser Klausel wird einem An-
gestellten, der das fürstliche Gehalt von 140 M monatlich
bezieht, unter Vereinbarung einer Konventionalstrafe von
20 000 M für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten,
zwei Jahre lang nach dem Austritt aus der Firma, sich
selbständig an einem Konkurrenzunternehmen der Aktien-
gesellschaft zu beteiligen oder in einem solchen als Be-
amter, Angestellter, Gehilfe usw. in Stellung zu treten.
Auch einige andere Klauseln, aus Architekti'.rbureaus
und kleineren Baugeschäften stammend, erregten das Kopf-
schütteln meiner ungläubigen Zuhörer. Es gibt aber leider
immer noch Kollegen, die solange nicht einsehen wollen,
wie tief der Tecimikerstand bereits gedrückt ist, bis ihnen
selbst das Feuer auf den Nägeln brennt, oder ein per-
sönliches Erlebnis ihren frommen Glauben an die harmo-
nischen Arbeitsverhältnisse unseres Berufes jäh zerstört.
In Brieg konnte erfreulicherweise den Leuten ge-
holfen werden. Es gab sich Gelegenheit, einmal durch
ein Beispiel aus jüngster Zeit und nächster Nähe zu zeigen,
was alles noch einem Bautechniker geboten wird. Vor
Beginn der Diskussion der gutbesuchten Versammlung
übergab mir ein Versammlungsteilnehmer ein Anstellungs-
schreiben, dessen nachherig'e Vorlesung auch die ,, Un-
gläubigen" überzeugte. Damit konnte schlagend der Nach-
weis erbracht werden, daß die Anstellungsmethoden der
schweren und großen Industrie auch in den Kleinbetrieben
des Baugewerbes immer mehr Eingang finden und meine
scharfe Kritik dieser sogenannten „patriarchalischen Zu-
stände" durchaus berechtigt war.
Die G. m. b. H. aus Nordhausen mit ihrer zwei-
jährigen Beschränkung des Fortkommens ihrer Angestellten
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 Heft 40
/ —
636
und der 20 000 M Vertragsstrafe wird in der Tat über-
trumpft und durch einen Baumeister aus der Provinz weit
in den Schatten gestellt. Wir lassen mit Erlaubnis des
betreffenden Kollegen das Anstellungsschreiben dieses
Vertreters der baugewerblichen Klein- oder Mittelbetriebe,
als klassisches Dokument zur Illustrierung der Arbeits-
verhältnisse der Bautechniker, im Wortlaut folgen:
Herrn Bautechniker
Auf die am vergangenen Sonnabend in meinem
Bureau mit Ihnen gehabte Unterredung hin, engagiere
ich Sie zum sofortigen Antritt unter nachstehenden Be-
dingungen :
An Gehalt zahle ich Ihnen pro Monat 150 M.
Arbeitszeit ist im Sommer von sechs Uhr
morgens bis sieben Uhr abends, im Winter
beginnt der Dienst den Lichtverhältnissen ent-
sprechend später. Im Veranschlagen, flotten, modernen
Zeichnen sowie Bauführung sind Sie erfahren und
selbständig. Durch Annahme des Engagements
verpflichten Sie sich ausdrücklich, inner-
halb der nächsten 15 Jahre in Obernigk
oder Umgegend von 12 km kein Konkur-
renzgeschäft zu eröffnen bezw. zu be-
treiben, nochsich mittelbaroderunmittel-
bar an einem solchen zu beteiligen, im an-
derenFalleSiezueinerZahlungvonSO 000 iVI
an mich verpflich-tet sind.
Falls Sie gesonnen sind, die Stellung unter vor-
genannten Bedingungen anzunehmen, ersuche ich Sie nach
Empfang dieses m. Schreibens mir dies sofort tele-
phonisch od. telegraphisch wissen zu lassen u.
mir auch mitzuteilen, wann Sie kommen.
Mit Hochachtung
Erich Voigt.
Ist es nötig, dieses Schreiben zu kommentieren? —
Bei einem Gehalt von 150 M und einer Arbeitszeit
vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein,
je nach „den Lichtverhältnissen" 15 Jahre die Ver-
pflichtung, dem Herrn Voigt keine Konkurrenz zu
machen! Eür den Versuch im Umkreise von 12 km von
Obernigk Stellung zu nehmen oder gar dem biederen Holz-
händler, Steinzeuglieferanten und Baumeister als Mit-
bewerber bei Vergebung namentlich staatlicher Ar-
beiten^ und Lieferungen gegenüberzutreten, 3000 0 M
Strafe!! Soll man sich da zufrieden geben mit dem
Bewußtsein, daß diese Abmachung gegen die guten Sitten
verstößt, oder soll man nicht vielmehr darauf hinweisen,
daß Unternehmer, die solcher Mittel bedürfen, um
sich im Zeitalter des freien Wettbewerbes geschäftlich auf
der Höhe zu halten, Ursache haben müssen, eine tüchtige
Konkurrenz zu fürchten? Wir enthalten uns eines dahin-
gehenden Urteils. Jedenfalls aber werden unsere Mit-
glieder, die als Bauleiter oder sonstige Aufsichtsorgane
mit Unternehmern, die derartige Verträge nötig haben,
arbeiten müssen, gut tun, den Herren besonders scharf auf
die Finger zu sehen.
Die Entrüstung, mit der das Schreiben von der Ver-
sammlung aufgenommen wurde, fand erfreulicherweise
praktischen Niederschlag in 7 Neuanmeldungen zum
Verband und in dem Zusammenschluß der in Brieg wohnen-
den Einzelmitglieder zu einem, hoffentlieh recht lebens-
fähigem Zweigverein des Verbandes.
Nur wenn alle arbeitnehmenden Techniker solidarisch
zusammenwirken und wie das Verbandsmitglied, dem vor-
stehendes Engagement zuging, solche Stellungen
ablehnen, werden wir zur besseren Wertschätzung der
technischen Arbeit und größerer Freiheit der Persönlichkeil
kommen. K a u f m a n n.
Der Bund der technisch-industriellen Beamten
hat Unglück mit seinen Anfragen über den Mitglieder-
bestand des Verbandes. Nachdem ihm mit aller Deut-
lichkeit nachgewiesen worden ist, daß seine ,, Enthüllungen"
nur dem etwas Neues sagen konnten, der mit Fleiß eine
Täuschung der Verbandsleitung konstruieren wollte, nach-
dem er hier notgedrungen auf der ganzen Linie den Rück-
zug antreten mußte, versucht er, die ihm zuteil gewordene
Belehrung dadurch in ihrer Peinlichkeit zu mildern, daß
er eine vierte Anfrage an uns richtet. Es scheint ihm da
ähnlich zu gehen wie dem getadelten Schüler, der nach
Empfang einer Lektion ein mürrisches Gesicht zeigt und
nicht einsehen will, daß er Unrecht hatte. Er hilft sich,
indem er zum vierten Male die Worte hervorstößt: ich
habe aber doch recht! Und zum vierten Male muß er
sich eine Zurechtweisung gefallen lassen.
Um zu retten, was zu retten möglich ist, hielt der
Bund einen neuen Angriff auf die Finanzgebarung des
Verbandes als das geeignete Mittel, so ziemlich das un-
geschickteste Thema, was er aufgreifen konnte. In der
Bilanz ist die Verbandskasse mit einem Bestand von
203,17 M (Zvveihundertdrei Mark 17 Pf.) aufgeführt, wäh-
rend der Gesamtbestand sämtlicher Kassen des D. T.-V.
dem Kaiserlichen Statistischen Amt mit 457 498 M an-
gegeben ist. Nun glaubt der Bund eine große Entdeckung
gemacht zu haben und geht, das Märchen zu verkünden,
der arme Deutsche Techniker-Verband habe überhaupt nur
ganze 203 M zur Verfügung. Als wir zum ersten Male
diese Darstellung in der Deutschen Industrie-Beamten-
Zeitung lasen, haben wir es nicht für nötig befunden,
darauf einzugehen, weil uns das Märchen gar zu einfältig
schien und weil wir bezweifelten, daß es dem Bund mit
dieser Mär ernst sein könnte. Ein plumpes Mittel, die
Mitglieder zu bluffen, weiter nichts. Indessen zeigt es
sich, daß man zum vierten Male eine Zurechtweisung
nötig hat.
Der Bund soll sie haben! Der D. T.-V. ist eine Organi-
sation zur Hebung des deutschen Technikerstandes. Zu
diesem Zweck hat er satzungsgemäß Ausgaben verschie-
dener Art. Darunter solche für Unterstützungen, Darlehen
und Sterbefälle. Diese speziellen Ausgaben werden der
Ordnung und Uebersichtlichkeit wegen besonders verbucht,
für sie sind besondere Kassen angelegt. Am 31. Dezember
1910 waren in der Hauptkasse 203,17 M, nachdem
an die Darlehenskasse 4000 M, an die Unterstützungskasse
3000 M, an die Sterbekasse 43 168 M, an die Stellen-
losenunterstützungskasse 43 000 M überwiesen worden
waren. Die Bestände aller dieser der Hauptkasse unter-
geordneten Nebenkassen an Betriebskapital, mündelsicheren
Papieren und Hypotheken, einschließlich der 203 M er-
reichten am 31. Dezember die dem Statistischen Amt mit-
geteilte Summe von 457 498 M. Das war der Gesamt-
kassenbestand des Verbandes, dies die Summe, die er
jeden Augenblick zur Verfügung hatte. Wir meinen, das
sei deutlich. Gesonderte Buchführung und gesonderte
Verrechnung haben nichts zu tun mit der finanziellen
Leistungsfähigkeit des Verbandes. Nun glaubt der Bund
tadeln zu müssen, daß das Geld in den einzelnen Kassen
,, festliegt". Er irrt sich, es liegt nicht fest. Der Bund
rühmt sich, daß er jeder Zeit sein ganzes Vermögen auf
einen Punkt werfen könne, etwa zur Durchführung einer
gewerkschaftlichen Aktion. Kann er das? Woher nimmt
er dann das Geld für die laufenden Ausgaben seiner
Sterbekasse, seiner Stellenlosenunterstützung usw.?
Auch ihm wird nichts anderes übrig bleiben als die Me-
thode des D. T.-V., des Leipziger Handlungsgehilfen-Ver-
bandes und des Vereins der Deutschen Kaufleute, der
Deutschnationalen Handlungsgehilfen, des Deutschen Fak-
toren-Bundes, des Verbandes technischer Schiffsoffiziere
und von 13 anderen Privatangestellten-Vcrbändcn zu akzep-
tieren, eine gesonderte Verrechnung der Kassen vor-
zunehmen, was er heute noch nicht tut. Heute schreibt
der Bund, er habe am 31. Dezember 1910 259 269 M als
Kapitalvermögen gehabt, sagt seinen Mitgliedern aber
nicht, daß er von dieser Summe so und so viel Tausende
Heft 40
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
637
für seine speziellen Unterstützungsausgaben — 1910 ca.
45 000 M — reserviert halten muß.
Was sagte der Bund doch früher vom D. T.-V. „Sand
in die Augen der Berufskollegen!" Das ist die Kampfes-
weise des Bundes, Verdächtigungen und Unterstellungen.
. . . Spottet seiner selbst und weiß nicht wie.
H :: :: :; H :: BÜCHERSCHAU
Unterrichtsbriefe für Eisenbetonbau. Von Ingenieur Albert
Tönsmann in Helgoland. Preis eines Briefes 0,25 M.
Für Verbandsmitglieder 0,20 M. Selbstverlag des Ver-
fassers.
Der Verfasser hat die Absicht, den Eisenbetonbau in der
Form von Briefen, die wöchentlich erscheinen sollen, zu be-
handeln. Der ganze Lehrgang soll ungefähr 30 Lehrbriefe um-
fassen. Uns liegen die beiden ersten Probebriefe zur Beurteilung
vor. Darin ?v'ird die Berechnung und Konstruktion der Platte
und des Plattenbalkens an der Hand von Beispielen vorgeführt.
Diese sind der Praxis entnommen und von Tönsmann in einer
leicht faßlichen Weise treffend erläutert. Dem Lernenden wird
dadurch das Eindringen in die Eisenbetonbauvveise sehr er-
leichtert. Wir können die Anschaffung des Werkes um so mehr
empfehlen, als der Verfasser auch Mitglied unseres Verbandes ist.
:: :: :: :: :: :: BRIEFKASTEN H :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
VC 0 h n u n g und Alitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. hine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die .Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und .Antworten lehnt die Schnft-
leitung naclidrüi klich ab. Die zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
«töcke zur Wiedergabe von Zeichnungen nuiß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik-
Frage 212. Aut Eisenbetondecken, die Linoleumbelag er-
halten, sollen die Heizungsrohre verlegt werden. Welche Auf-
füllung und welcher Unterboden würde sich für das Linoleum
am besten eignen und gleichzeitig schalldämpfend und isolierend
wirken?
Frage 213. Wie hoch stellen sich die ungefähren Strom-
erzeugungskosten bei neueren Elektrizitätswerken von mindestens
110 000 PS Leistung pro KW-Stunde, wobei als Betriebskraft
moderne Dampf- oder Wasserkraftanlagen Verwendung finden ?
Frage 214. Welche Zusammensetzung muß ein gutes
Zylinder-Motorenöl für Sauggasmotoren haben?
Frage 215. Für Trinkwasserzwecke wurde vor längerer
Zeit eine 50 mm weite Leitung von schmiedeeisernen, asphal-
, tierten Mannesmann-Muffenröhren (Gesamtlänge 150 m) in einer
Tiefe von 0,5 bis 1,0 m verlegt. Nun zeigt das Wasser, das
an der Quelle einwandfrei ist, an der Entnahmestelle eine gelb-
liche Farbe und einen widrigen, teerähnlichen Geschmack.
Welchen Ursachen ist dies zuzuschreiben? Die Leitung ist im
Verhältnis zum Verbrauch im Durchmesser sehr weit, so daß
das Wasser längere Zeit mit der Leitung in Berührung bleibt.
Frage 216. Welche Firmen liefern gußeiserne Rauch- oder
' Essenschieber sowie Reinigungsrahmen mit Deckeln für Zentral-
heizungskessel (Gliederkessel)?
Frage 217. Wie wird Leinölfirnis auf seine Reinheit am
einfachsten untersucht? Es ist besonders festzustellen, ob jenem
sogen. Firnisersatz beigemischt ist.
Frage 218. Eine Stadtgemeinde soll die dein Kreise ge-
hörige Chaussee übernehmen. Diese ist rd. 850 m lang bei
einem Querschnitt von 6,50 m chaussierter Fahrbahn und zwei
1,50 m breiten Fußgängersteigen mit Bordsteinen. Welche Ab-
findungssumme für Unterhaltung usw. der Fahrbahn und der
Sommerwege kann die Stadt verlangen, und wie ist die Ent-
schädigungsrechnung durchzuführen? Genügt es, die Lebens-
dauer einer (Basalt-) Schüttung mit 10 Jahren zu veranschlagen?
Wie viel cbm Material werden für die zehnjährige Bestanddauer
auf 1 qm Fläche verbraucht? Wie berechnet man weiter die
Unterhaltungs- und Herstellungskosten der Packlage, der Bord-,
Prell- und Schutzsteine, sowie der Gräben und Durchlässe?
Außerhalb des Stadtgebietes ist die Chausseebahn nur 4,0 m
breit. Ist in der Entschädigungsrechnung die Chausseebreite
von 6,5 m oder die von 4,0 m einzusetzen?
Zur Frage 187. Schiffshypothekenwesen. Spezial-Literatu<
über das Schiffshypothekenwesen gibt es meines
V^issens nicht. Die Frage ist 1909 und auch 1910 von Ham-
burger Zeitungen behandelt worden. Besonders beachtenswert
ist die folgende Darstellung, die zugleich auch in rechtlicher
Beziehung Zweifel über die Sicherheit von Schiffshypotheken
ausspricht:
Es muß darauf hingewiesen werden, daß das Hypotheken-
recht auf Schiffe ein ganz anderes ist als das Recht des Immo-
biliarkredits. Vor allem besteht ein fundamentaler Unterschied
zwischen dem Grundbuch und dem Schiffsregister. Das Grund-
buch besitzt öffentlichen Glauben, und eine Eintragung in das
Grundbuch verleiht an sich ein Recht, ohne Rücksicht darauf,
ob in -dieser Eintragung etwa der Besitzer des Grundstücks
falsch angegeben ist. Daher bestellt die Eintragung einer Hypo-
thek in das Grundbuch auch ein sicheres Pfandrecht. Das
Schiffsregister hat dagegen durchaus anderen Charakter. Wenn
eine Schiffshypothek in das Schiffsregister eingetragen ist, so ist
die Wirksamkeit der Eintragung dadurch noch nicht ohne weiteres
sichergestellt. Wenn es sich um eine Hypothek auf Schiffe einer
Partenreederei handelt, dann ist die bloße Eintragung in das
Schiffsregister noch nicht ohne weiteres hinreichend. Vielmehr
muß der Geldgeber, um sicher zu gehen, feststellen, ob der
Korrespondentreeder, dem er das Darlehn gibt, das Recht hat,
die Hypothek eintragen zu lassen oder nicht. Dieses Recht hat
der Korrespondentreeder nur, wenn es ihm von seinen Mit-
reedern zugestanden ist. Haben die Partenreeder den Korre-
spondentreeder nicht bevollmächtigt, Hypotheken eintragen zu
lassen, so hat die Eintragung in das Schiffsregister keinen
Wert. Der Geldgeber muß sich also Gewißheit verschaffen,
welches Vertragsverhältnis zwischen dem Reeder und den Parten-
reedern besteht. Dabei ist es übrigens gleichgültig, ob der
Partenreeder als solcher für das betreffende Schiff eingetragen
ist oder der Korrespondentreeder als alleiniger Inhaber im Schiffs-
register steht. Ferner muß der Hypothekgeber darauf bedacht
sein, daß seine Hypothek versichert ist bezw. daß ihm die
Versicherung des Kaskos zediert wird, denn die Versicherungs-
summe haftet dem Hypothekargläubiger nicht ohne weiteres.
Schulze.
Zur Frage 197. Zerstörung eines Warm Wasserbehälters.
II. (1. s. Heft 39.) Daß Ihr Warmwasserbehälter schon nach
kurzer Zeit Spuren von Zinkzerstörung zeigt, ist im allgemeinen
eine ziemlich "seltene Erscheinung, sofern natürlich der Behälter
fachgemäß verzinkt ist. Sie werden daher gut tun, den Be-
hälter erst gründlich untersuchen zu lassen, denn die Verzinkung
des Behälters muß mindestens zwei- bis dreimal erfolgen, wenn
die Lebensdauer des Behälters viele Jahre anhalten soll.
Uebrigens wird die Kupterrohrheizschlange in der Praxis noch
vielfach ausgeführt, ohne daß der Behälter bezw. die Heiz-
schlange frühzeitig Schaden leidet. Sollten Sie trotzdem keinen
Erfolg haben, dann empfehle ich Ihnen den Einbau einer
schmiedeeisernen verzinkten Heizschlange unter Voraussetzung
eines gut verzinkten Behälters. Ing. E. B r i n e r.
Zur Frage 198. Beseitigung von schwarzen Flächen auf
den Wandungen eines Kirchenschornsteines. Die schwarzen
Flecke aut dem Putz des Schornsteinpfeilers rühren mit großer
Wahrscheinlichkeit vom Regenwasser her, das in den meist un-
benutzten Schornstein fällt und in Verbindung mit dein Ruß
das Mauerwerk durchdringt. Es empfiehlt sich, den Schornstein
mit einem Grove'schen Deflektor zu versehen, dessen ständige
Saugwirkung ein Austrocknen des Schornsteins herbeiführt. Durch
den Sauger wird gleichzeitig das Eintreten des Regens verhindert.
Der Aufsatz wirkt auch dann gut, wenn er nicht über First
mündet, ebenso paßt er sich meist in das architektonische Bild
gut ein. Ein Asphaltanstrich des Mauerwerks vor dem Abputzen
dürfte das Wiedererscheinen der Flecken ausschließen. O. Gi.
Ziir Frage 200. Isolierung einer Beton-Kellcrdccke. I. Der
vorgeschlagenen Ausführungsart dürften keine Bedenken ent-
gegenstehen. Ich habe einen ähnlichen Fall ausgeführt. Dort
wurde die Kellerdecke ebenfalls aus Beton hergestellt. Zur Ab-
gleichung hatte ich einen 20 mm starken Zementglattstrich auf-
gebracht. Als direkter Fußbodenbelag wurde ein 7 mm starkes
Korklinoleum verwendet. Das Korkhnoleum begeht sich sehr
schön, die Fußtritte sind kaum hörbar. Auch in Bezug aut
Wärme hat sich dieser Fußbodenbelag gut bewährt. Beim Ver-
legen des Linoleums muß besonders darauf gesehen werden, daß
der Estrich schön eben ist, da sich an erhöhten Stellen der
Belag leicht durchtritt. Endriß, Mitgl.-Nr. 42 937.
II. Ich empfehle unter den Korkestrich eine 25 mm hohe
Sandschüttung von möglichst dichtem Sand aufzubringen. Dann
kann wohl für Fußbodenwärme und Schalldichtigkeit garantiert
werden, Leonhardt.
638
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1011
HeFt 40
Zur Frage 201. Eiskeller. "Ein Isolieranstrich ist nicht dircitt
notwendig, jedoch ist es ratsam, die Mauern mit Hohlschicht aut-
zuführen. Besser noch, den Hohlraum mit Mull usw. auszufüllen.
L e o n h a r d t.
Zur Frage 203. Schwitzwasserbeseitigung. Bei allen Isolicr-
mitteln ist es nicht das Material selbst, sondern die von diesem
umschlossene ruhende Luftschicht, welche die Isolierung her-
beiführt. Will man mittels einer Doppeldecke isoMeren, oder
durch eine Warmhaltung der Decke den Niederschlag von Dünsten
verhindern, so muß dafür gesorgt werden, daß die in der Doppcl-
decke eingeschlossene Luft nicht mit der Außenluft in Verbindung
treten kann. Bei einer Ventilierung dieser Zwischenschicht
würde mithin gerade der gegenteilige Erfolg herbeigeführt
werden. O. Gi.
Mitteilungen aus dem Verbände
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1454 Heinrich Fricke, Ingenieur, Halle a. S. 1455/5Ö Arthur
Michel, Baumeister, mit Frau, Leipzig. 1457/58 J. Geib, städt.
Baubeamter, mit Frau, Köln a. Rh. 1459 M. Zweck, Leipzig. 14G0, ol
Emil Wusterack, Maurermeister, mit Frau, Berlin-Lichtenberg.
1462 Alb. Schröder, Bauführer, Quedlinburg. 1463 Robert Baiir,
Penig i. S. 1464 Ernst Röhle, Lunzenau. 1465 Bernhardt Benn-
dorf, Architekt, Riesa.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteüungi'n für
die ,,ü. T.-Z." bis späteste.ns Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manusl^ripte müssen auf bjjoiv.lercii, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern cingereiclit werden. Bei jeder tmsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. Vorsitzender, V. u. O. = Versiinmiungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Feitlichkeiten i!sw.
sind überliaupt von der Veröffentlichung in der V'efbandszeitang ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeioren werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bczirksverwaltangen
Brandenburg. Statik kurse und Eisenbetonkur se.
Wie bereits aus den Mitteilungen der Bezirksverwallung hervor-
geht, sollen auch in diesem Winter, wie im vorigen Jahre, w ieder
Kurse über Statik stattfinden. Es ist beabsichtigt, 1. einen
Repetitionskursus (Dienstag), 2. einen F o r t b i I -
dungskursus (Mittwoch) und 3. einen Eisenbeton-
kursus (Freitag) abzuhalten. Als Dozent ist, wie im Vor-
jahre, Herr D i p l.-I n g. Artur Le i p o 1 d , MiigliL-d unseres
Verbandes, gewonnen. Die Vorträge geben in dem gezogenen
Rahmen jedem Teilnehmer Gelegenheit, seine Kenntnisse in Staük
zu revidieren, zu festigen und zu erweitern, da die Themen
erschöpfend behandelt und zahlreiche Beispiele aus der Praxis
gegeben werden. Der Beginn der Kurse ist vorläufig auf Mitte
Oktober d. J. festgesetzt, die Dauer derselben beträgt bei je
einer Wochendoppelstunde etwa vier Monate.
Um ferner vielfachen Wünschen unserer Mitglieder ent-
gegenzukommen, ist weiter in Aussicht genommen, einen Kursus
über das Thema : „Theorie und Berechnung statisch
unbestimmter Systeme auf elementarer Grund-
lage" im Laufe dieses Winters zu veranstalten. Die Vorträge
sollen hierfür an jedem Donnerstag stattfinden. Als Dozent
ist Herr Diplomingenieur E. Pollitzer gewonnen, der ja durch
seine Veröffentlichungen über jenes Thema in der D. T.-Z.
unseren Mitgliedern gut bekannt ist. Die Kurse erstrecken sich
auf ca. fünf Monate, beginnend in der zweiten Hälfte des
Oktober. Die Kurse finden in der 4. Städt. Pfliclitfortbildungs-
schule, Georgenstraße Nr. 30/31, am Bahnhof Friedrichstraße,
statt. Das Honorar für die Teilnahine an jedem der Kurse be-
trägt 20 M, mit Ausnahme des von Herrn Pollitzer gelesenen
Kollegs, wofür je nach der Teilnehmerzahl 25 bis 30 Mark
erhoben werden. Anmeldungen, mit Angabe für welchen der
Kurse, erbeten an Koll. Architekt Felix Hesse, Charlottenburg,
Königsweg Nr. 5, der auch über alles nähere Auskunft erteilt.
Die Schriftleitung unseres Vcrkündigungsblattes, das allen
Bezirkskollegen kostenlos zugesandt wird, teilt uns mit, daß noch
jetzt über 100 Exemplare als unbestellbar /urückkommen. ili in
dem Verkündigungsblatt alle wichtigen Mittcikingen unserer Bc-
zirksverwaltung bekannt gegeben werden, so liegt es im Inle.esse
eines jeden Kollegen, die Zeitschrift regelmäßig zu erhalten.
Wir richten daher wiederholt an alle Bezirkskollegen die Bitte,
unserem Schriftführer, Herrn A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler
Weg 5, sofort jede Wohnungsänderung mitzuteilen. Ebenso'
ersuchen wir um Nachricht, wenn ein Kollege das Blatt nicht
regelmäßig erhält. — Weiterhin machen wir darauf aufmerk-
sam, daß Mitte Oktober eine Sitzung des erweiterten Vorstandes
der Bezirksverwaltung Brandenburg stattfindet. Wii^bitten unsere
Zweigvereine und Einzelmitglieder, soweit dies noch nicht ge-
schehen ist, Kollegen A. Dieter die Adressen ihrer Vertreter in
den erweiterten Vorstand der Bezirksverwaltung umgehend mit-
zuteilen.
Obcrsclilesien. Am Sonntag, 1. Oktober, 31/2 Uhr nach-
mittags, findet in Gleiwitz, Hotel ..Schlesischer Hof", eine
Wanderversammlung unserer Bezirksverwaltung statt, um die
neuen Bezirkssatzungen zu beraten. Wir bitten, recht zahlreich
zu erscheinen. Die Vereine ersuchen wir, einen Vertreter zu
entsenden unter Uebernahme der Kosten auf die Vereinskasse.
Die Anträge für den am 22. Oktober stattfindenden Herbst-
bezirkstag sind bis zum 10. Oktober dem Bezirksvorstand ein-
zureichen.
Zwei
"vereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.: F. J.
Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O. : Jeden Samstag im
Berliner Hof. Samstag, 30. September, abends 8^/4 Uhr, Vor-
trag des Herrn Kollegen Wilh. Roß über: „Wasserwerk des
Landkreises Aachen". — Samstag, 7. Oktober, abends 8^ 'j Uhr,
Hauptversammlungv Tagesordnung: 1. Verlesung des Proto-
kolls. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekanntgabe der Ein-
gänge. 4. Anträge zum Bezirkstag. 5. Besprechung über die
Beschaffung von Zeitschriften. 6. Bericht der Kassenrevisoren.
7. Verschiedenes und Beitragszahlung. — Die Anträge zum Be-
zirkstag bitten wir bis zum 3. Oktober dem Vorstand einzusenden.
Wir ersuchen die Mitglieder, zu den Veranstaltungen zahlreich
und pünktlich zu erscheinen.
Bergedorf. TechnischerVerein. Sonntag, 8. Oktober,
findet eine Besichtigung der im Bau befindlichen Vierländer
Eisenbahn statt. Es wird zuerst der im Gojenberg arbeitende
Löffelbagger im Betrieb vorgeführt werden. Dann wird die
Neubaustrecke bis zur Endstation befahren. In Curslack-Neuen-
gamme werden nähere Erklärungen des Bahnbaus sowie dei
Hoch- und Brückenbauten erfolgen. Der Sonderzug fährt zirka
9 Uhr vormittags vom Staatsbahnhof Bergedorf ab. (Anschlußzug
ab Hamburg 7.46 Uhr.) Am Nachmittag werden einige sehens-
werte Vierländer Bauwerke besichtigt (Kirche, Bauernhäuser)
Das Mittagessen in Vierlanden wird 1,20 M kosten. Anmel-
dungen zur Besichtigung der Bahn und zum Mittagessen sind
möglichst bald an Herrn H. Eggert, Bergedorf, Sillemstr. 15 11,
zu richten. Wir bitten die Einzelmitglieder sowie die Mitgüedci
aller Vereine der Umgegend, recht viele Kollegen, die dem \'er-
bände noch fernstehen, mitzubringen.
Cliarlottcnbi'.ri:. ,,B a 11 Ii ii t f e C ii a r 1 o t f c n b 11 r g" .
Vors.: Friedrich jßrinkmann, Charlottenburg, Goethestraße 15.
Schriftf. : Richard Brennecke, Charlottenburg, Fritschestr. 40 II.
Kassierer: Albert Papenzin, Charlottenburg, Wallstr. 47. V.
u. O. : Jeden ersten Dienstag eines Monats im Logen-Rest.,
Charlottenburg 1, Berliner Str. 61, Ecke Kirchhofstr. Dienstag,
3. Oktober, abends 8' ., Uhr, findet die nächste Monatshaupt-
versammlung im Vereinslokal statt. Die Tagesordnung ist in
dem Verkündigungsblatt der Bezirksverwaltung Brandenburg be-
kannt gegeben worden. Sollte ein Mitglied dieses Blatt nicht
erhalten haben, so wolle man dies umgehend Herrn Kollegen
A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5, mitteilen, an dessen
Adresse auch alle A\itteilungen über Wohnungsänderungen zu
senden sind. — Sonntag, 8. Oktober, findet eine genieinsame
Fahrt nach Brandenburg a. H. statt. Abfahrt: vormitt.igs S Uhr
55 Min. \om Potsdamer Bahnhof Berlin. Weitere Auskunft er-
teilt Kollege Dieter. Wir bitten, zu allen unseren Veranstal-
tungen und Versammlungen Kollegen, die dem Deutschen Tech-
niker-Verband noch fernstehen, einzuführen.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-
A.: Herm. Voigt', Berlin O. 112, Waldeyerstr. 61. V. u. O.:
Jeden ersten Donnerstag im Monat im Wilhelmshof am Wil-
Heft 40 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
639
helmsplatz, Charlottenburg. — Die nächste Hauptversammlung
findet am Donnerstag, 5. Okt. er., mit folgender Tagesordnung
statt: 1. Geschäftliches. 2. Anträge und Festsetzung des Winter-
programms. 3. Vereins- und Verbandsangelegenheiten. 4. Ver-
schiedenes.
Greifswald. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-Adr. :
C. Rost, Greif swald, Baderstr. 24. — Am Sonntag, 1. Oktober er.,
vormittags IOV2 ^f""» findet eine Besichtigung der „Greifs-
waider Maschinenfabrik" statt. Versammlung am Fabrikeingang
in der A"nklamer Straße. Unsere nächste Sitzung findet am
Freitag, 6. Oktober er., abends Va^ Uhr, im Vereinslokal, Re-
staurant Ihlenfeld, Rotgerberstraß'e 8, statt. Tagesordnung:
1. Sitzungsbericht der letzten Versammlung. 2. Aufnahme neuer
Mitglieder, gemeldet Meliorationstechniker Paul Schubert,
Verb.-Nr. 58 282. 3. Eingänge. 4. Rundschreiben des Verbandes.
5. Beitragszahlung. 6. Mitteilungen und Anträge. — Am Sonntag,
8. Oktober er., auf Einladung des Techniker-Vereins Stralsund
gemeinschaftliche Besichtigung der in Stralsund neu erbauten
„Provinzial-Heilanstalt". Abfahrt von Greifsvvald mit dem Eil-
zuge 12.50 Uhr nachmittags. Es sind Sonntagsbilletts zu lösen.
— Am Dienstag, 10. Oktober er., abends i/^Q Uhr, beginnt im
Vereinslokal ein Kursus für Eisenbetonstatik. Kollegen, die an
dem Kursus teilnehmen wollen, werden ersucht, sich bei dem
Vorsitzenden zu melden.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Generalversammlung Dienstag, 3. Oktober, präzise 9 Uhr abends,
im Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Allee 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Aufnahme von
Mitgliedern. 3. Bericht der Kassenrevisoren und Kassenbericht
des 1. Kassierers. 4. Halbschichtige Neuwahl des Vorstandes
und zwar der 1. Mitglieder, Ersatzwahl des 2. Schriftführers
und Wahl der verschiedenen Kommissionen. 5. Anträge des
Hn. Koll. Schnieber betr. Vergnügungen und Pressekommission.
6. Uebergabe des Ehrendiploms an Herrn C. Stoll anläßlich
25jähriger Mitgliedschaft. 7. Besprechung der Herreritour nach
Bremen. — Die Herren Vereins- und Verbandskollegen werden
gebeten, ihre rückständigen Vereins- und Verbandsbeiträge in
den Versammlungen zu bezahlen. — Gleichzeitig werden sie ge-
beten, ihre Wohnungsverlegung unverzüglich Herrn Schriftführer
Weber mitzuteilen.
Hanau. Techniker-Verein. Donners'.ag, 5. Oktober,
abends 9 Uhr, Hauptversammlung im j, Hotel zum Riesen".
Tagesordnung: 1. Verlesung der Eingänge. 2. Mitgliederaut-
nahme. 3. Verbands- und Vereinsangelegenheiten. 4. Noch-
malige Besprechung der Wintervorträge. 5. Besprechung über
das 20jährige Stiftungsfest. 6. Verschiedenes.
Hildesheim. Technischer Verein. Unsere nächste
Hauptversammlung findet am Sonnabend, 7. Oktober, abends
9 Uhr, im Vereinslokal Hotel „Weißer Schwan" statt. Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Mitgliederaufnahme. 3. Bericht der
Kassenrevisoren. 4. Referat des Kollegen K e i t e 1 über Grün-
dung einer Lebensmittel-Einkaufsgenossenschaft. 5. Verschie-
denes. Die Mitglieder werden ersucht, von jetzt ab wieder
vollzählig zu den Versammlungen zu kommen und den Vorstand
in seiner Arbeit zu unterstützen, damit unsere Mitgliederzahl,
die dank einer eifrigen Agitation auch während des Sommers
stetig gestiegen ist, am Schlüsse des Jahres die Zahl 100 er-
reicht. Ferner bitten wir die Kollegen, welche Wünsche haben
in bezug auf Aenderung unseres Jahrbuches, diese bis zum
15. Oktober d. J. dem Vorstand mitzuteilen.
Karlsruhe. Technischer Verein. Rest. „Goldner
Adler", Karl-Friedrich-Straße. Vereinsabend jeden Dienstag
abend 9 Uhr. Am Sonntag, 8. Oktober, findet eine Besichtigung
des städt. Elektrizitätswerkes im Rheinhafen statt. Treffpunkt:
10 Uhr vormittags am Haupteingang des Werkes. Wir bitten
zu dieser sehr interessanten Besichtigung um recht zahlreiche
Beteiligung. Gäste und dem Verein noch fernstehende Kollegen
sind zu allen unseren Veranstaltungen freundl. eingeladen.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
undUmgegend. Vrs. u. Br.-A. : A. Schwertfeger, Laurahütte
b. Kattowitz. Nächste Hauptversammlung: Mittwoch, 4. Okt.,
8V2 Uhr abends, im Pschorr-Bräu, August-Schneider-Str. Tages-
ordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen. 3. Vortrag des Kollegen
Anke über: „Musterschutz und Patentrecht". 4. Bericht über
die Wanderversammlung in Gleiwitz. 5. Verschiedenes. Wir
bitten um vollzähliges Erscheinen, sowie um Einführung von
Kollegen, die dem Verbände noch fernstehen. — Am 15. Oktober
findet gemeinschaftlich mit dem S.-V. Myslowitz ein Ausflug
nach Schoppenitz statt. Abfahrt von Kattowitz 2.27 Uhr. Treff-
punkt für Nachzügler: Bahnhofshotel Schoppenitz. Um 37., Uhr
Vortrag des Wassersuchers Herrn Zischka über: „Auffinden
unterirdischer Wasseradern mittels Wünschelrute".
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Kiel, Fährstraße 7. V. u. O.: Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends 87, Uhr, im „Patzenhofer", Falck-
straße 12. Nächste Mitgliederversammlung am Donnerstag,
5. Oktober. Tagesordnung: 1. Protokoll Verlesung der letzten
Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Eingänge. 4. Verbands-
angelegenheiten. 5. Vortrag: ,, Arbeit und Erholung", Referent:
Kollege Behrens. 6. Sonstiges. — Kassenstunden unserer
Krankenkasse an jedem Donnerstag abends von 772 bis 8^/2 Uhr
im Geschäfts- und Lesezimmer, das nach wie vor geöffnet ist
an jedem Werktage abends von 8 bis 10, Sonntaj^s von 10 bis
12 Uhr vormittags.
Mülheim a. Rhein. Technischer Verein. E. V.
Hauptversammlung am 6. Oktober er., abends 8^/2 Uhr, im
Vereinslokal, Kasinorest., Freiheitstr. 65. Tagesordnung: 1. Pro-
tokollverlesung der vorigen Hauptversammlung. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Kassenbericht über das III. Quartal und
Kostenvoranschlag für das IV. Quartal 1911. 4. Verbands-
angelegenheiten und Verschiedenes. — Um zahlreiches und
pünktliches Erscheinen wird dringend gebeten.
Ojfenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
10. Oktober, abends 8V2 Uhr, Hauptversammlung im Hotel
„Kaiser Friedrich". Die Tagesordnung wird vor Beginn dei
Versammlung bekannt gegeben.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum
Prinzen. Monatsversammlung am Mittwoch, 4. Oktober 1911,
abends 872 Uhr, im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 2. Bericht über den 10. Bezirkstag.
3. Wintervergnügen. 4. Verschiedenes.
Slargard i. P. Techniker-Verein. Vrs. und Br.-A.:
A. Krumbügel. V. u. O. : Mittwoch, 4. Oktober, Stargard i. P.,
Blüchergarten, abends 872 Uhr. Tagesordnung: 1. Protokoll-
verlesung. 2. Eingänge und Mitteilungen. 3. Beschlußfassung
über die Veranstaltung eines öffentlichen Vortrages. 5. Desgl.
über einen Eisenbetonkursus. 5. Vortrag des Kollegen König
aus Frankfurt a. M. 6. Fragekasten. 7. Verschiedenes. Um
pünktliches Erscheinen und um Einführung neuer Kollegen wird
dringend gebeten.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Rudolf Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung
am Donnerstag, 5. Oktober 1911, abends 872 Uhr, im Vereins-
lokal Restaurant „Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung:
1. Mitteilungen und Eingänge. 2. Vierteljahreskassenbericht.
3. Bericht der Kassenprüfer. 4. Besprechung über das Winter-
programm. 5. Technische Fragen. 6. Verschiedenes.
Wetzlar. Technische Vereinigung. Vors. u. Br.-
A. : Bauassistent K. Leonhard, Wetzlar. — In einer am 14. Sept.
im Hotel Kaltwasser abgehaltenen stark besuchten Versammlung
sprach Herr Architekt K a u f m a n n - Berlin über: „Die Be-
wertung der geistigen technischen Arbeit". Referent schilderte
den Einfluß der Technik auf unser Wirtschaftsleben und die
Bedeutung der Technik für die industrielle Entwicklung, die in
keinem Verhältnis stehe zu der tatsächlichen Bewertung der
technischen Arbeitskraft. An Hand von Beispielen wurde der
Nachweis erbracht, daß die Lage des Technikers trotz des
glänzenden Aufschwunges der Technik immer ungünstiger werde.
Die Gehalts- und Arbeitsbedingungen der Angestellten seien
dringend reformbedürftig, ebenso die Stellung desTechnikers in der
Gesetzgebung. Um nach dieser Richtung hin fortschrittlich arbeiten
zu können, müsse sich der Techniker organisieren und seinen
Stand kraftvoll vertreten. Diese Aufgabe habe der Deutsche
Techniker- Verband übernommen. Das Ansehen des Technikers
wächst in dem Maße, in dem seine Organisation wächst. Mit
einem kräftigen Appell an die Unorganisierten zum Anschluß
an die neugegründete Wetzlarer Technische Vereinigung schloß
der Vortragende. Der Abend brachte uns verschiedene Neu-
anmeldungen, so daß unsere Vereinigung nunmehr 30 Mitglieder
zählt. Unsere nächste Hauptversammlung findet am 5. Oktober
im Hotel Luy statt.
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. Br.-A. :
H. Reichert, Berlin SW. 29, Fidicinstraße 40. Kassierer: E. Heß,
Berlin W., Bülowstraße 63. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant Hilsebein, Belle-Alliance-Straße 87.
Nächste Versammlung Mittwoch, 4. Oktober, 9 Uhr abends.
Tagesordnung: 1. Geschäftliches und Protokoll Verlesung. 2. Ver-
bandsangelegenheiten. 3. Vereinsangelegenheiten. 4. Verschie-
denes. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird dringend
gebeten. — Versammlungsbericht. In der Hauptver-
sammlung am 6. September d. J. sprach Herr Architekt Kaufmann
über „Gewerkschaftliche Kämpfe der Gegenwart". Eingehend
referierte der Redner über die Kämpfe der Marinetechniker in
Kiel, Wilhelmshaven usw., sowie über die hier in Berlin be-
stehenden Differenzen mit den Eisenkonstruktionsfirmen. Der
640 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911 Heft 40
Redner wies darauf hin, daß sich in diesen Kämpfen der gewerk-
schaftliche Geist unseres Verbandes und die unbedingte Soli-
darität unserer Kollegen in bester Weise gezeigt haben. Der
Referent ermahnte zum Schluß die Versammelten den gewerk-
schaftlichen Geist im Verbände weiter zu pflegen und immer
bemüht zu bleiben, fernstehende Kollegen zu organisieren, um
so dem Fortschritt im Verbände die Wege zu ebnen. In der
anschließenden lebhaften Diskussion wurden u. a. die Verhält-
nisse in den Berliner Steinmetzgeschäften besprochen und die
in einigen Geschäften erfolgten Kündigungen wegen angeblichen
Arbeitsmangels scharf kritisiert. Allgemein waren die Kollegen
der Ansicht, daß die betreffenden Firmen wohl in der Lage
wären, die Kollegen, vor allem die Verheirateten, über einige
unserer Branche ungünstige Wintermonate hinwegzuhelfen, zumal
der günstige Gcschäftsverlauf im verflossenen Sommer eine der-
artige Maßregel hätte rechtfertigen können. Die Versammlung
sprach den in Mitleidenschaft gezogenen Kollegen ihre vollste
Sympathie aus.
angelegenheiten. 4. Besprechung der im neuen Geschäftsjahr
abzuhaltenden Vorträge, Besichtigungen und Vergnügungen.
5. Kostenvoranschlag für das Vereinsjahr 1911/12. 6. Neuwahl
des Vorstandes. 7. Verschiedenes. 8. Fragekasten. Um zahl-
reiches, pünktliches Erscheinen wird gebeten.
T e c h n i kV r in der Industrie.
Bez. Groß-Derlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Ri.\dorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant ..Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Außerdem finden jeden dritten
Mittwoch im Monat ebendaselbst gesellige Zusammenkünfte statt.
Unsere nächste Mitgliederversammlung findet am 4. Oktober
1911, punkt Uhr, im Vereinslokale statt. Tagesordnung:
1. Geschäftliches. 2. Vortrag des Herrn Dr. Lassen über
Bekanntmachung.
An unsere Mitglieder richten wir zum Quartalswechsel die dringende
Bitte, bei etwa stattfindendem Wohnungswechsel nicht zu versäumen, un-
verzüglich dem Postamte des bisherigen Wohnortes die neue Adresse mit-
zuteilen und 50 Pfg. für Ueberweisung der Zeitung beizufügen. Aber auch
der Verbandsleitung bitten wir hiervon gleichzeitig Meldung zu erstatten,
damit dieser beim nächsten Abonnements-Abschluß die neue Adresse bekannt
ist. Formulare hierzu in Heft 21 Seite IV und Heft 39 Seite VI Jahrgang 1911.
Die Zeitungsabonnements werden nicht vierteljährlich, sondern halbjährlich
abgeschlossen und zwar in der zweiten Hälfte des Dezember für das erste
Halbjahr kommenden Jahres, in der zweiten Hälfte des Juni für das zweite
Halbjahr laufenden Jahres. Verbaidsleitiing.
tssen. Vermessungs-Techniker-Verein für
Rheinland und Westfalen. Unsere nächste Hauptver-
sammlung findet am Sonntag, 8. Oktober 1911, in Düsseldorf
im Hotel „Zum Löwen", Schadowstraße, statt und zaar: Vor-
mittags 8 Uhr Vorstandssitzung, 9 bis 11 '/s '-"ir Hauptversamm-
lung. Tagesordnung: 1. Protokoll und Schriftwechsel. 2, Be-
ratung der Anträge. 3. Wahl eines Obmannes für die Stellen-
vermittelung. 4. Wahl einer Satzungskommission. 5. Bericht
über den Kassenbestand. 6. Aufnahme neuer Mitglieder. 7. Ver-
schiedenes. Punkt ll'/i' LJhr Vortrag des Herrn !' ' Lustig-
Dortmund. Thema : „W i e soll sich der c h n i k e r
organisieren?" Hieran anschließend Vortrag des Herrn
Kollegen S c h w e i s f u r t h - Elberfeld, Thema: Die augen-
blickliche Lage der Organisationen der Ver-
messung s - T e c h n i k e r. Nachmittags : Besichtigung der
Düsseldorfer Sehensvv'ürdigkeiten. In Anbetracht der Wichtigkeit
der Tagesordnung bitten wir um zahlreiches Erscheinen.
Stettin. Stettin er Bauhütte. Vrs. u. Br.-A.: Paul
Beyer, Stettin, Oberwiek 70 IL Jahreshauptversammlung am
Donnerstag, 5. Oktober d. J., im VereinsloAal „Zum Pschorr",
Falkenwalder Str. 129. Beginn 8'/., Uhr abends. TagesOidnu ig:
1. Verlesung des Protokolls der letzten Hauptversammlung mit
Jahresbericht. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Vereins-
„Entwickelungstendenzen der Gewerkschafts-
bewegung" d e r technischen Angestellten. 3. Ver-
bands- und Vereinsangelegenheiten. 4. Verschiedenes. Wir
bitten dringend alle Kollegen, für einen zahlreichen Besuch der
Versammlungen, sowie für eine recht rege Agitation für den
Verband und Verein Sorge tragen zu wollen. Weiter weisen wir
nochmals auf den Versammlungsbeschhill \om 6. September d. J.
hin, wonach unsere Mitglieder \erpflichtct sind, bis zum Jahres-
schluß 3 M zur Stärkung des Kampf-Fonds des Verbandes bei-
zutragen, und bitten, sich baldigst mit den Solidaritätsmarken
zu versehen. Solidaritätsmarken sind bei unseren Vorstands-
mitgliedern zu haben. Rückständige Beiträge bitten wir mög-
lichst umgehend porto- und bcstcllgeldfrei unserem Kassierer
zu übersenden. Weiter laden wir alle unsere Mitglieder zu
folgenden Veranstaltungen unseres Vereins ein: Sonntag. S.Ok-
tober 1911, nachmittags ^1-3 Uhr, Besichtigung der „Ständiai*;!
Ausstellinrg für Arbciterwohlüihrt in Charlottenburg". Diese
Besichtigung findet mit Damen statt. Treffpunkt bis i/,3 Uhr
in Charlottcnbiirg, Frauenhof erstraße 11 12. Nach der Besich-
tigung findet im „Logenrestaurant", Charlottenburg, Berliner
Straße ein geselliges Beisanunenscin statt. Verkehrsverbin-
dungen: Straiienbahnlinien Q— V— N — R-^T-^64, sowie Unter-
grundbahn bis Bahnhof Knie. Mittwoch, 18. Oktober 1911,
i
HeFt 40
V
abends i/o9 Uhr, im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrich-
straße 138^ zwanglose Zusammenkunft aller unserer Kollegen.
Auch zu diesen Veranstaltungen bitten wir alle Mitglieder pünkt-
lich zu erscheinen. Gäste sind zu allen Veranstaltungen unseres
Vereins jederzeit herzlichst willkommen.
Hamburg. Maschinentechnischer Verein von
1Q08, Hamburg-Altona. Am Freitag, 6. Oktober, abends
9 Uhr, findet im St. Georger Vereinshaus, Inhaber: Ernst Haß,
Hamburg, Große Allee 45, eine außerordentliche General-
versammlung statt, zu der die Tagesordnung drei Tage vorher
bekanntgegeben wird. Um etwaige Protest-Versammlungen zu
vermeiden, ist es notwendig, daß die Mitglieder möglichst voll-
zählig erscheinen.
München. Maschinen - und Elektrotechnischer
Verein. Wir bringen zur allgemeinen Kenntnis, daß mit dem
30. September d. J. die Frist für diejenigen Herren Kollegen
abläuft, die in einer Orts-, Innungs-, Betriebs-, sowie sonstigen
Zwangskasse versichert sind und die Absicht haben, unserer
Techniker-Krankenkasse (eingeschriebene Hilfskasse Nr. 58,
monatlicher Beitrag 3.50 M) zum 1. Januar 1912 beizutreten,
ihren Austritt aus der Zwangskasse beim Vorstande derselben
erklärt haben müssen. — Satzungen, Aufnahmeformulare,
sowie Formulare für die Kündigung der Mitgliedschaft aus
der Zwangskasse stehen zur Verfügung und versendet die Orts-
verwaltung Bauern, Sitz München, der eingeschriebenen Hilfs-
kasse Nr. 58 für Architekten, Ingenieure und Techniker Deutsch-
lands. Br.-A. : Jos. Fischer. Brüsseler Straße 21.
S t a a t s t e c h n i k e r.
St. Johann - Saarbrücken. Eisenbahn-TccJiniker-
Verein. Vrs. u. Br.-Adr. : Ingenieur Feien, Saarbrücken 1,
Talstraße. - Samstag, 7. Oktober, abends S'/, Uhr, im Vcreins-
lokal Tonhalle, Saarbrücken 1, Hauptversammlung. Tagesord-
nung wird noch bekannt gegeben.
L a n d e s v c r c i II M i 1 1 I. S ;i c Ii s i s c Ii c r E i s c n b a Im -
t e c Ii n i k c r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm. Drcsden-A. 14,
Schnorrstraße 4! II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A, :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Mitt-
woch, 4. Oktober, abends 8 Uhr, Versammlung im „Meißner
Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung: 1. Geschäftliches.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Fachvortrag des Herrn Koll.
Deckwarth über den Bau und den Betrieb der neuerbauten
Drahtseilbahn von Erdmannsdorf nach Augustusburg. 4. Ver-
schiedenes. Die Versammlung in Löbau findet am 8. oder
15. Oktober statt.
Zwickau. Eisenbahn-Techniker-Verein. Sonn-
tag, 8. Oktober, nachmittags 3 Uhr, findet im Hotel zur Rose,
Zwickau, Mittelstraße, Versammlung mit einem Fachvortrag des
Herrn Bausekr. Baumgarten über „Die Stahlhcrstellung nach
dem Siemens-Martin-Verfahren" statt. Freifahrt wird gewährt.
Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten.
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Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
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verlässig in d. Ausarbeitg. v. Projekt, u. im Aufstell, v. Vor-
anschlag. 120 M. Probezeit 1 Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Karlsruhe an Hn. Rob. Jais, Sofienstr. 89.
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Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
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E. Reußner, Webskystr. 11.
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Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
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Bgw.-Schule. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
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Markgrafenstraße 94.
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mühle sot. od. z. 1.1.12 selbst, arbeit, Bt., gew. im Entwerf., Ver-
anschl. u. Abrechn. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
3012 Aiinweiler (Pfalz) sof. j. Bt. f. Oktob. u. Novemb.
120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Kaiserslautern an
Hn. O. Braun, Barbarossastr. 37.
3013 Ort im Bez. Regenwalde (Pomm.) sof. Bt. f. Zimmerei-
gesch. Ca. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin
an Hn. G. Borchert, Barnimstr. 16 E.
3014 Ballenstedt a. H. sof. j. Bt., mögl. gel. Zimm., m.
gut. Handschrift. Ca. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3015 Rheinland, Provinzialbeh. sof. Bt., evg., militärfrei,
fl. Darstell., gew. in Arch.-Aufnahm., f. Bureau u. Reise. Dauernd.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. selbstgefertigt. Skizz. Geschäftsstelle
Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3016 Dortmund, Arch.-Firma sof. ca. 25 J. alt. Bt. mit
Kenntn in Perspektiv. u. Aquarell f. alle vorkommend. Arbeit.
150 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rhein-
land u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3025 Sagan i. Schles. z. 10. 10. 1911 tücht., jüng. Bt. m.
Erf. im Hoch- u. Tiefbau, sow. in d. Buchführg. f. groß.
Privatverwaltg. Radfahr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3026 Posen, Maurer- u. Zimmermstr. sof. erf. Bt., gut.
Zeichn. u. Statik., für Bureau u. Baust. 160 bis 180 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen an Hn. Bautechniker König,
Hohenlohestr. 3.
3027 Samter, Baugesch. sof. jüng. Bt., ledig, m. gut. Hand-
schrift u. Erf. in Buchführg. Bis 150 M. Dauernd. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen wie unter 3()2ö.
3028 29 Colmar i. Pos. sof. alt. Bt., 30 bis 35 J. alt, im
Veranschlag, u. Abrechn. durchaus erf.;
desgl. jüng. Bt., etwa 25 J. alt. Stellg. v. läng. Dauer.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen wie
unter 3026.
3031 Kgl. Baubureau in Trebatsch (Brandenburg) sof. tücht.
T. f. Beaufsichtig, d. Außenarbeit, a. 4 Woch. z. Vertretg. Zirka
160 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
1
VI
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 40
3032 Zeulenroda, Zimmermstr. sot. j. Bt., Absolv. ein.
staatl. Bgvv.-Schule, m. einig. Erf. Ca. 120 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3033 Zeulenroda, Baugesch. m. Dampfsägewerk sof. 2. T.
m. Erf. in Kostenanschl., stat. Bereclin. usw. Ang. m. Zcugn.-
Abschr. u. Geii.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Tiefbau.
2984 Gr.-Lichterfelde sof. jüng. Tiefbt. f. Straßenbau, m.
Berl. Verhältn. vertr., evtl. Stenographie. Dauernd. Ca. 150 M.
Ang. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2985 Berlin sof. T. f. Be- u. Entwässerung, Erf. in der
Heizungsbr. erw., dauernd. Anf.-Geh. 150 M. Ang. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2998 Gera, Eisenbahnbaugesellsch. sof. tücht., jüng. Bt.,
bis 24 J. alt, ledig. 120 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2999 Lauenburg i. Pomm., Beb. sof. zwei äußerst tücht. T.
f. Kanalisation. 180 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweig-
stelle Stettin an Hn. O. Borchert, Barnimstr. 16 E.
3018 Birnbaum, Wasserbaubeh. sof. erf. Bt. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen an Hn. Bau-
techniker König, Hohenlohestr. 3.
3019 Kgl. Kanalbauamt im nordöstl. Westf. Bt., mögl. m.
Kenntn. im Eisenbeton, militärtrei, Absolv. ein. Bgw.-Sch., auf
mehr. J. 130 bis 150 M u. Feldzulage. Ang. m. Zeugn.-
Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term. Geschäftsstelle Rheinland
u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3020 Wasserbaubeh. Krs. Angermünde z. 1. 11. 1911 Bt.
m. einig. Prax. im Wasserbau. 150 M u. evtl. mehr. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3021 Burg i. Dithm., Kanalbeh. sof. einige ält. T. m. tadellos.
Zeugn Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3022 Kiel, Kaiserl. Beh. sof. jüng. Tiefbt. Anfangsgeh.
150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Kiel an Hn. F. Ko-
barg, Hansastr. 10.
Vermessung.
3023 f. d. Bearbeitg. ein. Strominventars d. Unterwes. sof.
ein im Vermessungswes. erf. T. 200 M. -^ng. m. Zeugn.-
Abschr. u. Antr.-Term. Zweigst. Bremen an Hn. O. Krause, Neu-
stadts Contrescarpe Nr. 70.
B. für Industrieangestel'le.
Maschinenbau.
2947 Berlin sof. tücht. T., selbst. Zeichn., f. Hochdruck-
rohrleitg. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2948 Ostküste v. Sumatra sof. Mt. m. Kenntn. in d. Gas-
motorenbranche f. d. Betrieb ein. Gummiplantage. 2700 fl. (zirka
1,70 M) u. Tantiemen (anfangs ca. 600 fl.). Ang. an Hn.
B. Schildt. Friedrichsort, Untere Straße 4, z. Weiterbeförderung.
2949 Mannheim, Gasmotorenfabr. sof. Ing. od. T. zur
Ausarbeitg. v. Stücklist. f. Automobile. 150 bis 160 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Mannheim an Hn. Fr. Krieger,
Beethovenstraße 12.
2950 Reinickendorf b. Berlin, Masch. -Fabr. sof. Konstr.,
d. läng. J. in Holzbearbeitgs. -Masch, tätig war u. selbst, arbeit,
kann ;
desgl. T., ebenfalls m. läng. Tätigk. in der Holzbearbeitungs-
masch.-Branche. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Haupt
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
2951 Berlin, A.-G. sof. Mt. f. Aufzüge u. Hebezeuge, d.
mögl. m. Berl. Verhältn. vertr. ist u. sich f. Akquisition eignet.
150 bis 175 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
2952 Großherzogt. Hessen, Gewerbeschule f. d. Zeit vom
15. 10. 1911 bis 1. 4. 1912 Mt. als Lehr., wöchcntl. 43 Stund.,
einschl. Zeichenunterricht. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Gtli.-
Anspr. Zweigst. Frankfurt a. M. an Hn. Joh. Wührmann, Frank-
furt a. M.-Bk., Adalbertstr. 73.
2953 Danzig, Schiffswerft sof. mehr. Schiffsbau-Ing. u. T.
f. Kriegsschiffbau. 180 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Ilangfuhr, Hertastr. 17.
2954 Magdeburg sof. tücht. Konstr., mögl. m. Erf. im
Apparatebau, f. d. chemische Industrie. Bis 200 M;
desgl. tücht. jüng. Konstr., gut. Zeichn., m. einig. Erf.
wie vorstehend. 130 bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigstelle Magdeburg an Hn. P. Herrmann, Magdcburg-S.,
Kruppstraße 12.
2955 Barmen sof. erf. T. z. Anfertig, v. Werkzcichng. f.
Eisenhoch- u. Brückenbau. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr.
u. Antr.-Term. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86.
3000 Charlottenburg sof. j. T. f. Patcntzeichng. Ca. 120 .W.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. M!.
3001 Gelsenkirchen, Gewerksch. sof. tücht. Konstr. für
Walzwerksanlag. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Ge-
schäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3002 Leipzig, Masch. -Fabr. sof. j. T. f. Maschinen- und
Kranbau. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle
der Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
3003 Herborn, Bez. Wiesbaden, Pumpenfabr. sof. jüng. T.
m. Erl. im allg. Masch.-Bau u. mögl. in d. Pumpenbranche. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Wiesbaden an Hn. F. Wunder,
Blücherstraße 24.
3007 Uhlbach b. Stuttgart sof. Mt. f. Flugtechnik, insbes.
f. konstruktive Arbeit. 3000 bis 3600 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Stuttgart an Hn. H. Neff, Stuttgart-Berg,
Rudolfstraße 14.
3008 Reutlingen sof. Mt. f. d. Betrieb ein. größ. Spinnerei,
d. m. Untersuchung, v. Dampfmasch, u. Kesseln vertr. ist. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart wie unter 3007.
3010 Breslauer A.-G. sof. j. T. f. allg. Masch.-Bau m.
einig. Erf. Geh. bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigstelle Breslau an Hn. E. Reußner, Webskystr. 11.
3036 Kiel, Privatwerft sof. jüng. T. f. Vorkalkulationsbureau,
d. Gewichte usw. berechn. kann. 130 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Kiel an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
3037 Hamburg sof. j. Mt. Ca. 150 .M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Hamburg an Hn. E. Natho, Hamburg 23,
Leibnitzstraße 6.
3038 Hamburg sof. j. Mt., mögl. aus d. Buntpapier- od.
Papierverarbeitungsmaschinen-Branche. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Zweigst. Hamburg wie unter 3337.
3040 Charlottenburg sof. j. Mt. f. klein, stat. u. einf.
Träger-Berechng. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Heizungstechnik.
2982 Berlin sof. Heizungst. m. 3 bis 4 J. Praxis. Dauernd.
125 M. Ang. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3004 Berlin sof. ält. T. f. Heizg. Dauernd. 200 bis 225 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3005 Neustadt i. S. sof. j. H.-T., geübt. Zeichn., m. Erf.
in Projektierg. u. Ausführg. a. 3 Mon. evtl. länger. Ca. 120 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3006 Obertürkheim sof. Mt. f. d. Heizungsfach. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart an Hn. H. Neff, Stuttgart-
Berg, Rudolfstraße 14.
3017 Bonn sof. jüng. Heizungst., d. selbst, kleinere u.
mittl. Projekte bearbeit. Dauernd. 130 bis 150 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstr. 86.
Eisenkonstruktion.
2957 Zawodzie b. Kattowitz, Stahlfassongießerei u. Eisen-
konstr.-Werkstätte sof. Konstr. m. Ingenieurbildg., sich. Statik.,
t. Bureau. 180 bis 200 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
3039 Osnabrück, Eisenkonstr.-Werkst. sof. Mt., gut. Statik.,
zunächst z. Aushilfe, evtl. dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Osnabrück an Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetzt durch Mitglieder: 2S67 (Kiel). 2803 (Mei-
ningen). 2860 (Birnbaum). 2359 (Castrop). 2784 (Kupferdreer).
2767 (Prenzlau). 2970 (Wilmersdorf). 2905 (Wannsee). 2663
(Delmenhorst). 2864 (Jever). 2904 (Schöneberg). 2932 (Span-
dau). 2936 (Berlin). 2883 (Berlin). 2881 (Harburg). 2923
(Dillenburg). 2430 (Köln). 2929 (Schwedt). 2785 (Dortmund).
2877 (Werden). 2807 (Wiesbaden). 2927 (Schildberg). 2892
(Mülhausen i. Eis.). 2984 (Berlin). 2900 (Bleckede). 2902
(Danzig). 2796 (Osnabrück).
Erledigt: 2890 (Magdeburg). 2821, 2S76 (Frankfurt a. M.).
2934 (Berlin). 2896 (Seußlitz). 2878 (Charlottenburg). 2277
(Mülheim). 2689 (Trebnitz). 2813 (Marggrabowa). 2897 (Kö-
nigsberg i. Pr.). 2822 (Wetzlar).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
48345. 51655. 58826. 50314. 47065. 56370. 46982. 59334-
50241.
63065.
62564.
20003
56703.
61175.
35826.
58916-
62543.
01437.
12725.
02169.
54795.
63074.
47901.
32162
62337.
59697.
62534.
49617.
57700.
50011.
62337.
57201
56959.
27256.
01197.
61458.
57293.
56556.
46982.
7892
50855.
61883.
51134.
60S46.
60292.
55250.
01465.
48802.
38697.
63246.
42493.
31922.
6 1678.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafeiistraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 41 schriftieitung: e. Rieh. Schubart, Berlin. 7. Oktobcr 1911
= \ ' - ~ - ~
Inhalt: Die Krankenversicherung - Tönende Tt-lefuiiken - Lchnf. agcn im Arbeitsrechte - Kultur und Kunst - Sozi.ile Bewegung - StandesbeNsegung - Zgitsclirift.n-
schau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Krankenversicherung
Von Regierungsassessor Dr. CL. HEISS, Treptow-Berlin.
(Nachdruck verbo'en.)
I.
Die Arbeitskraft ist für die meisten Privatan-restellten
das einzige, für alle aber das wichtigste Besitztum, von
dem ihre ganze Existenz abhängt. Es ist daher für die
Privatangestellten nicht minder wichtig als für die Ar-
beiter, dieses hohe Gut, wenn es durch Krankheit leidet
oder gar einer dauernden Gefährdung ausgesetzt ist, sobald
als möglich wieder herzustellen. Der Gesetzgeber, der für
die Krankenversicherimg den Krankenversichcrungszwäng
eingeführt hat, hat diese Pilicht für so wichtig gehalten,
d;iß er glaubte, ihre Erfüllung durch den einzelnen sei
nicht ausreichend, sondern es handele sich hier um eine
Aufgabe der gesamten staatlichen Gesellschaft. Doch ist
dem Gesetzgeber dabei eine merkwürdige Inkonsequenz
unterlaufen. Während er nämlich alle Arbeiter, für die
der Versicherungszvv'ang besteht, ohne Rücksicht auf die
Höhe ihres Verdienstes dem Versicherungszwang unter-
stellt, verweist er von den Privatangestellten diejenigen,
die nach dem alten Krankenversicherungsgesetz ein Jahres-
einkommen von mehr als 2000 M, nach der Reichs-
versicherungsordnung ein solches von mehr als 2500 M
haben, in Krankheitsfällen auf die eigene Fürsorge.
Es . ist inkonsequent, Arbeiter, die mehr als 2000 bezw.
2500 M im Jahre verdienen, dem Versicherungszwang zu
unterwerfen, Privatangestellte dagegen von diesem Zwang
zu befreien. Denn gerade für die Privatangestellten ist
die Krankenversicherung ein weit dringenderes Bedürfnis
als für die Arbeiter. Sie haben sich — es ist dies ein
durchaus normaler und wünschenswerter Vorgang — aus
dem Arbeiterstande gerade auch deshalb emporgearbeitet,
um eine bessere Lebenshaltung durchführen zu können.
Soziale Beziehungen und Verpflichtungen stellen die Wahl
einer mehr oder weniger anspruchsvollen Lebenshaltung
zudem nicht ihrem freien Ermessen anheim. Mit der Stel-
lung eines Privatangestellten sind vielmehr gewisse Min-
destanforderungen an die Lebenshaltung unzertrennlich ver-
knüpft. Ihre Zwischenstellung zwischen Unternehmer und
Arbeiter legt den Privatangestellten gewisse soziale Re-
präsentationsverpfüchtungen auf, macht einen sozialen Re-
präsentationsaufwand notwendig, den die Privatangestellten
viel schwerer einschränken, dem sie sich viel schwerer ent-
ziehen können als der Befriedigung der einfachsten Lebens-
bedürfnisse. Niemand kümmert sich darum, wenn sich
ein Privatangesteliter mit einem knappen Gehalt und einer
großen Familie kaum recht satt zu essen vermag. Da-
gegen wird es ihm sehr verübelt, wenn er selber, seine
Frau oder seine Kinder nicht anständig gekleidet sind
oder wenn sie nicht standesgemäß wohnen. Daher wird
ein Privatangestellter einen wesentlich höheren Verdienst
haben müssen als ein Arbeiter, der keinen solchen Repräsen-
tationsaufwand zu machen hat, um einen Teil seines Ein-
kommens zur Rücklage für unvorhergesehene Fälle, ins-
besondere aber für Krankheit, frei zu haben. Wenn man
schon einmal den Versicherungszwang grundsätzlich an-
erkennt, dann muß man ihn jedenfalls bis zu der Grenze
durchführen, wo ein für die recht hohen außerordentlichen
Aufwendungen für Krankheit ausreichendes freies Ein-
kommen tatsächlich auch sicher vorhanden ist. Diese
Grenze liegt sicher höher als bei 2500 M.
Fordert man aber, was wir für richtiger halten, die
Sicherung gegen Krankheit durch die Zwangsversicherung
für alle Arbeitnehmer, die in ihren ganzen wirtschaftlichen
Verhältüissen von einem Dritten, dem Unternehmer, ab-
hängig sind, so wird man mit der Festsetzung der Gehalts-
grenze für die Versicherungspflicht noch weit höher hinauf-
gehen müssen. Es ist dies auch schon aus dem Grunde
notwendig, weil die Gesellschaft von den höher entlohnten
Privatangestellten eine bessere Erziehung und Fürsorge
für die Kinder erwartet und weil dadurch auch bei einem
ziemlich hohen Einkommen, etwa bis zur Grenze von
5000 M, der ganze regelmäßige Arbeitsverdienst be-
ansprucht zu werden pflegt. Gerade ein auf höhere An-
sprüche zugeschnittener Haushalt kommt durch die eben
darum höheren Aufwendungen für Krankheit viel leichter
in Unordnung als ein einfacherer. Wenn aber der Kreis
der in die Zwangsversicherung einbezogenen Angestellten
und Arbeiter immer größer geworden ist, so bleibt für
ixiie Angestellten ein so kleiner Kreis von Personen übrig,
daß die Basis zu schmal wird, um eine freiwillige Ver-
sicherung tragen zu können.
Ueberdies behandelt der Gesetzgeber die freien Hilfs-
kassen so ungünstig, daß es ein tollkühnes Unternehmen
ist, eine freie Hilfskasse ins Leben zu rufen. Die private
Versicherung versagt auf diesem Gebiete ebenfalls voll-
ständig wegen des mit der Krankenversicherung ver-
bundenen zu großen Risikos, das vielfach vom Willen des
Versicherten abhängt und deshalb nur durch die gegen-
seitige Kontrolle der Berufskollegen auf ein erträgliches
Maß zurückgeführt werden kann. Vor den privaten
Krankenkassen kann nicht eindringlich genug gewarnt
werden. Sie haben sich bisher fast ausnahmslos als
Schwindelunternehmungen schlimmster Sorte erwiesen.
Auf diesem so enorm wichtigen und schwer zu be-
arbeitenden Gebiete hat die Verwaltung des Deutschen
Techniker-Verbandes durch die Gründung seiner Kranken-
kasse wertvolle positive Arbeit geleistet.
642
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
Das Krankenversicherungsgesetz ist in der Reichs-
versicherungsordnung in zahlreichen, gerade für die Privat-
angestellten besonders wichtigen Punkten geändert worden.
Es ist daher angezeigt, den wesentlichen Inhalt der Be-
stimmungen der Reichsversicherungsordnung über die
Krankenversicherung, soweit sie für die Privatangestellten
von praktischer Bedeutung sind, hier kurz zusammen-
zufassen und gemeinverständlich darzustellen. Leider leiden
unsere sozialen Versicherungsgesetze an einer schwulstigen,
unklaren und verzwickten Darstellung, aus der häufig nicht
einmal die Rechtsgelehrten klug zu werden vermögen, die
aber für einen juristisch ungebildeten Menschen ganz und
gar unverständlich ist. Verschlimmert werden diese Zu-
stände noch durch die Verweisungsseuche, an denen all
diese Gesetze kranken. Statt in kurzen und klaren Worten
zu sagen, was gemeint ist, wird in diesen Gesetzen auf
einen früheren Paragraphen hingewiesen, von dem aus
man nicht selten auf einen weiteren bis zu einem halben
Dutzend neuer Paragraphen verwiesen wird.
lieber die Versichcrungspf licht bestimmt § 165 der
Rcichsversicherungsordnung : Für den Fall der Krankheit
werden versichert
1. Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge, Dienstboten;
2. Betriebsbeamte, Werkmeister und andere Angestellte
in ähnlich gehobener Stellung, sämtlich, wenn diese
Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet;
3. Handlungsgehilfen und Lehrlinge, Gehilfen und
Lehrlinge in Apotheken;
4. Bühnen- und Orchestermitglieder ohne Rücksicht
auf den Kunstwert der Leistungen;
5. Lehrer und Erzieher;
6. Hausgewerbetreibende;
7. die Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge sowie
die Besatzung von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt.
Für alle mit Ausnahme der Hausgewerbetreibenden
ist Voraussetzung für die Versicherung, daß sie gegen
Entgelt beschäftigt werden. Für die Privatangesteliten,
Handlungsgehilfen usw. (Ziffer 2 bis 5 und 7 des un-
mittelbar vorher angeführten Absatz 1 des § 165) ist außer-
dem Voraussetzung der Versicherung, daß ihr regelmäßiger
Jahresarbeitsverdienst 2500 M nicht übersteigt.
Nach § 176 können Familienangehörige des Arbeit-
gebers, die ohne eigentliches Arbeitsverhältnis und ohne
Entgelt in seinem Betriebe tätig sind, sowie Gewerbe-
treibende und andere Betriebsunternehmer, die in ihren
Betrieben regelmäßig keine oder höchstens zwei versiche-
rungspflichtige Personen beschäftigen, der Versiclierung
beitreten, wenn ihr jährliches Gesamteinkommen 2500 M
nicht übersteigt. Dabei kann aber die Satzung der Orts-
krankenkasse das Recht zum Beitritt von einer bestimmten
Altersgrenze und von der Vorlegung eines ärztlichen Ge-
sundheitszeugnisses abhängig machen. Nach § 178 er-
lischt die Versicherungsberechtigung, wenn das regel-
mäßige jährliche Gesamteinkommen 4000 M übersteigt.
Vom Versicherungszwang befreit sind auch nach der
Reichsversicherungsordnung Angestellte auf Seeschiffen,
ein Teil der Bureauangestellten, liberale Berufe, An-
gestellte von Vereinen, Anstalten oder Privatpersonen. Der
Kreis der versicherungspflichtigen Personen ist wiederholt
erweitert worden. Im ersten Gesetz von 1883 beschränkte
er sich auf den Bergbau, das Handwerk, die Eisenbahn,
die Binnenschiffahrt, Bauten und Motorenbetriebe. 1835
wurde das Verkehrsgewerbe einbezogen, 1887 ein Teil der
Seeschiffahrt. Die technischen und Betriebsbeamten aller
versicherungspflichtigen Unternehmungen waren nur bis zu
einem Jahreseinkommen von 2000 M (6"/3 M Tagelohn)
versicherungspflichtig, diese Gehaltsgrenze ist in der
Reichsversicherungsordnung auf 2500 M erhöht worden.
18Q2 wurde der Zwang weiter ausgedehnt auf die im Ge-
schäftsbetriebe der Anwälte, Notare und Gerichtsvollzieher,
Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und Versicherungs-
anstalten beschäftigten Personen, ferner auf Handlungs-
gehilfen und Lehrlinge, mit Ausnahme der Apotheken),
soweit als die aus dem Handelsgesetzbuch ihnen zu-
stehenden Rechte auf Krankenfürsorge aus dem Dienst-
vertrage durch Vereinbarungen beschränkt waren. Diese
Bedingung wurde 1903 aufgehoben.
Durch die Reichsversicherungsordnung wurde nun der
Kreis der versicherungspflichtigen Personen in der Weise
erw^eitert, daß grundsätzlich alle Personen versichenmgs-
pflichtig sind, die bisher der Invalidenversicherungs-
pflicht unterlagen. Insbesondere sind also die land- und
forstwirtschaftlichen Arbeiter, das Gesinde, die Wander-
arbeiter, Lehrer und Erzieher, die bisher teilweise nach
Landesrecht versicherungspflichtig waren, in die allgemeine
reichsrechtliche Versicherung einbezogen worden. Danach
sind also auch alle im Haushalt tätigen Personen, wie
Aufwärterinnen, Stundenfrauen, Waschfrauen, Näherinnen,
Schneiderinnen usw. versicherungspflichtig. Neu hinzu-
gekommen sind auch die Apothekerlehrlinge und Gehilfen,
das Bühnen- und Orchesterpersonal und die Hausgewerbe-
treibenden.
Der Beitritt Versicherungsberechtigter ge-
schieht durch schriftliche oder mündliche Anmeldung beim
Vorstand oder bei der Meldestelle, wobei ein ärztliches
Gesundheitszeugnis, wenn es durch die Satzung gefordert
wird, beigefügt werden muß. Eine Erkrankung, die beim
Beitritt bereits besteht, begründet für diese Krankheit keinen
Anspruch auf die Leistungen der Kasse. Die Kasse kann
binnen einem Monat den Beitritt Erkrankter und solcher
Personen, für die das Gesundheitszeugnis nicht genügt,
.zurückweisen.
Besonders v.ichtig für die Privatangestellten ist der
§ 313, der die freiwillige W e i t e r v e r s i c h e r u n g
regelt. Er ermöglicht es, das Versicherungsverhältnis auch
dann fortzusetzen, wenn das Jahreseinkomiiien 2500 M
übersteigt. Dieser wichtige Paragraph lautet wörtlich:
„Scheidet ein Mitglied, das auf Grund der Reichs-
versicherungsordnung oder bei einer knappschnftlichen
Krankenkasse in den vorangegangenen 12 Monaten min-
destens 26 Wochen oder unmittelbar vorher mindestens
6 Wochen versichert war, aus der versicherungspflichtigen
Beschäftigung aus, so kann es in seiner Klasse oder Lohn-
stufe Mitglied bleiben, solange es sich regelmäßig im In-
land aufhält und nicht nach § 312 ausscheidet (d. h. Mit-
glied einer anderen Krankenkasse wird). Es kann in eine
niedere Klasse oder Lohnstufe übertreten."
Wer Mitglied bleiben will, muß es der Kasse binnen
3 Wochen nach dem Ausscheiden oder im Falle des §311
(wenn er, solange die Kasse ihm Leistungen zu gewähren
hat, als arbeitsunfähig Mitglied bleibt) nach Beendigung
der Kassenleistungen anzeigen. Wer jedoch in der zweiten
oder dritten dieser drei Wochen erkrankt, hat für diese
Krankheit, vorbehaltlich des § 214, Anspruch auf die
Kassenleistungen nur, wenn er die Anzeige in der ersten
Woche gemacht hat. Der Anzeige steht es gleich, wenn
in der gleichen Frist die satzungsmä-ßigen Beiträge voll
gezahlt werden. Mit Zustimmung des Oberversicherungs-
amtes kann die Satzung längere Fristen bestimmen.
Daraus folgt, daß, wer des überaus wichtigen Rechtes
der freiwilligen Fortsetzung der Krankenversicherung nicht
verlustig gehen will, gut tut, die Fortsetzung der Ver-
sicherung sofort bei der Krankenkasse, der er bisher
angehört hat, anzumelden. Es empfiehlt sich nicht, voni
der dreiwöchigen Frist Gebrauch zu machen, da man Icichtl
i
Heft 41
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
643
innerhalb derselben erkranken und dann für die ganze
Dauer dieser Krankheit seiner Rechte verlustig gehen kann.
Wer aber gar die dreiwöchige Frist versäumt, für den ist
dieses wichtige Recht meist für die Dauer seines ganzen
Lebens verloren, er müßte denn nur wieder eine Stellung
annehmen, bei der er wegen eines Gehaltes von weniger
als 2500 M oder als Arbeiter versicherungspflichtig ist,
und in dieser Stellung mindestens 6 Wochen verbleiben,
um sich alsdann wiederum mit Erfolg freiwillig zur Ver-
sicherung anmelden zu können.
Die Anmeldung der freiwilligen Fortsetzung der Ver-
sicherung genügt aber nicht, sondern man muß vor allem
auch seine Beiträge regelmäßig bezahlen. In dieser Be-
ziehung bestimmt nämlich § 314 wörtlich folgendes:
„Die Mitgliedschaft Versicherungsberechtigter er'ischt,
wenn sie zweimal nacheinander am Zahltage die Beiträge
nicht entrichten und seit dem ersten dieser Tage min-
destens 4 Wochen vergangen sind. Die Satzung kann
diese Frist bis zum nächstfolgenden Zahltage verlängern.
Erfährt der Vorstand der Kasse glaubhaft, daß das
regelmäßige jährliche Gesamteinkommen eines versiche-
rungsberechtigten Mitgliedes 4000 M übersteigt, so hat er
diesem Mitglied alsbald mitzuteilen, daß seine Mitglied-
schaft erloschen sei. Die Mitgliedschaft erlischt mit der
Zustellung der Mitteilung."
Die freiwillige Fortsetzung der Versicherung kann auch
beim Wechsel des Beschäftigungsortes bei der zuständigen
Krankenkasse des neuen Beschäftigungsortes weitergeführt
werden. Natürlich muß der Versicherte in einem solchen
Falle sich rechtzeitig bei der neuen Kasse anmelden und
darf es nicht versäumen, sich bei der vorgesetzten Be-
hörde dieser Kasse (dem Versicherungsamt) zu beschweren,
wenn seine Anmeldung zurückgevviesen wird. Wenn es
unter dem bisherigen Gesetze vorgekommen ist, daß frei-
willig versicherte Mitglieder im Erkrankungsfalle von der
Kasse mit ihrem Ansprüchen abgewiesen worden sind,
trotzdem sie ihre Beiträge regelmäßig bezahlt hatten, so
war dies eben gesetzwidrig. Gegen derartige Gesetz-
widrigkeiten kann der Versicherte im Verwaltungsstreit-
verfahren seinen Anspruch einklagen. Da die freiwillige
Versicherung bei den Krankenkassen nicht beliebt ist, so
ist die Durchführung der Rechte aus ihr nicht selten mit
Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten verknüpft, umso-
mehr als die freiwillige Versicherung aus dem regelmäßigen
Geschäftsgang der Krankenkassen herausfällt. Es braucht
daher nicht einmal Böswilligkeit vorzuliegen, wenn der
freiwilligen Versicherung von den Kassenvorständen, die
vielfach mit den komplizierten Bestimmungen des Gesetzes
nicht vollkommen vertraut sind, Schwierigkeiten gemaclit
v/erden. In einem solchen Falle ist die Rechtsschutzstelle
unseres Verbandes natürlich jederzeit gern bereit, den Ver-
sicherten mit Rat an die Hand zu gehen. Nur müssen
die Fälle immer sofort gemeldet werden, damit die mit-
unter recht kurzen Fristen nicht versäumt werden.
Die Ortskrankenkassen nahmen bisher schon frei-
willige Mitglieder nur dann auf, wenn es sich um die Fort-
setzung der Mitgliedschaft handelte. Dieser Zustand ist,
wie wir gesehen haben, unter der neuen Reichsversiche-
rungsordnung gleich geblieben, nur ist die Frist für die
Anmeldung der freiwilligen Fortsetzung der Versicherung
von einer auf drei Wochen verlängert worden.
Die kaufmännischen und technischen Privatangestellten
hatten ihre Floffnung auf die Reichsversicherungsordnung
gesetzt. Sie sind aber, wie leider so oft, wiederum schmäh-
lich getäuscht worden. Die Gründe, die in der Kommission
gegen die von uns und zahlreichen anderen Verbänden
von Privatangestellten geforderte Hinaufsetzung der Grenze
der Versicherungspflicht auf 5000 M geltend gemacht
worden sind, sind recht fadenscheinig. Daß bei der Geld-
entwertung und bei der Verteuerung aller Lebensbedürf-
nisse ein Jahreseinkommen von 2500 M keine bessere
Lebenshaltung ermögliche als ein solches von 2000 M
zur Zeit des Erlasses des alten Krankenversicherungs-
gesetzes, konnte allerdings nicht widerlegt werden. Trotz-
dem war es nur mit großen Schwierigkeiten möglich, die
auf 2500 M erhöhte Versicherungsgrenze durchzusetzen.
Eine Verbesserung der Lage der Privatangestellten wurde
mit Rücksicht auf die Erwerbsinteressen des Aerztestandes
abgelehnt und so diese Sonderinteressen eines bestimmten
Berufes von einer viel kleineren Zahl über die Gesamt-
interessen einer an Zahl weit größeren sozialen Schicht
von Angestellten aller Berufe gesteilt.
Trotzdem die Aussichten auf eine baldige Aenderung
der Reichsversicherungsordnung recht gering sind, bleibt
uns unter den gegenwärtigen Umständen nichts anderes
übrig, als auch fernerhin lebhaft für die Hinaufsetzung
der Versicherungsgrenze auf 5000 M zu agitieren. Schließ-
lich wird der Gesetzgeber unserer unermüdlichen zähen
Verteidigungen einer durchaus berechtigten Forderung
weichen müssen. Die Berechtigung unserer Forderung
wird um so klarer erscheinen, je weiter der Kreis der ver-
sicherungspflichtigen Personen ausgedehnt wird. Lassen
vv'ir uns durch noch so zahlreiche Täuschungen unserer
Hoffnungen vom Kampfe für unsere berechtigte Forde-
rung nicht abdrängen, so wird sich auch für uns das
Sprichwort bewähren :
Steter Tropfen höhlt den Stein!
Durch den systematischen Ausbau der Wohlfahrts-
einrichtungen unseres Verbandes sind gerade seine Mit-
glieder in dieser wichtigen Angelegenheit besser versorgt
als die Mitglieder zahlreicher anderer Privatangestellten-
verbände.
Tönende Telefunken
Von Oberingenieur WERNER-BLEINES, Groß-Lichterfelde-W.
In den letzten Jahren hp.ben sich auf dem Gebiete der
drahtlosen Nachrichtenübermittelung bedeutende Wand-
lungen vollzogen, die — obschon von großer Bedeutung —
nicht vv'eit über den engen Kreis der Spezialtechniker hinaus
bekannt geworden sind. Umso schneller hat sich aber die
Einführung der ,,Telegraphie ohne Draht" in die Praxis
vollzogen und so manche Lücke im Nachrichtendienst aus-
gefüllt.
Die Schiffahrt im Küstengebiet, wie die auf hoher
See haben weitgehenden Vorteil aus den Erfolgen dieser
neuzeitlichen Technik gezogen und der Verkehr auf dem
Wasser hat dadurch an Sicherheit und Uebersichtlichkeit ge-
wonnen. Es sei — neben der Ausdehnung des Depeschen-
verkehrs auf bewegliche Fahrzeuge — nur an diejenigen
Fälle erinnert, in welchen sich Schiffe in Seenot befanden,
strandeten oder größeren Maschinenschaden erlitten. Hier-
644
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 41
..■*.a»«WBC*ii
Abb. 1 Der gestrandete Dampfer „Cap Frio" rief mittels Telefunkenapparat rechtzeitig Hilfe herbei
bei konnte von dem zwischen den Hauptmasten meist in
T-Form ausgespannten Dralit — der Antenne — auf un-
siclitbare Entfernungen Irin die Lage des Schiffes geschil-
dert und Hilfe herangezogen werden. Mit der übHclien
Masthöhe von 25 bis 32 m und der verhältnismäßig ge-
ringen elektrischen Ausstrahlung von nur 1,5 Kilowatt
ist es mit den modernen Telefunkenapparaten möglich ge-
wesen, zwischen zwei Schiffen auf 1250 Kilometer Ent-
fernung zu telegraphieren, wobei sogar noch das Hoch-
gebirge der Anden mit 6- bis 7000 m Höhe dazwischen lag.
Aber auch in die Tiefen des Urwaldes ist die
drahtlose Telegraphie eingedrungen, wo das Ausspannen
einer Drahtleitung ebenso umständlich und kostspielig ist
wie die dauernde Unterhaltung derselben. Beschädigungen
durch die tropische* Tierwelt und die üppig wuchernde
Vegetation hinderten bisher vielfach die Anlage von Tele-
graphenlinien in den Tropengegenden. Nachdem es ge-
lungen war, ein in dieser Hinsicht besonders ungünstiges
Gebiet — die Niederung des .Amazonenstromes — mit
den Apparaten des deutschen Telefunkensystems auf etwa
4000 km zu überbrücken, sind noch mehrere Stationen
im Innern teils errichtet worden, teils noch im Bau be-
griffen, so daß die breiteste Stelle Südamerikas durch
diese Telefunkenlinie an den Weltdepeschenverkehr an-
gegliedert wird. Oitterförmige Eisenmaste von 25 bis
100 m Höhe tragen bei Landstationen der Ebene
die Sende- und Empfangsdrähte und werden — auf ihrem
Fußpunkte beweglich — mittels Spanndrähten von allen
Seiten her gehalten. Die Antennendrähte werden dann ent-
weder von der Spitze des Mastes herab schirmartig und
isoliert ausgespannt oder es wird zwischen vier .Masten,
nach deren Mitte hin, ein trichterförmiges Drahtgebilde
zu den Apparaten gezogen.
Im Gegensatze hierzu bedürfen die Gebirgs-
stationen (vgl. Abb. 3) nur verhältnismäßig geringere
Masthöhen, da es — namentlich in steilem Felscngcbiet —
gewöhnlich leicht ist, lange Antennen hiermit auszuspannen.
Abb. 2 Urwald-Station Iqiiitos (Peru)
Hie auszustrahlende elektrische Energie wird sich bei
Eand- und Gcbirgsstationcn im großen ganzen gleich
bleiben; einen Unterschied machen dagegen die in Eisen-
b a h n z ü g e n befindlichen „drahtlosen" Telegraphen
Nicht nur, daß sie ihre Zeichen gewöhnlich bloß
bis zur nächsten Bahnstation senden, sie benutzen auch
Heft 41
DEUTSCHE TECHNIKfR-ZEITUNQ 1911
645
Abb. 3 Station auf Stöckli (Schweiz)
die meist neben der Bahnstrecke entlang gezogenen Tclc-
graphendrähte; denn die von dem Sendedraht des Eisen-
bahnwagens ausgestrahlten Wellenimpulse pflanzen sich
an den Telegraphendrähten entlang viel leichter fort als
durch die freie Luft. Es genügt daher ein kleiner Telc-
funkenapparat, um den fahrenden Eisenbahnzug ständig-
mit den nächsten Bahnstalionen in Verbindung zu erhalten.
Auch in der Luftschiffahrt werden wieder zur-
zeit eifrig Versuche angestellt, um die drahtlose Telegraphio
der Orientierung und Nachrichtenübermittehmg dienstbar
zu machen; letzteres namentlich für Kriegszwecke. Abb. '
zeigt schematisch, wie von der durch zwei Kugeln dar-
gestellten Funkenstreckc aus die Drähte der Antenne ab-
wärts hängen, während die des Gegengewichts vom Netz-
werk des Luftballons oder Luftschiffes gehalten werden.
Letztere benutzen auch das Metaligerippe als Gegengewicht.
(Bei Landstationen ist die Antenne oben, das Gegengewicht
unten, mitunter durch die Erde selbst ersetzt. Letzteres
bedeutet nach den neueren Versuchen indes große Verluste
an elektrischer Energie und wird nur noch angewandt, wenn
kein Gegengewicht zur Stelle ist oder besondere Umstände
dafür sprechen.)
Seit 16 Jahren ist man bestrebt, ohne Drahtverbin-
dung Nachrichten in die Ferne zu senden, was auf ver-
schiedene Weise möglich ist. Unter den Systemen, welclie
sich im Laufe der Zeit dabei herausgebildet haben, ist bis
jetzt das bei weitem leistungsfähigste und weitverbreitetste
das System „T e 1 e f u n k e n". Es ist 1Q03 durch Ver-
jtn,tertrte
Abb. 4
Abb. 5
(Hecke
1 ...
Schema der Ballontelegraphie Schema des ersten Apparates zur Erzeugung und Ueber-
»ohne Draht" tragung elektrischer Wellen nach Prof. Heinrich Hert^
iriKTi^ oder &eqenijen>icf// |
Abb. 6
Schema des Senders
nach Prof. Braun
Ö46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
einigung, der deutschen Syslcmc Braun - Siemens und
Slaby-Arco entstanden, nachdem diese zuvor von der
„Prof. Brauns drahtlose Telegraphie m. b, H.", der „Sie-
mens & Halske Akt.-Ges." und der „Allgemeinen Elektri-
zitäts-Ges." getrennt ausgebildet worden waren. Ein
nennenswerter Fortschritt ist jetzt noch durch die
tönende Funkenstrecke hinzugekommen, wobei
gleichzeitig die übrigen Apparateteile entsprechend geändert
und verbessert wurden.
Die Funkentelegraphie hat damit einen so !i jhen Grad
von Vollkommenheit erreicht, daß es von Interesse ist,
einen Blick auf ihren Entwicklungsgan; / i v ; rli n, zum.il
uns manches, früher Unbegreifliche, jetzt erklärlicii vv'ird.
Im Jahre 1882 — seine Versuche reichen ungefähr
3 Jahre weiter zurück — hatte der leider so früh ver-
storbene Professor Heinrich H e r t z an der Technischen
Hochschule zu Karlsruhe (später in Bonn lebend) nacii-
gewiesen, wie die ■iiochgespannte Elektrizität sich im
Räume ausbreitet und unter anderem auch in der Lage ist,
ohne Drahtverbindung eine elektrische Klingel zu be-
tätigen (Schaltungsschema vgl. Abb. 5).*) Jene genial er-
dachten Versuche blieben jedoch auf das Labo/atorium
beschränkt, bis es ISQj dem damaligen Studenten der
Technik, Marconi, durch Hinzufügung verschiedener
Einzelerfindungen und Entdeckungen (Frittröhre von
B r a n I y , Antenne von P o p o f f., Sender nach Righi usw.)
gelang, auf grö.ßere Entfernvmg hin Mörse-Zeichen zu über-
tragen. In beiden Fällen gelangen die Versuche mit einer
winzig kleinen Funkenstrecke am besten. Sobald aber
schneller oder länger telegraphiert wurde, stellten sich Un-
regelmäßigkeiten und Unsicherheit ein. Infolge Venvendung
immer grölierer Elektrizitätsmengen mußten claher auch
die Funkenstrecken immer größer werden, da sich sonst
ein Lichtbogen bildet, der die Elektroden zu sehr erwärmt
und zerstört, zudesn auch weniger wirksam ist.
Die zu beiden Seiten des Atlantischen Ozeans
errichteten ,,D o n n e r s t a t i o n e n" kamen schließlich
als letztes Stadium dieser Periode zustande. in der
Hauptsache unterscheidet sich nur der E m p f ä n g e r
Marconis von dem Hertzschen und zwar dadurch, daß an-
stelle der Viinzigen Funkenstrecke (B in Abb. 5) ein
viel geeigneteres ,, elektrisches Auge" in Gestalt der Fritt-
röhre (Kohärer) trat und anstatt einer Glocke wurde ein
empfindliches Relais eingeschaltet, welches den in
einem besoiideren Stromkreis befindlichen Morsetelegrapii
mit Schreibvorrichtung auslöste. (Ohne Relais vgl. Abb. 7.)
Bei diesem System Hertz-Marconi sind die- beiden
Kugeln der Funkenstrecke (A) direkt mit dem Sendedraht —
Antenne — verbunden (Abb. 5) und der Aether, den wir
uns tausendmal feiner und leichter als die Luft vorstelie i,
wird in kräftige Schwingungen, versetzt. So sehne!! diese
entstehen, so schnell hören sie auch wieder auf; etwa
so, als werfn Schallwellen durch öfteren Peitschenknall
*) Durch den Tod wurde Hertz an der Fortführung seiner
Versuche und dem weiteren Ausbau der Tlieoric.i vc;h n.iert. Es
ist nicht unvvalirscheiniich, daß sein Leiden (ivlasenkrebs) durcii
physikalische Experimente herbei<^eführt oder begünstigt wurde.
Von den kurzwelligen elektrischen Schwingungen, wie sie in
evakuierten Glasröhren (nach Crookes, Röntgen usw.) auftreten,
ist jedenfalls die Bildung krebsartiger Veränderungen im Laufe
der Zeit bekannt geworden un:l werden jetzt Schu;zvoriichtu:ige;i
von den ständig damit Arbeitenden, namenilich auch von y\c;zten,
angewandt. - ,
Auf die Verwertbarkeit Hertzscher Wellen für eine drahtlose
Telegraphie wies Ferdinand Schmidt in Fulda gelegent-
lich eines Experimental-Vortrages hin. Nachdem Marconi hervor-
getreten war, brachte Schmidt ein Fritterpulver in Verkehr, das
schon die von einer elektrischen Klingel ausgesandten elektrisc'.en
Wellen auf mehrere Meter hin anzeigt.
in langen Zwischenpausen entstehen. Da sich die Wellen-
länge der elektrischen Aetherschwingungen nur In be-
scliränktem. .Maße bei den Marconi-Apparaten ändern läßt,
können auch nur wenige Apparate soweit abweichend auf-
einander abgestimmt werden, als notwendig ist, andere
nicht zu stören. Ein Vergleich mit dem nachstehend
noch besprochenen Per.delbeispie! läßt dies leicht erkennen.
Bei dem lebhaften funkentelcgraphischcn Verkehr in
Deutschland, namentlich in den Häfen, konnte deshalb
das iVlarconisystem hier nicht mehr zugelassen werden, doch
hat es r- infolge seiner Monopolstellung in England und
Italien — sic'i ais nächstgrößtes bezw. zweitverbreitetstes
System eutwickeit.
Das Telcfunkensystem ist — wie erwähnt — aus
mehreren deutschen Erfindungen heraus entstanden und
hat schon 'seit Jahreii seine vielseitige Verwendung vor-
bereitet. Unter anderem kommen hier die von Geheimrat
Slaby und dem Grafen A reo in Beriin erfundenen Ab-
stimmvorrichtungen und' Meßapparate besonders in Be-
tracht. In ihrem Wesen verändert wurden die aus-
gesandten elektrischen ' Wellen durch die von Professor
Braun in Straßburg i. E. erdachte Anordnung. (Braun
und Marconi u-urden bekanntlich durch den Nobelpreis
füi Physik ausgezeichnet.) Die Einführung der Braun-
schen Flaschenerregung und des geschlossenen
S c h w i n g u n g s k r e i s e s in die drahtlose Telegraphie
war bedeutungsvoli.für deren Weitercntvvickelung. — Man
kann sich den Apparat so vorstehen, als wenn die an
den ^beiden Kugein der Funkensircc:;e angeschlossenen
Sendedrähte nicht als Luftdraht und Erdleitung verwendet,
sondern, mit ihren äußersten Enden vereinigt, zu einer
Drahtspule auigerolit werden. Zwischen dieser und
der, einen Kugel werden Verstärkungs- oder L e y d e n e r
Flaschen eingeschaltet (vgl. Abb. 6, Kondensator),
deren großen Metalifiächen sich Elektrizitätsmengen
sammeln.
auf
an-
Hl
Strom.
>raung ni/yr
Abb. 7
rm]-)fäneer mit dem Keilspalt-Fritter des Grafen Aren
Sobald Funken zwischen den Kugeln überspringen^
entstehen in dem geschlossenen, sogenannten Erreger-Kreis
mit Spule und Flaschen elektrische Schwingungen. Aber
auch der Aether wird in wellenförmige Bewegung versetzt
und man spricht von primären Schwingtingen. D:j
sekundären werden in einer zweiten Spule mittels
Induktion erzeugt und durch den daran angeschlossene.!
Luftdraht in den Raum hinaus gesandt.
Heft 41
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
647
Da sich die Aetherschwingungen wellenförmig aus-
breiten, entstehen bei der Braus^chen Anordnung Dop-
pel \v e 1 1 e n. In einem metallischen Leiter (z. B, Luft-
draht oder Antenne) kann und soll aber nur eine Schwin-
gung zur selben Zeit stattfinden; die zweite Welle be-
einträchtigt daher die durch die zuerst eintreffende Welle
hervorgerufenen Schwingungen. Die Anordnung von Hertz
ist in dieser Hinsicht wohl besser, aber die Stärke des einen
Welienstoßes nimmt rasch ab, während bei der Braunschcn
Kondensatorentladung die Funkenentladung seltener, aber
kräftiger ist und jedem Funken und Wellenstoß eine
größere Anzahl langsam abnehmender weiterer Stolpe
folgen, so daß die Aetherschwingungen eine längere Zeit
hindurch immer von neuem angeregt werden.
Aus Abb. 5 kann man sich das Entstehen der elek-
trischen Schwingungen und die Beeinflv.ssung eines zweiten
Luftdrahtes nach den Grundgesetzen der Elektrizitätslehre
erklären. Angenommen, die beiden Kugeln bei A würden
durch eine Influenzmaschine (bezw. einfache Reibungs-
elektrizität) oder einen Induktor mit hochgespannten Elek-
trizität geladen, so wird sich an der einen Kugel die
positive (-|-), an der andern die negative ( — ) Elektrizität
ansammeln. In den anschließenden Drähten muß dann
jeweils in den Endpunkten die entgegengesetzte
Elektrizität vorhanden sein. Steigt nun die Spannung in
dem Kugelpaar A so hoch, daß . ein Ausgleich durch
Funken stattfindet, das heißt also, daß sich beide Kugeln
plötzlich eines Teiles ihrer Energie so entledigen, als wenn
aus den V,entilen einer Dampfmaschine Dampf ausgestoßen
wird, dann sinkt auch plötzlich die Spannung in beiden
Drahtenden und es findet in den Drähten ein elektrischer
Strom statt, welcher sich dem Aether der umgebenden
Luft mitteilt. Bei allen im Wirkungsbereiche vorhandenen
Metalldrähten u. dgl. wird dann auch in entgegengesetzter
Richtung ein Strom fließen und ein Ausgleich der Span-
nungen stattfinden.
Infolge Elastizität des Aethers verbleibt es aber ebenso-
wenig bei einer einzigen Bewegung, wie etwa bei einem
zur Erde geworfenen Ball. Erst allmäh'ich tritt schließlich —
nach mehrmaligen Hin- und Rückströmungen — wieder
der Ruhezustand ein.
Werden die Kugeln stetig weiter geladen, so hört man,
entsprechend dem Kugelabstand, ein mehr oder weniger
schnelles Ueberspringen der Funken; scheinbar regel-
mäßig. Mittels rotierendem Spiegel und Kinematograph
ist jedoch festgestellt worden, daß die Zwischenzeit
während der einzelnen, durch die Funken hervorgerufenen
Schwingungen bei den Normalapparaten für drahtlose Tele-
graphie etwa 500mal länger ist als die jedesmaligen Wellen-
bewegungen. Nach jedem schnell ausschwingenden
Wellenstoß kommt der Aether auf verhältnismäßig sehr
lange Zeit zur Ruhe und muß immer wieder von neuem in
Schwingung versetzt werden.
Bei größerem Kugelabstand läßt sich die Zeit der Auf-
ladung und Funkenentladung leicht beobachten; je kleiner
die Funkenstrecke wird, desto schneller erfolgt zwar das
Ueberspringen der Funken und der Ausgleich, desto
schwächer werden aber auch die Wellenstöße, und ihre
Fernwirkung nimmt ab. Noch deutlicher tritt dies in Er-
scheinung, wenn wir statt einer Kugel eine Spitze ver-
wenden. Dann wird selbst eine geringe Spannung sofort
ausgeglichen und eine wenig oder gar nicht hörbare
Büschelentladung erfolgt zwischen den beiden Elek-
troden, die noch leichter als bei Kugelelektroden in einen
für unsere Zwecke wirkungslosen Lichtbogen übergeht.
Anders gestaltet sich der Vorgang, wenn statt der
Kugeln flache Scheiben verwendet werden. Auf
ihnen wird die elektrische Spannung bis zum Aeußcrsten
steigen und sich mit scharf-knackendem Geräusch entladen.
Dies ist auch noch der Fall^ wen-n die Scheiben auf Bruch-
teile eines Millimeters einander genähert werden. Die
Funkenentladungen erfolgen dann so schnell — etwa 1000
bis 2000 Schwingungen in der Sekunde — , daß sich die
Einzelgeräusche zu einem musikalischen Tone ver-
dichten. Innerhalb der Reichv/eite ciiier derartig aus-
gerüsteten Funkstation werden auch in anderen, nament-
lich darauf abgestimmten Luftdrähten die gleichen Aether-
schwingungen entstehen, welche mittels eines sogenannten
Detektors der Schallplatte (Membran) eines Fernhörers
(Telephon) zugeführt und dort als der gleiche musikalische
Ton vernommen werden können.
Wir erhalten auf diese Weise ein Telegraphier-System
der „tönenden Funke n", das zum Unterschied von
anders gestalteten (z. B. des von Poulsen oder von Lepel)
als tönende Telefunken bezeichnet werden kann.
(Technisch spricht man auch von ,, tönenden Löschfunken",
weil das schnelle Erlöschen der primären Sciivvingungen
im Funkenstromkreise de A-'ssenchmg ungedämpfter
Schwingungen durch die Antenne ermöglicht. Prak-
tisch genommen entstehen dann e i n wellige, kräftige
Aetherschwingungen.)
(Fortsetzung folgt.)
Lohnfragen im Arbeitsrechte
Von Dr. HEINZ POTTHOFF, M. d. R.
(Schluß.)
L o h n s i c h e r u n g.
Während unser Recht es bisher nicht für notwendig
erachtete, dafür zu sorgen, daß für die Dienste des Ar-
beiters eine zum Lebensminimum ausreichende Vergütung
vereinbart wird (abgesehen von der Regel des § 138
B. G. B.), ist Vorsorge dafür getroffen, daß die verein-
barte Vergütung in gewissem Umfange weder vom Arbeit-
geber noch von Dritten vorenthalten oder entzogen werden
kann. Hierhin gehören die Vorschriften der Gewerbe-
ordnung und der Spezialgesetze für gewerbliche Dienst-
verträge über die Pflicht zur Barzahlung des Lohnes, das
Verbot des Trucksystems, der Kreditierung von V/aren
in Anrechnung auf den Lohn, Ungültigkeit von Lohn- oder
Abschlagszahlungen an dritte Personen (alles mit einigen
Ausnahmen). Einem ähnlichen Zwecke dient das Verbot
der Lohnzahlung in Schankwirtschaften, wenn dieses sich
auch nicht gegen Ausbeutung der wirtschaftlichen Schwäche,
sondern gegen Verführung zum Leichtsinn richtet. Alle
diese Bestimmungen sind beschränkt auf gewerbliche Ar-
beitsverhältnisse und finden keine Anwendung auf Ge-
hilfen und Lehrlinge in Handelsgeschäften. Bei diesen
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
ist wie in der Landwirtschaft und in allen übrigen Dienst-
verhältnissen jede Vereinbarung von Naturallohn, Kreditie-
rung, Warenlieferung usw. gültig, die nicht gegen die
guten Sitten verstößt. Dagegen hat allgemeine Geltung
die Bestimmung der Konkursordnung, wonach Lohn-
ansprüche für die letzten 12 Monate zu den bevorrechtigten
Forderungen im Konkurse des Arbeitgebers gehören und
das Lohnbeschlagnahmegesetz, das jedes Arbeitsein-
kommen bis zu 1500 M von der Beschlagnahme und den
gleichen Anspruch für künftigen Lohn von der Pfändung
ausschließt. Die öffentlichen Beamten sind hier bevor-
zugt vor den privaten, indem ihnen von dem überschießen-
den Betrage nur ein Drittel weggepfändet werden kann,
während alle Privatangestellten und alle Arbeiter auf den
absoluten Betrag von 125 M monatlich hcrabgedrückt
werden können. Gegen diese Ungleichheit wird mit Recht
von den Privatangestelltcn agitiert, das Prinzip der relaliven
Pfändbarkeit des Einkommensüberschusses muß auf alle
Arbeitsverhältnisse angewandt werden. Andernfalls müßte
das Existenzminimum entsprechend der Entwertung des
Geldes und der Verteuerung aller Unterhaltsmittei seit
einigen Jahrzehnten wesentlich erhöht werden. Auch die
Sicherung der aus dem Lohnertrage beschafften Wirtschafts-
güter (Wohnungseinrichtung) gegen Kahlpfändung gehört
im weiteren Sinne hierher und bedarf einer Ausgestaltung
nach dem Muster der amerikanischen Heimstättengesctz-
gebung. Schließlich ist noch zu nennen die Unpfändbar-
keit der Beamtenpensionen, der Bezüge aus der sozialen
Versicherung und ähnlicher kleiner Versicherungssummen.
Lohnregulierung (Arbeiterversicherung).
Die Einführung der staatlichen Arbeiter- und An-
gestelltenvcrsicherung im Anschluß an die Pensionsberech-
tigung der öffentlichen Beamten ist der wichtigste Ein-
griff in das Arbeitsverhältnis. Er bedeutet eine gesetzliche
Regulierung des Lohnes, indem er die Arbeitgeber zwingt,
neben der Vergütung für die gegenwärtige Arbcits'uistung
noch eine kleine Amortisationsquote für den Verbrauch
an Menschenleben zu leisten, und die Arbeiter zwingt,
von dem Arbeitseinkommen einen Teil zur Fürsorge für
Zeiten der Arbeitsunfähigkeit zurückzulegen. Sie sichert
ein Existenzminimum für die auf Arbeit angewiesenen
Millionen auch für die Zeit der vorübergehenden oder
dauernden Arbeitsunfähigkeit, und zwar nicht aus all-
gemeinen Mitteln, sondern aus dem Arbeitsertrage der
Versicherten selbst. Dieses volkswirtschaftlich wie sitt-
lich und politisch segensreiche Prinzip hat durch die neue
Rcichsversicherungsordnung einschließlich der in kurzem
zu erwartenden Privatbeamtenversicherung noch nicht ihre
letzte Ausgestaltung gefunden, sondern bedarf noch nach
drei Richtungen hin einer weiteren Entwicklung:
1. Wenn auch der Personenkreis, der den verschie-
denen Versichcrungszweigen untersteht, allmählich ge-
wachsen ist und bezüglich der Kranken-, Invaliden- und
Hinterbliebenenversicherung jetzt nahezu übereinstimmt, so
umfaßt er doch noch nicht alle diejenigen Personen, die
auf Lohn angewiesen sind und bei Unterbrechung ihrer
Arbeitsfähigkeit vor einem Nichts stehen, wenn nicht aus
ihrem Arbeitsertrage eine Rente für sie gesichert wird.
Es muß daher grundsätzlich die Ausdehnung aller Ver-
sicherungszweige auf die Gesamtheit aller Dienst-
verträge erstrebt werden. Ganz verkehrt ist die gegen-
wärtige Gesetzesvorschrift, nach der Angestellte von einer
bestimmten Einkommenshöhe ab (die in jedem Versichc-
rungsgesetz anders bemessen ist) nicht mehr der Ver-
sicherungspflicht unterliegen. Da die Versicherung nur
eine Lohnregulierung im Staatsinteresse ist, so liegt gar
kein Grund vor, bei höher gelohnten Angestellten eine
Ausnahme zu machen. Mindestens müßten sie für einen
Teil ihres Einkommens die Versicherung eingehen (wie
das für die Arbeiter schon Gesetz ist), vielleicht wäre es
aber richtiger, sie voll zu versichern (wie es bei allen
öffentlichen Beamten von jeher Regel und Gesetz ist).
Die unvermeidliche Zulassung der freiwilligen Versicherung
von Angestellten mit höherem Einkommen schädigt die
Zvv^angsversicherten, denn sie hat die Folge, daß haupt-
sächlich die ungünstigen Risiken Gebrauch davon machen.
2. Alle unsere Versicherungseinrichtungen sind zu-
geschnitten auf Arbeitseinkommen bis zu 1500 M jährlich;
die Reichsversicherungsordnung hat für Kranken- und
Unfallversicherung eine Berücksichtigung bis zu 2000 M
Einkommen gebracht; die Angestelltenversicherung
schneidet ihre höchste Lohnklasse auf 4000 M zu. Nament-
lich die Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung muß
also von vornherein unzureichend sein für die Hundert-
tausende, die mit höherem Einkommen ihr unterstehen;
eine Anpassung an ihre Bedürfnisse durch Aufsetzen
höherer Lohnklassen in der Invalidenversicherung, ebenso
durch Erhöhung der Vollanrechnung des Lohnes in der
Unfallversicherung (mindestens auf 3000 M, wie bei der
Seeunfallversicherung schon jetzt) und Erhöhung des Tage-
lohnes in der Krankenversicherung bis auf 10 M ist not-
wendig.
Aber auch an und für sich sind die Leistungen nicht
ausreichend für den Zweck einer Sicherung des Existenz-
minimums in Zeiten der Arbeitsunfähigkeit. Das gilt
namentlich von der Invalidenversicherung mit ihrer be-
scheidenen Altersrente erst vom 71. statt 66. Lebensjahre
ab und von der Hinterbliebenenversicherung, deren Renten
vielfach unter der heute in Großstädten üblichen Armen-
unterstützung bleiben. Die Unzulänglichkeit namentlich
der Kinderrenten und die Beschränkung der Witwenrenten
auf invalide Witwen führt uns zu der dritten Erv/citerung.
3. Mutterschutz und Kinderschutz. Beides
ist im Grunde dasselbe, denn in der Mutter schützen wir
vor allem die werdende Generation und die Mutter selbst
bedarf einer besonderen Fürsorge durch die Allgemein-
heit, weil sie ihr durch die Geburt einen wichtigen Dienst
leistet, der privatwirtschaftlich ihr nicht vergolten wird,
sondern ihre Stellung erschwert, und weil sie in der Mutter-
schaft besonders empfindlich ist gegen die Schädigungen,
welche der Raubbau am Menschen im Arbeitsvertrage mit
sich bringt.
a) Unsere soziale Versicherung trägt dem ja schon in-
sofern Rechnung, als einerseits die Prämien für alle Ver-
sicherten gleich sind, also die Ledigen für die Familien-
versicherung der Verheirateten mit bezahlen und als anderer-
seits die Krankenversicherung den Wöchnerinnen
8 Wochen lang Krankengeld gewährt, die Invalidenversiche-
rung für jedes Kind unter 15 Jahren einen Zuschlag von
lOofl zur Invalidenrente gibt. Aber das genügt nicht, und
auch die Möglichkeit zu weitergehender Mutterfürsorge
durch Krankenkassensatzung bietet keinen Ersatz, weil
wenige unsoziale Arbeitgeber (i c der Vorstandsmitglieder)
derartige Einrichtungen hindern können. Es muß erstrebt
werden, daß die wichtigsten Hilfen, wie Gewährung von
Hebammendiensten und ärztlicher Geburtshilfe an weib-
liche Versicherte und an die Ehefrauen männlicher Ver-
sicherter; Schwangerengeld, das ein frühzeitiges Aufhören
der Erwerbsarbeit gestattet; Stillgeld, das eine möglichst
lange vollständige oder teilweise Befreiung der Mutter
von der Berufsarbeit ermöglicht und dem Kind die Mutter-
milch sichert, durch Gesetz allen auf Lohn angewiesenen
Familien gewährt wird. Denn es ist eine Forderung des
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
649
Gesamtinteresses ; deshalb sollte es auch nicht nur aus
dem Lohn der Eltern, sondern wenigstens teilweise aus
öffentlichen Mitteln bezahlt werden. Ob diese Fortschritte
durch Ausbau der Krankenversicherung oder durch eine
besondere Mutterschaftsversicherung erfolgen, ist eine
Frage der Zweckmäßigkeit. Von volkswirtschaftlichen Er-
wägungen aus aber kann gar nicht genug Geld zur Er-
leichterung der Geburten und zur Sicherung der Säuglings-
gesundheit aufgewandt werden. Denn nirgends können
Kapitalanlagen sich so hoch verzinsen.*)
b) Gleiche Erwägungen fordern einen Ausbau der
Hinterbliebenen - Versicherung, bei der
namentlich der Grundsatz, daß nur arbeitsunfähige Witwen
eine Rente bekommen, unhaltbar ist. Die amtliche Be-
gründung zur Reichsversicherungsordnung erklärte es für
nicht unbedingt nötig, daß arbeitsfähige Witwen Renten
bekommen, da sie ebensogut wie ledige Frauen sich durch
Erwerbsarbeit ernähren könnten. Das mag zugestanden
werden für Witwen ohne Kinder oder mit halberwachsenen
Kindern. Denn Deutschland ist im wirtschaftlichen Wett-
kampfe der Völker ausschließlich auf seine Arbeits-
leistungen angewiesen und braucht die volle Ausnutzung
jeder Kraft. Aber die Mütter im engeren Sinne, d. h.
die Frauen mit kleinen Kindern, haben Besseres und Wich-
tigeres zu tun als in die Fabriken zu gehen. Was sie
an der Spinnmaschine, oder am Webstuhl, oder an der
Nähmaschine, oder auch im Kontore arbeiten, kann gewiß
volkswirtschaftlich recht gut und nützlich sein, aber es
wiegt im Durchschnitt bei weitem nicht das auf, was sie
gleichzeitig zu Hause an ihren Kindern versäumen müssen.
Wenn heute Millionen von Ehefrauen, auch von solchen,
die kleine Kinder zu versorgen haben, im Erwerbsleben
tätig sind, so ist das eine notwendige Folge der tech-
r.ischen Entwicklung, die einen großen Teil der Haus-
frauenarbeit aus dem Hause heraus in die Fabriken ge-
tragen, damit die Hausarbeit geringer und den Geldbedarf
größer gemacht hat. Aber diese Entwicklung der Tech-
nik mit Maschine, Großbetrieb und Organisation hat die
Arbeit jedes Einzelnen auch produktiver gemacht, und hat
zugleich einen wachsenden Teil der wirtschaftlichen Arbeit
von den Frauen auf die Männer übertragen. Das muß
uns ermöglichen können, einen immer größeren Teil der
immer wachsenden Frauenmassen für ihren edelsten Be-
ruf als Mutter freier zu machen.
Gewiß gibt es viele Mütter, die zur Säuglingspflege
und zur Kindererziehung nicht taugen, die sich in Berufs-
arbeit wohler fühlen als zu Hause. Mögen sie dem Be-
rufe nachgehen, soweit ihr Pflichtgefühl es zuläßt. Gegen-
wärtig gibt es aber noch Millionen von Familien, vor
allem der Handlungsgehilfen, Techniker und ähnlicher
unter die • Versicherung fallenden Schichten, in denen die
Frau nicht erwerbstätig ist. Hier soll sie durch eine
Witwenrente davor geschützt werden, daß sie nach dem
Tode des Mannes sofort und unter allen Umständen voll
ins Erwerbsleben hinein muß, auch wenn sie viel lieber
ihren schöneren und wichtigeren Pflichten gegen ihre zarten
K'nder nachkäme.
Zweifellos sind heute die Mütter kleiner Kinder, die
gleichzeitig für sich und ihre Kinder den Lebensunterhalt
schaffen müssen, in einer Weise überlastet, die ohne
schweren Schaden für die Gesundheit der Mütter und ihrer
Kinder nicht bestehen bleiben kann. Die soziale Erleich-
*) Vgl. meine Aufsätze: Rentabilität der Jugendfürsorge
in Zeitschrift Jugendwohlfahrt, Mai 190Q; Volkswirtsch'aftiiche
Bedeutung der Säuglingssterblichkeit in Zeitschrift Jugciidwolil-
fahrt, Januar 1911; Sterblichkeit und Volksreichtum in Zeit-
jchrift Umschau, August 1911.
terung darf aber nicht darin bestehen, daß man der Mutter
die Pflege des Kindes abnimmt; denn die Mutter kann
auch eine gut organisierte Staatsfürsorge nicht ersetzen.
Sondern darin, daß der Mutter die Unterhaltsbeschaffung
erleichtert und ihr damit die Möglichkeit gegeben wird,
sich mehr ihren Kindern zu widmen; denn das kann der
Staat auf die einfachste Weise, durch Bewilligung einer
Rente.
Deswegen müssen entweder alle Mütter kleiner
Kinder beim Tode des Mannes eine Witwenrente erhalten,
oder die Kinderrenten müssen so hoch sein, daß sie eine
wirkUche Unterstützung für die Mutter mit sind. Dazu
müßten die Waisenrenten aber mindestens dreimal so hoch
sein wie jetzt.
Die Witwen- und Waisenversicherung ist eine not-
wendige Ergänzung zur Mutterschaftsversicherung. Denn
je höher die Kultur steigt, desto notwendiger wird die
Erhaltung bestehender, gesunder Leben. Wenn hundert-
tausend Kinder sterben, so ist das volkswirtschaftlich viel
schlimmer, als wenn hunderttausend Kinder nicht ge-
boren werden.
4. Schließlich wird auch ein letztes Problem immer
dringender: d i e A r b e i t s 1 o s e n v e r s i c h e r u n g. Sie
ist eine Folge der Konjunkturschwankungen und von
solcher Bedeutung, daß die Gesetzgebung auf die Dauer
nicht mehr an ihr vorbeigehen kann. Wurden doch vor
einem Jahrzehnte bei allgemeinen Berufs- und Volks-
zählungen im Sommer 300 000, im Winter 800 000 Be-
schäftigungslose gezählt, ohne daß diese Zahlen auf Voll-
ständigkeit Anspruch machen können. Gewiß spielt auch
hier die allgemeine Politik (Zölle, Kartellbildung) eine
größere Rolle als das Arbeitsrecht; und die Beschäftigung
der von der Privatindustrie nicht benötigten Arbeitskräfte
durch Verlegung der öffentlichen Arbeiten in die Zeit der
Geschäftsflaue ist sicher das beste Gegenmittel. Aber da
beides wohl noch auf lange Zeit nicht ausreichen wird,
das Uebel ganz zu beseitigen, tritt der G fJan.ico der Ein-
kommenssicherung während vorüber e v^irtschaft-
licher Unmöglichkeit des Arbcitsvei\ , _ . s durch Ver-
sicherung immer mehr in den Vordergrund. Auch hier
hat die Selbsthilfe der Organisationen den Weg gewiesen.
Die Arbeitergewerkschaften haben Großes geleistet und
in den letzten Jahren je 7 Millionen Mark für Arbeits-
losenunterstützung (außer bei wirtschaftlichen Kämpfen)
aufgewandt. Auch bei den Privatbcamten wird die Stellen-
losenunterstützung eine allgemeine Einrichtung, deren
Leistungen in die Hunderttausende gehen. Von einzelnen
Arbeitgebern sind Kassen und Einrichtungen von lokaler
Bedeutung geschaffen. In steigendem Maße haben
deutsche Großstädte sich der Frage angenommen, sei es,
daß sie besondere Steüenlosenkassen mit freiwiliigem Bei-
tritt gründeten (Typ Bern-Köln) oder den Gewerkschaften
öffentliche Zuschüsse zu ihren Unterstützungen zahlen
(Typ Gent-Straßburg), oder endlich eine allgemeine Kasse
mit Beitrittszvvang erstreben (Typ Düsseldorf)*). Wenn
durch solche Versuche die nötigen v.irtsthaftlichen und
mathematischen Grundlagen geschaffen sind, zu denen
auch eine umfassende Organisation des Arbeits-
nachweises gehört, wird zu erwägen sein, ob das
Reich die Arbeitslosenversicherung einheitlich regein oder
durch Gesetz den Städten die Möglichkeit zur Einrich-
tung kommunaler Versicherungen gewähren, vielleicht auch
sie dazu zwingen wird, um die Armenpflege zu entlasten.
*; Vgl. Heft XIII der Schriften des Deutschen Werkmeister-
verbandes: Dr. Most und Potthoff: Fürsorge für Stellenlose,
Düsseldorf 1910.
650
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
Lohnergänzung.
Ein Hauptfehler des Arbeitsverhältnisses ist, daß der
Lohn gar keine Rücksicht nimmt auf die Bedürfnisse des
Arbeiters. Die Versuche, eine Unterscheidung zwischen
den Bezügen der ledigen und der verheirateten Arbeiter
oder Beamten, eine besondere Erhöhung für kinderreiche
Familienväter durchzuführen, haben keine große Bedeu-
tung gewonnen. Und solange das Arbeitsverhältnis ein
Austausch-Verhältnis von Arbeit gegen Lohn bleibt, wird
auch wohl ein anderer Maßstab als die Leistung für die
Lohnberechnung sich nicht durchsetzen. Deswegen ist eine
Ergänzung des Lohnes (oder wie Flesch es nennt: eine
Vi II II Vi KULTUR UND KUNST H H tt H
Arbeiferwohniing — ÄrbeiteHiaiismt
An ernsthaften Versuchen, schreibt Erich Vogeler im
„Kunstwart*', auch dem Arbeiter vernünftigen Hausrat zu
schaffen, Möbel, die einfach und gediegen, sachlich und
schön sind, hat es ja gewiß nicht gefehlt. Doch läßt sich
kaum behaupten, daß diese Versuche auch den Erfolg ge-
habt haben, den sie erstrebten, und der so sehr zu wünschen
wäre. Der Plunder von Säulentrumeau und „genuß-
baumtem'' Muschel- Vertiko (welches Wort man immer ver-
sucht ist, wie die lateinische Vokabel mit einem g zu
schreiben) hat sich den Platz noch nicht streitig machen
lassen. Während der Bürger, selbst der reiche, den Prunk,
selbst den echten, zum Besten einer ehrlichen Einfachheit
immer mehr aus seiner Wohnung verbannt, sitzt der Pro-
letarier noch tief in der gefälschten Pracht der billig üppigen
Eabrikrenaissance und des wildesten Jugendstils. Aber man
würde dem Arbeiter unrecht tun, wollte man als Grund
hierfür bloße Verständnis- und Geschmacklosigkeit an-
nehmen. Wenn ihm auch aus Mangel an Zeit, an Vor-
bildung und Gewohnheit — und man vergesse nicht, daß
die moderne Arbeitsteilung des Eabrikbetriebes ihn immer
mehr entwöhnt, ein geschaffenes Ding als gedankliche,
organische Einheit (für die technische, organisierte hat er
wohl Sinn) zu umgreifen, — .wenn ihm auch aus diesen
Ursachen die ästhetische Einstellung den Dingen gegenüber
sehr erschwert wird, so hat sich doch der moderne Arbeiter
aller verständigen Kunstbelehrung gegenüber als willig und
bildsam durchaus erwiesen. Wir dürfen wohl glauben,
daß mancher seine Ramschluxusmöbel auch längst als das
erkannt hat, was sie sind — aber als einziges Ergebnis
dieser kritischen Einsicht bleibt vielleicht nur, daß er sich
in seinem Heim noch unbehaglicher fühlt als vorher.
Die Preise für gute Arbeitermöbel waren bisher noch
immer zu hoch. Ehe man die schlimmen nicht unterbieten
oder wenigstens mit ihnen im Preise konkurrieren kann,
wird man sie schwerHch verdrängen. Aber eben das ist
natürlich außerordentlich schwer, denn Gediegenheit ist nun
mal teurer als Schwindel. Wenn der Arbeiter auch für den
Plunder dreimal mehr bezahlt als er wert ist — ich meine
rein materiell, sonst hat er natürlich gar keinen Wert, —
so gibt er dafür doch noch nicht soviel aus, wie er für
gute Möbel einfachster Art ausgeben müßte. Zugestanden,
das Einkommen des Arbeiters ist heutzutage ganz nett,
wenn er älter geworden ist, hat er sich möglicherweise
trotz Eamilie auch etwas erspart, damit könnte er sich
vielleicht bessere Sachen kaufen, wenn er älter geworden
ist. Nun aber hat er mal den Ramsch auf dem Halse,
denn als er heiratete, war er auf die Abzahlungsgeschäfte
angewiesen. In den andern Ständen werden" die Ehen
fast durchgängig begründet mit einem wenn auch noch
Korrektur des Lohnsystems) durch öffentliche Einrich-
richtungen nötig, die es dem Arbeiter gestatten, den durch
die Eamiliengründung gesteigerten Ansprüchen gerecht zu
werden. Hierher gehören Gemeindeeinrichtungen wie Un-
entgeltlichkeit der Volksschule, der Lehrmittel, der Be-
stattung; Maßnahmen zur Kräftigung und Versorgung der
Kinder wie unentgeltliche Nahrung (Säuglingsmilch, Schul-
speisung), Kinderhorte, Spielplätze, Badeeinrichtungen usw.
Solche Einrichtungen sind natürlich von der Leistungs-
fähigkeit der Gemeinden und des Staates, also von der
Wirtschafts- und Steuerpolitik, sowie von internationalen
Rücksichten abhängig.
so kleinen Eonds ererbten oder ersparten Geldes, mit dem
man die Einrichtung ob auch knapp, so doch glatt bezahlt.
Das ist beim Arbeiter, der ja auch im allgemeinen, das
liegt an den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen
und ist ja in andrer Hinsicht außerordentlich gut, be-
deutend früher heiratet als die jungen Männer anderer
Berufe, nur verschwindend selten der Fall, er steht mit
einem Nichts von Kapital vor der Ehe und ist auf die
Abzahlungsgeschäfte angewiesen. Ehe man nicht auch
für die anständigen Möbel einen ähnlichen Zahlungsmodus
ermöglicht, werden die jungen Arbeiterbrautpaare, nicht
nur die ästhetisch verständnislos und wirtschaftlich leicht-
sinnig denkenden, an ihnen vorbei den Weg in die Ranisch-
basare gehen. Ich glaube, das Problem der Versorgung
des Arbeiters mit gutem Hausrat bedeutet vor allem noch
eine wirtschaftliche Aufgabe. Von ästhetischer Seite ist
es eigentlich gelöst.
Das können wir auf jeder Ausstellung sehen. Auch bei
der augenblicklich im Berliner Gewerkschaftshaus von
einer „Kommission für vorbildliche Arbeitermöbel" dem
Arbeiter gezeigten Musterv.'ohnung, die von H. Münch-
hausen entworfen ist. Diese Möbel werden gewiß schon
manchem gefallen. Der Katalog, der mit vielleicht etwas
mühlendammartiger, aber hier gewiß angebrachter Bered-
samkeit die Ware anpreist, trifft den richtigen Ton, wenn
er den Proletarier an sein Klassen- und Kulturbewußtsein
greift, das sich doch dafür bedanken sollte, sich mit den
schäbigen Resten der Dokumente einer überwundenen,
verlotterten und unsozialen Zeit und Oesellschaft zu um-
geben. Die Möbel, die hier gezeigt werden, vertragen
es, als Ausdruck unsrer Zeit, unsrer Lebensauffassung imd
besonders der des modernen Arbeiters bezeichnet zu
werden. Man hat eine Küche und zwei Zimmer aufgestellt.
In allen drei Räumen Kiefernmöbel, in der Küche ge-
strichen, im Wohn- wie Schlafzimmer gewachst und an-
poliert. Bisher hatte man das Kiefernholz immer nur ge-
strichen zu bieten gewagt, es ist schön, daß man hier
einmal gezeigt hat, wie gut es die Politur verträgt, wie
freundlich und — fein es in seinem Glänze aussieht. Mit
dem gestrichenen Möbel im Wohnzimmer konnte sich der
Arbeiter nie recht befreunden, es schien ihm doch nicht ganz
standesgemäß, besonders den Frauen. Und das polierte
ist hier nicht teuer. Alle Möbel sind außerordentlich zweck-
voll, praktisch, einfach und zugleich gefällig, ja komfor-
tabel. Aber: die drei Räume kosten, mit dem aller-
knappsten Mobiliar, doch beinah 900 M. Das ist billig,
von unserm Standpunkt. Aber es ist noch um 300 M zu
teuer. Für 600 M sah ich ganz in der Nähe ein Möbel-
geschäft das gleiche Wohnungsbedürfnis befriedigen, und
zwar mit „echt Nußbaum", Hochglanz poliert, und dann
noch auf Abzahlung, monatlich 10 M. Nun sollen aller-
dings auch bei diesen vorbildlichen Arbcitermöbeln Raten-
zahlungen zugelassen werden, in dringenden Fällen, natür-
lich nicht in der ,, billigen" 10-Mark -Manier, bei der der
Jammer nachher nicht abreißt, dafür aber auch nicht mit
Heft 41
DIZUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
651
[ dem schwindelhaften Modus, daß bei eintretender Zah-
1 lungsunfähigkeit alle vorher geleisteten Zahlungen hin-
fällig werden. Dieses Zugeständnis eventueller Raten-
zahlung soll gewiß nur ein äußerstes sein, das man am
I liebsten vermiede, man sieht nur ein, es geht nicht anders.
So klein die Anmerkung ist, die es verspricht, sie wird
als die Hauptsache des ganzen Katalogs erfaßt. Wenn man
zwischen einer Anzahl von Ausstellungsbesuchern stand,
hörte man immer wieder die Tatsache hervorheben. Und
begriff noch mehr, wie wichtig sie für die ganze Frage
tier Arbeitermöbel ist.
Und doch darf noch bezweifelt werden, ob die Muster-
einrichtung viele Käufer finden wird. Die Wohnungs-
verhältnisse! Ich giaube, wenn wir riditige Arbeiter-
wohnungen hätten, hätten wir drin trotz allem bald auch
richtige Arbeitermöbel. Denken wir an die Kalamität schon
in den Bürgerwolinungen. Die schematischen Zimmer in
■ diesen Miet-„Palästen", können sie denn eine lebensvolle
moderne Einrichtung überhaupt vertragen? Der ewig
gleiche Pfeiler zwischen den ewig gleichen Fenstern schreit
Förmlich nach dem Säulentrumeau. Gott sei Dank gibt's
ja schon neue ^Häuser. Aber die Arbeitermietkasernen?
Und hier kompliziert sich die Sache noch ganz anders.
Wenn eine Arbeiterfamilie zwei Zimmer und Küche Irat
(eine Wohnung, das heißt eine organisch einheitliche Be-
hausung kann man diese zufällig nur unter einem Miet-
kontrakt zusammengefaßten Räume ja gar nicht nenrien),
so pflegt sie in den meisten Fällen ein Zimmer davon zu
vermieten, das natürlich für diesen Zweck extra ,,fein"
hergerichtet werden muß, vielleicht mit Möbeln, die, wie
etwa ein Schreibtisch, dem Bedürfnis der Familie selbst
vollständig fremd, ohne Liebe so billig und schlecht gekauft
werden wie nur möglich. Das übrigbleibende Zimmer
w.ri zum Schlafzimmer eingerichtet, das heißt nur halb,
denn nebenbei muß es auch noch „Besuchszimmer ' sein.
Wohnen aber tut rnan in der Küche. Und wenn wirklich
ein besser gestellter Arbeiter das erste Zimmer nicht ver-
mietet, so wird es trotzdem nicht benutzt, so wird dar-
aus eine „gute Stube" gemacht, gewohnt wird nach wie
vcr in der Küche. Wer überhaupt nur Stube und Küche
besitzt, vvohnt erst recht in dieser. Das ist unhygienisch?
Ganz gewiß ! Aber doch nur, weil diese Küchen nicht
zum Wohnen eingerichtet sind. Das Prinzip, Küche und
Wohnraum zu verschmelzen, ist an sich gar nicht un-
hvgienisph. Es ist auch gut erprobt. In den alten Bauern-
häusern war es allgemein, und jetzt hat man sich wieder
drrjuf besonnen. In den Klcinhäusern der Arbeiter-
koionicn sind die Wohnküchen sehr beliebt. Sollten sie
sich nicht auch für die großen Miethäuser eignen? Eine
Wohnküche, gut ventiiierbar, geräumig, ganz auf den Zweck
ihin gefc/rmt und gemessen; und dazu dann ein Zimmer,
das nur zum Schbfen dient, und darum keineswegs groß
zu sein braucht, dafür aber einen abgeteilten Raum zum
Waschen und B:;dcn hat; für größere Familien natür-
lich der Schlafraum größer, geteilt, oder noch besser zu
teilen, für die Eltern und für die Kinder. Nach diesem
, Prinzip baut man ja die neuen Arbeiterwohnungen auf
dem Lande. Warum nicht auch in der Stadt? Warum
br.uen Fabriken, die innerhalb der Großstadt liegen, und
deren Arbeiter nicht draußen wohnen können, nicht nach
Analogie der ländlichen Arbeiterkolonien Arbeiterwohn-
Wiäuscr in der Stadt? Warum bauen nicht Spekiil-nten
und Bauunternehmer einmal solche Miethäuser gr>nz zweck-
mäßig gerechnet für richtige Arbeiterwohnungen? Sie
haben eine Zukunft. !ch bin Idealist und gebe meine
Tips gratis. Ob solche Häuser sich wirklich rentieren?
Man spart Raum dabei, ganz gewiß.
Um auf die Möbel zurückzukommen: die einzigen
Arbeiterwolmungen, in denen sich guter moderner Haus-
rat eingebürgert, wirklich: „eingebürgert", hat, sind die
in den neuen Arbeiterheimen auf dem Lande. Es spielen
ja noch andere Ursachen mit; daß aber die vernünftige
1 Wohnraumeinteilung ganz wesentlich dazu beigetr.-igcn hat,
'wage ich wohl zu behaupten. Dasselbe wi'trde sich in den
Großstadt-Arbeiterhäusern zeifen. V/ohnung und Haus-
rat, die ja doch organisch zusammengehören, pflegen sich
auch in den Ideen und in der Propaganda gegenseitig zu
fördern. Der Arbeiter, der für die modernen Möbel Ver-
ständnis hat, wird auch Sinn haben für solche modernen
V/ohnverhältnisse, und in einer vernünftigen Wohnung
wiederum würde ihm der Unsinn des Säulentrumeaus in
noch besserem Verständnis zu Gemüte gehn. Ich möchte
geradezu den Werkstätten für guten Hausrat empfehlen,
zur Einführung ihrer Ware einmal solche Arbeitermiet-
häuser zu bauen; die sie ja zum Teil gleich möblieren
könnten. Wobei die Möbel unter Umständen sogar nur
gemietet, sonst aber auf dem Amortisationswege mit einer
etvas höheren Miete allmählich bezahlt würden. In dieser
Kombination von Mietherr und Möbellieferant hätten zum
Beispiel die Werkstätten auch die Möglichkeit zu einem
viel weiteren Entgegenkommen in bezug auf die Be-
zalilungsfcrm.
Ich glaube, man hätte das Haus bald voll von jungen
Arbeitereheleuten.
Die Möbelirage gehört zu.sammen mit der Wohnungs-
fr.age. Wenn wir für Arbeitesiv.nsrat uns einsetzen, so
sollten wir nie vergessen hinzLizufugen : aber auch Ar-
beiterwohnungen !
SOZIALE BEWEGUNG
Der erste reichsdeuische Mittclsfancfsfaff
ist vorüber. In Form von drei wirklichen sächsischen
Sta;.tsministern, einem Oberbürgermeister, einem Ober-
regierungsrat als Vertreter des Reichsamts des Innern
und einer ganzen Reihe von Staatswürdentrügern min-
deren Ranges hatte sich Glanz und Wohlwollen der hohen
Staatsbehörden auf diese Versammlung gesenkt,
„Es gilt, dem Mittelstand, .,des Volkes Rückgrat",
diesem tüchtigen Kern königstreuer, vaterländischer Ge-
sinnung ein kräftiges Bollwerk gegen alle Umsturz-
bestrebungen zu errichten. Es gilt, die bisherige Be-
cieritungs- und Einflußlosigkcit des gewerblichen selb-
ständigen Mittelstandes zu beseitigen, den Mittel-
stand zu schützen gegen den Moloch des K- init -Is", gegen
die „egoistische Rücksichtslosigkeit der golilenen Inter
ni'.tionale, die kein Erbarmen kennt und über Leichen
schreitet"^ gegen die „rote Internationale", gegen die ganze
V, irtschaftiiche Entwickelung, gegen Verblendung und Un-
\- i stand der Gesetzgebung. ,,Hcnte sind die Gesetze so
daß der Arbeitgeber fast für : . Arbeitnehmer für
nichts verant\vort;ich ist." „D. . t ;ci'.ei immer neue
Pflichten, dem Arbeitnehmer immer neue Rechte." Kon-
sumverein, Boykott, sozialdemokratischer Terrorismus legen
den Mittelstand lahm, richten ihn zugrunde. Auf, ihr ehr-
samen Hausbesitzer, Klcinkramer und H indwei ker, schließt
eure Reihen gegen den Umsturz in jegiicher Gestalt!"
So etwa sprach der Vorsiezende auf der Hauptversnmm-
lung in Dresden. Und daim folgte eine Reihe sehr scIi )ner
Vorträge über die bestmögliche Lösung des SubmiS;nons-
v.'crens, über Preisfestsetzung der Innungen, über Waren-
liäuser, Konsumvereine, Wanderlager, Hausier- und Be-
amtcnhandel. Als letztes eine nicht eben neue Variation
der Themen ,, Schutz gegen St-eik, Terrorismus und
Boykott" und, damit der verdiensivoile Beruf des Haus-
besitzers auch seine Freude habe, über die ,, Stellung des
Haus- und Grundbesitzers in der Mittelstandsbewegung"|
der als ,,sehr nützliche Kerntruppe des gesamten erwerbs-
tätigen Mittelstandes" gerühmt waudc. Zum Schluß er-
teilten der Tagimg ihren väterlichen Segen die verschie-
denen rechtsstehenden Tageszeitungen.
Viel Kraft, Zeit, Reden und Begeisterung sind vertan
worden, darum ist es so schade, daß das ganze Unter-
nehmen an einem einzigen Schönheitsfehler leidet: es
hätten ein Jahrhundert früher alle diese Reden eine ganz
andere Wirkung erzielt. Aber heute? Heute noch die wirt-
schaftliche Entv/icklung, die letzte Ursache aller mittel-
I
652
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
ständicrischen Not, hemmen, sie gar aufhalten wollen? Das
hieße nicht mehr und nicht minder, als dem Rad der
Zeiten in die Speichen greifen. Wirtschaftspoütisch dürfte
die neilgegründete Vereinigung schwerlich irgendwelche
Bedeutung erlangen. Wir meinen, wenn es dem Mittel-
stand nicht möglich gewesen ist, sich gegen den Gang
der neuen Entwicklimg in Jahrzehnten zu wehren, trotzdem
wir in Deutschland eine konservative Herrschaft am Ruder
hatten, trotzdem die Mehrheitsparteien sich ihrer Mittel-
standsfreundlichkeit rühmten, eine lange Reihe mittelständ-
lerischer Anträge und Gesetze auf ihre Initiative zurüclc-
führcn können, dann werden auch einer Vereinigung aller
rückschrittlichen Elemente keine größeren Erfolge winken,
am wenigsten zu einer Zeit, wo eine Möglichkeit der Ver-
schiebung des Schwerpunkts der Parteien nach links nicht
ganz von der Hand zu weisen ist.
Nur eins wird man als Ertrag dieser Dresdener Tage
loben dürfen: eine klare Grenzscheide ist gezogen zwischen
altem und neuem Mittelstand, zwischen Vergangenheit und
Gegenwart. Man empfand die Organisation der An-
gestellten als Träger gerade dieser neuen Zeit, als Träger
eines neuen Geistes, auf jeden Eall als direkten Gegner
des alten Mittelstandes. Wir begrüßen diese Entwicklung,
auch um der Person des Vorsitzenden willen. Herr Höhne
vertrat jahrelang innerhalb unseres Verbandes die paritä-
tische Auffassung, nach der Mittelstand und Angesteliten
durch unseren Verband hätten zusammengefaßt werden
können. Herr Höhne geriet mit dieser Auffassung immer
mehr in den Hintergrund und erscheint jetzt wieder auch
nach seiner eigenen Meinung im jenseitigen Lager. Diese
Entwicklung verfolgt eine gerade Linie und hat den Vor-
zug, konsequent zu sein.
H STAN DESBEWEGUNO :: :: :: II
Techniker- Lehrlinge
Daß die soziale Stellung des Technikers ebensowenig
wie seine wirtschaftliche Lage der Bedeutung seiner Be-
rufsarbeit entspricht, ist eine Tatsache, die kein unter-
richteter und objektiv Urteilender heute bestreitet. Die
rastlose und rapide Entwicklung der technischen Wissen-
schaft stellt heute auch schon an die technischen Mittel-
schulen ganz enorme Anforderungen, welche diese ge-
zwungen haben, zur Bewältigung des Lehrstoffes fast
überall ein 5. Semester anzufügen. Nur ganz begabte und in
diesem 5 semestrigcn Lehrkursus systematisch vorgebildete
Schüler vermögen den Ansprüchen zu genügen, welche das
Abgangsexamen an diesen Anstalten an sie stellt. Die
Organisationen der technischen Angestellten, deren Be-
strebungen auf die wirtschaftliche und soziale Hebung des
Technikerstandes gerichtet sind, haben sich mit der Ent-
wicklung längst abgefunden und unterstützen die Reform-
bestrebungen für das technische Mittelschulvvesen in der
Erkenntnis, daß nur vollwertig vorgebildete Kräfte dem
wirtschaftlichen Konkurrenzkampf im technischen Beruf
stand zu halten vermögen. Diesen gesteigerten Ansprüchen
der Schulen gegenüber mutet es geradezu wie Hohn an,
wenn man in Tageszeitungen Inserate von folgendem
.Wortlaut liest:
„Schlosser oder Tischler, die etwas Schule be-
sucht haben und sich zum Techniker ausbilden
wollen, werden von großer Fabrik für Eisen- und Holz-
Konstruktionen und Heizungsanlagcn für sofort gesucht.''
Oder wenn die Erich Rathenau-Stittung der Allgemeinen
Elcktrizitäts-Gescllschaft und der Berliner Elektrizitätswerke
Söhne ihrer Arbeiter, die bei der A. E.-G. ihre Lehrzeit
durchgemacht haben,
nach Besuch von Abendschulen durch eine einjährige
theoretische Ausbildung wesentlich vervollkommen
und zu Elektrotechnikern heranbilden will, die Töchter
zu Zeichnern und sogar zu ,,K o n s t r u k t c u r e n".
Ob sich die also Bedachten der Wohltaten dieser Stiftung
wohl später dann auch noch dankbar erinnern werden,
wenn die wirtschaftliche Misere des Standes, in den sie mit
dieser Halbbildung hineingefördert worden sind, ihnen über
dem Haupte zusammenschlägt, oder ob die Schlosser und
Tischler der erstgenannten Firma dann später wohl auch
an den feudalen Techniker-Gehältern sich erfreuen werden,
wenn sie diese in Vergleich zu der relativ befriedigenden
Entlohnung als gelernte Handarbeiter bringen. Es ist ge-
radezu empörend, wenn selbst aus den Kreisen der In-
dustrie heraus der Oeffentlichkeit die Meinung beigebracht
wird, als ob der technische Beruf sich handwerksmäßig
wie jede andere Lohnarbeit erlernen lasse. Durch solche
Versuche muß geradezu systematisch den Angestellten so-
Vv^ohl wie der Oeffentlichkeit die Anschauung von der all-
gemeinen Arbeitnehmer-Solidarität eingetrichtert werden,
die sonst den Wünschen der Industrie nicht zu entsprechen
pflegt.
Aber solche Erwägungen beunruhigen die findigen
Herren gar nicht. Es geht um den augenblicklichen Zweck,
an Stelle der immer mehr das unwürdige ihrer Lage er-
kennenden Angestellten solche Elemente zu bekommen, die
das Empfinden, für diese vermeintlichen Wohltaten zu
Dank verpflichtet zu sein, mit recht niedrigen Ansprüchen
vereinigen. Lz.
* *
Zar Denkschrift des B. D. A.
Der Bund Deutscher Architekten hat eine Denkschrift
versendet, in der er die Stellung des Architekten im
heutigen deutschen Bauwesen nach künstlerischen und
wirtschaftlichen Gesichtspunkten hin untersucht. Im
wesentlichen richtet sich die Denkschrift gegen die staat-
lichen und kommunalen Bauämter und versucht Vorteile
festzustellen, die für Staat und Gemeinde zu erreichen
wären, wenn diese mehr als bisher zur Lösung ihrer
Bauaufgaben die freie Architektenschaft heranzögen, an-
statt, wie es zurzeit meist geschieht, staatliche und kom-
munale Gebäude durch die bestehenden Bauämter ent-
werfen und errichten zu lassen. Man wird nicht behaupten
können, daß der Denkschrift dieser Nachweis gelungen
ist. In der Allgemeinheit, mit der sie die Bauämter be-
fehdet, liegt eine Uebertreibung, die nur geeignet ist, den
berechtigten Kern zu übersehen, der zweifellos in den
Bestrebungen des B. D. A. enthalten ist.
Der D. T.-V. als Organisation der Angestellten und
beamteten Techniker hat an der Denkschrift in mancherlei
Beziehung Interesse.
Die Denkschrift sagt zu Beginn:
,,Wir müssen vorausschicken, daß wir unter einem
Architekten nicht jeden verstehen, der sich heute nach
bequemem Alltagssprachgebrauch so zu nennen beliebt,
nicht den Bautechniker und Bauhandwerker, besonders
aber nicht den aus mancherlei Berufen auftauchenden
Bauunternehmer, die alle mit Vorliebe, doch ohne tat-
sächliche Berechtigung die Berufsbezeichnung „Archi-
tekt" auf ihren Geschäftskarten führen. Wir nennen
einen Architekten nach der klaren Auslegung des inter-
nationalen Architekten-Kongresses in Wien im Jahre 1908
nur „den freien, selbständig schaffenden Baukünstler",
der gegen prozentuales nach der bestehenden Gebühren-
Ordnung festgelegtes Honorar als Vertrauensmann und
gewissermaßen als Bauanwalt seines Bauherrn im
Rahmen einer gestellten Bauaufgabe die Anfertigung
der Entwürfe und Anschläge sowie die Leitung der
Bauausführung übernimmt, in keiner Weise dagegen als
Unternehmer tätig ist oder als stiller Teilnehmer einer
Unternehmerschaft aus einem Baue Gewinn zieht."
Dieser Deutung der Berufsbezeichnung ,, Architekt" is;
durchaus zu widersprechen. Nach ihr wäre weder ein
Angestellter noch ein Beamter zur Führung des Titels
,, Architekt" berechtigt, das ist unsachlich und unrcch"
zugleich.
Wer Bauwerke in künstlerischem Sinne zu entwerfen
und auszuführen vermag und wer im praktischen Berufe
den Nachweis solchen Könnens erbracht hat, dem steht
Heft 41
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
653
der Tifel „Architekt" unabhängig davon zu, ob er An-
gestellter in einem Architekturbureau, Beamter eines Bau-
amtes oder ob er als selbständiger Baukünstler tätig ist.
Mit einer wirtschaftlichen oder disziplinaren Abhängigkeit
muß doch nicht unbedingt Unfähigkeit zu künstlerischem
Schaffen als Architekt verbunden sein.
Inwieweit nun die Denkschrift Recht oder Unreclit
hat mit ihren folgenden Behauptungen, daß durch die
Bauämter „eine Unterdrückung des freien Architekten-
standes" herbeigeführt werde, daß es zur ,,Fördening der
Baukunst geradezu geboten" und zur Erziehung einer
besseren Wirtschaftlichkeit des Bauens für Staat und
Gemeinde außerordentlich erwünscht sei, die freien Archi-
tekten zur Lösung staatlicher und kommunaler Bauaufgaben
häufiger als bisher heranzuziehen, wollen wir an dieser
Stelle nicht genauer untersuchen. Es wird indessen in
jedem Vorurteilslosen beim Lesen der Denkschrift der
Wunsch erstehen, daß sie sachlicher und unparteiischer
hätte abgefaßt werden können, als es geschehen ist. Dem
Baubeamten ganz allgemein ein freies individueiles Wirken
abzusprechen und diese Möglichkeit nur dem „in der
Luft persönlicher Freiheit" lebenden Privatarchitekten zu
gewähren, geht gewiß nicht an. Da sind die Verhältnisse
in den einzelnen Bauämtern doch zu verschieden, da liegen
die Dinge in Preußen anders als in Bayern, in Sachsen
anders als in Württemberg usw. und hängen ganz wesent-
lich auch von den Personen ab. Bezüglich der besseren
Wirtschaftlichkeit dürfte jedoch ein vollgültiger Beweis
für die in der Denkschrift ganz allgemein abgefaßte Be-
hauptung unmöglich zu erbringen sein. Die Annahmen
nach dieser Richtung hin beruhen zu sehr auf Schätzungen,
als daß sie zur überzeugenden Beweisführung dienen
könnten, und selbst wenn dem B. D. A. in Einzelfällen
der Nachweis zahlenmäßig gelänge, so wäre ein Schluß
auf das ganze System noch längst nicht möglich.
Aber wenn man den Maßstab der Kritik anlegen will
an die Wirtschaftlichkeit des Bauens durch unsere heutigen
Bauämter in Staat und Gemeinde, so muß man vor allem
auf einen Umstand hinweisen, der zwar nicht den B. D. A.
und auch nicht die Kreise der höheren Staatsbaubeamten
interessieren wird, die bisher auf die Denkschrift in der
Fach- und Tagespresse Erwiderungen veröffentlicht haben,
der aber für die Allgemeinheit der steuerzahlendcn Staats-
bürger von erheblicher Bedeutung ist. Dieser Umstand
ist der, daß unsere Bauämter, vor allem die staatlichen,
mit zuviel Oberbeamten besetzt sind, die natürlich den
Personaletat stark hinaufsetzen und die Schwerfälligkeit
und damit zugleich wieder die Kostspieligkeit des Beamten-
apparates steigern. Man sollte endlich dazu kommen, die
technischen Beamtenstellen in weit umfassenderem Maße,
als es heute geschieht, mit Mittelschultechnikern — das
sind die auf den technischen Fachschulen ausgebildeten
Kräfte — zu besetzen und diesen zugleich eine größere
Selbständigkeit und Verantwortlichkeit zu übertragen. Auf
diese Weise ließe sich der Beamtenetat wesentlich redu-
zieren und zwar ohne einen Schaden für Staat und Ge-
meinde befürchten zu müssen. Das in der Gegenwart
deutlich vorhandene Bestreben, alle nur einigermaßen mit
Selbständigkeit und Verantwortlichkeit verbundenen Stellen
in den Bauämtern des Staates und der Gemeinden mit
sogen, höheren Technikern — das sind solche, welche
das Staatsexamen für den höheren technischen Staatsdienst
abgelegt haben — zu besetzen, schafft eine gänzlich un-
zweckmäßige Verteuerung des Bauens, worüber die
Oeffentlichkeit deutliche Aufklärungen erhalten muß.
Die Denkschrift des B. D. A. sieht schließlich auch in
der angeblichen Schwierigkeit einer vollen Ausnützung
der Kräfte dieses „kaum übersehbaren Beamfenpersonals"
ein Moment, welches die Baukosten erhöhen müsse, und
sagt wörtlich :
„Der durch die aufreibenden Pflichten seiner Ver-
waltungstätigkeit in Anspruch genommene Vorgesetzte
eines Hochbauamtes ist selten in der Lage, gleich dem
Privatarchitekten seine Hilfskräfte in wirksamer, zur
Erreichung der höchsten Leistungen erforderlichen Weise
anzuspannen, auch ist er in der Auswahl brauchbarer
Gehilfen fast niemals frei, da er mit fest angestellten
Technikern zu arbeiten hat."
Wenn von einem „kaum übersehbaren B^amtenperso-
nal" eines einzelnen Bauamtes gesprochen wird, so ist
auch das außerordentlich stark übertrieben. Ein normales
Bauamt, abgesehen vielleicht von einigen Hochbauärntern
unserer Großstädte, die dann aber auch wieder in Ab-
teilungen mit eigenen Vorständen gegliedert sind, ist in
seinem Personalbestande nicht umfangreicher als das
Bureau eines gut beschäftigten Privatarchitekten. Doch
der Satz über die Anspannung der Hilfskräfte verdient
unsere besondere Aufmerksamkeit. V/ir müssen stark be-
tonen, daß sich der B. D. A. mit Verkündung dieses Satzes,
wenn er nicht nur tendenziös dazu dienen soll, die Bau-
ämter um jeden Preis zu befehden, auf einen rein egoisti-
schen Unternehmerstandpunkt stellt, der den Widerspruch
aller sozial empfindenden Menschen herausfordern muß
und der uns zur energischen Stellungnahme gegen solche
Absichten der Mitglieder des B. D. A. zwingt. Sollte der
B. D. A. glauben, eine größere Wirtschaftlichkeit des
Bauens, eine Förderung der Baukunst unserer Tage auf
Kosten einer ergiebigeren Ausnutzung der Angestellten
erreichen zu können, sollte er den Bauämtern etwa zum
Vorwurf machen wollen, daß sie sich die Bureaus ver-
schiedener Privatarchitekten nicht zum Muster dienen
lassen, in denen heute leider noch sehr häufig eine auf
Raubbau -an der Kraft der Angestellten gerichtete lange
Arbeitszeit, unbezahlte Ueberstundcn, Sonntagsarbeit,
Mangel eines Anspruchs auf Erholungsurlaub usw. üblich
ist, dann wird er mit seinen Besserungsvorschlägen in
der Oeffentlichkeit und bei allen sozial empfindenden Mit-
bürgern nicht auf Zustimmung rechnen können, die An-
gestellten aber werden sich gegen derartige Bestrebungen,
die auf Verschlechterung ihrer Arbeitsverhältnisse ge-
richtet sind, zur Wehr zu setzen wissen.
:; :: ;: :: ZEITSCHRIFTENSCHAU H ;: H II
für August IQll.
Technische Physik.
„Untersuchung über die Verbrennung methanhalliger Oas-
gemische." Von ' Dr. Ing. Bücher, Z. d. V. 55, Nr. 27, S. 1110.
Zweck: Beseitigung der Unterschiede zwischen kalorimetrischem
und aus der Gaszusammensetzung berechnetem Hei/wert. Die
Abgase aus dem Kalorimeter enthalten uaverbrannles Methan.
Einfluß des Wasserstoffs auf die Zündgeschvvindigkeit des
Methans. Der Wärmeverlust beträgt 1 bis 2 v. H. des unteren,
berechneten Heizwertes.
„Zur Frage der Bildung von Rissen in Kesselblechen." Von
C. Bach, Z. d. V. 55, Nr.' 31, S. 1296. Die Ursache wird auf
das Abklopfen des Kesselsteins zurückgeführt, wodurch die
Wasserseite, namentlich bei roher Behandlung, spröde wird.
„Der Spannungszustand von Schwungrädern bei beschleu-
nigter Rotation." Von Otto Mies, Dingl. pol. J. 326, Nr. 31,
S. 485. Durch genauere Ermittlung der im Schwungrade bei
beschleunigter Rotation entstehenden Spannungen wird die hin-
reichende Genauigkeit der üblichen Näherungsrechnung bewiesen.
Zahlenbeispiel.
„Die Torsion dünnwandiger HohlzvÜnder mit Zwischen-
stegen." Von H, Lorenz, Dingl. pol. ]. 326^, Nr. 32, S. 497.
Ermittlung der Torsionsspannungen an allen Stellen durch Ein-
führung von Einzelmomcnten für jede Zelle eines dünnwandigen
Hohlzylinders mit Zwischenstegen. Rechnungsdurchiülirung dem
Fall eines Schiffes mit mehreren Decks entsprechend.
Hüttenwesen.
„Die eickirischen Anlagen auf den Zechen des Eschweiler
Bergwerkvereins." Von Dr. Ing. Hellmann, Z. d. V. 55, Nr. 27,
S. 1Ü9S. Das Gaskraftwerk, mechanischer und elektrischer Teil,
die Verteilung der elektrischen Energie, 35 000 Volt Hoch-
spannungsleitung; die Umformerstationen, die Wasserhaltung,
die Ventilatorenanlage, Kompressoren, Kohlenwäsche usw.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Vanadiumstahl und -Eisen, ihre Eigenschaften und Ver-
wendung im Maschinenbau." Von Reg.-Bmstr. Dierfeld, Dingl.
pol. J. Entdeckung des Elementes und sein Einfluß auf die Ge-
fügeänderungen des Stahles; dessen Eigenschaften, seine all-
gemeine und spezielle Verwendung.
654
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
Kraftmaschinenbau.
„Steigerung der spezifisctien Leistung von Viertakt-Gas-
maschinen mit Drucklul'tspühjng." Von W. Hellmann, Z. d.
V. 55, Nr. 30, S. 1238. Art und Weise der Spülung; zusätz-
Hche Gasniciige für ausschlaggebende Mehrleistung bei gering-
stem Kraftbedarf der Luftpumpe. Mittlere Temperaturen und
Explosionsdrücke nicht höher; Vorzündungen unmöglich;
Wärmeverbrauch günstiger; kleinere Maschine; Raumersparnis;
gröI5ere Wirtschaitlichkcit.
„Die neuere Entwicklung der ortsfesten Oelmaschinen."
Von Nägel, Z. d. V. 55, Nr. 32, S. 1318. Vortrag und ein-
gehende Würdigung der Fabrikate verschiedener Firmen, wie
der Görlitzcr Maschinenbau-Anstalt und Eisengicßerei-A.-G., der
Augsburg-Nürnberger Maschinenfabrik, der Gebr. Sulzer usf.
„LJebcrblick über den heutigen Stand des Diesclmotorbaues
und die Versorgung mit flüssigen Brcnnstoficn," Von Dr. Ing.
R. Diesel, Z. d. V. 55, Nr. 32, S. 1345. Verwendungsgebiet
der Diesclmotore und die mit ihnen erzielten Ersparnisse an
Brennstoff gegenüber den Dampfmaschinen, das Vorkommen,
die Gewinnung und Verwendungsweisen aller natürlichen und
künstlichen Kohlenwasserstoffe für den Dieselmotor.
„Versuche an der Wasserkraftanlage der A. S. Tyssefaldene
in Tyssedal bei Odde im Hardangerfjord." Von Prof. Ernst
Reichel, Z. d. V. 55, Nr. 33, S. 1361. Beschreibung der geo-
dätischen Verhältnisse, des Druckstollens, der Rohrleitungen,
der Turbinen- und Wehranlagen, des elektrischen Teiles usw.
„Dampfdurchgangsquerschnitte von Regelventilen." Von
P. Wagner, Z. d. V. 55, Nr. 33, S. 1379. ^
Die vorliegenden Betrachtungen erstrecken sicn auf Regel-
einrichtungen, bei denen die durchströmende Dampfmenge durch
Kolbenschicber und Zylinderschlitze oder durch gewöhnliche
Ventile und Ringschlitze geändert wird. Beziehungen zwischen
Regelhub und Dampfnienge; Ermittlung der Durchströniqucr-
schnitte bei Zylindcrschlitzen und reiner Drosselung; c!e-;gl. bei
Ringschlitzen und reiner Drosselung; Wechselwirkung zwischen
Regelhub und Ventilhub bei Drosselregelung; desgleichen bei
gleichzeitiger Drossel- und FüUungsregeiung.
„Verfahren zur Ermittlung des Schwungrades bei Maschinen
mit Kurbelgetrieben." Von Feigl, Dingl. pol. J. 326, Nr. 34,
S. 529. Es wird ein Verfahren angegeben, mittels v\e!chem
man das Schwungradgewicht aus dem Ueber- bezw. Horizontal-
druckdiagramm ermitteln kann. Angabe von Zahlenwcrien zur
Konstruktion der hierzu nötigen Hilfskurve.
E 1 c k t r o t c c ]i n i k.
„Probleme der Schwachstromtechnik." Von Prof. Dr. Bark-
hausen, Dingl. pol. J. 326, Nr. 33, S. 513. Wesen, Aufgabe
imd wirtschaftliche Bedeutnjng; Telegraphie, drahtlose Telc-
graphie, Telenhonie, Fernmelder ü. Sicherungswesen; Mc.fJtechnik.
„Hochspannungskabel mit einem neuen Kabelschutzsystem
und deren Garantieprüfung für 25 000 Volt Betriebsspannung."
Von Birrenbach und Höchstädter, E. T. Z. 32, Nr. 32, S. 789. Das
Höchstädtersche Siclierungssystem besteht darin, daß in die
Isolierschicht des Kabels ein konzentrischer Hiliski er zu jedem
Hauptleiier eingebettet wird, dessen Ladespan nung im Betriebe
durch geeignete Drosselorgane von den Auslöse.ipjiaraten fern-
gehalten ist. Tritt Schluß im Kabel ein, so werden dadurch
die Ströme der an den Enden der Hilislci-ter ständig liegenden
Hilfss'uomqucilen an der Fehlersteile geschlossen und dadurch
Abschalteapparate in der Hauptleitung zur Auslösung gebracht.
Lieferungsbedingungen, Garantie versuche, V/attnietermessung der
dielektrischen Versuclie bis herab zu Leisiu:igen mit einem
cos !p = U,01.
„Die erste 1 10 000- Volt-Anlage in Europa." Von Fi;chingcr,
E. T. Z. 32, Nr. 33, S. 815. Beschreibung der Anlage Gröditz —
Gröba — Lauchhammer.
„Ein neuer Wechselstrom-Gleichrichter für kleine Leistimp^en."
Von Falkenthal, E. T. Z. 32, Nr. 33, S. 823. Durch das künstlich
etwas vergrößerte Streufeld eines von dem umzuformenden
V/echselstrom gespeisten Transformators wird ein zwei Um-
schaltekonfakte steuernder polarisierter Anker in schwingende
Bewegung versetzt, mit dessen Hilfe in bekannter Weise zwischen
dem Anker und dem Transformatormitlclpunkt gleichgerichtete
Ströme abgenommen werden können.
„Zusatzpole für Umformer." Von Dr. Ing. R. Pohl, E. T.
Z. 32, Nr. 34, S. 847. Die Zusatzpole ermöglichen es, bei Ein-
ankerumformern das Verhältnis zwischen Wechsel- bezw. Dreh-
stromspannung einerseits und Gleichstronispannung andererseits
von Hand oder selbsttätig zu verändern.
„Das gekapselte Installationsmaterial der A.-E.-G." Von
Dipl.-Ing. G. Graf, E. T. Z. 32, Nr. 34, S. 819. Sicherungen,
Steckkontakte, Schalter, Schaltkasten.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Beiträge zur exakten Gasanalyse." Von Wilhclmi, J. f. Gasbel.
LIV, Nr. 29, Seile 720. Vakunmpipetten ; Universalgasanalysenapparat.
„Steuerungen an Apparaten für Gasverwertung." Von Ing.
Rödenbeck, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 29, S. 723. Doppelsicher-
heitszündhahn ; Fernzündung.
„Der Cedtord-Gasprozeß." Von Prof. Dr. Erdmann, J. f.
Gasbel. LIV, Nr. 30, S. 737. Herstellung von Methan oder
giftfreiem Leuchtgas aus Wassergas.
„Kokstransportanlage mittels Elektrohängebahn in Gas-
anstalt 1, Plauen i. V." Von Dir. Jäckel, J. f. Gasbel. LIV,
Nr. 30, S. 743. Beschreibung der mechanischen Einrichtungen.
„Ueber die Verwendung der Lade- und Stroßmaschine in
der Gasanstalt Lemberg." Von Ing. A. Teodorowicz, J. f.
Gasbel. LIV, Nr. 31, S. 762. Leistungsversuche und deren
Ergebnisse.
„Starklichtlampen für Niederdruck." Von Dir. Scholz, J. f.
.Gasbel. LIV, Nr. 31, S. 766. Vergleiche zwischen Gas- und
Bogenlampen.
„Zulässigkeit von Telephonen und elektrischen Läutewerken
in den Apparaträumen der Gasanstalten." Von Dr. Leypold,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 31, S. 771. Zusammenstellung der Ant-
worten auf eine diesbezügl. Rundfrage. Resultat: Sicherungen
von Fernsprechleitungen sind außerhalb anzubringen, Läutewerke
sind mit einer Schutzhaube aus Sicherheitsdrahtnetz zu ver£ehcn.
„Ein neues Rauchverbrennungsverfahren für die Industrie."
Von Dr. Heber, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 31, S. 773. System
Bender, Dr. Lehmann.
„Vier Jahre Vertikalofenbetrieb im Gaswerk Köln." Von
Dr. Leiße, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 32, S. 781. Betriebsergebnisse.
„Grundwasserströme bei Leipzig und deren Ausnützung."
Von Dr. Ing. Thiem, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 32, S. 789. Der
Muldestrom im Diluvium bei Naunhof; derjenige bei Würzen;
der Elsterstrom im Diluvium; der Pleiße- und Elsterstrom im
Alluvium; die Ströme im Gebiete der gemischten Flußschotter.
„Eine neue Kokslöscii- und Transportrinne." Von Eide,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 32, S. 796. Beschreibung der Vorrichtung.
„Neuere Erfahrungen in der Ausnutzung von Gaswerks-
nebenprodukten für Kraftzwecke." Von Obering. Kutzbäch, I. f.
Gasbel. LIV, Nr. 33, S. 805. Teer, Teeröl, Generatorgas, Gasöl-
tcer, Gasöl.
„Gasanalvse durch fraktionierte Verbrennung." Von Ubbe-
lohde und Castro, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 33, S. 810. Beschrei-
bung eines neuen Apparates.
„Ein neuer gasanalytischer Apparat." Von Gasinsp. Hohen-
see, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 33, S. 814. Beschreibung des Appa-
rates und des Analysenganges.
F 1 u g t e c h n i k.
„Neue Materialien für den Luftschiffbau." Von Dr. Ing.
Sander, Dingl. pol. J. .326, Nr. 33, S. 517. Chromnickelstahl,
der nieht rostende Nickelstahl, Elektronmetall, andere Magnesium-
legierungen, Aluminiumlegierungen usw.
„Mitteilungen aus der Göttinger • ModcIlve.rSuchsansfalt
8. Widerstands- und Druckmessungen an Ballonmodellen. "
Z. f. Flugtechn. u. Mot.-Luftschiff. II, Nr. 13, S. 165. Von
G. Fuhrmann. Die kleinsten Widerstände ergeben sich, wenn
der größte Durchmesser vor der Mitte liegt. 9. Auftrieb und
Widerstand eines Hchensteuers, das hinter der Tragfläche an-
g>eordnet ist. Von Föppl, ebenda Nr. 14, S. 182.
„Luftschrauben-Untersuchungen der Geschäftsstelle für Flug-
technik .... Einige neuere Gesichtspunkte zur Frage der
Fiügelprofile." Von Dr. Ing. Bendeniann, ebenda, S. 167. Die
große Bedeutung der Rücken- oder Saugseile der Flügel.
„Neue Flugzeuge." Von Dr. V. Quittner, ebenda, S. 169.
Zweidecker von H. Farman, Einbau des Gnomemotors, Albalros-
zweidecker, Flugzeug von Robitzsch.
„Ueber Längsstabilität der Drachenflugzeuge." Von Prof.
Knoller, ebenda, Nr. 14, S. 177. Gleichgewicht an Flügelflächen,
statische Stabilität derselben, statische Stabilität gekoppelter
Flächen usw.
„Drahtlostelegraphischer Orienticrungs- und meteorologischer
Beratungsdienst für die Luftschiffahrt." V'on Dr. M. Dieckmann,
ebenda, Nr. I I, S. 184. Allgemeines, Beschreibung eines Orien-
tierungsautomaten.
Verschiedenes.
„Entwicklung und Ziele des Unterrichts an unseren höheren
Allgcmeinschulen und Technischen Hochscliulen." Von D. Meyer,
Z. d. V. 55, Nr. 27, S. 1093.
„Das Vorkonnnen, die Beschaffenheit und die wirtschaftliche
Bedeutung des Erdöles." Von Geh. Hofrat Prof. Dr. Oebbeke,
Z. d. V. 55, Nr. 32, S. 1313. Un volkswirtschaftlich-stati-
stischer Vortrag.
„Die Bühneneinrichtung des neuen Stadttheaters in Frei-
burg i. B," Von A. Rosenberg, Z. d. V. 55, Nr. 33, S. 1366.
Beschreibung sämtlicher meclianischen und baulichen Einzel-
heiten. K. S.
Heft 41
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
655
:: :: :: ;: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Technik
Frage 219. Gibt es eine Flüssigkeit, in der man Horn
aiit kaltem Wege weich machen kann, so daß es sich zum
Pressen von Gegenständen behebiger Form eignet? Das Horn
darf jedoch durch diese Flüssigkeiten weder spröde werden,
noch an seiner Farbe und sonstigem Aussehen einbüßen.
Frage 220. Gibt es eine Flüssigkeit, in der man Horn-
gegenstände, welche auf heißem Wege gepreßt worden sind,
abkühlen kann, ohne daß dieselben spröde werden oder sich
verziehen.
Frage 221. Wie härtet man glashart Federstahl von 20 mm
Breite und 1,5 mm Stärke, hochkantig zu lang ausgedehnter
Spirale gewunden (auf 1 m etwa 1 Windung)? Die Gesamt-
länge einer Feder schwankt zwischen 1 m und 3 m. \X^elchc
Härteöfen eignen sich zu diesem Zweck?
Frage 222. Welche Art von Isolierung ist die geeignetste
für einen modernen massi\en Eisschuppen von 27 m Länge
und 19 m Breite, der ein Holzdach erhalten soll?
Frage 223. Der Fußboden einer nicht unterkellerten Werk-
tatt für Feinmechanik, der ungefähr 400 qm groß ist, wurde
^or ca. 10 Jahren aus einer Betonunterlage mit darüber liegendem
teinholzbeiag hergestellt. Dieser Belag hat sich an den Dreh-
bänken usw. etwa 5 cm tief ausgetreten. Welcher Fußboden
würde sich wohl für einen derartigen Raum am besten eignen?
Frage 224. Auf welche Weise und aus welchem Material
werden Modellhäuser hergestellt, wie sie auf Ausstellungen von
Architekten zur Schau stehen?
Frage 225. In viereckigen Holzbottichen von 1 m Breite,
2 m Länge und 1,5 m Höhe (hebte Maße) soll mit Säure ge-
kocht werden. Wie schützt man das Holz zweckmäßig gegen
die Einwirkungen der Säure?
Frage 226. Welcher Fußbodenbelag und welche Wand-
bekleidung (rd. 1,60 m hoch) ist für den 8,0x5,7 m großen
Backraum einer Kommißbrot-Bäckerei zu empfehlen ? Da der
Fußboden befahrbar sein soll, erscheint hierfür die Verwendung
on besseren Fliesen etwas kostspielig. Es wird großer Wert
ut leichte Reinhaltung und gute Haltbarkeit gelegt.
Frage 227. Gewöhnlicher Sand und gewisse Farben sollen
ur Herstellung von buntem Fassadenputz verwendet werden.
eiche Farben eignen sich dazu, in welcher Weise werden
lese beigemengt, und wie erfolgt das Putzen überhaupt? Eine
chon gefärbte Unterschicht muß wohl auf jeden Fall erst an-
etragen werden?
Frage 228. Die Decke über einem Kanal, durch den Gase
"on 450" C ziehen, soll in Eisenbeton hergestellt werden. Welche
Sicherungen der Decke sind nötig, .damit für die Haltbarkeit und
Rissefreiheit garantiert werden kann?
Frage 229. In einem Obstgarten soll ein ca. 20 m langer
und ca. 4 m breiter Obstkeller mit darüber liegenden Geräte-
räumen erbaut werden. Licht und Luft kann dem Keller nur
einseitig zugeführt werden. Wie ist derselbe zweckentsprechend
herzustellen, damit das eingelagerte Obst in frischem Zustande
erhalten wird? Sind besondere Konstruktionen der Keliermauern
erforderlich und welche Materialien sind zu den Kellermauern
am geeignetsten? In welcher Höhe ist die Decke anzuordnen
und wie ist dieselbe herzustellen? Wie ist eine zweckmäßige
Ventilation und gleichmäßige Temperatur zu erzielen?
Zur Frage 180. Elektrische Zimmcrheiznng. Der Nutzeffekt
elektrischer Heizung steht im Verhältnis zu dem der Kohle- oder
Gas-Heizung etwa wie 1 : 3^-4. Zu nennen wäre das Kryptol-
System. Glühelemente, aus einer Mischung von Kohle, Graphit
und vermittelnden Stoffen gepreßt, in Glasröhren dicht ver-
schlossen, bilden mit den Armaturen zur Durchleitung elek-
trischen Stromes Heizbatterien in mehr oder weniger kunstvollen
Einkleidungen. Lebensdauer der Elemente etwa 3000 Brenn-
stunden. Zur Erwärmung eines Raumes von 50 cbm, d. h. im
Winter nur in der Nähe einer Person oder im Frühjahr und
Herbst nur zur Temperaturausgleichung oder zur Unterstützung
vorhandener Heizeinrichtung, wäre erforderlich: ein Kryptol-
Heizkörper von 50 cm Breite, 55 cm Höhe und 39 cm Tiefe,
mit einem Stromverbrauch von ungefähr 50x35 = 1750 Watt. Zur
Vollheizung gehörten, je nach Abkühlungsflächen, drei bis vier
solcher Körper. Allerdings könnte man, so \A ird gesagt, sparen,
da die Heizwirkung eine sofortige ist, indem man beim jedes-
maligen Verlassen des Zimmers die Heizung, wie eine elek-
trische Lampe, ausschaltet. Näheres durch die Kryptol-Gcsell-
schaft Bremen. — pf.
Zur Frage 205. Isolierung einer Backsteinmancr gegen
Schlagregen. Ein Fehler ist es stets, Oelfarbe auf frischen
Zementputz zu streichen, auch wenn der Putz nur Zementzusatz
enthält, da der Zement bezw. die sich bildenden Salze den
Oelfarbenanstrich zerstören. Die Wände müssen abgekratzt,
mit Fluat \on Busse, Hannover, gestrichen und dann erst mit
Oelfarbenanstrich versehen werden. Leonhardt.
Zur Frage 207. Träger- und Säulenumniantcluiigen. Die
einfachste und billigste Ummantelung ist Drahtgewebcumspan-
nung mit Mörtelputz. Diese wird auch größtenteils bauiiolizeilich
als feuersicher anerkannt. Eine vorzügliche Ummantelung ist
Kieselgur, welcher plattenförmig geliefert wird. Auch Asbest-
pappe ist gut. L e o n h a r d t.
Zur Frage 209. Höherfülirung eines Schornsteines und
Unterfangen der Fundamente durch den Neubaunaelihar. I. In
den meisten Fällen führt der höher bauende Nachbar die Schorn-
steine des niedriger gelegenen Hauses stillschweigend unent-
geltlich mit hoch, jedoch besteht hierzu keine gesetzliche
Verpflichtung. -- Nach § 909 des B. G. (und Art. 674
des -Code civil) müßte der Nachbar die Giebelmauern des nicht
unterkellerten Gebäudes auf seine Kosten unterfangen oder für
eine genügende anderweitige Befcs i iinig sorgen. Der Nachbar
haftet für den entstandenen Schaden nach § S3 ), i\h>. 1. Den
zu leistenden Schadenersatz regeln die Si3 bis S 17 des
B. G. Ein Prozeß hat Aussicht auf Erfolg.
1) a I m a r , D'liofen.
II. Der Bauherr des neuen Hauses hiMUcht di'j ^Y^iiornsccinc
des Nachbars auf eigene Kosten iiic'it licch/ui'ührcn jjdücli muß
er eine Verankerung der Schornsteine in sci;ie Gicb jlv.iiiid ge-
statten. Ist eine Unterfangung der Giebehvand des Nachbars
nötig, so muß 'der Bauherr diese auf eigene Kosten \ n. nehmen
lassen. Für etwaige Risse und Schäden am Niiclih.irluiuse,
welche durch den Neubau herrühren, haftet der B iuiicrr des
neuen Hauses bezw. sein Architekt o.lcr Maurernicistcr. (Habe
einen gleichen Fall gehabt, welcher gerichtlich ausgetragen
Vvurde, und bin gern bereit, weitere Auskunft zu erteilen.)
V: ' \ <»9Ö8.
Zur Frage 211. Scluilldäinpfiing eines Br.i^ s mit
darüber liegenden Arbcitswcrkstättcn. Eine gute S ^ung ist
wohl überhaupt nicht mehr möglich. Die Maschinen;uiflager
mußten gehörig mit Filz usw. isoliert werden und in keinerlei
Zusammenhang mit der Decke stehen. Ob der Uebelstand durch
eine Zwischendecke behoben wird, ist sehr fraglich, da der
Schall von der Betondecke durch das Auflager auf die Außen-
wand und von da nach unten übertragen wird. Eine Decke
müßte mit Hohlraum als Rabitzdecke ausgeführt werden. Zu
weiterer Auskunft bin ich gern bereit. Leonhard t.
Mitteilungen aus dem Verbände
An unsere Bezirksvenvaltungen und Zweigvereine !
Wir beabsichtigen, ein genaues Verzeichnis der Bezirksver-
waltungen und Zweigvereine herauszugeben und haben uns
deshalb wiederholt mit einem Rundschreiben an unsere Vereine
gewandt. Bedauerlicherweise sind die nachfolgenden Zweig-
vereine mit ihren Antworten noch im Rückstände. Wir benutzen
deshalb diesen Weg, um die säumigen Organe unseres Verbandes
an die pünktliche Erfüllung unserer Bitte zu erinnern, besonders
auch die Bezirksverwaltungen, denen die Vereine angehören.
Amberg (Techn. V.), Annaberg (Techfi. V. d. ob. Erzgeb.),
Aue (Techn. V.), Baden-Baden (Techn. V.), Bad Kissingen
(Techn. V.), Barmen (Techn. V.), Bergedorf (Techn. V.), Berlin
(Vereinig. Berk Techn.), Bischofswerda (Verein dtsch. Vermess.-
Techn. f. Ostsachs.), Brieg (Techn. V.), Castrop (Techn. V.),
Cöln a. Rh. (Maschinentechn. V.), Cöpenick (Techn. V.), Göthen
(Techn. V.), Colmar i. Eis. (Techn. V.), Crimmitschau ( i echn.
V.), Crossen-Oder (Techn. V. „Bauhütte"), Dirschau (Techn. V.),
Düren (Techn. V.), Eisenach (Techn. V.), Elbing (Techn. V.),
Eschweiler (Techn. V.), Essen-Ruhr (Baugewerkmeister-V.),
Frankenstein (Techn. Vg. Frankenst., Nimptsch u. Umg.), Fürth-
Bay. (Techn. Vg.), Glatz (Techn. Vg.), Hagendingen (Techn. V.),
Heilbronn (Techn. V.), Höxter (Techn. V.), Horst-Emscher
(Techn. V.), Kiel (Vg. d. vom Kaiserl. Kanalamt am Erweiterungs-
bau des Kais.-Wilh.-Kanals beschäft. Techniker), Königsberg i. Pr.
(Techn. V.), Köslin (Techn. V.), Kray (Techn. V.), Landau
(Techn. Vg.), Langenbielau (Techn. V.), Langendreer-Werne
655
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 41
fTeclin. V.), Leipzig (Techn. Klub), Luckenwalde - Jüterbog
(Teclin. V.), Lünen (Techn. V.), Miltenberg (Techn. V.), Mörs
(Techn. V.), München (V. d. Techn. d. Baver. Miütär-lnstitut.),
Neusiadt-Haardt (Techn. V.), Neuwied (Techn. V.), Ohligs
(Techn. V.), Rheinland-Westfalen (Vermessungst.-V.), Ri.xdorf
(Techn. V.), Rostock (Techn. V.), Saargemünd (Techn. V.),
Schneidemühl (Techn. V.), Thorn (Techn. V.), Trier (Techn. V.^,
Tsingtau (Dtsch. Techniker-V. Ostasien), Stuttgart (Techn. Vg.),
Unna (Techn. V.), Wesel (Techn. V.), Wilhelmshaven (Techn.
V.), Zwickau (Techn. V.).
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir maclicn wiederliolt darauf aufmer!<sam, d.iß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. l.-Z." bis spatesteis Saiii'jend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die M.inus nplc iiii..en auf bisondereii, nur auf einer Seite
bescliriebencn Blättern eiii;;r n lit wenlen. Bei jeder l:ins:uJun:j ist am Kopfe
auszufüllen: \'rs. = Vorsitzender, V. u. O. = Veis miinlungstai,' und Ort,
Br. A. = Brietaufselirift. — Anzeigen über Vergnügin Jan, Festlichkeiten usw.
sind iibcrh:.upt von der Veröi'fent ichun^ in der Vcrb-indszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht d.-r Inseratenteil gegen Bezaiilung gern
zur Verfügung.
Dczii ksvcrwaltnngcn
Brandenburg. Freie Hochschule Berlin. Das neue
Vorlesungsprogramm ist soeben erschienen. Mit seinen 103 Vor-
tragsreihen bietet es wiederum jedermann Gelegenheit,, sich auf
den mannigfachen Gebieten von Kunst und Wissenschaft zu
orientieren und die Zeit- und Streitfragen der Gegenwart
im Lichte wissenschaftlichen Denkens zu betrachten. Die Vor-
träge luuideln über Weltanschauung, bildende Kunst, Musik,
Literalur und Sprachen, Volks-.virtschaft, Vorgesciiichte, Natur-
wissenschaften, Medizin. Besonders bemerkensv ert ist noch
die Veranstaltung zum Besuch der Dresdener hiLcrnationalen
Hygieneausslellung initiels Sonderzuges unter kun'ji;;er Leitung.
Die Programme sind wie bisher kostenlos zu haben in allen
öffentlichen Bibliotheken und Lesehallen und in sämtlichen
Filialen von Loeser Wolff, des'^leichcn im Verbandsbureau.
Im Verbandsbureau sind auch Hüre k r ci zu ermäfJigten Preisen
erhältlich.
Obcrsciilesicn. Vorläufige Tagesordnung für den am 22 Okt
in Beutiien, O.-Schl., sla'tfindenden Bezirkstag. Vorm. Q'/, Uhr
Vorsiaiidssitzung. lli,_, Uhr öffentlicher Vortrag. 1 Uhr zwang-
loses Mittagessen. i bis 5 Uhr Fortsetzung der Vorstands-
sitzung. Für die nicht an der Vorstandssitzung teilnehmenden
Mitglieder, Damen und Gäste Besichtigung des Stadtparkes.
5 Uhr Mitgliederversammlung. 1. Bekanntgabe der Beschlüsse
der Vorstandssitzung. 2. Referate. 3. Verschiedenes. Wir er-
warten recht rege Beteiligung.
G c ni i s c h t c Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : F. J.
Gatzweiler, Slolborger Str. 9. V. u. O.: Jeden Samstag abend
im ,, Berliner Ffcf''. — Samstag, 7. Oktober, abends Uhr,
Hauptversammlung. Tagesordnung: L Verlesung des Protol:o!i5.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekanntgabe der Eingänge.
4. Anträge zum Bezirkstag. 5. Wahl eines Delegierten für den
Bezirkstag. 6. Besprechung über Beschaffung von Zeitschriften.
7. Kassenbericht. 8. Verschiedenes und Beitragszahlung. Sams-
tag, 14. Oktober, abends 9 Uhr, Zusammenkunft im Restau-
tionszimmer. Wir ersuchen um zahlreiches Erscheinen und um
Einführung dem Verband noch fernstehender Kollegen.
Ane. Technischer Verein zu Aue und Um-
gegend. In der Bezirksverwaltung Zwickau und Vogtland
eröffnete die Wintcragitation der Zweigverein Aue am 20. Sep-
tember 1911 im „Wetfiner Hofe". Der geräumige Gesellschaf is-
saal war schon lange vor Beginn der Versammlung überfüllt.
Herr Architekt Kaufmann, Berlin, behandelte das Thema:
„Die Bewertung der geistigen technischen Arbeit". Der Redner
erntete großen Beifall,, der auch in der Diskussion, in der
der Gauvorsitzende des Bundes, Geiser, Chemnitz, sprach, keines-
falls abgeschwächt wurde. Der Erfolg des Abends waren neun
Aufnahmen als ordentliche Mitglieder,, sowie die Gründung einer
Hospitantengrmpe, welcher 13 Herren sofort beitraten. In der
darauf folgenden internen Versanunlung erläuterte Herr Kollege
Kaufmann Zweck und Ziele des D. T.-V. Danach schritt man
zur Wahl eines provisorischen Vorstandes der neiigegründeten
Hospitantengrunpe. Ein kräftiges Blühen und Gedeihen dem
Techn. Verein Aue und Umgegenu^owie der Hospitantengruppe!
Mannheim. Technischer Verein. Die Ersatzwahlen
für die Vorstandsämter ergaben: 1. Vors.: Wilhelm Hoff schmidt,
Waldparkstraße 8; 2. Vors.: Fritz Cerotzky, Heinrich-Lanz-
Straße 16; l.Schriftf. : Adolf Marx, Eichendorfstr. 24; 2. Schrift-
führer: Georg Böhm, Ludwigshafen, Humboldstr. 47 ; Kassierer:
Rudolf Bockisch, Aleerfeldstr. t)3; Archivar: Martin Laudeiiklos,
Kronprinzenstr. 4a; 1. Beisitzer: Walther Schlegel, Augarten-
straße 27; 2. Beis.: Heinrich Schmidt, Lit. L. 2, 3; 3. Beis.:
Max Schubert, Akadcmiestr. 9. Kassenrevisoren: Wilhelm Heu-
beling, Dammstr. 23; Karl Frömming, Meerteldstr. 62. Stellen-
vermittlung: Obmann: Friedrich Krieger, Beethovenstr. 12.
Ballotagekommission : Obmann: Fritz Cerotzky, Heinrich-Lanz-
Straße 16; 1. Beis.: Ludwig Becker, Rennershofstr. 21; 2. Beis.:
Adolf Bender, Alphornstr. 43; 3. Beis.: Otto Künstler, Qontard-
platzö; 4. Beis. : Gg. Schneider, Lit. T. 6, 9. — Am 18. Oktober,
abends 8^/^ Uhr, findet ein Lichtbildervortrag statt. Vortragender
und Thema werden noch bekannt gegeben. Anschließend gemütl.
Beisammensein. Wir hoffen, daß auch Damen an dieser Ver-
anstaltung zahlreich teilnehmen. — Am 23. Oktober, abends
9 Uhr: Vorstandssitzung.
München. Techniker-Verein. Das Winterprogramm
beginnt am 10. Oktober und zwar mit einer öffentlichen Tech-
niker-Versammlung im Wittelsbacher Garten. Referent ist Herr
Kollege Kaufmann, Berlin. Von dort ab finden die Ver-
sammlungen wieder jeden Dienstag, abends SV«» Uhr,, im „Dom-
hof" statt.
Rheydt. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
W. Sander, Rheydt, Freiheitstraße 31. V. u. O.: Jeden ersten
Donnerslag im Monat Hauptversammlung im Hotel Reichshot.
