Skip to main content

Full text of "Deutsche Techniker-Zeitung"

See other formats


THE  UNIVERSITY 
OF  ILLINOIS 
LIBRARY 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2014 


https://archive.org/details/deutschetechnik2819unse_5 


DEUTSCHE 


Techniker-Zeitung 


Herausgegeben  vom  Deutschen  Techniker-Verbände 


Wochenschrift  für  alle  technischen  Berufsstände 


Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin 


Achtundzwanzigster  Jahrgang  1911 
Redaktion:  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94a;. 


1.  c 


Inhaltsverzeichnis  der  Deutschen  Techniker-Zeitung. 


XXVni.  Jahrgang  1911. 

Die  mit  *  bezeichneten  Artikel  sind  mit  Abbildungen  versehen. 
Die  Kursivziffern  bedeuten  die  jeweiUgen  Nummern  des  betreffenden  Heftes. 

I.  Fachwissenschaftlicher  Teil. 


Heft  Seite 

I.  Namensverzeichnis. 


Benscheidt,  Ueber  Spannungs- 
verteilung in  Winkeleisen- 
stäben   43  617* 

Bernhard,     Ueber    die  Form- 
gebung bei  Holztüren   ...  32  500 
— ,  Umfassungsmauern  für  Klein- 
wohnungen   46  729 

Brenscheidt,  Wettbewerbsarbeit 
zu    einem  Volksbrause-  und 
Schwimmbad  in  Tilsit  ...  37  579* 
Briner,  Das  Schulbrausebad    .    27  420* 

29  451 

Brückner,  Wohnungspflege  und 

Gartenstadtbewegung      ...  52  825 
Budnowski,  Beitrag  zur  Ansied- 
lungsfrage   auf   dem  platten 
Lande   52  823 

Dewitz,  Dipl.-Ing.,  Betonprobe- 
körper   42  666 

— ,  Massive  Balkone  an  Wohn- 
häusern   29  453* 

— ,  Oeleinwirkung  auf  Beton    .  44  696 

Eckler,  Ueber  Sandstrahlgebläse 
und  Sandstrahlreinigung  von 
Eisenkonstruktionen  u.  sonst. 
Bauwerken   4  52* 

Feurer,  Dipl.-Ing.,  Die  gebräuch- 
lichen Schienen-Schweißver- 
fahren   46  724* 

U>  48  755 

■  ^  Fischmann,  Dipl.  -  Ing.,  Ueber 
^      der     derzeitigen    Stand  der 

Eisenbetontechnik  2  23 

Günther,     Dr.  -  Ing.,  Ludwig, 

Photograph.   Meßbildkunde    .  36  567* 

Haller,  Straßenbauten  in  der 
Schweiz  und  Oberitalien   .    .  31  483* 

— ,  Wasserbauten  in  Ober- 
italien   38  594* 

39  616 

— ,  Reinigung  städtischer  Kanal- 
wässer   ^5  711* 

Herberg,  Dr.-Ing.,  Ausgewählte 
Kapitel  aus  der  Feuerungs- 
technik   6  82* 

16  245 
24  370 
29  455 
33  514 

Hempel,     Ein     Landhaus  bei 

Mannheim  -^9  771* 

Hermes,  Bremsberganlagen  .    .  20  309* 
Hünecke,  Ueber  die  wirtschaft- 
liche    Dimensionierung  der 
Eisenbeton-Plattenbalken    .    .  43  675* 


Heft  Seite 


Karsch,  Die  neue  Bürgerschule 
und  städtische  Präparanden- 
Anstalt  in  Hannox  er  ....     3  35* 

— ,  Wohnhaus  de.-  Frau  Watten- 
berg  in   Hannover-Kleefeld   .  25  386* 

Klose,   Der  Hausschwamm   .    .  21  328 

30  476 

Knöfel,  Anfänge  der  Portland- 

zemeniindustrie  in  Deutschland    7  102 

Könecke,  Ueber  die  wirtschaft- 
lichste Dimensionierung  der 
Eisenbeton-Plattcnbalken     .    .  51  809 

Kramer,    Das    Krematorium  in 

Dessau   39  612* 

Lautensack,  Reg.-Baumstr.  a.  D., 
Aus  der  Praxis  des  Heimat- 
schutzes   .     S  114* 

— ,  Die  architektonische  Gestal- 
tung des  Schornsteinkopfes   .  19  293* 

— ,  Ueber  die  Nachteile  fehler- 
haften Ziegelmauerwerks  .    .  37  583* 

Leipold,  Dipl.-Ing.,  Exzentrische 
Belastung    von    Stützen  und 

Pfeilern   72  178* 

13  193 

— ,  Formeln  für  die  ungünstigste 
Laststellung  beim  einfachen 
Balken   5  68* 

Linker,  Dr.  Ing.,  Schutzmittel 
gegen  atmosphärische  Elektri- 
zität  ,3  37 

Lohmann,  Städtebauliches  ...  75  226* 

Ludwig,  Spannungsverteilung  in 
Winkeleisenstäben   22  344* 

Marten,  Dr.,  Das  Kgl.  Material- 
prüfungsamt zu  Berlin  ...  77  163 

— ,  Zur  Geschichte  des  Bes- 
semerverfahrens   43-  673 

Matzdorff,   A.,   Reisebilder   .    .  36  563* 

Ma3'er,  Joh.  Eugen,  Ueber  Ver- 
breitung von  Zentralheizungen  34  533 

Nitzsche,  Dr.-Ing.,  Untersuchung 

von  Schrägschnitten  .    ...  21  323* 

Oppenkowski,  Allgemeines  über 
das  Abstecken  der  Kreisbögen 
im  Felde  und  die  Eisenbahn- 
kurven im  besonderen  .    .    .  10  148* 

72  181 

Pollitzer,  Dipl.-Ing.,  Die  Berech- 
nung statisch  unbestimmter 
Tragwerke     .......    9  131* 


14  211 

78  275 

22  338 

35  549 

40  628 

44  690 


Heft  Seite 


Radunz,  Neuartige  Vorrichtung 
zur  Dämpfung  des  Schlingerns 
von  Schiffen   .  7^  213* 

Raiß,  Kleinwohnungen  .    ...  34  530* 

Ramisch,  Professor,  Ueber  ge- 
schichtete Federn   26  404 

Rösler,  Ueber  die  Verwendung 
von  Drainageröhren  f.  Wasser- 
versorgungen  6  86 

Ruff,  Zur  Hausschwammfrage  .  30  476 

Schütz,  Fehlerhafte  Indikator- 
Diagramme  und  Diagramme 
fehlerhafter  Maschinen  .    .    .  31  488* 

32  502 

Schuberg,  Elektrische  Reklame- 

und  Festbeleuchtungen  ...     7  1* 

2  21 

— ,  Mikroskopische  Sichtbarkeits- 
grenzen     ...  77  260* 

Schultz,  W.  J.,  Vom  Schaubild- 
zeichnen   23  355* 

Speibrink,  Ueber  geodätische 
Vor-  und  Absteckungsarbeiten 
bei  Tunnelbauten  .  50  788"^- 

51  804 

Stolzer,  Anleitung  zur  Prüfung 
eines  Wasserrohrstranges  einer 
Quellwasserleitung     .    ...  26  407* 

Werner-Bleines,  Tönende  Tele- 

funken   41  643* 

42  658 
45  707 
47  741 

Wintermeyer,  Dipl.-Ing.,  Fahr- 
bare Drehkrane  zum  Ein- 
stellen in  Eisenbahnzüge  .    .  27  422* 

\\.  Sachverzeichnis. 

a)  Fachwissenschaftliche  Abhandlungen. 

Abstecken  der  Kreisbögen  und 

Eisenbahnkurven  10  148* 

72  181 

Abwässerreinigung   45  711* 

Ansiedlungsfrage  auf  dem  plat- 
ten Lande,   Beitrag  zur     .    .  52  823 

Badeanstalt   in   Tilsit   ....  37  579* 

Bäder,  Brause-   27  420* 

29  451 

Balkone,  massive,  an  Wohn- 
häusern   29  453* 

Bessemerverfahrens,     Zur    Ge-  ' 

schichte  des  43  673 

Beton,  Oeleinwirkung  aut  den- 
selben   44  696 

Betonprobekörper   42  6C6 

Bremsberganlagen   20  309* 


238069 


Heft  Seite 

Dampfmesser  der  Farbenfabr. 
vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co., 
Elberfeld   25  388* 

Drainageröhren  für  Wasserver- 
sorgungsanlagen  6  86 

Eisenbahn-Güterschuppen,  Ein 
Vorschlag  zur  Verbilligung 
der   79  296=^ 

Eisenbahnkurven,  Abstecken  der  10  148* 

12  181 

Eisenbeton-Plattenbalken,  Ueber 
die  wirtschaftlichste  Dimensio- 


nierung der   43  675* 

31  809 

Eisenbetontechnik,    Ueber  den 

derzeitigen   Stand   der   ...     2  23 

Eisenbetonplatten,    Beitrag  zur 

Berechnung  kreuzweis  armiert.   16  242* 

Elektrische  Reklame-  und  Fest- 
beleuchtungen  /  1* 

2  21 

Elektrizität,  Schutzmittel  gegen 
atmosphärische  ......     3  37 

Federn,  Ueber  geschichtete  .  .  26  404* 
Feuerungstechnik,  Ausgewählte 

Kapitel  aus  der   6  82* 

16  245 

2-1  370 

.29  455 

33  514 

Gasbehälter-Einsturzes  in  Ham- 
burg, Die  Ursachen  des  .    .18  28 1 

Grate  und  Kehlen,  Die  zeichne- 
rische Bestimmung  des  Nei- 
gungswinkels    ......  46  728* 

Hausschwamm  21  32S 

30  476 

Heimatschutzes,  Aus  der  Praxis 

des  8  114* 

Indikator  -  Diagramme,  Fehler- 
hafte   31  488* 

32  502 

Isolierung  des  Schalles  und  der 
Erschütterungen  in  techni- 
schen  Betrieben   22  342 

Kanalwässer,  Reinigung  städti- 
scher   ^5  711* 

Kirchentyp,  Ein  verbesserter  .    .  36  570 

Kleinwohnungen   34  530* 

Kranbau,    Drehkrane   zum  Ein- 
stellen in  Eisenbahnzüge  .    .  27  422* 
Krematorium   in   Dessau  .    .    .39  612* 

Ladebank  f.  eine  Schützengilde     8  117* 
Landhaus  bei  Mannheim   .    .    .  49  771* 
Laststellung     beim  einfachen 
Balken,  Formeln  für  die  un- 
günstigste   5  68* 

Materialprüfungsamt,  Das  Kö- 
nigliche zu  Berlin  7/163 

Mauerwerks,  Ueber  die  Nach- 
teile fehlerhaften  Ziegel-  .    .  37  583* 

Mef5bildkunde,    photographische  36  567* 

Oeleinwirkung  auf  Beton  .    .    .  44  696 

Pfarrliaus   8  115* 

Photogrammetrie   28  440 

Praktische  Winke:   Vom  Scliau- 

bildzeichnen   23  355* 

Rcisebilder   36  563* 

Sandstrahlgebläse     und  Sand- 

strahircinigung   4  52* 


Heft  Seite 


Schaubildzeichnen,  Vom  ...  23  355* 

Schulbrausebad,  Das  .  .  .  .27  420* 
Schrägschnitten,  Untersuchung 

von                                       .  21  323* 

Schienenschweißverfahren,  Die 

gebräuchlichen                          46  724* 

48  755 

Schiffscblingerns,  Neuartige  Vor- 
richtung zur  Dämpfung  des  .  14  213* 

Schornsteinkopfes,  Die  architek- 
tonische Gestaltung  des  .    .    .  19  293* 

Schulhausanlage,   ländliche    .    .     8  119* 

Schulhäuser  (Die  neue  Bürger- 
schule und  städt.  Präparanden- 

Anstalt   in   Hannover)   ...     3  35 

Schulbrausebad     .    .           .    .  27  420* 

29  451 

Sichtbarkeitsgrenzen,  mikrosko- 
pische                                      77  260* 

Spannungsverteilung  in  Winkel- 
eisenstäben   .    .           ...  22  344* 

43  677 

Städtebauliches                             15  226* 

Statisch  unbestimmte  Trag- 
werke, Die  Berechnung  der- 
selben                                      9  131* 

14  211 

18  275 

22  338 

35  549 

40  628 

44  69Ü 

Staubgefahren   .  8  120 

Straßenbauten    in   der  Schweiz 

und  Oberi'a'ien                         31  483* 

Stützmauer,  Graphische  Berech- 
nung  einer                             23  3ö0* 

Stützen  und  Pfeilern,  Exzen- 
trische Belastung  von    .    .    .  12  178* 

13  1931 

Türen,  Lieber  die  Formgebung 

hölzerner                                 32  500* 

Telefunken,   Tönende   .    ...  41  643" 

42  658 

45  707' 
47  741 

Tunnelbauten,  Ueber  geodät. 
Vor-  und  Absteckungsarbeiten 

bei                                           50  78S* 

31  804 

Umfassungsmauern  für  Klein- 
wohnungen                               46  729 

Wasserversorgung,  Ueber  die 
Verwendung  von  Drainage- 
röhren für   .     6  86 

Wasserrohrstranges,  Prüfung 

eines   26  407* 

Wohnhaus  der  Frau  Watten- 
berg  in   Hannover-Kleefeld   .  25  386* 

Wohnungspflege     und  Garten- 

sladtbewegung   52  825 

Wasserbauten  in  Oberitalien  .    .  38  594* 

39  616 

Zentralheizungen,  Ueber  Ver- 
breitung \on   34  533 

Zementindustrie,  Die  Anfänge 
derselben  in  Deutschland  .    .     7  102 

b)  Bücher-  und  Zeitschriftenschau. 

Adreßbuch       der  Behörden 

Deutschlands    23  365 

Bachem,  Staatslexikon  .    ...  39  622 

Barth,  Die  Stoßdichtung  von 
Steinzeugröhren   33  524 

Bamngartner,  Uebungen  im 
Ski/zieren  elektrischer  Schal- 
tungen   .18  2S3 

21  333 


Heft  Seite 


Bericht  über  die  IL  Tagung  der 
Vereinigung  der  höheren 
technischen  Baupolizeibeamten 
Deutschlands      .    .  .    .  30  All 

Beton-Taschenbuch  1911  .    .    .  20  317 

Böhm,  Leitende  Grundsätze  für 
die  Entwässerung  von  Ort- 
schaften    ,   52  509 

Boehmer,  Die  Patentfähigkeit 
von  Erfindungen  .....  20  316 

Braun,  Annalen  für  soziale  Po- 
Ii. ik  und  Gesetzgebung  ...  37  590 

Brinckmann,  Platz  u.  Monument  24  381 

Bürner,  Die  Anstellungsverhält- 
nisse der  Motorwagenführer 
in  Privatdiensten  2Ö  317 

Comperl,  Die  gewerbliche  Bau- 
kunde   50  191 

Damme,  Der  Schutz  technischer 
Erfindungen  als  Erscheinungs- 
form moderner  Volkswirtschaft    18  284 

Dubbei,  Entwerfen  und  Be- 
rechnen der  Dampfmaschinen     4  59 

Düsing,  Die  Elemente  der 
Differential-  und  Integralrech- 
nung  .6  91 

— ,  Leitfaden  der  Kurvenlehre  .  29  461 

Eberstadt,  Handbuch  des  Woh- 
nungswesens und  der  Woh- 
nungsfrage   79  289 

Eisner,  Technisches  Spezial- 
Wörterbuch für  Werkzeug- 
maschinen und  Maschinen- 
werkzeuge   21  333 

Emden,  Grundlagen  der  Ballon- 
führung  6  91 

Emperger,  Handbuch  für  Eisen- 
betonbau  r/3  686 

Eyth,  Max,  Der  Schneider  von 
Ulm   25  397 

Faul,  Anleitung  zur  Gründung 
einer  Gesellschaft  mit  be- 
schränkter Haftung  usw.  .    .  21  333 

Fiebelkorn,  Hydraulischer  Kalk 
und  Zement  in  Süd-Frank- 
reich   .  23  365 

Fi^cher-Dückelmann,  Die  Frau 
als  Hausärztin    ......  15  235 

Förster,  Taschenbuch  für  Bau- 
ingenieure   43  686 

Frick,    Baukonstruktionslehre     .  50  191 

Genzmer,  Kanalisation  der  Klein- 

und   Mittel-Städte  /5  236 

Götze-Schindler,    Jahrbuch  der 

Arbeiterversicherung  1911  .  .  18  2S4 
Greineder,  Betriebsbuchführung 

für  Gaswerkbetriebe  .  .  .  .20  317 
Gruber,  Ungeteilte  Arbeits-  und 

Schulzeit  '  1'  265 

Haeder,     Die    kranke  Dampf- 

mascliinc    ........  -73  686 

— ,  Der  kranke  Gas-  und  Oel- 
motor  ■ 

Handelshochschule  Berlin,  Ge- 
werbliche Einzelvorträge    .    .     2  26 

Hartleib,  Praktische  Lohn-Ta- 
be'ilcn  zum  Gebrauch  bei 
Akkord-  und  Lohnrechnungen  22  348 

Heidmann,  Technikerberuf    .    .  J7  590 

Henneberg,  Graphische  Statik 
der  starren  Systeme  .    ...  33  525 

Holicnner,  Geodäsie   23  365 

Huber,  Handbuch  der  Mechanik    6  91 

Joiv,  Technisches  Auskunfts- 
buch  -/-/  690 


V 


Josse,  Neuere  Kraftanlagen 


Heft  Seite 
33  524 


Kaiser,    Der   Luftstickstoff  und 

seine  Verwertung   22  348 

Kasten    und   Minetti,  Gewerb- 
liche  Buchführung   und  Kal- 
kulation für  Bauhandwerker  .20  317 
Keller,  Der  künstliche  Vogelflug  42  669 

Kempe,  Aviatik   42  669 

Kleefeld,      Bürgerkunde  des 

Hansabundes   34  540 

Kleinloge!,  Eisenbeton  und  um- 

schnürter  Beton   28  445 

Knabenbuch,   Deutsches    ...     2  27 
KnoU,    Taschenbuch    zum  Ab- 
stecken der  Kurven  an  Stra- 
ßen und  Eisenbahnen  .    .    .  33  524 
Kommunalblatt  für  Ehrenbeamte  35  558 

Konkurse   25  397 

Korkisch,    Die   Denkschrift  der 
Österreich.  Pensionsanstalt  zur 
Novellierung  des  Pensionsver- 
sicherungsgesetzes      .    ...  35  558 
Kunstwart  7  105 

Lachmund,  Wie  berechne  ich 
mein  steuerpflichtiges  Ein- 
kommen?   /S  283 

Lamock,  Die  Sackkalkherstel- 
lung   25  365 

Langenscheidts  Verlag,  Fremde 
Sprachen  und  ihre  Erlernung  23  365 

Lindner,  Maschinenelemente  .    .  29  461 

Lustig,  Der  treue  Ratgeber  im 

Metz,  Der  internationale  Post- 
scheck-Verkehr   22  347 

Meyers  Kleines  Konversations- 
Lexikon    2^  381 

Meyers  Großes  Konversations- 

Le.xikon   23  3b5 

Motorwagen- Verein,  Mitteleuro- 
päischer, Die  Ausbildungs- 
und Prüfungsstellen  für  den 
deutschen  Kraftfahrzeugver- 
kehr   30  477 

Nansen,  Nebelheim   50  797 

Niehus,  Leitfaden  für  Deutsch 
und  Geschäftskunde  an  Bau- 
gewerkschulen u.  verwandten 
Lehranstalten     ...        .    .  47  750 


Oppenheimer,  Theorie  der  reinen 
und  politischen  Oekonomie  6 


91 


Painleve,    Theorie   und  Praxis 

der  Flugtechnik  J2  509 

Pascal,  Repertorium  der  höhe- 
ren Mathematik  6  90 

Patentwesens,  Taschenbuch  des  78  283 

Pfanhauser,  Die  elektrolytischen 
Metallniederschläge    .    .    .    _  34  540 

Preuß,  „Liegt  Sturm-  oder  Blitz- 
schaden vor?"   26  412 

Purpus,  Was  der  Handwerker 
von  den  Gesetzen  wissen 
muß  .47  750 

Radioff,  Jahrbuch  baurechtlicher 

Entscheidungen  1910     ...  23  365 

Riese,  Das  autogene  Schweiß- 
und  Schneidverfahren    ...     6  91 

Saliger,     Der     Eisenbeton  in 

Theorie  und  Konstruktion  .    .26  412 

Soennekens  Notiz  -  Umleg  -  Ka- 
lender  2  27 

Sonntag,  Tabelle  zum  Ablesen 
der  Spannungsstärken  f.  Holz- 
zement- u.  Doppelpappdächer  23  365 

Schaper,  Eiserne  Brücken  ...  25  365 


Schlegel,  Bauinschriften  an  deut- 
schen Kulturstätten  .... 

Schubert,  Leitfaden  der  landwirt- 
schaftlichen Baukunde    .    .  . 

Schulze,  Seehafenbau  .... 

Stoffers,  Deutschland  in  Brüssel 
1910   


Heft  Seite 


26  412 


26 
5 


Wehnert,    Einführung    in  die 
Festigkeitslehre'  ...... 

Weidmann,  Eisenbetondecken, 
Eisensteindecken   imd  Kunst- 
steinstufen    .......  25 

Werner,  Die  feuerfeste  Industrie  26 
Weyrauch,  Wasservetsorgung 
der  Ortschaften  .    .  .    .  22 

Wilhelm,  Friedr.,  Das  Weltpatent  22 
Winnig,    Die    Grundlagen  der 
Bautechnik    für  oberirdische 
Telegraphenlinien  .....  6 


Zentralstelle  fürVolkswohlfahrts- 
pflege,  Aufgaben  und  Orga- 
nisation der  Fabrikwohlfahrts- 
pflege in  der  Gegenwart  .  . 

Ziegler,  Der  Talsperrenbau 
nebst  Beschreibung  ausgeführ- 
ter Talsperren  ...... 

Zimmermann,  Mathematische 
Formelsammlung  ..... 

Zeitschriftenschau  für  Dez.  1910 


Zeitschriftenschau  für  Jan.  1911 

Zeitschriftenschau  für  Febr.  1911 

Zeitschriftenschau  für_März  1911 

Zeitschriftenschau  für*  Mai  1911 

Zeitschriftenschau  für  Juni  1911 

Zeitschriftenschau  für  Juli  1911 

Zeitschriftenschau  f.  August  1911 

Zeilschriftenschau  für  Sept.  1911 

Zeitschriftenschau  für  Okt.  1911 

Zeitschriftenschau  für  Nov.  1911 


6 
5 
6 
11 
13 
17 
19 
25 
29 
34 
41 
44 
49 
50 
52 


412 
75 


25  397 


Tilly,  Ueber  die  Rentabilität 

von 

Zentralheizungen    .    .  . 

7 

105 

Tönsmann,  Unterrichtsbriefe 

für 

Eisenbetonbau  .... 

40 

637 

Türmer,  Der  (Monatsschrift) 

37 

590 

Ueber  Land  und  Meer  .  . 

50 

797 

Umschau  (Wochenschrift)  . 

21 

333 

Volkswirtschaftliche  Blätter 

2 

26 

Vorreiter,    Jahrbuch  über 

die 

Fortschritte  auf  allen  Gebieten 

der  Luftschiffahrt   .  . 

21 

333 

33  525 


397 
412 


318 
348 


90 


20  316 


21  333 


91 
74 
89 
171 
203 
267 
299 
395 
460 
539 
653 
698 
779 
796 
829 


c)  Briefkastenauskünfte. 

Abwässerreinigung      für  ein 

Wohnhaus     .......  27  429 

Anstrich  für  Blockhaus  .    .        .27  429 

Asphaltfußboden  46  IIb 

Anstrich    für  Zementfußboden 

bezw.  Ziegeldächer    .    .    .    .20  317 

Anstrich,  säurefester   28  445 

Arrestzellen   .    .  //  172 

Ausmaß  der  Zwischenwände  .    .  14  219 

15  236 

Ausschlag  an  den  Wänden  eines 

Vorratskellers   9  140 

Azetylen-Motor   /O  153 

Badeanstalt  ...  .  47  751 

49  781 

Bäckereiöfen,  Gasheizung  für   .  37  591 
Bäckerei-Wand-  und  Fußboden- 
Bekleidung                               -^5  717 

Baubuchführung    .    ....  46  735 


Heft  Seit' 

Befestigung  von  Höfen,  Straßen 

usw                                         3  45 

Betondecke  über  Balkenlagen  .    .  13  205 

Betonpfosten  für  Staketenzäune  .     2  27 

Blockhaus-Einkleidung    .    ...  28  445 

Brunnen-Teilung    ...       .      19  301 

20  318 

Bureauräume  über  einem  Heiz- 
keller                                     37  591 

38  605 

Dachanstrich,  wetter-  und  säure- 
fester                                     28  445 

Dachgaubenzwickel  verkleiden  .'  17  269* 
Decke,  massive,  über  Balkenlage  13  205 
Dreschmaschinen-Trommel,  Um- 
drehungsgeschwindigkeit einer  31  493 
Druckhöhenverlust                        47  751 

Eiskelleranlage  .    .    .    .    .          39  623 

40  638 

Eisschuppen                                 44  700 

Elektrischer  Lasthebemagnet  .    .     /  10 

Elektrische  Zimmerheizung    .    .  41  655 

Emaillewände  .29  461 

Entwässerungsanlage     ....     8  125 

Fäkaliensammelgruben-Ent- 

leerung      .                             38  605 

Fäkalien-Verwertung      .    .        .     /  10 

3  45 

Federstahl                                   44  700 

Fensterrecht                              .  23  356 

Filtermaterial     für  Wasser-Ent- 
eisenungs-Anlagen     .               22  348 

23  366 

Feuchtkalte  Dachwohnräume  .    .  //  172 

Feuchte  Mauern    .    .        .    .        8  125 

10  153 

14  21 Q 

17  269 

23  366 

Feuchte  Mittelwände  eines  Kran- 
kenhauses 9  140 

Feuerschüt/cn  je  Ummantelungen  41  655 

Filter  für  eisenhaltiges  Wasser     23  366 

//  172 

Flecke      auf  Schornsteinwan- 
dungen                                     40  637 

Formulare  für  Kostenanschläge  .  2/  429 

Fräsmaschinen,  Drehmoment-Be- 

stimm.ung                                 32  510 

Fugen-Dichtung  für  Fenster  und 

Balkontüren                                /  10 

2  27 

Fußbodenerwärmung     ....  27  429 

Fußboden,   fugenloser  .    .    .    .     /  9 

Fußboden  für  Bäckereien  .  .  .  45  717 
Fußboden    für  Kesselschmiede 

und  Konstruktionswerkstätte    .   13  205 

Fußboden  für  Werkstätten  .    .    .  45  717 

Fußboden  für  Schweinehof  .  .  1  9 
Fußboden,      säurefester  und 

warmer                                    44  700 

Fußboden,  schwammiger    .    .    .  13  205 

Fußbodenöl,  staubbindendes  .    .  4S  766 


Gefährdung  eines  Hauses  durch 
die  Abwässerung  des  Nachbar- 
grundstücks  4 

Geräusch-  und  Erschütterungs- 
beseitigung  3 

Geschoßbahn  46 

Giebel,  überhängender  .    ...  49 
Grasvertilgung  in  Straßen  ...  30, 
Gründung  auf  Moorboden  .    .    .  21 
Grundstücksbeleihung,  hypothe- 
karische ■   33 


Heizung,  elektrische 
Holzschindel  Verkleidung 


41 

27 


60 

45 
735 
781 
478 
334 

525 

655 
429 


Imprägnierung  von   Holzmasten    3  45 


VI 


H.eft  Seite 


Imprägnierungsmitte',  Geruchlose  48  766 
Isolierung  einer  Backsteinmauer 

gegen  Schlagregen     .    ...  41  655 
Isolierung     einer  Beton-Keller- 
decke   .   40  byi 

Keller  Konstruktion   73  205 

Kessell.auseindeckung    .    ...  30  47S 

Kleinmotor   7  106 

Klosetts,  frostsichere   7  106 

Kühl-    und   Eisanlage    in  den 

Tropen   2S  445 

Magnete,      Berechnung  elek- 
trischer   /  10 

Mehrleistungen,  Entschädigung 

für   48  76Ö 

Messing'ack  .    .           .    .  7  1C6 
Modelle  für  Häuser  ...['.  43  687 
Mörtelverputz      für  Gerberei- 
Trockenraum  ........  /9  301 

Obstkeller   45  1X1 

Oefen,  Ventilations-Kachelöfen  .  2  27 

4  60 

Photographischer  Apparat     .    .  37  591 

Putz,   farbiger  .    .        .    .  2/429 

43  687 

Putz,  schadhafter,  an  einer  Stütz- 
mauer   ....  5(5  574 
'    '    '  37  590 

Rabitzgewölbe  über  einer  Kirche  10  154 
Rammen    in    der   Nähe  hoher 

Schornsfeine   33  525 

Rentenberechnung     bei  einer 

Chaussecüb.rnahme    .    .  46  733 

Riemenscheiben,  feste  und  lose  9  140 


Heft  Seite 


Rode'bahn     .       „                      7  106 

30  411 

Rohrdurch'aß  durch  einen  Eisen- 
ba! n  lamm     ......    15  236 

Rostschutz  für  Federn  .    .    _    .     4  60 

Rußwasser   im   Schornstein   .    .  13  205 

14  219 

Sandfilter     .            .        ...  23  366 

Säurefeste   Bottiche   .                  43  687 

45  717 

47  750 

Säurefestes  Dach  für  eine  Fär- 
berei                                        43  526 

Säurefeste  G  übe  .    .           .    .     S  125 

Se  bst.ütterungs-  und  Tränkungs- 
anlage für  Schweineställe  .    .     /  10 

Scha  Idämp  ung                           41  655 

42  670 

Schallsicherheit  für  Krankenhaus 

bezw.    Musiksaa!    .               .  20  317 

Schiffshypothel.enwesen     .    ,       40  637 

Schmelzofenhcrstel  ung  .    .    .    .     /  9 

Schornstein  -  Höherführung 

(Kostenfrage)   41  655 

Schü.'.e  rinnen                                9  140 

Schwitzw  asser  -  Verhütung  bei 

einem  Gewölbe  /ö  153 

Schwitzwasserbesei jgung  ...  29  461 

30  478 

40  63S 

Staubbin-^ung                               39  411 

Steinbruch-Bohrmaschine  .  .  .  17  2^9 
Steinho  zfuß'  öden,  Hers'ellung 

fugenloser   /  9 

Steinholzfußböden  reinigen   .    .  38  605 

Steinmehl  .                              .  10  154 

//  172 

Stoßwirkung   eines  herabfallen- 
den Aufzuges                          33  525 


Heft  Seite 

Störung    des    Nachbars  durch 

Konzert   8  125 

Teergeschmack      des  Trink- 
wassers           .                     44  700 

'  46  133 

Tropf  sichere  Fabrikräume  .    ,    .20  317 


Ummantelungen,  feuerschüt- 
zende, für  Träger  und  Säulen  .  41  655 

Verschiebbare  Raumabschlüsse  .  9  140 
Verschiebung  eines  Wassertu  ms  49  781 
Versicberungs-Anstalten,  Tech- 
nikerlaufbahn bei  den    .    .    .  /  9 

Warmwasserbehälters,  Zerstö- 
rung eines    39  623 

40  637 

Wasserbassin  über  einem  Kuh- 
stall ...                       .  29  461 

30  478 

Wasserdichte    Abdeckung  von 

Eisen'  onstruk  ionen    ....  39  623 
Waster  Jchte  Gl :t  e  Überdachung  8  125 
Wasserdichter  Teerbehäiter  .    .  33  526 
Wasserkraftan'age,  genehmi- 
gungspflichtige   2  28 

Wasserkühlung      .        .        .  48  766 

Wasserleitung   46  133 

Wasserlei  ung  für  einen  Neubau 

auf  einem  Berg   6  92 

Wasserlei  ung  im  Gebirge    .  22  348 

Wetterfeste  Verkleidungen     .    .  39  623 

Wohnhäuschen,  zerlegbare    .  25  397 

26  413 


Zementverputz   eines  säurehal- 
tigen Wasserbassins  .    ...  27  429 


VII 


II.  Allgemeiner  Teil. 


Heft  Seite 


I.  Namensverzeichnis. 

Baum,  Dr.,  Das  Recht  der  Tech- 
niker und  Belriebsbeamten  in 
Oesterreich  

Bech:old,  Das  Problem  der  Ar- 
beitslosenversicherung 


39  609 


— ,  Die  neue  Forschungs- 
meihode  in  der  National- 
ökonomie _  27 

Brachvogel,  Aus  den  Berichten 
der  Ge\verbeinspekto-en    .    .  40 

Breitschei  l,  Dr.,  Techni  cerstreik  48 

Brönner,  Ein  neues  Dezennium  / 


49 
72 


424 

631 
764 
7 


Clauß,  Dr.,  Die  Werkpensions- 
kassen innerhalb  der  Pensions- 
V£rsichefung  ^5  715 

Gornik,  Die  neuen  Sätze  unserer 
Stellenlosen  -  Unterstützungs- 
kasse    .   9  129 

— ,  Sommerurlaub   17  263 

— ,  Für  die  Ausdehnung  der  Ge- 
werbegerichte    .  .        .  15  235 

— ,  Persona  akten   79  297 

Günther,  Dr.,  Die  deutschen 
Techniker.  Sozialpolitische  Er- 
gebnisse der  Verbandsstatistik  47  739 

48  753 

49  774 

50  792 

— ,  Dr.,  Werkpensionskassen 
und  staatliche  Pensionsver- 
sicherung   15  225 

— ,  Dr.,  Klärung  2/321 

— ,  Dr.,  Unsere  Verbandsstati- 
stik —  eine  Unterlage  unserer 
Verbandsarbeit   22  345 

— ,  Dr.,  Unsere  Stellung  zum 
Hauptausschuß  30  Abi 

— ,  Dr.,  Wirtschaftspolitik  und 
Sozialpolitik  —  Der  Hansa- 
bund   *  55  517 

Händler,  Schwere  Kämpfe  in  der 

Metallindustrie?   35  546 

Heiß,  Dr.,  Die  volkswirtschaft- 
lichen und  technischen  Auf- 
gaben der  Gemeinde-Verwal- 
tungen  //  166 

— ,  Dr.,  Wohnungswesen  und 
Wohnungsfrage  .  .  19  289 

20  305 

— ,  Dr.,  Die  deutschen  Getreide- 
zö  le  .  .  30  465 

32  m 

— ,  Dr.,  Vom  alten  und  neuen 

Mittelstand  57  584 

— ,  Dr.  Die  Krankenversicherung  41  641 

43  679 

— ,  Dr.  Die  Selbstgerechten  auf 

Abwegen   43  685 

— ,  Dr.,  In  persönlicher  An- 
gelegenheit   48  765 

Hirsch,  Dr.,  Julius,  Die  staat- 
liche Arbei'.s'osenversicherung 
in   England   25  391 

— ,   Th.,    Deutscher  Ausschuß 

für  technisches  Schulwesen   .  31  491 

Jansen,  Eisenbahnlandmesser  u. 

Eisenbahnvermessungstechn.  .  24  374 


Heft  Seite 


Kahnt,  XXII.  Wanderversamm- 
lung  des  Deutschen  Gewerbe- 
schulverbanc!es  

Kaufmann,  Der  Gesetzentwurf 
der  staatlichen  Pensions-  und 
Hinterbliebenen  -Versicherung 
der   Pri\atangestellten   .    .  . 

— ,  Ein  PoÜzeisergeant  als  Tech- 
niker   

— ,  Unsere  Werfthilfstechniker- 
Petition  vor  dem  Reichstage  . 

— ,  Schon  wieder  eine  Maßrege- 
lung (BaumwoUsp.  Speyer, 
A.-G.)   .    .  . 

— ,  Zur  Reichsversicherungsord- 
nung   

— ,  Die  Fortzahlung  des  Gehaltes 
bei  militärischen   Uebungen  . 

— ,  §  541  a  der  Reichsversiche- 
rungsordnung   

— ,  Das  Reichsmarineamt  gegen 
die  Techniker  

— ,  Das  Reichsmarineamt  gegen 
den  Reichs'ag  

— ,  Die  Angestellten  der  Tor- 
pedowerks att  und  der  neue 
Dienstvertrag  

— ,  Zinn  Konflikt  mit  dem 
Reichsmarineamt  

— ,  Ein  „modernes"  Anstellungs- 
schreiben ........ 

— ,  Hauptausschuß  und  Werk- 
pensionskassen   

Kötschke,  Die  Gartenstadtbewe- 
gung in  Berlin  

— ,  Die  Wohnungsprobleme  .  . 

— ,  Der  interna'ionale  Woh- 
nungshygiene-Kongreß   .    .  . 


Lassen,  Dr.,  Arbeitet!   ....  5 

— ,  StandesbewG'ßtsein  .... 

— ,  Die  Reichsversicherungsord- 
nung und  die  getäuschten  Pri- 
vatangestellten  

— ,  Zur  Entstehungsgeschichte 
der  Pensionsversicherung  .  . 

Linker,  Dr.-Ing.,  Die  Berücksich- 
tigung der  priva+en  praktischen 
Tätigkeit  im  Staatsdienst  bei 
der  Bemessung  des  Pensions- 


Matzdorff,  Zur  Geschäftslage 
der  e'ektrotechnischen  Spezial- 
fabriken  

Natho,  Technisches  Vorlesungs- 
wesen in  Hamburg  .... 

Pfeiffer,  Prof.,  Lehrgang  für  den 
Werkstättenunterricht  der  Kgl. 
Fachschule  für  Maschinenbau 
und  E.ektrotechnik  in  Kaisers- 
lautern   

Potthoff,  Dr.,  Der  Vorentwurf 
eines  Versicherungsgesetzes 
für  Angestellte  

— ,  Ist  Unternehmerfürsorge  für 
in^alide  Angestellte  eine  sitt- 
liche Pflicht?  

— ,  Die  notwendigste  Ersatzkasse 

— ,  Raubbau  und  Arbeitsrecht  . 

— ,  Privatbeamte  u.  Steuerpo  i  ik 

— ,  Lohnfragen  im  Arbeitsrecht  . 


30 

469 

7 

07 

2 

21 

9 

136 

14 

217 

24 

3ö9 

25 

385 

26 

408 

28 

434 

29 

449 

30 

473 

32 

505 

40 

635 

50 

786 

24 

378 

28 

441 

43 

683 

35 

554 

3 

33 

6 

81 

22 

337 

27 

418 

42 

663 

16 

248 

19 

298 

49  773* 


65 


20  314 

28  433 

31  481 

34  529 

40  625 

41  647 


— ,   Arbeitnehmerinteressen   .    .  52  827 


Heft  Seit« 

Radunz,  Die  Sächs.-Böhmische 
Dampfschiffahrts  -  Gesellschaft 
(75jähr.    Bestehen)     ....  760 

Rie'mann,  Vermessungstechnische! 
Ausbildungskurse   .....  55  522 

Rommel,  die  Privatbeamtenver- 
sicherung und  die  Angestellten 
im  öffentlichen  Dienst  ...     7  101 

Scharrelmann,  Soziales  Gewissen  59  619 
Scheffer,  Dr.,  Ein  neues  Amt  .  38  600 
— ,  Kirchenbaumeistereien  .    .    ,  42  667 
Schönrock,  Zur  Frage  der  Ent- 
lassung eines  Technikers  .    .  13  201 
Schrüffer,  Dr.,  Die  Sozialpolitik 
in    der    bayerischen  Steuer- 
reform 2  18 

— ,      Reichs  -  Einigungsamt 

Reichs-Arbeitsarnt  .....  /S  273 
— ,   Der  neue  deutsche  ißuch- 
druckertarif   .    .  .50  785 

52  820 

Sohlich,  Was  man  aus  der  Ge- 
schichte der  Volkswirtschafts- 
lehre lernen  kann  .....  25  393 

Stillich,  Dr.,  Die  Grundsätze  der 
polit.  Parteien  in  Deutsch- 
land   5/801 

52  817 

Storck,   Karl,   Entwicklung  und 

Persönlichkeit    ......  43  682 

Süß,  Fr.,  Techniker  und  Fort- 
bildungsschule   57  589 

Umbrecht,  Dr.,  Der  organisato- 
rische Wert  der  Geselligkeit  .  34  520 

Vogeler,     Arbeiterwohnung  — 

Arbeiterhausrat  ....        .41  650 


Wagner,  Die  Wertschätzung  des 
Technikers  

Walter,  Dr.,  Das  Ehrenwort  in 
der   Konkurrenzklausel  . 

Wildegans,  Wohnungsnot  und 
Wohnungselend,  ihre  Ur- 
sachen und  Folgen  .... 

— ,  Auch  eine  Antwort!  (auf  die 
provokatorische  Agitation  des 
B.  t.-i.  B.)  

Woldt,    Das  Maschinenproblem 

im  industriellen  Großbetrieb    57  580 


II.  Sachverzeichnis, 
a)  Kultur  und  Kunst. 


51  810 
17  266 


24 


Arbeiterwohnung    —  Arbeiter- 
hausrat . 

41 

650 

Der  Preuß.  Minister  der  öffentl. 
Arbeiten    und    die  geschicht- 
liche Ueberlieferung  .... 

34 

534 

Entwicklung  und  Persönlichkeit  . 

43 

682 

Künstlernot  ....  ... 

23 

360 

Pflanzenwuchs  u.  Baudenkmäler 
Platz  und  Monument  .... 

2 
24 

24 
377 

Soziales  Gewissen    .  . 

39 

619 

vin 


Heft  Seile 

Volkshochschulen  im  Deutschen 

Reich!  /2  189 

Wohnungsnot    und  Wohnungs- 

clend,  ihre  Ursachen  u.  Folgen     /  6 

Wohnungswesen  u.  Wohnungs- 
frage   /9  289 

20  305 

Wohnungshygiene-Kongreß,  Der 

internationale   43  683 

b)  Wirtschaft  und  Leben. 

Abwehrverbände   36  571 

Berufswahl,  Zur  .   .   ,   .    .    .    S  121 

Die  Berücksichtigung    der  pri- 
vaten praktischen   Tätigkeit  im 
Staatsdienst   bei    der  Bemes- 
sung des  Pensionsdienstalters  42  663 

Dampfschiffahrts  -  Gesellschaft, 
Die  Sächsisch-Böhmische  (75- 
jähriges  Bestehen)  761 

Die  neue  Forschungsmethode  in 
der   Nationalökonomie    ...  27  424 

Die  Sozialpolitik  in  der  baye- 
rischen Steuerreform  ....     2  18 

Ein   neues   Amt   38  600 

ElektrotechnischeSpezialfabriken, 
Ueber  die  Geschäftslage  der  16  248 

Freifahrt-Gewährung  bei  preuß. 
Eisenbahnen,  Neue  Bestim- 
mungen über  //  169 

Gespensterfurcht     (,,Am  Vor- 
abend des  Generalstreiks")   .  38  600 
Getreidezölle,  Die  deutschen  .    .  30  465 

32  497 

Gemeindeverwaltungen ,  Die 
volkswirtschaftlichen  und  tech- 
nischen Aufgaben  der    .    .    .    //  166 

Gewerbeinspektoren,    Aus  den 

Berichten  der  .40  631 

Hansabund  u.Verdingungswesen  24  377 

Kirchenbaumeistereien  .    ,    ,    .  42  667 

Kolonialtechnisches   20  3\o 

Koloniale  Wirtschaftsfragen  .    .  49  777 

Landwirtschaft  und  Technik  .    .  28  437 

Maschinenproblem  im  indu- 
striellen Großbetrieb,  Das  .    .  37  580 

Mangel  an  Handwerkslehrlingen 

und  Technikerüberzahl  .    .    .  14  214 

Neuorganisationen  der  Staats- 
verwaltungen  6  87 

Offene  oder  geschlossene  Bau- 
weise?  3  43 

Politische  Parteien  Deutsch- 
lands, Die  Grundsätze  der  .    .  51  801 

52  817 

Schmiergelderparagraph,  Zwei 

Jahre   37  587 

Schneider  von  Ulm,  Der  .    .    .  25  393 

Stipendien  der  Rathenau-Stiftung  /  III 

Streik  und  Steuer   48  lb2 

Tarife  im  Tischlergewerbe  .    .  13  205 
Tarifvertrag      im  Buchdruck- 
gewerbe    ........  2S  443 

Techniker  im  Verwaltungsdienst  6  88 

45  715 

Tiefbau  -  Berufsgenossenschaft, 

Stand  des  Katasters  1910  .    .  6  87 


Heft  Seite 

Unfallverhütung,    L  technischer 

Kongreß  für  59  620 

Wirtschaft  und  Recht  für  Tech- 
niker, Ein  Werk  über  ....  3  37 
Wohnungsprobleme  ....  28  441 
Weltausstellungen   2/331 

c)  Soziale  Bewegung, 

Arbeitslosenversicherung,  Das 

Problem  der  ^49 

5  72 

Arbeitslosenversicherung  in  Eng- 
land,  Die  staatliche  ....  25  391 

Arbeitslosenversicherung,  Die  A. 
auf  dem  Deutschen  Städtetag 
in  Posen  ^0  634 

Arbeitskämpfe  in  der  Metall- 
industrie   ....       ...  35  546 

38  691 

Arbeits-  und  Schulzeit,  Unge- 
teilte   /7  265 

Angestelltenausschüsse  bei  Han- 
delskammern   18  2S2 

Bund  der  Kaufmännischen  An- 
gestellten   32  505 

Bund  Deutscher  Architekten  .    .  34  534 

41  652 

Entwicklungstendenzen  und  ihre 

Forderungen   37  577 

Falvahütte,  Das  Willkürregiment 

auf  derselben  /3  200 

Fortzahlung  des  Gehalts  bei  mili- 
tärischen Uebungen  ....  25  385 

Gartenstädte?                            .  //  161 

Gartenstadtbewegimg    in  Berlin  24  378 

Gelbe  Organisationen   .    .    .    .  2S  442 

Gelbe  Werkvereine   34  535 

Gewerkschafts  -  Kongreß,  Der 

achte   30  472 

Handlungsgehilfen  -  Verbände, 

Tagungen  der  ......  35  553 

Handwerks-  und  Gewerbekam- 
mertags, Zu  den  Beschlüssen 
des    ....  3ö  571 

Hansabund  und  Angestellte  .    .  33  517 

Hansabund  und  Zentralverband 

Deutscher  Industrieller  ...  27  428 

Hansabund  und  Sicherung  der 

Koalitionsfreiheit  47  IM 

Juristentag,  30.  Deutscher  ...  75  231 

Kaufmännischer  und  technischer 
Hilfsvercin    (Umgehung  des 

Stellenvermittlergesetzes)     .    .  15  233 

Krankenversicherung,  Die  .    .    .  41  641 

43  679 

Lohnfragen  im  Arbeitsrecht  .      40  625 

41  647 

Mittelstandstag,    Erster  rcichs- 

deutscher  41  651 

Oesterreich,  Das  Recht  der 
Techniker  und  Betriebsbeam- 
ten in    39  609 

Privatbeamtenverein,  Der  Deut- 
sche   26  410 

Privalbeamtenrccht,   einheitliches  15  231 

Privatbcanite  und  Steuerpolitik  .  34  529 

Raubbau  und  Arbeitsrecht    .    .  31  4SI 


Heft  Seitf 

Reichseinigungsamt    —  Reichs- 
arbeitsamt .    .    .    .    .    .    .    .  /S  273 

Reichstags,  Die  Arbeiten  des  .  .  43  684 
Richtertag,  Der  Deutsche  ...  39  620 

Sachsens,  Die  Mittelschultech- 
niker in  der  Hochbauverwal- 
tung                                       42  657 

Sommerurlaub                              17  263 

Sozialer  Ausschuß  von  Vereinen 

technischer    Privatangestellten    5  74 

42  668 

46  731 

47  746 
49  769 

Sozialversicherung,  internatio- 
nale Konferenz  für  S.  in  Dres- 
den  -  .  634 

Soziale  Bewegung    .....  27  427 
Statistik  des  D.  T.-V.,  Sozialpoli- 
tische Ergebnisse  derselben  ^  47  739 

48  753 

49  774 

50  792 

Statistik  des  D.  T.-V.,  Vorbemer- 
kungen zur  .    .        .        .    .  22  345 

37  580 
u.  III 

Stellenvermittlergesetzes,  Um- 
gehung des    .    .        .        .    .  75  233 
Sterkrade  und  Weihnachten  .    .  52  827 

Tarifvertrages,  Feinde  des  .  .  28  443 
Tarifvertrag    der  Buchdrucker, 

Der  neue   50  785 

52  820 

Ungeteilte  Arbeits-  und  Schulzeit  77  265 
Unternehmerfürsorge     für  in- 
valide  Angestellte    eine  sitt- 
liche Pflicht?   20  314 

Verband  technischer  Schiffsoffi- 
ziere, Hamburg  .            .        .   2/  331 
Vor  den  Wahlen  72  177 
Volkswirtschaftlicher  Verband 
(Bericht  über  dessen  9.  Haupt- 
versammlung) 3  44 

Konkurrenzklausel: 

Ein  Gesetz  über  die  Konkurrenz- 
klausel?  37  492 

Die   Konkurrenzklausel    in  der 
Berlin-Anhalt.  Maschinenbau- 
A.-G.         .        .    .  .    .  77  255 

u.  272 

Konkurrenzklauseln  im  Bau- 
gewerbe   40  635 

Das  Ehrenwort  in  der  Kon- 
kurrenzklausel (Reichsgerichts- 
entscheidung vom  8.  11.  1910)  77  266 

Der  Verein  deutscher  Seiden- 
webereien zur  Konkurrenz- 
klauselfrage   35  553 

Konkurrenzklausel  (Reichsge- 
richtsentscheidung vom  1,  11. 
1911)  46  13\ 

Zur  Reichsversicherungs- 
Ordnung: 

Der  Stand  der  Reichsversiche- 
rungsordnung   77  257 

Die  Reichs  Versicherungsordnung 
und  die  getäuschten  Privat- 
ajigcstellten   22  337 


IX 


Heft  Seite 

Zur  Reichsversicherungsordnung  24  369 
§  541  a  der  Reichsversicherungs- 


ordnung                        ...  26  408 

Staatliche  Pensions-  und  Hin- 

t e r b 1 i e b e n e n V e r s i c h e r u n g  der 
Pri\atangestellten: 

Der  Gesetzentwurf  5  65 

7  97 

//  168 


Die  Angestellten  im  öffentlichen 
Dienst  und  der  Gesetzentwurf    7  101 

Einberufung     eines  deutschen 

Privatangestelltentages     .    .    .    7  104 

Aussichten  des  Gesetzentwurfes  .    8  123 

Drei  Kundgebungen  zur  Pen- 
sionsxersicherung  der  Privat- 
angestellten   .    .  10  145 

Zu  den  Leistungen  der  An- 
gestelltenversicherung   .    .    .  14  209 

Ausnahmebestimmungen  für  die 

NX'^erkpensionskassen   .    ...  15  225 

Der     Gesetzentwurf     an  den 

Reichstag  gelangt   23  362 

Zur  Entstehungsgeschichte  der 

Pensionsversicherung      .    ,  -  .  27  418 

Die  notwendigste  Ersatzkasse  .  28  433 

Unsere  Stellung  zum  Hauptaus- 
schuß   30  467 

Eine  Warnung  für  die  Angesteil- 
ten 44  b97 

Der    Gesetzentwurf     vor  dem 

Reichstag  ^5  705 

46  721 

Die  Werkpensionskassen  inner- 
halb der  Pensionsversicherung  45  TIS 

Hauptausschuß  und  Werkpen- 
sionskassen   50  786 

Annahme  des  Pensionsversiche- 
rungsgesetzes  durch  d.  Reichs- 
tag   ..    ,    5/810 

d)  Standesbewegung. 

Andere  Zeiten  (Der  D.  T.-V.  in 

Jena  und  Erfurt)  ....       76  241 

21  321 

22  346 

Arbeitet!  3  33 

Aus  dem  Baufach                         49  777 

Bauschul-  und  Heimatkunst  .    .  39  621 

Bedenkliche  Zeichen   (Der  Fall 

Teichert  &  Sohn,  Liegnitz)  .  38  602 

Berlins  Etat  und  die  städtischen 

Techniker  ........  72  188 

Bewertung  der  technischen  Ar- 
beit  3  44 


72  188 

75  234 

28  443 

29  458 

36  572 

37  587 
57  813 


Heft  Seite 

Deutscher  Steiger-Verband  .  .  43  684 
Deutscher  Werkmeister-Verband  42  668 

46  731 

47  746 
49  769 

u.  70 

Düsseldorfer  Akademie  für  kom- 


munale  Verwaltung   .    ...  34  535 

Eisenbahnlandmesser  und  Eisen- 
bahnvermessungstechniker .    .  24  374 

Eisenbahnministerium  und  Ver- 
ein Deutscher  Ingenieure  .    .77  170 

Eisenkonstrukteure,  Bewegung 

der  Berliner  .    .                   .34  537 

35  555 

37  588 

38  602 
44  689 


46  732 

47  737 

48  764 
57  810 

Eisenkonstrukteur   und  Diplom- 


Ingenieur  ........  46  732 

Es  tagt!  (bei  den  höheren  tech- 
nischen Angestellten)  .    ...  32  507 

Ingenieurtitelfrage     in  Oester- 
reich-Ungarn                             2^  380 

Koalitionsrecht,  Angriffe  auf  das  7-7  217 

29  457 

43  684 
45  716 
■77  748 

Klärung     .........  27  321 

Kriegsministerium  und  Anerken- 
nung der  Organisation  .    .    .    77  169 

Lage  des  technischen  Berufes  .57  813 
Lehrlings-  und  Volontäiunwesen 

im  Technikerberuf  .    .        .29  448 

4!  652 

Maßregelung    technischer  An- 
gestellter   .                   .        .  14  217 

44  704 

Mittelschul-  und  Hochschultech- 
niker                                        2-7  379 

34  536 

57  811 

Mittelstand,     Vom     alten  und 

neuen                                       37  584 

Neujahr   1911    .    .                   .7  1 

7  7 

Neutralität,  Parteipolitische    .    .  35  554 

Organisation  und  Geselligkeit  .  33  520 

Pfuschertum  im   Baugewerbe  .  33  521 

36  572 

Personalakten     7    .        .        .    .    9  137 

19  'Wl 

Polizeisergeant  als  Techniker  .     2  24 

Postbausekretäre,  Die   .    ...  13  201 

Schüleragitation,   Unsere  ...     -7  60 

Schwarze   Listen   .    .    .    .    .    .72  187 


38  602 

45  716 

46  731 

47  749 


Selbsteinschätzung     .    .    .    .       37  587 

57  813 

Standesbewußtsein    .....    ö  81 

Techniker    in    Konkurrenz  mit 

Volksschullehrern   .        ...  52  828 

Titelfrage,    Zur                           79  297 

24  380 


Heft  Seite 


Titel  statt  Lohn   55  555 

Ueberfüllung    des  technischen 

Berufes     .  36  572 

57  813 

Verband  der  Eisenbahntechniker 
der  Preuß.-Hess.  Staatsbahnen 
und  das  Koalitionsrecht  .    .    ,72  187 

Verband    Deutscher  Diplom-In- 
genieure    ....        .    .         9  135 

24  379 


32  508 

34  536 

46  732 

48  763 

Vermessungstechniker,  Ein  Stel- 


lenangebot für  .                        3  44 

75  234 

Werbearbeit!     .......  561 

Werkpensionskassen  .                  75  225 

■  "75  715 

46  723 

46  730 

50  786 


Wertschätzung  des  Technikers  51  810 

Winters  Ende  .......  73  193 

Wie  eine  Behörde  Techniker  ein- 
schätzt   52  823 

Das     Reichsmarineamt  gegen 


rinebetrieben: 


Die  Angestellten  der  Marine- 
betriebe und  der  neue  Privat- 
dienstvertrag     .    .  24  370 

26  411 

Das  Reichsmarineamt  gegen  die 
Techniker  25  434 

Das  Reichsmarineamt  gegen  den 

Reichstag  .....  29  449 

Die  Angestellten  der  Torpedo- 
werkstatt und  der  neue  Dienst- 
vertrag ,  30  473 

Wir  gehen!  32  497 

Zum  Konflikt  mit  dem  Reichs- 
marineamt    .    .  .    .  32  505 

32  512 

33  513 
38  608 

Petition  des  D.  T.-V.  u.  B  t.-i  B.  48  762 

•79  778 


Besprochene  Firmen: 


Mucke,  G.,  Architekt  u.  Kirchen- 

bainneister,  Hagen  i.  W.    .    .  7  8 

Behms,  Erw.,  Geometer  in  Zittau  3  44 

Falvahütte,   O.-Schles.   ....  13  200 

Baumwollspinnerei  Speyer,  A.-G.  14  217 

Berlin-AnhaltischeiMaschinenbau- 

A.-O                                      .  77  265 

Stengel  &  Hofer,  München  .    .  .22  346 

25  393 

Bachstein  &  Koppel,  A.-G.,  Ber- 
lin   23  363 

Carl   Krause,   Leipzig   ....  25  385 

Maschinenfabrik  Eßlingen  ...  25  385 


X 


Heft  Seite 

Voigt  &  Haeffner,  A.-G.     .    .  25  385 

Waclaf  Lysinski,  Ing.,  Posen  .  28  443 

Siemens-Schuckert-Werke  .    .    ,  28  444 

45  716 

Bergmann,  Elektrizitätswerke    .  29  457 

Druckenmüller,  G.  In.  b.  H.,  Ber- 
lin                                        55  555 

Teichert  &  Sohn,  Liegnitz  ...  58  602 

Bing,  Gebr.  ^5  716 

Erich  Voigt,  Obernigk  b.  Bres- 
lau  -^0  636 

F.  S.  Kustermann,  München       44  704 

Gutehoffnungshütte,  Sterkrade  v  45  716 

46  731 

47  737 
47  748 

Bußmann  &  Jacobs,  Dortmund  .  49  777 


Bund  der  technisch- 
industriellen Beamten: 


Ein  neues  Dezennium  .    .    .    .     /  7 

Auch  eine  Antwort  2  24 

Zu  den  Protestversammlungen 
des  Sozialen  Ausschusses  .    .    5  74 

Unsere  Schüleragitation    .    .    .    4  61 

8  123 

Die    „Los    vom  Verband"-Be- 

wegung  gescheitert  ....    6  88 

Gewerkschaftliche  Stammtisch- 
abende  6  88 

B.  t.-i.  B.  und  D  T.-V.  (zur 
Verschmelzungsfrage)     ...    7  107 

Die  Sieger  S  113 

D.  T.-V.  und  Diplomingenieur- 
Tag   9  136 

Liquidatoren     i  /ö  151 

„Der  kaufmännische  Lehrling"  .  12  188 

Des   Bundes   Unkenrufe   ...  75  234 

Bund  der  kaufmännischen  An- 
gestellten   52  505 

Der  D.  T.-V.  handelt  „leicht- 
fertig" (Zur  Aussperrung  der 
Marinetechniker)   52  5b7 

Die  Bewegung  _  der  Berhner 
Eisenkonstruktcure     .    .        .34  537 

57  588 

Die  „Enthüllungen"  des  B. 
t.-i.  B  40  b37 


In    eigener    Sache    (Die  Mit- 
gliederbewegung des  D.  T.-V.)  35  545 

Die     Industriebeamten  -  Zeitung 


(„ungewerkschaftliches"  Ar- 
beiten des  D.  T.-V.)  ....  55  555 

Wer  schimpft?   58  593 

7.  ordentlicher  Bundestag  ...  58  603 


Heft  Seit3 

Und  Wieder  der  Bund!  ....  -^2  667 

Eine  Provokation                       42  668 

Die   Selbstgerechten    aut  Ab- 
wegen                                   43  685 

Eine  Erklärung    ,                      44  700 

In   persönl.   Angelegenheit  des 

Herrn  Dr.  Heiß  48  765 

Sozialer  Ausschuß    .    .       .42  668 

46  731 

47  746 
49  769 


Gemeinsame  Petition  des  D. 
T.-V.  und  B.  t.-i.  B.  für  den 
Schutz  der  Koalitionsfreiheit  .  48  762 

49  778 

Der  B.  t.-i.  B.  „vergleicht"  .    .  5/  813 


e)  Petitionen. 

Unsere  Petition  für  die  Inten- 
danturbausekretäre und  Hilfs- 
techniker der  Militärbauämter 
vor  dem  Kriegsministerium   .    //  169 

48  763 

Petition  für  die  Postbausekretäre  13  201 
Petition  für  die  Privatangestell- 
ten bei  den  Reichseisenbahnen 
in  Elsaß-Lothringen  ....  22  346 

48  763 

49  779 


Petition  für  die  auf  Privatdienst- 
vertrag Angestellten  der  All- 
gemeinen  Bauverwaltung   .      34  535 

Unsere  Petition  für  die  Werft- 
hilfstechniker \or  dem  Reichs- 
tag  9  136 

Unsere  Petition  für  die  Ver- 
messungstechniker vor  dem 
Reichstag  9  136 

Petition  des  D.  T.-V.  und  B. 
t.-i.B.  zur  Durchführung  der  zu 
Gunsten  der  techn.  Angestell- 
ten gefaßten  Beschlüsse  .    .       48  762 

49  778 

f)  Patentrecht  und  Erfinderschutz. 

Auskünfte  in  Fragen  des  ge- 
werblichen Rechtsschutzes  .    .  14  220 

17  270 

24  381 

Patenterschleichung   42  668 

g)  Schulfragen. 

Ausbildungskurse  für  Techniker 
zu  Lehrern  an  gewerbl.  Fort- 
bildungsschulen    .    .  17 

31  492 
55  556 

Bildungskurse   26  403 

Deutscher  Ausschuß  für  tech- 
nisches Schulwesen   .    ...  31  491 

Ferienkursus  über  Redekunst, 
Volkswirtschaft  u. staatsbürger- 
liche Fortbildung  in  Berlin  .    .  12  190 


Heft  Seite 


Lehrgang  für  den  Werkstätten- 
unterricht der  Kgl.  Fachschule 
für  Maschinenbau  und  Elektro- 
technik in  Kaiserslautern  .    .  49  773* 

Techniker  als  Lehrer  an  gewerb- 
lichen Fortbildungsschulen  .    .     1  7 

Techniker  und  Fortbildungs- 
schule  .........  57  589 

Technischer  Unterrichts-Verband  22  346 

Vermessungstechnische  Ausbil- 
dungskurse   ..  55  522 

Vorlesungswesen,  technisches, 
in  Hamburg   79  298 

Wanderversammlung  des  Deut- 
schen Gewerbeschulverbandes 
1911  50  469 

Wie  es  gemacht  wird!  (Zur  Pro- 
paganda technischer  Lehr- 
anstalten)  52  506 

h)  Rechtsfragen. 

Anstellungsurkunde,  Die  „ungül- 
tige"  9  137 

Anwendung  der  „Berliner 
Norm"  bei  Berechnung  des 
Architektenhonorars    ....  59  621 

Auskunft  über  einen  früheren 
Angestellten  6  88 

Das  Recht  des  Ingenieurs,  in 
seiner  Stellung  erlangte  Kennt- 
nisse über  den  Bau  einer  Ma- 
schine später  für  eigene 
Zwecke  zu  verwenden  ...  52  828 

Das  Recht  der  Techniker  und 
Betriebsbeamten  in  Oesterreich  59  609 

Entlassung  eines  Technikers  .    .  73  201 

Familie  contra  Gläubiger  (Zur 
Frage  des  pfändungsfreien 
Einkommens)   52  508 

Für  die  Ausdehnung  der  Ge- 
werbegerichte   75  235 

Grenzen  der  Sorgfaltspflicht  des 

Bauunternehmers   20  315 


Ist  der  in  einem  Hoch-  und 
Tiefbaugeschäft  als  Bagger- 
meister Angestellte  ,, Werk- 
meister" im  Sinne  des  Kran- 
kenversicherungsgesetzes? .    .  29  458 

Ist  der  Prinzipal  verpflichtet,  ein 
Zeugnis,  bei  dessen  Ausstel- 
lung er  sich  hinsichtlich  der 
Eigenschaften  des  Angestell- 
ten im  Irrtum  befunden  hat, 
zurückzuverlangen?    .    ...  47  749 

Müssen  die  im  Auslande  arbei- 
tenden Monteure  einer  deut- 
schen Firma  in  Deutschland 
zur  Unfalh  ersicherung  an- 
gemeldet werden?   79  299 

Sachverständigen-Gebühren  .  7  104 
Submissionsverfahren,  Protest 

gegen  ein  70  153 

Verschweigen    einer  Vorstrafe 

beim  Engagement   44  697 

Von  unserer  ,,Rechts"lage    ,    .     7  8 

i)  Aus  der  Volkswirtschaftslehre. 

Was  man  aus  der  Geschichte 
der  Volkswirtschaftslehre  ler- 
nen kann   25  393 


XI 


Heft  Seite- 


Die  verschiedenen  Arten  der 
Versicherung  2  26 

Gegenseitigkeitsverein  oder  Ver- 
sicherungsaktiengesellschaft   .    3  44 

Der  öffentliche  Betrieb  der  Ver- 
sicherung  4  58 

Verschiedene  Formen  der  öffent- 
lichen Versicherung  .    .    .    .    6  89 

Geschichte,  Natur  und  Einrich- 
tungen des  Versicherungsver- 
eins auf  Gegenseitigkeit  ...     7  105 

Der  Staat  und  das  Versiche- 
rungswesen   .......     8  124 

Kritik  der  verschiedenen  Sy- 
steme der  Staatsaufsicht  über 
das  Versicherungswesen   .    .     //  170 

Die  Gestaltung  der  Staatsauf- 
sicht in  den  einzelnen  Län- 
dern 73  203 

Die  Anfänge  des  Versicherungs- 
wesens   17  267 

Die  Entstehung  des  modernen 
Versicherungswesens  ....  78  282 

Lloyds  Versicherer  79  299 

Die  wirtschaftliche  Bedeutung 
des  Versicherungswesens  .    .  20  316 

Versicherungsmakler  und  Ver- 
sicherungsagent   27  332 


Konzentrationsbestrebungen  in 
der  Versicherungsorganisation  22  347 


•  Heft  sc'fe 

Versicherungs  -  Verbände  und 
-Kartelle  23  364 

Die  technische  Gestaltung  des 
Versicherungsbetriebes    ...  25  394 

Die  Finanzwirtschaft  in  der  Ver- 
sicherung   26  411 

Die  Versicherungswissenschaft 

und  ihre  Organisation   ...  28  444 

Der  Kapitalanlagezwang  und  das 

Versicherungswesen   ....  29  459 

Die  Geschichte  der  Lebens\er- 
sicherung   30  475 

Die  Entwicklung  der  Lebensver- 
sicherungsbedingungen ...  32  508 

Die  Sterbetafeln  und  ihre  Kon- 
struktion   .   33  523 

Die  Prämienberechnung  in  der 
Lebensversicherung    .    ...  34  538 

Die   Prämienreserven    .  •  .    .    .35  556 

Die  Arten  der  Lebensversiche- 
rung   35  557 

Die    Lebensversicherung  ohne 
ärztliche  Untersuchung  ...  38  604 

Die  Rentenversicherung  und  die 
Sterbekassen   39  621 

Die  Volksversicherung      ,    .    .  42  669 

Kranken-  und  Invalidenversiche- 
rung  44  698 


Helt  feite 


Organisation  und  Technik  der 
Entstehung  und  Entwicklung 
der  Unfallversicherung  .    .    .  41  749 

Organisation  und  Technik  der 
Unfallversicherung     .    ...  49  779 

Entstehung  und  Bedeutung  der 

Haftpflichtversicherung  .    .    .   ^0  795 

III.  Verbandsangelegenheiten  und  Mit- 
ieilungen  an  unsere  Mitglieder. 

Veränderungen  im  Gesamtvor- 
stand des  D.  T.-V  17  210 

23  366 

49  781 

50  im 

Bericht  über  die  Sitzung  des 
Gesamtvorstandes  am  8.  und 
9.  Januar  in  Sondershausen  .     "  107 

Dresden,  Wanderversammlung 
des  D.  T  -V  26  401* 

31  493 

Posen,  Wanderversammlung  des 

D.  T  -V  .        .    .       23  333=^ 

27  429 

Genehmigung  der  neuen  Sat- 
zungen   32  510 


Rechenschaftsbericht  des  D.T.-V. 
für  1910 

(Sonderbeilage  zu  Heft  24) 

Stellunglosenunterstützung  des 

D.  T-V,  Erhöhung  derselben     9  129 

27  417 

Vergünstigungen  für  Mitglieder 
bei  Abonnementsabschlüssen 
auf  Zeitschriften  2^  VI 


Brühl'sche  Univ.-Buch-  u.  Sfeindruckerei.  R.  Lange,  Gießen. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  1  scbriftieiumg:  e.  Rieh.  Schubert,  BeiUi.  31.  Dezember  1910 


Inhalt:    Ein  neues  Jahr!  —  Reklame-  ii 

id  Festbeleuchtungen  —  Sozia 

e  Bewegung  —  Standesbewegung  —  Schulfragcn  —  Rechtsfragen  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus 

dem  Verbände. 

Ein  neues  Jahr! 


[Wenige  Augenblicke  nur  halten  wir  still  und  blicken 
zurück.  Hat  das  altd  Jahr  unsere  Bewegung  dem  Ziele 
näher  geführt?  Im  Mittelpunkt  steht  unsere  Stuttgarter 
Tagung,  um  deren  Erfolge  noch  heute  unsere  Kreise  be- 
wegt sind.  Stuttgart  gab  uns  ein  Programm,  an  dem 
sich  nicht  drehen  und  nicht  deuteln  läßt  und  dieser  Schritt 
vorwärts  ist  unbestritten.  Schon  vorher  wußten  wir,  wohin 
der"  Weg  gehen  sollte,  schon  bis  Stuttgart  bewiesen  wir, 
daß  es  uns  allen  heiliger  Ernst  ist,  uns  in  den  Dienst  jener 
Bewegung  zu  stellen,  die  als  soziale  Strömung  unter  tech- 
nischen Angestellten  sich  der  sozialen  Oesamtbewegung 
unterordnen  will.  Stuttgart  kleidete  dieses  Streben  in 
Worte:  wir  sind  ein  Glied  der  sozialen  Bewegung  —  und 
damit  wurde  die  Mitarbeit  an  dieser  Bewegung  zur  Ver- 
bandsdisziplin. 

Blicken  wir  heute  darauf  zurück,  dann  sind  wir  mit 
uns  zufrieden.  Sträubten  sich  manche,  so  erwies  sich  ihnen 
gegenüber  das  Notwendige,  das  Selbstverständliche  unserer 
Forderung  so  ßtark,  daß  sie  sich  heute  alle  einordnen, 
die  aus  dem  Studium  unserer  Berufslage,  aus  dem  Ein- 
dringen in  wirtschaftliche  und  politische  Fragen  sich  ein 
anderes  Urteil  bildeten.  Auch  im  alten  Jahre  war  man 
an  der  Arbeit,  um  gegen  uns  flau  zu  machen.  Man  sagte 
uns  wieder  nach,  daß  wir  soviel  von  den  Unternehmern 
an  neuen  sozialpolitischen  Lasten  verlangten,  daß  darunter 
die  Leistungsfähigkeit  im  Weltwettbewerbe  leiden  müßte. 
Man  bezeichnete  uns  als  Unruhestifter,  die  keinen  Sinn 
hätten  für  das  friedliche  Zusammenarbeiten  von  Arbeit- 
nehmern und  Arbeitgebern!  Man  tut  dann  so,  als  ob  man 
schon  alles  getan  habe!  Und  doch,  wo  blieb  die  Pen- 
sionsversicherung der  Privatangestellten,  wo  die  Ver- 
besserung unseres  Rechts  durch  die  Gewerbeordnung, 
was  wird  aus  den  Arbeitskammern  werden?  Ueberall  nur 
schlechte  Aussichten ! 

Wenn  wir  das  bedenken,  dann  zwingt  uns  diese 
Stunde  der  Umschau  zu  resignierter  Hoffnungslosigkeit. 
Zu  Hoffnungslosigkeit,  nicht  an  unserer  Bewegung,  wohl 


aber  daran,  ob  mit  den  Mitteln  und  auf  dem  begangenen: 
Wege  unser  Ziel  zu  erreichen  ist.  Wir  müssen  uns  dann 
zu  größerer  Opferfreudigkeit  gegenseitig  anspornen,  unsere 
Pflicht  ernster  nehmen  mit  größeren  Massen,  ja  mit  allen 
Berufsgenossen  für  unsere  Idee  eintreten.  Die  Macht,  so 
sehen  wir,  entscheidet  auch  auf  diesem  Gebiete.  Bekunden 
auch  wir  den  Willen  zur  Macht,  um  auf  dem  Wege  der 
politischen  Beeinflussung  das  schneller  zu  erreichen,  was 
wir  mit  den  seither  verwandten  Mitteln  der  Verbandsarbeit 
zu  erlangen  versuchten.  Nach  den  Enttäuschungen,  die 
wir  erleben  mußten,  nach  den  Vertröstungen,  ja  nach  den 
Verdächtigungen,  die  wir  erfuhren,  muß  uns  das  kommende 
Jahr  enger  verbunden  finden,  wie  je.  Wieviele  klagen  täg- 
lich, daß  die  Lebensbedingungen  für  sie  schlechter  werden, 
wie  mancher  verbittert,  weil  er  die  Rechtsunsicherheit  am 
eigenen  Leibe  er..Jirt,  hunderte  empfinden  täglich  unsere 
Vertragsunfreiheit  und  doch  begreifen  sie  ihre  Pflicht  zum 
Zusammenschluß  nicht.  Das  soll  im  neuen  Jahre  besser 
werden,  es  muß  besser  werden! 

.  Die  aufsteigende  Bewegung,  die  unser  Verband  ein- 
hält, läßt  uns  von  der  Mitarbeit  der  Verbandsmitglieder 
in  der  Werbung  neuer  Streiter  manches  hoffen.  Viel  er- 
warten wir  auch  davon,  daß  sich  die  Mehrheit  der  Mit- 
glieder immer  mehr  vertieft  in  das,  was  wir  vertreten, 
daß  ihnen  soziale  Gesinnung  Glaubensbekenntnis  werde, 
Weltanschauung,  unter  der  sie  alles  Tun  beurteilen. 

Wie  viel  Segen  wird  dann  aus  dem  Kommenden  ent- 
springen, nicht  für  unsern  Stand  allein,  sondern  für  die 
Gesamtheit.  Das  hat  unsere  Bewegung  doch  voraus,  vor 
den  Bestrebungen,  gegen  die  wir  kämpfen:  wir  sind  sozial, 
weil  der  Aufstieg  des  ganzen  deutschen  Volkes  uns  am 
Herzen  liegt.  Für  diesen  Preis  kann  man  seine  ganze 
Kraft  einsetzen  und  beseelt  von  dem  Glauben  an  die 
Zukunft  unseres  Volkes  werden  wir's  im  neuen  Jahre  erst 
recht  und  freudigen  Herzens  tun! 

Glückauf  1911! 

P  'ie  V  e r  b  a  n  d  s  1  e  i  t  u  n  g-. 


Reklame-  und  Festbeleuchtungen 

Von  Ing.  KARL  SCHUBERG. 


Trotz  der  Gegnerschaft,  deren  sich  die  Reklame- 
beleuchtung in  manchen  Kreisen  erfreut,  oder  vielleicht 
gerade  in  Rücksicht  darauf,  möchte  ich  noch  einige  Appa- 
raturen beschreiben  und  damit  gleichzeitig  meinen  Artikel 
in  der  D.  T.-Z.  1910,  Heft  2,  ergänzen.  Es  wird  sich  dabei 
Oelegenheit  bieten,  zu  beweisen,  wie  man  gerade  im  Gegen- 


satz zu  den  Behauptungen  der  Gegner  bestrebt  ist,  Re- 
klamebcleuchtungen  herzustellen,  die  vermöge  feinster 
Farben-  und  Helligkeitsübergänge  in  reizvollem  Lichtspiele 
das  Auge  erfreuen,  statt  ihm  durch  grelle  Lichteffekte  wehe 
zu  tun.  Denn  es  liegt  ja  im  größten  Interesse  der  je- 
weiligen Geschäfte,  ihre  Reklame  derart  geschmackvoll, 


2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  1 


angenehm  und  vielleicht  sogar  ästhetisch  zu  halten,  daß 
der  Blick  des  Beschauers  mit  Wohlgefallen  daran  haften 
bleibt  und  sich  in  der  Folge  den  Inhalt  der  Reklame  dauernd 
einprägt,  während  durch  grelle  Licht-  und  Farbenwechsel 
das  Gegenteil  erreicht  würde. 

Schon  die  einfachsten  Elemente  der  Leuchtschilder, 
zeigen  in  neuerer  Zeit  solche  Bestrebungen.  Tief  in  dei* 
Straßenfront  hängende  Reklamebeleuchtungen  werden  sel- 
ten mehr  mit  offenen,  hell  leuchtenden  Lampen  ausgestat- 
tet, vielmehr  sucht  man  durch  indirekte  Beleuchtung  oder, 
durch  matte  und  farbige  Uebergläser  den  Lichtschein  zu 
dämpfen.  So  bringen  Krüger  &  Friedeberg,  Berlin,  trans- 
parente Universal-Schriftüberfänge  (Abb.  1)  in  den  Han- 
del, die  aus  Opal-  oder  Milchglas,  auch  aus  ganz  dünnem 
Porzellan  hergestellt  sind  und  in  Klemmfedern  über  die 
Lampen  gestülpt  werden.  Von  dem  gleichen  Gesichtspunkt 
aus  ist  die  „Liofriedbeleuchtung"  derselben  Firma  zu  be- 
trachten. Es  sind  das  Glühlampen  in  Röhrenform  Von 
etwa  30  bis  40  cm  Länge  und  3  cm  Durchmesser.  Der 
Kohlefaden  ist  von  einem  Rohrende  zum  andern  federnd 
gespannt  und  die  Röhre  selbst  trägt  halbseitig  einen  der 
Firma  geschützten  Spiegelbelag.  Die  Röhren  liegen 
(Abb.  2)  durch  sehr  einfache  und  betriebssichere  Klemm- 
fassungen (Abb.  3)  gehalten  in  einseitig  offenen  Blech- 
kästen. Die  Beleuchtung  ist  also  auch  hier  eine  indirekte 
und  trotzdem  gibt  die  Firma  als  Folge  des  Spiegelbelags 
eine  etwa  40o/oige  Lichteffektsteigerung  gegenüber  anderen 


Abb.  1 


ersetzen.  Es  ergeben  sich  aus  dieser  Schaltung  folgende 
elektrische  Vefhältnisse:  Gruppenzahl  =  Netzspannung: 
Lampenspannung;  Stromstärke  in  Zuleitung  =  Lampen- 
zahl pro  Gruppe  x  Stromstärke  pro  Lampe.  Die  Abb.  5 
bis  7  erläutern  die  Verhältnisse.  In  Abb.  5  sind  3  Gruppen 
vorhanden  und  die  angelegte  Spannung  verteilt  sich  daher 
auf  drei  Lampen.  Es  sind  also  zu  verwenden:  bei  100 
Volt  Lampen  zu  37  Volt,  bei  220  .Volt,  Lampen  zu  73  Volt. 


Abb.  2 


indirekten  Beleuchtungen  an.  Natürlich  gestattet  die  An- 
ordnung auch  die  Verwendung  gefärbter  Röhren,  ja  es' 
lassen  sich  auf  diese  Weise  (Abb.  4)  auch  beliebige  Farben,- 
nuancen  erzielen.  Saal-,  Bühnen-,  Schaufenster-,  Schrank-, 
Bild-,  Fahrplan-,  Wandtafel-,  Stellwerksbeleuchtungen  las- 
sen sich  daraus  herstellen  und  bei  der  Anwendung  (in 
Lichtbädern  zeigen  sie  ihren  geringen  Raumbedarf  als  be- 
sonderen Vorteil. 

Uebergehend  zu  den  Apparaturen,  deren  Beschreibung 
die  Ergänzung  meines  ersten  Aufsatzes  bilden  soll  und 
in  deren  Verlauf  sich  ebenfalls  noch  Gelegenheit  bieten 
wird,  auf  die  Augen  schonende  Tendenz  der  heutigen 
Reklamebeleuchtungen  hinzuweisen,  möchte  ich  zunächst 
eine  Schaltung  der  oben  genannten  Firma  erörtern,  deren 
Hauptvorzüge  in  der  Ersparnis  an  Leitungskupfer  und 
in  einer  gewissen  Betriebssicherheit  gegenüber  Lampen- 
defekten liegen. 

Wenn  eine  Lampenreihe  in  Serie  gesclialtet  ist  und 
eine  Lampe  durchbrennt,  so  erlischt  die  ganze  Reihe.  Um 
den  Fehler  zu  finden  muß  man  jede  einzelne  Lampe  prüfen, 
eine  Arbeit,  die  bei  größeren  Schildern  recht  zeitraubend 
werden  kann.  Schaltet  man  dagegen  die  Lampen  eines 
Schildes  gruppenweise  parallel  und  erst  die  Gruppen  jn 
Serie,  so  wird  der  Betrieb  des  ganzen  Schildes  vom  Ver- 
sagen einer  oder  mehrerer  Lampen  unabhängig  und  außer- 
dem ist  die  defekte  Lampe  sofort  zu  erkennen  und  zu 


In  Abb.  6  haben  wir  8  Gruppen  und  man  braucht  bei 
110  Volt  Lampen  zu  14  Volt,  bei  220  Volt  Lampen  zu 
28  Volt  und  schließlich  in  Abb.  7  16  Gruppen  und  daher 
sind  bei  110  Volt  7-Voltlampen  und  bei  220  Volt  14-Volt- 
lampen  nötig. 

Was  geschieht  nun,  wenn  in  einer  Gruppe  eine  Lampe 
durchbrennt?  Es  sei  n  =  Lampenzahl  pro  Gruppe,  g  = 
Gruppenzahl,  w  =  Widerstand  einer  Lampe  (ohne  Be- 
rücksichtigung der  bekannten  Widerstandsschwankungen 
infolge  der  Erhitzung)  und  E  =  Netzspannung.   Dann  wird 

w 

der  Widerstand  einer  intakten  Gruppe  =  —  und  der  Wi- 


derstand des  ganzen  ^Systems  W,  = 


w 
n 


Brennt  jetzt 
wird  der 


so 


W., 


(g 


in  irgend  einer  Gruppe  eine  Lampe  durch, 
Widerstand  des  defekten  Systems  offenbar 

w  w    w     g  (n  —  1)  -f-  1  2) 

n        n  —  1        n  n  —  1 

Die  Stromstärken  stellen  sich  dann  zu : 

aus  1 )  intaktes  System  :  J.  ==  .^y-  =  " 

'  •'         ■'^  w  g 

_  E    n         n  —  1   4) 

W,  ~    w    ■  g(n-l)  -f  1 

Die  Stromstärken  in  den  einzelnen  Lampen  erhalten 

fobcnde  Werte: 


aus  2)  defektes  System :  J^, 


Abb 


aus  3)  intaktes  System:  i| 


g 


5) 
6) 

  7) 

n  —  1        w    g  (n  —  1)  +  1 
Die  Klemmenspannungen  der  einzelnen  Lampen  er- 


intakte Gruppen :  i^, 
defekte  Gruppe:  i^ 


n  w 
aus  4)  defektes  System: 
Ja  ^  E  n  —  1 

n       w    g  (n  —  1)  -j-  1 
Ja  E  n 


geben  sich  dann  sehr  einfach: 
aus  5)  intaktes  System  e^  =  i^  •  w  = 
defektes  System : 
aus  6)  intakte  Gruppe  e,  =  ij     w  = 

aus  7)  defekte  Gruppe  e'.,  =  i'o  •  w  = 


g 


8) 


E  •  (n-1)  9) 
g  (n  -  1)  +  1 

 E  •  n  10) 

g  (n-  1)  +  1 
Setzt  man  diese  einzelnen  Klemmenspannungen  zu  ein- 
ander ins  Verhältnis,  so  kommen  wir  dadurch  zur  Beant- 
wortung der  Frage  nach  der  Verteilung  der  Spannung  auf 
die  Lampen  eines  defekt  gewordenen  Schildes  mit  der 
„Serienparallelschaltung"  der  genannten  Firma. 

Es  sei  62  =  X  ■  e^;  dann  ist  das  Verhältnis  x  ==  — 


aus  8)  und  9)  x  = 


g  (n-1) 
g  (n—l)  +  1 
Nenner  wird  x  <  1 

folglich  62  <  e^. 

Es  sei  ferner  e'2  ==  x'  •  e^ ;  x'  = 


da  der  Zähler  <^ 


e' 


aus  9)  und  10)  x' 
ist,  x'  >  1 


;  da  der  Zähler  Nenner 


folglich  e'2  i>  e.,. 


Schließlich  e'.. 


x"  = 


e,  :  x"  = 


g  •  n 


e' 


g  •  n 


g  (n  —  1)  +  1  g  •  n 
da  der  Zähler  >  Nenner  ist,  x"  >  1 
folglich  62  >  ej. 
Zusammengestellt  wird  e',  >  e^^  > 
oder  mit  anderen  Worten:  Wird  in  einer  Gruppe  eine 
Lampe  defekt  oder  ausgeschaltet,  so  werden  die  Lampen 
dieser  Gruppe  gleichmäßig  überspännt,  während  sämtliche 
Lampen  der  übrigen  Gruppen  eine  gleichmäßig  verteilte 
Unterspannung  aufweisen.  Sämtliche  Lampen  der  intakten 
Gruppen  brennen  daher  etwas  dunkler,  diejenigen  der  de- 
fekten Gruppe  heller.  Aus  den  Verhältniszahlen  der 
Lampenspannungen  geht  hervor,  daß  die  Ueberspannung 
der  Lampen  der  defekten  Gruppe  in  Prozenten  der  nor- 
malen Klemmenspannung  größer  ist,  als  die  Unterspannung 
der  Lampen  der  intakten  Gruppen.  Werden  mehrere 
Lampen  in  der  gleichen  oder  in  verschiedenen  Gruppen 
defekt»  so  treten  die  gekennzeichneten  Spannungsverhält- 
nisse in  entsprechend  verschärftem  Maße  hervor. 

Zwei  Zahlenbeispiele:  Es  sein  ein  Schild  mit  9  Lampen 
vorhanden.  Die  Netzspannung  sei  III  Volt.  Es  ergeben 
sich  daraus  3  Gruppen  zu  je  3  Lampen,  so  daß  wird: 
E  =  III;  n  -  3,  g  =  3. 

E  III 

intaktes  Schild :  e,  —  =  37  Volt       x  =  0,857 

g  3 


4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  l 


Abb.  5 


Abb.  6 


4- 


Abb.  7 


defektes  Schild 
III  ■  2 


III 


=  31,7  Volt     X'  --^  1,5 
=  47,571  Volt  X"  =  1,2857 


intakte  Gruppe: 

defekte  Gruppe:  e'., 

I 

Die  Unterspannung  beträgt  in  diesem  Falle  für  die 
Lampen  der  intakten  Gruppen  etwa  14,3o/o,  die  Uebcr- 
spannung  der  Lampen  der  defekten  Gruppe  etwa  28,5  ,o 
der  normalen  Lampenspannung. 

Hat  das  Schild  aber  z.  B.  in  jeder  der  drei  Gruppen 
15  Lampen,  also  im  ganzen  45  Lampen,  so  wird  g  ^  3, 
n  =  15;  E  =  III 

=  —  =        =  37  Volt 
g  3 

E  (n—  1)  lU  •  14 


intaktes  Schild:  e, 


intakte  Gruppe:  e^, 


g(n- 
36,137  Volt 


3  •  14  +  1 

•  n   III  ■  15 

"l)+  1      3  •  14  4-  1 


defekte  Gruppe:  e'.,  =  — -. — 

=  38,72  Volt. 

Diesmal  beträgt  die  Unterspannung  nur  2,33o'o,  die 
Ueberspannung  4,65 der  normalen  Lampenspannung". 
Man  lernt  aus  diesem  Befund,  daß  die  Beeinflussung  des 
ganzen  Schildes  infolge  Durchbrennens  einer  Lampe  um 
so  geringfügiger  wird,  je  mehr  Lampen  die  einzelne 
Gruppe  enthält. 

Nimmt  man  dagegen  eine  große  Gruppenzahl,  z.  B. 
8  Gruppen  und  eine  kleine  Lampenzahl  in  der  Gruppe, 
z.  B.  n  =  3,  so  ergibt  sich  für  112  Volt  Netzspannung, 
entsprechend  14-voltigcn  Glühlampen  eine  Unterspannung 
von  5,89'','o,  dagegen  die  unmögliche  Ueberspannung  pn 


der  defekten  Gruppe  von  41,17o'o  der  normalen  L'ampen- 
spannung.  Es  ist  also  bei  großer  Gruppenzahl  eine  ent- 
?prechend  große  Lampenzahl  pro  Gruppe  Hauptbedingung. 
Für  kleinere  Schilder  eignen  sich  daher  niedervoltige,  fiir 
große  Schilder  höhervoltige  Lampen,  ein  Verhalte«  der 
Schaltung,  das  der  Oekonomie  des  Betriebes  zugute  kommt. 

Von  den  Reklameschaltapparaten,  die  hier  noch  weiter 
zu  behandeln  sind,  wurde  ein  großer  Teil  seit  dem  Er- 
scheinen meiner  Arbeit  zu  Anfang  dieses  Jahres  in 
anderen  Zeitschriften  beschrieben.  Ich  nenne  vor  allem 
den  Artikel  ,, Elektrische  Lichtreklame"  von  Zivilingenieur 
A.  Stiller;  Leipzig,  in  „Helios"  XVI,  Nr.  39,  S.  454  und 
ferner  „Neuere  automatische  Schaltapparate  von  Dipl.-Ing. 
Wagmüller  in  E.-T.-Z.  31,  Nr.  35,  S.  886.  In  der  Vor- 
aussetzung, daß  nicht  jedem  Leser  der  D.  T.-Z.  die  beiden 
Zeitschriften  sofort  zur  Hand  sind,  will  ich  auf  einige 
typische  Konstruktionen  eingehen,  zumal  einige  davon  auch 
von  der  Firma  E.  A.  Krüger  &  Friedeberg,  deren  Fabri- 
katen diese  Zeilen  im  wesentlichen  gelten,  geführt  werden. 

Herr  Ziviling.  Stiller  betont  in  seinem  Aufsatz  ganz 
richtig,  daß  bis  heute  die  Reklameschaltapparate  in  rwei 
große  Gruppen  eingeteilt  werden  können.  Zu  der  ersten 
Gruppe  gehören  solche  Apparate,  die  den  Stromkreis  nie 
vollständig  unterbrechen,  sondern  die  Spannung  selbst- 
tätig durch  Widerstandsänderung  periodisch  zwischen 
einem  Minimum  und  der  normalen  Höhe  schwanken  lassen. 
Die  Lampen  brennen  daher  einmal  normal  und  dann  wieder 
so  dunkel,  daß  eine  Lichtentwicklung  kaum  wahrnehmbar 
ist.  Zur  zweiten  Gruppe  sind  alle  diejenigen  Vorrichtungen 
zu  zählen,  bei  denen  der  Stromkreis  durch  be- 
sondere Einrichtungen  periodisch  ein-  und  ausgeschaltet 
wird.  Ich  möchte  diese  letzte  Gruppe  noch  weiter  klassi- 
fizieren in  Motorschalter  und  in  Automaten. 


Heh  1 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


5 


1.  Gruppe;  Hell-Dunkelschaltung.  Ein  zylindrischer 
Körper  aus  gut  leitendem  Material  von  hohem  Wärme- 
dehnungskoeffizienten trägt  eine  Widerstandsvvicklung,  die 
so  bemessen  ist,  daß  sie  nahezu  den  ganzen  Strom  in 
Wärme  umwandelt  und  dadurch  den  Lampen,  denen  sie 
vorgeschaltet  ist,  die  Spannung  wegnimmt.  Die  erzeugte 
Wärme  dehnt  den  Wicklungsträger  aus,  so  daß  durch  den 
letzteren  die  Heizwicklung  mittels  Platinkontakten  bei  einer 
bestimmten  Temperatur  kurzgeschlossen  wird.  Im  Mo- 
ment des  Kurzschlusses  brennen  die  Lampen  hell,  der  Wick- 
lungsträger kühlt  sich  gleichzeitig  ab,  zieht  sich  zusammen 
und  schaltet  dadurch  die  Widerstandsheizspirale  wieder 
ein,  so  daß  das  Spiel  von  neuem  beginnt.  Die  „Thermo- 
staten" sind  natürlich  nur  für  ganz  kleine  Stromstärken  zu 
gebrauchen,  etwa  2  bis  3  Amp.  Ihre  Haltbarkeit  ist 
wesentlich  abhängig  vom  Material  der  Widerstandswick- 
lung und  von  der  Güte  der  Plattinkontakte,  die  der  Ab- 
nutzung durch  die  Schließungs-  und  Oeffnungsfunken  aus- 
gesetzt sind.  Dipl.-Ing.  Wagmüller  bemerkt  noch  dazu, 
daß  sie  für  die  doppelte  Stromstärke  benutzt  werden 
können,  wenn  man  der  Funkenstrecke  einen  Kondensator 
parallel  schaltet  und  daß  sie  mit  Metallfadenlampen  rascher 
arbeiten,  als  mit  Kohlefadenlampen.  Der  Grund  hierfür 
liegt  darin,  daß  der  Temperaturkoeffizient  der  Metallfäden 
positiv,  derjenige  der  Kohlefäden  negativ  ist.  Diese 
Schalter  sind  ebensogut  für  Gleichstrom,  wie  für  Wechel- 
strom  verwendbar.  Bezgl.  der  näheren  Beschreibung  ver- 
weise ich  auf  die  oben  zitierten  Arbeiten. 

2.  Gruppe.  Von  ungleich  größerer  Bedeutung  für  die 
Lidttreklamen  sind  die  Schalter  der  zweiten  Hauptgruppe, 
weil  sie  im  allgemeinen  für  beliebig  hohe  Stromstärken 
verwendbar  sind.  Allerdings  spielt  dabei  die  Abnutzung 
der  einzelnen  Teile  eine  weitaus  größere  Rolle,  namentlich 
an  den  Schaltkontakten  durch  die  Schließungs-  und  Oeff- 
nungsfunken. Die  in  meiner  ersten  Arbeit  beschriebenen 
Patente  der  A.  E.  G.  gehören  im  weiteren  Sinne  zur  ersten 
Klasse  dieser  Gruppe,  zu  den  Motorschaltern.  Es  sei  hier 
als  ihr  Vertreter  der  „Perlluxmotorschaltapparat"  der  Firma 
E.  A.  Krüger  &  Friedeberg  vorgeführt.  Der  kleine,  auf 
einem  Grundrahmen  (Abb.  8.)  montierte  Motor  besitzt 
eine  verlängerte  Welle,  die  mit  einem  doppelten  Schnecken- 
getriebe elastisch  gekuppelt  ist.  Ein  Kasten,  der  am  Grund- 
rahmen angegossen  ist,  bildet  das  Gehäuse  für  das  Getriebe 
und  ist  vollständig  mit  Gel  gefüllt.  Aus  ihm  ragt  die  lang- 
sam laufende  Schaltwelle  senkrecht  nach  oben  heraus  und 
trägt  die  gekrümmte  Kontaktfeder,  die  an  den  auf  dem 
Kastendeckel  montierten  Kontaktflächen  entlang  gleitet.  Die 
Vorteile  dieses  Apparates  sind  darin  zu  erblicken,  daß 
die  Kontaktflächen  reichlich  bemessen  werden  können  und 
daß  jede  Schaltung  momentan  erfolgt.  Die  spiralige  Kon- 
taktfeder wird  durch  die  Krümmung  der  Kontaktflächen 
gespannt  und  springt  daher  im  entscheidenden  Moment 
von  einem  Kontakt  zum  andern,  gleitet  nicht  mehr.  Sinn- 
gemäß können  viele  Kontakte  und  damit  viele  Stromkreise 
angebracht  werden,  wodurch  sich  die  Verwendbarkeit  er- 
höht. Nachteil:  knackende  Geräusche  und  starke  mecha- 
nische Abnutzung  der  Kontakte.  Der  Apparat  wird  als 
HeH-  und  Dunkel-  und  Zwei-  bis  Vierfarbenschalter  bis 
zu  40  Amp.  und  als  Stufenschalter  bis  zu  20  Amp.  gebaut. 

Diese  Motorschaltwerke  sind  von  einer  Reihe  von 
Firmen  —  ich  nenne  Paul  Firchow  Nachf.,  Berlin,  Richter, 
Dr.  Weil  &  Co.,  Frankfurt  a.  M.,  Dr.  Paul  Meyer,  A.-G., 
Berlin  u.  a.  m.  —  in  den  mannigfachsten  Spielarten  vom 
kleinsten  Apparat  bis  zum  vielwalzigen  Schaltwerk  mit 
vielen  hundert  Kontakten  ausgebildet  worden.  Das  Prinzip 
ist  bei  allen  mehr  oder  weniger  dasselbe,  Schaltwalzen 
mit  Schleifkontakten,  wie  in  meiner  ersten  Arbeit  bereits 
gesagt.    Nähere  Beschreibungen  finden  sich  in  dem  er- 


Abb.  8 


wähnten  Artikel  von  A.  Stiller  in  reichem  Maße.  WasI 
die  Lebensdauer  solcher  Schaltwerke  und  die  Forderung 
geräuschlosen  Ganges  angeht,  so  ist  meist  durch  Ver- 
wendung von  Oelbädern  für  die  Getriebe  Sorge  getragen. 
Anders  verhält  es  sich  vielfach  bzgl.  der  Schleifkontakte 
mit  ihrer  starken  Reibung  und  ihren  Schaltfunken,  sofern 
nicht  Momentschaltung  oder  Blasmagnete  die  Funken- 
bildung möglichst  unterdrücken.  Die  mechanische  Ab- 
nutzung wird  sich  bei  den  verhältnismäßig  weichen  in 
Betracht  kommenden  Materialien  (Kupfer,  Messing,  Bronze, 
Rotguß  usw.)  kaum  in  wünschenswertem  Maße  verhüten 
lassen. 

Dagegen  zeigen  diese  modernen  Schaltwerke  in  der 
eingangs  erwähnten  Beziehung  geradezu  erstaunliche  Fort- 
schritte. Sie  ermöglichen  es,  Lichtreklamen  herzustellen, 
die  nichts  weniger  als  den  Vorwurf  verdienen,  die  Augen- 
nerven des  Großstädters  in  unerträglicher  Weise  zu  bean- 
spruchen. Hören  wir,  was  Herr  Ziviling.  Stiller  darüber 
sagt:  „Davon  ausgehend,  daß  schroffe  Licht-  und  Dunkel- 
heitsgegensätze nur  erschrecken  und  stören,  und  daß  grelle 
Farbenwechsel  blenden  und  ermüden,  läßt  die  Firma 
(Richter,  Dr.  Weil  &  Co.^  d.  Verf.)  bei  ihren  Apparaten, 
die  Schaltwechsel  nicht  unvermittelt  rasch,  sondern  lang- 
sam sich  vollziehen.  Dadurch  wird  ....  bei  Hell-Dunkel- 
schaltung ganz  allmählich  der  Lichteffekt  vom  absoluten 
Dunkelheitszustande  durch  die  Dämmerungsstadien  auf- 
wärts bis  zur  vollen  Helligkeit  gesteigert  und  umgekehrt 
wieder  abgeschwächt,  bezw.  beim  Farbenwechsel  das  Spiel 
der  ersten  Farbe  vom  Dunkelheits-  bis  zum  Helligkeits- 
und wieder  zurück  zum  Dunkelheitszustand  so  stetig,  so- 
wie der  Uebergang  zum  nächsten  Farbenspiel  so  sanft  voll- 
zogen, daß  es  aufs  Auge  höchst  wohltuend  und  daher  an- 
ziehend wirkt. 

Die  Wirkung  gründet  sich  auf  die  allmähliche  Aus- 
und  Einschaltung  eines  vielstufigen  Widerstandes,  dessen 
Einzelstufen  so  klein  bemessen  werden,  daß  beim  Ueber- 
gang des  Schalthebels  von  Kontakt  zu  Kontakt  keinerlei 
Flackern  der  Lampen  wahrzunehmen  ist;  vielmehr  scheint 
das  Wortgebilde  des  Reklameschildes  magisch  aus  dem 
Dunkel  herauszuwachsen  und  sich  zu  nähern,  um  allmählich 
wieder  in  weiter  Ferne  zu  verschwinden.  Beim  Farben- 
wechseln ist  die  Wirkung  geradeso. 

Ferner  lassen  sich  bei  geeigneter  Kombination  der- 
artiger Schaltwerke  auch  Farbenmischungen  und  Farben- 
übergänge ansprechend  erzielen.  Bei  dieser  Einrichtung 
wechselt  der  Lichteffekt  beständig  in  der  Farbe  derart, 
daß,  während  eine  Farbe  in  der  Helligkeit  abnimmt,  die 
andere  darin  zunimmt,  so  daß  langsame  Farbenübergänge 
ohne  merkliche  Schwankungen  der  Helligkeit  entstehen. 
Durch  sanftes  Zuschalten  einer  Farbe  wird  die  andere 
Farbe  geändert  und  abgetönt,  wobei  die  anfängliche  Grund- 
farbe verschwindet,  bezw.  der  nächsten  weicht,  so  daß 
ein  fortgesetzter  Farbenwechsel  der  Schriftzeichen  ohne 
Dunkelheitszustand  sich  vollzieht.  Grundfarben  sind  z.  B. 
weiß,  gelb,  orange,  rot,  blau,  grün  usw.  mit  allen  Ueber- 
gahgsnuancen." 


6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  1 


Aus  diesen  Worten  eines  sachlich  urteilenden  Fach- 
mannes geht  deutlich  hervor,  daß  von  einer  ernstlichen 
Belästigung  des  Publikums  und  einer  Steigerung  der  Qroß- 
stadtkrankheit,  Nervosität  genannt,  kaum  gesprochen  wer- 
den kann.  Ganz  für  verfehlt  halte  ich  es  aber,  auch  auf 
diesem  Gebiet  nach  der  Polizei  zu  rufen,  wie  es  in  dieser 
Zeitschrift  geschehen  ist.  Ich  denke  unser  ganzes  privates, 
geschäftliches  und  öffentliches  Leben  ist  wahrlich  über- 
genug durch  Gesetze,  Vorschriften  und  Verbote  eingegrenzt 
imd  bevormundet;  daß  aber  dieser  Ruf  aus  den  technischen 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Wohnungsnot  and  Woliniingselend,  ihre  Ursachen 
und  Folgen 

Im  Heft  Nr.  46  des  vorigen  Jahrganges  der  Deutschen 
Techn.-Ztg.  geht  Herr  Hermann  Kötschke  in  seinem  Ar- 
tikel „Mietskasernen  und  Großstadtkultur"  auf  eines  der 
unser  Zeitalter  kennzeichnenden,  für  die  soziale  Frage  so 
wichtigen  Probleme  —  die  Wohnungsfrage  ein;  es  dürfte 
deshalb  der  Mühe  wert  sein,  die  einmal  in  dieser  Zeit- 
schrift und  damit  in  Technikerkreisen  in  Fluß  gebrachte 
Wohnungsfrage  weiter  auszuspinnen.  Dazu  soll  das  hier 
behandelte  Thema  beitragen. 

Infolge  der  sich  dank  der  Tüchtigkeit  der  deutschen 
Techniker  sich  immermehr  ausbreitenden  Industrie,  hat 
sich  eine  kapitalistische  Entwicklung  vollzogen,  die  natur- 
gemäß soziale  Schäden  mit  sich  bringen  mußte.  Es  bil- 
deten sich  in  rascher  Folge  Gesellschaften  auf  Gesellschaf- 
ten, diese  zogen  das  Kapital  in  großen  Mengen  zusammen 
und  verlegten  ihr  Betätigungsfeld  in  die  großen  Städte, 
die  wir  heut  als  Industriestädte  bezeichnen.  Die  großen 
Betriebe  und  die  in  denselben  zu  erledigenden  reichen 
Aufträge  benötigten  viele  Arbeitskräfte,  —  mehr  als  in 
diesen  Städten  zur  Verfügung  standen.  Die  Industrie- 
gesellschaften sahen  sich  deshalb  gezwungen,  die  ihnen 
zum  Zwecke  einer  geregelten  Fabrikation  notwendigen, 
aber  fehlenden  Arbeitskräfte  in  die  Städte  zu  ziehen.  In- 
folge günstiger  Absatzverhältnisse  war  die  Industrie  in 
der  Lage,  die  Löhne  ihrer  Arbeiter  denen  gegenüber  kleiner 


Kreisen  selbst  erschallt,  ist  um  so  verwunderlicher,  als 
der  verantwortliche  Ingenieur,  Baumeister  oder  Techniker 
vielfach  gerade  durch  —  vielleicht  berechtigte  —  Polizei- 
vorschriften eingeengt  und  in  der  Ellenbogenfreiheit  stark 
beschränkt  ist.  Und  wenn  einmal  Geschmacklosigkeiten 
im  Lichtreklamewesen  vorgekommen  sind  oder  noch  vor- 
kommen, so  sind  sie  doch  vereinzelt  und  .verschwinden 
von  selbst,  weil  sie  eben  abschrecken,  anstatt  anziehen. 

(Schluß  folgt.) 


■  i: 


Städte  und  auf  dem  platten  Lande  günstiger  zu  gestalten. 
Eine  selbstverständliche  Folge  hiervon  war,  daß,  verlockt 
durch  die  Aussicht  auf  einen  höheren  Lohn,  ein  starker 
Zuzug  in  die  Großstädte  einsetzte.  Dieser  Umstand  mußte, 
da  sich  der  Zuzug  ziemlich  schnell  vollzog,  ohne  weiteres 
zu  einer  Uebervölkerung  führen.  Die  Boden-  und  Bau- 
spekulanten rieben  sich  lachend  die  Hände,  konnten  sie 
doch,  weil  die  Nachfrage  nach  Wohnungen  viel  größer 
war  als  das  Angebot,  ihre  Bodenpreise  und  Wohnungs- 
mieten beliebig  hochschrauben.  Die  Menschen  mußten 
doch  wohnen  und  sahen  sich  deshalb  genötigt,  die  un- 
geheueren Preise  zu  zahlen.  Und  da  die  Bautätigkeit  mit 
der  immermehr  steigenden  Nachfrage  nach  Wohnungen 
nicht  Schritt  hielt,  trat  eine  überraschend  um  sich  greifende 
Wohnungsnot  ein.  Es  dürfte  angebracht  sein,  hier  einige 
Zahlen  anzuführen,  die  den  Zuzug  nach  den  Großstädten 
so  recht  charakterisieren.  Es  sind  nämlich  die  Städte  von 
mehr  als  100  000  Einwohnern  in  den  Jahren  von  1820  bis 
1900,  das  ist  in  20  Jahren,  um  112'io  gewachsen,  während 
die  Bevölkerungszunahme  im  Deutschen  Reich  in  derselben 
Zeit  überhaupt  nur  14,5  o/o  betrug. 

Die  große  Nachfrage  und  das  geringe  Angebot  von 
kleineren  Wohnungen  brachten  es  mit  sich,  daß  die  Woh- 
nungsmieten eine  von  den  Minderbemittelten  kaum  er- 
schwingbare Höhe  erreichten.  Hinzu  kommt  noch,  daß 
infolge  der  schnellen  Entwickelung  der  Städte  und  der 
damit  verbundenen  Belebung  des  gesamten  Geschäfts- 
verkehrs die  Preise  für  alle  sonstigen  Lebensbedürfnisse 
Höhen  erreichten,  die  den  Minderbemittelten  zwangen, 
wenn  er  sein  und  seiner  Familie  Leben  fristen  wollte,  die 
Ausgaben  für  die  Wohnungsmiete  auf  das  möglichste  Maß 


Die  übervölkerten  Wohnungen  am  1.  Dezember  1009. 


Städte 

A. 

Zahl  der  Wohnungen  mit 

Zusammen  Wohnungen 

1  Wohnraum  und  mit  6 
und  mehr  Bewohnern 

2  Wohnräume  und  mit  11 
und  mehr  Bewohnern 

Zusammen  Wohnungen 

B.  Zahl  der  Wohnungen  mit 

0 

1 

2 

Zusammen, 
Wohnungen 

0 

1 

2 

1 

Haus- 
hal- 
.  tung 

2 

Hat 

3 

shnltiiu 

4 

und 
mehr 

gen 

heizb.  Zimmern,  wo- 
bei die  Küche  nicht 
alsein  heizb. Zimmer 
gerechnet  ist 

heizb.  Zimmern,  wo- 
bei die  Küche  als 
ein  heizb.  Zimmer 
gerechnet  ist 

und  mit  6  und 
mehr 
Bewohnern 

und  mit 
1!  und 

mehrBe-i 
wohnei'n 

und  mit'  6 
und  mehr 
Bewohnern 

und  mit 
11  und 
mehrBc- 
wohnern 

Berlin 

238 

23786 

416 

24440 

15 

531 

109 

655 

297 

i 

68  1 

365 

• 

• 

• 

• 

Cliarlottenburg 

25 

1575 

73 

1673  ' 

60 

10 

70 

42 

6 

48 

• 

• 

• 

• 

Hamburg 

108 

5  91 

263 

5662  1 

1 

107 

60 

168 

1 

2 

3  1 

176467 

5442 

280 

17 

Königsberg  i.  Pr. 

2 

4548 

80 

4630 

298 

69 

367 

179 

10 

189 

• 

• 

• 

Lei]')zig 

5 

3687 

295 

3987 

^0 

43 

133 

7 

112549 

2030 

74 

5 

Strasburg  i.  Eis. 

90 

34 

124 

• 

• 

• 

* 

• 

• 

• 

36596 

194 

11 

1 

Von  1000  bewohnten  Wohnungen: 

Berlin 

0,5 

45,4 

0,8  1 

46,7  , 

0,0 

1,0 

0,2 

1,3 

0,6 

0,1 

0.7 

• 

• 

• 

• 

Charlottenburg 

0,4 

28,0 

1,3 

29,7 

1,1 

0,2 

1,2 

0,7 

0,1 

0,8  I 

• 

• 

• 

• 

Hamburg 

0,6 

29,0 

1,4 

31,1 

0,0 

0,6 

0,3 

0,9 

0,0 

0,0 

0,0 

968,5 

29.9 

1,5 

0.1 

Königsberg  i.  l'r. 

0,0 

91,3 

1,6 

93,0  i 

1,4 

7,4 

3,6 

0,2 

3,8 

• 

• 

• 

• 

Leipzig 

0,0 

32,2 

2,6  1 

34,8  ' 

0,8 

0,4 

1,2 

0.1 

0,1  1 

981,6 

17.7 

0,6 

0,0 

Straßburg  i.  Eis. 

2,4 

0,9  1 

3,4  1 

• 

• 

• 

• 

• 

•  i 

994,1 

5,3 

0,3 

0,0 

Heft  1  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  7 


einzuschränken.  Die  Hauptsache  war,  wenig  Miete  zu 
zahlen  ohne  Rücksicht  auf  die  Art  und  Beschaffenheit  der 
Räume,  man  war  zufrieden,  wenn  man  nur  ein  Unter- 
kommen gefunden  hatte.  So  entwickelten  sich  die  häß- 
lichsten Zustände  im  Wohnungswesen  und  verdichteten 
sich  zu  einem  Wohnungselend,  das  einen  Umfang  an- 
genommen hat,  der  jedem  sozial  empfindenden  Menschen 
zum  Denken  an  die  notwendige  Abhilfe  Veranlassung 
geben  sollte.  Wohnungsnot  und  das  daraus  folgende 
iWohnungselend,  sie  sind  die  Ursachen  der  zunehmen- 
den Säuglingssterblichkeit,  Tuberkulose,  Geisteskrankheit, 
Prostitution  und  Verbrechen.  Hätte  man  rechtzeitig  die 
sozialen  Schäden  der  Wohnungsnot  erkannt,  und  hätte  man 
rechtzeitig  dem  Umsichgreifen  des  Wohnungselends  Ein- 
halt geboten,  dann  würden  dort,  wo  heute  Irrenanstalten, 
Zuchthäuser  und  Gefängnisse  in  erschreckendem  Umfange 
errichtet  werden  müssen,  blühende  Parkanlagen,  grünende 
Spielplätze  und  lachende  Wohnhäuser  zu  finden  sein. 

Ein  recht  klares  Bild  der  traurigen  Verhältnisse  im 
Wohnungswesen  zeigen  die,  nach  den  gelegentlich  der 
Volkszählung  am  1.  Dezember  1905  vorgenommenen  Er- 
hebungen über  Wohnungsverhältnisse  von  dem  statistischen 
Amt  der  Stadt  Leipzig  bearbeiteten  Tabellen  im  sta- 
tistischen Jahrbuch  Deutscher  Städte,  herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  M.  Neefe,  Verlag  von  Wilh.  Qottl.  Korn,  Bres- 
lau 1Q09.  Von  diesen  Tabellen  dürfte  besonders  die  von 
Interesse  sein,  die  sich  mit  den  übervölkerten  Wohnungen 
befaßt.    Ein  Auszug  daraus  ist  vorstehend  wiedergegeben. 

Bei  einer  eingehenden  Betrachtung  dieses  Tabellen- 
auszuges wird  man  als  objektiv  denkender  Mensch  bald 
zu  der  Einsicht  kommen,  daß  in  unserem  Wohnungswesen 
Verhältnisse  bestehen,  deren  Abhilfe  dringend  zu  wünschen 
ist.  Darum  sollte  ein  jeder  Volksgenosse  die  von  Staat 
und  Gemeinde  getroffenen  Maßnahmen  zur  Bekämpfung 
der  Wohnungsnot  und  des  damit  so  eng  verbundenen  Woh- 
nungselends freudig  begrüßen  und  soweit  es  in  seinen 
Kräften  steht,  diese  zu  unterstützen  versuchen.  Die  deut- 
schen Techniker  seien  aber  dessen  eingedenk,  daß  sie  mit 
zur  Schaffung  unseres  gewaltigen  Industriearbeiterheeres 
beigetragen  haben.  Es  ist  deshalb  ihre  Pflicht,  mit  daran 
zu  helfen,  daß  diese  Gruppe  unserer  Volksgenossen  men- 
schenwürdig wohnt.  Eine  jede  Betätigung  auf  dem  Gebiet 
der  Wohnungsreform  ist  ein  Teil  nationaler  Arbeit,  denn 
die  Wohnungsreform  fördert  die  Volkskraft! 

W  i  1  d  e  g  a  n  s'. 


::  H  H  ::  STANDESBEWEGUNG 


Ein  neues  Dezennium 

Es'  ist  ein  schöner  Brauch  geworden,  bei  der  Jahreswende 
einmal  still  zu  halten  und  im  Geiste  die  Geschehnisse  des 
vergangenen  Jahres  vorüberziehen  zu  lassen.  Manch 
schöner  Wunsch  ist  in  Erfüllung  gegangen,  manch  schöne 
Hoffnung  freilich  auch  gescheitert.  Zum  Schlüsse  siegt 
aber  immer  der  Gedanke,  daß  die  Zukunft  uns  das  bringen 
möge,  was  das  Schicksal  uns  bis  jetzt  noch  vorenthalten. 
Auch  unser  Verbandsleben  verträgt  wohl  (Cmen  solch  sinnein- 
dea  Blick,  ein  Blick  nach  rückwärts  und  einen  in  die 
Zukunft  gerichtet.  Auch  hier  hat  manch  stolze  Hoff- 
nung betrogen  und  manch  schöner  Wunsch  ist  fehl- 
geschlagen. Ein  gutes  Stück  Wegs  ist  es  doch  vorwärts 
gegangen.  Der  Organisationsgedanke  hat  Wurzel  ge- 
schlagen und  die  stattliche  Anzahl  von  Organisierten  ist 
der  beste  Beweis,  daß  der  Gedanke  auch  bodenständig 
ist.  Ja,  allen  Anfeindungen  zum  Trotz  hat  sich  unsere 
Zahl  nicht  nur  erhalten,  sondern  stetig  erweitert.  Und 
gerade  in  jüngster  Zeit  hat  es  doch  gewiß  nicht  an  Be- 
strebungen zersetzender  Art  gefehlt,  von  denen  man  weder 
behaupten  kann,  daß  sie  originell  noch  geschmackvoll  ge- 
weseH  seien.  Der  strategische  Kniff,  in  unsere  Reihen 
Verwirrung  zu  bringen,  hat  sich  in  das  gerade  Gegen- 
teil   gekehrt.     Wir    haben    uns    nur    umso  geschlos- 


sener gezeigt.  Die  stete  Spannung  hat  unseren  Blick 
nur  geschärft,  unsere  Willenskraft  angefeuert,  unser 
Solidaritätsgefühl  nur  noch  mehr  gefestigt.  Die  Tatsache, 
daß  unser  Verband  sich  schon  vor  Dezennien  in  richtiger 
Erkenntnis  seiner  sozialen  Aufgabe  entwickelte,  somit  auf 
historischem  Boden  steht,  läßt  sich  durch  keine  Gehässig- 
keit wegdisputieren.  Der  Begriff  ,, Organisation",  der  doch 
den  Zusammenschluß  aller  Angehörigen  einer  bestimmten 
Wirtschaftsgruppe  vorsieht,  nimmt  der  kläglichen  Wühl- 
arbeit von  vornweg  jede  Bedeutung.  Unter  dem  Druck 
der  bestehenden  sozialen  Misere  nimmt  die  Organisations- 
idee doch  ihren  Fortgang,  und  die  dürften  einmal  in  der 
Geschichte  der  Deutschen  Techniker-Organisation  schwer- 
lich auf  Dank  rechnen,  die  stets  zu  den  Waffen  für  den 
Bruderkampt  riefen.  Ihnen  möchte  ich  jene  Eabel 
von  den  Haselnußgerten  vorhalten :  Ein  Vater  hatte 
ihrer  ein  Bündel  zusammengemacht  und  es  seinen 
Kindern  mit  der  Aufforderung  überreicht,  sie  sollen  es 
zerbrechen.  Es  gelang  keinem  von  ihnen.  Da  löste  der 
Alte  die  Schnur,  und  nun  war  es  eine  Leichtigkeit,  die 
dünnen  Stäbchen  zu  knicken.  Wenn  ich  einmal  gestorben 
bin,  sagte  der  Vater  zu  seinen  Kindern,  dann  laßt  euch 
dieses  Gleichnis  zur  Lehre  sein.  Lebt  nicht  in  Zwist  und; 
Trennung,  seid  einig  und  verbunden!  ; 

Es  wäre  unverzeihliche  Kurzsichtigkeit,  auch  nur 
einen  Augenblick  anzunehmen,  diese  gegenwärtige  Kluft 
könnte  für  immer  yon  Bestand  sein.  Das  Selbstbcstim- 
mungsrecht  einer  seiner  Lage  und  Würde  immer  mehr 
bewußtwerdender  Technikerschaft  wird  vielmehr  darüber 
zu  entscheiden  haben,  ob  sittliche  Interessen  nicht  über 
alle  Parteistreitigkeiten  erhaben  sind.  Die  Antwort  kann 
nicht  zweifelhaft  sein.  Solange  aber  der  organische 
Zusammenschluß  fehlt,  so  lange  ist  es  Pflicht  unserer  Ver- 
bandsorganisation, den  Ausbau  mit  allen  Kräften  zu  ver- 
vollkommnen, denn  nur  die  beste  Organisation  ist  die 
größte.  In  diesem  Sinne  mitzuarbeiten  ist  Pflicht  eines 
Jeden,  zum  Wohle  des  Verbandes  im  einzelnen,  zur  För- 
derung der  Deutschen  Techniker-Organisation  im  ganzen. 

Franz  Brönner,  M.-Nr,  37  086. 


SCHULFRAGEN 


Ausbildungskurse  für  Techniker  zu  Lehrern  an 
gewerblichen  Fortbildungsschulen 

Zu  diesem  Thema,  das  wir  in  unserer  Techniker- 
zeitung im  letzten  Jahre  öfters  behandelt  haben,  nehmen 
wir  heute  —  wegen  der  vielfachen  Unklarheiten,  die 
darüber  in  den  Kreisen  unserer  Mitglieder  herrschen  — 
noclimals  Stellung. 

In  den  Monaten  Juli  und  August  1911  finden  in  ver- 
schiedenen Städten  Preußens  —  wo  ist  noch  unbestimmt 
—  Kurse  zur  Heranbildung  von  Lehrern  an  gewerblichen 
Fortbildungsschulen  statt,  zu  denen  neben  den  Volksschul- 
lehrern auch  Techniker  zugelassen  werden. 

Es  werden  von  der  Regierung  I.  sogenannte  sechs- 
wöchentliche gemischte  Kurse  und  II.  dreiwöchent- 
liche Eachkurse  veranstaltet. 

Die  gemischten  Kurse  unterscheiden  sich  von  den 
Fachkursen  in  der  Art,  daß  in  ersteren  Anleitung  für 
den  Unterricht  im  gesamten  Handwerk,  wie  Maurer,  Zim- 
merer, Tischler,  Stellmacher,  Schlosser,  Mechaniker,  In- 
stallateure, Schuhmacher,  Schneider  usw.  gegeben  wird. 
Diese  gemischten  sechswöchentlichen  Kurse 
kommen  hauptsächlich  für  Techniker  in  kleinen  Orten  in 
Frage,  in  denen  alle  fortbildungsschulpflichtigen  Lehrlinge 
und  jugendlichen  Arbeiter  wegen  ihrer  geringen  Zahl  in 
einer  gemeinsamen  Klasse  unterrichtet  werden.  In 
diesem  Falle  muß  auch  der  Techniker,  wenn  er  in  kleinen 
Orten  als  Fortbildungsschullehrer  verwendet  werden  will, 
sich  mit  der  Eigenart  und  dem  Wesen  der  verschiedenen 
Handwerke  bekannt  machen,  in  denen  seine  Schüler  be- 
schäftigt werden. 


8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  1 


II.  Die  sogenannten  dreiwöchentlichen  Fach- 
kurse  werden  nach  Berufen  in  mehrere  Gruppen  getrennt 
und  zwar 

a)  in  Kurse  für  das  Baugewerbe:    wie  Maurer, 
Zimmerer,  Tischler,  Stellmacher  usw., 

b)  in  Kurse  für  Metallarbeiter:  wie  Schlosser, 
Installateure,  Mechaniker,  Klempner  usw., 

c)  in  Kurse  für  das  schmückendeGewerbe  :  wie 
Maler,  Bildhauer,  Kunstschlosser,  Ziseleure  usw. 

Neben  diesen  Kursen  finden  auch  noch  Fachkurse 
für  Schuhmacher,  Schneider  usw.  statt,  die  den  Tech- 
niker außer  den  unter  I  aufgeführten  Fällen  wohl  wenig 
interessieren. 

Wie  bereits  in  den  letzten  Heften  Nr.  47  und  48  der 
,, Techniker-Zeitung"  mitgeteilt  wurde,  müssen  Kollegen, 
die  an  einer  der  bestimmt  stattfindenden  drei-  und  sechs- 
wöchentlichen Kurse  teilnehmen  wollen,  sich  möglichst  bis 
zum  15.  Dezember*)  d.  Js.  bei  dem  Herrn  Regierungs- 
Präsidenten  ihres  Bezirks  melden.  Die  Meldungen  sind 
schleunigst  zu  bewirken  und  ist  hierbei  in  dem  Gesuche 
anzugeben,  an  welchen  der  vorstehend  aufgeführten  Kurse 
sich  die  Bewerber  beteiligen  wollen.  Dem  Gesuche  ist 
ein  kurzgefaßter  Lebenslauf,  der  Aufschluß  über  die  all- 
gemeine und  fachliche  Ausbildung,  über  die  praktische 
Tätigkeit  als  Geselle  oder  Lehrling  und  über  die  Tätig- 
keit als  Techniker  gibt,  sowie  eine  Abschrift  des  Fach- 
schulzeugnisses beizufügen.  Sonstige  Zeugnisse  sind  nicht 
erforderlich.  Um  auch  Technikern  und  Praktikern,  die 
nicht  an  Kursen  von  drei  bis  sechs  Wochen  Dauer  teil- 
nehmen können,  Gelegenheit  zu  geben,  sich  die  Kenntnisse 
anzueignen,  die  zur  Erteilung  von  Unterricht  notwendig 
sind,  sind  sogenannte  kleine  Fachkurse  speziell  für 
Techniker  und  Praktiker  in  Aussicht  genommen,  in  denen 
weniger  Wert  auf  das  fachliche,  wie  auf  das  methodisch 
pädagogische  Gebiet  gelegt  werden  soll.  Die  Kurse  sollen 
nur  14  Tage  dauern,  aber  sonst  ebenso  nach  Berufen 
gegliedert  werden,  wie  die  unter  II  aufgeführten  drei- 
wöchentlichen Kurse.  Diese  14  tägigen  Kurse  finden  aber 
nur  dann  stitt,  wenn  sich  eine  genügende  Anzahl  Teil- 
nehmer melden.  Kollegen,  die  die  Absicht  haben,  an  einem 
solchen  kleinen  Fachkursus  teilzunehmen,  wollen  ihre 
Gesuche  ebenfalls  umgehend  bei  den  Herren  Regierungs- 
präsidenten ihres  Bezirkes  einreichen. 

Sobald  näheres  über  die  kleinen  14tägigen  Fach-Kurse 
bekannt  wird,  werden  wir  es  den  Mitgliedern  durch  unsere 
Verbandszeitung  bekannt  geben.  Vorerst  bitten  wir  aber 
unsere  Mitglieder,  sich  zu  diesen  Kursen  in  möglichst 
großer  Zahl  zu  melden,  um  ihre  Einführung  dadurch  zd 
ermöglichen.  Es  genügt  nicht,  darüber  zu  klagen,  daß 
der  Fachunterricht  an  den  Fortbildungsschulen  zurzeit  noch 
fast  ausschließlich  von  den  VoiksschuUehrern  erteilt  wird. 
Die  Techniker  müssen  zeigen,  daß  sie  gewillt  sind,  ihre 
Kräfte  in  den  Dienst  der  Fortbildungsschulen  zu  stellen, 
daß  sie  auch  bereit  sind,  an  den  Kursen  teilzunehmen,  um 
sich  dort  die  notwendigen  pädagogischen  Kenntnisse  zu 
erwerben. 

Bemerkt  sei  noch,  daß  in  den  großen  Städten  immer 
mehr  dazu  übergegangen  wird,  den  Fortbildungsunterricht 
auf  den  ganzen  Tag  zu  verteilen  und  die  Lehrer  im  Haupt- 
beruf zu  beschäftigen.  Techniker,  die  sich  dann  bei  dem 
nebenamtlichen  Unterricht  bewährt  haben,  werden  bei  der 
Besetzung  solcher  hauptamtlichen  Stellen  bevorzugt  und 
können  dadurch  event.  eine  sichere  Lebensstellung  er- 
reichen. Wie  bereits  in  Heft  Nr.  47  der  Zeitung  mit- 
geteilt ist,  erhalten  Kollegen,  die  an  einem  Kursus  außer- 
halb ihres  Wohnsitzes  teilnehmen,  ein  Tagegeld  von  5  M. 
für  die  Dauer  des  Kursus  und  die  Kosten  der  Hin-  und 
Rückreise  für  die  III.  Klasse  erstattet. 


*)  Obwohl  der  Aufsatz  aus  technischen  Gründen  nicht 
früher  erscheinen  konnte,  halten  wir  nachträgliche  Meldungen 
trotzdem  für  angebracht,  um  den  Minister  von  dem  Bedürfnis 
solcher  Kurse  zu  überzeugen. 


RECHTSFRAGEN  H  :;  :: 


Von  unserer    Rechts" läge 

Wir  können  wiederholt  feststellen,  wie  häufig  die 
Unternehmer  die  Lücken  des  Gesetzes  zu  unserem  Schaden 
benutzen.  Ein  ähnlicher  Fall  lag  uns  zur  Beurteilung  vor. 
Ein  Angestellter  hatte  folgendes  Zeugnis,  um  dessen  Aus- 
stellung er  beim  Gewerbegericht  klagen  mußte,  erhallen: 
„Der  Unterzeichnete  bestätigt  hiermit,  daß  der  Bautech- 
niker N.  N.  vom  13.  Februar  bis  30.  Juh  er.  in  meinem 
Bureau  als  Zeichner  und  Bauführer  tätig  war.  Seine  Füh- 
rung ist  während  dieser  Zeit  gut  und  seine  Leistungen 
zufriedenstellend  gewesen,  gez.  Mucke.  Hagen  i.  W., 
den  11.  Oktober  1910." 

Das  Zeugnis  entspricht  den  gesetzlichen  Bestim- 
mungen, da  es  die  Art  der  Tätigkeit  angibt,  ebenso  ihre 
Dauer  und  auch  ein  Urteil  über  Führung  und  Leistung, 
der  Arbeitgeber  ist  zu  nichts  weiter  verpfhchtet.  Das 
Außergewöhnliche,  ja  Unerhörte  liegt  aber  darin,  daß  dieses 
Zeugnis  dem  Angestellten  auf  einer  offnen  Postkarte  zu- 
ging. Hierüber  enthält  das  Gesetz  keine  Bestimmungen, 
und  dem  Arbeitgeber  scheint  das  Gefühl  dafür  abzugehen, 
was  er  seinem  Angestellten  schuldig  ist,  wenn  er  ihn  nach 
zufriedenstellenden  Leistungen  entläßt.  Wir  hoffen  nicht, 
daß  sich  andere  Unternehmer  diesen  zum  Muster  nehmen. 
Der  Vorgang  illustriert  aber  die  „Rechts"lage  der  An- 
gestellten gut. 


::  ::  ::  ::      ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beilieji  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
W  ü  Ii  n  u  n  ß  und  Mitglied  nummer  hinzuzufügen.  Anfr.igen  nacli  Bezugs- 
quellen und  liüclicrn  werden  unparleiiscli  und  nur  schnftlicli  erteilt.  tine 
K  ü  e  Ii  s  c  n  d  u  n  g  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dni'icn  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  frage  erscheinen  soll.  tiine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  I  11  h  .1  1  t  iiml  Richtigkeit  von  Kragen  und  Anlvt'orten  lehnt  die  Schrift- 
Iciliiiig  niu  hdrüi  klieh  ab.  D  e  zur  trläuterung  der  Fragen,  notwendigen  Drack- 
slöckc  zur  Wiedergabc  von  Zeichnungen  muß  der  iTagestcllcr  vorher  bezahlen. 

rra<jeti 

Frage  I.  In  unserem  Betriebe  für  Massenfabrikation  macht 
sich  beim  Löten  einzelner  Teile  (Federstahl  mit  Flußstahl)  der 
Fehler  bemerkbar,  daß  das  Lot  nicht  bindet,  sondern  sich  ab- 
schält. Vor  längerer  Zeit  bestand  derselbe  Uebelstand,  er  wurde 
aber  unseres  Ermessens  durch  Anwendung  von  besserem  Borax 
behoben.  Kürzlich  erhielten  wir  nun  eine  neue  Sendung  Fluß- 
eisen, welches  nicht  ganz  rein  war,  sondern  hier  und  da  kleine 
Schlackenadern  ^aufwies.  Dabei  stellte  sich  der  alte  Fehler 
wieder  ein.  Vergeblich  wurde  versucht,  durch  Anwendung  von 
leichterem  und  schwererem  Lot,  anderem  Borax  usw.  dem 
Uebelstand  abzuhelfen.  Wir  löten  mit  Koksfeuer  und  IJnter- 
windgebläse  und  die  einzelnen  Teile  werden  \orhcr  sauber, 
aber  rauh  gefeilt  und  vor  dem  Auflegen  der  Mischung  von  Borax 
und  Lot  in  eine  Borax-Wasserlösung  getaucht.  Wo  liegt  der 
Fehler  und  wie  ist  demselben  abzuhelfen? 

Frage  2.  Wie  sind  die  Anstcllungsverhältnisse  der  Tech- 
niker, insbesondere  die  der  Bautechniker  in  der  Schweiz,  Ruß- 
land, den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  in  Südamerika 
und  in  den  deutschen  Kolonien?  Wo  und  wie  bewirbt  man 
sich  am  besten? 

Frage  3.  Ein  Kamin  von  52  m  Höhe  und  2  m  oberer 
I.  W.  dient  zur  Abfuhrung  der  Abgase  von  1400  kg  stündlich 
verfeuerter  Steinkohlenmcnge  auf  ca.  25  qm  Glühofen-  und 
Kesselrostfläche.  Temperatur  der  Abgase  ca.  300"  C.  Der 
Kamin  soll  außerdem  die  in  einer  20  ni  entfernten  Beizerei 
und  Verzinnerei  entstehenden  Schwefel-  und  Salzsäuredämpfe 
von  ca.  15"  C  absaugen.  Wie  groß  ist  die  I.W.  der  an  den 
Kamin  anzuschließenden  Leitung  zu  wählen  und  wieviel  cbni 
Säuredämpfe  kann  der  Kamin  pro  Minute  abführen,  ohne  daß 
der  natürliche  Zug  des  Schornsteines  unter  das  erforderliclie 
Maß  für  die  zu  verbrennende  Kohlenmcnge  fällt. 

Anstatt  des  vorhandenen  Kamins  soll  ein  neuer  dicht  an 
dem  Beizerei-  und  Verbleicrci-Gebäude  errichtet  werden,  welcher 
zur  Abführung  von  Abgasen  von  ca.  800  kg  auf  ca.  17  qm 
Olühofen-Rostfläche  stündlich  verfeuerter  Kohlenmengc  sowohl, 
als  auch  zur  Abführung  der  Säuredämpfe  dient. 

Welche  Abmessungen  muß  der  Kamin  erhalten,  und  welche 
lichte  Weite  muß  die  kurze  an  den   Kamin  anzuschließende 


Heft  1 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


9 


Saugleitung  erhalten,  um  mindestens  250  cbm  Säuredämpfe  pro 
Minute  absaugen  zu  können? 

Frage  4.  Welchen  Instanzenweg  hat  man  einzuschlagen, 
um  eine  Wasserkraft  nutzbar  zu  machen?  Es  handelt  sich  um 
einen  kleinen  Bach,  welcher  durch  einen  Wiesengrund  geht 
und  ca.  0,02  cbm  Wasser  pro  Sekunde  liefert.  Das  Wasser 
wird  von  ca.  10  Besitzern  zum  Bewässern  ihrer  Wiesen  benutzt. 
Haben  diese  Besitzer  nach  dem  neuen  Sachs.  Wassergesetz 
ein  Vorrecht,  oder  würde  es  zu  industriellen  Zwecken  den  Be- 
sitzern entzogen  werden  können?  Welche  Entschädigung  würde 
man  den  Besitzern  zu  zahlen  haben,  wenn  sie  ein  Recht  aui' 
dieses  Wasser  besitzen?  Wie  wäre  vorzugehen,  um  die  Sache 
erfolgreich  durchzuführen,  ohne  große  Geldmittel  anzuwenden? 

Frage  5.  Bitte  um  Angabe  der  Bezugsquelle  von  Dreh- 
bankmitnehmern, die  9.  Zt.  von  der  Firma  S.  Neumann  &  Co. 
in  Stuttgart  in  den  Handel  gebracht  wurden. 

Arilu'ort^/t 

Zur  Frage  408.  Technikerlauf  bahn  bei  Versicherungsanstal- 
ten. I.  Bei  den  Landesversicherungsanstalten  (Träger  der  In- 
validenversicherung) gibt  es  keine  Technikerstellen,  dagegen  bei 
den  Berufsgenossenschaften  für  technische  Aufsichts- 
beamte. Diese  sollen  eine  abgeschlossene  Hochschulbildung 
besitzen  loder  doch  mindestens  in  ihrem  Spezialfach  hervor-i 
ragende,  praktisch  erfahrene  Techniker  sein.  Sie  müssen  in 
der  sozialen  Gesetzgebung  und  deren  Durchführung  durchaus 
sachverständig  sein.  Technische  Aufsichtsbeamte  werden  mit 
Pensionsberechtigung  und  Hinterbliebenenversorgung  angestellt. 
Die  Gehälter  sind  sehr  verschieden  (etwa  3600  bis  7000  M  Höchst- 
gehalt). Vakanzen  solcher  technischen  Aufsichtsbeamten  werden 
meist  nur  in  den  amthchen  Nachrichten  der  betreffenden  Berufs- 
genossenschaft ausgeschrieben.  Gr. 

II.  Um  bei  der  Königlich  Sächsischen  Landes- 
brandversicherungs-Anstalt  zur  Anstellung  zu  ge- 
langen, ist  nach  dem  Sächsischen  Brandversicherungsgesetz  vor- 
erst die  Ablegung  der  sächsischen  Baumeisterprüfung  nach- 
zuweisen, und  zwar  kommen  dann  unter  der  großen  Anzahl 
vorgemerkter  Bewerber  selbstverständlich  in  erster  Linie  die- 
jenigen mit  den  besten  Zeugnissen  in  Betracht.  Da  sich  aber 
zu  den  Stellen  der  Brandversicherungs-Inspektions-Assistenten,. 
trotzdem  diese  als  Subalternbeamte  gelten,  infolge  guter  Be- 
soldungsverhältnisse auch  Regierungshaumeister  sehr  stark 
drängen,  so  kann  man  darauf  schließen,  daß  dem  Mittelschul- 
techniker, dem  eigentlich  diese  Stellen  offen  sind,  die  Möglich- 
keit einer  Anstellung  sehr  erschwert  ist. 

Die  Ausschreibung  solcher  Stellen  geschieht  überhaupt  nicht. 

Durch  die  allgemeine  Stellungslosigkeit,  die  nicht  nur  dem 
Mittelschultechniker,  sondern  auch  Hochschulabsolventen  be- 
sorgniserregend vor  Augen  steht,  ist  es  soweit  gekommen,  daß 
nur  besondere  Umstände  zu  einer  Anstellung  führen  können. 

Die  Anstellung  erfolgt  unter  Vorbehalt  1/4  jährlicher  Kün- 
digung mit  Staatsdienereigenschaft  mit  2550  M  und  steigt  bei 
einer  Zulage  von  300  M  aller  drei  Jahre  bis  auf  4200  M  mit 
300  M  Wohnungsgeld  für  verheiratete  Assistenten.  Je  nach 
Leistungen  und  Bedarf  rücken  die  Assistenten  nach  etwa  15  bis 
20  jäh  riger  Dienstzeit  in  die  Inspektorstellen  ein,  deren  Gehalis- 
skala (als  Oberinspektor)  sich  bis  zu  6500  M  beläuft.  Für 
dienstliche  Verrichtungen  gelten  für  außerhalb  die  gesetzlichen 
Tagegelder  und  Reisekosten,  7  M  Tagegeld  bei  zwölfstündiger 
auswärtiger  Dienstzeit,  Kilometer  30  Pfg.  und  Bahnfahrt  II.  Kl. 
Außerdem  hat  jeder  Beamter  einen  Beschäftigungsnachweis, 
der  seine  Leistungen  in  Form  einer  Relation  erkennen  läßt, 
am  Schlüsse  jeden  Monats  einzureichen.  Der  Dienst  an  und 
für  sich  ist  sehr  anstrengend;  da  der  Beamte  bei  Bauunfällen 
gleichzeitig  die  baupolizeiliche  Prüfung  mit  vorzunehmen  hat, 
so  dürften  die  Geschäfte  nur  mit  aller  Aufopferung  und  größtem 
Fleiß  bewältigt  werden  können. 

Zur  Frage  414.  (I.Teil.)  Technikerlauf  bahn  bei  der  Königl. 
Bayr.  Brand-Versicherungskammer.  Amtliche  Bestimmungen 
sind  darüber  enthalten  im  Brandversicherungsgesetz  f.  d.  König- 
reich Bayern  von  Th.  v.  Hauck,  erhältlich  in  der  Beckschen 
Verlagsbuchhandlung,  München  (Preis  4.50  M),  Anhang  III,  §  2. 

Vorbedingungen  zum  Dienste  eines  Brandversicherungs- 
inspektors sind: 

la)  Absolutorium  einer  Realschule  oder  Reifezeugnis  für 
die  sechste  Gymnasialklasse.  Der  Nachweis  der  Berechtigung 
zum  Einjährig-Freiwilligen-Dienst  ersetzt  diesen  Bildungsnach- 
weis nicht. 

b)  Absolutorium  der  bautechnischen  Abteilung  einer  Königl. 
Industrieschule  :oder  einer  vollständigen  Baugewerkschule  mit 
vier  Kursen.  (Staatlich  überwachte  Privatschule  oder  nicht 
bayerisches  Technikum  genügt  nicht.) 

c)  eine  einjährige  Tätigkeit  im  Hochbaufache  als  Bau^ 
techniker,  insbesondere  am  Bauplatze;  die  Beschäftigung  als 
Bauzeichner  wird  nicht  eingerechnet. 


d)  eine  wenigstens  zweijährige,  ununterbrochene  Tätigkeit 
bei  einem  Brandversicherungs-Inspektor.  Die  Aufnahme  zum 
Vorbereitungsdienst  a!s  technischer  Gehilfe  erfolgt  nunmehr  durch 
die  Versicherungskammer  selbst.  Gesuche  mit  amtsärztlichem 
Zeugnis  usw.  sind  zu  richten  „An  die  Königl.  Versicherungs- 
kammer, Abteilung  für  Brandversicherung,  München". 

e)  Das  Bestehen  einer  für  den  Brandversicherungs-Inspek- 
torendienst  alle  zwei  Jahre  an  der  Kgl.  Brandversicherungskammer 
stattfindenden  Prüfung. 

§  3.  Für  den  Schätzungsdienst  allein  (ohne  Anwartschaften 
auf  die  Stelle  eines  Brandversicherungs-Inspektors)  werden  auch 
Absolventen  einer  bayer.  öffentlichen  Baugewerkschule  mit  guten 
Prüfungsergebnissen,  ohne  Mittelschulbildung  aufgenommen  und 
zwar  zunächst  als  technische  Gehilfen  mit  der  Anwartschaft 
auf  Aufnahme  als  Assistenten  II.  Klasse.  Eine  Weiterbeförderung 
ist  diesen  nicht  in  Aussicht  gestellt.  Anfangsgehalt  120  M, 
nach  drei  Monaten  140  M,  dann  150  M  bis  160  M.  -  Nach  zwei- 
jähriger Gehilfenzeit  Aufnahme  als  Assistent  II.  Klasse  usw*.; 

Hans  Alt  werk,  Bauassistenf. 

Zur  Frage  432.  Herstellung  eines  Metallschmelzofens. 
Ein  Metallschmelzofen  läßt  sich  sehr  leicht  wie  folgt  herstellen: 
Ein  einfacher  Hohlzylinder  aus  etwa  5—8  mm  Blech,  der  oben 
und  unten  mit  Winkeleisen  garniert  wird,  nimmt  unten  einen 
giffieisernen  zirka  15—20  mm  starken  Ring  auf,  dessen  lichte 
Weite  der  Ofenweite  entspricht,  dessen  äußerer  Durchmesser 
aber  so  bemessen  ist,  daß  der  Ring  leicht  in  den  Blechmantef 
gebracht  werden  kann.  Auf  diesen  Ring  wird  die  Ausmauenmg 
des  Ofens  (am  besten  Dörentruper  feuerfeste  Fassonsteine)  auf- 
gemauert und  zwischen  Mauerwerk  und  Hohlzylinder  mit  Sand 
aufgefüllt.  Selbstverständlich  muß  im  Hohlzyhnder  und  Mauer- 
werk eine  Oeffnung  für  den  Anschluß  an  einen  Schornsteinj 
vorhanden  sein.  Als  Rostbalken  und  Rosten  nimmt  man  starke 
Vierkanteisen,  die  etwa  25  mm  tiefer  als  der  Hohlzylinder  mit 
diesem  zusammen  in  einen  mit  Einsteigschacht  versehenen  Schutz- 
mantel (Mauerwerk)  so  eingemauert  werden,  daß  Rosten  und 
Ofen  genügend  Platz  zur  Ausdehnung  haben.  Der  Einsteig- 
schacht wird  mit  perforiertem  Eisenblech  abgedeckt,  das  durch 
Belegen  gleichzeitig  zur  Regulierung  der  Frischluftzuführung' 
benutzt  werden  kann.  Eine  gewöhnliche  Herdplatte  mit  dreh- 
barem Verschlußdeckel  bildet  den  oberen  Abschluß.  Beim  Be- 
nutzen wird  der  Tiegel  auf  einen,  auf  den  Rosten  ruhenden. 
Stein  gestellt  und  dann  mit  Koks  usw.  umgeben ;  zur  Zugregu- 
lierung kann  noch  ein  Rauchscliieber  angebracht  werden.  Die 
Kosten  eines  solchen  Ofens  sind  sehr  gering.  Zu  weiteren 
Auskünften  bin  ich  bereit.    Zivil-Ing.  E.  B  u  c  k  -  Geestemünde. 

Zur  Frage  440.  Befestigung  des  Fußbodens  in  einem 
Schweinehof.  Ein  geteerter  Fußboden  ist  nicht  zu  empfehlen, 
da  dieser  im  Sommer  zu  heiß  wird  und  die  Tiere  sich  daher 
nicht  hinlegen  können.  Am  besten  dürfte  es  wohl  sein,  den 
Schweinehof  in  zwei  gleiche  Teile  zu  teilen.  Während  man  die 
eine  Hälfte  im  Urzustände  beläßt,  wird  die  andere  mit  Gras 
bepflanzt,  damit  die  Tiere  wechseln  können.  Es  empfiehlt 
sich  auch  die  Anlage  eines  Bades  mit  fließendem  Wasser,  das 
von  den  Tieren  im  Sommer  sehr  gern  genommen  wird. 

Zur  Frage  448.  Herstellung  fugenloser  Steinholzfußböden. 
Die  Hersteilung  eines  fugenlosen  Steinholzfußbodens  kann  an 
Hand  einer  ausführlichen  Anleitung  zur  Herstellung  solcher 
Fußböden,  welche  zuverlässige  Bezugsquellen  für  die  erforder- 
lichen Materialien  und  bewährte  Rezepte  für  die  Mischungen 
enthält,  von  jedermann  ohne  weiteres  ausgeführt  werden.  Einem 
gesetzlichen  oder  patentamtlichen  Schutz  unterstehen  die  Stein- 
holzfußböden im  allgemeinen  Sinne  nicht,  und  die  angeblichen 
Schutzrechte,  welche  einige  Spezialfirmen  für  sich  in  Anspruch 
nehmen,  beruhen  entweder  nur  auf  dem  Namen  des  betreffenden 
Fabrikats  („Silesit",  „Torgament",  „Pyrofugont",  „Sanitas", 
„Euböolith",  „Linolith"  usw.)  oder  auf  einem  bestimmten 
Mischungs-  bezw.  Herstellungssystem.  In  den  meisten  Fällen  ist 
der  behauptete  Schutz  höchst  zweifelhaft  und  fragwürdig,  und  in 
manchen  Fällen  kann  gleiches  auch  von  der  Güte  und  Haltbarkeit 
des  Fabrikats  gesagt  werden.  Die  Herstellung  schöner  und  halt- 
barer Steinholzfußböden  ist  aber  durchaus  nicht  so  einfach,  wie 
es  den  Anschein  hat,  und  ohne  gründliche  Vorkenntnisse,  zu- 
verlässige Bezugsquellen,  tüchtige  Arbeiter  und  ausreichende 
Betriebsmittel  ist  es  nicht  ratsam,  sich  dieser  Spezialbranche 
zuzuwenden.  Auch  in  der  Steinholzindustrie  sind  die  Preise 
zufolge  der  scharfen  Konkurrenz  derart  gedrückt  und  oft  so 
gering,  daß  dafür  eine  gute  Arbeit  ohne  Verlust  nicht  geliefert 
werden  kann.  Dies  bezieht  sich  aber  nur  auf  die  deutsche 
Geschäftslage.  Im  Ausland  und  in  den  Kolonien  ist  mit  Stein- 
holz- und  Asbestfußböden  noch  immer  und  je  länger  je  mehr  ein 
Geschäft  zu  machen,  vorausgesetzt  freilich,  daß  man  über  die 
nötigen  Beziehungen,  Kenntnisse,  Erfahrungen,  Mittel,  Arbeits- 
kräfte und  Bezugsquellen  verfügt.  Als  Mitbegründer  der  deut- 
schen Steinholzindustrie,  also  als  Fachmann  mit  langjähriger 


10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  1 


Erfahrung  bin  ich  in  der  Lage,  ülber  alle  Einzelheiten  dieses 
Industriezweiges  genaue  und  zuverlässige  Auskunft  zu  geben, 
selbstverständlich  aber  nur  gegen  angemessene  Vergütung. 

Mauch,  Ing.,  Karlsruhe  i.  B.,  Kriegstr.  118,  M.-Nr.  13  190. 

Zur  Frage  456.  (1.)  Verwertung  von  Fäkalien.  Die  Fäkalien 
werden  durch  Maschinen  zu  Dünger  verarbeitet.  Solche  Be- 
triebe befinden  sich  in  Kiel  und  Rendsburg. 

(II.)  Neumünster  i.  H.  hat  seit  längeren  Jahren  Kübelabfuhr. 
Die  Fäkalien  werden  mit  Torfmull  zu  Kompostdünger  verarbeitet. 
Das  Verfahren  ist  einfach  und  hat  sich,  abgesehen  \'on  Mängeln 
die  dem  Kübelsystem  allgemein  anhaften,  bewährt.  K. 

Zur  Frage  461.  Berechnung  eines  Lastliebemagneten.  Die 
Erläuterung  der  Berechnung  eines  großen  Lasthebemagneten 
kann  im  Rahmen  einer  Briefkästennotiz  nicht  erschöpfend  be- 
handelt werden.    Alles  zum  Verständnis  und  zur  Berechnung 


Notwendige  findet  sich  in:  P.  Thompson,  Der  Elektromagnet. 
Zu  beziehen  durch  die  Buchhandlung  des  D.  T.-V. 

Quastenberg,  M.-Nr.  26 761 . 

Zur  Frage  462.  Gummiabschlußleisten  für  Fenster  und 
Balkontüren.  Gummiabschlußleisten,  welche  den  Wasserschenkel 
an  Fenstern,  Balkontüren  usw.  luft-  und  wasserdicht  abschließen, 
liefert  Wilh.  Heyl,  Eppendorf  j.  S.  Verlangen  Sie  von  dort 
Druckschrift  K.  Mitglied  50  101. 

Zur  Frage  465.  Selbstfütterungsanlage  in  einem  Schweine- 
stall. Ueber  den  Trögen  sind  in  der  ganzen  Länge  Behältei* 
aus  Holz  zu  bauen,  die  unten  durch  eine  drehbare  Klappe 
geschlossen  sind.  Die  Behälter  werden  voll  mit  Futter  gefüllt 
und  die  Klappe  nach  Bedarf  gedreht.  Naturgemäß  muß  auch 
eine  Selbsttränkanlage  angelegt  werden.  Zu  weiterer  Auskunft 
gern  bereit.    Adresse  durch  die  Redaktion  zu  erfahren. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

Die  Verwaltung  vom  Erholungsheim  Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

wünscht  allen  Heimgästen,  Freunden  und  Gönnern  des  Hauses  die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  n  u  r  zu  richten:  An  das 

ein  frohes,  neues  Jahr.    Auf  Wiedersehn!  Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  in  Sonders- 

B  u  r  k  h  a  r  d  t.  hausen. 


Bekanntmachung. 


Den  Mitgliedern  unserer  Bezirksverwaltung  teilen  wir  hierdurch  mit,  daß  seitens  des  sozialen 
Ausschusses  von  Vereinen  technischer  Privatangestellten,  dem  auch  unser  Verband  angeschlossen  ist,  am 

Freilaii,  d.  13.  Jan.  1911,  als.  Sil!  br,  io  MId,  Neue  Piiilbarnioflie,  RöpeDicler  Sir.  96 

eine  Kundgebung  zu  Gunsten  eines  besseren  Rechtes  der  technischen  Angestellten  veranstaltet  wird. 
In  dieser  Versammlung  wird  Herr  Redakteur  Schubert  das  Referat  zu  dem  Thema  halten. 
Wir  erwarten,  daß  sich  unsere  Mitglieder  vollzählig  und  pünktlich  an  dieser  Kundgebung  beteiligen. 

Bezirks  Verwaltung  Brandenburg. 


Sitzunqs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederliolt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeisren  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tiinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Oberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Dezirhsverwaltungen 

Brandenburg.  Der  13.  Bezirkstag  der  Bezirksverwaltung 
Brandenburg  fand  am  Sonntag,  11.  Dezember,  in  Berlin  statt.  Er 
wurde  um  IOV4  L'hr  vormittags  durch  den  Vorsitzenden  Kollegen 
Schwenkler  eröffnet  mit  der  Bitte,  die  Versammlung  möge 
sich  damit  einverstanden  erklären,  den  Vortrag  „P  a  r  i  t  ä  t  o  d  e  r 
Gewerkschaft"  gleich  als  ersten  Punkt  der  Tagesordnung 
zu  verhandeln.  Hierzu  wird  Herrn  Stadtverordneten  Gold- 
schmidt das  Wort  erteilt. 

Ausgehend  von  der  Entwickelung  der  Gewerkschaftsbewe- 
gung, betont  der  Referent,  daß  jede  Organisation  zur  Erringung 
besserer  Lohn-  und  Arbeitsbedingungen  in  erster  Linie  den  Weg 
der  friedlichen  Verständigung  gehen  muß,  und  erst  wenn  dieser 
Weg  versagt,  der  Kampf  einzusetzen  hat,  der  dann  aber  auch' 
energisch  und  mit  allen  Mitteln  durchzuführen  ist.  Auf  diesen 
Boden  hätten  sich  die  Gewerkschaften  von  jeher  gestellt  und 
CS  sei  deshalb  falsch,  den  Gewerkschaften  nachzusagen,  daß 
sie  unter  allen  Umständen  den  Kampf  gegen  den  Unternehmer 
als  Grundbedingung  der  gewerkschaftlichen  Organisation  hin- 
stellten. Selbst  die  radikaleren  „Freien  Gewerkschaften" 
gehen  den  Weg  der  friedlichen  Verständigung,  indem 
sie  immer  wieder  von  Organisation  zu  Organisation 
„Tarifverträge"  abschließen,  die  friedliche  Verhandlungen  \or- 
;iussetzen.  Zunächst  nuiß  festgestellt  werden,  daß  bei  den  An- 
gestelltenorganisationen einerseits  das  letzte  Mittel  der  Arbeiter- 
organisationen —  der  Streik        in  absehbarer  Zeit  gar  nicht 


durchzuführen  ist,  dagegen  erscheint  es  andererseits  nicht  aus- 
geschlossen, durch  Sperrungen  der  Betriebe  neben  der  Anerken- 
nung der  Organisation  auch  bessere  Gehaltsbedingungen  zu 
erreichen.  Voraussetzung  ist  hierbei  aber  eine  straffe,  gutdiszipli- 
nierte Organisation.  Die  Angestelltenorganisationen  müssen  also 
darnach  streben,  in  jeder  Beziehung  schlagfertig  dazustehen.  Zur 
paritätischen  Organisation  übergehend,  stellt  sich  der  Referent 
auf  den  Standpunkt,  daß  man  sehr  wohl  Selbständige  als  außer- 
ordentliche Mitglieder,  solange  sie  die  Interessen  der  Gehilfen 
unterstützen,  in  der  Organisation  dulden  kann.  Vorstandsämter 
soll  man  ihnen  aber  nicht  übertragen.  Der  Vortrag  wurde  mit 
Beifall  aufgenommen  und  zeitigte  eine  rege  Diskussion,  an  der 
sich  die  Kollegen  Arndt,  Küster,  Schmidt,  Rohr,  Snetlage,  Mark- 
ward und  von  der  Verbandsleitung  Koll.  Kaufmann  und  Dr. 
Günther  beteiligten.  In  der  Diskussion  wurde  auch  der  Bovkott 
der  Berliner  Wasserwerke  durch  die  Verbandsleitung  von  Koll. 
Küster  gestreift,  der  der  Verbandsleitung  übereiltes  Vorgehen  in 
dieser  Sache  vorwirft.  Nachdem  aber  die  Herren  Dr.  Günther 
und  Kaufmann  den  Verlauf  der  Verhandlungen  mit  der  Firma 
schilderten  und  feststellten,  daß  von  selten  der  Verbandsleituiig 
richtig  gehandelt  wurde,  während  sich  die  Firma  auf  den  „Herrn- 
im-Hause"-Standpunkt  stellte,  erkennt  auch  Koll.  Küster  das 
Vorgehen  der  Verbandsleitung  an.  Kollege  Dieter  hebt  hervor, 
daß  ein  gemeinsames  Band  die  Privatangestellten  und  Beamten 
im  Verbände  umschließt  und  ein  gemeinsames  Arbeiten  im  Inter- 
esse der  Technikerbewegung  absolut  notwendig  ist.  Im  Verlauf 
der  Diskussion  wird  von  der  Versammlung  gegen  11  Stimmen 
folgende  Resolution  angenommen: 

„Der  13.  Bezirkstag  der  Bezirksverwalfung  Brandenburg 
erkennt  an,  daß  die  gewerkschaftliche  Organisation  für  die 
technischen  Privatangestcllten  sowohl  als  "auch  für  die  im 
Reichs-  und  Kommunaldicnst  tätigen  Techniker  in  der  heutigen 
Wirtschaftsordnung  die  richtige  ist.  Die  Verbandsleitung  wird 
beauftragt,  Richtlinien  über  die  Art  und  Weise  der  gewerk- 
schaftlichen Beteiligung  der  Privatangestellten  und  Beamten 
auszuarbeiten.  Der  Bezirkstag  begrüßt  es  mit  Freuden,  daß 
die  selbständigen  Mitglieder  der  Münchener  \'crcine  in  An- 


Heft  1 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


11 


erkennung  der  gewerkschaftlichen  Organisation  beantragt 
haben,  sie  vom  1.  Januar  IQll  ab  als  außerordentHche  Mit- 
gUeder  zu  führen. 

Der  Bezirkstag  ist  der  Anschauung,  daß  in  Zukunft  selb- 
ständige Techniker  kein  Interesse  mehr  haben,  in  den  D.  T.-V. 
aufaenommen  zu  werden. 

Von  der  Verbandsleitung   erwartet  der  Bezirkstag,  daß 
sie  nach  wie  vor,  durch  Wort  und  Schrift  für  die  gewerk- 
schaftHche  Weiterentwickelung  des  Verbandes  eintritt.  Der 
Bezirkstag  spricht  weiterhin  sein  Bedauern  darüber  aus,  daß 
es  unter  den  selbständigen  Mitgliedern  des  Verbandes,  wie  in 
einer  Berliner  Versammlung  hervorgehoben  wurde,  noch  solche 
gibt,  gegen  die  der  Rechtsschutz  des  Verbandes  in  Anspruch 
genommen  werden  muß.    Der  Bezirkstag  billigt  die  Gewährung 
des   Rechtsschutzes   unbedingt,   fordert   aber   weiterhin  den 
Verbandsvorstand    auf,    selbständige    Mitglieder,    denen  die 
Schuld  an  dem  Rechtszustande  beizumessen  ist,  auf  Orund 
des  §  11,  Absatz  a,  aus  dem  Verbände  auszuschließen." 
Die  Vollmachtsprüfer  stellten  fest,  daß  auf  dem  Bezirkstag 
58  Vorstandsmitglieder  und  81  Delegierte  anwesend  sind.  Nicht 
vertreten  sind  die  Vereine:    Techn.  V.  Guben,  Verein  techn. 
Qemeindebeamten  Weißensee,  Verein  techn.  Gemeindebeamten 
Zehlendorf  und  Techn.  Verein  Westpriegnitz.    11  Mandate  der 
Einzelmitglieder  werden  beanstandet,    nach    lebhafter  Debatte 
aber  mit  59  gegen  53  Stimmen  als  gültig  erklärt.    Koll.  Arndt 
stellt  hierauf  den  Antrag,  die  Verhandlungen  des  Bezirkstages 
nach  der  Geschäftsordnung  des  Verbandes  zu  führen.    Die  Ver- 
sammlung beschließt:    „Die   Vorstandsmitglieder  behalten  bei 
der  heutigen  Verhandlung  Sitz  und  Stimme,  im  übrigen  sind 
aber  die  Verhandlungen  gemäß  der  Geschäftsordnung  des  Ver- 
bandes zu  führen;    Als  Verhandlungsleiter  wird  hierauf  Kollege 
Harenberg,  als  Schriftführer  und  Beisitzer  die  Koll.  Markward 
und  Zukale  gewählt. 

Koll.  Schwenkler  legt  nunmehr  sein  Amt  als  Vorsitzender 
der  Bezirksverwaltung  endgültig  nieder.  Die  Versammlung  be- 
schließt auf  Antrag  Reichel,  Kollegen  Schwenkler  für  seine 
langjährige,  aufreibende  Mühewaltung  ihren  aufrichtigen  Dank 
auszusprechen.  Koll.  Lierow  erstattet  nunmehr  den  Rechen- 
schaftsbericht. Derselbe  schließt  ab  bis  zum  15.  November  1910 
durch  Einnahmen  mit  4708,82  M  und  Ausgaben  mit  4516,74  M. 
Es  ergibt  sich  somit  ein  Kassenbestand  von  188,08  M.  Außer- 
dem sind  noch  bis  30.  Dezember  1910  an  Einnahmen  zu  er- 
warten 2128,08  M  und  an  Ausgaben  728,08  M,  so  daß  am 
Schluß  des  Jahres  der  Bestand  1400  M  beträgt.  Dem  Kassierer 
wird  Entlastung  erteilt  und  diese  zugleich  auf  den  abwesenden 
Obmann  der  Wirtschaftskommission  ausgedehnt.  Kollege 
S  c  h  w  e  n  k  1  e  r  beantragt,  von  dem  verbleibenden  Ueberschuß 
376,50  M  der  Sammlung  für  das  Erholungsheim  zuzuwenden, 
damit  mit  den  bereits  gesammelten  623,50  M  am  Schluß  des 
Jahres  1000  M  für  das  Brandenburg-Zimmer  überwiesen  werden. 
Der  Antrag  findet  einstimmige  Annahme.  Zu  Punkt  5  der 
Tagesordnung,  Genehmigung  der  neuen  Bezirkssatzung,  bean- 
tragt Koll.  Arndt,  dieselben  in  der  vom  Verbandstag  geneh- 
migten Fassung  mit  der  Bestimmung  anzunehmen,  daß  die 
Ergänzungen  vom  Vorstand  eingefügt  und  dem  nächsten  Be- 
zirkstag zur  Abstimmung  vorgelegt  werden  sollen.  Kollege 
Heinze  hebt  hervor,  daß  die  §§  5,  7  und  8  noch  einer 
Aenderung  bedürfen.  Die  Versammlung  nimmt  den  Antrag  Arndt 
mit  dem  Zusatz  Heinze  an. 

Es  wird  festgestellt,  daß  ein  Vertreter  der  Bezirksverwaltung 
Halle  anwesend  ist,  der  den  Gedanken  propagiert:  Die  Vereine 
müssen  aus  dem  D.  T.-V.  austreten,  falls  der  Verband  immer 
wieder  den  gewerkschaftlichen  Gedanken  in  den  Vordergrund 
stellt.  Diese  Ausführungen  rufen  eine  starke  Erregung  hervor. 
Koll.  Ferdinand  aus  Merseburg  führt  hierzu  aus:  Er 
sei  hergekommen,  um  sich  zu  informieren,  wie  die  Bezirks- 
verwaltung Brandenburg  zur  Frage  „Parität  oder  Gewerkschaft" 
steht.  Er  bekennt  sich  zur  Parität  und  meint,  daß  wir  unseren 
Gegnern  eine  W^'fe  in  die  Hand  geben,  wenn  wir  uns  als 
Gewerkschaft  bezeichnen.  (Widerspruch.)  Weiterhin  behauptet 
er,  daß  unsere  Oberbeamten  überall  erklären,  die  Bezirksver- 
waltung Brandenburg  zwinge  sie  daz-^,  die  Gewerkschaft  zu  pro- 
pagieren. Herr  Schubert  fordert  den  Koll.  Ferdinand  auf, 
hier  an  dieser  Stelle  zu  erklären,  wo  die"  Beamten  die  ihnen 
in  den  Mund  gelegten  Worte  gebraucht  haben  sollen.  Im 
übrigen  erklärt  er,  diese  Worte  gelten  auch  für  seine  Kollegen, 
daß  ihn  niemand  zu  zwingen  brauche,  den  gewerkschaftlichen 
Gedanken  zu  vertreten,  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  er  ihm 
seit  Jahr  und  Tag  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen  ist. 
Auf  diese  Aufforderung  hin  schränkt  Koll.  Ferdinand  seine 
Worte  bedeutend  ein.  Er  selber  hat  es  nicht  gehört,  es  ist  ihm 
aber  mitgeteilt  worden  und  er  wird  veranlassen,  daß  dem  Ver- 
bandsvorstand Mitteilung  darüber  gemacht  wird.  Ebenso  rügen 
die  Koll.  Markward  und  Kröbel  das  Verhalten  des  Koll. 
Ferdinand.    Hiermit  ist  der  Zwischenfall  erledigt. 


Auf  Vorschlag  des  Verhandlungsleiters  wurden  nunmehr 
die  Wahlen  zum  Bezirksvorstand  vorgenommen.  Gewählt  wurden 
Koll.  Arndt  zum  1.  Vorsitzenden,  Koll.  Markwardt  zum 
Schriftführer  und  Koll.  Kröbel  zum  Kassierer.  Weiterhin  für 
Gruppe  A  Koll.  Groß,  für  Gruppe  B  Koll.  Moser,  für 
Gruppe  C  Koll.  Snetlage  und  für  Gruppe  D  Koll.  L  e  1 1  o  w. 
Während  der  Wahl  erstattete  Koll.  Schmidt  den  Rechenschafts- 
bericht über  unser  Bezirksblatt.  An  Einnahmen  sind  zu  ver- 
zeichnen 5675,10  M  und  an  Ausgaben  4954,75  M.  Es  verbleibt 
daher  ein  Bestand  von  720,35  M.  Der  Verhandlungsleiter 
spricht  Koll.  Schmidt  den  Dank  der  Bezirksverwalt.  für  seine 
JVlühewaltung  aus  und  wird  der  Bericht  genehmigt.  Die  Ver- 
treter der  Einzelmitglieder  hatten  zu  diesem  Punkt  einen  Antrag 
gestellt,  dahingehend,  daß  ein  von  ihnen  eingesandter  Gegcn- 
artikel  auf  Ausführungen  des  Koll.  M  a  r  k  w  a  r  d  ,  welcher  zurück- 
gewiesen worden  ist,  noch  nachträglich  aufgenommen  werden 
sollte.  Nach  lebhafter  Debatte,  in  welcher  auch  der  betreffende 
Artikel  verlesen  wurde,  fand  der  Antrag  die  Zustimmung  des 
Bezirkstages  und  zwar  mit  43  gegen  37  Stimmen.  Auf  Antrag 
des  Koll.  Schwenkler  wurde  noch  ein  Protestschreiben  der 
Einzelmitglieder  zur  Verlesung  gebracht,  welches  eine  lebhafte 
Debatte  zeitigte  und  in  welcher  von  verschiedenen  Seiten  das 
Vorgehen  der  Einzelmitglieder  mißbilligt  wurde. 

Der  Verhandlungsleiter  gibt  nunmehr  bekannt,  daß  ein 
Protes  t  gegen  die  heutige  Vorstandswahl  eingegangen  ist, 
welcher  dem  Verbandsvorstand  zugestellt  werden  wird.  Zu- 
gleich macht  er  noch  darauf  aufmerksam,  daß  auf  Anregung 
von  Koll.  G  r  u  b  e  r ,  Mitte  Januar  eine  Besichtigung  voriKöpenick 
stattfindet,  und  bittet  die  Kollegen  schon  jetzt,  sich  zahlreich 
daran  zu  beteiligen.  Nachdem  noch  Koll.  Kaufmann  in  wenigen 
Worten  darauf  hingewiesen  hatte,  alle  Kräfte  innerhalb  der  Be- 
zirksverwaltung im  Interesse  unseres  Verbandes  zur  vollen  Ent- 
faltung zu  bringen,  schließt  der  Verhandlungsleiter,  unter  Zurück- 
stellung aller  übrigen  Punkte  der  Tagesordnung  zum  nächsten 
Bezirkstag,  um  lO^i  Uhr  abends  den  13,  Bezirkstag. 

Dresden.  Die  Bezirksverwaltung  Dresden  hatte  für  Sonn- 
tag, 30.  Oktober,  ihre  Mitglieder  zu  einem  Bezirkstage  nach' 
Bautzen  eingeladen.  Für  den  Vormittag  war  ein  Vortrag  des 
Herrn  Redakteur  Schubert  aus  Berlin  über:  „Tech- 
nische Arbeit  im  Wirtschaftsleben  der  Gegen- 
wart"' angesetzt,  zu  welchem  auch  eine  Anzahl  Vertreter  der 
staatlichen  und  städtischen  Behörden  von  Bautzen  und  sonstige 
Gäste  erschienen  waren. 

Nachmittags  3  Uhr  begannen  die  speziellen  Verhandlungen 
des  Bezirkstages,  auf  welchem  12  Vereine  und  die  Einzelmit- 
glieder durch  53  Stimmführer  vertreten  waren.  Auf  df^r  Tages- 
ordnung standen  folgende  Punkte:  1.  Eröffnung  und  Festsetzung 
der  Stimmen.  2.  Eingänge  und  Geschäftliches.  3.  Bericnt  über 
a)  den  Stand  der  „Mitteilungen"  der  Landesverwaltung;  b)  die 
Arbeiten  der  Verbandsschulkommission;  c)  den  Stand  der  Ar- 
beiten der  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten;  d)  die 
Konkurrenzklausel.  4.  Beratung  evtl.  Anträge.  5.  Verschiedenes. 
Nach  Verlesung  und  Besprechung  einiger  Eingänge  eröffnet  der 
Vorsitzende  über  die  Finanzierung  der  Wanderversammlung  anläß- 
lich der  Int.  ,Hygiene-Ausstelluing;  Dresden  1911  die  Debatte,  welchö 
sich  sehr  lebhaft  gestaltet.  Schließlich  beantragt  Koll.  Pönisch: 
1.  daß  von  der  Bezirksverwaitung  500  M  als  Garantiefonds 
bereitgestellt  und  2.  ein  darüber  hinausgehendes  Defizit  von 
den  Vereinen  der  Bezirksverwaltung  prozentual  ihrer  Mitglieder 
gedeckt  wird.  Beide  Teile  des  Antrages  werden  getrennt  gegen 
zwei  Stimmen  angenommen.  Zu  Punkt  3  a  berichtet  Herr 
Gawehn  über  die  Finanzlage  und  die  Verhandlungen  mit  der 
Firma  Degner  &  Co.,  Leipzig,  wegen  Verpachtung  des  Annoncen- 
teils. Mit  genannter  Firma  ist  ein  Vertrag  abgeschlossen  worden. 
Zur  Deckung  des  bestehenden  Defizits  und  der  Redaktionskosten 
wird  auf  Antrag  )ßock  beschlossen,  von  sämtlichen  Vereinen 
50  Pf.  pro  Mitglied  und  Jahr  zu  erheben.  Zu  Punkt  3  b  berichten 
die  Kollegen  Böttcher  und  Mirtschin  über  die  erzielten  Erfolge, 
von  denen  insbesondere  die  der  bautechnischen  Schulkommission 
bemerkenswert  sind.  In  den  neuesten  Bestimmungen  für  die 
sächsischen  Bauschulen  sind  wesentliche  Verbesserungen  bezw. 
Verschärfungen  der  Aufnahmebedingungen  enthalten,  die  den 
Rückgang  der  Bewerberzahl  zur  Folge  hat.  Aus  den  weiteren 
Verhandlungen  ist  als  besonders  bemerkenswert  zunächst  eine 
Resolution  hervorzuheben,  welche  im  Anschluß  an  ein  Referat 
des  Herrn  Kollegen  Bock  über  die  Aussichten  des  Zustande- 
kommens eines  Gesetzentwurfes  betr.  die  Pensionsversicherung 
der  Privatangestellten  noch  in  dieser  Reichstagssession  erstattet 
wurde.    Die  Resolution  hatte  folgenden  Wortlaut: 

„Die  zu  befürchtende  Verzögerung  der  Einbringung  eines 
Privatbeamten-Pensions-Versicherungs-Gesetzes  wird  von  den 
Privatbeamten  auf  das  tiefste  bedauert,  die  Reichsregierung 
wird  daher  um  schleunigste  Einbringung  dieses  verspro- 
chenen Gesetzes  ersucht." 


12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  1 


Gleichzeitig  wurde  noch  beschlossen,  die  Kgl.  Sachs.  Staats- 
regierung zu  ersuchen,  ihren  Vertreter  im  Bundesrat  zu  beauf- 
tragen, tür  die  Beschleunigung  der  Einbringung  dieses  Gesetz- 
entwurfes an  den  Reichstag  besorgt  sein  zu  wollen. 

Ein  weiteres  Referat  des  Herrn  Koll.  Mager  beschäftigte 
sich  hierauf  mit  der  augenblicklich  ebenfalls  im  Vordergrund 
des  Interesses  stehenden  Frage  der  Konkurrenzklausel.  Hierzu 
wurde  folgende  Resolution  gefaßt: 

„Die  in  Bautzen  tagende  Delegiertenversammlung  der  Be- 
zirksverwaitung  Dresden  des  D.  T.-V.  protestiert  gegen  eine 
derartige  Regelun;>'  der  Konkurrenzklausel,  wie  sie  die  Vor- 
schläge des  preuf^ischen  Ministers  für  Handel  und  Gewerbe 
"  herbeiführen  wollen,  auf  das  entschiede.iste.  Sie  kann  die 
vorgeschlagene  geringfügige  Entschädigung  für  die  Karenz- 
zeit nicht  als  wesentliche  Besserung  des  bisherigen  Rechtes 
ansehen,  um  so  weniger,  als  hierdurch  die  Rechts  jrechung 
ungünstig  beeinflußt  werden  würde.  Die  Versammlung  er- 
achtet dagegen  die  nunmehr  zugelassene  Klage  auf  Er- 
füllung der  Konkurrenzklausel  und  auf  Schadenersatz 
neben  der  Konventionalstrafe  als  mehr  ins  Gewicht  fallende 
Verschlechterung.  Weiter  erklärt  sie  sich  stharf  gegen 
den  Versuch,  auf  die  gemeinsame  Kündigung  zum  Zweck  der 
Beseitigung  unerträglicher  Konkurrenzklauseln  einen  Nachteil 
gewissermaßen  als  zu  Strafe  zu  setzen,  und  erwartet,  daß 
nicht  nur  die  denkbar  einseitigste  Beurteilung  der  Handels- 
vertretungen allein  Berücksichtigung  finden,  sondern  auch  die 
machtvolle  Zahl  verantwortungsvoller  Staatsbürger,  welche  die 
Angestelltenverbände  repräsentieren,  gehört  werden.  Den  ge- 
rechten Forderungen  der  Privatangesleilten  würde  nur  statt- 
gegeben durch  das  völlige  Verbot  der  Konkurrenzklausel,  um 
weitere  Schädigungen  der  beteiligten  Angestellten,  sowie  der 
ganzen  Volkswirtschaft  zu  verhindern." 