Vom Oktober ab findet an jedem 3. Donnerstag im Monat ge-
mütliche Zusammenliunft im Vereinslokal statt. Beginn der Ver-
sammlungen : 9 Uhr. Wir bitten ergebenst, zu den Veranstal-
tungen regelmäßig zu erscheinen.
Regensburc;. Techniker-Verein. Dienstag, 3. Okt.,
Beginn der Wintersaison im Vereinslokal Brauerei Bischofshot,
1. Stock. Vereinsabend jeden Dienstag abend 8 Uhr. Dienstag,
10. Oktober, Vortrag über das Thema : Die Bodenreform
als Grundlage der sozialen und wirtschaft-
lichen Entwicklung". Gäste jederzeit willkommen.
Reistcnhaiisen. Technischer Verein Reisten-
hausen und Umgegend. Sonntag, 8. Okt. 1911, nach-
mittags 4 Uhr, findet in unserem Vereinslokal , Bayerischer Hof"
die übliche Monatsversammlung statt. Die Mitglieder werden
höflichst ersucht, in der Versammlung recht zahlreich und pünkt-
lich zu erscheinen. Nach Erledigung der Einläufe werden die
Beiträge für das 4. Quartal erhoben. Diese betragen pro Mit-
glied 5,00 Mark.
Würzburg. Techniker-Verein, E. V. Vrs. u. Br.-A. :
W. Krähmer, Weißenburgstr. III. V. u. O. : Jeden Dienstag
im Schöntalerhof. — Mit Oktober beginnen wieder unsere
wöchentlichen Vereinsabende. Wir bitten um zahlreiche Be-
teiligung an denselben.
Techniker in der Industrie.
Dez. Groß-Bcrliii. Interessengruppe der ^\a-
s c h i n e n - und Elektrotechniker. Vrs. : Cur! Moritz,
Cliarlottenburg, Berliner Str. 101. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Jiiliiisstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendanun 5. V. u. O.: Jeden ersten Mittw och
im Monat im Restaurant ..Prinz Luitpold", Friedriclistraße 138
an der Weidendamnier Brücke. Außerdem finden jeden dritten
Mittwoch im Monat ebendaselbst gesellige Zusammenkünfte statt.
Zu der am Sonntag, 8. Oktober 1911, nachmittags ^'3 Uhr,
stattfindenden Besichtigung der „Ständigen Ausstellung für Ar-
beiterwohlfahrt in Charlottenburg werden alle unsere Mitglieder
hiermit herzlichst eingeladen. Wir bitten um recht pünktliches
Erscheinen. Diese Besichtigung findet mit Damen statt. Treff-
punkt bis i, ,3 Uhr in Cliarlottenburg, Frauenhoferstr. 11 12.
Nach der Besichtigung findet im Logenrestaurant", Cliarlotten-
burg, Berliner Str., ein geselliges Beisammensein statt. Verkelirs-
verbindungen : Straßenbahnlinien Q — V — N — R — T - 64,
sowie Untergrundbahn bis Bahnhof Knie. — Weiter geben wir
bekannt, daß Mittwoch, 18. Oktober 1911, abends" ' ,,9 Uhr,
im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstr. 13S. unsere zweite
zwanglose Zusammenkunft stattfindet. Auch hierzu bitten wir
alle unsere Mitglieder pünktlich zu erscheinen. Gäste sind zu
allen Veranstaltungen unseres Vereins jederzeit herzl. willkommen.
S t a a t s t e c h n i k e r. 'i
Hamburg. Am 1. Juli d. J. hat sich der „Verein vonj
Technikern im ii a m b u r g i s c Ii e n Staatsdienst"]
dem D. T.-V. als Zweigverein angeschlossen. Der Verein zählt
37 ordentliche und 2ö'außcrordeniliche Mitglieder. 1. Vrs.: Ad.
Raiiials Versammlungen finden am 3 A\itt\vocli jeden Monats
in der „Karlsburg", Schopcnstehl Nr. 1, statt. Brief adrcsse:
Adolf Rainais, Hamburg 35, .Ausschlägerweg 26, Hp.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 42 Schnftieitung e. Rieh. Schubert, Berli n. 14. Oktober 1911
Inhalt: Die Mittelschultechniker in der Hochbauverw altung Sachsens - Tönende Telefunken - Die Be: ücksichtigiing der privaten praktischen Tätigkeit im Staatsdienst bei
der Bemessung des Pens'onsd enstalters - Betonprobekörper - Wirtschaft und Leben - Standesbewegung - Erfinderschutz u d Patentrecht - Aus der Volks-
wirtschaftslehre - Biicherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Mittelschultechniker in der Hochbauverwaltung Sachsens
Seit fünf Jahren bemüht sich der Verband um eine
Besserung der Dienstverhältnisse der in der Hochbauver-
waltung des Landes beschäftigten technischen Hilfsarbeiter,
ohne daß jedoch die Regierung bisher auch nur ein ge-
ringes Entgegenkommen gezeigt hätte. Die Bewegung
begann mit der ersten Eingabe des Verbandes vom
16. Januar 1906 an das Sächsische Qesamtministerium.
Sie erfolgte auf die bekannte finanzministerielle Ver-
ordnung vom 10. Januar 1905, nach der alle Hilfsarbeiter
jeweils nach fünfjähriger Beschäftigung, ungeachtet ihrer
Leistungen und Brauchbarkeit, prinzipiell zu entlassen seien.
Diese Verordnung rief damals eine berechtigte Entrüstung
in allen Kreisen gerecht denkender Menschen hervor, und
in späteren Verhandlungen des Landtages wiesen auch
die Abgeordneten wiederholt auf die Unbilligkeit solcher
Maßnahmen hin.
Am 1. April 1908 wandte sich der Verband mit einer
größeren, die Verhältnisse klar darstellenden Eingabe an
die Ständeversammlung des Landes, hatte aber mit seinen
Bemühungen leider keinen Erfolg. Beide Kammern des
Landtages beschlossen, die Petition auf sich beruhen zu
lassen. War das Ergebnis auch recht beklagenswert, so
ergaben die Verhandlungen doch, daß die Kammermit-
glieder einen berechtigten Kern in der Eingabe des Ver-
bandes erkannt hatten, und ließen somit erhoffen, daß
auch ohne entsprechenden Landtagsbeschluß die berech-
tigten Wünsche der Bittsteller von der Staatsregierung
erfüllt würden. Fast zwei Jahre vergingen darauf;
der neue Landtag war zusammengetreten, aber von einer
auch nur geringen Besserung der Dienstverhältnisse der
technischen Hilfsarbeiter war nichts zu spüren. Der Ver-
band sah sich daher veranlaßt, unter dem 25. Januar 1910
erneut an die Ständeversammlung mit einer Petition heran-
zutreten und diesmal mit dem Erfolge, daß die Eingabe
in ihren wesentlichsten Punkten der Staatsregierung zur
Kenntnisnahme überwiesen wurde. Die Geschäftslage des
Landtages erlaubte es nicht, unsere Wünsche im Plenum
einer Besprechung zu unterziehen, indessen haben die
Deputationsberichte ergeben, daß die Staatsregierung selbst
die Notwendigkeit gewisser Besserungen anerkannte. Einer
Abordnung der sächsischen Landesverwaltung des Ver-
bandes, die im Finanzministerium nach Schluß des Land-
tages zweimal vorstellig geworden war, wurden gleich-
falls entsprechende Besserungsmaßnahmen der Staats-
regierung in nahe Aussicht gestellt. Aber seitdem ist es
wieder still geworden, die technischen Hilfsarbeiter harren
nach wie vor auf Besserung. Hoffnungen und Enttäuschun-
gen lösten in fast regelmäßiger Folge einander ab.
Wir stehen vor der Einberufung des neuen Landtages.
Bis heute ist nichts geschehen, obwohl verschiedene unserer
Wünsche durch eine kurze Verordnung des Königlichen
Finanzministeriums sofort hätten erfüllt werden können.
Es sind Wünsche, deren Berechtigung wohl kein Mensch
anzweifeln dürfte, wie etwa die folgenden: Anstatt einer
zurzeit noch immer gebräuchlichen Gehaltsbemessung nach
Tagegeldern, Einführung von festen Monatsbezügen, Rege-
lung der Kündigungsverhältnisse, entsprechend den ein-
schlägigen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs und
der G.-O., also unter Einhaltung einer Frist von 6 Wochen,
gebunden an den Schluß eines Kalendervierteljahres, Fort-
zahlung des Gehaltes in Krankheitsfällen und während mi'i-
tärischer Uebungen, sowie Gewährung eines jährlichen, mit
der Dauer der Beschäftigung wachsenden Urlaubes unter
Fortzahlung der Bezüge.
Aber auch für die weitergehenden Wünsche auf Schaf-
fung einer angemessenen Zahl mittlerer technischer Be-
amtenstellen bleibt wenig Hoffnung bestehen. Was von
dem neuen, dem Landtage vorzulegenden Etat bisher be-
kannt geworden ist, läßt nur geringe Befriedigung erwarten.
Der Verband wird also an die Stände des Landes erneut
herantreten müssen, vielleicht daß unsere Wünsche diesmal
durch die Abgeordneten eine nachhaltigere Unterstützung"
erfahren werden, nachdem der Landtag sich davon über-
zeugt haben wird, daß die Regierung nur mit Widerwillen
an eine Erfüllung der berechtigten Wünsche der mittleren
Techniker herangeht.
Wenn man den gegenwärtigen Beamtenetat der sächs.
Hochbauverwaltung unbefangen betrachtet, so wird man das
Zahlenverhältnis der Beamtenstellen für höhere zu denen für
mittlere Techniker für kaum glaubhaft erachten. 58 Stellen
für Hochschuliipchniker, welche die Prüfung für den höheren
technischen Staatsdienst abgelegt haben müssen, und sieben
Stellen für Bauamtsarchitekten, d. s. Absolventen der Kgl.
Akademie der bildenden Künste, stehen 16 Stellen für
mittlere Techniker gegenüber.
Und dieser Personaletat gilt für eine Verwaltung, die
nicht etwa nur künstlerische Entwürfe für Neubauten im
Lande aufzustellen hat, wofür eine größere Zahl akadem'sch
gebildeter Techniker vielleicht verständlich wäre. Der
Verwaltung untersteht die gesamte Unterhaltung der zahl-
reichen staatlichen Bauten im Lande, zu der doch gewiß
die Bildung und Fähigkeiten unserer praktisch erfahrenen
Mittelschultechniker vollkommen ausreichen.
Bei der geplanten Reform der inneren Verwaltung sinnt
man jetzt auf Mittel und Wege, die Verwaltung zu ver-
einfachen und zu verbilligen. Ob man die Lösung der
.Aufgabe, soweit sie den technischen Staatsdienst betrifft,
wohl richtig erfassen wird? Es kommt darauf an, die
Selbständigkeit und Verantwortlichkeit der mittleren Tech-
niker zu erhöhen, nm ihre im Vergleich mit den Hochschul-
658
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
technikern wohlfeileren Kräfte zum Vorteil der Staafs-
finanzen besser zu werten. Nach allen bisherigen Er-
fahrungen und bei der Geringschätzung, über die sich die
Mittelschultechniker in der Hochbauverwaltung zu beklagen
haben, wird man jedoch Zweifel daran hegen müssen.
Es ist der Wunsch des Landtages und auch die Staats-
regierung stellt sich theoretisch auf den Standpunkt, daß
alle in der Verwaltung zu leistende Arbeit, soweit als
irgend angängig, durch Beamte und nicht durch Hilfs-
kräfte erledigt werden soll. In einem Schreiben des Kgl.
Finanzministeriums vom 2J,. April 1906 an den Verband
bekennt sich dieses zu derselben Ansicht. In der Wirklich-
keit liegen die Verhältnisse dagegen wesentlich anders!
Die hohe Zahl der technischen Hilfsarbeiter, im Jahre
1909 waren es 65, im Vergleich mit der Anzahl vor-
handener Beamtenstellen begründete die Staatsregierung
im Landtage bisher stets mit der Behauptung, daß die
staatliche Bautätigkeit Schwankungen unterworfen sei und
diese bald regere, bald geringere Bautätigkeit es unmög-
lich erscheinen ließe, alle Arbeiten stets nur durch Beamte
erledigen zu lassen, weil es dann in Zeiten geringerer Bau-
tätigkeit an Beschäftigung für die Beamten fehlen müßte.
Wenn man nun auch die Tatsache gewisser Schwan-
kungen anerkennen mag, so bleibt doch bei gerechter Be-
urteilung der Sachlage die Aufgabe zu erfüllen übrig, den
Umfang der zu erledigenden Geschäfte festzustellen, wie
er für normale Zeiten als dauernd anzusehen 'sein wird.
Bei dieser Prüfung gewinnt man bald die Ueberzeugung,
daß die gegenwärtige Besetzung der einzelnen Dienst-
stellen der Hochbauverwaltung dem dauernden Bedarf
mindestens annähernd entsprechen dürfte. Als Beweis für
diese Ansicht ließe sich die im Kap. 80 Tit. 6 a des
Staatshaushaltsetats eingestellte Summe anführen, welche
zur Bestreitung der Vergütungen an technische Hilfsarbeiter
dient. Diese Summe besteht in gleicher Höhe ohne Schwan-
kungen seit der Finanzperiode 1904/05 bis zur gegen-
wärtigen 1910/11. Im Laufe der letzten sechs Jahre ist
also weder ein Rückgang noch eine Steigerung des Be-
darfes eingetreten, der Schluß liegt nahe, hier auf dem
Beharrungszustande angekommen zu sein. Demnach wäre
es nur folgerichtig gehandelt, wenn man wenigstens den
größeren Teil der jetzt als Hilfsarbeiter beschäftigten Tech-
niker in etatsmäßige Beamtenstellungen überführen würde.
Aber auch von einem anderen Gesichtspunkt aus be-
trachtet, rechtfertigt sich die Forderung nach Vermehrtmg
der Zahl der Beamtenstellen für mittlere Techniker und
dieser liegt in der Gegenüberstellung der Zahlen 58 (Stellen
für Hochschultechniker) und 16 (Stellen für Mittelschul-
techniker). *
Die UnWirtschaftlichkeit und Ungerechtigkeit eines
solchen Zahlenverhältnisses ist ohne weiteres zu erkennen.
Zweifellos müssen unter den herrschenden Umständen von
Hochschultechnikern Arbeiten geleistet werden, zu denen
diese Bildung" durchaus nicht notwendig ist, die besser,
mindestens aber ebenso gut von minder hoch besoldeten
Beamten, als die Hochschultechniker es sind, verrichtet
werden können. Wer die Verhältnisse genauer zu be-
urteilen vermag, wird sogar zugeben, daß die höheren
Techniker zu gewissen technischen Arbeiten, ganz ab-
gesehen von den eigentlichen Verwaltungsarbeiten bei der
Gebäudeunterhaltung im Allgemeinen, tatsächlich weniger
gut geeignet sind, als die praktisch weit gründ-
licher ausgebildeten Mittelschultechniker. Wir verweisen
hierbei auf die Anfertigung von Massenberechnungen,
Kostenanschlägen, Bauabrechnungen, der eigentlichen Kon-
struktions- und Werkzeichnungen usw. Mindestens wäre
es aber unzweckmäßig und unwirtschaftlich, durch ab-
geschlossenes Hochschulstudium gebildete Techniker mit
derlei Arbeiten zu beauftragen, ihre gesamte Ausbildung
läßt sie zur Lösung anderer Aufgaben berufen erscheinen.
Das Gesetz der Oekonomie verlangt, den wissenschaftlich
gebildeten Technikern nur die wirklich leitenden Stellen
zu übertragen, es bedeutet eine Verschwendung von Zeit
und Kraft, wenn man die für die leitenden Stellen be-
stimmten Männer zu untergeordneten Arbeiten heranzieht.
Quantitativ fällt also der Hauptteil aller Arbeiten eines
Bauamtes dem Mittelschultechniker zu, das Verhältnis der
Beamtenstellen für Mittelschultechniker zu denen für Hoch-
schultechniker sollte also folgerichtig auch in diesem Sinne
gestaltet werden. Das gegenwärtige, unglückliche Zahlen-
vcrhältnis ist allmählicb entstanden durch das Herandrängen
der höheren Techniker an die staatlichen Bauämter, wobei
die Regierung übersehen hat, rechtzeitig sich klar zu werden
darüber, daß es ein verhältnismäßig kleines Land, wie es
das Königreich Sachsen ist, auf die Dauer nicht so viel
Arbeit haben kann, um diese große Zahl höherer Techniker
ihrer Bildung entsprechend und zugleich wirtschaftlich im
Sinne der Staatsfinanzen zu beschäftigen.
Gelegentlich der Berichterstattung über unsere Petition
in der I. Ständekammer am 10. Dezember 1908 sagte Herr
Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler-Dresden, daß die
Kammer unmöglich den ganze.n technischen Staatsdienst
aus Anlaß einer Petition einer Neuprüfung nach der Ric'i-
tung hin unterziehen könne, ob man da oder dort auf
dem richtigen Wege sei. Jetzt ist der Zeitpunkt zu solcher
Prüfung gekommen, wo man sich anschickt, die gesamte
innere Staatsverwaltung einer Neugestaltung zu unterziehen.
Die Kommission, die sich mit der Reform der Staats-
verwaltung befassen soll, wird über diese Fragen des
technischen Staatsdienstes nicht hinweggehen können,
ohne gründliche und sachliche Untersuchungen der zur
Zeit gegebenen Zustände vorzunehmen und eine grund-
sätzliche Klärung über das Verhältnis der Hochschul- und
Mittelschultechniker in der Staatsverwaltung herbeizuführen.
Vor allem aber hoffen wir auch vom neuen Landtag,
daß er sich unserer Wünsche diesmal mit größerer Wärme
annimmt. Unsere in Vorbereitung befindliche neue Ein-
gabe wird ihm Gelegenheit dazu bieten.
Tönende Telefunken
Von Oberingenieur WERNER-BLEINES, Groß-Lichterfelde-W.
(Fortsetzung.)
Eine schematische Darstellung zeigt den Sender in
Abb. 8. Vom Induktor (vgl. auch Abb. 5) gelaugt der
sekundäre, hochgespannte Strom zur Funkenstreckc R F,
welche jedoch aus praktischen Gründen keine Scheiben,
sondern flache Ringe enthält und daher Ringfunke n -
strecke heißt. Um größere Reichweiten zu erzielen und
hierfür größere elektrische Energien verwenden zu können,
müssen eine entsprechende Anzahl solcher Ringfunken-
strecken hintereinander geschaltet werden, so daß eine
S e r i e n f u n k e n s t r e c kc entsteht, wie sie Abb. 9 zeigt.
Heft 42
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
659
JL>/i/ielunffs
V^L r to rneter
HA/W
SeZh^t-vn^uIctton, f y\ Musgerdt.
Abb. 8. Schema einer Sendestation
für „tönende Telefunken".
An jedem Ring ist eine große Scheibe befestigt, wodurch
sich an jeder Elektrode mehr Elektrizität (Kapazität) an-
sammeln kann und die Funken daher um so kräftiger
den Aether in Schwingung versetzen. Die große luft-
umspülte Metalloberfläche der Scheiben bewirkt haupt-
sächlich auch eine Kühlhaltung der Elektroden und
erübrigt die früher angewandte Kühlung mit fließendem
Wasser innerhalb der damals hohlen Elektroden. Zwecks
schneller Beseitigung der Wärme, welche durch die
Funkenbildung entsteht, dürfen die Elektroden nur aus
Kupfer oder Silber, nicht aber aus Eisen, Messing,
Zink oder Aluminium bestehen. Etwa fünf Funken-
strecken haben zusammen nur einen Abstand von einem
Millimeter, weshalb sie am Rande durch Ringe von Glimmer
oder dergleichen getrennt werden. Die Qleichmäßigkeit
und Schnelligkeit der Funkenentladung und damit der
Aetherschwingungen wird ferner noch dadurch bewirkt,
daß dem Induktor nicht Gleichstrom, sondern Wechsel-
strom hoher Periodenzahl zugeführt wird. Das
neue System Telefunken erzielt dadurch einen so hohen
Wirkungsgrad und eine so günstige Ausnutzung der elek-
trischen Energie, wie kein anderes Verfahren. Die Regu-
lierfähigkeit ist obendrein so groß und auch einfach, daß
Abb. 9. Serienfunkenstrecke.
beispielsweise mit 10 Funkenstrecken hundertmal soviel
Energie aufgewendet werden kann als mit einer Strecke.
Die Ausschaltung der einen oder anderen Strecke erfolgt
einfach durch Ansetzen einer Metallklammer an zwei
Scheiben, wie es links auf Abb. 9 geschehen. Der Strom
fließt dann durch die Klammer und braucht nicht erst
den Widerstand der betreffenden Eunkenstreckc zu über-
winden. Mittels einer solchen Anordnung der Serien-
funkenstrecken können Stationen beliebiger Größe her-
gestellt werden und ist man bisher zu Normal-Typen bis
75 Kilowatt Primärenergie = 35 Kilowatt Antennenenergie
gelangt, die nach Erfordern noch weiter vergrößere werden
können.
Einen klaren Begriff von dem Unterschied der
alten Funkentelegraphie gegenüber dem
neuen Telefunkensystem erhalten Vv'ir auch d.rch
Vergleich mit schwingenden Uhrpendeln oder Kugeln,
welche an Stangen pendeln. Das alte System wird nach
Abb. 10 gekennzeichnet durch die Hauptkugel (Sende-
draht) A, die in größeren Zwischenpausen durch das
Uhrwerk (Elektrizität) mit der Hemmung H und die an
der Stange befindliche Gabel Q in Schwingung versetzt
wird. Wenn im Drehpunkt die Reibung (Dämpfung infolge
gegenseitiger Induktion der Drahtvvindungen aufeinander
und auch infolge Ueberwindung des Drahtwiderstandes an
und für sich und der Dämpfung jeden Stromes durch
den Gegenstrom u. dgl.) sehr groß ist, so hören die
Schwingungen bald auf und die Reichweite (Amplitude)
der Schwingungen wird immer kleiner, wie etwa durch
die Zahlen 1., 2., 3. und 4. Schwingung dargestellt. Der
neue Antrieb durch denselben Zahn — also nach Um-
drehung des einzahnigen Rades gedacht — muß
dann so stark sein, daß beispielsweise bei einer Wanduhr
die im Steigerad eines Uhrwerks enthaltene Kraft allein
nicht ausreicht, um ein Pendel in Schwingung zu versetzen.
Dies muß vielmehr d*. rch Handbewegung geschehen. Be-
sorgt jedoch ein mit regehnäßigen Zähnen (Funkenfolgen)
versehenes Zahnrad K den Antrieb, dann genügt der jedes-
malige leichte Druck, um das Pendel (die Antenne) jahre-
lang in voller Schwingung (10.) zu erhalten. Ebenso
werden gleichlange Pendel B und C (gleichgesfmmte An-
tennen) durch das Hauptpendel A in Schwingung versetzt
und gleichmäßig darin erhalten.
Zwischen diesen beiden Systemen, Herfz-Marconi und
den tönenden Telefunken, ist das von Braun — mit
Kondensatorerregung — einzuschalten, da es einem Pendel-
Heft 42
antrieb vergleichbar ist, bei welchem das Steigerad mehrere
Zähne und darauf eine längere Zahnlücke hat. Als
Zwischensystem ist auch eine drahtlose Telegraphie
zu betrachten, welche Wechselstrom hoher
Periodenzahl oder Frequenz (mehrere ICO 000 in der
Sekunde) ohne die Telefunkenvonichtung verwendet. Um
eine größere Fernwirkung damit zu erzielen, sind lange
Antennen erforderlich und man kann die Schwingungen
mit denjenigen langer aber gewicht los er Pendel
vergleichen.
Die Länge des Pendels (Luftdraht) kann auch einen
Bruchteil oder ein Vielfaches vom Hauptpendel A betragen,
so daß Wellen von halber bezw. doppelter, drei- und
vierfacher Schwingimgsdauer entstehen, weil dann trotz
der Zwisclienschwingungen des kleineren Pendels (z. B. E
und D, doch immer wieder regelmäßig Schwingungen mit
dem Hauptpendel zusammentreffen und durch dies von
neuem verstärkt werden. Die Länge des Pendels (An-
tenne) und auch die Größe der Kugel (Elektrizitätsmenge)
lassen schon in der Zeichnung erkennen, daß hiervon
die Reichweite und die Kraft des Anstoßes abhängig ist.
Aus der Lage des Pendels D zu den übrigen geht noch
hervor, daß es nicht gleichgültig ist, wie unä wo man
eine Sende- oder Empfangsantenne anbringt, wenn
sie überhaupt und dazu leicht und in kräftige
Schwingungen versetzt werden soll. Nach bisherigen
Versuchen pflanzen sich die elektrischen Schwingungen
und Wellen an der Erdoberfläche entlang fort; Gebäude,
große Bäume und Gebirge sind Hindernisse, ähnlich als
wenn das Pendel C über A hinaus durch B' in Schwingung
versetzt werden soll. Mit der kleinen Kraft b würde dies
überhaupt nicht möglich sein, da sie höchstens bis a reicht
und A nicht aus der Ruhelage zu bringen vermag. Mit
dem schwingenden B kann aber nicht nur A, sondern
aucli C und E in Bewegung versetzt werden.
Der früher benutzte F r i 1 1 e r (Abb. 7) wird bei dem
System der tönenden Funken nicht verwendet, da die in
einer Röhre eingeschlossenen Metallkörnchen durch
Hertz'sche Wellen zwar für den elektrischen Strom leit-
fähig werden, diese Eigenschaft aber erst durch Schütteln
oder Klopfen wieder verlieren. Nur der erste Wellenstoß
ist also jedesmal wirksam und bis zur nächsten Beein-
flussung vergeht soviel Zeit, daß die Telephonmembran
nicht in so schnelle Schwingungen versetzt werden kann,
als zur Bildung eines musikalischen Tones notwendig sind.
Hierzu ist auch ein Gleichstrom notwendig, welcher die
Elektromagnete des Telephons betätigt. Die hin- und
hergehenden elektrischen Schwingungen müssen also zu-
nächst in den nach einer Richtung "fließenden Gleichstrom
verwandelt werden, ähnlich wie auch die Pendelbewcgungen
einer Uhr sich in der nur nach einer Richtung hin er-
folgenden Zeigerbewegung äußern. Wenn das durch die
Feder F gehaltene Sternrad S (Abb. 10) sich in der Rich-
tung des Pfeiles bewegen soll, wird es durch den Hebel N
nur nach jeder Doppel Schwingung um einen Zahn weiter
geschoben.
An Stelle des Fritters ist daher in die Empfangsvor-
richtung ein anderes Instrument, der Detektor, eingeschaltet,
welcher das Auftreten elektrischer Wellen nicht bloß
anzeigt, sondern diese gleichzeitig in Gleichstrom-
schwingungen umformt.
Als Detektor wurden früher die elektrolytische
Zelle, später Thermodetektoren benutzt, während jct t b.i
dem System Telefunken nur noch ebenso einfache als
leistungsfähige Kontakt-Detektoren verwendet werden, die
weder eine Flüssigkeit (Säure), noch Wärmezufuhr — wie
die vorgenannten — benötigen. Ein solcher Apparat be-
steht aus einer Metall- oder Graphitspitze, die leicht gegen
Abb. 11. Erregerspulen des Slab\ -Arco-Senders.
ein Mineral (Eisenglanz, Bleiglanz, Psilomelan oder dgi.)
drückt und in einer Büchse eingeschlossen ist. Je regel-
mäßiger und — bis zur Grenze der Schallschvvingungen —
schneller die Wellen eintreffen, desto leichter wird die
Telephonmembran durch den Detektorgleichstrcm in
Schwingungen versetzt, was sieh durch einen Vergleich
mit der Pendelbcwegung leicht erklärt.
Der musikalische Ton hat für die Funkentele-
graphic noch einen besonderen Wert insofern, als die von
einer Station aufgefangenen — im Rhythmus des Morse-
alphabets oder wie Reitersignale tönenden — Zeichen sich
nicht allein durch das angeschlagene Tempo und die Laut-
stärke, sondern vor allem durch die Klangfarbe von
den Zeichen einer anderen Station unterscheiden. Wenn
beispielsweise die eine Stationsantenne 200 Wellenstöße
in der Sekunde (allenfalls mit 3 bis 4 Ober- und Unter-
schwingungen) in den Raum hinaussendet und wir sie als
Töne von 200 Membranachwingungen hören, so sind sie
deutlich von den Zeichen anderer Sender, die mit 1000
oder 2.tiOO Schwingungen arbeiten, zu unterscheiden. Die
musikalisch klingenden Töne unterscheiden sich — auch
wenn sie nur noch ganz schwach hörbar sind — deutlich
von dem zischenden oder knackenden Geräusch, welches
durch Entladungen der Luftelektrizität hervor-
gerufen wird. Diese erschwert das Telegraphieren mit
anderen Funksystemen bedeutend und erfordert vor allem
weit größere Energiemengen, damit die Morsezeichen durch
ihre Stärke die Zeichen der Mutter Natur übertreffen.
Um die Tonschwingungen möglichst rein und kräftig
zu gestalten, legt das Telefunkensystem großen Wert auf
Heft 42
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
661
die für richtige Energieausnutzung günstigste Abstimmung
der Gesamteinrichtung. An Stelle der früheren Drahtspulen
und Traflsformatoren, wie sie der Sender von Slab)'
und Arco in Abb. 11 zeigt und der noch viel in Ge-
brauch ist, sind nichtumsponnene dicke Drähte oder locker
gewundene, flache Metallstreifen als Selbstinduk-
tion, Koppelungsspulen und Antennenverlängerung oder
die nach R e n d a h 1 gemäß Abb. 1 2 gewickelten Vario-
meter getreten. Letztere sind kreisrunde Platten und
werden bei der Sendestation verwendet. Dabei ist je
eine Plattenspule feststehend, die andere dazu
drehbar angeordnet, wie aus Abb. 14 ersichtlich. Stehen
die Scheiben so zueinander, daß die Felder der vier Spulen
sich addieren, so ist dies die Einstellung auf höchste
Selbstinduktion; dreht man entgegengesetzt, so ergibt sich
die niedrigste. Durch geringere Drehung erhält man
Zwischenwerte und kann die Selbstinduktion allmählich von
1 bis 16 gesteigert werden.
y\bb. 12. Variometer-Schaltung.
Aus dem Schema der Abb. 8 ist ersichtlich, wie die
Variom.eter einmal zur Einstellung des Erregerkreises und
dessen Koppelung mit der Antenne, das andere IVlal zur
Verlängerung der Antenne und damit der ausgestrahlten
Wellen Verwendung finden. In dieser Schaltung läßt sich
beispielsweise die Wellenlänge von 500 m auf 2000 m
kontinuierlich (durch die Pfeile angedeutet) verlängern;
nach einer anderen Anordnung erzielt man sogar eine mit
Erfolg zu benutzende fünffache Verlängerung, nämlich von
600 m bis 3000 m Wellenlänge. Da die veralteten Systeme
mit ein und derselben Antenne nur Veränderungen bis
zur 1,5 fachen Wellenlänge vornehmen können — sich
also leicht gegenseitig stören — , ergibt sich hieraus schon
eine bedeutende Ueberlegenheit der tönenden Telefunkei.
Die. richtige Einstellung des Kopp elungs Vario-
meters und der daran anschließenden Antennen-
verlängerung (vgl. Abb. 8) ist erforderlich, um bei
jeder Wellenlänge die Funken rechtzeitig zum Eflösclicn
zu bringen, damit sie die Antennen- (gleich den Pen Je!-)
Schwingungen nicht stören und stets cv .'.t^n, kräit goii
und im rechten Augenblick neuen Anstoß bewirken.
Da zur Erzielung kurzer V/ellen nur wenig Draht-
windungen der beiden Variometer eingeschaltet sind,
wird eine zusätzliche S e 1 b s t i n d u k t i o n s s p u 1 e in
dem Erregerkreis auch b;; lex .er Drahtlänge schon
von Einfluß sein; bei großer Wellenlänge kommt sie da-
gegen nicht so sehr in Betracht. Im ersteren Falle ist die
Koppelung mehr lose (ähnlich wie in der Anordnung
der Abb. 7, der Braunschen Schaltung), im letzteren Falle
dagegen fester, d. h. die Antenne wird unmittelbarer durch
den Schwingungskreis erregt.
Die feste Koppelung und die dadurch hervor-
gerufene Aetherschwingung ist vergleichbar mit den
Pendelschwingungen einer Wanduhr (Abb. 10), während
die lose Koppelung veranschaulicht werden kann durch
den Ankergang einer Taschen- oder Weckeruhr. Hier
schwingt die Unruhe (Balance) U der Abb. 15*) frei,
wie die lose gekoppelte Antenne, und folgt den durch
die Spirale S hervorgerufenen Schwingungen (Elastizität
des Aethers). Beim Durchgang durch die Mittellinie
zwischen R und U erhält jedoch die stiftartige Elipse E
von der Gabel G des Ankers A jedesmal einen neuen
Anstoß. So wie die Kraft eines durch die Feder auf-
gezogenen Uhrwerks zahnweise sich an der Hemmung
mit dem Ankerrad R äußert, entladet sich auch die Elek-
trizität bei der drahtlosen Telegraphie funkenweise
an der Funkenstrecke. Erfolgen mehr Stöße, als den
Schwingungen der Antenne entspricht, so gehen diese
für den Antrieb ebenso verloren, als wenn während einer
Ankerbewegung einzelne Zähne des Rades R durchrutschen.
Es ist deshalb nutzlos, die Frequenz der Funkenentladung
über ein gewisses Maß — etwa durch übertrieben hohe
Abb. 15.
Periodenzahl des Wechselstromes — zu steigern. Das Tele-
funkensystem arbeitet am besten mit etwa 500 bis 2000
Funken in der Sekunde. Bei zu hoher Frequenz sind die
Impulse naturgemäß weniger kräftig, da sich die Gesamt-
energie dementsprechend verteilt. Dienen dann nur ein-
zelne Stöße dem Antrieb (indem die anderen nutzlos
verloren gehen), dann sinkt auch die Reichweite des Sende-
apparates ebenso herab, wie etwa die Schv/ingungen eines
Pendels oder einer Unruhe kleiner werden und wird bei-
spielsweise der Bolzen b den Kontaktstift c einer benach-
barten Unruhe dann nicht mehr erreichen und vermag diese
auch nicht in Schwingung zu versetzen. Töne mit etwa
33 000 Schwingungen in der Sekunde können wir nocn
hören, während die Grenze der musikalischen Töne etwa
bei 4000 Schwingungen liegt.
Erfordernis einer guten Zeichenübertragung ist die
Arssendung scharf ausgeprägter und reiner musikalischer
Töne, ferner Abstimmen der Empfangsapparete auf die
gleiche Tonschwingung. Bei dem in Abb. 13 dargestellten
neuesten Empfänger sehen wir rechts hinter der Rück-
wand die auf einem starken Rillenisolator aus Porzellan
angebrachte Zuleitung von der Antenne. — Im Bedarfsfalle
wird der Hebel auf „Geben" hochgestellt und ist dann
der Sender an den Luftdraht geschaltet. — Die an-
kommenden Zeichen werden im Fernhörer wahrgenommen,
indem sie durch Einschaltung der für bestimmte Wellen-
längen bereitliegenden auswechselbaren Empfangsspulen
und Drehen des gleichfalls oben um ein Gelenk drehbaren
Klapp- oder Ringtransformators — dessen rich-
tige Einstellung für die Empfangskoppelung maßgebend
ist — hörbar gemacht werden. Wir sehen z. B. hier vier
*) Der Uebersichtlichkeit wegen etwas abweichend ge-
zeichnet.
662
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 42
Abb. 13. Empfänger für tönende Telefunken.
flache Empfangsspulen für Wellenlängen von 269
bis 6000 m, also eine Abänderungsmöglichkeit, wie sie
bisher auch nicht entfernt zu erzielen war. Oben-
drein ist die Vorrichtung soweit vereinfacht, daß nur noch
die Antenne abgestimmt zu werden braucht, da diese nur
noch allein schwingt. Es ist dies durch die Schaltungsweise
ermöglicht, wie sie in Abb. 16 und 17 dargestellt ist.
Die Empfangsschaltung der Abb. 16 wird ge-
wöhnlich da angewandt, wo es weniger auf genaue Ab-
stimmung ankommt. Je mehr ,, Funksprüche" indes durch
den Aether schwirren oder wo die Luftelektrizität störend
einwirkt, anderenfalls auch die Deutlichkeit der Zeichen
zu wünschen übrig läßt, muß zu einer präzisen Abstimmung
des Empfängers geschritten werden. Abbildung" 17 deutet
eine solche Schaltungsvveise an. Es können dabei die Draht-
spulen nicht nur sprungweise verlängert oder verkürzt
werden, sondern auch noch kontinuierlich. Erst^r^^'s
erfolgt durch Einschaltung ganzer Spulenvvindungcn oder
gar von einer größeren Anzahl Windungen, auch durch
Austausch der kürzeren Spulen gegen längere. Die kon-
tinuierliche Einstellung dagegen erstreckt sich auchvauf
Teile einer Drahtwindung.
Wie die Veränderung der Spulen zueinander
erfolgt, zeigt Abb. 13 und sei noch an Hand der Abb. 17
bemerkt, daß die primäre Spule P des Koppclungstrans-
formators auswechselbar an der Rückwand (Abb. I i) be-
festigt ist, während die sekundäre Ringspule S umso stärker
von den durch die Antenne aufgefangenen und zur Primär-
spule geleiteten Schwingungen beeinflußt wird, je mehr
sie in dem Gelenk herabgedreht und über die Primär-
spule gestülpt wird. Die solchermaßen entstehenden In-
duktion s s t r ö m e schwingen in dem aus S und dem
veränderlichen Kondensator VC gebildeten Zwischen-
kreis. — Dieser Kondensator steht in Abb. 13 links neben
dem Antennenkondensator (V K der Abb. 17). je eine
Skala auf den Kondensatorkasten deuten an, daß ' sie
Abb. 14, Variometer.
variabel sind und ebenfalls zur Abstimmung dienen.
Eine Reihe halbkreisförmiger Metallplatten ist hierbei
übereinander feststehend angeordnet, indes eine zweite
Reihe sich — um den Mittelpunkt drehbar — zwischen
die feststehenden Platten schieben läßt. Mit den sich
gegenüberstehenden Metallflächen ändert sich auch die
darauf als Kapazität ansammelnde Elektrizität. Die beim
Sender (Abb. 8) eingeschaltete Kapazität kann bei tönenden
Eunken auch durch Papierkondensatoren gebüdet
werden, denn hier erreicht die Elektrizität nicht so hohe
Spannungen wie bei den wesentlich längeren Eunken-
strecken der nichttönenden S\'steme. Sonst kommen nur
Leydcner Elaschen in Anwendung, die auch wegen
ihrer Unempfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse —
namentlich für Tropengebiete — benutzt werden.
Die einfachere Schaltung (Abb. 16) wird vorzugsweise
von Handelsschiffen benutzt und werden die nur hierauf
1
Abb. 10. Schema einer .Abb. 17. Enipfangsschaltung
Empfangsstation mit Detektor mit 7-\visclienkreis und
und I ernliörer. Empfangsspuie
Heft 42
DEUTSCHE TECHNIKExR-ZElTUNO 1911
6Ö3
eingerichteten Apparate kommerzielle Telefunken-
stationen genannt — abgekürzt T K, wobei die Antennen-
Energie in Zahlen vorgesetzt wird, z. B. ist 1,5 TK eine
kommerzielle Telefunkenstation, deren Antenne 1,5 Kilo-
watt Schwingungsenergie zugeführt erhält. Vornehmlich
Kriegsschiffe und Militärstationen stellen aber die höchsten
Ansprüche an das Telegraphiersystem und es werden dafür
die in allen Teilen kontinuierlich veränder-
lichen Apparateteile zu einer Station zusammengestellt,
woraus sich ihre Bezeichnung als variable Telef unken-
stationen ergibt; beispielsweise ist 1 TV eine Normaltype
für mittlere Kriegsschiffe mit Reichweiten von 125 bis
2400 km über See, 1 T F V dagegen eine ,, Fahrbare Karren-
Station" mit kontinuierlich variablen Spulen und Konden-
satoren, deren Antenne 1000 Watt (1 Kilowatt) Energie
zugeführt erhält und damit über Land mindestens 250 Kilo-
meter Reichweite erzieli.
Der Empfänger (ström) kreis ist bei diesen
variablen Stationen ebenso wie bei den kommerziellen aus-
gestaltet, was aus Abb. 16 und 17 ersichtlich ist. An
Stelle der Sekundärspule tritt aber eine der (auf Abb. 13
dargestellten vier Empfangsspulen (E in Abb. 17). Eine
solche erhält dann die elektrische Energie wieder i n d u k -
t i v durch die Sekundärspule S, bezw. von den im
Zwischenkreis pulsierenden Wechselströmen. Ist die An-
ordnung so getroffen, daß, die Drahtwindungen von P
über S nach E immer weniger werden, aber aus ent-
sprechend stärkerem Drahte bestehen, so wird eine
größere Anzahl schneller Antennenschwingungen zu
wenigen aber kräftigen Stromstößen in der Empfangsspule
verdichtet. Man hat es demnach in der Hand, mit Hilfe
des Detektors — der die Wechselstromstöße in Gleich-
strom umwandelt und dadurch den Fernhörer betätigt —
die weitreichenden, schnellen Antennenschwingungen in
diejenige langsamere Impulsfolge überzuführen, welche den
am besten hörbaren Ton ergibt. Nach den Gesetzen der
Resonanz wird dies für gewöhnlich der vom Sender aus-
gehende Ton oder ein dazu im bestimmten Schwingungs-
zahlenverhältnis stehender Ton sein. Die hellen Töne der
mittleren Tonlage werden im allgemeinen besser ver-
nommen als tiefe oder ganz hohe Töne.
(Schluß folgt.)
Die Berücksichtigung der privaten j3raktischen Tätigkeit im Staatsdienst
bei der Bemessung des Pensionsdienstalters
Von Dr.-Ing. A. LINKER, Hagen i. W.
Im Januarheft der ,, Verhandlungen des Vereins zur
Förderung des Gewerbefleißes" befindet sich in dem
Aufsatz des Herrn Geh. Regierungsrats v. Böhmer auf
S. 74 unten ein Abschnitt, in welchem der Vorschlag ge-
macht wird, bei den im Kaiserl. Patentamt beschäftigten
Mitgliedern die Anrechnung der in der Privatpraxis zu-
gebrachten Zeit auf das Pensionsdienstalter in ähnlicher
Weise zu regeln, wie es in Oesterreich der Fall ist. Diese
Bemerkung hat mich veranlaßt, wenigstens prinzipiell ein-
mal folgende aus der Ueberschrift sich ergebende zunächst-
liegende Frage zu behandeln:
,,Nach welchen Gesichtspunkten hat die Einschätzung
des Wertes der praktischen Tätigkeit zu erfolgen?"
Im allgemeinen versteht man auch heutzutage noch
unter praktischer Tätigkeit oder kurz „Praxis" eines In-
genieurs die in einem industriellen Betriebe zu-
gebrachte Zeit nach Beendigung der Ausbildungszeit auf
einer technischen Lehranstalt. Es bildete sich daraus all-
mählich die Ansicht heraus, daß der Ingenieur gewisser-
maßen erst durch die Arbeit in einer Fabrik seine besondere
Weihe erhielte, die ihn erst befähigte, praktische Probleme
zu lösen. Diese Anschauung ist in der geschichtlichen
Entwicklung unserer technischen Bi'dungsstätten begründet
Ursprünglich waren sie an Real- und später an Gewerbe-
schulen angeschlossen oder darauf aufgebaut, so daß die
Zöglinge vornehmlich in den mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Grundlagen der Technik ausgebildet werden
konnten. Mit diesen Kenntnissen traten die Absolventen
nun in praktische Betriebe ein und sachten ihr Wissen
soweit zu bereichern, daß sie es allmählich zur Leitung,
Verbesserung und weiteren Ausgestaltung der Fabrikation
benutzen konnten. Erst durch langjährige Uebung war
es jedoch dabei für die meisten möglich, technische Pro-
bleme selbständig zu lösen imd damit Ingenieurarbeit zu
leisten. Der Schulabsolvent war daher damals noch ein
'"unfertiges Produkt.
Besonders begabte und hervorragend tüchtige Männer,
die neben gründlichen theoretischen Kenntnissen die prak-
tische Veranlagung besaßen, sich auch in neue, noch wenig
aufgeschlossene technische Gebiete hineinzuarbeiten, wur-
den in den Schulbetrieb übernommen. Sie erweiterten
schrittweise den Lehrstoff und übertrugen die Theorien
auf technische Probleme, wodurch die Besucher der An-
stalten einen Teil der sonst nur in den industriellen Be-
trieben zu erlernenden Fachkenntnisse schon auf der
Schule erhielten. In neuerer Zeit sind die technischen
Lehranstalten infolge der ausgezeichneten Lehrkräfte und
Lehrmittel in ihrer Wirkungsweise soweit gestiegen, daß
man beinahe auf jedem Fachgebiet der Technik eine
gründliche Ausbildung erhalten kann.
Jetzt ist es nicht mehr zeitgemäß, von einem Absol-
venten der Technischen Hochschule als von einem un-
fertigen Ingenieur zu sprechen. Was ihn von dem in
der „Praxis" tätig gewesenen Kollegen unterscheidet, ist
nur die mehr oder weniger große Erfahrung, die der
meistens ältere Fachgenosse seit der Schulzeit inzwischen
gesammelt hat, und die inzwischen durch Weiterstudium
der technischen Literatur neu erworbenen bezw. vertieften
Kenntnisse. Es ist daher nicht ohne weiteres in allen
Fällen anzunehmen, daß ein Ingenieur mit langjähriger
industrieller Praxis dem eben von der Schule kommenden
an Wertschätzung bezüglich der Lösung praktischer Pro-
bleme unbedingt höher stehen muß, wie aus folgendei
Betrachtung leicht einzusehen ist:
Von den in der Praxis arbeitenden Ingenieuren ist
ein verhältnismäßig großer Teil mit dem auf der Schule
erreichten Erfolg zufrieden und sucht seine Stelle nach
Kräften auszufüllen. An ein Weiterarbeiten wird selten
gedacht, sondern man wartet geduldig ab, bis das Schicksal
die Hand dazu bietet, eine vorteilhaftere Stellung ein-
zunehmen. Ein festgestecktes Ziel ist nicht immer vor-
handen, obwohl nicht geleugnet werden soll, daß es auch
664
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
vielfach Ausnahmen gibt. Diese Ingenieure sind bestrebt,
durch rastlose Weiterarbeit, Vertiefung der Kenntnisse und
Studien der Literatur zwecks Weiterbildung allmählich eine
führende Stellung einzunehmen. So entstehen leistungs-
fähige Männer, aus deren Reihen die Führer auf wissen-
schaftlichem und praktisch-industrieilem Gebiet entspringen.
Ich erinnere u. a. nur an Edison, W. v. Siemens, v. Hefner-
Alteneck, Marconi, Zeuner, Stephenson, Franklin, Leonardo
da Vinci. Bei letzterem muß man über die Fülle der
geistreichen Angaben auf dem Gebiet der praktischen An-
wendungen in der Technik erstaunt sein, wenn man be-
rücksichtigt, daß er damals noch nicht die Möglichkeit
haben konnte, sich eine langjährige industrielle Praxis
in den von ihm beschriebenen Zweigen der Technik zu
erwerben.
Solche Männer haben ihre Leistungen überhaupt nicht
der Praxis zu verdanken, im Gegenteil, sie haben erst
der Technik ihr eigentümliches Gepräge gegeben, sie in
neue Bahnen gelenkt und zu neuen Erfolgen geführt. Ich
komme damit zu dem Resultat, daß ein gewisser prak-
tischer Sinn und Begabung für praktische
Probleme angeboren sein müssen. Diese können
durch die Betätigung in der Industrie nur vervollkommnet,
jedoch nicht oder wenigstens nur mangelhaft angelernt
werden.
Daher zeigt es sich vielfach, daß eine langjährige
Tätigkeit in einem Spezialgebiet der Technik einseitig
macht, allerdings mit den beiden Extremen, auf dem be-
treffenden Gebiet ganz Hervorragendes, in den anderen
Zweigen dagegen nichts oder nur wenig zu leisten.
Betrachtet man nun die modernen Arbeitsstätten der
Praxis, so findet man infolge des heißen Ringens aller
Völkei' in der Technik eine ausgeprägte Arbeitsteilung"
nach Spezial- und Einzelgebieten. Für die praktische
Weiterbildung des Hochschulabsolventen ohne Gefahr der
Einseitigkeit sind solche Betriebe daher den mittleiCn
Fabriken mit nicht so streng durchgeführter Spezialisierung
im Werte unterlegen. Es mag nun für ein industrielles
Werk von besonderem Nutzen sein, in einzelnen Spezial-
gebieten besonders bewanderte Ingenieure für die gleiche
Arbeit zu erwerben. In einem Staatsbetriebe dagegen, von
dem hier ja die Rede sein soll, kann eine derartige Spezia-
listenbeschäftigung weniger angebracht sein.
Der Staat muß im Gegenteil von seinen technischen
Beamten ein möglichst vielseitiges Verständnis für tech-
nische Fragen verlangen, damit sie imstande sind, bei
gründlicher Vorbildung auch auf sonst von ihnen noch
nicht beschrittenen Wegen vorzugehen und z. B. Neue-
rungen auf ihre Brauchbarkeit bezw. Vervollkommnung
zu prüfen oder solche einzuführen.
Zu den hierbei in Frage kommenden Behörden, welche
ihren Nachwuchs aus der Privatpraxis ergänzen, könnte
man u. a. folgende rechnen:
Das Kaiserliche Tclegraphen-Versuchsamt, die Physi-
kalisch-technische Reichsanstalt, das Kaiserliche Patentaiut,
die staatlichen Bauämter und technischen Fachschulen. Be-
sonders das Patentamt und die Fachschulen müssen \on
ihren Bewerbern eine gründliche und möglichst umfang-
reiche Fachbildung auf verschiedenen Gebieten der
Technik verlangen.
Nach den zurzeit geltenden Vorschriften scheint dazu
nur derjenige geeignet zu sein, der gewisse unerläßliche
Prüfungen bestanden und eine langjährige industrielle
Praxis aufzuweisen hat. Der ersten Forderung mag man
zustimmen, wenn auch auf die Angaben von Schulzeug-
nissen im allgemeinen kein besonders großer Wert gelegt
wird. Von der zweiten Bedingung jedoch sollte man bis-
weilen absehen, was jedenfalls nicht zum Schaden der
betreffenden Behörden sein dürfte. Einen Schutz gegen
die fälschliche Einschätzung der Brauchbarkeit des Be-
werbers bietet ja immer die vor der Anstellung durch-
zumachende Probezeit. Auf der anderen Seite würde diese
von mir vorgeschlagene und gewissermaßen als Erweite-
rung der Zulassungsbedingungen aufzufassende Maßnahme
den jedenfalls nicht zu unterschätzenden Vorteil für die
betreffende Staatsbehörde bieten, aus einer größeren An-
zahl von Bewerbern besonders befähigte und tüchtige
Beamte heraus zu suchen, als mit der jedenfalls unzeit-
gemäßen Einschränkung durch alleinige Berücksichtigung
der industriellen Praxis.
Anderenfalls müßten die betreffenden Behörden die-
jenigen Ingenieure, welche außerhalb der industriellen Be-
triebe z. B. als Assistenten an Hochschulen oder Lehrer
an privaten oder staatlichen technischen Fachschulen und
dergleichen ihre praktischen Erfahrungen gesammelt haben,
als weniger geeignet zur Lösung praktischer und tech-
nisch-wirtschaftlicher Aufgaben ansehen.
In der Industrie scheint diese Ansicht zwar vielfach
vertreten zu werden, wie ich bei meinen zahlreichen Be-
sichtigungen industrieller Anlagen durch gelegentliche Aus-
sprache in dieser Hinsicht feststellen konnte. Man hört
oft die Bemerkung: ,,Wer im Lehrberuf einmal tätig ge-
wesen ist, eignet sich dann nur schlecht für die Praxis",
wobei natürlich „industrielle" Praxis gemeint ist.
Diese Ansicht dürfte wohl nicht recht begründet sein
und scheint aus der Tatsache heraus sich gebildet zu
haben, daß die Fabriken kein besonderes Interesse daran
haben können, Ingenieure mit großem Allgemeinwissen
zu erhalten, wenn sie auch imstande sein sollten, sich
allmählich in das betreffende Spezialgebiet hineinzuarbeiten.
Demgemäß enthalten auch die in den Zeitschriften aus-
geschriebenen Stellenangebote eine große Anzahl von für
die betreffende Stelle allein erforderlichen Bedingungen
und Eigenschaften des Bewerbers.
Schaltet man dieses Moment der in finanziellem Inter-
esse möglichst starken Ausnutzung der Hilfskräfte aus,
was ja bei den in Frage kommenden Staatsbetrieben nicht
der Fall ist, so muß man bei objektiver Betrachtung zu
folgenden Schlüssen kommen:
Der als Assistent oder Fachlehrer tätig gewesene In-
genieur oder kurz der Techniker mit „akademischer" Praxis
arbeitet in seinem Beruf in' ähnlicher Weise wie der Chef
bezw. Oberingenieur eines Fabrikzweiges. Da er außer-
dem seinen Hörern die praktischen Maßnahmen beim Be-
rechnen, Konstruieren und im Laboratorium wissenschaft-
lich zu begründen hat, so wird er nicht nur über ein
gründliches Wissen, sondern auch über praktisches Können
verfügen müssen. Und die dazu nötigen Erfahrungen auf
den verschiedenen Gebieten kann er viel leichter und be-
quemer sammeln durch Besichtigung von industriellen
Werken und Leitung wissenschaftlicher Ausflüge nach
den Industriezentren, als der auf sein Werk allein an-
gewiesene Oberingenieur.
Ein \v_eiteres nicht zu unterschätzendes Bildungsmittel
sind die den Lehrern reichlich zur Verfügung stehenden
technischen Werke und staatlichen Bibliotheken, deren Be-
nutzung für den ,, Praktiker der Industrie" oft mit großen
Schwierigkeiten verbunden ist. Es wird auch jedenfalls
niemand daran zweifeln, daß man an allgemein-technischen
Erfahrungen bei einer Studienreise mehr sammeln kann,
als ein Ingenieur bei mehrjähriger Beschäftigung z. B.
in einer Transformatorenspulenwickelei oder beim Kon-
struieren von Kolbendampfmaschinen,
Heft 42
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
665
Wie viel von den mit Unterricht betrauten Ingenieuren
in fachlicher Beziehung gearbeitet wird, erkennt man aus
dem Umstand, daß der größte Teil der technischen Unter-
richtsvverke und literarischen Veröffentliphungen, aus denen
die „Praktiker" ebenfalls ihr Wissen ergänzen, von, wenn
auch bisweilen nur nebenamtUch, Unterricht erteilenden
Personen verfaßt wird. Und das ist eigentlich nichts Merk-
würdiges. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man
sein Wissen nur dazu braucht, etwas selbst auszuführen,
oder ob man dasselbe einem anderen übermitteln soll,
damit er danach imstande ist, selbständig in dem Fach
tätig zu sein. In letzterem Fall ist eine viel größere Ver-
tiefung notwendig. Welche gründliche Beherrschung des
betreffenden Fachs und dazu noch seiner Grenzgebiete
erforderlich ist, um ein größeres Werk zu schreiben, das
wird mir jeder zugeben müssen, der selbst literarisch tätig
gewesen ist.
Wie sehr auch bei den Ingenieuren mit rein industrieller
raxis dieser allmählich eintretende Zustand der Einseitig-
keit sich fühlbar macht, kann man aus den Bestrebungen
erkennen, die in Amerika, dem Lande der angeblich am
besten praktisch ausgebildeten Ingenieure, aufgetaucht sind
und zum Ziel haben, den in der Praxis stehenden In-
genieuren Gelegenheit zu geben, sich durch Teilnahme
an Hochschulkursen in modernem Sinne weiter zu bilden.
Auch in Deutschland sind derartige Vorschläge schon viel-
fach gemacht worden, allerdings mit dem Fehler, daß die
Kurse nur kürzere Zeit, z. B. 14 Tage dauern sollten, wobei
es jedenfalls nicht möglich sein dürfte, aus einem Kessel-
revisionsingenieur einen Sachverständigen für Elektro-
technik zu machen.
Wie sehr auch andere hervorragende Männer der Tech-
nik diesen meinen Standpunkt vertreten, daß die langjährige
industrielle Praxis noch kein Maß für die praktische
Brauchbarkeit eines Ingenieurs notwendigerweise bilden
dürfte, möchte ich nur an zwei Beispielen zeigen:
Professor Dr. Niethammer, langjähriger Chefingenieur
der damaligen Union-Elektrizitäts-Qesellschaft in Berlin,
ein Mann, dem man eine reiche industrielle Praxis nach-
rühmen kann, führt in seiner Rede, die er am 19. Oktober
1907 bei der Uebernahme des Rektorats der Technischen
Hochschule in Brünn gehalten hat, etwa folgendes aus :
„Nicht allein technisches Wissen und Können sind
dem Ingenieur vonnöten, wirtschaftliches Denken, Vor-
stellungsvermögen, weiter Blick und Beobachtungsgabe
sind ebenso notwendig. Das Hochschulstudium ist heute
unerläßlicher denn je für den Ingenieur. Heute geht „Stu-
dieren über Probieren", und Praxis und Theorie gehen
immer mehr ineinander auf."
In ähnHcher Weise urteilt über den Wert eines ge-
diegenen Wissens auf Grund theoretischer Schulung der
ebenfalls lange Jahre in der Industrie tätig gewesene
Prof. Pichelmayer in seiner Antrittsrede vom 11. Januar
1906 an der Technischen Hochschule in Wien in folgen-
den Ausführungen:
„Selten wird ein Mensch so geschult darin, in allen
Vorgängen den ursächlichen Zusammenhang rasch auf-
zufinden, wie der Ingenieur in der Praxis. Diese, welche
nichts anders als „Erfahrung" bedeutet, ist der größte
und wertvollste Besitz des Technikers neben dem Können.
Können ist natürlich das Erste. Wissen und Theorie ist
notwendig, weil wir nur mit Theorie im Kopfe wirkliche
Erfahrung sammeln und die Natur zweckmäßig be-
fragen können."
Diese Ausführungen mögen genügen, um folgende
Schlüsse aus meinen bisherigen Betrachtungen zu ziehen:
„Nicht die Betätigung in der industriellen Praxis allein
gewährleistet eine vollkommene Durchbildung des Hoch-
schulabsolventen zu einem praktisch brauchbaren . In-
genieur, Auch andere Arten praktischer Betätigung in
seinem Fache geben ihm die Möglichkeit, sich weiter zu
vervollkommnen und praktische Erfahrungen zu sammeln,
die ihn bei gleichzeitigem Studium der Literatur und Ein-
gehen auf die modernen Errungenschaften der Technik
dazu befähigen, bei einer Beschäftigung in den in Frage
kommenden Staatsbetrieben in demselben, wenn nicht
sogar erhöhtem Maße das zu leisten, was man von einem
Ingenieur mit rein industrieller Praxis zu verlangen bisher
gewohnt war.
Damit komme ich nun ohne weiteres zu folgender in
der Ueberschrift enthaltenen Frage:
„Ist die Berücksichtigung der privaten praktischen
Tätigkeit bei der Bemessung des Pensionsdienstalters der
in Staatsbetriebe übernommenen Ingenieure gerechtfertigt?"
Dieselbe ist entschieden zu bejahen und wäre aus
Billigkeitsrücksichten dahin zu erweitern, daß man die
private praktische Tätigkeit, wenn nicht ganz, so doch
wenigstens teilweise auch auf das Besoldungsdienst-
alter in Anrechnung bringen müßte. Da nämlich von
den Anwärtern für die betr. Staatsbetriebe eine langjährige
praktische Erfahrung gefordert wird, wäre es nur ein Akt
der Gerechtigkeit, sie für die darauf verwendete Zeit auch
dementsprechend zu entschädigen. Andernfalls würden
diejenigen Beamten, welche nicht die Möglichkeit haben
konnten, vorher in einem geeigneten Staatsbetriebe die
erforderlichen praktischen Erfahrungen zu sammeln, gegen-
über denjenigen, welche schon im Staatsdienst beschäftigt
waren, und denen diese Zeit wenigstens auf das Pensions-
dienstalter angerechnet wird, benachteiligt sein. Es wäre
für sie dann bisweilen gar nicht die Möglichkeit vor-
handen, daß sie einmal den höchsten Pensionssatz' er-
reichen, solange ihr Pensionsdienstalter über 25 Jahren
liegt. Es wäre daher nicht nur in moralischer Hinsicht
notwendig, sondern würde außerdem nur dem Verhältnis
von Leistung zur Gegenleistung entsprechen, wenn die
in Privatbetrieben zugebrachte Zeit, auf welche die in
Frage kommenden Staatsbetriebe notwendigerweise be-
sonderen Wert legen müssen, auch entsprechend bei der
Bemessung des Pensions- und Besoldungsdienstalters in
Rechnung gezogen würde.
Es ergibt sich nun weiter die Frage, wann diese Rege-
lung stattfinden sollte; ob man schon beim Beginn des
Dienstverhältnisses des Beamten oder erst beim "Eintritt
des Pensionsbezugs die Feststellung der anzurechnenden
Privatpraxis vorzunehmen hätte. Im Interesse der Dienst-
behörde und des Beamten kann es nur erwünscht sein,
wenn die zu erwartenden Bezüge des Beamten schon bei
der Anstellung in allen ihren Teilen festgelegt würden.
Eine spätere Behandlung der Angelegenheit, die erst auf
Grund von besonderen Gesuchen in Angriff genommen
wird, kann leicht den Charakter eines Gnadenakts an-
nehmen, während der unter gleichen Verhältnissen ar-
beitende Beamte, der vor seiner Uebernahme in den betr.
Staatsbetrieb seine praktischen Erfahrungen in einem an-
deren Staatsbetriebe zu sammeln die Möglichkeit hatte,
die Anrechnung dieser Vorbereitungszeit auf das Pensions-
dienstalter als etwas Selbstverständliches ansieht, wobei
er sich ja vollständig im Recht befindet, da es ihm durch
die bestehenden Gesetze ohne weiteres zuerkannt wird.
Fassen wir unsere Betrachtungen noch einmal zu-
sammen, so kommen wir zu folgenden Ergebnissen:
1. Es würde nur dem Gefühl der Gerechtigkeit ent-
sprechen, wenn man den in die vorher charakterisierten
Staatsbetriebe aus der Privatpraxis übernommenen Beamten
ihre private praktische Tätigkeit auf das Pensionsdienst-
alter anrechnet und dasselbe vor der Anstellung festlegt.
666
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
2. Es wäre wünschenswert, bei der Anstellung eines
älteren Beamten die in der Privatpraxis zugebrachte Zeit
ganz oder teilweise bei der Bemessung des Besoldungs-
dienstalters soweit zu berücksichtigen, daß sich möglichst
normale Anstellungsverhältnisse ergeben und eine Benach-
teiligung gegenüber jüngeren Kollegen vermieden wird.
3. Als private praktische Tätigkeit ist jede Art der
Beschäftigung nach erfolgtem Studium zu betrachten,
welche dem jungen Ingenieur die Möglichkeit bietet, seine
beruflichen Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen;
jedenfalls ist darunter nicht allein die industrielle Praxis
zu verstehen.
Betonprobekörper
Von Stadtbaumeister Dipl.-Ing. DEWITZ in Altona (Elbe).
Die preußischen ministeriellen Bestimmungen vom
24. Mai 1907 für die Berechnung und Ausführung von
Eisenbetonkonstruktionen schreiben in § 1 Ziffer 2 vor,
daß bei dem zu verwendenden Beton aus den auf der
Baustelle zu entnehmenden Baustoffen in dem vor-
gesehenen Mischungsverhältnis für die Probekörper in
iWürfelformen mit 30 cm Seitenlänge nach 28 Tagen eine
Druckfestigkeit mindestens gleich dem 6- bezw. lOfachen
der größten zugelassenen Betonbeanspruchung vorhanden
sein muß. Die Güte und spätere Festigkeit derartiger
Probekörper sind abhängig von der Beschaffenheit der zur
Betonherstellung zu verwendenden Baustoffe (Zement, Kies
evtl. Steinzuschlag), ferner von dem Mischungsverhältnis,
von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit, nicht zum min-
desten auch von der Menge des Wasserzusatzes und der
Art und Weise der Einstampfung in die Würfelformen.
Bei Voraussetzung guter Beschaffenheit der Baustoffe
gibt das Mischungsverhältnis die Richtschnur für die
Festigkeit des Betons. Die Jahreszeit hat wohl auf die
Bauteile Einfluß, kommt aber bei den Probekörpern weniger
in Betracht, weil diese durch sorgfältige Aufbewahrung
und Pflege vor Sonnenhitze oder vor Kälte und schnell
austrocknenden Winden geschützt werden.
Von großer Bedeutung ist der Wasserzusatz zum
Beton, nicht nur für die Bauteile selbst, sondern auch be-
sonders für die Herstellung von Probekörpern. Während
der Beton für Bauteile in Holzverschalung je nach der
Jahreszeit mehr oder weniger Wasserzusatz erhält,
empfiehlt es sich für die Herstellung von Probekörpern,
stets nur knapp erdfeuchten Beton zu verwenden. Beim
iWasserzusatz ist sehr vorsichtig zu verfahren, weil leicht
zu viel hinzugetan wird. Zahlenmäßige Angaben über die
Höhe des Wasserzusatzes sind schwierig zu machen und
können in der Praxis bei auf der Baustelle herzustellenden
Probekörpern kaum Verwendung finden; denn Bindemittel
und Korngröße des Zusatzmaterials beim Kiesbeton sind
in bezug auf Wasseraufnahmefähigkeit sehr verschieden.
Am besten gelangt man zu der LJeberzcugung von ge-
nügendem Wasserzusatz, wenn der Beton beim Einstampfen
in die Eisenformen plastisch wird und an der Oberfläche
eine geringe Absonderung von Zementwasser erschemt,
d. h. wenn der Beton anfängt zu schwitzen. Falls in ver-
einzelten Fällen eine Absonderung unterbleibt, so ist dies
eine Folge besonderer Beschaffenheit des Zusatzmaterials
(Kies, Sand). Bei dem für Eisenbetonbauten allgemein
zur Verwendung kommenden Beton kann beim Stampfen
ein Schwitzen der Oberfläche stets beobachtet werden.
Wird der Wasserzusatz für Probekörper zu groß bemessen,
so kann wegen der eisernen Umhüllung ein Abfluß des
überschüssigen Wassers nur sehr langsam erfolgen. Dies
hat zur Folge, daß im Beton Poren entstehen, wodurch
die Druckfestigkeit bedeutend vermindert wird.
Zum Schluß soll noch die Art und Weise der Ein-
stampfung in die Würfelform erwähnt werden. Zahlreiche
Versuche, besonders ,in bezug auf die Kraftanstrengung
bei der Einstampfung, haben recht verschiedene Resultate
ergeben. Erfolgt neben der Berücksichtigung der oben
erwähnten Beschaffenheit des Betons für Probekörper die
Einstampfung in die Eisenformen noch mit besonderer
Kraftanstrengung, d. h. entgegengesetzt der Gewohnheit
des Einstampfens von Beton für Bauteile, so ergeben
sich bei der späteren Prüfung große Festigkeiten, die zu
dem Mischungsverhältnis und zu der Festigkeit des Betons
im Bauteile in keinem Verhältnis stehen.
Bei der Herstellung von Probekörpern, welche als
Nachweis für die Festigkeiten von Bauteilen dienen sollen,
sind daher folgende Regeln zu beachten:
a) Bereitung des Betons ifi derselben Weise wie für
die betreffenden Bauteile, deren Festigkeiten nach-
gewiesen werden sollen, nur mit wesentlich ge-
ringerem Wasserzusatz;
b) Einstampfen mit derselben mehr oder weniger ge-
ringen Kraftanstrengung wie bei Bauteilen und in
etwa vier Schichten ;
c) Aufrauhen einer jeden Schicht, gleichzeitig Los-
trennung des Betons von den Wandungen;
d) Dauer des Stampfens für jede Schicht etwa drei
Minuten ;
c) Saubere Abgleichung der Oberfläche, evtl. mit reincin
Zement.
WIRTSCHAFT UND LEBEN
Kifclienbaiiineistcreien
Ich habe kürzlich an dieser Stelle bei Besprechung
der Schrift von Hinz jener Einrichtungen gedacht, die
Hinz als „Bauschöffenämter" in Hannover gefunden hat;
und bin mit Hinz für die allgemeine Einführung dieser
Aemter im ganzen Reich eingetreten.*)
Kaum daß ich von diesen Bestrebungen Kenntnis er-
halten hatte, kam mir von anderer Seite und von ganz
*) Zu dem Thema teilt uns Herr Dr.-ing. Klopfer in einer
Zuschrift mit, daß der Bund Hcimatscliutz für das Oronherzosjtum
Sachsen eine Bcratiinjisstcllc im Sinne der Hint/cschen Aus-
führungen gegründet hat. In der Beratungsstelle werden die
' Heft 42-
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
667
. anderer Richtung her die Mitteihing, daß man eine andere
Art „Bauamt*' im Dienst und Sinn der kirchlichen Bau-
kunst einrichten wolle. Es handelt sich da um nichts
' anderes, als um die Schaffung sogenannter Kirchen-
baumeistereien, also um Bauämter für den Bau
von Kirchen, Gemeinde-, Pfarrhäusern, Krematorien, Fried-
hofsanlagen und sonstige Anstalten, die mit den kirchlichen
Einrichtungen oder mit den Werken christlicher Liebe auf
dem Gebiet der inneren Mission (Fürsorgeanstalten, Magda-
' lenenhäuser, Erziehungsinstitute usw.) zusammenhängen.
Das entscheidende aber bei diesem Vv^unsch ist nun, daß
diese Kirchenbaumeistereien nicht eine neue staatliche In-
stitution sein sollen, sondern daß sie — der Vorschlag
kommt von protestantischer Seite — den S y n o d e n unter-
stellt werden sollen. Die Synoden sind Selbstverwaltungs-
körper der Landeskirche. Die Provinzialsynode geht aus
* der Kreissynode hervor und wählt ihrerseits die Vertreter
zur Generalsynode. Die Provinzialsynode verfügt über
eigene Mittel und kann mit diesen Mitteln unabhängige
Kirchenbaumeistereien errichten.
Die entscheidende Darlegung darüber gab vor einiger
Zeit, nach Vorverhandlungen in Königsberg i. Pr. und in
, den Bezirksvereinen, Pfarrer K a 1 k o f f auf der Tagung
der vereinigten preußischen Pfarrervereine zu Eisenach.
I Im Anschluß daran hat er in der ,, Kirche", (Zentralorgan
für Bau, Einrichtung und Ausstattung von Kirchen, Ok-
toberheft 1911) noch einmal ausführlich über den Gegen-
-tand geschrieben. ,, Selten," sagt er, ,,ist die Einmütig-
keit in den Pfarrvereinen so vollkommen gewesen, als in
der Förderung kirchlicher Bauämter, und überraschend
-hncll haben die kirchlichen Behörden für jene Forderung
Lfständnis gezeigt."
In baukünstlerischem Sinn ist für die jetzige Praxis
\ on Bedeutung, daß einzelne Architekten, die sich zu Wett-
bewerben bei kirchlichen Bauwerken berufen fühlen, aus
diesen einzelnen Arbeiten doch keinen Lebensberuf machen
können; sie sind daher darauf angewiesen, Kirchen neben
ailcrhand anderen Bauwerken her zu bauen und in ihrer
( csamipraxis sich für jeden ,, vorkommenden Bedarf" be-
reit zu halten. Wollte man nun die Privatpraxis einfach
durch ein Staatsamt ^^rsetzen, so würde da die noch größere
Gefahr einer schabloiienhaften Bauweise entstehen, wie
sie uns auf dem Gebiet der Bahnhofsbauten so viel Jammer-
volles gebracht hat. Würde man den „Kirchenbaumeister"
ferner in seinen Einnahmen nicht so gut stellen, daß er
auf Nebenerwerb Verzicht leisten könnte, so würde seine
Selbständigkeit ihn der Versuchung aussetzen, an so und
so viel anderen Konkurrenzen sich zu beteiligen.
Also handelt es sich um efii möglichst reichlich aus-
' zustattendes neues Amt, das sich in jähre- und jahrzehnte-
langer Arbeit ganz in die größeren Traditionen und in die
örtlichen Beziehungen einleben kann. Diese Ausübung
käme dann vor allem dem flachen Lande zu Gute. Nun
. brauchen die kleineren ländlichen „Objekte" nicht mehr
als Aufgaben angesehen zu werden, die man nur gerade
1^ /licht von der Hand weisen kann, sondern sie rücken recht
eigentlich in den Mittelpunkt heimatlicher Baupflege; und
das ist umso wichtiger, als der Landpfarrer heute nicht
mehr wie in früherer Zeit der lebendige Mittelpunkt seines
Dorfes ist, sondern ein importierter Städter, der sich und
' seiner Familie den Bauern immer erst die Befriedigung einer
höheren Wohnungskultur abringen muß, und dadurch leicht
, in den Verdacht des Wohllebens und persönlichen Eigen-
nutzes gelangt. Sobald aber diese Kirchen und Pfarr-
, hausbauten nicht mehr seines Amtes sind, sondern der
eingehenden Fragen von einzelnen Mitgliedern der Beratungs-
stelle der Natur der Sache nach erledigt, so daß für die Ge-
biete des Baues, der Malerei und Landschaft verschiedene Kräfte
zur Beratung gewonnen worden sind. Aus dem Programm
der Arbeitsstelle erfälirt man, daß sich die Beratungsstelle die
Erhaltung vergangener Kulturarbeit und die Beaufsichtigung des
Neuerstehenden, um seine Beeinflussung im Sinne des Heimat-
schutzes durchzuführen, zur Aufgabe gemacht hat. Diese Be-
/ ratungsstelle bildet demnach ein Glied in der Entwicklung zu
einer Umwandlung der Verhältnisse, die auch Hintze mit seinen
Vorschlägen herbeiführen will.
Kirchenbaumeisterei unterstehen, werden sie eben ohne
Haß (vielleicht ja auch mit wenig Liebe von Seiten der
Bevölkerung), aber jedenfalls unter größerer Schonung-
ländlicher Empfindlichkeit ,, amtlich ausgeführt" und für
den Pfarrer und sein Verhältnis zur Gemeinde verschwin-
den so viel Reibungsflächen, die der eige'ntlichen seel-
sorgerlichen Arbeit Hemmung bereitet haben.
Es wären das Vorteile, die der Person und der Sache
zugleich zugute kommen können. In diesem Blatte wäre
aber auch hervorzuheben, daß eine neue soziale Existenz-
möglichkeit für zahlreiche Architekten gegeben würde, die
jetzt im freien Berufsstand miteinander konkurrieren
müssen. Denn man kann sich eine solche Kirchenbau-
lueisterei, die womöglich den ganzen Bedarf einer Provinz
decken soll, gewiß nicht als auf einer Person beruhend
vorstellen, sondern wird annehmen müssen, daß min-
destens mehrere Architekten in ihr zusammen wirken
würden.
G r o ß ■■ L i eil t e r f e 1 d e. D r. S c h e f f e r.
Die vorstehenden Ausführungen zeigen deutlich, daß die
Architekturpraxis durch Organisation neue Formen erleben
kann. Die Umwandlung großer Baugeschäfte in Aktien-
Gesellschaften, die Zusammenlegung von Baubetrieben zu
größeren Gesellschaften ist ein durchaus typischer Zug
unserer Zeit, der vielleicht zu wenig beachtet wird. Man
organisiert und organisiert, um wiederum die Stelle eines
individuellen Betriebes durch einen größeren, aber viel-
leicht wirtschaftlicheren Organismus zu ersetzen. Wir
wollen bei dieser Gelegenheit einer anderen Gründung ge-
denken, in Berlin hat sich eine Zentrale Berliner Honorar-
Architek-ten gegründet, die uns allerdings zunächst nur
durch ihre Anzeigen bekannt ist. Diesen Veröffentlichun-
gen ist aber zweifellos zu entnehmen, daß sich eine An-
zahl Architekten organisierte, um durch eine Organisation
die Aufträge besser hereinbringen zu können, als es ein-
zelnen Mitgliedern möglich ist. Wir kommen auf diese
Gründung, die wir gleichfalls für einen Beweis der
Konzentrationsmöglichkeit im Baubetriebe ansehen, noch
zurück.
Mehr im Sinne der Schefferschen Vorschläge liegen
die Pläne, die hier und dort für Genossenschaften erörtert
worden sind. Es wäre uns durchaus einleuchtend, wenn
die Deutschen Baugenossenschaften sich eine gemeinsame
Stelle schaffen könnten, von der aus die einzelnen Ge-
nossenschaften bedient werden. Nicht jede Genossen-
schaft wird heute so geleitet, daß man die Mittel für
einen tüchtigen leitenden Architekten für notwendig hält.
Durch die gemeinsame Organisation einer Beratungsstelle
oder durch Unterhaltung eines gemeinsamen Baubureaus
könnten manche Fehler vermieden werden und man könnte
sich vorhandene Erfahrungen zunutze machen, die man
heute vielfach erst auf dem kostspieligeren Wege des
eigenen Versuchs erlangt. Nicht allein für die Bau-
genossenschaften käme eine solche Bauberatungsstelle in
Frage, sondern auch die Produktivgenossenschaften, Kon-
sum-Bäckereien und Konsum-Fleischereien und andere Be-
triebe könnten durch eine gemeinsame Organisation be-
dient werden.
Man mag diese Vorschläge als verfrüht bezeichnen,
aber wir zweifeln nicht, daß sie in der Richtung unserer
Entwicklung liegen.
H :: :: STANDESBEWEGUNG II :: It
Und wieder der Bund !
Wir kömien es nicht recht einsehen,
da ihm das große Ziel, nändich die Durch-
ringung des Gewerkschafts-Gedankens in
der Angestellten - Bewegung gegenüber
seinem oft recht kleinlichen und kurzsich-
tigen Verbands-Egoismus wenig gilt.
Dieser Satz rührt nicht von uns her, sondern das
Bundesorgan druckt ihn gegenüber dem Korrespondenzblatt
1
I,
668
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 42
der Generalkommission der Gewerkschaften in seiner
letzten Nummer ab. Das Korrespondenzblatt wird sich
freuen über diesen Satz, denn es kennt den „kleinlichen
und kurzsichtigen Verbands-Egoismus des Bundes", den
dieser uns und anderen Organisationen gegenüber an den
Tag zu legen' pflegt. Das, was der Bund dem Korrespon-
denzblatte nachsagt, hätte er richtiger nicht für sich nieder-
schreiben können. Unter der Ueberschrift „Angenehrne
Gegner" wiederholt der Bund seine Angriffe wegen un-
serer Angaben dem Kaiserlich Statistischen Amt gegenüber,
diesmal soweit sie unsere Verbandskasse betreffen. Kurz
wollen wir feststellen, daß das uns übersandte Formular
des Kaiserlich Statistischen Amtes sich nicht deckt mit
dem, was der Bund aus dem Statistischen Jahrbuch wieder-
gibt. Der uns übersandte Fragebogen sieht mit unserer
Ausfüllung und der des Bundes folgendermaßen aus:
Kassenbestand am 31. Dezember 1910
a. in der Verbandskasse
1 b. in den
obligatorischen
Unterstützungs-
1 ^ Rassen
j überhaupt
davon in der
Haupt kasse
D. T.-V. . .
B. t -i. B. . .
457 498,60
259 269,—
203,17
457 295,43
,Wir übergehen die Bemerkungen und Unterschiebun-
gen, die uns der Bund auch bei dieser Gelegenheit w ieder
macht und stellen fest, daß die Rubriken von niemand
anders aufgefaßt werden können, als wir sie und so und
so viel andere Verbände auch aufgefaßt haben.
Wir möchten jedoch die Blicke unserer Leser auf
eine andere Tatsache lenken. Der Bund gibt für seine
Verbandskasse einen Bestand an, für die obligatorischen
Unterstützungskassen ist aber nichts vorhanden. Daß in
den Kassen gar nichts enthalten ist, ist ein bedenklicherer
Zustand, als der Bund bei uns zu unserem Nachteile
feststellen zu müssen glaubte, als wir nämlich nur 203, — M
am Jahresschluß in unserer Kasse zu liegen hatten. Die
Lücke, die der Bund im Statistischen Jahrbuch in der Rubrik
,, Obligatorische Unterstützungskassen" gelassen hat, ent-
spricht durchaus den Behauptungen, die wir am Anfang
unserer gegenwärtigen Polemik aufstellten. Wir legten
dort dem Bunde die Frage voi-, wie er die beiden Behaup-
tungen auszubalanzieren gedächte, daß nämlich seine
Sterbekasse die satzungsmäßigen Ansprüche erfüllen könne,
daß aber auch gleichzeitig das Bundesvermögen, das
satzungsgemäß auf einen Punkt geworfen werden muß,
so leistungsfähig bleibt, wie es die Aktionen des Bundes
erheischen. Uns gegenüber faselt der Bund, daß es journa-
listische Anstandspflicht sei, die Ausführungen des Geg-
ners, wenn auch nur auszugsweise, wiederzugeben. Wir
glauben, in dieser Beziehung nicht gefehlt zu haben, wohl
aber hat der Bund die an ihn gerichtete Frage, die wir
hier nochmals wiederholen, seinen Lesern verschwiegen
und uns nicht beantwortet. Wir formulieren deshalb die
Frage genauer und hoffen, daß sie uns der Bund beant-
wortet, obwohl er in seinem Schlußsatze ankündigt, die
Debatte nicht mehr fortsetzen zu wollen. ,,Wie gedenkt
der B. t.-i. B. seine Versprechungen, die die Einrichtimg
seiner Sterbekasse z. B. macht, zu erfüllen, wenn er gleich-
zeitig ankündigt, daß alle Mittel gegebenenfalls auf einen
Punkt zu werfen sind?"
Wir für unseren Teil können hiermit die Debatte
schließen und wir zweifeln nicht, daß Gerechtdenkende aus
der unerquicklichen Auseinandersetzung den Eindruck ge-
winnen müssen, daß die Schimpfereien und Schmähungen
des Bundes nur dem einseitigsten Bundesegoismus ent-
sprungen sind.
Eine Provokation
Die am 8. Oktober er. zusammengetretene Delegierten-
Sitzung des Sozialen Ausschusses hat einen unerwarteten
Abschluß gefunden. Obwohl eine Reihe wichtigster so-
zialer Fragen auf dem Programm stand, sah sich die Leitung
des Bundes der technisch-industriellen Beamten bemüßigi,
ebenso überflüssige wie unmotivierte Satzungsänderungen,
welche eine folgenschwere Verschiebung des Stimmen-
verhältnisses innerhalb des Ausschusses nach sich ziehen
mußten, zu beantragen. Nicht genug damit, benutzten die
Vertreter des Bundes, denen Herr Weiß vom Verband
Deutscher Kunstgewerbezeichner sekundierte, die Gelegen-
heit, die alten agitatorischen Phrasen von der ,, Parität"
gegen die beiden großen Verbände, Werkmeister- Verband
und Techniker- Verband, zu richten. Herr Weiß ging
dabei soweit, ihnen die Fähigkeit, das Programm des
Sozialen Ausschusses wirksam zu vertreten, überhaupt ab-
zusprechen. Als von unserer Seite der Versuch, die Ver-
bände gewissermaßen in solche erster und zweiter Klasse
einzuteilen, aufs schärfste zurückgewiesen wurde, erlaubte
sich Herr Granzin vom Bund einen Zwischenruf, der diese
Klassifikation in schwer beleidigender Form unterstrich.
Der Forderung des Vorsitzenden, zu revozieren, kam Herr
Granzin nicht nach. Werkmeister- und Techniker-Verband
konnten das verzweifelte Bemühen des Herrn Lüdemann,
die gefallenen Worte harmlos umzudeuten, in keiner Weise
als eine Rehabilitation ihrer Verbände ansehen, vielmehr
erklärten sie, unter diesen Umständen und mit derartigen
Vertretern nicht weiter verhandeln zu können, worauf die
Sitzung abgebrochen wurde.
Wir werden in allernächster Zeit Gelegenheit haben,
unsere Mitglieder von den weiteren Konsequenzen dieser
Vorfälle zu unterrichten. Zweifellos können diese nur
in der Richtung verlaufen, daß die beiden großen Ver-
bände, die schon öfters Gelegenheit zu gemeinsamer Arbeit
hatten, in Zukunft eine noch engere organisatorische Füh-
lung miteinander suchen werden. Wir können heute
schon mit Genugtuung konstatieren, daß andere Verbände
sich einer eventuellen Neuordnung gerne anschließen
werden. Daß es für den Techniker- und Werkmeister-
Verband Ehrensache ist, die fortschrittliche Angestellten-
Politik weiterzuführen, ist selbstverständlich. Wir erhoffen
die Möglichkeit, ruhig und ungestört von hemmenden Ein-
wirkungen unsere Verbandspolitik praktisch betätigen zu
können. Die Bundesleitung aber hat es sich selbst zu-
zuschreiben, wenn sie mehr und mehr der Isolierung —
die sie gewiß selbst nicht als ,, splendid isolation" emp-
finden wird — anheimfällt.
ERFINDERSCHUTZ UND PATENTRECHT
Patenterschleichuiig
(N'aclidruck verboten.)
In einem interessanten Urteil hat sich das Reichs-
gericht dahin ausgesprochen, daß ein Patent, wenn es
auch ordnungsgemäß erworben ist, doch keine Rechte
schafft, falls es nachgewiesencrmaßcii erschlichen ist.
In dem konkreten Falle hatte der Inhaber des —
erschlichenen — Patents gegen eine andere Firma, welche
in ihrer Fabrik genau dasselbe Verfahren ausübte, eine
Klage auf Unterlassung", Rechnungslegimg und Schadens-
ersatz angestrengt. Die beklagte Firma wandte ein, das
Patent sei erschlichen und drang damit auch durch.
Der Kläger wußte, so war schon in den Vorinstanzen
festgestellt worden, daß das ihm geschützte Verfahren
seit langer Zeit in den Konkurrenzanstalten offenkundig
ausgeübt werde. Er war sonach, da er sich das Patent
auf betrügerische Weise verschafft hatte, \crpflichtet, sich
seiner Ausübung zu enthalten, wie ja auch nach der Recht-
sprechung des Reichsgerichts derjenige, welcher betrüge-
risch ein rechtskräftiges Urteil erzielt, verpflichtet ist, sich
der Ausübung der ihm nach dem Urteil zustehenden Rechte
Heft 42
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNÜ 1911
zu enthalten. In beiden Fällen ist durch den Fristablauf
lediglich die Möglichkeit erloschen, daß das erworbene
Recht als Scheinrecht erklärt wird. In beiden Fällen muß
auch daran festgehalten werden, daß der Rechtserwerb
selbst in sittenwidriger Weise herbeigeführt worden ist;
was im besonderen den Patenterwerb betrifft, muß die
Behörde, die das Patent verleiht, durch absichtliche Irre-
führung dazu bestimmt sein. Im vorliegenden Falle ist
das erwiesen. Da dem Kläger die offenkundige Vor-
benutzung des Gedankens bekannt war, hat er sich einer
positiven Irreführung des Patentamtes, einer Vorspiege-
lung falscher Tatsachen schuldig gemacht, und sonach ist
der von der beklagten Firma gemachte Einwand, das
Patent sei erschlichen, durchaus gerechtfertigt. rd.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE :i
Die Volksversicliening
Als „große Lebensversicherung" bezeichnet man die
von uns in einem früheren Aufsatz dargestellten Formen
der Kapitalversicherung, bei denen es sich um beträchtliche
Versicherungssummen und daher auch erhebliche Prämien-
leistungen der Versicherten handelt. Für große Kreise
der Bevölkerung sind derartige Beiträge unerschwinglich,
zumal die Prämie gewöhnlich für das ganze Jahr in einem
Betrag zur Erhebung gelangt. Die private Lebensversiche-
rung wäre infolgedessen für breite Schichten der Bevölke-
rung bedeutungslos, wenn es ihr nicht gelungen
wäre, eine Form zu finden, die auf die Bedürfnisse und
die finanzielle Leistungsfähigkeit der unteren Volkskreise
Rücksicht nimmt. Dies tut die Volksversicherung. Ihre
Eigenart besteht darin, daß sie nur verhältnismäßig geringe
Versicherungssummen kennt, bei ihr die Beiträge in kurzen
Fristen, wöchentlich oder monatlich, zur Erhebung ge-
langen, die Sammlung der Beiträge durch Klebemarken
geschieht und endlich die ärztliche Untersuchung durchweg
in Fortfall kommt. Die Heimat der Volksversicherung
ist England. Hier führte diesen Lebensversicherungszweig
um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Versicherungsgesell-
schaft „Prudential" ein, doch erlangte er erst vom
Jahre 1864 an allgemeinere Verbreitung. In den Vereinig-
ten Staaten von Amerika nahm die amerikanische Gesell-
schaft ,,P r u d e n t i a 1" in Verbindung mit zwei anderen
Unternehmungen etwas später die Volksversicherung auf.
Nach Deutschland gelangte sie auf dem Umwege über
Oesterreich. Im Jahre 1875 wurde nämlich die öster-
reichische Gesellschaft „P a t r i a", die die Volksversiche-
rung betrieb, in Preußen zugelassen. Ihr preußischer
Versicherungsbestand ging im Jahre 1882 auf die Ge-
sellschaft „Friedrich Wilhelm" in Berlin über, die
noch heute in der Volksversicherung eine bedeutende
Rolle spielt. Jetzt sind in der Volksversichcrung in
Deutschland vierzehn Anstalten tätig. Bei der größten
derselben, der ,,Viktoria" zu Berlin, waren Ende
1910 Volksversicherungen im Betrage von mehr als
750 Millionen in Kraft. Diese Ziffer zeigt, in wie hohem
Maße es diese Versicherungsform verstanden hat, im Volk
Eingang zu finden. Sie beweist, daß ein Bedürfnis für diese
Art der Fürsorge besteht, und legt zugleich glänzendes
Zeugnis für die Werbearbeit der privaten Versicherungs-
gesellschaften ab. Allerdings wird man zugeben müssen,
daß diese Tätigkeit der Privatversicherung insofern durch
die staathche Arbeiterversicherung unterstützt wurde, als
diese in den unteren Klassen der Bevölkerung den bis
dahin wenig entwickelten Sinn für Versicherung und
Fürsorge weckte und dadurch der privaten Tätigkeit den
Weg ebnete.
Dem unleugbar großen Nutzen, den die Volksversiche-
rung in ihrer gegenwärtigen Organisation leistet, stehen
leider mancherlei Mängel gegenüber. Vor allem sind die
Anwerbe- und Verwaltungskosten sehr hoch, wodurch die
Versicherung verteuert wird. Zweitens zeigt die Statistik,
daß ein erheblicher Prozentsatz der abgeschlossenen Volks-
versicherungsverträge aus irgendwelchen Gründen nach
kurzem Bestände verfällt. Es sind mancherlei Vorschläge
gemacht worden, die<\e Mängel zu beseitigen. Leider ist
dies in vollem Maße bisher nicht gelungen. Der Versuch
z. B. die Postämter oder eine staatliche Versicherungsanstalt
zu Inkassostellen für die Prämien der Volksversicherung
zu machen, wie er in England und Australien unternommen
worden ist, hat sich nicht bewährt. Die Zahl der bei den
Postämtern oder der staatlichen Anstalt abgeschlossenen
Volksversicherungsverträge hielt sich in den engsten
Grenzen. Es zeigte sich mit aller Deutlichkeit, daß die
Volksversicherung weitere Verbreitung nur finden kann,
wenn sie den unteren Klassen der Bevölkerung durch
persönliche Beeinflussung, Vorstellung und Bearbeitung
nahegebracht wird. Freiwillig die Last dieser Versicherung
auf sich zu nehmen, dazu sind nur recht wenige Individuen
geneigt. Diese persönliche Fühlungnahme zwischen den
Werbebeamten der Gesellschaften und den Versicherungs-
kandidaten erweist sich aber nicht nur für den Abschluß
der Volksversicherungsverträge notwendig, sondern auch
für die Aufrechterhaltung derselben. Nur wenn die Bei-
träge des Versicherten in seiner Wohnung durch Beamte der
Gesellschaften abgeholt wurden, wobei oft ein mehrmaliges
Aufsuchen des Versicherten nicht gescheut werden durfte,
konnte damit gerechnet werden, daß die Prämien der
Versicherten rechtzeitig und regelmäßig entrichtet wurden.
Dem vielbeklagten vorzeitigen Verfall der Volksversichc-
rungspolicen hat man sich bemüht, dadurch entgegen-
zutreten, daß man bei Aufhören der Beitragsleistungen
des Versicherten seine Police in eine prämienfreie um-
wandelte, die dann^ auf einen geringeren Versicherungs-
betrag lautete. Dies ist natürlich nur möglich, wenn die
Versicherung eine bestimmte Zeit bestanden hat und Bei-
träge in gewisser Höhe geleistet waren. Durch diese
Maßregel hat sich der Policenverfall zwar einschränken,
aber nicht völlig beseitigen lassen, denn der größte Teil
der nicht eingelösten Versicherungsscheine entfällt auf
Versicherungen, die nur wenige Wochen und Monate
in Kraft waren.
BÜCHERSCHAU
(Samtlitlic Wcikc siiul durLli die ButliluiiuJIunjj des Dciitbclicn Tccliiukcr-Vcrbandes
zu beziehen.)
Aviatik, ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Flug-
maschine. Von Erich Kempe, Nürnberg. Leipzig.
Verlag G. Hedeler. Preis 1,25 M.
Das vorliegende kleine Buch gibt in gedrängter Form ein
vvohlgelungenes Historikum des Entwicklungsganges des Aero-
plans. In gerechter Anerkennung ihrer Verdienste werden die
Arbeiten und Erfolge von Lilienthal und den Gebrüdern Wright
an erster Stelle beleuchtet. Es wird dem Laien dabei bewußt,
was für eine mühsame Vorbereitungsarbeit von Lilienthal ge-
leistet werden mußte, damit, auf diese so gewonnenen Erfahrun-
gen basierend, die Wrights mit ebenso viel Mühen, aber mit mehr
Glück, auf dem dornenvollen Wege der Erfinder zum Ziele ge-
langen konnten. Trotz der kurzen Fassung des Ganzen versäumt
der Verfasser nicht, auch der anderen Konstrukteure wie Blcriot,
Farman usw. zur Genüge zu gedenken. Die Motorfrage, welche
für den Aeroplanbau von entscheidender Wichtigkeit ist, wird
liinreichend beleuchtet, indem der Verfasser eine kurze üeber-
sicht über die wichtigsten Motorsysteme gibt. Zum Schluß
des Buches wird in gerechter Beurteilung des im Aeroplanbau
bis jetzt Geleisteten, doch in richtiger Erkenntnis der Sachlage
hervorgehoben, daß noch ein weiter Weg zurückzulegen ist,
bis die Flugmaschine ein Verkehrsmittel, etwa wie das heutige
Automobil, geworden ist.
Der künstliche VogelfUig, Theorie und Praxis. Von Emil
Keller. Zürich. Verlag von K. Peter. Preis 2,20 M.
Der Verfasser beschreibt in der vorliegenden Broschüre
in großen Zügen seine Flugmaschine mit der Absicht, Inter-
essenten zu gewinnen, die sich finanziell an den Versuchen
beteiligen würden. Ohne auf Einzelheiten der Konstruktion
einzugehen, vertritt der Verfasser bei dem Bau seiner Flug-
maschine den Standpunkt, den Vogel nicht nur als Sclivvingen-
flieger, sondern auch seinen sonstigen Bau getreu nachzuahmen.
Für jede Muskel und einzelne Funktion möchte er einen mecha-
670
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
nischen Ersatz schaffen. Es entsteht dadurch eine äußerst
kompUzierte Maschine, die auf den Maschinenkonstrukteur den
Eindruck der Unübersichthchkeit macht. Die Flügel der Ma-
schine, die auf- und abbewegt werden, machen ihre charak-
teristische, nachgiebige und verwindende Bewegung durch die
ihnen anhaftende Elastizität. Die Versuche müssen nun er-
geben, ob es möglich ist, diese elastische Nachgiebigkeit, die
wir bei den Vögeln finden, genau genug in ihrer Größe zu
bestimmen, lieber den Bewegungsmechanismus, d. h. denjenigen
Teil der Flugmaschine, die das Auf- und Niederschlagen der
Flügel bewirkt, läßt sich der Verfasser nicht aus, obwohl gerade
dieser Teil eine Lebensfrage des Ganzen darstellt. — Betrachtet
man indessen die Schrift, wie eingangs erwähnt, nur als Propa-
ganda zur Gewinnung von Interessenten, so kann man nicht
umhin, die klare und kurze Art des Ganzen anzuerkennen,
welche die Materie gerade dem Laien zugänglich machen soll.
:: :: ;: :: ;: BRIEFKASTEN :; :: :: :: :: ::
Technik
Frage 230. In einem vor 2 Jahren erbauten Pfarrhaus
bilden sich im Erdgeschoß dumpfe Gerüche, welche jedenfalls
daher rühren, daß die Fußböden hohl gedielt sind. Diesen
Zwischenraum direkt mit der Außenluft in Verbindung zu bringen,
möchte ich \ermeiden, beabsichtige vielmehr zwischen je zwei
Lagern an jedem Ende ein Gitter von perforiertem Eisenblech
in den Fußboden einzubauen. Würde sich dieses Verfahren gut
bewähren ? Das Gebäude wird durch eine Niederdruckdampf-
heizung erwärmt.
Zur Frage 211. Schalldämpf ung eines Bureauraumes mit
darüber liegenden Arbeitswerkstätten. II. (I. s. Heft 4L) Ma-
schinelle Geräusche werden hauptsächlich durch die Funda-
mente, den Fußboden und die angrenzenden Gebäudemauern
weitergeleitet. Wenn nun in dem vorliegenden Falle eine zweite
Decke angeordnet werden würde, so wäre die dadurch erreichte
Isolierung sehr gering, denn diese Decke würde die Geräusche
doch auf die angrenzenden Seitenwände und damit auf die
unteren Räume übertragen. Diese zweite Decke müßte also
unbedingt gegen die erste Decke und die Seitenwände isoliert
werden. Ein Verfahren, welches unter Hinzurechnung der Kosten
für die zweite Decke recht teuer sein dürfte. Seit mehreren
Jahren werden für die Isolierung gegen Erschütterungen und Ge-
räusche Spezialmaterialien hergestellt, die auch in diesem Falle
die geeignetsten sein werden. Es sind dies Schwingungs-
dämpter, Gewerbebauplatten und eisenarmierter Naturkork.
Welches von diesen drei Materialien anzuwenden ist, hängt von
der Art der zu isolierenden Maschinen ab. Gegenüber Filz
und Kunstkork, welche nicht zu empfehlen sind, haben die ge-
nannten drei Materialien sehr gute • Wirkungen gezeigt. Es
sind damit mehrfach Isolierungen der über Bureauräumen stehen-
den Maschinen ausgeführt worden.
R. K m o t h , Berlin 20, Freienwalder Straße 23.
Mitteilungen aus dem Verbände
spenden für das Erholungsheim
Folgende Spenden, für die hiermit bestens gedankt wird,
gingen ferner im Erholungsheim ein:
J. Geib in Köln: 1 Buch Bölsche Krätzchen. Ing. Heinrich
Fricke, Halle a. S. : 2 eis. Hanteln für Zimmergymnastik. Bau-
meister Ernst Reiche und Frau, Leipzig: 1 silb. Tischglocke.
Baumeister Michel und Frau, Leipzig: 1 silb. Serviettenring.
Aktiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik in Grohe bei
Bremen: 12 Stück Aschenbecher. Frau Sonnemann, Halle a. S. :
1 Buch: Auf der Walze. Die Meliorationstechniker Kurhessens:
1 Bild: Aus dem Lahntal. Technischer Verein Landsberg a. W.:
1 Bild: Marktplatz mit Marienkirche in Landsberg für das
Brandenburger Zimmer.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. .T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte niiissen auf besonderen, nur auf einer Seite
bescliriehenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder EmsenJung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Vcrsimmlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige iVlitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Landesverwaltungen.
Bayer. Tecliniker-Verband. Unsere Eingabe an das Kgl.
Staatsministerium des Innern (oberste Baubehörde), in der wir
die Wünsche der etats- und nichtetatsmäßigen mittl. Techniker
der Staatsbau^'erwaltung zur Ministerialbekanntmachung vom
22. Juli d. J. niederlegten, haben wir bereits am 26. September
eingereicht. Abschriften hiervon werden zum Selbstkostenpreis
von 25 Pf. pro Stück (inkl. Porto) von unserer Geschäftsstelle,
München, Elisenstraße 7, abgegeben. Desgleichen haben wir
für die auf Privatdienst\ertrag beim Kgl. Bnyr. Wasserversor-
gungsbureau München angestellten Techniker um Verbesserung
ihrer wirtschaftlichen Lage, sowie der Urlaubs-, Titelverhältnisse
usw. petitioniert. In diesem Bureau haben sich unter dem neuen
Direktor die Verhältnisse außerordentlich verschlcciitert. Der
Dienstvertrag xerstößt in manchen Teilen gegen die guten Sitten.
Er entspricht nicht einmal der Reichsgewerbeordnung, denn bei
Krankheit erlischt schon am zweiten Tage die Gehaltszahlung.
Von dem Riesenanfangsgelialt \on 105 M ganz zu schweigen.
Es scheint, daß sich der neue Direktor über die Versprechungen
des Referenten im Kgl. Staatsniinisterium einfach hinwegsetzt.
Wir hoffen aber, daß er durch unsere Eingabe eines Bessern
belehrt wird und für Abhilfe Sorge trägt. Der Verband wird
selbstverständlich alles daran setzen, um hier bessere Verhält-
nisse zu schaffen.
Die letzte Vorslandssitzung nahm ferner zu der Tagung
des Deutschen Baugewerksmeistcr-Verbandes in Regensburg
Stellung und bedauert dessen rückständige Beschlüsse in Bezug
auf die Umgestaltung der Bayr. Baugewerkschulen. Das Referat
des Herrn Ziminermeisters Nieß aus Biaunschweig zeigte deutlich
die Unkennlnis der wirklichen Sachlage. Er verwechselte die
Meisterschulen für Bauhandwerker mit den Bauschulen. Seine
Angriffe auf das Bayr. Kultusministerium müssen wir daher
als gänzlich unbegründet zurückweisen. Wir sind nach wie
vor der Ueberzeugung, daß die Reorganisation der Bayr. Bau-
gewerkschulen, wie sie durch das Kgl. Kultusministerium erfolgte,
die beste Lösung war.
Die Agitation bei den einzelnen Vereinen hat bereits be-
gonnen. In verschiedenen Städten fanden öffentliche
Techniker-Versammlungen statt, in welchen Herr
Koll. Kaufmann, Berlin, referierte: so am 10. v. Mts. in München,
11. in Augsburg, 12. in Bamberg, 13. in Eltmann; ferner finden
Versammlungen in Ansbach, Fürth und Würzburg statt. Desgl.
referierte Herr Dr. Günther am 11. Sept. in Nürnberg. Weitere
Versammlungen folgen, so daß die Agitation gut eingeleitet ist.
Wir bitten aber die Vereine und die einzelnen Kollegen, der
persönlichen Agitation besonderes Augenmerk zuzuwenden und
die noch fernstehenden Kollegen für uns zu gewinnen zu suchen.
Nur dann werden wir allen Forderungen gerecht werden können,
wenn alle Kollegen geschlossen hinter uns stehen und mithelfen
an der Hebung unseres Standes.
Dcziricsvcrwaltungcn
Halle a. S. Adresse: Otto Schneider, Merseburger Str. '>\
Zu unserem am 14. und 15. Oktober in Halle a. S. stattfindenden
11. Bezirkstage laden wir unsere werten Mitglieder höf-
lichst ein und bitten mn zahlreiche Beteiligung. Tageseinteilung:
Sonnabend, 14. Oktober, abends S Uhr, im Saale des „Park-
hotel" am Riebeckplatz Vortragsabend. Referent: Herr ^
Schubert, Berlin, Redakteur der Deutschen Techniker-Zeitung. 1
Thema : Technik, Wirtschaft und Organisation.!
Sonntag, 15. Oktober, vormittag 10 Uhr, im Hotel „Rotes Roß", 1
Leipziger Straße, Sitzung des Gesamtvorstandes. Nachmittag J
3 Uhr: Bezirkstagsitzung. Tagesordnung: 1. Wahl eines Ver- \
handlungsleiters. 2. Protokoll. 3. Jahresbericht. 4. Bericht J
des 1. Vorsitzenden. 5. Kassenbericht. 0. Bericht der Stellen- ?
vermittler. 7. Kosten Voranschlag für IQ 12. S. Vorlage der neuen 1
Bezirkssatzung zur Genehmigung. 0. Beratung gestellter .Anträge, f
10. Vorstandswahlen: 1. Vorsitzender, Kassierer, Schriftführer. '}
11. Verschiedenes. .Abends 7 Uhr im Saale des „Roten Roß"
geselliger Unterhaltungsabend mit Damen.
5
DEUTSCHE TECHNIKERrZEITUNQ 1911
671
Oberschlesien. Programm für den am Sonntag, 22. Oktober
d. J., in Beuthen, Oberschlesien, im Hotel Lomnitz, Glei-
witzer Str., stattfindenden Herbstbezirkstag. Vormittags 91/2 Uhr
Gesamtvorstandssitzung. 11 Uhr Eröffnung des Bezirkstages.
Vortrag durch einen Oberbeamten des D. T.-V. I2V2 Uhr Zwang-
loses Mittagsessen in einzelnen Gruppen und verschiedenen
Restaurants. 2 Uhr Einzelmitgliederxersammlung zwecks Wahl
der Vertreter in den Bezirksvorstand. 3V ^ Uhr Besichtigung des
Krüppelheims-Neubaues unter Führung des .Herrn Stadtbaurats
Bruppers. 5 Uhr Fortsetzung der Gesamtvorstandssitzung —
6 Uhr Bezirksmitgiieder-Versammlung mit der Tagesordnung:
I. Bekanntgabe der Beschlüsse der Vorstandssitzung. 2. Reterate.
3. Anträge aus der Versammlung. 4. Verschiedenes. Die Tages-
ordnung für die Gesamtvorstandssitzung ist folgende: 1. Ge-
schäfts- und Kassenbericht. 2. Beratung und Beschlußfassung
der neuen Bezirkssatzung. 3. Beratung der rechtzeitig gestellten
Anträge. 4. Neuwahl des Vororts für die Geschäftsjahre 1912
und 1913. 5. Neuwahl des geschäftsführenden Bezirksvorstandes
aut Grund der neuen Bezirkssatzung. 6. Bestätigung der Wahl
der Vertreter der Einzelmitglieder. 7. Wahl der Kassenprüfer.
S. Ort und Zeit des Frühjahrsbezirkstags 1912. 9. Verschiedenes.
Rheinland. Br.-A. : C. Schreier, Mülheim-Rhein, Montanus-
slraße 4S1I. 13. Bezirkstag Sonntag, 12. November, vor-
mittags 10 Uhr im Restaurant Schiebler, Cöln-Kalk. Tages-
ordnung: 1. Bericht des Vorstandes über Verbands- und Bezirks-
angelegenheiten. 2. Verbandstag. 3. Besprechung der recht-
zeitig eingegangenen Anträge. 4. Technische Nachrichten.
5. Rechtsschutz. 6. Neuwahl des Vororts und des geschäfts-
führenden Vorstandes. 7. Neuwahl der Mitglieder für den er-
weiterten Vorstand. 8. Neuwahl der Kassenprüfer. 9. Ort des
nächsten Bezirkstages. 10. Verspätet eingegangene Anträge.
II. Verschiedenes. Das Mittagessen findet von 1 bis 2 Uhr im
Restaurant ,,Zur Zeche" statt. Nach den Verhandlungen ge-
mütliches Beisammensein mit dem Kalker Verein. Die Voll-
machten für die Vertreter zum Bezirkstag sind bis zum 8. No-
vember an den Vorsitzenden einzureichen; Formulare sind \on
demselben zu beziehen.
Sachsen-Anhalt. Herr Oberlehrer Liebmann von der Königl.
Baugewerkschule in Magdeburg beabsichtigt einen Eisenbeton-
kursus in diesem Winter abzuhalten. Preis pro Teilnehmer
18 bis 20 M. Baldige Meldungen sind dringend erwünscht.
Ferner geben wir bekannt, daß Freitag, 20. ds. Mts., ein Vortrag
im großen Saale der Freundschaft in Magdeburg, Prälaten-
straße 32 bis 33, stattfindet. Thema: ,,Wie erkennen wir Talente,
Neigungen und Charakter bei uns und anderen" (mit Demon-
stration). Beginn pünktlich SVo Uhr. Mitglieder haben gegen
Vorzeigung der Mitgliedskarte freien Eintritt. Gäste willkommen.
Eintritt 0,20 M. Wir laden zu recht zahlreichem Besuch ein.
Zwci^vercine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O. : Jeden Samstag
abend im Berliner Hof. Samstag, 14. Oktober, abends 9 Uhr,
Zusammenkunft im Restaurationszimmer des Berliner Hofes.
Samstag, 21. Oktober, abends 8-^ Uhr, Vortrag des Kollegen
Franz Roß über die St. Gotthard-Bahn. Wir bitten die Mitglieder
sich zu dem Vortrage mit ihren Damen recht zahlreich ein-
zufinden und dem Verband noch fernstehende Kollegen ein-
zuführen.
Frankfurt a. M. Technischer Klub. Donnerstag,
19. Oktober, abends 81/, Uhr, im Klublokal Restaurant Haerle,
aoethestraße 10 1: Geselliges Zusammensein mit Damen.
Donnerstag, 26. Oktober, abends 8V2 Dhr, im Klublokal
Restaurant Haerle, Goethestraße 10 1: Vorstandssitzung, wozu
wegen des bevorstehenden Stiftungsfestes vollzähliges Erscheinen
erwartet wird. Voranzeige. Samstag, 11. November, im Saale
der „Alemannia", Schillerplatz: Stiftungsfest. Zu allen unseren
Veranstaltungen sind dem Verbände noch fernstehende Kollegen
stets willkommen.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
In der Generalversammlung am 3. Oktober wurde der Vorstand
wie folgt zusammengesetzt: 1. Vorsitzender Friedr. Rcitz;
2. Vorsitzender Paul Schmidt; 1. Schriftführer Erich Weber;
2. Schriftführer Otto Kruse; 1. Kassierer Adolf Fischer;
2. Kassierer Benj. Otto; 1. Archivar Otto Markmann; 2. Archivar
Aug. Bröker. Versammlung Dienstag, 17. Oktober, 9 Uhr abends,
im Vereinslokale „St. Georger Bürger-Kasino", Gr. Alice Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Anträge
Schnieber. 3. Wahl des Vereinsvertreters in der Bezirks-
verwaltung. 4. Herrentour nach Bremen. 5. Verschiedenes.
Jena. Techn. Verein. Sonnabend, 14. Oktober 1911,
im Hotel zum Stern, abends 81/2 Uhr, Generahersammlung.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Jahresbericht. 4. Bericht der Kassenprüfer und Richtig-
sprechung der Bücher. 5. Neuwahl des Vorstandes. 6. Ab-
änderung der Satzung. 7. Verschiedenes. — § 18 der Satzung
tritt in Kraft; um vollzähliges Erscheinen der Kollegen wircl
gebeten.
Kiel. T e c h n i k e r - V e r e i n. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Kiel, Fährstraße 7. V. u. O. : Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends 8V3 Uhr, im „Patzenhofer", Falck-
straße 12. Nächste Mitgliederversammlung am Donnerstag,
19. Oktober, abends 8V2 Uhr, im Patzenhofer, Falckstr. 121.
Tagesordnung: 1. Protokoll Verlesung der letzten Versammlung.
2. Aufnahmen. 3. Verbandsangelegenheiten. 4. Vortrag: „Die
Stellenvermittlung der Berufsorganisationen." Referent: Kollege
F. Kobarg. 5. Sonstiges.
Königsberg i. Pr. Technischer Verein. Im Winter-
halbjahr 1911/12 finden die Versammlungen wieder regelmäßig
jeden Donnerstag nach dem 1. und 15. eines jeden Monats
um 8V2*Uhr abends, im Vereinslokal „Jubiläumshalle" statt.
München. Techniker-Verein, e. V. Das Winter-
programm des Vereins begann am 10. Oktober mit einer öffent-
lichen Versammlung im Wittelsbacher Garten, in welcher Herr
Kaufmann, Berlin, referierte. Von jetzt ab finden die Versamm-
lungen wieder jeden Dienstag, abends 8'/2 Uhr, im Domhot
statt. Dienstag, 17. Oktober, Monatsversammlung im Domhot;
hieran anschließend „Sozialpolitische Monatsrückschau", wobei
die wichtigsten Vorgänge der letzten Zeit besprochen und Stel-
lung hierzu genommen werden wird. Dienstag, 24. Oktober,
im Domhof Vortrag von Herrn Bender über: „Die Einrich-
tungen des Deutschen Techniker-Verbandes; was muß jedes Mit-
glied hiervon wissen." Dienstag, 31. Oktober, Unterhaltungs-
abend im Domhof unter Mitwirkung des Techniker-Gesang-
Vereins München.
Rheydt. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
W. Sander, Rhej'dt, Freiheitstraße 31. V. u. O. : Jeden ersten
Donnerstag im Monat Hauptversammlung im Vereinslokal. Da
die auf Donnerstag, 5. Oktober, einberufene Hauptversammlung
nicht beschlußfähig war, wird dieselbe erneut auf Donnerstag,
19. Oktober, anberaumt. Wegen der Wichtigkeit der Tages-
ordnung, welche den Mitgliedern noch schriftlich zugehen wird,
bitten Jwir dringend um allseitiges Erscheinen.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.: Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Versammlung, Donnerstag,
19. Oktober 1911, abends S^/j Uhr, im Vereinslokal, Restaurant
„Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen
und Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Verschiedenes.
Würzburg. Techniker-Verein, E.V. Vrs. u. Br.-A.:
W. Krähmer, Weißenburgstraße III. V. u. O. : Jeden Diens-
tag im Schöntalerhof. Dienstag, 7. November 1911: Ordent-
liche Hauptversammlung mit nachstehender Tagesordnung:
1. Verlesen des Protokolls der letzten Hauptversammlung. 2. Be-
richterstattung durch die Vorstandschaft u. die Kassenprüfer.
3. Satzungsänderung. 4. Verschiedenes. 5. Neuwahlen. 6. Etat-
autstellung für 1911 12. Zahlreiches Erscheinen dringend er-
forderlich.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Bcrlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Mittwoch, 18. Okt.,
abend| i/,9 Uhr, findet im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrich-
straße 138 an der Weidendammer Brücke unsere zweite gesellige
Zusammenkunft statt. Wir laden hierzu alle unsere Mitglieder
herzlichst ein und bitten dringend um pünktliches Erscheinen.
Gäste sind stets willkommen.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die Mittwoch, 18. Oktober 1911, in den
Neust. Gesellschaftssälen, Valentinskamp, stattfindende Mit-
gliederversammlung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Pro-
tokollverlesung. 3. Geschäftliche Mitteilungen. 4. Antrag des
Vorstandes betr. Sommervergnügen und Wahl eines Festkomitees.
5. Verschiedenes.
L a II d c s V c r c i n M i 1 1 1. Sächsischer Eisenbahn-
technikcr. Vrs.: Bausekretär K.Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstialie 4! II.
Dresden. Eisenba hn-Techniker-Vere in- Br.-A. :
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Mitt-
woch, 18. Oktober, fällt die Versammlung aus. Sonntag,
22. Oktober, Versammlung im „Meißner Hof" am Plauenschen
Platze, vorm. Voll Uhr. 1. Wahl der Vertreter für den Be-
zirkstag in Zittau am 5. November. 2. Fachvortrag des Herrn
Koll. Bauobersekretär Schulze über: Verträge, Bestellzettel,
Zuschlagsschreiben und deren Beilagen. Nachm.: Besuch der
Internationalen Hygiene-Ausstellung.
672
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
Achtung! Stellungsuchende! Achtung!
Reichsmarineamt: Wie uns von mehreren Seiten gemeldet wird, versuchen die
Kaiserlichen Werften, Techniker auf 6rund des Dienstvertrages anzustellen, welcher von
uns bezw. den bei den Betrieben der Kaiserlichen Marine- Intendanturen beschäftigten
Technikern abgelehnt ist und dessen Aenderung vom Reichsmarineamt zugestanden wurde.
Wir fordern deshalb unsere Mitglieder erneut auf, dahin zu wirken, daß keinerlei Be-
werbungen bei allen dem Reichsmarineamt unterstellten Betrieben eingehen. Ueber
schwebende Anstellungsverhandlungen bitten wir dringend um schleunigste Benachrichti-
gung an die Verbandsleitung. Die von uns zu 6unsten der Marinetechniker geführte
Bewegung kann erst mit der Einführung eines unseren Forderungen entsprechenden
Dienstvertrages als beendet angesehen werden.
Konflikt der Eisenkonstrukteu r6 ! Infolge des zwischen Berliner Eisen-
baufirmen und ihren technischen Angestellten schwebenden Konfliktes ist unser Stellen-
nachweis gesperrt für nachstehende Firmen:
Kammerich, Belter & Schnee-
vogel Wittenau
Lauchhammer A. Ges. Berlin
Ravene Berlin
Steffens & Nolle . . . Berlin
Wolff, Netter & Jacoby Berlin
Ingenieurbureaus:
Leitholf ...... Berlin
von der Lanken . . . Berlin
Ernst Walther .... Berlin
Die Ingenieurbureaus Kuhn und Redlich & Krämer haben mit uns einen befriedigenden
Vertrag abgeschlossen und heben wir deshalb die Sperre auf.
Da gleichfalls die Verhandlungen mit den nachstehenden Firmen bisher ergebnislos ver-
laufen sind, bleiben auch diese bis auf weiteres gesperrt:
Stengel & Hofer . . München Motorwerke . . . Dessau
Teichert & Sohn . . Liegnitz Höntsch & Co. . . Dresden
Bergmann, Elektr. Werke . . . Berlin
Joh. Biesold . .
. . Berlin
Breest & Co. . .
. . Berlin
De la Sauce & Kloß
. . Berlin
J. Degenhardt . .
. . Berlin
6. E. Dellschau
. . Berlin
Druckenmüller
. . Berlin
H. Gossen . . .
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Hein, Lehmann & Co. . Berlin
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Heft 42
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m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bremen an Hn. O. Krause, Neu-
stadts Contrescarpe Nr. 70.
3165 Rendsburg, Kgl. Wasserbaubeh. sof. Tiefbaut., mit
einig. Erf. im Wasserbau, a. etwa 4 bis 5 Mon. Tagesdiät.
5 M. .''ing. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Kiel an Hn. F. Kobarg,
Hansastraße 10.
' Eisenbetonbau.
3147 Danzig, Eisenbetonbureau sof. j. Zeichn. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz,
Danzig-Langfuhr, Hcrtastr. 17.
Vermessung,
3158 Hannover, Vermessungs-Bureau sot. Verrn.-T., gut.
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Zeugn.-Abschr. a. d. Zweigst, d. Vermessungstechniker-Vereins
Rheinland und Westfalen an Hn. J. Stender, Essen a. d. Ruhr,
Eltriedenstr. 20 a.
B. für IndustrieangcstelUe.
Maschinenbau.
3003 Herborn, Bez. Wiesbaden, Pumpenfabr. sof. jüng.
T., m. Erf. im allgem. Masch.-Bau u. mögl. i. d. Pumpenbranche.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Wiesbaden an Hn. F. Wunder,
Blücherstr. 24.
3070 Reval i. Rußl. sof. jüng. tücht. T., fl. Zeichn., z.
t 'nterstützg. d. Obering., mögl. m. Eisenhochbau vertr. Bis
150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart an 'Hn.
H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolf str. 14.
3124 Berlin, Apparatebaugesellsch. sof. tücht. T., saub.
Zeichn. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
3125 bei Berlin, Luftverkehrsges. sof. jüng. fi. Zeichn.
t. Flugtechn. 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
3126 Berlin sof. j. T., d. bereits Flugfahrzeuge gezeichn.
hat, z. Aushilfe. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
3T27 Hameln a. W., Eisenwerk 2 tücht. T., im Ziegelei-
fach erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
3128 Zittau, Fahrradwerk sof. jüng. Zeichn. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
3129 Hohenschönhausen b. Berlin sof. perfekt. Konstr.
f. Fleichverwertungsmasch. 200 bis 250 M. Dauernd. Ang.
III. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3130 Braunschweig, A.-G. sof. j. Ing., d. n. Angabe d.
(Ihets die erforderl.' Gerüste f. Montag, v. Eisenkonstr., Hoch-
u. Gasbehältern ausarbeit, kann. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Braunschweig an Hn. G.
Janschek, Pestalozzistr. 19.
3131 Meuselwitz S.-A. sof. jüng. Ing. od. T., ni. gut.
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in. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Magdeburg an Hn. P. Herrmann,
Magdeburg-S., Kruppstr. 12.
3132 Diedenhofen i. Lothr. sof. Konstr., m. mindest, zwei-
jährig. Prax. f. Eisenkonstr. u. schwere Blecharbeit. 180 bis
230 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Straßburg i. E., z. H.
d. Hn. Georg Schmidt, Mannheimer Str. 5.
3133 Plauen i. V., Bauschloss. sof. jüng. T. f. Bureau
u. Werkst. 140 bis 150 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3138 Stuttgart sof. 2 jüng. Mt., m. Kenntn. im allg. Ma-
schinenbau. Dauernd. Ca. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Stuttgart an Hn. H. Neff, Stutlgart-Berg, Rudolf str. 14.
3139 Rhid., Maschinenbauabteilg. ein. gr. Werk. z. 1. 1. 12
T., Absolv. ein. Mittelschule, für Bureau. 160 bis 200 M. Ang.
sind n. vorherig. Anfr. b. d. Geschäftsstelle Rheinland u. West-
falen in Dortmund , Kaiserstr. 86 n. d. Adresse _d. Firma direkt
an dieselbe zu rieht.
3140 41 Berlin, Masch.-Fabr. sof. Konstr. f. hvdraulisch.
Anlag. Ca. 200 M;
desgl. ein Betriebsing., m. Erf. in Textilmasch. u. im Akkord-
wesen. Ca. 300 M. Ang. sind n. vorherig. Anfr. b. d. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94 n. d. Adresse d. Firma
direkt an dieselbe zu rieht.
3155 Osnabrück sof. 2 Mt., gut. Rechn., f. Weich.- u. Gleis-
fabr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Osna-
brück an Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
Heizungstechnik.
3134 Chemnitz sof., spät. 1. 1. 12 durch, selbst, arbeitend.
Heizungst. od. Ing, Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Eisenkonstruktion.
3039 Osnabrück, Eisenkonstr.-Werkstatt sof. Mt., gut. Statik.,
zun. z. Aushilfe, evtl. dauernd. Bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Osnabrück an Hn. H. Schütte, Parkstr. 45.
3142 Berlin. Masch.-Fabr. sof. Eisenkonstr. Ca. 175 M.
,A.ng. sind n. vorherig. Anfr. h.. d. H.iuntstcllc Berlin SW.,
Markgrafenstr. 94 n. d. Adresse d. Firma direkt an dieselbe
/u rieht.
Elektrotechnik.
3103 Königsberg i. Pr., Elektr.-Oesellsch. sof. gew. T. z. Proj.
elektrisch. Licht- u. Kraftanlag. 180 M. Ang. m. Zeugn. -.Ab-
schriften Zweigst. Königsberg i. Pr. an Hn. L. Pitz, Hinter
Koßgarten 25.
1
VI
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 42
3135 Brandenburg a. Hav., Elektr.-Werk sof. j. T. z. Ari-
fertigung v. Maschinenzeichng. Voiüberg. Ca. 120 M. Ang.
•n. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3136 Hannover, A.-G. sof. T. m. gut. prakt. u. elektrotcchn.
Kenntn., als Betriebsassist. in Anfangsstellg. Ang. m. Zeugn".-
Abschr. an d. Zweigst. Hannover an Hn. G. Bruns, Droste-
straf? e 3.
3137 Halberstadt z. 1. 1. 12 gew. Elektro-!ng. f. Bureau
u. Werkst. 180 bis 200 M. Ang. sind n. vorherig. Anfr. bei
d. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. Q4 n. d. Adresse d.
Firma direkt an dieselbe zu rieht.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellen:
Besetztdurch Mitglieder: 2684 (Osnabrück). 2323
(Mannheim). 3062 (Spandau). 2284 (Gumbinnen). 2969 (Pots-
dam). 3031 (Trebatsch). 2856 (Tempelhof). 2901 (Görlitz).
2157 (Posen). 2925 (Stettin). 3096 (Berlin). 3045 (Erfurt).
3073 (Pforten). 2928 (Hannover). 2816 (Danzig). 3030 (Wil-
mersdorf). 3110 (Berlin). 3109 (Berlin). 3108 (Berlin). 3107
(Berlin). 3106 (Berlin). 2849 (Gelsenkirchen). 2975 (Soest).
3043 (Viersen). 3093 (Jüterbog). 2804 (Vacha). 3061 (Köslin).
3065 (Rixdorf). 3032 (Zeulenroda). . .
Erledigt: 3041 (Lichtenberg). 2828 (Gera). 3C67 (Ber-
lin). 2828 (Lenzen). 2806 (Breslau). 2921 (Oels). 3010 (Bres-
lau). 2948 (Sumatra).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
59266. 59889. 52811. 42640. 54894. 49097. 1185. 63132.
16550. 28928. 41307. 62458. 63231. 5535. 48795. 17172.
61859. 39726. 63226. 68814. 53690. 56038. 58876. 45362.
57701. 02021. 53999. 60014 . 63021. 48544. 34430. 59909.
56530. 58673. 56372. 62587. 63205. 58673. 63393. 62835.
12370. 62922. 63062. 62023. 45409. 63484.
Kostenfreie Stellungsgesuche
für die Mitglieder des Deutschen Techniker-Verbandes werden
von den nachstehenden Fachschriften veröffentlicht:
Kohle und Erz,
Technischer Zcntralanzeiger für Berg-, Hütten- und Maschinen-
wesen. Berlin, Köthener Str. 31.
Heizungstechnische Rundschau,
Verlag von Karl Kohler in Ludwigshafen am Rhein.
Die Mitglieder haben sich bei Einreichung des Inserates,
welches 5 Druckzeilen nicht überschreiten darf, (direkt an den
betr. Verlag) durch ihre Mitgliedskarten zu legitimieren, für deren
Rücksendung 10 Pf. Porto beizufügen ist. — Für die Zusteliiing
eingehender Angebote ist der Fachschrift „Kohle und Etz'"' eine
Einschreibegebühr \on 25 Pf. in Briefmarken einzusenden.
Die Zeitschrift
Kali, Erz und Kohle
in Halle a. S., Mühlweg 39, gewährt bei Stellengesuch-! nsirnten
667;!" 0 Rabatt auf den Zeilenpreis von 30 Pf.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind n u r zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)
Der Mann
mit den 365 Krankheiten.
Wie viele Menschen gibt es doch, die jahraus jahrein kränk-
lich zu sein glauben, denen stets etwas fehlt und die jeden Tag
ihre besondere Krankheit haben. Heute leiden sie an Kopf-
schmerzen, morgen haben sie keinen Appetit, übermorgen klagen
sie über Schlaflosigkeit usw. ; kurz, ein solcher Mensch weiß
nie recht, was ihm fehlt. Er ist nicht gesund und nicht krank,
eine Plage für sich selbst und seine Mitmenschen. Dieser Zu-
stand ist meist weiter nichts als eine Folge der Nervosität,
die leider heute noch viel zu oft vernachlässigt wird und die
zu schweren, oft unheilbaren Nervenleiden führen kann. Ein
Laie denkt bei solchen scheinbar harmlosen Fällen selten daran,
daß diese leichten Attacken nur die Vorboten schwererer Krank-
heiten sind, allein jeder Arzt weiß genau, wie Nervenleiden in
den \erschiedensten Formen sich kenntlich machen.
Kopfschmerzen, Gliederreißen, Zuckungen, Rückenschmerzen,
Gesichtsschmerzen, Schmerzen in Hals, Armen und Gelenken,
Augenflimmern, Blutwallungen, Herzklonfen, Schlaflosigkeit, sehr
lebhafte oder schwere Träume, Bekletnmungen, Schwindelanfälle,
Angstgefühle, übermäßige Empfindlichkeit gegen Geräusche, Reiz-
barkeit, besonders früh nach dem Aufstehen, Unruhe, Launen-
haftigkeit, Versagen des Gedächtnisses, gelbe Hautflecke, Klopfen
in den Adern, Krämpfe (auch Lach-, Wein- und Gähnkrämi^fe),
Gefühl \on Taubheit in den Gliedern, Zittern der Hände und
Knie bei Erregungen, blaue Ringe um die Augen, Ohrensausen,
sonderbare Gelüste imd Abneigungen, Impotenz, Schreckhaftig-
keit, Neigung zu Trunksucht und anderen Ausschweifungen tmd
viele weniger auffällige Erscheinungen treten einzeln oder zu-
sammen auf tmd sind sichere Zeichen, daß die Nerxen an-
gegriffen sind.
Der hauptsächlichste Teil des Nervensystems besteiil aus
dem Gehirn und dessen Fortsetzung, dem Rückenmark. Von
diesen gehen die einzelnen Nervenfasern aus, die den ganzen
Körper durchziehen.
Ner\enleiden sind fast immer Gehirn- oder Rückenmark-
leiden und sehr sch\\ere Nerxenleiden führen, wenn sie iiircn
Sitz im Gehirn haben, zu Geistesstörungen, zum imheilbaren
Wahnsinn oder, wenn sie \om Rückenmark ausgehen, zti schweren
Lähmimgserscheinungen tmd in nicht all/ulanger Zeit zum Tode.
Jede Arbeil, die geleistet wird, verbraucht Stoff. Die Arbeit
der Dampfmaschine \erbraucht Kohlen. Die .Arbeit des Muskeln
verbraucht Eiweiß. Die Arbeit der Nerxen (d. h. des Gehirns)
verbraucht Phosphor in organisch gebundener Form, als so-
genanntes Lecithin.
Es ist nun gelungen, diesen edlen und sehr teuren
N e r V e n n ä h r s t o f f , das Lecithin, in größeren Mengen rein
zu gewinnen, und Dr. Arthur Erhard G. m. b. H. in
Berlin 35 K. 61 bringt ein solches mit reinstem Lecithin
hergestelltes N e r v e n - N ä h r p r ä p a r a t unter dem Namen
„Visnervin" (gesetzlich geschützt) in den Handel. Dieses Prä-
parat ist nicht identisch mit anderen, durch große Reklame
angepriesenen, die irgend ein Kunstprodukt von zweifelhafter
Herkunft in minimalem Prozentsatz enthalten und außerdem
meistens viel teurer sind. „Visnervin" enthält reinstes, aus
frischen Hühnereiern hergestelltes Lecithin in hohem Prozent-
satz und ist von staatlich \ ereidigten, öffentlich angestellten
Gerichtschemikern und Sachxerständigen scharf untersucht. Alle
diese Herren begutachten es glänzend! „Visnervin" ist kein
G e h e i m m i 1 1 e 1 , in jeder Broschüre sind die Analysen,
von Sachverständigen und Gerichtschemikern aufgestellt, an-
gegeben.
Man verlange durch Postkarte nur die Zusendung
einer kostenlosen Probe, diese erhält man dann
sofort und außerdem, ebenfalls ganz kosten-
los, ein sehr interessantes Buch über das Ner-
vensystem und seine Krankheiten, das auch
sonst noch zahlreiche, für jeden Nerx enleiden-
den wichtige Aufklärungen enthält.
Diese menschenfreundliche Handlungsweise hat schon \ iel
Nutzen gestiftet, und es gingen bereits unzählige Dankbriefe
unaufgefordert bei Dr. Arthur Erhard G. m. b. H. ein.
Folgende z. B. sind sehr charakteristisch:
,, Visnervin" ist das beste Nerx en-Stärkungsmittel. Was alle
Aerzte nicht fertig gebracht haben, hat Ihr , .Visnervin" in wenigen
Monaten fertig gebracht. Allen Nervenkranken ist Ihr „Vis-
ner\in" aufs beste zu empfehlen.
Robert Tschersich und Frau, Dittersbach.
Wie ich seinerzeit mich über „Visnervin" geäußert habe,
so bin ich heute noch auf dem Standpunkt, daß es außer ,,\'is-
nervin" nichts besseres gibt. Mit vielen und vielerlei Mitteln
probierte ich ganz ohne Erfolg. Nach Gebrauch der ersten Ori-
ginalschachtel bemerkte ich sofort Linderung und nach Gebrauch
der dritten Dose war das Uebel wie w eggeblasen. Ich bemerke
ausdrücklich an dieser Stelle, daß ich nur xon Ihrem „Visner\in"
geheilt wurde. Noch einmal ineinen besten Dank.
Peter B., Kempten.
Zahlreiche Aerzte im Deutschen Reiche, in Oesterreich'
Ungarn, in Rußland, in England usw. haben sich von den herr-
lichen Wirkungen des Lecithins bei allen Krankheiten, die mit
den Nerven zusammenhängen, überzeugt, und Professor Dr.
Lapponi, der Leibarzt Sr. Heiligkeit weil. Papst Leos XllL,
hat dem Entdecker dieser neuen Nervenernährungstherapie ein
begeistertes .Anerkennungsschreiben gesandt.
Es ist jedem, der ein nervöses Leiden irgendwelcher Art
hat, dringend anzuraten, sich sofort von Dr. Arthur Erhard
G. m. b. H. in Berlin 3 5 K. 61 eine Probe des „Vis-
nervin" und ein aufklärendes B u c h k o s t e n 1 o s
senden zu lassen, denn ein Mittel, welches vielen Tausen-
den geholfen hat, sollte man mindestens versuchen, besonders
wenn dieser Versuch nichts weiter kostet als eine Postkarte.
Schreiben Sie heute nocli, ehe Sie es xergcsscn.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 43 Schriftidtung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 21. Oktober 1911
Inhalt: Zur Oescliichte des Bessemerverfahrens - Ueber die wirtschaftl che Dimensionierung der Eisenbe on-Plattenbalken - Ueb r Spannungiverteilung in Winkele'. sen-
stäben - Die Krankenversicherung - Kultur und Kunst - Soziale Bewegung - Standesbewegung - Bücherschau — Briefkasten - Mitteilungen aus dem Verbände
I
Zur Geschichte des Bessemerverfahrens
Von PAUL MARTELL.
In der Geschichte der Stahlbereitung ist der Name
des Engländers Henry Bessemer einer der klangvollsten,
und erscheint es nicht ohne Interesse, sich jener geschicht-
Uchen Vorgänge zu erinnern, die einst eine neue Epoche
des modernen Hüttenwesens bedeuteten und ins Leben
riefen. Henry Bessemer wurde am 19. Januar 1813 in
Charlton, Hertfordshire, in England geboren. Sein Vater
war Besitzer" einer Schriftgießerei, die dem jungen Henry
gleichzeitig zum Erwerb der ersten technischen Kenntnisse
diente. Im Alter von 18 Jahren kam Henry Bessemer
nach London, unablässig bemüht, sich erfinderisch zu be-
tätigen. Der erste Erfolg seines erfinderischen Genies
dokumentierte sich in der Erfindung einer Stempelmarken-
presse, die es ermöglichte, der im großen Maßstabe ein-
gerissenen Briefmarkenfälschung einen Riegel vor-
zuschieben. Der englische Staat wurde durch diese Er-
findung vor weiteren Verlusten von Millionen Mark be-
wahrt. Leider hatte Henry Bessemer veisäumt, sich seine
wertvolle Erfindung patentieren zu lassen, und so kam
es, daß er keinen wirtschaftlichen Nutzen von seiner Schöp-
fung hatte. Bessemer machte im Laufe der Zeit die ver-
schiedensten Erfindungen, von denen nur eine wegen des
materiellen Vorteils, den Bessemer von ihr hatte, Erwäh-
nung verdient. Er hatte eine echte Bronzefarbe für Maler
und Bronzierer erfunden, welche Farbe England damals
aus dem Ausland zu 120M für das Pfund bezog. Bessemer
vermochte diese Farbe ebenso einfach wie billig her-
zustellen, so daß ihm in den ersten Jahren trotz stark
herabgesetzter Verkaufspreise Gewinne von jährlich 1000 £
blieben; in den späteren Jahren brachte ihm diese Farbe
immer noch jährlich 300 £ Reingewinn. Durch diese Er-
findung gelangte Henry Bessemer zu mäßigem Wohlstand,
der ihm die Mittel zu weiterer erfinderischer Betätigung
an die Hand gab.
Den äußern Anlaß, daß sich Bessemer der Stahl-
fabrikation zuwendete, gab der im Jahre 1854 aus-
gebrochene Krimkrieg. Bessemer, ein glänzendes Erfinder-
genie, erfand zu jener Zeit ein Geschütz, dessen Geschoß
ohne Drall in drehende Bewegung versetzt werden sollte.
Er bot dieses neue Geschütz der englischen Regierung"
an, die sich jedoch ablehnend dazu verhielt; dagegen
bekundete Napoleon III. Interesse für das Bessemersche
Geschütz. Allerdings hing der Erfolg dieser Bessemer-
schen Erfindung von einem zuverlässigen Material ab, daß
besser als Gußeisen und billiger als Tiegelgußstahl war.
Diese Sachlage führte Bessemer zu jenen merkwürdigen
Versuchen, die in ihrem weiteren Verlauf zu einer der
segensreichsten Kulturtaten werden sollten, welche je die
Neuzeit erlebt. Grundlegend handelte es sich hierbei um
das Problem einer billigen Massenstahlbereitung, das da-
mals das Ziel aller Eisentechnik war. Henry Bessemer
experimentierte 18 Monate, ohne hierbei nennenswerte Er-
folge erzielt zu haben. Da kam ihm nahezu am Ende seiner
Versuche die Idee, ob nicht Roheisen durch Einführen
von Luft in die geschmolzene Masse schmiedbar gemacht
werden könne. Der Durchführbarkeit dieses Gedankens
stellten sich jedoch große technische Schwierigkeiten ent-
gegen. Besonders die Erzeugung einer genügend hohen
Temperatur, um das Roheisen längere Zeit im geschmol-
zenen Zustande zu erhalten, bereitete Schwierigkeiten. An-
fangs vermochte Bessemer mit keinem Brennmaterial die
gesuchte Temperaturhöhe zu erreichen, bis er diese mit
Leichtigkeit durch Einleiten mit atmosphärischer Luft er-
zielte. Henry Bessemer unternahm diese Versuche mit
einem Teilhaber R. Longsdon etwa 6 bis 7 Monate lang
und setzte sie dann allein 21/, Jahre fort, ohne jedoch
hierbei zu großen Erfolgen zu kommen. Diese Versuche
verschlangen eine Summe von nahezu 80 000 M. Es sei
bemerkt, daß Bessemer diesen Versuchen keineswegs als
Fachmann gegenüberstand, vielmehr in der Hüttentechnik
nicht mehr als ein befähigter, durch Selbststudium ge-
förderter Laie gelten konnte. Um so größere Bewunderung
verdienen sein Streben und sein späterer beispielloser Er-
folg, den er unter Hintansetzung seines Vermögens zu er-
reichen wußte. Nachdem er sich so jahrelang mit diesem
Problem beschäftigt hatte, drängte es ihn, auch einmal
die Anschauung eines Fachmannes darüber zu vernehmen.
Eines Tages lud Bessemer den Hüttenmann R. Reunie zur
Besichtigung seiner Bronzefabrik ein, in der Absicht, bei
dieser Gelegenheit seine Erfindung diesem Fachmann vor-
zutragen. Reunie sagte, nach den eigenen Aufzeichnungen
Bessemers zu diesem: ,,Was auch Ihre praktischen
Schwierigkeiten sein mögen, dieselben werden in dem
Augenblicke überwunden werden, in dem Sie Ihre wunder-
volle Erfindung einem praktischen Hüttenmanne vorlegen
Wir haben in vier Tagen eine Versammlung der British
Association, kommen Sie und teilen Sie der Gesellschaft
Ihr Verfahren mit." Henry Bessemer kam dieser Auf-
forderung nach und hielt am 16. August 1856 zu Chelten-
ham in der Versammlung der British Association seinen
berühmten Vortrag, der dem durch ihn erfundenen neuen
Stahlbereitungsprozeß gewidmet war. Der Grundgedanke
war, geschmolzenes Roheisen durch Durchblasen von
atmosphärischer Luft in flüssigen Stahl, ja sogar in flüs-
siges Stabeisen ohne Anwendung von Brennmaterialien
zu verwandeln. Der 16. August 1856 wird ewig ein denk-
würdiger Tag in der Geschichte des Eisens und Stahls
bleiben. Die Kunde von der neuen Erfindung durcheilte
674
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 43
wie ein Lauffeuer ganz Europa. Das Unverständliche an
der Sache schien, daß ein so einfacher Prozeß so lange
Zeit unbekannt geblieben war. Doch betrachten wir kurz
die eigentlichen Versuche Bessemers selbst. Wiederholt
hatte er Oefen gebaut, die der Verbesserung in der Fabri-
kation von Stabeisen und Stahl dienen sollten, aber meist
ließ Bessemer diese Oefen wieder abreißen, da sie den
Zwecken nicht voll entsprachen. Die ersten Versuche
wurden mit 10 bis 20 Pfund Eisen unternommen, die im
großen und ganzen die Richtigkeit des theoretischen Ge-
dankens für die Praxis ergaben. Der Ofen war ein ge-
wöhnlicher Windofen; der Tontiegel faßte 40 Pfund.
Waren 10 bis 12 Pfund Roheisen eingeschmolzen, so wurde
eine Tonröhre eingeführt, um einen Windstrom in das
geschmolzene Metall einzublasen. Durch dieses Verfahren
wurde in der Tat Schmiedeisen gewonnen, und befindet
sich noch heute eine Probe aus diesen epochemachenden
Versuchen in der Sammlung des Iron and Steel Institutes.
Das so gewonnene Eisen wurde im Juni 1855 im Arsenal
zu Woolvvich mit Erfolg ausgewalzt. Nach diesen ersten
ursprünglichen Verfahren wurde das Gefäß noch von
außen geheizt; bei den späteren Apparaten geschah dies
nicht mehr. Der zweite von Henry Bessemer kon-
struierte Apparat zeigte bereits die Gestalt einer auf-
gehängten Retorte, die er sich patentieren ließ, jedoch
nicht zur Ausführung brachte. Der erste Bessemer-
Convcrter war nichts weiter als ein einfacher Tontiegel,
der zum Unterschied von einem gewöhnlichen Stahl-
schmclztiegel einen gewölbten Deckel hatte, dessen Rand
Löcher für den Qasabzug führte. Die ersten Versuche
waren sehr häufig vom Mißlingen begleitet, zumal die
Konstruktion des Schmelzofens sehr unvoi.kommen war.
Es bestand kaum die Möglichkeit, das Roheisen in Fluß
zu bringen. Bessemers Gehilfe bei diesen Versuchen war
William D. Alien, der später in der Firma Henry Bessemer
& Co., Sheffield, erster Direktor und dann der Schwager
Bessemers wurde. Als beide wieder einen solchen Tiegel
mit 30 bis 40 Pfund Roheisen beschickt hatten, führten
sie durch eine Düse Luft ein. Groß war das Erstaunen,
als nach Verlauf von nur einer Minute Blasen die ganze
Masse in einen schönen flüssigen Zustand geriet. Als
man das Blasen 7 bis 8 Minuten fortsetzte, fand man b:ild
das ganze Bad_ weißglühend vor. Diese Versuche stellten
den unleugbaren Erfolg der Erfindung fest.
Doch wir sind diesen Versuchen in der Zeit etwas
vorausgeeilt. Kehren wir zu jenem berühmten Vortrag
zurück, der von den bedeutendsten Folgen für Bessemer
begleitet war. Bessemer, der sich sein neues Verfahren
hatte patentieren lassen, erteilte Lizenzen, und es fanden
sich auch sogleich Industrielle, die erhebliche Kapitalien
für die Lizenzen bewilligten. Innerhalb dreier Wochen
nach dem Vortrage wurden ihm von fünf Gesellschaften
530 000 M für Lizenzen bar bezahlt; ein Vorgehen, das
sich bald als übereilt herausstclite. Denn hatte auch
Bessemer zweifellos einen neuen Stahlbereitungsprozeß ge-
funden, so waren die technischen Grundlagen hierzu doch
keineswegs so geklärt und feststehend, daß in jedem Fall
der Erfolg gesichert schien. Der ersten Begeisterung folgte
bald die Enttäuschung; allerseits wurden mit dem Ver-
fahren Mißerfolge erzielt. In der Fachwelt entwickelte
sich ein großer Federkrieg; man sprach der Bessemer-
schen Erfindung jeden Wert und jede Bedeutung ab, be-
sonders tat sich hier der einflußreiche, damalige Redakteur
des ,, Mining Journal" in London, David Hearnc, her-
vor. Die Situation wurde für Henry Bessemer eine nach-
gerade peinliche. Das Schlimme war, daß Bessemer selbst
mit seinen weiteren Versuchen mehr Mißerfolge als Er-
folge erzielte. Bald stand die ganze Welt der Bessemer-
schen Erfindung sehr kühl und ablehnend gegenüber, und'
war es für Bessemer später eine der größten Schwierig-
keiten, dieses öffentliche Vorurteil zu überwinden. Den-'
noch hat er nie den Glauben an sich und seine Sache
verloren, sondern ist mit Mut und Beharrlichkeit den ein-
mal betretenen Weg gegangen. Nach dieser Sachlage ver-
mochte Bessemer fremde Hütten für seine Versuche kaum
noch zu gewinnen, und so entschloß er sich 1859 zur
Gründung einer eigenen Fabrik, die zu Sheffield unter der
Hirma Henry Bessemer & Co. errichtet wurde. Der Teil-
haber war ein gewisser Galloway zu Sheffield. Unterdessen
war Bessemer unablässig bemüht, neue Ofenstruktionen
zu schaffen, die der Lösung des Problems näher kamen.
Alle diese Konstruktionen ließ sich Bessemer durch Patent
schützen. Des Erfinders berühmter Vortrag hatte vor allen
Dingen die Folge, daß in allen Ländern Versuche mit
diesem Verfahren angestellt wurden. In England sprachen
sich so hervorragende Autoritäten, wie der Stahlfabrikant
Carl Saunderson zu Sheffield und Truran zu Dowlais, un-
günstig über den Bessemerprozeß aus. Auch die franzö-
sische Fachwelt legte dem Bessemerprozesse keine Be-
deutung bei. In Deutschland wurden Versuche unzuläng-
licher Art auf einigen Werken im Rheinland und in West-
falen sowie auf der Königshütte in Oberschlesien gemacht.
Ueberau brachte man nur gepreßten Wind in der Stärke
zur Anwendung, wie ihn das Hochofengebläse lieferte.
Diese Tatsache war auch die eigentliche Ursache, weshalb
beispielsweise auch die Versuche auf der Königshütte miß-
langen. Obgleich nun die Gegner in der Zahl stark über-
wogen, gab es doch auch Förderer, die der Sache mit Eifer
dienten. Bedeutungsvoll für das neue Bessemerverfahren
wurde das Auftreten des Deutschen C. Schinz zu Phila-
delphia, der schon 1856 rechnerisch nachwies, daß die
durch die Verbrennung des Kohlenstoffs entwickelte
Wärme, die unter den denkbar günstigsten Bedingungen
vor sich ging, eine sehr erhebliche sei und zu voller Geltung
kom.me. Nach der Berechnung von Schinz verbrannten
bei dem Prozeß 2V2",ü Kohlenstoff zu Kohlenoxydgas und
^0»^J Eisen zu Eiseno.xyd, wodurch- eine Temperatur-
erhöhung der Schmelzmasse bis zu 953" C eintreten mußte.
In Oesterreich entstand durch Peter Tunner dem neuen
Bessemerprozeß ein gewichtiger Sachverständiger als
Gönner, v.ährend in Schweden Goran Fredrik Göranson
ein Bahnbrecher von fast geschichtlicher Bedeutung für
das Bessemerverfahren wurde. Ein aligemein begangener
Fehler bei allen' diesen Versuchen war es, daß das neue
Verfahren in zu kleinem Maßstab auf zu kleinen Alengen
erprobt wurde. Der Schv.ede Göranson aus Högbo war
wohl so ziemlich der einzige, der 1856 ernsthafte Ver-
suche mit dem neuen Bessemerprozeß unternahm. Göran-
son setzte sich mit Bessemer in Verbindung und erbaute
nach dessen Angaben zu Garpenberg einen Versuchsofen.
Es zeigte sich jedoch schnell, daß die zur Verfügung
stehende Wasserkraft wesentlich zu schwach war.
Bevor Göranson sich jedoch zur Erbauung eines neuen
Ofens entschloß, zögerte dieser tatkräftige Mann nicht,
nach England zu reisen, um sich mit Bessemer zu be-
sprechen, sowie dessen Versuche zu Baxter zu besich-
tigen. Göranson kehrte zurück und erbaute auf dem Eisen-
werk zu Edsken, das der Firma Elfstrand & Co. gehörte,
einen neuen Versuchsofen. Diese Firma war im Besitz des
Patentes für Schweden, Göranson hatte jedoch einen An-
teil an diesem schwedischen Bessemer-Patent erworben.
Aber auch diese Proben befriedigten nicht. Abermals
entschloß sich Göranson zum Bau eines neuen Converters,
zu welchem Zweck Bessemer einen englischen Ingenieur
nach Schweden schickte, der den Ofen nach demselben
Prinzip wie Bessemers Versuchsofen zu Baxter House in
Heft 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
675
London erbauen sollte. Aber auch dieser Ofen arbeitete
schlecht. Bessemer gab den Rat, den Wind zu verstärken,
wodurch sich die Resultate etwas verbesserten, ohne daß
man von einem bedeutsamen Erfolg sprechen konnte. Ueber-
dies gestattete die verfügbare Wasserkraft keine Erhöhung
der Pressung. Alle Mittel, das Verfahren zu verbessern,
schlugen fehl. Als der englische Ingenieur abreiste, waren
die Versuche wieder auf dem Standpunkt der Trostlosigkeit
angelangt. Jetzt entschloß sich Göranson, gegen die
Meinung aller Berater, die Pressung zu vermeiden und
das Windquantum zu erhöhen. Um dies zu erreichen,
wurden alle zwölf Düsen auf Vs" erweitert. Das Resultat
war ebenso glänzend wie überraschend. Göranson hatte
ein warmes, flüssiges Metall gewonnen, von dem sich die
Schlacke leicht abschied. Beim Abgießen trat ein völlig
ruhiger Fluß ein. Die Blöcke eigneten sich vorzüglich
zum Ausschmieden und waren völlig rein und schlacken-
frei. Nach diesem Verfahren wurde die erste Charge am
18. Juni 1858 erblasen. Man kann diesen Tag als den
Gründungstag des Bessemerns in Schweden bezeichnen.
Voller Stolz sandte Göranson 15 t seines Stahles an das
Stahlwerk Henry I^essemer & Co. zu Sheffield, wo es bei
der Bearbeitung alle Eigenschaften eines ausgezeichneten
Materials bekundete. Man fertigte Messer, Scheren, Rasier-
messer, Werkzeuge und Bleche daraus. So hatte Bessemer
seinen ersten großen Erfolg in Schweden zu verzeichnen.
Die „Augsburger Allg. Ztg." schrieb am 5. Februar 1858
über diese schwedische Episode aus der Geschichte des
Bessemerprozesses folgendes: ,, Sicher ist, daß durch das
Experiment bei Edskens Hochofen das Bessemerproblem
zufriedenstellend gelöst wurde. Der so bereitete Stahl
scheint allen Anforderungen zu genügen, und das Eisen-
kontor hat zur weiteren Anwendung der Methode eine
Anleihe von 55 000 Talern hergegeben und zwei Personen
ausersehen, welche die Proben überwachen und Bericht
erstatten sollen." Dieses Eisenkontor in Stockholm,
welches seit langen Jahrzehnten bestand, war eine Art
genossenschaftlicher Institution, die unter anderem auch
zur wirtschaftlichen Unterstützung der schwedischen in-
dustriellen diente. Ohne das Einspringen des Eisenkontors
hätte Göranson seine Versuche nicht fortsetzen können,
da er in dem großen Krisenjahr 1857 fast alle seine Mittel
eingebüßt hatte.
Dieser schwedische Erfolg gab Bessemer neuen Mut.
Zum zweitenmal trat er jetzt mit seiner Erfindung vor
das große Publikum. Am 10. und 17. Mai 1889 hielt
Henry Bessemer abermals zwei Vorträge über sein neues
Verfahren; diesmal in der Institution of Civil Engineers zu
London. Der zweite Vortrag Bessemers machte einen be-
deutenden Eindruck. Immer mehr wurde die Welt auf
dieses neue Verfahren aufmerksam, das bald in der Shef-
fielder Eisenindustrie mit einem von Tag zu Tag steigenden
Erfolge angewendet wurde. Bald kamen fremde Ingenieure
nach England, um den epochemachenden Bessemerprozeß
kennen zu lernen. Die Zukunft der Hüttentechnik war
für die ersten drei Jahrzehnte entschieden. Der Preis des
Bessemerstahles belief sich auf nur zwei Drittel des bis
dahin üblichen Preises. In dem Patent vom 1. März 1850
hatte Henry Bessemer seinen verbesserten Converter in
grundlegender V/eise in V/ort und Zeichnung beschrieben.
Das Erfindergenie Henry Bessemer hatte sich auf zahl-
reichen Gebieten versucht. Er schuf Verbesserungen in
der Typengießerei, Eisenbah.nbremsen, selbst die Glas-
fabrikation zog er in seinen Bereich.
Erwähnt sei auch der von ihm konstruierte Schiffsalon,
der, mit einer dem Cardanischen Ringe ähnlichen Vor-
richtung versehen, sich auch bei unruhigem Wetter stets
in unveränderter Lage erhielt, wodurch die Seekrankheit
unmöglich werden sollte. Diese Erfindung hat jedoch aus
erklärlichen Gründen keinen Eingang in die Pra.xis ge-
funden. Eine der letzten Erfindungen Bessemers befaßte
sich mit der Herstellung von Stahlplatten durch Guß und
soforftges Auswalzen. Henry Bessemer hatte die Genug-
tuung, sein geniales und segensreiches Wirken vor aller
Welt anerkannt zu sehen. Im Jahre 1871 wurde Henry
Bessemer Präsident des Iron and Steel Institute; im Jahre
1879 wurde er zum Mitglied der Royal Society zu London
ernannt und von der Königin Viktoria in den Adelsstand
erhoben. Als Henry Bessemer am 15. März 1893 hoch-
betagt zu London starb, hatte die Tecnnüc einen ihrer
.größten Führer und Bahnbrecher verloren.
Lieber die wirtschaftlichste Dimensionierung der Eisenbeton-Plattenbalken
Von Bauingenieur H. HUNECKE, Mainz.
Die preußischen ministeriellen Vorschriften über die
'Ausführung von Eisenbetonkonstruktionen im Hochbau
besagen: „Bei Plattenbalken darf die Breite des platten-
förmigen Teiles von der Balkenmitte ab nach jeder Seite
mit nicht mehr als einem Sechstel der Balkenlänge in
Rechnung gestellt werden." Befolgt man diese Vorschrift
bis zur Grenze, d. h. setzt man tatsächlich die Breite B
2
des plattenförmigen Teiles des Balkens = ' ^ ^^^^
wendet ferner die ebenfalls in den „Bestimmungen" ent-
haltenen Formeln ^
(h — a) = 0,39 ]/^ und
fe = 0,293 y M ■ B an,
so wird der gesamte Betondruckquerschnitt mit dem höchst
zulässigen Maß von 40 kg/cm° und das Eisen mit
1000 kg/cm- beansprucht. Es ist selbstverständlich, daß,
wenigstens im allgemeinen, zu einem gegebenen Moment
ein bestimmter Betondruckquerschnitt gehöit. Nimmt man
also B vorläufig so groß wie möglich an|^ /y so spart
man an der Höhe des Balkens. Umgekehrt folgt aus
einer Verringerung der Breite B eine Vergrößerung der
Höhe h. Nun kann man aber den erforderlichen Eisen-
querschnitt eines Balkens auch bestimmen nach der all-
gemeinen Formel
M
fe =
h
wobei 'die Eisenbeanspruchung, x den Abstand der
Nullinie vom oberen Rande, a den Schwerpunktsabstand
der Eiseneinlage vom unteren Rande darstellt. Mit für
676
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 43
die Praxis genügender Genauigkeit kann man für diese
M
Gleichung auch setzen : f» = ^ttttt^ ^ — • Aus dieser Formel
7/8 (h — a) o>
folgt, daß bei gleichbleibender Eisenspannung o., fe um
so größer wird, je kleiner (h — a) ist. Da aber beim Eisen-
beton das Eisen den teuersten Bestandteil darstellt, so
erkennt man, daß es in den seltensten Fällen wirtschaftlich
ist, den größten zulässigen Wert für die Breite B des
Plattcnbalkens zu wählen, denn einem großen Wert von B
entspricht ein um so kleinerer von (h — a) ; der letztere
ist aber ausschlaggebend für den Eisenverbrauch. Der
erfahrene Konstrukteur wird daher lieber einen höheren,
als einen stark armierten Träger in Kauf nehmen. Mit
anderen Worten, er wird die Breite B so wählen, daß
der Träger hoch und dementsprechend der Eisenquerschnitt
klein wird. Betrachten wir den nebenstehenden Quer-
schnitt. Der Träger habe eine Länge von 9,0 m und
liege von dem nächsten 4,0 m entfernt. Es wäre für B
9 0 2
zulässig: — = 3,0 m. Man erreicht damit einen
niedrigeren Träger und beansprucht den gesamten Drnck-
gurt des T-förmigen Querschnittes mit 40 kg/cm,-. Nimmt
man dagegen für B einen kleineren Wert an, beispielsweise
1,20 m, so wird der Träger höher, der Eisenquerschnitt
kleiner und der Balken höchstwahrscheinlich billiger
werden. Die bei einem niedrigen Träger häufig anzuord-
nenden Vouten zur Aufnahme der Schubspannungen werden
unnötig und trotz der vielen Vorteile werden die preußi-
schen Vorschriften dennoch erfüllt. Es wird sogar
die tatsächliche Betonspannung geringer als die der
Formel (h — a) == 0,39 ■ ^ zugrunde liegende Be-
anspruchung von 40 kg/cm-, denn in Wirklichkeit ist doch
(s. Abb. 1) B = 3,0 m und nicht 1,20 m, wie angenommen.
4
. , f ///////
Abb. 1
Sollte die Nullinie in den Steg fallen, so gelten die
Formein für (Ii — a) und f nicht mehr und man hat bei
Einsetzung des größten Wertes für B eine sehr umständ-
liche, zeitraubende Rechnung vor sich, die wir gleichfalls
sparen, wenn B kleiner angenommen wird, als tatsächlich
vorhanden, also einen kleineren Querschnitt beanspruchen,
als uns gegeben ist.
Nun darf man diese Rechnungsart natürlich nicht
übertreiben und z. B. in einen 60 cm hohen Tärger 3 R. E.
von 8 mm Durchm. legen wollen. Das würde sowohl
dem Wesen des Eisenbetons, als auch der Wirtschaftlich-
keit der Dimensionierung nicht entsprechen. Es ist eben
der möglichen Verkleinerung von B eine Grenze gezogen,
falls man richtig und rationell arbeiten will. Ob in einem
Träger zu wenig oder zu viel Eisen liegt, wird jedem nur
ein wenig erfahrenen Konstrukteur sofort einleuchten, da-
gegen ist es nicht so ohne weiteres klar, welches Träger-
profil das wirtschaftlich günstigste wird. Bevor wir dieser
Frage nähertreten, seien noch einige Winke für die Auf-
stellung von Massenberechnungen von Eisenbetonbauten
gegeben, die ein schnelles Arbeiten ermöglichen.
Bei der Berechnung einer Offerte ist selten Zeit,
einen mathematisch genauen Eisenauszug oder auch nur
einen Betonmassenauszug zu machen. Man muß da immer
sehr viel nach der Erfahrung schätzen. Beispielsweise
kann die genaue Länge der Eisen, die Endhaken, Auf-
biegungen, das Uebergreifen, die Bügel und Verteilungs-
eisen, das oder die Montierungseisen usw. selten ganz
genau so in der Massenberechnung berücksichtigt werden,
wie sie später bei der Ausführung eingebracht werden.
Da hat sich nun herausgestellt, daß man für die vor-
genannten Vergrößerungen der Eisenmenge 26o'o einsetzen
kann. Es wird das Gewicht von 1 cm^ Eisen für den
laufenden m = 1 kg eingesetzt (0,785 + 26o/o = 1), v^as
natürlich eine bedeutende Zeitersparnis für den Bearbeiter
der Offerte darstellt. Ferner rechnet man zur Berücksich-
tigung des Voutenbetons und der Voutenschalung den
Träger bis O. K. Platte und die Platte ebenfalls ganz durch.
Wir wollen der folgenden Rechnung nachstehende
Einheitspreise zugrunde legen:
Beton + Arbeitslohn = 24 M/cbm
Arbeitslohn, Schalung + Verschn. = 3 M/qm
Eisen = 0,14 M/kg.
Die Kosten für einen lfdm Balken stellen sich jetzt
zusammen aus folgenden Werten:
Beton = bi . [(h — a) + a] . 1,00 . 24
[(h — a) + a] . 1,00 • 3
Schalung
Eisen
fe • 0,14.
Setzen wir jetzt
0,293 i/m ■
K = W . (0,39 1/^ -]-a)
0,39
-)- a und fe =
so erhalten wir die Gesamtkosten
1 /m"
B
24 + bi . 2 (0,39
3 + 0,293 "j/M . B . 0,14 (1).
Bei jedem Träger, den wir finden werden, bleibt a
gleich, ebenso näherungsweise bj und M. Sollte bi ja
noch etwas differieren von dem bi eines anderen aus-
führbaren, das Moment aufnehmenden Querschnittes, so
kann der Kostenunterschied immerhin noch leicht bei der
Dimensionierung des Trägers berücksichtigt werden. Da
es sich jetzt nur um eine Vergleichsrechnung, nicht um
eine Aufstellung wirklicher Kosten handelt, so kann also
in obiger Gleichung a, M und bi gestrichen werden
erszibt sich dann
T
Es
K^ 0,39 [/ ^ 24 + 2 0,39 [/ 3,0 + 0,293
B 0,14 (2),
oder
K,
9,36 ]/^ + 2,34 ]/± + 0,041 ]/b
llj
+ 0,041
]/b (3).
Derjenige Wert, der diese Gleichung erfüllt und dabei
der kleinste von allen richtigen ist, gibt dann das wirt-
schaftlich richtigste B an. Mit Hilfe der Maxima- und
Minimarechnung läßt sich die Gleichung mathematisch
genau lösen. Da jedoch die hierbei nötige Differenzie-
rung einem mittleren Techniker im allgemeinen nicht ge-
läufig ist, so muß der kleinste Wert durch Probieren
gefunden werden.
Kl = 11,7 ]/
11,7 Vli
' y 1.2
11,7 ]/
1,20
1,25
+ 0,041
He't 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ IQll
677
Kl und damit auch die Gesamtkosten K werden also
am geringsten, wenn B = 1,20 m gewäiilt wird. Die
günstigste Dimensionierung für nachstehendes Beispiel er-
folgt also in folgender Weise:
M = 12 000 mkg, / = 10,0 m (zul. B demnach 3,30 ni)
(h — a) = 0,39
12 000
T2cr
= 0,39 m; h = 0,43 m;
Es zeigt sich also bei diesem so geringen Unter-
schiede der Druckbreiten B bereits eine Kostendifferenz
in der durch die GLichung festgelegten Weise.
Viel krasser tritt das noch hervor, wenn mit der höchst-
zulässigen Druckbreite = 3,30 m gerechnet wäre. Da-
für ist:
fe = 0,293 yi2 000 • 1,2 = 35 cm'^.
Die Kosten für 1 Ifdm betragen:
Beton : 0,2 • 0,43 • 24
Schalung: (0,2 + 2- 0,43 • 3,0
Eisen: 35 • 0,14 ~=
~ 10,14
Zum Vergleich sei jetzt der Träger berechnet, wenn
man B noch um 10 cm verkleinert.
1 2 OOÖ
(h — a) = 0,39 y
/ 1 2 000
3,30~
0,24 m; h = 0,28 m
= 2,CÖ L\
3 ,1 S- „
= 4,93 „
= 0,293 j/12C00 ■ 3,30 = 58,2 cm^
Ccton : 0,2 ■ 0,28 • 24
Schalung : (0,2 -j- 2 • 0,23) ■ 3
Eisen: 58,2 ■ 0,14
(h — a) = 0,39 ]/-
1,10
0,41 m; h
fe = 0,293 "]/l2000 • 1,10 = 33,6 cm^
Beton: 0,2 ■ 0,45 • 24
Schalung: (0,2+ 2 • 0,45) ■ 3,0
Eisen: 33,6 • 0,14
= 1,34 M
= - 2,29 „
8,15 „
11,78 M
rjcgcn 10,14 M bei dem günstigsten Profil. Also eine
0,45 n; Kostenersparnis von 1,64 M für einen Meter Trägerlänge.
Es dürfte sich deshalb wohl lohnen, bei einem größeren
Projekt vor Aufstellung der Rechnungen die Einheitspreise
für Beton, Schalung usw., die für den Ausführungsort
Gültigkeit haben, in obenstehender Weise in die
Gleichung 2) einzusetzen, um für die Dimensionierung
10,16 M. der Träger eine Gleichung der Form 3) aufzustellen.
2,16 AI
3,30 „
4,70 „
lieber Spannungsverteüung in Winkeleisenstäben
Von J. BENSCHEIDT in Dortmund.
In Nr. 22 der Zeitung ist eine Abhandlung von Herrn
Richard Ludwig über die „Spannungsverteilung in Winkel-
eisenstäben" veröffentlicht. Diese ist geeignet, den Eisen-
konstruktionen ein unberechtigtes Mißtr'auen entgegen-
zubringen. Es verlohnt sich daher, auf die angeschnittene
Frage näher einzugehen. Infolge des senkrechten Ab-
standes der Winkeleisenschweriinic von der Nietreihe wird
gesetzt. Hieran anschließend wird behauptet, daß die
wirklich auftretenden Spannungen nicht wesentlich anders
sein können als sie diese [Rechnung ergibt. Das letztere
ist sehr anfechtbar und steht durchaus nicht mit den Er-
gebnissen von Zerreißversuchen in Einklang. Es hat sich
vielmehr herausgestellt, daß in einem solchen Falle die
wirkliche Beanspruchung den Wert
Abb. 1
jir die a — a-Kante des Querschnittes n — n der Abb. 1 eine
eanspruchung herausgerechnet von
26000 , 26000-2,24 , „.^^
H o ■ 5,74 -= 1200 + 2320
(12,3 — 1,8 • 0,8) ' 72 -2
= 3520 kg.
Hierbei ist das Widerstandsmoment des Querschnittes
2 ■ 72
och zu günstig mit , d. h. ohne Nietlochabzug ein-
26000
= 1200 kg'qcm
2 • (12,3 — 1,8 ■ 0,8)
nur sehr wenig überschreitet.
Wenn aber die Theorie für die ersterwähnte Berech-
nung richtig Vv'äre, dann hätte die Untersuchung noch
weiter ausgedehnt und auch der einseitige Anschluß des
einzelnen Winkels in der wagerechten Richtung berück-
sichtigt werden müssen. Infolge des Schwerpunktsabstan-
678
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 43
des entsteht an der c — c-Kante eines jeden Winkeleisens
noch eine weitere Zusatzspannung von
26000 • 1,86 • 2,26 , i /
Die Qesamtspannung im Punkte A müßte somit sein-:
1200 + 2320 -f 759 + 4279 kg/qcm.
Die Ursache, daß trotzdem keine wesentlichen Biegungs-
spannungen auftreten, liegt eben darin, daß die Stabenden
durch den festen Anschluß der verhältnismäßig langen
Nietreihe mit dem starren Knotenblech nach jeder Rich-
tung hin fest eingespannt sind.
T
s1
73
Abb. 2
Betrachten wir z. B. den Anschluß an ein fest ein-
gespanntes Knotenblech in der Abb. 2, so wird wohl
niemand darauf verfallen, den Stabquerschnitt n — n in der
vorhin gezeigten Weise auf zusammengesetzte Festigkeit
zu berechnen. Das entstehende Moment wird eben nicht
vom Stab, sondern von den Anschlußbolzen aufgenomm.en
und hat den Wert: P ■ x = 0 ' e. Auf Biegung be-
ansprucht ist nur der schraffierte Teil des Anschluß-
lappens, nicht der Stab.
Abb. 3
In derselben Weise ist auch der eingangs erwähnte
Winkeleisenanschluß zu behandeln. Das Moment 26 OOO
■ 2,24 cmkg arbeitet an 2-6 Nietscherflächen (Abb. 3), deren
Widerstandsmoment in bezug auf den neutralen Punkt M
sich ergibt zu:
2 (3,25-^ + 9,75-^ + 16,25'^) _ 3,25^^ + 9,75^4-16,252
16,25 16,25
worin f den Nietquerschnitt bedeutet.
Die Reaktionen senkrecht zur Stabrichtung in den
Scherflächen f der an den Enden befindlichen Nieten sind
demnach ^6000 ■ 2.24
3,25^ + 9,75-' + 16,25-^ 640 kg.
16,25
'P--//äOOO
Abb. 4
Ebenso findet auch in wagerechter Richtung eine
Kräftewirkung statt (Abb. 4), indem in der linken Anschluß-
hälfte die lotrechten Winkclschenkel vom Knotenblech ab-
gehoben, in der rechten Hälfte an dasselbe angedrückt werden.
Das Moment, v/elches jeden Winkeleisenstab vom
Knotenblech abzubiegen sucht, beträgt
26000 , ^ ,
— ^- • 1,86 cm/kg.
Führen wir das Widerstandsmoment der Stabbefesti-
gung (ungünstig) der Einfachheit halber als das der sechs
Nietquerschnitte auf die neutrale Achse M— M ein mit
3,25-' + 9,75-' + 16,25^'
16,25
so wird die Zugspannung des letzten Nietes links
= 1 = 531 kg.
3,25^ -f 9,75^ + 16,25-^
16,25
Aus der Abb. 3 läßt sich auch erkennen, daß, wenn
die Stabschwerlinie durch den Systempunkt des Knoten-
bleches geht, kein Drehmom-ent im letzteren entstehen
kann. Das Moment der angreifenden Kraft ist = 0, wejl
der Hebelarm = 0 ist, und das Moment aus den wider-
stel>enden Kräften hebt sich, weil entgegengesetzt gerichtet,
auf. Auf Biegung beansprucht wird nur der zwischen
Schwerlinie und Nietreihe befindliche Teil des Stabes. Es
v.'ird hier jedoch, weil die Hölie des in Betracht kommen-
den Querschnittes in der Stablängsrichtung zu .messen ist,
ein so großes Widerstandsmoment vorhanden sein, daß
diese Biegungsspannungen keine Rolle spielen.
Die erstangeführte Berechnungsweise giit nur . dann,
wenn ein einzelner Bolzen die Verbindung des Stabes
mit dem Knotenblech bewirkt, doch dürfte in diesem Falle
eine rationelle Ausnützung des Winkeleisens sovcieso nicht
beabsichtigt sein. Bei doppelseitig angeordneten, mit
mehreren Nieten angeschlossenen Winkcleiscnstäbcn kann
keine wesentliche Biegungsbeanspruchung in den Stiiben
auftreten, sofern die Stabschwerlinie durch den System-
pimkt des Knotenbleches geht, oder falls das nicht zutrefft,
letzteres auf irgendeine Weise am Verdrehen gehindert
ist. Der schädliche Einfluß des Schweriinienabstandes von
der Nietreihe äußert sich in der Hauptsache nur in einer
etwas stärkeren Beanspruchung der Anschlußnicten.
Läßt man, wie dies der Einfachheit halber häufig ge-
schieht, die Nietreihenlinie statt der Schwcrlinie durch den
Svstcmpunkt gehen, so v,ird dadurch ein Moment in das
Knotenblech gebracht, welches von diesem wieder an die
anschließenden Stäbe abgegeben werden muß. In der
Regel werden auch die durch diese fehlerhafte Ausbildung
entstehenden Zusatzspannungen gering, weil alle Stab-
enden als eingespannt zu betrachten sind und gewöhnlich
ein stärkerer durchgehender Stab vorhanden ist, der den
Einfluß des Drehmomentes allein ohne Schaden aufi;
nehmen kann. «
Heft 43 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911 679
Die Krankenversicherung
yon Regierungsassessor Dr.
II.
Feuchten gegen die Kassen und ihre Leistungen
Diejenigen Privatangestellten, die ein Gehalt von
weniger als 2500 M beziehen, gehören kraft Gesetzes einer
Krankenkasse an und haben daher ein Interesse, die Be-
stimmungen über die gesetzliche Krankenversicherung
kennen zu lernen. Die Zwischenstellung zahlreicher Be-
triebstechniker zwischen Arbeitgebern und Arbeitern macht
die Kenntnis der über die Krankenversicherung geltenden
gesetzlichen Bestimmungen aber auch für alle übrigen tech-
nischen und kaufmännischen Angestellten überaus wichtig,
da der Arbeiter vielfach Anfragen an sie richtet.
Träger der Versicherung sind die Ortskrankenkassen,
die Landkrankenkassen, die Betriebskrankenkassen und die
Innungskrankenkassen. Dazu kommen die nach landes-
gesetzlichen Vorschriften errichteten Knappschaftlichen
Krankenkassen. Zum Verständnis des folgenden müssen
wir in wenigen Worten die von der Reichsversicherungs-
ordnung für den gesamten Bereich der sozialen Versiche-
rung geschaffene Behördenorganisation skizzieren. Die
oberste Behörde ist das Reichsversicherungsamt, dessen
Tätigkeit auf dem Gebiete der Verwaltung und Recht-
sprechung sich auf das ganze Reich erstreckt; die Landes-
versicherungsämter sind für einen Bundesstaat zuständig,
die Oberversicherungsämter für den Bezirk einer höheren
Verwaltungsbehörde, also für die Regierungsbezirke, und
endlich sind die Versicherungsämter bei jeder unteren Ver-
waltungsbehörde, also den Landratsämtern in Preußen,
den Bezirksämtern in Bayern, den Kreishauptmannschaften
in Sachsen und den Oberämtern in Württemberg und Baden
als eine besondere Abteilung für Arbeiterversicherung zu
errichten. Durch Bestimmung- der obersten Verwaltungs-
behörde kann für die Bezirke mehrerer unterer Verwaltungs-
behörden bei einer dieser ein gemeinsames Versicherungs-
amt errichtet werden. Bei den Versicherungsämtern sind
mindestens zwölf je zur Hälfte aus Arbeitgebern und Ver-
sicherten entnommene Versicherungsvertreter zu bestellen.
Sie werden von den Vorstandsmitgliedern der Kranken-
kassen gewählt, die im Bezirke des Versicherungsamtes
mindestens 50 Mitglieder haben.
Die wichtigsten Kassen sind die Orts- und die Land-
krankenkassen, die nach § 226 in der Regel innerhalb des
Bezirkes eines Versicherungsamtes zu errichten sind. Neben
den allgemeinen Ortskrankenkassen sind noch bisher be-
stehende besondere Ortskrankenkassen erhalten geblieben.
Versicherungspflichtige, die weder in einer knappschaft-
lichen Krankenkasse, noch in eine besondere Orts-, oder
eine Betriebs-, oder eine Innungskrankenkasse gehören,
sind Mitglieder der allgemeinen Orts- oder der Land-
krankenkasse ihres Erwerbszweigs und Beschäftigungs-
ortes. — Diese allgemeinen Ortskrankenkassen werden im
allgemeinen für den Bezirk eines Versicherungsamtes er-
richtet. Mitglieder der Landkrankenkassen sind die in der
Landwirtschaft Beschäftigten, die Dienstboten, die im
Wandergewerbe Beschäftigten sowie die Hausgewerbe-
treibenden. Die allgemeinen Ortskrankenkassen und die
Landkrankenkassen sind also nur dann zuständig, wenn
keine der folgenden Kassenarten in Betracht kommen.
Ueber die besonderen Ortskrankenkassen bestimmen
§§ 239 ff: „Wo bei Inkrafttreten dieses Gesetzes eine
Ortskrankenkasse für einzelne oder mehrere Gewerbs-
CL. HEISS, Treptow-Berlin.
(Nachdruck verboten.)
zweige oder Betriebsarten oder allein für Versicherte eines
Geschlechts besteht, wird sie neben der allgemeinen Orts-
krankenkasse als besondere Ortskrankenkasse zugelassen,
solange sie den Anforderungen der §§ 240 bis 242 ent-
spricht."
Eine besondere Ortskrankenkasse wird nur zugelassen,
wenn
1. sie mindestens 250 Mitglieder zählt,
2. ihr Fortbestand den Bestand oder die Leistungs-
fähigkeit der allgemeinen Orts- und der Landkranken-
kasse des Bezirks nicht gefährdet,
3. ihre satzungsmäßigen Leistungen denen der maß-
gebenden Ortskrankenkasse mindestens gleichwertig
sind oder binnen 6 Monaten gemacht werden,
4. ihre Leistungsfähigkeit für die Dauer sicher ist und
5. sie nicht über den Bezirk des Versicherungsamtes
hinausreicht.
Nach § 242 gilt die allgemeine Ortskrankenkasse oder
die Landkrankenkasse insbesondere als gefährdet, wenn
die Zahl der Mitglieder, die ihr bei Zulassung besonderer
Ortskrankenkassen verbleiben würden, nicht mindestens
250 erreicht.
Durch diese Bestimmungen wird also der Mißstand
verhindert, daß für besondere Gewerbezweige besondere
Ortskrankenkassen weiter bestehen, die wegen ihrer ge-
ringen Mitgliederzahl leistungsunfähig sind. Leider hat
sich der Gesetzgeber nicht dazu entschließen können, durch
eine weitergehende Vereinheitlichung die Leistungsfähig-
keit der allgemeinen Ortskrankenkassen und die Ueber-
sichtlichkeit der Organisation zu fördern, indem er die
Betriebs- und die Innungskrankenkassen bestehen läßt.
Ueber die Betriebs- und Innungskrankenkassen be-
stimmt § 245: „Ein Arbeitgeber kann eine Betriebs-
krankenkasse errichten für jeden Betrieb, in dem er für
die Dauer mindestens 150 Versicherungspflichtige und für
jeden landwirtschaftlichen Betrieb oder Binnenschiffahrts-
betrieb, in dem er für die Dauer mindestens 50 Ver-
sicherungspflichtige beschäftigt. Er kann auch eine ge-
meinsame Betriebskrankenkasse für mehrere Betriebe er-
richten, in denen er für die Dauer zusammen mindestens
150 oder bei landwirtschaftlichen Betrieben mindestens
50 Versicherungspflichtige beschäftigt. Beteiligte Ver-
sicherungspflichtige sind vorher zu hören.
Soweit ein Arbeitgeber mit seinen Betrieben einer
Innung angehört, die eine Innungskrankenkasse hat, kann
er für die versicherungspflichtig Beschäftigten, die der
Innungskrankenkasse angehören müssen, keine Betriebs-
krankenkasse errichten."
Nach § 248 und 251 darf eine Betriebs- oder eine
Innungskrankenkasse nur errichtet werden, wenn
1. sie den Bestand oder die Leistungsfähigkeit vor-
handener allgemeiner Ortskrankenkassen und Land-
krankenkassen nicht gefährdet; dabei gilt eine Kasse
nicht als gefährdet, wenn sie nach Errichtung der
Betriebskrankenkasse mehr als 1000 Mitglieder be-
hält;
2. ihre satzungsmäßigen Leistungen denen der maß-
gebenden Krankenkasse mindestens gleichwertig sind
und
3. ihre Leistungsfähigkeit für die Dauer sicher ist.
680
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 43
Die in den Betrieben einer Innungskrankenkasse be-
schäftigten Versicherungsberechtigten können ihr nach
§ 250 beitreten. Nach dem gleichen Paragraph gehören
die Beschäftigten eines Betriebes, mit dem ein Arbeitgeber
einer Zwangsinnung freiwillig beigetreten ist oder für den
eine Betriebskrankenkasse errichtet ist, nicht in die Innungs-
krankenkasse. Ebenso endet die Mitgliedschaft der bei
ihnen beschäftigten Personen, wenn ein Innungsmitglied
seinen Gewerbebetrieb aus dem Kassenbereich hinausverlegt.
Die allgemeine Ortskrankenkasse und die Landkranken-
kasse können miteinander vereinigt werden, wenn der
Mitgliederstand der einen oder der anderen nicht nur
vorübergehend unter 250 herabsinkt (§ 264). Mehrere
allgemeine Ortskrankenkassen oder Landkrankenkassen, die
für den Bezirk eines Versicherungsamtes errichtet sind,
können auf Beschluß ihrer Ausschüsse und mit Zustimmung
der beteiligten Gemeinden oder Verbände miteinander ver-
einigt werden.
Kassen, deren Leistungen denen der maßgebenden
Ortskrankenkassen nicht gleichwertig sind oder nicht binnen
6 Monaten gemacht werden, oder deren Leistungsfähig-
keit nicht mehr für die Dauer sicher ist, können geschlossen
werden.
Der Landkrankenkasse gehören an die in der
Landwirtschaft Beschäftigten, die Dienstboten, die im
Wandergewerbe Beschäftigten, sowie die Hausgewerbe-
treibenden und ihre hausgewerblich Beschäftigten. Wenn
eine allgemeine Ortskrankenkasse nicht errichtet v/ird, ge-
hören auch die übrigen Versicherten der Landkrankenkasse
an. Die Landkrankenkassen sind in der Regel für den
Bezirk eines Versicherungsamts zu errichten; in kleinen
Bezirken kann die Errichtung von Landkrankenlcassen
unterbleiben. Ihr Selbstverwaltungsrecht ist geringer als
das der Ortskrartkenkassen, insofern als der Vorsitzende,
der Vorstand und der Ausschuß nicht von den Mitgliedern
gewählt, sondern vom Gemeindeverband, in Preußen also
von den Kreisausschüssen ernannt werden.
Pflichten der Arbeitgeber (Meldungen).
Ueber die Meldungen bestimmt § 317. Die Arbeit-
geber haben jeden von ihnen Beschäftigten, der zur Mit-
gliedschaft bei einer Orts-, Land- oder Innungskrankcn-
kasse verpflichtet ist, bei der durch die Satzung oder
nach § 319 bestimmten Stelle binnen drei Tagen nach
Beginn und Ende der Beschäftigung zu melden. Aende-
rungen des Beschäftigungsverhältnisses, welche die Ver-
sicherungspflicht berühren, haben sie gleichfalls binnen
drei Tagen zu melden.
Die Meldung kann unterbleiben, wenn die Arbeit für
kürzere Zeit als eine Woche unterbrochen wird und die
Beiträge fortgezahlt werden. Die Satzung kann die Meide-
frist über den dritten Tag hinaus bis zum letzten Werk-
tage der Kalenderwoche erstrecken.
Die Kasse kann mit Verwaltungen von Reichs- und
Staatsbetrieben abweichendes über die Meldungen ver-
einbaren,
Die oberste Verwaltungsbehörde kann über Form r.nd
Inhalt der Meldungen Vorschriften erlassen.
In der Anmeldung sind auch die Angaben zu maclien,
die durch die Satzung zur Berechnung der Beiträge ge-
fordert werden.
Aenderungen in diesen Verhältnissen sind binnen der
Meldefrist anzuzeigen.
Aendert sich der Lohn, so ändert sich die Lohnstufe,
wenn nicht die Satzung anderes bestimmt, erst mit der
nächsten Beitragszahlung.
Das Versicherungsamt kann in seinem Bezirke für alle
oder mehrere Orts-, Land- und Innungskrankenkassen ge-
meinsame Meldestellen errichten oder deren Geschäfte mit
Genehmigung der Gemeindeaufsichtsbehörde den Orts-
behörden übertragen.
Die Kosten werden auf die beteiligten Kassen nach
Verhältnis des Jahreseinganges an Beiträgen umgelegt,
sofern nicht das Oberversicherungsamt einen anderen Maß-
stab bestimmt.
Die Arbeitgeber haben die Beiträge für ihre Versiche-
rungspflichtigen an den Tagen einzuzahlen, die die Satzung
festsetzt. Die Zahltage dürfen höchstens einen Monat
auseinanderliegen. Die Versicherungspflichtigen müssen
sich bei der Lohnzahlung ihre Beitragsteile, die auf volle
zehn Pfennige angerundet werden dürfen, vom Barlohn
■ abziehen lassen. Sind Abzüge .für eine Lohnzeit unter-
blieben, so dürfen sie nur bei der Lohnzahlung für die
nächste Lohnzeit nachgeholt werden, wenn die Beiträge
nicht ohne Verschulden des Arbeitgebers verspätet ent-
richtet worden sind. Auf Anordnung des Versicherungs-
amts dürfen Arbeitgeber, die mit Abführung der Beiträge
' rückständig sind und sich in einem Zwangsbeitreibungs-
' verfahren als zahlungsunfähig erwiesen haben, widerruflich
nur ihren Beitragsteil einzahlen. Die von ihnen beschäf-
tigten Versicherungspflichtigen haben dann ihren Beitrags-
' teil an den Zahltagen selbst einzuzahlen (§ 393 bis 405).
Ueber Streitigkeiten hinsichtlich der Beitragszahlungen ent-
scheidet der Beschlußausschuß des Versicherungsamtes.
Die unständigen Arbeiter braucht der Arbeitgeber
nicht zur Krankenkasse anzumelden; sie sind vielmehr
■ selbst zur Anmeldung verpflichtet und haben auch ihren
' Beitragsteil selbst bei der Kasse einzuzahlen. Zu ihrer
' Anmeldung sind ferner verpflichtet das Versicherungsamt,
' die Gemeinde- und Polizeibehörde, die Ausgabestelle für
Quittungskarten sowie alle Organe und Angestellte der
Versicherungsträger, sobald sie Kenntnis davon erhalten,
daß ein Versicherungspflichtiger, der unständig beschäftigt
wird, nicht schon Mitglied einer Krankenkasse ist. Den
Beitragsanteil der Arbeitgeber hat der Gemeindeverband
' am Schlüsse eines jeden Vierteljahres auf Grund einer
von der Krankenkasse eingereichten Rechnung zu zahlen.
Die Gemeinde kann den Beitrag entweder auf alle oder
nur auf die beteiligten Einwohner des Kassenbezirks um-
legen. Als unständig gilt die Beschäftigung die auf weniger
als eine Woche entv/eder durch die Natur der Sache be-
schränkt zu sein pflegt oder im voraus durch den Arbeits-
vertrag beschränkt ist. Hierher gehören also z. B. Putz-
frauen und Nähterinnen, die in den Häusern ihrer Kund-
schaft auf der ,,Stör" arbeiten.
Auf die besonders verwickelten Bestimmungen, die
für das Wander- und das Hausgewerbe gelten, wollen wir
hier nicht näher eingehen.
Die Leistungen der Kassen.
Die baren Leistungen der Kassen werden nach einem
Grundlohn bemessen. Als solcher kann entweder der
durchschnittliche Tagesentgelt derjenigen Klassen Ver-
sicherter, für welche die Kasse errichtet ist, bis 5 M für
den Arbeitstag oder der wirkliche Arbeitsverdienst der
einzelnen Versicherten bis 6 M für den Arbeitstag fest-
gesetzt werden. Die Leistungen der Kassen zerfallen in
Krankenhilfe, Wochenhilfe, Sterbegeld und Faniilienhilfe.
Die Krankenhilfe umfaßt Krankenpflege und Krankengeld.
Die Krankenpflege umfaßt von Beginn der Krankheit an
ärztliche Behandlung und Versorgung mit Arznei sowie
Brillen, Bruchbändern und anderen kleinen Heilmitteln.
Das Krankengekl wird vom vierten Krankheitstage an, wenn
aber die Arbeitsunfähigkeit erst später eintritt, vom Tage
ihres Eintritts an in Höhe des halben Grundlohns für
jeden Arbeitstag gewährt. Die Krankenhilfe ist für die
Heft 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
681
Dauer von 26 Wochen zu gewähren, sie kann durch die
Satzung bis auf ein Jahr erweitert werden. Anstelle der
Krankenpflege und des Krankengeldes kann die Kasse Kur
und Verpflegung in einem Krankenhause gewähren. Hat
der Kranke einen eigenen Haushalt oder ist er Mitglied
des Haushaltes seiner Familie, so bedarf es seiner Zu-
stimmung. Dieser Zustimmung bedarf es jedoch nicht,
wenn die Art der Krankheit eine Behandlung oder Pflege
verlangt, die in der Familie des Erkrankten nicht möglich
ist, wenn die Krankheit ansteckend ist, wenn der Erkrankte
wiederholt der Krankenordnung oder den Anordnungen
des behandelnden Arztes zuwider gehandelt hat oder wenn
sein Zustand oder Verhalten seine fortgesetzte Beobachtung
erfordert. Sind mehrere Krankenhäuser vorhanden, so ist
dem Erkrankten die Wahl zu überlassen. Die Kasse kann
mit Zustimmung des Versicherten Hilfe und Wartung
durch Krankenpfleger, Krankenschwestern oder andere
Pfleger namentlich auch dann gewähren, wenn die Auf-
nahme des Kranken in ein Krankenhaus geboten, aber nicht
ausführbar ist, oder ein wichtiger Grund vorliegt, den
Kranken in seinem Haushalt oder in seiner Familie zu be-
lassen. Die Satzung kann gestatten, dafür bis zu einem
Viertel des Krankengeldes abzuziehen.