Fernerhin  gelangte  noch  ein  Antrag  der  Dresdner  Bauhütte 
zur  Beratung,  welcher  in  Form  nachstehender  Resolution  zur 
Aussprache  und  Beschlußfassung  gelangt: 

„Der  am  30.  Oktober  1910  in  Bautzen  tagende  Bezirks- 
tag der  Bezirksverwaltung   Dresden   des   D.  T.-V.  verurteilt 
aufs  schärfste  die  in   jüngster  Zeit  vom   Bund  technisch- 
industrieller Beamten  gegen  den  Deutschen  Techniker- Verband 
eingeleiteten  herausfordernden  und  völlig  unberechtigten  An- 
griffe und  erklärt,  nach  wie  vor  treu  im  Sinne  des  Stuttgarter 
Programms  zu  arbeiten  und  für  eine  fortschrittliche  Weiter- 
entwicklung desselben  zu  wirken.     Die  Art  und  Weise  des 
Kampfes  auf  selten  des  Bundes  techn.-ind.  Beamten  gegen 
den  D.  T.-V.,  die  darauf  abzielt,  Uneinigkeit  in  die  Reihen 
der  Technikerschaft  zu  tragen,  ist  als  eine  Schädigung 
unserer  Bestrebungen  zur  Hebung  der  sozialen   und  wirt- 
schaftlichen Lage  des  Standes  zu  betrachten  und  wird  als 
solche  nachdrücklichst  verurteil  t." 
Sämtliche    eingebrachten  Resolutionen    fanden    die  ein- 
stimmige Annahme  der  Versammlung.    Zum  Schluß  wurden 
noch  einige  Mitteilungen  über  den  Staad  der  Vorarbeiten  des 
Ausschusses  für  die   Vorbereitung  einer  Wanderversammlung 
des  D.  T.-V.  anläßlich  der  Int.  Hygiene-Ausstellungi 
Dresden  1911  zur  Kenntnis  gebracht.    Die  Veranstaltung- 
wird,  wahrscheinlich    am    1.  bis  3.  Juli    nächsten  Jahres  in 
Dresden  stattfinden.    Die  Teilnahme  weitester  Kreise  der  deut- 
schen Technikerschaft  erscheint  gesichert. 

Bezirksvenvaltung  an  der  Unterelbe  (Nord-Hannover).  Vrs.  j 
W.  Haarstrich.  V.  u.  O.:  Buxtehude  am  15.  Januar  1911.  Br.-A.: 
W.  Haarstrich,  Harburg,  Marienstr.  19.  Unser  35.  Bezirks- 
tag findet  am  15.  Januar  1911  in  Buxtehude  im  Bahnliofshotel, 
Bahnhofstraße,  statt.  Tageseinteilung:  12  bis  2  Uhr:  Sitzung 
des  Gesamtvorstandes.  4  bis  ö'/g  Uhr:  Bezirkssitzung.  Tages- 
ordnung: 1.  Jahresbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Bericht  des 
Kassenrevisionsvereins.  4.  Bericht  über  die  Gesamtvorstands- 
Sitzung.  '\.  Neuwahl  des  Bezirksvorstandes.  6.  Neuwahl  des  Vor- 
ortes. 7.  Beratung  |der  neuen  Satzungen.  8.  Vortrag:  Die 
Bestrebungen  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes. 9.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf  die  äußerst 
wichtige  Tagesordnung,  sowie  die  Anwesenheit  des  Lehrerkolle- 
giums und  der  Schüler  der  Kgl.  Baugewerkschule  zu  Buxtehude, 
bitten  wir  unsere  Vereins-  und  Einzelmitglieder,  recht  zahlreich 
erscheinen  zu  wollen. 

Ostpreußen.  Am  15.  Januar  1911  findet  der  20.  Bezirks- 
tag in  Tilsit  statt.  Anträge  zum  Bezirkstage  sind  umgehend 
an  den  Vorsitzenden,  Baumeister  O.  Radtke,  Königsberg  i.  Pr., 
Kurfürstendamm  Nr.  15,  einzureichen.  Tagesordnung  wird  noch 
bekannt  gegeben. 

Pommern.  Unser  6.  Bezirkstag  findet  am  Sonntag, 
12.  bezw.  26.  Februar  in  Stettin  statt.  Den  Sonnabend  vorher 
wird  eine  Agitationsversammlung  abgehalten,  in  welcher  einer 
unserer  Herren  Oberbeamten  sprechen  wird.  Tagesordnung 
für  den  Bezirkstag:  1.  Eingänge.  2.  Prüfung  der  Vollmachten. 
(Auf  je  50  Vereins-  und  Einzelmitglieder  kann  ein  Abgeordnet-r 


entsendet  werden.  Den  Abgeordneten  sowohl  als  auch  den 
Vorstandsmitgliedern  wird  Fahrgeld  3.  Klasse  vergütet.)  3.  Ver- 
lesung des  Protokolls  des  5.  Bezirkstages  in  Stettin.  6.  Ein 
noch  zu  bestimmender  Vortrag.  7.  Jahresbericht  des  Vorstandes. 
8.  Bericht  der  Kassenprüfer.  9.  Bericht  des  Obmannes  der  Slellcn- 
vermittlung.  10.  Neuwahl  des  1.  Vo;-sitzenden.  11.  Wahl  von 
Mitgliedern  des  erweiterten  Vorstandes  für  die  Einzelmitglieder. 
12.  Kostenvoranschlag  für  1911.  13.  Anträge  der  Bezirksver- 
waltung bezw.  Zweigvereine.  Die  genauen  Daten  betreffend 
Lokal  und  Zeitangabe  werden  noch  bekannt  gegeben.  Die 
Zweigvereine  und  Einzelmitglieder  werden  gebeten,  Anträge  nach 
§  6  unserer  Bezirksstatuten  bis  Ende  Januar  an  den  stellver- 
tretenden Vorsitzenden,  Kollegen  Beyer,  Stettin,  Oberwiek  70  II, 
einzureichen.  Ferner  geben  wir  unseren  Mitgliedern  bekannt, 
daß  der  1.  Vorsitzende  Kollege  Heynacher  sein  Amt  nieder- 
gelegt hat.  Wir  sprechen  ihm  an  dieser  Stelle  für  seine  Be- 
mühungen und  geleistete  Arbeit  für  unsere  Bezirksverwaltung 
unseren  herzlichsten  Dank  aus.  Briefadresse  ist  bis  auf  wei- 
teres die  des  stellvertretenden  Vorsitzenden  Kollegen  Beyer. 

Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aue.  Technischer  Verein  zu  Aue  und  Um- 
gegend. Vors.  u.  Br.-A. :  Baumeister  Otto  Lenck,  Wettiner 
Straße  53.  Vereinslokal:  „Wettiner  Hof"  Die  Jahres-Haupt- 
versammlung  fand  am  7.  Dezember  statt.  Es  wurden  folgende 
Herren  in  die  Vorstandschaft  wieder-  bezw.  neugewählt:  1.  Vor- 
sitzender: Stadtbauassistent  Lenck;  2.  Vorsitzender:  Ingenieur 
Kühne;  1.  Schriftführer:  Baumeister  Georgi  I;  2.  Schriftf. : 
Masch. -Techn.  Reinhardt  (zugleich  Bücherwart) ;  Kassierer:  Bau- 
meister Walther;  Kassenprüfer:  Ing.  Löhs  und  Techn.  Hesse; 
Beisitzer:  Architekt  Pöschl,  Masch.-Techn.  Georgi  IL,  Stadt- 
bauführer Melzer  und  Baumstr.  Weigert.  Die  Versammlung  hat 
beschlossen,  die  Verbands-  und  Vereinsbeiträge  vierteljährlich  auf 
5,85  M  festzusetzen  und  diesen  Betrag  vierteljährlich  zu  er- 
heben. Mögen  im  kommenden  Jahre  die  Vereinsabende  und 
sonstigen  Veranstaltungen  recht  zahlreich  besucht  werden  und 
somit  Glück  auf  im  neuen  Jahr. 

Aue  i.  Erzgeb.  Technischer  Verein  Aue  und 
Umgegend.  Laut  Beschluß  der  letzten  Generalversammlung 
wurden  folgende  Herren  in  den  engeren  Vorstand  gewählt: 
Baumeister  Otto  Lenk,  1.  Vors.;  Baumeister  Otto  Walther, 
2.  Vors. ;  Baumeister  K.  Georgi,  1.  Schriftf. ;  Techniker  Otto  Rein- 
hardt, 2.  Schriftf.  (zugleich  Archivar);  Techniker  Otto  Kühne, 
Kassierer.  Sitzung  jeden  1.  Mittwoch  im  Monat.  Vereinslokal: 
„Wettiner  Hof".    Gäste  willkommen. 

Bayreuth.  Techniker-Verein,  ErV.  Am  Freitag, 
20.  Januar  1911,  findet  im  Vereinslokal  die  satzungsgemäße 
ordentliche  Hauptversammlung  mit  folgender  Tagesordnung 
statt:  1.  Prüfung  des  Rechenschaftsberichtes.  2.  Neuwahl  der 
Vorstandschaft  und  der  Beisitzer.  Eventuelle  Anträge  sind 
spätestens  bis  zum  14.  Januar  1911  bei  der  Vorstandschaft 
schriftlich  einzureichen.  Um  vollzähliges  Erscheinen  wird  ebenso 
höflich  als  dringend  ersucht. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  Versamm- 
lungen finden  an  dem  1.  Donnerstag  der  ersten  und  zweiten 
Hälfte  jeden  Monats  im  Dickmann'schen  Lokale  Wilhelmstraße, 
statt.  Briefadresse:  Theod.  Voß,  Ingenieur,  Bromberg,  Ber- 
hner  Straße  12  b. 

Danzig.  Technischer  Verein.  Die  erste  Sitzung 
im  neuen  Jahre  findet  am  Mittwoch,  4.  Januar,  abends  9  Uhr, 
im  Restaurant  Hohenzollern,  Langenmarkt,  statt.  Tagesordnung: 
Aufnahme  neuer  Mitglieder.  Ce. neidet  haben  sich  die  Kollegen 
Gcometer  Richard  Kanty  und  Schiffsbautechniker  Otto  Werner. 
Danach:  der  in  der  letzten  Vereinsversammlung  verschobene 
Vortrag  des  Kollegen  H  ä  h  n  el:  Einiges  über  Nationalökonomie. 
Lichtbildervortrag  des  Koll.  Kr  u  gel:  „Bilder  aus  unserer 
engeren  Heimat".  Einzelmitglieder  und  Freunde  unserer  Ver- 
bandssache, auch  Damen,  sind  als  Gäste  freundlichst  eingeladen. 
Jahres-Hauptversammlung  am   18.  Januar  1911. 

Oraudenz.  Vereinigung  Graudenzer  Techniker. 
Br.-A.:  Bruno  Jochade,  Stadtbauführer,  Kasernenstr.  1  B  II.  V.  u. 

0.  :  Jeden  Dienstag  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats, 
abends  872  Uhr,  im  Zentral-Hotel,  Getreidemarkt.  Gäste,  ins- 
besondere dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen,  sind  zu 
unseren  Sitzungen  stets  willkommen. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  5.  Januar 
1911,  abends  Vs^  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel 
zum  Riesen".  Tagesordnung:  1.  Mitgliederaufnahme.  2.  Jahres- 
bericht. 3.  Kassenbericht.  4.  Revisionsbericht.  5.  Haushaltungs- 
plan 1911.  6.  Satzungsänderungen.  7.  Verschiedenes.  Der 
Vorstand  besteht  für  das  Vereinsjahr  1911  aus  folgenden  Herren: 

1.  Vorsitzender:  W.  Kaiser,  ßautechniker;  2.  Vorsitzender: 
G.  Kroß,  Betriebsingenieur;    1.  Schriftführer:   E.  Apitzsch,  In- 


Heft  1 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


13 


genieur;  H.  Genze,  2.  Schriftführer;  Kassierer:  A.  Jung,  Bau- 
techniker. Alle  Zuschriften  sind  zu  richten  an  W.  Kaiser,  Hanau 
am  Main,  Röhnstraße  2. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ing.,  Kiel,' Fährstr.  7.  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  eines  Monats, 
abends  8V2  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Faikstr.  121.  Nächste  Mit- 
gUederversämmlung  am  5.  Januar,  pünktlich  8V2  Uhr,  im  Vereins- 
lokal. Tagesordnung:  1.  Prolokollverlesung  der  letzten  Ver- 
sammlung. 2.  Eingänge.  3.  Aufnahmen  (namentlicher  Aushang 
im  Geschäftszimmer).  4.  Verbandsangelegenheiten  (Gesamt- 
vorstandssitzung des  D.  T.-V.  am  8.  Januar  1911  in  Sonders- 
hausen). 5.  Sonstiges.  Den  verehrlichen  Mitgliedern  gleich- 
zeitig zur  Kenntnis,  daß  es  dem  Vorstande  bei  Mietung  der  neuen 
Vereinsräunie  gelungen  ist,  ein  unseren  Verhältnissen  ent- 
sprechendes Geschäfts-  und  Lesezimmer  mit  zu  belegen,  das 
nach  wie  vor  geöffnet  ist:  Werktags  (außer  Sonnabends)  von 
8  bis  10  Uhr  abends,  Sonntags  von  9V2  bis  12  Uhr  vormittags. 
Wir  bitten,  diesem  Lesezimmer  mehr  wie  bisher  Beachtungi 
zu  schenken.  Es  hängen  aus  erstklassige  Zeitschriften  auf  fach- 
wissenschaftlichem und  volkswirtschaftlichem  Gebiete;  an  Tages- 
zeitungen liegt  das  „Berliner  Tageblatt"  aus.  Die  Ausgabe 
von  Bibliothekbüchern  erfolgt  in  obenstehender  Zeit,  am  Don- 
nerstag und  Sonntag.  Indem  wir  unsere  Mitglieder  dann  noch 
bitten,  sich  an  dieser  und  allen  späteren  Versammlungen  zahl- 
reich und  pünktlich  zu  beteiligen,  verhehlen  wir  nicht,  darauf 
aufmerksam  zu  machen,  daß  in  Zukunft  lt.  ncu'e;r  Satzungen 
unsere  Mitgliederversammlungen,  ohne  Rücksicht  auf  die  Anzahl 
der  Versammlungsteilnehmer,  stets  beschlußfähig  sind  und 
präzise  81/2  Uhr  eröffnet  werden.  Dem  Verbände  noch  fern- 
stehende Kollegen  sind  uns  zu  den  Mitgliederversammlungen 
stets  willkommen. 

Königsberg  i.  Pr.  Technischer  Verein.  Der  Tech- 
nische Verein  Königsberg  feierte  am  Sonnabend,  3.  Dezember,  in 
den  Räumen  der  Deutschen  Ressource  sein  25  jähr.  Stiftungsfest. 
Als  Vertreter  des  Verbandes  war  Herr  Dr.  Günther,  Berlin,  als 
Vertreter  der  Bezirksverwaltung  Ostpreußen,  Herr  Baumeister 
Radtke  erschienen.  Außerdem  waren  Vertreter  der  Bruder- 
vereine von  Stadt  und  Provinz  und  ein  Vertreter  des  Verbandes 
Deutscher  Handlungsgehilfen  Leipzig  anwesend.  Das  Fest  wurde 
durch  den  1.  Vorsitzenden,  Herrn  Eisenbahn-Bau-Assistent 
Ruhnau,  durch  eine  Begrüßungsrede  eröffnet.  Eine  Festschrift, 
die  da»Entstehen  und  Wachsen  des  Vereins  schilderte,  gelangte 
zur  Verteilung.  Herr  Dr.  Günther  hielt  einen  unter  großem 
Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  Kultur  und  Technik.  Den 
Herren  Techn.  Revisionsbeamter  Flögel  und  Kgl.  Universitäts- 
bausekretär Rogenschat  wurde  für  treue  25  jährige  Mitglied- 
schaft je  ein  künstlerisch  ausgestattetes  Diplom  überreicht.  Unter 
den  zahlreichen  Glückwünschen,  die  dargebracht  wurden,  seien 
erwähnt  die  des  Vorsitzenden  der  Bezw.  Ostpreußen,  Kollegen 
Radtke.  Auch  die  Vertreter  anderer  Vereine  brachten  ihre 
Glückwünsche  dar  und  zahlreich  eingetroffene  Depeschen  von 
Kollegen  und  Vereinen  wurden  verlesen.  Einige  gesellige  Ver- 
anstaltungen bildeten  den  übrigen  Teil  des  Festes. 

Ludwigshafen  a.  Rh.  Techniker-Verein  „1  90  8". 
Mitteilung  an  die  Herren  Mitglieder  und  die  Herren  Einzelmit- 
glieder von  Ludwigshafen  und  Umgebung:  Trotz  der  Erhöhung 
der  Verbandsbeiträge  auf  18  M  ab  1.  Januar  1911  werden  wir 
nur  einen  Jahresbeitrag  von  21  M  erheben,  welcher  in  vier 
Raten  von  je  5,25  M  einkassiert  wird  und  zwar  immer  in 
der  ersten  Woche  der  Monate  Februar,  Mai,  August  und  No- 
vember. Die  Herren  Einzelmitglieder  laden  wir  hiermit  ein, 
dem  Lokalverein  beizutreten,  und  bitten  diesbezügliche  Mel- 
dungen an  den  Vorsitzenden  H.  Weidemann,  Ludwigshafen, 
Bleichstr.  35,  izu  senden.  Unsere  Vereinsabende  finden  jeden 
1.  und  3.  Dienstag  im  Monat  im  Hotel  Zentral  statt.  Die  nächste 
Monatsversammlung  findet  am  17.  Januar  statt. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  Br.-A. : 
Gottfried  Hasselbeck,  Berliner  Str.  86.  Freitag,  6.  Januar,  abends 
31/2  Uhr,  im  Vereinslokal  Kasino-Restaurant  Monatsversamm- 
lung. Tagesordnung:  1.  Einführung  des  neugewählten  Vor- 
standes. 2.  Eingänge.  3.  Kassenbericht  und  Kostenvoranschlag. 
4.  Nachwahl  für  den  Archivar^.  —  In  der  Generalversiammlung 
vom  9.  Dezember  1910  wurden  folgende  Herren  als  Vorstand 
unseres  Vereins  gewählt:  G.  Hasselbeck,  1.  Vorsitzender;  Otto 
Möller,  2.  Vorsitzender;  Rieh.  Kuhncke,  A.  Brüggemann,  A.  Ro- 
land, 1.,  2.  und  3.  Schriftführer;    H.  Spakler,  Kassierer. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Jeden 
Donnerstag  abend  von  8V2  Uhr  ab  .Versammlung  im  Restaurant 
„Bürgerbräu",  Töpferstr.  Donnerstag,  5.  Januar  1911,  findet 
die  Haupt-Generalversammlung  statt,  zu  der  wir  jeden  einzelnen 
dringend  einladen. 

Passau.  Techniker-Verein,  E.  V.  Durch  Beschluß 
der  Hauptversammlung  vom  14.  Dez.  1910  wurden  folgende 
Herren  in  die  Vorstandschaft  gewählt:  Bausekretär  Grymer  als 
1.  Vorsitzender;    Bildhauer  Hauber  als  2.  Vorsitzender;  Bau- 


assistent Ulrich  als  1.  Schriftführer;  Bauführer  Capellaro  als 
Kassierer.  Die  Herren  ErtI,  Holzmann,  Kagleder,  Rothenfelder 
als  Beisitzer. 

Posen.  Vereinigung  Posener  Techniker.  Die 
nächste  Versammlung  findet  am  Freitag,  6.  Januar  1911,  abends 
pünktlich  9  Uhr,  bei  Mandel.  Berhner  Straße  19  I,  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Arbeitsprogramm  des 
neuen  Vorstandes.  3.  Stellungnahme  zu  der  Behandlung  der, 
Technikerwünsche  durch  Regierung  und  Reichstag.  4.  „Ein 
Vergleich"  von  Beiträgen  und  Leistungen  der  Technikerorgani- 
sationen (Referent:  Koll.  Kühne).  5.  Neuwahl  des  Wahl- 
und  Agitationsausschusses.  6.  Verschiedenes.  Die  folgende 
Versammlung  findet  am  Freitag,  20.  Januar,  in  demselben  Lokal 
statt.  Besondere  Einladungen  ergehen  aber  nur  zu  der  ersten 
Versammlung  im  Monat.  Die  Beiträge  betragen  ab  1.  Jan.  1911 
für  den  D.  T.-V.  4,50  M  und  für  den  Verein  0,50  M,  dasi 
sind  vierteljährlich  5  M,  werden  also  trotz  Erhöhung  des  Ver- 
bandsbeitrages nicht  erhöht.  Daneben  wird  von  den  Vereins- 
initgliedern  für  das  Jahr  1911  eine  vierteljährliche  Umlage  von 
0,25  M  zur  Ausstattung  des  Posener  Zimmers  im  Erholungsheim 
erhoben.  Die  Beiträge  sind  aber  in  den  ersten  beiden  Monaten 
eines  jeden  Vierteljahres  portofrei  an  den  zuständigen  Kassen- 
wart abzuführen.  Beiträge,  die  bis  dahin  nicht  bezahlt  sind, 
werden  unter  Zuschlag  der  Einziehungskosten,  die  der  Verein 
bei  dem  auf  2  M  für  das  Jahr  herabgesetzten  Vereinsbeitrage 
nicht  mehr  tragen  kann,  durch  Boten  oder  durch  die  Post 
eingezogen. 

Regensbnrg.  Technischer  Verein.  Resultat  der  am 
13.  d.  M.  stattgefundenen  Generalversammlung:  1.  Vorstand: 
Eduard  Weißenborn,  techn.  Sekretär,  Landshuter  Str.  37;  2.  Vors.; 
Anton  Heuring,  Bauführer;  1.  Schriftführer:  Joh.  Geiger,  Kgf. 
Bauzeichner,  Steinweg  52V4;  2.  Schriftf.:  Willibald  Holleber, 
Bautechniker;  Kassierer:  Adam  Bauer,  fürstl.  Baumeister,  Ge- 
sandtenstr.  4;  Beisitzer:  Konrad  Aschenbrenner,  Jos.  Randlkofer, 
Albert  Schauer  und  Peter  Wenninger;  Kassenrevisoren:  Mich. 
Schwarz  und  Franz  Veil.  Redaktionsausschuß:  Konrad  Aschen- 
brenner und  Heinrich  Scheuerer.  Obmann  für  Stellenvermitt- 
lung: Peter  Wenninger,  Bautechniker,  Domplatz  3.  Vereins- 
abend: Jeden  Dienstag.    Vereinslokal:  „Bischofshof",  1.  Stock. 

Regenwalde.  Technischer  Verein  Regenwalde 
und  Umgegend.  Am  4.  Dezember  fand  unsere  letzte  dies- 
jährige Versammlung  in  Florichs  Hotel  in  Regenwalde  statt. 
Es  wurde  beschlossen,  nächsten  Sonntag  eine  Exkursion  nach 
Naugard  zu  unternehmen  und  daselbst  anwesende  Kollegen  zu 
einer  Besprechung  einzuladen.  Dieses  kam  zur  Ausführung 
und  wir  können  die  Mitteilung  machen,  daß  nachstehend  ge- 
nannte Herren  um  Aufnahme  ersuchen.  Als  Verbands-  und 
Vereinsmitglieder  die  Herren:  G.  Krüger-Naugard,  W.  Mahr- 
mann-Naugard.  Als  Vereinsmitglieder:  das  langjährige  Ver- 
bandsmitglied Herr  P.  Schwichtenberg-Naugard  und  Herr 
J.  Hamann-Regenwalde.  Somit  erstreckt  sich  nunmehr  unser  Ver- 
ein auch  über  Naugard.  Wir  hoffen  und  wünschen,  daß  unser 
Verein  mehr  und  mehr  anwächst,  zumal  noch  Aussichten  vor- 
handen sind,  weitere  Mitgheder  zu  werben.  Die  nächste  Ver- 
sammlung findet  Sonntag,  8.  Jan.  1911,  in  Plathe,  Pommerscher 
Hof,  statt.  Deselbst  wird  Herr  Ing.  Zube  einen  kleinen  Vor- 
trag über  Stärkefabriken  halten.  Gäste  sind  ebenfalls  herzlich 
eingeladen.  Weitere  Punkte  der  Tagesordnung  sind  Aufnahme 
neuer  Mitglieder  und  .Vorstandswahl.  Adresse  des  Vereins: 
Vorsitzender  Ing.  Fr.  Zube-Regenwalde   Mauerstr.  259. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Ing.  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch nach  dem  1.  eines  jeden  Monats  im  „Hotel  zum  Prinzen". 
Monatsversammlung  am  Mittwoch,  4.  Jan.  1911,  abends  8Vs  Uhr, 
im  „Hotel  zum  Prinzen".  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  2.  Wahl  eines  Vertrauensmannes  für  die  Stellen- 
vermittlung. 3.  Wahl  zweier  Mitglieder  für  den  Werbeausschuß. 
4.  Verschiedenes.  Hierdurch  teilen  wir  mit,  daß  in  der  letzten 
Mitgliederversammlung  in  den  Vorstand  folgende  Herren  gewählt 
worden  sind:  Ingenieur  E.  Ebert,  Vorsitzender;  Bautecbniker 
J.  Stöpermann,  Schriftführer;  Bautechniker  C.  Feiken,  Kassierer; 
Bautechniker  C.  Becker,  Beisitzer  (Gruppe  A) ;  Ing.  A.  Farner, 
Beisitzer  (Gruppe  B) ;  Bautechn.  O.  Rave,  Beisitzer  (Gruppe  C) ; 
Stadtbauamtsassistent  J.  Greve,  Beisitzer  (Gruppe  D). 

Schneidemühl.    Technischer  Verein.    Jeden  Freitag 
am  1.  bezw.  nach  dem  1.  des  Monats  Hauptversammlung.  Jeden 
ersten  Freitag  nach  dem  15.  des  Monats  Versammlung.  Vereins-, 
lokal:  Hotel  Froese,  Breite  Straße. 

Sternberg  i.  Mecklenburg.  Sonnabend,  26.  November  1910, 
fand  hier  eine  vom  Deutschen  Techniker- Verband  einberufene,, 
recht  gut  besuchte  Versammlung  der  Studierenden  des 
hiesigen  Technikums  statt,  in  der  Herr  Architekt  Kauf- 
mann, Berlin,  über  die  Bewertung  der  technischen  Arbeit  und 
die  Notwendigkeit  der  Organisation  sprach.     Herr  Kaufmann 


14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  1 


wies  nach,  daß  auch  für  die  Schüler  der  technischen  Lehr- 
anstalten die  Zeit  gekommen  sei,  sich  mit  Organisationsfragen 
zu  beschäftigen  und  sich  einer  Organisation  anzuschließen, 
damit  dann,  wenn  der  junge  Techniker  ins  Leben  hinaustritt,, 
die  Gesamtheit  seiner  Berufsgenossen  ihm  zur  Seite  steht.  Die 
Worte  des  Referenten  fielen  erfreulicherweise  auf  fruchtbaren 
Boden.  Deshalb  trat  in  der  Diskussion  der  von  Berlin  nach- 
geschickte Bundesbeamte  Herr  Ingenieur  Bote  auf,  um  auch 
hier  wieder  die  Zersplitterungsarbeit  des  Bundes  zu  betreiben. 
Mit  dem  Referat  des  Kollegen  Kaufmann  mußte  er  sich  voll- 
ständig einverstanden  erklären,  was  ihn  aber  nicht  hinderte, 
die  alten,  dutzendmal  schon  widerlegten  Märchen  und  Er- 
zählungen, mit  denen  der  D.  T.-V.  vernichtet  werden  soll,  aufs 
neue  vorzubringen.  Daß  die  Arbeitgeberfra^e  und  die  Existenz 
der  Beamten  im  Verbände  dabei  eine  Rolle  spielten,  versteht 
sich  von  selbst.  Herr  Kollege  Lammers  aus  Lübeck  fand 
treffliche  Worte,  die  Angriffe  des  Bundesbeamten  auf  den  D. 
T.-V.  zurückzuweisen  und  um  das  Verhalten  des  Bundesbeamten 
zu  charakte.  isieren.  In  dieser  Versammlung  sind  uns  Aeuße- 
rungen  eines  Verbandsmitgliedes,  des  technischen  Eisenbahn- 
sekretärs Nickel,  der  in  einer  Erfurter  Versammlung  dem  Bundes- 
redner gegenüber  bedauert  haben  soll,  daß  der  Verband  be- 
soldete Agitationsbeamte  angestellt  hat  und  sich  im  übrigen 
recht  absprechend  über  die  Forderungen  unserer  heutigen  Tech- 
niker-Jugend ausgelassen  haben  soll,  entgegengehalten  worden. 
Diese  Aeußerungen  wurden  zunächst  angezweifelt,  aber  für 
den  Fall,  daß  die  Bundesdarstellung  den  Tatsachen  entsprechen 
würde,  vom  Kollegen  Lammers,  der  selbst  Beamter  ist,  aber  i  e 
gewerkschaftliche  Richtung  des  Verbandes  unterstützt  und 
fördert,  auf  das  entschiedenste  zurückgewiesen.  Der  Bund  habe 
kein  Recht,  aus  den  Worten  einzelner  Mitglieder  Kapital  zu, 
schlagen.  Bei  uns  herrscht  eben  Meinungsfreiheit.  Die  Haupt- 
sache sei,  daß  die  große  Mehrheit  unseres  Verbandes  solche 
rückschrittliche  Auffassungen,  wie  die  Herrn  Nickel  nacliJ 
gesagten,  nicht  mehr  vertrete  und  davon  in  weitem  Bogen  ab- 
weiche. Recht  interessant  waren  die  Ausführungen  eines  Lehrers 
am  Technikum,  des  Herrn  Regierungsbaumeisters  Bandst 
hof,  der  seiner  Genugtuung  Ausdruck  gab  über  den  Vortrag^ 
unseres  Referenten  und  die  sachliche  Aussprache  des  Abends^ 
sowie  die  einvvandsfreie  Form  der  Diskussion  begrüßte.  Um 
so  mehr  mußte  aber  der  Herr  Regierungsbaumeister  sein  Be- 
dauern aussprechen  über  das  sonderbare  Verhalten  des  Refe- 
renten in  der  am  vorangegangenen  Montag  von  dem  B.  t-i*.  B. 
einberufenen  Versammlung.  Dort  sprach  Herr  Architekt  M  e  - 
d  e  r  I  e.  Statt  eines  Referats  hätten  die  Versammlungsbesucher, 
die  zum  größten  Teile  auch  diesmal  wieder  erschienen  waren, 
ein  wüstes  Geschimpfe  auf  den  D.  T.-V.  zu  hören  bekommen. 
Das  Verhalten  des  Herrn  Mederle  in  der  Montagsversammlung 
wurde  vom  Kollegen  Kaufmann  im  weiteren  Verlauf  der  Debatte 
gebührend  gekennzeichnet.  Herr  Mederle  ist  wahrhaftig  für 
uns  unschädlich  und  die  Verbandsfreunde  können  nur  wün- 
schen, daß  der  B.  t.-i.  B.  noch  recht  viele  solcher  Beamten 
auf  die  Agitation  schickt,  dann  wird  der  Erfolg  für  uns  gewiß 
nicht  ausbleiben.  Dies  zeigte  sich  sofort  in  Sternberg,  denn 
nach  Schluß  der  öffentlichen  Versammlu  g  konnte  die 
Gründung  einer  recht  lebenskräftigen  Hospi- 
tantengruppe des  D.  T.-V.,  zu  der  sich  noch  fünf 
Neuaufnahmen  als  ordentliche  Mitglieder 
fanden,  vorgenommen  werden.  Bei  der  Rührigkeit 
der  neugewonnenen  Kollegen  dürfte  es  nicht  schwer  fallen,  un- 
seren neuen  Zweigverein  Sternberg,  der  noch  am  Abend  die 
Vorstandswahlen  vorgenommen  und  die  nötigen  Formalitäten 
erledigt  hat,  bedeutend  zu  stärken.  Wir  wünschen  dem  neuen 
Verein  eine  recht  kräftige  Entwickelung  und  danken  an  dieser 
Stelle  Herrn  Ingenieur  Mederle  für  seine  wertvolle  Vorarbeit. 

Straßburg.  Technischer  Verein.  In  der  General- 
versammlung vom  6.  (d.  M.  wurde  der  Vorstand  wie  folgt 
gewählt:  Wypukol,  Johannes,  Vermessungsassistent  Straß-' 
blurg,  Brantplatz  211,  1.  Vorsitzender;  Distelmeier,  Heinrich, 
Bauiührer  (Art.-Werkst.),  Straßburg,  Kölner-Ring  5,  2.  Vors.; 
Gix>ßmann,  Bernh.,  Arch.  und  Reallehrer,  Straßburg,  Neudorf, 
Baldnersweg  17,  I.Schriftführer;  Teichmann,  Alfred,  Tiefbautech- 
niker, Straßburg-Neudorf,  Aloysiusstr.  43  II,  2.  Schriftf. ;  Sprenger, 
Julius,  Stadtbauführer,  Straßburg,  |Hönheimer-Str.  4,  Kassierer; 
V.  Boltenstern,  Ferdinand,  Stadtbauführer  Straßburg,  Lessing- 
straße 31,  1.  Beisitzer  und  Bibliothekar;  \valther,  Georg,  Fortif.- 
Techniker,  Straßburg,  Graumannsg.  1,  2.  Beisitzer. 

Thorn.  Technischer  Verein.  Br.-A  und  1,  Vors. : 
Hugo  Lorenz,  Architekt,  Thorn  III,  Wellienstr.  101.  V.  u.  O.: 
Jeden  1.  Freitag  nach  dem  ersten  eines  Monats  bezw.  an  dem 
auf  den  ersten  eines  jeden  Monats  selbst  fallenden  Freitag  im 
Vereinslokal  Artushof. 

Waldenburg.  Technischer  Verein  Waldenburg 
und  Umgegend.  Nächste  Sitzung  am  4.  Januar  191 1.  Tages- 
ordnung: Jahres-  und  Kassenbericht,  Beratung  der  Kassen-  und 


Bücherei-Ordnung.  Der  Vorstand  für  1911  setzt  sich  zusammen 
aus  den  Herren:  Weigmann,  Ingenieur,  1.  Vors.;  Lipinski, 
Kreisbauamtsassistent,  2.  Vorsitzender;  Günther,  Bautechniker, 
1.  Schriftführer;  Schade,  Ingenieur,  2.  Schriftführer  und  Bücher- 
wart; Wiefel,  Ing.,  Kassierer;  Kirsten,  Obering.,  1.  Beisitzer; 
Ehrenberg,  Bautechniker,  2.  Beisitzer;  Rogge,  Stadtbaumeister, 
3.  Beisitzer.  Für  1911  ist  die  Briefadresse  des  Vereins:  Ing. 
Weigmann,  Altwasser  i.  Schles.,  *Charlottenbrunner  Straße. 

Waldenburg  i.  Schles.  Technischer  Verein  Wal- 
denburg und  Umgegend.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Oberingenieur 
B.  Kirsten,  Altwasser  i.  Schles.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Mitt- 
woch eines  jeden  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  Kaiserhof. 

Würzburg.      Techniker-Verein,    E.  V.  Dienstag, 

3.  Januar  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  außerordent- 
liche Hauptversammlung  behufs  Neuwahl  eines  Ausschußmit- 
gliedes (1.  Schriftführer)  gemäß  §  40  unserer  geänderten  Satz- 
ungen. Daran  anschließend:  Monatsversammlung  mit  sehr 
wichtiger  Tagesordnung.  Besondere  Einladungen  ergehen  nicht. 
Zahlreiches  Erscheinen  dringend  notwendig. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  Vors. : 
W.  Träger,  Tempelhof,  Friedrich-Wilhelm-Straße  105.  Unsere 
jährliche  Generalversammlung  findet  am  Mittwoch,  4.  Januar 
1911,  im  Vereinslokal  „Hilsebein  -  Restaurant",  Belle-Alliance- 
straße  87,    statt.     Anfang    präzise    8V2  Uhr.  Tagesordnung: 

1.  Jahres-  und  Kassenbericht  mit  nachfolgender  Endastung  des 
Vorstandes.     2.  Neuwahl  des  Vorstandes.    3.  Geschäftliches. 

4.  Bericht  über  den  Bezirkstag  aim  11.  Dezember.  5|.  Verschie- 
denes. Wir  bitten  unsere  Vertrauenslmänner  und  Kollegen 
dringend,  dafür  zu  sorgen,  daß  bei  dieser  überaus  wichtigen 
Versammlung  niemand  fehle. 

Dresden.  Bauwissenschaft  1.  Verein  „M  o  t  i  v". 
Montag,  9.  Januar  1911,  1/29  Uhr,  abends  findet  im  Gewerbe- 
haus Oeneralvorstandssitzung  statt.  Die  Mitglieder  des  Vor- 
standes, l'Jer  Ausschüsse,  die  Beisitzer  und  Kassenrevisoren 
werden  gebeten,  vollzählig  und  pünktlich  hierzu  erscheinen  zu 
wollen.     Tagesordnung:     1.    Die    Jahres  -  Hauptversammlung. 

2.  Bericht  der  Herren  Ausschußobmänner.  3.  Aussprache.  — 
Für  die  am  5.  Januar  geplante  große  Kund'^ebung  zur  Erlangung 
eines  besseren  Rechtes  der  technischen  Privatangestellten,  wozu 
noch  öffentliche  Einladung  erfolgt,  erbitten  wir  die  Anwesenheit 
aller  Kollegen. 

Dresden.  „D  r  e  s  d  n  e  r  B  a  u  h  ü  1 1  e."  Vereins'okal:  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  311.  Vorsitzender:  Baumeister  F.  Se- 
veritt.  Radebeul,  Albertstr.  7.  Kassierer:  Baumeister  R.  Glade- 
witz,  Dresden-N.,  Konradstr.  12.  Wir  weisen  auf  die  am  5.  Jan. 
1911  stattfindende  große  öffentliche  Versammlung,  vom  Sozialen 
Ausschuß  der  technischen  Privatbeamten  einberufen,  hin.  Alles 
weitere  ist  aus  der  noch  zugehenden  besonderen  Einladung  zu 
ersehen.  Wir  hoffen,  daß  es  jedes  Mitglied  als  Ehrensache  be- 
trachtet, dieser  Versammlung  beizuwohnen.  12.  Januar  1911 
Jahres-Hauptversammlung  im  Vereinslokal,  pünktlich  abends 
V29  Uhr.    Anträge  müssen  schrifthch  acht  Tage  vorher  dem 

1.  Vorsitzenden  zur  Kenntnis  gebracht  sein.  Es  wird  noch  be- 
sonders auf  §  25  Absatz  2  der  Vereinssatzungen  aufmerksam 
gemacht.  Unser  25  jähriges  Stiftungsfest  wird  am  7.  Februar 
1911  in  den  Sälen  des  Linkschen  Bades  gefeiert. 

Hof.  H  o  f  e  r  B  a  u  hü  1 1  e  ,  E.V.  Am  Donnerstag,  5.  Jan. 
1911,  abends  8  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  Zentralhotel  ordent- 
liche Generalversammlung  mit  nachfolgender  Tagesordnung 
statt:    1.  Verlesung  und  Genehmigung  des  letzten  Protokolls. 

2.  Einlauf  und  Schriftwechsel.  3.  Jahresbericht  des  1.  Vor- 
sitzenden, des  Schriftführers  und  des  Kassierers  und  Entlastung 
derselben.  4.  Neuwahl  der  Vorstandschaft  und  der  Ausschuß- 
mitglieder. 5.  Sonstiges.  Einem  zahlreichen  Besuch  wird  ent- 
gegengesehen. 

Stettin.  „Bauhütte."  Vors.  u.  Br.-A.:  Paul  Beyer, 
Stettin,  Oberwiek  70  II.  Unsere  Hauptversammlung  findet  dies- 
mal ausnahmsweise  am  Mittwoch,  11.  Januar  1911,  im  Vereins- 
lokal ,,Zum  Pschorr",  Falkenwalder  Str.  129,  statt.  Beginn 
abends  8V2  LIhr.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls 
der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Verlesung 
der  Eingänge  und  Besprechung  neuer  Besichtigungen  und  Vor- 
träge. 4.  Stellung  und  Beratung  von  Anträgen  zum  im  Februar 
stattfindenden  Bezirkstag.  5.  Wahl  von  Vereinsvertretern  in 
den  erweiterten  Vorstand  der  Bezirksverwaltung.  6.  Festsetzung 
der  Vereinsbeiträge  vom  1.  Januar  1911  ab.  7.  Vereinsangelegcn- 
heiten.  8.  Verschiedenes.  9.  Fragekasten.  —  Der  im  Oktober 
in  den  Räumen  der  Handelskammer  begonnene  Betonkursus  wird 
mit  Schluß  dieses  Jahres  beendet.  Der  Besuch  war  ein  sehr 
reger  und  sprechen  wir  dem  Vortragenden,  Kollegen  Wilk  für 
seine  Bemühungen  an  dieser  Stelle  unseren  herzlichsten  Dank 
aus.  Es  ist  nun  von  mehreren  Mitgliedern  angeregt  worden, 
diesen  Kursus  im  neuen  Jahr  weiter  fortzusetzen.  Teilnehmer 


Heft  1 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


15 


wollen  sich  am  Hauptversammlungsabend  oder  beim  Vorsitzenden 
Kollegen  Beyer  möglichst  bald  melden,  um  die  nötigen  Anord- 
nungen treffen  zu  können.  Ferner  geben  wir  unseren  Mitgliedern 
bekannt,  daß  an  diesem  Hauptversammlungsabend  das  150.  Mit- 
glied aufgenommen  wird,  und  bitten  wir  um  recht  regen  Besuch. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bezirk  Groß-Berlin.  Br.-A.:  Otto  Dolz,  NW.  87,  Siemens- 
straße 10.     Unsere   Hauptversammlung   findet   am  Mittwoch, 

4.  Januar  1911,  abends  8  Uhr,  in  den  Sophiensälen,  Sophien- 
straße 18,  statt.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolies 
der  letzten  Versammlung.  2.  Geschäftsbericht  pro  1911. 
3.    Kassenbericht    pro    1911.     4.    Bericht   der  Kassenprüfer. 

5.  Neuwahl  des  Vorstandes.  6.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht 
auf  die  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  bitten  wir  dringend  um 
zahlreichen  und  pünktlichen  Besuch. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Br.-A. :  Rob. 
Donix,  Chemnitz,  Elisenstr.  5.  Vereinslokal:  Hotel  Roter  Hirsch, 
Freitag,  20.  Jan.,  abends  91/2  Uhr,  Außerordentliche  Hauptver- 
sammlung im  Saale  des  Roten  Hirsch.  T.-O. :  1.  Vortrag  des 
Herrn  Ingenieur  F.  H  e  r  b  o  r  t :  „W  as  muß  der  Erfinder 
vom  gewerblichen  Rechtsschutz  wissen?".  Mit 
Erklärungen  an  mitgebrachten  Modellen.  2.  Freie  Aussprache. 
3.  Protokoll.  4.  Vereinsangelegenheiten.  Beschlußfassung  über 
die  Höhe  der  Vereinssteuern  für  1911  und  folgende  Jahre. 
Leitung:  Koll.  P.  Oelzschig.  —  Voranzeige:  Anfang  Februar 
findet  die  diesjährige  Jahres-Hauptversammlung  statt.  Alle  An- 
träge hierzu  müssen  laut  Vereinsstatut  §  17  Abs.  3  acht  Tage 
zuvor  in  den  Händen  des  Vorstandes  sein.  Kollegen,  welche 
gewillt  sind,  unserem  Verein  beizutreten,  sind  zu  allen  Ver- 
anstaltungen herzlich  willkommen.  —  Unterhandlungen  wegen 
einer  Exkursion  sind  noch  nicht  abgeschlossen,  die  Bekannt- 
machung derselben  wird  durch  die  Verbandszeitung  erfolgen. 

Halle  a.  S.  Maschinentechnischer  Verein. 
Vrs.  u.  Br.-A.:  Paul  Gebhardt,  Ing.,  Halle  a.  S.,  Beesener 
Straße  10  k.  V.  u.  O. :  Jeden  Sonnabend,  abends  81/0  l^hr,  im 
Restaurant  Freybergbräu,  Kleine  Märkerstraße.  Gäste  sind 
zu  allen  Versammlungen  willkommen. 

Halle  a.  S.  Maschinentechnischer  Verein.  Am 
3.  Dezember  sprach  Kollege  Yström,  Magdeburg,  über  das 
Thema :  „W  arum,  wofür  und  wie  müssen  wir  tech- 
nischen Angestellten  für  unseren  Stand  kämp- 
fen? Eine  Begründung  der  sozialen  Bewegung 
überhaupt  und  der  Reformbestrebungen  im 
Deutschen  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  b  a  n  d  e."  Der  Referent 
führte  ungefähr  folgendes  aus:  Alle  Staatsbürger  fügen  sich  in 
die  Ordnung  ihres  Staatswesens,  um  dadurch  einen  Schutz  ihrer 
Person  und  ihrer  Güter  zu  erhalten  und  um  zu  sicheren  Lebens- 
bedingungen zu  kommen.  In  der  Erfüllung  dieser  Forderungen 
liegt  der  Wert  und  Zweck  jedes  Staatswesens.  Je  nach  der 
Erkenntnis,  inwieweit  "durch  unser  Staatswesen  diese  Zwecke 
für  den  einzelnen  Staatsbürger  erfüllt  werden,  sollte  sich  bei 
jedem  logisch  denkenden  Menschen  seine  politische  Stellung- 
nahme richten.  Die  sozialen  Gegensätze,  die  Klassifizierung 
im  Staate,  werden  in  der  Hauptsache  durch  den  Besitz  hervor- 
gerufen. Die  Techniker  gehören  in  ihrer  großen  Mehrheit  zu 
der  Kategorie  der  Besitzlosen.  Ihre  körperliche  und  geistige 
Befähigung  allein  ist  das  Kapital,  auf  dem  sich  ihre  Existenz 
aufbaut.  Die  Konkurrenzklausel  und  das  herrschende  Erfinder- 
recht, welches  Erfindungen  des  Angestellten,  soweit  sie  in  den 
Fabrikationsbereich  des  Arbeitgebers  fallen,  letzterem  zuspricht, 
bedeuten  eine  Lahmlegung  des  geistigen  Kapitals  der  An- 
gestellten zugunsten  der  Vermögensinteressen  des  Unternehmer- 
tums. Die  ideellen  Güter,  geistiges  Eigentum,  persönliche  Frei- 
heit und  Arbeitskraft,  das  sind  aber  für  den  Angestellten  das- 
selbe, was  für  den  'Unternehmer  sein  materielles  Besitztum  ist. 
Unser  herrschendes  Recht  stellt  also  das  Recht  der  Vermögens- 
interessen, der  Sachgüter  über  das  menschlichste  aller  Rechte, 
über  das  der  Person.  Die  Beseitigung  dieser  unsozialen  Rechts- 
formen und  Rechtsnormen  muß  mit  aller  Energie  angestrebt 
werden.  Das  Ziel  kann  nur  erreicht  werden  durch  politische 
Betätigung  der  einzelnen  Berufsangehörigen  und  durch  Auf- 
klärungsarbeit in  der  breitesten  Oeffentlichkeit.  Die  Um- 
formung dieses  Rechtes  wird  den  Technikern  insbesondere  durch 
das  retardierende  Verhalten  der  Regierung  erschwert,  welche 

Iwohl  Gutachten  von  den  Organisationen  und  Vertretungen  der 
Arbeitgeber  einholt,  die  Angestellten-Organisationen  aber  in  der 
Regel  übersieht.  Gegen  dieses  parteiische  Verhalten  hilft  nur 
einmütige  politische  Stellungnahme  aller  Standesangehörigen, 
selbstverständlich  bei  völliger  politischer  Neutralität  der  An- 
gestellten-Organisationen. Die  letzte  (Statistik  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  beweist  die  außerordentliche  Entwertung 
der  Arbeit  des  Technikers.  Diese  Entwertung  ist  bedingt  durch 
die  rechtliche  Hilfslosigkeit  und  durch  die  von  den  Kommunen 


usw.  in  egoistischem  Interesse  geförderte  Ueberproduktion  an 
technischen  Arbeitskräften,  ferner  durch  die  sich  immer  mehr 
häufenden  Fusionen  in  der  Großindustrie  und  durch  die  ge- 
heimen Abmachungen  in  ganzen  Industriekonzernen.  Nur 
straffste  Organisation  kann  hier  Wandel  schaffen.  Erst,  wenn 
alle  Techniker  organisiert  sind,  wenn  die  gewerkschaft- 
liche Idee  in  .ihrer  ganzen  wirtschaftlichen,  nationalen  und 
sittlichen  Bedeutung  den  Technikerstand  beherrscht,  können 
wir  Besserung  unserer  Lage  erwarten.  Ein  bedauerhches  Mo- 
ment in  der  Angestelltenbewegung  zeigt  sich  in  dem  Verband 
Deutscher  Diplom-Ingenieure,  welcher  die  von  ihm  beanspruchte 
rechtliche  SondersteLung  der  Diplomingenieure  allein  aus  ihrer 
akademischen  Bildung  herleitet,  im  Widerspruch  zu  den  natür- 
lich und  in  der  Praxis  herrschenden  Zuständen,  Vvfo  Fach- 
und  Hochschulen  im  allgemeinen  an  denselben  Aufgaben  mit 
gleichen  Erfolgen  arbeiten.  Der  Referent  wies  dann  noch  auf 
die  Erfolge  hin,  welche  die  Volksschullehrer  und  die  Aerzte 
durch  die  einmütige  Vertretung  ihrer  Standesinteressen  erreicht 
haben,  und  schloß  mit  dem  Appell  an  die  Versammlung,  bei 
jeder  sich  bietenden  Gelegenheit  für  die  Interessen  der  tech- 
nischen Privatangestellten  einzutreten  und  den  zeitgemäßen  Aus- 
bau der  Organisationen  nicht  zu  vernachlässigen.  Die  äußerst 
lebhafte  Diskussion  endete  mit  der  einstimmigen  Annahme  der 
folgenden  Resolution : 

„Die  am  3.  Dezember  1910  tagende  Hauptversammlung 
des  Maschinentechnischen  Vereins  Halle  a.  d.  S.  spricht  der 
gegenwärtigen  Verbandsleitung  ihr  vollstes  Vertrauen  aus  und 
erhofft  ein  striktes  und  weiteres  Fortschreiten  ihrer  gewerk- 
schaftlichen Standesarbeit  im  Verbände,  im  Sinne  des  Stutt- 
garter Programmes." 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1  9  0  8.  Der  Verein  besichtige  am  20.  Dezember  untere 
großer  Beteiligung  sämtliche  maschinellen  Einrichtungen  der 
Firma  Hugo  Haase,  zurzeit  Heiligengeistfeld  in  Hamburg.  Durch 
die  Führung  des  Geschäftsführers  Herrn  Schäfer  genannter  Firma 
konnte  der  Verein  einen  schönen  Einblick  in  die  Unternehmungen 
bekommen.  —  Die  nächsten  Versammlungen  finden  statt: 
Freitag,  6.  Januar  1911,  abends  9  Uhr,  Hauptversammlung, 
Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls  und  der  Eingänge. 
2.  Mitgliederbewegung.  3.  Technische  Fragen.  4.  Vortrag  des 
Kollegen  Herrn  Ing.  Diestel  über  das  Thema:  „Tiefboh- 
rungen".  5.  Verschiedenes.  Freitag,  20.  Januar  1911,  abends 
y  Uhr,  Nebenversammlung.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des 
Protokolls  und  der  Eingänge.  2.  Technische  Fragen.  3.  Vortrag 
des  Kollegen  Herrn  Ing.  O.  Becker  über  das  Thema:  „Mo- 
ilerne  Gießereieinrichtunge  n".  4.  Verschiedenes. 
Sonntag,  22.  Januar  1911,  nachmittags  3  Uhr,  im  „Neustädter 
(jesellschaftshaus"  Bezirkstag.  Tagesordnung  wird  den  Mit- 
gliedern noch  einzeln  zugestellt.  Wir  bitten  unsere  Mitglieder,; 
vollzählig  zu  erscheinen.  Gäste  sind  willkommen,  namentlich 
die  dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen. 

Nürnberg.  „Kraft  und  Licht",  T  e  c  h  n.  Verein. 
Br.-A.:  W.  Muth,  Bayernstr.  125.  Vereinslokal:  Rest.  „Theodor 
Körner",  kleine  Insel  Schüft.  Mittwoch,  4.  Januar  1911,  abends 
8V2  Uhr,  Monatsversammlung.  Tagesordnung:  1.  Eingänge. 
2.  Neuaufnahmen.  3.  Bericht  über  die  Lokalausschußsitzung. 
4.  Vorträge  und  Exkursionen.  5.  Oeffentliche  Versammlung 
des  sozialen  Ausschusses  von  Vereinen  techn.  Privatangestellten. 
6.  Karnevalsfest.  7.  Wahl  von  verschiedenen  Ausschüssen. 
8.  Verschiedenes.  Im  Interesse  einer  gedeihlichen  Entwicklung 
unseres  Vereins  und  Verbandes  ist  vollzähliges  und  pünktliches 
Erscheinen  dringend  erwünscht.  —  Gleichzeitig  wird  bekannt 
gegeben,  daß  laut  Beschluß  der  Generalversammlung  die  Bei- 
träge ab  1.  Januar  1911  20  M  einschl.  Verbandsbeitrag  pro 
Jahr  betragen. 

Nürnberg.  ,,K  r  a  f  t  und  Licht",  Techn.  Verein. 
Das  Ergebnis  der  Neuwahlen  der  Vorstandschaft  und  Ausschuß 
in  unserer  am  7.  Dezember  abgehaltenen  Generalversammlung 
war  folgendes:  Herr  W.  Muth,  I.Vorsitzender;  Herr  W.  Ebel, 
2.  Vorsitzender;  Herr  C.  Schuch,  1.  Schriftführer;  Herr  Hans 
Bickel,  2.  Schriftführer;  Herr  R.  Kislinger,  3.  Schriftführer; 
Herr  W.  Seeberger,  1.  Kassierer;  Herr  G.  Reinhard,  2.  Kass. ; 
Herr  H.  Zächelein,  1.  Bücherwart;  Herr  E.  Höhenbergery 
2.  Bücherwart.  Ausschuß :  die  Herren  Hasenclever,  Kamberger, 
Klassert,  Stier,  Trede,  Wuzel.  Obmann  der  Stellenvermittlung 
für  Maschinen-  und  .Elektrotechniker:    Herr  Gg.  Hauenstein. 

Staatstechniker. 

Saarbrücken.  Eisenbahn  -  Techniker  -  Verein. 
Br.-A.  u.  Vors.:  Ing.  Till,  Saarbrücken  2.  Jahres-Hauptver- 
sammlung am  Samstag,  7.  Januar  1911,  abends  9  Uhr,  in  der 
Tonhalle  zu  Saarbrücken  1,  mit  folgender  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesen der  Niederschrift  über  die  Verhandlungen  der  letzten 
Hauptversammlung.    2.  Jahresbericht.  3.  Petitionsrundschreiben 


16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  1 


4.  Kassenbericht.  5.  Bericht  der  Kassenprüfer  und  Entlastung 
des  Vorstandes.  6.  Neuwahl  der  satzungsgemäß  ausscheidenden 
Vorstandsmitglieder:  a)  1.  Vorsitzender,  b)  2.  Schriftführer, 
c)  1.  Kassierer,  d)  Beisitzer.  7.  Beratung  der  Anträge  zum 
Bezirl<stag.  8.  Standesbevvegung.  9.  Eingänge  und  Versch  e- 
denes.  In  der  Hauptversammlung  am  17.  Dezember  1910  wurde 
einstimmig  eine  am  1.  Januar  1911  in  Kraft  tretende  Erhöhung 
der  Monatsbeiträge  von  1,60  M  auf  2  M  genehmigt.  Die 
höheren  Beiträge  sind  durch  Mehrleistungen  an  den  Verband 
—  jetzt  18  M  —  und  anderweitigen  größeren  Ausgaben  bedingt. 

L  a  n  d  c  s  V  c  r  c  i  n  A\  i  1 1  I.  Sächsischer  Eisenbahn- 
t  c  c  h  n  i  k  e  r.  Vrs.:  Bausekretär  K.  Tram.m,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II.) 
Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A. :  E.  Klotzsche,  Bahnmeister  1.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64. 
Donnerstag,  5.  und  19.  Januar  1911,  abends  Va^  Uhr,  finden  die 
nächsten  Versammlungen  statt.  Tagesordnung  wird  noch  be- 
kannt gegeben.  Die  Jahres-Hauptversammlung  mit  Fachvortrag: 
„A  eitere  und  neuere  Baustile"  ist  auf  Sonntag,  5.  Febr. 
1911,  nachm.  3  Uhr,  festgelegt.  Einladungskarten  mit  Tages- 
ordnung folgen.  Es  wird  um  pünktliches,  zahlreiches  Erscheinen 
dringend  gebeten.  Anträge  sind  schriftlich  beim  1.  Vorsitzenden 
einzureichen. 

Oemeindetechniker. 

Hauptausschuß  des  Verbandes  der  Technischen  Oemeindcr 
beamten  Deutschlands,  Interessengruppe  im  D.  T.-V.  (Vorsitzen- 
der Emil  Rohr,  Charlottenburg  5,  Stadt.  Bürgerhaus). 
Der  kostenlose  Versand  der  Zeitschrift  „Der  Technische  Ge- 
meindebeamte" erfolgt  nur  an  Gemeindetecnniker,  die  Mitglieder 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes  sind;  aus  Agitationsgründen 
kann  jedoch,  wenn  dies  von  den  betreffenden  Vereinsvorständen 
oder  einzelnen  Mitgliedern  gutgeheißen  wird,  die  Uebersendung 
auch  an  Oemeindetechniker  erfolgen,  die  zurzeit  noch  nicht 
Mitglieder  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  sind,  von  denen 
man  aber  erwarten  kann,  daß  sie  diese  Mitgliedschaft  in  aller- 
nächster Zeit  erwerben.  —  Für  den  alsbaldigen  Erhalt  genannter 
Zeitschrift  durchaus  notwendig  ist  aber,  daß  in  den  — 
allein  an  die  „Expedition  des  Technischen  Ge- 
meindebeamten, Berlin  NW.  52,  L  ü  n  c  b  u  r  g  e  f 
Straße  3"  zu  richtenden  —  Anforderungen  der  Zeitung 

1.  die  genaue  Adresse  (Name,  Vorname,  Wohnort,  Straße 
und  Hausnummer), 

2.  die  Mitgliedsnummer  beim  D.  T.-V. 

in  klarer,  leserlicher  Schrift  angegeben  werden.  —  Schriftsätze 
für  unsere  Zeitung  werden  nach  den  üblichen  Sätzen  honoriert 
und  sind  aus  dem  Kreise  der  Gemeindetechniker  besonders  will- 
kommen. Diesbezügliche  Sendungen  sowie  Zuschriften,  die  die 
Interessengruppe  betreffen,  wolle  man  an  die  obengenannte 
Adresse  des  Vorsitzenden  gelangen  lassen.  Adressen- 
änderungen, Reklamationen  oder  Neuanforderungen  der 
Zeitung  sind  aber,  wie  schon  gesagt,  allein  an  die  „Expedi- 
tion Berlin  NW.  52,  Lüneburger  Straße  3",  zu  richten.  Gleich- 
zeitig wird  noch  auf  einen  generellen  Entwurf  für  eine  Petition 
zur  Verbesserung  der  Anstellungsverhältnisse  der  Gemeindetech- 
niker hingewiesen  und  bekannt  gegeben,  daß  dieser  Entwurf 
in  Heft  18  des  Verkündigungsblattes:  „Der  Technische  Ge- 
meindebeamte" abgedruckt  ist  und  von  der  Geschäftstelle  kosten- 
los bezogen  werden  kann. 


Vorzugspreise  für  Verbandsmitglieder  beim  Pj^age  von 
Fachkalendern : 


I.  Deutscher  Baukalender  1911. 

a)  Ausgabe  in  dunkel  Lederband  anstatt  3,50  M 

für   3.00  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Leder  mit  Schloß  anstatt 

4,00  M  für   3, 10  M 

n.  Kalender  der  Baugewerkszeitung  1911. 

a)  Ausgabe  in  schwarzem  Einband  anstatt  2,75  M 

nur   2,25  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Einband  mit  Schloß  anstatt 

3,25  M  nur   2,75  M 

c)  Ausgabe  in  ff.  Offenbacher  Ledercinband  mit 
Nickelschloß  anstatt  4,50  M  nur     .      .      .  4,00  M 


sind  jetzt  erschienen  und  gegen  vorherige  Einsendung  des  Be- 
trages und  30  Pfg.  Porto  für  ein  Exemplar,  50  Pf*,  für 
zwei  und  mehrere,  durch  die  Geschäft-steile  des  D.  T.-V.  Berlin, 
Markgrafenstraße  94,  zu  beziehen. 

Wir  weisen  jedoch  besonders  darauf  hin,  daß  die  Ver- 
günstigungen für  diese  Kalender  nur  unter  der  Be  lingung  ge- 
währt wurden,  daß  der  Verband  eine  größere  Anzahl  Exeniplare 
auf  einmal  abnimmt.  —  Einzelne  Exemplare  werden  vom  Ver- 
leger direkt  an  die  Mitglieder  nicht  abgegeben,  daher  müssen 
derartige  Gesuche  unberücksichtigt  bleiben. 

III.  Kalender  für  den  Süddsutschen  Baumeister  1911.  Unter 

Mitwirkung  von  Fachmännern  neu  umgearbeitet  und  durch- 
gesehen von  Architekt  Franz  Zell,  Schriftleiter  der  „Süd- 
deutschen Bauzeitung".    XIII.  Jahrgang.    II  Teile.  Preis 
zusammen  statt  2,50  M  2  M  und  30  Pfg.  Porto. 
Der  Kalender  ist  gegen  vorherige  Einsendung  des  Betrages 

nur  direkt  von  der  Süddeutschen  Verlags-Anstalt,  G.  m.  b.  H., 

München,  Heustraße  18/19,  zu  beziehen. 

IV.  Kalender  für  Betriebsleitung  und  praktischen  Maschinen- 

bau 1911,    Völlig  neu  bearbeitet,  geordnet  und  ergänzt. 
Herausgegeben  von  Herrn  Direktor  Hugo  Güldncr.  In 
Leinen  gebunden:   Ausnahniepreis  2,50  M  franko. 
Dieser  Kalender  ist  gegen  vorherige  Einsendung  des  Be- 
trages nur  direkt  von  der  Verlagsanstalt  H.  A.  Ludwig  Degener 
in  Leipzig,  Hospitalstraße  15,  zu  beziehen. 


Verbandsbeitrag  1911 

Wir  geben  hierdurch  unseren  Mitgliedern  bekannt,  daß  laut 
Beschluß  des  Stuttgarter  Verbandstages 

der  jährliche  Verbandsbeitrag  vom  1.  Januar  1911  ab 

M  18,00 

beträgt. 

Die  Einzelmitglieder  können  den  Jahresbeitrag  in  halb- 
jährigen Raten  entrichten  und  zwar  im  Alonat  Januar  9  M  als 
"Beitrag  für  das  erste  Halbjahr,  im  Monat  Juli  9  M  als  Beitrag 
für  das  zweite  Halbjahr.  Zahlstelle  für  Einzelmitglieder: 
„Deutscher  Techniker-Verband,  Berlin  SW.  68". 

Die  Mitglieder  der  Zweigvereine  zahlen  nach  wie  vor  den 
Verbandsbeitrag  an  diese. 

Die  Verband. -ilcitung. 


ERHOLUNGSHÜM  des  D  T  V- 

GONDERSHAUSEN 


Das  ganze  Jahr  geöffnet! 

Herrliche,  freie  Gebirgslage.  Gesundes, 
billiges  Wohnen,  freundl.  Zimmer  mit 

1  oder  2  Betten. 
Behagliche  Gesellschaftsräume.  Gute 
und  reichliche  Kost.   Volle  Pension 

3,50  M  für  den  Tag. 
/immer  stehen  stets  zur  Ver- 
fügung. 

I  ahrkarte  nach  Sondershausen-Possen 
Uscn.  —  Jede  gewünschte  Auskunft 
durch  die  Verwaltung. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  2  sdiriftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  7.  Januar  1911 

Inball:    Die  Sozialpolitik  in  der  bayerischen  Steuerreform  —  Reklame-  und  Festbeleuchtungen  —  Ueber  den  derzei  igen  Stand  der  Eisenbetontechnik  —  Kultur  und  Kunst 
Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Büchel  schau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Sozialpolitik  in  der  bayerischen  Steuerreform 

Von  Dr.  ALEXANDER  SCHRÜFFER. 


Wir  machen  die  Wahrnehmung,  daß  in  unseren  Tagen 
der  soziale  Gedanke,  der  auf  allen  Gebieten  seinen  Einzug 
gehalten  hat,  auch  bei  Steuergesetzen  in  den  Vordergrund 
gestellt  vi'ird.  So  wies  auch  vor  einigen  Tagen  bei  der 
großen  Etatsberatung  im  Reichstag  der  Abgeordnete 
Bassermann  auf  den  sozialen  Gedanken  in  der  Reichs- 
finanzreform hin.  Es  wird  deshalb  vielleicht  von  Inter- 
esse sein,  einmal  auch  die  neuen  bayerischen  Steuern 
daraufhin  zu  prüfen,  ob  und  inwieweit  sie  den  Anforde- 
rungen entsprechen,  die  wir  vom  Standpunkt  der  Sozial- 
politik aus  stellen  können. 

Mit  allgemeiner  Spannung  war  der  L  August  1910 
in  Bayern  erwartet  worden :  brachte  er  doch  die  Entschei- 
dung, ob  das  große  Werk  der  bayerischen  Steuerreform 
an  dem  letzten  Differenzpunkte,  über  den  die  beiden 
Kammern  eine  Einigung  nicht  finden  konnten,  scheitern 
oder  zur  Vollendung  kommen  sollte.  Die  Kammer  der 
Reichsräte  ging  in  der  Frage  des  Tarifs  zum  Einkommen- 
steuergesetz Von  ihrem  streng  betonten  Standpunkt  ab 
und  nahm  den  von  der  Abgeordnetenkammer  beschlossenen 
Tarif  mit  dem  Höchstsatz  von  So/o  an:  damit  war  die 
Steuerreform  gerettet.  Es  erscheint  nicht  merkwürdig,  daß 
es  gerade  der  Tarif  war,  der  zuletzt  noch  den  Zankapfel 
zwischen  den  beiden  Körperschaften  bildete.  Schon  im 
Verlauf  der  Beratungen,  insbesondere  auch  beim  Gewerbe- 
steuergesetz hatte  sich  herausgestellt,  daß  die  Kammer 
der  Reichsräte  sich  sehr  geneigt  zeigte,  das  von  der  un- 
teren Kammer  stärker  herangezogene  Großkapital  und  die 
hohen  Einkommen  zu  schützen  und  andererseits  die  nach 
ihrer  Ansicht  zu  weitgehende  Berücksichtigung  der  nie- 
deren Steuerklassen  zu  paralysieren. 

Betrachtet  man  einmal  die  bayerische  Steuerreform 
unter  diesem  Gesichtspunkte  der  sozialen  Bedürfnisse,  so 
müssen  wir  zunächst  die  Wahrnehmung  machen,  daß  schon 
in  der  Steuerreform  als  solcher  der  soziale  Gedanke  zum; 
Ausdruck  kommt.  Waren  es  auch  vorwiegend  Gründe  finan- 
zieller und  steuertechnischer  Natur,  welche  eine  gründliche 
Reform  notwendig  machten,  so  darf  doch  auch  nicht  ver- 
gessen werden,  daß  die  lebhaften  Klagen  über  die  un- 
gerechte Belastung  der  Pflichtigen,  über  die  mangelnde 
Schonung  der  Minderleistungsfähigen  usw.  ihr  Teil  dazu 
beitrugen,  die  Revisionsbedürftigkeit  der  alten  Steuer- 
gesetze noch  augenfälliger  zu  machen.  Den  einfachen 
Wirtschafts-  und  Lebensverhältnissen  am  Anfang  des 
vorigen  Jahrhunderts  entsprechend  waren  die  Steuern 
technisch  einfach;  ihre  drückende  Wirkung  begannen  sie 
rst  zu  äußern,  als  sich  in  unserem  Wirtschaftsleben  die 
ewaltige  Veränderung  vollzog  und  der  Industrialismus, 
t^Ie  Technik,  die  Weltwirtschaft  auch  auf  den  ursprüng- 


lichen Agrarstaat  überzugreifen  begannen.  Diesen 
komplizierten  Verhältnissen  zeigten  sich  die  alten 
Steuergesetze,  die  sich  teilweise,  wie  die  Grundsteuer, 
acht  Jahrzehnte  unverändert  durchs  Leben  geschleppt 
hatten,  nicht  mehr  gewachsen,  und  sie  wirkten  ganz  be- 
sonders drückend  durch  die  Gemeindesteuern,  die  in  Form 
von  Zuschlägen  zu  den  Staatssteuern  hinzutraten  und  da- 
durch manche  kleinere  und  an  sich  bedeutungslose  Nach- 
teile geradezu  ins  Groteske  verzerrten. 

Die  Tendenz  der  Steuerreform  war  auf  die  Herbei- 
führung eines  Systems  gerichtet,  das  bei  reinlicher  Schei- 
dung der  Staats-  von  den  Gemeindefinanzen  eine  gerechte 
Verteilung  der  Lasten  zwischen  Leistungsfähigen  und 
weniger  Leistungsfähigen  ermöglichte,  die  höheren  Ein- 
kommen in  einem  steigenden  Maße  zur  Deckung  des  Be- 
darfs heranzog  und  technisch  allen  Anforderungen,  welche 
die  Neuzeit  an  ein  Steuergesetz  stellt,  gewachsen  war. 
Dies  konnte  nur  die  allgemeine  Einkommen- 
steuer sein,  entweder  in  Verbindung  mit  einer  Ver- 
mögenssteuer oder  mit  teilweiser  Beibehaltung  der  Er- 
tragssteuern. Da  die  gleichzeitige  Einführung  der  Ver- 
mögenssteuer neben  der  allgemeinen  Einkommensteuer  mic 
Rücksicht  auf  den  Vollzug  und  auf  die  Unsicherheit  der 
finanziellen  Ergebnisse  als  zu  schwierig  erschien,  wurde 
die  Reform  in  zwei  Perioden  eingeteilt,  für  die  erste 
Periode,  die  ungefähr  sieben  Jahre  umfassen  soll,  werden 
die  Ertragssteuern  beibehalten,  in  der  zweiten  Periode, 
nachdem  ein  Ueberblick  über  die  Erfolge  der  allgemeinen 
Einkommensteuer  möglich  wäre,  soll  die  Vermögenssteuer 
an  die  Stelle  der  den  Gemeinden  zuzuteilenden  Ertrags- 
steuern treten. 

Die  erste  Periode  der  Wirksamkeit  der  allgemeinen 
Einkommensteuer  beginnt  mit  dem  L  Januar  1912.  Be- 
trachten wir  nun  '  die  Steuergesetze  im  einzelnen  imter 
dem  von  uns  gewählten  Gesichtspunkt. 

Die  Einkommensteuer  als  das  Rückgrat  der  Staats- 
steuern muß  vor  allem  dem  Prinzip  der  Gerechtigkeit  ent- 
sprechen, und  dies  kann  sie  nur,  wenn  sie  sowohl  ,, all- 
gemein" ist,  das  heißt  alle  Einkommenquellen  erfaßt,  als 
auch  ,, progressiv",  d.  h.  je  nach  der  Leistungsfähigkeit 
des  Pflichtigen  steigende  Anforderungen  stellt.  Hierbei 
müssen  aber  auch  die  persönlichen  Verhältnisse  in  ent- 
sprechender Weise  berücksichtigt  werden,  und  nach  dem 
Maße  dieser  Berücksichtigung  kommt  der  Steuer  die  Cha- 
rakteristik „sozialpolitisch"  in  höherem  oder  geringerem 
Grade  zu.  In  erster  Linie  sind  es  die  Familienverhältnisse, 
welche  dem  Normaleinkommen  als  Wertmesser  zugrunde 
gelegt  werden  müssen.  Große  Kinderzahl,  Krankheit,  Un- 
fälle können  das  Einkommen  oder  Verdienst  der  Durch- 


18 


Heft  2 


Schnittsfamilie,  und  nur  diese  kann  bei  dieser  Betrach- 
tung in  Berücksichtigung  gezogen  werden,  in  einer  Weise 
verändern,  daß  auch  ein  an  sich  gerechter  und  geringer 
Steuersatz  zu  einer  drückenden  Ungerechtigkeit  wird. 
Diesem  Moment  trägt  Art.  19,  der  sog.  „Kinderparagraph", 
in  weitgehender  Weise  Rechnung.  Für  zwei  Kategorien 
Steuerpfhchtiger  bestehen  verschiedene  "Ermäßigungsstufen 
je  nach  der  Zalil  der  unterhaltsbedürftigen  Abkömmlinge : 
1.  einem  Steuerpflichtigen  mit  einem  Einkommen  von 
nicht  mehr  als  3000  M  wird  Ermäßigung  gewährt  um 
eine  Tarifstufe  bei  einem  oder  zwei  Abkömmlingen,  um 
zwei  Stufen  bei  drei  oder  vier  Abkömmlingen,  um  vier 
Stufen  bei  fünf  oder  sechs  Abkömmlingen,  um  sechs  Stufen 
bei  sieben  oder  mehr  Abkömmlingen.  2.  Steuerpflichtige 
mit  Einkommen  von  mehr  als  3000,  aber  nicht  mehr  als 
5000  M  erhalten  Ermäßigung  um  eine  Stufe  bei  drei  oder 
vier,  um  zwei  Stufen  bei  fünf  oder  sechs,  um  drei  Stufen 
bei  sieben  oder  mehr  Abkömmlingen.  Voraussetzung  ist 
die  Gewährung  des  Unterhalts  auf  Grund  gesetzlicher  Ver- 
pflichtung, die  Abkömmlinge  selbst  dürfen  das  15.  Lebens- 
jahr nicht  überschritten  haben  oder  müssen  in  der  Vor- 
bildung für  einen  Beruf  begriffen  sein  oder  ihrer  aktiven 
Militärdienstpflicht  genügen.  Wir  ersehen  hieraus,  daß 
gerade  Familien  mit  geringen  Einkommensverhältnissen,- 
die  sich  in  der  Regel  durch  eine  größere  Nachkommenschaft 
als  die  oberen  Steuerklassen  belastet  fühlen,  in  besonderem 
Maße  durch  das  Gesetz  begünstigt  sind. 

Um  andere  Verhältnisse  der  Wohltat  des  Gesetzes 
unterwerfen  zu  können,  ist  in  Art.  20  für  Steuerpflichtige 
mit  Einkommen  bis  zu  6000  M  die  Möglichkeit  der  Steuer- 
ermäßigung um  zwei  bis  vier  Stufen  vorgesehen,  wenn 
ihre  Leistungsfähigkeit  durch  besondere  wirtschaftliche  Ver- 
hältnisse wesentlich  beeinträchtigt  ist.  Das  Gesetz  gibt 
gleichzeitig  eine  authentische  Interpretation  dieser  Voraus- 
setzungen und  nennt  drei  Arten  außergewöhnlicher  Be- 
lastung, die  ausschließlich  zu  dieser  Ermäßigung  berech- 
tigen: durch  pflichtgemäßen  Unterhalt  von  Abkömmlingen 
und  mittellosen  sonstigen  Angehörigen,  durch  andauernde 
Krankheit  und  besondere  Unglücksfälle. 

Ist  diese  Ermäßigung  auch  als  eine  weitgehende  zu 
erachten,  wie  sie  in  keinem  anderen  Steuergesetz  zu  finden 
ist,  so  muß  andererseits  in  Betracht  gezogen  werden,  daß 
die  Festsetzung  des  Existenzminimums  auf  600  M,  wie 
der  Regierungsentwurf  vorschlug  und  wie  auch  im  Land- 
tag nach  einem  Abänderungsversuch  beschlossen  wurde, 
eine  umfassende  Heranziehung  gerade  der  Wenigstleist- 
ungsfähigen  enthält.  Der  Hinweis  auf  das  hierdurch  ge- 
währleistete Wahlrecht  bietet  keine  genügende  Entschul- 
digung, da  hier  die  Möglichkeit  freiwilliger  Leistung  der 
geringsten  Tarifstufe  offengestanden  wäre,  ohne  daß  man 
die  große  Zahl  der  erwerbstätigen  Frauen  mit  der  Steuer 
belastete.  Der  Tarif  des  preußischen  Einkommensteuer- 
gesetzes beginnt  wenigstens  erst  bei  einem  Einkommen 
von  900  M;  allerdings  setzt  er  gleich  mit  einer  schärferen 
Belastung  als  der  bayerische  ein. 

Auch  die  Bestimmung  in  Art.  9,  daß  das  Einkommen 
steuerpflichtiger  Ehegatten  einheitlich  zu  veranlagen  ist, 
und  zwar  ohne  Rücksicht  auf  den  ehelichen  Güterstand, 
kann  vom  sozialpolitischen  Standpunkt  aus  nicht  als  be- 
sonders glücklich  bezeichnet  werden,  obwohl  sie  auch  in 
anderen  Staaten  gilt  und  schon  in  dem  bisherigen  Gesetz 
enthalten  war,  daher  nicht  mehr  das  Abschreckende  der 
Neuheit  hat.  Wenn  man  bedenkt,  daß  gerade  die  wirt- 
schaftlich Schwachen  auf  den  Nebenverdienst  der  Frau, 
der  vielleicht  manchmal  zum  Hauptverdienst  der  Familie 
wird,  angewiesen  sind,  so  ist  es  klar,  daß  in  solchem 
Fall  die  Veranlagung  in  einer  höheren  Tarifstufe,  welche 
die  Folge  der  Zusanimenrechnung  sein  kann  —  wenn  sie 


dies  auch  nicht  immer  sein  muß  — ,  besonders  hart  wirkt. 
Glücklicherweise  hat  dieses  Prinzip  eine  Milderung  erfahren 
durch  Art.  18,  wonach  ein  Steuerpflichtiger,  dessen  Steuer- 
bares Einkommen  bei  Zurechnung  des  Einkommens  seiner 
Ehefrau  nicht  mehr  als  1800  M  beträgt,  verlangen  kann, 
daß  die  Berufseinkünfte  seiner  Ehefrau  bis  zum  Betrage 
von  400  M  für  die  Berechnung  seiner  Steuer  außer  Ansatz 
bleiben.  "Steuerpflichtig  bleibt  er  aber  jedenfalls,  auch 
wenn  er  nach  dieser  Berechnung  in  keine  Tarifstufe  mehr 
einzureihen  ist  und  unter  dem  Existenzminimum  bleibt, 
mit  dem  geringsten  Steuersatz  von  1  M.  Diese  Ermäßi- 
gungsbestimmung enthält  von  den  größeren  deutschen 
Bundesstaaten  nur  noch  das  badische  Einkommen 
steuergesetz 

Eine  selbstverständliche  Vorschrift  ist,  daß  Leistungen 
aus  einer  Krankenversicherung  an  die  Versicherten  für  die 
Staatssteuerveranlagung  außer  Betracht  bleiben  wie  die 
Armenunterstützungen  und  Unterrichts-  und  Erziehungs- 
beihilfen aus  öffentlichen  oder  Stiftungsmitteln,  oder  wie 
die  Beihilfen  aus  öffentlichen  Fonds  an  niedere  Militär- 
personen und  ihre  Hinterbliebenen  (Artikel  8,  Abs.  1, 
Ziffer  6,  7,  8). 

Im  Zusammenhang  mit  der  reichs-  und  landesgesetz- 
lichen Regelung  der  Sozialpolitik  sind  die  zur  Durch- 
führung der  Arbeiterversicherung  auf  Grund  dieser  Ge- 
setze errichteten  Kassen,  Berufsgenossenschaften  und  Ver- 
sicherungsanstalten einkommensteuerfrei,  während  die  Ein- 
künfte juristischer  Personen  und  nicht  rechtsfähiger  Ver- 
eine, insbesondere  die  Stiftungen,  Anstalten  und  Kassen, 
soweit  sie  satzungsgemäß  für  Zwecke  des  Unterrichts,  der 
Erziehung,  der  Wohltätigkeit  usw.,  oder  andererseits  zu 
fortlaufenden  Unterhaltungsbeiträgen  oder  zu  Unter- 
stützungen in  Kranken-,  Sterbe-  oder  Notfällen  oder  im 
Falle  der  Arbeitslosigkeit  an  die  Mitglieder  oder  deren 
Hinterbliebene  verwendet  werden,  nur  von  der  Staats- 
einkommensteuer befreit  sind,  dagegen  der  gemeindlichen 
Steuerpflicht  unterliegen. 

Von  wesentlichem  Einfluß  auf  die  Gestaltung  der 
Steuerlast  ist  die  Möglichkeit  des  Abzugs  von  Ausgaben, 
die  zur  Erwerbung,  Sicherung  oder  Erhaltung  der  Ein- 
künfte gemacht  werden  müssen  (Betriebsausgaben)  oder 
die  für  den  Verbrauch  und  Lebensbedarf  in  allgemeiner 
Weise  in  Betracht  kommen  (Verbrauchsausgaben).  Das 
hierdurch  ermittelte  Nettoeinkommen  kann  ganz  erheblich 
geringer  sein  als  die  Roheinkünfte.  Von  unserem  Ge- 
sichtspunkt ist  hier  besonders  zu  erwähnen  die  Abzugs- 
fähigkeit der  Beiträge  des  Unternehmers  zu  Kranken-, 
Unfall-,  Invaliden-,  Alters-,  Pensions-,  Sterbe-,  Witwen- 
und  Waisenkassen  oder  -Versicherungen  für  die  in  seinem 
Betrieb  beschäftigten  Personen.  Diesen  gesetzlichen  oder 
vertragsmäßigen  Verpflichtungen  gleichgestellt  sind  die 
Unterhaltsbeiträge  für  die  Hinterbliebenen  von  Angestell- 
ten. Die  Leistung  kann  auch  in  einer  anderen  Form  er- 
folgen, wenn  die  Verwendung  der  Beiträge  für  die  be- 
stimmten Zwecke  dauernd  sichergestellt  ist. 

Als  abziehbare  Verbrauchsausgaben  sind  besonders 
zu  nennen  die  gesetzlichen  oder  vertragsmäßigen  Beiträge 
des  Steuerpflichtigen  für  sich  oder  einen  nicht  selbständig 
zu  veranlagenden  Haushaltungsangehörigen  zu  den  oben- 
genannten Versicherungen,  sowie  zu  Haftpflichtversiche- 
rungen. Eine  außerordentliche  Schwierigkeit  bei  der  parla- 
mentarischen Behandlung  des  Gesetzes  entstand  auch  be- 
züglich der  Abzugsfähigkeit  der  Lebensversicherungs- 
prämien, die  nach  langen  Kämpfen  erreicht  wurde  mit 
der  Begrenzung  des  Einkommens  auf  10  000  M  und  der 
Versicherungsprämien  auf  einen  Gesamtbetrag  von  400  M. 
Von  Interesse  ist  noch,  daß  auch  die  Fahrtkosten  des 
Pflichtigen  und  seiner  nicht  selbständigen  Haushaltungs- 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


19 


angehörigen  für  Fahrten  zwischen  Wohnsitz  und  Arbeits- 
stätte zur  Ausübung  der  Arbeit  abzugsfähig  sind.  Bei 
der  großen  Ausdehnung  unserer  Industrie-  und  Fabrik- 
städte und  der  hierdurch  bedingten  Wohnungsmisere  ist 
jede  Maßregel,  die  das  Wohnen  in  den  gesunderen  Stadt- 
teilen und  Vororten  begünstigt,  mit  Freude  zu  begrüßen, 
auch  wenn  sie  an  s'ich  noch  so  geringfügig  erscheint. 

Dem  Qenossenschaftsgedanken  wird  das  neue  Ein- 
kommensteuergesetz insofern  gerecht,  als  es  die  allgemeine 
Steuerpflicht  der  Genossenschaften  für  diejenigen  außer 
Kraft  setzt  und  Steuerfreiheit  gewährt,  die  ausschließlich 
und  unmittelbar  der  land-  und  forstwirtschaftlichen  oder 
der  gewerblichen  Produktion  oder  der  besseren  Ver- 
wertung der  eigenen  Erzeugnisse  ihrer  Mitglieder 
dienen,  einschließlich  der  Vorschuß-  und  Kredit- 
genossenschaften, unter  der  Voraussetzung,  daß  diese  Ge- 
nossenschaften die  ihrem  Zwecke  entsprechende  Tätigkeit 
auf  den  Kreis  der  Mitglieder  beschränken;  desgleichen 
erhalten  die  übergeordneten  Verbände  solcher  Genossen- 
schaften und  die  gemeinnützigen  Baugenossenschaften 
Steuerfreiheit.  Diese  letztere  Bestimmung  gewinnt  be- 
sondere Bedeutung  mit  Rücksicht  auf  die  außerordentliche 
Wohnungsnot  und  die  zu  ihrer  Beseitigung  in  wachsender 
Zahl  gegründeten  Baugenossenschaften,  die  von  der  baye- 
rischen Regierung  wesenthch  gefördert  werden.  Es  wird 
hier  gleichzeitig  eine  Definition  des  Begriffes  „gemein- 
nützig" gegeben.  Diese  Eigenschaft  und  damit  die  Steuer- 
freiheit wird  solchen  Baugenossenschaften  aberkannt,  die 
satzungsgemäß  die  Einzahlungen  der  Mitglieder  mit  mehr 
als  4  vom  Hundert  verzinsen  oder  den  Mitgliedern  im 
Falle  der  Auflösung  mehr  als  die  Einzahlungen  aus- 
antworten. 

Aus  dem  gleichen  Gesichtspunkt  und  mit  demselben 
Wortlaut  erhält  übrigens  diese  Kategorie  Genossenschaften 
die  Freiheit  von  der  Gewerbesteuer  auf  Grund  des  Art.  3 
des  Gewerbesteuergesetzes. 

Der  enge  Zusammenhang,  in  dem  einzelne  Gesetze 
mit  dem  Einkommensteuergesetz  stehen,  veranlaßt  in  den 
Bestimmungen  allgemein  eine  Angleichung  an  dasselbe. 
Dies  kommt  naturgemäß  auch  in  jenen  Bestimmungen 
zum  Ausdruck,  die  den  Gegenstand  dieser  Betrachtung 
bilden.  Es  sei  hier  nur  an  die  einheitliche  Veranlagung 
der  Ehegatten,  an  die  Steuerbefreiungen  und  anderes  er- 
innert. Es  ist  auch  klar,  daß  bei  Veranlagung  einer 
Steuer  nach  emem  Tarif  die  Grundsätze  für  Beginn  und 
Steigerung  der  Stufen  in  einem  Verhältnis  zur  allgemeinen 
Steuerpflicht  stehen  muß.  Daher  bleiben  z.  B.  bei  der 
Gewerbesteuer  die  kleinen  Gewerbebetriebe,  die  vielfach 
nur  einen  Nebenverdienst  bilden,  für  die  Steuerberechnung 
außer  Ansatz,  soweit  ihr  Betriebskapital  2000  M  und  ihr 
Reinertrag  1000  M  nicht  übersteigt. 

In  der  Natur  der  Sache  liegt  auch  die  Notwendigkeit 
begründet,  für  das  fundierte,  d.  h.  von  der  jeweiligen 
Erwerbsmöglichkeit  des  Inhabers  unabhängige  Einkommen 
eine  andere  steuerliche  Behandlung  zu  betätigen  als  für 
das  unfundierte  Berufs-  und  Arbeitseinkommen.  Dieses 
hängt  von  Zufälligkeiten  ab,  die  vielfach  nicht  bemessen 
werden  können,  während  die  Kapitalrenten  bei  gleich- 
bleibender Anlage  und  Höhe  des  Grundkapitals  dem  Be- 
zugsberechtigten ohne  Rücksicht  auf  Veränderungen  in 
den  persönhchen  Verhältnissen  unverändert  zur  Verfügung 
stehen.  Trotzdem  muß  aber  auch  hier  die  Steuer  auf 
die  persönlichen  Verhältnisse  Rücksicht  nehmen,  denn  es 
ist  ein  wesentlicher  Unterschied,  ob  es  sich  um  Renten 
eines  umfangreichen  Kapitalvermögens  handelt  oder  um 
Renten,  die  sich  als  Zinsen  eines  kleinen  Sparkapitals 
oder  Erbteils  darstellen  und  notdürftig  zur  Bestreitung 
des  Lebensunterhaltes  ausreichen.    An  sich  ist  der  Kreis 


der  Kapitalrentensteuerpflichtigen  sehr  weit  gezogen,  die 
Steuerpflicht  beginnt,  wie  nach  dem  bisherigen  Gesetz, 
schon  bei  einer  Kapitalrente  von  70  M.  Das  soll  haupt 
sächlich  jene  Fälle  treffen,  in  denen  der  Bezug  einer 
kleineren  Kapitalrente  neben  einem  anderweitigen  Ein- 
kommen einhergeht.  Für  bestimmte  Personenkategorien 
sieht  unter  der  Voraussetzung  eines  beschränkten  Einkom- 
mens das  Kapitalrentensteuergesetz  Steuerfreiheit  vor,  so 
für  Witwen,  geschiedene,  verlassene  und  nach  §  1575 
B.  G.  B  getrennt  lebende  Ehefrauen,  sowie  für  vaterlose 
Minderjährige  und  erwerbsbeschränkte  Personen,  wenn  ihre 
Kapitalrenten  nicht  mehr  als  400  M  betragen  und  ihr  Ge- 
samteinkommen 800  M  nicht  übersteigt.  Auch  für  Vci- 
sicherungsvereine  auf  Gegenseitigkeit  ist  die  Steuerfrei- 
heit statuiert. 

Eine  Schonung  der  geringeren  Einkommen,  die  nicht 
nur  als  zweckmäßig,  sondern  sogar  als  notwendig  an- 
gesehen werden  muß,  liegt  in  der  Bestimmung,  daß  für 
eine  Kapitalrente  von  nicht  mehr  als  1000  M,  wenn  das 
steuerbare  Einkommen  des  Steuerpflichtigen  nicht  mehr 
als  2000  M  beträgt,  nur  die  Hälfte  der  Steuer  zu  entrichten 
ist.  Beträgt  die  steuerbare  Kapitalrente  nicht  mehr  als 
2000  M  und  das  steuerbare  Einkommen  insgesamt  nicht 
mehr  als  3000  M,  sö^  tritt  eine  Ermäßigung  der  Steuer 
um  ein  viertel  kraft  Gesetzes  ein.  Die  Steuer  selbst  be- 
trägt gleichbleibend  2  Prozent  der  steuerbaren  Kapital- 
rente, für  Renten  von  70 — 1000  M  ist  hierbei  in  vierfacher 
Abstufung  ein  geringerer  Steuersatz  von  1 — iVi  Prozent 
vorgesehen. 

In  der  Tendenz  der  gesamten  Steuerreform  liegt  es 
ferner,  die  bisher  tatsächlich  zu  gering  besteuerten  Be- 
rufseinkünfte in  höherem  Maße  zur  staatlichen  Besteue- 
rung heranzuziehen.  Wenn  wir  die  Lasten,  die  in  anderen 
Staaten  das  Berufseinkommen  auf  sich  nehmen  muß,  mit 
der  bisherigen  sog.  „speziellen  Einkommensteuer"  oder 
„Arbeitsertragssteuer"  vergleichen,  so  finden  wir  eine 
außerordentliche  Besserstellung  des  Arbeitseinkommens  in 
Bayern.  Der  notwendige  Ausgleich  in  dem  Verhältnis  zur 
Besteuerung  der  übrigen  Einkommen  konnte,  um  Härten 
zu  vermeiden,  nur  durch  eine  größere  Schonung  bei  der 
Gemeindebesteuerung  geschehen,  wie  wir  ja  auch  oben 
bereits  sahen,  daß  gerade  die  Gemeindesteuern  es  waren, 
welche  dem  bisherigen  Steuersystem  in  einzelnen  Teilen 
einen  unbilligen  Charakter  verliehen.  Diesen  Gesichts- 
punkten trägt  das  Umlagengesetz  Rechnung,  indem 
für  die  Bemessung  der  Umlagen  die  Einkommensteuern 
mit  den  halben  Beträgen  in  Ansatz  gebracht  werden, 
während  die  Kapitalrentensteuern  mit  den  eineinhalb- 
fachen Beträgen  und  alle  übrigen  Steuern  (Grund- 
steuern, Haussteuern,  Gewerbesteuern  und  Steuern 
vom  Gewerbebetrieb  im  Umherziehen)  mit  den  zwei- 
einhalbfachen Beträgen  zugrunde  gelegt  werden.  Hierin 
hegt  eine  wesentliche  Begünstigung  der  Einkommen,  haupt- 
sächlich der  nichtfundierten  Einkommen,  die  zwar  eine 
ungemein  komplizierte  steuerliche  Berechnung  voraussetzt, 
aber  doch  von  der  Bemühung  ausgeht,  den  schwächeren 
Schultern  eine  wohlwollende  Berücksichtigung  zuteil  werden 
zu  lassen.  Dieselbe  Absicht  drückt  sich  auch  in  der  ge- 
setzlichen Ermächtigung  der  Gemeindeverwaltung  aus,  die 
Gemeindeumlagen  ganz  oder  teilweise  nachzulassen,  wenn 
deren  Einhebung  die  Pflichtigen  in  ihrem  wirtschaftlichen 
Fortkommen  gefährden  würde. 

Von  allgemeinem  sozialpolitischen  und  verwaltungs- 
rechtlichen Interesse  ist  die  neu  eingeführte  Pflicht  der 
Zuschußleistung  der  Arbeitsgemeinde  an  die  Arbeiterwohn- 
gemeinde. Es  kommen  hier  besonders  die  Vororte  und 
Nachbargemeinden  größerer  Industriestädte  in  Betracht.  Er- 
wachsen den  ersteren  durch  dort  wohnende  Personen,  die 


20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  2 


in  einer  anderen  Gemeinde  im  Betrieb  eines  stehenden 
Gewerbes  beschäftigt  werden,  nachweisHch  Mehrausgaben 
für  Zwecke  der  öffentlichen  Voll<sschulen,  der  öffentlichen 
Armenpflege  oder  der  Polizei,  die  im  Verhältnisse  zu  den 
ohne  diese  Personen  für  die  gleichen  Zwecke  notwendigen 
Gemeindcausgaben  erheblich  sind  und  eine  unbillige  Mehr- 
belastung der  Umlagenpflichtigen  bevvi  ken,  so  ist  die  Be- 
triebsgemeinde auf  Verlangen  der  Wohngemeinde  ver- 
pflichtet, dieser  einen  angemessenen  Zuschuß  zu  leisten. 
Diese  Bestimmung  enthält  letzten  Endes  eine  nicht  ge- 
ringe Belastung  der  Industrie,  die  überhaupt  bei  der  ganzen 
Steuerreform  nicht  besonders  günstig  behandelt  worden 
ist.  Der  Zuschuß  besteht  nämlich  in  einem  entsprechenden 
Teilbetrag  der  Gemeindeumlagen,  die  von  den  beteiligten 
Betrieben  an  die  Bet.iebsgemeihde  aus  den  Gewerbesteuern 
entrichtet  werden.  Allerdings  müssen  dabei  auch  die  der 
Wohngemeinde  aus  der  erhöhten  Steuerkraft  zugehenden 
Vorteile  bei  der  Bemessung  des  Zuschusses  in  Berück- 
sichtigung gezogen  werden. 

Auch  diejenigen  Steuern,  welche  nach  ihrer  ganzen 
Natur  eine  Berücksichtigung  der  persönlichen  Verhältnisse 
ausschließen,  müssen  doch  die  Möglichkeit  bieten,  in  ganz 
besonderen  Fällen  einen  Nachlaß  mindestens  zu  gewähren,, 
wenn  sie  nicht  eine  von  dem  Gesetzgeber  ungewollte  Härte 
in  sich  schließen  sollen.  Aus  diesem  Grunde  ist  auch 
in  dem  neuen  Grund-  und  Haussteuergesetz  eine 
einheitliche  Neuregelung  der  Vorschriften  über  die  Ge- 
währung von  Steuernachlässen  aufgenommen  worden.  Die 
bisherigen  Vorschriften  waren  sehr  veraltet  und  außer- 
ordentlich umständlich  im  Vollzug,  auch  für  die  Landes- 
teile links  und  rechts  des  Rheins  verschieden,  so  daß  eine 
Vereinheitlichung  dringend  nottat.  Zwar  nimmt  schon  die 
allgemeine  Einkommensteuer  auf  die  wirtschaftliche  Leis- 
tungsfähigkeit des  Steuerpflichtigen  und  auf  Ertragsminde- 
rungen, die  durch  besondere  Umstände  veranlaßt  sind, 
Rücksicht,  doch  durfte  die  Möglichkeit  eines  Nachlasses 
nicht  außer  Betracht  bleiben.  Es  ist  daher  ein  Nachlaß 
an  der  Grundsteuer  zulässig,  wenn  infolge  außerordent- 
licher Elementarereignisse  die  gewöhnliche  Jahresernte 
landwirtschaftlich  benützter  Grundstücke  mindestens  zum 
vierten  Teile  beschädigt  oder  der  Wert  des  Wirtschafts- 
inventars um  mindestens  den  vierten  Teil  vermindert  wurde. 
Das  Haussteuergesetz  gestattet  einen  Nachlaß  an  der  Miet- 
steuer, wenn  Wohnungen  oder  Geschäftsräume  unvermietet 
und  unbenützt  bleiben  und  der  Mietentgang  mindestens  den 
fünften  Teil  des  Mietertrags  beziffert. 

Bei  beiden  Steuerarten  besteht  schließlich  noch  die 
Möglichkeit,  die  Steuerbeträge  niederzuschlagen,  wenn  die 
zwangsweise  Beitreibung  die  Steuerpflichtigen  in  ihrem 
wirtschaftlichen  Fortkommen  gefährden  würde. 

Den  Bestrebungen,  die  in  neuerer  Zeit  von  privater 
und  öffentlicher  Seite  dem  Wohnungswesen  und  der  Woh- 
nungshygiene zugewendet  werden,  wi.d  auch  in  dem  neuen 
Haussteuergesetz  Rechnung  getragen.  Handelt  es 
sich  bei  einem  neuaufgeführten  Gebäude,  dessen  Steuer- 
pflicht an  sich  mit  dem  Ablauf  des  dem  Jahre,  in  welchem 
der  Neubau  vollendet  wurde,  folgenden  Kalenderjahres  be- 
ginnt, um  einen  Kleinwohnungsbau  für  die  minderbemittelte 
Bevölkerung  oder  zur  Ansiedelung  landwirtschaft  icher  Ar- 
beiter, so  beginnt  die  Steuerpflicht  erst  mit  dem  Ablauf 
der  dem  Jahre,  in  dem  der  Neubau  vollendet  wurde, 
folgenden  sechs  Kalenderjahre.  Eine  noch  weitergehende 
Steuerfreiheit  ist  dann  vorgesehen,  wenn  der  Kleinwoh- 
nungsbau nicht  mehr  als  vier  Wohnungen  enthält  oder 
wenn  er  von  einer  Gemeinde  oder  einer  rechtsfähigen 
gemeinnützigen  Vereinigung  hergestellt  ist,  die  sich  mit 
der  Erbauung,  Beschaffung  oder  Verbesserung  von  Woh- 
nungen für  die  minderbemittelte  Bevölkerung  befaßt.  In 


diesen  Fällen  sind  zwölf  Steuerfreijahre  in  Aussicht  ge- 
stellt. Die  staatliche  Begünstigung  der  Wohnungsfürsorge, 
wie  sie  bereits  durch  das  Gesetz,  die  Landeskulturrenterir, 
anstalt  betr.,  in  der  Fassung  der  Bekanntmachung  voirt, 
31.  März  1908  eingeleitet  wurde,  hat  hierdurch  auch  in 
steuerlicher  Hinsicht  eine  Bestätigung  erfahren,  die  sehr 
erfreulich  und  die  Initiative  auf  diesem  Gebiete  zu  beleben 
geeignet  ist.  Eine  wohlwollende  Berücksichtigung  der 
Wohnungsbauvereine,  die  hier  gleich  erwähnt  werden  darf, 
enthält  auch  der  Art.  6  des  Besitzveränderungs- 
abgabengesetzes  vom  14.  August  1910,  wonach 
Eigentums-  und  Rechtsübergänge  auf  derartige  Vereini- 
gungen von  der  Besitzveränderungsabgabe  befreit  sind. 

Eine  zurzeit  vielumstrittene  Frage,  die  zwar  mit  der 
Sozialpolitik  nur  in  einem  sehr  losen  Zusammenhang  steht,, 
der  ihr  aber  infolge  ihrer  Beziehungen  zur  Bodenreform 
und  deren  Bestrebungen  nicht  ganz  bestritten  werden  kann, 
wurde  von  dem  bayerischen  Landtag  gesetzlich  nicht  be- 
handelt :  Die  Wertzuwachssteuer.  Der  hierfür  vor-, 
gelegte  Entwurf  wurde  mit  Rücksicht  auf  die  Absicht  der 
Reichsregierung,  diese  Frage  von  Reichswegen  gesetzlich 
zu  regeln,  vom  Landtag  im  Einverständnis  mit  der  Staats- 
regierung fallen  gelassen.  Die  Meinungen  und  Interessen- 
vertretungen kämpfen  noch  um  dieses  Projekt,  und  die: 
Verhandlungen  im  Reichstag  über  dieses  Projekt  werden 
jedenfalls  im  Laufe  des  Winters  oder  gegen  Ende  der 
Session  zum  Abschluß  gelangen. 

Es  soll  hier  noch  eine  Steuer  Erwähnung  finden,  die 
von  allem  Anfang  an  einen  sozialpolitischen  Zweck  ver- 
folgte. Die  im  Jahre  1899  eingeführte  Sonderbesteuerung 
der  Warenhäuser  und  ähnlichen  Unternehmungen,  mit 
der  Bayern  den  deutschen  Bundesstaaten  voranging,  ver- 
folgte einem  Gesamtbeschluß  beider  Kammern  gemäß  die, 
Tendenz,  eine  so  hohe  Besteuerung  der  Warenhäuser  mög-; 
lieh  zu  machen,  daß  der  durch  diese  Unternehmungen 
drohende  Ruin  der  mittleren  und  kleineren  Betriebe  in 
Handel  und  Gewerbe  verhindert  werden  könnte.  Diesem 
Gesichtspunkt  der  Erhaltung  des  Mittelstandes  um  jeden' 
Preis,  auch  der  volkswirtschaftlich  untauglichsten  und  un-' 
rentabelsten  Kleinbetriebe,  stellte  die  Regierung  ihre  Auf-; 
fassung  entgegen,  nicht  steuerliche  Ausnahraebes  ■  -nungen^ 
gegen  ganze  Gewerbekategorien  zu  treffen,  die  airekt  zu 
einer  Erdrosselung  und  Aufhebung  der  reichsrechtlich  ge- 
währleisteten Gewerbefreiheit  führen  mußten.  Der  Zweck 
wurde  nicht  erreicht.  Ungeachtet  der  starken  Besteuerung 
haben  die  Warenhäuser  nach  Zahl  und  Umsatz  eine  Zu- 
nahme erfahren,  und  die  Steuer  kann  nur  als  fruchtloser 
Versuch  einer  unrichtigen  Mittelstandspolitik  angesehen 
werden,  sie  bedrückt  die  Warenhäuser,  aber  sie  erdrückt 
sie  nicht,  und  dem  Mittelstand  ist  nicht  geholfen. 

Eine  Steuer  verfolgt  von  vornherein  in  der  Haupt- 
sache nur  Finanzzwecke,  eine  rein  sozialpolitische  Tendenz 
kann  ihnen  infolge  ihrer  ganzen  Natur  nur  selten  inne- 
wohnen, und  dann  ist  noch  sehr  die  Frage,  ob  dieser 
Zweck  auch  erreicht  wird,  wie  wir  an  der  letztgenannten 
Steuer  sahen.  Es  kann  sich  also  vor  allem  nur  um  Be- 
gleiterscheinungen handeln,  welche  die  bei  jedem  Steuer- 
gesetz möglichen  Härten  ausgleichen  sollen.  Entspricht 
auch  die  bayerische  Steuerreform  in  technischer  und  finanz- 
politischer Beziehung  nicht  vollkommen  den  an  eine  solche 
zu  stellenden  Anforderungen,  so  darf  ihr  doch  das  Lob 
zugesprochen  werden,  daß  sie  in  wichtigen  Punkten  eine 
weitgehende  Berücksichtigung  der  schwächeren  Schultern 
enthält  und  damit  auch  zu  einem  guten  Teile  an  der 
Verwirklichung  sozialer  Ideen  mitarbeitet. 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


21 


Reklame-  und  Festbeleuchtungen 

Von  Ing.  KARL  SCHUBERG. 
(Schluß.) 


Kehren  wir  nach  dieser  Zwischenbemerkung  zu 
unserem  Thema  zurück.  Da  interessiert  die  zweite 
Klasse  der  Ein-  und  Ausschaltapparate,  die  eigentlichen 
Automaten  ohne  motorischen  Antrieb.  Zu  diesen  führten 
hauptsächlicli  die  Forderungen  geräuschlosen  Ganges,  Un- 
schädlichkeit der  Schaltfunken  und  Umgehung  mecha- 
nischer Abnutzung.  Unschädlich  können  die  Schließungs- 
funken durch  Schaltung  in  indifferenter  Atmosphäre  ge- 
macht werden.  Das  ist  der  Fall  bei  den  „Thermoschaitern 
mit  Kontaktgebung  unter  Luftabschluß"  nach  System 
Wagmüller,  wie  sie  von  den  Schiersteiner  Metallwerken, 
A.-G.,  und  von  Krüger  &  Friedeberg  gebaut  werden.  Man 
nennt  sie  auch  automatische  Quecksilberwippen  oder  Tick- 
Tack-Schalter.  Eine  beiderseits  zugeschmolzene  Glasröhre 
ist  luftentleert  und  mit  Kohlensäure  oder  Stickstoff  gefüllt 
und  enthält  etwas  Quecksilber.  In  der  Mitte  und  an 
einem  oder  beiden  Enden  sind  Platinkontakte  eingeschmol- 
zen. In  der  Mitte  sind  sie  in  einer  Metallhülse  gefaßt  und 
an  einem  Hebel  pendelnd  aufgehängt.  Der  eine  T-Balken 
des  Pendels  ist  durch  eine  Zugstange  an  der  Mitte  eines 
wagerecht  gespannten  Hitzdrahtes  befestigt,  am  anderen 
greift  eine  Spiralfeder  an.  Von  den  eingeschmolzenen 
Kontakten  führen  perlenisolierte  Kabel  zu  den  Klemmen. 
Aus  Abb.  9  ist  die  Anordnung  für  einen  Ein-  imd 
Ausschalter,  bezw.  einen  Wechsel-  oder  Umschalter 
ersichtlich.  Die  Wirkungsweise  ist  folgende:  Der  Strom 
tritt  an  der  linken  Klemme  in  den  Hitzdraht  ein,  geht 
von  da  durch  das  Perlenkabel  zum  rechten  Röhren- 
kontakt, durch  das  Quecksilber  zum  mittleren  Röhrenkon- 
takt und  durch  das  zweite  Perlenkabel  zur  rechten  Klemme, 
zum  Schild,  bezw.  Gruppe,  die  jetzt  leuchtet,  und  zum 
Netz  zurück.  Der  Hitzdraht  wird  dabei  erwärmt,  dehnt 
sich  aus  und  die  Spiralfeder  bringt  die  Röhre  zum  Kippen. 
Infolgedessen  fließt  das  Quecksilber  nach  dem  anderen 
Röhrenende,  so  daß  der  Kontakt  geöffnet  und  das  Schild 
dunkel,  bezw.  die  eine  Lampengruppe  aus-,  die  andere 
eingeschaltet  wird.  Der  jetzt  stromlose  Hitzdraht  kühlt 
sich  und  zieht  sich  zusammen  und  kippt  die  Schaltröhre 
in  die  Anfangsstellung  zurück,  worauf  das  Spiel  von  vorne 
beginnt.  Die  Abb.  10  gibt  einige  Schemata  dazu.  In 
Abb.  11  sei  ein  Apparat  vorgeführt,  der  auf  dem  gleichen 
Hitzdrahtprinzip  beruht,  jedoch  freiliegende  Quecksilber- 
kontakte besitzt;  seine  Fabrikation  ist  von  Krüger  &  Friede- 
berg allerdings  aufgegeben  worden. 


Abb.  9 

Diese  Schälter  arbeiten  absolut  geräuschlos,  haben  tat- 
sächlich minimale  Abnutzung  und  gelten  daher  als  sehr 
betriebssicher.  Abb.  9  wird  bis  zu  12  Amp.,  Abb.  11  wurde 
bis  zu  100  Amp.  bei  110  bis  220  Volt  ausgeführt.  Die 
ersteren  Schalter  dagegen  werden  jetzt  mit  zwei  parallel 
geschalteten  und   starr  miteinander  verbundenen  Wipp- 


röhren gebaut  und  besitzen  daher  24  Amp.  zulässige 
Stromstärke. 

Uebrigens  wird  die  Quecksilberwippe  auch  für  höhere 
Stromstärken  und  mehrere  Stromkreise  verwendet,  dann 
allerdings  mit  Motorantrieb,  dessen  in  Oel  laufendes 
Schneckenvorgelege  die  Wippen  mittels  Exzenterwelle 
betätigt.  Die  Schaltgeschwindigkeit  kann  bei  solcher 
Anordnung  durch  das  Uebersetzungsyerhältnis  des  Vor- 
geleges und  die  Touren  des  Motors  geregelt  werden, 
während  bei  den  kleineren  Apparaten  eine  Rändelschraube 
als  Regelorgan  dient,  die  den  Hitzdraht  mehr  oder  weniger 
stark  spannt. 


1  1 

Abb.  10 


22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  2 


Abb.  11 


Abb.  12 


Abb.  13 

Für  die  Automaten  kommen  noch  andere  Anordnungen 
zur  Verwendung.  Die  Dr.  Paul  Meyer,  A.-Q.,  Berlin,  bringt 
einen  „Oszillor-Schalter"  auf  den  Markt,  der  auf  elektro- 
magnetischen Vorgängen  beruht.  Die  Wicklung  des  Elok- 
tromagnets  ist  an  die  Leitung  angeschlossen,  sein  Anker 
trägt  die  Wippe,  deren  Kontakte  durch  das  Quecksilber 
verbunden  sind.  Die  Schaltung  ist  aber  derart,  daß  in 
diesem  Zustand  der  Magnet  erregt  ist.  Wird  jetzt  hier- 
durch der  Anker  angezogen  und  die  Wippe  >gekippt,  so 
wird  der  Strom  uiitei brachen,  der  Anker  fäl.t  zurück  und  das 
Spiel  beginnt  von  neuem.  Dabei  bilden  die  Quecksilber- 
kontakte den  Stromschluß  nur  für  den  Magneten.  Der 
Lampenkreis  wird  durch  besondere,  durch  die  Schaltwippe 
betätigte  Kontakte  bedient.  Infolgedessen  gestatiet  diese 
Unabhängigkeit  von  der  Wippe  beliebige  Stromstäiken  für 
den  Lampenkreis.  Auch  Krüger  &  Friedeberg  bringen  ähn- 
liche Schaltautomaten  in  den  Handel.  Der  eine  davon 
(Abb.  12)  arbeitet  ohne  Quecksilberröhre,  doch  hat  der 
übrigens  sehr  betriebssichere  Apparat  den  Nachteil  stark 
knackender  Geräusche.  Er  ist  auch  für  Sti  omstärken  von 
nur  10  Amp.  verwendbar. 

Dagegen  ist  der  neueste  Apparat,  den  die  genannte 
Firma  baut  und  unter  dem  Namen  ,,Perllux-Quecksilb,M- 
schalter"  in  den  Handel  bringt,  vom  technischen  Stand- 
punkt aus  sehr  interessant.  Es  wird  bei  ihm  ein  Be- 
M'egungsprinzip  des  Magnetankers  verwendet,  das  bislang 
wenig  gewürdigt  worden  ist.  In  Abb.  13  ist  der  Schalter 
vorgeführt.  Ein  Elektromagnet  A  (Abb.  14,  schematische 
Darstellung)  ist  wagerecht  auf  einem  senkrecht  hängenden 
Brett  angebracht.  Um  den  Drehpunkt  B  dreht  sich  der 
stabförmige  Anker,  der  durch  das  ersichtliche  Zahnrad- 
segment auf  ein  doppeltes  Rädervorgelege  C  arbeilet; 
dieses  seinerseits  betätigt  das  Zahnradsegment  D  am  Dreh- 
punkt E,  mit  dem  die  Quecksilberkontaktröhre  F  starr 
verbunden  ist.  Die  elektrische  Schaltung  geht  aus  der 
Zeichnung  ohne  weiteres  hervor.  Der  Apparat  ist  in  Ruhe- 
stellung gezeichnet.  Wenn  nun  in  dieser  Stellung,  in  die 
der  Schalter  vermöge  der  mittels  Rändelschraube  einstell- 


AAAV« 


Abb.  14 

baren  Spiralfeder  Q  auch  nach  dem  Abschalten  vom  Netz 
zurückkehrt,  der  Strom  der  Klemme  K,  zufließt,  so  nimmt 
er  seinen  Weg  durch  das  Quecksilber  über  Endkontakt  L' 
nach  Klemme  Ko  und  von  da  einerseits  über  die  Lampen, 
andererseits  durch  den  Elektromagneten  A  über  Klemme  Ks 
nach  dem  Netz.  Das  magnetische  Drehmoment  dreht  jetzt 
den  Anker  in  die  Süd-Nordrichtung  der  Pole,  das  Rädcr- 
vorgelege  tritt  in  Tätigkeit  und  kippt  langsam  die  Schalt- 
röhre bis  das  Quecksilber  nach  der  anderen  Seite  fließt, 
den  Kontakt  unterbricht  und  damit  Lampen  und  Magnet 
stromlos  macht.  Die  Spiralfeder  bringt  dann  den  Apparat 
wieder  in  die  Ruhelage  zurück.  Die  Schallgeschwindig- 
keit wird  dabei  nicht  nur  durch  die  Feldstärke  des  Magnets 
und  die  Vorspannung  der  Spiralfeder  geregelt,  sondern 
auch  durch  das  Windrad  M,  dessen  Flügelflächen  beim 
Einstellen  des  Apparates  nach  Bedarf  bemessen  werden 
können.  Die  Klemme  K4  mit  der  gestrichelt  gezeichneten 
Leitung,  Kontakt  und  Lampengruppe  vervollständigt  die 
Darstellung  des  Ein-Ausschaltwerkcs  zu  einem  Wechsel- 
schalter für  zwei  Lampengruppen.  Das  seitlich  angebrachte 
Lot  (in  der  Abb.  13  zu  erkennen)  dient  zur  genauen  senk- 
rechten Einstellung,  die  notwendig  ist,  um  die  Einw  irkung 
der  Schwerkräfte  der  einzelnen  Teile  auf  die  Bewegungs- 
funktionen auszugleichen. 

Die  Vorrichtung  wird  von  der  genannten 
Hell-Dunkelschalter  für  einen  Stromkreis  und 
farbenschalter  für  zwei  Stromkreise  bis  zu  24 
110  Volt  und  20  Amp.  bei  220  Volt  ausgeführt. 
Gleich-  wie  für  Wechselstrom  verwendbar.  Zu  dem  Vorteil 
der  Kontaktgebung  in  indifferenter  Atmosphäre  tritt  bei 
diesem  Schalter  noch  hinzu  das  Fehlen  des  Hitzdrahtes 
und  daher  Unabhängigkeit  von  der  Lampenzahl,  das  Fehlen 
aller  Hilfskontakte,  der  Wegfall  jegücher  Wartung,  unmerk- 
liche Abnutzung  und  daher  hohe  Lebensdauer  und  schließ- 
lich die  Möglichkeit,  daß  jeder  Laie  imstande  ist,  den  Appa- 
rat mittels  der  Rändelschraube  der  Spiralfeder  auf  die  ge- 
wünschte Schallgeschwindigkeit  einzustellen. 


Firma  als 
als  Zwci- 
Amp.  bei 
Er  ist  für 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


23 


Nachdem  im  Vorstehenden  noch  die  ergänzende  Be- 
schreibung einer  Reihe  von  Schaltweri<en  gegeben  worden 
ist,  möchte  ich  im  Anschluß  daran  nicht  versäumen,  auf 
eine  zweite  Abhandlung  von  Herrn  Stiller  in  Helios,  Export- 
zeitschrift XVI,  Nr.  39,  S.  1708  u.  1709,  aufmerksam  zu 
machen,  in  der  er  auf  die  Erläuterung  der  Reklameschrift- 
zeichen und  einiger  hervorragender  Rcklamebeleuchtungs- 
anlagen  eingeht.  Unter  diesen  ist  ganz  besonders  der  weit- 
aus größten,  ja  in  gigantischen  Formen  gehaltenen  Anlage 
auf  dem  Broadway  in  Newyork  zu  gedenken,  die  ein  anti'<- 
römisches  Pferderennen  darstellt  und  in  der  Vortäuschung 
lebender  Bewegung  der  Pferde,  Wagen,  Räder,  des  Rosse- 
lenkers und  seines  im  Winde  flatternden  Mantels,  ja  des 
yon  Rädern  und  Pferdehufen  aufgewirbelten  Staubes  einzig 


dastehen  soll.  Eine  solche  Lichtreklame  ist  der  lebende 
Beweis  dafür,  was  ich  im  Schlußsatz  meines  vorigen  Arti- 
kels schwach  andeutete  und  was  ich  jetzt  um  so  nachdrück- 
licher wiederhole,  daß  nämlich  die  moderne  Lichtreklame 
durchaus  nicht  auf  dem  Wege  ist,  ein  weiteres  Gift  für  die 
Nerven  des  Großstädters  zu  werden,  sondern  vielmehr  ge- 
eignet ist,  der  sonst  leicht  aufdringlich  und  unangenehm 
wirkenden  Reklame  großen  Stils  —  man  denke  an  die  oft 
ungeheuerliche  Verschandelung  der  schönsten  deutschen 
Landschaften  durch  weithin  sichtbare  Plakate  —  einen  an- 
genehmen und  ansprechenden  Charakter  zu  verleihen,  ja 
sie  mit  einem  guten  Teil  Schönheit  und  Aesthetik  auszu- 
statten und  so  zu  einem  weiteren,  lebendigen  Schmuck  des 
nächtlichen  Großstadtbildes  zu  gestalten. 


Ueber  den  xlerzeitigen  Stand  der  Eisenbetontechnik 

(Erwiderung  auf  die  Ausführungen  des  Herrn  Ing.  C.  Kersten  in  Heft  44/1910.*) 


Herr  Ingenieur  Kersten  nimmt  meine  Berichtigungen  zu 
einem  von  ihm  gehaltenen  Vortrage  zum  Anlaß,  sich  ein- 
gehend mit  meinem  im  Mai  gehaltenen  Vortrage  zu  be- 
schäftigen und  daran  Erörterungen  über  Einrichtungen  und 
Maßnahmen  des  Stahlwerks-Verbandes  zu  knüpfen,  auf  die 
ich  einiges  erwidern  will. 

Die  Frage,  warum  für  das  Gesdhäftshaus  des  Vereins 
deutscher  Eisenhüttenleute  ein  Dach  in  Eisenbetonkonstruk- 
tion gewählt  worden  ist,  vermag  ich  nicht  zu  beantworten, 
denn  weder  in  diesem  Fall  noch  in  all  den  anderen  habe  i  c  h 
die  Zweckmäßigkeit  zu  prüfen  und  zu  entscheiden  gehabt. 

Gewiß  können  neben  rein  wirtschaftlichen  Gründen 
auch  noch  andere  Gründe  maßgebend  und  diese  auch 
manchmal  so  schwerwiegend  sein,  daß  sich  die  Wahl  der 
teureren  Konstruktion  rechtfertigt.  Was  ich  unter  An- 
führung bestimmter  Beispiele  verlangt  habe,  ist  die  Prüfung, 
die  aus  den  von  mir  angeführten  Gründen  vielfach  unter- 
lassen wird. 

Daß  Herr  Kersten  eine  Berichtigung  des  Irrtums  be- 
züglich des  Eisenbetonschiffes  beabsichtigte,  wußte  ich 
nicht.  In  diesem  Falle  hätte  ich  selbstverständlich  keine 
Veranlassung  zu  der  meinigen  gehabt. 

Herr  Kersten  beschäftigt  sich  dann  eingehend  mit  dem 
Stahlwerks-Verband  und  erblickt  in  der  Einrichtung  eines 
Statischen  Bureaus,  das  Vorschläge  für  die  Verwendung 
von  Eisen,  insbesondere  auch  für  Trägerdecken  ausarbeitet, 
in  der  Herausgabe  von  Druckschriften,  wie  der  Broschüre 
über  „Massive  Decken  zwischen  eisernen  Trägern",  des 
„Taschenbuches  über  die  Verwendung  von  Eisen  im  Hoch- 
bau" usw.  die  Aufnahme  des  Kampfes  gegen  die  Eisen- 
betonkonstruktionen. 

Mir  scheint,  als  ob  unter  den  Interessenten  der  Eisen- 
betonbauvv^eise  eine  gewisse  Nervosität  Platz  gegriffen  hat, 
die  sie  hindert,  die  Dinge  objektiv  zu  betrachten.  Die 
W^erke  des  Stahlwerks-Verbandes  haben  an  einer  Steigerung 
des  Absatzes  von  Stabeisen  wie  von  Trägem  ein  starkes  In- 
teresse und  sie  denken  darum  gar  nicht  daran,  etwa  den 
Eisenbetonhau  in  seiner  Entv\i:kelung  zu  hemmen.  Nun  kann 
aber  dem  aufmerksamen  Beobachter  nicht  entgangen  sein, 
wie  der  Eisenbetonbau  immer  intensivere  Anstrengungen 
macht,  den  reinen  Eisenbau  vollständig  zurück  zu  drängen 


*)  Mit  diesem  Artikel  schließen  wir  die  Diskussion  über 
das  Yorliegende  Thema.  Die  Redaktion. 


und  sich  ein  Anwendungsgebiet  nach  dem  anderen  zu  er- 
obern und  das  auch  in  Fällen,  wo  er  nicht  am  Platze  ist 
und  wenig  geeignet  erscheint,  die  reine  Eisenkonstruk- 
tion bezw.  die  Trägerbauweise  zu  ersetzen. 

Man  verfolge  die  technische  Literatur,  die  Tagespresse, 
man  lese  die  Kataloge  und  Prospekte  der  Eisenbetonfirmen 
und  man  wird  die  Richtigkeit  des  Gesagten  zugeben 
müssen. 

Jahrelang  haben  die  Eiseninteressenten  dem  ruhig  zu- 
gesehen und  wenn  nun  der  Stahlwerks-Verband,  gerade 
weil  er  objektiv  sein  und  den  reinen  Eisenbau  nicht  da  ver- 
drängt sehen  will,  wo  er  unter  Berücksichtigung  aller  Um- 
stände die  zweckmäßigste  und  wirtschaftlichste  Ausfüh- 
rungsform darstellt,  aufklärend  vorgeht,  wird  dies  als  un- 
berechtigter Eingriff  und  als  Kampfruf  empfunden. 

Ich  pflichte  Herrn  Kersten  durchaus  bei  und  habe 
es  in  meinem  Vortrag  ja  auch  selbst  gesagt,  daß  sich 
scharfe  Grenzen  in  der  wissenschaftlichen  und  wirtschaft- 
lichen Verwendung  der  beiden  Bauweisen  nicht  gut  ziehen 
lassen.  Man  bleibt  also  darauf  angewiesen,  in  jedem  Fall 
zu  prüfen.  Daran  muß  man  aber  unsere  Architekten  z.  T. 
erst  gewöhnen,  denn  ich  glaube,  auch  Herr  Kersten  wird 
mir  zugeben,  daß  vorläufig  wenigstens  eingehende  Prü- 
fungen noch  meist  unterbleiben. 

Ein  genaueres  Eingehen  auf  die  weiteren  Ausführungen 
des  Herrn  Kersten  erübrigt  sich  wohl.  Sie  enthalten,  wenn 
ich  meinen  Vortrag  und  die  sich  daran  knüpfenden  Ent- 
gegnungen des  deutschen  Betonvereins  und  meine  Er- 
widerung darauf  als  bekannt  voraussetze,  nichts  wesent- 
lich Neues.  Herr  Kersten  sucht  m.  E.  für  die  allgemeine 
Bedeutung  der  Sache  eine  zu  starke  Beweiskraft  darin, 
daß  die  Festigkeit  mit  zunehmendem  Alter  anwachsen 
kann,  daß  die  Festigkeit  des  Probewürfels  größer  als 
die  im  Bauwerk  sein  kann  und  daß  in  einzelnen  Fällen 
ganz  gewaltige  Festigkeiten  erzielt  worden  sind.  Er  sagt 
selbst,  ,,daß  die  Druckergebnisse  der  einzelnen  Würfel 
oft  auch  recht  verschieden  sind,  weshalb  in  der  Regel  der 
Mittelwert  dreier  Würfelproben  Gültigkeit  behält.  Solche 
Verschiedenheit  ist  in  erster  Linie  auf  die  Art  der  Herstel- 
lung der  Würfel  zurückzuführen.  Es  sind  zwar  genaue 
Vorschriften  für  das  richtige  Einstampfen  vorhanden,  doch 
ist  man  sehr  von  der  Geübtheit  der  Leute  abhängig.  Ein 
durchaus  gleichmäßiges  Stampfen  ist  sehr  schwer,  wes- 
halb der  Wert  der  Würfelproben  oft  nur  recht  fragwürdiger 
Natur  sein  kann." 


24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  2 


Ist  dies  beim  Probewürfel  schon  schwer,  so  ist  es  erst 
recht  der  Fall  beim  Stampfen  des  Bauwerks,  denn  hierbei 
finden  ja  nicht  nur  die  besten  geübten  Leute  wie  bei  den 
Probewürfeln  Verwendung! 

Nach  meinen  Erfahrungen  — '  und  ich  habe  dabei  die 
Verhältnisse,  ^vie  sie  sich  im  allgemeinen  gestaltet 
haben  im  Auge  —  werden  für  kleinere  und  mittlere  Bauten, 
wie  sie  von  der  großen  Ueberzahl  der  Unternehmer  aus- 
geführt werden,  überhaupt  keine  Probewürfel  angefertigt 
und  den  Erfahrungen  des  Herrn  Kersten  mit  den  hohen 
Festigkeitswerten  kann  ich  die  Meinigen  entgegenstellen, 


nach  denen  tatsächlich  bei  Mischungsverhältnis  1 : 5,  nicht 
Fundamentbeton  1:8  oder  1:10,  wie  Herr  Kersten  meint, 
nur  durchschnittliche  Festigkeiten  von  150  bis  180  kg/qcm 
erreicht  werden.  Beide  haben  wir  natürlich  recht.  Es  be- 
weist eben  nur  die  großen  möglichen  Schwankungen  und 
das  Bedenkliche  erblicke  ich  darin,  daß  man  Eisenbeton 
auch  ohne  weiteres  dort  ausführt,  wo  das  Rohmaterial 
nur  die  von  mir  angegebenen  Festigkeiten  zuläßt,  ohne  vor- 
her zu  prüfen  und  die  rechnungsmäßigen  Annahmen  damit 
in  Einklang  zu  bringen. 

Düsseldorf.  Dipl.-Ing.  F  i  s  c  h  m  a  n  n. 


Ii  n  V:  II    KULTUR  UND  KUNST   ::  ::  H 


Pflanzenwuchs  und  Baudenkmäler 

Moose,  Flechten  und  Algen  geben  den  Mauern  eines 
Baudenkmals  den  milden  verklärenden  Schimmer  des  Alters, 
bilden  den  Edelrost,  der  dem  Stein  den  warmen  Farben- 
ton verleiht.  Efeuumrankte  Mauern,  in  deren  Gefüge 
blaue  Blumen  blühen  und  feingliedrige  Farne  winken, 
zaubern  den  Beschauer  zurück  in  das  alte  romantische 
Land.  Entfernt  den  grünen  Schmuck  des  Gerankes  und 
säubert  die  Mauern  vom  wuchernden  Moos  —  ihr  er- 
haltet sie  länger  in  ihrem  Gefüge,  aber  ihr  tötet  die  Schön- 
heit, die  vordem  ausgegossen  war  über  die  ehrwürdigen 
Zeugen  vergangener  Jahrhunderte.  Und  so  ist  denn  meine 
sehr  persönliche  Anschauung  in  der  Frage  Pflanzenwuchs 
und  Denkmalschutz  die:  der  Schönheit  den  Vortritt  zu 
lassen  vor  der  Nützlichkeit,  den  Efeu  und  den  wilden 
Wein  und  das  bunte  Pflanzengeschlecht  lustig  weiter 
grünen  und  wachsen  zu  lassen,  und  nur  den  sprengenden 
Baumwuchs  aus  dem  Gefüge  der  Mauern  zu  entfernen. 
Mag  auch  Verfall  und  Sterben  rascher  fortschreiten,  schöner 
und  befriedigender  bleibt  das  Bild  ragender  Baudenkmäler 
im  grünen  Kleid,  als  mit  Zement  dauerhaft  verputzt  und 
—  verpatzt.  (Aeußerung  eines  bayrischen  Forstmeisters, 
angeführt  in  dem  Vortrag  des  Generalkonservators  Dr. 
Hager  über  den  Einfluß  der  Vegetation  auf  die  Baudenk- 
mäler auf  dem  XI.  Tag  für  Denkmalpflege  zu  Danzig  1910, 
auch  gedruckt  als  Flugschrift  des  Dürerbundes,  München, 
Georg  D.  W.  Callwey.) 


u         ::    STANDESBEWEGUNG    ::     ::  H 


Ein  Polizeisergeant  als  Techniker 

In  Bückeburg  wird,  wie  man  uns  glaubwürdig  mit- 
teilt, beim  Königlichen  Kanalbauamt  ein  Polizeisergeant 
a.  D.  als  technischer  Bauaufseher  beschäftigt.  Ihm  ist  die 
Beaufsichtigung  der  Bauarbeiten  einer  Eisenbetonbrückc 
und  der  Widerlager  einer  zweiten  eisernen  Brücke  über  dvii 
Ems-Weser-Kanal  übertragen.  Wir  würden  von  der  Tat- 
sache, daß  hier  ein  Polizist  als  Techniker  auftritt,  kaum 
Notiz  nehmen  und  das  Ganze  als  Kuriosum  betrachten, 
wenn  nicht  die  Umstände,  unter  denen  der  Herr  Polizei- 
sergeant a.  D.  zum  Techniker  gemacht  wurde,  eine  scharfe 
Kritik  herausfordern  müßten. 

Der  Bildungsgang  dieses  auf  ungewöhnlichem  Wege 
zustande  gekommenen  „Technikers"  ist  etwa  folgender: 
Besuch  der  Volksschule,  Erlernung  der  Möbeltischlerei, 
einige  Jahre  Tätigkeit  als  Tischlergcsclle,  dann  die  Militär- 
dienstzeit  (Frontdienst  und  Rekrutcnausbildimg),  Schutz- 
mann in  Bückeburg,  Entlassung  aus  dem  Schutzmnnns- 
dienstc  nach  Differenzen  mit  Vorgesetzten.  Hierauf  Tätigkeit 


im  Tischlerhandwerk.  Aus  der  Militär-  oder  Schutzmanns- 
zeit müssen  wohl  noch  einige  Beziehimgen  zu  vielvermögen- 
den Vorgesetzten  übrig  geblieben  sein,  denn  einer  dieser 
Herren  trat  eines  Tages  persönlich  an  die  Herren  Bau- 
inspektoren des  Kanalbauamtes  heran  mit  dem  Verlangen, 
den  Polizeisergeanten  a.  D.  als  Bauaufseher  zu  beschäftigen. 
Obwohl  sich  die  Kanalbaudirektion  Hannover,  welche  die 
Oberleitung  dieser  Bückeburger  Bauarbeiten  auszuüben  hat, 
anfangs  ablehnend  verhielt,  gelang  es  dem  Herrn  Protektor 
doch,  seinen  Willen  durchzusetzen.  Es  ist  also  auch  mög- 
lich, aus  einem  Schutzmann  einen  Techniker  zu  machen, 
wenn  ein  mächtiger  Wille  dahinter  steht.  Viel  Freude 
scheinen  die  vorgesetzten  Baubeamten  in  Bückeburg  indes 
an  ihrem  Schützling,  dem  jegliche  technische  Vorbildung 
abgeht,  und  der  deshalb  den  ihm  übertragenen  Arbeiten 
völlig  verständnislos  gegenübersteht,  nicht  zu  erleben.  Vor- 
sichtigerweise hat  man  daher  bei  einer  Kontrolle  der  Bau- 
stelle durch  höhere  Ministerialbaubeamte  den  ,,Polizei"- 
Bauaufseher  bescheiden  in  die  Ecke  gestellt  und  eine  be- 
sondere Verfügung  herausgegeben,  nach  der  er  sich  an 
diesem  Tage  so  wenig  wie  möglich  bemerkbar  machen 
solle.  Die  bei  anderen  Bi-ückenbauten  der  gleichen  Strecke 
des  Ems  -  Weser- Kanals  beschäftigten  Tiefbautechniker 
haben  ihre  schwere  Not,  um  mit  dem  Herrn  auszukommen. 
Der  Regierungsbauführer  wie  die  technisch  vorgebildeten 
Bauaufseher  müssen  den  Polizeisergeanten  a.  D.  im  Nivel- 
lieren, wie  in  allen  anderen  technischen  Arbeiten  erst 
unterrichten.  Wie  der  Verlust  an  Zeit  gerechtfertigt  wird, 
der  infolge  des  Unterrichtens  des  Herrn  Polizeisergeanten 
durch  die  wirklichen  Techniker  des  Kanalbauamts  entsteht, 
ist  uns  unbekannt.  Das  eigentümlichste  an  der  Sache  aber 
ist,  daß  der  Polizeisergeant  als  Techniker  ein  Gehalt  von 
165  M  bezieht,  während  den  daneben  beschäftigten  ordent- 
lich ausgebildeten  Tiefbautechnikern,  die  bereits  ihrer 
Militärpflicht  genügt  haben,  nur  120  und  135  M  Gehalt 
gewährt  wird. 

Nach  Fertigstellung  der  Bauarbeiten  des  Ems-Weser- 
Kanals  werden  die  ordentlichen  Techniker  wohl  wieder 
gehen  können,  während  dem  Polizeisergeanten  a.  D. 
zweifellos  irgend  eine  etatsmäßige  technische  Steile  über- 
tragen werden  wird. 

Sollte  das  Beispiel  von  Bückeburg  Nachahmung 
finden,  dann  könnte  sich  der  preußische  Staat  wahrhaftig 
die  Ausgaben  für  Baugewerkschulen  und  sonstige  tech- 
nische Lehranstalten  sparen  und  seinen  Bedarf  an  Tech- 
nikern einfach  auf  dem  Kasernenhofe  heranbilden  lassen. 

Kf  m. 

* 

Auch  eine  Antwort! 

Die  provokatorische  Agitation  des  B.  t.-i.  B.  dem  D. 
T.-V.  gegenüber  hat  eine,  zu  den  ärgsten  Bedenken  ver- 
anlassende Form  angenommen.  Allerdings  dürfte  diese 
w  eniger  geeignet  sein,  dem  Ansehen  des  D.  T.-V.  Abbruch 
zu  tun,  als  sie  vielmehr,  imd  das  ist  die  unangenehme 
Begleiterscheinung,  nur  schädigend  auf  die  Bestrebungen 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


25 


des  Technikerstandes  überhaupt  wirken  wird.  Die  öffent- 
liche Meinung  wird,  und  das  ist  eine  der  unausbleiblichen 
Folgen,  noch  mehr,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  war,  der  An- 
sicht hinneigen,  daß  die  Organisationen  der  technischen 
Angestellten  wegen  ihrer  feindlichen  Stellung  zueinander 
nicht  mehr  recht  ernst  genommen  werden  könnten. 

Gerade  in  einer  Zeit,  in  der  maßgebende  Männer  sich 
endlich  zu  der  Erkenntnis  durchgerungen  haben,  daß  es 
in  erster  Linie  der  Stand  der  technischen  Angestellten  ist, 
dem  man  eine  unbegrenzte  Beachtung  und  Berücksich- 
tigung in  der  sozialen  Gesetzgebung  schuldig  ist,  hätten 
die  führenden  Personen  des  B.  t.-i.  B.  wahrlich  frucht- 
bringendere Arbeit  zu  leisten,  d.  h.  ihre  exponierten  Stel- 
lungen in  der  Technikerbewcgung  dazu  zu  benutzen,  die 
leider  noch  so  sehr  zersplitterten  Kräfte  zusammen  zu 
führen,  anstatt  sie  noch  mehr  zu  trennen. 

Wenn  man  bisher  im  D.  T.-V.  hier  und  dort  immer 
noch  geneigt  war  auf  einer  gesunden,  den  vornehmsten 
Tendenzen  des  Technikerstandes  entsprechenden  Grund- 
lage, für  die  Herbeiführung  einer  fruchtbringenden  Ver- 
ständigung mit  dem  B.  t.-i.  B.  einzutreten,  so  dürften  die 
Vorgänge  der  letzten  Zeit  die  Mitglieder  des  D.  T.-V , 
welche  in  ihren  Reihen  in  überzeugender  Weise  die  ge- 
werkschaftliche Einheitsorganisation  propagieren,  zu  der 
Ueberzeugung  gebracht  haben,  daß  es  nicht  mehr  im  Inter- 
esse einer  Erfolg  versprechenden  Standesbewegung  liegen 
kann,  die  Mitglieder  des  D.  T.-V  noch  fernerhin  dem  Ver- 
schmelzungsgedanken gefügig  zu  machen.  Wir  haben  ge- 
nug von  einer  derartigen  Standesarbeit,  wie  sie  der  B.  t.-i  B. 
in  der  letzten  Zeit  zu  leisten  beliebt. 

Den  Höhepunkt  erreicht  diese  dezentralisierende  Tätig- 
keit des  Bundes  aber  mit  dem  kürzlich  verbreiteten  Flug- 
blatt, das  den  Titel  trägt:  „Los  vom  Verband!"  —  Wieder 
eine  andere  Farbe!  Man  weiß  nicht  recht,  woher  die  Bun- 
desleitung letzten  Endes  die  Farben  noch  hernehmen  will. 
Vielleicht  ist  sie  geneigt,  den  Vorschlag  zu  akzeptieren, 
es  doch  einmal  mit  der  Aenderung  der  Druckfarbe  zu  ver- 
suchen, oder  auch  eine  farbige  Ränderung  in  Erwägung 
zu  ziehen?  Es  ist  doch  nötig,  seinen  Mitgliedern  die  nötige 
Abwechselung  (!)  zu  bieten.  Inhaltlich  ist  dieses  ja  be- 
kanntlich nicht  der  Fall,  es  ist  vielmehr  immer  derselbe, 
aus  alten,  von  objektiv  denkenden  Menschen  des  Debat- 
tierens nicht  mehr  für  wert  erachteten  Organisationsfehlern 
des  D.  T.-V.  zusammengesuchte  Inhalt  nur  mit  anderen 
Worten  ausgeführt.  Deshalb  erscheint  es  der  Bundes- 
leitung jedenfalls  für  angebracht,  in  der  äußeren  Erschei- 
nung effektvolle,  Begeisterung  auslösende  Abwechselungen 
in  Erscheinung  treten  zu  lassen,  sonst  würden  die  Inter- 
essenten zu  leicht  ermüden  und  zu  früh,  d.  h.  n  o  c  h 
rechtzeitig  die  Nutzlosigkeit  einer  derar- 
tigen Agitation  erkennen. 

Wenn  man  sich  trotzdem  mit  dem  Inhalt  des  Flug- 
blattes befaßt,  so  wird  man  ohne  weiteres,  eine  rein 
sachliche  Kritik  vorausgesetzt,  zugeben  müssen,  daß  das, 
was  der  Bund  für  sich  —  als  die  einzig  richtige 
Angestelltenorganisation  —  in  Anspruch  nimmt, 
dem  D.  T.-V.  nicht  abgesprochen  werden  kann.  Unter  den 
dem  D.  T.-V.  gemachten  Vorwürfen  sind  aber  solche 
festzustellen,  die,  wenn  sie  im  entgegengesetzten  Falle  dem 
Bunde  unterschoben  würden,  ihre  Berechtigung  hätten. 

Schon  längst  hat  z.  B.  der  D.  T.-V.  den  Erweis  dafür 
erbracht,  daß  er  nicht  nur  eine  Angestelltenorganisation  ist, 
sondern,  daß  er  auch  gewillt  ist,  mit  allen  ihm  zu  Gebote 
stehenden  Mitteln  die  Interessen  der  technischen  Angestell- 
ten zu  vertreten. 

Die  Erkenntnis  des  B.,t.-i.  B.,  daß  dem  gewerkschaft- 
lichen Gedanken  die  Zukunft  gehört,  bedurfte  als  Angriffs- 
moment gegen  den  D.  T.-V.  wirklich  nicht  der  Erwähnung, 
ist  doch  diese  Tatsache  nicht  nur  von  den  Beamten  des 
D.  T.-V.,  sondern  auch  von  den  Mitgliedern  wiederholt 
und  ausdrücklich  befürwortet  worden.  '  Es  fragt  sich  nur, 
ob  man  der  Ansicht  sein  will,  daß  auch  die  festbesoldeten 
Techniker  —  ganz  abgesehen  von  der  im  „Technischen 
Gemeindebeamten",  Heft  20  vom  15.  Oktober  zum  Aus- 
druck gebrachten  persönlichen  Ansicht  —  berechtigt  sind, 


ihre  Mitwirkung  in  der  gewerkschaftlichen  Organisation 
zu  fordern.  Bei  dieser  Betrachtung  kommt  man  dann  von 
selbst  zu  jener  so  wichtigen  Angelegenheit,  die  das  hin- 
dernde Moment  bei  den  gepflogenen  Einigungsverhand- 
lungen war. 

Wenn  wir  nach  wie  vor  daran  festhalten,  daß  auch' 
den  Beamten  die  Bahn  zur  gewerksehaftlichen  Organisation 
frei  gemacht  werden  muß,  dann  dürften  uns  Motive  leiten, 
die  bisher  vom  Bunde  noch  niemals  einer  Besprechung 
unterzogen  zu  sein  scheinen.  Würde  man  nämlich  |die 
technischen  Beamten  aus  den  Organisationen  ganz  aus- 
schalten —  das  Wort  ganz  verdient  aus  bestimmten  Grün- 
den besonders  hervorgehoben  zu  werden  — ,  dann  würde 
die  natürliche  Folge  sein,  daß  diese  —  an  und  für  sich 
eine  kleine  Zahl,  den  jetzt  schon  nach  ihnen  schielenden 
Vereinen  und  Verbänden  der  Verwaltungsbeamten  aus- 
geliefert wären.  In  diesen  Organisationen  würden  die 
technischen  Beamten  aber,  und  das  dürfte  wohl  von  nie- 
mand bestritten  werden,  mfolge  ihrer  geringen  Zahl  niemals 
zur  Geltung  kommen,  d.  h.  sie  könnten  dort  ihren  berech- 
tigten Forderungen  nie  die  rechte  Geltung  yerschaffen. 
Man  sollte  doch  bei  der  Erwägung  einer  solch  einschnei- 
denden Frage  nie  vergessen,  daß  es  gerade  der  Verwal'- 
tungsbeamte  ist,  der  aus  bestimmten  Gründen  im  Tech- 
niker seinen,  ihm  unangenehmen  Konkurrenten  sieht  und 
deshalb  immer  ein  Interesse  daran  haben  wird,  den  Inter- 
essen der  technischen  Beamten  entgegen  zu  arbeiten.  Aus 
diesen  Gründen  schon  müßte  die  Behauptung,  daß  die 
vollständige  Ausschließung  der  technischen  Beamten 
aus  den  bestehenden  Organisationen  eine  der  ärgsten  Ver- 
sündigungen an  der  Standesbewegung  der  deutschen  Tech- 
niker ist,  ihre  Berechtigung  bewiesen  haben.  Der  D.  T.-V. 
hat  darum  recht  getan,  als  er  bei  den  Verschmelzungsver- 
handlungen mit  dem  Bunde  das  Anerbieten,  die  technischen 
Beamten  auszuschalten,  ablehnte.  Hoffentlich  geht  der 
Verband  noch  weiter  und  stellt  der  Gewerkschaft  der  tech- 
nischen Privatbeamten  des  Bundes  die  Gewerkschaft 
sämtlicher  Techniker  gegenüber. 

Die  weitere  Behauptung  des  Bundes,  daß  mit  den  Mit- 
gliedern des  Verbandes  gespielt  werde,  ist  nicht  recht 
verständlich  und  zwar  eben  deshalb,  weil,  wenn  auch'  diese 
Behauptung  in  bezug  auf  den  Bund  aufgestellt  würde, 
vielleicht  jhre  Berechtigung  hätte. 

Wenn  die  Bundesleitung  noch  jetzt  mit  dem  Schlag- 
wort ,, Parität",  das  in  bezug  auf  den  D.  T.-V.  längst  ab- 
getan ist,  und  von  dem  vielleicht  berechtigterweise  mie 
die  Rede  sein  konnte,  krebsen  geht,  so  muß  dem  entgegen- 
gehalten werden,  daß  es  doch  dienlicher  wäre,  den  organi- 
sationsbedürftigen Technikern  mit  Tatsachen  zu  dienen, 
die  die  Organisationen  wirklich  fördern,  oder  hält  die 
Bundesleitung  die  technischen  Angestellten  für  so  töricht, 
daß  diese  sich  in  ihren  Entschlüssen  von  Argumenten 
leiten  lassen,  die  aus  Nichtbestehendem  konstruiert  werden? 
Bei  einer  solchen  Art  von  Agitation  wird  sich  die  Bundes- 
leitung immer  mehr  zu  einem  Teil  der  Kraft  entwickeln, 
die  das  Böse  will  und  das  Gute  schafft! 

Und  nun  noch  zu  dem  am  Schlüsse  des  offiziellen 
Teiles  des  Flugblattes  stehenden  Fettdruck:  „Die  Gewerk- 
schaft ist  die  Freiheit!"  Diese  Worte  unterstreichen  auch 
wir.  Die  Gewerkschaft  als  prinzipienfeste  Organisation 
im  großen  Wirtschaftskörper  wird  den  Angestellten  die 
wirtschaftliche  Freiheit  bringen,  sie  soll  aber  auch  dem 
einzelnen  Individuum  die  persönliche  Freiheit  den  die 
Organisationen  leitenden  Personen  gegenüber  wahren 
und  verhindern,  daß  die  führenden  Körperschaften  sich 
zu  absoluten  Monarchien  ähnlich  scheinenden  Gebilden 
auswachsen. 

Der  Bund  behauptet  schon  immer  eine  solche  Organi- 
sation zu  sein  und  die  Beamten  sind  in  der  Oeffentlich- 
keit  nie  des  Lobes  voll  genug  darüber,  daß  nur  der  Bund 
allein  die  richtige,  dem  modernen  Zeitalter  entsprechende 
Standesarbeit  leistet.  Wir  wollen  hoffen,  daß  diese  Be- 
hauptung noch  einmal  Tatsache  wird.  Solange,  wie  der 
Bund  die  bekannte,  der  Technikerbewegung  gegenüber 
dezentralisierende  Tätigkeit  entfaltet,  kann  davon  nicht 


26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  2 


die  Rede  sein.  Dieses  wird  aber  erreicht  werden,  wenn 
die  Führer  des  Bundes  im  gewerkschaftlichen  Kampfe 
ihrer  Tätigkeit  endlich  die  Worte  Goethes  zugrunde  legen: 
„Der  Mensch,  der  recht  zu  wirken  denkt, 
muß  auf  das  beste  Werkzeug  halten!" 

Das  sei:    „Auch    eine  Antwort"! 

A.  W  i  1  d  e  g  a  n  s. 


n  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  verschiedenen  Arten  der  Versicherung 

Man  kann  die  große  Reihe  der  verschiedenartigen  Ver- 
sicherungszweige, die  sich  im  Lauf  der  Jahrhunderte  heraus- 
gebildet haben,  in  Personen-  und  Güterversicherungen 
unterscheiden,  zu  denen  drittens  Vermögenswertversiclie- 
rungen  treten.  Man  denkt  bei  dieser  Art  der  Einteilung 
an  die  Objekte,  an  denen  sich  die  Ereignisse,  gegen  die 
Versicherung  genommen  wird,  betätigen.  Bei  den  Per- 
sonenversicherungen besteht  das  Versicherung:gut  in  der 
menschlichen  körperlichen  oder  geistigen  Kraft,  also  iit 
Leben,  Gesundheit,  Erwerbsfähigkeit,  Arbeitskraft  usw. 
Hierher  gehört  die  Versicherung  auf  den  Todesfall,  bei 
der  die  Hinterbliebenen  des  Versicherten  nach  dessen  Tode 
die  Versicherungssumme  ausgezahlt  erhalten.  Ferner  die 
Erlebensfall  Versicherung.  Bei  ihr  wird  die  Versicherungs- 
summe fällig,  wenn  der  Versicherte  ein  bestimmtes  Le- 
bensjahr, z.  B.  das  50.,  55.  oder  60.  erreicht.  DHttens 
die  gemischte  Lebensversicherung.  Ihre  Eigenart  besteht 
darin,  daß  die  Versicherungssumme  fäl.ig  wird,  wenn  der 
Versicherte  ein  bestimmtes  Alter  erreicht,  aber  auch,  wenn 
er  vorher  stirbt.  Außerdem  sind  hier  zu  nennen  die  Un- 
fallversicherung, die  Krankenversicherung,  die  Invaliditäts- 
versicherung und  die  Arbeitslosenversicherung. 

Die  große  Gruppe  der  Güterversicherungen  umfaßt 
eine  lange  Reihe  verschiedener  Versicherungszweige.  Es. 
mag  genügen  die  Feuerversicherung,  die  Transport-  und 
Seeversicherung,  die  Maschinenversicherung,  die  Glasver- 
sicherung, die  Wasserleitungsschädenversicherung,  die 
Sturmschäden-  und  Hagelversicherung,  die  Viehversiche- 
rung, die  Einbruchdiebstahls-  und  Unterschlagungs-Ver- 
sicherung hervorzuheben. 

Die  dritte  Gruppe  ist  die  der  Vermögensvvertversiche- 
rungen.  Zu  ihnen  zählt  die  Haftpflichtversicherung,  die 
Kreditversicherung,  die  Auslosungsversicherung,  die  Hypo- 
thekenversicherung u.  a.  m. 

Nach  der  Form,  unter  der  die  Versicherung  betrieben 
wird,  unterscheidet  man  die  genossenschaftliche,  gewerb- 
liche und  gemeinnützige  Versicherung.  Bei  der  genossen- 
schaftlichen, die  man  in  der  Regel  als  Versicherung  auf 
Gegenseitigkeit  bezeichnet,  treten  die  Versicherten  selbst 
zu  einer  Gesellschaft  zusammen.  Allerdings  wird  oft  mit 
der  Verwaltung  ein  Stab  von  Beamten,  der  Vorstand,  Auf- 
sichtsrat und  die  leitenden  Direktoren,  betraut.  Der  Ver- 
sicherungsverein auf  Gegenseitigkeit  und  die  Berufs- 
genossenschaften, wie  man  sie  in  der  Arbeiter- 
unfallversicherung findet,  sind  Beispiele  einer  solchen 
Organisationsform. 

Bei  der  gewerblichen  Versicherung  ist  ein  Unternehmer 
vorhanden,  der  in  der  Absicht,  hierdurch  einen  Gewinn 
zu  erzielen,  eine  Versichcrungsgemeinschaft  ins  Leben  ruft. 
Es  kann  sich  hierbei  um  einen  Einzeluntcrnehmer  oder 
um  eine  Gesellschaft  handeln.  Die  wichtigste  Organi- 
sationsform der  gewerblichen  Versicherung  ist  die  Aktien- 
gesellschaft. 

Bei  der  gemeinnützigen  Versicherung  steht  ebenfalls 
ein  Unternehmer  der  Versichcrungsgemeinschaft  gegen- 
über, aber  er  schafft  die  Möglichkeit  der  Versicherung 
nicht  in  der  Absicht  zu  erwerben,  sondern  ohne  diesen 
iWunsch  aus  sozialen,  ethischen  usw.  Motiven  heraus. 

Die  Versicherung  kann  auf  dem  Grundsatze  der  Frei- 
willigkeit beruhen,  das  ist  z.  B.  bei  der  Lebens-,  Feuer-,, 
Haftpflicht-  usw.  Versicherung  der  Fall,  oder  sie  kann 


durch  das  Machtgebot  des  Staates  als  Zwangsversicherung 
organisiert  sein,  wie  dies  die  gesamte  deutsche  Arbeiter- 
versicherung zeigt.  Nach  dem  wirtschaftlichen  Charakter 
des  Versicherungsunternehmers  spricht  man  von  privat- 
wirtschaftlicher und  öffentlichwirtschaftlicher  Versicherung. 
Bei  der  ersteren  sind  private  Gesellschaften,  entweder 
Gegenseitigkeitsvereine  oder  Aktiengesellschaften,  die 
Unternehmer,  bei  letzterer  treten  der  Staat  oder  die  Ge- 
meinde oder  von  diesen  öffentlichrechtlichen  Institutionen 
mit  der  Durchführung  der  Versicherung  betraute  Organe 
als  Versicherungsunternehmer  hervor.  Als  Beispiel  für  die 
an  erster  Stelle  genannte  Art  der  Versicherung  mag  die 
Lebensversicherung,  für  die  zuletzt  erwähnte  die  Feuer- 
versicherung bei  den  Sozietäten  in  Preußen  dienen. 

Es  ist  oft  und  nicht  selten  mit  Heftigkeit  das  Problem 
erörtert  worden,  welche  Form  der  Versicherung  die  beste 
sei.  Die  Anhänger  der  Gegenseitigkeit  sind  gegen  die  Ver- 
treter des  Aktienprinzips,  die  Freunde  der  privatwirtschaft- 
lichen Versicherung  gegen  die  Befürworter  einer  allge- 
meinen Verstaatlichung  des  gesamten  Versicherungswesens 
aufgetreten.  Es  ist  nicht  möglich,  dies  Problem  für  alle 
Versicherungszweige  und  für  alle  Länder  gleichzeitig  lösen 
zu  wollen.  Die  Eigenart  jeder  Versicherungsbranche  muß 
ebenso  sehr  in  Betracht  gezogen  werden,  wie  die  Ver- 
hältnisse in  den  einzelnen  Staaten.  Doch  wird  man  sagen 
können,  daß  volkswirtschaftlich  in  dem  Nebeneinander- 
bestehen der  verschiedenen  Organisationsformen  der  Ver- 
sicherung der  größte  Vorteil  zu  erblicken  ist. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämlliche  Werke  sind  durch  die  Buchiiandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Die  Volkswirtschaftlichen  Blätter  (herausgegeben  im  Auf- 
trage des  Deutschen  Volkswirtschaftlichen  Verbandes  von  Dr_ 
H.  E.  Krueger-Berlin,  Carl  Heymanns  Verlag,  Berlin  W.  8)  ver- 
öffentlichen soeben  Heft  23.  Aus  dem  Inhalt  heben  wir  her- 
vor: Dr.  Hübener:  Wissenschaftliche  Pflichten  des  prak- 
tischen Volkswirts  bei  der  Jahresberichterstattung.  Stok- 
1  o  s  s  a :  Presse  und  Volkswirte.  B  e  c  h  t  o  1  d :  Volkswirtschaft 
und  Sozialpolitik  in  den  Gemeindeverwaltungen.  Bankarchive, 
Dr.  Schönemann:  Zur  gärtnerischen  Rechtsfrage.  Die  Um- 
lagebeiträge der  Preußischen  Landwirtschaftskammern  in  den 
Rechnungsjahren  1Q09/10  und  1910/1 L  Literaturberichte: 
Weber  und  Dr.  Goehts:  Verkehrsliteratur.  Stoklossa: 
Zeitungswesen.  Dr.  Schell  wien:  Wirtschafts-  und  Sozial- 
politisches. Weidler:  Reiseliteratur.  Kurze  Nachrichtea 
über  Berufs-  und  Standesfragen  der  praktischen  Volkswirte:  Ver- 
sammlung der  Redakteure  und  Mitarbeiter  von  genossenschaft- 
lichen Blättern.  Sprechsaal:  Professorenpolitik.  Aus  den  Or- 
ganisationen: A.  Deutschland.  B.  Ausland  und  Internationales. 
Kongresse.  Ausstellungen.  Bildung.  Zeitungs-  und  Zeitschrif- 
tenwesen. Verschiedenes.  Aus  der  Praxis  für  die  Praxis.  Sta- 
tistik. PersönUches. 

Die  gewerblichen  Einzelvorträge  an  der  Handelshochschule- 
Berlin,  die  gegen  Ende  des  Winter-  und  zu  Anfang  des  Sommer- 
semesters von  den  Aeltesten  der  Kaufmannschaft  von  Berlin 
veranstaltet  wurden,  haben  in  weiten  Kreisen  der  Geschäftswelt 
wie  der  Theoretiker  so  großen  Anklang  gefunden,  daß  auch 
die  Drucklegung  der  vierten  Reihe  dieser  Vorträge  beschlossen 
wurde.  Diese  Veröffentlichung  ist  jetzt  im  Buchhandel  erschienen 
(Berlin,  Verlag  von  Georg  Reimer).  Die  Reihe  wird  eröffnet 
durch  den  Vortrag  des  Herrn  D.  Sandmann,  Mitglieds  der 
Handelskammer  zu  Berlin,  über  „Die  Vorbereitung  des  ostasia- 
tischen Marktes  für  die  Ausdehnung  unseres  Exportes  dorthin". 
Dann  folgen  die  Vorträge  des  Herrn  Franz  Bend  ix,  Direktors 
der  Ferdinand  Bcndix  Söhne  -  Aktiengeseilsbhaft  für  Holzbear- 
beitung, über  ,,Die  Entwicklung,  Art  und  Bedeutung  der  mo- 
dernen Holzbearbeitungsindustrie",  des  Geh.  Staatsrats  a.  D. 
J.  Budde,  Direktors  der  Berliner  Hypothekenbank,  über  „Die 
wirtschaftliche  Bedeutung  der  Gnmdstücks-  und  Hypotheken- 
geschäfte" (als  Fortsetzung  seines  \orjährigcn  Vortrages,  ab- 
gedruckt in  der  3.  Reihe  der  ,, Gewerblichen  Einzelvorträge"), 
des  Diplomingenieurs  A.  M.  Goldschmidt  über  „Die  Ent- 
wicklung und  Bedeutung  der  Kalzium-Karbid-  und  Stickstoff- 
dünger-Industrie". Den  Schluß  bildet  ein  Vortrag  \on  Dr. 
W.  Waldschmidt,  Direktor  der  Aktiengesellschaft  Ludwig 
Loewe  &  Co.,  über  „Die  Organisation  einer  modernen  Werk-, 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


27 


Zeugmaschinenfabrik".  Einen  besonderen  Wert  erhält  die 
Sammlung  dadurch,  daß  der  Bibiiothei<ar  der  Korporation  der 
Kaufmannschaft  Dr.  Reiche  den  einzelnen  Vortrcägen  Lite- 
raturnachweise für  weilere  Studien  beigegeben  hat. 
Westdeutscher  Taschenkalender  für  Architekten  und  Ingenieure 
für  1911.  Preis  1  M.  Selbstverlag  des  Technischen  Ver- 
eins Dortmund. 
Bereits  im  13.  Jahrgang  erscheint  nun  der  vom  Tech- 
nischen Verein  Dortmund  herausgegebene  Taschenkalender  und 
damit  hat  er  am  besten  seine  Vortreffhchkeit  bewiesen.  Es 
ist  aber  auch  nicht  wegzuleugnen,  daß  der  so  rührige  Verein 
keine  Mühe  gescheut  hat,  um  in  dem  Taschenbuch  stets  nur 
das  zu  bringen,  was  gerade  der  in  der  Praxis  stehende  Tech- 
niker braucht.  Dieses  Prinzip  finden  wir  auch  in  dem  Jahr- 
gang für  IQll  vertreten.  Wir  können  die  Anschaffung  des 
Taschenbuches  jedem  Architekten  und  Ingenieur  bestens  emp- 
fehlen.   Dies  um  so  mehr,  als  ja  der  Preis  ein  so  niedriger  ist. 

le. 

Soenneckens  Notiz-Umlegkalender.  „Sehr  fatal,  das  habe 
ich  vergessen."  Wer  hätte  das  nicht  schon  oft  gesagt  und 
noch  häufiger  gedacht.  Das  „ich  hab's  vergessen"  fährt  uns 
urplötzlich  mit  einem  Ruck  durch  die  Glieder.  Es  macht  sel'.en 
froh,  und  wenn  es  gut  geht,  behält  es  einen  tragikomischen 
Beigeschmack.  Es  kann  aber  auch  bitter  ernst  sein.  Und  bitter 
ernst  ist  es  vor  allem  für  den,  der  Tag  für  Tag  auf  rechtzeitige 
Erinnerungen  a  igewiesen  ist,  denn  ein  Versagen  des  Gedächt- 
nisses rächt  sich  tausendfältig.  Man  hat  deshalb  auch  vielerlei 
erdacht,  was  das  Gedächtnis  erleichtern  und  rechtzeitig  und 
mit  zwingender  Gewalt  an  wichtige  Dinge  erinnern  soll.  Nichts 
erfüllt  diesen  Zweck  dankenswerter  und  besser  als  ein  Notiz- 
Umlegkalender  der  bekannten  Firma  F.  Soennecken  in 
Bonn.  Es  gibt  unzählige  Geschäftsleute,  Gelehrte  und  Be- 
amte, die  seit  Jahrzehnten  einen  solchen  —  übrigens  sehr 
preiswerten  —  Kalender  benutzen  und  die  erst  beruhigt  auf- 
atmen, nachdem  sie  eine  besonders  wichtige  Sache  diesem  treu- 
bewährten, hilfsbereiten  Freund  zur  rechtzeitigen  Mahnung  an- 
vertraut haben. 

Deutsches  Knabenbuch.  Ein  Jahrbuch  der  Unterhaltung,  Be- 
lehrung und  Beschäftigung  für  unsere  Knaben.  24.  Jahrg. 
410  Seiten  mit  vielen  Hundert  schwarzen  und  14  farbigen 
Bildern  im  Text  sou'ie  fünf  feinen  Einschaltaquarellen. 
(K.  Thienemanns  Verlag,  Stuttgart.  Preis  eleg.  geb.  6,50  M.) 
Der  neue  Band  ist  ein  würdiger  Nachfolger  seiner  23  Vor- 
gänger. Er  bringt  neben  den  sorgfältig  ausgewählten  Er- 
zählungen der  beliebtesten  Jugendschriftsteller  eine  Reihe  vor- 
züglicher Aufsätze  aus  allen  möglichen  Gebieten  des  Wissens. 
Graf  Bernstorff  setzt  seine  Schilderung  des  Lebens  und  des 
Dienstes  bei  der  Marine  fort  und  zeigt  den  jungen  Lesern 
den  ihnen  längst  wohlbekannten  Heinz  Wohlfahrt  diesmal  als 
Wachtoffizier  auf  der  „Nassau".  Julius  R.  Haarhaus  führt 
uns  durch  ein  deutsches  Welthaus  für  naturwissenschaftliche 
Präparate  und  Lehrmittel.  Oberstudienrat  Prof.  Dr.  Kurt  Lam- 
precht plaudert  über  den  Schmuck  unserer  neuen  Landsleute 
in  der  Südsee,  und  Dr.  A.  Gosche  macht  uns  an  der  Hand 
köstlicher  Originalwerke  mit  dem  Leben  und  Wirken  Daniel 
Chodowieckis  bekannt.  Prof.  A.  Schwarz  behandelt  das  neuer- 
dings so  wichtig  gewordene  Thema  „Die  künstliche  Kälte  und 
ihre  Verwendung",  O.  F.  Hoppe  gibt  einen  Bericht  über  die 
lenkbaren  Luftschiffe  im  Jahre  IQIO,  und  während  wir  mit 
Prof.  Dr.  K.  Weule  die  Eingeborenen  Dcutsch-Ostafrikas  be- 
suchen, führt  uns  Dr.  A.  Stolberg  in  die  Regionen  des  ewigen 
Eises,  in  das  Reich  der  Eskimos.  Von  den  naturwissenschaft- 
lichen Beiträgen  sei  nur  einer  hervorgehoben:  Th.  H.  Pantenius' 
Aufsatz  über  die  Singvögel  unseres  Gartens,  dessen  farbige 
Illustrationen  wahre  Meisterwerke  der  Reproduktionstechnik  sind. 


H  ::  ::  ::  H  H    BRIEFKASTEN    ::  H  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegl  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsenders  sind 
W  0  Ii  n  u  n  g  und  Mitgliednummer  liinzuzuf  (igen.  Anfr:igen  nacli  Bezu'^s- 
qucllen  und  Bücfiern  werden  unp.irteiisch  und  nur  sthriftlicli  erteilt.  tiine 
Rücksendung  dir  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtae;  für  Einsen- 
djngeii  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  f^rscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  ersclieinen  soll.  l^ine  Verbindlictikeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Kragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icilung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  hrläuterung  der  Fragen  notvrcndigen  Druck- 
stöcke zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

rra^en 

Frage  6.  Wie  kann  man  kleine  Stahlfedern,  welche  zur 
Fabrikation  von  Kondenswasserableitern  verwendet  werden,  vor 
dem  Verrosten  schützen?  Die  Federn  dürfen,  nachdem  sie 
gepreßt  und  gehärtet  sind,  nicht  mehr  erwärmt  werden.  Das 
Stahlblech  ist  0,5  mm  stark.  . 


Frage  7.  Einer  Bedachungsfirma  wurden  s.  Zt.  drei  größere 
Pappdächer  in  Auftrag  gegeben.  Nach  dem  Begleich  der  Rech- 
nung stellte  sich  eine  Maßdifferenz  zwischen  den  tatsächlich 
ausgefüiirten  und  den  in  Rechnung  gesle!ken  Arbcilen  im  Werte 
\on  etwa  22  M  heraus.  Die  Rückzahlung  dieser  Summe  ver- 
weigert nun  die  Bedachungsfirma,  unter  Berufung  auf  den  Vor- 
druck ihrer  Rechnungen:  „Reklamationen  werden  nur  innerhalb 
acht  Tagen  berücksichtigt".  Nach  meiner  Ansicht  können  aber 
derartige  Rechnungen  von  jenem  Vordruck  nicht  berührt  werden. 
Hat  ein  Kollege  schon  Erfahrungen  in  dieser  Beziehung  gemacht? 

Frage  8.  Ein  Eisenbetonbehälter  soll  zur  Aufnahme  von 
Petroleum  dienen.  Es  wird  beabsichtigt,  diesen  mit  Glasplatten 
zu  bekleiden,  um  ihn  vor  der  zerstörenden  Wirkung  des  Pe- 
troleums zu  schützen.  Ist  dies  empfehlenswert,  und  welcher 
Kitt  zum  Ausfugen  der  Platten  würde  sich  widerstandsfähig 
erweisen  ? 

Antworten 

Zur  Frage  454  (Heft  50/1910).  Rostschutz  für  die  eiserne 
Dachkonstruktion  einer  Färberei.  Die  eiserne  Dachkonstruktion 
eines  Färberei-Gebäudes  für  Baumwollgarne  kann  dadurch  vor 
Zerstörung  geschützt  werden,  daß  sie  mit  einem  Zementputz 
ummantelt  wird.  Die  einzelnen  Stäbe  werden  entweder  mit 
Draht  umspannt  und  beworfen,  oder  die  Binder  werden  durch 
zwei  glatte  Rabi,tzwände  vollständig  eingehüllt.  Ich  habe  im 
vergangenen  Jahre  zahlreiche  Versuche  angestellt,  um  einen 
Anstrich  ausfindig  zu  machen,  der  den  Färbereidämpfen  wider- 
steht, und  mich  deshalb  mit  bekannten  chemischen  Fabriken 
in  Verbindung  gesetzt,  die  sich  speziell  mit  derartigen  Rostschutz- 
anstrichen befassen;  zu  einem  günstigen  Resultat  kam  ich 
aber  dabei  nicht.  Während  einige  bereits  in  sechs  Wochen  die 
Rostbildungi  des  Eisens  zuheßen,  wurden  andere  erst  in  einem 
Vierteljahr  angegriffen,  die  besten  Farben  hielten  zirka  Jahr 
stand,  dann  bröckelten  sie  aber  ebenfalls  ab  resp.  weichten  auf. 
Falls  sich  bei  dein  in  Frage  stehet  den  Dach  eine  Ummantelung 
nicht  mehr  lohnen  sollte,  empfehle  ich  Ihnen,  dasselbe  ab- 
zubrechen und  ein  neues  zu  errichten,  unter  Berücksichtigung 
nachstehender  Grundsätze,  die  sich  bei  zahlreichen  Ausführungen 
bestens  bewährt  haben: 

Als  Bindersystem  wird  ein  vollwandiger  Bogenbinder,  sog. 
Bockbinder,  aus  I-  oder  zwei  □ -Eisen  gewählt,  der  leicht 
ummantelt  werden  kann;  ebenso  vorteilhaft  ist  auch  eine  Steif- 
rahmenkonstruktion, bei  der  sich  gerade  Dachflächen  ergeben. 

Die  Beanspruchung  des  Zugbandes  wird  höchstens  zu  600  kg 
angenoiTimen,  so  daß  sich  der  Querschnitt  mit  der  Zeit  ohne 
Gefahr  etwas  verringern  kann.  Es  genügt  dann  ein  von  Zeit 
zu  Zeit  zu  erneuernder  Anstrich  mit  Zementmilch. 

Werden  als  Bedachung  Ziegel  gewählt,  so  sind  die  Pfetten, 
Sparren  und  Latten  mit  Karbolineum  zu  tränken,  besser  ist 
jedoch  die  Verwendung  von  Bimsbeton  mit  Pappe,  der  zwischen 
eiserne  Pfetten  gestampft  wird.  Der  untere  Flansch  dieser 
Pfetten  wird  ummantelt.  Sind  zur  Belichtung  Oberlichte  vor- 
gesehen, so  wählt  man  am  vorteilhaftesten  kittlose  Sprossen, 
die  jedoch  sehr  gut  verzinkt  sein  müssen. 

Zur  weiteren  Auskunft  bin  ich  evtl.  gern  bereit.  Adresse 
durch  die  Schriftleitung.  L  bj. 

Zur  Frage  462  (Heft  50/1910).  Apparate  zum  Dichten 
der  Balkontür-Fugen.  Die  Regentwerke  Küppers  &  Schlüter  in 
Dortmund,  Andreasstr.  4/6,  verfertigen  für  diesen  Zweck  einen 
patentierten  Apparat,  „Absolut"  genannt.  Sobald  die  Tür  ge- 
öffnet wird,  ist  der  Apparat  hoch,  schleift  also  niemals,  ver- 
bessert dabei  gleichzeitig  den  durch  mangelhaften  Fitschen- 
anschlag  zuweilen  recht  schlechten  Türschluß  und  dichtet  bei 
geschlossener  Tür  den  Spalt  vollständig  luftdicht  ab. 

M.-Nr.  16  694. 

Zur  Frage  468  (Heft  51/1910).  Ventilations-Kachelofen. 
In  die  Feuerung  des  Ofens,  der  im  übrigen  genau  wie  ein 
gewöhnlicher  Kachelofen  gebaut  wird,  ist  ein  knieförmiges 
eisernes  Heizrohr  eingesetzt,  dessen  unteres  Ende  mit  der  Frisch- 
luftzuführung verbunden  und  dessen  oberes  frei  in  das  Zimmer 
mündet.  Die  einströmende  Außenluft  wird  sofort  erwärmt  und 
als  Warmluftstrom  von  80  bis  100"  C  weit  in  das  Zimmer 
i^epreßt.  Die  Wärmeabgabe  erfolgt  bereits  10  bis  15  Minuten 
nach  Beginn  des  Anheizens  und  ist  ebenso  andauernd  wie  beim 
gewöhnlichen  Kachelofen.  Die  Oefen  werden  in  der  Provinz 
Posen  viel  für  Schulbauten  verwendet.  Die  Firma  Karl  Ritter 
in  Buck  (Posen)  wird  Ihnen  die  Bezugsquelle  des  Einsatzes 
angeben  können.  B  e  r  1  a  u  e  r  ,  Mitgl.-Nr.  24  480. 

Zur  Frage  469  (Heft  51/1910).  Betonpfosten  für  Staketen- 
zäune. I.  Wenden  Sie  sich  an  den  Patentinhaber,  Ingenieur 
Grähe,  Formenbauanstalt  in  Pankow-Berlin.  Die  Firma  fertigt 
diese  verstellbaren  Formen  als  Spezialität.  Die  Pfosten  finden, 
soweit  mir  bekannt  ist,  in  der  Provinz  wegen  ihrer  leichten  und 
billigen  Herstellungsweise  sehr  guten  Absatz.    Eine  Veröffent- 


28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  2 


lichung  dieses  Systems  dürfte  in  der  Fachschrift:  Kunststein- 
Industrie,  Neustadt  (Schles.)  zu  finden  sein.  In  neuerer  Zeit 
fertigt  auch  die  Maschinenfabrik  Wolff  &  Co.  in  Guben  diese 
Formen   an.  Kallert,   M.-Nr.  44  549. 

II.  Wenden  Sie  sich  wegen  Herstellung  von  Betonpfosteri 
zu  Staketenzäunen  an  die  Leisniger  Zementwaren-Industrie, 
Leisnig  i.  Sa. 

Zur  Frage  4.  Genehmigiingspflicht  bei  der  Nutzbar- 
machung von  Wasserkräften.  Die  Nutzbarmachung  einer 
Wasserkraft  zu  industriellen  Zwecken  ist  nach  §  17  f.  der  Reichs- 
gewerbeordnung in  Verbindung  mit  §§  23,  33  des  Sächs.  Wasser^, 
gesetzes  genehmigungspflichtig.  Der  Oenehmigungsantrag  ist 
in  Städten  mit  revid.  Städteordnung  beim  Stadtrat,  in  allen 
übrigen  Fällen  bei  der  zuständigen  Amtshauptmannschaft  an- 
zubringen. Dem  Antrage  sind  die  nach  der  Gewerbeordnung 
vorgeschriebenen  zeichnerischen  und  beschreibenden  Unterlagen 


beizufügen.  Weitere  Vorschriften  über  die  Beschaffenheit  der 
bezeichnete.!  Unterlagen  gibt  §  8  de;-  Aiisf,-Vdg.  zum  Wasser- 
gesetz. Allen  Entscheidungen  geht  die  Entschließung  des 
Wasseramts  voraus. 

Zweifellos  haben  die  Besitzer  der  vom  Bache  berührten' 
Grundstücke  ein  Vorrecht  an  der  gesetzlich  erlaubten  Wasser- 
benutzung. Diese  Benutzung  kann  ihnen  zugunsten  einer  pri- 
vaten industriellen  Benutzung  nicht  so  ohne  weiteres  entzogen 
werden.  Eine  Entschädigung-  rechtmäßiger  Wassernutzungen 
würde  in  allen  Fällen  nötig  sein,  Zwangsenteignung  kommt  nur' 
bei  hervorragendem  öffentlichen  oder  Allgemeininteressen  in 
Frage.  Im  vorliegenden  Falle  würden  nur  gütliche  Verein- 
barungen auf  Grund  entsprechender  Entschädigungen  einen  Er- 
folg versprechen.  Die  Höhe  der  Entschädigungen  richtet  sich 
nach  dem  Kapitalwerte  der  künftig  wegfallenden  Vorteile  und 
nach  dem  persönlichen  Geschick  dessen,  der  mit  den  bisherigen 
Nutznießern  zu  unterhandeln  hat.  B. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

Bekan  ntm  ach  u  ng. 

Den  Mitgliedern  unserer  Bezirksverwaltung  teilen  wir  hierdurch  mit,  daß  seitens  des  Sozialen 
Ausschusses  von  Vereinen  technischer  Privatangestellten,  dem  auch  unser  Verband  angeschlossen  ist,  ar: 

Freitai,  d.  \l  Jan.  1SI1,  Mi.  D!ir,  ifl  Serliii,  Neue  PliillariDOiiie,  KöpeDicker  Sir.  96 

eine  Kundgebung  zu  Gunsten  eines  besseren  Rechtes  der  technischen  Angestellten  veranstaltet  wird. 
In  dieser  Versammlung  wird  Herr  Redakteur  Schubert  das  Referat  zu  dem  Thema  halten. 
Wir  erwarten,  daß  sich  unsere  Mitglieder  vollzählig  und  pünktlich  an  dieser  Kundgebung  beteiligen. 

Bezirksverwaltung  Brandenburg. 


die 

sein  müsbin. 
beschriebenen  BLiltcrn 
suszufüllen :  Vrs. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir   machen   wiccIerhoU   darauf  aiifmcrks-iin,  daß   Anzeigen   und   Mitteilungen  fiici 
,,U.  1  .  Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr    im  Verbandsbureau, 
"       Die    Manuskripte    müssen    auf    besonderen,    nur    auf    einer  Seite' 
cingcrciclit    werden.     Bei  jeder   liinsendun;»  ist  am  Kopfes 
Vorsitzender,    V.    u.    O.    =    Vcrsainmlun^siag   und  Ort;; 
Br.  A.   =  Biiifaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlicliung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für    derartige    Mitteilungen    steht    der    Inseratenteil    gegen    Bezahlung  gera 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen.  - 

Elsaß-Lothringen.  Landesverwaltung  des  D.  T.-V. 
/.  u.  O. :  Metz.  Br.-A. :  E.  Mühlenkatup,  Montigny  b.  Metz, 
Seminarstr.  24.  Am  22.  Januar  findet  in  Colmar  i.  E.  der 
4.  Landestag  statt.  Das  Programm  ist  folgendes:  Sonn- 
abend, 21.  Januar,  von  5  bis  8V2  Uhr,  Sitzung  des  erweiterten 
Vorstandes  im  Restaurant  Salmen.  Sonntag,  22.  Januar,  vot^ 
8  bis  12  Uhr,  Fortsetzung  der  Sitzung  des  erweiterten  Vor-^' 
Standes.  Von  12  bis  2V2  Uhr  Mittagspause.  Um  2V2  Uhr 
Vortrag  eines  Verbandsbeamten  im  großen  Kaufhaussaale.  Von, 
31/2  Uhr  ab  Landesversammlung.  Tagesordnung  hierfür:  1.  Re- 
ferat des  Herrn  G  r  o  ß  m  a  n  n  -  Straßburg  über:  „Das  tech- 
nische Schulwesen  im  Reich  und  R  e  i  c  h  s  1  a  n  d  e''. 
2.  Referat  des  Herrn  Mühlenkamp  -  Metz  über:  ,,D  i  e  ge- 
meinsame Organisierung  der  technischen  Be- 
amten und  Privatangestellten  im  D.  T.-V.".  3.  Be- 
richt über  den  20.  Verbandstag.  4.  Bericht  über  die  Gesamt- 
vorstandssitzung am  8.  Januar  1911  in  Sondershausen.  5.  Ge- 
schäfts- und  Kassenbericht.  6.  Entlastung  des  Vorstandes. 
7.  Beschlußfassung  über  die  gestellten  Anträge.  8.  Wahl  von^ 
zwei  Kassenprüfern.  9.  Desgl.  der  Gruppenvertreter  in  die 
Landesausschüsse.  10.  Desgl.  des  Vorortes  Metz  der  Landcs- 
verwaltung  bis  zum  1.  Januar  1914.  11.  Desgl.  des  Vorsitzenden 
rler  Landesverwaltung.  12.  Desgl.  des  Ortes  für  die  Abhaltung 
des  5.  Landestages.  13.  Desgl.  eines  Ersatzmannes  für  das 
Gesamtvorstandsmitglied  des  Verbani'es.  14.  Stellungnahme  der 
Landesverwaltung  zur  Haltung  der  Verbandsleitung  in  der  Ver- 
schmel/ungsfrage  mit  dem  B.  t.-i.  B.  15.  Geschäftliches.  W  ir 
bitten  die  Vereine  und  Einzelmitglieder,  sich  an  der  4.  Tagung 


unserer  Landesverwaltung  recht  zahlreich  zu  beteiligen  und  Herrn 
Masch. -Techn.  G.  Howald  in  Colmar,  Blumengasse  6,  die  Teil- 
nehmerzahl bis  spätestens  den   18.  Januar  mitzuteilen. 

Wiirttemberg.    LandesverwaltungdesD.  T.-V.  Vrs. : 

H.  Glaenz,  Stuttgart,  Heusteigstr.  78.  Die  14.  Landesversamm- 
lung findet  am  Sonntag,  15.  Januar  1911,  statt  im  Hotel  Kon- 
kordia, Cannstatt.  Tageseinteilung:  10  Uhr  Sitzung  des  Gesamt- 
vorstandes. 121/2  Uhr  gemeinsames  Mittagessen.  2}! 2  Uhr 
Landessitzung.  Tagesordnung:  1.  Geschäfts-  und  Kassen- 
bericht. 2.  Bekanntgabe  der  Beschlüsse  des  Gesamtvoistandes. 
3.  Neuwahl  des  Landesvorstandes.  4.  Referate  über  die  neue 
Verbandsverfassung,  die  Konkurrenzklausel,  die  Krankenkasse. 
5.  Wahl  des  Ortes  für  die  nächste  Landesversammlung.  6.  Ver- 
schiedenes. 5  Uhr:  Zwanglose  Familienunterhaltung  im  Hotel 
Konkordia.  Anmeldungen  zum  Mittagessen  sind  bis  Freitag, 
13.  Januar,  erbeten  an  Herrn  Ing.  Weber,  Cannstatt,  Rosenau- 
straße 42.  Evtl.  Anträge  sind  bis  zum  10.  Januar  einzusenden. 
Wir  bitten  um  recht  zahlreiche  Beteiligung  unserer  Einzel-  und 
Vereinsmitglieder. 

Dt'zirlisverwaltungen 

Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Sonnenstr.  8.  Briefe  an 
den  1.  Vors.  Infolge  eines  unvorhergesehenen  Zwischenfalles 
sind  wir  genötigt,  den  für  den  9.  Januar  angekündigten  Vortrag 
des  Herrn  Dr.  Günther  über:  ,,Sozialstatistische 
Grundlagen  der  Sozialpolitik"  auf  AAittwoch, 
11.  Januar,  zu  verlegen.  Der  Vortrag  wird  ebenfalls  im 
Saale  des  Handwerker-Vereinshauses  stattfinden  und  um  S'/o  Uhr 
beginnen.  In  Anbetracht  des  sehr  interessanten  Themas  bitten 
wir  um  rege  Beteiligung  der  Mitglieder  mit  werten  Angehörigen. 
Anträge  für  unsere  Mitte  Februar  stattfindende  Jahrcs-Haupt- 
versammlung  bitten  wir  baldigst  einzureichen. 

Hamburg-Altona.  Soiuitag,  22.  Januar  1911,  nachinittagti 
2V2  Uhr,  im  kleinen  Saale  der  Neustädter  Gesellschaftssäle, 
Valentinskamp  40 :    B  e  z  i  r  k  s  v  e  r  s  a  m  ni  1  u  n  g.     Tagcsordn. : 

I.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Jahresbericht.  3.  Bericht 
des  Kassierers  und  der  Kassenprüfer.  4.  Bericht  der  Kommis- 
sionen. 5.  Vorstandswahl:  a)  Neuwahl  des  1.  Vorsitzenden, 
b)  Ersatzwahl  des  1.  Schriftführers,  c)  Neuwahl  des  2.  Schrift- 
führers, d)  Neuwahl  des  2.  Kassierers,  e)  Wahl  des  Vertreters 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


29 


des  Gesamtvorstandsmitgliedes,  f)  Wahl  der  Kassenprüfer, 
g)  Wahl  des  Vertreters  der  Einzelmitglieder  in  den  Vorstand 
der  Bezirksverwaltung.  6.  Antrag  des  Vorstandes:  Die  Wahl 
der  Kommissionen  findet  jährlich  statt.  7.  Wahl  der  Kommis- 
sionen: a)  Sozialpolitische  Kommission,  b)  Pressekommission, 
c)  Exkursionskommission.  8.  Geschäftsstelle  und  Stellenvermitt- 
lung. 9.  Wahl  einer  Kommission  zur  Beratung  der  Satzungen. 
10.  Antrag  des  Vorstandes:  Aenderung  des  §  7  der  Bezirks- 
satzungen wie  folgt:  „Die  Entsendung  von  Vertretern  zum 
Verbandstage  geschieht  von  der  Bezirksverwaltung.  Die  Wahl 
derselben  erfolgt  in  der,  dem  Verbandstage  voraufgehenden  Be- 
zirksversammlung oder  in  Ermangelung  einer  solchen  durch 
den  Bezirksvorstand.  Zur  Bestreitung  der  Spesen  für  die  Ver- 
treter zum  Verbandstage  sind  pro  Mitglied  und  Jahr  0,25  M 
zurückzustellen.  Wünscht  ein  Verein  sich  selbständig  vertreten 
zu  lassen,  so  hat  er  die  Kosten  selbst  zu  tragen."  11.  Antrag 
des  Vorstandes:  „Alle  in  unserem  Bezirk  vorkommenden  Klagen 
mit  Rechtsschutz  des  Verbandes  sind  einem  noch  zu  bestimmen- 
den Rechtsanwalt  zu  übergeben,  der  sich  in  entgegenkommender 
Weise  bereit  erklärt,  sozialpolitische  Vorträge  zu  halten."  (Ver- 
gleiche Rundschreiben  der  Verbandsleitung.)  12.  Verschiedenes. 
Um  zahlreichen  und  pünktlichen  Besuch  wird  gebeten. 

Bezirksverwaltung  an  der  Unterelbe  (Nord-Hannover J.  Vrs'. ; 
W.  Haarstrich.  V.  u.  O.:  Buxtehude  am  15.  Januar  1911.  Br.-A.: 
W.  Haarstrich,  Harburg,  Marienstr.  19.  Unser  35.  Bezirks- 
tag findet  am  15.  Januar  1911  in  Buxtehude  im  Bahnhofshotel, 
Bahnhofstraße,  statt.  Tageseinteilung:  12  bis  2  Uhr:  Sitzung 
des  Gesamtvorstandes.  4  bis  6^/2  Uhr:  Bezirkssitzung.  Tages- 
ordnung: 1.  Jahresbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Bericht  des 
Kassenrevisionsvereins.  4.  Bericht  über  die  Gesamtvorstands- 
Sitzung.  5.  Neuwahl  des  Bezirksvorstandes.  6.  Neuwahl  des  Vor- 
ortes. 7.  Beratung  (der  neuen  Satzungen.  8.  Vortrag:  Die 
Bestrebungen  des  Deutschen  T e c h n i k e r  -  V  e r - 
b  a  n  d  e  s.  9.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf  die  äußerst 
wichtige  Tagesordnung,  sowie  die  Anwesenheit  des  Lehrerkolle- 
giums und  der  Schüler  der  Kgl.  Baugewerkschule  zu  Buxtehude, 
bitten  wir  unsere  Vereins-  und  Einzelmitglieder,  recht  zahlreich 
erscheinen  zu  wollen. 

Oberschlesien.  Der  für  Beuthen,  O.-S.,  für  den  16.  Januar 
in  Aussicht  gestellte  Agitationsvortrag  findet  nicht  statt.  Vom 
3.  bis  6.  Februar  werden  durch  unseren  Verbandsbeamten  Herrn 
Architekt  Kaufmann  in  Oberschlesien  vier  Vorträge  ab- 
gehalten. Ort  und  Thema  der  Vorträge  werden  noch  näher 
bekannt  gegeben. 

Rheinland.  Die  nächste  Sitzung  des  geschäftsführenden  Vor- 
standes findet  am  Samstag,  14.  Januar,  abends  8V2  Uhr,  im 
„Rheingold",  Köln-Leystapel,  statt.  Tagesordnung:  1.  Bericht 
über  die  letzte  Gesamtvorstandssitzung.  2.  Kassenabschluß  1910. 
Das  Erscheinen  sämtlicher  Vorstandsmitglieder  ist  erforderlich. 

Saargegend.  Am  Sonntag,  15.  Januar  1911,  nachmittags 
3  Uhr,  findet  zu  Saarbrücken  1  im  kleinen  Saale  der  Tonhalle 
der  nächste  Bezirkstag  statt.  Tagesordnung:  1.  Verlesung 
des  Sitzungsberichtes.  2.  Bericht  über  die  letzte  Sitzung  des 
Oesamtverbandsvorstandes  am  8.  Januar  1911  in  Sondershausen. 

3.  Bericht  der  Kassenprüfer  und  Entlastung  des  Vorstandes. 

4.  Beratung  der  eingegangenen  Anträge.  (Anträge  zum  Bezirks- 
tage sind  bis  spätestens  Mittwoch,  11.  Januar  1911,  an  den  Vor- 
sitzenden, Herrn  Ing.  W.  Feien,  Saarbrücken  1,  Feldmannstr.  40, 
einzureichen.)  5.  Vorstandswahl.  6.  Wahl  des  Vertreters  der 
Bezirksverwaltung  zum  Gesamtverbandsvorstand.  7.  Wahl  des 
Vorortes.  8.  Verschiedenes.  Die  Herren  Einzelmitglieder 
wählen  auf  diesem  Bezirkstage  ihre  Vertreter.  Die  überaus 
große  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  bedingt  unter  allen  Um- 
ständen das  pünktliche  und  vollzählige  Erscheinen  sämdicher 
Kollegen. 

Sachsen  -  Anhalt.  Br.-A. :  A.  Uebe,  Magdeburg,  Nacht- 
weidestraße 20  a.  Unser  Frühjahrs-Bezirkstag  findet 
am  Sonntag,  19.  Februar,  in  Magdeburg  statt.  Wir  bitten, 
etwaige  Anträge  bis  spätestens  17.  Januar  1911  an  die  obige 
Briefadresse  einzusenden. 

Westpreußen.  (Danzig.)  Einladung.  Der  nächste  Be- 
zirkstag findet  am  Sonntag  den  15.  Januar  1911  in  Danzig 
statt.  Programm:  10  Uhr  vorm.  Sitzung  des  Gesamtvorstandes 
mit  beschränkter  Oeffentlichkeit  für  Verbandsmitglieder  (Aus- 
weis Mitgliedskarte)  im  „Hohenzollern",  Langenmarkt. 
Tagesordnung:  1.  Geschäftsbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Be- 
richt des  Stellenvermittlers.   4.  Ausblick  nach  innen  und  außen. 

5.  Anträge:  a)  (T.-V.  Marienburg)  betr.  Streitigkeiten  zwischen 
D.  T.-V.  und  B.  t.-i.  B.;  b)  (Geschäftsführ.  Bez.-Vorstand)  betr. 
Umlage  für  das  Erholungsheim.  6.  Kostenvoranschlag  für  1911. 
7.  Verschiedenes,  8.  Neuwahl  des  Vorstandes.  Um  12  Uhr 
Bezirksversammlung  für  die  Mitglieder  im  Hohenzollern  mit 
folgender  Tagesordnung:  1.  Genehmigung  des  Protokolls  der 
Vorstandssitzung.  2.  Moderne  Organisationsfragen  (Referent 
Herr   Heinrich  Kaufmann  -  Beriin).     3.   Techniker  und 


Politik.  4,  Verschiedenes.  Um  2  Uhr:  Gemeinschaftliches  Mit- 
tagessen im  Hohenzollern  (Gedeck  1,50  M,  Anmeldungen  bis 
13.  Januar  an  Architekt  Klons,  Danzig-Lang/uhr,  Hennersdorfer 
Weg  8  erbeten).  Um  8  Uhr  Vortragsabend  mit  Damen  im 
Gewerbehaus,  Heil.  Geistgasse  82:  .,Die  Elektrizität  in 
der  Hauswirtschaft".  Vorfünrung  von  Apparaten  und 
Lichtbildern  durch  Herrn  Ingenieur  Wedel,  Danzig.  Zum 
Vortragsabend  wird  um  Einführung  von  Gästen  gebeten.  — 
Die  Vertretung  der  E  i  n  z  e  1  m  i  t  g  1  i  e  d  e  r  auf  dem 
Bezirkstage  ist  noch  nicht  geregelt.  Diejenigen 
Einzelmitglieder,  die  diesem  Gegenstande  Interesse  entgegen- 
bringen, wollen  sich  umgehend  an  den  Vorsitzenden,  Architekt 
Klohs,  Danzig-Langfuhr,  Hennersdorfer  Weg  8,  wenden. 

Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Bei  der  am  6.  Der. 
vorgenommenen  Vorstandswahl  wurden  gewählt:  als  1.  Vor- 
sitzender Herr  Kollege  Ernst  Hesse,  Architekt;  als  2.  Vor- 
sitzender Herr  Kollege  Fritz  Wolff,  Ingenieur;  als  1.  Schrift- 
führer Herr  Kollege  F.  J.  Gatzweiler,  Bauassistent;  als  2.  Schrift- 
führer Herr  Koll.  Wilh.  Christ,  Tiefbautechniker;  als  Kassierer 
Herr  Kollege  M.  Kemmerich,  Architekt;  als  Bücherwart  Herr 
Kollege  Hans  Fechner,  Betriebsleiter;  als  Beisitzer  (zugleich 
Obmann  für  die  Stellenvermittelung  und  Auskunftei)  Herr  Kollege 
Franz  Roß.  Am  gleichen  Abend  wurde  nach  einem  Referate 
des  Bezirksvorsitzenden,  Herrn  Koll.  Schreier  Mülheim,  die  auf 
dem  Verbandstage  beschlossene  Gruppenbildung  in  Gemein- 
schaft mit  dem  Technischen  Verein  Eschweiler  vorgenommen. 
Als  Vorsitzender  wurde  gewählt:  für  die  Gruppe  A  Bautechniker 
Herr  Kollege  Steiner,  Aachen,  für  die  Gruppe.  B  Maschinen- 
techniker Herr  Kollege  A.  Johnen,  Aachen.  Die  Gruppen  C 
und  D  wurden  vorläufig  zu  einer  Gruppe  zusammengefaßt,  weil 
nur  ein  Mitglied  der  Gruppe  C  anwesend  war.  Mit  dem  Vorsitz 
wurde  provisorisch  Herr  Kollege  Gatzweiler  betraut.  —  Am 
Samstag,  7.  Januar,  abends  Punkt  8^/4  Uhr,  findet  im  „Beriiner 
Hof"  unsere  erste  diesjährige  Sitzung  statt  mit  folgender  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesung  des  Protokolls  der  letzten  Versammlung. 
2.  Bekanntgabe  von  Neueingängen.  3.  Erstattung  des  Berichts 
über  das  abgelaufene  Geschäftsjahr.  4.  Erstattung  des  Kassen- 
berichts über  das  abgelaufene  Geschäftsjahr,  daran  anschließend 
Bericht  der  Revisoren.  5.  Verschiedenes.  Wir  machen  heute 
schon  darauf  aufmerksam,  daß  am  nächsten  Vereinsabend  wie- 
derum ein  Vortrag  stattfinden  wird,  für  welchen  Herr  Kollege 
Lenz,  der  Leiter  der  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen, 
zugesagt  hat. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  Versamm- 
lungen finden  an  dem  1.  Donnerstag  der  ersten  und  zweiten 
Hälfte  jeden  Monats  im  Dickmann'schen  Lokale,  Wilhelmstraße, 
statt.  Briefadresse:  Theod.  Voß,  Ingenieur,  Bromberg,  Ber- 
hner  Straße  12  b. 

Coblenz.  Technischer  Verein.  In  der  Hauptver- 
sammlung am  6.  Dezember  fand  Neuwahl  des  Vorstandes, 
Rechnungslegung  und  Bekanntgabe  des  Jahresberichtes  statt. 
Nach  dem  Berichte  wurde  der  Verein  am  22.  Juni  1910  von 
12  hiesigen  Herren  gegründet  und  mit  der  ersten  Hauptversamm- 
lung, am  7.  Juli  die  Vereinstätigkeit  aufgenommen.  Seit  der 
Gründung  fanden  sechs  Hauptversammlungen  und  eine  außer- 
ordentliche Versammlung  statt.  Zur  Hebung  der  Geselligkeit 
wurden  drei  gemeinschaftliche  Ausflüge  mit  Damen  in  die  herr- 
liche Umgebung  von  Coblenz  unternommen.  Eine  Besichtigung 
der  interessanten  Erzeugung  von  Tonwaren  in  Grenzhausen  auf 
dem  Westerwalde  fand  allgemeinen  Anklang.  Weitere  Besich- 
tigungen industrieller  Anlagen  sind  für  die  nächste  Zeit  in  Aus- 
sicht genommen.  Mit  dem  Thema  „Pflicht  zur  Organisation" 
hielt  Herr  Redakteur  Schubert,  Berlin,  einen  Agitationsvortrag, 
der  zur  Anmeldung  von  fünf  neuen  Mitgliedern  beitrug,  so  daß 
die  Mitgliederzahl  zurzeit  28  beträgt.  Der  erfreuliche  Rückblick 
auf  die  zwar  kurze,  aber  rege  Vereinstätigkeit  erweckt  berech- 
tigte Hoffnungen  auf  das  weitere  Blühen  und  Gedeihen  des 
Vereins.  Der  neugewählte  Vorstand  setzt  sich  aus  folgenden 
Herren  zusammen:  1.  Vors.:  Fr.  Müller;  2.  Vors.:  H  Ströder; 
1.  Schriftf.:  H.  Dany;  2.  Schriftf.:  P.  Ledosquet;  1.  Kass.: 
W.  Knöpf el;  2.  Kass.:  K.  Lange;  Beisitzer:  Klaas  van  Dyk. 
Vereinslokal:  Hotel  ,,Rizza",  gegenüber  der  städt.  Festhalle. 
Vereinsabende:  Am  1.  Dienstag  im  Monat  Hauptversammlung, 
an  den  übrigen   Dienstagen  zwanglose  Zusammenkunft. 

Deuben.  Techn.  Verein  „Plauenscher  Grund". 
Die  Jahres-Hauptversammlung  findet  Sonnabend,  14.  Januar  1911, 
abends  8  Uhr,  im  Ratskeller  zu  Deuben  statt.  Bekanntgabe 
fier  Tagesordnung  erfolgt  durch  Einladung.  Das  Erscheinen 
aller  Mitglieder  ist  dringend  erwünscht. 

Eisenach.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
W.  Kirchhof,  Bauamtsassistent,  Weststr.  5.    V.  u.  O. :  Jeden 


30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  2 


Sonnabend  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats,  abends  8V2  Uhr, 
im  Hotel  Thüringer  Hof,  Karisplatz.  Sonnabend,  7.  Januar, 
Hauptversammiung.  Tagesordnung:  Eingänge.  Protokolle. 
Jahresbericht.  Kassenbericht.  Entlastung  des  Vorstandes.  Weih- 
nachtsfeier 8.  Januar  im  Waldhaus.  Vortrag  des  KoU.  Ruppert 
über  Heizungsanlagen. 

Frankfurt  a.  AI.  T  e  c  h  n  i  s  c  h  e  r  K  1  u  b.  Der  Technische 
Klub  Frankfurt  a.  M.  veranstaltete  am  Freitag,  16.  Dez.,  eine 
öffentliche  Versammlung,  in  der  Herr  Lenz,  Dortmund,  einen 
Vortrag  über  das  Thema:  „Zweck  und  Ziele  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  auf  Grund  der  Stuttgarter  Verbands- 
beschlüsse" hielt.  Ein  vollbesetztes  Haus  zeigte,  welches  Inter- 
esse man  diesem  Thema,  speziell  auch  seitens  des  B.  t,-i.  B., 
entgegenbrachte.  Der  Redner  referierte  wie  folgt:  Die  Stutt- 
garter Verbandsbeschlüsse  hätten  nicht  eine  Wesensänderung 
zu  bezwecken  gehabt.  Die  Ziele  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes seien  durch  26  Jahre  hindurch  unverrückbar  dieselben  ge- 
blieben, die  Förderung,  die  Hebung  des  deutschen  Techniker- 
standes, und  durch  die  Wahrung  der  Standesinteressen  schließlich 
den  Weg  ausfindig  zu  machen,  der  am  besten  zum  Ziele  führen 
würde.  Der  Verband  habe  diese  schwierige  Aufgabe  unter 
Aufrechterhaltung  seiner  bewährten  Organisationsprinzipien  und 
seiner  Tradition  bisher  gelöst.  Die  Cjehässigkeit,  mit  der  der 
B.  t.-i.  B.  den  Grundprinzipien  des  D.  T.-V.  entgegenarbeitet, 
bedeutet  weiter  nichts,  als  eine  größere  Mitgliedsziffer  zu  er- 
reichen. Wenn  der  Verband  für  die  Rechte  der  technischen 
Angestellten  eintrete,  so  wäre  damit  eine  durchaus  im  Sinne 
der  gewerkschaftlichen  Standesarbeit  liegende  Betäti- 
gung des  D.  T.-V.  festgelegt.  Wo  es  sich  um  prinzipielle  Fragen 
handle,  wie  in  Kiel  usw.,  habe  der  Verband  zur  Genüge  bewiesen, 
daß  er  jederzeit  auf  dem  Plane  sei,  wenn  es  gelte,  die  Inter- 
essen der  Angestellten  zu  vertreten;  sich  aber  durch  solche 
einzelne  Fälle  in  eine  grundsätzliche  und  unterschiedslose  Oppo- 
sition zum  Unternehmertum  drängen  zu  wollen,  das  halte  er 
nicht  für  fortschrittlich.  Nach  wie  vor  sei  der  D.  T.-V.  bestrebt, 
eine  Ueberbrückung  und  nicht  Vertiefung  der  sozialen  Kluft 
herbeizuführen,  wo  es  sich  um  praktisch  Mögliches  und  Erreich- 
bares handele.  Als  bei  den  Verhnndlungen  im  Vorjahre  schon 
Aussicht  bestand,  daß  eine  Einigung  der  beiden  Verbände  erzielt 
werden  könne,  da  trat  man  an  deu  D.  T.-V.  mit  der  Forderung 
heran,  Staats-  und  Gemeindebeamte  aus  dem  Verband  aus- 
zuschließen, und  von  dem  Augenblick  an  hat  sich  der  D.  T.-V. 
veranlaßt  gesehen,  die  Verhandlungen  abzubrechen,  ein  Beweis 
dafür,  daß  er  Wert  darauf  ilege,  daß  die  Interessen  der  in 
öffentlichen  Dienststellen  befindlichen  Beamten  in  einer  großen 
Organisation  mitvertreten  werden,  und  allen  ist  ja  bekannt,  daß' 
aus  gleichen  Gründen  ähnliche  Verhandlungen  scheiterten.  Die 
Forderung,  daß  die  technische  Arbeit  in  ihrer  inneren  Bedeutung 
erkannt  und  gewertet  werde  durch  entsprechende  Berücksich- 
tigung in  der  Gesetzgebung,  durch  Berücksichtigung  unserer 
Vertreter  in  den  Verwaltungskörperschaften,  das  wären  Aufgaben, 
die  der  Verband  übernommen  habe  und  die  sehr  wichtig  seien. 
Zum  Schluß  richtete  der  Redner  an  die  Anwesenden  den  Appell, 
sich  dem  D.  T.-V.  anzuschließen.  Im  D.  T.-V.  fänden  sie  die 
Organisation,  die  sich  das  Ziel  gesteckt  habe,  die  deutsche 
Technikerschaft  zur  Hebung  ihres  Standes  aneinanderzugliedern, 
für  den  technischen  Angestellten  einzutreten,  wo  es  gelte,  seine 
materiellen  und  ideellen  Interessen  zu  schützen  und  zu  vertreten. 
Dem  Vortrag  folgte  eine  zweistündige  Diskussion,  in  der  der 
'B.  t.-i.  B.  durch  Herrn  Flügger,  sowie  durch  den  Vorsitzenden 
des  Ortsausschusses,  Herrn  Mayer,  den  D.  T.-V.  aufs  heftigste 
bekämpfte.  Diese  Vorwürfe  wurden  durch  die  Herren  L  ö  s  e  r , 
Gehrig,  Amende  und  zum  Schluß  durch  den  Verbands- 
redner aufs  beste  widerlegt.  Es  wurde  den  Bundesrednern  an 
Hand  verschiedener  Beispiele  nachgewiesen,  daß  die  Bundes- 
leitung dem  Kampf  gegen  den  D.  T.-V.  zu  Liebe  die  Interessen 
der  deutschen  Technikerschaft  vernachlässigt.  Die  sonst  noch 
vorgebrachten  Entstellungen  Unrichtigkeiten  und  persönlichen 
Angriffe  waren  wirkungslos,  da  denselben  auf  Grund  der  Tat- 
sachen sofort  entgegenget; eten  werden  konnte.  Besonders  kenn- 
zeichnete noch  der  Referent,  Herr  Lenz,  die  skrupellose  Agi- 
tation des  Bundes,  welcher  sich  erdreistete,  sein  Flugblatt  „Los- 
vom  Verbände"  vor  dem  Versammlungslokal  verteilen  zu  lassen. 

Graudenz.  Vereinigung  Grau  d  enzer  Techniker. 
Br.-A.:  Bruno  Jochade,  Stadtbauführer,  Kasernenstr.  1  B  II.  V.  u. 
O. :  Jeden  Dienstag  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats, 
abends  8V2  Uhr,  im  Zentral-Hotel,  Getreidemarkt.  Gäste,  ins- 
besondere dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen,  sind  zu 
unseren  Sitzungen  stets  willkommen. 

Hildesluirn.  Technischer  Verein.  Die  nächste 
Hauptversammlung  findet  Sonnabend,  14.  Januar,  präzise  9  Uhr, 
im  Vereinslokal  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mit- 
teilungen. 2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Vortrag  des  Herrn  Koll. 
Opitz:  „Die  Funkentelegraphie  und  ihre  An- 
wendung in  der  Armee".    4.  Verschiedenes.     Im  Hin- 


blick auf  das  interessante  Vortragsthema  wird  das  Erscheinen 
aller  Mitglieder  erwartet.  Gäste  sind  willkommen.  Wir  teilen 
unseren  Mitgliedern  ferner  noch  mit,  daß  in  der  letzten  Haupt- 
versammlung auf  Antrag  des  Vorstandes  beschlossen  ist,  ab 
1.  Januar  1911,  von  welchem  Zeitpunkte  ab  der  auf  18  M  er- 
höhte Verbandsbeitrag  .erhoben  wird,  den  Vereinsbeitrag  von 
6  M  auf  4  M  herabzusetzen. 

Hirschberg  und  Umgegend.  Techniker-Verein. 
Quittung.  Für  die  Hinterbliebenen  des  Mitgliedes  Nr.  49  726 
sind  beim  Techniker-Verein  in  Hirschberg  (Schles.)  folgende 
Beträge  eingegangen:  Von  den  techn.  Vereinen  Waldenburg 
22  M,  Warmbrunn  25  M,  Mitglied  Nr.  5208  3  M,  Annaberg 
5  M,  Potschappel  3  M,  Altona  10  M,  Erkelenz  5  M,  Motiv- 
Dresden  5  M,  Erfurt  10  M,  Eßlingen  6  M,  Eisenbahn-Techniker- 
Verein  Dresden  10  M,  Breslau  10  M,  Kalk  5  M,  Fürth  5  M, 
Düsseldorf  11,50  M,  Vereinigung  Görlitzer  Techniker  5  M, 
Friedrichsort  5  M,  Eisenbahn-Techniker-Verein  Saarbrücken 
(Heimat  des  Mitgliedes  Nr.  49  726)  10  M,  Pirmasens  2,50  M, 
Oldenburg  5  M,  Maschinentechn.  Verein  Cannstatt  5  M,  desgl. 
Hannover  und  Linden,  E.  V.,  15  M,  Helgoland  3  AI,  Stettin 
5  M,  Nürnberg  15  M,  Bielefeld  10  M,  „Wesermündung"- 
Bremerhaven  10  M,  Bremen  10  M,  Verein  für  Ingenieure  und 
Maschinentechniker  Görlitz  5  M,  desgl.  Dresden  10  M,  Staß- 
furt  5  M,  Plauen  20  M,  Marburg  5  M,  Beuthen  (O.-S.)  20  M, 
Danzig  10  M,  Eberswalde  3  M,  Techn.  Verein  Nürnberg  10  M, 
Maschinentechn.  Verein  Halle  a.  d.  S.  10  M,  Uelzen  3  M, 
Zwickau  (S.)  5  M,  Neugersdorf  (S.)  3  M,  Sagau  9  M,  Zeitz 
10  M,  Hannover  20  M,  Wilhelmsburg  (Elbe)  5  A4,  Magdeburg 
5  M,  Halle  10  M,  Osnabrück  10  M,  Swinemünde  5  M,  Klub 
Vegesack  5  M,  Harburg  13,40  M,  Grünberg  13  M,  Gummersbach 
(Rhld.)  4  M,  Lübeck  10  M,  Würzburg  5  M,  Ulm  5  M,  Eisen- 
bahn-Techniker-Verein Zwickau  5  M,  Freiburg  3  M,  Penzig 
3  M,  Verein  für  Ingenieure  und  Maschinentechniker  Gera 
3  M,  Verein  Deutscher  Vermessungstechniker  Dresden  5  M, 
Schweinfurt  3,25  M,  Ludwigshafen  10  M,  Bauhütte  Chemnitz 
10  M,  Verein  der  Techniker  der  k.  b.  Staatsbauverwaltung  Nürn- 
berg 3  M,  Cassel  7  M,  Greifswald  3  M,  Neisse  5  M,  Frank- 
furt (O.)  7  M,  Techniker-Verein  Cassel  15  M,  Mainz  5  M, 
Cöln  (Rh.)  10  M,  Regensburg  3  M,  Lippstadt  5  M,  Düsseldorf 
10  M,  Braunschweig  5  M,  Halberstadt  5  M,  Eltmann  6,80  M, 
Schneidemühl  8  M,  Sorau  11  M,  Essen  (R.)  10  M,  Siegerland 
10  M,  Insterburg  5  M,  Hanau  5  M,  Vereinigung  Berliner 
Techniker  5  M,  Techniker- Verein  Wesel  7,85  M,  Meißen  3  M, 
Wernigerode  5  M,  Mülheim  (R.)  5  M,  Vanne  5  M,  Worms 
2  M,  Cottbus  5  M,  Mörs  10  M,  Duisburg-Aleiderich  10  M,, 
Roßlau  5  M,  Liegnitz  5  M,  Spandau  15  M.  (Fortsetzung  folgt.) 
Der  Verein  sagt  allen  freundlichen  Gebern  herzhchsten  Dank. 
Schulz,  Königl.  Bausekr. 

Metz.  Techniker-Verein.  Vrs. :  E.  Mühlenkamp, 
Montigny  b.  Metz,  Seminarstr.  24  1.    V.  u.  O. :   Jeden  1.  und 

3.  Donnerstag  im  Monat  im  Hotel  du  Nord,  Metz,  Steinweg.  — 
Am  Donnerstag,  19.  Januar,  findet  die  diesjährige  Hauptver- 
sammlung statt.  Die  Tagesordnung  enthält:  1.  Aufnahmen  und 
Anmeldungen.  2.  Beschlußfassung  über  die  an  den  4.  Landes- 
tag gestellten  Anträge.     3.  Entsendung  von   Delegierten  zum 

4.  Landestage  am  22.  Januar  nach  Kolmar.  4.  Neuwahl  des 
Vorstandes  und  der  Kommissionen.  5.  Geschäftliches.  Im  ver- 
flossenen Jahre  hat  der  Verein  wiederum  einen  großen  Schritt 
vorwärts  getan.  Es  wurde  eine  neue  Satzung  angenommen, 
die  die  Beiträge  auf  24  M  bei  monatlicher  Einziehung  von 
2  M  erhöhte.  Damit  ist  die  schon  lange  angestrebte  Beständig- 
keit in  punkto  Beitragszahlung  erreicht.  Alag  nun  erneut  eine 
Erhöhung  der  Beiträge  von  selten  des  Verbandes  an  uns  heran- 
treten, die  dann  ohne  Beratung  angenommen  werden  kann. 
Ferner  ist  auch  in  die  neue  Satzung  von  der  alten  übertragen, 
daß  selbständige  Mitglieder  nicht  in  den  Vorstand  gewählt 
werden  können.  Der  §  1  der  neuen  Verbandssatzung  vertritt 
nur  Angestellten-  und  Beamteninteressen.  Hierdurch  ist  ja  die 
Richtung  für  unsere  Arbeit  genau  festgelegt,  so  daß  eine  weitere 
Stellungnahme  zu  der  Selbständigenfrage  überflüssig  erschien. 
Die  Zugehörigkeit  zur  Vereins-Sterbe-  und  Unterstützungskasse, 
Bibliothek  usw.  ist  derart  geregelt,  daß  diejenigen  Verbands- 
mitglieder, die  aus  dem  Verein  austreten  und  von  AAetz  und 
Vororten  verziehen,  außerordentliche  A\itglieder,  gegen  Zahlung 
eines  Beitrages  von  4  M,  sein  können.  Die  Gruppengliedcrung 
bestand  ja  bereits  vor  dem  Verbandstage,  so  daß  hier  eine 
Aenderung  nicht  nötig  war.  Die  Werbearbeit  fand  in  einem 
großen  Mitgliederzuwachs  Befriedigung.  Der  Verschnielzungs- 
frage  mit  dem  B.  t.-i.  B.  wurde  wenig  Bedeutung  beigelegt,  da 
die  Haltung  des  Bundes  hier  nicht  ernst  genommen  wurde. 
Recht  erfreulich  ist,  daß  einige  Bundesmitglieder  übertraten. 
Die  Verleitung  seitens  des  B.  t.-i.  B.  zum  bezahlten  Verrat  am 
D.  T.-V.  wurde  von  allen  Mitgliedern  mit  Entrüstung  zurück- 
gewiesen. Mögen  die  Bundesmitglieder  selbst  darüber  ent- 
scheiden, was  man  vom  Ehrgefühl,  Anstand  und  Sitte  der  Kol- 


Heft  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


31 


legen  im  D.  T.-V.  zu  erwarten  hat.  An  Unterstützungen  aus 
der  Vereinskasse  konnten  größere  Beträge  gewährt  werden, 
mehreren  Mitgliedern  konnten  die  Beiträge  erlassen  werden. 
Möge  es  dem  Verein  vergönnt  sein,  mit  einem  tüchtigen  Vor- 
stande an  der  Spitze,  im  kommenden  Vereinsjahre  in  derselben 
Weise  Vorteile  für  unsere  Mitglieder  und  damit  den  gesamten 
Technikerstand  zu  erringen.  Zu  der  Hauptversammlung  bitten 
wir  alle  Mitglieder  zu  erscheinen. 

Nürnberg.  Technischer  Klub.  Donnerstag,  12.  Jan. 
1911,  abends  8V2  'Jhr,  findet  in  der  Restauration  zum  Losunger, 
2.  Stock,  Monatsversammlung  statt.  Tagesordnung:  1.  Neu- 
aufnahmen. 2.  Innere  Vereinsangelegenheiten.  Um  zahlreiches 
Erscheinen  wird  ersucht. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
10.  Januar  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  Kaiser  Friedrich 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Ein- 
gänge. 3.  Verschiedene  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten. 
Für  das  Jahr  1911  setzt  sich  der  Vorstand  zusammen  aus  den 
Herren:  Karl  Horn,  1.  Vorsitzender;  Hermann  Schmidt,  2.  Vor- 
sitzender; Alex  Quinger,  1.  Schriftführer;  Heinrich  Ratz, 
2.  Schriftführer;  Jean  Werner,  Kassierer;  Paul  Nenner,  Archivar; 
Jakob  Schuhmacher,  Beisitzer.  Alles  weitere  ist  dem  Rund- 
schreiben vom  1.  Januar  1911  zu  entnehmen.  Briefadresse: 
Karl  Horn,  Offenbach  a.  M.,  Bettinastraße  16. 

Osnabrück.  Technische  Vereinigung.  Die  hiesige 
Ortsgruppe  des  B.  t.-i.  B.  hatte  die  Mitglieder  der  Technischen 
Vereinigung  Osnabrück  zu  einer  öffentlichen  Versammlung, 
welche  am  Mittwoch,  9.  Nov.,  im  „Dortmunder  Hof"  abgehalten 
wurde,  eingeladen.  Das  Thema:  „Verbandspolitik",  worüber 
Herr  Ingenieur  Schweitzer  aus  Düsseldorf  sprach,  hatte 
unsere  Mitglieder  ungefähr  geschlossen  zur  Versammlung  gefülirt, 
auch  war  Herr  Kollege  Kaufmann  -  Berlin  erschienen.  Nach 
einigen  allgemeinen  Ausführungen  ging  Herr  Schweitzer  zum 
eigentlichen  Thema  über,  indem  er  die  „paritätische"  Grundlage 
des  D.  T.-V.  kritisierte.  Die  Folge  dieser  Organisationsform  sei, 
daß  der  Verband  niemals  richtige  Angestelltenpolitik  betreiben 
könne.  Redner  kam  sodann  auf  die  Finanzverhältnisse  des  Ver- 
bandes zu  sprechen.  Seit  Jahren  arbeite  dieser  mit  einem  Defizit, 
für  Rechtsschutz  seiner  Mitglieder  usw.  habe  er  nur  sehr  wenig 
ausgegeben,  dagegen  seien  aber  die  Verbändler  sofort  bei  der 
Hand,  wenn  es  sich  um  Feste  feiern  handele.  Im  weiteren 
erörterte  Redner  die  Verschmelzung  der  beiden  Verbände  und 
betonte,  daß  nur  die  Haltung  des  Verbandes  schuld  daran  sei, 
daß  eine  Vereinigung  bis  heute  nicht  zustande  gekommen  ist. 
Redner  versuchte  auch  durch  Briefe  usw.  seine  Behauptungen 
zu  beweisen,  was  aber,  das  sei  gleich  vorweg  genommen,  als 
nicht  gelungen  bezeichnet  werden  muß.  Zum  Schluß  ging  Redner 
imserer  Ansicht  nach  zum  eigentlichen  Zwecke  der  Versammlung 
über,  indem  er  die  Mitglieder  des  Verbandes  unter  Anführung 
des  bekannten  Versprechens  aufforderte,  dem  Bunde  beizutreten. 
Nach  diesen  wackeren  Ausführungen  erhielt  Kollege  Kaufmann 
das  Wort,  welcher  in  zündender  Rede  dem  Referenten  entgegen- 
trat und  Zug  um  Zug  die  Ausführungen  des  Ing.  Schweitzer 
widerlegte.  Kollege  Kaufmann  richtete  zum  Schluß  seiner  Aus- 
führungen an  unsere  Mitglieder  die  Bitte,  gerade  in  schweren 
Zeiten  fest  und  treu  zum  Verband  zu  halten,  und  gab  seiner 
Meinung  dahin  Ausdruck,  daß  in  Osnabrück  wohl  nicht  ein  ein- 
ziger Kollege  zum  Bunde  übertreten  werde.  Mit  starkem  Applaus 
lohnte  die  Versammlung  die  überaus  gelungene  Widerlegung 
der  seitens  des  Ing.  Schweitzer  gemachten  Ausführungen.  Nach- 
dem dann  noch  verschiedene  Herren  vom  Bund  und  Verband 
gesprochen  hatten,  wurde  vom  Vorsitzenden  unserer  Vereinigung, 
Koll.  Siebel,  der  Antrag  zur  Annahme  einer  Resolution  gestellt, 
welcher  anfangs  von  der  Versammlungsleitung  (Vor- 
sitzender der  hiesigen  Ortsgruppe  des  Bundes)  [!]  abgelehnt 
wurde.  Nachdem  aber  Kollege  Kaufmann  erläutert  hatte,  was 
unter  einer  Resolution  zu  verstehen  sei,  ließ  der  Versamm- 
lungsleiter über  dieselbe  abstimmen.  Die  Resolution  wurde 
gegen  zirka  10  Stimmen  von  der  Versammlung  angenommen; 
dieselbe  besagt  u.  a. : 

„Die  Versammlung  kann  den  in  der  letzten  Zeit  vom 
B.  t.-i.  B.  gegen  den  D.  T.-V.  eingeleiteten  Kampf  nicht  im 
Interesse  des  Standes  gelegen  erachten  und  weist  die  Be- 
hauptungen, daß  im  D.  T.-V.  die  Arbeitgeber  den  Ton  angeben, 
entschieden  zurück.  Die  Versamijilung  spricht  dem  Vorstande 
und  den  Beamten  des  Verbandes  ihr  volles  Vertrauen  aus 
und  erwartet  von  allen  in  der  Tecbnikerbewegung  maßgeben- 
den Faktoren  ein  energisches  Zusammenarbeiten  in  aller  Ver- 
tretung der  Standesinteressen. 

Eine  Verschmelzung  der  beiden  Verbände  könne  nur  dann 
angestrebt  werden,  wenn  die  Bundesleitung  wieder  zu  einer, 
dem  Technikerslande  würdigen  Form  der  Agitation  zu- 
rückkehre." 


Nachdem  so  der  Bund  genau  das  Gegenteil  von  dem  er- 
reicht, was  er  angestrebt  hatte,  erhielt  Herr  Ingenieur  Schweitzer 
das  Schlußwort,  worüber  nichts  weiter  zu  berichten  ist.  Wir 
Mitglieder  des  Verbandes  aber  hier  in  Osnabrück  bekennen  uns 
freudig  zum  Verband  und  sprechen  nochmals  der  Verbands- 
leitung unser  Vertrauen  aus,  besonders  können  wir  nicht  umhin, 
Herrn  Architekt  Kaufmann  auch  an  dieser  Stelle  unseren  besten 
Dank  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vors.:  Gustav 
Jäkel,  Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  Br.-A. :  Technischer 
Verein  Pforzheim.  Mitgliederversammlung  jeden  ersten  Mitt- 
woch im  Monat,  an  den  übrigen  Mittwochen  zwanglose  Zu- 
sammenkunft im  Vereinslokal  ,,Bavaria",  östliche  Karl-Friedrich- 
Straße  29.  —  Unsere  Mitglieder  machen  wir  auf  den  am  Montag, 
9.  Januar,  abends  8V2  Uhr,  im  ,, Schwarzen  Adler"  stattfindenden 
Lichtbildervortrag  von  Dipl. -Ing.  Fr.  Dunckler-Frankenhausen 
über  den  modernen  Städtebau  aufmerksam.  Eintrittspreis  20  Pf. 
Unsere  ordentlichen  Mitglieder  machen  wir  darauf  aufmerksam, 
daß  in  der  letzten  Monatsversammlung  der  einstimmige  Beschluß 
gefaßt  worden  ist,  ab  1.  Januar  den  Gesamt-Jahrcsbeitrag  auf 
24  M  zu  erhöhen.  Derselbe  wird  in  monatlichen  Raten  von  je 
2  M  erhoben  werden,  und  bitten  wir  dringend,  die  einzelnen 
Beträge  pünktlich  zu  entrichten.  —  Ueber  den  abzuhaltenden 
Kursus  in  Statik  und  Festigkeitslehre  unter  hauptsächlicher  Be- 
rücksichtigung der  Berechnungsweise  der  Eisenbetonkonstruk- 
tionen ergeht  besonderes  Schreiben  an  die  MitgHeder.  Der  Kurs, 
an  dem  auch  Nichtvereinsmitglieder  teilnehmen  können,  wird 
von  einem  bewährten  Fachmann  abgehalten  werden  und  dürfte 
je  nach  der  Anzahl  der  Teilnehmer  auf  etwa  5  bis  15  M  für 
den  einzelnen  zu  stehen  kommen.  Wir  ersuchen  auch  an  dieser 
Stelle  um  möglichst  zahlreiche  Beteiligung  an  der  Veranstal- 
tung. —  Anläßlich  der  letzten  Vorstandswahl  wurde  als  Stellen- 
vermittler und  Vertrauensmann  Kollege  Philipp  Dahl,  Stadtbau- 
assistent, Verlängerte  Holzgartenstraße  133,  bestellt.  Wir  bitten 
alle  Kollegen,  frei  werdende  Stellen  sofort  zu  melden,  denn  nur 
durch  die  eifrige  Mitarbeit  aller  kann  eine  ersprießliche  Tätig- 
keit der  Stellenvermittelung  erzielt  werden.  —  Etwa  vorkommende 
Wohnungsänderungen  —  in  der  Stadt  und  namentlich  auch  bei 
Wegzügen  von  Pforzheim  —  bitten  wir  sofort  dem  Vorstand 
nytzuteilen,  um  unnötige  Portoverluste  und  Mehrarbeiten  zu 
vermeiden.  Um  zahlreichen  und  pünktlichen  Besuch  der  Ver- 
sammlung wird  gebeten.  Gäste,  insbesondere  dem  Verein  und 
Verband  noch  fernstehende  Kollegen,  sind  stets  willkommen. 

Schneidennihl.  Technischer  Verein.  Jeden  Freitag 
am  1.  bezw.  nach  dem  1.  des  Monats  Hauptversammlung.  Jeden 
ersten  Freitag  nach  dem  15.  des  Monats  Versammlung.  Vereins- 
lokal: Hotel  Froese,  Breite  Straße. 

Thorn.  Technischer  Verein.  Br.-A  und  1 .  Vors. : 
Hugo  Lorenz,  Architekt,  Thorn  III,  Wellienstr.  101.  V.  u.  O. : 
Jeden  1.  Freitag  nach  dem  ersten  eines  Monats  bezw.  an  dern 
auf  den  ersten  eines  jeden  Monats  selbst  fallenden  Freitag  im 
Vereinslokal  Artushof. 

Waldenburg  i.  Schles.  Technischer  Verein  Wal- 
denburg und  Umgegend.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Oberingenieur 
B.  Kirsten,  Altwasser  i.  Schles.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Mitt- 
woch eines  jeden  Monats,  abends  S^j  Uhr,  im  Hotel  Kaiserhof. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  „Dresdner  Bauhütte."  Vors.  u.  Br.-A.: 
Baumeister  Severitt,  Radebeul,  Albertstr.  7.  Vereinslokal:  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  II.  Die  Jahres-Hauptversammlung  findet 
am  12.  Januar  1911,  pünktlich  abends  8  Uhr,  im  Vereinslokal  statt. 
Tagesordnung:  1.  Erledigung  der  Eingänge.  2.  Genehmigung 
des  Jahresberichts.  3.  Genehmigung  des  Kassenberichts.  4.  Ent- 
lastung des  Gesamtvorstandes.  5.  Erledigung  \on  Anträgen.  Die 
Mitglieder  werden  gebeten,  sich  recht  zahlreich  und .  pünktlich 
an  diesem  Abend  einzufinden.  Man  beachte  §  25  Absatz  2 
der  Vereinssatzungen. 

Essen.  Verm  essung  s-Technikcr-Vcrcin  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Unsere  nächste  Haupt- 
versammlung findet  findet  am  Sonntag,  15.  Januar  1911,  statt 
und  zwar:  vormittags  9  Uhr  Interessengruppensitzung,  10\.jUhr 
Vorstandssitzung,  nachmittags  2  Uhr  Beginn  der  Hauptversamm- 
lung mit  folgender  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht  und  Schrift- 
wechsel. 2.  Aufnahme  neuer  J^itglieder.  3.  Beratung  der  ein- 
gegangenen Anträge.  4.  Bericht  des  Koll.  Schweisfurtli  über 
Beratungen  im  Gesamtvorstande.  5.  Jahres-  und  Kassenbericht. 
6.  Neuwahl  des  Vorstandes.    7.  Verschiedenes. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Dresden.  Verein  für  M  a  s  c  h  i  m  e  n  t  e  c  h  n  i  k  e  r  und 
-Ingenieure.  Freitag,  13.  Januar,  abends  ^  -.9  Uhr  be- 
ginnend, im  Vereinslokale  Gewerbehaus,  Ostra-Allee,  Jahres- 
Hauptversammlung.    Tagesordnung:  1.  Eingänge".    2.  Aufnahm.e 


32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  2 


neuer  Mitglieder.  3.  Jahres-  und  Kassenberichte.  4.  Entlastung 
des  Gesamtvorstandes.  5.  Neuwahl  des  Gesamtvorstandes  und, 
der  Ausschüsse.  6.  Verschiedenes.  Die  am  16.  Dez.  statt- 
gefundene außerordentliche  Monatsversammlung  hat  beschlossen, 
die  Amtsdauer  für  die  Gesamtvorstandsmitglieder  auf  zwei  Jahre 
festzulegen,  damit  aber  die  Ergänzung  teilweise  erfolgt,  soll 
alljährlich  die  Hälfte  neu  gewählt  werden.  Die  angemeldete 
Jahres-Hauptversammlung  wählt  auf  zwei  Jaiire  den  1.  Vor- 
sitzenden, 1.  Schriftführer,  einen  Bücherwart  und  zwei  Beisitzer. 
Die  anderen  Vorstandsmitglieder  werden  für  diesmal  nur  auf 
ein  Jahr  gewählt.  Wer  dem  scheidenden  Vorstande  für  seine 
Amtsführung  Anerkennung  zollen  will  und  wer  dem  neugewählten 
Vorstande  sein  Vertrauen  ausdrücken  will,  der  tue  dies  durch 
sein  Erscheinen  zur  Jahres-Hauptversammlung.  Wir  bitten 
unsere  Mitglieder,  auch  im  kommenden  Jahr  für  den  Vereip 
und  Verband  neue  Mitglieder  zu  werben.  Gäste  sind  stets 
herzlichst  willkommen. 

Halle    a.  S.      Maschinentechnischer  Verein. 
Vrs.   u.   Br.-A. :    Paul  Gebhardt,   Ing.,   Halle  a.   S.,  Beesener^ 
Straße  10  k.    V.  u.  O. :   Jeden  Sonnabend,  abends  SV«  Uhr,  im 
Restaurant   Freybergbräu,    Kleine   Märkerstraße.      Gäste  sind 
zu  allen  Versammlungen  willkommen. 

Gemeindetechniker. 
Hauptausschuß  des  Verbandes  der  Technischen  Geiiieinde- 
beamten  Deutschlands,  Interessengruppe  im  D.  T.-V.  (Vorsitzen- 
der Emil  Rohr,  Charlottenburg  5,  Städt.  Bürgerhaus). 
Der  kostenlose  Versand  der  Zeitschrift  „Der  Technische  Ge- 
meindebeanite"  erfolgt  nur  an  Gemeindetechniker,  die  Mitglieder 
des  Deutschen  Techniker- Verbandes  sind;  aus  Agitationsg:ünden 
kann  jedoch,  wenn  dies  von  den  betreffenden  Vereinsvorständen 
oder  einzelnen  Mitgliedern  gutgeheißen  wird,  die  Uebersenching 
auch  an  Gemeindetechniker  erfolgen,  die  zurzeit  noch  nicht 
Mitglieder  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  sind,  von  denen 
man  aber  erwarten  kann,  daß  sie  diese  Mitgliedschaft  in  aller- 
nächster Zeit  erwerben.  —  Für  den  alsbaldigen  Erhalt  genannter 
Zeitschrift  durchaus  notwendig  ist  aber,  daß  in  den  — 
allein  an  die  „Expedition  des  Technischen  Ge- 
meindebeamten, Berlin  NW.  52,  L  ü  n  e  b  u  r  g  e  r 
Straße  3"  zu  richtenden  —  Anforderungen  der  Zeitung 

1.  die  genaue  Adresse  (Name,  Vorname,  Wohnort,  Straße 
und  Hausnummer), 

2.  die  Mitgliedsnummer  beim  D.  T.-V. 

in  klarer,  leserlicher  Schrift  angegeben  werden.  —  Schriftsätze 
für  unsere  Zeitung  werden  nach  den  üblichen  Sätzen  honoriert 
und  sind  aus  dem  Kreise  der  Gemeindetechniker  besonders  will- 
kommen. Diesbezügliche  Sendungen  sowie  Zuschrilten,  die  die 
Interessengruppe  betreffen,  wolle  man  an  die  obengenannte' 
Adresse  des  Vorsitzenden  gelangen  lassen.  Adressen- 
änderungen, Reklamationen  oder  Neuanforderungen  der 
Zeitung  sind  aber,  wie  schon  gesagt,  allein  an  die  „Expedi-' 
tion  Berlin  NW.  52,  Lüneburger  Straße  3",  zu  richten.  Gleich- 
zeitig wird  noch  auf  einen  generellen  Entwurf  für  eine  Petition 
zur  Verbesserung  der  Anstellungsverhältnisse  der  Gemeindetech- 
niker hingewiesen  und  bekannt  gegeben,  daß  dieser  Entwurf 
in  Heft  18  des  Verkündigungsblattes:  „Der  Technische  Ge- 
meindebeamte" abgedruckt  ist  und  von  der  Geschäftstelle  kosten- 
los bezogen  werden  kann. 

Vorzugspreise  für  Verbandsmitglieder  beim  Bezüge  von 
Fachkalendern : 
I.  Deutscher  Baukalender  1911. 

a)  Ausgabe  in  dunkel  Lederband  anstatt  3,50  M 

für   3,00  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Leder  mit  Schloß  anstatt 

4,00  M  für   3,10  M 


Nur  noch  für  kurze  Zeit 

können  wir  die  nachstehenden 

■:====L  Weihnachtsprämien  r:=:i:^=zrz 

an  unsere  Mitglieder  abgeben : 

1.  Goethes  Meisterwerke. 

2.  Fritz  Reuters  Werke. 

(Neue  lUustr.  Jnhilänmsausgabe  in  plattdeutsrtier  Mundart). 

3.  Gesammelte  Werke  von  6  großen  Dichtern. 

(Arndt,  Schenkendorf,  von  Fallersleben  u.  a.)  —  Jedes  der  drei  vorstehenden  Weike 
in  zwei  hocheleganlen  Prachlbänden  zum  Preise  von  3  M  pro  Werk. 

4.  Das  große  Buch  der  Jagden  und  Abenteuer  aus  allen 
Zonen. 


II.  Kalender  der  Baugewerkszeitung  1911. 

a)  Ausgabe  in  schwarzem  Einband  anstatt  2,75  M 

nur  2,25  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Einband  mit  Schloß  anstatt 

3,25  M  nur  2,75  M 

c)  Ausgabe  in  ff.  Offenbacher  Ledereinband  mit 
Nickelschloß  anstatt  4,50  M  nur      .       .       .      4,00  M 

sind  jetzt  erschienen  und  gegen  vorherige  Einsendung  des  Be- 
trages und  30  Pfg.  Porto  für  ein  Exemplar,  50  Pf«,  für 
zwei  und  mehrere,  durch  die  Geschäftsstelle  des  D.  T.-V.  Berlin, 
Marksrrafenstraße  Q4,  zu  beziehen. 

Wir  weisen  jedoch  besonders  darauf  hin,  daß  die  Ver- 
günstigungen für  diese  Kalender  nur  unter  der  Bedingung  ge- 
währt wurden,  daß  der  Verband  eine  größere  Anzahl  Exemplare 
auf  einmal  abniinmt.  —  Einzelne  Exemplare  werden  vom  Ver- 
leger direkt  an  die  Mitglieder  nicht  abgegeben,  daher  m.üssen 
derartige  Gesuche  unberücksichtigt  bleiben. 

III.  Kalender  für  den  Süddeutschen  Baumeister  1911.  Unter 

Mitwirkung  \'on  Fachmännern  neu  umgearbeitet  und  durch- 
gesehen von  Architekt  Franz  Zell,  Schriftleiter  der  Süd- 
deutschen Bauzeitung".   XIII.  Jahrgang.   11  Teile.  Preis 
zusammen  statt  2,50  M  2  M  und  30  Pfg.  Porto. 
Der  Kalender  ist  gegen  vorherige  Einsendung  des  Betrages 

nur  direkt  von  der  Süddeutschen  Verlags-Anstalt,  G.m.b.H., 

München,  Heustraße  18/lQ,  zu  beziehen. 

IV.  Kalander  für  Betriebsleitung  und  praktischen  Maschinen- 

bau 1911.     Völlig  neu  bearbeitet,  geordnet  und  ergänzt. 
Herausgegeben  von  Herrn  Direktor  Hugo  Güldner.  In 
Leinen  gebunden:   Ausnahmepreis  2,50  M  franko. 
Dieser  Kalender  ist  gegen  vorhciige  Einsendung  des  Be- 
trages nur  direkt  von  der  Verlagsanstalt  H.  A.  Ludwig  Degener 
in  Leipzig,  Hospitalstraße  15,  zu  beziehen. 


Nachruf.  , 

Am  22.  Dezember  verstarb  unser  langjähriges  Mitglied 
und  Mitbegründer  unseres  Vereins,  Herr 

Maurermeister  Leopold  Hartlep, 

Wolkramshausen  i.  Th. 

Wir  verlieren  einen  lieben  Kollegen  und  werden  ihm 
stets  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Techniker-Verein  Hannover. 


5.  Das  große  illustrierte  Snielbuch. 

Enthaltend  mehr  als  1000  neue  und  ältere  Spiele. 

6.  Götter-  und  Heldensagen  der  Germanen. 

7.  Großes  illustriertes  Mädchenbuch. 

Eine  Sammlung  von  Erzählungen,  Beschreibungen,  Spielen  usw. 

8.  Das  andere  Märchenbuch. 

Neue  illustrierte  Sammlung  der  schönsten  Märchen  und  Sagen. 

9.  Das  neue  Musikalbum. 

Klänge  aus  aller  Herren  Länder.    lUustr.  Prachtband  in  Groß-Quart-Foiniat 


Jede  der  unter  4-S  verzeichneten  Prämien  besteht  aus  einem  hocheleganten, 
vielfarbigen  öanzle  nen-Prachiband  in  I.exikon-Forniat. 

Alle  Werke  sind  zum  Preise  von  3  M  pro  Excmpl.ir  portofrei  durch  die 
Hauptstelle  des  D.  T.-V.,  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94,  zu  beziehen. 


Badischer  Techniker- Verband. 

Am  18.  Oktober  v.  Js.  verschied  unser  treues  Mitglied 

Herr  Wegebautechniker  Johann  Häfner 

aus  Kül!>heim  in  Baden. 

Derselbe  fiel,  nachdem  er  erst  kurze  Zeit  von  seiner 
Heimat  Abschied  genommen  hatte,  auf  der  Insel  Ponape 
(Ost-Karolinen)  ruchloser  Mörderhand  zum  Opfer. 

Wir  betrauern  in  ihm  einen  pflichteifrigen,  braven 
Kollegen  und  werden  sein  Andenken  stets  in  Eliren  halten. 

Der  Vorstand  der  Landesverwaltung  Baden. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  3         Schrmieiiung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  14.  Januar  1911 

lohalt:   Arbeitet!  —  Die  neue  Bürgerschule  und  städtische  Piäparanden-Anstalt  in  Hannover  —  Schutzmittel  gegen  atmosphärische  Elektrizität  -  Wirtschaft  und  Leben  — 
Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Arbeitet! 

Von  Dr.  W,  LASSEN. 


Unsere  Verbandsgeschichte  setzt  ein  mit  dem  Zu- 
sammenschluß von  Technikervereinen,  die  sich  zunächst 
kein  umfassendes  Programm  gestellt  hatten,  sondern  ent- 
standen waren  aus  dem  Bedürfnis,  mit  seinesgleichen  an 
der  fachlichen  Weiterbildung  zu  arbeiten,  Not  durch 
kameradschaftliche  Selbsthilfe  zu  lindern  und  nebenher 
Geselligkeit  zu  pflegen.  Die  Werbetätigkeit  beschränkte 
sich  darauf,  die  Standesgenossen  des  betreffenden  Ortes 
in  den  Verein  hineinzubekommen.  Damit  w^ar  die  positive 
Arbeit  des  Lokalvereins  im  wesentlichen  erschöpft.  Man 
hatte  seinen  „Klub",  in  dem  man  mit  Kollegen  zusammen- 
kam und  sich  über  technische  Fragen  unterhielt,  auch  wohl 
über  die  Lage  des  Standes  sprach,  wenn  ein  besonders' 
krasser  Fall  zur  Kenntnis  kam;  im  wesentlichen  hatte  es 
aber  dabei  sein  Bewenden.  Es  war  im  allgemeinen  das 
Milieu  des  Klubs  mit  seinen  kleinen  Annehmlichkeiten 
und  Freuden,  ohne  daß  der  ausgesprochene  Wille  vor- 
handen gewesen  wäre,  aus  der  Enge  des  örtlichen  Intcr- 
essenkreises  herauszutreten,  hinüberzugreifen  in  die  großen 
Aufgaben  einer  zielbewußten,  die  Gesamtheit  umfassenden 
Standespolitik. 

Als  die  rasch  aufblühende  Volkswirtschaft  den  Tech- 
niker aus  seiner  günstigen  sozialen  Lage  herauswarf  und 
ihn  mehr  und  mehr  hinabdrückte  in  die  Reihen  derer, 
die  nie  zur  Selbständigkeit  und  Wohlhabenheit  gelangen, 
als  der  Widerspruch  zwischen  der  unzulänglichen  Lage 
einerseits  und  seiner  Bedeutung  im  Produktionsprozeß 
andererseits  immer  offensichtlicher  wurde,  da  begriff  man, 
daß  der  einzelne  Verein  völlig  bedeutungslos  und  mit  ihm 
nichts  zu  erreichen  war,  solange  er  Glicht  Glied  einer  großen 
Organisation  wurde.  Da  war  ein  Umlernen,  ein  Hinzu- 
lernen nötig.  Hatte  man  früher  seine  Arbeit  dem  Verein 
gewidmet,  so  mußte  die  viel  größere  und  schwierigere 
Arbeit  für  die  Organisation  des  Verbandes  geleistet 
werden.  Menschen  mußten  in  die  Leitung  hinein- 
genommen werden,  die  weitsichtig  die  Interessen  aller 
überblickten  und  tatkräftig  die  Wege  wiesen,  die  Führer- 
eigenschaft genug  besaßen,  um  die  anderen  mit  fort- 
zureißen, sie  zu  erwärmen  für  die  neuen  Ideen.  Die  ersten 
Arbeiten  bestanden  einmal  in  der  Organisation  des  Ver- 


bandes, dann  in  der  Schaffung  der  Technikerhilfskassen, 
der  Krankenkasse  und  der  übrigen  Unterstützungskassen. 
In  jenen  ersten  Zeiten  konnte  wenig  nach  außen  gewirkt 
werden;  man  hatte  genug  zu  tun  mit  der  Kräftigung 
der  jungen  Organisation  und  mußte  sich  auf  eine  sozial- 
politische Defensive,  auf  die  Selbsthilfe  beschränken.  Diese 
Phase  der  Verbandsgeschichte  wird  gekennzeichnet  durch 
eine  Stimmung  der  Mitglieder,  die  sich  etwa  so  wieder- 
geben läßt:  Man  sagte  sich:  Unser  Stand,  der  der  Leitung 
der  Produktion  viel  zu  nahe  steht,  um  Interesse  zu  haben 
an  einem  gespannten  Verhältnis  zu  den  Unternehmern, 
kann  es  nicht  mit  seiner  Würde  vereinigen,  mit  den  Mitteln 
und  nach  Art  der  Arbeiterschaft  etwa  für  sich  zu  fordern. 
Wir  glauben  eher,  unsere  Wünsche  erreichen  zu  können, 
wenn  wir  uns  an  die  Unternehmer  wenden  und  ihnen 
unsere  Wünsche  vortragen. 

Zum  zweiten  Male  mußte  der  Techniker  umlernen, 
als  die  Erkenntnis  kam,  daß  dieser  Weg  viel  zu  lang  war, 
vielleicht  nie  zum  Ziele  führen  würde.  Da  ging  man 
daran,  ein  Programm  zu  formulieren,  das  von  zielbewußter 
Angestelltenpolitik  sprach  und  das  Wort  „Gewerkschaft" 
trat  in  den  Bereich  der  Diskussion.  Nicht  mehr  Bittsteller 
wollte  man  sein  mit  der  Scham  des  Bittenden,  sondern! 
Forderungen  erfüllt  wissen,  die  begründet  waren  mit  guten 
menschUchen  Gründen,  Foiderungen  der  Gerechtigkeit  und 
des  Anstandes,  Forderungen,  die  erfüllt  werden  mußten, 
weil  sie  nichts  anderes  als  Gebote  der  Sittlichkeit  waren. 

In  diesem  Stadium  der  Entwicklung  stehen  wir  heute. 
Wir  sind  noch  am  Anfang,  die  Arbeit  liegt  noch  vor  uns. 
Denn  das  muß  allen  klar  werden,  die  Aufstellung  eines 
Programms  tuts  nicht  allein.  Es  genügt  nicht,  seinen  Bei- 
trag zu  bezahlen,  die  Verbandszeitung  zu  lesen  und  all- 
monatlich in  Versammlungen  zu  gehen.  Damit  ist  weder 
dem  einzelnen,  noch  dem  Verbände  geholfen.  Es  gehört 
mehr  dazu,  um  unsere  Bewegung  vorw  ärts  zu  bringen. 

Jede  Organisation,  die  Aufwärtsbewegung  ihrer  Mit- 
glieder will,  hat  zwei  Arbeitsgebiete.  Das  eine  liegt  in 
der  Oeffentlichkeit.  Es  gilt,  Arbeitgeber,  Parlament  und 
Regierung  mit  unseren  Forderungen  vertraut  zu  machen. 
Man  muß  wissen,  was  wir  wollen  und  vor  allem,  daß 


34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


Hcit  3 


wir  wollen.  Man  täusche  sich  darüber  nicht :  Wie  die 
Dinge  heute  liegen,  erreichen  wir  nichts,  so  lange  wir  kein 
Gewicht  in  die  Wagschale  zu  werfen  haben,  sei  es,  daß 
man  unsere  Organisation  fürchtet,  weil  sie  mächtig  genug 
ist,  nötigenfalls  unbequem  zu  werden,  sei  es,  daß  die 
Oeffentlichkeit  hinter  uns  steht.  Keine  Forderung,  und 
sei  es  die  gerechteste  der  Welt,  würde  darum  erfüllt, 
weil  sie  gerecht  ist.  Es  muß  die  Macht  dahinter  stehen. 
Lest  Lasalles  Vortrag  über  Verfassungswesen  und  Ihr 
werdet  begreifen,  daß  jeder  Stand  so  viel  Einfluß  und 
Bedeutung  im  Staat  hat,  als  er  die  Macht  dazu  hat.  Auch 
Fragen  des  Rechts  sind  politische  Fragen,  und  das  Recht 
wird  geschaffen  im  Kampf  der  Parteien  untereinander  und 
mit  der  Regierung.  In  dem  Sinn  muß  jede  Organisation, 
die  Forderungen  an  die  Gesetzgeber  zu  stellen  hat,  politisch 
werden,  daß  sie  sich  überlegt,  wie  und  wo  erreichen  wir 
am  meisten  für  die  Erfüllung  unseres  Programms.  An 
die  Stelle  der  Hoffnung  auf  gerechte  Wür- 
digung der  Standesinteressen  muß  derWille 
zur  Macht  treten,  an  Stelle  der  Defensive 
dieOffensivc. 

Dieser  Wille  zur  Macht  muß  die  Organisation  als 
solche,  aber  auch  jeden  einzelnen  beherrschen.  Und  das 
ist  das  zweite,  ungleich  schwierigere  Arbeitsfeld,  wo  der 
Verband  tätig  zu  sein  hat.  Das  einzelne  Mitglied  muß 
durchdrungen  werden  von  der  absoluten  Notwendigkeit 
und  Berechtigung  unserer  Bewegung,  muß  restlos  in  sich' 
aufnehmen,  was  wir  als  Verband  zu  fordern  haben.  Die 
Führer  mögen  den  besten  Willen  haben;  sie  sind  matt 
gesetzt,  so  lange  sie  nicht  die  Masse  hinter  sich  haben. 
Von  ihr  müssen  sie  getragen  werden,  bei  ihr  müssen  sie 
Verständnis  und  Mitarbeit  finden,  vor  allem  den  Willen 
verspüren  zum  Vorwärtskommen.  Wenn  jeder  einzelne, 
da  wo  er  steht,  sich  rücksichtslos  einsetzt  für  seinen  Ver- 
band, wir  hätten  gewonnenes  Spiel.  Der  Erfolg  der 
Bewegung  hängt  von  dem  ab,  was  der  ein- 
zelne leistet.  Daß  er  aber  etwas  leistet  für  die  Ge- 
samtkeit hängt  davon  ab,  daß  er  Idealismus  genug  in  sich 


trägt,  um  Zeit  und  Arbeit  zu  opfern.  Ist  er  nur  dessen 
fähig,  so  kann  er  die  wertvollste  und  wichtigste  Tätigkeit 
entfalten:  Nämlich  Kleinarbeit  leisten.  Man  ist  gar  zu 
leicht  geneigt,  den  Erfolg  des  Verbandes  nach  der  Zahl 
seiner  öffentlichen  Versammlungen  zu  bewerten.  Gewiß, 
die  sind  außerordentlich  wichtig,  aber  sie  genügen  nicht. 
Der  Eindruck,  den  ein  guter  Redner  macht,  die  Stimmung 
eines  gut  besuchten  Versammlungsabends  —  wie  lange 
hält  es  vor?  Die  Ergänzung  durch  die  ständige  Klein- 
arbeit allein  bürgt  für  den  endgültigen  Erfolg  der  Klein- 
arbeit, die  wieder  und  wieder  sich  an  den  einzelnen 
wendet,  den  einzelnen  für  die  großen  gemeinsamen  Inter- 
essen zu  gewinnen  sucht.  Der  Wille  zur  Alacht  findet 
seine  Betätigung  darin,  daß  für  den  Verband  geworben 
wird.  Mit  der  großen  Zahl  gewinnen  wir  die  künftigen 
Schlachten.  Schafft  alle  Techniker  in  die  Organisation  — 
dann  wollen  wir  hingehen,  von  neuem  unsere  Forderungen 
zu  stellen.  Das  sei  nicht  möglich?  Arbeitet  und  es 
wird  möglich. 

Eine  kleine  Weisheit  sei  hinzugefügt.  Man  hörte 
sagen,  die  Werbetätigkeit  sei  oft  undankbare  Arbeit.  Nur 
die  können  dergleichen  sagen,  die  diese  Tätigkeit  noch 
nicht  kennen.  Soviel  ist  gewiß:  Je  mehr  Arbeit  der  ein- 
zelne in  die  Organisation  hineinsteckt,  desto  größer  seih 
persönlicher  Gewinn.  Nicht  nur,  daß  sich  an  ihm  geltend 
machte  die  Erfahrung:  Je  mehr  Arbeit  jemand  im  Verein 
leistet,  desto  größer  sein  Einfluß,  vor  allem  erfährt  er  eine 
Bereicherung  der  Persönlichkeit,  wie  sonst  nirgends.  Ich 
stelle  den  Satz  auf:  Er  wird  in  der  Arbeit  ein  anderer 
Mensch!  Er  lernt  Denken  und  Fühlen  mit  der  Organi- 
sation, die  Sorgen  des  Verbandes  werden  seine  Sorgen. 
Nicht  der  Kegelabend  oder  die  Stammtischkneipe  macht 
den  Menschen  glücklich;  zu  leiden  und  sich  zu  freuen  mit 
der  Organisation,  das  ist  es,  was  das  Leben  erst  wertvoll 
macht.  Arbeitet  an  der  Größe,  an  der  Macht  des  Ver- 
bandes und  wir  werden  Menschen  haben,  aus  deren  Augen 
sprechen  wird  der  Stolz  auf  den  Verband. 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


35 


Die  neue  Bürgerschule  und  städtische  Präparanden-Anstalt  in  Hannover, 

Bonifaciusplatz  Nr.  15 

Architekten:  Ober-Stadtbaurat  Dr.  .WOLFF  und  Stadtbauinspektor  Dr.  ing.  ROWALD,  ICönigl.  Baurat. 


OHO 
00 


00 
00 


00 
0000 


0  0  0  0 
00 


00 
0  0  00 
00 


00 
0  0  0  0 


Am  Bonifaciusplatz,  der  ein  wesentliches  Schmuckstück 
des  nordöstlichen  Stadtteils  von  Hannover  bildet  und  be- 
reits von  zwei  stattlichen  Schulgebäuden  eingefaßt  wird, 
ist  jetzt  ein  monumentaler  Neubau  entstanden,  der  zwei 
Anstalten,  eine  Bürgerschule  und  die  städtische  Lehrer- 
Präparanden-Anstalt,  aufnimmt. 

Etwa  die  Hälfte  der  Front  am  Bonifaciusplatz  wird 
von  der  Präparanden-Anstalt,  der  übrige  Teil  von  der 
Knabenbürgerschule  eingenommen,  während  die  Mädchen- 
bürgerschule an  der  Ulrich-Straße  belegen  ist. 

Die  beiden  Anstalten  haben  getrennte  Zugänge  und 
Treppen,  besondere  Eingänge  für  Knaben  und  Mädchen 
sind  im  Rundbau  an  der  Ecke  des  Gebäudes  belegen. 

Im  Erdgeschoß  des  Volksschulflügels  ist  außer  der 
Wohnung  des  Schulvogts,  der  zur  Uebersicht  beider  An- 
stalten zwei  Dienstzimmer  erhalten  hat,  eine  Schulküche 
mit  drei  Doppelherden  eingerichtet,  in  der  praktischer  Haus- 


haltungsunterricht für  die  Mädchen  der  oberen  Klassen  er- 
teilt wird.  Außerdem  befindet  sich  rechts  vom  Eingang 
ein  Säuglingsheim  mit  .Warteraum  imd  Untersuchungs- 
zimmern. 

In  den  oberen  Geschossen  sind  15  Klassen  von  etwa 
9,0  X  7,0  m  Größe  an  2,6  m  breiten  Fluren  untergebracht. 
Ueber  dem  Eingang  im  I.  Obergeschoß  liegt  das  Rektor- 
zimmer, das  in  der  ovalen  Form  von  vortrefflicher  Raum- 
wirkung ist.  Darüber  im  II.  Obergeschoß  ist  das  Lehrer- 
zimmer und  im  dritten  Geschoß  das  Physikzimmer  an- 
geordnet. Das  Lehrerinnenzimmer,  Räume  für  Lehrmittel, 
und  die  Bibliothek  liegen  ebenfalls  nahe  dem  Treppenhause. 

Das  Brausebad  mit  Kleiderablage  ist  im  Keller  ein- 
gerichtet. 

Die  Präparandenanstalt,  in  der  sich  die  Räume  um 
einen  Mittelkorridor  gruppieren,  weist  sechs  Klassen  auf, 
von  denen  drei  zunächst  zur  Reserve  dienen.    Das  Unter- 


36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


h?eft  3 


Detail  mit  Aulafenstern  und  dem  Eingang  zur  Präparanden-Anstalt 


geschoß  enthält  neben  dem  Eingang  die  helle  freund- 
liche Turnhalle  von  12,0  x  20,0  m  Qröße,  deren  Fußboden 
mit  außergewöhnlich  starkem  Linoleum  versehen  ist,  ein 
Material,  das  sich  durch  seine  Elastizität  für  Turnzwecke 
vorzüglich  eignet.  An  der  Hofseite  des  Flurs  sind  etwas 
tieferliegende  Werkstätten  für  den  Handfertigkeitsunter- 
richt mit  Hobelbänken  und  Tischen  für  Arbeiten  in  Holz, 
Glas,  Pappe  usw.  eingerichtet. 

''"Im  Erdgeschoß  haben  außer  dem  oberen  Teil  der 
Turnhalle  Zimmer  für  den  Vorsteher  (Rektor)  und  die 
Lehrer  Platz  gefunden.  Das  I.  Obergeschoß  enthält  haupt- 
sächlich die  vornehm  ausgestattete  Aula,  welche  außer 
zu  Feierlichkeiten  dem  Unterricht  im  Orgelspiel  dient.  Ihre 
Wände  sind  in  dem  unteren  Teile  mit  eichenen  Panelen 
und  darüber  mit  dunkelrotem  Stoffe  ausgekleidet.  Die 
Kassettendecke  ist  schwer,  feierlich.  Bis  auf  schmale 
Pfeiler  ist  die  Außenwand  in  prächtige,  farbige  Fenster 
aufgelöst.  Außerdem  liegen  im  Obergeschoß  ein  Samm- 
lungszimmer, ein  Lehrraum  für  Physik  und  eine  Klasse. 
Zwei  weitere  Klassen  für  je  30  Schüler,  ein  Unterrichts- 
raum für  Musik  und  ein  Lehrmittelzimmer  befinden  sich  im 
II.  Obergeschoß. 

Der  Zeichensaal  über  der  Aula,  ein  Uebungsraum  für 
Geige,  zwei  Klavierzellen  und  drei  Klassen  für  die  künf- 
tige Erweiterung  der  Anstalt  liegen  im  III.  Obergeschoß. 


Die  Architektur  ist  in  den  Massen  gut  geglied^'rt  un3 
erhält  Schwung  durch  eine  wuchtige  Ornamentation.  Die 
Neigung  zu  geschlossener  plastischer  Gestaltung,  wie  sie 
sich  in  den  zweigeschossigen  Fensterpfeilern  kundgibt,  wird 
dem  Bauwerk  eine  dauernde  Wirkung  sichern.  Die  Archi- 
tekturteile sind  Sandsteine,  die  Flächen  Putz.  Durch  eine 
prächtige  Saalfront  werden  die  übereinanderliegenden 
großen  Räume  von  Turnhalle,  Aula  und  Zeichensaal  wir- 
kungsvoll hervorgehoben. 

Die  Bogen  über  den  drei  Eingangsöffnungen  der  Bür- 
gerschule am  Rundbau  tragen  in  den  Schlußsteinen  figür- 
lichen Schmuck;    Knabe,  Mädchen,  Erzieher. 

In  der  Innenarchitektur  des  Bauwerks  wird  eirte  Fülle 
von  Farbe  dem  Auge  dargeboten,  farbige  Anstriche  und 
Muster  in  den  Klassen,  bildliche  Darstellungen  in  be- 
lehrender und  gefälliger  Form  in  den  Fluren,  eichene  Panele 
in  den  Lehrerzimmern  und  den  offiziellen  Räumen,  Fliesen 
im  Treppenhaus,  in  der  Schulküche,  Aborten  und  Bad. 
Auch  die  im  Flur  befindlichen  Wandbrunnen  sind  er- 
wähnenswert und  tragen  zum  Schmuck  wesentlich  bei. 

Das  ganze  Gebäude  ist  mit  Niederdruckdampfheizung, 
W^arm-  und  Wasserleitung  und  elektrischem  Licht  ver- 
sehen. Die  Gesamtkosten  haben  600  000  Mark  betragen. 
Die  Bauausführung  leitete  Stadtbauinspektor  Dr.  ing.  Ro- 
wald  mit  dem  Stadtbaumeister  Feldmann  und  dem  Bau- 
führer Mertens  gemeinsam.  K  a  r  s  c  h. 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


37 


Die  neue  Bürgerschule  und  städtische  Präparanden-Anstalt  in  Hannover 
Architekten:  Ober-Stadtbaurat  Dr.  Wolff  und  St;ultbauinspel<tor  Dr.  ing.  Rowald,  Königl.  Baurat 


Schutzmittel  gegen  atmosphärische  Elektrizität 

Von  Dr.  ing.  A.  LINKER. 


In  welcher  Weise  die  atmosphärische  Elektrizität  ent- 
steht, ist  bisher  mit  Sicherheit  noch  nicht  festgestellt 
worden.  Allerdings  bestehen  einige  Hypothesen,  von 
denen  die  folgende  jedenfalls  am  meisten  Anspruch  auf 
Wahrscheinlichkeit  erheben  dürfte. 

Aus  dem  Innern  der  Erde  strahlt  ununterbrochen 
Elektrizität  in  den  Weltenraum.  Infolge  der  geringeren  Leit- 
fähigkeit der  Luft  im  Vergleich  zur  Erde  erfährt  die  elek- 
trische Strömung  eine  merkliche  Verzögerung  und  zwar 
in  um  so  größerem  Maße,  je  höher  wir  in  der  Atmosphäre 
emporsteigen,  weil  die  höheren  Schichten  einen  geringeren 
Wasserdampfgehalt  haben  als  die  niederen,  und  deshalb 
schlechtere  Leiter  sind.  Diese  Strömungen  verursachen 
nun  in  den  einzelnen  Luftschichten  verschiedene  Span- 
nungen, die  mit  der  Höhe  derselben  ziemlich  rasch  ab- 
nehmen.   Sobald  sich  nun  die  Luft  abkühlt,  kondensiert 


der  vorhandene  Wasserdampf  und  fällt  als  Regen 
zur  Erde.  Vollzieht  sich  dieser  Vorgang  sehr  schnell,  so 
werden  große  Luftmengen  aus  den  höheren  Regionen  der 
Atmosphäre  herniedergerissen.  Dadurch  werden  die  Träger 
verschiedenen  Potentials,  nämlich  die  Luftschichten  und 
die  Erde,  unter  gewissen  Verhältnissen  soweit  genähert, 
daß  infolge  der  großen  Potentialdifferenz  ein  gewaltsamer 
Ausgleich  in  der  Form  eines  elektrischen  Funkens,  des 
Blitzes,  stattfinden  kann.  Je  wärmer  nun  die  Luft  ist,  um 
so  mehr  Wasserdampf  kann  sie  aufnehmen,  so  daß  bei 
eintretender  Abkühlung  der  Luft  bedeutende  Wolkenmassen 
entstehen.  Deshalb  sind  die  Gewitter  im  Sommer  häufiger 
und  heftiger  als  im  Winter. 

Nun  wirkt  aber  die  Wolkenelektrizität  auch  durch  In- 
fluenz auf  die  Erde  ein,  wodurch  die  gleichnamige  Elek- 
trizität abgestoßen,  die  ungleichnamige  angezogen  wird. 


38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  3 


Als  Folge  hiervon  findet  sich  somit  in  den  der  Wolke  zu- 
nächst gelegenen  Teilen  der  Erde,  z.  B.  Häusern,  Bäumen, 
Türmen  usw.,  eine  größere  Elektrizitätsmenge  vor,  die  be- 
sonders an  den  Spitzen  und  Kanten  der  Gebäude  die  größte 
Dichte  und  Spannung  zeigt,  weil  bei  unregelmäßig  ge- 
krümmten Oberflächen  die  kleineren  Krümmungen  ver- 
hältnismäßig mehr  Elektrizität  pro  Flächeneinheit  auf- 
nehmen. Das  ist  die  Ursache  der  vielen  Blitzschläge  in 
Kirchtürme,  Schiffsmasten,  Häuser  auf  hohen  Bergen  usw., 
besonder?  auch  deshalb,  weil  die  vom  Blitz  zu  über- 
springende Strecke  kürzer  ist  als  bei  niedrigen  oder  tief- 
gelegenen Gebäuden. 

Infolge  der  atmosphärischen  elektrischen  Ladungen 
treten  zwischen  Elektrizitätsträger  und  den  verschieden- 
artigen Gegenständen  der  Erdoberfläche  Potentialdiffe- 
renzen oder  Spannungen  auf,  die  sich  durch  Erzeugung- 
von  Funken  als  Blitze  oder  durch  allmähliche  sogenannte 
stille  Entladungen  ausgleichen.  Dadurch  werden  an  Ge- 
bäuden, elektrischen  Anlagen,  Telegraphen-  und  Fern- 
sprechleitungen und  Apparaten  Schäden  oder  wenigstens 
Störungen  hervorgerufen,  woraus  sich  die  Notwendigkeit 
ergibt,  zweckentsprechende  Schutzmittel  anzuwenden. 

Man  kann  diese  in  zwei  Gruppen  einteilen: 

1.  Gebäudeblitzableiter, 

2.  Schutzvorrichtungen  für  elektrische  Anlagen  und 
Leitungen. 

Die  Wirkung  aller  Blitzschutzvorrichtungen  soll  darin 
bestehen,  die  atmosphärische  Elektrizität  möglichst  durch 
stille  Entladungen  unschädlich  zu  machen  und,  wo  das 
infolge  zu  großer  Mengen  nicht  schnell  genug  erfolgen 
kann,  einen  eventuellen  Blitzschlag  gefahrlos  zur  Erde 
abzuleiten. 

Zu  den  Blitzableitern  der  ersten  Gruppe  rechnet  man 

a)  Vorrichtungen,  die  direkt  an  Gebäuden  befestigt 
und  mit  diesen  leitend  verbunden  sind,  wie  sie  zuerst 
Franklin,  später  Gay-Lussac  und  Meisens  angegeben 
haben. 

b)  alle  Eisenkonstruktionen,  Gas-  und  Wasserleitungen, 
eiserne  Schornsteine  und  andere  Eisenkonstruk^ 
tionen,  sofern  sie  mit  dem  Grundwasser  oder  der 
Erde  in  gut  leitender  Verbindung  stehen.  Daraus 
folgt  ohne  weiteres,  daß  eiserne  Schiffe  vorzügliche 
natürliche  Blitzableiter  bilden. 

c)  Anordnungen  gitterartiger  oder  netzförmiger  Me- 
tallkonstruktionen, die  das  Gebäude  vollständig  um- 
schließen, ohne  mit  ihm  direkt  leitend  verbunden  zu 
sein  (Faraday's  Käfig). 

Die  zweite  Gruppe  der  in  elektrischen  Anlagen  ver- 
wendeten Blitzschutzvorrichtungen  soll  die  mit  den  Fern- 
leitungen in  Verbindung  stehenden  Maschinen  und  Appa- 
rate gegen  die  atmosphärischen  Entladungen  oder  die 
durch  sie  hervorgerufenen  Ueberspannungen  im  Leitungs- 
netz schützen.  Es  gibt  davon  eine  große  Anzahl  mannig- 
facher Formen,  die  eine  den  verschiedensten  Zwecken  ent- 
sprechende Bauart  besitzen. 

Während  man  anfänglich  auf  den  kurzen  Entladungs- 
strom des  Blitzes  die  Gesetze  des  Gleichstromes  anwendete 
und  das  häufig  vorkommende  Abspringen  des  Blitzes  xon 
der  Leitung  meistens  einer  mangelhaften  Verbindung  oder 
Unterbrechung  der  Leitung  oder  einer  schlechten  Erd- 
leitung zuschrieb,  hat  Professor  Oliver  Lodge  fest- 
gestellt, daß  der  Blitz  ein  Wechselstrom  von  sehr  grol'u  r 
Schwingungszahl  ist,  so  daß  man  die  Seitencntladung\  ii 
als  eine  Folge  der  Selbstinduktion  erklären  kann. 

Verzweigt  sich  nämlich  ein  Gleichstrom  in  mehrere 
Teile,  so  verteilt  er  sich  in  den  Zweigleitungen  nach  dorn 
Ohmschen  Gesetz  proportional  den  Leitungsfähigkcit.Mi. 
Anders  verhält  sich  jedoch   die  Sache  bei  elektrisclun 


Funkenentladungen,  wie  sie  bei  Blitzschlägen  auftreten. 
Da  nämlich  ein  elektrischer  Strom  beim  Entstehen  und 
Verschwinden  oder  beim  Wechseln  seiner  Richtung  und 
.Stromstärke  in  dem  eigenen  Leiter  durch  Induktion  eine 
elektromotorische  Kraft  erzeugt,  deren  Strom  die  Aende- 
rung  jeder  Bewegung  zu  hemmen  sucht,  so  wird  damit 
gewissermaßen  der  Widerstand  der  Leitung  für  diskonti- 
nuierliche Ströme  vergrößert,  ein  Umstand,  der  in  der 
Mechanik  dem  Beharrungsvermögen  oder  der  Trägheit  ent- 
spricht und  in  der  Elektrizitätslehre  mit  dem  Ausdruck 
„Selbstinduktion"  bezeichnet  wird.  Die  elektromotorische 
Kraft,  welche  nötig  ist,  um  den  durch  die  Selbstinduktion 
auftretenden  scheinbaren  Widerstand  in  der  Leitung  zu 
überwinden,  kann  so  groß  werden,  daß  der  Blitz  eher  den 
großen  galvanischen  Widerstand  einer  längeren  Luftstrecke 
überwindet,  als  daß  er  dem  ununterbrochenen  metallischen 
Leiter  folgt. 

Diese  Selbstinduktion  zeigt  uns  ein  Mittel,  Apparate 
und  Instrumente,  die  mit  einer  den  atmosphärischen  Ent- 
ladungen ausgesetzten  Fernleitung  in  Verbindung  stehen, 
gegen  den  Blitz  zu  schützen,  indem  wir  ihn  zwingen, 
auf  andere  in  der  Nähe  befindliche  gute  Leiter  mit  Erd- 
verbindung überzuspringen.  Der  Unterschied  zwischen 
dem  gewöhnlichen  galvanischen  Leitungswiderstand  und 
dem  durch  Selbstinduktion  ihervorgerufenen  scheinbaren 
Widerstand  besteht  darin,  daß  durch  den  ersteren  die 
Energie  des  Stromes  in  Joulesche  Wärme  umgesetzt  wird, 
während  letzterer  eine  Gegenkraft  erzeugt,  die  so  oft  bei 
anscheinend  guten  Blitzableitern  ein  Abspringen  hervorruft. 
Die  Folge  dieser  Gegenkraft  ist,  daß  ungeheuer  schnell 
oszillierende  Wechselströme,  wie  sie  bei  den  Funkenent- 
ladungen von  Leydener  Flaschen  oder  von  Fuiikeninduk- 
toren  in  den  Poldrähten  und  wahrscheinlich  auch  beim 
Durchgang  des  Blitzes  durch  einen  Leiter  auftreten,  den 
Querschnitt  der  Leiter  nicht  vollständig  durchdringen,  son- 
dern vorzugsweise  an  der  Oberfläche  verlaufen,  wie  dies 
durch  die  Hertz  sehen  Versuche  über  die  Fortleitung 
elektrischer  Wellen  durch  Drähte  festgestellt  ist. 

In  seinen  Werken  über  elektrische  Wellen  (Bd.  II, 
S.  171)  finden  wir  folgende  von  Hertz  angegebene  Er- 
klärungen dafür:  „Fließt  ein  unveränderlicher  Strom  in 
einem  zylindrischen  Drahte,  so  erfüllt  er  jeden  Teil  des 
Querschnitts  mit  gleicher  Stärke.  Ist  aber  der  Strom  ver- 
änderlich, so  bewirkt  die  Selbstinduktion  eine  Abweichung 
von  dieser  einfachsten  Verteilung.  Denn  da  die  mittleren 
Teile  des  Drahtes  von  allen  übrigen  im  Mittel  weniger 
weit  entfernt  sind  als  die  Teile  des  Randes,  so 
stellt  sich  die  elektromotorische  Kraft  der  Induktion 
den  Veränderungen  des  Stromes  in  der  Mitte  des 
Drahtes  stärker  entgegen  als  am  Rande,  und  in- 
folge hiervon  wird  die  Strömung  die  Randgebiete  bevor- 
zugen. Wenn  der  Strom  einige  hundertmal  in  der  Sekunde 
wechselt,  kann  die  Abweichung  von  der  normalen  Ver- 
teilung schon  nicht  mehr  unmerklich  sein.  Diese  Ab- 
weichung wächst  schnell  mit  der  Zahl  der  Stromwcchsel, 
und  wenn  gar  die  Strömung  iiire  Richtung  viele  milüonenmal 
in  der  Sekunde  wechselt  (wie  dies  bei  Funkenentladungen 
der  Fall  ist),  so  muß  fast  das  ganze  Innere  des  Drahtes 
stromfrei  erscheinen  und  die  Strömung  sich  auf  die  nächste 
Umgebung  der  Grenze  beschränken." 

Der  Vorgang  ist  also  so  aufzufassen,  als  ob  die  clck- idB 
trische  Kraft,  welche  den  Strom  bedingt,  sich  überhaupt  ™ 
nicht  in  dem  Drahte  selber  fortpflanzt,  sondern  von  außen 
in  den  Draht  eintritt  und  sich  in  dem  Metall  verhältnis- 
mäßig langsam  und  nach  ähnlichen  Gesetzen  ausbreitet, 
wie  Temperaturänderungen  in  einem  wärmeleitenden 
Körper.  Es  wird  also,  wenn  die  Kräfte  in  der  Umgebung 
des  Dralitcs  die  Richtung  beständig  wechseln,  die  Wirkung 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


39 


dieser  Kräfte  sich  nur  auf  eine  sehr  kleine  Tiefe  in  das 
Metall  hinein  erstrecken.  Je  langsamer  die  Schwankungen 
vor  sich  gehen,  desto  tiefer  wird  die  Wirkung  eindringen 
und  wenn  endlich  die  Aenderungen  unendlich  langsam  er- 
folgen, d.  h.  nicht  vorhanden  sind,  hat  die  Kraft  Zeit,  das 
ganze  Innere  mit  gleichmäßiger  Stärke  zu  erfüllen. 

Allgemein  ist  es  zwar  nicht  anerkannt,  daß  der  Blitz 
den  Entladungsfunken  von  Leydener  Flaschen  entspricht, 
jedoch  sprechen  die  Vorgänge  bei  zahlreichen  Blitzschlägen, 
insbesondere  die  auffallende  Bevorzugung  großflächiger 
Leiter,  die  Neigung  zu  Seitenentladungen  bei  spulenartigen 
Windungen  im  Blitzableiter,  die  Zersplitterung  von  Hölzern 
vorzugsweise  an  ihrer  Oberfläche  dafür,  daß  wenigstens 
die  Funkenblitze  einen  ähnlichen  Charakter  wie  die  künst- 
lichen Kondensatorentladungen  besitzen. 

Um  nun  den  Entladungen  der  atmosphärischen  Elek- 
trizität vorzubeugen  oder  sie  wenigstens  für  die  bestehen- 
den Anlagen  unschädlich  zu  machen,  verwendet  man  Blitz- 
ableiter oder  Blitzschutzvorrichtungen.  Die  ersten  Blitz- 
ableiter richtete  man  1752  in  Amerika  ein,  nachdem  Ben- 
jamin Franklin  den  Nutzen  derselben  nachgewiesen 
hatte.  Um  seine  Anschauungen  populärer  zu  machen, 
arbeitete  er  einige  Vorträge  aus,  konstruierte  einen  voll- 
ständigen Experimentierapparat  und  betraute  damit  den 
ihm  befreundeten  Arzt  Kinnersley,  Experimentalvor- 
träge  zu  halten,  da  er  selbst  wenig  Zeit  dazu  hatte.  Dieser 
reiste  nun  nach  Art  eines  populär-wissenschaftliche  Vorträge 
haltenden  Wanderredners  umher  und  wurde  überall  mit 
großem  Beifall  aufgenommen.  Unter  diesen  Umständen 
verbreiteten  sich  die  Blitzableiter  ziemlich  rasch  in  Amerika. 

In  England,  Deutschland,  Frankreich  und  Italien  hatte 
man  bei  der  Einführung  der  Blitzableiter  mit  größeren 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  besonders  weil  es  zu  einer 
wirksamen  Propaganda  für  die  Einführung  nicht  nur  an 
überzeugenden  Erfahrungen  von  ihrem  Nutzen,  sondern 
auch  an  Männern  fehlte,  die  mit  vollem  wissenschaftlichen 
Verständnis  der  Sache  die  richtige  Initiative  verbanden 
und  vor  Schwierigkeiten  nicht  zurückschreckten,  welche 
teils  durch  technische  Unerfahrenheit,  teils  durch  das  ge- 
ringe Entgegenkommen,  ja  sogar  durch  die  Opposition 
der  abergläubischen  Menge  auftraten. 

Einen  gewichtigen  Gegner  fanden  die  Blitzableiter  in 
Europa  noch  in  dem  Abbe  N  o  1 1  e  t ,  Professor  der  Physik 
in  Paris,  der  die  Einführung  derselben  in  Frankreich  um 
eine  geraume  Zeit  aufhielt.  Als  erster  französischer  Elek- 
triker konnte  er  es  nicht  ertragen,  daß  ihm  ein  ameri- 
kanischer Buchhändler  sein  Privilegium  streitig  machen 
sollte.  Er  opponierte  daher  gegen  die  Anlagen,  erklärte 
dieselben  für  feuergefährlich,  da  sie  den  Blitz  auf  die  Ge- 
bäude zögen. 

Erst  im  Jahre  1760  erhielt  Europa  den  ersten  Abieiter 
in  England.  Der  auf  einem  Felsen  neugebaute  Edd3'stonc- 
Leuchtturm  bei  Plymouth  wurde  mit  einem  solchen  ver- 
sehen, nachdem  der  frühere  hölzerne  infolge  Blitzschlags 
abgebrannt  war.  Auf  dem  Kontinent  folgte  man  im  Jahre 
1769  mit  der  Errichtung  eines  Blitzableiters  auf  dem 
Jakobikirchturm  in  Hamburg  durch  den  Arzt  Dr.  R  e  i  - 
m  a  r  u  s  ,  1 776  in  Bayern  durch  Osterwald,  1 782  in 
Baden  durch  Professor  Böckmann  und  zu  gleicher 
Zeit  in  Württemberg.  Nach  dem  Tode  Nollets  führte  man 
auch  in  Frankreich  1773  den  Blitzableiter  ein,  in  Oester- 
reich schon  1770,  in  der  Schweiz  1771,  in  Italien  1772. 

Was  nun  das  Material  anbetrifft,  aus  dem  die  Blitz- 
ableiter hergestellt  wurden,  so  wird  man  finden,  daß  darin 
eine  große  Willkür  geherrscht  hat. 


Zunächst  unterscheiden  wir  3  Teile  beim  Blitzableiter: 

1.  die  Auffangstange 

2.  die  Luftleitung, 

3.  die  Erdleitung. 

Bis  zum  Anfang  dieses  Jahrhunderts  hat  man  all- 
gemein die  Auffangstange  für  notwendig  erachtet.  Die- 
selbe sollte  die  höchste  Spitze  des  Daches  um  etwa  2  m 
überragen  und  möglichst  in  einer  feinen  vergoldeten  oder 
platinierten  Spitze  endigen.  Beliebt  sind  auch  Spitzen- 
kreuze gewesen. 

Für  die  Luftleitung  empfahl  man  Eisen,  Kupfer,  Blei, 
Messing  in  Band-  oder  Litzenform.  Der  Querschnitt  des 
Eisens  sollte  mindestens  127  qmm  betragen,  entsprechend 
einer  runden  Stange  von  V2  Zoll  Dicke. 

Als  Erdleitung  verwendete  man  zuerst  eiserne  Stangen, 
im  Boden  oft  mit  Kohle  umgeben,  Bleiplatten  und  Röhren, 
Kupferplatten,  vielfach  mit  Spitzen  versehen,  da  man  der 
Ansicht  war,  die  Spitzen  wirkten  ebenso  wie  in  der  Luft, 
was  natürlich  nicht  der  Fall  ist. 

In  der  zweiten  Periode  der  Blitzableiterpraxis,  un- 
gefähr vom  Beginn  des  IQ.  Jahrhunderts  bis  zur  Erfindung 
der  Dynamomaschine  in  den  80  er  Jahren,  wurden  die  Auf- 
fangstangen auffallend  hochgemacht,  bis  etwa  9  m.  Platin- 
spitzen wurden  eingeführt.  Der  Begriff  des  ,, Schutzbezirks" 
wurde  definiert  und  bei  den  Berechnungen  zugrunde  gelegt. 
Dabei  dachte  man  sich  den  Schutzbezirk  eines  Abieiters 
als  Kegel,  dessen  Grundkreisradius  das  doppelte  der  Höhe 
vom  Boden  bis  zur  Spitze  betrug.  Die  Luft-  und  Boden- 
leitungen wurden  stärker  als  bisher  angenommen,  da  Blitz- 
schläge Zerstörungen  hervorgerufen  hatten.  In  neuerer 
Zeit  ist  man  jedoch  über  diese  Anordnungen  hinweg- 
gekommen, indem  man  einheitliche  Normen  aufzustellen 
versuchte.  Dabei  ist  es  besonders  das  Verdienst  des 
Verbandes  Deutscher  Elektrotechniker  gewesen,  daß  er 
durch  Versuche  und  Unterstützung  von  Forschungsarbeiten 
auf  diesem  Gebiet  und  Zusammenfassung  der  wichtigsten 
Resultate  einheitliche  Normen  für  die  Anlage  von  Blitz- 
ableitern herausgegeben  hat,  die  unter  der  Bezeichnung: 
„Leitsätze  über  den  Schutz  der  Gebäude  gegen  den  Blitz" 
erhältlich  sind.  Darnach  werden  Stangen  von  2  bis  4  m 
Länge  empfohlen.  Allgemein  ist  es  gleichgültig,  wie  man 
eine  Stange  endigen  läßt.  Trotzdem  findet  man  in  der 
Praxis  einen  wahren  Spitzenkultus  vorherrschend  und 
macht  das  Wesen  und  den  Schutz  eines  Blitzableiters  ge- 
radezu von  einer  zumeist  sehr  kostspieligen  Spitze  aus 
Platin  abhängig,  die  noch  dazu  meistens  vom  ersten  Blitz- 
schlag geschmolzen  wird. 

Am  gesichertsten  sind  gegen  Blitzschäden  Gebäude, 
welche  ganz  aus  Eisen  bestehen.  Zu  dem  Zweck  umgibt 
man  z,  B.  Magazine,  die  explosible  oder  feuergefährliche 
Stoffe  enthalten,  mit  einem  Netzwerk  von  Eisendrähten, 
das  nach  Art  eines  Faraday  sehen  Käfigs  das  Innere 
vor  Beschädigungen  durch  atmosphärische  Elektrizi*<'£- 
schützt.  Es  ist  also  auch  nicht  notwendig,  Metallmassen, 
welche  sich  ganz  innerhalb  eines  solchen  Gebäudes  be- 
finden, zum  Schutze  gegen  Seitencnlladungen  oder  gefähr- 
liche Induktionswirkungen  mit  der  metalhschen  Hülle 
leitend  zu  verbinden.  Wenn  dagegen  ein  guter  Leiter,  z.  B. 
eine  Telegraphenleitung  oder  ein  anderer  elektrischer 
Leitungsdraht  oder  eine  Gas-  oder  Wasserleitung,  in  ein 
mit  einer  metallischen  Hülle  umgebenes  Gebäude  tritt, 
oder  wenn  das  Innere  desselben  durch  eine  eiserne  Pumpe 
mit  dem  Grundwasser  in  Verbiiidung  steht,  so  kann  eine 
gefährliche  Potentialdifferenz  innerhalb  des  Gebäudes  auf- 
treten. In  diesem  Fall  muß  man  solche  Leitungen  mit 
der  Hülle  des  Gebäudes  metallisch  leitend  verbinden. 

Damit  nun  die  bestehenden  Blitzableiteranlagen  ihre 
Funktion  auch  ordnungsmäßig  verrichten  können,  müssen 


40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  3 


sie  in  dauernd  gutem  Zustande  erhalten  werden.  Zu  dem 
Zweck  prüft  man  die  Anlagen  öfters  auf  ihre  Brauchbarkeit 
hin,  und  zwar  entweder  direkt  nach  der  Herstellung  oder 
bei  älteren  Abieitern  besonders  nach  stattgefundenen  Blitz- 
schlägen. Trotzdem  man  jedoch  heute  nicht  mehr  auf 
dem  Standpunkt  steht,  daß  eine  schadhafte  Luftleitung 
statt  eines  Schutzes  eine  Gefahr  für  ein  Haus  bilden  soll, 
was  man  daraus  ersehen  kann,  daß  auch  mangelhafte  Ab- 
ieiter zur  Verminderung  des  Schadens  beitragen  können, 
so  kann  es  doch  eintreten,  daß  sie  entweder  ganz  versagen 
oder  zu  einem  Abspringen  des  Blitzes  Veranlassung  geben 
können.  Ein  nach  den  richtigen  Grundsätzen  angelegter 
Blitzableiter  auf  einem  neuen  Hause  wird  ohne  Zweifel 
in  den  ersten  Jahren  richtig  funktionieren,  bedarf  dalier 
keiner  peinlichen  Ueberwachung  oder  Prüfung.  Je  älter 
er  dagegen  wird,  um  so  rascher  tritt.eine  Zerstörung  durch 
die  Atmosphärilien  ein  und  besonders  eine  Beschädigung 
durch  die  an  den  Gebäuden  vorzunehmenden  Reparaturen. 

Im  allgemeinen  prüft  man  Blitzableiter  auf  neuerbauten 
Häusern  nach  einem  Zeitraum  von  etwa  10  Jahren,  spater 
alle  5  Jahre,  außerdem  nach  jeder  Dachreparatur  oder 
baulichen  Veränderung.  Nur  kommt  es  bei  der  Unter- 
suchung nicht  auf  eine  vollständige  Kontinuität  der  Lei- 
tungen an,  d.  h.  daß  sie  die  galvanische  Probe  bestehen, 
und  doch  wird  heutzutage  in  den  meisten  Fällen  mehr 
galvanisch  geprüft  als  früher.  Die  galvanische  Methode 
ist  jedoch  nicht  zu  verwerfen,  weil  sie  bei  einem  un- 
günstigen Resultat  zu  einer  genauen  Nachforschung  nach 
den  Gründen  desselben  Anregung  gibt.  Die  Hauptsache 
bleibt  immer  noch  die  richtige  Zahl  und  Führung  der 
Luft-  und  Erdleitungen  und  der  Anschluß  der  in  erster 
Linie  zu  Seitenentladungen  Veranlassung  gebenden  Metall- 
massen an  Gebäuden. 

Diese  Ansicht  steht  auch  im  Einklang  mit  dem  Ab- 
satz 4  der  Leitsätze  des  Verbandes  Deutscher  Elektro- 
techniker. Darin  findet  sich  folgende  Bemerkung:  ,,Der 
Schutz,  den  ein  Blitzableiter  gewährt,  ist  um  so  sicherer, 
je  vollkommener  alle  dem  Einschlag  ausgesetzten  Stellen 
des  Gebäudes  durch  Auffangevorrichtungen  geschützt,  je 
größer  die  Zahl  der  Gebäudeleitungen  und  je  reichlicher 
bemessen  und  besser  ausgebreitet  die  Erdleitungen  sind. 
Es  tragen  aber  auch  schon  metallene  Gebäudeteile  von* 
größerer  Ausdehnung,  insbesondere  solche,  welche  von 
den  höchsten  Stellen  bis  zur  Erde  führen,  selbst  wenn 
sie  ohne  Rücksicht  auf  den  Blitzschutz  ausgeführt  sind, 
in  der  Regel  zur  Verminderung  des  Blitzschadens  bei.  Eine 
Vergrößerung  der  Blitzgefahr  durch  Unvollkommenhciten 
des  Blitzableiters  ist  im  allgemeinen  nicht  zu  befürchten." 

Die  Erdleitungen  haben  den  Zweck,  die  gewaltige 
Energie  des  Blitzes  in  eine  große  Anzahl  kleiner  Teile 
zu  zerlegen  und  der  Erde  zuzuführen.  Aus  diesem  Grande 
wählt  man  am  besten  solche  Leitungen,  die  sich  stark  vcr- 
"^yeigen,  z.  B.  Gas-  und  Wasserleitungen.  Fehlen  diese, 
so  kann  man  sich  durch  Verlegung  von  Einzeldrähtcn, 
Metallbändern  oder  Drahtgeflecht  helfen.  Besonders  bei 
felsigem  Grund  ist  eine  weitverzweigte  Oberflächen-Erd- 
leitung die  zuverlässigste  Ausführungsform.  Damit  der 
Blitz  möglichst  wenig  gehindert  von  der  Erdleitung  zur 
Erde  abfließen  kann,  ist  es  erforderlich,  den  Ausbreitungs-, 
d.  h.  Uebergangswiderstand  klein  zu  machen.  Diese  Be- 
dingung ist  erfüllt  beim  Einlegen  der  Erdleitung  in  Grund- 
wasser, Seen,  Flüsse,  Brunnen. 

Bei  elektrischen  Anlagen  ist  es  nun  nicht 
möglich,  Leitungen,  welche  in  ein  Gebäude  hineinführen, 
in  unmittelbare  Verbindung  mit  dem  Blitzableiter  /u 
bringen.  In  diesem  Falle  wendet  man  zur  Aufhebiuig 
oder  wenigstens  Verminderung  der  Blitzgefahr  besonders 
konstruierte  B  1  i  t  z  s  c  h  u  t  z  v  o  r  r  i  c  h  t  u  n  g  e  n  an. 


Während  man  nun  beim  Eintreten  eines  Gewitters  die 
Telephon-  und  Telegraphenapparate  teilweise  abschaltet 
und  die  Leitungen  direkt  an  Erde  legt,  kann  man  diese 
Schutzmaßregel  bei  Starkstromanlagen  nicht  anwenden, 
sondern  nimmt  seine  Zuflucht  zu  anderen  Hilfsmitteln, 
die  hier  näher  erläutert  werden  sollen. 

Die  einfachste  Art  eines  Blitzschutzes  besteht  darin, 
daß  man  die  Pole  der  Leitung  mit  einer  Kombination 
von  gezahnten  Platten  oder  Saugkämmen  verbindet,  deren 
Spitzen  einander  in  einem  Abstand  von  ca.  0,5  mm  gegen- 
über stehen. 

Die  nicht  mit  den  Leitungen  direkt  verbundene  Platte 
ist  ihrerseits  durch  eine  kurze  selbstinduktionsfreie  Leitung 
mit  der  Erdplatte  verbunden.  Bei  dieser  ziemlich  primi- 
tiven Konstruktion  stellt  jedoch  der  Blitz  häufig  eine  elek- 
trische Verbindung  zwischen  den  Leitern  verschiedener 
Polarität  her.  Der  Maschinenstrom  hat  dann  das  Be- 
streben, dem  durch  den  Lichtbogen  gebildeten  Weg  zu 
folgen.  Infolge  dieses  Kurzschlusses  werden  die  Maschinen 
natürlich  sehr  hart  mitgenommen.  Daher  suchte  man  den 
Kurzschlußstrom  durch  Einsetzen  von  Abschmelzdrähten 
nach  Art  der  Sicherungen  in  die  Erdleitung  zu  beseitigen. 
Sobald  sich  nämlich  der  Lichtbogen  zwischen  den  Saug- 
kämmen bildet,  fließt  ein  so  starker  Strom  durch  die 
Sicherungsbkidrähte,  daß  dieselben  schmelzen  und  den 
Stromkreis  auf  eine  genügende  Länge  unterbrechen,  so 
daß  der  Lichtbogen  nicht  weiter  bestehen  kann.  Diese  An- 
ordnung hat  jedoch  den  Nachteil,  daß  man  die  Drähte 
jedesmal,  wenn  der  Apparat  in  Tätigkeit  war,  sofort  wieder 
ersetzen  muß.  Indessen  kann  man  diese  Unbequemlich- 
keit in  Kauf  nehmen  bei  Anlagen,  die  dem  Blitz  wenig 
ausgesetzt  sind,  und  in  dem  Falle,  wo  man  die  Blitzschutz- 
vorrichtung leicht  überwachen  kann. 

Nun  hat  der  Franzose  L  a  b  o  u  r  eine  ausgezeichnete 
Konstruktion  ersonnen,  die  bei  Verwendung  von  Ab- 
schmelzdrähten den  soeben  geschilderten  Nachteil  nicht 
besitzt.  Dieselbe  besteht  aus  einem  Porzellanisolator  ge- 
wöhnlicher Art,  welcher  oben  einen  metallischen,  mit  der 
zu  schützenden  Leitung  verbundenen  Ring  besitzt.  Ueber 
diesen  wird  ein  zweiter  federnder  und  leicht  auswechsel- 
barer Ring  geschoben,  der  eine  große  Anzahl  parallel 
zur  Mantelfläche  verlaufender  Abschmelzdrähte  trägt.  Die 
Enden  derselben  ragen  mit  einem  kleinen  Zwischenraum 
nach  einem  am  unteren  Ende  des  Isolators  befindlichen 
Eisenring  hinab,  der  mit  einem  vertikalen  Draht  versehen 
ist.  In  einiger  Entfernung  befindet  sich  eine  kleine  ge- 
zahnte Scheibe  aus  Zink,  von  der  die  Erdleitung  nach 
unten  führt. 

Strömt  nun  atmosphärische  Elektrizität  in  die  Leitung, 
so  springt  der  Funke  von  den  Schmelzdrähten  nach  dem 
unteren  Eisenring  und  dann  vom  vertikalen  Draht  durch 
die  Luft  nach  der  Zinkscheibe  und  schließlich  nach  der 
Erde.  Sobald  sich  dabei  ein  Lichtbogen  bildet,  schmilzt 
der  betreffende  Bleidraht  durch  und  der  Lichtbogen  zer- 
reißt. So  bleibt  der  mit  etwa  15  Drähten  ausgerüstete 
Apparat  eine  lange  Zeit,  ohne  einer  Erneuerung  der  Drähte 
zu  bedürfen,  in  Tätigkeit.  Von  Zeit  zu  Zeit  wechselt 
man  den  benutzten  gegen  einen  neuen,  mit  der  vollen 
Anzahl  von  Schmelzdrähten  versehenen  Ring  aus.  Dieser 
Apparat  hat  sich  sehr  gut  bewährt  und  gibt  genügend 
Sicherheit. 

Besonders  günstig  zeigten  sich  die  von  Wurts,  dem 
amerikanischen  Spezialisten  für  Blitzschutz,  gebauten 
Apparate. 

Auf  einer  zur  Erde  abgeleiteten  Grundplatte  ist  eine 
Reihe  von  Zinkscheiben  übereinander  geschichtet  und  ab- 
wechselnd durch  Glimmerscheiben  voneinander  isoliert. 
Die  oberste  Scheibe  stellt  mit  der  zu  schützenden  Leitung 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  IQll 


41 


in  Verbindung  und  die  Entladung  erfolgt  von  dieser  zur 
nächsten  Scheibe  und  so  fort  bis  mr  untersten. 
Auf  diesem  Wege  wird  ihr  voviel  Wärme  entzogen, 
daß  kein  großer  Lichtbogen  zustande  kommt,  son- 
dern nur  kleine  fünkchen  entstehen.  Eine  solche  Vor- 
richtung wird  von  der  Allgemeinen  Elektrizitäts- 
gesellschaft, Berlin,  für  niedrige  Spannungen  aus- 
geführt. Eine  Modifikation  ist  von  Voigt  und  H  ä  f  f  n  e  r 
angegeben.  Dabei  ist  die  Isolation  mehr  gesichert,  weil 
die  Platten  in  ihrer  Mitte  nicht  durchbohrt  sind,  sondern 
als  vollständige  Kreisscheiben  ausgebildet  und  nur  durch 
Druck  zusammengehalten  werden.  Für  höhere  Spannungen, 
etwa  für  2000  bis  3000  Volt,  verwendet  man  Zinkblech- 
röhren, welche  auf  isolierende  Bolzen  beweglich  auf- 
geschoben sind. 

Damit  alle  Teile  des  Zinkmantels,  der  durch  die  über- 
springenden Funken  angegriffen  wird,  ausgenutzt  werden, 
hat  man  die  Zinkröhren  auf  dem  Boden  drehbar  angebracht, 
um  dieselben  von  Zeit  zu  Zeit  in  eine  andere  Stellung 
bringen  zu  können. 

Zink  oder  Messing,  welches  neuerdings  wegen  seiner 
schweren  Schmelzbarkeit  bevorzugt  wird,  hat  sich  bei  diesen 
Konstruktionen  sehr  gut  bewährt,  was  wohl  dem  Umstände 
zuzuschreiben  ist,  daß  die  durch  den  Lichtbogen  gebildeten 
Metalloxyddämpfe  schlechtleitend  sind  und  die  Bildung 
größerer  und  dauernder  Lichtbogen  aufheben  oder 
wenigstens  erschweren.  W  u  r  t  s  bettet  bei  seiner  als 
„Standard"  bezeichneten  Blitzschutzvorrichtung  mehrere 
geriffelte,  vertikal  aufgestellte  Zinkzylinder  in  Porzellan- 
stücke mit  entsprechenden  Aushöhlungen  ein. 

Prof.  Elihu  Thomson  verhindert  in  seiner,  der 
Wurtsschen  analogen  Blitzschutzvorrichtung  die  Ent- 
stehung des  Flammenbogens  in  folgender  Weise:  Er 
schichtet  eine  Anzahl  von  Metallplatten  mit  isolierenden 
Zwischenlagen  übereinander.  Die  Platten  tragen  einen 
kurzen,  vorspringenden  Arm,  der  in  eine  kleine  Metall- 
kugel endigt.  Diese  Kügelchen  bilden  einen  Spiralweg, 
bei  welchem  jede  Kugel  von  der  anderen  durch  einen 
kleinen  Luftraum  getrennt  ist.  Der  Funke  überspringt 
diese  kleinen  Abstände  leicht,  aber  der  Flammenbogen 
wird  durch  die  zahlreichen  Unterbrechungen  in  seiner  Ent- 
stehung gehindert,  und  so  erreicht  man  ohne  alle  beweg- 
lichen Teile  eine  sichere  Abführung  der  atmosphärischen 
Elektrizität. 

Bei  einem  Blitzableiter  der  Westinghouse  El.  & 
Mfg.  Co.  werden  die  Elektroden  selbsttätig  durch  die 
Wärmewirkung  des  Lichtbogens  auseinander  geschleudert. 
Die  Kohleelektroden,  welche  mit  den  Leitungen  in  Ver- 
bindung stehen,  sind  an  Armen  befestigt,  die  nahezu 
vertikal  herunterragen  und  um  eine  Achse  drehbar  mit 
ihrem  unteren  Teil  die  Oeffnungen  eines  geschlossenen 
Kastens  abdecken.  Sobald  ein  Lichtbogen  zwischen  den 
Kohlen  entsteht,  wird  die  Luft  momentan  ausgedehnt  und 
schleudert  die  Arme  auseinander,  wodurch  der  Lichtbogen 
zerreißt.  Infolge  der  Schwerkraft  fallen  dann  die  Arme 
wieder  in  ihre  ursprüngliche  Lage  zurück. 

Die  schädliche  Wirkung  des  Kurzschlußstromes  auf 
den  Betriebszustand  der  Zentrale  und  auf  die  Stromver- 
braucher hat  man  nun  dadurch  zu  vermeiden  gesucht,  daß 
man  den  Kurzschlußstrom  selbst  zur  Betätigung  elektro- 
magnetischer Wirkungen  benutzt,  welche  den  sich  bildenden 
elektrischen  Lichtbogen  immer  mehr  dehnen  und  schließ- 
lich zum  Zerreißen  bringen.  Eine  derartige  Anordnung 
hat  die  General  El.  Co.  nach  Angaben  von  Elihu 
Thomson  ausgeführt.  Der  Apparat  besitzt  keine  beweg- 
lichen Teile,  sondern  besteht  nur  aus  einem  in  die  Leitung 
geschalteten  Elektromagneten,  zwischen  dessen  Eisen- 
kernen die  Funkenstrecke  angebracht  ist.    Durch  die  Wir- 


kung des  magnetischen  Feldes,  welches  den  durch  Blitz- 
schlag entstehenden  Lichtbogen  wie  einen  frei  beweglichen, 
vom  Strome  durchflossenen  Leiter  nach  oben  treibt,  wird 
nun  der  Lichtbogen  gestreckt  und  zum  Abreißen  gebracht. 

Auf  Grund  dieser  Erscheinungen  ist  von  Görges 
der  von  den  Siemens -  Schuckert-Werken,  Berlin, 
gebaute  Hörner-Blitzableiter  konstruiert  worden. 
Zwei  starke,  hornförmig  gebogene  Kupferdrähte  sind  ein- 
ander gegenüber  gestellt  und  werden  von  gußeisernent 
Kappen  getragen,  die  auf  Porzellanisolatoren  befestigt  sind. 
Damit  die  elektrodynamische  Wirkung  sichergestellt  wird, 
sind  die  stromführenden  Teile  so  angeordnet,  daß  die 
Stromlinien  parallel  verlaufen  und  sich  nicht  in  ihrer  Wirkung 
aufheben  können,  wie  es  bei  Verwendung  der  hornförmig 
gebogenen  Metallstreifen  des  Apparats  der  General 
El.  Co.  leicht  eintreten  könnte.  Der  Blitzableiter  hat  da- 
her den  Vorteil  größter  Einfachheit  und  Betriebssicherheit. 
Da  er  keine  beweglichen  Teile,  keine  Elektromagnete  oder 
irgendwelche  mechanischen  Auslöschvorrichtungen  für  den 
Lichtbogen  besitzt,  so  ist  er  gänzlich  frei  von  Selbstinduk- 
tion, eine  Eigenschaft,  die  für  einen  guten  Blitzableiter 
unerläßlich  ist.  Durch  den  Lichtbogen  leiden  die  Drähte 
so  wenig,  daß  sie  jahrelang  unversehrt  bleiben  und  höch- 
stens von  Zeit  zu  Zeit  etwas  geglättet  zu  werden  brauchen. 

Aus  Versuchen  hat  sich  gezeigt,  daß  der  Abieiter  um 
so  vollkommener  funktioniert,  je  höher  die  Spannung  ist. 
Als  unterste  Grenze,  für  die  er  noch  gute  Resultate  ergibt, 
kann  man  eine  Spannung  von  1000  Volt  annehmen. 

Von  den  Siemens-Schuckert-Werken,  Ber- 
lin, wird  ferner  ein  Spulenblitzableiter  für  Gleich-  und 
Wechselstromanlagen  bis  750  Volt  Spannung  gebaut.  Er 
besteht  aus  zwei  hintereinander  geschalteten  Funken- 
strecken von  2  mm  Länge  zwischen  drei  Metallstücken  mit 
seitlich  erweiterten  Schlitzen  und  einer  Funkenlöschspule. 
Bei  meinen  Versuchen  mit  dieser  Art  von  Blitzschutzvor- 
richtungen habe  ich  festgestellt,  daß  auch  bei  einem  An- 
schluß der  Endklemmen  direkt  an  ein  Starkstromnetz  mit 
440  Volt  Spannung  bei  einem  Funkenübergang  der  Kurz- 
schluß so  schnell  unterbrochen  wurde,  daß  eine  Sicherung 
von  30  Ampere  nicht  durchbrannte. 

Auch  die  Allgemeine  Elektrizitäts-Gesell- 
scliaft  Berlin  baut  Hörner-Funkenableiter  mit  mag- 
netischem Gebläse  in  der  Hauptleitung.  Der  Hauptstrom 
durchfließt  dabei  einige  um  einen  ringförmigen  Magnet 
gelegte  Drahtwindungen  und  erzeugt  ein  starkes  Feld  an 
der  Stelle,  wo  die  Hörner  einander  ganz  nahe  gegenüber- 
stehen. Ein  auftretender  Lichtbogen  wird  teils  durch  die 
Wärmewirkung  und  hauptsächlich  durch  den  elektro- 
magnetischen Auftrieb  schnell  nach  oben  getrieben  und 
dadurch  zerrissen.  Aehnlich  arbeitet  ein  Hörner-Funken- 
ableiter  mit  magnetischem  Gebläse  im  Ableitungsstrom- 
kreise. Hierbei  liegt  jedoch  parallel  zum  Blasmagnet  ein 
Carborundumstab,  der  die  Leitung  vor  schnellen  Schwi- 
gungen  schützt.  Der  Arbeitsbereich  dieser  Abieiter  bF-- 
ginnt  bei  4000  Volt. 

Für  Spannungen  bis  zu  4400  Volt  dient  der  ebenfalls 
von  der  Allgemeinen  Elektrizit.its-Qesell- 
schaft  Berlin  hergestellte  G  o  I  a  -  Funkenableiter,  der 
vorzugsweise  für  Freileitungen  verwendet  wird,  die 
häufigen  Blitzschlägen  ausgesetzt  sind. 

Er  besteht  aus  zwei  halbellipsoidisch  geformten  Eisen- 
kalotten, welche  unter  Zwischenlegung  eines  Zinkringes 
miteinander  verbunden  sind.  An  die  Kalotten  schließen 
sich  beiderseitg  die  Schenkel  eines  Blasmagnets  an,  dessen 
Windungen  im  Hauptstromkreise  liegen.  Durch  das  starke 
Feld  im  Innern  der  Schalen  wird  die  atmosphärische  Ent- 
ladung nach  dem  Rande  zu  gedrängt  und  zum  Ueber- 
springen  auf  die  mit  zirka  5  mm  Abstand  eingestellten 


42 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  3 


Kohlenelektroden  oder  Hornansätze  gezwungen,  die  außer- 
halb der  Kalotten  liegen.  Bei  Spannungen  von  mehr  als 
4000  Volt  werden  in  die  Erdleitung  zur  Unterbrechung 
des  Netzes  Hörner-Funkenableiter  eingeschaltet. 

Im  allgemeinen  muß  die  Entfernung  der  Hörner  bei 
Blitzableitern  größer  als  3  mm  sein,  damit  eine  Ueber- 
brückung  durch  Staub,  Insekten,  Schnee  oder  Blätter  ver- 
mieden wird.  Dieser  Abstand  wird  jedoch  erst  von 
8000  Volt  durchschlagen.  Um  nun  die  Empfindlichkeit 
zu  vergrößern,  wurde  entweder  eine  parallel  geschaltete 
Hilfsfunkenstrecke  benutzt,  oder  die  Luftstrecke  durch  das 
ultraviolette  Licht  einer  darunter  liegenden,  mit  Hilfstrans- 
formator erregten  Oeißlerschen  Röhre  ionisiert  und  leitend 
gemacht.  Dabei  tritt  die  Röhre  nur  in  Tätigkeit,  wenn 
infolge  Ueberspannung  oder  atmospärischer  Entladungen 
schnelle  Schwingungen  in  der  Leitung  entstehen.  Trotz- 
dem ist  bei  diesen  Methoden  entweder  nur  eine  geringe 
Vergrößerung  der  Luftstrecke  zulässig  oder  der  Hilfsfunken 
ist  zu  schwach. 

Besser  ist  diese  Aufgabe  von  Elihu  Thomson 
nach  dem  amerikanischen  Patent  Nr.  495  853  vom  Jahre 
1892  gelöst  durch  Anwendung  eines  kleinen  Tesla-Trans- 
formators,  der  durch  Erzeugung  einer  hohen  Hilfsspann ung 
die  vergrößerte  Funkenstrecke  leicht  überbrückt.  Während 
nun  hierbei  drei  Elektroden  erforderlich  sind,  vermeiden  - 
die  Siemens-Schuckert-Werke,  Berlin,  diese 
Unbequemlichkeit,  indem  sie  mit  einem  einfachen  Hörner- 
Blitzableiter  eine  Vorrichtung  verbinden,  welche  im  Neben- 
schluß liegend  auf  Spannungsschwankungen  anspricht  und 
diese  soweit  verstärkt,  daß  die  Funkenstrecke  sicher  durch- 
schlagen wird.  Infolge  dieser  Wirkungsweise  hat  man 
den  Apparat  als  ,,B  1  i  t  z  a  b  1  e  i  t  e  r  -  R  e  1  a  i  s"  bezeichnet. 
Dabei  wird  ein  Kondensator  durch  die  gegen  Erde  herr- 
schende Spannung  dauernd  geladen.  Tritt  eine  Ueber- 
spannung in  dem  Netze  auf,  die  hoch  genug  ist,  um  den 
Kondensator  zur  Entladung  über  eine  Funkenstrecke  zu 
bringen,  so  tritt  eine  oszillatorische  Entladung  hoher 
Frequenz  auf,  welche  über  die  primäre  Spule  eines  Tesla- 
Transformators  in  der  aus  ca.  20  Windungen  bestehenden 
Sekundärspule  eine  so  hohe  Spannung  induziert,  daß  diese 
zwischen  einer  auf  dem  Erdleitungshorn  befestigten  Spitze 
und  der  auf  einem  kondensatorisch  wirkenden  Isolator 
sitzenden  Spitze  einer  Hilfsfunkenstrecke  einen  Funken- 
übergang hervorruft.  Dadurch  wird  die  Entladung  der 
primären  Teslaspule  über  die  Hörnerfunkenstrecke  ein- 
geleitet und  die  Ueberspannung  beseitigt. 

Um  bei  hohen  Spannungen  die  Wirkungen  des  Kurz- 
schlußstromes abzuschwächen,  werden  besonders  bei  ameri- 
kanischen Anlagen  mit  Hochspannung  Abieiter  mit  Vicl- 
fachfunkenstrecken  verwendet.  Einen  solchen  Abieiter  baut 
die  Stanley  Electric  Co.,  worin  Drosselspulen, 
"^unkenstrecken  und  induktionsfreie  Widerstände  in  dem 
.Toleiter  vereinigt  sind.  Die  Entladungen  mit  niedriger 
Potentialdifferenz  und  niedriger  Frequenz  werden  all- 
gemein durch  kurze  Funkenstrecken  abgeleitet,  während 
lange  Funkenstrecken  für  Entladungen  hoher  Frequenz  und 
Spannung  mit  großer  Elektrizitätsmenge  bestimmt  sind. 

Auch  die  O  e  n  e  r  a  1  Electric  Co.,  S  c  h  e  n  e  c  t  a  d  y, 
ordnet  bei  ihrem  M  u  1 1  i  p  1  e  x  -  Ablciter  Funkenstrecken 
an.  Er  entspricht  dem  von  der  Allgemeinen  E  1  e  k- 
trizitäts-Qesellschaft  gebauten  Rollen-Funkcnah- 
leitcr,  welcher  hauptsächlich  als  Feinsicherung  zur  Ablei- 
tung geringer  Energiemengen  dient.  Zur  Erhöhung  des 
Leitungsvviderstandes  sind  mit  den  Rollen  der  Funken- 
strecken Karborundumstäbe  von  220  min  Länge  und  je 
100  000  Ohm  Widerstand  hintereinander  geschaltet.  Da  der 
Temperaturkoeffizient  negativ  ist,  so  sinkt  der  Widerstan.l 


beim  Stromdurchgang,  und  zwar  bei  1  Ampere  auf  zirka 
6000  Ohm. 

Auch  die  Westinghouse  Electric  and  Mfg. 
Co.,  Pittsburg,  baut  Abieiter  mit  Funkenstrecken  und 
einem  dazu  hintereinander  geschalteten,  kleinen  induktions- 
freien Widerstand.  Zu  einem  Teil  der  Funkenstrecken  ist 
ein  sehr  großer  .Widerstand  parallel  geschaltet,  wodurch 
der  über  diesen  fließende  Maschinenstrom  schnell  unter- 
brochen wird. 

Zum  Schutze  von  Niederspannungs-Leitungen  gegen 
Hochspannung  z.  B.  in  Transformatorenhäusern  baut  die 
Allgemeine  Elektrizitäts-Qesellschaft  sog. 
Durchschlagssicherungen.  Sie  bestehen  aus  zwei  Metall- 
platten, von  denen  die  eine  dauernd  mit  der  Erde,  die 
andere  mit  der  Niederspannungs-Leitung  verbunden  ist. 
Zwischen  ihnen  liegt  eine  dünne,  mit  kleinen  Löchern 
versehene  Olimmerscheibe.  Tritt  Hochspannung  auf  die 
Niederspannungs-Leitung  über,  so  überbrückt  sie  die  beiden 
Metallplatten,  wodurch  das  Netz  geerdet  wird.  Es  kann 
jedoch  auch  beim  Durchschlagen  des  Glimmerplättchens 
ein  Mechanismus  betätigt  werden,  der  den  Transformator 
sofort  vom  Netz  abschaltet. 

Dieser  Abieiter  ist  natürlich  auch  zum  Schutze  von 
Schwachstromanlagen  gegen  Hochspannungs-Leitungen 
verwendbar.  Speziell  für  Telegraphen-  und  Telephon- 
leitungen sind  einzelne  der  vorher  beschriebenen  Abieiter 
ebenfalls  zur  Anwendung  gekommen,  z.  B.  die  Spitzen- 
und  gerippten  Platten-Blitzableiter.  Erstere  ermöglichen 
einen  Ausgleich  der  atmosphärischen  Spannungen,  letztere 
gewähren  Schutz  gegen  die  Entladungen. 

Da  nun  bei  starken  Blitzschlägen  die  Spitzen  und  Saug- 
kämme der  Platten  häufig  geschmolzen  werden,  so  be- 
wirkt das  geschmolzene  Metall  eine  Verbindung  der  Linien- 
leitung mit  der  Erdplatte,  wodurch  Störungen  im  Betriebe 
hervorgerufen  werden.  Diesem  Uebelstande  hat  Ul- 
bricht durch  Konstruktion  seines  Kohle-Blitzableiters 
abgeholfen.  Er  enthält  eine  gewisse  Anzahl  von  Kohle- 
stäbchen, die  sich  nach  den  Leitungen  richtet.  Die  Ent- 
fernung der  sorgfältig  geschliffenen  Kohleplatten  beträgt 
0,25  mm.  Die  Anordnung  ist  so  getroffen,  daß  immer 
auf  eine  Erdlamelle  zwei  zu  einem  Telegraphenapparate 
gehörige  Leitungslamellen  folgen,  woran  sich  wieder  eine 
Erdlamelle  anschließt  usw.  Dadurch  erreicht  man,  daß 
jeder  überschlagende  Funke  nur  einen  Luftraum  zu  über- 
springen hat.  Da  nun  das  Zusammenschmelzen  der  Me- 
tallspitzen bei  anderen  Abieitern  nur  eine  Folge  der 
großen  Elektrizitätsmenge  sein  kann,  so  erprobte  Ulbricht 
seinen  Blitzableiter  auch  mit  Strömen  großer  Intensität, 
wobei  sich  die  Kohle  trotz  des  Lichtbogens  an  den  be- 
treffenden Stellen  fast  gar  nicht  veränderte. 

Auch,  was  die  Empfindlichkeit  anbetrifft,  zeigte  sich 
der  Kohleblitzableiter  den  sonst  gebräuchlichen  Platten- 
und  Spitzen-Blitzableitern  bedeutend  überlegen,  sogar 
gegenüber  den  in  den  deutschen  Fernsprechämtern  be- 
nutzten, sehr  empfindlichen  Spindel-Blitzableitern.  Ulbricht 
schrieb  diesen  Vorzug  den  vielen  kleinen  Spitzen  der  Kohle- 
platten  und  dem  Umstände  zu,  daß  durch  die  Elektri/itäts- 
bewegungcn,  welche  der  Funkenbildung  vorangehen,  schon 
kleine  Kohlctcilchen  mitgerissen  werden,  die,  zwischen  den 
Platten  spielend,  die  Bildung  des  Funkenweges  erleichtern. 

Oft  verwcridet  man  Abschmelzdrähte,  wie  sie  z.  B. 
beim  Spindel-Blitzableiter  vorkommen.  Das  Prinzip  der- 
selben besteht  darin,  daß  die  Leitung  einer  Stelle  inner- 
halb der  Station  eine  Unterbrechung  erhält,  deren  Enden 
durch  einen  0,1  mm  dicken,  sorgfältig  mit  Seide  um- 
sponnenen und  spiralförmig  gewundenen  Kupferdraht  ver- 
bunden sind.  Letzterer  befindet  sich  in  einem  zur  Erde 
abgeleiteten  Mctallgehäuse.   Sobald  ein  Entladungsstrom 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


43 


die  Leitung  trifft,  fließt  er  bis  zur  Kupferspirale,  durch- 
schlägt die  Isolierung  und  springt  nach  der  Erdleitung 
über.  Ist  der  noch  etwa  abzweigende  Strom  so  stark,  daß 
er  den  Apparaten  schaden  könnte,  so  schmilzt  der  dünne 
Kupferdraht  und  unterbricht  die  Leitung.  Durch  Ersetzen 
der  Spindel  ist  der  Abieiter  dann  wieder  betriebsfähig. 

Fassen  wir  nun  die  aus  Vorstehendem  sich  ergebenden 
Bedingungen  für  die  Konstruktion  guter  BHtzableiter  zu- 


::  ::  H   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  II  H 


Ein  Werk  über  Wirtschaft  und  Recht  für  Techniker 
und  Bergleute. 

Gegenwärtig,  wo  in  allen  Kreisen  der  Techniker  ein 
reges  Interesse  für  Wirtschafts-  und  Rechtsfragen  herrscht, 
wo  sich  an  den  deutschen  Hochschulen  der  Unterricht  in 
den  Wirtschafts-  und  Rechtswissenschaften  neu  entfaltet 
und  die  Ausgestaltung  dieser  Disziplinen  nicht  nur  von 
den  Kreisen  der  Dozenten  und  Studierenden,  sondern  auch 
von  allen  Organisationen  der  im  praktischen  Berufsleben 
stehenden  Techniker  lebhaft  erörtert  wird,  empfindet  man 
den  Mangel  an  einem  geeigneten  Lehrbuch  als  erhebliche 
Lücke.  Zwar  hat  sich  in  letzter  Zeit  die  Zahl  der  Lehr- 
bücher über  Volkswirtschaftslehre  und  ihre  Einzelgebiete 
recht  vermehrt;  aber  trotz  mancher  Vorzüge  der  bessern 
unter  ihnen  kann  begreiflicherweise  keines  den  besonderen 
Anforderungen  des  Unterrichts  an  den  technischen  Hoch- 
schulen, sowie  den  Bergakademien  und  den  geistigen  In- 
teressen der  Techniker,  die  der  Hochschule  entwachsen 
sind,  ganz  entsprechen.  Sie  alle  wenden  sich  an  Stu- 
dierende der  Universitäten,  setzen  teils  philosophisch-his- 
torisch, teils  juristische  Vorbildung  und  Interessen  voraus. 
Dem  Techniker  ist  die  Behandlung  der  einschlägigen  Ma- 
terien in  diesen  Werken  meist  zu  abstrakt  oder  zu  histo- 
risch; sie  knüpft  nicht  an  die  ihm  geläufigen  Gedanken- 
gänge an.  Er  bedarf  zu  seiner  Orientierung  über  die 
Wissenschaften  von  Wirtschaft  und  Recht  eines  Werkes, 
das  den  Zweck  verfolgt  und  erfüllt,  von  seinen  Bedürf- 
nissen aus  in  die  Gedankenwelt  der  genannten  Wissen- 
schaften einzuführen.  Ein  solches  Werk  muß  gewissermaßen 
die  Brücke  schlagen,  vom  mathematischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Denken  und  der  Art,  wie  der  Techniker 
Menschen  und  Dinge  anschaut,  zu  der  vielfach  anders 
orientierten  Geistesrichtung,  die  in  den  Wirtschafts-  und 
Rechtsw^issenschaften  herrscht. 

Die  Schwierigkeit  eines  solchen  Werkes  liegt  in  der 
rechten  Bemessung  seiner  Größe.  Es  darf  nicht  zu  um- 
fangreich werden.  Andererseits  muß  es  doch  alles  Not- 
wendige —  wenn  auch  in  knappster  Form—  enthalten. 
Die  Zeiten,  wo  man  glaubte,  der  Techniker  brauche  von 
Wirtschaft  und  Recht  nur  höchstens  das  zu  wissen,  was 
im  engsten  Zusammenhang  mit  seinem  Pflichtenkreis  als 
Betriebsleiter  steht,  sind  vorüber.  Mit  einer  gediegenei. 
Fachausbildung  soll  sich!  heute  eine  gute  allgemeine  Kennt- 
nis von  Gesellschaft  und  Staat  verbinden. 

Nach  diesen  Gesichtspunkten  wird  nunmehr  unter  dem 
Titel  „Wirtschaft  und  Recht  der  Gegenwart. 
Ein  Leitfaden  für  Studierende  der  tech- 
nischen Hochschulen  und  Bergakademien, 
sowie  für  praktische  Techniker  und  Berg- 
leute" ein  Sammelwerk  vorbereitet,  dessen  Herausgabe 
unter  der  Mitwirkung  von  17  Fachgenossen  der  Professor 
der  Volkswirtschaftslehre  an  der  technischen  Hochschule 
Hannover,  Dr.  Leopold  von  Wiese,  übernommen  hat,  und 


sammen,  so  kommen  wir  zu  dem  Resultat,  daß  durch  die 
Abieiter  die  Gebäude,  Maschinen  und  Apparate  bei  atmo- 
sphärischer Entladung  vor  Beschädigung  geschützt  werden 
sollen,  daß  ferner  die  Ableitungen  der  elektrischen  Ladun- 
gen sicher  vor  sich  gehen  soll,  und  daß  schließlich  bei 
Starkstromanlagen  Maschinenkurzschlüsse  möglichst  ver- 
mieden oder  wenigstens  schnellstens  und  störungsfrei 
unterbrochen  werden  sollen. 


dessen  Verlag  in  den  Händen  der  Firma  J.  C.  B.  Mohr 
(Paul  Siebeck)  in  Tübingen  ruht.  Das  Werk  soll  in  zwei 
selbständigen,  annähernd  gleich;  großen  Bänden  erscheinen, 
von  denen  jeder  nicht  über  30 — 35  Bogen  (in  Format  und 
Satzeinrichtung  von  Philippovichs  Grundriß  der  politischen 
Oekonomie)  umfaßt.  Der  erste  Teil  soll  die  für  die  Tech- 
niker wichtigsten  Gebiete  der  Nationalökonomie,  der  zweite 
die  Rechtskunde,  Privatwirtschaftslehre  und  einige  Grenz- 
gebiete der  Wirtschaftswissenschaften  enthalten.  Dem- 
gemäß sind  für  den  ersten  Band  vorgesehen:  1.  Allgemeine 
Volkswirtschaftslehre  (Professor  Dr.  Schwiedland-Wien). 
2.  Agrarwesen  (Prof.  Dr.  Kähler-Aachen).  3.  Montan- 
wesen (Bergassessor  und  Dozent  Macco-Köln).  4.  In- 
dustriepolitik (Prof.  Dr.  von  Wiese-Hannover).  5.  Binnen- 
handel   und    Kreditwesen     (Prof.   Dr.  Mollwo-Danzig). 

6.  Aeußere  Handelspolitik    (Prof.   Dr.  Mollwo-Danzig). 

7.  Volkswirtschaftspolitik  des  Verkehrswesens  (Prof.  Dr. 
Wuttke-Dresden).  8.  Wirtschaftsstatistik  des  deutschen 
Reichs  (Prof.  Dr.  Kähler-Aachen).  9.  Versicherungswesen 
(Dr.  Adolf  Günther-Berlin).  10.  Finanzwissenschaft  (Privat- 
dozent Dr.  Cohen-München).  Für  den  zweiten  Band  ist 
vorgesehen:  11.  Staats-  und  Verwaltungskunde  (Prof.  Dr. 
Bornhak-Berlin).  12.  Handels-,  Verkehrs-  und  Industrie- 
recht: a)  Grundzüge  des  Privatrechts,  Handels-  und 
Wechselrecht,  Baurecht,  Patent-  und  Warenzeichenrecht, 
Gesellschaftsrecht  (Justizrat  Prof.  Dr.  Alexander  Katz- 
ßerlin).  b)  Gewerberecht  (Dozent  Landrichter  Dr.  jur. 
Erdmann-Hannover).  13.  Bergrecht  (Geh.  Oberberg- 
rat Prof.  Dr.  Arndt-Königsberg).  14.  Politik  und  Sozial- 
politik (Prof.  Dr.  von  Wiese-Hannover).  15.  Fabrikorgani- 
sation und  Arbeiterkunde  (Prof.  Dr.  Philipp  Stein-Frank- 
furt a.  M.).  16.  Fabrikbuchhaltung  (Prof.  Dr.  Calmes- 
Mannheim).  17.  Industrielle  Selbstkostenberechnung  und 
Kalkulation  (Prof.  Dr.  Passow- Aachen).  18.  Bilanzvvesen 
(Prof.  Dr.  Passow-Aachen).  19.  Technische  Oekonomik 
(Prof.  Dr.  Andreas  Voigt-Frankfurt  a.  M.).  20.  Gewerbe- 
hygiene und  Unfallverhütung  (Dr.  Francke-Frankfurt  a.  M.) 
21.  Wirtschaftsgeographie  (Prof.  Dr.  Eckert- Aachen). 

*  * 

Offene  oder  geschlossene  Bauweise 

Hierüber  schreibt  uns  der  Sächsische  Heimatschutz: 
Es  ist  als  erfreulich  zu  bezeichnen,  daß  die  durch  manche 
großstädtische  Verhältnisse  in  Verruf  gekommene  „ge- 
schlossene Bauweise"  wieder  mehr  Freunde  gewinnt.  In 
vielen  Fällen,  in  denen  die  geschlossene  Bauweise  be- 
kämpft wird,  ist  die  ,, mehrgeschossige"  gemeint.  Diese 
ist  allerdings  bekämpfenswert  und  auf  das  Maß  zurück- 
zudrängen, welches  der  jeweilige  Bodenpreis  bestimmt. , 
Es  ist  aber  gar  kein  Grund  vorhanden,  eine  geschlossene 
Reihe  von  ein-  oder  zweigeschossigen  Häusern  abfällig 
zu  beurteilen.  Hj'gienisch  betrachtet  sind  diese  gegenüber 
einzeln  stehenden  hohen  Häusern  sogar  vorteilhafter,  weil 
sie  den  Straßenstaub  und  Straßenlärm  von  den  Gärten 
abhalten.  Da  sie  billiger  sind  als  freistehende,  sind  sie 
überdies  geeignet,  die  Wohnungsmieten  zu  vermindern, 
was  als  sozialer  Segen  zu  begrüßen  wäre. 


44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  3 


SOZIALE  BEWEGUNG 

Der  Deutsche  Volkswirtschaftliche  Verband 

hielt  in  den  letzten  Tagen  seine  9.  Hauptversammlung 
unter  dem  Vorsitz  von  Professor  Dr.  H.  Albrecht  (Zen- 
tralstelle für  Volkswohlfahrt)  in  Berlin  ab.  Die  General- 
sekretäre und  Syndici  unserer  großen  wirtschaftlichen  Kor- 
porationen waren  zahlreich  erschienen,  ferner  eine  Reihe 
Syndici  und  Assistenten  von  Handels-,  Handwerks-  und 
Landwirtschaftskammern,  von  sozialpolitischen  Organi- 
sationen, von  statistischen  Aemtern,  Nationalökonomen  aus 
der  Tages-  und  Fachpresse  und  von  Versicherungsorgani- 
sationen. Daß  der  Verband  jetzt  die  praktischen  Volkswirte 
jeder  wirtschafts-  und  sozialpolitischen  Richtung  umfaßt, 
ging  auch  aus  dem  Geschäftsbericht  hervor,  den  der  Syn- 
dikus des  Verbandes  Dr.  H.  E.  K  r  u  e  g  e  r  erstattete.  Die 
Zahl  der  Mitglieder  hat  bereits  1100  überschritten.  Auch 
die  volkswirtschaftlichen  Fachbeamten  in  Oesterreich  und 
der  Schweiz  beginnen  sich  dem  Verbände  anzuschließen. 
Unter  den  ständigen  Arbeiten  nimmt  der  Nachweis  von 
Stellungen  für  Verbandsmitglieder,  die  Untersuchung  der 
zweckmäßigsten  Vorbildungsgänge  und  die  Erweiterung 
des  Tätigkeitsgebietes  für  Nationalökonomen,  insbesondere 
auch  in  der  Staats-  und  Gemeindeverwaltung,  einen  be- 
sonderen Platz  ein.  Der  Verband  strebt  hier  gemeinsam 
mit  den  Organisationen  der  Ingenieure  nach  einer  ge- 
rechten Berücksichtigung  volkswirtschaft- 
lich gebildeter  und  mit  der  wirtschaftlich- 
technischen  Praxis  vertrauter  Kräfte  neben 
den  Verwaltungsjuristen.  Durch  die  Herausgabe 
eines  ,, Volkswirtschaftlichen  Handbuches"  und  andere 
Publikationen  werden  den  bei  wirtschaftlichen  Interessen- 
vertretungen tätigen  Fachbeamten  praktische  Nachschlage- 
werke und  Hilfsmittel  für  den  Beruf  geliefert.  Sein  Augen- 
merk richtet  der  Verband  ferner  auf  die  Gestaltung  der 
Rechtsverhältnisse  der  volkswirtschaftlichen  Fachbeamten. 
Nach  Referaten  von  Rechtsanwalt  W.  Bittermann  und 
Dr.  Niehuus  wurde  auf  Anregung  der  Herren  Dr. 
.W.  Wendlandt  und  Dr.  Heiß  in  Aussicht  genommen,  dem 
nächsten  Juristentage  Material  für  die  Schaffung 
eines  deutschen  Privatbeamtenrechts  zu  unter- 
breiten, soweit  der  Stand  der  praktischen  Volkswirte  davon 
berührt  wird.  Am  zweiten  Verhandlungstage  referierte 
insbesondere  Dr.  Borgius  über  die  Einführung  international 
verständlicher  Symbole  für  nationalökonomische  Begriffe 
und  befürwortete  eine  größere  Ausgestaltung  solcher  For- 
meln usw.,  insbesondere  auf  dem  Gebiet  der  Statistik  und 
des  Verkehrswesens.  Zum  Vorsitzenden  wurde  Prof.  Dr. 
H.  Albrecht  wiedergewählt. 


::  U  ::  STANDESBEWEGUNG 


Ein  Stellenangebot  für  Vermessungstechniker ! 

\^  Durch  die  im  Verlage  von  R.  Reiß-Liebenwerda  er- 
scheinenden ,, Allgemeinen  Vermessungs  -  Nachrichten" 
wurde  ein  Stellenangebot  für  Vermessungstechniker  aus- 
geschrieben, auf  welches  sich  ein  Verbandskollege  X  mel- 
dete. Dieser  war  durch  Kündigung  seiner  Stellung  infolge 
Arbeitsmangels  gezwungen,  des  augenblicklich  geringen 
Angebots  halber  seine  Ansprüche  auf  das  allernötigste 
zu  beschränken  und  forderte  deshalb  ein  Anfangsgehalt 
von  130  M,  das  bei  den  heutigen  Teuerungsverhältnissen 
nicht  gerade  als  glänzend  bezeichnet  werden  kann.  Hierauf 
erhielt  Herr  X  von  dem  betreffenden  Vermessungsbureau 
—  es  handelt  sich  um  den  staatlich  geprüften  und  verpflich- 
teten Geometer  Erwin  Behms  in  Zittau  i.  Sa.  —  folgen- 
des Angebot: 

Anfangsgehalt  115  bis  120  M  pro  Monat,  Feldzulagen 
bei  selbständiger  Arbeit  außerhalb  der  Fluren  Zittau- 
Olbersdorf-Pelkau  -  1  M  ohne,   bezw.  1,50  bis  1,75  A\ 


m  i  t  Uebernachtung.  In  dem  betr.  Angebot  heißt  es :  Preise 
für  Uebernachtung  sind  meist  sehr  billig  und  schwanken 
zwischen  50  Pf.  und  1  M.  (!)  Hiergegen  wird  als  Leistung 
beansprucht :  Es  werden  nur  ganz  exakte,  saubere 
und  gute  Arbeiten  angenommen  und  hono- 
riert. Radierungen  in  Zeichnungen  und  Reinschriften 
sind  ausgeschlossen.  Bei  Messungen  und  Kartie- 
rungen wird  peinlichste  Genauigkeit  gefordert. 
Die  Bureauzeit  ist,  wie  in  Sachsen  fast  überall  (?),  im 
Sommer  von  7  bis  12  und  von  2  bis  7  Uhr,  im  Winter 
von  8  bis  12  und  von  bis  7  Uhr,  also  10  bezw. 
QVo  Stunden.  Bei  auswärtigen  Arbeiten  sind  die  ersten 
Frühzüge  zur  Hinfahrt  zu  benutzen.  Arbeitszeit  auf 
dem  Arbeitsterrain  10  Stunden  pro  Tag. 
Kann  jedoch  die  Feldarbeit  an  einem  Tage  erledigt 
werden,  so  muß  dies  geschehen,  auch  wenn  die  10  Stunden 
Arbeitszeit  überschritten  werden. 

Daß  Herr  Behms  bei  entsprechenden  Leistun- 
gen dauernde  Stellung  zusicherte,  soll  zu  seinem  Lobe 
nicht  verschwiegen  sein,  ebenso  wenig,  daß  bei  gün- 
stigen Arbeitsabschlüssen  und  guten  Lei- 
stungen eine  Erhöhung  des  Einkommens  in  kürzerer 
Zeit  nicht  ausgeschlossen  ist.  —  Da  dem  mit  diesem  An- 
gebot beglückten  Kollegen  einige  Ausführungen  nicht  ge- 
nügend klar  erschienen,  bat  er  Herrn  Behms  um  genauere 
Präzisierung,  damit  Mißverständnisse  nicht  aufkommen 
könnten.  Z.  B.  war  der  Begriff  ,, erste  Frühzüge"  sehr 
dehnbar,  so  daß  man  auch  einen  121''  uhj-  nachts  ab- 
fahrenden Zug  als  solchen  bezeichnen  kann.  Auch  daß 
man  für  0,50  bis  1  M  in  Sachsen  in  einem  anständigen 
Hotel  übernachten  könne,  erschien  unserem  Kollegen 
zweifelhaft.  Da  in  obigem  Angebot  sonst  noch  verschie- 
denes alle  möglichen  Auslegungen  zuließ,  kann  man  die 
Bitte  um  Klarstellung  recht  wohl  verstehen. 

Bis  heute  wartet  Kollege  X  noch  vergeblich  auf  Ant- 
wort. Allem  Anschein  gemäß  hat  Herr  Behms  eine  tüchtige 
Arbeitskraft  inzwischen  anderweitig  engagiert,  die  vor 
allen  Dingen  nicht  so  neugierig  ist  wie  Kollege  X.  Der 
Kollege,  der  die  Stellung  unter  den  Bedingungen  angenom- 
men hat,  vergißt  aber,  daß  er  damit  seinem  ganzen  Stande 
schadet.  Andere  indessen  mögen  den  Wert  der  Organi- 
sation auch  für  uns  Vermessungstechniker  erkennen,  denn 
die  will  ja  mit  solchen  Verhältnissen  brechen.  Jeder 
weitere  Kommentar  hierzu  dürfte  überflüssig  sein,  und  wir 
brauchen  wohl  kaum  unsere  vermessungstechnischen  Mit- 
glieder vor  Annahme  eines  derartigen  Angebotes  zu  warnen. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Oegenseitigkeitsverein  oder  Versicherungs- 
aktiengesellschaft ? 

Es  wurde  schon  gesagt,  daß  die  Versicherung  ent- 
weder des  Gewinnes  halber  oder  nach  dem  Prinzip  der 
Gegenseitigkeit  betrieben  werden  könne.  Zwischen  beiden 
Organisationsformen  resp.  ihren  Vertretern  wurde  lange 
Zeit  hindurch  ein  erbitterter  Kampf  geführt,  der  noch  nicht 
völlig  beendet  ist,  wenngleich  er  mildere  Formen  an- 
genommen hat.  Bei  der  Versicherungsaktiengesellschaft, 
dem  Haupttyp  der  gewerblichen  Versicherung,  trägt  das 
Risiko  d.  h.  die  Möglichkeit  eines  Unterschiedes  zwischen 
dem  zu  erwartenden  und  dem  wirklichen  Bedarf  die  Ge- 
samtheit der  Aktionäre,  beim  Gegenseitigkeitsverein  die  der 
Versicherten.  Ergibt  sich  bei  der  Aktiengesellschaft  ein 
i  Ueberschuß,  so  fließt  dieser  den  Aktionären  in  der  Regel 
in  Form  der  Dividende  zu.  Stellt  sich  indessen  nach  Schiul5 
des  Geschäftsjahres  ein  Verlust  heraus,  so  wird  er  aus 
dem  Vermögen  der  Aktiengesellschaft  oder  nach  dessen 
Aufzehnmg  aus  dem  Aktienkapital  bestritten.  Er  trifft 
also  ebenfalls  die  Aktionare.  Die  bei  der  Aktiengesell- 
schaft Versicherten  zahlen  in  beiden  Fällen  nur  die  ver- 
traglich festgesetzte  Prämie.  Bei  den  auf  Gegenseitigkeit 
beruhenden  Unternehmungen  wird  ein  eventueller  Ueber- 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  191 1 


Schuß  zugunsten  der  Versicherten  verwandt  und  zwar  ent- 
weder als  Versichertendividende  oder  indem  die  Reserven 
verstärkt  oder  Einrichtungen  unterstützt  werden,  durch  die 
der  Entstehung  von  Schäden  vorgebeugt  wird.  In  der 
Feuerversicherung  hilft  man  z.  B.  die  Feuerlöscheinrich- 
tungen verbessern  usw.  Umgekehrt  haben  beim  Versiche- 
rungsverein auf  Gegenseitigkeit  die  Versicherten  auch  den 
Verlust  zu  tragen,  der  sich  eventuell  herausstellt.  Sie 
müssen  dann  zu  den  Beiträgen,  die  sie  zu  Beginn  des  Ge- 
schäftsjahres! entrichten,  den  sogenannten  Vorschußprämien', 
Nachschüsse  leisten  oder  sie  erhalten  nur  einen  bestimm- 
ten Teil  des  Schadens  ersetzt.  Es  kommt  auch  vor,  daß 
der  Staat,  damit  die  Nachschüsse  eine  bestimmte  Höhe  nicht 
überschreiten,  einen  Zuschuß  gewährt.  Dies  ist  z.  B.  in 
der  Hagelversicherung  in  Württemberg  der  Fall. 

Das  Emporkommen  der  Aktiengesellschaft  neben  den 
Gegenseitigkeitsunternehmungen  erklärt  sich  einmal 
zweifellos  aus  der  bereits  erwähnten  Tatsache,  daß  der 
Versicherte  lediglich  eine  bestimmte  Prämie  zu  zahlen  hat, 
an  dem  Risiko  des  Versicherungsgeschäfts  aber  nicht  be- 
teiligt ist.  Ein  zweiter  Vorzug  der  Aktiengesellschaft  ist 
ihre  größere  Sieherheit.  Es  ist  von  Anfang  an  ein  Aktien- 
kapital vorhanden,  das  für  etwaige  Verluste  haftet.  Die 
Sicherheit  eines  Versicherungsvereins  wird  stets  in  dem 
großen  Versicherungsbestand,  durch  den  ein  genügender 
Risikenausgleich  ermöglicht  wird,  und  in  den  angehäuften 
Reserven  liegen.  Beides  bildet  sich  aber  erst  allmählich, 
so  daß  die  Aktiengesellschaft  in  den  Anfangsjahren  höhere 
Sieherheit  bietet,  was  ihr  Emporkommen  erleichtert.  Auch 
wird  dort,  wo  das  Risiko  sehr  groß  ist  und  mithin  unter 
Umständen  ein  erheblicher  Verlust  zu  erwarten  ist,  eher 
eine  Aktiengesellschaft  gegründet  werden  als  ein  Oegen- 
seitigkeitsverein,  denn  die  Versicherten  müßten  bei  letz- 
terem mit  außerordentlichen  Nachschüssen  rechnen,  wäh- 
rend der  ihnen  zukommende  Gewinn  nach  dem  Gesetz 
einschließlich  der  Zinsen  höchstens  6o/o  der  baren  Ein- 
zahlung betragen  darf.  Hierdurch  erklärt  es  sich,  daß  die 
Einführung  neuer  Versicherungszweige  fast  ausschließlich 
durch  Aktiengesellschaften  erfolgt  ist. 

Die  Gegner  der  Aktiengesellsc'haften  weisen  immer  dar- 
auf hin,  daß  bei  ihr  die  Versic'herung  teurer  sei  als  bei  einem 
Gegenseitigkeitsunternehmen,  weil  die  Versicherten  durch 
ihre  Beiträge  auch  für  die  Verzinsung  des  Aktienkapitals 
sorgen  müßten.  Dabei  kommen,  besonders  in  der  Feuer- 
versicherung, recht  hohe  Aktionärdividenden  vor.  Diese 
Behauptung  ist  zwar  richtig,  aber  ihre  finanzielle  Wirkung 
auf  die  Höhe  der  Prämien  wird  sehr  übertrieben.  Das 
Aktienkapital  dient  bei  Versicherungsgesellschaften  nicht, 
wie  z.  B.  bei  den  Banken  als  Betriebs-,  sondern  lediglich 
als  Sicherheitsfonds.  Daher  ist  es  nur  zu  einem  Teil, 
20 — 250/0,  eingezahlt.  Der  Geschäftsumfang  und  der  er- 
zielte Gewinn  steht  nicht  in  unmittelbarem  Zusammenhang 
mit  dem  Aktienkapital.  Es  kann  also  bei  kleinem  Kapital, 
aber  großem  Geschäftsbetrieb  schon  ein  verhältnismäßig 
niedriger  Gewinn  eine  hohe  Aktionärdividende  abwerfen. 
Aus  der  Höhe  der  Dividende  darf  man  infolgedessen  nicht 
auf  die  Verteuerung  der  Versicherung  durch  jene  schließen. 
Diese  ist  trotz  hoher  Aktionärdividenden  eine  sehr  geringe. 

Ein  weiterer  Vorzug  der  Aktiengesellschaft  ist  ihre 
größere  Beweglichkeit  gegenüber  den  Versicherungs- 
vereinen auf  Gegenseitigkeit.  Bei  den  letzteren  muß  nach 
dem  deutschen  Aufsichtsgesetz  jede  Aenderung  der  Ver- 
sicherungsbedingungen von  der  Vertretung  der  Versicher- 
ten genehmigt  werden,  während  bei  der  Aktiengesellschaft 
der  Vorstand  allein  hierüber  beschließt.  Wo  beide  Systeme 
sich  gleich  stark  gegenüberstehen,  sind  aus  diesem  Grunde 
die  Aktiengesellschaften  in  der  Regel  die  Träger  des  Fort- 
sclirittes. 


::  H  H  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Linsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfr.igcn  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Line 
I'ücksendung  dir  Maivjskripte  erfolgt  nicht.  S  c  h  1  u  ß  t  a  g  für  Einsen- 
dingen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
m  dem  die  hrage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
fiir  Inhalt  tmil  Richtigkeit  von  h'ragcn  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icitung  nai  hdrüi  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Er.igcn  nolwcn  ligcn  Druck- 
st ö  CK  c  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Fräsen 

frage  9.  Wie  ist  der  Gang  der  Berechnung  für  ein 
Schwungrad  einer  Francis-Turbine  von  60  PS  und  120  Touren 
pro  Minute?  Die  Turbine  dient  zum  Betriebe  dreier  Messing- 
blech-Walzwerke. Das  Schwungrad  sitzt  auf  einer  Vorgelegewelle,! 
die  35  Umdrehungen  pro  Minute  macht  und  mit  den  Walzwerken 
durch  eine  ausrückbare  Kupplung  direkt  verbunden  ist.  Das 
Schwungrad  soll  möglichst  kleinen  Durchmesser  erhalten. 

Frage  10.  Welcher  Fußboden  eignet  sich  für  eine  größere 
Bäckerei? 

Frage  II.  Welches  Material  eignet  sich  zum  Eindecken 
eines  Wohnhaus-Daches  mit  Gefälle  von  0,20  m  auf  1  m  Lange? 
Sparrenlänge  6,70  m. 

Frage  12.  Welche  Erfahrungen  hat  man  mit  Azetylen-Gas- 
motoren gemacht?  Was  würde  ein  solcher  Motor  von  10  bis 
15  Pferdestärken  kosten?  Derselbe  soll  evtl.  zur  Inbetriebsetzung 
von  div.  Holzbearbeitungsmaschinen  dienen.  In  hiesigem  Städt- 
chen von  ca.  1300  Einwohnern  ist  seit  reichlich  einem  Jahre 
eine  Azetylen-Zentrale  in  Betrieb,  welche  das  Städtchen  mit 
Licht  versorgt.  Diese  Zentrale  würde  ihr  Gas  auch  zu  Kraft- 
zwecken abgeben.  Der  Preis  1  cbm  Azetylengas  für  Leucht- 
zwecke beträgt  18  Pf.,  für  Kraftzwecke  12  Pf.  (also  ähnlich! 
wie  bei  Steinkohlengas).  Würde  ein  Sauggasmotor  vorzuziehen 
sein  oder  evtl.  ein  anderer? 

Antworten 

Zur  Frage  451  (Heft  49/1910).  Befestigung  eines  Qufs- 
hofes.  Die  Elsässischen  Emulsionswerke  G.  m.  b.  H.,  Straß- 
burg i.  Eis.,  stellen  eine  Straßen-Emulsion  her  welche  sich 
zur  Herstellung  und  Befestigung  von  Straßen,  Höfen,  Chausseen 
usw.  bewährt  hat.  Preis  per  100  kg  ab  Werk  Lutterbach  exkl. 
Packung  12  M.  Auf  1  cbm  gemischt-körnigen  Schotter  kommen 
ca.  60  kg  Emulsion  in  Frage.  Ferd.  Noll,  Gießen. 

Zur  Frage  456.  Fäkalien- Ab  fuhr.  III.  (I  u.  II  s.  Heft  1.) 
Lassen  Sie  das  Kübelsystem  bestehen  und  führen 
Torfmullschüttung  ein.  Sie  erhalten  einen  Dünger,  der 
die  Torfmuilkosten  wieder  einbringt!  Verfahren  hygienisch  ein- 
wandfrei! Anweisung  durch  das  Korrespondenz-Bureau  der 
Bayer.  Torfstreu-  und  Mullewerke  Haspelmoor.  — pf. 

Zur  Frage  463  (Heft  50_1910).  Imprägnierung  von  elek- 
trischen Leitungsmasten.  Barol-Tränkung  nach  An- 
weisung der  Chemischen  Fabrik  Flörsheim  Dr.  H.  Nördlinger, 
Flörsheim  a.  M.  — m. 

Zur  Frage  473  (Heft  51/1910).  Wohnungsstörung  durch 
Druckerei-Anbau.  Der  Auskunftgebende  kennt  einen  gleichen 
Fall.  Dort  wurde  geklagt  auf  Erschütterungs-  und  Geräusch- 
Beseitigung.  Der  Prozeß  ging  bis  zum  Reichsgericht  und  es 
wurde  nur  der  Anspruch  auf  Erschütterung  anerkannt,  dagegen 
bezüglich  des  Geräusches  ein  „Mindestmaß  von  Ertragbarkeit" 
dem  Kläger  zugewiesen,  über  welches  der  Betriebslärm  der 
Druckerei  nach  gutachtlicher  Feststellung  nicht  hinaus  ging. 
Bezüglich  des  ersten  Klageanspruches  wurde  der  Druckerei 
aufgegeben:  die  Antriebsmascbinen  zu  verlegen,  die  Trans- 
mission von  der  Grenzwand  fortzunehmen  und  auf  die  gegenüber 
liegende  Außenmauer  einzubauen,  sämtliche  Träger  auf  der 
Qrenzwand  abzuschneiden  und  auf  eine  neue  Innenwand  mit 
Isolierungsfüllung  zu  stützen,  sowie  auch  alle  Arbeitsmaschinen 
auf  Filz  zu  setzen.  Das  geschah,  und  Resultat:  die  Risse- 
bildungen im  kleinen  Nachbarhause  hörten  zwar  auf,  doch 
blieben  die  Schwankungen  noch  fühlbar  und  das  Geräusch 
wurde  nur  dumpfer!  —  Solange  die  Fundamente  beider  Gebäude 
nicht  getrennt  werden  können,  sind  alle  Korrekturen  vergeblich! 

-pf. 


46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  3 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


XXX.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims 
(vom  15.  Dezember  1910  bis  4.  Januar  1911). 
865  Wilh.  Doesseler,  Ingenieur,  Magdeburg.  866  Ernst 
NiAel,  Architel<t,  Berlin.  867  Paul  Rubin,  Architekt,  Berlin. 
868/69  Th.  Speer  u.  Frau,  Regierungsbausekr.,  Lüneburg.  870 
W.  Adler,  Ing.,  Flensburg.  871  Paul,  Zivilingenieur,  Wiesbaden. 
872  Hamelmann,  Ingenieur,  Burgbrohl.  873  F.  Nothan,  Architekt, 
Neustadt  in  Meckl.  874/75  O.  Prieß  u.  Frau,  Stadtbauführer, 
Flensburg.  876  Bernhard  Ebert,  Zimmermstr.,  Ashouti,  West- 
afrika. 877/79  Rud.  Schmidt  mit  Frau  u.  Sohn,  Ing.,  Halle  a.  S. 
S80/S1  Adolf  Kleemann  u.  Frau,  Fabrikant,  Erfurt.  882/84  L. 
Leidenfrost  mit  Frau  u.  Tochter,  Ingenieur,  Erfurt.  885  Brendel, 
Ingenieur,  Charlottenburg.  886  G.  Külz,  Frl.,  Nordhausen. 
887  Karl  Schulze,  Maschinentechn.,  Nordhausen.  888  H.  Thies, 
Ingenieur,  Nordhausen.  889  E.  Kautfels,  Ingenieur,  Nordhausen. 
89U  M.  Peters,  Frl.,  Walkenried. 

Ferner  gingen  folgende  Spenden,  für  die  hiermit  bestens  ge- 
dankt wird,  im  Erholungsheim  ein:   Technischer  Verein  Trier: 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  inachen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  ciii^^ereicht  werden.  Bei  jeder  tiinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Vcrsammlungstag  und  Ort, 
Hr.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen. 
'Württemberg.  Vors.:  H.  Glaenz,  Stuttgart,  Heusteigstr.  78. 
Die  XIV.  Landesversammlung  findet  am  Sonntag,  15.  Januar 
1911,  statt  im  Hotel  Concordia,  Cannstatt.  Tageseinteilung: 
10  Uhr  Sitzung  des  Gesamtvorstandes.  I2V2  Uhr  gemeinsames 
Mittagessen.  2V2  Uhr  Landessitzung.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäfts- und  Kassenbericht.  2.  Bekanntgabe  der  Beschlüsse  des 
Gesamtvorstandes.  3.  Neuwahl  des  Landesvorstandes.  4.  Refe- 
rate über  die  neue  Verbandsverfassung,  die  Konkurrenzklausel, 
die  Krankenkasse.  5.  Wahl  des  Orts  für  die  nächste  Landes- 
versammlung. 6.  Verschiedenes.  5  Uhr  zwanglose  Zusammen- 
kunft im  Hotel  Concordia.  Wir  bitten  um  recht  zahlreiche 
Beteiligung  unserer  Einzel-  und  Vereinsmitglieder. 