Wird Krankenhauspfiege einem Versicherten gewährt,
der bisher von seinem Arbeitsverdienst Angehörige ganz
oder übcrv/iegend unterhalten hat, so ist daneben ein Haus-
geld für die Angehörigen im Betrage des halben Kranken-
geldes zu zahlen. Das Hausgeld kann unmittelbar an die
Angehörigen ausgezahlt werden.
Freiwillig kann die Satzung Fürsorgen für Genesende,
namentlich durch Unterbringung in einem Genesungs-
heim, bis zur Dauer eines Jahres nach Ablauf der Kranken-
hilfe gewähren sowie Hilfsmittel gegen Verunstaltung und
Verkrüppelung zubilligen, die nach beendigtem Heil-
verfahren nötig sind, um die Arbeitsfähigkeit herzustellen
oder zu erhalten.
Die Satzung kann für Versicherte, die auf Grund der
Reichsversicherung oder aus einer knappschaftlichen
Krankenkasse oder aus einer Ersatzkasse binnen zwölf
Monaten bereits für sechsundzwanzig Wochen hinter-
einander oder insgesamt Krankengeld oder die Ersatz-
leistungen dafür bezogen haben, in einem neuen Versiche-
rungsfalle, der im Laufe der nächsten zwölf Monate ein-
tritt, die Krankenhilfe auf die Regelleistungen und auf die
Gesamtdauer von dreizehn Wochen beschränken. Dies
gilt nur, wenn die Krankenhilfe durch dieselbe nicht ge-
hobene Krankheitsursache veranlaßt wird.
Durch diese Bestimmung werden einerseits die Kassen
geschützt gegen jene chronisch Kranken, v/ie z. B. Lungen-
schwindsüchtige, die durch kurze Beschäftigung immer
wieder einen Anspruch auf die Leistungen der Kasse für
die ganze Dauer erwerben, andererseits aber wird die
Lage dieser unglücklichen Kranken im Vergleich zur bis-
herigen Gesetzgebung verschlechtert.
Die Leitungen mehrerer Krankenkassen dürfen zu-
sammen den Durchschnittsbetrag des täglichen Arbeits-
verdienstes eines Mitglieds nicht übersteigen. Jedoch kann
die Satzung der Kasse Ausnahmen davon machen.
Ein unständiger Beschäftigter, der im Laufe der letzten
26 Wochen vor der Erkrankung für mehr als 8 Wochen
seinen Beitragsanteil nicht geleistet hat, erhält kein Kranken-
geld, sondern nur Krankenpflege, und das Sterbegeld darf
den Betrag von 30 M nicht übersteigen.
Wöchnerinnen, die im letzten Jahre vor der Nieder-
kunft mindestens sechs Monate hindurch auf Grund der
Reichsversicherung oder bei einer knappschaftlichen
Krankenkasse gegen Krankheit versichert gewesen sind,
erhalten ein Wochengeld in Höhe des Krankengeldes für
acht Wochen, von denen mindestens sechs in die Zeit
nach der Niederkunft fallen müssen.
Statt des Wochengeldes kann der Wöchnerin mit ihrer
Zustimmung Kur und Verpflegung in einem Wöchnerinnen-
heim oder Hilfe und Wartung durch Hauspflegerinnen
gewährt werden. Schwangere, die der Kasse mindestens
sechs Monate angehören und durch die Schwangerschaft
arbeitsunfähig werden, können durch Bestimmung der
Satzung ein Schwangerengeld in Höhe des Krankengeldes
bis zur Gesamtdauer von sechs Wochen erhalten, sowie
Hebammendienste und ärztliche Behandlung.
Das Sterbegeld beträgt das Zwanzigfache des Grund-
lohnes und wird auch dann noch bezahlt, wenn ein Er-
krankter binnen einem Jahre nach Ablauf der Kranken-
hilfe an derselben Krankheit stirbt und bis zu seinem Tode
arbeitsunfähig gewesen ist. Vom Sterbegeld werden zu-
nächst die Kosten des Begräbnisses bestritten und an den
gezahlt, der das Begräbnis besorgt hat. Bleibt ein Ueber-l
Schuß, so sind nacheinander der Ehegatte, die Kinder,'
der Vater, die Mutter, die Geschwister bezugsberechtigt,!
wenn sie mit dem Verstorbenen zur Zeit seines Todes in
häuslicher Gemeinschaft gelebt haben. Fehlen solche Be-,
rechtigten, so verbleibt der Ueberschuß der Kasse. Durch'
die Satzung kann das Sterbegeld bis zum vierzigfachen
des Grundlohnes oder auch auf den Mindestbetrag voni
50 M erhöht werden. ^
Durch die Satzung kann Krankenpflege an versicherungs-
freic Familienmitglieder der Versicherten, Wochenhilfe an
versicherungsfreie Ehefrauen der Versicherungspflichtigen
und Sterbegeld beim Tode des Ehegatten oder eines
Kindes eines Versicherten zugebilligt werden. Das Sterbe-
geld kann für den Ehegatten bis auf zweidrittel, für ein
Kind bis auf die Hälfte des Mitgliedersterbegeldes be-
messen werden und ist um den Betrag des Sterbegeldes
zu kürzen, auf das der Verstorbene selbst gesetzlich ver-
sichert war.
Wichtig ist schließlich für die freiwillig Versicherten
noch § 207, wonach die Satzung bestimmen kann, daß
der Anspruch Versicherungsberechtigter, die der Kasse frei-
v/illig beigetreten sind, erst nach einer Wartezeit von
höchstens sechs Wochen entsteht.
Das sind im wesentlichen die Vv'ichtigsten Bestim-
mungen der Reichsversicherungsordnung über die Kranken-
versicherung. Wenn auch einzelne Verbesserungen an-
zuerkennen sind, so fehlt dem Gesetze doch der Grundzug
einer konsequenten einheitlichen Reform. Namentlich hätte
der Personenkreis der Versicherten für alle sozialen Ver-
Licherungszweige einheitlich und zwar möglichst umfang-
reich abgegrenzt werden müssen. Leider wird das dick-
leibige Gesetz für lange Zeit ein Hindernis des Fort-
schritts auf dem Gebiete der Sozialversicherung sein, da
man alle weiteren Reformvorschläge mit dem Einwand
zurückweisen wird, man dürfe das soeben kodifizierte
Recht nicht schon v/ieder abändern.
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 43
KULTUR UND KUNST
Entwicklung und Persönlichkeit
Ins tiefe Problem der Kunstentwicklung leuchtet Karl
Storck im Oktoberheft des „Türmers" (Stuttgart,
Oreiner & Pfeiffer) in einem Gedächtnisartikel an Rein-
hold Begas.
„Entwicklung und Persönlichkeit hat Goethe als die
beiden Kriterien hingestellt, unter denen alle kunst-
geschichtliche Betrachtung am ehesten fruchtbare Er-
gebnisse zu zeitigen vermöge. Man ist vielfach geneigt,
beides insofern zu vermengen, als man die Größe einer
Persönlichkeit aus ihrer Bedeutung für die Entwicklung
erkennen zu können glaubt. Ich halte" das für durchaus
falsch, glaube vielmehr, daß das Letzte und Höchste des
Genies — ein solches aber ist die reinste Kristallisierung
von Persönlichkeit — außerhalb der Entwicklung steht,
wie alles Ewige zeitlos ist. Den Schöpfungen des Genies
aber eignet diese Ewigkeit, soweit wir begrenzten Men-
schen eine solche erfassen können.
Das Genie schafft aus dem Zwang seines Ichs heraus,
unbekümmert um die Umwelt, es schafft aiso eigentlich
auch nur für sich. Es ist gerade diese Unabhängig-
keit von der Umwelt, die dem Werke des Genies jene
Dauerwirkung verleiht, die Goethe an einer anderen Stelle
(im Gespräche mit Eckermann) als ein Zeichen der Ge-
nialität hervorhebt. Denn durch diese Unabhängigkeit von
der Umwelt kommt das Werk des Genies in eine Sphäre
der Reinheit, des absoluten Seins, in die zu allen Zeiten
der dazu begabte Mensch genießend sich emporheben
kann. Es ist mit dieser Kunst wie mit der Liebe, mit
dem Tiefsten der Religion: es gehört dazu kein Verstehen,
kein Begreifen, — es ist ein Erleben.
Diese Freiheit von der Umwelt, die wir so als höchste
^X^ertkraft zur Dauerwirkung erkennen, wird auf der an-
deren Seite leicht zu einem Hemmnis für eine starke
Zeitwirkung. Denn diese Zeit hat ihr ganz besonderes
Bedürfen und sucht aus diesem heraus die Sättigung des-
selben; sie wird diese nur dort vollkommen finden, wo
ein gleiches Bedürfen, ein gleiches Gebundensein in der
Not oder auch im Reichtum der Zeit schöpferisch am
iWerke war. Ich will keineswegs bestreiten, daß die großen
Genietaten auch von starkem Einflüsse für die Entwicklung
sein können, aber in der Regel doch nur so, daß in einer
imeist wesentlich späteren Zeit das vom Genie vorweg-
genommene und erlöste Empfinden Zeitinhalt wird. Das
ist bereits eine Wirkung des Werkes des Genies, eine
Wirkung, die auf tausend oft nur schwer festzustellenden
Wegen in die Welt gedrungen ist.
Es gibt kein absolutes Genie. Auch das größte
menschliche Genie ist nicht zu allen Stunden voll gött-
Hcher Schaffenskraft. Es ist ja auch keinem Menschen
möglich, ganz außerhalb der Welt zu stehen. Mit einem
Teile seines Wesens hängt auch der Uebermensch mit
der Gesamtheit zusammen; und dieser Teil seiner Per-
sönlichkeit schafft Zeitwerte. Vielleicht liegt es auch so,
daß der einzelne erst seine Zeit durch ihr völliges Er-
leben überwinden muß, um in seine Ewigkeitssphäre
hinaufgelangen zu können. Er wird dann mit dem, was
er so als Zeitgenosse schafft, die Zeitgenossen ergreifen,
die nachher ihm nicht mehr folgen wollen, ihn gar auf
Irrwegen wähnen. Man denke, wie einsam Goethe wurde,
der als Dichter des , Werther' und des ,Götz' die Welt
für sich hatte. Ein gleiches Schicksal hatte Beethoven;
ein gleiches, wenn auch weniger deutlich, Mozart. Michel-
angelo, Lionardo da Vinci, Dante, sie alle wuchsen in
die Einsamkeit hinauf. Es ist dann die Aufgabe der
Hunderte von Talenten, aus dem Zeitbedürfen heraus sich
an diese Einsamen heranzufühlen und zu entdecken, wann
sie .zeitgemäß' werden, für welchen Teil ihres Ewigkeits-
schaffens der Gegenwartspunkt eintritt. Der Goethe, der
heute Tausenden der besten Deutschen täglicher Lebens-
genosse ist, ist ein ganz anderer als der, den die Stürmer
und Dränger liebten, den der Kreis der römischen Freunde
umfing, der in Weimar einer Heldentum suchenden Jugend
als Olympier erschien. Der Mensch Beethoven, der den
Zeitgenossen ein Narr war, ist heute allen denen, die ihm
nahegekommen sind, Held und geliebter Menschenfreund.
So wird dieser aus den heutigen zeitlichen Augen ganz
anders angesehene Goethe heute und immer wieder ein
Faktor der Entwicklung dadurch, daß er Menschen bildet.
Aber seine Bedeutung für die sogenannte Entwicklungs-
geschichte der Kunst, die liegt ganz anderswo, war zu
gewissen Zeiten sehr gering, könnte bei einem Genie
sogar fast gleich Null sein.
Die sichtbare Kunst e n t w i c k 1 u n g , die wir mit-
erlebend verfolgen können, wird dagegen von anderen
Kräften bestimmt. Diese Entwicklung läßt sich auf die
Formel: ,Der Kampf des Jungen gegen das Alte" bringen.
Dagegen ist es sehr kurzsichtig, die ganze Kunstgeschichte
als einen solchen Kampf hinstellen zu wollen. Da über-
sieht man eben, daß das Allerhöchste dieser Kunst, das,
was wir zu heiligem Schauer oder zu unbändiger Lust von
der Kunst empfangen, gar nichts mit dieser Kunstgeschichte
zu tun hat. Wir können allenfalls von einer Geschichte
des Verhältnisses der Menschheit zu dieser Kunst sprechen.
Dieses Verhältnis wechselt nach Art und Stärke, und wir
sind natürlich töricht genug, das jeweils gegenwärtige
Verhältnis als das richtige anzusprechen. Aber mit der
Entwicklungsgeschichte des künstlerischen Schaffens haben
diese Werke eigentlich nichts zu tun. Die diese Entwick-
lungsgeschichte bedingen, sind vielmehr jene Künstler und
jene Kunstwerke, zu deren Verständnis es, sobald sie der
Vergangenheit angehören, eines besonderen Studiums be-
darf; jene Künstler, bei denen man sich in ihre Zeit, in
die Begleitumstände hineinleben muß, um ihre Bedeutimg
zu verstehen; jene Künstler darum auch, die gelegentlic'i,
oft lange nach ihrem Tode, wieder einmal plötzlich in
Mode kommen können. Man denke z. B. an die Prä-
raffaeliten. Die Liebe zu diesen, so leidenschaftlich sie
sich zeitweilig gebärdete, hat in unserer Zeit niemals das
Snobistische, oder doch wenigstens das , Gebildete' ganz
zu überwinden vermocht. Sie ist auch nicht einen Augen-
blick lang als schlechtweg natürlich erschienen, und zwar
weil diese Werke nicht zu den Großtaten der Genialität
gehören, sondern in der Entwicklungsgeschichte der Kunst
als bestimmt erkennbare Stufe stehen. Sie sind durchaus
zeitlich begrenzt und waren nur für eine bestimmte Zeit
Natur. Das kann man etwa von Werken Raffaels nicht
behaupten. Es gehört gar keine Bildung dazu, zur Schön-
heit seiner Madonnen ein lebendiges Verhältnis zu be-
kommen. Gerade der Nicht-Kunstgelehrte, der bloß Emp-
fangende, Genießende, wird diesen Werken gegenübc;
gar nichts Historisches fühlen, sondern sie ganz als in
sich beruhend, als zeitlos, eben einfach als schön emp-
finden. Oder man nehme Goethes , Faust'. So gewiß
Goethe, wenn er heute lebte und heute seinen , Faust'
schüfe, das Faustische in diesen Menschen sich anderen
Verhältnisse der Umwelt gegenüber betätigen ließe, an dem
Kern des Werkes, eben am Faustischen, würde das nichts
ändern. Darum bleibt dieses auch dauernd gegenwärtig,
es ist nur Episodisches, was nicht unmittelbar lebendig
wirkt. Aber weder Raffaels Werke noch Goethes , Faust'
sind für die Entwicklungsgeschichte der Kunst
bedeutsam gewesen. Raffaels Werke nicht, trotzdem ?i(
millionenfach nachgeahmt wurden. Denn gerade dic^.
dauernde Nachahmung bezeugt nur die stete Gegenwarts-
wirkung seines Schaffens. Die Kunstentwicklung konnte
sich dagegen nur dadurch vollziehen, daß man sich von
Raffael entfernte.
Der Kampf des Jungen gegen das Alte! Es wäre
merkwürdig, wenn die Kunstgeschichte nicht auf diese
Formel ginge, wo doch das ganze Leben auf ihr steht.
Es müßte Stillstand, Erstarrung und Unfruchtbarkeit ein-
treten, wenn die Jugei.d dasselbe wollte, wie das .Mter.
Es läge aber eine viel größere Schwäche darin, wenn
das Alter sich jung gebärden und gegen das von ihm
selbst Gcochaffene mit der Jugend anstürmen würde, als
Heft 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
683
wenn dieses Alter seinen Besitz zu verteidigen strebt und
die Jugend als irrend bekämpft. Denn das Alter hat ja
den Vorzug, daß es eine^gereifte Jugend darstellt, während
die Jugend eben nicht mehr Jugend wäre, wenn sie das
Maß und die Ausgeglichenheiten des Alters besäße. Es
ist darum auch nicht zu verwundern, wenn in der Kunst-
geschichte gerade jene, die in der Jugend als heftigste
Stürmer und grundsätzliche Neuerer erscheinen, im Alter
die reaktionärsten Bekämpfer einer neuen Jugend sind.
Das Temperament, das in der Jugend sie zum Sturme
befeuerte, muß beim gereiften Mann zur halsstarrigen
Ueberzeugung, im Rechte zu sein, werden. Und dasselbe
Temperament, das einst zum kämpfenden Ansturm be-
feuerte, gil^jetzt die Kraft zur kampfstarken Verteidigung.
Es sind nur die Schwächlinge, die Mitläufer, die Un-
selbständigen, die immer ,modern' sein können. Streng
genommen sind sie freilich niemals modern in dem Sinne
des morgen Kommenden, sondern immer nur modisch
als gute Witterer des heute bereits Geltenden. Dem wider-
spricht nur scheinbar die Tatsache, daß wir manche starke
Talente, vor allem in den bildenden Künsten, noch in
reifen Jahren von ihrer Kunstrichtung ablenken und eine
neue ergreifen sehen. Das kann einmal seinen Grund
darin haben, daß es Menschen von sehr langsamer Eigen-
entwicklung sind, die erst spät mit dem Ueberwinden
der Umwelt fertig werden und nur langsam zu sich selber
kommen. Viel häufiger aber liegt der Fall so, daß bei
ihnen der Umschwung nur das Aeußere trifft — bei der
bildenden Kunst die Technik — , daß also die betreffenden
nur zur Meinung gelangt sind, in der neuen Technik ein
Mittel gefunden zu haben, mit dem sie besser, überzeugen-
der das ausdrücken können, was sie schon immer an-
strebten.
Das alles sind keine Vollkünstler, keine, die unter
dem höchsten Zwang arbeiten. Jene Vollkünstler, jene
Genies, werden niemals als modern empfunden. Dazu
hängen sie zu wenig mit ihrer Zeit zusammen. Sie können
allerdings modisch werden, wofüY aber die Ursache nicht
bei ihnen, sondern nur beim Publikum liegt. Dieses findet
auf einmal in den vielleicht lange Zeit verkannten Werken
ein Etwas, was in ganz freier Weise das ausdrückt, was
jetzt die Zeit sucht. Dadurch entsteht eine plötzliche Hin-
neigung, die aber nichts mit der wahren Liebe zu tun
hat, weil sie auf falschen Voraussetzungen beruht, indem
sie nämlich ein über den Zeiten Stehendes in den Zeit-
strom hineinzuzerren sucht."
*
Der internationale Wohnungshygiene-Kongreß
Ein Rückblick
Von Pastor a. D. KÖTSCHKE-Berlin.
Die Beschäftigung mit den Wohnungsfragen wächst.
Im großen wie im kleinen. Wir hatten heuer in Leipzig
den deutschen Wohnungskongreß, im vorigen Jahre in
Wien den internationalen Wohnungskongreß und Anfang
Oktober tagte in Dresden der internationale Wohnungs-
hygienekongreß. Anregungen und Belehrungen also
massenhaft. Trotzdem kann man nicht sagen, daß
unsere Wohnungskultur auf der Höhe steht. Die innere
Einrichtung in unseren vornehmsten Wohnungen mag zwar
blenden: Prachtvolle Treppen mit automatischer Nacht-
beleuchtung und selbsttätige Fahrstühle führen hinauf in
die Wohnung; drinnen Gas und Elektrizität, Warmwasser-
heizung, mehrere Bäder, Müllschlucker, Staubsauger, Tele-
phon für innerhalb und außerhalb der Wohnung, ein-
gemauerte Tresors, womöglich Hundekammern usw. —
natürlich alles für das nötige Geld. Trotzdem — alles,
was Luft und Licht und Sonne und Grün betrifft, hatten
unsere Vorfahren sicher viel besser und reichlicher als
wir, und diese Dinge sind doch eigentlich viel wichtiger
als die Bequemlichkeiten der modernen Kultur.
Der Fehler ist der, daß man in den Großstädten jahr-
zehntelang einfach darauf los gebaut- und die Menschen
möglichst dicht zusammengepfer-cht hat in dem Glauben,
je weniger die Menschen Platz brauchen und je enger
man die Menschen zusammen hocken läßt, umso besser.
Wenigstens hat man das bei uns Mitteleuropäern getan.
Die daraus erwachsenden gesundheitlichen Schäden be-
achtete man nicht. Die Wohnungshygiene ist eine ver-
hältnismäßig junge Wissenschaft. Heute hat sie alle
Hände voll zu tun. Aber viele Fehler lassen sich zu-
nächst gar nicht wieder gut machen.
Unter den mannigfachen Anregungen, die die zahl-
reichen Vorträge boten, wurde immer wieder am meisten
darauf der Nachdruck gelegt, daß unsere Bauweise viel
zu dicht ist. Unser Massenmietshaus ist ein Produkt mo-
derner Unvernunft, der ödeste und langweiligste und un-
gesundeste Wohntypus, den man sich denken kann. Das
ideal ist, daß jede Wohnung im Grünen liegt und der
Miensch im Zusammenhang mit der Natur bleibt, deren
Kind er ist. Ist dies auch nur ein Ideal, das in der
Großstadt auf vielerlei Widerstände stößt, so hat doch
die Mietskaserne sich allzu weit und zwar in ganz un-
nötiger Weise davon entfernt.
Die meisten großstädtischen Wohnungen haben zu
wenig Licht und Sonne. Mit Recht verlangte Prof. Gur-
litt in Dresden für alle Zimmer einen Lichteinfall im
Winkel von 45 Grad. Nach der Straße zu wird diese
Rücksicht ja auch befolgt. Denn da schreiben die Bau-
ordnungen vor, daß die Straßen nicht breiter sein dürfen
in der Regel als die Häuser. Aber in den Großstädten
liegen heute die wenigsten Zimmer nach der Straße. Auf
den Höfen gibt es massenhaft Zimmer und ganze Woh-
nungen, die überhaupt keine Sonne haben. Ohne Sonne
aber kann der Mensch ebensowenig gedeihen wie eine
Pflanze. Ein Zimmer, in d is die Sonne mit ihrer heilenden
und reinigenden Kraft nicht hinein scheinen kann, ist uur
gesund. Wir brauchen heute gerade in großstädtischen
Wohnungen viel Sonne, weil, wie Prof. Miethe-Charlotten-
burg nachgewiesen hat, die feinsten und heilkräftigsten
Strahlen, die ultravioletten, durch den Straßendunstkreis
kaum noch hindurch dringen können. Leider sind insofern
unsere Häuser noch unpraktisch gebaut, als sie durchweg
zu wenig Fensterraum haben, viel weniger z. B. als die
englischen. Seit die Mode aufgehört hat, zwischen den
Fenstern den Spiegel aufzustellen, könnte man die Pfeiler
zwischen den Fenstern ruhig auf ein Minimum beschränken.
Darüber, daß die Gardinen hygienisch außerordentlich nach-
teilig sind, braucht man kein Wort mehr zu verlieren.
Leider haben aber unsere lieben Hausfrauen noch keinen
praktischen Ersatz dafür gefunden, und ohne einen solchen
tun sie es nun einmal nicht. Wenn man nun gar heute
Zimmer anlegt, die selbst am Tage das leidige Lampen-
licht nötig haben — und das geschieht sogar bei öffent-
lichen Gebäuden und in hochfeinen Restaurants, Hotels,
so ist das allerdings mehr wie grober Unfug.
Haben unsere Mietskasernen sehr wenig Sonne, so
sind sie doch im Sommer viel zu heiß. Wo Seitengebäude
sind, fehlt nicht nur den Zimmern jede Querlüftung, son-
dern da haben auch die Höfe keinen Durchzug. Deshalb
sind unsere großstädtischen Wohnungen an heißen Sommer-
tagen stets einige Grad wärmer als die auf dem Lande.
Besonders auch in der Nacht kühlen sie sich zu schwer
ab. Prof. Flügge-Berlin hat nachgewiesen, daß in Miets-
kasernen Wände von 15 Zentimeter Stärke die Wärme,
die sie durch Sonnenbestrahlung empfangen, erst nach
10 bis 12 Stunden abgeben. Diese Wände strahlen also
in der Nacht noch genau so viel Wärme aus wie am Tage
Flügge empfiehlt zur Abhilfe die allgemeine Einführung
von Wänden mit IsoHerschichten, die nocli dazu den Vor-
zug haben, daß sie im Winter wieder wärmer sind. Ferner
die Berankung der Wände mit Blattgewächsen, die die
übermäßige Bestrahlung der Wände abhalten. Im Winter
verlieren diese Blattpflanzen ihre Blätter und tragen keines-
wegs, wie man vielfach befürchtet, dazu bei, die Wände
feucht zu erhalten. Die Blattpflanzen aber gewähren auch
den öden grauen Wänden einen erfreulichen Schmuck, den
man namentlich den entsetzlich langweiligen Mietskasernen-
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 43
höfen auf keinen Fall entziehen dürfte, damit der Groß-
städter von den Herrlichkeiten der ihn umgebenden Natur
wenigstens ein paar Blätter um sich hat. Was übrigens
ein heißer Sommer in großstädtischen Wohnungen auf
sich hat, hat man heuer erlebt, wo allein in den acht-
undvierzig Großstädten gegen 10 000 Säuglinge mehr als
sonst gestorben sind, während auf dem Lande sich kaum
ein Unterschied gezeigt hat.
Auch der Hochbau für sich hat sciiie großen Schäden.
Mit jedem Stockwerk steigt bei diciiter Bebauung die
Hitze um einen Grad, besonders iii den Massenlnusern,
wo überall Küchenherde und Kamine sind, in den Dach-
wohnungen sind also meist 4 bis 5 Grad Wärme mehr
als in den Erdgeschossen. Ferner erschwere.; die oberen
Stockwerke die Möglichkeit an die Luft zu kommen, nament-
lich für kleine Kinder und alte Leute. Bevvcgung in
frischer Luft ist aber eine Hauptbedjigung für die Ge-
sundheit.
Einen weiteren Knoten von Fragen behandelte man
in Dresden in Anlehnung an die Straßenbüdung, Be-
bauungspläne, Platzanlagen usw. Ai:f die schachbrett-
artigen Bebauungspläne, die der Geometer mit dem Lineal
zieht, ist schon sehr viel gescholten worden. Leider sind
wir noch nicht ganz darüber hinaus. Erst kürzlich hat
ein preußischer Ministerialerlaß davor gewarnt. Hoffent-
lich nehmen sich die einzelnen Regierungsbehörden das
selbst ad notam. Statt der geraden Straßen bevorzugt
man heute vielfach gewundene Straßen. Das gibt wech-
selndere Bilder. Namentlich empficlilt sich das in der
Richtung nach Ost und West, um die Zugluft zu mildern.
Die Scheidung von Wohnstraßen und Verkehrsstraßen
fängt sich ja auch an durchzusetzen. Man wiii die Straßen
viel schmäler machen, um zu sparen, natürlich nur bei
niedriger Bauv»^eise. Sachverständige wollen ja beweisen,
daß bei schmalen Straßen auch in Großstädten sich noch
eine niedrige Bauweise lohnt. Auch die Verkehrsstraßen,
die vielleicht später einmal einen großen Verkehr bewäl-
tigen sollen, werden am besten zunächst mit viel Grün
angelegt, das man dann im Laufe der Zeit, wenn nötig,
Jem Verkehr zum Opfer fallen läßt.
Für eine günstige Wohnweise kommt es übrigens viel
weniger auf die Art der Straßen an. Wir haben heute
viel zu sehr eine Kultur der Straße getrieben. Im Alter-
tum wie im Orient noch heute war" die Straße und die
Schauseite des Hauses Nebensache. Da war der Hof der
Mittelpunkt. Alle besseren Zimmer lagen nach den Höfen.
Das ist bei dem Straßenlärm und Staub der heu-
ligen Großstadt noch viel nötiger. Unsere Höfe aber,
und selbst wenn es Gartenhöfe sind, sind nur Luft-
ichächte. Noch viel schärfer, als es Prof. Gurlitt aus-
sprach, muß man betonen, daß man aus unseren Straßen
nicht im geringsten auf unsere Wohnkultur schließen kann.
Die Straßen sind in Deutschland und Oesterreich sicher
schöner als in England, die Wohnungen nicht.
Das sind im ganzen nur einige der wichtigsten Ge-
sichtspunkte, um die auf dem Dresdner Kongreß ehrlich
und wacker gestritten wurde. All die Fragen der gemein-
nützigen Bautätigkeit, Wohnungsinspektion, Wohnungs-
einrichtung (Kampf gegen die Tapeten, Bäder, Vorzifge
des elektrischen Lichtes) haben wir aus Raummangel über-
gehen müssen.
::H::::H SOZIALE BEWEGUNG H H -1
Die Arbeiten des Reichstages
in. der letzten Session sind umfangreicher geworden, als
man beim letzten Auseinandergehen der Rcichsboten hätt.>
annehmen können. Es war ursprünglich beabsichtigt ge-
wesen, die Schlußsitzung dazu zu benutzen, die Pensions-
versicherung zu verabschieden. Schon nach Erledigung
der Reichsversicherungsordnung waren die interessierten
Kreise der Meinung, daß selbst die Beratung von drei
bis vier Wochen nicht ausreichen würde, ein Gesetz von
solcher Tragweite, das so viele Schwierigkeiten und un-
gelöste Probleme enthält, zum Abschluß zu bringen. Wir
bedauerten es im Interesse der Privatangestellten, daß ein
Gesetz von so einschneidender Bedeutung Hals über Kopf
erledigt werden sollte. Inzv/ischen sind eine ganze Reihe
neuer Materien hinzugekommen, die eine ausgiebige Be-
ratung der Pensionsversicherung noch weniger wahr-
scheinlich erscheinen lassen. Sofort nach seinem Zu-
sammentritt am 17. Oktober wird der Reichstag eine Aus-
einandersetzung mit Staatssekretär und Reichskanzler über
die Marokko-Angelegenheit haben müssen, daran wird sich
die sehr wichtige Debatte über die Teuerung und die Mittel,
sie zu mildern, anschließen. Es stehen dann auf^sder Tages-
, Ordnung eine Reihe bisher unerledigter Gesetzesvorlagcn.
Hierher gehören das Gesetz über die Arbeitskammern und
die Regelung der Heim-Industrie, Vorlagen, die schon
-längst spruchreif sind und nur an dem Widerstand der
.Reichsregierung gescheitert sind. Die Techniker im be-
, sonderen haben alte Wünsche, so die Novelle zur Gewerbe-
, Ordnung, doch scheint es absolut ausgeschlossen, daß diese
drei Materien noch im alten Reichstag erledigt werden.
Fernsprechgebührenordnung, Hilfskassengesetz, Handels-
verträge mit Japan und England, Schiffahrtsabgabenkasse,
Kleine Strafgesetznovelle, Errichtung eines obersten
Koloniai-Gerichtshofes, Gesetz über die Tagegelder der
Kolonialbeamten, Kurpfuschergesetz, Kleinaktiengesetz, Ge-
richtskostennovelle, das sind die Materien, die im Laufe
der vorigen Session unerledigt blieben, an denen zum
Teil die Regierung noch einiges Interesse bekundet. Es
scheint vollständig ausgeschlossen, daß noch viel frucht-
bare Arbeit geleistet wird. Je näher der Termin der
Reichstagswahlen heranrückt, desto nervöser werden die
Abgeordneten, desto leerer der Sitzungssaal des Reichs-
tages. Wir wissen nicht, ob und wie das Versicherungs-
gesetz für die Privatbeamten erledigt wird. Es ist höchst
wahrscheinlich, daß noch recht lebhafte Debatten statt-
finden werden. Trotzdem Regierung und Reichstag so
überaus lebhaftes Interesse für die Angestellten bekunden,
scheint es sicher, daß noch manche der Parteien bei dieser
Gelegenheit ihr wahres Gesicht zeigen wird. Jedenfalls
werden die Verhandlungen mit gespanntem Interesse von
den Angestellten verfolgt werden. Müssen wir erwarten,
daß die letzte Session des Reichstages eine gute politische
Vorschule der Angestellten für die neuen Wahlen im
Januar abgeben wird.
H H :: STANDESBEWEGUNG
Rheinland - Westfalen
gilt vielen als das Land der fortgeschrittensten Technik,
der bestorganisierten Industrie und der größten Kapitals-
konzentration, darum aber auch gleichzeitig als das Land,
wo die sozialen Zustände Deutschlands am besten zu er-
forschen seien. Man müsse nach Rheinland-Westfalen
gehen, um die Grundlehren der Sozialpolitik in der Praxis
kennen zu lernen. Diese Auf.'assung hat manches Richtige
für sich, denn wohl nirgends, in Deutschland, vielleicht
mit Ausnahme Obcrschlesiens, ist der Gegensatz zwischen
Kapital und Arbeit größer als im Ruhrrevier. Hier ist das
klassische Land der schwarzen Listen, hier ist der Arbeits-
nachweis in den Händen der Arbeitgeber zu einem vor-
züglichen Kontrollorgan über die Arbeiter umgestaltet
v.ordcn, hier ist die Wohlfahrtspflege am weitesten ver-
breitet, diejenige Wohlfahrtspflege, die dem Arbeitgeber
noch immer am meisten nützte, hier bietet die große Zahl
der von den Grubenherren herangezogenen fremdländischen
Arbeiter eine eigenartige Illustration zu dem Schlagwort
„Schutz der nationalen Arbeit!". Hier in Rheinland-West-
falen wird aber auch der Vernichtungskampf gegen die
Arbeitnehmer-Organisationen in der allerkrassesten Weise
von übermächtigen Bergherren geführt. Erst vor wenigen
Wochen ging durch die Presse eine fast unglaublich
Heft 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
685
- klingende Schilderung über die Lage der Steiger. Der
Steigerverband ist unter allen Organisationen von den
Zechenbesitzern der bestgehaßte. Ihm gegenüber bringt
man Mittel zur Anwendung, die erkennen lassen, daß der
Kampf bis zur Vernichtung geführt werden soll. Ueber
100 Mitglieder des Verbandes sind in den letzten Tagen auf
einer Reihe von Zechen — es seien die der Deutsch-
Luxemburg. A.-Ges., Hibernia-B. A.-Q., Rheinpreußen,
Gutehoffnungshütte genannt — von ihren Vorgesetzten
vor die Alternative gestellt worden: „Heraus aus Eurem
Verband, oder Ihr seid von uns entlassen!" Diese Alter-
native, die für die Angestellten gleichbedeutend ist mit
der Auswanderung aus dem Ruhrrevier, kam den Verbands-
angehörigen deswegen überraschend, weil man schon längst
peinlich vermieden hatte, Versammlungen einzuberufen, um
kein Mitglied bloßzustellen. Die Vorsicht mußte so weit
gehen, daß man selbst den Zeitungsversand in Brief-
umschlägen betreiben mußte. Trotzdem waren die Namen
dieser Steiger jetzt den Grubenhenen bekannt geworden,
und wenn man nun untersucht, mit welchen Mitteln die
Feststellung der Namen aller organisierten Steiger vor
sich gegangen ist, so möchte man glauben, daß zum min-
desten die Zustände auf den Gruben Rheinland-Westfalens
sich in nichts von russischen Zuständen unterscheiden.
' Es scheint vollständig ausgeschlossen, daß ein Beamter
des Steigerverbandes die Liste der Mitglieder heraus-
gegeben hätte. Auch die Angestellten der Druckfirma
konnten, wie eine genaue Untersuchung ergeben hat, nicht
in den Verdacht kommen, daß sie die Adressen heraus-
gegeben hätten. Es bleibt kaum eine andere MögHch-
keit, als daß einer der Leiter des Zechenverbandes sich
an die einzelnen Postbeamten herangemacht hat, um ihnen
das Adressenmaterial zu entlocken. Diese Auffassung wird
dadurch bestärkt, daß schon seit Monaten das Gerücht
unter den Steigern kursierte, der Zechenverband be-
absichtige mit Hilfe eines höheren Beamten der politischen
Polizei einen Vernichtungsschlag gegen den Steigerverband
zu führen. Wie die Vorladung der Steiger beweist, haben
die Bemühungen jetzt diesen traurigen Erfolg. gehabt. Allen
Lauen und Halben möge dies eine Warnung sein. Viel-
leicht bietet es ihnen Veranlassung, von neuem grund-
sätzlich ihre Stellung zu den Organisationsfragen, die die
Angestelltenverbände bewegen, durchzudenken. Das eine
wird durch diesen Vorgang von neuem unterstrichen: Der
Ruf nach dem Gesetz zur Sicherung der Koalitionsfreiheit
muß unaufhörlich, muß so laut erhoben werden, bis es
eines Tages da ist. Es ist nachgerade eine Lebensfrage
für die sozialpolitischen Organisationen geworden, daß sie
in ihren Staatsbürgerrechten geschützt werden gegen brutale
Uebergriffe derer, die sich in der stärkeren wirtschaftlichen
Position befinden.
*
Die Selbstgerechten auf Abwegen
„Eine niedliche Geschichtsklitterung" nennt die I.-B.-Z.
in ihrer Nr. 20 vom 6. Oktober meine Ausführungen über
die neue Epoche in der Angestelltenbewegung, die durch
das Vorgehen des Deutschen Techniker-Verbandes in Kiel
eingeleitet und durch die Bewegung der Berliner Eisen-
konstrukteure fortgesetzt worden ist. Wenn man ver-
suchen will, in das Geschreibsel der I.-B.-Z. einen Sinn
hineinzubringen, so scheint es, als ob mir die I.-B.-Z.
vorwerfen will, daß ich die technischen Angestellten im
Baugewerbe als die ersten Träger der gewerkschaftlichen
Bewegung hätte bezeichnen wollen. Wer aber meine Dar-
stellungen ohne Voreingenommenheit prüft, wird sofort
finden, daß es mir gar nicht darauf ankam, den zeit-
lichen Beginn der gewerkschaftlichen Bewegung fest-
zulegen. Ich wollte vielmehr dartun, daß die gewerk-
schaftliche Bewegung der technischen Angestellten als
solche in eine neue Epoche der Entwickelung eingetreten
ist. Dieses Neue besteht darin, daß man nunmehr von der
Aufklärung durch Wort und Schrift und von dem Appell
an die Gesetzgebung bewußt den Schritt getan hat zum
unmittelbaren Kampf um die Arbeitsbedingungen. Anders
ausgedrückt kann man vielleicht sagen, daß jetzt eigent-
lich erst innerhalb der gewerkschaftlichen Bewegung der
technischen Angestellten das sich zu verwirklichen be-
ginnt, was man organisierte Selbsthilfe nennt. Bei dem
grobfädigen Auffassungsvermögen derer um die
l.-B.-Z. ist freilich nicht zu erwarten, daß ihr Verständnis
für solche feine Unterscheidungen zureicht, zumal ein
großes Hemmnis der Selbsterkenntnis sie daran hindert.
Die Einbildung steht im umgekehrten Verhältnis zur Aus-
bildung. An diese Wahrheit wird man erinnert, wenn
man die süffisanten Auslassungen der gewerkschaftlichen
Kirchenväter des Bundes mit ihrem hochmütigen Unfehl-
barkeitsdünkel liest. Also, es gibt Angriffs- und Abwehr-
streiks. Die Aktion des Techniker-Verbandes in Kiel fälll
nach dieser Unterscheidung unter die Abwehrstreiks, wäh-
rend die der Berliner Eisenkonstrukteure unter die Angriffs-
streiks zu rubrizieren ist. Daß es in Kiel nicht zum Aus-
bruch des Streiks gekommen ist, ist für die prinzipielle
Würdigung des Vorgangs von ganz untergeordneter Be-
deutung. Entscheidend ist vielmehr, daß in Kiel nach--
gewiesenermaßen der feste Wille einer solidarischen
Abwehr einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
unter der Leitung der Berufsorganisation dieser tech-
nischen Angestellten, des Deutschen Techniker-Verbandes,
vorhanden war. Der solidarische Kampf um die Arbeits-
bedingungen, sei es nun die Abwehr ihrer Verschlechte-
rung oder der auf ihre Verbesserung gerichtete Angriff,
war es, was ich als epochemachend in der gevv'erkschaft-
liehen Bewegung der technischen Angestellten bezeichnet
habe. Die Vorgänge in Augsburg, Oberschlesien und
anderwärts, bei denen um das freie Koalitionsrecht ge-
kämpft wurde, haben offenbar mit diesem Gedankengang
nichts zu tun.
Aber auch bei der neuen Bewegung wiederholt der
Bund alle Mißgriffe, die bisher in der gewerkschaftlichen
Bewegung gemacht worden sind. Wie es der Bund schließ-
lich in einer durch ihre Schroffheit geradezu abstoßenden
Weise abgelehnt hat, dem Deutschen Techniker-Verband
in der für die Bewegung der Eisenkonstrukteure ein-
gesetzten Kommission beschließende Stimme einzuräumen,
ist in Heft 37 dieser Zeitung eingehend dargestellt. Das
gleiche Verfahren haben die Arbeitergewerkschaften im
Anfang ihrer Bewegung eingeschlagen, bis sie schließ-
lich durch die Macht der Tatsachen belehrt wurden, daß
für gemeinsame Aktionen der verschiedenen Gewerkschafts-
richtungen gemeinsame Kommissionen notwendig sind.
Auch im vorliegenden Falle verrät es eine sehr sche-
matische Denkweise, wenn man bei solchen Aktionen ledig-
lich die Zahlen berücksichtigt. Wenn der Techniker-
Vtj^band bei einer späteren Aktion die Methoden des
Bundes befolgen würde, wäre tausend gegen eins zu wetten,
daß der Bund Zeter und Mord schreie"n würde. — In
welcher kleinlichen Weise die I.-B.-Z. gegen mich vor-
geht, ersieht man unter anderem daraus, daß sie mii
es als ein arges Verbrechen anrechnet, daß ich in meinem
Artikel vom Techniker-Verband als ,, unserem Verbände"
geredet habe. Da der Verfasser allem Anschein nach
keine anderen als egoistische Motive, kennt, so behaupte!
er frisch und frank, ich hätte die bezeichnete Wendung
nur gebraucht, um mich den Agitationsbedürfnissen des
i'echniker-Verbandes anzupassen. Ich dächte, wer selbst
im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Denn
der Bund hat mir gegenüber eine Protokollfälschung be-
gangen, um meine sofortige Entlassung allenfalls ver-
teidigen zu können. Auf Seite 50 des Berichts über den
5. ordentlichen Bundestag der technisch-industriellen Be-
amten, 23. Oktober 1910 in Berlin (Schriften des Bundes
der technisch-industriellen Beamten Nr. 18), auf dei
zwanzigsten Zeile von unten heißt es in meiner Rede
zur Frage der Beamtenbesoldung — ich zitiere ausführ-
lich, damit der Leser den Zusammenhang meiner Aus-
führungen nachprüfen kann — wörtlich: „Ich möchte er-
wähnen, daß es auf mich den Eindruck macht, und ich
habe das immer beobachtet, daß bei der Verfolgung dei
Gedanken, die bei der Entlohnung maßgebend sind, immer
680
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 43
diejenigen, die am nächsten dabei sind — das ist einmal
notwendigerweise in der menschlichen Psyche begründet,
darauf sehen, daß sie dabei nicht zu kurz kommen. Das
ist das goldene Moment, welches den Ausschlag
gibt. Und der Vorstand kommt dann einmal in die
Verlegenheit, die Begründung seiner Ansichten finden zu
müssen." Tatsächlich habe ich aber statt der beiden letzten
Sätze folgendes ausgeführt: „Da ist es der interessierte
iWille, der den Ausschlag gibt und der Verstand kommt
dann in die Verlegenheit, die Begründung dafür finden zu
müssen." Daß jch nichts anderes gesagt haben kann,
ergibt sich auch aus der tatsächlichen Berichtigung, die
ich ganz kurz nach meiner Rede niedergeschrieben habe
und die auf Seite 60 des Protokolls abgedruckt ist. Jeder
Unbefangene wird mir zugeben, das zwischen dem, was
mich der Bund sagen läßt und dem, was ich tatsächlich
gesagt habe, ein wesentlicher Unterschied besteht, de/
durch keinerlei Sophistik wegdisputiert werden kann. W;3
loyal man mir gegenüber verfahren ist, geht daraus hervo4
daß mir trotz dringender Aufforderung, rnir die mich an-
gehenden Stellen des Protokolls vor der Drucklegung vor-
zulegen, dies verweigert wurde mit dem Hinvv^eis, es liege
kein Grund vor, von der hergebrachten Uebung abzugehen.
Dieses Verfahren richtet sich selber, so daß ich mir weitere
iWorte sparen kann. Dr. C 1. Heiß.
H H :; ;: :; :; BÜCHERSCHAU ;: ;: ;;
(Sämtliche Werke sind durch die Ihicli handlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
„Die kranke Dampfmaschine." 368 S., 800 Abb., 232 Beisp.
4. Aufl. 1911. Preis geb. 8.— M.
„Der kranke Gas- und Oelmotor." 368 S., 927 Abb., 300 Beisp.
2. Auflage. 1911. Preis geb. 8,75 M.
Von H. Haeder, Ingenieur. Wiesbaden, Verlag
Otto Haeder.
Der bekannte Verfasser hat durch die neue Ausgabe der
beiden für die Praxis bestimmten Bücher eine Fülle von Material
und Beispielen zusammengetragen; die Auflagen sind bedeutend
erweitert und tragen allen modernen Betriebsvcrhältnissen Rech-
nung. Die beiden Bücher bringen alle an einer Dampfmaschine
bezw. einem Motor vorkommenden Schaden in klarer, über-
sichtlich geordneter und leicht verständlicher Weise zum Aus-
druck, der Verfasser gibt an zahlreichen aus der Praxis ge-
griffenen Beispielen die Ursache solcher Krankheiten bekannt
und geht dem vielgeplagten Betriebsleiter mit genialen Rat-
schlägen an die Hand, vv'ie er schnell und sicher in jedem Falle
Abhilfe treffen kann. Er schildert alle Arten von Dampf-
maschinen, Gas- und Oelmotoren, deren Details und Arbeits-
weise, das Reparieren gebrochener Teile, das Einbauen neuer
Ersatzstücke u. dgl. m. Die vielen im Texte befindlichen
Abbildungen sind auch für den Laien klar und leicht verständlich,
die heikle Frage der Schmierung ist gut gelöst.
Da viele moderne Betriebe mit Gas- oder Oelmotoren ver-
sehen sind, so ist besonders dieses Buch von hohem Werte^
zumal Motore eine viel sorgfältigere Behandlung \erlangen als
Dampfmaschinen. Die Bücher sollten in keinem Betriebe fehlen
und auch dem ausführenden Ingenieur sind sie ein gutcf
Ratgeber.
Näher auf die Einzelheiten des Inhaltes einzugehen, verbietet
die reiche Fülle des Gebrachten; jeder Besitzer einer Betriebs-
anlage und jeder Betriebsbeamte wird dem Verfasser Dank für
seine nutzbringende Arbeit zollen. K. B.
Taschenbiicli für Bauingenieure. Von Prof. M. Förster. Preis
geb. 20 M. Berlin. Verlag Julius Springer.
Das gediegen ausgestattete Taschenbuch behandelt auf
1894 Seiten alle Fachgebiete und Hilfswi.^senschaitcii des Bau,-
ingenieurwcsens. Es würde zu weit fülircn, hier den Inhalt
sämtlicher Abschnitte eingehend zu besprechen. Wir wollen
uns nur darauf beschränken zu erwähnen, dal5 es dem Heraus-
geber gelungen ist, für die Bearbeitung der einzelnen Facli-
abteilungen Kräfte zu gewinnen, deren Namen die GewilS-
heit für eine einwandfreie Darstellung der Materie geben. Neben
den Hilfswissenschaften der Mathematik und Alechanik finden
wir in dem Buche behandelt: die Festigkeitslehre, Statik de^r
Baukonstruktionen und Eisenbrückenbnu durch I^rof. Mehrtens,;
Baustoffe, Eisenbetonbau und Eisenhochbau durch den Heraus-
geber; Erd-, Straßen-, Tunnel- und Eisenbahnbau einschließlich
Signalwesen durch Prof. Lucas, während die Kapitel über höl-
zerne, steinerne und Eisenbetonbrücken dar Privatdozent Dr. Jng.
Kögler bearbeitete. Die Kapitel über Wasserversorgung der
Städte und Kanalisation stammen von Stadtbaurat a. D. Koehn,
das über Wasserbau von Prof. Engels. Für den Abschnitt
Geodäsie zeichnet Baurat Dr. Ing. Schreiber; Prof .Gurlitt
orientiert uns über die künstlerischen Fragen des Städtebaues
und Prof. Böhm über Hochbaukunde. Den heutigen Stand der
Maschinenbaukunde, soweit er den Bauingenieur angeht, erläutert
der Kgl. Bauamtmann Wentzel. Fügen wir noch hinzu, daß
Prof. Dr. Esche im Schlußkapitel die Staats- und Rechtskunde
behandelt, so haben wir einen kurzen inhaltlichen Ueberblick
des Buches.
Sieht man von kleineren Wünschen ab, so hätten wir bei-
spielsweise gern die Theorie der Vierendeelträger aufgenommen
gesehen, dann muß man restlos zugeben, daß alle den Bau-
ingenieur irgendwie interessierende Fachfragen in dem Taschen-
buch vorzufinden sind. Dem Grundsatz eines Taschenbuchs
entsprechend, beschränkt es sich nur auf die Wiedergabe der
wissenschaftlichen Resultate in einer knappen und doch er-
schöpfenden Form vereint mit einer leichtverständlichen Aus-
drucksweise.
Wir begrüßen das Erscheinen des Buches, weil es dem Bau-
ingenieur gestattet, sich in kürzester Zeit über alle Fragen seiner
Wissenschaft, deren Umfang ja stetig zunimmt, zu informieren
und wünschen ihm die verdiente Beachtung und Verbreitung.
Go.
tiandbncli für Eisenbetonbau. Herausgegeben von Dr. Ing.
F. von Emperger. Zweiter Band: „Der Baustoff und
seine Bearbeitung". Zweite Auflage bearbeitet von
K. Memmler, H. Burchartz, H. Albrecht, R. Janesch,
O. Rappold, A. Nowak. Berlin. Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn. Preis geh. 14 M, geb. 16,50 M.
Der zweite Band des Handbuches für Eisenbetonbau ist in
der vorliegenden Auflage neu bearbeitet worden. Auch ist der
Inhalt wesentlich vermehrt. So im ersten Kapitel durch die Ab-
schnitte über das Verhalten des Betons gegen Wärme, gegen
Wässer verschiedener Art, Säuren, Alkalien, Salze, Fette, Oelc,
Teer, Elektrizität und durch die Deutschen Normen für die ein-
heitliche Lieferung und Prüfung von Portland- und Eisen-
portlandzement. Der Praktiker findet in dem Kapitel über
Betonmischmaschinen alle bewährten Neuerungen aufgeführt.
Dies trifft auch auf die übrigen Kapitel zu, von denen uns
jene über die Schalung bei Hoch- und Brückenbauten am meisten
interessieren. Ein alphabetisches Schlagwörterverzeichnis, von
Prot. Brugsch (Hannover) bearbeitet, ist der jetzigen Auflage
beigegeben. Es erleichtert das Auffinden des jeweiligen
Themas sehr.
Welches Kapitel man auch aufschlagen mag, stets wird man
finden, daß das Buch jene wissenschaftliche Höhe beibehalten
hat, die man an den Namen Emperger zu stellen gewohnt ist.
Man geht daher wohl in der Annahme nicht fehl, daß die
zweite Auflage ebenso rasch vergriffen sein wird wie die erste.
Go.
II I: I: :: II :: BRIEFKASTEN II II II I; I: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beilegt u.i.l die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des binsenders sind
Wohnung und M i t g 1 1 e d n u m in e r hij^i'uzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schrifiiich erteilt. tine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (niitt.Tr;s Ii Uhi) vor t:is,heinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verjin Jachkeit fiir die .\ u f n a h m e ,
für Inhalt und Richtigkeit von hragjii und Antworten lehnt die Schiift-
leitung nachdrücklich ab. D,e zur hrläutciung der )T.'gen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorder befahlen.
Technik
Frage 230. Durch richterlichen Vertrag habe ich meinem
Nachbar gestattet, gegen den Brandgiebel meines Hauses zu
bauen. Hat der Nachbar durch diese Erlaubnis das Recht er-
worben, diesen Brandgiebel als Abschluß für die Räume seines
üegenbaues zu benutzen, und muß ich infolge des Vertrages
bei einem etwaigen Abbruch meines Hauses den Brandgiebcl
zum Schutze für die Räume seines Gebäudes stehen lassen?
Letzteres wäre m. E. wohl nur der Fall, wenn ich dem Nachbari
ausdrücklich das Mitbenutzungsrecht an meinem Brandgiebel ein-l
geräumt hätte. *
Frage 231. Kann mir ein Kollege näheres über die Buchun-*
gen der eigenen Arbeiten im Baubuche angeben? Wir führen
die Maurer- und Zimmerarbeiten selber aus. Muß man z. B. >
die Löhne wöchentlich eintragen mit Angabe der Namen der Ar-'
heiter, oder genügt die nackte wöchentliche Lohnsummc? Kann
Heft 43
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
687
man bei Materiallieferungen vom eigenen Lager die jedesmalige
Lieferung in einer Summe, wie es vielleicht das Lagerbuch ergibt,
in das Baubuch eintragen, oder müssen die einzelnen Materialien
spezifiziert in das Baubuch eingetragen werden?
Zar Frage 224. Häusermodelle werden in Gips oder
Papiermache ausgeführt. Letzteres hat sich in den letzten Jahren
sehr gut eingebürgert und die Gipsmodelle teilweise verdrängt,
weil man bessere Wirkungen erzielte. Papiermache-Modelle
werden nur von Spezialfirmen (Stegmann, Berlin) hergestellt,
während Gipsmodelle jeder tüchtige Stukkateur ausführen kann.
Leonhardt.
Zur Frage 225. Holzbottiche zum Kochen von Säure eignen
sich absolut nicht, auch nicht, wenn diese mit Blei verkleidet
sind, da sie eine sehr kurze Lebensdauer, höchstens ein bis
zwei Monate besitzen, sehr viel Reparaturen beanspruchen und
stets undicht sind. Die Firma „Ruhrsandsteinwerke H. Buch-
meyer" in Herdecke i. Westf. besitzt einen Kieselsandstein und
liefert derartige Tröge, aus Platten zusammengesetzt und nach
besonderem Verfahren gedichtet, als Spezialität. Diese halten
ca. 10 bis 15 Jahre. Genaueres wird Ihnen genannte Firma
gern mitteilen. Pf.
Zur Frage 227. Farbiger Fassadenputz. Es ist gleich,
ob man Erd- oder Mineralfarben verwendet. Gewöhnlicher Sand
ist dazu nicht geeignet. Außerdem werden nie gute Wirkungen
erzielt, weil die Farben und Sand ohne Apparate nicht innig
vermischt werden können. Nehmen Sie doch fertige farbige
Mörtel, wie Terranova, Terrasit u. a. m. Gebrauchsanweisung
erhalten Sie von den betr. Werken. Die Unterschicht braucht
nicht unbedingt gefärbt zu werden. Leonhardt.
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei: 1. Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 45-90 M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse tür in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Borsch, Patentanwalt, Berlin W.8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
•♦«««•*♦«••«•*
HAUPTGESCHÄFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR.94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1466 Joseph Jelinsky, Eisenbahn-Bauass., Kattowitz (Ober-
schlesien). 1467/68 Hedwig Gottwald mit Tochter, Halensee-
Berlin. 1469 Emil Remmertz, Architekt, W.-Assela bei Dort-
mund. 1470 Ed. Falke, Betriebsing., Alfeld. 1471 V. Lehmann,
Berlin. 1472 Karl Schneider, Ingenieur, Sterkrade. 1473//4 Job.
Wisser, Bahnverwalter, mit Frau, Emden. 1475 Witwe B.
Schneider, Erfurt. 1476 Aug. Eckardt, Baumeister, Dresden. 1477
Marie Tränkner, Penig. 1478 Kurt Zweck, Architekt, Leipzig.
1479 Willy Nagora, Bauführer, Berlin. 1480 Elfr. Feiß, Berlin.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung
sind von der Firma Berliner Buchbinderei Wübbcn Co.,
Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 9, zum Preise von 1 M für
das Stück zuzüglich 50 Pfg. bezw. 25 Pfg. für Porto zu be-
ziehen. Um den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen,
sind zwei Rückenstärken (Decke A mit Anzeigen, Decke B
ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Bestellungen
ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird
und für welchen Jahrgang.
Die Verbandsleitung.
Sifzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Marruskripte müssen auf besonderen, nur auf emer Seite
beschriebenen Blättern eingei eicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergiüjungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Vcrbandszeitunj ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratsntcil gejin Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitnng.
Dezirksverwaltungen
Brandenburg. Statik- und Eisenbeton kurse. Wie
verschiedentlich angezeigt, finden in diesem Winter wieder Kurse
über Statik statt und zwar beginnen 1'. der Repetitionskursus
am Dienstag, 7. November, 2. der Fortbildungskursus am Mitt-
woch, 8. November, 3. der Eisenbetonkursus am Freitag, 10. Nov.,
, 4. der Kursus über statisch unbestimmte Systeme (Donnerstags)
ebenfalls etwa Anfang November; der Beginn dieses Kursus steht
noch nicht genau fest. Der Beginn jedes Kursus wird den
Herren Teilnehmern noch schriftlich bekannt gegeben. Wie
bekannt, liest die Kollegs 1—3 Herr Dipl.-Ing. Leipold, Kolleg 4
Herr Dipl.-Ing. Pollitzer. Die Kurse finden in der 4. Städt.
Pflichtfortbildungsschule, Georgenstraße 30/31, am Bahnhof Fried-
richstraße, statt und zwar von 8 bis 10 Uhr abends. Das
Honorar für die Kurse 1—3 beträgt 20 M, für den Kursus 4
je nach Teilnehmcrzahl 25 bis 30 M. Anmeldungen nimmt
noch entgegen Kollege Architekt Felix Hesse, Charlottenburg,
Königsweg Nr. 5.
Chemnitz. Vors. Otto Geßner, Gießerstraße 11. Unser
Bezirkstag findet am Sonntag, 3. Dezember 1911, in den
Räumen des Kaufmännischen Vereinshauses zu Chemnitz statt.
Das Programm wird in der nächsten Nummer der Mitteilungen
bekannt gegeben. Wir bitten unsere Mitglieder dringend,
die Werbung neuer Mitglieder nachdrücklich zu betreiben, und
alle Adressen noch nicht organisierter Kollegen an die Be-
zirksverwaltung mitzuteilen.
Dresden. 1. Vors.: Mirtschin, Dresden 30, Burgsdorffstr. 7 I.
Hierdurch laden wir unsere Vereine und Einzelmitglieder zu
dem am 5. November 1911 in Zittau stattfindenden Herbst-
Bezirkstage ergebenst ein und bitten um recht zahlreiche Betei-
ligung. Tageseinteilung: Vormittags 11 ^'.^ Uhr: Vortrag des
Herrn S c h u b e r t - Berlin, Schriftleiter der D. T.-Z., über:
„Aus derWirtschaftsgeschichte Deutschland s".
Nachmittags 2 Uhr: Bezirkstag. Tagesordnung: 1. Eröffnung
und Zusammensetzung des Bezirkstages. 2. Bericht über die
Wanderversammlung 1911 in Dresden. 3. Beschlußfassung über
Kassenangelcgenheiten. 4. Wahl eines Ausschusses für die neue
Satzung der B.-V. 5. Wahl von Vertretern für die Jahres-Haupt-
versammlung 1912 der Landesverwaltung Sachsen. 6. Bericht
des Herrn Ingenieur Pohlenz-Dresden über die Frage: ,,Wie
kann sich der Techniker zum gewerblichen Fachlehrer ausbilden
und wie sind die Fortkommensaussichten?" 7. Beratung etwaiger
Anträge. 8. Verschiedenes. Anträge mit kurzer Begründung
bitten wir bis zum 31. Oktober an den 1. Vorsitzenden ein-
zusenden. Die Lokale werden noch an dieser Stelle bekannt
gegeben.
688
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
HeH 43
Sachsen- Anhalt. Hiermit machen wir bekannt, daß an Stelle
unseres ernstlich erkrankten Kollegen Drewenstedt, die Kassen-
angelegenheiten vom Kollegen Papenroth bis auf weiteres ver-
waltet werden. Wir bitten gegebenen Falls, sich an genannten
Kollegen zu wenden. Adresse: E. Papenroth, Magdeburg-W.,
Olvenstedter Straße 35. Gleichzeitig verweisen wir nochmals auf
den bereits im Heft 42 angekündigten Eisenbetonkursus.
Die dem Kursus folgenden Uebungsstunden werden unent-
geltlich abgehalten.
Zweisvereine
Gemischte Vereine,
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
F. J. Gatzweiler, Stolbergstr. 9. V. u. O. : Jeden Samstag abend
im „Berliner Hof". — Samstag, 21. Oktober, abends S^/^ Uhr,
Vortrag mit Lichtbildern des Kollegen Fr. Roß über die St. Gott-
hardbahn. Hierzu werden die Mitglieder mit ihren Damen zu
recht zahlreichem Besuche eingeladen. — Samstag, 28. Oktober,
abends 9 Uhr, Zusammenkunft. Gleichzeitig Vorstandssitzung.
Berlin. Technischer Verein. Am Donnerstag, den
26. Oktober, abends 8V2 Uhr, in den Industrie-Festsälen, Beuth-
straße 20, Projektionsvortrag des bekannten Reiseschriftstellers
Waldemar Titzenthaler „Auf alter Straße durch Italien". Wir
laden unsere Mitglieder und. deren Damen zu diesem hoch-
interessanten Vortrage ein und bitten, pünktlich erscheinen zu
wollen.
Breslau. Ma.schinentechnischer Verein. Vrs. :
Ing. R. Wülfing, Breslau II, Lehmgrubenstr. 21. V. u. O. : Jeden
2. und 4. Mittwoch im Monat „Augustinerbräu", Blücherplatz,
Ecke Junkernstraße.
Halle a. S. Techniker-Verein. Nach der Dienstag,
3. Oktober, stattgefundenen Vorstandswahl der Jahres-Hauptver-
sammlung setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen: Karl
Taube, Ehrenvorsitzender; Karl Schmidt, 1. Vors.; Karl Müller,
2. Vorsitzender; Walter Busse, 1. Schriftführer; Richard .Vlende,
2. Schriftführer; Heinrich Starke, Kassierer; Viktor Wagner,
Bücherwart; Paul Leuchte und Richard Eckert, Beisitzer; Adolf
Heidenreich und Max Rammler, Kassenprüfer; Heinrich Fricke
und Gustav Villaret, Bibliotheksprüfer; Karl Taube und Karl
Schmidt, Vertreter des Vereins in der Bezirksverwaltung. Briet-
adresse: Karl Schmidt, Halle a. S., Berliner Str. 3 b. Vereins-
lokal: Rest. Schultheiß, Poststr. 511. Vereinsabende: Dienstag,
abends 8V0 Uhr.
Kiel. Teciiniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Ing., Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Jeden ersten und dritten Donners-
tag eines Monats, abends S'/i^ Uhr, im ,,Patzenhofer", Falck-
straße 12. Auf die, bereits durch unser Winterprogramm be-
kanntgegebene öffentliche Versammlung am 26. Oktober, abends
8^/^ Uhr, im ,,Patzenhofer", sei hiermit noch einmal hingewiesen.
Es ist insofern eine Verschiebung eingetreten, als nicht Herr
Kaufmann das Referat übernimmt, sondern Herr Schubert,
mit dem Thema: „Koalitionsfreiheit und Staats-
bürge r r e c h t". Wir hoffen mit der Behandlung dieses
Themas unsere Winterarbeiten gut einzuleiten, weslialb wir nicht
nur unsere Mitglieder, sondern auch Gäste hierzu herzlichst
einladen.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. Motiv. Bauhütte. Hiermit geben wir unseren
Mitgliedern und ihren werten Angehörigen, die in den Monaten
Oktober bis Dezember weiter stattfindenden Vortragsabende be-
kannt. 1. Mittwoch, den 25. Okt. Herr Dr. Weigt, Hannover:
„Kultur und Kunst in Assur und Babel" (Mit über 100 Licht-
bildern). 2. Mittwoch, den 1. Nov. Herr Arch. Schubert,
Berlin : „D ie Lage der bautechnischen Angestell-
ten". 3. Mittwoch, den 15. Nov. Herr Oberbaukommissar
Dr. -Ing. Matkowsky, Dresden: „Die Architektur im Klein-
wohnungsbau" (Mit vielen interessanten Lichtbildern), 4. Mitt-
woch, den 29. Nov. Herr Generalsekretär Döhring, Dresden:
„Was uns die Bodenreforni lehrt". 5. Mittwoch, den 8. Dez.
Herr Dr. Mühlstedt, Leipzig: „Aufs Matterhorn! Vom Genfer
See nach Zermatt." Mit 120 künstlerischen, farbigen Licht-
bildern und kinematographischen Vorführungen nach eigenen
Aufnahmen. Zu dem 1. und 5. Vortragsabend ist die Teil-
nahme der Damen erwünscht. Eintrittskarten werden, um eine
Ucberfüllung des Saales zu vermeiden, nur in beschränkter Anzahl
ausgegeben und kosten für die Lichtbildervorträge je ein Vortrag
für Mitglieder: Herrenkarte 25 Pf., Damenkarte 25 Pf., für
Gäste: Herrenkarte 35 Pf., Damenkarte 35 Pf. Zu den sozial-
politischen Vorträgen am 1. und 29. November ist der Eintritt
frei. Die Eintrittskarten sind bei Herrn Kollegen Scheibe,
Dresden 23, Kändlerstraße 8, und bei dem Vereinsdiener Lange
zu entnehmen bezw. zu besteilen. Gäste willkommen! Vcreins-
lokale: 1. bis 4. Vortragsabend: Kleiner Gewerbchaussaal,
5. Vortragsabend: Eldorado, Großer Saal, Steinstraße 15. Sämt-
liche Vorträge beginnen pünktlich Va^ Uhr.
Gemeindetechniker.
Berlin. Vereinigung städtischer Architekten,
Ingenieure und Techniker. Die nächste Monats-Ver-
sammlung findet Sonnabend, 28. Oktober er., abends pünkt-
lich 8Vd Uhr, im Vereinslokal Architektenhaus, Wilhelmstr. 92,
statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches und Aufnahme neuer
Mitglieder. 2. Petitionsangelegenheiten. 3. Beschlußfassung über
den Antrag auf Erhebung einer Umlage. 4. Vortrag des Herrn
Oskar Jeidel über „Moderne Gasfernzündeinrich-
tungen und indirekte Beleuchtun g". Mit prak-
tischen Vorführungen der Einrichtung für Bureau und Woh-
nungen, Turn- und Zeichensäle und dergleichen, sowie der
Treppennachtbeleuchtung mit automatischer Zündung und Aus-
schaltung. 5. Verschiedenes. In Anbetracht der äußerst wichtigen
Tagesordnung und des sehr interessanten Vortrags wird um
recht zahlreiches und pünktliches Erscheinen gebeten.
Staatstechniker.
Landesvcrcin Mittl. Sächsischer Eiscnbahn-
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A.:
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Diens-
tag, 24. Okt. und Donnerstag, 26. Okt., abends Uhr, im
„Meißner Hof" am Plauenschen Platze, Sondervorträge des Herrn
Kollegen Bau-Obersekretär Schulze, Referat über das gesamte
Etatwesen. Die Unterrichtskurse für die Herren Bm.-Asp. müssen
noch um einige Tage verschoben werden.
Nachruf.
Am 16. September er. verschied plötzlich unser lieber
Kollege
Herr Architekt Alfred Behrend.
Wir betrauern in dem Dahingeschiedenen ein treues
und ehrenwertes Mitglied, dessen Andenken wir stets in
Ehren halten werden.
Technischer Verein Charlottenburg.
Unser Erliolungslieim
erfreute sich bisher stets des regsten Zuspruchs aus den Reihen
unserer Mitglieder. Das Heim war ständig besucht; im Sommer
mehr, im Winter weniger.
Für den äußerst mäßigen Preis von 3,50 M für den Tag,
für volle, gute und reichliche bürgerliche Kost,
einschl. Wohnung, in modern der Neuzeit entsprechend
eingerichteten Räumen, finden die Mitglieder des Verbandes
mit ihren Angehörigen die beste Gelegenheit, eine vorzügliche
Sommerfrische zu besuchen, um neue Kräfte nach anstrengender
Berufsarbeit zu sammeln. Der Verkehr im Heim unter Kollegen
ist ein ungezwungener und weicht wesentlich, und zwar nur
zum Vorteil, \on einem gewerblichen Hotelbetrieb ab. Wer
niciit durch berufliche oder Familienverhältnisse behindert ist,
sollte am liebsten die Vor- und Nachsaison zum Aufenthalt
wählen. Da bereits eine Anzahl Anmeldungen vorliegen, wird
gebeten, sich rechtzeitig zu melden unter genauer Angabe der
L)auer des Aufenthalts. Prospekte sind erhältlich durch das
Erholungsheim des D. T.-V. in Sondershausen i. Thür.
Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt.
Am Freitag den 14. ds. Mts. verschied plötzlich nacii
langem, mit Geduld ertragenem Leiden unser Kollege
Stadtbauführer Otto Drewenstedt, Magdeburg,
langjähriges Vorstandsmitglied und Kassierer unserer Ver-
waltung. Eine seltene Pflichttreue und ein hoher Kollegiali-
tätssinn werden das Andenken des \'erstorbenen dauernd
bei unseren Mitgliedern befestigen.
Ruhe sanft!
Der Vorstand.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 44 schriftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 28. Oktober 1911
Inhalt: Die Berliner Eisenkonstrukteure - Zur Berechnung statisch unbestimmter Systeme - Oeleinwirkung auf Beton - Soziale Bewegung - Rechtsfragen - Aus der
Volksw irtschaf sichre - Zeitschriftenschau - Bücherschau — Briefkasten - Sitzungskalender
Die Berliner Eisenkonstrukteure
Ueber die Bewegung der Berliner Eisenkonstrukteure
dringt vertiältnismäßig wenig an die Oeffentlichkeit. Als
kürzlich unser Kampf mit dem Reichsmarineamt durch
die Kündigung unserer Mitglieder schärfere Formen an-
nahm, beschäftigte sich erfreulicherweise die deutsche
Presse sehr eingehend mit dem Vorgehen des Deutschen
Techniker-Verbandes und zollte der Taktik und Entschieden-
heit Beifall. Anders hier. Die Mitglieder zweier Organi-
sationen sind aus ihren Stellungen ausgeschieden, nachdem
alle Verhandlungen mit den Arbeitgebern sich durch deren
Taktik zerschlugen. Privatdozent Dr. Zimmermann hat
die verwerfliche Friedensfeindschaft der AiL .itgeberorgani-
sation (Verband Berliner Eisenbauanstalten) treffend ge-
schildert: „Fast seit dem Winter lQlO/11 spielen die
Anknüpfungsversuche, die die Angestellten zwecks Ver-
ständigung über einen Normaldienstvertrag beim Verband
Berliner Eisenbauanstalten gemacht haben. Und erst als
die leeren Vertröstungen gar kein Ende nehmen wollten
und selbst um den kritischen Moment des Aufkündigungs-
termins herum die Firmen das neckische Spiel mit der
„nächsten Generalversammlung" noch fortzusetzen be-
liebten, da erst rafften sich die Angestellten zur Kriegs-
erklärung auf. Aber trotz aller berechtigter Erregung
brachen sie die Brücken für eine nachträgliche Verständi-
gung, für einen raschen Friedensschluß nicht ab, sondern
suchten selbst noch dann, als der Qegenentwurf der Arbeit-
geber die Forderung des Angestelltenentwurfs für den
Normaldienstvertrag vollständig unberücksichtigt ließ,
wiederum Verhandlungen anzuknüpfen. Ja, sie kamen,
als der Verband der Eisenbaufirmen ein Verhandeln seiner
Kommission mit der Organisation der Angestellten ab-
lehnte, so weit den Arbeitgebern entgegen, daß sie auf
die Vertretung des Angestelltenbundes bei den unmittel-
baren Beratungen im Interesse des rascheren Friedens-
schlusses verzichteten. Aber die Arbeitgeber fanden ein
neues Hindernismoment, um die Friedensverhandlungen
zu vereiteln. Sie verweigerten die Führung der Verhand-
lungen unter dem Vorsitz eines neutralen Unparteiischen,
den die Angestellten in Vorschlag gebracht und im Ein-
vernehmen mit den Arbeitgebern hatten wählen wollen.
Die Bestellung eines unparteiischen Vorsitzenden, der
durch keinerlei Interessen mit der Sache der einen oder
der anderen Partei verknüpft ist, sondern die soziale Ver-
nunft bei der Aussprache immer wieder zur Geltung bringen
und die Verhandlungen, wenn sie zu scheitern drohen,
geschickt über den verhängnisvollen toten Punkt hinweg-
bringen soll, die Bestellung eines für sozialrechtliche Aus-
einandersetzungen und Einigungsverhandlungen erfahrenen
Vermittlers rundweg verweigern, nachdem die Angestellten
durch Verzicht auf die bewährtesten Wortführer ihrer
Organisation soeben noch den Arbeitgebern die Chance
eines überlegenen Plädoyers eingeräumt hatten, heißt nicht
nur die Angestelltenpartei vor den Kopf stoßen, heißt nicht
nur das hohe Amt des unparteiischen Friedensstifters, das
in den letzten Jahren in den großen deutschen Arbeits-
kämpfen sich als ein wahrer Segen erwiesen hat und in
diesen Wochen gerade in Schweden und England vosn
König mit den höchsten Ehrungen wegen seiner Verdienste
um die nationale Wohlfahrt bedacht worden ist, ignorieren,
sondern diese Zurückweisung der unparteiischen Einigungs-
persönlichkeit kompromittiert auch die ablehnende Gruppe
vor der gesamten Oeffentlichkeit als diejenige Partei, die
der Gerechtigkeit ihrer Sache anscheinend nicht traut und
lieber die Macht in die Wagschale der Entscheidung werfen
will, als diejenige Partei, die dem Frieden um jeden Preis
Hindernisse bereitet und die sozialen Spannungen nicht
zu lösen, sondern zu verschärfen bereit ist."
So stehen jetzt die beiden Parteien gegenüber. Auf
der einen Seite, selbstbewußt und unnahbar die Arbeit-
geber, auf der anderen die in ihrer Friedensliebe getäusch-
ten Arbeitnehmer, organisiert im Bund und Deutschen
Techniker-Verbände. Wenn wir das Wort und unter-
streichen, so deshalb, weil der Bund unsere Solidarität
fast immer verschweigt, zuletzt bei der großen Kund-
gebung für die Sache der Eisenkonstrukteure in Berlin.
Ueber die rigorosen Abweisungen unseres Verbandes
durch den Bund in diesem Konflikt sind unsere Leser
unterrichtet. Es werden andere Zeiten kommen, die zu
Auseinandersetzungen hierüber geeigneter sind. Heute
wollen wir noch einmal festlegen, warum wir trotz allem
die Aktion gern mitmachen und die gleichen Opfer wie
der Bund übernehmen. Durch den letzten Verbandstag
haben wir endgültig und auch rein äußeriich dokumentiert,
daß wir unsere Organisation so ausbilden wollen, damit
sie nachdrücklich die Durchführung unseres Programms
übernehmen kann. Das Programm ist da und unsere
Aufgabe muß es sein, dafür zu sorgen, daß es erfüllt
werde Jeder, der in Stuttgart das Programm mit an-
genommen hat, mußte sich darüber klar sein, daß die
wenigsten Forderungen von der anderen Seite, mag es
Staat oder Arbeitgeber sein, gutwillig erfüllt werden. Das
vorausgesetzt, wäre es Unsinn, sich ein Programm zu
geben, ohne den festen Willen zu haben, um dieses Pro-
gramm gegebenenfalls zu kämpfen. Heute kämpfen die
Berliner Eisenkonstrukteure. Es sind Punkte unseres Pro-
gramms, um die es sich dort handelt. Daß wir unsere
Verbandsmitglieder verpflichteten, die Aktion zu unter-
stützen, war für uns selbstverständlich. Selbstverständlich
müßte es sein, daß auch die anderen Angestellten mit
den Kämpfenden sympathisierten, denn es ist nicht bloß ihre
eigene Sache, um die die technischen Angestellten hier ringen..
690
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
HeU 44
Um dieses Verständnis ist's aber noch schlecht bestellt.
Wohl findet man nichts dabei, daß Arbeiter, Aerzte, Journa-
listen, Schauspieler gelegentlich streiken — aber wir?! Es
zeugt von wenig Selbstvertrauen, wenn man sich immer
leiten läßt, alles dem Schicksal anheimstellt, ohne selbst
etwas zu tun. Dazu kommen noch von allen Seiten war-
nende Stimmen. So schrieb die „Kölnische Zeitung":
„Selbst unter der Voraussetzung, daß die Angestellten
berechtigt waren, bessere Arbeitsbedingungen zu verlangen,
ist es mehr als zweifelhaft, ob sie den richtigen Weg
betreten haben. Denn es läßt sich nicht leugnen, daß
das Vorgehen der Berliner Techniker, wenn es Schule
machen sollte, für das Verhältnis von Arbeitgebern und
Angestellten von außerordentlicher und verhängnisvoller
Bedeutung werden könnte."
Verhängnisvoll, aber nicht nur für die Angestellten,
sondern für das Wirtschaftsleben kann es werden, wenn
sich der Arbeitgeber hartköpfig selbst über die berechtigt-
sten Forderungen seiner Angestellten hinwegsetzt. Welcher
Weg sollte denn sonst eingeschlagen werden? Die „Köln.
Zeitung" gibt keine Antwort, aber wir kennen sie zur
Genüge, Zur Beschwichtigung von Forderungen ruft
m.an uns als Mitarbeiter auf und bedient uns noch mit
anderen schönen Redensarten, die für uns nichts neues,
aber so und so viel Falsches enthalten, mit dem zur
Verbesserung unserer Lage nichts anzufangen ist. Nichts
zu erzielen, kann und darf aber nicht der Erfolg sein
für die Kosten und Mühen unserer Organisationsarbeit.
Wenn die Angestelltenorganisationen nicht mehr zu er-
reichen wagen, war es um die Arbeit langer Jahre zu
schade. Gewiß tritt die Angestelltenbewegung mit dem
Vorgehen der Berliner Eisenkonstrukteure in ein neues
Stadium, das der Scheideweg sein muß für so und so viele
Angestelltenverbände. Wir wollen hoffen, daß die meisten
Verbände genügend Selbstbewußtsein besitzen und den
schweren aber aussichtsreichen Weg beschreiten, nicht
immer bloß zu fordern, um sich von allen Seiten ab-
weisen zu lassen, sondern zu fordern und zu kämpfen, um
etwas für ihren Stand zu erreichen.
Für manche unserer Einrichtungen wird deshalb jetzt
die Feuerprobe kommen. In Friedenszeiten haben wir
vorgesorgt, daß wir mit unseren Geldmitteln die unter-
stützen können, die als Verbandsmitglieder von der Aktion
getroffen werden. Unsere Stellenvermittlung zeigt jetzt
wieder, daß sie nicht bloß da ist, um den Kollegen und
den Unternehmern recht schnell zu dienen, sondern jetzt
soll sie den Firmen die Arbeitskräfte sperren. Sie ist
eine gute Waffe, aber besser noch ist in diesen Kriegs-
zeiten das Solidaritätsgefühl! Keiner der Kollegen darf
sich, und sei es unter Vorspiegelung noch so hoher Ge-
hälter, nach Berlin in die ausgesperrten Firmen locken
lassen! Alle haben in den auswärtigen Konstruktions-
bureaus darüber zu wachen, daß Streikarbeit für Berlin
nicht ausgeführt werde!
Wenn der Zuzug nach den Berliner Bureaus abzuhalten
geht, dann müssen die Angestellten Sieger bleiben.
Darum frage jeder, der mit Berliner Firmen in Verhand-
lung tritt, beim Verbände an, denn die Firmen versuchen
alles, um Kräfte zu gewinnen. Für ein „Baugeschäft"
wurden jüngst „Bautechniker" gesucht und um Eisen-
konstrukteure handelte es sich. Darum Vorsicht!
Wir bringen auch an dieser Stelle die gesperrten Eisen-
baufirmen zur Warnung unserer Kollegen:
D. Hirsch — de la Sauce & Kloß — J. Degenhardt,
G. m. b. H. — Ravene — Druckenmüller — Breest & Co.
— Steffens & Nölle — H. Gossen — Lauchhammer A.-G.
— Ver. Kammerich' & Belter & Schneevoglsche Werke
A.-G. — Hein, Lehmann & Co. — G. E. Dellschau —
Wolf, Netter & Jacoby — Joh. Biesold — Bretschneider
& Krügner, Pankow — Roessemann & Kühnemann, Rei-
nickendorf — Muth-Schmidt, Lichtenberg — Ingenieur-
Bureaus: Leitholf — von der Lanken — Emst Walther —
Reg.-Baumeister Bruno Schulz, Wilmersdorf — Julius Nagy,
Friedenau — Kohlrautz, Pankow — Kirch, Charlottenburg.
Zur Berechnung statisch unbestimmter Systeme
Von Dipl.-Ing. E. POLLITZER, Halensee.
(Schluß.)*)
4. Horizontalschüb der Zweigenlenk-Rahmen für
verschiedene Belastungsfälle.
I. Rechteckiger Rahmen.
Zu Abbildung 17: eine Einzellast W greife an einer
beliebigen Stelle des Ständers an.
Für das statisch bestimmte Hauptsystem ergibt sich
die skizzierte Momentenfläche, indem man zuerst die Auf-
lagerkräfte berechnet und dann die Biegungsmomente für
die Eckpunkte des Rahmens und den Angriffspunkt der
Last W aufstellt. Alle Momente ergeben sich positiv.
Die Momentenfläche des linken Ständers ist ein Trapez,
das wir zur bequemeren Rechnung als die Differenz zweier
Dreiecke auffassen. Der Inhalt des kleineren Dreiecks
erhält natürlich dann das negative Vorzeichen.
Die Inhalte der Momentenflächen sind auf der Zeich-
nung beigeschrieben, die Schwerpunkte auf die Rahmen-
achse projiziert und die „reduzierten Momentenflächen" in
♦) S. Heft 9, 14, 18, 22, 35 und 40.
diesen Punkten als „Kräfte" angetragen. Es ergibt sich
dann die Verschiebung 6.i„ des Punktes B als die Summe
der statischen Momente dieser „Kräfte"
W h-' 2 W v-^/ v\ W(h-v)/
= 2ETI ■ - 2Ej; - 3 ; ^
h
2 E J.,
Multipliziert man beide Seiten mit E Ji und setzt wie
Ji
E ■ Ji ■ 5.1
vor
n, so ergibt sich
Wh3 Wv^h
^ + |(Wh^/-
Wvh/)
3 2
Drückt man die geometrischen Abmessungen des Por-
talrahmens durch Verhältniszahlen aus, indem man setzt
so vereinfacht sich die Formel
Wh»
EJ, K =
6
2 — 3ß2 + + 3na (1
Weiter oben hatten wir bereits gefunden
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
691
2
3
hl
T
h" + n/h
2 + 3 n ■ a
=^ 0
Aus der Bestimmungsgleichiing
aa„ + X • 8j
ergibt sich somit
W 2 — 3ß^ + ß' + 3na (1 — ß)
2
X =
2 + 3na
Für V = 0 wird ß = 0 und wir erhalten wieder X =
z
'S"
/ ■ ■■
1 ^
wr7i-v)£
Abb. 17
In Abbildung 18 ist der Fall dargestellt, daß W ober-
halb des Riegels an dem um die Strecke v verlängerten
Ständer angreift. Hier ergibt sich für das statisch be-
stimmte Hauptsystem unter Benutzung der in der Ab-
' ildung 18 eingeschriebenen Werte mit den oben ein-
geführten .Verhältniszahlen
.... W h2 2 . W
EJi öa„ — h + n . — (h + v) /• h
2 3
W ■ h'^ , n_^ W
3 ^ 2~
W ■ h3
6
2 + 3 n a (1 + ß)
Der Wert für Saa bleibt unverändert; daher ergibt
sich aus der Bestimmungsgleichung
X
8a„ + X • 3aa 0
W 2 + 3na (1 + ß)
2
a —
h '
2 + 3 n a
ß = -
Abbildung 19 zeigt einen Portalrahmen, dessen oberer
Riegel durch eine senkrechte Einzeliast P belastet ist. Die
Momentenfläche des statisch bestimmten Hauptsystems ist
eingetragen und die Inhalte der Flächen sind daneben
geschrieben. Es ergibt sich
P • ab ^
2-rrr, ■
n
T
Der Wert für Sa^ bleibt unverändert wie oben; daher
ergibt sich durch Einsetzen in die Bestimmungsgleichung
Sj„ + X ■ öaa = 0
n
8a„ —
P • abh
Pab h
X =
h3 -f n / h-^
3 Pab
2 2 h -' + 3 n / h
Ist der obere Riegel durch mehrere Einzellasten oder
durch Streckenlasten belastet, so wird im Prinzip der-
selbe Rechnungsgang durchgeführt. Es ändert sich nur
die Momentenfläche des statisch bestimmten Hauptsystems
infolge der angreifenden Lasten. Der Inhalt dieser Fläche
wird sich bei unsymmetrischer Belastung nicht so einfach
berechnen lassen, wie in dem vorstehenden Beispiel. Be-
zeichnet man allgemein den Inhalt dieser Fläche mit Fq,
so ergibt sich
Sj„ = n • F„ ■ h
n
3
= 3 n
h3 -I- n / h^
2 h -' + 3 n / h
Bei einer gleichmäßig verteilten Last g über dem
oberen Ricofel wird
/2
/ _ Ii
^ 12
= 3n
g/3
12
2 h2 + 3 n / h
gl' ■ h
2 h^ + 3 n / h
X„
4 2 h + 3 n /
Setzt man die geometrischen Vcrhältniszahlen ein, so
erhält man
JT^ _ gjj^
4 ' 2 a + 3 n
h
gleichem Trägheitsmoment von Ständer und Riegel (n = l)
demnach
Bei einem quadratischen Portal — = 1^ ist bei
20
692
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 44
Momenten flache /urX"^
Kfh.v}i
Abb. 18
II. Rahmen mit sattelförmigem Riegel.
Diese Rahmenform findet vielfach als Bindersystem
Verwendung, besonders im Eisenbetonbau. Die Ableitung
allgemeiner Formeln, mit deren Hilfe man den Horizontal-
schub für alle Belastungsfälle schnell ausrechnen kann,
dürfte manchem Leser willkommen sein.
iWir setzen wieder, nach Abbildung 20,
Ji 1 V . b
j7 = =■ T = ^'-T =
In Abbildung 20 ist die Momentenfläche für den Fall
eingetragen, daß an dem statisch bestimmten Hauptsystem
nur die Kraft X = 1 angreift. Die Momente sind negativ,
da die äußere Faser des ganzen Rahmens bei dieser Be-
lastung gezogen wird. Die Flächeninhalte sind in der
Abbildung beigeschrieben. Es ergibt sich
= — 2
EJi 5aa = — 2
h2
2EJi
h^ /
_4_n (^h^b + hb
2/ ' 2J,
hb
1 +
b v-N
T J
1 + nr (3 + 3ß 4 ß-^)
Hom&ntenf Cache für X=0
A
J
»77 77z
Abb. 19
Greift an dem oberen Eckpunkt eine Windkraft W
an, so wird nach Abbildung 21, in der alle zur Berechnung
erforderlichen Hilfswerte eingeschrieben sind, die hori-
zcnt le Verjchiebung de; Punktes B infolge der Windkraft
^ Wh-' 2, . W h b/ v\ W h b/, •2 \
=.-^-^h + ^^(h + 3j + 2^^(h + 3v)
EJi 6,. = W
2EJi 3
h3
2E
h-'b
hb V
WJt3
3~
Wh3
+ " + _
■ , b , 3' v \
1 +nT(3+4ß)
4E
h^b
+
h b v\
Aus der Bestimmungsgleichung
•^a^ -p X • 6a.i = 0
ergibt sich 1 + n r (3 -f ^
X>v —
w
2
1 -f HT (3 -f 3ß + ß-')
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
693
Wird der Binderstiel allein durch eine gleichmäßige
.Windart W = w • h beansprucht, so ergibt sich nach Ab-
bildung 22
\y • h^ 5, , Whb /. , v^ , „ V/hb
I,C^+3)+^8ETA' + '3)
Wh^ fWhb ^. . Whb / ,2 \\
3E Ji 8
5 W
, IWh2
5 W h'^
Wh:> L , f_b
.'5 + n {12-
b _^ W • h ■ b • V
24 V
4
T
Ans der Bestimmungsgleichung folgt dann
, Wh^ 3 5 + 6n • Y (2 + ß)
24 2 h« 1 + UY (3 + 3ß + ß")
= ±W 5 + 6nY (2 + ß)
16 " 1 + UY (3 + 3ß + ß-r
Nomentertf Cache für X= /
■7^
Abb. 20
Bei Belastung des Satteldaches mit einer gleichmäßig
über die eine Hälfte verteilten ständigen Last p ergibt
sich nach Abb. 23 die Verschiebung des Auflagerpunktes B
des statisch bestimmten Hauptsystems
32 E J,
24 EJ,
32 EJ,
n • p • /2 . b
p/-^b
24
96
8h + 5v
Die Verschiebung 3aa behält natürlich ihren Wert bei.
Aus der Bestimmungsgleichung ergibt sich
Xg =
n ■ p / -^ ■ b
96
8 h + 5 V
1-
1 +nY(3 + 3ß + ß-')
n p
8h + 5v
64 «'^ l+nT(3 + 3ß + ß^)
Ist die Belastung auch über die andere Hälfte des
Daches verteilt, so verdoppelt sich einfach der Wert X g,
da bei senkrechten Lasten die Horizontalreaktion A|, in
A stets gleich dem berechneten Horizontalschub in B ist.
/Momenten fläche furJC=0
Belastu n gsfig u r
^ S
Abb. 21
Als letzte Belastungsmöglichkeit des sattelförmigen
Rahmens kommt noch einseitige Windlast W = w • b auf
eine Dachseite in Erage, Abbildung 24. In diesem Fall
ist die Ermittlung der Biegungsmomente des statisch be-
stimmten Hauptsystems etwas schvv'ieriger, da zwecks
besserer Uebersicht die Kraft W in ihre senkrechte und
wagrechte Komponente zerlegt werden mußte. Die Mo-
mentenflächen sind in Abbildung 24 eingetragen und die
Flächeninhalte daneben geschrieben.
694
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 44
Momentenflac?ie ftirX*^ O
hThh _
Momenten flache für JC'O
Be lastu n gsfi^-a r
± ^^^B^.X
m
m
gfur
Abb. 22
Abb. 23
Es ergibt sich die Verschiebung von Punkt B des
statisch bestimmten Hauptsystems infolge schrägen Wind-
drucks
w v h -^ 2
oaw = ^ ^ . • — n
c- 1 s. h3 wb
EJi ■Saw = w-v-- +n-^
/-'+8vh+4v2
3 ( /2h -f 8vh2 -f 4 v^h + -
+ 3V^h+3v3
8 b2h +
b^v
+ 3 ( h +8 V h 2 4-4 v2 h +|/'^ v +y v^h
« M
wh*
48
16ß + nYj6a'^ + 48ß + 48ß-' + 3a'^ß + 12ß'''
-8f-2r'f
Durch Einsetzen in die Bedingungsgleichung ergibt sich
w • h
~ S,, ~ 32
16ß+nT{6a^(l + P-) + 1 2ß(4 + 4 ß + ßl -2TM4 + ß) J
1 +nY (3 + 3ß + ß-')
Diese letzte Formel ist zwar ct\v£^s kompliziert, die
Ausrechnung mit Zahlenwerten ist jedoch einfach und geht
bedeutend schneller von statten als eine vollständige Ab-
leitung.
Bei einer Temperaturänderung um - t" ent-
steh! bei dem statisch bestimmten Hauptsystem eine Ver-
schiebung des Punktes B um
at -t- e . t • /
wenn s den Ausdehnungskoeffizienten des Baumaterials
bedeutet.
Aus der Bedingungsgleichung
S, + Xt ■ g.la 0
ergibt sich dann
Durch Einsetzen der vorerrechneten Werte für 6aa
ergibt sich der Horizontalschub infolge Temperatur
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
695
rechteckiger^ Rahmen
X - + 3's t ■ /
' - hM2 + 3 n a)
Rahmen mit sattelförmigem Riegel
X = + 3e_:±^
' - 2hB [1 + ny (3 + 3ß + ß-)]
Um die Anwendung der Formeln zu zeigen, soll als
Zahlenbeispiel der in Abb. 25 skizzierte Rahmenbinder be-
rechnet werden. Binderabstand = 4,50 m. Die Seiten-
wände sind durch eine Fachwerkkonstruktion so unter-
teilt, daß sie nur eine horizontale Reaktion auf den oberen
Eckpunkt des Rahmens abgeben.
Nach den amtlichen Vorschriften für Hochbauten er-
geben sich folgende Belastungen :
Eigengewicht der Dachhaut und des
Binders -— rd. 200 kg/qm
Ständige Last = 4,50 • 200 =- . . . 900
Schneelast = 4,50 ■ 75 = .... 340
Wind auf das Dach
w, = 4,50 . 150 • 1^ = . . - 300 „
V7:nd auf die Seitenwand
w., = 4,50 • 150 = 675
Die Koeffizienten der geometrischen Abmessungen sind
nach Abbildung
T =
14,4
3,50
"6,0"
8,00
2,4
0,585
1,33
Das Verhältnis der Trägheitsmomente
k
Ji
n sei
2.
Es entstehen somit die folgenden Horizontalschübe
Ständige Last, über beide Binderhälften verteilt,
X. = 2.^°.2,4..1,33.
64
= 1940 kg.
8 • 6,0 + 5 • 3,50
1 + 2 • 1 ,33 (3 + 3 ■ 0,585 + 0,5852)
Horizontalschub durch Schnee auf dem ganzen Binder
ergibt sich aus derselben Formel zu
Bei einseitiger Schneelast wird aus Symmetrie-
rücksichten
696
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 44
Durch Wind auf das Dach entsteht
300-6,0
16 0,585 + 2 - 1,33 ^6 -2,42 1
0,585
+ 12 0,585
4 + 4 • 0,585 + 0,5852
2 - 1,332 4 + 0,585
32
_ 300 6,0
^ 32
= 810 kg
Wind auf die
\
\6
800
1 + 2 ■ 1 ,33 (3 + 3 • 0,585 + 0,5852)
209,85
14^55"
Seitenwand
675 • 6,0
kg.
5 + 6 • 2 • 1,33 (2 + 0,585)
1 + 2 • 1,33 (3 + 3 ■ 0,585 + 0,5852)
Wie man sieht, braucht man sich nicht durch die
Länge der Formeln abschrecken zu lassen; die Ausrech-
nung der Werte geht sehr schnell. Nachdem die statisch
unbestimmten Größen gefunden sind, erfolgt die Auf-
zeichnung der wirklichen Momentenfläche nach den Lehren
der einfachen Statik.
An Hand der behandelten Beispiele wird es dem Leser
nicht schwer fallen, bei anderen vorkommenden statisch
unbestimmten vollwandigen Tragsystemen die Gleichung
für die statisch unbestimmten Größen zu finden. Die
Behandlung der statisch unbestimmten Fachwerke bleibe
einer besonderen Arbeit vorbehalten.
Oeleinwirkung auf Beton
In letzter Zeit ist vielfach die Frage aufgeworfen, ob
Oele auf Wandungen von Beton- oder Eisenbetonbehäl-
tern bezw. auf Betonfußböden oder Fußböden mit Zement-
estrich zerstörend wirken, jedoch hat sich eine vollständige
Lösung noch nicht ergeben. Die neuerdings angestellten
eingehenden Versuche seitens mehrerer Zementfabriken
haben jedenfalls dazu beigetragen, in die Materie weiter
einzudringen und für die Praxis gute Fingerzeige zu geben.
Soviel kann jedenfalls als feststehend angesehen
werden, daß Beton bezw. Zement durch die beiden Oel-
arten, das tierische und das pflanzliche Oel, verschieden-
artige zerstörende Einwirkungen erleiden. Das tierische
Oel besitzt den größten Gehalt an Fettsäure, und da die
Fettsäure hauptsächlich der angreifende und zerstörende
Feind des Zementes ist, übt naturgemäß das tierische Oel
die größte Schadenwirkung auf den Beton bezw. Zement
aus. Die pflanzlichen Oele, welche Fettsäuren nur in
ganz unbedeutender Menge besitzen, sind demgemäß
nahezu unschädlich. Die Fettsäure, an und für sich nur
eine schwache Säure, kann nur dort, wo sie besonders
stark auftritt, unter Umständen erhebliche Zerstörungen
am Beton bezw. Zement hervorrufen, wenn nicht beson-
dere, recht einfach herzustellende Vorkehrungen zur Ver-
hütung der schädlichen Beeinflussung getroffen werden.
So haben denn die neuesten Versuche in chemischer
und mechanischer Beziehung über derartige zerstörende
Fettsäureeinwirkungen gezeigt, daß dort, wo der Beton
bezw. Zement an seiner Oberfläche Quarzsandkörnchen
zeigt, durch die chemische Einwirkung der Fettsäure auf
die Quarzsandkörnchen sich gelatinartige Kieselsäure bildet
und die vorhandenen Poren der Betonwandungen oder
Fußbodenfläche damit ausfüllt, also sozusagen einen Deck-
mantel bildet, wodurch ein etwaiges tieferes Eingreifen
von sich noch bildender Fettsäure verhindert wird. Auf
Grund der vielfachen Versuche hat sich nun die Praxis
herausgestellt, daß das wirksamste und einfachste Mittel
gegen zerstörende Oelwirkung die Herstellung einer be-
sonderen, etwa 1 bis 1,5 cm starken Putzschicht ist, be-
stehend aus bestem Portlandzement und wirklich reinem,
scharfen, feinkörnigen Quarzsand im Mischungsverhältnis
von etwa 1 : 3.
Zu bemerken ist noch, daß sowohl die rohen Beton-
wandungTen und Fußböden vor Aufbringung der Putz-
schicht gut abgebunden haben müssen, als auch die Putz-
flächen nach Fertigstellung nicht nur genügender Zeit
zum Abbinden bedürfen, sondern auch sorgfältigste Be-
handlung nötig haben, d. h. ein Betreten oder Benutzen
solcher Putzflächen muß unter allen Umständen bis zur
vollständigen Erhärtung unterbleiben.
Die Oelbehälter, in denen pflanzliche Oele gelagert
werden, sind, wie schon oben beschrieben, zerstörenden
Wirkungen kaum ausgesetzt. Am meisten Bedenken
müssen industrielle Betriebe für ihre Fußböden aus Beton
oder Zementestrich wegen der schädlichen Einwirkung
durch Maschinenöle haben. Im Maschinenöl ist meistens
ein mehr oder weniger großer Anteil tierischen Oeles
enthalten, infolgedessen ist auch eine stärkere Bil-
dung von Fettsäure und somit eine größere Zerstörungs-
wirkung" zu befürchten. Bei industriellen Betrieben, in
denen eine Berührung der Fußböden mit Maschinenöl sich
nicht vermeiden läßt — und dies ist praktisch kaum mög-
lich — , .müssen die Betonfußböden oder Zementestriche
derselben aufs sorgfältigste hergestellt werden.
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
697
Auch zurzeit werden noch eingehende Versuche über
3eleinwirkungen auf Beton bezw. Zementestrich gemacht
jnd haben, soweit deren Ergebnisse schon bekannt ^ sind,
die bisher gemachten Erfahrungen und Versuche bestätigt,
lämlich, daß im allgemeinen die schädHche Einwirkung
von Oelen auf fertigen und bereits längere Zeit erhärteten
SOZIALE BEWEGUNG
Eine Warnung für die Angestellten
Vor übereiltem Abschluß von Lebensversicherungen
ist es in dieser Zeit dringend notwendig, zu warnen.
Die Lebensversicherungsgesellschaften geben sich alle er-
denkliche Mühe, bevor die Privatbeamtenversicherung Ge-
setz wird, noch möglichst viele Abschlüsse in ihrem Inter-
esse hereinzubringen, aus dem Kreis der künftig von der
staatlichen Versicherung Erfaßten aber herauszuholen, was
möglich ist. Man mag zu 'der Pensionsversicherung stehen,
wie man will, wenn die Versicherung kommt, ist es Pflicht
aller Beteiligten, dafür zu sorgen, daß diese so leistungs-
fähig wie möglich wird. Dies würde vereitelt werden,
wenn gerade die finanziell leistungsfähigeren Privatbeamten
sich der öffentlichen Versicherung entziehen. Sie würden
auch bei dem Eingehen einer privaten Lebensversicherung
wenig gewinnen, wie wir aus einer kurzen Gegenüber-
stellung der Unterschiede der beiden Versicherungsformen
klarmachen wollen. Die Lebensversicherung ist Kapital-
versicherung! Die Angestellten-Versicherung ist Renten-
versicherung! Die Lebensversicherung kann deshalb mit
ihren Beiträgen niemals Rücksicht auf die Einkommens-
verhältnisse nehmen. Die Höhe der Beiträge ist abhängig
von dem versicherten Kapitalsbetrag und dem Eintritts-
alter. Auf Krankheit, Stelienlosigkeit, Berufsunfähigkeit
wird keine Rücksicht genommen. Die Prämie muß in der
von vornherein festgelegten Höhe weiterbezahlt werden;
die in Aussicht gestellten Dividenden werden ja nirgends
gewährleistet. Gerade den Angestellten mit der Unsicher-
heit ihrer Arbeits- und Einkommensverhältnisse droht aber
damit die Gefahr, die Prämien einmal nicht mehr auf-
bringen zu können, so daß sie die Versicherung verfallen
lassen oder unter Verlust eines erheblichen Teiles der
eingezahlten Beträge zurückkaufen müssen. Fast Vr, der
alljährlich erledigten Versicherungen gehen ohne jeden
Nutzen für den Versicherten verloren! Bei der An-
gestellten-Versicherung richten sich die Beiträge ausschließ-
lich nach dem Einkommen; sie passen sich stets dessen
Schwankungen an, steigen oder fallen mit der wechselnden
Höhe des Gehalts. Bei Krankheit, Stelienlosigkeit oder
Berufsunfähigkeit fällt die Beitragszahlung nicht nur ganz
weg, sondern der Angestellte kann bei Krankheit noch
durch ein Heilverfahren vor der Berufsunfähigkeit geschützt
werden, biei deren Eintritt ihm ein Ruhegeld, die Invaüden-
rente zusteht. Die Leistungen der, Lebensversicherung be-
stehen lediglich in der Auszahlung eines bestimmten Ka-
pitals beim Tode oder bei Erreichung eines bestimmten
Lebensalters. Der Zweck einer solchen Versicherung ist
doch nur die Beschaffung der Mittel zum Lebensunterhalt.
Es bedarf deshalb gar keiner Frage, daß das Kapital um
so rascher aufgebraucht wird, je mehr der Angestellte
im Verhältnisse zu seinem Einkommen dafür aufgewendet
hatte. Das Kapital wird sich alljährlich zum mindesten
um den Betrag des früheren Einkommens verringern; in
wenigen Jahren ist es verbraucht und der Angestellte
steht dann mittellos da! Vor allen Dingen muß aber
auch berücksichtigt werden, daß der größte Teil der
abgeschlossenen Versicherungen überhaupt nicht zur ord-
nungsmäßigen Erledigung kommt. Das ist der größte
Beton sehr gering ist und alle mit dem oben beschriebenen
Zementputz als Schutzmittel versehenen Betonbauteile
gegen bedenkliche Zerstörungen durch aus Oelzutritt her-
rührender Fettsäure durchaus geschützt sind.
Altona (Elbe). Dipl.-Ing. Dewitz,
Stadtbaumeister.
gl I-
Nachteil der Kapitalversicherung. Bei der Angestellten-
Versicherung fallen diese Verlustgefahren fort. Das wich-
tigste bei ihr ist die Gewährung einer dauernden, gleich-
bleibenden Invalidenrente an den Angestellten vom Eintritt
der Berufsunfähigkeit ab (oder als Altersrente vom
65. Lebensjahre ab) bis zum Tode. Darüber hinaus laufen
dann noch Witwen- und Waisenrenten. Die Angestellten-
Versicherung will auch durch das wichtige Heilverfahren
eine etwa drohende Berufsunfähigkeit abwenden. Bei vor-
übergehender Berufsunfähigkeit über 26 Wochen wird ein
Kranken-Ruhegeld gezahlt auch während der Heilbehand-
lung. Das alles kennt die Lebensversicherung überhaupt
nicht! Viele Versicherungsgesellschaften behaupten unter
Verschweigung der Wahrheit, daß der Angestellte bei
der staatlichen Versicherung in den ersten zehn Jahren
keinerlei Ansprüche habe, daß er unter Umständen das
in dieser Zeit eingezahlte Geld völlig verliere. Das sei
eine große Gefahr, denn beim Deutschen Privatbeamten-
Verein könne man sehen, daß ein sehr erheblicher Teil
der Invaliditätsfälle schon in dieser Zeit eintrete. Solche
Angaben sind unwahr. In den ersten zehn Jahren des
Bestehens des Gesetzes beträgt die Wartezeit für die
Hinterbliebenenrenten nur fünf Jahre; stirbt der Versicherte
noch früher, so besteht ein Anspruch auf Rückzahlung der
von ihm geleisteten Beiträge. Verschwiegen wird von
den Versicherungsgesellschaften auch, daß in den ersten
drei Jahren des Bestehens des Gesetzes eine Abkürzung
der Wartezeit gegen Einzahlung entsprechender Prämien-
reserven möglich ist und daß für Heilverfahren und Haus-
geld keine Wartezeit besteht! All das ist aber nur für
die älteren, jetzt versicherungspflichtig werdenden An-
gestellten von Bedeutung. Künftig werden die Angestell-
ten doch durchweg schon in so jugendlichem Alter ver-
sicherungspflichtig, daß die Wartezeit — die allein er-
möglicht, die in diesen zehn Jahren geleisteten Beiträge
doppelt so hoch als die späteren bei der Berechnung
der Leistungen zu bewerten — für sie keine Gefahr be-
deutet. Außerdem kennt die Angestellten-Versicherung
keine Risikenauswahl. Die Gesellschaften, die auch un-
günstige Risiken ohne ärztliche Untersuchung versichern,
schreiben für diese ebenfalls eine Wartezeit vor. Die
Angestellten seien deshalb gewarnt, die Angaben und Ver-
gleiche der Lebensversicherungs-Gesellschaften als un-
bedingt beweiskräftig anzusehen. Zahlenmäßig können
die Angestellten-Versicherung und die Lebensversicherung
überhaupt nicht verglichen werden, denn es handelt sich
um gänzlich verschiedene Leistungen.
RECHTSFRAGEN
Der soziale Oedanke
in der Rechtsprechung scheint im Vordringen begriffen
zu sein. Jedenfalls lassen einige Entscheidungen aus der
letzten Zeit darauf schließen, daß die Richter mehr und
mehr Ernst damit machen, humaneren Ideen in der Recht-
sprechung Eingang zu verschaffen. So lesen wir in der
neuen Berliner Wochenschrift ,,Im Namen des Königs",
daß das Kaufmannsgericht in Leipzig das Verschweigen
einer Zuchthausstrafe nicht als Entlassungsgrund anerkannt
698
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 44
hat. Ein Reisender, der vor 12 Jahren mit Zuchthaus
bestraft wurde, davon aber bei seinem Engagement nichts
gesagt hatte, war ohne Kündigung entlassen worden. Die
Kündigung mußte zurückgenommen werden. Das Urteil
wurde damit begründet, der Zug der Zeit gehe darauf
hinaus, daß einem Bestraften die Existenz nicht unter-
bunden werden dürfe und daß. mit der Verbüßung der
Strafe die Sache erledigt sei.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE H
Ki^anken- und Invalidenversicherung
[Während in der Lebensversicherung der Großbetrieb
vorherrscht, begegnet man in der privaten Kranken-
versicherung vor allem Qegenseitigkeitsunternehmungen.
Sie umfassen häufig beruflich oder sozial zusammen-
gehörige Personengruppen, auch erstreckt sich ihr Tätig-
keitsgebiet sehr oft auf einen verhältnismäßig engen Be-
zirk, eine Provinz, einen Bundesstaat u. dergl. Die
Krankenversicherung in ihrer privaten Form hat in Deutsch-
land eine starke Ausbildung nicht erfahren. Es liegt dies
einmal darin, daß die deutsche Sozialgesetzgebung eine
Reichskrankenversicherung in größtem Umfange schuf, die
einen erheblichen Prozentsatz der erwerbstätigen Bevölke-
rung zwangsweise umfaßt. Damit wurde das Tätig-
keitsgebiet für die privaten Unternehmungen in diesem
[Versicherungszweig erheblich eingeengt. Dazu kommt, daß
das .Krankheitsrisiko in seiner Größe schwer schätzbar ist
und den Versicherten nach manchen Richtungen hin die
Möglichkeit bietet, den Versicherer, durch Vorspiegelung
von Krankheitszuständen usw. zu schädigen. Diese Tat-
sache macht es erklärlich, daß in Deutschland nur zwei
Aktiengesellschaften zu finden sind, die neben anderen
Versicherungszweigen auch die Krankenversicherung be-
treiben. Dagegen hat diese Versicherungsart in Staaten,
in denen eine Sozialversicherung nach Art der deutschen
fehlt, größeren Umfang erlangt, beispielsweise in England
und in den Vereinigten Staaten.
Der Zweck der Krankenversicherung besteht entweder
in der Gewährung freier ärztlicher Hilfe, Arznei usw. oder
einer Barentschädigung für den Fall, daß der Versicherte
infolge seiner Erkrankung nicht voll arbeits- und erwerbs-
fähig ist. Bei der Feststellung der Beiträge, die vom Ver-
sicherten aufzubringen sind, wird von dem allgemeinen
Gesundheitsverhältnis, dem Berufe und dem Alter des Ver-
sicherten ausgegangen. Die Haftung des Versicherers wird
häufig nach verschiedenen Richtungen hin beschränkt. Sie
erstreckt sich z. B. nicht auf Erkrankungen während eines
Krieges oder auf Reisen, insbesondere wenn es sich hierbei
um einen Aufenthalt im Ausland handelt. Allgemein besteht
eine .Wartezeit, ebenso kehrt überall die Bestimmung
wieder, daß der Versicherer zu Leistungen nicht schon vom
ersten, sondern erst vom dritten bis fünften Krankheitstage
ab verpflichtet ist. Wenn der Versicherte Entschädigungs-
ansprüche geltend machen will, hat er ein ärztliches Attest
beizubringen. Die Bemessung der Vergütung erfolgt auf
Grund desselben. Oft findet sich die Bestimmung, daß
dem Versicherten in der Zeit der Genesung und vor wieder
erlangter völliger Arbeitsfähigkeit ein bestimmter Bruch-
teil des Krankengeldes, das er während der Dauer der
Krankheit erhielt, zusteht. Jedoch wird in der Regel nur
eine bestimmte Zeit, höchstens ein Jahr hindurch von den
(Versicherungsgesellschaften Krankengeld vergütet.
Eine besondere Art der Krankenversicherung stellt die-
jenige gegen Infektionskrankheiten dar. In diesem Falle
.verpflichtet sich die Versicherungsgesellschaft zur Zahlung
'der vereinbarten Versicherungssummen, wenn der Ver-
sicherte an bestimmten, namentlich aufgeführten Infektions-
krankheiten stirbt, beispielsweise an Typhus, Diphteritis,
Scharlach, Masern, Cholera usw. Eine Weiterbildung dieser
Form der Krankenversicherung ist die Operationsversiche-
rung, bei der die Kosten einer Operation auf dem Wege
der Versicherung gedeckt werden sollen.
Zwischen der Versicherung gegen die Folgen vor-
übergehender Erkrankung und der Versicherung auf den
Todesfall steht die Invalidenversicherung, die die Folgen
dauernder Erwerbsunfähigkeit für den Versicherten be-
seitigen soll. Hinsichtlich der Ausbreitung der privaten
Invalidenversicherung gilt für Deutschland in noch
größerem Umfange, was von der Krankenversicherung ge-
sagt wurde: die private Invalidenversicherung hat sich
bisher außerordentlich wenig entwickelt. Auch hier darf
man die sehr ausgedehnte soziale Invalidenversicherung -
für diesen Zustand in erster Linie verantwortlich machen.
Bekanntlich umfaßt die reichsgesetzliche Invalidenversiche-
rung nicht weniger als 13i/, Millionen Menschen. Sie engt
daher das Feld für die private Invalidenversicherung stark
ein. Hierdurch erklärt es sich auch, daß seitens der Privat-
versicherung die Grundlagen für die Aufnahme der In-
validenversicherung noch recht wenig ausgebildet sind. Es
fehlen z. B. heute noch für eine Reihe von Berufen und Altern
brauchbare Invalidehsterbetafeln, sowie eingehende Unter-
suchungen über die Wahrscheinhchkeit der Erwerbstätigen,
invalide zu werden. Es scheint aber, als ob die Be-
strebungen der Privatbeamten nach einer besseren Für-
sorge auch die Privatversicherung veranlassen wird, sich
der Invalidenversicherung mehr anzunehmen, als dies bis-
her geschah und zwar auch dann, wenn die Angestellten-
versicherung als reichsgesetzliche Zwangs Versicherung, wie
dies wohl anzunehmen ist, demnächst geschaffen werden
sollte. Vor allem dürfte die schon heute häufigste Form der
Invalidenversicherung, nämlich als Zusatzversicherung zur
Lebensversicherung, sich weiter verbreiten. Sehr wichtig
für die weitere Entfaltung der privaten Invalidenversiche-
rung wird es sein, daß sich die Gesellschaften darüber
einigen, was unter Invalidität im Sinne der Police ver-
standen werden soll.
ZEITSCHRIFTENSCHAU
für September IQIL
Technische Physik.
„Die Festigkeit von zusammengesetzten vorgespannten
Säulen." Von Dr. Ing. Rehfuß, Dingl. pol. J. 326, Nr. 33,
S. 545. Einfache massive und zusammengesetzte vorgespannte
Säulen haben bei gleich großem Querschnitt die gleiche elastisciie
Nachgiebigkeit. Theoretisch günstigste Vorspannung, Be-
anspruchung des Materials; Beispiele.
„Vereintachte Berechnung von Tragwerken, die auf zu-
sammengesetzte Festigkeit beansprucht werden." Von Dipl. -ing.
Kaufmann, Dingl. pol. J. 326, Nr. 38, S. 5Q9. Einfache Be-
ziehungen zwischen Querschnitt und Widerstandsmomenten nach
der X- und y-Axe.
„Die Bestimmung der Dampffeuchtigkeit mit dem Drosscl-
kaiorimeter und die Anwendung derselben zur Prüfung von
Wasserabscheidern." Von Dr. Ing. A. Sendtner, Z. d. V. 55,
Nr. 34, S. 142L Konstruktion eines einwandfreien eichfähigen
Drosselkalorimeters. Prüfung von Wasserabscheidern mit Hüte
des neukonstruierten Drosselkalorimeters.
„Das Verhalten des Querkontraktionskoeffizienten des Eisens
bis zu sehr großen Dehnungen." Von Dr. Ing. R. Plank,
Z. d. V. 55, Nr. 35, S. 1479. Größte Dehnung auf das Ein-
schnürungsgebiet bezogen, beträgt bei Flußeisen über 200 v. H.,
auf den ganzen Stab bezogen etwa 30 v. H. Querkontraktions
und ihr Koeffizient, Volumänderung.
„Die Eigenschaften des Wasserdampfcs nach den neuesten
Versuchen." Von W. Schüle, Z. d. V. 55, Nr. 36, S. 1506.
Neue Dampftafeln zur Berechnung des thermischen Wirkungs-
grades des Dampfmaschinen- und Turbinenprozesses bis zuin
kritischen Dampfdruck.
„Die Sicherung richtigen Längenmaßes unter besonderer
Berücksichtigung der Endniaßnormale." Von Reg. -Rat Dr. Stadl-
hagen. Vorschläge zur Verhinderung erheblicher Maßdifferenzen
bei den in der Feinindustrie vorhandenen Normalmaßen. Z. d.
V. 55, Nr. 36, S. 1525.
„Graphische Darstellung der Vorgänge in einer Trocken-
anlage." Von Reyscher, Z. d. V. 55, Nr. 37, S. 1567. Zeich-
nerische Festlegimg der mittleren Temperatur zweier im Wärme-
austausch befindlichen Körper: Heizsystem und feuchte Luft,
feuchte Luft und zu trocknender Körper usw.; neues Trocken-
verfahren.
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
699
Industrielle Feuerungen.
Dampfkessel.
„Untersuchungen am Hochleistungswasserkessel im Dauer-
betrieb." Von P. Fuchs, Z. d. V. 55, Nr. 39, S. 1652. Die
Beanspruchung normaler Zweikammer-Wasserrohrkessel beiragt
40 kg st pro 1 qm Heizfläche.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Der Stahl-Kraftband-Trieb mit besonderer Berücksichtigung
seiner Rentabilität." Von Sproecke, Dingl. pol. J. 326, Nr. 35,
S. 550. Anorganische Eigenschaften des Stahlbandes; Verminde-
rung von Abmessungen und Gewicht der Triebteile; Bemessung
der Kraftbandläpge; konstruktive Ausführung von Band, Schloß
und Reibungsbelag usw.
„Bestimmung des Wirkungsgrades von Zahnrädern." Von
Rikli, Z. d. V. 55, Nr. 34, S. 1435. Experimentelles Verfahren.
Kraftmaschinenbau.
„Die langsamlaufende, zwangläufige Frikartsteuerung." Von
-Dipl.-ing. Kölsch, Dingl. pol. J. 326, Nr. 38, S. 595. Entwurf
eines Steuerdiagramms für diese Steuerung.
„Feststellung des Kohlen- und Wasserverbrauchs bei Loko-
motiven." Von Dipl.-ing. Züblin, Dingl. pol. J. 326, Nr. 38,
S. 593. Neue Meßmethode der Leistung. Leistung der Kessel
im Verhältnis zu den vorhandenen Widerständen.
„Der hundertpferdige Schiffsmotor der neuen Automobil-
gesellschaft in Oberschöneweide bei Berlin." Von Reg.-Bmstr.
Dierfeld. Eingehende Erläuterung der Baueinzelheiten.
„Fernschwimmervorrichtung für Wasserstandregler." Von
Oberingenieur Schmitthenner, Z. d. V. 55, Nr. 36, S. 1522. Be-
schreibung der Apparatur, die hauptsächlich für Wasserkraft-
werke in Betracht kommt.
Elektrotechnik.
„Die Kommutation bei Einankerumformern." Von Dr. Ing.
S. Hallo, E. T. Z. 32, Nr. 35, S. 880. Theorie der Kommu-
tierung mit und ohne Wendepole. Letztere für Einankerumformer
nicht besonders geeignet, deshalb hohe Dreh- und Perioden-
zahl erschwert.
,,Die Elektrizitätsautomaten." Von Gruber, E. T. Z. 32,
Nr. 36, S. 895. Wesen und Konstruktion.
,, Elektromagnetische Ausgleichsvorgänge in Freileitungen und
Kabeln." Von K. W. Wagner, E. T. Z. 32, Nr. 36, S. 899.
Verfahren zur experimentellen Untersuchung mit dem Oszillo-
graphen.
„Elektrische Heiz- und Kochapparate." Von Dipl.-ing. Stein-
. hardt, E. T. Z. 32, Nr. 37, S. 919. Vorführung einer großen
Reihe von Iforrichtungen zu den verschiedensten Zwecken.
,, Neuerungen auf dem Gebiete der automatischen Morse-
telegraphie." Von E. Ehrhardt, E. T. Z. 32, Nr. 37, S. 922.
Lochapparat für Morsezeichen für Empfangsregistrierung und
lokale Herstellung von Lochstreifen.
„Zum Diagramm des Spannungswandlers." Von MöUinger
und Gewecke, E. T. Z. 32, Nr. 37, S. 922. Diagramm, das nach
Leerlauf-, Kurzschluß- und Widerstandsmessung aufgestellt
werden kann und gestattet, das Verhalten von Spannungswandlern
bei allen Belastungen zö entnehmen.
„Maschine zum Berechnen elektrischer Leitungsnetze." Von
Ing. Nowak, E. T. Z. 32, Nr. 39, S. 973. Eine Rechenmaschine
zur Lösung von Gleichungen ersten Grades mit mehreren Un-
bekannten.
Werkzeugmaschinenbau.
„Oewichtsbestimmung hydraulischer Pressen." Von Ing.
Friedmann, Dingl. pol. J. 326, Nr. 35, S. 548. Untersuchung
der geometrischen Körper, aus denen eine Presse zusammengesetzt
ist, die Gewichte und Minimalbedingungen einzeln und dann in
Abhängigkeit untereinander. Körper, die der theoretischen Be-
rechnung unzugänglich werden durch Aufstellung empirischer
Formeln behandelt.
„Kurbelwellendrehbank von 700 mm Spitzenhöhe." Von
Hülle, Z. d. V. 55, Nr. 35, S. 1473. Beschreibung.
Gas- und Wasserversorgung.
„Ueber Naphthalinwäscher." Von Dir. Zwarg, J. f. Gas-
beleuchtung LIV, Nr. 34, S. 837. Versuche mit dem Ersatz
des Anthrazenöls durch Oelgasteer.
„Die Gasheizung und ihre besondere Eignung als Hilfs-
heizung in Verbindung mit Zentralheizungsanlagen." Von Dipl.-
ing. Meurer, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 35, S. 863. Vorzüge der
Gasöfen in punkto Wirkungsgrad, Betriebssicherheit, Dauer-
haftigkeit, hygienischer Forderungen usw.
„Ueber die Wirtschaftlichkeit der nassen und trockenen Gas-
messer." Von Insp. Vieweg, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 36, S. 888.
Vergleichende Zahlentabellen und Bilanzen, die zugunsten des
nassen Messers sprechen.
„Bestimmung des Naphthalins im rohen Steinkohlengas."
Von Arpad Wein, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 36, S. 891. Eine neue
Methode und deren Apparatur; sie ist eine Abänderung der
van Ruttenschen in Form von Naphthalinpikrat und Zurück-
titrieren der nicht verbrauchten Pikrinsäure.
„Beiträge zur Naphthalinwaschung." Von Pannertz, J. f.
Gasbel. LIV, Nr. 37, S. 912. Praktische Winke und Erfahrungen.
„Ueber Wassersterilisierung mittels ultravioletter Strahlen."
Von Dr. Erlwein, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 39, S. 955. Bestrah-
lung von Rieselwasscr mit Kopierlampen. Bestrahlung mit
Quarz-Quecksilberlampen unter gleichzeitigem Durchtreiben von
Preßluft in feiner Verteilung usw.
F 1 u g t c c h n i k.
„Folgerungen aus den letzten Ucberlandflügen mit be-
sonderer Berücksichtigung des deutschen Rundfluges." Von
Bejeuhr, Z. f. Flugtechn. u. Mot.-Luftschiff. II, Nr. 16, S. 208.
Kritik des Materials und die technischen Erfahrungen.
„Zur Gastemperatur des Freiballons." Von Bassus und
Schmauß, ebenda, Nr. 17, S. 217. Die Temperatur des Ballon-
gases ist nur von der Sonnenstrahlung abhängig.
„Kreiselwirkungen im Flugzeug." Von Dipl.-ing. Betz,
ebenda, Nr. 18, S. 229. Kreiseltheorie und der Einfluß der
Kreiselwirkung auf die Steuereigenschaften der Flugzeuge.
„Neue Flugzeuge." Von Dr. Quittner, ebenda, Nr. 18, S. 232.
Der Eindecker von Dorner.
Verschiedenes.
„Ausführungsbeispiele autogener Metallschweißungen." Von
Ing. Hager, D. prakt. Masch.-Konstr. 44, Nr. 37, S. 314.
BÜCHERSCHAU
(Samlliche Werke siiul clurcli die Buchhandlung des Deutschen Techniker-Verbandes
zu beziehen.)
Technisches Auskunftsbuch für das Jahr 1912. Notizen, Ta-
bellen, Regeln, Formeln, Gesetze, Verordnungen, Preise
und Bezugsquellen auf dem Gebiete des Bau- und In-
genieurwesens in alphabetischer Anordnung von Hubert
Joly. Neunzehnter Jahrgang. Leipzig, K. F. Köhler.
Preis geb. 8 M.
Das von uns schon wiederholt besprochene technische Aus-
kunftsbuch ist soeben in neuer Auflage erschienen. Damit ist
dieses ausgezeichnete Nachschlagewerk, das wohl kaum noch
einem Fachmann unbekannt ist, in das 19. Jahr seines Be-
stehens getreten. Wir können auch diesmal allen, denen an
einem zuverlässigen Orientierungsmittel über die täglichen Fragen
der Bureau-, Bau- oder Betriebsarbeiten gelegen ist, nur emp-
fehlen, sich dieses Werk anzuschaffen.
:: :: :: :: H :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: H
Nur Anfragen, äenen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
Wohnung und M i t g I i e d n u ni m e r hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
(luellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Mine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mitta.ss 12 Ulli) vor lirs^heinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. f:ine Verbindlichkeit für die .Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von ["ragen und Antworten lehnt die Schrift-
Icitung nachdrücklich ab. D.e zur firläiiteriing der Fragzn notwendigen Druck-
ctöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 218. (Wiederholt.) Eine Stadtgemeinde soll die dem
Kreise gehörige Chaussee übernehmen. Diese ist rd. 850 m
lang bei einem Querschnitt von 6,50 m chaussierter Fahrbahn
und zwei 1,50 m breiten Fußgängersteigen mit Bordsteinen.
Welche Abfindungssumme für Unterlialtung usw. der Fahrbahn
und der Sommerwege kann die Stadt verlangen, und wie ist
die Entschädigungsrechnung durchzuführen? Genügt es, die
Lebensdauer einer (Basalt-) Schüttung mit 10 Jahren zu ver-
anschlagen? Wie viel cbm Material werden für die zehnjährige
Bestanddauer auf 1 qm Fläche verbraucht? Wie berechnet man
weiter die Unterhaltungs- und Herstellungskosten der Packlage,
der Bord-, Prell- und Schutzsteine, sowie der Gräben und Durch-
lässe? Außerhalb des Stadtgebietes ist die Chausseebahn nur
4,0 m breit. Ist in der Entschädigungsrechnung die Chaussee-
breite von 6,5 m oder die von 4,0 m einzusetzen?
Frage 232. Mit welchem Anstrich oder mit welcher .\1asse
kann der Asphaltfußboden einer Veranda, die jetzt als Zimmer
ausgebaut werden soll, versehen werden, um den Fußboden an-
sehnlich zu gestalten?
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 44
Frage 233. Welche Firmen -fertigen eleictrisch versenkbare
Fußböden für Theaterbühnen, und in welchen Städten sind diese
mit Erfolg eingerichtet? Welche Kosten entstehen ungefähr für
- die Einrichtung einer Fläche von 18,00 m Länge und 4,00 m
Breite, in welcher die Fläche zu viertel Teilen für jeden Teil
einzeln versenkt werden kann? Versenkungstiefe 6,00 m über
Bühne zu heben ca. 2,50 m?
Frage 234. Ich bitte um Angabe geeigneter Fäkalien-Abfuhr-
Sj'steme für einen Ort von e-twa 3500 Einwohnern.
Frage 235. Eine Gemeinde- Verwaltung beabsichtigt eine
Badeanstalt im Rhein zu errichten. Da nun feststeht, daß ein
hölzerner Unterbau auf Tannen große Unterhaltungskosten ver-
ursacht, wird ein eiserner Unterbau in Erwägung gezogen. Es
wird um Angabe von Firmen gebeten, die sich mit der An-
fertigung ganzer Einrichtungen oder einzelner Teile befassen.
Frage 236. Kann mir einer der Herren Kollegen darüber
Aufklärung geben, warum Artilleriegeschosse innerhalb der Flug-
bahn nach rechts abweichen. Würde dies auch im luftleeren
Raum ein+reten?
Frage 237. An einem unter Druck stehendem Wasser-
leitungsstrang von ca. 5 km Länge (Entfernung zwischen Quelle
und Hochreservoir) und 125 mm lichtweiten Oußeisenrohren,
soll ein neuer Strang von 1600 m Länge in einer Entfernung
von 2i00 m vom Hoch-Reservoir ab angeschlossen werden. Die
Wasserführung der alten Leitung beträgt jetzt nur 2 Sek Liter.
Die neue Leitung soll 1 Sek/Liter fördern. Der Wasserspiegel des
Hochreservoirs liegt auf einer angenommenen Höhenkote von
520,00; der Wasserspiegel der alten Quelle auf 551,00, der neuen
Quellen auf 523,00, der Anschlußpunkt an die alte Leitung
auf 507,00. Die alte Leitung steigt und fällt, ebenso auch die
neue. Liegt nun die zum Fassen beabsichtigte Quelle mit
Rücksicht auf das Reservoir hoch genug? Kann an einem tiefen
Punkt angeschlossen werden? Auch innerhalb des Rückstaues?
Welcher Rohrdurchmesser wäre bei gußeisernen Muffenrohren zu
verwenden?
Zur Frage 204. Säurefester und warmer Fußboden. Stein-
fußböden sind alle kalt. Geraten wird zu Marmor-Mosaik, das
mit Hartholz-Lattenrost bedeckt und darüber mit Kokos- oder
auch Bast-Läufern belegt wird. Die Erneuerungskosten der
Läufer sind nicht so erheblich. Als Pflanzenstoffe halten sie aber
genügend Fußwärme. -pt.
Zur Frage 215. Teergeschmack eines Trinkwassers aus
einer asphaltierten Mannesmann-Muffenrohrleitung. Der Grund
für die gelbliche Farbe und den teerähnlichen Geschmack des
Wassers an den Zapfstellen kann nur daran erblickt werden,
daß der Unternehmer die Muffen mit einem in schwedischem Teer
(Holzteer) getränkten Teerstrick abdichtete. Durch das Eintreiben
des Teerstrickes in die Muffen ist der Teer aus ersteren heraus-
gepreßt worden, nach innen getreten und hat sich nun an den
Wandungen der Röhren angesetzt. Beim Durchströmen des
Wassers wird der Teer abgespült und vermischt sich mit dem
Leitungswasser. Zu Dichtungen von Trinkwasserrohrleitungen
darf nur Weißstrick (ungeteerter Hanfstrick) verwendet werden.
Dieser kann nicht faulen, da durch das straffe Einpressen und
Vergießen der Muffen mit Blei ein luftdichter Abschluß ent-
steht. Ich habe im vorigen Jahre mehrere hundert Meter der-
artige Rohre zu gleichem Zwecke verlegen lassen und wie
zuletzt beschrieben, gedichtet. Ein Nachteil hat sich bis jetzt
nicht gezeigt. — Anders ist es, wenn durch solche Rohre
heißes Wasser geleitet wird. Das heiße Wasser löst den an
den inneren Wandungen haftenden Teer nach und nach ab. Bei
täglichem Betrieb, entsprechender Entnahme und Länge der
Leitung ist der Teer nach 8 bis 14 Tagen verschwunden. Ich
habe in letzter Zeit einen derartigen Fall gehabt.
H ö 1 k m a n n , Bauführer, Mitgl.-Nr. 35 577.
Zur Frage 221. Federstahl. Federnder Stahl kann
niemals glashart sein. Um Stahl zu härten, wird er bis
zur Rotglut erhitzt und dann schnell in Wasser, Gel, Talg,
Quecksilber usw. abgeschreckt. Nunmehr ist er glashart. Jede
Manipulation in diesem Zustande, als Band gedacht, würde ihn
unweigerlich brechen. Um ihn elastisch, für Federn brauchbar
zu machen, schleift man mit einem scharfen Mittel, Schmirgel
oder dergl. die Oberfläche des Stahles weiß, übergibt ihm
mäßigem Kohlenfeuer und läßt ihn bis zu der verlangten Zähig-
keit an. In genauer Folge kann man dies an den Regenbogen-
farben beurteilen, die der Stahl annimmt und so ganz genau
den Grad der Härte feststellen. Für Federn wählt man bei
ganz gutem Stahl kirschbraun. — Nicht ganz klar ist mir eine
lang ausgedehnte Spirale gewunden auf 1 m etwa 1 Windung.
Nach meiner Schätzung würde eine solche Stahlklinge fast gar
keine federnde Wirkung haben. Die Gesamtlänge einer Feder
schwankt zwischen 1 m und 3 m. Wie ist das zu verstehen?
Welche Härteöfen sich zum Federhärten eignen, ist leicht zu
beantworten insofern, als für diesen Zweck nur SpezialÖfen in Be-
tracht kommen. — Ich empfehle den Herrn Fragesteller, wenn es
sich nicht um Millionen Stücke handelt, ja die Hand von Ver-
suchen fortzulassen. Das erste brauchbare Stück Feder stellte
sich gewiß auf einige tausend Mark, während derartige Sachen,
wie angedeutet, ganz billig zu beziehen sind. Mit Adressen
hierfür stehe ich gern zur Verfügung.
G. Krüger- Charlottenburg, Schloßstr. 64.
Zur Frage 222. Eisschup/Kii. I. Für moderne Schuppen
dieser Art hat man bewährte Spezial-Konstruktionen in Holz.
Ueber die Isolierungen und die Adresse zur weiteren Aus-
kunft siehe Notiz über „Eiskeller", S. 623, Heft 39 D. T.-Z.
II. Die Frage der Isolierung des Eisschuppens läßt sich
so allgemein nicht beantworten. Wenn der Schuppen massiv
aufgeführt wird, so empfiehlt es sich, die Wände aus allseitig
geschlossenen Balgsteinen herzustellen. Der Balgstein ist ein
gebrannter Ziegelstein, der außen allseitig volle Wandungen hat,
innen aber hohl ist. Vermöge der in ihm eingeschlossenen Luft-
schicht ist er ein hervorragendes Isoliermittel gegen Wärme-
unterschiede. Wenden Sie sich vielleicht unter genauer Darlegung
des Falles an die Balg-Stein-Patent-Verwertungs-Gescllschaft m.
b. H. in Görhtz. Plötz. 27 481.
III. Eine gute Isolierung stellt der wasserdicht imprägnierte
Korkstein dar. Dieser beansprucht gegenüber allen anderen
Isoliermitteln die geringsten Stärken, daher ein Ersparnis an zu
bebauender Grundfläche. Torfmull verliert infolge seiner hygro-
skopischen Eigenschaften mit der Zeit bedeutend an seinem
Isolierwert. Wenden Sie sich an die Firma A. Haacke & Co.,
Celle in Hannover. -n.
Erklärung
In einem Aufsatz, den wir in Nr. 43 veröffentlichten,
erhebt Dr. Cl. Heiß gegen den Bund der technisch-indu-
striellen Beamten den Vorwurf der Protokollfälschung. Wir
bekennen, daß dieser Vorwurf außerordentlich schwer ist
und konnten erwarten, daß der B. t.-i. B. Schritte zu seiner
Rechtfertigung unternehmen würde. Die Leitung des
B. t.-i. B. teilt uns mit, daß sie bereit sei, Hrn. Dr. Heiß
vor Gericht Gelegenheit zu geben, seine Anschuldigung
zu beweisen. Mit dieser Mitteilung verbindet der Bund
die andere, daß die Behauptungen des Herrn Dr. Heiß
nicht zutreffen. Es war von uns übersehen worden, die
Angaben des Herrn Dr. Heiß vor ihrer Veröffentlichung
zu prüfen. Zu dieser Vorsicht gab uns die wissenschaft-
liche Mitarbeit des Herrn Dr. Heiß seither keine Ver-
anlassung. Herrn Dr. Heiß müssen wir es darum auch
überlassen, für diese persönHche Note seiner Ausführungen
einzustehen.
Wir bedauern das Vorkommnis nach den uns ge-
wordenen Aufklärungen besonders deshalb, weil sich die
Debatte in den beiden Verbandsorganen noch weiter un-
nötig zuspitzen könnte. Die letzte Nummer der Industrie-
beamtenzeitung belegt zur Genüge, welche Formen die
Auseinandersetzung zweier Konkurronzveibände annelim:n
kann. So schwer der Vorwurf des Herrn Dr. Heiß ist,
so kann der Bund sich nicht davon freisprechen, eben-
falls das Maß sachlicher Diskussion weit überschritten
zu haben.
Sollte darum der vorliegende Fall und unsere Er-
klärung dazu beitragen, die Diskussion über die bestehen-
den Gegensätze, im Interesse beider Organisationen ge-
führt, auf das Maß von Sachlichkeit zurückzuführen, das
allein für eine Klärung Qewähr bietet, so ist für das
Ansehen der Verbände sehr viel gewonnen. Unsere nächste
Vorstandssitzung wird ihre Stellungnahme in einer Er-
klärung zum Ausdruck bringen, die sich mit der künftig
einzuhaltenden Taktik für die Erörterung unserer Stellung
zum B. t.-i. B. in der D. T.-Z. befassen wird.
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
701
m
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T,-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die JWanuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jahresberichte nicht aui-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Bezirksverwalt linken
Brandenburg. Sonntag, 12. November, vormittags IOV2 L^hr,
indet eine Besichtigung der neuen Technischen Mittelschule in
Berlin N. 65, am Zeppelinplatz, statt. Zu dieser interessanten
Besichtigung, die allen Teilnehmern einen Ueberblick über die
Fortschritte des technischen Schulwesens zu geben verspricht,
laden wir alle Kollegen der Bezirksverwaltung nebst ihren Damen
ergebenst ein. Im Interesse einer guten Führung wird gebeten,
die Teilnahme an der Besichtigung bis zum 6. November bei
Herrn Dieter, Charlottenburg, Tegeler Weg 5 anmelden zu
wollen. (Treffpunkt Haupteingang der Schule.) Verbindungen
^ Nordring, Station Wedding, außerdem Straßenbahnlinien 24, 25,
26, 28, 29 und 68.
Brandenburg. Statik - und Eisenbetonkurse. Wie
verschiedentlich angezeigt, finden in diesem Winter wieder Kurse
über Statik statt und zwar beginnen 1. der Repetionskursus am
Dienstag, 7. November; 2. der Fortbildungskursus am Mitt-
woch, 8. November; 3. der Eisenbetonkursus am Freitag, 10. No-
vember und 4. der Kursus über statisch unbestimmte Systeme
(Donnerstags) ebenfalls etwa Anfang November, der Beginn
dieses Kursus steht noch nicht genau fest. Der Beginn jedes
Kursus wird den Herren Teilnehmern noch schriftlich bekannt-
gegeben.
Wie bekannt liest die Kollegs 1 bis 3 Herr Dipl.-Ing. Lei-
pold, Kolleg 4 Herr Dipl.-Ing. Pollitzer. Die Kurse finden in
der 4. Städt. Pflichtfortbildungsschule, Oeorgenstraße 30/31, am
Bahnhot Friedrichstraße, statt und zwar von 8 bis 10 Uhr abends.
Das Honorar für die Kurse 1 bis 3 beträgt 20 M, für den
Kursus 4 je nach der Teilnehmerzahl 25 bis 30 M. Anmeldungen
nimmt noch entgegen Koll. Arch. Felix Hesse, Charlottenburg,
Königsweg Nr. 5.
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Oießerstr. \\. Briefe a. d.
1. Vors. Unser diesjähriger Bezirkstag findet am 3. De-
zember in sämtlichen Räumen des Kaufmännischen Vereinshauses
zu Chemnitz statt. Programm: Vormittags 11 Uhr: Er-
öffnung des Bezirkstages. 1. Begrüßung der Gäste und Fest-
teilnehmer durch den 1. Vors. 2. Ansprachen. 3. Vortrag des
Herrn Dr. Günther, Privatdozent an der Universität Berlin.
I 4. Schlußwort. Anschließend hieran, zwangloses Mittngmahl in
den unteren Räumen. Nachmittags 2V2 Uhr: Geschäftliche
Sitzung im Technikerzimmer. Während derselben für die Damen
und übrigen Teilnehmer Besichtigung des neuerbauten Rathauses.
Sammeln um 21/2 Uhr im Kaufmännischen Vereinshaus. Nach-
I mittags 4 Uhr: Gesellschaftliche Zerstreuungen.
Dresden. Vors. : Mirtschin, Dresden 30, Burgsdorffstraße 7.
Wiederholt laden wir unsere Einzelmitglieder und Vereine zu
dem am 5. November 1911 in Zittau stattfindenden Herbst-
bezirkstage ergebenst ein und bitten um recht zahlreiche Be-
teiligung. Tageseinteilung: Vormittags \\^!^ Uhr im Hotel
„Drei Kronen" Vortrag des Herrn S c h u b e r t - Berlin, Schrift-
leiter der D. T.-Z., über: „Aus der Wirtschafts-
geschichte Deutschlands." Nachmittags 2 Uhr im
Hotel „Weißer Engel" Bezirkstag. Tagesordnung: 1. Er-
öffnung und Zusammensetzung des Bezirkstages. 2. Bericht über
die Wanderversammlung Dresden 1911. 3. Beschlußfassung über
■ Kassenangelegenheiten. 4. Wahl eines Ausschusses für die neue
Satzung der Bezirksverwaltung. 5. Wahl von 4 Vertretern für
die Jahreshauptversammlung der Landesverwaltung Sachsen.
6. Bericht über die Frage: Wie kann sich der Techniker zum
gewerblichen Fachlehrer .ausbilden und wie sind die Fort-
kommensaussichten. Herr Kollege, Ingenieur Pohlenz-Dresden.
7. Bericht über den Stand der Privatbeamtenversicherung. Herr
Kollege Ingenieur Bock-Dresden. 8. Bericht über die Denk-
schrift des Bundes Deutscher Architekten. Herr Kollege Bau-
! meister Seidler-Dresden. 9. Beratung und Beschlußfassung
r etwaiger Anträge. 10. Verschiedenes.
Westfalen. Briefaufschrift: W. Langbein, Bielefeld, Ravens-
berger Straße 60. Der 8. Bezirkstag fand am 9./10. September bei
guter Beteiligung in Bottrop statt. Herr Ingenieur Lustig sprach
in öffentlicher Versammlung über das Thema: „Die Entwick-
lung Deutschlands zum Industriestaat und der neue Mittelstand."
Für die unserer Bezirksverwaltung angeschlossenen Vereine und
die Einzelmitglieder bleibt zu beachten, daß der Name der Be-
zirksverwaltung in Bezirksverwaltung Westfalen (früher
Mitteldeutsche Bezirksverwaltung) geändert ist. Vorort bleibt
Bielefeld mit dem wiedergewählten alten Vorstand. — In diel
Winteragitation sind wir'mit öffentlichen Vorträgen in Oeynhausen
und Minden am 10. und 11. Oktober eingetreten, in denen vor
60 und 26 Kollegen Herr Lustig die „Bestrebungen des D. T.-V."
erörterte. Ob die für den 7. bis 11. November vereinbarten.
Vorträge durch einen Oberbeamten gehalten werden können,
steht z. Zt. noch nicht fest. Weiteres im Bezirks-Protokoll.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vors. u. Br.-A. : F. J.
Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Samstag abend
im Berliner Hof. Samstag, 28. Oktober, abends 9 Uhr, Zu-
sammenkunft im Restaurationszimmer. Samstag, 4. November,
abends 8'-'/^ Uhr, Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Ver-
lesung der Protokolle. 2. Bekanntgabe der Eingänge. 3. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 4. Beschaffung von Zeitschriften. 5. Be-
sprechung über spätere Veranstaltungen. 6. Verschiedenes und
Beitragszahlung.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung Mitt-
woch, 1. November, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel, Altona,
Königstraße 186/188. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mit-
teilungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Abrechnung über
den Verkauf der Solidaritätsmarken. 4. Beschlußfassung über
das Halten von Zeitschriften. 5. Technische Fragen. 6. Ver-
schiedenes.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-
A.: Herm. Voigt, Berlin O. 112, Waldeyerstr. 6 1. V. u. O.:
Jeden ersten Donnerstag im Monat im Wilhelmshof am Wil-
helmsplatz, Charlottenburg. — Die nächste Hauptversammlung
findet am Donnerstag, 2. November 1911, im Vereinslokal mit
folgender Tagesordnung statt: 1. Geschäftliches. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. Koll. Küster hat sich zur Aufnahme in den
Verein gemeldet. 3. Vorbesprechung über die in der Jahres-
Hauptversammlung im Dezember 1911 stattfindenden Vorstands-
wahlen. 4. Bekanntgabe des Winterprogramms. 5. Verschie-
denes. Am 16. November, 8V3 Uhr abends: Vortrag (mit
Damen) über coffeinfreien Kaffee. Gratiskostproben. Gäste
willkommen. Im November 1911 müssen sämtliche Beiträge
an den D. T.-V. abgeführt werden. Unser Kassierer, Kollege
Fasterding, Charlottenburg, Kaiser-Friedrichstr. 93, ersucht um
recht baldige Zusendung der Beiträge.
Coburg. Techn. Verein. Vors. u. Br.-A. : Cl. Hußlein,
Hausmannstraße 3. Ausnahmsweise findet die nächste Haupt-
versammlung Mittwoch, 1. November, im Vereinslokal Fischerei
statt. In Anbetracht der wichtigen und inhaltsreichen Tages-
ordnung muß es sich jedes Mitglied zur Pflicht machen, zu
erscheinen. Beginn der Versammlung Punkt 8 Uhr. Tages-
ordnung: 1. Verlesung des Protokolls. 2. Eingänge und Tages-
fragen. 3. Privatarbeit der Kommunal- und Staatsbeamten in
Coburg. 4. Verlegung des Bezirkstages 1912 nach Coburg.
5. Vortrag über Wirtschaftsleben und Organisation. 6. Lokal-
fragen. 7. Winterprogramm. 8. Statikkursus für Eisenbeton
(graphisch und analytisch). 9. Exkursion nach Schney. 10. Zah-
lung rückständiger Beiträge. 11. Verschiedenes.
Düsseldorf. Technischer Verein. Die nächste Vor-
standssitzung findet im Restaurant „Rheinhof" am 30. Oktober
1911 statt. Daselbst die nächste Monats-Hauptversammlung am
2. November. Als wichtigster Tagesordnungspunkt ist die Be-
ratung der Anträge zum Bezirkstage in Kalk am 12. Noxember
hervorzuheben. Es wird vorausgesetzt, daß die Kollegen zahl-
reich erscheinen und nicht immer nur einzelnen Mitgliedern zu-
muten, aktive Arbeit für unsere hohe Sache zu leisten.
Gleiwitz. Technischer Verein. Vors. u. Br.-A. : W .
Böning, Gleiwitz, Stephaniestraße IS. Nächste Hauptversamm-
lung am Donnerstag, 2. November, abends 81/2 Uhr, im Schles.
Hot. Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls der letzten
Hauptversammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekannt-
gabe der Eingänge. 4. Bericht über den 14. Bezirkstag durch
Herrn Kollegen Stolle. 5. Mitteilungen und .Anträge.
Hanau. Techn. - Verein. Donnerstag, 2. November,
Hauptversammlung im Vereinslokal Hotel „Zum Riesen". An-
fang 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Verlesung der Eingänge und der
1
702
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 44
beiden letzten Protokolle. 2. Mitgliederaufnahme. 3. Vorstands-
wahl. 4. Nochmalige Besprechung über die Feier des zwanzig-
jährigen Stiftungsfestes. 5. Vereins- und Verbandsangelegen-
heiten. 6. Verschiedenes. Der wichtigen Tagesordnung wegen
werden die Mitglieder gebeten, recht zahlreich zu erscheinen.
Kid. T e c h n i k e r - V e r e i n. Vrs. u. Br.-.A. : O. Behrens,
Ing., Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Donnerstag eines
Monats, abends 8i/_, Uhr, im „Patzenhofer", Falckstraßc 12 1.
Nächste Mitgliederversammlung Donnerstag, den 2. No\'embcr.
Tagesordnung: 1. Protokollverlesung der letzten Versammlung.
2. Aufnahmen. 3. Verbandsangelegenheiten. 4. Vortrag ,,Ver-
s i c Ii e r u n g s vv e s e n". Referent: Kollege P. Schulz.
5. Sonstiges. Zu Punkt 4 hatten wir im Winterprogramm für
den heutigen Abend den Vortrag „Vollkanalisation der Stadt
Kiel" vorgesehen, dieser kann jedoch umständehalber leider noch
nicht gehalten werden; dafür springt Herr Kollege Schulz mit
seinem Referat ein, das für den 7. Dezember d. J. vorgesehen
war. Wir bitten um zahlreiches Erscheinen. Der vom Kollegen
Kobarg für den 19. Oktober in Aussicht gestellte Vortrag ., Stellen-
vermittlung der Berufsorganisationen" konnte v.'egen Erkrankung"
des Kollegen Kobarg nicht gehalten werden. \Vir werden den-
selben jedoch Donnerstag, 16. November, entgegen nehmen
können. Die von uns zum Bez. -Tag Schwerin eingebrachte und
dort angenommene Entschließung zur Pens. -Vers, für Privat-
angestellte, ist vom Verbandsvorstande abgelehnt^ wir werden
nunmehr, falls nicht noch grundlegende Aenderungen im Reichs-
tage selbst vorgenommen werden, was jedoch kaum wahrschein-
lich, unsere Reichstagsabgeordneten bitten, gegen das vor-
liegende Gesetz zu stimmen.
Der hiesige Ausschuß für Volksbildung, dem der Kieler
Techniker-Verein korporativ beigetreten ist, hat für den kommen-
den Winter nachstehende Veranstaltungen geplant. Oeheimrat
Erich Marks spricht am Dienstag, 7. November, in der Aula der
Universität über Bismarck als Künstler und Kunstwerk.^ Dr. Karl
Schönherr aus Wien liest am 14. November in Wriedts Etablis-
sement aus seinen Werken. Herr Geheimrat Thode, Heidelberg
spricht am 23. Januar n. Js. über die tragische Bühne von
Bayreuth. Am Sonntag, 5. November, findet die erste Volks-
unterhaltung statt im Schloßhof, nachmittags 3 Uhr. U. a. spricht
Prof. Doormann über „Wetterprophezeiungen und die Beding-
ungen des Wetters in Kiel"; Herr Reder vom Kieler Stadt-
theater wird soziale Zeitgedichte vortragen. Zu sämthchen Ver-
anstaltungen haben die Mitglieder des Kieler Techniker- Vereins
bedeutende Preisermäßigung; zwecks Legitimation gibt der Aus-
schuß für Volksbildung ' Karten aus, die in unseren Versamm-
lungen und beim Kollegen Herrn Hahn, Preußerstraße 16, zu
haben sind.
Mainz. Technischer Verein. Voranzeige: Mittwoch,
8. November, Jahres-Hauptversammlung, abends 8V2 LJhr, im
„Restaurant zur Sonne". Tagesordnung: Kassen- und Jahres-
bericht, Vorstandswahl. Besondere Einladung erfolgt noch.
Münclieii. Techniker-Verein. E. V. Dienstag,
31. Oktober, gesellige Zusammenkunft im Vereinslokal.
N Ilmberg. T e c h n i k e r - V e r e i n i g u n g. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u. O.: Jeden Mitt-
woch, abends S'/j Uhr, in der Restauration ,, Theodor Körner",
Inselschütt. Mittwoch, I.November, Monats ve:sammlung. Tages-
ordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Einlauf.
4. Verschiedenes. — Die bisherigen Veranstaltungen des Vereins
fanden das regste Interesse der Mitglieder und wurden mit vollem
Beifall aufgenommen. Trotzdem könnte der Besuch der einzelnen
Vortragsabende usw. immer noch besser sein. Wir möchten die
Mitglieder dringend ersuchen, die Bekanntmachungen und Ein-
ladungen des Vereins immer ins Auge fallend aufzubewahren
und an Tagen, welche dem Fachverein gewidmet sein^soilen,
alles andere zurückzustellen. Ganz besonders möchten wir an
das Pflichtgefühl der Herrn Mitglieder -appellieren. Mit der
Zahlung des Beitrages allein ist nichts getan. Jedes Mitglied
sollte sich verpflichtet fühlen, in jedem Monat mindestens einmal
einen Abend dem Verein zu widmen, der übrigens, nach dem
Urteil derjenigen Mitglieder, die fleißig kommen, keinesfalls
ein verlorener Abend genannt werden kann. — Am 15. No-
vember, abends S'/s Uhr, findet im Vereinslokal ein Vortrag
des Herrn Rechtsanwalts I^r. Schloß statt über ,,0 e s c h i c h t e
und Wesen des Tarifvertrages". Am 2j. November:
„Eine Rheinreise \-on Köhl bis Mainz '. Lichtbi!dcr\ortrag mit
Damen. Allseitiger Besuch v.ird erwartet.
Pforzheim. Technischer Verein. Nach der am
13. d. Mts. stattgefundenen Generalversammlung setzt sich nun-
mehr der Vorstand des Vereins wie folgt zusammen: 1. Vor-
sitzender: Gustav Jäkel, Stadtbauassistent, Kaiser-Fricdrich-
Straßc 24a. (Wiedergewählt.) 2. Vorsitzender: Andreas Neu-
reuther, Architekt. (V/ieder -gewählt.) 1. Schriftführer: Georg
Lang, Bauführer. (Vorher 2. Schriftführer.) 2. Schriftführer:
Anton Bopp, Baukontrolleur. (Neu gewählt.) Kassierer: Karl
Deulschle, Architekt, Obere Ispringerstraße 39. (Wieder ge-
wählt.) Bibliothekar: Josef Bitz, Architekt. (Wieder gewählt.)
Stellenvermittler und Vertrauensmann: Philipp Dahl, Stadtbau-
assistent, Verlängerte Holzgartenstraße 133. (Wieder gewählt.)
Vertreter der Krankenkasse : Eugen Linck, technischer Revisor,
Neßlerstraße 12.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umgegend. Vors.: Fr. Zube, Regenwaldc.
Unsere nächste Versammlung findet Sonntag, 5. November, in
Regenwalde „Hotel Florich", nachmittags 3'/_, Uhr, statt. Herr
Kollege K u n z k e wird ein Vortrag halten über ,, Zugwirkungen
im Schornstein". Da wichtige Beschlüsse vorliegen, werden
die Mitglieder gebeten, alle zahlreich zu erscheinen.
Rheydt. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
W. Sander, Rheydt, Freiheitstraße 31. In der am 19. d. Mts.
stattgefundenen Hauptversammlung wurde einstimmig be-
schlossen, das Vereinslokal nach dem Hotel Monopol (Buscher
Hauptstraße) zu verlegen. Des weiteren wurde beschlossen,
die Vereinsanzeigen im Rheydter Tageblatt zu veröffentlichen.
Die Einladungen mittels Karten werden trotzdem weiter erfolgen.
Die erste Hauptvers."»mmlung, zu welcher auch die dem Verein
noch fernstehenden Kollegen hiermit eingeladen werden, findet
Freitag, 10. November, abends 9 Uhr, im neuen Lokale statt.
Der von dem hiesigen Verein in der Webschule in M.-Glad-
bach veranstaltete und durch Herrn Ingenieur Frohn aus Düssel-
dorf abgehaltene Eisenbetonkursus wird erfreulicherweise recht
zahlreich besucht.
Stetlin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.: Rud.
Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung am
Donnerstag, 2. November 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal,
Restaurant „Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung:
1. Mitteilungen und Eingänge. 2. Ersatzwahl für den Bücher-
wart. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes.
Wetzlar. Technische Vereinigung. Vors. u. Br.-
A.: K. Leonhard, Eisenbahnbauassistent, Wetzlar. Samstag,
28. d. Mts., abends 9 Uhr, Versammlung im Hotel Kaltwasser,
in welcher Herr Baumeister H. Richter, Oberlehrer an der
Kgl. Baugewerkschule Aachen, sprechen wird über das Thema:
„Neuere Bestrebungen in der bürgerlichen Bau-
k u n s t." Um zahlreiches Erscheinen und um Einführung von
dem Verband noch fernstehenden Kollegen wird gebeten.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A. : M. Lindemann, Maurermstr.,
Bürgermstr.-Str. Nr. 4. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Stiftungsfest. 4. Verschiedenes.
Würzen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.: Ing.
H. Oehring, Koenneritzplatz 19 p. V. u. O. : Jeden Mittwoch
nach dem 1. und 15. bezw. am 1. und 5. d. Mts. im „Hotel
zur Post". Die erste Versammlung im November findet nicht
Mittwoch, den 1., sondern ausnahmsweise Freitag, den 3. No-
vember, abends Vs^ Uhr, statt. Herr Koll. K a u f m a n n - B;rlin
wird sprechen über „Bewertung der geistigen tech-
nischen Arbeit und Notwendigkeit der Organi-
s a t i o n". Wir bitten die Herren Kollegen an diesem Abend
recht pünktlich und zahlreich zu erscheinen. Die zweite Versamm-
lung im November findet Mittwoch, den 15., statt.
Zwickau. Technischer Verein. Vrs. u. B.".-,^. :
Bautechniker E. Rascher, Zwickau, Alexanderstr. 2. V. u. O. :
Jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. eines jeden Monats im
„Hotel Goldener Adler". Zu der umständehalber bereits am
16. September anstatt satzungsgemäß im Oktober staltgefundenen
außerordentlichen Hauptversammlung stand der Verein im
Zeichen des Wechsels. Es waren Neuwahlen des 1. Vorsitzenden
und 2. Kassierers erforderlich, sowie Neubesetzung des Schrift-
führeramtes, da der gegenwärtige, Kollege Raab, zur Fahne ein-
berufen wurde. Als dessen Nachfolger wurde Koll. Reinliold
gewählt. Durch Wiederwahl und Annahme verblieb das Amt
als 2. Kassierer in den bisherigen Händen des Koll. Kern. Da
der bisherige 1. Vorsitzende Koll. Kötteritzsch seine Wiederwahl
von vornherein entschieden ablehnte, übernahm nach dem Wahlakt
Koll. Rascher dessen Amt. Wir alle wissen die ersprießlichen
Dienste des seitherigen ersten Vorsitzenden zu würdigen, die
er in langjähriger treuer Arbeit zum Wohle des Vereins geleistet.
Es wird jdalicr an dieser Stelle gern die Gelegenheit wahr-
genonunen ihm besonders, wie auch den andern genannten
Kollegen für Ihre Mühen lierzlich zu danken. Sehen wir nun in
die Zukunft, so sind wir von der Hoffnung beseelt, daß die in
die Vorstandsämter neueingewiesenen Kollegen rüstig weiter
bauen mögen an der Erreicliung unserer Ziele, und dies wird
umso früher möglich sein, je mehr und andauernderen Anteil jeder
einzelne Kollege nimmt.
Heft 44
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG igil
703
Techniker im Baugewerbe.
Berlin. Verein der Steinmetztechniker. Br.-A. :
H. Reichert, Berlin S\V. 2Q, Fidicinstr. 44. Kassierer: E. Heß,
Berlin W., Bülowstr. 63. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch im
JV\onat im Hilsebein-Restaurant, Belle-Aliiance-Straße 87. Nächste
Versammlung: Mittwoch, 1. November, 9 Uhr abends. Tages-
ordnung: 1. Geschäftliches und Protokollverlesung. 2. Oruppen-
angelegenheiten. 3. Verbands- und Vereinsangelegenheiten.
4. Verschiedenes. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen
wird dringend gebeten.
Stettin. Stettiner Bauhütte. Vrs. u. Br.-A.: Paul
Beyer, Oberwiek 70 III. Monatshauptversammlung Donnerstag,
2. November, im Vereinslokal „Zum Pschorr", Falkenwalder
Straße Nr. 129, Beginn 8 Vi Uhr abends. Tagesordnung: 1. Ver-
lesung des Protokolls der letzten Jahreshauptversammlung. 2. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 3. Vereinsangelegenheiten. ' 4. Ver-
schiedenes. 5. Fragekasten. Bei der in der letzten Jahreshaupt-
versammlung vorgenommenen Vorstandswahl wurden wieder ge-
wählt: Kollege Beyer 1. Vors., Heynacher 2. Vors., Knoche
I. Kassierer, Wienandt 2. Kassierer, Zimmermann 1. Schriftführer,
Schwarz 2. Schriftführer, Dittmar Bücherwart, Carl und Fischer
Beisitzer.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs.: Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. " Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. Ö. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Außerdem findet dort jeden
dritten Mittwoch gesellige Zusammenkunft statt. Unsere nächste
Mitgliederversammlung findet Mittwoch, 1. November 1911, pünkt-
lich 7,9 Uhr, im Vereinslokale statt. Tagesordnung: 1. Ge-
schäftliches. 2. Vortrag des Kollegen Matzdorff: „Ueber
Reorganisationsfragen innerhalb des D. T.-V.".
3. Besprechung über den Dezember-Bezirkstag. 4. Interne An-
gelegenheiten. 5. Verschiedenes. In Anbetracht der äußerst
wichtigen Tagesordnung erwarten wir von allen Kollegen pünkt-
liches Erscheinen. Besonders wird darauf aufmerksam gemacht,
daß die Versammlung ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesen-
den Kollegen punkt ^j^^ Uhr eröffnet wird. Weiter verweisen
wir nochmals auf die Versammlu.ngsbeschlüsse vom 5. April
und 6. September 1911 über 1. Werbung neuer Mitglie-
der: Für neu in den Verband und Verein eintretende Industrie-
techniker wird das Verbandseintrittsgeld (3 M) vom Verein be-
zahlt. 2. Solidaritätsbeitrag: Unsere Mitglieder sind
verpflichtet, bis zum Jahresschlüsse in diesen Fonds 3 M bei-
zusteuern. Wir bitten alle Mitglieder recht rege im Sinne der
Anträge tätig zu sein. Solidaritätsmarken sind bei unseren Vor-
standsmitgliedern zu haben. Rückständige Beiträge bitten wir
umgehend unserem Kassierer porto- und bestellgeldfrei zu über-
senden. Ferner machen wir schon jetzt auf folgende Veranstal-
tungen aufmerksam: Freitag, 10. November, nachmittags gegen
5 Uhr: Besichtigung der „Berliner Kindl-Brauerei", Rixdorf, Hcr-
mannstraße 214/219. Treffpunkt gegen 5 Uhr im Hauptrestaurant,
Hermannstraße 214/219. Die Brauerei befindet sich während
der Besichtigung im Betrieb. Mittwoch, 15. November, abends
1/99 Uhr, im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138,
dritte gesellige Zusammenkunft. Auch zu diesen Veranstaltungen
bitten wir alle Mitglieder pünkthch zu erscheinen. Kollegen
von den Brudervereinen, Einzelmitglieder und noch nicht organi-
sierte Herren sind stets willkommen.
Breslau. Maschinentech n. Verein. Sitzungen: am
2. und 4. Mittwoch im Monat. Vereinslokal: ., Münchner
Augustinerbräu", Blücherplatz, Ecke Junkernstraße. Briefadresse-
Ing. M. Hiller, Breslau VI, Friedrich-Karlstr. 28.
Staatstechniker.
Saarbrücken. Eisenbahn-Tech n. - V eVe i n. Vors.
u. Br.-A.: Ing. Feien, Saarbrücken 1, Talstraße. In der letzten
Hauptversammlung wurde beschlossen, daß die Vereinsabende
von jetzt ab wieder regelmäßig, jeden 2. Samstag im Monat,
m dem Veremslokale „Tonhalle Saarbrücken" stattfinden. Als
Vertreter der Bezirksverwaltung wurde Herr Kollege Hündgen
jun. einstimmig gewählt.
L a n d e s V c r e i n M i 1 1 1. Sächsischer Eisenbahn-
techniker: Vrs.: Bausekretär K.Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 4! II.
Chemnitz i. Sa. E i s e n b a h n - T e c h n i k e r - V e r e i n.
Br.-A.: E. Klotsche, Bahnmeister I. Kl., Zschopauer Str. 64.
Am 1. November findet eine Zusammenkunft des Standesaus-
schusses statt. Etwaige Wünsche wolle man dem 1. Vorsitzen-
den Herr Bahnmstr. Klotzsche, Ba. Chtz. II übermitteln. Zu
der für Mittwoch, 15. November angesetzten Versammlung sollen
Standesfragen besprochen werden, es wird deshalb um recht
zahlreiche Beteiligung gebeten. Der Etat 1912 13 liegt eben-
falls zur Einsicht aus. Ferner hat die Versammlung am 18. X.
beschlossen, die Zeitschrift „Die Bauwelt" für den Verein
ab 1. X. 1911 zu abonnieren. Dieselbe steht jedem Mitgliede
zur Verfügung. Sonntag, 17. Dezember, nachmittags ^i^l> Uhr,
wird Herr Kollege Bausekretär G e ß n e r einen F a c h v o"r t r a g
halten, an welchen sich die Erledigung verschiedener Vereins-
und Standesangelegenheiten anschließen wird. Das Thema und
die Tagesordnung wird noch auf besonderen Einladungen be-
kanntgegeben. Es wird aber gebeten sich schon jetzt diesen
Tag zum Besuche dieser Veranstaltung vormerken zu wollen.
Die Beiträge für das 4. Vierteljahr 1911 sind fällig.
Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, anzuzeigen,
daß am 7. Oktober unser Mitglied
Herr Bautechniker Ernst Hermann Frey
in Steglitz verschieden ist.
Ehre seinem Andenken !
Bezirksverwaltung Brandenburg.
Am 13. Oktober er. verschied nach langem Leiden unser
Mitglied
Herr Stadtbauführer Otto Drewenstedt.
Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen einen treuen
Kollegen und eifrigen Förderer unserer Sache und werden
ihm ein gutes Andenken bewahren.
Freie Techniker-Vereinigung Magdeburg.
Techn:ker-Verein Eltmann.
Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, unsere Mitglieder
und Verbandskollegen von dem plötzlichen Ableben unseres
Ehrenmitgliedes
Herrn Direktor Konrad Vetter
geziemend in Kenntnis zu setzen. Der Verein betrauert in
dem Dahingeschiedenen einen wohlwollenden Förderer seiner
sozialen Bestrebungen. Wir werden ihm seines biederen
Charakters wegen jederzeit ein ehrendes Andenken bewahren.
Der Vorstand.
Bekanntmachungen der Verbandsleitung
Die Zusendung von Verbandsabzeichen erfolgt auf Wunsch gegen
vfiftjlf« vorherige Einsendung von 4,30 M für massiv silberne, 1,60 M
für vernickelte oder vergoldete Ausführung. — Ebenso sind
^V/^wSu Vorstecknadeln, das Verbandsab.?ciclien in Größe tr.igend, in
yLl/yMff vergoldeter Ausführung zu I M, in massiv silberner Ausführung
C^T^aKT zu 1,80 M durch die Geschäftsstelle Berlin, Markgrafeustraße 94,
^S^fr/ portofrei zu beziehen.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung sind von der Firma Berliner
Buchbinderei WübbenftCo., Berlin SW. 48, Wilhelnistraße 9, zum Preise
für 1 M das Stück zuzüglich 50 Pf. bczw. 25 Pf. für Porto zu beziehen. Um
den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen, sind zwei Rückenstärken (Decke A
mit Anzeigen, Decke B ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Be-
stellungen ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird.
Sammelbüchsen für Gaben zum Erholungsheim werden zum Stückpreise von 4,20 M
portofrei verabfolgt durch Verbandskollegen Herrn Bruno Löser, Frank-
furt a. M. -Sachsenhausen.
Ansichtspostkarten vom Erholungsheim sind zum Preise von 5 Pf. für das Stück
durch Verbandskollegen Herrn Bürgermeister Burkhardt-Sondershausen
zu beziehen. Der Ueberschuß durch den Verkauf fließt zum Baufonds. Bestel-
lungen am besten durch Postanweisung.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind n u r zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
704
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 44
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
Reichsmarineamt :
Die Kaiserlichen Werften versuchen Techniker auf Grund eines
Dienstvertrages anzustellen, welcher von uns bezvv. den bei den Be-
trieben der Kaiserlichen Marine-Intendanturen beschäftigten Technikern
abgelehnt ist und dessen Aenderung vom Reichsmarineamt zugestanden
wurde. Wir fordern deshalb unsere Mitglieder erneut auf, dahin zu
wirken, daß keinerlei Bewerbungen bei allen dem Reichsmarineamt
unterstellten Betrieben eingehen, lieber schwebende Anstellungs-
verhandlungen bitten wir dringend um schleunigste Benachrichtigung an
die Verbandsleitung. Die von uns zu Gunsten der Marine- Techniker
geführte Bewegung kann erst mit der Einführung eines unseren Forde-
rungen entsprechenden Dienstvertrages als beendet angesehen werden.
= Konflikt der Eisenkonstrukteure: =
Infolge des zwischen Berliner Eisenbaufirmen und ihren technischen
Angestellten schwebenden Konfliktes ist unser Stellennachweis außer
den in Nr. 42 bekanntgegebenen Firmen auch noch gesperrt für:
A. G. Lauchhammer in Lauchhammer
• Rößemann & Kühnemann, Berlin
Brettschneider & Krügener, Berhn
Muth-Schmitt, Berlin
Ingenieurbureaus: Reg.-Baumstr.BrunoSchuIz,Wilmersdorf
Julius Nagy, Friedenau
Kohlrautz, Pankow
Kirch, Charlottenburg
Die Firma F, S. Kasterniann in München müssen wir
gleichfalls sperren. Dieselbe hat die Arbeitszeit ihrer Angestellten um
eine Stunde verlängert und ein Verbandsmitglied, das dagegen Einwen-
dungen machte, gemaßregelt. Die Firma versucht, die älteren Beamten
systematisch abzuschieben und durch jüngere Kräfte zu ersetzen.
(Nur für Verbandsniitglieder)i
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hoclibau.
3026 Posen, Maurer- u. Zimmermstr. sof. erf. Bt., gut.
Zeichn. u. Statik f. Bureau u. Baust. 160 bis 180 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen an Hn. E. König, Hohenlohe-
straße 3.
3027 Samter Baugesch. sof. tücht. Bt., ledig, m. gut. Hand-
schrift u. Erf. in Buchführg. Bis 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Posen an Hn. Bautechniker König, Hohen-
lohestraße 3.
3044 Graudenz, Kgl. Beb. sof. tücht. Bt., d. schon bei
Hochbauämt. tätig war. Zureisekost. werd. n. gewährt. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Danzig an Hn. E.
Schulz, Danzig-Langfuhr, Hertastr. 17.
3118 Posen, Militärbeh. sof. zuverlässig. Bt., saub. Zeichn.,
z. Anfertig, v. Zeichng. u. Kostenanschläg. Tagesdiät. 6 M.
Steilungsd. 1 Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen
an Hn. Bautechniker König, Hohenlohestr. 3.
3178 Oberamtsstadt i. Württemberg sof. jüng. Bt., ledig,
f. Bureau u. Baust. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Stuttgart an Hn. H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstr. 14.
3220 Kiel, Baugesch. u. Bautischlerei sof. tücht. T., gel.
Zimni. Dauernd u. angenehm. 150 bis 180 M. Ang. ni. Zeugn.-
Abschr. u. Gch.-Anspr. Zweigst. Kiel an Hn. F. Kooarg, Mansa-
straße 10.
3221 Meiningen, Arch.-Bureau sof. j. Baut., gut. Zeichn.
Ca. 130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle 'Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
3222 Zwickau i. S., Arch.-Bureau sof. tücht. Bt., saub.
Zeichn.^ 150 bis 170 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäfts-
stelle d. Bezirksverwaltung Leipzig, Thomasring 18.
3223 kl. Stadt im Regierungsbez. Bromberg, Hochbauamt
sof. ält. gew. Bt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Zweigst. Bromberg an lin. H. Neudahl, Mittelstr. 48.
3224 Bromberg, Kgl. Beh. sof. jüng. Hoch- u. Tiefbaut.,
Absolv. ein. anerkannt, preuß. Bgw.-Schule. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Bromberg, wie unt. 3223.
3230 Lankwitz, Beh. sof. j. Bauzeichn. a. 3 Mon, 125 M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgraten-
straße 94.
3246 Westfalen, Amtsbauamt z. 1. 1. 12 T. als Bauamts-
assistent, Absolv. ein. Bgw.-Schule in d. Baupolizei erf. Dauernd.
1900 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland und
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3247 Heiligenstadt (Eichsfeld), Beh. sof. Bt. z. Hilfeleisig,
bei Anfertig, ein. ausführl. Entwurf, u. Kostenanschlag., f. ein.
Kirchenerweiterungsbau, a. etwa 3 Mon. Bis 210 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3248 Halle a. S., Arch. sof. 2 Hochbaut. m. läng. Bureau-
praxis, fl. Zeichn., zum Aufstell, v. Kostenanschl. u. stat. Be-
rechng. Ca. 180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Halle
an der Saale an Hn. L. Hauschild, Alte Promenade 25.
3249 Posen sof. sehr tücht. Bt. Stelig. v. läng. Dauer.
180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Posen an Hn. E.
König, Hohenlohestr. 3.
3250 Weimar sof. tücht. Bt., gut. Zeichn., im Veranschl.
geübt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-.\nspr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
3251 Ratibor (Oberschi.) sof. tücht. T., selbst. Arbeit., n.
unt. 25 J. alt, in dauernde Stellg., dem Gelegenh. gebot, ist, ein
alt. Gesch. selbst zu übernehm. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.
Geb.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3252 Elbing, Beh. sof. tücht. Hochbaut. Bis 180 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-
Langfuhr, Hertastraße 17.
3258 Westpreußen, Hochbauamt sof. jüng. Hochbaut., Absol-
vent ein. Bgw.-Schule. Radfahr, bevorz. Bis 150 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Danzig an Hn. E. Schulz, Danzig-Lang-
fuhr, Hertastraße 17.
3260 Elberfeld, Hochbaufirma sof. tücht. Bauf., d. auch d.
Löhnung d. Arbeit, m. übernimmt. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u.
Geh.-Anspr. Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund,
Kaiserstraße 86.
3271 Königsberg i. Pr., groß. Bauausführg. sof. tücht. u.
erf. Hochbaut. 180 bis 220 M. Nur f. Bewerb. m. gut. Zeugn.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Königsberg i. Pr. an Hn.
L. Pitz, Hinter Roßgarten 25.
3272 Bremen, Arch.-Bureau sof. T., in d. Anfertig, v.
Bauzeichng., Kostenanschläg., Massenberechn. u. stat. Berechng.
erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Bremen an Hn. O. Krause,
Neustadts Contrescarpe Nr. 70.
3273 Viersen i. Rhid., techn. Bureau ein. Eisengieß. sof.
j. Bt. z. Anfertig, v. Zeichng. u. Berechng. \. kl. Eisenkonstr.,
Bauguß. 120 bis 150 M. Dauernd. Ang. m. Zeugn. -.^bsclir.
Geschäftsstelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiser-
straße 86.
3274 Schivelbein sof. Stadtbaut. f. Hoch- u. Tiefb. Probe-
weise zun. a. 1 J. Ca. 200 M einsclil. Wohnungsg. Ang.
mit Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin an Hn. G. Bordiert, Barniin-
straße 16 E.
3275 Wollstein i. Pos., Baugesch. z. 1. 1. 12 jüng. Bt.,
d. auch den Chef vertr. u. mit all. sonstig, techn. Arbeit vertr.
ist. Radfahr. Anfangsgth, 125 M. Dauernd Ang. ni. Z.ugn.-
Abschr. Zweigst. Posen an Hn. n. König, Hohenlohestr. 3.
3276 Posen, Baugesch. sof. jüng. Bt. f. Abrechnungsarbeit,
a. läng. Zeit. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Posen wie unt. 3275.
3277 Pforzheim, Bauunternehmg. sof. Bt., ledig, Absolv.
ein. Bgw.-Schule, gut. Statik., m. Erf. in Werkplän. u. Bau-
führung. 150 bis 180 M, evtl. dauernd. Aug. m. Zeugn.-Abschr.
nn Hn. Pli. Dahl, Pforzheim, Holzgartenstr. 133 z. Weiter-
beförderung.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 45 Schriftleitung: E, Rieh. Schubert, Berlin. 4. NoVCITlber 1911
Inhalt: Die Pensionsversicherung der Privatbeamten - Tönende Telefunken - Reinigung städtischer Kanalwässer - Wirtschaft und Leben - Soziale Bewegung -
Standesbiwegung — Brief l<asten - Mitteilungen aus dem Verbände
Die Pensionsversicherung der Privatbeamten
Der Gesetzentwurf ist am 19. Oktober zum ersten Male
Im Reichstag beraten worden. Die Verhandlungen wurden
eingeleitet durch ein Referat des Staatssekretärs Delbrück,
der in Vertretung des Reichskanzlers sprach und dessen
Ausführungen ungefähr folgenden Inhalt hatten: Die
Klasse der Privatangestellten, ein Produkt der wirtschaft-
lichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte, spielt eine so
wichtige Rolle in der heutigen Gesellschaft, daß ein öffent-
liches Interesse vorliegt, diese Kreise gegen die Wechsel-
fälle des Lebens in Schutz zu nehmen. Alle Parteien
seien sich darüber einig, daß ihre Versicherung gegen
Alter und Invalidität, ebenso die Fürsorge für die Hinter-
bliebenen ein Gebot der Notwendigkeit sei. Der vor-
liegende Gesetzentwurf mache den Versuch, die Wünsche
der Angestellten zu befriedigen. Der Minister gab eine
knappe Darstellung der Grundsätze, auf denen dieser Ge-
setzentwurf sich aufbaut. Der Personenkreis, der
von der neuen Versicherung erfaßt werden soll, sei sehr
schwer abzugrenzen, da die Privatangestellten keine fest
abgeschlossene Klasse bilden, sondern die Grenzen nach
oben und unten flüssig seien. Von ihnen würden schon
heute 1,5 Millionen durch die Reichsversicherung erfaßt,
nur 500 000 würden durch den Entwurf zum erstenmal
erfaßt werden, im ganzen kämen 2 Millionen Personen
in Betracht. Die besonderen Bedürfnisse der Angestellten,
z. B. die Frage der Grenze des Versicherungszwanges, die
Frage nach der Verteilung und der Höhe der Lasten, die
Frage nach der Höhe der Leistungen und vor allen Dingen
die Organisation der neuen Versicherung wären anders
als bisher zu behandeln. Die erste Frage, ob ein Ver-
sicherungszwang ausgesprochen werden müsse, sei ohne
weiteres zu bejahen, erstens weil das Auf und Ab der
Angestellten auf der sozialen Stufenleiter wechselvolleren
Schicksalen unterworfen sei, als in anderen Berufskreisen,
die Tendenz der Entwicklung aber dahin gehe, die Zahl
der Selbständigen immer mehr abnehmen zu lassen. Ein
zweiter Grund für den Versicherungszwang sei dadurch
gegeben, daß die Leistungsfähigkeit der Angestellten-
versicherung abhängig ist von einer möglichst großen Zahl
günstiger Risiken. Sie wäre nur dadurch garantiert, daß
die jüngeren Angestellten, die erfahrungsgemäß sich sehr
selten aus freien Stücken versicherten, zwangsweise der
Versicherung zugeführt würden. Die Notwendigkeit der
Doppelversicherung begründete der Minister damit, daß die
der allgemeinen Versicherung unterstellten 1,5 Millionen
durch die R. V. O. nicht jene Leistungen empfangen, die
ihnen im Verhältnis zu ihrem Bildungsgange, zu ihren
Lebensverhältnissen und ihrer sozialen Stellung zustehen
müßten. Die Leistungen der neuen Versicherung
müßten höher sein als bei der Arbeiterversicherung. Sie
müssen hinausgehen über das Existenzminimum, und dar-
aus folge, daß eine Beteiligung des Reiches an der Auf-
bringung der Kosten nicht in Frage kommen könnte. Eine
Grenze, durch die jene Angestellten ausgeschlossen würden,
die in besonders günstigen Einkommensverhältnissen leben,
sei bei einem Einkommen von mehr als 5000 M an-
zunehmen. Von den Angestellten, die dieses Einkommen
bezögen, müssg, man annehmen können, daß sie in der
Lage seien, sich selber bei der Privatversicherungs-Gesell-
schaft gegen Alter und Invalidität zu versichern. Eine
entschiedene Absage erteilte der Minister den Bestrebungen
der Arbeitszentrale, so weit sie sich auf den Vor-
schlag gründeten, die Zwangsversicherung der Angestellten
den Privatversicherungs-Unternehmungen zu übertragen.
Da es bei den privaten Gesellschaften Grundsatz sei, die
Beiträge nach den Risiken zu bemessen und die Leistungen
nach den Beiträgen, so sei absolut keine Garantie ge-
boten, auf diese Weise den Angestellten eine auch nur
einigermaßen brauchbare Versicherung zu schaffen. Ueber-
dies hätten die Angestellten nicht Gelegenheit, eine Kon-
trolle über die Verwaltung auszuüben. Es sei ihnen aber,
als zum ersten Male die Frage nach der staatlichen Ver-
sicherung auftauchte, ausdrücklich eine weitgehende Selbst-
verwaltung versprochen worden. Auch die Vorschläge, die
Privatangestellten-Versicherung mit der R. V. O. organisch
in Verbindung zu bringen, erwähnte der Minister. Er griff
die eine Frage heraus, ob es zweckmäßig sei, die Recht-
sprechung der neuen Versicherungsanstalten auf die recht-
sprechenden Organe der Arbeiterversicherung zu über-
tragen. Der Minister meinte, dadurch würde das Verfahren
kompliziert und verteuert werden und das Maß ehren-
amtlicher Tätigkeit würde ungleich größer sein, als der
Entwurf es vorschlägt. Sein Ergebnis war, die beste Lösung
sei die Sonderkasse mit einer selbständigen Verwaltung.
Sie allein könne am billigsten arbeiten und ihre Leistungen
würden am besten der wirtschaftlichen und sozialen Stel-
lung der Angestellten entsprechen. Die Zulassung der
Ersatzkassen sei nicht mehr zu umgehen, da die An-
gestellten, so weit sie schon heute privaten Kassen an-
gehören, kein Interesse daran hätten, diese Kassen zu be-
seitigen. Andererseits würde durch übertriebene Zulassung
von Ersatzkassen die Wirkung der Zwangsversicherung
wieder aufgehoben, da die schlechten Risiken für die
allgemeine Versicherung übrig bleiben würden. Auf der
mittleren Linie sei die Lösung zu finden.
Soweit der Minister. Am folgenden Verhandlungs-
tag eröffnete der Zentrumsabgeordnete Trimborn die
Debatte. Er sprach vom neuaufkommenden Mittelstand,
bezeichnete die Pensionsversicherung als ein wesentliches
Stück Mittelstandspolitik und betonte, daß bei dem ernsten
706
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 45
Vorsatz, das Gesetz in dieser Session zustande zu bringen,
die unbedingte NotwendigI<eit vorläge, im Plenum wie in
der Kommission sich nicht nur eine gewisse Reserve, son-
dern eine große Reserve aufzuerlegen. Man müsse sich
darüber klar sein, daß das Gesetz im großen und ganzen
so angenommen werden müsse, wie es vorliege. Auch
die Beteiligten müßten mit ihren Wünschen Maß halten.
Anzuerkennen sei, daß der Hauptausschuß dieser Rück-
sicht weitgehend Rechnung getragen habe. Er v/ürdc seine
Verdienste krönen, wenn er jetzt Maß hielte. Nur die
Schwierigkeiten der zwangsweisen Doppel-
versicherung würden in der Kommission eingehend
erörtert werden müssen. Einmal werde die hohe Be-
lastung unangenehm empfunden werden. Andererseits'
müßten namentlich hochgelohnte Arbeiter, die an Vor-
bildung und technischem Können vielen Angestellten mit
elementarer Bildung weit überlegen seien, die ungleiche
Behandlung peinlich empfinden.
Auch der konservative Abgeordnete Freiherr von
Richthofen - Damsdorf sprach nur ein paar Geleitworte
zu dem vorliegenden Entwurf. Lob spendete er dem
Hauptausschuß für die Pensionsversicherung ,der Privat-
angestellten, Lob auch der Siebenerkommission. Es sei
ein Ehrentag für die Leute, die diesen beiden Korpo-
rationen angehört hätten. Freilich müsse auch er die Mah-
nung des Vorredners unterstreichen; Maßhalten solle der
Hauptausschuß in allen seinen Zielen, da sonst die Mit-
hilfe der Parteien erschwert oder das Gesetz gar zum
Scheitern gebracht werde, und ihm sei schon zweifelhaft,
ob das Maßhalten in allen seinen Aeußerungen der letzten
Zeit voll zutage getreten sei. Kurz ging er ein auf die
Vorgeschichte des Entwurfs und streifte das Problem, ob
derKreis derAngestellten richtig umschrieben sei.
Die schwierigste Frage war ihm die Frage der Ersatz-
kassen und die Beteiligung der privaten Versicherungs-
gesellschaften. Für die Sozialdemokratie sprach der
Abg. Schmidt. Er äußerte Besorgnisse, daß der Einfluß
jener Korporationen, der deutlich bemerkbar war bei den
Verhandlungen über die R. V. O., auch in der Kommission
sich werde geltend machen. Die finanzielle Be-
lastung durch die Sonderkasse sei überaus hoch, weni-
ger Beiträge würde die Angliederung an die Invaliden-
versicherung erfordern. Die Berechnungen der Re-
gierungsvorlage beruhen auf sehr unsicheren Grundlagen.
Die Wirkung der Belastung bei weiterer Ausgestaltung
der Invalidenversicherung sei viel zu hoch angegeben,
der Beitragsverfall falsch veranschlagt und am unsicher-
sten die Berechnung über das Aufrücken der Versicher-
ten in höhere Lohnklassen im Anschluß an die Invaliden-
versicherung. Auch die Verwaltungskosten könnten bei
einheitlicher Versicherung um die Hälfte niedriger sein.
Die Doppel Versicherung führe einen außerordent-
lich unglücklichen Zustand herbei, weil die Leistungen und
der Zeitpunkt, von dem ab die Leistungen gewährt würden,
in beiden Versicherungen verschieden v.'ären. Sehr zu
bemängeln sei die Möglichkeit der Fortsetzung der
Versicherung, wie sie der Entwurf vorsehe. Die
Leistungen selber seien unzureichend. Grundsätzlich ab-
gelehnt werden sollten alle Arten von Ersatzkassen.
Dr. Stresemann sprach für die Nationallibe-
ralen. Auch er wandte sich gegen das Angebot der
Lebensversicherungsgesellschaften, die mit ihren Vor-
schlägen viel zu spät kämen. Es war gesagt worden,
die Pensionsversicherung führe dazu, daß die freie Ent-
faltung der Persönlichkeit und die Selbstverantwortlich-
keit hintangestellt würden. Es sei vollkommen unrichtig,
daß der Wettbewerb im Kaufmannsstande durch die Pcn-
sionsversicherung aufhöre. Nicht die soziale Stellung oder
das Aufsteigen in dieser Stellung werde garantiert. Nach
wie vor werde eine Auslese der 'Persönlichkeiten statt-
finden, wie es bisher gewesen sei, eine Auslese der Tüch-
tigsten für die besten Posten. Die Gewährung eines
Reichszuschusses sei unberechtigt. Die Sonder-
kasse sei nach seiner Meinung schon darum die beste
Form der Versicherung, weil er als Gegner des Klassen-
kampfes gegen den Ausbau sein müsse, der doch nur ge-
wissermaßen der gemeinsamen Idee des Klassenkampfes
aller Angestelltenschichten in Deutschland auch in der Form
der Versicherung das Siegel aufdrücken wolle. — Dr.
M u g d a n von der Fortschrittlichen Volkspartei, die Ab-
geordneten Linz (Rp.), Korfanty (P.), Raab (W. V.), er-
klärten den Entwurf im Namen ihrer Parteifreunde als
eine brauchbare Grundlage. Grundsätzliche Aenderungen
wünschte keiner der Herren. Dann wurde der Entwurf
derselben achtundzwanziggliedrigen Kommission über-
wiesen, die seinerzeit die R. V. O. bearbeitet hatte.
Der Hauptausschuß hat eine Reihe von Ab-
änderungsvorschlägen gemacht, deren hauptsächlichsten die
folgenden sind:
1. Die Begrenzung der Versicherungspflicht mit 5000 M
soll wieder beseitigt werden. Dies Einkommen soll
nur als Grenzgehalt für die Bemessung der. Bei-
träge und Leistungen gelten.
2. Befreit von der Versicherungspflicht sollen die in
den Betrieben des Staats, der Gemeinden oder eines
Trägers der reichsgesetzlichen Versicherung Beschäf-
tigten nur dann sein, wenn die ihnen gewährleisteten
Anwartschaften auf Ruhegehalt und Hinterbliebenen-
renten den Sätzen des Versicherungsgesetzes für
Angestellte entsprechen.
3. Ebenso soll verfahren werden bei den im Reichs-
oder Staatsdienst vorläufig beschäftigten Beamten.
4. Der Bezug der Waisenrenten soll unabhängig ge-
macht werden von der Bedürftigkeit.
5. Die Kalendermonate, in denen ein Versicherter nach-
weislich stellenlos war, sollen als Beitragsmonat
gelten.
6. Rückerstattung der Beiträge ist auszuschließen.
7. Der Verwaltungsausschuß muß gehört werden vor
der Ernennung der Mitglieder des Direktoriums.
8. Zulässigkeit der Wahl von Frauen.
9. Erhöhung der nach dem Gesetz möglichen Renten,
v/obei die Beiträge in den acht Gehaltsklassen A — I
auf 2, 4, 6, 8, 15, 18, 25, 30 Mark festgesetzt werden
sollen.
10. Beseitigung der Ersatzkassen.
Die Freie Vereinigung stellt folgende Forde-
rungen an den Entwurf:
1. Genauere Umschreibung des Kreises der Versiche-
rungspflichtigen.
2. Verbesserung der Bestimmungen über die Weiter-
versicherung.