Bezirhüver  wallangen 
Kurhessen-Waldeck.  Wir  machen  hierdurch  nochmals  aiit 
den  am  Sonntag,  15.  Januar,  stattfindenden  11.  ordentlichen 
Bezirkstag  aufmerksam.  Die  Verhandlungen  finden  in  Cassel 
im  Wittelsbacher  Hof,  Cölnische  Straße  statt.  Vormittags 
10  Uhr  erweiterte  Vorstandssitzung,  nachmittags  3  Uhr  Bezirks- 
sitzung. Da  wichtige  Punkte  zur  Verhandlung  kommen,  ist 
es  erforderlich,  daß  die  Kollegen  zahlreich  erscheinen.  Tages- 
ordnung: 1.  Eröffnungsbericht  über  das  verflossene  Geschäfts- 
jahr. 2.  Kassenbericht,  Etatsberatung,  Kassenrevision  und  Ent- 
lastung des  Vorstandes.  3.  Einiges  über  den  Verbandstag  in 
Stuttgart.  4.  Bericht  über  die  Gesamt-Verbandsvorstandssitzung 
am  8.  Januar  1911  in  Sondershausen.  5.  Neuwahl  des  Bezirks- 
\orstandes  nach  den  neuen  Verbandssatzungen.  6.  Bericht  über 
die  Ortsverwaltung  der  Krankenkasse.  7.  Bericht  über  die  Stellen- 
S(^vermittelung.  8.  Beratung  etwa  eingegangener  Anträge.  9.  Wahl 
-  des  Ortes  für  den  nächsten  Bezirkstag.  10.  Verschiedenes. 
Ostpreußen.  Am  Sonntag,  15.  Januar  1911,  findet  in 
Tilsit,  Hotel  Deutsches  Haus,  der  XX.  Bezirkstag  statt. 
Beginn  der  Verhandlungen  mittags  12  Uhr.  Tagesordnung: 
1.  Jahresbericht.  2.  Kassenbericht  und  Entlastung  des  Kassierers. 
3.  Etatberatung.  4.  Bericht  über  die  Gesamtvorstandssitzung 
vom  8.  Januar  1911  in  Sondershausen.  5.  Bericht  über  did 
Stellenvermittelung.  6.  Beratung  der  Anträge.  7.  Wahl  des 
Ortes  für  die  nächste  Bezirksversammlung.  8.  Verschiedenes. 
Zu  den  Verhandlungen  haben  Verbandskollegen  Zutritt.  Nach- 
mittags S'/a  Uhr:  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther,  Berlin. 
Der  Vortrag  ist  öffentlich,  wozu  sämtliche  Kollegen  und  Gäste 
eingeladen  werden.  Anschließend  an  den  Vortrag  freie  Aus- 
sprache. Um  recht  zahlreiche  Beteiligung  aller  Verbands- 
kollegen wird  höflichst  gebeten.  Zu  Punkt  7  der  Tagesordnung. 
Antrag  des  Technischen  Vereins  Königsberg,  der  Bezirkstag 
wolle  beschließen:    1.  Die  Reihenfolge  der  \on  der  VcrbaIKl^- 


2  Bilder  für  das  Saarzimmer,  Ing.  Völkers  Schwerte:  20  Stück 
prakt.  Serviettenringe.  Zivil-Ing.  Moes,  Altwasser  i.  Schles.: 
10  Stück  Glühkörper,  Patent  Roß.  An  Weihnachtsge- 
schenken: Frl.  Hertha  Scadak,  Halle  a.  S. :  1  Sofakissen 
mit  Stadtwappen  Halle.  Frau  Speer,  Lüneburg:  1  Soiakissen, 
2  Garnituren  für  den  Waschtisch  usw.  Herr  Speer,  Lüneburg: 
1  Bock  zum  Schuhanziehen,  1  Schuhabstäuber.  Ingenieur 
Jäger,  Gera  (Reuß) :  6  Stück  Zimmerbilder  in  Eichenrahmen. 
Frl.  Kowalski,  Hirschberg  i.  Schi.:  1  Sofakissen  für  Zimmer 
Nr.  9.  Frau  Standfuß,  Breslau:  1  Sofakissen  für  das  Mittel- 
schlesische  Zimmer.  Koli.  Studenroth,  Oppeln  vom  dortigen 
Verein:  1  Waschtischgarnitur  für  das  Schlesische  Zimmer. 
Techn.  Verein  Myslowitz:  1  Bild  ,, Dreikaiserecke"  für  das 
Oberschlesische  Zimmer.  Die  Kollegen  Lammers,  Wandke, 
Karstens  in  Lübeck:  1  Standkugel  für  die  Wandelhalle  zur 
Aufnahme  von  Zigarrenasche,  Streichhölzern  usv\^  Frl.  Peter, 
Sondershausen:  1  Sofapissen;  Frl.  Peters,  Walkenried:  desgl.; 
Frau  Lammers,  Lübeck:  desgl.  mit  Lübecker  Wappen.  Frau 
Breitländer,  Mannheim:    1   Waschtischgarnitur,   1  Stuhlkissen. 


leitung  in  Anregung  gebrachten  Einrichtung  von  Geschäfts- 
stellen im  Bereiche  des  Verbandes  ist  dahin  abzuändern,  daß 
die  Geschäftsstelle  für  die  Ostseeprovinzen  (Bez.-Verw.  Ost- 
preußen, Westpreußen  und  Pommern)  nicht  erst  an  neunter  Stelle, 
sondern  unter  den  ersten  fünf  Stellen  berücksichtigt  wird. 
2.  Die  Ausführungsbestimmungen  der  Satzungen  für  die  Dar- 
lehns-  und  Unterstützungskasse  Abschn.  B  §  4  sind  dahin  zu 
ändern:  Absatz  2  soll  heißen:  Die  Darlehne,  welche  gegen 
einen  vom  geschäftsführenden  Vorstande  zu  bestimmenden  nied- 
rigen Zinssatz  abgegeben  werden,  sind  nach  drei  Monaten 
zurückzuzahlen.  Die  Begründung  beider  Anträge  erfolgt  auf 
dem  Bezirkstage. 

Sachsen  -  Anhalt.  Br.-A.:  A.  Uebe,  Magdeburg,  Nacht- 
weidestraße 20a.  Unser  Frühjahrs-Bezirkstag  findet 
am  Sonntag,  19.  Februar,  in  Magdeburg  statt.  Wir  bitten, 
etwaige  Anträge  bis  spätestens  17.  Januar  1911  an  die  obige 
Briefadresse  einzusenden. 

Bezirksverwaltung  an  der  Unterelbe  (Nord-Hannn'er j.  Vrs. 
u.  Br.-A.:  W.  Haarstrich,  Harburg,  Marienstraße  19.  Unser 
35.  Bezirkstag  findet  am  15.  Januar  1911  in  Buxtehude  im 
Bahnhofshotel,  Bahnhofstraße,  statt.  Tageseinteilung:  12  bis 
2  Uhr:  Sitzung  des  Gesamtvorstandes.  4  bis  6V0  Uhr:  Be- 
zirkssitzung. Tagesordnung:  1.  Jahresbericht.  2.  Kassen- 
bericht. 3.  Bericht  des  Kassenrevisionsvereins.  4.  Bericht  über 
die  Gesamtvorstands-Sitzung.  5.  Neuwahl  des  Bezirksvorstandes. 
6.  Neuwahl  des  Vorortes.  7.  Beratung  der  neuen  Satzungen. 
8.  Vortrag :  Die  Bestrebungen  des  Deutschen  Tech- 
niker-Verbandes. 9.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf 
die  äußerst  wichtige  Tagesordnung,  sowie  die  Anwesenheit  des 
Lehrerkollegiums  und  der  Schüler  der  Kgl.  Baugewerkschule 
zu  Buxtehude,  bitten  wir  unsere  Vereins-  und  Einzelmitglieder, 
recht  zahlreich  erscheinen  zu  wollen. 


Zweigvercine 
Gemischte  Vereine. 

Bad  Kissingen.  Techniker-Verein.  Die  statuten- 
gemäße Generalversammlung  findet  Donnerstag,  19.  Januar, 
abends  8  Uhr  im  Vereinslokal  (Park-Hotel)  statt.  Hierzu  werden 
sämtliche  Mitglieder  um  pünktliches  Erscheinen  dringend  ersucht. 
Anträge  sind  schriftlich  bis  15.  Januar  d.  Js.  der  Vorstand- 
schaft einzureichen.  Tagesordnung:  1.  Rechenschaftsbericht. 
2.  Anträge.    3.  Neuwahl. 

Bingen  a.  Rh.  Technischer  Klub.  Br.-A. :  Arch. 
Saager,  Bingerbrück,  I.  Vors.  Jeden  ersten  Donnerstag  im 
Monat  Versammlung,  an  den  übrigen  Donnerstagen  im  Monat 
Stammtisch  im  Restaurant  „Germania".  Der  Technische  Klub 
Bingen  a.  Rh.  hält  zurzeit  einen  Abendkurs  über  Eisenbeton- 
bau ab.  Der  Kursus  wird  von  Herrn  Dipl. -Ing.  Weiß,  Großh. 
Hauptlehrer  an  der  Baugewerk-  und  Gewerbeschule  zu  Bingen 
geleitet.  Der  Aufsichtsrat  und  die  Direktion  der  genannten 
Anstalt  haben  in  dankenswerter  Weise  einen  Schulsaal  un- 
entgeltlich zur  Verfügung  gestellt.  Die  Eröffnung  des  Kursus 
fand  unter  zahlreicher  Beteiligung  von  Unternehmern,  staat- 
lichen, städtischen  und  privaten  Bautechnikern  und  von  Schülern 
der  oberen  Klassen  der  Baugewerkschule  am  Donnerstag  dem 
1.  Dezember  1910  statt.  Namens  der  Schule  begrüßte  Herr 
Großh.    Direktor   Tölg   die   Teilnehmer   und    legte    in  kurzer 


Heft  3 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


47 


Ansprache  die  Wichtigkeit  und  große  Zukunft  des  Eisenbetons 
dar.  In  gleichem  Sinne  hieß  der  Vorsitzende  des  Technischen 
Klubs,  Arch.  Saager,  namens  des  Vereins  die  Anwesenden 
herzlich  ^willkommen.  Hierauf  begann  Hauptlehrer  Weiß  seine 
Ausführungen  mit  einer  kurz  gehaltenen  Besprechung  der  ein- 
schlägigen, statischen  Grundsätze. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  Versamm- 
lungen finden  an  dem  1.  Donnerstag  der  ersten  und  zweiten 
Hälfte  jeden  Monats  im  Dickmann'schen  Lokale,  Wilhelmstraße, 
statt.  Briefadresse:  Theod.  Voß,  Ingenieur,  Bromberg,  Ber- 
liner Straße  12  b. 

Danzig.       Technischer    Verein.       Am  Mittwoch, 

18.  Januar  1911,  abends  9  Uhr,  Jahreshauptversammlung  im 
Restaurant  Hohenzollern,  Langenmarkt.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesen des  Protokolls  der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  Gemeldet  haben  sich  die  Kollegen  Freyer 
und  Heberlein.  3.  Jahresbericht.  4.  Bericht  der  Kassenprüfer. 
5.  Festsetzung  des  Vereinsbeitrages.  6.  Aufstellung  des  Haus- 
haltungsplanes. 7.  Neuwahl  des  Vorstandes.  8.  Verschiedenes. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  wird  um 
zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  ersucht. 

Graudenz.  Vereinigung  Oraudenzer  Techniker. 
Br.-A.:  Bruno  Jochade,  Stadtbauführer,  Kasernenstr.  1  B  II.  V.  u. 
O.:  Jeden  Dienstag  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats, 
abends  8V2  Uhr,  im  Zentral-Hotel,  Getreidemarkt.  Gäste,  ins- 
besondere dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen,  sind  zu 
unseren  Sitzungen  stets  willkommen. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung:  Dienstag,  17.  Januar,  präzis  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  St.  Georger  Bürger-Kasino,  Große  Alke  Nr.  53. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Durch- 
beratung der  Anträge  zum  Bezirkstage.  3.  Anträge  des  Fest- 
ausschusses.    4.   Technische   Fragen.     5.  Verschiedenes. 

Hof.  Hof  er  Bauhütte.  Bei  der  am  5.  Januar  er. 
stattgefundenen  ordentlichen  Generalversammlung  unseres  Ver- 
eins wurde  folgender  Gesamtvorstand  für  das  Geschäftsjahr 
1911  gewählt:  Gustav  Wenz,  Staatsbauführer,  1.  Vorsitzender. 
Albert  Sommer,  Obermeister,  2.  Vorsitzender.  Karl  John,  Bc- 
triebstechn.,  Kassierer.  Berthold  Hopf,  Stadtbaumstr.,  Schrift- 
führer. Als  Ausschußmitglieder  gingen  aus  der  Wahl  hervor: 
Hans  Brecheis,  Baumeister,  Oskar  Paul,  Stadtbaumstr.,  Karl 
Schreiber,  Baukontrolleur,  Fritz  Penning,  Staatsbauführer.  Gleich- 
zeitig werden  die  HH.  Mitgheder  eingeladen,  die  am  19.  Januar 
im  Vereinslokal  stattfindende  Versammlung  recht  zahlreich  zu 
besuchen.  Tagesordnung:  1.  Einlauf  und  Schriftwechsel.  2.  Be- 
stellung von  Zeitschriften  für  1911.  3.  Verlesung  des  Protokolls 
der  Generalversammlung.  4.  Sonstiges.  Br.-A.:  Gustav  Wenz, 
kgl.   Bauführer,   Hof  i.  Bayern,  Leonoldstraße  7. 

Kiel.  Techniker  - Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ingenieur,  Kiel,  Fährstr.  7.  Jeden  ersten  und  dritten  Donnerstag 
eines  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Fnlkstraße  12. 
Nächste  Mitgliederversammlung  am  19.  Januar  1911,  pünktlich 
8V2  L'hr,  im  Vereinslokal.  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung 
der  letzten  Versammlung.  2.  Eingänge.  3.  Aufnahmen.  4.  Vcr- 
bandsangelegenheiten  (Berichterstattung  des  Kollegen  Kobarg 
über  die  Gesamtvorstandssitzung). '  5.  Sonstiges.  Auf  die  Wich- 
tigkeit des  Punktes  4  der  Tagesordnung  sei  besonders  auf- 
merksam gemacht.  Das  Geschäfts-  und  Lesezimmer  ist  nach 
wie  vor  geöffnet:  Werktags  (außer  Sonnabends)  von  8  bis 
10  Uhr  abends,  Sonntags  von  91/2  bis  12  Uhr  vormittags.  Wir 
bitten  dem  Geschäftszimmer  mehr  wie  bisher  Beachtung  zu 
schenken.  Zwecks  Neuinventarisierung  der  Bibliothek,  werden 
im  Januar  keine  Bücher  mehr  ausgegeben,  ausgeliehene  Bücher 
sind   bis   spätestens    19.  Januar  zurückzugeben;    die   bis  zum 

19.  Januar  nicht  zurückgelieferten  Bücher  werden  auf  Kosten 
der  Entleiher  abgeholt.  Beiträge  zur  Krankenkasse  nimmt  Koll. 
Behrens,  wie  bisher  an  jedem  Donnerstag,  abends  von  71/2  bis 
8V3  Uhr  im  Geschäftszimmer  entgegen.  Wir  bitten  um  zahl- 
reichen Besuch.  Dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen  sind 
zu  den  Mitgliederversammlungen  stets  willkommen. 

München.  Techniker-Verein.  E.  V.  Dienstag, 
17.  Januar,  abends  81/2  Uhr:  Berichterstattung  des  1.  Vor- 
sitzenden J.  Bender  über  die  Gesamtvorstandssitzung  des  D.  T.-V. 
am  8.  Januar  in  Sondershausen.  Anschließend  Diskussion  über 
soziale  Fragen. 

Oldenburg.  Techniker-Verein.  Die  nächste  Ver- 
sammlung findet  am  Mittwoch,  18.  d.  Mts.,  abends  9  Uhr,  im 
Restaurant  Bavaria  statt.  Rege  Beteiligung  dringend  erwünscht. 
Die  Hebung  der  Beiträge  für  das  1.  Vierteljahr  1911  findet  erst  in 
der  Hauptversammlung  des  Monats  Februar  statt. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vors.:  Gustav 
Jäkel,  Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  Mitgliederversammlung 
jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat,  an  den  übrigen  Mittwochen 
zwanglose  Zusammenkunft  im  Vereinslokal  „Bavaria",  östliche 
Karl-Friedrich-Straße  29.  —  Anläßlich  der  letzten  Vorstandswahl 


wurde  als  Stellenvermittler  und  Vertrauensmann  Kollege  Philipp 
Dahl,  Stadtbauassistent,  verlängerte  Holzgartenstraße  133,  be- 
stellt. Wir  bitten  alle  Kollegen,  frei  werdende  Stellen  sofort 
zu  melden;  denn  nur  durch  die  eifrige  Mitwirkung  aller  kann 
eine  ersprießliche  Tätigkeit  der  Stellenvermittelung  erzielt  werden. 

Schneidemühl.  Technischer  Verein.  Jeden  Freitag 
am  1.  bezw.  nach  dem  1.  des  Monats  Hauptversammlung.  Jeden 
ersten  Freitag  nach  dem  15.  des  Monats  Versammlung.  Vereins- 
lokal: Hotel  Froese,  Breite  Straße. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Rudolf  Koch, 
Stettin-Grabow,  Langestr.  12.  Hauptversammlung  am  Donners- 
tag, 19.  Januar  1911,  abends  8V2  Ühr,  im  Vereinslokal,  Restau- 
rant Neubauer,  Pölitzerstr.  14.  Tagesordnung:  I.Mitteilungen 
und  Eingänge.  2.  Stellung  und  Beratung  von  Anträgen,  zu 
dem  im  Februar  stattfindenden  Bezirkstag.  3.  Technische  Fragen. 
4.  Verschiedenes.  —  Die  Liste  zum  Einzeichnen  der  einzuladenden 
Gäste  für  die  Veranstaltung  im  Februar  liegt  im  Vereins- 
lokal aus. 

Strelitz  i.  Meckl.  Am  10.  Dezember  fand  eine  Besichti- 
gung der  Kanalisation  von  Neustrelitz  statt,  unter  Führung  des 
ehemaligen  Bauführers  der  Kläranlage  daselbst,  Koll.  Ing.  Ryssel. 
Besichtigt  wurden  die  Notauslässe  III  und  IV  sowie  die  Klär- 
anlage, außerdem  war  eine  kurze  Erläuterung  über  die  Führung 
der  Rohrleitung  voraufgegangen.  Am  17.  Dezember  wurde  die 
Schiffswerft  der  Gebr.  Maas  in  Neustrelitz  besichtigt,  welche 
für  die  leider  sehr  geringe  Teilnehmerzahl  sehr  lehrreich  war. 
Hier  hatte  Koll.  Ing.  Giebeler  die  Führung  übernommen.  Für 
Januar  sind  in  Aussicht  genommen  an  Besichtigungen:  Brauerei 
Rolff  oder  Denzien  in  Neustrelitz  und  die  Elektrizitäts-Ueber- 
land-Zentrale  zu  Neubrandenburg.  —  Dienstag,  17.  d.  Mts.: 
Vortrag  des  Herrn  Koll.  B.  T.  Bank  „Unterschied  zwischen 
Villa  und  Landwohnhaus".  Trotz  der  Zersplitterungsarbeit  des 
B.  t.-i.  B.  und  des  Wegzuges  von  6  Mitgliedern  zählt  unser 
neugegründeter  Verein  schon  40  Kollegen!  —  Die  Einführung 
von  Gästen  ist  zu  allen  Veranstaltungen  sehr  erwünscht. 

Thorn.  Technischer  Verein.  Br.-A  und  1.  Vors.: 
Hugo  Lorenz,  Architekt,  Thorn  III,  Wellienstr.  101.  V.  u.  O.: 
Jeden  1.  Freitag  nach  dem  ersten  eines  Monats  bezw.  an  dem 
auf  den  ersten  eines  jeden  Monats  selbst  fallenden  Freitag  im 
Vereinslokal  Artushof. 

Waldenburg  i.  Schles.  Technischer  Verein  Wal- 
denburg und  Umgegend.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Ingenieur 
Weigmann,  Altwasser  i.  Schles.  V.  u.  O.:  Jeden  1.  u.  3.  Mitt- 
woch eines  jeden  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  Kaiserhof. 

Wittenberg  u.  Umg.  Technische  Vereinigung. 
V.  u.  O. :  Jeden  Sonnabend  nach  dem  1.  eines  jeden  Monats 
in  der  „Brauerei  Maiwald",  Coswiger-Str.  23.  Br.-A.:  Maurer- 
meister M.  Lindemann,  Wittenberg  (Bez.  Halle  a.  S.),  Bürger- 
meisterstraße 4. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Augsburg.  Bauhütte.  Zu  der  am  Donnerstag,  9.  Febr. 
1911,  abends  8'/2  Uhr  im  Vereinslokale  „Cafe  Augusta"  statt- 
findenden Generalversammlung  werden  die  geehrten  Herren  Mit- 
glieder hiermit  freundlichst  eingeladen.  Tagesordnung:  1.  Er- 
stattung des  Jahresberichtes.  2.  Kassabericht.  3.  Beratung  von 
evtl.  eingeg.  Anträgen.  4.  Neuwahl  der  Vorstandschaft.  An- 
träge zur  Generalversammlung  müssen  mindestens  8  Tage  vorher 
bei  der  Vorstandschaft  schriftlich  eingereicht  werden. 

Chemnitz.  ,,Bauhütte".  Freitag,  20.  Januar,  abends 
punkt  9  Uhr,  Versammlung  im  Vereinslokal.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge.  2.  Mitgliederbewegung.  3.  Steuerrückständc. 
4.  Veranstaltungen  im  Februar.  5.  Jahreshauptversammlung. 
6.  Fragekasten  und  Allgemeines.  —  Voranzeige.  Freitag, 
3.  Februar,  findet  die  diesjährige  satzungsgemäße  Hauptver- 
sammlung statt.  Anträge,  die  bei  dieser  zur  Beratung  kommen 
sollen,  sind  bis  zum  22.  Januar  bei  dem  1.  Vorsitzenden  ein- 
zureichen. 

Dresden.  B  a  u  w  i  s  s  c  n  s  c  h  n  f  t  I.  Verein  ,,M  o  1 1  v". 
Mittwoch,  18.  Januar,  abends  punkt  8  Uhr  beginnend,  findet 
in  den  vorderen  Vereinsräumen  des  G  e  w  e  r  b  e  h  a  u  s  e  s  ,  Ostra- 
Allee  die  diesjährige  Jahreshauptversammlung  statt. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge  und  Geschäftliches.  2.  Bericht  und 
Anträge  der  Siebenerkommission  für  die  Verschmelzung  der 
beiden  Dresdner  Brudervereine.  3.  Bericht  des  Kassierers  über 
Jahresabschluß  und  Vermögensbestand.  4.  Bericht  und  Anträge 
der  Kassenrevisoren.  5.  Jahresbericht  des  1.  Vorsitzeiiden. 
6.  Etwaige  Anträge  des  Ehrenausschusses  und  Preisverteilung 
an  die  Sieger  des  letzten  Konkurrenzausschreibens.  7.  Aufnahme, 
neuer  Mitglieder.  8.  Anträge  des  Ausschusses  zur  Wahl  des 
Gesamtvorstandes  und  Beschlußfassung  hierüber.  9.  Verschie- 
denes. Für  diesen  Abend  wird  jedes  einzelne  Mitglied  gebeten, 
bestimmt  und  pünktlich  3/48  Uhr  anwesend  zu  sein,  um  bei 
der  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  eine  vollkommene  und  all- 
seitig befriedigende  Erledigung  derselben  zu  ermöglichen.  Auch 


48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  3 


wird  gebeten,  Kollegen,  die  „Motiv"  und  damit  dem  D.  T.rV. 
noch  nicht  angehören,  einzuführen  und  deren  Anmeldung  zu 
bewirken,  für  die  Teilnehmer  an  den  Hansa-Bund-Lehrgängen 
zur  Mitteilung,  daß  dieselben  Dienstag,  17.  Januar,  mit  einem 
Vortrag  des  Herrn  Dr.  jur.  Andres  über  „D  ie  Verfassung 
des  Deutschen  Reiches"  ihren  Anfang  nehmen. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Sonntag, 
22.  Januar,  vormittags  punkt  10  Uhr,  Besichtigung  der  Gas- 
anstalt im  Nordviertel.    Sammeln  am  Eingatig,  Wilhelmstr.  14. 

Halle  a.  S.  Maschinentechnischer  Verein.  Herr 
Yström  ersucht  uns  zu  berichtigen,  daß  es  in  dem  in  Heft  1  ver- 
öffentlichten Bericht  über  seinen  Vortrag,  2.  Spalte,  14.  und 
15.  Zeile  von  oben,  heißen  muß:  .  .  .  „im  Widerspruch  zu  den 
natürli  c  h  e  n  und  in  der  Praxis  herrschenden  Zuständen,  wo 
Fach-  und  Hochschül  e  r  im  allgemeinen  an  denselben  Aufgaben 
mit  gleichen  Erfolgen  arbeiten".  (Die  Schriftitg.)  , 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1Q0  8.  Vors.:  Ingenieur  Karl  Krause,  Hamburg  23, 
Jordanstraße  66.  Br.-A. :  Ing.  Konrad  Eurick,  Hamburg  24, 
Mühlendamm  76.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Freitag  im  Monat 
im  Hotel  „Zum  Holstentor",  Holstenwall  1,  I.  Etage.  Freitag, 
20.  Januar  1911,  abends  9  Uhr  Nebenversammlung.  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesung  des  ProtoKolis  und  der  Eingänge.  2.  Mit- 
gliederbewegung. 3.  Technische  Fragen.  4.  Vortrag  des  Koll. 
Herrn  Ingenieur  O.Becker  über  das  Thema:  ,,M  o  d  e  r  n  e 
Qießereieinrichtunge  n".  5.  Verschiedenes.  Sonntag, 
15.  Januar  1911,  voraussichtlich  Besichtigung  der  Altonaer  Mar- 
garine-Werke, Mohr  &  Co.  Einladungen  hierzu  ergehen  noch, 
falls  dieselbe  stattfindet.  Sonntag,  22.  Januar  1911,  nachmittags 
V23  Uhr,  Bezirkstag  im  „Neustädter  Gesellschaftshaus", 
Valentinskamp.  Die  Tagesordnung  hierzu  ist  bereits  den  Mit- 
gliedern zugestellt  worden.  Wir  bitten  dringend  unsere  Mit- 
glieder um  vollzähliges  Erscheinen  bei  allen  Veranstaltungen. 
Gäste  sind  willkommen,  namentlich  die  dem  Verbände  noch  fern- 
stehenden Kollegen. 


Staatstechniker. 
Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Jahres-Hauptversammlung  am  Mittwoch,  18.  Januar  1911,  pünkt- 
lich S'/o  Uhr  abends,  in  den  Neustädter  Oesellschaftssälen,  Valen- 
tinskamp 40/42.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 2.  Verlesung  des  Protokolls.  3.  Geschäftliche  Mit- 
teilungen des  Vorstandes.  4.  Jahresbericht.  5.  Kassenbericht 
und  Bericht  der  Kassenprüfer.  6.  Halbschichtige  Neuwahl  des 
Vorstandes  und  zwar  Wahl  eines  2.  Vorsitzenden,  bisher  Herr 
Heins.  Wahl  eines  2.  Schriftführers,  bisher  Herr  Jürgensen. 
Wahl  eines  2.  Kassierers,  bisher  Herr  Koch.  Wahl  zweier  Bei- 
sitzer, bisher  die  Herren  Dreyer  und  Martens.  7.  Wahl  einer 
Satzungskommission  (Vorschlag  des  Vorstandes:  Wahl  einer 
füntgliederigen  Kommission).  8.  Verschiedenes.  Wegen  der 
Wichtigkeit  der  Tagesordnung  erwartet  der  Vorstand,  daß  alle 
Mitglieder  erscheinen.  Ferner  werden  alle  Mitglieder  gebeten, 
die  unserm  Verein  bezw.  Verband  noch  fernstehenden  Kollegen 
für  unsere  Sache  zu  gewinnen  zu  suchen  und  zu  unseren  Ver- 
sammlungen einzuladen.  Helfe  jeder  nach  besten  Kräften  und 
mit  ernstem  Wollen  unserm  Verein  neue  Mitglieder  zu  werben. 
Alle  Briefe,  welche  Mitgliederangelegenheiten,  wie  Adressen- 
änderungen und  dergl.  betreffen,  sind  von  nun  ab  an  unseren 
1.  Schriftführer  Herrn  O.  Kröger,  Hamburg  25,  Bethesdastr.  46  I 
zu  adressieren. 

Landesvcrcin  Mittl.  Sächsischer  Eiscnbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.  Vrs. :  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  11.) 
Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41,11. 
Sonnabend,  21.  Jan.,  abends  pünktl.  7  Uhr  beginnend,  Jahres- 
hauptversammlung im  „Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze 
mit  Fachvortrag  des  Herrn  Koll.  Bm.  I.  Rabener  (Wa.)  über: 
„Erzeugung  von  Preßluft  und  deren  Verwen- 
dung im  Eisenbahnbetriebe"  mit  Vorführung 
von  Werkzeugen.  Die  übrige  Einteilung  wird  noch  be- 
kannt gegeben. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(I\'ur  für  Verbandsmitglieder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

20  für  eine  Behörde  in  Marburg  a.  Lahn  sofort  ein  mit 
sämtlichen  Feldarbeiten  speziell  auch  mit  tachymetrieren  ver- 
trauter tüchtiger  Vermessungstechniker.  Gehalt  bis  200  M. 
Angebote  unter  20  an  den  Vermessungstechniker- Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  J.  Stender,  Essen 
a.  Ruhr,  Steinstraße  4. 

21  für  ein  Baugeschäft  in  Großmöringen,  Bezirk  Magde- 
burg, sofort  ein  junger  Bautechniker,  gelernter  Maürer,  für  land- 
wirtschaftliche Bauten,  mit  einigen  Semestern  Bauschule  bei  be- 
scheidenen Ansprüchen.  Bewerber  mit  eigenem  Rad  bevorzugt. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  evtl.  bei  freier  Station  unter  21 
an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Lehmann, 
Kaiserstraße  103. 

22  für  eine  Militärbehörde  in  Wilhelmshaven  sofort  ein 
Bautechniker,  mit  den  Abrechnungsarbeiten  größerer  Kasernen 
vertraut,  auf  2  bis  3  Monate,  evtl.  längere  Beschäftigung  nicht 
ausgeschlossen.  Zureisekosten  werden  nicht  gewährt.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  22  an  die  Zweigstelle 
Bremen,  z.  H.  des  Herrn  O.  Krause,  Neustadls  Contrcscariie 
Nr.  70. 

23  für  ein  Baugeschäft  mit  Dampfsägewerk  bei  Eibing  sofort 
ein  tüchtiger  Techniker,  sauberer  Zeichner,  25  bis  35  Jahre  alt, 
im  Veranschlagen  von  Hochbauten  durchaus  erfahren.  Angebote 
mit  Gchaltsansprüchen  unter  23  an  die  Zweigstelle  Danzig, 
■/.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

36  nach  Wittenberg  b.  Halle  sofort  ein  Bautechniker  mit 
guter  Handschrift,  selbständig  im  Entwerfen  von  Kosten- 
anschlägen und  Abrechnungen  für  Bureau  und  Baustelle.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  36  an  die  ZweigslJlc 
Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  i'i 
(Siadtlhcater). 


37  nach  Mühlhausen  i.  Th.  sofort  ein  Bautechniker,  ge- 
lernter Zimmerer,  tüchtiger  Konstrukteur,  flotter  Zeichner  und 
firm  im  Veranschlagen.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
37  an  die  Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  des  Herrn  L.  Leidenfrost, 
Scharnhorststraße  18. 

38  für  ein  Architekturbureau  in  Auerbach  i.  V.,  sofort  ein 
Bautechniker,  hauptsächlich  ^ür  Bureauarbeiten.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  38  an  die  Hauptsielle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

39  für  einen  Bauverein  in  Schweidnitz  sofort  ein  junger 
Bautechniker  zur  Aufstellung  von  Anschlägen  und  für  sla'ische 
Berechnungen.  Anfangsstellung.  Angebote  unter  39  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

40  nach  Aachen  zur  Hilfeleistung  bei  der  Aufstellung  gene- 
reller Kanalisationsprojekte  ein  junger  tüchtiger  Tiefbau- 
techniker. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  40  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  ArdeystraBe  94. 

41  für  einen  Hüttenverein  in  Lothringen  sofort  ein  Hochbau- 
techniker, 24  bis  30  Jahre  alt,  mit  längerer  Praxis  und  ab- 
geschlossener Baugewerkschulbildung,  sicherer  Statiker,  der  in' 
Fassadenentwurf  gewandt  sein  muß.  Gehalt  170  bis  ISO  M.  An- 
gebote unter  41  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

42  für  ein  ländliches  Baugeschäft  in  Westpreußen  zum  1.  2. 
ein  älterer  Bautechniker,  evangelisch,  verheiratet,  zuverlässiger 
und  selbständiger  Arbeiter,  mit  Erfahrung  in  landwirtschaft- 
lichen Bauten  und  im  Sägewerks-Betrieb.  Radfahrer.  Stellung 
dauernd.  Anfangsgehalt  bei  freier  Wohnung  ISO  M.  Angebote 
unter  42  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

43  für  einen  Architekten  in  Jena  sofort  ein  jüngerer  Bau- 
teciiniker.    Angebote  mit  Gelialtsans]irüclien  unter  43  an  die  jfk\ 
Hauptsielle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94.  W\ 

44  für  eine  Wasserbaubehörde  in  Neubrück  a.  Spree  zum 
15.  Februar  ein  Techniker  als  Bauaufscher  mit  praktischen 
Erfahrungen    in    Erd-,    Ufer-Befestigungs-   imd  Ranunarbciten. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  VOM  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIU.  Jahrgang,  Heft  4         sdiriftieiti.ng;  E.  Ricii.  Schubert,  Berlin.  2T.  Jaouar  1911 

Inhalt:   Das  Problem  der  Arbeitslosenversicherung    —    Ueber  Sandstrahlgebläse  und  Sandstrahlreinigung  von  Eisenkonstruktionen  und  sonstigen  Bauwerken    —    Aus  der 
Volkswirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  X'erbande. 


Das  Problem  der  Arbeitslosenversicherung 

Von  F.  BECHTOLD. 


Ueber  das  Problem  der  Arbeitslosenversicherung  ist 
schon  viel  geschrieben  und  diskutiert  worden.  Aber  weder 
in  der  Theorie  noch  in  der  Praxis  konnte  man  sich  über 
die  Form  der  Arbeitslosenversicherung  einigen.  Daß  diese 
Frage  nicht  so  leicht  zu  lösen  ist,  soll  zugegeben  sein;  die 
im  Wege  stehenden  Schwierigkeiten  sind  aber  keineswegs 
unüberwindlich.  Auch  hier  gilt  das  Wort:  „Wo  ein  Wille 
ist,  da  ist  ein  Weg."  Der  Grundgedanke  einer  Arbeitslosen- 
versicherung ist  wohl  der,  daß  die  Allgemeinheit  die 
Pflicht  hat  ,dem  einzelnen  im  Falle  der  Arbeitslosigkeit 
so  beizustehen,  daß  er  dieses  Uebel  leichter  überwinden 
kann.  Der  wirtschaftlich  Schwache,  der  infolge  von  Wirt- 
schaftskrisen, menschenei sparenden  Maschinen  oder  an- 
deren wirtschaftlichen  Ursachen  arbeitslos  wird,  soll  vor 
dem  Hinabsinken  in  eine  sozial  tiefere  Schicht,  vor  Elend 
und  Armut  geschützt  werden.  Nicht  immer  dachte  man 
so.  In  den  älteren  Zeiten  griff  man  im  Falle  der  Arbeits- 
losigkeit oft  zu  Strafmitteln  und  die  Lehren  des  Manchester- 
liberalismus, dem  das  freie  Spiel  der  freien  Kräfte  über 
alles  ging,  waren  jedem  Eingriff  der  Allgemeinheit  in  das 
Wirtschaftsleben  des  einzelnen  abhold.  Die  eben  bezeich- 
nete Richtung  sah  in  der  freien  Konkurrenz  das  beste 
Mittel,  um  den  Menschen  zum  Wohlstand  zu  verhelfen. 
Demgemäß  lehnte  sie  alle  Schutzmaßnahmen,  die  für  das 
Wohl  des  Arbeitnehmers  gefordert  wurden,  mit  aller  Ent- 
schiedenheit ab.  Im  großen  ganzen  kann  diese  Ansicht 
als  überwunden  betrachtet  werden.  In  der  Frage  der 
Arbeitslosigkeit  herrscht  zurzeit  die  Meinung  vor,  daß 
Staat  oder  Gemeinde  für  die  Arbeitslosen  eintreten  müssen. 
Nur  ganz  vereinzelt  weisen  Sozialpolitiker  auf  die 
Selbsthilfe  hin. 

Eine  Versicherung  muß  auf  einer  Grundlage  ruhen. 
Um  eine  solche  zu  schaffen,  ist  es  zunächst  nötig,  die 
Frage  zu  beantworten:  Was  versteht  man  denn  unter  Ar- 
beitslosigkeit? Theorie  und  Praxis  .beantworten  diese 
Frage  übereinstimmend:  Arbeitslosigkeit  liegt  vor,  wenn 
ein  arbeitswilliger  und  arbeitsfähiger  Mensch  seine  Beschäf- 
tigung verloren,  eine  andere  angemessene  Beschäftigung 
noch  nicht  gefunden  hat  und  zurzeit  nicht  finden  kann. 
Da  länger  andauernde  Arbeitslosigkeit  zu  schweren  wirt- 
schaftlichen Schäden  und  sittlichen  Nachteilen  für  die  Be- 
troffenen führen  und  auch  Gefahren  für  die  öffentliche 
Wohlfahrt  und  Ordnung  als  Begleiterscheinung  aufweisen 
kann,  so  rechtfertigt  es  sich,  daß  die  breite  Oeffentlich- 
keit  mit  der  Frage  der  Arbeitslosigkeit  sich  beschäftigt. 

Dem  Uebel  der  Arbeitslosigkeit  kann  man  mit  ver- 
schiedenen Maßnahmen  entgegentreten.  Es  seien  da  ge- 
nannt:   Vorbeugung,  Bekämpfung  und  Fürsorge. 

Als  Vorbeugungsmittel  kommen  in  Betracht:  Rege- 
lung der  Produktion,  Organisation  der  Industrie,  die  Wirt- 


schaftspolitik, die  Regelung  der  Arbeitszeit  und  anderd 
Maßnahmen,  die  geeignet  sind,  zu  einem  gleichmäßigen 
Gang  der  Wirtschaftspolitik  beizutragen.  Dahin  gehören: 
Verschiebungen  der  verschiebbaren  Arbeiten  auf  die 
stilleren  Zeiten,  insbesondere  den  Winter;  gleiche  Ar- 
beitsverteilung auf  den  vorhandenen  Bestand  an  Arbeit- 
nehmern, wozu  die  Abschaffung  an  Ueberstunden  in  solchen 
Zeiten,  Arbeitsverkürzung  statt  Entlassung  und  auch  Be- 
grenzung des  vom  einzelnen  Arbeiter  zu  leistenden  Maßjs 
von  Arbeit  gehört. 

Bekämpft  kann  die  Arbeitslosigkeit  werden  durch  Ver- 
mittlung von  vorhandener  oder  durch  Schaffung  von 
neuer  Arbeitsgelegenheit.  Eine  Vorbedingung  jeder  Art 
\on  Arbeitslosenversicherung  ist  ein  zentralistisch  auf- 
gebauter Arbeitsnachweis.  Erst  durch  ihn  erhalten  wir 
Klarheit  über  den  Umfang  und  die  Stärke  der  jeweilig  vor- 
handenen Arbeitslosigkeit.  In  seiner  Benutzung  ist  das 
beste  Kontrollmittel  der  Arbeitslosigkeit  gegeben.  Mit 
der  Schaffung  neuer  Arbeitsgelegenheit  hat  man  fast  durch- 
weg schlechte  Erfahrungen  gemacht.  Die  sogenannten 
Notstandsarbeiten  wären  an  sich  sehr  einfache  Mittel  zur 
Bekämpfung  der  Arbeitslosigkeit;  sie  sind  aber  unwirt- 
schaftlich. Als  Beleg  für  diese  Tatsache  sei  nur  angeführt, 
daß  z.  B.  in  Düsseldorf  die  Notstandsarbeiten  im  Jahre 
190Q  um  etwa  200  000  M  teurer  zu  stehen  gekommen  sind, 
als  wenn  sie  in  inormalen  Zeiten  ausgeführt  worden  wären. 
Ein  anderer  Mangel  der  Notstandsarbeiten  ist,  daß  (ab- 
gesehen von  Schreibstubenarbeit)  sich  diese  Arbeiten  in 
den  meisten  Fällen  nur  für  robuste  Arbeiter  eignen,  also 
für  die  gelernten  Arbeiter  kaum  und  für  die  Privatangestell- 
ten erst  recht  nicht  in  Betracht  kommen  können.  Zu  be- 
denken ist  zudem  noch,  daß  sie  zum  Teil  die  Arbeiten 
anderen  Kreisen  fortnehmen:  Es  wird  ein  vorhandenes  Loch 
durch  die  Oeffnung  eines  neuen  zugedeckt.  Bei  der 
Schreibarbeit  liegt  die  Sache  gewöhnlich  so,  daß  damit 
schon  an  sich  sehr  schwache  Existenzen  über  Wasser  ge- 
halten werden. 

Die  Fürsorge  für  die  Arbeitslosen  kann  sehr  mannig- 
faltig sein.  Es  kommen  da  in  Betracht:  die  Selbsthilfe, 
die  obligatarische  Versicherung,  die  fakultative  Versiche- 
rung und  die  Subvention  der  öffentlichen  Körperschaften 
unter  Verzicht  auf  selbständige  Versicherungseinrichtungen. 

Am  besten  von  diesen  Einrichtungen  ist  die  Selbsthilfe 
ausgebildet.  Die  Beträge,  die  von  den  Arbeitnehmerver- 
bänden für  die  Unterstützung  der  Arbeitslosen  ausgegeben 
werden,  sind  ganz  enorm  angewachsen.  Nach  dem  Sta- 
tistischen Jahrbuch  des  Deutschen  Reiches  haben  allein 
die  freien  Gewerkschaften  im  Jahre  IQOQ  8  593  Q28  M  für 
Arbeitslosenunterstützung  ausgegeben.  Die  Hirsch- 
Dunckerschen  Gewerkschaften  haben  für  solche  Zwecke 


50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  4 


341  009  M,  die  christlichen  195  536  M  (mit  Reiseunter- 
stützung) ausgegeben.  Unter  den  PrivatangesteUtcnver- 
bänden,  die  Stellenlosen-Unterstützungseinrichtungen  ge- 
troffen haben  (etwa  20),  marschiert  der  Deutsche  Techniker- 
Verband  mit  einer  Summe  von  37  699  M  an  erster  Stelle. 
Diese  Tatsache,  daß  die  Privatangestelltenverbände  solch 
hohe  Beträge  für  Stellentosigkeit  ausgeben  müssen,  sollte 
sozialpolitische  Schriftsteller  und  die  Behörden  veranlassen, 
mehr  als  bisher  sich  mit  der  Arbeitslosigkeit  der  Privat- 
beamten zu  beschäftigen.  Soweit  die  Arbeitnehmerver- 
bände Unterstützungen  im  Falle  der  Arbeitslosigkeit  aus- 
bezahlen, sollen  diese  nicht  irgendeine  Wohltat  sein,  son- 
dern ihr  Zweck  ist,  den  Gesamtinteressen  der  Organi- 
sationen zu  dienen.  Durch  die  Arbeits-  oder  Stellenlosen- 
unterstützung  wollen  es  die  Verbände  ihren  Mitgliedern 
ermöglichen,  Arbeit  nur  unter  den  Lohnbedingungen  an- 
zunehmen, die  gewerkschaftlichen  Grundsätzen  entsprechen. 
Sie  soll  verhindern,  daß  die  Arbeitslosen,  die  in  Arbeit 
stehenden  Berufsgenossen  unterbieten  und  dadurch  den 
Lohn  im  Gewerbe  zu  drücken.  In  diesem  Zusammen- 
hang sei  noch  erwähnt,  daß  Unternehmer  nur  ganz  ver- 
einzelt Unterstützungseinrichtungen  für  ihre  Arbeitslosen 
getroffen  haben. 

Eine  Unterstützungseinrichtung,  der  als  Selbsthilfe 
eine  gewisse  Bedeutung  zukommt,  ist  die  Verbindung  von 
Arbeitslosenversicherung  und  Konsumverein,  wie  sie  der 
von  Arbeitern  gegründete  „Konsum-,  Bau-  und  Sparverein 
Produktion"  in  Hamburg  darstellt.  Die  Einkaufsdividende 
u'ird  zur  Bildung  eines  Notfonds  benutzt.  Bis  zur  Höhe 
von  100  M  wird  die  auf  ein  Mitglied  entfallende  Einkaufs- 
dividende zu  einem  Notfonds  angesammelt.  Im  Falle  der 
Arbeitslosigkeit  kann  dieser  Betrag  von  den  Mitgliedern 
entnommen  werden.  Weiter  können  die  Mitglieder  Waren- 
vorschuß erhalten,  wenn  jener  Betrag  abgehoben  ist;  aber 
ein  Rechtsanspruch  besteht  hierfür  nicht.  Die  Einrichtung 
soll  sich  bewährt  haben. 

So  nützlich  die  Selbsthilfe  im  Einzelfalle  auch  sein 
kann,  so  muß  doch  zugegeben  werden,  daß  weder  die 
Arbeitnehmerverbände  noch  andere  Einrichtungen  im- 
stande sind,  das  Arbeitslosenproblem  ganz  zu  lösen. 
Einmal  gehen  die  Unorganisierten  leer  aus  und  danji 
können  die  betreffenden  Verbände,  die  solche  Einrich- 
tungen besitzen,  meist  nur  so  viel  gewähren,  daß  sich' 
ihre  Mitglieder  eben  nur  über  Wasser  halten  können.  Am 
besten  wäre  es,  wenn  die  Frage  des  Arbeitsloscnproblcms 
vom  Reich  gelöst  würde.  Da  aber  zurzeit  keine  Aussicl^t 
besteht,  eine  Reichsarbeitslosenversicherung  zu  erhalten, 
so  wollen  wir  uns  zunächst  den  Einrichtungen  zuwenden, 
die  die  Städte  getroffen  haben. 

Die  kommunalen  Einrichtungen  können  wir  einteilen 
in  solche  mit  Versicherungszwang  und  in  freiwillige.  Ip 
Deutschland  gibt  es  bis  jetzt  nur  fakultative  Versicherungen. 
Wir  unterscheiden  bei  ihnen  das  Genter  oder  Straßburger 
und  das  Berner  oder  Cölner  System.  Eine  dritte  Art 
von  Versicherungen  ist  eine  Kombination  des  Straßburger 
und  Cölner  Systems.  Schließlich  wären  die  Städte  noch' 
zu  erwähnen,  die  nur  ganz  von  Fall  zu  Fall  Unterstützungen 
gewähren.  Von  der  Stadt  Düsseldorf  wird  eine  kommunale 
Zwangsversicherung  angestrebt.  Hierzu  bedarf  es  aber 
der  Erlassung  eines  Reichsgesetzes.  Aus  diesem  GrunJe 
hat  Düsseldorf  beschlossen,  ein  Reichsgesetz  zu  erstreben, 
das  den  Stadtverwaltungen  das  Recht  zur  Einführung  einei" 
Arbeitslosenversicherung  mit  Beitrittszwang  gibt. 

Sobald  eine  Stadt  daran  geht,  Maßnahmen  zur  Linde- 
rung der  Arbeitslosigkeit  zu  treffen,  so  werden  fast  immer 
dieselben  Einwände  erhoben.  Wie  wir  schon  im  Eingang 
ausgeführt  haben,  ist  es  Pflicht  der  Allgemeinheit,  den 
von  der  Arbeitslosigkeit  Betroffenen  Hilfe  zu  gewähren. 


Demnach  ist  gegen  die  Verwendung  öffentlicher  Mittel 
zum  Zwecke  der  Arbeitslosenfürsorge  nichts  einzuwenden. 
Eine  andere  Frage  ist  es  aber,  ob  der  Durchführung  einer 
Versicherung  keine  unüberwindlichen  Hindernisse  im  Wege 
stehen.  Oberflächlich  betrachtet,  scheinen  gewichtige  Argu- 
mente gegen  die  Einführung  einer  Arbeitslosenversiche- 
ri  ng  vorgebracht  werden  zu  können.  Man  sagt,  es  fehle 
an  den  nötigen  statistischen  Unterlagen,  der  Versicherte 
könne  den  Versicherungsfall  (Arbeitslosigkeit)  jederzeit 
selbst  herbeiführen,  es  sei  nicht  leicht,  zu  entscheiden, 
wieweit  der  einzelne  verpflichtet  sei,  die  ihm  angebotene 
Arbeit  anzunehmen.  Auch  die  Frage,  ob  der  Betreffende 
seine  Arbeitslosigkeit  selbst  verschuldet  habe  oder  nicht, 
sei  schwer  zu  entscheiden. 

Die  vorgebrachten  Einwände  sind  nicht  stichhaltig. 
Fast  alle  privaten  Versicherungen  haben  ihre  Tätigkeit 
ohne  Statistik  begonnen.  Und  trotzdem  hatten  sie  Erfolge 
aufzuweisen.  Vergegenwärtigt  man  sich,  daß  auf  dem 
Gebiete  der  Arbeitslosigkeit  schon  viele  Erfahrungen  ge- 
sammelt sind  (durch  die  Arbeitnehmerverbände  und  die 
teilweisen  Einrichtungen  der  Städte),  so  muß  jener  Ein- 
wand unter  den  Tisch  fallen.  Die  bereits  bestehenden 
Versicherungen  zeigen  auch,  daß  sie  bestehen  können, 
obwohl  das  versicherte  Ereignis  stets  und  notwendig  durch 
den  Versicherten  selbst  herbeigeführt  wird.  Es  sei  nur 
an  die  Haftpflichtversicherung  und  die  Kautionsversiche- 
rung erinnert.  Diese  Versicherungen  lehnen  auch  nicht 
in  Bausch  und  Bogen  ab,  siondern  unterscheiden,  ob  dem 
Versicherten  eine  schuldhafte  Absicht,  ob  ihm  grobe  Fahr- 
lässigkeit oder  nur  ein  leichtes  Versehen  zur  Last  gelegt 
werden  kann.  Hs  kommt  noch  hinzu,  daß  dem  Versicher- 
ten ja  immer  noch  ein  Risiko  bleibt,  da  er  niemals  voll 
entschädigt  wird.  Also  auch  dieser  Einwand  verfällt  dem 
Schicksal  des  vorigen.  Wenn  Streiks  und  Aussperrungen 
grundsätzlich  von  der  Arbeitslosenversicherung  aus- 
geschaltet werden,  so  sind  die  übrig  bleibenden  Fälle,  die 
ernstlichen  Streitigkeiten  begegnen  könnten,  so  gering, 
daß  sie  schon  deshalb  nicht  von  Einfluß  auf  die  Errich- 
tung einer  Arbeitslosenversicherung  sein  dürfen.  Wie  wir 
zu  zeigen  noch  Gelegenheit  haben  werden,  ist  die  Frage 
der  Arbeitsannahme  und  die  der  Schuldfrage  in  der  Praxis 
für  die  in  Betracht  kommenden  Parteien  (Stadt  und  Ver- 
band) in  zufriedenstellender  Weise  gelöst  worden.  Durch 
die  Praxis  ist  auch  die  Behauptung  widerleget  worden, 
die  Unterstützung  der  Arbeitnehmerverbände  durch  die 
Städte  fördere  die  Sozialdemokratie.  Nicht  ein  Schimmer 
von  Beweis  konnte  für  diese  Behauptung  bisher  erbracht 
werden. 

Nachdem  wir  so  die  Bedenken,  die  gegen  die  Errich- 
tung von  Arbeitslosenversicherungen  der  Städte  sprechen 
könnten,  beseitigt  haben,  können  wir  uns  mit  größerem 
Verständnis  den  hauptsächlichsten  zurzeit  bestehenden 
Arten  näher  zuwenden. 

Im  Interesse  der  Sache,  die  wir  behandeln,  müssen  wir 
uns  mit  einer  Einrichtung  befassen,  die  ein  völliges  Fiasko 
gemacht  hat.  Denn  es  ist  wichtig,  ob  das  Prinzip  der 
zu  schildernden  Versicherung  schuld  an  dem  AAißlingen 
war  oder  ob  der  Aufbau  und  die  Handhabung  unrichtig 
war.  Es  handelt  sich  hier  um  die  obligatorische  St.  Oallener 
Arbeitslosenversicherung.  Durch  Gesetz  vom  Mai  1894 
waren  die  politischen  Gemeinden  des  Kantons  St.  Gallen 
ermächtigt  worden,  die  obligatorische  Arbeitslosenversiche- 
rung einzuiühren.  Von  dieser  Berechtigung  machte  nur 
St.  Gallen  Gebrauch.  Im  Juli  1895  führte  die  Stadt 
eine  Arbeitslosenkasse  probeweise  (auf  zwei  Jahre)  ent- 
sprechend den  gesetzlichen  Vorschriften  ein.  Versiche- 
rungspflichtig waren  alle  in  der  Gemeinde  wohnenden 
Arbeiter,  die  nicht  mehr  als  5  Frc?.  Tagesverdienst  hatten. 


Heft  4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


51 


Von  der  Versicherung  waren  Lehrlinge  und  minderjährige 
Arbeiter  mit  unter  2  Frcs.  Tagesverdienst  ausgeschlossenu 
Als  Beiträge  mußten  geleistet  werden: 


bei  einem  Lohn  bis  3  Frcs.  15  Cts. 

von  3  bis  4  Frcs.  20  „ 

4      5  30 

Die  Entschädigungen  betrugen  bei  einem  .Wochen 
beitrag 

von  15  Cts.  1,80  Frcs. 

20  „  2,10  „ 

„    30  „  2,40  „ 


Die  Dauer  der  Auszahlung  war  auf  60  Tage  bemessen. 
Etwaige  Fehlbeträge  waren  von  der  Gemeinde  zu  decken. 
Dieser  Versuch  einer  obligatorischen  Versicherung  endete 
ungünstig.  Die  Gründe  hierfür  waren  verschiedener  Art. 
Statt  die  Beiträge  vom  Arbeitgeber  (diese  ließ  man  frei 
ausgehen)  zu  erheben,  überließ  man  die  Einzahlung  dem 
Arbeitnehmer.  Die  Organisation  der  Arbeitsvermittlung 
war  sehr  mangelhaft  und  die  Kontrolle  der  Arbeitslosen 
sehr  unvollkommen.  Ganz  besonders  aber  machte  der 
Umstand  die  Versicherung  unpopulär,  daß  es  an  einer 
Gliederung  der  Berufe  in  Gefahrenklassen  fehlte.  So  er- 
hielten die  Angehörigen  des  Baugewerbes  den  größten  Teil 
der  Unterstützungen,  während  die  anderen  Gewerbe  den 
größten  Teil  der  Kosten  aufbrachten.  In  der  Verwaltung 
nahm  man  es  auch  in  anderen  Dingen  nicht  sehr  genau. 
Sie  setzte  sich  darüber  hinweg,  wenn  die  Arbeiter  ihre 
Beiträge  nicht  regelmäßig  gezahlt  hatten  und  gewährte 
auch  dann  Unterstützung,  wenn  die  rückständigen  Beträge 
auf  einmal  nachgezahlt  wurden.  Schließlich  war  es  ein 
großer  Fehler,  die  Versicherungskasse  dem  Armensekre- 
tariat anzugliedern.  Die  Einrichtung  stand  bei  den  Ar- 
beitern auch  dieserhalb  in  Mißkredit.  Daß  man  direkt 
in  den  blauen  Himmel  hinein  wirtschaftete,  zeigt  auch 
folgendes:  Man  nahm  an,  daß  die  jährliche  Zahl  der 
Arbeitslosen  IO'Jo  der  Versicherten  betrage.  Welcher  Maß- 
stab lag  dieser  Annahme  zugrunde?  Nur  der,  daß  sich 
Ende  Dezember  1893  in  der  Stadt  St.  Gallen  379  arbeits- 
lose Männer  gemeldet  hatten.  Das  Urteil  kompetenter 
Fachmänner  geht  denn  auch  allgemein  dahin,  daß  das  Miß- 
lingen der  obligatorischen  Versicherung  in  St.  Gallen  nicht 
so  sehr  gegen  die  Versicherung  an  sich  spricht,  als  gegen 
ihre  Einrichtung  und  Handhabung  in  St.  Gallen  und  gegen 
den  Beruf  dieser  Stadt  zur  Gesetzgebung.  Georg  Adler 
urteilt  kurz  und  bündig:  Uebereilt  und  unvollkommen 
vorbereitet  und  schlecht  verwaltet,  mußte  sie  Schiffbruch 
leiden.  Nur  zu  Entwürfen  ist  es  in  den  Städten  Zürich 
und  Basel  gekommen.  Beide  Städte  wollten  obligatorische 
Arbeitslosenversicherungen  einführen.  Die  Statuten  wurden 
in  Zürich  vom  Magistrat  und  in  Basel  vom  großen  Rat  an- 
genommen, aber  in  Basel  vom  großen  Rat  und  in  Zürich 
in  der  Volksabstimmung  abgelehnt.  Da  beide  Projekte 
nicht  zur  Ausführung  gelangt  sind,  genügt  wohl  der  Hin- 
weis, daß  sie  viel  besser  durchgearbeitet  waren  als  das 
St.  Gallener.  Mit  einer  fakultativen  Arbeitslosenversiche- 
rung versuchte  es  die  Stadt  Bern.  ,, Jeder  in  der  Gemeinde 
sich  aufhaltender  oder  niedergelassener  Arbeiter  schweize- 
rischer Herkunft  kann  dieser  Kasse  beitreten."  Pro  Monat 
sind  70  Cts.  als  Beitrag  zu  entrichten.  Um  unterstützungs- 
berechtigt zu  sein,  muß  der  Versicherte  während  des  letzten 
Jahres  wenigstens  sechs  Monate  gearbeitet  haben,  arbeits- 
fähig und  nicht  über  60  Jahre  alt  sein.  Die  Unter- 
stützungen betragen  für  alleinstehende  Arbeitslose 
1,50  Frcs.  pro  Tag,  für  siolche  mit  Familienangehörigen 
2  Frcs.  Gezahlt  wird  die  Unterstützung  nach  einer 
Wartezeit  von  einer  Woche,  im  ganzen  auf  70  Tage  für 
die  Monate  Dezember  bis  März.  Von  der  Angabe  weiterer 
Einzelheiten  können  wir  absehen,  da  sie  das  Wesen  dieser 


Versicherung  nicht  berühren.  Hervorgehoben  sei  aber 
noch,  daß  diese  Versicherung  keine  Bedeutung  erlangt  hat. 
Eigentlich  haben  wir  es  auch  hier  nicht  mit  einer  Ver- 
sicherung im  strengen  Sinne  des  Wortes  zu  tun,  da  die 
Stadt  die  fehlenden  Zuschüsse  leistet.  Die  Einrichtung 
repräsentiert  vielmehr  ein  geordnetes  städtisches  Unter- 
stützungswesen, nur  mit  der  Besonderheit,  daß  bei  Er- 
füllung gewisser  Voraussetzungen  ein  Rechtsanspruch  aul 
Unterstützung  erwächst. 

Nach  demselben  Muster  wurden  in  Basel,  Bologna  und 
Venedig  Versuche  angestellt,  diese  Städte  hatten  aber  noch 
geringere  Erfolge  aufzuweisen  als  die  Stadt  Bern. 

Eine  gewisse  Bedeutung  hat  dagegen  die  fakultative 
Einrichtung  der  Stadt  Cöln  erlangt.  Die  Teilnahme  an 
der  Versicherung,  die  sich  „Stadtcölnische  Versicherungs- 
kasse gegen  Arbeitslosigkeit  im  Winter"  nennt,  ist  frei- 
willig und  auf  männliche  Arbeiter,  die  wenigstens  18  Jahre 
alt  sind,  mindestens  V2  Jahr  in  Cöln  wohnen  und  nicht 
dauernd  arbeitsunfähig  sind,  beschränkt.  Ebenso  wie  die 
ihr  wesensverwandte  Einrichtung  der  Stadt  Bern  ist  die 
Cölner  Arbeitslosenversicherung  keine  eigentliche  Ver- 
sicherung. Genau  genommen,  kann  man  sie  als  eine 
private  Einrichtung  bezeichnen,  zu  der  die  Stadt  einen 
Zuschuß  von  20  000  M  leistet.  Sie  wurde  mit  einem 
Grundkapital  von  125  000  (25  000  brachte  die  Stadt,  100  000 
die  Bürgerschaft  auf)  M  ins  Leben  gerufen.  Wer  jährlich 
mindestens  5  M  oder  300  M  einmalig  entrichtet,  wird  als 
Ehrenmitglied  oder  als  Patron  eingetragen.  An  der  Ver- 
waltung der  Kasse  nimmt  ein  Vertreter  des  Oberbürger- 
meisters, 12  Vertreter  der  Patrone  und  Ehrenmitglieder 
(von  denen  sechs  Arbeitgeber  und  sechs  weder  Arbeitgeber 
noch  Arbeitnehmer  sein  sollen),  der  Vorsitzende  der  all- 
gemeinen Arbeitsnachvveisstelle  und  12  Vertreter  der  Ver- 
sicherten teil.  Die  zu  leistenden  Beiträge  sind  für  un- 
gelernte Arbeiter  auf  35,  für  gelernte  auf  45  Pf.  festgesetzt. 
Als  Entschädigung  werden  im  Falle  der  Arbeitslosigkeit 
vom  dritten  Tage  der  Anmeldung  an  bis  zur  Höchstdauer 
von  acht  Wochen  für  die  ersten  20  Tage  2  M,  dann  1  M 
pro  Tag  gezahlt. 

Es  ist  beinahe  selbstverständlich,  daß  sich  einer  fakul- 
tativen Versicherung,  wie  der  Cölner,  hauptsächlich  Leute 
anschließen,  bei  denen  die  Gefahr  der  Arbeitslosigkeit 
sehr  groß  ist.  Diese  Tatsache  (74  bis  85 »o  der  Versicherten 
empfingen  Unterstützung)  kann  für  die  Kasse  verhängnis- 
voll werden.  Zu  dieser  Ansicht  bekannte  sich  auch  der 
Oberbürgermeister  der  Stadt  in  einem  Vortrag,  den  er  auf 
dem  2.  Rhein.  Städtetag  im  Juni  vergangenen  Jahres  hielt. 
Er  führte  da  aus,  daß  man  hier  bessernd  wirken  könne, 
wenn  man  die  der  Arbeitslosigkeit  weniger  aus- 
gesetzten Berufe  durch  Vergünstigungen  anzulocken 
suche.  Als  weitere  Verbesserungen,  so  führte  der 
Oberbürgermeister  aus,  plane  Cöln  die  Einführung 
von  Gefahrenklassen  und  eine  Rückversicherung  für  die 
Gewerkschaften.  Die  bei  den  Gewerkschaften  versicherten 
Mitglieder  sollen,  sofern  die  betreffenden  Verbände  2  M 
zahlen,  für  60  Tage  1,50  M  erhalten.  Die  guten  Risiken 
sollen  dadurch  gewonnen  werden,  daß  Personen,  die  die 
Kasse  nicht  in  Anspruch  nehmen,  nach  Ablauf  einer  ge- 
wissen Zeit  bis  zu  50  «0  ihrer  Prämienzahlung  zurück- 
erhalten. Es  soll  damit  also  für  die  Arbeiter,  die  sich 
gegen  Arbeitslosigkeit  versichern,  aber  nicht  arbeitslos 
werden,  eine  Art  Sparsystem  eingerichtet  werden.  Der 
Zuschuß  der  Stadt  wird  von  20  000  auf  50  000  M  erhöht, 
bleibt  aber  in  dieser  Summe  begrenzt,  so  daß  eine  Min- 
derung der  Unterstützung  eintritt,  falls  die  vorhandenen 
Mittel  nicht  ausreichen.  Es  sei  noch  ausdrücklich  be- 
merkt, daß  der  Referent-  in  seinen  Vorschlägen  keines- 
wegs eine  Lösung  des  Problems,  sondern  nur  einen  Ver- 


52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  4 


such  erblickt,  der  zu  dieser  Frage  Material  liefern  soll. 

Was  die  Stadt  Cöln  plant,  hat  die  Stadt  Leipzig  schor^ 
teilweise  eingeführt.  Es  bestehen  dort  vier  Gefahren-| 
klassen,  die  30,  40,  50  und  60  Pf.  Beitrag  pro  Woches 
entrichten.  Die  Versicherung"  erstreckt  sich  auf  das  ganzeJ 
Jahr.  Die  Stadt  selber  leistet  aber  keinen  Beitrag,  sondern' 
stellt  nur  die  Räumlichkeiten  zur  Verfügung.  Außer  deri 
vier  Gefahrenklassen  besteht  noch  eine  Sonderklasse,  die; 
von  bestimmten  Personen  und  Vereinen  gebildet  ist.  Dei| 
Wochenbeitrag  bet/ägt  für  diese  Kasse  nur  10  Pf.  Vorj . 
der  Cölner  Arbeitslosenversicherung  unterscheidet  sich  dia 
Leipziger  auch  dadurch,  daß  der  Arbeitsnachweis  nicht 
mit  der  Versicherung  organisch  verbunden  ist.  Bis  jetzt 
hat  sie  keine  besondere  Bedeutung  erlangt.  ; 

Anders  ist  dies  bei  den  Versicherungen  nach  dem 
Genter  System.  Weil  bei  dieser  Art  von  Versicherunger^ : 
von  den  größeren  Gemeinwesen  Zuschüsse  an-  die  Arbeit-* 
nehmerorganisationen  geleistet  werden,  spricht  man  auch* 
vom  Zuschußsystem.  Begründet  wurde  es  im  Jahre  1901 
nach  den  Vorschlägen  von  L.  Varlez  in  Gent.    Die  Grund- 


züge des  Systems  lassen  sich  etwa  folgendermaßen  zu- 
sammenfassen: Die  Arbeitnehmerverbände  bleiben  Träger 
der  Arbeitslosenversicherung.  Zu  den  von  den  Arbeit- 
nehmerorganisationen gezahlten  Beträge  zahlt,  wenn  und 
solange  die  Arbeitslosigkeit  nicht  durch  den  Arbeitslosen 
selbst  verursacht  ist  (Streik,  Arbeitsverweigerung),  die 
Gemeinde  einen  bestimmten  täglichen  Zuschuß  (beispiels- 
weise: die  Hälfte  des  Betrags,  den  die  Arbeitnehmer- 
verbände bezahlen),  gewöhnlich  im  Höchstbetrage  von  1  M 
täglich.  Etwaige  aus  der  Versicherung  entstehende  Streitig- 
keiten »werden  von  einer  Kommission  entschieden,  die  aus 
je  einem  Arbeitgeber  und  Arbeiter  und  einem  unparteiischen 
Vorsitzenden  besteht.  Weiter  ist  diese  Kommission  dazu 
berufen,  die  Verbindung  mit  dem  städtischen  Arbeitsnach- 
weis herzustellen  und  bei  Zuweisung  auswärtiger  Arbeit 
darüber  zu  entscheiden,  ob  das  Arbeitsangebot  als  passende 
Arbeitsgelegenheit  zu  betrachten  ist.  Andere  Fragen  be- 
rühren das  Wesen  dieses  Systems  nicht,  von  der  Wieder- 
gabe weiterer  Einzelheiten  können  wir  daher  absehen. 
-     (Schluß  folgt.> 


Ueber  Sandstrahlgebläse  und  Sandstrahlreinigung  von  Eisenkonstruktionen 

und  sonstigen  Bauwerken 

Von  Oberingenieur  ECKLER,  ^Altona-Ottensen.  (M.-Nr.  14  991.) 


Gelegentlich  meiner  Arbeit  über  Kompressoren  un<i 
Vakuumpumpen  in  Nr.  38  Jahrgang  1909  dieser  Zeitschrift 
erwähnte  ich,  daß  Druckluft  u.  a.  zum  Betriebe  von  Sand^ 
Strahlgebläsen  verwendet  wird.  Was  sind  nun  eigentlich- 
Sandstrahlgebläse?  .'' 

Dampfmaschinen,  Gas-,  Benzin-,  Elektromotorenj,, 
Pumpen,  Krane  und  sonstige  Maschinen  kennt  der  Fach^-i 
mann  genau,  der  Laie  wenigstens  obenhin,  er  hat  darüber 
gelesen,  vielleicht  auch  die  eine  oder  die  andere  Maschine 
abgebildet  oder  in  Tätigkeit  gesehen  und  macht  sich  ein 
Bild  von  ihrer  Arbeitsweise.  Das  Sandstrahlgebläse  dürft^ 
dagegen  nur  wenigen  genauer  bekannt  sein.  Einerseits 
mag  dies  daran  liegen,  daß  dieses  Spezialgebiet  des  Ma^ 
schinenbaues  ziemlich  neuen  Ursprunges  ist,  andererseits^^ 
und  dies  wird  der  Hauptgrund  sein,  daran,  daß  die  Sanci- 
strahlgebläse  Maschinen  sind,  welche  gewissermaßen  eine'r 
Hilfsindusti  ie  dienen  und  dadurch  hinter  den  von  ihneij 
bedienten  Industriezweigen  zurücktreten.  Eine  kurze  Er- 
klärung über  die  Entstehung,  Anwendung  und  Wirkungsweise 
der  Sandstrahlgebläse  dürfte  deshalb  zunächst  am  Platze  sein. 

Die  eigenartige  Wirkung  des  Sandstrahlcs  wurde  in 
den  sechziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  durch  einen 
glücklichen  Zufall  entdeckt  und  die  auf  dem  Gebiete  dc^ 
Sandstrahlgebläscbaues  größte  und  älteste  Firma  Deutsch'r 
lands  —  Alfred  Gutmann,  Aktiengesellschaft  für  Maschir.cn- 
bau,  Ottensen  bei  Hamburg  —  sagt  hierüber  im  Vorwor^ 
ihres  Kataloges  über  Sandstrahlgebläse  ungefähr  folgendes  f 

Ein  Kolonist  hatte  sich  in  einer  sehr  sandigen  Gegeni^ 
des  Süd-Westens  von  Amerika  ein  Haus  gebaut,  welches 
den  in  dortiger  Gegend  fast  regelmäßig  wehenden  heftiger^ 
Winden,  die  naturgemäß  viel  Staub  und  Sand  mit  sich' 
führten,  ausgesetzt  war  (Abb.  1).  Dieser  Staub  und  Saiicj 
machten  nun  die  sämtlichen  Fensterscheiben  des  Hausjs. 
matt,  so  daß  man  gezwungen  war,  sie  durch  neue  zu 
setzen.  Aber  die  Erscheinung  wiederholte  sich,  die  Scheie 
ben  waren  nach  kurzer  Zeit  wieder  matt  und  nun  fancF 
man  die  Ursache. 


Der  Kolonist  zog  einen  Ingenieur  zu  Rate,  der  ihm 
empfahl,  ein  feines  Drahtnetz  vor  den  Fensterscheiben  an- 
zubringen, um  so  der  mattierenden  Wirkung  des  Sandes 
zu  begegnen.  Als  bei  einem  späteren  Besuche  der  Inge- 
nieur den  Erfolg  seines  Vorschlages  untersuchte,  fand  er 
das  Muster  des  Drahtnetzes  getreu  und  unverwaschbar 
auf  den  Fensterscheiben  kopiert. 

Auf  Grund  dieser  Erscheinung  ging  man  nun  daran, 
Apparate  zu  konstruieren,  bei  welchen  ein  auf  künstlichem 
Wege  erzeugter  Luftstrom  zum  Schleudern  des  Sandes 
diente  und  bald  waren  gute  Ergebnisse  zu  verzeichnen. 

Schon  im  Jahre  1871  schleuderte  der  Erfinder  des 
Sandstrahlgebläses,  der  Amerikaner  Benjamin  Chew  Tilgh- 
man,  zum  ersten  Male  feinen  Quarzsand  mittels  eines  durch 
einen  sogenannten  Rootsblower  erzeugten  Preßluftstromes 
gegen  Glas,  um  dieses  zu  mattieren.  Er  erzielte  auch 
bereits  Schmuckwirkungen  dadurch,  daß  er  Schablonen  auf- 
legte, die  einzelne  Stellen  des  Glases  der  Einwirkung  des 
Sandstrahles  entzogen,  so  daß  die  gewünschte  Zeichnung 
genau  der  Schablone  entsprechend  hervortrat. 

Die  vielseitige  Verwendbarkeit  des  Sandstrahles  hat 
Tilghman  gleich  richtig  vorausgesehen,  denn  sein  Patent- 
anspruch lautet: 

,,Glas,  Stein,  Metalle  und  andere  harte  Materialien 
vermittels  eines  Sandstrahles,  welcher  durch  einen  Preß- 
luftstrom von  verschiedener  Dichtigkeit  vorwärts  ge- 
trieben wird,  zu  ritzen  oder  zu  mattieren." 

Im  Verlaufe  weniger  Jahre  wurden  ungeahnte  Erfolge 
erzielt,»imd  heute  gibt  es  eine  ganze  Reihe  von  Industrien, 
die  ohne  Sandstrahlgebläse  nicht  mehr  auskommen  können. 
Zunächst  war  es  naturgemäß  die  Glasindustrie,  welche 
sich  die  enormen  Vorteile  des  Sandstrahles  zu  nutze  machte. 
Durch  Auflegen  von  Schablonen  konnte  man  die  Oberfläche 
des  Glases  mit  Zeichnungen,  Schriften  und  Mattierungen 
in  verschiedener  Stärke  versehen,  Löcher  blasen  und  in 
farbigem  Uebcrfangglas  überraschende  Transparenteffekte 


Heft  4  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  •  53 

—   iz=af 


Abb.  1 


erzielen.  Ob  Tafelglas  oder  Hohlglas  zu  bearbeiten  war, 
war  dabei  völlig  gleichgültig  und  das  früher  übliche  Aetz- 
verfahren  mit  Flußsäure  ist  fast  allgemein  verlassen 
und  durch  das  schnellere  Mattieren  mit  Sandstrahl  ersetzt 
worden. 

Die  Anwendung  des  Sandstrahlgebläses  in  der  Stein- 
und  keramischen  Industrie  ist  der  vorstehend  geschilderten 
fast  gleich,  nur  daß  man  hier  in  Anbetracht  der  zu  einem 
Relief  erforderlichen  tieferen  Wirkung  einen  gröberen  Sand 
und  einen  stärkeren  Druck  verwendet.  Verzierungen,  Flach- 
ornamente, Vignetten  usw.,  die  früher  ein  geübter  Steinmetz 
mit  Stichel  und  Meißel  in  stundenlanger  Arbeit  mühsam 
eingravieren  mußte,  lassen  sich  in  wenigen  Minuten  genau 
und  mühelos  von  jedem  ungeübten  Arbeiter  mit  dem  Sand- 
strahl einblasen.  Das  Material,  ob  weicher  Marmor  oder 
harter  Granit,  spielt  gar  keine  Rolle.  Die  kleinste  Grab- 
tafel, der  größte  Obehsk  lassen  sich  gleich  vorteilhaft 
gravieren.  Auch  in  Holz  lassen  sich  wirkungsvolle  Orna- 
mente usw.  erzeugen.  Mit  gleichem  Erfolge  kann  man  so- 
wohl erhabene  wie  vertiefte  Schrift  und  Verzierungen  her- 
stellen, die  in  gleicher  Genauigkeit  und  in  gleich  haar- 
scharfen Linien  von  Hand  herzustellen  einfach  unmöglich 
ist.  Der  den  Apparat  bedienende  Arbeiter  braucht  kein 
geübter  Schriftenzeichner  zu  sein,  da  die  herzustellende 
Arbeit  —  vor  dem  Gravieren  —  auf  ihre  Genauigkeit 
geprüft  werden  kann. 

Das  alles  aber  bedeutet  nichts  gegenüber  der  Macht- 
stellung, die  sich  das  Sandstrahlgebläse  in  der  Metall-  und 
Eisenindustrie  erobert  hat.  Eine  große  Menge  von  Hand- 
arbeit wurde  hier  durch  den  Sandstrahl  abgelöst,  jene  ent- 
lastet und  damit  die  Produktion  verbilligt.  Außerdem  ist 
der  Sandstrahl  an  Vollkommenheit  der  Leistung  der  alten 
Arbeitsmethode  weit  überlegen,  so  daß  zeitgemäß  ein- 
gerichtete Gießereien  nur  noch  mit  dem  Sandstrahl  putzen. 

Die  Reinigung  der  Gußstücke  erfolgt  sowohl  innen  wie 
außen  so  gründlich,  daß  alle  früheren  Uebelstände  wie: 
rascher  Verschleiß  der  Werkzeuge  beim  Drehen,  Hobeln 
usw.,  Uebersehen  undichter  Stellen,  festgebrannte  Krusten 
usw.  mit  einem  Schlage  verschwunden  sind.  Die  Ober- 
fläche der  mit  Sandstrahl  gereinigten  Gußstücke  zeigt  einen 
gleichmäßig  matten,  stumpfen  Farbenton,  ohne  Glanz- 
stellen, der  die  plastische  Form  bis  ins  kleinste  Detail  er- 
kennbar macht.  Für  das  rationelle  Putzen  von  Stahlguß, 
welcher  meistens  ein  sehr  scharfes  Anbrennen  des  Form- 


materials zeigt,  kommen  die  modernen  Sandstrahlgebläse 
allein  in  Frage. 

In  Verzinkereien  und  Vernickelungsanstalten  reinigt 
man  die  mit  einem  metallischen  Ueberzug  zu  versehenden 
Gegenstände  weit  schneller  und  sauberer  als  mit  dem  früher 
angewandten  ungesunden  und  kostspieligen  Säurebade. 

Auch  das  Beizen  von  Blechen  und  anderen  Erzeug- 
nissen des  Walzprozesses,  welche  aus  diesem  stets  Oxyd, 
Schlackenteile  oder  sonstige  Inkrustierungen  mitbringen, 
ist  durch  den  Sandstrahl  fast  ganz  verdrängt  worden.  Der 
Anstrich  auf  mit  Sandstrahl  entzunderten  Blechen  wird  nie- 
mals zur  Blasenbildung  neigen,  wie  dies  bei  gebeizten 
Blechen  der  Fall  ist,  wenn  trotz  gewissenhafter  Neutra- 
lisierung in  Kalkmilch  Säurespuren  hinter  eingewalzten 
Flinsen  haften  bleiben. 

Ferner  werden  Feilen  mit  dem  Sandstrahl  gereinigt 
und  geschärft,  Zinkdruckplatten  werden  gekörnt,  Werk- 
zeuge von  der  Härteschlacke  gereinigt  und  feine  Stahl-, 
Gold-  und  Silberwaren  werden  teilweise  oder  ganz  mattiert. 

Zahlreiche  Versuche,  die  zum  Teil  ganz  unerwartete 
Ergebnisse  hatten,  sind  gemacht  worden,  um  dem  Sand- 
strahl immer  neue  Verwendungsgebiete  zu  erobern  und 
es  würde  zu  weit  führen,  sie  an  dieser  Stelle  alle  zu  er- 
örtern. Erwähnt  sei  nur  noch,  daß  auch  in  der  Heilkunde 
Apparate,  die  in  Einrichtung  und  Wirkungsweise  den  Sand- 
^  trahlgebläsen  ganz  gleich  sind,  zum  Hautreizen,  insbeson- 
dere bei  hartnäckigen  Fällen  von  Neuralgie,  speziell  Ischias 
usw.  angewendet  werden. 

Die  vielseitige  Anwendung  des  Sandstrahles  macht  es 
erklärlich,  daß  im  Laufe  der  Jahre  die  verschiedensten 
Ausführungen  der  eigentlichen  Sandstrahlgebläse,  weil  sie 
dem  jeweiligen  Zweck  angepaßt  werden  müssen  und 
möglichst  vollkommen  entsprechen  sollen,  entstanden  sind. 
Eine  eingehende  Beschreibung  der  verschiedenen  Konstruk- 
tionen und  Apparate,  sowie  ihrer  Anwendungsweise  soll 
aber  einem  späteren  Artikel  vorbehalten  bleiben. 

In  der  Hauptsache  waren  es  die  Firmen:  Tilghmans 
Patent  Sand  Blast  Co.  Ltd.  in  Broadheath  bei  Manchester 
und  Alfred  Gutmann,  Aktiengesellschaft  für  Maschinenbau 
in  Ottensen  bei  Hamburg,  welche  durch  sinnreiche  Kon- 
struktionen immer  neue  Anwendungsgebiete  für  den  Sand- 
strahl geschaffen  haben.  Tausende  von  Gebläsen  ver- 
danken diesen  beiden  Firmen  ihre  Entstehung. 

Die  Wirkung  des  Sandstrahles  äußert  sich  insofern 
eigentümlich,  als  er  gerade  harte  und  spröde  Materialien 


54 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  4 


am  kräftigsten  angreift.  Glas  wird  am  schnellsten  an- 
gegriffen, 2ähe  Gesteinsarten  weniger  schnell,  Gußeisen, 
intensiver  als  Stahl  usw.  Der  zum  Blasen  benutzte  Sand' 
braucht  nicht  härter  zu  sein  als  die  zu  bearbeitenden  StoffCy 
er  soll  jedoch  möglichst  frei  von  Staub  und  erdigen^ 
Beimengungen  sein.  i 

Für  die  Mattierung  von  Glas,  die  meistens  möglichst^ 
zart  sein  soll,  wird  man  sehr  feinen  Sand  und  geringen' 
Druck,  in  der  Stein-  und  keramischen  Industrie  kann  man: 
schon  einen  etwas  gröberen  Sand  und  höheren  Druck  an-i 
wenden.  In  der  Metall-  und  Eisenindustrie,  beispielsweise 
bei  der  Reinigung  von  Gußstücken,  kommt  es  -dagegen  aufr 
eine  möglichst  schnelle  und  gründliche  Entfernung  derf 
anhaftenden  und  teilweise  angebrannten  Formmasse  an; 
man  wird  deshalb  einen  noch  gröberen  Sand  (bis  zu  2  mm. 
Korngröße)  mit  höherem  Druck  schleudern.  Im  allgemeinen: 
schwankt  der  Druck  bei  den  mit  Preßluft  betriebenen  Sand-:. 
Strahlgebläsen  je  nach  der  verlangten  Wirkung  zwischen  ■ 
0,05  bis  2  Atm.  Ueberdruck. 

Paragummi  und  ähnliche  elastische  Materialien  werden 
vom  Sandstrahl  nur  sehr  wenig  angegriffen  und  ist  hier- 
durch die  Möglichkeit  zur  Anwendung  von  Schablonenil 
gegeben.  Tiefenwirkungen,  wie  man  sie  in  Glas,  Stein.s 
Holz  usw.  hervorbringen  kann,  sind  in  der  Metallindustrie' 
nicht  bezw.  nur  mit  großem  Zeitaufwand  möglich,  undi 
alle  bis  jetzt  in  dieser  Richtung  gemachten  Versuche  habent 
kein  einigermaßen  befriedigendes  Resultat  ergeben.  Da-- 
gegen  kann  man  eine  Glastafel  von  10  mm  Stärke  in 
20  Sekunden  durchblasen. 

Ein  verhältnismäßig  neues  Anwendungsgebiet  des- 
Sandstrahles  ist  die  Reinigung  von  Eisenkonstruktionen 
und  sonstigen  Bauwerken  und  ich  komme  hiermit  zum 
zweiten  Teil  meiner  Abhandlung. 

Nachdem  im  Laufe  der  Zeit  das  Eisen  fast  überall) 
das  Holz  als  Konstruktionsmaterial  verdrängt  hat,  einer-: 
seits  aus  Gründen  der  Feuersicherheit,  andererseits  weil 
Orößenverhältnisse  ins  Spiel  kamen,  deren  Ausführung  in; 
Holz  schwierig  bezw.  ganz  unmöglich  gewesen  wäre,  seit-f 
dem  hat  man  auf  einen  möglichst  sicheren  Schutz  solcher 
Konstruktionen  gegen  Witterungseinflüsse  Bedacht  nehmen 
müssen.  Die  meisten  Eisenkonstruktionen  befinden  sich 
im  Freien  und  sind  ständig  Wind  und  Wetter,  andere  in 
industriellen  Betrieben  sind  Dämpfen  und  starkem  Tcm- 
peraturwechsel  ausgesetzt.  Ein  Oelfarbenanstrich,  welcher 
absolut  isoliert  und  dauernd  elastisch  bliebe,  würde  siehe-, 
ren  Schutz  gewähren,  ist  aber  bis  heute  nicht  gefunden, 
worden  Vollkommen  decken  kann  ein  Anstrich  nur  aufj 
reinem  Metali,  wenn  zwischen  beiden  keine  Fremdkörper, 
zurückbleiben  Diese  Bedingung  ist,  wie  nachstehend  ge- 
zeigt werden  soll,  erfüllbar,  anders  dagegen  die  zweite, 
Bedingung. 

Die  Oelfarbe  erhärtet  allmählich,  sie  verliert  die  Elasli-' 
zität  und  damit  auch  die  Fähigkeit,  den  Formverändc- 
rungen  des  Eisens  zu  folgen.  Jetzt  werden  Risse  ent- 
stehen, die  um  so  größer  sind,  je  weniger  fest  die  Farbe- 
haftet  und  die  Trennung  von  der  Unterlage  hat  damit 
Degonnen.  Die  natürliche  Folge  ist  nunmehr  ein  Ab- 
blättern der  Farbe  und  der  Rost  kann  sein  Zerstörungs- 
werk aufnehmen. 

Um  diesen  Uebelständen  zu  begegnen,  ist  es  nun 
von  größter  Wichtigkeit,  1.  vor  dem  Anstrich  eine  durcii- 
aus  metallisch-reine  Oberfläche  herzustellen,  2.  ein  so 
inniges  Anhaften  des  Anstriches  zu  erreichen,  daß  trotz 
aller  dahin  wirkenden  Einflüsse  eine  Ablösung  der  hart 
gewordenen  Farbe  nicht  eintritt. 


Zur  Erreichung  des  ersten  Zweckes  hat  man  bei  be- 
weglichen, mäßig  großen  Gegenständen  das  Beizen  als 
das  üblichste  Mittel  lange  Zeit  angewandt.  Dem  Beiz- 
verfahren ähnlich  ist  die  elektrolytische  Entzunderung  von 
Schmiedeeisenteilen  und  Blechen.  Dieses  Verfahren  ist 
in  den  letzten  Jahren  vielfach  eingeführt  und  angewendet 
worden  Die  Anwendung  erfolgt  in  der  Weise,  daß  die 
zu  entzundernden  Eisenleile  durch  Einhängen  in  ein  stark 
angesäuertes  Bad  der  durch  den  elektrischen  Strom  akti- 
vierten Einwirkung  desselben  unterv.orfen  werden.  Beide 
Verfahren  haben  aber  nicht  unbedenkliche  Nachteile,  denn 
abgesehen  davon,  daß  das  Arbeiten  mit  Säure  nicht  nur 
umständlich,  sondern  auch  schmutzig  und  gesundheits- 
schädlich ist,  muß  man  die  nach  dem  einen  oder  dem 
anderen  Verfahren  behandelten  Gegenstände  zur  Neutrali- 
sierung der  Säure  in  Kalkmilch  tauchen  und  danach  wässern. 
Der  Erfolg  der  Neutralisierung  ist  jedoch  vielfach  un- 
befriedigend, denn  trotz  der  größten  Gewissenhaftigkeit 
bleibt  ©6  nicht  aus,  daß  vermöge  der  Kapillarität  zwischen 
Metall  und  Zunderschicht  festgehaltene  Säurespuren  das 
Eindringen  der  Kalklösung  verhindern  und  die  Neutralisic- 
rung  kann  nicht  eintreten. 

Die  auf  diese  Weise  zurückbleibenden  Säurespuren 
beginnen  nun,  dem  Auge  zunächst  unsichtbar,  ihr  Zer- 
störungswerk. Erst  nach  erfolgtem  Anstrich  der  Teile 
macht  sich  der  Feind  bemerkbar,  denn  unter  der  Einwirkung" 
der  Wärme  wird  die  Farbe  an  den  Stellen,  wo  noch  Säure- 
spuren vorhanden  sind,  blasenartig  emporgetrieben  und 
die  direkte  Veranlassung  zur  Rostbildung  ist  gegeben. 
Beide  Entzunderungsmethoden  können  übrigens  für  fest- 
stehende Konstruktionen  nicht  in  Betracht  kommen  und 
eine  wohl  zu  beachtende  Schattenseite  ist  noch  die,  daß 
ma'U  'damit  nicht  die  Ueberreste  alter  Farbe  zu  entfernen 
vermag.  Daß  aber  auch  hiervon  die  Dauerhaftigkeit  des 
neuen  Anstriches  wesentlich  abhängig  ist,  braucht  wohl 
nicht  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 

Abgesehen  von  den  beiden  Beizverfahren  bleibt  dann 
nur  noch  die  mechanische  Bearbeitung  mit  scharfen  Stahl- 
drahtbürsten, die  entweder  von  Hand  oder  durch  Preß- 
luft in  Bewegung  gesetzt  werden  können.  Dieses  Ver- 
fahren ist  indessen  ebenso  mühevoll,  wie  in  seiner  Wir- 
kung unvollkommen,  so  daß  seine  Anwendung  fast  ganz 
zwecklos  ist.  Mit  einer  Bürste  kann  man  nicht  in  der 
nötigen  Weise  in  vorhandene  Vertiefungen,  versteckte 
Innenflächen,  Ecken  usw.  gelangen  und  der  Rost  und 
Zunder  an  diesen  Stellen  entgeht  dem  Angriff  der  nur 
obenhin  streifenden  Bürste.  Der  neue  Anstrich  wird  an 
diesen  Stellen  nach  ganz  kurzer  Zeit  infolge  Abblättern 
des  Rostes  verschwunden  sein  und  der  Zerstörungsprozeß 
schreitet  fort. 

Hier,  wie  in  vielen  anderen  Beziehungen,  hat  nun 
das  Sandstrahlgebläse  gründlich  Wandel  geschaffen.  Damit 
seine  Wirkungsweise  voll  gewürdigt  werden  kann,  ist  eine 
kurze  Betrachtung  der  Ergebnisse,  die  aus  systematisch 
angestellten  Versuchen  mit  Streifen  von  Eisenblech  ge- 
wonnen wurden,  am  Platze.  Bei  den  Versuchen  wurden 
dreierlei  Verfahren  der  Oberflächenreinigung  in  Anwen- 
dung gebracht  und  zwar: 

1.  das  Abblasen  beiderseits  mit  dem  Sandstrahl, 

2.  das  Abbürsten  mit  scharfen  Stahldrahtbüfsten, 

3.  das  Hin-  und  Herbiegen,  wodurch  Inkrustierungen 
abgesprengt  werden. 

Die  beiden  ersten  Versuche  erstreckten  sich  auf  Blccli- 
streifen  von  2  mm  und  '  o  mm  Stärke,  zum  dritten  Versuch 
diente  nur  Blech  von  '  3  mm.  Sämtliche  Blcchstreifen 
wurden  vor  und  nach  der  Behandlung  genau  gewogen  und 
die  Gewichtsverminderung  ergab  sich  wie  folgt: 


Heft  4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


55 


Kleine  Anlage  für  Fortbewegung  durch  Hnnddeichsel 
Abb.  2 


Verfahren  1:    2  mm  Blech  =  l,327ob 

V2    „       „     =  3,50/0 
Verfahren  2:    2    „       „     =  0,0075o/o 

V2    „       „     =  0,0380/0 
Verfahren  3:  V2    „       „     =  5,6o/o. 

Der  prozentual  größere  Gewichtsverlust  bei  dünnen 
Blechen  ist  ohne  weiteres  erklärlich,  dagegen  ist  über  die 
auffallende  Differenz  zwischen  1  und  3  bei  V2  mm-Blechen 
zu  bemerken:  Das  Verfahren  3  versagte  bei  einer  nur 
schwachen  Zunderschicht  anfangs  ganz,  so  daß  durch 
Glühen  künstlich  erst  eine  stärkere  erzeugt  werden  mußte, 
die  dann  beim  Biegen  absprang. 

Dieses  Verfahren  in  der  Praxis  anzuwenden,  ist  von 
vornherein  ausgeschlossen,  denn  abgesehen  davon,  daß 
das  Biegen  bei  größeren  Eisenstärken  nicht  anzuwenden 
ist,  schwächt  man  durch  die  Verstärkung  der  Zunder- 
schicht das  reine  Material. 

Interessant  ist  nun  aber  die  Vergleichung  der  Werte 
von  1  und  2,  wobei  zunächst  der  große  Unterschied  in 
der  Gewichtsverminderung  auffällt.  Es  gibt  hierfür  nur 
zweierlei  Erklärung  und  zwar:  Entweder  die  Reinigung 
mit  der  Bürste  ist  eine  vollkommene  gewesen,  dann  könnte 
man  vom  Sandstrahl  sagen,  er  hat  außer  dem  Zunder  noch 
viel  reines  Eisen  weggenommen,  oder  der  Sandstrahl  hat 
nur  Zunder  entfernt;  dann  ist  die  Behandlung  mit  der 
Bürste  ganz  ungenügend  gewesen  und  sie  verdient  den 
Namen  ,, Reinigung"  nicht  mehr. 

iWenn  ersteres  möglich  wäre,  dann  müßte  man  mit 
dem  Sandstrahl  jedes  Eisenblech  von  V2  bis  1  mm  in 
ganz  kurzer  Zeit  völlig  zerstören  können.  Da  dies  nicht 
der  Fall  ist,  sondern  nur  eine  minimale  Gewichtsabnahme 
eintritt,  so  bleibt  nur  die  zweite   Erklärung  übrig  und 


dokumentiert  die  geradezu  ideale  Wirkungsweise  des 
Sandstrahles. 

Die  sämtlichen  Blechstreifen  wurden  nun  mit  Oelfarbe 
gestrichen  und  die  vorgenommene  Gewichtskontrolle  ergab 
folgende  Werte: 

Zunahme  bei  Verfahren  1 


2  mm-Blech 

I  2    ii  )) 
2 


3: 


=  2,^0 
=  7,540/0 
=  1,770/0 

=  6,110/0 

=  8,Q3o,o 


Beim  Vergleichen  dieser  Zahlen  kann  man  nun,  was 
auch  ganz  logisch  ist,  gerade  das  Gegenteil  wie  bei  den 
weiter  oben  genannten  Werten  feststellen,  nämlich  eine 
größere  Gewichtszunahme  bei  den  V3  mm  starken  Blechen 
im  Falle  3. 

Die  Ursache  hierfür  ist  darin  zu  suchen,  daß  der  Blech- 
streifen^  bei  dem  früheren  Hin-  und  Herbiegen  gestreckt 
und  eine  Menge  kleiner  Wellen  erhalten  hat,  wodurch 
die  Oberfläche  vergrößert  worden  ist.  Ebenso  finden  wir, 
wenn  auch  nicht  in  demselben  Maße  wie  vorher,  eine 
Differenz  zwischen  den  Werten  1  und  2.  Dieser  Unter- 
schied ist  nur  durch  die  infolge  der  beiden  Behandlungs- 
weisen  verschiedene  Oberflächenstruktur  zu  erklären. 
Der  Sandstrahl  hat  der  Oberfläche  eine  feine  Mattierung 
erteilt,  wodurch  sie  zur  Aufnahme  einer  stärkeren  Oel- 
farbenschicht  befähigt  war,  als  dies  bei  der  mit  der  Bürste 
behandelten  Oberfläche  der  Fall  sein  konnte,  denn  die 
Bürste  kann  nur  eine  glättende  Wirkung  ausüben. 

Mit  den  1/0  mm  starken  Blechen  wurden  sodann,  nach- 
dem die  Farbe  vollkommen  trocken  war,  Biegeproben  in 
der  Weise  vorgenommen,  daß  sie  im  rechten  Winkel  um 
eine  stumpfe  Kante  gelegt  und  danach  in  entgegengesetzter 


56 


DEUTSCHE  TECHNJKER-ZEITUNG  1911 


Heft  4 


Fahrbare  Anlage  zum  Reinigen  von  Eisen1<onstrul<tionei^  (Antrieb  mit  Elektromotor  —  Sandstrahlgebläse  im  Betrieb) 

Geliefert  für  die  Straßenbauinspektion  Bremen 

Abb.  3 


Richtung^  um  180"  zurückgebogen  wurden.  Hierbei  zeigte 
sich  nun  die  Wirkung  des  Sandstrahles  in  hervorragender 
iWeise,  denn  es  gibt  kein  besseres  Mittel,  zwei  nicht 
homogene  Substanzen  voneinander  zu  trennen,  als  ab- 
wechselndes, entgegengesetztes  Verlängern  und  Verkürzen 
beider  Schichten. 

Die  mit  der  Bürste  behandelten  Proben  ließen  schon 
nach  2  bis  3,  höchstens  4  Biegungen  den  Beginn  der 
Abblätterung  erkennen,  wohingegen  die  gleiche  Erschei- 
nung bei  den  mit  Sandstrahl  gereinigten  Blechen  auch' 
nach  17  bis  18  Biegungen  nicht  bemerkbar  war.  Das 
Blech  brach,  aber  die  Farbe  saß  fest,  weil  ihre  Haft- 
festigkeit größer  war  als  die  Zähigkeit  des  Bleches. 

In  ähnlicher  Weise  wie  diese  Biegeproben,  wenn  auch 
weniger  schroff  und  intensiv,  dafür  aber  andauernd,  wirken 
nun  die  Einflüsse,  welchen  Eisenkonstruktionen  in*mecha- 
nischer  wie  physikalischer  Beziehung  ausgesetzt  sind.  Es 
entstehen  Erschütterungen  während  des  Betriebes,  Wind- 
stöße, Temperaturwechsel,  Belastungsänderungen  usw. 
treten  auf  und  bedingen  vorübergehende  Formänderungen. 
Diesen  gegenüber  haben  die  Versuchsresultate  die  größt- 
möglichste Sicherheit  gegen  Lockerung  der  Farbe  bei  \  or- 
lieriger  Reinigung  mit  dem  Sandstrahl  ergeben. 

Bezüglich  der  chemischen  Einflüsse  kommt  es  bekannt- 
lich lediglich  darauf  an,  den  Rost  und  Zunder  vor  dorn 
Anstrich  radikal  zu  entfernen,  um  zu  verhindern,  daß  Lnft- 
spuren  Unterkunft  finden,  die  dann  natürlich  ein  völli^js 
Anhaften  der  Farbe  verhindern  und  durch  Volumen\vccli>cl 
nach  kurzer  Zeit  lockern,  so  daß  bei  Regenwetter  Wassor 
in  die  entstandenen  Hohlräume  gesaugt  wird. 


Ein  großer  Vorteil  der  Sandstrahlbchandlung  ist  noch 
darin  zu  erblicken,  daß  man  allein  hiermit  jeden  Rest 
alter  Farbe  völlig  entfernen  kann,  denn  unter  der  alten 
Farbe  sind  fast  immer,  äußerlich  unsichtbar,  Anfänge  von 
Rostbildung,  die  entfernt  werden  müssen,  wenn  der  Neu- 
anstrich seinen  Zweck  erfüllen  soll.  Bemerkt  sei  noch, 
daß  die  sämtlichen  Blechstreifen  mehr  als  3^  ^  Jahre  den 
Einwirkungen  der  Witterung  ausgesetzt  wurden  und  das 
Resultat  entsprach  den  Ergebnissen  der  Biegeproben. 

Bei  den  mit  der  Bürste  gereinigten  Blechen  war  der 
Anstrich  innerhalb  großer  Flächen  abgefallen  und  der  Rost 
hatte  sich  stark  ausgebreitet.  Dagegen  zeigten  die  mit 
dem  Sandstrahl  bearbeiteten  Bleche  nur,  wie  nach  der 
langen  Zeit  infolge  des  Einschrumpfens  der  Farbe  nicht 
anders  zu  erwarten  war,  kleine  Rostspuren  und  jiunkt- 
weises  Abplatzen  der  Farbenschicht. 

Eine  periodische  Erneuerung  des  Anstriches  wird  man 
ja  niemals  ganz  vermeiden  können,  ganz  gleicli,  welches 
Verfahren  angewandt  wird,  aber  es  ist  doch  ein  Unter- 
schied, ob  ein  Anstrich  1,  2  oder  3  bis  4  Jahre  hält,  ganz 
abgesehen  davon,  daß  ein  wirksamer  Anstrich  allein  Ge- 
währ gegen  das  Weiterfressen  des  Rostes  gibt  und  die 
Lebensdauer  der  Konstruktion  verlängeit. 

Zur  Aufführung  solcher  Reinigungsarbeiten  sind  natü--- 
lich  besondere  Sandstrahlgebläseanlagen  erforderlich  und 
geschaffen  worden.    Ihre  Einrichtung  ist  folgende: 

Auf  einem  starken,  ve::leckten  Wagen  ist  ein  Motor 
montiert,  am  besten  ein  Elektromotor,  oder,  wo  diese 
Kraft  nicht  vorhanden  ist,  kann  ein  Benzin-  oder  Petroleum- 
motor stehender  Bauart  gewählt  wcrd::i.    Ferner  gehört 


zur  Anlage  ein  Kompl^e's'sor  zur  Erzeugung  der  Druckluft 
für  die  Speisung  der  Düsen,  ein  Windkessel  zum  Ausgleich 
von  Druckschwankungen  und  das  eigentliche  Sandstrahl- 
gebläse selbst.  Der  Betriebsdruck,  mit  welchem  die  Düsen 
gespeist  werden,  beträgt  normal  ca.  1  bis  1,2  Atm.  Ueber- 
druck.  Die  Düsen  erhalten  je  nach  der  verlangten  Leistung 
eine  lichte  Weite  von  6  bis  10  oder  16  mm.  Will  man 
gleichzeitig  an  mehreren  Stellen  arbeiten,  dann  kann  das 
Sandstrahlgebläse  auch  mit  zwei  und  vier  Düsen  versehen 
werden.  An  Bedienungspersonal  erfordert  eine  Anlage 
mit  einer  Düse  zwei  Mann,  von  denen  einer  den  Schlauch 
mit  der  Düse  führt  und  der  andere  die  Beaufsichtigung 
der  Anlage  übernimmt.  Der  Kraftbedarf  beträgt  je  nach 
Druck,  Anzahl  und  Weite  der  Düsen  ca.  3  bis  20  PS. 

Die  meistens  liegenden,  doppelt  wirkenden  Kompres- 
soren werden  durch  gefräßte  Zahnräder  Rohhaut-Eisen  mit 
dem  Motor  gekuppelt,  oder  aber  die  Kraftübertragung  er- 
folgt durch  Riemen.  Zum  Schutze  gegen  Regen  sind  die 
vier  Seiten  des  Wagens  mit  hochziehbaren  Wänden  aus 
Segeltuch  oder  verschiebbaren  Wänden  aus  Holz  ver- 
sehen. Abbildung  2  veranschaulicht  eine  kleine  Anlage 
für  eine  6-mm-Düse  und  für  Fortbewegung  durch  Hand- 
deichsel eingerichtet,  während  Abb.  3  eine  mittlere  An- 
lage für  eine  10-mm-Düse  und  für  Fortbewegung  durch 
Pferde  eingerichtet  darstellt.  Diese  Abbildung  läßt  auch 
die  Handhabung  des  sogenannten  Freistrahlschlauches  mit 
der  Düse  während  der  Arbeit  deutlich  erkennen. 

Das  Sandstrahlgebläse  ist  selbstverständlich  beweglich, 
um  in  die  unmittelbare  Nähe  des  zu  reinigenden  Objektes 
gebracht  werden  zu  können,  was  mit  der  ganzen  Anlage 
vielfach  nicht  möglich  ist.   Die  Verbindung  zwischen  Wind- 


kessel und  Gebläse  erfolgt  der  besseren  Beweglichkeit 
wegen  am  zweckmäßigsten  durch  einen  Schlauch,  der  bis 
zu  80  m  lang  sein  kann,  ohne  daß  ein  merklicher  Span- 
nungsabfall eintritt.  Der  den  Sandstrom  führende  Schlauch 
kann  bei  den  nach  dem  Drucksystem  (siehe  weiter  unten) 
arbeitenden  Sandstrahlgebläsen  bis  zu  30  m  lang  sein,  so 
daß  man  schon  ziemlich  hohe  Objekte  reinigen  und' 
dabei  das  Gebläse  doch  zu  ebener  Erde  stehen  lassen 
kann,  was  zwecks  leichter  Bedienung  wünschenswert  ist. 
Nach  Beendigung  einer  Arbeit  wird  das  Gebläse  auf  den 
Wagen  gestellt  und  der  Schlauch  wird  auf  eine  Trommel 
aufgerollt. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist,  daß  diese  fahrbaren 
Anlagen  nach  Beendigung  der  Reinigungsarbeit  sofort 
zur  Aufbringung  des  neuen  Anstriches  in  tadelloser  Gleich- 
mäßigkeit benutzt  werden  können.  Man  hai  nur  nötig, 
das  Sandstrahlgebläse  durch  einen  sogenannten  Farben- 
streichapparat  für  Druckluftbetrieb  auszuwechseln.  Näheres 
hierüber  siehe  „Fahrbare  Motorfarbstreichanlagen"  von 
Ing.  Immerschitt  in  Nr.  25  Jahrg.  190Q  dieser  Zeitschrift. 

Kurz  erwähnt  sei  noch  die  Wirkung  des  Sandstrahles 
auf  das  Aeußere  von  Sandsteinfassaden  usw.  Wohl  jeder 
der  werten  Leser  hat  schon  Sandsteinfassaden  gesehen, 
die  durch  Staub  und  Ruß,  welche  der  Regen  darauf  nieder- 
geschlagen hat,  mißfarben  und  unansehnlich  geworden 
waren.  Diese  Verunreinigungen  zu  beseitigen  und  der 
Fassade  wieder  ein  frisches  Aussehen  zu  geben,  ist  kein 
Verfahren  besser  geeignet  als  die  Reinigung  mit  dem 
Sandstrahl,  weil  er,  wie  bereits  früher  gesagt,  in  alle  Ver- 
tiefungen, Winkel  und  Poren  eindringt  und  den  Schmutz 


58 


DEUTSCHE  TECl  INIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  4 


Abb.  5  und  6 


herausholt.  Der  Sand  bearbeitet  die  ganze  Oberfläche  ge- 
wissermaßen wie  mit  tausend  feinen  Spitzhämmern  und 
nimmt  mit  einer  papierdünnen  Schicht  alle  darauf  haf- 
tenden Unreinlichkeiten  weg.  Abb.  4  veranschaulicht  eine 
solche  Reinigungsarbeit  und  der  Erfolg  ist  deutlich  zu 
erkennen. 

Zum  Schluß  kommend,  wäre  noch  einiges  über  die 
Systeme,  nach  welchen  die  Sandstrahlgebläse  gebaut 
werden,  zu  sagen.    Man  unterscheidet  in  der  Hauptsache; 

1.  Vakuum-Sandstrahlgebläse, 

2.  Saug-Sandstrahlgebläse  und 

3.  Druck-Sandstrahlgebläse. 

Die  ersteren  kommen  für  fahrbare  Anlagen  nicht  in 
Frage  und  von  den  beiden  anderen  Typen  fast  nur  die 
Druck-Sandstrahlgebläse.  Der  Grund  hierfür  ist  darin  zu 
suchen,  daß  sie  nur  einen  Schlauch  benötigen,  der,  wie 
bereits  weiter  oben  gesagt,  bis  zu  30  m  lang  sein  kann, 
während  bei  den  Saug-Sandstrahlgebläsen  deren  zwei  er- 
forderlich sind.  Der  Schlauchlänge  ift  bei  diesen  Ge- 
bläsen auch  sehr  bald  eine  Grenze  gesetzt,  weil  bei  zu- 
nehmender Länge  das  Ansaugen  des  Sandes  nicht  mehr 
zuverlässig  erfolgt  und  bald  ganz  aufhört. 

Bei  den  Druck-Sandstrahlgebläsen  wird  der  Sand  selbst 
mit  unter  Druck  gebracht;   er  fällt  dann  infolge  seiner 


eigenen  Schwere  in  den  Preßluftstrom  von  gleichem  Druck 
wie  über  der  Sandsäule,  mischt  sich  mit  diesem  und  wird 
der  Düse  zugeführt. 

Die  Abbildungen  5  und  6  veranschaulichen  ein  solches 
Gebläse  einfachster  Konstruktion.  Kammer  B  ist  während 
des  Betriebes  ständig  unter  Druck,  Kammer  C  dagegen  nur, 
wenn  der  Düse  Sand  entströmt,  was  natürlich  nur  so  lange 
erfolgt,  bis  der  Sand  aus  dieser  Kammer  verbraucht  ist. 
iWill  man  Kammer  C  wieder  mit  Sand  füllen,  dann  muß 
der  Hahn  H  verstellt  werden,  wodurch  der  Druck  aus  C 
ins  Freie  entweichen  kann.  Ist  dieses  nach  einigen  Se- 
kunden geschehen,  dann  öffnet  sich  das  Sandventil  und 
der  Sand  kann  von  D  in  C  laufen.  Sobald  sich  wieder 
genügend  Sand  in  C  befindet,  stellt  man  den  Hahn  wieder 
um  und  die  Arbeit  kann  wieder  aufgenommen  werden. 
Abbildung  6  zeigt  deutlich,  wie  der  Sand  in  das  Rohr  K, 
durch  welches  gleichzeitig  die  Preßluft  strömt,  fällt  und 
mitgenommen  wird.  Der  Schlauch  mit  der  Düse  wird  bei  G 
angeschlossen. 

Eine  ausführliche  Beschreibung  der  verschiedenen 
Systeme  erfolgt  am  besten  mit  der  für  später  vorgesehenen 
ausführlichen  Behandlung  der  heute  gebräuchlichen  Ge- 
bläsetypen. 


:;  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 

Der  öffentliche  Betrieb  der  Versiclserung 

Dem  privaten  Versicherungswesen,  wie  wir  es  in  den 
großen  Aktiengesellschaften  und  Versicherungsvercincn 
auf  Gegenseitigkeit  besitzen,  wird  von  seinen  Gegnern  eine 
Reihe  von  schweren  Mängeln  vorgeworfen,  die  man  am 
besten  und  vollständigsten  zu  beseitigen  hofft,  wenn  man 
das  gesamte  Versicherungswesen  verstaatlicht.   In  D.miIscIi- 


land  dreht  sich  die  Frage  der  Verstaatlichung  vor  allem 
um  drei  Versicherungszweige,  die  Feuer-,  Hagel-  und  Vieh- 
versicherung. Die  Debatte  hierüber  war  gegen  Ende  der 
siebziger  und  zu  Beginn  der  achtziger  Jahre  des  ver- 
gangenen Jahrhunderts  besonders  lebhaft  und  wurde  nach 
einer  Pause  etwa  Mitte  der  neunziger  Jahre  aufs  neue 
angeregt. 

"Die  Verstaatlichung  des  Versicherungswesens  wird 
erstens  gefordert,  weil  das  Versicherungswesen,  wie  das 
Verkehrs-,  Münz-  und  Schulwesen  eine  öffentliche  Ein- 
richtung ist,  die  wie  jene  der  öffentlichen  Organisation 


Heft  4  « 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


bedarf.  Demgegenüber  muß  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  das  Versicherungsbedürfnis  durchaus  nicht  so  all- 
gemein ist,  wie  etwa  dasjenige,  das  die  Post  oder  die  Eisen- 
bahn zu  befriedigen  hat.  Es  gibt  eine  nicht  unerhebliche 
Zahl  von  Versicherungsarten,  an  denen  nur  ganz  be- 
stimmte Personenkreise  Interesse  besitzen. 

Zweitens  hält  man  den  Staatsbetrieb  für  billiger,  weil 
an  Stelle  der  vielen,  miteinander  in  Wettbewerb  stehenden 
Unternehmungen  eine  einzige  staatlicheA'nstalt  treten  würde. 
Hiergegen  muß  angeführt  werden,  daß  gerade  der  intensive 
Wettbewerb  der  Gesellschaften  untereinander  zur  Förde- 
rung und  Weiterentwicklung  wesentlich  beigetragen  hat. 
Die  Verbreitung  der  Versicherung  im  Volke,  die  auf  dem 
Wege  staatlicher  Versicherung  ohne  Zweifel  nicht  so  rasch 
oder  überhaupt  nicht  erzielt  würde,  trägt  sehr  erheblich  zur 
Verbilligung  der  Versicherung  bei,  weil  sie  einen  möglichst 
vollständigen  Risikenausgleich  ermöglicht.  Man  darf  dem- 
nach die  Kosten  der  Versicherung  nicht  allein  betrachten, 
sondern  muß  sie  in  Vergleich  setzen  zu  ihren  Leistungen. 
Tut  man  dies,  so  schneidet  die  private  Versicherung  gegen- 
über der  staatlichen  keineswegs  schlecht  ab. 

Man  wünscht  die  Verstaatlichung  drittens  deshalb,  weil 
man  die  Anwerbepraxis  in  der  Privatversicherung  miß- 
billigt und  die  schweren  Mängel  des  Agentenwesens  be- 
seitigen möchte.  Es  muß  nun  zwar  unbedingt  zugegeben 
werden,  daß  Mißstände  vorhanden  sind,  aber  sie  haften 
weniger  dem  System  als  einzelnen  Personen,  die  im  Dienste 
des  Systems  stehen,  an.  Sie  lassen  sich  daher  durch  vor- 
sichtige Auswahl  der  Agenten,  deren  scharfe  Kontrolle, 
die  Vorschriften  des  Gesetzes  zur  Bekämpfung  des  un- 
lauteren Wettbewerbes  und  eine  sorgfältige  Aufsichts-  und 
Vertragsrechts-Gesetzgebung  tilgen.  Uebrigens  ist  zu  be- 
denken, daß  auch  bei  Verstaatlichung  des  Versicherungs- 
wesens sich  mancherlei  Mängel,  vielleicht  an  anderen 
Stellen,  herausstellen  müssen,  weil  auch  dann  die  Durch- 
führung der  Versicherung  in  den  Händen  von  Menschen 
ruht,  mit  deren  Eehlern  und  Schwächen  jede  menschliche 
Einrichtung  nun  einmal  rechnen  muß. 

Von  der  Verstaatlichung  erhofft  man  ferner  eine  bessere 
Schadensvorbeugung  und  dadurch  eine  Verringerang  der 
Schäden.  Es  wird  hierbei  niclit  beachtet,  daß  die  privaten 
Versicherungsgesellschaften  Vorbeugungsmaßregeln  jeder 
Art  auf  das  energischste  fördern.  Man  denke  nur  an 
die  Unterstützungen,  die  seitens  der  deutschen  Eeuervcr- 
sicherungsgesellschaften  die  Feuerwehren  und  sonstigen 
Eeuerlöscheinrichtungen  erhalten. 

Als  einen  Mangel  des  privaten  Versicherungswesens 
bezeichnet  man  es,  daß,  weil  bei  ihm  die  Risiken  nach 
der  Größe  der  Gefahr  in  Gruppen  zusammengefaßt  werden, 
gerade  diejenigen  Personen  und  Güter,  die  am  meisten  von 
der  Gefahr  bedroht  sind  und  daher  am  ersten  der  Versiche- 
rung bedürfen,  die  höchsten  Prämien  zahlen  müssen  und 
infolgedessen  oft  von  der  Versicherung  Abstand  nehmen. 
Durch  die  Verstaatlichung  der  Versicherung  will  man  diesen 
Nachteil  vermeiden  und  eine  gerechtere  Lastenverteilung 
dadurch  herbeiführen,  daß  man  das  bessere  Risiko  einen 
Teil  der  Prämienlast  des  schlechteren  mittragen  läßt.  Ein 
solches  Vorgehen  berücksichtigt  gar  nicht,  daß  das  bes>?rc 
Risiko  nicht  immer  auch  das  wirtschaftlich  kräftigere  ist. 
Wenn  z.  B.  in  einem  Dorfe  der  reiche  Bauer  ein  mit  Holz- 
schindeln gedecktes  Haus  bewohnt,  während  der  Lehrer 
ein  neues,  besser  gebautes  Haus  mit  Ziegeldach  besitzt, 
so  würde,  bei  Anwendung  der  Durchschnittsprämie  der 
weit  ärmere  Lehrer  einen  Teil  des  größeren  Risikos  des 
Bauernhauses  in  seiner  Prämie  mitübernehmen  müssen. 
Gerade  dann  könnte  man  von  einer  ungerechten  Verteilung 
der  Versicherungslast  sprechen.  Bei  Anwendung  der 
Durchschnittsprämie  in  der  Lebensversicherung  würden 
sich  vorzugsweise  die  minder  gesunden  Leben  zur  Ver- 
sicherung drängen,  während  die  besseren,  weil  sie  in  ihrem 
Beitrag  für  die  schlechteren  mit  aufkommen  müßten,  sehr 
oft  keine  Versicherung  nehmen  würden. 

Versucht  man  objektiv  das  Eür  und  Wider  der  privaten 
und  staatlichen  Versicherung  gegeneinander  abzuwägen. 


so  wird  man  zu  der  Ueberzeugung  gelangen,  daß  das 
Nebeneinanderwirken  beider  Organisationen  ein  erheblicher 
Vorzug  des  deutschen  Versicherungswesens  ist. 


::      :;      ::       BUCHERSCHAU    ::      ::  :;  ::  :: 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Bin  hiuindhini;  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  bc/iclicn.) 

Entwerfen   und  Berechnen   der  Dampfmaschinen.     Ein  Lchr- 
und  Handbuch  für  Studierende  und  angehende  Konstruk- 
teure.   3.  Auflage.    Von  Heinrich  Dubbel.  Verlag 
Julius  Springer,   Berlin.     Preis  geb.   10  M. 
Dieses  bereits  in  dritter  Auflage  vorliegende  Werk  wendet 
sich  in  der  Hauptsache  an  den  Studierenden.     Die  kurze  Auf- 
einanderfolge der  einzelnen  Auflagen  (seit  1905)  zeugt  davon, 
daß    die   Voraussetzungen,    unter  denen    das   Buch  entstand, 
richtig  waren. 

Das  wesentliche  für  den  Entwurf  und  die  Berechnung  der 
Dampfmaschinen  ist  gedrcängt  dargestellt.  Tabellen  und  Maß- 
zeichnungen fehlen  fast  ganz,  der  Sinn  des  Geschriebenen  wird 
aber  durch  zahlreiche,  sehr  gute  Abbildungen  der  Konstruktionen 
führender  Firmen  ergänzt.  Die  höhere  Mathematik  ist  nur 
wenig  zur  Anwendung  gekommen,  so  daß  auch  der  Mittelschul- 
techniker das  Werk  mit  Nutzen  gebrauchen  kann. 

X)ie  Kapitel  A  und  B  behandeln  zunächst  die  technische 
Thermodynamik,  um  das  Verständnis  der  Diagrammunter- 
suchungen usw.  zu  erleichtern.  Eingehende  Behandlung  hat 
besonders  das  Boulvinsche  Entropiediagramm  gefunden,  welches 
zu  einem  wert\ollen  Hilfsmittel  zur  Berechnung  von  Turbinen 
geworden  ist.  Im  folgenden  Kapitel  wurden  die  Steuerungen 
behandelt,  wobei  hauptsächlich  die  Systeme  als  Beispiele  auf- 
geführt sind,  welche  das  Prinziip  ihrer  Art  am  besten  erkennen 
lassen.  Danach  werden  die  Kondensation  und  Verbundwirkung 
ausführlich  behandelt,  besonders  auch  ihre  Einwirkung  auf  die 
Wirtschaftlichkeit  der  Dampfkraftanlagen.  Ebenso  werden  die 
Abdampfentölungsanlagen  in  ihren  verschiedenen  Ausführungs- 
arten, Stioß-i  und  Zentrifugalkraftentöler,  Entöler  mittels  Fil- 
tration usw.  erwähnt. 

Nachdeiu  noch  die  Grundzüge  des  Massenausgleiclis  und 
die  Regulierung  ausführlich  behandelt  sind,  gibt  der  Verfasser 
einen  kurzen  Abriß  über  den  Bau  von  Dampfturbinen  und-  über 
besondere  Anordnungen  von  Dampfmaschinen,  wie  Lokomobilen, 
Maschinen   für  Abdampfverwertung,   Kaltdampfmaschincn  usw. 

Zum  Schluß  werden  kurze  Ausführungen  über  die  Wirt- 
schaftlichkeit der  Anlagen  gegeben,  ein  Faktor,  dem  selir  häufig, 
leider  auch  von  Schulen,  nur  wenig  Beachtung  geschenkt  wird. 

Das  Buch  ist  gediegen  ausgestattet  und  wird  wohl  auch 
weiterhin  die  gute  Aufnahme  finden,  wie  die  ersten  beiden 
Auflagen.  An. 


::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN  :: 


Nur  Anfr.ijcn,  denen  Rückporto  bciliecjt  und  die  v  m  allgemeinem 
Interesse  sind,  u  erden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  t  iiisci'  iers  sind 
Wohnung  und  M  i  l  g  1  i  c  d  n  u  ni  m  e  r  hini-uzuf ilgcn.  Antragen  nach  Bezn^s- 
(|ucllen  und  Buchern  weiden  unparteiisch  und  nur  sclirifllich  erteilt.  tiine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht,  Schiulitag  für  Einsen- 
dingeu  ist  der  vorle'zfe  Donnerstag  (niitt.igs  12  lllir)  vor  Frscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  frage  erscheinen  soll,  tiiiie  Vcrbmdli' Ii  l:cit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  kragen  und  Ani.cort-n  lehnt  die  SLhrift- 
leitung  nachdi  üi  klii  h  ab.  Die  zur  trläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöckc  zur  Wiedergabe  von   Zeichnungen   muß  der  hragestcller  vorher  bezahlen. 

r  raffen 

Frage  13.  Ein  Pächter,  der  zur  Unterhaltung  und  Erneue- 
rung der  Pappdächer  der  Gebäude  auf  seiner  Pachtung  It. 
Pachtkontrakt  verpflichtet  ist,  hat  alle  zwei  Jahre  die  Dächer 
gründlich  teeren  lassen,  ohne  eine  Erneuerung  vorzunehmen. 
Die  Dächer  bestehen  aus  einer  Lage  Dachpappe,  die  auf  ge- 
federter Dachschalung  aufgenagelt  ist;  das  Alter  der  Dächer 
beträgt  30  Jahre.  Der  Verpächter  verlangt  nun,  da  der  Pächter, 
der  die  Pachtung  40  Jahre  inne  hatte,  am  L  März  d.  J.  diese  auf- 
gibt, die  Erneuerung  der  angeführten  2000  qm  großen  Dachflächen 
und  begründet  seine  Forderung  damit,  daß  30  Jahre  als  Grenze 
für  die  Haltbarkeit  und  gute  Beschaffenheit  eines  einfach  ver- 
legten Pappdaches  anzusehen  sei.  Ist  die  Forderung  des  Ver- 
pächters berechtigt?  Liegen  für  ähnliche-  Fälle  gerichtliche 
Entscheidungen  vor? 

Frage  14.  Ist  in  irgend  einer  Zeitschrift  eine  Abhandlung 
über  die  Konstruktionen  von  Kontrollkassen  und  ähnlichen  Appa- 
raten erschienen,  oder  gibt  es  sonst  Literatur  darüber? 


60 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  4 


Frage  15.  Ein  Viehstall  für  15  Rinder  soll  mit  einer  Selbst- 
trank-Anlage  ausgerüstet  werden.  Wasserleitung  ist  vorhanden. 
Druck  4  atni.  Wie  haben  sich  solche  Anlagen  bewährt?  Wie  ist 
deren  prinzipielle  Einrichtung  und  wer  liefert  diese? 

Frage  16.  Einem  Glasermeister  wurden  sämtliche  Fenster 
eines  Neubaues  übertragen  und  zwar  Fenster  ohne  Sprossen- 
einteilung zu  8,75  M  pro  qm,  mit  Sprosseneinteilung  zu  9  M  pro 
qm.  lieber  die  kleinen  Fenster  unter  1  qm  wurde  keine  Ver- 
einbarung getroffen.  Bei  der  Abrechnung  ergab  sich,  daß  der 
Meister  zwar  die  Fenster  über  1  qm  zu  dem  vereinbarten  Preise, 
die  kleineren  dagegen  pro  Stück  angesetzt  hat.  Dadurch  ergibt 
sich  ein  Preisunterschied  von  ca.  30  M.  Ist  nun  der  Meister 
zu  diesem  Verfahren  berechtigt,  bezw.  wie  ist  im  allgemeinen 
der  Ortsgebrauch  in  der  Pfalz? 

Frage  17.  Ein  Bauherr  gibt  dem  Architekten  den  Auftrag 
zur  Anfertigung  des  Projektes  nebst  Kostenanschlag  für  einen 
Neubau  sowie  der  Bauvorlagen  zur  Einholung  der  Bauerlaubnis. 
Die  Bauerlaubnis  wird  aus  irgend  welchen  Gründen  verweigert. 
Hat  nun  der  Architekt  ein  Recht,  sein  Honorar  für  die  soweit 
geleisteten   Arbeiten   zu  beanspruchen? 

Frage  18.  Ein  altes  wertvolles,  aus  Holz  geschnitztes  Altar- 
bild ist  teilweise  wurmstichig.  Gibt  es  Mittel,  die  diesem  Uebcl- 
stand  Einhalt  tun  und  welche?    Wer  könnte  dies  ausführen? 

Ariln'orlen 

Zur  Frage  455.  Gefährdung  eines  Hauses  durch  die  Ab- 
wässerung  des  Nachbargrundstücks.  Gemäß  §  904  des  Bürger- 
lichen Gesetzbuches  ist  der  Eigentümer  einer  Sache  nicht  be- 
rechtigt, die  Einwirkung  eines  Anderen  auf  die  Sache  zu  ver- 


bieten, wenn  diese  Einwirkung  zur  Abwendung  einer  gegen- 
wärtigen Gefahr  notwendig  und  der  drohende  Schaden  gegen- 
über dem  aus  der  Einwirkung  dem  Eigentümer  entstehenden 
Schaden  unverhältnismäßig  groß  ist.  Der  Eigentümer  kann 
Ersatz  des  ihm  entstehenden  Schadens  verlangen.  Sie  müssen 
also,  falls  Ihnen  der  Nachbar  das  Putzen  ihrer  Mauer  von  seiner 
Hofseite  aus  verbietet,  und  die  Arbeiten  von  einem  Schwebe- 
gerüst aus  nicht  bewerkstelligt  werden  können,  gegen  Ihren 
Nachbar  klagbar  vorgehen.  Durch  das  Verbot  der  Einwirkung 
ihres  Nachbars  ist  Ihnen  dieser  zum  Ersatz  des  etwa  dadurch 
verursachten  Schadens  verantwortlich.  M.  K. 

Zur  Frage  468.  Ventilations-Kachelofen.  II.  (I.  s.  Heft  2.) 
Unter  Ventilations-Kachelöfen  sind  wohl  solche  zu  verstehen, 
wie  sie  m.  W.  allein  dem  Kgl.  Bausekretär  Bämke  zu  Lands- 
berg a.  W.  patentamtlich  geschützt  sind.  Ein  anderes  System, 
das  man  als  „Ventilations-Kachelofen"  ansprechen  könnte,  ist 
mir  unbekannt.  Das  Prinzip  beruht  auf  Einführung  einer  Luft- 
schicht hinter  den  Kacheln.  Der  innere  Ausbau  ist  derselbe 
wie  bei  einem  gewöhnlichen  Kachelofen.  Durch  die  ener- 
gische Luftzirkulation  wird  eine  größere,  schnellere  und  gleich- 
mäßige Verteilung  der  Wärme  erreicht.  Der  Ofen  hat  sich  sehr 
gut  bewährt,  besonders  aber  ist  er  zu  empfehlen  für  Schulen, 
große  kaltliegende  Räume,  Wartesäle  usw.  Herr  Bämke  dürfte 
ihnen  bereitwilligst  auf  Verlangen  einen  Prospekt  senden. 

T  h  i  e  m  e. 

Zur  Frage  6.  Rostschutz  für  Federn.  Als  sicheres  Rost- 
schutzmittel für  die  Federn  empfiehlt  sich  elektrische  Verbleiung. 
Apparate  hierzu  liefern  Kirchlioff  &  Lehr,  Bleiwarenfabrik,  Arns- 
dorf i.  Sa. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  Mark,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche 
Techniker-Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  und 
örtliche  Verhältnisse.  4.  Steilungslosen-Unterstützungskasse  30  bis  60  Mark 
pro  Monat.  5.  Unterstätzungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Dar- 
lehenskasse, zinsfreie  Darlehen  bis  100  Mark.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
3Q0  Mark.  8.  Rechtsauskunft  und  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streit- 
sachen. Angegliedert  eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwen- 
kasse. Syndikus:  Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstrasse  47. 
Erholungsheim:  Sondershausen  in  Thüringen.  Anmeldungen  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


pvj/:k    VAc^rrc^n    T~  try-To\t-n\^re\tCkAaLf   machen  wir  nochmals  darauf  aufmerksam,  daß  laut  Beschluß  des  Stiitt-  |0 
1-JVK:    1  ich  eil    LillZCimilgllCUer  garter  Verbandstages  der  jährliche  Verbandsbeitrag  vom  l.  Jan.  1911  an 
beträgt.    Der  Betrag  ist  in  halbjährlichen  Raten  von  je  9,—  M  zu  entrichten.    Da  satzungsgemäß  der  erste  Halbjahresbeitrag  im  Monat 
Januar  zu  zahlen  ist,  bitten  wir  um  umgehende  Uebermittelung  dieses  Betrages.  Die  Verbandsleitung. 


Sitzun^s-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerl<s3ni,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Hr.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Unsere  Schüleragitation 

Wer  die  Jugend  hat,  hat  die  Zukunft!  Dieser  Satz  beweist 
seine  Richtigkeit,  wohin  wir  immer  im  Leben  sehen  wollen.  Die 
politischen  Parteien  bemühen  sich  krampfhaft,  den  jungen  Nach- 
wuchs für  ihre  Ziele  und  Ideen  zu  begeistern,  und  unsere 
Konkurrenzorganisation,  der  B.  t.-i.  B.,  sendet  ein  ganzes  Heer 
von  Agitationsbeamten  aus,  um  die  Schüler  der  technischen 
Lehranstalten  für  den  Bund  zu  gewinnen. 

Wir  sind  ebenfalls  nicht  müssig  geblieben  und  haben  in 
den  letzten  Wochen  mit  Erfolg  die  Ziele  und  Bestrebungen  des 
D.  T.-V.  den  Schülern  verschiedener  Techniken  vor  Augen 
geführt. 


In  Holzminden,  Sternberg  i.  M.,  Strelitz  wur- 
den neue  Zweigvereine  mit  Schülerabteilungen  gegründet,  die 
bereits  ganz  respektable  Mitgliederzahlen  aufweisen.  Auch  an 
anderen  Orten  mit  technischen  Lehranstalten  versuchten  wir 
festen  Fuß  zu  fassen.  Wenn  wir  die  einzelnen  Versammlungen 
überblicken,  können  wir  überall  recht  gute  Erfolge  quittieren. 

So  gelang  es  vor  allem  in  Zerbst  die  zahlreichen  Schüler 
der  dortigen  Baugewerkschule  für  den  Verband  zu  interessieren. 

Unter  tätiger  Mitarbeit  der  Bezirksverwaltung  Sachsen- 
Anhalt,  besonders  der  Kollegen  Papenroth  und  U  e  b  e 
wie  des  Technischen  Vereins  Dessau  sowie  einiger  Herren 
der  Baugewerkschule  fand  am  S.  Dezember  dort  eine  öffent- 
liche Versammlung  statt,  in  welcher  Architekt  Kaufmann, 
Berlin,  über  „die  Wertschätzung  der  technischen  Arbeit 
und  die  Notwendigkeit  der  Organisation"  sprach.  Der 
langgestreckte  Saal  des  „Germania-Restaurants"  war  über  alles 
Erwarten  dicht  gefüllt  und  es  herrschte  nach  den  Ausführungen 
des  Referenten  große  Begeisterung.  Auch  der  Bund  hatte  einen 
Vertreter  in  der  Person  des  Herrn  Ingenieur  M  e  d  e  rl  e  gesandt, 
um  tmsere  Arbeit  zu  stören.  Dies  ist  ihm  aber  nicht  gelungen, 
Herr  Mederle  und  drei  bis  vier  seiner  Anhänger  zogen  ab,  als 
sie  sahen,  daß  wir  an  diesem  Abend  41  Neuanineldungen  und 


Heft  4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


61 


die  Gründung  eines  neuen  Zvveigvereins,  des  „Technischen 
Vereins  Z  e  r  b  s  t",  als  Erfolg  buchen  i<onnten.  Die  not- 
wendigen Wahlen  wurden  gleich  vorgenommen.  Recht  befrie- 
digend ist  die  Nachwirkung  der  Versammlung,  denn  die  Zahl 
der  Hospitanten-Mitglieder  unseres  Verbandes  ist  in  Zerbst  i  n  - 
zwischen  auf  73  gestiegen.  Es  herrscht  ein  guter 
Geist  in  dieser  jungen  Gruppe,  der  zu  den  besten  Erwartungen 
berechtigt. 

Auch  in  Hildburghausen,  dessen  Technikum  bisher 
als  eine  Domäne  des  Bundes  galt,  haben  wir  einen  Vorstof? 
unternommen  und  dort  am  19.  Dezember  eine  öffentliche  Ver- 
sammlung veranstaltet.  Die  rührige  JVlitarbeit  des  Co- 
burger Techniker- Vereins  und  einiger  Einzelmitglieder,  vor  allem 
des  Herrn  Stadtbaumeisters  Heller,  ermöglichte  es  noch  kurz 
\  or  den  Weihnachtsferien,  die  Schüler  zusammenzubringen.  Herr 
Architekt  Kaufmann  sprach  über  das  gleiche  Thema  wie 
in  Zerbst  und  es  gelang,  auch  in  Hildburghausen  trotz  der  JVlühe, 
die  sich  ein  Bundesmitghed  gab,  einen  Verein  zu  gründen. 
20  Neuanmeldungen  machten  den  Verein  lebensfähig, 
und  so  konnte  noch  am  Abend  zur  Wahl  der  Vorstandsicliafü 
geschritten  werden.  Zum  1.  Vorsitzenden  wurde  gewählt  Herr 
Stadtbaumeister  Heller,  zum  Kassierer  Herr  Walbrecht,  zum 
Schriftführer  Herr  Rohne  und  als  Beisitzer  die  Herren  Günther 
und  Klein.  Mit  großer  Genugtuung  durften  wir  feststellen, 
daß  das  Lehrerkollegium  in  Hildburghausen  den  Bestre- 
bungen des  Verbandes  sympathisch  gegenüber  steht  und  von 
dieser  Seite  dem  jungen  Verein  sicherlich  keine  Hindernisse 
bereitet  werden.  Wir  hoffen,  daß  die  Schülergruppe  Hildburg- 
hausen sich  ebenso  kräftig  entwickeln  möge,  wie  die  des  Zerbster 
Technikervereins. 

Ebenso  gelang  es  uns  in  Höxter,  einer  alten  preußischen 
Baugewerkschule,  Eingang  zu  finden.  Mehrere  Verbandskollegen 
haben  in  rühriger  Weise  dort  vorgearbeitet,  und  die  beiden  be- 
stehenden Schülervereinigungen,  den  Gesangverein  Harmonie 
und  den  Turnverein  der  Schule  für  den  Verband  zu  gewinnen  ver- 
standen. Am  10.  Januar  veranstalteten  beide  Vereine  einen 
Vortragsabend,  in  dem  ebenfalls  Herr  Kaufmann  über  „die  Not- 
wendigkeit der  Organisation"  zu  den  Schülern  sprach.  19  Neu- 
anmeldungen und  der  Beschluß,  die  beiden  Schülervereinigungen 
noch  enger  an  den  Verband  zu  gliedern,  waren  das  Resultat  des 
Abends.  Insgesamt  ist  bisher  die  Zahl  der  Hospitanten  in 
Höxter  auf  64  gestiegen.  Der  Vorsitz  der  Hospitanten- 
gruppe liegt  jährlich  wechselnd  in  den  Händen  des  Vorstandes 
einer  der  Schülervereinigungen.  Für  dieses  Jahr  wurde  be- 
schlossen, den  Vorstand  der  Harmonie,  Herrn  J.  Riße, 
mit  der  Leitung  der  Verbandsgeschäfte  zu  betrauen  und  für  die 
nicht  den  beiden  Schülervereinigungen  angehörenden  Hospi- 
tanten Herr  Fischer  als  Beisitzer  hinzugewählt.  Auch  in  Höxter 
wurde  seitens  der  Lehrerschaft  dem  Verbände  rege  Unterstützung 
zuteil,  insbesondere  war  es  der  Versammlungsleiter,  Herr  Ober- 
lehrer Krieg,  der  mit  beredten  Worten  die  Schüler  auf  den 
Ernst  der  Organisationsfragen  aufmerksam  machte  und  dem 
Verbände  zuführen  half.  Wir  danken  an  dieser  Stelle  ihm 
und  allen  anderen  Mitarbeitern,  die  ihr  Bestes  zum  Gelingen 
der  drei  Versammlungen  beitrugen.  Sie  müssen  in  dem  Er- 
folge den  schönsten  Lohn  für  die  Mühen  erblicken. 


Bezirksverwal  tunken 

Brandenburg.  E  i  n  z  e  1  m  i  t  g  1  i  e  d  e  r.  Am  Sonntag, 
29.  Januar,  vormittag  10  Uhr,  findet  in  Berlin,  in  Neumanns 
Festsälen,  Rosenthalerstraße  36,  eine  Versammlung  der  Einzel- 
mitglieder der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Bericht  über  den  13.  Bezirkstag.  2.  Anträge  zum 
nächsten  Bezirkstage.  3.  Die  Bedeutung  der  Gruppeneinteilung 
nach  den  Stuttgarter  Beschlüssen.  4.  Neuwahl:  a)  des  Ob- 
mannes und  des  Stellvertreters;  b)  der  Vertreter  im  Gesamt- 
vorstand der  Bezirksverwaltung;  c)  der  Delegierten  zu  den 
Bezirkstagen;  d)  der  Arbeitskommission.  5.  Verschiedenes.  Um 
recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  dringend  gebe'en.  Bemerkt 
wird,  daß  die  Versammlung,  ohne  Rücksicht  auf  die  Anzahl  der 
Erschienenen,  beschlußfähig  ist.  Es  ist  beabsichtigt,  nach 
Schluß  der  Sitzung  eine  Besichtigung  der  Spreekreuzung  mit 
der  Verlängerung  der  Untergrundbahn  nach  dem  Alcxanderplatz 
vorzunehmen.  Die  Verhandlungen  hierüber  schv  e'  en  ncch  und 
wird  den  Kollegen  das  Nähere  in  der  Versammlung  bekannt- 
gegeben. 

Norddeutsche  Bezirksverwaltnng.  Adressenände- 
rung. Da  der  bisherige  1.  Vors.  Koll.  Radunz  sein  Amt 
niedergelegt  hat,  bitten  wir,  für  uns  bestimmte  Sendungen  zu 
Adressieren  an:  Herrn  F.  Petersen,  Kiel-Wik,  Hotel  Deutsches 
Haus.  —  Der  IX.  Bezirkstag  findet  voraussichtlich  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Monats  Februar  in  Lübeck  statt.  Evtl.  An- 
träge zu  diesem  Bezirkstag  bitten  wir  sobald  als  möglich  ein- 
zureichen. 


Nordwestdeutsche  Bezirksverwaltung.  Gesamtvorstands- 
sitzung am  11.  Dezember  1910  im  Landes-Gewerbe-Museum  in 
Oldenburg.  Nach  Erstattung  des  Geschäfts-  und  Kassenberichts 
wurde  in  eine  Besprechung  zur  Vorbereitung  der  demnächst 
stattfindenden  Vorstandswahlen  eingetreten  und  beschlossen,  die 
Vertretung  der  Vereine  und  Einzelmitglieder  im  erweiterten 
Bezirksvorstand  nach  den  neuen  Satzungen  zu  regeln.  Bis 
zum  nächsten  Bezirkstag,  der  bald  nach  Genehmigung  der 
neuen  Satzung  in  Nordenhamm  stattfinden  soll,  bleibt  die  bis- 
herige Zusammensetzung  bestehen.  Eine  kurze  streng  sach- 
liche Aussprache  fand  statt  über  das  Verhältnis  des  !).  T.-V. 
zum  B.  t.-i.  B.  und  die  Ergebnisse  der  Verhandlungen  in  der 
Frage  der  Verschmelzung  beider  Verbände.  Einmütig  wurde  der 
Auffassung  Ausdruck  gegeben,  daß  Form  und  Art  der  Be- 
handlung dieser  für  die  Standesbewegung  so  wichtigen  Frage 
durch  die  Bundesleitung  den  Schluß  zulasse,  daß  von  dieser 
die  Verhandlungen  weniger  des  idealen  Zweckes  wegen  ge- 
führt werden,  sondern  vielmehr  als  Deckmantel  für  die  unfaire 
erbitterte  Bekämpfung  des  D.  T.-V.  und  zur  Beschaffung  immer 
neuen  Angriffsmaterials  dienen  sollen.  Die  Stimmung  fand  in 
folgender  einstimmig  angenommenen  Entschließung  ihren 
Ausdruck : 

Die  am  11.  Dezember  1910  im  Gildensaale  des  Landes- 
Gewerbe-Museums  in  Oldenburg  tagende  Gesamtvorstands- 
sitzung der  Nordwestdeutschen  Bezirksverwaltung  faßte  ihre 
Stellungnahme  zu  den  Verschmelzungsverhandlungen  zwischen 
dem  D.  T.-V.  und  dem  B.  t.-i.  B.  in  folgender  Entschließung 
zusammen : 

Nachdem  die  seit  über  Jahresfrist  gepflogenen  Verhand- 
lungen zwischen  dem  D.  T.-V.  und  dem  B.  t.-i.  B.  zur  Herbei- 
führung der  Verschmelzung  beider  Organisationen  zu  e  i  n  e  r 
Einheitsorganisation  nur  das  Ergebnis  zeitigten,  daß  die  An- 
griffe des  B.  t.-i.  B.  auf  den  D.  T.-V.  an  Schärfe  zugenommen 
haben,  die  Bundesleitung  aber  auch  nicht  darüber  im  Zweifel 
sein  kann,  daß  die  gestellte  Forderung:  „Ausschluß 
der  Selbständigen  und  aller  Beamten  im 
Reichs-,  Staats  -  und  Kommunaldienst"  für  den 
D.  T.-V.  unannehmbar  ist,  und  nachdem  ferner  der  5.  Bundes- 
tag „die  Bekämpfung  des  D.  T.-V.  als  grund- 
sätzlich geboten"  beschlossen  hat,  hält  die  Nord- 
westdeutsche Bezirksverwaltung  alle  ferneren  Verhandlungen 
für   unfruchtbar  und  daher  zwecklos. 

Sie  ersucht  deshalb  den  geschäftsführenden  Verbands- 
vorstand, unverzüglich  dem  Gesamtvorstand  einen  Antrag  auf 
Einstellung  aller  Verhandlungen  in  gedachter  Richtung  und 
Verzicht  auf  Auseinandersetzungen  im  Verbandsorgan  und  in 
Flugblättern  zur  Beschlußfassung  zu  unterbreiten  und  den 
gefaßten  Beschluß  in  geeigneter  Form  und  bei  jeder  passen- 
den Gelegenheit  den  Verbandsmitgliedern  öffentlich  bekannt 
zu  geben. 

Die   Versammlung    stimmt    im   übrigen   den   im  Rund- 
schreiben  Nr.  13  vom   10.  November  d.  Js.  durch  die  Ver- 
bandsleitung laufgestellten  Richtlinien  für  das  Verhalten  bei 
öffentlichen    Versammlungen   und   Veranstaltungen  zu. 
Nachdem  dann  noch  Stellung  genommen  war  zu  den  ver- 
schiedenen in  neuerer  Zeit  durch  Rundschreiben  von  der  Ver- 
bandsleitung   gegebenen    und    beifällig    aufgenommenen  An- 
regungen wurde  die  Versammlung  mit  einem  dreimaligen  Hoch 
auf  den  Verband  geschlossen. 

Oberschicsien.  Am  Sonntag,  22.  d.  Mts.,  findet  in  T  a  r  n  o  - 
witz,  Hotel  „Goldene  Krone",  eine  Wanderversammlung  mit 
nachstehender  Tagesordnung  statt:  Vormittags  10  Uhr  Sitzung 
des  geschäftsführenden  Vorstandes.  Nachmittags  4  bis  7  Uhr 
Mitgliederxersammlung.  1.  Bericht  des  Bezirksvorsitzenden, 
Herrn  Kollegen  Hochstein,  über  die  Gesamtvorstandssitzung  in 
Sondershausen.  2.  Bericht  der  Abgeordneten,  welche  zum  Be- 
zirkstage der  Mittelschlesischen  Bezirksverwaltung  nach  Breslau 
entsandt  waren.  Wir  machen  auch  auf  nachstehende  Vortrags- 
abende innerha  b  unserer  Bezirksverw ;  1  ung  aufn.erks  m.  Fefc- 
rent  Herr  Architekt  Kaufmann,  Berlin.  In  Ratibor  am 
Freitag,  3.  Februar,  abends  S^/o  Uhr,  in  Brucks  Hotel  Oder- 
sfraße,  Thema :  ri)as  Angestelltenrecht  und  der 
Reichstag.  In  Beuthen  am  Sonntag,  5.  Februar,  nach- 
mittag 4  Uhr,  Hotel  Lomnitz:  Thema:  Der  Weg  des 
D.  T.-V.  Ueber  zwei  weitere  Vorträge  (am  4.  und  6.  Februar) 
erfolgen  nähere  Angaben  in  der  nächsten  Nummer  der  D.  T.-Z. 
Es  wird  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  am  1.  Februar  die 
Frist  für  Einreichung  der  Wettbewerbarbeiten  für  eir.e  Stiflungs- 
urkunde  für  das  Oberschlesische  Zimmer  im  Erlvolungsheim  ab- 
läuft. Wir  bitten  um  pünktliche  Einsendung.  Die  Vereine 
werden  gebeten,  die  Namen  der  Preisrichter  umgehend  dem 
Herrn  Bezirksvorsitzenden  bekanntzugeben.  Am  19.  Februar  tritt 
in  Königshütte,  Hotel  Graf  Reden,  anläßlich  einer  Wander- 
versammlung, das  Preisrichterkollegium    zusammen.     In  dieser 


62 


DEUTSCHE  TECriNIKER-ZElTUNO  1911 


Heft  4 


Versammlung  wird  das  Ergebnis  bekanntgegeben,  auch  werden 
die  eingereichten  Arbeiten  ausgestellt. 


Zwei  ^vereine 

O  e  m  i  s  c  Ii  t  e  Vereine. 

Aschaffenburg.  Technischer  Verein.  Laut  Beschluß 
der  Generalversammlung  vom  3.  Dezember  1910  setzt  sich  die 
Vorstandschaft  unseres  Vereins  nunmehr  wie  folgt  zusammen: 
1.  Vorstand:  Og.  Weißenberger,  Würzburger  Str.  13;  2.  Vor- 
stand: K.  Löffler,  Stadelmannstr. ;  1.  Schriftführer:  A.  Schreiber, 
Goethestr.  21;  2.  Schriftführer:  M.  Haas,  Würzburger  Str.  29; 
1.  Kassierer:  Frz.  Preß,  Ludwigstr. ;  2.  Kassierer  Gg.  Obnich, 
Würzburger  Str.;    Bibliothekar:    P.  Schreiber,   Seestr.  3. 

Beigedorf  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Br.-A. :  H.  Eggert,  Bergedorf,  Brookstraße  3  11.  Unsere  nächste 
Versammlung  findet  am  Mittwoch,  25.  Januar  1911,  abends 
97,  Uhr,  im  Vereinslokale,  Stadt  Hamburg,  statt.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Jahresbericht.  3.  Neuwahl 
des  Vorsitzenden  und  des  Kassierers.  4.  Stiftungsfest.  5.  Ver- 
schiedenes. Wir  bitten  um  zahlreichen  Besuch.  Unserem  Ver- 
ein und  dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen  sind  uns; 
stets  willkommen. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  Versamm- 
lungen finden  an  dem  1.  Donnerstag  der  ersten  und  zweiten 
Hälfte  jeden  Monats  im  Dickmann'schen  Lokale,  Wilhelmstraße, 
statt.  Briefadresse:  Theod.  Voß,  Ingenieur,  Bromberg,  Ber- 
liner Straße  12  b. 

Cliarlottenburg.  Technischer  Verein.  V.  u.  O. : 
Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  im  Monat  im  Restaurant  Wilhelms- 
hof am  Wilhelmsplatz.  In  der  am  5.  ds.  Mts.  stattgefundenen 
Jahreshauptversammlung  wurde  der  von  dem  bisherigen  1.  Vor- 
sitzenden Koll.  Bock  erstattete  Jahresbericht  entgegengenommen. 
Von  einer  Veröffentlichung  des  Jahresberichts  in  der  D.  T.-Z. 
wird  Abstand  genommen,  derselbe  steht  jedoch  den  Mitgliedern 
jederzeit  zur  Verfügung.  Der  wichtigste  von  den  Anträgen  war 
der,  der  sich  mit  der  Festsetzung  des  Vereinsbeitrages  be- 
faßte. Es  wurde  nach  einer  äußerst  anregenden  und  teilweis 
auch  sehr  lebhaften  Debatte  beschlossen,  den  Vereinsbeitrag  mit 
Rücksicht  auf  die  unbedingt  notwendige  Einheitsmitgliedschaft 
im  Verbände  auf  18  M  herabzusetzen;  allerdings  unter  der 
Voraussetzung,  daß  die  Einzelmitglieder  geneigt  sind,  nunmehr 
sich  im  Verein,  der  in  Zukunft  nur  Standesinteressen  vertreten 
wird,  zu  fruchtbringender  Arbeit  zum  Wohle  des  D.  T.-V.  zu- 
sammen zu  schließen.  Deshalb  wurde  auch  ein  Zusatzantrag 
angenommen,  welcher  zum  Ausdruck  bringt,  daß  der  Vereins- 
beitrag auf  20  M  erhöht  werden  soll,  wenn  am  1.  Juli  d.  Js. 
ein  bestimmter  Zuwachs  nicht  zu  verzeichnen  ist.  Die  Vor- 
standswahl ergab  folgendes  Resultat:  Vorsitzender:  Koll.  Dietze; 
Schriftführer:  Koll.  Geyer;  Kassierer:  Koll.  Fasterding;  Bei- 
sitzer Gruppe  A:  Koll.  Reibert,  Gruppe  B  u.  C  noch  nicht 
entschieden;  Gruppe  D:  Koll.  Rommel.  Nach  der  Vorstands- 
vvahl  erstattete  Koll.  Reibert  Bericht  über  den  XIII.  Bezirkstag. 
Obgleich  die  Berichte  "in  der  D.  T.-Z.  und  im  Verkündigungs- 
blalt  an  Ausführlichkeit  nichts  zu  wünschen  übrig  ließen,  schien 
es  doch  als  angebracht,  einige  besonders  wichtige  Punkte  noch 
einmal  zu  deta-illieren.  Die  nächste  Versammlung  findet  am 
Donnerstag,  2.  Februar  1911,  pünktlich  S^/o  Uhr  im  Vereins- 
lokal statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Ergänzung 
des  Vorstandes.  3.  Bericht  über  die  Gesamtvorstands-Sitzung 
in  Sondershausen  am  8.  und  9.  Januar  1911.  Referent:  Herr- 
Kollege  Rommel.  4.  Beschlußfassung  über  die  neuen  Vereiiis- 
satzungen.     5.  Verschiedenes. 

Coburg.  Technischer  Verein.  In  der  General- 
versammlung vom  3.  d.  Mts.  wurde  der  Vorstand  wie  folgt 
gewählt:      Dillemuth,    Eduard,    Architekt,    Sonntagsanger  5a, 

1.  Vorsitzender.     Hußlein,   Clemens,   Bauführer,   Raststraße  2, 

2.  Vorsitzender.  Eberlein,  Emil,  Techniker,  Seidmannsdürfir- 
Straße  6,  Schriftführer.  Schoder,  Karl,  Techniker,  Met/gir- 
gasse  13,  Kassierer.  Holienz,  Fritz,  Bauführer,  Lautercr- 
Straße  8,  Beisitzer.  Br.-A.:  E.  Dillemuth,  Architekt,  Sonntags- 
anger 5a.  V.  u.O. :  Jeden  ersten  und  dritten  Dienstag  eines 
jeden   Monats   im   Vereinslokal   ,,Zur   Fischerei"  Webergasse. 

Durmstadt.  Technischer  Verein.  In  der  Gen ji al- 
versammlung  am  17.  Dezember  1910  fand  Rechnungslegiuig, 
Bekanntgabe  des  Jahresberichts  und  Neuwahl  des  Vorstandes 
statt.  Nach  dem  Geschäftsbericht  kann  der  Verein  auf  nias 
abgelaufene  Jahr  mit  Befriedigung  und  Stolz  zurückblicken. 
Mitgliederzahl  ist  von  72  auf  109  gestiegen!  Der  Vereiiis- 
vorstand  setzt  sich  nunmehr  wie  folgt  zusammen:  Eliren\  )r- 
sitzender:  Herr  Stadtgeometer  Fleckenstein;  1.  Vorsit.?eiulLT: 
Herr  Georg  Delp,  Neue  Nicderslr.  1;  2.  Vorsitzender:  I  Lrr 
Friedrich  Münch,  Ludwigsplatz  8;  Kassierer:  Herr  Adam  Ripp.r, 
Georgenstr.  3;    1.  Schriftführer:    Herr  Karl  Damm,  Friedridi- 


straße  18;  2.  Schriftführer:  Herr  Philipp  Stroh,  Elisabeten- 
straße  48;  Bücherwart:  Herr  Hans  Hausmann,  Riegerplatz  11; 
Beisitzer:  die  Herren  Kilian  Wehnert,  Hermann  Sattler  und 
Heinrich  Heldmann;  Ersatzmänner:  die  Herren  Ludwig  Bern- 
hard und  Adam  Kadel.  Mit  Rücksicht  auf  den  erhöhten  Ver- 
bandsbeitrag ermäßigen  wir  den  Vereinsbeitrag  von  5  M  auf 
4  M  pro  Jahr,  so  daß  nunmehr  ein  Gesamtbeitrag  für  Verband 
und  Verein  von  20  M  —  in  vierteljährigen  Raten  a  5  M  — 
zu  leisten  ist.  Die  nächste  Hauptversammlung  findet  am  Mitt- 
woch, 25.  Januar,  im  Vereinslokal  „Perkeo"  statt.  Daselbst 
wird  Herr  Koll.  H.  Sattler  einen  Vortrag  über  das  Koali- 
tionsrecht und  über  die  Frage  „W  ie  und  wo  soll  man 
sich  organisieren"?  halten.  Weitere  Punkte  der  Tages- 
ordnung sind  Aufnahme  neuer  Mitglieder  und  Bericht  über  die 
öffentliche  Versammlung  in  Frankfurt  a.  M.  am  5.  Januar  1911 
über  „Technikerrecht,  Reichstag  und  Regierung".  Gäste  sind, 
wie  immer,  herzlich  willkommen. 

Eltmann  a.  M.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n  ,  e.  V.  Vors. : 
Ewald  Schnellbach,  Eltmann  a.  M.  V.  u.  O. :  Restauration  „Zum 
Steigerwald",  jeden  Dienstag.  1.  Dienstag  im  Monat  Monats- 
versammlung. Br.-A.:  Ewald  Schnellbach,  Eltmann  a.  M.  Am 
5.  Januar  1911  fand,  wie  alljährlich,  die  VIll.  ordentliche  Haupt- 
versammlung statt.  Die  Neuwahl  des  Vorstandes  ergab  folgendes 
Resultat:    1.  Vorstand  Ewald  Schnellbach,  Techniker,  Eltmann; 

2.  Vorstand  Alois  Jehsberger,  Techniker,  Eltmann;  Schriftführer 
August  Grein,  Techniker,  Eltmann;  Kassierer  Otto  Schlecht, 
Techniker,  Eltmann;  1.  Beisitzer  und  Bibliothekar  Otto  Müller, 
Techniker,  Eltmann;  2.  Beisitzer  Peter  Weinmann,  Techniker, 
Eltmann.  Der  Verein  zählt  zurzeit  22  ordentliche  und  4  Ehren- 
mitglieder. Leider  mußte  festgestellt  werden,  daß  von  einem  Teil 
unserer  Mitglieder  unser  Verbandsorgan  „Die  Deutsche  Tech- 
niker-Zeitung", welche  doch  zurzeit  besonders  in  sozial- 
politischer Beziehung  unsere  Mitglieder  aufs  Beste  unterrichtet, 
viel  zu  wenig  gelesen  wird.  Es  werden  deshalb  die  Mitglieder 
ersucht,  in  ihrem  eigenen  Interesse  diese  besser  zu  würdigen. 
Weiter  machen  wir  darauf  aufmerksam,  daß  laut  Beschluß  der 
letzten  Monatsversammlung  die  Vereinsbeiträge  ab  1.  Januar 
1911  auf  20  M  erhöht  wurden.  Bemerkt  sei  noch,  daß  unser 
Verein  an  der  am  6.  Januar  in  Schweinfurt  stattgefundenen 
Technikerversammlung  sehr  zahlreich  vertreten  war. 

Graudcnz.  Vereinigung  Graudenzer  Techniker. 
Br.-A.:  Bruno  Jochade,  Stadtbauführer,  Kasernenstr.  1  B  II.  V.  u. 
O. :  Jeden  Dienstag  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats, 
abends  S'/o  Uhr,  im  Zentral-Hotel,  Getreidemarkt.  Gäste,  ins- 
besondere dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen,  sind  zu 
unseren  Sitzungen  stets  willkommen. 

Greifswald.      Techniker-Verein.      Vors.   u.   Br.-A. : 

C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  Der  Greifswalder  Kunst- 
verein hat  den  Mitgliedern  unseres  Vereins  zu  den  von  ihm  zu 
veranstaltenden  4  Wintervorträgen  das  Eintrittsgeld  auf  1  M 
für  das  Mitglied  ermäßigt.  Tag  und  Thema  der  Vorträge  sind 
folgende:  iVlontag,  30.  Januar:  Prof.  Jaekel:  „Stilformen  orien- 
talischer Teppiche."  Montag,  13.  Februar:  Prof.  Semran:  „Die 
vervielfältigenden  Künste."  Montag,  27.  Februar:  Prof.  Roth: 
„Albrecht  Dürer  als  Graphiker."  Die  Vorträge  finden  im  Hör- 
saal V  des  Universitätsgebäudes,  der  Vortrag  am  30.  Januar 
im  Hörsaal  des  geologischen  Instituts  statt.  Am  Sonnabend, 
21.  Januar  er.,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal,  Restaurant 
„Zur  grünen  Linde".  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  letzten 
Sitzungsberichtes.  2.  Wahl  eines  Mitgliedes  zum  erweiterten 
Vorstand  der  Bezirksvervvaltung  Pommern.  3.  Techniker  als 
Fachschullehrer.  4.  Anträge  zum  6.  Bezirkstag.  5.  Stiftungs- 
fest. 6.  Beitragszahlung.  7.  Mitteilungen  und  Anträge.  Wir 
bitten  sämtliche  Mitglieder,  pünktlich  und  vollzählig  zu  er- 
scheinen. Die  Einführung  von  Gästen  zu  unseren  Sitzungen  ist 
erwünscht. 

Magdeburg.  Technischer  Verein.  Den  werten  Ver- 
bandskollegen bringen  wir  hiermit  zur  gefl.  Kenntnis,  daß  laut 
Beschluß  der  gemeinschaftlichen  Generalversammlung  des 
„Magdeburger  Techniker  Vereins"  und  des  „Maschinen-Tech- 
nischen   Vereins    Magdeburg"    —   beides    Zweigvereine  des 

D.  T.-V.  —  beide  Vereine  sich  vereinigt  haben, 
dieselben  führen  ab  1.  Januar  1911  den  Vereinsnamen  „Tech- 
nischer Verein  Magdeburg  zu  A\agdeburg" 
(Zweigverein  des  D.  T.-V.).  Die  Vereinsversammlungen  finden 
jeden  1.  und  3.  Freitag  im  Monat  statt.  -Ms  Vereinslokal  ist: 
Kochs  Hotel,  Magdeburg,  Bahnhofstraße,  gewählt.  Das  Er- 
gebnis der  Vorstandswahl  lautet:  1.  Vorsitzender:  Koll.  Aug. 
Uebe;  2.  Vorsitzender:  Koll.  Waldemar  Walter;  1.  Schrift- 
führer:    Koll.   Paul    Bobe;    2.   Schriftführer:     Koll.  Schmidt; 

3.  Schriftführer:  Koll.  Willi  Meyer;  Kassierer:  Kol!.  Wilh. 
Heefchen.  Als  Bibliothekare  wurden  gewählt  die  Koll.:  Hans 
Damerow,  Große  und  Müller;  als  Beisitzer  gehören  dem  Vor- 
stande an:   die  Koll.  Rob.  Bahn,  Ad.  Klapp  und  Otto  Zander. 


Heft  4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


63 


Die  Vereins-Briefadresse  lautet:  August  Uebe,  Ingenieur,  Magde- 
burg-Neust, Nachtvveide  20a  II.  Adresse  des  Vereinskassierers: 
Wilhelm  Heefchen,  Kgl.  Bauhofsvorsteher,  Magdeburg,  Kgl. 
Schiffswert  am  Winterhafen. 

Mülhausen  i.  Eis.  TechnischerVerein.  In  der  letzten 
Generalversammlung  wurde  der  Vorstand  aus  dem  1.  Vors.  und 
je  2  Mitgliedern  aus  den  4  Fachgruppen  zusammengesetzt.  Es 
wurden  gewählt:  Dipl.-Ing.  Weinzäpflen,  Br.-A. :  Südstaden  11, 
1.  Vorsitzender;  Verm.-Ass.  Schneiders  (C)  2.  Vorsitzender; 
Masch.-Ing.  K.  Glinkermann  (B)  1.  und  Stadtbauführer  Ph.  Mayer 
(D)  2.  Kassierer;  Stadtbauf.  C.  Ringenbach  (D)  1.  und  Elektroing. 

H.  Leonhard  (B)  2.  Schriftführer;  Architekt  K.  Heinemann  (A) 
und  Eis.-Bau-Ass.  L.  Sutter  (C)  Beisitzer  und  Architekt  W. 
Erender  (A)  Bibliothekar.  —  Zur  Bildung  der  „dreigliedrigen'' 
Fach-Ortsausschüsse  ist  zu  den  2  Mitgliedern  des  Vorstandes  ein 
weiteres  der  betr.  Fachgruppe  zugewählt  worden,  nämlich  B. 

I.  K.  Schwartz  (A),  El.-lng.  X.  Scherer  (B),  Wagenmstr.  f. 
Ludig  (C),  Stadtbauführer  W.  Lang  (D).  Vertrauensmann  der 
Stellenvermittlung  und  Auskunftei  ist  Kol!.  Ph.  Mayer,  Engel- 
Dollfusstr.  7,  der  Hilfskasse  58  Kollege  P.  Fucs,  Gay-Lussac- 
Str.  12.  —  Das  7.  Stiftungsfest  findet  am  4.  Februar  im  Zivil- 
kasino, Lindenstraße,  statt.  Zu  dem  am  22.  d.  Mts.  in  Colmar 
stattfindenden  4.  Landestage  wird,  in  Anbetracht  der  Nähe,  er- 
wartet, daß  sich  unsere  Mitglieder  in  größerer  Anzahl  beteiligen 
werden,  umsomehr  es  möglich  ist,  evtl.  nur  den  Nachmittag 
hierzu  zu  benutzen.  Abfahrt  1  Uhr.  —  Gleichzeitig  wird  noch 
auf  den  am  23.  d.  Mts.  im  Chalet  Iffrig  stattfindenden  öffent- 
lichen Vortrag  vom  Verbandsbeamten  H.  Kaufmann  aufmerk- 
sam gemacht.     Besondere  Einladungen  ergehen  noch. 

München.  Techniker-Verein.  E.V.  Gemäß  der  am 
üienstag,  3.  Januar  1911,  stattgefundenen  Generalversammlung 
setzt  sich  die  Vorstandschaft  für  1911  wie  folgt  zusammen: 
|.  Bender  1.  Vorstand;  K.  Ziegler  2.  Vorstand;  O.  Köhler 
1.  Schriftführer;  E.  Halm  2.  Schriftführer;  M.  Huith  1.  Kas- 
sierer; L.  Keller  2.  Kassierer;  L.  Scherrer  Bibliothekar;  J. 
Wagner  Verwalter;  Schwarz  und  K.  Solbrig  Revisoren;  P. 
Danninger  Stellenvermittlungs-Obmann;  Beisitzer:  G.  Schmahl, 
R.  Schmidt,  L.  Heldenberg,  J.  Krausi,  F.  Weigel,  L.  Schweitzer, 
M.  Koch,  G.  Tipecska,  X.  Reichl,  X.  Aumiller.  Der  Mitglieder- 
stand am  31.  Dezember  1910  betrug  452.  An  Versammlungen 
fanden  statt:  1  ordentliche  Hauptversammlung,  11  Monats- 
versammlungen und  15  Ausschußsitzungen.  Oeffenfliche  Tech- 
nikerversammlungen und  soziale  Vorträge  wurden  abgehalten  7; 
fachwissenschaftliche  Vorträge  8;  Exkursionen  5.  Durch  die 
Stellenvermittelung,  um  die  sich  auch  im  vergangenen  Jahre 
unser  Obmann,  Koll.  Danninger,  verdient  gemacht  hat,  konnten 
96  Kollegen  Stellung  erhalten. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vors. :  Gustav 
Jäkel,  Stadtbauassistent,  Salierstr.  20.  Vereinslokal:  „Bavaria", 
östliche  Karl-Friedrich-Straße  29.  Br.-A.:  Technischer  Verein, 
Pforzheim.  —  Mitgliederversammlung  jeden  ersten  Mittwoch  im 
Monat,  an  den  übrigen  Mittwochen  zwanglose  Zusammenkunft. 

Regenwalde  und  Umgegend.  Techn.  Vereinigung. 
Die  technische  Vereinigung  von  Rege  nw  aide  und  Um- 
gegend hielt  am  8.  Januar  ihre  erste  diesjährige  Versammlung 
in  Plathe,  Pomm.  Hof  ab,  zu  welcher  alle  Mitglieder  er- 
schienen vyaren.  Als  Gast  war  Kollege  Lübke,  Mitglied  des 
Schneidemühler  Technikervereins,  erschienen.  Als  neue  -^lit- 
glieder  konnten  wir  die  Herren  Bauingenieur  P.  Schwichten- 
berg,  Bautechniker  Krüger  und  Bautechniker  Mohrmann, 
sämtlich  aus  Naugard,  in  uns-^ren  Verein  aufnehmen. 
In  der  Vorstandswahl  wurden  der  bisherige  Vorsitzende 
und  Schriftführer  wiedergewählt.  Das  Amt  des  Kas- 
sierers wurde  Kollegen  Müller-Plathe  übertragen.  Es  wurde 
ferner  beschlossen,  ein  Mitglied  zu  dem  im  Februar  statt- 
findenden Bezirkstag  nach  Stettin  zu  senden.  Die  nächste  Ver- 
sammlung findet  Sonntag,  5.  Februar,  in  Naugard,  Hjtcl 
Deutsches  Haus,  statt  und  sind  Gäste  gern  willkommen.  Br.-A. 
des  1.  Vorsitzenden:  Fr.  Zube,  In^.,  Regenwalde,  .Mauerstr.  259. 

Schncidemühl.  Technischer  Verein.  Jeden  Freitag 
am  1.  bezw.  nach  dem  1.  des  Monats  Hauptversammlung.  Jeden 
ersten  Freitag  nach  dem  15.  des  Monats  Versammlung.  Vereins- 
lokal: Hotel  Froese,  Breite  Straße. 

Thorn.  Technischer  Verein.  Br.-A  und  1.  Vors.: 
Hugo  Lorenz,  Architekt,  Thorn  III,  Wellienstr.  101.  V.  u.  O. : 
Jeden  1.  Freitag  nach  dem  ersten  eines  Monats  bezw.  an  dem 
auf  den  ersten  eines  jeden  Monats  selbst  fallenden  Freitag  im 
Vereinslokal  Artushof. 

Waldenburg  i.  Schles.  Technischer  Verein  Wal- 
denburg und  Umgegend.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Ingenieur 
Weigmann,  Altwasser  i.  Schles.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  u.  3.  Mitt- 
woch eines  jeden  Monats,  abends  B'/a  Uhr,  im  Hotel  Kaiserhof. 


Wittenberg  u.  Umg.  Technische  Vereinigung. 
V.  u.  O. :  Jeden  Sonnabend  nach  dem  1.  eines  jeden  Monats 
in  der  „Brauerei  Maiwald",  Coswiger-Str.  23.  Br.-A.:  Maurer- 
meister M.  Lindemann,  Wittenberg  (Bez.  Halle  a.  S.),  Bürger- 
meisterstraße 4. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Charlottenbnrg.  „Bauhütte  Charlottcnbtir  g". 
V.  u.  O. :  „Logen-Restaurant"  in  Charlottenburg,  Berliner  Str.  61, 
Ecke  Kirchhofstraße.  Unter  starker  Beteiligung  fand  am  Diens- 
tag, 10.  d.  Mts.,  die  diesjährige  Generalversammlung  statt.  Die 
Neuwahl  des  gesamten  Vorstandes  und  der  Kommissionsmit- 
glieder ergab  folgendes  Resultat:  1.  Vorsitzender:  Emil  Rohr, 
Charlottenburg  5,  Sophie-Charlotte-Str.  115,  Städtisches  Bürger- 
haus; 2.  Vorsitzender:  Friedrich  Brinkmann;  1.  Schriftführer: 
Alfred  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5;  2.  Schrift- 
führer: Richard  Brennecke;  3.  Schriftführer:  Heinrich  Siewerth; 

1.  Kassierer:    Albert  Papenzin,   Charlottenburg,  Königsweg  5; 

2.  Kassierer:  Georg  Ramsteck  j  1.  Beisitzer:  Fritz  Rauch; 
2.  Beisitzer:  Fritz  Bentliin.  Als  Vertreter  in  den  Lokalausschuß 
Groß-Berlin  wird  bis  auf  weiteres  Koll.  A.  Dieter  wieder  er- 
nannt. Für  die  Kommission  zur  Vorbereitung  von  Vorträgen 
und  Besichtigungen  wurden  folgende  Herren  bestimmt:  1.  Alfred 
Dieter,  Obmann;  2.  Fritz  Rauch;  3.  Friedrich  Brinkmann; 
4.  Georg  Ramsteck,  5.  Hermann  Härtung.  Ende  dieses  Monats 
sioU  in  unserem  Vereinslokal  noch  ein  größerer  Vortragsabend 
abgehalten  werden.  Näheres  wird  nocli  bekannt  gegeben.  Als 
neues  Mitglied  in  unseren  Verein  wurde  in  der  ersten  Versamm- 
lung d.  J.  Herr  Architekt  Alfred  Boxhorn  in  Berlin  SW.,  Berg- 
mannstraße 13,  aufgenommen.  Die  nächste  Monats-Haupt- 
versammlung findet  am  Donnerstag,  2.  Februar,  statt. 

Dresden.  „Dresdner  B  a  u  h  ü  1 1  e."  Vereins!okal :  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  11.  Donnerstag,  26.  Januar  1911,  wird 
im  Vereinslokal,  abends  pünktlich  7^9  Uhr,  Herr  Baumeister 
N.  eubert  einen  Vortrag  halten  über:  „Einiges  vorn 
VC'asserbau  und  W  a  s  s  e  r  r  e  c  h  t".  Der  Herr  Referent 
wird  hierbei  das  neue  Wassergesetz  und  die  geplanten  Schiff- 
fahrtsabgaben streifen.  Die  geehrten  Mitglieder  und  Gäste 
werden  gebeten,  sich  recht  zahlreich  an  diesem  Abend  ein- 
zufinden. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bezirk  Groß-Berlin.  In  der  Hauptversammlung  am  4.  Januar 
wurden  als  neuer  Vorstand  gewählt:  1.  Vorsitzender:  Kollege 
Bartsch;  1.  Kassierer:  Koll.  Staberow;  1.  Schriftführer:  Koll. 
Leipziger;  Beisitzer:  Koll.  Kaiser  und  Kollege  Matzdorff.; 
Wir  machen  noch  besonders  darauf  aufmerksam,  daß  die 
Adresse  des  Kassierers :  Kollege  Staberow,  Berlin  O.  98,  Mark- 
grafendamm 5,  ist  und  bitten  unsere  Mitglieder,  die  Beiträge 
baldigst  an  vorstehende  Adresse  einzusenden.  (Monatlicher  Bei- 
trag trotz  Erhöhung  der  Verbandsbeiträge  wie  bisher  1,75  M.) 
Geldsendungen  bitten  wir  stets  5  Pfg.  für  Bestallgeld  beizufügen. 
Briefadresse  des  Vorsitzenden:  F.  Bartsch,  Berlin  NW.  21, 
Emdener  Str.  18.  Die  Kollegen  ersuchen  wir,  an  allen  Veranstal- 
tungen des  Vereins  und  des  Verbandes  regen  Anteil  zu  nehmen. 
Eintrittskarten  zum  Bezirksfest  am  4.  Februar  sind  zum  Preise 
von  1  M  von  Herrn  Koll.  Markward,  Charlottenburg,  Mindener 
Straße  26,  zu  beziehen. 

Augsburg.  Maschinentechnisch  erVerein.  Sams- 
tag, 7.  Januar  1911,  fand  die  ordentliche  Hauptversammlung 
im  Vereinslokal  „Hohes  Meer"  statt.  Der  neugevvählte  Vor- 
stand setzt  sich  aus  folgenden  Herren  Kollegen  zusammen: 
1.  Vorsitzender:  Wilb.  Arnold;  2.  Vorsitzender:  Karl  Häfeie; 
1.  Schriftführer:  L.  Schmid;  2.  Schriftführer:  R.  Odenwald; 
Kassierer:  Gust.  Schreck;  Bücherverwalter:  Aigner;  Beisitzer: 
Richter,  Walser,  Wächtlcr;  Stellenvermittler:  Wilh.  Arnold, 
Haunstetterstr.  25  a,  an  welchen  sämtliche  Verbands-  und  Ver- 
einsmitteilungen  adressiert  werden  sollen. 

Halle  a.  S.  M  a  s  c  h  i  n  e  n  t  e  c  h  n  i  s  c  h  c  r  Verein. 
Vrs.  u.  Br.-A.:  Paul  Gebhardt,  Ing.,  Halle  a.  S.,  Beesener 
Straße  10  k.  V.  u.  O. :  Jeden  Sonnabend,  abends  B^  'o  Uhr,  im 
Restaurant  Freybergbräu,  Kleine  Märkerstraße.  Gäste  sind 
zu  allen  Versammlungen  willkommen. 

München.  Maschinen  -  und  Elektrotechnischer 
Verein.  In  unserer  Generalversammlung  am  3.  d.  Mts.  gab 
die  Vorstandschaft  einen  kurzen  Bericht  über  das  vergangene 
Jahr.  Hiernach  hat  sich  unser  Verein  erfreulicherweise  weiter 
gut  entwickelt.  Es  fanden  zahlreiche  Aufnahmen  statt  und 
außerdem  zeigte  unsere  Kasse  einen  erheblichen  Ueberschuß. 
Der  Vorstandschaft  wurde  einstimmig  Entlastung  erteilt.  Es 
wurden  dann  folgende  Herren  in  die  Vorstandschaft  gewählt: 
A.  Dörge,  I.Vorstand;  K.  Westermaver,  2.  Vorstand;  F.  Wolff, 
Kassierer;    Chr.  Dill,  1.  Schriftführer;    Ant.  Weber,  2.  Schrift- 


64 


DEUTSCHE  TECHNUKER-ZEITUNO  1911 


Heft  4 


führer;  Joh.  Steinmüller  und  G.  Mock,  Bibliothekare;  Dörge 
und  Ludw.  Doilinger  als  Steilenvcrmittelungsobmänner;  Mart.. 
Baur,  Jos.  Fischer  und  Jak.  Fürst  als  Beisitzer.  —  Es  findet" 
jeden  1.  Dienstag  im  Monat  die  Monatsversammlung  statt,» 
am  2.  Dienstag  ist  Gesellschaftsabend,  am  3.  Dienstag  ist  ein 
Vortrag  und  am  4.  Dienstag  Vorstandssitzung  mit  anschließen- 
dem Gesellschal'lsabend.  Sämtliche  Veranstaltungen  finden  im 
Hotel  Reichshof,  Soniienstraße,  statt.  Briefadresse:  A.  Dörge, 
Holzstraße  26,  Telephon  22  954. 

S  t  a  a  t  s  t  e  c  h  n  i  k  e  r,  i 

L  a  n  d  c  s  \'  c  r  c  i  II    M  i  t  t  I.    S  .i  c  h  s  i  s  c  Ii  c  r  Eisenbahn-' 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs. :    Bausekretar   K.  Tramm,    Dresdcn-A.  14,' 
Schnonstraiie  41  II.) 

Chemnitz  i.  Sa.  E  i  s  e  n  b  a  h  n  -  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  c  i  n. 
Br.-A. :  E.  Kiolzsche,  Bahnmsir.  I.  KI.,  Zschopauer  Str.  64.  Am 
Sonntag,  5.  Februar,  nachmittags  3  Uhr,  findet  in  unsere  n 
Vereins;okale  Restaurant  „Moritzburg"  die  diesjährige  Jahres- 
hauptversammlung statt.  Herr  Koll.  Bm.  Döring  wird  hierbei, 
einen  Vortrag  über  „Aeltere  und  neuere  Baustile"  halten.  Die; 
Tagesordnung  geht  allen  Mitgliedern  noch  auf  besonderer  Ei  i- 
ladungskarte  zu.  Wir  rechnen,  in  Anbetracht  sehr  wichtiger 
Punkte,  auf  das  bestimmte  Erscheinen  aller  Kollegen.  Im 
Februar  ist  wegen  der  Jahreshauptversammlung  des  Landes- 
vereins keine  Monats  Versammlung.  Donnerstag, 
9.  Februar,  Stiftungsfest  im  Etablissement  „Goldne  Kugel". 


Turnverein 


a.  d.  Königl.  Baugewerkschule  Höxter  a.  d.  W. 

Hierdurch  beehren  wir  uns  sämtliche  früheren  An- 
gehörigen des  hiesigen  B.  T.  V.  zu  unserem  am  4.  Februar 
19H  auf  dem  Felsenkeller  stattfindenden 

Winter- Vergnügen 

ergebenst  einzuladen. 

Der  Vorstand. 

I.  A.:  Sander. 


■i 

■  i 


Vorzugspreise  für  Verbandsmitglieder  beim  Bezüge  von 
Fachkalendern: 

I.  Deutscher  Baukalender  1911. 

a)  Ausgabe  in  dunkel  Lederband  anstatt  3  50  M 

för  .  3,00  AI 

b)  Ausgabe  in  rotem   Leder  mit  Schloß  anstatt  ' 
4,00  M  für   3,40  M' 

II.  Kalender  der  Baugewerkszeitung  1911. 

a)  Ausgabe  in  schwarzem  Einband  anstatt  2,75  M 

nur   2,25  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Einband  mit  Schloß  anstatt  ; 
3,25  M  nur   2,75  M' 

c)  Ausgabe  in  ff.  Offenbacher  Leder.inband  mit 
Nickcischloß  anstatt  4,50  M  nur      .       .       .  4,00  M- 

eind  jetzt  erschienen  und  gegen  vorherige  Einsendung  des  Be-' 

träges  und   30  Pfg.   Porto  für  ein   Exemplar,  50  Pfg.  für 


ZV/ei  und  mehrere,  durch  die  Geschäftsstelle  des  D.  T.-V.  Berlin, 
Markgrafenstraße  94,  zu  beziehen. 

Wir  weisen  jedoch  besonders  darauf  hin,  daß  die  Ver- 
günstigungen für  diese  Kalender  nur  unter  der  Be  iingung  ge- 
währt wurden,  daß  der  Verband  eine  größeiC  Anzahl  Exemplar; 
auf  einmal  abnimmt.  —  Einzelne  Exemplare  werden  vo;ti  Ver- 
leger direkt  an  die  Mitglieder  nicht  abgegeben,  daher  müssen 
derartige  Gesuche  unberücksichtigt  bleiben. 

Hl.  Kalender  fiir  den  Südd2utschen  Baumeister  1911.  Unter 
Mitw  irkung  von  Fachmännern  neu  umgearbeitet  und  durch- 
gesehen von  Architekt  Franz  Zell,  Schriftleiter  der  ,jSüd- 
deutschen  Bauzeitung".  XIIL  Jahrgang.  II  Teile.  Preis 
zusammen  statt  2,50  M  2  M  und  30  Pfg.  Porto. 
Der  Kalender  ist  gegen  vorherige  Einsendung  des  Betrages 

nur  direkt  von  der  Süddeutschen  Verlags-Anstalt,  G.  m.  b.  H., 

München,  Heustraße  18;49,  zu  beziehen. 

IV.  Kalender  für  Betriebsleitung  und  praktischen  Maschinen- 
bau 1911.     Völlig  neu  bearbeitet,  geordnet  und  ergänzt. 
Herausgegeben  von  Herrn  Direktor  Hugo  Güldner.  In 
Leinen  gebunden:   Ausnahmepreis  2,50  M  franko. 
Dieser  Kalender  ist  gegen  \orherige  Einsendung  des  Be- 
trages nur  direkt  von  der  Verlagsanstalt  H.  A.  Ludwig  Degener 


Sollen  in  Ihrem  Geschäfte  offene  Stellen   ausgeseh rieben 
werden,  so  empfehlen  Sie  bitte  unsere  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.    Sie  dienen  damit  den 

stellenlosen  Kollegen 

und  nützen  unserer  Verbandssache  im  allgemeinen. 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung 

sind  von  der  Firma  Berliner  Buchbinderei  Wübben  Co., 
Berlin  SW.  48,  Wilhelmstraße  9,  zum  Preise  von  1  M  für 
das  Stück  zuzüglich  50  Pfg.  bezw.  25  Pfg.  für  Porto  zu  be- 
ziehen. Um  den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen, 
sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A  mit  Anzeigen,  Decke  B 
ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Bestellunge.i 
ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird 
und  für  welchen  Jahrgang. 


Am  S.Januar  1911  verstarb  unser  langjähriges  Mitglied 

Herr  Ingenieur  Fritz  Pabst, 

Lehrer  am  Rheinischen  Technikum  in  Bingen, 

was  wir  hierdurch  zur  geziemenden  Kenntnis  bringen. 
Wir  werden  ihm  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Mittelrheinische  Bezirksverwal. ung. 


Nur  noch  für  kurze  Zeit 


können  wir  die  naclistehendcn 

Weihnachtsprämien 


an  unsere  Mitglieder  abgeben : 

1.  Goethes  Meisterwerke. 

2.  Fritz  Reuters  Werke. 

(Neue  illiistr.  Jubiläumsausgabe  in  plattdcirsclier  Mniul.irt). 

3.  Gesammelte  Werke  von  6  großen  Dichtern. 

(Ariidl,  Schenkendorf,  von  Fallersleben  u.  a.)  —  Jedes  der  drei  vorstehend.-n  \\  ei  ke 
in  7.\\ei  hucheleg.uilen  Prachlbändcn  zum  Preise  von  3  M  pro  Werk. 

4.  Das  große  Buch  der  Jagden  und  Abenteuer  aus  allen 
Zonen. 


5.  Das  große  illustrierte  Spielbuch. 

Enthaltend  mehr  als  1000  neue  und  ältere  Spiele. 

6.  Götter-  und  Heldensagen  der  Germanen. 

7.  Großes  illustriertes  Mädchenbuch. 

Eine  Sammlung  von  Erz.ihlungen,  Beschreibungen,  Spielen  usw. 

8.  Das  andere  Märchenbuch. 

Neue  illustrierte  Sainnilnug  der  schönsten  .Märchen  und  Sagen. 

9.  Das  neue  Musikalbum. 

Klänge  aus  aller  Herren  Länder.    Illustr.  Pr.ichlba'id  in  Oror)-Quart-Fot  nat 


Jede  der  unter  4-8  verzeichneten  Prämien  besteht  aus  einem  hochelegantem 
vielfarbigen  Ganzlemcn-Prachtband  in  Lexikon-Format. 

Alle  Werke  sind  zum  Preise  von  3  M  pro  Exemplar  portofrei  durch  die 
ll.iuptstelle  des  D.  T.  V.,  Berlin  SW.,  MarkgrafcnstraBe  94,  zu  beziehen. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  5         Schriftieiiung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  28.  Januar  1911 


Inhalt:   Der  Vorentwurf  eines  Versicherungsgeselzes  für  Angestellte  —  Formeln  fiti  die  ungünstigste  Laststellung  beim  einfachen  Balken  —  Das  Problem  der  Arbeitslosen- 
versicherung —  Standesbewegung  —  Zeitschriftenschau  —  Bücherschau  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Der  Vorentwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Die  Veröffentlichung  eines  Gesetzentwurfes  im  Reichs- 
anzeiger vom  16.  Januar  bedeutet  wiederum  einen  Schritt 
vorwärts  zur  Verwirklichung  des  dringendsten  gemein- 
samen Wunsches  aller  Privatangestellten.  Allerdings  noch 
lange  nicht  den  letzten  Schritt.  Denn  es  handelt  sich  noch 
nicht  um  eine  Gesetzesvorlage  im  engeren  Sinne,  sondern 
erst  um  einen  Entwurf,  den  Preußen  im  Bundesrate  ein- 
bringt. Ob,  wann  und  in  welcher  Fassung  er  als  Bundes- 
ratsvorlage dem  Reichstage  zugehen  wird,  kann  heute  noch 
niemand  mit  Bestimmtheit  sagen.  Ebensowenig  ob  der 
Reichstag,  der  ja  einmütig  ist  in  dem  Wunsche  einer 
Erfüllung  der  Angestelltenforderung,  bei  der  Belastung 
der  Session  mit  schwierigen  Aufgaben  und  bei  der  Un- 
gewißheit über  den  Zeitpunkt  der  Neuwahlen,  überhaupt 
noch  in  der  Lage  sein  wird,  den  Entwurf  fertig  zu  be- 
kommen. Die  nächste  Aufgabe  wird  also  sein,  daß  die 
Angestellten  mit  allen  Kräften  auf  eine  schleunige  Er- 
ledigung des  Gesetzes  im  Bundesrate  und  auf  baldige 
Einbringung  im  Reichstage  drängen. 

Dazu  kommt  nun  aber  eine  zweite  Sorge.  Der  ver- 
öffentlichte Entwurf  entspricht  nämlich  durchaus  nicht  dem, 
was  noch  bis  vor  wenigen  Tagen  allgemein  erwartet  wurde 
und  von  der  Regierung  in  Aussicht  gestellt  war.  Die  vom 
Staatssekretär  wiederholt  ausgesprochene  Behauptung,  daß 
der  Entwurf  sich  auf  den  Grundlagen  der  zweiten  amtlichen 
Denkschrift  von  1908  aufbauen  würde,  trifft  nämlich  nur 
auf  die  Organisation  im  ganzen,  auf  die  Konstruktion  der 
Kasse  als  selbständige  Zuschußkasse  zur  allgemeinen  In- 
validenversicherung und  auf  die  Art  der  Berechnung  von 
Prämien  und  Renten  zu,  nicht  aber  auf  die  Durchführung 
der  Verwaltung  und  erst  recht  nicht  auf  die  Leistungen. 

Während  die  Angestellten  eine  einheitliche  Versiche- 
rung des  ganzen  Standes  wünschten  und  den  Begriff  des 
Privatbeamten  negativ  gegen  Arbeiter  und  öffentliche  Be- 
amten abgrenzen  wollten,  schlägt  die  Regierung  nur  eine 
Geltung  des  Gesetzes  für  folgende  sechs  Gruppen  von 
Beamten  vor: 

1.  Angestellte  in  leitender  Stellung; 

2.  Betriebsbeamte,  Werkmeister  und  andere  An- 
gestellte in  einer  ähnlich  gehobenen  oder  höheren 
Stellung  ohne  Rücksicht  auf  ihre  Vorbildung; 

3.  Handlungsgehilfen  und  -Lehrlinge  in  Apotheken; 

4.  Bühnen-  und  Orchestermitglieder  ohne  Rücksicht 
auf  den  Kunstwert  ihrer  Leistungen ; 

5.  Lehrer  und  Erzieher; 

6.  Aus  der  Schiffsbesatzung  deutscher  Seefahrzeuge  und 
aus  der  Besatzung  von  Fahrzeugen  der  Binnenschiff- 
fahrt, Kapitäne,  Offiziere  des  Decks-  und  Maschinen- 


dienstes, Verwalter  und  Verw^altungs-Assistenten,  so- 
wie die  in  einer  ähnlich'  gehobenen  oder  höhereri 
Stellung  befindlichen  Angestellten  ohne  Rücksicht 
auf  ihre  Vorbildung. 
Es  bleiben  also  unversichert:  Die  Bureaubeamten  der 
Rechtsanwälte,  der  Vereine  usw. ;  die  Privatsekretäre  und 
Hausbeamten,  die  Küster,  Trichinenbeschauer  und  dergl. ; 
alle  wissenschaftlich  und  künstlerisch  tätigen  Beamten  (mit 
Ausnahme  von  Ziffer  4  und  5),  wie  Redakteure,  Aerzte, 
Juristen   und  dergl. ;    Krankenpflegerinnen   und  manche 
andere.    Wie  weit  Bureauvorsteher  auf  Anwalts-  usw. 
Bureaus,  Oberkellner,  Direktoren  von  Aktiengesellschaften, 
Geschäftsführer  von  Genossenschaften  und  dergl.  unter 
Ziffer  1  fallen,  kann  zweifelhaft  sein. 

Außerdem  ist  die  Versicherung  beschränkt  worden  auf 
ein  Gehalt  von  höchstens  5000  M  jährlich,  so  daß  also, 
entgegen  dem  fast  einmütigen  Wunsche  der  Angestellten, 
die  Festbesoldeten  von  einer  sozialen  Pflicht  befreit 
bleiben,  die  man  den  mäßig  bezahlten  auferlegt.  Das  ist 
umso  unverständlicher,  als  man  natürlich  denjenigen  An- 
gestellten, die  zunächst  dem  Versicherungszwange  unter- 
liegen, beim  Ueberschreiten  der  Gehaltsgrenze  die  frei- 
willige Fortsetzung  der  Versicherung  oder  nach  Wahl  die 
Aufrechterhaltung  der  erworbenen  Anwartschaft  (gegen 
eine  Gebühr  von  3  M  jährlich)  gewähren  muß,  so  daß  nach 
einer  Uebergangszeit  diese  Bestimmung  einer  Begünsti- 
gung der  schlechten  Risiken  von  hoch  besoldeten  An- 
gestellten auf  Kosten  der  anderen  darstellt. 

Bemerkenswert  ist,  daß  dem  Bundesrat  die  Befugnis 
gegeben  sein  soll,  die  Versicherungspflicht  auf  solche  Per- 
sonen auszudehnen,  w^eWhe  eine  ähnliche  Tätigkeit  auf 
eigene  Rechnung  ausüben. 

Die  wichtigste  Frage  ist  natürlich  die  der  Beiträge  und 
Leistungen.  Die  Mehrheit  der  Angestellten  rechnete  mit 
einer  Durchschnittsprämie  von  8  o/o  des  Gehaltes  und 
schränkte  diese  nur  insoweit  ein,  daß  die  Prämie  dieser 
Zusatzkasse  zusammen  mit  den  Beiträgen  in  der  all- 
gemeinen Invalidenversicherung  nicht  über  lOo/o  gehen 
sollten.  Die  Vorlage  kommt  den  Wünschen  der  Minder- 
heit, die  eine  solche  Belastung  für  zu  hoch  hält,  etwas 
entgegen,  indem  sie  'i'^  Prämie  in  den  unteren  Gehalts- 
klassen mit  5o/o  begiuiieii  und  in  den  oberen  Klassen  bis 
zu  7o/o  steigen  läßt.  Aber  da  der  Antrag  der  Minderheit 
auf  Gewährung  von  Reichszuschüssen  aus  naheliegenden 
Gründen  keine  Folge  gefunden  hat,  so  ermäßigen  sich  natür- 
lich auch  die  Renten  entsprechend.  Nach  der  amtlichen  Denk- 
schrift des  Reichsamts  des  Innern  von  1908  rechnete  man  mit 
einer  Invaliden-  oder  Alterspension,  die  nach  10  Warte- 
jahren mit  20o/o  des  versicherten   Einkommens  beginnt, 


66 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  5 


und  jährlich  um  lo/o  steigt,  so  daß  sie  nach  40  Dienst- 
jahren 50  o/o  des  Durchschnittseinkommens  erreicht. 
Nach  dem  Entwurf  beginnt  die  Pension  (Ruhegeld  genannt) 
nach  10  Jahren  mit  10  bis  I80/0  und  steigt  um  V2  bis  lo/o 
jährlich,  so  daß  sie  nach  40  ununterbrochenen  Versicht- 
rungsjahren  in  den  untersten  Gehaltsklassen  nur  gegen 
35  0/0,  in  den  obersten  Klassen  gegen  43o/o  ausmacht.  Die 
absoluten  Zahlen  ergeben  sich  aus  folgender  Uebersicht: 


Klasse: 

Jahresgehalt 

Mdnats- 

Ruhegeld 

(jährl.) 

prämie: 

n.  ;0  J.: 

40  J.; 

A 

M        —  550 

1,60 

48 

120 

B 

„    551—  850 

3,20 

96 

240 

/-> 

„    851  —  1150 

4,80 

144 

360 

D 

„  1151  —  1500 

6,80 

204 

510 

E 

„  1501—2000 

9,60 

288 

720 

F 

„  2001—2500 

13,20 

396 

990 

G 

„  2501—3000 

16,60 

498 

1245 

H 

„  3001—4000 

20,- 

600 

1500 

I 

„  4001—5000 

26,60 

798 

1995 

In  Wirklichkeit  sind  die  Renten  wesentlich  geringer 
als  es  nach  der  Tabelle  zunächst  erscheint.  Denn  sie 
werden  bemessen  nach  dem  durchschnittlich  versicherten 
Einkommen,  nicht  nach  dem  letzten  Gehalt.  Da  man  im 
allgemeinen  rechnen  kann,  daß  ein  Angestellter  im  Laufe 
einer  längeren  Dienstzeit  sein  Einkommen  mindestens  ver- 
doppelt, da  die  ersten  10  Jahre  mit  dem  niedrigen  Gehalt 
doppelt  so  starken  Einfluß  üben  als  die  späteren,  so  wird 
die  tatsächliche  Rente  nach  40  Jahren  höchstens  2/3  des 
oben  genannten  Betrages  ausmachen.  Ein  Techniker  also, 
der  in  der  Lohnklasse  1151  bis  1500  M  beginnt  und  all- 
mählich bis  zur  Klasse  2001  bis  2500  M  steigt,  erhält  nach 
40  Dienstjahren  nicht  990,  sondern  vielleicht  700  M  Pen- 
sion. Das  ist  im  Vergleich  zu  einen  Endgehalt  von  2500  M 
noch  nicht  30  0/0  und  noch  nicht  die  Hälfte  dessen,  was  ein 
Staatsbeamter  erhalten  würde. 

Man  darf  also  sagen,  daß  die  Versorgung  sich  in 
bescheidenen  Grenzen  hält.  Allerdings  kommt  dazu  ja  noch 
die  Rente  aus  der  allgemeinen  Invalidenversicherung, 
da  die  Angestellten  mindestens  im  bisherigen  Umfange, 
also  bis  zum  Gehalte  von  2000  M,  dem  Versicherungs- 
zwange unterworfen  bleiben  und  im  übrigen  zu  recht 
günstigen    Bedingungen   sich    dort    freiwillig  versichern 


können. 

Hier  beträgt  die 

Rente : 

Lohnklasse: 

Jahresverdienst 

Inval. -Rente  naclt 

Altersrente 

10  Jahren 

40  Jahren 

I 

M       —  350 

M  125 

170 

110 

II 

„   351—  550 

„  150 

240 

140 

III 

„  551—  850 

„  170 

290 

170 

IV 

„   851  —  1150 

„  190 

340 

200 

V 

„1151- 

„  210 

390 

230 

In  dem  vorhin  genannten  Beispiel  würde  der  Tech- 
niker, vorausgesetzt,  daß  er  beim  Ueberschreiten  der 
2000-M-Grenze  seine  Versicherung  freiwillig  fortgesetzt  hat, 
zu  den  700  M  aus  der  Angestelltenkasse  noch  fast 
400  M  hinzubekommen,  so  daß  seine  Gesamtpension  1100  M 
oder  fast  40o/o  seines  letzten  Einkommens  betrüge. 

Kompliziert  wird  die  Sache  dadurch,  daß  die  beiden 
Renten  nicht  unter  gleichen  Bedingungen  gezahlt  werden. 
Das  Ruhegeld  der  neuen  Kasse  ist  als  Alterspension  in 
voller  Höhe  fällig,  bei  Vollendung  des  65.  Lebensjahres, 
die  Altersrente  des  Invalidengesetzes  dagegen  erst  bei  Voll- 
endung des  70.  Jahres.  Die  allgemeine  Invalidenrente  (die 
nur  eine  Wartezeit  von  4  Jahren  bedingt)  ist  fällig  bei  Er- 
werbsunfähigkeit, das  Ruhegeld  der  neuen  Kasse  schon  bei 
B^e  r  u  f  s  u  n  f  ä  h  i  g  k  e  i  t.  Und  wenn  auch  bei  richtiger 
Auslegung  beider  Bestimmungen  der  Unterschied  zwischen 


diesen  beiden  Begriffen  nicht  allzu  groß  sein  dürfte,  so  ist 
eine  positive  erhebliche  Differenz  dadurch  gegeben,  daß  die 
Angestelltenpension  gewährt  wird,  wenn  die  Arbeitsfähig- 
keit um  die  Hälfte,  die  allgemeine  Rente  erst,  wenn  sie 
um  2/3  gemindert  ist. 

Die  Hinterbliebenenversorgung  wird  genau 
wie  bei  den  Staatsbeamten  in  Teilen  des  Ruhegeldes  be- 
rechnet. Die  Witwe  erhält  40 0/0,  die  Waise  80/0,  die  Doppel- 
waise 130/0  des  Invalidenanspruches.  Dazu  kommt  die 
Versorgung  aus  der  Reichsversicherungsordnung,  die  sich 
vom  Angestelltengesetz  dadurch  unterscheidet,  daß  sie 
Witwenrente  nur  den  erwerbsunfähigen  Witwen  und 
Kindergeld  nur  bis  zum  15.,  die  neue  Anstalt  dagegen  bis 
zum  18.  Lebensjahre  zahlt.  Trotz  des  Zusammenwirkens 
der  beiden  Kassen  werden  die  Renten  bescheiden  bleiben, 
die  folgende  Uebersicht  des  allergünstigsten  Falles 
einer  40jährigen  ununterbrochenen  Dienstzeit  in  der 
gleichen  Gehaltsklasse  zeigt: 


Oehaltsklasse 

Witwenrente  nach  40  1. 

Waisenrente  nach  40 

Angest.  K.: 

R.  V.  O.: 

Angest..  K.: 

R.  V.  O. 

M 

351—  550 

48 

107 

9 

54 

II 

551—  850 

96 

122 

19 

61 

II 

851  —  1150 

144 

137 

29 

69 

II 

1151—1500 

204 

152 

41 

76 

II 

1501—2000 

288 

152 

57 

76 

II 

2001-2500 

396 

152 

79 

76 

II 

2501—3000 

498 

152 

100 

76 

II 

3001—4000 

600 

120 

II 

4001—5000 

798 

160 

In  Wirklichkeit  werden  auch  hier  natürlich  die  Renten 
wesentlich  beeinträchtigt  durch  die  Berechnung  nach  dem 
versicherten  Durchschnittsgehalte.  Im  allgemeinen  dürften 
nach  20  bis  30jähriger  Versicherung  die  Renten  nicht  mehr 
als  die  Hälfte  der  hier  angeführten  Beträge  ausmachen. 
Immerhin  zeigt  die  Uebersicht,  wie  wichtig  die  Hinter- 
bliebenenrente der  Reichsversicherungsordnung  für  die  An- 
gestellten ist,  wie  sie  infolge  des  Reichszuschusses  die 
Renten  der  Zusatzkasse  in  den  unteren  Klassen  übertrifft 
und  welche  Bedeutung  sie  auch  für  die  erwerbsunfähigen 
Witwen  und  die  Kinder  der  höher  gelohnten  Angestellten 
haben  würde. 

Die  Prüfung  zeigt  also  auch  wieder,  wie  recht  der 
Deutsche  Techniker-Verband  hatte,  als  er  neben  die  Forde- 
rung einer  Angestelltenversicherung  auch  eine  weitgehende 
Verbesserung  des  allgemeinen  Invalidengesetzes  stellte. 
Nachdem  die  Angestelltenversicherung  auf  Einkommen 
unter  5000  M  beschränkt  und  die  Prämie  um  durchschnitt- 
lich 2 o/o  hinter  die  Erwartungen  zurückgeschraubt  ist,  sollte 
es  eine  selbstverständliche  Konsequenz  sein,  daß  nun  auch 
im  allgemeinen  Gesetze  die  Gehaltsgrenze  bis  zu  5000  M 
heraufgeschraubt  und  eine  Verbesserung  der  Leistungen 
für  die  höheren  Lohnklassen  durchgeführt  wird,  die  mit 
den  fehlenden  2 o/o  Prämien  erreicht  werden  kann. 

Auch  bezüglich  der  Organisation  und  Verwal- 
tung wird  der  Gesetzentwurf  einige  Enttäuschung  be- 
reiten. Denn  nicht  nur,  daß  die  Regierung  nicht  die  Ab- 
sicht hat,  nun  in  der  Reichsversicherungsordnung  die 
nötigen  Konsequenzen  zu  ziehen,  um  eine  gleichmäßige 
auf  die  Dauer  haltbare  Versicherung  aller  Angestellten 
zu  erreichen,  soll  die  Organisation  auch  völlig  ohne  Zu- 
sammenhang mit  der  allgemeinen  Versicherung  sein.  Nicht 
nur  für  Verwaltungszwecke,  sondern  auch  für  die  Entschei- 
dung der  Streitigkeiten  sind  ganz  neue,  von  den  Organen 
der  Kranken-,  Unfall-,  Invalidenversicherung  verschiedene 
Einrichtungen  vorgesehen.  Eine  Fülle  neuer  Beamten  ist 
die  Folge.  Nicht  einmal  der  oberste  Gerichtshof  ist  der 
gleiche.    Die    Reichsversicherungsanstalt   ist  unabhängig 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


67 


vom  Reichsversicherungsamte,  hat  ein  besonderes  Ober- 
schiedsgericht, das  endgültig  entscheidet  und  unter  Um- 
ständen ganz  andere  Grundsätze  für  die  Versicherung  auf- 
stellen kann  als  das  Reichsversicherungsamt. 

Wenn  die  Angestellten  bisher  eine  möglichst  weit- 
gehende Unabhängigkeit  der  Verwaltung  befürworteten, 
so  geschah  es,  weil  ihnen  eine  über  die  Arbeiterversicherung 
weit  hinausgehende  Selbstverwaltung  versprochen  war. 
Dieses  Versprechen  ist  nicht  erfüllt;  die  Angestelltenver- 
sicherung ist  eine  vom  Reichskanzler  (Reichsamte  des 
Innern)  abhängige  Reichsbehörde,  die  von  Reichsbeamten 
(die  der  Kanzler,  Kaiser  oder  Bundesrat  ernennt)  verwaltet 
wird  und  in  der  die  Versicherten  und  ihre  Arbeitgeber 
auf  gutachtliche  Tätigkeit  bei  der  Zentrale  und  auf  eine 
der  bisherigen  Versicherung  entsprechende  örtliche  Mit- 
wirkung beschränkt  sind.  Diese  Bureaukratisierung  ist 
hier  um  so  auffallender,  als  das  Reich  ja  keinerlei  Zu- 
schüsse leistet,  sondern  alle  Kosten  der  Renten  und  der 
Verwaltung  von  den  Versicherten  und  ihren  Arbeitgebern 
aufgebracht  werden.  Man  sollte  also  meinen,  beiden  Par- 
teien gemeinsam  hätte  die  Selbstverwaltung  mindestens 
in  demselben  Maße  zugestanden  werden  müssen  wie  den 
Berufsgenossenschaften  für  die  Unfallversicherung. 

Aber  nicht  nur  die  Beteiligten  sind  von  dem  ent- 
scheidenden Einflüsse  auf  die  Anstalt  ausgeschlossen;  auch 
die  Volksvertretung,  der  Reichstag,  ist  gänzlich  ausgeschal- 
tet. Er  macht  das  Gesetz  und  kann  es  ändern.  Aber  die 
Durchführung  liegt  ganz  beim  Bundesrate  und  Reichs- 
kanzler. Auch  hier  wieder  ein  Beweis  dafür,  in  welcher 
systematischen  Weise  versucht  wird,  den  einen  Gesetz- 
gebungsfaktor auf  Kosten  des  anderen  zu  stärken,  an 
Stelle  der  Volksbetätigung  die  Regierungen  und  die  Bureau- 
kratie  zu  schieben. 

Die  Verwaltung  der  „Reichsversicherungsanstalt  für 
Angestellte",  die  als  öffentliche  Behörde  in  Berlin  er- 
richtet wird,  gliedert  sich  in  drei  Instanzen.  Die  Leitung 
und  Vertretung  der  Anstalt  steht  dem  Direktorium 
zu,  dessen  Mitglieder  Reichsbeamte  sind  und  vom  Reichs- 
kanzler (der  Präsident  vom  Kaiser)  ernannt  werden.  Ihm 
zur  Seite  steht  der  Verwaltungsrat,  der  aus  min- 
destens je  25  Vertretern  der  Versicherten  und  ihrer  Arbeit- 
geber besteht  und  dem  Präsidenten  des  Direktoriums  als 
Vorsitzenden.  Er  hat  nur  gutachtliche  Befugnisse 
unu  wirkt  nur  auf  Erfordern  des  Direktoriums.  Aus  seiner 
Mitte  wird  oCr  Verwaltungsausschuß  gewählt,  der  aus  je 
zwei  Vertretern  der  Versicherten  und  der  Arbeitgeber  be- 
steht, in  ziemHch  weitgehendem  Maße  die  Verwaltung 
beaufsichtigen,  auch  den  Direktoriumssitzungen  beiwohnen, 
aber  auch  nicht  handeln  kann.  Die  lokale  Verwaltung, 
insbesondere  die  Feststellung,  Anweisung  und  Entziehung 
der  Renten  erfolgt  durch  Rentenausschüsse,  die 
ebenfalls  öffentliche  Behörden  sind,  aus  einem  vom  Reichs- 
kanzler zu  ernennenden  Vorsitzenden  und  mindestens  je 
zehn  Vertretern  der  Versicherten  und  der  Arbeitgeber  be- 
stehen. Diese  Ausschüsse  entsprechen  ziemlich  genau  den 
Versicherungsämtern  der  Reichsversicherungsordnung.  Sie 
werden  unterstützt  von  den  Vertrauensmännern, 
die  zu  mindestens  je  sechs  von  den  Versicherten  und  den 
Arbeitgebern  eines  Kreises  oder  einer  Stadt  gewählt  werden, 
denen   bestimmte  Obliegenheiten   von   den  Rentenaust 


Schüssen  übertragen  werden  können,  die  aber  vor  allem 
den  Wahlkörper  für  alle  anderen  Vervvaltungs-  und  Ge- 
richtsorgane bilden. 

Der  Rechtsweg  entspricht  den  in  der  allgemeinen  Ver- 
sicherung bestehenden.  Gegen  die  Entscheidungen  der 
Rentenausschüsse  ist  Berufung  an  das  Schieds- 
gericht, gegen  dessen  Urteil  Revision  beim  Ober- 
schiedsgericht zulässig.  Beide  Gerichte  bestehen  aus 
beamteten  Vorsitzenden  und  gewählten  Beisitzern. 

Alle  Wahlen  erfolgen  nach  den  Regeln  der  Verhältnis- 
wahl und  machen  unter  allen  volljährigen  Deutschen  keinen 
Unterschied  mit  der  einen  auffallenden  Ausnahme,  daß 
keine  Frauen  gewählt  werden  dürfen.  Außerdem  dürfen 
nur  direkt  Beteiligte  zu  irgend  welchen  Aemtern  gewählt 
werden,  also  keine  Verbandsvorsitzenden  u.  dergl.  Alle 
Wahlämter  sind  Ehrenämter  mit  Vergütung  für  Spesen 
und  Zeitverlust.  Es  besteht  Annahmezwang  für  die  Wahlen 
und  ein  (allerdings  ungenügender)  Schutz  der  Angestellten 
gegen  eine  Hinderung  der  Amtsausübung  durch  die 
Arbeitgeber. 

Besondere  Pensionseinrichtungen  (Fabrik-,  See- 
manns-, Knappschaftskassen  usw.)  werden  nicht  als  selb- 
ständige Ersatzinstitute  zugelassen,  sondern  nur  in  der 
Form,  daß  aus  solchen  Kassen  die  Beiträge  an  die  Reichs- 
versicherungsanstalt gezahlt  und  dafür  die  Renten  emp- 
fangen, d.  h.  die  eigenen  Leistungen  entsprechend  gekürzt 
werden  können.  Außerdem  ist  als  Uebergang  die  Be- 
freiung der  Angestellten,  die  sich  privatim  schon  ver- 
sichert haben  und  die  Ueberweisung  der  Antwartschaften 
von  den  Pensionskassen  an  die  Reichsanstalt  vorgesehen. 

Den  weiblichen  Versicherten,  welche  gleiche  Prämien 
wie  die  männlichen  zahlen,  sind  als  Ausgleich  für  das 
geringere  Hinterbliebenenrisiko  einige  besondere  Leistun- 
gen zugedacht,  die  den  Vorschlägen  der  Denkschrift  von 
1908  entsprechen. 

Auf  die  Fälle  der  übrigen  Bestimmungen  kann  hier 
nicht  eingegangen  werden.  Die  Prophezeiung  des  Refe- 
renten im  Reichsamte  des  Innern,  man  würde  ein  ganz 
einfaches  Gesetz  machen,  ist  gründlich  zu  nichte  gemacht 
worden.  Das  Gesetz  umfaßt  nicht  weniger  als  376  Para- 
graphen, Dutzende  von  Bestimmungen  der  Reichsversiche- 
rungsordnung, des  Versicherungsaufsichtsgesetzes,  der  Pro- 
zeßordnung usw.  werden  abgedruckt.  Wie  das  Gesetz 
in  Einzelheiten  sich  verliert,  mag  die  Tatsache  zeigen, 
daß  die  Regelung  des  Heilverfahrens  8  Paragraphen  bean- 
sprucht, daß  die  Verbote  in  22  Paragraphen  mit  14  ver- 
schiedenen Strafandrohungen  zusammengefaßt  sind  usw. 

Im  ganzen  ist  der  Entwurf  keine  volle  Erfüllung  der 
Hoffnungen.  Er  wird  keine  reine  Freude  hervorrufen. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Instanzen  die  er  noch  zu  durch- 
laufen hat;  auf  die  kurze  Zeit,  die  dafür  zur  Verfügung 
steht;  auf  die  Widerstände  einflußreicher  Unternehmer- 
kreise wird  es  nötig  sein,  daß  die  Angestellten  möglichst 
sachlich  die  Frage  prüfen,  mögUchst  bald  und  vollständig 
sich  darüber  einigen,  wieweit  sie  dem  Entwürfe  zustimmen 
wollen.  Nur  dann  ist  es  möglich,  daß  auch  im  Reichs- 
tage über  die  Parteigegensätze  hinweg  eine  rasche  und 
erfolgreiche  Aktion  einsetzt,  die  den  Schluß  der  Parla- 
mentsperiode mit  der  ersten  sozialen  Tat  für  die  An- 
gestellten krönt. 


68 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  5 


Formeln  für  die  ungünstigste  Laststellung  beim  einfachen  Balken 


Von  Dipl.-Ing.  ARTUR  LEIPOLD,  BerUn. 


Zur  Ermittelung  der  Biegungsmomente  einfacher 
Träger  für  eine  bewegliche  Gruppe  von  Einzellasten  oder 
Streckenlasten,  wie  sie  bei  Eisenbahn-  und  Straßenbrücken, 
Kranbahnträgern  und  dergl.  vorkommt,  kann  man  sich  der 
Einflußlinien  oder  des  Seilpolygons  für  den  Lastenzug  be- 
dienen. In  beiden  Fällen  kann  man  ohne  besondere 
Zwischenrechnung  die  Maximalmomentenlinie  des  Trägers 
zusammenstellen.  Handelt  es  sich  aber  um  die  Berechnung 
von  Trägern  gleichen  Querschnitts,  so  ist  nur  die  Kenntnis 
des  größtmöglichen  Momentes  erforderlich.  In  den  meisten 
Fällen  wird  sich  die  dafür  maßgebende  Laststellung  nicht 
ohne  weiteres  angeben  lassen,  und  es  bedarf  stets  einer 
besonderen  Untersuchung,  wenn  man  sich  nicht  auf  das 
zeitraubende  Herumprobieren  verlegen  will. 

Im  folgenden  sollen  für  die  hauptsächlich  in  Betracht 
kommenden  Belastungsfälle  einige  Formeln  für  die  Bestim- 
mung der  ungünstigsten  Laststellung  abgeleitet  werden. 
Im  allgemeinen  kommt  man  mit  drei  Belastungsfällen  aus: 

1.  eine  bewegliche  Gruppe  von  Einzellasten  in  be- 
stimmten Abständen,  z.  B.  ein  fahrender  Eisen- 
bahnzug; 

2.  eine  bewegliche  Gruppe  von  Einzellasten  mit  gleich- 
zeitiger Berücksichtigung  einer  über  den  ganzen 
Träger  verteilten  gleichmäßigen  Belastung,  welche 
als  Menschengedränge  neben  der  Wagenreihe  oder 
auch  als  Eigengewicht  des  Trägers  gedeutet  wer- 
den kann; 

3.  Belastungsfall  2  mit  dem  Zusätze,  daß  vor  und  hinter 
der  Lastengruppe  no<^h  Streckenlasten  auftreten ;  z.  B. 
ein  einzelner  Lastwagen,  allseitig  umgeben  von 
Menschengedränge. 


Belas  tungs  f  all  1  (Abb.  1). 

r  f.  frr-  i^^  1^ 

—        ^^Vfj-'i^  *  ' 


 -H 


Abb.  1 

Die  Belastung  des  Trägers  A — B  bestehe  aus  einer 
beweglichen  Gruppe  von  Einzellasten,  den  Raddrücken  Pj, 
P2  usw.  Um  das  größte  Biegungsmoment  zu  erhalten,  hat 
man  den  Träger  voll  zu  belasten  und  dabei  in  Trägermitte 
die  schwersten  Raddrücke  anzuordnen.  Das  größte  Bie- 
gungsmoment für  irgend  eine  Laststellung  wird  dann  unter 
derjenigen  Last  auftreten,  welche  der  Resultierenden  aller 
auf  dem  Träger  befindlichen  Lasten  am  nächsten  liegt; 
für  den  in  Abb.  1  dargestellten  Belastungsfall  möge  dies 
der  Punkt  m  unter  P3  sein.  Die  für  das  größtmögliche 
Moment  maßgebende  Stellung  des  Lastenzuges  Pi — Pg  ist 
durch  den  Abstand  x  der  ersten  Last  Pi  vom  linken  Auf- 
lager A  festgelegt.  Von  den  anderen  in  Abb.  1  ein- 
getragenen Größen  bedeuten: 


/  =  Stützweite  des  Trägers, 
b  =  Abstand  der  letzten  Last  vom  Auflager  B?, 
R  =  SP  =  Resultante   aller  auf  dem  Träger  stehenden 
Lasten, 

r  =  Abstand  der  Resultanten  von  der  ersten  Last, 
Hl  =  Abstand  der  ersten  Last  vom  gefährlichen  Quer- 
schnitt m, 

a^  =  Abstand  der  zweiten  Last  vom  gefährlichen  Quer- 
schnitt m, 

e  =  Abstand  der  Resultanten  vom  gefährUchen  Quer- 
schnitt m. 

Wir  nehmen  die  erste  Laststellung  so  an,  daß  R  in 
Balkenmitte  steht,  daß  also 

-      X  +  ai  +  e. 

Für  diese  Laststellung  ist 

A^  =  —  und  das  Moment  unter  Pg 


Ml  =  2      +      ~  '^i^i 


P2  ^2' 


Wir  wollen  nun  untersuchen,  ob  dieses  Moment  sich 
vergrößert,  wenn  wir  die  Lastengruppe  nach  links  oder 
rechts  verschieben.  Für  eine  Verschiebung  nach  links  um 
die  Strecke  u,  s.  Abb.  1  oben,  erhält  man: 


=  R 

^R 
~  2 


/  =  R 

_  R 

~  l 


und 


(X  -f  a^  —  U)  —  PiHi  —  PjHj 
U2\ 

~j\  Pl^l 

/     ,        ,  2xu  ,  2aiU  2u2\ 

Der  Unterschied  zwischen  den  Momenten  für  diese 
beiden  Laststellungen  ist  demnach: 


+ 


u  ux 

2  +  T  + 


M, 


M, 


/2xu 


+ 


2  a,  u 
/ 


2_u2\ 


Da  nun  x  +  ai  kleinelr  ist  als  — ,  so  ist  der  Klammer- 
ausdruck stets  negativ  und  ebenso  ist  auch  der  Unter- 
schied der  beiden  Momente  stets  negativ,  d.  h.  Mg  ist 
kleiner  als  Mj.  Für  eine  Vergrößerung  des  Momentes  M^ 
kommt  demnach  eine  Verschiebung  der  Lastengruppe  nach 
links  nicht  in  Betracht.  Verschieben  wir  nun  die  Lastengruppe 
nach  rechts  um  die  Strecke  u,  so  ergibt  sich  der  Unter- 
schied zwischen  den  beiden  aufeinander  folgenden  Mo- 
menten entsprechend  (durch  Einsetzung  von  —  u  für  -f  u) 

M3  -  Ml  =^ 
/ 

Da  nun  —  —  x 


l 

—  —  X  —  a 
2 


—  u- 


M., 


M, 


e,  so  ist 

R 
/ 


u  (e  —  u). 


Der  Unterschied  dieser  Momente  ist  nun  abhängig 
von  dem  Ausdrucke  u  (e  —  u)  und  wird  seinen  Größt- 
wert erhalten,  wenn  u  (e  —  u)  ein  Maximum  wird. 


V 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


69 


Für  u  =  0,1  e  ist  u  (e  —  u)  =  0,1  e  (e  —  0,1  e) 

==  +  0,le  ■  0,9 e  =  0,09 e^. 
Entsprechend  ergibt  sich  für 


u 

 n  9  f. 

 U,  ^  C 

u 

— 

—  U,10 

u 

--=  0,3  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,21  e2 

u 

=  0,4  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,24  e2 

u 

=  0,5  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,25  e2 

u 

=  0,6  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,24  e2 

u 

=  0,7  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,21  e-' 

u 

=  0,8  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,16  e2 

u 

=  0,9  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,09  e2 

u 

=  1,0  e 

u 

(e- 

u) 

=  0,00  e- 

Ist  u  größer  als  e,  so  wird  u  (e  —  u)  negativ,  d.  h. 
das  Moment  M3  wird  wieder  kleiner  als  Mi.  Das  Mo- 
ment Mo  wird  also  am  größten  für  u  =  0,5  e.  Daraus 
ergibt  sich  der  Satz:  Bei  der  ungünstigsten  Laststellung 
halbiert  die  Trägermitte  den  Abstand  zwischen  den  Resul- 
tanten aller  auf  dem  Träger  stehenden  Lasten  und  der 
nächstgelegenen  Last.    In  diesem  Falle  ist 

-  =  X  -f  a,  + 


=  X  +  a,  + 


2 

r  —  ai 
2 


=  x  +  l  +  |oder 


(1)  x  = 


2     2  2 

Besteht  die  Lastengruppe  aus  einer  unbeschränkten 
ZaI.l  von  Einzellasten,  so  ist  darauf  zu  achten,  daß  weder 
auf  der  Strecke  x  noch  auf  der  Strecke  b  eine  Last 
stehen  kann.  Andernfalls  ist  die  Rechnung  für  den  ver- 
größerten Lastenzug  zu  wiederholen. 

Belastungsf  all  2  (Abb.  2). 


Abb.  2 

Zu  den  Lasten  des  ersten  Falles  kommt  noch  eine 
über  den  ganzen  Träger  gleichmäßig  verteilte  Last  hinzu, 
welche  mit  dem  auf  die  Längeneinheit  bezogenen  Werke  g 
in  Rechnung  gestellt  wird.  Das  größte  Moment  trete 
wieder  unter  P3  auf.  Die  Benennungen  in  Abb.  2  haben 
dieselbe  Bedeutung  wie  in  Abb.  1. 

Offenbar  kann  man  die  Formel  I  zur  Bestimmung  des 
Abstandes  x  auch  für  diesen  Belastungsfall  anwenden.  Da 
aber  durch  das  Hinzutreten  der  gleichmäßig  verteilten  Last 
die  Resultierende  aller  Lasten  —  der  Einzellasten  sowohl 
als  auch  der  gleichmäßig  verteilten  —  einen  anderen  Ab- 
stand von  der  Last  Pi  ab  hat,  so  muß  in  die  Formel  I  für 
den  Wert  r,  der  ja  den  Abstand  der  Resultierenden  der 
Einzellasten  von  darstellt,  dem  jetzigen  Belastungs- 
fall entsprechend  (=  p),  eingesetzt  werden.  Es  ist  mithin 
erst  der  Abstand,  den  die  Resultierende  von  P^  ab  hat, 
aufzusuchen.  Hierzu  bedienen  wir  uns  des  Satzes,  daß 
das  Moment  der  Resultierenden  gleich  ist  der  algebraischen 
Summe  der  Einzelmomente. 


Es  ist:  R  .  r   +  g  /      —  x)  =  (R  +  g  .  /)  .  p 
Rr-fg  /(|-x) 


R  +  g-^ 

Dann  lautet  die  Gleichung  I: 

g/2 


/      a.  2 


+ 


gl  X 


2R  -f  2g/  '  2R  +  2g/ 


4 


gl 


2R  +  2g/ 


) 


Rr  4- 


g/2 


2R  +  2g/ 


Erweitern  wir  diese  Gleichung  mit  2  R  -f  2  g/,  so  er- 
halten wir: 


x(2R  +  g/)  =  (^-^).(2R  +  2g/) 


Rr 


g^2 

2 


was  wir  auch  schreiben  können 
/ 


x(2R  +  g/)  =  (^-^)    (2R  +  gl) 

+  (^-^)g/-Rr- 


gl2 

2 


und  hieraus: 


/  1 

2       2  ^  2R  +  g/ 


( 


Rr 


ga,  •  / 


) 


Durch  Ausdividieren  von  2  R-f-g/  in  den  Klammer- 
ausdruck nimmt  die  Gleichung  die  Form  an: 


(II)  X 


2 


+ 


gl 


2  '   2  2R-fg/ 

Zu  der  Formel  I)  kommt  also  noch  ein  Glied  hinzu, 
welches  sich  auf  die  gleichmäßig  verteilte  Last  bezieht. 

Belastungsf  all  3  (Abb.  3). 


I 


iiiii'iiiiiiiiifTm 


r 

5 


illiiiiiili 


3, 


ß 


Abb.  3 

Zu  den  Lasten  für  den  zweiten  Fall  kommen  noch  vor 
und  hinter  den  Einzellasten  gleichmäßig  verteilte  Strecken- 
lasten hinzu,  welche,  mit  dem  Werte  p  auf  die  Längen- 
einheit bezogen,  in  Rechnung  gestellt  werden.  Für  ge- 
wöhnlich kommen  als  Einzellasten  nur  zwei  Raddrücke 
eines  schweren  Lastwagens  in  Betracht.  Um  die  Formel 
jedoch  zu  verallgemeinern,  sind  in  Abb.  3  mehrere  Einzel- 
lasten angenommen.  Die  über  den  ganzen  Träger  ver- 
teilte Last  g  kann  als  Eigengewicht  des  Trägers  gedeutet 
werden ;  eine  möglicherweise  neben  den  Wagen  auftretende 
Nutzlast  infolge  Menschengedränge  ist  zu  dem  Werte  g 
hinzuzuzählen. 

Von  den  in  Abb.  3  eingetragenen  Maßen  bedeuten: 
b  =  Entfernung  der  ersten  Einzellast  von  der  Strecken- 
last (=  Wagenkastenüberstand), 


70 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  5 


c  =  Entfernung  der  letzten  Einzellast  von  der  darauf- 
folgenden Streckenlast, 
s  =  Abstand  der  äußersten  Einzellasten, 
t  =  b  +  s  -j-  c. 
Den  Abstand  p  erhält  man  wieder  durch  denselben 
Rechnungsgang  wie  vor.    Es  ergibt  sich: 

_Rr+g/(^-x)-p(x-b)(^)-^p(/-x-s-c)(^-^f+|-f) 

P  R  -f  o7  -I-  p(x  -  b)  +  p(/  -  X  -  s  -  c) 

Gleichung  I  lautet  nun: 

  /       ai  0 

~"  2  "  2"  ~  2- 

Setzt  man  in  diese  Gleichung  nun  den  Wert  für  ^ 
ein,  so  erhält  man: 

/     a      Rr  +  f^-g^x-p/x+l/-^ +|b^l  |s=-psc- 
^=2  -'i-- 


2R  -h  2g/  -I-  2p/  -  2pb  -  2ps  -  2pc 

/,  SO  — *t*-  ^.SO  — 4^  oo 

I    I 

r 


Zahlenbeispiel. 
An  einem  Zahlenbeispiel  sei  die  Anwendung  dieser 
Formeln  gezeigt.  Es  handelte  sich  um  eine  Eisenbeton- 
balkenbrücke von  20  m  Stützweite.  Die  Fahrbahnplatte 
lege  sich  unmittelbaf  auf  die  Hauptträger  auf,  welche  in 
Abständen  von  1,60  m  angeordnet  sind  und  demnach  direkt 


1 

/  , 

I 

h 

/Ot 

1 

^  -j 

8,oo 


7,bO 


Ö.OO 


i. 


V 

- — 76— r 
1 

i 

 1  

■^^OO  l-g 

- —  3,5  o  - 

1 

 *f  <So^ 

X 


Abb.  5 


SO-^  o,  80 
 ^,6  0   


  -7  6  0   


Abb.  4 


Abb.  6 


Für  den  Ausdruck  — s-  —  ps  ■  c  —  -^c'^  kann  man  setzen 


/ 

X  =  —  —  — 

2  2 


c)2,  mithin: 


Rr+|/-^-g/x-p/x+^/^+|b= 


(s  +  c)'^ 


2  R  -t-  2  g/  -1-  2  p/  -  2  pt 

Bringt  man  die  Glieder  des  Zählers  —  g/x  bezw.  —  p/x 
und  des  weiteren  auch  noch  den  Nenner  2  R  -|-  2  g/  +  2  p/ 
—  2  pt  nach  der  linken  Seite,  dann  lautet  die  Gleichung  : 
X  (2  R  +  2  g/  +  2  p/  —  2  pt  —  g/  —  p/) 
=  R/  +  g^'  +  P^'  —  P^t  —  Rai  —  g/a^  —  p/a^  +  pta^ 


-  Rr  +  I  /2 


P 


/2 


|b2+|(s  +  c)2  oder: 


X  [2  R  +  g/  +  p(/  ^  2  t)]  ^  R(/  -  r  -  a, )  +  ^  (/  -  2  a^ 


4- 


p/ 


(/-2t)-^|(/-2t)  +  (l+^^-^-a, 


Diese  Gleichung  kann  man  auch  in  die  nachfolgende 
Form  kleiden: 


X  - 


R-/    |/^  +  '^^(/-2t) 

2R  +  g/+p(/-2t) 
ga,/     p/r(s  +  c)2 


Rai+^  +  P2'(^-2t) 


2R  +  g/  +  p(/-2t) 


Rr  + 


2 


b2 


aj/ 


2  R  +  g/  +  p(/  —  2  t) 
Dividiert  man  diese  Gleichung  aus,  so  erhält  man : 


(III. 


^l_,^  r  ^(g  +  P)(^-^:)  +  f(^  +  c-b-2r 
^    2      2      2  2  R  +  g/  +  p(/  —  2 1) 


Setzt  man  in  dieser  allgemeinen  Formel  p  =  0,  so 
bleibt  Formell!  übrig;  ist  weiterhin  noch  g  =  0,  so  ergibt 
tich  Formel  I. 


belastet  werden.  Als  Belastung  ist  der  in  Abb.  4  dar- 
gestellte Straßenbahnzug  oder  eine  Straßendampfwalze 
nach  Abb.  5  vorgesehen;  für  Menschengedränge  werden 
500  kg/qm  angesetzt.  Zur  Ermittlung  der  Lastanteile, 
welche  von  den  Raddrücken  des  Straßenbahnzuges  auf 
einen  Hauptträger  entfallen,  dient  Abb.  6:  die  Gleisachse 
fällt  hier  mit  der  Feldmitte  zusammen.  Es  kommen  also 
auf  den  mittleren  Hauptträger  unmittelbar  die  Raddrücke 

des  Straßenbahnzuges  mit  ^=2,5  t  für  den  Motorwagen 

6  0  ^ 
und        =  1,5  t  für  den  Anhängerwagen.    Belastet  man 

dasi  rechte  Brückenfeld  noch  mit  Menschengedränge  von 
500  kg/qm,  so  entfallen  außerdem  auf  den  mittleren  Haupt- 
träger 0,500-  1,40-  ^  =  0,306  t  per  laufenden  m.  Zur 

Berechnung  der  Lastanteile  von  der  Dampfwalze  wird  zu- 
nächst angenommen,  daß  sich  deren  Raddrücke  unter  45" 
durch  die  21  cm  starke  Versteinung  der  Brücke  verteilen; 
dann  verteilt  sich  der  Raddruck  der  Lenkwalze  auf  1,10  — 
2-  0,21  =  1,52  m  Breite  und  der  jeder  Triebwalze  auf 
0,46  +  2-  0,21  =  0,88  m.  Stellt  man  nun  die  Dampfwalze 
so  über  einen  Hauptträger  auf,  daß  ihre  Längsachse  mit 
der  des  Hauptträgers  zusammenfällt,  dann  ergeben  sich 
die  in  Abb.  7  und  8  dargestellten  Belastungsfällc.  Von 
der  Lenkwalze  entfallen  dabei  auf  den  mittleren  Haupt- 

von  den  Triebwalzen  2 


5.15t. 


11,0  0,75 

Wird  der  Hauptträger  zunächst  nur  mit  den  Raddrücken 
des  Straßenbahnzuges  belastet,  so  ergibt  sich  Abb.  Q.  Für 
diesen  Belastungsfall  ist  Formel  1  anzuwenden.  Es 
ergibt  sich 

R  =  2   2,5      2  ■  1,5  =  8,0t 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


71 


Z,ft  2f,Sf 

—mi  .f,tO 


<2  2 


Abb.  7 


-3 0,00  - 
Abb.  9 


<23i^|-t-  o,  88 

<«  ^,öO  • 


Abb.  8 

2 


^o,oo 


Abb.  10 


 <<f  1 1-  S,90  A^,oo  Vb  -n 

\  A        \  \  f  , 


20,0 

~  2 
b    -  20,0 


3,825  1,80 


=  7,188  m  und 


2 

7,  188  —  9,70  =  3,112  m 
Nimmt  man  an,  daß  stets  nur  ein  Straßenbahnzug  auf 
die  Brücke  zu  stehen  käme,  so  würde  mit  x  die  ungünstigste 
Laststellung  desselben  bestimmt  sein.  Soll  aber  die  Brücke 
so  weit  wie  möglich  mit  Raddrücken  belastet  werden,  so 
ist  zu  beachten,  daß  im  vorliegenden  Falle  auf  der  Strecke  x 
noch  eine  Radlast  des  nächsten  Motorwagens  stehen  könnte. 
Für  diesen  in  Abb.  10  dargestellten  Belastungsfall  ist  dann 
die  Rechnung  zu  wiederholen : 

R  =  3   2,5  +  2    1,5  =  10,5  t 

r  =        (2  •  2,5  •  7,10  +  2  •  1,5  •  14,90)  =  7,64  m 

Das  größte  Moment  tritt  stets  unter  derjenigen  Last 

auf,  welche  der  Resultanten  R    am  nächsten  steht,  im 

vorliegenden  Falle  also  bei  m. 

Dafür  ist  z.^  =  6,20  +  1,80      8,0  m 

20,0       8,0  7,64 
x  =  ^-  ^  =  2,18  m 

b  =  20,0  —  2,18  —  15,90  ^  1,92  m 

In  diesem  Falle  kann  weder  auf  der  Strecke  x  noch 
auf  der  Strecke  b  eine  Last  zu  stehen  kommen. 
Es  ergibt  sieb: 


A  =  15|P0,0 


2,18  —  7,64)  =  5,345  t 


Da  Mmax  unter  m  auftreten  soll,  muß  unter  m  die  Quer- 
kraft ihr  Vorzeichen  wechseln.  Dies  trifft  auch  zu,  denn 
vor  m  ist 

Q  =  5,345  —  2  ■  2,5  =  +  0,345  t 
und  hinter  m  ist 

Q  =  +  0,345  —  2,5  =  —  2,155  t. 


Es  ist: 

Mniax  =  5,345  (2,18  +  8,00)  —  2  -2,5         +  1,8)  =  29,9 1  ml 

Soll  das  in  Abb.  6  angedeutete  Menschengedränge 
neben  dem  Straßenbahnzug  berücksichtigt  werden,  so  ergibt 
sich  der  in  Abb.  11  dargestellte  Belastungsfall,  auf  den 
Formel  II  anzuwenden  ist.  Für  g  =  0,306  t/m  ergibt  sich  mit 
Benutzung  der  für  Abb.  10  berechneten  Werte 

=  2,18-3,06-^-  2,14  m 

Daraus  kann  in  üblicher  Weise  wieder  Mmax  berechnet 
werden. 

Nimmt  man  als  Belastung  die  Raddrücke  der  Dampf- 
Walze  und  vor  und  hinter  derselben  Menschengedränge  an, 
so  ergibt  sich  bei  gleichzeitiger  Berücksichtigung  des  Eigen- 
gewichts der  Brücke  der  in  Abb.  12  dargestellte  Belastungs- 
fall.   Für  diesen  ist  Formel  III  in  Anwendung  zu  bringen. 
Es  ist  dabei 
g  =  1,7  t/lfd  m, 
p  =  0,500  •  1,60  =  0,8  t/lfd.  m, 
R  =  5,15  +  4,95  =  10,1  t, 
4,95  •  3,50 


10,1 


=  1,72  m 


Das  größte  Moment  tritt  unter  der  ersten  Last  =  5,15  t 
auf.    Dann  ist 

ai  =  0 

t  =  1,50  +  3,50  +  1,0  =  6,0  m, 
_  20,0  V72 

~"    2  2 

10,0  (1,7  +  0,8)  1,-2  -f  0,8  -3,0  (3,50  +  1,00  -  1,50  -  2  -  1,72) 


4- 


2    10,1  4-  1,7  -  20,0  4-  0,8  (20,0  -  2  -  6,0) 
^«'•^  -  «'«ö  +  20,2^34,0  +  6,4  =  ^'«^ 
•   K   A 


( 

Ii 

1 

i 

1 

i 

1 

1 

II 

/7 


9 


Abb.  12 


72 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  5 


R 


^,95  e 


1 

III 

II 

III 

i 

1 

1 

j 

IIIIII! 

m 

Zo^  00 
Abb.  13 


Die  Längen  für  die  Streckenlasten  sind: 
u  =  9,83  —  1,50  =  8,33  m, 
V  =  20,0  —  8,33  —  6,0  =  5,67  m. 
Hätte  man  die  Reihenfolge  der  beiden  Einzellasten 
gemäß  Abb.  13  umgetauscht,  so  wäre  der  Rechnungsgang 
wie  folgt: 

g  =  1,7  t/m,     p  =  0,8  t/m,     R  =  10,1  t. 


5,15  ■  3,50 
10,1 


=  1,78  m 


In  diesem  Falle  wäre  die  rechte  Last  die  der  Resul- 
tanten nächstgelegene  und  unter  derselben  läge  der  ge- 
fährliche Querschnitt.  Das  ergibt  sich  auch  ohne  weiteres 
aus  der  Ueberlegung,  daß  bei  zwei  ungleich  schweren 
Einzellasten  das  größte  Moment  stets  unter  der  schwereren 
auftritt.  Im  vorliegenden  Fall  ist  aber  ai  nicht  mehr  =  0, 
sondern  ai  ==  3,50  m,  daher  berechnet  sich 

_  20^      3,50  1,78 
^  ~    2  2  2 

10,0  (1,7  +  0,8)  (1,78  -  3,50)  +  0,8  •  3,0  (3,50  +  1,50  -  1,00-2  •  178) 


+ 


=  10,0  -  1,75 


10,1  +  1,7  •  20,0  4-  0,8  (20,0  -  2  •  6,0) 
. ,      -  43,0  +  1,06  , 

0,89  +  ono    ,  \^  a       ^^  =  Hl 


20,2  +  34,0  +  6,4 
u  =  6,67—  1,0  =  5,67  m, 
V  =  20,0  —  5,67  —  6,00  =  8,33  m. 
Aus  der  berechneten  Länge  der  Streckenlasten  erkennt 
man,  daß  Abb.  13  nur  das  Spiegelbild  von  Abb.  12  dar- 
stellt und  demnach  dieselben  Momente  ergeben  muß. 


Das  Problem  der  Arbeitslosenversicherung 

Von  F.  BECHTOLD. 
(Schluß.) 


Auf  deutschem  Boden  war  es  die  Stadt  Straßburg,  die 
zuerst  eine  Versicherung  nach  dem  Qenter  System  ein- 
gerichtet hat.  Der  einzige  Mangel,  der  dieser  Versicherung 
anhaftet,  ist  darin  zu  sehen,  daß  nur  die  Arbeitnehmer- 
organisationen unterstützt  werden.  Die  Unorganisierten 
gehen  leer  aus.  Eine  Einseitigkeit,  die,  ohne  am  Wesen 
des  Systems  etwas  zu  verändern,  leicht  beseitigt  werden 
kann.  Selbst  der  Gründer  (L.  Varlez)  dieses  Systems  hat 
vorgeschlagen,  die  Unorganisierten  durch  eine  besondere 
Kasse  der  Versicherung  anzuschließen.  Im  einzelnen  hat 
Straßburg  folgende  Bestimmungen  getroffen :  Die  Arbeit- 
nehmerverbände, die  ihren  Mitgliedern  Arbeitslosenunter- 
stützung gewähren,  erhalten  einen  städtischen  Zuschuß 
(500/(1  des  Satzes,  den  der  Arbeitslose  von  seinem  Verein, 
bezieht,  aber  höchstens  1  M  pro  Tag),  wenn  sie  dies 
beantragen  und  sich  gewissen  Ordnungs-  und  Kontroll- 
vorschriften unterwerfen.  Der  Zuschuß  wird  von  den  Ver- 
einen vorschußweise  ausgezahlt.  Abrechnung  findet  mo- 
natlich statt.  U.  a.  ist  besonders  die  Bestimmung  be- 
merkenswert, .  daß  da,  wo  Tarifverträge  bestehen,  die  Unter- 
stützten nur  die  Arbeiten  anzunehmen  brauchen,  deren 
Entlohnung  den  Tarifbestimmungen  entspricht.  Ledige 
Arbeitslose  müssen  auch  auswärts  Arbeit  annehmen.  Die 
Kontrolle  über  die  Arbeitslosen  wird  vom  städtischen  Ar- 
beitsnachweis und  von  den  angeschlossenen  Verbänden 
ausgeübt.  Bedingung  für  die  Bezugsberechtigung  ist,  daß 
der  Arbeitslose  ununterbrochen  ein  Jahr  in  Straßburg 
gewohnt  hat. 

Gegen  das  Genter  oder  Straßburger  System  werden 
eine  Reihe  von  schweren  Bedenken  erhoben.  Man  sagt, 
die  Gemeinden,  die  dieses  System  einführen,  locken  die 
Arbeiter,  die  besonders  der  Arbeitslosigkeit  ausgesetzt  sind, 
geradezu  an.  Durch  seine  Einführung  entlaste  man  die 
Gewerkschaften,  die  dadurch  Mittel  für  ihre  Kampfpolitik 
frei  bekommen.  Insbesondere  bedeute  das  Zuschußsystem 
eine  Stärkung  der  sozialdemokratischen  Partei,  da  die  freien 
Gewerkschaften  in  der  Mehrheit  unter  den  Arbeitnehmer- 


Verbänden  seien.  Es  sei  eine  Einrichtung  für  die  best- 
situierten  Arbeiter,  aber  nicht,  wie  es  wünschenswert  wäre, 
für  die  ärmsten. 

Abgesehen  von  dem  bereits  als  begründet  hervor- 
gehobenen Einwand,  daß  die  Unorganisierten  leer  aus- 
gehen, sind  alle  anderen  Bedenken  ohne  Begründung.  Ja, 
man  muß  von  bösem  Willen  sprechen,  wenn  die  durch 
die  Praxis  widerlegten  Behauptungen  immer  wieder  hervor- 
gezerrt  werden.  In  der  Praxis  hat  sich  kein  Anhalt  dafür 
ergeben,  daß  die  Gemeinden  mit  dem  Zuschußsystem  einen 
besonderen  Anziehungspunkt  für  Arbeitslose  bieten.  Gegen 
die  vorgebrachte  Behauptung  spricht  schon  der  Umstand, 
daß  der  Unterstützungsanspruch  gewöhnlich  von  einer  ein- 
jährigen Aufenthaltsdauer  abhängig  gemacht  wird.  Das 
Straßburger  System  entlastet  die  Gewerkschaften  keines- 
wegs von  dem  Aufwand  für  die  Arbeitslosenversicherung, 
denn  es  leistet  ja  nur  einen  Zuschuß.  Ferner  überläßt 
es  den  Arbeiter-  und  Angestelltenverbänden  die  volle  Denk- 
arbeit. Es  kommt  hinzu,  daß  außer  den  freien 
doch  auch  die  Hirsch-Dunckerschen  und  christlichen 
Gewerkschaften  bestehen.  Auf  die  Privatangestellten- 
vcrbände,  die  Stellenlosenunterstützung  eingeführt  haben, 
kann  man  diesen  Vorwurf  mit  noch  weniger  Be- 
rechtigung als  auf  die  Gewerkschaften  anwenden.  Dr. 
Jastrow  weist  in  diesem  Zusammenhang  auch  darauf 
hin,  daß  selbst  die  Reichs-  und  Staatsbehörden,  wo  es 
erforderlich  gewesen  sei,  ihren  früheren  Standpunkt  des 
Ignorierens  aller  dieser  Organisationen  aufgegeben  haben. 
So  beruhe  z.  B.  die  amtliche  Arbeiterstatistik  des  Kaiser- 
lichen Statistischen  Amtes,  die  allmonatlich  im  Reichs- 
arbeitsblatt veröffentlicht  wird,  in  großem  Umfange  auf 
einem  beständigen  Zusammenarbeiten  mit  den  Arbcit- 
nchmerorganisati'onen,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  und  mit 
welcher  politischen  Partei  sie  in  Fühlung  stehen.  Auch 
die  letzte  Entgegnung  verliert  an  Bedeutung,  wenn  man 
folgendes  beachtet.  ,,Oeffentliche  Hilfe  für  Selbsthilfe." 
Die  Selbsthilfe  ist  eben  bei  den  qualifizierten  Arbeitern 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


73 


und  bei  den  Privatangestellten  besonders  ausgebildet.  An- 
geschlossene Hilfskassen  können  jenes  Argument  ganz 
außer  Kurs  setzen. 

Die  uns  vorliegenden  Berichte  über  die  Ergebnisse 
der  Straßburger  Arbeitslosenversicherung  sind  auch  dafür 
Zeuge,  daß  alle  strittigen  Fragen  bei  einigem  guten  Willen 
der  beiden  Kontrahenten  zur  Zufriedenheit  gelöst  werden 
können.  'Regierungsrat  Dominicus,  der  diese  Berichte  ab- 
gefaßt hat,  schreibt  z.  B. :  „Einer  besonderen  Hervor- 
hebung bedarf  es  auch  in  diesem  Jahre  (1909),  daß  über 
die  Zuweisung  der  Arbeitslosen  in  neue  Stellen,  insbeson- 
dere auch  nach  auswärts,  im  Berichtsjahr  mit  den  Gewerk- 
schaften nicht  die  geringste  Streitigkeit  entstand."  Zu- 
sammenfassend führt  der  Berichterstatter  aus:  „Insgesamt 
muß  am  Schlüsse  dieses  Berichtsjahres  hervorgehoben 
werden,  daß  die  Durchführung  der  Straßburger  Arbeits- 
losenversicherung in  der  Praxis  keine  irgendwie  erheb- 
lichen Schwierigkeiten  zu  überwinden  hatte.  Insbesondere 
ist  das  Verhältnis  zu  den  Gewerkschaften  und  deren  Mit- 
arbeit nach  wie  vor  ein  durchaus  befriedigendes."  Hieraus 
kann  man  entnehmen,  daß  das  Straßburger  System  geeignet 
wäre,  die  Grundlage  einer  umfassenden  Arbeitslosenver- 
sicherung zu  werden.  Die  Angestellfenverbände  haben 
das  größte  Interesse  daran,  darauf  hinzuwirken,  daß  dieses 
System  bei  der  Errichtung  einer  Arbeitslosenversicherung 
durch  die  Kommunen  oder  den  Staat  bevorzugt  wird. 

Einen  Versuch  eigener  Art  hat  neuerdings  die  Stadt 
Schöneberg  beschlossen.  Aehnlich  wie  Straßburg  gewährt 
diese  Stadt  (bis  zur  gesetzlichen  Regelung  der  Arbeits- 
losenversicherung oder  bis  zur  Einführung  einer  solchen 
Versicherung  in  Groß-Berfin),  längstens  aber  bis  zum 
31.  März  1913,  einen  jährlichen  Geldbetrag  von  15  000  M 
zu  dem  Zwecke,  die  Versicherung  gegen  Arbeitslosigkeit 
zu  fördern.  Alle  Berufsvereinigungen  von  Arbeitern  und 
Angestellten,  die  ihren  Mitgliedern  Arbeitslosenunter- 
stützung gewähren,  erhalten  für  alle  ihre  arbeitslosen  Mit- 
glieder einen  Zuschuß.  Die  Vorbedingungen  für-  den 
Empfang  des  gemeindlichen  Zuschusses  sind  einjährige 
ununterbrochene  Wohnzeit  in  Schöneberg  und  die  Er- 
füllung der  Arbeitslosenordnung.  Auf  die  einjährige  Frist 
ist  die  Zeit  mit  anzurechnen,  die  unmittelbar  vorher  in 
einer  anderen  Gemeinde  Groß-Berlins  ohne  Unterbrechung 
zugebracht  worden  ist,  wenn  diese  Gemeinde  in  derselben 
Weise  Beihilfe  zur  Arbeitslosenversicherung  gewährt  und 
ebenso  die  Wohnzeit  in  anderen  Gemeinden  anrechnet. 

Außerdem  erhalten  Nichtorganisierte  Zuschüsse.  Ar- 
beiter und  Angestellte,  die  in  Schöneberg  wohnen,  der 
Invalidenversicherungspflicht  imterliegen  und  aus  eigenen 
Mitteln  Spareinlagen  bei  der  Schöueberger  städtischen 
Sparkasse  gemacht  haben,  können  auf  ihren  Antrag  in 
die  beim  städtischen  Arbeitsnachweis  zu  führende  Liste 
eingetragen  werden.  Die  Sparer,  die  keinen  Zuschuß  er- 
halten, bekommen  zu  den  Abhebungen,  die  sie  während 
der  Zeit  der  Arbeitslosigkeit  von  ihrem  Guthaben  machen, 
sofern  sie  die  Bestimmungen  der  Ordnung  erfüllen,  einen 
Zuschuß  von  der  Stadt  —  der  Zuschuß  beträgt  die  Hälfte 
der  von  dem  Sparer  abgehobenen  Summe;  er  darf  aber 
den  Betrag  von  1  M  pro  Tag  nicht  übersteigen.  Auch 
bei  dieser  Kategorie  ist  vorgeschrieben,  daß  der  Arbeits- 
lose mindestens  ein  Jahr  ununterbrochen  in  Schöneberg 
wohnt  und  seine  Eintragung  in  der  Liste  seit  mindestens 
drei  Monaten  besteht.  Nicht  berücksichtigt  werden  Ein- 
lagen, die  in  den  letzten  drei  Monaten  vor  der  Abhebung 
gemacht  wurden.  Der  Zuschuß  wird  ausgezahlt,  wenn 
sich  der  Sparer  eine  Woche  lang  täglich  zur  festgesetzten 
Stunde  auf  dem  Arbeitsnachweis  gemeldet  hat. 

Für  die  Organisierten  beträgt  der  tägliche  Zuschuß 
die  Hälfte  der  von  der  Berufsvereinigung  an  das  einzelne 


Mitglied  gezahlten  Arbeitslosenunterstützung,  er  darf  aber 
auch  den  Betrag  von  1  M  pro  Tag  nicht  übersteigen. 
Um  in  den  Genuß  der  gemeindlichen  Arbeitslosenunter- 
stützung zu  kommen,  muß  die  Arbeitslosigkeit  unver- 
schuldet sein.  Sie  darf  nicht  durch  Streiks  oder  Aus- 
sperrungen hervorgerufen  sein,  und  wenn  nachträglich  ein 
Streik  in  dem  Gewerbe  ausbricht  (oder  eine  Aussperrung 
erfolgt),  dem  der  Unterstützte  angehört,  so  hört  die  Unter- 
stützung auf.  Von  den  übrigen  Bestimmungen  ist  noch 
die  bemerkenswert,  daß  die  Berufsvereinigungen  ihre  Sta- 
tuten einreichen  müssen,  wenn  sie  einen  Anspruch  auf 
den  städtischen  Zuschuß  erlangen  wollen.  Ferner  müssen 
sie  einen  entsprechenden  Antrag  beim  Magistrat  stellen 
und  sich  verpflichten,  der  Deputation  für  die  Verwaltung 
des  städtischen  Arbeitsnachweises  die  Einsicht  in  ihre 
Buchführung  insoweit  zu  gestatten,  als  es  notwendig  ist, 
um  zu  ermitteln,  ob  die  Bestimmungen  dieser  Ordnung 
eingehalten  sind.  Nach  Vereinbarung  mit  dem  Magistrat 
haben  die  zugelassenen  Vereinigungen  eine  Liste  über 
ihre  in  Schöneberg  wohnenden  Mitglieder  zu  führen;  aus 
ihr  soll  man  ersehen  können,  ob  der  Anspruch  auf  Unter- 
stützung gerechtfertigt  ist.  D!e  Unterstützung  wird  höch- 
stens auf  die  Dauer  von  60  Tagen  innerhalb  eines  Jahres 
gewährt. 

Die  Kontrolle  der  Arbeitslosen  findet  derart  statt,  daß 
sie  sich  täglich  mit  der  Arbeitslosenkarte  der  Berufsver- 
einigung auf  dem  städtischen  Arbeitsnachweis  einmal 
melden.  Auf  Verlangen  müssen  sie  über  alle  Tatsachen 
Auskunft  geben,  die  sich  auf  die  von  der  Stadt  zu  ge- 
währende Unterstützung  bezieht.  —  Bei  Streitigkeiten  aus 
der  Ordnung  entscheidet  unter  Ausschluß  des  Rechtswegs 
die  Deputation  für  die  Verwaltung  des  städtischen  Arbeits- 
nachweises als  Schiedsgericht.  Wer  versucht,  den  städti- 
schen Zuschuß  unberechtigterweise  zu  erhalten,  wird  vor- 
behaltlich strafrechtlicher  Verfolgung  auf  die  Dauer  eines 
Jahres  ausgeschlossen. 

In  einzelnen  Bundesstaaten  wurde  das  Problem  der  Ar- 
beitslosenversieherung  lebhaft  diskutiert.  Unter  ihnen  steht 
Bayern  an  erster  Stelle.  Eine  Konferenz,  an  der  Vertreter 
der  Regierung,  Abgeordnete,  Vertreter  der  größeren  baye- 
rischen Städte,  der  Handelskammern,  des  Landwirtschafts- 
rates und  der  Gewerkschaften  teilnahmen,  gab  mit  über- 
wältigender Mehrheit  seine  Ansicht  zugunsten  des  Genter 
Systems  in  Verbindung  mit  einer  Unterstützung  der  Un- 
organisierten ab.  Ein  entsprechender  Beschluß  wurde  an 
das  Kgl.  Staatsministerium  gerichtet  und  einer  Reihe 
von  größeren  Städten  anheim  gegeben,  Arbeitslosenver- 
sicherungen auf  der  von  der  Kommission  bezeichneten 
Grundlage  zu  errichten.  Der  Aufforderung  der  Regie- 
rung ist  bis  heute  noch  keine  Stadt  gefolgt. 

Auf  einen  anderen  Standpunkt  stellte  sich  die  Kgl. 
Sächsische  Regierung.  Sie  lehnte  einen  Antrag,  der  die 
Unterstützung  Arbeitsloser  verlangte,  mit  dem  Hinweis 
ab,  daß  es  in  Sachsen  an  einem  zentralisierten  Arbeits- 
nachweis fehle,  und  daß  sie  sich  auch  vorläufig  nicht 
veranlaßt  sehe,  den  Gemeinden  eine  Einrichtung  zur 
l'nterstützung  Arbeitsloser  zu  empfehlen.  Ebenso  lehnte 
die  Regierung  die  Ausarbeitung  einer  Denkschrift  über 
die  Frage  der  Arbeitslosenfürsorge  ab,  da  die  Frage  der 
Arbeitslosigkeit  nicht  brennend  sei. 

Einen  ähnlichen  Standpunkt  hat  die  württembergische 
Regierung  bei  den  Verhandlungen  in  der  zweiten  Kammer 
eingenommen. 

Mit  großem  Eifer  ist  dagegen  die  badische  Regierung 
an  die  Erörterung  der  Arbeitslosenversicherung  heran- 
gegangen. In  einer  sehr  umfassenden  Denkschrift  hat 
sie  das  Problem  behandelt.  Zum  Schluß  wird  dem  Genter 
System  eine  rückhaltlose  Anerkennung  zuteil.   Mit  einigen 


74 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  5 


sehr  präzis  gehaltenen  Sätzen  widerlegt  der  Berichterstatter 
die  Einwände,  die  gegen  jenes  System  erhoben  werden. 
Hinsichtlich  der  Schuldfrage,  von  der  behauptet  wird, 
daß  sie-  kaum  lösbar  sei,  ist  in  der  Denkschrift  ausgeführt, 
nach  den  bisherigen  Erfahrungen  können  beim  Oenter 
System  diese  Schwierigkeiten  ausgeschaltet  werden.  Was 
noch  als  Rest  verbleibt,  das  sind  Mängel,  die  allen  mensch- 
lichen Einrichtungen  anhaften,  und  als  solche  insbesondere 
auch  bei  staatlichen  Versicherungseinrichtungen  (Krankheit, 
Alter,  Invalidität,  Unfall)  in  Kauf  genommen  werden 
müssen.  Als  Ergänzung  des  Qenter  Systems  empfahl  die 
Regierung  den  Städten,  freiwillige  Versicherungskassen 
etwa  nach  der  Art  der  stadtkölnischen  Versicherungskasse 
anzugliedern.  Gleich  Bayern  unterbreitete  die  badische 
Regierung  den  Gemeinden  eine  Anleitung,  nach  der  Unter- 
stützungseinrichtungen für  Arbeitslose  eingeführt  werden 
sollen. 

Im  Großherziogtum  Hessen  liegen  die  Verhältnisse 
ähnlich  wie  in  Sachsen  und  Württemberg. 

Die  Frage  einer  Reichsarbeitslosenversicherung  stand 
zum  letztenmal  in  der  Session  1Q09/1910  im  Reichstag 
zur  Debatte,  nachdem  schon  im  Jahre  1902  eine  Resolution 
vom  Reichstag  angenommen  war,  die  eine  eingehende 
Prüfung  der  bisher  gegen  die  Eolgen  der  Arbeitslosigkeit 
getroffenen  Versicherungseinrichtungen  und  Vorschläge 
über  eine  zweckmäßige  Ausgestaltung  dieses  Zweiges 
der  Versicherung  forderte.  Das  Ergebnis  dieser  Reso- 
lution war:  Eine  Denkschrift.  Im  Gegensatz  zu  der  neu- 
lich von  der  badischen  Regierung  herausgegebenen,  be- 
zeichnete der  Referent  der  Reichsdenkschrift  die  bis  dort- 
hin unternommenen  Versuche  als  für  deutsche  Verhält- 
nisse untauglich  oder  undurchführbar.  Daß  dieses  Urteil 
heute  nicht  mehr  stichhaltig  ist,  beweisen  unsere  Aus- 
iführungen  über  das  Genter  System. 


Inzwischen  scheint  sich  auch  die  Reichsregierung 
unserem  Standpunkt  genähert  zu  haben.  Wie  es  nicht 
anders  zu  erwarten  ist,  mit  den  üblichen  „Wenn  und 
Aber".  Der  Kern  der  Ausführungen  des  Regierungs- 
vertreters war  ungefähr  folgender.  Die  Ansätze,  die  auf 
dem  Gebiet  der  Eürsorge  für  die  Arbeitslosen  gemacht 
wurden,  würden  uns  allmählich  auf  den  Weg  führen,  auf 
dem  diese  Erage  gelöst  werden  könne.  Heute  seien  weder 
das  Reich  noch  die  Bundesstaaten  in  der  Lage,  diese 
Erage  generell  zu  lösen.  Sollten  wir  aber  auf  Grund 
des  Gesetzes  über  den  Arbeitsnachweis  und  der  Stellen- 
vermittlung dahin  kommen,  das  Arbeitsnachweiswesen  aus- 
zubauen, dann  würden  wir  nicht  bloß  die  Möglichkeit 
schaffen,  vorübergehende  Schwankungen  im  Arbeitsmarkt 
auszugleichen,  sondern  wir  würden  auch  unsere  Erfahrun- 
gen erweitern,  die  uns  evtl.  später  die  Möglichkeit  geben 
könnten,  auf  dem  Gebiet  der  Arbeitslosigkeit  gesetzgebe- 
risch einzugreifen.  Heute  sei  die  Sache  nicht  reif  und 
man  tue  der  Regierung  unrecht,  wenn  man  ihr  den  Vor- 
wurf des  bösen  Willens  mache. 

Dem  wurde  entgegengehalten,  daß  die  erfolgreichen 
Versuche  verschiedener  deutscher  Städte  zu  der  Hoffnung 
berechtigen,  daß  bei  ernstem  Willen  eine  Lösung  ge- 
funden werden  könne.  Die  Petition  betreffend  Einführung 
einer  Arbeitslosenversicherung  wurde  dem  Reichskanzler 
zur  Erwägung  überwiesen.  Damit  sind  wir  am  Schluß 
unserer  Ausführungen  angelangt. 

Werfen  wir  noch  einmal  unseren  Blick  auf  die  sämt- 
lichen Einrichtungen,  so  drängt  sich  uns  die  Ueberzeugung 
auf,  daß  eine  Regelung  der  Arbeitslosenversicherung  am 
besten  durch  das  Reich  und  zwar  auf  der  Grundlage  des 
Genter  Systems  mit  Hilfskassen  für  die  Unorganisierten 
erfolgt.  Solange  dies  nicht  geschehen  ist,  mögen  die  An- 
gestelltenverbände für  kommunale  Arbeitslosenversiche- 
rung nach  dem  Genter  System  eifrigst  Propaganda  machen. 


Vi  :t  ::  n    STANDESBEWEGUNG    ?:     ::  :: 

Technikerrecht,  Reichstag  und  Regierung  und  Sozialer 
Ausschuß  von  Verbänden  technischer  Privatangestellter 

Die  vom  Sozialen  Ausschuß  von  Vereinen  technischer 
Privatangestellten  einberufenen  Versammlungen  gaben  ein 
gutes  Bild  von  der  Gährung  und  Mißstimmung,  die  über 
die  trostlose  rechtliche  Lage  der  technischen  Angestellteinj 
herrscht.  Aus  dem  ganzen  Deutschen  Vaterlande  laufen 
uns  Nachrichten  zu,  die  über  einen  ungemein  regen  Be- 
such dieser  Versammlungen  berichten.  Ueberall  gelangte 
die  nachfolgende  Resolution  zur  Annahme: 

„Die  versammelten  technischen  Privatangestellten  aller 
Berufe  geben  ihrer  lebhaften  Entrüstung  darüber  Aus- 
druck, daß  die  Regierung  es  unterlassen  hat,  den  Gesetz-, 
entwurf  zur  Verbesserung  des  Technikerrechtes  wieder 
einzubringen  und  daß  sie  nichts  getan  hat,  um  den  tech- 
nischen Angestellten  zu  einem  schnellen  und  billigen  Recht 
zu  verhelfen.  Sie  fühlen  sich  dadurch  umsomehr  zurück- 
gesetzt, -als  eine  gründliche  Verbesserung  ihres  Rechtes 
schon  wiederholt  von  der  Regierung  und  allen  politischen 
Parteien  als  notwendig  anerkannt  worden  ist.  Die  Ver- 
sammelten fordern  die  gesetzgebenden  Körperschaften  er- 
neut dringend  auf,  ihre  Versprechungen  endlich  einzulösen. 
Sie  erwarten  jedoch,  daß  die  Reform  in  einem  anderen 
Geiste  erfolgt  als  im  jüngsten  Erlaß  des  preußischen 
Handelsministers  zur  Konkurrenzklausel  zu  spüren  war. 


Eine  befriedigende  Regelung  der  Materie  erscheint  ihnen 
nur  dadurch  möglich,  daß  die  vom  Sozialen  Ausschuß 
wiederholt  geäußerten  Wünsche  zur  Reform  des  Rechtes 
der  technischen  Angestellten  voll  Berücksichtigung  finden." 

Auch  diese  Gelegenheit  läßt  der  B.  t.-i.  B.  nicht  vor- 
übergehen, ohne  uns  vorzuwerfen,  daß  der  D.  T.-V.  keine 
VerbandsdiszipHn  kenne.  In  Leipzig  „und  in  anderen 
Orten",  wie  es  geheimnisvoll  heißt,  haben  die  Zweig- 
vereine des  D.  T.-V.  nicht  mitgemacht.  Wenn  es  überall 
so  gewesen  wäre,  wie  in  Leipzig,  s-o  hätten  vielleicht 
auch  andere  Verbände  in  anderen  Städten  sich  geweigert. 
In  Leipzig  mußte  der  B.  t.-i.  B.  erst  vom  Sozialen  Aus- 
schuß darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  daß  die  Ver- 
sammlung keine  Bundesversammlung  sein  dürfte.  Trotz- 
dem wuixie  bei  den  Veröffentlichungen  des  Bundes  der 
Name  des  Sozialen  Ausschusses  soweit  verwischt,  daß 
teilweise  deswegen  die  Teilnahme  des  D.  T.-V.  nur 
schwach  war.  In  anderen  Städten  war  dafür  der  D.  T.-V. 
an  erster  Stelle. 


::  ::  ::  H  ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  den  Monat  Dezember  1910. 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Technische  Physik. 

Im  Prakt.  Masch.-Konstr.  43,  Nr.  26,  S.  239  gibt  Max  Hof- 
manii    eine   Vereinfachung  der  graphischen    Bestimimmg  des 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


75 


anspruchten  Welle.  Die  neue  graphische  Bestimmung  stützt 
ideellen  Momentes  Mb,  einer  auf  Torsion  und  Biegung  be- 
sieh ebenfalls  auf  die  allgemein  bekannte  Formel 

Mbi  =  0,35  Mb  +  0,65  ^Mb'  +  Mr^ 

Hüttenwesen.' 

St.  u.  E.  30  bringt  in  Nr.  49,  S.  2063  einen  Artikel  über 
„Die  Brikettierung  von  Guß-  und  Eisenspänen  und  ihre  Schmel- 
zung im  Kupolofen"  von  Ing.  Messerschmidt.  Der  Verfasser 
skizziert  kurz  die  alten  Verfahren,  geht  dann  zu  dem  neuen  Ver- 
fahren über  und  bespricht  ferner  die  Wirtschaftlichkeit  der 
Brikettgattierung,  stellt  Betrachtungen  über  die  Gußeisenverede- 
lung mit  Briketts  gegenüber  Stahl-  und  Eisenschrott  an  und 
würdigt  schließlich  den  Schmelzvorgang  im  Kupolofen  bei  Brikett- 
begichtung  einer  Untersuchung. 

Dipl.-Ing.  Rosenberg  gibt  ebenda,  S.  2075,  ein  Bild  der 
„Verbrennung  beim  Betriebe  von  Gießereiflammöfen"  mit  zahl- 
reichen Tabellen,  math.  Ableitungen  und  Schaulinien. 

Technologischer  Natur  ist  der  Aufsatz  von  Ing.  Vetter 
in  St.  u.  E.  30,  Nr.  49,  S.  2079  über  „Das  Formen  von  Fasson- 
röhren mittels  Ziehschablonen". 

In  St.  u.  E.  30,  Nr.  51,  S.  2145  gibt  Dir.  Genzmer  eine 
lehrreiche  Uebersicht  über  „Die  Roheisenerzverfahren  in  Deutsch- 
land". 

In  der  hochwichtigen  Arbeit  „Der  Einfluß  der  Seigerung  auf 
die  Festigkeit  des  Flußeisens",  St.  u.  E.  30,  Nr.  51,  S.  2154 
machen  die  Verfasser,  F.  Wüst  und  H.  L.  Felser,  folgende 
Feststellungen:  1.  Seigerungsgrad  der  verschiedenen  Fremd- 
körper und  die  Konzentrationen;  2.  die  Neigung  zum  Seigern 
ist  am  größten  bei  Schwefel  und  Phosphor,  weniger  stark  bei 
Kohle,  Mangan  und  Kupfer;  3.  bei  großen  Blöcken  entmischt 
sich  Schwefel  stärker,  als  bei  kleinen,  Phosphor,  Mangan  und 
Kohle  verhalten  sich  umgekehrt;  4.  allgemeiner  Einfluß  auf  die 
Zahlen  der  Zerreißversuche  nicht  erheblich,  stärker  geseigerte 
Teile  zeigen  kleine  Dehnung  und  Kontraktion,  Festigkeit  nicht 
merklich  beeinflußt;  5.  am  stärksten  wird  die  Kerbzähigkeit 
beeinflußt. 

Dr.-Ing.  Blome  macht  in  St.  u.  E.  30,  Nr.  51,  S.  2161  Mit- 
teilungen „Ueber  die  Konstitution  der  Thomasschlacke". 

Kraftmaschinenbau. 
Es  sind  folgende  Arbeiten  festzuhalten: 
„Dreilagergasmaschinen."  Von  E.  Körting,  Dingl.  pol.  J.  325, 
Nr.  49,  S.  769. 

„Eine  Starkdruckgasmaschine."  Von  Dr.  K.  Schreber,  D. 
prakt.  Masch.-Konstr.  43,  Nr.  25,  S.  221. 

„Ungelöste  Probleme  im  Gasmaschinenbau."  Von  Wein, 
Uhl.  techn.  Rdsch.  1910,  Ausg.  I,  Nr.  12,  S.  98. 

„Neuere  Konstruktionen  von  Dampfturbinen."  Von  Körner 
und  Lösel  (Nachträg),  Z.  d.  V.  54,  Nr.  52,  S.  2184. 

Elektrotechnik. 

Die  von  Sumec  aufgestellten  Formeln  zur  Bestimmung  des 
induktiven  Spannungsabfalles  von  Leitern  werden  von  Dr.-Ing. 
Guldschiner  in  seiner  Arbeit  „Berechnung  des  Spannungsabfalles 
in  den  Fahrleitungen  und  Schienenrückleitungen  von  Wechsel- 
und  Drehstrombahnen",  E.  T.  Z.  31,  Nr.  48,  S.  1206  in  sinn- 
gemäßer Weise  erweitert  und  schließlich  werden  zusammen- 
fassende  Formeln   für  den   Spannungsabfall  angegeben. 

G.  Rasch  schreibt  in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  48,  S.  1212  über 
„Spartransformatoren",  bespricht  darin  zwei  Schaltungen  für 
Drehstrom  und  zeigt  die  Ermittlung  der  Primärströme  aus  den 
Sekundärströmen.  Dabei  wird  dargetan,  daß  Ungleichmäßig- 
keiten  in  den  Sekundärleitungen  bedingungsweise  in  den  Primär- 
leitungen ausgeglichen  werden. 

F.  Rosser  verbreitet  sich  über  den  „Durchliang  von  Frei- 
leitungen" in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  48,  S.  1214. 

Prof.  Dr.  Kollert  behandelt  in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  48,  S.  1219 
„Die  Temperaturkompensation  bei  Millivoltmetern".  Es  wird 
die  Formel  für  die  Temperaturkompensation  eines  Miilivolt- 
meters  nach  Swinburn  entwickelt,  hierauf  die  günstigsten  Ver- 
hältnisse und  die  übrig  bleibenden  Fehler  berechnet,  sodann 
die  Anwendung  des  Instrumentes  in  Verbindung  mit  Neben- 
schlüssen zur  Messung  starker  Ströme  und  die  Einrichtung 
mehrstufiger  Nebenschlüsse  behandelt.  Beispiel. 

Rudolf  Richter  bringt  „Ein  Vorschlag  zur  Darstellung  der 
Hysteresewärme"  in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  49,  S.  1241. 

A.  Schleiermacher  schreibt  „Zur  Analyse  von  Wechselstrom- 
kurven", E.  T.  Z.  31,  Nr.  49,  S.  1246,  und  gibt  nach  Ent- 
wicklung der  Amplitudenverkettung  bei  der  rechnerischen  Ana- 
lyse von  Wechselstromkurven  einige  Vereinfachungen  für  die 
Ausführung  derselben. 

Dr.  Th.  Lehmann  verbreitet  sich  ebenda,  S.  1249,  „Ueber 
Aen  Leistungssprung  asynchroner  Drehfeldmotoren  beim  Durch- 
gang durch  den  Synchronismus". 


„Ueber  Hochspannungskabel."  Von  Dipl.-Ing.  Dr.  Paul 
Humann,  E.  T.  Z.  31,  Nr.  50,  S.  1265.  Es  wird  die  Be- 
anspruchung des  Isolierstoffes  besprochen  und  der  Gewohn- 
heit entgegengetreten,  die  Isolationsstärke  bei  gleicher  Spannung 
mit  dem  Leiterquerschnitt,  bezw.  Durchmesser  wachsen  zu  lassen. 
(Schluß  folgt.) 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  -Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbände* 

zu  beziehen.) 

Seehafen  bau.  Von  F.  W.  Otto  Schulze,  Prof.  in  Danzig. 
Band  I:  Allgemeine  Anordnung  der  Seehäfen.  Preis  geb. 
17  M.     Verlag  von  Wilhelm  Ernst  &  Sohn,  Berlin. 

Der  die  Lehrkanzel  für  Wasserbau  innehabende  Verfasser  an 
der  Königlichen  Technischen  Hochschule  in  Danzig  hat  es  mit 
dem  vorliegenden  Werke  unternommen,  ein  Buch  über  den  See- 
hafenbau zu  schreiben,  welches  „dem  neuesten  Stande  der 
Wissenschaft  und  Technik  des  In-  und  Auslandes"  entspricht. 
Wäre  Prof.  Schulze  durch  seine  früheren  Veröffentlichungen  auf 
dem  Gebiete  des  Wasserbaues  'nicht  als  ein  so  vorzüglicher 
Kenner  bekannt,  dann  wäre  bei  einer  solchen  Ankündigung  eine 
gute"  Dosis  Pessimismus  am  Platze.  Ausgehend  von  dem  Ge- 
danken, daß  der  Leser  am  schnellsten  Verständnis  für  eine 
Sache  erhält,  wenn  er  sich  erst  klar  wird  über  den  Zweck, 
das  Wesen  und  den  zu  stellenden  Anforderungen  an  den  be- 
treffenden Gegenstand,  ehe  er  auf  Einzelheiten  eingeht,  be- 
handelt der  Verfasser  in  seinem  ersten  Bande  in  den  einzelnen 
Kapiteln  den  Zusammenhang  zwischen  Seeschiffahrt  und  Hafen- 
bau, die  Arten  und  allgemeinen  Erfordernisse  der  Häfen,  die  be- 
sonderen Erfordernisse  und  Merkmale  der  Kriegs-,  Zufluchts- 
und Fischereihäfen  und  wendet  sich  im  V.  Kapitel  den  für  den 
Hafenbau  so  wichtigen  Naturerscheinungen  als:  Flut  und  Ebbe, 
Wellen,  den  Winden  und  Strömungen  zu.  Die  eigentlichen 
technischen  Arbeiten  erhalten  erst  vom  VI.  Kapitel  ab  Würdi- 
gung. Hier  werden  behandelt:  die  vorbereitenden  Arbeiten,  die 
Baustoffe  und  ihr  Verhalten  im  Seewasser,  Anordnung  der 
Hafenaußenwerke.  Das  Buch  schließt  mit  einer  Besprechung 
der  Anordnung,  Gestalt  und  Abmessung  der  Hafenbecken.  Schon 
diese  Disposition  läßt  auf  ein  großzügig  angelegtes  Werk 
schließen.  Wenden  wir  uns  nun  dem  Inhalt  zu,  so  müssen 
wir  auch  hier  zugeben,  daß  die  einzelnen  Kapitel  eine  exakte 
und  eingehende  Bearbeitung  aufweisen.  Zu  erwähnen  wäre 
vielleicht,  daß  wir  eine  größere  Ausbreitung  dem  V.  Kapitel 
gegönnt  hätten.  Es  herrschen  gerade  auf  dem  Gebiete  der  für 
den  Hafenbau  so  wichtigen  Naturerscheinungen  noch  manche 
Irrtümer  in  der  Fachwelt.  Wir  müssen  aber  andererseits  auch 
das  Prinzip  des  Verfassers  billigen,  auf  einem  möglichst  knappen 
Raum  alles  für  den  Hafenbau  wichtige  aufzuzeichnen. 

Das  Buch  wird  sich  in  den  Kreisen  der  in  der  Ausbildung 
begriffenen  Techniker  eines  guten  Absatzes  erfreuen.  Aber 
ebenso  wird  der  im  praktischen  Leben  stehende  Ingenieur  nicht 
achtlos  an  ihm  vorbeigehen  können.  Dies  umsomehr,  als  er  darin 
ein  Rüstzeug  findet,  daß  ihm  auf  jede  Frage  über  den  See- 
hafenbau in  kurzer  Form  eine  erschöpfende  Auskunft  erteilt. 

Wenn  wir  auch  zum  Schlüsse  nicht  verkennen  wollen,  daß 
der  vorliegende  I.  Band  ein  in  sich  abgeschlossenes  Ganze 
bildet,  90  kann  man  doch  nur  wünschen,  daß  das  Erscheinen  des 
Schlußbandes  nicht  allzulange  auf  sich  warten  lassen  wird.  n. 


;:  :;  :;         H    BRIEFKASTEN    ::  ::  H  ::  :;  :: 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  a'I  I  g  c  m  e  i  n  e  m 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuiufiigen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
CH  vllen  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schrifUich  erteilt.  tine 
Kücksendung  der  Man'jskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorlelzle  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
m  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leiiung  nachdrÜLklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
s:6cke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Freisen 

Frage  19.  Gibt  es  freistehende  Spülklosetts  mit  Geruch- 
verschluß, bei  denen  ein  Einfrieren  des  Syphons  ausgeschlossen 
!st?    Welche  Firmen  befassen  sich  mit  deren  Herstellung? 

Frage  20.  Eine  Gesellschaft  plant  den  Bau  einer  sach- 
gemäßen Rodelbahn  an  einem  ca.  1  km  langen  Bergabhang. 
Auf  dem  Terrain  befinden  sich  Weiden.  Kann  mir  einer  der 
Kollegen  etwas  über  die  Anlage  einer  solchen  Bahn,  Berechnung 
der  Kurven  usw.  mitteilen?  Existiert  hierüber  irgendwelche 
Literatur? 


76 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  5 


Frage  21.  Wo  bestehen  Tarife  über  Akkordsätze  (Arbeits- 
löhne) für  Hersteilung  von  Tischler-  und  Glaserarbeiten  in  Be- 
trieben mit  Holzbearbeitungsmaschinen?  Wo  sind  solche  Tarife 
zu  haben?    Auskünfte  werden  gern  entsprechend  honoriert. 

Frage  22.  Aus  welchen  Teilen  besteht  die  kombinierte 
Thermit-Panzer-Appee-Platte,  D.  R.  P.  Nr.  148  152,  und  wie  weit 
erstreckt  sich  die  Sicherheit  gegen  Einbruch  und  Feuer? 

Frage  23.  Eine  gemauerte  Grube  mit  in  reinem  Zement- 
mörtel geputzten  und  abgefilzten  Wandflächen  soll  zur  Auf- 
nahme von  Säurewässern  hergerichtet  werden.  Die  in  Frage 
stehenden,  bei  der  Abschwemmung  mit  Wasser  verdünnten  Sal- 
peter- und  Schwefelsäuren,  sowie  die  salpeter-  und  schwefel- 
sauren Kupfer-,  Eisen-  und  Zink-Lösungen  passieren  bei  Ein- 
tritt in  die  Grube  einen  Kalkfilter.  Nur  ganz  ausnahmsweise 
kann  es  vorkommen,  daß  freie  Salpeter-  und  Schwefelsäuren  in 
die  Grube  gelangen.  Kann  jemand  einen  in  ähnlichen  Fällen 
bewährten  Schutzanstrich  und  dessen  Bezugsquelle  angeben? 
Oder  welches  Verfahren  könnte  zum  Schutz  des  Putzes  und 
Mauerwerks  gegen  den  Einfluß  der  Säuren  empfohlen  werden? 

Frage  24.  Ich  bitte  um  nähere  Auskunft  über  das  Grau-, 
Gelb-  und  Schwarzbeizen  von  Messing.  Welche  Verwendung 
findet  Antimon  beim  Messingbeizen? 

Frage  25.  Welche  Erfahrungen  liegen  mit  dem  sog.  Ver- 
nier(?)lack  für  Messing  vor,  oder  ist  ein  anderer,  evtl.  warin 
aufzutragender  Lack  vorzuziehen?  Wie  ist  das  Messing  vor 
dem  Auftragen  des  Lackes  zu  behandeln  und  welche  Firmen 
liefern  Metallack? 

Antworten 

Zur  Frage  10.  Bäckerei-Fußboden.  Vom  Gesichtspunkte 
leichter  Reinigung  und  des  Nichtnistens  von  Ungeziefer  wird 
empfohlen :  Unterlage  aus  Zement-Beton,  darauf  Zementestrich 
mit  glatter  Oberfläche.  Zur  Bekleidung  derselben  dient  ent- 
weder eine  mehrfache  Tränkung  mit  staubbindendem  Floricin- 


Oel,  nach  Anweisung  der  Chem.  Fabrik  Flörsheim,  Dr.  H. 
Noerdlinger-Flörsheim  a.  M.  1  qm  erfordert  100  gr  einmaligen 
Anstriches.  100  kg  kosten  55  bis  60  M.  Oder  aber:  Man 
behandelt  den  Betonfußboden  mit  Kautschukfluat  und  Gummi- 
Elastikumkitt,  dann  Auflage  von  Linoleum  mittelst  Kopalkittes. 
Hierfür  gibt  die  Chem.  f  abrik  Buße,  Hannover-Langenhagen,  die 
Anweisung.  pf. 

Zur  Frage  11.  Dachbekleidung.  I.  Man  nehme  doppelte 
Lage  von  Dachpappe.  Die  einzelnen  Bahnen  lege  man  jnit 
breiter  Ueberlappung  an  und  dichte  diese  mit  Kautschuk- 
kitt. Zwischen  erster  und  zweiter  Lage  kommt  Gummiholz- 
zement; die  zweite  Lage  wird  überzogen  mit  Kautschukdachlack. 
(Chem.  Fabrik  Buße,  Hannover-Langenhagen.)  Wird  diese  An- 
weisung befolgt,  dann  erhalten  Sie  ein  Dach  von  langer  Lebens- 
dauer! — m. 

II.  Da  bei  der  immerhin  etwas  steilen  Fläche  des  Daches 
ein  Herabtropfen  des  Teeres  bei  Verwendung  von  Teerpappe 
zu  befürchten  ist,  wäre  Ruberoid,  Stärke  2,  oder  Ruberoid- 
doppeldach  zu  empfehlen.  Des  besseren  Aussehens  wegen 
könnte  auch  Ruberoid  rot  durchgefärbt  oder  ziegelroter  Anstrich 
verwandt  werden.  (Nähere  Auskunft  gibt  die  Ruberoid-Gesell- 
sellschaft  m.  b.  H.,  Hamburg  8.)  E.  A. 

Zur  Frage  12.  Azetylen-Motor.  Der  Verbrauch  an  Azetylen- 
Gas  ist  bei  verschiedenen  Systemen  sehr  verschieden.  Auf 
jeden  Fall  ist  der  Betrieb  ziemlich  teuer  und  könnte  die  Ver- 
wendung dieses  Gases  nur  dann  in  Frage  kommen,  wenn  der 
Motor  immer  nur  kürzere  Zeit  in  Betrieb  kommen  soll.  Soll 
der  Motor  jedoch  den  ganzen  Tag  benutzt  werden,  oder  läßt 
es  sich  ermöglichen,  die  Arbeiten  mit  dem  Motor  auf  einige 
Stunden  des  Tages  oder  einige  Tage  der  Woche  zusammen- 
kommen zu  lassen,  so  ist  für  die  angegebene  Motorgröße  eine 
Sauggasanlage  zu  empfehlen.  Mit  näheren  Angaben  stehe  ich 
gern  zur  Verfügung.  Fr.  F  r  e  y  ,  München  8. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 
DieWanderversammlung  des  DeutschenTechniker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  findet  in  der  Zeit  vom 
15.  bis  17.  (offizieller  Teil)  und  18.  und  19.  Juli  (nicht  offizieller  Teil)  statt.  ::  Nähere 
Auskunft  erteilt:  BAUMEISTER  SCHÜSSLER,  Kleinlugau,  Post  Mügeln,  Bezirk  Dresden. 


Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 
Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
92.  Quittung. 

Ingenieur  Gottwald,  Lome  6  M.  Ergebnis  der  Sammel- 
büchse im  Erholungsheim  16,17  M.  Techn. -Verein  Lotzen, 
Sammlung  anl.  der  Tauffeier  des  Vereins  30  M.  Techn. -Ver- 
ein Leisnig,  Sammlung  anl.  der  Feier  des  1.  Stiftungsfestes 
10  M.  Ergebnis  einer  Sammlung  im  Erholungsheim  gelegent- 
lich einer  Feier  beim  Eintreffen  des  700.  Heimbewohners  2ö  AI. 
Runge,  Duaia  in  Kamerun,  Mitgl. -Nr.  22  482  6  M.  Techn.-Verein 
Wesermündung,  Erlös  aus  dem  Verkauf  von  Ansichtskarten  83  M. 
Techn.-Verein  Cöln,  Erlös  der  Sammelbüchse  6  M.  Techn.- 
Verein  Bielefeld,  Erlös  der  Sammelbüchse  6  M.  H.  Stolze, 
Geestemünde,  Mitgl. -Nr.  25  269  6,05  M.  Freie  Techn.-Vereinig. 
Magdeburg  für  das  Magdeburger  Zimmer  424  M.  Ed.  Meckert, 
Naumburg  a.  S.  3  M.  Techn.-Verein  Hanau  16,30  M.  Techn.- 
Verein  Düsseldorf  20  M.  Techn.-Verein  Sonneberg,  S.-M.,  15M. 
Ergebnis  der  Sammelbüchse  im  Erholungsheim  14,82  M.  Ver- 
einigung Lübecker  Techniker  7,30  M.  Techn.-Verein  M. -Glad- 
bach 7  M.  Techn.-Verein  Gütersloh,  Sammlung  anläßl.  des 
Familienfestes  am  26.  November  1910  16  M.  Bezirksverwaltung 
Brandenburg  für  die  Einrichtung  eines  Brandenburgischen  Zim- 
mers 1000  M.  Verkauf  von  Erholungsheim-Plakaten  161,55  M. 
P.  Müller  in  Barcelona,  Mitgl.-Nr.  1938  2  M.  C.  F.  Weigel 
in  Daressalam,  Mitgl.-Nr.  40  168  8  M.  Techn.-Verein  Godes- 
berg 17  M.  Ungenannt  in  Braunschweig  (Spende  der  Hinter- 
bliebenen eines  verstoTbenen  Mitgliedes)  100  M.  Herbst  jn 
Nackel,  Mitgl.-Nr.  47  265  2,45  M.  Vogel  in  Klodtken  2  M.  Mä- 
schinen-Techn.-Verein  Cöln  a.  Rh.,  Sammlung  anläßl.  der  Weih- 
nachtsfeier 10  M.     Leipziger  Bautechniker- Verein  50  M. 

Abteilung:  Uriterstützungskasse 
des  Erholungsheimes. 
21.  Quittung. 

Techn.-Verein  Bauhütte,  Freiburg  i.  B.  9,05  Mr~  Techn.- 
Verein  Bauhütte,  Charlottenburg  70  M.  S.  Steinle,  Chemnitz, 
für  eine  Freistelle  im   Erholungsheim   100  M.  Techn.-Verein 


Sonneberg  2,85  M.  Bezirksverwaltung  Thüringen  für  zwei  Frei- 
stellen im  Erholungsheim  100  M.  Bezirksverwaltung  Nieder- 
sachsen 238,84  M  und  zwar:  Bezirksverwaltung  Niedersachsen 
50  M,  Oberharzer  Bauhütte  10  M,  Techn.-Verein  Göttingen 
15  M,  Techn.-Verein  Celle  3,84  M,  Masch.-Tecim. -Verein  Han- 
nover-Linden 60  M,  Techn.-Verein  Hannover  100  M. 
Gesamtbetrag  der  1.  bis  20.  Quittung  1468,37  M. 

Gesamtbetrag  der  21.  Quittung  520,74  M. 

"~1989,iT~m; 

Wir  haben  wieder  Gelegenheit,  im  vorstehenden  über  einen 
wesentlichen  Zuwachs  unserer  Sammlung  für  das  Erholungsheim 
dankend  quittieren  zu  können.  Diese  Opferfreudigkeit  für  den 
Dienst  erholungsbedürftiger  Kollegen  erfüllt  uns  mit  Freude  und 
Genugtuung  und  wir  sagen  allen  freundl.  Spendern  für  ihre 
Gaben  nochmals  namens  der  Koliegenschaft  unseren  herzlichsten 
Dank. 

Die  Verbandsleitung. 

An  unsere  Leser 
Wir  bedauern,  daß  im  Inseratenteil  des  vorigen  Heftes  der 
Waschzettel  eines  Technikums  abgedruckt  worden  ist,  mit  dessen 
Inhalt,  insbesondere  hinsichtlich  der  darin  geschilderten  Aus- 
sichten des  technischen  Berufes,  wir  durchaus  nicht  überein- 
stimmen. 

Die  Veröffentlichung  ist  darauf  zurückzuführen,  daß  die 
Notiz  dem  verantwortlichen  Redakteur  nicht  vorgelegen  hat, 
sondern  von  der  Anzeigenverwaltung  Daube  &  Co.,  entgegen  den 
Vereinbarungen,  direkt  der  Druckerei  zugegangen  ist.  Es  ist 
Vorsorge  getroffen  worden,  um  einer  Wiederholung  derartiger 
Fälle  vorzubeugen. 

Die  Scliriftleitung. 


Heft  J  der  D.  T.-Z.  1911  gesucht! 

Sollte  einer  unserer  Leser  Heft  1,  Jahrgang  1911,  entbehren 
können,  so  bitten  wir,  uns  dieses  freundlichst  zurücksenden,  oder 
an  das  zuständige  Postamt  zurückgeben  zu  wollen. 

Im  voraus  besten  Dank. 

Die  Verbandsleitung. 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


77 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  „D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  tlhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinsendung  ist  am  Kopfe 
tuszulüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammluntjsiag  und  Ort, 
Er.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veroffentlicliung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen. 
Bayer.  Techniker-Verband.  Am  Samstag,  28.  Januar,  abends 
8Vi  Uhr,  findet  im  Restaurant  „Domhof",  München,  eine  Ge- 
samtvorstandssitzung statt,  mit  nachstehender  Tages- 
ordnung: 1.  Berichterstattung  des  Vorsitzenden  über  das  Jahr 
1910.  2.  Vorlegung  des  Kassaberichtes  durch  den  Kassierer. 
3.  Berichterstattung  des  Herrn  Koll.  J.  Bender  über  die  Gesamt- 
vorstandssitzung des  D.  T.-V.  in  Sondershausen  und  Stellung- 
nahme zu  den  einzelnen  Beschlüssen.  4.  Das  Gewerbeschul- 
wesen in  Bayern  und  die  Ausbildung  von  Technikern  als  Ge- 
werbelehrer.    5.  Unsere    Aufgaben    für    die  Privattechniker. 

6.  Unsere  Aufgaben   für  die  Staats-  und  Gemeindetechniker. 

7.  Vorschläge  zur  Wahl  von.  Vertretern  in  die  Interessenten»- 
gruppen  A  bis  D.  8.  Einberufung  einer  Vertreterkonferenz  der 
Vereinsvorstände  oder  eines  Landestages.  9.  Anträge  und  Ver- 
schiedenes. 

Sachsen.  Unsere  diesjährige  Jahreshauptversammlung  findet 
Sonntag,  5.  Februar,  in  Dresden  statt.  Ort:  Gewerbehaus, 
Ostra-Allee.  Beginn:  ^/n2  Uhr  nachmittags.  Etwaige  Anträge 
wollen  Vereine  durch  ihre  Bezirksverwaltung  einreichen. 

Bezirksverwaltunsen 

Brandenburg.  Einzelmitglieder.  Am  Sonntag, 
29.  Januar,  vormittags  10  Uhr,  findet  in  Berlin,  in  Neumanns 
Festsälen,  Rosenthalerstraße  36,  eine  Versammlung  der  Einzel- 
mitglieder der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  statt.  Tagesord- 
nung: 1.  Bericht  über  den  13.  Bezirkstag.  2.  Anträge  zum 
nächsten  Bezirkstage.  3.  Die  Bedeutung  der  Gruppeneinteilung 
nach  den  Stuttgarter  Beschlüssen.  4.  Neuwahl:  a)  des  Ob- 
mannes und  des  Stellvertreters,  b)  der  Vertreter  im  Gesamlh 
vorstand  der  Bezirksverwaltung,  c)  der  Delegierten  zu  den  Be- 
zirkstagen, d)  der  Arbeitskommission.  5.  Verschiedenes.  Um 
recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  dringend  gebeten.  Bemerkt 
wird,  daß  die  Versammlung,  ohne  Rücksicht  auf  die  Anzahl  der 
Erschienenen,  beschlußfähig  ist.  Nach  der  Sitzung  Besichti- 
gung einer  Zentrale  der  B.  E.  W.  unter  fachmännischer  Führung. 

Brandenburg.  Freie  Hochschule  Berlin.  Im  Laufe  des 
Februar  beginnen  an  der  Freien  Hochschule  noch  folgende  Vor- 
lesungen: 14.  Februar:  Ernst  August  Georgy:  Die  Nibelungen 
Friedrich  Hebbels.  16.  Februar:  Musikdirektor  Berthold 
Knetsch:  Anleitung  zum  sinngemäßen  Vortrag  von  Klavier- 
werken.^  —  Mit  Erläuterungen  am  Flügel.  Am  gleichen  Tage: 
Felix    Linke:     Unser    Sonnensystem.     —    Mit  Lichtbildern. 

20.  Februar:  Dr.  Bruno  Wille:  Monumente  der  Weltanschauung. 

21.  Februar:  Dr.  Bruno  Wille:  Wie  uns  die  Kunst  befreit. 
24.  Februar:  Dr.  Hermann  Hasse:  Journalistische  Uebungen. 
Einzelvortrag:  11.  Februar:  Dr.  Alfred  Koeppen:  Der  Humor 
in  der  Kunst.  —  Mit  Lichtbildern.  Unsere  Mitglieder  erhalten 
im  Verbandsbureau  die  Hörerkarten  für  die  zehnstündigen  Vor- 
lesungen für  3  M  statt  4  M.  Zum  Einzelvortrag  für  50  Pfg. 
statt  75  Pfg. 

Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Sonnenstr.  8.  Briefe  an 
den  ersten  Vorsitzenden.  Wir  laden  unsere  werten  Mitglieder 
nebst  Angehörigen  zu  dem  am  9.  Februar  im  Museumsaale 
stattfindenden  Vortrag  des  Herrn  Karl  Meißner-Dresden  über: 
„Italienfahrer,  Böcklin,  Innebach,  Marröt"  höflichst  ein  und  bitten 
um  rege  Beteiligung.  Am  10.  Februar  findet  im  Saale  des 
Hotels  „Goldner  Anker"  ein  Vorfrag  des  Herrn  Baumeister 
Luderer  über  „Baugewerbe,  Baugesetz  und  Boden- 
reform" statt,  zu  welchem  unsere  Mitglieder  herzlichst  ein- 
geladen sind.  Die  Jahreshauptversammlung  findet  am  Montag, 
20.  Feb  ruar,  abends  8'/^  Uhr  im  Saale  des  Hotels  ,, Roter  Hirsch" 
statt  und  wird  um  zahlreiche  Beteiligung  gebeten.  Tages- 
ordnung: 1.  Jahresbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Bericht  der 
Revisoren.  4.  Jahresvoranschlag.  5.  Ergänzungswalil  des  Vor- 
standes. 6.  Verschiedenes.  Am  11.  Januar  veranstaltete  )die 
Bez.-Verw.  im  Handwerkervereinshause  zu  Chemnitz  einen 
Vortragsabend,  in  welchem  Herr  Dr.  Günther-Berlin  über  „Sozial- 
statistische Grundlagen  der  Sozialpolitik"  sprach.  Dem  Referen- 
ten wurde  für  seine  Ausführungen  reicher  Beifall  zuteiL  An 
der  Diskussion  beteiligten  sich  die  Herren  Ing.  Donix  und 
Steinle. 

Mittelrheinische  Bezirksverwaltung.  (Vorort  Frankfurt  a.  M.) 
Vors.  u.  Br.-A.:   Chr.  Unterauer,  Frankfurt  a.  M.,  jVlainkai  23. 


Am  Sonntag,  12.  Februar  1911,  morgens  10  Uhr  beginnend, 
findet  im  Restaurant  Steinernes  Haus  in  Frankfurt  a.  M.  die 
erste  diesjährige  Sitzung  unsers  Gesamt- Vorstandes  statt.  Tages- 
ordnung mit  Kassenbericht  für  1910  und  Voranschlag  für  1911 
wird  den  Vertretern  der  Vereine  und  Einzelmitglieder  zugesandt. 
Allträge  sind  rechtzeitig  zu  stellen.  Um  vollzähliges  Erscheinen 
Wird  gebeten. 

Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung.  Herr  Dr.  Günther  ausi 
Berlin  wird  am  1.  Februar,  abends  9  Uhr,  in  der  „Tonhalle" 
in  Minden  und  am  2.  Februar,  abends  9  Uhr,  in  Remkes 
Theatersaal  in  Bielefeld  Vorträge  halten  über  „D  i  e  Woh- 
nungsfrage in  Theorie  und  Praxis".  Alle  Mit- 
glieder, Nachbarvereine  und  besonders  die  Einzelmitglieder  sind 
zum  Besuch  der  Vorträge  hiermit  eingeladen.  Am  3.  Februar 
wird  Herr  Lenz  aus  Dortmund  im  Verein  Buer  einen  Vortrag 
halten.     Einladungen  dazu  ergehen  noch  vom  Verein. 

Norddeutsche  Bezirksverwaltung.  IX.  Bezirkstag.  Zu 
dem  am  19.  Februar  1911  in  den  oberen  Räumen  des  Kulm- 
bacher Bierhauses  in  Lübeck,  Fleischhauerstr.  16,  stattfinden- 
den Bezirkstag  laden  wir  hiermit  alle  angeschlossenen  Vereine 
und  Einzelmitglieder  höflichst  ein.  Tageseinteilung:  Vorm. 
10  bis  V2^2  Uhr  Sitzung  des  erweiterten  Bezirksvorstandes, 
gleichzeitig  Vertreterkonferenz.  ^l2^2  Uhr  gemeinschaftliches 
Mittagessen.  Kuvert  trocken  1,50  M  (ohne  Weinzwang).  Nachm. 
V22  Uhr  Bezirkstag.  Abends  6  Uhr  Vortrag  des  Kollegen 
Architekt  Kaufmann,  Berlin.  (Thema  wird  noch  bekannt 
gegeben.;  Tagesordnung  des  Bezirkstages.  1.  Tätigkeits-  und 
Kassenbericht  pro  1910.  Entlastung  des  Vorstandes.  2.  Vor- 
anschlag für  1911.  3.  Ersatzwahlen  für  den  geschäftsführenden 
Vorstand  der  Bezirksverwaltung:  a)  1.  Vorsitzenden,  b)  1.  Schrift- 
führer, c)  Beisitzer  aus  der  Gruppe  C.  4.  Bericht  über  die 
Sitzung  des  Gesamtvorstandes  vom  8./9.  Januar  1911  in  Sonders- 
hausen; Referent  Koll.  Kobarg,  Kiel.  5.  Beratung  evtl.  An- 
träge. 6.  Verschiedenes.  Anmeldungen  für  Teilnahme  am 
Essen  werden  bis  15.  Februar  1911  an  Koll.  Bahnmeister  Helms, 
Lübeck,  Cronsforder-Allee  85  b,  erbeten. 

Rheinpfalz.  Am  Sonntag,  12.  Februar  1.  Js.,  nachmittags 
1  Uhr  findet  in  Pirmasens  im  Restaurant  Metropole  eine  Sitzung 
des  erweiterten  Vorstandes  statt  mit  folgender  Tagesordnung: 
1.  Qeschäftsüberblick.  2.  Bericht  des  Gesamtvorstandsmitglieds 
Herrn  A.  Wieteck  über  die  Vorstandssitzung  in  Sondershausen 
am  8.  Januar  1911.  3.  Beschlußfassung  über  die  am  Bezirkstag 
in  Speyer  gestellten  Anträge  betr.  Wahl  des  Ortes  der  Vertreter- 
sitzungen und  Entschädigung  der  Vertreter  aus  der  Bezirks- 
kasse. 4.  Wahl  der  Kassenrevisoren.  5.  Stellungnahme  zur  Neu- 
einteilung der  Bezirksverwaltungen.  6.  Anträge  und  Verschie- 
denes. Da  evtl.  die  Auflösung  unserer  Bezirksverwaltung  in 
Frage  kommt,  ist  das  Erscheinen  sämtlicher  Vereinsvertreter 
sowie  namentlich  auch  der  Einzelmitglieder  dringend  erwünscht. 


Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

Altona.  Techniker-Verein.  Br.-A. :  H.  Stöhr,  Altona, 
Arnoldstraße  74.  Hauptversammlung  am  Mittwoch,  1.  Februar 
1911,  abends  8V2  Uhr,  in  Petersen's  Hotel  in  Altona,  König- 
straße 186.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mitteilungen. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Wahl  eines  2.  Schriftführers. 
4.  Wahl  eines  Mitglieds  für  den  Vergnügungsausschuß.  5.  Be- 
richt der  Kassenprüfer.  6.  Technische  Fragen.  7.  Verschiedenes. 
Diejenigen  Kollegen,  welche  die  Beiträge  noch  nicht  bezahlt 
haben  werden  ersucht,  den  Betrag  unter  Benutzung  der  über- 
sandten Zahlkarte  bis  zur  nächsten  Hauptversamml.  einzusenden. 

Annaberg.  Technischer  Verein  des  oberen 
Erzgebirges.  Br.-A.:  Baumeister  O.  Wustlich,  Buchholz 
in  Sa.  Am  11.  Dezember  1910  fand  eine  außerordentliche  Haupt- 
versammlung statt.  Nach  längeren  Referaten  wurde  beschlossen, 
auch  in  Zukunft  als  Zweigverein  bestehen  zu  bleiben,  trotzdem 
die  Zahl  der  Verbandsmitglieder  auf  27  zusammengeschmolzen 
ist.  Eine  notwendig  gewordene  Neuwahl  des  Vorstandes  ergab 
folgendes  Resultat:  1.  Vorsitzender:  Kgl.  Brandv. -Assistent  Bau- 
meister O.  Wustlich;  2.  Vorsitzender:  Kgl.  Bausekretär  R.  Jahn; 
Kassierer:  Bahnmeister  R.  Glorius;  Schriftführer:  Baumeister 
P.  Leopold;  Archivar:  Stadtbauamtsass.  Baumeister  Br.  Müller. 
Herr  Stadtbaumeister  Rößner  wurde  in  Anbetracht  seiner  großen 
Verdienste  um  den  Verein  zum  Ehrenvorsitzenden  ernannt. 
Weiter  wurde  beschlossen,  an  den  Annaberger  Stadtrat  ein  Ge- 
such zu  richten,  in  Zukunft  für  den  Fachunterricht  an  der  g  e  - 
V.  e  r  b  1.  Fortbildungsschule  technisch  gebildete  Kräfte 
heranzuziehen.  Das  diesjährige  Stiftungsfest  soll  im  Februar 
abgehalten  werden.  Bekanntgegeben  wurde  ferner,  daß  Mit- 
glieder unseres  Vereins  in  4  Städten  des  Bezirks  als  Stadt- 
verordnete gewählt  worden  sind.  Dem  Landesverein 
„Heimatschutz"  in  Dresden  trat  der  Verein  als  korporatives 
iVtitglied  beL 


1 


78 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  5 


Berlin.  Vereinigung  Berliner  Techniker. 
Dienstag,  31.  Januar  er.,  abends  8V2  Uhr,  außerordentliche 
Sitzung  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138, 
mit  der  Tagesordnung:  „Wie  verhalten  sich  unsere  Mitglieder 
zu  der  neuen  gewerkschaftlichen  Richtung  des  Verbandes?" 
Es  wird  um  vollzähliges  und  pünktliches  Erscheinen  gebeten. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Die  nächste 
Hauptversammlung  findet  statt  am  Donnerstag,  2.  Februar. 
Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Ergänzung  des  Vorstan- 
des. 3.  Bericht  über  die  Gesamtvorstandssitzung  des  D.  T.-V. 
in  Sondershausen  am  8.  und  9.  Januar  1911  (Referent  Kollege 
Rommel).  4.  Beschlußfassung  über  die  neuen  Vereinssatzungen. 
5.  Verschiedenes.  Es  wird  namentlich  auf  Punkt  3  verwiesen, 
da  der  Ges. -Vorstand  wichtige  Beschlüsse  gefaßt  hat,  deren 
Kenntnis  für  alle  Mitglieder  von  großem  Interesse  ist.  Beginn 
der  Versammlung  pünküich  um  8V2  ^Jhr. 

Charlottenburg.  „Bauhütte  Charlottenbur  g". 
V.  u.  O. :  „Logen-Restaurant"  in  Charlottenburg,  Berliner  Str.  6I, 
Ecke  Kirchhofstraße.  Br.-A. :  Emil  Rohr,  Maschinenmeister, 
Charlottenburg,  Städtisches  Bürgerhaus,  Sophie-C^harlotten-Str. 
Die  nächste  Monats-Hauptversammlung  findet  nicht  wie  in 
letzter  Nummer  d.  Ztg.  bekannt  gegeben  am  Donnerstag,  2.  Fe- 
bruar, sondern  am  Dienstag,  7.  Februar  d.  Js.,  statt.  Näheres 
wird  im  Verkündigungsblatt  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg 
bekannt  gegeben  werden.  Alle  Mitglieder,  welche  die  D.  T.-Z. 
sowie  das  Verkündigungsblatt  nicht  regelmäßig  erhalten,  wollen 
dies  unserem  1.  Schriftführer,  Koll.  A.  Dieter,  Charlottenburg  1, 
Tegeler  Weg  5,  mitteilen.  Desgleichen  werden  alle  Mitglieder 
dringend  gebeten,  um  ein  genaues  Mitgliederverzeicbnis  auf- 
stellen zu  können,  ihre  jetzige  Wohnung  unverzüglich  an  Koll. 
A.  Dieter  mitzuteilen. 

Gumbinnen.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  Militär- 
bausekretär Nölke,  Gumbinnen,  Lazarettstraße  11.  Am  Q.Januar 
dieses  Jahres  fand  die  diesjährige  Generalversammlung  statt. 
In  den  Vorstand .  wurden  gewählt:  1.  Vorsitzender:  Herr  Koll. 
Nölke,  Militärbausekretär;  2.  Vorsitzender:  Herr  Koll.  Flegel, 
Regierungsbausekretär;  1.  Schriftführer:  Herr  Koll.  Klein,  Stacjt- 
baumeister;  2.  Schriftführer:  Herr  Koll.  Kucklan,  Postbau- 
sekretär; Kassierer:  Herr  Koll.  Umlauf,  Ingenieur;  Beisitzer: 
Herr  Koll.  Moderegger,  Maurer-  und  Zimmermeister.  Der  Ver- 
ein zählt  zurzeit  19  Mitglieder.  Vereinsabend  jeden  1.  Montag 
im  Monat  im  Hotel  „Du  Nord".  Jeden  Sonntag  vormittag 
FrühschoDpen  im  Zentralhotel. 

Hanau  a.  M.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  Donnerstag, 
2.  Februar,  abends  1/2^  Hauptversammlung  im  Vereinsiokal 
„Hotel  zum  Riesen".  Tagesordnung:  1.  Mitgliederaufnahme. 
2.  Jahresbericht.  3.  Revisionsbericht.  4.  Bericht  des  sozialen 
Ausschusses  über  die  Privatbeamtenversicherung.  5.  Ve^'schie- 
denes.  Der  Vorstand  besteht  für  das  Vereinsjahr  1911  aus 
folgenden  Herren:  I.  Vorsitzender  W.  Kaiser,  Architekt;  II.  Vor- 
sitzender G.  Kroß,  Betriebsingenieur;  I.  Schriftführer  E.  Apitzsch, 
Ingenieur;  II.  Schriftführer  H.  Genze,  Ingenieur;  Kassierer 
A.  Jung,  Bautechniker.  Alle  Zuschriften  sind  zu  richten  an: 
Architekt  W.  Kaiser,  Hanau  a.  M.,  Rhönstraße  2. 

Kempten  i.  A.  T  e  c  h  n  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
August  Gros,  Bauführer,  Sonnenstraße  C  23.  In  der  Haupt- 
versammlung am  11.  Januar  fand  Neuwahl  des  Vorstandes  statt. 
Demselben  gehören  für  das  laufende  Jahr  folgende  Herren  an: 

1.  Vorsitzender  August  Gros;  II.  Vorsitzender  Hans  Krenn; 
!.  Schriftführer  Hans  Walcher;  II.  Schriftführer  Hans  Fröhling; 
Kassier  Ludwig  Heibig;  I.  Beisitzer  Georg  Trost;  II.  Bei- 
sitzer Eugen  Hanold;  Vertrauensmann  für  Auskunftei  und  Stellen- 
vermittlung August  Gros.  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder 
zurzeit  24.  Vereinslokal:  „Hotel  Post",  Nebenzimmer.  Ver- 
einsabende finden  alle  14  Tage  am  Mittwoch  satt.  Die  Mitglieder 
werden  hierzu  durch  Postkarte  eingeladen.  i 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ingenieur,  Kiel,  Fährstraße  7.  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  Restaurant  „Patzenholer", 
Falkstraße  12,  Mitgliederversammlung.  Nächste  Mitgliederver- 
sammlung Donnerstag,  2.  Februar  1911,  abends  8V2  Uhr.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollverlesung  der  letzten  Versammlung.  2.  Auf- 
nahmen. 3.  Referat:  „Pensionsversicherung  für 
Privatangestellt  e".  Referent  Kollege  Behrens.  4.  Ver- 
bandsangelegenheiten. 5.  Kassenbericht  der  Revisoren.  6.  Ein- 
gänge. 7.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit 
der  Tagesordnung,  insbesondere  der  jetzt  aktuellen  alle  Pri\at- 
angestellten  beschäftigenden  Pensionsversicherung,  ist  das  Er- 
scheinen aller  Mitglieder  unbedingt  erforderlich. 

Königshütte,  O.-S.  Technischer  Verein.  Br.-A. : 
Arch.  Eitner,  Parkstr.  19.  1.  Vors.  Am  1.  Dezember  1910 
fand  die  statutengemäße  Generalversammlung  des  Vereins  statt. 
Aus  der  Neuwahl  des  Vorstandes  gingen  hervor  als:  1.  Vors. 
K.  Ei+ner;    2.  Vors.  R.  Matzke;    1.  Schriftführer  Jendryssck; 

2.  Schriftführer  Meister;    Bücherwart  Irzik;    Kassierer  llobitz; 


Beisitzer  Neuhoff  und  Bader;  Kassenprüfer  Dierich  und  PescheL 
Als  Delegierte  in  den  erweiterten  Bezirksvorstand  wurden  ge- 
wählt: Eitner  und  Matzke  bezw.  als  deren  Stellvertreter:  Jen- 
dryssck und  Bader.  Als  Preisrichter  unseres  Vereins  für  das 
Preisausschreiben  unserer  oberschles.  Bezirksverwaltung  wurde 
gewählt  Kollege  Dahleke.  V.  u.  O.  wie  bisher  jeden  Donners- 
tag am  oder  nach  dem  1.  un|d  15.  jeden  Monates  im  Hotel 
„Graf  Reden",  Kattowitzer  Straße.  Am  5.  Januar  d.  Js.  fand  die 
1.  Hauptversammlung  statt;  in  derselben  wurde  unter  anderem 
beschlossen:  1.  wegen  der  Anstellung  von  Technikern  als  Fort- 
bildungsschullehrer einen  Fragebogen  an  alle  wichtigen  ober- 
schles. Gemeinden  zu  richten.  2.  zu  dem  Verbandsbeitrage 
von  18  M  noch  2  M  für  den  Verein  pro  Mitglied  zu  erheben, 
so  daß  im  ganzen  für  den  Verein  nach  Zurückerstattung  von 
2  M  Verbandsbeitrag  lt.  Stuttgarter  Verbandstagsbeschluß  4  M 
verbleiben.  3.  eine  Resolution  an  Reichstag  und  Regierung 
wegen  Verbesserung  des  Technikerrechtes.  Ferner  wurden  sechs 
neue  Kollegen  als  Verbands-  und  Vereinsmitgheder  auf- 
genommen. 

Kreuzburg  O.-Schl.  Technischer  Verein.  Sonntag, 
29.  Januar  1911,  findet  in  Kreuzburg  O.-Schl.  im  Vereinslokal, 
Witzkes  Weinhandlung,  um  51/2  Uhr  nachmittags,  eine  General- 
versammlung statt.  Vollzähliges  Erscheinen  dringend  erforder- 
lich. Die  Tagesordnung  wird  den  Vereinsmitgliedern  noch 
schriftlich  bekannt  gegeben. 

Landshut.  Techniker-Verein.  E.  V.  Am  Donners- 
tag, 9.  Februar  1911,  abends  8  Uhr,  Generalversammlung  im 
Vereinslokal  Brauerei  Koller  mit  nachstehender  Tagesordnung: 
1.  Geschäftsbericht.  2.  Kassabericht  und  Prüfung  der  Rech- 
nung durch  zwei  zu  wählende  Revisoren.  3.  Neuwahl  der 
Vorstandschaft.  4.  Aufstellung  des  Etats  pro  1911.  5.  An- 
träge und  Sonstiges.  Es  ist  Pflicht  eines  jeden  Kollegen  an 
der  Versammlung  teilzunehmen  und  sieht  die  Vorstandschaft 
einer  vollzähligen  Beteiligung  entgegen. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Br.-A.:  Ingenieur  Hugo 
Förtsch,  Leipzig-Gohlis,  Schkeuditzer  Straße  19.  Versammlung: 
Jeden  Mittwoch,  abends  9  Uhr.  Vereinslokal:  Bayrische  Krone, 
Jakobstraße  2.  Der  Monatsplan  für  Februar  1911  geht  unseren 
Mitgliedern  durch  besonderes  Rundschreiben  zu. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  E.  V. 
Br.-A.:  Q.  Hasselbeck,  Berliner  Straße  86.  Freitag,  3.  Februar  er., 
abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal,  Casino-Restaurant,  Freiheits- 
straße 65,  Monatsversammlung.  Tagesordnung:  1.  Schriftliche 
Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Vortrag  des  Herrn 
Kollegen  Karl  Schreier  über  „Organisationsarbeit".  4.  Ver- 
schiedenes. In  Anbetracht  der  Wichtigkeit  der  Tagesordnung 
wird  um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  gebeten.  — 
Bei  der  in  der  Generalversammlung  am  9.  Dezember  v.  Js. 
statigefundenen  Neu-  bezw.  Wiederwahl  des  Vorstandes  wurden 
gewählt  üie  Herren:  Gottfr.  Hasselbeck,  I.  Vorsitzender;  Otto 
Moeller,  II.  Vorsitzender;  Rieh.  Kuhncke,  I.  Schriftführer;  Anton 
Brüggemann,  II.  Schriftführer;  Art.hur  Roland,  III.  Schriftführer; 
Hans  Spakler,  Kassierer  und  Hugo  Paul,  Äi^hivar. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  und 
Br.-A.:  Ing.  M.  Weiß,  Nordhausen,  Friedrichsh-.  12.  V.  u.  O. : 
Jeden  Donnerstag,  abend  8V4  Uhr,  im  „Bürgerbräu",  Töpfer- 
straße. Sonntag,  vormittag  von  11 1/4  Uhr  ab,  Frühschoppen  im 
Cafe  Dietze.  Am  Donnerstag,  2.  Februar,  abends  8V4  Uhr, 
findet  im  Vereinslokal  „Bürgerbräu"  unsere  Februar-Hauptver- 
sammlung statt  und  bitten  um  zahlreichen  Besuch  derselben. 

Nürnberg.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Arch. 
Karl  Wolkersdorfer,  Tucherstr.  38.  V.  u.  O. :  Jeden  Mittwoch, 
abends  8V2  Uhr,  in  der  Restauration  z.  „Theodor  Körner"  — 
Inselschütt.  Mittwoch,  1.  Februar,  Monatsversammlung.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollbericht.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Einlauf. 
4.  Verschiedenes.  Um  recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  ersucht. 
Der  erste  Kassierer  hat  wegen  geschäftlicher  Verhinderung  sein 
Amt  niedergelegt.  I.  Kassierer  ist  nunmehr  wieder  Koll.  Georg 
Guggenberger,  Hinterem  Bahnhof  18.  Die  mit  Beiträgen  rück- 
ständigen A^itglieder  wollen  diese  Adresse  recht  rege  in  Anspruch 
nehmen,  auch  können  Beiträge  auf  unser  Postscheckkonto  Nr.  S56 
beim  Postscheckamt  Nürnberg  einbezahlt  werden. 

Oberhausen  ( Rhld.).  Technischer  Verein.  In 
unserer  Hauptversammlung  vom  8.  Dezember  wurde  der  Vorstand 
wie  folgt  neu  gewählt:  1.  Vorsitzender:  Koll.  M.  Schmidt,  Stadt- 
bauiuhrer  (W);  2.  Vorsitzender:  Koll.  G.  Hödl,  Ingenieur  (N); 
1.  Schriftführer:  Koll.  A.  Busch,  Bautechniker  (N);  2.  Schrift- 
führer: Koll.  A.  Offers,  Ingenieur  (N);  Kassierer:  Koll.  R. 
Kunze,  Ingenieur  (W);  Bibliothekar:  Koll.  G.  Lohsctielder, 
Elektrot.  (N);  Beisitzer  die  Kollegen  :  D.  Heckermann,  Kgl.  Ober- 
bahnmeister, D.  van  Laak,  Ingenieur,  Aug.  Klocke,  Ingenieur,  O. 
Wilms,  Bauingenieur;  Kassenrevisoren:  J.  Fahlenkamp,  Ing., 
D.  Heckermann,  Oberbahnmeister.  Vereinsadresse:  M.  Schmidt, 
Düppelstr.  87.  Kassenadresse  und  Stellenvermittelung:  R. 
Kunze,  Stöckmannstraße  34. 


Heft  5 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


79 


Oldenburg.  Techniker-Verein.  Die  näcliste  Haupt- 
versammlung findet  am  Mittwoch,  1.  Februar,  abends  9  Uhr, 
im  Landesgewerbe-Museum  statt.  Tagesordnung:  1.  Jahres- 
bericht, Bericht  der  Kassenrevisoren  und  Entlastung  des 
Kassierers.  2.  Beschlußfassung  betr.  Vereinsbeitrag.  3.  Hebung 
der  Beiträge  für  das  erste  Vierteljahr  IQll.  4.  Verschiedenes. 
Nebenversammlung  am  Mittwoch-,  14.  Februar,  abends  9  Uhr, 
im  Restaurant  Bavaria.    Rege  Beteiligung  dringend  erwünscht. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vors. :  Gustav 
Jäkel,  Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  —  Vereinslokal:  Großes 
Nebenzimmer  der  „Bavaria",  östliche  Karl-Friedrich-Straße  29. 
Br.-A. :  Technischer  Verein  Pforzheim.  —  Unsere  nächste  Mit- 
gliederversammlung findet  am  Mittwoch,  1.  Februar,  abends 
872  Uhr,  mit  folgender  Tagesordnung  statt:  1.  Protokoll- 
verlesung. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Berichterstattung 
über  die  am  5.  Januar  in  Karlsruhe  stattgefundene  Kundgebung 
zugunsten  eines  besseren  Rechtes  der  technischen  Privat- 
angestellten. 4.  Statikkurs.  5.  Verschiedenes.  Um  zahlreichen 
und  pünktlichen  Besuch  der  Versammlung  wird  gebeten.  Gäste, 
insbesondere  dem  Verein  und  Verband  noch  fernstehende  Kol- 
legen sind  stets  willkommen. 

Pirmasens.  Techniker-Vereinigung.  Am  Sams- 
tag, T.Januar,  fand  eine  Generalversammlung  mit  Jahresbericht, 
Rechnungsablage  und  Neuwahl  statt.  Nach  erfolgter  Bekannt- 
gabe blickt  der  Verein  auch  heuer  wieder  auf  eine  erfolgreiche 
Tätigkeit  zurück.  Durch  die  Aufnahme  7  neuer  Mitglieder  ist 
die  Zahl  derselben  auf  28  Aktive  und  6  Passive  angewachsen. 
Wiedergewählt  wurden:  A.  Scherrer  als  Vorsitzender,  D.  Kittel- 
berger  als  Rechner,  P.  Schloenvoigt  und  W.  Altendorf  als  Bei- 
sitzer; neugewählt  A.  Uiberall  als  Schriftführer.  Am  Schlüsse 
der  Versammlung  wies  der  Vorsitzende  auf  die  Wichtigkeit 
der  Organisation  zum  D.  T.-V.  hin,  welche  Aequivaiente  dieser 
seinen  Mitgliedern  wieder  bietet  und  bat  die  anwesenden  Herren, 
nach  Möglichkeit  es  zu  versuchen,  die  hier  domizilierten  und 
noch  fernstehenden  Herren  Kollegen  dem  Vereine  zuzuführen. 

Posen.  VereinigungPosenerTecbniker.  Br.-A. : 
Kühne,  Posen  O.  5,  Bitterstraße  26  II.  Die  nächste  Ver- 
sammlung findet  am  Freitag,  3.  Februar,  abends  9  Uhr, 
im  Restaurant  Mandel,  Berliner  Straße  19 1,  statt.  Haupt- 
punkte der  Tagesordnung  sind  der  Bericht  über  die  Gesamt- 
vorstandssitzung in  Sondershausen  und  die  Besprechung  des 
Gesetzentwurfs  über  die  Pensionsversicherung  der  Privatange- 
stellten. Zu  dieser  Versammlung  laden  wir  die  Herren  Einzel- 
mitglieder ganz  besonders  ein  und  teilen  nochmals  mit,  daß 
der  gesamte  Vereinsbeitrag  ab  1.  Januar  1911  nur  2  M  pro 
Jahr  beträgt. 

Reistenhausen  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Am  Sonntag,  5.  Februar,  findet  dahier  im  Vereinslokal  zum 
Bayer.  Hof  die  übliche  Monatsversammlung  statt.  Es  wird 
dringend  um  recht  zahlreiche  Beteiligung  gebeten.  Die  Beiträge 
für  das  I.Quart,  mit  4,50  M  wollen  baldmögl.  eingesandt  werden. 
Am  8.  Jan.  fand  dahier  im  Vereinslokal  die  alljährliche  General- 
versammlung statt.  Folgende  Herren  wurden  in  die  Vorstand- 
schaft gewählt:  1.  Vorsitzender:  Bautechniker  Jos.  M.  Rauch; 
2.  Vorsitzender  und  1.  Schriftführer:  Bautecliniker  Jos.  Karges; 
2.  Schriftführer:  Bautechniker  Karl  Umsche'd;  Kassierer:  Bau- 
techniker Jos.  Hegmann;  Beisitzer:  Bautechniker  Ernst  Strecker 
und  Bautechniker  Jos.  Keller.  Die  Versammlung  hat  beschlossen, 
die  Verbands-  und  Vereinsbeiträge  mit  4,50  M  vierteljährlich 
zu  belassen.  Es  wird  besonders  an  die  auswärtigen  Mitglieder 
die  höfl.  sowie  dringende  Bitte  gerichtet,  die  Beiträge  stets 
rechtzeitig  an  Herrn  Kassierer  Jos.  Hegmann  einzusenden.  Säu- 
mige Mitglieder  werden  in  den  Ausstand  gesetzt. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  Rud.  Koch, 
Stettin-Grabow,  Langestraße  12  III.  Hauptversammlung  am  Don- 
nerstag, 2.  Februar  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  „Neubauer",  Pölitzerstr.  14.  Tagesordnung:  1.  Mit- 
teilungen und  Eingänge.  2.  Technische  Fragen.  3.  Verschie- 
denes. —  Laut  Versammlungsbeschluß  ist  der  Beitrag  für  das 
Jahr  1911  auf  21  M  festgesetzt  und  vierteljährlich  in  Höhe  von 
5,25  M  zu  entrichten  (4,50  M  für  den  Verband  und  0,75  M  für 
den  Verein).  —  Die  Liste  zum  Einzeichnen  der  einzuladenden 
Gäste  für  die  Veranstaltung  im  Februar  liegt  im  Vereinslokal  aus. 

Würzen.  Technischer  Verein.  Vors.:  Hugo  Oeh- 
ring,  Ingenieur,  Könneritzpiatz  19  part.  Die  nächste  Versamm- 
lung findet  Mittwoch,  1.  Februar  1911,  im  „Hotel  zur  Post", 
abends  9  Uhr,  statt.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Mit- 
gliederbewegung. 3.  Wahl  eines  Stimmführers  zu  der  am 
12.  Februar  in  Leipzig  stattfindenden  Bezirksversammlung. 
4.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der  vor- 
liegenden Tagesordnung  wird  um  recht  zahlreiches  und  pünkt- 
liches Erscheinen  ersucht.  Gleichzeitig  machen  wir  darauf  auf- 
merksam, daß  künftighin  die  Versammlungen  im  „Hotel  zur 


Post"  abgehalten  werden  und  zwar  wie  bisher  jeden  1.  Mitt- 
woch nach  dem  1.  und  15.  bezw.  am  1.  und  15.  jeden  Monats. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Chemnitz.  Bauhütte.  Freitag,  3.  Februar,  abends 
Punkt  1/29  Uhr,  Jahreshauptversammlung  im  Vereinslokal  Rest. 
Moritzburg.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Mitglieder- 
bewegung. 3.  Jahresbericht.  4.  Kassenbericht.  5.  Bericht  der 
Ausschüsse.  6.  Bericht  der  Kassenprüfer.  7.  Entlastung  des 
Vorstandes.  8.  Neu-  bezw.  Ersatzwahlen.  9.  Anträge.  10.  Haus- 
iialt  und  Arbeitsplan  für  1911.  11.  Allgemeines.  Nach  §  11 
der  Satzung  ist  das  Erscheinen  sämtlicher  örtlicher  Mitglieder 
bedingt.  Unentschuldigtes  oder  unbegründetes  Fehlen  wird 
satzungsgemäß  bestraft. 

Dresden.  Bauwissenschaftl.  Verein  „M  o  t  i  v". 
Adr.  d.  Vors.:  Baumeister  Eugen  Pönisch,  Dresden  30,  Schützen- 
liofstraße  11.  Adr.  des  Kassierers:  Architekt  Otto  Ruf,  Rade- 
beul, Gartenstraße  48.  Die  am  18.  Januar  stattgefundene  Jahres- 
hauptversammlung hat  der  für  den  1.  April  geplanten  Ver- 
schmelzung der  beiden  Dresdner  Brudervereine  Motiv  und  Bau- 
hütte unter  dem  Namen  „M  otiv,  Bauhütte  Dresden"  zu- 
gestimmt. Die  Mitgliederzahl  wird  dann  weit  über  200  be- 
tragen und  bei  fernerer  energischer  Arbeit  als  Zweigverein  des 
D.  T.-V.  die  wirkungsvolle  Standesvertretung  der  Berufskollegen 
Dresdens  darstellen.  In  Berücksichtigung  dessen  fanden  jetzt 
keine  Neuwahlen  statt  und  bleibt  der  bisherige  Gesamtvorstand 
bis  zum  Verschmelzungstermin  in  Tätigkeit.  Sonnabend, 
28.  Januar,  abends  Uhr,  findet  im  Gewerbehaus  Gesamt- 
vorstandssitzung mit  folgender  Tagesordnung  statt:  1.  Ein- 
gänge. 2.  Etatfestsetzung.  3.  Generelle  Aufstellung  des  Ar- 
beitsprogramms. 4.  Aufnahmen.  Die  Mitglieder  des  Vorstandes, 
der  Ausschüsse,  die  Beisitzer  und  Kassenrevisoren  werden  ge- 
beten, pünktlich  anwesend  zu  sein.  Mittwoch,  1.  Februar,  Punkt 
1/39  Uhr  abends  beginnend,  ist  der  1.  Diskussionsabend  an- 
gesetzt. Die  Hauptreferate  sind:  Die  Hauptversammlung  des 
techn.  Wahlvereins  der  Gruppe  C.  für  Reichs-,  Staats-,  Gemeinde- 
und  Privattechniker  und  der  Gesetzentwurf  der  Pensionsversiche- 
rung der  Privatangestellten.    Vollzähliger  Besuch  ist  erwünscht. 

Dresden.  „Dresdner  Bauhütt  e."  Vereins!okal :  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  11.  Vors.:  Baumeister  F.  Severitt,  Rade- 
heul, Albertstr.  7.  Kassierer:  Baumeister  Gladewitz,  Dresden-N., 
Konradstraße  10.  2.  Februar  Monatsversammlung,  abends  pünkt- 
lich 1/29  Uhr,  im  Vereinslokal.  Tagesordnung:  1.  Erledigung 
der  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Erledigung 
\on  wichtigen  inneren  Angelegenheiten.  4.  Bericht  über  das 
25jährige  Stiftungsfest.  Die  Herren  Mitglieder  werden  ersucht, 
sich  an  der  Feier  des  25jährigen  Stiftungsfestes  in  den  Räumen 
des  Linkeschen  Bades  am  7.  Februar  1911  recht  zahlreich  zu 
beteiligen.  Die  werten  Gäste  und  Gönner  des  Vereins,  sowie 
die  Brudervereine  werden  hierzu  herzlichst  eingeladen. 

Landsberg  a.  W.  Bauhütte.  In  den  Vorstand  des  Ver- 
eins für  das  Jahr  1911  wurden  gewählt  die  Kollegen:  R.  Schaerig 
als  1.  Vorsitzender,  H.  Woltersmann  als  Schriftführer  und  stell- 
vcrtr.  Vorsitzender  und  W.  Luhdo  als  Kassierer.  Die  Brief- 
adresse des  Vereins  lautet:  Herrn  R.  Schaerig,  Bausekr.,  Lands- 
berg a.  W.,  Friedeberger  Chaussee  7.  Dem  Verein  und  Ver- 
bände noch  fernstehende  Kollegen  sind  in  den  Sitzungen  und 
Veranstaltungen  des  Vereins  herzlich  willkommen. 

Liegnitz.  „B  a  u  h  ü  1 1  e",  Vereinig.  Liegn.  Tech- 
niker. Vors.  u.  Br.-A.:  Architekt  W.  Reineke,  Sophienstr.  32. 
Versammlung:  Jeden  Donnerstag  nach  dem  1.  jeden  Monats 
im  „Alten  Fritz".  Auch  das  19.  Geschäftsjahr  war  im  all- 
gemeinen ein  erfreuliches,  obgleich  durch  Fortzug  vieler  Kollegen 
und  Austritt  mehrerer  selbständiger  Herren  die  Mitgliederzahl 
\on  53  am  Beginn  des  Geschäftsjahres  auf  48  am  Schluß  des 
Geschäftsjahres  gesunken  war;  verschiedene  jüngst  erfolgte  An- 
meldungen berechtigen  jedoch  zu  guten  Hoffnungen.  Die  Vor- 
slandschaft  setzte  sich  zusammen  aus  den  Kollegen  Reineke, 
Vorsitzender,  Erdmann,  Schriftführer,  Krause,  Kassierer,  Franke, 
Archivar,  Smit  und  Acker,  Beisitzer.  Kollege  Meyer  wurde  mit 
den  Geschäften  der  Stellenvermittelungs-  und  Auskunftssachen 
betraut. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bezirk  Groß-Berlin.  Br.-A.:  F.  Bartsch,  Emdener  Str.  18. 
Unsere  Monatsversammlung  findet  am  Mittwoch,  1.  Februar 
IQll,  abends  8V2  Uhr,  in  den  Sophiensälen,  Sophienstr.  18, 
statt.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls  der  letzten 
Versammlung.  2.  Geschäftliches.  3.  Vortrag  von  Herrn  Koll. 
O  o  r  n  i  k :  „D  as  Problem  der  Stellenlosen  v  er- 
sieh e  r  u  n  g".     (Diskussion.)     4.  Verschiedenes. 

Cannstatt.  Maschinentechnischer  Verein.  Br.- 
A.:  A.  Weber,  Ingenieur,  Cannstatt,  Rosenaustr.  42.  V.:  Hotel 
..Goldener  Hahn",  Cannstatt.  Am  Mittwoch,  1.  Februar  1911, 
findet  abends  8  Uhr   unsere  Monatsversammlung  statt.  Tages- 


80 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  5 


Ordnung:  1.  Protokoll.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Bericht  über  die 
Landesversammlung.  4.  Verschiedenes.  Das  Ergebnis  der  Neu- 
wahlen der  letzten  Generalversammlung  für  das  Geschäftsjahr 
1911  war  folgendes:  1.  Vorsitzender  A.  Weber;  2.  Vorsitzender 
H.  Lappe;  1.  Schriftführer  G.  Lappe;  2.  Schriftführer  K.  Lin- 
dauer; 1.  Kassierer  E.  Holfinger;  2.  Kassierer  Fr.  Lasch;  Biblio- 
thekar A.  Lasch  und  Beisitzer  P.  Denner.  Ab  1.  Januar  1911 
beträgt  der  Mitgliedsbeitrag  pro  Monat  1,75  M  für  Verband 
und  Verein.  Zahlungen  sind  vierteljährlich  im  voraus  zu  ent- 
richten. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Vors.  und 
Br.-A.:  Rob. 'Donix,  Chemnitz,  Elisenstr.  5.  Vereinslokal:  Hotel 
Roter  Hirsch.  Monatsplan  für  Februar  1911:  Freitag,  3.  Febr., 
Jahreshauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Jahresbericht. 
2.  Entlastung  des  Vorstandes.  3.  Neuwahlen.  Laut  Vereins- 
statut scheiden  aus:  2.  Vorsitzende,  Kassierer,  korresp.  Schrift- 
führer (1^,  2.  Bücherverwalter  und  1  Beisitzer.  4.  Ersatzwahl 
des  3.  Schriftführers  an  Stelle  des  weggezogenen  Koll.  A.  Wolff. 
Alle  Ausscheidenden  sind  wieder  wählbar.  5.  Beratung  ein- 
gegangener Anträge.  6.  Verschiedenes.  Freitag,  10.  Februar, 
im  goldenen  Anker  Vortrag  über:  Baugewerbe,  Bau- 
gesetze und  Bodenreform  von  Herrn  Baumeister  E. 
L  u  d  e  r  e  r  (Einladung  vom  Bodenreformverein).  Sonnabend, 
11.  Februar,  im  Saale  des  Museums  Vortrag  über  Böcklin.  Siehe 
Bekanntmachung  der  Bezirksverwaltung  Chemnitz.  Freitag, 
17.  Februar,  im  Saale  des  Roten  Hirsch  Vortrag  über:  „Das 
Fräsen  der  Stirnräder  nach  Abwälzverfahren 
resp.  Teilverfahren  von  Herrn  Ing.  M.  Vogt.  Freitag, 
24.  Februar,  zwanglose  MitgLederzusammenkunft.  —  Voranzeige: 
Zum  Sachs.  Bußtag,  15.  März  1.  Js.,  Exkursion  nach  Altenburg, 
S.-A.  Nähere  Auskunft  erteilt  Schriftführer  Schauseil,  Ludwig- 
straße 43.  NB.  Wir  bitten  unsere  Mitglieder,  die  Vereins- 
anzeigen in  den  Mitteilungen  der  Landesverwaltung  Sachsen  zu 
beachten. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
Ingenieure.  Vereinslokal :  Gewerbehaus,  Ostra-Allee.  Frei- 
tag, 3.  Februar  1911,  abends  ^l^^  Uhr  beginnend,  Monatshaupt- 
versammlung. Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  3.  Verteilung  der  Preise  an  die  Mitglieder  mit  den 
3  höchsten  Besuchsziffern  des  vergangenen  Jahres.  4.  Etat- 
beratung. 5.  Verschiedenes.  Zur  Etatberatung  ist  in  allererster 
Linie  ntowendig,  daß  alle  Mitglieder  ihre  Wünsche  zum  Vortrag 
bringen,  damit  diese  im  Etat  Berücksichtigung  finden.  Wir 


(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

153  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Marburg  sofort  ein  zuver- 
lässiger, zeichnerisch  und  konstruktiv  befähigter  Techniker  zur 
Projektbearbeitung  des  Neubaues  eines  ph3'sikalischen  Instituts 
auf  zunächst  2  Monate  mit  voraussichtlicher  Weiterbeschäfti- 
gung. Gehalt  150  bis  180  M.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen 
unter  153  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

154  für  einen  Bauunternehmer  in  Bochum  baldmöglichst 
ein  Bauführer,  tüchtig  im  Abrechnen  und  in  Bauleitung.  Ge- 
halt 180  M,  nach  Leistung  steigend.  Angebote  unter  154  an 
die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  94. 

155  für  eine  Zeche  in  Lünen  sofort  ein  tüchtiger  Bauführer 
für  den  Neubau  einer  Kolonie.  Gehalt  150  bis  170  M.  An- 
gebote unter  155  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  West- 
falen wie  unter  154. 

156  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Lingen  sofort  ein  tüch- 
tiger, unverheirateter  Bautechniker  mit  abgeschlossener  Bau- 
gewerkschulbildung und  Erfahrung  im  Geschäftsbetrieb  der 
Staatsbauverwaltung.  Stellungsdauer  3  Monate,  evtl.  länger.  Ge- 
halt bis  180  M.  Angebote  unter  156  an  die  Zweigstelle  Osna- 
brück, z.  H.  des  Herrn  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

158  für  das  Vermessungsburcau  einer  Kgl.  Wasserbauverwal- 
tung sofort  ein  junger  Vermessungstechniker  mit  guter  Hand- 
und  Rundschrift,  sauberer  Zeichner.  Angebote  mit  Gehaltsan- 
sprüchen unter  158  an  die  Zweigstelle  für  Vermessungstechniker, 
z.  H.  des  Herrn  L.  Urbach,  Baumschulenvveg  bei  Berlin,  Scheib- 
Icrstraße  27. 


erwarten  schon  aus  diesem  Grunde  vollzähligen  Besuch  der 
Versammlung.     Gäste  sind  herzlichst  willkommen. 

Nürnberg.  „Kraft  und  Licht",  Techn.  Verein. 
Mittwoch,  1.  Februar,  abends  8V2  Uhr,  Monatsversammlung  im 
Vereinslokale.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Neuaufnahmen. 
3.  Sonstiges.  Der  Vereinsabend  am  Mittwoch^  8.  Februar,  fällt 
aus.  Am  Mittwoch,  15.  Februar,  findet  der  bereits  angekündigte 
Vortrag  des  Herrn  Hausmann  über:  „Hartgummi- 
fabrik a  t  i  o  n"  im  Vereinslokale  statt. 

Staat  stechniker. 
Landesverein  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. Vrs. :  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II.) 
Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A. :  E.  Klotzsche,  Bahnmstr.  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64.  Am 
Sonntag,  5.  Februar,  nachmittags  3  Uhr,  findet  in  unserem 
Vereinslokale  Restaurant  „Moritzburg"  die  diesjährige  Jahres- 
hauptversammlung statt.  Herr  Koll.  Bm.  Döring  wird  hierbei 
einen  Vortrag  über  „Aeltere  und  neuere  Baustile"  halten.  Die 
Tagesordnung  geht  allen  Mitgliedern  noch  auf  besonderer  Ein- 
ladungskarte zu.  Wir  rechnen,  in  Anbetracht  sehr  wichtiger 
Punkte,  auf  das  bestimmte  Erscheinen  aller  Kollegen.  Im 
Februar  ist  wegen  der  Jahreshauptversammlung  des  Landes- 
vereins keine  Monatsversammlung.  Donnerstag, 
9.  Februar,  Stiftungsfest  im  Etablissement  „Goldne  Kugel". 


■  ■ 

■  ■ 

■  Turnverein  ■ 

j  a.d.  Königl.  Baugewerkschule  Höxtera. d.w.  ; 

■  Hierdurch  beehren  wir  uns  sämtliche  früheren  An-  ■ 
j[  gehörigen  des  hiesigen  B.  T.  V.  zu  unserem  am  4.  Februar  " 

■  1911  auf  dem  Felsenkeller  stattfindenden  ■ 

1  Winter- Vergnügen  ■ 

J  ergebenst  einzuladen.  J 

■  Der  Vorstand.  ■ 

■  I.  A.:  Sander.  ■ 


159  für  ein  größeres  Berliner  Vermessungsbureau  sofort 
ein  mit  Berliner  Verhältnissen  vertrauter  und  in  der  häus- 
lichen Bearbeitung  aller  Arbeiten  erfahrener  junger  Vermes- 
sungstechniker. Angebote  unter  159  an  die  Zweigstelle  für 
Vermessungstechniker  wie  unter  158. 

160  für  ein  Militärbauamt  in  Berlin  sofort  ein  Bautechniker, 
der  möglichst  bei  Militärbehörden  tätig  war.  Tagesdiäten  6  bl» 
7  M.  Angebote  unter  160  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

162  von  einer  Berliner  Firma  sofort  ein  tüchtiger  Zeichner 
mit  Erfahrung  in  Gas-  und  Wasseranlagen.  Gehalt  130  tA 
und  mehr.  Angebote  unter  162  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

163  für  ein  Baugeschäft  in  Verden  a.  Aller  sofort  ein  Bau- 
techniker, gesetzten  Alters,  gelernter  Maurer,  tüchtig  und  sicher 
im  Projektieren,  Veranschlagen  und  in  Statik.  Gute  Hand- 
schrift erforderlich.  Bewerber  muß  den  Chef  voll  und  ganz  ver- 
treten können.  Stellung  evtl.  dauernd,  nach  kurzer  Probezeit. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  163  an  die  Zweigstelle 
Bremen,  z.  H.  des  Herrn  Otto  Krause,  Neustadts  Contresi- 
carpe  Nr.  70. 

166  für  ein  Architekturbureau  in  Schneidemühl  sofort  ein 
Bautechniker,  flotter  Zeichner,  mit  Bauleitung  und  dem  Abrech- 
nungswesen  vertraut.  Gehalt  bis  200  W.  Angebote  unter  166 
an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neudahl, 
Mittelstraße  48. 

167  für  eine  Kgl.  Wasserbaubehörde  in  Oppeln  sofort  ein 
Vermessungstechniker  und  ein  Kulturingenieur  für  Bureau- 
und  Feldarbeit.  Stellung  vorübergehend,  jedoch  evtl.  von  mehr- 
jähriger Dauer.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  167 
an  die  Hauptstcllc  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeituno 


HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  6         Schritiieituns:  e.  Rieh,  schoben,  Berlin.  4.  FebruarlQII 

labalt:   Standesbewußtsein  —  Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik   —    Ueber  die  Verwendung  von  Drainageröhren  für  Wasserversorgungen   —  Wirtschaft  und 
Leben  -  Standesbewegung  —  Rechtsfragen  ~  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Zeitschriftenschau  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Standesbewußtsein 

Von  Dr.  LASSEN. 


„Gewerkschaftliche  Standespolitik"  so  lautet  heute  auf 
einen  kurzen  Ausdruck  gebracht  das  Programm  unseres 
.Verbandes.  Bevor  diese  Stufe  der  Entwicklung  erreicht 
werden  konnte,  mußten  die  Interessen  aller  soweit  geklärt 
sein,  daß  man  sich  darin  einig  war,  was  mit  dieser  Politik 
vertreten  werden  sollte.  Am  Anfang  dieser  Wendung 
in  die  Standespolitik  steht  die  Bildung  eines  aus- 
gesprochenen Standesbewußtseins.  Erst  als  dies  Bewußt- 
sein der  Zugehörigkeit  zu  einem  besonderen  Stand  in 
jedem  einzelnen  lebendig  geworden  war,  konnte  man 
beginnen,  daraus  die  Grundlage  einer  Politik  zu  machen. 

Ein  Standesbewußtsein  der  Techniker  ist  nicht  immer 
vorhanden  gewesen  und  ist  nicht  zu  allen  Zeiten  dasselbe 
gewesen.  Vor  einem  Menschenalter  hätte  man  noch  sehr 
wenig  Solidaritätsgefühl  bei  den  Technikern  antreffen 
können.  Unter  uns  leben  noch  genug,  die  jene  Zeiten  sahen, 
da  es  über  die  Menschheit  wie  ein  Taumel  kam  und  man 
felsenfest  glaubte  an  die  goldene  Zukunft  des  technischen 
Berufs.  Da  stand  jeder  für  sich  und  jeder  war  von  sich 
überzeugt,  daß  er  das  Glück  Würde  zwingen  können.  Ein 
gemachter  Mann  war,  wer  die  Ingenieurwissenschaften 
studierte.  Sie  alle,  alle  würde  die  Welle  emportragen. 
Da  entstand  der  Typus  des  Technikers,  der  nichts  anderes 
kannte,  als  sein  ganz  persönliches  egoistisches  Interesse, 
der  unbekümmert  um  den  Nebenmenschen  seinen  Weg  ging. 
Wohl  hatte  er  ein  starkes  Gefühl  für  die  Bedeutung  seines 
Berufs,  er  hatte  eine  hohe  Vorstellung  von  der  Rolle,  die 
die  Technik  in  der  neuen  Volkswirtschaft  zuspielen  berufen 
war,  aber  keinen  Augenblick  dachte  er  daran,  sich  mit 
seinesgleichen  zusammenzuschließen,  wirtschaftliche  Inter- 
essen zu  vertreten.  Das  hatte  er  nicht  nötig;  wenigstens 
glaubte  er,  das  nicht  nötig  zu  haben.  Denn  er  dachte  in 
den  Gedankengängen  dessen,  bei  dem  er  arbeitete,  er 
fühlte  sich  als  Glied  der  Unternehmung,  die  Interessen 
des  Betriebes  waren  auch  seine  Interessen.  Er  glaubte 
dabei  auf  seine  Rechnung  zu  kommen  und  kam  dabei 
auch  auf  seine  Rechnung.  Damals  waren  noch  nicht  die 
Riesenbetriebe,  wie  wir  sie  heute  erleben,  damals  war 
es  gut  möglich,  daß  bei  kleineren  Betrieben  der  Tech- 
niker nach  einer  Reihe  von  Jahren  in  die  Leitung  des 
Unternehmens  aufgenommen  wurde.  Daher  galt  dem 
Techniker  der  Betrieb  als  etwas  Unantastbares,  und  gab  es 
Differenzen  zwischen  Direktion  und  Arbeiterschaft,  immer 
war  der  Techniker  auf  Seiten  der  Arbeitgeber  zu  finden. 
Das  war  der  Inhalt  seines  Standesbewußtsein:  „Die 
Anwartschaft  auf  die  künftige  Leitung  ge- 
bietet mir  Zurückhaltung  selbst  da,  wo 
meine  Interessen  zeitweilig  leiden  müssen. 
Der  Betrieb  verlangt  das!  Der  Betrieb  verträgt  keine 
sozialpolitischen  Experimente!"    Der  Betrieb! 


Noch  heute  haben  wir  Techniker  von  dieser  Kate- 
gorie, denen  der  Betrieb  über  alles  geht,  die  mit  einer 
gewissen  Genugtuung  davon  reden,  daß  sie  im  Interesse 
des  Betriebes  zehn  Stunden  oder  gar  noch  länger  zu 
arbeiten  haben,  die  isich  rühmen,  einen  angebotenen  Urlaub 
ausgeschlagen  zu  haben.  Wir  verstehen  das  nicht  mehr. 
Wohl  aber  verstehen  wir,  daß  sie  es  sind,  die  zum  Teil 
die  Schuld  dafür  ti-agen,  daß  die  Bewegung  nicht  immer 
so  Vorwärts  geht,  wie  wir  möchten.  Das  ist  ihr  Fehler, 
daß  sie  unter  gänzlich  veränderten  Verhältnissen  Gnmd- 
sätze  anwenden  wollen,  die  für  die  Vergangenheit  ihre 
Berechtigung  gehabt .  haben  mochten,  heute  aber  selber 
Vergangenheit  geworden  sind. 

Wir  denken  heute  anders.   Denn  die  Voraussetzungen, 
von  denen  jene  ausgehen,  gelten  nicht  mehr.    Das  be- 
weisen die  Zahlen  der  Berufs-  und  Betriebsstatistik  des 
Deutschen  Reichs  vom  Jahre  1907.    Im  Gewerbe  hat  sich 
die  Zahl  der  Selbständigen  wesentlich  vermindert: 
Gegen  1895  um  4,llo/o 
„     1882    „  10,1870 
Umgekehrt  vergrößerten  sich  im  Gewerbe  die  Zahlen 
der  Betriebs-  und  Kontorbeamten  außerordentlich  schnell: 

Gegen  1895  um  160,1  o/o 
1882    „  592,40/0 

Derselbe  Vorgang  wird  in  einer  anderen  Zahlenreihe 
ausgedrückt  und  sieht  so  aus : 

1882  ....  308000  Betriebs-  und  Kontorbeamte 
1895  ....  622000 
ig07  ...  1  291  000 

In  diesen  Zahlen  liegt  das  Schicksal  der  Techniker- 
schaft beschlossen.  Sie  zerstörten  den  Traum  von  ehedem. 
Denn  sie  besagen  in  aller  Nüchternheit  folgendes:  Die 
Zahl  der  Selbständigen  nimmt  fortwährend  ab,  die  Zahl 
der  Angestellten  nimmt  ungleich  schneller  zu,  und  damit 
ist  die  Möglichkeit,  je  selbständig  zu  werden,  so  gut  v\  ie 
verschlossen  dem,  den  die  Geburt  zur  Unselbständigkeit 
verurteilte.  Das  ist  ein  Prozeß,  der  fertig  vor  uns  liegt, 
und  an  dem  nichts  mehr  zu  drehen  und  zu  deuteln  ist. 
Nach  diesen  Zahlen  haben  wir  unsere  Verbandspolitik 
orientiert,  und  weil  sie  da  sind,  sind  wir  zur  zielbewußten 
Angestelltenpolitik  übergegangen.  Sie  ist  nichts  anderes, 
als  einfache  logische  Folgerung  aus  einer  Entwicklung, 
die  über  uns  gekommen  ist,  gegen  die  anzukämpfen 
Torheit  wäre. 

Ebenso  wenig  wie  diese  Ziffern  aus  den 
Tafeln  der  Berufsstatistik  verschwinden 
werden,  ebenso  wenig  wird  das  Wort  von 
der  zielbewußten   A  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  n  p  o  1  i  t  i  k  aus 


1 


82 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


unserem  Programm  je  wieder  entfernt  wer- 
den können.  Das  steht  für  uns  fest,  unverrückbar  wie 
die  großen  Zahlen  selber,  die  die  Schichtung  der  sozialen 
Klassen  umschließen.  Unsere  Aufgabe  ist  nur,  dieser 
Politik  den  richtigen  Inhalt  zu  geben. 

Die  klare  Formulierung  eines  sozialpolitischen  Pro- 
gramms geschah  zeitlich  später  als  die  Herausarbeitung 
eines  neuen  Standesbewußtseins.  Wie  die  Zahl  der  Klein- 
betriebe abnahm,  die  ganz  großen  Betriebe  größer  und 
größer  wurden,  vollzog  sich  eine  Umwandlung  in  dem 
inneren  Verhältnis  des  Technikers  zum  Betrieb,  nahm 
sein  Standesbewußtsein  eine  andere  Richtung  und  gewann 
einen  anderen  Inhalt.  Nach  einer  Zeit,  die  voll  war  von 
Pessimismus  und  Hoffnungs'josigkeit,  da  mon  schon  besorgt 
war,  alle  Bemühungen  um  die  Hebung  des  Standes  seien 
umsonst,  haben  wir  jetzt  wieder  ein  Geschlecht,  das  ge- 
tragen ist  von  der  Zuversicht:  Wir  koir.men  vorwärts, 
uns  gehört  die  Zukunft.  Aus  Selbstvertrauen  und 
dem  Willen  zur  Organisation  ward  ein 
neues  Standesbewußtsein  geboren.  Im  Ver- 
band wurde  die  Grundlage  geschaffen,  von  der  aus  der 
Techniker  wieder  seinen  Wert  zu  fühlen  begann.  Er  wollte 
nicht  mehr  ein  bloßes  Produktionsmittel  sein,  das  in 
den  Betrieb  eingestellt  und  wieder  ausgeschaltet  wird, 
sobald  es  die  größere  Rentabilität  erfordert,  sondern  ge- 
stützt auf  die  Organisation,  fing  er  an,  sein  Interesse  im 
Gegensatz  zur  Unternehmung  zu  betonen.  Nicht  mehr 
war  ihm  der  Betrieb  die  Hauptsache,  dem  alles  andere 
unterzuordnen  war,  sondern  der  Mensch.  Die  einfache 
Erkenntnis,  die  schon  verloren  zu  sein  schien,  kam  wieder 
zu  Ehren:  Ausgangspunkt  und  Ziel  aller  Wirtschaft  ist 
der  Mensch.  Zuerst  das  Bewußtsein,  menschlichen  Werts 
und  menschlicher  Würde,  erst  dann  in  gehörigem  Abstand 
das  Interesse  des  Betriebs!  Alles  Wirtschaften,  alle  Be- 
triebe, selbst  die  größten  und  mächtigsten,  sind  nur  dazu 
da,  dem  Menschen  zu  'dienen,  ihm  den  Kampf  ums  Dasein 
zu  erleichtern,  nicht  aber  ihn  zu  vergewaltigen.  Der  Be- 
trieb ist  immer  nur  Mittel  zum  Zweck. 