3. Einwandfreie Formulierung des Begriffs der Berufs-
unfähigkeit.
4. Abgestufte Witwenrenten nach dem Grade der Er-
werbsfähigkeit der Witwen.
5. Verbesserung der Bestimmungen über Wartezeit und
Anwartschaft.
6. Berechnung des Ruhegeldes nach den Grundsätzen
der Invalidenversichenmg.
7. Andere Abmessung der Sonderleistungcn an weib-
liche Versicherte.
8. Organisatorische Verbindung der Verwaltung mit der
der Reichsversicherung.
9. Ausgestaltung der Selbstverwaltungsrechte.
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
707
10. Organisatorische Verbindung der Spruchinstanzen
mit denen der Reichsversicherung.
11. Beseitigung der Ersatziiassen.
Der Arbeitsplan des Reichstags sieht nun vor, daß
zunächst eine Vertagung bis zum 7. November eintritt; die
zweite Lesung der Privatbeamtenvorlage soll dann am
23. November beginnen. Inzwischen findet dfe erste
Lesung in der Kommission statt.
Von einer allgemeinen Besprechung hat die Kommis-
sion abgesehen, es wurde sofort in die Beratung des § 1,
der den Kreis der neuen Versicherungspflicht unterstellten
Gruppen umschreibt, eingetreten. Der Regierungsvertreter,
Geh. Rat Beckmann, führte aus, daß alle Einwendungen,
die sich auf die rechnerischen Grundlagen des Entwurfs
bezögen, nach nochmaliger sorgfältiger Prüfung als nicht
stichhaltig angesehen werden dürften. Der sozialdemo-
kratische Vertreter beantragte, daß neben den Handlungs-
gehilfen und -Lehrlingen auch die Bureauangestellten und
-Lehrlinge versicherungspflichtig sein sollen. Der Antrag
wurde angenommen. Alle anderen Wünsche aus
den Kreisen der Angestellten, speziell die der Tech-
niker und Werkmeister blieben unberücksich-
tigt. Die Erhöhung der Einkommensgrenze
wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Eine bessere
Fassung des ganzen Paragraphen bleibt der zweiten Lesung
vorbehalten. § 9 handelt von der Befreiung der i m
Dienstdes Reichs, der Bundesstaaten oder der reichs-
gesetzlichen Versicherungsträger Beschäftigten, so-
weit ihnen Anwartschaft auf Ruhegehalt und Hinter-
bUebenenrente im Mindestbetrage nach den Sätzen der
niedrigsten Gehaltsklasse A gewährleistet ist. Die An-
gestellten forderten: . . . „soweit ihnen Anwartschaft im
Verhältnis zu ihrem Gehalt und entsprechend der
Leistungen dieser Pensionsversicherung gewährleistet ist."
Die Kommission beschloß: Hier günstigere Bedingungen
festzusetzen, solle in das Belieben des Bundesrats gestellt
sein. § 10 wurde ohne wesentliche Abänderung an-
genommen. Ungeregelt bleiben die Verhältnisse der An-
gestellten, die vom Ausland kommen oder ins Ausland
gehen. Die Festsetzung des Ruhegelds wurde unverändert
angenommen, dagegen § 75, wonach die Witwen-
rente, soweit sie einschließlich des Jahresarbeits-
verdienstes den Jahresverdienst des verstorbenen Ehe-
manns übersteigt, ruhen sollte, gestrichen. Auf Anfrage
bemerkte der Ministerialdirektor Caspar, daß eine Zu-
lassung von Ersatzkassen in einem weiteren
als im Entwurf vorgesehenen Umfange in
Aussicht genommen sei.
Tönende Telefunken
Von Oberingenieur WERNER-BLEINES, Groß-Lichterfelde-W.
(Eortsetzung.)*)
Bis zu welcher Größe sich diese Verstärkungsflaschen
entwickelt haben und bis zu welchem Umfange sie An-
wendung finden können, zeigt Abb. 18, welche die frühere
inrichtung der Großstation Nauen darstellt. Der
„Flaschenpark" von ehemals konnte allerdings bei Ein-
führung des Systems der tönenden Funken bei gleicher
Leistung auf ein Fünfzehntel der Flaschenzahl herabgesetzt
werden, wie Abb. 18 a zeigt (oben die bandrollenartige
Selbstinduktion, darunter die Variometer und 6xl2Serien-
funkenstrecken). Interessant ist auch die Gegenüber-
stellung von Zahlen, wie sie sich für diese Großstation
von einst und jetzt ergeben.
Altes System : Tönende Funken "
Leydener Flaschen Stück: 360 24
Primäre Ladungsenergie
in Kilowatt: 35 40
hiervon verfügbar für die
Antenne Kilowatt: 7—8 25
Funkenfolge in der Sekunde : 20 1000
Diese Station bei Nauen ist nicht nur stets mit den
neuesten Konstruktionen ausgerüstet, sondern es können
uch die verschiedenen Typen in weitgehendster Weise
nd im Dauerbetriebe auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft
erden. So hat man mit „tönenden Funken" und der Type
ür 25 Kilowatt Antennenenergie in südlicher Richtung
nach Schiffen Depeschen auf 4000 km hin und nach der
weniger gebirgigen Westseite sogar auf etwa 5000 km
übertragen; wie denn von Bord des deutschen Dampfers
„Bosnia" berichtet wird, daß auf der Höhe von Hahfax
— bereits hinter der Marconi-Riesenstation in Canada —
•) S. Heft 41 und 42.
die Nauener Signale noch deutlich genug gehört wurden.
Es erwies sich damit auch in der Praxis eine Ueberlegen-
heit des Systems der tönenden Löschfunken gegenüber
dem von Marconi. Auf Grund sachlicher Erwägungen
ist daher auch das mit viel geringerem Aufwände an
Material und Energie arbeitende neue Telefunkensystem
für ein radiotelegraphisches Netz in Australien und
Neu-Seeland angenommen worden und zurzeit werden
die vier Großstationen Sydney, Bluff, Doubtleß Bay und
Fremantle damit versehen.
Aus den Nauener Versuchen hat sich auch ergeben,
daß die Funkendepeschen über Land und namentlich
hohe Gebirge etwa dreimal soviel Energie für gleiche
Reichweite erfordern als die „Funksprüche" über See.
Nachttelegramme dagegen benötigen weit weniger Energie
als die am Tage übermittelten Depeschen und die An-
nahme ist gerechtfertigt, daß die elektrischen Wellen mit
den am Tage durch den Stand der Sonne veranlaßten
elektromagnetischen Strömungen und Gewittern Kämpfe
zu bestehen haben, denen sie nur schwer — zeitweise über-
haupt nicht — gewachsen sind. Auch von den Marconi-
stationen ist bekannt, daß sie den Atlantischen Ozean
des Nachts schon mit etwa 5 KW Schwingungsenergie
überbrücken können, während am Tage bis zu 250 KW,
erforderlich sind.
Daß die Funkentelegraphie aber noch zuverlässiger
sein kann als mancher Drahttelegraph, hat die jetzt von
den Italienern in Tripolis zerstörte Station D e r n a ge-
zeigt. Gleich ihrer Gegenstation Patara in Kleinasien
wurden sie als die ersten Funkstationen in Tropen- bezw.
subtropischem Gebiete errichtet und mit dem früheren
Telefunkensystem versehen. Die beiden von Derna aus-
708
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 45
Abb. 18. Alter Sender in der Großstation Nauen
Abb. ISa. Neuer Sender in der Oroßstation Nancn
gehenden Drahttclcgraphen sind allen Zufälligkeiten des
dortigen Klimas und Störungen mannigfachster Art aus-
gesetzt, so daß sie an Zuverlässigkeit bei weitem von
der Telefunkenstation übertroffen wurden. In Zukunft
wird man auch für den überseeischen Verkehr die Funk-
stationen nicht mehr an der Küste, sondern außerhalb
der Schußweite von Schiffsgeschützen, im Landinnern
aufstellen.
Im Januar 1911 wurde auch auf den Philippinen-
Inseln bei Manila eine Telefunkenstation errichtet, die
nicht nur über See — z. B. bis Japan und Tsingtau,
etwa 2000 km — Nachrichten übermittelt, sondern auch
mit den fahrbaren Funkenkarren in telegraphischen Ver-
kehr tritt, da die Drahttelegraphen häufig von den Auf-
ständischen zerstört werden und die teueren Kabelverbin-
dungen zwischen den Inseln untereinander und nach dem
Festlande leicht durch Sturm und Brandung Schaden er-
leiden. Ein Blick auf Abb. 19 zeigt außerdem, wie ein-
fach sich der direkte Nachrichtenverkehr nicht nur für
di^ nach allen Seiten erstreckende Schiffahrt, sondern
auch mit festen oder fahrbaren Landstationen gestaltet.
Finanziell ist es geradezu ausgeschlossen, daß man alle
Küstenplätze, die schon im Interesse der Schiffahrt all-
mählich mit Funkstationen w^ohl ausgerüstet werden, unter-
einander oder auch nur mit einem Punkte durch Kabel
verbindet. Die mit tönenden Löschfunken arbeitende Sta-
tion Manila benötigt nur eine elektromotorische Kraft von
3 bis 4 KW (1,5 KW Antennenenergie), also nur soviel
wie ein Paar Bogenlampen. (Vgl. Abb. 20.)
Es ist wohl leicht erklärlich, daß solche Ergebnisse
nicht nur ein gründliches Studium der in Betracht kom-
menden Naturgesetze erfordern und sich nur auf einer
hochentwickelten Technik aufbauen können, sondern daß
auch die Apparate bezw. Systeme und Typen vor ihrer
weiten Reise ins Ausland einer gründlichen Dauerprüfung
unterzogen werden müssen. Es ist dies noch ein Haupt-
zweck der in Abb. 19 a dargestellten Großstation Nauen,
bei welcher die ausgestrahlte Antennen-Energie bis auf
35 Kilowatt gesteigert werden konnte.
Mit dem 100 m hohen Mast sinrf' Reichweiten von
über 5200 km erzielt, was umso höher zu werten ist, als
die Station mitten im Lande steht und neben den durch
unsere kulturellen Einrichtungen geschaffenen Hindernissen
noch hohe Gebirgszüge, wie die Pyrenäen und der Balkan
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
700
Abb. 19
überwunden werden können und Schiffe die Depeschen
gut aufzunehmen im Stande sind.
Ein solcher Nachrichtenverkehr ist schon mit Schiffs-
stationen von 30 bis 35 m Masthöhe möglich, und zwar
konnte auf die Entfernung von 5200 km eine kleinere
Schiffs - und Landstation, wie sie Abb. 20 zeigt,
noch Telegramme in Empfang nehmen. Rechts unten
formt ein Elektromotor von 4 PS und mit 1500 Touren
für 220 Volt Gleichstrom die Energie in Wechselstrom
von 500 Perioden um, die dem vorn stehenden 2 Kilowatt-
Generator dann ebenfalls mit 220 Volt Spannung ent-
nommen werden. Der Anlasser zum Motor ist handbereit
links am Tisch angebracht, während der Tourenregu-
lator an der rechten Seite befestigt ist. Daselbst steht
obenauf der Spannungsregler für die Wechselstrom-
maschine und davor der Taster, mit welchem die Morse-
zeichen in die weite Welt hinausgesandt werden, hörbar
von jedem, der das geeignete elektrische Ohr dazu besitzt
und darauf abstimmt. Ueber den Maschinen sind die
Hochfrequenzsicherungen in Röhrenform und
darüber die Schalttafel mit den Meßapparaten, Ausschaltern
und Sicherungsstöpseln sichtbar. In der Ecke steht auf
zwei gut isoHerten Leydener Flaschen der Sender. Ueber
ihnen ist die Serienfunkenstrecke und davor die Draht-
windungen der Selbstinduktion für den Erregerkreis
auf Porzellanisolatoren befestigt. Ein Draht führt zu der
flachen Spule eines Schiebevariometers mit zwei „festen
Wellen". Damit verbunden sind die beiden ebenfalls
flachen Spulen der Antennenverlängerung (Vario-
meter-Induktion), von wo ein Draht am Schalter des Emp-
fängers vorbei zur Antenne führt. Zwischen Tisch und
Sender stehen noch primäre Drosselspulen und darüber
ein Transformator, der gleich einem Induktor die Hoch-
spannung des Wechselstromes bewirkt. Der aufsteigende
Draht des Gegengewichts führt über ein Hitzdraht-
amperemeter zur Selbstinduktion bezw. den Antennen-
spulen (vgl. Schema der Abb. 9).
Im Vergleich zu der umfangreichen Sendevorrichtung
nitnmt also der auf dem Tische links stehende Emp-
fänger nur wenig Raum ein. Einige hierzu gehörige
wertvolle Nebenapparate verdienen indes noch besonderer
Erwähnung und sollen für sich in einem Schlußartikel dar-
gestellt und besprochen werden.
Zunächst sei noch bezüglich der Großstation Nauen
erwähnt, daß die hier mit dem neuen System der „tönen-
den Löschfunken" angestellten Dauerversuche — ins-
besondere im Verkehr mit einer 5000 km entfernten Station
und den nach Südamerika und Indien fahrenden Schiffen
(beispielsweise auch während der Reise des Deutschen
Kronprinzen) — so günstig ausgefallen sind, daß man
neuerdings noch eine Vergrößerung der Reichweite be-
schlossen hat. Hierfür wird der auf einer Marmorkugel
710
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 45
Abb. 19a. Qroßstation Nauen bei Berlin mit bisher 100 m hohem Turm
balancierende eiserne Turm, der „Einsiedler von Nauen"
genannt, von 100 m (vgl. Abb. 19 a) auf 1Q6 m erhöht,
was also ungefähr der zehnfachen Höhe eines Großstadt-
hauses entspricht. Da gleichzeitig beabsichtigt ist, noch
größere Energien als bisher zu verwenden, die dann mittels
Kabel von Charlottenburg aus zugeführt werden,, dürfte
es unter anderem möglich sein, direi<t mit unseren afri-
kanischen Kolonien in funkentelegraphischen Nach.ichten-
verkehr zu treten.
Dadurch wird Uer Meinungsaustausch unabhängig von
der jetzt die Meere überbrückenden Kabeltelegraphie, die
namentlich in Kriegszeiten leicht unterbrochen werden
kann, außerdem aber der Kontrolle der jeweiligen, oft
fremdländischen Telegraphengeselischaften unterliegt, was
besonders bei Staatsdepeschen seine Schattenseiten hat.
Der italienisch -türkische Krieg hat neuerdings
wieder gezeigt, wie langsam sich eine oft wichtige Kunde
von Land zu Land über das Meer hin verbreitet, wenn nicht
die moderne Funkentelegraphie die Vermittking übernimmt.
Aber auch über eine vom Kriege berührte Gegend hinweg,
über Gebirge und Klippen, Wüsten und Urwald trägt
die elektrische Welle schnell und sicher eine Nachricht
nach allen gewünschten Richtungen hin. So wie Eng-
land täglich zur bestimmten Zeit seiner Mittelmeerfloite
Anweisungen zugehen läßt und sie so vor ähnlichen Ueber-
raschung^i schützt, wie sie den beiden türkischen Tor-
pedobooten vor Prevesa zuteil wurden, wird es in Zukunft
noch mehr als bisher möglich sein, die deutsche Kriegs-
flotte über wichtige politische Vorgänge auf dem Laufen-
den zu erhalten. Etwaige, durch die Ereignisse überholte
Befehle können während der Fahrt auf hoher See ab-
geändert werden, solange das Schiff im Bereiche einer
Sendestation ist. Die Umwandlung der Großstation Nauen
dürfte bis Anfang 1912 beendet sein.
Für die deutsche Handelsmarine ist in dieser
Hinsicht auch das Jahr 1911 bedeutungsvoll, da im Januar
unter Beteiligung maßgebender Weltfirmen und Persönlich-
keiten die „Deutsche Betriebs-Gesellschaft für drahtlose
Telegraphier gegründet wurde, welche nicht nur — unter
Benutzung des Systems der „tönenden Löschfunken", der
Patentrechte Marconis (London) und der „Compagnie de
Telegraphie sans Fil", Brüssel — in Zukunft einheitlich
betrieben werden, sondern auch in der Lage sind, ihre
Mitteilungen durch die in England und Italien noch mit
Monopolrecht ausgestatteten Marconistatationen weiter-
befördern zu lassen. (Bisher mußten die deutschen Schiffe
beide Systeme an Bord führen.)
Je mehr funkentelegraphische Stationen in Tätigkeit
sind, um so deutlicher treten die Vorzüge des neuen,
des tönenden Telefunkensystems in Erscheinung. Zu der
größeren Störungsfreiheit gegenüber atmosphäiischen Ein-
flüssen und fremden Depeschen sowohl als Störungen
durch absichtlich hervorgerufene elektrische Wellen ist
jetzt noch eine neue Vorrichtung hinzugetreten, welche
nach Art chiffrierter Telegramme eine Geheim-
haltung der Nachrichten auch dann gewährleistet, wenn
die Zeichen von fremder Seite aufgefangen werden. Das
Verfahren gleiclit dem des Typendruckers, wie er
bei der Drahttelegraphie (insbesondere auch für größere
Zeitungsredaktionen) Eingang gefunden hat. Die De-
peschen werden dann nicht wie bisher mit viel Zeitverlust
erst in Chiffre-Schrift umgewandelt und am Ankunftsort
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
711
zurückübersetzt, sondern es wird ohne weiteres „gefunkt".
iWenn aber auf die Tasten a, b, c gedrückt wird, gelangen
die Morsezeicfien für x, y, z in den weiten Raum hinaus,
oder n, k, p, je nachdem die Tastatur eingestellt ist.
Jeder Empfangsapparat, welcher auf die Wellenlänge des
Senders eingestellt ist, wird zwar die Depesche lesen
können, enträtseln aber kann sie nur die Station, welcher
der „Schlüssel" bekannt ist. Letzterer kann natürlich
jederzeit auf Verabredung geändert werden, wodurch einem
Verrat des Geheimnisses vorgebeugt wird.
(Schluß folgt.)
Reinigung städtischer Kanalwässer
iVon cand. ing. KARL HALLER, Stuttgart-Cannstatt.
Eine der schwierigsten Aufgaben der Stadtverwal-
ungen ist neben einer einwandfreien Trinkwasserversor-
gung die zweckmäßige Unterbringung und Reinigung der
Kanalwässer. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß es
vollständig genüge, solche Abwässer auf dem einfachsten
und bequemsten Wege nach dem nächstgelegenen Fluß
zu leiten und dort sich selbst zu überlassen. Ein solches
Verfahren hat aber erhebliche Mißstände hinsichtlich der
Verunreinigung der Flüsse zur Folge.
Bis ins 19. Jahrhundert hatte man sich um die Ab-
wässer wenig oder gar nicht gekümmert; jeder half sich
mit der Beseitigung seines Unrats, wie er eben konnte
und wie es ihm am bequemsten schien. Hierin trat erst
mit Einführung der Wasserklosetts anfangs des IQ. Jahr-
hunderts eine Aenderung ein. So machte z. B. London
die Einführung dieser Klosetts 1860 obligatorisch. Andere
größere Städte folgten diesem Beispiele. Die Folge waren
äußerst unhaltbare und gesundheitsschädliche Zustände.
Die Hausbesitzer zogen es sowohl der Billigkeit als der
Bequemlichkeit halber vor, an den Gruben Ueberläufe
anzubringen und auf diese Weise die Fäkalien ohne
weiteres in die Straßenrinnen und Straßenkanäle, die
712
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 45
keineswegs hierfür geschaffen waren, abzuführen. Die
Folge war, daß die Abwässer dort in Fäulnis übergingen
und üble Gerüche entwickelten. Ein gutes Resultat haben
diese Verhältnisse aber immerhin dadurch gezeitigt, daß
man begann, statt der ganz regellosen und unsystemati-
schen Kanalisation, die nur den einen Zweck verfolgte,
all den Unrat auf kürzestem Wege dem nächsten Ge-
wässer zuzuführen, eine regelrechte unterirdische Ent-
wässerung durchzuführen, welche auch den hygienischen
Forderungen einer Stadt Rechnung trug.
Das allgemeine Bestreben der gewaltig heranwachsen-
den großen Städte und der stark aufblühenden Industrie,
ihre von Jahr zu Jahr zunehmenden Unratsstoffe, Schmutz-
und Abwässer in die Wasserläufe zu leiten, legten dem
Staat die Pflicht einer sorgfältigen Ueberwachung der
Flüsse auf. Andererseits steht aber der weittragenden
hygienischen Bedeutung der Reinhaltung der Flüsse die
Tatsache entgegen, daß für die Städte und Fabriken
Möglichkeiten geschaffen werden müssen, die erwähnten
Abfallstoffe loszuwerden. Oft ist eine andere Möglich-
keit als die Einleitung der Abwässer in die öffenthchen
Wasserläufe nicht vorhanden. Der Not und dem gesetz-
lichen Zwange gehorchend sind nun eine Menge von
Abwässer-Reinigungsverfahren ersonnen worden. Nach-
stehend sollen nur die wesentlichsten Gesichtspunkte Er-
wähnung finden.
Bei den Erörterungen über die Art der Kanalwasser-
behandlung sind vornehmlich folgende Faktoren zu be-
rücksichtigen :
a) die Beschaffenheit und Menge des entstehenden
Abwassers,
b) die Art der Vorflut,
c) der Grad der verlangten Abwasserreinigung und
d) die Oertlichkeit, für welche die Reinigung des Ab-
wassers in Frage kommt.
Hierbei kann bei bestehenden Kanalisationen die Be-
schaffenheit und Menge des Abwassers ohne weiteres
durch Augenschein, Messung und Untersuchung fest-
gestellt werden.
Von entscheidender Bedeutung sowohl auf die Art
als den Umfang der Abwasserreinigung ist die Beschaffen-
heit des Vorfluters. Wenn Abwässer in einen großen und
wasserreichen Fluß geleitet werden sollen, wird man sich
mit Rücksicht auf die Selbstreinigung des Flusses mit
einem weit geringeren Grade der Abwasserreinheit be-
gnügen können, als dies bei einem kleinen Flüßchen der
Fall wäre. Außer den erwähnten Gesichtspunkten ist auch
die Höhenlage des Vorfluters zum Kanalnetz und zur
Reinigungsanlage von wesentlicher Bedeutung, denn es
ist ohne weiteres klar, daß Anlagen mit genügendem
Gefälle bedeutend vorteilhafter einzurichten und zu be-
treiben sind als solche mit beschränktem oder unzureichen-
dem Gefälle. Hieraus resultiert, daß bei der Wahl der
Oertlichkeit für den Bau solcher Anlagen große Sorgfalt
und Umsicht erforderlich ist. Wenn z. B. in der Nähe
einer Stadt große ebene Landflächen mit gut durchlässigem
Boden vorhanden sind, deren Erwerb keinen zu großen
Kostenaufwand verursacht, so wird wohl die Anlage von
Rieselfeldern das Gegebene sein, wenn die Zuleitung
der Abwässer mit natürlichem Gefälle erfolgen kann.
Kommt dagegen für Herstellung einer solchen Anlage
nur eine Fläche von mäßiger Ausdehnung in Frage, so
können 'die Abwässer entweder mechanisch oder biologisch
gereinigt werden. Sehr oft ist auch eine Kombination
beider Verfahren zweckmäßig.
Für die Abwasserreinigung kommen im wesentlichen
drei Verfahren in Betracht;
1. die chemische Abwasserreinigung,
2. die mechanische „
3. die biologische „
Die chemische Reinigungsmethode hat im
ganzen keine befriedigenden Resultate ergeben; besonders
mit Rücksicht auf die Fischerei und die Landwirtschaft
haben sich ganz erhebliche Nachteile gezeigt.
Bei schnellfließenden und wasserreichen Flüssen
genügt es meist unter sonst günstigen Verhältnissen, die
Abwässer einer mechanischen Klärung zu unter-
ziehen, die im wesentUchen im Abfangen der gröberen
Schwimm- und Sinkstoffe und in der Zurückhaltung des
Sandes besteht. Dies wird durch Rechen, Gitter, Siebe,
Sandfänge und dergl. erreicht. Die weitere Behandlung
des Abwassers besteht dann außer dieser Grobreini-
gung hauptsächlich darin, den Schwebestoffen im Wasser
durch Reduzierung der Geschwindigkeit und durch wieder-
holte Unterbrechung des gleichmäßigen Fließens Zeit
zum Absetzen zu geben.
Eine Folge der mannigfachen Schwierigkeiten, die sich
bezüglich der Beseitigung und Unterbringung des Ab-
wasserschlammes aus den Absitzbecken bei der mecha-
nischen Klärung ergaben, ist das sog. Faulverfahren,
welches darin besteht, daß man den Abwasserschlamm
in den Absitzbecken einige Zeit liegen läßt, wodurch er
dann in Gärung, Fäulnis und Auflösung übergeht. Das
ergibt eine bedeutende Raumverminderung der Schlamm-
massen, die auf die rege Tätigkeit zahlreicher Bakterien
zurückzuführen ist. Als Nachteil des in Deutschland weit
mehr angewendeten Faulverfahrens gegenüber dem Absitz-
verfahren wird die oft bedeutende Geruchsbelästigung an-
gegeben, die sich aber durch Ueberdecken der Faulräume
immerhin wesentlich reduzieren läßt.
Das Faulverfahren ist im Vergleich zu anderen Me-
thoden kein selbständiges Abwasserreinigungsverfahren,
sondern lediglich eine vorbereitende Methode für eine
weitere Nachreinigung in biologischen Körpern und für eine
Desinfektion. Es entlastet die für die endgültige Reinigung
bestimmten Anlagen durch Fernhaltung ungelöster Stoffe
in mindestens ebenso hohem Maße wie das Absitz^er-
fahren und befördert die Vergasung und Mineralisierung
der im Rohabwasser gelösten organischen Stoffe. Die
Sedimente werden durch den Faulprozeß meist in eine
inoffensive, leicht drainierbare Substanz verwandelt. Als
Nachteile des Faulbetriebs wären zu erwähnen, daß die
Abflüsse aus den Faulbecken stets fauligen Charakter
haben und bei jeder Bewegung und Durchlüftung durch
Freiwerden von Fäulnisgasen üblen Geruch verbreiten.
Die nachträgliche biologische Reinigung der Faulkammer-
abflüsse vollzieht sich weniger günstig als diejenige
frischer Abwässer, und mit Rücksicht auf die gesundheit-
lichen Verhältnisse ist die Ansammlung faulender Stoffe,
wie sie in Faulkammern geschieht, besonders dann ein
empfindlicher Nachteil, wenn die Anlage in unmittelbarer
Verbindung mit Wohnhäusern steht.
Auf ein weiteres Verfahren der Abwasserreinigung,
das sog. Berieselungsverfahren, soll hier des beschränkten
Raumes halber nicht weiter eingegangen werden.
Im. nachstehenden möge nun noch dasjenige Ver-
fahren Erwähnung finden, das sich in neuerer Zeit immer
mehr einführt, die biologische Reinigung. Dieses
Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß die vor-
gereinigten Abwässer auf Filtern mit porösen und luft-
durchlässig aufgebauten Steinen — Schlacken — Koks —
oder Kiesmassen in Verbindung gebracht werden. Sehr
wesentlich bei diesem künstlichen biologischen Verfahren
ist die Beschaffenheit und Größe des Füllmaterials der
il
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
713
3 30L.
o
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vi
'\bb. 1. Grunariß
Abb. 2. Schnitt c-d
sog. Oxydationskörper. Ein zu weiches Material wird
infolge des Drucks der darüber liegenden Massen leicht
zerfallen, was durch die Einwirkung des Abwassers und
des Frostes noch unterstützt wird. Das Zerfallen des
Füllmaterials bewirkt aber durch die entstehenden kleinsten
Teilchen eine Verstopfung der Oxydationskörper, welche
dadurch unwirksam werden und dann durch neues Füll-
material ersetzt werden müssen. Als Füllmaterial werden
in der Regel Schlacken, Koks, Kalksteine, Ziegelsteine und
Basalttuff verwendet, wobei sich Schlacke und Koks, ihrer
Porosität und rauhen Oberfläche wegen, am zweckmäßig
sten erwiesen haben.
Den Reinigungsvorgang beim biologischen Verfahren
kann man so auffassen, daß die organischen Stoffe in
den Filtern oder Oxydationskörpern zunächst festgehalten
und dann unter Mitwirkung von Bakterien und der Lufl
oxydiert werden. Man unterscheidet hauptsächlich zwei
Arten dieses biologischen Verfahrens, das intermittierende
Oxydationsverfahren — auch Stauverfahren genannt —
und das Tropf verfahren. Das erstere Verfahren unter-
714
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 45
7*— H m^.70-^
Abb. 3. Schnitt a-b
scheidet sich vom Tropfverfahren namentlich dadurch,
daß dort das Wasser durch periodische Ueberstauung der
Filterbetten mehrere Stunden im Oxydationskörper stehen
bleibt, während beim letzteren Verfahren das Abwasser
nur durch den Oxydationskörper hindurchsickert und den-
selben sofort wieder verläßt. Das Stauverfahren setzt
demnach dichte Umfassungswände des Filters voraus,
während Tropfkörper ganz freistehend errichtet werden
können.
Die Filterbetten werden gewöhnlich aus Filtermassen
aufgebaut, deren Korngröße bei Tropfkörpern nicht unter
25 mm beträgt, während Staufilter besonders in der obersten
Deckschicht bedeutend feinere Massen (1 bis 2 mm Korn-
größe) erhalten. Um einer Verschlammung vorzubeugen,
geht man zweckmäßig so vor, daß man die unteren
Schichten aus grobkörnigem Material herstellt und all-
mählich nach oben die Korngröße verringert.
Von den mannigfachen Konstruktionen solcher An-
lagen sei im nachstehenden eine solche neuesten Datums
beschrieben, wie dieselben mit bestem Erfolg in Württem-
berg ausgeführt werden. Diese Anlage stellt eine Haus-
kläranlage dar, welche aber im Prinzip mit den biologi-
schen Anlagen zur Reinigung städtischer Kanalwässer
vollständig identisch ist.
Die in den Abb. 1 bis 3 konstruktiv und mit Maß-
asgaben dargestellte biologische Kläranlage ist für 12 5001
Abwasser pro Tag bemessen. Die Abwässer stammen
aus einem öffentlichen Gebäude. Das Abwasser gelangt
von der Sammelgrube mittels eines 80 cm breiten
Ueberfalls in die zweite Faulgrube; ein vorgelegtes
0,30 m tief eintauchendes und 0,20 m über den Wasser-
spiegel sich erhebendes Tauchbrett verhindert den Ablauf
der Schwimmdecke. Den Uebergang von der zweiten
Faulgrube nach dem Oxydationskörper vermittelt ein
T-Rohrstück. Das Wasser gelangt dadurch in den Ab-
lauf, von diesem in die Verteilungsrinne und aus dieser
in die Tropfrinnen. Die Verteilungsrinnen sind 0,15 m
breite U-Eisen, die in Abständen von 0,30 m im Boden
eingesetzte Rohrstützen haben, deren Oberkanten in inrcr
Höhenlage so eingestellt werden, daß ein ganz gleich-
mäßiges Abtropfen auf die ganze Länge gleichzeitig statt-
findet. Die quer zu den Verteilungsrinnen laufenden Tropf-
rinnen (T) sind aus auf der Kante aufgestellten L- Eisen
gebildet, auf deren oberen Kanten in Abständen von 0,05 m
derart Kerben eingefeilt sind, daß ein Abtropfen auf deren
ganzen Länge gleichmäßig erfolgen kann.
Der Oxydationsköjper besteht den amtlichen Vor-
schriften entsprechend aus Schlacken und hat 1,50 m
Schüttungshöhe. Unten ist er mit einem Belüftungsraum
von 0,20 m Höhe unterbaut. Dieser Belüftungsraum be-
steht aus Kanälen, die durch Ueberdecken der Filter-
schachtsohle (in dieser Anlage ist diese mit Betonplatten
überdeckt) gebildet werden. Das Sohlengefälle beträgt,
wie in 'den Abbildungen ersichtlich, 2oo. Im Kontrollschacht
dieser Anlage ist der Ablaufboden als Mischrinne für
etwa nötige Desinfektionen ausgebildet worden. Am Ende
dieser Mischrinne liegt ein 0,40 m tiefer Schacht, aus
dem Wasserproben für Untersuchungszwecke entnommen
werden können und in 'dem zugleich die Ablaufvorrichtung
nach dem Vorfluter angebracht ist. Die Frischluftzuführung
erfolgt hier durch den städtischen Entwässerungskanal,
während die sich im Oxydationsraum bildenden schlechten
Ausdünstungen in einem besonderen Rohr über Dach ge-
führt werden. Die Entlüftung der Faulgruben erfolgt
durch eine Entlüftungsleitung des Klosettfallstranges. In
der Abdeckung der Gruben sind einige Einsteigöffnungen
angeordnet, um die zeitweisen Entleerungen der Gruben
und die nötigen Tiltererneuerungen bequem ausführen
zu können.
Anmerkung. Benützte Literatur : Böhm, Entwässe-
rung der Ortschaften.
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
715
Vi V: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN :: ::
Techniker im Rechnungswesen
In den Heften 35, 38, 3Q und 45 des vorigen Jahr-
ganges hatten wir verschiedenen Anregungen und Mei-
nungsäußerungen zu der Frage der Berufung von Tech-
nikern in die obersten „Staatsrechnungsrevisorstellen"
Raum gegeben. Da dürfte nun die Mitteilung von Interesse
sein, daß in den Reichslanden Elsaß-Lothringen, wie wir
von unterrichteter Seite erfahren, bereits seit zwei Jahren
Techniker für das Rechnungswesen angestellt sind. Dies
kam so. Die drei Bezirkspräsidien in Straßburg, Metz
und Colmar unterbreiteten dem Kaiserlichen Ministerium
für Elsaß-Lothringen seinerzeit gemeinsam einen Antrag
um Zuziehung von Technikern zum Rechnungswesen, mit
der Begründung, die Regierungssekretäre seien infolge
Ueberlastung nicht in der Lage, die Bauabrechnungen und
Bauanschläge der Gemeindebauten kalkulatorisch zu prüfen
und festzustellen, andererseits ginge den Sekretären,
insbesondere den Anwärtern, die nötige Sicherheit in der
Auflösung der technischen Eormeln, Klammerausdrücke,
Potenzen usw. ab. Es empfehle sich daher dringend,
Techniker, die in derartigen Rechnungen Gewandtheit be-
säßen, für diese Arbeiten zu verwenden. Das Ministerium
pflichtete diesen Vorschlägen nach eingehender Prüfung
bei, um so eher, als sich ergab, daß tatsächlich häufig
große Fehler in der kalkulatorischen Feststellung der Bau-
anschläge und Bauabrechnungen unterlaufen waren und
dieses zu langwierigen Auseinandersetzungen geführt hatte.
Seit zwei Jahren ist nun je ein Techniker dem Bezirks-
präsidium in Straßburg, Metz und Colmar überwiesen.
Vorbedingung für die Anstellung war die Absolvierung
einer sechssemestrigen Kaiserlichen oder Königlichen Bau-
gewerkschule und eine mehrjährige Praxis als Bausekretär
oder in ähnlicher Stellung. Die Techniker unterstehen
direkt dem Kaiserl. Ministerium in Straßburg, ihre Be-
rechtigung als Kalkulatoren ist die sogen, beschränkte und
hat nur für das Bauwesen Gültigkeit. Ihre Tätigkeit be-
steht ausschließlich in der rechnerischen Prüfung und
Feststellung der Bauabrechnungen und -Anschläge und
in deren Richtigkeitsbescheinigung. Sie sind gleichzeitig
die letzte Instanz für die kalkulatorische Prüfung, da die
Bauanschläge usw. der Gemeindebauten der Oberrech-
nungskammer nicht vorgelegt zu werden brauchen. Die
Stellung dieser Techniker ist durchaus selbständig, da sie
durch ihre Unterschrift für etwaige entstehende Irrtümer
haften Das Anfangsgehalt beträgt 200 M monatlich und
soll in bestimmten Zeitabschnitten, die noch nicht genau
geregelt sind, steigen. Es ist Aussicht vorhanden, daß
' die Stellen später etatsmäßig werden, wenn auch bindende
Zusicherungen in dieser Hinsicht noch nicht gemacht
• wurden. Die feste Anstellung ist allerdings dringend zu
wünschen, besonders im Hinblick darauf, daß diese tech-
^ nischen Arbeiter durch ihre einseitige Arbeitsleistung der
Praxis allmählich entfremdet werden und, falls sie den
, Posten verlassen oder dieser ihnen aufgekündigt wird,
nur schwer wieder eine andere Stellung erhalten.
Seit der Einführung dieser Kalkulator-Stellungen haben
die häufigen Beanstandungen von Rechenfehlern voll-
^ ständig aufgehört. Wir begrüßen diese Einrichtung in
1 Elsaß-Lothringen im Interesse des Technikerstandes freu-
dig und hoffen, daß andere Behörden das Beispiel bald
I nachahmen.
SOZIALE BEWEGUNG ::::::::::
Die Werkpensionskassen
innerhalb der Pensionsversicherung
werden von der Sozialen Praxis einer vorzüglichen
Kritik unterworfen. Im vierten Oktoberheft schreibt Dr.
Clauß : '
Während bei der Arbeiterversicherung fast jeder, für
den ein Heilverfahren in Frage kommt, auch der Kranken-
versicherungspflicht unterliegt, so daß Krankenunter-
stützung und Heilbehandlung vielfach nacheinander ein-
treten, ist dies bei den Privatangestellten nicht der Fall,
sobald ihr Gehalt 2500 M (nach der Reichsversicherungs-
ordnung) übersteigt. Bei der Privatangestelltenversiche-
rung wird also voraussichtlich die Heilbehandlung noch
eine bedeutungsvollere Rolle spielen als bei der Arbeiter-
versicherung. Wie sollen und werden sich nun ins-
besondere die Werkpensionskassen zur Frage der Heil-
behandlung stellen? Die Ersatzkassen dürfen nach dem
Entwurf nur dann zugelassen werden, wenn ihre
Leistungen den reichsgesetzlichen Leistungen min-
destens gleichwertig und in dieser Höhe gewähr-
leistet sind. Die neue Versicherung leistet, abgesehen
vom Heilverfahren, Ruhegeld, Witwen- und Waisen-
renten, die, wie die Begründung (S. 154) sagt, völlig
verschieden bewertet werden müssen. Da auch in manchen
Fürsorgefällen dem Ruhegeld besondere Bedeutung bei-
gelegt werde und die Hinterbliebenenrenten minder hoch
bewertet würden und umgekehrt und da auch die Warte-
zeit für die Erlangung des Anspruchs auf die Leistungen
sehr verschieden sei, so müßten, sagt die Begründung
weiter, deshalb bei Prüfung der Gleichwertigkeit nicht
notwendig die einzelnen Leistungen getrennt verglichen
werden. Vielmehr werde der Wert der Anwartschaft der
Kassenmitglieder auf die satzungsmäßigen Leistungen dem
Werte der Anwartschaft auf die reichsgesetzlichen
Leistungen gegenübergestellt werden dürfen. Sollte es
etwa hiernach möglich sein, den Wert der übrigen
Leistungen so hoch einzuschätzen, daß das Heilverfahren
bei den Ersatzkassen fortfallen könnte? Wir lesen, wie
wir ausdrücklich betonen wollen, dies nicht aus den Worten
der Begründung heraus, wir nehmen also an, daß auch
jede Ersatzkasse verpflichtet ist, das Heilverfahren zu ge-
währen. Nun vergegenwärtige man sich aber einmal, was
das heißt. Bisher hat noch kein einziges Institut, das
als Ersatzkasse in Betracht kommen kann, ein Heilverfahren
eingerichtet, das auch nur einigermaßen den Anforderungen
des Entwurfs entspricht. Künftig aber muß jede Ersatz-
kasse jedem ihrer Mitglieder — denn eine Auswahl der
Risiken gibt es ja nach den Bestimmungen des Gesetzes
nicht — sobald es erforderlich erscheint, das Heilverfahren
gewähren. Das bedeutet eine Belastung, die im voraus
gar nicht zu schätzen ist, eine Belastung, an die keine
Kasse bisher gedacht hat. Und zwei weitere Fragen
drängen sich hier auf. Wie, d. h. auf welche Art und
Weise soll die Heilbehandlung gewährt werden? Wir
sehen, daß die Landesversicherungsanstalten Millionen und
Abermillionen festgelegt haben, um zunächst nur einmal
bescheidene Heilerfolge aufzuweisen, und wir wissen
längst, daß ohne besondere Heilanstalten die Heilerfolge
noch viel schlechter wären. Was sollen die Werk-
pensionskassen tun? Werden sich die Heilanstalten der
Landesversicherungsanstalten bereit erklären, die Privat-
angestellten aufzunehmen? Zu welchen Sätzen? Wird
dann nicht wieder das Bedenken auftauchen, daß die Privat-
angestellten infolge ihrer „gehobenen" Stellung nicht mit
den übrigen Versicherten in einen Topf geworfen werden
dürfen? Oder will man etwa die sämtlichen Werkpensions-
kassen und ähnlichen Einrichtungen künstlich zu neuen
Riesenverbänden zusammenschweißen, damit sie nur ja
wieder als ein unausrottbarer Pfahl in der natürlichen
Organisation unserer nationalen Versicherung stabilisiert
werden? Und selbst wenn alle diese Bedenken mehr
technischer Natur glücklich gelöst werden könnten: wird
nicht jeder Angestellte einer privaten Ersatzkasse sich
scheuen, auf Heilbehandlung zu dringen, wenn er sich sagen
muß, daß er dadurch nicht nur das Vertrauen in seine
Leistungsfähigkeit bei seinem Chef erschüttert, sondern daß
er dadurch auch die Kasse in einer Weise belastet, die
er doch nur dann verantworten kann, wenn er sich bei
der betreffenden Firma in einer Lebensstellung befindet und
auch bei ihr bleiben will? Und welchem Chef soll man
zumuten, für einen Angestellten Aufwendungen zu dessen
1
716
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Hell 45
Gesundung zu machen, obwohl er weiß, daß ihm der An-
gestellte, sobald er gesund geworden, kündigen kann?
Hier liegt eine neue Möglichkeit vor, Abhängigkeiten zu
schaffen, die unbedingt vermieden werden muß.
Wenn man sich alle diese Fragen vergegenwärtigt, so
muß man zu der Ueberzeugung kommen, daß schon die
Frage der im Volksgesundheitsinteresse so notwendigen
Heilbehandlung zur Ablehnung aller privaten Versiche-
rungseinrichtungen als Ersatzkassen führen muß, daß alle
diese Pensionseinrichtungen, gleichgültig ob sie schon be-
stehen oder erst geschaffen werden, nur als Zuschußkassen
zugelassen werden dürfen, und daß auch abgeschlossen
oder noch abzuschließende Lebensversicherungen ebenfalls
nur unier diesem Gesichtspunkte betrachtet v/erden dürfen.
Es wird von den Interessenten an den Ersatzkassen immer
darauf hingewiesen, daß man in der gegenwärtigen Zeit,
wo alles nach Staatshilfe schreit, nicht jede selbsttätige
soziale Regung unterdrücken dürfe. Nichts ist törichter
als der Einwand gerade von dieser Seite. Die Zwangs-
versicherung bei der Reichsanstalt soll nur das Versiche-
rungsminimum leisten, aber diese zwangsweise Versiche-
rung soll auch den Versicherungsgedanken popularisieren
und ihn in Kreise hineintragen, wo er bisher noch nicht
Fuß gefaßt hat, und da bietet sich wirklich sozial denken-
den Arbeitgebern mit ihren Werkpensionskassen ein un-
geheuer weites Feld, segenstiftend zu wirken, da können
dann die Werkpensionskassen Anstalten werden, um die
Angestellten an ihre Werke zu fesseln, aber nicht in Un-
freiheit, sondern in Freiheit. Also nochmals: Reichstag,
werde hart in dieser Frage!
:: :: STANDESBEWEGUNG :: ::
Schwarze Listen der Groß industriellen
Anläßlich des Konflikts der Berliner Eisenkonstruk-
teure stellten wir fest, daß der Verband der Metall-
industriellen eine Anzahl technische Angestellte durch
schwarze Listen in Acht und Bann getan habe. Schwarze
Listen wiesen wir früher schon den preußischen Staats-
betrieben nach und heute geben wir einer Mitteilung Raum,
die die „Fränkische Tagespost" enthielt.
„Es ist uns ein Fall bekannt geworden, der den
dringenden Verdacht begründet, daß unter den Groß-
industriellen Abmachungen bestehen, die darauf hinaus-
gehen, technisch-industrielle Angestellte, die sich in einem
Betrieb auf irgendwelche Weise „mißliebig" gemacht
haben, mit der Aushungerung zu bestrafen. Ein Tech-
niker, der früher bei der Firma Gebr. Bing angestellt war,
ließ sich durch fortvi^ährende Anzapfungen, daß er dem
Bund der technisch-industriellen Beamten angehöre und
daß man solche Leute nicht im Betriebe dulde — übrigens
ist das gar nicht wahr, der Mann ist leider unorganisiert —
zu einer unüberlegten Aeußerung hinreißen, die seine so-
fortige Entlassung herbeiführte. Soweit wäre die Sache
in Ordnung, man kann der Finna nicht das Recht bestreiten,
jemanden, der sie beleidigt, zu entlassen, wenn auch in
diesem Falle der Milderungsgrund der vorausgegangenen
Reizung vorliegt und es gar nicht unschön gewesen wäre,
in Anbetracht dieser Tatsache Nachsicht zu üben. Aber
man scheint sich mit der Strafe der Entlassung nicht zu
begnügen, sondern dem Mann die Lebensmöglichkeit übei--
haupt abschneiden zu wollen. Dieser schwere Verdacht
wird begründet dadurch, daß der Betreffende seit seiner
vor vielen Monaten erfolgten Entlassung in keinem anderen
Betriebe mehr unterkommen kann, obwohl er vorzügliche
Qualifikationszeugnisse aufzuweisen hat. Schon im Februar
hat er in den Schuckertwerken nachgefragt, und man zeigte
dort auch anfangs Neigung, ihn einzustellen, als man ihn
aber gefragt hatte, bei wem er früher beschäftigt gewesen
sei und darauf ans Telephon gegangen war, hieß es plötz-
lich, man müsse sehr bedauern, es sei nichts für ihn frei.
Aehnlich erging es ihm in anderen industriellen Etablisse-
ments. Eine kürzliche erneute Nachfrage bei Schuckert
hatte dasselbe negative Ergebnis, auch hier deutete das
ganze Verhalten des Firmenvertreters darauf hin, daß man
den Mann wohl brauchen könnte, daß aber der Einstellung
ein geheimes Hindernis im Wege stehen müsse. Der Be-
treffende ist Familienvater und hat drei Kinder zu ernähren;
durch die monatelange Stellungslosigkeit ist er, der früher
in guten Verhältnissen war, in eine äußerst bedrängte Lage
gekommen und er sieht keinen Ausweg, wie er sich daraus
retten kann. Eine Korporation, die ihn wenigstens einiger-
maßen über Wasser halten könnte, hat er nicht hinter
sich, denn er hat es ja früher, als er noch in Stellung war,
nicht für nötig gehalten, sich zu organisieren. Jetzt aber
wird ihm vielleicht klar geworden sein, daß man eine
Pflicht gegen sich selbst und gegen seine Familie er-
füllt, wenn man sich mit seinesgleichen zusammenschließt,
um Uebergriffe des Unternehmertums abzuwehren und sich
für Notlagen einen Rückhalt zu sichern.
Die Art aber, wie eine Millionenfirma, deren Eigen-
tümer noch nie die Not am eigenen Leibe empfunden
haben, einen ehemaligen Angestellten verfolgt und zur
Aushungerung verurteilt, verdient die schärfste Ver-
urteilung."
* «
*
Ein neuer Streich gegen das Koalitionsrecht !
Schon seit Wochen gelangten an uns Mitteilungen,
daß das Arbeitgebertum planmäßig gegen uns und die
andere Organisation unserer Berufsgenossen vorgehe. Die
schwarzen Listen aus Anlaß des Konflikts der Berliner
Eisenkonstrukteure, das hinterhältige Vorgehen gegen den
Steigerverband waren Beweise genug für die dunklen Pläne
des Unternehmertums.
Da kommt aus Sterkrade die Nachricht, daß die „Gute-
hoffnungshütte" den Anfang machen wolle, ihren tech-
nischen Angestellten die Koalitionsfreiheit zu rauben. Das
Unternehmen hat seinen Sitz in Oberhausen. Hier ver-
richteten dienstfertige Oberingenieure und Bureauvorstände
schon seit einiger Zeit die entwürdigende Tätigkeit, für
die Direktion die Organisationszugehörigkeit ihrer ihnen
unterstellten Kollegen auszuspüren. Verschiedene Austritte
aus der Organisation sind dieser niedrigsten Gesinnungs-
schnüffelei zuzuschreiben. Man hält es kaum für möglich,
daß sich die Oberingenieure auf Aufforderung des Werkes
dieser verwerflichen, ja entehrenden Aufgabe unterziehen.
Und doch verhält es sich so!
Wir versuchten uns in einem Schreiben an die General-
direktion Gewißheit darüber zu verschaffen, ob die leiten-
den Beamten diese Ausfragerei auftragsgemäß erledigten.
Auf dieses Schreiben ging keine Antwort ein, sondern die
Werkleitung holte hiernach zum Schlage gegen die An-
gestellten aus, deren Organisationszugehörigkeit die ge-
sinnungstüchtigen oberen Angestellten erschnüffelt hatten.
Am 25. Oktober erhielten die im B. t.-i. B. organisierten
Kollegen durch ihre Bureauvorstände ein Formular vor-
gelegt, das zur Abmeldung aus dem Bunde dienen sollte,
mit der strikten Aufforderung der Ausfüllung! „Hier-
durch verpflichte ich mich sofort aus dem B. t.-i. B. aus-
zuscheiden." Was Recht als Staatsbürger, was Koalitions-
freiheit! Wir sind die Herren und ihr seid die Knechte,
die nur gehorchen müssen! Und wie gings den Verbands-
mitgliedern? Der Vorsitzende unseres Zweigvereins
Sterkrade, der in der Abteilung „Brückenbau" der
„Gutehoffnungshütte" beschäftigt ist, wurde zum allgewal-
tigen Fabrikleiter gerufen und ihm aufgetragen, bis spä-
testens zum Abend zunächst selbst aus dem
D. T.-V. auszutreten und weiterhin ein Verzeich-
nis sämtlicher Verbandsmitgiiedcr mit
deren Austrittserklärungen vorzulegen; im
Weigerungsfall sollte unverzüglich die Entlassung aus-
gesprochen werden. So hat sich die Direktion nicht ge-
scheut, den Vertrauensmann der Organisation
zu zwingen, seinen eigenen Verein zu zerstören. Diese
Zumutung ist so ungeheuerlich, daß ihr aus der langen
Kette der Organisationsverfolgungen nichts ähnliches an
die Seite gestellt werden kann.
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
717
Während der Mittagspause desselben Tags kamen die
Angestellten in einer Werkversammlung zusammen. Ver-
bandsmitglieder und Bundesmitglieder berieten gemeinsam.
Mit 31 gegen 3 Stimmen, bei 3 Stimmenthal-
tungen, beschloß man, den Angriff der
Werkdirektion auf die persönliche Freiheit
zurückzuweisen! Das wurde in einem Schriftstück
niedergelegt, das mit 31 Unterschriften versehen an die
Werkleitung eingereicht wui'de :
„Die unterzeichneten Mitglieder des B. t.-i. B. und des
D. T.-V. erklären hiermit nach reiflicher Ueberlegung, daß
es ihnen nicht möglich ist, Ihrem Wunsch nach Austritt
aus den Organisationen zu entsprechen. Wir haben in
den Organisationen z. T. recht bedeutende Rechte er-
worben, haben außerdem die Empfindung, daß es unserer
Ehre, unserem Rechte als Staatsbürger widerspricht, auf
einfachen Befehl hin, Beschlüsse zu fassen, die außerhalb
des Rahmens unserer Dienstverpflichtungen liegen."
Noch am gleichen Tage erhärteten die Unterzeichner
ihren Entschluß, namentlich ermutigt durch das Interesse,
das eine Anzahl Parlamentarier aller Richtungen für den
Fall bekundete. Und doch sollten die Organisationen eine
Enttäuschung erleben, die niemand erwartet hatte. Die
31 Kollegen, die begeistert versprochen hatten, unter dem
Schutze ihrer Organisationen ihr Staatsbürgerrecht ver-
teidigen zu wollen, gaben am andern Tage dem Druck der
Werkleitung nach und verließen ihre Verbände. Wir
kennen die Seelenqualen gar manches Kollegen, der noch
zu schwach war, angesichts seiner Familie dem Wetk
gegenüber den Kopf hochzutragen!
Die Herren der „Qutehoffnungshütte" haben die An-
gestellten — besiegt — , nein, die Angestellten sind ver-
gewaltigt worden. Vergewaltigt hat man euch mit den
„Wohlfahrtseinrichtungen". Die Werkpensionskassen, die
sich in ihrem angeblichen Zwecke nur selten bewährten,
sie bewährten sich hier als Fessel, die dem Arbeitsverhält-
nis der Großindustrie den Stempel modernen Sklaven-
tums aufdrückt. Den „Wohlfahrtseinrichtungen" des Groß-
kapitals und den schwarzen Listen unterlagen die
Schwachen, deren Selbstbewußtsein durch die Bevor-
mundung, Kontrolle und Gesinnungsriecherei durch Jahre
hindurch, gebrochen war.
Wo bleibt hier das Recht? Wer schützt diese Ab-
hängigen vor den überspannten Machtbegriffen des Groß-
kapitals? Kollegen, merkts doch endlich, euch schützt
das Gesetz nicht! Das Gesetz bestraft euch, wenn
ihr so handeln würdet wie diese „Gutehoffnungshütte",
es schützt aber die selbstherrlichen Industriegewaltigen!
Prägt euch doch die Ungerechtigkeiten der §§ 152 und
153 der Gewerbeordnung ein und begreift, das euch nur
die Macht zum Recht verhelfen wird, die wir uns in
unseren Organisationen schaffen. Daß wir noch schwach
sind, das nutzen die Unternehmer aus. Noch konnten sie es,
aber jeder solcher Fall stärkt unser Kampfbewußtsein und
unsern Freiheitsdrang. Jeder solche maßlose Uebergriff
gegen unsere Freiheit als Staatsbürger muß eine Antwort
in dem Masseneintritt in die Organisation finden! Davor
bangt das Unternehmertum und es versucht erneut, die
Gesetzgebung in seinen Dienst zu stellen, um zu retten,
was durch rohe Gewaltakte wie in Sterkrade nicht ent-
gültig erreicht werden kann.
Der Entwurf eines neuen Strafgesetzbuchs soll wieder-
um dem Kampf gegen uns dienstbar gemacht werden.
Der Zentralverband deutscher Industrieller hat eine Ein-
gabe gemacht, die erstrebt, den § 241 folgendermaßen zu
fassen: „Wer durch gefähriiche Drohung einen andern
in seinem Frieden stört, wird mit Gefängnis oder Haft bis
zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 1000 M bestraft.
Einer gefährlichen Drohung im Sinne des ersten Ab-
satzes macht sich auch derjenige schuldig, der es unter-
nimmt, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Arbeitsstätten, Wege,
Plätze, Bahnhöfe, Wasserstraßen, Häfen oder sonstige
Verkehrsanlagen planmäßig zu überwachen."
Darum hat man's so eilig, von diesem Reichstage
noch die Novelle zum Strafgesetzbuch erledigen zu lassen,
weil damit der Koalitionsfreiheit für immer das Genick
gebrochen werden soll! Wer damit droht, die Arbeit ein-
stellen zu wollen, um seine Lage zu verbessern, der soll
wie ein gemeiner Erpresser bestraft werden! Angestellte,
merkt ihrs noch nicht, wohin der Weg führt? Bäumt
sich in euch nicht endlich der freie Mensch, der Staats-
bürger, der selbstbewußte Arbeiter auf? Wir nennen uns
geistige Arbeiter und machen dem stolzen Wort so
wenig Ehre! Die Not der Zeit möge uns alle lehren,
unsere Kräfte zu brauchen, die dann nicht gering sind,
wenn alle zusammenstehen.
Wären dort in Sterkraae alle organisiert gewesen,
wir wollten den Generaldirektor sehen, der gewagt hätte,
uns als Knechte zu behandeln. Sterkrade ist ein Schandmal
der Großindustrie mehr, ein Kainszeichen für die schwäch-
lichen Hörigen, die uns verließen, Sterkrade kann aber auch
ein Wegzeichen sein, das die Angestelltenbewegung auf-
wärts führt. Wir schließen die Reihen fester und warnen
die Werkleitungen vor fernerem überspannten Machtkitzel.
Wir kämpfen um höhere Güter als um Profit und Rente,
wir verteidigen unsere Freiheit und unsere Arbeitskraft und
wir zweifeln nicht, daß uns die Zukunft gehört!
:: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, uerden aufgenommen. Dem Namen des binsenders sind
Wohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. hine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhi) vor trs. hcmen des Hcfles
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindliclikeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Eragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D,e zur Erläuterung der Er.!g;n notwendigen Druck-
• töcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorner bezahlen.
Technik
Frage 238. Eignet sich Holz, das längere Zeit im Meer-
wasser (Salzwasser) gelegen hat, für die Verwendung im
Hochbau?
frage 239. In welcher Weise wird die bereits geputzt
gewesene Backsteinwand eines früheren Kühlraumes, der als
Schlachthaile ausgebaut worden ist, für einen Anstrich mit Leim-
farbe in geeigneter Weise vorbereitet? Der bereits einmal
aufgebrachte Anstrich ist jedenfalls infolge des Salzgehalts der
Wand wieder zerstört worden und mit einer feinen Putzschicht
zusammen abgefallen. Das gleiche ist im Maschinenhause der
Fall und zwar an der Stelle der Wand, wo früher ein Eis-
generator stand.
Frage 240. Beim Ausstanzen von Stahlblech-Massenartikeln,
welche sehr großen Flächeninhalt haben, wird das ganze Ar-
beitsstück mit Oel bestrichen. Bisher wurde das Oel teilweise
auf dem Schmiedefeuer abgebrannt, oder auch abgewischt, was
naturgemäß sehr zeitraubend ist. Auf welche rationellere Weise
kann man das Arbeitsstück vom Oel reinigen?
Frage 241. Wie viel beträgt der i^iruckhöhenverlust bei
einer Wasserleitung mit 2700 m Länge, 19,50 m Gefälle, 80 mm
Rohrlichtweite und 1/2 Sekundenliter Wassermeiige ?
Zur Frage 223. Moderner Werkstatt-Fußboden. Nachdem
eine 25 cm starke Betonunterschicht, aus einer Mischung: 1 Teil
Portlandzemerjt zu 1/2 Teil gelöschtem Kalk, 3 Teilen Scharfsand
und 7 Teilen grober, aschefreier und gesiebter Steinkohlen-
schlacke hergestellt worden ist, bringt man als Deckschicht eine
5 cm starke Betonschicht in einer Mischung aus 1 Teil PorJand-
zement, 2 Teilen lehmfreien Feinsand und 2 Teilen feiner, asche-
freier und gesiebter Steinkohlenschlacke auf. Nach mindestens
Htägigem Abbinden ist ein Zechit-Estrich oder Zechit-Platten,
Cassel-Bredelar, aufzubringen. Der Fußboden, nach Vorschrift
ausgeführt, ist unverwüstlich, elastisch, dröhnt nicht, hält warm
und ist leicht zu reinigen. Der alte Fußboden ist gänzlich zu
entfernen. -pf.
Zur Frage 225. IL (I. s. Heft 43.) Tröge für Säuren aus
Sandsteinplatten zusammengesetzt und aus einem Stück liefert
die Firma H. A. Gütschow in Eberbach a .N., auf der Turiner
Weltausstellung preisgekrönt. P. N.
Zur Frage 226. Bäckerei-, Wand- und Fußboden-Beklei-
dung. Verwenden Sie Hartgußglasplatten der Gesellschaft für
Glas-Industrie, vormals Fr. Siemens-Dresden und Zechitfußboden-
platten der Werke Cassel-Bredelar, Fußbodenreinigung Dr. Noerd-
linger. Chemische Fabrik Flörsheim a. M. -pf.
Zur Frage 229. Obstkellerbau. I. Wenden Sie sich an
die Redaktion des „Praktischen Ratgebers für Obst- und Garten-
718
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 45
bau" (Kgl. Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn), Frankfurt
(Oder), Wilhehiisplatz. -pf.
II. Bei der angefragten Anlage ist vor allen Dingen aut
hinreichende Be- und Entlüftung des Raumes Sorge zu tragen.
Bei der Konstruktion der Kellermauern ist darauf Bedacht zu
nehmen, daß dieselben gegen Erddruck widerstandsfähig sind.
Um eine gleichmäßige Temperatur zu erzielen, wären die all-
seitig geschlossenen Balgsteme (vgl. Antw. 222 i. H. 44) zu ver-
wenden. Sie erlangen durch einfaches Aufmauern dieser Steine
eine ausgezeichnete Isolierung gegen Wärmeunterschiede. Die
Decke des Raumes ist ebenfalls massiv herzustellen und gleich-
falls wärmeisolierend auszuführen. Hierzu eignet sich eben-
falls der Balgstein vortrefflich. Wenn Sie diese Steine an-
wenden, können Sie die Decke auch über Terrain anordnen,
da die in den Steinen eingeschlossene ruhende Luftschicht für
eine gleichmäßige Erhaltung der Temperatur im Keller bürgt.
Sie haben dann noch den Vorteil, daß Sie dem Kellerraum besser
Licht und Luft zuführen können. Zu weiterer Auskunft bin
ich gern bereit.
Plötz, M.-Nr. 27 481, Görlitz, Reicherstraße 23.
Mitteilungen aus dem Verbände
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1481/82 Ludw. Krech, Baumeister, mit Frau, Leipzig-Qohl.
1483 Gabler-Gumbert, Ingenieur, Cöln. 1484 Ad. Heidenreich,
Ingenieur, Halle a. S. 1485 '86 Georg Weber, Architekt, und
Frau, Halle a. S. 1487/88 Asmus Kühl, Ingenieur, und Frau,
Neumünster. 1489 Wilh. Müller, Ingenieur, Ilmenau i. Thür.
1490 Wilh. Waltking, Regierungsbausekretär, Halle a. S. 1491,92
Hermann JVlirtschin, Ingenieur, und Frau, Dresden.
Freiwillige Sammlung zur Schaffung eines Erholungs-
heimes des Deutschen Techniker -Verb ahdes
Abteilung: Ausbau des Erholungsheimes.
97. Quittung.
Zinsen von der Schwarzburgischen Landesbank 9,30 h\.
Techn.-Verein Cöln a. Rh. 3 M. N, N., Zürich 3,05 M. Landes-
verein der nicht etatsmäßigen Techniker der Reichs-Eisenbahn-
Verwaltung Elsaß-Lothringen zu Diedenhofen 5,05 JVl. O. Heus-
1er, Berlin 1 M. Techn.-Verein Zweibrücken 9 JVl. Ergebnis
der Sammelbüchse im Erholungsheim 49,50 iVl. Techn.-Verein
M.-GIadbach 6,20 M. JVlittelrheinische Bezirksverwaltung für das
Mittelrheinische Zimmer 13,53 M. Leipziger Bautechn.-Verein,
Leipzig 50 M. Joh. Kluskow, Mitgl.-Nr. 49 656, Gr.-Auheim
5 M. Sammlung der Teilnehmer an der Wanderversammlung
der Bauamtsvorstände der Stadt und Landgemeinden von Sachsen
und Thüringen am 7. Oktober 1911 in Mittweida 40 M. Verein
für Ingenieure und Masch.-Techn. zu Dresden 30 M. Techn.-
Verein Eßlingen a. N. aus seiner Kupferkasse 5 M. Techn.-
Verein Saarbrücken für das Saarzimmer 20,05 M. Landesverwal-
tung Elsaß-Lothringen : Nachweis der von der Landesverwaltung
gesammelten Beiträge zum Besten des Erholungsheimes in
Sondershausen: Techn.-Verein Metz 100 M. Techn.-Verein Mül-
hausen i. E. 25 M. Techn.-Verein Diedenhofen 20 M. Landes-
verein der nicht etatsm. Angest. der Reichseisenbahnen zu Dieden-
hofen 10 M. Jos. Graul, Mitgl.-Nr. 26 576 20 M. Heinr.
Jochum, Mitgl.-Nr. 60 175 3 M. Theod. Möhle, Mitgl.-Nr. 25 775
2 M. G. Werner, Mitgl.-Nr. 32 708 3 M. E. Hoesli, Mitgl.-Nr.
45 696 3 M. H. Knobloch, Mitgl.-Nr. 18 841 3,50 M. C. Wid-
mann, Mitgl.-Nr. 28 944 3 M. E. Kihm, Mitgl.-Nr. 22 792 3 M.
Th. Hendricks, Mitgl.-Nr. 12 771 3 M. D. Buckert, JVTitgl.-Nr.
51 120 5 M. O. Neuhoff, Mitgl.-Nr. 7301 5 M. Jos. Messing,
Mitgl.-Nr. 60 306 5 M. Jac. Gewinner, Mitgl.-Nr. 42 992 1 M.
W. Gumz, Mitgl.-Nr. 6461 5 M. Jos. Ziegler, Mitgl.-Nr. 19 487
1,50 M. K. Knetsch, Schwiebus, Mitgl.-Nr. 34 470 5 M. H.
Scheiper, Beckum, Mitgl.-Nr. 48 839 1,80 M. Ph. Dexheimer,
Thorn, iVlitgl.-Nr. 32 131 2 M. Sammlung des Techn.-Vereins Aue
und Umgegend anläßlich seines Sommerfestes 8 M. Für das
Jubilaren-Zimmer gingen ferner ein: Leo Fegers in Essen, Mitgl.-
Nr. 248, als dritte Rate 200 M. A. Richter, Krakau, Mitgl.-Nr. 167
12 M, F. Weyland, Clausthal, Mitgl.-Nr. 171 2 M. K. Keiser,
Leipzig, Mitgl.-Nr. 197 3 M. M. Zimmermann, Schweidnitz,
20,05 M. E. Zinke, Meppen, Mitgl.-Nr. 172 10 M. J. Arppe,
Danzig, Mitgl.-Nr. 94 5 M. J. Holsten, Osterode, Mitgl.-Nr. 28
5 M. G. Stoff, Berlin, Mitgl.-Nr. 273 20 M.
Abteilung: Unterstützungskasse
des Erholungsheimes.
26. Quittung.
Karl Seemann, Ihme b. Weningsen 10 M. Leo Fegers, Cöln
a. Rhein, Mitgl.-Nr. 248 50 M. Frau Drevenstedt, Magdeburg,
Ueberweisung des Sterbegeldes des Mitgl. Nr. 25 381 O. Dreven-
stedt 120 M.
Gesamtbetrag der 1. bis 25. Quittung 2872,41 M.
Gesamtbetrag der 26. Quittung 180,00 M.
3052,41 M.
Für die hochherzigen Spenden dankt namens aller Verbands-
kollegen herzlichst Die Verbandsleitung.
Wohlfahrtsmarken zum Besten des Erholungsheimstocks sind
zum Preise von 2 Pf. pro Stück durch die Geschäftsstelle des
D. T.-V., Berlin SW., Markgrafenstraße 94, zu beziehen.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,Ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf emer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder tinssuJung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Vers immlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergniigunj^n, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht dar Inseratenteil g;g;n Bezalilung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
? — tages Jahresbericnte nicht auf-
genommen. Bericlite von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Vcrbandsleitiuig.
Landesverwaltangen.
Bciyr. T echuiker-V erband. Die Versammlungen, mit denen
Herr Kollege Kaufmann, Berlin, die Winteragitation in
Bayern einleitete, hatte einen sehr guten Erfolg. Es fanden
solche in München, Augsburg, Bamberg, Eltmann,
Fürth, Ansbach und Würzburg statt. Ucberall konnle
mit Genugtuung festgestellt werden, daß die Besucherzahl eine
große und der Geist der Versammlung sehr fortschrittlich war.
Der äußerliche Erfolg geht aus den Neuanmckiungcn von
27 ordentlichen und 17 Schülermitgliedern hervor; gewiß im
erfreuliches Resultat. Am 18. Oktober fand eine zweite öffent-
liche Versammlung in München statt als Protestversammlun^
gegen die Maßregelung eines Mitgliedes bei der Firma F. S.
Kustermann. Der Kollege hatte es abgelehnt, die von der
Firma diktierte Verlängerung der Arbeitszeit um täglich eine
Stunde anzuerkennen, und erhielt aus diesem Grunde seine
Kündigung. Die Versammlung zeigte, daß die Techniker nicht
mehr gewillt sind, derartige JVlaßnahmen der Arbeitgeber ohne
weiteres hinzunehmen. Schon die Besucherzahl (der Saal war
bis auf den letzten Platz gefüllt), wie au:h der Geist, der in
dieser Versammlung herrschte, zeigte, daß die Solidarität unter
den Kollegen große Fortschritte gemacht hat. In dieser Ver-
sammlung erklärte sich auch der Bund der techn.-ind. Beamten
mit uns solidarisch. Einstimmig wurde eine Resolution an-
genommen, in der die Versammlung gegen das Vorgehen der
Firma Kustermann energisch Protest erhebt und die Verbände
beauftragt. Schritte hiergegen zu unternehmen. Inzwischen wur-
den von selten der beiden Organisationen der Firma Verträge
vorgelegt; wir hoffen, daß diese auch zur Annahme gelangen.
Möge der fortschrittliche Geist, der in den Reihen unserer
Kollegen so frisch einsetzte, weiter anhalten und durch das
gemeinsame zielbewußte Vorgehen die Zahl der Mitkämpfer
in diesem Winter bedeutend vermehren. Zu diesem Zwecke
ersuchen wir jeden Kollegen, sein Schcrflein zum Gelingen des
Ganzen beizutragen.
Dfzirksverwaliunnen
Obcrschlesicn. Gemäß Beschluß des 14. Bezirkstages besteht
der geschäftsführende Vorstand nunmehr aus folgenden Herren.
Vorort Königs hütte (O.-S.). R. Hochstein, Königshütte,
1. Vorsitzender. P. Neuhoff, Königshütte, I. Schriftführer. H.
Heft 45
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
719
Lange, Königshütte, Kassierer. H. Wittmeyer, Beuthen, für
Gruppe A. W. Bischoff, Zabrze, für Gruppe B und II. Schrift-
führer. J. Jelinsi<i, Kattowitz, für Gruppe C. C. Sternberg,
Beuthen, für Gruppe D und II. Vorsitzender. Obmann der
Stellcnvermittelungsfiliale W. Gchrke, Kattowitz. Geschäfts-
prüfer M. Kettner, Kattowitz, und W. Specht, Beuthen. Ver-
treter der Einzelmitgheder sind die Herren: M. Kettner, Kattowitz,
H. Schaar, Nicolai, H. Bühring, Leobschütz, und Hergesell,
Schoppsmitz.
Rheinland. 13. Bezirkstag Sonntag, 12. Nofember, in Cöln-
Kalk, Rest. Schiebler, Hauptstr. 247. Beginn der Verhandlungen
Punkt 10 Uhr. Tagesordnung: 1. Protokoll des 12. Bezirkstages.
2. Verbandsangelegenheiten. Referate: a) Pensionsversicheruii^-
der Angestellten. Referent: Herr E. K n ö 1 1 - Kalk, b) Marinc-
techniker-Angelegenheiten. Ref.: Herr G a t z w e i 1 e r - Aachen,
c) Was lehrt uns der Streik der Eisenkonstrukteure in Berlin.
Referent: Herr S c h r e i e r - Mülheim am Rhein. d) Fort-
bildungsschule und Techniker. Referent : Herr Lautenbach-
Berg. Gladbach. 3. Innere Angelegenheiten der Bezirksverwal-
tung. 4. Beratung der rechtzeitig eingegangenen Anträge.
5. Rechtsschutz, ö. Nachrichtenblatt. 7. Verbandstag. 8. Be-
richt des Vorstandes über das laufende Geschäftsjahr. 9. Kosten-
voranschlag für das Jahr 1912. 10. Wahl des Vorortes für die
Jahre 1912,13. 11. Neuwahl des geschäftsführenden Vorstandes
1912 13. 12. Neuwahl des erweiterten Vorstandes 1912/13.
13. Neuwahl der Kassenprüfer 1912/13. 14. Ort des nächsten
Bezirkstages. 15. Verspätet eingegangene Anträge. 16. Ver-
schiedenes. Die Verhandlungen werden von 1 bis 2 Uhr unter-
brochen. Im Restaurant „Zur Zeche", Kalk, Hauptstraße wird
das JVlittagessen zum Preise von 2 M, ohne Weinzwang, ab-
gehalten. Zwangloses Beisammensein nach den Verhandlungen
mit den Mitgliedern der „Technischen Vereinigung Kalk". Der
Bezirkstag ist öffentlich, zur Teilnahme sind die Verbands-
mitglieder, sowie Gäste durch Verbandsmitglieder eingeführt,
freundlichst eingeladen. An den Verhandlungen selbst können
nur die Vertreter aktiv teilnehmen.
Sachsen-Anhalt. Wir haben für dieses Winterhalbjahr be-
absichtigt Diskussionsabende einzurichten, an denen sich unsere
Mitglieder sämtlich beteiligen können. Der erste dieser Abende
soll Montag, 6. November, in Kublers Hotel, Wilhelmstraße,
Magdeburg, stattfinden und abends 9 Uhr eröffnet werden. Die
einzelnen Themata sollen, soweit es möglich ist, durch unsere
Protokolle bekannt gegeben werden. Wir laden zur regen Be-
teiligung ein.
Zivei^vercine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vors. u. Br.-A. : F. J.
Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Samstag abend
im Berliner Hof. Samstag, 4. November, abends 8V4 Uhr,
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Verlesung des Proto-
kolles. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bekanntgabe der
Eingänge. 4. Besprechung der Anträge zum Bezirkstag. 5. Be-
sprechung über die Veranstaltung am Nikolausabend. 6. Ver-
schiedenes und Beitragszahlung. Samstag, 11. November, Zu-
sammenkunft im Restaurationszimmer des Berliner Hofes. Wir
ersuchen die Mitglieder um zahlreiches Erscheinen und um
Einführung dem Verband fernstehender Kollegen.
Berlin. Technischer Verein. Die Hauptversammlung
findet am Donnerstag, 9. November, abends 9 Uhr, in den
Industrie-Festsälen, Beuthstraße 19/20, statt. Demonstrations-
vortrag über die Parlograph-Maschine. Wir bitten ufn pünkt-
liches Erscheinen.
Charlottcnburj^. „B a u hü tte Charlottcnbur g".
Vors.: Friedrich Brinkmann, Charlottenburg, Goethestraße 15.
Schriftf. : Richard Brennecke, Charlottenburg, Fritschestr. 40 II.
Kassierer: Albert Papenzin, Charlottenburg, Wallstr. 47. V.
u. O. : Jeden ersten Dienstag eines Monats im Logen-Rest,
Charlottenburg 1, Berliner Str. 61, Ecke Kirchhofstr. Dienstag,
7. November, abends Punkt 8V2 Lllir, findet im Vereinslokal die
nächste Monatshauptversammlung statt. Die Tagesordnung ist
in dem Verkündigungsblatt der Bezirksverwaltung Brandenburg
bekannt gegeben worden. Sollte ein Mitglied dieses Blatt nicht
erhalten haben, so wolle man dies umgehend Herrn Kollegen
A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegelerweg 5, mitteilen, an dessen
Adresse auch alle Mitteilungen über Wohnungsveränderungen
zu richten sind.
Frankfurt a. M. Technischer Klub. Monatsprogramm
für Nov. und Dez. Donnerstag, 9. Nov., abends 8V2 Uhr, im
Klublokal Diskussionsabend: Die Bewegung der Eisenkons'ruk-
teure in Berlin. Samstag, 11. Nov., pünktlich abends 8V2 Uhr,
im Saale der „Alemannia", Schillerplatz, 27. Stiftungsfest. Don-
nerstag, 16. Nov., abends 8V2 Uhr, im Klublokal Hauptver-
sammlung. Tagesordnung: l". Verlesung der Protokolle der
letzten Hauptversammlungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Bekanntgabe der Eingänge. 4. Bericht unserer Vertreter
im sozialen Ausschuß. 5. Sonstige Klub- und Verbandsangelegen-
heiten. Donnerstag, 23. Nov., abends 8'/2 Uhr, Vorstandssitzung.
Donnerstag, 30. Nov., abends 8V2 "Uhr, Diskussionsabend. Don-
nerstag, 7. Dez., abends 872 Uhr, gemütliches Zusammensein mit
Damen. Donnerstag, 14. Dez., abends 8V2 Uhr, Vorstands-
sitzung. Tagesordnung: Vorstandswahi, Jahresabschluß, Vor-
anschlag, für Generalversammlung. Donnerstag, 21. Dez., abends
8V2 Uhr, im Klublokal Generalversammlung. Hierzu ergeht be-
sondere Einladung mit Tagesordnung. Donnerstag, Tä. Dez.,
abends 8V2 Uhr, Jahresschlußkneipe mit Damen. Zu allen un-
seren Veranstaltungen sind dem Verbände noch fernstehende
Kollegen stets willkommen.
tlamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Vors. u. Br.-A.: Fr. Reitz, Hamburg 31, Mendclsohnstraße 26.
Versammlung Dienstag, 7. November, pünktlich 9 Uhr abends,
im Vereinslokale „St.-Georger-Bürger-Kasino", Gr. Allee Nr. 55.
Tagesordnung: 1. Mitteilung des Vorstandes. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Vortrag des Kollegen Zehle: Wasser-
reinigungsanlagen auf der Kaltenhofe. 4. Technische Fragen.
5. Verschiedenes. Noch ausstehende Inserate zum Jahrbuch sind
jetzt abzuliefern. Unser diesjähriges Stiftungsfest findet Sonn-
abend, 9. Dezember, in Rehbens Gesellschaftshaus, Valentins-
kamp 73,74 (Theatersaal) ohne gemeinschaftüches Essen statt.
Karlsruhe. Technischer Verein. V. u. O. : Jeden
Dienstag Vs^ Uhr im Rest. Goldener Adler, Karl-Friedrich-Straße.
Unsere nächste Monatshauptversammlung findet am 7. November
statt. Tagesordnung: 1. Verlesen des Protokolls. 2. Erledigung
neuer Eingänge. 3. Besprechung über unsere am 16. Dezember
stattfindende Weihnachtsfeier. 4. Beschlußfassung über die an-
geregten Exkursionen. 5. Verschiedenes. Anschließend Vortrag
des Herrn Ing. Heinzelmann über die Heizungsanlage im
neuen Stadttheater zu Freiburg. Gleichzeitig laden wir Sie
höflichst zu der am 12. ds. Monats stattfindenden Besich-
tigung des Hobelwerks der Firma Fuchs Söhne-Rheinhafen ein.
Treffpunkt 3/4IO Uhr am Rest. z. Hansa. Beginn der Besich-
tigung Punkt 10 Uhr. Gäste und dem Verein noch fernstehende
Kollegen sind zu all::i unsern Veranstaltungen freundlichst ein-
geladen. WohnungsM, ränderungen müssen umgehend angezeigt
werden. Ebenfalls bi.'en wir dringend rückständige Beiträge
an unsern Kass. Hn. G. Koch, Herrenstr. 20 I, umgehend abzuführen.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
und Umgegend. Vors. u. Br.-A.: Schwertfc;:;-, Laurahütte
b. Kattowitz. Nächste Hauptversammlung Mi.t.voch, 8. No-
vember, abends 8V2 Uhr, im Pschorr-Bräu, August-Schneider-
Straße. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen und
Streichungen. 3. Vortrag des Herrn Koll. Anke „V7 i e
schütze ich meine Erfind unge n". 4. Bericht über
den XIV. Bezirkstag der Bez.-Verw. Oberschlesien. 5. Ver-
schiedenes. Am 11. November, abends S'/i Uhr, veranstalten
wir im oben genannten Lokale einen Schüleragitationsabend.
Tagesordnung: 1. Vortrag eines Oberbeamten des D. T.-V.
2. Freie Aussprache. Thema wird in 'der Versammlung bekannt-
gegeben. Kein Kollege, der den Wert der Organisation erkannt
hat, kann diesen Veranstaltungen fernbleiben. Namentlich zu
der Schülerversammlung bitten wir um Einführung dem Ver-
bände noch fernstehender Kollegen.
Mülheim a. Rh. Technischer Verein. Die nächste
Monatsversammlung findet mit Rücksicht auf das am 4. No-
vember, abends 8V3 LJhr, zu feiernde Stiftungsfest erst Freitag,
10. November, abends pünktlich 8^/^ Uhr, im Vereinslokal,
Casino-Rest., statt. Tagesordnung: 1. Protokoll der vor. Vers.
2. Beschlußfassung über Anträge zum Bez.-Tag in Köln-Kalk
am 12. November. 3. Verbandsangelegenheiten und Verschie-
denes. — Anschließend an obige Bekanntmachung gestatten
wir uns darauf hinzuweisen, daß der Bez.-Tag öffentlich ist
und unsere Alitglieder das Recht haben, den Verhandlungen von
Anfang bis zu Ende beizuwohnen. Das nähere Programm wird
in der Versammlung am 10. November bekannt gegeben. Ferner
gestatten wir uns schon heute auf den am Freitag, 17. No-
vember er., abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal, Zimmer links,
stattfindenden Vortrag unseres Herrn L u s t i g - Dortmund über
„Technik und Techniker" aufmerksam zu machen. Wir
richten an unsere Mitglieder die dringende Bitte, sich recht rege
an allen Veranstaltungen zu beteiligen und dem Verbände noch
fernstehende Kollegen einzuführen.
München. Techniker-Verein, e.V. Dienstag den
7. November Monatsversammlung mit anschließender sozialpoli-
tischer Monatsrückschau und Diskussion. Sonntag, 12. Nov.,
nachmittags 31/2 Uhr, Ausflug nach Grünwald, Restaur. -Römer-
schanze. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung unserer Mit-
glieder und werten Damen.
Nürnberg. Technikervereinigung. Auf die von uns
ausgeschriebene Konkurrenz zur Erlangung von Entwürfen für
unsere Aufnahmekarte sind 23 Arbeiten eingelaufen, welche
720
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 45
zum großen Teil als sehr gut zu bezeichnen sind. Den 1. Preis
erhielt der Entwurf „Asmus" von R. Jakob, Krehngstr. 17;
2. Preis Entwurf „Vorstadt" von Heinrich Plank, Lindengasse 9;
3. Preis Entwurf „Elektra" von Siegmund Diener, Schmausen-
gasse 3. Die Entwürfe sind bis einschließlich 7. November in
der Ba)'er. Landesgewerbeanstalt öffentlich ausgestellt und wer-
den bis 10. November den Verfassern wieder zugeschickt. Am
8. November werden die Entwürfe im Vereinslokale aufgelegt.
Mittwoch, 15. November, Vortrag des Herrn Rechtsanwalt Dr.
Schloß, Nürnberg, über „G eschichte und Wesen des
Tarifverträge s". Am 29. November Lichtbildervortrag
mit Damen „Eine Rheinreise von Köln bis Mainz". Vollzähliges
Erscheinen der Mitglieder wird erwartet, auch Außenstehende
werden freundl. aufgenommen.
Plauen. Techn. Verein Plauenscher Grund.
Vrs. u. Br.-A. : Ing. Herrmann, Deuben, Dresdener Straße.
V. u. O.: Jeden 2. Sonnabend im Monat im Ratskeller, Deuben.
Nächste Monatsversammlung Sonnabend, 11. Nov., im Vereins-
lokal. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Gäste
sind herzlichst willkommen.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum
Prinzen. Monatsversammlung Mittwoch, 8. November, abends
8V2 Uhr, im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Aufnahme
neuer Mitglieder. 2. Verbandsangelegenheiten. 3. Verschiedenes.
Reisten hausen und Umgegend. Techn. Verein. Sonn-
tag, 5. November 1911, nachmittags 4 Uhr, findet in unserem
Vereinslokale „Bayerischer Hof" die übliche Monatsversammlung
statt. Es werden besonders die auswärtigen Mitglieder höfl.
ersucht, zahlreich zu erscheinen. Nach Erledigung der Ein-
läute werden vom Kassierer, Herrn Joseph Hegmann, die
restierenden Beiträge vom 4. Quartal erhoben. Wir erwarten
recht rege Beteiligung.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Freitag, 10. Novbr.,
nachmittags gegen 5 Uhr, besichtigt unser Verein die , Berliner
Kindl"-Brauerei Rixdorf, Hermannstr. 214/219. Treffpunkt gegen
5 Uhr im Hauptrestaurant, Hermannstr. 214/219. Die Brauerei
befindet sich während der Besichtigung im Betrieb. Ferner
findet Mittwoch, 15. November, abends 1/2^ Uhr, im Restau-
rant „Prinz Luitpold", Friedrichstr. 138, unsere dritte gesellige
Zusammenkunft statt. Zu diesen beiden Veranstaltungen laden
wir alle unsere Mitglieder herzlichst ein und bitten um recht
pünktliches Erscheinen. Kollegen von den Brudervereinen, Einzel-
Zur gefl. Beachtung!
Von verschiedenen Firmen und Behörden wird darüber Klage
geführt, daß einzelne Verbandskollegen, welche für die Be-
setzung einer Stellung in Aussicht genommen waren, auf eine
Aufforderung zum Antritt einer solchen nicht geantwortet hätten.
— Abgesehen davon, daß schon die einfache Pflicht der Höflich-
keit eine solche Handlungsweise verbietet, leidet auch das An-
sehen unserer Stellenvermittelung darunter und werden wir daher
für die Folge diejenigen Mitglieder, welchen eine derartige Unter-
lassung nachgewiesen werden kann, von der Benutzung der
Stellenvermittelung ausschließen.
Gleichzeitig machen wir erneut auf unsere Auskunftei über
Firmen und örtliche Verhältnisse aufmerksam, deren Inanspruch-
nahme wir vor Abschluß eines Engagements dringend emp-
fehlen, damit die Verbandskollegen beim Stellungswechsel vor
Enttäuschungen bewahrt bleiben.
(Nur für Verbandsmitglleder).
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
2983 RheinL, Arch.-Bureau sof. Bt., fl. Zeichn., gew. im
Ausarbeit, v. sämtl. Ausführungszeichng., einschl. d. inneren
Ausbaues. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäfts-
stelle Rheinland und Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3278 Hildesheim, Baugesch. sof. tücht. T., nur erste Kraft
u. durchaus selbst., m. gut. Erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-
Anspr. u. Skizz. in Brieff. Hauptst. Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
mitglieder, sowie noch nicht organisierte Herren, sind ebenfalls
willkommen. Weiter geben wir bekannt, daß der ,,Bund Deut-
scher Bodenreformer" am 25. November; 2. und 9. Dezember,
abends von 874 bis 10 Uhr, in der Landwirtschaftlichen Hoch-
schule einen Vortragszyklus über „praktische Einführung in die
volkstümliche Redekunst" veranstaltet. Unsere Mitglieder haben
zu diesen Vorträgen freien Zutritt. Kollegen, welche gewillt
sind, hieran teilzunehmen, werden ersucht, bis spätestens
10. November unserem Schriftführer, KoU. B. Leipziger, Rixdorf,
Juliusstr. 36/37 dies, unter Beifügung von 5 Pfg. Portoersatz,
mitzuteilen.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Br.-A. : O. Baumgart, Ing., Dresden, Leipziger
Straße 38. Vereinslokal: Gewerbehaus, Ostra-Allee. — Freitag,
10. November, abends pünktlich Uhr, im Vereinslokal Monats-
Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Bericht über den am 5. Nov. stattgefundenen
Bezirkstag in Zittau. 4. Bericht über das Ergebnis der Wander-
versammlung des D. T.-V. in Dresden. 5. Besprechung über:
Privatversicherung oder staatliche Pensionsversicherung. 6. Frage-
kasten und Verschiedenes. Es darf wohl vorausgesetzt werden,
daß alle Mitglieder zu dieser Versammlung erscheinen, da die
auf der Tagesordnung stehenden Berichte von besonderer Wich-
tigkeit sind. — Der wissenschafthche Ausschuß bemüht sich
zurzeit, aus unserem Mitgliederkreise Kollegen zu Vorträgen
zu werben, welche technischen wie auch sozialen Inhaltes sein
können, und bittet um möglichst rechtzeitige Anmeldung und
Bekanntgabe des Vortragstages. Es wird um rege Betätigung
wie auch um rege Teilnahme an diesen Abenden, welche teil-
weise auch unter Teilnahme der Damen stattfinden sollen, gebeten.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1 908. Br.-A.: A. R. Krobiell, Ing., Hamburg 6, An der
Sternschanze 29a. Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Ham-
burg, Große Allee 45. Hauptversammlung: Jeden 1. Freitag
im Monat, abends 8I/2 Uhr. Nebsnversammlung: Jeden 3. Frei-
tag im JVlonat, abends 81/., Uhr. Zur Huntversammlung am
3. November werden sämtliche Mitglieder dringend gefce'en er-
scheinen zu wollen. Auch wäre es sehr erwünscht, wenn alle
noch fehlenden Beiträge an diesem Tage eingezahlt würden,
um mit dem Verbände für dieses Jahr abrechnen zu können.
Staatstechniker.
Saarbrücken. Eisenbahn-Tech n.-V e r e i n. Samstag,
11. November, abends 9 Uhr, findet im Vereinslokale „Tonhalle
Saarbrücken" Hauptversammlung statt. Wegen der Wichtigkeit
der Tagesordnung, welche den Mitgliedern noch schriftlich zu-
gestellt wird, bitten wir dringend um zahlreiches Erscheinen.
3286 Göttingen, Arch.-Bureau sof. saub. Zeichn., m. Erf.
im Veranschl. u. in Bauleitg. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-
Anspr. u. Skizz. in Briefform Zweigst. Cassel an Hn. F. Thielke,
Roonstraße 44.
3287 Breslau, Baugesch. sof. tücht. T., m. a. Arbeit., spez.
Veranschl. vertr. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweig-
stelle Breslau, an Hn. E. Reußner, Webskystr. 11.
3288 Beuthen i. Oberschles., Baugesch. ert. Hochbaut., ge-
übt in d. Aufstellung, v. Kostenanschl. u. Abrechng., f. Bureau
u. Baust. 180 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Haupt-
stelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3289 Osnabrück sof. 2 Hochbaut. Bewerb. m. Erf. in d.
Feuerungsbranche bevorz. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst.
Osnabrück an Hn. Schütte, Parkstr. 45.
3293 Bad Pyrmont, Baugesch. sof. jüng. T. als Baut.
Ca. 130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW.,
Markgrafenstraße 94.
3295 Tegel, Baugesch. sof. tücht. T., gel. Zimm., f. Dach-
T<onstr. Dauernd. 130 bis 150 M, evtl. mehr. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Alarkgrafenstr. 94.
3296 Magdeburg sof. tücht. T., im Entwerf., stat. Berechn.
u. Kostenanschl. durch, erf. u. gewandt im Verkehr m. d. Kund-
schaft. Ang. mit Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. A\agde-
burg an Hn. Th. Grosse, Breiteweg 175 77.
3297 Cassel, Arch.-Bureau sof. Bt., tücht. Zeichn. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Cassel an Hn. F.
Thielke, Roonstraße 44.
3298 Forst i. Laus., Maurermstr. sof. tücht. Bt. Bis 25 J.
alt. 125 bis 130 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstraße 94.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes |
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HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 46 Schriftldtung: E. Rieh. Schubert, Berlin. 11. NoVCmbcr 1911
Inhalt: Die Privalbeamtenversicherung in der Kommission - Die gebräuctiliclien SchienenschweiiSverfahren - Die zeichnerische Bestimmung des Neigungswinkels bei
Graten und Kehlen - Umfassungsmauern lür Kleinwohnungen - Soziale Bewegung - Standesb wegung — Briefkasten - Sitzungskalender
Die Privatbeamte iversicherung in der Kommission
Die Reichstagskommission hat am vorigen Sonnabend
die erste Lesung des Versicherungsgesetzes zu Ende ge-
führt. Um das Ergebnis gleich vorweg mitzuteilen: Der
Gesetzentwurf wurde ohne wesentliche Aenderungen i n
der Form der Regierungsvorlage ange-
nommen.
Ein Antrag der Sozialdemokraten, der den B e -
griff der Berufsunfähigkeit anders formulieren
wollte, wurde zurückgezogen. Es bleibt bei der
Bestimmung, daß Berufsunfähigkeit dann an-
zunehmen ist, wenn die Arbeitsfähigkeit des Versicherten
auf weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich
und geistig gesunden Versicherten von ähnlicher Aus-
bildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten
herabgesunken ist. i
Neu hinzugekommen ist ein von den Sozialdemo-
kraten beantragter § 18a, der folgende Fassung erhielt:
„Der Versicherte kann bis zum vollendeten 25. Lebens-
jahre in eine höhere Gehaltsklasse, als der Höhe seines
Jahresarbeitsverdienstes entspricht, übertreten. (Die Sozial-
demokraten hatten das 40. Lebensjahr als Altersgrenze
für den Uebertritt beantragt. Infolge des entschiedenen
.Widerspruchs der Regierung aber wurde auf den Ver-
mittlungsantrag der Fortschrittlichen Volks-
partei das 2 5. Lebensjahr als äußerste Grenze an-
genommen.)
Der Abschnitt über die Hinterbliebenenrenten
(§§ 27 bis 34) bleibt unverändert. Nach § 29 steht
nach dem Tode der versicherten Ehefrau eines erwerbs-
unfähigen Ehemannes den ehelichen Kindern und dem
Manne Waisen- und Witwenrente nur zu, solange sie be-
dürftig sind. Der Antrag der Sozialdemokraten,
die Rente in der gleichen Weise, wie bei dem Anspruch
einer Witwe auf Witwenrente von der Voraussetzung der
Bedürftigkeit unabhängig zu machen, fand nicht die
Mehrheit. Auch die Abschnitte über das Heilverfahren,
die Sachleistungen und die besonderen Vorschriften für
den Aufenthalt im Auslande (§§ 35 bis 46) wurden wie
in der Vorlage bestätigt.
Zum § 54, der vom Ruhegeld handelt, hatten die
Sozialdemokraten einen von der Regierung ent-
schieden bekämpften Antrag gestellt, der das Ruhegeld
'anders regeln will. Nach der Vorlage würde das Ruhe-
geld nach Ablauf von 120 Beitragsmonaten ein Viertel der
in dieser Zeit entrichteten Beiträge und ein Achtel der
übrigen Beiträge umfassen. Der Abänderungsantrag sieht
einen Grundbetrag und gewisse Steigerungssätze vor. Der
Grundbetrag soll nach 120 Beitragsmonaten berechnet
werden. Sind weniger nachgewiesen, so gilt für die fehlen-
den die Gehaltsklasse A, sind es mehr, so scheiden die
überzähligen Beiträge der niedrigsten Gehaltsklassen aus
Für jeden Beitragsmonat sollen Beträge ausgesetzt werden,
die sich in den neun Gehaltsklassen zwischen 0,30 und
4,40 M bewegen. Die Steigerungssätze sollen für jeden
Beitragsmonat je nach der Gehaltsklasse 0,10 bis 2,20 M
betragen. Im Laufe der Beratungen brachte das Zen-
trum eine Resolution ein. Die verbündeten Regie-
rungen werden darin ersucht, spätestens nach Aufstellung
der ersten Bilanz, die am 31. Dezember 1917 fällig ist, dem
Reichstage eine Denkschrift über die Geschäfts -
ergebnisseunddie Finanzlage vorzulegen ; dann,
soweit es ohne Erhöhung der Beiträge möglich erscheint
in erster Linie die Gewährung von Kinderzuschuß-
r e n t e n nach dem Vorbild der Reichsversicherungs-
ordnung in die Wege zu leiten. Diese Resolution
wurde nach kurzer Besprechung angenom-
men und der Antrag der Sozialdemokraten abgelehnt.
Die folgenden Abschnitte über die Berechnung der
Versicherungsleistungen, Erstattung von Bei-
trägen, die Leibrenten, den Wegfall und die Entziehung
der Leistungen, das Ruhen der Rente, das Verhältnis zu
anderen Ansprüchen wurden — abgesehen von einigen
redaktionellen Aenderungen — in der Fassung des Ent-
wurfs angenommen.
Der § 75, wonach die Witwenrente teilweise ruhen
sollte, je nachdem die Witwe noch erwerbsfähig ist, wurde
gestrichen.
Bei der nun folgenden Beratung über die Träger
der Versicherung regte ein Zentrumsabgeordneter
an, die nach der Vorlage in Berlin zu errichtende Reichs
Versicherungsanstalt außerhalb Berlins zu verlegen. Die'
Mehrheit folgte dieser Anregung jedoch nicht. Man erwogt
dann eine der grundlegenden Forderungen der Freien
Vereinigung. Diese hatte beantragt, statt der Er-
richtung einer Reichsanstalt die Geschäfte der
neuen Versicherung den Landesversicherungs-
anstalten zu überweisen. Die Kommission
schloß sich jedoch den Ausführungen des
Geheimrats Becker an, der eine solche Rege-
lung für weit kostspieliger als eine eigenei
Reichsanstalt erklärte. Wie er den Nachweis für
diese Behauptung erbrachte, ist aus den vorliegenden
Kommissionsberichten nicht zu ersehen. Im weiteren Ver-
lauf der Beratungen ging man zunächst zu dem Abschnitt
über die AufbringungderMittel über. D i e H ö h e
der Beiträge wird nach den Vorschlägen der
Regierungsvorlage geriehmigt. Der Zeitpunkt
für die erstmalige Vorlage einer versicherungstechnischen
Bilanz wird, um ein sicheres Bild zu bekommen, um zwei
Jahre hinausgeschoben, auf den 31. D e z e m b ,» r 1919.
722
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 46
Mit diesem Beschluß dürften alle enttäuscht werden, die
darauf hoffen, an dem anzunehmenden schlechten Gesetz
in absehbarer Zeit etwas bessern zu wollen. Man
wird dann immer sagen: vor dem Jahre 191Q können wir
das Gesetz in seinem ganzen Umfange nicht beurteilen.
Damit wird aber auch der Zeitpunkt für die zuvor an-
genommene Entschließung über die Einführung einer
Kinderzuschußrente um 2 Jahre vertagt. Nach § 175 er-
höht der Bundesrat die Beiträge entsprechend, wenn
die Bilanz einen Fehlbetrag ergibt, umgekehrt können bei
einem Ueberschuß die Leistungen erhöht werden. Anträge
der Linken, hierbei die Zustimmung des Reichs-
tages vorauszusetzen, wurden von der Regierung be-
kämpft und fanden nicht die Mehrheit.
In dem Abschnitt über die freiwillige Ver-
sicherung wurde eine Erleichterung vorgesehen, indem
eine aus einer versicherungspflichtigen Beschäftigung aus-
scheidende Person die Versicherung auch dann fortsetzen
kann, wenn er nur sechs Monatsbeiträge (statt wie die
Vorlage vorschlug 60) entrichtet hat. Hat der Betreffende
120 Monatsbeiträge entrichtet, so kann er sich die bis daliin
erworbene Anwartschaft durch die Zahlung .einer An-
erkennungsgebühr erhalten.
Zum § 342 des Abschnittes 8 (Sonstige Vor-
schriften) hatte die Fortschrittliche Volks-
partei einen Antrag eingebracht, dahingehend, daß ein
Angestellter während der Zeit seiner Ausübung einer ehren-
amtlichen Tätigkeit bei der Versicherungsanstalt nur aus
einem wichtigen Grunde entlassen werden kann. Dieser
Antrag wurde abgelehnt, der ganze Abschnitt un-
verändert angenommen.
Auf eine Anfrage erklärte Ministerialdirektor Caspar,
daß die Versicherung bei der österreichischen staat-
lichen Angestelltenversicherung in Deutschland nicht
von der Versicherungspflicht befreie. (Man
vergleiche damit unseren Artikel in Heft 28 „Die not-
wendigste Ersatzkasse".)
Ueber die Wartezeit wurde durch Annahme eines
vom Zentrum beantragten Zusatzes zu § 47 folgendes
bestimmt: „Von den Beitragsmonaten müssen mindestens
60 auf Grund einer versicherungspflichtigen Beschäftigung
zurückgelegt sein. Sind weniger als 60 Beitragsmonate
nachgewiesen, so erhöht sich die Wartezeit beim Ruhe-
geld und bei Hinterbliebenenrenten auf 150 Beitrags-
monate."
Nach der Vorlage sollen u. a. die Kalendermonate an-
gerechnet werden, in denen der Versicherte zur Ab-
legung einer beruflichen Prüfung eine staatlich anerkannte
Lehranstalt besucht hat. Die Kommission ersetzte die Vor-
aussetzung einer beruflichen Prüfung durch die des Schul-
besuches zur beruflichen Fortbildung. Die Forde-
rung der Angestellten, daß auch die Kalendermonate, in
denen ein Versicherter nachweislich stellenlos war,
als Beitragsmonat gelten sollen, blieb nach unseren Be-
richten gänzlich unberücksichtigt.
Dem Beschluß über den auf Wunsch von Unter-
nehmer-, Versicherungs- und anderen Verbänden nach-
träglich eingefügten Abschnitt über die Zulassung von
Ersatzkassen ging eine allgemeine Aussprache
voraus.
Die Wirtschaftliche Vereinigung hatte den
Antrag gestellt, den ganzen Abschnitt über die Ersatzkassen
zu streichen. Dieser Antrag wurde nur von den
Sozialdemokraten und dem Abgeordneten D r.
Potthoff unterstützt, während die Mehr-
heit der Fortschrittlichen Volkspartei
mit den anderen Parteien sich auf den
Boden der Vorlage stellte. Nach dem Ent-
wurf sollen Ersatzkassen nur dann zugelassen werden,
wenn es sich um Kassen handelt, die schon vor der Ver-
kündigung des Pensionsversicherungsgesetzes errichtet
sind. Die Forderung des Zentralverbandes deut-
scher Industrieller, daß auch nach dem Inkraft-
treten des Gesetzes neuerrichtete Kassen als Ersatz-
kassen zugelassen werden sollen, der schon im Entwurf keinel
Erfüllung gefunden, wurde auch in der Kommission mehr-
fach widersprochen, weil sonst, wie ein national-
liberales Kommissionsmitglied ausführte, fort-
während neue Anträge an den Bundesrat
herantreten und eine fortwährende Blut-
entziehung für die R e i c h s v e r s i c h e r u n g die
Folge sein würde. Nach der Vorlage müssen sämt-
liche Versicherungspflichtige einer Unternehmung in die
Ersatzkasse aufgenommen werden. Diese Bestimmung
wurde von mehreren Seiten beanstandet, da gewisse Kassen
bestehen, die nur für eine bestimmte Berufsgruppe eines
Betriebes gegründet sind. Ministerialdirektor Caspar er-
klärte jedoch eine Aenderung dieser Bestimmung des Ent-
wurfs für u n a n g ä n g i g. Auch die Kasse des Magde-
burger (Privatbeamten-Vereins, der in einer
Petition um Zulassung als Ersatzkasse eingekommen war,
soll nur als Zuschußkasse geduldet werden. Aus den
weiteren Erklärungen der Regierung war zu entnehmen,
daß die Werkpensionskassen jedenfalls als
Ersatzkassen zuge lassenwerden sollen, und
daß es nicht dem Angestellten überlassen bleiben soll, ob
er der Werkpensionskasse oder der allgemeinen Versiche-
rung beitreten will. Der von den Gegnern der Ersatzkasse
erhobene Einwand, daß diese die bcsreren Risiken nehmen,
ermangele des Beweises. In der Aussprache wurde unter
anderem auch eine Regelung der Frage des Heilverfahrens
bei den Ersatzkassen für notwendig erklärt.
Positiv formulierte Anträge der Parteien hatte diese
Aussprache noch nicht zur Folge. Zur weiteren Verständi-
gung wurde die Beratung über dieses Thema vertagt und
zunächst über den bisher zurückgestellten Abschnitt
über die Schiedsgerichte und das Ober-
schiedsgericht verhandelt. Die der Freien
Vereinigung angeschlossenen Angestelltenverbände
hatten bekanntlich eine organisatorische Verbindung der
Spruchinstanzen mit der Reichs Versicherung ge-
wünscht. In einer der früheren Sitzungen, in der die Frage
der Organisation schon einmal angeschnitten, aber bald
wieder verlassen worden war, hatte das Zentrum an-
geregt, die Schiedsgerichte an die Oberversicherungsämter
und das Oberschiedsgericht an das Reichsversicherungsamt
anzulehnen. Es wiederholte nun diesen Vorschlag, wäh-
rend Nationalliberale und Konservative und
Reichspartei sich dagegen erklärten und dem
Regierungsentwurf, nach dem besondere Behörden für und
innerhalb der Angestelltenversicherung errichtet werden
sollen, zustimmten.
Für die Verschmelzung trat mit der Sozial-
demokratie auch die Fortschrittspartei und die
Wirtschaftliche Vereinigung ein. War die Re-
gierung in der früheren Sitzung dem Antrag des Zentrums
schon entgegengetreten, so erhob sie auch diesmal den
entschiedensten Widerspruch gegen jede An-
giiederung an die Instanzen der Reichsversicherungs-
ordnung. Staatssekretär Delbrück griff selbst mehr-
fach in die Besprechung ein. Das Zentrum war in-
dessen schon vorher umgefallen, es hatte gleichzeitig mit
seinen ausführlich begründeten Vorschlägen für die Ver-
bindung mit der Reichsversichenmgsordnung erklären
lassen, daß es das Gesetz nicht gefährden wolle und in
Anbetracht des Widerstandes der Regierung und der A\ehr- i
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
723
heit der Parteien sich bei der Abstimmung über die Vor-
lage der Stimme enthalten werde.
Die Regierung begründete ihren gegensätzlichen Stand-
punkt hauptsächlich damit, daß das Reichsversicherungs-
amt, trotzdem man durch die Reichsversicherungsordnung
eine Entlastung vorgenommen habe, noch immer unter einer
Ueberlastung leide. Man dürfe es nun nicht neuerdings
weiter belasten. Den Antrag der Sozaldemokraten auf
Angliederung an die Instanzen der Arbeiterversicherung
hielt der Staatssekretär geradezu für verderblich. Es
handele sich hier nicht um einen Personenkreis der dem
Arbeiterstande angehöre. Von sozialdemokratischer Seite
.wurde den Ausführungen entgegengetreten und auch ein
Mitglied der Fortschrittspartei beklagte, daß die
•Regierung durch die Trennung der rechtsprechenden Be-
hörden die Arbeiter von den Beamten zu trennen beabsich-
tige. Ein Zentrumsabgeordneter fand noch ein-
mal den Mut, darauf hinzuweisen, daß die Männer der
Praxis in dieser Frage auf einem anderen Standpunkt
stünden. Bei der Abstimmung trug aber die Regierung
einen vollen Erfolg davon, die Anträge der Sozial-
demokraten und der Fortschritt!. Volks-
partei wurden abgelehnt und die Regie-
rungsvorlage angenotnmen.
Die folgenden Artikel Beitragsstreitigkeiten,
Feststellung der Leistungen sowie der Rest des
ganzen 6. Abschnittes wurden mit unwesentUchen Aende-
rungen angenommen.
In der letzten Sitzung vor Schluß der ersten Lesung
fiel endlich die Entscheidung über die Ersatz-
kassen. Zunächst wurde der mit der Frage der Ersatz-
kassen im Zusammenhange stehende Abschnitt über die
Zuschußkassen erledigt. Hier hatten nun die Privat-
versicherungsunternehmungen und vor allem der Magde-
burger Privatbeamten-Verband, der um die Zulassung als
Ersatzkasse noch einmal dringend eingekommen war, einen
großen Erfolg zu verzeichnen. Denn während nach dem
Entwurf als Zuschußkassen und damit auch für die Be-
stimmungen als Ersatzkassen in Frage kommen sollten
Fabrik-, Betriebs-, Haus-, Seemanns- und ähnliche Kassen,
lautet die Fassung jetzt folgendermaßen: „Fabrik-, Be-
triebs-, Haus-, Seemannskassen und andere Ver-
.sicherungs - oder Wohlfahrtseinrichtungen
für eine oder mehrere Unternehmungen sowie andere Unter-
nehmungen für Angestellte." Es war dies ein Kompromiß-
beschluß der Parteien, wonach also auch Privat-
versicherungs - Unternehmungen als Zu-
schuß- und Ersatz kassen zugelassen werden, wenn
sie im übrigen die hierfür geltenden Bestimmungen er-
füllen. Auf Antrag der Sozialdemokraten wird als weitere
Voraussetzung eingeschaltet, daß die Kasse nur für die nach
diesem Gesetz Versicherten errichtet ist, oder der Teil
des Vermögens der Kasse für die Angestelltenversiche-
rung besonders verwaltet wird.
Vor der nun folgenden Abstimmungüberdiese
grundlegende Frage der Ersatzkassen wieder-
holte die Regierung ihre vorher schon einmal abgegebene
Erklärung, daß sie auf die Annahme der Bestimmungen
über die Ersatzkassen das größte Gewicht lege. Ja der
Regierungsvertreter, Ministerialdirektor Caspar, er-
widerte sogar auf eine Anfrage eines Mitgliedes der Fort-
schrittlichen Volkspartei, daß das Zustandekommen
des Gesetzes ernstlich in Frage gestellt
werde bei wesentlichen Abänderungen der
Bestimmungen. Bei der Abstimmung wurde
demnach der Antrag der Wirtschaftlichen
Vereinigung auf Streichung des ganzen Ab-
schnittes mit erheblicher Mehrheit ab-
gelehnt. Für die Streichung stimmten mit dieser Partei
die Sozialdemokraten, von der Fortschrittspartei
Dr. P o 1 1 h o f f und vom Zentrum die Abgg. Nacken
und Becker- Arnsberg. Der § 367 über die Ersatzkassen
erhält nunmehr folgende Fassung:
,,Der Bundesrat bestimmt auf Antrag, daß Ver-
sicherungseinrichtungen der in § 362 (Zuschiißkassen)
bezeichneten Art als Ersatzkassen zugelassen werden.
Die Versicherungseinrichtungen müssen vor dem
15. Oktober 1911 vorhanden und bei Stellung
des Antrages rechtsfähig sein. Der Antrag ist vom Vor-
stand der Versicherungseinrichtung oder der Mehrheit
der versicherten Angestellten vor dem 1. Januar
1913 beim Bundesrat zu stellen. Zur Sicher-
stellung der reichsgesetzlichen Beitragsleistung für den
Fall der Nichtzulassung dieser haben die Versicherungs-
einrichtungen am 1. Januar 1913 eine vom Bundesrat
nach Anhörung der Reichsversicherungsanstalt zu be-
messende Sicherheit bei der Reichsversicherungsanstalt
zu hinterlegen. Wird der Antrag auf Zulassung ab-
gelehnt, so sind die seit Inkrafttreten des Gesetzes rück-
ständigen Beiträge unter Anrechnung von 3^/oo;o Zinsen
und Zinseszinsen nachzuzahlen. Bei Streit über die Höhe
des nachzuzahlenden Betrages entscheidet das Ober-
schiedsgericht. Die Beteiligung bei einer zugelassenen
Ersatzkasse gilt der Versicherung bei der Reichsversiche-
rungsanstalt gleich. Das gleiche gilt, solange das Ver-
fahren über die Zulassung schwebt."
Neu hinzugekommen ist demnach die rückwirkende Be-
stimmung, daß die Kassen bis zum 15. Oktober (?)
errichtet sein müssen, neu errichtete Kassen also
nicht zugelassen werden sollen. Wenn dieser
Zeitpunkt nicht wieder geändert wird, können wir wenig-
stens hoffen, daß die in den letzten Wochen häufig ge-
gründeten Werkpensionskassen keine Berücksichtigung
finden. Daß die Firmen nur einen Teil ihrer Angestell-
ten in der betreffenden Ersatzkasse versichern, wurde
durch Beschluß des Versicherungszweiges für sämtliche
versicherungspflichtigen Angestellten für unzulässig erklärt.
In den § 369 über das Heilverfahren wurde eine
kleine Verbesserung aufgenommen, sodann auf Antrag der
Fortschrittlichen Volkspartei in einem neuen § 372 a die
Bestimmung hinzugefügt, daß mindestens ein Viertel des
Vermögens der Ersatzkasse in Anleihen des Reiches und
der Bundesstaaten anzulegen ist.
Damit war die erste Lesung, ohne daß der Haupt-
ausschuß noch die Freie Vereinigung wesentliche Verbesse-
rungen erzielten, beendet. Die zweite Lesung wird erst
stattfinden, nachdem die Fraktionen zu den Beschlüssen
der Kommission Stellung genommen haben.
Für uns besteht aber die Pflicht, diese Zeit noch
zur Aufklärung der Reichstagsabgeordneten und Oeffent-
lichkeit zu benützen, so aussichtslos nach den seitherigen
Beschlüssen es auch erscheinen mag. Ein Beschluß des
Sozialen Ausschusses von Vereinen der technischen Pri-
vatangestellten erscheint deshalb sehr dringend. Der So-
ziale Ausschuß beabsichtigt an den Hauptausschuß und
die Freie Vereinigung heranzutreten, um eine gemeinsame
Berliner Kundgebung gegen die Zulassung
der Werkpensionskassen abzuhalten.
Die Sterkrader Vorgänge sind es nicht zu-
letzt, die die Empörung der Angestellten gegen die nun-
mehr gesetzlich geschützten sogenannten ,, Wohlfahrts-
einrichtungen" der Unternehmer erneut wachrufen. Wir
begrüßen deshalb den Beschluß des Sozialen Ausschusses
und hoffen, daß die Kundgebung auf alle Fälle zustande
kommen möge
7^4
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG- 1911"
Hen 46
Die gebräuchlichen Schienenschweißverfahren
Von Dipl.-Ing. FEURER, Frankfurt a. M.
Schon seit dem Bestehen von Eisenbahngleisen ist
die Technik bemüht gewesen, die aneinander stoßenden
Schienenenden derartig miteinander zu verbinden, daß die
Wagen darüber rollen, ohne den berüchtigten Schlag zu
erhalten, der für die Reisenden auf die Dauer zur Qual
wird. Aber nicht nur die Rücksicht auf die Reisenden
hat obiges Bestreben der Techniker hervorgebracht,
sondern hauptsächlich die wirtschaftlichen Gesichtspunkte
haben zu einer großen Zahl von Stoßkonstruktionen ge-
führt, die jedoch nicht alle den gestellten Anforderungen
entsprachen und nur in Ermangelung und Erwartung
einer zweckmäßigeren und vollkommeneren Verbindung
als notwendiges Uebel zur Verwendung kamen. Durch
den Schlag der darüber fahrenden Wagen lockern sich die
Schrauben der Verbindungslaschen, die Schienenköpfe
werden an ihren Enden breit gefahren, die Schwellen
lockern sich in der Bettung usw.; alle diese Umstände
bedingen ständige Unterhaltungs- und Wiederherstellungs-
arbeiten, vorzeitigen Schienenersatz und verursachen dem-
gemäß den betreffenden Verwaltungen und Gesellschaften
ganz bedeutende Kosten.
Da die Bemühungen nach einer allen Anforderungen
gerecht werdenden Stoßkonstruktion fehlschlugen, war
man bestrebt, durch Einführung von Schienen von immer
größeren Längen wenigstens die Zahl der Stöße zu ver-
mindern. Gegenüber den früher gebräuchlichen 6 m und
Q m langen Schienen sind gegenwärtig Schienenlängen
von 15 und 16 m als normal anzusehen und neuerdings
gehören im Straßenbahnbetrieb Schienen von 18 und 20 m
Längen nicht mehr zu den Seltenheiten. Diese Längen
können jedoch als obere Grenzen angesehen werden, da
Transport, Verlegung und Längenänderung infolge von
Temperaturschwankungen eine Verwendung von noch
längeren Schienen ausschließen.
Bei den bereits erwähnten Stoßkonstruktionen, die
eine Verbesserung der Schienenverbindung bezweckten,
ging man stets von der Voraussetzung aus, daß die
Schienenenden gegeneinander verschiebbar bleiben müßten,
um die durch die Temperaturschwankungen bedingten
Längenänderungen der Schienen zu ermöglichen. Bei den
Eisenbahnschienen, die infoige ihrer freien Lage in vollem
Maße dem Temperaturwechsel und den Sonnenstrahlen
ausgesetzt sind, war diese Annahme berechtigt. Anders
lag die Sache jedoch bei den Straßenbahnschienen, die
fast vollständig in das Pflaster oder die Chaussierung
eingebettet und infolgedessen in viel geringerem Maße den
Temperatureinflüssen und den Sonnenstrahlen ausgesetzt
sind, so daß die durch den Schienenkopf eindringende
Sonnenhitze durch das kühlere, die Schiene umgebende
Einbettungsmaterial wieder ausgeglichen wird. Daß diese
Annahme richtig und eine Beweglichkeit der Schienen-
enden infolge der Längenänderung der Schienen nicht
unbedingt erforderlich ist, beweisen die vielen fest ein-
gerosteten Laschenstöße, wie sie sich bei der Auswechse-
lung von schon mehrere Jahre liegenden Gleisen zeigen
und zwar nicht an einzelnen Stellen, sondern auf größere
Längen hintereinander.
Durch diese auffällige Erscheinung kam man auf den
Gedanken, die Dilatationsfugen auf größere Längen gänz-
lich /u beseitigen und die Schienenenden durch Schweißung
miteinander zu verbinden. Die wirtschaftlichen Vorteile
der ,, stoßlosen Schiene" sind so bedeutende und der
praktische Nutzen ist so groß, daß man keine Anstrengung
gescheut hat, eine praktische Lösung der Schweißung zu
finden, bei welcher die Struktur der Verbindung mit dem
Schienenmaterial selbst auch praktisch übereinstimmt. Eine
derartig innige Verbindung erhöht nicht nur die Lebens-
dauer der Schienen und Wagen, sondern sie hat für elek-
trische Straßenbahnen noch den besonderen Vorteil, einen
großen Teil der vagabundierenden und durch ihre elektro-
lytische Wirkung Gas- und Wasserleitungen in hohem
Maße gefährdenden Rückströme zu beseitigen, deren Stärke
auch bei den besten Laschenverbindungen im Mittel etwa
33o/o, in der Nähe der Zentrale sogar bis zu öO^/o des
Gesamtstromes beträgt. Schon aus diesem Grunde allein
ist eine geschweißte Schienenverbindung jeder anderen
vorzuziehen. Die praktische Lösung der Schweißfrage hat
nun zu verschiedenen Anwendungsverfahren geführt, die
nachstehend näher beschrieben werden sollen.
Die ersten Versuche in größerem Umfange wurden
in Deutschland im Jahre 1898 von der Großen Ber-
liner Straßenbahn ausgeführt und zwar wurde hier-
bei der sogenannte ,,F a 1 k sehe Stoß" angewendet. Bei
diesem Verfahren werden die beiden Schienenenden unter
Anwendung eines fahrbaren Eisenschmelzofens mit einem
eisernen Kloben fest und unverrückbar miteinander ver-
bunden. Außer in Berlin, wo etwa 48 km Gleis mit dem
Falkschen Stoß versehen wurden, ist dieses Verfahren
noch in Köln und B r e s 1 a u angewendet worden, aller-
dings in bedeutend geringerem Umfange. Während nun
in Berlin mit diesem Verfahren im großen ganzen sehr
schlechte Erfahrungen gemacht wurden, gelangte man in
Köln und in Breslau zum Teil wenigstens zu ganz
günstigen Resultaten.
Als ein Hauptnachteil des Falkschen Verfahrens kommt
der Umstand in Betracht, daß die Schweißung nur mit
Hilfe eines fahrbaren Eisenschmelzofens möglich ist, wo-
durch die Anwendung bei einer kleineren Anzahl von
Stößen zu umständlich und unwirtschaftlich wird. Man
ist daher von der Veru'endung des Falkschen Stoßes ganz
abgekommen.
Bereits im Jahre 1899, also ein Jahr später, nachdem
die ersten Versuche mit dem Falkschen Stoß zur Ausfüh-
rung gelangten, kam ein neues Verfahren zur Anwendung,
das infolge seiner außerordentlichen Einfachheit das Falk-
sche Verfahren weit übertraf. Es handelt sich um das
Abb'. 1
a Magnesiapuiver, b Asbestplatte, c Eisenpiatte, d .Magnesiastein,
e auswechselbarer Stopfen, f Abstichstift.
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ IQU
725
Abb. 2
von Dr. Hans Qoldschmidt in Essen-Ruhr er-
fundene sogenannte „G o 1 d s c m i d t sehe oder alumi-
nothermische Verfahren, wie es zurzeit von der
Firma Th. Goldschmidt in Essen-Ruhr ausgeführt
wird.
Dieses Verfahren beruht auf der Tatsache, daß Sauer-
stoff zu Aluminium eine größere Verwandtschaft besitzt
als zu den meisten übrigen Metallen. Bei dem Schweiß-
verfahren kommt naturgemäß nur Eisenoxyd und Alumi-
nium in Betracht. Bei der Reaktion zwischen Eisenoxyd
und Aluminium, die nur bei sehr hoher Temperatur vor
sich geht, verbindet sich der Sauerstoff des Eisenoxyds
mit dem Aluminium und es wird ein nahezu chemisch
reines Eisen frei.
Bei dem Goldschmidt sehen Verfahren wird ein
fertiges Gemisch aus Eisenoxyd und fein gepulvertem
Aluminium verwendet,' das Goldschmidt mit dem
Namen ,,Thermit" bezeichnet. Wird dieses Gemisch
an einer Stelle entzündet, so brennt es in sich selbst mit
außerordentlich hoher Temperatur weiter, da bei der
Reaktion zwischen dem Eisenoxyd und Aluminium ständig
Wärme frei wird, und es entsteht dabei flüssiges, schmied-
bares Eisen und Aluminiumoxyd von rotbrauner Farbe,
die sogenannte Schlacke. Aluminiumoxyd kommt als Ton-
erde oder Korund (AU O3) in der Natur vor und findet
infolge seiner großen Härte in der Technik als Schmirgel
große Verwendung zum Schleifen von Edelsteinen und
• Metallen. Das Thermit wird je nach der Art seiner Ver-
wendung besonders hergestellt und ist weder explosiv
noch feuergefährlich.
Da „Thermit" wegen der Verschiedenheit der Körnung
seiner Bestandteile dazu neigt, sich zu entmischen, wird
es, um einer solchen Entmischung vorzubeugen, in Säck-
chen von 5 und 10 kg verpackt, die in Fässern mit 25,
50, 100 kg Inhalt zum Versand kommen. Werden kleinere
Mengen „Thermit" als 5 bezw. 10 kg zur Anwendung
gebracht, so muß vor Entnahme der Menge der ganze Inhalt
des Sackes ausgeschüttet und gut durchmischt werden.
Zum Anzünden des Thermits dient das sogenannte
Entzündungsgemisch, von dem ca. 3 bis 5 gr zur Ein-
leitung der Reaktion einer beliebig großen Menge „Ther-
i mit" ausreichen. Das Entzündungsgemisch wird als fi*ches
Häufchen auf das „Thermit" gestreut und durch Einstecken
eines brennenden Sturmstrcichholzes oder Berühren mit
einem glühenden Eisenstabe zur Entzündung gebracht.
Die Schweißung von Straßenbahnschienen erfolgt heute
fast ausschüeßlich nach dem sog. „kombinierten" oder auch
Abb. 3
„automatischen" Verfahren, und man ist von der früher
gebräuchlichen „Stumpfschweißung" fast gänzlich ab-
gekommen, da letzteres Verfahren verschiedene Mängel
aufwies, die durch das automatische Verfahren vollständig
ausgeschaltet werden. Zur Ausführung der Schweißung
bedient man sich eines Spitz- oder Abstichtiegels (sogen,
automatischen Tiegels) der nachstehend näher beschrie-
ben sei.
Der Spitztiegel (vergl. Abb. 1 und 2) hat, wie schon
r'cr Name besagt, eine trichterförmige FoiTn, deren Spitze
nach unten gekehrt ist. Er besteht aus einer Eisenblech-
hülle, die mit Magnesit ausgekleidet ist. Im Boden hat er
eine Oeffnung, die durch einen zylinderförmigen Magnesia-
stein gebildet wird, der fest in die Tiegelauskleidung ein-
gestampft ist. In dem Magnesiastein steckt wiederum
ein Stopfen mit dem Ausflußloch für das Thermit und die
Schlacke. Sobald das Loch des Stopfens durch mehr-
maligen Gebrauch etwa 15 bis 17 mm weit geworden ist,
wird derselbe von unten nach oben aus dem Tiegel her-
ausgeschlagen und durch einen neuen ersetzt. Der Stopfen
wird hierbei mit einem Blatt Papier faltenlos umwickelt
und in den Magnesiastein eingesetzt. Während der Be-
nutzung verkohlt dieses Papier und die zurückbleibende
Kohle bildet eine isolierende Zwischenlage, die das An-
schmelzen des Stopfens an dem Magnesiasteine verhindert.
Das Verschließen des Ausflußloches geschieht folgender-
maßen: In das Loch wird zunächst der sog. Abstichst Jt ein-
gesetzt und zwar derart, daß er das Asbestplättchen von
etwa 1/2 na m Dicke und 50 mm Durchmesser, das mit einem
daraufgelegten Eisenplättchen von 3 mm Dicke und 30 mm
Durchmesser zum Verschließen der Abstichöffnung dient,
nicht berührt. Der Abstichstift ist oben gabeKörmig ver-
zweigt und aufgebogen, so daß er nicht durch das Ausfluß-
loch hindurchgleiten kann und ragt unten ein Stück aus
dem Boden des Tiegels heraus. Durch das Unterlegen
des Asbestscheibchens unter die Eisenplatte wird ein
sicheres Verschließen der Abflußöffnung bewirkt und
gleichzeitig verhindert, daß schon während der Reaktion
Thermiteisen herauströpfelt. Auf das Eisenplättchen wird
eine etwa 5 bis 10 mm hohe Schicht von trockenem
Magnesitpulver geschüttet und festgedrückt. Der Tiegel
wird dann mit der für die betreffende Schweißung nötigen
Menge Thermit gefüllt, diese wird vermittelst des be-
sonderen Entzündungsgemisches angezündet und dei
Tiegel dann mit einer Kappe bedeckt.
Nach etwa 15 bis 20 Sekunden ist das Thermit nieder-
geschmolzen, wobei sich das flüssige Eisen infolge seines
726
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 46
Abb'. 4
schaffen ist, daß um den Schienenstoß eine Art Lasche
aus Thermiteisen gegossen wird. Die Form wird aus
feuerfestem Sand angefertigt und in der Regel in einem
besonderen Formkasten aus Eisenblech ausgestampft. Zur
Anfcrtigun/T von Formen für aluminothermische Zwecke
hat sich Eisenberger Klebsand am besten bewährt.
Als weiteres Formmaterial empfiehlt sich eine Mischung
von gutem Flußsand mit etwa 35 bis 4O0/0 Lehm- oder
8 bis 12o/o Tonzusatz. Die Abb. 2 zeigt eine vollständige
Ausrüstung für die aluminothermische Schweißung fertig
zum Abstich, woraus deutlich der Abstichtiegel nebst
, Abstichstift und Abstichstange sowie der Klemmapparat
und die Sandform zu ersehen ist. Die Abb. 3 und 4
zeigen Schweißungen auf der Baustelle.
Sobald also der Abstichstift in die Höhe gestoßen
wird, ergießt sich zunächst das am Boden des Tiegels
befindliche reine Thermiteisen durch einen seitlich in der
Sandform angebrachten Einlaufkanal und steigt in letzterer
von unten nach oben auf, M'ährend die nachfließende
Schlacke durch eine an dem oberen Teile der Form be-
findliche Oeffnung austreten kann. (Vergl. Abb. 5.) Das
flüssige Thermiteisen bringt infolge seiner hohen Tempe-
ratur von noch nahezu 3000" C die mit ihm in Berührung
Abb. bd
Abb. 5b
Abo. 5c
größeren spezifischen Gewichtes auf dem Boden des
Tiegels sammelt, während die ebenfalls flüssige Korund-
schlac'cc oben schwimmt. Die Temperatur des Eisens
und der Schlacke beträgt während der Reaktion etwa
3000" C. Nach Beendigung der Reaktion wird ooch etwa
10 Sekunden gewartet, dann wird mittels einer besonderen
Abstichstange der in die Bodenöffnung eingesetzte Ab-
stichstift nebst der darüber liegenden Asbest- und Eiscn-
plattc in die Höhe gestoßen, wodurch die Bodenöffnung
fr.' wird. Die Abstichstange besteht in der Regel aus
einem etwa 1,5 m langen V2 zölligen Gasrohr, an dessen
einem Ende eine 4 mm starke, 80x 150 mm große Eisen-
platte angenietet ist.
Die beiden zu verschweißenden Schienenenden sind
mit einer zweiteiligen Sandform umgeben, die so be-
kommenden äußersten Schichten des Schieneneisens zum
Schmelzen, so daß die beiden Schienenenden mit dem
Thermiteisen zu einem einheitlichen Block zusammen-
schmelzen. Die Thermitmenge wird so bemessen, daß
das Thermiteisen in der Form nur etwa bis dicht
unter den Schienenkopf reicht, wälirend die Schlacke den
übrigen Teil der Form ausfüllt. Würde man nämlich eine
größere Menge Thermiteisen eingie^^en, so besteht Gefahr,
daß das i iermiteisen über den Boden der Rille hinaus-
reic'it, was ein späteres Ausarbeiten der Schienenrille er-
forderlich machen würde.
Der obere Teil der Schiene wird durch das flüssige»
Thermiteisen und die Schlacke bis auf Weißglut erhitzt, f
Gleichzeitig werden die beiden Schienen, die vorher in
einen entsprechenden Klemmapparat (vergl. Abb. 2) ein-
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
727
gespannt sind, mit großer Kraft gegeneinander gepreßt,
so daß in diesem Teil der Schiene eine wirkliche Schwei-
ßung stattfindet.
Bei dem sogenannten „kombinierten Verfahren" wird
also die obere Hälfte der Schiene geschweißt, die untere
zusammengeschmolzen und mit einem Wulst umgössen.
Diese eigenartige Vereinigung der beiden Schienenenden
entspricht auch vollständig der verschiedenartigen Be-
anspruchung der beiden Schienenhälften, indem der
Schienenfluß, der die Zugspannung aufzunehmen hat,
durch das Umgießen mit einem Wulst aus Thermiteisen
in seinem Querschnitt bedeutend verstärkt wird und somit
imstande ist, ein Zerreißen des Schienenfußes zu ver-
hindern. Andererseits genügt die einfache Schweißung
des Schienenkopfes vollständig, um den in diesem Teil
der Schiene wirkenden Druck aufzunehmen.
Bei der Kopfschweißung ist natürlich Vorbedingung,
daß die beiden Stoßflächen dicht aufeinander passen, um
das Eindringen der flüssigen Schlacke zwischen dieselben
zu verhindern, wodurch eine Schweißung an der betreffen-
den Stelle unmöglich würde. Zu diesem Zwecke werden
die Schienen unterschnitten und die Stoßflächen der beiden
Schienenköpfe mittels einer besonders konstruierten
Scheibenfeile bearbeitet. Diese Scheibenfeile besteht aus
einer kreisrunden Scheibe, die auf einer durch ihren Mittel-
punkt gehenden Achse befestigt ist und deren beide
Seitenflächen als Feilen ausgebildet sind. Mittels einer
Ratsche wird die Scheibe in Umdrehung versetzt, wobei
die Rillen der beiden aneinander stoßenden Schienen der
Achse der Scheibenfeile als Lager dienen.
Vor dem Beginn der Schweißung werden die Schienen
genau ausgerichtet, fest gelagert und in den Klemmapparat
eingespannt. Das genaue Ausrichten der Schienen vor
Einspannung in den Klemmapparat ist unbedingt erforder-
lich, da letzterer nur ein Zusammenpressen der Schienen
in der Längsachse bewirkt, nicht jedoch ein Verschieben
in der Querrichtung verhindert. Um ein Durchbiegen
des Stoßes nach unten infolge der ungleichmäßigen Ab-
kühlung des Schienenkopfes und des Schienenfußes zu
verhindern, hebt man 'den Stoß etwas aus der horizontalen
Lage heraus ui^d gibt ihm einen kleinen Knick nach oben.
Das richtige Maß der Ueberhöhung ist selbstverständlich
Erfahrungssache. Allgemein bietet die praktische Durch-
führung der Thermitschweißung keine Schwierigkeiten, doch
sie erfordert eine gewisse Uebung, so einfach der Apparat
und das Verfahren bei theoretischem Studium und bei der
Ausführung auch erscheint. Besonders ist dies der Fall
bei Gleisen, die bereits verlegt und sich schon längere
Zeit im Betriebe befinden. Durch die Einbettung der
Gleise in das Straßenpflaster (Steinpflaster, Asphalt,
Holz usw.) ist es selbstverständlich nicht möglich, die
Schienenenden einfach durch den Klemmapparat aneinander
zu pressen und zu schweißen, da die neu geschweißten
Stöße nach Entfernung des Klemmapparats infolge der
entstehenden großen Zugspannungen alsbald reißen wür-
den. In diesen Fällen wird gewöhnlich derart verfahren,
daß zunächst in den bestehenden Zwischenraum zwischen
den beiden Schienenenden ein Paßstück eingeschoben und
alsdann erst die Schienen mit dem Klemmapparat gespannt
und geschweißt werden. Auf diese Weise entstehen in
Wirküchkeit jedoch zwei Schweißflächen, was sicher nicht
von Vorteil ist.^Zweckmäßig ist es, die Schweißungen von
bereits im Betriebe befindlichen Gleisen in der kühleren
Jahreszeit vorzunehmen, da lalsdann die Gefahr des Reißens
der Schweißstelle infolge nachträglich auftretender Zug-
spannungen in der Längsrichtung durch Temperatur-
einflüsse bedeutend geringer ist. Die geschweißten Stöße
7«
■ ^ D
^■iOo ,jot tjoj 190J 4äo. -"Ji» i^o« i^o; <ju» ,j<,,
- 35953Ö ,
Abb. 6
können im Notfalle bereits V2 Stunde nach dem Guß
befahren werden, wenn auch zunächst noch mit Vorsicht.
Aus dem Vorhergesagten geht hervor, daß sich die
Anwendung des Schweißverfahrens in erster Linie bei
neuen Gleisen empfiehlt, um Schäden an den Stößen von
vornherein zu vermeiden. Inwieweit bereits längere Zeit
verlegte Gleise noch geschweißt werden können, hängt
von den begleitenden Umständen ab und läßt sich nur
von Fall zu Fall nach dem örtlichen Befund entscheiden.
Die noch vorhandene Tiefe der Schienenrille überhaupt
und an den Schienenenden im besonderen, werden hierbei
von wesentlichem Einfluß sein.
Bei den früher ausgeführten Schweißungen auf
längeren Gleisstrecken wurde von Zeit zu Zeit ein Laschen-
stoß als sogenannter Dilatationsstoß angeordnet (in Ent-
fernungen von 80 bis 200 m). Neuerdings erachtet man
diese Vorsichtsmaßregel jedoch als überflüssig in der An-
nahme, daß ein «auf seine ganze Länge nebst seinen Quer-
verbindungen in Pflaster eingebautes Gleis nicht mehr
wandert. Diese Annahme hat sich nach den neuesten
Erfahrungen als richtig erwiesen.
Der Preis für einen fertig geschweißten Stoß schwankt
je nach dem verwendeten Schienenprofil, den örtlichen
Verhältnissen und der Anzahl der zu schweißenden Stöße
zwischen 22 und 30 M.
Das Thermitverfahren zeichnet sich außer durch seine
einfache Apparatur und Ausführung auch noch dadurch
aus, daß die Erhitzung des Stoßes unter Luftabschluß
728
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 46
stattfindet. Dieser Umstand verbürgt eine unveränderte
chemische Zusammensetzung des Materials und gewähr-
leistet die gleiche Abnutzung wie bei der übrigen Schiene.
Selbstverständlich war auch bei diesem Verfahren eine
Reihe von Jahren nötig, um vorhandene Mißstände aus
den ersten Anfängen oder solche, die infolge überstürztc/
Einführung von nicht genügend durchgearbeiteten Neue-
rungen entstanden waren, zu beseitigen und die Ausfüh-
rungen auf den heutigen nahezu vollkommenen Stand zu
bringen.
Der Beweis für die ausgezeichneten Ergebnisse der
Schienenschweißungen nach dem Goldschmidt sehen
Verfahren geht aus der von Jahr zu Jahr ganz bedeutend
zunehmenden Verbreitung hervor, wie sie aus der nach-
stehenden graphischen Darstellung der auf dem Erdball
vorgenommenen Thermitschweißungen ersichtlich ist.
(Vergl. Abb. 6.) Im Jahre 1910 wurden in etwa 50 größeren
Städten des In- und Auslandes Schienenschweißungen aus-
geführt.
(Schluß folgt.)
Die zeichnerische Bestimmung des Neigungswinkels
bei Graten und Kehlen
Unter Graten und Kehlen versteht man im allgemeinen
diejenige Strecke bei einer Konstruktion, wo zwei nicht
rechtwinklig zueinander stehende Flächen zusammenstoßen.
Solche Grate und Kehlen treten auf bei Dachkonstruk-
tionen, Oberlichten, pyramidenförmigen Türmen, koni-
schen Behältern usw. Derartige Konstruktionen, besonders
in Eisen, gehören bekanntlich nicht gerade zu den an-
genehmsten, obwohl die Schwierigkeit sehr oft über-
schätzt wird. Die Hauptschwierigkeit liegt eben in der
Bestimmung des erforderlichen Neigungswinkels, der bei
Graten kleiner wie 90° ist.
In der Praxis hilft man sich sehr häufig dadurch,
daß man den betreffenden Winkel durch Probieren be-
stimmt. Ein solches Verfahren ist aber zu verwerfen,
da es viel Zeit und mithin unnötige Kosten verursacht.
Außerdem gehört die Bestimmung des Neigungswinkels
zu den Obliegenheiten des Konstruktionsbureaus, zumal
die Konstruktion für einen tüchtigen Techniker keine
Schwierigkeiten bietet.
Für die Praxis kommen vier Fälle von Graten und
Kehlen in Frage, und zwar einmal der rechtwinklige und
der schiefe Grat, andermal die rechtwinklige und schiefe
Kehle. Besteht eine derartige Konstruktion, wo einer der
vier Fälle zutreffend ist, aus Profil- oder Walzeiscn,
meistens wohl Z.-, _L- oder - Eisen, so müssen die
Schenkel oder Flanschen nach dem zu bestimmenden
Neigungswinkel, der natürlich für jeden Fall besonders
bestimmt werden muß, ausgebogen werden, wodurch der
Grat oder die Kehle entsteht. ■«
In nachstehenden Zeilen soll nun die Bestimmung
des betreffenden Winkels auf zeichnerischem Wege für
die vier oben angegebenen Fälle gezeigt werden.
1. Der rechtwinklige Grat. Abb. 1.
In Abb. 1 ist ein rechtwinkliger Grat dargestellt, und
zwar im Grund-, Auf- und Seitenriß. Der Einfachheit
wegen ist ein rechteckiges Profil angenommen worden,
an deren Stelle natürlich ebensogut irgendein gewalztes
Profil treten kann, ohne daß sich dadurch die Konstruk-
tion ändert.
Als bekannt vorauszusetzen sind folgende Werte: Die
Höhe „h", die Länge „1" und die Breite „b", die ent-
weder bekannt sind, oder angenommen werden können,
oder aus der vorliegenden Berechnung zu entnehmen sind.
Die Breite ,,b" wird stets angenommen. Es empfiehlt sieh,
selbige möglichst groß zu machen, um ein deutlicheres
Bild beim Ablesen des zu suchenden Winkels zu bekommen.
Desgleichen ist es unschwer, die wahre Länge mii
Hilfe der drei Projektionsebenen zu bestimmen. (Abb. 1.)
Trägt man nun im Grundriß die Breite „b" ein, so erhäll
man die beiden Punkte „a" und „ai", welche man als
Abfallpunkte des Grates bezeichnet, d. h. diese zwei Punkte
liegen in einer anderen Ebene als der Firstendpunkt „a^".
Die Entfernung „c" der Verbindungslinie a — a^ und
dem Punkte „aa" im Grundriß aufgetragen, ergibt die
wagcrechte Projektion ,,d" zwischen der Mitte und den
Außenkanten des Grates, oder mit anderen Worten, die
Entfernung „d" stellt die wagerechte Projektion dar
zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt des Grates.
Nunmehr ist die zeichnerische Darstellung des zu
suchenden Neigungswinkels recht einfach. Man zeichnet
im Seitenriß den Querschnitt des Grates, der ja gleich der
Breite „b" ist, ein, und zieht die Seiten so weit herunter,
bis sie den Abstand ,,d" von der Oberkante haben. (Abb. 1.)
Die beiden Endpunkte „e" und „f" werden dann mit
dem Mittelpunkte ,,g" verbunden, und der so entstehende
Winkel ist der gesuchte Neigungswinkel , 9", nach welchem
die Eisen eines Grates aus- oder eingebogen werden
müssen, damit der gewünschte Grat entsteht.
Zu dieser Konstruktion ist dann noch zu bemerken,
daß die beiden Winkel „a" im Grundriß gleich groß sein
müssen, wodurch eben der rechtwinklige Grat bedingt ist.
Sind die beiden Winkel „a" nicht gleich groß, so handelt
es sich um den sog. schiefen Grat, der in Fig. 2 dar-
gestellt ist.
Heft 4^
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1011
729
2. Der schiefe Qrat. Abb. 2.
Die Konstruktion ist ganz analog aer vorhergehenden.
Mit den bekannten Werten zeichnet man wieder die drei
Projektionsebenen und erhält durch Eintragung der
Breite „h" wieder die beiden Abfallpunkte ,,a" und „ai''.
Desgleichen erhält man unschwer die Strecken „Ci" und
„C2", mithin ebenso die wagerechten Projektionen „d/'
und „do". Für diesen Fall ergeben sich natürlich zwei
nicht gleiche Neigungswinkel, die durch „91" und „cp/' be-
zeichnet sind, welche bei der Konstruktion des Grates
zugrunde zu legen sind. Irgendwelche Schwierigkeiten
zur Bestimmung des Neigungswinkels entstehen also nach
Vorausgesagtem nicht.
3. D i e w i n k 1 i g e K e h 1 e. Abb. 3.
Aus Abb. 3 und der Beschreibung zu Abb. 1 geht
die Konstruktion deutlich hervor, so daß hier von einer
Beschreibung abgesehen werden kann. Gleiches gilt dann
auch für den vierten Fall, für die schiefe Kehle. Die
Bestimmung des Neigungswinkels ist auch für diesen
Fall ganz analog wie zu Abb. 1.
Umfassungsmauern für Kleinwohnungen
Die Bemühungen um die Förderung des Kleinwoh-
nungsbaues richten sich vom technischen Standpunkt aus
meist auf die Herstellung billiger Umfassungswände.
Auch in Gegenden mit billigen Backsteinen versucht man
immer wieder mit geringen Mauerstärken durchzukommen
und kombiniert mit dünnen Wänden verschiedene innere
oder äußere Bekleidungen. Doch bleibt es dabei wohl
mehr dem Zufall überlassen, stets das richtige zu treffen.
Die ganz verschiedenartigen Erfolge führen zu eingehen-
derer Betrachtung der Ursachen, aus denen sich die
günstigen Wirkungen guter Umfassungswände ergeben.
Die wichtigste Rolle spielt hierbei die Wärme-
menge, die stündlich durch 1 qm Umschließungsfläche
eines Raumes bei P Temperaturunterschied von Luft an
Luft übertragen wird. Dieser Transmissionskoeffizient ist
abhängig vom Material, dessen Dichtigkeit und Dicke,
sowie vom Temperaturunterschied zwischen der Außen-
und der Innenluft, der aber in der Praxis vernachlässigt
werden kann.
Der Transmissionskoeffizient wird (nach Rietschel)
u. a. für verschiedene Mauerstärken und -Arten wie folgt
angegeben*
eine Backsteinmauer 38 cm diele 1,3
25 17
eine Wand aus Backstein mit Luftschicht, Mauer-
stärke ohne Luftschicht 24 cm Transm.-Koeff. = 1,4
eine Wand aus Backsteinen mit innerer Gips-
dielenverkleidung V. 3 cm Stärke, Mauer 25 cm dick 1,5
desgl. „ 38 „ „
4. eine Wand aus Backstein mit innerer Holzverkldg.
5. eine 12 cm dicke Backsteinmauer mit innerer und
äußerer Holzverkleidung
Mauern aus natürUchen Steinen stellen sich
verhältnismäßig ungünstiger und zwar:
6. eine Sandsteinmauer 45 cm dick
50
(mit Backsteinhintermauerung etwas weniger)
7. eine Wand aus Kalkstein 40 cm dick
50
1,2
1,5
1,2
1,7
1,6
2,2
2,0
Namentlich beliebt für kleine Wohnhäuser sind 25 cm
dicke Umfassungsmauern. Es zeigt sich aber immer
wieder, daß gerade diese für geheizte W o h^n räume
ganz ungeeignet sind. Diese Wände erwärmen sich rasch,
kühlen aber auch schnell ab. Bei Temperaturstürzen, bei
730
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 46
niedriger Außen- und hoher Innenwärme schlägt sich die
Luftfeuchtiglceit dauernd an den Mauern ab. Dieser Haupt-
nachteil wird meist übergangen in der Annahme, daß durch
energischeres Heizen 'die Feuchtigkeit an den Wänden
verschwindet. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die ver-
loren gehende Heizungswärme erfordert im Jahre schon
einige Mark Mehrkosten, die sich rechnerisch leicht nach-
weisen lassen; die wesentlichen gesundheitlichen Nach-
teile werden jedoch nicht beseitigt. Es ist aber sehr un-
wirtschaftlich, für eine kleine Ersparnis am Bau einen
recht hohen Zins zu zahlen, abgesehen von den un-
angenehmen Nebenwirkungen. In einer großen Anzahl
von Wohnungen wurde festgestellt, daß diese dauernden
Niederschläge an den Mauern mit der Zeit zu einem durch-
dringenden modrigen Geruch führen, der durch noch so
fleißiges Lüften aus den Zimmern nicht mehr zu entfernen
ist, da er sich in allen Winkeln zwischen den aufgehäuften
Möbeln, Betten, Koffern usw. festsetzt. Wenn dazu noch
Fenster und Türen schlecht angeordnet sind, so sind so
ziemlich alle Grundlagen für eine schlechte Woh-
nung gegeben.
Es kann wohl allgemein behauptet werden, daß bei
einer eineinhalb Stein oder 38 cm dicken Malier von ge-
wöhnlichen Backsteinen diese Nachteile nicht auftreten.
Wir fühlen uns erst in derartig hergestellten Räumen
wohl. Wir können demnach den Durchlässigkeitswert
dieser Mauer auf 1,3 als Norm beziffern, unter die
nicht heruntergegangen werden darf.
Zieht man die Vor- und Nachteile dünnerer, gut iso-
lierender Mauern gegenüber den mehr Raum beanspruchen-
den in Betracht, so kommt man ungefähr zu folgendem
Resultat:
Zu 2. Soll die Luftschicht praktischen Wert haben,
so muß sie mindestens 12 cm dick sein. Der Zwischen-
raum wird sich jedoch bis zu gewisser Höhe mit herab-
fallendem Mörtel füllen und letzterer auch auf den reich-
lich anzuordnenden Bindern liegen bleiben. Die beiden
V2 Stein starken Mauern werden eine Menge offener Fugen
haben, die sich beim Mauern nie vermeiden lassen. Da-
durch und durch die zum Zwecke der Standfestigkeit an-
zuordnenden vielen Bindersteine oder Mauerpfeiler wird
die Isolierfähigkeit der Luftschicht zum Teil aufgehoben.
Raumersparnis ist nicht gemacht. Bei ordentlicher Aus-
führung ist der Preis derselbe wie der einer 38 cm dicken
Backsteinmauer.
Zu 3. Diese Konstruktion läßt sich wohl etwas billiger
ausführen, auch eine kleine Raumersparnis tritt ein, wo-
durch sich Ersparnisse am Aushub, Dach usw. ergeben.
Es wird jedoch behauptet, daß Gipsdielen ein leider sehr
beliebter Aufenthaltsort für Ungeziefer sind.
Zu 4. und 5. In holzreichen Gegenden oder wo
Backsteine schwer zu beschaffen sind, werden Fachwände
mit ein- oder beiderseitiger Holzverkleidung gute Dienste
leisten (innen geputzt, außen geschindelt). Die Kosten
werden dann verhältnismäßig billig sein.
Ferner ist zu beachten, daß alle Bekleidungen mit
Gipsdielen, Falzpappen usw. die natürliche Lüftung der
Mauer zum großen Teile aufheben. Die Durchlässigkeit
ist aber gerade für Kleinwohnungen, die eine besondere
Lüftung meist nicht haben, von großer Bedeutung und
darf keinesfalls vernachlässigt werden. Die Mauern
sollen auch aus diesem Grunde trocken gehalten sein,
wozu man sie gegen aufsteigende Feuchtigkeit sichert.
Feuchtigkeit vermindert z. B. bei Sandstein oder Ziegel
die Durchlässigkeit um etwa SOo/o, Tapeten heben sie
ganz auf. Von den Anstrichmitteln ist am meisten durch-
lässig Kalkfarbe, danach Leimfarbe, zuletzt Oelfarbe, die
als neuer Anstrich undurchlässig ist.
Nach alledem ist eine Backsteinmauer in der Dicke
von 38 cm in backsteinreichen Gegenden, selbst wenn
sie etwas teurer sein sollte, die beste und zuverlässigste
Umfassung, denn sie gewährt in technischer Hinsicht nach
jeder Richtung die meisten Vorteile, sie läßt sich durch
nur einen Handwerker rasch und sicher erstellen und in
der Festigkeit beliebig steigern.
Aber es muß auch dem Bauherrn sowohl wie dem Be-
wohner die Sicherheit, nicht gerade an der Grenze tech-
nischer MögHchkeit zu wohnen, eine gewisse Befriedigung
gewähren. A. B e r n h a r d.
SOZIALE BEWEGUNG
Werkpensionskassen
boten, nach und nach selber Besitzer eines solchen Häus-
1: :: :: chens zu werden. Auch die Behauptung hat man aufgestellt,
- daß es besonders humaner Sinn verrate, wenn der Unter-
nehmer die Baugelder vorschösse, sie nur niedrig ver-
zinsen ließe und die Amortisation auf unbestimmte Zeit
Dem Arbeitgeber stehen verschiedene Mittel zur Ver- verschiebe. Die häufigste Erscheinungsform derartiger
fügung, sich die wirtschaftlich stärkere Position gegen- Sozialpolitik sind die Werkpensionskassen. Die mate-
über dem Angestellten zu sichern. Nicht nur, daß das Ver- riehen Vorteile, die sie in Aussicht stellen, erscheinen
hältnis von Angebot und Nachfrage zu seinen Gunsten sich vielen als gar zu verlockend, sie können sich der Ver-
gestaltet hat und die natürliche Ueberlegenheit erhöhte, suchung nicht entziehen, bis sie sich eines Tages schweren
auch Mittel anderer Art haben dazu geführt, den An- inneren Konflikten gegenüber befinden. Die letzten Ar-
gestellten in Gebundenheit und Abhängigkeit festzuhalten, beitskämpfe der Techniker haben in dieser Beziehung
Mittel, die nach außen hin leicht den Eindruck erwecken, einige recht lehrreiche Beispiele gebracht, Beispiele, die dar-
als handle es sich um die menschenfreundlichen Einrich- tun, daß diese Kassen geradezu gemeingefährlich wirken,
tungen humaner Arbeitgeber, die keiner anderen Absicht daß sie zu einem Problem werden, das öffentliches Inter-
entsprungen sein könnten, als dem Bestreben, die Lage der esse beansprucht. In demselben Augenblick nämlich, wo
Untergebenen aus eigner Kraft nach Möglichkeit zu fördern, es den Unternehmern einfällt, gegen die organisierten An-
Einrichtungen, die aber gerade wegen ihres gleißenden gestellten vorzugehen, ist der Konflikt da. Dann setzt der
Scheines in Wirklichkeit Fesseln für diejenigen geworden bittere Kampf ein, in dem die Treue und Liebe zur Organi-
sind, die mit ihnen beglückt wurden. sation mit dem Hang am Golde in der Seele des Menschen
Man hat es oft als ein Verdienst der Unternehmer um die Herrschaft ringen. Je älter der Angestellte ist und ^
hingestellt, wenn sie Häuser bauen ließen und die Woh- je größer die bereits gezahlte Beitragssumme ist, um so
nungen gegen mäßigen Zins den Arbeitern und Beamten nachdrücklicher wird der Unternehmer darauf hinweisen,
zur Verfügung stellten oder gar ihnen die Möglichkeit was er zu verlieren habe, wenn er sich nicht dem Gebot
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
731
füge und der Organisation den Rücken I<ehre. Man kann
sicli kein raffinierteres System ausdenken, als diese Speku-
lation auf menschliche Schwäche und Selbstsucht, als dies
Ausspielen aller niedrigen Instinkte gegen alle guten Tugen-
den des Menschen. Wenn es heißt: ,, heraus aus der
Organisation oder du verlierst Stellung und Kassenbeiträge"
— die Entscheidung mag fallen wie sie will, Persönlichkeit
und Charakter stehen auf dem Spiel; es bleibt immer ein
schmerzlicher Rest und keiner kommt mit ganz reinem
Gewissen aus diesem Konflikt mehr heraus. Das ist das
gemeingefährliche dieser Kassen. Wie sie heute gehand-
habt werden, wirken sie demoralisierend; sie wirken zur
Korrumption, sie zerbrechen die Persönlichkeit und ziehen
Selbstbewußtsein, Stolz, Treue Mannesehre in den Staub.
Sie sind eine fürchterliche und gefährliche Waffe geworden
gegen alle, die den Aufstieg wollen, die vorwärtskommen
wollen und die im Kampf um die Aufwärtsbewegung nichts
anderes haben als ihre Organisation. Gerade in diesen
Monaten, wo die Pensionsversicherung ihrem Abschluß
entgegengeht und wo es hieß, daß alle vor Erledigung des
Gesetzes bestehenden privaten Kassen, sofern sie nur
gleichwertige Leistungen garantierten, als Ersatzinstitute
zu gelten hätten, ist eine Kasse nach der andern an allen
Ecken und Enden gegründet worden. Herzlich wenig Aus-
sicht ist vorhanden, daß die Schattenseiten dieser Ein-
richtungen aus der Welt geschafft werden; nach wie vor
wird, kaum um ein weniges gemildert, Beschränkung der
Freizügigkeit und Abhängigkeit des Angestellten fort-
bestehen, wird die bedeutende Ueberlegenheit des Arbeit-
gebers durch die Kasse gestützt und vergrößert werden,
wird die Gefahr bestehen bleiben, daß eine neue Art vor
Hörigkeit über die Menschen kommt. Aehnlich wird diese
Hörigkeit sanftere versöhnlichere Formen aufweisen gegen
frühere Zeiten; praktisch wird ihre Härte recht deutlich
fühlbar werden.
Die Arbeitgeber wissen, welch kostbare Waffe ihnen
in die Hände gelegt ist, und sie haben bewiesen, daß
sie es verstehen, mit Erfolg von ihr Gebrauch zu machen.
Kein Mensch wird bezweifeln wollen, daß in künftigen
Kämpfen die privaten Kassen ihre Rolle spielen werden.
Wünschen wir, daß alle Arbeitnehmer, genau so gut wie
die Arbeitgeber, sich mehr und mehr bewußt werden, um
was es sich hier handelt. Sie sollen diese Kassen meiden,
wo und wie sie nur immer können! Die Kämpfe von
heute stehen unter dem Zeichen der Werkpensionskassen.
Den Kämpfen von morgen wird vorausgehen müssen der
Ruf: Fort mit diesen Pensionskassen! Nur die eine ein-
heitliche Reichsversicherung soll rechtens sein!
Die Konkurrenzklausel
Ein interessantes Urteil ist jüngst vom Reichsgericht
gefällt worden. Wir lesen darüber in der Nr. 560 des
,, Berliner Tageblatts" vom 2. November d. J.
Der Kläger v. d. K. war von der Rheinischen
Gummi- und Zelluloidfabrik in Mannheim-
Neckarau als Chemiker angestellt worden. Sein Ge-
halt betrug 2400 M jährlich. Die Paragraphen 4 bis 6
des Anstellungsvertrages befaßten sich mit der Konkurrenz-
klausel und bestimmten, daß Dr. v. d. K. zur Geheim-
haltung aller Fabrikationsmethoden, Absatzgebiete, Ge-
schäftseinrichtungen usw. verpflichtet sei, ferner, daß er
v/ährend der nächsten fünf Jahre nach Austritt aus
der Fabrik in keine konkurrierende Fabrik in Deutsch-
land, Frankreich, Belgien und der Schweiz ein-
treten, und daß er weder selbständig Konkurrenz treiben,
noch an einem Konkurrenzunternehmen direkt oder in-
direkt teilnehmen dürfe. Für den Fall des vorsätzlichen
Zuwiderhandelns sollte eine Konventionalstrafe
von 20 000 M fällig werden, für die die Mutter des
Klägers selbstschuldnerische Bürgschaft übernahm. Am
30. April 1Q08 wurde der Vertrag gelöst. Die Parteien
gingen im guten auseinander. Die Fabrik zahlte dem
Kläger das Gehalt bis zum 30. September 1908 weiter.
Später gab sie ihm auch Belgien und die Schwjeiz frei.
K.- bemühte sich jedoch vergebens, eine angemessene
Stellung zu erhalten. Im Mai 1910 beteiligte er sich mit
60 000 M des Vermögens seiner Mutter an der Gründung
einer Düsseldorfer Zelluloidefabrik. Als die
Rheinische Gummi- und Zelluloidfabrik unter Hinweis auf
den Vertrag widersprach, erhob der Kläger die vorliegende
Klage und begehrte Einschränkung der für den Aus-
schluß seiner Konkurrenz in Betracht kommenden fünf-
jährigen Frist auf zwei Jahre.
Das Landgericht Mannheim wies den Kläger
mit seinem Anspruch ab. Dagegen schränkte das Ober-
landesgericht Karlsruhe die Bindung des Klägers
von fünf Jahren auf drei Jahre ein. In seinen Entschei-
dungsgründen führte das Oberhndesgericht aus, daß
für die Beklagte große Werte in Betracht kamen, und daß
sie deshalb berechtigt gewesen sei, eine hohe Vertragsstrafe
festzusetzen. Da der Kläger in einem anderen Geschäft,
ohne neu zu lernen, nicht unterkommen kann, sei aber
die Einschränkung der Ausschlußfrist auf drei Jahre ge-
boten. — Dieses Urteil hat der Kläger durch Revision
beim Reichsgericht angegriffen und hier einen durch-
schlagenden Erfolg erzielt. Der dritte Zivilsenat des
höchsten Gerichthofs hat gestern das Urteil des Ober-
landesgerichts Karlsruhe aufgehoben und er-
klärt, daß die Paragraphen 4 bis 6 des Vertrages wegen
Verstoßes gegen die guten Sitten nichtig sind. Die
gesamten Kosten des Rechtsstreits sind der Beklagten auf-
erlegt worden. (Aktenzeichen: III. 558/10. — Urteil vom
1. November 1911.)
Wir verzeichnen dieses Urteil, womit der Kläger aller-
dings erst beim Reichsgericht Erfolg hatte, um zu zeigen,
wie unhaltbar die Zustände für die Angestellten geworden
sind. Wann wird aber endlich der Zeitpunkt kommen,
wo der Gesetzgeber den Angestellten von einem der
schlimmsten Auswüchse des sogenannten „freien Arbeits-
vertrages" befreit?
;: H H STANDESBEWEGUNG
Sozicler Aussshuß
Aus einem Rundschreiben wissen unsere Organe be-
reits, daß den Wünschen unseres Vorstandes folgend, der
Soziale Ausschuß von Vereinen technischer Privat-
angestellter durch unseren Austritt nicht erschüttert wurde.
Die vor kurzem hier angedeuteten Vorgänge wurden von
unserem Verbandsvorstand scharf verurteilt, gleichzeitig
aber erkannt und demnach beschlossen, daß zu einer Tren-
nung vom Sozialen Ausschuß gerade jetzt die ungünstigste
Zeit sei. Die erste Sitzung, die am 4. November in Berlin
stattfand, brachte zum Ausdruck, daß man die Veranlassung
zu dem vorzeitigen Abbruch der letzten Sitzung bedauert,
die regen Arbeiten, die hiernach einsetzten und auf die wir
noch zurückkommen werden, belegten, daß man sich im
Ziel durchaus einig war. Der Werkmeisterverband hat
neben dem Faktorenbund seinen Austritt aufrecht erhalten.
Der frühe Redaktionsschluß verbietet uns heute,
näheres zu berichten. Die nächste Nummer der D. T.-Z
wird das ergänzen.
O utehoff nunghütte und schwarze Listen
In letzter Stunde erfahren wir, daß man die sieben
Kollegen in Sterkrade, die dem Ansinnen ihrer Werk-
leitung ihre Koalitionsfreiheit zu opfern, sich widersetzten
und in ihren Verbänden blieben, in Acht und Bann erklärt.
Alle scharfen Worte, die Flüche, die tausende von An-
gestellten in diesen Tagen den Werkpensionskassen ent-
gegen warfen, die maßlose Erbitterung gegen das slcnipel-
lose Herrentum der Großindustrie, alles ist gerechtfertigt
und eher zu mild als zu scharf gewesen
732
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 46
Nachfolgendes Rundschreiben hat der Arbeitgeber-
'crband an seine Mitglieder unterm 2. November versandt.
„Die Gutehoffnungshütte Oberhausen hat ihre Tech-
niker, die Mitglieder des Bundes der techn.-ind. Beamten
und des Deutschen Techniker-Verbandes sind, auf-
gefordert, sich durch eine schriftliche Erklärung zum so-
fortigen Austritt aus den beiden Verbänden zu ver-
pflichten. Unser Mitglied sah sich zu diesem Schritt
gezwungen, da besonders der jetzige Ausstand der Tech-
niker in Berlin zeigt, daß diese Organisationen gewerk-
schaftliche und arbeitgeberfeindliche Anschauungen ver-
treten; zudem ist der erstgenannte Bund nicht frei-
zusprechen von sozialistischen Tendenzen. Von den vor-
handenen 45 organisierten Technikern erklärten sich 3S
zum Austritt bereit. Folgende sieben Techniker ver-
weigerten indes ihren Austritt."
Nun folgen die Namen der sieben Aufrechten, die für
ihren Mut unsern Dank und unsere Anerkennung für ihr
Pflichtgefühl gegen ihre Organisationen verdienen! Nacii
Geburtsdaten und Berufsbezeichnung werden 3 Verbands-
mitglieder und 4 Bundesmitgliedcr geächtet! Und das
nennt man Koalitionsfreiheit! Das nennt man gleiches
Recht aller Staatsbürger! Diese Niedertracht schützt das
Gesetz und es läßt zu, daß aufrechte Männer, weil sie
ehrlich w^aren und nicht charakterlos sich fügen wollten,
dem wirtschaftlichen Ruin preisgegeben werden. Hat man
für den unermüdlichen deutschen Techniker keine An-
erkennung? Wohlan, Berufsgenossen! Das, was man euch
dort mit einem Federstrich raubt und zerstört, bleibt bei
uns, ihr sollt es hundertfältig wiederhaben. Bleibt auf-
recht und gebt andern ein Beispiel in dem nimmerruhenden
Kampfe, um Koalitionsfreiheit und Staatsbürgerrecht!
Auch zu den jüngsten Angriffen auf das Koalitionsreclit
faßte der Soziale Ausschuß einige bemerkenswerte
Beschlüsse. In verschiedenen großen Städten sollen in
nächster Zeit Protestversammlungen gegen den
Raub des Koalitionsrechts stattfinden. Veranstalter sind
die dem Sozialen Ausschuß angegliederten Verbände.
Wenn diese Zeilen unsere Leser erreichen werden, sind
bereits die diese Angelegenheit behandelnden Rund-
schreiben unterwegs.
Zwei Versammlungen für das Koalitionsrecht
gegen den Sterkrader Machtkitzel fanden bereits in Köln
und Düsseldorf statt. In beiden Versammlungen pro-
testierten je über 1000 Besucher. In Köln sprachen Kuttner
und Kaufmarm, in Düsseldorf Timm und Schubert.
.-je ^
Eisenkonstmkteur und Diplom-Ingenieur
Neben den vielen durchaus sympathischen Nachrichten
von unbeteiligter Seite in der deutschen Presse ist jüngst
ein Aufsatz in den „Berliner Neuesten Nachrichten" er-
schienen, der aus der Feder eines Diplom-Ingenieurs
stammen soll. Wir haben uns vor einiger Zeit mit der
Sondertümelei der Diplom-Ingenieure eingehend beschäf-
tigt. Wir haben auch in unserem Berufsleben scl:on
manche Verständnislosigkeit und Verkennung unseres
Wertes von dieser Seite gespürt, aber das, was in dem
erwähnten Artikel zum Ausdruck kommt, ist so ungeheuer-
lich, so verletzend und die gerechte Sache der Eiscn-
konstrukteure schädigend, daß der Diplom-Ingenieur-Ver-
band, falls er sich mit den Ausführungen des Verfassers
identifiziert, sich für immer gezeichnet hat als eine Gefahr
im Kampf der Angestellten zur Verbesserung ihrer wirt-
schaftlichen Lage. Nach dieser Charakterisierung des
Aufsatzes können wir eine eingehende Beurteilung uns
ersparen. Der Aufsatz lautet:
Der sogenannte ,,Ingenieurstreik"!
Ein Diplom-Ingenieur schreibt uns:
Durch die deutsche Presse geht die Kunde von einem
„Ingenieurstreik". Ein ,, neuartiger wirtschaftlicher Kampf"
soll es sein. Bisher hätten nur die Arbeiter gestreikt;
nunmehr hätten auch die akademischen Stände diese
Kampfesform aufgenommen und in ihren äußersten Kon-
sequenzen zur Anwendung gebracht. Es unterliegt gar
keinem Zweifel, daß die Aufmachung, in der diese Nach-
richten, insbesondere unter stetiger Betonung des Bildungs-
grades der Streikenden, planmäßig in die Presse lanciert
werden, besonders geeignet erscheint, den streikenden
Personen die Sympathie der öffentlichen Meinung zu er-
werben. So wird mit geradezu langweilender Wieder-
holung immer wieder betont, daß es sich um einen Streik
von „Ingenieuren" handle. Es ist aber nachgerade an
der Zeit, diesem irreführenden Treiben entgegenzutreten.
Wer die einschlägigen Personalverhältnisse in den
betreffenden Firmen auch nur einigermaßen kennt, der
weiß, daß es sich im vorliegenden Streik um nichts weiter
handelt als um einen regulären Arbeiterstreik.
Eine Veröffentlichung der Liste der Ausständigen würde
diese Behauptung in vollem Umfange und lückenlos be-
stätigen. Die ausständigen Personen sind keine Aka-
demiker, sondern gehören jener Bevölkerungsgruppe an,
die sich im wesentlichen aus dem Arbeiterstande rekru-
tiert und sich von diesen hinsichtlich der allgemeinen
Bildung kaum unterscheidet. Es sind im wesentlichen
solche Personen, die es aus naheliegenden Gründen für
zweckmäßig befunden haben, die gutbezahlte Stellung des
Arbeiters im blauen Kittel mit der des minder-
wertigen Bureauangestellten im Stehkragen zu
vertauschen. Da sich alljährlich viele Tausende solcher
Personen finden, denen die Tätigkeit im Bureau „vor-
nehmer" dünkt, so herrscht in diesem unteren technischen
Berufszweig eine Ueberfüllung, die ihresgleichen sucht.
Und diese Ueberfüllung wird noch verstärkt durch die
Anpreisungen der vielen privaten technischen Elementar-
schulen, in denen jedem Arbeiter mindestens ein Fabrik-
direktorposten in Aussicht gestellt wird. Da sich die Bezah-
lung, wie auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens, so auch
hier im wesentlichen nach Angebot und Nachfrage regelt,
so sind die Gehälter bei dieser Bevölkerungsgruppe infolge
des ungeheuren Angebots natürlich niedrig; und da für
die höheren Posten der Industrie naturgemäß auch eine
entsprechende allgemeine Bildung erforderlich ist, so ist
ein Aufsteigen bei der großen Masse dieser Personen
so gut wie ausgeschlossen. So sehen sich denn diese
ehemaligen gut bezahlten Arbeiter in ihren
Hoffnungen bitter getäuscht, und nun greifen viele von
ihnen zu denselben Mitteln, zu denen viele ihrer Kollegen
von der Werkstätte gelegentlich'' auch greifen, zum Streik.
Man darf sich unter diesen Umständen auch nicht wun-
dern, wenn der Kampf dieser Techniker sich von den
üblichen Streiks in nichts unterscheidet; es ist dieselbe
Rücksichtslosigkeit, derselbe Terrorismus gegenüber den
Arbeitswilligen und Andersdenkenden wie bei der organi-
sierten Sozialdemokratie. Wie man das anders erwarten
konnte, ist den Kreisen der Sachkundigen ganz unver-
ständlich: Arbeiterstreik bleibt Arbeiterstreik! Das „Neu-
artige" im vorliegenden Falle dürfte nur darin zu finden
sein, daß die Macher es für nützlich befunden haben, das
Treiben einen „Ingenieurstreik" zu nennen. Die Gründe
sind durchsichtig. Auch heute noch, nach zehn Jahren
seit der Schaffung der Bezeichnung „Diplom-Ingenieur"
für die akademisch gebildeten Techniker haftet dem Worte
,, Ingenieur" ein gewisser akademischer Nimbus an; das
Publikum erblickt im „Ingenieur" einen Mann mit ab-
geschlossener akademischer Bildung, und so wird aus
dem vorliegenden Arbeiterstreik unwillkürlich ein Streik
akademisch gebildeter Männer und die Bewegung selbst
gewinnt damit bei den Kreisen, die nicht weiter unter-
richtet sind, eine ganz andere Beachtung. Es muß aber
nachdrücklichst betont werden, daß bei dem ganzen ,, In-
genieurstreik" auch nicht ein einziger Diplomingenieur,
der bei seinen Standesgenossen anerkannt wäre, beteiligt
ist, und daß es die Standesorganisation der akademisch
gebildeten Techniker, der ,, Verband Deutscher Diplom-
Ingenieure" mit aller Entschiedenheit ablehnt, mit dem
Streik und seinen häßlichen Zwischenfällen irgendwie in
Verbindung gebracht zu werden. Der Verband Deutsche;
Diplom-Ingenieure wird denn auch wegen seines neutraler»
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITÜNö'lOlT
733
Verhaltens von dem gewerkschaftlichen Bund der technisch-
indus.triellen Beamten in der diesem eigenen Sprache an-
gegriffen; ohne jede Spur eines Beweises
nennt man die Diplom-Ingenieure „Streik-
brecher" (!!), aber das machen ja die Apostel der So-
zialdemokratie auch, wenn es gilt, gegen einen Stand
zu kämpfen, der sich auch inmitten der Wogen des ihn
umgebenden Klassenkampfes dessen bewußt bleibt, was
er sich und der Allgemeinheit schuldig ist!
Soviel Worte, soviel Fehler. Uns fällt ein Wort ein,
das im Volksmunde lebt, es heißt: ,, Dummheit und Stolz
wachsen auf einem Holz". Wie gefährlich aber diese
Paarung werden kann, können nur die ermessen, die im
ehrlichen Kampf um Verbesserung ihrer Existenz aKe Kräfte
aufbieten, um dann zu sehen, wie ihnen eine von Standes-
dünkel befallene Minderheit in den Rücken fällt.
;: :: ;; :: H BRIEFKASTEN :: :: :: :; :: :;
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, «erden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
VCohnung und Mitglied nummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schrifil.ch erteilt. tine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor hrs' heincn des Heltes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D;e zur Erläuterung der Fragen , notwendigen Druck-
itöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß ^er Fragesteller vorher bezahlen.
Technik
Frage 242. Gibt es außer Karbolineum noch weitere gift-
freie Anstrichmittel für Holzkonservierung? Es wird vor allem
auf möglichste Geruchlosigkeit Wert gelegt, da es sich um
Anstrich von Holzflächen in Eis- und Kühl-Räumen handelt,
in denen Fleisch aufbewahrt wird.
Frage 243. Der fugenlose Steinholzfußboden einer offenen
Veranda ist stellenweise reparaturbedürftig. Wie kann hier mit
geringen Kosten Abhilfe geschaffen werden?
Frage 244. Die nördlich gelegene Umfassungsmauer eines
Stallgebäudes ist derart feucht, daß das Mauerwerk schon stark
angegriffen ist. Die Außenseite ist unverputzt, während der
Innenputz total (jedoch nur an dieser Wand) abgefallen ist.
Das Gebäude ist aus „Tizever-Sandstein" in Kalkmörtel im
Jahre 1903 hergestellt worden. Für eine ausreichende Entlüftung
ist Sorge getragen. Die übrigen Wände ,sind vollkommen
trocken. Was ist die Ursache dieses Feuchtseins? Wie ist
die feuchte Stelle zu beseitigen?
Frage 245. Der gemeinschaftliche Giebel eines Wohn-
hauses wurde im Jahre 1905 errichtet und ist schon stark ver-
wittert. Es ist notwendig, den Giebel an der Außenseite mit
Rapputz zu bewerfen. Kann nun der Miteigentümer des Giebels
zu den Kosten herangezogen werden, oder sind diese von dem-
jenigen zu tragen, der die Arbeiten ausführen lassen will? Es
sei noch bemerkt, daß der Miteigentümer in absehbarer Zeit
nicht bauen wird.
Frage 246. Das in einem Wasserbehälter befindliche Wasser
soll immer in einer gleichbleibenden Temperatur zur Verfügung
stehen. Der Behälter faßt 15 cbm. Das Wasser wird durch
Pumpen in Bewegung gehalten. Es zeigt sich nun, daß im
Winter das Wasser durch Heizschlangen erwärmt, im Sommer
aber gekühlt werden muß. Welche Art von Kühlung ist die
geeignetste außer Rieselkühlung, eventuell künstliche, unter An-
wendung von Ammoniak? Gibt es Literatur hierüber, und welche
Firmen befassen sich mit der Anlage solcher Kühlanlagen?
Frage 247. Zur größeren Festigkeit eines 3 cm starken
Zementestrichs auf einer 15 cm starken Betonunterlage soll dem
Estrich englisches Eisenpulver beigemischt werden und zum
Schutze gegen Staubbildung mit vegetabilischem Oel getränkt
werden. Der Fußboden soll in einem Güterschuppen und einer
dazu gehörigen Deckenflickerei hergestellt werden. Einen
gleichen Fußboden läßt die Militär-Verwaltung in Garnison-
Bäckereien ausführen. Ich bitte um Auskunft über die Zu-
sammensetzung des Pulvers. In welcher Menge wird das Pulver
dem Estrich beigemischt? Auch bitte ich um Angabe von
Bezugsquellen des Pulvers und des vegetabilischen Oels.
Frage 248. Gibt es Literatur über die Frage der Bewertung
von Wasserkräften? Es handelt sich um den Fall, wo das
Wasserrecht, sei es durch Verkauf des Betriebes oder auf dem
Wege der Ablösung, veräußert werden soll.
Frage 249. Welche Firma liefert Schablonen für die An-
fertigung von „Preßputz" und den dazu notwendigen Mörtel?
Frage 250. Ich wurde beauftragt, über die E'rd-, Maürer-
und Zimmerarbeiten zum Neubau eines Einfamilienhauses auf
Grund der von einem Architekten, dem die Bauleitung über-
tragen war, hergestellten Zeichnungen einen Kostenanschlag an-
zufertigen. Der Kostenanschlag ergab die Endsumme von
15 660,40 M. Der Bauherr wollte die Arbeit für 15 000 M
gemacht haben. Ich habe auf seine diesbezügliche Anfrage
wörtlich erklärt: „Wenn an verschiedenen Positionen eingespart
werden kann und wenn nichts dazu kommt, so ist es möglich,
mit 15 000 M auszukommen." Als Auftrag galt diesC persön-
liche Unterredung nicht, vielmehr wurde eine Zeit darauf von
dem bauleitenden Architekten im Beisein meines Bauherrn und
mir ein ausführlicher Vertrag geschlossen und beiderseits unter-
zeichnet. Nach diesem Vertrage habe ich die Arbeit über-
nommen und ausdrücklich auf den Paragraphen 2 Wert gelegt
und denselben aucli dort vorgelesen. Derselbe lautet: „Die
dem Unternehmer zukommende Vergütung wird nach den wirk-
lichen Leistungen bezw. Lieferungen unter Zugrundelegung der
vertragsmäßigen Einheitspreise berechnet. Die Vergütung für
etwa im Anschlag nicht vorgesehene Arbeiten erfolgt nach ver-
tragsmäßig zu vereinbarenden Lohnsätzen." Nach Fertigstellung
der Arbeit habe ich den Akkord genau aufgerechnet und es
ergab sich die Endsumme von 16 108,92 M. Der Architekt hat
meine Abrechnung geprüft und nach einigen kleinen Abstrichen,
welche- ich anerkannte, für richtig befunden. Mein Bauherr da-
gegen ist nun anderer Meinung und erklärte, ich habe die Arbeit
für 15 000 M übernommen, hält meine damalige Aussprache für
bindend. Derselben Meinung sei auch sein Rechtsanwalt. An
der Ueberschreitung trägt hauptsächlich der vorgefundene
sdilechte Baugrund schuld, sowie verschiedene andere Mehrun-
gen, welche durch Konstruktion und Anordnung der Bauleitung
entstanden sind. Ich bitte höflichst um Auskunft, ob die münd-
liche Erklärung bindend oder der ordnungsgemäße Vertrag gültig
ist; ferner, ob ich bei Beschreitung des Rechtsweges Aussicht
auf Erfolg habe.
Zur Frage 215. Teergeschmack eines Trinkwassers aus
einer asphaltierten Mannesmann-Muffenrohrleitung. \{\ (I. s.
Heft 44.) Die Antwort ist sachlich nur scheinbar richtig. Wenn
auch sogenannter Oel- oder Weißstrick zum Dichten der Muffen
benutzt wird, so kann doch ein Teergeschrhack im Wasser beim
Durchfließen einer neuen Rohrleitung entstehen. Sämtliche guß-
eisernen und schmiedeeisernen Rohrleitungen werden mit Rost-
schutzmitteln gestrichen, die aus Teerprodukten hergestellt
werden. Frisch gestrichene Rohre vermögen mehr lösliche Stoffe,
ätherische Oele usw., an das Wasser abzugeben, als Rohre,
deren Anstrichmasse älter ist. Ferner spielt die chemische Zu-
sammensetzung des abzuleitenden Wassers bezw. die Teer-
lösungsfähigkeit eine Rolle. Empfohlen wird, die Rohrleitung
so lange kräftig zu spülen, bis sich der Teergeschmack und
die Trübung verliert. In der Regel treten die geschilderten
Uebelstände nach mehrmaliger Spülung nicht" mehr auf, wenn
die Trübung des Wassers nicht durch Eisen oder Mangan hervor-
gerufen wird. W.
Zur Frage 237. Wasserleitung. Empfohlen wird für die
Ableitung des Wassers von der zweiten Quelle eine 50 mm
weite Rohrleitung bis zu dem Verbindungspunkt mit der be-
stehenden 125 mm weiten Fallrohrleitung zu legen. In die
Fallrohrleitung wird an dieser Stelle ein Ejektor eingebaut,
an dessen Druckstutzen die bestehende Fallrohrleitung und an
dem Saugstutzen die neue 50 mm weite Leitung angeschlossen
wird. Das restliche, nach dem Hochbehälter führende Stück
der Fallrohrleitung-D = 125 mm dient dann als Förderleitung des
Ejektors. Die überschlägige Rechnung ergibt, daß vor dem
Ejektor in der Fallrohrleitung eine Druckhöhe von ca. 28 m ver-
fügbar ist. Da nun von der Quelle 2 das Wasser mit natür-
lichem Gefälle in den Hochbehälter gelangen kann, soll durch
den Einbau des Ejektors nur bewirkt werden, daß ein Rückstau
nach Quelle 2 hin nicht eintritt, sondern daß das von
Quelle 2 kommende Wasser durch die größere lebendige
Kraft, die dem von Quelle 1 zugeleitetem Wasser innewohnt, mit-
gerissen, bezw. dessen lebendige Kraft erhöht wird. Ejektoren
bauen alle Amaturenfabriken. . W.
Zur Frage 218. Rentenberechnung bei einer Chaussee-
übernahme. I. Um den Gang der Rentenberechnung durch-
zuführen, müssen die verschiedenen befestigten Flächen einzeln
genau in qm, die Gräben und Böschungen in lfdm festgestellt
sein. Danach handelt es sich um
a) X qm Chaussee-Befestigung einschl. Bord,
b) „ qm Sommerweg,
c) „ qm Bankette,
d) „ lfdm Gräben und Böschungen,
e) „ Durchlässe,
f) „ Prellsteine.
734
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 46
Abgesehen von den jährlichen gleichmäßigen Unterhaltungs-
kosten ist bei der Berechnung der Ablösungsrente zu berück-
sichtigen, daß die Chausseebefestigung nach 30 Jahren voll-
ständig erneuert und daß nach 15 Jahren unter Zusatz neuen
Schüttmaterials die Schüttung frisch aufgebracht werden muß.
Den Einheitssätzen sind die in den letzten 10 Jahren in x . . . .
gezahlten Preise für Material und Arbeitslöhne zugrunde gelegt.
I. Jährliche Unterhaltungskosten
(bei Annahme von 1000 q m).
1. 1000 q'm Chaussee-Befestigung jährlich gleich-
mäßig zu unterhalten^ f. d. qm (0,06 bis 0,10) äO,10 100,— M.
2. 1000 qm Sommerweg wie vor, f. d. qm 0,01 . 10,— „
3. 1000 qm Bankette wie vor, f. d. qm 0,20 . . 20,— „
4. 1000 lfdm Gräben und Böschungen, wie vor, f. d.
lfdm 0,02 20,— „
5. Durchlässe zu unterhalten (je nach Größe des Bau-
werkes ä (30 bis 50) 50,— „
6. Prellsteine je nach Anzahl 5,— „
7. 1000 lfdm Straße zu beaufsichtigen f. d. lfdm
(0,06 bis 0,10) ä 0,06 60,— „
Summe 265,-^M.
II. Rente für die Erneuerung der Schüttung.
8. 1 qm Chaussee-Schüttung unter Zusatz von neuem
Material zu erneuern kostet (das abgängige Ma-
terial ist wertlos) 1,50 M, demnach kostet die Um-
schüttung: 1000 qm Schüttung ä 1,50 M = 1500 M.
Da die Erneuerung der Schüttung nach 15 Jahrer.
erfolgen soll, beträgt die Rente bei einer Verzin-
. „ 1500 • 0,04 ^„
sung von 4 o/o R = ^ ^^^^ ^ = 70,50 M
Summe Tfi 70^501^".
III. Rente für die Neuherstellung.
9. 1 qm Chausseebefestigung (Packlage und Schütt-
steinlage) einschl. teilweiser Erneuerung der Bord-
steine neu herzustellen kostet .... 5, — M,
hiervon geht ab:
Kosten für die Schüt'.ung, die nach dreißig
Jahren fortfällt 1.5 „
bleiben: 3^5 M.
Demnach betragen die Kosten :
1000,0 • 3,5 = 3500 M.
Da die Neuherstellung der Chaussee nach 30 Jahren
erfolgen soll, beträgt die Rente:
3500,0 • 0,04 „
R = 1^04 30 _\ 62,41 M.
Summe iTH 62,41 M.
Zusammenstellung:
I. Jährliche Unterhaltungskosten 265, — M,
II. Rente für die Erneuerung der Schüttung .... 70,50 „
III. Rente für die Neuherstellung der Chaussee . . 62,41 „
397,9Fm,
hierzu 1 o/o Verwaltungskosten 3,98 „
Summe jährlich: 401,89 JVL
Wird die Abfindungs-Summe gleich gewünscht, so ist der
25fache Betrag der jährlichen Summe einzusetzen, in diesem
Falle:
401,89 - 25 = 10047,25 M.
Karl Wied e m a n n - Magdeburg, Mitgl. -Nr. 42 700.
II. Für die Berechnung der Abfindungssumme ist die ge-
naue Fläche der Chausseebahn erforderlich. Bei sorgsamer War-
tung und gutem Untergrund ist nur, je nach Verkehr und Wahl
des Deckungsmaterials, eine Deckenerneuerung in Zeitabständen
von 3 bis 8 Jahren nötig. An Material sind Vs bis der
Deckenstärke erforderlich, z. B. ist bei 10 cm Deckenstärke
0,13 cbm Material nötig. Die jährlichen Unterhaltungskosten
betragen, je nachdem schwacher oder starker Verkehr herrscht,
etwa 0,20 bis 0,40 M pro qm. Das Ablösungskapital berechnet
sich nach der Formel
Es sei: D = Kosten der Deckenerneuerung
m = Zeitabstand der Deckenerneuerung
p = Jährliche Unterhaltungskosten
z = Verzinsung, gewöhnlich 4 "Z,,.
Zum Beispiel beträgt die Abfindungssumme für 1 qm
Chausseebahn bei einer in Zeitabständen von 5 Jahren nötigen
Deckenerneutrung, 1,70 M Kosten der Deckenerneuerung, 0,25 M
jährliche Unterhaltungskosten und 40/0 Verzinsung.
K = 1
+
0,25 • 100
= 14,12 M.
^]5
100)
Für die Prell- und Schutzsteine ist ein kleiner Zuschlag zu
nehmen.
Die Abfindungssumme für die Durchlässe wird nach der-
selben Formel berechnet und zwar werden für Unterhaltung
2 bis 3 0/0 der Baukosten eingesetzt und die Dauer der Bauwerke
mit 50 Jahren angenommen.
Die Abfindungssumme für die Bordsteine wäre unter der Be-
rücksichtigung zu berechnen, daß die Bordsteine etwa alle fünf-
zehn Jahre unter Zuschuß der Hälfte neuem Materials umgesetzt
werden müssen.
Das Bürgersteigpflaster ist ebenfalls alle 15 Jahre umzulegen
unter Zuschuß von Va neuem Materials.
Für die jährhche Unterhaltung der Entwässerungsgräben sind
0. 10 bis 0,15 M pro lfdm in Ansatz zu bringen. Desgleichen für
die Sommerwege 0,1 bis 0,20 M pro qm.
Der Reinertrag aus etwaigen Nutzungen (Gras) ist mit 4o/o
kapitalisiert von der Abfindungssumme abzuziehen.
W. K., Potsdam, Mitgl.-Nr. 41 474.
III. Je nach Befahrung der Straße ist wohl alle 6 bis 8 Jahre
eine neue Chaussierungsdecke erforderlich. Die Stärke dieser
Decke beträgt 0,10 bis 0,12 m und sind daher 0,10 bis 12 cbm
Kleinschlag und rd. 0,04 cbm Sand für ein qm Straßenfläche
notwendig. Zunächst sind die durchschnittlichen jährlichen Unter-
haltungskosten, die Lebensdauer und die Erneuerungskosten der
einzelnen Anlage zu ermitteln. Ferner sind die Kosten fest-
zustellen, die für Aufbringung einer neuen Kleinschlagdecke alle
6 bis 8 Jahre entstehen. Sehr wesentlich sind außerdem noch
die Kosten, die für die Abschlammung der Fahrbahn entstehen.
Soll es sich nun um eine einmalige Abfindungssumme handeln,
so müßte nach dem Vorstehenden ein Kapital gesucht werden,
dessen Zinsen nebst Zinseszinsen die Kosten: a) für die Unter-
haltung, b) für die Erneuerung der einzelnen Anlagen, c) für die
Aufbringung einer neuen Chaussierungsdecke alle 6 bis 8 Jahre,
d) für die Abschlammung der Fahrbahn aufbringen. Zur Klar-
stellung diene folgendes Beispiel: Die durchschnittlichen jähr-
lichen Unterhaltungskosten einer Anlage betragen 40 M. Die
Lebensdauer derselben betrage 30 Jahre. Die Erneuerungskosten
der Anlage sollen sich auf 6000 M stellen. Es muß nun ein
Kapital gesucht werden, das jährlich 40 M Zinsen bringt für die
Unterhaltung der Anlage und dessen Zinsen nebst Zinseszinsen
in 30 Jahren zu 6000 M anwachsen. Der Zinsfuß sei 4o/o. Für
die Unterhaltung allein beträgt das Kapital 1000 M. Für die
Erneuerung der Anlage würde sich das Kapital jetzt auf rund
2675 M stellen. Kn = 2675- p^o = rund 8675; p = 1,04 (VergL
„Hütte" I. Teil Seite 54). Für die Uebernahme dieser Anlage
wären also 1000 2675 = 3675 M in Rechnung zu stellen. In
dieser Weise wäre auch die Berechnung für jede Anlage durch-
zuführen. Es wird sich jedoch empfehlen, die Berechnung ge-
trennt durchzuführen, weil die Anlagen in der Stadt wohl mehr
Unterhaltungskosten erfordern, als die außerhalb der Stadt liegen-
den. Zu näherer Auskunft bin ich gerne bereit.
Faber, Stadtbauassistent, Essen-Reüinghausen (M.-Nr. 50 970).