Der  Techniker  kam  so  in  einen  gewissen  Abstand  von 
der  Leitung  der  Produktion.  Nicht  gesagt  ist  damit,  daß 
er  sich  nun  schlechtweg  in  einen  Gegensatz  zum  Unter- 
nehmen fühlen  müßte.  Seine  Stellung  ist  nicht  grund- 
sätzlich nach  dem  Schema:  Hie  Arbeitgeber,  hie  Arbeit- 
nehmer zu  beurteilen.  So  einfach  liegen  die  Dinge  denn 
doch  nicht.  Sprechen  wir  es  ruhig  aus:  Der  Techniker 
hat   dank   seiner  sozialen  Mittelstellung   zu^eifellos  ein 


größeres  Interesse  an  dem  Erfolg  des  Unternehmens  als 
die  Masse  der  Arbeiterschaft.  Schon  die  Art  seiner  Arbeit, 
die  keine  rein  mechanische  Verrichtung  ist,  läßt  ihm  Spiel- 
raum für  ein  persönliches  Interesse.  Aber  ebenso 
sicher  ist,  daß  irn  selben  Augenblick  jede  Sympathie  auf- 
hört, wo  ein  Zusammenstoß  mit  dem  sozialen  Interesse 
stattfindet.  Dann  verschwindet  jedes  individuelle  Interesse 
am  Betrieb  und  das  Interesse  der  Gesamtheit  der  Tech- 
nikerschaft gibt  den  Ausschlag. 

Das  ist  die  Umwandlung,  die  wir  heute  durchmachen. 
Während  früher  der  Techniker  mit  dem  Betrieb  ging,  geht 
er  heute  in  erster  Linie  mit  der  Organisation.  Während  er 
früher  seinen  Wert  bemaß  nach  der  Zugehörigkeit  zu 
einem  Betrieb,  empfindet  er  heute  Standesbewußtsein, 
weil  er  Glied  einer  großen  Korporation  geworden  ist. 
Früher  war  er  stolz,  für  sich  allein  zu  stehen;  heute  ist 
er  es,  weil  er  zu  der  Masse  seiner  Kollegen  gehört,  die 
eine  Macht  im  Wirtschaftsleben  repräsentieren.  Uns  fehlt 
das  Verständnis  für  den,  der  den  merkwürdigen  Mut  hat, 
als  einzelner  den  Gang  durdh  diese  Welt  mit  ihren  Kon- 
kurrenzklauseln, langen  Arbeitszeiten  und  schlechten  Ge- 
hältern zu  gehen.  Was  der  wohl  ausrichten  will?  Er  ist 
ein  Nichts  im  gigantischen  Erwerbsleben  der  Gegenwart, 
der  erste  Sturm  kann  ihn  zerbrechen.  Wir,  die  wir  zum 
Verband  gehören,  wissen,  warum  wir  voll  Zuversicht  und 
froher  Erwartung  der  Zukunft  entgegengehen  können.  Wir 
gehen  nicht  allein,  sondern  mit  vielen  anderen,  die  das 
gleiche  Schicksal  zusammenführte. 

Die  Zeit  der  Gewerbefreiheit  liegt  hinter  uns.  Noch 
ist  die  neue  Industrieverfassung  erst  im  Werden.  Von 
unten  her  ist  der  korporative  Zusammenschluß  bereits 
weit  vorgeschritten,  und  oben  bei  den  Unternehmern  ist 
man  nicht  müßig  gewesen,  einen  Verband  nach  dem  an- 
deren zu  gründen.  Nun  ist  die  Reihe  an  uns;  daß  wir 
nicht  erdrückt  werden  von  Gewalten,  die  jetzt  noch  stärker 
sind  als  wir.  Es  wird  nicht  lange  dauern,  dann  wird  die 
Technikerschaft  vollständig  durchorganisiert  sein  und  wir 
werden  mit  Ruhe  der  Zeit  entgegensehen,  da  das  große 
Ringen  einsetzt  um  die  Neuordnung  der  Arbeit.  Der 
spätere  Geschichtsschreiber,  der  die  Wirtschaftskämpfe  von 
heute  schildert,  wird  ein  besonderes  Kapitel  dem  Tech- 
nikerstande widmen,  der  seine  Zeit  verstanden  hat  und 
in  richtiger  Erkenntnis  seiner  Lage  sich  zusammenschloß, 
um  die  ihm  gebührende  Stellung  im  neuen  Wirtschafts- 
volk zu  erobern.  Er  wird  von  ihm  sagen,  daß  er  Oe- 
se h  i  c  h  t  e  gemacht  habe. 


Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik 

Von  Doktor-Ingenieur  GEORG  HERBERG,  Halle  a.  S. 


IV.*) 

Die  spezifische  Wärme  der  Verbrennungsgase. 

Es  ist  bekannt,  daß  alle  neueren  Untersuchungen  von 
Mallart  &  Le  Chateüer,  Dr.  Langen,  Grießmann,  Knob- 
lauch &  M.  Jakob,  Prof.  Linde,  Prof.  Lorenz  usf.  darauf 
hinweisen,  daß  die  spezifische  Wärme  der  Gase,  d.  h.  die 
Wärmemenge,  welche  nötig  ist  um  1  kg  Gas  oder  1  cbm 
um  1"  C  zu  erwärmen,  mit  steigender  Temperatur  an- 
wächst, am  meisten  die  von  Kohlensäure  und  Wasserdaiupf, 
weniger  die  der  zweiatomigen  Gase  wie  Stickstoff,  Sauer- 
stoff, Kohlenoxyd,  ferner  Luft  usf.  Da  die  Untersuchungen, 

*)  Vergl.  Heft  41,  42  und  46/1910. 


die  untereinander  verschiedene  Werte  ergeben,  noch  nicht 
abgeschlossen  sind,  so  seien  die  vermittelnden  Werte  der 
Hütte  (1Q05)  hier  zu  Grunde  gelegt.  —  Infolge  dieser  ver- 
schiedenen Werte,  welche  die  spezifischen  Wärmen 
annehmen,  je  nach  der  Temperatur,  müssen  einige  Be- 
griffe festgelegt  weiden,  mit  denen  zu  arbeiten  ist.  Man 
scheidet  zwischen  der  wahrenspezifischen  Wärme 
und  mittleren  spezifischen  Wärme.  Die  erstere 
bedeutet  die  spezifische  Wärme  bei  einer  bestimmten  Tem- 
peratur; in  der  Nähe  dieser  Temperatur  ist  die  spezi- 
fische Wärme  praktisch  als  konstant  zu  setzen.  Wünscht 
man  dagegen  z.  B.  bei  einem  Abkühlungs-  oder  Erwär- 
mungsprozessc  die  spezifische  Wärme  über  den  ganzen 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


83 


Bereich  dieses  Prozesses  zu  benutzen,  so  muß  man  einen 
mittleren  Wert  ansetzen,  die  sogenannte  mittlere  spezi- 
fische Wärme,  die  gewöhnlich  zwischen  0'  und  t"  be- 
stimmt wird;  sollen  Rechnungen  ausgeführt  werden 
zwischen  zwei  beliebigen  Temperaturen,  ti  und  t,.,  so  -muß 
dieser  von  0"  ausgehende  mittlere  Wert  entsjTrechend  um- 
gerechnet werden.  Bei  Rechnungen  mit  Qasvolumina 
werden  die  Gasmengen  gewöhnlich  umgerechnet  auf  0" 
und  760  mm  Druck  {°/^eo)  verwendet;  neuerdings  jedoch 
pflegt  man  vielfach  in  Anpassung  an  die  mittleren  Durch- 
schnittswerte der  Temperaturen  die  Gasmengen  auf  15" 
und  1  Atm  =  735,5  mm  Quecksilber  (^Vtsb)  zu  beziehen. 

Alle  Rechnungen  können  mit  Qasmengen  in  kg  oder 
cbm  durchgeführt  werden,  je  nachdem  es  bequemer  scheint; 
zw'ischen  beiden  Werten  bestehen  bequeme  Uebergangs- 
beziehungen. 

Alle  diese  Verhältnisse  sollen  kurz  Beriicksichtigung 
finden,  weil  sie  oft  unklar  sind  und  falsch  an- 
gewendet werden. 

Es  bedeutet  nach  den  Bezeichnungen  auf  Seite  647 
(Heft  41)  Jahrgang  IQIO:  Die  mittlere  spezifische  Wärme 
zwischen  0°  und  t«  für 

konstanten  Druck  und  1  cbm  —     Cp  ' 

Jo 

Die  mittlere  spezifische  Wärme  zwischen  0"  und  t"  für 
konstanten  Druck  und  1  kg  —    Cp  ^ 

L  Jo 

Die  wahre  spezifische  Wärme  bei  beliebiger  Temperatur 

pro  1  cbm  —  Cp 
Die  wahre  spezifische  Wärme  bei  beliebiger  Temperatur 

pro  1  kg  —  Cp. 
Außer  diesen  Werten,  die  auf  konstanten  Druck  be- 
zogen sind,  wie  sie  im  Feuerungsprozesse  vorkommen, 
gibt  es  noch  spezifische  Wärmen  für  konstantes  Volumen, 
wobei  sich  also  der  Druck  verändern  kann,  diese  Werte 


werden  entsprechend  obigen  mit 
zeichnet. 

Ganz  allgemein  gilt  dann: 

=  X  =  constans  ==         Cp  : 

Oy  Oy 

das  Molekulargewicht  ist  und  Cp  = 


Cv 


II 

22,4 


Oy  und  s.  f.  be- 


wobei II 


-  1)' 
Es  ist  speziell 


für  zweiatomige  Gase: 


'-P 


=  1,4  und 


Cp  =  0,311. 


760 


Werte,  die  etwa  für  den  Bereich  von  0°  bis  200"  gelten. 

Wenn  man  mit  den  Volumina  der  Gase  rechnet,  so 
gilt  als  Gewicht  eines  cbm  Gases  ganz  allgemein,  wenn 
das  Molekulargewicht  =  fi  ist. 

22,4 
mm 

24,4 
und  735,5  mm. 

Beide  Werte  stehen  also  wie  folgt  im  Zusammenhang 
24  4 

n  15/  ^^'^ 

^  1736 


Q  0/. 
760 

fi  15/   

/736   


=  Gewicht  eines  cbm  Gases  von  und 


Gewicht  eines  cbm  Gases  von  15" 


n  0/ 

/760 


=    1,09  G'V73G- 

Verhältnisse  auch  aus- 


22,4 

Mit  Worten  kann  man  diese 
drücken : 

Das  spezifische  Gewicht  (das  Gewicht 
eines  cbm  ''/760)  eines  Gases  gewinnt  man 
durch  Division  seines  Molekulargewichtes 
mit  der  Zahl  22,4;  was  sehr  leicht  zu  merken  ist. 


Z.  B.  gilt  für  Kohlensaure  u  =  44    ,        ■  j  j  •  ui. 

c       L  cc  00  also  wird  das  Gewicht 

gilt  für  Sauerstoff      ji  =  32 

eines  cbm  von  O"  und  760  mm  oder  das  spezifische  Gewicht 

44  0 

für  Kohlensäure  =  1,965  kg 

32 

für  Sauerstoff  ~  1,429  kg 

Folgende  Tabelle  5  umfaßt  die  wichtigsten,  in  der 
Feuerungstechnik  vorkommenden  Beziehungen. 

Tabelle  5. 


Molek 

^•wicht  eines  cbm 

Gas 

Atom- 

Chemische 

gevdchi 

von 

zahl 

Zeichen 

ange- 
nähert fi 

0"  und 
760  mm 

15»  und 
735,5  mm 

Luft  (trocken) 

29 

1,294 

1,188 

Sauerstoff 

2 

32 

1,429 

1,312 

Stickstoff 

2 

N, 

28 

1,254 

1,151 

Wasserstoff 

2 

H. 

2 

0,0895 

0,0827 

Kohlenoxyd 

2 

CO 

28 

1,251 

1,148 

Kohlensäure 

3 

CO, 

44 

1,965 

1,804 

Schwefl.  Säure 

3 

SO, 

64 

2,858 

2,627 

Methan 

5 

CH, 

16 

0,715 

0,657 

Wasserdampf 

3 

H,  0 

18 

0,804 

0,738 

Azetylen 

4 

C,  H, 

28 

1,1614 

1,149 

Zwischen  zwei  Temperaturen  0"  und  t"  gilt  für  die 
mittlere  spezifische  Wärme  ganz  allgemein: 
t  b 


+ 


t 


für  die  wahre  spezifische  Wärme: 
Cp  =  ap  -f  b  •  t. 

Es  ist  also  bei  der  mittleren  spezifischen  Wärme  das 
Additionsglied  zum  Grundwerte  ap  nur  halb  so  groß, 
wie  das  der  wahren  spezifischen  Wärme. 

Die  mittlere  spezifische  Wärme  für  konstanten  Druck 
zwischen  0"  und  t°,  bezogen,  auf  1  cbm  Gasvon  15"  C 
und  736  mm  Druck,  ergibt  sich 


für  H,0: 
CO,: 


0,37  +  0,000057 -t 
0,37  -f  0,000096  t 
=  0,28  +  0,0000225  t 


„   zweiatomige  Gase: 
wie  0„  N.,,  CO  u.  Luft  " 

Bezogen  auf  1  cbm  von  0"  und  760  mm  Druck 

24,4 


wird  zwischen  0  und  t°  durch  Multiplikation  mit 


22,4 


erhalten : 
für  H,0: 


0,403  +  0,0000622 -t 
0,403  +  0,0001045  t 
0,305  +  0,0000245 -t 


„   zweiatomige  Gase: 
wie  O.,  N„  CO  u.  Luft  " 

Die  mittleren  spezifischen  Wärmen  für  1  cbm  und  1  kg 
hängen  nun  durch  folgende  Beziehungen  zusammen,  wenn 
ausgegangen  wird  von  1  cbm  von  15"  und  736  mm  Druck: 


Cn 


24,4 


wenn  ausgegangen  wird  von  1  cbm  von  0°  und  760  mm 
Druck 


Co 


22,4 


84 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


u 


•a 

c 

3 


Mittl.  spez.  Wärme  für  konstanten  Druck  für  1  cbm  Gas  von  "/tso  berechnet  zwischen 

0»  und  t» 


Diagramm  2 


denn  das  Gewicht  eines  cbm  Gases  ist:  G  V760  =  1-09  G 

bei  den  verscliiedenen  Temperaturen  0  und  15*^  und  den 

Drucken  760  und  736  mm. 

fji  bedeutet  dabei  das  Molekulargewicht  der  Gase  nach 
Tabelle  5. 

Es  ergibt  sich  nun  für  die  mittlere  spezifische  Wärme 
pro  1  kg  Gas  zwischen  0  und  t**  C 


werden:  sie  ist  also  566 


für  H,0: 
CO, 


=  0,501    +  0,0000773  t 


=  0,205    +  0,0000532  t 
„   O2         „     =  0,2135  +  0,0000171  t 
„   N2         „     =  0,244    +  0,00001 96  t 
In  den  Fällen,  wo  es  sich,  wie  z.  B.  bei  Economisern 
und  Ueberhitzern  usf.,  um  Gasabkühlungen  zwischen  *fwei 
Temperaturgrenzen  tj   und       handelt,   hat  man,   um  die 
mittlere   spezifische   Wärme    für    diesen  Temperaturbezirk 
tj  bis  U.   zu  erhalten,  das  zweite  Glied  der  Formeln  mit 
(ti  -f  {,)  zu   multiplizieren;   also  z.  B.  für  Wasserdampf 
pro  cbm  von  o/^m, 

=  0,403  +  0,0000622  (t^  +  t.) 


740  mm  und  220°  C  auf  480°  C  erwärmt  werden;  wie 
groß  ist  die  nötige  Wärmemenge? 

Zuerst   muß    die  Luftmenge  auf  Vtso  umgewandelt 

273              740  ^ 
 =  305  cbm 

273  +  220  .  760 
bezogen  auf  0"  und  760  mm;  dann  errechnet  sich'  die 
erforderliche  Wärmemenge  durch  Multiplikation  der  Luft- 
menge mit  der  Temperaturdifferenz  und  der  mittleren  spezi- 
fischen Wärme  pro  1  cbm  zwischen  den  Temperaturen 
220  und  480.    Es  wird  also 

Q  =  305  (480  —  220)    (0,305  +  0,00  00  245  (480  +  220)) 
=  305  •  260  •  0,322  =  25  500  WE. 


Das  beistehende  Diagramm  2  veranschau- 
licht das  Ansteigen  der  mittleren  spezifischen  Wärme 


denn  aus  der  allgemeinen  Formel 


spezifische  Wärme 


t 


ergibt  sich  bei  Bildung  der  Wärmemengen  Qi  bezw.  Qo 
bei  ti  bezw.  to"  C: 

b      \  /  b 


Qi 


ti 


Q, 


t., 


also 


Qi  -  Qi  =  (ti  -  t^) 


ap  +  -  (t,  +  t,) 


Zur  Verdeutlichung  sei  für  den  schwierigsten  Fall  ein 
Zahlenbeispiel  gerechnet:    es  sollen  566  cbm   Luft  von 


für  verschiedene  Gase  zwischen  den  Grenzen  0"  und  t 
pro  1  cbm  "/Teo-  Es  sind  aus  den  obigen  Formeln  die 
jeweiligen  Werte  über  der  oberen  Temperaturgrenze  auf- 
getragen, so  daß  man  ohne  Rechnung  nach  den  Formeln 
die  Werte  entnehmen  kann.  So  ist  z.  B.  für  N2  die  mittlere 
-1500 

Cn       ZU  0  und  500»  zu  0,318  er- 

Jo 

mittelbar,  für  CO,  zu  0,456. 

Um  die  Rechnungen  zu  ersparen,  so  seien  für  die 
Temperaturgrenzen  0"  und  300»,  sowie  für  200  bis  350^ 
welche  hauptsächlich  für  den  Kesselprozeß  Bedeutung  haben, 
die  mittleren  spezifischen  Wärmen  (Tabelle  6)  ausgerechnet, 
zum  Vergleich  mit  den  Daten,  die  für  geringe  Temperaturen 
gelten ;  man  sieht,  die  Werte  ändern  sich  bei  mittleren 
Temperaturen  schon  so  viel,  daß  man  bei  einigermaßen 
genauen  Rechnungen  diese  Vernachlässigung  nicht  be- 
gehen darf. 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNfKER-ZEITUNO  1911 


85 


Tabelle  6. 
Mittl.  spez.  Wärme. 


Mittl.  spez.  Wärme 
zw.  0  und  300  "  C 

pro  1  cbm 


•/ 

'760 

1300 

Cp 

0 


0,4216 

0,434 

0,312 

0,312 

0,312 


pro  1  kg 
300 
0 


0,524 

0,221 

0,2186 

0,250 

0,250 


Mittl.  spez.  Wärme 
zw.  2ü0  u.  350"  C 


pro  1  cbm 

/760 

350 


200 


0,437 
0,460 
0,318 
0,318 
0,318 


pro  1  kg 
350 


200 


MitU.  spez.  Wärme 
für  niedrige  Tempe- 
raturen bis  100" 


pro  1  cbm 

/7G0 


0,543 
0,234 
0,223 
0,255 
0,255 


0,403 
0,403 
0,305 
0,305 
0,305 


pro  1  kg 


Cp 


0,501 
0,210 
0,217 
0,247 
0,242 


Mit  diesen  Werten  kann  man  nunmehr  die  spezifische 
Wärme  der  Abgase  berechnen.  Ein  Beispiel  sei  durchgeführt 
für  folgende  Zusammensetzung,  die  durch  eine  Analyse, 
z.  B.  mittels  Orsatapparat,  gewonnen  sei,  also  für  die  wasser- 
dampffreien  Gase: 


CO2         10,0  0/0 

O,     =    9,6  7o 

N,      ^  80,4  %; 
man  führt  solche  Rechnung  am  besten  in  Tabellenform  aus 
für  1  cbm  Gas. 


Gaszusammen- 
setzung 
in  cbm 
m 


CO2  = 


0,100 
0,096 
0,804 

1,000 


Mittl.  spez.  Wärme 
zw.  200"  und  350" 

r  pro  1  cbm 

200 


0,460 
0,318 
0,318 


350 
J  200 


0,0460 
0,0305 
0,2555 


0,3320  = 


Cn 


350 
200 


In  gleicher  Weise  sind  für  wasserdampffreie  Abgase 
verschiedener  Zusammensetzung  die  mittleren  spezifischen 
Wärmen   für  1  cbm  Vtgo  und  für  1  kg  ausgerechnet  in 


Tabelle  7 


Spezifische  Wärm  e  undGewichte  der  wasserfreien  und  wa  ss  e  r  da  m  p  f  h  a  1 1  i  gen  V  er  b  r  en  n  u  n  gs  gas  e 

für  Steinkohle  und  Braunkohle. 

Gehalt  der 
wasserdampffreien 
Gase 
(nach  Analyse) 
an  CO,  "  a 

für 

Mitt 
was 

1  cl 

Cp 

l  spezifisc 
serdampffr 
200  und 

350 

200 

he  Wä 
eien  G 
350" 

rme 

ase 

C 

'ür 

Cp 

der 
zw. 

l  kg 

350 
200 

für 

Mitt 
\ 

ZV 

1  et 

Cp 

;.  spezifisc 
casserdam]- 
zischen  0 

3m  7,60 

300 
0 

he  Wärme 
)ffreie  Gas 
und  500  " 
für 

h] 

für 

e 
C 

1  kg 

300 
0 

Mittl 
für  \ 
ha 
zw. 
für 

spe 
icass 
itige 
20b 
1  cl 

Cp 

z.  Wärme 
srdampf- 

Gase 
bis  350" 

3m  Vveo 
350 

200 

Gewicht  pro 

1  cbm 
trockene  Gase 

"; 

/-eo 
kg 

5 
6 
7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 

0,3247 
0,3263 
0,3275 
0,3293 
0,3308 
0,3320 
0,3337 
0,3350 
0,3368 
0,3380 
0,3395 

0,2485 
0,2489 
0,2490 
0,2490 
0,2490 
0,2490 
0,2492 
0,2492 
0,2495 
0,2500 
0,2500 

0,3180 
0,3193 
0,3204 
0,3215 
0,3230 
0,3243 
0,3252 
0,3267 
0,3275 
0,3290 
0,3300 

0,2436 
0,2437 
0,2439 
0,2440 
0,2442 
0,2442 
0,3443 
0,2443 
0,2444 
0,2444 
0,2444 

0,3265 

0,330 

0,335 

0,338 

0,342 

0,346 

1,319 
1,324 
1,329 
1,334 
1,340 
1,346 
1,350 
1,354 
1,361 
1,365 
1,371 

Benutzbare 

Mittelwerte 

0,330 

0,249 

0,325 

0,244 

0,335 

Tabelle  7  und  zwar  für  Steinkohlen-  und  Braunkohlen- 
verbrennungsgase nach  Diagramm  1.  Für  andere  Kohleii- 
sorten  weichen  die  Werte  infolge  der  etwas  höheren  Werte 
von  CO;j  +  O2  etwas  ab,  jedoch  so  gering,  daß  man  die 
Abweichungen  für  alle  Rechnungen  vernachlässigen  kann. 

Die  Tabelle  zeigt,  daß  bei  wachsendem  Kohlensäure- 
gehalte der  Verbrennungsgase  die  spezifischen  Wärmen  ein 
wenig  ansteigen. 


Für  technische  Rechnungen  kann  man  daher, 
für  die  meisten  Fälle  genau  genug,  die  in 
der  Tabelle  7  angeführten  Mittelwerte  ein- 
setzen, die  etwa  einem  Kohlensäuregehalte 
der  Abgase  von  8 — 10  %  entsprechen,  wie  er 
ja  auch  im  Betriebe  im  allgemeinen  auftritt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


86 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  igil 


rieft  6 


Lieber  die  Verwendung  von  Drainageröhren  für  Wasserversorgungen 

Von  Ing.  A.  RÖSLER,  Zürich. 


Die  Ausführung  von  Wasserversorgungen  muß  oft- 
mals vv^egen  der  hohen  Kosten  für  das  Leitungsnetz  unter- 
bleiben. Die  Zuieitungsrohre  aus  Eisen  oder  Steinzeug 
können  jedoch  in  einzelnen  Fällen  durch  Tonröhreti,  so- 
genannte Drainageröhren,  ersetzt  werden.  Dies  hat  zur 
Folge,  daß  sich  die  Ausführungskosten  ganz  wesentlich' 
vermindern.  Ueberall  dort,  wo  der  Druck  des  Wassers  in 
der  Leitung  eine  Atmosphäre  nicht  allzuviel  übersteigt  und 
wo  Infizierungen  der  Röhren,  d.  h.  des  Bodens,  in  welchem 
diese  liegen,  ausgeschlossen  sind,  ist  —  falls  nur  kleine 
Geldmittel  zur  Verfügung  stehen  —  die  Verwendung  von 
Drainageröhren  ohne  vVeiteres  zulässig. 

In  Oesterreich  sind  solche  mehrfach  mit  gutem  Er- 
folg angewendet  worden. 

Die  Tonröhren  sind  gegen  äußere  Einflüsse  voll- 
kommen widerstandsfähig  und  hinreichend  fest. 

Schon  nach  kurzer  Zeit  dichten  sich  die  Röhren  derart, 
daß  ein  merkbarer  Wasserverlust  nicht  mehr  auftritt.  Selbst 
neue  Röhren  schwitzen  erst  bei  einem  Wasserdruck  von 
mehr  als  einer  Atmosphäre. 

Die  Druckverluste  sind  bei  neuen  Tonröhren  kaum 
größer  wie  bei  Eisenrohren.  Mit  der  Zeit  erhalten  die 
rauhen  Innenwände  den  bekannten  glatten  Ueberzug  der 
Wasserleitungsröhren. 

Für  die  Verbindung  der  Tonröhren  empfiehlt  Herr 
Landesbaurat  W.  Wodicka  ein  von  ihm  eingeführtes! 
Verfahren,  welches  sich  sehr  gut  bewährt  hat.  Dasselbe 
kann  auch  für  Steinzeugröhren  verwendet  werden. 

In  der  Versammlung  der  Bodenkultur-Ingenieure  (Fach- 
gruppe des  Oesterreichischen  Ingenieur-  und  Architekten- 
Vereines)  ,am  19.  Februar  1904  in  Wien  besprach  Herr 
Landesbaurat  Wodicka  die  Herstellung  dieser  Verbindung 
etwa  wie  folgt:  (Vergleiche  auch  den  Bericht  in  der  Zeit- 
schrift des  Oe.  I.  u.  A.-V.  1904.  S.  305.)  Die  muffen- 
losen Tonröhren  werden  stumpf  aneinander  gepreßt  bezw. 
gestoßen.  Ueber  die  Stoßfuge  die  trocken  sein  muß,  wird 
ein  6  mm  breites  Juteband  zwei-  bis  dreimal  unter  Auf- 
tragen von  heißflüssiger  Asphaltmasse  gewickelt.  Die 
Dicke  des  Dichtungsringes  beträgt  bei  dreimaliger  Wick- 
lung 4  bis  5  mm,  bei  zweimaliger  3  bis  4  mm.  Schon  die 
zweimalige  Umwicklung  genügt  zur  Dichtung  vollkommen. 

Für  die  Asphaltmasse  hat  sich  folgende  Zusammen- 
setzung sehr  gut  bewährt: 

70%  Asphaltpech,  lOo/o  destillierter  Teer,  ISo/o  ameri- 
kanisches Harz  und  5 o/o  Epuree.  Diese  Mischung  haftet 
an  den  Rohrwandungen  sehr  gut  und  ist  in  Verbindung 
mit  dem  eingelegten  Juteband  sehr  elastisch. 

Bei  Druckproben  bis  zu  fünf  Atmosphären  blieb  diese 
Dichtung  vollkommen  fest  und  dicht. 

Die  Rohrleitung  wird  in  einzelne  Teile  von  etwa  4  m 
Länge  zerlegt.  Die  Tonröhren  werden  außerhalb  des  Rohr- 
grabens zu  diesen  Rohrlängen  zusammengesetzt  und  ge- 
dichtet. 

Der  Rohrgraben  braucht  infolgedessen  nur  ganz  schmal 
ausgehoben  werden. 

Die  Herstellung  der  Rohrleitungsstücke  erfolgt  auf 
zweierlei  Art:   Nach  der  einen  Methode  wird  über  zwei 


Gerüstböcke  eine  Welle,  z.  B.  ein  starkwandiges  Schmiede- 
eisenrohr von  etwa  4  m  Länge  gelegt.  Ueber  diese  werden 
die  Tonröhren  geschoben,  zusammengepaßt  und  zwischen 
zwei  an  der  Welle  befestigten  Scheiben  festgespannt  durch 
Anziehen  einer  Spannschraube.  Ein  kleiner  Asphaltkessel 
wird  nun  vom  Ofen  gehoben  und  unter  die  zu  dichtende 
Fuge  gestellt.  Ein  Arbeiter  trägt  vermittelst  eines  Pinsels 
die  Asphaltmasse  über  der  Fuge  auf,  ein  zweiter  legt 
das  Juteband  auf  und  ein  dritter  dreht  die  Welle  langsam, 
so  daß  sich  das  Juteband  aufwickelt.  Schließlich  wird 
das  Band  festgestrichen,  so  daß  etwaige  Luftbläschen  ent- 
fernt werden.  Nach  Fertigstellung  aller  Dichtungen  wird 
das  Rohr  auf  den  Boden  gelegt  und  inach  Lockern  der 
Spannschrauben  die  Welle  herausgezogen.  Die  Welle  muß 
so  stark  sein,  daß  sie  pich  nicht  wesentlich  durchbiegt. 
Die  gedichteten  Röhren  müssen  vor  Sonnenstrahlen  ge- 
schützt werden. 

Billiger  stellt  sich  folgende  zweite  Methode: 
Die  Röhren  werden  auf  einer  gewöhnlichen  Leiter  aus 
Holz  so  verlegt,  daß  die  Stoßfugen  zwischen  die  Sprossen 
zu  liegen  kommen.  Zweckmäßig  ist  es,  die  Sprossen  etwas 
in  der  Mitte  einzukerben,  damit  die  Röhren  besser  liegen. 
Die  Röhren  werden  dann  wieder  verspannt  bezw.  zwischen 
zwei  auf  der  Leiter  festgenagelten  Leisten  usw.  verkeilt 
und  die  Stoßfugen  gedichtet.  Da  der  Rohrstrang  nicht 
gedreht  werden  kann,  so  muß  das  Band  ähnlich  wie  es 
mit  einem  Verbände  gemacht  wird  ringsum  gewickelt 
werden. 

Die  Dichtung  gestattet  schwache  Richtungsänderungen 
unmittelbar  durCh  einfaches  Umbiegen  des  Dichtungsringes, 
ringes. 

Die  einzelnen  Rohre  werden  nun  in  den  Graben  ge- 
legt und  dort  miteinander  durch  eine  gleiche  Dichtung 
verbunden.  Ist  der  Graben  nicht  ausgespreizt,  so  können 
auch  zwei  Rohrstücke  außerhalb  des  Grabens  miteinander 
verbunden  werden. 

Die  Rohrenden  müssen  vor  Herstellung  der,  Dichtung 
im  Graben  gut  abgewischt  werden.  Sind  dieselben  naß, 
so  muß  mit  dem  heißen  Asphalt  so  lange  gestrichen  wer- 
den bis  die  Rohrenden  getrocknet  sind  und  der  Asphalt 
gut  am  Rohr  haftet. 

Bei  einer  zweimaligen  Wicklung  mit  6  cm  breiten  Bän- 
dern kann  der  Asphaltverbrauch  mit  0,2  kg  für  einen 
Meter  Band  angesetzt  werden. 

Die  Kosten  der  Dichtung  stellten  sich  nach  österreichi- 
schen Ausführungen  bei  einem  Preis  von  11  M  für  100  kg 
Dichtungsmasse  und  einem  Tagelohn  von  rd.  3  M  ent- 
sprechend einem  Rohrdurchmesser  von  40,  50,  80,  100  und 
125  mm  auf  7,  8,5,  12,  13,6  und  17  Pf. 

Plötzliche  Richtungsänderungen  können  durch  schräges 
Anhauen  und  Abschleifen  der  Rohrenden  oder  durch  Ein- 
schaltung von  Bogenrohren  bewirkt  werden. 

Weil  sich  diese  Wasserleitungen  in  Oesterreich 
für  nicht  zu  großen  Leitungsdruck  als  durchaus 
genügend  bewährt  haben,  so  wäre  zu  wünschen, 
daß  diese  auch  in  anderen  Ländern  Einführung  fänden. 
Im  Deutschen  Reich  dürften  Wasserleitungen  dieser  Art 
noch  wenig  zur  Ausführung  gekommen  sein. 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


87 


H  ;:  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  :!  :: 

Neuorganisation  der  Staatsverwaltungen 

Unter  vorstehender  Spitzmarke  sind  in  Heft  35,  38, 
3Q,  44  und  45/lQlO  der  D.  T.-Z.  einige  Aufsätze  erschienen, 
welche  die  Berufung  von  Technikern  in  die  obersten  Staats- 
rechnungs-Revisionsstellen  zum  Gegenstand  haben.  Wenn 
die  Verfasser,  im  Gegensatz  zu  dem  Artikel  in  Heft  35, 
durchweg  der  Ansicht  Ausdruck  geben,  daß  es  erwünscht 
ist,  wenn  ein  technisches  Rechnungswerk  auch  und  zwar 
ausschließlich  von  Technikern  geprüft  wird,  so  ist  dieser 
Ansicht  gewiß  beizutreten  und  würde  dieses  Verfahren 
ganz  sicher  Vieles  Gute  für  sich  haben.  Der  Grundsatz: 
„Der  richtige  Mann  an  die  richtige  Stelle!"  ist  auch  hier 
zutreffend. 

Eine  andere  Frage  ist  jedodi  die,  ob  der  in  eine 
obere  Staatsrechnungs-Revisionsstelle  versetzte  Techniker 
wirklich  nur  mit  rein  technischen  Arbeiten  beschäftigt 
werden  würde  und  könnte.  Die  in  den  Prüfungsstellen  der 
Provinzialbehörden  sitzenden  Techniker  werden  hierüber 
gewiß  anderer  Meinung  sein.  Schon  mancher,  dem  eine 
solche  Versetzung  zuteil  wurde,  und  der  mit  frischem 
Arbeitsmut  die  neue  Stelle  antrat,  mußte  nach  kurzer  Zeit 
einsehen,  daß  eine  Sache  in  der  Theorie  ganz  anders 
aussieht,  als  sie  in  der  Praxis  wirklich  ist.  In  der  Staats- 
verwaltung gibt  es  eben  eine  ganze  Menge  veralteter  Ein- 
richtungen, die  noch  immer  mit  Zähigkeit  festgehalten 
werden,  und  dem  Neuerer,  der  hier  Wandel  zu  schaffen 
versuchen  wollte,  würde  von  vornherein  das  größte  Miß- 
trauen, wenn  nicht  Widerstand  begegnen.  Der  Rechnungs- 
beamte, der  sich  durch  seine  langjährige  Tätigkeit  in  der 
Prüfung  rein  technischer  Rechnungen  ein  gewisses  Maß 
technischer  Kenntnisse  angeeignet  hat,  würde  der  erste 
sein,  der  ihm  dies  fühlen  ließe.  Die  Rolle,  die  ein  Tech- 
niker in  der  obersten  Staatsrechnungs-Prüfungsstella 
spielen  würde,  dürfte  jedenfalls  keine  beneidenswerte  sein. 
In  Heft  38  war  mitgeteilt,  daß  bei  der  Königlich  Sächsi- 
schen Oberrechnungskammer  eine  Oberrevisorenstelle  zu 
besetzen  sei.  Ueber  die  Besetzung  dieser  Stelle  ist  bisher 
nichts  bekannt  geworden,  aber  es  ist  stark  zu  bezweifeln, 
daß  sich  Techniker  um  dieselbe  beworben  haben  werden, 
obwohl  das  Gehalt  (4200  bis  5100  M  und  Wohnungs- 
geld) diese  Stelle  gewiß  erstrebenswert  erscheinen  läßt. 
Daß  der  Techniker,  wie  der  Verfasser  des  Aufsatzes  in 
Heft  44  annimmt,  in  zweifelhaften  Eällen  um  seine  An- 
sicht, seinen  Rat  befragt  werden  würde  und  so  in  die 
Lage  kommen  würde,  belanglose  Erinnerungen  zu  ver- 
hindern oder  durch  mündliches  Benehmen  mit  den  in  Frage 
kommenden  Baudienststellen  kurzerhand  zu  klären,  möchte 
stark  bezweifelt  werden.  Der  alte  Rechnungsbeamte  hält 
sein  durch  keinerlei  Sachkenntnis  getrübtes  Urteil  für  das 
allein  richtige  und  wird  sich  die  Einmischung  des  Tech- 
nikers schon  vom  Leibe  zu  halten  wissen ;  ist  er  doch 
fast  ausnahmslos  der  Ansicht,  daß  er  das  bißchen  Technik 
so  nebenbei  ganz  gut  mitbesorgen  könne.  Und  warum 
wollen  wir  durchaus  Techniker  in  die  obersten  Prüfungs- 
stellen haben?  Es  ist  bisher  ganz  gut  gegangen  und  wird 
auch  weiter  gehen.  Ein  Techniker  will  selbst  schaffen. 
Selbstgeschaffenes  entstehen  und  wachsen  sehen.  In  altem 
Abgeschlossenen  zu  suchen  und  zu  wühlen,  das  liegt  ihm 
nicht.  Lassen  wir  es  doch  bei  dem  chronischen  Erfolgs- 
mangel der  derzeitigen  Revisionstätigkeit! 


Wir  geben  auch  dieser  Zuschrift  wiederum  Raum,  da 
wir  glauben,  daß  durch  eine  solche  Aussprache  die  Frage 
der  Verwaltungsreform  einer  Lösung  entgegengeführt  wird. 
Im  preußischen  Landtage  wurde  die  Verwaltungsreform 
ebenfalls  angekündigt.  Auch  in  der  Reichsverwaltuno 
scheint  man  am  alten  System  zu  zweifeln,  obwohl 
man  hier  zunächst  noch "  nicht  an  den  Techniker, 
aber  an  Kaufleute  denkt,  die  der  Verwaltung  dienstbar 
gemacht  werden  sollen,  was  nach  den  Enthüllungen  über 


die  unkaufmännische  Verwaltung  der  Kieler  Werft 
nicht  allzu  auffällig  ist.  In  der  Budgetkommission  des 
Reichstags  mag  manches  festgestellt  worden  sein,  was 
zu  Entschlüssen  führen  wird,  eine  Verwaltungsreform 
recht  bald  durchzuführen,  um  bureaukratische  Auswüchse 
damit  zu  beschneiden.  Einer  Berliner  Zeitung  entnehmen 
wir  hierzu  die  Notiz,  daß  sogar  im  preußischen  Kriegs- 
ministerium der  „Buchhalter"  seinen  Einzug  halten  soll. 
Vor  kurzem  haben  sich  nämlich,  wie  die  Mil.-pol. 
Korrespondenz  meldet,  auf  eine  amtliche  Einladung  hin 
die  Abgeordneten  Nacken,  Erzberger  und  Dr.  Weber  in 
Begleitung  eines  Offiziers  des  Kriegsministeriums  mit  einem 
von  den  Verkehrstruppen  zur  Verfügung  gestellten  Armee- 
Kraftwagen  nach  Spandau  begeben,  um  die  Buchführung 
der  militärischen  Werkstätten  und  die  auf  die  Kontrolle 
des  Oberrechnungshofes  Bezug  habenden  Fragen  zu  stu- 
dieren, die  ähnlichen  Reformen  und  Vereinfachungen  unter- 
zogen werden  sollen,  wie  dies  —  nach  der  Tirpitzschen 
Erklärung  in  der  Budgetkommission  vom  letzten  Donners- 
tag —  bei  den  Kaiserlichen  Werftverwaltungen  geplant 
und  zum  Teil  bereits  in  Angriff  genommen  ist. 

Diese  drei  Abgeordneten  (und  Mitglieder  der  Budget- 
kommission) haben  im  September  v.  J.  einen  ebensolchen 
Informationsbesuch  der  Werft  in  Kiel  abgestattet  und 
wollen  am  Montag  den  16.  Januar  sich,  einer  Bitte  des 
Herrn  Reichsschatzsekretärs  entsprechend,  die  Buchführung 
der  Reichsdruckerei  ansehen. 

Aehnlich  wie  im  Falle  des  Marineetats  dürften  die 
von  den  drei  Herren  zu  machenden  Beobachtungen  sich 
zu  einer  Reihe  von  Anträgen  dahin  verdichten,  die  Span- 
dauer Betriebe  und  das  Reichsdruckereiressort  ebenfalls 
streng  nach  kaufmännischen  Grundsätzen  zu  regeln. 

Hoffentlich  übersieht  man  bei  all  den  Verwaltungs- 
reformen nicht  die  Bedeutung,  die  die  Arbeit  des  Tech- 
nikers auch  auf  diesem  Gebiete  hervorrufen  kann. 


Stand  des  Katasters  der  Tiefbau- Berufsgenossenschaft 
im  Jahre  1910. 

Die  Tiefbauberufsgenossenschaft  veröffentlicht  in 
Nr.  2  des  „Tiefbau"  eine  Zusammenstellung  der  Zahl  der 
Unternehmer,  der  gemeldeten  Bauarbeiten  und  beschäf- 
tigten Personen  während  des  Jahres  1910.  Hiernach  be- 
trug die  Anzahl  der  gewerblichen  Unternehmer  am 
1.  Januar  1910  3300  mit  insgesamt  17011  Bauarbeiten, 
bei  denen  292  266  Personen  beschäftigt  waren.  Auf  einen 
Unternehmer  kamen  somit  5,16  Bauarbeiten  und  rund  89 
beschäftigte  Personen,  während  auf  eine  Bauarbeit  17  be- 
schäftigte Personen  entfielen.  Der  Bestand  am  1.  Januar 
1911  betrug  3368  gewerbliche  Unternehmer  mit  17  074 
Bauarbeiten  und  306  691  beschäftigten  Personen.  Das  Ver- 
hältnis war  hier  1  Unterneh"ier  auf  5,07  Bauarbeiten  auf 
91  beschäftigte  Personen.  Bei  einer  Bauarbeit  waren  im 
Mittel  18  Personen  beschäftigt. 

Die  Zahl  der  öffentlichen  Korporationen  wie  Reich, 
Bundesstaaten,  Gemeinden  und  andere,  die  in  eigenem 
Betrieb  Bauarbeiten  ausführen,  betrug  am  1.  Januar  1910 
1475  mit  1647  Bauarbeiten  und  14187  beschäftigten  Per- 
sonen, am  1.  Januar  1911  dagegen  1483  mit  1573  Bau- 
arbeiten und  14  734  beschäftigten  Personen. 

Insgesamt  betrug  die  Zahl  der  Unternehmer  (gewerb- 
liche Unternehmer  wie  öffentliche  Korporationen)  am 
1.  Januar  1910  4775,  die  Zahl  der  angemeldeten  Bau- 
arbeiten 18  658  und  die  der  beschäftigten  Personen  306  453. 
Im  Jahre  1910  vermehrte  sich  die  Zahl  der  Unternehmer 
um  76  auf  4851,  verminderte  sich  die  Zahl  der  angemel- 
deten Bauarbeiten  um  11  auf  18  647  und  vermehrte  sich  die 
Zahl  der  beschäftigten  Personen  um  14  972  auf  321  425. 

H. 


88 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


II  Ix  V:  ::    STAN  DESB  EWEGUNO    ::  ::  ::  :: 


Techniker  im  Verwaltungsdienst 

Wir  stellen  mit  Genugtuung  fest,  daß  ein  Oberbahn- 
meister bei  den  König!.  Sächsischen  Staatseisenbahnen  in 
den  Materialrevisionsdienst  berufen  worden  ist. 

Die  Materialrevision  wurde  bis  jetzt  nur  von  Verwal- 
tungsbeamten ohne  technische  Vorbildung  besorgt. 

*  * 
* 

Die  ,,Los  vom  Verband" -Bewegung 
ist  in  den  Sand  verlaufen.  Allerdings  behauptet  die  „Indu- 
striebeamten-Zeilung"  in  ihrer  Nummer  Vom  27.  Jan.:  ,,Die 
Uebertritte  von  D.  T.-V.-Mitgliedern  zum  Bunde  mehren 
sich  tagtäglich";  sie  bringt  aber  wohlweislich  keine  Zahlcn- 
belege.  Nach  den  sehr  genauen  statistischen  Feststellungen 
über  unsere  Mitgliederbewegujig  konnten  wir  in  den  letzten 
drei  Monaten  nur  in  sieben  Fällen  den  Uebertritt 
zum  Bund  als  Grund  des  Ausscheidens  aus  dem  Verbände 
feststellen.  Wenn  nur  in  einem.  Teil  der  Fälle  der  Beweg- 
grund uns  mitgeteilt  worden  ist,  so  steht  doch  auf  der 
anderen  Seite  außer  Frage,  daß  gerade  das  Motiv  des 
Uebertritts  zum  Bunde  uns  gewiß  nicht  vorenthalten 
worden  wäre;  wir  müssen  somit  annehmen,  daß  die  Zahl 
der  Uebertritte  tatsächlich  eine  geradezu  verschwin- 
dend kleine  ist.  Das  ist  ja  heute,  wo  der  Bund  als 
eine  reine  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  Organisation  kaum  mehr  an- 
zusehen ist,  sehr  verständlich.  — 

Im  übrigen  findet  die  Art  und  Weise,  wie  der  Bund 
Mitglieder  des  Verbandes  zu  gewinnen  sucht,  auch  in  der 
unparteiischen  Presse  gerechte  Kritik.  Wir  verweisen  z.  B. 
auf  das  Frankfurter  Wochenblatt  „Die  Mainbrücke",  vom 
21.  Januar  1.  J.,  in  d:m  es  u.  a.  heißt: 

„  Wir  müssen  es  aber  im  Interesse  der  Stoß- 
kraft der  ganzen  Technikerbewegung  bedauern,  daß  der 
Bund  dabei  zu  so  unerfreulichen  -  Mittelchen  greift,  or- 
ganisierte Mitglieder  des  Technikerverbandes  zu  sich 
herüberzuziehen,  daß  er  ihnen  in  Sperrdruck  auseinander- 
setzt, welche  Austrittsbedingungen  bei  diesem  Verband 
bestehen  und  den  Ueberläufern  die  gleichen  Leistungen 
bezüglich  der  Unterstützungseinrichtungen  zusichert,  die 
sie  beim  Austritt  im  Technikerverband  besitzen.  Gegen- 
über erstmals  organisierten  Mitgliedern  erhalten  also 
die  Ueberläufer  besondere  Vorrechte.  Das  halten 
wir  für  eine  falsche  Kampfesweise.  Gerade,  weil  wir  den 
Organisationsgedanken  so  hoch  schätzen,  meinen  wir,  daß 
die  bestehenden  Verbände  nicht  ihre  Agitationskraft  darauf 
lenken  dürfen,  sich  mit  solchen  Mittelchen  gegenseitig 
die  Mitglieder  abspenstig  zu  machen,  sondern  die  lässig 
beiseite  stehenden  B  e  r  u  f  s  g  e  n  o  s  s  e  n  zu  or- 
ganisieren. Das  erscheint  uns  würde-  und  wertvoller 
zu  sein,  als  gerade  die  Unorganisierten  dadurch  vor  dem 
Eintritt  zurückzuschrecken,  daß  man  sie  ungünstiger  be- 
handelt als  andere  Neueintretende. 

* 

Gewerkschaftliche  Stammtischabende 

Eine  Notiz  in  Nr.  2  der  „I.  B.  Z.",  „Wahrheit  und 
Dichtung  in  der  Berichterstattung  der  D.  T.-Z.",  bemängelt 
wieder  einmal,  daß  eine  Versammlung  in  Zerbst  „einige 
gemütliche  Stunden  beim  Biere"  verbracht  habe.  Das 
sei  charakteristisch  dafür,  »was  man  im  D.  T.-V.  unter  ,, Er- 
ziehung zur  Standesarbeit"  verstehe.  Unglücklicherweise 
begegnet  es  der  ,,lndustnebeamten-Zeitung",  daß  sie  sich 
in  der  gleichen  Nummer  'Von  »der  Königsberger  Ortsgruppe 
des  Bundes  die  erschütternde  Mitteilung  machen  läßt: 
,, Ebenso  finden  daselbst  wieder  regelmäßi'^  jeden  Freitag 
8V2  Uhr  unsere  zwanglosen  Stammtischabende 
statt".  Wir  mißgönnen  den  Königsberger  Kollegen  die 
kleine  Erholung  von  harter  Berufs-  und  Standesarbeit 
keineswegs,  möchten  aber  glauben,  daß  solche  Stammtisch- 


abende nicht  den  ungeteilten  Beifall  des  rechtgläubigen 
Bundesvorstandes  finden  werden.  Im  übrigen  versagen 
wir  es  aus  Gründen  des  guten  Geschmackes,  auf  ver- 
schiedene Anzapfungen  in  den  Bundesblättern  einzugehen. 


::      ::  ::  ::  H   RECHTSFRAGEN  H  ::  ::  ::  ::  :: 


Auskunft  über  einen  früheren  Angestellten. 

(Nachdruck  verboten.) 

Ein  Handlungsgehilfe  war  aus  einer  von  ihm  beklei- 
deten Stellung  entlassen  worden  und  bewarb  sich  um 
einen  anderen  Posten.  Eine  Firma  war  auch  willens,  ihn 
zu  engagieren;  doch  ehe  sie  das  tat,  hielt  sie  es  für 
geraten,  seinen  fi-üheren  Chef  um  eine  ,, möglichst  ge- 
naue Auskunft"  über  den  Gehilfen  zu  bitten.  Vor  allen 
Dingen,  so  schrieb  die  Firma  an  den  früheren  Prinzipal, 
interessiere  sie  es,  eine  ausführliche  Mitteilung  über  Cha- 
rakter und  Zuverlässigkeit  und  Kenntnisse  sowie  über  den 
Austrittsgrund  des  ehemaligen  Angestellten  zu  erhalten. 

Der  Angefragte  war  —  wie  dies  in  derartigen  Fällen 
oftmals  zutrifft  —  in  einer  einigermaßen  mißlichen  Lage: 
nach  allen  Richtungen  konnte  er  über  den  früheren  Gehilfen 
keine  gute  Auskunft  geben,  und  so  unterließ  er  es  eben, 
um  dem  Fortkommen  des  jungen  Mannes  nicht  hinder- 
lich zu  sein,  alles  zu  beantworten,  wonach  er  gefragt 
wurde,  dagegen  nahm  er  keinen  Anstand,  den  Entlassenen, 
insoweit  er  dies  vor  seinem  Gewissen  verantworten  konnte, 
gebührend  zu  loben.  Er  schrieb  nämlich,  der  in  Rede 
stehende  Gehilfe  sei  ein  außerordentlich  rühriger  und 
intelligenter  Mensch,  der  auch  für  ihn  im  Auslande  ge- 
wesen sei;  für  ein  Geschäft  der  Branche  könne  er  ihn 
„daher"  aufs  wärmste  empfehlen. 

Auf  diese  Auskunft  hin  wurde  der  junge  Mann  von  der 
Firma  engagiert,  die  mit  ihm  bezüglich  seiner  Zuverlässig- 
keit recht  schlechte  Erfahrungen  machte,  so  daß  sie  sich 
veranlaßt  sah,  gegen  den  früheren  Chef  Schadenersatz- 
ansprüche geltend  zu  machen,  da  sie,  so  behauptete  sie, 
durch  dessen  zu  gute  Auskunft  Schaden  erlitten  habe. 
Wenn  es  auch  richtig  sei,,  so  meinte  die  Klägerin  auf 
den  Einwand  des  Beklagten,  daß  letzterer  ihre  Frage  nach 
Charakter,  Zuverlässigkeit  und  Austrittsgrund  unbeant- 
wortet gelassen  habe,  so  konnte  sie  doch  aus  dem  ,, daher" 
in  dem  Schreiben  des  Beklagten  schließen,  daß  der  zu 
Engagierende  nach  allen  Richtungen  hin  ein  empfehlens- 
werter Mensch  sei. 

Das  Oberlandesgericht  Hamburg  hat  jedoch  die  Klage 
abgewiesen.  Der  Beklagte,  so  entschied  das  Gericht, 
ist  durchaus  korrekt  verfahren.  Für  einen  Ge- 
schäftsherrn ist  es  ja  bekanntlich  eine  schwierige  Sache, 
über  einen  früheren  Angestellten,  dem  er  nach  allen  Rich- 
tungen hin  uneingeschränktes  Lob  nicht  erteilen  kann, 
Auskunft  zu  geben.  Lehnt  der  Angefragte  jede  Auskunft 
ab,  so  pflegt  dies  in  der  Wirkung  einem  schlechten  Zeug- 
nis gleichzukommen,  weil  der  Anfragende  geneigt  sein 
wird,  anzunehmen,  der  Angefragte  könne  eine  gute  Aus- 
kunft nicht  geben  und  weigere  sich,  eine  schlechte  zu 
erteilen.  Will  ein  Angefragter  einer  solchen  Auslegung 
entgehen,  so  ist  es  natürlich  seine  Pflicht,  sorgfältig  jeden 
von  ihm  gebrauchten  Ausdruck  abzuwägen,  um  den  Ge- 
hilfen in  seinem  Fortkommen  nicht  zu  schädigen.  Nicht 
zu  verdenken  ist  es  daher  einem  Kaufmann,  wenn  er  das, 
was  an  dem  betreffenden  jungen  Manne  zu  loben  ist, 
betont  und  bezüglich  anderer  Fragen,  die  an  ihn  ge- 
richtet wurden,  schweigt.  Das  heißt  dann  für  den  auf- 
merksamen Leser  einer  solchen  Auskunft,  daß  der  Aus- 
kuiftgebcndc  in  diesen  Beziehungen  keine  Auskunft 
geber  i  1 1.  Dieser  Uebung  ist  auch  der  Beklagte  ge- 
folgt. LÜM  Grund,  das  von  ihm  gebrauchte  ,, daher"  in 
dem  Sinne  aufzufassen,  wie  die  Klägerin  es  tat,  lag  al">so- 
lut  nicht  \or;  denn  das  ,, daher"  bedeutete  hier  lediglich, 
daß  der  in  Rede  stehende  Gehilfe  ein  erfahrener,  rühriger 
und  intelligenter  Mensch  und  aus  diesem  Grunde  aufs 


Mi 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


89 


wärmste  zu  empfehlen  sei.  —  Bezüglich  der  übrigen  Punkte 
hatte  der  Beklagte  ja  gar  keine  Antwort  gegeben. 

Von  einer  Verpflichtung  des  Beklagten  zur  Leistung 
von  Schadenersatz  kann  sonach  keine  Rede  sein.  rd. 


xl  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 

Die  verschiedenen  Formen  der  öffentlichen  Versicherung 

Das  öffentliche  Versicherungswesen  zeigt  verschiedene 
ormen.  Man  findet  öffentliche  Anstalten  als  Versiche- 
^ungsvereine  auf  Gegenseitigkeit  sowohl  ohne  Versiche- 
ungsmonopol  und  sonstige  Zwangsrechte,  aber  doch  durch 
rivilegien  finanzieller  Natur  oder  durch  staatliche  Unter- 
tützungen ausgezeichnet,  wie  auch  ausgestattet  mit  dem 
onopol.  Als  gutes  Beispiel  für .  die  zuerst  genannten 
Versicherungsunternehmungen  können  die  preußischen 
Feuerversicherungssozietäten,  die  Viehversicherungsanstalt 
in  Baden  und  die  Landes-Hagelversicherungsanstalt  in 
Bayern  angesehen  werden.  Das  Monopol  für  Mobiliar- 
feuerversicherung besitzt  die  bayerische  Feuerversiche- 
rungsanstalt. Bei  ihr  herrscht  wie  bei  anderen  öffent- 
lichen Anstalten  der  Beitrittszwang.  Weitere  öffentliche 
Einrichtungen  sind  in  Deutschland  die  Lebensversiche- 
rungsanstalt für  die  Armee  und  Marine,  die  Kaiser-Wilhelm- 
Spende  und  die  Preußische  Rentenanstalt,  ferner  die  von 
verschiedenen,  vor  allem  landwirtschaftlichen  Berufs- 
genossenschaften für  die  Genossen  errichteten  Haft- 
pflichtversicherungs-Anstalten, die  34  öffentlichen  Feuer- 
versicherungssozietäten in  Preußen,  zu  denen  in  den 
übrigen  deutschen  Staaten  weitere  20  Unternehmungen 
gleichen  Charakters  kommen,  die  Hagel-,  Vieh-  und 
Pferdeversicherungsanstalten  in  Bayern  und  endlich  in 
einigen  Staaten  Schlachtviehversicherungseinrichtungen. 
Auch  im  Ausland  gibt  es  öffentliche  Versicherungsanstalten 
und  zwar  in  der  Schweiz,  Oesterreich,  Rußland  und  Neu- 
seeland. Neuerdings  zeigen  sich  in  England  Bestrebungen, 
die  auf  Errichtung  ebensolcher  Anstalten  abzielen. 

Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  daß  die  öffentliche  Ver- 
sicherung zu  rechter  Bedeutung  neben  der  privaten  nur 
gelangen  kann,  wenn  sie  mit  dem  Versicherungszvvang 
ausgestattet  ist.  Es  wird  daher  diese  Versicherungsform 
nur  insoweit  angewendet  werden  dürfen,  als  der  Zwang 
berechtigt  ist.  Dies  ist  er  dann,  wenn  ohne  ihn  die  Ziele 
der  Versicherung  nicht  oder  nur  unvollkommen  er- 
reicht werden  und  Volksteile,  für  die  die  Versicherung 
dringend  notwendig  wäre,  aus  Mangel  an  finanziellen 
Mitteln  der  Versicherung  entbehren  müßten.  Dies  war 
der  Grund,  der  in  Deutschland  dazu  führte,  eine 
auf  dem  Prinzip  des  Beitrittszwanges  beruhende  Ar- 
beiterversicherung ins  Leben  zu  rufen.  Durch  sie 
war  es  möglich,  die  Sicherung  der  wirtschaftlichen  Exi- 
stenz des  Arbeiters  in  den  unvermeidlichen  Notfällen  des 
modernen  Erwerbslebens  schnell  und  sicher  zu  erreichen 
und  durch  diese  Art  der  Organisation  gleichzeitig  für 
andere  Kulturzwecke  Mittel  aufzubringen.  Man  denke  an 
die  von  den  Landesversicherungsanstalten  eingerichteten 
Lungenheilstätten,  den  Bau  von  gesunden  Arbeiterwohnun- 
gen usw.  So  nützlich  der  Versicherungszwang  sich  dort 
erwiesen  hat,  wo  ohne  ihn  die  Versicherung  unvollkommen, 
der  Versicherungsschutz  lückenhaft  geblieben  wäre,  so 
schädlich  würde  der  Zwang  dort  sein,  wo  er  auf  Voiks- 
teile  ausgedehnt  wird,  die  sehr  wohl  in  der  Lage  sind, 
aus  eigener  Kraft  sich  zu  helfen  und  für  hinreichende 
Versicherung  zu  sorgen.  Man  darf  nie  vergessen,  daß 
die  Anwendung  des  Versicherungszwanges  nur  auf  be- 
schränktem Gebiet  segensreich,  darüber  hinaus  aber  ge- 
fähriich  ist.  Der  dem  Versicherten  auf  dem  Wege  des 
Zwanges  genommenen  Prämie  wohnt  nicht  dieselbe  sitt- 
liche Kraft  inne,  wie  der  freiwillig  aus  den  Einnahmen 
zugunsten  der  Hinterbliebenen  usw.  aufgebrachten.  Zu 
weit  erstreckter  Versicherungszwang  kann  für  den  sitt- 
lichen Charakter,    die  Seele   des  Volkes  verhängnisvoll 


werden,  die  Energie  erschlaffen,  das  Selbstgefühl  herab- 
stimmen, das  Selbstverantvvortungsgefühl  tilgen  und  nivel- 
lierend wirken.  Umgekehrt  vermag  eine  auf  staatlichem 
Zwang  beruhende  Versicherung,  die  sich  in  den  Grenzen 
hält,  in  denen  sie  notwendig  ist,  das  Interesse  an  der 
Versicherung  zu  fördern  und  Volksteile  zur  Versicherung 
zu  erziehen,  die  ohne  ihn  nie  daran  gedacht  hätten,  von 
ihr  Gebrauch  zu  machen.  Dieser  Einfluß  der  öffentlichen 
Zwangsversicherung  auf  die  private  Versicherung  ist  be- 
sonders in  Deutschland  nachzuweisen.  Man  kann  ruhig 
behaupten,  daß  z.  B.  die  Volksversicherung,  d.  h.  die 
Lebensversicherung  auf  kleine  Summen,  in  Deutschland 
nicht  die  schnelle  Verbreitung  gefunden  und  die  glän- 
zende Entwicklung  genommen  hätte,  wenn  nicht  die 
Arbeiterversicherung,  indem  sie  viele  Millionen  von  Per- 
sonen zur  Fürsorge  zwang,  die  Lust  an  weiterer  Fürsorge 
geweckt  hätte. 


:;  :;  ::  ;;  ZEITSCHRIFTENSCHAU  ::  ;:  H  I; 

für  den  Monat  Dezember  1910. 
(Schluß) 
Elektrotechnik. 

Th.  Hook  untersucht  „Die  Segmentspannung  der  Gleich- 
strommaschine" in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  50,  S.  1267  und  zeigt, 
daß  die  Segmentspannung  durch  die  Feldverzerrung  erhöht 
wird.  Bei  Motoren  mit  hoher  Drehzahländerung  mittels  Feld- 
schwächung kann  die  Erhöhung  der  Segmentspannung  zum 
Ueberschiagen  führen. 

„Ueber  eine  neue  selbsttätige  Meldevorrichtung  für  den 
Ort  von  Störungen  in  Leitungsnetzen"  verbreitet  sich  Dipl.-Ing. 
Schulz  in  E.  T.  Z.  31,  Nr.  50,  S.  1269. 

Dr.  M.  Arndt  schreibt  über  „Die  Dämpfung  von  Isolier- 
materiaiien  in  hochfrequenten  Wechselfeidern".  E.  T.  Z.  31, 
Nr.  50,  S.  1271. 

R.  Richter  beschreibt  „Die  elektrische  Ausrüstung  der 
Wechselstrom  -  Grubenlokomotiven  der  Maffei  -  Schwartzkopf- 
Werke".    E.  T.  Z.  31,  Nr.  51,  S.  1289. 

Ferner  sind  noch  zu  vermerken: 

„Zur  Streuung  des  Drehstrommotors."  Von  W.  Rogowsky, 
E.  T.  Z.  31,  Nr.  51,  S.  1292. 

„Nachträge  zur  Theorie  des  Kugelphotometers."  Nach 
Untersuchungen  von  Ulbricht,  bearbeitet  von  Dipl.-Ing.  Dvhr, 
E.  T.  Z.  31,  Nr.  51,  S.  1295. 

„Einige  Beiträge  zur  Frage  der  Stromverteilung  bei  städti- 
schen Elektrizität  rken  und  Ueberlandzentralen."  Von  E. 
Schmidt,  E.  T.  Z.  ii,  Nr.  52,  S.  1315. 

„Neues  Verfahren  zur  Messung  magnetischer  Felder."  Von 
Dr.  Zahn,  E.  T.  Z.  31,  Nr.  52,  S.  1319. 

„Zur  Frage  des  blank  verlegten  Nulleiters."  Von  Dipl.-Ing. 
Weinbeer,  E.  T.  Z.  31,  Nr.  52,  S.  1320. 

„Bestimmung  der  vorteilhaftesten  Blechstärke."  Von  Jasse 
E.  T.  Z.  31,  Nr.  52,  S.  1321. 

F  1  u  g  t  e  c  h  n  i  k. 

Die  Nummer  24  der  Ztschr.  f.  Flugtechn.  u.  Mot.-Luftschiff., 
I.  Jahrg.  bringt  zwei  wichtige  Fortsetzungen  aus  früheren  Heften. 
S.  309  „Studien  zur  Berechnung  und  planmäßigen  Prüfung  der 
Luftschrauben".  Von  Reißner;  die  Arbeit  behandelt  das  Ele- 
mentargesetz der  Froudeschen  Theorie,  d:e  dynamischen  Prin- 
zipien und  den  ortsfesten  Propeller.  S.  312  bringt  Obering. 
Gabriel  die  Fortsetzung  der  „Konstruktion  des  Original-An- 
toinette-Eindeckers  mit  zwei  großen  Konstruktionszeichnungen 

Gasindustrie   und  Wasserversorgung. 

Dr.  K.  Bunte  gibt  in  seinem  Artikel  (Vortrag  auf  der  Jahres- 
versammlung des  Mittelrheinischen  Gas-  und  Wasserfachmänner- 
vereins in  Schäbisch-Gmünd  1910)  „Betriebskontrolle  auf  Gas- 
werken durch  die  Lehr-  und  Versuchsanstalt",  Journ.  f.  Gas- 
bel.  LIII,  Nr.  49,  S.  1105  eine  Reihe  von  Vorschlägen  und 
Anregungen  zur  Kontrolle  des  gesamten  Betriebsganges,  vom 
Beginn  der  Produktion  bis  zum  Ende  der  Gasreinigung  und  gibt 
dann  Ratschläge  zur  Untersuchung  der  Gasqualität  und  zur 
Abstellung  etwa  dabei  aufgedeckter  Mißstände. 

Fabrikdir.  Himmel  verbreitet  sich  ebenda,  S.  1115,  über  die 
„Beleuchtung  der  Bahnhöfe  durch  Hochmasten  mit  Gasglüh- 
licht" und  bespricht  außer  der  bisherigen  Verbreitung  dieser 
Beleuchtungsart  auch  die  Anschaffungskosten  und  die  Bedienung 
der  Laternen. 


QO 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


„Die  Desinfektion  von  Trinkwasser  mit  Chlorkalk  in  Nord- 
amerika", ebenda,  S.  1119,  ist  der  Gegenstand  eingehender  Wür- 
digung durch  Dr.-Ing.  Imhoff  und  Charles  Saville. JrNach  Be- 
sprechung der  chemischen  und  technischen  Haupfeinzelheiten 
werden  die  Vor-  und  Nachteile  dieses  eigenartigen  Verfahrens 
einander  gegenüber  gesteilt  und  gegenseitig  abgewogen. 

Dr.  Leybold  bespricht  im  Journ.  f.  üasbel.  LIII,  Nr.  50, 
S.  1133,  „Die  Unfälle  in  Gasanstalten".  Es  handelt  sich  in 
der  Hauptsache  um  eine  statistische  Arbeit. 

Dr.-Ing.  Thiem  beschreibt  im  Journ.  f.  Gasbel.  Uli,  Nr.  50, 
S.  1136,  „Bau  und  Betrieb  des  Magdeburger  Versuchsbrunnens 
am  Fläming". 

Eine  eigenartige  Betrachtungsweise  der  tatsächlichen  Ver- 
hältnisse im  Kampfe  zwischen  Gas  und  Elektrizität  bietet  der 
Vortrag  von  Dir.  Lempelius  „Wir  drei:  die  Elektrizität,  die  Zen- 
trale für  Gasverwertung  und  die  deutsche  Frau",  Journ.  für 
Gasbel.  LllI,  Nr.  51,  S.  1153. 

Interessante  Ergebnisse  bringt  die  „Statische  Unter- 
suchung des  an  großen  eisernen  „Gasbehältern  angebrachten 
Bassinumganges",  von  Obering.  Schmidt  im  Journ.  für  Gas- 
beleuchtung LIII,  Nr.  51,  S.  1163.  Der  Verfasser  behandelt  Gas- 
behälter mit  Radialführung,  die  Winkelverdrehungen  des  freien 
Endpunktes,  Berechnung  der  Momente  und  Gasometer  mit 
Tangcntialführung. 

Ebenda,  S.  1172,  ist  eine  Beschreibung  des  „Scheibenwasser- 
messers  zur  Messung  von  Kesselspeisewasser"  zu  finden. 

Dir.  Heinrich  teilt  im  Journ.  f.  Gasbel.  LIII,  Nr.  52,  S.  1177, 
„Erfahrungen  beim  Regulieren  von  Schrägretortenöfen"  mit. 

Dr.  Schilling  bringt  ebenda,  S.  1178,  die  Fortsetzung  seiner 
Arbeit  „Gasverwendung  zu  technischen  und  gewerblichen 
Zwecken".  Er  behandelt  das  Gas  im  Fleischergewerbe  und  in 
der  Nadelfabrikation. 

Ein  sehr  interessanter  Apparat  ist  „Der  elektrische  Gasdruck- 
fernmelder und  Wasserstandsfernmelder  von  J.  W.  H.  Bauduin", 
Er  wird  ebenda,  S.  1184,  von  Fr.  Lux  eingehend  beschrieben. 

Eisenkonstruktionen. 

Der  den  Lesern  der  Zeitschrift:  „Der  Eisenbau"  bekannte 
Prof.  H.  Kayser-Darmstadt  behandelt  in  Heft  12  den  Knick- 
widerstand von  Druckstäben  mit  veränderlichem  Querschnitt. 
Der  sehr  lesenswerte  Aufsatz  setzt  gute  Kenntnisse  der  Statik 
voraus. 

O.  Riwosch-Petersburg  leitet  in  derselben  Nummer  einige 
einfache  Formeln  zur  Ermittelung  der  größten  Stabkräfte  und 
Bindergewichte  der  gebräuchlichsten  Dachbinderformen  ab,  wäh- 
rend E.  Elwitz-Düsseldorf  das  eiserne  Walmdach  der  höheren 
Mädchenschule  in  Krefeld  und  F.  Michelet  die  von  Harkort- 
Duisburg  hergestellte  Klaopbrücke  über  den  Riachuelo  in  Buenos- 
Aires  eingehend  bespricht. 

Prof.  Mehrtens  gibt  einen  eingehenden  Bericht  über  den 
Bau  der  Eisenbetonbrücke  über  den  Rhein  bei  Duisburg-Ruhrort. 

Verschiedenes. 

Dipl.-lng.  Wettich  veröffentlicht  in  Dingl.  pol.  J.  325,  Nr.  49, 
S.  776,  eine  eingehende  Beschreibung  über  „Die  Transport- 
anlagen der  Mines  de  Houilles  du  Grand  Hornu,  St.  Ghislain 
in  Belgien". 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Vcrb-indes 

zu  beziehen.) 

Die  Grundlagen  der  Bauteclinik  für  oberirdische  Telegraphen- 
linien.     Von    K.   W  i  n  n  i  g ,    Telegrapheninspektor  in 
Frankfurt  a.  M.    Mit  261  Abbildungen  im  Text  und  auf 
5  Ausschlagtafeln.   —  Nr.  VIII    der  vom  Geh.  Postrat 
Th.    Karras    herausgegebenen    Einzeldarstellungen  über 
Telegraphen-   und   Fernsprechtechnik.   —  Braunschweig, 
Druck  und  Verlag  von   Friedr.  Vieweg  &  Sohn.  1910. 
Preis  geh.  12  M,  geb.  14  M. 
Das  Werk  beginnt  zunächst  mit  den  auch  für  den  Tele- 
graphenbau erforderlichen  allgemein-technischen  Wissenschaften: 
Mechanik  (analytische  und  graphische  Statik,  Winddruck),  Festig- 
keitslehre,  Baustoffkunde   (Metalle,   Hölzer,  isolierende  Stoffe). 
Die   kurzgehaltenen,   aber   dennoch   eingehenden  Belehrungen 
sind     gut     zum    Ausdruck     gebracht.       Die     hier     in  der 
Baustoffkunde  unter  dem  Abschnitt  „Metalle"  in  großer  Anzahl 
gebrachten  Darstellungen  für  Gewinnung  und  Bearbeitung  der 
Metalle  (Hochöfen,  Drahtverzinnungsanlagen,  Zerreiß-  und  an- 
dere Maschinen)  interessieren  besonders.     C)en  folgenden  Ab- 
handlungen über  statische  Verhältnisse  der  Linien  —  rechne- 


risches und  zeichnerisches  Verfahren  zur  Ermittelung  des  Draht- 
durchhangs usw.  —  schließen  sich  solche  an  über  ein-  und 
mehrfache  Gestänge  und  verschiedene  Beispiele  für  die  Er- 
mittelung der  Festigkeit  von  hölzernen  und  eisernen  Gestängen, 
ferner  eines  Rohrständerdoppelgestänges,  das  auf  einem  Man- 
sardendach errichtet  werden  soll,  sowie  Ausführungen  über  Ent- 
werfen und  Berechnen  eines  30  m  hohen  eisernen  Gittermastes. 
Die  vorzüglichen  Abbildungen,  u.  a.  auch  solche  von  Gestängen, 
die  durch  übermäßige  Belastung  und  Sturm  verbogen,  verdreht 
und  umgeknickt  sind,  sowie  graphische  Darstellungen  erleichtern 
das  Verständnis  des  Gebotenen.  Die  Beispiele,  die  in  ge- 
nügender Anzahl  vermerkt  stehen,  sind  der  Praxis  entnommen. 
Das  Werk  führt  aber  nicht  allein  in  das  praktische  Gebiet,  es 
macht,  was  hervorzuheben  verdient,  auch  mit  der  Theorie  weit 
eingehender  bekannt  als  andere  bisher  erschienene  derartige 
Schriften.     In  dieser  Beziehung  füllt  es  eine  Lücke  aus. 

Zum  Verständnis  der  Berechnungen  genügen  im  allgemeinen 
die  Hilfsmittel  der  niederen  Mathematik;  die  Kenntnis  der 
höheren  Mathematik  ist  allerdings  in  einigen  Fällen  erforderlich. 

Ein  gediegenes  Werk  liegt  jedenfalls  vor,  das  wir  gern 
empfehlen.  R. 
Repertorium  der  höheren  Mathematik.  Von  E.  Pascal,  ordentl. 
Professor  an  der  Kgl.  Universität  zu  Neapel.  Zweite, 
umgearbeitete  Auflage  der  deutschen  Ausgabe,  unter  Mit- 
wirkung zahlreicher  Mathematiker.  Herausgegeben  von 
E.  Epstein  in  Straßburg  und  H.  E.  Timmerding  in  Braun- 
schweig. Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner,  Leipzig 
und  Bremen  1910. 

Erster  Band:  Analysis:  Repertorium  der  höheren 
Analysis,  herausgegeben  von  Paul  Epstein,  Professor  an 
der  Universität  Straßburg  i.  Eis.,  zweite  Auflage.  Erste 
Hälfte:  Algebra,  Differential-  und  Integralrechnung.  Preis 
10  Mark. 

Zweiter  Band:  Geometrie:  Repertorium  der  höhe- 
ren Geometrie,   herausgegeben  von   H.  E.  Timmerding, 
o.  Professor  an  der  techn.  Hochschule  in  Braunschweig, 
zweite   Auflage.     Erste   Hälfte:    Grundlagen  und  ebene 
Geometrie.    Mit  54  Abbildungen  im  Text.    Preis  10  M. 
Pascal,  der  Verfasser  der  italienischen  Originalausgabe,  be- 
zweckt mit  seinem  Repertorium  der  höheren  Mathematik:  auf 
möglichst  kleinem  Raum  die  wichtigsten  Theorien  der  neueren 
Mathematik  zu  vereinigen,  von  jeder  Theorie  nur  so  viel  zu 
bringen  als  nötig  ist,  damit  der  Leser  sich  in  ihr  orientiere;] 
könne,  und  auf  die  Bücher  zu  verweisen,  in  welchen  Ausführ- 
licheres   zu  finden  ist,    ohne    jedoch    eine  Enzyklopädie  der 
Mathematik  zu  bieten.     Des  weiteren  soll  den  jungen  Mathe- 
matikern die  Möglichkeit  geboten  werden,  ihre  Kenntnisse  mit 
verhältnismäßig  geringer  Mühe  auch  auf  andere  Gebiete  der 
Mathematik  auszudehnen,  wenn  sie,  was  nicht  selten  mit  Un- 
recht geschieht,  sich  in  Einzelheiten  zu  weit  einlassen,  d.  h. 
sich  mit  großer  Abschließung  einem  speziellen  Teile  der  Wissen- 
schaft widmen  und  andere  Teile  darüber  vernachlässigen. 

Die  Herausgeber  der  zweiten  deutschen  Auflage  haben  die 
Ziele  des  Werkes  weiter  und  höher  hinausgesteckt  und  sind 
mit  Recht  dabei  ,auch  von  der  Erwägung  ausgegangen,  daß 
gerade  in  der  Mathematik  eine  enzyklopädische  Häufung  von 
Einzelkenntnissen  ohne  inneren  Zusammenhang  weniger  als 
irgendwo  am  Platze  ist.  Der  angehende  Mathematiker  muß 
vielmehr  darauf  Wert  legen,  einen  systematischen,  auf  wirk- 
lichem Verständnis  beruhenden  Ueberblick  über  das  Oesamt- 
gebiet der  Wissenschaft  zu  gewinnen.  Darin  dürfte  auch  die 
Hauptaufgabe  des  Werkes  zu  erblicken  sein.  — 

Die  vorliegende  erste  Hälfte  des  ersten  Bandes  über  Analysis 
ist  in  9  Kapitel  eingeteilt  und  527  Seiten  stark.  In  ihm  sind 
die  Kapitel  über  Wahrscheinlichkeitsrechnungen  und  mathe- 
matische Instrumente  nicht  aufgeführt;  sie  sollen  in  einem  in 
Aussicht  genommenen  ,, Repertorium  der  angewandten  Mathe- 
matik" Platz  finden.  Eine  breite  Ausgestaltung  haben  die 
algebraisch-gruppentheoretischen  Kapitel  erfahren.  Auch  die 
Literaturangaben  sind  in  ausgedehntester  Weise  erfolgt.  Diese 
Auflage  bringt  ferner  ein  neues  Kapitel  über  Differentialformen 
und  totale  Differentialgleichungen. 

Die  erste  Hälfte  des  zweiten  Bandes  über  Geometrie,  ein- 
geteilt in  zwei  Abschnitten  mit  24  Kapiteln,  ist  auf  531  Seiten 
behandelt.  Auch  hierin  sind  weitgehende  Ergänzungen  gebracht, 
wobei  besonders  der  allgemeinen  Theorie  der  algebraischen 
Kurven  gedacht  worden  ist. 

Beide  Werke  dokumentieren  reiche  Kenntnisse  und  großen 
Fleiß.  Der  Stoff  ist  mit  großem  Geschick  vorzüglich  geordnet. 
Die  Werke  können  als  Zierde  wissenschaftlicher  Leistungen 
hingestellt  werden  und  sind  Bibliotheken  der  Universitäten, 
Hoch-  und  Mittelschulen,  Studierenden,  Ingenieuren  und  allen 
aufs  wärmste  zu  empfehlen,  welche  sich  über  den  Umfang  der 
mathematischen  Wissenschaft  orientieren  und  in  letzterer  weiter- 
bilden wollen.  R. 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  191t 


91 


Mathematische  Formelsammlung.  Von  L.  Zimmermann, 
Duisburg.  Verlag  von  G.  D.  Baedeker,!  Essen.  Preis 
kart.  1,50  JV\. 

Das  Buch  ist  im  wesentlichen  gedacht  als  ein  Hilfsmittel 
für  die  Vorbereitung  zum  Einjährig-Freiwilligen  Examen.  In- 
haltlich bringt  es  die  wichtigsten  Erklärungen,  Regeln  und 
Formeln  nebst  erläuternden  Beispielen  aus  dem  Gebiete  der 
niederen  Arithmetik.  Diejenigen  Abschnitte,  welche  sich  mit  der 
Geometrie  beschäftigen,  sind  nur  insoweit  ausgebaut,  als  sie 
in  das  Gebiet  der  Algebra  hinübergreifen  oder  wo  eine  besonders 
gründliche  Erklärung  dies  eriordert. 

Das  Werkchen  besitzt  ein  sehr  handliches  Format  und 
eignet  sich  besonders  zu  einem  Repetitorium  der  gesamten 
niederen  algebraischen  Wissenschaft.  e. 

Das  autogene  Schweiß-  und  Schneidverfahren   von  Ingenieur 
Hans  Riese  in   Kiel.     Mit  30  Abbildungen.  Leipzig. 
G.  J.  Göschensche  Verlagshandlung.    Preis  geb.  SO  Pfg. 
JWit  dem  Erscheinen  dieses  Handbuches  werden  zahlrexhe 
Nachfragen  verstummen,  welche  ein  in  Anordnung  und  Durch- 
führung knappes,  aber  doch  erschöpfend  verfaßtes,  sachlich  ge- 
schriebenes Lehr-  u.  Nachschlagebuch  über  autogenes  Schweißen 
und    Schneiden    suchten.     Leichtverständliche,    klare  Schreib- 
weise, sorgfältig  ausgewählte  Abbildungen  und  anregend  wir- 
kende  Darstellung   des   auf   diesem   technischen  Sondergebiet 
als  Sachverständiger  und  Gutachter  schon  bekannten  Verfassers 
werden   ebenso   wie  der  billige   Preis  dem   Handbuche  ohne 
Zweifel  die  verdiente  Verbreitung  sichern. 

Theorie  der  reinen  und  politischen  Oekonomie.  Ein  Lehr-  und 
Lesebuch  für  Studierende  und  Gebildete.  Von  Franz 
Oppenheimer.  Verlag  von  Georg  Reimer,  Berlin. 
15  M. 

Ein  in  letzter  Zeit  unter  Fachleuten  vielgenanntes  Werk 
bedarf  an  dieser  Stelle  ein  paar  Worte  der  Empfehlung.  Ich 
gebe  sie,  indem  ich  versuche,  ihm  die  Stellung  anzuweisen, 
die  es  im  Rahmen  unserer  Verbandstätigkeit  für  sich  in  An- 
spruch nehmen  darf.  Seitdem  unsere  Stuttgarter  Tagung  von 
neuem  sozialpolitische  Themen  in  den  Vordergrund  unseres 
Interesses  gerückt  hat  und  eine  energische  Angestelltenpohtik 
als  die  wesentlichste  Aufgabe  all  unseres  Arbeitens  hinstellte, 
hat  mancher  von  unseren  JVlitgliedern  das  Bedürfnis  empfunden, 
sich  ruhig  und  sachlich  zu  orientieren  über  das,  was  zeitweilig 
Gegenstand  scharfer  Debatten  war.  Mit  Rede  und  Gegenrede  in 
öffentlichen  Versammlungen  über  Richtung  und  Taktik  unserer 
Bewegung  ist  nicht  genug  getan,  die  beste  und  wertvollste 
Arbeit  wird  geleistet,  indem  jeder  einzelne  in  ruhiger  Stunde 
sich  klar  zu  werden  sucht,  was  für  ihn  der  Inhalt  der  Worte 
Sozialpolitik,  Gewerkschaft  usw.  bedeutet.  Wenn  im  Kleinkrieg 
des  Alltags  verwirrend  die  Fülle  der  Erscheinungen  den  ein- 
zelnen überfällt  und  er  Unsicherheit,  Unklarheit  Nervosität  über 
sich  kommen  fühlt,  dann  ist  es  Zeit,  dorthin  zu  gehen,  wo  alle 
Dinge  sich  klar  und  unverfälscht  darbieten,  losgelöst  vom 
Widerstreit  der  Interessen:  zur  Wissenschaft.  Sie  gibt  den 
großen  Hintergrund  einer  einheitlichen  Anschauung,  unter  ihren 
Händen  gestaltet  sich  das  Chaos  zur  Harmonie. 

Die  Vielheit  sozialpolitischer  Fragen  wird  zusammengefaßt 
im  System  der  Sozialpolitik,  diese  wiederum  umspannt  von  dem 
größeren  Rahmen  der  Gesellschaftswissenschaften.  Alle  So- 
zialpolitik, die  gesamte  Privatbeamtenbewegung  kann  letzten 
Endes  nur  begriffen  werden  aus  den  großen  Zusammenhängen 
unserer  volkswirtschaftlichen  und  gesellschaftlichen  Entwicklung. 
Jeder,  dem^  es  ernst  ist  um  seine  Mitarbeit  zur  Hebung  seines 
Standes,  sollte  Zeit  und  Muße  finden,  sich  zu  vertiefen  in 
Volkswirtschaft  und  Sozialwissenschaft. 

Ob  freilich  das  hier  vorliegende  Werk  für  den  in  Frage 
kommen  kann,  der  eine  Einführung  sucht,  ist  füglich  zu  be- 
zweifeln. Wohl  aber  wird  es  dem  Kundigen  ein  Genuß  sein, 
sich  in  das  Buch  eines  Mannes  hineinzuvertiefen,  der  mit  dem 
Pathos  des  Sehers  die  Entwicklungslinien  der  nächsten  Zukunft 
mit  denen  der  Gegenwart  zu  verknüpfen  sucht.  Man  mag  hier 
und  da  abweichender  Meinung  sein  —  so  scheint  mir  die 
grundlegende  Theorie,  die  Oppenheimer  vom  Staat  gibt,  zum 
mindesten  sehr  einseitig  und  auch  historisch  unhaltbar  zu 
sein  —  und  dennoch  wird  man  sich  dem  Reiz  der  geistvollen 
Darstellung  nicht  entziehen  wollen. 

Was  Oppenheimer  will,  ist  kurz  folgendes: 

Bis  heute  war  der  Ausgangspunkt  aller  sozialökonomischen 
Theorie  die  „Anschauung,  daß  die  wirtschaftlichen  Verschieden- 
heiten der  Vermögen  und  Einkommen  sich  allmählich  aus  ledig- 
lich wirtschaftlichen  Beziehungen  zwischen  freien  und  gleich- 
berechtigten Mitbürgern  entwickelt  haben  und  daß  daraus  die 
sozialen  Verschiedenheiten,  sagen  wir  kurz:  die  Klassen,  ent- 
standen sind".  An  die  Kette  dieser  Lehre  soll  eine  neue 
Basis  gelegt  werden:  ,, Nicht  ökonomische  Beziehungen  zwi- 
schen  Freien   und  Gleichberechtigten,   sondern   politische  Be- 


ziehungen zwischen  Siegern  und  Unterworfenen  haben  die  so- 
zialen und  wirtschaftlichen  Klassen  erschaffen."  Das  politische 
Mittel  war  der  Staat.  Mit  der  Aufstellung  dieses  Satzes  glaubt 
Oppenheimer  ein  neues  Axiom  gefunden  zu  haben,  das  den  Um- 
bau unserer  nationalökonomischen  Wissenschaft  fordere.  Groß- 
kapitalseigentum und  Qroßbodeneigentum  seien  das  geworden, 
was  sie  sind,  weil  sie  es  verstanden,  sich  des  Staates  zu  be- 
mächtigen, um  sich  ihre  Herrschaft  zu  sichern.  Dr.  Ln. 

Die  Elemente  der  Differential-  und  Integralrechnung  in  geo- 
metrische Methode  dargestellt  von  Prof.  Dr.  K.  D  ü  s  i  n  g. 
Ausgabe  B:  Für  höhere  technische  Lehranstalten  tmd 
zum  Selbststudium.  Mit  zahlreichen  Beispielen  aus  der 
technischen  Mechanik  Von  Dipl.-Ing.  Ernst  Preger,  sowie 
vielen  Uebungen  und  68  Abbildungen.  Zweite  Auflage. 
Hannover.  Dr.  Max  Jänecke,  Verlagsbuchhandlung. 
Preis  1,90  M. 

Oft  findet  man  die  Ansicht  vertreten,  daß  die  Kenntnis 
der  Differential-  und  Integralrechnung  für  den  Tech- 
niker entbehrlich  sei,  da  man  auf  den  verschiedensten 
technischen  Gebieten  mit  der  Elementar-Mathematik  aus- 
komme. Die  Differenzierung  und  Integrierung  der  einfachen 
Funktionen  aber  lassen  sich  hierzu  doch  noch  sehr  gut  rechnen, 
und  wir  sind  daher  der  Ansicht,  daß  der  Techniker  diese  Kennt- 
nisse nicht  entbehren  kann,  wenn  er  die  Fachliteratur,  deren 
Studium  zur  Weiterbildung  unerläßlich  ist,  überhaupt  ver- 
stehen will. 

Das  Düsingsche  Werk,  dessen  erste  Auflage  einen  un- 
gewöhnlich schnellen  Absatz  fand,  halten  wir  für  den  Unter- 
richt und  zum  Selbststudium  sehr  geeignet.  Gewöhnlich  findet 
man  die  algebraische  Methode  angewandt,  die  wenig  interessant 
ist;  hier  jedoch  sind  die  geometrischen  Ableitungen  gebracht, 
welche  als  anschaulicher  und  leicht  begreiflicher  bezeichnet 
werden  können.  Das  Verständnis  wird  durch  zahlreiche  Bei- 
spiele (über  die  Anwendung  der  Differential-  und  Integral- 
rechnung auf  dem  Gebiete  der  Wärmemechanik,  Elektrotechnik 
usw.  erleichtert.  R. 
Grundlagen  der  Ballonführung.     Von   Dr.  Robert  Emden, 

a.  o.  Professor  für  Physik  und  Meteorologie  an  der  Kgl. 

technischen  Hochschule  in  München.    Mit  6  Abbildungen 

im  Text,  3  Tafeln  in  Mappe  und  60  Uebungsbeispielen. 

Leipzig  und  Berlin.    Druck  und  Verlag  von  B  G  Teubner. 

Preis  2,80  M. 

Wie  die  Führung  eines  Schiffes,  so  läßt  sich  auch  die  Ballon- 
führung in  der  Hauptsache  nur  durch  praktische  Uebung  er- 
lernen. Nichtsdestoweniger  ist  aber  zur  Herbeiführung  des 
größtmöglichen  Erfolges  auch  die  theoretische  Schulung  in 
der  Aeronautik  keineswegs  belanglos.  Das  haben  gewiß  JVlont- 
golfier  (1782),  Charles  (1783)  und  der  erste  Luftschiffer  Pilätre 
de  Rozier  (1783)  usw.  schon  erkannt.  Der  Ballonführer  soll 
sich  allerdings  durch  theoretische  Erwägungen  niemals  zu  sehr 
in  Anspruch  nehmen  lassen,  um  seine  Tatkraft,  Kühnheit  und 
den  gesunden  Menschenverstand  nicht  bei  seinen  Entschließungen 
lahmzulegen. 

Der  Verfasser  hat  in  defn  138  Seiten  starken  Büchlein  die 
wichtigsten  Gesetze,  denen  der  Ballon  gehorcht,  dargestellt  und 
durch  zahlreiche,  gut  durchgeführte  Beispiele  erläutert.  Die 
einzelnen  Abschnitte  hier  eingehend  zu  besprechen,  ist  versagt; 
es  ist  nur  möglich,  einige  zu  nennen,  wie:  Abhängigkeit  des 
Luftdrucks  von  der  Höhe  und  Folgerungen  daraus;  die  Kräfte, 
die  einen  Ballon  zum  Steigen  bringen  und  die  Beanspruchung 
der  Hülle;  Auftrieb,  Trag- und  Steigkraft;  Einteilung  der  Ballone 
in  zwei  Klassen;  Gesetze  der  Ballastwirkung;  die  vier  Gesetze 
des  Temperatureinflusses;   Höhen-  und  Seitensteuerung  u.a.m. 

Hiermit  soll  das  „Fahrzeug"  behandelt  sein;  in  einem 
folgenden  Werk  wird  die  Erklärung  des  „Fahrwassers",  die 
Grundlagen  der  meteorologischen  Schulung  des  Ballonführers 
enthaltend,  in  Aussicht  gestellt. 

Eine  leichtfaßliche  Darstellung  des  interessanten  Stoffs  liegt 
jedenfalls  vor,  und  wir  wollen  nicht  verfehlen,  dem  Werk  eine 
große  Verbreitung  zu  wünschen.  R. 
Handbuch  der  Mechanik.    Von  Ph.  H  u  b  e  r.    Achte  Auflage, 
bearbeitet  von  Prof.  W.  Lange,  Direktor  des  Technikums 
Bremen.    Leipzig,   Verlag  von  J.  J.  Weber.    Preis  geb. 
3,50  M. 

Die  uns  vorliegende  achte  Auflage  des  bewährten  Buches, 
das  soeben  in  der  Sammlung  von  „Webers  Illustrierten  Hand- 
büchern" zur  Ausgabe  gelangt,  ist  von  Prof.  Walter  Lange, 
dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  entsprechend,  neu  be- 
arbeitet worden.  Das  Werk  bietet  sachgemäße  Belehrung  über 
die  Mechanik  im  allgemeinen,  insbesondere  aber  über  die  Be- 
wegung, ihre  Arten  und  Gesetze,  die  Kräfte  sowie  deren  Maß 
und  Wirkungsgröße,  die  Zusammensetzung  und  Zerlegung  der 
Kräfte,  die  zusammengesetzten  Bewegungen,  den  Schwerpunkt, 
die  Bewegungswiderstände,  das  Wichtigste  und  Allgemeinste  von 


1 


Q2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


der  Festigkeit,  die  einfachen  Maschinen  ohne  Berücksichtigung 
der  Reibung,  die  Verbindung  einfacher  zu  zusammengesetzten 
Maschinen,  den  Druck  und  die  Bewegung  des  Wassers,  den 
Luftdruck  und  dessen  Anwendung,  die  Kraftübertragung,  die 
Dampfkraft  und  die  Dampfmaschinen,  die  Windmühlen  und 
Windräder,  die  Kleinkraftmaschinen,  die  Automobile  und  die 
Systeme  der  Luftfahrzeuge.  Einen  nützlichen  Anhang  bildet  eine 
vergleichende  Tabelle  emigt'r  ausländischer  Maßgrößen  mit  den 
metrischen  Maßen  sowie  eine  vergleichende  Kostenzusammen- 
stellung für  je  eine  Pferdestärke  und  Stunde  in  Pfennigen. 
Das  vortreffliche  Büchlein  wird  jedermann,  der  sich  mit  den 
Kräften  und  deren  Wirkungen  bekannt  machen  will,  gute  Dienste 
leisten.  1. 


::      :;  :;  :;       BRIEFKASTEN    ;:  ::  ::     ;:  ;: 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegl  unJ  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  nxrden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  smd 
Wohnung  und  Mitgliednummcr  liin/uzufügen.  Anfragen  nach  Bezu^'S- 
qucllen  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erleilt.  Line 
Rücksendung  der  Man'iskripte  crfnltjt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  hrage  erscheinen  soll.  tiinc  Verbindhclikeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Iragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Er.Tgen  nolwcnLÜgcn  Druck- 
stöckc  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezählen. 

Fragen 

Frage  26.  Welche  Eingemeindungen  haben  in  neuerer  Zeit 
stattgefunden,  und  in  welcher  Weise  sind  die  beamteten  Tech- 
niker in  den  neuen  Verwaitungskörper  übernommen  werden  — 
also  welche  Stellung  und  Besoldung  ist  ihnen  zugebilligt  worden? 

Frage  27.  Für  eine  Naturheilanstalt  wird  die  Errichtung 
eines  Schwimmbassins,  in  dem  gleichzeitig  Kinder  und  Erwachsene 
baden  können,  geplant.  Die  Badeanstalt  soll  im  Freien  liegen, 
mit  natürlichem  Zu-  und  Abfluß.  Eine  Bedachung  ist  nicht 
in  Aussicht  genommen,  dagegen  sollen  rings  um  das  Bassin 
Ankleidekabinen  angeordnet  werden.  Welcher  Kollege  würde 
über  die  erforderlichen  Tiefenabmessungen,  sowie  über  eine  ge- 
eignete Ausführungsweise  des  Bodens  und  der  Wände  des 
Bassins  Aufschluß  geben? 

Frage  2S.  In  einen  nicht  überdachten  Giebel  eines  Neu- 
baues, dessen  Draufsichtsfläche  mit  ausgefugter  Ziegelrollschicht 
abgedeckt  ist,  dringt  das  Regenwasser  ein.  Das  Mauerwerk 
ist  jetzt,  von  oben  aus  gerechnet,  ca.  50  cm  durchfeuchtet. 
Welches  Mittel  ist  geeignet,  diesem  Uebelstand  Einhalt  zu  tun? 
Bedingung:  Die  anzuwendenden  Materialien  müssen  farblos 
oder  rot  sein. 

Frage  29.  Die  Entwässerung  einer  7  qkm  großen  ein- 
gedeichten Fläche  soll  mit  einer  Zentrifugalpumpe  von  350  mm 
Rohrweite  durchgeführt  werden.  Da  die  Anlage  bereits  seit 
1892  vorhanden,  aber  seit  1894  außer  Betrieb  ist,  weil  die  Pumpe 
angeblich  die  vorhandenen  Wassermengen  nicht  bewältigen 
konnte,  so  bitte  ich  um  Mitteilung:  1.  Was  kann  die  Pumpe 
bei  einer  Gesamtförderhöhe  von  3  m  pro  Minute  leisten?  2.  Wie 
viel  Umdrehungen  und  3.  wie  viel  Pferdekräfte  sind  dazu  er- 
forderlich? 4.  Was  kostet  1  PS/Std.  a)  bei  Benutzung  einer 
Dampflokomobile,  b)  desgl.  eines  Benzinmotors? 

Frage  30.  In  einem  im  1.  Stockwerk  gelegenen  Lokal, 
das  direkt  an  der  Grenzmauer  des  Nachbars  liegt,  findet  bis 
4  Uhr  morgens  Konzert  statt.    Wodurch  kann  man  die  Wand 


erfolgreich  isolieren,  damit  der  Nachbar  nicht  mehr  durch  die 
Musik  gestört  wird? 

Frage  31.  Die  Schützengilde  einer  kl.  Stadt  beabsichtigt 
die  Anlage  von  zwei  neuen  Schießständen  neben  dem  schon 
vorhandenen  Schießstand,  welcher  seit  mehr  als  100  Jahren 
benutzt  wird.  Welche  besonderen  Vorschriften  bestehen  für 
deren  Anlage?  Ferner:  Auf  welche  Art  wird  die  Einrichtung 
am  billigsten  und  unter  Beachtung  größtmöglicher  Sicherheit 
geschaffen?  Der  Schießstand  liegt  an  keinem  öffentlichen  Wege, 
im  freien  Gelände  und  auf  eigenem  Grundstück.  Geschossen 
wird  auf  120  und  140  m  Entfernung.  Welches  wäre  die  oberste 
Instanz,  an  die  man  sich  bei  Verweigerung  der  Anlage  zu  wenden 
hätte?  Existiert  Literatur  über  die  Einrichtung  von  Schieß- 
ständen ? 

Frage  32.  Zur  Errichtung  eines  großen  Neubaues  auf 
einem  Berg,  beabsichtige  ich  folgende  Wasserleitung  anzulegen: 
Anschluß  an  die  städtische  Wasserleitung  vermittels  20-mm- 
Gasröhren.  In  der  städtischen  Wasserleitung  ist  höchstens 
1  atm  Druck  noch  vorhanden.  Die  projektierte  Leitung  hat  eine 
Länge  von  150  m,  eine  Steigung  von  8  bis  9  m.  Am  obersten 
und  höchsten  Ende  des  Gasrohrs  wird  eine  doppeltwirkende 
Flügelpumpe  (20  mm)  angebracht,  die  das  Wasser  emporsaugen 
soll.  Dürfte  diese  Einrichtung  auf  die  Länge  von  150  m  sicher 
funktionieren  ? 

Frage  33.  Welche  Firmen  in  der  westfälischen  Industrie- 
gegend führen  die  Hebung  von  Dachstühlen  bis  zu  3  m  Höhe 
aus,  ohne  daß  die  Eindeckung  zu  (entfernen  ist? 

Frage  34.  Wer  liefert  die  im  Wasserbau  gebräuchlichen 
Bückingschen  Erdanker? 

Frage  35.  Welcher  Betrag  wird  von  Betonbaugeschäften 
bei  Ausführung  von  Eisenbetondecken  für  das  Einschalen  dieser 
Decken  pro  qm  in  Ansatz  gebracht  und  zwar  unter  Berücksich- 
tigung von  Verschnitt  an  Stempeln  und  Schalung,  Abnutzung 
der  Hölzer,  Verzinsung  des  Einschalungsmaterials  usw.? 

Antworten  . 

Zur  Frage  32.  Wasserleitung  für  einen  Neubau  auf 
einem  Berg.  Eine  Flügelpumpe  von  20  mm  Saugrohrweite 
liefert  in  der  Minute  bei  ununterbrochenem  Pumpbetrieb,  d.  s. 
etwa  45  Doppelhube  ä  0,3  I  =  13,5  1  in  der  Minute.  Nach 
den  gemachten  Angaben  fließt  das  Wasser  der  Pumpe  noch 
mit  0,1  atm  =  1  m  Druckhöhe  zu;  d.  h.  während  der  Bauzeit 
braucht  überhaupt  keine  Pumpe  in  Anwendung  zu  'Kommen. 
Anders  liegt  der  Fall,  wenn  Idas  zu  errichtende  Gebäude  später 
mit  Wasser  versorgt  werden  soll.  Angenommen,  das  Haus 
diene  nur  10  Personen  zum  Aufenthalt,  deren  täglicher  Wasser- 
verbrauch nur  50  1  betrage  (pro  Kopf).  Dann  sind  täglich 
500 

500  1  zu  heben,  d.  h.         =   37   min.    am    Tage  Wasser  zu 

pumpen.  Es  empfiehlt  sich  deshalb,  dem  Haus  später  mittels 
einer  durch  Elektromotor  betätigten  Pumpe  das  Wasser  zu- 
zuführen. Die  Pumpe  kann  im  Keller  des  Hauses  aufgestellt 
werden.  Ein  Behälter  auf  dem  Dachboden,  in  den  die  Pumpe 
fördert,  gibt  das  Wasser  an  die  Verteilungsleitungen  ab;  oder 
im  Keller  wird  ein  sogen.  Delphinpumpwerk  aufgestellt,  dann 
fällt  der  Behälter  auf  dem  Dachboden  fort.  Die  Saugrohrleitung 
ist  möglichst  25  mm  weit  aus  Mannesmannrohren  herzustellen, 
die,  mit  Juteumwicklung  und  Asphaltierung  versehen,  wider- 
standsfähiger als  stumpfgeschweißte  Gasrohre  sind.  W. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

r^J/a    H<arron    Fin-z^klmi+rrliorlnr   machen  wir  nochmals  darauf  aufmerksam,  daß  laut  Beschluß  des  Stutt-   "IQ  JUl 
L/IC    1  ICIlCll    LlllZClIIIIlgllCUCl    garter  Verbandstages  der  jährliche  Verbandsbeitrag  vom  1.  Jan.  1911  an  'O 
beträgt.    Der  Betrag  ist  in  halbjährlichen  Raten  von  "je  9,  —  M  zu  entrichten.    Da  satzungsgemäß  der  erste  Halbjahresbeitrag  im  Monat 
Januar  zu  zahlen  ist,  bitten  wir  um  umgehende  Uebermittelung  dieses  Betrages.  Die  Verbandsleitung. 


DieWanderversammlung  des  DeutschenTechniker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  findet  in  der  Zeit  vom 
15.  bis  17.  (offizieller  Teil)  und  18.  und  19.  Juli  (nicht  offizieller  Teil)  statt.  :1  Nähere 
Auskunft  erteilt:  BAUMEISTER  SCHÜSSLER,  Kleinluga     Post  Mügeln,  Bezirk  Dresden. 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


93 


Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  Sondershausen. 


Herrliche,  freie  Gebirgslage. 
Buchen-  und  Nadelwald  Ge- 
sundes, billiges  Wohnen,  freund- 
liche Zimmer  m.  1  od.  mehreren 
Betten  u.  Liegesofa.  Behagl.  Qe- 
sellschaftsräume.  Gute  und  reich- 
liche Kost.  Voile  Pension  3  M 
50  Pf.  für  den  Tag  für  Mitglieder 
u.  deren  Angehörige.  Geselliger 
Verkehr.  Zentralheizung.  Bade- 
anlagen: Wannen-  und  Brause- 
bäder, Fichtennadel-,  Kohlen- 
säure- u.  Solbäder.  Turn-  und 
Spielplatz.  Frei-KonzertederHof- 
kapelle  das  ganze  Jahr.  Fahrkarte 
Sondershausen-Possen  lösen. 


Alle  Anfragen  sind  zu  richten 
an  das  Erholungsheim  des 
Deutschen  Techniker- Verbandes 
Sondershausen. 


Das  ganze  Juhr  geöffnet! 


bes  Deutschen  Techni!.£r*^VerbEindes, 


Um  für  unser  Erholungsheim  zu 
werben,  haben  wir  Künstler-Stein- 
drucke hersiellen  lassen,  die  in 
diesem  Bilde  wiedergegeben  sind. 
Es  ist  aus  dieser  schwarzen  Wieder- 
gabe nicht  annähernd  ersichtlich, 
wie  schön  der  in  neun  Farben  htr- 
gestellte  Steindruck  sich  als  Zimmer- 
schmuck  für  das  Haus,  für  die 
Vereinszimmer  usw.  eignet.  Durch 
eine  große  Auflage  ist  es  uns  ge- 
hingen, den  Preis  außerordentlich 
billig  stellen  zu  können.  Es  kostet; 
•  I  das  Bild  (ca.  47x70  cm)  auf 
Starker  Pappe  mit  gefälligem  weißen 
Rahmen  einschließlich  Verpackung 
Ohne  Porto  1,75  M  (Porto  25  bezw. 
60  Pf ), 

h)  dasselbe   Bild   auf   Karton  mit 
Leisten    einschließlich  Verpackung 
Ohne  Porto  0.95  M  (Porto  20  Pf.). 
Bestellungen  sind  zu  richten  an 

die  Verbandsleitung  in  Berlin. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinsendung  ist  am  Kopfe 
9us7u(üllcn:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  VcrsammlunD;siag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  Uber  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Oberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksverwaltungen 

Chemnitz.  1.  Vors.  O.  Geßner,  Sonnenstraße  8.  Briefe 
an  den  1.  Vorsitzenden.  Wir  laden  unsere  Mitglieder  zu  dem 
am  Februar  im  Museumsaale  stattfindenden  Lichtbildervortrag 
des  Herrn  Karl  Meißner-Dresden  über  „Italienfahrer",  Böcklin, 
Innebach,  Marres  ein  und  bitten  um  rege  Beteiligung.  Am 
10.  Februar  findet  im  Saale  des  Hotels  „Goldener  Anker"  ein 
Vortrag  des  Herrn  Baumeister  Luderer  über  „Bau- 
gewerbe, Baugesetz  und  Boden  refor  m"  statt.  Die 
Jahreshauptversammlung  der  Bezirksverwaltung  findet  am 
20.  Februar,  abends  8'/2  'Jhr,  im  Saale  des  Hotels  „Roter 
Hirsch"  stat.  Tagesordnung:  I.Jahresbericht.  2.  Kassenbericht. 
3.  Bericht  der  Zweigvereine.  4.  Bericht  der  Revisoren.  5.  Jahres- 
voranschlag. 6.  Ergänzungswahl  des  Vorstandes.  7.  Ver- 
schiedenes. 

Kurhessen-Waldeck.  Auszug  aus  dem  Jahresbericht 
1910.  Im  Jahre  IQIO  fanden  zusammen  11  Sitzungen  des 
geschäftsführenden  bezw.  des  erweiterten  Vorstandes  statt.  Die 
M  i  t  g  I  i  e  d  e  r  z  a  h  I  ist  gegen  das  Vorjahr  etwas  zurück  ge- 
gangen, was  sich  aus  dem  schlechten  Geschäftsgange  im  Bau- 
gewerbe erklärt.  Vorträge  fanden  wie  in  früheren  Jahren 
zwei  statt.  Nach  Bestreitung  aller  Unkosten  für  das  Kurhessische 
Zimmer  im  Erholungsheim  war  eine  Summe  von  ca.  60  M 
übrig  geblieben.  Dieselbe  ist  bestimmt  für  einen  bedürftigen 
Kollegen,  welcher  einen  vierzehntägigen  Erholungsurlaub  in 
Sondershausen  verbringen  soll.  Eine  Resolution  betreff : 
die  staatliche  Pensionsversicherung  der  Privatbeamten  war  an- 
schließend an  den  oben  erwähnten  ersten  Vortrag  ai:  das  Reichs- 
amt des  Innern  und  den  Reichstag  abgesandt  worden.  Die  Orts- 
verwaltung der  Krankenkasse  hat  im  vergangenen  Jahre  um 
eine  Anzahl  Kollegen  zugenommen.  Die  Stellenvermitte- 
lung hat  in  Anbetracht  des  schlechten  Geschäftsganges  im  Bau- 
gewerbe nicht  besonders  günstig  gearbeitet.  Die  gesamten  Be- 
zirkseinnahmen betrugen  832,Q1  M,  die  Ausgaben  777,14 
Mark,  mithin  ein  "Bestand  von  55,77  M,  hierzu  kommt  noch  ein 
Agitationsfonds  von  175  M.  Der  Etat  wurde  nach  Eintragung 
einiger  kleiner  Aenderungen  einstimmig  angenommen.  Es  hatte 
sich  als  nützlich  herausgestellt,  die  Vorstandssitzung  und  die 
Bezirkssitzung  am  Bezirkstage  getrennt  abzuhalten,  um  mehr 
Zeit  für  die  einzelnen  Verhandlungen  zu  haben.    Die  am  Nach- 


mittag stattgehabte  Bezirkssitzung  war  leider  schwach  besucht. 
Der  nach  den  neuen  Satzungen  gewählte  neue  Vorstand 
setzt  sich  aus  folgender}  Herren  zusammen:  a)  Geschäfts- 
führender Vorstand:  Koll.  M.  Laneus,  Hofgeismar, 
1.  Vorsitzender;  Koll.  C.  Naumann,  Cassel,  Wilhelmshöher 
Allee  118,  2.  Vorsitzender,  zugleich  Vertreter  der  Gruppe  D; 
Kollege  A.  Derlig,  Cassel,  Kaiserin-Aug.-Viktoria-Straße  30  c, 
I.Schriftführer;  Koll.  C.  Becker,  Cassel,  Kaiserin-Aug.-Viktoria- 
Straße  11,  2.  Schriftführer,  Vertreter  der  Gruppe  A;  Kollege 
G.  Körtling,  Cassel,  Dörnbergstraße  7,  1.  Kassierer;  Kollege 
R.  Leonhardy,  Cassel,  Hohenzollernstr.  169,  2.  Kassierer,  Vertreter 
der  Gruppe  C;  Koll.  Ed.  Bleitner,  Cassel-Wilhelmshölie,  Kunold- 
straße,  Beisitzer,  Vertreter  der  Gruppe  B.  Vertreter  im  Gesamt- 
Verbands- Vorstand  ist  Herr  Koll.  Naumann.  Die  Stellenvermitte- 
lung liegt  in  den  Händen  des  Herrn  Koll.  C.  Penseier,  Cassel, 
Hohenzollernstr.  84.  b)  Erweiterter  Vorstand.  Hier- 
zu gehören  die  Vertreter  der  Vereine  und  Einzelmitglieder.  Die 
Vereine  hatten  noch  nicht  sämtlich  ihre  Vertreler  gewählt.  Der 
Vertreter  der  Einzelmitglieder  konnte  nicht  gewählt  werden,  weil 
zuwählende  Kollegen  bei  der  Sitzung  nicht  anwesend  waren.  Ob- 
mann der  Krankenkasse  ist  Herr  Koll.  Bode,  Cassel,  Schlacht- 
hofstr.  8.  Als  Kassenrevisoren  sind  gewählt  die  Herren  Koll. 
Albert  und  Wilke,  Cassel.  Dem  langjährigen  I.Vorsitzenden, 
Herrn  Leonhardy,  welcher  sein  Amt  aus  Gesundheitsrücksichten 
niederlegen  mußte,  sei  an  dieser  Stelle  für  sein  unermüdliches 
Schaffen  nochmals  gedankt.  Wegen  Mangels  an  Platz  ist  es 
nicht  möglich,  den  Bericht  ausführlicher  zu  gestalten.  Kollegen, 
welche  über  diesen  oder  jenen  Punkt  näheres  zu  wissen  wün- 
schen, wollen  sich  an  den  1.  Vorsitzenden  oder  Schriftführer 
wenden.  Es  kann  nicht  oft  genug  der  Wunsch  ausgesprochen 
werden:  Kollegen,  beteiligt  euch  mehr  an  den  Versammlungen 
der  Bezirksverwaltungen  und  Vereine! 

Oberschlesien.  Wir  machen  hierdurch  nochmals  auf  nach- 
stehend angeführte  Vorträge  aufmerksam.  Freitag,  3.  Februar, 
abends  8V2  Uhr,  in  Ratibor  in  Brucks  Hotel,  Oderstraße. 
Thema:  Das  Angestelltenrecht  und  der  Reichs- 
tag. Sonntag,  5.  Februar,  nachmittags  4  Uhr,  in  Beuthen, 
„Hotel  Lomnitz".  Thema:  Der  Weg  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes.  Montag,  6.  Februar,  abends 
8V2  Uhr,  in  Gleiwitz  im  Hotel  Schlesischer  Hof.  Thema: 
„Technik  und  Kultur".  Nach  den  Vorträgen  freie  Aus- 
sprache. Referent:  Herr  Architekt  K  a  u  f  m  a  n  n  -  Berlin.  Um 
regen  Besuch  und  Einführung  von  Gästen  wird  gebeten. 

Sachsen-Anhalt.  (Sitz  Magdeburg.)  Br.-A. :  A.  Uebe,  Nacht- 
weidestraße 20  a.  Tagesordnung  zum  42.  Bezirkstag  in  Magde- 
burg am  Sonntag,  26.  Februar  1911,  in  den  Sälen  der  Kasino- 
Gesellschaft,  Breiterweg  104.  Beginn  10  Uhr  vormittags,  Be- 
endigung 3  Uhr  nachmittags.  I.Wahl  des  Bureaus  für  die  Ver- 
handlungen; 2.  Voriesung  der  letzten  Verhandlungsschrift; 
3.  Geschäfts-  und  Kassenbericht;  4.  Vorstandswahlen;  5.  Be- 
ratung des  Kosten  Voranschlages  1911;   6.  Antrag  für  Neuauf- 


94 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  6 


Stellung  der  Bezirksstatuten;  7.  Bericht  über  den  Stuttgarter 
Verbandstag;  8.  Beriebt  über  die  Gesamtvorstandssitzung  Son- 
dershausen am  8.  Januar  1911;  Q.  Festlegung  des  Ortes  Tür  die 
nächste  Wanderversammlung  1911;  10.  Verschiedenes.  Nach 
den  Verhandlungen  zwangloses  Mittagessen.  Während  der  Ver- 
handlung für  die  werten  Damen  und  den  Nichtteilnehmern  an  den- 
geschäftlichen  Verliandlungen  Besichtigung  der  Oruson-Oewachs- 
häuscr,  des  Museums  usw.  unter  sachkundiger  Führung.  Abends 
8  Uhr  im  Kasino  zwangloses  Beisammensein.  Um  regste  Teil- 
nahme unserer  auswärtigen  wie  besonders  der  hiesigen  Mitglieder 
wird  dringend  gebeten. 


Zwei^vereine 
GemischteVereine. 

Aachen.  TechnischerVerein.  Am  Sa  tnstag,  21 .  Jan., 
sprach  in  einer  gut  besuchten  Mitgliederversammlung,  zu  der 
auch  eine  Reihe  von  Gästen  erschienen  war,  der  Leiter  der 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  Herr  Kollege  Lenz- 
Dortmund  über  „Zweck  und  Ziele  des  D.  T.-V.  auf  Grund  der 
Stuttgarter  Verbandstagsbeschlüsse".  Die  sich  anschließende 
Diskussion  förderte  manchen  neuen  Gesichtspunkt  zutage.  Unter 
anderem  wurde  die  Lage  der  im  Staats-  und  Gemeindedienst 
tätigen  Techniker  eingehend  besprochen  und  festgestellt,  daß 
hier  die  dürftigen  Bestimmungen  der  Gewerbeordnung  nicht 
einmal  beachtet  würden,  deren  Verbesserung  seit  langem  an- 
gestrebt werde.  Trotzdem  Staatsbetriebe  nach  einem  Kaiser- 
wort Musterbetriebe  sein  sollen,  könne  man  hier  noch  14  tägige, 
tägliche,  ja  stündliche  Kündigungen  bei  Technikern  feststellen, 
wofür  Einzelfälle  angeführt  wurden.  Auch  der  Gesetzentwurf 
betr.  die  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten  wurde  ein- 
gehend erörtert. 

Die  Versammlung  am  Samstag,  4.  Februar,  im  „Berliner 
Hof"  hat  folgende  Tagesordnung:  1.  Bekanntgabe  von  Neu- 
eingängen. 2.  Anderweitige  Festsetzung  des  Vereinsbeitrages; 
mit  Rücksicht  auf  den  ab  1.  Jan.  erhöhten  Verbandsbeitrag. 
3.  Verschiedenes.  Der  Vereinsvorstand  hat  den  Jahresbericht 
und  andere  für  die  Vereinsmitglieder  wichtige  Angaben  in  einem 
Jahrbuch  zusammengestellt,  das  in  dieser  Versammlung  zur  Ver- 
teilung gelangt. 

Bayreuth.  Techniker-Verein,  e.  V.  Bei  der  am 
20.  Januar  1911  stattgefundenen  ordentlichen  Hauptversamm- 
lung wurden  in  die  Vorstandschaft  gewählt:  Münch,  Richard, 
K.  Bauführer,  als  1.  Vorstand;  Faber,  Michael,  Bauführer,  als 
2.  Vorstand  und  1.  Schriftführer;  Schmidt,  Hans,  städt.  Gas- 
meister, als  Kassierer  und  Walther,  Michael,  Bauführer,  als 
2.  Schriftführer  und  Archivar.  Ferner  zu  Beisitzern  die  Herren: 
Böhner,  Adam,  Bauführer;  Gabriel,  Franz,  K.  Militär-Bausekre- 
tär; Stuhlfanth,  Adam,  K.  Bauführer.  Die  Versammlungen  des 
Vereins  finden  auch  in  diesem  Jahre  am  1.  und  3.  Freitag 
eines  jeden  Monats  im  Restaurant  „Rauhs  Gustl"  statt. 

Bergedorf  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Vors.:  H.  Rathmann,  Bergedorf,  Kamp-Chaussee  72p.  Br.-A.: 
H.  Eggert,  Bergedorf,  Brookstr.  311.  —  Unsere  nächste  Ver- 
sammlung findet  am  8.  Februar,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereins- 
lokale „Stadt  Hamburg"  statt.  —  In  der  Versammlung  am 
25.  Januar  wurden  Koll.  H.  Rathmann  als  Vorsitzender  und  Koll. 
H.  Eggert  als  Kassierer  wiedergewählt.  Wir  machen  alle  Kol- 
legen darauf  aufmerksam,  daß  ab  nächster  Versammlung  der 
„Profanbau"  und  die  „D.  T.-Z."  in  Sammelmappen  im  Gast- 
zimmer zur  gefl.  Einsicht  ausliegen.  Gäste  sind  uns  jederzeit 
willkommen. 

Berlin.  Donnerstag,  9.  Februar  1911:  Gemeinschaft- 
liche Versammlung  des  Vereins  der  Steinmetztechniker, 
der  Maschinentechniker,  des  Technischen  Vereins  Charlotten- 
burg und  des  Tegeler  Zweigvereins.  Verhandlungsthema:  Der 
neue  Gesetzentwurf  über  die  Pensionsver- 
sicherung  der  Privatangestellten.  Relerent  Koll. 
Mark  ward.  Versammlunglokal:  Fürstenbergsäle,  Rosen- 
thalerstraße  38.  Beginn  pünktlich  8V2  Uhr.  Nach  dem  Re  erat 
freie  Aussprache.  Wir  bitten  um  rege  Teilnahme  aller  Berufs- 
kollegen. 

Beuthen  ( Oberschlesien).  Technischer  Verein.  Am 
Sonntag,  5.  Februar  1911,  nachmittags  4  Uhr,  findet  im 
Saale  des  „Hotel  Lomnitz",  hier,  Gleiwit/er  Straße,  eine 
öffentliche  Versammlung  statt.  In  dieser  wird  Herr  Architekt 
Kaufmann  -  Berlin  referieren  über :  „Sozialpolitisches 
für  technische  Angestellte  und  Beamt  e".  Die 
Herren  Kollegen  werden  gebeten,  Voü^-ählig  zu  dieser  Versamm- 
lung zu  erscheinen,  damit  sie  zu  einer  eindrucksvollen  Kund- 
gebung nach  außen  hin  sich  gestaltet.  Unser  Vereinsvorsitzender 
hat  in  der  letzten  Vereinssitzung  all  die  Fragen  erörtert,  welche 
den  Techniker  zurzeit  bewegen.  Die  Lösung  und  Verwirklichung 
dieser  Fragen  sind  Lebensfragen  unseres  Standes,  und  so  dürfen 


wir  wohl  hoffen,  daß  die  Herren  Kollegen  ihr  Interesse  an  diesen 
Fragen  durch  zahlreichen  Besuch  bekunden  werden.  Jeder 
Kollege  wolle  den  Besuch  der  Versammlung  als  Pflicht  gegen 
sich  selbst 'und  gegen  seine  Berufsgenossen  betrachten.  Solche, 
dem  D.  T.-V.  noch  fernstehende  Kollegen  sind  hiermit  freund- 
lichst eingeladen  und  willkommen. 

Charlottenburg,.  „Bauhütte  C  h  a  r  1  o  1 1  e  n  b  u  r  g". 
V.  u.  O.:  „Logen-Restaurant"  in  Charlottenburg,  Berliner  Str.  61, 
Ecke  Kirchhoistiaße.  Br.-A.:  1.  Vors.:  E.  Kohr,  Charlotten- 
burg,  Städtisches   Bürgerhaus,  Sophie  -  Charlotten  -  Straße  115. 

1.  Schriftführer:  A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5. 
Am  Dienstag,  7.  Februar,  abends  Punkt  Vi^  Uhr,  findet  in  oben- 
genanntem Vereinslokal  die  nächste  Monatshauptversammlung 
statt.  Die  Tagesordnung  ist  im  Verkündigungsblatt  der  Bezirks- 
verwaltung Brandenburg  bekanntgegeben.  Etwaige  Anträge 
seitens  der  Mitglieder  sind  bis  vor  Eröffnung  der  Sitzung 
schriftlich  dem  1.  Vorsitzenden  mitzuteilen.  Ganz  besonders 
wird  noch  auf  den  Punkt:  „Besprechung  von  technisch-wirt- 
schaltMchen  Fragen"  hingewiesen,  unter  Berücksichtigung  von 
Beispielen  aus  der  Praxis. 

Danzig.  Technischer  Verein.  Am  18.  Januar  1911 
fand  im  Vereinslokal  Hohenzollern  die  Jahreshauptversammlung 
statt.  Der  Jahresbeitrag  für  1911  wurde  nach  längerer  Debatte 
auf  6  M  festgesetzt  und  der  Haushaltsplan  mit  586  M  in  Ein- 
nahme lund  Ausgabe  angenommen.  Die  Neuwahl  des  Vor- 
standes ergab  folgende  Zusammensetzung:  1.  Vorsitzender: 
Architekt  W.  Jacob,  Karmelitergasse  4;  2.  Vorsitzender:  Archi- 
tekt Hanckel,  Langfuhr,  Hauptstr.  77;  Schriftführer:  Ingenieur 
Krugel,  Fleischergasse  73;  Kassierer:  Architekt  Wahner,  Breit- 
gasse 63.  Bücherwart:  Architekt  Kreß,  Vorstädt.  Graben  40.  Zu 
Kassenprüfern  wurden  die  Kollegen  Karins  und  Meiler  gewählt. 
Br.-A.:  Architekt  W.  Jacob,  Danzig,  Karmelitergasse  4.  Ver- 
sammlungen: Jeden  1.  und  3.  Mittwoch  im  Monat  im  Vereins- 
lokal Hohenzollern,  Langermarkt. 

Essen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  (Auszug  aus  dem  Jahres- 
bericht.) Mit  Ablauf  des  Kalenderjahres  1910  schloß  der  Verein 
sein  9.  Geschäftsjahr.  Die  Vereinsgeschäfte  wurden  in  vier 
Hauptversammlungen  mit  vorausgegangenen  Vorstandssitzungen 
erledigt.  Zu  den  Versammlungen  waren  durchschnittlich  40 0/0 
der  Mitglieder  erschienen.  Die  Mitgliederzahl  betrug  zu  Beginn 
des  Jahres  84,  neu  aufgenommen  wurden  32,  gestrichen  infolge 
Wegzuges  usw.  wurden  9  Mitglieder.  Hiernach  verbleibt  ein 
Zuwachs  von  23,  so  daß  die  MitgUederzahl  am  Schluß  des 
Jahres  107  betrug.  Die  Einnahmen  betrugen  1611,38  M,  die 
Ausgaben  1493,41  M,  Kassenbestand  117,97  M;  hierzu  Rück- 
einnahmen  von  16,15  M,  mithin  Barbestand  134,12  M. 

Frankenthal.  Techn.  Vereinigung  Frankenthal 
und  Umgebung.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Mittwoch  im 
Monat  im  Bahnhofrestaurant  Kleber.  Aus  dem  in  der  General- 
versammlung am  18.  Januar  erstatteten  Jahresbericht  ist  hervor- 
zuheben, daß  unser  Verein  von  18  auf  22  Mitglieder  gestiegen 
ist.  Der  Verbands-  und  Vereinsbeitrag  wurde  auf  21  M  pro 
Jahr  =  5,25  M  pro  Quartal  festgesetzt.  Da  Koll.  Böhn  das 
Amt  des  1.  Vorsitzenden  niederlegte,  wurde  die  Vorstandschaft 
wie  folgt  neu  gewählt:  Aue,  1.  Vors.;  Böhn,  2.  Vors.;  Keul, 
Schriftführer;  Blarr,  Kassierer;  Hoffmann,  Beisitzer.  Wir  bitten 
die  Kollegen,  unsere  Vereinsversammlungen  sowie  unsere  sämt- 
lichen Veranstaltungen  vollzählig  zu  besuchen. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  7.  Februar,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
von  Mitgliedern.  3.  Bezirkstag  und  Verbandsangelegenheiten. 
4.  Technische  Fragen.  5.  Verschiedenes.  In  dieser  Versamm- 
lung wird  Herr  Kollege  Petermann  anwesend  sein  und  Kranken- 
kassenbeiträge entgegennehmen. 

Hildesheim.  Technischer  Verein.  Unsere  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Sonnabend,  11.  Februar,  abends 
präzise  9  Uhr,  im  Vereinslokal  statt.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäftliche Mitteilungen.  2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Besprechung 
des  Entwurfs  eines  Versicherungsgesetzes  für  .Angestellte.  4.  Ab- 
rechnung. 5.  Verschiedenes.  Gleichzeitig  diene  den  Kollegen 
zur  Nachricht,  daß  unsere  diesjährige  Generalversammlung  am 
Sonnabend,  25.  Februar,  abends  9  Uhr,  gleichfalls  im  Vereins- 
lokal   stattfindet,    mit    der  Tagesordnung:     1.  Jahresbericht. 

2.  Kassenbericht.  3.  Neuwahl  des  .Vorstandes  und  der  Ausschuß- 
mitglieder. 4.  Verschiedenes.  Der  Vorstand  erwartet,  daß  sich 
die  Mitglieder  an  allen  Veranstaltungen  des  Vereins  rege  t>e- 
teiligen,  besonders  aber  muß  €s  Pflicht  eines  jeden  sein,  zu  der 
Generalversammlung  zu  erscheinen.  Die  auswärtigen  Kollegen, 
welche  noch  mit  den  letzten  Beiträgen  im  Rückstände  sind, 
werden  gebeten,  dieselben  bis  zum  15.  nächsten  Monats  bestimmt 
einzusenden. 


Heft  6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


95 


Kaiserslautern.  Technischer  Verein.  Nach  der  am 
4.  Januar  er.  stattgehabten  Generalversammlung  verbunden  mit 
Neuwahl,  setzt  sich  nunmehr  der  Vorstand  aus  folgenden  Herren 
zusammen:  H.  Pähl,  I.  Vorsitzender,  Stah'.straße  15;  L.  Gröne- 
bach, I.  Schriftführer;  K.  Müller,  Ii.  Schnfiführer;  F.  Schmiedt, 
Kassierer;  A.  Wietek  und  O.  Braun,  Beisitzer.  Gleichzeitig' 
geben  wir  unsern  Herren  Mitgliedern  bekannt,  daß  von  nun 
ab  jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat  im  Vereinslokale  (Grüne 
Laterne)  Vereinsversammlungen  stattfinden,  deren  Besuch  wir 
angelegentlichst  empfehlen. 

Kalk.  Technische  Vereinigung.  In  der  am 
2.  Dez.  IQIO  abgehaltenen  Genernl\  ersammlung  wurden  folgende 
Herren  in  Uen  Vorstand  gewählt:  M.  Türk,  1.  Vors.;  A.  Heuer, 
2.  Vors;  R.  Berkholz,  1.  Schriftführer;  J.  Schlosser,  2.  Schrift- 
führer; Stockmann,  Kassierer;  Heitkamp,  1.  Beis.;  Jansen, 
2.  Beisitzer.  —  In  unserer  diesjährigen  1.  Hauptversammlung 
wurde  'beschlossen,  den  Ve-baads-  "Ui  d  VercinsL  e:trag.  in  Summa 
20,40  M  jährlich,  in  monatlichen  Raten  von  1,70  M  zu  erheben. 

Landau,  Rheinpf.  Technische  Vereinigung.  E.  V. 
Unsere  jährliche  Generalversammlung  fand  am  4.  Januar  1911 
statt,  mit  der  üblichen  Tagesordnung.  Die  seitherigen  Vor- 
standsmitglieder wurden  einstimmig  wiede.'-gewählt.  1.  Vor- 
sitzender A.  Bohn,  Schriftführer  Karl  Lindau,  Kassierer  Fr. 
Schmidt.  Es  er  olgten  2  Neuaufnahmen.  Dem  Erholungsheim 
wurde  durch  die  Geschäftsstelle  der  Betrag  von  8  M  über- 
wiesen. Die  ordentlichen  Monatsversammlungen  finden  jeden 
ersten  Dienstag  im  Monat  statt. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Br.-A.-:  Ingenieur  Hugo 
Förtsch,  Leipzig-Gohlis,  Srhkeuditzer  Str.  19.  V.  u.  O. :  Jeden 
Alittwoch  abend  '/oO  Uhr  im  Rest.  „Bayrische  Krone",  Jakob- 
straße 2.    Gäste  jederzeit  herzlichst  willkommen. 

Lübeck.  Vereinigung  Lübecker  Techniker. 
Vors.  u.  Br.-A.:  W.  Helms,  Bahnmeister,  Cronsforder-Allee  85b, 
Versammlung  jeden  ersten  und  dritten  Donnerstag  im  Monat 
im  Kulmbacher  Bierhaus.  In  der  am  1.  Dezember  1910  statt- 
gefundenen Hauptversammlung  wurden  für  das  Geschäftsjahr 
1911  folgende  Kollegen  in  den  Vorstand  gewählt  bezw.  wieder- 
gewählt: W.  Helms,  Bahnmeister,  I.  Vorsitzender.  'C.  Jäde, 
Bauwart,  I.  Schriftführer.  J.  Karstens,  Bauwart,  Kassierer.  Bei- 
sitzer: Gruppe  A:  L.  Arndt,  H.  Behrens,  G.  Stockhusen,  Bau- 
techniker. Gruppe  B:  A.  Clorius,  Bauassistent.  Gruppe  C 
und  D:  R.  Lüdemann,  Baupolizeikontrolleur,  F.  Poppe,  Tief- 
bautechniker. 

Lünen  a.  d.  Lippe.  Technischer  Verein.  Nach  der 
am  3.  Dezember  stattgefundenen  Vorstandswahl  setzt  sich  letz- 
terer wie  folgt  zusammen:  Rohwer,  Otto,  Ingenieur,  1.  Vors.; 
Jensen,  Eduard,  Architekt,  2.  Vors.;  Schürmann,  Franz,  Kgl. 
Bauassistent,  1.  Schriftführer;  Uffelmann,  Julius,  Bauführer, 
2.  Schriftführer;  Bauer,  Ernst,  Ingenieur,  Kassierer;  Bock,  Aug., 
Ingenieur,  1.  Beisitzer;  Rothstein,  Fr.,  Bauunternehmer,  2.  Beis. 

Mainz.  Technischer  Verein.  Dienstag,  7.  Februar, 
Hauptversammlung  im  Vereinshrus,  Schießg2r.e::str.  10.  Tages- 
ordnung: 1.  Vereins-  und  Verbandsangelegenheiten.  2.  Be- 
sprechung der  Tagesordnung  für  die  Oesamtvorstandssitzung 
der  M.  Bezirksverwaltung  am  12.  Februar  in  Frankfurt.  3.  Be- 
richte über  die  Sitzungen  des  Soz.  Ausschusses  in  Frankfurt 
und    über    den    Entwurf    des  Privatbeamten-Pensionsgesetzes. 

4.  Vortrag  des  Herrn  Arch.  Geding  (Gast)  über  Fritz  Reuter. 

5.  Verschiedenes.  Beginn  der  Sitzung  Punkt  8V2  Uhr.  —  Sonn- 
abend, 18.  Februar,  Vereinsabend  mit  Damen  im  Vereinslokal. 
Wir  bitten  um  vollzähliges  Erscheinen.    Gäste  willkommen. 

München.  Techniker-Verein,  E.  V.  Dienstag  den 
7.  Februar  Monatsversammlung.  Anschließend  Diskussion  über: 
„Die  Kündigung  des  Dienstverhältnisses  der  technischen  An- 
gestellten". Am  gleichen  Abend  werden  im  Vereinslokal  die 
eingelaufenen  Wettfewerbs-Entwürfe  über  eine  „Ehrenurkunde" 
für  Herrn  Architekt  Fritz  Hasselmann  zur  Besichtigung 
ausgestellt.  —  Ab  1.  April  befindet  sich  die  Geschäftsstelle  un- 
seres Vereins  „Sendlingertorplatz  Nr.  6  0",  woselbst  auch  ein 
Lesezimmer  eingerichtet  wird.  Näheres  darüber  wird  später 
rnitgeteilt.  —  Nach  Beschluß  der  letzten  Versammlung  soll  in 
diesem  Jahre  ein  sozialpolitischer  Kurs  im  Verein 
abgehalten  werden.  Die  diesbezügl.  Unterhandlungen  mit  ver- 
schiedenen in  Betracht  kommenden  Persönlichkeiten  sind  bereits 
zum  Abschluß  gelangt.  Der  Beginn  ist  auf  Anfang  Oktober 
festgesetzt,  jedoch  sollen  in  dieser  Vereinsperiode  noch,  neben 
den  Fachvorträgen,  einige  größere  und  allgemeine  soziale  Vor- 
träge stattfinden. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vrs. :  Gust.  Jäkel, 
Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  Br.-A.:  Technischer  Verein 
Pforzheim.  Vereinslokal:  „Bavaria",  östliche  Karl-Friedrich- 
Straße  29.  Mitgliederversammlung  jeden  ersten  Mittwoch  im 
Monat,  an  den  übrigen  Mittwochen  zwanglose  Zusammenkunft. 


—  Wir  machen  darauf  aufmerksam,  daß  als  Stellenvermittler 
und  Vertrauensmann  Kollege  Philipp  Dahl,  Stadtbauassistent, 
verlängerte  Holzgartenstraße  133,  bestellt  ist  und  bitten  alle 
Kollegen  dringend,  frei  werdende  Stellen  sofort  zu  melden,  denn 
nur  durch  die  eifrige  Mitwirkung  aller  kann  eine  ersprießliche 
Tätigkeit  der  Stellenvermittlung  erzielt  werden.  Zur  Anmeldung 
empfehlen  wir,  die  in  der  „Techniker-Zeitung"  abgedruckten 
Formulare  zu  benutzen. 

Posen.  Vereinigung  PosenerTechniker.  Br.-A. : 
Kühne,  Bitterstraße  26  11.  V.  u.  O.:  Jeden  1.  und  3.  Freitag 
bei  Mendel,  Berliner  Straße  19 1.  —  Am  Montag,  6.  Februar, 
8V4  Uhr,  findet  im  jAuditoriuiu  Maximum  der  Königl.  Akademie 
ein  Vortrag  des  Herrn  Dipl.-Ing.  M  a  t  s  c  h  o  ß  -  Berlin  über 
„D  ie  geschichtliche  Entwicklung  der  künst- 
lichen Beleuchtung"  statt.  —  Am  Dienstag,  7.  Februar, 
abends  8  Uhr,  findet  ebenfalls  i.n  Auditorium  JVlaxinunn  ein 
Lichtbildervortrag  über  Zeppelinaufstiege  statt.  Unsere 
Mitglieder  haben  mit  ihren  Damen  freien  Zutritt  zu  beiden  Vor- 
trägen.   Einzelmitglieder  sind  ebenfalls  willkommen. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Str.  V.  u.  O. :  Mittwoch 
nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  „Hotel  zum  Prinzen". 

—  Monatsversammlung  am  Mittwoch,  8.  Februar  1911,  abends 
8V2  Uhr,  im  „Hotel  zum  Prinzen".  Tagesordnung:  1.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  2.  Jahresbericht.  3.  Bericht  der  Kassenprüfer. 
4.  Kassenbericht  und  Entlastungserteilung.  5.  Verbands- 
angelegenheiten. 6.  Stiftungsfest.  7.  Verschiedenes.  —  In  der 
in  Heft  Nr.  1  bekannt  gegebenen  Neuwahl  der  Vorstandsmit- 
glieder sind  zwei  Druckfehler  vorgekommen.  Es  soll  dort 
heißen:  Bautechniker  J.  Stöhrmann,  Schrittführer,  und  Bau- 
techniker C.  Fritz,  Kassierer. 

Schweinfurt.  Techniker-Verein,  E.  V.  Bei  der  statt- 
gefundenen Generalversammlung  wurden  pro  1911  folgende 
Herren  zur  Vorstandschaft  gewählt:  1.  Vorstand:  Koll.  Pfaffen- 
berger;  2.  Vorstand:  Koll.  Böhm;  1.  Schriftführer:  Koll  Karg; 
2.  Schriftführer:  Koll.  Vaeth;  1.  Kassierer:  Koll.  Fleckenstein; 
2.  Kassierer:  Koll.  Bauriedl;  Bibliothekar:  Koll.  Höfner;  Revi- 
soren: Koll.  Glockle  und  Koll.  Lochner;  Beisitzer:  Koll.  Arleth, 
Koll.  Brockert  und  Koll.  Kupfer.  —  Am  Freitag,  6.  Januar  1911, 
fand  im  Saale  des  Gasthofes  zu  den  vier  Jahreszeiten  eine  gut 
besuchte  öffentliche  Technikerversammlung  statt,  in  welcher 
Herr  Kaufmann,  Berlin,  als  Referent  über  die  Ziele  und 
Wege  des  D.  T.-V.  sprach.  Den  Ausführungen  des  Herrn  Refe- 
renten folgte  eine  sehr  lebhafte  Diskussion,  an  der  auch  die 
anwesenden  Bundesmitglieder  sich  beteiligten.  Namentlich  war 
es  die  Agitationsart  und  Kampfesweise  des  Bundes,  die  die 
Diskussionsredner  aufgriffen  und  einer  berechtigten  Kritik  unter- 
zogen. Die  trefflichen  Worte,  die  der  1.  Vorsitzende  der  Bayr. 
Landesverwaltung,  Herr  B  e  n  d  e  r  -  München,  der  ebenfalls  zu- 
gegen war,  hier  einflocht,  und  das  Schlußwort  des  Herrn 
Referenten  haben  uns  wiederum  den  Beweis  erbracht,  daß  die 
wahren  und  berechtigten  Interessen  des  gesamten  Techniker- 
standes im  D.  T.-V.  zielbewußte  und  nach  wie  vor  richtige  Ver- 
tretung finden. 

Weißenfels.  TechnischerVerein.  In  der  am  10.  Jan. 
dieses  Jahres  stattgefundenen  Hauptversammlung  wurden  als 
Vorstand  gewählt:  1.  Vors.:  C.  Dietze;  2.  Vors.:  O.  Naupold; 
Schriftführer:  W.  Richler;  Kassierer:  G.  Hörning.  Br.-A.: 
C.  Dietze,  Baukommissar,  Naumburger  Str.  37.  Versammlungen 
finden  jeden  Dienstag  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats,  abends 
81/2  Uhr,  im  Hotel  „Sächsischer  Hof"  statt.  Gäste  sind  zu  allen 
Versammlungen  stets  willkommen. 

Werdau.  Technische  Vereinigung.  Die  Jahres- 
hauptversammlung brachte  die  Wiederwahl  der  Vorsitzenden 
Eisenhut  und  Salzbrenner,  Neuwahl  der  Schriftführer  Hopf  und 
Schürer  und  Wiederwahl  des  Kassierers  Rautenstengel.  Als 
Verbands-  und  Vereinsbeiträge  wurden  für  das  Jahr  1911  fest- 
gesetzt 2  M  pro  Monat  für  ordentliche  und  80  Pfg.  für  außer- 
ordentliche Mitglieder.  Die  Beiträge  werden  monatlich  durch 
Boten  kassiert.  Die  Mitteilungen  werden  durch  die  Post  jedem 
Mitgliede  frei  zugestellt.  Ferner  wurde  Antrag  Sal/brenner 
einstimmig  angenommen,  nach  dem  in  Zukunft  selbständige 
Kollegen  nicht  mehr  als  ordentliche  Alitglieder  in  dem  Verein 
aufgenommen  werden  können. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Monatsversammlung  am  4.  Febr.  er., 
abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  „Brauerei  Maiwald",  Coswiger 
Straße  23.  Tagesordnung:  1.  Protokolherlesung  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Berichterstattung  des  Vorsitzenden  über 
die  Bezirksversammlung.  4.  Verschiedenes.  Zahlreiches  Er- 
scheinen erwünscht.  Gäste  sind  herdtchst  wütkommen.  Br.-A.: 
Herrn  Maurermstr.  W.  Lindemann,  Wittenberg  (Bez.  Halle), 
Bürgermeisterstraße  .Nr.  4. 


Q6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  6 


Zittau.  Technischer  Verein.  Nach  der  am  20.  Jan. 
abgehaltenen  Generalversammlung  im  Vereinslokal  „Weißer 
Engel"  hier  setzt  sich  der  Qesamtvorstand  wie  folgt  zusammen: 

1.  Vors.:  Ernst  Dietrich,  Betriebstechniker;  2.  Vors.:  Balduin 
Ohm,    Bauführer;    1.   Schriftführer:    Alfr.    Haftmann,  Bmstr.; 

2.  Schriftf. :  Alfr.  Linke,  Masch.-Techn. ;  Kassierer:  Hans  Leh- 
mann, Ing.;  Bezirks  Vertreter:  Alfr.  Reh,  Ing.;  Beisitzer:  Carl 
Böhme,  Ingenieur  und  Curt  Winkler,  Ingenieur;  Kassenrevi- 
soren: W.  Müller  und  M.  Maaß,  Ingenieur. 

Zweibrücken.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  Herrn 
Gaswerks-Direktor  Eugen  Acker.  V.  u.  O. :  Jeden  Dienstag 
abend         Uhr  im  „Deutschen  Haus".    Gäste  willkommen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Augsburg.  „B  a  u  h  ü  1 1  e."  Nächste  Vereinsversammlung 
am  Donnerstag,  16.  Februar  IQll,  im  „Cafe  Augusta".  — 
Die  Generalversammlung  kann  «eingetretener  Verhältnisse  halber 
am  "Q.  Februar    nicht  stattfinden    und  wird  deshalb    auf  den 

2.  März  verlegt. 

Danzig.  „Hütte."  Br.-A.:  Stadtbausekretär  Hackbarth, 
Danzig,  Kohlenmarkt  24.  Vereinslokal:  „Deutsches  Winzer- 
haus, Dominikswall.  —  Die  Jahres-Hauptversammlung  fand  auf 
Wu.isch  des  geschäftsf.  Vorstandes  der  Bezirksvervvaltung  erst 
nach  dem  ersten  diesjährigen  Bezirkstag  statt.  Bei  der  Vor- 
standswahl wurde  an  Stelle  des  in  den  Bezirksvorstand  gewählten 
1.  Vorsitzenden  Koll.  R.  Schmidt  Herr  Stadtbausekretär  Karl 
Hackbarth  gewählt;  als  2.  Vors.  Herr  Akquisiteur  Karl  Degen- 
hard; als  Kassierer  und  Schriftführer  wurden  die  Herren  Strauch 
und  Hübschmann  wiedergewählt.  Auch  die  Sonderausschüsse 
für  Agitation  und  Veranstaltungen  wurden  durch  Neuwahlen 
ergänzt.  Die  Festsetzung  der  neuen  Beiträge  soll  in  der  nächsten 
Versammlung  stattfinden. 

Dresden.  „Dresdner  Bauhütt  e."  Donnerstag  den 
9.  Februar  1911,  abends  1/39  Uhr,  Versammlung  im  Vereins- 
lokal „Stadt  Pilsen".  Tagesordnung:  1.  Erledigung  der  Ein- 
gänge.    2.    Bericht  über   die   Sitzung   der  Landesverwaltung. 

3.  Bericht  über  das  25  jährige  Stiftungsfest.  4.  Innere  Vereins- 
angelegenheiten. Pünktliches  und  vollzähliges  Erscheinen  der 
Mitglieder  ist  erwünscht.  —  Donnerstag,  16.  Februar,  findet  ein 
Vortragsabend  statt.    Näheres  wird  noch  bekannt  gegeben. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Gera  ( Ren ß).  Verein  für  Ingenieure  und  Ma- 
schinentechniker. Br.-A. :  P.  Wunderlich,  Ing.,  Gera-R., 
Göbenstr.  21.  V.  u.  O.:  Jeden  Dienstag,  abends  S'/a  l'hr,  im 
Restaurant  „Deutsches  Haus",  Markt.  —  Dienstag,  7.  Februar, 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Eingänge  und  Beschluß- 
fassung darüber.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieiier.  3.  Besprechung 
über  Stiftungsfest.  4.  Festlegung  des  Monatsprogramms.  5.  Ver- 
schiedenes. 


Staatstechniker. 

Landesverein    Miftl.    Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker.    Vrs. :    Bausekretär   K.  Tramm,   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II.) 

Cliemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A.:  E.  Klotzsche,  Bahnmstr.  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64.  Am 
Sonntag,  5.  Februar,  nachmittags  3  Uhr,  findet  in  unserem 
Vereinslokale  Restaurant  „Moritzburg"  die  diesjährige  Jahres- 
hauptversammlung statt.  Herr  Koll.  Bm.  Döring  wird  hierbei 
einen  Vortrag  über  „Aeltere  und  neuere  Baustile"  halten.  Die 
Tagesordnung  geht  allen  Mitgliedern  noch  auf  besonderer  Ein- 
ladungskarte zu.  Wir  rechnen,  in  Anbetracht  sehr  wichtiger 
Punkte,  auf  das  bestimmte  Erscheinen  aller  Kollegen.  Im 
Februar  ist  wegen  der  Jahreshauptversammlung  des  Landes- 
vereins keine  Monatsversammlung.  Donnerstag, 
9.  Februar,  Stiftungsfest  im  Etablissement  „Goldne  Kugel". 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41,11. 
Mittwoch,  8.  Februar,  abends  8  Uhr,  Vereinsversammlung  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze  mit  Fachvortrag  des 
Herrn  Koll.  Steiger,  Tel.-Asp.  im  Eltb.,  über:  Weichen- 
stellvorrichtungen.   Näheres  in  den  „Mitteilungen". 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung 
sind  von  der  Firma  Berliner  Buchbinderei  Wübben  &  Co., 
Berlin  SW.  48;  Wilhelmstraße  9,  zum  Preise  von  1  M  für 
das  Stück  zuzüglich  50  Pfg.  bezw.  25  Pfg.  für  Porto  zu  be- 
ziehen. Um  den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen, 
sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A  mit  Anzeigen,  Decke  B 
ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Bestellungen 
ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird 
und  für  welchen  Jahrgang. 


Technischer  Verein  Königsberg  i.  Pr. 

Am  23.  d.  Mts.  starb  nach  schwerem  Leiden  unser 
lieber  Kollege 

Herr  Zimmermeister  Gottlieb  Feller. 

In  dem  Verstorbenen  verlieren  wir  einen  treuen,  lang- 
jährigen Freund,  der  jederzeit  bestrebt  gewesen  ist,  seine 
reichen  Erfahrungen  in  den  Dienst  wahrer  Standesarbeit  zu 
stellen. 

Auch  über  das  Grab  hinaus  werden  wir  ihm  ein 
ehrendes  Angedenken  bewahren. 

Der  Vorstand. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -An  geböte 


(Nur  rfir  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

223  von  einer  Gemeinde  in  Oberschlesien  zum  1.  April  er. 
ein  tüchtiger  Techniker  für  Kanal-,  Wasserleitungs-  und  Straßen- 
bau. Gehalt  1800  M  und  freie  Wohnur'-.  Stellung  pensions- 
berechtigt. Angebote  unter  223  an  die  Lauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

224  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  an  der  Ems  sofort  ein  Bau- 
techniker mit  abgeschlossener  Baugewerkschulbildung  und  Er- 
fahrung im  Geschäftsbetriebe  einer  Hochbauverwaltung,  zur 
Vertretung  des  technischen  Bureaubeamten,  si^äter  Abrechnung 
usw.  von  Neubauten.  Gehalt  ISO  M.  Stellungsdauer  4  bis 
5  Monate  evtl.  länger.  Gehaltssatz  ist  bei  der  Bewerbung  mit 
anzugeben.  Angebote  unter  224  an  die  Zweigstelle  Osnabrück, 
z.  H.  des  Herrn  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

232  von  einer  Behörde  in  Halle  a.  S.  sofort  ein  Hochbau- 
techniker mit  abgeschlossener  Baugewerkschulbildung  imd  Er- 
fahrung im  Schlachthofsbau  für  Bureau  und  später  Bauleitung. 


Gehalt  200  M.  Stellungsdauer  zwei  Jahre  evtl.  dauernd.  An- 
gebote unter  232  an  die  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn 
L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25. 

233  von  einer  Kgl.  Behörde  in  Hanau  a.  M.  auf  die  Dauer 
von  zwei  Monaten  ab  15.  Februar  ein  Bautechniker.  Bewerber, 
mit  den  laufenden  Dienstgeschäften  bfi  Behörden  vertraut,  be- 
vorzugt. Gehalt  150  M.  Angebote  unter  233  an  die  Zweig- 
stelle Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  |oh.  Wührmann,  Frank- 
furt a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

236  für  ein  Baugeschäft  in  einer  Kleinstadt  Nieder- 
schlesiens sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  Absolvent  einer 
Baugewerkschule,  nicht  unter  27  Jahre  alt,  für  Bureau,  Bau- 
stelle und  zur  Vertretung  des  Cheis,  in  dauernde  Stellung. 
Anfangsgehalt  nicht  unter  150  M.    Angebote  mit  Skizzen  unter 

236  an  die  Zweigstelle  Niederschlesien,  z.  H.  des  Herrn  C.  Hauer, 
Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

237  nach  Bautzen  sofort  ein  im  Militärbauwesen  erfahrener 
Techniker  für  Abrechnungsarbeiten  auf  vier  Monate.  Gehalt 
200  M.    Zureisekosten  werden  nicht  vergütet.    Angebote  unter 

237  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mal^kgrafenstraße  94. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  7  Schritlleilung:  E  Rieh.  Schubert,  Berlin.  II.  FcbrUarlOII 

labalt:  Der  Gesetzentwurf  der  staatlichen  Pensions-  und  Hiiiterbliebenen-Versicherunc  der  Privatangestellten  -  Die  Pi  ivatbeamten-Versicherung  und  die  Angestellten  im 
öffentlichen  Dienste  -  Anfänge  der  Portlandzementindustrie  in  Deutschland  -  Soziale  Bewegung  —  Rechtsfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Bücherschau  — 
Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Der  Oesetzentwurf  der  staatlichen  Pensions-  und  Hinterbliebenen- 
Versicherung  der  Privatangestellten  ^ 

Von  H.  KAUFMANN,  Mitglied  der  Siebener-Kommission. 


Die  bange  Frage:  kommt  sie  oder  kommt  sie  nicht, 
die  staatliche  Pensionsversicherung,  die  sich  in  den  letzten 
Monaten  Hunderttausende  von  Privatangestellten  vorleg- 
ten, ohne  darauf  eine  zufriedenstellende  Antwort  geben 
zu  können,  ist  nunmehr  gelöst.  Es  war  aber  auch  hohe 
Zeit,  denn  die  Spannung  in  den  Kreisen  der  Angestellten 
ist  «ufs  höchste  gestiegen.  Amtliche  und  halbamtliche  Er- 
klärungen, welche  die  staatliche  Pensionsversicherung  der 
PriTatangestellten  betrafen,  jagten  sich  gegenseilig  in  der 
letzten  Zeit,  wobei  immer  eine  Aeußerung  das  wieder  auf- 
hob, was  die  vorangegangene  besagte.  Kein  AX'^under, 
daß  deshalb  in  den  Kreisen  der  Privatangestellten  eine 
große  Erbitterung  und  dumpfe  Hoffnungslosigkeit  Platz 
griff,  die  nur  gemildert  werden  konnte  durch  die  Aussicht 
auf  die  nahenden  Reichstagswahlen,  die  allgemein  als  ein 
Ventil  angesehen  werden,  welches  den,  dank  der  vielfachen 
Zurücksetzung,  aufgespeicherten  Unwillen  der  Angestelltcn- 
massen  Entladung  ermöglichen  soll. 

Der  16.  Januar  hat  nun  eine  vorläufige  Entschei- 
dung gebracht.  Die  Spannung,  was  wird  die  Regierung 
tun,  wird  sie  endlich  ihr  Wort  einlösen  und  wie  wird  sie 
es  einlösen,  ist  gewichen,  aber  nur,  um  einer  gewissen 
Enttäuschung  Platz  zu  .machen.  Das,  was  der  Reichs- 
anzeiger vom  16.  Januar  IQll  als  den  ,, Entwurf  eines 
V  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  s  g  e  s  e  t  z  e  s  für  Angestellte"  in 
neun  Abschnitten  veröffentlichte,  konnte  die  Privatangestell- 
ten fürs  erste  nicht  voll  befriedigen.  Auch  die  deutsche 
Presse  nahm  den  Gesetzentwurf,  soweit  wir  sie  über- 
blicken können,  mit  recht  gemischten  Gefühlen  auf.  Der 


Abgeordnete  Dr.  Potthoff,  der  schon  vor  Erscheinen  def 
Begründung  des  Gesetzes  in  der  Deutschen  Techniker- 
Zeitung  und  in  anderen  Blättern  eine  allgemeine  Betrach- 
tung des  Regierungsentwurfes  gegeben  hat,  kam  mit  zahl- 
reichen Kritikern  zu  dem  Schluß,  daß  der  Entwurf  keine 
Erfüllung  der  Hoffnungen  der  Angestellten  bedeutet 

Diese  unfreundliche  Aufnahme  des  Gesetzentwurfes  in 
der  Presse  und  in  den  Kreisen  der  Angestellten  —  nicht 
nur  in  jenen,  die  unter  allen  Umständen  einem  Gesetz- 
entwurf, der  auf  der  Grundlage  der  zweiten  Denkschrift 
aufgebaut  ist,  Opposition  machen  — ,  war  nicht  ganz  un- 
verdient. Die  Regierung  hat  es  unbegreiflicherweise  unter- 
lassen, die  Begründung  ihres  Gesetzes  gleichzeitig  mit 
bekanntzugeben  und  nur  die  einzelnen  Paragraphen  im 
Reichsanzeiger  veröffent  icht.  Manche  Befürchtungen,  die 
mit  Recht  aus  dem  Text  des  Gesetzes  herausgelesen  werden 
mußten  und  nunmehr  durch  die  Begründung,  die  nachträg- 
lich im  Buchhandel  erschienen  ist,  als  zerstört  gelten 
können,  wären  nicht  entstanden,  wodurch  die  Gesamtbeur- 
teilung des  Gesetzentwurfes  wesentlich  gewonnen  hätte. 

Wer  die  Begründung  sachlich  zu  lesen  versucht  —  auch 
als  Gegner  des  eingeschlagenen  Weges  —  wird  sich  der 
Einsicht  nicht  verschließen  können,  daß  der  Entwurf  ein 
immerhin  geeignetes  Gerippe  für  das  künftige  Ge- 
setz abgeben  kann. 

Damit  soll  nun  keineswegs  gesagt  sein,  daß  alles 
gut  ist  und  so  bleiben  müsse,  wie  es  die  Herren  Geheimen 
Oberregierungsräte  Dr.  Beckmann  und  Koch  mit  an- 
erkennenswertem Eifer  und  seltener  Liebe  zur  Sache  zurecht 


Deutscher  Privatangestelltentag 

Wir  machen  unsere  Mitglieder  auf  den  am 

=  Sonntag  den  19.  Februar  in  Berlin  === 

stattfindenden 

===  Privatangestelltentag   

aufmerksam  und  bitten  um  einen  recht  zahlreichen  Besuch.    Näheres  siehe 
unter  „Soziale  Bewegung"  in  dieser  Nummer 


Q8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  7 


bauten.  Vieles  ist  noch  verbesserungsbedürftig,  da  und 
dort  muß  ergänzt  werden,  um  den  Angestellten-Forde- 
rungen zu  entsprechen.  Im  ganzen  bct  achlet  aber  s:he.nt 
uns  die  scharfe  AbLhnung  des  Gesetzentwurfes,  die  ver- 
schiedentlich zutage  trat,  nicht  voll  gerechtfertigt.  Doch 
das  mag  zum  großen  Teile  auf  die  oben  schon  bemerkte 
getrennte  Bekanntgabe  des  Textes  und  der  B.^gründung 
beruhen.  Beides  im  Zusammenhing  beurteilt,  läßt  die- 
jenigen, die  von  anfang  an  für  die  Zusatzkasse  waren,  oder 
sich  mit  ihr  abgefunden  haben,  zu  der  Ansicht  kommen: 
dieser  Entwurf  eines  Versicherungsges-^^tzes*  für  Angestellte 
ist  immer  noch  besser  als  sein  Ruf! 

Zu  einer  noch  weitergehenden  zustimmenden  Auf- 
fassung kam  die  Siebener-Kommission  des 
Hauptausschusses,  die  als  Vertretung  der  großen 
Mehihe  t  der  deiti.hen  Pr  v  .t  njts;  l  e.  s  h  ft  ;.n  j,e  pro- 
chen werden  muß  und  darum  in  erster  Linie  berufen  ist, 
ihr  Urteil  über  den  Gesetzentwurf  abzugeben. 

Am  27.  und  28.  Januar  IQU  nahm  diese  Kommission 
im  Reichstagsgebäude  zu  Berlin  in  Gegenwart  der  Ver- 
treter des  Reichsamtes  des  Innern,  der  Geh2imen 
Oberregierungsräte  Koch  und  Dr.  Bjckmann,  zu  dem  Ent- 
wurf Stellung.  Nach  eingehender  Beratung,  wobei  ias- 
besondere  auch  die  gegenwä  tige  poetische  Lage  und  damit 
zusammenhängend  die  Aussicht  des  Gesetzes  über- 
haupt in  den  Kreis  der  Betrachtungen  gezogen  wurde,  kam 
nachstehender  Beschluß  zustande: 

„Die  Siebener-Kommission  begrüßt  den  Entwurf  eines  Ver- 
sicherungsgesetzes für  Angestellte  als  eine  gute  und 
brauchbare  Grundlage  für  die  Pensions-  und  Hinter- 
bliebenen-Versicherung der  Privatangestellten,  zumal  der  Entwurf 
in  seinen  wesentlichen  Bestimmungen  den  Be- 
schlüssen des  Hauptaussciiusses  entspricht. 
Soweit  der  Entwurf  die  Erfüllung  einzelner  Wünsche  der  über- 
großen Mehrheit  der  Privatangesle  l;en  nicht  gebracht  hat,  wird 
die  Siebener-Kommission  bei.Ti  b.auptausschus;  e  beant.agen,  bei 
den  gesetzgebenden  Körperscha.ten  nachdrücklich  für  die  Er- 
füllung folgender  Leitsätze  einzutreten : 

1.  Im  §  1  Ziffer  4  des  Gesetzentwurfes  ist  die  Bestimmung 
zu  streichen,  wonach  die  Versicherungspflicht  an  ein  Jahrcs- 
arbeitsverdienst  von  5000  M  gebunden  werden  soll,  vielmehr 
soll  statt  dessen  bestimmt  werden,  daß  ein  Grenzgehalt  von 
5000  JV\  nur  für  Bemessung  von  Leistungen  und  Beiträgen  test- 
gesetzt wird. 

2.  Eine  Befreiung  von  der  Versicher nngs- 
pflicht  soll  für  Beamte  des  Reichs,  der  Bundes- 
staaten, Gemeinden  usf.  nicht  eintreten,  so- 
fern diese  Beamten  auf  Privatdienst  vertrag 
angestellt  sind,  ohne  eine  Pensionsberechti- 
gung nach  den  Sätzen  dieses  Gesetzes  ge- 
währleistet zu  erhalten.    (§  10.) 

3.  Nach  dem  Tode  der  versicherten  Ehefrau  eines  erwerbs- 
unfähigen Ehemannes,  die  den  Lebensunterhalt  ihrer  Famih'e 
ganz  oder  überwiegend  aus  ihrem  Arbeitsverdienste  bestritten 
hat,  steht  den  ehelichen  Kindern  unter  18  Jahren  Waisenrente 
und  dem  Manne  Witwerrente  zu,  so  lange  er  bedürftig  ist.  (§  29.) 

4.  Als  Beitragsmonate  im  Sinne  des  §  50  sollen  auch  die 
Kalendermonate  angerechnet  werden,  in  denen  der  Versicherte 
nachweislich  stellungslos  gewesen  ist. 

5.  Eine  Rückvergütung  von  Beiträgen  soll  unter  keinen 
Umständen  stattfinden.    (§  64.) 

6.  Weiblichen  Versicherten,  die  aus  einer  versicherungs- 
pflichtigen Beschäftigung  ausscheiden,  soll  auf  ihren  Antrag 
nach  Wahl  eine  sofort  beginnende  oder  eine  aufgeschobene 
Leibrente  gewährt  wen'en.     (§  65.) 

7.  Die  Einberufung  des  Verwaltungsrates  muß  auf  Ver- 
langen des  Verwaltungsausschusses  erfolgen.    (§  III.) 

8.  Zu  der  Anlage  des  Vermögens  der  Reichsvcrsichcrungs- 
anstalt  nach  §  226  des  Entwurfes  soll  die  Zustimmung 
des  Verwaltungsausschusses  erfcn'erlich  sein.    (§  226.) 

9.  Auch  in  die  Renterausschüsse  sollen  weibliche  Ver- 
sicherte gewählt  werden  kön- e:i.   (§  137.) 

10.  Es  soll  den  bestehenden  Pensionska=;scn  der  Berufs- 
verbände ermöglicht  werden,  auf  ihieii  Wunsch  eine  Uebcr- 
nahmc  dieser  Kassen  durch  die  Reichsvcrsicherungsanstalt  mit 
Zustimmung  des  Bundesrats  herbeizuführen.    (§  363.) 


11.  Der  Leitsatz  des  Hauptausschusses  über  die  Höhe 
der  Beiträge  hat  im  Entwurf  offenbar  nicht  die  richtige  Aus- 
legung gefunden.  Der  Hauptausschuß  hat  den  einmütigen 
Wunsch  gehabt,  daß  die  dort  aufgeführten  Sätze  von  lO^/o 
und  8i'o  sich  auf  das  durchschnittliche  Einkommen, 
nicht  auf  das  Mindesteinkommen  beziehe:!  sollten.  Die  Bei- 
träge sind  deshalb  entsprechend  zu  erhöhen, 
wodurch  zugleich  auch  die  Leistungen  erhöht 
werden. 

Die  Beiträge  sollen  möglichst  so  abgestuft  werden,  daß  sie 
betragen  in 

der  Klasse  A  2  M  monatlich 


»)        »     G  18  „  „ 

)»        ))     hl  23  ,,  ,, 

12.  Der  Bundesrat  soll  ersucht  werden,  die  Versicherungs- 
pflicht alsbald  nach  dem  Inkrafttreten  des  Gesetzes  auf  Tri- 
chinen- und  Fleischbeschauer  auszudehnen,  die  diese 
Tätigkeit  auf  eigene  Rechnung  ausüben.    (§  4.)" 

Diese  Forderungen,  denen  der  Hauptausschuß, 
der  in  seiner  großen  Mehrheit  auf  dem  Boden  der  zweiten 
Denkschiilt  steht,  sowie  der"  am  19.  Februar  in  der  Neuen 
Welt,  einem  der  größten  Lokale  Berlins  stattfindende 
Deutsche  Privatbeamtentag  wohl  zustimmen 
werden,  stellen  das  mindeste  dar,  was  gewährt  werden 
muß,  um  die  Regierungsvorlage  für  die  Angestellten  brauch- 
bar zu  machen. 

Wenn  wir,  anschließend  an  diese  Leitsätze,  unbeschadet 
unserer  grundsätzlichen  Stellung  zu  den  Versicherungs- 
fragen, die  durch  die  Stuttgarter  Beschlüsse  fest- 
gelet^t  sind  —  Forderung  eines  Ausbaues  der  bestehenden 
Invalidenversicherung  neben  der  Pen  io::s  er:ich  r  ng  der 
Angestellten  —  im  einzelnen  den  Gesetzentwurf  kritisch 
betrachten,  beschränken  wir  uns  heute  darauf,  zunächst 
nur  den  ersten  Abschnitt: 

Umfang  der  Versicherung, 
welcher  den  Kreis  der  versicherungspflichtigen  Personen 
umschreibt,  herauszugreifen. 

Dieser  Abschnitt  findet  nicht  voll  unseren  Beifall.  Vor 
allem  ist  es  den  Verfassern  des  Gesetzes  nicht  gelungen, 
die  große  Preisfrage  zu  lösen,  wer  Privatangestell- 
ter ist  und  wo  diese  Stellung  beginnt  oder  aufhört.  Man 
gab  sich  gar  keine  Mühe,  die  Frage  zur  Entscheidung  zu 
bringen.  Es  ist  vielleicht  auch  besser  so,  denn  bei  dem 
verschwommenen  Begriff,  der  zudem  durch  die  wirtschaft- 
liche Entwicklung  täg.ich  neuen  Inhalt  erhalten  kann,  ist 
niemand  imstande  zu  sagen,  wo  je  die  Grenze  liegt. 

In  der  Begründung  des  Versicherungsgesetzes  lesen  wir 
darüber  auf  Seite  71 :  „D  e  r  G  e  s  e  t  z  e  n  t  w  u  r  f  n  i  m  m  t 
davon  Abstand,  den  Begriff  des  Angestell- 
ten zu  definiere  n." 

Wenn  also  die  Herren  im  Reichsamt  des  Innern  nicht 
in  der  Lage  sind,  den  Beg.  iff  des  Angestellten  zu  definieren, 
brauchen  auch  wir  uns  darüber  nicht  den  Kopf  zu  zer- 
brechen. Wie  wir  schon  häufig  sagten,  kommt  es  uns 
besonders  darauf  an,  recht  bald  eine  ausreichende  Ver- 
s  cherung  zu  erhalten.  Die  scheint  uns  nun,  namentlich  wenn 
nach  dem  Vorschlag  der  Siebener-Kommission  höhere 
Renten  bewilligt  werden,  durch  den  gegenwärtigen  Gesetz- 
entwurf in  greifbare  Nähe  gerückt,  weshalb  wir  glauben, 
ihm,  vorbehaltlich  der  geforderten  Verbesserungen,  zu- 
stimmen zu  müssen. 

Nachdem  die  Begründung  des  Gesetzes  davon  absieht, 
den  Stand  der  Angestellten  genau  zu  umschre  ben,  kommt 
sie  auf  einen  sehr  einfachen  Weg,  der  mit  einiger  Sicher- 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


99 


heit  eine  allgemeine  Erfassung  der  Privatangestellten  er- 
mögliclit.  Der  Kreis  der  Versicherten  soll,  wie  auf  Seite  71 
weiter  ausgeführt  u  ird,  dadurch  abgegrenzt  werden,  daß : 

„nach  unten  hin  alle  der  handarbeitenden  Be- 
völkerungsklasse angehörenden  Personen  (Ar- 
beiter, Oehilien,  Oesellen,  Lehrlinge,  Dienstboten  usw.),  nach 
oben  hin  die  Selbständigen  von  der  \  e.sicherung  aus- 
geschlossen werden.  Einbezogen  sind  deshalb  in  Abweichung 
von  4}  1212  des  Entwurfes  der  R.  V.  O.  und  der  zum  Invaliden- 
versicherungsgesetz ergangenen  Rechtsprechung  des  Reichsver- 
sicherungsamtes auch  Personen  in  einer  über  das 
Mal)  der  Betriebsbeamten  und  Werkmeister 
hinaus  höher  gehobenen  Stellung,  insbeson- 
dere auch  solche  mit  Hochschulbildung.  Diese 
allgemeine  Abgrenzung  des  Kre'ses  der  Versicherungspflichtigen 
verhütet  eine  Umgehung  des  Gesetzes,  wie  sie  nach  den  in 
Oesterreich  gemachten  Erfahrungen  bei  einer  mehr  ins  einzelne 
gehenden  Begriffsbestimmung  eintreten  kann." 

Nach  dieser  Darstellung  fallen  die  technischen  An- 
gestellten zweifellos  unter  das  Gesetz,  denn  im  §  J212 
der  R.  V.  O.  (Entwurf  der  Reichsversicherungsordnung), 
■über  den  mit  dieser  Begründung  noch  hinausgegangen 
wird,  waren  im  zweiten  Absatz  klar  und  deutlich  als  ver- 
sicherungspflichtig genannt:  Bet  iebsbeamte,  Werkmeister, 
Techniker  sow ie  andere  Angestellte  usw.  usw.  Jene 
Befürchtung  also,  daß  die  technischen  Angestellten,  nament- 
lich die  technischen  Bureaubeamten,  von  der  Versicherung 
ausgeschlossen  wären,  wie  sie  in  Artikeln  einiger  Tages- 
blätter zum  Ausdruck  kam,  ist  danach  hinfällig. 

Man  kann  anerkennen,  daß  es  nicht  zweckmäßig  ist, 
in  das  Gesetz  alle  Berufe,  die  in  seinen  Bereich  fallen 
sollen,  namentlich  aufzuführen.  Deshalb  halten  auch 
wir  die  in  der  Begründung  gegebene  allgemeine  Um- 
schreibung der  versicherungspflichtigen  Berufe  für  aus- 
reichend, umsomehr,  als  auf  Seite  152  der  Begründung 
dem  „Auszug  aus  der  Anleitung  des  Reichsversicherungs- 
amts, betreffend  den  Kreis  der  nach  dem  Versicherungs- 
gesetz versicherten  Personen"  zu  entnehmen  ist,  we  r  b  is  - 
her  bereits  versicherungspflichtig  war  und 
in  Zukunft  versicherungspflichtig  ist. 

Bezüglich  der  Techniker  ist  dort  gesagt,  daß  a's  solche 
diejenigen  Personerk.  eise  verstanden  werden,  die  u.  a.  im 
§  133  a  der  Gewerbeordnung  genannt  sind.  Weiter  wird 
klar  gestellt: 

„dab  die  Versicherungspflicht  der  Techniker  künftig  nur  noch 
von  dem  Betrag  ihres  Jahresarbeits\  erdienstes,  nicht  aber  von 
der  schwierigen  Unterscheidung  abhängt,  ob  die  Art  ihrer  Tätig- 
keit und  ihrer  Lebensstellung  eine  geringere  oder  höhere  ist.  Ins- 
besondere ist  hierbei  anzunehmen,  daß  ein  Unterschied 
zwischen  Technikern  mit  und  ohne  Hochschul- 
bildung oder  zwischen  solchen,  die  eine  bestimmte  Prüfung  — 
Diplomprüfung,  Prüfung  zur  Erlangung  der  Würde  als  Doktor 
oder  Doktor-Ingenieur  —  abgelegt  haben,  und  den  übrigen 
nicht  zu  machen  ist.  Alit  dieser  Maßgabe  gehören  zu 
den  Technikern  beispielsweise  Zeichner,  namentlich  Bauzeichner, 
Architekten  in  Baubetrieben,  Ingenieure,  Konstrukteure,  Elek- 
triker, Chemiker  usw." 

sofern  sie  Lohn  oder  Gehalt  beziehen.  Das  in  den  Worten 
„sofern  sie  Lohn  oder  Gehalt  beziehen"  liegende  Erforder- 
nis soll  zum  Ausdruck  bringen,  daß  nur  die  in  abhän- 
giger Stellung  beschäftigten  Techniker  versicherungs- 
pflichtig sind,  nicht  aber  auch  solche,  die  „als  selbständige 
Gewerbetreibende  für  einen  nicht  geschlossenen  Kreis  von 
Auftraggebern  je  nach  Angebot  und  freiem  Ermessen  tätig 
sind".  Diejenigen  unserer  JNAitgiieder,  die,  ohne  Angestellte 
zu  besC.'??ftigen,  z.  B.  als  kleinere  Architekten  ihre  eigenen 
Arbeitgeber  unu  .Arbeitnehmer  sind,  bleiben  von  der  Ver- 
sicherung ausgeschlossen,  ;V?il  sie  sich  nicht  in  abhängiger 
Stellung  im  Sinne  des  Gesetzes  beu.'?den. 

Wenn  wir  trotz  dieser  Klarlegung  die  ForaCTüng  stellen, 
daß  im  §  1  Abs.  2  der  Angestelltenversicherung  neu?" 
Betriebsbeamten  und  Werkmeistern  auch  der  Techniker 


genannt  wird,  so  tuen  wir  dies,  weil  wir  glauben,  als 
Stand,  der  in  sich  ebenso  konsolidiert  ist,  wie  Hand- 
lungsgehilfen und  Werkmeister,  den  Anspruch  e:  heben  zu 
dürfen,  mitgenannt  zu  werden,  wenn  in  §  1  schon  einmal 
spezialisiert  wird. 

Zu  der  weiteren  Befürchtung,  daß  neben  den  Tech- 
nikern wichtige  Angestelltengruppen,  namentlich  die 
Bureauangestellten,  ausgeschlossen  seien,  liegt 
ebenfalls  kein  Anlaß  vor.  Die  Begründung  des  Gesetz- 
entwurfes erläutert  unter  Anlehnung  an  die  bisherige 
Rechtssprechung  des  Reichsversicherungsamtes  auf  Seite 
155  auch  den  Begriff  „sonstige  Angestellt e".  Dar- 
unter fallen  hauptsächlich  die  Beamten  mittlerer  Stufe  in 
öffentlichen  oder  privaten  Verwaltungen  und  Geschäfts- 
betrieben jeder  Art,  also  das  eigen  tliche  Bureau- 
personal, ferner  die  Gemeindeschreiber,  Gemeinde- 
rechner, Kirchenrechner,  Küster,  Kassenbeamte,  Erheber, 
Fleischbeschauer  in  einem  städtischen  Eleischschauamte, 
Postagenten,  dann  die  Sekretäre  und  Beamte  der  Berufs- 
genossenschaften —  auch  der  Angestelltenverbände  — 
Krankenkassen,  Versi;herungsanst  Iten,  der  Rech  s  nvvcl  e 
und  Notare,  die  Verwalter  bei  gemeinnützigen  Stiftungen, 
Hausväter  von  Wohltätigkeitsanstalten,  Rettungshäusern 
usw.  Dazu  kommen  die  Beamten  im  Haushalt  wie  Privat- 
sekretäre, Gesellschafterinnen,  Repräsentantinnen,  Haus- 
damen usw. 

Alle  diese  Angestellten  unterstanden  bisher  berei  s  dem 
Invalidenversicherungsgesetz,  wenn  sie  nicht  mehr  als 
2000  JVl  verdienten  und  ihre  Tätigkeit  als  Angestellter  den 
Hauptberuf  bildet.  Nun  geht  aber  das  Versicherungsgesetz 
für  Angestellte  über  den  Rahmen  des  §  1212  der  R.  V.  O. 
hinaus,  indem  alle  Angestellten,  auch  so  che  mit  Hoch- 
schulbildung —  die  in  der  R.  V.  O.  auf  Grund  einer  Pe- 
tition des  Verbandes  Deutscher  Diplomingenieure  unver- 
ständlicherweise ausgenommen  wurden  — ,  in  den  Ver- 
sicherungskreis eingeschlossen  werden,  soweit  sie  nicht 
älter  als  60  Jahre  sind  und  ihr  Einkommen  5000  M  nicht 
übersteigt. 