IV. Bei Berechnung der Entschädigung für die künftige Unter-
haltung der vom Kreise zu übernehmenden Chaussee dürfte die
von dem Finanzminister und dem Minister der öffentlichen Ar-
beiten vom 7. November 1907 herausgegebene „Anweisung zur
Ablösung von Wegebauverpflichtungen der Staatsbauverwaltung"
zugrunde zu legen sein. Als Dauer der verschiedenen Befesti-
gungsarten sind, sofern nicht die während der letzten 10 Jahre
bei ordnungsmäßiger Unterhaltung vorgekommenen Erneuerungen
einen sicheren Anhalt gewähren, in Ansatz zu bringen für:
1. Pflaster- 11. Schotterbahn 40 Jahre bei 1,7% 1 der Neubaukosten für
2. Durchlässe 50 Jahre bei 2% ) die jährl. Unterhaltung
ohne Wiederverwendung bezw. ohne Wertermittelung der Ab-
bruchmaterialien. 3. Bei Kiesbahnen (Sommerweg) ist eine
ewige Dauer bei 600 der Neubaukosten für die jährliche Unter-
haltung zu rechnen. Bei Berechnung der Ablösungssumme ist
die von Eytelwein in dem Werke: Anleitung zur Ermittelung der
Dauer und Unterhaltungskosten der Gebäude und zur Bestimmung
der Ablösungskapitalien und jährlichen Renten entwickelte Formel
zu benutzen: Welches ist das Ablösungskapital x, das mit An-
rechnung von Zinseszinsen zu dem Zinsfuß z nach n Jahren so
angewachsen ist, daß daraus nicht nur der erste Neubau des
Bauwerkes mit K Kosten bestritten werden kann, sondern daß
auch noch nach dem Neubau ein Ueberschuß verbleibt, der so
groß ist, daß aus seinen Zinseszinsen allein nach Verlaut von
je m Jahren bis in alle Ewigkeit immer wieder ein Neubau mit
K Kosten vorgenommen werden kann ?
1 04 m — n
^ + 1,04 m - 1 • K. (Zinsfuß 47o).
Heft 46
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
735
Dies X liefert also die Ablösungssumme, die es ermöglicht, zum
ersten Male nach n Jahren und dann wieder alle m Jahre je
einen Neubau mit K Kosten zu bestreiten. Wenn nun außerdem
noch das Bauwerk jährlich mit einem Kostenaufvvande von p o/q
des Neubaukapitals K unterhalten werden soll, wozu also jährlich
• p aufzubringen sind, so ist das Ablösungskapital x noch
um so viel zu vergrößern, daß die jährlichen Zinsen dieses Zu-
Wachses allein den jährlichen Aufwand — Unter-
haltung gleichkommen, also bei z = 4 um den — ^ fachen Be-
Es wird daher die ganze Ablösungssumme für Neubau und Unter-
haltung betragen:
100
_ / 1,04 m - n P • 4 /1,04 T"-" p\
^ ll^04m_i"r 100 li,04 m _ 1 4 ' ■
Steht der Neubau sogleich bevor, so wird n = 0; folglich
Ist der Neubau soeben erfolgt, so fallen die einmaligen Kosten
K desselben fort und es bleibt
^ = (l,04m-l +1) •
Bei der Berechnung wird die wirkliche Breite der Straße, also
6,5 m bezw. 4,0 m, in Rechnung gestellt. Für die Unterhaltung
der Prell- und Schutzsteine, Baumpflanzungen, Beaufsichtigung
und Reinigung der Straße ist ein Betrag nach dem 10jährigen
Durchschnitte anzunehmen, der mit 4 o/o zu kapitalisieren ist.
Drawiel, Regier.-Bausekr., M.-Nr. 20.
Zur Frage 231. Führung des Baubuches. Man unterscheidet
der Form nach zwei Arten von Baurechnungen: 1. Die Kosten-
anschlags- oder Akkordrechnung. Diese wird in Form eines
Kostenanschlages aufgestellt. Nicht die einzelnen Materialien, die
zum Bauen verwandt sind, nicht die gezahlten Löhne werden für
sich aufgestellt, sondern das, was an Arbeit wirklich geleistet ist.
2. Die Tagelohnsrechnung für Bauten, die in Regie oder auf Tage-
lohn übernommen und ausgeführt sind. Die Rechnung wird hier
nach Wochen gegliedert; in jeder Woche werden an Hand des
Material- und Lohnnachweises die Materialien und die Löhne
einzeln aufgeführt, aber nicht die jeden Arbeiters, sondern die der
Maurer, Arbeiter usw. in getrennten Gruppen. Das Gleiche gilt
auch von den Materialien.
Zur Frage 236. Geschoßbahn. I. Um das Langgeschoß gegen
den Widerstand der Luft, durch dessen Einwirkung das Geschoß
sich überschlagen würde, stabiler zu machen, wird ihm von
dem Rechtsdrall des Rohres eine rotierende Bewegung nach rechts
erteilt, woraus sich die Rechtsabweichung ergibt. Der Drall
wird durch mehrere nutenförmige Vertiefungen in der Seelen-
wand, welche nach der Mündung in der Schraubenlinie lauten,
gebildet. Rechts- oder Linksdrall geben entsprechende Seiten-
abweichungen. Im luftleeren Raum ist eine rotierende Bewegung
des Geschosses nicht nötig, folglich würde auch keine Seiten-
abweichung entstehen. Grb.
II. Die aus gezogenen Rohren verfeuerten Geschosse weichen
aus der senkrechten durch die Seelenachse des Rohres gelegten
Ebene nach rechts oder links ab, je nachdem der Drall des
Rohres rechtsgängig (gebräuchliche Ausführung) oder linksgängig
ist. Diese Erscheinung wird durch die Rotation des Geschosses
einerseits und den Luftwiderstand in Verbindung mit der Träg-
heit und der Schwere des Geschosses andererseits hervorgerufen.
Sie findet ihre Erklärung in der durch äußere Kräfte hervor-
gerufenen Präzession des Kreisels, als weichen sich das rotierende
Geschoß darstellt. Eine eingehende Behandlung der fragl. Er-
scheinung, deren Erklärung verhältnismäßig kompliziert ist, läßt
sich nicht im Rahmen einer Briefkastennotiz geben. In einer
Abhandlung über die Theorie der Kreiselbewegung von Fuchs
u. Katzmeyer, Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, Jahr-
gang 1910, Seite 1574, ist die Frage der Abweichung des Ge-
schosses eingehend behandelt.
Quastenberg, M.-Nr. 26 761.
Zur Frage 282. Anstrich eines Asphaltfußbodens. Das
beste und praktischste ist Linoleumbelag, natürlich muß der
Asphaltboden tadellos, d. h. ohne Vertiefungen sein. Sonst
käme noch Parkett in Betracht. Für Küchen usw. auch Stein-
holzfußboden. Leonhardt.
Sitzun^s-Kalender der Bezlrksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen fOr
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manusl<ripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seile
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Oberhaupt von der Veröffentlichung in der \7erbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
" — tages Janresbericnte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle iVlitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Dezirksverwaltiitirien
Brandenburg. In der letzten Nummer des Verkündigungs-
blattes der Bezirksverwaltung Brandenburg ist ein Vortragsabend
von Herrn Erich Taeppe, „Von der Hohen Lauscha zum Oybin",
bekannt gegeben worden. Dabei ist jedoch das Datum nicht
richtig wiedergegeben. Der Vortragsabend findet Mittwoch,
22. November (Bußtag), statt. Gleichzeitig möchten wir an
dieser Stelle nochmals darauf aufmerksam machen, daß alle
Mitglieder, welche das Verkündigungsblatt nicht regelmäßig er-
halten, dies mit Angabe ihrer genauen Adresse umgehend dem
Schriftführer Herrn A. Dieter, Charlottenburg 1, Tegeler Weg 5,
mitteilen wollen.
Brandenburg. Auf die am Sonntag, 12. November, vor-
mittags 101/2 Uhr, stattfindende Besichtigung der neuen Tech-
nischen Mittelschule wird noch ganz besonders hin-
gewiesen. Treffpunkt: am Zeppelinplatz, Berlin N. 65. Alle
Bezirkskollegen nebst ihren Damen sind herzlichst willkommen.
Chemnitz. 1. Vrs.: O. Geßner, Chemnitz, Oießerstraße 11.
Briefe an den 1. Vorsitzenden. — Unser diesjähriger Bezirks-
tag findet am 3. Dezember in sämtlichen Räumen des Kauf-
männischen Vereinshauses zu Chemnitz statt. Programm : Vor-
mittags 11 Uhr Eröffnung des Bezirkstages. 1. Begrüßung der
Gäste und Festteilnehmer durch den 1. Vorsitzenden. 2. An-
sprachen. 3. Vortrag des Herrn Dr. Günther, Privat-
dozent an der Universität Berlin. 4. Schlußwort. Anschheßend
hieran zwangloses Mittagsmahl in den unteren Räumen. Nach-
mittags 21/2 Uhr geschäftliche Sitzung im Technikerzimmer.
Während derselben für die Damen und übrigen Teilnehmer Be-
sichtigung des neuerbauten Rathauses. Sammeln um 2^/2 Uhr
im Kaufmännischen Vereinshaus. Nachmittags 4 Uhr: Gesell-
schaftliche Zerstreuungen.
ZweiQvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vors. u. Br.-A. : F. J.
Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Samstag abend
im „Berliner Hof". Samstag, \\. November, abends 9 Uhr,
Zusammenkunft im Restaurationszimmer des „Berliner Hofes".
— Samstag, 18. November, abends 8V4 Uhr, im großen Saale
des „Berliner Hofes" Vortrag des Herrn Ingenieur E. Lustig,
Dortmund, über Techniker und Technik. Wir ersuchen
alle Mitglieder, zu dem Vortrage zu erscheinen und soviel wie
möglich dem Verband noch fernstehende Kollegen einzuführen.
Bonn. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Wilh.
Heuer, Bonn, Dechenstr. 3. Monatsversammlung jeden ersten
Mittwoch des Monats im Vereinslokal „Hotel du Nord". —
Oeffentliche Versammlung Freitag, 17. November,
abends 9 Uhr, im Hof-Restaurant „Hähnchen", Dreieck 3, oberer
Saal. Es werden sprechen: Herr Architekt K a u f m a n n , Berlin,-
über: „Das Koalitionsrecht der technischen An-
gestellte n", Herr Ing. Schreier über : „Die neuesten
Vorgänge in Berlin und der G u t e n h o f f n u n g s -
hütte". Anschließend hieran freie Aussprache. Wegen der
Wichtigkeit der Vorträge ist zahlreiches Erscheinen aller Berufs-
kollegen notwendig.
Brohl a. Rh. Techn. Vereinigung Brohl a. Rh.-
Andernach. Vrs. u. Br.-A.: P. Zenner, Betriebsleiter,
Brohl a. Rh. Jeden ersten Samstag im Monat, abends 8 Uhr,
im Hotel Mittler, Brohl Mitgliederversammlung. Nächste außer-
ordentliche Versammlung Sonntag, 19. November, nachmittags
51/2 Uhr, im Hotel Mittler, Brohl. 1. Vortrag des 1. Vorsitzen-
den der Bezirksverwaltung Rheinland Herrn Ing. C. Schreier,
Mühlheim, über: „Die wirtschaftliche Lage der
technischen Angestellten". 2. Evtl. Aufnahme neuer
Mitglieder. Hierauf geselliges Zusammensein. Um zahlreiches
und pünktliches Erscheinen wird gebeten. Gäste sind willkommen.
736
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 46
Charlottenburg. „Bauhütte Charlottenbur g".
Vors.: Friedrich Brinkmann, Charlottenburg, Ooethestraße 15.
Schriftf. : Richard Brennecke, Charlottenburg, Fritschestr. 40 II.
Kassierer: Albert Papenzin, Charlottenburg, Wallstr. 47. — Unsere
nächste Monatsversammlung, die am Dienstag, 7. November,
stattfinden sollte, ist wegen der auf den gleichen Tag an-
beraumten öffentlichen Protestversammlung auf Montag, 13. No-
vember, abends 8V2 Uhr, verlegt vi'orden. Vereinslokal: Char-
lottenburg, Berliner Straße 61, Ecke Kirchhofstr. Im übrigen
bleibt die Tagesordnung dieselbe, wie bereits bekannt gegeben.
Jena. TechnischerVerein. Nach der am 14. Oktober
stattgefundenen Generalversammlung setzt sich der Vorstand
wie folgt zusammen: 1. I. Vorsitzender: Chr. Behrends, Bau-
führer, Otto-Schott-Str. 30. 2. Schriftführer: Joh. Pusch, Tief-
bautechniker, Lutherstr. 44. 3. Kassierer: fiugo Führ, Bau-
techniker, Paulinenstr. 26. 4. Beisitzer: Hugo Brendel, Bau-
amtsassistent, Hinter d. Kirche 7. 5. II. Vorsitzender: Paul
Schoder, Bauamtsassistent, Hinter d. Kirche 7. Briefadresse an
Chr. Behrends, Otto-Schott-Str. 30.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Jeden ersten und dritten Donnerstag
eines Monats, abends 8V2 LJhr, im „Patzenhofer", Falckstr. 12.
Nächste Mitgliederversammlung Donnerstag, 16. Nov. Tages-
ordnung: 1. Protokollverlesung der letzten Versammlung. 2. Auf-
nahmen. 3. Eingänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Vortrag:
„Die Stellenvermittelung der Berufsorgani-
sationen". Referent: Kollege Kobarg. 6. Sonstiges. Wirf
möchten nicht verfehlen, nochmals auf den Vortrag des Herrn
Ing. Fromholz, Dortmund, hinzuweisen, der am 23. Nov.
1911 mit Damen im Restaurant „Patzenhofer" stattfindet. Das
Thema lautet: „Stahl und Eisen". Ein Gang durch die rhei-
nisch - westfälischen Hüttenwerke. Mit 100 Lichtbildern. —
Kassenstunde unserer Krankenkasse an jedem Donnerstag,
abends von 71/2 bis S^A, Uhr, im Geschäfts- und Lesezimmer,
das nach wie vor geöffnet ist an jedem Werktage abends von
8 bis 10, Sonntags von 10 bis 12 Uhr vormittags.
München. Techniker-Verein, E. V. Dienstag, 14. Nov.,
abends 872 Uhr, im Domhof: Diskussionsabend über technische
und wirtschaftliche Fragen.
Neurode. Technischer Verein Neurode und
Umgegend. In der auf die Gründungsversammlung am
22. September folgenden Hauptversammlung am 27. Sept. er.
wurden in den Vorstand gewählt: E. Lorbeer, 1. Vorsitzender;
E. Eberl, Schriftführer; S. Cichy, Kassierer; A. Baumann, Bei-
sitzer. Briefadresse: E. Lorbeer, Neurode i. Schi., Kirchstr. 126.
Vereinslokal: Brauerei Neurode, Glatzer Straße. Vereinsabende:
Jeden 1. Mittwoch im Monat, abends 8 Uhr, Hauptversammlung,
jeden 3. Mittwoch im Monat, abends 8 Uhr, Nebenversammlung.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u.O.: Jeden Mitt-
woch, abends 8V2 Uhr, Rest. „Theodor Körner", Insel Schütt. —
Mittwoch, 15. November, abends 872 Uhr, Vortrag des Herrn
Rechtsanwalt Dr. Schloß, Nürnberg, über: ,,G e s c h i c h t e
und Wesen des Tarifvertrage s". — Mittwoch, 29. No-
vember, Lichtbildervortrag mit Damen: „Eine Rheinreise von
Köln bis Mainz". Allseitiger Besuch wird erwartet. Außen-
stehende willkommen. — Bei der letzten Monatsversammlung
wurden 11 neue Mitglieder aufgenommen, darunter eine ganze
Anzahl v.pn Hn. Koll. Schneider geworbene. Möge die Werbetätig-
keit auch fernerhin in demselben Maße weitergehen, jeder ein-
zelne Kollege kann sich dadurch ein großes Verdienst erwerben.
Ferner möchten wir diejenigen Mitglieder, welche bis jetzt noch
keine Solidaritätsmarke abgenommen haben, ersuchen, dies jetzt
zu tun, wenn sie sich nicht das Odium zuziehen wollen, gegen
die anderen Mitglieder zurückzustehen. Ferner machen wir die-
jenigen Herren, welche noch mit Vereinsbeiträgen im Rück-
stände sind, auf die Bestimmungen des Vereins aufmerksam,
wonach Streichung stattfinden muß, wenn der Quartalsbeitrag
nicht jeweils sechs Wochen vor Quartalsschluß bezahlt ist, oder
um Stundung nachgesucht wurde.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
14. November, abends 872 Uhr, Hauptversammlung im Hotel
„Kaiser Friedrich". Tagesordnung: 1. Sitzungsbericht. 2. Ein-
gänge. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Festlegung der Vor-
träge. 5. Festlegung der Winterveranstaltungen. 6. Stiftung
von technischen Zeitschriften. 7. Vortrag des Herrn Kollegen
Horn über: „Die gegenwärtige Verbands- und
B u n d e s p o 1 i t i k". 8. Verschiedenes. Hauptsächlich wegen
des Punktes 7, an den sich eine gründliche Aussprache schließen
soll, erbitten wir pünktliches und vollzähliges Erscheinen un-
serer Mitglieder.
Posen. Techniker-Vereinigung. Am Montag,
13. d. M., abends 9 Uhr, spricht Herr Baumeister Schubert,
Berlin, im Kaiserkeller, Berliner Tor 20/21, über: „Koalitions-
freiheit und Staatsbürgerrecht e". Wir bitten alle
Verbandskoilegen um Teilnahme und Einführung von fernstehen-
den Kollegen. In einer Zeit, wo das Koalitionsrecht der An-
gestellten von großen Werken in so brutaler Weise mißachtet
wird, wo die Kommission des Reichstages die Privatangestellten
bei Behörden von den Wohltaten der Pensionsversicherung so
gut wie ausschließen will, ist es Pflicht eines jeden Technikers,
sich zu organisieren und auch die Organisationsarbeit durch
Teilnahme an den Versammlungen zu unterstützen. — Sonntag,
12. November, findet eine Besichtigung des neuen Diakonissen-
hauses statt. Treffpunkt 117^ Uhr vorm. an der Haltestelle
Trainkaserne.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A.:
Rudolf Golle, Ing., Pionierstr. 4 III. — Versammlung Donners-
tag, 16. November, abends 872 Uhr, im Vereinslokal Restaurant
„Neubauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen
und Eingänge. 2. Zeitschriftenfrage. 3. Technische Fragen.
4. Verschiedenes. — In der Hauptversammlung am 2. Nov. 1911
stattgefundenen Ersatzwahl für den Bücherwart wurde Herr
Chr. Weiß gewählt.
Techniker in der Industrie.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1 908. Br.-A. : A. Krobiell, Ing., Hamburg 6, An der
Sternschanze 29a. Vereinslokal: Große Allee 45, St. Georger
Gesellschaftshaus. Hauptversammlung: Jeden 1. Freitag im
Monat, abends 81/2 Uhr. Nebenversammlung: Jeden 3. Freitag
im Monat, abends 8^/2 Uhr.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am 15. November, abends 872 Uhr, in
den Neustädter Gesellschaftssälen, Valentinskamp, stattfindenden
Mitgliederversammlung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Pro-
tokollverlesung. 3. Geschäftliche Mitteilungen. 4. Auflösung
des Ausschusses für unsere Petition vom 2. Juli 1910. 5. Neu-
wahl eines ständigen Ausschusses für Gehaltsregulierung und
Verwaltungsreform. 6. Spätere Veranstaltungen. 7. Antrag des
Vorstandes: Bewilligung von Anwesenheitsgeldern für Vor-
standssitzungen". 8. Verschiedenes. U. a. Besprechung über
Dienstwohnungen.
Landesvercin Mitti. Sächsischer Eisenbahn^
t e c h n i k e r. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Drcsden-A. 14^
Schnorrstraße 41 II.
Am 22. Oktober (Sonntag) sprach Herr Baumeister A. Schulze
(Bauobersekretär im Rb.) in gut besuchter Versammlung des
E.-T.-V. Dresden, an der auf Einladung auch Mitglieder des
Bahnmeister-Vereins, Vorstandsmitglieder des Vereins Säch-
sischer Mittlerer Staatstechniker usw. teilnahmen, über Verträge,
Zuschlagsschreiben, Bestellzettel und deren Beilagen. An Hand
der Allgemeinen Bestimmungen über die Vergebung von Leistun-
gen und Lieferungen durch staatliche Verwaltungen im König-
reiche Sachsen (September 1907), die Redner den vor September
1907 gültigen Vorschriften gegenüberstellte, führte dieser alle
Möglichkeiten vor, anstelle der bisherigen schriftlichen Vertrags-
urkunden bestimmungsgemäß die Ausfertigung von Zuschlags-
schreiben, Bestellzetteln oder Briefen treten zu lassen. Der sehr
zeitgemäße Vortrag wird in nächster Zeit auch in Chemnitz,
Zwickau, Leipzig und Löbau gehalten werden.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein- Br.-A.:
Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Mitt-
woch, 15. Nov., abends 8 Uhr, Vereinsversammlung im „Meiß-
ner Hof" am Plauenschen Platze. Einteilung; 1. Geschäft-
liches. 2. Bericht über den Bezirkstag in Zittau. 3. Besprechung
der Etatangelegenheiten. 4. Unsere nächsten Ziele. 5. Ver-
schiedenes. — Nächste Versammlung in Dresden: Sonntag,
3. Dezember, und in Löbau: 10. Dezember.
Am 30. Oktober verschied in Heinsen bei Holzniindcn
unser Mitglied
Herr Eisenb.- Bauassistent Wilhelm Eickhoff.
Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen einen treuen Kollegen
und werden ihm ein ehrendes Andenkon bewahren.
Eisenb.-Techniker-Verein Cassel.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 47 Schriftieitimg: e. rich. Schubert. Berlin. 18. NoveiTiber 1911
Inhalt: Der Rechtskampf der Techniker — Die deutschen Techniker - Tönende- Telefunken — Soziale Bewegung - Standesbewegung — Rechtsfragen - Aus der Volks-
wirtschaftslehre — Bücherschau — Briefkasten - Sitzungskalender
r
Der Rechtskampf der Techniker*)
Das Ringen der Berliner Eisenkonstrukteure um ein
besseres Arbeitsrecht zieht immer weitere Kreise und zeitigt
[Vorgänge, die geradezu ein soziales Verhängnis herauf-
zubeschwören drohen. Der Kampf, der zunächst nur der
Forderung günstigerer Arbeitsvertragsbedingungen galt,
hat sich zu einem grundsätzlichen Kampf um das Recht
kollektiver Verhandlungen, die entweder durch unabhängige
Vertrauensmänner der Techniker oder aber unter einem
neutralen Vorsitzenden zu führen sind, entwickelt. In
diesem letzteren Kampfe ist das Recht zweifellos auf der
Seite der Angestellten, denen das, was den Arbeitern längst
als selbstverständlich zugestanden ist, nicht versagt bleiben
kann. Der angebliche Einwand der Metallindustriellen, daß
die Einigungsverhandlungen unter unparteiischem Vorsitz
laut privater „Statistik" überwiegend zu Ungunsten der
Arbeitgeber ausgefallen seien, ist logisch in sich so wider-
spruchsvoll, daß er wohl ernsthaft als Gegenargument
gegen die Forderung der Techniker nach Friedensverhand-
lungen nicht in Betracht kommen kann. Auch bestehen
die Techniker nicht durchaus auf einem unparteiischen
Vorsitzenden, sondern wünschen ihn nur für den Fall,
daß ihnen verweigert bleibt, die unabhängigen Vertrauens-
leute ihrer Organisation zu den Verhandlungen heran-
zuziehen. Für die Ablehnung dieser Alternativforderung
würde also jene „Statistik" überhaupt nichts besagen; aber
auch gegen die Verhandlungen unter neutralem Vorsitz
läßt sie sich nicht verwerten, wenn dem Vorsitzenden
' nicht verbindliche Schiedsrichterbefugnisse oder eine aus-
schlaggebende Stimme verliehen sind. Davon ist gegen-
wärtig nicht die Rede.
Qanz allgemein betrachtet ist aber eine derartige Sta-
t tistik des ,, ungünstigen" Ausfalls von neutralen Einigungs-
verhandlungen für die Arbeitgeber methodologisch ein
Nonsens; niemand weiß, ob die Arbeitgeber ohne Eini-
gungsverhandlungen im offenen Kampfe ,, günstiger" ab-
geschnitten hätten! .Was aber heißt überhaupt bei solchen
Auseinandersetzungen: „ungünstiger" Ausfall für eine
Partei? Bei erfolgreichen Einigungsverhandlungen, die
naturgemäß mit einem Vergleich, auf den beide Parteien
. bereits bei Eröffnung der Verhandlungen gefaßt sind,
endigen, muß jede Partei meist ein oder zwei Löcher
zurückstecken, das weiß jedes Kind. Dasselbe aber gilt
von dem Austrag der Arbeitszwiste im offenen Kampfe
i ohne Vermittlung; auch da überwiegen die sogen, „teil-
! " weisen Erfolge", d. h. die Kompromisse, bei denen jede
*) Wir entnehmen diesen Artikel der neuesten Numiner der
„Sozialen Praxis". Wir wollen auch hier nur das Eine be-
merken, daß durch die Vorgänge in Sterkrade unterschiedslos
j Angehörige des Deutschen Techniker-Verbandes und des Bundes
der technisch-industriellen Beamten getroffen wurden.
Partei schließlich etwas nachgibt. Und warum tun
das die streitenden Parteien? Weil sie den mageren Ver-
gleich einem fetten Prozeß vorziehen, weil sie es für
„günstiger" halten, sich mit der Gegenpartei auf einer
annehmbaren Grundlage, die Frieden für längere Zeit ver-
spricht, zu verständigen, als den Kampf zu verewigen und
sich selbst mit Opfern und Wunden zu belasten, die in
gar keinem Verhältnis zu dem obendrein ganz ungewissen
Siegespreise stehen. Rasche Kompromisse und klug ge-
leitete Einigungsverhandlungen liefern also, selbst wenn
sie der einen Partei etwas mehr Zugeständnisse als der
anderen empfehlen sollten, meist — von einer höheren
Warte als der des Prozeßhandels aus betrachtet — ein
objektiv viel ,, günstigeres" Ergebnis, als durch trotziges
Verharren in einem langen, das Geschäft schädigenden
Kampfe zu erzielen ist.
Wer also aus ein paar statistischen An.^^hreibungen,
die man nicht einmal der Oeffentlichkeit zu unterbreiten
wagt und deren angebliche Schlüsse mit den all-
gemeinen Statistiken der Streiks und der Einigungsämter
über volle oder teilweise Durchsetzung der Parteiforde-
rungen nicht in Einklang zu bringen sind, herauslesen will,
daß Einigungsverhandlungen unter unparteiischem Vorsitz
den Arbeitgebern überwiegend Nachteile bringen, der ver-
wechselt den Begriff der subjektiven Rechthaberei mit dem
Begriff des objektiv günstigen Streikausganges. Groß-
zügige Unternehmer, wie es die Metallindustriellen sind,
sollten aber doch geschäftlich und sozialwirtschaftlich weiter
denken und sich durch eine kritiklose ,, Statistik von
Einigungsverhandlungen unter neutralem Vorsitz" ebenso-
wenig wie etwa durch eine Statistik früherer — Pyrrhus-
siege in offenen Arbeitskämpfen davon abhalten lassen,
der sozialen Vernunft zu folgen. Soll man an die großen
Auseinandersetzungen der letzten Zeit, den Werftarbeitei-
kampf und die Aussperrung in der sächsisch-thüringischen
Metallindustrie erinnern? Hier wurden alle rechtzeitigen
Vermittlungsversuche Unparteiischer von den Arbeit-
gebern entschieden zurückgewiesen. Schließlich aber
leiteten die Metallindustriellenverbände selbst die Friedens-
verhandlungen ein und machten, um nur ein rasches Ende
der schweren Produktionsstörung herbeizuführen, von sich
aus Zugeständnisse an die Arbeiter, die ihnen ein unpartei-
ischer Einigungsvorsitzender wahrscheinlich kaum zu emp-
fehlen gewagt hätte! Und trotzdem sahen die Metall-
industriellen diesen Ausgang für „günstiger" an als die
Fortführung des Kampfes bis zur Niederringung der Gegen-
partei. Das Kriterium ,, günstiger Ausgang eines Kon-
fliktes" wird also von den Beteiligten sehr verschieden ge-
deutet, je nach der Weite ihres geschäftlichen und sozial-
politischen Horizonts. Man verschone die Welt daher
1
738
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 47
mit anonymen Statistiken über die Nachteile unparteiisch
geleiteter Einigungsverhandlungen für die Unternehmer,
und halte den Blick vielmehr auf die sozialen Nachteilei
und Vorteile gerichtet, die der Industrie als Ganzem auf
die Dauer und der Volkswohlfahrt daraus erwachsen, daß,
eine streitende Partei die Möglichkeiten, einen schweren
Arbeitskampf rasch ohne bleibende gegenseitige Verbitte-
rung zu beendigen, wohlwollend benutzt oder in blindem
Machteifer trotzig abweist.
Unter diesem Gesichtspunkt der sozialen Wohlfahrt
des Gewerbes und der Gesamtheit gewinnen die neuesten
Wendungen im Technikerkampf, wie eingangs bereits be-
tont, eine geradezu verhängnisvolle Bedeutung. Es steht
jetzt fest, daß die Berliner Techniker, die aus Ueberzeugung
von der Notwendigkeit einer Verbesserung ihrer Arbeits-
bedingungen ihre Stellen bei den Berliner Eisenbauanstalten
ordnungsgemäß aufgegeben haben, für dieses durchaus
berechtigte Verhalten in der gesamten deutschen Metall-
industrie in Verruf getan, also zur Brotlosigkeit verurteilt
worden sind, und daß dieser Verruf auf sämtliche Mitglieder
des Bundes der technisch-industriellen Beamten ausgedehnt
werden soll. Systematisch sind in den verschiedensten
Teilen des Reichs die Angestellten technischer Bureaus
von ihren Arbeitgebern um ihre Organisationszugehörigkeit
befragt worden, so bei den Siemens-Schuckert- Werken in
Charlottenburg, bei der Qutehoffnungshütte in Sterkrade,,
bei der Firma Pönsgen in Düsseldorf, bei den Adlerwerken
in Frankfurt a. M., bei der Breslauer Waggonfabrik u. a. m.
Zugleich mit dieser Umfrage wurde den technischen An-
gestellten nahegelegt, aus ihrer Berufsorganisation aus-
zuscheiden. Während es bislang zu einer allgemeinen
offenen Maßregelung der organisierten Angestellten noch
nicht gekommen ist, da der Bund der technisch-industriellen
Beamten in manchen Werken über soviel Mitglieder ver-
fügt, daß ihre Aussperrung eine Stillegung der Betriebe
nach sich ziehen müßte, hat die Gutehoffnungshütte
in Sterkrade ihren technischen Angestellten sofort die
Pistole auf die Brust gesetzt: Entrechtung oder Entlassung!
Die Hütte legte den Angestellten am 25. Oktober einen
Erklärungsschein vor, durch den sie sich verpflichten
sollten, aus dem Bunde auszuscheiden, und zwar auf der
Stelle, ohne Bedenkzeit. Ein erbetener Aufschub wurde
den überraschten Angestellten verweigert und die Unter-
schrift noch vor Eintritt der Mittagspause verlangt. Aber
die organisierten Ingenieure und Techniker ließen sich nicht
überrumpeln und veranstalteten in der Mittagspause eine
Versammlung, in der sie fast einmütig die Zumutung der
Direktion ablehnten und eine gemeinsame Erklärung be-
schlossen, daß sie außerstande seien, ihrer Organisation,
in der sie sich bedeutende Rechte erworben hätten, die
Treue zu brechen. Das Ansinnen der Firma widerspreche
ihren Staatsbürgerrechten und ihrer Ehre. Darauf wurden
die Angestellten einzeln bearbeitet und „gefoltert". Die
„Frankfurter Zeitung" schreibt darüber:
„Daß gebildete Menschen, Oberingenieure, Direk-
toren, sich dazu herbeilassen, stundenlang auf die von
ihnen abhängigen Angestellten einzureden, dabei auch
zu Unwahrheiten und Drohungen unschönster Art ihre
Zuflucht nehmen, also etwas tun, was im schärfsten
Gegensatz zu allen „guten Sitten" steht, das ist doch
ein äußerst bedenklicher Vorfall, der die OeffentHchkeit
sehr nachdenklich stimmen sollte. Die Welt, die hinter
den Mauern der großen Betriebe lebt und sich profanen
Blicken sonst nicht preisgibt, gewährt hier einmal einen
Einblick, der aber leider nichts Gutes zeigt. Erfreulich
ist es immerhin, daß sich im ganzen sieben Angestellte
endgültig geweigert haben, den verlangten» Revers zu
unterschreiben. Fünf davon hat man sofort aus dem Be-
triebe hinausgewiesen und ihnen ihr Gehält bis zum
Kündigungstage, z. T. handelt es sich um sechs Monate,
ausbezahlt, bei den beiden anderen hat man sich dessen
enthalten, weil sie noch vier und fünf Jahre Kontrakt
haben; da war der Preis denn doch auch für das Prinzip
zu teuer. Sehr unglücklich ist die allerdings selbst ver-
schuldete Situation der Angestellten, die am 25. Oktober
ihrer Direktion noch schriftlich mitteilten, daß sie die
Zumutung des Austritts aus der Organisation ablehnten,
und sich dann am 26. doch breit schlagen ließen. Man
kann leicht nachfühlen, welche Gewissenskonflikte und
Seelenkämpfe bei den ernster veranlagten Menschen ent-
stehen müssen."
Nach den Mitteilungen, die die Qutehoffnungshütte auf
Anfragen an die Presse gesandt hat, scheint es, daß die
Firma auf dieses Vorgehen, über das es unter allen an-
ständigen Menschen nur e i n Urteil gibt, noch besonders
stolz ist. Wenn die Auslegungsregeln, wie sie eifrige
Staatsanwälte früher gegen die Gewerkschaften und ihren
Organisationszwang anwenden durften, heute noch Kurs
hätten, so wäre die Gutehoffnungshütte nicht vor einer
Anklage aus § 253 StrGB. sicher, denn sie zwingt durch
Drohungen Angestellte zum Verzicht auf ihr gesetzmäßiges
Koalitionsrecht aus geschäftlichen Rücksichten, um ge-
fügigere Arbeitsinstrumente zu erhalten, die ohne Rück-
halt an einer Organisation auch ungünstige, also für das
Firmenvermögen „vorteilhafte" Arbeitsbedingungen hin-
nehmen müssen; dieses Motiv dürfte die Firma selbst
kaum bestreiten, wenn sie es vielleicht auch mit anderen
Worten ausdrücken würde. Jedenfalls aber macht das
Verhalten der Gutehoffnungshütte, welche die aufrecht ge-
bliebenen Angestellten, die der Aufforderung zum Koali-
tionsverzicht nicht Folge geleistet haben, dem Arbeitgeber-
verbande für den Bezirk der nordwestlichen Gruppe des
Vereins deutscher Eisen- und Stahhndustrieller denunziert
hat, um sie mit dessen Hilfe allenthalben in Acht und Bann
zu halten und von der Wiedererlangung einer Stellung aus-
zuschließen, die Firma aus § 827 BGB. schadensersatz-
pflichtig; denn sie schädigt die gemaßregelten Angestellten
vorsätzlich in einer gegen die guten Sitten verstoßenden
Weise.
Diese Firma, die nordwestdeutsche Eisenindustrie-
gruppe und der Metallindustriellenverband, die rücksichts-
los mit derartigen Machtmitteln Angestellte nur wegen ihrer
Organisationszugehörigkeit um Arbeit und Brot zu bringen
suchen, gehören auch zu den Rufern im Streit um einen ver-
schärften Arbeitswilligenschutz! Der in der Petition an
den Reichskanzler vorgeschlagene Hauptparagraph aus der
alten ZuchthausvOrlage: „Wer einen anderen durch ge-
fährliche Drohungen in seinem Frieden stört . . ." würde
auf dieses Treiben der Metallindustriellen Anwendung
finden müssen. Quis tulerit Gracchos de seditione
querentes !
In unzweideutiger Weise beginnt nunmehr die öffent-
liche Meinung gegen diese Kampfesweise der Metall-
industriellen, wie sie durch den Sterkrader Fall gekenn-
zeichnet wird, Stellung zu nehmen, — nur der Verband
deutscher Diplom-Ingenieure ist infolge seiner Feindschaft
gegen den Industriebeamtenbund für diese Entrechtung der
technischen Berufsgenossen blind. Aber der Protest gegen
die Verfolgungspolitik, die hier eine Arbeitgeberorgani-
sation gegen organisierte Kopfarbeiter treibt, kommt reich-
lich spät und müßte viel stärker auftreten, um die maß-
gebenden Stellen des öffentlichen Lebens zu einer Inter-
vention zu bewegen, die schweres Unheil verhüten soll.
Es steht mehr auf dem Spiele, als es zu-
nächst scheint. Die Metallindustriellen handeln sicht-
lich nach der Losung, den Bund der technisch-industriellen
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
739
Beamten durch Mitgliedermaßregelungen aufzureib^sn und
seine Unterstützungskassen zu sprengen. Nun brauchte
sich die Oeffentlichkeit gewiß nicht für das Schicksal eines
bestimmten Berufsvereins zu engagieren. Aber die Zer-
trümmerung des Industriebeamtenbundes würde doch nur
das Vorspiel zu einer vollständigen Lahmlegung aller
übrigen Technikerverbände oder zu einem gleichen Ver-
nichtungskampf gegen jene Vereine, die ihr bisheriges
Programm auch fernerhin hochhalten wollen, bilden und
müßte zur unausbleiblichen Folge haben, daß alsbald
auf den Trümmern dieser alten neutralen, politisch un-
abhängigen Berufsvereine sich eine radikale Klassenkampf-
organisation der Techniker, womöglich unter syndi-
kalistischer Führung, auftun und bei der sozialdemokra-
tischen Partei oder bei den freien Gewerkschaften festen
Anschluß und Rückhalt suchen würde. Denn daß es ge-
Ungen wird, die unabhängige Organisation der Techniker,
die eine klare sozialgeschichtliche Notwendigkeit ist, durch
Gewaltstreich ein für allemal aus der Welt zu schaffen,
das glauben wohl auch kurzsichtige Arbeitgeber nicht. Im
Gegenteil, mit den schroffen Mitteln der Scharfmacher-
politik streuen die Arbeitgeber eine Drachensaat aus, die
auf dem Boden des Klassenkampffanatismus unheimlich
aufgehen und verhängnisvolle Frucht tragen kann. Und
diese Gefahr ist es, um derentwillen die Oeffentlichkeit
gegen die rücksichtslose Unterdrückungspolitik prote-
stieren muß.
Eine Technikerorganisation von Gnaden sozialradikaler
Agitatoren, die angesichts ihrer eigenen ziffernmäßigen
Schwäche nicht davor zurückschrecken würde, im Kampf
mit den Arbeitgebern die mit ihr verbündeten Arbeiter-
Gewerkschaften zum solidarischen Vorgehen in den Werk-
stätten gegen die „Streikbrecherzeichnungen" oder etwa
zum Sympathiestreik aufzurufen, eine Technikerorganisation
vielleicht gar mit syndikalistischen Tendenzen, die an die
Stelle der zertrümmerten jetzigen, auf besonnene Reform
hinstrebenden Vereine träte, würde ein Verhängnis für
die ganze deutsche Maschinenbauindustrie bedeuten und
nicht nur die Schaffensfreude in ihr, sondern auch ihre
Konkurrenzfähigkeit an den Wurzeln bedrohen. Ein Riesen-
kampf, der neben den Technikern ganze Arbeiterorgani-
sationen in geschlossener Front anrücken sähe und eine
Qesamtaussperrung auf der Arbeitgeberseite zeitigte, fehlte
uns gerade auf unserem sozial zerklüfteten Boden in
Deutschland noch!
Kein Mittel sollte unversucht gelassen werden, um die
Wege, die in solchen Abgrund führen können, zu ver-
legen und die immer mehr im Kampf sich verrennenden
Parteien zur nüchternen Erkenntnis und Beurteilung der
Verhältnisse zurückzuführen, damit eine rasche Verständi-
gung möglich werde. Die organisierten Techniker sind
zum Verhandeln unter der Bedingung des fair play bereit;
die Metallindustriellen aber müssen noch dafür gewonnen
werden, obgleich doch selbst bei einem Siege ihrer intran-
sigenten Politik kein dauernder Gewinn, sondern, wie im
Gegenteil zu befürchten, ein fressender Schaden für die
ganze Industrie überbleiben würde.
Wenn die Einwirkung der öffentlichen Meinung gegen-
über der Halsstarrigkeit der Metallindustriellen versagt und
auch die Erklärungen der Gemeindeverwaltungen, an koali-
tionsrechtsfeindliche Firmen keine Lieferungen mehr zu
vergeben, nicht verfangen sollten, dann bleibt nichts übrig,
als nach einer gesetzlichen Institution zu rufen, die das
Prinzip des Verhandeins unter unparteiischem Vorsitz bei
ernsten Arbeitszwisten, trotz des Widerstrebens einer Partei,
unter allen Umständen zur Geltung bringt. Dringlicher
als je rückt uns, da keine amtliche Stelle sich bisher be-
müßigt gefunden hat, sich um diesen in seinen Folgen un-
absehbaren Technikerkampf zu kümmern, die Notwendig-
keit eines Reichseinigungsamts vors Auge. Hätten wir
bereits längere Zeit ein solches, so wäre dieser Kampf
in solcher Schärfe gewiß nicht ausgebrochen, denn die
Metallindustriellen hätten sich dann hinter der Behaup-
tung, daß Einigungsverhandlungen unter neutralem Vorsitz
überwiegend Nachteile für die Arbeitgeber mit sich
bringen, nicht mehr verschanzen können; die segensreiche
Tätigkeit einer wirksamen neutralen Friedensvermittlungs-
stelle hätte solche Behauptung längst ad absurdum geführt.
W. Z,
Die deutschen Techniker
Sozialpolitische Ergebnisse der Verbandsstatistik*)
Von Privatdozent Dr. A. GÜNTHER.
/. Allgemeines. — Die sozialpolit{sch-demologischen
Grundlagen. — Die Vorbildung.
Der Ausgangspunkt der Statistik ist die Stellung des
iTechnikers im Wirtschaftsleben der Gegenwart, gemessen
an den starken zahlenmäßigen Verschiebungen, die dieses
iWirtschaftsleben im Spiegelbild der großen Berufs- und
Betriebszählungen erfährt. Nicht nur das absolute An-
schwellen der Zahlen, das in den etwa eineinhalbhundert-
tausend Technikern, die es heute geben mag, kulminiert:
auch tiefgreifende betriebstechnische Veränderungen,
welche die Zahl der Angestellten, zumal der technischen
Angestellten jener der Handarbeiter gegenüber erheblich
in die Höhe schraubt, zeigen sich und kommen in den
*) Hierzu die Notiz zur Verbandsstatistik.
Verhältniszahlen zwischen Angestellten und Arbeitern, zu-
mal in Gewerbe und Industrie zum Ausdruck, wo
1882 414 Arbeitskräfte auf 10 Angestellte
1895 226 „ „10
1907 nunmehr 125 „ „10 „
entfielen. Den betriebstechnischen Triebfedern dieses
außerordentlichen Umschwungs kann hier, nicht nach-
gegangen werden, aber ein Moment, das möglicherweise,
ja wahrscheinlicherweise in die Wagschale fällt, sei an-
geführt : Die Wahlfeilheit der Angestellten -
Arbeit, die — soweit der Betrieb es gestattet — ihre
zahlenmäßige Vermehrung begünstigen dürfte. — Gewisse
Wahrnehmungen, die nicht verallgemeinert werden sollen,
zeigen, daß nicht ganz selten gerade technische Angestellte
740
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 47
zu Verrichtungen herangezogen werden, die, streng ge-
nommen, kaum mehr in ihr eigentliches Arbeitsgebiet
fallen, ihre theoretische Vorbildung jedenfalls nicht er-
forderten. Das Archiv des Deutschen Techniker-Verbandes
verwahrt manche Zeitungsanzeige, die hier ein beredtes
Wort sprechen könnte.
Eine Hauptaufgabe ist weiter, die demologischen
Verhältnisse, wie sie unsere Erhebung zeigt, mit
den Ergebnissen der Berufs- und Betriebszählung und an-
derer Statistiken zu vergleichen. Nur dann, wenn Alters-
aufbau und Familienstand nicht allzusehr von dem für
die Allgemeinheit ermittelten abweichen, besteht Berech-
tigung, auch unsere wirtschaftlich- sozialen Resultate bis
zu einem gewissen Grade als typisch darzutun. Andern--
falls bleibt stets der Einwand, es handle sich in der Privat-
erhebung entweder um zu junge Leute oder in der Haupt-
sache um Unverheiratete, so daß sie nicht die wirklichen
im Stande herrschenden Zustände charakterisieren.
Es zeigte sich nun, daß unsere Erhebung, wenn man
von den jüngsten Altersklassen absieht, recht viele Ver-
gleichspunkte vor allem mit der Berufs- und Betriebszählung
aufweist. Daß die Jüngeren (unter 20 Jahre aVxn) bei uns
selten vorkommen, beweist nur, daß die nachgewiesenen
Einkommen usw. eher etwas günstiger als ungünstiger denn
der Durchschnitt sind — da man für die jüngeren An-
gestellten niedrigere Verdienste ansetzen muß. Was den
Familienstand anbelangt, so ergibt sich für unsere Erhebung
ein beträchtliches Plus an Verheirateten — 52 o/o gegenüber
42 o/o der Berufszählung — was in noch stärkerem Maße
zu dem eben ausgesprochenen Schlüsse berechtigt. Frei-
lich mindert sich dieses Plus wesentlich, wenn man die
Beamten mit ihren günstigeren Familienstandverhältnissen
ausscheidet. Die Eheziffer der Berufszählung nähert sich
stark der für unsere Bautechniker berechneten und bleibt
reichlich weit hinter der für unsere Industrietechniker gil-
tigen zurück.
Für die Darstellung der Verbandsstatistik sind im
weiten fast stets die sechs großen Berufsgruppen
Techniker im Baugewerbe,
Techniker in der Industrie,
Techniker in Staatsbetrieben auf Privatdienstvertrag,
Techniker in Staatsbetrieben im Beamtenverhältnis,
Techniker in Qemeindebetrieben auf Privatdienstvertrag,
Techniker in Qemeindebetrieben im Beamtenverhältnis,
ausgeschieden worden. Die Verhältnisse dieser sechs
Gruppen sind recht verschieden, oft geradezu gegensätz-
lich, und ließen nur selten die gemeinsame Behandlung zu.
Wo Zweifel über die Beamtenqualität bestand, ist nach
bestem Wissen entschieden worden.
Innerhalb der gewissermaßen biologischen Umstände,
die die Grundlage der Existenz des einzelnen ausmachen
und für die Gliederung der Gesamtheit in gleichwertige
soziale Massen grundlegend sind, war das Lebens-
alter einer besonderen Würdigung zu unterziehen. Es
ist dabei sehr weit ausgeholt worden, indem nicht nur
eine Ausscheidung nach den Berufsgruppen, sondern
auch nach Einkommen und Ortsgröße erfolgte.
Dabei leitete der Gesichtspunkt, daß zwischen Einkommen
und Alter — übrigens auch Berufsalter — sehr enge Be-
ziehungen bestehen und daß nicht ohne weiteres zu über-
sehen war, ob in Groß-, Mittel- und Kleinstädten und auf
dem Lande die einzelnen Altersjahrgänge im gleichen
Verhältnis vertreten sein würden. Es galt weiter, die
Altersgruppierung auch für die besonders wichtigen Ein-
kommensstufen zu berechnen. All diese oft recht subtile
Kleinarbeit war nötig im Hinblick auf die später dar-
zustellenden Einkommensverhältnisse, um hier von vorn-
herein dem Zweifel, als seien sie zufälliger Natur, zu zer-
streuen. Daneben sind diese demologischen Darlegungen
freilich auch Selbstzweck, da sie allein einen tiefen Ein-
blick in die inneren, von den großen Staatszählungen natur-
gemäß wenig berührten Struktur eines Standes gewähren.
Die einzelnen Ergebnisse müssen hier ausscheiden,
bemerkenswert abeuist die Feststellung, daß der für die
Gesamtheit jeder einzelnen Berufsgruppe berechnete Alters-
aufbau in den vier Ortsgrößenklassen nicht beträchtlich
abweicht. Damit sind gewissen sozialpolitischen Konse-
quenzen für alle Orte die gleichen und gleichschwer-
wiegenden. Die weitgehende Nivellierung, die sich in
den Einkommen und sonstigen wirtschaftlichen Verhält-
nissen der deutschen Techniker offenbart, kehrt in der Groß-
stadt wie in der Kleinstadt wieder, diese, aus späteren
Untersuchungen hier vorweggenommene Tatsache ist vor-
wiegend darin begründet, daß, wie gezeigt wurde, der
Altersaufbau im großen und ganzen überall ein recht ähn-
licher ist.
Ganz dieselbe Methode wurde weiterhin zur Erkun-
dung des Familienstandes angewendet und auf sehr
breiter Grundlage durchgeführt. Als weiteres differen-
zierendes Moment trat hier das Alter hinzu, für jede
Altersklasse mußte die „Ledigenquote" und „Verheirateten-
quote" (sogen. Alterseheziffer) selbständig festgestellt
werden, worauf dann noch wie vorhin die Ausscheidung
nach Ortsgrößenklassen erfolgte; hielt galt es zumal, die
Fragen prüfen, ob die Heiratswahrscheinlichkeit in der
Großstadt eine so sehr viel kleinere ist, als die Jäckelschen
Untersuchungen für Groß-Berlin vermuten ließen.
Es ist nun allerdings festgestellt worden, daß die
Heiratsmöglichkeit in der großen Stadt erst bei höheren
Einkommen gegeben ist als in der kleinen, wobei natür-
lich auch der — statistisch nicht erfaßbare — Heiratswille
eine Rolle spielt. Diese Verschiebung tritt aber im all-
gemeinen nicht annähernd so stark ein, als dies speziell
für Groß-Berlin zutrifft, das zeigt die nachfolgende kleine
Gegenüberstellung :
Es sind verheiratet in Gr.-Berlin in den Großstädten
(nach Jäckel) (nach uns. Jahrbuch)
im Alter von 25—30 Jahren 1 9,70 Vo 28,2 1 %
„ „ „ 30—35 „ 53,43 „ 74,75 „
„ „ „ 35—40 „ 72,32 „ 84,62 „
also in allen drei für die Eheschließung besonders in Be-
tracht kommenden Altersklassen ein ganz bedeutendes
Minus bei Berlin gegenüber den Großstädten überhaupt.
In engerem Rahmen mußte die Familiengröße,
die ZahlderKinder (die der zu versorgenden Familien-
angehörigen spielt später, beim Einkommen eine Rolle)
behandelt werden. Die Familien mit nur 1 bis 2 Kindern
machen überall das Gros aus, bei den Bautechnikem fast
77 o/o, bei den Industrietechnikem fast genau dasselbe, bei
den nicht festangestellten Staatstechnikern fast 75 »b, den
nicht fest:ngestell(en Gemeindetechnikern 660/0, den Staats-
beamten 65 0/0, den Gemeindebeamten 71 0/0. Vielleicht
überraschen die letztgenannten Zahlen, da es sich hier doch
recht oft um bessere Einkommen handelt, einigermaßen.
Jedenfalls ist die relative Gleichmäßigkeit in der Kinder-
zahl — die Familien mit 1 bis 2 Kindern machen in allen
6 Berufsgruppen zwischen - 3 und V4 der Gesamtzahl von
Familien aus — bevölkerungsstatistisch einigermaßen be-
deutsam.
Schon einmal ist auf den Zusammenhang von Berufs-
und Lebensalter hingewiesen worden. Die Beziehungen
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
741
zwischen beiden sind durch eine Reihe von Jahren zurück
verfolgt mit dem Ziele, eine etwaige .Verjüngung oder
aber ein Hinausschieben des Eintritts in die erste bezahlte
Stellung feststellen zu können. Außer Zweifel steht das
letztere fest: Die Anforderungen wachsen von Jahr zu
Jahr, damit wird der Eintritt in die Praxis langsam aber
stetig in ein höheres Lebensalter verrückt. Daß damit die
Kosten der Ausbildung steigen, ist anderwärts gezeigt. Die
sozialpolitischen Folgerungen liegen, wenn anders man
vom Einkommen auch die Deckung des Aufwandes für
die Ausbildung beansprucht, sehr nahe.
Auf ein anderes Gebiet führt uns die Frage nach der
sozialen Herkunft der Angestellten. Es galt bei
der Untersuchung der sozialen Abstammung nicht zum
wenigsten auch die Behauptung der Jäckelschen Schrift
auf ihre Richtigkeit zu prüfen, ob sich die technischen
Angestellten in hohem Maße aus den sog. „freien" Be-
rufen rekrutieren. Das ist nicht der Fall, soweit die all-
gemeinen Verhältnisse im Reiche berücksichtigt werden
und dürfte wohl auch in Berlin teilweise auf ein Miß-
verständnis beruhen. I
r- , L ij- • Mitgliederbestandes
Es stammen ab aus Kreisen Prozente des
der Selbständigen (Gewerbetreibende,
Kaufleute, Landwirte) 44,21 Vq
der „freien Berufe" 0,33 „
der Beamten 8,97 „
der Privatangestellten 22,21 „
der Arbeiter 15,15 „
Sonstiger Berufe und unbekannt . . . 12,13 „
Zusammen 100,00 %
Damit ist allerdings etwas anderes dargetan. Von
Interesse ist weiterhin die Wahrnehmung, daß die Rekru-
tierung der festangestellten Beamten durchaus nicht in
besonders großem Umfang aus den eigenen Reihen heraus
erfolgt.
An letzter Stelle in diesem allgemeinen — demolo-
gischen Teil, der das Fundament für die wirtschafts-
statistischen Untersuchungen errichten soll, steht die Frage
nach der Verteilung der Angestellten auf Betriebe. Nur
die privaten Betriebe kommen hier in Betracht. Ent-
sprechend der in der Industrie weit stärker als im Bau-
gewerbe fortgeschrittenen Konzentration zum Großbetriebe
finden sich hier sehr zahlreich Firmen, die fünf und mehr
berichtende Angestellte umfassen. Die in diesen Firmen
Beschäftigten machen fast Vs aller Industrietechniker gegen-
über V? bei den Bautechnikern aus. Anschließend ist dann
die Form der Unternehmungen einer Betrachtung unter-
zogen worden. Parallel mit der soeben gemachten Wahr-
nehmung geht jene andere, wonach das unpersönliche
Kapital, Aktiengesellschaft und G. m. b. H. in der Industrie
eine weit größere Rolle spielt als im Baugewerbe. Gerade
die große Unternehmung fügt sich zumeist dieser Form
an, während die kleinen Betriebe des Baugewerbes im all-
gemeinen Einzelpersonen gehören. Immerhin darf nicht
außer Acht gelassen werden, daß die gleiche Entwickelung
zum Großbetrieb — wie am deutlichsten die letzte Be-
triebszählung dartut — auch im Baugewerbe, zumal beim
Eisenbetonbau, eingesetzt hat.
Soweit ein kurzes Resume über einige wichtige Fest-
stellungen des ersten — demologischen — Teiles.
(Fortsetzung folgt.)
Tönende Telefunken
Von Oberingenieur WERNER-BLEINES, Groß-Lichterfelde-W.
(Schluß.)*)
Versetzen wir uns in ein gewöhnliches Telegraphen-
bureau, dann werden wir sofort am Morseapparat ein
Klappern im Tempo der Morseschrift vernehmen, wenn
eine andere Station telegraphieren will und uns „anruft".
Der Drahttelegraph ist stets aufnahmebereit, da er nicht
erst auf die ankommenden Zeichen abgestimmt zu werden
braucht. Jede Station hat ihr besonderes Zeichen, das
meist aus ein oder mehreren Anfangsbuchstaben des Sta-
tionsnamens besteht. Es ist nicht nur auf dem schmalen
Papierstreifen zu lesen, sondern auch als „Punkt- und
Strichsprache" zu hören.
Anders bei der Funkentelegraphie. Bei Fritteren:;i-
fänger mit der geringen Sicherheit gegen Störung melden
sich in unseren Gegenden — namentlich auch bei einer
Hafenstation — die meisten in dem Räume umherschwingen-
den Aetherwellen, und der Morseschreiber gerät leicht in ein
regelloses Geklapper. Für das System tönender Funken
liegt die Sache umgekehrt. Wenn man nicht den Fern-
hörer beständig oder zu verabredeter Zeit zur Hand hat,
bemerkt man an den Apparaten gar nicht, wann gerade
unsere Station angerufen wird, zumal diese nicht auf jede
Welle auch nur annähernd eingestellt sein kann.
Es ist nun gelungen, einen Anruf apparat zu kon-
struieren, welcher anstelle des Fernhörers angestöpselt wird
•) Siehe Heft 41, 42 und 45.
und der selbst dann noch eine Alarmglocke betätigt,
wenn der Rufer außerhalb der normalen, etwa bis
der äußersten Hörbetriebsweite sich befindet. Zu diesem
Zweck drückt der Anrufende etwa 10 Sekunden lang auf
seinen Taster, wobei also weit längere Zeichen entstehen
als durch die Morseschrift oder durch atmosphärische Ent-
ladungen. Hierbei wird bewirkt, daß in allen erreichbaren
und eingestellten Anrufapparaten der Zeiger eines gut
ausbalancierten, sogenannten Drehspulengalvanometers
durch den Strom des Detektors abgelenkt wird, und zwar
soweit, daß er in die Zähne eines durch Uhrwerk ständig
gedrehten Zahnrades gerät. Der mitgenommene Zeiger
schließt dann einen Stromkreis und betätigt damit die
Alarmglocke, worauf der Telegraphist den Fernhörer ein-
schaltet und sich seinerseits meldet. Abb. 20 a zeigt den
für Schiffe bestimmten Apparat in kardanischer, also nach
allen Seiten drehbarer Aufhängung.
Der Detektor ist an und für sich empfindlicher zur
Wahrnehmung elektrischer Wellen als der Fritter (Kohärer)
und seine Verwendbarkeit hört nicht, wie bei letzterem,
mit zunehmender Entfernung oder durch unbekannte Ein-
flüsse plötzlich auf. Diese Ueberlegenheit des De-
tektors wächst noch mit zunehmender Funken-, d. h.
Wellengeschwindigkeit und ihrer Gleichmäßigkeit. Bei 30
bis 40 Funken in der Sekunde reicht der Detektor etwa
doppelt so weit als der Fritter, bei 1000 Impulsen etwa
742
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 47
Abb. 20 a. Anrufapparat
fünfmal so weit und bei ungedämpften Sciivvingungen
entsprechend weiter.
Es ergibt sich hieraus schon eine wesentliche Ersparnis
an eleiitrischer Energie für die drahtlose Nachrichtenüber-
mittelung oder — bei gleichem Energieverbrauch — eine
bedeutend größere Reichweite. Die Regelmäßigkeit
der Wellenimpulse bei dem tönenden Telefunkensystem
ermöglicht aber noch eine weitere Steigerung der Leistungs-
fähigkeit durch den Tonverstärker. Abb. 21 zeigt
eine solche Vorrichtung in kardanischer Aufhängung für
dreimalige Verstärkung eines Tones. Sie wird so in den
Empfangsapparat eingeschaltet, daß der in gleichmäßigen
Impulsen vom Detektor kommende Gleichstrom hinter-
einander drei Elektromagnete betätigt, die auf schwingende
Resonanzanker einwirken und welche ihrerseits wieder
Mikrophone, zuletzt ein lautsprechendes Tele-
phon beeinflussen. Es gelingt auf diese Weise, einen
Detektorstrom von 10—' oder 10-^ Ampere auf 10-^ Amp.
Abb. 22. Vorfiiliruiig einer tragbaren Telefunkenstation vor König Chalu.ongkorn von Siam
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQU
743
Abb. 23. Automobil-Karrenstation des belgischen Heeres
Abb. 2t. Ton Verstärker und Morseschreiber.
zu verstärken. Dadurch können Töne, so laut wie das
Klingen einer Stimmgabel auf hunderte, ja tausende von
Kilometern durch den Raum hinaus übertragen und, wenn
sie dann nur noch kaum hörbar im Telephon erklingen,
doch wieder so laut wie etwa das deutliche Summen
einer Fhege vernehmbar gemacht werden. Doch hat auch
hier der Triumph moderner Technik und .Wissenschaft
noch nicht Halt gemacht.
Das Bemerkenswerte ist hierbei noch, daß der Ton-
verstärker gestattet, einen ganz bestimmten Ton unter
andern, den Empfänger erreichenden Tondepeschen heraus-
zugreifen und ihn allein zu verstärken. Töne mit etwa
lOo/o Schwingungsunterschied (Dissonanz) können dann
nicht mehr stören, selbst wenn die betr. Aetherschwingun-
gen die Antenne stärker beeinflussen als der erwartete Ton.
Die anderen Töne können jedoch je durch einen beson-
deren, darauf abgestimmten Tonverstärker gleichfalls ver-
nehmbar gemacht werden.
Für die etwa in Akkorden eintreffenden Signale oder
sonst stark abweichende Töne eines Senders ist der Ton-
verstärker indes allein nicht verwendbar. Es wird aber
auch in diesen Fällen mit dem „T o n u m f o r m e r" eine
Verstärkung der Töne in weiten Dissonanzgrenzen erzielt
und zwar so, als ob der Verstärker genau für die ver-
schiedenen Töne abgestimmt wäre.
Ein weiterer Zusatzapparat ist der „T o n f i 1 1 e r",
welcher einen beliebigen Ton aus einem Konglomerat von
Tönen und Geräuschen abzusondern gestattet — auch wenn
der Verstärker hierauf nicht abgestimmt ist.
Da die Einzelheiten dieser Vorrichtungen hauptsächlich
nur den Spezialtechniker interessieren, beschränken wir uns
lediglich auf die Registrierung der darin liegenden Fort-
schritte und erwähnen noch einen besonders wichtigen,
der in der Verwendung eines Morseapparates anstelle
des lautsprechenden Telephons besteht. Die Anordnung
ist ähnlich wie bei der Fritterschaltung und der gewöhn-
lichen Drahttelegraphie, indem der Morsestrom durch ein
hochempfindliches Relais geschlossen wird. Um dies zu
betätigen, werden die vom dritten Lautverstärker kommen-
den verstärkten Stromimpulse, welche dem Mikrophon-
gleichstrom übergelagert sind, in einem kleinen Transforma-
tor umgeformt, wodurch man einen Wechselstrom in der
Sekundärspule erhält. Dieser wird durch einen Detektor
744
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 47
Abb. 24. Fahrbare Telefunkenstation. Senderseite.
wieder in Gleichstrom verwandelt und dem Relais zu-
geführt.
Wenn es einerseits durch die Verbesserungen der
letzten Jahre mögHch war, die Leistungsfähigkeit der nor-
malen Funkenstationen erheblich zu vergrößern, konnte
andererseits auch das Gewicht kleiner, tragbarer
Apparate wesentlich herabgesetzt werden. Abb. 22
zeigt einen solchen für den Nachrichtenverkehr auf Ent-
fernungen von 50 bis 80 km, wobei mit einem halb-
pferdigen Benzinmotor eines Fahrrades oder Kurbelantricb
die nötige Energie geliefert wird. Die Antennenenergie
erreicht dann etwa 100 Watt (0,1 KW) bei einem Ge-
samtgewicht von etwa 200 kg. Demgegenüber wog eine
tragbare Station nach dem früheren System 350 kg und
erzielte etwa 20 km Reichweite. Aehnliche Apparate
werden auch für Luftschiffahrt verwendet.
Eine besondere Art dieser kleinen Stationen wird
voraussichtlich schon in der nächsten Zeit unser Kultur-
leben wesentlich beeinflussen. Es handelt sich hierbei
um einseitige, gewöhnlich kleine, für einen besonderen
Zweck gearbeitete Empfangsapparate, welche die von
einem Sender — mitunter einer großen Zentralstation —
ausgehenden Depeschen oder Zeichen und Signale auf-
nehmen. In Betracht kommt beispielsweise die tägliche
Bekanntgabe des W etterberichts durch die Wellen-
telegraphie, insbesondere an Luftfahrzeuge, kleinere Schiffe
und Fischdampfer, die sich eine kostspielige Funkstation
entweder nicht zulegen oder im übrigen wenig Verwen-
dung dafür haben. Die große Störungsfreiheit und Ver-
änderlichkeit, sowie die vielen Abstimmungsmöglichkeiten
des tönenden Löschfunkensystems werden die Konstruktion
und Einführung solcher Spezialempfänger wesentlich er-
leichtern und es auch ermöglichen, daß manchem Schiff
oder Luftballon rechtzeitig Sturmwarnungen, Aenderung
der Windrichtung u. dgl. mitgeteilt werden.
Ein weiteres Gebiet betrifft die Uebermittlung Von
Zeitsignalen. Als Anfang kann die Bekanntgabe der
Normalzeit gelten, wie sie für die Mitteleuropäische
Zeit schon täglich um 1 Uhr mittags von der deutschen
Großstation Norddeich amtlich mittels des neuen Tele-
funkensystems bekannt gegeben wird und die auf min-
des ;. ns 1500 km im Umkreise von geeigneten Wellen-
empfängern überall wahrgenommen werden können. Un-
abhängig von teuren Chronometern oder Drahtlcitungen
kann jedes Schiff bzw. jede Normaluhr, Fabrik, Bureau usw.
jetzt schon davon Vorteil ziehen, sobald das passende
elektrische Ohr für die Zeitsignale vorhanden ist. Dr. ;
Erich H u t h kündigt bereits solche Empfänger an, die \
1
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
745
Abb. 25. Empfängerseite der fahrbaren Telefunkenstation.
nicht mehr Raum einnehmen als etwa ein Kästchen mit
20 Zigarren. Je mehr die Sendersignale von denjenigen
gewöhnlicher Depeschen und den Schwingungen der Luft-
elektrizität abweichen, desto zuverlässiger werden die
Empfänger wirken.
Zu diesen einseitigen Stationen (ohne Sender) gehören
auch diejenigen für das Fernlenkboot (Torpedo u. dgl.)
und die Minenzündung ohne Draht. Daß es hierbei
ganz besonders auf ein System ankommt, welches ebenso
zuverlässig funktioniert als es gegen fremde Einflüsse un-
empfindlich ist, bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Bei 'der Drahttelegraphie benutzt man für geringe und
weite Entfernungen dieselben Apparate und es wächst
nur der Verbrauch an elektrischem Strom mit der Länge
des Leitungsdrahtes. Die >Vellentelegraphie hat dagegen
auch noch auf die E o r m der Elektrizität (Spannung,
.Wechselzahl), Störungsfreiheit und die Geheimhaltung der
Depeschen Rücksicht zu nehmen. Letzteres geht im Kriegs-
fall so weit, daß der Eeind möglichst nicht wissen soll,
ob überhaupt und wann telegraphiert wird. Auch wird
man aus der Stärke der aufgefangenen Zeichen in Ver-
bindung mit der festgestellten ^X^ellenlänge ungefähr die
Entfernung des feindlichen Apparates, und aus dessen
mehr oder weniger lebhafter Inanspruchnahme dar-
auf schließen können, ob etwas besonderes in Vorbereitung
ist oder ob es sich nur um regelmäßig wiederkehrende
Berichte handelt. Man wird deshalb schon aus diesen
Gründen (also nicht nur wegen des geringeren Gewichtes)
die kleineren Stationen überall da verwenden, wo sie ge-
rade noch ausreichen und mit größeren Vorrichtungen im
Nahverkehr kürzere Wellen, wenig Energie u. dgl. an-
wenden. Im übrigen ist dies auch nocli ein Grund dafür,
die anderen Nachrichtenmittel, wie optische Telegraphen,
Telephon u. dgl. einschließlich Luftschiff, Flugapparat,
Automobil, Fahrrad und Reiter, überall da zu benutzen,
wo sie zweckmäßiger oder überhaupt und zuverlässig an-
wendbar sind. Diese Rücksichten entfallen wieder dort,
wo ein Gegner nicht über Funkenapparate verfügt. In
Tropen und Aufstandsgebieten haben deshalb die trans-
portablen Vorrichtungen teilweise bisher eine mindestens
ebenso schnelle Einführung erfahren wie in den Kultur-
ländern oder für Kriegszwecke.
Die tragbaren Stationen dürften in der kleinsten Aus-
führung bei der Kriegführung in der Regel von Vor-
posten und dem eigentlichen Kundschafter, Flieger u. dgl.
benutzt werden, wenn sie durch reißende Ströme, Sumpf
oder sonstwie unwegsames Gelände und in nicht sichtbarer
Entfernung vom Haupttrupp getrennt sind. Eine
größere Ausführung — etvv'a 0,2 Kilowatt Antennenstrah-
lung — wird ähnlichen Verkehr zwischen den Regimen-
tern u. dgl. vermitteln, während größere Formationen
desselben Armeekorps den einfachen Funkenkarren
746
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 47
benutzen. Wo diese Hilfsmittel und die bei längerem
Verweilen stets eingerichteten Drahttelegraphen nicht mehr
ausreichen, treten dann die größeren fahrbaren Stationen
mit Doppelkarren (evtl. Automobilzug) in Tätigkeit und
vermitteln unter anderem den Üepeschenverkehr der ein-
zelnen Armeekorps untereinander oder dieser mit der
Heerführung (dem Hauptquartier). Aehnlich ist die
Staffelung bei der Kriegsmarine: von den Untersee-
Torpedo- und Kanonenbooten bis zum Linien-
schiff und den sich weit von der Flotte entfernenden
großen Kreuzern oder den heimatlichen Land-
stat i o n e n.
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich schon, welche
vielseitigen Ansprüche an ein für Kriegszwecke brauchbares,
Nachrichtenmittel gestellt werden und wie wichtig es ist,
daß alle die Luft durchschwirrenden Aetherwellen einander
nicht stören, daß Anfragen und Antworten glatt erledigt,
gleichzeitig auch Störungen des Feindes unwirksam werden
und dieser nicht nur von dem Inhalte der Depeschen
nichts erfährt, sondern auch von einem Gedankenaustausch'
selbst möglichst wenig, jedenfalls erst, wenn er den
Gegner ohnehin auf andere Weise gewahrt, Kenntnis erhält.
Die Militär-Karrenstationen, wie sie mit
Bespannung schon vielfach im Kriegsfalle (u. a. in Süd-
westafrika) Verwendung gefunden haben, sind jetzt, gemäß
Abb. 23, auch als Automobil-Stationen ausgestaltet. Die
innere Einrichtung erfordert genaueste Platzverteilung und
gute Isolation. Der Fachmann sieht sofort, wie sich auch
hier alles gegenüber dem alten System geändert hat. Die
neue Telefunkenanordnung des Senderkarrens zeigt
in Abb. 24 rechts die Kontaktstöpselung für die stufen-
w^eise Verlängerung der Wellenlänge. Links davon das
drehbare Koppelungsvariometer, dann die tönende Funken-
strecke auf dem Kondensatorkasten, der mit seinen Papier-
zwischenlagen leichter als eine gleich gute Flaschenbatterie
ist, und ganz links das Antennen- Verlängerungsvariometer.
Auf der Empfängerseite (Abb. 25) sind links und
rechts zwei vollständige Empfangsvorrichtungen sichtbar,
die ebenfalls völlig von der alten Anordnung abweichen.
Ueber flaches Land wird von (der Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie eine Mindestreichweite von 250 km für diese
fahrbaren Apparate garantiert, wenn die Type von 1,0 KW
Antennenschwingung verwendet wird. Eine andere Aus-
führung mit 1,5 KW erzielt entsprechend größere Reich-
weiten. Für das Hochführen der Antenne kommen neben
Bambusrohr für kleine tragbare Stationen und dem tele-
skopartig zusammenschiebbaren Mast aus Stahlrohr —
Abb. 22 — (der sich übrigens besser bewährt als Mäste
mit anderem Querschnitt) auch Drachen — meist in
Kastenform — und der Luftballon zur Anwendung; letz-
terer hauptsächlich bei Windstille und für große Ent-
fernungen. Die Vorzüge des tönenden Löschfunkensystems
erfordern nur geringe Antennenlängen, so daß auch hier-
bei ein Fortschritt infolge geringerem Aufwand an Zeit,
Material und Kosten zu verzeichnen ist. Der Nachrichten-
dienst bei der Truppe ist, namentlich während des Mar-
sches und auf dem im Zeitalter der Eisenbahnen und
Automobile immer größer werdenden Operationsfeld der
modernen Kriegführung, durch die Funkentelegraphie er-
heblich verbessert worden und sie hat sich bereits in allen
Kulturstaaten ähnUch eingeführt, wie in der Kriegs- und
Handelsmarine, im Küsten- und Hafenverkehr. Mögen
auch mit dem Fortschreiten der Wissenschaft und Technik
noch weitere Verbesserungen und Umgestaltungen im Laufe
der Zeit vorkommen, soviel steht indes jetzt schon fest,
daß der gegenwärtige Stand der drahtlosen Telegraphie,
insbesondere auch der des Systems der tönendenTele-
funken, zu den größten Kulturerrungenschaf-
ten des Menschengeschlechtes gehört. Außer
Deutschland führen bereits über 30 Staaten in zunehmen-
dem Maße das Telefunkensystem ein und liegt auch in
dieser äußerlich wahrnehmbaren Tatsache schon ein An-
erkenntnis dafür, daß auf diesem wissenschaftUch-indu-
striellen Gebiete friedlichen Wettbewerbes das Vater-
land von Heinrich Hertz an der Spitze der
Völker marschiert.
SOZIALE BEWEGUNG
Der Soziale Ausschuß
ist auf den 4. November durch den stellvertretenden Vor-
sitzenden, Herrn Architekten Schubert (D. T.-V.) zu einer
neuen Sitzung zusammenberufen worden. Herr Schubert
teilte gleich nach Eröffnung der Sitzung mit, daß Herr
Barthel vom Deutschen Werkmeisterverband das Amt des
Vorsitzenden niedergelegt habe und der Werkmeister-
verband zusammen mit dem Faktorenbund aus dem Sozialen
Ausschuß ausgetreten seien. Unter den übrigen Vereinen
ist eine Verständigung erzielt, daß die Vorgänge aus der
letzten Sitzung, die den Konflikt herbeigeführt hätten, als
nicht geschehen betrachtet werden sollten.
Auf der Tagesordnung stand als erster Punkt: An-
trag auf Aenderung der Satzungen. Er hatte
folgenden Wortlaut:
Hinter § 1 wird neu eingefügt ein § 1 a:
Der Zweck des Ausschusses soll erreicht werden durch
Verständigung über die gemeinsamen sozialpolitischen
Forderungen der technischen Angestellten, durch Ein-
wirkung durch die Gesetzgebung und durch Aufklärung
und Beeinflussung der Oeffentlichkeit.
§ 2 soll lauten:
Mitglied des Sozialen Ausschusses kann jeder deutsche
Verein von technischen Privatangestellten werden, der
§ 5
vom Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung aus
und unter Wahrung der parteipolitischen Neutralität
die technischen Angestellten sozial und wirtschaftlich
zu heben bezweckt und der die Satzungen und das Pro-
gramm des Sozialen Ausschusses anerkennt. Ueber
die Aufnahme entscheidet der Vorstand. Gegen dessen
Entscheidung ist Berufung an die Vertreterversamm-
lung möglich,
soll lauten:
Die Mitgliedschaft verpflichtet die angeschlossenen
Vereine, sich für die Verwirklichung der program-
matischen Forderungen des Sozialen Ausschusses ein-
zusetzen und seine Beschlüsse durchzuführen,
soll lauten:
Zu den Sitzungen entsenden
Vereine mit weniger als
2000 bis
5000
9000
„ 14000
„ 20000
„ 27000
„ 35000
„ 44000
„ 54000
2000 Mitgliedern 1 Vertreter
5000 „ 2
9000 „ 3
14000 „ 4
20000 „ 5
27000 „ 6
35000 „ 7
44000 „ 8
54000 „ 9
65000 „ 10
Maßgebend ist die Zahl der Angestellten-Alitglieder am
Jahresschluß. Stimmenübertragung ist unzulässig.
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
747
Die Aenderungen der gestellten Anträge wurden ein-
stimmig angenommen.
Zweiter Punkt der Tagesordnung : Neuwahlen.
Einstimmig wurden gewählt: Lüdemann, 1. Vorsitzender,
Schubert, stellvertretender Vorsitzender, Weiß.
Dritter Punkt: Angestelltenversicherung.
Nach einem Referat des Herrn Kaufmann wurde folgende
Resolution angenommen:
„Der Soziale Ausschuß von Vereinen technischer
Privatangestellter ist nach wie vor der Ueberzeugung, daß
die Angestelltenversicherung am besten, billigsten und vor
allem am sozial gerechtesten durch den Ausbau der In-
validenversicherung gelöst wird. Nachdem jedoch der
Reichstag entschlossen zu sein scheint, den ihm vom
Bundesrat unterbreiteten Entwurf eines Versicherungs-
gesetzes für Angestellte in kurzer Zeit zum Gesetz zu
erheben, bittet der Soziale Ausschuß, dabei unter allen
Umständen folgende Wünsche zu berücksichtigen:
1. Genaue Feststellung, daß nach dem Gesetz alle
technischen Privatangestellten versicherungspflichtig sind
durch Aufnahme der Worte „Techniker, Zeichner, Zu-
schneider" im § 1 Ziffer 2.
2. Zweifelsfreie Einbeziehung der auf Privatdienst-
vertrag oder vorübergehend beschäftigten Angestellten des
öffentlichen Dienstes.
3. Berechnung des Ruhegeldes nach den gleichen
Grundsätzen wie in der Invalidenversicherung.
4. Organisatorische Verbindung der Verwaltung und
des Spruchverfahrens mit der allgemeinen Versicherung.
5. Beseitigung aller privaten Ersatzeinrichtungen."
Dritter Punkt der Tagesordnung : Zuschneider
und Sonntagsruhe. Eine Spezialkommission zur Be-
arbeitung der schwierigen Materie wurde eingesetzt und
folgende Entschließung angenommen:
„Der Soziale Ausschuß von Vereinen technischer
Privat-Angestellten fordert die Mitglieder der angeschlos-
senen Verbände auf, die deutschen Zuschneider in ihrem
Kampfe um die Aufrechterhaltung der Sonntagsruhe prak-
tisch in der Weise zu unterstützen, daß sie grundsätzlich
davon Abstand nehmen, am Sonntage Kleidungsstücke zu
bestellen oder zu kaufen."
Viertens referierte Herr Kaufmann über die
Stellungnahme zur herrschenden Teuerung.
Die hierzu angenommene Resolution lautet:
,,Der Soziale Ausschuß fordert die angeschlossenen
Verbände auf, ihren Mitgliedern als dringende Maßnahme
gegen die herrschende Teuerung den Beitritt zu Konsum-
und Baugenossenschaften zu empfehlen und ferner bei den
kommenden Reichstagswahlen nur solche Kandidaten zu
unterstützen, die sich schriftlich verpflichten, jeden Ver-
such einer Sonderbesteuerung obengenannter gemein-
nützigen Institute aufs energischste zu bekämpfen."
Schließlich wurden energische Maßnahmen zum Schutz
der bedrohten Koalitionsfreiheit angenommen.
„Der Soziale Ausschuß von Vereinen technischer Privat-
angestellter ist empört über das rücksichtslose Vorgehen
der Gutehoffnungshütte gegen das Koalitionsrecht ihrer
technischen Angestellten. Die Tatsache, daß die von der
Gutehoffnungshütte gemaßregelten Angestellten außerdem
noch von der Organisation der Arbeitgeber auf die schwarze
Liste gesetzt worden sind, beweist, daß das organisierte
Unternehmertum systematisch darauf ausgeht, die An-
gestellten im Gebrauch ihrer Koalitionsfreiheit zu behindern.
Angesichts dieser und anderer Angriffe auf die Organi-
sationsfreiheit fordert der Soziale Ausschuß alle Privat-
angestellten auf, ihr wichtigstes staatsbürgerliches Recht
mit allen Mitteln zu verteidigen. An die gesamte Oeffent-
lichkeit richtet er die dringende Bitte, die Angestellten in
diesem schweren Kampfe zu unterstützen. Im besonderen
erwartet er vom Staate und den Selbstverwaltungskörpcrn,
"(laß sie ihre Aufträge keinem Unternehmen zuwenden,
das die Angestellten in ihrer Koalitionsfreiheit beschränkt.
Mit Rücksicht auf das brutale Vorgehen der Gutehoffnungs-
hütte muß außerdem von den gesetzgebenden Körper-
schaften gefordert werden, daß sie mit aller Beschleunigung
einen wirksamen gesetzlichen Schutz des Koalitionsrechtes
schaffen."
» -ä
Der Hansabund
hatte am 9. November in Stettin die verschiedenen Organisationen
der Angestellten zu einer großen Versammlung eingeladen. Es
geschah mit der Absicht, die Angestellten, soweit sie noch
nicht dem Hansabunde beigetreten sind, für die Sache dieser
Organisation zu werben. Ungefähr 500 bis 600 Angestellte,
Handlungsgehilfen wie Techniker, füllten den großen Saal der
Stettiner Börse. Wir geben den Bericht dieser Versammlung,
damit unsere Mitglieder sich auf Grund der Vorgänge ein
selbständiges Urteil darüber bilden mögen, wie weit der Hansa-
bund befähigt sein mag, ihre Interessen zu vertreten.
Dr. N e u m a n n (Hansabund) sprach zunächst über Inter-
essengegensätze, die zweifellos vorhanden wären zwischen Arbeit-
geber und Arbeitnehmer. Aber die Gegensätze wären doch
nicht so groß, daß nicht eine Basis geschaffen werden könnte,
von der aus gemeinsame Angelegenheiten zu besprechen möglich
wäre. Gerade bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb der ein-
zelnen Betriebe könne der Hansabund die Vermittlerrolle durch-
führen. Außerdem gäbe es eine ganze Reihe von Fragen rein
wirtschaftspolitischer Art, wo notwendigerweise Angestellte und
Arbeitgeber gegen einen gemeinsamen Feind sich zusammen-
schließen müßten. Bei den kommenden Reichstagswahlen würde
es sich darum handeln, daß Finanzgesetzgebung, Zollpohtik und
Handelsverträge im Interesse all derjenigen entschieden würden,
die gegen die heutige übermächtige Herrschaft der Großagrarier
protestieren. Dazu gehören in erster Linie die Privatangestellten,
die als Konsumenten auf dem Standpunkt des Hansabundes
stehen müßten. Eine große und starke Industrie würde überall
die Voraussetzung sein dafür, daß die Lage der Angestellten
gehoben würde. Der Hansabund wolle in keiner Weise das
Arbeitsfeld der Organisationen» einschränken oder sie überflüssig
machen. Seine Stelle sei: neb^n den Organisationen der An-
gestellten. Als zweiter Redner sprach der Generalsekretär
des Hansabundes. Nachdem sein Vorredner sich zu wieder-
holten Malen an die Versammlung gewandt hatte: „Sie werden
mir nicht nachweisen können, daß der Hansabund auch nur
irgend etwas gegen die Angestellten getan hätte", wollte er
die positiven Leistungen des Hansabundes für die Angestellten
vorführen. Im Hansabunde könnten freilich sozialpoHtische Auf-
gaben nicht im Vordergrunde stehen, für den Hansabund sei
die Wirtschaftspolitik die Hauptsache. Zweitens hätte der Hansa-
bund bei der Pensionsversicherung mitgearbeitet, wo ein guter
neutraler Boden geschaffen wäre, um Angestellten- und Arbeit-
geberinteressen zusammenzuführen. Als dritter Redner nahm der
Landtagsabgeordnete Dr. Lippmann, das Wort.
Der Reichstag habe bisher nichts geleistet für die Angestellten;
das würde erst besser werden, wenn die jetzige Mehrheit zum
Reichstag hinausgeworfen würde und dafür die Parteien einzögen,
die Vertreter der im Deutschen Reiche führenden Berufe, Handel,
Gewerbe und Industrie seien, die besser a!s die Agrarier wüßten,
wo den Angestellten der Schuh drücke. Vor allen Dingen
müsse das Koalitionsrecht der Angestellten endlich sichergestellt
werden. Die Pensionsversicherung sei nichts anderes als ein
Schmiergeld, das durch die herrschenden Parteien die Stimmung
der Angestellten für sich gewinnen wollten. Man dürfe dieser
Versicherung nicht trauen, die so viele schlechte Bestimmungen
enthielte, daß sie fast ganz wertlos sei für die Angestellten.
Aber man habe doch das Prinzip gerettet, daß überhaupt die
versprochene Versicherung endlich käme. Sei sie erst einmal
da, dann könnte man sie auch besser machen. Herr Schindler
vom B. t.-i. B. sprach als erster in der Diskussion. Er stellte fest,
daß die Besteuerung der Konsumvereine, wie der Hansabund sie
empfehle, kaum im Interesse aller Angestellten läge, daß die Mittel-
standspolitik des Hansabundes doch nur eine Politik im Interesse
des alten Mittelstandes sei, daß die Angestellten vom Hansabunde
deswegen wenig Nutzen haben könnten, weil seine Verfassung
die Angestellten immer in eine unrettbare Minderheit dränge
und zur Einflußlosigkeit verurteile. Warum versagte denn die
Hansabundsleitung, als es sich darum handelte, bei den Eisen-
konstrukteuren in Berlin zu vermitteln? Ein Eisenkonstrukteur,
Mitglied des Hansabundes, habe sich an das Direktorium ge-
wandt, es möge doch vermitteln. Weil aber nicht von der
Gegenseite derselbe Wunsch an den Hansabund gelangte, hätte
er seine Vermittlung den Parteien nicht zur Verfügung stellen
können! Ein Widerspruch sei das zu der angeblichen Vermittler-
rolle des Hansabundes. Wäre es ihm Ernst damit, die Inter-
essen der Angestellten zu vertreten, so hätte er gerade diese
Gelegenheit benutzen sollen, seinen Einfluß auf die Arbeit-
748
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 47
geberkreise geltend zu machen. Auch wüßte er noch nicht, ob
die KoaHtionsfreiheit beim Hansabunde in sicheren Händen
ruhte. Er ging ein auf die Vorgänge in Steri<rade, schilderte
die Vergewaltigung der Angestellten und forderte die Versamm-
fung auf, für eine Resolution zu stimmen, die aufs schärfste
protestiert gegen den Angriff auf die Koalitionsfreiheit durch
die Sterkrader Direktion der Gutehoffnungshütte und daß die
Leitung des Hansabundes nur solche Kandidaten unterstützen
dürfe, die für Sicherung der Koalitionsfreiheit und Ausbau des
freien Vereinigungsrechtes eintreten würden. (Lebhafter Beifall.)
Darauf sprachen zwei Herren von der Leitung des Hansabundes.
Man solle sich in dieser Versammlung nicht so viel mit sozial-
politischen Dingen befassen, Wirtschaftspohtik zu treiben, sei
die Aufgabe des Hansabundes und nur gemeinsame Inter-
essen von Angestellten und Arbeitgebern könne er vertreten.
Dr. Lassen (D. T.-V.) ging davon aus, daß der Hansabund
entstanden sei aus dem Protest gegen die Vorherrschaft einer
kleinen Minderheit im Staate, daß er sich wende gegen Ver-
gewaltigung und Unterdrückung der großen Masse des Volkes
durch extremagrarische Parteien. Der Hansabund, der für Gleich-
berechtigung im Staate kämpfe, könne unmöglich tatenlos bei
Seite stehen, wenn in den Kreisen der ihm nahe stehenden In-
dustrie Männer sich finden, die die Interessen der Angestellten
gröblich verletzen. Auch die Angesteliten wollen Gleichberech-
tigung im Staate, und wenn Großbetriebe und Kapital sie daran
hindern, so könne nur der ihr Freund sein, der sie im Kampfe
gegen diese Mächte unterstütze. Wirtschaftspolitik werde den
Angestellten immer eine Sache zweiten Ranges seil, denn die
Wirkung geringerer Steuern, billiger Lebensmittel würde auf-
gehoben, wenn die Organisationen nicht stark genug wären,
den Angestellten diese Vorteile zu sichern. Für die Angestellten
sei immer und überall Sicherung des Koalitionsrechtes und
Stärkung der Organisation die Hauptsache. Der Hansabund
hätte Gelegenheit, Farbe zu bekennen, ob er ein wirklicher
Freund der Angestellten sei, wenn er die Resolution gegen
Sterkrade annehmen würde. — Hier wurde der Redner vom
Vorsitzenden unterbrochen; er ersuche den Redner, nicht über
Koalitionsrecht zu sprechen, da Sozialpolitik für den Hansabund
Nebensache sei und die Beratung des Koalitionsrechts nicht in
diese Versammlung gehöre. Das Koalitionsrecht sei
eine einseitige Forderung der Angestellten,
der Hansabund wolle aber nur die gemeinsamen Interessen von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern vertreten. Außerdem hätte die
Leitung der Versammlung schon selber eine Resolution hierzu
eingebracht. Der Redner fuhr fort: „Ich stelle fest, daß der
Vorsitzende der Versammlung der Meinung ist, das Staatsbürger-
recht der Koalitionsfreiheit sei eine einseitige Forderung der
Angestellten! (Lebhafter Beifall der Versammlung.) Wünscht
die Versammlung, daß ich gegen den Willen des Vorsitzenden
über Koalitionsrecht und Ersatzkassen weiterspreche?" (Leb-
hafter Beifall der Versammlung.) Redner fährt fort, die zweit-
wichtigste Forderung der Angestellten sei gegenwärtig die Be-
seitigung der Ersatzkassen aus der Pensionsversicherung. Da
sei es ihm sehr interessant gewesen, daß Justizrat Lippmann
die Pensionsversicherung als ein schmiergeldartiges Institut für
die kommenden Wahlen bezeichnet habe, daß sie nichts tauge.
Im direkten Gegensatz zu dieser Auffassung stehe aber das,
was vor wenig Wochen Oberbürgermeister Knobloch in der
Kommission zur Beratung über die Versicherung den Vertretern
der Angestellten-Organisationen gesagt hätte, der Entwurf sei
eine brauchbare Grundlage. Sie hätte freilich einige Schönheits-
fehler, die Doppelversicherung, die geringen Selbstvervvaltungs-
rechte usw. Das sei doch ein direkter Widerspruch zu der
Auffassung des Herrn Justizrat Lippmann. Wer hätte denn
hier die wirkliche Stellung des Hansabundes zur Pensionsver-
sicherung dargelegt, Herr Lippmann oder Herr Knobloch? Fest
stehe, daß die Haltung des Hansabundes auf keinen Fall ein-
heitlich wäre. Weiter hätte Herr Knobloch gesagt, wenn die
Angestellten nur energisch wollten, die Regierung müsse schon
nachgeben. Die Regierung habe so oft ihr „Unannehmbar"
ausgesprochen, wenn ihr aber ein energischer Wille begegnet
wäre, sei sie noch immer zurückgewichen. Auffallender-
weise hätte der Oberbürgermeister Knobloch nichts gesagt von
der Ersatzkassenfrage. Für die Angestellten hänge aber der
Wert der Versicherung davon ab, daß die Ersatzkassen beseitigt
würden. Hier sei dem Hansabund eine Gelegenheit geboten,
einen energischen Druck auf die Regierung auszuüben und
den Angestellten auf diese Weise seine Freundschaft zu be-
weisen. Die Versammlung möge für die Resolution gegen
Sterkrade und für Beseitigung der Ersatzkassen stimmen. Herr
Grünthal vom Verein der deutschen Kaufleute polemisierte
gegen diese Ausführungen. Man dürfe den Hansabund in seinen
Bestrebungen im Kampfe gegen „Rechts" nicht stören. Die
Angestellten müßten ihre besonderen Interessen zurückstellen.
Ein Vertreter des 58er Handlungsgehilfen-Vereins
meinte: Das Koalitionsrecht gehöre nicht hierher, sondern in'
Vereinsversammlungen möge man darüber sprechen. (Lachen in
der Versammlung.) Als dann über die beiden Resolutionen,'
die des Herrn Schindler und die der Leitung der Versammlung,
in der d^as Wort „Sterkrade" nicht vorkam, abgestimmt werden
sollte, bat der Versammlungsleiter, die erste Resolution ab-
zulehnen, da man keine persönlichen Dinge in die Resolution
aufnehmen könne. Auf eine Anfrage, was in diesem Zusammen-
hange „persönliche Dinge" heißen solle, bemerkte der Vor-
sitzende, man könne unmöglich eine Resolution gegen die Direk-
tion der Gutehoffnungshütte annehmen, weil das ein Verfahren '
gegen Abwesende sei und die Direktion sich hier nicht ver-
teidigen könne. (Zwischenruf: Sie haben wohl Angst, der
Direktion wehezutun!) Da erklärt der Vorsitzende, ihm sei es
unmöglich, die Resolution des Herrn Schindler anzunehmen,
man könne nur eine Erklärung gegen die Verletzung der Koali-
tionsfreiheit in unpersönhcher und gemildeter Form annehmen.
Obgleich die Mehrheit der Versammlung zweifellos für eine
energische Stellungnahme gegen die Gutehoffnungshütte war,
wurde diese Resolution zurückgezogen und die der Versamm-
lungsleitung angenommen, worauf der Vorsitzende die Versamm-
lung mit der Bemerkung schloß, er freue sich, daß die Ver-
sammlung doch noch ein harmonisches Ende gefunden hätte.
ü H :: :: STANDESBEWEGUNG
Protestversammlung gegen den Raub des Koalitionsrechtes
durch die G utehoff nungshiitte
Eine großartige Kundgebung vereinigte am 8. No-
vember d. Js. die dem Sozialen Ausschuß angegliederten
technischen Privatangestellten Verbände Groß-Berlins. Eine
mehr als zweitausendköpfige Versammlung protestierte
gegen die Vorgänge in der Gutehoffnungshütte Sterkrade,
wo man gewagt hatte, unseren Berufsgenossen Koalitions-
freiheit und Staatsbürgerrecht zu rauben. Im Referat führte
der Qaubeamte Gramm vom B. t.-i. B. aus, welche tief-
gehende Empörung diese Vergewaltigung freier Persön-
lichkeitsrechte in den Reihen der Privatangestellten ver-
ursacht habe. Es fehle uns an einem parlamentarischen
Ausdruck für das Vorgehen der Werkleitung, die sich
nicht gescheut habe, unter Anwendung aller erdenklichen
Zwangsmittel, die an die mittelalterliche Folterung er-
innerten, die Kollegen zum Austritt aus ihren Organi-
sationen zu bewegen. Wenn ein Teil der Angestellten
unter der Zuchtrute der Schwarzen Liste, mit der man
ihnen den wirtschaftlichen Ruin androhte, nicht zuletzt
unter dem zermürbenden Einfluß der Werkpensionskassen
zusammengebrochen sei, so könnten wir doch auf der
anderen Seite sieben aufrechte Kollegen erblicken, die den
Wert der Organisation erkannt hatten, die sich bewußt
waren, daß diese sie nicht im Stiche lassen werde. Das
von der Direktion der Gutehoffnungshütte verübte Attentat
auf das Koalitionsrecht müsse dazu beitragen, daß unser
gewerbliches Recht verbessert werde. Heute sei der § 133
der G.-O. ein Ausnahmerecht zugunsten der \Jr»ternehmer.
Jeder Arbeiter oder Angestellter wird bestraft, unter Um-
ständen sogar schwer bestraft, wenn er einen anderen
zwingt einer Organisation beizutreten. Aber die^ die iiire
wirtschaftliche Uebermacht dazu mißbrauchen, um
Menschen zum Austritt aus ihren frei gewählten Verbän-
den zu zwingen, können heute leider nicht gefaßt werden.
Unter den Privatangestellten aber rege es sich. Sie er-
kennen heute immer mehr die Gefahr, die ihnen durch
den Machtkitzel der Großunternehmungen droht. Nicht
die beabsichtigte Schwächung der Organisationen werden
diese Vorgänge zur Folge haben, sondern ihre Stärkung.
Gerade in letzter Zeit haben sich die Beitrittserklärungen
in den Lagern der Angestellten-Verbände gehäuft. Dieser
massenhafte Beitritt zu den Organisationen, zu dem der
Redner auch an die Versammlung appellierte, wird der
Gutehoffnungshütte zeigen, daß man mit Geld zwar alles
kaufen könne, aber nicht das höchste Gut, die Ehre und
Ueberzeugung freier Männer. Der Redner schloß mit der
Forderung, daß der Reichstag Mittel und Wege finden
möge, das Koalitionsrecht zu schützen. Inzwischen müßten
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
749
Staats- und Kommunalbehörden veranlaßt werden, solchen
Unternehmungen, die das Koalitionsrecht ihrer Arbeiter
und Angestellten mißachten, keine Aufträge zu erteilen.
In der Diskussion sprach Herr Rohr (Charlottenburg)
für den D. T.-V., Justizrat Trimborn für das Zentrum,
Hormann für die FortschrittUche Volkspartei und Heine
für die Sozialdemokraten. Sämtliche Reichstagsabgeord-
neten waren darin einig, daß zurzeit im Reichstag wenig
.für die Angestellten geschehen könne. Ob im kommenden
Reichstag die Verhältnisse günstiger für sie sein würden,
sei auch noch ungewiß, denn es komme darauf an, ob
die Regierung die Vorschläge des Reichstags annehmen
würde. Das aber sei zweifelhaft. Nach den schlimmen
Erfahrungen der letzten Jahre wüßten wir, daß die Re-
gierung nur allzu leicht den Wünschen der großen In-
dustrieverbände nachgebe. Die Angestellten würden fürs
erste am besten tun, nicht viel von der Gesetzgebung
zu erwarten. Sie sollten sich auf sich selber und die Lei-
stungsfähigkeit und Schlagfertigkeit ihrer Organisationen
verlassen!
Schwarze Listen
Ohne unser Zutun spitzen sich die Verhältnisse in der
deutschen Industrie zwischen Angestellten und Arbeitgeber-
tum immer mehr zu. Wir gaben als Charakteristikum der
jüngsten Zeit bekannt, daß immer mehr Zeichen darauf
deuten, welch fein organisiertes System der schwarzen
Listen besteht. Auf Grund der Mitteilungen in den letzten
Nummern sind uns eine große Zahl Zuschriften zu-
gegangen, die uns zwingen, dieses wertvolle Material zu
sichten und gelegentlich zu verwerten. Unter Hinweis auf
diese Tatsache bitten wir deshalb unsere Leser, uns recht
bald und eingehend Mitteilung darüber zu machen, ob sie
von dem Vorhandensein schwarzer Listen Kenntnis er-
langten, ob sie selbst darunter zu leiden hatten, oder ob
sie die Wirkung der schwarzen Listen bei anderen Kol-
legen feststellen konnten.'
Daß wir die Namen der Einsender vertraulich be-
handeln, ist selbstverständlich, aber ebenso selbstverständ-
lich sollte es sein, daß uns alle in dieser Materialsamm-
lung, die dem Kampf gegen die schwarzen Listen dienen
soll, unterstützen. Wir bitten unsere Zweigvereine, auch
die Artikel der letzten Nummern in den nächsten Sitzungen
besprechen zu wollen, um damit ebenfalls unsere Ab-
sichten zu unterstützen.
:: :: n :: RECHTSFRAGEN :: :: H :: :: ;:
Ist der Prinzipal verpflichtet, ein Zeugnis, bei dessen
Ausstellung er sich hinsichtlich der Eigenschaften de^
Angestellten im Irrtum befunden hat, zurückzuv erlange i P
(Nachdruck verboten).
Diese Frage verneinte das Oberlandesgericht Düssel-
dorf gelegentlich der Entscheidung eines Rechtsstreites,
in dem es sich darum handelte, unter welchen Umständen
eine Schadensersatzpflicht des Zeugnisausstellers gegen-
über dem Dritten, der sich auf die Richtigkeit des Zeug-
nisses verläßt, gegeben ist. Eine Verpflichtung, sich das
Zeugnis wieder zu verschaffen, um solche un-
günstigen Tatsachen, die er erst nachträglich erfahren hat,
durch Berichtigung des Zeugnisses zur Kenntnis Dritter
zu bringen, liegt dem Prinzipal nicht ob, so führte das
Gericht aus. Das Interesse des Angestellten könnte hierbei
wesentlich beeinträchtigt werden, besonders in der Weise,
daß alte Verfehlungen noch zur Kenntnis Dritter kommen,
nachdem er sich bereits gebessert hat. Der Inhaber des
Zeugnisses, dem es bekannt ist, daß das Zeugnis unrichtig
und vom Prinzipal im Irrtum ausgestellt ist, kann sich
zivil- und strafrechtlich verantwortlich machen, wenn er
es gleichwohl, ohne seinerseits eine Berichtigung herbei-
zuführen, zur Irreführung Dritter benutzt. Das genügt
zum Schutze des Verkehrs. Der Aussteller des Zeug-
nisses, der Prinzipal, kann dem Inhaber des Zeugnisses
zwar einen berichtigten Nachtrag übermitteln, er ist aber
nicht dazu verpflichtet. rd.
H AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE H
Entstellung und Entwicklung der Unfallversicherung
Der Gedanke der Unfallversicherung ist alt. Bereits
im 16. Jahrhundert versicherten die Reeder das Leben der
Kapitäne, die ihre Schiffe führten, gegen See-Unfälle. Im
Jahre 1665 versicherte, um noch ein Beispiel für das Alter
der Unfallversicherung anzuführen, die niederländische Re-
publik ihre Söldner gegen Unfälle, vor allem gegen In-
validität infolge eines Unfalles. Die weitere Verbreitung
dieser Versicherungsart in der Vergangenheit wurde in-
dessen durch die Vorschrift des römischen Rechts ver-
hindert, der zufolge der Körper eines freien Menschen
in Geld nicht schätzbar ist. Ebenso stand die Bestimmung
alter Seerechte, die die Versicherung der Schiffsbesatzung
gegen See-Unfälle als unnatürlich und unmoralisch hin-
stellten, der Entfaltung dieser Versicherungsform hindernd
im Wege.
Von diesen ersten Anfängen einer Unfallversicherung
scheint man, als im 19. Jahrhundert diese Versicherungs-
form aufgenommen wurde, nichts gewußt zu haben. Man
gab sich vielmehr, als durch den Bau von Eisenbahnen
der Gedanke der Unfallversicherung stärkere Anregung
erfuhr, dem Glauben hin, hiermit eine ganz neue, bis dahin
noch nicht betriebene Versicherungsform geschaffen zu
haben. Die erste Unfallversicherungs-Gesellschaft, die im
19. Jahrhundert ihren Geschäftsbetrieb eröffnete, war die
Railway Passengers Company. Bei ihr konnte Versiche-
rung nur gegen Eisenbahnunfälle genommen werden. Ihre
Gründung fällt in das Jahr 1849. Im Jahre darauf folgte
ihrem Beispiel eine zweite englische Gesellschaft, die alle
Unfälle versicherte. Etwa gleichzeitig mit der englischen
entstand die französische und amerikanische Unfallversiche-
rung. Bald begann dieser Versicherungszweig auch in
Deutschland Eingang zu finden und zwar waren es hier
verschiedene Lebensversicherungsgesellschaften, die zu-
nächst die Reiseunfallversicherung als Nebenzweig auf-
nahmen. Die praktischen Ergebnisse der ersten Unfall-
versicherungsanstalten waren zum Teil unerfreulich, weil
die Gesellschaften unter dem Mangel einer hinreichenden
Klassifizierung der Risiken und den Versuchen der Ver-
sicherten, sich Entschädigungen durch betrügerische Maß-
nahmen zu erschleichen, schwer zu leiden hatten. Als ein
wesentlicher Fortschritt in der Unfallversicherungspraxis
muß es daher bezeichnet werden, daß in den sechziger
Jahren des 19. Jahrhunderts zuerst von englischen Gesell-
schaften die unter dem Namen Gliedertaxe bekannt ge-
wordene feste Tarifierung eingeführt wurde, der zufolge
schon im Versicherungsvertrag für die einzelnen mög-
lichen Unfälle bestimmte Entschädigungssummen vor-
gesehen wurden.
In Deutschland verdankt die Unfallversicherung ihre
weitere Verbreitung dem Reichshaftpflichtgesetz vom
5. Juni 1871. Es verpflichtete die Unternehmer von Berg-
werken, Steinbrüchen, Gräbereien und Fabriken zur Haft-
pflicht für Betriebsunfälle ihrer Arbeiter. Die weitgehende
Haftpflicht, die hierdurch den Unternehmern auferlegt
wurde, veranlaßte sie, dieses erhebliche Risiko auf dem
Wege der Versicherung zu decken, also entweder eine Haft-
pflichtversicherung einzugehen oder eine Kollektivunfall-
versicherung ihrer Arbeiter auf bestimmte Versicherungs-
summen abzuschließen. Zwecks Betreibung dieses Ver-
sicherungszweiges bildeten sich anfangs der siebziger Jahre
nicht weniger als vier Gegenseitigkeitsvereine und drei
Aktiengesellschaften. Wenn diese Kollektivunfallversiche-
750
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 47
rung auch im Vordergrund des geschäftlichen Interesses
standj so wurde daneben auch die Einzelunfallversicherung
weiter ausgebildet. Das Jahr 1885 brachte für die noch
in der Entwicklung stehende private Kollektiv- und Einzel-
versicherung insofern eine recht schwere Krisis, als in
diesem Jahr die soziale Unfallversicherung in Kraft trat.
Damit wurde der Privatversicherung der große Kreis von
Arbeitern als Versicherungsobjekt nahezu ganz entzogen
und die Gesellschaften, die in erster Linie die Kollektiv-
Unfallversicherung betrieben, genötigt, wenn sie es nicht
vorziehen wollten, ihren Betrieb ganz aufzugeben, sich ein
anderes Tätigkeitsfeld zu suchen. Die meisten von ihnen
taten dies und fanden es in der stärkeren Pflege der Einzel-
unfallversicherung, die nunmehr an Wichtigkeit gewann.
Die sehr lebhafte öffentliche Erörterung, die das Reichs-
gesetz über die Arbeiterunfallversicherung fand, machte
weitere Volkskreise mit dem Oedanken der Versicherung
gegen Unfälle vertraut und weckte das Interesse für diese
Versicherungsart. Daneben entfalteten die Versicherungs-
gesellschaften eine lebhafte Agitation, durch die sie das
große Publikum über die vielen Unfallgelegenheiten und
die hohe Unfallgefahr des täglichen Lebens aufzuklären
suchten. Gleichzeitig verstanden sie es, den individuellen
Bedürfnissen angepaßte Versicherungsbedingungen zu
schaffen. Die Folge hiervon war, daß die Einzelunfall-
versicherung verhältnismäßig rasch große Verbreitung an-
nahm. Leider führte der scharfe \Vettbewerb der Gesell-
schaften untereinander zu einer so starken Herabdrückung
der Prämien, daß sie zur Deckung des Risikos kaum aus-
reichen und Gefahr für die finanzielle Lage einer Reihe
von Unternehmungen bestand. Wie fast überall führte auch
in der Unfallversicherung die übermäßige Konkurrenz zur
Errichtung eines Kartells der Gesellschaften dieser Branche.
Es war dies der im Jahre 1900 gegründete Unfallversiche-
rungs-Verband.
notwendigen Kenntnisse im Frage- und Antwortstil sachgemäß
und auch eingehend. Es werden nicht nur Gesetze behandelt,
auch die Buchführung, Wechselrecht, Scheckverkehr, gewerbliche
Kalkulation u. a. m. sind berücksichtigt. Ferner ist das gericht-
liche Klagewesen erwähnt. Es würde hier vielleicht noch an-
gebracht sein, über die weitere Verwertung eines vollstreckbar
erklärten Zahlungsbefehls oder Urteils (Pfändung, Offenbarungs-
eid) und schließlich auch darüber einige Hinweise zu bringen,
was bei Widersprüchen, Widerspruchklagen zu beobachten ist.
Bei dem Wechselrecht Frage 2 (Abschnitt VIII) genügt wohl
jetzt der Hinweis auf die „Wechselordnung für das Deutsche
Reich vom 3. 6. 1908". Die Anschaffung des kleinen Werkes
ist jedenfalls allen, welche mit dem Handwerk in Berührung
stehen oder sich für dasselbe interessieren, zu empfehlen. O.
R^aumlehre für Baugewerkscliiilen und verwandte bautechnische
Lehranstalten. Von Prof. JVlartin O i r n d t , Kgl. Ober-
lehrer. Erster Teil: Lehre \on den ebenen Figuren. Mit
228 Abbildungen im Text und 207 der Baupraxis ent-
nommenen Aufgaben. Vierte neu bearbeitete Auflage.
Leipzig. Verlag von B. G. Teubner. Preis geh. 1,80 M.
In einem bei dem genannten Verlage unentgeltlich und kosten-
frei zu beziehenden Schriftchen „Die Begrenzung und Behand-
lung des mathematischen Lehrstoffs im Unterricht an Baugewerk-
schulen" sind die Grundzüge für die Anlage des Leitfadens
klargelegt. Die vorliegende Auflage bringt nicht die sonst vor-
kommende euklidische und algebraische Beweisführung; die
Klarlegung der geometrischen Tatsachen ist einheitlich auf die
Mitwirkung und Ausbildung der räumlichen Anschauung be-
gründet. Der Unterricht gestaltet sich hierdurch einfacher, ist
begrenzter und hinsichtlich der Anwendung der Mathematik
auch zweckentsprechender. Das alte Beweisschema: Voraus-
setzung, Behauptung und Beweis, fällt vollständig fort. Das
Autgabenmaterial ist gut gewählt. Die Abbildungen des An-
hangs in den früheren Auflagen erscheinen jetzt im Text und
sind mit Maßen versehen. Die in der Betontechnik wichtige
Parabel ist hier entsprechend gewertet worden. Das zeitgemäß
gestaltete Werk trägt der Eigenart des heutigen bautechnisch-
mathematischen Unterrichts in vollem Maße Rechnung und dürfte
Schüler und Lehrer sowie auch den in der Praxis stehenden
Techniker befriedigen. ^ R.
H :: :; ;: :: :; BÜCHERSCHAU :: :: H H :; ::
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Techniker- Verbandes
zu beziehen.)
Leitfaden für Deutsch und Geschäftskunde an Baugewerk-
schulen und verwandten Lehranstalten. Teil IL Geschäfts-
briefe, Geschäftskunde und amtliche Eingaben. Bearbeitet
von P. N i e h u s , Kgl. Baugew. -Lehrer zu Magdeburg
und K. Bode, Kgl. BaugewerkschuUehrer zu Hildes-
heim. Zweite Auflage. Leipzig. Verlag von B. G. Teub-
ner. Preis geh. 1.80 M.
Gegenüber der ersten Auflage bringt die zweite einige Ver-
besserungen und Erweiterungen. So sind hinzugekommen Kapitel
über Beanstandung von Waren, über Schuldeintreibungen und
Verjährung, Postscheckverkehr. Hierdurch ist das Buch für
Schüler und Lehrer nur wertvoller geworden. Durch sein Er-
scheinen war überhaupt ein Bedürfnis befriedigt worden, das alle
diejenigen wohl am besten beurteilen können, welche die frühere
Methode des Diktierens und Schreibens kennen gelernt haben.
Hier ist nun der Stoff logisch und dem Lernbedürfnis entsprechend
gut geordnet. Es dürfte sich als weitere Verbesserung wohl
empfehlen, neben den Verhältniswörtern im Anhang unter
„I. Gramatisches im Anschluß an Baugewerksschülerarbeiten"
auch die hauptsächlichsten Zeitwörter mit der Anwendung aut
die entsprechenden Fälle zu bringen. Ferner ist es gewiß auch
angebracht, dem „Gesuch um Erlaß eines Zahlungsbefehls"
(S. 67) am Schluß hinzusetzen: „Sollte der Beklagte Wider-
spruch erheben, so wird um Anberaumung eines Termins zur
mündlichen Verhandlung gebeten." Dieser Zusatz erspart dem
Kläger die Mühe, nach Erhebung des Widerspruchs seitens des
Beklagten erst noch eine Terminfestsetzung beantragen zu
müssen, wodurch Zeit und Arbeit gewonnen wird. Das Gericht
ist nämlich nur verpflichtet, den Termin sofort festzusetzen und
dazu zu laden. R.
Was der Handwerker von den Gesetzen wissen muß. Von Dr.
H. Purpus, Syndikus der Handwerkskammer für
Schwaben und Neüburg. 15. Auflage. Augsburg. Kom-
missions-Verlag Lampert & Co. Preis 1,20 M.
Es ist eine alte Klage, daß manche Handwerker über die ,l;c-
setzlichen Bestimmungen, die für sie in Frage konunen, sowie
auch über die allgemeinen Regeln im Geschäftsverkehr oft
nur wenig informiert sind. Das Büchlein belehrt über diese so
:: :: :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :; :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des Einsenders sind
\X'ohnung und Mitgliednummer hinzuzufügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. Eine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Erscheinen des Helles
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Fragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. D.e zur Erläuterung der Fragen notwendigen Druck-
Ii töcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller vorher be^alllen.
Technik
Frage 25!. In Naumburg (S.) besitze ich ein altes, ein-
gebautes Hausgrundstück, welches ich im Frühjahr abzubrechen
gedenke, um einen Neubau zu errichten. Der linksseitige nach-
barliche Giebel besteht aus Fachwerk und hängt vom zweiten
Stockwerk ab etwa 20 cm nach meiner Seite über. Es entsteht
die Frage: Muß der Nachbar auf seine Kosten mit seinem
Giebel zurückrücken? Gibt es gesetzliche Besümmungen oder
Reichsgerichts-Entscheidungen hierüber? Ich bin der Ansicht,
daß ich mir das Ueberhängen in meine Bauflucht nicht so ohne
weiteres gefallen zu lassen brauche.
Frage 252. Ein in Ziegelmauerwerk (in verlängertem
Zementmörtel) aufgeführter runder Wasserturm von 9,50 m un-
terem und 6,50 m oberem Durchmesser, 20 m Höhe bis zur
Spitze und 12,0 m Höhe bis zum Bassin soll ungefähr 30 m
verschoben werden. Wird die Verschiebung gefahrlos aus-
zuführen sein? Welche Firmen führen sie aus? Wie teuer
stellt sich die Verschiebung? Das Gesamtgewicht ist 270 000kg.
Zur Frage 225. Säurekochgefäße aus Stein sind nach
neueren Ermittelungen häufiger Reparatur unterworfen. Fort-
gesetzt finden Sie deshalb in der Drahtindustrie Anfragen nach
säurebeständigen Mitteln zum Kitten von Beiztrögen aus Sand-
stein. Ich habe lange Jahre hindurch gute Erfahrungen mit
Holzbottichen gemacht. Sollte es sich um Bottiche zutn Beizen
für Ziehzwecke, oder zum Beizen von Schraubenköpfen usw.
handeln, so empfehle ich Pitchpine-Bottiche der Firma W. Lenzen,
Hohenlimburg. Die Firma leistet langjährige Garantie. Bei
Angabe des Verwendungszweckes bin ich auch zu speziellen
Ratschlägen bereit. Mitgl.-Nr. 23227.
Heft 47
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
751
Zur Frage 234. Für ein Städtchen von 3500 Einwohnern
dürfte heute die Abfuhr aus Senkgruben mittels Patentsauger
das beste System sein. Der Patentsauger ist ein Abfuhrwagen
mit metallenem, tonnenartigem Gefäß. Die Luft in dem Gefäß,
das durch einen Schlauch mit der Senkgrube in Verbindung
steht, wird durch eine leichte Explosion verdünnt, wobei infolge
des Uebergewichts der Atmosphäre die Fäkalien in den Abfuhr-
wagen gedrückt werden. Diese Abfuhrweise ist sauber und ge-
ruchlos. Für die Grubengröße ist pro Kopf und Jahr 400 1
anzunehmen. — Nach Einführung des Fäkalientrennapparates,
D. R. P. 199 164, ist auch der Anschluß von Spülklosettanlagen
ohne Vermehrung der Grubenjauche möglich. Beide Systeme
lassen sich kombinieren. Dadurch wird der Zeitpunkt für die
Anlage einer teueren Schwemmkanalisation weit hinausgeschoben.
Wenden Sie sich an den Dipl.-Ing. Hoffmann in Lübeck, Sachs-
wehr-Allee. Buhl, Lübeck, Mitgl.-Nr. 36 866.
Zur Frage 235. Badeanstalt Die Firma Albert Gaßmann,
O. m. b. H., Breslau 8, hat vor drei Jahren den Unterbau
(Schwimmzylinder) der städtischen Badeanstalt in Breslau her-
gestellt und baut gegenwärtig die komplizierte Pontonanlage,
bestehend aus Schwimmzylinder, Dock, Warteraum und Landungs-
brücke für den Donauhafen Silestria (Bulgarien). Sie ist für
derartige Arbeiten zu empfehlen. H. G o e ß i n g.
Zur Frage 241. Der Druckhöhenverlust h wird berechnet
nach der Formel von Weißbach
h =
2g
-4^
V = Geschwindigkeit, / = Länge der Leitung,
messer und Koeffizient X = 0,0144 + ^'^^^^
d = Rohrdurch-
Es ist V = -
0,0005
l = 0,0144 +
F 0,08'^ n
4
0,0095
= 0,1 m; damit wird
0,1
0,P
= 0,0444 und der Druckhöhenverlust h =
2700
2 ■ 9,81
0,0444
0.08
= 0,765 m.
P. N.
Slfzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig-
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerlcsam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf, besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der VeröffentKchung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
S" — tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Landesverwaltungen.
DeutscheVermessungstechnikerimKönigreich
Sachsen.
Vrs. u. Br.-A. : K. Kratz, Plauen, Vogtl., Moritzstr. 64.
Zu der am 1. Oktober d. J. in Zwickau veranstalteten
3. ordentlichen Hauptversammlung waren Vertreter und Mit-
glieder der Zweigvereine Sachsens ziemlich zahlreich erschienen.
Der Vormittag brachte der Versammlung einen historisch wie
wissenschaftlich gleich guten, äußerst interessanten Vortrag des
1. Vorsitzenden über: „Ein Beitrag zur Reform des Vermessungs-
wesens". Zu diesem Vortrag waren u. a. die Herren geprüft,
und verpfl. Feldmesser von Zwickau eingeladen, welche z. T.
auch erschienen waren. Daß die Abhandlungen des 1. Vor-
sitzenden mit großem Interesse von der Versammlung auf-
genommen wurden, davon zeugte am Schluß der ungeteilte
Beifall, welcher dem Redner gezollt worden ist. — Nachmittags
2 Uhr trat die Versammlung dann zu der eigentlichen Sitzung
zusammen. Punkt 1 der Tagesordnung: „Geschäftsbericht und
Verlesung der letzten Verhandlungs-Niederschrift" erledigt sich
ziemlich glatt. Zu Punkt 2: „Kassenbericht durch die Kassen-
revisoren, Entlastung des Kassierers und Beratung des Kosten-
anschlags für das Vereinsjahr 1911/12" ist zu berichten, daß
die Kassenverhältnisse zurzeit befriedigend sind, auf Antrag
der Kassenprüfer wird der Kassierer entlastet und die Kasse
richtig gesprochen. Punkt 3: „Beratung der rechtzeitig ein-
gegangenen Anträge". Ein Teil der eingegangenen Anträge hat
bereits durch den Gang der Geschäftsordnung Erledigung ge-
funden; in der Erwartung, daß die Interessengruppe des Deut-
schen Techniker-Verbandes den im abgelaufenen Vereinsjahr
geleisteten Zuschuß dem Landesverein der Verm.-Techn. im
Kgr. Sachsen auch weiter gewähre, wird der Jahresbeitrag in
der satzungsgemäßen Höhe wieder erhoben und die Sonder-
steuer in Wegfall gebracht. Punkt 4: „Neuwahl des Gesamt-
vorstandes und der Kassenrevisoren". Der neugewählte Gesamt-
vorstand setzt sich zusammen aus den Kollegen K. Kratz, Plauen,
als 1. Vorsitzender; Decher, Zwickau, als 1. Schriftführer;
O. Schierz, Chemnitz, als Kassierer. Die übrigen Vorstands-
mitglieder behalten ihre Aemter. Viel Anstrengung kostete es
der Versammlung, wenigstens den 1. Vorsitzenden wieder zu
gewinnen, weil er seinen berechtigten Wunsch um Abnahme
des Postens lange Zeit aufrecht hielt. Als Kassenrevisoren
wurden die Kollegen E. Müller, Chemnitz, und O. Jähser, Chem-
nitz, einstimmig neugewählt. Bei Punkt 5: „Verschiedenes"
wird beschlossen, die Statuten des Landesvereins sofort drucken
zu lassen, endlich wird zu Punkt 6: „Wahl des Ortes für die
nächste ordentliche Hauptversammlung" Plauen i. Voglt. ein-
stimmig gewählt. Die Plauenschen Kollegen versprachen schon
im voraus, für einen würdigen Verlauf der Tagung Sorge zu
tragen. Nach 6 Uhr Schluß der Versammlung.
Dezirksverwaltungen
Chemnitz. 1. Vrs.: O. Geßner, Gießerstraße 11. Br.-A.:
O. Geßner, Gießerstraße 11. — Wir laden hiermit unsere werten
Mitglieder zu dem diesjährigen, am 3. Dezember in sämtlichen
Räumen des Kaufmännischen Vereinshauses stattfindenden Be-
zirkstage ein und bitten um rege Beteiligung. Tageseinteilung:
Vormittags 11 Uhr: Eröffnung des Bezirkstages im Theatersaale
des Kaufmännischen Vereinshauses. 1. Begrüßung der Gäste
und Festteilnehmer durch den 1. Vorsitzenden. 2. Ansprachen.
3. Vortrag des Herrn Dr. Günther, Privat-Dozent an der
Universität Berlin. 4. Schlußwort. Anschließend hieran zwang-
loses Mittagsmahl in den unteren Räumen. Nachmittags 21/2 L'hr
geschäftliche Sitzung im Technikerzimmer. Während derselben
für die Damen und übrigen Teilnehmer Besichtigung des neu-
erbauten Rathauses. Sammeln um 272 Uhr im Kaufmännischen
Vereinshaus. Nachmittags 4 Uhr gesellschaftliche Zerstreuungen.
Dresden. Die Bezirksverwaltung Dresden veranstaltete am
5. November in Zittau ihren diesjährigen Herbstbezirkstag. Am
Vormittag sprach Herr Dr. Lassen, Berlin, im Hotel „Drei
Kronen" über: „Aus der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands".
In der Nachmittagssitzung im Hotel „Zum weißen Engel"
war eine reichhaltige Tagesordnung zu erledigen, von der als
Hauptpunkte neben den üblichen geschäftlichen Erörterungen
hervorzuheben sind: 1. das Referat des Herrn Pohlens,
Fachlehrer und Ingenieur, Dresden, über die Frage: Wie kann
sich der Techniker zum gewerblichen Fachlehrer ausbilden und
wie sind die Fortkommensaussichten? Zur Ausbildung ist unter
anderem erforderlich: Erweiterung der allgemeinen Bildung auf
wirtschaftlichem Gebiete, eine gute allgemeine technische Bil-
dung und gründliche Beherrschung des eigenen Faches. Sehr
zu empfehlen ist ferner der Besuch von Kursen über Methodik
des Unterrichts. — Folgende Entschließung wurde angenommen:
„Der Bezirkstag der Bezirksverwaltung Dresden des Deutschen
Techniker-Verbandes verfolgt mit größtem Interesse die weitere
Ausgestaltung aller Gebiete des Fach- und Fortbildungs-Schul-
wesens. Er erachtet zur weiteren Entwickelung des Fortbildungs-
unterrichtes es für wünschens- und erstrebenswert, daß auch in
Zukunft Nichtberufslehrer, wie z. B. Techniker, Ingenieure,
Architekten u. a. lehren und hauptamtlich sowie nebenamtlich
Verwendung finden und erbittet hierzu das fernere Wohlwollen
der Behörden. Insbesondere sieht er in der Errichtung päda-
gogischer Kurse den schnelleren Weg zur endlichen Erreichung
seiner Wünsche."
2. Bericht des Herrn Ingenieur Bock, Dresden, über den
augenblicklichen Stand der Privatbeamten-Pensions- und Hinter-
bliebenen-Versicherung. Die dem Reichstage vorliegende Ge-
setzesvorlage und die insbesondere vom Hauptausschusse ein-
gebrachten Abänderungsvorschläge besprechend, kam der Redner
zu dem Schlüsse, daß die jetzt zum Ausdrucke kommende Ab-
weisung der Wünsche des Hauptausschusses von selten der
Regierung und Reichstagsparteien mit der früheren Anerkennung
seiner gerechten Forderungen nicht in Einklang stehe. Die von
ihm eingebrachte Entschließung: „Der heute in Zittau im
„Weißen Engel" tagende Bezirkstag des Deutschen Techniker-
Verbandes erklärt: Die durch ihn vertretenen deutschen Tech-
752
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
fleft 47
niker erwarten, daß der zurzeit tagende Reichstag das Versiche-
rungsgesetz für Privatangestellte noch verabschiedet und dabei
die vom Hauptausschusse noch vorgebrachten Wünsche der
Angestellten auf alle Fälle berücksichtigt, insbesondere die
Wünsche zur Abänderung der §§ 9, 10, 367 bis 377", wurde
einstimmig angenommen. ,
3. Herr Baumeister Seidler, Dresden, berichtete über die
Denkschrift des Bundes deutscher Architekten. Redner betonte,
daß der von diesem Bunde angestrebte Titelschutz falsche Be-
dingungen voraussetze und stützte seine Behauptungen auf Ur-
teile berufener Fachleute auf diesem Gebiete. Nur wer bewiesen
habe, daß er die theoretischen und praktischen Kenntnisse und
Fähigkeiten besitze, soll berufen sein, einen Titel führen zu dürfen.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
'Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Samstag
abend im „Berliner Hof". — Samstag, 18. November, abends
8V4 Uhr, im großen Saale des „Berliner Hofes" Vortrag des
Herrn E. Lustig, Dortmund, über : „Techniker und
T e c h n i k". — Samstag, 25. November, abends 9 Uhr, Ver-
sammlung. Tagesordnung: Berichterstattung über den Bezirkstag
von den entsandten Vertretern. Verschiedenes. Wir ersuchen
die Mitglieder, besonders zu dem Vortrage recht .zahlreich zu
erscheinen und dem Verband fernstehende Kollegen einzuführen.
Hamburg. Hamburger Techniker-Verein v. 188 4.
E. V. Vors. u. Br.-Adr. : F. Reitz, Mendelssohnstr. 26. Tagesord-
nung der Versammlung v. 21. Nov. im Vereinslokal, Gr. Allee 55.
1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Technische Fragen. 3. Ver-
schiedenes. 4. Abliefern der Sammelhefte für das Konto S. Die
Mitglieder werden gebeten, die für das 4. Quartal noch rückstän-
digen Beiträge an Koll. Fischer, Lehmweg 1 oder an die Volksbank
einzuzahlen.
München. Techniker-Verein. Sonntag, 19. Nov.:
Besichtigung der gewerblichen Anlagen des Konsumvereins Send-
ling. Treffpunkt: 10 Uhr beim Eingang an der Boschetsrieder
Straße. — Dienstag, 21. Nov.: Vortragsabend im Vereinslokal.
Das Thema wird noch durch die Presse bekannt gegeben.
Stettin. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Rud.
GoUe, Ingenieur, Pionierstraße 4IIL — Unseren Mitgliedern zur
Kenntnis, daß von den Vorstehern der Kaufmannschaft zu Stettin
und dem Verein der Industriellen Pommerns die Fortbildungs-
kurse über: 1. Bilanzwesen, 2. Wechsel- und Scheckrecht und
3. Vorträge des Handelsverkehrs veranstaltet werden. — Die
Fortbildungskurse finden in der Zeit von 8V4 bis 91/4 Uhr abends
in den Sälen der Börse, Frauenstraße 30, statt. Der Preis
beträgt pro Kurs 2 M; Karten sind in der Buchdruckerei
H. Savern, Kleine Domstraße 1, zu haben. — Ausführliche Pro-
gramme liegen im Vereinslokal Restaurant „Neubauer", Pölitzer
Straße 14, aus.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „M o t i v", Bauhütte Dresden. Mittwoch,
29. November 1911, Vortrag des Herrn Generalsekretär Döh-
ring- Dresden : Was uns die Bodenreform lehrt.
Um guten Besuch und Einführung von Gästen wird höflichst
gebeten. Die Herren Vorstands- und Ausschußmitglieder werden
dringend gebeten, ihre Rechnungen über die im laufenden Ver-
einsjahr gehabten Auslagen bis spätestens zum 5. Dezember 1911
beim Kassierer einzureichen.
iTechnikerinderlndustrie.
München. Maschinen - und Elektrotechnischer
Verein. Dienstag, 5. Dezember, abends 8 Uhr, findet im
Vereinslokal Hotel Reichshof, Sonnenstraße, unsere General-
versammlnug mit Vorstandswahlen statt. Um zahlreiches Er-
scheinen der Mitglieder wird ersucht.
Gemeindetechniker.
Berlin. Vereinigung städtischer Architekten,
Ingenieure und Techniker. Vrs. u. Br.-A. : M. Tom-
brink, Berlin NO. 55, Elbinger Straße 39. — Die Monatsversamm-
lung findet am Sonnabend, 25. November 1911, 8V2 'Jhr abends,
im Architektenhaus, Wilhelmstraße 92, statt. Tagesordnung:
1. Geschäftliches. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht über
die Verhandlungen mit der „Vereinigung der Stadt-Bauassistenten
Berlins". 3. Beschlußfassung über den Antrag auf Einsetzung
einer Kommission zur Aufstellung einer Statistik. 4. Bildung
der Kommission zur Vorbereitung der Vorstandswahlen. 5. Ver-
schiedenes. Anschließend geselliges Beisammensein. Aus Anlaß
der im Dezember stattfindenden Generalversammlung und des
dazu erforderlichen Kassenberichtes ist es dringend notwendig,
daß sämtliche rückständigen Vereinsbeiträge bis spätestens zur
obigen Versammlung von den Herren Vertrauensmännern und
Kollegen an den Kollegen Herrn E. Gädicke, NO. 55, Chodo-
wieckistraße 7, abgeführt sind.
Am 2. ds. Mts. verschied nach schwerem Leiden unser
Mitglied
Herr Bautechniker P.Jos. Bock.
In dem Verstorbenen verlieren wir einen treuen Kollegen,
dessen Andenken wir in Ehren halten werden.
Technischer Verein Cöln
I.A.: B 0 1 1 e n , Vorsitzender.
Bezirksverwaltung Niedersachsen.
Am 6. November verschied im 34. Lebensjahr der Ver-
treter der Einzel mitglieder des Bezirks Hannover
Herr Bauassistent Fritz Bendeis
Die Bezirks-Verwaltung verliert in ihm ein eifriges Mit-
glied imd Förderer der Interessen des Techniker-Standes, dem
das Wohl seiner Kollegen stets am Herzen lag.
Ehre seinem Angedenken!
Der Vorstand.
Nur für die Mitglieder des Deutschen Techniker-Verbandes
Wie in früheren, so sind wir auch in diesem Jahre durch einen
größeren Abschluß in der Lage, unseren Mitgliedern eine Anzahl
Bücher als
== Weihnachts- Prämien ==
anbieten zu können. Wir bitten, von dieser außerordentlich günstigen
Gelegenheit recht baldigen und ausgiebigen Gebrauch zu machen,
da unsere Vorräte schnell geräumt sein dürften.
1. Fritz Reuters Werke. (Neue reich- und bestillustrierte Jubiläums-
Ausgabe in zwei Prachtbänden. Gesamtpreis 3 M einschl. Porto.)
2. Arndt. Hoffmann von Fallersleben. (Jedes dieser Werke in zwei
Prachtbänden. 3 IVJ einschl. Porto.)
3. Jagden und Abenteuer aus allen Zonen. (3 IVl einschl. Porto.)
4. Götter und Heldensagen der Germanen. (3 M einschl. Porto.)
5. Tausend und eine Nacht. (Neuausgewälte Sammlung der inter.
arabischen, türkischen, chinesischen und indischen Märchen
3 M einschl. Porto.)
6. Dr. Bock — Das Buch vom gesunden und kranken Menschen.
(600 Seiten Lexikonformat und mehr als 300 Illustrationen.
3 IVl einschl. Porto.)
7. Für frohe Kreise. Ausgabe 1912. (Musikalbum der besten
neuest. Schlager, Opern, Operetten usw. 2.50 M einschl. Porto.)
8. Im Fluge durch die Welt. (250 photogr. Aufnahmen aus allen
5 Erdteilen. 3.50 M einschl. Porto.)
9. Universal-Handatlas von Dr. A. Berg. (52 Haupt- u. 100 Neben-
karten. 3.50 M einschl. Porto.)
10. Das große Bisniarckbuch. (Leben und Wirken des ersten Dtscli.
Reichskanzlers. 810 Seiten stark, illustr. u. eleg. geb. 5.50 M
einschl. Porto.)
Alle Werke sind gegen vorherige Einsendung des Betrages durch das Verbandsbüro, Berlin SW., Markgrafenstr.94, zu beziehen.
Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 48 schriftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 25. Novcmber 1911
lahalt: Die deutschen Techniker - Die gebräuchlichen Schienenschweißverfahren - Die sächsisch-böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft - Wirtschaft und Leben -
Soziale Bewegung — Standesbewegung — Briefkasten - Sitzungskalender
Die deutschen Techniker*)
Sozialpolitische Ergebnisse der Verbandsstatistik
yon Privatdozent Dr. A. GÜNTHER.
Im Anschluß an die allgemein-soziologischen Fragen
des Technikerstandes wurde die Vorbildung einer
um so eingehenderen Untersuchung gewürdigt, als gerade
dieser Punkt den unmittelbaren Anlaß zur Erhebung ge-
boten hatte. Drei Gesichtspunkte: Allgemeine Vorbil-
dung, berufliche Vorbildung und Praxis und Kosten dieser
letzten geben die Gliederung dieser Untersuchung, aus
der hier nur einige besondere wichtige Ergebnisse heraus-
gehoben werden können, ab.
,Was die allgemeine Vorbildung anbelangt,
so schwankt der Prozentsatz der Techniker, die nur
eine Vplks- oder Bürgerschule besucht haben, in den —
unter Einbeziehung der Selbständigen mit und ohne tech-
nische Angestellte — acht Berufsgruppen zwischen etwas
unter der Hälfte und fast genau -/s- Im Baugewerbe ist
dieser Satz der höchste, wesentlich niedriger in der In-
dustrie, am niedrigsten bei den Gemeindebamten und
den Selbständigen mit technischen Angestellten. Es ist
natürlich nicht möglich, aus diesem Resultat verallgemei-
nernde Schlüsse abzuleiten.
Die Angestellten, welche das Einjährigen-Zeugnis auf
der Schule erworben haben, machen zwischen Vio (Bau-
techniker) und über (Selbständige) aus. Hier gilt das
eben Gesagte gleichermaßen. Maßgebend ist, daß die
Abschlußprüfung an der Baugewerkschule noch nicht die
Einjährigenberechtigung verleiht, so daß für die Mehrzahl
der Mittelschultechniker eine Möglichkeit, jene zu erlangen,
nur in beschränktem Maße besteht. — Recht selten scheint
die Anwendung des sog. „Kunstparagraphen" zu sein, nur
22 Techniker haben ihm die Einjährigen-Berechtigung zu
verdanken.
Viel wichtiger ist für unsere Zwecke die fachliche
Ausbildung, die 118 Fälle von Hochschulstudium, das
zumeist in der Eigenschaft des Hospitanten oder Gastteil-
nehmers erfolgte, treten allerdings gegenüber dem F a c h -
Schulunterricht zurück, bezeugen aber immerhin
ein reges Streben, erworbene Kenntnisse weiter zu ver-
tiefen. Im Mittelpunkt steht die Baugewerkschule
bezw. für Industrietechniker ihre maschinentech-
nische Abteilung. Fast aller Bautechniker, -/^
bis V? der Staats- und Qemeindeangestellten und -Beamten,
V2 bis 2/3 der Selbständigen, aber weniger als Vi der
Industrietechniker sind durch sie hindurchgegangen. Bei
diesen letzten überwiegt das Technikum mit über Vs der
Fälle und die Maschinenbauschule mit fast V*, daneben
sind sehr zahlreiche Spezialschulen besucht worden. Der
") Fortsetzung aus Heft -17.
Selbstunterricht findet sich selten (von der Gesamtheit
2,660/0).
Prüfungen kommen sehr mannigfache in Betraclit.
Eine fachliche Abschlußprüfung irgendwelcher Art
bestanden nicht viel weniger als */5 der Gesamtzahl,
gewiß ein sehr gutes Ergebnis. Im einzelnen kommen
Meisterprüfungen, zahlreiche Spezialexamen, sowie recht
häufig (bei 227 Technikern) die sächsische Baumeister-
prüfung in Frage.
Im Zusammenhang damit steht der erlernte Beruf.
Es haben als Schlosser 12,77o/o, als Maschinenbauer und
Schlosser 10,13o/o, als Maurer 39,99o/o, als Zimmerer 16,64"o
gelernt. Die imeisten übrigen entfallen auf Spezialbranchen
des Maschinenbaues und des Baugewerbes (insbes. Stein-
metzen, Landmesser). Besonders wichtig ist es, fest-
zuhalten, daß diese praktische Schulung der jungen Tech-
niker vielfach zugleich eine sozialpolitische Schulung
in sich schließt, viele waren während ihrer Lehrzeit in
den Arbeiter-Gewerkschaften organisiert.
Noch interessiert die Zahl der zurückgelegten Se-
mester, die für die wichtigsten Schulen im einzelnen
nachgewiesen wurde. Der viersemestrige Schulbesuch ist
in fast Vö der Fälle vertreten.
Anschließend wurde noch die Kostenfrage be-
handelt. Leider sind hier die Auskünfte recht lückenhaft,
im allgemeinen zeigen sie doch, daß man diese Kosten
bisher (wohl auch auf Grund der Jäckelschen Statistik)
zu unterschätzen geneigt war. Soweit Angaben vorliegen,
hatten der Techniker mit Kosten für die praktische
Erlernung ihres Berufes zu rechnen; Vi der bekannten
Fälle bleiben unter 500 M, 12 0/0 zwischen 500 und 1000 M,
I60/0 zwischen 1000 und 3000 M. Nicht selten sind An-
gaben noch weit höherer Kosten, indessen muß man hier
immerhin mit gelegentlichen Mißverständnissen rechnen,
so daß diese Fälle wohl besser ausscheiden.
Im übrigen leitet gerade dieser Punkt, der einen Bei-
trag zu den Gestehungskosten der Ware Ar-
beit im Technikerstand bildet, von selbst zu jenem
großen Problem über, das als Einkommensfrage
den Zentralpunkt aller sozialstatistischen und sozialpoli-
tischen Studien über eine Arbeitnehmerschicht zu bilden
und uns nun in den Ergebnissen dieser Erhebung
näher zu beschäftigen hat.
//. Das Einkominensproblem.
Vor allem gilt es zu prüfen, ob die in der Volkswirt-
schaftslehre heute wohl allgemein anerkannten Preis-
754
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 48
bestimmungsgründe für die Arbeit auch hier zu-
treffen oder aber ob jene Verfechter eines patriarchalischen
Herrschaftsprinzips Recht behalten, die den Entgelt durch
eine künstlich-autonome Lohnpolitik festgestellt sehen
wollen. Es muß ausgesprochen werden, daß vieles, was
uns von den Anfängen der sozialen Arbeiterfrage
wohl bekannt ist, in der Angestellten frage neu und
doch wesensgleich zum Leben erwacht. Was Lasaile als
ehernes Lohngesetz prägte: Die Bedingtheit des Lohnes
diaxh das Existenzminimum, für die gelernte Arbeiter-
schaft ist es zum guten Teile — gleichmäßig dank der ge-
werkschaftlichen Organisationen und dank der sozialen Ge-
setzgebung — ausgeschaltet oder wenigstens gemildert.
,Wie steht es um den Techniker? Manche Anzeichen
deuten darauf hin, daß ein oft grenzenloses Angebot den
Arbeitsmarkt verdorben und daß die Unternehmungen viel-
fach rücksichts- und vorbedachtlos sich die für sie gün-
stigen Marktverhältnisse zu Nutze gemacht haben.
Das Einkommen hängt nun nicht allein von wirt-
schaftlichen Faktoren, sondern auch von biologischen und
schließlich psychologischen ab. Es liegt auf der Hand,
daß Alter (Berufsalter), vielleicht der Eami'ienr.tand, daß
schließlich auch die größere oder geringere Bedürfnis-
losigkeit bei der Gestaltung des Einkommens in die Wag-
schale fallen kann. Dabei spielt dann die Stellung im
Berufe, die Länge der Arbeitszeit, die geographische Lage
des Bezirks (ob Industriebezirk, ob zahlreiche Schulen das
Angebot mehren usw.), nicht zum wenigsten die Größe
des Ortes eine Rolle. Auf keinem Gebiet wird man sich
mehr vor falschen Verallgemeinerungen zu hüten haben
als hier. All diese Besonderheiten, die durch solche in
der Person des einzelnen begründete, rein individuelle
gelegentlich noch vermehrt werden können, dürfen nun
aber über die eine so sehr v/ichtige Tatsache nicht hinweg-
täuschen, daß im großen und ganzen die Einkommens-
verhältnisse der technischen Angestellten durch einen t'.ef-
greifenden Nivellierungsprozeß bestimmt werden,
der wohl stärker als alle die genannten Kausalreihen wirkt
und der letzten Endes gleichmäßig in dem Ueberangebot
der Arbeitskräfte und in den betriebstechnischen Eigen-
arten der Arbeitsteilung und Spezialisierung gründet. Im
Baugewerbe mit seiner weniger großgewei blichen Struktur
mag das erstere, in der Industrie das letzte Moment
stärker zu betonen sein. Haben Arbeitsteilung und
Spezialisierung (von Ausnahmen abgesehen) zuerst
beim ungelernten Arbeiter begonnen, um sich dann der
gelernten Arbeiterschaft zu bemächtigen, heute haben sie
auf die Angestelllenkreise (auch die kaufmännischen) über-
gegriffen. Jene oben erwähnte bedeutsame Verschie-
bung in dem zahlenmäßigen Verhältnis von Angestell-
ten und Arbeiter, die durch die Berufs- und Betriebs-
zählungen erwiesen wird und für 1Q07 gegenüber 1882
fast eine Vervierfachung der auf die gleiche Anzahl Ar-
beiter treffenden Zahl von Angestellten bedeutet, — sie
ist eines der äußerlichen, zahlenmäßig erfaßbaren Symp-
tome dieses Prozesses; ein Blick in die Kontore und
Bureaus der großen Unternehmungen zeigt dasselbe Bild.
Von den bisherigen Ermittlungen über das Einkommen
im Technikerstande waren jene des Bureaus für Sozial-
politik (Jäckel) und jene des Deutschen Techniker-Ver-
bandes 1Q07 auf bestimmte Kategorien beschränkt: In
beiden Fällen handelte es sich um die Industrie, in ersterem
trat noch eine Beschränkung auf Qroß-Berlin ein, für das
allerdings ein sehr wertvolles, erschöpfendes Ergebnis er-
zielt wurde. Zwei andere Erhebungen, wiederum des
Techniker-Verbandes, dann des Reichsamts des Innern
liegen nun fast ein Jahrzehnt zurück (1903), beide würdigen
das Einkommensproblem auch nur im allgemeinen. Trotz-
dem ist in vorliegender Arbeit wiederholt zu Vergleichs-
zwecken auf die — wie vornehmlich auch auf die erst-
genannten Statistiken — zurückgegriffen, es ist aber auch
der Vorbehalt nicht vergessen worden, daß solche Ver-
gleiche, da es sich ja nicht um dieselben sozialen Massen
handelt, nur sehr bedingt Wert haben.
Gewisse Gleichmäßigkeiten sind immerhin vorhanden,
wenn auch sehr zahlreiche Verschiedenheiten in der Ent-
wicklung der Reihen den gemachten Vorbehalt sehr nach-
drücklich unterstreichen lassen. Vielleicht kann man nega-
tiv wenigstens sagen, daß von einer mcfi^üchen Verbesse-
rung in den Einkommensverhältnissen seit 1903 nicht wohl
die Rede sein kann.
Einkommen,*) Alter und Familienstand
wai- die erste Kombination, die durchgeführt wurde, wobei
allerdings zeitweilig eine Beschränkung auf die Privat-,
angestellten des Baugewerbes und der Industrie eintrat.
Wir rekapitulieren hier, daß der größte Bruchteil der 16-
bis 25-jährigen Bautechniker (2/5) zwischen 1200 und 1800M'
verdient, daß dieselben - 5 der 25- bis 30-Jährigen in die
Klasse 1800 bis 2100 M eingerückt sind, daß ferner die
30- bis 35-Jährigen zu nahezu je Vio bei 800 bis 2400 und
2400 bis 3000 M anzutreffen sind. Entsprechend drängt
sich das Hauptkontingent der 35 bis 40 und 40 bis
50 Jahre alten bei 2400 bis 3000 bezw. 3000 bis 3600 M
zusammen. Sehr bezeichnend ist der Rückgang bei dem
Alter über 50 Jahre, wo relativ die meisten nur 1800 bis
2400 M einnehmen. Gemäß sind auch die höheren Gehalts-
klassen nicht schlecht besetzt, aber auf die unteren Stufen
bis einschließlich 2400 M entfallen fast 44oo, und dieser
hohe Bruchteil wird nur noch von den beiden jüngsten
Altersklassen übertroffen.
Die Lage der Industrietechniker ist günstiger. Aller-
dings verweilt das Alter von unter 25 Jahren ebenfalls
zum größten Teil in den Klassen 1200 bis 1800 M und
bei den 25- bis 30-Jährigen herrschen annähernd ähn-
liche Verhältnisse wie im Baugewerbe, aber die Besetzung
der 2400- bis 3000-M-Klasse durch die 30- bis 35-Jährigen
ist weit stärker und ein gleiches gilt für die 35- bis 40-
Jährigen und die Klasse 3000 bis 3600 M. Ferner ist
der Prozentsatz der schlechten Einkommen bei den älteren
Technikern wesentlich geringer.
Im ganzen kann man nach diesen sehr allgemein ge-
haltenen Zahlen wohl ein steigendes Einkommen mit
steigendem Alter annehmen, aber nur innerhalb der omi-
nösen Altersgrenze, die für den technischen Angestellten-
stand bei 50 Jahren liegen mag.
Es sei gleich in diesem Zusammenhang der Be-
ziehungen zwischen Gehalt**) und Berufsalter gedacht,
die sich in der gleichen Richtung bewegen müssen, immer-
hin aber deshalb besonders hervorzuheben sind, weil das
Berufsaher kein feststehender, sondern ein im Laufe der
Jahre schwankender Faktor ist. Es sei hier der aus-
drücklichen, im I. Teil der Arbeit niedergelegten Wahr-
nehmung gedacht, daß — jedenfalls infolge der immer
steigenden Anforderungen an die theoretische und prak-
tische Ausbildung — der Eintritt in die erste bezahlte
Stellung immer weiter hinausgeschoben wird, was natürlich
mit einer Steigerung der „Produktionskosten der Arbeit"
Hand in Hand geht. Ein Resümee aus dem Abschnitt
„Berufsalter und Gehalt" wird vielleicht zweck-
*) Hierauf müssen wir uns hier beschränken. Für die Frage
des Anfangsgehalts ist der einschlägige Abschnitt der
Arbeit selbst heranzuziehen.
**) Aus Erwägungen, die in dem betreffenden Abschnitt
näher bezeichnet sind, wurde für diese Gegenüberstellung nicht
das Einkommen, sondern das Gehalt gewählt.
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
755
mäßig die Bewegung der „mittleren" Gehälter zwischen 100
und 200 M, der „besseren" zwischen 200 und 300 und der
guten" über 300 M durch die Berufsalters-Jahrgänge zii-
rückverfolgen. Dabei soll eine Beschränkung auf die
gleichmäßigeren Verhältnisse in der Industrie erfolgen.
Bis zum dritten Berufsjahr zurück steigen die Prozent-
sätze der als „bessere" bezeichneten Gehaltsklassen
(\-on 54 auf 92o/o, von 6,6 auf 7,5%). Die Zunahme der
,, besseren" Gehälter bleibt dann konstant bis zum 10. Be-
rufsjahr, von hier nach rückwärts sind die Berufsjahre
zu Gruppen von je fünf zusammengefaßt; nachdem für
das 11. bis 15. Berufsjahr noch eine Verbesserung der
Zahl der besseren Gehälter wahrzunehmen war, die mit fast
Vio ihren höchsten Stand erreichte, sinkt vom 16. bis 25. Be-
rufsjahre der Satz dieser Gehaltsstufe bis 58o/o herab.
Die Verhältnisse der nächstzurückliegenden fünf Jahre sind
anscheinend vereinzelter Natur (der Prozentsatz der besse-
ren Gehälter sinkt bis 17o/o), während die noch weiter
zurückliegenden Jahre Vs bis der jeweiligen Gesamt-
zahl verzeichnen.
Demgegenüber sinkt nach dem dritten Berufsjahr die
Skala der „mittleren" Gehälter von 100 bis 200 M, die
schlechten, unter 100 M, müssen hier, weil weniger typisch,
ausscheiden. Dieses Herabgehen, das mit weniger als 5o,o
beim 20. bis 25. Berufsjahr den Tiefstand erreicht, endet
dann plötzlich in den noch weiter zurückliegenden Be-
rufsjahren. Wenn wir die 25 o/o, welche diese mittleren" —
besser gesagt geringen — Gehälter bei den ältesten
Jahrgängen erreichen, auch als eine infolge zu kleiner
Zahlen nicht charakteristische Ausnahmeerscheinung be-
trachten, so muß es doch auffallen, daß 10 bis 12o/o der
Techniker, die seit 1870/85 in der Industrie stehen, weniger
als 200 M Gehalt haben. Jene äußerst bedenkliche Alters-
grenze begegnet uns wieder.
Die „guten" Gehälter endhch über 300 M sind erst
vom vierten Berufs jähr an (hier in Stärke von 2,2 o/o) an-
zutreffen. Mit geringen Schwankungen steigt der Bruch-
teil zwar, aber doch so langsam, daß erst vom 10. Berufs-
jahr rückwärts mehr als 10 o/o ider Industrieangestellten über
diesen Gehalt verfügen. Vom 15. Berufs jähr an steigt
die Zahl rasch auf Vi und über Vs- die Verhältnisse der
1880/81 in Praxis Getretenen — fast V4 haben hier einen
Gehalt von über 300 M — sind ebenso wenig typisch
w'ie die oben angeführten Fälle. Die ältesten Jahrgänge,
über 1869 hinaus, zeigen gute Gehälter wieder in Vi
der Fälle.
Damit ist allerdings das Steigen des Gehaltes mit
dem Berufsalter dargetan. Die Entwicklung ist aber nicht
selten unterbrochen oder jedenfalls verlangsamt, so daß
von einer Stetigkeit wohl nicht gesprochen werden
kann. In noch geringeren iVlaßen trifft dies für das
Baugewerbe zu. —
Zum Thema: F a m i I i e n s t a n d und Einkommen
bezw. Gehalt mögen hier einige gleichfalls zusammen-
fassende Bemerkungen folgen. Das Einkommen zwischen
2400 bis 2700 M läßt im Baugewerbe die Zahl der Ver-
heirateten zum ersten Male von der Zahl der Ledigen
erreicht werden. In der Industrie tritt die gleiche Ver-
schiebung im Verhältnis von Ledigen und Verheirateten
schon eine Einkommenklasse früher, also bei 2100 bis
2400 M, ein und zwar übertrifft hier bereits die Zahl der
Verheirateten die der Ledigen. Zusammengenommen mit
anderen Momenten tut dies gewiß die günstigere Situation
in der Industrie dar. (Fortsetzung folgt).
Die gebräuchlichen Schienenschweißverfahren
Von Dipl.-Ing. FEURER, Frankfurt a. M.
(Schluß.)
Ein weiteres Verfahren, das neben dem Goldschmidt-
schen für die Schweißung von Schienen noch inbetracht
kommt, ist das „elektrischeSchweiß verfahre n",
wie es zurzeit von der Accumulatoren-Fabrik, Aktiengesell-
schaft, Abteilung für elektrische Schienenschweißung, Ber-
lin, angewendet wird. Man unterscheidet wieder zwei
Unterverfahren und zwar die Widerstandsschweißung und
die Lichtbogenschweißung. Von praktischer Bedeutung
ist jedoch nur die Lichtbogenschweißung, wie sie seit dem
Jahre 1Q04 von obengenannter Firma bei Schienenschweiß-
ungen ausgeführt wird, da mit der Widerstandsschweißung
keine befriedigenden Resultate erzielt wurden.
Bevor auf das eigentliche Anwendungsverfahren näher
eingegangen wird, sei [zunächst das Prinzip der Lichtbogen-
schweißung tnit Hilfe eines allgemein bekannten Vorgangs
näher erläutert. Bringt iman in den Schließungskreis eines
elektrischen Stromes zwei Kohlenstäbe miteinander in Ver-
bindung, so erwärmen sie sich an der Berührungsstelle.
Bei genügend hoher Spannung und daraus hervorgerufener
großer Stromstärke steigt die Temperatur bis zur Weiß-
glühhitze, wodurch eine lebhafte Lichtentwickelung statt-
findet. Entfernt man nun die beiden Stäbe voneinander,
so wird die Lichtwirkung stärker, indem sich zwischen
denselben eine leuchtende Brücke, der sogenannte Licht-
bogen bildet, eine Erscheinung, die ihre praktische An-
wendung in der Bogenlampe gefunden hat. Dieser
elektrische Lichtbogen ist nichts anderes als ein Strom
glühender Kohledämpfe, welche den Uebergang des elek-
trischen Stromes von einer Kohle zur anderen vermitteln
und einen kontinuierlichen Funkenstrom von intensivem
Glänze bilden. Die Temperatur des Lichtbogens ist dem-
nach eine so enorm hohe, (ca. 3500*) C), daß sich die
Kohle verflüchtigt.
Ersetzt man nun den einen Kohlenstab durch ein zu
schweißendes Werkstück, so ist man imstande, zwischen
diesern als dem einen Pol und dem Kohlenstift als dem
anderen Pol einen Lichtbogen zu erzeugen. Infolge der
enorm hohen Temperatur schmilzt naturgemäß das Eisen
an der von dem Lichtbogen getroffenen Fläche schon
nach sehr kurzer Zeit. Durch geschickte Handhabung
des Lichtbogens wird gleichzeitig mit dem Schmelzen des
Werkstücks auch die entsprechende Fläche des anzu-
schweißenden Metallstücks flüssig gemacht und so mit
dem geschmolzenen Material des Werkstücks durch Zusatz
und Niederschmelzen weiteren Materials in innigste Ver-
bindung gebracht. In WirkHchkeit werden also die zu
verbindenden Metallstücke, in diesem Falle die beiden
aneinanderstoßenden Schienen nicht in dem sonst üblichen
Sinne zusammengeschweißt, sondern zusammengeschmol-
Abb. 7
zen. ITokale Verbrennungen des Materials kommen wegen
der ausreichenden Wärmeableitung nicht vor.
Wie allgemein bekannt sein dürfte, bildet sich bei der
Gleichstrombogenlampe an der positiven Kohle eine krater-
förmigc Vertiefung, während sich die negative zuspitzt.
Diese Erscheinung hat man bei der elektrischen Schweißung
insofern praktisch verwertet, daß man den Kohlenstab
mit dem negativen Pol, den Schienenkopf hingegen mit
dem positiven Pol verbindet, wodurch eine wesentlich
bessere Schmelzung des Eisens erreicht wird wie bei um-
gekehrter Anordnung der beiden Pole.
Die zur Lichtbogenbildung erforderliche Energie wird
durch einen 50 P. S. Rosenberg-Dynamo in einem Spezial-
wagen erzeugt. Die heute übliche zur Schweißung ver-
wendete Stromstärke beträgt bei 60 Volt Betriebsspannung
rund 400 Ampere, wobei die erreichte Verflüssigungstiefc
etwa 2 mm beträgt. Die durch obige Stromstärke ent-
wickelte Wärmemenge beträgt pro Sekunde etwa 5,8 Kilo-
grammkalorien, d. h. eine Wärmemenge, die in der Minute
etwa 9 kg Eisen zum Schmelzen bringen würde. Je nach
den örtlichen Verhältnissen ist der Antrieb der Dynamo-
maschine ein verschiedener. Steht Strom aus der Ober-
leitung zur Verfügung, was wohl meistens der Fall sein
wird, so wird die Dynamo direkt mit einem Nebenschluß-
motor für 500 bis 600 Volt Betriebsspannung gekuppelt.
Andernfalls wird ein schneilaufender, mehrzylindrischer
Explosionsmotor, ebenfalls in direkter Kuppelung ver-
wendet.
Einzelne Mißstände, die sich anfangs bei der direkten
Stromentnahme aus der Straßenbahnleitung geltend
machten, sind durch die Wirkungsweise der Rosenberg-
Dynamo vollständig beseitigt, wodurch auch die früher auf
einem besonderen Wagen mitgeführte und zur Maschine
parallel gekuppelte Akkumulatorenbatterie gänzlich in Weg-
fall kam. Durch die Berührung der Kohle mit dem Werk-
stück zur Erzeugung des Lichtbogens, sowie die ver-
schiedenartige Längen und das öftere Abreißen des letzteren
entstanden nämlich bei konstanter Klemmspannung ganz
bedeutende Schwankungen in der Stromstärke, die sowohl
am Transformerapparat wie auch im Netz sehr lästig emp-
funden wurden und zu deren Beseitigung die Vorschaltung
von Widerständen, Einschalten von Schmelzsicherungen
usw. erforderlich wurden. Allen diesen Unzuträglichkeiten
wurde durch Einführung obiger Dynamokonstruktion be-
gegnet, wodurch die ganze Anlage an Einfachheit und
Uebersichtlichkeit wesentlich gewonnen hat.
Zur Charakteristik der Rosenberg-Dynamo sei bemerkt,
daß mit Hilfe der vorgesehenen Kurzschlußbürsten bei
plötzlich ansteigender Stromstärke ein starker Abfall der
Spannung erreicht wird. Die Leistung der Maschine sinkt
dann momentan noch erheblich unter den Normalwert
und entlastet den Antriebmotor. Selbst ein Kurzschluß
ist für Transformer und Netz gänzlich gefahrlos.
Bei der Ausführung von Schweißungen wird im all-
gemeinen wechselseitig in !zwei Kolonnen gearbeitet. Wäh-
rend der gleisspurige Arbeitswagen nachgeführt wird,
rücken zwei mit dem Schaltbrett durch Kabel verbundene
Schweißzelte auf der Strecke vor. Geht die Mannschaft
mit dem einen Zelt voran und bereitet ihre Arbeit vor,
so schweißt die Mannschaft in dem anderen und umgekehrt.
(Siehe Abb. 7.)
Die Bildung einer Schweißstelle selbst geschieht in
wenigen Minuten. Einer der beiden Arbeiter zieht mit
einer verhältnismäßig dünnen und schließlich ganz in helle
Rotglut geratene Kohle an der Schweißstelle einen Licht-
bogen und bringt die zu schweißenden Flächen in Fluß,
während durch den anderen Arbeiter das erforderliche
Zusatzmaterial in Form kleiner Stahlstücke oder in Form
allmählich vorgeschobener Stangen, die lötzinnähniich ab-
schmelzen, beigegeben wird. Die Arbeiter sind hierbei
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
757
Abb. 8
durch Blenden mit rotem Glaseinsatz gegen das blendende
Licht und die für die Augen höchst schädlichen ultra-
violetten Strahlen geschützt. (Siehe Abb. 8 u. 9.)
Hinsichtlich der Form und Ausführung unterscheidet
man zwei Arten, nämlich die Stumpfschweißung und die
Laschenschweißung. Die Laschenschweißung empfiehlt
sich besonders bei bereits verlegten und mit Laschen
versehenen Schienen, während bei Verlegung von neuen
Gleisen zweckmäßiger die Stumpfschweißung zur An-
wendung gelangt, da die Beschaffung neuer Laschen
die Kosten erheblich vergrößern würde.
Die „Stumpfschweißung" von Schienen geschieht der-
art, daß Kopf und Fuß getrennt für sich miteinander
verschweißt werden, während der Steg nicht verschweißt
wird. Im besonderen gestaltet sich die Ausführung der
Schweißung folgendermaßen: Um das Ablaufen des ver-
flüssigten oder neu hinzugefügten Materials zu verhindern,
werden zunächst rechts und links des Schrenenkopfs
Formen aus Temperguß angelegt und durch passend be-
lastete Hebelklinken in ihrer Stellung festgehalten. (Siehe
Abb. 10.) Nunmehr wird der Schienenkopf mittels des Licht-
bogens bis zum Steg durchgeschmolzen, wobei das ab-
fHeßende Material in den unteren Teil der Form fließt,
und dann beginnt das Zuschmelzen des vorher aus-
geschmolzenen Zwischenraums unter vorsichtigem Zusatz
von neuem Material. ' Das Stück wird völlig homogen,
da etwa während der Schweißung sich bildende Schlacken
infolge ihres geringen spezifischen Gewichts nach oben
schwimmen und dann ebenso wie der durch den Hohl-
raum der angesetzten Form gebildete Wulst durch die
Schleifmaschine beseitigt werden. Das zugefügte Neu-
material wird so ausgewählt bezw. durch direkten Zusatz
von Kohle zum geschmolzenen Eisen so hergerichtet, daß
es nach vollendeter Schweißung in Härte und Elastizität
dem Material- des Schienenkopfes vollkommen entspricht,
wie die vorgenommenen Härteproben an den Schweiß-
stellen mittels des Kugelsprungapparates ergeben. Freilich
war hierzu auch längeres Studium und eine Reihe von
Versuchen nötig, um diese günstigen Erfolge zu erzielen.
Um ein Zuschmelzen der Schienenrille zu vermeiden, wird
vorher in dieselbe ein Kohlestück eingelegt.
In ähnlicher Weise geht, wie aus Abb. 10 ersichtlich,
die Schweißung des Schienenfußes vor sich, wobei unter
Abb. 9.
758
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1011
Heft 48
Abb. 10
den Fuß eine Platte gelegt wird, die mit der Schiene
zusammengeschweißt wird. Durch die angeschweißte
Platte wird der Querschnitt am Stoß wesentlich ver-
größert und bildet so eine bedeutende Verstärkung der
Schweißstelle.
Wie schon oben gesagt, handelt es sich bei der
„Laschenschweißung" hauptsächlich um die Schweißung
von bereits verlegten und schon mit Laschen versehenen
Stößen. Ausnahmsweise wird die Laschenschweißung auch
bei der Verlegung neuer Gleise angewendet, sofern alte
und bereits gebrauchte Laschen vorhanden sind und die
alsdann unbedenklich zur Schweißung verwendet werden
können. Die Laschenschweißung wird in der Weise aus-
geführt, daß die beiden Schienenenden" mit den beiden
angelaschten Laschen an drei Stellen — in der Mitte
und den beiden Enden — verschweißt werden, und zwar
sowohl am Kopfe wie am Fuße, so daß im ganzen
12 Schweißstellen entstehen, sechs an jeder Lasche. (Vergl.
Abb. 11.)
Durch diese große Zahl der Schweißstellen und die
Verwendung der Laschen wird das vertikale Widerstands-
moment des Stoßes ganz erheblich erhöht, ein Umstand,
der für die Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Gleises
von allergrößter Bedeutung ist. Selbst wenn einmal durch
Zufall ein Bruch der Schweißstelle vorkommen sollte, ist
dies für den Betrieb nicht bedenklich, da die Schienen
immer noch durch die Laschen miteinander verbunden sind.
1
J_
J
Abb. IIb
Abb. IIa
Die Schweißung von alten Stößen empfiehlt sich aucl
dann noch, wenn die Stoßenden schon ziemlich auS'
gefahren sind. In diesem Falle wird der meistens ge
senkte Stoß zunächst durch eine geeignete Hebelvorrich
tung angehoben, mit Hilfe von langen Kontrollinealer
wieder auf das alte Schienenniveau gebracht und unter-
stopft bezw. in irgendeiner der sonst gebräuchlichen Arter
unterbettet. Alsdann wird das ausgefahrene und fehlende
Material der Kopfenden mittels Lichtbogen durch auf
geschweißtes Neumaterial ersetzt. Um hierbei gleichzeitig
den Zerreißquerschnitt zu erhöhen, erhält jeder Stoß eint
U-förmige, um den Schienenfuß gelegte und mit diesen
verschweißte Unterlagsplatte.
Sind die alten Stöße auf eine größere Länge als
20 cm ausgefahren, so wird ein anderes Verfahren an
gewendet. In solchen Fällen wird der Stoß auf die ganze
beschädigte oder ausgefahrene Länge mittels einer Kalt-
säge mit zwei Sägeblättern ausgeschnitten (vgl. Abb. 12)
deren Antrieb durch einen direkt an der Maschine an
gebrachten Elektromotor erfolgt, dessen Strom von dei
Oberleitung entnommen wird. Beide Sägeblätter werden
mit derselben Tourenzahl von demselben Elektromotor
aus angetrieben und es werden absolut saubere und exakte
Schnittflächen erzeugt. Während jedoch die eine Säge
feststeht, läßt sich die andere um genau meßbare Längen
verschieben, und zwar derart,- daß die Bewegung des
Blattes stets genau parallel zu seiner Ebene erfolgt. Die
gesamte Einrichtung läßt sich auf dem auszuschneidenden
Gleis durch Flanschräder verschieben, deren Spurweite
verstellbar ist. Die jeweilige erwünschte Stellung des
Wagens wird vor der Arbeit durch Spindelklauen fixiert.
Mittels der Kaltsäge lassen sich Längen bis zu 2 m aus-
schneiden, was allen Anforderungen der Praxis genügt.
Nach dem Herausschneiden des ausgefahrenen Schienen-
stoßes wird in die Lücke ein vorher geschnittenes Paß-
stück eingesetzt und die beiden neuen Stücke verschweißt.
Man ist auf diese Weise imstande, den beschädigten Stoß
ohne Herausnahme der Schienen wieder in ordnungs-
mäßigen Zustand zu versetzen.
Bei ausgefahrenen Blattstößen wird nur die Lauf-
schiene geschweißt, da wegen des versetzten Stoßes die
Berührungsfläche beider Schienen im Kopf selbst groß
genug ist, um einen genügendenHalt zu gewährleisten. Auch
hier wird etwa ausgefahrenes Material durch Aufschwei-
ßung von Neumaterial ersetzt und der Zerreißquerschnitt
durch eine Unterlagsplatte bezw. durch Anschweißen der
Laschen erhöht.
Zum Schlüsse sei hier noch die elektrisch angetriebene
Schleifmaschine erwähnt, die dazu dient, nach dem
Schweißen sowohl bei der Stumpf- wie auch bei der
Laschenschweißung die genauere Bearbeitung des Profils
zu übernehmen. Wie aus Abb. 13 ersichtlich, ruht auf
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
759
Abb. 12
einem der Spurweite angepaßten, fahrbaren Gesteil ein
langes, sorgfältig gearbeitetes Prisma, an dem die Sclileif-
vorrichtung automatisch hin und her bewegt wird. Die
'Arbeitslänge beträgt 1 m. Die sehr sorgfältig hergestell-
ten Schlittenvorrichtungen gestatten dabei die Justierung
der rasch umlaufenden Schmirgelscheiben nach allen
Raumkoordinaten. Da sich die Scheibe um mehrere
^Vinkelbeträge neigen läßt und außerdem sämtliche Be-
wegungen mit Feinregulierung ausgestattet sind, so kann
jede beliebige Profilform herausgearbeitet werden. Der
Antrieb erfolgt ebenfalls wie bei der Kaltsäge elektrisch
von der Oberleitung aus.
Diese JVlaschine ist dem von Hand bedienten Feil-
hobel weit überlegen, da sie nicht nur exaktere Arbeit
liefert, sondern auch in derselben Zeit das sechs- bis acht-
fache leistet.
Das elektrische Schweißverfahren hat nur den einen
Nachteil, daß zu seiner Ausführung ein großer Maschinen-
apparat erforderlich ist und nur ganz geübte und geschulte
Arbeiter dabei verwendet werden können; seine Anwen-
dung beschränkt sich also nur auf große Arbeiten. Dem-
gegenüber steht der Vorteil, daß die Ausführung jeder
Eigenart der vorzunehmenden Schweißungen angepaßt
werden kann. Auch bei diesem Verfahren waren jahre-
lange Versuche nötig, um es auf den heutigen Stand zu
bringen, und gerade die letzte Zeit hat eine große Anzahl
Verbesserungen gebracht. Daß dabei besonders in den
ersten Jahren manche Mißerfolge zu verzeichnen waren, ist
begreiflich. Nach den Urteilen der elektrischen Bahnver-
waltungen sind jedoch die Erfolge bei den neueren elek-
trischen Schweißungen recht befriedigend und werden
zweifellos in den nächsten Jahren noch wesentlich besser
werden. Besonders die Ausbesserung ausgefahrener Stöße
mittels Aufschweißung ohne Herausnahme der Schienen
ist für die Qleisunterhaltung von ganz außerordentlicher
Bedeutung, falls sie sich auf die Dauer bewährt, und
dürfte diese Ausführung ein besonderes Anwendungsgebiet
für das elektrische Schweißverfahren werden.
Zum Schluß sei hier noch das „autogene
S c h vv e i ß V e r f a h r e n" mittels der Azetylen-Sauerstoff-
Flamme erwähnt. Eine größere Bedeutung hat dieses
Verfahren für die Schweißung von Schienenstößen bis
jetzt nicht gewonnen, da die bis jetzt ausgeführten Ver-
Abb. 13
760
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 48
suche größtenteils nur Mißerfolge aufweisen, indem die
mit den heute zur Verfügung stehenden autogenen Schweiß-
brennern erzeugte Wärmemenge nicht ausreicht, richtige
Verschweißungen zu erzeugen. Seine Anwendung dürfte
sich höchstens für die Schweißung solcher Stöße emp^
fehlen, die auf einer festen Betonunterlage ruhen und
außerdem nur mit geringer Geschwindigkeit befahren
werden, wie dies z. B. bei den Gleisanlagen innerhalb
der Wagenhallen der elektrischen Bahnen der Fall ist.
Ob jedoch dieses Verfahren im Laufe der Zeit durch
unsere rastlos vorwärtsstrebende Technik nicht ebenfalls
derartige Verbesserungen erfährt, daß es ebenfalls all-
gemein zu Schienenschweißungen Verwendung findet, kann
nur die Zukunft lehren.
Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft
(Zu ihrem 75 jährigen Bestehen)
Von KARL' RADUNZ.
In unserer schnellebigen Zeit entstehen zum Zwecke
industrieller und gewerblicher Betriebsunternehmungen tag-
täglich Aktiengesellschaften — und vergehen oft ebenso
schnell und leicht, wie sie entstanden. Ueber den engeren
Kreis der Beteiligten hinaus bieten sie auch wenig Interesse,
und nach einiger Zeit kennt man ihre Spuren bereits nicht
mehr. Daneben aber gibt es einige wenige derartige Unter-
nehmungen, die auf ein langes Bestehen zurückblicken
können, die gewissermaßen in sich ein Stück Geschichte
verkörpern, da meistens ihre Geschichte auch diejenige
des von ihnen gepflegten Zweiges der Technik darstellt.
Wie unsere großen, überseeischen Dampfschiffahrts-
gesellschaften, die Hamburg-Amerika-Linie und
der Norddeutsche Lloyd, sich rühmen dürfen, im
Laufe ihres Bestehens nicht unwesentlich zur Entwicklung
der transatlantischen Schiffahrt beigetragen zu haben, so
hängt fast die ganze Entwicklung der Dampfschiffahrt auf
der oberen Elbe, im sächsischen und böhmischen Gebiet, zu-
sammen mit der Geschichte der Sächsisch-Böhmi-
schen Dampfschiffahrts - Gesellschaft in
Dresden. Den Spuren der letzteren zu folgen, er-
möglicht daher auch, ein Bild von dem Werdegang der
Dampfschiffahrt auf der Oberelbe und damit eines guten
Teils der deutschen Binnendampfschilfahrt zu geben.
Wer Dresden und die sächsische Schweiz besucht hat,
der kennt die stattlichen, weißen Raddampfer, die in an-
sehnlicher Flotte den Schiffsbestand der genannten Gesell-
schaft bilden und alljährlich Hunderttausenden von
Menschen Gelegenheit bieten, in angenehmer Fahrt auf der
Elbe die Schönheiten der dortigen Gegend bis nach Böhmen
hinein kennen zu lernen. So stattlich und zahlreich diese
Flotte heute ist, so bescheiden war der Anfang dieses
Dampferverkehrs zur Zeit der Gründung der Gesellschaft
vor 75 Jahren.
Allerdings schon im zweiten Jahrzehnt des vorigen
Jahrhunderts, nachdem anderorts die Dampfschiffahrt auf
Flüssen sich eingeführt hatte, waren verschiedene Pro-
jekte aufgetaucht, dieser auch auf der oberen Elbe ein
Tätigkeitsfeld zu erschließen. Diese Versuche hatten jedoch
keinen Erfolg, da die Gesuche an die Regierung um Ge-
währung von Privilegien abschlägig beschieden wurden.
Ein praktisches Resultat zeitigten erst im folgenden Jahr-
zehnt die Bemühungen von Wilhelm Calberla, dem
Besitzer einer Zuckersiederei in Dresden. Diesem gelang
es, im Winter 1834,35 zum erstenmale einen Heckrad-
dampfer für den Betrieb auf der Elbe in Dienst zu stellen.
Derselbe machte einige Fahrten zwischen Dresden und
Hamburg, wurde dann aber wegen mangelnder Renta-
bilität wieder außer Dienst gestellt.*)
*) Vergl. meine Abhandlung : „DieAnfängederdeut-
schen Binnen-Dampfschiffahr t", Prometheus,
XX. Jahrg., S. 265 ff.
Erst den Bemühungen zweier Dresdener Kaufleute,
Benjamin Schwenke und Friedrich Lange, ge-
lang es ein Jahr darauf, 183Ö, eine Gesellschaft zum Be-
trieb der Dampfschiffahrt auf der Elbe ins Leben zu rufen.
Es ist die noch heute bestehende Gesellschaft, der das
frisch ins Werk gesetzte Unternehmen gelang und die heute
auf 75 Jahre erfolgreicher Arbeit auf ihrem Gebiete zurück-
blicken kann.
Einer, von den beiden Genannten dem sächsischen
Minsterium unter dem 6. März 1836 eingereichten Denk-
schrift entnehmen wir, daß gegenüber den zu gleicher Zeit
projektierten Eisenbahnen man von der Dampf-
schiffahrt erwartete, ,,daß sie dasjenige Band sein
werde, welches
1. die Lücken der durch Hindernisse der örtlichen Lage,
des Bodens usw. mit Eisenbahnen nicht zu belegen-
den Landstrecken ergänzt;
2. die Levante mit den Nordseehäfen auf einem un-
säglich schnelleren, gefahrloseren, wohlfeileren und
* ununterbrochenen Zuge verbindet, somit
3. eine Quelle merkantiler Betriebsamkeit aufschließt,
die segensreich auf alle Gewerbestände übergeht,
demnach Vorteile verspricht, welche durch Eisen-
bahnen allein wohl gehofft, aber nie erreicht werden
dürften".
Das Hauptaugenmerk hatte man zunächst auf die
Stromstrecke Dresden-Hamburg gerichtet und regel-
mäßige Touren hierfür vorgesehen. Den Reisenden sollte
es so ermöglicht werden, „die zum Teil noch sehr
schlechten Landstraßen zwischen Berlin und Hamburg mit
den sich daselbst findenden, elenden Gasthäusern" zu ver-
meiden. Auch für den >Varentransport, namentlich für
die Einfuhr von Rohmaterial und Ausfuhr der Manufak-
turen, wurden bedeutende Vorteile erwartet.
Die Gründung des Unternehmens kam dann auch ver-
hältnismäßig schnell, noch im Frühjahr 1836, mit einem
Aktienkapital von 150 000 Talern, unter dem Namen
„Elbdampfschiffahrtsgesellschaft" zustande.
Letztere erhielt seitens der Regierung das Privilegium für
die Dampfschiffahrt auf der Elbe im Königreich Sachsen
auf die Dauer von 5 Jahren erteilt.
Mit den Arbeiten zur Beschaffung geeigneter Dampf-
schiffe war bereits begonnen worden und ein Techniker,
Professor Schubert von der technischen Hochschule
in Dresden zu einer Studienreise nach Frankreich ent-
sandt, um sich über die dort im Betriebe befindlichen
Dampfschiffe zu unterrichten. Galt es doch in diesem
Falle die besonderen Verhältnisse im Oberlauf eines Flusses
bei der Konstruktion der Schiffe zu beachten. Es wurde
unter der Leitung des Genannten zunächst an den Bau
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
761
zweier Dampfer herangetreten. Die Schiffskörper wurden
aus Eisen hergestellt, für die damalige Zeit ein kühner
Schritt, der dennoch gut gelang. Mehr Schwierigkeiten
bereitete die Maschinenanlage. Um einen geringen Tief-
gang der Schiffe zu erreichen, hatte Professor Schubert
H o c h d r u c k maschinen vorgesehen, deren Gewicht 300
Zentner nicht überschreiten sollte. Da über diese Ma-
schinen noch nicht genügend Erfahrungen vorlagen,
wählte man jedoch N i e d e r d r u c k maschinen, zu etwa
gleichem Gewicht angenommen. Die von Egells in
B e r 1 i n für das erste Schiff KöniginMaria gelieferten
Maschinen wogen jedoch in Wirklichkeit 1200 Zentner,
wodurch sich der Tiefgang des Schiffes dermaßen ver-
größerte, daß der Betrieb auf der Oberelbe Schwierig-
keiten bereitete. Die Kalamität war so groß, daß die Ge-
sellschaft bald den Bau eines dritten Dampfers erwog,
während ferner die Maschinen der beiden ersten Schiffe
nach mehrjährigem Betrieb durch leichtere, von Penn
in Greenwich erbaute Maschinen ersetzt wurden.*)
Die regelmäßigen Passagierfahrten, die sich von
Dresden nach Meißen und Rathen erstreckten, be-
gannen mit dem ersten Dampfer Königin Maria am
23. September 1837. Das zweite Dampfschiff Prinz
Albert wurde im Frühjahr 1838 fertiggestellt, ein drittes,
hölzernes Schiff, Dresden, folgte im selben Jahre.
Letzteres wurde jedoch schon 1841 wieder verkauft, wäh-
rend die beiden anderen Schiffe erst durch den Umbau
zufriedenstellend gebrauchsfertig wurden.
Mancherlei Schwierigkeiten und Hemmnisse, die teils
durch den stark schwankenden Wasserstand der Elbe be-
dingt wurden, stellten sich im Laufe der Zeit noch dem
jungen Unternehmen in den Weg. 1842 nötigte der außer-
ordentlich geringe Wasserstand der Elbe zur Einsteilung
des Dampferbetriebes während des Sommers. Allerdings
hatte dieser Uebclstand, welcher die Gesellschaft gerade
während der Saison zur Untätigkeit verdammte, das gute
im Gefolge, daß die Regierung der notwendigen Regulie-
rung des Strombettes der Elbe, der Vertiefung desselben
durch Baggerung, ihre Aufmerksamkeit zuwandte. Diese
Arbeit wurde bald durchgeführt. Ein derartiger Wasser-
mangel hat auch nur ein einziges Mal wieder, im Jahre
1904, den Verkehr auf der Oberelbe lahmgelegt. (Der dies-
jährige Sommer dürfte sich allerdings nicht von dem-
jenigen des letztgenannten Jahres unterscheiden.) Dann
wiederum brachte ein Hochwasser, so im Frühjahr 1845,
Störungen im Betriebe hervor. In den vierziger Jahren
hatte die Gesellschaft einen schweren Konkurrenzkampf
zu bestehen, da eine Zeitlang drei Dampfschiffsgesell-
schaften sich um den Verkehr auf der Elbe bewarben.
Durch Aufkauf des Hauptrivalen im^ Jahre 1851 konnte
jedoch diese Konkurrenz beseitigt werden.
^ In dem' genannten Jahre, also nach ISjährigem Be-
stehen, belief sich der Bestand der Gesellschaft an Damp-
fern auf 6 Schiffe. Zur Ausführung von Reparaturen wurde
in Krippen ein Schiffbauplatz erworben, auf
welchem als erster Dampfer das letzte Holzschiff der Ge-
sellschaft erbaut wurde, da man jetzt völlig zum Bau
eiserner Schiffe überging. Dieser Schiffbauplatz wurde
wegen seiner großen Entfernung vom Sitz der Leitung
1855 durch einen Platz in ßlasewitz ersetzt, bis 1898
seine Verlegung nach Laubegast erfolgte. Die von
der Gesellschaft in Bau gegebenen Dampfer sind sämtlich
Raddampfer geblieben. Ein Versuch im Jahre 1863,
•) Vergl. die Abhandlung von Prof. Fischer über die
Dampfschiffahrt auf der sächsischen Elbe, Zivil Ingenieur,
1890, S. 257 ff.
Schraubenschiffe einzuführen, mißlang wegen des
größeren Tiefganges, den diese Art Schiffe beanspruchen.
Die Erweiterung des Betriebes führte im Laufe der
Jahre zur Erhöhung des Aktienkapitales, wodurch diese
oder jene Pläne für den Ausbau des Unternehmens zur
Ausführung gelangen konnten. So wurden geeignete Ufer-
strecken zur Anlage von Landungsplätzen erworben, ein
Winterhafen angelegt. Die Stromregulierungsarbeiten
wurden seitens der Regierung fortgesetzt und schufen ein
geeigneteres Fahrwasser in der Elbe. 1866, in welchem Jahre
die Flotte der Gesellschaft von dem sächsischen General-
kommando für Kriegszwecke in Anspruch genommen
wurde, verfügte die Gesellschaft bereits über eine stattliche
Flotte von 17 Dampfschiffen. 1879, nachdem das Unter-
nehmen inzwischen seinen heutigen Namen angenommen
hatte, betrug diese Zahl 20. Die Dampfer selbst wurden
immer mehr in Bau und Ausstattung vervollkommnet.
Die Maschinenleistung der Dampfer hat sich heute gegen-
über derjenigen der ersten Anlagen verfünffacht. Die
Schaufelräder der Schiffe, ursprünglich mit festen Schaufeln
versehen, wurden mit beweglichen Schaufeln ausgestattet.
An Stelle der oszillierenden Maschinen traten festliegende
Verbundmaschinen. Es wurden die sogenannten Ober-
deckdampfer, mit einem hochgelegenen Promenaden-
deck versehene Schiffe, 1896 in den Verkehr eingestellt. Die
Schiffslänge, die bei den ersten Dampfern etwa 35 m be-
tragen hatte, bemißt sich heute auf fast 60 m.
Das Jahr 1904 brachte, wie schon erwähnt, noch-
mals einen derart niedrigen Wasserstand in der Elbe, daß
w ährend voller 60 Tage, vom 2. August bis zum 2. Oktober,
während denen die Dampferflotte sonst den Hauptverkehr
zu bewältigen hatte, der Verkehr ganz eingesteiit werden
mußte. Derartige schwere Verluste haben jedoch das Be-
stehen und die Weiterentwickelung des Unternehmens nicht
zu erschüttern vermocht. Ansehnlich repräsentiert es sich
in seinem Jubiläumsjahre.
Der Flottenbestand der Sächsisch-Böh-
mischenDampfschiffahrts-Gesellschaft be-
läuft sich heute auf 33 Raddampfer mit einer Gesamt-
Maschinenleistung von 5000 PS. Darunter befinden sich
8 Oberdeckdampfer und 3 Schraubenschii'fe. Ferner sind
vorhanden: 33 eiserne und 75 hölzerne Landungsbrücken,
4 Kohlenkähne, 20 Kohlenpontons, 1 Fährprahm, 1 Kessel-
kranschiff und 1 Handbagger. Die Schiffswerft in
Laubegast, auf welcher Bauten und Reparaturen für
die Gesellschaftsflotte vorgenommen werden, umfaßt einen
Flächenraum von 36 000 qm. Sie besitzt eine aus elf,
120 m langen Bahnen bestehende Hellinganlage, auf
welcher die auszubessernden Fahrzeuge auf Land ge-
nommen werden. Das umfangreiche Werkstattsgebäude
enthält Maschinenbau, Schlosserei, Dreherei, Blechbearbei-
tung und Schmiede, sodann Tischler- und Zimmerwerkstatt,
Sattlerei und Malerei nebst den erforderlichen Arbeits-
maschinen. Mehrere Lagerschuppen sind zur Aufnahme
der Holzvorräte, der halbfertigen und fertigen Aus-
rüstungsgegenstände u. dergl. bestimmt.
So hat sich die Sächsisch-Böhmische Dampfschiff-
fahrts-Gesellschaft, deren Aktienkapital sich jetzt auf
1 500 000 M beziffert, als eine der ältesten Vertreterinnen
des deutschen Verkehrswesens im Laufe der Jahre zu
stattUcher Höhe emporgeschwungen. Hat sie ihre ur-
sprüngliche Bestimmung, z. B. als die bequemste und
schnellste Verkehrseinrichtung zwischen der sächsischen
und böhmischen Hauptstadt, .auch schon längst an die
Eisenbahn, später einen Teil ihrer Tätigkeit, nämlich die
Schleppschiffahrt, an die Kettenschleppschiffahrts-Gesell-
762
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
Heft 48
Schaft abgeben müssen, so hat sie doch in anderer Rich-
tung umsomehr an Wert und Bedeutung gewonnen. Für
den Personenverkehr auf der oberen Elbe, unter welchem
der Fremdenverkehr nicht den geringsten Platz einnimmt,
stellt sie heute den wesentlichsten Faktor dar. Und unter
zielbewußter Leitung, die jetzt in Händen des Direktors
Fischer liegt, wird die Gesellschaft auch fernerhin, wenn
nicht elementare Ereignisse ihren Betrieb zeitweilig stocken
lassen sollten, als eins der vornehmsten Unternehmungen
auf der Elbe dem Personenverkehr auf derselben dienen.
DD
Ii II :: WIRTSCHAFT UND LEBEN tt II
Streik und Steuer
Erleidet jemand durch Stellenlosigkeit oder Krankheit
eine Verminderung des Jahreseinkommens, auf das er zu
Beginn des Steuerjahres oder bei seinem Zuzüge von einer
außerpreußischen Gemeinde zur Einkommensteuer ver-
anlagt worden ist, um mehr als ein Fünftel, so hat er
Anspruch auf Ermäßigung oder Erlaß der Einkommen-
steuer. Stellenlosen-, Gemaßregelten- oder. Solidaritäts-
Unterstützungen, wie sie Gewerkschaften an ihre Mit-
glieder zahlen, oder die aus einer Krankenkasse dem Ver-
sicherten zustehenden Leistungen sind nicht steuerpflichtig.
Fällt ein Steuerzahltermin in eine Zeit, zu der die
iVerminderung des Jahreseinkommens, zunächst noch nicht
ein Fünftel ausmacht, so empfiehlt es sich, ein Gesuch
um Stundung des demnächst fälligen Steuerbetrags münd-
lich oder schriftlich an den zuständigen Vorsitzenden
der Einkommensteuer-Veranlagungskommission zu richten.
Hierbei sind die Gründe anzugeben, die zu dem Gesuch
veranlassen, sowie ein Zeitpunkt zu nennen, bis zu dem
die Stundung gewünscht wird. Dieser Zeitpunkt ist zweck-
mäßig auf einen Termin zu legen, zu dem die Voraus-
setzungen des oben erwähnten Anspruchs auf Ermäßigung
oder Erlaß der Steuer erfüllt sind; der dahingehende
Antrag ist kurz vor Ablauf des Stundungstermins eben-
falls beim Vorsitzenden der Einkommensteuer - Ver-
anlagungskommission anzubringen.
Obgleich die Entscheidungen der zuletzt genannten
Behörde nur die Staatssteuern treffen, finden sie doch
ohne weiteres Zutun des Steuerpflichtigen auch auf die
Gemeindesteuer Anwendung. Zg.
SOZIALE BEWEGUNG
Der Deutsche Techniker-Verband und der Bund der
technisch-industriellen Beamten haben an den Reichstag
folgende gemeinsame Petition gerichtet:
Die unterzeichneten Berufsverbände, der D e u t s c h e
iTechniker-Verband und der Bund der technisch-
industriellen Beamten, die zusammen etwa 50 000 Mit-
glieder aus allen Kreisen der deutschen Technik zählen, bitten
den Hohen Reichstag:
„d afür Sorge tragen zu wollen, daß seine
zugunsten der technischen Angestellten
gefaßten Beschlüsse zur Durchführung ge-
lange n."
Seit Jahren bemühen sich die technischen Angestellten in
den Betrieben der Reichsmarine um Einführung besserer Arbeits-
bedingungen und Gewährung von Gehältern, die den heiiligen
teuren Lebensverhältnissen entsprechen. Sie haben sich zur
Verbesserung ihrer Lage den vorhandenen Berufsorganisationen
der Techniker angeschlossen und nach Erschöpfung des
ordentlichen Dienstweges durch die unterzeichneten
Verbände wiederholt ihre Wünsche an den Reichstag gelangen
lassen.
Im November bezw. Dezember v. Js. petitionierten der
Deutsche Techniker-Verband und der Bund der
technisch - industriellen Beamten beim Reiciistag
für die bei den K. Werften beschäftigten Hilfstechniker,
für die bei den K. Werften auf Privatdienstvertrag beschäftigten
Bautechniker und für die bei der K. Torpedo-Werk-
statt in Friedrichsort auf Privatdienstvertrag beschäftigten An-
gestellten, nachdem vorher der Herr Staatssekretär des Reichs-
marineamtes, dem die materiellen Wünsche dieser Petitionen
unterbreitet worden waren, mit Schreiben vom 7. November IQIO
den unterzeichneten Verbänden das Recht abgesprochen
hatte, sich im Interesse ihrer Mitglieder mit
den Dienstangelegenheiten der Marine-An-
gestellten zu beschäftigen. Damit hatte das Reichs-
marineamt das Koalitions- und Petitionsrecht der Angestellten
außer Kraft gesetzt und die Organisation der Techniker ge-
zwungen, den Hohen Reichstag zum Schutze der bedrohten Staats-
bürgerrechte aufzurufen.
Der Deutsche Reichstag hat die Koalitionsfreiheit
der Staatsangestellten zu wahren verstanden und bei Beratung
des Marine-Etats mit dankenswerter Schärfe die Ablehnung der
Berufsorganisationen durch das Reichsmarineamt getadelt und
unsere Petitionen, soweit sie sich auf Einführung von
Beamtenausschüssen, Sicherung des Koali-
tionsrechtes und Anerkennung der Organisation
der Techniker bezogen, einem Antrag Albrecht und Genossen
folgend, dem Herrn Reichskanzler zur Berück-
sichtigung überwiesen.
Es war also der Wille der Mehrheit des Reichs-
tages, daß die Marineverwaltung angewiesen werde, die
Organisation der Angestellten zu respektieren und durch Ein-
führung von Beamten ausschüssen eine Stelle zu schaffen,
die, getragen von dem Vertrauen der Angestellten und der Ver-
waltung, geeignet sei, gleichermaßen den beiderseitigen Inter-
essen zu dienen.
Dieser Mehrheitsbeschluß des Reichstages
ist unberücksichtigt geblieben! Das Reichsmarine-
amt steht heute den Organisationen ablehnender gegenüber wie
je zuvor und sein Beispiel scheint neuerdings sogar bei anderen
Reichsämtern Nachahmung zu finden, denn auch das Kriegs-
ministerium hat seine frühere entgegenkommende Stellung
geändert.
Zur Begründung dieser Behauptungen gestatten wir uns,
zunächst auf den Konflikt der organisierten technischen An-
gestellten mit dem Reichsmarineamt hinzuweisen und nachfolgend
eine kurze Darstellung dieses Streitfalles zu geben.
Am 17. Mai d. Js. hat das Reichsmarineamt die Inten-
danturen angewiesen, allen beim Garnisonbauwesen beschäf-
tigten, mit Anstellungsverfügung angestellten technischen Hilfs-
arbeitern einschließlich der Regierungsbaumeister zu kündigen
und sie von neuem nach beiliegendem Privatdienst-
vertrag wieder anzunehmen.
Durch diese Kündigung, die seitens der Intendantur Kiel
zum 1. Juli, seitens der Intendantur Wilhelmshaven zum
1. August erfolgte, wurden die Angestellten in ihrer wirtschaft-
lichen Existenz schwer geschädigt. Sie mußten ein gewisses
Beamtenverhältnis aufgeben, das St.uerprivüegium op.'e.n und
auf die Aussicht, im Falle der Erwerbsunfähigkeit eine, wenn
auch bescheidene Pension auf dem Gnadenwege zu erhalten,
verzichten. Dagegen sollten sie einen Privatdienst\ ertrag an-
erkennen, der, wie die herausgehobenen Stellen der Anlage 1
nachweisen, mit der heutigen Auffassung von den
sozialen Pflichten eines Staatsbetriebes in
schärfstem Widerspruch steht.
Diese Maßnahmen des Reichsmarineamtes haben begreif-
licherweise eine lebhafte Beunruhigung in den Kreisen der bc-
troÄtencn Angestellten hervorgerufen und uns veranlaßt, d<fn
Hcirn Staatssekretär um eine Unterredung zu bitten. Wir
hofften, auf diesem Wege das Reichsmarineamt von der Un-
haltbarkeit seiner Verfügungen überzeugen zu können, wurden
jedoch wieder in der gleichen Form wie am 7. No\ember 1910
abgewiesen. Der Herr Staatssekretär lehnte es trotz des Rcichs-
tagsbeschlusses vom 16. Februar mit Schreiben vom 22. Juni
und 10. Juli wieder „grundsätzlich" ab, „über die
d 1 e n s 1 1 i c ii e n Verhältnisse der im Bereiche der
Marine - Intendanturen beschäftigten Tech-
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
763
niker mit den Organisationen in Erörterungen
einzutrete n".
Die persönlichen Eingaben der von der Kündigung
betroffenen Angestellten, worin die Wiederherstellung des alten
Zustandes gefordert wurde, wurden aber ebenfalls mit Ver-
fügung vom 24. Juni „grundsätzlich abgelehnt".
Außerdem wurde mit der gleichen Verfügung bestimmt, daß die
Fegenwärtig gewährte Remuneration der Hilfstechniker „s o
ange zu beziehen ist, bis das Einstellungs-
dienstalter das Aufrücken nach den neuen
Sätzen erlaubt", d. h. die einzelnen Angestellten mußten
je nach ihrem Dienstalter 3 bis 5 Jahre aut der gegenwärtigen
Gehaltsstufe stehen bleiben, bis sich ihr Einkommen mit den
neuen Sätzen kreuzt. Die Kaiserlichen Intendanturen wurden
beauftragt, „dies den Antragstellern zu eröffne n".
Aut Vorlage der einzelnen Gesuche hat das Reichsmarineamt
ausdrücklich „verzichtet". Damit war nunmehr den An-
gestellten auch der Dienstweg abgeschnitten.
Die Organisation als V e r h a n d 1 u n g s f a k t o r
abgelehnt, der ordentliche Dienstweg aus-
feschaltet — da mußte der Deutsche Techniker- Ver-
and, dem die betroffenen Angestellten zu mehr als 90 o/o als
Mitglieder angehören, den Kampf gegen das Reichsmarineamt
aufnehmen! Die Kritik der Maßnahmen des Herrn Staatssekretärs
in der Oeffenüichkeit und der ernstliche Wille der technischen
Angestellten, lieber aus ihren bisher jahrelang
innegehabten Stellungen zu scheiden, als sich
den drückenden Vertragsbedingungen zu
beugen, hat dazu geführt, daß mit Verfügung vom 22. Juli
die Verfügung vom 24. Juni aufgehoben und zum Aus-
gleich für „entstehende Härten" eine materielle Besser-
stellung gewährt wurde. Mit einer weiteren Verfügung vom
2. August wurden die Kündigungen mit rückwirkender Kraft
zurückgezogen und es den Angestellten freigegeben,
entweder im alten Dienstverhältnis zu bleiben oder gegen Ge-
währung eines um drei Stufen höheren Gehaltes als bisher
den neuen Privatdienstvertrag zu wählen.
Von den Intendanturen in Kiel und Wilhelms-
haven wie von den übrigen direkten Vorgesetzten wurde
in loyalster Weise mit Vertretern des Deutschen Techniker-
Verbandes verhandelt und eine Befürwortung des vom Ver-
bände vorgelegten Vertragsmusters zugesichert. Dieses verstän-
dige Eingehen auf den im Reichstagsbeschluß vom 16. Februar
zum Ausdruck gekommenen Gedanken der Anerkennung
der Organisation hat nun zu einer weiteren Verfügung
des Herrn Staatssekretärs geführt, worin die unteren Behörden
direkt angewiesen werden, „m it technischen Ver-
bänden, die etwa zur Wahrung'der Interessen
der technischen Angestellten an die Kaiser-
liche Werft herantreten sollten, nach keiner
Richtung hin zu verhandel n".
Da der von den Angestellten abgelehnte Privatdienstvertrag,
dessen Aenderung vom Reichmarineamt in den vor-
erwähnten Verfügungen in Aussicht gestellt wurde, aber
immer noch, namentlich bei den K. Werften bei Neueinstel-
' lungen in Vorlage kommt, glaubten wir im Interesse der Werft-
hilfstechniker noch einmal an das Reichsmarineamt heran-
I treten zu müssen und aufs neue um Verhandlungen
nachzusuchen. Wir taten dies mit einem Schreiben vom
* 18. bezw. 16.. August, worauf bis heute eine Antwortüber-
"haupt nicht gegeben wurde. In diesem Schreiben
: brachten wir zum Ausdruck, daß die Intendanturen den von uns
^vorgelegten Vertragsentwurf — siehe Gegenüberstellung — als
[ Grundlage des neu aufzustellenden Privatdienstvertrages be-
t trachten und dementsprechende Vorschläge an das Reichsmarine-
' amt haben gelangen lassen. Statt nun die Wünsche der An-
! gestellten, die durch deren direkte Vorgesetzte gestüzt werden,
''. zu berücksichtigen, hat das Reichsmarineamt mit der vorerwähnten
(Verfügung erneut jedes Verhandeln mit den Or-
^ganisationen zurückgewiesen.
jl" AuchdasKriegsministerium hat, wie bereits oben
bemerkt, seinen Standpunkt den Organisationen der Angestellten
I gegenüber in auffallender Weise geändert.
I Während noch im November 1909 der Herr Kriegs-
"minister von Heeringen durch seine Unterschrift be-
"s.tätigte, daß im Kriegsministerium „die Bemühungen des
Deutschen Techniker-Verbandes eine Besser-
stellung der im Festungsbau beschäftigten
;Techniker und Zeichner zu erstreben vollaut
!?e würdigt werden", hat es dasselbe Ministerium im
'Januar 1911 ebenso grundsätzlich wie das Reichsmarineamt ab-
gelehnt, „mit dem Verbandin Erörterungen über
iie — in dessen Petitionen für die Intendanturbausekretäre und
iie Hilfstechniker der Militärbauämter — zur Sprache ge-
v) rächten Punkte einzutreten".
In allerneuester Zeit kam zu den Ablehnungen der Organi-
sation durch das Reichsmarineamt und Kriegsministerium eine
weitere Zurückweisung. Im Mai und Juli d. Js. petitionierte
der Deutsche Techniker-Verband in zwei Eingaben,
die an den Herrn Chef des Reichsamtes für die
Verwaltung der Reichseisenbahnen gerichtet
waren, um Verbesserung der Gehalts- und Anstellungsverhält-
nisse der technischen Hilfskräfte der Rcichseisenbahn-
verwaltung. Diese Petitionen blieben überhaupt un-
beantwortet, bis sich der Deutsche Techniker-Verband im
August erlaubte, daran zu erinnern und um eine Unterredung
zu bitten. Mit Schreiben vom 28. September lehnte nunmehr auch
diese Reichsbehörde es ab, „m it einer außerhalb der
Verwaltung stehenden Interessenvertretung
überdieVerhältnissedergenannten Bedienste-
ten zu verhandeln", unter dem gleichzeitigen Hinweise
darauf, daß die technischen Hilfskräfte der Reichseisenbahnen
eine „eigene Vertretung" haben, durch „die sie
in der Lage sind, ihre Wünsche unmittelbarvor-
zutrage n".
Die in Rede stehenden Angestellten der Reichseisenbahnen
sind aber fast restlos im Deutschen Techniker-Verbände
organisiert und betrachten nur diesen Verband als die un-
abhängige Vertretung ihrer Interessen.
Wie vorstehende Beispiele zeigen, ist also eine bemerkens-
werte Schwenkung in der Behandlung der Angestellten-Organi-
sationen auch bei anderen Reichs-Ressorts eingetreten, die nur
aut die schroff ablehnende Haltung des Reichsmarineamts zu-
rückgeführt werden kann. Anscheinend um die Homogenität der
dem Herrn Reichskanzler nachgeordneten obersten Reichs-
stellen zu wahren, hat man sich dort allgemein entschlossen,
den vom Reichsmarineamt bisher beobachteten Ständpunkt bei-
zubehalten bezw. einzunehmen.
Die Ablehnung der Berufsorganisation der im Reichsdienste
beschäftigten Privatangestellten steht im schroffen Wider-
spruch zu dem Reichstagsbeschluß vom 16. Fe-
bruar und bedeutet letzten lEndes nichts anderes als eine
Beeinträchtigung der Koalitionsfreiheit der An-
gestejlten. Wie wir bereits im November v. Js. nachgewiesen
haben, ist ein Koalitionsrecht der Staatsangestellten wertlos,
das nicht zur Anerkennung der von diesen Angestellten frei ge-
wählten unabhängigen Organisationen durch die Reichs-
behörden führt. Wir sehen weiter eine Beschränkung des
Petitionsrechtes darin, wenn sich die obersten Reichs-
behörden glatt über Beschlüsse des Reichstages hinwegsetzen
können. Was nützt eine Petition, die, mit den schönsten
Gründen belegt, vom Reichstage geprüft und als berechtigt an-
anerkannt dem Herrn Reichskanzler zur Berück-
sichtigung hinübergegeben wird, wenn die Re-
gierung nicht im entferntesten daran denkt, die von der Volks-
vertretung gutgeheißenen Wünsche der Petenten zu „berück-
sichtigen"?
Nach wie vor müssen die Organisationen der technischen
Angestellten um die Koalitions- und Petitionsfreiheit der in
Staatsbetrieben beschäftigten Beamten und Angestellten kämpfen.
Ob die P r i v a t a n g e s t e 1 1 1 e n , deren Arbeitgeber
das Reich ist, minderen Rechtes sein sollen,
wie die Angestellten der Industri e und des pri-
vaten Gewerbes — das ist die Frage, zu deren Ent-
scheidung wir mit vorliegender Petition, die durch beiliegende
Sonderdrucke der „Deutschen Techniker-Zeitung"
und der „Deutschen Industriebeamten-Zeitung"
ergänzt wird, noch einmal den Reichstag aufrufen, Die unter-
zeichneten Verbände glauben, des Eintretens des Reichstages
um so sicherer zu sein, als es ja auch die Würde des
Reichstages bedingt, seinen Beschlüssen ent-
sprechenden Nachdruck zu verleihen.
Mit größter Hochachtung
Deutscher T e c h n i k e r - V e r b a n d.
Seidel. Kaufmann.
Bund der technisch - industriellen Beamten.
Kortenbach. Lüdemann.
n Ii n standesbeweouno h h n ii
Profestversammlung gegen den Verband Deutscher
Diplom-Ingenieure.
Wir waren schon einige Male gezwungen, uns mit
dem Verband Deutscher Diplom-Ingenieure zu beschäftigen,
1
764
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 48
dessen Bestrebungen letzten Endes darauf abzielen,
dem Mittelschultechniker jeden sozialen und wirtschaft-
lichen Aufstieg unmöglich zu machen. Die Mittel, deren
sich der Verband hierzu bedient, können nicht mehr über-
boten werden. Dafür liefert uns jetzt wiederum sein Ver-
halten in dem Kampf der Eisenkonstrukteure mit den
Berliner Eisenbauanstalten einen neuen Beweis. Erschreckt
hier nicht einmal davor zurück, seine Stellenvermittlung
den gesperrten Firmen zu öffnen, er sucht seine Mitglieder
zu bewegen, die verlassenen Arbeitsplätze bei jenen Firmen
zu besetzen.
Es liegt auf der Hand, daß solche Mittel, die wirt-
schaftliche Entv^'icklung der technischen Privatangestellten
niederzuhalten, nicht nur die Mittelschultechniker selbst
schädigen, nein auch die akademisch geschulten Ingenicure
werden in ihrer Eigenschaft als Arbeitnehmer schwer davon
betroffen. Wie nicht anders zu erwarten war, können
sich auf die Dauer auch die Diplom-Ingenieure dieser
Erkenntnis nicht entziehen. Das trat besonders in einer
vom B. t.-i. B. einberufenen öffentlichen Versammlung am
12. November in Berlin deutlich zutage. In dem fast aus-
schließlich von Diplom-Ingenieuren dicht besetzten Saale
hatten nur Akademiker gesprochen. Sie alle waren der
Meinung, daß in dem Vorgehen des Diplom-Ingenieur-
Verbandes eine schwere wirtschaftliche Schädigung auch
der Diplom-Ingenieure erblickt werden muß.' Diese Aus-
führungen wurden auch unterstrichen von dem Vertreter
unseres Verbandes Dr. Lassen, vom Verein Deutscher
Chemiker und von Herrn Dr. med. Rabe, der für den
Leipziger Aerzte-Verband sprach.
Man hatte auch die Führer des Verbandes Deutscher
Diplom-Ingenieure mittels eingeschriebener Briefe zu dieser
Versammlung eingeladen, um ihnen Gelegenheit zu geben,
ihre Stellungnahme zu verteidigen und zu beweisen, daß
die Erregung sämtlicher technischen Berufsangehörigen
grundlos ist, daß sie vielmehr im Interesse ihrer Berufs-
angehörigen so handeln mußten. Ja man ging soweit,
ihnen eine Redezeit von 30 Minuten zu gewähren, während
alle übrigen Diskussionsredner sich mit 10 Minuten Rede-
zeit begnügen mußten. Doch die Führer des Verbandes
Deutscher Diplom-Ingenieure zogen es vor, nicht zu er-
scheinen. Man konnte die Enttäuschung der Mitglieder
des Diplom-Ingenieur- Verbandes an ihren Gesichtern ab-
lesen, als der Versammlungsleiter kurz vor Schluß der
Versammlung bekanntgab, daß sich kein Redner des Ver-
bandes zum Wort meldete, um die erhobenen Anschul-
digungen zu widerlegen. Aus diesem Verhalten des Di-
plom-Ingenieur-Verbandes kann daher nur der Schluß ge-
zogen werden, daß er hierzu nicht imstande ist. Schließlich
wurde die nachstehende Resolution einstimmig an-
genommen :
„Die am 12. November im Lehrervereinshaus ver-
sammelten technischen Privatangestellten Groß-Berlins be-
trachten es als eine Konsequenz unserer gesamten wirt-
schaftlichen Entwicklung, daß alle Schichten der Arbeit-
nehmer sich lediglich nach sozialen Gesichtspunkten orga-
nisieren. Der Zusammenschluß darf daher ohne Rücksicht
auf die Vorbildung nur nach der Stellung im Produktions-
prozeß erfolgen. Die klare Einsicht in die wirtschaft-
lichen Zusammenhänge und die daraus sich ergebenden
organisatorischen Konsequenzen erfordern, daß auch die
Diplom-Ingenieure zur Wahrung ihrer sozialen und wirt-
schaftlichen Interessen sich mit ihren nicht akademisch
gebildeten Berufskollegen in einer und derselben Organi-
sation vereinigen.
Die Gründung des Verbandes Deutscher Diplom-In-
genieure, die im Gegensatz zu den Nichtakademikern und
unter Außerachtlassung der sozialen Gesichtspunkte er-
folgte, bedeutete deshalb von vornherein eine Schädigung
der sozialen Bewegung der technischen Privatangestelllen.
Dieses Urteil wird bestärkt durch die Tätigkeit, die der
Verband seit seiner Gründung entwickelt hat. Seine Forde-
rungen an die Gesetzgebung, die angestellten Diplom-
Ingenieure aus den Versicherungsgesetzen und der Ge-
werbeordnung herauszunehmen, bedeuten eine rechtliche
Benachteiligung dieser Angestelltengruppe und sind nur
geeignet, die Vereinheitlichung der verworrenen Rechts-
verhältnisse der Privatangestellten zu erschweren. Die
Versammlung protestiert ferner mit Entrüstung gegen die
schmähliche Haltung, die der Verband in den gewerk-
schaftlichen Kämpfen der technischen Angestellten bisher
eingenommen hat. Die Tatsache, daß er es nicht für unter
seiner Würde hielt, den kämpfenden Berliner Eisenkon-
strukteuren durch die Vermittlung von Arbeitswilligen in
den Rücken zu fallen, kennzeichnet ihn als eine Schutz-
truppe des Unternehmertums gegen die wirtschaftlichen
Bestrebungen der technischen Angestellten.
Die Versammlung fordert daher alle Diplom-Ingenieure
auf, der Tätigkeit des Verbandes, die nur geeignet ist, die
unvermeidlichen sozialen Auseinandersetzungen mit denf
Arbeitgebertum zu vergiften, schleunigst ein Ende zu
bereiten."
*
Technikerstreik
Unter dieser Ueberschrift schrieb Dr. Rudolf Breit-
scheid, der für die Angestelltenbewegung schon wieder-
holt treffende Worte gefunden hat, in der letzten Nummer
des „März", Verlag Albert Langen in München, folgendes:
Für den Streik, in dem die Berliner Eisen-
konstrukteure seit dem I.Oktober stehen, hat sich
die breite Oeffentlichkeit bisher verhältnismäßig wenig
interessiert. Wahrscheinlich macht die Zahl der Beteiligten
keinen Eindruck auf sie. Denn was sind etwas über
200 Ausständige? Man ist an andere Ziffern gewöhnt, und
die Nerven sind abgestumpft.
Es wird eben nicht genügend beachtet, vv e r streikt.:
Es sind nicht Arbeiter im engeren Sinne, sondern Tech-
niker, Angestellte. Zum erstenmal haben Leute im Steh-
kragen, Angehörige des sogenannten neuen Alittelstandes
von den Kampfmitteln Gebrauch gemacht, die der Rüst-
kammer der Arbeiterbewegung entnommen sind. Nicht
als ob sie die ersten seien, die von den organisierten
Arbeitern gelernt hätten. Auf die Aerzte des Leipziger
Verbandes beispielsweise ist der Gewerkschaftsgedanke
nicht ohne Einfluß geblieben, und auch andere, die ge-
meinhin nicht dem Proletariat zugerechnet werden, haben
gelegentlich versucht, ihre Lage durch gemeinsame Ver-
weigerung ihrer Arbeitskraft zu verbessern.
Aber es blieb in der Hauptsache bei gelegentlichen
Versuchen, bei Drohungen und Anläufen. Hier haben
wir einen gut vorbereiteten und nach allen Regeln der Kunst
durchgeführten Streik. Man bezieht Kontrollposten vor
den Fabriken, man erhält von den in Frage kommenden
^ Organisationen (Bund der technisch-industriellen Beamten
und Deutscher Technikerverband) Streikunterstützung, man
verhängt die Sperre über die Betriebe, in denen Streik-
brecherarbeit geleistet wird: kurzum man arbeitet konse-
quent und zielbewußt nach dem von der Arbeiterschaft
geschaffenen Muster.
Wer die Angestelltenbewegung in den letzten Jahren
verfolgt hat, den setzt dieser Kampf nicht in Erstaunen.
Insbesondere unter den Technikern hat die Erkenntnis von
der Notwendigkeit gewerkschaftlichen Vorgehens immer
mehr an Boden gewonnen. Ueberrascht können durch den
Streik nur die sein, die die Tendenz unserer ökonomischen
Entwicklung nicht erkennen oder sich einen dauernden
Erfolg von dem Versuch versprechen, einen Keil zwischen
Arbeiter und Privatbeamte zu treiben.
Selbstverständlich gibt es Unterschiede zwischen einem
Eisenkonstrukteur und einem Eisenarbeiter. Unterschiede
der Bildung, des Milieus, der gesellschaftlichen Ansprüche
und so weiter. Aber sie gehören beide der Klasse der
Lohnempfänger an, sie sind beide von den Produktions-
mitteln getrennt und haben infolge der Konzentration der
Betriebe beide keine Aussicht, aus der wirtschaftlichen
Abhängigkeit zur Selbständigkeit zu gelangen. Die Unte^
schiede, die sich ja dann auch in den Forderungen an
die Gesetzgebung und den Arbeitgeber ausdrücken, können
I
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
765
sie veranlassen, sich in getrennten Organisationen zu-
sammenzuschließen. Die Wesensgemeinschaft aber läßt
sie zu den gleichen Waffen greifen.
Schließlich bleiben die Beschwörungen der Unter-
nehmerpresse und der Harmonieapostel wiikungslos. Der
Ingenieur, der für einen geringen Lohn unter Umständen
sogar seine Staatsbürgerfreiheit an den Kapitalbesitzer ver-
kaufen muß, glaubt diesem nicht mehr, daß er sein Ver-
trauensmann sei, und er lernt einsehen, daß ihm die An-
wendung der gewerkschaftlichen Methode nicht, wie sein
wohlmeinender Brotherr warnt, auf ein niedrigeres Niveau
hinabdrückt, sondern das einzige Mittel ist, seine Per-
sönlichkeitsrechte geltend zu machen und damit sein Niveau
zu erhöhen.
Ist so der Konflikt in B"erlin seiner symptomatischen
Bedeutung wegen von höchstem Interesse, so verdienen
doch auch seine Gründe und sein bisheriger Verlauf unsere
Aufmerksamkeit. Zuvörderst: eigentlicher Kampfgegen-
stand ist nicht der Lohn. Nach einer Erhebung, die
die Eisenhoch- und Brückenbaufachgruppe des Bundes
technisch-industrieller Beamten vor etwa Jahresfrist ver-
anstaltet hat, blieb zwar reichlich ein Drittel der von
der Statistik erfaßten hinter der angenommenen Mindest-
gehaltsgrenze von 150 M plus 20 o/o Ortszulage zurück,
und diese Verhältnisse sind angesichts der Teuerung wirk-
lich nicht glänzend zu nennen. Aber im Vordergrund der
Auseinandersetzung stehen doch andere Dinge. Die An-
gestellten wollen die einheitliche Grundlage zu einem den
Ideen des sozialen Fortschritts gerecht
werdenden Dienstvertrag schnf .'cn.
Bevor sie ihre Stellungen auf'cündigten, überreichten
sie den Unternehmern den Entwurf eines Dienstvertrages,
der zur Grundlage von Verhandlungen gemacht werden
sollte. Seine wichtigsten Punkte sind: Achtstündige und
am Sonnabend sechsstündige Arbeitszeit. Verpflichtung
zu Ueberstunden nur in dringenden Fällen. Bezahlung
der Ueberstunden mit einem Zweihundertstel des Monats-
gehalts zuzüglich eines Zuschlags von 30 o/o. Jährlicher
Urlaub von zehn Tagen (nach mindestens sechsmonatiger
Tätigkeit) bis zu drei Wochen entsprechend den Be-
stimmungen des österreichischen Privatbeamtengesetzes;
Weiterzahlung des Gehalts im Urlaub, in Krankheitsfällen
und bei militärischen Uebungen, Eigentumsrecht des An-
gestellten an seinen Erfindungen. Mitwirkung des An-
gestelltenausschusses bei Kündigungen.
Man sieht: dieser Entwurf ist ein Niederschlag der
Stimmungen, die aus der Auflehnung gegen den
Industriefeudalismus geboren wurden. Das Ver-
' langen nach einer Sozialisierung des Arbeitsvertragsrechts
I ist hier in einer Reihe von Vertragsparagraphen formuliert.
Hätten die Angestellten Lohnerhöhung gefordert, wer
I weiß, ob es dann überhaupt zum Aeußersten gekommen
wäre. Das- Unternehmertum ist eher geneigt, einen Teil
seiner Rente zu opfern, als etwas von seinen Herrenrechten
; aufzugeben. Die Rente läßt sich bei guter Organisation
i durch Erhöhung der Verkaufspreise und so weiter wieder
[ einbringen, den Arbeitnehmern gewährte Rechte aber sind
r nur schwer zurückzuerobern.
i_ So lehnten die Berliner Eisenbaufirmen- den Entwurf
a limine ab und antworteten mit Gegenvorschlägen, die,
von anderem abgesehen, das von den Angestellten be-
kämpfte System auf dem Wege des Vertrags festlegen
^sollten. Am interessantesten ist da der Punkt Q: „Die
f Ausübung einer auf Gelderwerb gerichteten oder für
idie O e f f e n 1 1 i c h k e i t bestimmten Neben-
■ beschäftigung kann dem Angestellten nur mit
■schriftlicher widerruflicher Einwilligung der Firma ge-
stattet werden."
(■ „Eür die Oeffentlichkeit bestimmte Nebenbeschäfti-
gung" — das ist beispielsweise ein Referat in einer poli-
i tischen Versammlung, der Vorsitz in einer wirtschaftlichen
i Organisation, ein Stadtverordnetenmandat und anderes
mehr. In der Ausübung staatsbürgerlicher Rechte soll also
j der Angestellte von der widerruflichen Einwilligung seiner
j Firma abhängig sein.
Die Techniker gaben nicht nach; sie forderten, daß
ihr Entwurf zur Grundlage der Verhandlungen gemacht
und ein Unparteiischer, über den man sich einigen solle,
zur Leitung dieser Verhandlungen bestellt werde. Beides
lehnten die Arbeitgeber ab. Vor allem wollten sie den
Vorsitz bei den Konferenzen nicht aus der Hand geben.
Sie sind ja doch die Herren in ihrem Hause, und Unpartei-
ische besitzen fast nie das genügende Verständnis für den
Unternehmerstandpunkt.
So stehen sich bis zur Stunde die Parteien noch schroff
gegenüber, und auch eine Vermittlungsaktion des Hansa-
bundes scheint an dem Widerstand der Eisenbauanstalten
zu scheitern. Allerdings haben die inzwischen eine Rücken-
deckung erhalten. Wären sie isoliert, so hätten sie sich
Verhandlungen wohl schon geneigter gezeigt, denn der
m.eist aus sehr untüchtigen Ausländern bestehende Ersatz,
den sie für die Streikenden erhalten haben, genügt ihren
Ansprüchen keineswegs. Aber der Gesamtverband deut-
scher Metallindustrieller hat sich hinter sie gestellt, hat
die Ausständigen auf die schwarze Liste gesetzt, und geht
jetzt dort, wo er kann, gegen die organisierten Techniker
vor. An verschiedenen Orten wird von den ihm an-
geschlossenen Firmen auf die Angestellten ein unerhörter
Druck ausgeübt, um sie zum Aufgeben ihrer Verbands-
zugehörigkeit zu zwingen, und wo das bisher noch nicht
geschehen ist, hat es weniger an der Koalitionsfreund-
lichkeit der Unternehmer als an dem Mangel an geeignetem
Ersatz gelegen.
Man beginnt am Punkte des geringsten Widerstandes,
aber es muß damit gerechnet werden, daß die nächsten
Jahre im Zeichen fortgesetzter und zum Teil sehr heftiger
Zusammenstöße zwischen Großkapital und Angestellten-
organisationen stehen. Die sozialen Konflikte ergreifen
die Privatbeamten. Eine Bildungsschicht nimmt auf dem
Feld des Klassenkampfes Aufstellung.
/n persönlicher Angelegenheit
zwingt mich die I.-B.-Z. nochmals und, wie ich hoffe, zum
letztenmal das Wort zu ergreifen.
Es kann einem Schriftsteller, der noch einigen Ruf
zu verlieren hat, wirklich nicht gleichgültig sein, wenn
man ihm nachsagt, er richte sich nach den Agitations-
bedürfnissen des Verbandes, für dessen Blatt er schreibt.
Ich habe dies dem Bunde in meiner ersten Replik nicht
cxpressis verbis gesagt, weil ich ihm zugetraut hatte'j
er werde es selber zwischen den Zeilen lesen.
Darin bin ich nun aber leider bitter enttäuscht worden.
Der Bund hat vergleichende Textstudien über die Fassung
der beiden Veröffentlichungen meines Aufsatzes getrieben.
Er hat daraus, daß der Aufsatz ,,Im Freien Wort" ein
paar Tage später erschienen ist, geschlossen, die Fassung
im „Freien Wort" sei die spätere und ich hätte eingesehen,
daß meine Ausführungen in der ,,D. T.-Z." nicht der
Wahrheit gerecht würden, und sie deshalb geändert. Ich
kann nun aber beweisen, daß nicht die Fassung des ,, Freien
Wortes", sondern umgekehrt in der „D. T.-Z." die spätere
ist. Zum Beweise will ich nun die betreffende Stelle
aus der „I.-B.-Z." ausschneiden und ohne Zwischen-
bemerkungen hierhersetzen, nur in der chronologisch
richtigen Umstellung.
1. Fassung im „Freien Wort":
„Nachdem der Bund der technisch-industriellen Be-
amten zuerst die Angestellten der Industrie nach streng
und konsequent durchgeführten gewerkschaftlichen
Grundsätzen unter Ausschluß der Unternehmer und unter
scharfer Betonung der gewerkschaftlichen Selbsthilfe
organisiert hatte, ist die alte Konkurrenz-Organisation,
der Deutsche Techniker-Verband mit redlichem Bemühen
auf dem bestem Wege, sich ebenfalls in eine gewerk-
schaftliche Organisation umzugestalten."
2. Fassung der Deutschen Techniker-Zei«
tung:
„Die Organisationen der technischen Angestellten
im Baugewerbe und in der Industrie haben die Richtig-
keit des gewerkschaftlichen Organisationsprinzips längst
766
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 48
erkannt und führen es mit immer größerer Konsequenz
und Tatkraft durch. Bei den Betrieben der Marine ist es
unser Verband gewesen, der zum erstenmal die Mittel der
gewerkschaftlichen Selbsthilfe anwenden mußte. In den
Betrieben der Berliner Eisenkonstruktionsfirmen hat der
Bund der technisch-industriellen Beamten die Initiative
ergriffen, und unsere uneingeschränkte Unterstützung
gefunden."
Jeder unbefangene Leser wird sich sagen, daß die
beiden Fassungen einander durchaus nicht widersprechen.
Ein Widerspruch läßt sich nur durch eine logisch un-
2ulässige Quaternio terminorum konstruieren. Im ,, Freien
iWort" hatte ich es mit einem allgemeineren Leserkreis zu
tun. Hier war es angebracht, in der Geschichte der Privat-
angestelltenbewegung weiter zurückzugreifen und zu er-
wähnen, daß der Bund die Privatangestelltenbewegung
zuerst konsequent als gewerkschaftliche Bewegung auf-
gefaßt hat. Daß dies seine historischen in der Entwick-
lungsgeschichte des Bundes begründeten Ursachen hat,
die keineswegs dem Bunde ausschließlich als Verdienst
anzurechnen sind, sei nur nebenbei bemerkt. Sein Haupt-
vorteil dabei war eben, daß er nicht mit einer längeren
Vergangenheit und den damit notwendig verbundenen Tra-
ditionen belastet, viel später als die übrigen Privatangestell-
ten-Verbände ins Leben getreten ist und so aus ihren Er-
fahrungen lernen konnte. In der D. T.-Z. dagegen konnte
ich diese Dinge als bekannt voraussetzen und an die
neuesten Tagesereignisse anknüpfen.
In der Erklärung, die in Nr. 23 der I.-B.-Z. in der
Rubrik „Aus dem Bunde" erschienen ist, wird gleich im
ersten Absätze wörtlich folgendes versichert:
„Im Interesse einer zeitgemäßen Umgestaltung der
deutschen Angestelltenbewegung halten wir die grund-
sätzlichen Erörterungen über Inhalt, Form und Wesen
der Angestelltenbewegung für eine dringende Notwen-
digkeit. Solche Erörterungen können jedoch nur frucht-
bar sein, wenn alle Beteiligten sich ausschließlich \ on
dem Streben nach sachlicher Aufklärung leiten lassen
und jede nicht in der Sache begründete Zuspitzung der
Polemik zu vermeiden suchen."
Ich möchte nun den verantwortlichen Redakteur der
I.-B.-Z., Herrn Hermann Lüdemann, fragen, wie er es mit
diesen begrüßenswerten Worten zusammenzureimen ver-
mag, was auf S. 348 derselben Nummer der I.-B.-Z. steht:
„Wir wollen Herrn Dr. Heiß gern bestätigen, daß
er eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an den Ort,
für den er gerade schreibt, an den Tag legt und nach
dieser Gegenüberstellung das Urteil über Herrn Dr. Heiß
als Schriftsteller jedem Denkenden überlassen."
Diese Verdächtigung und jene andere Bemerkung, mit
der alle Mitarbeiter und ehemaligen Mitarbeiter beim Bunde
der Mitarbeiterschaft an der D. T.-Z. entzogen sein sollen,
stehen in schreiendem Widerspruch zu der Einleitung der
Erklärung. Dr. Gl. H el ß.
:: :: :: :: Vt :: BRIEFKASTEN :: :: :: H :;
Nur Anfragen, denen Rückporto beihe^t und die von allgemeinem
\y; t"^'^^^ '*'^"'<^n aufgenommen. Dem Namen des Einsenders find
Wohnung „„j M i t g 1 1 e d n u ni m e r hin/u/iifügcn. Anfr.igen nach Bezugs-
quellen und Biicliern «erden unparteiisch und nur sclinfllich erteilt. hinc
K ucksend ung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (mittags 12 Uhr) vor Ers heinen des Heltes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit fiir die Aufnahme,
|ur Inhalt un.l Kichtigkeit von tragen und Antworten lehnt die Schnft-
leitung nachdrücklich ab. Die zur trläuterung der Er.igen notwendigen Druck-
»löcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der EragestcUer vorher bezahlen.
Technik _
Frage 253. In welcher kürzesten Frist kann ein Maurer-
geselle 1 cbm Backsteinmaiicrwerk der Stärke 1,(J3; Ü,CO; 0,77;
0,64; 0,51; 0,38; 0,25 und 0,13 m herstellen, wenn er diesen
Zeitraum bei standiger Beschäftigung nicht überschreiten soll?
Wie groß ist die durchschnittliche normale Arbeitsleistung?
Desgleichen wenn eine Ansichtsfläche der Mauer mit Klinker-
oder Glasursteinen verblendet wird. Wie stellt sich dieser
Zeitraum bei Bruchstein- oder Quadermauerwerk bei den üb-
lichen Mauerstärken? Wie viele Hilfsarbeiter sind für diese
Arbeiten unter den gegebenen Verhältnissen erforderlich?
Frage 254. In 10 Stunden sollen 50 cbm Grobkies von
9 bis 40 min Korngröße zu Sand zerkleinert werden. Welche
Maschine eignet sich hierzu, wie groß ist der Kraftverbrauch und
wie hoch sind die Kosten pro cbm einschl. Abnutzung der Ma-
schinenteile?
Frage 255. Es ist die Anlage einer 1,2 km langen Rodel-
bahn in einem trockenen Wiesental geplant. Ich bitte um
Mitteilung, ob das nachstehende Oesamigefälle ausreichend ist.
Die einzelnen Gefälle betragen: Von 0 bis 450 ra = 1 : 7,7, von
450 bis 600 m = 1:12,5, von 600 bis 700 m = 1:15,5, von
700 bis 900 m = 1:18,5 und von 900 bis 1000 m = 1 : 15.
Die Trasse liegt von 0 bis 350 m in der Oeraden, geht dann
mit einer Rechtskurve von 100 m Länge mit anschließender
Geraden in eine schlanke Linkskurve über und schmiegt sich
dem Talhang an.
Frage 256. Gibt es ein Mittel, um Terrazzofußboden
dauernd glatt und glänzend zu erhalten? Im vorliegenden Falle
ist der Terrazzofußboden immer noch zu stumpf. Kann man
den Glanz gleich beim Herstellen des Fußbodens erhalten, und
wie? Oder läßt er sich noch nachträglich erzielen?
Frage 257. Kann mir einer der Herren Kollegen über
praktisch ausgeführte Tesching-Schießstände für Schützengesell-
schaft kleinerer Gemeinden Auskunft geben? Gibt es darüber
praktische Werke, sowie Vorschriften (sächsische) ?
Frage 258. a) Eine Feder von 24 mm mittlerem Durchm.,
auf 155 mm zusammengedrückt, soll 10 kg, auf 125 mm weiter
zusammengedrückt 13 kg tragen. Wie groß ist die Vorspannung,
die Drahtstärke und die Anzahl der Windungen?
b) Wie ändern sich die Werte, wenn eine andere Feder
von demselben mittleren Durchmesser auf 300 mm zusammen-
gedrückt 10 kg und auf 275 mm weiter zusammengedrückt 13 kg
tragen soll?
Zur Frage 242. Gerachlose I mprägnierungsmittel. \. Ich
verwende seit Jahren, insbesondere bei Schwammbeseitigung
„Raco" (der Firma R. Avenarius & Co.). Es ist wirksam und
geruchlos, aber erheblich teurer als Karbolineum.
Mitgl.-Nr. 22 009.
II. Dem Chemischen Werke Flörsheim a. M. (Dr. Noerd-
linger) ist es gelungen, den Teerölen ihren Geruch dadurch zu
nehmen, daß diese einer Behandlung mit Kupfersalzlösungen
unterworfen werden. Das Produkt heißt Barol (D. R. P.), dient
zum Tränken von Faser- und Gewebestoffen, hat ein spezifisches
Gewicht von 1,14, eine Ergiebigkeit von 200 g auf 1 qm Holz-
fläche und ist im Winter vor Verwendung auf 40 bis 50'^ C
zu erwärmen. — pf.
Zur Frage 246. Wasserkühlung. Mit Rücksicht darauf,
daß kaltes Wasser schwerer ist als warmes, wird empfohlen,
um den oberen Teil des Bassins eine Rohrspirale zu legen, die
von Lindes Ammoniak-Kühlmaschine im Zirkulationsstrom ge-
speist wird. Der Vorteil dieser Einrichtung liegt in der Regulier-
barkeit der Anlage. Weiteres durch die Gesellschaft für Lindes
Eismaschinen, München II, Nymphenburger Straße 76. — Ferner
liegt eine Verbilligerung des Sommer- und Winterbetriebes
darin, indem man den Behälter mit Tannenholz ummantelt und
den Zwischenraum mit Alull der Werke Haspelmoor in Ober-
bayern (Stampfdichte: siehe Notiz 189, S. 623, Nr. 39 D. T.-Z.)
auskleidet. — pf.
Zur Frage 247. Staubbindendes Fußbodenöl. Schlechte
Haftbarkeit des Oeles tritt ein, wenn die Oberflächen des im-
prägnierten Materials sich gegen Oelaufnahme ablehnend ver-
halten. Die Firma Heinrich Amend, Hanau, stellt daher Sanitol-
platten und zugehöriges Sanitolöl her. — Absolute Haftbarkeit
besitzt das staubbindende Floricin-Fußbodenöl der Chemischen
Werke Flörsheim am Main (Dr. Noerdlinger), wissenschaftlich
erprobt im hygienischen InstiUit der Universität Göttingen. Oel-
ergiebigkeit: 100 g/l qm. Sie hätten sich vorher zu ver-
gewissern, ob das englische Eisenpulver einer dauernden Oel-
aufnahme gegenüber sich nicht negativ verhält. — pf.
Zur Frage 250. Entschädigung für Mehrleistungen bei
einem Bauwerk. Der ordnungsgemäße Vertrag hat in diesem
Falle nur Gültigkeit, denn durch Aufstellung dieses Vertrages
und beiderseitige Unterschrift sind ja die vorhergehenden Ab-
machungen anulliert worden. Durch § 2 ist die Kostenberech-
nung der Leistungen genau festgelegt, so daß Sie bei Be-
schreitung des Rechtsweges Ihres Erfolges sicher sind, noch
dazu, da der unparteiische Architekt Ihre Abrechnung als richtig
anerkennt. Leonhardt.
Heft 48
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
767
Sitzangs-Kalender der Bezfrksverwaltiingen und Zweig-
vereine
U'ir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureaj
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf bisonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. == Vorsitzender, V. u. O. = VersammlungstaCT und Ort,
Bf. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlicnung in der Verbanaszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
nezirksverwaltungen
Chemnitz. 1. Vors.: O. Geßner, Gießerstr. 11. Briefe an
den 1. Vorsitzenden. Wir laden hiermit unsere werten Mitglieder
riebst Angehörigen zu dem am Sonntag, 3. Dezember, in sämt-
lichen Räumen des Kaufmännischen Vereinshauses zu Chemnitz
stattfindenden Bezirkstag ein und bitten um eine rege Beteili-
gung. Programm: Vormittags 11 Uhr: Eröffnung des Bezirks-
tages im Theatersaale. 1. ßegrüßung der Gäste und Teil-
nehmer durch den 1. Vorsitzenden. 2. Ansprachen. 3. Vortrag
des Herrn Dr. Günther, Privatdozent an der Universität
Berlin, über: „Der Tarifvertrag und seine Ver-
wertung für den technischen Angestellten."
^ 4. Schlußwort. Anschließend hieran zwangloses Mittagmahl in
- den unteren Räumen. Nachmittags 2V2 Uhr: Geschäftliche
Sitzung im Technikerzimmer. Während derselben für die Damen
und übrigen Teilnehmer Besichtigung des neuerbauten Rathauses
unter persönlicher Führung des Hen n Baiirat Luthrrdt. Sammeln
um 21/3 Uhr im Kaufmännischen Vereinshaus. Tagesordnung:
1. Festsetzung der Stimmführer. 2. Bericht der Bezirks-Verwal-
tung. 3. Bericht über die Wanderversammlung in Dresden.
4. Bericht der Zweigvereine. 5. Beratung und Beschlußfassung
der Anträge. 6. Ausbau der Stellenvermittlung. 7. Verschie-
denes. Nachmittags 4 Uhr: Gesellschaftliche Zerstreuungen.
Oberschlesien. Freitag, 1. Dezember, 8V2 Uhr abends, findet
in Königshütte, Hotel Graf Reden, die erste Sitzung des neu-
; gewählten geschäftsführenden Vorstandes statt. Wir bitten um
vollzählige Beteiligung seitens der Vorstandsmitglieder.
Westfalen. Vorort Bielefeld. Br.-A.: W. Langbein, Biele-
feld, Ravensberger Straße 60. In den Monaten Oktober und
November hat die Bezirksverwaltung Schüler Vorträge in
Münster, Lage und Lemgo abgehalten. Der Besuch
war überall ein reger ,und auch die Zahl der Anmeldungen
als Hospitant ist eine gute. Weitere Vorträge sind in Höxter
und Detmold in Aussicht genommen. Am Freitag, 11. No-
vember, sprach Herr Kaufmann - Berlin im Verein Gladbeck
über das Thema: „Die Sozialpolitik im Reichs-
tage" vor einer Versammlung von 70 Personen; vertreten
waren die Vereine Gladbeck, Buer und Bottrop sowie Horst-
rEmscher. Der Vortrag fand lebhafte Zustimmung bei allen An-
wesenden. Hoffentlich werden wir im kommenden Jahre auch
. in anderen Vereinen unseres Bezirks ähnliche Vorträge halten
lassen können.
Zweigvereint
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
' F. J. Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O. : Jeden Samstag
abend im Berliner Hof. Samstag, 25. November, abends 9 Uhr,
■ Versammlung. Tagesordnung: 1. Berichterstattung über den
Bezirkstag von den entsandten .Vertretern. 2. Verschiedenes.
Samstag, 2. Dezember, abends 87^ Uhr, Jahres-Hauptversamm-
1 lung. Tagesordnung: 1. Bekanntgabe der Eingänge. 2. Auf-
I nähme neuer Mitglieder. 3. Jahresbericht. 4. Neuwahl des
f Vorstandes und der Ausschüsse. 5. Verschiedenes. Wir bitten
alle Mitglieder, zur Jahres-Hauptversammlung zu erscheinen.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-
A.: Herm. Voigt, Berhn O. 112, Waldeyerstr. 61. V. u. O.:
Jeden ersten Donnerstag im Monat im Wilhelmshof am Wil-
^ helmsplatz, Charlottenburg. Am 5. Januar 1912 findet im Schiller-
j saal, Charlottenburg, Bismarckstraße, eine öffentliche Versamm-
I lung statt. Referent: Herr E. R. Schubert, Chefredakteur der
1 „Deutschen Techniker-Zeitung", über: „Was fordern die
^ Angestellten vom neuen Reichstag." — Die sämt-
!■ liehen Techn.-Vereine von Groß-Berlin werden gebeten, an diesem
I Tage keine Versammlungen usw. einzuberufen.
Gladbeck i.W. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Franz Briel, Gladbeck, Hermannstr. 27. V. u. O.: Am Freitag
; nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gasthof Thiele, Bismarck-
|1 Straße. — In der am 3. d. M. abgehaltenen Monats-Haupt-
! Versammlung wurde beschlossen, die Jahres-Generalversammlung
I statt Anfang Januar n. J. schon in der ersten Versammlung
[ des Monats Dezember abzuhalten. Freitag, 1. Dezember, abends
I 8V2 Uhr, im Vereinslokal Gasthof Thiele Jahres-Generalversamm-
f lung mit Neuwahl des Vorstandes. Hierzu ergehen noch briefl.
Einladungen. Wegen der Wichtigkeit bitten wir dringend um
rege Beteiligung, auch bitten wir, dem Verbände noch fern-
stehende Kollegen einzuführen. Nach den neuen Verbands-
sfatuten hat die Jahres-Generalversammlung spätestens im Monat
Dezember stattzufinden.
Hanau. Techniker-Verein. Donnerstag, 7. De-
zember, abends 1/29 Uhr, Hauptversammlung im Vereinslokal
Hotel zum Riesen. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls
und der Eingänge. 2. (Mitgliederaufnahme. 3. Hebung der
rückständigen Beiträge. 4. Vorträge durch Mitglieder über Bau-
ausführung aus dem Tiefbaugebiet. 5. Vereins- und Verbands-
angelegenheiten. 6. Verschiedenes. Um zahlreichen Besuch
dieser Versammlung wird gebeten, ebenso um Einführung neuer,
dem Verein und Verband noch fernstehender Kollegen.
Mülheim a. Rh. T e c h n. Verein. Freitag, 1. Dez., abends
SViUhr: Generalversammlung im Vereinslokal, Freiheitstr. 65.
Tagesordnung: 1. Protokoll der vor. Hauptversammlung. 2. Be-
richt über den 13. Bezirkstag in Kalk. 3. Jahresbericht. 4. Neu-
wahl des Vorstandes und der Kassenprüfer für das Geschäfts-
jahr 1912. 5. Verbandsangelegenheiten und Verschiedenes. In
Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung wird um recht
zahlreiches Erscheinen gebeten.
Nürnberg. Techniker - Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u.O.: Jeden Mitt-
woch abends 8V2 Uhr in der Restauration „Theodor Körner",
Inselschütt. Mittwoch, 29. November, im Körnersaal Lichtbilder-
vortrag des Herrn Koll. Ebel: „Eine Rheinreise von Köln bis
Mainz." Zahlreiches Erscheinen auch von Seiten der verehrl.
Dalsen wird erwartet. Mittwoch, 6. Dezember, abends SVs Uhr,
findet im Saale des Theodor Körner, Inselschütt 2, unsere dies-
jährige Hauptversammlung mit folgender Tagesordnung statt:
1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Vorlage und Ge-
nehmigung der Satzungen. 4. Jahresbericht. 5. Bericht des
Kassierers und der Revisoren. 6. Bericht des Inventar- und
Bibliothekvervvalters. 7. Bericht der Stellenverraittler. 8. Ent-
lastung der Vorstandschaft. 9. Neuwahl der Vorstandschaft und
der Ausschüsse. 10. Etataufstellung für das Jahr 1912. 11. An-
träge. 12. Verschiedenes. Wir fordern alle Mitglieder dringend
auf, unter allen Umständen zur Hauptversammlung zu erscheinen,
es werden so wichtige Beschlüsse gefaßt und evtl. grundlegende
Aenderungen des ganzen Vereinslebens beantragt werden, daß
jedes Mitglied schon in seinem eigenen Interesse der Versamm-
lung beiwohnen sollte. Evtl. Anträge und Wünsche zur Haupt-
versammlung wolle man möglichst bis 29. November, längstens
aber vor Beginn der Versammlung beim 1. Vorsitzenden, Herrn
Koll. Polster, Schreyerstr. 14, schriftlich einreichen.
Posen. Techniker-Vereinigung. Am 1 3. d. Mts.
sprach Herr Schubert in Posen vor zahlreich besuchter Ver-
sammlung über Koalitionsfreiheit und Staats-
bürgerrecht. Mit treffenden Worten brandmarkte er das
Vorgehen der Gutehoffnungshütte und ähnliche Schritte von
scharfmacherischen Großindustriellen. Der Beifall bewie% daß
die Posener Kollegen im Kampfe um die Koalitionsfreiheit bis auf
den letzten Mann hinter der Verbandsleitung und ihren Beamten
stehen. — Die Jahreshauptversammlung findet Freitag, 1. De-
zember, abends 9 Uhr, im Restaurant Mandel, Berliner Str. 19 1,
statt. Tagesordnung: 1. Beschlußfassung über die v/eihnachts-
feier und Bewilligung der Kosten. 2. Beschlußfassung über
die Weitererhebung der Umlage für das Posener Zimmer im
Erholungsheim. 3. Beschluß über die Zusammensetzung des Vor-
standes und die Art der Vorstandswahlen. 4. Geschäftsbericht
und Entlastung des Vorstandes. Die Kassenberichte erfolgen
erst im Januar, weil noch eine Anzahl Kollegen mit ihren bei-
tragen im Rückstände sind. 5. Neuwahl des Vorstandes. 6. Ver-
schiedenes. Sonntag, 3. Dezember, vormittags 10^/4 Uhr, findet
eine Besichtigung des Stadttheaterumbaues statt. Damen können
an dieser Besichtigung noch nicht teilnehmen. Es wird ihnen
aber später noch Gelegenheit geboten, den Umbau kennen zu
lernen. Die Weihnachtsfeier findet am Mittwoch, 20. Dezember,
wahrscheinlich unter Beteiligung der Damen in den oberen
Räumen von Mandel statt.
Regenwalde. Technische Vereinigung Regen-
walde und Umg. Vors. u. Br.-A. : Fr. Zube, Regenwalde.
Unsere nächste Versammlung findet Sonntag, 3. Dezember, nach-
mittags 31/2 Uhr, in Pluthe, Hotel Quandt, statt. Etwaiger
Anträge wegen ist das .Erscheinen aller Kollegen erwünscht.
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. Motiv, Bauhütte. Wie schon bekannt-
gegeben, findet am 20. Dezember 1911 die Jahreshauptversamm-
lung statt. Der Kassierer bittet deshalb alle Vereinsmitglieder
dringend, die Regelung der rückständigen Beiträge bis spätestens
den 3. Dezember 1911 vorzunehmen. Zu diesem Termin nicht
erledigte Beiträge werden entweder durch Boten oder Post-
nachnahme eingezogen, da die Kassenbücher bis zum 10. Dez.
1
Ii
768
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 48
dieses Jahres den Herren Revisoren zur Prüfung vorgelegt werden
müssen. Gleichfalls werden die Herren Vorstands- und Aus-
schußmitglieder nochmals gebeten, ihre Rechnungen über die
im laufenden Vereinsjahr gehabten Auslagen bis spätestens zum
5. Dezember 1911 beim Kassierer einzureichen.
Techniker in der Industrie,
. Bez. Graß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-iA. : Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O. : Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Außerdem findet dort jeden
dritten Mittwoch im Monat gesellige Zusammenkunft statt.
Unsere nächste Mitgliederversammlung findet Mittwoch, 6. De-
zember, pünktlich ^/,9 Uhr, im Vereinslokale statt.' Tages-
ordnung: 1. Geschäftliches. 2. Wahl der vorbereitenden Kom-
mission zur Vorstandswahl. 3. Wahl der Kassenprüfer. 4. Be-
richt über die Gruppenversammlung der Gruppe „B" vom
8. November 1911. 5. Verschiedenes. Wir erwarten, daß zu
dieser letzten Versammlung im Jahre 1911 alle unsere Mit-
glieder erscheinen. Weiter ersuchen wir, die noch rückständigen
Beiträge umgehend an unseren Kassierer porto- und bestellgeldirei
zu übersenden, damit der fällige Kassenbericht in der Monats-
versammlung im Januar 1912 günstig lautet. Auch auf den
Versammlungsbeschluß vom 6. September 1911, be1;r. Solidari-
tätsbeitrag, machen wir nochmals aufmerksam und er-
warten, daß bis zum Jahresschluß alle Kollegen für 3 M Soli-
daritätsmarken gekauft haben. Solidaritätsmarken sind bei allen
Vorstandsmitgliedern zu haben.
Dresden. Verein für Maschinentechniker und
-Ingenieure. Br.-A. : O. Baumgart, Ing., Dresden, Leipziger
Straße 38 III. V. u. O. : Jeden Freitag im „Gewerbehaus",
Ostra-AUee. Freitag, 1. Dezember 1911, abends i/jO Uhr,
Monats - Hauptversammlung im Vereinslokal. Tagesordnung:
1. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Vortrag des
Herrn Kollegen Pohlenz über: „Wie kann sich der
Techniker zum gewerblichen Fachlehrer aus-
bilden und wie sind hier die Fortkommen-Aus-
sichten". 4. Mitteilungen der Ausschüsse. 5. Fragekasten
und Verschiedenes. Freitag, 8. Dezember 1911, abends 1/39 Uhr,
im Vereinslokal. Vortrag des Herrn Kollegen Bock: Tech-
niker organisiert Euch". Es darf wohl der Erwartung
Ausdruck gegeben werden, daß alle Vereinsmitglieder zahlreich
erscheinen. Gäste,, besonders fernstehende Kollegen, herzlich
willkommen. Außerdem sei bemerkt, daß in Kürze der Jahres-
Abschluß erfolgen muß und daher um Begleichung aller Außen-
stände gebeten wird.
Hamburg-Altona. Maschinentechnischer Verein
von 1908. Br.-A.: A. R. Krobiell, Hamburg 6, An der Stern-
schanze 29 a. V. u. O. : St. Georger Vereinshaus, Gr. Allee 45.
Hauptversammlung: Freitag, 1. Dezember 1911. Nebenversamm-
lung: Freitag, 15. Dezember 1911. Die Versammlungen beginnen
stets 1/29 Uhr abends. Zu dieser letzten Hauptversammlung
in diesem Jahr ist das Erscheinen aller Mitglieder sehr er-
wünscht. Die noch fehlenden Beiträge sind an diesem Abend
ebenfalls einzuzahlen.
Staatstechniker.
Landcsvcrcin Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 11.
Chemnitz L Sa. Eisenbahn-Techniker-Verein.
Br.-A. : E. Klotsche, Bahnmeister I. Kl., Zschopauer Str. 64.
Die nächste Versammlung mit Fachvortrag des Herrn Bausekretar
Geßner-Chemnitz über „Eisenbahn-Signahvesen" findet Sonntag,
17. Dezember, nachmittags pünktlich ^,23 Uhr, im Vereinslokal
Restaurant Moritzburg, statt. Tagesordnung folgt. Freie Fahrt
wird gewährt. Steuern 4. Vierteljahr sind fällig.
Zwickau. Eisenbahn-Techniker-Verein. V. u.
O. : Jeden ersten Dienstag des Monats im „Hotel zur Rose",
Zwickau, Mittelstraße. Br.-A.: Bahnmeister Paul Baum, Zwickau,
Bahnhofstraße 46 I. Sonntag, 10. Dezember, nachmittags 3 Uhr,
findet im Hotel zur Rose, Zwickau, Mittelstraße, Versammlung
mit Fachvortrag statt. KoU. Bauobersekr. Schulze aus Dresden
wird über „Verträge, Bestellzettel, Zuschlagschreiben und deren
Beilagen" sprechen. Ferner findet ttat-Besprechung statt. Frei-
fahrt wird gewährt. Die zwanglose Zusammenkunft am Diens-
tag, 5. Dezember, fällt aus. Die diesjährige Generalversamm-
lung mit Neuwahl des I. Vorsitzenden und I. Schriftführers findet
am 14. Januar 1912 statt. Vereinsbeiträge. Die Beiträge für
das vierte Vierteljahr sind fällig. Die rückständigen Beiträge
bitten wir nunmehr umgehend an unseren Kassierer, Herrn
Koll. Strobelt, Zwickau, Bauamt II, einzusenden.
Stellen -Angebote
(Nur für Verbandsmltglieder).
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
3431 Beeskow (Mark), Behörde z. 1. 1. 12 tücht. Bauf. t.
die Baultg. u. Abrechn. eines Schulhauses auf voraussichtl.
15 Monate. Ang. m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. an die
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3432 Königsberg i. Pr., KönigL Behörde sof. zwei gew.
T. z. Ausarbeitg. d. Kostenanschl. für ein Polizei-Dienstgeb.
Ang. m. Geh.-Anspr. u. Zeugn.-Abschr. an die Zweigst. Königs-
berg i. Pr., Herrn L. Pitz, Hinter Roßgarten 25.
3433 Königshütte (Oberschi.), Baugesch. sof. zweiter T.,
im Veranschlg. u. i. Abrechnungen bewandert. 130 bis 150M.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. an die Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstraße 94.
3436 Kiel, Arch.-Bureau sof. tücht. T., fl. saub. Zeichn. u.
gut. Statik. Anfangsgeh. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigst. Kiel an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
3437 Kiel sof. tücht. Zeichn. f. d. Errichtung ein. neuen
Gasanstalt. Beschäftigungsdauer etwa 2 J. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Kiel an Hn. F. Kobarg, Hansastr. 10.
3438 Königsberg i. Pr., Arch.-Bureau sof. j. Hochbaut.,
gew. Zeichn. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst.
Königsberg i. Pr. an Hn. L. Pitz, Hinter Roßgarten 25.
3439 Darmstadt, Arch.-Bureau sof. j. Bt., fl. Zeichn. An-
fangsgehalt 120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Frank-
furt a. M. an Hn. J. Wührmann, Frankfurt a. M.-Bk., .-\dalbert-
straße 73.
3440 Birnbaum i. Pos., Kgl. Beh. sof. tücht. Bt., Absolv.
ein. Bgw. -Schule, m. d. Dieustgesch. ein. Hochbauamt. vcrtr.
Stellg. V. läng. Dauer. Bis 180 M. Ang. m. Zeugn.-.A.bschr.
Zweigst. Pc^en an Hn. E. König, Hohenlohestr. 3.
3441 Kattowitz O.-S. sof. Bt., Absolv. ein. Bgw.-Schule, t.
zeichn. Arbeit., Veranschl., Bauführg. u. .\brechng. Dauernd.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafen-
straße 94.
3442 Norden i. Ostfriesland, Arch.-Bureau sof. jüng. Bt.,
gew. fl. Zeichn. u. tüchtig. Statik. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3444 Rheinl. gr. A.-G. sof. Bt., der auch die Stellg. ein.
Bahnmeisters f. eine Anschlußbahn zu übernehm. hat. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3464 Zwickau, Arch.-Bureau sof. Hochbaut. m. mehrjährig.
Prax., n. über 30 J. alt, mögl. m. Einjährig. -Zeugn. Ang. ni.
Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Mark-
grafenstr. 94.
3465 Leipzig sof. jüng. Bt., .^rch., fl. Zeichn. f. Arch.-
Bureau. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Ge-
schäftsstelle Leipzig, Tnomasring 18.
3466 Hofgeismar-Wolfhagen, Kgl. Beh. sof. Bt., vertr. m.
d. Arbeit, auf ein. Hochbauamt, zur Vertretg. d. B.msckr. Bis,
180 M a. etwa 3 Mon. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. CasseL
an Hn. R. Thielke, Roonstr. 44. f
3467 Stettin, Museumsbau sof. tücht. selbst. T. Bis. 200 S\.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin an Hn. G. Borchert,
Barnimstr. 16 E.
3468 Gummersbach i. Rhld. sof. j. energ. Bauf. f. Wcrk-
zcichng. u. Abrechng. m. Dispositionstaient auf d. Baust. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle Rheinland u.
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. S6.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgraf^nstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 49 Schnftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 2. DczeiTiber 1911
halt: Der soziale Ausschuß — Ein Landhaus bei Mannheim - Lehrgang für den Werkstättenunterricht der Kgl. Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in
Kais rslautern - Die deutschen Techniker - Wirtschaft und Leben - Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Zeitschriftenschau - Briefkasten —
Mitteilungen aus dem Verbände
Der soziale Ausschuß
Schon wiederholt hat der „Soziale Ausschuß von Ver-
einen technischer Privatangestellten" die Mitgliederkreise
unseres Verbandes beschäftigt, ja in manchen Mitglieder-
kreisen ist und war die Stellung zum S. A. Ausdruck für
die Art, wie man unsere Verbandspolitik beurteilte. So
war es durchaus nicht zufällig, daß auf dem Verbandstage
in Königsberg die Befürworter des Anschlusses an den
S. A. sich mit den Verbandskreisen deckten, die für ein
schnelleres Tempo der Verbandsarbeit im allgemeinen zu
haben waren. Wer um diese Zeit in der Verbandsagitation
stand, der weiß, welche Waffe die Bundesmitglieder be-
saßen, wenn sie uns vorwarfen, daß wir noch außerhalb
der Gemeinschaft von Verbänden technischer Privat-
angestellten, eben dem Sozialen Ausschuß, standen. Mit
gewissen Kautelen wurde dem Antrag auf Anschluß zu-
gestimmt, und unsere Aufnahme in den S. A. hatte Vor-
gänge veranlaßt, die ebenfalls nicht ihre Nachwirkung auf
den D. T.-V. verfehlten : die erneuten Versuche zum organi-
satorischen Zusammenschluß des B. t.-i. B. und unseres
Verbandes.
Daraus wurde nichts, wir aber waren im S. A. und
verstärkten ihn durch unseren Beitritt auf den respek-
tablen Mitgliederbestand von 100 000. Hatten wir vorher
wegen unserer Sonderstellung unter der Bundesagitation
zu leiden, so glaubten manche, daß die äußeren Formen
der Agitation nach unserem Anschluß sich verändern
würden. Nur naive Gemüter konnten dieser Auffassung
sein und es waren merkwürdigerweise nicht die Befür-
worter des Antrages von Königsberg, sondern seine
Gegner. Die sagten nun den anderen: Da seht ihr, was
es euch nützte, daß ihr dem Bunde nachlieft, ihr
werdet genau so behandelt wie früher. Als ob es sich
darum gehandelt hätte! Interessant ist aber, daß sich
in manchem unserer Köpfe das „Nachlaufen hinter dem
Bunde" bei dieser Gelegenheit festsetzte und die Er-
kenntnis für die Notwendigkeit taktischen Zusammengehens
gelegentlich oder für einen bestimmten Kreis, umschrieben
durch Satzung und Programm des S. A., dauernd ver-
drängte.
Diesen Kreisen die Vorteile gemeinsamen Wirkens im
S. A. zu beweisen, wurde uns, den Freunden dieser Taktik,
durch zwei Dinge erschwert, von denen die Frage der
Pensionsversicherung der Privatangestellten gegeben, das
Schlagwort von der ,, organisatorischen Reinlichkeit" aber
gesucht war. Das Für und Wider in der Pensionsver-
sicherungsfrage bereitete immer eine schwüle Luft, die aber
besonders über den letzten Sitzungen des S. A. lagerte.
Daß es nun gerade klug war, dahinein auch noch das
Wort von der ,, organisatorischen Reinlichkeit" zu werfen,
möchten wir verneinen, namentlich, da der D. T.-V. von
selbst und aus sich heraus das Bedürfnis nach Klärung
empfand. Die Stellung einiger Verbände zur Pensions-
versicherung der Privatangestellten im Sinne der Regie-
rungsvorlage war durch Verbandstagsbeschlüsse zu sehr
erhärtet, um durch den S. A. gewandelt zu werden und
für die Beeinflussung organisatorischer Grundlagen der
Verbände konnte der S. A. ebenfalls, seiner ganzen Wirkung
nach nicht, in Frage kommen. Scheidet das aus, so muß
man auch zugeben, daß die Frage der Pensionsversicherung
in ihrem Prinzip hätte ausscheiden müssen, namentlich in
den letzten Sitzungen hätte (diese Frage nicht mehr zwischen
die Verbände treten dürfen, nachdem sie durch Annahme
der R.-V.-O. bestimmtere Aussichten hatte im Sinne der
beiden Verbände D. T.-V. und W.-V. angenommen
zü werden.
Daß 'die letzte Angelegenheit aber in der bereits sehr
erregten vorletzten Sitzung spukte, kann nicht bestritten
werden und daß die Stimmung leider auch in die letzte
Sitzung, die so plötzlich abgebrochen wurde, hinüberspielte,
ist ebenfalls Tatsache. Das war der Boden, den die Ver-
treter an jenem Tage betraten. Hierzu kam die Furcht,
daß die Angestelltenbewegung durch den S. A. radikalisiert
werden könnte — radikalisiert, ein Schlagwort wie organi-
satorische Reinlichkeit — , die beim Werkmeisterverband
auf Grund seiner Zusammensetzung und entsprechend der
Wandlung, der seine Leitung nach dem Austritt Potthoffs
unterworfen wurde, größer war als beim D. T.-V., der ja
durch die Marinetechnikersache gewitzigt seiner Pflichten
der Aktion der Berliner Eisenkonstrukteure gegenüber sich
von vornherein klar war.
Ruhige Ueberlegung muß einem sagen, daß die An-'
gestelltenbewegung durch keinen S. A. radikalisiert werden
kann, ja daß wir alle miteinander zu schwach sind, um
uns Ueppigkeiten leisten zu können. Meint man mit Ra-
dikalisierung das veränderte Tempo, dann macht das nicht
der Bund, nicht der S. A., nicht wir oder ein anderer
kanns hemmen, sondern die gegebenen und sich verän-,
dernden Verhältnisse werden uns treiben. Als ob uns das
bewiesen werden sollte, kam die Uebermütigkeit von
Sterkrade !
Wie kleinlich waren demgegenüber die Zusammen-
stöße der letzten Sitzung! Man muß die Gereiztheit be-
rücksichtigen, um nicht individuelle Pikiertheit mit Verbands-
ehre zu verwechseln. Wir sind die Letzten, die eine Be-
schimpfung des Verbandes ungesühnt geschehen ließen,
aber wir rechnens uns auch zur Ehre an, die Ersten ge-
wesen zu sein, die nach den erhitzten Augenblicken einer
nicht mit der notwendigen umsichtigen Ueberlegenheit ge-
leiteten Sitzung, Sclrritte zur Beilegung des Konflikts zu
tun, der wahrhaftig kleinlich war im Hinblick auf den
770
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 49
Schlag von Sterkrade. Wer bis dahin glaubte, in dem,
jeder übertriebenen Empfindlichkeit weit überlegenen Be-
schluß unseres Vorstandes, der durch die fadenscheinigen
Argumentationen der Leitung des Werkmeisterverbandes
in einer unserer Sitzungen nur erhärtet, nicht verändert
werden konnte, ein Nachlaufen hinter dem B. t. i. B. zu er-
blicken, der muß anderer Meinung nach Sterkrade ge-
worden sein. Das gab uns recht und wer hätte angesichts
dieses heimtückischen Schlages für eine Zersplitterung der
einzigen organisatorischen Verbindung der Mehrheit tech-
nischer Berufsverbände die Verantwortung übernehmen
mögen ?
Unter diesem Eindruck kam die erste Sitzung nach
dem Konflikt zusammen und das Einende erwies sich
stärker als das Trennende. Die erfreuliche Zusammenarbeit
und Fruchtbarkeit der Sitzung gab die bestimmte Hoffnung,
daß das nicht nur Sterkrade vermochte, sondern der ge-
sunde Inhalt dieser zusammengefaßten Verbandsarbeit, die
wie im Leben auch, nach einem reinigenden Gewitter
besser von der Hand ging, als vorher.
Wenn diese Vorgänge neben den schon vorher ge-
planten organisatorischen Veränderungen auch, eine prin-
zipielle Erkenntnis auslösten, so ist das gut und sollte
vor allem von den Gegnern dieses so natürlichen Friedens-
schlusses richtig eingeschätzt werden. Der Zweck ist Be-
einflussung der Gesetzgebung als einziges Ziel. Ob die
Hoffnungen berechtigt sind, daß die Befehdung außerhalb
des Kreises gedämpft werden könnte als Folge innigen
Zusammenarbeitens an dem einen Ziele, wir Wissens nicht
und glauben auch, daß das nicht entscheidend sein darf.
Die scharfen Kanten organisatorischer Gegensätze müssen
sich von selbst abstumpfen, je mehr die Errichtung des
einen Zieles Wirklichkeit wird. Aber gibt es daneben
nicht so und soviele Fragen, die durch ihre Lösung tren-
nende Momente geben, die ein gesunder Verbands-
egoismus aufwerfen muß?
Die notwendige Erziehungsarbeit am Einzelnen auf
dem Werdegang zum vollwertigen Verbandsmenschen ist
so notwendig, um die Erfolge uns zu sichern, die nicht
Aufgabe des S. A. sind. Hier werden sich noch häufig
Gegensätze ergeben, die Verbandsegoismus im besten
Sinne des Wortes erzeugen muß. Hier liegt auch der
Weg offen zur Verbandsehre, die zu verteidigen ist. Die
kann durch keinen voreiligen Zwischenruf einer erregten
Sitzung berührt werden, sondern nur durch eigene Energie-
losigkeit und Unsicherheit in der Vertretung der uns an-
vertrauten Interessen. So wenig uns die vielen kleinlichen
und oft häßlichen Vorwürfe von der andern Seite beirren
konnten, den rechten Weg im Interesse teurer Pflicht-
erfüllung zu verfolgen, so wenig durften die «begrabenen
Vorgänge im S. A. uns an der fortgesetzten, wertvollen
Vertretung unserer Mitgliederkreise im S. A. hindern.
Wer in diesen Wochen wegen der Vorgänge im S. A.
und der dankenswerten Haltung unseres geschäftsführen-
den Vorstandes von schwankender Haltung sprach, ist
hoffentlich durch die vorstehenden Ausführungen nunmehr
mit uns der Auffassung, daß die Ehre des Verbandes am
besten durch jenes freie und zielsichere Zusammenarbeiten
gewahrt wird, daß die Verhältnisse zwischen Unternehmer-
tum und uns in den letzten Monaten diktierte. Es wird ein
Zeichen der Gesundheit unseres Verbandslebens sein, wenn
diese Erkenntnis allgemein wird, weil nur dieser gemein-
same Wille, geboren aus der Not der Zeit, vor der Zu-
kunft wird bestehen können.
Wenige Worte noch zu der Stellung des Werkmeister-
verbandes. Es ist nicht auffällig, daß derselbe Werkmeister-
verband, dessen empfindliche Vertreter ihre persönliche
Stimmung auf die Beschlüsse ihres Verbandes wirken
ließen, sich in einem Rundschreiben persönlich gegen be-
teiligte Vertreter von Organisationen des S. A. wendet. Wir
glauben aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen,
daß die Leitung des Werkmeisterverbandes diese einem
großen Teil seiner Mitglieder gegensätzliche Politik nicht
mehr häufig wird wiederholen können. Hat dort die Lei-
tung das Verhalten ihrer Vertreter im S. A. gebilligt, so
wird sie bald erfahren, daß diese Sanktionierung den Bei-
fall der Mitglieder nicht findet. So wie in einigen an-
deren Städten ein starker Unmut vorhanden ist, so haben
auch die Berliner Vorstände dem mit folgender Ent-
schließung Luft gemacht.
Auf Antrag der Sozialen Kommission Berlins und Um-
gebung wurde mit Mehrheit von 9 Vereinen ge'gen 5 Ver-
eine und einer Enthaltung nachstehende Entschließung an-
genommen :
Die am 12. November 1911 tagende kombinierte Vor-
standssitzung der Werkmeister-Bezirksvereine Berlins und
Umgebung faßte nach voraufgegangener eingehender Prü-
fung der Vorgänge in der Sitzung des Sozialen Aus-
schusses vojn 8. Oktober d.- J. nachstehende
Entschließung,
In Erwägung, daß die im Sozialen Ausschuß zu-
sammengeschlossenen technischen Privatangestellten-Ver-
bände verpflichtet sind, alle Konkurrenzstreitigkeiten in den
Sitzungen des Sozialen Ausschusses zu unterlassen und
denselben als neutralen Boden zu betrachten; ferner:
In Erwägung, daß in Zukunft die technischen Privat-
angestellten-Verbände trotz momentaner Zwistigkeiten,
welche in ihrer Grundursache auf das persönliche Ge-
biet zurückzuführen sind, verpflichtet sind, in der Sozial-
politik doch Hand in Hand zu arbeiten (daher Zerwürfnisse
der Verbände unter sich ein völliges Verkennen der sozial-
politischen Situation bedeuten würde), betrachtet die kom-
binierte Vorstandssitzung unter lebhaftem Bedauern der
Vorgänge das Auftreten der Leitung des Deutschen Werk-
meister-Verbandes in der Sitzung des Sozialen Ausschusses
vom 8. Oktober d. J. als einen schweren Fehler, der
unserem Verbände das Vertrauen und die Achtung der
anderen technischen Privatangestellten-Verbände rauben
muß.
Deshalb protestiert die kombinierte Vorstandssitzung
ganz energisch gegen den von der Leitung des Deutschen
Werkmeister-Verbandes vollzogenen Austritt aus dem So-
zialen Ausschuß und fordert alle Bezirksvereine unseres
Verbandes auf, sich dieser Entschließung und unserem
Protest anzuschließen.
Somit besteht also die Hoffnung, namentlich, wenn
wir die vielen Zustimmungen unserer Organe zum Be-
schluß unseres Vorstandes hinzunehmen, daß die Vor-
gänge im S. A. eine Episode gewesen sein werden, daß
aber das Vordringen der technischen Angestelltenorgani-
sationen innerhalb der Privatangestelltenbewegung wegen
des gemeinsamen Zieles durch den Zusammenschluß im So-'
zialen Ausschuß von geschichtlichem Wert sein wird
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
771
Ein Landhaus bei Mannheim
Architekt: EW. HEMPEL'.
Die Bemühungen um die Gestaltung eines präzisen
Stiles für das bürgerliche Wohnhaus in ländlicher Gegend
finden in recht verschiedener Weise ihren Ausdruck. Ein
allgemeiner Zug geht jedoch dahin, den Grundriß wieder
einfach zu gestalten. Das belegt auch unser Beispiel.
Um einen großen Eintrittsraum gruppieren sich die Wohn-
räume. Die flach vorgelagerte Treppe nimmt der Ein-
trittshalle nichts von ihrer wirklichen Größe und Weitläufig-
keit, die man in so vielen Häusern vergeblich sucht und
die doch mit so einfacher Anordnung zu erreichen ist.
Ueber drei Stufen gelangt man in den Garten, der auf
diese Weise mit zur .Wohnung gehört und zur ste'cn Be-
nutzung einladet.
Der äußere Aufbau des Hauses entspricht vollständig
dem Gedanken des Grundrisses: Schlichtheit und Klarheit.
Das große Dach ruht auf dem breit gelagerten Block
der Mauermassen. Ein Hauptreiz des Hauses hegt in der
Anordnung der Fenster und der sehr gut gebildeten
Gaupen, die den Räumen des Obergeschosses auch nach
außen hin eine größere Bedeutung geben. Ganz reizend
geformt ist das kleine Dach über dem Haupteingang, das
als einziger Schmuck der Eingangsseite desto reichet
wirkt. Die Einfriedigung gehört, so wie sie ist, unbedingt
zum Hausganzen, darauf berechnet, dieses in seiner Art
entsprechend zu steigern. Das Detail ist überall sorg-
fältig und praktisch durchgeführt, denn jede Form gründet
sich auf den unerläßlichen Grundwert handwerkstüchtiger
Ausführung.
Der Blick, den die eine Aufnahme aus dem Innern
des Hauses gewährt, zeigt uns die geschmackvolle Durch-
führung des Programms, das sich der Architekt steckte.
iWir glauben deshalb, unseren Lesern mit den Abbildungen
eine entsprechende Lösung einer; schlichten Aufgabe ge-
zeigt zu haben.
772
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 49
I
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
773
Lehrgang für den Werkstättenunterricht der Kgl. Fachschule für
Maschinenbau und Elektrotechnik in Kaiserslautern
Von Professor A. PFEIFFER.
Die im Königreich Bayern errichteten Kgl. Fachschulen
für Maschinenbau und Elektrotechnik haben den Zweck
und die Aufgabe, junge Leute sowohl praktisch als auch
theoretisch zu tüchtigen Mechanikern und Maschinen-
schlossern vorzubilden.
Von den Schülern der Fachschule Kaiserslautern wird
in den Werkstätten unter anderem auch ein System von
zweckmäßig ausgewählten praktischen Uebungsstücken
lehrgangsmäßig bearbeitet. Durch Bearbeitung dieses
eigens für den maschinentechnischen Werkstättenunterricht
aufgestellten Systems von Uebungsstücken, sowie durch
Verwendung bei Anfertigung einfacher Werkzeuge und
Maschinen lernen die Schüler nach und nach alle Arbeiten,
welche in einer mechanischen Werkstätte vorkommen,
kennen und werden dadurch soweit vorgebildet, daß sie
nach Ablauf einer dreijährigen Lehrzeit unmittelbar als
brauchbare Arbeiter in irgendeinen einschlägigen Betrieb
eintreten können.
Professor Emil Laval an der früheren Kgl. Industrie-
schule in Kaiserslautern gebührt das Verdienst, das oben
genannte System von praktischen Uebungsstücken kon-
struiert und bereits vor 30 Jahren zum ersten Male in den
von ihm seiner Zeit geleiteten Schulvverkstätten erfolgreich
eingeführt zu haben.
Dieses System, das sich seit vielen Jahren ganz vor-
trefflich bewährt, besteht aus einer Reihe von allgemein
gebräuchlichen Maschinenelementen.
Diese Uebungsstücke gelangen nunmehr im 1. und
2. Jahreskurse in Verwendung, während die Schüler des
3. Jahreskurses Maschinenteile und auch ganze Maschinen
sowohl für den eigenen Bedarf als auch für den Verkauf
anfertigen, wodurch die Anstalt in engster Fühlung mit
der Praxis steht.
Bei all' diesen Uebungsstücken ist unter Berücksichti-
gung eines verhältnismäßig kleinen Gewichtes insbesondere
darauf Bedacht genommen, daß der Schüler durch die Be-
arbeitung der einzelnen Teile alle Fertigkeiten zu erlangen
vermag, die für einen geübten und geschickten Mecha-
niker oder Maschinenschlosser die wichtigsten Grundlagen
bilden.
Hierzu gehören das Meiseln, Feilen, Bohren, Drehen,
Schmieden, Härten, Schweißen, Hobeln, Fräsen, Löten,
iWarmaufziehen, Vernieten usw. Dabei müssen die Schüler
selbstverständlich auch lernen das Anreißen mittelst Reiß-
nadel, Parallelreißers und Zirkels sowie das Ein- und Auf-
spannen auf den verschiedensten Werkzeugmaschinen, das
Zentrieren und Rundrichten, das Geraderichten usw. Alles
dies wird den Schülern bei der Bearbeitung solcher Guß-
und Schmiedestücke sowohl in der Schule als auch in der
Praxis immer wieder begegnen.
Das verhältnismäßig kleine Gewicht der einzelnen Ar-
beitsstücke ist um deswillen gewählt, um einerseits das
Budget der Anstalt nicht allzusehr durch Ausgaben für
Gußteile zu belasten, andererseits aber auch dem noch
jugendlichen Schüler die Handhabung beim Einspannen
in den Schraubstock, beim Aufspannen auf die Werkzeug-
maschinen usw. nicht zu erschweren oder gar unmöglich
zu machen.
Das ganze System ist in 3 Gruppen auf einem be-
sonderen Beiblatte photographisch wiedergegeben.
Gruppe I enthält in Nr. 1 bis 7 hauptsächlich solche
Teile, bei deren Bearbeitung das Meiseln und Feilen erlernt
wird. Der Ausgangspunkt ist hierbei das Abrichten sog.
ASrichtleisten und rechter Winkelflächen. Nunmehr folgen
in Nr. 8, 10, 11 und 12 solche Stücke, die zunächst mittelst
Freihand- oder Supportstahles auf der Handsupportdreh-
bank gedreht werden, während bei Nr. 9 die Bearbeitung
sog. Gleitflächen erforderlich ist. Weiter findet man in
Nr. 13 bis 21 solche Arbeitsstücke, bei denen das Zu-
sammenpassen von Sitzflächen (Paßsitze) vorkommt, wie
sie gewöhnlich bei Lagern und vielen anderen Maschinen-
teilen auftreten. Anschließend daran folgen in Gruppe I
noch Lehrstücke, bei denen das Warmaufziehen, das Hart-
und Weichlöten sowie das autogene Anschweißen von
Flanschen usw. usw. gelernt wird. Dann folgen Uebungs-
stücke, an denen das Drehen von Stütz- und Halszapfen
sowie das Schneiden von Spitz- und Flachgcwinde-
schrauben mittelst Schneidkluppen und mittelst Drchstahles
auf der Leitspindeldrehbank geübt wird.
Gruppe II enthält solche Uebungsstücke, die besonders
die Bearbeitung der Längs- und Querkeilverbindungen
sowie von Triebvverksteilen (Exzenter, Kurbeln) zeigen.
Hierbei müssen die Schüler unter Verwendung von Tole-
ranzlehren und Kalibern die verschiedenen Arten des Sitzes
üben, nämlich den Paßsitz, Preßsitz und Laufsitz.
Bei Gruppe III wird seitens der Schüler den Uebungs-
stücken in Nr. 58 bis 69 sehr großes Interesse geschenkt.
Die hierbei hervorspringende Hand- und Schablonenarbeit
setzt ganz besondere Sicherheit und Geschicklichkeit sowie
774
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1011
Heft 49
auch ein scharfes und' geübtes Auge voraus. Endlich wird
in Gruppe III durch Bearbeitung der letzten Stücke haupt-
sächlich die Vertrautheit im Umgange mit verschiedenen
größeren Leitspindeldrehbänken und anderen Werkzeug-
maschinen gefördert.
Hervorgehoben zu werden verdient noch, daß sämtliche
Arbeitsstücke stets nach Zeichnung unter genauester Ein-
haltung der vorgeschriebenen Maße angefertigt werden.
Durch reichliche Verwendung von Toleranzlehren wird eine
gegenseitige Vertauschbarkeit der einzelnen Maschinenteile
erstrebt und erreicht.
Das geschilderte System hat noch den weiteren Vor-
teil, daß es den Werkmeistern die wirksame Durchführung
des Massenunterrichtes sehr erleichtert; denn selbst-
verständlich können sie Uebungsstücke, die sich wieder-
holen, mit ungleich größerer Genauigkeit und Schnelligkeit
kontrollieren, als wenn Stücke bearbeitet werden, die sich
nicht wiederholen.
Durch die Arbeiten in der Modellschreinerei und
Formerei, in der Gießerei und Schmiede, sowie durch
die Bedienung der Transmissionsanlagen, der Kraft- und
•Arbeitsmaschinen seitens der Schüler, wird die praktische
Vorbildung zum Mechaniker und Maschinenschlosser aufs
Trefflichste weiter unterstützt, während die Anfertigung
elektrischer Maschinen und Apparate, die Installationen
von elektrischen Licht- und Kraftanlagen sowie Versuche
und Messungen im elektrotechnischen Laboratorium die
theoretische Vorbildung der Schüler auf dem Gebiete der
Elektrotechnik in wertvoller Weise ergänzen.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daß das oben be-
schriebene System von praktischen Uebungsstücken samt
den dazu gehörigen in Naturgröße hergestellten Werk-
stattzeichnungen mit eingeschriebenen A'laßen gegen eine
mäßige Materialvergütung wiederholt schon auf Wunsch
an andere Schulen mit Werkstättenbetrieb abgegeben
wurde.
Die deutschen Techniker')
Sozialpolitische Ergebnisse der Verbandsstatistik
Von Privatdozent Dr. A. GÜNTHER.
Tritt man in eine Untersuchung des Einkommens nach
Orts^ößenk lassen — Groß-, Mittel- und Klcin-
städlen, Land — ein, so läßt sich ein gewisser Einfluß
der Ortsgröße in dem Sinne feststellen, daß mit sinkender
Ortsgröße auch das Einkommen sinkt. Die Einkommen
unter 2000 M betrugen bei den ledigen Bautechnikern in
•) Siehe aucli Heft 47 und 4S.
den vier Ortsgrößenklassen (mit der Großstadt beginnend)
63, 67, 75, Sl»o der Gesamtzahl, bei den verheirateten 15,
21, 26, 49"'o. Das Gleiche trifft für die Industrie nicht
zu, wo die entsprechenden Zahlen lauten (für Ledige) 61,
70, 49, 61 0/0, (für Verheiratete) 18, 12, 14, lOro. Hierzu
muß man aber in Betracht ziehen, daß die besseren Ein-
kommen viel häufiger in Städten als auf dem Lande an-
zutreffen sind. So machen die Einkommen von 3300 M
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
775
aufwärts in den drei Stadtgrößen gleichmäßig zwischen
31 und 34 o/o, auf dem Land aber nur 26 o/o aus.
Wichtiger wird die Zusammenstellung von O e h a 1 1
und Zahl der zu versorgenden Familien-
angehörigen sein. Dabei wurde auch noch das Alter
der Familienhäupter, das, wie oben gezeigt, in der Ein-
kommensgestaltung eine entscheidende Rolle spielt — in
Rücksicht gezogen. Sehen wir an dieser Stelle vom Alter
ab, so ergibt sich: während im Baugewerbe die Zahl der
mehr als fünfköpfigen Familien (vom Oberhaupte ab-
gesehen) aber 2i/o0o beträgt, die der ein- bis zweiköpfigen
fast öOo/o, die der drei- bis fünfköpfigen 38 o/o, verschiebt
sich dies Verhältnis der beiden letztgenannten Familien-
größen (der Prozentsatz der großen jedoch nicht) in
den einzelnen Gehaltsklassen recht beträchtlich. In der
untersten Stufe unter 1500 M macht die kleine Familie
72oo, die mittlere nur 26o/o aus, bei 1500 bis 2400 M
64 bezw. 330/0, bei 2400 bis 3600 M 58 bezw. 390/«, bei
mehr als 3600 M 45 bezw. 53 o/o. Auch wenn man berück-
sichtigt, daß in den höheren Einkommenslagen ein höheres
Alter des Ernährers mitspielt, scheint doch die bessere
wirtschaftliche Lage eine Familienvergrößerung sehr
günstig zu (beeinflussen.
Diese Wahrnehmung |st in nicht unähnlicher Weise
auch für andere Berufsgruppen gemacht worden. Bei den
festangestellten Beamten trifft sie jedoch nicht in dem
gemutmaßten Umfange 'zu.
Wohl am tiefsten dringt jene Betrachtungsweise in
den Kern des Einkommenproblems ein, welche einmal
nach geographischen Bezirken, dann nach
Branchen und Berufsstellungen differenziert.
Nach dieser Richtung hin ist der bereits recht ausführliche
Text durch ein umfangreiches Tabellenmaterial erweitert
worden, aus dem alle wissenswerten Einzelheiten ersehen
werden können. Für die Darstellung des Einkommens
nach geographischen Bezirken ist nun gleichzeitig eine
Kombination mit der Arbeitszeit vorgenommen
worden, die manche Schliisse zuläßt. Auf diese Unter-
suchungen hier mehr als andeutungsweise einzugehen, ist
angesichts so sehr verschiedenartiger Verhältnisse nicht
möglich, wohl auch nicht notwendig, da die Darstellung
selbst leicht lesbar sein dürfte. —
Als Ergebnis mag aus der geographischen Ein-
teilung hervorgehoben werden, daß — im Baugewerbe —
Rheinland-Westfalen die günstigsten Verhältnisse aufweist.
Das zeigt sich ebenso an der relativ stärksten Vertretung
der Einkommen über 2400 M wie der relativ schwächsten
der Einkommen unter 1500 M. Sehr nahe kommt diesem
Stand Groß-Berlin und Hamburg. Während Sachsen recht
schwankende, im allgemeinen wenig glückliche Zustände
aufweist, nehmen Bayern, Schlesien und Südwestdeutsch-
land eine mittlere Linie ein. Die östlichen Provinzen
zeigen die geringste Zahl besserer und — 'nach Sachsen —
die größte Zahl schlechter Einkommen. Ein gleiches gilt
noch für den Nordwesten, Mitteldeutschland rangiert in
beiden Fällen unter den wenigst günstigen Bezirken.
Viel einheitlicher ist die Gestaltung innerhalb der In-
dustrie. Rheinland-Westfalen hat hier die im Baugewerbe
unbestrittene Führerrolle nicht in gleichem Maße; unter
den für die meisten Bezirke geltenden Durchschnitt fällt
Bayern stets, der Osten, Schlesien, der Nordwesten
wiederholt, über ihm steht vor allem der Südwesten und
Hamburg. Es sei angefügt, daß unsere Statistik für die
Industrie Groß-Berlins beträchtlich günstiger abschneidet
als jene des Bureaus für Sozialpolitik. Ob dies an einem
verschiedenen Menschenmaterial (beachtenswert ist jeden-
falls das fast völlige Ausscheiden der weniger gut be-
zahlten Zeichner aus unserer Erhebung) liegt oder ob
seit 1907 eine Besserung der Einkommensverhältnisse zu
verzeichnen ist, entzieht sich zunächst der Kenntnis.
Jedenfalls stimmen nur die mittleren Einkommenslagcn
von 1800 bis 2400 M in beiden Erhebungen (übrigens
fast bis auf Bruchteile) überein, das Uebergewicht der
schlechten [Verdienste bei Jäckel hat sich zu einem der
besseren in unserer Erhebung umgestaltet.
Die Verhältnisse der Angestellten und Beamten im
öffentlichen Dienste können im Detail aus dem Tabellen-
werk ersehen werden. Statt der geographischen Einteilung
ist hier eine Ausscheidung nach den arbeitgebenden Staaten
und Städten erfolgt, die weit besser geeignet sein dürfte,
das Spezialinteresse der unmittelbar Beteiligten zu be-
friedigen.
Als letzter Punkt im Einkommensproblem, der bereits
in die Frage der Arbeitszeit hinüberreicht, ist eine Zu-
sammenstellung nach Berufs- und Betriebsgruppen unter-
nommen worden. Es war nicht möglich, für alle sechs
Kategorien unserer Erhebung die gleiche Einteilung durch-
zuführen. In Baugewerbe und Industrie sind jedoch
gleichmäßig in allen einzelnen — besonders in der In-
dustrie sehr zahlreichen — Branchen leitende Be-
amte, Bureau- und Betriebspersonen unter-
schieden worden. Die reinen Bureaubeamten sind im
Baugewerbe noch sehr selten, sie kommen hauptsächlich
in Architekturbureaus und bei dem mehr großgewerblichen
Eisenbetonbau vor, — in der Industrie aber bildet diese
Gruppe eine' sehr große Masse, es empfahl sich die Aus-
scheidung der selbständigen Konstrukteure. Im all-
gemeinen war die Beantwortung der Fragen vorzunehmen
nach der Stellung im Unternehmen, die der Frage-
bogen enthielt, eine gute, doch mußte auch gelegent-
lich Fehlendes nachgefragt und interpoliert werden. Im
Gegensatz zum privaten Gewerbe war eine solche Ab-
grenzung bei Staat und Gemeinde nicht möglich. Hier
knüpfte die Untersuchung an die berufliche Eigen-
art der Stellung, ob beim Hoch- und Tiefbau, bei der
Vermessung oder Melioration, beim Gas- oder Elektrizitäts-
werk usw. tätig, an.
Weiterhin wurde nun der eventuelle Einfluß der Ar-
beitszeit auf die Einkommensentwicklung darzustellen
versucht, indem für die wichtigsten Arbeitstage von 8,
9 und 10 Stunden die Prozentziffern, die auf die einzelnen
stark konzentrierten Einkommensklassen entfallen, nach-
gewiesen wurden. Da ergibt sich einmal, daß längere
Arbeitszeit durchaus nicht regelmäßig oder auch nur öfters
vom höheren Verdienste begleitet ist, ja daß man im
Baugewerbe jedenfalls eher das Gegenteil anzuneh-
men hat. Eine auch sonst wiederholt gemachte
Wahrnehmung bestätigt sich, daß günstige wie
ungünstige Arbeitsverhältnisse meist zusammentreffen.
Im übrigen nahmen die leitenden Beamten des
Baugewerbes, wie nicht anders zu erwarten, die
günstigste, die Bureaubeamten die ungünstigste Position
ein. Dieser letzte Umstand mag für die Entwicklung,
die auch im Baugewerbe die Zahl der rein bureaumäßig
Beschäftigten anschwellen lassen wird, bedeutungsvoll sein.
Der Schwerpunkt dieses Teils der Arbeit liegt unstreitig
auf der Industrie mit ihren gegenüber dem Baugewerbe
beruflich weit stärker differenzierten Verhältnissen. Sieht
man vorr der Arbeitszeit ab, so stellen sich die leiten-
den Beamten mit 84o/o über 2400 M hinausragender
Einkommen am besten. Der Prozentsatz dieser guten
Verdienste sinkt nun ständig; er beträgt bei den selb-
ständigen Konstrukteuren 38o/,i, bei den Be-
triebsbeamten 317,0/0, bei dem sonstigen Bureau-
personal (,, sonstig" im Gegensatz zu den Konstrukteuren)
kaum 29oo. Gleichzeitig steigt der Prozentsatz der schlech-
776
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 49
ten Einkommen — unter 1500 M — , die bei dem leitenden
Personal ganz ausgefallen waren, von fast 8 auf über
141/2 bezw. 24 0/0. Die mittleren Einkommenslagen gravi-
tieren bei den drei Kategorien um 50o/o (54, 47o/o).
Trotz aller beruflichen Vielgestaltigkeit der Industrie zeigen
also die Einkommensverhältnisse ein recht gleich-
mäßiges Niveau.
Zieht man, nun die Arbeitszeit in den Kreis der
Betrachtung, so findet man die vom Baugewerbe her be-
kannte Tatsache bestätigt, daß längere Arbeitszeiten im
allgemeinen höhere Einkommen nicht zur Folge haben,
daß vielmehr recht oft ein Sinken des Einkommens mit
steigendem Arbeitstag zu verzeichnen ist.
Grundsätzlich ist bei der Ausdehnung dieser Unter-
suchung auf Staats- und Qemeindebetriebe festzuhalten,
daß es sich in den weitaus meisten Fällen um B a u -
techniker handelt. Demgemäß zeigt die Entwicklung
manche Analogie zum privaten Baugewerbe, wenngleich
die Eigenart des öffentlichen Betriebes noch stärker zum
Ausdruck kommt. Wichtig ist bei den Angestellten
des Staats die Wahrnehmung des Parallelgehens guter
bezw. schlechter Verhältnisse in Einkommen und Arbeits-
zeit, während dies für die Staatsbeamten nicht zu-
trifft. Hier scheidet die Länge der Arbeitszeit anscheinend
als Beeinflussungsfaktor des Einkommens aus. Für die
Gemeindebetriebe gilt Aehnliches.
Eine grundsätzliche Orientierung über das Ein- '
kommensproblem der technischen Angestellten und über
Versuche zu seiner Lösung — oder wenigstens seine Beein-
flussung durch die Organisation mag hier anschließen.
Die Ziele solcher Organisationspolitik
sind an den Erfolgen der Arbeiterbewegung orientiert,
dürfen aber nicht ohne starke, durch die Eigenart des
Angestelltenstandes bedingte Modifikationen angestrebt
werden. Die Tarifvertragsbewegung hat für Millionen
von Arbeitskräften die Schwächen und Einseitigkeiten des
sogenannten freien Arbeitsvertrages beseitigt oder er-
heblich gemildert. Ihre Voraussetzung, ein gewisses
gleichmäßiges Niveau der Arbeits-, speziell der Ein-
kommensverhältnisse, ist bei den Angestellten annähernd
im gleichen Maße gegeben wie bei den Arbeitern. Be-
triebstechnische Verschiebungen gleichen die heute noch
bestehenden Verschiedenheiten aus und lassen gleichzeitig
die Zahl der Angestellten derart in die Höhe schnellen,
daß die Unternehmungen, fast ohne es zu wollen, zu
gleichmäßigen, nach festen Typen abgeschlossenen Ver-
trägen und auch, schon um feste Posten in die Bilanzen
einzuführen, zu einheitlichen Grundsätzen für die Gehalts-
festsetzung gelangen. Das ist dann der Boden, auf dem
der Arbeitstarifvertrag — für den man, soweit er für
Angestellte gelten soll, zweckmäßig den Namen „An-
stellungsvertrag" vorgeschlagen hat — erwächst.
Handelt es sich in der Industrie, wo die Arbeitszeitver-
hältnisse im allgemeinen weniger schwanken und günstiger
sind, vornehmlich um Gehaltsregelung und ist diese hier,
wo es sich sehr oft um große Betriebe mit sehr zahl-
reichen Angestellten handelt, meist ohne besondere Schwie-
rigkeiten möglich, — so steht im Baugewerbe eine Rege-
lung der so sehr ungleichen und "meist ungünstigen Arbeits-
zeiten oben an. Das ist ja gerade die Aufgabe des Tarif-
vertrags, daß er die konkunierenden Betriebe in einem
wesentlichen Punkt der Produktionskosten gleichstellt, eine
ungesunde, nur durch sozial und hygienisch bedenkliche
Arbeitsbedingungen haltbare Schmutzkonkurrenz beseitigt
und so im eigensten wohlverstandenen Interesse der In-
dustrie wirkt.
Freilich ist eine Bedingung für die Herübernahme
des Tarifgedankens auf die Angestelltenkreise nicht zu
umgehen : Die Anerkennung der Angestellten-Organisation *
seitens der Arbeitgeber und die Achtung vor dem Rechte I
der Koalition. Es scheint, daß wir hier in Deutschland 7
noch weit zurück sind; was sich die Arbeiter-Gewerk-
schaften erzwungen haben, bleibt für die Verbände der
Angestellten noch zu lösen. Konflikte, wie sie die beiden
führenden Techniker-Organisationen mit der Maschinen-
fabrik Augsburg-Nürnberg, in Oberschlesien und neuer-
dings n^it der Gutehoffnungshütte in Sterkrade hatten,
sind bezeichnend für eine gewisse Verständnislosigkeit
gegenüber den Forderungen der Zeit, die gerade in unserer
schweren Industrie, oft bei Industriellen ersten Ranges,
anzutreffen ist und die Verständigung unendlich erschwert.
Die wirtschaftlichen Kämpfe der Angestellten, wie sie
neuerdings zur Abwehr einer Aussperrung der im Reichs-
marineamt (bezw. seinen Garnisonbauämtern) beschäftig-
ten Angestellten, dann offensiv in dem Streik der Berliner
Eisenbaukonstrukteure und vor allem gegenüber dem
unerhörten Angriffe der Gutehoffnungshütte zutage
treten, sind grundsätzlich so einwandfrei wie gleich-
gerichtete Kämpfe in Arbeiterkreisen oder wie manche
Gewaltmaßregeln der organisierten Aerzte den Kranken-
kassen gegenüber. Trotzdem waltet noch in manchen
Kreisen der Arbeitgeber die Anschauung, daß es sich hier
um eine Art Treubruch handle, und man ist sehr geneigt,
dem Angestellten rücksichtlich seiner Pflichten eine
Sonderstellung einzuräumen, die er nach seinen Rechten
wohl kaum genießt.
Wenn man somit unter allen Umständen die grund-
sätzlicheAusnutzung der Koalitionsfreiheit für den Angestell-
ten in Anspruch nimmt, so darf doch wohl ausgesprochen
werden, daß der Erfolg wohl hauptsächlich auf dem Wege
der Verständigung liegt. Versuche, einen Tarifvertrag
im Münchener Baugewerbe zu vereinbaren, haben zunächst
zu gewissen grundsätzlichen Verständigungen geführt,
welche die praktische Durchführung jedenfalls erleichtern
werden. Wahrscheinlich werden es, wie auch bei den
Arbeitern, die klein- und mittelgewerblichen Betriebe sein,
welche zunächst die ungeheuren Vorteile tariflicher Ver-
einbarungen auch für ihr wirtschaftliches Fortkommen
akzeptieren. Unzweifelhaft wird dagegen in der syndizierten
Großindustrie der Widerstand ein viel hartnäckigerer (und,
angesichts des weiter fortgeschrittenen Nivellements der
Einkommen und Arbeitsbedingungen viel ungerechtfertig-
terer) sein. Nimmt er dann jene brutalen Formen an, die
man in Sterkrade beliebt hat, so kann allerdings nur Ge-
walt gegen Gewalt gesetzt werden.
Nicht allen Möglichkeiten wird der Tarifvertrag ge-
recht. Sehr starke Mittel haben die Organisationen selbst
in der Hand, solange sie — und das trifft heute für die
technischen Verbände uneingeschränkt zu — die Stellen-
vermittlung im Berufe beherrschen und hierfür eine
Grenze vorschreiben, unter der sie Stellen nicht empfehlen
oder besetzen. Der Mindestgehalt rückt damit in
den Vordergrund der Diskussion. Man mag hier an den
Anfangsgehalt oder an den Gehalt eines normalen Tech-
nikers, etwa des selbständigen Konstrukteurs anknüpfen:
in jedem Falle vermag diese Festsetzung einen un-
günstigen Einfluß des Arbeitsmarktes auszugleichen. Da-
neben steht der hervorragende erzieherische Einfluß auf
die Mitglieder.
Die Lösung des Einkommensproblems ist das wich-
tigste Mittel, eine Prolctarisicrung des Standes, wie sie
unter dem Druck ungünstiger Verhältnisse und eines
großen Ueberangcbots teilweise schon droht, hintan-
zuhalten. Die Allgemeinheit, die Angestellten selbst, nicht
zum wenigsten auch die Unternehmer sind hieran gleich-
mäßig interessiert. (Schluß folgt.)
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNö 1911
777
;: :: :: WIRTSCHAFT UND LEBEN ;: II ::
Koloniale Wirtschaftsfragen
Bei der jüngst stattgefundenen Tagung der Tech-
nischen Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komi-
tees erstattete Generaldirektor Dr. Ing. h. c. von Oechel-
haeuser-Dessau ein interessantes Referat über den Zu-
sammenschluß der Metall- und iVlaschinenindustrie mit dem
genannten Komitee. Den Ausführungen entnehmen wir
auszugsweise folgendes :
Den Beweis der Entwicklungsfähigkeit unserer Kolo-
nien liefert die fortgesetzt wachsende Ein'- und Ausfuhr.
Im Jahre 1910 betrug die Einfuhr an JVletallen und Metall-
waren nach den deutschen Kolonien in Afrika und der
Südsee etwa 33 Millionen Mark, an Maschinen für Land-
wirtschaft, Industrie und Transport etwa 7 Millionen Mark,
insgesamt etwa 40 Millionen Mark; die Einfuhr über den
Hafen von Tsingtau an Waren fremden — nicht chinesi-
schen — Ursprungs betrug über 50 Millionen Mark. Den
Verkehr mit den deutschen Kolonien in Afrika und der
Südsec vermitteln die Deutsche Ost-Afrika-Linie, Hamburg-
Amerika-Linie, Hamburg-Bremer Afrika-Linie, Woermann-
Linie und der Norddeutsche Lloyd mit insgesamt 86 Damp-
fern mit rund 370 000 Registertons; den Verkehr mit
Tsingtau unterhalten die Reichs-Postdampfer. Das ge-
samte Schiffsmaterial ist fast ausschließlich Erzeugnis des
heimischen Gewerbefleißes.
Für den Verkehr in den Kolonien, für Hafen-, Berg-
und Wasserbau, landwirtschaftliche und industrielle Be-
triebe kommen an Fabrikaten der Metall- und Maschinen-
Industrie in Betracht:
Lokomotiven, Eisenbahngüter- und Personenwagen,
Feld- und Eisenbahnschienen, Feldbahnwagen, Dampf-
schiffe, Motorboote und Leichter für die großen Seen
und Flüsse, Automobile, Seilbahnen, Straßenwalzen, Fahr-
räder, Material für Telegraph und Telephon, Bagger,
Dampfkrane, elektrische Krane, Hebezeuge, Maschinen für
Bergbaubetriebe, Bohrapparate, Pumpen aller Art, Mate-
rial für Rohrleitungen, Eisen-, Messing- und Kupferdraht,
Zaundraht, Stacheldraht, Drahtgewebe, Drahtstifte, Schrau-
ben, elektrische Anlagen, Eisenwaren und Baumaterialien,
Wellblech, Eisenkonstruktionen, Trägereisen, Brücken,
Wagen, iVlaterial für Tropenhäuser, Geldschränke, Näh-
maschinen, ärztliche Instrumente, Emaillewaren, Loko-
mobilen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Benzin-, Pe-
troleum-, Oel-, Wind- und Elektromotoren, Wasserturbinen,
Dampf- und Motorpflüge, Göpel, Dreschmaschinen, land-
wirtschaftliche Geräte, Pflüge, Eggen, Kultivatoren, Mäh-
maschinen, Drillmaschinen, Hauer, Schaufeln, Aexte,
Werkzeuge für Schmiede, Schlosser, Tischler, Maurer,
Sattler usw., Baumwollentkörnungsmaschinen, Ballen-
pressen, Hanfentfaserungsmaschinen, Wasserreinigungs-
und Kondensationsanlagen, Trockenhäuser und Trocken-
apparate, Einrichtungen für Brauereien, Brennereien und
iÜineralwasserfabriken, Maschinen für Zementindustrie,
Sandsteinmaschinen, Dampfwäschereieinrichtungen, Eis-
und Kältemaschinen, Gerbereimaschinen, Einrichtungen für
Sägewerke, Holzwoll- u. Holzbearbeitungsfabriken, Kaffee-
pulper, Kautschukwalzwerke, Mühlen für Getreide, Oel-
mühlen und -pressen, Reismühlen, Buchbinderei-, Buch-
und Steindruckereieinrichtungen, Einrichtungen für
Trockenanlagen, Hoteleinrichtungen, Einrichtungen für
Schälereianlagen, Molkereieinrichtungen, Seifenfabrikations-
einrichtungen, TabaJ<-, Zigarren- und Zigarettenmaschinen,
Zerkleinerungsmaschinen, Ziegeleimaschinen, Zuckerrohr-
walzwerke
Ein vitales koloniales Interesse der Metall- und Ma-
schinenindustrie besteht ferner in der gesunden Weiter-
entwicklung unserer gesamten heimischen Industrie, die
großenteils hinsichtlich ihrer Rohstoffversorgung unter
einer verhängnisvollen Abhängig'keit vom Auslande leidet.
Bei einer Gesamteinfuhr Deutschlands im Jahre 1910 von
etwa 9 Milliarden Mark betrug die Einfuhr an kolonialen
Rohstoffen und Produkten, hinsichtlich deren Bezuges wir
auf das Ausland angewiesen sind, die Hälfte, nämlich
etwa 41/2 Milliarden Mark. Die Ziffern der Einfuhr in
Deutschland (und Ausfuhr aus den Kolonien) betragen:
MineraHsche Rohstoffe und Metalle 1 319 264 000 M
(39 531 000 Mark), Tierische Produkte (außer Wolle)
824 753 000 M (6 374 000 M), Rohbaumwolle 560 900 000
Mark (1 208 000 M), Wolle (roh und gekämmt) 469 400 000
Mark (52 000 M), Sonstige Faserstoffe 138 531 000 Mark
(4 251 000 M), Oelrohstoffe 304 252 000 M (14 983 000 M),
Kautschuk und Guttapercha 270 400 000 M (18 493 000 M),
Tropische Hölzer und Gerbstoffe 33 000 000 M (617 000 M),
Tropische Nahrungs- und Genußmittel 564 000 000 Mark
(4 491 000 M). Einer Gesamteinfuhr dieser kolonialen Roh-
stoffe und Produkte in Deutschland von 4 484 500 000 M
steht also eine Ausfuhr der gleichen Produkte aus den
deutschen Kolonien von nur 90 000 000 M gegenüber.
Dieser Vergleich zeigt, daß unsere Kolonien vorläufig
nur einen kleinen Teil des Bedarfs Deutschlands an kolo-
nialen Rohstoffen und Produkten zu decken vermögen.
Es ist aber dabei zu berücksichtigen, daß unsere Kolonial-
wirtschaft erst im Anfang der Entwicklung steht, und
fortgesetzt im Auge zu behalten, daß jede Million Mark
an Rohstoffen und Produkten aus den eigenen Kolonien
einen Zuwachs unseres Nationalvermögens bedeutet!
In seinem Appell an die Metall- und Maschinen-In-
dustrie betonte der Referent, daß nur planmäßige und ein-
mütige Arbeit auch der deutschen Technik ein lohnendes
Arbeitsfeld in den Kolonien eröffnen und. der deutschen
Industrie neue sichere Gebiete für ihre Rohstoffversorgung
und für den Absatz ihrer Erzeugnisse erschließen kann.
H H :: STANDESBEWEGUNO
Aus dem Baufach
Man hört sehr häufig bei der Agitation in den Kreisen
der Architekten und Bautechniker den Einwand, daß die
Lage der bautechnischen Angestellten nicht so schlimm
sei wie die der Kollegen aus dem Maschinenbaufach und
der Großindustrie. Auf den ersten Augenblick könnte
man geneigt sein, dem zuzustimmen, denn der Kleinbetrieb
herrscht im Baugewerbe noch vor. Sieht man sich jedoch
die Verhältnisse näher an, dann entdeckt man, daß auch
hier sich gewaltige Wandlungen vollziehen. Auch hier
die Neigung zu Vergrößerungen durch Zusammenlegung.
Die G. m. b. H. Und die A.-G. treten im besonderen in der
Großstadt vor die kleineren Betriebe und die eigene Ver-
fassung der Auftraggeber, die immer häufiger Großfirmen
und Gesellschaften sind, begünstigen gleichfalls diese
Entwicklung.
Zu alledem kommt noch die Spezialisierung durch
moderne Techniken. Die Großunternehmungen der Eisen-
betonbranche beschränken sich nicht auf das Weichbild
der Stadt, in der sie sitzen, sondern ohne Schwierigkeit,
wie etwas Selbstverständliches, bewerben sie sich um
Aufträge in allen Gegenden. Das muß auf das Arbeits-
verhältnis des Technikers im Baugewerbe seinen Einfluß
ausüben. Wenn die technischen Angestellten in dieser
Entwicklung auf der Hut sind, so läßt sich manches für
sie herausholen, denn es unterliegt keinem Zweifel, daß
Arbeitszeit und Urlaub und manches andere im Groß-
betrieb sich besser und gleichmäßiger regeln lassen wie
im Kleinbetrieb. Es werden sich auch hier gewisse Normal-
verträge der Großfirmen mit ihren Angestellten entwickeln,
auf deren Gestaltung die Angestellten sich einen Einfluß
sichern müssen.
An den Angestellten liegt es, die Augen offen zu haben
und den Mut 'zu besitzen, gegebenenfalls ihren Forderungen
gemeinsam Nachdruck zu verleihen. Daß die Normali-
sierung der Arbeitsverhältnisse im Großbaugewerbe natür-
lich zu denselben Neigungen Raum gibt, wie die Groß-
betriebe der Industrie, ist selbstverständlich. Dafür nur
778
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 4y f
ein Beispiel. Die Konkurrenzklausel wird im Baugewerbe
immer häufiger und auch der Erfindelparagraph.
Nach diesen Feststellungen ist es natürlich töricht,
von idyllischen Verhältnissen im Baugewerbe gegenüber
denen der Industrie zu reden. Wir könnten zur Erhärtung
des Gesagten noch die Statistik reden lassen, die feststellt,
daß die Qehaltsverhältnisse der Angestellten des Bau-
gewerbes hinter denen der Industrieangestellten zurück-
stehen. Das mit unserer Statistik zu belegen, wird noch
Gelegenheit sein. Die Reichsstatistik zeigt uns, daß die
Zahl der Betriebe im Baugewerbe sich verrino^ert, der
Kleinbetrieb gegenüber dem Großbetrieb verschwindet.
In solchen Zeiten, in denen der Kleinbetrieb die Kon-
kurrenz des Großbetriebes empfindet, neigt er zu reaktio-
nären Maßnahmen. Er will sich dem großen Konkurrenten
gegenüber erhalten, er will bei den Offerten konkurrenz-
fähig bleiben und beginnt, es ist fast typisch, an allen
unrechten Stellen zu sparen. Geringe Gehälter und lange
Arbeitszeiten, Sparen an Bureauräumen und Arbeitsgerät,
kurz, erhöhtere Ausnutzung des Angestellten und der
Betriebsmittel sind die Maßnahmen, mit denen man sich
vergeblich gegen die Konkurrenz zu wehren versucht. Trotz
der verschiedenen Tätigkeit weichen Architekturbureaus
und Baugeschäfte in ihrer Stellung zu den Angestellten
nicht wesentlich voneinander ab.
Aus dem geschilderten Milieu stammt eine Bureau-
ordnung, die uns dieser Tage zuging. Die Dortmunder
Firma Büß mann & Jacobs verpflichtet ihre An-
gestellten zu folgender Bureauordnung:
§ 1.
Sämtliche Angestellte haben unter allen Umstän-
den die Bureauzeit zu respektieren und wird diese, wie
*olgt, festgesetzt:
Vom 15. Januar bis 15. November beginnt der Dienst
morgens um 8 Uhr und dauert bis abends 7 Uhr mit
einer zweistündigen Mittagspause von 12 bis 2 Uhr;
vom 15. November bis 15. Januar beginnt der Dienst
morgens 8V2 Uhr.
An den Sonntagen hat jeder Angestellte zwecks In-
formation von 10 Vl« bis 12 Uhr das Bureau zu besuchen.
Sollte es einem Angestellten nicht möglich sein, zu
erscheinen, so hat er sich möglichst vorher zu entschul-
digen und den Grund seines Fernbleibens anzugeben,
letzteres auch im Falle einer nachträglichen Entschuldigung.
§ 2.
In Krankheitsfällen ist stets ein Arzt zu Rate zu ziehen,
welcher die Arbeitsunfähigkeit auf seinem vom Geschäft
auszustellenden Krankenschein bescheinigt. Erteilt der
Arzt diese Bescheinigung nicht, dann darf der Dienst
nicht versäumt werden.
§ 3.
Sämtliche Angestellte haben ihre ganze Kraft dem
Geschäfte zu widmen und ist die Anfertigung von Privat-
arbeiten verboten resp. dürfen solche Arbeiten nur mit
Genehmigung eines Chefs angefertigt werden. Zuwider-
handlungen berechtigen zur sofortigen Entlassung des
betr. Angestellten.
Ebenso berechtigt zur sofortigen Entlassung:
1. fortgesetzte Unpünktlichkeit;
2. Unregelmäßigkeit im Dienste, ferner ungebührliches
Benehmen gegen die Vorgesetzten und Gehorsams-
verweigerung;
3. grober Vertrauensbruch, worunter auch unrecht-
mäßige Information an die Handwerker und Unter-
nehmer zu verstehen ist;
4. Annahme von irgendwelchen Vergütungen oder Ge-
schenken von ausführenden Handwerkern und Unter-
nehmern, einerlei, ob diese in barem Gelde, Arbeits-
leistungen oder aber sonstigen Zuwendungen
bestehen ;
5. dreimaliges unentschuldigtes Fehlen im Bureaudienst;
6. jegliche strafrechtliche Verfolgung seitens der obrig-
keitlichen Behörde;
7. unberechtigte Mitnahme von dem Geschäft gehörigen
Bureauutensilien, Materialien, ^Werken usw.;
8. Schädigung der Firma durch üble Nachreden, man-
gelndes Geschäftsinteresse sowie Unfähigkeit.
§ 4.
Jeder Angestellte ist verpflichtet, nach Kräften für
den guten Ruf des Geschäftes zu sorgen. Für die Er-
langung von Aufträgen werden besondere Remunerationen
gewährt.
§ 5.
Jeder Angestellte ist verpflichtet, einem Chef sofort
Mitteilung zukommen zu lassen, wenn er einen anderen
Angestellten im Verdacht hat, daß derselbe gegen diese
Bureauordnung sich vergangen hat oder aber beabsichtigt, ^
sich dagegen zu vergehen.
§ 6.
Sämtliche Einstellungen erfolgen im Sinne der §§ 133 a
und 133 c des Bürgerl. Gesetzbuches.
Dortmund, 12. Dezember 1910.
Neben 9- und SVs-stündiger Arbeitszeit werden die
Angestellten zur regelmäßigen Sonntagsarbeit verpflichtet.
Dann folgen lauter Pflichten für den Angestellten, aber
von einer Pflicht des Arbeitgebers, Ueberstunden zu zahlen,
Urlaub zu gewähren usw. ist nirgends die Rede. Be-
schämend für die Firma und entwürdigend für den An-
gestellten ist das Aufpassersystem, zu dem der § 5 die
Angestellten dieses Musterbetriebes verpflichtet.
Der Vertrag beleuchtet die ,, guten Zustände", die im
Baugewerbe noch herrschen sollen. Nein, Kollegen vom
Baufach, auch Euch tut die straffe Organisation not, wenn
Ihr nicht eines Tages Euch Verhältnissen gegenübersehen
wollt, aus denen es Euch nur mit außerordentlichen Mitteln
möglich sein wird herauszukommen. Je früher die An-
gestellten des Baugewerbes gegen solche Zustände an-
kämpfen, um so ruhiger wird die Verbesserung ihres
Arbeitsvertrags sich vollziehen, sicher nicht zum Schaden
des Unternehmers.
* ^:
9
Zum Konflikt mit dem Reichsmarineamt
Die Reichsmarinebetriebe suchen immer noch auf
Grund des von uns bekämpften schlechten Privatdienst-
vertrags neue Techniker anzustellen. Namentlich d e Kaiser-
lichen Werften bemühen sich fortgesetzt um Arbeitskräfte,
allerdings dank der Solidarität der technischen Angestellten
mit recht geringem Erfolge. Bei den Werften, bei der
Torpedowerkstatt und in noch einigen anderen Marine-
betrieben kommen für den Abwehrkampf neben den Mit-
gliedern des D. T.-V. auch zahlreiche Bundesmitglieder
in Frage, weshalb wir glaubten, im allgemeinen Standes-
interesse eine Verständigung in dieser Sache mit dem
Bunde anstreben zu sollen. Erfreulicherweise ist hier auch
einmal ein einiges Zusammenwirken gelungen. Es wurde
zur Weiterverfolgung des Marinetechnikerkonfliktes eine
Kommission gebildet, bestehend aus den Herren Reichel
und Kaufmann vom D. T.-V. und den Herren Flügger und
Schweizer vom B. t.-i. B., die in ihrer ersten Sitzung be-
schlossen hat, eine gemeinsame Petition der beiden Ver-
bände an den Reichstag zu richten, worin derselbe ge-
beten werden soll, seinen Beschlüssen vom Februar d. J.,
die den Schutz der Koalitionsfreiheit der Angestellten,
die Anerkennung der Organisation der Techniker und
die Einführung von Beamtenausschüssen in den Betrieben
des Reiches bezweckten, mehr Nachdruck zu verleihen.
Die im Auftrage der Kommission von Herrn Kaufmann
ausgearbeitete Petition ist nunmehr fertiggestellt und nach
Genehmigung durch beide Verbände am 8. November dem
Reichstag zugegangen. In Heft 4S der D. T.-Z. haben wir
bereits deren Wortlaut bekannt gegeben. Hierzu kommt
noch eine Gegenüberstellung des amtlichen und des von
den Organisationen vorgelegten Vertragsmusters, ein
Abdruck des notwendigen Aktenmateriils sowie ein Sonder-
druck der ,, Deutschen Techniker-Zeitung" und der „Deut-
schen Industriebeamten-Zeitung". Bei dieser Gelegenheit
konnten wir auch gegen die jüngsten Ablehnungen des
1
I
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
779
Verbandes durch das Kriegsministerium und die
VerwaHung der Reichseisenbahnen Be-
schwerde führen. Wir hoffen, daß das an sich umfang-
reiche Material den Reichstagsabgeordneten aufs neue
zeigen wird, wie wenig sich die verantwortlichen Reichs-
behörden aus ihren Beschlüssen machen. Leider ist nach
der gegenwärtigen Geschäftslage des Reichstages auf nor-
malem Wege kaum noch eine Besprechung dieser Petition
zu erwarten, weshalb wir auch an die Fraktionen des
Reichstages herantraten mit der Bitte, auf dem Wege der
Interpellation unsere Wünsche zur Sprache zu bringen.
An Interpellationen können bekanntlich keine Anträge des
Reichstages geknüpft werden. Aber wenn die Volksver-
tretung noch einmal kurz vor Toresschluß den Unwillen
der gesetzgebenden Körperschaft über diese Nichtachtung
eines Beschlusses zum Ausdruck bringt, werden das Reichs-
marineamt und auch die anderen Ressorts nicht daran
vorübergehen können. Dem neuen Reichstage stehen dann
sicher Mittel und Wege zur Verfügung, um die Durch-
führung seiner Beschlüsse zu erzwingen. Jedenfalls hoffen
wir hoch von diesem Reichstage eine Besprechung unserer
Petitionen. Die in den Staatsbetrieben auf Privatdienst-
vertrag beschäftigten Angestellten würden dies mit großem
Danke begrüßen.
:: AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 2
Organisation und Technik der Unfallversicherung
Die Hauptart der privaten Unfallversicherung ist heute,
wie schon erwähnt wurde, die Einzel-Unfallversicherung.
Ihr steht die infolge der sozialen Gesetzgebung in Deutsch-
land in den Hintergrund getretene Kollektiv-Unfallversiche-
rung gegenüber. Neben der allgemeinen Einzel-Unfall-
versicherung sind eine beträchtliche Anzahl besonderer
Einzelunfallversicherungen vorhanden. Wir nennen nur
die Reise-Unfallversicherung, die lebenslängliche Eisen-
bahn- und Schiffsunfallversicherung, die Seereise-Unfall-
versicherung, die Kinderunfallversicherung usw. Eine voll-
ständige Unfallversicherung umfaßt die Versicherung auf
Entschädigung für den durch Unfall herbeigeführten Todes-
fall, die Versicherung für dauernde Invahdität infolge eines
Unfalles und drittens die Versicherung für vorübergehende
durch den Unfall verursachte Erwerbsunfähigkeit. Hieraus
folgt, daß in der Unfallversicherung eine Todesfallversichc-
rung und eine Invaliditätsversicherung für dauernde oder
vorübergehende Erwerbsunfähigkeit enthalten ist.
Große Schwierigkeiten bietet in dieser Versicherungs-
art die scharfe Umgrenzung des Risikos, also^die genaue Be-
stimmung dessen, was unter Unfall im Sinne des Vertrages
' verstanden sein soll. Nach den Versicherungsbedingungen
der größeren deutschen Unfallversicherungsgesellschaften
gelten als" Unfall alle ärztlicherseits sicher erkennbaren
körperlichen Beschädigungen, von denen der Versicherte
\ unfreiwillig durch ein von außen plötzlich auf ihn ein-
wirkendes Ereignis, ferner auch durch Blitz, elektrischen
Schlag oder durch Verbrennung betroffen wird. Nicht als
Unfall werden alle gewöhnlichen Erkrankungen und Krank-
heitszustände angesehen. Unfälle bei regelmäßiger Be-
nutzung von Kraftfahrzeugen, bei Sportausübung u.sw. sind
in die Versicherung nur eingeschlossen, wenn dies vom
Versicherten beantragt und im Versicherungsschein ver-
merkt wird. Ausgeschlossen von der Versicherung ist
" der Selbstmord und beim Selbstmordversuch entstehende
^ Körperbeschädigung. So einfach es. erscheint, an Hand
dieser Begriffsbestimmung einen Unfall feststellen zu
können, so schwer wird dies in den Einzelfällen der Praxis.
Hierfür ein Beispiel. Ein Arzt gleitet vom Jagdstuhl zu
; Boden. Er erhebt sich sofort und nimmt seinen Platz
wieder ein. Wenige Stunden später, nach Beendigung
der Jagd, befällt ihn im Gasthaus schweres Unwohlsein
und nach vierundzwanzig Stunden ist er tot. Die Sektion
[ ergibt eine schwere Darmeiterung. Der Arzt war gegen
I Unfall versichert. Es erhebt sich nun die Frage: „Liegt
Unfall im Sinne des Versicherungsvertrages vor oder
nicht?'* Zweifellos hat sich die Darmeiterung ganz
allmählich entwickelt. Der Versicherte hat sie lange Zeit
hindurch, vielleicht schon jahrelang, mit sich herumgetragen.
Er wäre vielleicht in kurzer Frist daran zugrunde gegangen.
Der Unfall hat zwar den Anstoß zu einer plötzlichen Ver-
schlimmerung seines Krankheitszustandes gegeben, aber
es ist zweifelhaft, ob es der Unfall war, der den Tod des
Versicherten verursachte. Dergleichen Fälle kommen in
der Praxis tagtäglich vor und ziehen sehr oft langwierige
Prozesse nach sich, ja, man kann sagen, daß jeder Fort-
schritt der medizinischen Wissenschaft, der unsere Kennt-
nis von den Zusammenhängen zwischen äußeren Ver-
letzungen und mechanischen Einwirkungen auf den Körper
einerseits und den Vorgängen und Zuständen im Innern
des Körpers andererseits erweitert, eine fortwährende
Aenderung des Unfallbegriffes für den Versicherungs-
vertrag notwendig machen würde, wenn man allen Pro-
zessen aus dem Wege gehen wollte. Da dergleichen Aende-
rungen aber notwendigerweise den medizinischen Fort-
schritten zeitlich nachhinken, entstehen immer neue Kon-
flikte. — Aufgenommen werden in die Unfallversicherung
in der Regel nur Personen, die das achtzehnte Lebensjahr
überschritten und das fünfundsechzigste noch nicht erreicht
haben. Ueber das sechzigste Lebensjahr hinaus findet eine
Versicherung nur von Jahr zu Jahr, nicht mehr für längere
Zeiträume statt. Beim Abschluß des Versicherungs-
vertrages muß ferner der Antragsteller körperlich wie
geistig gesund und von normalem Körperbau sein. Wer
einen mit ungewöhnlichen Gefahren verbundenen Beruf be-
treibt, wird nicht als versicherungsfähig betrachtet. Die
Versicherung weiblicher Personen wird nur zu besonderen
Bedingungen übernommen. Die Versicherung ist in der
Regel innerhalb der Grenzen Europas gültig und auf See-
reisen mit Dampfschiffen auf dem atlantischen Ozean, dem
mittelländischen, schwarzen und kaspischen Meere. Die
Verpflichtungen des Versicherten nach Eintritt des Unfalles
sind genau geregelt. Wenn der Unfall den Tod des Ver-
sicherten nach sich zog, wird die volle Versicherungs-
summe gezahlt. Hatte er binnen Jahresfrist eine dauernde
Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit zur Folge, so wird
unter Zugrundelegung'der vollen Versicherungssumme eine
Kapitalentschädigung gewährt, die dem Grade der Invali-
dität infolge des Unfalls entspricht. Vollständige Invalidität
wird bei gänzlichem Verlust der Sehkraft beider Augen,
beim Verlust beider Arme oder Hände, Beine oder Füße
angenommen. Für den rechten Arm oder die rechte Hand
stellt sich die Entschädigung auf 6O0/0, für den linken Arm
oder die linke Hand auf 40o/o, für den Zeigefinger der
rechten Hand auf 15 0/0 usw.
Die hauptsächlichste technische Grundlage der Un-
fallversicherung ist die Unfallstatistik. Sie zeigt, wie sich
die Unfälle auf die einzelnen Glieder einer Person ver-
teilen, welche Unfallgefahren die einzelnen Berufsarten
bieten usw. Damit ermöghcht sie eine Zerlegung der
Risiken nach Gefahrenklassen. Ein Mangel, der vor allem
der Unfallversicherung anhaftet und den völlig zu be-
seitigen kaum möglich sein dürfte, ist der hier besonders
häufige Versuch der Versicherten, Unfälle vorzuspiegeln
oder in ihren Folgen zu übertreiben, um sich auf diese
Weise in den Besitz möglichst großer Entschädigungs-
summen zu setzen. Die Simulation, die aufzudecken den
Gesellschaften nicht immer gelingt, führt recht oft dazu,
daß sie vom Versicherten in weitgehendster Weise aus-
genutzt werden.
H :; :: ZEITSCHRIFTENSCHAU :: H I;
für Oktober IQH.
Technische Physik.
„Meßgeräte für Druck und Geschwindigkeit von Oasen und
Dämpfen." Von Ing. Stach, St. u. E. 31, Nr. 43, S. 1752.
Beschreibende Uebersicht über die vorhandenen Konstruktionen
und ihr Vervvendungsbereich.
■
780
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 49
„Zur Theorie des Wasserdampfes." Von Wertheimer, Dingl.
pol. J. 326, Nr. 43, S. 676. Eine neue Form der Zustands-
gieichung, indem spezifisches Volumen und Uebersetzungsgrad
(Abstand vom Kondensationspunkt) als unabhängige Variable
gewählt werden. Formeln für wichtige thermodynamische Aus-
drücke und Prozesse nach dieser Methode.
„Versuche über den Arbeitsbedarf und die Widerstände
beim Blechbiegen." Von Dr. Ing. Walther, Z. d. V. 55, Nr. 41,
S. 1731. Versuchsübersicht unter besonderer Berücksichtigung
von Fragen für den praktischen Bau von Biege- und Richt-
maschinen.
„Festigkeitsversuche unter allseitigem Druck." Von Dr.
V. Kärmän, Z. d. V. 55, Nr. 42, S. 1749. Theorie von Mohr
und die darauf bezüglichen Versuche; strittige Punkte und
Versuchsprogramm; Versuchseinrichtung; Versuchsergebnisse.
Hüttenwesen.
(Die Heftniimmern 25 bis 40 werden wegen irrtümlicher Weise erst jetzt erfolgter
Nachlieferung in vier Abschni ten in dieser und ff. Zeitschriftenschauen berücksichtigt.)
„Neuerungen an Flammöfen, insbesondere an Siemens-
Martinöfen." Von Obering. Bernhardt, St. u. E. 31, Nr. 28,
S. 1117. Lufteinführung, verbesserte Flammenführung, Versuchs-
öfen und die Versuche mit ihnen usw.
„Erfahrungen in der Elektrostahlerzeugung im Girodofen."
Von Dr. Ing. Müller, St. u. E. 31, Nr. 29, S. 1165. Neue
Stromanordnung, wassergekühlte Elektrode, Ofenzustellung,
Wärmeverluste durch Kühlen, Stromverhältnisse, Einfluß von
Ofentemperatur und Ofengröße auf den Stromverbrauch usw.
„Beiträge zur Ausnutzung der Hochofengase." Von Dr. Ing.
Buck, St. u. E. 31, Nr. 23. S. 1172. Zusammensetzung der
Gichtgase, ihre Reinigung, Maschinenbetrieb, Winderhitzer-
heizung, Kesselheizung usw.
„Walzbetrieb und Kalibrierung in graphischer Darstellung."
Von Dipl.-Ing. Weißenberg, St. u. E. 31, Nr. 41, S. 1653.
C-Eisenkalibrierung, Trägerkalibrierung, \Valzprogramm nacli
Brovot und neues Walzprogramm, Blockstraßenkalibrierung nach
Brovot, Blockkalibrierung -nach der Hütte usw.
„Walzarbeit und Walzdruck; ein Beitrag zu ihrer Theorie."
Von Prof. Herrmann, St. u. E. 31, Nr. 42, S. 1706. Analytische
Behandlung des Walzvorgangs.
„lieber die physikalisch-chemischen Grundlagen des Hütten-
wesens." Von Prof. Dr. Schenk, St. u. E. 31, Nr. 43, S. 1745.
Molekulare Eigenschaften des Eisens und seiner Legierungen, die
chemischen Eigenschaften und Einflüsse verschiedener Element-
systeme im Eisen, wie Eisen-Karbid, Kupfer-Schwefeloxyd, Blei-
Schwefel-Sauerstoff usw.
„Entschlammung der Waschwässer von der Hochofengas-
reinigung." Von Dr. Steuer, St. u. E. 31, Nr. 43, S. 1759.
Kläranlagen.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Kleinkupplungen im Automobilbau." Von Winkler, Dingl.
pol. J. 326, Nr. 40, S- 631. Kupplungen, die in ihrer Form
und Ausführung Rücksicht nehmen auf die im Autobau unver-
meidlichen Deformationen und Montageungenauigkeiten.
„Entwicklung und Aussichten des Stahibandantriebes." Von
Dipl.-Ing. Silberberg, Z. d. V. 55, Nr. 42, S. 1768. Material,
Beanspruchungen, Achsenabstand, Bandschlösser, Scheibenbau,
Aufziehen der Stahlbänder, Reibungsbelag usw.
Hebezeuge.
„Portaldrehkrane für den Hafen von Gent." Dingl. pol.
J. 326, Nr. 40, S. 635. Kurze allgemeine Erläuterung.
(Schluß folgt.)
:: H :: :: :: :: BRIEFKASTEN :: :: :: H :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des binsendcrs sind
Wohnung und M i t g 1 i e d n u m m c r hin<^uzufügen. Anfragen nach Bezugs-
uellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. titie
ücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (nuttacis 12 Uhr) vor Ersrheincn des Heftos
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von hragcn und Antworten lehnt die Schiift-
leitune nachdrücklich ab. Die zur firlänterüng der l'r.ig.-n notwendigen Druck-
• töclce zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Eragestcller vorlier bezahlen.
Technik
Frage 259. Nach Auftragen des Strohlehmes auf die Gc-
bälke zeigt sich ab und zu nach einiger Zeit an einzehic-.i
Stickhölzern, besonders wo sie mit den Balken zusammentreffen,
eine weiße, pilzähnliche Masse, die auch schon als Schwamm-
bildung angesprochen wurde. In Form und Farbe gleicht diese
Masse einem Pilz, den man des öfteren an gefällten und längere
Zeit im Walde gelegenen Bäumen unter der Rinde bemerken
kann. Mir ist es unklar, woher diese Erscheinung kommt, da
ich nur gutes Holz verwende. Ich habe bisher die Stickhölzer
herausreißen, durch andere ersetzen und mit Schwammvertil-
gungsmitteln anstreichen lassen. Für die Zukunft möchte ich
diese Mißstände im voraus beseitigen und bitte daher um Mit-
teilung von Erfahrungen, die anderweitig in gleichen oder ähn-
lichen Fällen gemacht wurden.
Frage 260. Wie wird auf einfachste Art ein Manometer
für Luft-, Dampf- oder Wasserdruck auf seine Richtigkeit ge-
prüft?
Frage 261. Ich besitze einen 2 m hohen vertikalen Warm-
wasserkessel, in dem ich Union-Briicetts brenne. Der Kessel
enthält drei gewellte Flammrohre. Da der Zug nicht aus-
reichend ist, so setzt sich in den Flammrohren ein fettähnlicher
Ruß ab, der einer Reinigung mit straffer Bürste nicht weicht.
Eine Stahldrahtbürste darf, da sowohl der Kessel als auch die
Flammrohre aus Kupfer und mit Zinn gelötet sind, nicht be-
nutzt werden. Ich beabsichtige nun, die unteren drei Oeff-
nungen der Flammrohre durch einen Spund zu verschließen,
die Rohre mit Seifensodawasser zu füllen und eine Nacht stehen
zu lassen, wodurch der fettartige Ruß nach meiner Ansicht
sich lösen muß. Kennt jemand ein gutes Mittel, welches den
Rub löst, ohne das Kupfer noch das Zinn anzugreifen? Ich
bemerke noch, daß ich Unionbriketts brennen muß und auch
der Kamin nicht erhöht werden soll.
Frage 262. Anfang dieses Jahres wurde ich von einem
Bauherrn aufgefordert, einen ausführlichen Kostenanschlag über
die Errichtung eines Einfamilien-Wohnhauses zu machen. Ich
habe diesen nach der behördlich genehmigten Bauzeichnung
und nach dem mir von dem Bauleiter übergebenen Höhen-
profil des Sockels angefertigt und das ganze Gebäude ent-
sprechend dem Anschlage für eine Pauschalsumme ausgeführt.
Die Sockelhöhe in der behördlich genehmigten Zeichnung be-
trug aber 36 cm mehr als in der mir vom Bauleiter über-
gebenen, geänderten Sockelzeichnung. In dem gu^en Glauben,
daß dem Bauherrn die Abänderung der Sockelhöhe bekannt
war und auch das Gebäude nicht zu teuer sein sollte, habe ich
den Kostenanschlag nach der geringeren Sockelhöhe angefertigt
und das Gebäude auch demnach ausgeführt. Drei Wochen
später wurde der Bauleiter von dem Bauherrn entlassen und
ich habe das Gebäude ohne ihn fertiggestellt. Nun verlangt
der Bauherr wegen der geringeren Sockelhöhe von mir 400 M
Schadenersatz und beruft sich darauf, daß ich laut Vertrag das
Gebäude nach der behördlich genehmigten Zeichnung, also mit
der größeren Sockelhöhe, hätte ausführen müssen und daß ihm
die Abänderung der Sockelhöhe nicht bekannt sei. Ich bitte daher
um Aufschluß über folgende Fragen: a) War ich verpflichtet,
den Kostenanschlag nach der von der Behörde genehmigten
Zeichnung herzustellen und zwar unbeachtet der mir von dem
Bauleiter vorerst gegebenen Zeichnung mit der abgeänderten
Sockelhöhe? b) War ich verpflichtet, das Gebäude nach der
behördlich genehmigten Zeichnung auszuführen, ohne Rück-
sichtnahme auf die mir vom bauleitenden Architekten über-
gegebene geänderte Sockelzeichnung und unbekümmert um den
nach derselben gefertigten Kostenanschlag, wonach die Pau-
schalsumme vereinbart wurde? c) War ich nach der Entlassung
des Bauleiters verpflichtet, dem Bauherrn auf die vom Bau-
leiter abgeänderte Sockelhöhe aufmerksam zu machen?
Frage 263. Ich habe in diesem Frühjahre einen großen
Lagerschuppen aus Tannenholz errichtet. Infolge der lang an-
haltenden Hitze sind die einzelnen Verbandhölzer 3, 5 und 6 mm
eingetrocknet und auch dementsprechend Fugen entsianden. Der
Bauherr weigert die Auszahlung des Restes, weil die Fugen
nach seiner Ansicht im äußersten Falle nur 3 mm breit sein
dürfen. Wie habe ich mich dem Bauherrn gegenüber zu ver-
halten ?
Frage 264. Kann mir ein Kollege nähere Angaben machen
über den Bau einer Rodelbahn, wie sich solche auf Jahrmärkten
befinden, mit einer Länge von 40 m einschl. Turm. Wie würde
die Höhe des Turmes zu berechnen sein? Könnte mir ein
Kollege vielleicht mit Skizzen aushelfen?
Frage 265. Anfang dieses Jahres habe ich für eine aus-
wärtige Firma ein Angebot auf Lieferung, Montage und Ver-
glasung von Fenstern abgegeben, worunter sich auch sogenannte
Doppclverglasungsfenster befanden. Die Lieferung wurde mir
auf Grund des detaillierten Angebotes übertragen, Zahlungs-
vereinbarung netto Kasse, Garantiezeit zwei Jahre. Sämtliche
Mängel, welche innerhalb dieser Zeit auf mein Verschulden
zurückzuführen sind, habe ich kostenlos abzustellen. Die Liefe-
rimg der Fenster, die Montage und Verglasung in Doppelkitt,
ist genau nach Vorschrift erfolgt, und der Restbetrag wurde
auch seitens der Architekten (Bauleitung) bei der Auftrag-
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO IQll
781
geberin angewiesen. Der Bauherr hält mir nun 500 M meines
Guthabens zurück mit der Begründung, daß sich bei den in
verzinittem Stahlblech gelieferten Doppelverglasungsfenstern
(solche sind aus einem Stück gefalzt und für vordere und hintere
Verglasung mit Scheibenabstand von 3 cm eingerichtet) Uebel-
stände herausstellten und zwar trete ein Beschlagen einzelner
Scheiben in den Hohlräumen zwischen den beiden Scheiben
ein; ferner würde der Druck in den Scheiben so groß, daß
der Kitt sich wieder wegdrückt und dort, wo der Kitt stand-
hält und nicht nachgibt, platzten die Scheiben. Ich bemerke
nochmals, daß die Fenster nach Kostenanschlag gefietert und
und auch die Verglasung ordnungsmäßig in Doppelkitt erfolgt
ist. Sind nun obengenannte eingetretene Uebelstände auf mein
Verschulden zurückzuführen (bin selbst Fabrikant der Fenster)
und ist die Firma berechtigt, die Restsumme zurückzuhalten?
Wodurch werden im übrigen derartige Uebelstände hervor-
gerufen? Evtl. welche Firmen befassen sich mit der Her-
stellung von Doppelverglasungsfenstern in Holz?
Frage 266. In einem seit zwei Jahren bestehenden Bäckerei-
neubau, dessen Backraumdecke als geputzte Hol/balkendecke aus-
geführt ist, soll letztere auf Verlangen der Verwaltungsbehörde
nachträglich feuersicher hergestellt werden. Auf welche Weise
würde dieses am billigsten erreicht?
Frage 267. Welche Holzbalkendecken haben sich in der
Praxis als die schallsichersten bewährt? Welche von den n ch-
stehenden Decken übertragen den Schall am wenigsten: Holz-
balkendecken mit ganzem Windelboden, mit unterem Rabiiz-
putz, oberer Sandauffüliung und Holzfußboden, oder Ho'zbalken-
decken mit halbem Windelboden, sonst wie vor., endlich Holz-
balkendecken mit Schwemmsteinausrollung der Balkengefache,
sonst wie vor.
Frage 268. Mein neu aufgeführtes Wohnhaus stößt mit dem
Giebel an die Traufe des NachbarwohnhiiUies, so daß bei Nieder-
schlägen das Regenwasser gegen meinen Giebel läuft und die
Feuchtigkeit bis in die Zimmer hindurchschlägt. Mein Nach-
bar, den ich aufgefordert habe, durch Anbringen einer Dach-
rinne diesem Uebelstände abzuhelfen, weigert sich, dies zu tun
und wendet ein, daß bereits 40 Jahre lang sem Traufwasser
auf mein Grundstück niedergehe und somit habe er die Trauf-
gerechtigkeit erworben. Kann ich nun meinen Nachbar gerichtlich
zum Anbringen einer Dachrinne zwingen und hat ein an-
zustrengender Prozeß Aussicht auf Erfolg?
Frage 269. Ein etwa 10 ha großes Gelände, das recht
hügelig und dicht mit alten Baumwurzeln und Stöcken durch-
wachsen ist, soll in eine Wiese umgewandelt werden. Ich bitte
um die Adresse eines erfahrenen Kulturingenieurs, der gegen
Vergütung mit den nötigen Weisungen zur Verfügung steht.
Welche Literatur über Wiesenmeliorationen, Moorkultur und
Drainage kann empfohlen werden?
Zur Frage 235. Badeanstalt. II. (I. s. Heft 47.) Für die
Flußbadeanstalten in Mannheim wurden zu den Unterbauten
Pontons aus Eisenbeton verwendet. (S. Südd. Bauz. Nr. 23.)
Dieselben haben eine längere Lebensdauer als solche in Eisen-
konstruktion. Unterhaltungskosten fallen hierbei gänzlich fort.
Im obigen Fall waren die Herstellungskosten etwa 20o/o ge-
ringer als bei Pontons in Eisen. Ing. Mertens.
Zur Frage 251. U eberhängender Giebel. I. Nach unseren
Erfahrungen brauchen Sie sich das Ueberhängen des Nachbar-
giebels auf Ihr Grundstück zwar nicht gefallen zu lassen, können
aber auch nach dem neuen Gesetz — für Hamburg — nicht ver-
langen, daß der alte Zustand des Giebels geändert wird. In
den beiden Fällen unserer Praxis ist eine Klage wegen der un-
geheuren Kosten und des Zeitverlustes vermieden worden. Die
Parteien haben sich in beiden Fällen wie folgt geeinigt: Das
Maß des Ueberhängens ist durch genaue Lotung festgestellt
und der überhängende Nachbar hat diesen Grundstücksstreifen
dem anderen abgekauft zu entsprechenden Einheitspreisen.
Reichsgerichtsentscheidungen existieren unseres Wissens nach
nicht, da der Bauherr in den seltensten Fällen Zeit hat, Ent-
scheidungen zu erwarten. Jacob & Ameis, Hamburg.
II. § 910 des Bürgerlichen Gesetzbuches regelt das Ueber-
hangsrecht und die §§ Q12 bis Q16 den Grenzüberbau. Diese
Paragraphen sind für Ihren Fall anzuwenden. Nach § 912
haben Sie den Ueberbau zu dulden, wofür der Eigentümer des
überhängenden Gebäudes eine Rente an Sie zu zahlen hat. Die
Höhe der Rente ist nach der Zeit der Ueberschreitung zu be-
messen. Läßt sich die Zeit der Ueberschreitung nicht mehr
feststellen, so wird die Zeit, wann der Ueberbau wahrgenommen
wurde, anzunehmen sein. Wenn Sie durch den Ueberbau bei
Errichtung eines Neubaues auf Ihrem Grundstück beeinträchtigt
werden, so wird der § 910 anzuwenden sein und zwar derart,
daß Sie den überhängenden Teil des Nachbargebäudes ent-
fernen lassen. Die Kosten haben Sie zu tragen. Besteht eine
Gefahr des Einsturzes an dem überhängenden Giebel, so hat
der Nachbar die Kosten zu tragen.
P. Roß 1er, Mors a. Rh., Mitgl.-Nr. 63 119.
Zur Frage 252. Verschiebung eines Wasserturmes. Einen
Wasserturm gefahrlos zu verschieben, halte ich bei sorgfältiger
Ausführung für möglich. Ich schätze die Kosten der Ver-
schiebung bei gewöhnlichen Verhältnissen auf etwa 5000 M.
Spezialfirmen für dergleichen Arbeiten wüßte ich nicht, da es
aber unbedingt eine zuverlässige, reelle Firma sein müßte, die
Erfahrung in solchen Arbeiten besitzt, würde ich Ihnen unverbind-
lich weitere Ratschläge persönlich geben. Ich habe vor zwei
Jahren Entwürfe für die Verschiebung eines Landhauses auf-
gestellt. Ing. Mertens, Mitgl.-Nr. 54 152.
Mitteilungen aus dem Verbände
" Verbandsbeamte gesucht! -
' Die Gründung von Geschäftsstellen und der zunehmende
Umfang der Geschäfte in der Hauptgeschäftsstelle machen die
1 Anstellung neuer Beamten notwendig. Diese soll An-
fang 1912 erfolgen. Der Anstellung liegen Bedingungen
I zugrunde, welche von der Hauptgeschäftsstelle zu erfahren sind.
Die Bewerbungen müssen außer dem Werdegang des Be-
werbers, der Verbandsmitglied sein muß, eine Arbeit enthalten,
die in möglichster Kürze eine Abhandlung über das Verbands-
programm darstellt. Rednerische Begabung und organisatorische
^ Fähigkeiten sind durchaus erforderHch.
Die Gesuche sind bis zum 16. Dezember 1911 an Herrn
Arch. Seidel, Berlin SW. 68, Markgrafenstr. 94, einzureichen
mit der Aufschrift: 'betrifft Bewerbung.
Der Verbandsvorstand.
gez. Seidel, gez. Schwenkler.
Bekanntmachung
An Stelle des Herrn Bruno Löser, der sein Amt niedergelegt
hat, ist Herr Dipl.-Ing. Chr. Unterauer, Frankfurt a. M.,
Mainkai 23, als Vertreter der Mittelrheinischen Bezirksverwaltung
zum Gesamtverbandsvorstande gewählt worden.
Spenden für das Erholungsheim
An Spenden für das Erholungsheim gingen ferner ein: .
Ingenieur Gabler-Gumbert-Cöln : 1 Liter Eau de Cologne mit
Zerstäuber. Bezirksverwaltung Mittelschlesien für das Mittel- 1
schlesische Zimmer: 1 Bild darstellend die Kaiserbrücke in
Breslau, 2 kleine Bilder mit Ansichten Schlesiens, 1 Stiftungs-
urkunde, ein in Holz geschnitztes Schild. Ingenieur Leo Fevers
und Gattin in Essen a. Ruhr: 4 Schilder für die Toilettentüren,
10 Tropfenfänger für Kaffeekannen. Architekt Otto Wolff in
Niederschön weide bei Berlin: Friesvorhang mit allem Zubehör i
zum Abschluß zwischen Wandelhalle und Flur nach dem Speise- 1
saal. Frl. Feiß-Rixdorf, Frau Krech-Leipzig und Frau Weber-
Halle a. S. zwei Waschgarnituren, 1 Spiel und Noten. Frau
Luise Fischlin-Ratibor 1 Liegestuhlkissen, 1 Wandschoner für
Liegesofa.
Allen freundlichen Gebern sagt hiermit besten Dank.
Die Verbandsleitung.
Liste der Besucher des Erholungsheims.
1493 Paul Neidhardt, Ingenieur, Halle a. S. 1494 Wilh.
Hauswald, Baumeister, Chemnitz. 1495 Franz Reißinger, Frank-
furt a. M. 1496 Arthur Schlegel, Ingenieur, Teterow i. Meckl.
1497 L. Staak, Bahnmeister 1. Kl., Goßlershausen. 1498 Otto
Geßner, Bausekretär, Chemnitz. 1499 Luise Fischlin, Ehefrau,
Ratibor. 1500 Paul Fischlin, Hütteningenieur, Ratibor.
i
782
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 49
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzei.^en und Mitteilungen fOr
die ,,ü. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Emsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlichkeiten usv/.
sind überhaupt von der Veröffentlichung In der >/erbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands.
. 2 tages Jahresberichte nicht aut-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Landesverwaltungen.
München. Dienstag, 5. Dezember, abends 8V? Uhr, findet
im großen Saale des „Wittelsbacher Garten" in München eine
öffentliche Versammlung der im Sozialen Ausschuß von Ver-
einen technischer Pri\atangestellten vereinigten Verbände statt.
Das Thema des Abends lautet: „D ie brutale Vergewal-
tigung der organisierten technischen An-
gestellten aut der „Gutehoffnungshütte" in
Sterkrade." Um vollzähliges Erscheinen der Mitglieder wird
gebeten. Der Konflikt mit der Fa. F. S. Kustermann in München
wurde durch das Entgegenkommen derselben zugunsten der
technischen Angestellten erledigt und bedeutet e;nen Erfol.,^
unseres Vorgehens. Der gemaßregelte Ingenieur hat unterdessen
bei einer anderen Firma einen bedeutend besser honorierten
Posten erhalten.
Bezirhsverwaltun^en
Brandenburg. Nach einem einstimmigen Beschluß des Vor-
standes des Technischen Vereins Cliarlottenburg und des Vor-
standes der Bauhütte Charlottenburg findet Montag, 4. Dezember,
abends Si/, Uhr, im Saale des ,, Logen-Restaurants", Charlotten-
burg, Berliner Str. 61, Eingang Kirchhofstraße, eine gemeinsame
Versammlung der beiden Zweigvereine statt. In dieser Ver-
sammlung wird der wissenschaftliche Mitarbeiter des D. T.-V.,
Herr Dr. Lassen über »die Durchführung der Gruppenteilung
sprechen. Hieran anschließend freie Aussprache. Weiteres siehe
Verkündigungsblatt „Mitteilungen der Bezirksverwaltung Branden-
burg". Alle Verbandskollegen können an dieser Versammlung
teilnehmen.
Brandenburg. Gemeindetechniker. Am 7. Dez.,
abends 8Vo Uhr, wird in Neumanns Festsälen, Berlin, Rosen-
thalerstraße 36 Herr Bürgermeister A ß m a n n aus Aschers-
leben sprechen über das Thema : Die Selbstverwaltung
der preußischen Gemeinden und ihrer Organe
unter besonderer Berücksichtigung der Städte
der östlichen Provinzen. Alle im Dienste der Ge-
meinden stehenden Techniker werden dringend gebeten, pünkt-
lich zu erscheinen.
Chemnitz. Br.-A.: Otto Geßner, Chemnitz, Sonnenstraße 811.
Wir laden hiermit unsere verehrten Mitglieder nebst werten An-
gehörigen zu dem am 3. Dezember in den Räumen des Kauf-
männischen Vereinshauses zu Chemnitz stattfindenden Bezirkstag
ein und bitten um eine rege Beteiligung. Programm: Vormitta;rs
11 Uhr: Eröffnung des Bezirkstages im Theatersaale des K;!uf-
männischen Vereinshauses. 1. Begrüßung der Teilnehmer durch
den 1. Vorsitzenden. 2. Ansprachen. 3. Vortrag des Herrn
Dr. Günther, Privatdozent an der Universität Berlin, über:
„D er Tarifvertrag und seine Verwertung für
den technischen Angestellten." 4. Schlußwort. An-
schließend hieran zwangloses Mittagmahl in den unteren
Räumen. Nachmittags 2i/o Uhr: Geschäftliche Sitzung im Tech-
nikerzimmer. Tagesordnung: 1. Festsetzung der Stimmführer.
2. Bericht der Bezirksverwaltung. 3. Bericht über die Wander-
versammlung in Dresden. 4. Bericht der Zweigvereine. 5. Be-
ratung und Beschlußfassung der Anträge. 6. Ausbau der Stellen-
vermittlung. 7. Verschiedenes. Die Jierren Einzelmitglieder
werden gebeten, die satzungsgemäß zu stellenden 1 1 Stimmführcr
noch vor der geschäftlichen Sitzung zu wählen und dem Bezirks-
vorsitzenden bekannt zu geben.
Danzig. Die Bezirksverwaltung Westpreußen veranstaltete
mit den ihr angeschlossenen beiden Danziger Zweigvereinen am
Mittwoch, 15. November einen Diskussionsabend im Bahnhofs-
hotel Zoppot. Der Vorsitzende der Bezirksverwaltung, Herr
Ingenieur Schmidt, eröffnete die Versammlung und gab nach
einigen einleitenden Worten die Absicht der Bez.-Verwaltung, die
Zoppoter Kollegen in einen Verein zusammenzuschließen, be-
kannt. Hierauf ergriff Architekt Kloß das Wort zu einem Vor-
trage über „Organisation und techn. Angestellte". Er betonte
darin hauptsächlich die absolute Notwendigkeit des Anschlusses
an eine Organisation bei unseren heutigen schwierigen, sozialen
Verhältnissen und schilderte dann eingehend die Wohlfahrts-
einrichtungen unseres Verbandes. Als Erfolg des Abends können
wir den Beitritt dreier Kollegen zum Verband und die Grün-
dung eines Zop poterZweig Vereins verzeichnen. An-
gaben über die Verteilung der Vorstandsämter und das Vereins-
lokal folgen in der nächsten Nummer.
Zwei^vercine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O. : Jeden Samstag
abend im Berliner Hof. Samstag, 2. Dezember, abends SVi Uhr,
Jahreshauptversammlung. Tagesordnung: 1. Bekanntgabe der
Eingänge. 2. Aufnahme neuer ^Mitglieder. 3. Jahresbericht.
4. Neuwahl des Vorstandes und der Ausschüsse. 5. Verscliie-
denes. Samstag, 9. Dezember, keine Versammlung, dafür am
8. Dezember Zusammenkunft mit Damen im kleinen Saale des
Berliner Hofes. Wir ersuchen um zahlreiches Erscheinen und
um Einführung dem Verband noch fernstehender Kollegen.
Altona. Techniker-Verein. Hauptversammlung Mitt-
woch, 6. Dezember, abends 9 Uhr, in Petersens Hotel, Altona,
Königstr. 188/189. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Neuwahl eines 1. Vorsitzen-
den, Kassierers und 2. Schriftführers. 4. Technische Fragen.
5. Verschiedenes.
Charlottenburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-
A.: Herm. Voigt, Berlin O. 112, Waldeyerstr. 61. V. u. O.:
Jeden ersten Donnerstag im Monat im Wilhelmshof am Wil-
helmsplatz, Charlottenburg. Die nächste Hauptversammlung
findet Donnerstag, 7. Dez., abends 8^ 2 Uhr, im Vereinslokal mit
folgender Tagesordnung statt: 1. Geschäftliches. 2. Jahresbericht
des Vorstandes und Bericht der Kassenprüfer. 3. Neuwahl des
Gesamtvorstandes. 4. Verschiedenes. Vollzähliges Erscheinen
ist erwünscht.
Cliarlottenburg. ,,B a u h ü 1 1 c C h a r 1 o 1 1 e n b u r g".
Vors.: Friedrich Brinkmann, Charlottenburg, Goethestraße 15.
V. u. O. : Jeden ersten Dienstag eines Monats im Logen-Rest.,
Charlottenburg 1, Berliner Str. 61, Ecke Kirchhofstr. Dienstag,
5. Dezember, findet abends 8V2 Uhr im Vereinslokal die nächste
Monatshauptversammlung statt. Die Tagesordnung ist äußerst
wichtig, siehe Bekanntmachung in dem Verkündigungsblatte ,, Mit-
teilungen der Bezirksverwaltung Brandenburg". Gleichzeitig wird
besonders auch auf die gemeinsame Versammlung mit dem
Technischen Verein Charlottenburg am Montag, 4. Dezember,
im Logen-Restaurant aufmerksam gemacht.
Düsseldorf. Techn. Verein. Donnerstag, 7. Dez.,
findet die nächste Hauptversammlung statt. Hauptpunkt der
Tagesordnung: Vorstands wähl. Sonntag, 10. Dezember, zwang-
lose Zusammenkunft im „Merkur", Zimmer 23.
" Friedeberg. Technische Vereinigung. Unter vor-
stehendem Namen hat sich hier am 1. Oktober ein neuer Zweig-
verein niedergelassen. Der Vorstand setzt sich zusammen aus
den Herren: 1. Vors. H. Frohn, Bauassistent. Schriftführer und
stellvertr. Vors. Kopp, Bauassistent. Kassierer Kollege Becker-
Guifkowski. Vereinslokal: Hotel Deutscher Kaiser. Versamm-
lung: Jeden ersten Mittwoch im Monat.
Gleiwitz. Technischer Verein. Vors. u. B -.-A. : W.
Böning, Stephanistr. 18. V. u. O.: Am 1. Donnerstag eines
jeden Monats, abends 8^/2 Uhr, im „Schlesichcn Hof". Donners-
tag, 7. Dezember, Generalversammlung. 1. Verlesen des Pro-
tokolls der letzten Hauptversammlung. 2. Jahreskassenbericht
des Kassierers und der Kassenprüfer. 3. Neuwahl des Vor-
standes. 4. Beschlußfassung wegen Abhaltung eines Winter-
vergnügens. 5. Verschiedenes. Wir ersuchen um zahlreiches Er-
scheinen und um Einführung dem Verbände fernstehender Mit-
glieder.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Versammlung am 5. Dez., Große Allee 55, abends 9 Uhr. Tages-
ordnung: 1. Mitteilungen des V^orstandes. 2. Neuaufnahme von
Mitgliedern. 3. Vortrag von Herrn Ing. Peters über Fahrstühle.
4. Verbandsangelegenheiten. 5. Verschiedenes. Am 9. Dez.
findet Valentinskamp 73 das 27jährige Stiftungsfest statt.
Hildesheini. Techn. Verein. Am Sonnabend. 9. Dez.,
abends 9 Uhr, findet im Vcreinslokal unsere diesjährige General-
versammlung statt, mit folgender Tagesordnung: 1. Geschäft iche
Angelegenheiten. 2. Jahresbericht. 3. Kassenbericht und Vor-
anschlag für 1912. 4. Neuwahl des Vorstandes und der Kom-
missionen. 5. Verteilung der Jahrbücher 1912. 6. Verschiedenes.
Der Vorstand erwartet, daß die Mitglieder zu dieser wichtigsten
unserer Versammlungen pünktlich und vollzählig erscheinen. Auch
sind ims unsere auswärtigen Vereinskollegen sehr wiilkomnien.
Des Kassenabschlusses wegen ist es dringend erforderlich, daß
Heft 49
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
783
alle fälligen Beiträge bis spätestens am 5. Dezember an den
Kassierer abgeführt werden, und wir ersuchen die Kollegen,
welche noch im Rückstände sind, dies unverzüglich zu tun.
Hirschberg und Umgegend. Techniker-Verein.
(Fortsetzung der Quittung in Heft 2 Seite 30 von 1911 dieser
Zeitung.) Für die Hinterbliebenen des Mitgliedes Nr. 49 726
sind beim Techniker-Verein in Hirschberg (Schi.) noch folgende
Beträge eingegangen : Von den techn. Vereinen Feuerbach 5 M,
Riesa 3 M, F. T. Vereinigung Magdeburg 20 M, Rendsburg
5 M, Völklingen-Saar 3 M, M.-V. Breslau 5 M, Dessau 3 M,
Hameln 11,55 M, Landshut (Bayern) 3 M, Metz 5 M, Wiesdort
8 M, Remscheid 10 M, Bremer Hütte 15 M, Ohligs 5,05 M,
Vereinigung Posener Techniker 5 M, Bezirksverwaltung Posen
5 M, Hütte-Magdeburg 10 M, Lucken walde-Jüterbog 7,05 M,
Schweidnitz 30 M, Trier 5 M, Hagen 10 M, Qlatz 3 M. Wir
schließen hiermit die Sammlung und sagen namens der Hinter-
bliebenen allen freundlichen Gebern herzlichen Dank. \. A. :
Schulz, Königl. Bausekretär.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
und Umgegend. Vors. u. Br.-A. : Schwertfeger, Laurahütte
b. Kattowitz. V. u. O. : Am Mittwoch nach dem 1. und 15. eines
jeden Monats, abends 8V2 Uhr, im Pschorr-Bräu, August-Schnei-
der-Straße. Nächste Mitglieder-Versammlung am 6. Dezember.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen. 3. Neuwahl des
Vorstandes. 4. Verschiedenes. Unsere Werbung unter den
Schülern der Kgl. Baugewerkschule brachte uns den schönen
Erfolg von 23 Neuanmeldungen für unsere Hospitanten-
gruppe. Wir bitten jedes unserer Mitglieder und Hospitanten,
den Wert der Kleinarbeit nicht zu unterschätzen und mit der
Werbearbeit nicht eher zu ruhen, bis es uns gelungen ist, alle
noch fernstehenden Kollegen für unseren Verein und Verband
zu gewinnen.
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A.: O.Behrens,
Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Donnerstag eines
Monats im „Patzenhofer", abends pünktlich 8V2 Uhr. Nächste
Mitgliederversammlung am 7. Dezember. Tagesordnung: 1. Pro-
tokollverlesung der letzten Versammlung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten. 5. Satzungsgemäße Neu-
wahlen: a) der gesamte Vorstand, b) Kassenprüfer. 6. Sonstiges.
Wir machen im besonderen bekannt, daß dies die letzte Versamm-
lung in diesem Jahre ist, und bitten wegen Punkt 5 der heu-
tigen Tagesordnung um vollzählige Beteiligung, gilt es- doch,
wegen Ausscheidens des bisherigen Vorstandes, neue Männer
in den Vereinsvorstand zu wählen, die weiterhin berufen sein
sollen, die Interessen unseres Standes gebührend wahrzunehmen.
Die neue Vereinsadresse ab 1. Januar 1912, als auch die Zu-
sammensetzung des neuen Vorstandes wird in der D. T.-Z.
vom 23. Dezember d. J. bekanntgegeben. Einen gedruckten
Jahresbericht werden wir, wegen der damit verbundenen hohen
Kosten, am Jahresschlüsse nicht herausgeben, vielmehr in dieser
Versammlung unter Punkt 4 der Tagesordnung einen mündlichen
Bericht über die Vereinstätigkeit im letzten Jahre zur allgemeinen
Kenntnis bringen.
Merseburg. Technischer Verein. E. V. Vors. Jahr,
Kgl. Bauassistent. V. u. O. : 1. und 3. Sonnabend jeden Monats
im Herzog Christian. Br.-A.: A. Jahr, Weißenfelser Str. 41.
Mittwoch, 6. Dezember, nachmittags 3 Uhr, Treffpunkt im Ver-
einslokal Herzog Christian, zwecks Besichtigung der Fabrik-
anlagen der Firma J. Blanke & Co. Nach der Besichtigung,
abends 8 Uhr, Vortrag im Vereinslokal über das Thema: „Das
soziale Programm des D. T.-V.". Wir bitten die Mit-
glieder, recht zahlreich zu erscheinen und namentlich zu dem
Vortrag dem Verein fernstehende Kollegen einzuführen.
München. Techniker-Verein. Dienstag, 5. Dez., fällt
der Vereinsabend aus. Dafür findet am gleichen Abend im
Wittelsbacher Garten eine große öffentliche Versammlung der
hiesigen technischen Privatangestellten-Verbände statt mit dem
Thema: „Die brutale Vergewaltigung der organisierten tech-
nischen Angestellten auf der Gutehoffnungshütte in Sterkrade".
Wir ersuchen unsere Mitglieder, bestimmt jn dieser Versamm-
lung zu erscheinen. Dienstag, 12. Dez., Monatsversammlung
im Vereinslokal Domhof mit anschließender sozialer Rückschau.
Die am letzten Sonntag gemeinsam stattgefundene Besichtigung
der Einrichtungen des Konsum-Vereins Sendling hatte einen
sehr zahlreichen Besuch aufzuweisen und war für die Beteihgten
sehr interessant.
Neurode. Technischer Verein Neurode und
Umgegend. 1. Vorsitzender: E. Lorbeer; Schriftführer: E.
Ebert; Kassierer: S. Cichy; Beisitzer: A. Baumann. Br.-A.:
E. Lorbeer-Neurode i. Schles., Kirchstr. 126. Vereinslokal: Stadt-
brauerei Neurode. Vereinsabende: Jeden 1. Mittwoch im Monat,
abends 8 Uhr, Hauptversammlung. Jeden 3. Mittwoch im Monat,
abends 8 Uhr, Nebenversammlung. Tagesordnung wird in den
.Versammlungen bekanntgegeben.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Vors. u. Br.-
Adresse: K. Polster, Schreyerstraße 14. V. u.O.: Jeden Mitt-
woch abend 81/, Uhr in der Rest. Theodor Körner-Inselschütt.
Mittwoch, 13. ßezember (nicht 6. Dezember, wie in der vor-
gängigen Nummer bemerkt) abends 8V2 Uhr, findet im Saale
des Theodor-Körner-lnselschütt 2 unsere diesjährige Hauptver-
sammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Protokollbericht.
2. Neuaufnahmen. 3. Vorlage und Genehmigung der Satzungen.
4. Jahresbericht. 5. Bericht des Kassiers und der Revisoren.
6. Bericht des Inventar- und Bibliothekverwalters. 7. Bericht
der Stellenvermittler. 8. Entlastung der Vorstandschaft. 9. Neu-
wahl der Vorstandschaft und der Ausschüsse. 10. Etataufstellung
für das Jahr 1912. 11. Anträge. 12. Verschiedenes. Wir
fordern alle Mitglieder dringend auf, unter allen Umständen und
pünktlich zur Hauptversammlung zu erscheinen, es werden so
wichtige Beschlüsse gefaßt und evtl. grundlegende Aenderungen
des ganzen Vereinslebens beantragt werden, daß jedes Mitglied
schon in seinem eigenen Interesse der Versammlung beiwohnen
sollte. Evtl. Anträge und Wünsche zur Hauptversammlung wolle
man möglichst bis 29. November, längstens aber vor Beginn
der Hauptversammlung, beim 1. Vorsitzenden, Herrn Kollegen
Polster, Schreyerstr. 14, schriftlich einreichen. Mittwoch, 6. Dez.,
abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal Monatsversammlung. Tages-
ordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuaufnahmen. 3. Sonstiges.
Regensburg. Techniker-Verein. Dienstag, 12. De-
zember 1911, abends 8V2 Uhr, im Vereinslokal „Bischofshof",
1. Stock, ordentliche Generalversammlung. Tagesordnung:
1. Jahresbericht. 2. Kassebericht. 3. Vorstandswahl. 4. Ver-
schiedenes. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird
ersucht.
Rendsburg. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Ingenieur E. Ebert, Rendsburg, Neue Straße. V. u. O. : Mitt-
woch nach dem ersten eines jeden Monats im Hotel zum
Prinzen. Hauptversammlung Mittwoch, 6. Dez., abends 8V2 Uhr,
im Hotel zum Prinzen. Tagesordnung: 1. Vorstandswahlen;
a) Vorsitzender, b) Schriftführer, c) Kassierer, d) Beisitzer Gruppe
A. bis D. 2. Wahl zweier Mitglieder des Rcchnungs Ausschusses.
3. Verbandsangelegenheiten. 4. Aufnahme neuer Mitglieder.
5. Verschiedenes.
Reistenhausen. Technischer Verein Reisten-
hausen und Umgegend. Am Sonntag, 10. Dezember,
nachmittags 4 Uhr, findet im Vereinslokale , Bayerischer Hof"
die übliche Monatsversammlung statt, wozu sämtliche Mitglieder
höfl. eingeladen werden. Um vollzähliges und pünktliches Er-
scheinen wird gebeten. Auch wäre es sehr erwünscht, wenn
alle noch fehlenden Beiträge an diesem Tage eingezahlt würden,
um mit dem Verbände abrechnen und die Jahresrechnung fest-
stellen zu können.
Rheine i. W. T e c h n i s c.h e r V e r e i n. Vors. u. Br.-A. :
Ing. Hildebrandt, Neuenkirchener Str. 79. Samstag, 2. Dez.,
abends 8V2 Uhr, im Vereinslokale Elmer, Generalversammlung.
Tagesordnung: 1. Neuwahl der satzungsgemäß ausscheidenden
Vorstandsmitglieder. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Be-
kanntgabe der Eingänge. 4. Verschiedenes.
Stargard i.P. Techniker-Verein. Vrs. und Br.-A. :
Krumbügel. V. u. O. : Stargard i. P. jeden ersten Mittwoch im
Monat. Nächste Hauptversammlung Mittwoch, 6. Dezember 1911.
Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 3. Eingänge und Mitteilungen. 4. Festsetzung einer
Konkurrenzarbeit. 5. Beschlußfassung über einen Lichtbilder-
vortrag. 6. Technische Fragen. 7. Verschiedenes (Festlegung
des Unterrichtsabends im Schulhause Johannisstraße 17 für unsern
Eisenbetonkursus). — Kollegen als Gäste stets willkommen.
Stettin. Technischer Verein. Vors. und Br.-A. :
Rudolf Golle, Ingenieur, Pionierstraße 4 III. Hauptversammlung
Donnerstag, 7. Dezember, abends 8^ 2 Uhr, im Restaurant „Neu-
bauer", Pölitzer Straße 14. Tagesordnung: 1. Mitteilungen
und Eingänge. 2. Technische Fragen. 3. Verschiedenes.
Wilhelmshaven. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. :
F. Mammen, Rüstringen I, Bremer Straße 49. Jeden ersten
und dritten Freitag jeden Monats Vereinsversammlung im Hotel
Deutsches Haus, Wallstr. Freitag, 1. Dez., Vorstandswahl. Das
verflossene Vereinsjahr führte uns ca. 60 neue Mitglieder zu
und soll uns dies ein Ansporn sein, unsere Werbearbeit nicht
erschlaffen zu lassen. Unserer Organisation noch fernstehende
Kollegen sind in unseren Versammlungen jederzeit herzlich will-
kommen.
"Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A.: M. Lindemann, Wittenberg
(Bezirk Halle), Bürgermeisterstraße 4. Monatsversammlung und
Stiftungstag am 9. Dez. 1911. Tagesordnung: 1. Protokoll-
verlesung. 2. Jahresbericht. 3. Verschiedenes. Hierauf zwang-
loses Beisammensein.
784
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 49
Techniker im Baugewerbe.
Dresden. „M o t i v" , Bauhütte Dresden. Freitag,
8. Dez. IQll, im Eldorado (großer Saal), Steinstraße 15. Vor-
trag des Herrn Dr. Mühlstädt-Leipzig „Aufs Matterhorn!" „Vom
Genfer See nach Zermatt". Um recht zahlreichen Besuch der
Herren Kollegen nebst werten Damen, Angehörigen und Gästen
wird höfl. gebeten.
Stettin. Stettiner Bauhütte. Vrs. u. Br.-A. : Paul
Beyer, Oberwiek 70 II. Donnerstag, 7. Dez., findet im Vereins-
lokal „Zum Pschorr", Falken walder Str. 129, unsere Monats-
hauptversammlung statt. Beginn abends 8V2 Uhr. Tagesordnung:
1. Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung. 2. Aufnahme
neuer Mitglieder. 3. Vortrag des Herrn Kollegen Körb er über:
„Rechte und Pflichten des Technikers nach der
neuenReichsversicherungs-Ordnun g". 4. Ve: eins-
angelegenheiten. 5. Verschiedenes. 6. Fragekasten. Um zahl-
reiches, pünktliches Erscheinen wird gebeten.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Br.-A.: Bernhard Leipziger,
Rixdorf, Juliusstraße 36/37. Kassierer: Carl Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O.: Jeden ersten Alittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Außerdem findet dort jeden
dritten Mittwoch im Monat gesellige Zusammenkunft statt.
Unsere nächste Mitgliederversammlung findet Mittwoch, 6. De-
zember, pünktlich i/oQ Uhr, im Vereinslokale statt. Tages-
ordnung: 1. Geschäftliches. 2. Wahl der vorbereitenden Kom-
mission zur Vorstandswahl. 3. Wahl der Kassenprüfer. 4. Be-
richt über die Gruppenversammlung der Gruppe B vom 8. No-
vember 1911. 5. Verschiedenes. Wir erwarten, daß zu dieser
letzten Versammlung im Jahre 1911 alle unsere Mitglieder, auch
diejenigen, welche unsere Versammlungen so wenig besuchten,
recht pünktlich erscheinen. Weiter ersuchen wir die noch rück-
ständigen Beiträge umgehend unserem Kassierer porto- und be-
stellgeldfrei zu übersenden, damit jjnser Kollege Staberow in
der Hauptversammlung im Januar 1912 im Kassenbericht mög-
lichst wenig noch außenstehende Beiträge aufführen kann. Auch
auf den Versammlungsbeschluß vom 6. September 1911, betr.
Zur gefl. Beachtung!
Von verschiedenen Firmen und Behörden wird darüber Klage
geführt, daß einzelne Verbandskollegen, welche für die Be-
setzung einer Stellung in Aussicht genommen waren, aut eine
Aufforderung zum Antritt einer solchen nicht geantwortet hätten.
— Abgesehen davon, daß schon die einfache Pflicht der Höflich-
keit eine solche Handlungsweise verbietet, leidet auch das An-
sehen unserer Stellenvermittelung darunter und werden wir daher
für die Folge diejenigen Mitgheder, welchen eine derartige Unter-
lassung nachgewiesen werden kann, von der Benutzung der
Stellenvermittelung ausschließen.
Gleichzeitig machen wir erneut auf unsere Auskunftei über
Firmen und örtliche Verhältnisse aufmerksam, deren Inanspruch-
nahme wir vor Abschluß eines Engagements dringend emp-
fehlen, damit die Verbandskollegen beim Stellungswechsel vor
Enttäuschungen bewahrt bleiben.
(Nur für Verbandsmltglleder).
I. Neu:
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
3486 Halle a. S., Baubureau sof. jüng. Bt., fl. Zeichn. 11.
Rechn., u. gew. in stat. Berechng. 120 bis 140 M. Ang. 111.
Zeugn.-Abschr. Zweigst. Halle a. S. an Hn. L. Hauschild, Alte
Promenade 25.
3487 Bad Harzburg, Baugesch. sof. j. Bt., fl. Zeichn., in
Bureau u. auf d. Baustelle erf. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweig-
stelle Braunschweig an Hn. O. Janschek, Pestalozzistr. 19.
3488 Düren i. Rhld., Baugesch. sof. solid. Bt., gew. Zeichn.
u. prakt. Bauleit., m. Erf. in Fabrikbau. Stelig. angenehm u.
Solidaritätsbeitrag: „Unsere Mitglieder sind verpflichtet, bis zum
Jahresschluß in diesen Fonds 3 M beizusteuern", weisen wir
hiermit nochmals hin und bitten alle Kollegen, sich schnellstens
mit den erforderlichen Solidaritätsmarken zu versehen. — Soli-
daritätsmarken sind bei unseren Vorstandsmitgliedern zu haben.
Gäste sind zu allen unseren Veranstaltungen stets willkommen.
Halle a. S. Maschinentech n. Verein. Vors. und
Br.-A.: K. Fix, Ing., Halle a. S., Beesenerstr. lOdll. V. u. O.:
Jeden Sonnabend, abends 8V2 Uhr, im „Augustiner", Mittelstr.
Sonnabend, 9. Dezember, abends 8V2 Uhr, Monatshauptversamm-
lung im Vereinslokal, verbunden mit Vortrag des Patentanwalts
Herrn M. S p r e e r - Leipzig, über: ,,Das allgemeine
Patentwese n". Wir bitten alle Kollegen zu dem Vor-
trage zu erscheinen, und so viel wie möglich dem Verband
noch fernstehende Kollegen einzuführen.
Staatstechniker.
Landes verein Mittl. Sächsischer Eisenbahn-
techniker. Vrs.: Bausekretär K. Tramm, Dresden-A. 14,
Schnorrstraße 41 II.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A.:
K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. Sonntag, 3. Dez.,
nachm. 3 Uhr, Versammlung in Löbau im Reichsadler mit Fach-
vortrag des Herrn Bau-Obersekr. Schulze (Rb.) über: Verträge,
Zuschlagsschreiben, Bestellzettel und deren Beilagen. — Sonn-
tag, 10. Dez., vorm. 11 Uhr, Versammlung in Dresden im
Vereinslokal mit Fachvortrag.
dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geft.-Anspr. Geschäfts-
stelle Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3489 Oberschles., Kgl. Hochbauamt sof. ein m. d. laufend.
Dienstgesch. durch, vertr. T. Stellungsd. zun. bis 1. 4. 12,
Weiterbeschäftig, n. ausgeschloss. 150 bis 170 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3490 Posen, Arch. sof. jüng. Bt. f. Bureau u. Baust. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen an Hn. E.
König, Hoheniohestraße 3.
3491 Sagard (Rügen) z. 1. 1. 12 tücht. Bt., erf. im Auf steh.
V. Kostenanschläg., Abrechng. u. Statik. 150 bis ISO M. Ang.
ni. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stettin an Hn. G. Borchert, Barnim-
straße 16 E.
3492 Arnsdorf (Sachs.), Baumstr. z. 1. 1. 12 St., bis 25 J.
alt, ledig, f. Bureau u. Baust. Dauernd. Ca. 175 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3493 Wellendorf (Kreis Uelzen) z. 1. 1. 12 durch, tücht. Bt.,
m. all. \ orkommend. Arbeit, vertr. Lebensstellg. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3494 Zeitz, Arch.-Bureau sof. jüng. Bt., fl. Zeichn. Dauernd.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle d. Be-
zirksverwaltung Leipzig, Thomasring IS.
3495 Rotenburg (Fulda) sof. tücht. T. f. Seminarneubau
auf etwa 4 Mon., zur Anfertig, v. Abrechng., der bereits bei
Beh. tätig war. 180 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.^
3517 Hoyerswerda (Schles.), Baugesch. m. Dampfsägewerk
z. 1. 1. 12 sof. j. T., etwa 130 M. -Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3518 Leobschütz sof. tücht. Bt. z. Abrechng. v. drei Neubaut.
Geh. u. Reiseentschädig, n. Uebereinkunft. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94-
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes
Stellen -Angebote
Nachruf.
Am 13. November starb nach schwerem Leiden unser
Mitglied, der technische Eisenbahn-Revisor
Herr Otto Klockau-Oldenburg.
Der Verstorbene war lange Jahre Vertreter der Einzel::iit-
glieder in unserer Bezirksverwaltung, eifriger, von kollegialem
Geist durchdrungener Verbandskoilege, dem wir ein ehrendes
Andenken gerne und dauernd bewahren wollen.
Nordwestdeutsche Bezirksverwaltung: Der Vorstand.
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 50 schriftieitung: e. Rieh. Schubert, Berlin. 9. Dezember IQll
nhalt: Der neue Deutsche Buchdruckertarif - Hauptausschuß und Werkpensionskassen - Uiber geodätische Vor- und Absteckungsarbeiten bei der Ausführung von
Tunnelbauten - Die deutschen Techniker - Standesbewegung — Aus der Volkswirtschaftslehre — Zeitschriftenschau - Bücherschau - Briefkasten —
Mitteilungen aus dem Verbände
Der neue Deutsche Buchdruckertarif
Von Dr. ALEXANDER SCHROFFER.
Versetzen wir uns vier Monate zurück. Das ganze
graphische Gewerbe ist in höchster Aufregung, denn ein
beispielloser Disziplinbruch, wie es der „Korrespondent",
das Organ des Verbandes der Deutschen Buchdrucker selbst
nennt, hat das in die Zuverlässigkeit der Gehilfenschaft
gesetzte Vertrauen aufs tiefste erschüttert und in manchen
Kreisen die Vermutung entstehen lassen, daß das anschei-
nend so prächtige und feste Gebäude der Tarifgemein-
schaft der Buchdrucker auf losem Sande gebaut sei. Mit
Unrecht. Wenn ein kleines Häuflein überradikaler Heiß-
sporne sich erhaben dünkte über der Rechtsprechung der
obersten Tarifinstanz und als Richter in eigener Angelegen-
heit die Solidarität in Gegensatz zur Disziplin und Ver-
tragstreue bringen zu müssen glaubte, so zeigte das ent-
schiedene Vorgehen der Organisation, daß es sich trotz
der Stellungnahme einer Anzahl Berliner und Leipziger Ge-
hilfen nur um, allerdings sehr bedauerliche Ausschreitungen
einzelner und um eine falsche Auffassung des Begriffes
,, Solidarität" handelte. Der Fall des Maschinenmeister-
personals in der Rotationsabteilung der Firma August
Scherl ist ja bekannt genug, so daß hier nicht weiter auf
ihn einzugehen ist, er ist nun beendigt, aber er war doch
von solcher Bedeutung, daß sich die Frage erhob: Wird
es der Organisation auch weiterhin gelingen, die Disziplin
aufrecht zu halten und die unbesonnenen Elemente in
den Schranken der Ordnung zu halten? Heute können wir
sagen : Es ist gelungen, un'd damit hat der Verband der
Deutschen Buchdrucker eine Belastungsprobe bestanden,
die nach jenem trüben Auftakt gefährlich genug aussah.
Handelt es sich auch beim Deutschen Buchdruckertarif
nicht um einen Organisationsvertrag, dessen Wirkung die
Zugehörigkeit zu bestimmten vertragschließenden Organi-
sationen voraussetzt, es kann vielmehr jeder Prinzipal und
jeder Gehilfe Mitglied der Tarifgcmeinschaft werden, so
ist doch klar, daß auf beiden Seiten die Organi-
sation der Träger des Tarif gedankens ist,
besonders wenn so gewichtige Vereinigungen in Frage
kommen, wie es auf Prinzipalsseite der Deutsche Buch-
drucker-Verein und auf der Qehilfenseite der Verband der
Deutschen Buchdrucker ist.
Bot auf der einen Seite der erwähnte bedauerliche
Vorfall die Veranlassung, sich für die Tarifverhandlungen
auf manche damit zusammenhängende Hinweise — Vor-
würfe wäre zu viel gesagt — gefaßt zu machen, so war
andererseits die Situation für die Prinzipalität noch mehr
erschwert durch die außerordentliche Teuerung, die in
keiner Weise zu leugnen versucht oder beabsichtigt wurde.
Bei Abschluß des letzten Tarifs im Jahre 1906 war^für
dieses Jahr eine Neuregelung der Tarifpositionen zwecks
Berücksichtigung der in der abgelaufenen Tarifperiode ver-
änderten Verhältnisse ins Auge gefaßt und zugestanden
worden und es bestand kein Zweifel an der loyalen Ein-
lösung dieses Versprechens, wie dagegen auch erwartet
wurde, daß die Gehilfenschaft in ihren Forderungen un-
berechtigte von berechtigten Ansprüchen scheiden und
ihrerseits den Anträgen der Prinzipale auf Berücksichtigung
der technischen Fortschritte im Gewerbe die Anerkennung
nicht versagen werde.
Beide Teile kamen mit einer bedeutenden Anzahl von
Wünschen zur Beratung, und der Tarifausschuß, der am
25. September IQll im großen Saale des Papierhauses
in Berlin zusammentrat, sah sich vor eine außerordentlich
schwere Aufgabe gestellt. Daß es gelungen ist, einen
Weg durch dieses Labyrinth von Anträgen, die vielfach
direkt entgegengesetzter Natur waren, zu finden und einen
Ausgleich aller Forderungen herbeizuführen, stellt den
Fähigkeiten und der Leistungskraft der beteiligten Unter-
händler, insbesondere der beiden Vorsitzenden, Geheimrat
Büxenstein und Döblin, das glänzendste Zeugnis aus.
Neben der Entscheidung über die materiellen Forde-
rungen auf beiden Seiten oblag dem Tarifausschuß die
Regelung von zwei wichtigen prinzipiellen Aufgaben: Die
Verarbeitung des Kommentars in den Tarif und die Neu-
regelung der Lokalzuschläge.
Der vom Tarifamt gemäß § 87 des Tarifs aus-
gearbeitete Kommentar zum Tarif enthält wichtige Ent-
scheidungen der einzelnen Instanzen (Schiedsgericht, Tarif-
amt, Tarifausschuß) zu Streitfragen und Differenzpunkten,
die sich hinsichtlich der Auslegung und Anwendung der
Tarifbestimmungen im Laufe der Jahre ergeben haben.
Wenn von Anfang an der Grundsatz aufgestellt wurde,
daß die Ausführungen des Kommentars für die Mitglieder
der Tarifgemeinschaft dieselbe rechtsverbindliche Kraft
haben, wie die Bestimmungen des Tarifs selbst, so war
man sich seinerzeit der Schwierigkeiten nicht bewußt, die
sich der strikten Durchführung dieses Prinzips entgegen-
stellten. Es wurde deshalb für zweckmäßig gehalten, hier
eine Auslese vorzunehmen und diejenigen Bestimmungen,
welche Rechtsnatur besitzen, in den Tarif selbst zu über-
nehmen, während alle übrigen den Charakter von Aus-
legungsbestimmungen ohne Rechtskraft bekommen. Mit
dieser Ausscheidung, welche am Anfang der Verhandlungen
vorgenommen wurde, war die Grundlage für den neuen,
nun formell vollständig veränderten Tarif geschaffen, der
als Verhandlungsobjekt für die materiellen Wünsche
dienen sollte.