Wenn  sich  die  Regierung  und  die  gesetzgebenden 
Körperschaften  den  zünftlerischen  Bestrebungen  gewisser 
Kreise  verschließen  und  deren  Petitionen,  wie  z  B.  die  des 
„Verbandes  Deutscher  Diplom-Ingenieure"  oder  der  „Ver- 
einigung technischer  Gemeindebeamten  Rheinlands  und 
Westfalens",  einer  kleinen,  vom  sozialen  Verständnis  nicht 
berührten  Sondergruppe,  welche  aus  purem  Standesdünkel 
bitten,  aus  dem  Versicherungsgesetz  für  Angestelle  heraus- 
gehoben zu  werden,  zurückweisen,  dann  kann  der  Kreis  der  ver- 
sicherungspflichtigen Personen  als  ziemlich  geschlossen  be- 
trachtet werden.  Die  Praxis  wird  allerdings,  wie  das  auch 
beim  Invalidenversicherungsgesetze  der  Fall  war,  in  Einzel- 
fällen noch  nachhelfen  müssen. 

Die  Stellung  der 
auf  Privatdienst  vertrag  bei  öffentlichen 
Behörden   beschäftigten  Angestellten 
ist  in  dem  Gesetzentwurf  nicht  recht  ersichtlich,  (s.  den 
nächsten  Artikel:  Die  Privatbeamtenversicherung  und  die  An- 
gestellten im  öffentlichen  Dienst.)    Sind  diese  Angestellten 
versicherungspflichtig  oder  fallen  sie  unter  den  §  9: 

„Versicherungs  frei  sind  die  in  Betrieben  oder  im  Dienste 
des  Reichs,  eines  Bundesstaats,  eines  Oemeindeverbandes,  einer 
Gemeinde  oder  eines  Trägers  der  reichsgesetzlichen  Kranken-, 
Unfall-  oder  Invalidenversicherung  Beschäftigten,  wenn  ihnen 
Anwartschaft  auf  Ruhegehalt  und  Hinterbliebenenrenten  im  Min- 
destbetrage nach  den  Sätzen  der  ersten  Gehalts- 
klasse gewährleistet  ist" 

oder  gilt  für  sie  der  erste  Absatz  des  §  10: 

„Versicherungsfrei  sind 

1.  Beamte  des  Reiches,  der  Bundesstaaten,  der  Gemeinde- 
verbä.'fäe-  ^^'^  Gemeinden,  Lehrer  und  Erzieher  an  öffentlichen 


100 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  7 


Schulen  und  Anstalten,  so  lange  sie  lediglich  für  ihren  Beruf 
ausgebildet  werden,  sowie  im  Reichs-  oder  Staats- 
dienst vorläufig  beschäftigte  Beamt  e." 

Diese  Frage  muß  noch  geklärt  werden;!  Es  gibt  ein 
großes  Heer  von  Angestellten,  die  bei  den  Kaiserlichen 
Werften,  bei  den  Militärbauämtern,  bei  der  allgemeinen 
Bauveru^altung,  im  Dienste  der  Gemeinden  und  sonstigen 
Behörden  auf  Privatdienstvertrag  vorübergehend,  bezw. 
vorläufig  beschäftigt  w^erden,  von  denen  ein  großer  Teil 
einmal  —  d.h.  nach  einem  halben  Menschenaiter  —  Be- 
amtenstellung erlangen  kann.  Bis  dahin  ist  keinerlei  Ruhe- 
geld und  Hinterbliebenenrente  in  Aussiciit.  Im  Bereiche 
der  Heeres-  und  Marineverwaltung  kann  dem  Privat- 
angestellten auf  dem  Gnadenwege  im  Falle  der  Er- 
werbsunfähigkeit eine  kleine  fortlaufende  Unterstützung  ge- 
zahlt werden,  ohne  daß  darauf  ein  Rechtsanspruch  besteht. 
Wenn  keine  Klarstellung  erfolgt,  kann  diese  bescheidene 
Aussicht  in  Zukunft  als  „Anwartschaft  auf  Ruhegeld  und 
Hinterbliebenenrenten"  angesehen  werden  und  eintretenden 
Falles  zu  Schwierigkeiten  führen. 

Die  Stellung  der  Privatangestellten  im  öffentlichen 
Dienst  ist  im  allgemeinen  noch  recht  unbestimmt.  Die 
Begründung  sagt: 

„Soweit  der  Staat  oder  die  Kommunalverbände  Träger  eines 
besonderen  auf  Erwerb  gerichteten  Unternehmens 
sind,  wie  bei  staatlichen  Fabriken,  Berg-  und  Hüttenwerken, 
einem  Gemeindeschlachthaus,  einer  städtischen  Brauerei,  Gas- 
anstalt, bei  Gemeindeforsten  usw.,  ist  auch  ein  Betrieb  im  Sinne 
des  Gesetzes  gegeben." 

Danach  wären  u.  a.  die  Beamten  einer  städtischen 
Sparkasse  oder  auch  die  Distriktsbautechniker  als  „Be- 
triebsbeamte" anzusehen,  und,  weil  ihre  Tätigkeit  erwerbend 
ist,  versicherungspflichtig.  Die  Betriebe  der  Marinever- 
waltung, z.  B.  die  Torpedo-Werkstatt  oder  eine  Munitions- 
fabrik, kann  man  dagegen  kaum  als  ein  „auf  Erwerb  ge- 
richtetes Unternehmen"  ansehen.  Sollten  aber  die  Angestell- 
ten dieser  Betriebe  deshalb  unversehrt  bleiben? 

Es  gibt  noch  andere  Gründe,  die  dafür  sprechen,  alle 
nicht  beamteten  Hilfskräfte  des  Staates  der  Angestellten- 
versicherung zu  unterwerfen.  Die  Hilfstechniker  z.  B.  fluk- 
tuieren in  den  meisten  Fällen  vom  öffentlichen  Dienst 
wieder  zurück  ins  Privatunternehmen,  und  würden  ihrer 
Rechte,  die  sie  ursprünglich  als  versicherungspfUchtige  An- 
gestellte erworben  haben,  beim  Eintritt  in  den  Staatsdienst 
entweder  verlustig  gehen  oder  die  Lasten  der  Versiche- 
rungen allein  tragen  müssen. 

Der  §  9  ist  außerdem  noch  besonders  gefährlich!  Nach 
ihm  soll  schon  eine  Befreiung  eintreten,  wenn  die  An- 
wartschaft auf  Ruhegehalt  und  Hinterbliebenenrenten  im 
„M  indestbetrage  nach  den  Sätzen  der  ersten 
Qehaltsklasse"  gewährleistet  ist.  Wenn  dieser  Para- 
graph zum  Gesetz  wird,  eröffnen  sich  rückständigen  Ge- 
meinden die  schönsten  Perspektiven. 

Die  erste  Gehaltsklasse  A  (bis  zu  550  M  Einkommen) 
gewährt  bekanntlich  bei  einem  Monatsbeitrag  von  1,60  M, 
der  zur  Hälfte  dem  Angestellten  auferlegt  wird,  nach 
10  Jahren  Wartezeit  jährlich  ganze  48  M  Ruhegeld,  19,20  M 
Witwen-  und  3,24  M  Waisenrente. 

Unsere  scharfsinnigen  Rathausjuristen  würden  sehr 
bald  eine  Lösung  finden,  um  durch  Gewährung  der  An- 
wartschaft auf  eine  dLsen  geringen  Sätzen  entsprechende 
Rente  die  Bestimmungen  des  Gesetzes  und  damit  ihre 
soziale  Verpflichtung  umgehen  zu  können. 

Wir  verlangen  deshalb,  daß  eine  Befreiung  der 
P  r  i  V  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  n  im  öffentlichen  Dienst 
von  der  Versicherungspflicht  überhau  i:)t 
nicht  eintritt  und  für  festangestellte  Beamte  nur  dann 


eintreten  darf,  wenn  ihnen  Anwartschaft  auf  Ruhegeld 
und  Hinterbliebenenrenten,  zum  mindesten  nach  der  Ge- 
haltsklasse der  Angestelltenversicherung,  die  dem  tatsäch- 
lichen Einkommen  der  Angestellten  entspricht,  gewähr- 
leistet ist. 

Erfreulicherweise  hat  die  Siebener-Kommission  unsere 
Forderungen  aufgenommen  und  auch  die  Herren  Regie- 
rungsvertreter gaben  am  28.  Januar  befriedigende  Erklä- 
rungen ab.  Nach  diesen  Erklärungen  sind  die  auf  Privat- 
dienstvertrag beschäftigten  Angestellten  allerdings  vcr- 
sicherungs  p  f  1  i  c  h  t  i  g  und  wären  unsere  Bedenken  hin- 
fällig. Es  genügt  uns  aber  nicht,  wenn  die  Regierungsver- 
treter das  nur  in  unverbindlichen  mehr  oder  weniger  per- 
sönlichen Aeußerungen  zugestehen.  Das  muß  im  Gesetz 
selbst  klar  formuliert  sein. 

Die  Siebener-Kommission  wird  deshalb  beantrage», 
dem  §  10  den  Satz  anzufügen:  ,, Personen,  die  in  Betrieben 
der  vorbezeichneten  Art  im  privatrechtlichen  Dienstver- 
hältnis beschäftigt  sind,  werden  hiervon  nicht  berührt." 

Die  in  öffentlichem  Dienst  tätigen  Privatangestellten 
haben  noch  ein  anderes  großes  Interesse  daran,  in  die  Ver- 
sicherung einbezogen  zu  werden.  Wenn  erst  einmal  der  Staat 
und  die  Gemeinde  verpflichtet  sind,  Beiträge  für  alle  privat- 
angestellten Techniker  zu  bezahlen,  werden  sie  im  eigenen  In- 
teresse bald  dazu  übergehen,  ihren  Angestellten,  die  sie 
sich  heute  scheuen  anzustellen,  festere  Stellung,  mit  Pen- 
sionsberechtigung zu  gewähren,  weil  die  Versicherungs- 
anstalten der  Gemeinden  und  des  Staates,  die  ja  als  Ereatz- 
institute  angesehen  werden,  in  der  Regel  billiger  arbeiten 
wie  die  Reichsanstalt.  Damit  fällt  ein  Hauptmoment  zur 
Ausbreitung  des  Privatdienstvertrages  fort.  Das  Pensions- 
versicherungsgesetz  für  die  Privatangestellten  wird  also 
auch  nach  der  Seite  hin  eine  recht  heilsame  Rück- 
wirkung haben. 

Die  Gehaltsgrenze  von  5000  M 
darf  in  der  von  der  Regierung  vorgeschlagenen  Form  nicht 
beibehalten  werden.  Der  Vorschlag  der  Siebener-Kommission, 
der  auch  den  heute  schon  mehr  als  5000  M  beziehenden  An- 
gestellten nach  Inkrafttreten  der  Versicherung  die  Wohltaten  des 
Gesetzes  zugänglich  machen  will,  muß  zur  Durchführung 
kommen!  Das  ist  das  mindeste,  was  gefordert  werden  kann. 
Die  Schwankungen  der  Angestellten-Gehälter  sind  zu  be- 
deutend und  wer  heute  5000  M  Einkommen  bezieht,  ist  nicht 
sicher,  das  Gleiche  im  nächsten  Jahre  noch  zu  haben.  Das 
starre  Festhalten  an  dieser  Grenze  würde  eine  schwere  Sd»ä- 
digung  gerade  der  älteren  Privatangestellten  bedeuten,  die  von 
dem  Gesetze  selbst  sonst  wenig  Vorteile  erhoffen  können. 


Ueber  den  Gegenstand  der  Versicherung,  insbesondere 
den  Invaliditätsbegriff,  die  Höhe  der  Renten  und  die  Selbst- 
verwaltung bleibt  noch  manches  zu  sagen  übrig,  <k)ch 
darauf  kommen  wir  vielleicht  nächstens  zurück. 

Wir  haben  den  Gesetzentwurf  eine  branch- 
bare  Grundlage  genannt  und  werden  alles  daran 
setzen,  soweit  als  möglich  noch  Verbesserungen  zu  er- 
reichen. Den  Gesetzentwurf  aber  im  ganzen  abzulehnen, 
würde  in  der  gegenwärtigen  Situation  eine  unverant- 
wortliche Schädigung  der  Angestellten- 
Interessen  bedeuten,  der  wir  ims  nicht  schuldig 
machen  wollen. 

Es  gilt,  den  Scharfmachern  der  Arbeitgeberseite,  dertMi 
Bremsversuche  durch  unkluge  Opposition  der  A^.gcstelitch 
leicht  gefördert  werden  könnten,  zurn  7rotz,  mit  allen 
Kräften  dahin  zu  wirken,  daß  uieser  Reichstag  noch 
die  Vorlage  erledigt^  damit  wir  bald  die  Frucht  einer  jalir- 
zehntlangejT,  Arbeif  bergen  können. 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


101 


Die  Privatbeamtenversicherung  und  die  Angestellten  im  öffentlichen  Dienste 

Von  C.  ROMMEL,  Friedenau. 


Wenn  auch  die  lang  erwartete  und  wiederholt  ver- 
heißene Angestelitenversicherung  naturgemäß  für  die 
Privatangestellten  stets  von  größerem,  weil  unmittelbarerem 
Interesse  war  wie  für  die  Beamten,  so  konnte  doch  diesen 
die  endliche  Lösung  der  Fjage  durchaus  nicht  gleichgültig 
sein.  Denn  abgesehen  davon,  daß  schon  ihre  Solidarität 
mit  den  in  der  Privatindustrie  tätigen  Berufs-  und  Standes- 
genossen Anlaß  gab,  die  Schaffung  dieser  Versicherung 
nachdrücklich  zu  fordern,  knüpften  sich  auch  für  die  Be- 
amten mancherlei  Hoffnungen  an  das  kommende  Gesetz. 

Nicht  zuletzt  war  zu  erwarten,  daß  durch  die  Sicherung 
der  Privatangestellten  gegen  die  Wechselfälle  des  Lebens 
der  ungesunde,  auf  die  Arbeitsbedingungen  drückende 
Zudrang  zu  den  Beamtenstellen  eingedämmt  würde. 

Weiterhin  war  (und  idamit  soll  sich  diese  Betrachtung 
ganz  besonders  befassen)  nach  den  Ausführungen  der 
Denkschrift  von  1Q08  die  Hoffnung  berechtigt,  daß  die 
neue  Versicherung  dem  großen  Heere  derer,  die  bei  öffent- 
lichen Behörden  auf  Privatdienstvertrag  beschäftigt  wer- 
den, —  bei  liberaler  Ausgestaltung  vielleicht  auch  den 
Festangestellten  — ,  die  für  alle  Angestellten  so  wichtige 
Freizügigkeit  verschaffen  'würde.  Tatsächlich  ist  jetzt 
die  Freizügigkeit  für  die  erstgenannte  Gruppe  nur  zum  Teil, 
für  die  Festangestellten  gar  nicht  vorhanden.  Wenn  einen 
Beamten  seine  Tätigkeit  auch  noch  so  wenig  befriedigt, 
wenn  Neigung  und  Befähigung  ihn  noch  so  dringend 
darauf  hinweisen,  seine  Kräfte  in  dem  schärferen  Daseins- 
kampfe der  Privatindustrie  zu  erproben:  Die  Aussicht, 
erworbene  Rechte  auf  Alters-  und  Hinterbliebenen-Fürsorge 
aufgeben  zu  müssen,  vermag  auch  den  Wagemutigen  vor 
einem  Wechsel  im  Berufe  zurückzuschrecken. 

Hat  der  auf  Privatdienstvertrag  beschäf- 
tigte Beamte  auch  in  der  Regel  bei  etwaigem  Stellen- 
wechsel weit  weniger  zu  verlieren  als  der  festangestellte, 
so  gibt  es  auch  für  ihn  genug  an  Bedenken.  Vielfach 
sind  ihm  durch  gesetzliche  Bestimmungen,  Ortsstatute 
u.  dergl.  gewisse  Versorgungen  nach  längerer  Dienstzeit 
in  Aussicht  gestellt,  wenn  auch  ein  Rechtsanspruch 
auf  solche  Leistungen  ihm  wohl  fast  nie  zusteht.  Und 
wo  auch  dieses  Wenige  fehlt,  da  hält  die  Hoffnung  auf 
endliche  Anstellung  denjenigen  fest,  der  in  langem,  gleich- 
förmigem Dienste  einseitig  geworden  und  dadurch  in 
seiner  Erwerbsfähigkeit  beschränkt  ist. 

Die  zweite  Denkschrift  konnte,  wie  schon  angedeutet, 
in  dieser  Hinsicht  einige  Hoffnung  auf  bessere  Zustände 
wecken.  Aber  auch  hier  gilt,  was  Dr.  Potthoff  in  seiner 
Besprechung  des  Oesetzentwurfs  in  Heft  5  der  D.  T.-Z. 
im  allgemeinen  sagt:  die  Hoffnungen  werden  gründlich 
enttäuscht. 

Hören  Vvir,  was  die  Denkschrift  in  Aussicht  stellte, 
und  Kvas  der  Gesetzentwurf  —  nicht  bringt. 

Abschnitt  1  Ziffer  5  der  Denkschrift  behandelt  "Oie 
Frage,  unter  welchen  Voraussetzungen  andere,  bereits  be- 
stehende Versicherungseinrichtungen  als  Ersatz  für  die 
allgemeine  Angestelltenversicherung  zugelassen  werden 
könnten.    Da  heißt  es: 

„Es  können  nur  solche  Personen  für  den  Ausschluß 
und  die  Befreiung  von  der  Versicherungs- 
pflicht in  Betracht  kommen,  für  welche  eine  der 
neuen  Versicherung  „gleichwertige"  Fürsorge  gewährleistet 
ist.  Für  die  Beurteilung  der  Gleichwertigkeit  der  Für- 
sorge fallen  ins  Gewicht 


1.  die  Art  und  Höhe  der  Leistungen  und  die  Dauer 
der  Wartezeit,  von  ideren  Erfüllung  ihre  Gewährung 
abhängig  gemacht  ist; 

2.  die  Sicherheit  für  die  Erfüllbarkeit  der  versprochenen 
Leistungen; 

3.  die  Höhe  der  Gegenleistungen  der  Versicherten  zur 
Bestreitung  der  Versicherungskosten  und  die  Be- 
dingungen, unter  denen  die  in  Frage  kommenden 
Personen  zur  Versicherung  zugelassen  werden; 

sodann  ist  zu  prüfen,  ob 

4.  den  Versicherten  rücksichtlich  des  Versicherungs- 
verhältnisses die  volle  Freizügigkeit  ge- 
währt wird; 

5.  eine  den  neuen  Vorschriften  entsprechende  Mit- 
wirkung bei  der  Verwaltung  gesichert  ist  und 

6.  bei  Geltendmachung  von  Anträgen  auf  Gewährung 
der  versprochenen  Leistungen  ein  den  neuen  Vor- 
schriften entsprechendes  instanzielles  Verfahren  unter 
Mitwirkung  der  Versicherten  zugelassen  ist." 

Und  an  anderer  Stelle: 

,,Eine  weitere  wesentliche  Voraussetzung  für  die  An- 
erkennung der  Gleichwertigkeit  ist  die  Aufrechterhal- 
tung der  vollen  Freizügigkeit  der  Ver- 
sicherten rücksichtlich  des  Versicherungs- 
verhältnisses. Beim  Ausscheiden  aus  den  zurzeit 
bestehenden  Fürsorgeeinrichtungen  verfallen  in  der  Regel 
die  Beiträge  zugunsten  der  verbleibenden  Versicherten, 
mindestens,  wenn  das  Ausscheiden  in  den  ersten  drei  bis 

fünf  Jahren  erfolgt   Diese  Bedenken  würden  sich 

nur  dadurch  beseitigen  lassen,  daß  für  den  Aus- 
scheidenden die  zur  Deckung  seines  erwor- 
benen Anspruchs  rechnerisch  erforderliche 
Prämienreserve  ermittelt  und  an  die  Reichs- 
anstalt behufs  Uebernahme  der  Ansprüche 
abgeführt  würd  e." 

Diese  Ausführungen  lassen  darauf  schließen,  daß  dem 
Verfasser  der  Denkschrift  in  erster  Linie  die  Werks-Pen- 
sionskassen  vorschwebten,  die  von  den  Angestellten  ja 
schon  lange  als  goldene  Fessel  erkannt  und  darum  be- 
kämpft worden  sind.  Bei  dem  Nachdrucke,  den  die  Denk- 
schrift auf  die  Erhaltung  der  Freizügigkeit  legt,  war  aber 
zu  erwarten,  daß  der  Gesetzgeber  auch  andere,  ähnliche 
Einrichtungen  nach  dem  gleichen  Grundsatze  einschätzen 
würde.  Nun  sind  die  Pensionseinrichtungen  für  Beamte 
zwar  äußerlich  Von  den  Werkspensionskassen  insofern  ver- 
schieden, als  sie  in  der  Regel  keine  direkte  Beitrags- 
leistung des  Versicherten  verlangen,  daß  also  beim  Aus- 
scheiden aus  der  Stellung  wirklich  eingezahlte  Geldbeträge 
nicht  eingebüßt  werden.  Indirekt  zahlt  aber  auch  der 
Beamte  seine  Beiträge,  denn  die  Pensionsberechtigung 
pflegt  bekanntlich  bei  Festsetzung  der  Gehälter  recht  er- 
heblich in  Rücksicht  gezogen  zu  werden.  Relativ  stimmen 
also  in  diesem  Punkte  die  Pensionseinrichtungen  bei  Be- 
hörden mit  denen  industrieller  Werke  überein. 

Wenn  nun  der  Privatangestellte  gegen  Verluste  und 
Beschränkungen  seiner  Freiheit  geschützt  werden  sollte, 
so  mußte  ein  ähnlicher  Schutz  dem  auf  gleicher  sozialer 
Stufe  stehenden  Beamten  doch  nur  billig  sein. 

Sieht  man  sich  den  Gesetzentwurf  nun  von  diesem 
Gesichtspunkte  aus  näher  an,  so  fällt  zunächst  eine  nach 
der  Denkschrift  kaum  erwartete  Zurückhaltung  gegenüber 


102 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  7 


bestehenden  Versicherungen  auf.  Diese  werden  im  all- 
gemeinen als  Ersatz  für  die  neue  Versicherung  nicht  an- 
erkannt und  nur  insoweit  berücksichtigt,  als  sie  denjenigen 
Teil  der  Beiträge,  der  den  Vorschriften  des  Gesetzentwurfes 
entspricht,  an  die  Reichsversicherung  abzuliefern  haben, 
wofür  diese  die  gesetzlichen  Leistungen  übernimmt.  Die 
Anwartschaft  auf  diese  Leistungen  bleibt  den  Angestellten 
also  im  Falle  eines  Stellenwechsels  gesichert.  Beiträge, 
die  über  den  gesetzlichen  Umfang  hinaus 
geleistet  worden  sind,  können  aber  nach  wie  vor 
verloren  gehen. 

Die  Zusagen  der  Denkschrift  werden  also  hier,  d.  h. 
soweit  Privatangestellte  in  Frage  kommen,  nur  zum 
Teil  erfüllt. 

Wie  regelt  nun  der  Gesetzentwurf  die  Rechte  der  im 
öffentlichen  Dienste  Beschäftigten?  Die  Antwort  geben 
die  §§  9,  10  und  13. 

§  9.    (§  1220  R.-V.-O.) 

,, Versicherungsfrei  sind  die  in  Betrieben  oder 
im  Dienste  des  Reiches,  eines  Bundesstaats,  eines  Ge- 
meindeverbandes, einer  Gemeinde  oder  eines  Trägers  der 
reichsgesetzlichen  Kranken-,  Unfall-  oder  Invalidenversiche- 
rung Beschäftigten,  wenn  ihnen  Anwartschaft  auf  Ruhe- 
gehalt und  Hinterbliebenenrenten  im  Mindestbetrage  nach 
den  Sätzen  der  ersten  Gehaltsklasse  gewährleistet  ist. 

Das  Gleiche  gilt  für  Lehrer  und  Erzieher  an  öffent- 
lichen Schulen  oder  Anstalten. 

Der  Reichskanzler  (Reichsamt  des  Innern)  jader  die 
oberste  Verwaltungsbehörde  entscheidet,  ob  eine  Anwart- 
schaft als  gewährleistet  anzusehen  ist. 

§  10.    (§  1221  R.-V.-O.) 
Versicherungsfrei  sind 

1.  Beamte  des  Reiches,  der  Bundesstaaten,  der  Ge- 
meindeverbände, der  Gemeinden,  Lehrer  und  Er- 
zieher an  öffentlichen  Schulen  und  Anstalten,  so- 
lange sie  lediglich  für  ihren  Beruf  ausgebildet 
werden,  sowie  im  Reichs-  oder  Staatsdienst  vor- 
läufig beschäftigte  Beamte. 

§  13.    (§  1226  R.-V.-O.) 
Der  Rentenausschuß  widerruft  die  Befreiung,  sobald 
ihre   Voraussetzungen   nicht   mehr   vorliegen.     Auf  Be- 
schwerde entscheidet  das  Schiedsgericht  endgültig. 


Bei  Verzicht  auf  die  Befreiung  und  bei 
ihrem  endgültigen  Widerrufe  tritt  die  Ver- 
sicherungspflicht wieder  in  Kraf  t." 

Hiernach  sind  also,  gleichwertige  and^nveite  Fürsorge 
vorausgesetzt,  alle  Angestellten  der  im  §  9  genannten 
Behörden  aus  der  Reichsversicherung  herausgenommen, 
festangestellte  Beamte  sowohl  wie  auch  auf  Privatdienst- 
vertrag Beschäftigte.  —  Oder  sollten  vielleicht  diese 
unter  die  „vorläufig  beschäftigten  Beamten" 
des  §  10  gerechnet,  also  von  jeder  Fürsorge  aus- 
geschlossen sein?  Darüber  wird  hoffentlich  die 
Begründung  zum  Gesetzentwurfe  noch  Aufklärung  geben! 

Wir  wollen  zunächst  annehmen,  daß  die  noch  nicht 
Festangestellten,  die  erfahrungsgemäß  viele  Jahre,  selbst 
Jahrzehnte  auf  Anstellung  warten  und  dieses 
Ziel  häufig  doch  nicht  erleben,  unter  §  9  fallen  und  also 
versichert  werden  müssen,  aber  außerhalb  des  neuen  Ge- 
setzes versichert  werden  dürfen.  Den  letzten,  v^  ahrschein- 
lich  am  häufigsten  zutreffenden  Fall  vorausgesetzt:  Was^ 
geschieht,  wenn  ein  Beamter  zur  Privatindustrie  übergeht? 
Nach  §  13  tritt  dann  „die  Versicherungspflicht 
wieder  in  Kraft".  Das  heißt  also:  Der  Angestellte, 
der  vielleicht  in  jüngeren  Jahren  in  den  Dienst  der  Behörde 
trat,  muß  nun  wieder  von  vorn  anfangen,  sich  in  der 
Reichsversicherung  einen  Anspruch  zu  erwerben !  Die 
Jahre  oder  Jahrzehnte,  die  er  bei  der  Behörde  zugebracht 
hat,  sind  ihm  verloren,  seine  dort  erworbenen  Ansprüche 
verfallen!  Nirgends  sagt  der  Gesetzentwurf  ein  Wort 
davon,  daß  in  solchem  Falle  auch  nur  der  Teil  der  An- 
wartschaft auf  die  Reichsversicherung  übertragen  werden 
muß,  den  der  Beamte  besäße,  wenn  er  der  Versiche- 
rungspflicht unterstanden  hätte. 

Es  ist  doch  sicher  kein  unbilliges  Verlangen,  daß  die 
Behörden  zu  einer  kleinen  Leistung  veranlaßt  werden 
sollten,  wenn  ihr  Pensionsetat  durch  Ausscheiden  eines 
Beamten  in  größerem  Maße  entlastet  wird. 

Sache  der  organisierten  Beamten  muß  es  sein,  auf 
diese  Lücke  im  Gesetzentwurfe  nachdrücklich  hinzuweisen 
und  kderen  Ausfüllung  zu  fordern.  Und  den  Privatangestell- 
ten 'wird  hier  Gelegenheit  geboten,  ihre  Solidarität  zu  be- 
tätigen. Die  Freizügigkeit  jeder  einzelnen  Berufsgruppe 
liegt  im  gemeinsamen  Interesse  aller  Angestellten! 


Anfänge  der  Portlandzementindustrie  in  Deutschland 

Von  D.  KNÖEEL,  Leipzig. 


In  der  letzten  Zeit  hat  sich  im  Bauwesen  langsam, 
aber  sicher  ein  Umschwung  vollzogen,  der,  wenn  er  sich 
weiter  so  fortentwickelt,  wohl  berufen  sein  kann,  bisher 
allgemein  eingebürgerte  Baumaterialien  zum  Teil  völlig 
zu  verdrängen.  Es  ist  ein  neuer  Baustoff  zur  Anwendung 
gelangt,  dem  wegen  der  großen  Vorzüge,  die  er  auf- 
zuweisen hat,  wohl  die  Zukunft  gehören  dürfte. 

Dies  Baumaterial  ist  der  Beton,  den  schon  die  alten 
Völker,  Aegypter  und  Römer,  verwendet  haben,  dann  aber 
in  Vergessenheit  geraten  ist  und  gerade  in  den  letzten 
Jahrzehnten  seine  Auferstehung  gefeiert  hat.  Die  hervor- 
ragenden Eigenschaften,  die  der  Beton  bezw.  Eisenbetonbau 
aufzuweisen  hat,  bestehen  in  erster  Linie  darin,  daß  er 
die  bisher  wichtigsten  Baumaterialien  Stein,  Holz  und 
Eisen  zu  ersetzen  vermag  und  frei  von  schwerwiegenden 
Fehlern  ist,  die  jenen  anhaften.  Besonders  dem  Eisen- 
betonbau ist  heute  eine  fast  unbegrenzte  Verwendung  ge- 


sichert, infolge  seiner  hohen  Tragfähigkeit,  Feuersicherheit, 
und  durch  die  Möglichkeit,  ihm  alle  beliebigen  Formen 
geben  zu  können.  In  bezug  auf  Herstellungs-  und  Unter- 
haltungskosten ist  er  in  vielen  Fällen  billiger  wie  andere 
Konstruktionen. 

In  gleichem  Maße  wie  die  Entwickelung  dieser  Bau- 
weise vor  sich  gegangen  ist,  hat  die  Zementwaren-  und 
Kunststeinindustrie  einen  Aufschwung  genommen,  tmd  es 
werden  Produkte  geliefert,  die  nicht  weniger  wie  der  ihm 
vervv'andte  Beton  und  Eisenbeton  dominierend  in  der  Bau- 
ausführung sind. 

Verfolgt  man  die  Anfänge  dieser  Industrien,  so  findet 
man  dieselben  in  der  Entwickelung  der  deutschen  Portland- 
zementindustrie, denn  nur  mit  Vervollkommnung  dieses 
Bindemittels  ist  eine  so  große  Verbreitung  und  Anwendung 
des  Betons  möglich  gewesen.  Vor  Jahrzehnten,  als  die 
Eigenschaften    dieses  Bindemitfels    noch    nicht  bekannt 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


103 


waren,  hatte  sich  mit  dem  Begriff  „Zement"  bald  der 
Gedanke  verbunden,  daß  man  damit  im  Bauleben  alles 
Mögliche  machen  könnte.  Und  doch  sind  es  erst  über 
50  Jahre  her,  seit  der  erste  deutsche  Zement  auf  den 
Markt  kam.  Im  Jahre  1852  war  es,  als  Bleib  treu  in 
Deutschland  zum  ersten  Male  Portlandzement  herstellte 
und  der  Welt  verkündete,  daß  er  das  Material,  das  die 
Römer  in  der  „Puzzuolanerde"  besa-ßen,  das  der  Engländer 
„Romanzement"  und  später  „Portlandzement"  nannte,  auf 
neue  Weise  aus  einer  Mischung  von  Ton  und  Kalk,  die 
gebrannt  und  gemahlen  wurde,  auch  in  Deutschland  fabri- 
zieren werde. 

Dr.  Hermann  Bleibtreu,  der  Begründer  der  deutschen 
Zemenündustrie,  wurde  am  4.  März  1821  zu  Pützchen, 
Regierungsbezirk  Cassel,  geboren,  studierte  an  der  Uni- 
versität Bonn  Naturwissenschaften,  mußte  seine  Studien 
bereits  im  Jahre  1839  wieder  aufgeben,  um  die  Leitung 
der  väterlichen  Alaunhütte  zu  übernehmen.  Später  nahm 
er  seine  Universitätsstudien  wieder  auf,  um  dann  seine 
Doktorprüfung  abzulegen.  Durch  die  im  Jahre  1850/51 
stattgefundenen  kurhessischen  Wirren  fand  eine  Mobil- 
machung statt,  und  Bleibtreu  schloß  sich  freiwillig  einer 
Feldkompagnie  an,  deren  Truppenkorps  Mainz  zernieren 
sollte.  Er  lernte  hier  einen  jungen  Unteroffizier  kennen 
und  kam  durch  diesen  in  einen  Kreis  von  Architekten, 
die  er  viel  über  die  hohen  Kosten  des  vortrefflichen  eng- 
lischen Portlandzements  klagen  hörte.  Aus  dieser  Unter- 
redung stammt  der  Oedanke  Bleibtreus,  Portlandzement 
herzustellen,  und  er  berichtet  darüber  in  seinen  Aufzeich- 
nungen: „Es  erfaßte  mich  sofort  der  Oedanke,  daß  in 
dieser  Richtung  sich  ein  fruchtbares  Feld  der  technischen 
Forschung  eröffnen  müsse,  und  ich  legte  unverzüglich 
Hand  ans  Werk,  indem  ich  zunächst  mit  Zuhilfenahme  alles 
literarischen  Materials  die  bereits  ausgeübten  oder  an- 
gedeuteten Methoden  der  Zementbereitung  einer  experi- 
mentellen Prüfung  unterwarf.  Ich  erhielt  ganz  gute  Ze- 
mente, aber  einen  Vergleich  mit  den  besseren  englischen 
Produkten  konnten  dieselben  bei  weitem  nicht  aushalten, 
sie  standen  hinsichtlich,  der  Oüte  auf  den  gewöhnlichen, 
aus  kalkigen  oder  dolomitischen  Mergeln  gebrannten  Ze- 
menten auf  gleicher  Linie.  Ich  versuchte  die  Behandlung 
des  Kalks  mit  Ton  von  den  verschiedensten  Beimischungen, 
aber  meine  Resultate  blieben  unbefriedigend."  Die  Ver- 
suche setzte  Bleibtreu  jedoch  fort,  und  über  den  Oang 
derselben  geben  die  Aufzeichnungen  Aufschluß,  die  im 
Archiv  des  Bonner  Bergwerks-  und  Hüttenvereins,  A.-O., 
Zementfabrik  Oberkassel  bei  Bonn,  aufbewahrt  sind,  die 
auch  zum  Teil  in  der  Denkschrift  dieser  Oesell- 
schaft anläßlich  des  50  jährigen  Bestehens  der  Zement- 
fabrik veröffentlicht  wurden.  Es  gelang  Bleibtreu  end- 
lich nach  vielen  Versuchen,  gewisse  Bedingungen  heraus- 
zufinden, unter  denen  eine  Mischung  von  Kalk  mit  rheini- 
schem Trachyt  einen  durchaus  brauchbaren  Zement  ergab. 
Im  Jahre  1852  waren  die  Laboratoriumsversuche  soweit 
gediehen,  daß  er  sich  entschloß,  zu  praktischen  Versuchen 
überzugehen  und  die  Errichtung  einer  Fabrik  plante.  Da 
er  aber  fürchtete,  am  Rhein  den  Wettbewerb  mit  dem 
eingebürgerten  Traß  aufnehmen  zu  müssen,  beabsichtigte 
er  die  Anlage  einer  Fabrik  im  Nordosten  des  Reiches.  Mit 
Hilfe  eines  Verwandten  gelang  es  ihm  in  Stettin,  den 
Kaufmann  Konsul  Outike  in  Stettin  für  seine  Pläne  zu 
gewinnen.  Die  Versuchsanlage  wurde  eingerichtet,  und  — 
die  Enttäuschungen  blieben  nicht  aus,  der  Zement  war 
unvollkommen. 

Durch  einen  Zufall  kam  Bleibtreu  auf  Septarienton, 
der  in  der  Odergegend  bei  Buckow,  Cunow  bei  Stettin 
und  an  anderen  Stellen  vorkommt.  Sofort  machte  er  damit 
Versuche  und  die  mit  diesem  Septarienton  unter  gleich- 


zeitigem Zusatz  von  Trachyt  angestellten  Brennversuche 
führten  bald  zu  einem  Erfolg.  Er  erkannte  auch,  daß  die 
günstigsten  Bedingungen  dann  gegeben  seien,  wenn  der 
eigentliche  Brennprozeß  im  oxydierenden  Feuer  vor  sich 
gehe,  wenn  aber  die  noch  glühenden  Zementklinker  einem 
Luftstrom  ausgesetzt  würden,  so  daß  eine  vollständige 
Oxydation  des  Eisens  stattfinden  könnte,  —  denn  die  gut 
ausgefallenen,  zwischen  dem  Koks  der  Rostfeuer  ge- 
brannten Zementballen  zeigten  bei  der  Prüfung  keine  Spur 
von  Eisenoxydul  — ,  'daß  dann  das  ganze  Eisen  in  Oxyd 
verwandelt  würde.  Oleichzeitig  erwiesen  sich  aber  die 
Mischungen,  welche  nur  aus  Kreide  und  Curower  Ton 
hergestellt  waren,  als  besser  wie  diejenigen,  welche  noch 
einen  Zusatz  von  Trachyt  erhalten  hatten.  Als  Haupt- 
grundsätze erkannte  nunmehr  Bleibtreu  folgende:  ,,Das 
Brennen  zwischen  glühender  Kohle  ist  von  großer  Wichtig- 
keit, die  eigentliche  Zementbildung  muß  in  dem  oxydie- 
renden Feuer  erfolgen,  so  daß  kein  Luftzutritt  gestattet 
ist;  die  Zementbildung  muß  vollendet  sein,  das  heißt: 
der  Kalk  muß  gebrannt,  der  Ton  muß  aufgeschlossen  sein 
und  seine  Schwindung  erfahren  haben,  bevor  Luft  zutreten 
darf.  Eine  Schmelzung  darf  nicht  eintreten,  oder  eine 
etwaige  Sinterung  nicht  zu  weit  gehen.  Alsdann  aber 
muß  die  fertige  Zementmasse  noch  in  der  Olühhitze  einer 
Luftströmung  ausgesetzt  sein,  damit  nun  nachträglich  sich 
das  Eisen  oxydieren  kann.  Die  fertige  Zementmasse  hat, 
wie  sie  in  der  glühenden  Kohle  liegt,  eine  grüne  Farbe. 
Erfolgt  der  Vorgang,  wie  vorstehend  angegeben,  so  bleibt 
die  Farbe  grün  und  man  erhält  einen  untadelhaften  Zement. 
Tritt  aber  Luft  zu,  bevor  die  Zementbildung  geschehen 
ist,  so  wird  die  Farbe  gelb,  und  das  so  entstehende  Er- 
zeugnis ist  unbrauchbar.  Es  erhärtet  anfangs  sehr  gut, 
bekommt  aber  bald  Risse  und  springt  in  Stücke." 

Als  die  Erfahrungen  in  dieser  Art  vorlagen,  war 
bereits  die  Fabrikanlage  fertiggestellt,  und  nachdem  Bleib- 
treu noch  erfolglos  versucht  hatte,  die  in  England  übliche 
Art  des  Brennens  kennen  zu  lernen,  wurde  die  Anlage 
in  Züllichow  in  Betrieb  genommen.  Inzwischen  hatte 
aber  Outike  die  Oeduld  verloren  und  bewilligte  für  den 
Betrieb  keine  Geldmittel  weiter.  Es  wäre  fast  zu  kritischen 
Auseinandersetzungen  gekommen,  wären  nicht  zur  rechten 
Zeit  günstig  lautende  Prüfungszeugnisse  von  den  Bau- 
meistern Becker  in  Berlin  und  Löwe  in  Grabow  gekommen. 
Diese  hatten  von  dem  ersten  Brand  der  provisorischen 
Fabrikanlage  je  eine  Tonne  Zement  erhalten  und  damit 
sehr  zufriedenstellende  Resultate  erzielt.  Dadurch  wurde 
Outike  wieder  einigermaßen  ausgesöhnt.  Bleibtreu  aber, 
der  mit  dem  Scheitern  des  Stettiner  Unternehmens  nicht 
sein  mühsam  erkämpftes  Werk  aufs  Spiel  setzen  wollte, 
sah  sich  genötigt,  sein  Verhältnis  zu  dem  Stettiner  Unter- 
nehmen zu  lösen  und  im  Westen  Deutschlands  eine  neue 
Fabrik  ins  Leben  zu  rufen.  Er  schloß  mit  Outike  am 
23.  Februar  1854  einen  Vertrag,  der  ihm  die  Freiheit 
des  Handelns  für  den  Westen  Deutschlands  zurückgab. 
Andererseits  verpflichtete  sich  Bleibtreu,  das  rechtzeitige 
Zustandekommen  einer  Aktiengesellschaft  vorausgesetzt, 
den  Bau  einer  Zementfabrik  in  Züllichow  zu  leiten,  bis 
die  Fabrik  in  geregelten  Betrieb  gebracht  sein  würde. 
Im  Jahre  1855  wurde  dann  die  Aktiengesellschaft  Stettiner 
Portlandzementfabrik  gegründet.  Bleibtreu  schied  mit  dem 
Bewußtsein,  die  dortige  Fabrik  einer  glücklichen  Zukunft 
entgegengeführt  zu  haben.  Er  konnte  sich  nun  mit  aller 
Kraft  dem  Plane  einer  rheinischen  Zementfabrik  widmen. 
Schon  in  Züllichow  hatte  er  Versuche  mit  rheinischen 
Rohstoffen  deren  Brauchbarkeit  für  die  Zementfabrikation 
nachgewiesen,  insbesondere  hatte  er  festgestellt,  daß  der 
Septarienton  durch  eine  Mischung  von  Braunkohlenton 
mit  Sphärosiderit  ersetzt  werden  konnte.    Ende  April  1856 


104 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  ,1911 


Heft  7 


kehrte  er  in  seine  rheinische  Heimat  zurück.  Eingeleitete 
günstige  Verhandlungen  mit  einem  Bankhause  in  Köln 
brach  er  ab,  brachte  sein  Verfahren  der  Portlandzement- 
fabrikation in  den  Bonner  Bergwerks-  und  Hütten-Verein 
ein  und  stellte  diesem  das  ausschließhche  Recht  zur  Aus- 
beutung seiner  Erfahrungen  für  den  Westen  Deutschlands, 
Belgien  und  Frankreich  zur  Verfügung.  Er  übernahm 
am  1.  Juli  1856  die  Führung  der  Geschäfte  als  General- 
direktor, und  sofort  wurde  der  Bau  einer  Zementfabrik 
in  Angriff  genommen.  Doch  auch  jetzt  noch  gab  es  eine 
Menge  Schwierigkeiten  zu  überwinden. 

Die  ganze  Fabrikationsmethode  war  unter  Berücksich- 
tigung der  neuen  Rohstoffe  gegen  die  Stettiner  Methode 
umgeändert  worden,  aber  trotz  eifriger  Bemühungen  er- 
reichte anfangs  der  hergestellte  Zement  nicht  die  Güte 
des  Stettiner  Fabrikates.  Erst  am  29.  April  1859  konnte 
Dr.  Bleibtreu  im  Geschäftsbericht  der  Generalversammlung 
der  Gesellschaft  sagen:  ,,Die  Produktionskraft  übersteigt 
meine  Erwartungen,  die  Darstellung  des  Produktes  ist 
wohlfeiler  als  meine  Berechnungen  voraussetzen  und,  was 
die  Hauptbedingungen  des  Prosperierens,  die  Qualität  des 
Zementes,  anbetrifft,  so  haben  bereits  namhafte  Auto- 
ritäten des  Baufaches  sich  dahin  ausgesprochen,  daß  dem- 
selben der  Vorzug  vor  dem  englischen  Zement  gebührt." 
Die  Güte  des  Zements  wurde  mehr  und  mehr  gefördert, 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Einberufung  eines  deutschen  Privatangestelltentages 

Wie  uns  der  Hauptausschuß  für  die  staat- 
liche P  e  n  s  i  o  n  s  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  der  Privat- 
angestellten mitteilt,  wird  der  große  Deutsche 
Privatangestellten-Tag  auf  den  1 9.  Februar, 
vormittags,  nach  Berlin  einberufen  werden.  Es  ist  dafür 
die  „Neue  Welt",  Berlin,  Hasenheide  108/114,  in  Aussicht 
genommen.  Der  Hauptsaal  faßt  etwa  4500  Personen, 
während  im  Nebensaale  noch  2000  Personen  tagen  können. 
Es  wird  erwartet,  daß  Privatangestellte  aller  Berufe  aus 
dem  ganzen  Reiche  daran  teilnehmen.  Die  größeren  Ver- 
eine werden  sicherlich  durch  Abordnungen  vertreten  sein. 
Der  Privatangestellten-Tag  soll  zu  dem  Gesetzentwurf  einer 
Privatangestellten-Versicherung,  der  jetzt  dem  Bundesrate 
vorliegt,  Stellung  nehmen.  Da  das  vorgeschlagene  Gesetz 
die  Privatangestellten  aller  Berufe  einschließt  —  kauf- 
männische wie  technische  Angestellte,  Werkmeister, 
Bureaubeamte  jeder  Art,  Redakteure  und  Journalisten, 
landwirtschaftliche  und  Forstbeamte,  Bühnen-  und  Or- 
chestermitglieder — ,  so  ist  eine  starke  Beteiligung  zu  er- 
warten. Frühere  Veranstaltungen  dieser  Art,  die  im  Laufe 
der  ziemlich  weit  zurückreichenden  Vorbereitungen  dieses 
Gesetzes  stattfanden,  waren  die  Privatangestellten-Tagc 
zu  Leipzig  am  13.  Mai  1906  und  zu  Frankfurt  a.  M. 
am  17.  November  1907. 


::  ::  ::  ;:  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  H  H  ::  :: 


Sach  verständigen-Qebüliren 

(Naclidnick  verboten.) 

Die  Entschädigung  der  vor  Gericht  geladenen  Sach- 
verständigen ist  einheitlich  für  das  Deutsche  Reich  geregelt 
seit  1.  Oktober  1879,  nachdem  bis  dahin  Bestimmungen 
der  mannigfaltigsten  Art  in  Gebrauch  gewesen  waren. 


und  als  Wendepunkt  für  das  Emporblühen  der  deutschen 
Portlandzementindustrie  kann  man  das  Jahr  1862  be- 
zeichnen, als  der  Zement  oben  genannter  Firma  auf  der 
internationalen  Industrie-Ausstellung  in  London  eine  erste 
Auszeichnung  „for  excellence  manufacture"  erhielt,  die 
die  deutschen  Abnehmer  von  der  Oleichwertigkeit  des 
deutschen  Zements  mit  dem  englischen  überzeugte. 

Nach  dieser  Zeit  entstanden  bald  weitere  Fabriken  in 
Lüneburg,  bei  Biebrich  a.  Rh.,  in  Mannheim,  Ulm,  auf 
der  Insel  Wollin  und  in  Finkenwalde  bei  Stettin.  Der 
nach  dem  Kriege  1870/71  stattfindende  große  wirtschaft- 
liche Aufschwung  brachte  weitere  Neugründungen,  so  daß 
1877  bereits  29  Portlandzementfabriken  mit  einer  Er- 
zeugungsfähigkeit von  2  200  000  Faß  ä  170  kg  netto  ge- 
zählt wurden.  Im  Jahre  1903  bestanden  schon  159  Fa- 
briken mit  31  000  Arbeitern  und  im  Jahre  1909  167  mit 
160  Firmen.  Von  diesen  167  deutschen  Zementwerken 
entfallen  auf  Preußen  106  (Westfalen  30,  Rheinprovinz  18, 
Hannover  12,  Sachsen  11,  Schlesien  10,  Pommern  9, 
Brandenburg  5,  Schleswig-Holstein  5,  Hessen-Nassau  5, 
Westpreußen  1),  auf  Bayern  18,  auf  Württemberg  10,  auf 
Baden  6,  auf  Hessen-Darmstadt  6,  auf  Elsaß-Lothringen  5, 
auf  Braunschweig  4,  auf  Anhalt,  Sachsen-Weimar  und  Hamburg 
je  2,  auf  Mecklenburg-Schwerin,  Sachsen-Altenburg,  Sachsen- 
Coburg-Gotha,  Sachsen-Meiningen  und  Hohenzollem  je  1. 


Zur  Zeit  der  Einführung  des  jetzt  gültigen  Tarifs  — 
1883  —  wurde  mit  Recht  allseitig  versichert,  daß  die  darin 
enthaltenen  Sätze  im  allgemeinen  den  Erwerbsverhäitnissen 
der  Sachverständigen  entsprächen.  Das  ist  aber  seit  Jahren 
nicht  mehr  der  Fall,  deshalb  hat  es  auch  seitdem  nicht 
mehr  an  Petitionen  an  Bundesrat  und  Regierung  um  Er- 
höhung der  Sätze  gefehlt.  Letztere  wurden  und  werden 
mit  Rücksicht  auf  die  jetzt  bestehenden  Erwerbsverhält- 
nisse als  unzulänglich  bezeichnet.  Diese  Anregungen  auf 
Revision  des  Gesetzes  sind,  wenn  aucli  nicht  unerhört 
verhallt,  so  doch  erfolglos  gewesen  und  z^var  vielleicht 
zum  Teil  durch  gewisse  Schuld  der  beteiligten  Kreise 
selbst;  denn  auf  wiederholte  Umfragen  ist  jedesmal  fest- 
gestellt worden,  daß  die  gerichtiichen  Festsetzungen  ver- 
hältnismäßig auffällig  wenig  mit  der  Beschwerde  an- 
gefochten werden.  Daraus  zieht  die  Regierung  den 
Schluß,  daß  eine  allgemeine  Unzufrieden- 
heit wohl  nicht  vorhanden  sein  dürfte. 

Im  Höchstfalle  können  heute  pro  Stunde  2  M  und 
pro  Tag  10  Stunden  =  20  M  für  die  Sachverständigen 
auch  der  höchsten  Stände  vergütet  werden.  Ganz  be- 
sonders sind  dagegen  die  Innungsverbände  deutscher  Bau- 
gewerksmeister,  Architekten,  Ingenieure  und  Techniker- 
Vereine  usw.  vorgegangen.  Ausnahme  von  der  2-M-Stunden- 
bezahlung  machen  nur  die  Sachverständigen  für  ganz  er- 
heblich schwierige  Untersuchungen  und  Sachprüfungen; 
diese  werden  wenigstens  annähernd  nach  den  in  den  betr. 
Kreisen  sonst  üblichen  Preisen  ver;i^ütet.  Besonders  und 
allein  aus  dem  allgemeinen  Rahmen  heraus/rchoben  durch 
eine  Bestimmung  des  Reichskanzlers  ist  die  Sachverstän- 
digen-Kammer für  Werke  der  Literatur  und  Tonkunst; 
dieser  können  für  Gutachten  30  bis  300  M  gezahlt  werden. 

Grundsätzlich  soll  der  Sachverständige  eine  gleiche 
Vergütung  erhalten,  als  wenn  die  Leistung  einem  Privaten 
gegenüber  gemacht  sei.  Die  Zeit  der  Sachverständigen 
hat  um  so  höheren  Wert,  je  höher  sich  die  Einnahmen 
aus  der  Ausübung  seiner  Wissenschaft,  seiner  Kunst  oder 
seines  Gewerbes  beläuft.  Die  Vergütung  soll  nach  den 
Reichsgesetzen  auch  eine  angemessene  sein;  wenn  sie  also  über- 
haupt den  Charakter  einer  wirklichen  Entschädigung  haben 
soll,  muß  sie  für  jeden  Fall  bemessen  werden. 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


105 


Zweck  dieser  Zeilen  ist  nun,  klarzulegen,  daß  augen- 
blicklich die  Zeit  für  ein  erneutes  Vorgehen  günstig 
sein  dürfte. 

Früher  beriefen  sich  die  oben  erwähnten  Sachverstän- 
digen darauf,  daß  ih  e  Vergütung  nijht  entsprechend  ihrem 
Einkommen  war  und  daß  sogar  ja  den  mittleren  Staats- 
beamten als  Sachverständigen  der  Höchstsatz  von  2  M 
zugebilligt  werde.  In  einem  Spezialfall  hat  das  Reichs- 
gericht den  letzten  Satz  auch  für  richtig  anerkannt,  da 
der  betr.  mittlere  Beamte  ein  Einkommen  von  6000  M 
erreiche,  das  mache  auf  300  Arbeitstage  pro  Tag  20  M, 
also  pro  Stunde  2  M.  Bekanntlich  sind  seit  1.  April  IQIO 
bezw.  1.  Oktober  1910  sämtliche  Reichs-  und  Staats- 
Kostengesetze  der  Gerichtsbehörden  abgeändert  bezw. 
deren  Sätze  erhöht.  Dabei  ist  nun  die  den  mittleren  Be- 
amten bei  den  Justizbehörden,  die  als  Sachverständige  zu 
fungieren  haben,  zustehende  Vergütung  von  2  M  auf 
2,50  M  pro  Stunde  erhöht  worden.  Damit  ist  nun  so- 
zusagen das  Eis  gebrochen,  das  ist  der  er^te  Fall,  daß 
die  Staatsregierung  endlich  über  den  2-Mark-Satz  hinaus- 
geht und  sie  wird  nun  wohl  nicht  umhin  können,  auch  den 
Wünschen  der  übrigen  Sachverständigen  Rechnung  zu 
tragen.  Sie  wird  nicht  verlangen  wollen,  daß  die  Sach- 
verständigen in  der  alten  Weise  noch  weiter  pekuniäre 
Opfer  bringen  bei  der  Erfüllung  ihrer  allgemeinen  Staats- 
bürgerpflicht; es  wäre  sonst  nicht  abzusehen,  ob  nicht 
doch  wegen  der  Unzulänglichkeit  der  Vergütung  für  die 
Heranziehung  geeigneter  und  bereitwilliger  Sachverstän- 
digen Schwierigkeiten  für  die  Gerichtsbehörden  erwachsen 
würden. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Geschichte,  Natur  und  Einrichtungen 
des  Versicherungsvereins  auf  Gegenseitigkeit 

Seit  dem  15.  Jahrhundert  trifft  man  vereinzelt,  seit 
dem  16.  häufiger  Personenverei  igungen  zAvccks  gegen- 
seitiger Schadensdeckung.  Sie  hei.^en  B  andkas^en,  Vieh- 
kassen, Feuergilden,  Ste.bekassen  nach  den  Zwecken,  die 
sie  verfolgen.  Die  Verfassung  i.t  einfach.  Jede  Ver- 
mögensansammlung fehlt.  Der  entstandene  S;h  .den  wird 
auf  die  Mitglieder  umgelegt.  Die  Teiinehmerzahl  ist  durch- 
weg beschränkt.  Trat  einmal  eine  Häiifiing  von  Schäden 
ein,  so  zeigte  sich  sehr  oft,  daß  die  Kasse  diesen  Ansprüchen 
nicht  gewachsen  war.  Sie  ging  zugrunde.  Aber  an  ihre 
Stelle  traten  neue.  Im  18.  Jahrhundert  dehnten  sie  ihre 
Wirksamkeit  auf  die  Hagelversicherung,  im  19.  auf  ver- 
schiedene, bis  dahin  nicht  bet  iebene  Arten  der  Personen- 
versicherung und  'die  Haftpflichtversicherung  aus.  Mit 
dem  18.  Jahrhundert  entstehen  daneben  auf  Grund  staat- 
lichen Eingriffs  öf ler.t  iche  Versichenmgsvereine  auf  Ge.'>en- 
seitigkeit.  Sie  zeichnen  sich  durch  Beitrittszwang  für  Mit- 
glieder, Aufnahmepflicht  und  Verwaltung  durch  öffent  iche 
Behörden  und  zuweilen  dadurch  aus,  daß  ihnen  das  Mo- 
nopol zugestanden  wird.  Erst  im  19.  Jahrhundert  bildet 
sich  der  große  Versicherungsverein  auf  Gegenseitigkeit, 
der  sich  an  alle  versicherungsfähi'jen  Personen  wendet 
und  einen  nach  kaufmännischen  Grundsätzen  eingerichteten 
Geschäftsbetrieb  einführt,  der  demjenigen  der  Erwerbs- 
versicherungsgesellschaften nachgebildet  ist.  Er  ist  eine 
mit  Rechtspersönlichkeit  ausgestattete  private  Personen- 
vereinigung mit  nicht  geschlossener  Mitgliederzahl  und 
dem  Zweck,  bestimmte  Versicherungsbedürfni  sc  der  Mit- 
glieder zu  befriedigen.  Von  ihm  sind  die  kleineren  Ver- 
eine zu  unterscheiden.  Dies  sind  solche,  die  ein  sachlich, 
örtlich  oder  hinsieht  ich  des  Personenkreises  eng  begrenztes 
Wirkungsgebiet  besitzen  und  von  der  Aufsichtsbehörde  als 
kleinere  Vereine  ausdrücklich  anerkannt  smd.  Der  Ver- 
sicherungsverein auf  Gegenseitigkeit  beruht  auf  seiner 
Satzung.  Seine  Organe  entsprechen  im  wesentlichen  denen 
der  Aktiengesel'schaft.  Den  Vereinsg'äubigern  haftet  nur 
das  Vereinsvermögen,  aber  nicht  die  Mitglieder,  wenigstens 
nicht  unmittelbar.    Die  einfachste  Art  der  Beitragsentrich- 


tung ist  das  Umlageverfahren.  Bei  ihm  wird  die  nach 
Ablauf  eines  Jahres  zur  Deckung  der  Schäden  notwendig 
gewordene  Summe  auf  die  Mitglieder  verteilt.  Im  Gegen- 
satz zu  diesem  steht  das  System  der  Vorauserhebung.  Hier 
sind  zwei  Verfahren  möglich.  Die  Mitglieder  leisten  ent- 
weder nach  einem  Voranschlag  Vorschüsse,  zu  denen, 
sofern  sich  am  Schluß  des  Jahres  herausstellt,  daß  sie 
zur  Schadensdeckung  nicht  hinreichen,  Nachschüsse  treten, 
oder  es  werden  feste  Beiträge  erhoben  und,  wenn  sie 
nicht  genügen,  um  die  Schäden  zu  tilgen,  diese  nur  teil- 
weise entschädigt.  Den  Mitgliedern  von  Versicherungs- 
vereinen auf  Gegenseitigkeit  steht  zwar  nach  der  Satzung 
eine  Mitwirkung  an  der  Verwaltung  zu,  doch  läßt  sich 
diese  bei  großen  Vereinen  praktisch  schwer  durchführen. 

So  richtig  es  ist,  daß  der  Versicherungsverein  auf 
Gegenseitigkeit  und  die  Versicherungsaktiengesellschaft 
rechtlich  durchaus  verschiedene  Gebilde  sind,  so  treten 
in  der  heutigen  Praxis  bei  der  immer  weiter  um  sich 
greifenden  Vermischung  beider  Systeme  diese  Unterschiede 
sehr  zurück.  Im  Gegenteil  zeigt  sich  bei  beiden  eine  zu- 
weilen überraschende  Uebereinstimmung  vieler  Einrich- 
tungen. Bei  den  Aktiengesellschaften  zahlen  die  Ver- 
sicherten feste  Beiträge.  Sie  sind  heute  auch  bei  den  Ver- 
sicherungsvereinen üblich.  Für  Fehlbeträge  ist  hier  wie 
dort  ein  Reservefonds  vorhanden,  aus  dem  die  erforder- 
lichen Mittel  genommen  werden  können.  Reicht  er  nicht 
aus,  so  haftet  bei  der  Aktiengesellschaft  das  Von  den  Aktio- 
nären gezeichnete  Kapital,  bei  der  Gegenseitigkeitsgesell- 
schaft ein  mehr  oder  minder  großer  Teil  des  Vermögens 
der  Ve.sichei  ten.  Eine  unbegrenzte  Deckungsmöglichiceit 
ist  weder  hier,  noch  dort  vorhanden.  Die  technischen 
Grundlagen  bei  beiden  Institutionen  sind  naturgemäß  die 
gleichen.  Ebenso  unterscheiden  sich  die  Verwaltungskosten 
nicht  wesentlich.  Hier  wie  dort  beziehen  die  Beamten 
Gehälter,  die  Agenten  Provisionen,  wird  die  Verbreitung 
der  Versicherung  durch  Reklame  unterstützt.  Die  Ver- 
mischung beider  Organisationsformen,  von  der  gesprochen 
wurde,  äußert  sich  darin,  daß  Aktiengesellschaften  ihre 
Versiehe;  ten  am  Gewinne  beteiligen  oder  veranlassen,  daß 
alle  Aktionäre  gleichzeitig  bei  der  Gesellschaft  versichert 
sind.  Ferner  gibt  es  Gegenseitigkeitsgesellschaften,  die 
auch  Nichtmitglieder  gegen  feste  Prämie  oder  Nachschuß- 
pflicht versichern.  Alle  diese  Organisationen  gehen  von 
der  Erwägung  aus,  daß  weder  das  reine  Aktienprinzip 
noch  die  reine  Gegenseitigkeit  die  allein  richtige  Unter- 
nehmungsform ist,  daß  vielmehr  die  Verbindung  beider 
die  beste  Lösung  der  Organisationsfrage  bedeutet. 


BÜCHERSCHAU 


(bimtliche  Werke  smd  durch  die  Butiiliandlunfj  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Lieber  die  Rentabilität  von  Zentralheizungen.    Unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Abc'ampfausnutzung  und  der  Wirt- 
schaftlichkeit der  in  diesem  Zusammenhange  arbeitenden 
Elektrizitätswerke  von  Heilanstalten.    Von  Hans  Tilly, 
Provinzial-Ingenieur  in  Tempelhof  b.  Berlin.    32  SeÜen  di'^ 
mit  6  Diagrammen  und  4  Tafeln.    Ve:l"g  von  R.  Olden- 
bourg,  München  und  Berlin.    1910.    Preis  1,50  M. 
Der  Verfasser  zeigt  an  mehreren  aus  der  Praxis  ge  'riffenen 
interessanten  Beispielen,  daß  es  sich  für  die  NeueinrichUng  von 
Anstalten  empfiehlt,  vor  deren  Erstellung  genaue  Re  itabilitäts- 
herechnungen  nach  den  verschiedensten  Richtungen  anzustellen, 
um  die  für  den  besonderen  Fall  zweckentsprechendste  Anordnung 
der  Heiz-  und  Kra/tanlagen  zu  ermitteln.    Bei  den  immer  mehr 
zur  Verwendung  kommenden  Fernhei  ailagen  ist  die  vorliegende 
Arbeit  sehr  zu  begrüßen  und  bietet  deren  Studium  de:n  Fachmann 
wertvolle  Fingerzeige.  RI. 

Schneegestöber  nennt  Avenarius  seinen  diesmaligen  Leit- 
artikel im  1.  Januarheft  des  „K  u  n  s  t  w  a  r  t",  womit  er,  ob 
mit  oder  ohne  Absicht,  stilistisch  dasselbe  erreicht,  was  die 
Natur  vollbringt,  wenn  sie  uns  im  Winter  mit  einem  dichten 
Schwärm  von  weißen  Flocken  den  Kopf  umwirbelt.  In  der 
Tat,  wie  Flocken  fliegen  unsi  die  Oedanken  an  den  Kopf 
und  wirbeln  durcheina  ider.  Jonas  Lies  „Hellseher"  gibt  dem 
Herausgeber  die  Anregung,  sich  etwas  satirisch  über  die  Winter- 


106 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  7 


Wanderung  „in  Gesellschaft"  auszulassen,  über  „die  Gesell- 
schaft" als  Ding  an  sich  zu  ironisieren  und  dann  die  Sport)- 
liebhaber  vor  „Versportung"  zu  warnen.  Er  empfiehlt  das 
Wandern  in  Einsamkeit,  sei  es  die  Wanderschaft  durch  die 
Natur,  Leben  oder  Kunst  und  weist  auf  das  letzte  Ziel  allen 
Genießens  hin,  sich  zu  erhalten  und  zu  vervollständigen  als 
Mensch.  Ferdinand  Gregoris  ,, Grundzüge  der  Inszenierung" 
entwickeln  in  anregender  Weise  das  szenische  und  dramatische 
Werden  einer  Bühnendichtung,  die  von  einem  Theater  zur  Auf- 
führung vorbereitet  wird.  Die  reproduzierten  Handzeichnungen 
von  Kampmann,  KoUwitz,  Boecklin,  Steinle,  Schadow,  Menzel  be- 
gleitet Avenarius  mit  interessanten  Bemerkungen,  worin  er  geist- 
reiche Vergleiche  zwischen  Handzeichnungen  und  Handschrift 
findet.  Aus  Werner  von  Heidenstams  Erstlingswerk  „Hans 
Alienus"  gibt  das  Heft  eine  umfangreiche  Probe,  die  uns  schon 
die  subtilen  Schönheiten  der  Dichtung  ahnen  läßt.  Von  den 
Rundschaubeiträgen  sei  hervorgehoben  der  reichlich  mit  Spott 
gewürzte  Aufsatz  „Orchideensnob"  von  Erich  Vogeler  und  der 
über  Wolfs  Kompositionen  Kellerscher  Gedichte.  Als  farbige 
Reproduktion  findet  sich  zu  Anfang  des  Heftes  der  „Winter- 
abend im  Hafen"  von  Wilhelm  Oertel  und  am  Schlüsse  präch- 
tige Wieder;^;iben  nach  Photographien  von  K.  Heller  und  A. 
Meiche.  Georg  D.  W.  Callwey,  München. 


n  ::  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  H  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinen! 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsenders  sind 
VX'olinung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezups- 
quelien  und  Büchern  werden  unparleiiscfi  und  nur  schnfUich  erteilt.  hine 
Köcksendung  der  Man'jskriple  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Hefte 
in  dem  die  Irage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  tragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icilung  nachdrüi  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
EtöcKe  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Frage  36.  Ein  '9x12  m  großer  Saal  von  4,50  m  1.  Höhe  soll 
zeitweilig  durch  eine,  jederzeit  leicht  zu  beseitigende  Trennungs- 
wand in  zwei  Zimmer  geteilt  werden  können.  Welches  ist  die 
beste  Art  der  Teilung?  Wie  bewähren  sich  bei  ähnlichen  An- 
lagen zusammenlegbare  Türen?  Gibt  es  Spezialfirmen,  die 
s  ziehe  anfertigen  ? 

Frage  37.  In  die  14x20  cm  i.  L.  weiten  Rauchrohre  eines 
Landhauses  (Neubau)  ist  wegen  Nähe  des  Waldes  der  Einbau 
von  Funkenfängern  oder  Schutzvorrichtungen,  d.e  das  Heraus- 
fliegen von  Funken  verhüten,  vorgeschrieben.  Gibt  es  einen 
praktischen  Funkenfänger  für  diesen  Zweck?  Kann  er  evtL 
eingebaut  werden,  ohne  von  außen  sichtbar  zu  sein? 

Frage  38.  Welche  Tourenzahl  muß  eine  doppelgängige 
Wasserschnecke  machen,  wenn  sie  stündlich  20  000  1  1  m  hoch 
fördern  soll?  Die  Schnecke  hat  600  mm  Durchm.,  4000  mm 
Länge,  400  mm  Steigung.  Wieviel  PS  muß  der  Elektromotor 
zum  Antrieb  dieser  Schnecke  besitzen? 

Frage  39.  Bitte  um  Angabe  eines  guten  Polierverfahrens 
für  Terrazzostufen,  desgl.  um  Angabe  etwaiger  einschlägiger 
Literatur. 

Frage  40.  Kann  ein  Unternehmer,  wenn  ihm  die  Maurer- 
arbeiten durch  beiderseitig  unterschriebene  Vereinbarung  über- 
tragen sind,  Vergütung  verlangen,  wenn  der  Bauherr  ohne  Ein- 
willigung des  Unternehmers  einen  Teil  der  Arbeiten  einen 
anderen  Unternehmer  ausführen  läßt? 

Frage  41.  Wie  berechnet  sich  die  Leistung,  Tourenzahl, 
Hub  usw.  einer  Schütteirinne,  welche  pro  Stunde  20  cbm  eines 
mehlartigen  Stoffes  fördern  soll  ?  Auch  für  einige  konstruktive 
Fingerzeige  wäre  ich  sehr  dankbar,  da  ich  in  der  Literatur 
nichts  über  diesen  Punkt  finde. 

Frage  42.  An  der  Innenseite  der  Wände  eines  Vorrats- 
kellers macht  sich  ein  salzhaltiger  und  kristallartiger  Ausschlag 
bemerkbar,  durch  dessen  Ausdunstung  die  im  Ke  1er  befind  ichen 
Früchte  usw.  verderben.  Gibt  es  ein  einfaches  und  billiges 
Mittel  zur  Bekämpfung  des  Uebelstandes? 

Frage  43.  Zum  Antrieb  von  Ventilatoren  mit  600  bis  800 
Umdrehungen  pro  Minute  sollen  Leeriaufscheiben  mit  Ring- 
schmierung von  ca.  160  bis  200  mm  Durchmesser  verwendet 
werden.  Haben  sich  Leerlaufscheiben  mit  Ringschmierung  in 
solchen  Fällen  gut  bewährt?  Welche  Maschinenfabrik  stellt 
diese  her?    Gibt  es  Literatur  darüber? 

Frage  44.  Verschiedene  Mittelwände  des  Erd-  und  Ober- 
geschosses eines  Krankenhauses  sind  sowohl  während  des 
Sommers  wie  auch  während  des  Winters  naß  und  schwitzen 
ganz  erheblich.  Das  Gebäude  ist  im  Jahre  18Q8  errichtet  worden. 
Die  Wände  selbst  bestehen  aus  gebrannten  Ziegeln  und  Kalk- 
mörtel. Zu  beiden  Seiten  sind  sie  mit  Kalkmörtel  verputzt  und 
mit  Porzellanfarbe  dreimal  gestrichen.    Das  ganze  Krankenhaus 


liegt  in  einer  besonderen,  schönen  und  sonnigen  Lage.  Venti- 
lationen sind  in  sämtlichen  Zimmern  vorhanden.  Woher  mag 
die  Nässe  kommen?  Wie  ist  sie  zu  beseitigen?  Der  Baugrund 
ist  besonders  günstig.  Auch  die  Ausführung  war  eine  ganz  be- 
sonders solide. 

Anlworlen 

Zur  Frage  12.  Kleinmotor.  Für  Kleinbetriebe  bis  20  PS 
ist  ein  Rohölmotor  sehr  zu  empfehlen.  Verbrauch  an  Rohöl 
300  g  pro  PS/Std.  Rohöl  kostet  einschl.  Zoll  8  M  per  100  kg. 
Der  schwedische  Rohölmotor  Drott  arbeitet  im  Zweitakt  ohne 
Ventile  und  ohne  Zündung  und  ist  leicht  in  Gang  zu  setzen. 
Preis  eines  15-PS-Motors  3Q50  M  frei  jeder  Bahnstation  Deutsch- 
lands.   Nähere  Auskunft  erteilt 

J.  H.  Petersen,  Werkführer. 

Zur  Frage  19.  Vermeidung  des  Einfrierens  von  Syphons 
in  freistehenden  Klosetts.  I.  Verwenden  Sie  anstatt  der  üb- 
lichen Wash-out-  oder  wash-down-Klosetts  einfache  Trocken- 
klosetts, die  Sie  von  jeder  Firma  beziehen  können.  Diese 
Trockenklosetts  haben  Rundspülung,  und  die  Spülung  wird  direkt 
'durch  die  Wasserleitung  betätigt,  welche  im  Winter  abgestellt 
bleibt.  Die  Spülung  wird  während  dieser  Zeit  durch  Nachgießen 
eines  Eimers  Wasser  betätigt.  Um  nun  einen  Geruchverschluß 
zu  erhalten,  baut  man  im  Keller  in  die  Gußrohrleitung  einen  ge- 
meinschaftlichen Syphon  ein,  welcher  in  allen  Weiten  zu  erhalten 
ist.  Sie  können  bei  diesen  Trockenklosetts  mit  Rundspülung 
selbstverständlich  auch  Spülkästen  verwenden,  nur  müßten  diese 
bei  Eintreten  des  Frostes  abgestellt  und  ent'eert  werden.  Dies 
wäre  die  mir  bekannte  Ausführungsart  bei  mehreren  Klosetts. 
Kommt  nur  ein  Klosett  in  Frage,  z.  B.  bei  Hofklosetts,  so 
würde  in  diesem  Falle  ebenfalls  ein  Trockenklosett  mit  Rund- 
spülung zu  verwenden  sein,  und  der  Geruchverschluß  wird  hierbei 
in  die  Erde  oder  evtl.  im  Keller  eingelassen.  Die  Spülung 
könnte  hierbei  durch  einen  in  die  Wasserleitung  einzubauenden 
Absperrhahn  mit  selbsttätiger  Entleerung  herbeigeführt  werden. 
Die  an  dem  Hahn  befindliche  selbsttätige  Entleerung  wird  ver- 
mittels eines  Verbindungsröhrchens  in  das  Klosettrohr  ein- 
geführt, um  dem  Wasser  —  nach  dem  Gebrauch  des  Klosetts  — 
einen  Weg  zum  Abfließen  zu  geben.  Die  bei  dieser  Anord- 
nung, wie  auch  eingangs  erwähnten,  notwendigen  Syphons  kann 
man  sich,  bei  evtl.  schwieriger  Beschaffung,  vermittels  Bogen 
selbst  herstellen.  Um  nun  ein  Verstopfen  der  Syphons  vor- 
zubeugen, verwendet  man  sogenannte  Schlangensyphons,  welche 
in  der  Mitte  einen  Stutzen  mit  Putzdeckel  haben  und  ebenfalls 
überall  erhältlich  sind.         D.  Gemündt,  Mitgl.-Nr.  58  112. 

II.  Bei  allen  Klosetts  mit  freiem  Durchgang  und  Syphon 
(Hofklosetts)  ist  ein  Einfrieren  so  gut  wie  ausgeschlossen, 
wenn  Geruchverschluß,  sowie  Spülkasten  unterirdisch  (1,3  m 
mindestens)  angeordnet  werden.  R  e  1 1  e  I  b  a  c  h  -  Berlin. 

III.  Wenden  Sie  sich  an  die  Redaktion  der  Fachzeitschrift: 
„Licht  und  Wasser",  Berlin  NW.  40,  Invalidenstraße  94. 

Zur  Frage  20.  Anlage  einer  Rodelbahn.  Empfohlen  wird 
folgende  Ausführung:  Mit  einer  Sohlbreite  von  2  rn,  eingefaßt 
von  Flachböschungen  zu  beiden  Seiten,  ist  eine  Doppelbahn 
anzulegen.  Das  Bahnplanum  in  der  gesamten  Breite  ist  wurzel- 
frei und  eben  herzustellen  mit  einem  Bett  von  Kies  und  ein- 
gewalzter Scharfsanddeckung,  also  frei  von  jeder  Ton-  und 
Lehmbeimischung,  damit  der  Frost  in  den  Boden  eindringen 
kann.  Es  darf  weder  unterwegs  ein  Querweg  oder  Straßenzug 
von  Bedeutung  durchschnitten,  noch  auf  einen  solchen  die  Bahn- 
mündung auslaufen.  In  die  Bahn  sind  einige  leichte  Kurven 
einzubauen.  In  schlanken  Kurven  sind  die  Bahnmündungen 
nach  rechts  und  links  auseinanderlaufend  auf  einen  Platz  zu 
führen,  der  vollständig  frei  sein  muß,  um  die  Rodel  in  die  Ruhe 
überzuführen  und  jeden  Zusairimenstoß  mit  fremden  Körpern 
zu  vermeiden.  Zum  Rodeiaufstieg  ist  ein  1  m  breiter  Steig 
auf  der  einen  Seite  der  Fahrbahnen  anzulegen,  während  auf 
der  anderen  mehrere  Tribünen-  und  Restaurationsplätze  für 
die  Zuschauer  und  daneben  der  allgemeine  Verkehrsweg  angelegt 
werden.  Oben  erhalten  das  Hauptrestaurant  mit  Gasthaus,  Rodcl- 
verleihanstalt  und  Kasse,  sowie  Garderoben  ihren  Platz.  Man 
berücksichtige  eine  genügende  Anzahl  von  Samariterstationen 
in  der  gehörigen  Ausstattung!  — pf. 

Zur  Frage  25.  Messinglack.  Bei  Verwendung  eines 
Vernierlackes  ist  der  im  warmen  Zustand  aufgetragene  Lack 
vorzuziehen,  es  ist  dies  der  in  jeder  Drogerie  erhältliche  Sapon- 
lack.  Um  ein  sauberes  Auftragen  des  Lacks  herbeizuführen, 
muß  das  Messing  vor  allem  rein  sein,  uiu  dann  in  einem  Trocken- 
ofen angewärmt  zu  werden,  wobei  zu  beachten  ist,  daß  das 
Messing  nicht  heiß  wird.  Hierauf  wird  mittels  eines  Haarpinsels 
der  Lack  aufgetragen.  Bei  dem  Auftragen  des  Lackes  entstehen 
häufig  kleine  Blasen,  welche  auf  zu  heilJes  Metall  und  schlechte 
Auftragung  zurückzuführen  sind.  Es  ist  daher  zweckmäßig, 
das  Auftragen  durch  einen  gleichmäßigen  Strich,  vor  allem 
ohne  vieles  Ansetzen  des  Pinsels,  auszuführen. 

D.  Gemündt.  Mitgl.-Nr.  58  1 1 2. 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


107 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  Mark,  datür  als  Gegenleistung  kostf/irrei:  1.  Deuisciie 
Techniker-Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  und 
örtliche  Verhältnisse.  4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30  -  60  Mark  pro 
Monat.  5.  Unterstützungskasss  iiir  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehens- 
kasse, zinsfreie  Darle.'.ien  bis  100  Mk.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  Mk. 
8.  Rechtsauskunft  und  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfürgewerb- 
lichen  Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Bericht  über  die  Sitzung  des  Gesamtverbandsvorstandes 
am  8.  und  9.  Januar  1911  in  Sondersliausen 

Als  seinerzeit  die  Mitglieder  des  Gesamtvorstandes  sich 
dafür  entschlossen,  als  Ort  für  die  Abhaltung  dieser  Sitzung 
Sondershausen  zu  wählen,  so  mag  wohl  die  Frage  des  Ortes 
eine  sekundäre  Bedeutung  gehabt  haben.  Es  galt  ja,  Beschlüsse 
zu  fassen,  die  berufen  sind,  das  Wachsen  und  Gedeihen  des 
uns  allen  eng  ans  Herz  gewachsenen  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes zu  fördern,  und  die  den  Zweck  verfolgen,  den  im  Kampf 
um  die  wirtschaftliche  Existenz  besonders  hart  ringenden  Kol- 
legen zu  helfen,  als  auch  dem  Verband  immer  mehr  die  innere 
Festigkeit  und  Kraft  zur  wirksamen  Vertretung  unserer  Eerufs- 
und  Standesinteressen  zu  verleihen. .  Zweifellos  ist  aber  die 
Entscheidung  für  Sondershausen  darauf  zurückzuführen,  daß 
der  Gesamtvorstand  beabsichtigte,  sich  gleichzeitig  an  Ort  und 
Stelle  ein  eigenes  Urteil  über  den  Stand  und  die  Entwicklung 
der  neuesten  Schöpfung  des  Verbandes  —  unrer  Erholungs- 
heim —  zu  bilden.  Um  es  gleich  vorweg  zu  nehmen:  Als  zu 
dem  ersichtlich  vorteilhaften  Eindlruck,  den  der  schmucke  und 
so  behaglich  eingerichtete  Bau,  sowie  die  vorzügliche  Ver- 
pflegung machten,  auch  noch  der  günstige  Rechnungsabschluß 
für  Idas  erste  Betriebsjahr  hinzukam,  da  waren  wohl  alle  An- 
wesenden als  werbetätige  Freunde  für  die  weitere  Entwicklung 
des  Heims  gewonnen. 

Die  Sitzung  wurde  am  Sonntag  den  8.  Januar,  9\/o  Uhr 
vorm.,  vom  2.  Verbandsvorsitzenden,  Herrn  Schwenkler,  eröffnet. 
Er  begrüßte  die  vollzählig  anwesenden  Vorstandsmitglieder  und 
gab  bekannt,  daß  Herr  Seidel  zu  seinem  lebhaften  Bedauern 
einer  plötzlich  eingetretenen  Erkrankung  wegen  am  Erscheinen 
verhindert  sei.  Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  gibt  Herr 
Schwenkler  noch  einige  innere  Verbandsangelegenheiten  be- 
kannt, die  zum  Teil  unter  Punkt  21  der  Tagesordnung  erledigt 
werden  sollen. 

Der  vom  Kassierer  Herrn  Gaedke  erstattete  Rechen- 
schaftsbericht für  die  Zeit  vom  1.  Januar  bis  31.  De- 
zember IQIO  schließt  mit  einer  Einnahme  von  413  101,63  Mark 
und  einer  Ausgabe  von  438  014,59  Mark  ab.  Unter  Hinzu- 
rechnung von  43  024,86  M  Außenstände  an  rückständigen  Ver- 
bandsbeiträgen für  1910  und  der  nach  Eingang  dieser  Beträge 
an  die  Sterbekasse  noch  zu  überweisenden  29  300  M  sowie  der 
aus  dem  Jahre  1909  übernommenen  Unterbilanz  von  32  000  M 
ergibt  sich  für  das  Jahr  1910  ein  Gesamtfehlbetrag  von  43  188,10 
Mark,  der  aber  durch  den  vom  Verbandstag  genehmigten  Kosten- 
voranschlag für  1911  auf  Grund  der  erhöhten  Verbandsbeiträge 
und  einer  vorsichtigen  Berücksichtigung  etwaigen  Einnahme- 
ausfalles gedeckt  erscheint.  Der  Fehlbetrag  ist  im  wesent- 
lichen verursacht  durch  Mehrausgaben  bei  den  Posten : 
Deutsche  Techniker-Zeitung,  Verbandstag,  Rechtsschutz  und 
Stellenvermittlung.  Die  für  die  Ueberscbreitung  gegebenen  Be- 
gründungen wurden  vom  Gesamtvorstand  als  zutreffend  an- 
erkannt, doch  soll  in  noch  höherem  Maße,  als  der  vorliegende 
Bericht  dies  erfreulicherweise  schon  lerkennen  läßt,  in  den  ein- 
zelnen Verwaltungszweigen  darauf  hingewirkt  werden,  mit  den 
im  Kostenvoranschlag  vorgesehenen  Mitteln  auszukommen.  Der 
Posten  „Bestellgebühren  des  Technischen  Gemeindebeamten" 
gibt  mehreren  Vorstandsmitgliedern  in  ihrer  Eigenschaft  als  tech- 
nische Gemeindebeamte  Veranlassung,  scharfe  Kritik  an  ver- 
schiedenen in  letzterer  Zeit  erschienenen  Artikeln  dieses  Blattes 
zu  üben  und  die  Tendenz  der  Artikel  zu  verurteilen.  Dem  an- 
wesenden Vertreter  der  Gruppe  der  technischen  Gemeindebeam- 
ten wird  aufgegeben,  der  Redaktion  gegenüber  Maßnahmen  zu 
treffen,  welche  die  Veröffentlichung  solcher  Artikel  für  die 
Zukunft  mit  Sicherheit  verhindern. 


Ueber  den  Punkt  2  der  Tagesordnung :  Die  Verbands- 
politik und  unser  Verhältnis  zum  B.  t.-i.  B.  entspinnt 
sich  eine  ausgedehnte  Aussprache.  Herr  Schubert  hatte  das 
einleitende  Referat,  Herr  Löser  das  Korreferat  dazu  übernomnfen. 
Ersterer  führte  aus,  daß  es  sich  nicht  darum  handeln  könne, 
wie  wir  uns  zum  B.  t.-i.  B.  stellen,  sondern  wie  wir  unsere 
Politik  einzurichten  hätten,  um  vor  uns  selbst  bestehen  zu  können. 
Wir  müßten  uns  einmal  mit  dem  abfinden,  was  seit  Jahren 
unseren  Verband  mit  dem  Wort  und  dem  Begriff  Gewerk- 
schaft beschäftigt  hat.  Von  Aeußerungen  ausgehend,  die  an 
die  Zentrale  gelangten,  tauche  zunächst  die  Frage  auf:  Sind 
wir  ein  paritätischer  Verband?  Die  Frage  müsse  verneint  werden, 
und  zwar  sei  aus  dem  Grunde  die  Parität  als  Programmpunkt 
zu  verwerfen,  weil  wir  nicht  imstande  sind,  innerhalb  unserer 
Organisation  auch  nur  annähernd  das  Programm  der  Parität 
zu  erfüllen.  Wenn  wir  zur  Zeit  der  Gründung  die  Parität  als 
Propagandapunkt  verteidigen  konnten,  so  sei  es  heute  ganz  un- 
möglich, innerhalb  eines  Verbandes  von  Selbständigen  und  An- 
gestellten ein  Vertragsverhältnis  aufzustellen,  das  dieser  Parität 
Rechnung  trüge  und  gleichzeitig  als  Ziel  die  Besserung  der  Lage 
der  Angestellten  hätte.  Er  bitte  also,  die  Parität  als  Progjamm- 
punkt  abzulehnen. 

Dann  komme  die  zweite  'Frage:  Wollen  wir  eine  Gewerk- 
schaft sein?  Mit  unserem  Stuttgarter  Programm  haben  wir 
zum  Ausdruck  gebracht,  daß  die  Regelung  der  Lohnfrage  und 
der  Arbeitszeit  den  Mittelpunkt  aller  Bestrebungen  unseres  Ver- 
bandes bilden.  Rücken  wir  diese  beiden  Forderungen  in  den 
Vordergrund,  dann  sind  wir  eine  Gewerkschaft.  Wollen  wir  diese 
beiden  Forderungen  bewußt  verfolgen,  dann  kommen  wir  ohne 
weiteres  in  einen  bestimmten  Gegensatz  zu  den  Kreisen,  die 
wir  als  Arbeitgeber  anzusprechen  haben.  Er  verstehe  darunter 
nicht  den  Mittelstand,  den  kleinen  Arbeitgeber,  wertvoller  sei 
ihm  der  Kampf  gegen  das  Großunternehmertum  und  die  Zu- 
stände im  Staate,  die  denen  des  Großunternehmertums  gleichen. 
Die  Gewerkschaft  erwarte,  daß  wir  Forderungen  formulieren. 
Auch  die  Unternehmer  verlangten  von  der  Gewerkschaft  klare 
Formulierung  ihrer  Forderungen.  Neben  den  Gegensätzen  liege 
auch  in  der  Gewerkschaftspolitik  ein  versöhnlicher  Standpunkt, 
weil  sie  sich  auf  das  Abschließen  von  Tarifverträgen  und  das 
Eingehen  von  Verhandlungen  festlege.  Die  Behauptung,  daß 
die  Gewerkschaft  den  rücksichtslosen  Klassenkampf  bedeute, 
möge  von  der  politischen  Seite  einen  Schein  von  Berechtigung 
haben,  'von  der  aus  wir,  als  Berufsorganisation,  die  Frage  nicht 
zu  betrachten  hätten.  Das  sei  der  große  Unterschied,  der  uns 
von  der  Arbeiterbewegung  trenne,  die  die  Beeinflussung  des 
Arbeitsvertrages  allein  pflege  und  das  übrige  ausscheide,  weil 
das  eine  Partei  besorge,  die  mit  ihr  in  nächster  Verbindung 
stehe.  Darum  sei  unsere  Gewerkschaftspolitik  schon  von  vorn- 
herein eine  wesentlich  friedlichere.  Nach  alledem  komme  er 
dazu,  zu  empfehlen:  Wir  erkennen  aus  der  gegenwärtigen  Ent- 
wicklung die  Gegensätze  zwischen  Arbeitgebern  und  .Arbeit- 
nehmern. Wir  wissen,  daß  die  Gegensätze  von  keinem  der 
beiden  Teile  freiwilHg  überbrückt  werden  können.  Wir  erkennen 
aber  auch  an,  daß  je  straffer  und  reiner  die  Organisationen 
sind,  desto  leichter  eine  Verständigung  möglich  ist. 

Die  Frage,  ob  die  Beamten  in  dieser  Organisation  sein 
können,  beantworte  er  mit  „ja",  weil  wir  sagen,  daß  das  Unter- 
nehmertum, gegen  das  wir  uns  auf  der  einen  Seite  richten, 
und  der  Staat  in  manchen  Dingen  sich  gleichen.  Die  Interessen- 
gemeinschaft mit  den  Kollegen  im  Privatdienst  auf  Grund  der 
gleichen  Berufszugehörigkeit  überwiege  jedenfalls  die  Interessen, 
die  die  Organisationen  von  Verwaltungsbeamten  für  sie  vertreten 
könnten.  Für  die  Behauptung  des  B.  t.-i.  B.,  daß  die  Organisation 
der  Beamten  bei  einer  scharfen  Politik  in  unserem  Verbände 


108 


DEUTSCHE  TF.CHNIKER-ZFJTUNQ  IQll 


Heft  7 


nicht  möglich  sei,  habe  der  Bund  weder  Beweise  erbracht, 
noch  Beispiele  aufgestellt.  Zurzeit  sei  wohl  ein  anderer  Weg  für 
die  iCr'^n'schen  Beamten,  ihre  wirtschaftliche  Lage  zu  ver- 
bessern, niciii  '"rsichtlich  als  jder,  sich  an  eine  rückenfreie,  un- 
abhängige Berufsorgaiii'sS'ion  anzuschließen. 

In  kurzen  Ausführungen  sufi^t  der  Redner  unser  Verhältnis 
zum  B.  t.-i.  B.,  das  leider  wenig  säC.'lj'ch,  sondern  mehr  als 
eine  Personenfrage  bei  uns  aufgefaßt  werde.  Je  mehr  wir  die 
von  ihm  vorgezeichnete  Politik  verfolgten  und  aef  ß-  t.-i.  B, 
seine  gegenwärtige  Prestige-Politik  fortsetze,  desto  weri!j?f 
könnte  ■davon  die  Rede  sein,  von  diesem  an  die  Wand  gedrückt 
zu  werden.  Kurz  zusammenfassend  bittet  der  Redner  die  Scheu 
A'or  dem  Wort  Gewerkschaft  fallen  zu  lassen.  Wenn  dies 
geschähe,  dann  würden  wir  die  Verhältnisse  besser  gestalten, 
und  es  würde  vieles  von  dem  persönlichen  Zwist  beiseite  bleiben, 
der  klein  sei  gegenüber  dem,  worum  es  sich  handle,  nämlich 
um  eine  Weltanschauungsfrage.  Die  Stimmen  für  die  fort- 
schrittliche Richtung  und  demnach  auch  für  den  Gewerkschafts- 
gedanken seien  gewachsen.  Keiner,  der  die  Gewer'  Schaft  wolle, 
werde  mit  dem  Kopf  durch  die  Wand  rennen  wollen  und  dort 
Gewerkschaftspolitik  treiben,  wo  dies  unmöglich  sei. 

Wir  sind  kein  paritätischer  Verband  mehr,  wir  sind  eine 
Gewerkschaft  und  treiben  eine  solche  Gewerkschaftspolitik,  an 
der  Beamte  des  Staates  und  der  Gemeinden  sich  beteiligen 
können.  Wenn  wir  diese  Politik  betreiben,  dann  brauchen 
wir  uns  nicht  um  das  Verhältnis  zum  Bunde  der  technisch- 
industriellen  Beamten  bekümmern,  dann  sind  wir  die  Gewerk- 
schaft aller  Techniker. 

Herr  Löser  meint,  daß  der  Referent  sich  mit  seinen  Aus- 
führungen auf  den  Boden  eines  Zukunftsprogrammes  begeben  ' 
habe,  er  sei  Gegenwartspolitiker.  Unsere  letzte  Entwicklungs- 
stelle kennzeichne  der  Verbandstag  in  Stuttgart.  Damals  wie 
auch  früher  sei  in  unseren  Satzungen  und  Bestimmungen  nie 
von  Parität  oder  Gewerkschaft  gesprochen  worden.  Das  seien 
Schlagworte,  mit  denen  man  wirken  wolle.  Wir  hätten  Ab- 
neigung gegen  die  Bezeichnung  „Gev\  erksclia  t",  weil,  wenn  wir 
Analogien  bilden  müßten,  wir  zu  den  gewerkschaftiichen  Kampf- 
mitteln kämen.  Wir  müßten  uns  auf  unser  Programm  für 
absehbare  Zeit  beschränken,  die  Entwicklung  wie  sie  in  Stutt- 
gart festgelegt  war,  müsse  unbedingt  eine  feste  Grundlage  bis 
zum  nächsten  Verbandstag  bilden.  Er  halte  es  für  aus- 
geschlossen, daß  heute  irgend  ein  Arbeitgeber  sich  in  den 
D.  T.-V.  hineindränge  und  da  seine  Interessen  wahren  wolle. 
Die  Entwicklung  werde  wohl  wie  bisher  die  sein,  daß  nur 
ehemalige  Angestellte,  die  selbständig  geworden  sind,  dem  Ver- 
bände treu  bleiben.  Früher  hätten  wir  es  verächtlich  gefunden, 
wenn  diese  sich  von  uns  abwandten,  heute  möchten  wir  denen 
ein  Kainszeichen  aufdrücken,  die  die  Treue  bewahren.  Was  i 
in  Stuttgart  beschlossen  sei,  müsse  wenigstens  bis  dahin  fest-, 
gehalten  werden,  wo  wir  unsere  Verfassung  wieder  revidieren. 
Er  verlange  (von  den  Verbands-Beamten)  keinen  Modernisten- 
eid, aber  die  festgelegten  Richtlinien  müssen  auch  in  der 
Agitation  zur  Geltung  kommen.  Er  verurteile  den  Verfassungs- 
bruch, durch  den  gegen  unser  neugeschaffenes  Programm  ge- 
sündigt werde.  Auch  die  in  München  geschaffene  und  von 
Brandenburg  sekundierte  Neuerung  der  außerordentlichen  Ver- 
bandsmitgliedschaft sei  ein  Vergehen  gegen  den  Inhalt  der 
neuen  Verbandssatzung.  Im  Interesse  einer  ruh'gen  und  sach- 
lichen Entwicklung  des  Verbandes  müßten  wir  uns  auf  das 
Gegebene  beschränken,  wenn  die  Zeit  es  erfordere,  daß  wir 
weiterfortschreiten,  werde  sich  das  schon  von  selbst  machen. 
Man  könne  sich  daran  halten,  was  beschlossen  sei,  ohne  mit 
den  Schlagworten  Parität  und  Gewerkschaft  zu  operieren.  Ge- 
werkschaftliche Arbeit  könne  auch  von  einer  Vereinigung  ge- 
leistet werden,  die  keine  Gewerkschait  sei.  Vor  dem  B.  t.-i.  B. 
habe  man  Isich  viel  zu  sehr  gefürchtet,  er  habe  sehr  viele 
Schwächen.  Der  Kampf  sei  allerdings  für  uns  schwierig,  weil 
wir  auf  einer  mittleren  Richtung  uns  immer  gegen  zwei  Fronten 
zu  wehren  hätten,  wir  können  uns  aber  ruhig  auf  uns  selber 
verlassen.  Von  ungünstigem  Einfluß  auf  die  Verbandsleitung 
scheine  ihm  das  Verhältnis  des  geschäftsführenden  Vorstandes 
zur  Bezirksvervvaltung  Brandenburg  zu  sein.  Auch  anderen  \  er- 
cinigungen  gehe  es  so,  daß  sie  zeitweise  Schw-ierigkeiten  mit 
ihren  Berliner  Gruppen  hätten.  Es  entwickle  sich  da  manches 
in  einer  gewissen  Eigenart,  das  nicht  ohne  weiteres  verall- 
gemeinert werden  dür/e.  Es  würde  sich  als  notwendig  erweisen, 
den  geschäftsführenden  Vorstand  durch  Ablösung  von  der 
Bezirksverwaltung  Brandenburg  auf  eine  höhere  Warte  zu  stclien. 

Die  anschließende  Diskussion,  an  der  sich  fast  alle  An- 
wesenden beteiligen,  zeigt,  daß  niemand  gegen  die  gewerk- 
schaftliche Standesarbeit,  wie  sie  durch  das  Stuttgarter  Programm 
festgelegt  ist,  Einspruch  erhebt,  daß  aber  ande.erscits  die  weit 
überwiegende  Mehrheit  es  ablehnt,  aus  diesem  Programm  für 
den  Verband  die  Notwendigkeit  herzuleiten,  die  Gewerkschaft 
im  Verbände  zu  propagieren. 


Eine  Kommission  wird  beauftragt,  das  Resultat  der  Be- 
sprechung in  eine  Resolution  zu  fassen,  die  in  nachstehendem 
Wortlaut  vom  Gesamtvorstand  angenommen  wird. 

Resolution: 
Eine  Vereinigung  zwischen  den  beiden  Technikerverbän- 
den D.  T.-V.  und  B.  t.-i.  B.  wurde  von  letztem  angeblich 
darum  abgelehnt,  weil  der  D.  T.-V.  noch  weit  von  der 
Organisation  entfernt  sei,  die  zu  einer  Einigung  notwendig 
ist.  Demgegenüber  betont  der  Gesamtvorstand  des  D.  T.-V. 
jn  seiner  Sitzung  vom  8.  und  Q.  Januar  1911  zu  Sonders- 
hausen, daß  das  Stuttgarter  Programm  zu  gewerkschaftlicher 
Standesarbeit  verpflichtet.  Diese  Auffassung  muß  auch  die 
schärfste  Verurteilung  der  Mittel  hervorrufen,  mit  denen 
der  B.  t.-i.  B.  unsere  Mitglieder  zu  sicl;  zu  ziehen  versucht. 
In  der  Ablehnung  der  paritätischen  Politik  duiCh  unser  fort- 
schrittliches Programm  hat  der  Verbandstag  der  Verrrvtüng 
der  Angestcllteninteressen  weiten  Spielraum  gegeben.  Dei*  • 
Gesamtvorstand  kann  nach  der  unfairen  Kampfesweise  des 
B.  t.-i.  B.  in  der  Vereinigung  beider  Verbände  keinen  Vorteil 
für  die  technischen  Angestellten  und  Beamten  erblicken,  umso 
weniger,  als  die  neuerlichen  Versuche  des  Bundes,  auch 
kaufmännische  Angestellte  zu  organisieren,  die  innere  Festig- 
keit seiner  eigenen  Organisation  in  Frage  stelle.  Vom  sozialen 
Ausschuß  von  Vereinen  technischer  Privatangestell^er  erwartet 
der  Gesamtvorstand  des  D.  T.-V.,  daß  dieser  Mittel  finden 
werde,  den  durch  den  B.  t.-i  B.  geschädigten  Ruf  der  Tech- 
nikerbewegung wieder  herzustellen. 

Der  Gesamtvorstand  beUo  it  weiter,  daß  durch  das 
Stuttgarter  Programm  die  gemeinsame  Standesarbeit  von 
technischen  Privatangestellten  und  Staats-  und  Gemeinde- 
technikern weiter  gefestigt  ist.  Er  erwartet  von  den  Ver- 
bandsorganen, daß  sie  in  der  Ausführung  des  Programms 
den  beiderseitigen  Interessen  Rechnung  trafen. 

Herr  Nickel  wird  bei  diesem  Punkte  noch  veranlaßt,  sich 
zu  dem  Bericht  der  Industriebeamtenzeitung  über  die  Versamm- 
lung in  Erfurt  zu  äußern  und  erklärt,  daß  die  von  ihm  gemachten 
Ausführungen  ganz  entstellt  wiedergegeben  seien  und  beispiels- 
weise an  dem  Vergleich  mit  den  hungernden  Klassikern  kein 
wahres  Wort  sei. 

Zu  Punkt  3  der  Tagesordnung  beschließt  der  Gesamtvorstand 
nach  einem,  die  Vorlage  rechnerisch  und  vom  agitatorischen 
Gesichtspunkte  aus  begründenden  Referat  des  Herrn  Kaufmann, 
einstimmig  vom  1.  Juli  1911  folgende  Erhöhung  der  Leistungen 
unserer  Stellungslosenunterstützungskasse  eintreten  zu  lassen: 
nach  1  Jahr  1,50  M  pro  Tag  auf  3  Monate 
„    2  Jahren  1,75  „     „       „     „    3  „ 

4  2  3 

fi  ^  >>  2,50  ,,  ,,  ,,  ,,  3  ,, 
»>    ö       ))     2,75  ,,  „  3  ,, 

7  2  75  4 

>»  S  ,,  3,00  ,,  ,,  ,,  ,,  4  ,, 
»>    9      ,,     3,00  „     „      „  5  „ 

1»  10  )i  3,00  ,,  ,,  „  ,,  6  ,, 
Damit  marschiert  der  Verband  auch  auf  diesem  Gebiete 
der  sozialen  Fürsorge  an  der  Spitze  der  Technikerorganisationen, 
und  es  wird  sein  Ansehen  und  seine  Werbekrait  erheblich 
steigern,  wenn  er  für  die  aus  anderen  Gründen  erfolgte  Steige- 
rung der  Beiträge  den  Mitgliedern  eine  solche  Erhöliung  seiner 
Leistungen  als  Aequivalent  bietet.  Von  der  in  Verbindung  mit 
der  Stellenlosenunterstützung  gleichzeitig  getroffenen  Fürsorge 
für  die  Entschädigung  gema(5regelter  Verbandsmitglieder  sei 
hier  der  Vollständigkeit  halber  lediglich  kurz  Notiz  genommen. 

Punkt  5  der  Tagesordnung  fand  seine  Erledigung  dihin, 
daß  für  den  Posten  eines  Geschäftsleiters  im  Haupt- 
bureau der  bisherige  Leiter  der  Geschäftsstelle  Rheinland-West- 
falen, Herr  Lenz,  und  als  dessen  Ersatzmann  nach  Rheinland- 
Westfalen  Herr  Lustig  aus  Kiel  gewählt  wurde. 

Für  die  leitenden  Beamten  des  Verbandes  werden  die  Ge- 
haltsbezüge nach  folgender  Skala  geregelt: 

1.  Geschäftsiciter    des  Ver- 
bandes und  Redakteur  der 

D.  T.-Z.  5000  bis  7200  M  nach  12  Jahren 

2.  Leitende  Beamte  der  Zen- 
trale 4000  „  6000  „      „     „  „ 

3.  Geschäftsstellenleiter  im 

Reiche  3000  „  4500  „      „     „  „ 

Zu  Punkt  7,  Neuabgrenzung  der  Bezirks  Ver- 
waltungen berichtet  Herr  Frischmuth  über  die  Vorschläge 
der  vom  geschäftsführenden  Vorstand  mit  der  Erledigung  dieser 
Sache  betrauten  Kommission.  Bekanntlich  sollen  nach  der 
neuen  Satzung  die  Bezirksverwallungen  mindestens  750  Mit- 
glieder umfassen  und  sind  deshalb  eine  Anzahl  der  bestehenden 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


lOQ 


mit  anderen  zu  vereinigen  bezw.  ganz  aufzuheben.  Da  über  den 
Ausgleich  der  hierdurch  angeschnittenen  Interessen  und  Wünsche 
eine  endgültige  Regelung  doch  nur  im  Einverständnis  der  be- 
teiligten Bezirksverwaltungen  untereinander  und  mit  der  Ver- 
bandsleitung erfolgen  kann,  wurde  beschlossen,  die  Vorschläge 
des  geschäftsführenden  Vorstandes  den  Bezirksverwaltungen 
zur  Beratung  auf  ihren  nächsten  Bezirkstagen  zu  unterbreiten, 
und  unter  Berücksichtigung  der  daraufhin  w  ieder  zurückkommen- 
den Aeußerungen  die  Angelegenheit  durch  eine  vom  Gesamt- 
vorstand gewählte  Kommission  bis  zur  nächsten  Sitzung  zur 
Entscheidung  vorbereiten  zu  lassen.  Die  zu  diesem  Punkt  der 
Tagesordnung  gestellten  Anträge  verschiedener  Bezirksverwal- 
tungen auf  Bewilligung  von  Zuschüssen  für  die  Errichtung  von 
Geschäftsstellen  wurden  sämtlich  abgelehnt,  der  Kommission 
aber  aufgegeben,  auch  die  Zusammenfassung  von  Bezirksverwal- 
tungen in  Geschäftsstellen  und  die  Errichtung  solcher  mit  in 
den  Rahmen  ihrer  Beratungen  aufzunehmen. 

Den  iVlitgliedern  des  geschäftsführenden  Vorstandes  sollen 
als  Ersatz  für  die  erheblichen  Aufwendungen  an  Zeit  und  Geld, 
welche  die  Teilnahme  an  den  wöchentlich  stattfindenden  Vor- 
standssitzungen und  an  vielen  anderen  in  Groß-Berlin  statt- 
findenden Veranstaltungen  des  Verbandes  und  anderer  Organi- 
sationen verursachen,  Anwesenheitsgelder  gezahlt 
werden.  Der  Gesamtvorstand  beschließt  unter  Anerkennung  der 
bisher  von  den  Herren  gebrachten  Opfer  dem  Antrage  gemäß. 

Die  mit  dem  vorgelegten  Kostenvoranschlag  für 
1911  beantragten  Nachbewül.gungen  von  3000  M  für  weitere 
statistische  Arbeiten,  die  Reorganisation  der  Stellenvermittlung 
und  für  den  Rechtsschutz  werden  von  dem  Gesamtvorstand  mit 
der  Begründung  abgelehnt,  daß  er  sich  nicht  berechtigt  hält, 
den  vom  Verbandstag  in  Stuttgart  aufgestellten  Voranschlag  ab- 
zuändern, doch  soll  dem  geschäftsführenden  Vorstand  gestattet 
sein,  aus  Ersparnissen  an  anderen  Posten,  also  ohne  Ueber- 
schreitung  des  Gesamtetats,  die  beantragten  Summen  für  die 
genannten  Zwecke  zu  entnehmen.  Ein  vom  Landesverein  der 
sächsischen  Eisenbahntechniker  gestellter  Antrag  auf  Bewilligung 
eines  Zuschusses  von  1200  JW  aus  den,  den  Hauptgruppen 
zur  Verfügung  stehenden  Mitteln  wird  abgelehnt,  bezw.  dessen 
Entscheidung  bis  nach  der  Genehmigung  der  neuen  Satzung 
zurückgestellt. 

Zu  Punkt  9,  „S  c  h  u  1  f  r  a  g  e  n",  liegt  ein  Entwurf  von 
Leitsätzen  vor,  die  der  weiteren  Tätigkeit  des  Verbandes  zugrunde 
gelegt  werden  sollen.  Der  Gesamtvorstand  beschließt,  zu  diesen 
Leitsätzen  zunächst  die  bestehende  Schulkommission  zu  hören 
und  den  Gegenstand  wieder  auf  die  Tagesordnung  der  nächsten 
Sitzung  zu  setzen,  ebenso  auch  den  mit  der  Schulfrage  in  Ver- 
bindung stehenden  Punkt  11,  die  Frau  im  technischen 
Berufe. 

Ueber  das  Ergebnis  der  bisherigen  Bewirtschaftung  des 
Erholungsheims  erstattet  der  Vorsitzende  des  Wirtschafts- 
ausschusses, Herr  Bürgermeister  Burckhardt,  eingehenden  Be- 
richt, dem  wir  folgende  Zahlen  entnehmen:  Besucht  wurde 
das  Heim  Vom  Tage  der  Eröffnung,  31.  Mai  1909  bis  31.  De- 
zember 1910,  von  insgesamt  891  Personen,  im  Jahre  1910  allein 
von  529  Personen,  wobei  Passanten  nicht  mitgezählt  sind.  Die 
Aufenthaltsdauer  währte  von  1  bis  zu  53  Tagen.  Der  Nachweis 
über  die  Wirtschaftsführung,  die  ohne  jegliche  Barmittel  be- 
gonnen hatte,  zeigt  am  15.  November  1909,  also  nach  einem  Be- 
trieb von  5'/2  Monaten,  einen  Bestand  von  1731,00  M,  am  1.  Mai 
1910,  also  am  Ende  des  ersten  Winterhalbjahres,  noch  einen 
Bestand  von  433  M,  und  mit  Abschluß  des  ersten  vollen  Be- 


triebsjahres nach  Abzug  der  laus  dem  Wirtschaftsgeld  gezahlten 
2071,84  M  Hypothekenzinsen  und  bedeutenden  Neuanschaffun- 
gen an  Mobiliar  noch  einen  Bestand  von  3236,52  M.  Das  be- 
deutet ein  über  Erwarten  günstiges  Ergebnis,  das  nicht  zum 
wenigsten  der  außerordentlich  gewissenhaften  Verwaltung  durch 
unseren  Kollegen  Burckhardt  zu  verdanken  ist,  für  die  der  Ge- 
samtvorstand seine  besondere  Anerkennung  zum  Ausdruck 
brächte.  Dieses  Ergebnis  sollte  aber  auch  anspornen,  erneut 
für  die  gänzliche  Tilgung  der  noch  auf  dem  Heim  lastenden 
Hypotheken  in  allen  Bezirksverwaltungen  und  Vereinen  ein- 
zutreten und  auch  zum  Besuch  des  Erholungsheims  anzuregen; 
es  dürfte  niemand  das  Haus  unbefriedigt  wieder  verlassen.  So- 
bald die  finanziellen  Verhältnisse  es  irgendwie  gestatten,  wird 
dann  auch  eine  Herabsetzung  des  Pensionspreises  die  wünschens- 
werte Folge  sein.  Die  für  das  Erholungsheim  bisher  bestan- 
denen Kommissionen  wurden  aufgelöst,  an  ihre  Stelle  trat  ein 
aus  drei  Mitgliedern  des  geschäftsführenden  Vorstandes  be- 
stehendes Kuratorium. 

Die  neue  Satzung  sieht  die  Vertretung  der  Hauptbcrufs- 
gruppen  durch  je  drei  Mitglieder  im  Hauptverbandsvorstand 
vor.  Die  erstmalige  Wahl  derselben  durch  die  Gruppe  selbst 
kann  erst  auf  den  in  Verbindung  mit  dem  nächsten  Verbandstag 
einzuberufenden  Gruppentagen  erfolgen.  Um  aber  nach  Ge- 
nehmigung der  neuen  Satzung  den  Gesamtvorstand  in  seiner 
satzungsgemäßen  Zusammensetzung  berufen  zu  können,  wird 
der  geschäftsführende  Vorstand  bevollmächtigt,  eine  Vorschlags- 
liste aufzustellen  und  die  daraus  gewählten  Gruppenvertreter 
zu  berufen.  Für  die  nächste  Gesamtvorstandssitzung  soll,  ab- 
weichend von  der  für  die  Zukunft  aufgestellten  Regel,  die 
Sitzungen  in  Berlin  abzuhalten,  Dresden  in  Betracht  kommen, 
wenn  die  Notwendigkeit  für  die  Anberaumung  einer  Sitzung 
zur  Zeit  der  in  Dresden  stattfindenden  Hygiene-Ausstellung 
sich  ergibt. 

Zum  Schluß  erstattet  Herr  Kollege  Bender  noch  Bericht 
über  die  Tätigkeit  der  Kommission  zur  Reorganisation  der 
Stellenvermittlung,  die  am  Tage  zuvor  zu  emsiger  Arbeit  zu- 
sammengetreten war.  Ueber  das  Resultat  ihrer  Beratungen 
werden  wir  in  Kürze  ebenfalls  hier  berichten. 

Die  übrigen  Punkte  der  Taiesordnung  mußten  z.  T.  schon 
früher,  z.  T.  am  Schluß  der  Beratungen  der  vorgerückten  Zeit 
und  des  überaus  reichhaltigen  Beratungsmaterials  wegen  von 
der  Tagesordnung  abgesetzt  werden  und  wurden  entweder  dem 
geschäftsführenden  Vorstand  oder,  soweit  dies  angängig  schien, 
der  nächsten  Gesamtvorstandssitzung  zur  Erledigung  überwiesen. 
Als  der  Vorsitzende  am  Montag  nachmittag  um  3  Uhr,  kurz  vor 
dem  letzten  Reisetermin  der  meisten  Herren,  die  Sitzun.g  schloß, 
da  konnte  er  mit  Recht  darauf  hinweisen,  daß  wieder  ein  ge- 
waltiges Stück  Arbeit  für  die  gesunde  und  zeitgemäße  Ent- 
wicklung, für  die  innere  Konsolidierung  und  das  äußere  An- 
sehen des  Deutschen  Techniker-Verbandes  getan  worden  sei. 
Ein  kräftiges  Hoch  auf  den  Deutschen  Techniker- Verband  gab 
Zeugnis,  daß  mit  dieser  Ueberzeugung  die  Vorstandsmitglieder 
von  der  gastfreundlichen  Stätte  schieden. 


Heft  1  der  D.  T.-Z.  1911  gesucht! 

Sollte  einer  unserer  Leser  Heft  1,  Jahrgang  1911,  entbehren 
können,  so  bitten  wir,  uns  dieses  freundlichst  zurücksenden,  oder 
an  das  zuständige  Postamt  zurückgeben  zu  wollen. 

Im  voraus  besten  Dank. 

Die  Verbandsleitung. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daU  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,U.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  lllir  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskript?  müssen  auf  bssondercn,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eir,r;ercicht  werden.  Bei  jeder  t;inscndun..T  ist  am  Kopfe 
suszulullen:  ^  Vrs.  ^  Vorsit«nder,  V.  u.  O.  =  Versammlunsrsiai;  und  Ort, 
—  örlefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
•'Ji'l  aoerhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen, 
für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen. 
Bayer.  Techniker-Verband.  Br.-A. :  Architekt  J.  Bender, 
München,  Arnulfstr.  26,  Contorhaus,  Zimmer  65.  —  Nach  Be- 
schluß der  Gesamtvorstandssitzung  unserer  Bayer.  Landesver- 
waltung vom  28.  Januar  1911  findet  am  Sonntag,  19.  Februar, 
vorm.  101/2  Uhr,  im  Cafe  „Zentral"  in  Nürnberg,  Karo- 
linenstraße Nr.  23  eine  gemeinsame  Konferenz  der  Vereins- 
vorstände und  Einzelmitgliedervertreter  mit  der  Verbandsleitung 
statt,  um  zu  den  wichtigsten  Tages-  und  Standesfragen  Stellung 
zu  nehmen.    Die  Tagesordnung  ist  folgende:   1.  Der  Deutsche 


Techniker-Verband,  seine  Aufgaben  und  Wege  in  Zukunft. 
Referent  Herr  J.  Bender,  München.  2.  Stellungnahme  zur 
staatl.  Pensions  -  und  Hinterbliebenen-Versiche- 
rung der  Privatbeamten.  Ref.:  Herr  Karl  Ziegler, 
München.  3.  Das  gewerbliche  Fortbildungsschulwesen  und  die 
Gewerbelehrerfrage.  Ref.:  Herr  M.  Mayer,  München.  4.  Ge- 
schäfts- und  Kassenbericht  über  das  Jahr  1910.  5.  Bestimmung 
des  Zeitpunktes  der  nächsten  Delegiertenversammlung.  6.  Ver- 
schiedenes und  Anträge.  Um  vollzähliges  Erscheinen  wird 
dringend  gebeten,  denn  es  ist  notwendig,  zu  diesen  wichtigen 
Fragen  die  Meinung  aller  Vereine  kennen  zu  lernen. 

Bezirhsverwaltunzen 
Westpreußen.  Bei  der  am  15.  Januar  d.  J.  erfolgten  Neu- 
wahl des  Vorstandes  der  Bezirksverwaltung  Westpreußen  des 
D.  T.-V.  wurden  die  in  Frage  kommenden  Aemter  wie  folgt 
besetzt:  Ingenieur  Schmidt-Danzig-Langfuhr,  Vorsitz.;  Architekt 
Kirchner-Danzig,  1.  Schriftführer;  Architekt  E.  Schulz-Danzig- 
Langfuhr,  Stellen  vermittler;  Ingenieur  Weiher,  Oliva,  2.  Schrift- 
führer;   Ingenieur  Hähnel-Danzig,  Kassierer. 


110 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  7 


Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Bad  Kissingen.  Techniker-Verein.  Die  Neuwahl 
des  Vorstandes  in  der  Generalversammlung  vom  19.  Janunr  ;;;ab 
folgendes  Resultat:  1.  Vorstand  Herr  Koil.  Ed.  Seh  weit;  lio,  er; 
2.  Vorstand  Herr  Koll.  L.  Waldschütz;  1.  Schriftführer  Herr 
Koil.  W.  Volp;  2.  Schriftführer  Herr  Koll.  O.  Gläser;  1.  Kas- 
sierer Herr  Koll.  E.  Heim. 

Berlin.  Vereinigung  Berliner  Technii<er. 
In  der  am  Dienstag,  31.  Januar,  stattgehabten  außerordentlichen 
Versammlung  mit  der  Tagesordnung:  „Wie  verh?.I.en  sich  unsere 
Mitglieder  zu  der  gewerkscha  tlichen  Richtung  des  Verbandes?" 
gelangte  nachfolgende  Resolution  zur  Annahme: 

„Die  Mitgliederversammlung  des  V.  B.  T.  nahm  Kenntnis 
von  der  Auslegung,  die  das  Verbandsprogramm  durch  die 
jüngste  Entschließung  des  Gesamtvorstandes  gefunden  hat, 
ebenso  von  den  Darlegungen  der  leitenden  .  Verbandsbeamten 
zu  diesem  Zweck.  Sie  heißt  die  hier  geforderte  gewerkschaft- 
liche Standesarbeit  gut  und  verpflichtet  sich,  in  diesem  Sinne 
zu  wirken." 

Berlin.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Ingenieur 
F.  Schneider,  Charlottenburg,  Brauhofstr.  4.  Die  Besichtigung 
der  Urnenhalle  des  Vereins  für  Feuerbestattung  auf  dem  städt. 
Friedhof,  Gerichts-tr.  37/38  (in  der  Nähe  des  Nettelbeckplatzes 
und  der  Müllerstraße),  mit  gleichzeitigem  informatorischen  Vor- 
trag, findet  am  Sonntag,  IQ.  Februar,  vormittags  präzis  10  Uhr, 
statt.  Die  Teilnehmer  wollen  mit  Rücksicht  auf  den  Vortrag 
(Einführung  der  Feuerbestattung  in  Preußen)  pünktlich  er- 
scheinen. Die  Besichtigung  dieses  neuzeitlichen  Berliner  Bau- 
werks ist  wegen  der  hervorragenden  Ausführting  außerordent- 
lich interessant. 

Celle.  Technischer  Verein.  In  der  am  11.  Januar 
stattgefundenen  Hauptversammlung  wurde  der  Jahresbericht  pro 
1910  verlesen.  Dtr  Vorstand  setzt  sich  nunmehr  zusammen 
aus  den  Herren:  Archit.  K.  Zähle,  Vorsitzender;  Stadtbauführer 
Helms,  Schriftführer;  Stadtbauführer  Preusse,  Kassierer.  Zu 
Vertretern  wurden  gewählt  die  Herren  Bauführer  Strutz,  Kgl. 
Bausekretär  Reusch  und  Stadtbauführer  Draugmeis'er.  Obmann 
der  Stellenvermittlung  ist  Herr  Archit.  Alb.  Wesch,  Breite  Str.  17. 
Die  Vereinsbeiträge  betragen  6  M  pro  Jahr.  Hauptversamm- 
lungen finden  jeden  1.  Mittwoch  im  Monat  im  Restaurant  Trüller 
(Allerbrücke)  statt. 

Danzig.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Arch. 
Wilhelm  Jacob,  Danzig,  Karmelitergasse  4.  —  Am  Mittwoch, 

15.  Februar  d.  ).,  abends  9  Uhr,  Vereinsversammlung  im  Restau- 
rant Hohenzollern,  Langenmarkt.  Vortrag  des  Koll.  Ingenieur 
Strecker  über:  a)  Geschichtliches  und  Entwicklung  des  Tal- 
sperrenbaues, b)  Der  Talsperrenbau  in  Ruthken,  erläutert  durch 
80  zum  Teil  kolorierte  Lichtbilder.  Wir  bitten  unsere  Mitglieder 
um  zahlreiches  Erscheinen.  Einzelmitglieder  und  Freunde  un- 
seres Verbandes  sind  freundlichst  eingeladen. 

Diedenhofen.  Technischer  Verein.  In  der  Haupt- 
versammlung im  Monat  Januar  1911  wurden  als  neuer  Vorstand 
gewählt:  1.  Vorsitzender:  Architekt  G.  Lichtensteiger;  2.  Vor- 
sitzender: Bauassistent  E.  Knaf;  1.  Schriftführer:  A.  Radtke, 
städt.  Bausekretär;  2.  Schriftführer:  A.  Biedermann,  Kultur- 
Aufseher;  als  Beisitzer:  A.  Boppert,  städt.  Tiefbautechniker,  und 
A.  Kreis,  Fortifikationstechniker.  Der  Verbands-  und  Vereins- 
beitrag beträgt  ab  1.  Januar  1911  24  M  jährlich.  Nächste  Ver- 
sammlung Samstag,  11.  Februar  d.  J.  Die  Kollegen  ersuchen 
wir,  an  allen  Veranstaltungen  des  Vereins  und  des  Verbandes 
regen  Anteil  zu  nehmen. 

Düsseldorf.    Technischer  Verein.    Am  Donnerstag, 

16.  Febr.  er.  (siehe  Jahrbuch),  findet  im  Vereinslokal  Restaur. 
Rheinhof,  abends  8^/4  Uhr,  ein  Vortrag  statt.  Das  Referat 
hat  Koll.  Arn  rieh  übernommen,  und  zwar  wird  ein  allgemeiner 
Bericht  über  sozialpolitische  und  organisatorische  Vorgänge  im 
letzten  Quartal  e  st  ttet  wer  !en.  Wir  b  tten  um  rege  Beteüigung. 
—  Sollte  ein  Kollege  noch  nicht  im  Besitze  eines  Jahrbuches 
sein,  so  wird  um  Mitteilung  gebeten. 

Erfurt.  Technischer  Klub.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Carl 
Schmidt,  Architekt,  Erfurt,  Nachoder  Str.  18  1.  V.  u.  O.:  Jeden 
1.  und  3.  Dienstag  im  Monat  im  Hotel  „Weißes  Roß".  —  Zu  • 
dem  Freitag,  17.  Februar,  im  großen  Saale  des  ,,Preußisclien 
Hof"  stattfindenden  Vortrag  des  Herrn  Koll.  Schönstedt  Lulen 
wir  die  geehrten  Mitglieder  nebst  werten  Damen  hö.Iichst  ein. 
Thema:  1.  Teil:  „Von  der  Entstehung  des  Luftschiffes  bis 
zur  Luftflotte",  mit  Lichtbil Jern.  2.  Teil':  Rezila;ion  von  „Wil- 
helm Busch",  ebenfalls  mit  Lichtbildern.  Eingeführte  Gäste 
herzlich  willkommen. 

l- rank  fürt  a.  M.  T  e  c  h  n  i  s  c  h  e  r  K  1  u  b.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Oberinspektor  Hans  Zimmermann,  Rhönstr.  29.  —  Laut  Beschluß 
der  Generalversammlung  besteht  der  Vorstand  für  das  Jahr  1911 
aus  folgenden  Herren:  Oberinspektor  Hans  Zimmermann,  1.  Vor- 


sitzender; Ingenieur  G.  A.  Gehrig,  2.  Vorsitzender;  Bautechn. 
Philipp  Jordan,  1.  Schriftführer;  Inspektor  Wilhelm  Schüft, 
2.  Schriftführer;  Bauingenieur  Claus  AAeyer,  Kassierer;  Bau- 
techniker Georg  Kann,  .  rchiv;ir;  Ins^e'  tor  Arthur  Fifcl  er,  Bei- 
sitzer, Ingenieur  Wilhelm  Knorr,  Beisit  er.  Vereinsvertreter 
bei  der  Mittelrheinischen  Bezirksverv  aitu  ig  sind  die  Herren 
Ingenieur  G.  A.  Gehrig  und  Architekt  Walter  Amende.  Die 
Generalversammlung  hat  die  Vereinsbeiträge  auf  vierteljährhch 
5,50  M  festgesetzt,  so  daß  keine  Erhöhung  der  seitherigen 
Gesamtbeiträge  eintritt.  Die  Vereinsabende  fi  iden  regelmäßig 
Freitag  abend  SVl-  Uhr  im  Restaur.  „Haerle    Gce.hestraße,  statt. 

Graudenz.  Vereinig.  Graudenzer  Techniker. 
Laut  Versammlungsbeschluß  vom  6.  Januar  1911  führen  fol- 
gende Kollegen  den  Vorsitz:  1.  Vorsit ender:  Nähring,  Ingen., 
Graudenz,  Lindenstr.  13;  2.  Vorsit  ender:  Schönel  e.k,  Archit., 
Graudenz,  Alte  Str.  13;  1.  Schriftführer:  Ebel,  Bautechniker, 
Graudenz,  Courbiere-Straße  15;  2.  Schri.t.uhrer:  Schattner,  Ar- 
chitekt, Graudenz,  Schumacherstraße  15;  Kassierer:  Wolf,  Ar- 
chitekt, Graudenz,  Alte  Straße  13.  Br.-A.:  1.  Vors.  Nähring, 
Ingenieur,  Graudenz,  Lindenstraße  13. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  Am  3.  Januar  d.  J. 
fand  unsere  diesjährige  Generalversammlung  statt,  bei  welcher 
die  Neuwahl  verschiedener  Vorstandsmitglieder  mit  folgendem 
Resultat  vorgenommen  wurde:  1.  Vorstand:  Herr  Koll.  Wilh. 
Weiß,  Karlsruhe,  Blumenstraße  25;  2.  Vorstand:  Herr  Kollege 
Ed.  Müller,  Karlsruhe,  Scheffelstraße  55;  Bibliothekare:  Herr 
Kollege  Fried.  Bächler  und  Herr  Kolle-re  Georg  Koch;  ferner 
wurden  als  Vertreter  in  den  Bad.  Landesverband  Herr  Kollege 
Wilh.  Weiß  und  Herr  Kollege  Jos.  Hanry  gewählt. 

Kiel  Techniker-Verein.  Vors. :  Otto  Behrens,  Ing., 
Kiel,  Fährstraße  7.  Nächste  Mitgliederversammlung  Donnerstag 
den  16.  Februar  8V2  Uhr  abends,  Kiel,  Falkstraße  12,  „Restau- 
rant Patzenhofer".  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung  von 
der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Eingänge.  4.  Ver- 
bandsangelegenheiten. 5.  Vertreterwahl  der  Vereinsvertreter  im 
erw.  Bez.-Vorstande.  6.  Bezirkstag  19.  Februar,  Lübeck,  a)  Ent- 
gegennahme von  Anträgen  zum  Ec/'.-Tage;  b)  Vorsehl  gswahlon 
für  den  ausgeschiedenen  Vorstand  der  Bez.-Verwaltung.  1.  Er- 
satzwahl für  den  1.  Vorsitzenden.  2.  Neuwahl  für  den  1.  Schrift- 
führer. 3.  Ersatzwahl  für  den  Gruppen-Vertreter  der  Gruppe  C. 
c)  Delegiertenwahl.  7.  Sonstiges.  Wegen  der  Wichtigkeit  der 
Punkte  4  und  5  der  vorstehenden  Tagesordnung  erbitten  wir 
möglichst  vollzählige  Beteiligung  zu  dieser  Ve  sanmiung,  ebenso 
wäre  die  Teilnahme  einer  Anzahl  der  verehrlichen  Mitglieder 
zu  dem  Bezirkstage  in  Lübeck  erwünscht.  Gleichzeitig  geben 
wir  unseren  Mitgliedern  bekannt,  daß  die  Neuinventarisierung 
unserer  Bücherei  vorgenommen  ist  und  die  Wiederausgabe  von 
Büchern  ab  heute  erfolgt.  Außerdem  nehmen  wir  Gelegenheit, 
auf  die  am  Dienstag  den  21.  Februar  d.  J.  abends  8'/,  Uhr  in 
Kiel  im  „Patzenhofer",  Falkstraße  12,  stattfindende  öffent- 
liche Versammlung  aufmerksam  zu  machen,  in  der  unser 
Verbandsbeamter  Herr  Architekt  K  a  u  f  m  a  n  n  ü'  er  „D  i  e  w  i  r  t- 
schaf  tlichen  Kämpfe  der  technischen  Privat- 
angestellten, unter  besonderer  Berücksichtigung  der  in 
Marinebetrieben  beschäftigten  Techniker  '  sprechen  wird.  Kein 
Kollege  darf  dieser  Versammlung  fernbleiben.  Es  sind  vor 
allen  Dingen  unorganisierte  Kollegen  mitzubringen,  wie  diese 
ja  stets  zu  unseren  Veranstaltungen  willkommen  sind. 

Königsberg.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Eisen- 
bahnbauassistent Ruhmann,  Philosophendammgasse  Nr.  3.  — 
In  der  am  5.  Januar  statlgefundenen  Ger.eralversanmilung  wurde 
der  Jahresbericht  verlesen.  Der  neue  Vorstand  setzt  sich  zu- 
sammen aus  den  Herren:  Ing.  Hohler,  Ehrenvorsitzender; 
Eisenbahnbauassistent  Ruhmann,  1.  Vorsitzender;  Eisenbahn- 
Betriebsingenieur  Preller,  2.  Vorsitzender;  Hochbautechniker 
Reining,  i.  Schriftführer;  Eisenbahntechi.iker  Reich,  2.  Schrift- 
führer; Hochbautecimiker  Jeckstics,  Kassierer;  Hochbautechniker 
Josupe'it,  Bücheru  art;  Maurer.meister  Lu  terbcrg  und  Hochbau- 
techniker Romeyke,  Beisitzer.  Die  Vereinsbeiträge  sind  auf 
4  M  pro  Jahr  festgesetzt.  Die  Sitzu,-:?en  finden  im  Vereinslokal 
Jubiläumslialle,  Koppenstraße,  statt,  im  w'.'.itcr  jeden  Donners- 
tag nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats  und  im  Sommer  am 
Donnerstag  nach  dem  1.  jeden  Monats,  abends  8V2  Li'i." 

Lörrach.  Technischer  Verein  Oberbaden.  Der 
Verein  zählt  zurzeit^20  Mitglieder,  davon  sind  16  Verbandsmit- 
glieder. Die  in  der' Gene: älvcrsaminlung  vom  21.  Januar  1911 
vorgenommenen  Neuwahlen  hatten  folgendes  Ergebnis:  Karl 
Scheidt,  1.  Vorsitzender;  Franz  Jcgcrst,  Architt-kt.  2.  Vorsitzender; 
Paul  Schmidt,  Ingenieur,  Kassierer;  Hubert  Te.isch,  Bautechniker, 
Schriftführer;  a!Ie  in  Lörrach.  Jakob  Mennsdorf,  Geschäfts- 
führer in  Haltingcn  als  Beisitzer.  Die  Vercinsabende  finden 
vom  1.  Februar  ab  alle  14  Tage  Mittwochs  statt.  Neu  auf- 
genommen wurden  Werkmeister  Hug  in  Lörrach  und  L.  Klein- 
bub, Bautechniker  in  Kandern.  Nächster  Vereinsabend  A\itt- 
woch,  15.  Februar  1911. 


Heft  7 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


III 


München.  Techniker-Verein.  Brie'adr. :  J.  Bender, 
Architekt,  München.  Kontorhaus:  Arnulfstraße,  Zimmer  65.  Am 
Dienstag,  14.  Febr.,  fällt  der  Vereinsabend  aus,  da  am  Mittwoch 
den  15.  Februar,  abends  8'/^  Uhr,  im  Saale  des  ,, Wittelsbacher 
Gartens"  die  „Volksvvirtschaftl;che  Gese!L-chaft"  einen  Vortrags- 
abend abhält,  in  welchem  Herr  Dr.  L  e  d  e  r  e  r  -  Heidelberg, 
Redakteur  des  Archivs  für  Sozialwissenschaft,  sprechen  wird 
über-  „Das  Problem  der  Privatbeamte  nbewe- 
g  u  n  g".  Unsere  Mitglieder  sind  hierzu  freundlichst  cinge'aden 
und  bitten  wir  um  zahlreiche  Beteiligung.  In  der  letzten  Vertias- 
versammlung  hielt  Herr  Kollege  und  2.  Vorstand  Karl  Ziegler 
einen  sehr  interessanten  Vortrag  über:  „Alter  und  neuer 
Mittelstand",  an  welchen  sich  eine  lebhafte  Diskussion 
anschloß,  die  zeigte,  daß  die  Mitglieder  den  sozialpolitischen 
Fragen  reges  Interesse  entgegenbringen. 

Nordhansen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  und 
Briefadr. :  Ing.  M.  Weiß,  Nordhausen,  Friedrichstr.  12.  Jeden 
Donnerstag,  abends  872  Uhr,  Versammlung  im  „Bürgerbräu". 
Jeden  Sonntag,  vormittag  von  IIV2  "-'hr  ab,  Frühschoppen  im 
Cafe  Dietze. 

Nürnberg.  Techniker-Verein.  Auf  Beschluß  der 
letzten  Monatsversammlung  findet  am  Mittwoch,  1.  März,  abends 
8  Uhr,  eine  außerordentliche  Hauptversammhmg  im  Billard- 
zimmer des  Restaur.  Theodor  Körner,  Insel  Schüft,  mit  folgender 
Tagesordnung  statt:  1.  Protokoilbericht.  2.  Neuaufnahmen. 
3.  Einlauf.  4.  Verschiedenes.  5.  Satzungsänderungen.  6.  Ver- 
schmelzung mit  den  Vereinen  Kraft  und  Licht  und  Technischer 
Club,  Nürnberg.  7.  Wahl  eines  1.  Vorstandes  und  eines  1.  Kas- 
siers im  Falle  der  Ablehnung  des  Punkt  6  der  Tagesordnung. 
Im  Interesse  eines  jeden  Mitgliedes  liegt  es,  zu  dieser  Versamm- 
lung zu  erscheinen.  Ferner  machen  wir  darauf  aufmerksam, 
daß  am  Sonntag,  19.  Februar,  eine  Delegierten-Konferenz  des 
Bayer.  Techniker-Verbandes  im  Cafe  Zentral  hier  stattfindet. 
Es  sind  dort  sehr  interessante  Debatten  zu  erwarten  und  fordern 
wir  auch  hier  unsere  Mitglieder  zu  recht  zahlreichem  Besuch  auf. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Der  für 
Dienstag,  14.  Februar,  vorgesehene  Lichtbildervortrag  unseres 
Vorsitzenden  findet  erst  am  Dienstag,  14.  März,  statt,  auch  muß 
der  in  Aussicht  genommene  Agitationsvortrag  eines  unserer 
Verbandsbeamten  auf  einen  späteren  Termin  verschoben  werden. 
Dafür  findet  Dienstag,  14.  Februar,  abends  87,  Uhr,  im  Hotel 
„Kn  ser  Friedrich"  eine  Hauptversammlung  statt.  Tagesord- 
nung: 1.  Sitzungsbericht.  2.  Eingänge  und  Briefwechsel.  3.  Be- 
richt über  die  Gesamtvorstandssitzung  der  Mitlelrheinischen  Be- 
zirks-Verwaltung in  Frankfurt.  4.  Beiträge.  5.  Agitation, 
ö.  Verschiedenes. 

Osnabrück.  Technische  Vereinigung.  Br.-A. : 
E.  Siebel,  Langestr.  65.  Am  1.  Mittwoch  im  Monat  Haupt- 
versammlung abends  872  Uhr  im  Vereinslokal  Zentral-Hotel. 
Sonntags  von  11—1  Uhr  Frühschoppen  daselbst.  Am  Mittwoch, 
25.  Januar,  hielt  Kollege  Biebel  einen  Vortrag  über  „Burgen- 
bauten". Die  interessanten  Ausführungen  des  Kollegen  Biebel 
fanden  ungeteilten  Beifall  und  wurden  von  der  Versammlung 
mit  'Dank  aufgenommen.  Gäste,  insbesondere  im  Verband  noch 
nicht  organisierte  Kollegen,  sind  zu  unseren  Versammlungen 
usw.   stets  willkommen. 

Posen.  Techniker-Vereinigung.  Geschäftsstelle : 
Bitterstraße  26  II.  Versammlung  jeden  ersten  und  dritten  Frei- 
tag im  Monat  bei  Mandel,  Berliner  Straße  19 1.  Die  nächste 
Versammlung  findet  bei  Mandel,  Berliner  Straße  19  I.  am  Freitag, 
17.  Februar,  abends  9  Uhr,  statt.  Tagesordnung:  1.  Aufnahmen. 
2.  Rechenschai'tsbericht  für  das  Jahr  1910.  3.  Wanderversamm- 
lung anläßlich  der  Ausstellung.  4.  Verschiedenes.  Beiträge 
werden  in  allen  Versammlungen  entgegengenommen  und,  soweit 
sie  nicht  bis  zum  1.  März  entrichtet  sind,  zu  Lasten  der  Mit- 
glieder durch  Boten  oder  die  Post  eingezogen. 

Reutlingen.  Tech  n.-V  e  r  e  i  n.  Am  Mittwoch,  25.  Jan., 
fand  die  Generalversammlung  statt,  in  welcher  die  Mitglieds- 
beiträge auf  den  Einheitspreis  der  Württemb.  Landesverwaltung 
von  5,25  M  pro  Quartal  festgelegt  wurden.  In  den  Vorstand 
wurden  folgende  Mitglieder  gewählt:  Herr  Max  Boehm,  Ing,,  als 
1.  Vorsitzender;  Herr  Hans  Ottmann,  Ing.,  als  2.  Vorsitzender; 
Herr  Richard  Schulze,  Ing.,  als  Schriftführer;  Herr  Robert  Eber- 
bach, Masch.-Techn.,  als  Kassierer;  Herr  Eugen  Angerbauer, 
Bauwerksmeister,  als  Beisitzer. 

Sonneberg,  S.-M.  Technischer  Verein.  Vors.  u. 
Br.-A.:  Robert  Glaser,  Bauassistent,  Sonneberg,  Coburger 
Straße  23.  —  Am  14.  Januar  fand  unsere  diesjährige  Haupt- 
versammlung statt.  Der  Jahresbeitrag  pro  1911  wurde  durch 
Beschluß  der  Versammlung  mit  22  M  festgesetzt.  Bei  der 
Vorstandswahl  wurden  gewählt:  Kollege  Glaser,  1.  Vorsitzen- 
der; Kollege  Zahn,  2.  Vorsitzender;  Kollege  Herbarth,  Schrift- 
führer; Kollege  Schreiber,  Kasserer.  Die  Versammlungen 
finden  regelmäßig  jeden  2.  Sonnabend  im  Monat  im  Verei  islokal 


Hotel  Kaiserhof  statt.  Zu  der  am  11.  Februar  stattfindenden 
Versammlung  werden  die  Kolief  en  nochmals  besonders  auimcrk- 
sam  gemacht  und  um  zahlreiches  Erscheinen  ersucht. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Rudolf  Golle, 
Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Vereinsabend  jeden  Donnerstag 
im  Restaurant  „Neubauer"  Pölitzerstraße  14.  —  Es  l  egen  fol- 
gende Zeitschrilten  aus:  Deutsche  Techniker-Zeitung,  Zeitschrift 
des  Vereins  deutscher  Ingenieure,  Journal  für  Gasbeleuchtung, 
Schiffbau,  Maschinenmarkt  und  das  Polytechnikum.  —  Die 
nächste  Hauptversammlung  findet  am  2.  März  statt.  —  Ende 
Februar  veranstaltet  der  D.  T.-V.,  Bez.- Verwaltung  Pommern, 
einen  Vortragsabend  und  verweisen  wir  auf  das  Inserat  in  der 
hiesigen  Tagespresse. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Chemnitz.  „Bauhütte".  Freitag,  17.  Februar,  abends 
punkt  ^Iß  Uhr,  Vortragsabend  mit  Damen  im  Börsensaal  der 
Linde  (Vortragssaal  des  Photo-Klubs).  Herr  Prolessor  Walde- 
mar Pfalz,  Architekt  und  Baumeister,  spricht  über  „Die  Ver- 
wendung des  Eisenbetonbaues  im  Hochbau"  mit 
zahlreichen  Lichtbildern.  Die  Anwesenheit  aller  MitgLedtr  wird 
erwartet.  Weiter  werden  die  Mitglieder  noch  auf  die  am 
20.  Februar,  abends  7  9  Uhr,  im  Saale  des  Hotels  „Roter  Hirsch" 
stattfindende  Jahres-Hauptversammlung  der  Bezirksverwaltung 
Chemnitz  aufmerksam  gemacht.  Besondere  Einladungen  dazu 
ergehen  noch. 

Dresden.  „D  resdner  Bauhütt  e."  Vereins'okal :  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  II.  Donnerstag,  16.  heDiuar,  findet 
ein  Vortragsabend  mit  Damen  statt.  Herr  Bauamtmann  Dr. 
Langenegger  wird  über:  „Ausgrabungen  auf  den  Ruinen  der 
alten  Königstadt  Babylon"  sprechen.  An  der  Hand  von  Licht- 
bildern wird  der  Herr  Referent  ein  interessantes  Bild  von  den 
Ausgrabungen  geben.  Die  Mitglieder  werden  ersucht,  sich  mit 
ihren  Damen  recht  zahlreich  einzufinden.  Gäste  sind  aufs 
herzlichste  willkommen.  Weiter  werden  die  Mitglieder  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  an  den  Vereinsabenden  beim  1.  Vor- 
sitzenden Druckschriften  betr.  das  Privatbeamten-Pensionsgesetz 
erhältlich  sind. 

Dresden.  Bauwissenschaftl.  Verein  „M  o  t  i  v". 
Briefadresse:  Baume  s'er  Eucen  Pönisch,  Dresden  30,  Schützen- 
hofstr.  11.  In  der  letzten  Jalireshauptversammlung  gelangte  der 
Jahresbericht  pro  1910  zur  Verlesung.  Von  einer  Neuwahl  des 
Vorstandes  wurde  in  Anbetracht  der  am  1.  April  erfolgenden  Ver- 
schmelzung mit  dem  Bruderverein  „Bauhüt  e  '  Abstand  genom- 
men. Mittwoch,  15.  Februar,  abends  8  Uhr  beginnend,  findet 
im  Vereinslokal  Gewerbehaus  Monatshauptversamm- 
lung mit  Vortrag  statt.  Pünktliche  Anwesenheit  aller  Ve-eins- 
kollegen  ist  dringend  erforderlich.  Auch  wird  um  Einführung 
von  Berufskollegen,  die  dem  Verein  noch  nicht  angehören,  ge- 
beten. Tagesordnung:  1.  Eingänge  und  Geschäftliches.  2.  Etat- 
festsetzung. 3.  Programmentwickelung  über  demnächst  ge-  • 
plante  Veranstaltungen  durch  die  Obmänner  der  verschiedenen 
Ausschüsse.  4.  Bericht  des  1.  Vorsitzenden,  Kollegen  Pönisch, 
über  die  Tätigkeit  des  techn.  Wahlvereins  für  Reichs-,  Staats-, 
Gemeinde-  und  Privattechniker,  sowie  über  die  Landesverwal- 
tungshauptversammlung. 5.  Vortrag  des  Kollegen  Mager  über 
den  Stand  der  Pensionsversicherung  der  Privat- 
angestellten. Anschließend  Debatte  über  den  Regierungs- 
gesetzentwurf.   6.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Br.-A.:  Ingenieur  Hugo 
Förtsch,  Leipzig-Gohlis,  Schkeuditzer  Straße  19.  Versammlung 
jeden  Mittwoch  abend  7,9  Uhr  im  Vereir.slokal :  Rest.  Bayrische 
Krone,  Jakobstr.  2.  Gäste  jederzeit  herzlichst  willkommen.  Mitt- 
woch, 15.  Febr.  er.:  Außerordentliche  General-Versammlung. 

München.  Maschinen  -  und  Elektrotechnischer 
Verein.  In  unserer  letzten  Monatsversammlung  hielt  Herr 
Ingenieur  Karl  Menchen,  Blumenstraße,  einen  sehr  lehrreichen 
Vortrag  über  Patentwesen.  Der  Vortrag  e  de  schilderte  an  Hand 
von  Beispielen,  welche  Vor-  und  Nachteile  dem  Erfinder  bei 
Patentanmeldungen  und  -Verwertungen  erwachsen.  Die  Dis- 
kussion, an  welcher  sich  auch  zahlreiche  Gäste  beteiligten, 
war  sehr  lebhaft  und  belehrend.  Im  Anschluß  hieran  führte 
Kollege  Dörge  noch  einige  Beispiele  über  Kirchenberechnungen 
vor.  Am  21.  Februar  findet  wieder  ein  öficntlicher  Vortrag 
statt.  Das  Thema  wird  noch  bekannt  gegeben.  Wir  verweisen 
noch  auf  unsere  offenen  Stellen  im  Stellenanzeiger. 

Staatstechniker. 
Hamburg.      Verein      staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  15.  Februar  1911,  87,  Uhr  abends  prä- 
zise, in  den  Neustädter  Gesellscha  tssälen,  Valentiiiskamp  -10  42, 
stattfindende   Versammlung.     1.   Aufnahme    neuer  Mitglieder. 


112 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  7 


2.  Protokollverlesung.  3.  Geschäftliche  Mitteilungen.  4.  Anträge 
und  Wahlen.  5.  Besprechung  und  evtl.  Stellungnahme  zur  Ge- 
haltserhöhung der  Diätare.  6.  Bericht  über  den  am  22.  Jan.  d.  J. 
stattgefundenen  Bezirkstag.  7.  Verschiedenes.  Um  vollzähliges 
und  pünktliches  Erscheinen  wird  gebeten. 

Saarbrücken.  Eisenbahn  -  Techniker  -  Verein. 
In  der  Jahres-Hauptversammlung  am  7.  Januar  1911  gab  der 
Vorstand  einen  kurzen  Bericht  über  die  Tätigkeit  des  Vereins 
im  vergangenen  Jahre  und  über  die  Kassenverhältnisse.  Die 
nächste  Hauptversammlung  findet  statt  am  Samstag,  18.  Fe- 
bruar d.  J.,  abends  9  Uhr,  in  der  Tonhalle  zu  Saarbrücken  1. 
Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Sitzungsberichts  der  Jahres- 
Hauptversammlung.    2.  Wahl  des  1.  Vorsitzenden.    3.  Standes- 


(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

286  für  den  Neubau  eines  Gaswerkes  in  Quedlinburg 
sofort  ein  tüchtiger  Techniker,  gelernter  Maurer,  als  Bauaufseher, 
bis  32  Jahre  alt.  Stellungsdauer  ca.  l'/i  Jahr,  Gehalt  bis  160  M. 
Angebote  unter  286  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

287  für  ein  technisches  Bureau  für  Tiefbau  und  Vermes- 
sungswesen in  Breslau  baldigst  ein  in  der  Bearbeitung  von 
Fortschreibungsvermessungen  erfahrener  Vermessungstech- 
niker. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  287  an  die 
Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,  Breslau  8, 
Webskystraße  11. 

289  für  ein  Architekturbureau  in  Danzig  sofort  ein  Hoch- 
bautechniker, flotter  Zeichner,  für  Bureau.  Gehalt  von  150  M 
aufwärts.  Angebote  unter  289  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H. 
des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

290  für  ein  Architekturbureau  in  Gelsenkirchen  sofort  ein 
Techniker,  energischer  Bauführer.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  290  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  94. 

299  von  einer  Eisenbetonfirma  in  Offenbach  a.  M.  sofort 
ein  tüchtiger  Ingenieur,  sicherer  Statiker  und  Veranschlager, 
für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt  300  M.  Stellung  dauernd. 
Angebote  unter  299  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H. 
des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M|.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

300  von  einer  Schlosserei  und  Eisenkonstruktionswerkstätte 
in  Frankfurt  a.  M.  zum  1.  April  ein  Bautechniker,  20  bis 
30  Jahre  alt,  Eisenkonstrukteur  und  Kunstgewerbezeichner,  für 
Bureau,  Baustelle  und  Besuch  der  Kundschaft,  mit  Bureau-  und 
Werkstattpraxis.  Stellung  dauernd.  Gehalt  150  bis  200  M. 
Angebote  unter  300  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  wie 
unter  299. 

308  nach  Bielschowitz  in  Oberschlesien  sofort  ein  Hoch- 
bautechniker für  Abrechnungsarbeiten  auf  vier  bis  fünf  Wochen, 
Aussicht  auf  Weiterbeschäftigung  vorhanden.  Angebote  unter 
308  an  die  Hauptstelle  Bejrlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

309  für  ein  Baugeschäft  in  Pommern  sofort  ein  junger 
Bautechniker  für  Entwurfsbearbeitung,  Aufstellung  von  Vor- 
und  Massenberechnungen,  sowie  Kalkulationen  und  Abrechnun- 
gen. Einjährigen-Zeugnis  Bedingung.  Gehalt  120  M.  Angebote 
unter  309  an  die  Zweigsitelle  Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Bor- 
chert,  Barnimstraße  16  E. 

310  von  einer  Berliner  A.-G.  für  Städtereinigung  sofort  ein 
tüchtiger  Tiefbautechniker  als  Bauführer  für  einen  Eisenbahn- 
bau im  Rheinland.  Angebote  unter  310  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

311  für  ein  Baugeschäft  in  Bartenstein  i.  Ostpr.  sofort  ein 
tüchtiger,  zuverlässiger  Bautechniker,  im  Veranschlagen,  Ab- 
rechnen und  in  Bauleitung  durchaus  erfahren.  Slellung'dauernd. 
Gehalt  130  bis  160  M.  Angebote  unter  311  an  die  Zweigstelle 
Königsberg,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königs- 
eck 5. 

_  312  für  ein  größeres  Zimmerei-  und  Baugeschäft  in  Osna- 
brück sofort  ein  tüchtiger  Hochbautechniker,  Absolvent  einer 
Baugewerkschule,  gelernter  Zimmerer,  ledig  und  militärfrei. 
Stellung  dauernd.  Anfangsgehalt  130  bis  150  M.  Angebote 
unter  312  an  die  Zweigstelle  Osnabrück,  z.  H.  des  Herrn 
H.  Schütte,  Parkstraße  45. 

313  für  eine  Betonbaugesellschaft  in  Mainz  spätestens  zum 
15.  Februar    ein    gewandter   Eisenbetontechniker.  Stellung 


bewegung.  4.  Winterfest.  5.  Eingänge  und  Verschiedenes. 
Die  Mitglieder  werden  gebeten,  sich  recht  zahlreich  einzufinden. 

Landesvereiii    Mittl.    Sächsischer  Eiscnbahn- 
techniker.    Vrs. :    Bausekretär  K.  Tramm.   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A. :  E.  Klotzsche,  Bm.  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64.  —  Wir 
bitten  unsere  Chemnitzer  Vereinskollegen,  sich  recht  zahlreich 
an  der  am  19.  Februar  (Sonntag)  stattfindenden  Jahres-Haupt- 
versammlung des  Landesvereins  in  unserem  Vereinslokale  „Rest. 
Moritzburg"  zu  beteiligen.  —  Die  nächste  Versammlung  findet 
am  Donnerstag,  2.  März,  statt. 


dauernd.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin 
unter  313  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn 
J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

314  nach  Zabrze  (Oberschles.)  zum  1.  April  er.  ein  älterer, 
tüchtiger  und  selbständig  arbeitender  Bautechniker,  möglichst 
mit  oberschlesischen  Verhältnissen  vertraut.  Gehalt  bis  220  M. 
Angebote  unter  314  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

315  für  ein  Schornsteinbaugeschäft  in  Chemnitz  zum  1.  März 
oder  1.  April  ein  Techniker  oder  Ingenieur,  24  bis  28  Jahre 
alt,  mit  Erfahrungen  im  Schornsteinbau,  für  Bureau,  Reise  und 
evtl.  Baustelle.  Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  315  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

316  für  ein  Baugeschäft  in  Mülhausen  i.  Eis.  sofort  ein 
energischer,  tüchtiger  Bautechniker,  Elsaß-Lothringer,  nicht 
unter  26  Jahre  alt,  möglichst  mit  Kenntnis  der  französischen 
Sprache.  Stellung  dauernd.  Gehalt  bis  200  M.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  316  an  die  Zweigstelle  Mülhausen 
i.  Eis.,  z.  H.  des  Herrn  Ph.  Mayer,  Engel-Dollfußstraße  7. 

317  für  eine  Behörde  in  Unna  i.  Westf.  sofort  ein  Techniker 
auf  zunächst  sieben  Monate  zur  Aushilfe,  evtl.  Anstellung  als 
Stadtbauassistent  nicht  ausgeschlossen.  Angebote  unter  317  an 
die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

318  für  ein  Architekturbureau  in  Pforzheim  sofort  ein 
Bautechniker,  flotter  Zeichner,  Statiker  und  Bauführer,  in  der 
Ausarbeitung  von  Werkplänen  und  im  Veranschlagen  erfahren. 
Gehalt  170  bis  180  M.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  an 
Hrn.  Dahl,  Pforzheim,  Holzgartenstr.  133,  zur  Weiterbeförderung. 

319  für  eine  Zimmerei  mit  Sägewerk  in  Stendal  sofort  ein 
Bautechniker,  gelernter  Zimmerer,  für  Bureau  und  Baustelle, 
mit  Erfahrung  in  landwirtschaftlichen  Bauten.  Stellung  dauernd. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  319  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Lehmann,  Kaiserstraße  103. 

320  für  eine  Behörde  in  Beuthen  (Oberschles.)  sofort  ein 
lediger  Hochbautechniker,  Absolvent  einer  Königlichen  Bau- 
gewerkschule und  sicherer  Statiker,  zur  Unterstützung  bei  der 
Prüfung  von  Baupolizeigesuchen  und  örtlicher  Kontrolle  der 
Bauten.  Gehalt  180  M  und  20  M  Fahrradvergütung.  Stellung 
vorübergehend.  Angebote  unter  320  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

321  für  Eisenbahnbauarbeiten  in  der  Eifel  sofort  ein 
älterer,  erfahrener  Bauführer  von  einer  größeren  Baufirma  in 
Münster  i.  Westf.  Gehalt  240  bis  270  M.  Angebote  unter  321 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

322  für  den  Neubau  eines  Bankgebäudes  und  Posthauses 
in  Stolp  i.  Pomm.  zum  1.  April  ein  tüchtiger,  energischer 
Bauführer.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter  322  an  die 
Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Bordiert,  Barnimstr.  16  E. 

323  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Posen  sofort  ein  Bautech- 
niker, Absolvent  einer  Baugewerkschule,  auf  zwei  AAonate.  An- 
gebote mit  Geha'tsansprüchen  unter  323  an  die  Zweigstelle  Posen, 
z.  H.  des  Herrn   Bautechniker  König,   Bülowstraße  11. 

325  für  eine  Wasserbaubchörde  in  Birnbaum  zum  1.  März 
dieses  Jahres  ein  erfahrener  Tiefbautechniker  für  längere  Be- 
schäftigung. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  325  an 
die  Zweigstelle  Posen  wie  unter  323. 

326  für  ein  Architekturbureau  in  Bremen  sofort  ein  tüch- 
tiger Bautechniker,  flotter  Zeichner.  Gehalt  150  M  und  mehr. 
Angebote  unter  326  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  des  Herrn 
Otto  Krause,  Neustadts  Contrcscarpe  Nr.  70. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  j 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,    Heft  8  Schriftleitung   E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  18,  FcbrUarlOll 


lohalt:    Die  Sieger  —  Aus  der  Praxis  des  Heimatschutzes  —  Zur  Gefährlichkeit  des  Slaubes  —  Wirtschaft  und  Leben  —  Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  —  Aus 
der  Volkswirtschaftslehre  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Die  Sieger 


Ein  ungewöhnlich  lärmender  Artikel  steht  an  der 
Spitze  der  „Deutschen  Industriebeamten-Zeitung"  vom 
20.  Februar  1911.  Wir  verstehen  sehr  gut,  daß  lebhafte 
Krisengerüchte,  die  gegenwärtig  über  die  Leitung  des 
Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  Verbreitung 
finden,  ein  starkes  Gegengewicht  in  reklamehafter  Heraus- 
streichung weniger  tatsächlicher,  meist  aber  nur  fingierter 
Erfolge  bedürfen.  Wir  müssen  indessen  diese  neuen  Dar- 
bietungen ein  wenig  auf  ihre  Richtigkeit  untersuchen. 

Vor  allen  Dingen  ist  man  unserer  präzisen  Anfrage, 
wie  groß  die  Zahl  der  vom  Verbände  zum  Bunde  Ueber- 
getretenen  sei,  aus  dem  Wege  gegangen.    Die  Bundes- 
leitung muß  die  Zahl  selbstverständlich  genau  kennen, 
da  sie  Idie  Vergünstigungen,  welche  den  einzelnen  zu  ge- 
währen sind,  individuell  festzustellen  haben  wird,  wenn 
sie  es  überhaupt  ernst  mit  der  Erstattung  der  Verluste 
meint.    Demgegenüber  ist  die  Mitteilung  emes  verhältnis- 
mäßig starken  Mitgliederzuwachses  im  letzten  Quartal  IQIO 
ganz  unbehelflich.    Diese  Zahl  ist  angesichts  der  rück- 
sichtslosen Werbetätigkeit  des   Bundes    in    den  Winter- 
monaten an  sich  durchaus  nicht  überraschend,  der  Nach- 
k'eis  aber,  daß  die  Zunahme  sich  hauptsächlich  aus  Ver- 
andsmitgliedern   zusammensetze,   würde    die   von  uns 
wiederholt  ausgesprochene  Annahme  bekräftigen,  daß  die 
Werbekraft  des  Bundes  in  den  Kreisen  der  Unorganisierten 
isehr  nachläßt.    Demgegenüber  ist  der  gerin  g- 
ügige  Verlust  des  Verbandes  im  4.  Quar- 
al  1910  eine  selbstverständliche,  von  uns 
orausgesehene  und  in  den  Finanzplan  e in- 
esteilte Folge  der  Beitragserhöhung,  über 
ie  kein  Verband  hinwegkommt.     Erfreulicherweise  ist 


die  Zahl  von  2000,  die  wir  als  mutmaßlichen  Verlust 
eingesetzt  hatten,  auch  nicht  entfernt  erreicht  worden. 
Die  Beitragserhöhung  hat  uns  lin  den  beiden  letzten  Quar- 
talen einen  viel  geringeren  Verlust,  zusammen  kaum  1000 
Mitglieder,  gebracht,  der  gegenüber  den  nun  außerordent- 
lich verstärkten  Mitteln  des  Verbandes  auch  nicht  im  ge- 
ringsten in  die  Wagschale  fällt  und  der  schon  durch  den 
annähernd  gleichstarken  Mitgliedergewinn  seit  Beginn 
dieses  Jahres  wettgemacht  wird. 

An  einer  anderen  Stelle  des  löblichen  Organs  wird 
mit  unzureichenden  Mitteln  versucht,  eine  Notiz  der  „Deut- 
schen Techniker-Zeitung"  als  unwahr  hinzustellen,  weil 
sie  Tatsachen  verschweige.  Wir  können  diesen  Vor- 
wurf mit  viel  größerem  Rechte  Herrn  Sandrock  gegenüber 
aussprechen;  dieser  Herr  erwähnt  mit  keinem  Wort,  daß 
die  geringere  Zunahme  des  Verbandes  lediglich  auf 
die  Beitragserhöhung  zurückzuführen  ist. 
Mit  welchem  Recht  kann  er  noch  von  „Ehrlichen  Zahlen" 
sprechen,  mit  iwelchem  Recht  einem  anderen  den  Vorwurf 
machen,  er  jongliere  mit  Ziffern?  Aber  es  muß  doch 
wohl  etwas  daran  sein,  was  neulich  ein  Bundesredner 
in  Strelitz  anführte,  daß  der  Bund  grundsätzlich  mit  allen 
wirksamen  Mitteln  arbeite.  So  ist  die  Anmaßung  zu  er- 
klären, mit  der  man  hinter  einen  unserer  Quartalsberichte 
ein  Fragezeichen  zu  setzen  \vagt,  so  die  falsche  und 
irreführende  Mitteilung  über  unsern  Mit- 
gliederzuwachs 1909,  der  größer  als  jener 
des  Bundes  gewesen  ist. 

Jener  Redner  machte  freilich  in  einem  anderen 
Punkte  ein  überraschendes  Zugeständnis,  als  er  bedauerte, 
die  Zahl  der  außerordentlichen  Mitglieder  des  Bundes  an- 


Dritter  Deutscher  Privatangestellten -Tag! 

Sonntag,  am  19.  Februar  1911,  zu  Berlin  in  den  Sälen  der  „Neuen  Welt",  Hasenheide  108/114. 

Beginn  vormittag  Uhr.    —    Leitung:  Reif,  Vorsitzender  des  Hauptausschusses. 

Referate:   1.  Dr.  Thissen:  Zur  Lage.    2.  H.  Kaufmann:  Umfang  der  Versicherung.    3.  C.  Fischer:  Invaliditäts- 
begriff, Beiträge  und  Leistungen.    4.  H.  Bechly:  Organisation  und  Ersatzversicherungen. 

Es  handelt  sich  um  ein  Hohes,  um  ein  letztes,  entscheidendes  Wort  zu  der  großen  Frage  der  Sicherung  gegen  die 
Gefahren  des  Alters  und  der  Arbeitsunfähigkeit,  der  Sicherung  unserer  Witwen  und  Waisen. 

Wir  erwarten  daher,  daß  unsere  Mitglieder  in  Scharen  herbeieilen,  um  in  einer  eindrucksvollen  Kundgebung  der 
Oeffentlichkeit  zu  zeigen,  daß  der  Privatangestelltenstand  eine  Macht  ist,  die  Beachtung  fordert  und  verdient. 

Auf  nach  Berlin!  Die  Verbandsleitunz 

F inljl RL'Q rfpn  ^'"'^  notwendig  und  inzwischen  unseren  Mitgliedern  bereits  zugegangen. 
LllliauiVcll  LCI  l  Ql-i„j..  Eintrittskarte  kein  Zutritt!  ■ 


114 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  8 


zugeben  nicht  ermächtigt  zu  sein.  Auch  der  neue 
Siegesartikei  erwähnt  mit  keinem  Wort  die  Zahl  der  außer- 
ordentlichen Mitglieder,  &o  daß  heute  noch  niemand  klar 
sieht,  ob  der  Bund  sie  zu  seinem  Mitghederbestande 
rechnet  oder  nicht;  ebensowenig,  welches  die  Gliederung 
dieses  Mitgliederbestandes  ist,  der  sich  ja  wohl  aus  I  n  - 
dustriebcamten,  aber  nur  sehr  bedingt  aus  Tech- 
nikern zusammensetzt,  und  deshalb  so  viel  leichter  zu 
erweitern  ist  als  der  unsere  mit  seiner  scharfen  Abgrenzung, 

Wenn  somit  die  Zunahme  der  beiden  Verbände  in 
den  letzten  Monaten  auch  nicht  das  geringste  entscheiden 
kann,  iso  steht  auf  der  anderen  Seite  fest,  daß  die  Bundes- 
leitung allen  Grund  hat,  sich  von  dem  Hochmute,  der  ja 
vor  dem  Fall  kommen  soll,  frei  zu  halten.  Wenn  sie  die 
Geschichte  des  letzten  Jahres  überblickt,  so  wird  sie  fast 
nur  fehlgeschlagene  Unternehmungen  regi- 
strieren können.  Fehlgeschlagen  ist  die  mit  so 
vielem  Pomp  in  die  Welt  gesetzte,  ausschließlich  vom 
Bundesegoismus  diktierte  Agitation  für  Vereinigung  aller 
privatangestellten  Techniker  unter  Preisgabe  der  tech- 
nischen Beamten,  fehlgeschlagen  ist  die  Hoff- 
nung, den  Verband  niederzuringen,  dafür  gewachsen 
dessen  innere  Stärke  und  die  Mittel,  die  zur  Verwirklichung 
seines  energischen  sozialpolitischen  Programms  ihm  zur 
Verfügung  stehen.  Nachdem  diese  Versuche  gescheitert 
waren,  unternimmt  der  Bund  die  bekannten  Zersplitterungs- 
yersuche  in  den  Kreisen  der  kaufmännischen  Angestellten. 


Die  Niederlagen,  die  er  sich  hier  holte,  deuteten 
jedem  Wissenden  an,  daß  der  Bund  die  Stellung,  die  er 
einmal  in  der  Privatangestellten-Bevvegung  gehabt  hat, 
heute  nicht  mehr  besitzt.  Alle  kaufmännischen  Verbände, 
vom  D.  H.  V.  angefangen  bis  zum  Zentralverband,  wiesen 
die  Bemühungen,  die  kaufmännische  Angestelltenbewegung 
um  eine  neue  Organisation  zu  bereichern,  geschlossen  ab. 
Fehlgeschlagen  ist  endlich  die  destruktive  Agitation 
gegen  den  Hauptausschuß  für  die  staatliche  Pensions- 
versicherung, während  der  Verband  getreu  der  stets 
eingehaltenen  Richtlinie  heute  positiv  und  erfolgreich  an 
der  endlichen  Gestaltung  der  Pensionsversicherung  mit- 
wirken kann.  Dafür  arbeitet  der  Bund  zur  Abwechslung 
einmal  dem  Zentralverband  —  der  Industriellen  in 
die  Hände,  ebenso,  wie  er  dies  durch  Störung  u  n  - 
serer  Konkurrenzklausel-Versammlungen 
getan  hat. 

Wir  meinen,  das  sei  eine  ansehnliche  Buchung  von 
Verlusten.  Sie  alle  überragt  die  ideelle  Einbuße 
an  Ansehen,  welche  die  Folge  einer  skrupellosen  Agitation, 
einer  über  alles  Maß  gehenden  Zersplitterung  der  Tech- 
nikerbewegung  sein  mußte.  Solchen  Tatsachen  gegen- 
über vermögen  auch  einige  Mitgliedergewinne,  die  an 
sich  durchaus  im  Rahmen  des  Normalen  bleiben,  nichts 
auszurichten.  Es  wäre  verwunderlich,  wenn  das  Heer 
der  Bundesbeamten  nicht  wenigstens  diese  bescheidenen 
Erfolge  erreicht  hätte.  Vielleicht  150  Mitg'iedergewinnc 
kommen  auf  den  Mann,  —  das  ist  „Der  Sieg". 


Aus  der  Praxis  des  Heimatschutzes 

Von  Reg.-Baumeister  a.  D.  LAUTENSACK,  Stolberg  a.  Harz  (M.-Nr.  26  778) 


Die  Bestrebungen  des  Bundes  für  Heimatschutz  sind 
trotz  der  wachsenden  Erkenntnis  von  der  Notwendigkeit 
einer  unbedingten  Erhaltung  unseres  heimatlichen  Land- 
schaftsbildes leider  nicht  immer  von  Erfolg  gekrönt.  Wird 
in  vielen  Fällen  aus  Unverstand  gegen  die  Grundregeln 
einer  bodenständigen  Bauweise  gesündigt,  so  kommt  es 
andererseits  nur  zu  liäufig  vor,  daß  jedweder,  von  berufener 
Seite  unternommene  Versuch,  ein  Bauvorhaben  in  gesunde 
Bahnen  zu  lenken,  mißverstanden  oder  aus  irgendwelchen 
nichtigen  Gründen  im  Keim  erstickt  wird.  Gleichwohl 
gelingt  es  nicht  selten  auf  Umwegen,  einen  Entwurf  im 
Sinne  heimatlicher  Bauweise  umzugestalten  bezw.  durch 
einen  geeigneten  Gegenvorschlag  die  Errichtung  eines 
geschmacklosen  Bauwerkes  zu  verhindern. 

Auf  diese  Weise  ist  es  möglich  gewesen,  den  in  den' 
Abb.  3  bis  9,  12,  13  und  14  dargestellten  Neubauten  zur 
Ausführung  zu  verhelfen  und  'die  in  den  Gegenbeispielen 
(Abb.  1,  2,  10,  11,  15,  16)  ersichtlichen  Entwürfe  von  der 
Verwirklichung  endgültig  auszuschließen. 

Der  Entwurf  zu  einem  Pfarrhause  in  Straß- 
berg (Südharz)  —  zu  vergl.  Abb.  1  und  2  —  stammt 
von  einem  ortsansässigen  Bauunternehmer  und  war  aife' 
Massivbau  mit  Verblendsteinansichten  und  Zementplattcri- 
Dach  geplant,  so  daß  eine  weitere  Verschandclung  des 
ursprünglich  aus  Fachwerkhäusern  mit  Ziegeldächern  be- 
stehenden Ortes  unvermeidlich  gewesen  wäre.  Dadurch, 
daß  dieser  Entwurf  dem  Verfasser  des  vorliegenden  Auf- 
satzes zunächst  zur  Begutachtung  vorgelegen  hat,  geling 
es  noch  rechtzeitig,  die  Ausführung  der  geschmacklosen 
Planung  zu  verhindern  und  die  bauende  Gemeinde  zur 
Annahme  eines  Gegenvorschlages  (Abb.  3  und  4)  zu  be- 
wegen, dessen  Architektur  sich  dem  Dorfbilde  gefällig 


einzugliedern  versucht.  Inwieweit  dies  gelungen  ist,  mag 
die  Abb.  5  zeigen.  Bemerkt  sei  noch,  daß  der  erste  Ent- 
wurf auf  18  500  M  veranschlagt  wär,  während  der  aus- 
geführte Bau  nur  17  000  M  gekostet  hat.  Allerdings  ist 
aus  verschiedenen  Gründen  eine  erhebliche  räumliche  Ein- 
schränkung der  bebauten  Grundfläche  und  damit  eine  be- 
deutende Verminderung  der  Raumgrößen  bei  der  Aus- 
führung notwendig  geworden. 

Auf  ähnliche  Weise  ist  der  Ausführungs-Entwurf  zu 
einer  LadebankderStolbergerSchützengilde 
(Abb.  6  bis  9)  entstanden,  mit  dem  Unterschiede  jedoch, 
daß  der  erste,  von  einem  praktischen  Zimmermann  nach 
dem  ihm  geläufigen  Schema  aufgestellte  Entwurf  (Abb.  10 
und  11)  bei  einigen  einsichtsvolleren  Mitgliedern  der  Gilde 
wegen  der  unmittelbaren  Nähe  des  alten,  mit  einem  mäch- 
tigen Mansarden-Dach  versehenen  Schützenhauses  von 
Anfang"  an  gewisse  Bedenken  wachrief  und  dadurch  zur 
Einholung  eines  Gegenvorschlages  führte.  Aus  den  Abb.  6 
bis  9  geht  hervor,  in  welcher  Weise  der  Verfasser  sich 
seiner  Aufgabe  entledigte  und  insbesondere  tunlichste  Aus- 
nutzung des  Dachraumes  für  den  Einbau  von  Fremden- 
zimmern zu  erreichen  versucht  hat,  w^orauf  programm- 
mäßig besonderer  Wert  gelegt  werden  sollte.  Beide  Ent- 
würfe waren  auf  6000  M  veranschlagt;  die  bei  der  Aus- 
führung entstandenen  Mehrkosten  (etwa  1000  M)  sind 
durch  weitergehende  Ausgestaltung  (Errichtung  eines 
Schornsteines,  elektrische  Beleuchtung  usw.  des  zunächst 
nur  für  die  wärmere  Jahreszeit  geplanten  Häuschens  be- 
dingt gewesen. 

Einen  auch  in  anderer  Hinsicht  bemerkenswerten  Er- 
folg  stellt   die   kürzlich    vollendete  dreiklassige  Dorf- 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


115 


Abb.  2.   Erster  Entwurf 
{Unvorbildlich) 


Abb.  4.    Zweiter  Entwurf 
(Ausgeführt) 


Abb.  1.    Erster  Entwurf 
(Unvorbildlich) 


Abb.  3.    Zweiter  Entwurf 
(Ausgeführt) 


Abb.  1-4.    Pfarrhaus  zu  Straßburg  (Südharz) 


schuleinSundhausenbeiNordhausen  (Abb.  1 2 
bis  14)  insofern  dar,  als  hierbei  von  der  landesüblichen 
Gepflogenheit,*)  die  Lehrerwohnungen  über  den  Klassen- 
räumen anzuordnen,  zum  Vorteil  der  ganzen  Anlage  ab- 
gewichen worden  ist.  Der  erste  Entwurf  (Abb.  15  und  16), 
welcher  auch  im  vorliegenden  Falle  von  einem  orts- 
ansässigen Bauunternehmer  herrührte,  sah  über  einem  voll- 
kommen verfehlten  Grundriß  (Abb.  15)  drei  Lehrerwoh- 
nungen vor,  welche  manches  zu  wünschen  übrig  ließen. 
Entsprechend  geschmacklos  bauten  sich  die  Außenansichten 
(Abb.  16)  im  Kasernenstil  mit  gefugtem,  rotem  Verblend- 
steinmauerwerk, Zementplatten-Dach  usw.  auf.  Glück- 
licherweise bot  die  bereits  oben  angezogene  ministerielle 


•)  Zu  vergl.  Bau  und  Einrichtung  ländlicher 
Volksschulhäuser  in  Preußen,  herausgegeben  vom 
Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegen- 
heiten. —  Berlin  1895,  Wilhelm  Hertz  (Bessersche  Buchhandlung). 


Veröffentlichung  über  den  Bau  ländlicher  Schulhäuser*) 
eine  Handhabe  zur  Beanstandung  des  dem  Verfasser  dieses 
zur  Begutachtung  vorgelegten  Entwurfes.  Auch  der  auf 
Ersuchen  der  Gemeinde  vom  Verfasser  entworfene  Ab- 
änderungsvorschlag für  die  Außenansicht  (Abb.  17)  kam 
erfreulicherweise  nicht  zur  Ausführung.  Vielmehr  ging 
man,  wenn  auch  anfangs  wohl  nicht  ohne  Widerstreben, 


*)  Ueber  den  äußeren  Aufbau  ländlicher  Schulhäuser  heißt 
CS  darin: 

Die  äußere  Erscheinung  ländlicher  Schulhäuser  soll  schlicht 
sein,  bei  aller  Einfachheit  der  Eormen  aber  doch  den  öffent- 
lichen Zweck  des  Volksunterrichts  in  angemessener  Weise  er- 
kennen lassen.  Es  ist  deshalb  auch  bei  den  anspruchlosesten 
Bauten  dieser  Art  auf  gute  Breiten-  und  Höhenverhältnisse, 
auf  eine  schickliche  Verteilung  der  Fenster  und  Türen,  auf 
eine  entsprechende  Gestaltung  der  Dächer  und  auf  eine  passende, 
durch  die  Materialien  bedingte  Farbenwirkung  der  Außenwände 
und  Dachflächen  in  jedem  Falle  Wert  zu  legen. 


116 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  8 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


1 


Abb.  8.    Vi  rderansicht 
Verbesserungs-Vorsclilag  (Ausgeführt).    Erster  Entwurf  siehe  umstellend. 