786
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 50
Es ist vielleicht bekannt, daß der Tarif der Buch-
drucker nicht einen festen Durchschnittslohn, sondern einen
Mindestlohn mit einigen Staffeln für die jüngeren Jahr-
gänge festsetzt. Zum Ausgleich der Teuerungsverhält-
nisse sind für eine große Anzahl Orte Zuschläge ein-
geführt, wobei auch die Konkurrenz als Druckort mit in
Betracht kam. Diese Zuschläge auf den Grundlohn, das
„gewisse Geld" oder aber Akkordlohn, haben eine Span-
nung von 27,, bis 25o/o in Abstufungen von je 2V2<'/o, so daß
z. B. in Berlin, welches eine der Städte mit dem höchsten
Lokalzuschlag ist, der Gehilfe einen um 25 o/o höheren
Lohn erhält als vielleicht in Oranienburg, das keinen Lokal-
zuschlag hat. Während die Festsetzung der Lokalzuschläge
für die Vororte der 13 Tarifkreise durch die oberste Be-
hörde, den Tarifausschuß, erfolgte, bestimmten für die
einzelnen Druckorte die Kreisämter die Höhe des Lokal-
zuschlags. Dieses System hatte zu außerordentlichen Un-
gleichheiten und Ungerechtigkeiten geführt, und Abhilfe
war dringend geboten. Bei dem Mangel einer zuverlässigen,
einheitlichen Lebensmittelstatistik, welche die Grundlage
des Vergleichs hätte bieten können, war die Auffjabe einer
gerechteren Einteilung ganz besonders schwierig, und wenn
man schließlich das in dem Reichsbesoldungsgesetz vom
15. Juli 1907 für die Zubemessung des Wohnungsgeld-
zuschusses aufgestellte Ortsklassensystem für die Neu-
regelung zugrunde legte, so war man sich bewußt, noch
keine durchaus zufriedenstellende Lösung gefunden zu
haben. Wird ja doch in der Begründung zu dem ge-
nannten Gesetz die Schwierigkeit, um nicht zu sagen: die
Unmöglichkeit, einen gerechten Maßstab zu finden, in ganz
besonderer Weise hervorgehoben, weswegen eben mit Rück-
sicht auf das Eehlen einwandfreier statistischer Unterlagen
hinsichtlich der Lebensmittelverhältnisse ausschließlich die
Erhebung über die Wohnungspreise in Betracht gezogen
wurde. Immerhin trägt die neue Einteilung mehr als
bisher den Anforderungen der Gleichmäßigkeit Rechnung
und es steht zu erwarten, daß auf der gefundenen Basis
die weitere Vervollkommnung herbeigeführt werden kann.
Herabsetzungen zu hoher Lokalzuschläge wurden aus
leicht begreiflichen Gründen nicht vorgenommen, für eine
große Anzahl erfolgte die Neueinführung bezw. Erhöhung
des Zuschlages um 272O/0; in Orten mit unter 31 Gehilfen
tritt diese Erhöhung erst am 1. Oktober 1913 in Kraft
Nachdem eine Lösung der beiden Vorfragen gefunden
war, konnte der Tarifausschuß in die Verhandlung der
materiellen Forderungen eintreten. Daß von Seite der
Gehilfenschaft der größte Nachdruck auf eine Erhöhung
der Löhne gelegt wurde, liegt gerade bei den jetzigen
Teuerungsverhältnissen in der Natur der Sache begründet.
Uebertriebene Forderungen, die von der Berliner Gehilfen-
schaft in lokalen Versammlungen gestellt wurden, wie
die Erhöhung um 20o/o, wurden auch von ihren Vertretern
nicht aufgenommen, und wenn schließlich nach langen
Kämpfen eine Erhöhung der Mindestlöhne um lOo/o zu-
gestanden wurde, so ist das ein Ergebnis, das zwar für
das Gewerbe eine ziemlich hohe Belastung bedeutet, aber
im Interesse des Friedens gebracht werden mußte. Das
Minimum des gewissen Geldes beträgt also nunmehr statt
25 M vom 1. Januar 1Q13 ab 27,50 M; für die jüngeren
Altersklassen wurden die Beträge entsprechend erhöht:
für Neuausgelernte im ersten Gehilfenjahr von 18 M auf
19,50 M, für Gehilfen bis 21 Jahre von 23 auf 25 M,
für Gehilfen von 21 bis 24 Jahre von 24 auf 26 M. Der
normale Minimallohn ist für alle über 24 Jahre alten
Gehilfen 27,50 M. Nach der mir vorliegenden Lohnstatistik
des Tarifamtes von 1910 nehmen an dieser Erhöhung
von den 49 637 Gehilfen, welche diese Statistik erfaßt,
17 663 Gehilfen, also 35,6o/o teil. Um die übrigen, bereits
über Minimum Entlohnten an dieser Aufbesserung ebenfalls
partizipieren zu lassen, sollen alle diejenigen, welche bis
zu 3 M über Minimum entlohnt werden, die tarifliche
Lohnerhöhung bekommen; diese Bestimmung betrifft
17 593 Gehilfen. Für alle übrigen Gehilfen wird seitens
der Prinzipalsorganisation ihren Mitgliedern die Gewährung
einer angemessenen Lohnzulage empfohlen.
(Schluß folgt.)
Hauptausschuß und Werkpensionskassen
Das Versicherungsgesetz für Angestellte wird, bis
diese Zeilen den Lesern zu Gesicht kommen, voraus-
sichtlich den Reichstag passiert haben. Damit hat eine
Bewegung ihren vorläufigen Abschluß gefunden, an der
auch der D. T.-V. erheblichen Anteil genommen hat. Wenn
wir nicht mit voller Befriedigung auf den Erfolg der ge-
leisteten Arbeit zurückblicken können, so hat dies seine
Gründe in Dingen, über die in einer demnächstigen Be-
sprechung des Gesetzes das Nötige gesagt werden muß.
Für heute haben wir uns leider mit einer Sache zu be-
schäftigen, die geeignet ist, die Freude an der weiteren
Zusammenarbeit mit dem „Hauptausschuß" bedeutend
herabzumindern.
Bekanntlich ist die Zulassung von Ersatzeinrich-
tungen einer der schwächsten Punkte des Gesetzes.
Namentlich die Werkpensionskassen, jene „Wohl-
fahrts"zwecken dienenden Gründungen der Großindu-
striellen, die aber unterschiedslos von allen Angestellten-
Organisationen abgelehnt werden, haben eine neue Kräf-
tigung durch das Gesetz erfahren. Sie sollen unter ge-
wissen, besonders von den ganz großen industriellen Unter-
nehmungen leicht zu erfüllenden Voraussetzungen als
gleichberechtigte Versicherung neben der Reichsanstalt be-
stehen bleiben. Damit wird der ungeheure wirtschaftliche
Druck, den diese Kassen auf die Angestellten ausüben —
die Vorkommnisse in Sterkrade zeigen aufs neue, wozu
solche Einrichtungen mißbraucht werden können — ver-
ewigt. Alle Privatangestellten-Organisationen, die es ernst
nehmen mit der Vertretung der Arbeitnehmerinteressen
der Angestellten, sind deshalb auch von Anfang an g e g e n
die Zulassung solcher Werkpensionskassen als Ersatz -
der Reichsversicherung nach Kräften tätig gewesen, wäh-
rend andererseits die Verbände der Großindustriellen
Klauen und Zähne daran setzten, um ihre Kassen durch ,
die allgemeine Versicherung nicht gefährden zu lassen. In f
diesem Kampf der Interessen wollten wir die letzte Kraft :
einsetzen, um Sieger zu werden. ^
Zur zweiten Plenarlesung des Versicherungsgesetzes ^
sollte deshalb noch einmal in letzter Stunde der Versuch *
gemacht werden, Regierung" und Reichstag von der Ge-
meingefährlichkeit der Werkskassen zu überzeugen. Unter
dem Schlachtruf: ,,Fort mit den Werkskassen" sollten
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
787
Hauptausschuß, freie Vereinigung und sozialer Ausschuß,
d. h. alle zusammenfassenden Organisationen von An-
gestelltenverbänden, unter Zurückstellung der sonstigen
prinzipiellen Unterschiede, gegen die Forderungen des
gemeinsamen Gegners demonstrieren. Und es v^^äre mög-
lich gewesen, auf diese eine Frage die ganze Kraft des
Privatangestelltenstandes zu konzentrieren, in einer Weise,
die sicherlich nicht ohne Eindruck auf Regierung und
Reichstag hätte bleiben können! Aber da haben die
Führer des Hauptausschusses und der Siebener-Kommis-
sion, die sonst immer als d i e Vertretung der Privatbeamten
gelten wollen, leider versagt.
Von der letzten Sitzung des Sozialen Ausschusses der
technischen Angestelltenverbände ging die Anregung
aus, eine gemeinsame Kundgebung aller am Ge-
setz interessierten Privatangestelltenkreise zu veranstalten,
die sich nur mit der Werkpensionskassenfrage, unter
Ausschaltung aller sonstigen grundsätzlichen Meinungs-
verschiedenheiten beschäftigen sollte. Da ich gleichzeitig
dem Hauptauschusse und dessen Siebener-Kommission wie
dem Sozialen Ausschusse von Vereinen technischer Privat-
angestellten-Verbände angehöre, wurde ich beauftragt, die
Vermittlung in dieser Sache zu übernehmen.
Wir lassen nachstehend den Briefwechsel folgen, um
zu zeigen, wie wenig gegenwärtig die leitenden Männer
der Siebener-Kommission und des Hauptausschusses der
Situation gewachsen waren.
Am Abend des 4. November fand die Sitzung des
Sozialen Ausschusses statt, und am 5. erhielt Herr Reif,
der Vorsitzende des Hauptausschusses, von mir folgen-
den Eilbrief:
,,In der gestrigen Sitzung des Soz. Ausschusses
wurde angeregt, alle Kräfte der Angestelltenbewegung,
denen die Forderung: ,, Beseitigung der Ersatzkassen"
gemeinsam ist, in letzter Stunde zusammenzufassen, um
in einer großen allgemeinen Kundgebung der Regierung
und dem Reichstage die Einigkeit der Angestellten in
dieser Forderung zu demonstrieren.
Ich bin beauftragt, an Sie heranzutreten mit der
Bitte, die dem Hauptausschuß angeschlossenen Verbände
zur Beteiligung an der nächstens in Berlin zu veranstal-
tenden Versammlung aufzufordern. Es wird gewiß nicht
' ohne Eindruck sein, wenn Hauptausschuß, freie Ver-
einigung und S.ozialer Ausschuß, d. h. also die Ge-
samtheit der Angestellten in dieser Sache zusammen-
gehen. Gerade jetzt, wo in Sterkrade die Werkpensions-
kasse zur Vernichtung des Koalitionsrechtes der An-
gestellten benutzt wurde, kann ein gemeinsamer Vorstoß
erfolgreich sein.
Ich bitte Sie, Ihre Antwort meinem Kollegen Herrn
Dr. Günther zu übermitteln (. . . .), der von dem Vor-
haben unterrichtet ist.
Die Kundgebung hätte sich natürlich nur auf diesen
einen Punkt zu beschränken und glaube ich garantieren
zu können, daß irgendwelche Störungen nicht zu be-
fürchten sind.
Als Mitglied der Siebener-Kommission bitte ich Sie
persönlich, Ihrerseits mitzuhelfen, die Bewegung zum
Schlüsse noch, wenn auch nur zu einem Teil, auf eine
Linie zu bringen.
Ihrer Zustimmung sicher
mit kollegialem Gruße
Ihr
gez. Kaufmann."
Auch Herr Dr. Günther, der infolge meiner — durch
die Sterkrader Vorgänge — notwendigen Abwesenheit von
Berlin die Vertretung in der Siebener-Kommission über-
nommen hat, schrieb ebenfalls an den Vorsitzenden des
Hauptausschusses :
„Sehr geehrter Herr Reif!
In Technikerkreisen und zwar speziell in jenen,
welche auch der Freien Vereinigung für die soziale Ver-
sicherung der Angestellten angehören, ist man der Ueber-
zeugung, daß eine große gemeinsame Kundgebung, bei
der sich die Verbände des Hauptausschusses, der Freien
Vereinigung, des Sozialen Ausschusses, kurz alle An-
gestellten-Verbände zusammenfinden würden, allein im-
stande wäre, in der Ersatzkassenfrage noch einen be-
stimmenden Einfluß auszuüben.
Wir bitten Sie ergebenst, möglichst rasch, eventl.
telegraphisch, uns Ihre Meinung, möglichst Ihre Zustim-
mung zu dieser Absicht aussprechen zu wollen. Als
Ort einer solchen im größten Stil veranstalteten Ver-
sammlung kann wohl nur Berlin in Frage kommen.
Wegen des Referats müßte man sich noch einigen. Der
Unterzeichnete wäre grundsätzlich nicht abgeneigt, in
seiner Eigenschaft als Dozent der Universität, also in
unparteiischer Weise, zu referieren, doch soll selbst-
verständlich den Verbänden in keiner Weise vorgegriffen
werden. Es sei noch betont, daß irgendwelche unlieb-
same Störungen und prinzipielle Auseinandersetzungen
bei dieser Versammlung unter allen Umständen zu ver-
meiden sind, da gerade führende Organisationen der
Freien Vereinigung die Erklärung abgegeben haben,
lediglich zur Ersatzkassenfrage und zwar in Ueberein-
stimmung mit dem Standpunkt des Hauptausschusses
sich zu äußern.
Mit hochachtungsvollem Gruße
ergebenst
gez. Dr. Günther."
Darauf folgte eine Antwort, die in der letzten Sitzung
der Siebener-Kommission in Gegenwart des Herrn Regie-
rungsvertreters Geh. O. R. R. Dr. Beckmann vereinbart
wurde.
„An den Deutschen Techniker-Verband, Berlin SW.
Wir haben in der gestrigen Sitzung der ,, Siebener-
Kommission" den von Ihrem Herrn Dr. Günther ver-
tretenen Vorschlag einer gemeinsamen Kundgebung mit
dem „Sozialen Ausschuß" behandelt und sind zu dem
Beschlüsse gekommen, uns an einer solchen gemein-
samen Kundgebung nicht zu beteiligen. Unser Stand-
punkt zur Frage der Ersatzkassen ist bekannt und bleibt
unverändert, aber das haben wir ja auch in der uns
geeignet erscheinenden Weise geltend gemacht und
werden das mit allem Nachdruck weiter tun. Unsere
Kenntnis der Sachlage, aber auch unsere Verantwortung
nötigen uns, von Schritten abzusehen, die in dem
jetzigen Stadium der Sache keinen Nutzen stiften, w o h 1
aber das ganze Versicherungswerk zum
Scheitern bringen können.
Die Kommission richtet die Bitte an Sie, mit Rück-
sicht auf Ihre Zugehörigkeit zum Hauptausschuß und
um den Eindruck der Uneinigkeit nach Möglichkeit zu
vermeiden, Ihre Herren Redner, insbesondere Herrn
Kaufmann, in der geplanten öffentlichen Versammlung
nicht auftreten zu lassen.
Wir unterbreiten diese Beschlüsse Ihrer Kenntnis
mit der Bitte um Berücksichtigung.
Mit kollegialer Hochachtung
Hauptausschuß und Siebener-Kommission,
gez. Reif. gez. Bechly.
788
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 50
Diese Antwort ist so charakteristisch, daß wir nicht
viel hinzuzusetzen haben. Wir sind der Meinung, daß
gerade die Verantwortung, auf die die Herren Reif und
Bechly sich beziehen, die Siebener-Kommission hätte ver-
anlassen müssen, der geplanten Kundgebung zuzustimmen,
um so mehr, als in keiner Weise erwiesen ist und er-
wiesen werden kann, daß dadurch das Gesetz gefährdet
worden wäre. Man sollte doch nachgerade wissen in
jenen Kreisen, daß Reichstag und Regierung die Privat-
beamtenversicherung fast noch notwendiger gebrauchen
wie die Angestellten. Gerade die ,, Kenntnis der Sachlage",
die auch den anderen, für die Vertretung der Angestellten-
Interessen mitverantwortlichen Personen nicht abzusprechen
ist, ließ uns ein solch gemeinsames Vorgehen der bisher
sich in der Pensionsversicherungsfrage heftig befehdenden
Angestelltengruppen in dem Punkte, in dem sie alle einig
sind, besonders notwendig erscheinen. „Um den Eindruck
der Uneinigkeit nach Möglichkeit zu vermeiden", verhindert
die Siebener-Kommission ein einiges Zusammengehen aller
Angestellten. Diese Logik vermögen wir nicht mehr zu
begreifen. Daß jgerade die Herren unseres Verbandes
verh-ndert werden sollten, in der geplanten Versamm-
lung aufzutreten, spricht nicht für das gute Gewissen
der Angestellten-Vertreter, die diesen Beschluß herbei-
geführt haben.
Wir haben in der Pensionsversicherungsfrage unsere
eigene prinzipielle Auffassung im Interesse des Ganzen
häufig genug zurückgestellt und die Politik der Herren
Reif und Bechly oftmals anderen Angestellten gegenüber
verteidigen müssen, und das ist nicht immer leicht gewesen.
Nach dieser letzten Leistung der Mehrheit der Siebener-
Kommission kommen wir mehr und mehr zu der Ueber-
zeugung, daß dort Interessen vertreten werden, die nicht
immer identisch sind mit denen der technischen An-
gestellten. Wir bedauern die Ablehnung unseres wohl-
gemeinten Vorschlages. Die nächste Sitzung unseres Ge-
samtvorstandes wird sich mit den daraus zu ziehenden
Konsequenzen beschäftigen müssen.
Kaufmann,
Mitglied der Siebener-Kommission.
Ueber geodätische Vor- und Absteckungsarbeiten bei der Ausführung
von Tunnelbauten
Von F. SPELBRINK, MitgHed Nr. 46 828, in Holweide bei Cöln.
Manchem Leser der D. T.-Z., dessen Tätigkeit sich
nicht auf das Vermessungswesen erstreckt oder in den
einschlägigen Arbeiten des Tiefbaues abspielt, mag wohl
bei der Besichtigung von Tunnelbauten die Frage: ,, Worin
bestehen die geodätischen Vor- und Absteckungsarbeiten,
und welche Vermessungs- und Berechnungsarbeiten sind
erforderlich, um bei Durchschlägen das genaue Zusammen-
treffen der gegenseitigen Baukolonnen nach Richtung und
Höhenlage unbedingt zu gewährleisten", zum Nachdenken
Anlaß gegeben haben.
' K 4 i /
sei durch einen größeren Gebirgszug, der ungünstig die
Trace durchschneidet, fortzuführen.
Ein Einschnitt durch das Gebirge ist meist unausführ-
bar, erstlich wegen der zu großen Erdarbeiten und auch
wegen des kostspieligen und unnötigen Grunderwerbs. Es
bleibt daher kein anderer Ausweg übrig, als einen Tunnel
anzulegen, weil auch eine Umgehung des Gebirges nicht
ausführbar ist.
Zunächst ist die Wahl der Methode zur gegenseitigen
genauen Feststellung der Lage der Tunneleingänge zu
K - - -
Abb. 1
Es scheint daher nicht unwillkommen, diese a.. sich
sehr interessante Betrachtung einmal anschaulich in all-
gemeinen Grundzügen zur Darstellung zu bringen, um
so mehr, da die nachbeschriebenen geometrischen
Arbeiten zu den schwierigsten und interessantesten
Operationen der Feldmeßkunst gehören. Es wird vor-
ausgesetzt, daß die geometrischen Arbeiten zum Ausbau
der offenen Bahnstrecke dem Leser bekannt sind, und
soll, um von dem gesteckten Ziele dieser Abhandlung
nicht unnötig abzuschweifen, gleich auf den eigentlichen
Tunnelbau eingegangen werden.
Eine von A nach B projektierte gerade Eisenbahntrassc
— im Lagcplan Abb.l — , welche im allgemeinen einer Ebene
folgt oder doch nur durch wenig hügeliges Gelände führt,
entscheiden. Man versucht zuerst eine Richtung der offenen
Trace über den Berg hinweg zu verlängern. Zu diesem
Zwecke stellt man von dem Berge, etwa bei — Abb. 2
und 3 einen Theodoliten genau in der Eisenbahnmittellinie
auf, visiert nun einen rückwärts liegenden Punkt der Trace
bei A an, schlägt das Fernrohr durch, d. h. richtet ein
Signal, Fluchtstab oder dergl. bei A^ auf dem Berge ein.
Alsdann wird das Instrument nach A- gebracht, neu ein-
gestellt, das Fernrohr zurück auf A> eingerichtet, wiederum
durchgeschlagen und ein neuer Punkt bei 8' markiert.
Endlich wird der Theodolit noch einmal in aufgestellt,
das vorbeschriebene Verfahren wiederhot und Punkt B
eingerichtet und gut markiert.
Heft 50 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 789
Abb. 4
Die Richtung der Bahnlinie ist hierdurch bereits vor
wie hinter dem Berge erhalten und hinreichend genau
festgelegt. Um die Richtung in den Berg hinein angeben
zu können, braucht nun nur noch das Instrument wieder
in Ai bezw. B^ aufgestellt zu werden und die Bahnachs:
läßt sich so fort in den Berg hinein ohne sonderliche
Schwierigkeiten von beiden Eingängen aus bis zum Zu-
sammentreffen mit den beiden Baukolonnen verhältnis-
mäßig leicht angeben. Ueber die zu beachtende Fehler-
theorie des Winkelmeßinstrumentes (Theodolit) wird später
das Nötige gebracht werden. Selbstverständlich muß
zuerst immer wieder das Signal auf dem Berge bei
mit dem Fernrohr genau angezielt und letzteres dann bis
zur Tunnelbausohle geneigt werden, um bei fortschreiten-
dem Bau die Bahnmittellinie von Punkt zu Punkt anweisen
zu können. Die Höhenübertragung wird ebenfalls später
beschrieben.
So einfach dieses Verfahren erscheint, können sich
ihm doch bedeutende Schwierigkeiten und Hindernisse ent-
gegenstellen und jene Absteckungsmethode unausführbar
machen. Wenn nämlich das Gebirge mit wertvollem Holze
bestanden ist und die Ausholzung der Linie über den Berg
hinweg nicht gestattet wird oder nicht ausgeführt werden
soll, sich gar bauliche Hindernisse in den Weg stellen, so
muß ein anderes, umständlicheres und komplizierteres Ver-
fahren angewandt werden.
Man könnte nun einen geschlossenen Polygonzug über
den Berg hinweg legen, der den günstigsten Lichtungen
bei Waldungen oder Hindernissen folgt und die gegen-
seitige Lage der Tunneleingänge durch nachfolgende Be-
rechnung der Koordinaten bestimmen. (Vergl. Abb. 4.)
Dieses Verfahren wird bei kurzen Tunnelstrecken
zweckmäßig immer mit Vorteil anzuwenden sein.
Wird die herzustellende Tunnelstrecke aber beträcht-
Hch lang, etwa mehrere Kilometer, so wird dieses Ver-
fahren auch ungenau oder doch das gewünschte Ergebnis
in Zweifel gestellt, wenn nicht gar fraglich wegen dei
790
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 50
Abb. 5
ungünstigen Fehlerfortpflanzung längerer Polygonzüge mit
Rücksicht auf ihre Querverschiebung.
Die genaue Messung der Polygonseiten wird durch ihre
sehr geneigte Lage recht erschwert, wenn nicht gar unmög-
lich, zumal wenn der Tunneleingang, wie oft in gebirgigen
Gegenden in eine steile Felswand zu liegen kommt, und
da erfahrungsgemäß Winkelmessungen genauer als Längen-
messungen auch bei geneigten Schichten ausgeführt werden
können, so greift man zur dritten und besten Lösung,
nämlich Anlage eines Dreiecksnetzes.
Um in diesem Falle die Gerade A B (Abb. 1), deren
Endpunkte gegenseitig nicht sichtbar sind, von A und B
aus gleichzeitig abstecken zu können bezw. die Durch-
schlagsarbeiten von beiden Eingängen aus beginnen zu
lassen, ist zunächst die Anlage, Messung und Berechnung
eines Dreiecksnetzes für die Angabe der Richtung erforder-
lich. Bei sehr großen Tunnellängen ist das Dreiecksnetz
mit dem trigonometrischen Netze der Landesaufnahme in
Verbindung zu bringen. Da die Dreieckspunkte der Landes-
aufnahme aber vielfach zu ungünstig liegen werden, aucli
der Anschluß an diese nicht immer notwendig erscheint, so
muß eine „selbständige" Triangulierung hergestellt werden.
Die Anlage des Netzes besteht in der Auswahl der
Netzpunkte und wird unter Benutzung etwaiger vorhan-
dener Karten vorgenommen, in letzter Linie natürlich ent-
scheiden die Terrainverhältnisse der Oertüchkeit. Dabei
ist besonders auf eine günstige Gestalt der Dreiecke zu
achten. Große Unterschiede der Seitenlängen oder sehr
spitze Winkel sind möglichst zu vermeiden. Die beste
Dreiecksgestalt ist die der Gleichseitigen.
Abb. 5 zeigt die Anlage und Auswahl einer willkürlich
gewählten Dreieckskette. Man legt der Berechnung ei i
beliebig gewähltes Koordinatensystem zugrunde, dessen
Nullpunkt z. B. mit einem der beiden Endpunkte der Grund-
linie CD und dessen + X-Achse mit der Grundlinie selbst
zusammenhält, der Endzweck der Berechnung besteht dann
in der Ermittelung der Koordinaten der Dreieckspunkte.
Zunächst sei die Grundlinie C D gemessen, deren
Länge aus mehrrrtaliger Messung im Mittel zu 340,225 m
Länge gefunden wurde. Hierauf wird zur sorgfältigen
wiederholten Messung aller Dreieckswinkel mit Hilfe eines
großen, gut geteilten Repetitions-Theodoliten geschritten.
Es ergeben sich die gemessenen Winkelgrößen wie folgt:
^ a zu 68° 33' 40"
4c b „ 670 42' 26"
4C c „ 43" 43' 36"
179" 59' 42"
^ g zu 69° 34' 42"
45° 11' 46"
65" 13' 20"
179" 59' 48"
^m
zu 55" 4' 10"
„ 79" 29' 26"
„ 45" 26' 54"
180" 00' 30"
zu 47" 12' 10"
„ 60" 59' 43"
„ 71" 48' 25"
ISO" 00" 18"
Die Zusammenstellung von je drei zusammengehörigen
Winkeln ergibt, bei den Dreiecksschlüssen Widersprüche
gegen ihre Sollwinkelsumme von 180', welche zuvor auf
die einzelnen Dreicckswinkel gleichmäßig" verteilt werden
müssen. Man erhält dann an Stelle der gemessenen Winkel-
größen die ausgeglichenen.
a zu 68" 33' 46"
b „ 67" 42' 32"
c „ 43" 43' 42"
TSOO 00' 00"
^ g zu 69" 34' 46"
45" 11' 50"
65" 13' 24"
zu 55" 4' 00"
„ 79" 29' 16"
45" 26' 44"
180" 00' 00"
180" 00' 00"
zu 47" 12' 4"
„ 60" 59' 37"
„ 71" 48' 19"
'ISO" 00' OÖ"
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
791
^6V87C *-_-,ooo^^oß
Bei ganz bedeutenden Tunnellängen muß die Berech-
nung und Ausgleichung nach der Methode der kleinsten
Quadrate zur Verschärfung der Genauigkeit erfolgen.
Jetzt berechnet man die Längen der einzelnen Drei-
ecksseiten der Reihe nach aus dem Sinussatz wie folgt:
sin ■ b
CE = CD
DE = CD
sm • c
sm a
sin • c
am Dreieck I
Abbildung 5
Mit logarithmischer Berechnung ergibt sich die Länge
der Dreiecksseiten ziffernmäßig wie folgt:
CE log 340,225 = 2,531 76 64
+ log sin 67« 42' 32" = 9,966 26 78
^ cptL log sin 43'> 43' 42" = 0,160 3712
CE
log CE = 2,6584 054
= 455,412.
Die übrigen Dreiecksseiten werden fortlaufend ähnlich
so berechnet, und zwar bekommt man:
D E zu 458,145 m.
C F
EF
EG
FG
EH
GH
628,374
523,943
670,456
692,025
728,286
562,499
Es sind nun die rechtwinkligen ebenen Koordinaten
von H mit Probe durch Berechnung des Polygonzuges C F
G H E D C (Abb. 5) zu ermitteln.
Als Koordinatennullpunkt sei Punkt C und als + ^-
Achse C D gewählt.
Die Koordinatenbere?hnung ergibt unter Benutzung
des Trig. Formulars 19 c'ir Preußischen Katasteranwei-
sung IX folgende rechtwinklige Koordinaten.
±
Y
±
X
Punkt
+
0,00
0,00
C
+
523,224
348,01
F
+
1085,189
+
55,848
O
+
1000,109
+
611,876
H
+
423,910
+
166,449
E
Nach diesen vorbereitenden Berechnungen kann die
Absteckung der Tunnelachse als gerade Linie nun da-
durch bewirkt werden, daß man in C (Abb. 5) an die
Dreiecksseite C D den Winkel a und in H an die Seite G H
den Winkel ß anträgt.
Die abzusetzenden Richtungswinkel a und ß ergeben
sich aus den berechneten Koordinaten der Punkte D C H
und C H G wie folgt:
yH -yC
lang a
xH
xC
oder in Zahlen a
58« 32' 29".
1) ßi = a (Abbildung 7).
2) tang ß^=. yO-y"
xG -
oder in Zahlen ß-
+
xH
= 8° 41' 58"
= 58» 32' 29"
ergibt für ß 670 14' 27".
Die Uebertragung des Höhenunterschiedes ist im Ver-
hältnis zur Richtungsangabe bedeutend einfacher. Durch
ein Feinnivellement entweder durch Umgehung des zu
durchschneidenden Gebirges oder aber, wenn dieses nicht
792
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 50
möglich, über den Berg hinweg wird der Höhenunterschied
von a und b (Abb. 8) ermittelt.
Die Uebertragung in den Tunnel hinein kann dann
bequem unter Berücksichtigung der Steigung oder des
Gefälles der Tunnelbausohle an Hand des Längenprofils
mit genügender Genauigkeit und ohne besondere Schwie-
rigkeit erfolgen auf markscheiderische Weise. Unerläßlich
ist, daß alle Höhenangaben kontrolliert werden.
(Schluß folgt.)
Die deutschen Techniker
Sozialpolitische Ergebnisse der Verbandsstatistik
Von Privatdozent Dr. A. GÜNTHER.
(Schluß.)*)
///. Die Arbeitszeit und die übrigen Arbeitsbedingungen
Der Dienstvertrag
Schon ist in dem das Einkommen nach geographischen
Bezirken und nach Betriebs- und Berufsgruppen sichtenden
Abschnitt auf die Arbeitszeit Bezug genommen worden.
Hier muß auf sie in kurz zusammenfassender Weise ein-
gegangen werden, wobei, da die Arbeitszeit in Staat und
Gemeinde im allgemeinen geordneter erscheint als in
Privatbetrieben, der Nachdruck auf diesen letzteren und
zumal auf den so sehr ungünstigen Verhältnissen im Bau-
gewerbe ruhen muß.
Wir nehmen hierher eine kurze Uebersicht über die
winterliche und sommerhche Arbeitszeit:
1. Baugewerbe
Im Sommer
Im Winter
Im Sommer
Im Winter
über
9 Stunden
46,72 oyo = ICO 0/0
15,26 0/0 = 100 Ob
8 Stunden 9 Stunden
und weniger
21,550/0 31, 73 0/0
53,58 0/0 31,160/0
2. Industrie
38,63 o/o 41 ,79 o/o 19,58 o/o = lOQo/o
41, 33 o/o 44,140/0 14,53 0/0 = lOOo,,
Die Industrie schneidet durchwegs, besonders aber
in der sommerlichen Arbeitszeit, weit günstiger ab. Es
ist ohne weiteres zuzugeben, daß die schärfere Betriebs-
anspannung im Sommer beim Baugewerbe die Arbeitstage
auch der technischen Angestellten verlängern muß. Man
kann nun, um tiefer in die Sache einzudringen —
indem man gleichzeitig einen ungefähren Durchschnitt aus
Sommer- und Winterarbeitszeit (der aber, da die Winter-
monate mit ihrer kürzeren Arbeitszeit geringer sind, z u
günstig ist) bilde — die speziellen Verhältnisse der Be-
triebsbeamten im Bau und Industrie ins Auge fassen. Dabei
scheiden die leitenden Beamten, die für ihre Mehrleistung-
am ehesten eine Entschädigung in Gestalt erhöhten Ein-
kommens erhalten werden, ebenso die an Zahl äußerst
geringen Bureaubeamten mit ihren wesentlich kürzeren,
den Verhältnissen in der Industrie angepaßten Arbeits-
zeiten aus. Von den Betriebsbeamten beim Bau haben
30,78oo eine zehnstündige, 13,18o/o eine über zehnstündige
Arbeitszeit. Dabei schneidet eine Gruppe (wiederum mit
mehr großgewerblicher Betriebsstruktur), die Steinmetz-
techniker, besser ab, indem hier nur wenig mehr als 8oo über
10 Stunden zu arbeiten haben. Demgegenüber haben von
den industriellen Betriebsbeamten nur 20oo
10 und nur 4,7 o/o über 10 Stunden, bei den Konstruk-
teuren in der Industrie sind die einschlägigen Zahlen
mit 7,2 bezw. l,8o/o noch weit günstiger. Wie sich die
*) Siehe auch Heft 47, 48 und 49.
Arbeitszeit in den verschiedenen Branchen gestaltet, weist
der betreffende Abschnitt im einzelnen nach, hierauf muß
verwiesen werden.
Bei den auf Privatdienstvertrag angestellten
Staatstechnikern umfaßt der Achtstundentag über ^ller
Fälle, bei den Staatsbeamten nur wenig über die
Hälfte, dafür gilt für fast Vi der Siebenstundentag (denen
einzelne Fälle von sechsstündiger Arbeitszeit — sie kommen
besonders in den Marineverwaltungen vor — eingereiht
sind). Die privatdienstlich bei Gemeinden
tätigen Techniker verfügen zu annähernd Vi über die
achtstündige Arbeitszeit, über 15 o/o arbeiten 7 Stunden.
Wohl am günstigsten ist das Verhältnis bei den Ge-
meindebeamten, wo nicht viel weniger als V4 (72,50»)
8 und über Vs 7 Stunden (gelegentlich 6 Stunden) täglich
beschäftigt sind.
Reiht man dieser Darlegung eine gleichfalls gedrängte
und auf die privaten Betriebe beschränkte Uebersicht der
Arbeitszeit in den einzelnen (oben näher bezeichneten)
geographischen Bezirken an, so ergibt sich im Baugewerbe
die größte Zahl der übermäßig langen, über 10 Stunden
hinausragenden Arbeitstage im preußischen Osten, wo sie
V4 der Gesamtzahl ausmachen. Mitteldeutschland und
Schlesien reiht sich an, wir erinnern uns der parallelen
Darstellung der Einkommensverhältnisse, in der diese
Bezirke ebenfalls wenig günstig abschnitten. Demgegen-
über zeigen die großen Städte (Groß-Berlin und Hamburg)
weitaus die besten Zustände. Im übrigen ist es im Westen
überall günstiger bestellt, im Süden etwas günstiger
wie im Norden.
Viel gleichmäßiger tritt die Arbeitszeit in der I n -
dustrie auf, wp Fälle übermäßig — über 10 Stunden
währender — Arbeitszeit auch im Osten sehr selten sind.
Berlin steht an erster Stelle, im übrigen findet sich der
Achtstundentag fast allgemein in 1/3 der Fälle, der Neun-
stundcntag in 1/3 t)is V2 der Fälle.
Im ganzen sind die Ergebnisse unserer Erhebung un-
günstiger als die anderer Statistiken. Daß zumal jene
des Bureaus für Sozialpolitik, die sich auf Groß-Berlin
bezog, keiner Verallgemeinenmg für das Reich fähig ist,
darf nach den obigen Gegenüberstellungen als selbst-
verständlich gelten.
Aus den Daten über Nacht-, Sonntagsarbeit und Ucbep
stunden übernehmen Xvir lediglich folgendes: Die Industrie
verzeichnet Sonntagsarbeit überhaupt in etwas über Vi«»
das Baugewerbe in fast '/:, aller Fälle. Hinsichtlich der
Ueberstundcn stimmen beide Branchen mit 11 bis 1400
der Fälle, hinsichtlich der Nachtarbeit mit 1,7 bis 2,8ob ■
annähernd überein. Natürlich bedürfen diese Zahlen sehr i
der näheren Charakterisierung, wie sie der betr. Abschnitt
j
M
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
793
gibt, da die Intensität dieser Fälle anormaler Arbeitszeit
mehr als ihr Vorkommen überhaupt entscheidet.
Auch im Punkte Urlaub bleibt das Baugewerbe
zurück. Es ist im übrigen sehr zu beachten, daß die
relativ großen Zahlen unbestimmter oder angabeloser
Fälle, die in allen sechs Berufsgruppen unterlaufen, zumeist
eine ungünstige Lösung der Urlaubsfrage, zum mindesten
das Fehlen fester Rechtsansprüche vermuten lassen. Unter
diesem Gesichtspunkt sind die folgenden Prozentsätze
überhaupt fehlenden Urlaubs zu beachten. Sie
betragen im Baugewerbe 25,85"/o, in der Industrie 12,57o'o,
bei Staatsangestellten 9,OOo/o, bei Gemeinde-
angestellten 5,93 o/o, bei Staatsbeamten 2,45 "/o,
bei Gemeindebeamten aber nur 0,61 o/o.*) Wie auch
sonst hat die Kommunalverwaltung der sozial so
eminent berechtigten Forderung geregelten Urlaubs am
meisten, häufiger noch als die Staatsverwaltung, stattgegeben.
Die immerhin an Bedeutung zurücktretende Frage
nach der Dauer des Urlaubs mag an der Hand der An-
gaben des Abschnitts selbst beantwortet werden.
Die übrigen Arbeitsbedingungen können an dieser
Stelle nur sehr im allgemeinen gewürdigt werden.
Wichtiger wird es sein, auf Grund der Gesamtdarstellung
ein charakteristisches Bild des Arbeitsvertrags
überhaupt zu entwerfen. Das soll zum Schluß geschehen.
Die Kündigungsverhältnisse sind im Bau-
gewerbe in der weitaus größten Zahl (fast 85 o/o) die ge-
setzlichen, in der Industrie beträgt der Satz nominell nur
wenig über -[^ (67,3 o/o), doch ist anzunehmen, daß zahl-
reiche Fälle ,, besonderer Regelung", wie sie hier unter-
laufen, doch der gesetzlichen Kündigungsfrist angenähert
sind. Es wird für die Organisationspolitik sehr wichtig
sein, die durch die lange Kündigungsfrist bedingte rela-
tive Stabilität der Arbeitsverhältnisse zu beachten.
Eingehender wurde der Privatdienstvertrag
bei Staat und Gemeinde behandelt, nicht nur die
Kündigungsfristen, auch die durchschnitt-
liche Länge der privatdienstlichen Beschäf-
tig u n g ist berechnet worden. Eine zu lange Ausdehnung
dieser Beschäftigung, wie wir sie leider — in höherem
Grade bei Staats- als bei Gemeindebetrieben — konstatieren
müssen, ist ein äußerst bedenkliches Moment. Es zeigt
sich nun, daß in über Vio der Fälle die Beschäftigung auf
Privatdienstvertrag in Staatsbetrieben über 10 Jahren
, (über 1900) zurückreicht, daß weitere 17o/o seit 1905 in
dieser Weise angestellt sind. Viel günstiger sind die
, entsprechenden Zahlen in den Gemeindebetrieben, wo sich
allgemein eine starke Verjüngung der auf Privatdienst-
^ vertrag Angestellten zeigt, die hauptsächlich im Sinne
, häufigerer und rascherer Uebernahme in den Beamten-
ji, Status gedeutet werden kann. — Besonders wurde hier
die Frage, ob ein Anspruch auf Pension besteht,
beantwortet : Vö der Staats-, 2/3 der Gemeinde-
angestellten haben keinen solchen An-
i Spruch, gewiß ein sehr bedenkliches Bild, das die Un-
erläßlichkeit der Einbeziehung dieser Kreise in
, die Pensionsversicherung der Privatbeam-
ten zwingend dartut. Eine solche ist nach den letzten
Kommissionsbeschlüssen annähernd gewährleistet.
Hinsichtlich der Fortzahlung des Ge-
I halts im Falle der Krankheit und der Ein-
ziehung zu militärischen Uebungen bleibt der or-
ganisatorischen Arbeit, vor allem aber der Gesetz-
gebung noch viel zu tun übrig, wenn auch die Ver-
hältnisse — soweit bekannt — nicht ganz so ungünstig
liegen Wie auf manchem anderen Gebiet.
f *) Damit sind die Zahlen, wie sie früher gelegentlich einer
• vorläufigen Feststellung errechnet wurden, richtig gestellt.
Hingegen muß noch bei jenen beiden sozial so sehr
bedenklichen Erscheinungen verweilt werden, die als ein
ureigenstes Charakteristikum des Angestclltenvertrags und
speziell des Vertrags des Technikers zu gelten haben:
Konkurrenzklausel und Erfinderklausel. Ist
ihr spezielles „Arbeitsfeld" die Industrie, so kennt sie
doch auch das Baugewerbe. Wir haben uns auf das
Wichtigste und damit auf die Industrie zu beschränken.
Hier ist dann hervorzuheben, daß schon in recht jugend-
lichem Alter Konkurrenzklausel-Verträge eingegangen wer-
den müssen. 7o/o der in Frage kommenden 342 An-
gestellten (= 13,15o/o aller in der Industrie tätigen) sind
unter 25 Jahre, weitere 31, 29 0/0 unter 30 Jahre alt. (Im
Baugewerbe überwiegt dies jugendliche Element über-
raschenderweise noch stärker.) Unter 2 Jahren betrug
das Berufsalter als Techniker in fast 3, 2 bis 5 Jahre
in über 18. 5 bis 10 Jahre in fast 36o/o der Fälle.
Sieht man sich die Branchen an, so partizipiert der
Bergbau mit 6, die Industrie der Steine und Erden mit 8,
jene der Metallverarbeitung mit 18 Firmen. 96 gehören
dem Maschinen- und Instrumentenbau, 16 der chemischen
Industrie an, 4 jener der forstwirtschaftlichen Neben-
produkte. Weiter ist die Textilindustrie mit 9, die Papier-
industrie mit 8, die Holzindustrie mit 5, die Nahrungs-
mittelindustrie mit 19, andere Gewerbe zusammen mit
7 Firmen vertreten, endlich kommen noch 2 Ingenieur-
bureaus unter den insgesamt 200 Firmen in Frage. Beim
Baugewerbe handelte es sich um 42 Baugeschäfte schlecht-
hin, um 7 Architekturbureaus, 7 Eisenbetonunternehmun-
gen, zusammen waren es somit 56.
Verweilen wir nun bei den Verhältnissen der Industrie,
so ist die Frage der örtlichen, zeitlichen und sachlichen
Erstreckung zu untersuchen. In über 1/4 der Fälle ist
in örtlicher Hinsicht überhaupt kein Maß gesetzt (praktisch
sind nur V3 der Fälle begrenzt, wenn man nicht etwa
die Ausdehnung auf ganz Deutschland mit ihrem so sehr
,, nationalen" Hintergrund als Begrenzung auffassen will).
Zeitlich ist die Beschränkung eine wesentlich bessere,
über die Hälfte der Fälle beschränken sich auf eine ein-
bis zweijährige Bindung, über Vs weiter auf eine drei-
jährige. Hier zeigt das Baugewerbe eine ungünstigere
Gestaltung.
Stellen wir zum Schlüsse noch die Höhe des
Gehalts der Höhe der Konventionalstrafe gegen-
über, so zeigt sich folgendes : Von jenen Angestellten,
denen eine Strafe von 500 bis 1000 M droht, haben
30,950/0 — annähernd Vs — unter 200 M Gehalt. Bei
einer Strafe von 1000 bis 3000 M befinden sich sogar
43,530/0, also über 2/5 in dieser gewiß nicht eben hohen
Gehaltsklasse, bei einer Strafe von 3000 bis 6000 M
27,27 0/0 — über Vd, bei einer Strafe von 6000 bis 20 000 M
noch 15,52iin. Vielleicht wird der bestehende Zustand,
der scharfe Kritik herausfordert, nicht besser beleuchtet
als durch diese Gegenüberstellung.
' Fassen wir uns hinsichtlich der Bestimmungen über
das „Erfinderrecht" etwas kürzer, so wäre — wie-
derum unter Beschränkung auf die vornehmlich berührte
Industrie — zunächst zu erwähnen, daß 183 Firmen mit
385 Angestellten in Frage kommen. Der Schwerpunkt
liegt wieder auf dem allgemeinen Maschinen- und Instru-
mentenbau
Das Eigentumsrecht an den von Angestellten
gemachten Erfindungen geht in fast 2/3 der Fälle ohne
weiteres auf die Firma über, in dem letzten Drittel nur
dann, wenn die Erfindung im Fabrikbetriebe gemacht
wurde Eine Entschädigung ist nur in 10 bis 13<Vo der
Fälle festgelegt. Das Namenrecht an der Erfindung steht
in 97,14o/o den Firmen, nur in 2,86 "o den Angestellten zu.
1
794
In 13 Fällen wird das Eigentumsrecht an Erfindungen
auch nach Ausscheiden des Angestellten aus dem Betriebe
von der Finna vorbehalten — eine bisher noch wenig
beachtete Erweiterung der Konkurrenzklausel, die in
zwei Fällen (chemische Fabrik) sich auf drei bis fünf Jahre
erstreckt. Gewiß ein außerordentlich trübes Bild, nicht
nur vom sozialen, auch vom volkswirtschaftlich-technischen
Standpunkt aus.
Liegt beim Einkommensproblem der Haupt-
nachdruck der Reform auf den Leistungen der Organi-
sation, neben denen die Gesetzgebung nur mittelbar und
im Rahmen der allgemeinen Sozialgesetzgebung durch
Schaffung eines Koalitions- und Tarifvertragsrechtes tätig
werden kann, — so ist die rechtliche Regelung des
Arbeitsvertrages der technischen Ange-
stellten eine der wichtigsten Aufgaben eines sozial
denkenden Gesetzgebers. Bekanntlich besitzen ein großer
Teil des „Neuen Mittelstandes", die Flandlungsgehilfen,
in den einschlägigen Partien des Handelsgesetzbuches ein
Recht, das wohl nicht überall, so z. B. nicht auf dem
Gebiete der Konkurrenzklausel, notwendigen Gesichts-
punkten zum Siege verhilft, aber doch gegenüber der
Gewerbeordnung, den verschiedenen übrigen Spezial-
gesetzen und den sekundär gültigen Vorschriften des Bür-
gerlichen Gesetzbuches einen außerordentlichen Vorsprung
bedeutet. Es ist bekannt, daß unter der Führung des
Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes eine ge-
wisse Opposition in manchen Kreisen der Handlungs-
gehülf en gegen das letzte von uns erstrebte Ziel : Die
Vereinheitlichung des Privatbeamtenrech-
tes besteht. Jüngst kam sie auf dem Deutschen Juristen-
tag in recht ungeschickter Weise zur Geltung. Demgegen-
über darf freilich die gegensätzliche Stellung der beiden
anderen großen Handlungsgehilfenorganisationen, des
Leipziger Verbandes und des Vereins für Handlungskommis
von 1858 nicht übersehen werden, so daß immerhin die
weitaus größte Mehrzahl der organisierten Angestellten,
geschlossen natürlich die Techniker, für jenes Endziel ein-
treten. Aber nicht nur mit diesem Ziele, das stets die letzte
Forderung bleibt, haben wir uns hier zu beschäftigen.
Die eben genannte Danziger Tagung des Deutschen
Juristentages hatte unmittelbar — neben anderen Themen
— die Frage zu beantworten, ob sich eine Uebert ra-
gung der für die Handlungsgehilfen gil-
tigen Schutzvorschriften auf die übrigen
Kreise der Angestellten empfehle. Fast einstim-
mig trat die Versammlung dem diese Frage bejahenden
vortrefflichen Referat des österreichischen Justizministers
Dr. Klein bei. Damit sind die nächsten Aufgaben der
Gesetzgebung bezeichnet.
Was hier im einzelnen zu geschehen hat, kann heute
nicht aufgezählt werden, es hieße das, das Programm der
technischen Organisationen wiederholen. Wir können nur,
zusammenfassend, nochmals auf tiefgehende Schäden hin-
weisen, zu deren Klarstellung die nun abgeschlossene
Statistik des Technikerstandes beigetragen haben dürfte.
Bedauerlich genug ist bei der Auflösung des Reichstages
im Jahre 1907 die sog. „Kleine Techniker-
novell e" , die etwas besseres Recht hinsichtlich der
Fortzahlung des Gehalts im Krankheitsfalle und anderer
Heft 50
Punkte bringen sollte, gefallen. Was seither an gesetz-
geberischen Versuchen zur Reform des Angestelltenrechtes
verlautete, ist nicht geeignet, ernste Bedenken zu zer-
streuen.
Das gilt vor allem von dem im Vorjahre veröffent-
lichten Erlaß des preußischen Ministers für Handel und
Gewerbe hinsichtlich der Konkurrenzklausel.
Verf. dieser Zeilen ist in der „Sozialen Praxis" in
eine sehr ernste Kritik dieses Erlasses eingetreten. Es
zeigte sich, daß er weit entfernt war von einer Beseitigung
oder wenigstens starken Beschränkung der Klausel; der
geringe privatrechtliche Vorteil, der dem einzelnen durch
die in Aussicht genommene, recht einseitig bemessene
Entschädigung zuteil werden sollte, hätte mit Verschlechte-
rungen auf der ganzen Linie erkauft werden müssen: Mit
einer evidenten Rückwärtsrevidierung der relativ fortschritt-
lichen Bestimmungen des Handelsgesetzbuches, einer
falschen Marschroute für die Rechtsprechung, die bei Be-
urteilung der sozialen Zulässigkeit eine Klausel (anstatt,
wie bisher, die zeitliche, örtliche und sachliche Erstreckung)
die Entschädigung in den Mittelpunkt der Betrachtung zu
ziehen gehabt hätte, endlich mit einer geradezu unver-
ständlichen Einengung der Koalitionsfreiheit; daß solchen
gesetzgeberischen Entwürfen ein entschiedener Wider-
spruch entgegengesetzt wurde, ist selbstverständlich.
Es muß Grundsatz des Gesetzgebers sein, wirkliche
Notstände zu beseitigen und diese Beseitigung nicht durch
Preisgabe grundsätzlich bedeutsamer Punkte dem Gegner
der Reform schmackhaft machen zu wollen. Darüber
hinaus bedarf es einer prinzipiell klaren Stellung zum
Koalitionsrecht, das freilich in mehr als einer Richtung
erst noch zu schaffen wäre. Wir können die neuesten,
im Vorentwurf zum Strafgesetz gemachten Ver-
suche einer Neuredigierung des Erpressungsparagraphen
u. a. m. hier nur streifen, müssen aber zugeben, daß
warnende Stimmen, die zumal in Gewerkschaftskreisen
laut wurden, gute Gründe hierfür angeben konnten. Der
technische Angestellte ist an einer großzügigen Lösung
dieses Grundprin2Üps unseres Gewerberechts in höchstem
Maße interessiert, nur auf dieser Grundlage
wünscht er sein Spezialrecht erstehen zu
sehen.
Dieses Spezialrecht wird aber stets Angestellten-
recht bleiben müssen, der Arbeitsvertrag des gewerb-
lichen Arbeiters ist nicht ohne tiefgehende Aenderungen
auf die oft anders gelagerten, hier eingehend dargestell-
ten Verhältnisse des Angestelltenstandes übertragbar. Un-
leugbar ist eine gewisse Annäherung an das Recht
des öffentlichen Beamten möglich und wün-
schenswert, vorausgesetzt, daß dieses Recht — wofür die
vorliegende Arbeit ebenfalls gelegentlich Material liefern
dürfte — in freiheitlichem Sinne ausgebaut wird. Jener
Verzicht auf unbeschränkte Freizügigkeit, der auch die
Stoßkraft der Koalition gelegentlich beeinflußt und der,
neben anderem, allein schon in den langen gesetzlichen
Kündigungsfristen zum Ausdruck kommt, er bedarf einer
Korrektur; und diese Korrektur kann, unter voller Wah-
rung der Grundrechte des Arbeitsvertrages, sehr wohl in
der tatsächlichen Annäherung an den heute noch viel-
fach inhaltsleeren Begriff des „Privat b e a m t c n" er-
blickt werden.
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
795
:: H H :: STANDESBEWEGUNG :: :: ::
Architektinnen
Nachdem die Frauen als Studierende an den Tech-
nischen Hochschulen zugelassen worden sind, war auch
zu erwarten, daß die technischen Privatlehranstalten eben-
falls Abteilungen für Frauenausbildung schaffen werden.
Inzwischen haben ja auch viele unserer sogenannten höheren
und niederen Privatlehranstalten, von der Akademie oder
dem Polytechnikum bis herunter zu der Baugewerkschule
und dem Technikum, Abteilungen für die Ausbildung der
Frau als Architektin oder Technikerin errichtet.
Doch scheint die Aufklärungsarbeit der technischen
Angestelltenorganisationen der Oeffentlichkeit die Augen
geöffnet zu haben über den Wert und die Existenzmöglich-
keit der so ausgebildeten Kräfte. Besonders tüchtige
Unterrichts - Unternehmer wählen daher in neuester Zeit
andere Bezeichnungen für ihre Schulen. So hat ein an-
scheinend neu begründetes Unternehmen in Berlin,
Dessauer Straße 31, „Technische und architektonische
Frauenkurse" eröffnet.
Dem Programm der Anstalt ist zu entnehmen, daß
der ,, Eintritt jederzeit" erfolgen kann. Damit soll zweifel-
los angedeutet werden, daß die Ausbildung eine individuelle
ist. Schade nur, daß die Angabe fehlt, wie groß die
Anzahl der beschäftigten Lehrkräfte ist. Bei den an-
geführten 28 Studienfächern muß sie aber ziemlich groß
sein Denn da d^r Eintritt stündlich erfolgen kann und
die Anstalt auf dem System des Einzelunterrichts aufgebaut
zu sein scheint, so muß jede Schülerin durch eine be-
sondere Lehrkraft gefördert werden. Rechnet man, daß
ein Lehrer täglich höchstens sechs Stunden erteilen kann,
so muß eine stattliche Anzahl vorhanden sein. Oder
sollte zur Verminderung der Unkosten ein Lehrer in zwei
bis drei Unterrichtsfächern zu gleicher Zeit unterrichten?
Etwa Kunstgeschichte, Heizung und Lüftung und Statik
der Baukonstruktionen?
Ohne vorhergegangene praktische Aus-
bildung (darin soll auch ein Anreiz zum Besuche der
,, Anstalt" liegen) werden die Schülerinnen in einem ein-
bis dreijährigen Kurs zu Architektinnen oder Bautech-
nikerinnen diplomiert. Es beginnt der Wettbewerb auf
dem Stellenmarkt, der trotz der gegenteiligen Behauptungen
betriebsamer Lehranstaltsunternehmer noch auf Jahre
hinaus ein Mißverhältnis zwischen Angebot und Nach-
frage zeitigen wird. Um diese Bedenken gegen die Er-
greifung des technischen Berufes zu zerstreuen, hat die
Direktion eine Art Stellenvermittelung errichtet. Sie ver-
spricht, ihren Schülerinnen bei der Erlangung ,, passender"
Stellungen behilflich zu sein. Dazu unterhält der Leiter
der Anstalt „beste Verbindungen mit ersten Fachkreisen".
Man muß uns schon erlauben, einer so aufgebauten
Stellenvermittlung zu mißtrauen. Denn auch die Direktion
wird nicht leugnen wollen, daß heute an die Ausbildung
der männlichen Techniker das Unternehmertum ganz andere
Forderungen stellt, als sie jene Anstalt erfüllen kann. Da
muß der junge Mann erst das Bauhandwerk praktisch
erlernt haben, bevor er seine mindestens zwei Jahre wäh-
rende theoretische Ausbildung an einer Königlichen Bau-
gewerkschule beendet. In vielen Fällen schließt sich
hieran ein mehrsemestriges Studium an einer anerkann-
ten Hochschule. Wenn es nun einem Architekten
mit dieser anerkannt guten Ausbildung nicht möglich ist,
immer eine passende, ja überhaupt eine Stellung zu er-
langen, um wieviel weniger wird dies einer Frau gelingen,
die nicht jene abgeschlossene Ausbildung erhalten hat.
Der Direktion wäre es nur möglich, die Absolventen in
unbedeutenderen Stellungen unterzubringen mit mäßiger
Besoldung. Aber auch das wird nur schwer gelingen. Dann
beginnt das Unterbieten und damit die Lohndrückerei
mangelhaft Vorgebildeter. V/ir warnen deshalb überhaupt
die Frau vor unserem Berufe, noch mehr aber vor solcher
ungeeigneten Ausbildung.
AUS DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Entstehung und Bedeutung der Haftpflichtversicherung
Auch die Haftpflichtversicherung geht in ihren Vor-
läufern weit in die Vergangenheit zurück. In Frankreich
hatte schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Napoleo-
nische Gesetzgebung eine bedeutende Schadensersatzpflicht
festgestellt, aber auch in anderen Gebieten begegnet man
der Haftpflicht bereits in der ersten Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts. Die Haftpflicht der Pferde- und Wagen-
besitzer z. B. war ziemlich ausgebreitet und führte dazu,
daß man sich gegen alle Unfälle versicherte, die an Pferd
und Wagen oder durch diese entstanden. Verschiedene
in den Jahren 1825 bis 1830 gegründete französische Ge-
sellschaften nahmen dieses Risiko in Deckung. Eine Haft-
pflichtversicherungsgesellschaft für die Industrie bildete
sich erst in den sechziger Jahren des vergangenen Jahr-
hunderts und zwar zuerst in Paris. Hier wurde im Jahre
1861 eine Versicherung der Arbeiter gegen haftpflichtige
und nicht haftpflichtige Unfälle durch die Einrichtung einer
Kollektivunfallversicherung ins Leben gerufen. Ein an-
deres, 1868 errichtetes Unternehmen versicherte auch die-
jenigen, die fremde Handarbeit in Anspruch nahmen, gegen
Zivilansprüche, die ihnen gegenüber ihren Angestellten und
Arbeitern erwachsen konnten, die Opfer körperlicher Un-
glücksfälle an der Arbeitsstätte des Unternehmers wurden.
Für Deutschland brachte das bereits bei Besprechung der
Unfallversicherung erwähnte Haftpflichtgesetz vom 7. Juni
1871 eine selbständige Haftpflichtversicherung zum Ent-
stehen. Zwar ordnete das Gesetz nicht an, daß die
namentlich den Betriebsunternehmern von Bergwerken,
Fabriken usw. auferlegte Haftpflicht versichert werden
sollte, doch empfahl es die Versicherung indirekt durch
die Vorschrift, daß auf die Entschädigungssumme die dem
Unfallbeschädigten etwa zukommende Leistung einer Ver-
sicherungsanstalt anzurechnen sei, wenn der Unternehmer
mindestens ein Drittel der Prämie gezahlt habe. Es war
daher nicht zu verwundern, daß schon im Jahre 1873
drei Gegenseitigkeitsvereine sich bildeten, die die Haft-
pflichtversicherung betrieben. Neben ihnen entstanden
verschiedene Aktiengesellschaften. Diese Unternehmungen
nahmen die Haftpflichtversicherung entweder als selbstän-
digen Versicherungszweig oder als Zusatzversicherung zur
Unfallversicherung auf. Wenn die neue Versicherungsart
auch ziemlich rasch Freunde zu finden verstand, machten
die Haftpflichtversicherungsgesellschaften jedoch bald die
Erfahrung, daß die von ihnen geforderten Prämien zur
Deckung des Risikos nicht ausreichten. Es stellte sich
heraus, daß die von amtlicher Seite veröffentlichte Unfall-
statistik unzuverlässig war. Sie berücksichtigte nur Un-
fälle, die zur Kenntnis der amtlichen Organe gelangt waren.
Da eine Anzeigepflicht nicht allgemein bestand, blieben
viele Unglücksfälle ohne Beachtung. Diese Verhältnisse
zwangen die Haftpflichtversicherungsunternehmungen zu
einer Heraufsetzung der Prämien. Während diese sich
bei den Gegenseitigkeitsgesellschaften ohne Schwierigkeit
vornehmen ließ, waren die Aktiengesellschaften angesichts
des scharfen Wettbewerbs nur zum Teil in der Lage,
eine Aenderung der Prämientarife eintreten zu lassen. Die
Konkurrenz führte auch dazu, daß die Unfallverhütungs-
vorschriften allmählich abgeschwächt und schließlich aus
den allgemeinen Versicherungsbedingungen entfernt
wurden, wodurch sich naturgemäß das Risiko erheblich
erhöhte. Ferner gelangte auch allgemein jede Beschrän-
kung der Ersatzleistung in Fortfall, so daß die Versicherer
keinen Maßstab mehr für ihre Maximalleistungen besaßen.
Dazu kam, daß die richterliche Auslegung des Haftpflicht-
gesetzes ständig strenger wurde und seine Vorschriften
immer mehr zu Ungunsten der Arbeitgeber angewandt
wurden. Endlich entstand, je mehr die Kenntnis vom
Haftpflichtgesetz in die breite Masse der erwerbstätigen,
unselbständigen Bevölkerung eindrang, bei dieser das Be-
streben, jeden Unglücksfall als haftpflichtigen darzustellen
796
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 50
und Entschädigungsansprüche geltend zu machen. Der
schwierigen Lage, in die infolge dieser Verhältnisse die
private Haftpflichtversicherung geriet, machte der deutsche
Gesetzgeber insofern ein Ende, als er eine reichsgesetzliche
Unfallversicherung für Arbeiter schuf. Obwohl den be-
stehenden Haftpflichtgesellschaften irgendeine Entschädi-
gung dafür, daß ihnen ihr Versichertenkreis entzogen und
sie in ihrer Tätigkeit lahmgelegt wurden, vom Gesetz-
geber nicht zugebilligt wurde, gelang es ihnen bald, sich
neue Arbeitsgebiete zu erschließen. Sie faßten zunächst die
von der sozialen Unfallversicherung nicht berücksichtigten
Haftpflichtreste, daneben aber schon bald eine Erweite^
rung der Haftpflichtversicherung ins Auge. Während
bisher lediglich die Haftpflicht der Betriebsunternehmer
versichert worden war, gingen die Gesellschaften dazu
über, die Haftpflicht aller übrigen Kreise, Berufsarten und
Stände in Versicherung zu nehmen, also die der Haus-
besitzer und Mieter, der Aerzte und Apotheker, der Hotel-
besitzer und Restaurateure, der Beamten, Rechtsanwälte,
Notare usw. Gleichzeitig löste sich die Haftpflichtver-
sicherung immer mehr von der Unfallversicherung los.
Der starke Wettbewerb der Gesellschaften untereinander
führte im Jahre 1900 auch in diesem Versicherungszweig
zur Errichtung eines Verbandes der in Deutschland arbei-
tenden Haftpflichtversicherungsunternehmungen.
:: :: :; ZEITSCHRIFTENSCHAU :: :; I;
für Oktober 1911.
(Schluß aus Heft 49.)
Kraftmaschinenbau.
„Ueber Gasturbinen." Von Prof. Langer, St. u. E. 31,
Nr. 42, S. 1701. Kurze und allgemeine Erläuterung von Theorie
und Konstruktion.
„Kerchowe- und Oleichstrom - Dampfmaschine." Dr. Ing.
Doederlein, Z. d. V. 55, Nr. 40, S. 1683. Theoretischer und
praktischer Vergleich beider Maschinentypen.
„CVie neue hydraulische Regelung der Sulzer-Dampfturbine
und Versuche an der 2000-KW-Turbine der Baseler Elek-
trizitätswerke." Von Stodola, Z. d. V. 55, Nr. 41, S. 1709.
Allgemeine bauliche Anordnung, die hydraulische Regelung,
Schema der Regelvorrichtung, die Isodromvorrichtung, Verstel-
lung der Drehzahl, der Sicherheitsregler, die Oelpumpen, Rcgel-
und Ueberlastventile usw.
Elektrotechnik.
„Zur Messung dielektrischer Verluste mit der Wechselstrom-
brücke." Von Wagner, E. T. Z. G2, Nr. 40, S. 1001. Genauere
Messung bei besonderen Vorsichtsmaßregeln; Schaltung mit
Beseitigung der Einflüsse der Ableitungen und Kapazitäten der
Brückenteile gegen Erde.
„Die Stralilungseigenschaften elektrischer Glühlampen." Von
Dr. Rußner, E. T. Z. 32, Nr. 41, S. 1026. Wirkungsgrad der
Kohlenfadenlampen l,6o/o, der Metallfadenlampen 4,5o/o. Be-
festigung der Metallfäden durch schlechte Wärmeleiter.
„Tickerempfang mit aperiodischem Kreis." Von Prof. Dr.
Mosler, Dipl-Ing., E. T. Z. 32, Nr. 41, S. 1027. Möglichkeit
des Tickerempfangs bei aperiodischem Kreis unter wesentlicher
Vereinfachung bei erheblicher Steigerung der Empfindlichkeit
gegenüber Zellendetektoren.
„Neues Verfahren zur Isolation von Spulen für Hoch-
spannungsmaschinen." Von Perlewitz, E. T. Z. 32, Nr. 41,
S. 1028. A'\ikarta-Umpressung und Ausfüllung der Zwischen-
räume mit Kompoundmasse. Herstellung der Spu'en auf P.esscn.
„Elektrisclie Fördermaschinen." Von Prof. Philippi, E. T.
Z. 32, Nr. 42, S. 1047. Die wichtigsten Systeme; Vergleich
der verschiedenen Systeme.
„Meßeinrichtung für Oleich- und Wechselstrom mit großem
Meßbereich und Schutz gegen Ueberlastung des empfindlichen
Galvanometers." Von Prof. Dr. Rudolph, E. T. Z. 32, Nr. 42,
S. 1055. Ein für Schulzwecke besonders geeignetes Instrument.
„Regelung großer Drehstrommotoren durch Frequenz-
wandler." Von Heyland, E. T. Z. 32, Nr. 42, S. 1054. All-
gemeine Darlegung der Vorteile.
„Ueber Versuche zur Bestimmung der Koronaverluste auf
Freileitungen." Von Görges, Weidig und Jaensch, E. T. Z. 32,
Nr. 43, S. 1071. Beschreibung der Versuche an einer Einphasen-
leitung und deren Umrechnung auf eine Dreiphasenleitung.
„Die magnetischen Eigenschaften des Eisens bei Hoch-
frequenz bis zu 200 000 Per/Sek." Von Alexanderson, E. T,
Z. 32, Nr. 43, S. 1078. Bericnt über eine Hochfrequenzmaschine
für 200 000 f^; Permeabilität bei dieser Frequenz höchstwahr-
scheinlich die gleiche wie bei wenig Perioden; das Eisen
folgt dieser Frequenz noch ohne weiteres. Verwendung des
Eisens für Hochfrequenzmotoren mit Vorteil möglich; einwand-
freie Methode zur Anstellung von Wattmessungen für Hoch-
frequenzstromkreise.
„Privatnebenstellenwesen und Fernsprechverwaltung." Von
Scheibe, E. T. Z. 32, Nr. 43, S. 1081. Technisch mangelhafte
Ausführung der Privatnebenstellenanlagen; Nichtachtung verwal-
tungsseitiger Vorschriften und Einrichtungen.
Werkzeugmaschinenbau.
„Die oszillierende Kurbelschleife." Von Thele, D. deutsche
Werkzeug-Maschinenb. 1911, Nr. 21, S. 244. Berechnung der
Hauptabmessungen für den Antriebsmechanismus einer kleinen
Hobelmaschine und Ermittelung der Geschwindigkeiten und
Zeit für den Vorwärtsgang und beschleunigten Rücklauf.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Ueber Vertikalofenbetrieb mit sächsischen Gaskohlen." Von
Dir. Dipl.-Ing. Weißkopf, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 38, S. 925.
Tabellenmaterial über verschiedene Betriebsarten nebst tech-
nischen Erläuterungen.
„Neuer Gasmesser von Thomas." Von Dipl.-Ing. Simon,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 38, S. 934. Das Prinzip besteht darin,
dem Gas auf elektrischem Wege eine genau bekannte Wärme-
menge pro Zeiteinheit zuzuführen und die zwischen der Eintritts-
und Austrittsöffnung des Messers in derselben Zeit hindurch-
strömende Oasmenge durch die Temperaturzunahme zwischen
den beiden Punkten zu messen.
„Einiges über Kunstseideglühkörper." Von Prof. Dr. Naß,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 38, S. 938. Vergleichende Ausführungen
über die Widerstandsfähigkeit von Kunstseide gegenüber Ramie-
und anderen Fasern.
„Ueber die Ergebnisse des Kammerofenbetriebes in Weimar."
Von Reg.-Baumstr. Engelking, Journ. f. Gasbel. LIV, Nr. 40,
S. 973 Gesamte Ergebnisse in Gasausbeute, Teer- und Am-
moniakausbeute, Graphit usw. bei dem neugebauten Gaswerk
in Weimar.
„Zur Berechnung von Rohrnetzen für städtische Wasser-
versorgungen." Von Dir. Rother, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 40,
S. 986. Verfahren von Baurat Thiem zum Entwurf eines Netzes
für die Bedingung überall hinreichenden Druckes bei größtem
Bedarf und geringsten Anlagekosten.
„Zur Beurteilung des Naphtalinwaschöls." Von Pannertz,
J. f. Gasbel. LIV, Nr. 41, S. 1004. Beschreibung einer Appa-
ratur und einer entsprechenden Titrierweise, wie sie in Krefeld
seit Jahren gute Dienste leisten.
„Die direkten Ammoniakgewinnungsverfahren und die Oas-
werke." Von Dr. Fürth, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 42, S. 1030.
Beschreibung der verschiedenen Sulfatverfahren.
„Versuche über Enteisenungsverfahren und verschiedene
Filter." Von Dr. Haack, J. f. Gasbel. LIV, Nr. 42, S. 1034.
Ueberblick über die in der Versuchsstation Wuhlheide der städt.
Berk Wasserwerke angestellten Versuche.
/
F I u g t e c h n i k.
„Mitteilungen des Luftschiffbau Zeppelin Friedrichshafen.
Die Ermittlung der momentanen Eigengeschwindigkeit von Luft-
fahrzeugen mit Hilfe der Pitotschen Röhre. — Bestimmung des
Schiffswiderstandes durch den Fahrtversuch." Von Dipl.-Ing.
Frhr. v. Soden und Dipl.-Ing. Dornier, Z. f. Flugtechn. u.
Mot.-Luftschiff. II, Nr. 19, S. 241. Die praktische und theo-
retische Auswertung der Versuchsergebnisse.
„Luftschraubenuntersuchungen . . . ." 5. Einige Versuche
über den Einfluß der Kantendicke bei Sichelprofilen. Von Dr.
Ing. Bendemann, Z. f. Flugtechn. u. Mot.-Luftschiff. II, Nr. 19.
Seite 248.
„Das Luftschiff der Siemens-Schuckertwerke." Von Krell,
ebenda, S. 250, II. Teil. Die Halle und ihre Einrichtungen.
„Studien zur Berechnung und planmäßigen Prüfung der
Luftschrauben." Von Rcißner, Z. f. Flugtechn. u. Mot.-Luft-
schif fahrt 11, Nr. 20, S. 253. Tragschrauben. Eine dynamische
obere Grenze für den Renardschen Gütegrad.
„Ueber den Luftwiderstand gekrümmter Flächen." Von
Dr. phil. Boltzmann, ebenda, S. 257. Qeschwindigkeits- und
Druckmessung, die Beobachtung und ihre Berechnung.
„Neue F'lugzcuge." Von Dr. Quittner, ebenda, S. 260.
Zweidecker mit großer Spannweite von Farman, Voitin, Sommer,
Savary, Aviatik, Albatros,
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
797
Verschiedenes.
„lieber die Konstruiction von Feinmeßmaschinen." Von
Dipl.-Ing. Preger, Dingl. poi. J. 326, Nr. 40, S. 633. Beschreibung
einiger bestehenden Maschinen und deren Genauigi<eitsgrad.
„Elektrisches Schweißen." Von Loewenherz, Z. d. V. 55,
Nr. 40, S. 1665. Das Lichtbogenschweißen, die Eiei<troschwei-
ßung, Stumpfschweißmaschinen, Nahtschweißmaschinen usw.
„Goldgewinnung durch Bagger in Kalifornien." Von Ettrup
und Homberger, Z. d. V. 55, Nr. 41, S. 1717. Geschichtliches,
Reichhaltigkeit des Geländes, ebenes Gelände von genügender
Ausdehnung, Grundwasser, elektrische Kraft, Geländeunter-
suchung, Baggerkonstruktion, der Schiffskörper, Maschinen, der
Betrieb. K. S.
1^== . =
n H Ii :: H :: BÜCHERSCHAU :: :: :: H H
(Sämtliche Werke sind durch die Buchhandlung des Deutschen Technilier-Verbandes
zu beziehen.)
Die gewerbliche Baukunde. Leitfaden für den Unterricht an
Baugewerkschulen und an verwandten technischen Lehr-
anstalten. Von Ludwig Comperl, Oberlehrer an der
Kgl. Baugewerkschule in Posen. Mit 178 Abbildungen
in Text und einer mehrfarbigen Tafel. Leipzig. Ver-
lag von B. G. Teubner. Preis geh. 2,60 M.
Neben vielem anderen hat der neue Lehrplan der Kgl. Bau-
gewerkschulen in Preußen für die Klasse I H in der Baukunde
auch die Besprechung über die Feuerungs- und Beleuchtungs-
anlagen, Aborte, Wasserversorgung, Entfernung der Abwässer
und elektrische Anlagen bestimmt. Diese Kenntnisse sind für
den Hochbautechniker heute gewiß nicht mehr zu entbehren
und kommen ihm in der Praxis sehr zugute. Die Aufnahme
des Lehrstoffs entspricht daher einem Bedürfnis und ist zu be-
grüßen. Das Buch behandelt denselben in kurzen, vortrefflichen
Zügen und beicht verständlich, wozu die guten und vielen Ab-
bildungen wesentlich beitragen. Auch Blitzableiter-Anlagen
werden darin erwähnt. Die angeführten Kosten- und Wertberech-
nungen erhöhen den Wert des Buches nicht unbedeutend.
In dem Buch liegt ein Lehr- und Wiederholungsbuch vor,
das in der Bibliothek der Schüler, Hoch- (und Installations-) Tech-
niker nicht fehlen sollte und von uns empfohlen werden kann.
R.
Baukonstruktionslehre, Leitfaden für den Unterricht an Bau-
gewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten.
Von Otto F r i c k und Karl K n ö 1 1 , Oberlehrer an der
Kgl. Baugewerkschule zu Königsberg i. Pr. Erster Teil.
Mit 240 Abbildungen im Text. Leipzig. Verlag vön B.
G. Teubner. Preis 2,60 M.
Ein Hilfsbuch für den Vortrag des Lehrers sowie Lehr-
buch und Nachschlagewerk für den Baugewerkschüler, aber auch
für den in der Praxis stehenden Techniker. Es ist hervor-
gerufen durch den vom 1. Juni 1908 bestimmten neuen Lehr-
plan der Kgl. Preußischen Baugewerkschulen, der eine Um-
gestaltung des Unterrichts in den Hochbaufächern umfaßt.
Dieser vorliegende 1. Teil umgrenzt die verlangten Kenntnisse
der V. Klasse solcher Schulen, und zwar in der Hauptsache
soweit sie tüf den Bau kleinerer (Landhaus-) Bauten unerläßlich
sind. Hinsichtlich des „Inneren Ausbaus" bietet er auch Lehr-
stoff für die IV. Klasse und bildet zugleich eine vorzüghche
Unterlage für Wiederholungen in allen Klassen. Die vor-
bereitenden Arbeiten auf dem Bauplatze, Erd-, Maurer-, Asphalt-,
Eisen-, Zimmer-, Dachdecker-, Klempner-, Tischler-, Schlosser-,
Glaser-, Maler- und sonstige Arbeiten des Ausbaues sind in
kurzen und doch eingehenden Zügen recht verständlich und in
anerkennenswerter Weise behandelt, was auch auf die Ein-
teilung des Stoffes zutrifft. Hauptgewicht ist auch auf viele
tadellose zeichnerische Abbildungen gelegt worden. Wir können
den Leitfaden daher nach jeder Richtung bestens zur Anschaffung
empfehlen. Schülern hauptsächlich muß er recht willkommen
sein. R.
Nebelheini. Entdeckung und Erforschung der nördlichen Länder
und Meere. Von Fridtjof Nansen. Zwei reich illustrierte
Bände geb. 20 M. Leipzig. A. F. Brockhaus.
Der Verlag Brockhaus tritt alljährlich mit populär-wissen-
schaftlichen Werken hervor, die nunmehr bereits von einem
großen Kreis mit Spannung erwartet werden. Dem ersten Werke
von Nansen „In Nacht und Eis", dem u. a. die Werke Sven
Hedins folgten, reiht sich nunmehr ein neues Werk von Nansen
an: „Nebelheim". Dieser neueste Nansen ist eine willkommene
Ergänzung des ersten Werkes, denn Nansen gibt mit seinem
neuen Buche eine geschichtliche Darstellung aller Versuche zur
Entdeckung Nord-Europas. Die Sprache Nansens und die Kraft
seiner Darstellung ist bekannt. Neben seine Ausführungen läßt
Nansen alte, ja uralte Schriftsteller treten, die von dem Vor-
dringen der Entdecker reden. So tritt er dann vor uns als
Historiker, dem gleichzeitig aus eigener Erfahrung die Mittel
zur Seite stehen, die notwendig sind, um eine solche Geschichts-
schreibung vorzunehmen.
Jahrbuch der Innung: Bund der Bau-, Maurer- und Zimmer-'
meister zu Berhn. Preis 2 M. Berlin, Selbstverlag der
Innung.
Die neue Auflage des bekannten Jahrbuches bringt auch
diesmal wieder einige neue Abhandlungen, wodurch der Wert
des Buches noch erhöht worden ist. Wir zweifeln nicht daran,
daß auch die neue Auflage sich weiterhin der Beliebtheit er-
freuen wird, die die früheren Jahrgänge auszeichnete.
]^LIeber Land und Meer. Die erste Nummer des neuen,
54. Jahrganges der jetzt von Rudolf Presber geleiteten
Zeitschrift umfaßt 24 Textseiten, deren abwechslungsreicher,
fesselnder Inhalt und prächtige, technisch vollkommene Aus-
stattung aufs eindringlichste den neuen großen Aufschwung
vor Augen führen, den das seit einem guten halben Jahrhundert
in der ganzen Deutsch sprechenden Welt eingeführte Blatt ge-
nommen hat. Die Auswahl und Wiedergabe der Vollbilder,
vor allem aber auch die farbigen Reproduktionen sind schlecht-
hin vorzüglich. — Unter den Autoren, die in der ersten Nummer
zu Worte kommen, finden sich die Namen: Johannes Trojan,
Oskar Bie, Ernst Zahn, Willy Rath, Artur Fürst und andere.
Die von unseren besten Publizisten geschriebene ständige Revue
über alle Gebiete des modernen Lebens, die ,, Kultur der Gegen-
wart" ist im neuen Jahrgang durch drei Rubriken erweitert
worden: „Rechtswissenschaft" (Geh. Justizrat Prof. Dr. Kohler),
„Frauenrundschau" (Dr. Gertrud Bäumer und Grete Meisel-Heß)
und „Erziehung und Schule" (Dr. Ernst Guggenheim).
Wir machen schließlich noch auf den feinfüh.ig geschriebenen
Roman „Die Rose vor der Tür" von Emmi Levvald, mit dem
der neue Jahrgang beginnt, aufmerksam und empfehlen unseren
verehrlichen Lesern, sich durch Einsichtnahme der ersten Nummer
von „Ueber Land und Meer" selbst zu überzeugen, was die
behebte Zeitschrift für ihren billigen Abonnementspreis (viertel-
jährlich 4 M) bietet. Die erste Nummer ist kostenlos von jeder
Buchhandlung zu erhalten.
;: :; :: :; ;: BRIEFKASTEN :: :; :: t: :: H
Nur Anfragen, denen Rückporto beiliegt und die von allgemeinem
Interesse smd, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
V^ohnuiig und Mitgliednummer hinzu-f uf ügen. Anfragen nach Bezugs-
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt. fcine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Donnerstag (inittags 12 Uhr) vor Hrsiheinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Kragen und Antworten lehnt die Schrift-
leitung nachdrücklich ab. Die zur Erläuterung der Fr.igen notwendigen Druck-
Stöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen muß der Fragesteller voriier bezahlen.
Technik
Frage 270. In einem größeren Flecken der Rheinprovinz
wurde vor vier Jahren eine Traßmühle errichtet und zwar etwa
2*^0 m entfernt von schon längere Zeit vorher bestehenden Wohn-
häuse n. Cle c'i zu Anfang wurJe Beschwcr-Ie wegen Staub-
belästigung erhoben, aber trotzJem wu.de das Werk errichtet.
Die in der Narte liegenden Wohnungen sind sehr schwer zu
vermieten und Verkäufe von Grundstücken sind gegen früher
nur mit größerem Verlust möglich. Ist die Firma evtl. für den
Schaden haftbar oder in welcher Weise ist diesem Uebelstand
Einhalt zu tun? Wie kann ich im vorliegenden Falle vorgehen?
Frage 271. Wie haben sich Steinholzfußböden in Restau-
rationsräumen und in den Fremdenzimmern eines Hotels be-
währt? Ist dieser Fußboden zu empfehlen? Die Unterkonstruk-
tion besteht aus massiven Decken zwischen Z-Trägern. Ist
Steinholz ferner als Ueberzug für eine gemauerte massive 1 reppe
angebracht ?
Frage 272. Es wird beabsichtigt einen stehenden Zeichen-
tisch mit Parallelschienenführung zu beschaffen. Wie haben
sich solche Tische in der Praxis bewährt, und welche Kon-
struktion kann empfohlen werden?
Frage 273. Wie haben sich die sogenannten Betonramm-
pfähle bewährt, wie ist ihre Konstruktion, und wer liefert solche?
Frage 274. Welche Firma hat Interesse für eine Neuerung
an Fensterbändern?
Frage 275. In einem größeren Neubau soll Korklinoleum
verlegt werden, welcher Estrich ist am geeignetsten?
Frage 276. Zur Erzielung größerer Schallsicherheit soll
auf die vorhandene Eisenbetondecke eine ca. 4 cm starke Sand-
schicht aufgebracht werden und dann 2 cm starker Terranova-
798
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 50
belag oder Korkestrich als Unterlage des Linoleums. Ist diese
Konstruktion zu empfehlen?
Frage 277. In einem großen Kontor- und Lagerhause,
8 Etagen hoch, sind in dem obersten Stockwerk Maschinen,
wie Mühlen und Winden, aufgestellt, welche durch das Arbeiten
der Zahnräder lauttönende oder bei Verwendung gefräster Zahn-
räder summende Geräusche hervorrufen. Diese Geräusche teilen
sich dem ganzen Bauwerk mit, so daß sie noch einige Etagen
tiefer laut wahrnehmbar sind und für das Kontorpersonal störend
wirken. Die Decken und Pfeiler des Gebäudes sind in Beton
mit Eisencinlagen ausgeführt. Wie kann man die Maschinen
auf dem Fußboden aufstellen und befestigen, so daß die Ueber-
tragung der Geräusche mit Sicherheit verhindert wird? Die
Maschinen haben einen □-Eisen - Fundamentrahmen. Filz
zwischen Maschinen und Fußboden dämpft nicht genügend.
Frage 278. In einem größeren Neubau sollen Kraftmaschinen
(Oelmotore) zur Erzeugung des Lichtes aufgestellt werden. Um
eine Uebertragung des Geräusches auf das Gebäude nach Mög-
lichkeit zu vermeiden, beabsichtige ich, die Fundamente der
Motore vollständig getrennt von dem aufgehenden Mauerwerk
auszuführen. Wie müssen die Fundamente der Motore weiter
isoliert werden? Der Zwischenraum zwischen aufgehendem
Mauerwerk und Motor-Fundament beträgt 30 bis 50 cm.
Frage 279. Ich habe ein Motorfundament für einen Saug-
gas-Motor von 95 PS nach den Zeichnungen der Maschinen-
fabrik aus Backsteinen in Zement hergestellt. Beim Betriebe
des Motors zittert das ganze Fundament und die Erschütterung
teilt sich dem Gebäude und dem Nachbargebäude mit. Kann
mir einer der Herren Kollegen Anleitung geben, wie diesem
Uebelstande abzuhelfen ist? Skizze der Fundamente steht auf
Wunsch zur Verfügung.
Frage 280. Wer fabriziert den Riemennäher, Riemen-
verbindersystem Bethäuser?
DEUTSCHER TECHNIKER-VERBAND
Stärkste soziale u. wirtschaftliche Interessenvertretung der deutschen Techniker
DER DEUTSCHE
TECHNIKER-VER-
BAND UMFASST
29000 MITGLIEDER
Jahresbeitrag 18 M, dafür als Gegenleistung kostenfrei : I.Deutsche Techniker-
Zeitung. 2. Stellenvermittelung. 3. Auskunftei über Firmen u. örtliche Verhält-
nisse. 4. Stellungslosen-Unterstützungskasse 45 — 90 M pro Monat. 5. Unter-
stützungskasse lür in Not geratene Mitglieder. 6. Darlehenskasse, zinsfreie
Darlehen bis 100 M. 7. Sterbekasse, Sterbegeld bis 300 M. 8. Rechts-
auskunft u. 9. Rechtsschutz in allen beruflichen Streitsachen. Angeglie-
dert eine Krankenkasse und eine Pensions- und Witwenkasse. Syndikus:
Rechtsanwalt Grünspach, Berlin W.8, Taubenstr. 47. Syndikus für gewerb-
lichen Rechtsschutz: Dipl.-Ing. Alfred Bursch, Patentanwalt, Berlin \V. 8,
Friedrichstr. 158. Erholungsheim: Sondershausen i. Th. Anmeldg. dorthin.
Mitteilungen aus dem Verbände
HAUPTüESCHAFTS-
STELLE: BERLIN SW.68
MARKGRAFENSTR. 94
. FERNSPRECHER •
AMT IV, 575 UND 576
Verbandsbeamte gesucht!
Die Gründung von Geschäftsstellen und der zunehmende
Umfang der Geschäfte in der Hauptgeschäftsstelle machen die
Anstellung neuer Beamten notwendig. Diese soll An-
fang 1912 erfolgen. Der Anstellung liegen Bedingungen
zugrunde, welche von 'der Hauptgeschäftsstelle zu erfahren sind.
Die Bewerbungen müssen außer dem Werdegang des Be-
werbers, der Verbandsmitglied sein muß, eine Arbeit enthalten,
die in möglichster Kürze eine Abhandlung über das Verbands-
programm darstellt. Rednerische Begabung und organisatorische
Fähigkeiten sind durchaus erforderlich.
Die Gesuche sind bis zum 16. Dezember 1911 an Herrn
Arch. Seidel, Berlin SW. 68, Markgrafenstr. 94, einzureichen
mit der Aufschrift: betrifft Bewerbung.
Der Verbandsvorstand.
gez. Seidel, gez. Schwenklcr.
Wer kennt?
Für die freundliche Angabe der Adressen nachstehend ver-
zeichneter Kollegen, denen die Zeitung, sowie die Briefschaften
wegen unbekannter Adresse nicht zugestellt werden können,
wären wir sehr dankbar.
Die Verbandsleitung.
Armbruster, Karl, Ing., früher Ilversgehofen, Hauptstraße ()7.
Ashauer, Walter, Techn., früher Dortmund, Ostenhellweg 57.
Bachmann, Adolf, Techniker, früher Tharandt.
Becker, Willy, Techn., früher Homberg v. d. H., Neue Muserg. 7.
Bender, Wilh., Techn., früher Berlin 57, Katzlerstr. 15 111.
Billetter, Hrch., Werkf., früher Salgo Salgotarjan (Ungarn).
Buchmann, Cäsar, Techn., früher Berlin 17, Mühlenstr. 4.
Bürker, Gottl., Bau-Ing., früher Stuttgart (Wttbg.), Varnbulerstr. 4.
Buhr, Friedr., Bautechn., früher Siegwil (Schweiz).
Calov, Paul, Bautechn., früher Weinböhla (Bez. Dresden), Carold-
straße (b. Wehnert).
Christ, Arthur, Architekt, früher Frankfm t a. M. 3, Langestr. 22,
Gartenhaus.
Doerfel, O., Kgl. Reg.-Baus., früher Berlin 87, Levetzowstr. 16.
Ehlerding, Wilh., Baut., früher Berlin 37, Schönhauser Allee 167.
Eckold, Alex, Baut., früher Hermsdorf (Mark), Friedrichstr. 27
Engelmann, Arno, Techn., früher Deutsch-Krone, Judenstr. 11.
Erke, Gust., Techn., früher Osnabrück, Johannisstr. 112.
Frick, Theod., Ing., früher Hamburg 31, Voigstr. 811.
Fürstenhaupt, Rieh., Baut., früher Schinne (Post Stendal), 2.
Ganschovv, Karl, Techn., früher Lippen (Post Neusalz a. O.),
Comeniusstraße 14.
Geis, Job., Techn., früher Schweinfurt, Neue Gasse 15.
Goretzki, Paul, Techn., früher Schöneberg b. Berlin, Ebersstr. 66.
Grauer, Adolf, Techn., früher Stuttgart (Wttbg.), Moltkestr. 20.
Hagedorn, Hans, Techn., früher Lychen, Oberpfahlstraße.
Haßler, Karl, Bauf., früher Mülhausen i. Eis., Glycherstr. 1 I.
Hillebrand, Joh., Techn., früher Posen 1, Wassersfr. 71.
Hinze, Fritz, Techn., früher Braunsberg (Ostpr.), Bahnhofstr. 36.
Hömann, Franz, Techn., früher Steglitz, Berlinische Straße 5,
bei Mühlreiter.
Jakob, Gust., Techn., früher Hamburg 5.
johannsen, Andr., Techn., früher Altona, Wielandstr. 40 II I.
Josten, Fritz, Ing., früher Essen a. R.-W., Frohnhauser Str. 169,
Kählitz, Karl, Techn., früher Lychen, Baugeschäft Wolff.
Kerwien, Georg, Architekt, früher Drengfurt.
Köhler, Rieh., Techn., früher Sebnitz, Weberstraße.
Köhler, Stefan, Techn., früher Berlin 23, Altonaer Straße 3b.
Kühn, Karl, Techn., früher Dresden-AI, Plauentorplatz 3 II.
Kusemann, Fritz, Ing., früher Dortmund, Beurhausstr. 57.
Lauchstädt, Franz, Techn., früher Berlin 65, Brüsseler Straße 2
Leers, Theod., Ing., früher Bruchsal, Württembergerstr. 113.
Lindemann, Mart., Techn., früher Berlin 54, Brunnenstr. 7.
Lisson, Josef, Techn., früher BroTnberg, Elisabethmarkt 3.
Möller, Theod., Ing., früher Königsberg i. Pr. 5, Kaiserstr. 31 II.
Mursch, Alfr., Techn., früher Charlottenburg 5, Leonhardtstr. 17,
b. am Ende.
Nobiling, Alfr., Techn., früher Iserlohn, Hagener Straße 34.
. Paschen, Herm., Techn., früher Hamburg 35, Eiffastr. 21.
Rauer, Hans, Ing., früher Ratzebuhr (Pomm.).
Reichow, Georg, Techn., früher Berlin 57, Bülowstr. 38, h&
Frau Hartmann.
Riedel, Rieh., Techn., früher Chemnitz, Unt. Georgstr. 2 p.
Rühl, Karl, Techn., früher Münster i. Westf., Johannesstr. 18.
Rümler, Otto, Ing., früher Lissa i. Pos., i. Hause Phil. Hannasch.
Rvbka, Alois, Ing., früher Warschau, Slizka 12/12.
Scheiner, Leo, Techn., früher Frankfurt a. M., Ludwigstr. 15.
Schneider, P., Techn., früher Neuenahr, Hecrsrt. 50, Idyllenhöhe
Schneider, Paul, Techn., früher Lingen (Ems), Elisabcthstr. 6.
Heft 50
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
799
Schulze, Fritz, Techn., früher Burg b. Magdeburg, Johannisstr. 17.
Stein, Willy, Techn., früher Czamikau, Filehner Straße 153.
Steiniger, Paul, Techn., früher Hohenstein-Ernsthal.
Stiehl, Heinr., Geom., früher Hann.-Linden, Blumenauer Str. 28 a.
Stötzener, Ernst, Techn., früher Erfurt, Schinkelstr. 5 p 1.
Tuschner, Erich, T., früher Charlottenburg 2, Grolmannstr. 61.
Thormählen, Max, Betriebsleiter, früher Pömmelte, Post Schöne-
beck a. E.
Wahl, Georg, Techn., früher Cöln 1, Gerhardstr. 16.
Walter, Ant., Bauf., früher München 9, Tegernseer Landstr. 12.
Wegbrett, H., Ing., früher Stettin 6, Birken-Allee 22 a.
Winckel, Alb., Techn., früher Halensee, Markgraf Albrechtstr. 3.
Weihnachts- und Sylvesterfeier im Erholungsheim!
Ein herrlicher Weihnachtsbaum soll den trauten Räumen
unseres Erholungsheims Feststimmung geben. Wie alljährlich,
soll auch in diesem Jahre im frohen Kreise von Berufskollegen
mit ihren Angehörigen das Weihnachtsfest, das Fest des Friedens,
im Lichterglanze im eigenen Heim gefeiert werden. Am Weih-
nachtsheiligenabend 9 Uhr gemeinsame Christbescherung. Am
Silvesterabend sollen bei dampfender Bowle die Sorgen und
Mühen des vergangenen Jahres vergessen und mit neuer Zu-
versicht das neue Jahr begonnen werden. Kollegen, die diese
Tage in unserem Heim zu verleben gedenken (Meldungen liegen
bereits vor), werden gebeten, ihre Anmeldungen an das Er-
iiolungsheim oder an den Verbandskollegen Herrn Bürgermeister
Burkhardt in Sondershausen zu bewirken. Derselbe nimmt auch
Weihnachtsgeschenke für unser Heim dankend entgegen. Es
werden gewünscht: Sofakissen, Waschtischgarnituren, Wand-
schoner für die Liegesofas, kleinere Zimmerbilder.
Bekanntmachung
An Stelle des Herrn Robert Baldamus, der sein Amt
niedergelegt hat, ist Herr Otto Rohde, Essen-Rüttenscheid,
Brigittastr. 58, als Vertreter der Westdeutschen Bezirksverwal-
tung zum Gesamtverbandsvorstande gewählt worden.
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die „D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf einer Seite
beschrietienen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Einsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen Ober Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Uberhaupt von der Veröffentlichung in der \7erbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen wenden laut Beschluß des Verbands-
2 tages Jahresberichte nicht auf-
genommen. Berichte von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitung.
Landesverwaltungen.
Württemberg. Am 10. Dezember d. Js. findet in U 1 m a. D.
unsere Landesversammlung statt mit folgender Tagesordnung:
9. Dezember, abends 8Vo Uhr, Vorstandssitzung des Gesamt-
vorstandes im Restaurant Goldener Apfel. Am 10. Dezember,
vormittags 9 Uhr, Fortsetzung der Vorstandssitzung. 11 Uhr
vormittags Eröffnung der Landesversammlung u. der öffent-
lichen Verhandlungen. Anschließend hieran gemeinsames Mittag-
essen im Restaurant Goldener Apfel. Um 3 Uhr nachmittags
im Hotel Löwen-Blanken öffentlicher Vortrag des Herrn Arch.
K a u f m a n n - Berlin über „Sozialpolitisches für
technische Angestellte und Beamt e". Wir laden
hiermit unsere werten Mitglieder, ganz besonders die Herren
Einzelmitglieder, zum recht zahlreichen Besuch ein.
Bezirksverwaltun^en
Hamburg-Altona. Vrs. u. Br.-A.: E. Natho, Hamburg 23,
Leibnitzstr. 6. — Satzungsgemäß hat am Jahresschluß ein Be-
zirkstag stattzufinden. Da aber die Aufteilung der zu kleinen
Bezirksverwaltungen in einer demnächstigen Gesamtvorstands-
sitzung beschlossen wird, hierdurch eventl. unsere Grenzen ge-
ändert werden können und eine nochmalige Vorstandswahl und
Satzungsberatung zur Folge haben könnte, ist beschlossen, die
Versammlung einige Wochen später abzuhalten. — Zur Ver-
handlung kommen Jahresbericht, Vorstandswahl, Kassenbericht,
Aeniderung der Satzung, Antrag betr. das techn. Vorlesungswesen
eine besondere Kommission zu bilden. Weitere Anträge sind
baldigst einzureichen.
Niedersachsen. Am Sonnabend, 9. d. M., abends S^/j Uhr,
hält der Vorsitzende der Interessengruppe der Vermessungs-
techniker Herr O. Schweisfurth, Elberfeld, im Restaurant
„St. Hubertus", Hannover, Aegidientorplatz, einen Vortrag über:
„Das Vermessungswesen, die Vermessungs-
techniker, ihre soziale Lage und ihre Organi-
s a t i o n". Wir bitten die Kollegen, recht zahlreich an dieser
Versammlung teilzunehmen.
Zweisvereine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Str. 9. V. u. O.: [eden Samstag
abend im „Berliner Hof". — Freitag, 8. Dezember, abends
SVi Uhr, Zusammenkunft mit Damen, Nikolausabend. Samstag,
9. Dez., fällt die Versammlung aus. Samstag, 16. Dez., abends
9 Uhr, Zusammenkunft. Bearbeitung des neuen Jahrbuches.
Wir bitten um rege Beteiligung bei den Veranstaltungen und
um Werbung von Annoncen für das neue Jahrbuch. Der Raum
einer Seite wird mit 10 M berechnet.
Mannheim. Technischer Verein. Br.-A. : Wilh.
Hoffschmidt, Waldparkstr. 8. Programm für Monat Dezember:
6. Dez., abends pünktlich 9 Uhr, Hauptversammlung. Tages-
ordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Aufnahme neuer MitgUeder:
Herr Gregor Grigorjen, stud. ing., Herr Curt Lange. Auf-
genommen wurden im Monat November: Herr Peter Daiber,
Pflügersgrundstraße 16, Herr Richard Kluge, Spelzenstraße 13.
Beide Herren sind bereits Verbandsmitglieder. 3. Erledigung
der Eingänge. 4. Inwieweit interessieren die bevorstehenden
Reichstagswahlen. 5. Verschiedenes. 9. Dezember: Weih-
nachtsfeier. Hierzu ergehen noch besondere Einladungen. Mit-
teilung: Der B. t.-i. B. hält am 7. Dezember im Saale der „Bäcker-
innung", S. 6. 40 einen Vortrag und zwar spricht fierr Dr.
Breitscheid aus Berlin über das Thema: „Staats-
bürgerliche Freiheit und wirtschaftl icher
Zwang" und ladet unsere Mitglieder freundlichst ein.
München. Techniker-Verein, E. V. Dienstag,
12. Dez., Monatsversammlung im ,, Domhof". Dienstag, 19. Dez.,
Diskussionsabend. Samstag, 23. Dez., von abends 8 Uhr ab,
findet im Wittelsbacher Garten die Weihnachtsfeier statt.
München. Verein techn. Verkehrsbeamter in
Bayern. Die satzungsgemäße ordentliche Mitglieder-(General-)
Versammlung findet am Sonntag, 7. Januar 1912, in München,
Pschorrbräuhaus-Ausschank, Bayerstraße 30, statt. Beginn vor-
mittags 9 Uhr. Der Gesamtausschuß tritt am 6. Januar 1912,
abends 8 Uhr, im gleichen Saale zusammen. Tagesordnung:
1. Entgegennahme und Genehmigung des Jahresberichtes. 2. Ent-
gegennahme und Genehmigung des Kassenberichtes und Rechen-
schaftsberichtes, sowie des Voranschlages für das folgende Ver-
einsjahr. 3. Wahl zweier Rechnungsprüfer. 4. Neuwahl des
Hauptvorstandes {§ 14 d. Satz.). 5. Satzungsänderung. 6. An-
träge des Hauptvorstandes und der Mitglieder. Vollzähliges
Erscheinen dringend erwünscht.
Nürnberg. Techniker-Vereinigung. Mittwoch,
13. Dezember, abends 8^ o Uhr, findet im Saale des „Theodor
Körner"-Nord, Inselschütt 2, unsere diesjährige Hauptversamm-
lung statt. Tagesordnung: 1. Protokollbericht. 2. Neuauf-
nahmen. 3. Vorlage und Genehmigung der Satzung. 4. Jahres-
bericht. 5. Bericht des Kassierers und der Revisoren. 6. Be-
richt des Inventar- und Bibliothekverwalters. 7. Bericht der
Stellenvermittler. 8. Entlastung der Vorstandschaft. 9. Neu-
wahl der Vorstandschaft und der Ausschüsse. -10. Etataufstellung
für das Jahr 1912. 11. Anträge. 12. Verschiedenes. Evtl. An-
träge und Wünsche zur Hauptversammlung sind spätestens vor
Beginn der Versammlung beim 1. Vorsitzenden schriftlich ein-
zureichen. In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung
ist es Pflicht eines, jeden Mitgliedes, bestimmt und pünktlich
zu erscheinen. Nichtanwesende haben sich den Beschlüssen der
Versammlung zu fügen.
Offenbach a. M. Technischer Verein. Dienstag,
12. Dez., abends 8^/2 Uhr, im Hotel Kaiser Friedrich Haupt-
versammlung, sowie Vortrag des Herrn Ingenieur Unterauer-
Frankfurt a. M. über: „Die Technik auf der Internationalen
Hygiene-Ausstellung in Dresden". Tagesordnung für die Haupt-
versammlung: 1. Sitzungsbericht. 2. Eingänge. 3. Die Antwor;
800
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 50
der Verbandsleitung auf unser Schreiben über die gegenwärtige
Verbandspoiitik. 4. Bestellung technischer Zeitschriften. 5. Ver-
schiedenes (Weihnachtsfeier). Wir bitten um rege Beteiligung.
Regensburg. Techniker-Verein. Dienstag, 12. De-
zember 1911, abends 81/2 Uhr, im Vereinslokal „Bischofshof",
1. Stock, ordentliche Generalversammlung. Tagesordnung:
1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Vorstandswahl. 4. Ver-
schiedenes. Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird
ersucht.
Zwickau. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
Bautechniker E. Rascher, Zwickau, Alexanderstr. 2. V. u. O. :
Jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. eines jeden Monats im
„Hotel Goldner Adler", Innere Leipziger Straße. Die Jahres-
Generalversammlung findet diesmal am 6. Januar 1912 statt.
Da zu dieser Zeit die Kassenbücher nach erfolgter Revision
vorzulegen sind, bittet der Kassierer alle Vereinsmitglieder drin-
gend, die Regelung der rückständigen Beiträge bis spätestens
den 23. Dezember 1911 vorzunehmen. Zu diesem Termin nicht
erledigte Beiträge werden entweder durch den Boten oder, wenn
der betreffende Kollege nicht angetroffen werden kann, per
Postnachnahme eingezogen. Wir geben gern der Erwartung
Raum, daß jeder Kollege seinen Verpflichtungen auch unauf-
gefordert nachkommt. Gleichfalls werden die Herren Vorstands-
mitglieder gebeten, ihre Rechnungen über die im laufenden
Vereinsjahre gehabten Auslagen bis spätestens 23. Dezember
beim Kassierer einzureichen. Auch bringen wir die Solidaritäts-
marken in Erinnerung die in unseren Versammlungen oder jeder-
zeit beim Kassierer zu liaben sind und bitten um regere Abnahme.
Zur gefl. Beachtung!
Von verschiedenen Firmen und Behörden wird darüber Klage
geführt, daß einzelne Verbandskollegen, welche für die Be-
setzung einer Stellung in Aussicht genommen waren, aut eine
Aufforderung zum Antritt einer solchen nicht geantwortet hätten.
— Abgesehen davon, daß schon die einfache Pflicht der Höflich-
keit eine solche Handlungsweise verbietet, leidet auch das An-
sehen unserer Stellenvermittelung darunter und werden wir dalier
für die Folge diejenigen Mitglieder, welchen eine derartige Unter-
lassung nachgewiesen werden kann, von der Benutzung der
Stellenvermittelung ausschließen.
Gleichzeitig machen wir erneut auf unsere Auskunftei über
Firmen und örtliche Verhältnisse aufmerksam, deren Inanspruch-
nahme wir vor Abschluß eines Engagements dringend emp-
fehlen, damit die Verbandskollegen beim Stellungswechsel vor
Enttäuschungen bewahrt bleiben.
(Nur für Verbandsinitglleder).
I. Neu:
3552 nach Gnesen wird sofort ein durch, tücht. Techn. als
Gewerbelehrer, zun. z. Vertretg. auf 4 Woch. f. d. Zeit vom
8. 1. bis 3. 2. 1912, gesucht. Feste Anstelig. vom 1. 4. 1912
ab nicht ausgeschlossen. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
A. Vakanzen für Bautechniker.
Hochbau.
3519 Reutlingen, Baugesch. sof. Ing., Spezialist in Kessel-
einmauerung, u. Feuerungstechn. z. Beaufsichtig, d. Montage.
Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Stuttgart an Hn.
H. Neff, Stuttgart-Berg, Rudolfstr. 14.
3536 Coswig i. Anh., Baugesch. sof. jüng. Bt., 22 bis 25 J.
alt, fl. Zeichn. u. gew. im Aufstell, v. Kostenanschl. u. Abreclmg.
Nur tücht. Kraft in dauernde Stelig. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Zweigstelle Magdeburg an Hn. Th. Grosse, Brcite-
'weg 175/77.
3537 Stade, städt. Beh. z. 1. 1. 12 jüng. T., Absolv. ein. Kgl.
Baugewerksch., m. fl. Handschrift f. Bureau u. Außendienst.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Hamburg an
Hn. E. Natho, Hanibui-g 23, Leibnitzstr. 6.
3538 Plauen i. V., Arch. -Bureau sof. tücht. Bt., ledig, in
dauernde Stellg. Anfangsgeh. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Hauptslelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
Staatstechniker.
Landesverein l^ittl. Sächsischer Eisenba Hn'-
techniker. Vrs.: Bausekretär K.Tramm, Dresden-A. 14y
Schnorrstraße 41 II.
Chemnitz i. Sa. E i s e n b a h n - T e c h n i k e r - V e r e i
Br.-A.: E. Klötsche, Bahnmeister I. Kl., Zschopauer Str. 64.
Sonntag, 17. Dezember d. Js., Versammlung mit Fachvortrag
des Herrn Bausekretär G e ß n e r - Chemnitz über: „Eisen-
bahn - S i g n a I w e s e n". Tagesordnung: 1. Eingänge.
2. Verbands- und Landesvereinsangelegenheiten. 3. Standes-
fragen mit Bekanntgabe der vom Standesausschuß aufgestellten
und bearbeiteten Wünsche. 4. Verschiedenes. Der Etat 1912/13
liegt ebenfalls zur Einsicht aus. Ferner wird auf unsere Bücherei
aufmerksam gemacht. Als neu hinzugekommen wird auf die
Zeitschrift „Bauwelt" hingewiesen. Um unseren Kassierer, Herrn
Telegraphenmeister Stiebitz-Elta-Chemnitz, die nunmehr zu er-
folgende Abrechnung möglichst zu erleichtern, bitten wir dringend
noch rückständige Beiträge für 1911 umgehend abführen zu wollen.
Auch bedauern wir den immerhin noch schwachen Besuch unserer
Versammlungen und möchten hierdurch alle unsere werten Kol-
legen zu erneuter Mitarbeit angeregt haben.
Dresden. Eisenbahn-Techniker-Verein. Br.-A. :
K. Tramm, Dresden-A. 14, Schnorrstr. 41 II. — Sonntag, 10. Dez.,
vorm. 11 Uhr, Versammlung im „Meißner Hof" am Plauenschen
Platze mit Fachvortrag des Herrn Bahnmeister Kühn über:
Signalwesen und seine Ausführungsbestimmungen.
3539 Meiningen, Beh. z. 1. 1. 12 durch, tücht. Hochbt., d.
nach gegeben. Skizz. selbst, zeichn. kann, auf d. Baust, durth.
erf. ist u. sich. u. gew. Kostenanschl. sow. stat. Berechng. auf-
stell, kann. Gute Handschrift erfordert. 180 M. Ang. m.
Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3540 Hannover, Spezialbureau f. zeitgemäß. Lüftungsbau
sof. jüng. sehr intellig. Bt., d'. Lust hat, sich dies, interessant.
Spezialität zu widm., evtl. Lebensstellg. Geh. ca. 140 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Hannover an Hn. L. Damköhler,
Slicherstr. 8.
3547 Ostpr. Wohnungsverein sof. tücht. St., nur erst. Kraft,
f. Bureau u. Baust. Stellungsd. etwa 1 J. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Königsberg i. Pr. an Hn. L. Pitz,
Hinter Roßgarten 25.
3548 Frankfurt a. O., Baugesch; z. 1. 1. 12 Bt., tücht. Zeichn.
m. Baugew.-Schulbildg. Dauernd. 150 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3549 gr. Stadt i. Ostpr., Arch.-Bureau z. 1. 1. 12 durch,
tücht. T. f. sämtl. Arbeit. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Zweigst. Königsberg i. Pr. an Hn. L. Pitz, Hinter Roß-
garten 25.
3550 Uelzen i. Hann., Kgl. Beh. sof. tücht. T. f. Aufmass,
Abrechnung u. Abrechnungszeichng. a. zun. 4 Mon. Längere
Beschäftig, in Aussicht. Geli. ca. 160 M. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Hannover ; n Hn. L. Damköhler, Slicherstr. 8.
3551 Prenzlau, Baugesch. sof. tücht. jüng. T. Anfangsgeh.
120 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauplstelle Berlin SW., A\ark-
grafenstr. 94.
3553 Spandau, Militärbeh. sof. 1. Hochbaut., tücht. Kraft
f. Entwurf ein. Trockenhaus. d. Pulverfabr. Tagesdiät. 6.50 bis
7.00 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Berlin SW., ,\\ark-
grafenstraße 94.
3568 Dortmund z. 1. 1. 12 od. früh, tücht. ArchiteKtur-
zeichner. 150 bis ISO M. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-.Anspr.
u. selbstgefertigt. Skizzen. Geschäftsstelle Rheinland u. West-
falen in Dortmund, Kaiserstraße 86.
3571 Halle a. S., Kgl. Beh. sof. 3 T. auf läng. Zeit, in
Bauleitg., Veranschl. u. Abrechng. von Staatsbauten erf. Bis
200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigst. Halle a. S. an Hn.
L. Hauschild, Alte Promenade 25.
3572 Greifswald, Arch.-Bureau sof. j. T., fl. Zeichn. u. sich.
Rechn. Ang. m. Zcugn.-.Abschr., Geh.-Anspr. u. selbstgefcrfigt.
Skizze Zweigst. Stettin an Hn. G. Borchert, Barnimslr. 16 E.
Stellennachweis des Deutschen Techniker-Verbandes }
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Deutsche Techniker-Zeitung
HERAUSGEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVIII. Jahrgang, Heft 51 schriftieitung: e. rich. Schubert, Berlin. 16. DezeiTiber 1911
Inhalt: Die Grundsätze der politischen Parteien in DeHtschl nd — Uiber geodätische Vor- und Absteckiingsarbeiten bei der Ausführung von Tunnelbauten - Ueber die
wirtschaftlichs e Dimensionierung von Eisenbeton-Plattenbalken — Soziale Bewegung - Standesbeweguiig - Briefkasten — Mitteilungen aus dem Verbände |
Die Grundsätze der politischen Parteien in Deutschland
Von Dr. OSCAR STILLICH-Großlichterfelde.
Die bevorstehenden Reichstagswahlen (12. 1. 1912)
legen es nahe, die Ideenwelt unserer großen politischen
Parteien, die selbständige Typen innerhalb der deutschen
Parteizersplitterung repräsentieren, grundsätzlich und ob-
jektiv, d. h. ohne Tendenzeinschlag, darzustellen. Eine
solche Skizze kann für eine Organisation, die wie der
Deutsche Technikerverband Mitglieder aus den verschie-
densten politischen Lagern enthält und die daher partei-
politisch neutral ist, nur dann von Wert sein, wenn sie,
wie der Chemiker in der qualitativen Analyse die stoff-
lichen Bestandteile, hier die politischen Elemente des Par-
teidenkens möglichst exakt theoretisch auseinander legt,
d. h. zeigt, welche letzten und tiefsten Weltanschauungen
die Parteien bewegen, welche Vorstellungen vom Staat,
von der Gesellschaft, von der Wirtschafts- und Rechts-
ordnung, sowie von der Kultur ihr Handeln als Leitsterne
begleiten. Eine solche Ideendarstellung aber darf nicht
in der Luft schweben, sondern muß auf festem Boden
aufgeführt werden. Denn auch die politischen Parteien
gleichen den Technikern, die das Gebäude, das sie bauen,
zuerst fundamentieren. Das Fundament der politischen
Ideen einer Partei aber sind die Interessen der sie bil-
denden sozialen Schicht. Die Entstehungswelt politischer
Grundsätze hängt mit den Lebensbedürfnissen bestimmter
Gesellschaftsklassen zusammen; die soziale Schichtung ist
der wesentlichste Parteigrundsätze bildende Faktor.
Wir werden im Folgenden die Ideen und Interessen
folgender Parteien betrachten, und zwar unter Vermei-
dung jedes Werturteils.
1. Des Zentrums.
- 2. Der Konservativen.
3. Der Liberalen.
4. Der Sozialdemokraten.
/. Das Zentrum
Das Zentrum repräsentiert, sowohl was seine Zu-
sammensetzung als auch seine Grundsätze anbelangt, in
der politischen Parteibildung der Gegenwart ein Unikum.
Während nämlich alle übrigen Parteien eine soziale
K^'asse vornehmlich zur Trägerin ihrer An-
schauungen haben, sucht das Zentrum sämtliche K'assen
politisch zu umspannen. Den Kern der Konservativen
bilden die Junker, der Liberalismus basiert in der Haupt-
sache auf dem großindustriellen und gewerblichen Bür-
gertum, die Sozialdemokratie auf der Arbeiterschaft. Das
Zentrum aber umfaßt Teile aus allen Klassen. In einer
von dem Vorstande des Zentrums herausgegebenen Schrift:
Die Zentrumsfraktion an der Jahrhundertwende (Berlin
1900 )heißt es: „Das Zentrum war und ist eine wahrhafte'
Volkspartei im christlichen Sinne und hat als solche stets
Mitglieder aller Stände umfaßt. Demgemäß hat es auch
die politischen und wirtschaftlichen Interessen aller Stände
stets zum Gegenstande seiner besonderen Fürsorge ge-
macht. Gerade, indem das Zentrum allen Ständen ohne
Ausnahme seine Fürsorge zuwandte, hat es sich als große
einheitliche Partei behaupten können . Ueberall
wird man in dieser Praxis die festen religiösen Grundan-
schauungen erkennen, welche die christliche Glaubens- und
Sittenlehre als unbedingte Schranke nicht nur für das häus-
liche Leben der Einzelnen, sondern auch für das öffentliche
Leben der Völker festhält und die Freiheit der Kirche so-
wohl als ein natürliches Recht derselben und eine unan-
tastbare Mitgift ihres göttlichen Stifters, wie auch als die
größte Wohltat für eine gesunde Entvvickelung unseres
Volkslebens betrachtet. Ueberall wird man in ihr auch
einen weitsichtigen und selbstlosen Geist sozialer Anschau-
ungen im Lichte des Christentums finden, welcher aus der
Tatsache, daß Christus der Herr seine Kirche für alle
Stände gestiftet hat, für das öffentliche Leben die Fol-
gerung herleitet, daß die Politik einer christlichen Partei
nicht die Politik eines einzelnen Standes, einer einzelnen
Klasse, oder Schicht der Gesellschaft, sein darf, sondern
daß sie die Interessen aller Stände gleichmäßig in Betracht
ziehen und wo die Interessen verschiedener Stände sich
entgegenstehen, suchen muß, dieselben in ausgleichender.
Gerechtigkeit zu versöhnen und zu vereinigen." ^
Das Band, durch das diese verschiedenen sozialen
Schichten zusammengehalten werden, ist die über den ma-
teriellen Differenzen thronende, von der Zentrumspartei ver-
tretene, im Mittelalter entstandene Weltanschauung. Sie
ist ein Bestandteil der Stimmung und Denkweise der
höchsten wie der tiefsten Schichten des Volkes. Die Be-
nutzung dieser überkommenen Weltanschauung als demo-
kratisches Einigungs- und politisches Herrschaftsmittel er-
möglicht eine in der politischen Geschichte einzig da-
stehende Massenverbindung. Seit l^/o Menschenaltern sind
durch sie Elemente aus Schichten zusammengefaßt, die
sich durch die Gemeinsamkeit der inneren Ueberzeugung
nahe stehen, während die äußere Lebenslage eine recht
verschiedene ist. Diese innere Zusammenfassung setzte
den zerreißenden Kräften auseinanderstrebender wirtschaft-
licher Interessen ein Gewicht entgegen, das bisher stärker
gewesen ist, als der Widerstreit materieller Interessen.
Diese Weltanschauung geht von der Einheit der Welt
aus. Die Einheit, aus der die Vielheit fließt, und ihre
Bestimmung findet, ist das konstruktive Prinzip mittel-
802
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 51
alterlichen Denkens. Das Universum ist ein einziger, von
einem Geiste beseelter und von Gott beherrschter Organis-
mus. Nach diesem Typus ist auch die Gesellschaft auf-
gebaut; denn soziale Konstruktionen dürfen sich als Teile
nicht von dem Zweck des Ganzen entfernen. Danach ist
auch die Menschheit ein einheitlicher Verband, der von
Gott als Monarchen regiert wird. In diesem Körper stellen
Kirche und Welt zwei getrennte Ordnungen dar. Die eine
Ordnung hat den geistigen, jenseitigen, die andere den
weltlichen, diesseitigen Interessen zu dienen. Jede von
ihnen bildet ein besonderes Reich für sich. Die Kirche re-
präsentiert daher einen politischen Körper mit einem be-
sonderen Recht (jus canonicum), mit besonderem Volk
(Klerus und Laien) und besonderen Kompetenzen. Die
Kirche soll in ihrer Sphäre herrschen, wie der Staat in
der seinen. Ihr Zweck ist die Verwirklichung des
christlichen Gottesstaates, der res publica
christiana. Durch die Dogmatik werden Christentum und
Kirche gleichgestellt, die Zwecke der Kirche werden die
letzten und höchsten Maßstäbe für alle menschlichen Le-
bensverhältnisse^ das Maß aller Dinge. Die weltvernei-
nende Religiosität des Christentums wird dem weltbeherr-
schenden Gedanken Roms dienstbar gemacht. Wir be-
sitzen eine ausgezeichnete Schilderung, die diesen Zu-
sammenhang klarstellt. Es ist das Buch Heinrich von
Eickens: Geschichte und System der mittelalterlichen Welt-
anschauung (Stuttgart 1887). Dort heißt es S. 120: „Die
göttlichen Zwecke waren die ideale Norm für die staatliche
Verwaltung und Gesetzgebung, für Recht, Sitte, Wissen-
schaft und Kunst. Seitdem forderte die Kirche aus ihrer
übersinnlichen Idee mit gleicher logischer Notwendigkeit
die Verneinung der Welt auf der einen und die Beherr-
schung derselben auf der anderen Seite. Beide, Weltvcr-
neinung und Weltbeherrschung, erscheinen seitdem als die
sich gegenseitig bedingten Forderungen der christlichen
Glaubenslehre. Die Verneinung der Welt betätigte sich in
der Unterwerfung derselben unter die göttliche Autorität
der Kirche und umgekehrt die kirchliche Beherrschung der
Sinnenwelt in der Verneinung der letzteren. Die Kirche
verneinte die Welt, indem sie dieselbe eroberte, sie er-
oberte die Welt, indem sie dieselbe verneinte
Die Verneinung des weltlichen Staates hatte den Erfolg,
daß Gesetzgebung und Machtmittel desselben den Ge-
boten der Kirche unterstellt wurden, die Verneinung der
irdischen Liebe den Erfolg, daß die rechtliche und sitt-
liche Ordnung des Familienlebens nach den Vorschriften
der Kirche bestimmt wurden, die Verneinung des welt-
lichen Güterbesitzes den Erfolg, daß die Kirche durch
fromme Schenkungen ein unermeßliches Vermögen erwarb,
die Verneinung der weltlichen Wissenschaften den Er-
folg, daß alle Erkenntnis und Kritik sich der kirchlichen
Dogmatik unterwarf."
Freilich ist der von der Kirche erstrebte Gottes-
staat des Mittelalters ein Torso geblieben. Er
hat sich nicht durchführen lassen. Aber seine grund-
legenden Gedanken bilden noch heute im 20. Jahrhundert
das philosophische Fundament katholischen Denkens und
politischen Parteizusammenschlusses. Diese mitielalter-
liche Weltanschauung, die wir im Vorhergehenden zu
skizzieren versuchten, ist, wie erwähnt, der Kitt, der heute
die verschiedensten sozialen Klassen zusammenhält; sie
liefert aber auch gleichzeitig die Normen für die Politik.
Das Zentrum besitzt seine Prinzipien im katholischen
Dogma; damit sucht es die bestehende Staats- und Ge-
sellschaftsordnung umzubilden. Die Frage, ob es eine
konfessionelle oder politische Partei sei, ist daher leicht
zu beantworten: Es ist beides. Das Zentrum sucht seine
Ziele durch politische Machtmittel zu erreichen. Diese
Ziele aber liegen teils auf religiösem, teils auf rein welt-
lichem Gebiet. Für die Erhaltung oder Umänderung der
bestehenden Verhältnisse aber ist die Weltanschauung die
entscheidende Grundlage, auf der der Bau der Zentrums-
politik sich erhebt.
Während die Weltanschauung des Zeritrums sich ohne
weiteres feststellen läßt, ist das sehr schwer in Bezug auf
die Prinzipien seiner Staats-, Gesellschafts-, Wirtschafts-
und Rechtsauffassung. Denn erst jetzt hat es den An-
schein, als ob die Partei im Begriff wäre, sich prinzipiell
gegen den Konservatismus, Liberalismus und Sozialismus
hin abzugrenzen. Sie scheint in ihre theoretische Periode
einzutreten. Einen Anhaltspunkt für diese Auffassung
geben die Artikel des Staatslexikons der Görresgesell-
schaft. Dieses große Monumentalwerk katholischen Den-
kens erschien 1889 — 1897 in erster Auflage, noch rein von
theoretisch-, jesuitisch-scholastischen Gesichtspunkten be-
herrscht. Die seit 1908 erscheinende dritte Auflage
trägt, wenn nicht alles trügt, mehr den Charakter eines
politischen Handbuches. Immerhin handelt es sich auch
darin keineswegs um abgeschlossene Grundsätze. Denn
die Vielheit der Interessen, die sich im Zentrum zusammen-
finden und die es als politische Partei zu vertreten hat,
erlaubt keine prinzipielle Stellungnahme im
einzelnen. Wo diese stattfindet, entsteht sofort der Kon-
flikt. Darauf ist auch das ganze unspezialisierte Programm
der Reichs- und Landtagsfraktion zurückzuführen. Das
erstere besteht nur aus drei, das letztere aus zwei Sätzen,
denen man nicht nachsagen kann, daß sie die Stellung der
Partei nach allen Richtungen hin präzisieren.*) Diese,
durch die Vielheit der Interessen bedingte prinzipien-
tötende Wirkung ist daher der eigentliche Grund, warum
das Zentrum in dieser weit hinter den großen Prinzipien-
parteien, den Konservativen, den Liberalen und der So-
zialdemokratie zurücksteht und daher auch schwerer theo-
retisch zu analysieren ist, wie die anderen Parteigebilde.
Charakteristisch, wenn auch nicht alleinbestimmend,
ist die Stellung einer politischen Partei zum Staat. Das
Zentrum vertritt — wie schon vorher bei der Behandlung
seiner Weltanschauung angedeutet — die organische Staats-
theorie: Der Staat ist ein Organismus. Es hat diese
mit den Konservativen gemein, unterscheidet sich jedoch
von der konservativen Staatslehre dadurch, daß es nur
die Kirche, nicht aber den Staat für eine göttliche Einrich-
tung hält. Für den Konservativen ist der Staat die höchste
irdische Autorität und rechtsetzende Macht, für das Zen-
trum ist er nur eine neben anderen Autoritäten, dazu
da, gegebene Rechte zu schützen.
*) Programm der Zentrumsfraktion des deut-
schen Reichstages von 1S71.
Justitia fundamentum regnorum.
Die Zentrumsfraktion des deutschen Reichstages hat folgende
Grundsätze für ihre Tätigkeit aufgestellt:
1. Der Grundcliarakter des Reiches als eines Bundesstaates
- soll gewahrt, demgemäß den Bestrebungen, welche auf eine
Aenderung des föderativen Charakters der Rcichsverfassung ab-
zielen entgegengewirkt, und von der Selbstbestimmung und
Selbsttätigkeit der einzelnen Staaten und allen inneren Angelegen-
heiten nicht mehr geopfert werden, als die Interessen des Ganzen
unabweislich fordern.
2 Das moralische und materielle Woiil aller Volksklassen
ist nach Kräften zu fördern; für die bürgerliche und religiöse
Freiheit aller Angehörigen des Reiches ist die \ erfassungsmäßige
Feststellung von Garantien zu erstreben und insbesondere das
Recht der Religions-Gcsellschaften gegen Eingriffe der Gesetz-
gebung zu schützen.
3. nie Fraktion verhandelt und beschließt nach diesen Grund-
sätzen über alle in dem Reichstag zur Beratung kommenden
Gegenstände, ohne dal5 übrigens den einzelnen Mitgliedern der
Fraktion verwehrt wäre, im Reichstage ihre Stimme abweichend
von dem Fraktionsbeschlusse abzugeben.
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
803
Von größter Bedeutung aber ist das Verhältnis der
Kirche zum Staat. Die mittelalterliche Theorie von der
Herrschaft der Kirche, d. h. der geistigen Ordnung über
die weltliche, hat der Koordinationstheorie Platz gemacht.
Die Qleichordnung wurde der Ersatz für die unrettbar ver-
lorene Ueberordnung, sie ist das der veränderten Weltlage
entsprechende modernisierte „Kirchenstaatstum". In dem
berühmten Syllabus Pius' IX., der das Schema enthält,
nach dem die bürgerliche und staatliche Gesellschaft re-
konstruiert werden soll, findet sich in Satz IQ, in der
positiven (Schraderschen) Fassung d i e Auffassung nie-
dergelegt, die auch dem Zentrum eignet. Dort heißt es:
„Die Kirche ist eine wahre und vollkommene, völlig gleiche
Gesellschaft und besitzt ihre eigenen beständigen, von
ihrem göttlichen Stifter ihr verliehenen Rechte und es ist
nicht Sache der Staatsgewalt, zu bestimmen, welches die
Rechte der Kirche und welches die Schranken seien, inner-
halb der sie dieselben ausüben könne." Damit ist der
Gegensatz zum liberalen Staatsbegriff erhärtet, der dem
Staate das Recht vindiziert, auch die Kirche seiner Rechts-
ordnung zu unterwerfen und sich in Sachen der Religion,
der Moral und des geistigen Regiments einzumischen. Das
Zentrum nennt den Kampf gegen diese liberale Auffassung
das Eintreten „für die Freiheit und Selbständigkeit der
Kirche und ihrer Institutionen". (Preußisches Programm.)
Die Gesellschaftsauffassung des Zentrums ist die demo-
kratische. Eine Partei, die große Arbeitermassen hinter
sich hat, kann sich nicht, trotz einiger Mitglieder des
Adels, in ihren Reihen auf den aristokratischen Standpunkt
stellen, wie sich dies die Konservativen erlauben, die keine
Arbeiter als Wähler — es seien denn ihre eigenen — hinter
sich haben. Der Bischof von Ketteier war der erste,
der die soziale Frage vom katholischen Gesichtspunkte aus
anschnitt und eine arbeiterfreundliche Stellung einnahm,
die das Zentrum noch heute hat. Damit verträgt sich
seine antikapitalistische Stellung gut. Während es sich
durch diese soziale Grundauffassung von den Konservativen
unterscheidet, hat es mit diesen wieder die Forderung der
ständischen Gesellschaftsordnung gemein. ,, Rückhaltlos",
heißt es im Staatslexikon der Görresgesellschaft (Band VII
Seite 442) ,, schließen wir uns der Forderung von Hitze
an: Unser Leben muß wieder ständisch werden, von der
Politik bis zum Vergnügen". Daher korporative Zu-
sammenfassung der einzelnen GHeder in organische Grup-
pen und Verbände, d. h. Körperschaften aus den An-
gehörigen derselben Berufe (Arbeitgeber und Arbeitnehmer
eines Industriezweiges) mit öffentlich rechtlichen Befugnissen.
Die Wirtschaftsauffassung des Zentrums wird dadurch
bestimmt, daß es klassenverbindend auftritt. Es muß einen
Ausgleich der Interessen auf der mittleren Linie suchen.
Das Zentrum nennt dies die Politik der ausgleichenden
Gerechtigkeit. In welcher Weise diese Politik praktisch
gehandhabt wird, möge das Verhalten der Partei bei den
Verhandlungen über den Zolltarif von 1902 zeigen. Die
agrarischen Interessen sprachen für eine Erhöhung der
Getreidezölle, die Arbeiterinteressen dagegen. Beiden
mußte Rechnung getragen werden. Das geschah in der
Weise, daß das Zentrum für die Erhöhung der Getreidezölle
stimmte, aber durch die lex Trimborn die Ueberschüsse
für eine Witwen- und Waisenversorgung, die freilich seither
nicht in Kraft getreten, sondern bis 1912 hinausgeschoben
worden ist, bereitstellen ließ. Auf diese Weise suchte man
den Interessen beider Rechnung zu tragen. Die mittlere
Linie zu finden, ist nicht immer leicht. Ein Meister dieser
Kunst war Windthorst. Ihm gelang es, bei den häufigen
Meinungsverschiedenheiten in rein politischen, noch mehr
in wirtschaftlichen und sozialpolitischen Fragen einen Aus-
gleich zu schaffen und die Mittellinie der Verständigung zu
finden. „Darin", sagt sein Biograph Hüsgen, „bestand
einer der großartigsten Erfolge seiner Staatskunst und
seines Einflusses."
Die Stellung, die das Zentrum z:um Kapitalismus ein-
nimmt, wird bedingt einmal durch die Kirchenlelire. Der
Mensch soll in der Ausnutzung seines Besitzes und seiner
Mitmenschen maßhalten. Der Kapitalismus widerspricht
der von der Kirche sanktionierten Eigentumslehre. Dieser
Widerspruch wurde jedoch bald ausgeglichen. Weiter aber
richtet die Mittelstandspolitik des Zentrums ihre natürliche
Spitze gegen die kapitalistische Entwickelung, so daß man
in dieser oppositionellen Stellung zum Kapitalismus ein
Merkmal der Uebereinstimmung des Zentrums mit den
Konservativen und Sozialdemokraten, ein Merkmal des
Unterschieds aber von dem Liberalismus sehen kann.
Die Rechtsauffassung des Zentrums gipfelt in einem
dem positiven Recht gegenüberstehenden, in der göttlichen
Gesetzgebung begründeten Recht. „Dem Rechtspositivis-
mus", sagt Cathrein (Recht, Naturrecht und positives Recht.
Freiburg i. Br. 1901) „stellen wir die Behauptung gegen-
über, daß es unabhängig von jeder positiven Gesetzgebung
eine natürliche Rechtsordnung mit strengen Rechten und
Rechtspflichten gibt." Diese Rechtsauffassung ist ein ge-
waltiges Mittel, um die Zuständigkeit des staatlichen Ge-
setzgebers, der sich in Widerspruch mit den naturrecht-
lichen Grundsätzen befindet, zu eliminieren. Staatsgesetze,
die den Kirchenlehren widersprechen, wie z. B. in Preußen
die Maigesetze des Kulturkampfes, sind daher unverbind-
lich. Mit Recht bemerkt Fleiner in seiner Baseler Rek-
toratsrede (Ueber die Entwickelung des katholischen
Kirchenrechts im 19. Jahrhundert): ,,Die juristische Be-
gründung eines solchen der Kirche und dem Staate über-
geordneten gesetzgeberischen Willens liegt in der Theorie
vom göttlichen Recht und dem unabänder.ichen Naturrecht,
wie sie die katholische Doktrin im Anschluß an die Schriften
des Thomas von Aquin ausgebildet hat." Auf der Grund-
lage des Naturrechts kommt das Zentrum logisch auch
zu der Forderung des gleichen Rechts für alle, die wir
beim Liberalismus noch näher besprechen werden.
Zum Schluß sei noch kurz auf die Kulturauffassung
des Zentrums hingewiesen. Daß es die Kultur unter
höheren, religiösen und kirchlichen Gesichtspunkten be-
trachtet, braucht nicht erst besonders betont zu werden,
ebensowenig, daß es die Errungenschaften des Liberalismus
nicht unter diesen Begriff subsummiert. Die allgemeine
wissenschaftliche Grundlage für die Kulturtheorie des Zen-
trums bildet der Syllabus Pius' IX. vom 8. Dezember 1864,
der sich in 80 Sätzen über die hauptsächlichsten Irrtümer
unserer Zeit verbreitet. Dieses grundlegende Dokument ist
kritisch besprochen in dem Buche des Bonner Universitäts-
professors Geetz: Der Ultramontanismus als Weltanschau-
ung. (Bonn 1905.)
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich der Charakter der
Zentrumspartei: Sie ist ihrer Formation nach eine Zu-
sammenfassung verschiedener Schichten und Klassen
unseres Volkes zu einem politischen Körper; theoretisch
betrachtet im Grunde genommen ein Auszug aus der Ideen-
welt der Konservativen, der Liberalen und der Sozialdemo-
kratie. Dabei ist zu beachten, daß sie in ihrer Stellung
zwischen rechts und links der rechten Seite bedeutend näher
steht, als der linken, einmal weil der Schwerpunkt ihres
politischen Denkens durch die Bedürfnisse der katholischen
Weltkirche gelegt und bestimmt wird, wodurch alles Ueber-
kommene und Traditionelle einen stärkeren Akzent erhält
als das aufkommende Neue, ferner aber auch deshalb, weil
sie in der Wiederherstellung vergangener Zustände und Ein-
richtungen das Heil der Zukunft erblickt und daher neben den
Konservativen als reaktionäre Partei bezeichnet werden muß.
804
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 51
Ueber geodätische Vor- und Absteckungsarbeiten bei der Ausführung
von Tunnelbauten
Von F. SPELBRINK, Mitglied Nr. 46 828, in Holweide bei Cöln.
(Schluß.)
Es ist beim bisherigen Beispiel zunächst angenommen
worden, daß der Tunnel in gerader Linie angelegt werden
sollte und ein größerer 'Höhenzug zu durchschneiden wäre.
Folgt die Eisenbahntrasse jedoch einem schmalen, viel-
fach gewundenen Tal, wie meistens im Gebirge, so wird
es nicht immer möglich sein, den Tunnel in gerader Linie
durchzuführen, da die Trasse meistens eine andere Rich-
tung vor wie hinter dem zu durchschneidenden Berge hat.
Es sind nun die Absteckungsmaße so zu berechnen,
daß der Uebergang von einer Geraden in die andere durch
Einlcgung eines Kreisbogens innerhalb des Berges ver-
mittelt wird.
Wir gelangen zunächst wieder zur Betrachtung der
Abbildung 5.
Es sei dieselbe Dreieckskette gewählt, welche bereits
für den Durchschnitt in gerader Linie gewählt worden ist,
mit Benutzung der dafür bereits ermittelten Zahlenwerte.
Selbstverständlich wird in der Praxis die Lage der Grund-
linie der Dreieckskette eine günstigere sein müssen als
bei der Abb. 9. Die Basis wird zur bequemen und ge-
nauen Messung mit einem Teile der offenen Bahntrasse
vor dem Tunnel zusammenfallen können. Es sind hierfür
auch wieder die Geländeverhältnisse an letzter Stelle aus-
schlaggebend. Auch muß man erwägen, ob nicht eine
zweite Grundlinie zu wählen ist, um danach eine Kontrolle
für die richtige Lage der Dreieckspunkte gewinnen zu
können. Nur zur Vereinfachung dieses Beispiels speziell
der Berechnung wird das Dreiecksnetz der Abb. 5 im
Lageplan (Abb. 9) wieder angewandt.
Es ist zunächst die mehrmalige genaue Messung des
Neigungswinkels der offenen Bahnachse bei C gegen die
Dreiecksseite CD = y t)ei H gegen die Dreiecksseite
H E = 5 erforderlich.
Für die weitere Rechnung ist auch die Ermittelung
der J-änge C J und J H, der Tangentenlänge J K und J L,
sowie der Größe des Tangentenwinkels beim Schnitt-
punkt J erforderlich.
Die Rechnung nimmt ihren Fortgang mit der Ermitt-
lung der Seitenlängen des Dreiecks GHJ (Abb. 10).
Die s und yj des zu berechnenden Dreiecks ergeben
sich so:
£ wird als Ergänzung zu 2 R = 180° aus der Differenz
von 180" und der Summe der Winkel a -(- y erhalten,
(a ist bereits als Richtungswinkel zur Absteckung des
Durchschlags der Geraden in Abb. 6 berechnet.)
a = 58° 32' 29"
Y (Gemessen) — 87° 58' 20"
146° 30' 49"
180° 00' 00"
Zur
Winkels vj
Richtungs-
= a, sou-
Bleibt für e • 33° 29' 11".
Berechnung des abzusteckenden
genügen nicht allein die S un<-l ■"]"
dern es ist die vorherige Ermittelung der Hilfswinkel 8^
und 7]S aus den bekannten Koordinaten von E und H noch
erforderlich.
^"^ ^ - (xE - xH)
7)^ = 52° 17' 13"
7)2 = a = 58° 32' 29"
bleibt für = 6° 15' 16"
rj ist nun 180° — (5 — 8^)
180° 00' 00"
147° 5' 10".
— 6' = 6« 15' 16" 140° 49' 54"
73 = 39° 10' 6"
Der Tangentenwinkel i ergiot sich nun leicht aus det
Summe von s tj als Differenz mit der Dreieckswinkel-
summe — 180° zu 107° 20' 43".
Die Seitenlänge CH folgt aus den bekannten Koordi-
naten für ihre Endpunkte nach der Formel:
A y a*^ A X a''
s a° =
sin V a°
cos V a°
-/(Aya''^ + (Axa"')
oder ausgerechnet:
CH — 1172,44 m.
Probe :
1/1000,1092 + 611,8762 = CH 1172,438 m.
Unter Anwendung des Sinussatzes erhält man dann
C H sin 73
CJ
oder ausgerechnet:
und für
sin 5
C J — 775,79 m,
C H sin s
oder in Zahlen:
sm 8
ausgerechnet: JH — 677,697 m.
Die Berechnung der Koordinaten vom Tangenten-
winkelpunkt J ist nicht erforderlich, bietet aber doch eine
gute Probe für die berechneten Seitenlängen und Winkel
des Dreiecks CJH (Abb. 10).
Die Absteckung der Tunnelstrecke mit einem Kreis-
bogen wird nun in der Weise vorgenommen, daß man
den Theodoliten in C Izuerst aufstellt, dann einen genügend
weit rückwärts liegenden Punkt anzielt, darauf das Fern-
rohr durchschlägt, die von A kommende Linie (Abb. 9)
in den Stollen (Tunnel) fortgesetzt hinein verlängert bis
zum Bogenanfang bei K. Die abzumessende Länge
ergibt sich aus der Differenz der bekannten Seiten-
länge C J — 775,79 m und der Tangentenlänge K J. Die
Tangentenlänge ist nachstehend zu 441,185 m berechnet,
es muß also vom Punkte C bis zum Bogenanfang K eine
Länge von 775,9 = 441,185 — rund 334,60 m und von
H aus bis Bogenende L = 677,697 — 441,185 = 236,51 m
Länge abgemessen werden.
Dasselbe Verfaliren muß in analoger Weise vom
Tunnelportal bei H angewandt und ausgeführt werden.
Wie aus dem Lageplan (Abb. 9) zu ersehen, sollten
die beiden Eisenbahnmittellinien bezw. Tunnelachsen durch
einen Kreisbogen vom Halbmesser 600 m miteinander ver-
bunden werden.
Die Tangentenlänge J K und J L erhält man nach der
Formel r . cotang ^- oder ziffernmäßig zu
JK (JL— ) 441,185 m.
Heft 51 DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911 805
Abb. 9
Eine Proberechnung nach den Tabellen von Sarazin
und Overbeck ergibt die Richtigkeit der berechneten
Tangentenlänge.
Die Absteckung des Kreisbogens ist nun auf ver-
schiedene Art zu ermöglichen. (Vergl. auch hierzu die
gebräuchlichsten Taschenbücher zum Abstecken der Kreis-
bögen.) Der Raum für Kurvenabsteckungen im Tunnel
ist immer sehr beschränkt. Es ist angenommen, daß ein
eingleisiger Tunnel anzulegen sei und kann zunächst eine
Bestimmung der Lage der Hauptbogenpunkte durch Ab-
steckung eines Sehnenpolygons erfolgen.
Im Bogenanfang wird das Winkelmeßinstrument in K
aufgestellt und genau zentriert, dann der Winkel 180" — V2 9
abgesetzt und die Sehnenlänge s — 30,0 m abgemessen.
Alsdann wird das Instrument nach b verstellt, Punkt K a
anvisiert, der Winkel {\80° — cp) und wiederum die gewählte
Sehnenlänge s = 30,0 m abgemessen und so fort bis zum
Zusammentreffen. Sind aus irgendeinem Grunde einmal
ungleiche Sehnenlänge s s^ und Zentriwinkel 9, cp\ z.B.
Winkel cde (Abb. 11) abzusetzen, so ist auch der Winkel
180» — (V, 9 + abzustecken.
Es ist hierbei zu bemerken, daß die Kurvenabsteckung
vom Kreisumfang aus, aus der Betrachtung folgt, daß der
Winkel zwischen der verlängerten Tangente und der Sehne
am Bogenanfang bei K a gleich der Hälfte des zugehörigen
Mittelpunkts- oder Zentriwinkels ist; der Winkel, den die
verlängerte Sehne mit der nächstfolgenden Sehne bildet,
hat die Größe des ganzen zugehörigen Zentriwinkels.
Alle Winkel müssen mit großer Genauigkeit ab-
gesetzt werden, ein Fehler von einer Minute ergibt schon
806
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
HeU 51
Abb. 11
Rechenformel
n :
Resultate:
s
• 9 ^
sin ~ =
2 r
9
2
= 10 25'57''
X =^ s • cos
9
X
= 29,99 m
y = s • sin 1/2
9
y
= 0,750 m
= s • cos cp
xi
= 29,962 m
= s • sin cp
= 1,500 m
usw.
eine falsche Einstellung und Richtungsabweichung von
0,00029 mal der Entfernung, für 200 m also schon 200 sin
1 Minute = 5,8 cm.
Ein weiteres bequemeres Verfahren der Kurven-
absteckung in Tunneln ist in Abb. 12 veranschaulicht.
Die Punkte abcd werden ähnlich wie bei Abb. 11
mit gleichen Sehnenlängen s gewählt, zu 30,0 m, dann ist
der zugehörige Zentriwinkel bereits noch aus Abb. 11
bekannt und folgen die Koordinaten von b in bezug auf
die Tangenten zu K a bei einer Sehnenlänge wie oben
aus nachstehendem.
9
y b = s ■ sin ergibt in Zahlen 0,750 m,
9
xb = s cos 2" ergibt in Zahlen 29,990 m
und für die Punkte cd usw. als Verlängerungen:
y' = s • sin 9 in Zahlen = 1,500 m,
xi = s • cos cp in Zahlen = 29,962 m.
Damit läßt sich der ganze Bogen durch aufeinander-
folgende Einzelabsteckungcn angeben.
a 'P' ^
Abb. 14
Die sich dann ergebenden Abweichungen beim Zu-
sammentreffen mit der gegenarbeitenden Baukolonne sind
einmal in den unvermeidlichen kleinen Winkelmessungs-
fehlern der Dreieckskette und in einer ungünstigen Fehler-
fortpflanzung der Absteckungen zu suchen und zu er-
klären, weshalb daher vor Inangriffnahme der Absteckungs-
arbeiten des Bogens die Wahl der Methode zu prüfen
und zu entscheiden ist.
Endlich ist noch zu bemerken, daß die Messungs- und
Berechnungsarbeiten besonders sorgfältig und sehr genau
zu machen sind. Hierzu ist bei aller Geschicklichkeit, Ge-
wandtheit und Sorgfalt auch die unbedingte Kenntnis der
Instrumentenfchler und deren Theorie bezw. Unschädlich-
machung bei den Messungen erforderlich. Es soll daher
auch nicht unterlassen werden, die Fehler der Theodolite,
die bei Tunnelabsteckungen für die ganzen Angaben Be-
deutung haben, zu beschreiben. Daß zu den Erläuterungen
der Abb. 1, 2 und 3 mehrfach bezeichnete Durchschlagen
des Theodolitfernrohrs zum Abstecken der geraden Linien
erscheint auf den ersten Blick recht einfach. Man hüte
sich aber in der angewandten Praxis vor Selbsttäuschungen,
wenn man mit einem nicht justierten, d. h. berichtigten
Theodolit gerade Tunnelstrecken abstecken muß, es tritt
sonst leicht der Fall ein, daß beim Zusammentreffen im
Tunnelinnern Abweichungen entstehen, die man sich nicht
erklären kann, da man doch so vorsichtig und gewissen-
haft seine Messungen ausführte.
Jeder Theodolit hat kleine Achslagerungs- und Kreis-
teilungsfehlcr, die bei dem heutigen Stande der Einrichtung
unserer mathematisch-mechanischen Werkstätten zum Bau
geodätischer Instrumente zwar für einfache Winkelmessun-
gen meistens bedeutungslos werden, aber für Winkel- und
Richtungs a b s t c c k u n g e n unter Umständen eine nicht
zu unterschätzende Bedeutung haben.
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
807
^^f^ 'iherdem Tiin/te./ auf
dem "Berge.
. , Ttm-nel
Abb. 15
/8,
■ ,r ^ V
Zwar heben sich alle Fehler der Kreisteilung und Lage-
rung der Fernrohrachse bei Winkelmessungen in zweifacher
Fernrohrlage auf; jedoch bei der Absteckung einer langen
geraden Tunnelstrecke mit dem Theodoliten hat man fol-
gende Fälle zu beachten und zu unterscheiden:
1. Das Instrument kann in einem der beiden gegebenen
Punkte, z. B. in A, Abb. 13, aufgestellt werden, und es
sollen zwischen A und B liegende Punkte abgesteckt werden.
Angenommen, der Theodolit ist frei von Achsenfehlern,
so wird die Absteckung derart vorgenommen, daß man,
nachdem zuvor das Instrument mittels Lot über A zen-
triert wurde und seine Drehachse mit der Libelle und
den Fußschrauben vertikal gestellt ist, den Punkt B scharf
anzielt und dann (bei festgeklemmtem Limbus und fest-
gestellter Alhidade) die Punkte Pi, P^, P^ ,
der Reihe nach anweist.
2. Wenn aber über die Größe der Achsenfehler des
zur Verfügung stehenden Instrumentes nichts bekannt ist,
so genügt es trotzdem, die Absteckung in der zu 1 an-
gegebenen Weise auszuführen, solange die Ziellinien nach
B, Pi, P2 alle unter denselben Winkel gegen
die Horizontale geneigt sind, so daß das Fernrohr zwischen
den einzelnen Zielungen gar nicht oder doch nur wenig
gekippt zu werden braucht.
3. Weiß man aber von der Größe der Achsenfehler
nichts und haben die Richtungen nach T, P^, P^, P^,
sehr verschiedene Höhen- oder Tiefenwinkel, liegt z. B.
B in Abb. 15 auf dem Berge und liegen die anderen
Punkte in einem Tale, so genügt die Absteckung in einer
Fernrohrlage nicht.
Man hat dann nötig, nach der Einweisung eines
Punktes P', Abb. 15, in der angegebenen Art das Fernrohr
durchzuschlagen und die Einweisung in der zweiten Fern-
rohrlage zu wiederholen, es ergibt sich dann ein zweiter
Punkt, alsdann stellt der Mittelpunkt der durch die beiden
Punkte erhaltenen kleinen Entfernung den gesuchten
Punkt vor.
Vertikal gesehen, in der Richtung vom Beobachter
aus, sieht dieses so aus, wie in Abb. 16 dargestellt.
Der Theodolit sollte aber nach der Abb. 2 und 3 in
AI vor dem Berge oder wie dasselbe Abb. 17 nochmals
zeigt, in A aufgestellt werden zur Verlängerung der Ge-
raden über A hinaus rückwärts.
7^
Ttinne/porfdl
Abb. 16
Abb. 17
Angenommen, der Theodolit steht jetzt in A, seine
Umdrehungsachse ist horizontal gestellt, Punkt A^ wird
angezielt, das Fernrohr — bei festgestelltem Horizontal-
kreis — durchgeschlagen und der Punkt P^ angewiesen.
Hierauf zielt man durch Drehung des Limbus — oder
auch der Alhidade — den Punkt A^ wieder an, schlägt
das Fernrohr nochmals durch und weist den Punkt P" ein,
der Mittelpunkt Q der kleinen Lageentfernung von P' und
P2 gibt dann in Wirklichkeit die genaue Verlängerung von
Ai über A nach B an. Bei diesem Falle kann nur angeraten
werden, die Absteckung stets in zwei Fernrohrlagen vor-
zunehmen.
Zur Erledigung der Richtungswinkelabsteckung, der
Abb. 6 und 7 ist noch hinzuzusetzen.
Gegeben waren die Dreiecksseite C D (wir betrachten
jetzt den<^aAbb. 6), und die Tunnelachse CH, welche
den abzusteckenden Richtungswinkel a einschließen.
Um diese Aufgabe zu lösen, muß man zunächst einen
Punkt, etwa da, wo der Tunnel beginnt — bei fortschrei-
tendem Bau natürlich weiter im Tunnelinnern, etwa bei P
der gesuchten Tunnelachse — , durch Versuche abstecken
und vorläufig markieren.
Nachdem man den Theodoliten über C, Abb. 18, auf-
gestellt und seine Umdrehungsachse vertikal gestellt hat,
zielt man den Punkt D an und macht an einem der beiden
Nonien die Ablesung a, dreht dann den Horizontalkreis
um den berechneten <)r ot, so daß man an demselben
Nonius die Ablesung a + « ausführt und weist nun den
vorläufigen Punkt P ein, der Winkel DC mit der Rich-
tung H ist dann genähert gleich a. Um alsdann den wirk-
lichen Punkt Pi zu erhalten, bestimmt man das Stückchen
PPi=v, um welches man P noch verändern muß, da-
durch, daß man den Winkel DCP^a^ scharf mit mehr-
facher Repetition und Ablesung jedesmal in beiden Fern-
rohrlagen und an beiden Nonien mißt.
Mit der Differenz — a und der durch ermittelbares
Messen oder Abschreiten bestimmten Entfernung C Pi er-
gibt sich V aus
CPi^-^-"^-
P
Nachdem man die Verschiebung von P' ausgeführt
hat, wird der abzusteckende D C Pi zur Kontrolle ge-
messen und wenn sich zwischen der Sollwinkelgröße und
808
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 51
dem gemessenen Winkel noch eine Einfluß habende Diffe-
renz herausstellt, die in der ungenügend genauen Ermitt-
lung der Entfernung C Pi ihre Ursache hat, so muß man
eine nochmalige Verschiebung ausrechnen und vornehmen.
Ebenso ist mit der Absteckung des Richtungswinkels
bei H, Abb. 7, zu verfahren.
Als Nivellierinstrument ist empfehlenswert ein Instru-
ment mit umlegbarem Fernrohr und daran festliegender
Reversionslibelle, da man sich jederzeit von der Richtig-
keit desselben Ueberzeugung verschaffen kann. Alle
Mängel der Justierung elimieren sich bei einem solchen
Instrument, falls man in beiden Fernrohrlagen die Ablesung
an der Nivellierlatte macht. Gleiche Zielweiten, wie bei
einem Instrument mit fester Verbindung zwischen Libelle
und Fernrohr sind auch nicht unbedingt erforderlich.
Uebrigens braucht man auf das Nivellement auch nicht
mehr Sorgfalt zu verwenden wie bei gewöhnlichen Längen-
nivellements, da eine kleine Höhendifferenz beim Durch-
schlag keine Rolle spielt, vorausgesetzt, daß die Höhen-
lage der Fixpunkte in den Tunnelsohlen an den Ein-
gängen genau stimmt.
Für die Bogenabsteckung ist die Erörterung, welche
längsten Sehnenlängen zu wählen sind notwendig.
Betrachtet man sich die Dimensionen des deutschen
Profils für eingleisige Tunnel in der Sohle bezw. in
Schienenoberkante, so kann man den Ordinatenabstand
Abb. 12, ohne weiteres ersehen und die Maße der anderen
Absteckungselemente vorbereiten.
Rechnet man von der halben Sohlenbreite in Schienen-
oberkante des Tunnels für Lehrgerüste und Spielraum zwm
Markieren der Punkte etwa 60 cm ab, so verbleiben rund
1,50 m halbe Tunnelbreite, welche zum Messen genügend
Bewegungsfreiheit lassen.
Um nun die Absteckungselemente des Bogens in
Abb. 12 zu berechnen, dürfen wir allerdings nach An-
schauung der Abb. 12 nur V2 von 1,50 m für den Begimi
der Rechnung nehmen, weil sich ja yi fast verdoppelt und
der verfügbare Platz zur Angabe der weiteren Bogenpunkte
sonst nicht ausreichen würde. Das Maß 1,50 m ver-
größert sich jedoch etwas, wenn nicht zuerst im Sohl-
stollen, sondern im Kern des Tunnels mit den Bauarbeiten
begonnen werden soll. Ist eine Strecke fertiggestellt, so
kann mit größerem Ordinatenabstand y, Abb. 12, die Lage
des Bogens nachgemessen bezw. zur evtl. Korrektion der
erhaltenen Gleismitte geschritten werden.
Unter den vorstehenden Voraussetzungen sind die
Sehnenlängen s, Abb. 11, und die Werte für y und x,
für die Absteckungsmethode, Abb. 12, berechnet und ein-
gesetzt worden.
Da sich, wie schon erwähnt, y nahezu im Verhältnis
zu y verdoppelt, so muß anfangs mit V2 y' = 0,75 m die
Rechnung begonnen werden.
Da y und r gegeben sind, so erhält man hiemach
1. X aus ]/r- — (r — y)-,
in Zahlen ausgedrückt:
2. für X = 29,99 m,
„ s = 30,028 m.
3. Für den zugehörigen Zentriwinkel:
X X
sin cp • — , Probe: lang cp =
aufgelöst:
Probe ;
(r-y)
log 29,99 = 1,4769765
log 600,0 = 2,7781513
log sin 6 = 8,6988252
9 = 2«51'54",1
log 29,99 = 1,4769765
log 599,25 = 2,7776080
log tang c?
9
8,6993685
20 51'54",1
Für die Verlängerungen ergeben sich bei derselben
Sehnenlänge s — 30,028 m y' bezw. nun so:
y' = s X sm 9,
oder in Zahlen :
für y' =
für x' =
= s X cos cp
1,501 m
29,99 m
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
809
Ueber Durchschlagwidersprüche sagt Professor Dr.
O. Eggert in der neuesten Ausgabe des Handbuchs von
Professor Dr. W. Jordan (und Dr. Reinhertz) für Ver-
messungskunde am Schluß des § 203, Seite 858 folgendes:
Wenn eine streckenweise abgesteckte Gerade einen fest
gegebenen Abschlußpunkt nicht genau erreicht, sondern
um einen Betrag links oder rechts von dem festen Punkte
ankommt, so ist das ein Fehler von gleicher Art, wie die
Koordinatenabschlußfehler der gewöhn'ichen Polygonzüge;
und über die Ausgleichung und Verteilung eines solchen
Fehlers gilt daher dasselbe wie bei Polygonzügen. Die
richtige Fehlerverteilung soll in einer Biegung bestehen.
Dieselbe ist in der nachfolgenden Abb. 20 angedeutet.
Häufig wird man statt dieser Biegung zur Verein-
fachung eine einfache Drehung, d. h. Verteilung im Ver-
hältnis der Entfernungen anwenden. Da nun aber schon
der Tunnel fast bis zum Zusammentreffen ausgemauert
svn wird, ist bei der Absteckung wohl oft noch gröber
zu verfahren, da zum Ausgleichen eines Durchschlags-
widerspruchs meistens nur kurze Strecken nach beiden
Seiten verfügbar sind.
Bei den Angaben im Tunnelinnern sind auch ver-
schiedene Hilfsmittel, deren man im freien offenen Felde
nicht bedarf, erforderlich, z. B. Signallampen usw., wie
bei der Markscheiderei und Feldtelephonleitungen zur Ver-
ständigung des Beobachters am Instrument mit seinen
Meßgehilfen.
Hat man alle Messungsmethoden genau studiert, sich
auch über die Beschaffenheit seiner Instrumente genaue
Kenntnis verschafft, sowie geschulte Meßgehilfen in Bereit-
schaft, dann kann man, ohne all zu ängstlich zu sein,
die Mauerarbeiten beginnen lassen ohne Befürchtung von
bedeutenden Widersprüchen beim Durchschlag. Der neuer-
dings erfolgte Durchschlag eines sehr langen Alpentunnels
bei Kandersteeg (Löschbergtunnels), der doppelspurig ist,
soll eine Achsenabweichung beim Zusammentreffen von
30 cm, im Längenunterschied von 40 cm und in der
Sohlenhöhe von 10 cm ergeben haben.
Wer sich über alles Beschriebene in seinen Einzel-
heiten, auch über die recht interessanten Bauweisen der
Tunnel usw. noch genauer zu informieren wünscht, sei
auf die durch die Buchhandlung des D. T.-V. zu be-
ziehende einschlägige Literatur verwiesen.
Ein Verzeichnis derselben steht Interessenten seitens
der Buchhandlung zur Verfügung.
lieber die wirtschaftlichste Dimensionierung der Eisenbeton-Plattenbalken
Von ERNST KÖNECKE, Maurermeister, Cottbus.
Unter obigem Titel schreibt Herr Hünecke, Mainz,*) in
Heft 43 eine interessante Abhandlung, die um so mehr
zu begrüßen ist, da sie Angaben über Kalkulationen ent-
hält, die man in unseren technischen Zeitschriften leider
selten findet. Herr Hünecke kommt darin zu dem Schluß,
daß es wirtschaftlicher ist, bei Plattenbalken die obere
Breite B nicht voll in Rechnung zu setzen, sondern nach
den angegebenen Formeln ein geringeres Maß zu er-
rechnen. Diesen Angaben kann ich nicht zustimmen. Ich
würde die Breite B stets beibehalten und lieber die Beton<
beanspruchung heruntersetzen. Es ist bei Plattenbalken
nicht wirtschaftlich, den Beton bis zum höchst zulässigen
Maß zu beanspruchen. Nehmen wir in dem angegebenen
Beispiel eine Betonbeanspruchung Ob = 20 statt a, =40
an und behalten die Breite B = 3,30 m bei, so ist
h — a = 0,686 ■ ]/^|^ = 0,414 m; h = 0,45 m.
f, =^ 0,159 |/ 12000 - 3,30 = 31,7 cm^.
Die Kosten für 1 lfdm betragen, um mit den an-
gegebenen Einheitswerten zu rechnen:
Beton 0,45 • 0,20 • 24,0 = 2,16 M
Schalung (0,20 + 2 • 0,45) • 3,0 = 3,30 „
Eisen 31,7 - 0,14 = 4,43 „
9,89 M.
Gegen 10,14 M, bei einer Kostenersparnis von 0,25 M
für einen lfdm Balken, und gegenüber der Beanspruchung
des Balkens mit Ob = 40 11,78 — 9,89 = 1,89 M/m Er-
sparnis.
*) Der Verfasser des Artikels in Heft 43 heißt „Hünecke"
und nicht „Hunecke". Die Redaktion.
Noch günstiger stellt sich der Vergleich, wenn wir
die Einheitspreise ändern, und dies ist m. E. auch nötig,
da der Arbeitslohn für das Eisen fehlt. Dieser beträgt
3,00 bis 4,00 M für 100 kg, es ist daher einzusetzen:
Eisen + Arbeitslohn = 0,17 M/kg.
Rechnen wir mit vorstehendem Wert unter Beibehal-
tung der von Herrn Hünecke gemachten Massenaufstelung,
so ist bei einer Betonbeanspruchung von 40 kg/cm^
Beton 0,20 ■ 0,28 • 24,0 = 1,34 M
Schalung (0,20 + 2 • 0,28) ■ 3,0 = 2,29 „
Eisen 58,2 ; 0,17 = 9,89 „
13,52 M
und bei einer Betonbeanspruchung von 20 kg/cm"
Beton 0,20 • 0,45 • 24,0 = 2,16 M
Schalung (0,20 + 2 • 0,45) • 3,0 = 3,30 „
Eisen 31 • 7 • 0,17 = 5,39 „
10,85 M
Die Ersparnis beträgt demnach 2,67 M/lfdm Balken.
Wie man aus den Ausführungen ersehen kann, ist die
wirtschaftlichste Form der Plattenbalken von der rich-
tigen Wahl der Betonspannung abhängig. Doch fehlt in
der Abhandlung noch die Angabe, welchen Grenzwert Ob
einnehmen muß, um das wirtschaftlich günstigste Profil
zu erhalten. Hierfür eine Formel aufzustellen, dürfte
zweifellos von Wichtigkeit sein, denn es würde dadurch
das zeitraubende Probieren zur Ermittlung der Beton-
beanspruchung vermieden. Um diese Frage zu klären,
eröffnen wir die Diskussion und bitten unsere Leser um
eine rege Beteiligung. Die Redaktion.
810
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 51
:::::::::: SOZIALE BEWEGUNG
Die Pensionsversicherung der Privatangestellten
Aus der Tagespresse wird man erfahren haben, daßi
Üas Pensionsversicherungsgesetz der Privatangestelltem
nunmehr Tatsache wurde. Wir können heute nicht darauf
zurückkommen, sondern gedenken das in mehreren Auf-
sätzen in nächster Zeit zu tun. Eins kann einen aller-
dings bedenklich stimmen, daß das Gesetz, auf das man
so viele Jahre mit gespannter Hoffnung sah, ohne Be-
geisterung und ohne impulsive Freude von den Angestell-
ten entgegengenommen wird. Man hat bei der Erledigung
des Gesetzes zu deutlich die Absicht empfunden, daß man
es fertigstellte, weil man nicht anders konnte. Die Pen-
sionsversicherungsfrage sollte man meinen, müßte nun-
mehr in den Hintergrund der Angestelltenbewegung treten.
tWir bezweifeln, daß das der Fall ist. Obwohl die Re-
gierung aller Kritik an dem Gesetz bis zum Jahre 1919
die Berechtigung absprechen wird, weil sie ja auf diesen
Termin erst die Möglichkeit einer Beurteilung verlegt hat,
wird sich trotzdem sehr bald die Empfindung Luft machen,
daß dieses Gesetz nicht der Weisheit letzter Schluß ist.
* *
Der Streik der Berliner Eisenkonstrukteure
Am Freitag trat in Berlin eine Versammlung der
Eisenkonstrukteure zusammen, um über die Beendigung
des Streikes zu beschließen. Wir können auf die Einzel-
heiten der Versammlung der Kürze der Zeit wegen nicht
eingehen und behalten uns das für eine der nächsten
Nummern vor. Für heute wollen wir mitteilen, daß die
zurückliegenden neun Wochen des Ausstandes kein Er-
gebnis zeitigten. Es ist bedauerlich, daß diese Bewegung
ohne Erfolg beendet werden muß, aber die schnelle Be-
endigung ist einem aussichtslosen Ringen durchaus vor-
zuziehen. Vor einiger Zeit wurde beschlossen, das Eini-
gungsamt nicht anzurufen, nachdem man sich wiederholt
um friedliche Verhandlungen mit den Arbeitgebern be-
mühte. Trotzdem glaubte man, der letzten Versammlung
noch einmal den Vorschlag machen zu müssen, das Eini-
gungsamt des Gewerbegerichts anzugehen. Nach längerer
Debatte wurde mit großer Mehrheit beschlossen, sich nicht
an das Schiedsgericht zu wenden. Man mußte sich nun-
mehr entscheiden, ob die Bewegung abzubrechen sei oder
nicht und für einen sofortigen Abbruch erklärten sich 97,
41 waren dagegen.
Damit ist eine Bewegung abgebrochen worden, die
das Interesse nicht nur der Nächststehenden, sondern der
ganzen Angestelltenbewegung beanspruchen konnte. Was
bleibt hiernach für uns zu tun übrig? lieber die Lehren
♦"dieses Streikes werden wir noch häufig reden müssen.
Für heute handelt es sich um praktische Maßnahmen.
Unsere Kollegen aus der Provinz sind verpflichtet, sich
auch jetzt noch nicht um die Berliner Stellungen zu be-
werben, damit die im Ausstand gewesenen Kollegen zu-
nächst untergebracht werden. Gelingt uns das, so ist
eine würdige Beendigung des Ausstandes garantiert. Die
Spuren werden umso schneller verwischt werden, je ein-
sichtiger die Beteiligten selbst sind, daß man nämlich
den verheirateten und älteren Kollegen zunächst die Mög-
lichkeit gibt, in ihre alten oder ähnliche Stellungen einzu-
rücken und daß nachdem erst der Rest untergebracht wird.
Wir hoffen, daß unsere Kollegen Verständnis für diese
Taktik besitzen, um eine verlorene Sache nicht noch emp-
findlicher zu machen.
ü H :: STANDESBEWEGUNG
Die Wertschätzung des Technikers
Wir hatten ,in jüngster Zeit wiederholt Gelegenheit,
gewisse Anmaßungen zurückzuweisen, die in Kreisen un-
seres Berufes breiten Raum gewonnen hatten und die sich
gegen die Techniker richteten, die ihre Ausbildung vor-
zugsweise auf technischen Mittelschulen genommen haben.
So befaßten wir uns in diesem Sinne mit den Bestrebungen
des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure, vor allen
Dingen aber auch mit der Auslassung eines Diplom-Inge-
nieurs in den „Berliner Neuesten Nachrichten". Wir
können heute erfreulicherweise ein Referat abvdrucken, das
auf der Tagung des Bundes Deutscher Architekten ge-
halten wurde und dessen Wortlaut wir der Neudeutschen
Bauzeitung entnehmen. Herr Architekt W^g"^''"^''^"!^"
übernahm das Referat zur Begründung eines Antrages,
daß der B. D. A. eine Denkschrift über die Ausbildung
der Privatarchitekten ausarbeiten soll. Uns interessiert
im besonderen der zweite Teil des Referats, weil dieser
ohne Einschränkung eine Anerkennung der Tüchtigkeit
jener Kreise ist, die namentlich in letzter Zeit ungerecht
behandelt und herabgesetzt wurden.
Herr Wagner äußerte sich folgendermaßen:
Gestern, bei den Verhandlungen, wurde ich durch die
Mitteilung überrascht, daß ich heute die Ehre haben würde,
bei meinen Ausführungen auch Gäste zu sehen. So hoch
ich die Ehre zu schätzen weiß, so groß war auch meine
Ueberraschung über die Mitteilung, und bedaure ich von
neuem, daß Herr Professor Seeßelberg, der zunächst das
Referat halten sollte, krankheitshalber unserer Tagung fern-
geblieben ist. Er ist ein glänzender Redner, und jetzt
müssen Sie mit einem ungewandten vorlieb nehmen. Hof-
fentlich gehen Sie mit mir nicht zu scharf ins Gericht!
Aber auch aus anderen Gründen bedaure ich das Fern-
bleiben von Herrn Professor Seeßelberg sehr. Ich be-
daure es, weil Herr Professor Seeßelberg von einem ganz
anderen Standpunkt aus, nämlich von dem Standpunkt
des Hochschullehrers, der ganzen Frage gegenübergetreten
wäre, während jch sie ja nur gewissermaßen von ferne
her beurteilen kann. Ich kenne das heutige Leben an
der Hochschule nur aus den Früchten, die sie gezeitigt
hat, aus den Leistungen der Jünglinge, die ich nach Ab-
schluß ihres Hochschulstudiums Gelegenheit hatte in mei-
nem Bureau bei ihren Arbeiten näher kennen zu lernen.
Wenn ich nun ein Urteil über die Hochschule fällen soll,
im Gegensatz zu der Zeit, als ich selber die Hochschule
besucht habe, so kann ich nur sagen, daß heute bereits
ein anderer Wind weht. Manche von den überflüssigen
Fächern, die uns noch auf der Hochschule quälten —
ich möchte nur an die Integralrechnung erinnern und Sie,
meine Herren Kollegen, fragen, wer jemals in seinem
Beruf Gelegenheit gehabt hat, die Integralrechnung an-
zuwenden — sind vom Lehrplan verschwunden ; andere,
die für unsere heutige Architektur von größter Wichtig-
keit sind, z. B. der Städtebau, sind an ihre Stelle ge-
treten. Die Entwurfsübungen sind andere geworden, die
umfangreiche Anwendung von Stegreifentwürfen geben
dem Schüler Anregung zur selbständigen Arbeit und da-
mit die Freude am Beruf, die echte, rechte Schaffensfreude,
die wir bei jedem Werk empfinden, und die uns immer
von neuem Kraft und Mut für neue Werke gibt.
Und wenn ich dennoch den Antrag eingebracht und
schon mehrfach öffentlich darauf hingewiesen habe, daß
eine Aenderung unserer Hochschulerziehung not tue, so
habe ich es doch aus innerster Ueberzeugung getan, aus
dem Wunsche, unseren Stand, unser Vaterland zu fördern.
Unsere Hochschulen haben zweifellos eine Reihe von
Mängeln. Vollkommen ist ja nichts auf der Welt. Diese
Mängel aber, glaube ich, liegen in der Hauptsache in dem
System, das verfolgt wird, das vom grünen Tisch aus
festgelegt wird : Die Hochschule erzieht Be-
amte, wir aber müssen fordern, daß sie Ar-
chitekten erziehe. Diese Forderung sind wir um
so schärfer auszusprechen berechtigt, seitdem nur ein ge-
ringer Teil der Hochschüler Staatsanstellung findet und
die meisten auf private Tätigkeit angewiesen sind. Bei
dieser geringen Zahl von Staatsarchitekten liegt der Ge-
danke sehr nahe, das Hochschulstudium so einzurichten,
daß unmittelbar keine Staatsbeamten aus der Hochschule
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
811
hervorgehen, sondern daß vielmehr bewährte Privatarchi-
tekten vom Staate veranlaßt werden, dauernd in seine
Dienste zu treten oder von Fall zu Fall für ihn zu wirken,
der Staat dagegen lediglich Verwaltungsbeamte anstellt.
Das würde eine klare Trennung geben, die Trennung
zwischen Verwaltungsbeamten und Künstlern. Bei jedem
anderen Künstlerberuf käme man gar nicht auf die Idee,
daß eine Verschmelzung wie bei unserer schönen Kunst
im Staatsbetriebe möglich wäre. Ich möchte nur einmal
ein Wort nennen, um das darin Ungewohnte zu charakteri-
sieren: „Regierungsmalreferendar", doch berührt dies frei-
lich eine Frage, die wohl das heutige Thema sehr nahe
angeht, die aber eingehender zu behandeln uns zu weit
führen würde. Zweifellos ist, daß bei einer Umwandlung
des ganzen Erziehungssystems in diesem Sinne nicht nur
w i r eine bessere Ausbildung erfahren würden, sondern
auch der Staat durch die freie Wahl seiner Mitarbeiter
ganz wesentliche Vorteile haben würde. Ich möchte aus-
drücklich betonen, daß dies eine Forderung ist, die wir
nicht vom Standpunkte der materiellen Erfolge zu stellen
haben, sondern allein aus dem Interesse, daß wir als
Staatsbürger an dieser Frage haben müssen. Es muß
dieses das Ziel sein, nach dem wir hinzustreben haben;
es ist eine notwendige Forderung für eine gesunde Weiter-
entwicklung.
Wenn wir uns nun klar werden wollen über die Wege,
die unsere Erziehung gehen soll, dann müs*i?n wir zuerst
die Ziele kennen und uns klar darüber sein, was man
von einem Architekten verlangen muß, und worauf sich
also eine gute Erziehung zu erstrecken hat. Wir, meine
Herren Fachgenossen, wissen es ja alle, wir wissen, was
unser Beruf, was das Leben von uns verlangt, und Ihnen
werde ich nichts Neues sagen. Aber in Anbetracht der
Gegenwart unserer verehrten Gäste ist es doch gut, es
in kurzen Worten auszusprechen. Zunächst also verlangt
das Leben von einem Architekten, daß er ein Künstler
sei, d. h., daß er künstlerisches Empfinden habe. Das
künstlerische Empfinden ist aber ein Geschenk
der Natur, es läßt sich weder erlernen noch erarbeiten;
wem es die Natur nicht in die Wiege gelegt hat, der wird
es nie erreichen und der wird nie ein guter Architekt
werden. Also fort von der Hochschule mit denen, die
nicht die Anlage zu künstlerischem Schaffen mitbringen.
Weiter aber verlangt der Beruf, daß wir auch gute
Techniker seien. Auch das ist nicht eine Wissenschaft,
die sich erlernen läßt, sondern es ist ein Wissen, das
man erarbeiten muß. Also fort von der Hochschule mit
denen, die ernste Arbeit fürchten. Sind diese beiden Grund-
formen des technischen Berufes erfüllt, dann erst kommt
das Leben mit seinen Forderungen : Kunst und Wis-
sen müssen in den Dienst der Allgemeinheit
gestellt werden. Dabei bildet aber dieses rein künst-
lerische und technische Vermögen nur die Grundlage für
die praktische Betätigung, die abhängig ist von
den wirtschaftlichen und sozialen Fragen,
die der Beruf mit sich bringt. Jedes Architekturwerk, mit
ganz geringen Ausnahmen, hat praktischen Zwecken zu
dienen, bei denen die wirtschaftliche Seite die erste Rolle
spielt. Das ist eine Tatsache, der sich sowohl der be-
amtete Architekt wie auch, und das in erster Linie, der
Privatarchitekt zu unterwerfen hat, eine Tatsache aber,
die von vielen unterschätzt wird, und auf deren Kenntnis
vornehmlich auf der Hochschule gar kein Wert gelegt
wird, während doch mit ihr der Ruf des Architekten steht
und fällt. Wer als Architekt in dem Ruf steht, unwirt-
schaftlich zu bauen, der kommt ins Hintertreffen, selbst
das bessere Kunstschaffen nützt ihm dabei nichts. Vor
allen Dingen kommt diese wirtschaftliche Tätigkeit in
Frage bei den großen volkswirtschaftlichen Pro-
blemen, zu deren Lösung der Architekt beizutragen hat.
Ich möchte nur erinnern an die Wohnungsfrage, die zum
größten Teil nur von uns gelöst werden kann; unsere
Tätigkeit ist dabei die praktische Durcharbeitung und Aus-
führung der Vorarbeiten, welche von Hygienikern und
Sozialpolitikern in theoretischen Erwägungen ausgeklügelt
werden. Der Architekt ist diesen Aufgaben aber nur ge-
wachsen, wenn er mit offenen Augen und offenem Herzen
die wirtschaftlichen und sozialen Fragen betrachtet und
behandelt und eingedenk ist der sozialen Mission, die zu
erfüllen er berufen ist. Nicht eine fröhliche Bil-
dermalerei ist unser Beruf, sondern eine
ernste soziale Arbeit.
Wenn all die Jünglinge, die auf die Hochschule ziehen,
sich die Tätigkeit des Architekten in dieser Weise klar
machen würden, so würde mancher, der später Schiff-
bruch leidet, doch vom Studium abgehalten werden. Da
möchte ich nun die Frage aufwerfen, wer besucht denn
eigentlich die Hochschule? Von einer ganzen Reihe
junger Architekten im ersten Semester sind doch nur sehr
wenige, die aus innerem Drange den Beruf gewählt haben.
Die meisten wissen eigentlich überhaupt nicht, was sie
studieren wollen, und wählen irgend ein Studium oft aus
reinen Zufallsgründen; so z. B. sagt sich der eine, ge-
baut wird immer, also werden auch immer Architekten
gebraucht; andere haben noch mehr egoistische Gründe
und denken, es ist doch viel schöner, im Bureau zu sitzen
und Bilder zu malen, als im Aktenstaub ein trübseliges
Dasein zu führen. Wieder andere erwählen das Studium
lediglich, weil ein guter Freund gerade Architektur stu-
diert, oder irgend ein Verwandter ein stark beschäftigter
Unternehmer ist. Kurz und gut, es sind die verschieden-
sten Gründe, die die Architekturjünger in die Hochschule
treiben, und kaum einer ist sich der Mission bewußt, die
seiner wartet. Deshalb aber hat die Hochschule die Pflicht,
möglichst frühzeitig ihre Schüler auf diese Mission auf-
merksam zu machen. Es wird den ersten Semestern die
Aufgabe zufallen, den Schülern die Augen zu öffnen, da-
mit sie noch frühzeitig die Fehler einer falschen Berufs-
wahl erkennen und möglichst frühzeitig umsatteln können.
Das ist nicht nur zum Segen für die Schüler selber, es
ist auch zum Segen für die Hochschule. Die übrigen
können dann besser für den Lebensberuf vorbereitet wer-
den. Mit offenem Auge und klarsehend soll schon der
Mulus auf die Hochschule kommen, im vollen Bewußt-
sein dessen, was das Leben von ihm erv/artet!
Dazu aber gehört eins: die Hochschullehrer müssen
nicht nur treffliche Theoretiker, sondern sie müssen in
erster Linie gute Architekten sein. Meiner Meinung nach
aber ist dies nur möglich, wenn sie eine dauernd intime
Fühlung mit der Praxis behalten, d. h. wennderHoch-
schullehrer selber Bauten ausführt. Als ich
vor einigen Monaten einem Hochschullehrer gegenüber
diesen Gedanken aussprach, warf er mir ein, was denn
der B. D. A. dazu sage. Ich lege daher Wert dar-
auf, an dieser Stelle es mit allem Nachdruck
auszusprechen, daß der Bund in einer mög-
lichst guten Ausbildung des Architektur-
nachwuchses nur Vorteil für sich ersehen
kann, daß dazu ferner aber vor allen Dingen
die Frischerhaltung der Lehrkräfte notwen-
dig ist und daß diese nur möglich ist bei
einer praktischen Tätigkeit der Hochschul-
lehrer. Der Hochschullehrer muß an jenen wirtschaft-
lichen Fragen mitarbeiten, er muß diese sozialen Probleme
zu erfassen und durch die praktische Durcharbeitung und
Ausführung zu fördern und zu klären suchen. Dann wird
das Studium auch für die Schüler Leben erhalten. Sie
werden häufig Gelegenheit haben. Bauten zu sehen, Kon-
struktionen in der Wirklichkeit, nicht nur theoretisch
kennet! zu lernen, selbst aber praktische Erfahrungen zu
sammeln und sich damit ein Wissen zu erarbeiten, wel-
ches noch gesteigert wird durch das Interesse, das sie
an der praktischen Tätigkeit finden. Der häufige Besuch
der Baustelle und das Interesse, das sie selber an dem
Bau ihres Lehrmeisters gewinnen, wird ihnen Freude
machen und ihnen Liebe und Lust für unsere Arbeit wecken.
Nun möchte ich etwas aus der Schule plaudern! Hof-
fentlich nehmen mir es die Herren, an die ich dabei
denke, nicht übel! Vorher sagte ich bereits, daß ich schon
vielfach Gelegenheit gehabt habe, Herren, die von der
812
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 51
Hochschule kommen, teils als Aushilfe in den Ferien, teils
in ihrem dritten Ausbildungsabschnitt als Regierungsbau-
führer in meinem Bureau zu beschäftigen. Fast ein Dutzend
solcher Herren ist bei mir gewesen. Alle waren gute,
zum Teil sogar sehr gute Zeichner, aber einen
gleichen Fehler hatten sie alle bis auf einen, trotzdem
sie von vier verschiedenen Hochschulen stammten: es
fehlte ihnen die Kenntnis der einfachsten
Konstruktionen, und bei diesem einen war die Aus-
nahme auch erklärlich, er war der Sohn eines großen
Bauunternehmers. Alle diese Herren suchten Schwierig-
keiten, wo keine zu finden waren, und wandten die schwie-
rigsten Konstruktionen bei den einfachsten Verhältnissen
an. Auch noch ein Fehler zeigte sich fast allgemein.
Ich habe den Herren zu Beginn ihrer Tätigkeit gewöhnlich
ein kleines Objekt ^ur Bearbeitung gegeben, das mir be-
sonders interessant erschien. Einmal tat ich es, um ihr
Interesse an der Arbeit zu wecken, dann aber auch, um
selber einen Ueberblick über ihre Leistungen zu erhalten.
Der Erfolg war mit wenigen Ausnahmen der gleiche. Die
Herren hatten erstens kein Empfinden für den Maßstab
des Bauwerks in bezug auf seine Umgebung, und zwei-
tens wollten sie es gewöhnlich viel zu schön machen.
Beides hat meines Erachtens einen Grund: den Herren
fehlt die bewußte Unterordnung ihres Werkes unter
die vorhandene Umgebung, sie haben Reißbrett-
architektur getrieben ohne Rücksicht auf
den Platz. Sie verfielen in den Fehler, unter dem
ja leider unsere heutige Architektur noch sehr viel zu
klagen hat, die Sucht, durch das eigene Werk Vorhandenes
zu überbieten. Und weiter: gerade die Fragen, die heute
unsere wichtigsten Architekturaufgaben ausmachen, waren
kaum auf der Hochschule berührt worden, das sind der
Kleinwohnungsbau und der Bau industriel-
ler Anlagen. Für mich ist gerade dieses ein Zeichen
dafür, daß die Hochschulen mit dem Leben nicht Schritt
gehalten haben. Ich wies vorher mit Absicht auf die
soziale JVlission hin, deren Erfüllung uns bei der Woh-
nungsfrage obliegt, und möchte hier jetzt der Ueberzeu-
gung Ausdruck geben, daß das Erfüllen dieser Mission,
erst möglich sein wird, wenn die Hochschulen mit all
den Hilfskräften, die ihnen zu Gebote stehen, der Fragen
sich angenommen haben. Wir brauchen nur einmal daran
zu denken, daß in Preußen 92 Prozent aller steuerpflich-
tigen Einwohner ein Einkommen haben, das 3000 M nicht
übersteigt und infolgedessen auf die Kleinwohnungen an-
gewiesen sind. Es gehört das also zu den wichtigsten
Bauaufgaben, die wir zu lösen haben — — und auch
zu den schönsten. Ich möchte nur auf die Gartenstadt-
bevi'egung hinweisen, — welche schönen Aufgaben und
welch reiches Feld sozialer Tätigkeit! Und als letztes:
die Herren hatten eine große Scheu vor Anschlag
und Massenberechnung. Die Scheu ist mir er-
klärlich, ihnen fehlte vollkommen die Uebung, ja manche
wußten kaum, was eigentlich eine Massenberechnung ist,
wenigstens zeigten sie das größte Ungeschick beim Auf-
stellen derselben. Auch dieses ist eine Frage, der ich
die größte ^Wichtigkeit beilegen muß. Erst durch einen
genauen Ueberblick über die im Gebäude befindlichen
Massen und die dadurch bedingten Kosten werden die
Grundlagen für ein wirtschaftliches Bauen ge-
geben. Wir haben gerade in dieser Beziehung in den letzten
Jahren merkwürdige Erfahrungen machen müssen. Ich
möchte nur an den Streit erinnern. „Massenmiethaus oder
Einzelhaus", einen Streit, der sich, unter Voraussetzung
guter Grundrisse, nach den neusten Ergebnissen woh! ciii-
wandfrei entgegen den üblichen Anschauungen zu Gun-
sten des Einfamilienhauses entschieden hat. Das alles
sind aber Fragen, die nach Möglichkeit bereits in den
Hör- und Uebungssälen der Hochschule hätten erledigt
werden müssen ! Ein Semester hindurch zwei
Stunden Kolleg über Anschlag und Massen-
berechnung und zwar ohne nennenswerte
Ucbungen, charakterisiert den Wert, den
man diesen Fragen beilegt.
Alle diese Gründe bringen mich dazu, als Arbeiter
für mein Bureau einen Techniker, der die technische Mittel-
schule besucht hat, größtenteils einem Hochschüler vor-
zuziehen. Das hat aber allein darin seinen Grund, daß
den Hochschülern eine geeignete feste Grundlage fehlt.
Der allereinfachsten und landläufigsten
Fragen sind sie nicht sicher. Sie haben vieles
gelernt, alle Anerkennung vor dem theoretischen Wissen,
sie kennen die schwierigsten Konstruktionen, aber sie
denken nicht daran, daß diese nur Ausnahmen und nicht
die Regel bilden. Mir würde daher eine Ausbildung, die
sich in der ersten Zeit der einer technischen Mittelschule
anschließt, als durchaus notwendig erscheinen; auf dieser
Grundlage erst hätte sich dann das Studium aufzubauen
und zu vertiefen.
Ich sehe den Unterschied der Hochschultätigkeit bis-
her mit dem, was mir als wünschenswert erscheint, in
der Gegenüberstellung der Leiden Begriffe, die ich mehr-
fach bereits erwähnte, dem Erlernen und dem Er-
arbeiten. Das bisherige Streben der Hochschule ist
auf das Erlernen von theoretischen Wissenschaften ge-
richtet, von Wissenschaften, in denen man im Examen
glänzen soll und auf die mechanische Herstellung einer
großen Zahl von Zeichnungen. Je mehr Blätter und je
eindrucksvoller sie dargestellt sind, desto besser. Es war
mir interessant, von einem Diplom-Ingenieur, der jetzt
vor einem Jahr seine Diplomprüfung abgelegt hat, zu
hören, daß er zu der Prüfung 186 Blatt Zeichnungen
vorgelegt hat. Er hat damit aber in seinem Jahrgang
nicht einmal den Rekord geschlagen, die größte Zahl der
von einem Einzelnen vorgelegten Blätter waren rund 240.
Was ist das für ein Unsinn! Es ist klar, daß eine solche
Forderung von der Hochschule nicht gestellt war, und
daß diese Jünglinge mit sehr viel weniger Blättern aus-
gekommen wären, vielleicht sogar ein noch besseres
Examen gemacht hätten. Aber schon daß es zulässig ist,
soviele Blätter überhaupt vorzulegen, läßt tief blicken.
Macht einer es vor, die andern können sich dem kaum
entziehen. Hätten sich die jungen Fachgenossen in der
Zeit, in der die unnützen Blätter verfertigt wurden, auf
den Bauten herumgetrieben, sie hätten mehr davon ge-
habt. Denn daß das alles, was auf den Zeichnungen ge-
standen hat, verdaut ist, erscheint mir ausgeschlossen:
Die Herren mögen es gewußt haben, als sie die Zeich-
nungen anfertigten, das wollen wir annehmen, sie
mögen es noch gewußt haben, als sie die Zeich-
nungen einreichten, das wollen wir hoffen, aber daß das
Wissen auch jetzt noch, ein Jahr nach dem Examen, an-
hält, erscheint mir ausgeschlossen. Was nützt aber ein
Wissen, das in so kurzer Zeit verraucht ist. Es nützt
nur das Wissen, das auf eigenen Erfahrungen sich auf-
baut, das erarbeitet ist. Dazu gehört aber nicht Ab-
geschlossenheit und ein künstliches Fernhalten vom Leben,
dazu gehört das Leben, der Kampf des Lebens. Und das
wieder auf die Hochschule angewandt: die Jünglinge
müssen hinein ins Leben, unter der Führung ihres Lehrers!
So viele Aufgaben gibt es, die sich der Hochschule bieten,
ich möchte nur an die Tätigkeit der Bauberatungsstellen
erinnern, wo dem Lehrer wie dem Schüler eine schöne
segensreiche Arbeit sich bietet. Hinaus aus den dumpfen
Lehrsälen in die freie Gottesnatur, hinaus in die Städte
und Dörfer, dort die Bauten studiert und treu mitgeholfen
an dem Schutz des Landes, an dem, was wir unter dem
Worte ,, Heimatschutz" zusammenfassen. Mannigfach sind
die Aufgaben, die sich dabei bieten, und segensreich für
unsere Kultur kann dann die Hochschule als geschlossene
Gruppe werden.
Und wieder merkwürdig: bisher steht im Zusammen-
hang mit einer Hochschule nur eine einzige Bauberatungs-
stelle. Ich bedaure dieses tief, weil mir gerade die Hoch-
schule berufen erscheint, die Führung in dieser Bewegung
zu übernehmen. Jetzt ruht diese ganze Tätigkeit auf dem
idealen Streben einer Reihe von Privatarchitekten, die
selber schon genug zu tun haben mit dem Kampf um
ihre Existenz. Hier aber scheint mir das Feld für eine
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
813
Hochschultätigkeit zu liegen, sowohl fördernd dem großen
Publikum gegenüber wie auch, und das vor allem, als
Lehrmittel für die Schüler. Gerade diese werden es mit
größter Dankbarkeit begrüßen, wenn sie sich vor prak-
tische Aufgaben gestellt sehen.
Daß dieses alles Fehler sind, die einer ernsten Prüfung
wert erscheinen, glaube ich, werden Sie alle zugestehen,
doch kann ich unmöglich mit praktischen Vorschlägen für
eine solche Umwandlung kommen. Ich übersehe auch
nicht, wieweit die Forderungen gehen sollen. Es gibt
darin viele verschiedene Anschauungen, denen diejenigen
huldigen, welche eine Umgestaltung der Hochschule wün-
schen: die einen, die ganz Radikalen, wollen von der
Hochschule überhaupt nichts wissen und auf die Aus-
bildung in Architekturschulen, wie z. B. Düsseldorf, und
in Meisterateliers hinaus: ein trefflicher Gedanke, ernster
Ueberlegung wert, der nur den Nachteil hat, daß er ganz
mit der geschichtlichen Entwicklung abbricht und infolge-
dessen nur sehr schwer in den Verwaltungskreisen Gegen-
liebe finden wird. Andere wollen auf Grund der bestehen-
den Ordnung eine möglichst schmerzlose Aenderung von
Lehrplan und Lehrmethode, im Grunde aber Beibehaltung
des üblichen Entwicklungsganges, die dritten, die da-
zwischen stehen, wünschen eine grundlegende Aenderung
des Geistes der Hochschule unter sinngemäßer Umwand-
lung der Lehrpläne, aber bei äußerlicher Beibehaltung der
geschichtlich gewordenen Form. Für den Bund diese
Fragen zu entscheiden, dürfte die Gelegenheit noch nicht
gekommen sein; es bedarf einer sehr eingehenden Vor-
arbeit, einer Vorarbeit, die er sogar zweckmäßig gemein-
sam mit anderen großen Organisationen machen würde.
Ich denke dabei besonders an den Verband deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine, an den Werkbund und
an Interessentengruppen, wie z. B. den Bund der Indu-
striellen, der ja, besonders was Wohnungswesen und in-
dustrielle Anlagen betrifft, ein ganz lebhaftes Interesse
daran haben müßte. Ich habe daher in meinem Antrag
den Gedanken des Zusammenschlusses größerer Verbände
bereits zum Ausdruck gebracht.
Nun lassen Sie mich zum Schluß kommen. Ich hoffe,
daß Sie mit mir der Ueberzeugung geworden sind, daß
eine Aenderung in der Erziehung nottut zur Hebung un-
seres Standes, zur besseren beruflichen Fortbildung un-
seres Nachwuchses. Das ist es aber nicht allein, was
uns zu solchem Vorgehen veranlassen soll. Wir sollen
vor allen Dingen ganz allgemein an das Wohl des Staates
denken, nicht nur im Zusammenhang mit unsern eigenen
Standesinteressen, und da müssen wir hervorheben, daß
uns auch an der Hochschule die staatsbürgerliche
Erziehung fehlt, wir genießen jetzt wohl auf der Hoch-
schule eine Erziehung, die auch staatswissenschaftliche
Fächer berührt. Aber das genügt nicht, wir brauchen
auch hier nicht das Erlernen einer Wissenschaft, sondern
das Erarbeiten eines Wissens der Praxis für unsere Be-
tätigung als Staatsbürger. Wir werden heute nur
erzogen, weil wir Staatsbürger sind, nicht
aberwerdenwirerzogen,aufdaßwirStaats-
bürger im edelsten Sinne des Wortes wer-
d e n. Die politische Tätigkeit des Architekten, auf die
Herr Professor Neumeister hinwies, ist bereits ein Teil
der staatsbürgerlichen Betätigung. Ich habe auf unsere
soziale Mission verwiesen, das bewußte Erkennen dieser
Mission deckte sich bereits mit dem Erkennen des staats-
bürgerlichen Berufes. Mögen alle unsere Fachgenossen,
mag vor allen Dingen unser Nachwuchs dieses Berufes
eingedenk sein, zum Wohle unseres Standes und vor allen
Dingen zum Wohle unseres schönen deutschen Vaterlandes !
* «
Von der Lage unseres Berufes
Mehrere Zeitungsausschnitte, die uns dieser Tage in
die Hände kamen, sind wieder einmal sehr bezeichnend für
unsere Berufsverhältnisse. Da lesen wir z. B. in Nr. 270
des „Hannoverschen Anzeigers" folgendes Stellengesuch:
t Bautechniker (M.), Abs. e. Baugewerk-
schule, 25 J. alt, 9 J. praktisch, w. schon
auf Bureau war, sucht Stellg. auf Bureau
od. Baustelle. Gehalt 80 Mk. per Monat.
Offerten unter S. 752 bef. d. Exped. ds. Bl.
Wir meinen, schon die einfache Ueberlegung, daß eine
so niedrige Gehaltsforderung schwerlich als Empfehlung
für einen Mann gelten kann, der neun Jahre praktisch
und auch schon auf dem Bureau tätig gewesen ist, hätte
den Kollegen davon abhalten müssen, andere zu unter-
bieten. Warum, so fragt man sich, ist der dann nicht
lieber als Maurer weiter tätig geblieben? Muß er sich
nicht selbst sagen, daß er sich unter diesen Umständen
besser gestanden hätte? Hier sehen wir wieder, was wir
noch an Aufklärungsarbeit leisten müssen und wie wichtig
es ist, daß diese bereits an der Schule einsetzt, um schon
den Anfänger zu der richtigen Selbsteinschätzung zu er-
ziehen.
Der Weg zur Organisation ist häufig mit unnützen Aus-
gaben für Inserate Stellungsuchender gepflastert. Hilft
eine gewöhnliche Anzeige nichts, so versuchen es Nicht-
organisierte dann häufig mit irgend welchen Belohnungen,
die sie in den Zeitungen ausschreiben. Zu dieser Kate-
gorie gehört auch das folgende Inserat, das wir der Nr. 335
der „Berliner Morgenpost" entnehmen:
50,00 Mark,
wer mir Stellung als Bautechniker besorgt.
Offerten ,,F. R. 366", Morgenpost, Char-
lottenburg.
Wir wissen nicht, ob es schon jemandem gelungen ist,
auf diesem leider nicht mehr ungewöhnlichen Wege eine
Stellung zu erhalten. Aber daß die Organisation die Mög-
lichkeit bietet, auf bedeutend billigerem und mindestens
ebenso sicherem Wege das Ziel zu erreichen, sollte doch
nachgerade jedem klar geworden sein.
Gleich darunter lesen wir in derselben Nummer der
„Morgenpost" :
Aelterer Bautechniker
sucht Stellung im Bureau oder als Polier
auf dem Bau. Wochenlohn 30 M. Offerten
„F. R. 365", Morgenpost, Charlottenburg,
Berliner Straße.
Entweder ist der Inserent ein Arbeiter, der sich un-
berechtigterweise Bautechniker nennt, oder aber — was
wir für wahrscheinlicher halten — , auch er leidet unter
der Misere, die heute unseren Berufsgenossen droht, wenn
sie ein gewisses Alter überschritten haben. Daß dieser
Zeitpunkt sogar sehr früh eintritt, beweist wiederum das
Inserat. Zum Polier fühlt sich der Suchende noch rüstig
genug. Ein trauriges Streiflicht auf unseren Beruf. Also
deswegen die mehrjährige praktische Tätigkeit, deswegen
das lange, kostspielige Studium an der Baugewerkschule,
um im Alter dem Beruf zu entsagen und wieder als Arbeiter
das tägliche Brot zu verdienen!
Wenn wir solchen Zuständen vorbeugen wollen, so
müssen wir uns immer wieder vorhalten, daß der Einzelne
diesen Verhältnissen machtlos gegenübersteht und hier nur
die Organisation Wandel schaffen kann. Pflicht eines jeden
Kollegen ist es, diese Erkenntnis weiter zu verbreiten.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen, daß der Kampf um
die Sicherstellung unserer Zukunft nicht erlahme. Mf.
* *
*
Der B. t.-i. B. „vergleicht"!
Seit dem 7. ordentlichen Bundestage vom September
dieses Jahres macht die „l.-B.-Z." ausgiebig Reklame mit
den neuesten Sätzen der Stellenlosen-Unterstützung des
B. t.-i. B., indem sie in fast jeder Nummer die erste Textseite
zum Abdrucke eines sogenannten Vergleiches der Leistun-
gen der Stellenlosen-Unterstützung benutzt, wie sie vom
Bund und irgendeiner anderen Berufsorganisation gezahlt
werden. In Nr. 27 vom 24. November besaß die „I.-B.-Z."
814
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 51
die Liebenswürdigkeit, zu diesem Vergleich die Stellen-
losen-Unterstützung des D. T.-V. heranzuziehen. Die
Oegenüberstellung vermeidet so geschickt alles, was diese
zu einem Vergleich ausbauen könnte, daß für naive Ge-
müter wirklich die Vermutung nahe liegt, daß die Unter-
stützungssätze des Bundes ganz erheblich günstiger wären,
wie diejenigen des Verbandes.
Eine Stellenlosen-Unterstützung ist ohne Zweifel eine
„Versicherung" für uns, nicht im rechtlichen aber tech-
nischen Sinne. Wenn man also die Leistungen einer
solchen Versicherung mit den Leistungen der Konkurrenz
vergleichen will, so muß man, wie in jedem anderen ähn-
lichen Falle, die Leistungen mit den Beiträgen in Be-
ziehung setzen. Da der B. t.-i. B. bei diesem Verfahren
jedoch nicht mitkommt, hat er es klüglich unterlassen.
Die Geschichte des B. t.-i. B. beweist aber, daß auch
ihm die notwendige Beziehung zwischen Leistung und
Gegenleistung bekannt ist, denn bis zum 30. September
dieses Jahres gab es bei ihm Mitglieder, die durch Zahlung
von 12 M außerordentlichen Beitrages sich ein Anrecht
auf höhere Leistungen für den Fall der Stellenlosigkeit er-
werben konnten.
Es ist unverständlich, wie der Bund darauf hinweisen
kann, daß die Auffassung des D. T.-V. über Stellenlosen-
Unterstützung eine Wandlung durchgemacht habe, wäh-
renddem es doch nicht weniger bekannt ist, daß eine solche
Wandlung beim Bund ebenso zu konstatieren ist. Sehen
wir uns die Satzung des B. t.-i. B. vom Oktober 1907 darauf-
hin an, so werden wir finden, daß der B. t.-i. B. bei 24 M
Beitrag seinen Mitgliedern in den ersten fünf Jahren der
Mitgliedschaft weniger Stellenlosen-Unterstützung in Aus-
sicht stellte, als der D. T.-V. mit damals 13 M Beitrag.
Die höheren Sätze des B. t.-i. B. vom 6. bis zum 9: Mit-
gliedsjahr können dabei tatsächlich außer Betracht bleiben,
da auch für die Gründungsmitglieder des B. t.-i. B. diese
Sätze einen Zukunftswechsel mit zu langer Frist bedeuteten.
Allmählich schien man dieses Mißverhältnis beim
B. t.-i. B. eingesehen zu haben und erhöhte dann die Sätze
so, daß man dem D. T.-V. in dieser Beziehung annähernd
nachkam.
Durch die auf unserem Verbandstag in Stuttgart be-
schlossene Erhöhung der Beiträge waren wir in der Lage,
unsere Stellenlosen-Unterstützung zu erhöhen. —
Die Januarbeschlüsse unseres Gesamtvorstandes schei-
nen auf dem 6. ordentlichen Bundestag einigen Einfluß aus-
geübt zu haben, denn man beschloß dort, die bisherigen
Unieistützungssätzc von 30 bis 75 M auf 60 bis 105 M zu er-
höhen, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß der
tu
Die Stellenlosenunterstützung beträgt:
Bisher
bezalilte
Die Höchst-
summe der
Unterstützung
beträgt im Ver-
hältnis zu den
geleisteten BeiT
trägen in "o
glieds-Al
Jahre
pro Monat
Mk.
auf die
Dauer von
M iia'eii
im Höchstfalle
Mk.
Beiträge
Mk.
s
T.D.V.
B.t.^LB;
T.D V.
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D.T.V.
03
cd
D.T.V.
od
cd
D.T.V.
cd
cd
1
45.-
75.-
3
3
135.-
225.-
18
36
750
625
2
52.50
82,50
3
3
157.50
247.50
36
72
437
344
3
60.-
90,-
! 3
3
180.-
270 -
54
108
333
250
4
67.50
97.50
3
3
202.50
292.50
72
144
281
203
5
75.-
105.-
3
3
225.-
315.-
90
180
250
175
6
82.50
112.50
3
3
247.50
337.50
108
216
229
156
7
82.50
120.-
4
3
330.-
360.-
126
252
262
143
8
90.-
120.-
4
3'/^
360.-
420.-
144
288
250
146
9
90.-
120.-
5
4
450.-
480.-
162
324
278
148
10
90.-
120.-
6
4V.
540.-
540.-
180
360
300
150
11
90.-
120.-
6
5
540.-
600.-
196
396
275
151
12
90.-
120.-
6
57,
540.-
660.-
216
432
250
153
13
90.-
120.-
6
6
540.-
720.-
234
465
231
154
im Mittel
317
215
7. ordentliche Bundestag eine Erhöhung des Beitrages
um 50 o/o beschUeße.
Inzwischen traten unsere im Januar beschlossenen er-
höhten Sätze in Wirksamkeit und es konnte somit der
7. ordentl. Bundestag, wollte er die Stellenlosen-Unterstütz-
ung des B. t.-i. B. von derjenigen des D. T.-V. nicht voll-
ständig in den Schatten stellen lassen, nicht anders, als
die im Frühjahr in Aussicht genommenen Sätze nochmals,
ehe sie überhaupt in Kraft getreten waren, zu erhöhen.
Eine wirklich objektive Gegenüberstellung der Leistungen
des B. t.-i,B. und D. T.-V. zeigt die vorstehende Tabelle.
Der B. t.-i. B. ist damit, seiner eigenen Ueberzeugung
nach, bis an die äußerste Grenze des für ihn Möglichen
gegangen. Anders ließ es sich nicht erklären, daß die Sätze
bei dem Einheitsbeitrag von 36 M teilweise ungünstigere
sind, wie die alten Sätze für die freiwilligen 36-Mark-
Zahler.
In der Gegenüberstellung in Nr. 27 der I.-B.-Z. ist das
Alter der Verbände mit 7 bezw. 27 Jahren angegeben, damit
ist jedem, der es sehen will, der Nachweis erleichtert, daß
es beim B. t.-i. B. notwendigerweise z, Zt. überhaupt keine
Mitglieder geben kann, die in den Genuß seiner sechs
höchsten Sätze der Stellenlosen-Unterstützung kommen.
Also auch hier müssen wir konstatieren, daß die mit den
neuesten Stellenlosen-Unterstützungssätzen gemachte Re-
klame nur mit einem Wechsel auf die fernste Zukunft ge-
stützt wird.
Ganz abgesehen davon, daß unsere Mitglieder z. Zt.
halb sovjel Beiträge bezahlen wie die Mitglieder des B.
t.-i. B. und daß dieses .Verhältnis auch für unsere alten
Mitglieder in früheren Jahren mit einem Beitrag von 10,
13 und 14 M gegenüber den Beitragszahlungen der Bundes-
mitglieder ein ähnliches war, haben wir in unseren Reihen
tatsächlich Mitglieder, denen eine Stellenlosen-Unter-
stützung in der Gesamthöhe von 540 M zusteht, während
die größte Leistung beim Bund z. Zt. die ist, daß er einem
stellenlosen Kollegen im Laufe dreier Monate 360 M be-
zahlen muß.
Außerdem sind die Bedingungen zur Beanspruchung
der Stellenlosen-Unterstützung beim D. T. - V. wesent-
lich kulantere als beim B.t.-i.B. Die Bundessatzung
stellt demjenigen die Unterstützung in Aussicht, der vorher
sechs Monate gegen Gehalt angestellt war, währenddem
die Verbands-Stellenlosen-Unterstützung bereits eintritt,
wenn eine dreimonatliche Stellungsdauer nach-
gewiesen wird.
Wenn die „I.-B.-Z." also hervorhebt, „der D. T.-V.
versucht dem B. t.-i. B. Konkurrenz zu machen, schafft es
aber nicht", so ist das eine Verdrehung von Tat-
sachen, wie wir sie der „I.-B.-Z." schon des öfteren
nachgewiesen haben, ohne jede dazu sich bietende Ge-
legenheit aufzugreifen.
Wir hätten auf diese Richtigstellung verzichtet, wenn
wir nicht glaubten, insbesondere unseren jüngeren, weniger
unterrichteten Mitgliedern eine Klarstellung der Verhält-
nisse in dieser Beziehung schuldig zu sein. Die „Auf-
machungen" des B. t.-i. B. sind sonst zu fadenscheinig, um
ernster genommen zu werden. Lg.
:: :: H :: :: :: BRIEFKASTEN :: H :: :: :: ::
Nur Anfragen, denen Rückporto beilegt und die von allgemeinem
Interesse sind, werden aufgenommen. Dem Namen des tinsenders sind
VC o Ii n u n g und Ai i t g I i e d n u in m e r hin^U/'ufügen, Aiifr.igen nach Bezugs- ■
quellen und Büchern werden unparteiisch und nur schriftlich erteilt, tine
Rücksendung der Manuskripte erfolgt nicht. Schlußtag für Einsen-
dungen ist der vorletzte Diiiiiierstag (mittags 12 Ulli) vor lirs^ heinen des Heftes
in dem die Frage erscheinen soll. Eine Verbindlichkeit für die Aufnahme,
für Inhalt und Richtigkeit von Kragen und Antworten lehnt die Schrift-,
leitung nachdrüi kill h ab. De zur triäiiterung der Tr.igcn notweniligen Druck-.
• töclce zur Wiedergabe von Zeichnungen mu8 der Fragesteller vorher befahlen.
Technik
Frage 230. (Wiederholt.) Durch richterlichen Vertrag habe
ich meinen Nachbar gestattet, gegen den Brandgiebel
meines Hauses zu bauen. Hat der Nachbar durch diese Er-
laubnis das Recht erworben, diesen Brandgicbel als Abschluß
für die Räume seines Gegenbaues zu benutzen, und muß ich
Heft 51
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
815
infolge des Vertrages bei einem etwaigen Abbruch meines
Hauses den Brandgiebel zum Schutze für die Räume seines
Gebäudes stehen lassen? Letzteres wäre m. E. wohl nur der
Fall, wenn ich dem Nachbar ausdrücklich das Mitbenutzungs-
recht an meinem Brandgiebel eingeräumt hätte.
Frage 281. Bei Abbruch meines eingebauten Wohnhauses
zeigte sich der Giebel nach dem Abtragen der Vorder- und
Hintermauer schadhaft. Der Giebel steht auf meinem eigenen
Grund, ist mein Eigentum und dient als Abschluß für die
Räume meines Nachbars. Ich mußte nun den Giebel auf Ver-
anlassung der Baupolizei abbrechen. Habe ich nun die Kosten
zum Wiederaufführen des Giebels allein zu tragen oder muß
mein Nachbar die Hälfte beisteuern?
Frage 282. Ist das Dichten von Tonröhren, die im sandigen
Boden verlegt werden, mit Zement ohne Teer- oder Weißstrick
vorteilhafter als ein Vergießen der Muffen mit flüssigem
Asphalt und Teerstrick? Welche Erfehrungen haben ferner
Kollegen beim Muffendichten von Mannesmanndruckröhren aus
Stahl mit sogenannter Bleiwolle gemacht?
Frage 283. Ich will von einem älteren Herrn mit Voll-
bart eine Gipsgesichtsmaske abnehmen. Welche Mittel hat man,
um den Bart zu präparieren, so daß er seine natürliche Form
und Farbe behält und sich der Gips nach dem Abbinden leicht
lösen läßt? Da die Maske nicht in einem Stück angefertigt
werden kann, bitte ich noch angeben zu wollen, in welcher
Weise oder mit welchen Mitteln man die Trennung der ein-
zelnen Teile vornehmen kann.
Frage 284. An einem Brückenbau kommen drei Pfeiler
vor, die z. T. im Fluß, z. T. auf den Ufern stehen, aber
20 cm vom Wasser überflutet werden. Es sind 15 cm starke
Spundbohlen eingerammt. Meiner Ansicht nach ist nun die
ganze Ausschachtung, da das Terrain unter dem Wasserstand
des Flusses liegt, als Ausschachtung unter Wa s s e r an-
zusehen. Die Bauleitung will die Ausschachtung erst von dort
ab als „u n t e r W a s s e r" ausgeführt ansehen, wo der Wasser-
andrang von unten her so stark wird, daß man Pumpen zur
Wasserhaltung aufstellen muß. Ich bitte um Auskunft, wie es
bei anderen ähnlichen Bauten Brauch ist? ;
Frage 285. A, erbaute im Jahre 1897 ein zweigeschossiges
Haus 3 m von der Grenze des B. entfernt und legte nach dieser
Seite hin im Erdgeschoß Fenster für eine Werkstätte an. B.
erbaut in diesem Jahre ein dreigeschossiges Haus auf der
Grenze, was auch die Baupolizei genehmigte. Als nun B. den
Giebel des Dachgeschosses hochführen will, legt ihm A. den Bau
still mit der Begründung, es würde ihm durch den hohen Giebel
das Licht genommen, weil er nicht mehr vom Fenster des Erd-
geschosses aus den Himmel sehen kann. Das Objekt liegt im
Regierungsbezirk Arnsberg, Provinz Westfalen. Darf B. nun
nicht höher bauen wie A. verlangt oder darf B. so hoch bauen
wie ihm die Baupolizei genehmigt? Sind hierüber schon ge-
richtliche Urteile herbeigeführt? Im bejahenden Falle wann
und wo? Wie würde sich die Sache verhalten, wenn das
Objekt an der linken Niederrheinseite läge?
Frage 286. In einem neuerbauten Hause ist ein Schorn-
stein mit angebautem Luftschacht schlecht ausgeführt, innen
nicht gezogen und rauh. Der Schornstein zieht nicht oder wenig
und saugt oft nach unten, so daß die im Obergeschoß an-
geschlossenen zwei Oefen nicht brennen. Die Rauchgase drin-
gen in die Zimmer des Obergeschosses. Der Kaminschieber wird
warm. Der Rauchschacht ist untersucht und frei. Etwa 1^/4 m
ist schon aufgesetzt (Mauer und Rohr). Um den Querschnitt
zu vergrößern, wurde im Keller die Zunge von Rauch- und Luft-
schacht auf 1/2 m Länge herausgenommen. Der Luftschacht
zieht. Im Erdgeschoß angeschlossene Oefen brennen, im ersten
Obergeschoß weniger gut und oben gar nicht. Welche Mittel
kann man anwenden, um hier Abhilfe zu schaffen?
Frage 287. Für einen größeren Saal soll ein eichener
Tafelparkettfußboden geliefert werden. Der bauleitende Archi-
tekt hat vorgeschrieben, daß dieser Fußboden in Asphalt auf
vorhandenem Betonfußboden verlegt werden soll. Nähere Er-
kundigungen bei verschiedenen Parkettfußbodenlieferanten haben
ergeben, daß erfahrungsgemäß eine Verlegung von Tafelparkett-
fußboden in Asphalt nicht zu empfehlen ist, da die Tafeln hierbei
leicht lose und klapprig werden und die Reparaturen später
große Kosten verursachen. Da ich für den 272 cm starken
Tafelparkettfußboden einschl. Höhe für den Asphalt zusammen
nur 41/2 cm zur Verfügung habe, ist es nicht möglich, den Fuß-
boden auf Lagerhölzer und Blindboden zu verlegen. Ich bin nun
auf den Gedanken gekommen, den Asphalt durch einen sogen.
Torgamentfußboden oder ähnlichen nagelbaren Fußboden zu
ersetzen und bitte um Auskunft über die Zweckmäßigkeit und
ob ich den Parkettfußboden hierauf mit Nägeln befestigen kann?
Wer liefert evtl. Torgamentfußboden oder ähnliche Fußboden-
unterlage?
Frage 288. Eine Gemeinde beabsichtigt, in unmittelbarer
Nähe eines Baches eine Grundwasserfassungsanlage zur Ge-
winnung von Nutz- und Trinkwasser zu bauen. Das gefaßte
Wasser soll gesammelt und mittels einer elektrisch betriebenen
Pumpe in ein bestehendes Hoch-Reservoir gepumpt werden.
Die Wasserführung des Baches beträgt ca. 25 bis 30 Sec/1, ge-
wonnen sollen hiervon werden ca. 8 bis 10 Sec/1. Die An-
lage käme ca. 500 m vom Hoch-Reservoir zu liegen. Die
Höhendifferenz beider beträgt ungefähr 30 m. Wie würde das
Projekt am vorteilhaftesten auszuführen sein? Welche Filtrations-
anlage ist zu empfehlen? Könnten derartige schon bestehende
Anlagen, speziell Filtrationsanlagen in der Nähe Nordbayerns
besichtigt werden?
Frage 289. Wie ist die Luftschicht für eine 40 cm starke
Außenwand am besten zu konstruieren, wenn die Wand balken-
tragend und wenn sie nicht balkentragend ist? Wird man
lediglich durch Anordnung der Luftschicht eine absolut trockene
Wand erreichen unter Anwendung eines mittelguten Lehmziegel-
steines? Wenn goudronierte Bindersteine verwandt werden,
ist dann die gewöhnlich auf diese sich anhäufende Schicht
herabfallenden Mörtels schädlich? Wie ist sie zu vermeiden?
Frage 290. Ich habe für ein Gipswerk ein Silo von 20 m
Länge, 4 m Höhe, 4,50 m Breite für gekochten Gips zu ent-
werfen. Mein Auftraggeber will den Silo gern in Eisenbeton
ausgeführt haben. Kann mir einer der Herren Kollegen Aus-
kunft geben über die Ausführung und Zweckmäßigkeit, be-
sonders in bezug auf die dem Beton anhaftende Feuchtigkeit?
Frage 291. Infolge der Ausdehnung der Stadtbebauung
und des städtischen Verkehrs wird an einer Kreischaussee die
Zuschüttung der Chausseegräben und die Herstellung von Fuß-
wegen darüber, einschl. Rinnstein- oder Bordsteinkante, erforder-
lich. Müssen nun die Stadt bezw. die Anlieger sämtliche Kosten
für die erforderlichen Arbeiten zahlen oder ist der Kreis hierzu
ganz oder zu welchem Teile verpflichtet? Wo und in welchem
Umfange haben Kreisverwaltungen solche Arbeiten ausgeführt?
Frage 292. Wer fertigt Modelle für Kachelöfen, Mauer-
steine und Dachsteine in etwa der natürlichen Größe? Diese
sollen dem gewerblichen Fortbildungsschulunterricht dienen. Aus
welchem Material bestehen die Modelle und welches ist der
ungefähre Preis?
Frage 293. Kann mir ein Kollege praktische Winke über
die Einrichtung einer Fabrik für Kunstbausteine und ebenso über
die beste Art der Fabrikation geben? Gibt es Literatur hierüber?
Mitteilungen aus dem Verbände
Weihnachts- und Sylvesterfeier im Erholungsheim!
Ein herrlicher Weihnachtsbaum soll den trauten Räumen
unseres Erholungsheims Feststimmung geben. Wie alljährlich,
soll auch in diesem Jahre im frohen Kreise von Berufskollegen
mit ihren Angehörigen das Weihnachtsfest, das Fest des Friedens,
im Lichterglanze im eigenen Heim gefeiert werden. Am Weih-
nachtsheiligenabend 9 Uhr gemeinsame Christbescherung. Am
Silvesterabend sollen bei dampfender Bowle die Sorgen und
Mühen des vergangenen Jahres vergessen und mit neuer Zu-
versicht das neue Jahr begonnen werden. Kollegen, die diese
Tage in unserem Heim zu verleben gedenken (Meldungen liegen
bereits vor), werden gebeten, ihre Anmeldungen an das Er-
holungsheim oder an den Verbandskollegen Herrn Bürgermeister
Burkhardt in Sondershausen zu bewirken. Derselbe nimmt auch
Weihnachtsgeschenke für unser Heim dankend entgegen. Es
werden gewünscht: Sofakissen, Waschtischgarnituren, Wand-
schoner für die Liegesofas, kleinere Zimmerbilder.
Einbanddecken zur Deutschen Techniker-Zeitung
sind von der Firma Berliner Buchbinderei Wübben & Co.,
Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 9, zum Preise von 1 M für
das Stück zuzüglich 50 Pfg. bezw. 25 Pfg. für Porto zu be-
ziehen. Um den Anzeigenteil nicht mit einbinden zu lassen,
sind zwei Rückenstärken (Decke A mit Anzeigen, Decke B
ohne Anzeigen) zum gleichen Preise lieferbar. Bei Bestellungen
ist anzugeben, ob Decke A oder Decke B gewünscht wird
und für welchen Jahrgang,
Die Verbandsleitung.
816
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 51
Sitzungs-Kalender der Bezirksverwaltungen und Zweig'
vereine
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Anzeigen und Mitteilungen für
die ,,D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
sein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonderen, nur auf emer Seite
beschriebenen Blättern eingereicht werden. Bei jeder Emsendung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. = Versammlungstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen Ober Vergnügungen, Festlichkeiten usw.
sind Oberhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
Für derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
Zweigvereine
Gern ischteVere ine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Sams-
tag abend im „Berliner Hof". — Samstag, 16. Dezember, abends
83/^ Uhr, Jahres-Hauptversammlung. Tagesordnung: 1, Be-
kanntgabe der Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Jahresbericht. 4. Neuwahl des Vorstandes und der Aus-
schüsse. 5. Verschiedenes. — Samstag, 23. Dezember, zwang-
lose Zusammenkunft im Restaurationszimmer. Zur Hauptver-
sammlung erwarten wir das Erscheinen aller Mitglieder.
Düsseldorf. Technischer Verein. Zu der nächsten
Hauptversammlung, die am 21. Dez. stattfindet, wird hierdurch
eingeladen. Tagesordnung wie in der Regel bis. auf Bericht
der Kassenrevisoren.
Hamburg. Techniker-Verein von 1884, E. V.
Br.-A. u. Vors. : Fr. Reitz, Mendelssohnstraße 26. Tagesordnung
der Versammlung vom IQ. Dezember, abends 9 Uhr, Große
Allee 55. 1. Mitteilungen des Vorstandes. 2. Verbands-
angelegenheiten. 3. Technische Fragen. 4. Verschiedenes. An-
träge zum Verbandstage müssen bis 1. Januar beim Vorsitzenden
eingereicht sein.
Karlsruhe. Technischer Verein. V. u. O.: Jeden
Dienstag im Restaurant Goldner Adler, Karl-Friedrich-Straße.
Wir machen nochmals auf die am 16. d. M. im Restaurant Vier
Jahreszeiten stattfindende Weihnachtsfeier aufmerksam und bitten
um zahlreiche Beteiligung. Am Dienstag, 28. Dezember, zweiten
Weihnachtsfeiertag, findet vormittags 11 Uhr im Vereinslokal
ein Frühschoppen statt. Gleichzeitig laden wir unsere Mitglieder
mit werten Damen zu einer zwanglosen Silvesterzusammenkunft
am Sonntag, 31. Dezember, abends 9 Uhr, nach unserm Vereins-
lokal höflichst ein. Wir bitten die geehrten Mitglieder, unsere
Veranstaltungen fleißig zu besuchen. Jeder Kollege muß es sich
zur Pflicht machen, die Vereinsabende mindestens einmal monat-
lich zu besuchen. Gäste und dem Verein noch fernstehende
Kollegen, dem Vorsitzenden vorgestellt, sind zu allen unsern
Veranstaltungen jederzeit willkommen.
Kattowitz. Technischer Verein für Kattowitz
und Umgegend. Vors. u. Br.-A. : Schwertfeger, Laurahütte
b. Kattowitz. V. u. O. : Am Mittwoch nach dem 1, und 15. eines
jeden Monats abends 8Y2 Uhr im Pschorr-Bräu, August-Schneider-
Straße. Nächste Mitglieder-Versammlung am 20. Dezember.
Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Aufnahmen. 3. Präzis 9 Uhr
Vortrag des Bez.-Vorsitzenden über „Städtebau". 4. Verschie-
denes. In unserer letzten Versammlung hatten wir wieder
mehrere Anmeldungen in unsere Hospitantengruppe zu ver-
zeichnen, so daß die Hospitantengruppe 61 Mitglieder zählt.
Wir sprechen unseren Herren Hospitanten für die rege Mitarbeit
auch an dieser Stelle unsern Dank aus und bitten auch fernerhin
mitzuarbeiten an der Hebung unseres Standes. Unsere Mitglieder
und Hospitanten werden gebeten, in Anbetracht des interessanten
Themas zu der Versammlung vollzählig zu erscheinen und
dem Verbände noch fernstehende Kollegen einzuführen
Marburg a. Lahn. Techniker-Verein. Vors. u.
Br.-A.: Stadtbauführer C. Haedke, Cappeler Straße 3. Vereins-
lokal Bopps Terrasse. An jedem ersten Dienstag im Monat
Monatsversammlung. In der Januarversammlung Vortrag über
hydraulische Widderanlagen. An einem der nächsten schönen
Sonntage Ausflug zur Besichtigung ausgeführter Anlagen dieser
Art. An einem besonderen Abend im Januar Lichtbildervortrag
über Bosnien und Herzegowina. In der Februarversammlung
Verlag über Kunst- oder Steinholzfußböden nebst Anleitung
zur Herstellung derselben. In jeder Versammlung Besprechung
der eingegangenen Briefkastenfragen. Der Eisenbetonkursus
kann voraussichtlich erst Mitte Februar beginnen.
München. Techniker-Verein. Dienstag, 19. Dezem-
ber: Diskussionsabend über ,, Hypothekenwesen". Die beiden
folgenden Vereinsabende Dienstag, 26. Dezember 1911, und
2. Januar 1912, fallen aus. Mittwoch, 3. Januar 1912: Gesamtaus-
schußsitzung. Die ordentliche Hauptversammlung findet Diens-
tag, 9. Januar 1QI2, iin Vereins'okai statt. Tagesordnung: 1. Be-
richt der Vorstände, Schriftführer, Kassierer, Bibliothekar und
Verwalter über das abgelaufene Jahr. 2. Bericht des Obmannes
der Stellenvermittelung über die Tätigkeit der Filiale München
des D. T.-V. für das Baugewerbe. 3. Bericht der Revisoren.
4. Genehmigung des Kassenberichtes und Entlastung der Vor-
standschaft. 5. Aufstellung des Kostenanschlages für 1912.
6. Neuwahl der Vorstandschaft, des Ausschusses und der Revi-
soren. 7. Anträge und Verschiedenes. Eventl. Anträge sind
bis zum 2. Januar schriftlich bei unserer Geschäftsstelle, Ehsen-
straße 7, einzureichen. Später einlaufende Anträge können nur
als Dringlichkeitsanträge behandelt werden. Die Generalver-
sammlung hat über deren Zulassung zu beschließen. Im übrigen
verweisen wir auf die §§ 47 bis 61 unserer Satzung.
Rheydt. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A.:
Wilh. Sander, Baumeister, Rheydt, Freiheitsstraße 31. V. u. O. :
Jeden ersten Freitag im Monat, abends Punkt 9 Uhr, im Hotel
Monopol. In der am 1. d. Mts. abgehaltenen Jahreshauptver-
sammlung fand die Neuwahl des Vorstandes statt. Das Er-
gebnis war folgendes: Vorsitzender: Wilh. Sander, Freiheits-
straße 31. Schriftführer: Hermann Nies, Gartenstraße 133.
Kassierer: Karl Olm, Odenkirchener Straße 165. II. Vorsitzender
Koll. Hoffmeyer, II. Schriftführer KoU. Seebach und II. Kassierer
Koll. Benthien. Zum Bücherwart wurde Koll. Steinhauer und
zu Rechnungsprüfern die Koll. Jakob Zimmermann und Kill
gewählt. Wir machen besonders darauf aufmerksam, daß die
Vereinsabende auf den ersten Freitag im Monat verlegt wurden.
Gemütliche Zusammenkunft am Stammtisch jeden Sonntag vor-
mittag 111/2 Uhr im Wirtszimmer des Vereinslokales.
Wetzlar. Technische Vereinigung. In der am
7. d. Mts. stattgefundenen Hauptversammlung wurde der Vor-
stand für das nächste Geschäftsjahr gewählt. Es wurden wieder-
gewählt: Der Vorsitzende Eisenbahn-Bauassistent K. Leonhard
und der Kassierer Architekt K. Heinz. Neugewählt wurden :
Architekt Fr. Hanusch zum Schriftführer und Architekt A. Stein-
beck zum stellvertretenden Vorsitzenden. — Unsere nächste Ver-
sammlung findet am 4. Januar 1912 statt.
Techniker in der Industrie.
Augsburg. Zu der am Donnerstag, 4. Januar 1912, abends
8^/2 Uhr, stattfindenden Generalversammlung im Vereinslokale
Cafe Augusta werden die geehrten Herren Mitglieder hiermit
bestens eingeladen. Tagesordnung: 1. Erstattung des Jahres-
berichtes. 2. Kassenbericht. 3. Beratung von Anträgen. 4. Neu-
wahl der Vorstandschaft. Anträge zur Generalversammlung
müssen mindestens acht Tage vorher bei der Vorstandschaft
schriftlich eingereicht werden. Um zahlreiches und pünktliches
Erscheinen wird gebeten.
Dresden. Motiv, Bauhütte. Adr. des Vors. : Bau-
meister Eugen Pönisch, Dresden 30, Schützenhofstraße 11. Adr.
des Kass.: Baumstr. Rieh. Gladewitz, Dresden-N., Conrad-
straße 10 1. Mittwoch, 20. Dezember, abends Punkt S Uhr
beginnend, findet im Vereinslokal, kl. Gewerbehaussaal, Jahres-
hauptversammlung statt. Tagesordnung: 1. Eingänge und Mit-
teilungen. 2. Jahresbericht des I. Vorsitzenden. 3. Bericht
des Kassierers und des Rechnungsaus^ghusses. 4. Neuwahl
des Gesamtvorstandes, der Ausschüsse, Beisitzer und Revisoren.
5. Anträge und Verschiedenes. Restierende Beiträge müssen
dem Kassierer unbedingt bis 17. früh ausgehändigt sein. Für
diesen letzten Abend im laufenden Vereinsjahr hoffen wir auf
die pünktliche Anwesenheit eines jeden einzelnen der Unseren
und bitten zugleich um Einführung neuer zu gewinnender Berufs-
kollegen.
Techniker im Baugewerbe.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Die am dritten Mitt-
woch des Monats stattfindende gesellige Zusammenkunft fällt
für Dezember aus. Da Ende des Jahres die Kasse abgeschlossen
wird, ersuchen wir die noch fälligen Beiträge und den Solidaritäts-
beitrag möglichst umgehend unserem Kassierer Herrn C. Stab-
berow, Berlin O. 17, Markgrafendamm 5 porto- und bestellgeld-
frei zu übersenden. Schon jetzt machen wnr auf die Haupt-
versammlung am 3. Januar 1912 aufmerksam und wir erwarten,
daß an diesem Abend alle Kollegen erscheinen. Die Tages-
ordnung wird noch bekannt gegeben. Um Einführung noch nicht
organisierter Kollegen wird gebeten.
Staatstechniker.
Hamburg. Verein staatlicher Techniker.
Tagesordnung für die am 20. Dezember 1911, pünktlich S' o Uhr
abends, in den Neustädter Gesellschaftssälen, Valentinskamp,
stattfindenden Generalversammlung: 1. Aufnahme neuer Mit-
glieder. 2. Protokollverlesung. 3. Geschäftliche Mitteilungen.
4. Wahl zweier Kassenrevisoren. 5. Beschlußfassung über die
abgeänderten Satzungen. 6. Erweiterung des sozialen Aus-
schusses um eine Person. 7. Verschiedenes, u. a. Abrechnung
für die Marken: Konto „S".
Deutsche Techniker-Zeitunq
HERAUSOEGEBEN vom DEUTSCHEN TECHNIKER-VERBANDE E.V.
BERLIN SW. 68 Markgrafenstraße 94
XXVI II. Jahrgang, Heft 52 schriftieitung e. Rieh. Schubert, Berlin. 23. Dezembcr 1911
Inhalt: Die Grundsätze der politischen Parteien in Deutsctil ind — Der neue De itschc Buchdrucl<ertarif - Beitrag zur Ansiedlungsfrage auf dem platten Lande — Woh-
nungspflege und Gartenstadtbewegung — Soziale Bewegung - Standesbewegung - Re.htsfragen - Zeitschriftenschau — Briefkasten — Sitzungskalender
Die Grundsätze der politischen Parteien in Deutschland*)
Von Dr. OSCAR STILLICH-Großlichterfelde.
//. Die konservative Partei
' Es gehört zu den politischen Irrtümern unserer Zeit,
daß viele glauben, die konservative Partei charakterisiere
' sich durch die Tatsache, daß sie die bestehenden Zu-
stände und Einrichtungen in Staat und Gesellschaft konser-
vieren wolle, daß ihre Politik sich in der Erhaltung des
.{ politischen status quo erschöpfe. Diese Auffassung be-
ruht, wie es im politischen Leben so häufig geschieht,
auf einer Teilwahrheit. Richtig erfaßt, ist konservative
Politik eine Kombination dreier verschiedener Tendenzen,
nämlich der erhaltenden, der rückschrittlichen und der
fortschii'ulichen. Die erste Tendenz baut sich auf der
geschichtlichen Betrachtung, der Tradition, auf. Die
} Konservativen treten für die Erhaltung des Bestehenden
überall da ein, wo sich dasselbe noch in Einklang und
Harmonie mit ihren Grundanschauungen befindet. Man
denke an die autoritären Einrichtungen, wie die Mo-
narchie und die Kirche, oder an gewisse mit ihren Inter-
essen zusammenhängende alte Qesetzesbestände, wie die
Gesindeordnung, die Fideikommisse, das Anerbenrecht.
Ueberau da aber, wo dies nicht der Fall ist, wo die
großen liberalen und demokratischen Umwälzungen den
Bau der alten feudal-ständischen Gesellschaft zertrümmert,
die Pfeiler gestürzt und das noch, bestehende Mauerwerk
zerrissen und gesprengt haben, wollen sie neu bauen.
* Dieser Aufbau soll zum Teil mit den alten Steinen und
Materialien vor sich gehen nach den Konstruktionen und
Bauplänen einer längst vergangenen Zeit. Diese nach
rückwärts in die Vergangenheit gerichteten Stiebungen
I nennt man reaktionär. Sie bezwecken die Wieder-
herstellung früherer Zustände und Einrichtiingen und be-
ruhen auf der philosophischen Anschauung, daß alles
wiederkehrt, daß das geschichtliche Leben der Völker
.Wiederholungen aufweist. Diese uralte Geschichtstheor-e
j hat Nietzsche, der größte antidemokratische Philosoph des
19. Jahrhunderts, in seiner Lehre von der ewig gleichen
Wiederkunft aller Dinge modernisiert und sie in poetischen
Bildern verherrlicht. „Alles unsäglich Kleine und Große
dieses Lebens muß dir wiederkommen und alles in der-
selben Reihe und Folge — diese Spinne und dieses
Mondlicht zwischen den Bäumen und ebenso dieser
' Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des
Daseins wird immer umgedreht, und du mit ihr, Stäub-
chen im Staube." Außer dieser rückwärtsschauenden,
- reaktionären und repetierenden Auffassung aber vertritt
die konservative Partei auch eine fortschrittliche. Nur
*) Siehe auch Heft 51.
bedeutet das ,Wort Fortschritt im Munde eines Konser-
vativen etwas ganz anderes als im Munde eines Libe-
ralen. Fortschritt im konservativen Sinne heißt organische
Entwicklung, d. h. Anknüpfung an das Bestehende. Es
handelt sich, wie einer der Führer der Partei (von Heyde-
brand) sagt, um eine Weiterbildung, ,,aber aus denselben
Kräften heraus, die bisher in der Geschichte gewirkt
haben". Mit dieser formalen Bestimmung ist freilich noch
nichts über den materiellen Inhalt des konservativen
Fortschrittsbegriffs gesagt. Dieser liegt nicht in der zu-
nehmenden Freiheit des Individuums, wie ja überhaupt
der Konservative niemals auf das Einzelwesen zurück-
geht, sondern immer auf die organische Gruppe. Fort-
schritt bedeutet die Entwicklung der Glieder des Volks-
ganzen, damit dieses seine Zwecke besser erfüllen
könne. Freiheit des Individuums ist daher nur im Bereich
der Schranke möglich. In diesem Sinne trat Thadden-
Triglaff einst für Preßfreiheit ein, „aber den Galgen da-
neben". Der Beamte z. B. darf nach konservativer Auf-
fassung seine Meinung sagen, aber nur innerhalb der
Grenzen, die ihm sein Beruf auferlegt. Der Offizier
darf einen Zeitungsartikel schreiben, aber er muß ihn
erst dem Vorgesetzten zur Genehmigung vorlegen. Das
ist Freiheit im konservativen Sinne. Aus dieser
Legierung beharrender, rückschrittlicher
undfortsch rittlich erElementesetztsichdie
Politik derkonservativen Partei zusammen.
Der Grund, warum man sich nicht mit dem ersten Element
begnügt, sondern noch das reaktionäre aufgenommen hat,
liegt in den den Interessen der Partei besser entsprechenden
vorkapitalistischen Zuständen, die nach Möglichkeit wieder
hergestellt werden sollen. Den Grund für die Aufnahme
des fortschrittlichen Elements aber sehe ich in der voll-
ständigen Neuschichtung und Neuordnung der Gesellschaft,
wie sie der Kapitalismus erzeugte, der theoretisch den Ent-
wicklungsgedanken brauchte und die Besitzstände der
Konservativen vollständig hinweggeschwemmt hätte, wä e
es nicht gelungen, mit dem neuen Gedanken zu paktieren.
Nach dem vorher Gesagten wird es nicht wunder-
nehmen, daß auch die Weltanschauung der konservativen
Partei an eine Philosophie anknüpft, die bereits
2000 Jahre alt ist, und die heute noch eine ungeheure
Macht über die Gemüter ausübt, nämlich die christliche.
Das Programm der konservativen Partei basiert auf dieser
Anschauung. Bereits in dem ersten Artikel des großen
konservativen Partei- und Tendenzwerkes, dem Wagener-
schen Staats- und Gesellschaftslexikon vom Jahre 1859,
heißt es: Unser politisches ABC sind die sozialen und
t
818
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 52
politischen Prinzipien des Christentums. In dem noch
heute gültigen Dezemberprogramm vom Jahre 1892 erhebt
sich auf diesem Grundgedanken die Forderung des
christlichen Staates. Die betreffende Stelle lautet: „Wir
wollen die Erhaltung und Kräftigung der christlichen
Lebensanschauung in Volk und Staat und erachten ihre
praktische Betätigung in der Gesetzgebung für die un-
erläßliche Grundlage jeder gesunden Entwicklung."
Diese Betonung der christlichen Lebensphilosophie in
einem politischen Parteiprogramm ist für die Zwecke der
Konservativen nicht gleichgültig. Sie nutzt dem Be-
stände, sie dient der Machterweiterung, sie steigert den
Einfluß der Partei. Sie läßt sich verwenden und wird in
zahllosen Fällen verwendet zur Legitimierung bestehender
Einrichtungen. Eine Reihe irdischer Institutionen sind
unantastbaren göttlichen Ursprungs. Es liegt für die
Nutznießer dieser Institutionen außerordentlich nahe, ihre
Angreifbarkeit hinter ihren Ursprung zu verschanzen, so
daß jede Auflehnung dagegen als Frevel an Gott, als
Sakrileg erscheint. So sind für den Konservativen z. B.
Staat und Kirche von Gott verordnete Einrichtungen.
Daß es Reiche und Arme gibt, liegt in dem ewigen Rat-
schluß Gottes begründet, und wir können nichts daran
ändern. Der Krieg ist eine gottgewollte Erscheinung in
der Kuiturentwicklung. Soweit das Bestehende, wie in
den vorhergehenden Beispielen, mit den Herrschafts- und
Machtinteressen der Partei übereinstimmt, wird es durch
die religiöse Motivierung gestützt. Durch die trans-
zendentale Auffassung des Christentums aber läßt sich
auch die mit ihrem Schicksal der ungleichen Verteilung
der Lebenslose unzufriedene Masse leichter beruhigen
(im Jenseits wird es ihnen besser gehen!) und ihre Er-
regung sozial ungefährlich machen. Der Ungleichheit
der sozialen Klassen aber wird durch ein höheres Drittes
(die Gleichheit der Menschen vor Gott) die für die Herr-
schaft weniger gefährliche Spitze abgebrochen. Die Herr-
schaftsinstinkte der Partei haben daher dieses in-
strumentum regni aufrechterhalten, selbst dann, wenn
man sich vom Standpunkte der Religion aus gegen ihre
Hineinziehung in die Welt politischer Zwecke wandte.
Der Aufbau des politischen Programms der konser-
vativen Partei auf der christlichen Weltanschauung ist
nun aber auch auf ihre Staatsauffassung und Staats-
theorie nicht ohne Einfluß. Der Staat wird repräsentiert
durch den König. Im Mittelpunkt steht der Monarch von
Gottes Gnaden. Nach konservativer Auffassung ver-
dankt er seine Stellung nicht dem Willen des Volkes,
sondern dem Willen Gottes. Daß man die Dynastie ge-
flissentlich mit dem Schimmer göttlicher Herkunft und
gottverliehener Majestät bekleidet, liegt einmal in der
Gewöhnung, in der allerhöchsten Person den Herrn und
Herrscher zu erblicken, anderseits aber in dem Bedürfnis
der Konservativen, ein Palladium gegen die Angriffe der
Demokratie und eine Schutzwehr gegenüber der zuneh-
menden Demokratisierung der Gesellschaft zu gewinnen.
.Das Gottesgnadentum ist für die Konservativen letzten
Endes eine Bedürfnisfrage.*)
In dem Kampf zwischen Königs- und Volksrcclitcn,
der die Verfassungsgeschichte des 19. Jahrhunderts duicii-
zieht, standen die Konservativen stets auf selten der
Fürsten, nicht auf selten des Volkes. Man denke z. B.
an den preußischen Verfassungskonflikt von 1860 bis 1866.
Alle Verfassungsfragen sind in letzter Linie Machtvertei-
lungsfragen, bei denen die Konservativen immer die
Macht der Krone zu stützen, resp. zu erweitern suchen.
*) Man denke an den ehemaligen König von Hannover,
Georg V.
So wenden sie sich z. B. gegen den Parlamenta-
rismus. Die Ministersessel sollen ohne jeden Einfluß
der Volksvertretung lediglich nach 'dem Willen Sr. Ma-
jestät besetzt werden.
Theoretisch steht die Partei auf dem Boden der or-
ganischen Staatsauffassung. Diese organische
Anschauung ist das Gegenteil der individualistischen. Sie
beruht auf der Anschauung, daß Staat und Gesellschaft
Organismen sind, wie Menschen, Tiere und Pflanzen.
Organisch bedeutet: einheitliche Gliederung von an sich
unselbständigen Teilen zu einem gemeinsamen Leben.
Auf dem Boden dieser Analogie sucht jetzt die agrarische
Interessengruppe durch ihren politisch klügsten .Mann,
den Professor Ruhland, eine wissenschaftliche Mittcl-
standstheorie zu entwerfen. Es handelt sich hier jedoch
um weiter nichts als um eine nichts beweisende Zweck-
konstruktion, die keineswegs neu ist, sondern bereits zur
theoretischen Begründung der Richtigkeit der alten stän-
dischen Gesellschaftsverfassung Verwendung fand. Freilich
lassen sich damit konservative Anschauungen, wie die
Notwendigkeit der Ungleichheit der Menschen und das
System der sozialen Unterordnung (denn auch die
Glied_er des Organismus sind ungleich und haben ver-
schiedene Funktionen), die Berechtigung der Monarchie
(denn auch der Körper hat einen Kopf, der die Glieder
regiert) und ähnliches scheinbar rechtfertigen. Aber auf
notwendigen Folgerungen beruhen diese Gedanken nicht.
Ihre politisch erfolgreichste Ausgestaltung hat diese or-
ganische Staats- und Gesellschaftsauffassung in der An-
schauung gefunden, daß die Gesellschaft seit dem Auf-
kommen des Kapitalismus krank sei. Namentlich die
agrarische Interessengruppe, die unter dieser Entwicklung
am meisten litt, vertritt eine sogenannte Pathologie der
Gesellschaft, und die konservative Partei steht auf dem-
selben Boden. Die Aufgabe der Politik ist daher die
Heilung des kranken Volkskörpers.
Ebenso wie die Staatsaufiassung der Konservativen hat
auch ihre Gesellschaftsauffassung einen h'stori-
schen Einschlag. Sie vertreten eine organisch-ständische
Gliederung der Gesellschaft. Die alten Stände waren
besondere Korporationen mit besonderen Rechten. Der
Liberalismus mußte sie zertrümmern, um dem Individuum
zu seinem Recht zu verhelfen. Seitdem hat sich die
Gesellschaftsverfassung von Grund auf geändert. Der
alte ständisch-feudale Organismus löste sich auf in Ein-
zelwesen, jedes mit seinem besonderen eigenen Daseins-
zweck; Norm und Ziel des Lebens wurde der einzelne
Mensch. Diese Atomisierung, die jetzt in neue Gruppen-
bildungen ausgelaufen ist, die jedoch auf ganz anderem
Boden beruhen wie die früheren Organisationen und die
wir beim Liberalismus besprechen werden, hat die
konservative Partei von jeher bekämpft, weil sie ihr
verderblich wurde. Durch eine korporative Zusammen-
fassung, wie sie bereits für das Handwerk gelungen ist,
arbeitet sie der sich vollziehenden Machtumschichtung
der Gesellschaft entgegen. Diese Umschichtung wird
gehemmt und verlangsamt durch die Entstehung orga-
nischer Gebilde, beschleunigt aber durch eine reinliche
Trennung der Interessen in verschiedene soziale Klassen.
Daher erkennen auch die Konservativen nicht die Existenz
einer besonderen Arbeiterklasse mit eigenen Interessen an.
Die konservative Gesellschaftsauifassung beruht in
letzter Linie auf der Teilwahrheit von der Ungleichheit
der Menschen. Die gesellschaft ichcn Unterschiede haben
ihren letzten Grund in der Verschiedenheit des Blutes
und der Organisation. Der wesentliche Unterschied
zwischen einem Bauernjungen und einem Prinzen liegt
daher, von der Erziehung abgesehen, in der verschiedenen
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
819
Abstammung. Es ist das genealogische Moment, das
die Qesellschaftskonstniktion der konservativen Partei
bestimmt. Daher wird auch der früher herrschend ge-
wesene Adel noch heute als die erste Gesellschaftsklasse
betrachtet. „Daß es im Wesen der Gesellschaft liegt",
sagt einer der hervorragendsten Köpfe der konservativen
Partei, Hermann Wagener, ,,daß eine erste Gesellschafts-
klasse existiert und diese die Aristokratie bildet, wird
niemand bezweifeln." Diese erste Klasse stellt nicht
auf Grund ihrer Intelligenz und ihrer politischen Einsicht
die Führer der Nation, sondern auf Grund ihrer Geburt,
ihres Namens, ihrer Abstammung. Dieses genealogische
Bewußtsein strahlt dann auch in die bürgerlichen Kreise
hinein. Denn Anschauungen herrschender Schichten
haben die Tendenz, sich über die Peripherie ihres Inter-
essenkreises hinaus auszubreiten. So sehen wir im bürger-
lichen Leben das Wort ,,Hochwohlgeboren" in der An-
rede als einen Ableger der konservativen, aristokratischen
Ideenwelt selbst in den Kreisen des Liberalismus häufig
gebraucht.
Während der Adel die Spitze der sozialen Pyramide
bildet, repräsentieren die großen Massen ihre Basis. Die
konservative Partei hat in ihrer Stellung zu der Arbeiter-
klasse zwei Perioden durchgemacht. In den 1850er und
60er Jahren, als die Parteien noch um die politische Ein-
rangierung der Arbeiter kämpften, gab es eine starke
Gruppe, die Sozialkonservativen', die von der Gesetz-
gebung ein Eingreifen zugunsten der durch das Kapital
und die aufkommenden Großbetriebe bedrängten Industrie-
arbeitermasse forderten. In letzter Instanz aber sollte die
Sozialreform von der Krone ausgehen, unterstützt von
den Konservativen. Das war die Forderung, die lange
vor dem Auftreten der wieder untergegangenen National-
Sozialen Rudolf Meyer in seiner Schrift: „Was heißt
konservativ" und mit ihm viele andere vertraten. Der
letzte Sozialkonservative war der Freiherr von Fechenbach-
Laudenbach: Das Erbteil dieser Richtung übernahmen
dann die Christlich-Sozialen unter Stöcker.
Seitdem haben sich die Dinge vollständig geändert.
Die Partei ist in ihrem inneren Kern unsozial geworden.
Sie vertritt die Theorie, daß der Schwerpunkt der sozialen
Frage nicht in einer Hebung des äußeren, sondern des
inneren Menschen liege. Die soziale Frage ist danach
nicht eine materielle, sondern eine sittliche Frage, die
durch die Mittel der Religion, der moralischen Einwirkung
usw. gelöst werden soll. Mit dieser Auffassung aber werden
die Augen der Darbenden abgelenkt von ihren eigent-
lichen Interessen, die im wesentlichen auf materiellem
Gebiet, in einer Besserung ihrer sozialen Lage, verankert
sind. Für den Konservativen aber ist die soziale Frage
nicht die Arbeiterfrage. Diese Auffassung würde an
seiner organischen Gesamtvorstellung scheitern. Sie ist
vielmehr eine Frage des Volksganzen, dessen leidender
Teil aber nicht der Arbeiter-, sondern der Mittelstand ist.
Durch die zunehmende kapitalistische Entwickelung droht
der selbständige Mittelstand immer mehr zu verschwinden.
Diese Entwicklung muß durch politische Mittel aufgehalten
resp. in ihr Gegenteil verkehrt werden.
Mit diesem Punkte aber ist gleichzeitig die Stellung
der Konservativen zur ganzen Wirtschaftsordnung
berührt. Das unsere Volkswirtschaft beherrschende Prinzip
ist der Kapitalismus. Eine auf dem platten Lande hei-
mische Partei kann, das versteht sich von selbst, mit
der mit dem Aufblühen der Städte Hand in Hand gehen-
den hochkapitalistischen Entwicklung nicht sympathisieren.
Die Vertreter des Agrarstaates sind Anti-
kapitalisten. Das ist der einzige Punkt, den sie mit
der Sozialdemokratie gemein haben. Sie bekämpfen das
Großkapital oder, wie sie sich ausdrücken, seine Bevor-
zugung. Diese Stellung der Konservativen zum Kapita-
lismus hat in der Hauptsache zwei Gründe: sie beruht
einmal darauf, daß die Landwirtschaft durch die Ent-
wicklung der modernen Industrie stark geschädigt worden
ist. Man denke an die Flucht der Arbeiter nach den
Industriebebezirken oder an die Massenzufuhren amerikani-
schen Getreides durch den technisch hochentwickelten
und verbilligten Dampfer- und Eisenbahnverkehr. Im
letzten Grunde aber ist der landwirtschaftliche Produk-
tionsprozeß etwas anderes als die kapitalistische Waren-
erzeugung. Beide sind verschieden geartet. Die Prin-
zipien sind einander entgegengesetzt und darum einander
abhold, was hier nicht näher dargelegt zu werden braucht.
Der Kampf gegen die großen Aktiengesellschaften, wie
er früher von der ,, Kreuzzeitung" betrieben wurde, der
Kampf gegen die Warenhäuser, gegen die Börse, gegen
die Goldwährung sind Belege für den antikapitalistischen
Geist der konservativen Partei. Daß dieser ursprünglich
die ganze kapitalistische Entwicklung rein negierende
Geist sich später wesentlich abgeschwächt hat, ist darauf
zurückzuführen, daß die nationalliberale Partei und die
Konservativen auf wirtschaftlichem Gebiete begannen,
Hand in Hand zu gehen. Der Schutz der nationalen
Arbeit durch Zölle trieb einen großen Teil der Industrie
in die handelspolitische Bahn, die die Landwirtschaft ein-
geschlagen hatte. Damit begann eine Milderung des
Gegensatzes, dem die konservativ-politische Theorie der
1850- bis 70er Jahre einen scharfen Ausdruck gegeben halte.
Schließlich sei noch kurz die Stellung der konserva-
tiven Partei zum Recht skizziert. Während der Libe-
ralismus den Grundsatz: Gleiches Recht für alle, vertritt,
huldigt die konservative Partei einer aristokratischen Auf-
fassung. Gleichen Gleiches und Ungleichen Ungleiches,
d. h. jedem das Seine. Also z. B. verschiedenes Recht
für Arbeiter und Unternehmer, denn beide sind nicht gleich.
Die Ungleichheit der Art muß auch die Ungleichheit dei
Rechte zur Folge haben. Daher findet auch die A u s -
nahmegesetzgebung hier ihre politische Vertretung.
Ausnahmegesetze (man denke an das Sozialistengesetz)
werden in der Regel durch das Staatsinteresse motiviert.
Sieht man näher zu, so erkennt man, daß meistens das
eigene Interesse in Gefahr ist. Die Sozialdemokratie soll,
wie Jordan von Kröcher im Reichstage am 1. Dez. 1902
sagt, nicht Subjekt, sondern bloß Objekt der Gesetzgebung
sein. Die Sozialdemokratie nicht unter ein Ausnahme-
gesetz stellen, würde ja soviel besagen, daß die konser-
vative Partei über wirksame andere Mittel ihrer Bekämp-
fung verfügt. Die Befürwortung einer Ausnahmegesetz-
gebung läßt sich ungezwungen aus der durch entgegen-
gesetzte Interessen ausgeübten Machtbedrohung der Par
tei herleiten und verstehen.
Ueber die Konservativen existiert eine weitschichtige,
aber sehr ungleichwertige P a r t e i 1 i t e r a t u r. Das kon-
servative Handbuch ist am wenigsten zu empfehlen. Besser
ist ,,Der Ratgeber für die Konservativen im Deutschen
Reich". Im gleichen Rahmen bleibt Friedrich Wegener: Die
Deutsch-Konservative Partei und ihre Aufgaben für die
Gegenwart (Berlin 1908), im wesentlichen eine historische,
keine prinzipielle Darlegung vom rein konser\'ati\ en Stand-
punkt aus. Eine wissenschaftliche Einführung, die
sich zum erstenmal auf die grundlegenden Fragen der Welt-
anschauung, Staats-, Gesellschafts-, Wirtschafts-, Rechts-
und Kulturauffassung der konservativen Partei konzen-
triert, ist meine Schrift: Die politischen Parteien in
Deutschland (Verlag von Dr. Werner Klinkhardt in Leip-
zig), von der der erste die konservative Partei behandelnde
Teil 1908 erschienen ist.
820
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 52
Der neue Deutsche Buchdruckertarif
Von Dr. ALEXANDER SCHROFFER.
(Schluß.)
Hinsichtlich der Frage der Arbeitszeitverkürzung
kommt die Einteilung bezw. Arbeitsweise in Betracht.
Nach dem bisherigen Tarif ist die tägliche Arbeitszeit
eine neunstündige exklusive der Pausen, bei durch-
gehender oder sogenannter englischer Arbeitszeit tritt
eine Verkürzung von einer Viertelstunde ein. Die
Gesamtstundenzalil beträgt damit pro Woche bei
deutscher (geteilter) Arbeitszeit 53\,2 Stunden, bei eng-
lischer Arbeitszeit 52 Stunden. Der neue Tarif setzt nun
statt der täglichen Arbeitszeit eine wöchentliche fest
unter Herabsetzung auf 53 Stunden, mit der Maßgabe,
daß durch Vereinbarung zwischen Oeschäftsleitung und
Personal die Arbeitszeit an den einzelnen Tagen ver-
schieden gelegt werden kann, jedoch soll sie nicht mehr
als QV- und nicht weniger als 8 Stunden, am Sonnabend
nicht weniger als 5'/.> Stunden betragen. Diese Einteilung
ist einesteils durch Erfordernisse des Betriebes geboten,
wenn es sich um Mehrarbeiten, z. B. Zeitschriften, han-
delt, die an bestimmten Tagen in regelmäßiger Weise
einen Mehraufwand an Arbeit bedingen ; andererseits soll,
hauptsächlich im Hinblick auf die Großstädte, dem Ar-
beiter die Möglichkeit geboten werden, den Sonnabend
nachmittag bereits zu seiner Erholung verwenden zu
können, nach Art des englischen ,,week-end". Eine Ver-
kürzung der englischen Arbeitszeit ist nicht eingetreten,
dieselbe bleibt mit 52 Stunden wöchentlich unverändert;
wird sie jedoch im Laufe der Tarifperiode neu in einem
Betriebe eingeführt, dann darf sie 5272 Stunden wöchent-
lich betragen. Von Wichtigkeit ist, daß in dem Tarif
auch ausdrücklich die Zulässigkeit einer Vereinbarung
zwischen Prinzipal und Gehilfen festgestellt wird, wodurch
die Pausen in Fortfall kommen können und dadurch die
Möglichkeit gegeben wird, die Geschäftszeit um die Pause,
also unter Umständen um eine halbe Stunde zu kürzen.
Von Seite der Gehilfen war auch der Antrag auf obli-
gatorische Einführung der englischen Arbeitszeit in Groß-
städten gestellt worden, der sich durch diese Beschluß-
fassung von selbst erledigte. Es wird wohl nur eine
Frage der Zeit sein, daß die englische Arbeitszeit nicht
nur in den großen Städten, wo sie ja an und für sich
durch die weiten Entfernungen zwischen Arbeitsstätte und
Wohnung ein Gebot der Notwendigkeit ist, sondern auch
in den mittleren und kleinen Städten durchweg ein-
geführt wird.
Ein sehr wichtiger Verhandlungsgegenstand war auch
das Ueberstundenwesen. In Zeiten eines lebhaften Ge-
schäftsganges sind Ueberstunden geradezu eine Notwendig-
keit für manche Betriebe; deshalb ist ein generelles Verbot
ganz ausgeschlossen. Der bisherige Tarif konnte daher
auch nur eine weitgehende Regelung eintreten lassen und
mußte sich, um Mißbräuche nach Möglichkeit hint:in-
zuhalten, mit der Bestimmung begnügen, daß regelmäßige
Ueberstundea tunlichst zu vermeiden sind. Eine nach
den verschiedenen Abend- bezw. Nachtstunden abgestufte
Festlegung der Entlohnung sollte den entsprechenden
Ausgleich für die erhöhte Inanspruchnahme gewährleisten.
Es beträgt gegenwärtig die Entschädigung für Extra-
stunden für im gewissen Gelde stehende Gehilfen außer
dem nach ihrem Gehalte sich ergebenden Stundenverdienst
und für berechnende (d. h. im Akkordlohn stehende) Ge-
hilfen außer ihrem tarifmäßigen Verdienst innerhalb der
Zeit von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends 15 Pf., von
9 bis 11 Uhr abends 25 Pf., von 11 bis 12 Uhr 35 Pf.,
nach 12 Uhr nachts 40 Pf. pro Stunde. Bei durchgehen-
der Arbeitszeit tritt diese Skala der Zeitangabe um zwei
Stunden früher ein. Wird die Arbeitszeit durch Ueber-
stunden über 11 Stunden erhöht, so tritt für diese Mehr-
stunden eine Erhöhung der obigen Sätze um 5 Pf. pro
Stunde ein. Bereits in früheren Jahren hatte nicht nur
in Berlin, sondern auch in anderen größeren Druckstädten
die Ueberarbeit einen solchen Umfang angenommen, daß.
das Tarifamt in einem allgemeinen Erlaß an die tarif-
treuen Prinzipale eine Einschränkung der Uebeistundcn
in Empfehlung brachte. Zu einem Erlaß genereller Be-
stimmungen hielt sich das Tarifamt nicht für berechtigt,
da nur von Fall zu Fall eine Regelung vorgenommen
werden konnte und den Verschiedenheiten der einzelnen
Betriebe Rechnung getragen werden mußte. Gerade bei
periodischen Arbeiten ist in der Hochkonjunktur, wie jeder
wissen wird, die Ueberarbeit schon deswegen notwendig,
weil Räume und Arbeitsmaterial nicht in zu großem Um-
fange zur Verfügung stehen, die dann in stilleren Zeiten
ungebraucht eine Belastung des Betriebes darstellen würden.
Da hier die Ueberstunden nur eine rationeile Bet.iebsweise
ermöglichen sollen, konnte auch seitens der Gehilfenschaft
das Bestreben nur dahin gehen, durch eine höhere Ent-
lohnung der Ueberstunden dieselben möglichst ein-
zuschränken. Eine allgemeine Erhöhung der Ueber-
stundenentlohnung wurde nicht beschlossen, sondern nur
eine weitere Erhöhung um 5 Pf. pro Stunde, soweit die
Arbeitszeit über 11 Stunden ausgedehnt wird. Besonders
wichtig jedoch ist die Einführung" einer Mindestruhezeit
von acht Stunden, die zwischen Ende und Wiederbeginn
der Arbeit liegen muß. Kann diese Ruhepause in Aus-
nahmefällen nicht eingehalten werden, so ist für jede
Stunde 50 Pfennig extra zu zahlen. Auf diese Weise kann
die Möglichkeit herbeigeführt werden, daß Ueberstunden
infolge der hohen Kosten für den Betrieb unrationell
werden und denselben veranlassen, derartige periodische
Ueberarbeiten durch andere Maßnahmen, wenn Vergröße-
rung des Geschäftes unzweckmäßig erscheint, zu bew äl-
tigen: es ist vielleicht in erster Linie an die kollegiale
Aushilfe durch minderbeschäftigte Firmen zu denken, wie
es bereits jetzt schon vielfach geschieht.
Es kann hier nicht Aufgabe sein, den neuen Tarif
und die darauf bezüglichen Verhandlungen in erseht' pfender
Weise wiederzugeben; interessieren wird jedoch neben den
beiden Hauptpunkten der Arbeitszeit und Entlohnung in
diesen Spalten besonders die Frage: Wie wird der Tarif
den Anforderungen des technischen Fortschritts gerecht?
Von Seiten der Tarifgegner wird vielfach die ablehnende
Haltung gegen die Einführung von Tarifverträgen damit
motiviert, daß diese sich als Hemmnis der technischen
Entwicklung darstellten, daß sie die Konjunkturausnützung
erschwerten und damit unsere Industrie außer Stand
setzten, den Wettbewerb mit dem Ausland in erfolgreicher
Weise aufzimehmen. Diese letzteren Momente sind viel-
leicht nicht ganz gegenstandslos, wenn die tarifmäßig
festgelegten Löhne sich, wie es in manchen Gewerbe-
zweigen vorkommen mag, wesentlich über den im Aus-
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ IQll
821
lande gezahlten Löhnen halten. Wir wollen hier jedoch
nur die erstere Frage näher betrachten, die besonders
deshalb wichtig ist, weil sich auch im Druckgewerbe
Arbeitgeber finden, die dem Tarif im allgemeinen diese
retardierende Wirkung zuschreiben. Diese Ansicht stützt
sich darauf, daß die Entwicklung der Technik in den
letzten Jahren wie im allgemeinen so auch im Buchdruck-
gewerbe eine solche Beschleunigung erfahren hat, daß der
jeweils auf fünf Jahre abgeschlossene Tarifvertrag dieser
Entwicklung nicht gerecht zu werden vermag. Wir denken
hier insbesondere an den Siegeszug der Setzmaschine,
deren Einführung von Jahr zu Jahr einen erhöhten Umfang
annimmt. Gerade wie seinerzeit bei Einführung der
Spinnereimaschine in England sich die Handweber gegen
die ihnen angeblich drohende Gefahr der Brotlosigkeit
empörten, allerdings ohne Erfolg, erschien auch den Hand-
setzern der „eiserne Kollege" als Gefährdung ihrer Exi-
stenz, die man, nachdem seine Zerstörung doch unmöglich
war, zum_ mindesten in tarifliche Bestimmungen pressen
wollte, um ihn nach Möglichkeit unschädlich zu machen.
Unter diesem Gesichtswinkel sind die Bestimmungen des
jetzigen Tarifs anzusehen, daß an den Zeilengieß- wie
auch an den Tastmaschinen nur ordnungsmäßig als Hand-
setzer ausgelernte Gehilfen, an den Gießmaschinen mög-
lichst gelernte Setzer oder Schriftgießer zu beschäftigen
sind. Um eine UeberfüUung des Arbeitsmarktes zu ver-
meiden, sollen die für den Maschinensatz anzulernenden
Gehilfen, für die eine Lehrzeit von 13 Wochen festgesetzt
wurde, möglichst dem eigenen Personal entnommen
werden; Lehrlinge dürfen nur im letzten Lehrjahr, und
zwar nur während dreier Monate, an der Maschine aus-
gebildet werden. Da die Setzmaschine hauptsächlich in
Zeitungsbetrieben verwendet wurde, beschränkte man für
die Maschinensetzer die tägliche Arbeitszeit in diesen
Betrieben auf acht Stunden mit einer mindestens halb-
stündigen Putzzeit; in den Werkbetrieben durfte die
Setzzeit ebenfalls nur acht Stunden betragen, die Putzzeit
eine volle Stunde. Hierzu kam noch hinsichtlich des
Lohnes eine Erschwerung: Zu dem ortsüblichen Hand-
setzerminimum erhielt der Maschinensetzer im Zeitungs-
betrieb bei achtstündiger Arbeitszeit einen Zuschlag von
25 »0, im Werkbetrieb bei neunstündiger Arbeitszeit einen
solchen von 30 o/o. Auch die an und für sich höher ent-
lohnten Ueberstunden wurden an der Maschine noch mit
einem 25 prozentigen Zuschlag belegt. Alle diese Bestim-
mungen konnten vielleicht für einzelne Betriebe die An-
wendung der Setzmaschine erschweren, aber die Entwick-
lung aufzuhalten, waren sie nicht imstande. Die Statistik
des Tarifamtes vom Jahre 1907 berichtet uns, daß in
diesem Jahre 1879 Setzmaschinen der vier Systeme (Lino-
type, Typograph, Monoline und Monotype) in Tätigkeit
waren, die meistens zweifachen, teilweise auch drei- und
sogar vierfachen Schichtwechsel hatten. Von diesen waren
975 in reinen Zeitungsbetrieben beschäftigt, 308 in reinen
Werkbetrieben, 572 in gemischten Betrieben, d. h. sowohl
für Zeitungs- wie für Werksatz; nähere Angabe war für
24 Maschinen nicht vorhanden. Im Jahre 1910 betrug
die Zahl der Setzmaschinen 2916, ihrer Verwendung nach:
1357 in Zeitungs-, 453 in Werk- und 1106 in gemischten
Betrieben. Die fortgesetzten Verbesserungen auf dem
Gebiete der Setzmaschine machten ihre Anwendung im
gesteigerten Maße rationell und ließen mit Naturnotwendig-
keit die Forderung entstehen, mit diesen ungerechtfertigten
Einschränkungen des Tarifs aufzuräumen. Jeder Tarif-
vertrag ist auf Kompromissen aufgebaut, und deshalb
konnten auch bezuglich des Maschinensatzes nicht alle
Forderungen der Prinzipalsseite bewilligt werden, deren
materielle Berechtigung an sich die Gehilfenvertreter zum
großen Teil durchaus nicht bestritten. Auch für die letz-
teren bestand alle Veranlassung, dem Vorwurfe, daß der
Tarif den technischen Fortschritt unterbinde, den Boden
zu entziehen. Wesentliche Veränderungen der bisherigen
Bestimmungen über den Maschinensatz kennzeichnen den
Fortschritt, der hinsichtlich der Befreiung der Maschine in
den diesjährigen Tarifberatungen erzielt wurde. Aus den
eben erwähnten Zahlen ersehen wir, daß, wie noch 1907,
die meisten Setzmaschinen in den reinen Zeitungsbetrieben
verwendet werden, ganz auffallend jedoch ist die Zu-
nahme der maschinellen Tätigkeit in den gemischten Be-
trieben: in drei Jahren eine Steigerung von 572 auf 1106.
Diese Entwicklung bedingte notwendigerweise die Auf-
hebung der hinsichtlich der beiden Betriebsarten bestehen-
den Unterschiede der Tarifbestimmungen, es wurde somit
für die Zeitungssetzer die Arbeitszeit um eine halbe Stunde
verlängert, für die Werksetzer bei einer Verminderung
des Lohnes um 5 o/o die Putzzeit um eine halbe Stunde
verkürzt, für beide Kategorien beträgt also jetzt gleich-
mäßig die Setzzeit acht Stunden, die' Putzzeit V2 Stunde.
Eine Beschränkung der rationellen Maschinenausnützung
ist in gewissem Sinne dadurch eingeführt, daß im all-
gemeinen mehr als zvs^ei volle Schichten an der Setz-
und Gießmaschine unzulässig sein sollen, in besonderen
Fällen können jedoch Ausnahmen von dieser Bestimmung
zugelassen werden. Aufgewogen wird jedoch diese Ver-
schlechterung durch die Einführung des Berechnens im
Werkbetrieb, das bisher nur für die Zeitungsbetriebe ge-
stattet war. Dadurch ist die Möglichkeit einer absolut
und relativ größeren Ausnutzung der Maschine herbei-
geführt, die hierdurch gewährleistete Arbeitsintensität
macht erst die Maschine zu einem brauchbaren Faktor
der gewerblichen Entwicklung und zu einer rentablen
Kapitalsanlage, wie nie zuvor. Wir stehen wohl am An-
fang dieser Entwicklung, die allem Anschein nach, der
drückenden Fesseln ledig, nun erst freie Bahn hat. Es
könnte ja hier leicht die Vermutung auftauchen, daß mit
der verstärkten Nutzbarmachung der Setzmaschine etwa
unsoziale Tendenzen verquickt werden könnten; dem ist
jedoch durch die Maßregel vorgebeugt, daß nach wie vor
nur gelernte Setzer beschäftigt werden dürfen, vor allem
ist die Ausbildung von Frauen an der Setzmaschine aus-
geschlossen. Auch die Ausbeutung der Lehrlinge, wie
es früher in nichttariftreuen Betrieben üblich war und
auch heute noch vorkommen soll, ist dadurch vermieden,
daß Lehrlinge nur während des letzten halben Jahres ihrer
Lehrzeit an der Setzmaschine arbeiten dürfen. Die Er-
höhung der tariflich festgelegten Mindestleistungen der
Maschinensetzer aller Systeme vom zweiten Jahre nach
Ablauf ihrer Lehrzeit dient ebenfalls dem großen Ge-
danken der zweckmäßigen Verwendung der Maschine.
Die feindliche Stellung der Maschine zur Handarbeit,
wie sie im Setzersaal zu spüren ist, kommt naturgemäß
beim Druck ja weniger zur Geltung, da bereits seit der
Erfindung der König und Bauerschen Schnellpressen vor
rund 100 Jahren die motorische Kraft in Wirksamkeit ge-
treten ist und der Handbetrieb seit dieser Zeit niemals
mehr mit ihr in ernste Konkurrenz treten konnte. Aus
diesem Grunde bestand auch für tarifliche Eingriffe in
die Entwicklung der Druckpresse keine große Möglich-
keit, auch wird hier die Notwendigkeit einer entsprechen-
den Verzinsung des angelegten Kapitals für die Schnell-
pressen und Rotationsmaschinen, die ja für Zeitungen
und Großbetriebe geradezu eine Lebensfrage darstellen,
von vornherein zugegeben. Es bestand bisher die Be-
stimmung, daß an jeder Spezialmaschine ein Maschinen-
meister — wie sich der Drucker heutzutage nennt — zu
beschäftigen is*; da der Begriff „Spezialmaschine" im
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DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
Heft 52
Tarif eine ziemlich weite Begrenzung hatte, die zu einer
Erschwerung führte und führen mußte, so wurde in dem
neuen Tarif einer Anzahl Maschinen der Charakter als
Spezialniaschine abgesprochen und dadurch die Möglichkeit
der gleichzeitigen Bedienung mehrerer derartiger Ma-
schinen durch einen Gehilfen herbeigeführt. Auch für
die Rotationsmaschinen ist nunmeht eine neue Begriffs-
bestimmung und für die Besetzung daran eine veränderte
Personenzahl eingeführt.
Die besondere Beachtung, die einer zweckmäßigen
Ausbildung des Nachwuchses im Driickgewerbe gewidmet
wird, drückt sich in tariflicher Beziehung durch die Fest-
legung der Lehrlingsziffer in^en einzelnen Betrieben aus.
Damit verbindet sich gleichzeitig die. Absicht einer Regu-
lierung des Arbeitsmarktes, da die Lehrlingsskala bei der
jedesmaligen Neuberatung bezw. Revision des Tarifs vom
Tarif ausschuß mit Rücksicht auf die bestehende Arbeits-
losigkeit normiert wird. Als Maßstab gilt hierbei die
Zahl von 3i'o Arbeitsloser. Von üchiifenscite wurde unter
dem Hinweis auf die herrschende Arbeitslosigkeit diesmal
eine bedeutende Reduzierung der Lehrlingsziffer verlangt,
es wurde jedoch festgestellt, daß von Arbeitslosigkeit ledig-
lich mit Bezug auf die großen Städte gesprochen werden
könne, während in der Provinz andauernd große Schwierig-
keiten bestehen, das erforderliche Personal zu CihaUen.
Zur Abstellung dieses offenbaren Mißstandes wurden
von der Qehilfenorganisation entsprechende Maßregeln
in Aussicht gestellt. Eine Beschränkung der Lehrlings-
ziffer wurde im Kompromißweg für die oberste Staffel
vereinbart, in Druckereien mit über 30 Setzern kann
nunmehr auf je 9 — bisher 8 — Setzer ein Setzer-
lehrling mehr gehalten werden, in Druckereien mit
über 20 Druckern auf je weitere 7 — bisher 6 —
Drucker ein Druckerlehrling inehr. Die bisherige Aus-
nahmebestimmung, daß in kleineren Betrieben, mit bis
zu 3 Gehilfen, in den letzten zwei Jahren der Lehrzeit
des einen Lehrlings ein zweiter Lehrling gehalten werden
durfte, wurde dahin eingeschränkt, daß die Einstellung
des weiteren Lehrlings nur im letzten Lehrjahre des einen
Lehrlings erfolgen darf.
Einen wichtigen Punkt bei den Beratungen bildete auch
die Aibeitskontrolle. Es hatte sich einerseits eine organi-
sierte Zurückhaltung mit der Arbeitsleistung herausgestellt,
andererseits ein außerordentlicher Widerstand der Gehilfen
gegen jede Art der Kontrolle über das geleistete Arbeits-
quantum. Die Folgen, die ein solches ca canny-System,
besonders in Zeiten lebhafter Konjunktur oder in Zeitungs-
betrieben, zur Folge hat, sind so schwerwiegende, daß
eine befriedigende Lösung der Frage der Arbeitskontrolle
als eine conditio sine qua non anzusehen w^ar. Von den
Gehilfenvertretern wurde lebhaft betont, daß ihrerseits eine
künstliche Zurückhaltung der Leistung durchaus nicht ge-
billigt werde, und um derartige Möglichkeiten in Zukunft
hintanzuhaiten, wurde ausdrücklich in den Tarif die Be-
stimmung aufgenommen, daß dem Prinzipal das Recht
tustehe, die Gehilfen auf Erfüllung ihrer Arbeitspflichten
zu kontrollieren, und daß der Gehilfe verpflichtet sei, Be-
zeichnung und Menge der Arbeit und die darauf ver-
wendete Zeit aufzuschreiben unter Zugutcrechnung eines
ihm durch diese Kontrolle entstehenden erheblichen Zeit-
verlustes.
Schwierigkeiten, die in den einzelnen Betrieben hin-
sichtlich der Arbeitsverhältnisse sich ergeben hatten,
waren vielfach auf diejenigen zurückzuführen, deren Auf-
gabe die Vermeidung und Beilegung solcher Differcn/c i
gewesen wäre, auf die Vertrauensleute. Es ist ebenfalls
aus dem Streik in den Berliner Zeitungsbetrieben bekannt,
daß es Vertrauensleute waren, welche durch eine voll-
kommene Verkennung ihrer Aufgaben und in einem be-
dauerlichen Machtdünkel erst zu einer Zuspitzung der Ver-
hältnisse beitrugen und dadurch den schweren Konflikt
herbeiführten. Die Forderung der Prinzipalität, in Zukunft
auf die Wahl des Vertrauensmannes Einfluß zu bekommen,
kann daher sehr wohl als berechtigt angesehen werden,
zumal ja der tarifliche Schutz des Vertrauensmannes ein
außerordentlich weitgehender und ein Mißbrauch dieser
Stellung besonders schwerwiegend ist. Der Widerstand
der Gegenpartei führte auch hier wieder zu einem Kom-
promiß: Der Vertrauensmann ist grundsätzlich aus dem
Drittel derjenigen Gehilfen zu wählen, die am längsten
im Geschäft tätig sind; Bedingung ist noch, daß in der
betreffenden Druckerei bezw. Abteilung mindestens 6 Ge-
hilfen beschäftigt sind. Dadurch wird dem Mißbrauch
mit dieser Einrichtung vorgebeugt, da ja in kleineren
Betrieben bei dem engen Zusammenarbeiten des Inhabers
mit seinen Gehilfen eine Mittelsperson überflüssig ist, und
andererseits durch diese Neuregelung die Gewähr geboten
ist, daß nur ältere und ruhige Leute, die schon Iäng2r
in Fühlung mit der Geschäftsieitung stehen, zu diesem
Amt berufen werden können.
Hat der Tarif im allgemeinen, wie es ja überhaupt
in seinem Wesen liegt, die Aufgabe, die gegenseitigen An-
sprüche der beiden Parteien festzulegen und abzugrenzen,
so geht der Deutsche Buehdruekertarif noch in einem
Punkt über diese paritätische Tendenz hinaus, indem er
sich in den Dienst der Gewerbeförderung imd der Be-
kämpfung des Schleuderwesens stellt. Von dem Grund-
gedanken ausgehend, daß die schrankenlose Gewerbe-
freiheit in der Hand einzelner geschäftlich untüchtiger
oder aber rücksichtsloser Personen zu einer Gefahr für
das ganze Gewerbe werden kann, hat die organisierte
Arbeitgeberschaft auf der Grundlage eingehendster Be-
rechnungen einen Preistarif ausgearbeitet und für die Mit-
glieder obligatorisch gemacht, dessen Befolgung eine
Hebung der durch gegenseitiges Unterbieten und mangel-
hafte Kalkulation gesunkene Preise herbeiführen soll.
Uebertretungen dieses Preisgesetzes werden zunächst von
den hierzu eingesetzten Vereinsinstanzen abgeurteilt, in
schvreren Fällen tritt die Ueberweisung an die tariflichen
Ehrengerichte und das Tarifamt als oberste Instanz ein.
Da es sich in diesen letzteren Instanzen um paritätisch
besetzte Gerichte handelt, wurden wegen der Mitwirkung
der Gehilfen vielfach Einwendungen erhoben, die nun
zu einer Neuregelung der Materie führten. Es wird nun-
mehr an jedem der 13 Kreisvororte ein Beschwerdeamt,
besetzt mit fünf Prinzipalen, errichtet, das über Beschwerden
wegen Schleuderei im Gewerbe zn entscheiden h;it. Als neue
Tarifbehörde wird das Zentralberechnungsamt mit dem Sitz
in Leipzig geschaffen, welches eine Prüfung der der Klage
zugrunde liegenden Tatbestandsmerkmale und Kalkulatio-
nen vornimmt. Die endgültige Entscheidung, ob wegen
Preisschleuderei der Ausschluß aus der Tarifgemeinschaft
mit der Folge, daß die in der verurteilten Firma beschäf-
tigten Gehilfen zu kündigen haben, erklärt werden soll,
trifft unter Hinzuziehung zweier Gehilfenbeisitzer das
Tarifamt, das durch diese Neuregelung ganz wesentlich
entlastet wird.
Eine Reihe von kleineren Aenderungen im Tarif sind
ohne prinzipielle Bedeutung und können hier wohl außer
Betracht bleiben.
Bald nach Bekanntgabe der neuen Bestimmungen
haben in allen größeren Städten Versammlungen der
beiden Tarifkontrahenten stattgefunden, in denen beide
Teile vielfach ihre Unzufriedenheit mit dem neuen Tarif
aussprachen. Es werden nin^ allzu gerne die Vorteile
gegenüber den Konzessionen für zu gering angesehen
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
823
und danach der ganze Tarifabschluß bewertet. Als Motto
ist dem Arbeitsgesetz der Satz vorausgeschickt: „Der
Tarif ist der von Prinzipalen und Gehilfen anerkannte
Ausdruck dafür, was für die beiderseitigen Beziehungen
und Leistungen im Deutschen Reiche allgemein als ge-
recht und billig festzuhalten ist." Gerechtigkeit und Billig-
keit verlangen aber ein gegenseitiges Nachgeben, jede
Partei muß im Interesse einer gemeinsamen Arbeit Opfer
an ihren ursprünglichen Forderungen bringen und auch
das von der anderen Seite gezeigte Entgegenkommen
anerkennen.
Die Ablehnung einer gemeinsamen Verhandlung-
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Grund-
prinzipien des Arbeitsvertrags, wie es heute ja noch viel-
fach, besonders seitens der schweren Industrie beliebt
wird, bedeutet eine vollkommene Verkennung des Zeit-
geistes, der dem Arbeiter ein Mitbestimmungsrecht über
die Arbeitsweise und Entlohnung zuspricht. Zur Be-
gründung der ablehnenden Stellung wird, wie bereits
oben kurz erwähnt, vielfach auf die mit dem kollek-
tiven Arbeitsvertrag angeblich verbundenen Nachteile
für das Gewerbe hingewiesen. Es kommt dabei
selbstverständlich in hohem Maße auf den Tarifvertrag
an, eine Beschränkung des Fortschrittes und der Technik
rächt sich von selbst und wird naturgemäß zu einer
Korrektur führen, wie wir es an den obigen Beispielen
gesehen haben, lieber die Vorteile für die friedliche
Entwicklung des Gewerbes brauchen wir keine Begründung
zu bringen, die außerordentliche Zunahme der Tarif-
verträge spricht für sich selbst. Es ist nur zu wünschen,
daß diese Segnungen auch bald und im weitesten Um-
fang den Technikern zuteil werden, deren Kampf um eine
moderne Regelung ihrer Arbeitsverhältnisse von allen
sozialpolitisch denkenden Kreisen mit Interesse verfolgt
und unterstützt wird.
Beitrag zur Ansiedlungsfrage auf dem platten Lande
Von BUDNOWSKI, Kreisbaumeister des Kreises Crossen a. O.
Ansiedlungsgehöft. Arch. : Kreisbaumeister Budnowski, Crossen a. O.
Mit dem großen Werke der inneren Kolonisation des
Staates hat auch der Kreis Crossen a. O. neben seiner Be-
teiligung an der durch den Herrn Regierungs-Präsidenten
V. Schwerin in Frankfurt a. O. ins Leben gerufenen Be-
gründung von Rentengütern (Eigene Scholle) nunmehr
selbsttätig begonnen. Es handelt sich bei der Kreisver-
waltung zunächst darum, möglichst in allen Teilen des
Kreises, wo immer ein Bedürfnis, eine Nachfrage nach
Land sich zeigt, Ansiedlungslustigen bestens zu Wirt-
schaft, Grund und Boden zu verhelfen. Das erste An-
siedlungsgehöft wurde von diesem Gesichtspunkte aus in
der Nähe des Dorfes Gersdorf an der Provinzialchaussee
Crossen-Grünberg errichtet. Zur Stelle gehören vier Mor-
gen gutes Land, die den Erwerber nicht selbständig er-
nähren, sondern auf Arbeit außerhalb tagsüber verweisen.
Eine Anzahlung aus eigenen Mitteln in Höhe von 700 M
ermöglichte dem Erwerber den Besitz des Gehöftes, mit
dem er zugleich stimmberechtigtes Mitglied der Gemeinde
wird. Für das Restkaufgeld wird eine vom Erwerber
jährlich zu zahlende Rente zu 4 Prozent (3^ ,,oo Zinsen
und o/o Tilgung der Restsumme) auf das Rentengut ein-
getragen,. Die Summe wird durch den Mietswert der
Wohnung und des Wirtschaftsgebäudes gedeckt, so daß
sich der Rentengutsbesitzer den Ertrag seines Landes aus
der Viehhaltung als reinen Gewinn rechnen kann. Im
vorliegenden Falle wurde der Grund und Boden von dem
Rittergute Gersdorf dem Kreise kostenlos übereignet. Bei
Bearbeitung des Entwurfs wie auch bei der Bauausführung
konnte in jeder Weise den Wünschen des Erwerbers ent-
sprochen werden.
Das Gehöft besteht aus dem Wohnhause und dem an-
gebauten Wirtschaftsgebäude. Beide Gebäude sind bis
zur Fensterbrüstungshöhe in Ziegelrohbau, die darüber
liegenden Umfassungsmauern in graugrünem Spritzputz
824
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 52
Q
Schnitt A - B
S.oo
Erdgeschoß.
Ansiedlungsgchöft. Arch.: Kreisbaunieister Budnowski, l^rossen a. O.
hergestellt. Die Ost- und Südseite — zugleich Front an
der Chaussee — ist mit Lattenspalier versehen. Die Gic-
belseiten zeigen passend rot lackierte Fachverblendungcn,
die zur Belebung der Flächen beitragen. Die Sprossen-
teilung der oberen Fensterflügel, der auf Balkenkonsolen
ruhende Dachüberstand, ein an das Vorderzimmer an-
gebauter Erker, sowie das in der vorderen Dachfläche
vorgesehene Fledermausfenster erhöhen an dem Bau den
Eindruck des Einfach-Behaglichen. Das Innere des Wohn-
gebäudes enthält ein größeres Wohnzimmer, ein Schlaf-
zimmer, eine den ländlichen Verhältnissen angepaßte ge-
räumige Küche nebst unter dem Fenster vorgesehenen
Speiseschrank und einen Flur; im Kellergeschoß einen
Vorratsraum nebst Backofen und Waschkessel; im Dach-
geschoß ein größeres Zimmer, eine Räucherkammer und
den Dachboden. Die Heizung- geschieht in den Wohn-
räumen durch Kachelöfen, die Fußböden sind gestrichen
und lackiert, die Türen im Innern eichenartig gemasert
und lackiert. Küche und Flur haben massiven Fußboden
auf 1/2 Stein starken pr. Kappen, die Küche außerdem
Fliesenbelag. Passende Leimfarbenanstriche in Schablonen-
muster geben den Wohnräumen einen anheimelnden Ton.
Die Küche und der Flur weisen Oelpanel mit einfachem,
um die Türbekleidungen geführten Fries auf.
Das Wirtschaftsgebäude enthält neben dem Wohn-
haus einen Holzstall, einen Kuhstall mit zwei Ständen,
zwei Schweineställe und darüber einen warmen Hühner-
stall. Die Decken sind massiv aus preußischen Kappen
zwischen I-Trägern hergestellt. Anschließend ist unter
dem geschleppten Dache des Wirtschaftsgebäudes ein
Abort mit Grube vorgesehen, zu dem vom Wohngebäude
ein gepflasterter Gang hinführt, welchen der Dachüberstand
gegen Regen schützt. Das Gehöft ist im Anschluß an
die Gutsleitung mit bestem Leitungsquellwasser versorgt.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG IQll
825
Zapfstellen mit Ausguß befinden sich in der Küche, im
Keller über dem Waschkessel und im Hofe an der Ost-
seite des Gebäudes.
Die Kosten der Gesamtanlage einschließlich des vor-
deren Spalierzaunes und des den Hof einfassenden Draht-
maschenzaunes, sowie der Chausseegrabenüberbrückung
(Zementröhren mit gemauerten Stirnen) belaufen sich auf
6500 M.
Entwurf und Bauleitung lag in den Händen des Unter-
zeichneten.
Wohnungspflege und Gartenstadtbewegung
Von Ing. R. BRÜCKNER, Dresden.
Die Qartenstadtbewegung ist jetzt in so ziemlich allen
deutschen Großstädten im Gange oder im Anzüge. Garten-
städte sind die neueste Art der Großstadterweiterung; diese
Bewegung ist aus der sogenannten Wohnungsnot ent-
standen. Früher mag diese ja wohl auch oft vorhanden
gewesen sein, aber erst in neuerer Zeit hat man sich mit
ihr eingehend beschäftigt.
Die Landflucht ist immer größer geworden infolge
der Umwandlung Deutschlands aus einem Agrar- in einen
Industriestaat. Die Bevölkerung hat sich in die Städte
zusammengezogen, und diese haben sich zu Großstädten
entwickelt mit all ihren Licht- und Schattenseiten.
Dieses Zusammenströmen hat zur Folge gehabt, daß
der Bedarf an kleinen und mittleren Wohnungen ca. 85 «o
sämtlicher städtischer Wohnungen ausmacht. Die Mieten
dieser Wohnungen sind aber ziemlich hoch, teils weil be-
kanntermaßen die kleineren Wohnungen überhaupt teurer
sind als die größeren im Verhältnis zu deren größerer Aus-
dehnung, teils weil oft ein Mangel an Kleinwohnungen
vorhanden ist, und woran Mangel ist, das ist umso teurer.
Es beträgt z. B. in Berlin der Durchschnittspreis
für eine 1-Zimmerwohnung (mit Küche) 350 M
für eine 2-Zimmervvohnung 5C0 — 5'0 M
für eine 3-Zimmervvohnung 750 — 900 „
Ein Arbeiter oder kleiner Beamter muß also einen
großen Teil seines Gehaltes oder Lohnes zur Miete ver-
wenden. Dies veranlaßt ihn zum Beziehen möglichst kleiner
Wohnungen. Nun sind aber die Familien kleiner Leute
(klein = weniger bemittelt) erfahrungsgemäß die an Mit-
gliederzahl reichsten. Diese große Zahl drängt sich auf
kleinem Raum zusammen. Nach der amtlichen Zählung
1895 waren in Berlin 4718 Wohnungen ohne heizbaren
Raum bewohnt von 12 792 Menschen, 27 160 Wohnungen
mit einem heizbaren Raum von 182 738, in jedem also
6 und mehr Personen; 1900 waren unheizbare Wohnungen
5847 vorhanden, mit einem heizbaren Raum 27 792, bewohnt
von sechs und mehr Menschen.
Bei diesem Zusammendrängen ist eine Scheidung der
Geschlechter bezw. der erwachsenen Kinder nach dem Ge-
schlecht nicht mehr möglich. Oft kommen noch Unter-
mieter und Schlafleute in die Familien. So wird eine
Schädigung der Sittlichkeit herbeigeführt, selbst wenn man
von Schlafleuten usw. der schlimmsten Sorte absieht. Wei-
ter leidet aber auch die Gesundheit der einzelnen Familien-
mitglieder darunter. In dem einen Raum, der oft nur vor-
handen ist, wird gekocht, gegessen, gearbeitet, geschlafen,
von den Kindern gespielt und herumgetollt, soweit dies
möglich ist; oft liegen noch Kranke in dem Zirrjmer.
Trunksucht, Tuberkulose und Verbrechen aller Art haben
dort ihren Entstehungsherd. Die ledigen Leute, die auf
Untermiete angewiesen sind und in solchen kleinen Woh-
nungen noch aufgenommen werden, müssen sich mit einem
ungenügenden, für Menschen manchmal kaum brauchbaren
Raum begnügen. Ihr liebster Aufenthalt wird dann das
Wirtshaus.
So also sind die Wohnungen der Unbemittelten oft be-
schaffen, in denen die Eltern nach des Tages Arbeit und
Mühen sich erholen sollen und wollen, sich stärken sollen
für des nächsten Tages Lasten, wo die Kinder zu kräf-
tigen, gesunden, brauchbaren Staatsbürgern heranwachsen
sollen.
Diese billigen Wohnungen in großer Zahl vereinigt
ergeben das Massenmietshaus. Eins reiht sich an das
andere; hoch ragen sie in die Luft an zum Teil sehr engen
Straßen, angefüllt mit Menschen. Im Jahre 1900 kamen
auf ein Haus in Hamburg 23 Einwohner, in München 29,
in Breslau 41, in Berlin 50, im Jahre 1905 in Berlin sogar
77, und ähnlich in manchen Häusern in Chemnitz. Spär-
lich dringt Luft und Licht in die Wohnungen. Die Leute,
besonders die Kinder, sind bleich und hohlwangig. Der
einzige Ort ist noch der meist mit hohen Mauern um-
gebene Hof, wo sie ein Stück vom blauen Himmel sehen;
sonst ist für sie das Wort ,, Natur" ein ungesehenes Etwas,
das sie nur vom Hörensagen kennen. Aus Umfragen in
den Schulen geht diese Naturentfremdung klar und deutlich
hervor. Sehr viele hatten nie einen Sonnenaufgang oder
-Untergang gesehen, viele waren noch nie in einen Wald
gekommen, noch nie haben sie ein Aehrenfeld, einen Säe-
mann, einen Schnitter zu sehen bekommen.
Es kommt noch hinzu, daß vielfach die Wohnungen
in einem nicht besonders guten Zustand sind, da die Haus-
wirte im Vorrichten und wohnlichen Instandhalten nicht
das geringste oder nur sehr wenig tun, die Bewohner
es aber nicht tun können wegen Mangel am nötigen
Gelde.
Weiter kann man in den Wohnungsankündigungen die
Worte oft lesen: nur an kinderlose Leute. Wohin aber
sollen denn Familien mit Kindern ziehen? Ob sich die
Hausbesitzer, die obigen Grundsatz haben, diese Frage
schon einmal gestellt und zu beantworten versucht haben?
Zur Beleuchtung dieser Sache ein Fall in Köln, über den
man lachen, herzlich lachen möchte, wenn er nicht so
furchtbar ernst wäre. Daß er auf Wahrheit beruht, be-
weist der Prozeß, der darum geführt worden ist. In einem
Mietvertrag stand folgende Klausel: Anmieter versichern,
daß sie keine eigenen Kinder haben und auch künftig
solche nicht halten (!) wollen (!!!); im Fall der Zuwider-
handlung gegen diese Vertrags-Bestimmung soll der Ver-
mieter nicht nur berechtigt sein, von dem Vertrag zurück-
zutreten, sondern die Mieter auch eine Vertragsstrafe in
Höhe von 1000 M (!) an den Vermieter zu zahlen haben.
Nun kam bei dem betr. Ehepaar doch ein Kind an; der
Hauswirt klagte auf Zahlung der vertragsm.äßigen Summe
von 1000 M und führte das Verhalten der Mieter bezw.
den Kindersegen auf grobe Fahrlässigkeit zurück. Die
Klage wurde natürlich abgewiesen.
826
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 52
Es seien noch einige Zahlen über im Jahre 1910 vor-
handene, leerstehende Wohnungen angeführt:
Charlottenburg
6,98 0/0
Köln
4,19,,
Breslau
3,5 „
Dresden
1,1 „
Halle
0,98 „
Straßburg
0,97 „
Braunschweig
0,95,,
Freiburg
0,8 „
Dies sind die gesamten leerstehenden Wohnungen. Der
Mindestsatz, der von den Nationalökonomen gefordert
wird, ist 2,57o/o. Wie dieser Prozentsatz in Bezug auf Ar-
beiterwohnungen sich stellt, zeigt z. B. Dresden im Jahre
1910. Der Vorrat an solchen betrug 476, d. i. 0,9 "n des
Bestandes an derartigen Kleinwohnungen aus zwei und
drei Räumen im großen Durchschnitt; dieser Satz sinkt
aber noch in einzelnen Stadtbezirken auf 0,7 "o, ja sogar
bis auf 0,3" II herunter.
Alles dies drängt dahin, teils überhaupt eine Mehrzahl
an Kleinwohnungen (billigen) herbeizuführen, weiter den
kleinen Leuten, die nicht in der Lage sind, teure Vorstadt-
wohnungen zu mieten, in den Außenvierteln der Städte,
wo Natur, Luft, Licht ihnen zu Teil werden, billige Woh-
nungsgelegenheit zu schaffen.
Demgegenüber steht wieder die Bodenspekulation, die
ihrerseits teure Mieten zur Folge hat. So muß denn diese
hintangehalten werden, sei es von den Gemeinden selbst
auf die oder jene Weise, oder von Gesellschaften und
Genossenschaften, die große Oeländestücke kaufen, Stein-
häuser errichten mit Wohnungen für 1, 2 bis 4 Familien
und mit viel Garten, an schmalen Straßen, wodurch auch
eine Verbilligung herbeigeführt wird, und Hergeben der
Wohnungen in Erbbaurecht oder Erbpacht. So entstehen
die Gartenvorstädte oder ganze Garienstädte. Diese sind
also Ansiedelungsanlagen, in denen der Grund und Boden
möglichst in einer Hand bleibt und nicht verkauft wird,
keinesfalls aber der Spekulation überantwortet wird, und
wo der steigende Mehrwert des Grundes und Bodens den
Bewohnern selbst, der Allgemeinheit, zugute kommt.
Ein jeder hat da seine gute, preiswerte und doch bül'ge
Wohnung mit Garten, sein Eigenheim. Die Bauweise er-
folgt von einheitlichen, künstlerischen Gesichtspunkten aus.
Daneben ist die Einrichtung von Sport- und Spielplälzen,
Bibliotheken, Lesehallen, Ledigenheimen usw. zu emp-
fehlen. Die Gemeinden müssen für gute und billige Ver-
bindung mit der eigentlichen Großstadt sorgen.
Der Einwand, daß die Mieten doch noch hoch seien,
ist hinfällig; denn sie sind tatsächlich niedriger, wie der-
artige Einrichtungen zeigen. Die Wohnungen sind größer
und schöner; eventuell ist Untervermietung gestattet, die
Geld einbringt; was jede Familie braucht an grüner Ware,
oder wenigstens ein Teil, kann im eigenen Gärtchen ge-
zogen werden — beides Punkte, die die Wohnung noch
verbilligen helfen. Ebenso soll die Freizügigkeit der Ar-
beiter dadurch eingeschränkt sein; dies ist aber auch nicht
der Fall; denn der Betreffende kann kündigen, wenn er
will — nur daß ihm nicht gekündigt werden kann, außer
in Ausnahmefällen wie: schlechte Behandlung der Woh-
nung und dergl. Und dann ist wohl von einer Freizügig-
keit nicht mehr zu reden bei einem Arbeiter, der Frau
und Kinder hat. Dieser ist froh, wenn er eine auskömm-
liche Stelle hat, die er so leicht nicht aufgibt, nament!' !i
bei der heutigen Konkurrenz.
Und so gibt es noch verschiedene Einwände, di.- sich
Iber alle widerlegen lassen, und die meistens nur von
Hausbesitzern und Grundstücksspekulanten angeführi wer-
den, um auf solche Bestrebungen hemmend einzuwirken ans
eigenem Interesse und Egoismus. Vollständig hintanhalten
lassen sich diese Bewegungen aber nicht mehr, und über
kurz oder lang wird allmählich jede Großstadt zu Garten-
vorstädten oder Gartenstädten in ihrer Nähe kommen.
Daß die Bestrebungen nicht unnütz sind, beweist das
stete Wachsen der sächsischen Gartenstadt Hellerau bei
Dresden. Es mögen über diese hier noch einige Angaben
folgen, die einzelnen Veröffentlichungen über diese Garten-
stadt entnommen sind. Im Jahre 1910 sind daselbst etwa
150 Einfamilienhäuser entstanden, 19 Landhäuser und die
Geschäftshäuser am Markt, die alle vermietet sind; für
1911 waren vorgesehen 150 Kleinwohnhäuser, 25 Land-
häuser und das Gasthaus am Markt, die ebenfalls alle ver-
mietet sind, und bis 1. Oktober 1912 sind wieder alle
vorgesehenen Häuser und Wohnungen schon jetzt ver-
mietet bez. vergeben. Das kleinste Haus für eine Familie
besteht aus vier Räumlichkeiten: Wohnstube und Küclie
im Untergeschoß, Schlafstuben im Obergeschoß, gerechnet
.für eine Familie mit zwei bis drei Kindern. Das Haus ist
meist ganz unterkellert, hat Waschküche mit Kessel, Wirt-
schaftskeller, Wasserklosett, eigenen Bodenraum, eiektr.
Licht und Klingelanlage, Wasserleitung mit Ausguß,
Doppelfenster, in der Küche offenen Herd mit zwei Feue-
rungen und Wasserpfanne, in der Wohnstube Kachelofen
mit zwei Wärmeröhren und — versuchsweise — Bratröhre
und Wasserpfanne, Ventilationsanlage für die verbrauchte
Luft. Die Erwärmung der Schlafräume im Obergeschoß
ermöglicht eine Heizanlage im Stubenofen, durch die die
Wärme des Stubenofens den Kammern zugeführt werden
kann. Für Krankheitsfälle und andere Gelegenheiten ist
im Obergeschoß ein eiserner Dauerbrandofen vorgesehen.
Viele Häuser haben an der Straße Vorgärten von 25 bis
35 qm Fläche. Von den Küchen aus führt eine Tü.r direkt
in den Hof, der versehen ist mit einer Teppichklopfstange
und einem Wasserfaß für Regenwasser z m Begie'jen d r
Gärten. Diese Nutzgärten, 95 bis 265 qm groß, schließen
sich an den Hof an, und sind mit Wäschepfählen in Ton-
röhren versehen.
Diese kleinsten Reihenhäuser kosten 250 Mark, wozu
allerdings noch Gartenmiete kommt in Höhe von 18 Pfen-
nigen pro qm und Jahr.
Für den Ort ist eine biologische Kläranlage vorhanden,
sämtliche Straßen sind mit Schleusen versehen.
Im Kleinhausviertel werden Häuser (eine Familie) im
Mietwert von 250 bis 600 Mark gebaut, im Landhausvieriel
Häuser im Werte (Miete) von 800 bis 2000 Mark.
Das ganze 140 ha große Gebiet ist durch einen ein-
heitlichen Bebauungsplan von Prof. Riemerschmidt- Mün-
chen aufgeschlossen worden. Von den 140 ha sind
733 220 qm für 1,50 M qm gekauft worden von
Landwirten aus Klotzsche, der Rest ist für die Garten-
stadt gesichert. Bis zum Schlüsse 1911 werden über
300 000 qm verwertet sein. Mit der Bebauung wurde 1939
begonnen, und zwar war das erste Gebäude die Deutschen
Werkstätten für Handwerkskunst". Der durchschnittliche
Mietpreis pro Quadratmeter Nutzfläche stellt sich auf 4,81 M
in den Reihenhäusern, in den freistehenden Einfamilien-
häusern auf 5,97 M.
VorgeseRen ist noch ein Ledigenheim ; ferner ist vor-
handen eine Bildungsanstalt Jaques Dalcroze G. m. b. H.
mit einem Schulbau mit acht Uebungssälen und einem
großen Vortragssaal, cincsn großen Wohnhaus mit etwa
30 Zimmern, sowie acht Kleinwohnhäusern mit insgesamt
80 Räumen. Ebenso ist die Gründung eines Land-
erziehungsheimes vorgesehen.
Im Jahre 1910 wurden 800 Einwohner gezählt, Oiv-
tober 1911 sind ca. 2000 vorhanden gewesen.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
827
Zum Scliluß verweise ich diejenigen, die sich für die
Bew egung interessieren und auch die Geschichte derselben
kennen lernen wollen, auf das kleine Heftchen von H.
Kampf fmever: Die Qartenstadtbevvegung. (Aus: Natur
und Geisteswelt, Band 259, 1 M). Ich hoffe noch, mit
H :::::::: SOZIALE BEWEGUNG HHHHH
Arbcitnehinennteressen
Von Dr. HEINZ PQTTHOFF.
Jeder Stand hat nicht nur das Recht, sondern auch
die Pflicht, seine Interessen im Wettstreitc mit den an-
deren Gruppen zu behaupten und durchzusetzen, soweit:
er überzeugt ist, daß es im Gesamtinteresse notwendig
und segensreich ist. Leider ist das ja überall der Fall.
Jeder Stand hält sich für besonders notwendig, seine Be-
vorzugung vor anderen (die man selbst stets ,, Gleich-
berechtigung" nennt) für ein Staatsinteresse. Das ist an
sich schon ein Grund, warum kein Stand zurückbleiben
darf mit seinen Interessen, damit die ,, mittlere Linie"
nicht von vornherein an einer falschen Stelle ansetzt. Wie
weit der einzelne Stand recht hat, lehrt die Unterstützung
der nicht unmittelbar Interessierten, lehrt oft die öffent-
liche Meinung und hinterher die Geschichte. Für die Be-
rechtigung der Arbeitnehmerbewegung spricht allgemein
ein Dreifaches: Unser Recht und unsere Politik haben
unter dem Einflüsse römischer Juristerei und altgewohn-
ter Herrschaftsverhältnisse bisher ganz vorwiegend den
Interessen des Vermögens, der Produktion und des Arbeit-
gebers gedient. Nachdem aber die Masse derer, die ihre
Existenz auf ein Arbeits- oder Dienstverhältnis gründen,
nahezu 40 Millionen in Deutschland erreicht hat, ist es
zweifellos eine Notwendigkeit, daß Recht und Politik
stärker als bisher den Grundsatz anerkennen: der Staat
ist um der Menschen willen da; sein Hauptreichtum liegt
in seinen arbeitenden Bürgern; wichtiger als Zins und
Rente ist die Arbeitskraft der Millionen; das oberste Ge-
setz muß die Erhaltung von Leben, Gesundheit und Ar-
beitskraft der gegenwärtigen und der kommenden Gene-
ration sein.
Die vorstehenden Sätze entstammen einer neuen
Schrift Potthoffs, die sich „Soziale Rechte und Pflichten"
betitelt. Weiter hinten befindet sich eine Anzeige unserer
Buchhandlung, in der wir dieses Heft unseren Mitgliedern
anbieten. Wir glauben, daß es besonders während der
Wahlen Verwendung finden kann, aber es wird auch über
diese Zeit hinaus zu einer ständigen Waffe im Gebrauch
derer werden, die für soziale Gedanken und unsere Stan-
desbewegung einzutreten gewillt sind.
Sterkrade und Weihnachten
In der Danziger Protestversammlung erg;'ff Herr
K 1 o h s - Danzig das Wort zu einigen Ausführungen, deren
Inhalt er uns mit der Bitte um Veröffentlichung übersandte.
Sie lauteten:
Gerade in^ der Weihnachtszeit, in der man so gern von
dem Frieden auf Erden spricht, werden wir durch die
Vorkommnisse in Sterkrade und Barmen besonders stark
daran erinnert, daß auch der Friedfertigste zum Kampf
gezwungen wird. Jedes Individuum ist bestrebt, seine Lage
zu verbessern, es strebt danach, unter immer besseren
Daseinsbedingungen zu leben. Nach diesem Ziel strebt und
um dieses kämpft gegebenenfalls der einfachste, ärmste
diesen Zeilen eine kleine Anregung gegeben zu haben,
sich mit dieser Bewegung zu beschäftigen bez. mit den
mit ihr zusammenhängenden Fragen der Wohnungs-
politik, Wohnungsfrage, Wohnungsreform und ähnlichen
Begriffen.
Arbeiter, aber auch der reiche Mann. Dieser Trieb liegt
nun einmal in der Natur des Menschen, und wir alle handeln
nach diesem Naturgesetz. Weil das alle tun, deshalb können
auch wir Angestellte uns davon nicht ausschließen, wir
würden sonst unsere wirtschaftliche und soziale Lage dem
Schicksal willenlos überlassen. Wir müssen ebenso wie
alle anderen Stände unser Schicksal selbst in die Hand
nehmen, und ebenso wie alle anderen Stände müssen auch
v/ir dauernd bestrebt sein, unsere wirtschaftlichen und
sozialen Verhältnisse zu verbessern.
Würden wir diese Bestrebungen nicht verfolgen, dann
würden, wie wir sehen, alle anderen Stände ihre Lage auf
unsere Kosten verbessern. Wir würden gar bald ins Hinter-
treffen geraten und unsere jetzige schon wenig glänzende
Lage würde sich zusehends noch weit schlechter gestalten.
Viel Wahrheit liegt in dem Wort: „Wer sich nicht nach
der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt". Das
Leben kennt hier keine Rücksichtnahme. Wer nicht vor-
wärts und aufwärts strebt, kommt unter die Füße der
anderen und wird schonungslos zertreten. Wer also den
Daseinskampf nicht anerkennt und mitkämpft, der hat auch
keine Daseinsberechtigung.
Unter diesen Gesichtspunkten sind die technischen An-
gestellten in letzter Zeit intensiver in den Kampf ums Dasein
eingetreten. Das wurde dem industriellen Großkapital un-
bequem und in maßloser Willkür provozierte es in jüngster
Zeit den Fall von Sterkrade. Es ist ein zuversichtliches
Bild, das uns die Geschlossenheit der technischen An-
gestellten gegenüber dieser Einmütigkeit darbietet. Mit
allen uns zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln wehren
wir uns gegen solche schmachvollen Angriffe auf die ali-
gemeinen Menschenrechte, um zu verhüten, daß solche
Angriffe in Zukunft sich wiederholen. Wenn wir das tun,
so kann man noch gar nicht einmal sagen, daß wir unsere
Lage verbessern. Nein, wir kämpfen zunächst einmal
darum, daß unsere Lage nicht fortdauernd ver-
schlecht e r t w i r d ! Es ist tatsächlich ein Abwehr-
kämpf, ein gerechter Kampf, in dem wir Unterstützung
von allen Seiten erhoffen.
Mit aller Energie müssen wir nun vom neuen Reichstag
eine bestimmte Sicherstellung des Koalitionsrechtes ver-
langen. Ein freies Vereinigungsrecht für alle Staatsbürger,
das auch den Angestellten und Beamten ohne Einschrän-
kung gewährt wird. Die Herren der Gutehoffnungshütte
haben den Tag von Sterkrade jedenfalls ohne Absicht für
uns günstig gewählt, wenn sie uns gerade jetzt vor der
Reichstagswahl die Augen öffneten.
Da ist zunächst das köstlichste Gut, das alle Staats-
bürger gemeinsam haben, der Arme und Bedrückte mit
dem höchsten Beamten des Reiches — das Reichstags-
wahlrecht! Auch wir müssen dieses köstliche Gut
hüten und darauf achten, daß es nicht verkümmert wird,
wozu aus Scharfmacherkreisen schon wiederholt Versuche
gemacht worden sind. Wir müssen uns die einzelnen
politischen Parteien gründlich ansehen, ob sie nach ihren
bisherigen Taten auch wirklich gewillt sind, das Koaiitions-
recht sicherzustellen. Wir dürfen aber nur dem Kandidaten
unsere Stimme geben, der uns nach seinen Charaktereigen-
schaften und nach seiner ganzen bisherigen Lebensart und
nach seinem politischen Bekenntnis für die Durchführung
unserer Hauptforderung sicher genug erscheint.
Ich betone deshalb noch einmal unsere Hauptforde-
rungen: Sicherung des Koalitionsrechtes und Erhaltung des
-828
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
Heft 52
Reichstagswahlrechts in der heutigen Form für alle Staats-
bürger.
So soll denn der 12. Januar ein Denkstein auch in der
Organisationsgeschichte der Techniker werden. Kollegen
denkt daran, daß der nächste Reichstag sich endlich mit
der Verbesserung eures Rechtes und mit der Sicherung
persönlicher Freiheit beschäftigen muß!
An uns liegt es nun, die Schlafenden aufzurütteln, daß
auch sie an dem Kampf um politische Rechte und wirt-
schaftliche Freiheiten teilnehmen, von dem sich eben nie-
mand ausschließen darf. Ihnen rufen wir das Schillerwoit
zu: ,, Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber
kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ' an ein
Ganzes dich an." Das ist ein Wort, das auch für uns
als Organisierte zu gelten hat, besonders wenn wir an
unsere Zugehörigkeit zum ,, Sozialen Ausschuß der tech-
nischen Angestellten-Verbände" und alle sonstigen großen
Organisationen, mit denen wir irgendwelche Gemeinschaft
eingegangen sind, denken. Wir müssen in diesem Sinne
zum Ganzen streben, da unser Verband auch nur ein Glied
der großen sozialen Bewegung ist, ein Teil, wertvoll wie
jeder andere.
H H STANDESBEWEGUNG :: H
Techniker in Konkurrenz mit Volksschullehrern
Seit Jahren bemühen sich die Techniker um Zulassung
zu Lehrämtern an gewerblichen Fortbildungsschulen. Sie,
die in erster Linie für den LInterricht der Handwerker-
lehrlinge in der Gewerbeschule berufen sein sollten, haben
es mit vieler Mühe durchgesetzt, daß einzelne Regierungs-
präsidenten neben den gewerblichen Einführungskursen
für Volksschullehrer auch sogenannte pädagogische be-
sonders für Techniker und Handwerksmeister einführten.
So hat es schon vor längerer Zeit geheißen, daß auch in
diesem Winter an verschiedenen Orten solche Kurse für
unsere Berufskollegen stattfinden sollen. Leider hat man
aber bisher nichts Bestimmtes darüber erfahren können.
Es scheint fast, als ob nicht nur die Teilnehmerzahl,
sondern auch die Anzahl der Kurse sehr beschränkt sein
wird. Die Regierung führt diese Maßnahme stets auf
die geringen Mittel zurück, die dafür verfügbar wären. Es
steht aber fest, daß man zwar nicht für die Techniker,
wohl aber für die Volksschullehrer recht bedeutende Mittel
hat, um 'diesen Gelegenheit 'zu geben, sich so heranzubilden,
damit sie in gewerblichen Fächern unterrichten können.
Obwohl für einen Techniker, besonders wenn er päda-
gogisches Talent besitzt, wenige Wochen genügen, um
ihn in die Geheimnisse der Pädagogik und Methodik ein-
zuführen, werden die Volksschullehrer immer noch mit
vollem Gehalt auf ein Jahr und noch länger beurlaubt,
um sich mit dem ,, wissenschaftlichen Rüstzeug" für den
Unterricht in der Qewerbekunde zu versehen. Man hat
aber wohl einsehen gelernt, daß selbst ein längeres In-
spizieren und Volontieren in verschiedenen Gewerbe-
betrieben immer nur zu einem Halbwissen führt. Des-
wegen treten jetzt die Volksschullchrer wie die angehenden
Techniker in die Lehre! So wird uns z. B. aus Hamburg
berichtet, daß dort am 1. Oktober 1910 ein Volksschul-
lchrer unter Befürwortung der Innung (!) in die Klempnci-
lehre trat. Ein anderer Lehrer hat am 1. April 1911 die
Gesellenprüfung als Klempner bestanden und arbeitet jetzt
auf Staatskosten (!) im chemischen Laboratorium zur wei-
teren Vervollkommnung seiner Kenntnisse. Also trotz
eines anerkannten Mangels an Volksschullehrern werden
diese auf Jahre hinaus der Schule entzogen, um d^n
Technikern Konkurrenz zu machen. Wann wird man
endlich zu der Erkenntnis gelangen, daß im Techniker-
stand ein großer Bestand an tüchtigen Kräften auch für
das Lehrfach vorhanden ist! Mf.
Wie eine Behörde Techniker einschätzt
Wir haben schon mannigfache Beweise für die im
technischen Berufe grassierende Unterbewertung der Ar-
beitskräfte bringen können. Aber geradezu wie ein Hohn
für den deutschen Technikerstand nehmen sich zwei An-
zeigen aus, die kürzlich die „Münchener Zeitung" brachte.
Unter der Rubrik: ,, Vakanzenliste für Militäranwärter"
fanden wir da nebeneinander:
Bezirksamt Straubing : Ein Di- Fürtli. Handwerkerschuleffir Holz-
striktsstraßenanwärter , nicht
über 3S Jahre, einjährige Praxis
im Straßenunterhaltungsdienst,
Befähigungszeugnis eines
Distriktstechnikers, 720 M
Jahresgehalt.
industrie: Ein Pedell (Schul-
diener). Maschinenschlosser oder
Mechaniker. Bedienung der
Zentralheizung und der Holz-
trockenkammer. Sechs Monate
Probezeit. 1500 M Anfangs-
gehalt nach Klasse 25 der Ge-
haltsordnung.
Wenn schon der Gehaltsbezug des Schuldieners nach
Klasse 25 nicht zu hoch bemessen ist, so ist er doch
geradezu fürstlich zu nennen im Vergleich zu der Ent-
lohnung, die das Bezirksamt Straubing einem Techniker
anzubieten wagt. Mit einem Taschengeld von 60 Mark
monatlich glaubt diese Behörde einen Techniker abspeisen
zu können, der das Befähigungszeugnis eines Distriktstech-
nikers haben muß. Ist ihr nicht bekannt, daß zur Erlangung
dieses Zeugnisses das Absolutorium einer jetzt fünf-
klassigen Bauschule erforderlich ist, daß ferner manche
Distrikte, speziell in der Rheinpfalz, sogar Hochschul-
studium verlangen? Mit Entrüstung weist der deutsche
Technikerstand ein solches Anerbieten zurück und verwahrt
sich entschieden gegen die Beleidigung, die in dieser Zu-
mutung liegt. Organisation und Kampf um unser Recht
muß solange unsere Losung bleiben, bis endlich Wandel
geschaffen ist. Alf.
%% H :: i: :: RECHTSFRAGEN :: :: :: :: :: ::
Das Recht des Ingenieurs, in seiner Stellung erlangte
Kenntnisse über den Bau einer Maschine später
für eigene Zwecke zu verwenden
(Nachdruck verboten)
Ein Ingenieur war etwa ein Jahr lang in einer Ma-
schinenfabrik tätig gewesen und hatte nach seinem Aus-
scheiden aus dieser Stellung während einiger Zeit den
Vertrieb der in diesem Etablissement hergestellten Er-
zeugnisse für einen bestimmten Bezirk gegen Provision
übernoinmen; er war dann mit den Inhabern der Fabrik
in Differenzen geraten, hatte diesen mitgeteilt, daß er
den Vertrag betreffend den Vertrieb ihrer Waren als ge-
brochen ansehe und Schadensersatz fordere. — Der In-
genieur beschäftigte sich nun mit der Errichtung einer
Arbeitsmaschine, die bei Herstellung der von der er-
wähnten Fabrik erzeugten Apparate Verwendung findet;
noch bevor jedoch diese Arbeit des Ingenieurs vollen:lot
war, meldete die Fabrik diese bei ihr schon seit Jahren
im Betrieb befindliche Maschine zum Patent an und
strengte alsdann gegen den Ingenieur Klage an, mit
welcher sie beantragte, jenen zu verurteilen, den von ihm
begonnenen Bau einer Maschine der erwähnten Art ein-
zustellen, die Maschine aber, soweit sie fertig sei, heraus-
zugeben und nicht in Benutzung z:i bringen, ferner alle
Zeichnungen, Skizzen und Modelle, die sich auf die Ma-
schine bezichen, zur Vernichtung herauszugeben. Zur Be-
gründung der Klage führte die Firma aus, der Beklagte
benutze die bei ihr erworbenen Kenntnisse, um sie für
eigene Zwecke zu ihrem Schaden auszubeuten. Er stehe
im Begriffe, sich eine Maschinenfabrik zu errichten, die
Räume dazu seien bereits gemietet, und dort baue der
Beklagte eine Maschine genau so, wie sie von der Klägerin
erfunden sei und gebaut werde. Außerdem habe der Be-
klagte einen ihrer Arbeiter fortengagiert. W\i diesen Hand-
lungen verstoße der Beklagte sowohl gegen das Patent-
gesetz wie auch gegen die guten Sitten.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
829
Das Oberlandesgericht Hamburg hat der Auffassung
der klagenden Firma jedoch nicht beigepflichtet. Zu-
zugeben ist der Klägerin, daß die Verwertung ihrer Er-
findung durch den Beklagten für sie in erheblichem Grade
nachteilig und daß es diesem durchaus bewußt gewesen
ist, daß er bei der Vorbereitung einer Verwertung der
Erfindung für eigene Zwecke gegen das Interesse der
Klägerin handle. Dieses Verhalten des Ingenieurs wird
gewiß von manchem Beurteiler als Anstoß erregend emp-
funden werden, indessen ist die Auffassung,
daß es gegen die, gutenSitten verstoße, doch
nicht gerechtfertigt. Bei der Entscheidung, ob
in einem Handeln, das innerhalb des Verkehrs- und Er-
v\erbslebens erfolgt, ein Verstoß gegen die guten Sitten
zu finden sei, darf nur das ethische Empfinden breiterer,
mit den Verhältnissen und Bedürfnissen des Verkehrs-
iind Erwerbslebens vertrauter Schichten der Bevölkerung
die Norm abgeben, und keineswegs darf jede Handlung,
die dem einen oder anderen Manne von feinfühliger Denk-
weise verwerflich scheint, darum schon als gegen die
guten Sitten verstoßend behandelt werden. Es ist davon
auszugehen, daß, sobald das Vertragsverhältnis zwischen
Prinzipal und Angestelltem beendet ist, der Angestellte der
uneingeschränkte Herr seiner Fähigkeiten und Kenntnisse
ist. Der Angestellte ist durch die Norm der guten Sitten
nicht schlechthin über seine Dienstzeit hinaus daran ge-
hindert, Kenntnisse, die er während derselben erworben
hat, zu verwerten; nur eine Willenseinigung
zwischen Prinzipal und Angestelltem kann eine Bindung
über die Dienstzeit hinaus bewirken. — Auch darin, daß
der Beklagte einen Arbeiter, der bei der Klägerin beschäf-
tigt war, veranlaßte, zu kündigen und in seinen Betrieb
überzutreten, ist kein Verstoß gegen die guten Sitten
zu finden.
Der Beklagte hat schließlich auch nicht gegen das
Patentgesetz verstoßen; denn es ist erwiesen, daß er
bereits mehrere Wochen vor der Anmeldung des Patents
druch die Klägerin mit den Arbeiten für die Erbauung der
.\1aschine begonnen hat und das Modell ca. 4 Wochen
vor der Patentanmeldung fertiggestellt war. Es steht ihm
also der Schutz des Vorbenutzens nach § 5, Abs. 1 des
Patentgesetzes zu, wonach die Wirkung des Patentes gegen
denjenigen nicht eintritt, welcher zur Zeit der Anmeldung
bereits im Inlande die Erfindung in Benutzung genommen
oder die zur Benutzung erforderlichen Veranstaltungen
getroffen hatte.
Nach alledem war die gegen den '.i-7<4nieur gerichtete
Klage abzuweisen. rd.
ZEITSCHRIFTENSCHAU
für November IQl 1.
Technische Physik.
„Versuche mit Druckstäben aus Nickelstahl." Von Dr.
Ing. Bohny, St. u. E. 31, Nr. 32, S. 1287. Versuchsergebnissc.
„Begründung einer neuen Theorie der Oußeisenprüfung."
Von Dir. Messerschmitt, St. u. D. 31, Nr*. 44, S. 1785. Die
Begründung basiert auf den Vorgäng-en der Schwindung und
Volumvergrößerung.
„Untersuchungen an zylindrischen Schraubenfedern mit kreis-
förmigem Querschnitt." Von Dr. Ing. Zacharias, Z. d. V. 35,
Nr. 43, S. 1801. Gleichungen zur statischen Berechnung; Ab-
hängigkeit zwischen Schubziffer und dem Verhältnis
r
Gleichung über Federverlängerung. Bruchbelastung und iVla-
terialanstrengung.
„Ueber die Formänderung dünnwandiger Rohre, insbesondere
federnder Ausgleichsrohre." Von Dr. v. Karman, Z. d. V. 55,
Nr. 45, S. 1889. Wertberichtigung des Trägheitsmoments in
der Biegungsformel.
„Das Ausströmen von Gasen durch Düsen." Von Hamel,
Z. d. V(. 55, Nr. 45, S. 1895. Bemerkungen zu den gleichen
Abhandlungen von Lorenz und Prandt im Jahrgang 1903 u. 1904.
Hüttenwesen.
„Ueber Neuerungen an Kammersteinen." Von Dipl.-Ing.
Canaris, St. u. E. 31, Nr. 31, S. 1245. Verschiedene neue Bau-
arten.
„Ueber Erfahrungen beim Brennen von Konverterböden."
Von Dr. Lange, St. u. E. 31, Nr. 31, S. 1255. Temperalurkurven.
„Ueber Stahlkokillen." Von Obering. Thiele, St. u. E. 31,
Nr. 32, S. 1285. hrfahrungsmitteilung.
„Beitrag zur elektromagnetischen Eisenausscheidung." Von
Rietkötter, St. u. E. 31, Nr. 44, S. 1790. Vorführung einer
elektromagnetischen Eisenaufbereitung.
„Vorschläge zur Verbesserung der Eisen- und Schlacken-
abfuhr in Hochofenwerken." Von Langheinrich, St. u. E. 31,
Nr. 46, S. 1869. Kran- und Hängebahnanlage'.
„Technisch-thermische Analyse von Hüttenprozessen." Von
Prof. Friedrich, St. u. E. 31, Nr. 47, S. 1909. Verfahren zur
Bestimmung von Erhitzungs- und Abkühlungskurven bei ver-
schiedenen Analysen.
„Das Abdrehen der rohen Qualitätsstahlblöcke zur gänz-
lichen Vermeidung der Oberflächenfehler." Von Dir. Peigers,
St. u. E. 31, Nr. 47, S. 1927. Einzige MögUchkeit, Oberflächen-
fehler radikal zu vermeiden bei möglichster Wirtschaftlichkeit.
Allgemeiner Maschinenbau.
„Autogenes Schweißen von Schmiedeeisen und Stahl mittels
der Oxy-Azetylenflamme." Von de Syo, D. pr. Masch. -Konstr. 44,
Nr. 45, S. 381. Darstellung des Schweißvorganges der Rolle
eines Sauerstoffüberschusses dabei, der Oxydbildung usw.
„Die Humphris-Verzahnung." Von Nickel, Z. d. V. 55,
Nr. 43, S. 1816. Allgemeine konstruktive Darstellung und Ab-
wägung der Vor- und Nachteile.
Hebezeuge.
„Ausgleichung belasteter, in senkrechter Ebene schwiegendei
Kranausleger." Von Reg.-Baumstr. Proetel, Dingl. pol. J. 326,
Nr. 44, S. 694. Beschreibung und Theorie der Ausgleichs-
xorrichtung von Mitchel und Williams.
„Neuere Baggerkonstruktionen." Von Reg.-Baumstr. Paul-
mann und Reg.-Baumstr. Blaum, Z. d. V. 55, Nr. 46, S. 1923.
Eimerbagger.
Kraftmaschinenbau.
„Anlage zweier Zuppinger Niedergefällräder von 40 bis
100 PS Leistung." Von Müller, Dingl. pol. J. 326, Nr. 48,
S. 753. Konstruktion, Gefäll- und Betriebsverhältnisse, Brems-
leistung.
Pumpen, Gebläse und Kompressoren.
„Theorie und Berechnung der Hennphrey-Gaspumpe." Von
Lorenz, Z. d. V. 55, Nr. 44, S. 1852. Kreisprozeß, Stromfaden-
theorie, Bestimmung der Endgeschwindigkeiten, Hauptabmes
sungen, Energieverluste.
Elektrotechnik.
„Beruht die drahtlose Telegraphie auf der Ausstrahlung
Hertzscher Wellen in der Erde?" Von Zehnder, E. T. Z. 32,
Nr. 44, S. 1101. Verfahren mit Erdströmen. Nachtreichweite.
Unauflösbare Geheimschrift.
„Die Dreiphasen-Moorelichtanlage im Elektrotechnischen In-
stitut der Kgl. Techn. Hochschule Breslau." Von Prof. Dr.
Ing. Hilpert, E. T. Z. 32, Nr. 44, S. 1103. Direkter Anschluß
an die drei Phasen. Messung der Flächenhelligkeit. Wirt-
schaftlichkeit.
„Das Stromdiagramm des Drehstromserienmotors." Von Dr.
A. Thomälen, E. T. Z. 32, Nr. 44, S. 1108. Das Spannungs-
diagramm des Drehstrom-Serienmotors wird durch .\enderung
des Maßstabes der Vektoren in ein Stromdiagramm übergeführt.
„Synchronmaschine zur selbsttätigen Spannungs- oder Strom-
regelung." Von Moser, E. T. Z. 32, Nri. 45, S. 1127. Die
fremderregte Maschine, die synchrone Kommutatormaschine, die
Maschine für konstante Spannung.
„Eine neue Meßanordnung zur Prüfung von Eisenblechen
nach den VerbandsnormaHen." Von van Lonkhuyzen, E. T.
Z. 32, Nr. 45, S. 1131. Erweiterung eines Maxwellschen Meß-
verfahrens; Erhöhung der Meßgenauigkeit durch den Ersatz
des ballistischen Galvanometers durch ein einfaches Zeiger-
galvanometer als Nullinstrument.
■ „Die elektrische Festigkeit der Kabel." Von Deutsch, E.
T. ZL 32, Nr,. 47, Sl 1175. Wachsen der Feldstärke gleich-
sinnig mit Drahtzahl und Isolationsstärke bis zu einem Grenz-
wert. Bei Sektorkabeln ist die Beanspruchung an den Stellen
der stärksten Krümmung erheblich größer, als jener Grenzwert
bei Runddrahtkabeln.
„Beitrag zur Herstellung von Kohlenekktroden für gal-
vanische Elemente." Von Brandt, E. T. Z. 32, Nr. 47, S. 1183.
Drei Verfahren zur Herstellung von künstlichen Elektroden.
830
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 52
„Ein graphisches Verfahren zur Berechnung des Spannungs-
abfalles in Freileitungen." Von Nils Forssblad, E. T. Z. 32,
Nr. 47, S. 1185. Die neue Methode beruht auf der Zurück-
führung aller Spannungsverluste auf Flächeneinheiten.
„Die Praxis des Parallelbetriebes." Von Schüler, E. T.
Z. 32, Nr. 48, S. 119Q. Formel für Eigenschwingungszeit;
Tabelle hierfür und die Störungsperioden; Formel für resul-
tierende Scliwingungszeit; Leitungswiderstand und Parallel-
betrieb; mechanische Beseitigung der Pcndelerschcinungen.
„Radiotelegraphische Empfangsversuche im Freiballon."
Von Prof. Dr. Mosler, E. T. Z. 32, Nr. 48, S. 1204. Beschreibung
der Vorrichtung.
„Wechselstrom-Turbodynamos der Siemens-Schuckertwerke."
Von Dr A. Thomälen, E. T. Z. 32, Nr. 48, S. 1206. Beschreibung
des Aufbaues an Hand von Werkstattaufnahmen, Massivrotoren
und Wicklungsversteifungen gegen Kurzschlußwirkungen.
Werkzeugmaschinenbau.
„Reineckersche selbsttätige Nutenfräsmaschine für Dampf-
turbinenringe." Von W. Koch, D. Deutsche Werkzeug-Masch. -
B. 11, Nr. 23, S. 273. Konstruktion und Betriebsweise.
„Automatische Revolverdrehbänke in ihrer Bedeutung für die
Metallbearbeitung." Von Rolf Sproecke, ebenda, S. 273, Kon-
struktion und Wirkungsweise.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.
„Ueber die Knickfestigkeit des oberen Eckringes an Oas-
behälterglocken." Von Obering. Schmidt, J. f. Gasbel. LIV,
Nr. 43, S. 10Ö5. Berechnung.
„Eine neue Methode zur Bestimmung des Schwefels im
Leuchtgas." Von Niermeyer, ebenda, Nr. 44, S. 107S. Eine
Methode, die das Verfiüclitigen des Jods verhindert und daher nur
einer Waschflasche bedarf.
„Zur Frage der Oasfeuerung in gewerblichen und in-
dustriellen Betrieben." Von Dir. Förster, ebenda, Nr. 45,
S. 1106. Wärmeversorgung eines Schlachthofes.
„Destillation getrockneten Abwasserschlammes zur Herstel-
lung von Leuchtgas)." Von A. Bayer und L. Fahre, ebenda,
Nr. 45, S, 1113. Versuchswerte. Das gewonnene Gas hat eine
fast gleiche Zusammensetzung wie das Steinkohlcngas.
,, Vereinfachungen in der Feststellung von Gas- und Wasser-
abgaben unter Benutzung neuzeitlicher Hilfsmittel." Von Kraus,
ebenda, Nr. 46, S. 1132. Vereinfachungen in der Organisation
der Gas- und Wasserwerke.
„Die Gewinnung von Gasolin aus Naturgas." Von Dipl.-
Ing. Czako, ebenda, Nr. 46, S. 1136. Mitteilungen über neuere
Methoden.
Flugtechnik.
„Untersuchung einer Luftschraube." Von Geh. Hofrat Prof.
Scheit und Dipl.-Ing. Bobeth, Z. d. V/. 55, Nr. 4i, S. 1840.
Die von einem regelbaren Elektromotor betriebene Luftschraube
übt ihre Schubkraft auf ein Dynamometer aus. Versuchsdr.rch-
führung, Ergebnisse.
„Mitteilungen des Luftschiffbau Zeppelin Friedrichshafen.
Der 150-PS-Mavbach-Motor." Von Dipl.-Ing. Graf von Zejipe-
lin jr., Z. f. Fliigtechn. u. Mot.-Luftschiff-Bau II, Nr. 21, S. 2uS.
Beschreibung und Prüfung.
Verschiedenes.
„Ausnutzung der natürlichen Gase bei der Erdölgewinnunp."
Von Werlitz, Z. d. V. 55, Nr. 43, S. 1807. Allgemeines, K aft-
werke Moreni und Cämpine, elektrischer Antrieb der Sonden
und Schöpfsonden. K. S.
«* •»
BRIEFKASTEN ::
der Herren Kollegen in der Lage, mir ein Mittel anzugeben, das
den Geruch beseitigt, ohne daß der Wandputz und das Mauer-
werk herausgenommen zu werden braucht.
Frage 295. Ich habe in der im Erdgeschoß einer Konditorei
liegenden Backstube einen Backofen errichtet. Dieser erzeugt
jedoch eine solche Wärme, daß der darunter liegende Keller
vollständig erwärmt ist. Die Decke, worauf der Backofen steht,
ist aus Beton zwischen I-Trägern hergestellt. Wie kann ich
das Durchdringen der Wärme durch die Decke verhindern?
Welche Schutzmittel könnte ich an der Kellerdecke anbringen?''
Platz für eine evtl. dünne zweite Decke ist vorhanden. Ebenso
könnte der Zwischenraum alsdann an ein Entlüftungsschlot ~^/2o
angeschlossen werden,
Frage 296. Gibt es einen Anstrich für Mauerwerk (Klinker),
der einen auf einer Grenze errichteten Giebel gegen Feuchtig-
keit und Durchschlagen von Regen schützt, nameniliih aber die
Fugen vor Aufnahme der Feuchtigkeit undurchlässig macht, und
welches ?
Frage 297. Welchen Mietsmehrwert erhält eine Wohnung
aus sieben bewohnbaren Zimmern nebst Zubehör durch die
Anlegung einer 'Dampfheizung? Der jetzige Mietspreis be-
trägt 1600 M.
Frage 298. Können Wechselstrom-Generatoren oder syn-
chrone Wechselstrom-Mo'toren in Serie geschaltet werden? Wenn
nicht, wird um Ausführung der Gründe gebeten.
Frage 299. Eine Schleusenkammer mit schrägen Wänden
1 : 1 soll mit Betonsteinen 0,40 >< 0,40 x 0,40 abgepflastert
werden. Da der Hintergrund w^asserdurchlässig ist, so soll unter
der Schotterbettung des Pflasters eine Tonschicht eingebracht
werden. Welches Dichtungsmaterial ist für die Fugen der Be-
tonsteine zu empfehlen? Ein evtl. späteres Setzen oder Sacken
der Betonsteine ist zu berücksichtigen. Woher kann dieses
Dichtungsmaterial bezogen werden, und wie teuer ist dieses
pro qm? Wie stark ist die Bettung auf der Tonschiclit zu wählen?
Sind Beimengungen des Schotters mit Kies zu empfehlen?
Frage 300. Eine an ein Wohnhaus angebaute Küche im
Erdgeschoß wurde dieses Jahr hergesleilt. Die Deckenkonstruk-
tion besteht aus ausbetonierten eisernen I-Trägern und bildet
zu gleicher Zeit den Boden einer Terrasse, die nicht bedeckt ist.
Der Boden der Terrasse wurde wie nachfolgend hergestellt:
Der Trägerbeton erhielt einen 2 cm starken Zementglattstrich,
Misch. 1 : 3, aus Zement und Sand (Gefälle 2oo). Nachdem dieser
trocken geworden war, wurde von den Herren Behrens u. Cic.
ein Marlinolanstrich aufgebracht. Nach vollständiger Erhärtung
" des Anstrichs wurde der so hergestellte Fußboden mit einem
5 cm starken Zementestrich, Misch. 1 :1, (scharfer Sand und
Zement) und einer Drahtziegeleinlage, die quer über die Träger
gezogen wurde, abgedeckt. Es zeigen sich nun einige große
Risse in dem letzten Zementestrich. Ich befürchte, daß bei
eintretendem Schneeweiter das Wasser durchdringen wird. Wie
ist hier ein Dichten möglich?
Frage 301. Ich habe einen zementierten Keller zu ent-
wässern, in dem das Wasser im ungünstigsten F.alle 10 bis
15 cm über dem Zementboden steht. Ein ca. 15 m entfernter
Kanal, dessen Wasserspiegel rd. 33 cm tiefer ist als das Keller-
wasser, soll das Druckwasser des Kellers aufnehmen. Die
Sohle des Kanals liegt 20 cm tiefer als der Kellerboden. Ich
will nun in den vorhandenen Zementfußboden des Kellers Längs-
und Quer-Rinnen einbauen lassen, imi darin 5 cm weite Drainage-
rohre einzulegen. Darauf sollen die Rinnen wieder zuzementiert
werden. Die Drainagerohre beabsichtige ich mit dem Kanal
durch 15er Zementrohre zu \erbinden. Ist hier ein ganzes
Wasserdichtmachen des Kellerfußbodens noch nötig? Kann ich
bei der \on mir vorgeschlagenen Konstruktion für einen wasser-
dichten Keller garantieren? Wie ist der höhere Stand zwischen
dem Wasser im Keller und dem im Kanal zu erklären?
Nur Anfiajen, denen Rückporto beilegt iniil die v )n a 1 1 g e jti c i n i- m
Interesse smd, werden aiifgeroninien. Dem Namen des binsenclers m ul
VV o Ii n u 11 g iiiid M i 1 g 1 i c d n 11 III m e r liin/:uiuf iigen. Anfragen mv\\ Be.-!;:;;-
quellen und Biiclicni werden iinparlciiscli und nur sclirifllicli erteilt. 1 ii:
Rücksendun.g der Manuskripte erfolgt niclii. S c Ii I u I! t a g für Einsen-
dungen ist der voiU t. ir Ijiinnristag (-uitt igs 1> Ulli) vor Iiis, lieiiien des llc i;;
in dem die Frage c;slieiii;ii s .11. l:i:ie Verbindlichkeit für die Aufiialime,
für Inhalt und Rirntigkeil von I ragen und Antworten leimt die Silinf;-
leitiing nachdrii. klk li ab. L);e ?iir Erläuterung der iTagon notwendigen Druck-
ttöcke zur Wiedergabe von Zeichnungen iiiiiß der Fragesicller vorlier be/ali!eii.
Technik
Frage 294. In einem älteren Hause hatte sieh Schwamm
gebildet. Dieser wurde im Frühjahr beseitigt, ein Teil des
Mauerwerks abgebrochen und wieder neu hergestellt; nachdem
wurden die Wände mit Karbolineum gehörig getränkt und dann
mit Kalkmörtel getüncht. Jetzt macht sich nun der Geruch
des Karbolineums so bemerkbar, daß man sich längere Zeit in
den geschlossenen Räumen nicht gut aufhalten kann. Ist einer
Berichtigung. Die in der Fußnote angegebene Quelle
bei dem Aufsatz „Reinigung städtischer Kanalwässer" in Heft 45
lautet nicht „Entwässerung von Ortschaften", sondern ,, Leitende
Grundsätze für die Entwässerung von Ortschaften", was ich
aiit Wunsch des Herrn Verfassers jener Schrift, Ingenieur F. P.
Böhm in Döbeln, der mir die Erlaubnis zur Benutzung derselben
nachträglieh erteilt hat, richtig stellen möchte. Cand. ing. Haller,
Stuttgart-Cannstatt.
Welcher unserer Leser
kann uns die Adresse des Herrn Ingenieur Gustav Will an-
geben. Herr Will war vor Jahren im Laboratorium des
städtischen Elektrizitätswerkes München beschäftigt und soll jetzl
in Berlin sein Für freundliche Auskunft im voraus besten
Dank. D. T.-V., Berlin SW. 68.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNO 1911
831
Sitziinqs-Kalender der Bezirksverwalfungen und Zweig'
vereine
Wir machen •aietlerliolt darauf aufmerksam, daß Anzeij^en und Mitteilungen für
die „D. T.-Z." bis spätestens Sonnabend mittags 12 Uhr im Verbandsbureau
»ein müssen. Die Manuskripte müssen auf besonJeien , nur auf einer Seite
bescfiricbencn Blättern eingereijlit werden. Bei jeder tins"ndung ist am Kopfe
auszufüllen: Vrs. = Vorsitzender, V. u. O. - VersnmmUuigstag und Ort,
Br. A. = Briefaufschrift. — Anzeigen über Vergnügungen, Festlictikeiten usw.
sind überhaupt von der Veröffentlichung in der Verbandszeitung ausgeschlossen.
FU.- derartige Mitteilungen steht der Inseratenteil gegen Bezahlung gern
zur Verfügung.
In die Vereinsanzeigen werden laut Beschluß des Verbands-
2 — tages Jaliresbericnte nicht aut-
genommen. Bericlite von nur lokaler Bedeutung sind von der Auf-
nahme ebenfalls ausgeschlossen. Eine wiederholte Aufnahme von
Vereinsanzeigen ist nicht statthaft. Alle Mitteilungen für diesen Teil
unserer Zeitung sollen möglichst kurz sein. Die Verbandsleitang.
Landesverwaltuiigeii. ' '
Badischer Techniker-Verband. Briefadresse für alle Ver-
bandssachen: Vorhoizstr. 41 ; für Stellenvermittlung : Schwanen-
straße 1. — Infolge verschiedener Veränderungen im Vorstand
wurde eine Ergänzungswahl notwendig. Der Vorstand setzt sich
nun wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Aug. Schneider,
Vorhoizstr. 41, Leiter der Geschäftsführung. 2. Vorsitzender:
Karl Albecker, Karlsruhe-Grünwinkel, Berichterstatter über die
Sitzungen des geschäftsführenden Vorstandes des D. T.-V. Berlin,
Aufsichtsperson der Stellenvermittlung und Mitarbeiter für
größere Berichte und Eingaben. 1. Schriftführer: K. Heinzel-
mann, Schwanenstr. 1. Erledigung des Briefverkehrs und der
Stellenvermittlung. 2. Schriftführer: Dörr, Dunach, Weingarter-
straße 6. Regelung der Mitgliederbewegung und Protokolllührer.
1. Kassierer: L. Hummel, Ludwig-Wilhelm-Straße 2ö. Regelung
der Kassenverhältnisse. 2. Kassierer (Ersatzkassicrer), Mitarbeiter
für größere Berichte und Eingaben und Berichterstatter über
größere Schriftsätze und Zeitungsnachrichten. In der letzten
Sitzung, Dienstag, 12. d. M., wurde beschlossen, jeden Dienstag
eine Sitzung abzuhalten, um den zurzeit sich häufenden Tages-
fragen nachkommen zu ki nien. Ueber wichtige Punkte wird an
dieser Stelle berichtet werden. Unsere Mitglieder und ins-
besondere die des auswärtigen Vorstandes unserer Verwaltung
bitten wir um gefällige Unterstützung. Für evtl. gewünschte
Eingaben sind von den betr. Interessenten jeweils vorgearbeitete
Schriftsätze und Unterlagen einzusenden.
Dezi rhsverwalt unweit
Dresden. Hierdurch laden wir unsere Vereins- und Einzel-
mitglieder zu dem am 4. Februar 1912 in Dresden im Gewerbe-
hause, Ostra-Allee, stattfindenden Bezirkstage ein. Tagesein-
teilung: Vormittags W Uhr: Vortrag des Vorsitzenden der
B.-V., Herrn Mirtschin, über: „Die Gesamtvorstandssitzung
in Berlin". Nachmittags 2 Uhr: Bezirkstag. Tagesordnung:
1. Eröffnung. 2. Neuwahl der Einzelmitgliedervertreter und Zu-
sammensetzung des Bezirkstags. 3. Berichte: a) Jahresbericht,
b) Kassenbericht, c) Prüfungsbericht. 4. Satzungsberatung und
Beschlußfassung. 5. Etatberatung und etwaige Anträge zu
derselben. 6. Wahl der Abgeordneten für den Verbandstag 1912.
7. Wahl des erweiterten Bezirksvorstandes. 8. Beratung der
Anträge: a) für den Verbandstag, b) sonstige Anträge. 9. Be-
schlußfassung über Abhaltung des Herbst-Bezirkstages und Orts-
wahl desselben. 10. Verschiedenes.
Ostpreußen. Vrs. u. Br.-A. : Otto Radtke, Baumeister, Kur-
fürstendamm 15. — Der 12. Bezirkstag findet am 27, /28. Januar
1912 in Königsberg i. Pr. statt. Am 27. Januar abends Begrüßung
der Vertreter und Gäste im Kaisersaal der „Deutschen Ressource",
Jägerhofstraße. Am 28. Januar, vorm. 9 bis 11 Uhr, Vorstands-
sitzung; daran anschließend von lli/j bis 2 Uhr öffentlicher
Bezirkstag im großen Saale der „Deutschen Ressource". Alles
weitere wird durch Programme bekannt gegeben. Anträge zum
Bezirkstage sind bis spätestens den 5. Januar 1912 an die Brief-
adresse des Vorsitzenden einzureichen. Insbesondere werden
die Herren Verbandskollegen unserer Bezirksverwaltung sowie
die Königsberger Vereins- und Einzelmitglieder auf die voll-
ständige Neubesetzung des geschäftsführenden Ausschusses der
Bezirksverwaltung sowie die Wahl der Gruppenvertreter, auf
Grund der neuen Verbandssatzungen, aufmerksam gemacht und
bitten wir um diesbezügliche Vorschläge. Nähere Auskunft
erteil*^ der Vorsitzende Otto Radtke, Baumeister, Königs-
berg i. Pr., Kurfürstendamm 15.
Rheinland. Br.-A. : C. Schreier, Mülheim a. Rh., Montanus-
straße 45 II. — In der Zeit vom 1. Oktober bis heute haben
wir Agitationsvorträge veranstaltet in Aachen, Cöln, M. -Gladbach,
Düsseldorf, Rheinhausen, Viersen, Bonn, Brohl, Gummersbach
und Kalk, ferner je eine große Protestversammlung in Cöln mit
ca. 1400 Personen und in Düsseldorf mit ca. 1000 Personen,
welche sich beide mit dem Eingriff in die Koalitionsfreiheit
der Angestellten durch die Gutehoffnungshütte in Sterkrade
befaßten. Der Besuch der Agitationsversammlungen war all-
gemein gut, dieselben haben über 100 neue Mitglieder dem
Verbände gebracht. Die Schülerversammlung in Cöln hat uns
allein 50 Anmeldungen eingebracht. In Brohl und Viersen konnte
je ein neuer Verein mit über 20 MitgHedern gegründet werden.
Der 13. Bezirkstag wurde am 12. November in Cöln-Kalk ab-
gehalten. Die Referate bezogen sich auf die staatliche Pensions-
versicherung, die Marinetechniker-Angelegenheit und den Streik
der Eisenkonstrukteure in Berlin. In den Verhandlungen wurde
Stellung genommen zum Sozialen Ausschuß, der Gewinnung
von Rechtsanwälten innerhalb der Bezirksverwaltung, zwecks
schnellerer Erledigung der Rechtsschutzangelegenheiten, soziale
Kommissionen in Stadlparlamenten, Teilnahme der Techniker
am Besuch der Akademie für kommunale Verwaltung in Düssel-
dorf usw. Das Programm für den Verbandstag in Cöln wurde auf-
gestellt und genehmigt; dasselbe lautet: Samstag, vorm. 11 Uhr,
Eröffnungsfeier im Isabellensaale des Gürzenichs. Nachmittags
3 Uhr Beginn der Verhandlung. Abends 8 Uhr Begrüßungs-
feier mit Damen. Pfingstsonntag : Verhandlungen. Abends
6 Uhr Festessen im großen Saal des Gürzenichs. Pfingstmontag:
Verhandlungen. Sämtliche Verhandlungen und Komniissions-
sitzungen finden in den Räumen der Lesegesellschaft statt. An
allen drei Tagen sind für die nicht an den Sitzungen teil-
nehmenden Gäste Besichtigungen und Ausflüge vorgesehen.
Dienstag für alle Teilnehmer eine Rheinfahrt bis Linz, auf
der Rückfahrt ein Besuch in Königswinter mit Ruine Drachen-
fels. Ein Ausflug nach der berühmten Urf-Talsperre in der
Eifel ist für Mittwoch in Aussicht genommen. Nach dem Be-
richt des geschäftsführenden Vorstandes wurde als Vorort für
die nächsten zwei Jahre Cöln wiedergewählt. Als Ort des
nächsten Bezirkstages wurde Cöln bestimmt. Der für die
nächsten Jahre neu gewählte Bezirksvorstand wird in der
nächsten Nummer der Verbandszeitung bekannt gegeben.
Rheinland. Der 13. Bezirkstag zu Cöln-Kalk wählte füf
die Jahre 1912 und 1913 als Vox-ort wie bisher Cöln. In den
Vorstand wurden gewählt resp. wiedergewählt die Kollegen
C. Schreier, 1. Vorsitzender; A. F. Martin, 2. Vorsitzender;
F. Münzel, I.Schriftführer; A. Seipp, 2. Schrififührer; G.Wagner,
Kassierer; H. Lautenbach, Beisitzer und Vertreter der Gruppe A;
F. Fitzky, Beisitzer und Vertreter der Gruppe B; A. Oabler-
Gumpert, Beisitzer und Vertreter der Gruppe C; J. Geib, Bei-
sitzer und Vertreter der Gruppe D. Die Briefadresse lautet:
C. Schreier, Mülheim-Rhein, Montanusstr. 45. Alle Schriftstücke
der Vereine und Einzelmitglieder, mit Ausnahme von An- und
Abmeldungen, sowie in Sachen der Stellenvermittlung sind unter
vorstehender Adresse an die Bezirksverwaltung zu senden, von
wo die Weitergabe an den Verband erfolgt. Nur bei genauer
Einhaltung dieser Vorschrift ist ein geordneter Geschäftsverkehr
und eine Vertretung unserer Mitglieder möglich.
Zwci^vcrcine
Gemischte Vereine.
Aachen. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. :
F. J. Gatzweiler, Stoiberger Straße 9. V. u. O. : Jeden Sams-
tag abend im „Berliner Hof". — Samstag, 23. Dez., abends
9 Uhr, Zusammenkunft. Samstag, 30. Dezember, abends 9 Uhr,
Zusammenkunft.
Darmstadt. Technischer Verein. Vereinsabend :
Jeden Mittwoch. Vereinslokal: ,,Perkeo". Nach der in der
Generalversammlung vom 9. Dezember 1911 erfolgten Neuwahl
des Vorstandes setzt sich dieser nunmehr wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Herr Hermann Sattler, M.-T., Viktoriastr. 26 II;
2. Vorsitzender: Herr Adam Kadel, B.-T., Grüner Weg 33 II;
Kassierer: Herr Adam Ripper, T.-T., Georgenstraße 3part. ;
1. Schriftführer: Herr Philipp Stroh, B.-T., Elisabethenstr. 48 1;
2. Schriftführer: Herr Heinrich Müller, B.-T., Neue Irenestr. 66 p.;
Bücherwart: Herr Heinrich Heldmann, M.-T., Parkusstr. 8;
Beisitzer: die Herren L. Bernhard, A. Ritter und G. Delp;
Ersatzmänner: die Herren Wilbert und Gisbert. Wir hüten die
verehrt. Mitglieder, auch im nächsten Jahre sich recht lebhaft
an den Vereins- und Verbandsbestrebungen zu beteiligen imd
den Vorstand durch regen Besuch der Vereinsabende und allei
sonstigen Veranstaltungen jederzeit zu unterstützen.
Eltmann. Techniker-Verein, e.V. Samstag, den
30. Dezember 1911, abends 8 Uhr, findet im Vereinslokal (Alt
deutsche Bierstube des Herrn Kilian Schreyer) unsere ordent-
liche Generalversammlung statt. Tagesordnung: 1. Jahres,
bericht. 2. Kassenbericht und Revision. 3. Etatsaufstellung,
832
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 52
4. Anträge. 5. Entlastung der Vorstandschaft. 6. Neuwahl.
7. Statutenänderung und Verschiedenes. Nach § 10 der Vereins-
satzungen sind Anträge zu dieser Hauptversammlung spätestens
8 Tage zu\or entsprechend begründet an die Vorstandschaft ein-
zureichen. Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung werden die
Mitglieder dringend ersucht, vollzählig zu erscheinen, mit dem
Bemerken, daß Nichterschienene sich den gefaßten Beschlüssen
zu fügen haben.
Gladbeck i. W. T e c h n i s c h e r V e r e i n. Vors. u. Br.-A. ;
Franz Briel, Gladbeck, Hermannstr. 27. V. u. O. : Freitag nach
dem 1. und 15. jeden Monats im Gasthof Thiele, Bismarck-
straße. Am Freitag, 1. d. M., fand im Vereinslokal Gasthof
Thiele die Jahres-Generalversammlung statt. Bei der Vorstands-
wahl wurden gewählt: zum Vorsitzenden Koll. Franz Briel,
zum Kassierer Fritz Schmitz, zum Schriftführer Wilh. Biermann,
als Beisitzer die Koll. Bradke, Dötzer und Grauel. Der neue
Vorstand tritt am 1. Januar 1912 zusammen. Nächste Versamm-
lung Freitag, 5. Januar 1912, wozu noch briefliche Einladungen
ergehen,
Kiel. Techniker-Verein. Vrs. u. Br.-A. : O. Behrens,
Kiel, Fährstr. 7. V. u. O. : Jeden 1. und 3. Donnerstag eines
Monats, abends SVs Uhr, im „Patzenhofer". Nächste Mitglieder-
versammlung am 4. Januar 1911, pünktlich 872 Uhr abends.
Tagesordnung: 1. Protokoll Verlesung. 2. Aufnahmen. 3. Ein-
gänge. 4. Verbandsangelegenheiten: a) Rechenschaftsbericht
1911, b) Bericht der Rechnungsprüfer, c) Voranschlag für 1912,
d) Winterprogramm 1912, e) Vertrauensmänncrsystem. 5. Wahlen :
a) Der gesamte Vereinsvorstand, b) Rechnungsprüfer. 6. Son-
stiges. Wenn wir glaubten, in Nr. 49 der D. T.-Z. darauf
hinweisen zu dürfen, daß die Bekanntgabe der neuen Vereins- -
adresse in der heutigen Nummer unseres Verbandsorgans er-
folgen könne, so sehen wir uns hierin leider getäuscht. Die
Fülle an vorliegendem Material zu Punkt ,, Verbandsangelegen-
heiten" der letzten Versanunlung und die Aussprache über die
Vorstands\ alilen im besonderen, vermochten es, daß der vor-
gerückten Zeit wegen, auf Antrag hin, sämtliche Wahlen in der
heutigen Versammlung vorzunehmen sind. Wir verweisen daher
nochmals auf die Bekanntgabe zu den Vorstandswahlen in Nr. 49
der D. T.-Z. und erbitten wegen Punkt 4 und 5 der heutigen
Tagesordnung dieselbe zahlreiche Beteiligung wie in der letzte. 1
Versammlung.
Neusalz a. O. u. Umgeg. TechnischerVerein. Nach
der am 2. November 1911 stattgefundenen GeneralversammlmiLi
setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender:
Otto Topf, Bauführer, Bahnhofstraße 14. 2. Kassierer: XX^ilhelni
Pröpper, Siadtbauamtsassistent, Bahnhofstraße 22, 3. Schrilt-
füliftr: Erich Altmann, Masch. -Techn,, Bahnhofstraße lüc,
Br,-A. : O. Topf, Bauführer, Bahnhofstraße 14. Vereinslok il :
Gäbeis Restaurant, Berliner Straße. Sitzungen: Jeden^ ers! j.i
und 3. Dienstag im Monat.
Nürnberg. T e c h n i k e r v e r e i n i g u n g. Vrs. 11. Br.-A. :
Franz Herzer, Adamstr. 17. V. u. O. : Jeden Mittwoch, abends
Sy^ Uhr, im Restaurant „Theodor Körner", Vord. Insel Schüft 2.
Die am 13. Dezember stattgefundene Haujitversammlung wählie
folgende Herren Kollegen in die Vorstandschaft : 1. Vorsitzender:
Franz Herzer; 2. Vors.: Jos. Krafft; 1. Schriftführer: Fritz
Reis; 2. Schriftführer: Fr. Lämmermann; 1. Kassierer: Otto
Schuricht; 2, Kassierer: Hch, Zächelein; 1. Bibliothekar: H. Inzcn-
höfer; 2. Bibliothekar: Otto Klassert. Die Stellenvermittking
für das Baufach hat ebenfalls Herr Koll. Flerzer übernommen,
diejenige für das Maschinenbaufach Herr Koll. Otto Schuricht,
Qugelstr. 134. Ausschuß: Gruppe A, Bautechniker, die Herren
Karl Kaiser, Weisheit, Brunner, Böck und Konrad Weiß.
Gruppe B, Maschinen- und Elektrotechniker, die Herren Ebel,
Sccberger, Ludwig Held und Wiizel. Die Versammlung ge-
nehmigte ferner die von der früheren Vorstandschaft vor-
geschlagene, nach dem Muster des Verb:mdes ausgearbeitete
Satzung mit einigen unwesentlichen Aenderungen und bcsch'ol)
zugleich eine Beitragserhöhung von 20 auf 24 M pro Jahr.
Zum Schluß ergeht an alle Kollegen die dringende Bitte der
neuen Vorstandschaft, zu allen Zusammenkünften und Ver-
anstaltungen sich in recht großer Zahl einzufinden und die an
der Spitze der Vereinigung stehenden Kollegen in jeder Weise,
sowohl durch Mitarbeit, als auch durch Werbung neuer Mitglieder
zu unterstützen.
Rheydt. Technischer Verein. Vrs. u. Br.-A. : Wilh.
Sander, Rheydt, Freiheitstr. 31. V. u. O. : Jeden 1. Freitag
im Monat, abends 9 Uhr, Hauptversammlung im Hotel Monopol.
Die am 1^^ Dezember abgehaltene Versanuiilung war leider
sehr schlecht besucht. Wir bitten deshalb wiederholt, an den
Veranstaltungen des Vereins reger teilzunehmen. Nächste Hau])!-
versammlung Freitag, 5. Januar 1912. Stiftungsfest: Sams-
tag, 3. Februar. Weihnachtsfeier fällt aus.
Wittenberg. Technische Vereinigung Witten-
berg und Umgegend. Br.-A. : M. Lindemann, Wittenberg
(Bezirk Halle), Bürgermeisterstraße 4. — Sonnabend, 6. Januar
1912, abends 9 Uhr, findet im Vereinslokal die Generalversamm-
lung statt. Tagesordnung: 1. Protokollverlesung. 2. Jahres-
bericht. 3. Kassenbericht. 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Auf-
nahme neuer Mitglieder. 6. Verschiedenes.
Techniker in der Industrie.
Bez. Groß-Berlin. Interessengruppe der Ma-
schinen- und Elektrotechniker. Vrs. : Curt Moritz,
Charlottenburg, Berliner Str. 104. Kassierer: C. Staberow, Ber-
lin O. 17, Markgrafendamm 5. V. u. O.: Jeden ersten Mittwoch
im Monat im Restaurant „Prinz Luitpold", Friedrichstraße 138
an der Weidendammer Brücke. Jeden 3. Mittwoch im Monat
gesellige Zusammenkunft daselbst. Unsere Jahreshauptversam.m-
lung findet am 3. Januar 1912, pünktlich \lrf) Uhr, im Vereins-
lokale statt. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Geschäfts-
bericht pro 1911. 3. Kassenbericht pro 1911. 4. Bericht der
Kassenprüfer. 5. Neuwahl des Vorstandes. 6. Verschiedenes.
Zu dieser ersten Versammlung im neuen Jahre erwarten wir, daß
alle Mitglieder pünktlich erscheinen. Weiter ersuchen wir alle
Kollegen, noch rückständige Beiträge, sowie den Solidaritäts-
beitrag von 3 M an unseren Kassierer einzusenden, damit der
Kassenbericht ein recht günstiges Resultat aufweist. Auch ist es
Pflicht eines jeden Mitgliedes, noch unorganisierte Kollegen dem
Verband und Verein zuzuführen, denn nur die Masse bringt uns
vorwärts. '
Chemnitz. Technische Vereinigung. Adr. des
Vors.: Betr.-Ing. Melzer, Planitzstr. 76. — Freitag, 5. Januar,
Weihnachtsfeier mit Damen im Vereinslokal. Montag, 8. Januar,
Vorstandssitzung. Freitag, 12. Januar, abends ^j.rf) Uhr, Vor-
trag des Herrn Rechtsanwalt Dr. Roscher über: „Privat-
beamte n r e c h t". Sonntag, 14. Januar, 10 Uhr vormittags,
Besichtigung der Sächsischen Schrauben- und Alutternfabrik von
Gebr. Hübner, Lutherstraße, Freitag, 19, Januar, abds, iA,9 Uhr,
Vortrag des Herrn Koll. Ing. Vogt über: „Brikett-Fabrikation".
Anträge zur Jahres-Hauptversammlung sind bis 23. Januar ein-
zureichen.
Warnung.
Aus K a 1 1 o w i t z wird uns geschrieben :
Wir warnen hiermit vor einem angeblichen Techniker, det
sich Wilhelm Wöhle, 1884 zu Alfeld (Hannover) geb.,
nennt. W. hat es verstanden, sich Anfang Oktober von hiesigen
Kollegenkreisen ein größeres Darlehen zu verschaffen, ohne bis
jetzt wieder etwas von sich hören zu lassen. W. legte Papiere
\or, wonach er aus Teheran (Persien) infolge Revolution aus-
gewiesen sei; ferner gab er an, die Firma Wilhelm Gehrke,
Belgrad, hätte ihm zum 15. Oktober eine Stellung angeboten.
Am 20. November ist p. Wöhle noch in Laurahütte gesehen
worden, wo er sein Treiben fortzusetzen versuchte. Von dem
etwaigen Aufenthalt des Genannten wolle man den Technischen
Verein Kattowitz (Br.-A. : Schwertfeger, Laurahütte, O.-Schl.)
umgehend in Kenntnis setzen.
Vorzugspreise für Vcrbandsniifglieder beim Bezüge
von Faclilialendern :
I. Deutscher Baukalander 1912.
a) Ausgabe in dunkel Lederband anstatt 3,50 .M
für 3.20 AI
> b) Ausgabe in rotem Leder mit Schloß anstatt
4,00 M für , 3,C0 M
!!. Kalender der Baugewerkszeitung 1912.
a) Ausgabe in schwarzem Einband anstatt 2,75 M
nur 2,45 M
b) Ausgabe in rotem Einband mit Schloß anstatt
3,25 M nur 2,95 .M
c) Ausgabe in ff. Offenbacher Ledereinband mit
Nickelschloß anstatt 4,50 M nur . . . 4,20 M
sind jetzt erschienen und gegen vorherige Einsendung des Be-
trages und 30 Pfg. Porto für ein Exemplar, 50 Pfg. für
zwei und mehrere, durch die Geschäftsstelle des D. T.-\'. Ber-
lin SVC^., Markgrafenstraße 04, zu bezichen.
Wir weisen jedoch besonders darauf hin, daß die Ver-
günstigungen für diese Kalender nur unter der Bedingung t:c-
währt wurden, daß der Verband eine größere Anzahl Exempl :^
auf einmal abnimmt. — Einzelne Exemplare werden vom X'ir-
Icger direkt an die Mitglieder nicht abgegeben, daher müssen
derartige Gesuche unberücksichtigt bleiben.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Die Aufnahme-Gebühr im «Führer durch die Industrie* beträgt 15.- Marie pro Rubrik und Zeile für ein ganzes
Jahr = 52 Aufnahmen. Die Ueberschrift ist kostenfrei.
Abortanlagen.
Halbergerhüife, Brehach-Saar.
Abziehbilder für alle Industrien.
C. Schimpf, Abziclibilderfbr., Nümbg.
Armaturen und Apparate aus Blei.
BleiindHstrie-Akticnfreselisciiaft, vorm.
Jung & Lindig, >>eibcri; i. S. und
-idelstedt-Hamburg.
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Rhein.ScIivc cm nist. -Syndikat, Neiuvied.
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31eiindiistrie-Aktiengesellschaft, vorm.
Jung & Lindig, Freiberg i. S. und
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ßleit. aps.
Bl ■iindustrie-Aktiengesellschaft, vorm.
^ung & Lindig, Freiberg i. S. und
E idelstcdt-Hamburg.
ßlitzabhiternn lagen n.behördl.VorscIirifl.
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Bleiindustrie-Aklieiic'c;Li:s liaft, vorm.
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Rhein. Scli\vemnist.-S) iidikat, Neuwied.
Semptaü.T D. R. K.
beste und bi ligste Bedachung.
C. 1 . Beer Söhne, Köln.
Theatermalerei und Bühne.nb. u.
1 odder (i Co., Frankfurt a. M.
Tectolith.
A. F. Ma'chow, Leopoldshall-Staßfurt,
Zweigf hrik München, ?w ii^uieder-
lassung R xd rf-Be.l n u. Hamburg
Tuffsteine siehe Schwemmsteine.
Turbinen und Regulatoren (Wasser).
Maschinenfabrik Geislingen a. St.
(Württemberg).
lJnterlegsch:iben aus Bbi.
Bleiindustrie-Akticngesellschaft, vorm.
Jung & Lindig, Vreiberg i. S. und
Lidelstedt-Haniburg.
Ventilatoren aus Blei.
Blciindustrie-.-\ktieiigescllsrhaft, vorm.
Jung & Lindig, Freiberg i. S. und
Fidelstedl-I lamburg.
Ventile und Hähne aus Blei.
Bleiindustrie-Aktiengesellschaft, vorm.
Jung & Lindig, Freibcig i. S. und
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1
II
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
Heft 52
Wettbewerb- Au ssch rei ben
Der Zeitschriftenverlag Degener & Co., Leipzig, Hospitalstraße 13/15 ladet hiermit ein zu
einem Wettbewerbe zur Erlangung von
Entwürfen für 2 Signete — Erkennungszeichen —
für seine Zeitschriften:
a) „Monatshefte für Baupraxis und heimische Bauweise" unter dem Titel
„Der Baugewerksmeister" und
b) „Deutsche Techniker-Zeitung", Wochenschrift für alle technischen Berufs-
stände, Organ des Deutschen Techniker- Verbandes.
§ 1. Es sind Entwürfe einzusenden, die als Marke für die
Titelblätter
a) des „Baugewerksmeisters" und
b) der „Deutschen Techniker-Zeitung"
sowie in den Briefkö])fen für diese Zeitschriften und auf an-
deren dazugehörigen Drucksachen verwendet werden können.
Sie sollen das Charakteristische der Blätter, für die sie dienen
sollen, in klarer, einfacher Zeichnung zum Ausdruck bringen.
Dabei sei beachtet, daß der ,, Baugewerksmeister" den Hoch-
und Tiefbau und das moderne Bauen in bodenständiger Weise,
sowie die Kenntnis alter noch bestehender deutscher Bürger-
bauten des 16. Jahrhunderts und später pflegt, während die
,, Deutsche Techniker-Zeitung" den Interessen des gesamtem
Techniker-Standes im Hoch- und Tiefbau, im Maschinenbau,
Eisenbahnbau, Elektrotechnik, Eeldmessen u. Nivellieren dient.
§ 2. Die einzusendenden Entwürfe müssen in Strichzeich-
nung möglichst reproduktionsfertig, also auch in den Einzel-
heiten durchgebildet sein, jedenfalls mehr als eine rohe
Skizze bilden und für eine Wiedergabe in ein- oder zwei-
farbigem Druck geeignet sein. Diejenigen Preisträger, deren
Entwürfe vom Preisgericht zur Ausführung bestimmt werden,
verpflichten sich, nötigenfalls den Entwurf reproduktions-
fertig durchzuzeichnen.
§3. Der Entwurf darf die Größe von 30:30 cm nicht
überschreiten, soll aber auch nicht kleiner als 10 : 10 cm sein,
braucht aber nicht quadratische Form zu besitzen, sondern
kann ein Dreieck, Rechteck oder Vieleck sein, als auch Kreis
oder Oval.
§ 4. Die Entwürfe müssen portofrei unter der Adresse
Degener & Co., Zeitschriftenverlag, Leipzig, Hospitalstr. 13 15,
bis zum 15. Januar 1912 eingereicht werden. Bei Postsendung
gelten die Angaben des Poststempels als Auflieferungszeit.
Der Name des Verfassers darf nirgends erkennbar sein.
§ 5. Jeder Entwurf ist mit einem Kennwort zu be-
zeichnen; in sorgfältig beigelegtem verschlossenen Brief-
umschlag, welcher außen mit demselben Kennwort versehen
ist, soll sich die genaue Adresse (Name, Stand, Wohnort,
Straße und Hausnummer) des Einsenders befinden.
§ 6. Das Preisgericht tritt innerhalb 8 Tagen nach dem
15. Januar zusammen und wird jeden einzelnen Einsender
durch Zustellung des Protokolls über das Resultat seines
Urteils benachrichtigen. Eine Ausstellung der eingesandten
Entwürfe bleibt vorbehalten, und verpflichten sich" die Ein-
sender, für diesen Zweck die Entwürfe bis Ende Januar dem
Verlag zu überlassen.
§ 7. Die durch Preise ausgezeichneten oder angekauften
•Entwürfe gehen in den unbeschränkten Besitz des Verlages
über; insbesondere erhält der Verlag für die preisgekrönten
und angekauften Entwürfe das unbeschränkte Veröffentlich-
imgsrecht einschließlich Urheberrecht. Die Rücksendung
der nicht durch Preise ausgezeichneten oder angekauften Ent-
würfe erfolgt, soweit solche nicht vor Ende Januar gegen
genügende Legitimation abgeholt worden sind, auf Kosten
des Verlages, der dann die Einsender feststellen wird. Für
Verluste aus ungenügender Adressenangabe und Beschädi-
gungen während der Her- und Rücksendung haftet der
Verlag nicht.
§ 8. An Preisen sind im ganzen 24 ausgesetzt, nämlich
5 Geldpreise, 4 Ankäufe und 15 Sachpreise. Der zur Ver-
fügung gestellte Geldbetrag von 475.— M gelangt auf alle
Fälle zur Verteilung, während bei den dem Preisgericht zur
Verfügung gestellten 100.— M zum Erwerb von 4 weiteren
Entwürfen für den Preis von je 25.— M es dem Einsender
überlassen bleibt, dieses Ankaufsangebot abzulehnen.
Die Preise betragen unter Vorbehalt anderweiter Preis-
einteilung von selten des Preisgerichtes:
2 erste Preise je 100.- M
1 zweiter Preis 75.- M
1 dritter Preis 60.- M
1 vierter Preis 40. - M
15 Preise in Gestalt eines Jahres-Frei- Abonnements auf die
Monatsschrift „Der Baugewerksmeister" (Abonnementspreis
20.— M), oder die ,, Neudeutsche Bauzeitung", illustrierte
Wochenschrift für Architektur und Bautechnik, Organ des
Bundes Deutscher Architekten (Abonnementspreis 10. - M)
nach Wahl des Preisträgers. Die Annahme dieser Sach-
preise soll den Einsendern auch überlassen bleiben.
Das Preisrichteramt haben gütigst übernommen die Herren:
Baurat Enke-Leipzig,
Prof. und Lehrer an der Kgl. Akademie Bruno Heroux-
Leipzig,
Baumeister Kahnt-Leipzig,
Architekt Heinrich Quint-Leipzig,
Architekt u. Chefredakteur E. Rieh. Schubert-Berlin,
Architekt Prof. Schütte-Hiidesheim,
Verlagsbuclihändler H. A. L. Degener-Leipzig.
§ 9. Das Recht zur Beteiligung an dem Wettbewerb steht
allen Jahresabonnenten für 1912 auf die Monatsschrift ,,Der
Baugewerksmeister" oder auf die , .Neudeutsche Bauzeitung"
(illustrierteWochenschrift für Architektin- u. Bautechnik) offen,
und verpflichten sich die Einsender hierzu, in dem geschlossenen
Umschlag mit Aufschrift des Kennwortes muß die Mitteihmg
enthalten sein, auf welclie der beiden Zeitschriften der Ein-
sender für 1912 abonniert ist. Schliel51ich ist noch Bedingung
für die Teilnahme am Wettbewerb, daß der Einsender seine
Arbeitselbst erfunden und nochnicht anderweitig verwertet hat.
Leipzig, den 15. November 1911.
DEOENER & Co.
Zeitschriftenverlagsgesellschaft m. b. H.
Leipzig, Hospitalstr. 13/15.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNQ 1911
III
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SchuKze-Naumburg, Kleinbürgerhäuser. (Kulturarbeiten Band 5)
Grassel, Ueber Friedhofanlagen und Grabmalkunst (Flugschrift des Dürerbundes)
Lorenz, Lehrbuch der technischen Physik. Band III: Technische Hydro-Mechanik
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Brennecke, Der Grundbau. 3. Aufl. geh. 12, —
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Band II: Die Anwendungen im Hocli- und Tiefbau
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Beh. tätig war. 180 bis 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigstelle Hamburg an Hn. E. Natho, Hamburg 23, Leibnitz-
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3654 Essen, Hoch- u. Tiefbaugesch. sof. j. T. m. Prax
im Baugesch. u. Kenntn. im Lohnwes., Abrechng. u. Kosten-
anschl. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-Term.
Geschäftsst. Rheinland u. Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3661 Erfurt, Baugesch. sof. T., fl. Zeichn., tücht. im Ver-
anschlagen u. Abrechn. 150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweig-
stelle Erfurt an Hn. L. Leidenfrost, Scharnhorststr. 18.
3665 Gnesen, Baugesch. sof. jüng., tücht. Hochbaut., im
Entwerf. u. Veranschlag, städt. Wohn- u Geschäftsgebäude
erf. 120 bis 130 M bei freier Wohng. oder 150 bis 175 M
ohne solche. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr.
Zweigstelle Posen an Hn. E. König, Hohenlohestr. 3.
3666 Thorn sof. erst. Hochbaut., m. Projekt., stat. Berechng.,
Kostenanschl. u. Abrechng. vertr. Nur tüchtige Kraft, die auch
den Chef vertret. kann. Dauernd u. angenehm. 180 M u. mehr.
Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Zweigst. Posen wie
unter 3665.
3667 Lissa i. P. sof. jüng. T. f. Bureau. Ang. m. Zeugn.-
Abschr. Zweigst. Posen wie unter 3665.
3668 Düsseldorf, Arch. -Bureau sof. zwei tücht. Bauführ.,
fl. Zeichn., sich, in Konstruier, u. Statik, m. Kenntn. in Eisen-
beton u. in all. vorkommend. Arbeit. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
u. Geh.-Anspr. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in Dort-
mund, Kaiserstraße 86.
Tiefbau.
3670 Kiel, Kanalbauverwaltg. sof. zwef erf . Tiefbaut. Zirka
150 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle Kiel au Hn.
F. Kobarg, Hansastraße 10.
Kanalisation.
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3649 Mülheim a. Rh., Installationsgesch. sof. od. spät, tücht.
T. m. läng, prakt. Erf. in Gas-, Wasser-, Kanal-, sanitären u.
Zentralheizungsanlag., der evtl. auch den Chef vertr. kann u.
vielleicht einige Kenntn. der elektrischen Installationsbranche
bes. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland und
Westfalen in Dortmund, Kaiserstr. 86.
3650 Berlin sof. einige tücht. T. f. Gas- u. Wasserinstalla-
tion. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-Anspr. Hauptstelle Ber-
lin SW.. Markorafenstr. 94.
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
Heft 52
Vermessung.
3671 Gleiwitz, Ob.-Schles., vorübergehend sof. oder später
Vermess.-T. f. Absteckung, v. Nivellements für Bahnprojektc
(Bau ein. Sandtransportbahn) nebst Berechng. sovv. Bearbeitg. v.
Fortschreibungsvermessung. Ang. m. Zeugn.-Abschr. u. Geh.-
Anspr. Hauptstelle Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
B. Für Industrieangestellte.
Maschinenbau.
3552 Gnesen sof. durch, tücht. T. als Gewerbelehrer, Absolv.
ein. höh. Maschinenb. -Schule, zun. z. Vertretg. auf 4 Woch.
f. d. Zeit V. 8. 1. bis 3. 2. 1912, feste Anstelig. ab 1. 4.1912
nicht ausgeschioss. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle Ber-
lin SW., Markgrafenstr. 94.
3587 Prov. Sachsen, gr. Masch. -Fabr. sof. ält. Konstr. f.
Dampfkessel- u. Uebcrhitzerbau, d. auch Aufnahmen u. Vcr-
dampfungsversuche vornehm, kann. Nur für m. d. Branclie
vertr. Bewerb. Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. u. Antr.-
Term. Zweigst. Magdeburg an Hn. P. Herrmann, Magdeburg-S.,
Kruppstraße 12.
3629 mittl. Masch. -Fabr. in d. Nähe Magdeburgs sof. tücht.
Ing. z. Ausarbeit, v. Offert., m. Erf. im Zentrifugalpumpenbau.
Ang. m. Zeugn.-Abschr., Geh.-Anspr. ü. Antr.-Term. Zweigst.
Magdeburg an Hn. P. Herrmann, Magdeburg-S., Kruppstr. 12.
3631 Düren i. Rhld. sof. . tücht. T., fl. Zeichn., m. Prax.
im Dampfmaschinenbau. Dauernd. Anfangsgeh. 123 M. Ang.
m. Zeugn.-Abschr. Geschäftsstelle Rheinland und Westfalen in
Dortmund, Kaiserstr. 86.
3632 Rorschach (Schweiz) sof. jüng., fl. M. -Zeichn. od.
T. auf zun. 1/4 J., spätere Weiterbeschäftig, n. ausgeschioss.,
der Maschinenteile n. Modell selbst, aufzeichnet. Süddeutsch,
bevorz. Geh. 150 Frs. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstr. 94.
3633 Lehe i. H. geeignete Kraft, die eine Sauggasanlage
prüf. u. hierüb. ein fachmänn. Gutacht, abgeb. kann, auch
bezügl. d, Fundamente. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Zweigstelle
Bremen an Hn. L. Seipgens, Lutherstr. 21.
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3657 Eßlingen, Masch. -Fabr. sof. tücht. Konstr. m. langj.
Erf. im Kreiselpumpcnbau. Dauernd. Ang. m. Zeugn.-Abschr.
Zweigstelle Stuttgart wie unter 3656.
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Etablissements, Exporteure) usw. Erf. hab. u. mögl. schon in
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Kiel, Hansastraße 10.
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Konstr. Ca. 200 M. Ang. m. Zeugn.-Abschr. Hauptstelle
Berlin SW., Markgrafenstraße 94.
3664 Nordvvestdeutschland, Masch. -Fabr. sof. jüng. T.,
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lin SW., Markgrafenstraße 94.
Besetzt resp. erledigt sind folgende Stellungen:
Besetzt durch Mitglieder: 3521 (Wanne i. W.).
2973 (Wreschen). 3440 (Birnbaum). 3498 (Rendsburg). 3510
(Kiel). 3254 (Erfurt). 3492 (Arnsdorf i. S.). 3630 (Berlin).
3651 (Berlin). 3559 (Böhlitz-Ehrenb.). 3479 (Berlin). 2554
(Rheinland). 3393 (Bonn). 3275 (Wollstein). 3415 (Wollstein).
3550 (Uelzen).
Erledigt: 3435 (Kiel). 3437 (Kiel). 3431 (Beeskow).
Stellung haben erhalten die Mitglieder:
63860. 49805. 37301. 54756. 47150. 57545. 50424. 58549.
51868. 64176. 63873. 19020. 49063. 63557. 52486. 35375.
54407. 49590. 35375. 59S12. 61249. 58893. 51244. 48S53.
45473. 64078. 61254. 62186. 42485. 63873. 55299. 58789.
31873. 53943. 60606. 60967.
Wcihnachts- und Sylvesterfeier im Erholungsheim !
Ein herrlicher Weihnachtsbaum soll den trauten Räumen
unseres Erholungsheims Feststimmung geben. Wie alljährlich,
soll auch in diesem Jahre im frohen Kreise von Berufskollegen
mit ihren Angehörigen das Weihnachtsfest, das Fest des Friedens,
im Lichterglanze im eigenen Heim gefeiert werden. .Am Weih-
nachtsheiligenabend 9 Uhr gemeinsame Christbescherung. Am
Silvesterabend sollen bei dampfender Bowle die Sorgen und
Mühen des vergangenen Jahres vergessen und mit neuer Zu-
versicht das neue Jahr begonnen werden. Kollegen, die diese
Tage in unserem Heim zu \ erleben gedenken (A\eldungen liegen
bereits vor), werden gebeten, ihre Anmeldungen an das Er-
holungsheim oder an den Verbandskollegcn Herrn Bürgermeister
Burkhardt in Sondershausen zu bewirken. Derselbe nimmt auch
Weihnachtsgeschenke für unser Heim dankend entgegen. Es
werden gewünscht: Sofakissen, Waschtisrhgarnituren, Wand-
schoner für die Liegesofas, kleinere Zimmerbilder.
Alle Anfragen und Anmeldungen
die das Erholungsheim betreffen, sind nur zu richten: An das
Erholungsheim des Deutschen Techniker-Verbandes in Sonders-
hausen.
Die Herren Bewerber werden gebeten, um Verzögerungen bei
der Weitergabe der Bewerbungsschreiben zu vermeiden, stets
die Mitglieds- und Vakanzennummer oben links auf dem Be-
werbungsschreiben und auf dem Briefumschlag anzugeben.
Bewerbungen li;b-'n nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn
sie spätestens 3 Tage nach der Bekanntgabe einer Vakanz
in den Händen der Vermittelungsstelle sind .•. .•.
Heft 52
DEUTSCHE TECHNIKER-ZEITUNG 1911
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