Abb.  15 

Abb.  15  und  16.    Schule  für  Sundhausen  bei  Nordhausen 
Erster  Entw  urf  (Unvorbildlich) 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


119 


Abb.  13.    Schulhaus  '  A)r>^   14.    Lehrer- WonnUaus 

Abb.  12  —  14.  Schule  für  Sundhausen  bei  iNurdhausen.    Dritter  Entwurf  (Ausgeführt) 


auf  den  Vorschlag,  Schulhaus  und  Lehrerwohnungen  ge- 
trennt bezvv.  letztere  in  einem  Anbau  zu  errichten,  end- 
gültig ein.  In  Verfolg  dieses  Grundgedankens  entstand 
die  von  Architekt  Riecken  in  Nordhausen  herrührende 
Schulhausanlage  (Abb.  12  bis  14),  welche  aus  schlichten, 
den  ländlichen  Verhältnissen  angepaßten,  über  zweckmäßig 
angelegten  Grundrissen  errichteten  Putzbauten  mit  roten 
Ziegeldächern  und  weiß  gestrichenen  Fenstern  bestehend, 
als  Musterbeispiel  für  ähnliche  Fälle  angesprochen  werden 
darf.  In  rein  praktischer  Hinsicht  kam  die  Trennung 
von  Schulhaus  und  Lehrerwohnungen  insofern  zustatten, 
als  der  Schull;,ausbau  mit  der  durch  die  Verhältnisse  ge- 
botenen Beschleunigung  ausgeführt  werden  konnte.  Be- 
züglich der  Baukosten  ist  zu  bemerken,  daß  der  erste 
Entwurf  init  42  000  M  veranschlagt  war,  während  die  aus- 
geführte Bauanlage  etwa  51  000  M  gekostet  hat,  ein  Kosten- 
unterschied, welcher  durch  den  größeren  Umfang  des 
zweiten  Entwurfs  hinreichend  gerechtfertigt  erscheint  und 
innerhalb  der  Gemeinde,  soweit  bekannt,  keine  Mißbilli- 
Sfung  erfahren  hat. 


Abb.  12 


Abb.  17.   Schule  für  Sundhausen  bei  Nordhausen.   Zweiter  Entwurf  (Verbesserungs-Vorschlag) 


120 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  8 


Zur  Gefährlichkeit  des  Staubes 

(Nachdruck  verboten.) 


In  dem  Artikel  „Ständige  Ausstellung  für  Arbeiter- 
Xvohlfahrt"  wurde  bereits  darauf  hingewiesen,  daß  in  der 
zweiten  Hauptabteilung  derselben,  die  das  Gebiet  der  Qe- 
werbehygiene  umfaßt,  auch  Gegenstände  vorgeführt 
werden  über  die  Bedeutung  des  Staubes  für  die  Gesund- 
heit des  Arbeiters.  Dieser  Gegenstand  gewinnt  jetzt  er- 
neutes Interesse,  wo  vor  kurzem  in  der  Cecilien-Schuie 
in  Wilmersdorf-Berlin  durch  eine  ,, Tuberkulose-Ausstel- 
lung'" das  große  Publikum  auf  die  Schwindsucht  hingewie- 
sen wurde,  die  eine  ganz  außerordentlich  verbreitete  Krank- 
heit ist.  Sie  kann  auch  als  Gewerbekrankheit  angesprochen 
werden. 

Da  aber  die  „Tuberkulose  -  Ausstellung"  jetzt  ge- 
schlossen ist,  so  erlahmt  vielleicht  in  unserer  schnell- 
lebigen  Zeit  das  Interesse  für  diesen  Gegenstand  bald. 
Deswegen  sei  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  in 
der  Ständigen  Ausstellung  für  Arbeiterwohlfahrt  und 
zwar  in  einem  Teil  des  Verwaltungsgebäudes  durch 
das  „Deutsche  Zentralkomitee  für  Lungenheilstätten" 
alles  das  in  einer  besonderen  Ausstellung  zusammengestellt 
ist,  \vas  sich  auf  die  Bekämpfung  der  Tuberkulose  außer- 
halb der  Fabrik  bezieht.  Wer  also  keine  Zeit  fand  zum 
Besuch  der  „Tuberkulose-Ausstellung"  in  Wilmersdorf,  der 
kann  das  Versäumte  in  der  in  Charlottenburg  —  Fraun- 
hoferstr.  11/12  —  gelegenen  Ständigen  Ausstellung  für 
Arbeiterwohlfahrt  nachholen.  Elektrische  Bahnen,  Omni- 
busse und  die  Hoch-  und  Untergrundbahn  führen  jeden 
schnei!  bis  zur  Haltestelle  „Am  Knie",  und  von  dort  hat 
man  durch  die  Marchstraße  nur  fünf  Minuten  bis  zur 
Ausstellung. 

Dort  findet  der  Besucher  in  der  zweiten  Hauptabtei- 
lung „Gewerbehygiene",  in  Verbindung  mit  der  zu  letzterer 
in  den  vielfachsten  Beziehungen  stehenden  „sozialen  Hy- 
giene" u.  a.  auch  eine  überaus  interessante  Spezial-Aus- 
stellung  des  Prof.  Dr.  Th.  Sommerfeld.  Durch  dieselbe, 
wird  die  Bedeutung  des  Staubes  für  die  Gesundheit  des 
Arbeiters  in  übersichtlicher  Weise  veranschaulicht.  Da 
ist  zunächst  wichtig,  zu  erfahren,  daß  nicht  jeder  Staubart 
dieselbe  Bedeutung  als  Ursache  von  Erkrankungen  zu- 
kommt. Man  unterscheidet  gefährliche  und  weniger  ge- 
fährliche Staubarten,  je  nach  der  morphologischen  Be- 
schaffenheit der  betreffenden  Staubart,  wie  das  mikro- 
skopische Bild  sie  uns  leicht  erkennen  läßt.  Neben  den 
in  Gläsern  gesammelten  wichtigsten  Staubarten,  die  in 
gewerblichen  Betrieben  vorkommen,  findet  man  mikro- 
skopische Bilder  derselben  Staubart,  die  leicht  erkennen 
lassen,  wie  die  eine  Staubart  aus  mehr  amorphen,  weniger 
verletzenden  Bestandteilen,  die  andere  dagegen  aus  spitzen, 
scharfkantigen  und  infolgedessen  auf  das  Gewebe  der  At- 
mungsorgane hochgradig  offensiv  wirkenden  Teilen  be- 
steht. Hier  sind  auch  Schnitte  von  menschlichen  Lungen 
in  anatomischen  Präparaten  und  farbigen  Photographien, 
die  ergeben,  daß  sich  die  Lungenalveolen  des  Staub- 
arbeiters mit  der  Zeit  mit  Staubteilen  vollkommen  zu- 
setzen. Da  sieht  man  die  schwarze  Lunge  des  Kohlcn- 
arbeiters  und  die  rotbraun  erscheinende  Lunge  des  Eisen- 
arbeiters. Diese  Veränderungen  setzen  nun,  was  besonders 
hervorgehoben  werden  mag,  den  Betroffenen  mit  der  Z^it 
in  hohem  Grade  der  Ansiedelung  des  Tuberkelbazillus 
und  damit  der  tuberkulösen  Infektion  aus. 

Die  Staubeinatmung  als  solche  kann  niemals  Lungen- 
tuberkulose erzeugen,  aber  die  Einatmung  eines  Tuberkel- 
bazillen enthaltenden  Staubes  ist  fähig,  Lungentuberkulose 


zu  erzeugen,  namentlich  dann,  wenn  die  Lunge  durch 
die  gefährlichen  Staubarten  schon  verletzt  war.  Der  Staub 
schafft  demnach  im  menschlichen  Organismus  die  Dis- 
position zur  Erkrankung  an  Lungenschwindsucht  und  er- 
möglicht dadurch,  daß  die  Infektion  haften  und  sich  weiter 
verbreiten  kann. 

Da  müssen  wir  dann  zunächst  feststellen,  daß  der 
neugeborene  Mensch  eine  hell  rosenrote  Lunge  hat,  die 
allmählich  bei  dem  Erwachsenen  eine  außen  staubgraue 
Färbung  erhält,  d.  h.  es  wechseln  hellere  graue  Stellen 
mit  dunkleren,  gelegentlich  auch  mit  schwarzen  Flecken 
ab.  In  100  Gewichtsteilen  Asche  von  normaler  mensch- 
licher Lunge  wurden  13,4  T.  Sand  und  3,20  T.  Eisenoxyd 
gefunden.  In  tuberkulöser  Lunge  9,50  T.  Sand  und  5,40  T. 
Eisenoxyd.  Es  ist  nicht  zuviel  gesagt,  wenn  man  be- 
hauptet, daß  jeder  erwachsene  Mensch  eine  staub- 
gefärbte Lunge  hat.  Und  das  verdankt  der  Mensch  der 
Einatmung  des  Straßenstaubes,  der  reichlich  Sand  und 
Eisenteile  enthält.  Der  Straßenstaub  muß  als  ein  Gemisch 
von  allerlei  Resten  aus  dem  Mineral-,  Pflanzen-  und  Tier- 
reich betrachtet  werden.  Von  der  Abnutzung  des  Straßen- 
pflasters, von  zerriebenem  Sand  rühren  die  mineralischen 
Körnchen  her,  dazu  treten  Kalkkörnchen,  Tonerde,  Kohlen- 
teilchen, sowie  die  bei  der  Abnutzung  der  Hufeisen,  Rad- 
reifen, Eisenschienen  usw.  entstehenden  Eisenteilchen.  Aus 
dem  Pflanzenreich  stammen  Zellen  der  Hefe-  und  Spalt- 
pilze, Pollenkörner,  Reste  vom  zermahlenen  Pferdedung 
usw.  Die  Gefahr  der  Staubeinatmung  wird  erhöht  durch 
die  dahinsausenden  Automobile  und  besonders  groß, 
wenn  bei  trockener  Witterung  der  Wind  den  Straßenstaub 
stark  durcheinander  wirbelt. 

Die  bei  dem  Gewerbebetrieb  entstehenden  Staubarten 
können  eingeteilt  werden  in  Staub,  der  nicht  verletzend 
ist  und  nur  durch  massenhaftes  Einaimen  schädlich  wirkt, 
in  Staub,  der  in  gleicher  Weise  schädlich  wirkt,  aber  an 
sich  wenig  verletzend  wirkt,  und  in  Staub,  der  durch 
eckige,  scharfe  und  spitzige  Bestandteile  direkt  das  Lungen- 
gewebe  verletzt. 

Der  mechanisch  wirkende  Staub  zerfällt  in  nicht  ver- 
letzende Staubarten,  in  geringerem  Grade  reizend  wirken- 
den Staub,  sowie  in  die  in  jeder  einigermaßen  erheblichen 
Quantität  verletzenden  Staubarten. 

Zu  den  nicht  verletzend  wirkenden  Staubarten  gehört 
der  Graphitstaub,  der  bei  der  Zwirnfabrikation  ent- 
stehende rußige  Staub,  der  Krappvvurzelstaub,  der  Staub 
der  Zichorienwurzel  und  der  Mehlstaub. 

Der  in  geringerem  Grade  reizend  wirkende  Staub  zer- 
fällt in  die  Klassen:  animalischer  Staub,  vegetabilischer 
Staub  und  mineralischer  Staub.  Diese  Staubarten  reizen 
die  Schleimhaut  dadurch,  daß  sie  sich  in  letztere  fest 
einlagern,  daher  aus  der  Lunge  schwer  wieder  zu  entfernen 
sind.  Hierher  gehören  Woll-,  Loden-  und  Scidenstaub, 
ferner  Staub  aus  künstlichen  Düngcrfabriken  und  Knochen- 
mühlen, In  zw-eiter  Reihe  als  vegetabilischer  Staub :  Baum- 
wollen-, Flachs-,  Hanf-  und  Jutestaub,  Holz-  und  Loh- 
mühlenstaub,  sowie  der  Holzkohlenstaub. 

Den  Uebergang  vom  organischen  zum  anorganischen 
Staub  bildet  der  Kohlenstaub,  dessen  Gefährlichkeit  durch 
die  Gegenwart  von  Schieferstaub  wesentlich  erhöht  wird. 
Die  Einatmung  von  Kohlenstaub  wird  nicht  für  gefährlich 
erachtet,  wenn  es  sich  um  reinen  Kohlenstaub  handelt. 

Zu  dem  weniger  verletzend  wirkenden  mineralischen 
Staub  ist  zu  rechnen:  Gipsstaub.   Im  übrigen  dürfte  minc- 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


121 


raiischer  und  auch  metallischer  Staub  in  allen  nur  einiger- 
maßen erheblichen  Mengen  gesundheitsschädlich  wirken. 

Zu  den  in  jeder  einigermaßen  erheblichen  Menge  ver- 
letzenden Staubarten  gehören  der  organische  Staub  und 
der  anorganische  Staub.  Zu  der  ersteren  Klasse  sind  zu 
rechnen  der  Lumpenstaub,  der  Teppichstaub,  der  Haar- 
staub, der  Borstenstaub  und  der  Roßhaarstaub,  der  Fisch- 
beinstaub, der  Federstaub  und  der  Schildpattstaub.  Zu  der 
zweiten  Klasse  gehören  die  in  Kalksteinbrüchen  und  Kalk- 
steinbrennereien erzeugten  Staubarten,  der  Sandsteinstaub, 
eine  der  gefährlichsten  Staubarten,  der  beim  Schleifen 
der  Edelsteine,  des  Diamants  und  des  Meerschaums  ent- 
stehende Staub,  das  Abgeriebene  der  Gebirge,  „Detritus" 
genannt,  der  Zementstaub,  der  Porzellanstaub,  der  Qlas- 
hüttenstaub,  der  Staub  in  Zuckerfabriken  usw. 

Der  metallische  Staub  wird  sich  ebenfalls  in  den  Lungen 
ablagern,  so  Eisenoxydstaub,  Kupferstaub,  Messingstaub, 
Bronzestaub,  Zinkoxydstaub  usw. 

Eine  "weitere  Gruppe  bildet  der  durch  Einatmung  oder 
Verschlucken  chemisch  wirkende  Staub.  Auch  über  die 
Gefahren,  die  die  Einwirkung  dieser  Staubarten  auf  den 
menschlichen  Organismus  ausübt,  wird  man  durch  Vor- 
führung geeigneter  Objekte  in  der  Ständigen  Ausstellung 
für  Arbeiterwohlfahrt  unterrichtet.  In  dieser  Gruppe  äußert 
der  Staub  seine  spezifische,  meist  dem  Körper  feindliche 
Wirkung  durch  Vergiftung  desselben.  Hier  spielt  die 
Gestalt  der  Staubteilchen  keine  Rolle  mehr.  Der  bei  der 
Atmung  in  die  Mundhöhle  eintretende  Staub  gelangt  je 
nachdem  in  die  Lunge  oder  mit  dem  Speichel  in  den  Ver- 
dauungskanal, und  wird  in  ersterer  oder  in  letzterem  in 
verschiedenem  Verhältnis  gelöst.  Hierher  gehört  die  Ver- 
giftung durch  Arsen,  Baryum,  Blei,  Kupfer  usw.,  während 
Aluminium,  Nickel  und  Kobalt  als  ungiftig  gelten. 

Ganz  besonders  hervortretend  und  überzeugend  wirkt 
die  in  der  Sommerfeldschen  Spezialausstellung  vorgeführte 
Lunge  eines  Menschen,  der  im  Kohlenbergwerk  gearbeitet 
hatte.  Beachtenswert  ist  demgegenüber  die  Tatsache,  daß 
die  Lungen  der  in  den  Kohlenbergwerken  arbeitenden 
Ponys  ganz  frei  von  Kohlenstaub  bleiben.  Dies  hat 
seinen  Grund  darin,  daß  das  Pferd  niemals  durch  das 
Maul  atmet,  sondern  stets  nur  durch  die  Nüstern.  Die 
Maulatmung  ist  dem  Pferde  dadurch  unmöglich  gemacht, 
daß  der  Kehldeckel  höher  steht  als  das  Gaumensegel. 
Der  eingeatmete  Staub  bleibt  beim  Pferde  in  den  Gängen 
der  Nüstern  hängen  und  wird  von  hier  aus  ausgestoßen. 
Daher  bleibt  die  Lunge  des  Pferdes  staubfrei.  Weiter  ist 
festgestellt,  daß  der  Hund  meist  durch  das  Maul  atmet 
und  daher  leichter  an  chronischen  Lungenleiden  zugrunde 
geht  als  das  Kaninchen,  das  wesentlich  durch  die  Nase 
atmet.    Der  Mensch  atmet  durch  die  Nase  und  durch 


■ 


::  Vi  Ii   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  H  :: 


Zur  Berufswahl 

An  den  Schaufenstern  der  Buchhandlungen  kann  man 
oft  Schriften  mit  dem  Aufdruck:  „Der  Elektrotechniker", 
„Der  Seemaschinist"  u.  a.  sehen.  In  diesen  Heften  findet 
man  allerlei  Angaben  über  die  Vorbildung,  die  Ausbildung 
und  die  etwaigen  Aussichten,  die  in  irgend  einem  Berufe 
vorhanden  sein  sollen.  Ueber  die  Vorbildung  und  Aus- 
bildung kann  man  mit  ziemlicher  Sicherheit  Auskunft 
geben;  anders  ist  dies  aber  mit  den  Aussichten  auf  Fort- 
kommen.   Neue  Erfindungen,  weitgehende  Arbeitsteilung, 


den  Mund,  und  es  ist  festgestellt,  daß  diejenigen  Menschen 
leichter  und  häufiger  an  Erkrankungen  der  Atmungsorgane 
leiden,  die  durch  den  Mund  atmen.  Auch  das  Schlafen 
mit  offenem  Munde  ist  durchaus  ungesund.  In  einem 
in  der  „Tuberkulose-Ausstellung"  zur  Verteilung  gelangten 
illustrierten  Plakat  „Guter  Rat  für  Lungenkranke"  ist  u.a. 
besonders  hervorgehoben:  Lungenkranken  schädlich  und 
zu  vermeiden  'ist  Rauch,  Staub  und  Atmen  durch  den  Mund. 

Da  die  Luft  beim  Atmen  durch  die  Nase  durch  die 
Nasengänge  streichen  muß  und  an  der  Schleimhaut  der- 
selben dabei  sehr  viele  feste  Bestandteile,  die  in  der 
Atemluft  enthalten  sind,  hängen  bleiben,  so  wird  letztere 
bei  dem  Atmen  durch  die  Nase  in  erheblicher  Weise  filtriert. 
Diese  festgehaltenen  Bestandteile  schnaubt  der  Mensch 
später  aus,  wovon  man  sich  täglich  durch  sein  Taschen- 
tuch überzeugen  kann. 

Nun  aber  hat  die  Natur  dem  Menschen  eine  weitere 
Waffe  gegen  die  Einatmung  des  Staubes  gegeben,  das  ist 
die  sogenannte  Elimmerepithel.  Die  Bewegung  dieses 
mit  Flimmerhaaren  besetzten  Organs,  die  in  der  Richtung 
aus  der  Lunge  heraus  erfolgt,  beweist  offensichtlich,  daß 
der  menschliche  Organismus  sich  ganz  energisch  gegen 
das  Eindringen  des  Staubes  wehrt,  und  den  bereits  ein- 
gedrungenen Staub  wieder  herauszuschaffen  versucht. 

Die  Atemgegend  der  Nase  und  der  Kehlkopf  nebst 
Luftröhre  und  ihren  Verzweigungen  sind  mit  Schleimhaut 
bedeckt  und  diese  ist  mit  Epithelzellen  ausgekleidet,  die  an 
ihrer  freien  Oberfläche  einen  haarförmigen,  in  schwingen- 
der Bewegung  begriffenen  Fortsatz  tragen.  Diese  Fiimmer- 
haare,  die  unter  dem  Mikroskop  den  Anblick  eines  wallenden 
Kornfeldes  hervorrufen,  schwingen  nun  erstens  in  der  Nase 
in  der  Richtung  nach  den  Choanen  zu,  das  sind  die  hinteren, 
in  den  Nasenrachenraum  führenden  Oeffnungen  der  Nasen- 
höhle und  zweitens  in  der  Luftröhre  und  ihren  Verzwei- 
gungen in  der  Richtung  auf  den  Kehlkopf  zu,  d.  h.  also, 
wie  bereits  hervorgehoben,  in  der  Richtung  aus  der  Lunge 
heraus. 

Diese  dem  menschlichen  Organismus  gegebene  große 
Widerstandsfähigkeit  gerade  gegen  die  Einatmung  von 
Staub  erschöpft  sich  aber  allmählich  an  dem  Staubmaterial. 
Wir  sehen,  daß  ein  Teil  desselben  in  unserem  Körper 
verbleibt  und  merken  an  gewissen  Erscheinungen  früher 
oder  später  die  nachteilige  Wirkung  des  Staubes.  Je  größer 
die  Menge  des  im  menschlichen  Körper  verbleibenden 
Staubmaterials  ist,  um  so  mehr  muß  das  Lungengewebe 
an  Elastizität  verlieren,  müssen  Lungenalveolen  und  feinste 
Bronchioli  sich  erweitern,  und  es  wird  sich  dadurch  die 
Abnahme  der  Atmungsbreite  entwickeln,  Ueber  alles  dieses 
sollte  sich  jedermann,  wo  er  nur  kann,  unterrichten. 


ES'  — '- 


großer  Andrang  zum  Studium,  das  Drängen  nach  einem 
bestimmten  Beruf,  Verschiebungen  in  der  Bedarfsdeckung 
und  in  der  Geschmacksrichtung,  alle  diese  Faktoren  können 
innerhalb  kurzer  Zeit  solche  Umwälzungen  hervorrufen, 
daß  ein  Beruf,  der  vor  einem  Jahr,  vor  einem  halben 
Jahr  noch  als'  aussichtsreich  gegolten  hat,  heute  schon 
als  minderempfehlenswert  angesehen  werden  muß. 

Die  Macht  der  Gewohnheit  ist  stark,  und  das  gedruckte 
Wort  gilt  bei  vielen  als  unumstößliche  Wahrheit.  Es 
Iiaben  sich  aber  die  Aussichten  auf  Fortkommen  in  einem 
Berufe  oft  schon  längst  vermindert,  während  man  immer 
noch  lesen  kann,  daß  er  für  ^  das  Fortkommen  günstig 
sei.  Jene  Schriften  also,  die' sich  mit  der  Berufswahl 
befassen,  haben  oft  nur  sehr  problematischen  Wert. 


122 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  8 


Nicht  viel  besser  steht  es  mit  den  Elternsprechstunden, 
die  an  iden  Schulen  abgehalten  werden.  Die  Lehrer  l^önnen 
wohl  Auskunft  geben  über  gewisse  Fähigkeiten,  über  den 
Fleiß,  über  ein  gewisses  Können,  kurz  über  die  erworbenen 
Kenntnisse;  aber  ihr  Rat  über  einen  etwa  zu  ergreifenden 
Beruf  wird  doch  sehr  unzulänghch  bleiben.  Denn  das 
iWirtschaftsleben  ist  heutzutage  so  kompUziert,  daß  es 
ein  Laie  (als  solcher  muß  der  Lehrer  hier  gelten)  gar 
nicht  übersehen,  geschweige  denn  beurteilen  kann,  lieber 
die  Verschiebungen,  die  die  Gewerbe-  und  Berufszählungen 
bringen,  über  die  Schwankungen  des  Arbeitsmarkts,  über 
periodische  und  spontane  Arbeitslosigkeit,  über  die  Wir- 
kungen der  Wirtschaftskrisen,  über  alle  die  Dinge,  die 
bei  der  Berufswahl  beachtet  werden  müßten,  wird  auch 
ein  sonst  tüchtiger  Lehrer  meist  nicht  genügend  unterrichtet 
sein.  In  einzelnen  Fällen  mag  schon  eine  bloße  Aus- 
sprache zwischen  Lehrer  und  Eltern  Erfolge  zeitigen;  im 
großen  ganzen  aber  kann  die  Elternsprechstunde  der  Schule 
Jn  der  Frage  der  Berufswahl  nur  als  ein  Notbehelf  gelten. 
iWenn  aber  eine  Aussprache  der  Eltern  mit  den  Lehrern 
nicht  zu  dem  gewünschten  Erfolg  führt,  und  jene  Schrif- 
ten (von  denen  in  der  Einleitung  die  Rede  war)  bald 
veraltet  sind,  so  bleibt  die  Frage,  wie  man  am  besten  Rat 
in  der  Berufswahl  erteilt,  immer  noch  offen. 

Einen  praktischen  Versuch  zu  ihrer  Lösung  hat  die 
Stadt  Halle  a.  S.  gemacht.  In  den  Statistischen  Aemter^n 
haben  die  größeren  Städte  Einrichtungen,  die  sich  in  gartz 
besonderer  Weise  zur  Auskunfterteilung  In  der  Frage  dtr 
Berufswahl  eignen.  Die  volkswirtschaftlich  und  statistisch 
geschulten  Beamten  der  städtestatistischen  Aemter  sind 
nach  ihrer  Vorbildung  und  ihrer  beruflichen  Tätigkeit  am 
ehesten  in  der  Lage,  zweckmäßigen  Rat  bei  der  Berufs- 
wahl zu  erteilen.  Diese  Erkenntnis  führte  in  Halle  dazu, 
daß  man  im  Statistischen  Amt  der  Stadt  eine  Eltern- 
sprechstunde eingeführt  hat. 

Im  ersten  Jahr  des  Bestehens  dieser  Einrichtung  war 
wöchentlich  eine  Stunde  zur  Aussprache  bestimmt.  Da 
aber  eine  Stunde  nicht  ausreichte,  so  wurden  für  das  Be- 
richtsjahr 1909/10  zwei  Stunden  (und  zwar  Dienstags  und 
Freitags  von  5  bis  6  resp.  7  Uhr)  für  das  Publikum  ein- 
gerichtet. Ebenso  wurde  der  Beginn  der  Sprechstunden 
bereits  in  den  Monat  Dezember  verlegt,  anstatt  wie  bisher 
in  den  Februar.  Daß  die  neue  Einrichtung  bei  der  Bevölke- 
rung Anklang  gefunden  hat,  beweist  schon  die  Tatsache, 
daß  sich  die  Anzahl  der  Ratsuchenden  vom  ersten  auf 
das  zweite  Jahr  verdoppelt  hat.  Das  Interesse  der  Be- 
völkerung für  die  Neueinrichtung  wurde  durch  regelmäßige 
Bekanntmachungen  in  den  Zeitungen  und  durch  Mit- 
teilungen an  die  Schulvorstände  geweckt.  Die  verschie- 
densten Bevölkerungsschichten  suchten  denn  auch  die 
Elternsprechstunde  auf:  Arbeiter,  besonders  aber  Hand- 
werker, dann  aber  auch  Kaufleute,  Lehrer  und  Beamte. 

Ebenso  gemischt  iwar  die  Vorbildung  der  Kinder.  Der 
größte  Teil  von  ihnen  hatte  die  Volksschule  besucht,  ein 
kleinerer  Teil  die  Mittelschule  und  einzelne  höhere  Schulen. 
Hervorheben  wollen  wir,  daß  sich  auch  Schüler  mit  dem 
Einjährigenzeugnis  und  mit  dem  Reifezeugnis  neunklassiger 
Vollanstalten  unter  den  Besuchern  der  Sprechstunde  be- 
fanden. Nach  dem  Alter  geordnet  waren  die  meisten 
Kinder  im  13.  und  14.  Lebensjahr,  eben  in  dem  Alter, 
in  dem  die  Kinder  die  Volksschule  verlassen.  Aeltere 
Knaben  und  Mädchen  kamen  seltener.  Was  ganz  besondere 
Beachtung  verdient,  ist  die  Tatsache,  daß  auch  ältere 
Personen,  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts,  aus 
den  verschiedensten  Ständen  bis  zum  50.  Lebensjahr,  die 
Sprechstunden  aufsuchten.  Daraus  folgert  Dr.  Wolff,  der 
Direktor  des  Statistischen  Amts,  daß  bei  den  verwickelten 
Verhältnissen  des  wirtschaftlichen  Lebens,  die  vom  ein- 
zelnen Privatmann  'oft  gar  nicht  übersehen  werden  können, 
auch  für  ältere  Leute  das  Bedürfnis  nach  Raterteilung 
besteht.  Dieses  Bedürfnis  mache  sich  •  namentlich  bei  ver- 
witweten Frauen  der  höheren  sozialen  Schichten  geltend, 
weil  bei  diesen  oft  eine  große  Unvcrtrautheit  mit  den  Er- 
fordernissen des  praktischen  Lebens  \  orhanden  sei. 


Die  Raterteilung  erfolgte  nach  folgenden  Gesichts- 
punkten. Zur  Beurteilung  des  Einzelfalles  wurde  die 
Schulbildung,  die  Befähigung  und  Neigung,  dann  aber 
auch  die  Vermögenslage  und  die  Unterstützungsbereit- 
schaft der  Eltern  herangezogen.  Ferner  wurde  der  Ge- 
sundheitszustand dabei  berücksichtigt.  Da  in  Halle  zur 
Zeit  der  Elternsprechstunden  auch  unentgeltliche  Sprech- 
stunden durch  den  Schularzt  für  Konfirmanden  abgehalten 
wurden,  so  waren  meistens  Gesundheitsatteste  vorhanden, 
was  der  Raterteilung  sehr  zu  statten  kam. 

Was  die  Vorschläge  anlangt,  so  wurde  auf  die  ver- 
schiedensten  Zweige  des  Handwerks:  auf  die  Gärtnerei, 
Bäckerei,  Schlosserei,  Uhrmacherei,  Feinmechanik,  graphi- 
schen Gewerbe  usw.  hingewiesen.  In  geeigneten  Fällen 
wurde  der  kaufmännische  Beruf,  die  Beamtenlaufbahn, 
der  Lehrerberuf,  die  Tätigkeit  in  Agentur-  und  Architektur- 
bureaus empfohlen;  auch  auf  die  Militärlaufbahn,  den 
Seemannsberuf  und  auf  die  häuslichen  Dienste  wurde  auf- 
merksam gemacht.  Aus  dieser  Aufzählung  können  wir 
ersehen,  daß  das  Statistische  Amt  alle  Möglichkeiten  bei 
der  Auskunfterteilung  berücksichtigt  hat. 

Um  die  Neueinrichtung  recht  wirksam  zu  gestalten, 
müssen  die  auskunfterteilenden  Beamten  mit  dem  Arbeits- 
nachweis in  Fühlung  treten.  Wenn  die  Arbeitsnachweise 
noch  besser  ausgebaut  sein  werden,  wird  sich  die  Mög- 
lichkeit, den  Auskunftsuchenden  auch  gleichzeitig  die  ent- 
sprechenden Stellen  nachzuweisen,  bedeutend  vergrößern. 
Im  Berichtsjahr  trat  das  Statistische  Amt  selber  mit  Be- 
hörden und  Privaten  in  Verbindung,  um  festzustellen,  wo 
die  Auskunftsuchenden  untergebracht  werden  könnten. 
Aber  auch  Firmen  baten  das  Amt,  ihnen  geeignete  Lehr- 
linge zuweisen  zu  wollen.  Dagegen  machten  verschiedene 
Interessenkreise  darauf  aufmerksam,  daß  ihr  Beruf  über- 
füllt sei;  daß  deshalb  vor  dem  Eintritt  im  gewerblichen 
wie  im  Interesse  der  Ratsuchenden  gewarnt  werden  möge. 
Unter  den  Privatangestellten-Verbänden  kamen  hier  dei 
Techniker-Verband  und  der  Verein  für  weibliche  Angestellte 
in  Betracht. 

Aus  unseren  Ausführungen  wird  der  Leser  schon  ent- 
nommen haben,  daß  wir  es  hier  mit  einer  Einrichtung 
zu  tun  haben,  die  einem  tiefgefühlten  Bedürfnis  entspricht. 
Schon  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  vermag  sie  für  die  weitesten 
Volkskreise  Nutzen  zu  stiften.  Wenn  die  anderen  Städte 
dem  Halleschen  Beispiel  folgen  und  die  Einrichtung  ganz 
allgemein  in  Anspruch  genommen  wird,  so  kann  damit 
ein  Faktor  geschaffen  werden,  der  geeignet  ist,  den  besten 
Ausgleich  in  dem  sehr  verschiedenartigen  Andrang  nach 
den  einzelnen  Berufen  zu  schaffen.  Und  manche  Berufe 
können  durch  die  fleißige  Inanspruchnahme  der  Sprech- 
stunde Kräfte  erhalten,  die  sich  ganz  Tjesonders  für  sie 
eignen,  die  aber  wegen  "Unkenntnis  der  Verhältnisse  sich 
anderen  Erwerbszweigen  zugewendet  haben  würden. 
Manche  Berufe  erhalten  dadurch  qualitativ  besseren  Zu- 
gang und  manchen  Eltern  bleibt  Kummer  und  Sorge  er- 
spart, weil  ihre  Kinder  in  Berufen  untergebracht  worden 
sind,  die  lebensfähig  sind  und  die  das  Fortkommen 
erleichtern. 

Von  der  richtigen  Berufswahl  hängt  viel  ab:  Mate- 
rielles und  ideelles  Wohlbefinden.  Deshalb  soll  jeder  für 
seinen  Teil  dazu  beitragen,  daß  diese  Frage  einer  glück- 
lichen Lösung  entgegengeführt  wird.  Die  Mitglieder  der 
Angestelltenorganisationen  haben  aber  ein  ganz  besonderes 
Interesse  daran,  daß  ihr  große  Aufmerksamkeit  geschenkt 
wird.  Der  Zudrang  zu  den  technischen  Berufen  geht  (wie 
die  Mahnung  unserer  Halleschen  Verbandskollegen,  die 
mit  der  Auskunftstelle  sofort  Fühlung  genorumen  haben, 
von  neuem  beweist)  weit  über  den  Bedarf  hinaus.  Auch 
die  Qualität  muß  unter  dem  großen  Andrang  leiden.  So 
ist  es  nur  selbstverständlich,  daß  auch  die  Mitglieder  des 
Techniker-Verbandes  auf  den  vollkommeneren  Ausbau  der 
geschilderten  Einrichtung  und  auf  ihre  weiteste  Verbrei- 
tung bedacht  sein  müssen.  üt. 

 ■  ■  ■  


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


123 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNO 


Die  Aussichten  des  Gesetzentwurf  es  _  über  eine  Pensions- 
Versichening  der  Privatangestellten 

sind  nicht  ungünstig.  Es  ist  zu  erwarten,  daß  der  Reichs- 
tag, dem  in  einigen  Tagen  die  Vorlage  zugehen  muß,  mit 
größtmöglichster  Beschleunigung  die  Frage  erledigen 
wird.  Dies  kam  klar  und  deutlich  in  einer  Sitzung  der 
Siebener-Kommission  am  10.  Februar  im  Reichs- 
tagsgebäude zum  Ausdruck. 

Zu  dieser  Sitzung  waren  alle  Fraktionen  des  Reichs- 
tages geladen  und  auch  von  allen  Parteien  Vertreter  er- 
schienen. Man  bemerkte  von  der  rechten  Seite  des  Hauses 
die  konservativen  Abgeordneten  Frhr.  v.  Richthofen 
und  Dr.  Dröscher,  den  Reichsparteiler  Linz  und  die 
Deutschsozialen  Lattmann  und  Liebermann  von 
Sonnenberg;  vom  Zentrum  die  Herren  Nacken  und 
Hammecher  (Trimborn  und  Sittart  waren  entschul- 
digt) ;  von  den  Nationalliberalen  die  Abgeordneten  B  a  s  - 
sermann  und  Dr.  Stresemann;  von  der  Mittel- 
standsvereinigung den  Abg.  Rieseberg;  von  der  Fort- 
schrittlichen Volkspartei  die  Abg.  Doormann  und  Dr. 
Potthoff  und  von  den  Sozialdemokraten  den  Abg. 
Robert  Schmidt. 

Alle  Redner  aus  den  Kreisen  der  Abgeordneten 
brachten  zum  Ausdruck,  daß  sie  ernstlich  gewillt  sind, 
den  Gesetzentwurf  in  kürzester  Frist  zu  verabschieden 
und  daß  eine  gewisse  Einigung  der  Parteien  für  die 
Kommissionsberatung  zu  erwarten  ist.  Der  Herr  Ab- 
geordnete Stresemann  faßte  die  Meinung  der  anwesen- 
den Herren  dahin  zusammen,  daß  das  Gesetz  un- 
bedingt noch  in  dieser  Session  zur  Ver- 
abschiedung kommen  müsse.  Der  Siebener-Kom- 
mission wurde  seitens  der  Abgeordneten  nahegelegt,  mit 
dem  Reichstage  ständig  in  Fühlung  zu  bleiben  und  der 
demnächst  einzusetzenden  Kommission  die  Wünsche  der 
Angestellten  in  formulierten  Anträgen  zu  übergeben.  Es 
ist  den  Abgeordneten  darum  zu  tun,  bei  der  Beratung  des 
Gesetzes  mit  den  Vertretern  der  großen  Mehrheit  der 
Angestellten  zusammen  zu  wirken,  um  noch  so  viel  als 
möglich  Verbesserungen  in  das  Gesetz  hineinzubringen. 
Man  war  sich  allseits  darüber  einig,  daß  das  Gesetz  er- 
heblicher Verbesserung  bedarf  und  daß  dabei  die  Wünsche 
der  Angestellten  berücksichtigt  werden  müssen. 

Im  einzelnen  wies  der  Vorsitzende  der  Siebener-Kom- 
mission, Herr  Bechly,  Hamburg  und  auch  Herr 
Fischer,  Offenbach  ganz  besonders  darauf  hin,  daß 
die  für  die  Angestellten  so  sehr  wichtige  Frage  der 
Beiträge  und  Leistungen  eine  bessere  Regelung  er- 
fahren müsse. 

Herr  Kaufmann,  unser  Vertreterin  der  Siebener- 
Kommission,  betonte  besonders  die  Unzulänglichkeit  und 
Unklarheit  des  Gesetzentwurfes  hinsichtlich  der  Versiche- 
rung der  auf  Privatdienstvertrag  bei  Staats-  und  Kommunal- 
behörden beschäftigten  Angestellten. 

Aus  den  kurzen  Erklärungen  der  Herren  Abgeordneten 
ging  hervor,  daß  man  diesen  Punkten  besondere  Auf- 
merksamkeit widmen  wird.  Auch  die  Selbstverwaltung 
der  Kasse,  wie  der  Einfluß  des  Reichstages  auf  die  Ver- 
sicherungsanstalt überhaupt  soll  eingehend  erörtert  werden. 
Es  darf  also  erwartet  werden,  daß  der  Reichstag  aus  dem 
Gesetzentwurf,  den  wir  eine  brauchbare  Grundlage  ge- 
nannt haben,  obwohl  wir  vieles  an  ihm  aussetzen  müssen, 
ein  brauchbares .  Gesetz  machen  wird. 

Die  Einigkeit  und  Geschlossenheit  der  Angestellten- 
massen ist  es,  worauf  es  nun,  Wie  die  Reichstagsvertreter 
klar  aussprechen,  besonders  ankommt.  Deshalb  müssen 
alle  Bestrebungen  einiger  Outsider,  welche  den  Gesetz- 
entwurf in  Bausch  und  Bogen  verwerfen,  mit  größter 
Energie  zurückgewiesen  werden.  Es  gilt,  in  Versamm- 
lungen und  durch  die  Presse  den  einigen  Willen  der 
gesamten  Privatbeamtenschaft  zu  demonstrieren,  damit 
der  Einfluß  der  Arbeitgeberverbände,  die  mit  allen  Mitteln 


darauf  hinarbeiten,  den  Gesetzentwurf  zum  Scheitern  zu 
bringen,  überwunden  werden  kann. 

Die  am  19.  Februar  in  Berlin  stattfindende  große 
Kundgebung  —  siehe  1.  Seite  —  alier  dem  Hauptausschuß 
angeschlossenen  Verbände  muß  eine  machtvolle  Demon- 
stration des  deutschen  Privatangestellten-Standes  werden. 
Es  ist  deshalb  Ehrenpflicht  der  Verbandsmitglieder,  an 
dieser  Tagung  teilzunehmen,  damit  der  Regierung  und 
den  Gegnern  des  Gesetzes  zum  Bewußtsein  kommt,  wieviel 
den  Privatangestellten  an  der  baldigen  Verabschiedung 
des  Gesetzes  liegt. 


STANDESBEWEOUNG 


Der  Bericht  über    Unsere  Schüleragitation" 

in  Heft  4  der  „D.  T.-Z."  hat  uns  nicht  weniger  als  zwei 
Berichtigungen  von  selten  des  Bundes  dertechnisch- 
industriellen  Beamten  eingebracht.  Die  erste  vom 
Bund,  Abteilung  für  Schriftwesen,  die  wir  aber  ablehnten, 
weii  sie  nicht  unter  den  §  11  des  Preßgesetzes  fiel,  die 
zweite  von  Herrn  Mederle  selbst.  Obgleich  wir  auch 
zu  deren  Veröffentlichung  nicht  verpflichtet  sind,  wollen 
wir  sie  doch  Ihier  anführen,  um  einmal  zu  zeigen,  wie  weit 
die  Dreistigkeit  im  Bundeslager  gehen  kann.  Herr  Mederle 
schreibt  uns: 

Berichtigung: 

Sie  schreiben  in  Heft  4  der  „Deutschen  Techniker- 
Zeitung":  „Auch  der  Bund  hatte  einen  Vertreter  in  der 
Person  des  Herrn  Ingenieur  Mederle  gesandt,  um  unsere 
Arbeit  zu  stören.  Dies  ist  ihm  aber  nicht  gelungen, 
Herr  Mederle  und  drei  bis  vier  seiner  Anhänger  zogen 
ab,  als  sie  sahen,  daß  wir  an  diesem  Abend  41  Anmel- 
dungen ....  als  Erfolg  buchen  konnten." 

Diese  Darstellung  ist  nicht  richtig.  Ich  habe  mich 
nicht  um  zu  ,, stören",  sondern  auf  die  wiederholte 
Bitte  des  Versammlungsleiters  um  Wortmeldungen  zum 
Worte  gemeldet.  Dieses  wurde  mir  jedoch,  hauptsäch- 
lich auf  Betreiben  des  Herrn  Kaufmann,  nicht  gewährt 
mit  der  Begründung,  man  wolle  sich  „den  schönen  Abend 
durch  den  Bund  nicht  verekeln  lassen,  und  statt  der 
Diskussion  lieber  ein  Beisammensein  beim  Bier  ver- 
anstalten". Der  Umstand,  daß  dieser  Vorschlag  an- 
genommen wurde,  zwang  mich,  den  Saal  zu  verlassen. 


Zwar  wissen  wir,  daß  es  vergeblich  ist,  sich  mit  den 
Herren  vom  Bunde  in  eine  Polemik  einzulassen,  weil 
auch  durch  eine  noch  so  beweiskräftige  Widerlegung  die 
Rechtgläubigen  nicht  zu  bekehren  sind  und  schließlich  von 
zwei  Parteien  doch  immer  der  klügere  Teil  nachgibt.  Da 
aber  die  „Industriebeamten-Zeitung"  uns  bereits  zum 
zweitenmal  eine  Verdrehung  von  Tatsachen  vorwirft,  so 
lassen  wir  hier  einen  uns  freiwillig  zugestellten  Brief 
führender  Verbandsmitglieder,  die  an  der  Versammlung 
teilgenommen  haben,  folgen: 

„Es  steht  fest,  daß  Herr  Mederle  erst  10  Minuten 
vor  Beendigung  des  von  Herrn  Kaufmann  gehaltenen 
Referates  im  Saale  erschien.  Der  Versammlungsleiter 
ließ  nach  Beendigung  des  Referates  die  übliche  Pause 
eintreten,  nach  welcher  die  Diskussion  in  Aussicht  ge- 
nommen War.  Gleichzeitig  wurde  auf  die  ausliegenden 
Anmeldeformulare  verwiesen.  Während  der  Pause  ver- 
suchte nun  Herr  Mederle,  die  zahlreich  anwesenden 
Schüler  vom  Ausfüllen  der  Anmeldeformulare  abzuhalten 
und  sie  für  den  Bund  zu  gewinnen.  Sah  er  doch,  daß 
von  der  Gelegenheit  zum  Eintritt  in  unseren  Verband 
—  Iiach  und  nach  hatten  41  Schüler  ihre  Aufnahme 
bewirkt  —  recht  reger  Gebrauch  gemacht  wurde.  Es 
ist  daher  verständlich,  wenn  unser  Kollege  P  apen- 
rot h  nunmehr  bat,  den  Bekehrungsversuchen  der 
Bündler  beiwohnen  zu  dürfen.  Da  aber  verzichtete  Herr 
Mederle  darauf,  unter  „Zeugen"  seine  weitere  Zersplitte- 
rungsarbeit  fortzusetzen. 


124 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQIl 


Heft  8 


Als  nach  der  Pause  die  Diskussion,  zu  der  sich 
Herr  Mederle  gemeldet  hat,  beginnen  sollte,  stellte  ein 
Mitglied  aus  der  Versammlung  heraus  geschäfts- 
ordnungsmäßig den  Antrag  auf  Neugründung  eines 
Zweigvereins  in  Zerbst  und  Vornahme  der  Wahlen  für 
die  Besetzung  der  Vorstandsämter.  Dieser  Antrag  wurde 
fast  einstimmig  angenommen  und  hierauf  im  Anschluß 
an  die  stattgefundenen  Wahlen  die  Diskussion  eröifnet. 
Da  sprach  zunächst  der  neugewählte  Vor- 
sitzende des  Zweigvereins  Zerbst  sich  dahin  aus, 
daß  die  Ausführungen  des  Kollegen  Kaufmann  großen 
Anklang  gefunden  haben  und  man  es  sich  daher  wohl 
ersparen  könne,  noch  einen  Gegner  des  D.  T.-V.  zu  hören,' 
der  ja  doch  sachlich  zu  dem  Referat  nichts 
zu  erwähnen  haben  wird,  da  er  so  kurz  vor 
Schluß  desselben  im  Saale  erschienen  i  t.  Er  —  der  neu- 
gewählte Vorsitzende  —  beantrage  daher  die  offizielle 
Schließung  der  Versammlung,  um  sich  noch  einige  Zeit, 
zwanglos  zu  vereinigen.  Herr  Mederle,  der  sich  nun 
noch  einmal  zum  Wort  meldete,  wurde  deshalb  vom 
Leiter  der  Versammlung  befragt,  ob  er  zum  Thema 
selbst  sprechen  wolle.  Dies  hat  er  verneint  und  damit 
den  Zweck  seiner  Anwesenheit  klar  erkennen  lassen. 
Niemand  in  der  Versammlung  hatte  aber  Lust,  die  satt- 
sam bekannten  Schimpfereien  des  Herrn  Mederle  gegen" 
den  Verband  über  sich  ergehen  zu  lassen.  Deshalb 
ergab  die  jetzt  vorgenommene  Abstimmung  auch  die 
Annahme  des  Antrages.  Selbst  die  wenigen  anwesen- 
den Bündler  stimmten  nicht  dagegen,  waren  also 
mit  dem  Schluß  der  Versammlung  einverstanden.  Nur 
Herr  Mederle  erhob  als  einziger  die  Hand.  Er  woMte. 
absolut  wieder  so  gestäupt  werden,  wie  kurze  Zeit  vorher 
in  Magdeburg.  In  seinem  Schlußworte  erst  be- 
merkte Herr  Kaufmann,  ,,man  habe  recht  getan,  sich 
den  Abend  durch  Herrn  Mederle  nicht  verekeln  zu 
lassen".  Das  ganze  Auftreten  dieses  Herrn  ging  in 
der  Tat  dahin,  die  Versammlung  zu  stören." 

Magdeburg,  ,         _  . 
^Dessa-u—        I.Februar  1911. 
gez.  Papejiroth  gez.  Stock       gez.  Uebe 

Mitglied  des  Gesamt-  Vorsitzender  Vorsitzender 
Vorstandes  des  D.T.-V.    des  Zweigvereins    der  Bezi  ks- 

Dessau.  Verwaltung" 
S.-Anhalt. 

Wo  ist  also  nach  dieser  Darstellung  des  Sachverhaltes 
der  Vorschlag  des  Herrn  Kaufmann  an  die  Versammlung, 
anstelle  der  aufklärenden  Diskussion  einige  gemütliche 
Stunden  beim  Biere  zu  verbringen?  Wo  ist  weiter  die 
Dichtung  in  der  Berichterstattung:  bei  der  „D.  T.-Z."  oder 
der  „Industriebeamten-Zeitung"? 

Dieser  Frage  fügen  wir  zum  Schlüsse  noch  die  uns 
gewordene  Mitteilung  bei,  daß  die  übereifrigen  Herren 
des  Bundes  sich  nicht  damit  begnügten,  die  Schüler  von 
der  Anmeldung  zurückzuhalten,  sondern  sogar  dazu  über- 
gingen, die  aufliegenden  Anmeldezcttel  des 
Verbandes  zu  konfiszieren,  um  auf  diese  Weise 
die  Gelegenheit  zur  Anmeldung  zu  verringern.  Gerade 
die  Entrüstung  der  Versammlungsteilnehmer  über  dieses 
Treiben  brachte  uns  den  Erfolg.  Bis  heute  ist  unsere 
Mitgliederzahl  in  Zerbst  auf  über  70  gestiegen.  Die  Hun- 
dert voll  zu  machen,  ist  die  beste  Antwort  auf  die  An-, 
rempelungen  des  Bundes!  Herr  Mederle  war  in  Zerbst, 
wie  schon  öfter,  wieder  ein  Teil  Werbekraft  für  den 
Verband.    Er  möge  uns  noch  recht  lange  erhalten  b'eibin. 

Auf  die  weiteren  „Liebenswürdigkeiten"  der  ,,lndi  st  ie- 
beamten-Zeitung"  einzugehen,  A'crbictet  uns  unsere  Selbst- 
achtung. Diese  Art  „Standesarbeit"  überlassen  wir  gern 
der  Bundeszeitung. 


II  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 

Der  Staat  und  das  Versichenmcrswesen 

An  anderer  Stelle  wurde  bereits  auf  die  immer  wieder 
auftauclienden  Bestrebungen,  das  Versicherungswesen  ganz 


oder  teiKveise  zu  verstaatlichen,  hingewiesen.  Hiervon 
soll  in  diesem  Zusammenhange  nicht  die  Rede  sein.  Es 
soll  vielmehr  das  Verhältnis  des  Staates  zum  Versiche- 
rungsgewerbe zur  Darstellung  gelangen.  Man  könnte 
memen,  daß  es  sich 'bei  ihm  um  eine  Industrie  handle, 
die,  wie  jede  andere,  am  besten  gedeihe,  wenn  man  ihr 
völlige  Bewegungsfreiheit  lasse  und  sie  durch  staatliche 
Vorschriften  in  keiner  Weise  beenge.  Demgegenüber  muß 
darauf  hingewiesen  werden,  daß  im  Versicherungsgewerbe 
die  Verhältnisse  vielfach  anders  liegen  als  in  anderen 
Zweigen  der  Privatwirtschaft  und  hier  ein  starkes  öffent- 
liches Interesse  zu  wahren  ist.  Wer  eine  Versicherung 
abschließt,  will  sich,  'seine  Angehörigen  oder  seinen  Besitz 
gegen  wirtschaftliche  Gefahren  der  verschiedensten  Art 
sichern.  Er  'wendet  zu  diesem  Zweck  mitunter  erhebliche 
Mittel  auf  und  geht  Verträge  ein,  die  sich  auf  eine  Reihe 
von  Jahren,  ja,  bei  der  Versicherung  auf  den  Todesfall, 
auf  ein  ganzes  Menschenleben  erstrecken.  Ganz  gewaltige 
Summen  werden  auf  diese  Weise  von  Millionen  von  Ver- 
sicherten den  VersicherungsgeseKschaften  anvertraut,  ohne 
daß  erstere  in  der  Lage  wären,  sich  bei  der  Kompliziertheit 
der  Versicherungstechnik  ein  Urteil  über  die  Geschäfts- 
lage ihrer  Gesellschaft  zu  bilden  und  ohne  daß  sie  irgend- 
welchen Einfluß  auf  den  Gang  des  Geschäftes,  die  Art 
der  Vermögensverwaltung  usw.  ausüben  könnten.  Dies 
ist  um  so  weniger  der  f-all,  als  die  Versicherung  immer 
mehr  Gemeingut  des  Volkes  geworden  ist  und  sich  nicht 
mehr,  wie  in  ihren  Anfängen,  auf  Angehörige  der  be- 
sitzenden Klassen  beschränkt,  sondern  zu  den  Kreisen 
des  Mittelstandes,  ja,  in  ständig  wachsendem  Maße,  und 
zwar  vor  allem  in  der  Volksversicherung,  auch  zu  den 
Arbeiterklassen  herabgestiegen  ist.  Es  sind  demnach  oft 
geschäftsunkundige  Personen,  denen  die  Versicherungs- 
gesellschaft als  der  andere  Vertragsteil  so  weit  überlegen 
erscheint,  daß  uneingeschränkte  Freiheit  des  Versicherungs- 
gewerbes nicht  möglich  ist.  Denn  die  Konkurrenz  der 
Gesellschaften  untereinander  genügt  nicht,  um  Mißbräuche 
völlig  auszuschließen. 

Angesichts  der  Bedeutung,  die  die  Gesunderhaltung 
des  Versicherungswesens  für  die  vielen  Millionen  Ver- 
sicherter und  damit  für  die  Gesamtheit  der  Bevölkerung 
besitzt,  hat  es  in  nahezu  allen  Kulturstaaten  der  Staat 
,als  seine  Pflicht  erkannt,  das  Versicherungsgewerbe  einer 
Aufsicht  zu  unterwerfen.  Diese  selbst  ist  in  den  einzelnen 
Ländern  sehr  verschieden  gestaltet.  Einige  Staaten  haben 
sich  damit  begnügt,  den  Versicherungsgesellschaften  vor- 
zuschreiben, über  ihre  Betriebsverhältnisse  und  -Ergeb- 
nisse zu  bestimmten  Zeiten  öffentlich  zu  berichten.  Man 
bezeichnet  dieses  System  der  Staatsaufsicht  als  Publizitäts- 
system. Es  beruht  auf  dem  Gedanken,  daß  durch  die  regel- 
mäßige Veröffentlichung  der  Bilanzen  den  Versicherten 
und  allen  sonst  an  der  betreffenden  Gesellschaft  inter- 
essierten Personen  Gelegenheit  zur  Kritik  und  damit  die 
Möglichkeit  zur  Abstellung  seitens  der  Kritiker  entdeckter 
Mißstände  gegeben  wird. 

Das  System  der  gesetzlichen  Normativbestimmungen 
besteht  darin,  daß  der  Staat  bestimmte  Erfordernisse  auf- 
stellt, denen  die  Gesellschaften,  die  zum  Betriebe  zu- 
gelassen werden  wollen,  vorher  genügt  haben  müssen. 
Die  Tätigkeit  des  Staates  beschränkt  sich  demnach  darauf, 
zu  prüfen,  ob  die  gesetzlichen  Vorschriften  erfüllt  sind. 
Eine  weitere  Kontpolle  über  den  Geschäftsgang  übt  er  bei 
diesem  System  nicht  aus. 

Wesentlich  andere  Ziele  setzt  sich  das  Konzessions- 
system, das  man  auch  als  Syst'"'!!  der  materiellen  Staats- 
aufsicht bezeichnet.  Bei  ihm  wird  eine  d:\uernde  Ueber- 
wachung  des  gesamten  Versiciic.  ungsbetriebes  und  die 
Einwirkung  auf  ihn  innerhalb  bestimmter  Grenzen  durch 
staatliche  Organe  angestrebt.  Die  Staatsaufsicht  soll  hier 
nicht  allein  durch  Prüfungen  und  Entscheidungen  mate- 
rieller Art  das  Entstehen  von  unsoliden  Anstalten  hindern, 
sondern  darüber  hinaus  bei  allen  zugelassenen  Anstalten 
dauernd  den  gesamten  Geschäftsbetrieb  im  Auge  behalten 
und  darüber  wachen,  daß  von  dem  genehmigten  Gescnäfts- 
plan  nicht  abgewichen  wird  und  in  der  Geschäftsführung 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


125 


keine  Mißbräuche  Platz  greifen,  die  die  Versiclierten  ge- 
fährden könnten.  Auch  soll  die  Staatsaufsicht  dort,  wo 
die  Verhältnisse  dies  geboten  erscheinen  lassen,  durch 
Umgestaltung  der  technischen  und  finanziellen  Grundlagen 
des  Geschäfts  den  Bestand  und  die  Leistungsfähigkeit  der 
Anstalt  erhalten,  und  endlich  in  Fällen,  in  denen  ein  Zu- 
sammenbruch sich  als  unvermeidlich  erwies,  für  recht- 
zeitigen Schluß  des  Betriebes  und  die  möglichst  glatte 
Abwicklung  der  Geschäfte  sorgen. 

Soviel  über  die  verschiedenen  Systeme  der  Staats- 
aufsicht. In  einem  weiteren  Artikel  wird  darüber  zu 
sprechen  sein,  welcliem  System  man  den  Vorzug  ein- 
zuräumen hat. 


;:  ü  II  II  !:       BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  !:  ::  :: 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliejt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezu^s- 
(luellcn  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Line 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  niclil.  Schlußtag  für  Einsen- 
diiigeii  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
In  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Kragen  und  Antworten  lehnt  die  Schnft- 
Icitune  nachdrücklii  h  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwcniligcn  Druck- 
st ö  cTi  c  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Fragen 

Frage  26.  (Wiederholt.)  Welche  Eingemeindungen  haben 
in  neuerer  Zeit  stattgefunden,  und  in  welcher  Weise  sind  die 
beamteten  Techniker  in  den  neuen  Verwaltungskörper  über- 
nommen worden  —  also  welche  Stellung  und  Besoldung  ist 
ihnen  zugebilligt  worden? 

Frage  45.  Für  den  Bau  eines  neuen  Verwaltungsgebäudes: 
sind  auch  Arrestzellen  für  Polizeigefangene  vorzusehen.  Welche 
Türen  bezw.  Doppeltüren  finden  bei  solchen  Arrestzellen  prak- 
tisch Verwendung?  Sind  in  der  Gegend  von  Reuß  in  neuerer 
Zeit  Arrestgebäude  gebaut  worden? 

Frage  46.  Wie  errichtet  man  am  vorteilhaftesten  eine 
Probierstation  zum  Ausprobieren  der  Leistungen,  Wirkungsgrade 
und  Förderhöhen  der  Zentrifugalpumpen? 

Frage  47.  In  welcher  Weise  ändert  sich  der  Kraftbedarf 
bei  Zentrifugalpumpen,  wenn  statt  Wasser  dickflüssiges  bezw. 
dünnflüssiges  Oel  gefördert  wird? 

Frage  48.  Es  wird  beabsichtigt,  ein  Logierhaus  mit  einem 
Abortanbau  zu  versehen,  der  im  Erd-  und  L  Obergeschoß  je  einen 
Abort  erhalten  soll.  Be-  und  Entwässerung  sind  in  dem  Orte 
nicht  vorhanden.  Außerdem  besteht  d  e  Vorschrift,  daß  Abort- 
gruben während  der  Sommermonate  nicht  entleert  werden  dürfen. 
Es  ist  deshalb  darauf  Wert  zu  legen,  daß  die  Anlage  möglichst 
sauber  und  frei  von  üblem  Geruch  ist.  Welche  Systeme  haben 
sich  bewährt,  und  welche  Firmen  führen  solche  Anlagen  aus? 

Frage  49.  Ich  habe  mich  kürzlich  an  einer  großen  Sub- 
mission für  eine  Behörde  beteiligt.  Nach  monatelanger,  mühe- 
voller und  aufreibender  Arbeit  war  es  mir  gelungen,  im  Sub- 
missions-Termine recht  günstig  abzuschneiden.  In  den  Be- 
dingungen zum  Submissionstermine  war  zwar  enthalten,  daß  nicht 
der  billigste  berücksichtigt  werden  muß,  aber  es  stand  auch 
nicht  darin,  daß  einem  der  teuersten  Submittenten  gestattet  werde, 
nach  Eröffnung  der  Submission  einen  derartigen  Nachlaß  zu 
gewähren,  daß  er  mich  noch  unterbietet.  Ich  stehe  nun  auf  dem 
Standpunkte,  daß  ich  durch  mein  mit  peinhchster  Genauigkeit 
bearbeitetes  Angebot  einen  Vorteil  geboten  habe,  den  sich  die  Be- 
hörde zu  Nutzen  gemacht  hat,  denn  wenn  mein  preiswertes  An- 
gebot nicht  vorgelegen  hätte,  so  hätte  für  den  anderen  Sub- 
mittenten kein  Grund  vorgelegen,  soviel  nachzulassen.  Wird 
man  nun  auf  dem  Klagewege  mit  Erfolg  gegen  ein  derartiges  Ver- 
fahren vorgehen  können  und  wenigstens  Ersatz  für  die  gehabten 
Mühen  und  Kosten  erlangen?  Ist  einem  der  Herren  Kollegen  ein 
ähnlicher  Fall  bekannt  geworden,  bei  welchem  vielleicht  im 
Prozeßverfahren  etwas  erreicht  wurde? 

Frage  50.  In  einer  Kirche  soll  ein  gotisches  Gewölbe  in 
Rabitz  mit  Gips,  Leimwasser  und  Schweinsborstenzusatz  her- 
gestellt werden.  Der  Rücken  des  Gewölbes  ragt  ins  Kirchendach, 
dessen  Ziegeldeckung  mit  Zementmörtel  vergrätet  ist.  Ist  es  mög- 
lich, daß  sich  bei  evtl.  Eindringen  von  Regenwasser  an  der  Innen- 
seite des  Gewölbes  nasse  Stellen  zeigen,  die  mit  der  Zeit 
zerstörend  auf  den  Gips  einwirken  können?  Können  diese 
evtl.  nassen  Stellen  durch  einen  Gipsestrich  auf  dem  Rücken 
des  Gewölbes  oder  durch  ein  Isoliermittel  und  durch  welches 


ferngehalten  werden?  Wie  wird  die  Eiseneinlage  am  zweck- 
mäßigsten gegen  Rost  geschützt?  Zieht  dieses  Gewölbe,  wenn 
im  Innern  der  Kirche  geheizt  wird,  während  im  Dach  kalte  Luft 
sich  befindet,  Schwitzwasser,  und  was  ist  dagegen  zu  tun? 
Ist  es  angängig,  über  einen  Kirchenraum,  der  20  ><  Q  m  groß 
ist,  ein  Gewölbe  im  Sinne  des  vorgenannten  zu  spannen? 

Frage  51.  Welche  Firma  liefert  Kunstsandsteinnichl  (weiß) 
und  wie  ist  der  Vorgang  zur  Aufbringung  desselben  auf  Zement- 
beton (z.  B.  auf  ein  Gewände)? 

Frage  52.  Welche  Firma  liefert  die  in  den  sogenannten 
Kunstgranitsteinplatten  enthaltenen  roten  Steinchen? 

Anlworten 

Zur  Frage  470.  (Heft  51,  1910.)  Nasse  Flurwand.  Da 
scheinen  doch  besondere  Ursachen  vorzuliegen,  die  die  Frage 
nicht  erkennen  läßt.  Offenbar  ist  die  Wand  unfähig,  die  aus 
der  Luft  abgeschiedene  Feuchtigkeit  aufzusaugen,  was  seinen 
Grund  entweder  in  dauernder  Sättigung  des  Mauerwerkes  hat 
(mangelhafte  Isolierung  oder  verborgener  Wasserzufluß),  —  oder 
der  Ueberzug  ist  mehr  oder  weniger  wasserdicht.  (Oelfarbe,  Ze- 
mentputz.) Im  ersten  Falle  wäre  die  Isolierung  zu  verbessern 
bezw.  der  Zufluß  zu  beseitigen  oder  eines  der  bekannten  Er- 
satzmittel (z.  B.  Kosmosfalzplatten  mit  porigem  Putz)  zu 
verwenden;  im  zweiten  Falle  wäre  der  dichte  Ueberzug  durch 
porigen  Putz  zu  ersetzen. 

W.  J.  Schultz,  Mitgl.-Nr.   49  330. 

Zur  Frage  23.  Säurefeste  Grube.  I.  Kleiden  Sie  Sohle 
und  Wände  entweder  mit  Klinkern,  Birkenwerder  (bei  Berlin) 
oder  Hartgußglasplatten  der  Glasindustrie  vorm.  Fr.  Siemens- 
Dresden  aus.  Die  säurefeste  Mörtelmischung  gibt  Ihnen  Dr. 
Noerdlinger,  Chem.  Fabrik,  Flörsheiin  a.  M.,  an.  -m. 

II.  Empfohlen  wird  Dr.  Roths  „Inertol"  (D.  R.  P.).  Haupt- 
vertreter Industrie-  und  Vertriebsgesellschaft  Schäfer  und  Kohl- 
rausch,  Hannover.     Mitgl.-Nr.   12  592. 

Zur  Frage  28.  Giebelüberdachung.  An  einem  Giebel  ist 
nicht  alle  Tage  zwecks  Reparatur  heranzukommen,  deshalb  meine 
ich,  muß  der  Uebelstand  gründlich  und  dauernd  beseitigt  werden. 
Fragesteller  scheint  in  erster  Linie  Anstrich-  oder  Tränkungs- 
mittel zur  Beseitigung  des  Schadens  im  Auge  zu  haben.  Ich 
rate  jedoch  von  jedem  derartigen  Versuch  ab,  da  die  Wirkung 
nur  vorübergehend  sein  wird.  Kommen  ästhetische  Gesichts- 
punkte für  die  Farbwahl  einer  Dichtung  in  Betracht,  schlage  ich 
als  Abdeckung  des  Mauerwerks  rote  Sandstein-Abdeckplatten, 
10  cm  stark  mit  Abwässerung  und  beiderseitigen  5  cm  breiten 
Ueberstand,  sodann  noch  Kupferblechabdeckung  mit  Wülsten 
oder  endlich  Bleiabdeckung  vor.  Ein  weiterer  Vorschlag  wäre 
die  Entfernung  der  Rollschicht,  Abdeckung  der  Mauer  mit 
Tectolit  oder  sonstiger  Asphallisolierpappe  und  Wiederaufmaue- 
rung  der  Rollschicht.  Es  wird  bei  den  Vorschlägen  voraus- 
gesetzt, daß  der  Dachanschluß  an  die  Giebelmauer  einwandfrei  jst. 

K  1  e  i  n  s  o  r  g  e. 

Zur  Frage  29.  Entwässerungsanlage.  Die  Frage  nach 
Leistung,  Toürenzahl  und  Kraftbedarf  der  Pumpe  kann  zu- 
verlässig nur  der  Erbauer  derselben  beantworten.  Es  dürften 
rninutlich  etwa  4  bis  7  cbm  geleistet  und  dazu  5  bis  8  Pferde- 
stärken gebraucht  werden.  Ob  das  für  die  Entwässerung  genügt, 
ist  sehr  davon  abhängig,  welche  Zuflüsse  vorhanden  und  wie 
groß  dieselben  sind.  In  Betracht  kommen  1.  die  Niederschläge, 
2.  die  Zuläufe,  3.  evtl.  vorhandenes  Druck-  oder  Sickerwasser 
aus  dem  durchlässigen  Grund  oder  etwaiges  Quellwasser.  Daß 
die  vorhandene  Anlage  unzureichend  ist,  geht  aus  folgender 
Betrachtung  hervor.  Das  fragt.  Gebiet  ist  7  qkm  =  7  000  000  qni 
groß.'  Jedes  mm  Niederschlagshöhe  bringt  sonach  7  000  000 
Liter,  =  7000  cbm.  Die  Leistung  der  Pumpe  von  7  cbm  pro 
Minute    beträgt    pro   Tag   in   20   Betriebsstunden   7  ■  20  •  60 

=  8400  cbm.    Die  Pumpe  würde  sonach  bei  =  1>2  mm 

Niederschlagshöhe  pro  Tag  eben  im  Stande  sein,  den  Beharrungs- 
zustand zu  halten,  wenn  Zuflüsse  nicht  vorhanden  sind.  Die 
Durchschnittsniederschlagshöhe  für  Deutschland  betrug  im 
Januar  1911  rund  28  mm.  Wenn  die  Angelegenheit  weiter  ver- 
folgt werden  soll,  bin  ich  gern  bereit,  Ihnen  mit  Rat  und  Tat  zur 
Hand  zu  gehen.  Meine  Adresse  würden  Sie  bei  der  Schriftleitung 
erfahren.  Kr. 

Zur  Frage  30.  Störung  des  Nachbars  durch  Konzert. 
F-in  Vorschlag  zur  Eindämmung  der  Störung  kann  ohne  Kennt- 
nis der  Oertlichkeit,  Bauart  beider  Gebäude,  Lage  der  Fenster  und 
Musikpodium  überhaupt  nicht  gemacht  werden.  Mir  hat  bei 
Musikstörung  durch  Klavier  die  Aufführung  einer  6  cm  starken 
Gipsdielenwand  in  10  cm  Wandabstand  gute  Dienste  getan. 
Der  Luftraum  wurde  mit  Torfmull  gefüllt.  Kl.  in  P. 


126 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  8 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


XXXII.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims 
(vom  5.  bis  18.  Januar  1911). 

8Q2  Berth.  Baumer,  Chem.,  Unterwellenborn.  893  Heinr. 
Hagestedt,  Bautechn.,  Ostercappeln.  894  Otto  Sommer,  Baumstr., 
Leipzig.  895  A.  Lenz,  Ing.,  Dortmund.  896  J.  Wührmann,  Ing., 
Frankfurt  a.  M.  897  Arthur  Kahnt,  Baumstr.,  Leipzig.  898  Kurt 
Friedrich,  Baumstr.,  Leipzig.  899  Wilhelm  Günther,  Baumstr., 
Leipzig.  900  Paul  Daeumich,  Ziegeleibesitzer,  Gautzsch-Leipzig. 
901  Emil  Jauig,  Baumeister,  Leipzig.  902  Ernst  Schulz,  Architekt, 
Danzig.  903  Alex.  Schwenkler,  Geom.,  Berlin-Groß-Lichtertclde. 
904  Rob.  Baidamm,  Architekt,  Dortmund.  905  Karl  Schreier, 
Ing.,  Mülheim  a.  Rh.  906  A.  Wietick,  Arch.,  Kaiserslautern. 
907  G.  Hohler,  Ing.,  Königsberg  i.  Pr.  908  K.  Tramm,  Bausekr., 
Dresden.  909  W.  Haarstrich,  Bauf.,  Harburg.  910  A.  Vogeisang, 
Techn.  Sekr.,  Wilhelmshaven.  911  G.  Frahm,  Architekt,  Biele- 
feld. 912  Bruno  Löser,  Ing.,  Frankfurt  a.  M.  913  Ernst  Papen- 
roth,  Bauführer,  Magdeburg.  914  Carl  Rommel,  Baumstr.,  Berlin. 
915  Paul  Beyer,  Architekt,  Stettin.  916  Emil  Sander,  ßau- 
assistent,     Braunschweig.     917    G.   Gaedtke,    Kassierer  des 


D.  T.-V.,  Berlin.  918.  O.  Sippach,  Ing.,  Waldenburg  i.  Schles. 
919  E.  Mühlenkamp,  Stadtbauführer,  Metz.  920  Rieh.  Hochstein, 
Stadtbauführer,  Königshütte.  921  C.  Becker,  Architekt,  Cassel. 
922  E.  Frischmuth,  Ing.,  Berlin.  923  Uffo  Berger,  Städt.  Woh- 
nungsinspektor, Elberfeld.  924  Carl  Kloß,  Arch.,  Danzig.  925 
Oskar  Schweißfurth,  Vermess.-Assistent,  Elberfeld.  926  Otto 
Schneider,  Ing.,  Halle  a.  S.  927  Otto  Thuß,  Ing.,  Breslau. 
928  Emil  Arndt,  Ing.,  Friedenau.  929  Gustav  Krüger,  Ing., 
Charlottenburg.  930  Hermann  Knütter,  Architekt,  Berlin.  931 
Guido  Schmidt,  Baumstr.,  Plauen.  932  Arthur  Gawehn,  Feld- 
messer, Dresden.  933  Emil  Bayer,  Ing.,  Stuttgart.  934  Jakob 
Bender,  Architekt,  München.  935  Dr.  Günther,  Privatdozent, 
Berlin.  936  H.  Kaufmann,  Architekt,  Berlin.  937  F.  Kobarg, 
Bauamtsassist.,  Kiel.  938  E.  Rohr,  Ing.,  Charlottenburg.  939 
Bruno  Heinrich,  Bausekr.,  Posen.  940  E.  Schubert,  Red.  der 
D.  T.-Z.,  Berlin.  941  Wilh.  Deutsch,  Ing.,  Saarbrücken.  942 
Arthur  Seeger,  Architekt,  Spandau.  943  L.  Leidenfrost,  Ing., 
Erfurt.  944  P.  Isbrandt,  Bauass.,  Rybnik  (O.-Schles.).  945  Bernh. 
Eberl,  Zimmermstr.,  Königswalde,  946  Hans  Mehring,  Maurer- 
meister, Cottbus. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,U.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sem  müssin.  Die  Majiusknpte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
bcsrhnchcncn  Blättern  ein^iercit lit  werden.  Bei  jeder  t:insenJung  ist  am  Kopfe 
sus7ulüllen:  Vrs.  =  Vorsitzenda-,  V.  u.  O.  =  Vcrsammlungsiag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Biicfaufscfirift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Feslliclikejten  usw. 
sind  überliaupt  von  der  Veröffentliciiun«  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gero 
zur  Verfügung. 

Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 

werden  hiermit  aufs  neue  dringendst  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  mögl  ch  zu  fassen.  Insbeson- 
titre  gilt  dies  von  Jahresberi  hten,  deren  Wiedergabe  in  der  so  oft 
noch  gewünschten  Ausführlichkeit  ganz  unmöglich  ist. 

Die  Schriftleitung. 


Bezirks  Verwaltungen 

Brandenburg.  Seitens  der  Direktion  der  Urania,  Tauben- 
straße 48/49  sind  uns  eine  beschränkte  Anzahl  von  Eintritts- 
karten für  den  Vortragszyklus  über  die  Fortschritte  der  deut- 
schen Industrie  und  Technik  kostenlos  zugestellt  worden.  Die 
Karten  werden  unseren  Mitgliedern  auf  Wunsch  im  Verbands- 
bureau verabfolgt. 

Cliemnitz.  Br.-A. :  O.  Geßner,  Sonnenstr.  8.  Am  Montag, 
20.  Februar,  abends  8  Uhr,  findet  die  Jahreshauptversammlung 
im  Saale  des  Hotels  „Roter  Hirsch"  statt.  Tagesordnung: 
1.  Jahresbericht.  2.  Bericht  der  Zweigvereine.  3.  Kassenbericht. 
4.  Bericht  der  Revisoren.  5.  Jahresvoranschlag.  6.  Ergänzungs- 
wahl des  Vorstandes.  7.  Anträge.  8.  Verschiedenes.  Es  wird 
um  rege  Beteiligung  gebeten. 

Norddeutsche.  IX.  Bezirkstag.  Wegen  unvorher- 
gesehener Behinderung  des  Herrn  Arch.  Kaufmann,  Berlin  kann 
der  nach  Schluß  der  Verhandlungen  vorgesehene  Vortrag  nicht 
stattfinden.  Als  Ersatz  hat  Herr  Ing.  Behrens,  Kiel  ein  Referat 
übernommen  über:  ,,Gesetzentwurf  der  Pensions- 
versicherung für  P  r  i  V  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  c".  Kollege 
Behrens  wird  sein  Referat  zwischen  Punkt  5  und  6  der  Tages- 
ordnung vortragen.  , 

Oberschlesien.  Am  Sonntag,  19.  Februar,  findet  in 
Königshütte,  Hotel  Graf  Reden,  eine  Wander  Ver- 
sammlung statt.  Tagesordnung:  3  Uhr  nachmittags  Zu- 
sammentritt des  Preisrichterkollegiums  in  Sachen  „Stiftungs- 
urkunde für  das  oberschlesische  Zimmer  im  Erholungsheim". 
4  Uhr  Wanderversammlung.  1.  Mitteilungen.  2.  Referate: 
a)  die  Stellenvermittlung,  b)  die  Stellenlosenunterstützungsk;isse 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes,  c)  Pensionsversicherung  der 
Privatangestellten.    3.  Einberufung  der  Baupolizei-Kommission. 

4.  Einzclmitglieder- Versammlungen    in    Kreuzburg  und  Cosel. 

5.  Frühjahrs-Bezirkstag  in  Ratibor.  6.  Verschiedenes.  5  Uhr 
Bekanntgabe  des  Ergebnisses  des  Preisausschreibens.   Wir  geben 


uns  der  Hoffnung  hin,  daß  die  geehrten  Mitglieder  auch  für  diese 
Wanderversammlung  einige  Stunden  den  allgemeinen  Standes- 
interessen widmen  werden. 

Pommern.  Vors.  und  Br.-A.:  Paul  Beyer,  Stettin,  Ober- 
wiek 70  II.  Unser  6.  Bezirkstag  findet  am  26.  Februar 
dieses  Jahres  in  Stettin,  Randower  Molkerei,  Falkenwalder- 
straße  19,  statt.  Beginn  972  L'hr  vormittags.  Tagesordnung 
für  den  Bezirkstag  wie  in  fieft  1  bekanntgegeben.  Am  Sonn- 
abend, 25.  Februar,  abends  8V2  Uhr,  findet  im  Konzerthaus 
Augustastr.  48  eine  Agitations  Versammlung  statt,  in 
welcher  Kollege  Schubert  über  „Die  Wertschätzung 
der  geistigen  technischen  Arbeit"  sprechen  wird. 
Wir  bitten  die  Herren  Delegierten  der  auswärtigen  Vereine 
auch  schon  an  diesem  Vortrag  teilnehmen  zu  wollen  und  er- 
warten von  den  hiesigen  Kollegen  ein  pünktliches  und  zahl- 
reiches Erscheinen. 


Zweigvereinei 
Gemischte  Vereine. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Besichtigung  der 
Urnenha.le  des  Vereins  für  Feuerbestattung  auf  dem  städtischen 
Friedhof,  Gerichtsstr.  37  bis  38,  in  der  Nähe  des  Nettelbeckplatzes 
und  der  Müllerstraße,  mit  gleichzeitigem  informatorischem  Vor- 
trag findet  am  Sonntag,  19.  Februar,  vormittags  präzis  10  Uhr, 
statt.  Die  Teilnehmer  wollen  mit  Rücksicht  auf  den  Vortrag  „Ein- 
führung der  Feuerbestattung  in  Preußen"  pünktlich  erscheinen. 
Die  Besichtigung  dieses  neuzeitlichen  Berliner  Bauwerks  ist 
wegen  der  hervorragenden  Ausführung  außerordentlich  inter- 
essant. —  Eintrittskarten  für  den  Sportpalast,  Potsdamer  Straße, 
sind  im  Vorzugspreise  von  0,75  M  im  Verbandsbureau  zu  haben. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Br.-A. :  Rob. 
Donix,  Chemnitz,  Elisenstraße  5.  Vereinslokal:  Hotel  Roter 
Hirsch.  —  Nach  den  letzten  Wahlen  stellt  sich  der  Vorstand 
wie  folgt  zusammen:  1.  Vorsitzender:  Rob.  Donix;  2.  Vors.: 
Paul  Melzer;  Kassierer:  L.  Sonntag;  1.  Schriftführer:  Karl 
Schauseil;  2.  Schriftf.:  Karl  Uhlich;  3.  Schriftf.:  Willy  Harz- 
becker; 1.  Bücherverwalter:  Oswin  Richter;  2.  Büchcrverw. : 
Paul  Großer;  Beisitzer:  Paul  Engelmann  und  Max  Vogt.  Adr. 
des  Kassierers:  L.  Sonntag,  Ing.,  Chemnitz,  Heinrich-Beckslr.  49. 
Alle  Adressenänderungen  sind  zu  richten  an  den  1.  Schriftfülirer 
Ing.   Karl  Schauseil,  Chemnitz,   Ludwigstraße  43. 

Danzig.  „Hütte."  Br.-A.:  Stadtbausekretär  Hackbarth, 
Danzig,  Kohlenmarkt  24.  Die  letzte  Sitzung  wurde  als  außer- 
ordentliche Hauptversammlung  einberufen,  da  in  derselben  die 
Festsetzung  der  neuen  Statuten,  entsprechend  den  neuen  Ver- 
bandssatzungen, stattfinden  sollte.  Ferner  mußte  die  Höhe  des 
den  neuen  Verbandsbeiträgen  entsprechenden  Gesamtbeitrags 
festgesetzt  werden.  Der  Antrag  des  Vorsitzenden  auf  Erhebung 
eines  Gesamtbeitrages  von  21  M  wurde  abgelehnt  und  dafür 
die  Höhe  von  22  M  festgesetzt.  Die  Satzungen  wurden  dem 
Vorstand  nochmals  zur  genaueren  Vorberatung  überwiesen.  Die 
Broschüre  des  Werkmeister-Verbandes  über  die  Privatbeamten- 
versicherung wurde  zum  Ankauf  empfohlen,  desgl.  wurden  für 
diC'  vom  Hansa-Bund  veranstalteten  staatsbürgerlichen  Fort- 
bildungskurse die  AAitglieder  Strauch  und  Hübschmann  als  Teil- 
nehmer auf  Vereinskosten  ausgewählt. 


Heft  8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


127 


Dresden.  Verein  Deutscher  Vermessungstech- 
niker. Vereinslokal:  Gewerbehaus.  Sitzungen  an  jedem  1. 
und  3.  Dienstag  im  Monat.  In  der  am  4.  d.  M.  abgehaltenen 
Jahreshauptversammlung  wurde  der  Gesamtvorstand  wie  folgt 
neu  gewählt:  Kol!.  Ad.  Peschel  1.  Vors.,  H.  Adam  2.  Vors., 
A.  Martin  Kassierer,  P.  Nestmann  1.  Schriftführer,  R.  Richter 
2.  Schriftführer,  E.  Johne  Bücherwart,  zu  Kassenprüfern  Koil. 
Görner  und  Metzner.  Briefadresse:  Geometer  Adolf  Peschel, 
Dresden-A.  1,  Könneritz-Straße  23.  Gleichzeitig  sei  noch 
auf  den  am  4.  März  im  Vereinslokal  stattfindenden  Vortrag 
über  „Erlebnisse  eines  Vermessungs-Technikers  in  Deutsch-Neu- 
Guinea"  aufmerksam  gemacht  und  werden  die  Kollegen  gebeten, 
hierzu  recht  zahlreich  zu  erscheinen. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vors.  u.  Br.-A. : 
C.  Rost,  Greifsvvald,  Baderstr.  24.  Am  Sonnabend,  18.  Februar 
dieses  Jahres,  Versammlung  im  Vereinslokal,  Restaurant  „Zur 
grünen  Linde".  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  letzten  Sitzungs- 
berichtes. 2.  Der  Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für  An- 
gestellte. 3.  Anträge  zum  6.  Bezirkstag.  4.  Beitragszahlung. 
5.  Mitteilungen  und  Anträge.  Wir  bitten  um  vollzähliges  Er- 
scheinen unserer  Mitglieder.    Gäste  sind  stets  willkommen. 

Hamburg,.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Wegen  eines  Formfehlers  für  die  Eintragung  des  Vorstandes  beim 
Amtsgerichte  findet  eine  nochmalige  Generalversammlung  am 
Dienstag,  21.  Februar  d.  J.,  präzise  Q  Uhr  abends,  im  Vereins- 
lokale, Bürger-Kasino,  Gr.  Allee  Nr.  55  statt.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Halbschichtige  Neuwahl 
der  zweiten  Vorstandsmitglieder  und  Ersatzwahl  des  ersten 
Schriftführers.  3.  Empfangnahme  der  Jahrbücher;  ein  Versand 
findet  in  diesem  Jahre  an  Mitglieder  nicht  statt.  4.  Gratisvertei- 
lung von  Hilfstabellen  für  Säulenberechnung  nach  Setmajer. 
5.  Technische  Fragen.  6.  Verschiedenes.  —  Die  Herren  Vereins- 
und Verbandskollegen  werden  gebeten,  ihre  Vereins-  und  Ver- 
bandsbeiträge, wenn  irgend  angängig,  in  den  Versammlungen  zu 
entrichten.  —  Da  in  dieser  Versammlung  1/4  der  Mitglieder  zur 
Beschlußfassung  nötig  sind,  ist  das  Erscheinen  eines  jeden  Mit- 
gliedes dringend  notwendig. 

Herne  i.  W.  Technische  Vereinigung.  Wir  ver- 
anstalten am  Donnerstag,  23.  d.  Mts.,  abends  S'/j  Uhr,  im  Hotel 
Schlenkhoff  eine  öffentliche  Versammlung,  in  welcher  Herr  Ing. 
A.  Lenz  einen  Vortrag  über  die  Privatbeamtenver- 
sicherung halten  wird.  Wir  bitten  die  verehrl.  Nachbar- 
vereine sowie  Einzelmitglieder  zahlreich  an  der  Versammlung 
teilzunehmen. 

Kiel.  Technischer  Verein.  Auf  die  am  Dienstag, 
21.  d.  Mts.,  abends  8V2  Uhr,  stattfindende  öffentliche  Versamm- 
lung in  unserm  Vereinslokal  Patzenhofer,  Falckstr.  121,  sei 
hiermit  nochmals  aufmerksam  gemacht.  Dortselbst  wird  unser 
Verbandsbeamter,  Herr  Architekt  Kaufmann,  referieren.  Es  ist 
Pflicht  eines  jeden  Mitgliedes,  zu  erscheinen. 

Magdeburg.  Technischer  Verein  „Hütt  e".  Brief- 
adresse: Ing.  Hoffmann,  Basedowstr.  4  11.  Die  am  13.  Januar 
stattgefundene  Vorstandswahl  ergab:  Vorsitzender:  Herr  A.  Hoff- 
mann; 1.  Schriftführer:  Herr  H.  Schmidt;  Kassierer:  Herr 
R.  Fuchs;  2.  Schriftführer:  Herr  A.  Gabler;  Archivar:  Herr 
R.  Preis;  1.  Beisitzer:  Herr  A.  Kaatz;  2.  Beisitzer:  Herr  F.  Leucke. 

Marktredwitz.  Techniker-Verein  Marktredwitz 
und  Umgebung  (Bayern).  Die  Neuwahl  des  Vorstandes  in 
der  Generalversammlung  am  11.  Januar  1911  ergab  folgendes 
Resultat:  1.  Vorsitzender:  Herr  Amtstechniker  Karl  Sievert 
(wiedergewählt);  2.  Vorsitzender:  Herr  Bauführer  Hans  Fischer 
(neugewählt);  Kassier:  Herr  Ingenieur  Christian  Hetz  (wieder- 
gewählt, Schriftführer:  Herr  Ingenieur  Franz  Rippl  (neu- 
gewählt); Vertrauensmann:  Herr  Inge  nieur  Rud  \i  Goiler  (wieder- 
gewählt). Für  das  neue  Jahr  sind  eine  größere  Anzahl  Vor- 
träge geplant;  ferner  werden  mehrere  Exkursionen  in  hiesige 
und  auswärtige  größere  Unternehmungen  stattfinden. 

Minden  i.  W.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Herrn 
Friedrich  Wiechmann,  Minden,  Fischerglacis  7.  Kassenadresse: 
Herrn  Gerhard  Lampe,  Minden,  Hahlerstraße  57.  V.  u.  O.: 
jeden  1.  und  3.  Mittwoch  im  Vereinslokal  „Zum  grünen  Wenzel", 
Obermarktstraße.  In  der  am  10.  Januar  IQll  stattgefundenen 
Generalversammlung  wurden  sämtliche  Vorstandsmitglieder 
wiedergewählt,  so  daß  der  Vorstand  für  das  Jahr  1911  sich  aus 
folgenden  Herren  zusammensetzt:  Techniker  Friedr.  Wiech- 
mann, 1.  Vorsitzender,  Techniker  Carl  Vockeroth,  2.  Vorsitzender, 
Techniker  Gerh.  Lampe,  Kassierer,  Techniker  Chr.  Kleine, 
1.  Schriftführer,  Techniker  Max  Zimmerling,   2.  Schriftführer. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Rodult  GoUe,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  —  Am  Sonnabend, 
25.  d.  Mts.,  veranstaltet  der  D.  T.-V.,  Bezirksverwaltung  Pommern, 
abends  S'/o  Uhr,  im  Polytechnischen  Saale  des  Konzerthauses 
eine  öffentliche  Versammlung.  Referent:  Herr  Architekt  E. 
R.  S  ch  u  b  e  rt- Berlin,  über:  „Wertschätzung  der 
geistigen  technischen  Arbei  t".    Wir  bitten  um  zahl- 


reiches Erscheinen.  Gäste  willkommen.  —  Im  Anschluß  findet 
am  Sonntag,  26.,  der  6.  Bezirkstag  statt.  Zu  den  Verhand- 
lungen sind  die  Herren  Mitglieder  freundlichst  eingeladen.  Die 
Zeit  und  das  Lokal  wird  in  den  Tageszeitungen  bekanntgegeben. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  „D  resdner  Bauhütt  e."  Vereins!okal :  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  11.  Vors.:  Baumeister  F.  Seventt,  Rade- 
beul, Albertstr.  7.  Kassierer:  Baumeister  R.  Gladewitz,  Dres- 
den-N.,  Konradstraße  10.  Donnerstag,  23.  Februar,  Versamm- 
lung im  Vereinslokal.  Tagesordnung:  1.  Eingänge,  2.  Vortrag 
des  Herrn  Baumeister  W.  Ebert  über:  „Geschichte  des  Kur- 
länder Palais".  3.  Wichtige  innere  Vereinsangelegenheiten.  Die 
Herren  Mitglieder  werden  ersucht,  sich  recht  zahlreich  einzu- 
finden. Gäste  sind  herzlich  willkommen.  Ferner  werden  die 
Herren  Mitglieder  ersucht,  Adressenänderungen  umgehend  an  den 
Schriftführer  bekannt  zu  geben  und  Absatz  6  der  Geschäfts- 
ordnung —  betr.  die  Beiträge  —  zu  beachten,  um  unliebsame 
Störungen  in  den  Kassengeschäften  zu  vermeiden,  desgl.  Ab- 
satz 27. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bezirk  Groß-Berlin.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger,  Rixdorf, 
Juliusstr.  36/37.  V.  u.O.:  Jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat 
im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  138,  an  der  Weiden- 
dammer Brücke.  Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet 
am  1.  März  1911,  pünktlich  Uhr,  im  Vereinslokale  mit  nach- 
folgender Tagesordnung  statt:  1.  Geschäftliches.  2.  Erginzungs- 
wahl  des  1.  Vorsitzenden.  3.  Bericht  über  den  Bezirkstag. 
4.  Namensänderung  des  Vereines.  5.  Verschiedenes.  Vielen 
Wünschen  unserer  Mitgliederkreise  Rechnung  tragend,  haben  wir 
unser  Versammlungslokal  nach  dem  oben  beze  ebneten  Restau- 
rant verlegt.  Wir  erwarten  nun  aber  auch,  daß  uns  die  Mit- 
glieder in  dem  neuen  Vereinslokale  durch  rege  Anteilnahme  an 
allen  Veranstaltungen  sowie  pünktliches  und  vollzähl  ges  Er- 
scheinen in  jeder  Weise  unterstützen.  Die  Beiträge  (1,75  M  pro 
Monat)  ersuchen  wir  möglichst  umgehend  an  den  Kassierer, 
Kollegen  C.  Staberow,  Berlin  O,  98,  Markgrafendamm  5,  ein- 
zusenden. Geldsendungen  bitten  wir  stets  5  Pfg.  Bestellgeld 
beizufügen. 

Staatstechniker. 
Landesvcrcin    Mittl.    Sächsischer  Eisenbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs. :    Bausekretär  K.  Tramm.   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Tethniker-Verein. 
Wir  bitten  unsere  Chemnitzer  Vereins-Kollegen,  sich  recht  zahl- 
reich an  der  am  19.  Februar  (Sonntag)  stattfindenden  Jahres- 
hauptversammlung des  Landes-Vereins  in  unserem  Vereinslokale, 
Restaurant  Moritzburg,  zu  beteiligen.  Die  nächste  Versamm- 
lung findet  am  Donnerstag,  2.  März,  statt. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41,11. 
Mittwoch,  22.  Februar,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Eingänge.  2.  Be- 
richt über  die  Jahreshauptversammlung  des  Landesvereins. 
3.  Wichtige  Standesangelegenheiten.  4.  Besprechung  unseres 
Programms.  5.  Verschiedenes.  Zahlreiches  Erscheinen  dringend 
erforderlich.  Die  Beiträge  sind  an  den  Schatzmeister  Herrn 
Frank  Dresden-A.  14,  Strehlener  Straße  IcII  (Mtb.)  abzuführen. 


IWir  bringen  hiermit  zur  gefl.  Kenntnis,  daß  unser  lang- 
jähriges Mitglied 
Herr  F.  C.  Kaufmann 
Architekt,  Bau-  und  Steinmetzmeister 
in  Berneck  i.  F.  am  8.  ds.  Mts.  nach  längerem  schweren 
Leiden  sanft  entschlafen  ist. 
Wir  werden  dem  dahingeschiedenen  Kollegen,  als  Vor- 
bild treuer  Pflichterfüllung,  stets  ein  ehrendes  Andenken 
bewahren.  H 
Techniker-Verein  Bayreuth  e.  V,  || 

Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung 

sind  von  der  Firma  Berliner  Buchbinderei  Wübben  &  Co., 
Berlin  SW.  48,  Wilhelmstraße  9,  zum  Preise  von  1  M  für 
das  Stück  zuzüglich  50  Pfg.  bezw.  25  Pfg.  für  Porto  zu  be- 
ziehen. Um  den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen, 
sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A  mit  Anzeigen,  Decke  B 
ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Bestellungen 
ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird 
und  für  welchen  lahrgang. 


128 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  8 


Stellen-Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

378  für  eine  Prismengesellschaft  in  Rixdorf  sofort  ein  mit 
Berliner  Verhältnissen  durchaus  vertrauter  Techniker,  gewandter 
Akquisiteur  und  sicher  im  Aufmaß,  sowie  in  Konstruktion.  Ge- 
halt nach  Vereinbarung  oder  aber  nur  gegen  Provision.  An- 
gebote unter  378  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

379  für  eine  Eisenbetonfirma  in  Hagen  i.  W.  sofort  ein 
junger  Techniker.  Gehalt  120  M.  Angebote  unter  379  an  die 
Geschäftsstelle  für  .Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

380  für  ein  Baugeschäft  in  Braunschweig  sofort  ein  tüch- 
tiger Bautechniker,  sauberer  Zeichner,  besonders  in  Statik  und 
im  Veranschlagen  erfahren.  Gehalt  bis  180  M,  evtl.,  mehr. 
Angebote  unter  380  an  die  Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H. 
des  Herrn  G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 

381  für  ein  Baugeschäft  in  Löbau  i.  Westpr.  sofort  ein 
junger  Bautechniker,  gelernter  Zimmerer.  Angebote  unter  381 
an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig- 
Langfuhr,  Hertastraße  17. 

382  für  einen  Maurermeister  in  Greiz  zum  1.  oder  15.  März 
ein  Bautechniker,  flotter  Zeichner,  firm  im  Entwerfen  und 
Veranschlagen.  Gehalt  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd.  An- 
gebote unter  382  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

405  für  ein  Architekturbureau  in  Dessau  sofort  ein  Bau- 
techniker, ca.  25  Jahre  alt,  im  Veranschlagen  durchaus  er- 
fahren. Gehalt  150  bis  160  M.  Angebote  unter  405  an  die  Zweig- 
stelle Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Lehmann,  Kaiserstraße  103. 

406  für  ein  Architekturbureau  in  Pforzheim  spätestens  zum 
1.  März  1911  ein  erfahrener  durchaus  tüchtiger  und  selbständiger 
Bautechniker  zur  Leitung  eines  größeren  Neubaues.  Bauzeit 
zirka  zwei  Jahre.  Gehalt  230  bis  250  M.  Nur  für  absolut  zu- 
verlässige und  selbständige  Bewerber.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  406  an  Herrn  Dahl,  Pforzheim,  Holzgarten- 
straße 133  zur  Weiterbeförderung. 

407  für  ein  Marine-Artillerie-Depot  in  Wilhelmshaven  so- 
fort ein  tüchtiger  Bautechniker  für  Bureau  und  Baustelle.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  407  an  die  Zweigstelle 
Bremen,  z.  H.  des  Herrn  O.  Krause,  Neustadts  Contrescarpe  70. 

408  für  ein  Stadtbauamt  in  Thüringen  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker  zur  Aushilfe  auf  5  bis  6  Monate.  Gehalt  120  M. 
Angebote  unter  408  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

409  für  ein  Stadtbauamt  in  der  Nähe  von  Frankfurt  a,  M. 
sofort  ein  tüchtiger  im  Krankenhausneubau  erfahrener  Techniker 
auf  4  bis  5  Monate.  Gehalt  200  bis  250  M.  Angebote  unter  409 
an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann, 
Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

410  von  einer  größeren  Eisenbetonfirma  in  München  sofort 
ein  tüchtiger  Eisenbetontechniker  mit  mehrjähriger  Praxis,  für 
statische  Berechnungen.  Stellung  dauernd.  Angebote  unter  410 
an  den  Münchener  Techniker-Verein,  Arnulfstraße  26. 

411  für  ein  Baugeschäft  in  Staßfurt  auf  zwei  Monate  ein 
tüchtiger  Bautechniker  für  Bureauarbeiten.    Angebote  unter  411' 
an  die  Zweigstelle  tMagdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Lehmann, 
Kaiserstraße  103. 

412  von  der  Straßenbahnverwaltung  in  Recklinghausen  so- 
fort ein  Tiefbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule 
(Wegebauabteilung)  für  Bureau  und  Baustelle.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  412  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland 
und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  94. 

413  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Oels  sofort  auf  zwei 
Monate  ein  tüchtiger  Hochbautechniker  zur  Ausarbeitung  des 
ausführlichen  Entwurfes  für  ein  mehrklassiges  Volksschulliaus 
und  zwei  Lehrerwohnhäuser.  Erfahrung  im  Entwerfen  und 
Veranschlagen  erforderlich.  Gehalt  bis  175  M.  Angebote  unter 
413  an  die  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner, 
Breslau  8,  Webskystraße  11. 

414  nach  Festenberg  i.  Schi,  sofort  ein  tüchtiger  Hoch- 
bautechniker, guter  Zeichner,  sicher  im  Veranschlagen.  Ge- 
halt 150  M.  Angebote  unter  414  an  die  Zweigstelle  Breslau,  wie 
unter  413. 


415  für  einen  Maurermeister  in  Niederrydultau  i.  Schi, 
sofort  ein  Bautechniker  mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  ver- 
traut und  in  Architektur  geübt.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  415  an  die  Hauptstelle  Berhn  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

416  für  das  Baubureau  einer  größeren  Schiffswerft  Nord- 
westdeutschlands sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker  mit  zwei- 
bis  dreijähriger  Bureaupraxis,  im  Anfertigen  von  Bauzeichnungen, 
kleinen  Eisenkonstruktionen  und  statischen  Berechnungen  er- 
fahren. Gehalt  bis  150  M.  Angebote  unter  416  an  die  Zweig- 
stelle Bremen,  z.  H.  des  Herrn  O.  Krause,  Neustadts  Contres- 
carpe 70. 

417  für  einen  Hofmaurermeister  in  Thüringen  sofort  ein 
tüchtiger  Bautechniker,  gelernter  Zimmerer,  nicht  unter  26  Jahre 
alt,  möglichst  verheiratet,  für  Werkplatz  und  Bureau  (Abrech- 
nung und  Löhne).  Stellung  dauernd.  Anfangsgehalt  180  M. 
Angebote  unter  417  an  die  Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  des  Herrn 
L.  Leidenfrost,  Scharnhorststraße  18. 

419  für  ein  Kanalbauamt  in  Dithmarschen  sofort  ein  jüngerer 
Tiefbautechniker  für  das  technische  Bureau,  möglichst  mit 
einiger  Erfahrung.  Angebote  unter  419  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

420  nach  Charlottenburg  sofort  ein  gewandter  Tiefbau- 
techniker, sehr  sauberer  Zeichner,  für  Bureauarbeiten.  Gehalt 
120  bis  150  M.  Angebote  ;unter  420  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

421  für  ein  Baugeschäft  mit  Holzbearbeitungsfabrik  in 
Pankow  zum  1.  April  1911  ein  Techniker  für  Hoch-  und  l  iefbau. 
Gehalt  125  bis  150  M.  Angebote  unter  421  an  die  Hauptstellc 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

422  nach  Karlshorst  bei  Berlin  sofort  ein  äußerst  gewandter 
Hochbautechniker.  Erste  Kraft  im  Veranschlagen,  in  Kalku- 
lation und  Bauleitung.  Gehalt  ca.  250  M.  Angebote  schnellstens 
unter  422  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

424  nach  Nordenham  für  ein  Architekturbureau  sofort  ein 
Techniker,  gewandt  und  energisch  im  Bureau  und  auf  der  Bau- 
stelle. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  424  an  die  Zweig- 
stelle Bremen,  z.  H.  des  Herrn  O.  Krause,  Neustadts  Contres- 
carpe 70. 

425  für  eine  Behörde  in  Neidenburg  in  Ostpr.  sofort  ein 
älterer  Bautechniker  zur  Unterstützung  bei  der  örtlichen  Leitung 
eines  Kirchenbaues.  Bewerber  muß  in  der  Aus.^ührung  von 
Staatsbauten  Erfahrung  haben.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  425  an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W. 
Lehmann;  Kaiserstr.  103. 

426  für  eine  Behörde  in  Greifswald  sofort  ein  erfahrener 
Hochbautechniker,  sicherer  Statiker,  zur  Prüfung  von  Bau- 
polizei-Gesuchen auf  4  Monate.  Gehalt  150  M.  Angebote  mit 
Antrittstermin  unter  426  an  die  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des 
Herrn  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

427  für  einen  Architekten  in  Herborn,  Bez.  Wiesbaden, 
sofort  ein  jüngerer  Hochbautechniker  oder  Architekt,  im  Ent- 
werfen und  Veranschlagen  erfahren,  für  Bureau  und  Baustelle. 
Stellung  vorübergehend.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und 
Skizzen  unter  427  an  die  Zweigstelle  Wiesbaden,  z.  H.  des 
Herrn  F.  Wunder,  Blücherstr.  24. 

428  für  ein  Hochbauamt  in  Prenzlau  sofort  ein  erfahrener 
Hochbautechniker,  ledig,  für  Entwurf  xmd  Bauleitung.  Stellungs- 
dauer l'/i  Jahr.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  428  an 
die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

429  von  einer  A.-G.  für  Holzbearbeitung  in  Posen  sofort 
ein  Techniker,  gelernter  Zimmerer,  möglichst  mit  dem  Einjährig- 
Freiwilligen-Zeugnis,  nicht  unter  30  Jahre  alt,  flott  im  Kon- 
struieren für  Holzarbeiten,  statische  Berechnungen,  Perspektive 
und  Aquarellieren.  Mindestgehalt  150  M,  bei  guten  l.eistungen 
bedeutend  höher.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter  429 
an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker  König, 
Bülowstraße  11. 

430  für  eine  Behörde  in  Pforzheim  sofort  ein  Bauaufsichts- 
beamter, zur  Beaufsichtigung  der  Baustellen  und  Unterstützung 
bei  den  Geschäften  der  Ürtsbaukontrolle,  der  längere  Zeit  auf 
Bauten  im  Dienste  von  Unternehmern  tätig  war  und  nicht  luiter 
30  Jahre  alt  ist.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter  430 
an  Herrn  Dahl,  Pforzheim,  Holzgartenstraße  133  zur  Weiler- 
beförderimg. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  Q4 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  9         Schrittieitung:  e.  Rieh.  Schuberi,  Berlin.  25.  FcbruarlOll 

Inhalt:    Die  neuen  Sätze  unserer  Stellenlosenunterslützungskasse  —  Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke  -  Staiidesbewegung  —  Rechtsfragen  -  Briefkasten 
Mitteilungen  aus  dem  Verbände. 


Die  neuen  Sätze  unserer  Stellenlosenunterstützungskasse 

Von  Bauingenieur  QORNIK,  Berlin. 


Die  Zeit  liegt  noch  nicht  so  weit  hinter  uns,  wo 
man  die  Stellenlosigkeit  der  Angestellten  nicht  als  einen 
Ausfluß  der  modernen  \virtschaftiichen  Entwicklung  unserer 
Nation  betrachtete,  sondern  sie  als  ein  Mißgeschick  des 
einzelnen  auffaßte.  Der  Privatbeamte,  der  seine  Stellung 
verloren  hatte,  und  'dem  es  in  der  Folgezeit  nicht  gelang, 
rasch  eine  neue  Wirksamkeit  zu  finden,  wurde  eben  vom 
Schicksal  hart  verfolgt  und  allgemein  bemitleidet.  Dem- 
gemäß trachteten  früher  die  Organisationen  danach,  ihren 
stellenlosen  Mitgliedern  durch  Unterstützungen  über  die 
traurigen  Folgen  unverschuldeter  Arbeitslosigkeit  hinweg- 
zuhelfen. Diese  Unterstützungen  hatten  jedoch  mehr  den 
Charakter  einer  Wohltätigkeit.  Als  aber  immer  weitete 
Kreise  von  dem  sozialen  Uebel  unverschuldeter  Arbeits- 
losigkeit getroffen  wurden,  und  die  sozialen  Schäden 
ihre  Schatten  nicht  nur  über  den  persönlich  davon  Be- 
troffenen, sondern  über  den  ganzen  Beruf  auswarfen,  da 
waren  es  wiederum  die  Verbände,  die  zuerst  ihre  Hand 
an  diese  Wunde  legten.  So  waren  es  beispielsweise  noch 
im  Jahre  1906  erst  rund  100  000  Angestellte,  die  durch 
ihre  Organisation  Stellenlosenunterstützung  erhielten,  wäh- 
rend ihre  Zahl  heute  auf  über  500  000  gestiegen  ist. 

Man  hat  die  Ursachen  der  Stellenlosigkeit  erkannt 
in  den  wirtschaftlichen  Krisen,  in  der  Konzentration, 
der  Industrie  zu  Riesenbetrieben,  der  ungemein  raschen 
Bevölkerungszunahme  und  nicht  zuletzt  in  dem  Bestreben 
der  handarbeitenden  Klassen,  ihren  Kindern  eine  angeblich 
bessere  soziale  und  wirtschaftliche  Position  zu  sichern. 
Mögen  auch  noch  'weitere  Erscheinungen  für  eine  Arbeits- 
losigkeit sprechen,  in  ihren  Hauptursachen  darf  man  sie 
aber  auf  die  oben  skizzierten  Vorgänge  zurückführen. 

Nachdem  die  Angestellten-Organisationen  erkannt 
hatten,  daß  die  meisten  ihrer  Mitglieder  unverschuldet 
stellenlos  wurden,  daß  diese  gern  arbeiten  würden,  wenn 
ihnen  nur  Gelegenheit  zu  einer  beruflichen  Tätigkeit  ge- 
boten wird,  zögerten  sie  keinen  Augenblick,  nach  Mitteln 
Umschau  zu  halten,  um  ihre  Mitglieder  vor  dem  Elend,  das 


die  Arbeitslosigkeit  nach  sich  zieht,  zu  bewahren.  Die 
Angestellten-Organisationen  schufen  Stellenlosen-Unter- 
stützungskassen.  Ein  jedes  Mitglied  hatte  bei  unverschul- 
deter Stellenlosigkeit  ein  Anrecht  auf  Unterstützung  durch 
seine  Organisation. 

Denselben  Entwicklungsgang  finden  \\'ir  beim  Deut- 
schen Techniker- Verband.  Einmal  das  Ziel  richtig  er- 
kannt, gab  es  für  die  Verbandsleitung  kein  Zurück  mehr. 
Am  I.Juli  1907  trat  seine  Stellenlosen-Unterstützungskasse 
in  Kraft.  Die  segensreiche  Wirkung  haben  seit  jener  Zeit 
viele  unverschuldet  brotlos  gewordene  Kollegen  am  eigenen 
Körper  erfahren.  Aber  nicht  nur  diese.  Nein,  die  wohl- 
tuende Wirkung  kommt  fdem  ganzen  Berufsstande  zugute. 
Der  stellenlose  Kollege  \vird  durch  die  Unterstützung  vor 
der  allerschlimmsten  Not  bewahrt.  Er  ist  nicht  mehr 
unbedingt  gezwungen,  als  Preisdrücker  auf  dem  Arbeits- 
markt zu  erscheinen. 

Mit  diesem  Erfolge  hat  sich  jedoch  der  Deutsclie 
Techniker-Verband  nicht  beschieden.  Nachdem  einmal  der 
Gedanke  sich  Bahn  gebrochen  hatte,  daß  augenblicklich 
die  einzige  sichere  Hilfe  gegen  eine  unverschuldete  Stellen- 
losigkeit in  den  Selbsthilfeeinrichtungen  der  Organisation 
zu  erblicken  ist,  wurde  die  Frage  des  Ausbaues  seiner 
Stellenlosen-Unterstützungskasse  im  Interesse  seiner  Mit- 
glieder nicht  mehr  aus  dem  Auge  gelassen.  Im  Vorder- 
grund standen  die  Bestrebungen  nach  einer  Erhöhung 
der  Sätze  und  einer  Verlängerung  der  Unterstützungsdauer. 
Man  wollte  dem  unverschuldet  arbeitslos  gewordenen 
Kollegen  ein  Existenzminimum  bieten,  und  dann  hat 
sich  die  Verbandsleitung  der  Tatsache  nicht  verschließen 
können,  daß  es  fgerade  dem  Angestellten  in  den  seltensten 
Fällen  gelingt,  in  kurzer  Zeit  einen  seinen  Fähigkeiten 
entsprechenden  Wirkungskreis  bei  angemessener  Ent- 
schädigung für  seine  Leistungen  zu  erlangen.  Soll  aber 
der  unverschuldet  stellungslos  gewordene  Kollege  und  die 
seiner  Sorge  unterstellten  Angehörigen  nicht  der  Armen- 
fürsorge anheimfallen,  dann  verbleibt  nur  als  letztes  die 


\  A /ir  machen  darauf  aufmerksam,  daß  dieses  Heft  auf  Seite  III  ein  wich- 
V  V  tiges  Formular  enthält,  und  bitten,  dieses  gewissenhaft  auszufüllen  und 
===  umgehend  an  die  jeweils  vorgeschriebene  Adresse  zu  senden  == 

Die  Verbandsleitung 


130 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  9 


Hilfe  seiner  Organisation.  Man  verschloß  sicW  nicht  der 
Erkenntnis,  daß  über  dem  stellenlosen,  wirtschaftlich 
schwachen  Angestellten  das  Damoklesschwert  hängt,  seine 
höhere  soziale  Position  zu  verlieren,  eine  Gefahr,  die  d^m 
gelernten  Arbeiter  viel  weniger  und  dem  ungelernten  fast 
gar  nicht  droht,  da  es  diesen  stets  gelingen  wird,  wieder 
als  Arbeiter  Beschäftigung  zu  erhalten.  Es  liegt  aber 
weder  im  Interesse  eines  Berufsstandes  noch  des  Staates, 
wenn  seine  Angehörigen  sozial  sinken. 

Einem  Gebot  vorsorglicher  Klugheit  entspricht  es  aber, 
an  der  Hand  von  Erfahrungen  die  Durchführbarkeit  \on 
Plänen,  die  so  tief  in  das  innere  Verbandsleben  eingreifen, 
zu  prüfen.  Es  muß  des  weiteren  für  die  Ausgaben  eine 
Deckung  vorhanden  sein.  Als  aber  der  Stuttgarter  Ver- 
bandstag eine  Erhöhung  der  Verbandsbeiträge  beschlossen 
hatte,  um  die  heute  kein  Verband  mehr  herumkommt,  wenn 
er  eine  schlagfertige  Organisation  bleiben  will,  und  als 
ferner  die  eigenen  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der  Stellen- 
losenfürsorge  es  der  Verbandsleitung  ratsam  erscheinen 
ließen,  an  eine  Erhöhung  der  Sätze  und  eine  Verlängerung 
der  Unterstützungsdauer  heranzutreten,  zögerte  man  auch- 
hier  nicht,  mit  dem  Ausbau  unserer  Stellenlosen-Unter- 
stützungskasse  zu  beginnen. 


Die  Frage  des  Ausbaues  der  Stellenlosen  -  Unter- 
stützungskasse wurde  in  der  Qesamtvorstandssitzung,  die 
am  8.  und  9.  Januar  in  Sondershausen  stattfand,  ein- 
gehend behandelt.  Das  Resultat  ist  unseren  Lesern 
bereits  in  Heft  7  mitgeteilt  worden  und  dürfte  bei  allen 
nur  aufrichtige  Freude  ausgelöst  haben.  Gewiß  wollen 
wir  uns  nicht  Illusionen  hingeben,  daß  hiermit  dem 
stellenlosen  Mitglied  ein  sorgenloses  Leben  ermöglicht 
wird  oder  hiermit  die  soziale  Frage  gelöst  sei.  Aber  wir 
müssen  zugeben,  daß  ^das  arbeitslose  Mitglied  des  D.  T.-V. 
gegen  die  allergrößten  Härten  einer  unverschuldeten  Ar- 
beitslosigkeit geschützt  ist,  wie  wir  auch  anerkennen 
müssen,  daß  mit  dem  beschlossenen  Ausbau  der  Stellen- 
losen-Unterstützungskasse  der  Deutsche  Techniker-Verband 
eine  kulturelle  und  nationale  Tat  gefördert  hat,  indem  er 
seine  Mitglieder,  die  immerhin  einen  Teil  des  Staatsganzen 
darstellen,  vor  einem  Hinabsinken  in  tiefere  soziale 
Schichten  schützt. 

Wenn  wir  nun  die  Selbsthilfe-Einrichtungen  der  Stellen- 
losen-Unterstützungskassen  der  verschiedenen  Angestell- 
ten-Organisationen mit  der  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes vergleichen,  so  erhalten  wir  das  folgende  Bild: 


Name  des  Verbandes 

Jähr!. 
Verb.- 

beitrag 

M 

Zur  Erlang,  d. 
Stellenlosen- 
vers-  ist  eine 
Mitglieds- 
dauer erfor- 
derlich von 
Monaten 

Monatl. 
Unter- 
stützung 

M 

Die  Unter- 
stützungs- 
dauer 
beträgt 

Monate 

Beginn  der 
Stellenlosen- 
Unterstütz. 
nach  der  er- 
folgten 
Entlassung 
Tage 

Der 
Höchst- 
satz wird 
erreicht  in 

Jahren 

Bemerkungen 

Deutsch  -  nationaler  Handlungsgehilfen- 
Verband   

18,- 

24 

42  bis  100 

3  bis  12 

15 

36 

Deutscher  Techniker-Verband  .... 
Bund  d.  technisch-industriellen  Beamten 
Deutscher  Steiger-Verband  

18,- 

24,- 
24,- 

13 

12 
12 

45bis90 

45  bis  75 
30  bis  60 

3  bis  6 

3  bis  6 
3  bis  6 

15 

15 
15 

10 

9  , 
9 

Diese  Sätze  treten  am 
1.  Juli  1911  in  Kraft. 

Freiwillige  Zusatzversiche- 
rung möglich. 

Allgemeine  Vereinigung  der  Buchhand- 

12,- 

12 

30  bis  60 

2 

15 

5 

Verband  d.  Bureauangestellten  u.  Ver- 

7,20bis 
14,40 

12 

22  bis  60 

1'/,  bis  3 

5 

Verein  für  Handlungskommis  von  1S58 
Verband  deutsch.  Kunstgewerbezeichner 

12,- 
15,60 

24 
12 

39  bis  51 
36  bis  48 

2  bis  3 
3 

15 

10 

5 

FürFamilienvätertrittnoch  i 
ein  Züsch,  v.  '/^  bis  -j.^  d. 
Stellenlosenunterstützg. 

Verein  deutscher  Kaufleute  .... 
Verein  deutscher  Handlungsgehilfen  . 
Deutscher  Werkmeister- Verband  .    .  . 

13,20 
10,- 
12,- 

12 
24 
12 

33  bis  48 
39  bis  60 
30 

1'/,  bis  3 

2  bis  6 

3  bis  9 

15 
15 
15 

10 
15 

Freiwillige  Zusatzversiche- 
rung möglxh. 

Für  Verheiratete  beträgt 
die  Steilenlosenunter- 
stützung  45  bis  72  M. 

Kaufmännischer  Verband  für  \x'eibliche 
Angestellte  

6,- 

12 

30 

1", 

14 

Aus  dieser  Tabelle  geht  hervor,  daß  der  Deutsch- 
Nationale  Handlungsgehilfen-Verband  die  höchsten  End- 
sätze an  seine  stellenlosen  Mitglieder  zahlt.  Berücksich- 
tigt man  aber,  daß  der  Höchstsatz  erst  nach  einer  36  jäh- 
rigen Mitgliedschaft  erreicht  werden  kann  —  ein  Fall,' 
der  aller  Voraussicht  nach  nie  oder  ganz  vereinzelt  ein- 
treten wird  — ,  so  kann  dieser  Satz  nicht  zu  einem  Ver- 
gleich herangezogen  werden.  Der  weitere  LJcberblick 
lehrt  nun,  daß  der  Deutsche  Techniker-Verband  mit  seiner 


Stellenlosenfürsorge  an  erster  Stelle  marschiert.  Er  hat 
damit  bewiesen,  daß  er  nicht  nur  sozialpolitische  Forde- 
rungen aufstellt,  sondern,  daß  er  auch  bestrebt  ist,  aus 
eigener  Kraft  die  sozialen  Schäden  zu  mildern.  An 
den  Mitgliedern  draußen  im  Reich  wird  es  nun  liegen, 
allen  Berufskollegen  die  Vorteile  der  Mitgliedschaft  im 
Deutschen  Techniker  -  Verband  klar  vor  Augen  zu 
führen  und  alle  unorganisierten  Kollegen  unserem  Ver- 
bände zuzuführen. 


Heft  0 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 


Die  Berechnung-  der  statisch  unbestimmten  Systeme 
ist  für  viele  in  der  Praxis  stehende  Ingenieure  und  Tech- 
niker, die  keine  höhere  wissenschaftliche  Ausbildung  ge- 
nossen haben,  ein  unbekanntes  Gebiet,  in  das  sie  sich 
nur  ungern  begeben.  Es  ist  im  allgemeinen  schwer,  sich 
die  Kenntnisse  der  sogenannten  „höheren  Statik"  aus  Lehr- 
büchern anzueignen,  weil  diese  meist  nicht  für  den  Selbst- 
unterricht geschrieben  sind.  Namentlich  bedienen  sich  die 
größeren  Lehrbücher  zu  ihren  Ableitungen  der  höheren 
Mathematik,  wodurch  vielen  ihr  Studium  unmöglich  ge- 
macht wird.  Ich  habe  es  nun  unternommen,  im  folgenden 
eine  allgemeine  erschöpfende  Darstellung  der  statisch  un- 
bestimmten Systeme  und  ihrer  Berechnung  auf  elemen- 
tarer Grundlage  zu  bringen.  Die  Ableitungen  der  Theorien 
erfolgen  zwar  auf  elementarer  Weise,  ihre  Gültigkeit  wird 
dadurch  nicht  beeinträchtigt  und  ihr  Verständnis  nur 
erleichtert. 


/.  Kennzeichen  der  statischen  Unbestimmtheit 

a)  Aeußere  statische  Unbestimmtheit 
(statisch  bestimmte  Lagerung). 

Die  Statik  stützt  sich  bei  ihren  Untersuchungen 
auf  den  Satz  von  den  Gleichgewichtsbedingungen, 
welcher  lautet: 

Befindet  sich  ein  Gebilde  (Fachwerk  oder  biegungs- 
fester Stab)  unter  dem  Einfluß  äußerer  Kräfte  im  Gleich- 
gewicht, so  ist  die  Summe  der  vertikalen  und  der  hori- 
zontalen Kiäfte  gleich  Null  und  die  Summe  der  Dreh- 
momente bezogen  auf  jeden  beliebigen  Bezugspunkt  eben- 
falls gleich  Null.  In  mathematischer  Form  können  diese 
Bedingungen  durch  drei  selbständige  Gleichungen  aus- 
gedrückt werden: 

I.    V  V  =  0 
n.    2  H  =-  0 
III.    2  M  =  0 

Sind  nur  vertikale  Lasten  vorhanden,  so  ist  bei  ein- 
fachen Balken  die  zweite  Bedingung  von  selbst  erfüllt, 
so  daß  in  diesem  Spezialfall  das  Gleichgewicht  durch 
Gleichung  I  und  III  allein  gekennzeichnet  ist. 

Man  kann  den  Gleichgewichtszustand  auch  dadurch 
feststellen,  daß  man  drei  Momentengleichungen  auf  drei 
beliebige,  nicht  in  einer  Geraden  liegende  Bezugspunkte 
aufstellt  und  diese  gleich  Null  setzt.  Beim  einfachen  Balken 
genügen  dann  zwei  solcher  Gleichungen. 

In  diese  Gleichungen  sind  sämtliche  an  dem  Gebilde 
angreifende  Kräfte  einzusetzen,  als  sowohl  die  gegebenen 
Belastungen  wie  auch  die  „widerst^hendPH"  Kräfte  oder 
Auflagerreaktionen.  Da  die  ersteie..  hnaier  bekannt  sind, 
die  letzteren  hingegen  gefunden  werden  sollen,  kann  man 
also  mit  den  Gleichgewichtsbedingungen  diese  bestimmen. 

Besteht  das  System  aus  mehreren  starren  Scheiben, 
die  durch  Gelenke  miteinander  in  Verbindung  stehen,  so 
ergibt  sich  für  jedes  Gelenk  eine  neue  Bedingung  dadurch, 
daß  das  Biegungsmoment  an  dieser  Stelle  gleich  Null  sein 
muß,  weil  naturgemäß  ein  Gelenk  kein  Biegungsmoment 
übertragen  kann.  Bezeichnet  g  die  Anzahl  der  Gelenke, 
so  hat  man  also  g+3  Bestimmungsgleichungen,  mit  denen 
man  die  gleiche  Zahl  von  Auflagerkräften  bestimmen  kann. 
Sind  nun  mehr  als  g  +  3  Auflagerkräfte  vor- 
handen, so  ist  das  System  äußerlich  statisch 
unbestimmt. 


Nach  der  Anzahl  der  überzähligen  Auflagerkräfte  be- 
zeichnet man  ein  System  als  einfach  oder  mehrfach  statisch 
unbestimmt. 


fettes  £lu./tajer 


— 


ftates  GCufloLOjer 


Abb.  1 


Die  Anzahl  der  Auflagerkräfte  bestimmt  sich  aus  der 
Art  der  Lagerung.  An  einem  beweglichen  Auflager 
(Abb.  1)  tritt  nur  eine  Auflagerkraft  auf,  und  zwar  senk- 
recht zur  Bewegungsrichtung.  Einem  beweglichen  Auf- 
lager gleichwertig  ist  ein  Auflagerstab,  der  eine  Bewegung 
senkrecht  zur  Stabrichtung  gestattet ;  hier  ist  die  Spann- 
kraft des  Auflagerstabes  gleich  der  Auflagerreaktion. 

Ein  festes  Lager  leistet  nach  allen  Richtungen  hin 
Widerstand;  die  Auflagerreaktion  ist  also  nach  Größe  und 
Richtung  unbekannt,  und  man  kann  sie  stets  durch  zwei 
Auflagerkräfte  ersetzen,  deren  Richtungen  man  beliebig 
festsetzt.  An  einem  festen  Lager  treten  also  zwei  Auf- 
lagerunbekannte auf. 


Abb.  2 

An  einer  Einspannungsstelle  (Abb.  2  u.  3)  wirkt 
eineAuflagerreaktion,  für  die  Größe,  Richtung  und  Angriffs- 
punkt unbekannt  sind;  man  ersetzt  diese  drei  Unbekannten 
gewöhnlich  durch  zwei  Auflagerkräfte  und  ein  Einspan- 
nungsmoment.  Hierzu  wird  bemerkt,  daß  eine  Auflagerung 
in  einem  Flächenlager  einer  Einspannung  gleich  zu  achten 
ist,  solange  ein  Hochkanten  ausgeschlossen  ist.  Es  treten 
also  beispielsweise  bei  der  Auflagerung  eines  Mauerpfeilers 
oder  einer  Futtermauer  (Abb.  3)  ebenfalls  drei  Auflager- 
unbekannte auf. 


1 


132 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  9 


Abb.  4 

An  einem  Tragwerk,  das  b  bewegliche  Lager,  f  feste 
Lager  und  e  Einspannungsstellen  aufweist,  beträgt  also 
die  Anzahl  der  Auflagerreaktionen 

A  =  b  +  2f  +  3e. 

Diesen  stehen  vorerst  die  drei  Gleichgewichtsbedingun- 
gen und  falls  außerdem  g  Mittelgelenke  vorhanden  sind 
im  ganzen 

B  =  g  +  3 
Bestimmungsgleichungen  gegenüber. 

Ist  A  =  B,  so  ist  das  Tragwerk  statisch  bestimmt, 
ist  A  >  B,  so  ist  es  (A-B)  fach  statisch  unbestimmt.  Ist 
hingegen  A  <-B,  dann  ist  das  Tragwerk  labil  und  daher 
unbrauchbar. 

Diese  Untersuchung  ist  ausreichend,  wenn  ein  Trag- 
werk aus  biegungsfesten  Stäben  mit  dazwischen  eingeschal- 
teten Gelenken,  wie  ein  Dreigelenkbogen  oder  Gerber- 
balken, oder  ein  Fachwerk  mit  regelmäßiger  Gliederung 
vorliegt.  Darunter  versteht  man  ein  solches,  bei  dem' 
jeder  Knotenpunkt,  von  einem  Stabdreieck  ausgehend, 
durch  zwei  weitere  Stäbe  angeschlossen  ist.  Ist  k  die 
Anzahl  der  Knotenpunkte  und  s  die  Anzahl  der  Stäbe, 
so  genügt  ein  Fachwerk  mit  regelmäßiger  Gliederung  der 
Bedingung 

s  =  3  +  (k  —  3)2  =  2k  —  3. 
Ist  diese  Bedingung  erfüllt  und  läßt  sich  der  regel- 
mäßige Aufbau  des  Fachwerks  verfolgen,  dann  kann  man 
sich  auf  die  Untersuchung  der  statisch  bestimmten  Lage- 
rung beschränken  und  ohne  weiteres  die  eingangs  dar- 
gestellte Methode  anwenden. 


fi  s  ti,  aufläge f  ^'^f^- 


Abb.  5 

Bei  einem  Dreigelenkbogen  zum  Beispiel  (Abb.  4)  be- 
trägt die  Anzahl  der  Auflagerunbekannten,  da  die  Anzahl 
der  festen  Auflager  f  =  2  ist: 

A  =  2    f  =  2-  2  =  4. 
Es  ist  ein  Mittelgelenk  vorhanden;  es  stehen  uns  also 
B  =  3  +  1  =4 
Bestimmungsgleichungen  zur  Verfügung.    Da  A  =  B,  ist 
das  Tragwerk  s©mit  statisch  bestimmt. 

b)  Innerliche  statische  Unbestimmtheit 
(starrer  Aufbau). 

Liegt  dagegen  ein  Fachwerk  vor,  bei  dem  die  Be- 
dingung 

s  =  2k  —  3 

nicht  erfüllt  ist,  so  darf  sich  die  Untersuchung  über  die 
statische  Unbestimmtheit  nicht  allein  auf  die  äußeren  — 
widerstrebenden  —  Kräfte  beschränken,  sondern  auch  das 
Fachwerk  selbst  muß  genauer  betrachtet  werden. 

Ist  s  >  2  k  —  3,  dann  hat  das  Fachwerk  überzählige 
Stäbe,  und  es  ist  innerlich  statisch  unbestimmt.  Das 
heißt,  es  sind  mehr  Stäbe  vorhaaden,  als  sich  —  falls  die 
äußeren  Kräfte  bereits  alle  bekannt  wären  —  mit  Hilfe 
der  Gleichgewichtsbedingungen,  beispielsweise  durch 
Zeichnung  eines  Cremonaplanes,  bestimmen  lassen.  Diese 
Feststellung  ist  unabhängig  von  der  vorangegangenen 
Untersuchung  über  die  äußerliche  statisch  bestimmte 
Lagerung. 

Ist  dagegen 

s  <  2  k  —  3, 

sind  also  weniger  Stäbe  vorhanden,  als  für  den  regel- 
mäßigen Aufbau  erforderlich  sind,  dann  ist  das  Fachwerk 
labil.  Es  hat  also  an  und  für  sich  eine  oder  mehrere 
Bewegungsfreiheiten,  die  durch  geeignete  Lagerung  aller- 
dings wieder  beseitigt  werden  können.  In  einem  solchen 
Falle  muß  eine  gemeinsame  Untersuchung  über  die  inneren 
und  äußeren  Kräfte  angestellt  werden. 

c)   (jemeinsame    Untersuchung    der  inner- 
lichen    und     äußerlichen     statischen  Un- 
bestimmtheit. 

Ein  Tragwerk  sei  aus  mehreren  starren  Scheiben  und 
geraden  Stäben  zusammengesetzt  und  beliebig  gelagert. 
Es  soll  untersucht  werden,  ob  es  statisch  bestimmt  ist 
oder  nicht.    Abb.  5. 

Unbekannt  sind  zunächst  die  Auflagerkräftc,  und  zwar 
haben  wir  wieder,  wie  bei  der  ersten  Untei-suchung,  an 
einem  beweglichen  Lager  eine  Auflagerunbekanntc,  an 
einem  festen  zwei  und  an  einer  Einspannungsstelle  drei. 
Im  Innern  des  Tragwerks  sind  unbekannt  die  Spann- 
kräfte der  Fachwerkstäbe  und  ferner  die  Gclenkdrückc  an 
den  Stellen,  wo  zwei  starre  Scheiben  durch  ein  Gelenk 
verbunden  sind.    Hier  sind  zwei  Kräfte,  nämlich  die  beiden 


Heft  Q 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


133 


fftUni 


/"estf..'  i^a 


Abb.  6 


Komponenten  der  Qelenkdrücke,  zu  bestimmen.    Sind  die 
Stabkräfte  und  die  Gelenkdrücke  gefunden,  so  sind  alle 
inneren  Kräfte  des  Tragwerks  bekannt. 
Die  Abzählung  ergibt 

b  bewegliche  Auflager, 
f  feste  Auflager, 
e  Einspannungsstellen, 
s  Stäbe, 
g  Gelenke. 
Die  Anzahl  der  Unbekannten  ist  somit 
A  =  b  +  2f4-3e  +  s  +  2g. 
Da  Gleichgewicht  herrscht,  müssen  auch  die  einzelnen 
Teile  des  Tragwerks  im  Gleichgewicht  sein  und  den  Gleich- 
gewichtsbedingungen genügen,  d.  h.  die  an  jeder  Scheibe 
und  an  jedem  Knotenpunkt  angreifenden  Auflagerkräfte, 
Gelenkdrücke  und  Stabkräfte  müssen  sich  das  Gleichgewicht 
halten.  Für  jede  starre  Scheibe  können  wir  also  drei  Gleich- 
gewichtsbedingungen aufstellen,  nämlich  I  V  =  0;  2H  =  0  ; 
und  I M  =  0,  und  für  jeden  Knotenpunkt,  an  dem  sich 
zwei  oder  mehr  Fachwerkstäbe  treffen,  zwei  Gleichgevvichts- 
bedingungen,  nämlich  S  V  =  0,  S  H  =  0.    Falls  n  starre 
Scheiben  und  k  Knotenpunkte  vorhanden  sind,  haben 
wir  also 

B  =  3  n  -f  2  k 
Gleichgewichtsbedingungen. 

Ist  A  >  B,  dann  ist  das  Tragwerk  statisch  unbestimmt. 
Ist  A  =  B,  dann  ist  es  statisch  bestimmt. 
Ist  A  <  B,  dann  liegt  ein  labiles  Tragwerk  vor,  das 
unbrauchbar  ist,  weil  es  sich  infolge  einer  aufgebrachten 
Belastung  in  Bewegung  setzen  würde. 

An  einem  Beispiel  soll  dieses  allgemeine  Verfahren 
erläutert  werden. 

Das  Tragwerk  in  Abb.  6,  Dreigelenkbogen  mit  Zug- 
stange hat  ein  festes,  ein  bewegliches  Auflager,  einen 
Fachwerkstab  und  ein  Gelenk,  im  ganzen  also 
A  =  1  •  1  +  1  •  2  -I  - 1  ■  1  ^  1  •  2 
=  6  Unbekannte. 


Es  besteht  aus  zwei  starren  Scheiben,  wir  haben  also 
B  =  2  •  3  =  6 
Gleichgewichtsbedingungen. 

Das  Tragwerk  ist  also,  da  A  =  B,  statisch  bestimmt. 

Diese  Untersuchungsmethode  bedarf  jedoch  noch  einer 
Ergänzung,  die  wir  an  einem  Beispiel  erklären  wollen. 
In  Abb.  7  ist    ein  Fachwerkträger  dargestellt,  der  aus 


s  =  17  Stäben  zusammengesetzt  ist,  und  k  =  10  Knoten- 
punkte aufweist;  es  ist  ferner  ein  festes  und  ein  beweg- 
liches Auflager  vorhanden.   Die  Bedingung  des  Fachwerkes 
s  =  2  k  — 3, 
17  =  2  ■  10  — 3  =  17 

ist  erfüllt. 

Die  Anzahl  der  Unbekannten  ist 

A  =  1  •  1  +  1  ■  2  +  17  ■  1  =  20. 

Aus  den  10  Knotenpunkten  können  wir  B  =  10  ■  2  = 
20  Gleichgewichtsbedingungen  finden. 

Da  A  =  B,  wäre  das  Fachwerk  also  statisch  bestimmt. 
Dies  ist  aber  nur  formell  richtig.  Der  Augenschein  lehrt 
uns,  daß  das  Fachwerk  bei  einer  Belastung  zusammen- 
klappen würde,  denn  es  fehlt  offenbar  der  Stab  6  —  8, 
während  dafür  ein  überflüssiger  Stab  Z  an  ungeeigneter 
Stelle  vorhanden  ist.   Das  Fachwerk  ist  unrichtig  aufgebaut. 

Wir  wollen  jedoch  an  dieser  Stelle  auf  die  Frage  des 
stabilen  Aufbaues  eines  Fachwerkes  nicht  näher  eingehen, 
sondern  uns  diese  Untersuchung  für  eine  besondere  Arbeit 
vorbehalten.  Es  ist  bei  unseren  Beispielen  stillschweigend 
vorausgesetzt,  daß  wir  es  nur  mit  stabilen  Tragwerken 
zu  tun  haben. 

Beispiele 

1.  Voll  wandig  er  Zweigelenkbogen.     Abb.  8. 


Abb.  8 

Zwei  feste  AufLger,  daher  Anzahl  der  Auflagerkräfte 
A  =  2  •  2  -  4 

Qleichgewichtsbedingungen,  da  keine  Mittelgelenke  vor- 
handen, 

B  =  3, 
A  —  B  =  4  — 3  =  1. 


Abb.  9 


134 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


Heft  9 


Also  eine  überzählige  äußere  Kraft,  daher  äußerlich 
einfach  statisch  unbestimmt. 

2.  Bogen  mit  M  i  1 1  e  1  g  e  1  e  n  k.     Abb.  9. 

Die  Widerlager  ruhen  flach  auf  dem  Erdboden  auf. 
Es  sind  also  zwei  Einspannungsstellen  vorhanden;  Anzahl 
der  Auflagerunbekannten 

A  =  2  •  3  =  6 

Gleichgewichtsbedingungen,  da  ein  Mittelgelenk  vorhanden 
B  =  3  +  1  =4, 
A  —  B  =  6  — 4  =  2. 
Also  äußerlich  zweifach  statisch  unbestimmt. 

3.    Wind  verband    in    dem    Obergurt  einer 
Brücke  mit  Fahrbahn  unten.     Abb.  10. 


Abb.  10 

An  den  Endquerträgern  sind  steife  Portale,  ähnlich 
Abb. 11,  vorhanden,  die  die  Auflagerreaktionen  aufnehmen. 

Anzahl  der  Fachwerkstäbe  (die  Stäbp  sind  an  den 
Kreuzungsstellen  verbunden) 

s  =  62, 

Knotenpunkte  k  =  32, 
Anzahl  der  Gleichgewichtsbedingungen 

2k  — 3  =  2  •  32  —  3  =  61. 
Es  fehlt  also  eine  Gleichgewichtsbedingung,  um  alle 
Stabkräfte  zu  bestimmen,  oder,  was  dasselbe  ist,  es  ist 
ein  Stab  überzählig.    Der  Windverband  ist  also  inner- 
lich einfach  statisch  unbestimmt. 

4.  P  o  r  t  a  1  r  a  h  m  e  n  einer  Brücke  mit  Fahrbahn 
unten.   Abb.  11. 


Man  pflegt  jedoch  diese  Lagerung  in  der  Praxis  als 
statisch  bestimmt  anzusehen,  indem  man  willkürlich  eine 
neue  Gleichgevvichtsbedingung  dadurch  hinzufügt,  daß 
man  die  beiden  horizontalen  Reaktionen  in  A  und  B 
gleichsetzt. 

Das  Tragwerk  des  Portals  besteht  aus  den  neun  Fach- 
werkstäben 1—2,  2—3,  1—4,  4—2,  2—5,  5—3,  6-4,  4-5 
und  5 — 7  und  dem  unteren  Halbrahmen  A  A'  B' B. 

Im  ganzen  sind  also,  einschließlich  der  drei  Auflager- 
kräfte, 

A  =  3-f  9  =  12 
Unbekannte  vorhanden. 

Das  Gleichgewicht  erfordert,  wie  in  der  allgemeinen 
Untersuchung  unter  c  ausgeführt,  daß  sämtliche  an  dem 
unteren  Halbrahmen  angreifenden  Auflagerkräfte  und  Stab- 
spannungen den  drei  Gleichgewichtsbedingungen  genügen. 
Außerdem  müssen  an  den  drei  Fachwerksknotenpunkten  2, 
4  und  5  die  vertikalen  und  horizontalen  Komponenten  der 
Stabkräfte  =  0  'sein.    Wir  haben  also  nur 

B  =  1  •  3  +  3  ■  2  =  9 
Gleichgevvichtsbedingungen. 

A  —  B  =  3. 

Das  Portal  ist  also  innerlich  dreifach  statisch  un- 
bestimmt. 

5.  Hängewerk,  äußerlich  statisch  bestimmt  gelagert.  Abb.  12. 

Anzahl  der  Auflagerunbekannten  =  3 

„        „    Fachwerkstäbe  =  5 

Also  A  =  3  +  5  =  8  Unbekannte. 
Das  Fachwerk  besteht  aus  einer  starren  Scheibe, 
dem  biegungsfesten  Obergurt,  außerdem  sind  noch  zwei 
Fachwerksknotenpunkte   vorhanden.     Daher   Anzahl  der 
Bedingungsgleichungen  nach  c) : 

B  =  31^2-2  =  7. 


Abb.  12 


Abb.  13 

Das  Fachwerk  ist  daher 
statisch  unbestimmt. 


innerhalb  S— 7  =  e  i  n  fach 


Abb.  11 

Der  Rahmen  ist  an  den  Obergurtknotenpunkten  frei 
aufgehängt.  Die  senkrechten  Reaktionen  gehen  in  die 
Hauptträger  über,  die  wagerechte  Reaktion  in  den  Wind- 
vcrband.  Es  sind  also  vier  Auflagerreaktionen  vorhanden, 
nämlich  sowohl  bei  A  wie  bei  B  je  eine  senkrechte  und 
eine  wagerechte,  denen  nur  drei  Gleichgcwichtsbedingun- 
gen  gegenüber  stehen.  Der  Rahmen  ist  also  eigentlich' 
äußerlich  einfach  statisch  unbestimmt. 


6.  Kontinuierlicher  B  o  g  e  n  t  r  ä  g  e  r.    Abb.  1 3. 

Wir  untersuchen  zunächst  den  Aufbau  des  Fachwerks. 
Die  Abzählung  des  Fachwerks  ergibt 
s  =  52,  Stäbe  und 
k  =  28  Knotenpunkte. 
Es  stehen  2  ■  28  —  3  =  53  Gleichgcwichtsbedingungen 
zur  Verfügung,  also  eine  mehr  als  Stäbe  vorhanden  sind. 
Das  Fachwerk  ist  demnach  als  solches  labil.    Ob  es  bei 
der  vorliegenden  Lagerung  brauchbar  ist,  zeigt  folgende 
Untersuchung: 

Anzahl  der   festen   Lager  f  =-=  2 

„    bewegl.     „  b  =  2 


Heft  9  DEUTSCHE  TECHNi 


Abb.  16 


Demnach  Anzahl  der  Auflagerkräfte 

2-  2  +  2-  1  =6. 
Insgesamt  sind  vorhanden 

6  +  52  Unbekannte  =  58, 
während  durch  die  28  Knotenpunkte 
2  •  28  =  56 

jleichgewichtsbedingungen  gegeben  sind.  Das  vor- 
liegende Tragwerk  ist  also  insgesamt  zweifach  statisch 
unbestimmt. 

Durch  die  vorangegangenen  Untersuchungen  wurde  in 
iedem  Falle  festgestellt,  wieviel  Stäbe  und  Auflagerkräfte 
überzählig  und  daher  statisch  unbestimmt  sind.  Welche 
unter  allen  vorhandenen  nun  gerade  als  überzählig  an- 
zusehen sind,  darüber  erhalten  wir  durch  die  voran- 
gegangene Untersuchung  keinen  Aufschluß.  (Es  läßt  sich 
nicht  auf  mathematischem  Wege  herleiten,  welche  Größen 
als  statisch  unbestimmte  anzusehen  sind,  sondern  es  bleibt 
freigestellt,  welche  Stäbe  und  Auflagerkräfte  man  als 
statisch  unbestimmt  annehmen  will.) 

Der  weitere  Verlauf  des  Verfahrens  ist  nun  folgender: 
Man  nimmt,  entsprechend  dem  Resultat  der  vorangegan- 
genen Untersuchung,  soviel  Stäbe  und  Auflagerkräfte  als 
bekannt  an,  als  sich  überzählige  ergeben  haben.  Dadurch 
entsteht  ein  statisch  bestimmtes  Tragwerk  —  das  sta- 
tisch bestimmte  Hauptsystem  — ,  an  dem  die 
überzähligen  Stäbe  und  Auflagerkräfte  als  äußere  Kräfte 
angreifen.  Diese  letzteren  bezeichnet  man  als  die  statisch 
unbestimmten  Größen.  Hierdurch  wird  ein  n  fach  statisch 
.unbestimmtes  Tragwerk  zurückgeführt  auf  ein  statisch  be- 
stimmtes System,  an  dem  außer  den  gegebenen  Nutz- 
lasten noch  n  statisch  unbestimmte  Größen  angreifen.  Der 
iWeg,  den  die  weitere  Untersuchung  einschlagen  muß,  ist 
nunmehr  vorgezeichnet.  Es  sind  diese  statisch  unbestimm- 
ten Größen  zu  ermitteln,  ;dann  liegt  in  jedem  Falle  nur 
noch  eine  einfache  Aufgabe  der  Statik  vor  und  sämtliche 
Auflagerkräfte  und  Stabspannungen  ergeben  sich  aus  den 
Oleichgewichtsbedingungen. 

Beim  Zweigelenkbogen  (Beispiel  1)  wählt  man  als 
/statisch  unbestimmte  Größe  . die  horizontale  Reaktion  Xa 
(s.  Abb.  14)  eines  Auflagerpunktes.  Es  liegt  dann  als 
statisch  bestimmtes  Hauptsystem  ein  einfacher  Balken  vor, 


KER-ZEITUNG  1911  135 


\  :  / 


A'  3' 

Abb.  17 


1  l  S 


Abb.  IS 

der  bei  A  ein  festes  und  bei  B  ein  bewegliches  Auflager 
hat,  und  an  dem  drei  statisch  bestimmbare  Auflager- 
kräfte Av,  Ah  und  Bv  und  außerdem  die  statisch  unbestimmte 
Größe  Xa  angreifen. 

Beim  Bogen  mit  Mittelgelenk,  Abb.  15  (2.  Beispiel), 
wählt  man  gewöhnlich  die  Querkraft  Xa  und  die  Normai- 
kraft  Xh  im  Scheitel  als  statisch  Unbestimmte.  Als  statiscli 
bestimmtes  Hauptsystem  ergeben  sich  somit  zwei  Frei- 
träger,  die  an  den  Kämpfern  eingespannt,  im  Scheitel 
jedoch  nicht  mehr  verbunden  sind.  Hier  greifen  nunmehr 
als  äußere  Kräfte  die  statisch  unbestimmten  Xa  und  Xb  an. 

Bei  dem  statisch  unbestimmten  Windverband  in  Bei- 
spiel 3  kann  man  jeden  beliebigen  Stab  als  statisch  Un- 
bestimmte herausgreifen.  Man  wählt  zweckmäßig  hierzu 
die  Spannkraft  Xa  einer  Endvertikalen  (s.  Abb.  16)  und 
kommt  so  zu  einem  regelmäßig  gegliederten  Fachwerk, 
an  dessen  Endknotenpunkten  zwei  gleiche,  entgegengesetzt 
gerichtete  Kräfte  Xa  angreifen. 

Bei  dem  Portalrahmen  (Beispiel  4)  führe  man  (Abb.  17) 
als  statisch  Unbestimmte  die  Spannkraft  Xa  des  Stabes  4—5 
ein,  sowie  die  Horizontalkomponente  Xb  und  die  Vertikal- 
komponente  Xc  der  durch  Knotenpunkt  2  übertragenen 
Kraft.  Man  erhält  so  als  statisch  bestimmtes  Hauptsystem 
einen  offenen  Rahmen  (s'Ogenannten  Halbrahmen)  mit  den 
äußeren  Kräften  Xa,  Xb  und  Xc. 

Bei  dem  Hängewerk  in  Beispiel  5  beseitige  man  nach 
Abb.  18  den  Stab  2—4  und  führe  dessen  Spannkraft  Xa 
als  statisch  unbestimmte  Größe  ein. 

In  Beispiel  6  wähle  man  gemäß  Abb.  19  als  statisch  . 
Unbestimmte  die  Spannkräfte  Xa  und  Xb  der  Stäbe  des 
Mittelfeldes.  Das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  besteht 
dann  aus  zwei  Fachwerkbalken  mit  überragenden  Enden, 
an  denen  am  Finde  des  Kragarms  die  Kräfte  Xa  und 
Xb  wirken. 

(Fortsetzung  folgt.) 


136 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Hett  9 


STANDESBEWEGUNG 


Unsere  Werfthilfstechniker-Petition  vor  dem  Reichstage 

Bekanntlich  hat  das  Reichsmarineamt  eine  Petition 
unseres  Verbandes  zurückgewiesen  und  es  grundsätzlich 
abgelehnt,  mit  uns  in  Erörterungen  über  die  dienstlichen 
Verhältnisse  der  auf  den  Kaiserlichen  Werften  beschäftigten 
Werfthiifstechniker  einzutreten.  Der  Vertreter,  der  Staats- 
sekretär des  Reichsmarineamtes,  ging  so  weit,  den  außer- 
halb stehenden  Interessenten-Verbänden  die  Berechtigung 
zur  Vertretung  der  Interessen  ihrer  Mitglieder  abzusprechen. 

Gegen  diese  rückständige  Auffassung  des  Reichs- 
marineamtes haben  wir  nicht  nur  in  stark  besuchten 
Protestversammlungen  Einspruch  erhoben,  sondern  auch 
an  den  Reichstag  eine  ausführlich  begründete  Petition 
gerichtet,  worin  auf  die  Nichtachtung  der  Koalitionsfreiheit 
durch  den  Staatssekretär  des  Reichsmarineamtes  hin- 
gewiesen und  eine  Verbesserung  der  wirtschaftlichen  Lage 
der  Werfthilfstechniker  gefordert  wurde.  Die  Budget-Kom- 
mission ging  leider  über  diese  Petition  zur  Tagesordnung 
über,  trotzdem  die  links  stehenden  Parteien  sich  sehr 
energisch  unserer  Sache  angenommen  haben.  Der  Mehr- 
heit der  Budget-Kommission  scheint  das  freie  Vereinigungs- 
recht der  Staatsangestellten  nicht  wichtig  genug  gewesen 
zu  sein,  um  durch  einen  besonderen  Beschluß  geschützt 
zu  werden. 

Erfreulicherweise  denkt  das  Plenum  des  Reichstages 
anders  darüber.  Durch  persönliche  Rücksprache  mit  ver- 
schiedenen Abgeordneten  gelang  es  uns,  die  Sache  noch 
einmal  bei  Beratung  (des  Marineetats  zur  Sprache  zu  bringen 
und  das  Urteil  des  Reichstagsplenums  anzurufen.  Dieses 
ist  nun  auch  ganz  anders  ausgefallen. 

Zuerst  war  es  der  Kieler  Abgeordnete  Dr.  L  e  o  n  h  a  r  t 
(Volksp.),  der  warm  für  unsere  Interessen  eintrat  und 
ganz  energisch  darauf  hinwies,  daß  der  Standpunkt  „d  e  s 
Herrn  im  Hause  sein",  wie  ihn  das  Reichsmarine- 
amt in  der  letzten  Zeit  einnimmt,  heute  nicht  mehr  auf- 
rechterhalten werden  könne. 

Noch  deutlicher  wurde  der  Reichstag  in  der  Sitzung 
vom  16.  Eebruar.  Dort  traten  der  sozialdemokratische 
Abgeordnete  N  o  s  k  c  und  der  Volksparteiler  Dr.  S  t  r  u  v e 
aus  Kiel  noch  einmal  scharf  für  die  Werfttechniker  ein 
und  begründeten  den  sozialdemokratischen  Antrag:  die 
Petitionen  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  und  des 
Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten,  soweit  sie  sich 
auf  Erhöhung  der  Bezüge  der  Werfthilfstechniker  beziehen, 
als  Material,  soweit  sie  sich  aber  auf  Einrichtung  von 
Beamtenausschüssen,  Sicherung  des  Koali- 
tionsrechtes und  Anerkennung  der  Organi- 
sation der  Techniker  beziehen,  dem  Reichskanzler 
zur  Berücksichtigung  zu  überweisen. 

Der  erste  Teil  des  Antrages  ,,Ueberweisung  der  Peti- 
tion betreffend  die  Gehälter  als  Material"  wurde,  wie  wir 
der  Presse  entnehmen,  gegen  die  Stimmen  der  Sozial- 
demokraten und  fortschrittlichen  Volkspartei  abgelehnt. 
Der  zweite,  ungleich  wichtigere  Teil,  welcher  die  ,, Siche- 
rung des  Koalitionsrechtes,  die  Einrichtung  von  Beamten- 
ausschüssen und  die  Anerkennung  der  Organisation"  ver- 
langt, wurde  m  i  t  den  Stimmen  der  Sozialdemokraten,  der 
fortschrittl.  Volkspartei,  der  Nationalliberalen,  der  Polen 
und  einiger  weniger  Zentrumsabgeordneten  angenom- 
men; dagegen  waren  die  gesamte  Rechte  und  der  größte 
Teil  des  Zentrums. 

Diese  Abstimmung  bedeute  einen  Erfolg  unserer 
Protestaktion,  mit  dem  'wir  zufrieden  sein  "können.  Jeden- 
falls ist  mit  der  Annahme  des  zweiten  Teiles  des  Antrages 
erreicht  worden,  daß  der  Reichskanzler  den  Wunsch  des 
Reichstages  zur  Berücksichtigung  empfohlen  erhält. 
Wir  wollen  hoffen,  daß  dem  energischen  Willen  des 
Reichstages,  der  sich  besonders  in  der  Art  der  Ueber- 
weisung  äußert,  nicht  zuwidergehandelt  wird  und  die  Be- 
amtenausschüsse der  Kaiserlichen  Werft  bald  zur  Einfüh- 
rung   kommen.     Diesen    wird    dann    auch    leichter  die 


Regelung  der  recht  zerfahrenen  Arbeitsverhältnisse  der 
Angestellten  gelingen  können. 

Wir  danken  dem  Reichstage,  der  sich  des  Koalitions- 
rechtes und  der  Organisation  der  Techniket;  angenommen 
hat,  insbesondere  den  Abgeordneten  Leonhart,  Noske  und 
Dr.  Struve  für  die  energische  Vertretung  unserer  Interessen. 
Hoffentlich  wird  man  nun  auch  im  Kriegsministe- 
rium einsehen,  daß  die  Zeiten  vorüber  sind,  in  denen 
man  große,  einen  ganzen  Stand  umfassende  Organisationen 
nur,  weil  sie  energisch  die  Interessen  ihrer  Mitglieder 
wahrnehmen  und  dadurch  vielleicht  mißliebig  geworden 
sind,  einfach  beiseite  schiebt.  Kfm. 


Unsere  Petition  für  die  Verbesserung  der  sozialen  Lage 
der  Vermessungstechniker 

hat  dem  Reichstag  in  seiner  Plenarsitzung  am  30.  Januar 
d.  Js.  vorgelegen.  In  dieser  Petition  hatten  wir  gefordert, 
daß  auch  den  unvereideten  Vermessungstechnikern  ein  der 
Stellung  der  übrigen  mittleren  Techniker  entsprechender 
Platz  im  Staatsgefüge  zuerkannt  werden  möge. 

Der  Reichstag  hat  den  von  der  Petitionskommission 
gestellten  Antrag,  die  Denkschrift  dem  Reichskanzler  ohne 
weitere  Debatte  als  Material  zu  überweisen,  angenommen. 

Es  bleibt  nun  abzuwarten,  ob  und  inwieweit  die 
Staatsregierung  den  Wünschen  der  Techniker  Rechnung 
tragen  wird. 

*  's 

* 

Eine  Begrüßungsansprache  auf  dem  I.  deutschen 
Diplom-Ingenieur-  Tag 

soll  nach  einer  Mitteilung  der  „Industriebeamten-Zeitung" 
in  Nr.  26/lQlO  ein  Vertreter  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes gehalten  haben,  und  zwar  gleich  nach  einer  Rede 
des  Herrn  Geheimrat  Dr.  Schenk,  in  welcher  zum  Aus- 
druck kam,  daß  auf  der  letzten  Rektorenkonferenz 
der  technischen  Hochschulen  Deutschlands  Mittel  und 
Wege  beraten  worden  sind,  die  Rechte  der  mittleren 
Techniker  zugunsten  der  Ingenieure  mit  akademischer  Vor- 
bildung zu  begrenzen. 

Da  in  Wirklichkeit  der  Deutsche  Techniker-Verband 
auf  dieser  Tagung  nicht  vertreten  war  und  demzufolge 
auch  ein  Vertreter  unseres  Verbandes  eine  Begrüßungs- 
ansprache nicht  gehalten  haben  kann,  hatten  wir  eine  Be- 
richtigung der  ,, Industriebeamten-Zeitung"  zugehen  lassen. 
Diese  hat  sie  auch  in  ihrer  Nr.  3  d.  J.  aufgenommen,  in 
einem  Nachwort  glaubte  sie  jedoch  unsere  Berichtigung 
durch  Anführung  folgender  Notiz  aus  dem  ,, Darmstädter 
Tageblatt"  vom  5.  Dezember  IQIO,  dem  ihr  Bericht  ent- 
lehnt wäre,  entkräften  zu  können: 

Weitere  Begrüßungsansprachen  hielten:  ....  Diplom- 
Ingenieur  D  i  p  p  e  1  -  Erankfurt  namens  des  Erankfurter 
Bezirksvereins  Deutscher  Chemiker,  des  Bezirksvereins 
Frankfurt  des  Verbandes  Deutscher  Ingenieure  und  des 
Techniker-Verbandes. 
Wir  geben  nun  zur  Aufklärung  dieses  anscheinenden 
Widerspruchs  dem  Verband  Deutscher  Diplom-Ingenieure. 
Bezirksverein  Erankfurt,    selbst    das  Wort.     Der  Verein 
schreibt  uns,  daß  er  nun  seinerseits  folgende  Erklärung 
der  ,, Industriebeamten-Zeitung"  zugeschickt  habe: 

Zu  Ihrem  Bericht  über  den  Mittelrheinischen  Di- 
plom-Ingenieur-Tag in  Darmstadt  in  Nr.  2()  1910,  sowie 
in  Nr.  3  IQll  gestatten  wir  uns,  Ihnen  zur  tatsächlichen 
Berichtigung  mitzuteilen,  daß  die  Mitteilung  des  „Darm- 
städter Tageblatts"  einen  Druckfehler  enthält,  Herr 
Patentanwalt  Dipl.-Ing.  Dippcl,  Erankfurt,  war  nicht  als 
Vertreter  des  Techniker-Verbandes,  sondern  als  \'ertrctcr 
des  Technischen  Vereins,  Frankfurt,  auf  dem  Diplom- 
Ingenieur-Tag  anwesend. 

Der  Technische  Verein  ist  lediglich  als  ein  Zweig- 
verein der  hiesigen  Polytechnischen  Gesellschaft  ein 
wissenschaftlicher  Verein.  Der  Technik  er- Ver- 
band war  nicht  vertreten,  und  Herr  Dipl -Ing. 
Dippcl  ist  auch  nicht  AAitglicd  des  Techniker-Verbandes. 


Heft  9 


DEUTSCHE  TECHNIICER-ZEITUNG  1911 


137 


Der  Versuch,  uns  Izii  verdächtigen,  ist  also  auch  diesmal 
der  „Industriebcamten-Zeitung"  gründlich  fehlgeschlagen. 


Die  Personalakten 

Wir  lesen  in  sclilesischcn  Tageszeitungen  folgende 
Notiz: 

,,Der  Oberbürgermeister  Dr.  Bender  hat  für  die 
Breslauer  städtischen  Beamten  die  geheimen  Personal- 
akten beseitigt  oder  doch  ihres  Charakters  als  Geheim- 
akten entkleidet.  Er  hat  angeordnet,  daß  von  jedem 
ungünstigen  Urteil,  das  von  einem  Vorgesetzten  über 
seine  untergebenen  Beamten  zu  deren  Personalakten 
eingeht,  diesen  in  Ider  Hauptsache  Mitteilung  zu  machen 
sei,  damit  sie  Gelegenheit  zur  Verteidigung  erhalten. 
Anklagen  und  Beschuldigungen  von  anderer  Seite  seien 
dem  betreffenden  Beamten  urschrifthch  zur  Aeußerung 
vorzulegen.  Die  Beamtenschaft  gibt  sich  der  Hoffnung 
hin,  daß  eine  ähnliche  Bestimmung  über  die  Personal- 
akten in  das  geplante  Reichsbeamtengesetz  aufgenom- 
men werde." 

Wir  können  uns  diesem  Wunsche  nur  anschließen 
und  ebenfalls  der  Erwartung  Ausdruck  verleihen,  daß 
recht  bald  in  durchgreifender  Weise  unhaltbare  Zustände 
beseitigt  werden. 


RECHTSFRAGEN 


Im  Ktt'npf  um  die  Lebensstellung 
(Die  ,, ungültige"  Anstellungsurkunde) 

Einen  hochinteressanten  ProzelS  führte  unser  Syndikus, 
Herr  Rechbanwalt  Fritz  Grünspach  in  Berlin,  für  unser 
Mitglied,  den  Ingenieur  B.  in  L.  gegen  die  Stadt- 
gemeindc  L. 

Seit  dem  1.  Oktober  1901  versieht  B.  das  Amt  eines 
Gas-  und  Wasserwerks-Direktors  auf  Grund  folgender, 
wegen  ihrer  W  htigkeit  für  den  Prozei5  im  Wortlaut  mit- 
geteilter Ansteliungsurkunde : 

„Nach  Vernehmung  der  Stadtverordnetenversamm- 
lung werden  Sie  hierdurch  als  Direktor  der  städtischen 
Gas-  und  Wasserwerke  in  L.  und  damit  als  städtischer 
Beamter  vom  1.  April  1902  ab  auf  Lebenszeit  an- 
gestellt. Es  wird  Ihnen  ein  Jahres«chalt  von  3600  Mark, 
steigend  von  3  zu  3  Jahren  um  200  Mark  bis  zum 
Höchstbetrage  von  4200  Mark,  nebst  freier  Wohnung, 
Beheizung  und  Beleuchtung,  sowie  freiem  Wasser  im 
Werte  von  600  Mark  gewährt.  Die  baren  Bezüge  werden 
Ihnen  in  Vierteljährlichen  Raten  im  voraus  gezahlt  werden. 
L.,  den  19.  April  1902. 
(L.  S.)  Der  Magistrat. 

gez.  (folgt  eine  Unterschrift). 
Am  11.  Mai  1909,  also  nach  über  T'/ojähriger  Tätig- 
keit, erhielt  B.  von  idem  Magistrat  izu  L.  die  Nachricht,  daß 
iiim  die-  Stellung  zum  31.  Dezember  1909  gekündigt  werde. 
Diese  gegenüber  der  Anstellung  auf  Lebenszeit  unerklär- 
liche Maßnahme  wird  in  dem  Kündigungssehreiben  damit 
begründet,  daß  die  Anstellungsurkunde  ungültig  sei,  weil 
zu  einer  lebenslänglichen  Anstellung  die  Genehmigung 
der  Stadtverordneten-Versammlung  erforderlich  gewesen 
wäre,  diese  aber  nicht  vorliege.  —  Das  Mitglied  wandte 
sich  darauf  an  uns.  Wir  beschlossen,  ihm  Rechts- 
schutz zu  gewähren.  Unser  Syndikus  reichte  die  Klage 
bei  dem  Bezirksausschuß  ein  mit  dem  Antrage,  anzuordnen, 
daß  die  Stadt  L.  dem  Gas-  und  Wasserwerks-Direktor  B. 
auch  über  den  31.  Dezember  1909  hinaus  bis  an  sein 
Lebensende  das  Gehalt  fortzuzahlen  habe. 

Die  Beklagte  beantragte  die  Abweisung  der  Klage 
und  begründete  diesen  Antrag  nicht  nur  mit  dem  schon 
im  Kündigungsschreiben  geltend  gemachten  Einwand,  daß 
die  Genehmigung  der  Stadtverordnetenversammlung  zur 
Anstellung  des  B.  nicht  eingeholt  worden  sei,  sondern 


mit  einem  formellen  Versehen  der  Stadt,  daß  näm- 
lich die  Anstellungsurkunde  nur  von  einem  Mitglied 
des  Magistrats  unterschrieben  sei.  Zur  Gültigkeit  hätte 
diese  Urkunde,  entsprechend  der  Bestimmung  des  §  56 
Ziffer  8  der  Städteordnung  durch  ein  zweites  Mitglied 
des  Magistrats  gezeichnet  werden  müssen.  Da  dies  unter- 
blieben sei,  könne  der  Kläger  Rechte  aus  der  Anstellungs- 
urkunde gegen  die  Stadt  nicht  herleiten.  Sie  erhob  darin 
noch  einen  dritten,  völlig  unsubstantiierten  Einwand,  der 
bald  als  unbegründet  erwiesen  wurde.  Dieser  war  rein 
persönlicher  Natur  und  für  die  Allgemeinheit  ohne 
Interesse. 

Diesem  Vorgehen  des  Magistrats  wurde  durch  den 
nachstehenden,  im  Wortlaut  wiedergegebenen  Schriftsatz 
unseres  Rechtsanwalts  begegnet: 

„An  der  dem  Magistrat  durch  §  56  Nr.  6  der  Städte- 
ordnung gegebenen  Befugnis,  die  Gemeindebeamten  an- 
zustellen, wird  durch  §  8  des  Kommunalbeamtengesetzes 
nichts  geändert  (vergl.  Oertel,  die  Städteordnung  für  die 
sechs  östlichen  Provinzen  der  ^reuß.  Monarchie,  4.  Aufl., 
S.  326  unter  2) ;  denn  die  Vorschriften  dieses  §  8  sind 
materieller  Natur  über  den'Inhalt  des  Anstellungsver- 
trages, während  der  §  56  Nr.  6  der  St.  O.  formell 
die  Legitimation  des  Magistrats  zur  Anstellung  bestimmt. 
Wenn  auch  nun  der  Stadtverordnetenversammlung  eine 
Mitwirkung  bei  der  Anstellung  von  Beamten  nicht  ver- 
sagt, sondern  ihre  Anhörung  vorgeschrieben  und  ihr 
weiterhin  im  §  8  Abs.  2  des  Kommunalbeamten-Ge- 
setzes das  Recht  gegeben  ist,  den  Inhalt  des  Vertrages 
zu  bestimmen,  so  ist  doch  die  Tätigkeit  der  Stadtver- 
ordnetenversammlung als  ein  interner  Vorgang  an- 
zusehen, da  anderenfalls  die  Städteordnung  nicht  dem 
Magistrat  allein,  sondern  beiden  Körperschaften  gemein- 
schaftlich das  Anstellungsrecht  übertragen  hätte.  Wenn 
daher  der  Magistrat,  ohne  Idie  Stadtverordnetenversamm- 
lung anzuhören  und  ohne  ihren  Beschluß  einen  Betriebs- 
beamten lebenslänglich  anstellt,  so  \vird  dadurch  der 
Anstellungsvertrag  nicht  rechtsungültig  (vergl.  Oertel, 
Seite  326  unter  2  a  und  die  daselbst  zitierten  Entschei- 
dungen). 

Bei  der  gegnerischen  Auslegung  des  §  56  Nr.  6 
der  St.  O.  müßte  dem  anzustellenden  Beamten  das 
Recht  eingeräumt  werden,  die  vorgesetzte  Dienstbehörde 
zu  kontrollieren,  Akten  und  Archiv  der  Stadt  einzusehen, 
um  festzustellen,  ob  die  erforderlichen  Beschlüsse 
gefaßt  sind. 

Im  übrigen  aber  wird  das  Protokollbuch  der  Be- 
klagten ergeben,  daß  die  Stadtverordnetenx  ersamm- 
lung  die  lebenslängliche  Anstellung  des  Klägers  be- 
schlossen hat. 

II.  Während  §  56  Nr.  6  die  Art  der  Anstellung, 
die  §§  8  ff.  des  Kommunalbeamtengesctzes  den  Inhalt 
des  Anstellungsvertrages  regeln,  wird  die  Form  der  An- 
stellung durch  §  1  des  Kommunalbeamtengesetzes  be- 
stimmt. Danach  erfolgt  die  Anstellung  des  Beamten 
durch  Aushändigung  einer  Urkunde.  Unstreitig  ist  dem 
Kläger  eine  Anstellungsurkunde  ausgehändigt;  er  hat, 
wie  der  damalige  Bürgermeister,  der  Polizeirat  L.  in  F., 
bekunden  wird.  Vor  versammeltem  Magistrat  den  Dienst- 
eid geleistet,  in  derselben  Magistratssitzung  ist  ihm  die 
Anstellungsurkunde  überreicht.  TVs  Jahre  lang  ist  er 
als  Beamter  der  Stadt  behandelt,  jetzt  hielt  es  aber  die 
Beklagte  für  richtig,  ein  formelles  Versehen  des  Vor- 
gesetzten gegen  den  Untergebenen  ins  Feld  zu  führen, 
ihr  eigenes  Verschulden  zu  eigenem  Vorteil  und  zum 
Schaden  ihres  Beamten  auszunutzen. 

Bisher  hat  die  Beklagte  den  Kläger  stets  in  dem 
Glauben  gelassen,  er  sei  lebenslänglich  angestellt,  und 
ihn  dadurch  veranlaßt,  sich  während  der  besten  Jahre 
seines  Lebens  nicht  um  eine  andere  Anstellung  zu  be- 
mühen, plötzlich  hat  Sie  'das  Fehlen  eines  Wortes,  einer 
Unterschrift  in  der  Anstellungsurkunde,  herausgesucht 
und  bemüht  sich,  durch  diesen  ihren  eigenen  Verstoß 
gegen  die  Gesetzesform  sich  eines  Beamten  zu  entledigen. 
Der  Grundsatz  von  Treue  und  Glauben,  der  von  Gesetz 


138 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZE[TUNO  1911 


Heft  9 


und  Judikatur  als  Fundament  unseres  Rechtslebens  er- 
richtet ist,  dieser  Grundsatz  muß  auch  im  Verkehr  des 
Beamten  mit  seiner  Behörde  ausgedehnte  Geltung  haben. 
Dem  Einwand  des  Formmangels  muß  deshalb  der  Ein- 
wand der  Arglist  entgegengesetzt  werden. 

Die  konstitutive  Wirkung,  die  das  Gesetz  mit  der 
Aushändigung  der  Anstellungsurkunde  verbindet,  trifft 
nicht  die  Anstellung  als  solche,  sondern  die  Anstellimg 
als  Beamter,  ,,denn  unterläßt  es  ein  Kommunalverband 
gleichwohl,  dem  Beamten  die  Anstellungsurkunde  aus- 
zuhändigen, so  hat  der  Betroffene  die  Aufsichtsbehörde 
anzugehen,  die  erforderlichenfalls  von  den  Zwangs- 
befugnissen, die  ihr  §  132  des  Landesverwaltungsgesetzes 
vom  30.  Juli  1883  gewährt,  Gebrauch  zu  machen  haben 
wird.  (So  wörtlich  F  r  e  y  t  a  g  ,  Das  Kommunalbeamten- 
gesetz, 2.  Aufl.,  Seite  28.) 

Im  gleichen  Sinne  Oertel,  Seite  329: 

,,Mit  Rücksicht  auf  die  große  praktische  Bedeutung 
der  Vorschrift  des  §  1  Abs.  1  und  auf  den  Umstand, 
daß  die  erfahrungsmäßige  Abneigung  einzelner  Ge- 
meindebehörden in  kleineren  Stadtgemeinden  gegen 
schriftliche  Aufzeichnungen  zu  schweren  Schädigimgen 
von  Persionen  führen  könnte,  welche  als  Inhaber  von 
Amtsstellen  Anstellungsurkunden  »nicht  erhalten  baten, 
soll  es  nach  Art.  1  Nr.  4  der  Ausf.-Anw.  nicht  den 
anzustellenden  Beamten  allein  überlassen  werden 
dürfen,  die  Aushändigung  solcher  Urkunden  zu  be- 
treiben, vielmehr  sollen  die  Regierungspräsidenten  für 
die  ihrer  Aufsicht  unterstehenden  kleineren  Kommunal- 
verbände je  nach  Bedürfnis  eine  periodische  oder 
Einzelkontrolle  der  Ikorrekten  Handhabung  dieser  Vor- 
schrift einrichten  und  überall  dort,  wo  sie  einen  In- 
haber einer  Amtsstellung  ohne  Anstellungsurkunde 
finden,  die  Aushändigung  einer  solchen,  gegebenen 
Falles  mit  den  'Zwangsmitteln  des  §  132  K.  V.  G.  her- 
beiführen." 

Der  Beamte  hat  demnach  ein  Recht  auf  Aushändi- 
gung der  Anstellungsurkunde;  wäre  der  Dienstvertrag 
ohne  eine  solche  nichtig,  dann  könnte  er  überhaupt 
den  Parteien  keine  Rechte  geben;  das  Fehlen  der  An- 
stellungsurkunde berührt  deshalb  nur  die  Beamteneigen- 
sthaft,  nicht  aber  die  'Gültigkeit  des  Anstellungsvertrages. 
Ob  durch  diesen  die  Anstellung  auf  Lebenszeit  erfolgt 
ist,  darauf  allein  kommt  es  an,  nicht  darauf,  ob  der 
Xläger  als  Beamter  anzusehen  ist.  Der  Dienstvertrag 
bedarf  keiner  bestimmten  Form,  er  kann  audh  mündlich 
abgeschlossen  werden;  es  erübrigt  sich  deshalb,  über- 
haupt auf  den  angeblichen  Formmangel  einzugehen;  als 
Beweismittel  für  den  Inhalt  des  Anstellungsvertrages 
bleibt  die  amthche  Erklärung  des  Bürgermeisters  immer- 
hin von  Bedeutung;  sie  beweist,  daß  die  Parteien  die 
lebenslängliche  Anstellung  gewollt  haben.  Auch  wird 
auf  das  Zeugnis  des  früheren  Bürgermeisters  dafür 
Bezug  genommen,  daß  Magistrat  und  Stadtverordneten- 
versammlung die  lebenslängliche  Anstellung  beschlos  ^cn 
und  daß  er  diesen  Beschluß  dem  Kläger  mitgeteilt  hat. 
Damit  ist  der  Dienstvertrag  zustande  gekommen,  der 
mangels  der  Aushändigi^^g  einer  formgüitigen  Anstel- 
lungsurkunde dem  Kläger  vielleicht  nicht  die  Eigenschaft 
als  Beamter,  wohl  aber  das  Recht  auf  die  ausdrücklich 
vereinbarte  Beschäftigung  und  demnach  bei  Verzug  des 
Dienstherrn-  gemäß  §  615  B.  G.  B.  den  Anspruch  auf 
das  Gehalt  für  Lebenszeit  gibt. 

Beweis:  Zeugnis  des  Pohzeirats  L. 


Zu  gleicher  Zeit  stellte  unser  Syndikus  bei  dem  Re- 
gierungspräsidenten den  Antrag,  der  Stadt  L.  aufzugeben, 
dem  Kläger  eine  ordnungsmäßige  Anstellungsurkunde  aus- 
zuhändigen, oder  die  bereits  dem  Antragsteller  ausgehän- 
digte Urkunde  durch  ein  zweites  Mitglied  vollziehen  zu 
lassen.  Diesem  Antrag  gab  der  Regierungspräsident  statt, 
indem  er  dem  Magistrat  die  Aushändigung  einer  Anstel- 
luiigsurkunde  an  den  Kläger  des  Inhalts  aufgab,  daß  er 
seit  dem  1.  April  1902  als  städtischer  Beamter  für  den 
Dienst  der  Stadt  L.  angestellt  worden  ist.    Daraufliin  er- 


teilte der  Magistrat  dem  Kläger  die  vom  19.  November 
1909  datierte  Urkunde,  welche  folgenden  Wortlaut  hat: 

„Nach  Vernehmung  der  Stadtverordnetenversamm- 
lung 'werden  Sie  hierdurch  als  Gasdirektor  für  die  Stadt 
L.  und  damit  als  städtischer  Beamter  unter  Vor- 
behalt einer  sechsmonatlichen  Kündigung 
angestellt. 

Es  wird  Ihnen  ein  in  vierteljährlichen  Raten  im 
voraus  zu  zahlender  Jahresbetrag  von  3600  Mark  neben 
freier  Wohnung,  Beheizung  und  Beleuchtung  im  Werte 
von  600  Mark  als  Anfangsgehalt  gewährt  und  im  übrigen 
auf  die  Bestimmungen  der  städtischen  Besoldungsord- 
nung Bezug  genommen." 

In  dieser  Urkunde  hat,  der  Verfügung  des  Regierungs- 
präsidenten zuwider,  der  Magistrat  zu  L.  dem  Kläger  be- 
scheinigt, daß  er  durch  dieselbe  als  Gasdirektor  angestellt 
werde  und  außerdem  Bestimmungen  in  die  Urkunde  auf- 
genommen, die  niemals  vereinbart  worden  sind. 

Auf  eine  erneute  Eingabe  an  den  Regierungspräsi- 
denten erging  folgender  Bescheid: 

,,Auf  die  Eingabe  vom  23.  v.  M.  erwidere  ich  er- 
gebenst,  daß  ich  dem  Magistrat  in  L.  nochmals  auf- 
gegeben habe,  dem  Direktor  B.  eine  Urkunde  über  seine 
Anstellung  als  städtischer  Beamter 'seit  dem  1.  April  1902 
auszuhändigen.  Was  den  übrigen  Inhalt  der  Anstellungs- 
urkunde betrifft,  auf  den  Einfluß  zu  nehmen  ich  nicht 
berufen  bin,  so  verweise  ich  auf  das  im  Preußischen 
Verwaltungsblatt,  Band  26,  Seite  465  abgedruckte  Er- 
kenntnis des  Oberverwaltungsgerichts. 

Die  vorgelegte  Urkunde  erfolgt  zurück." 
Darauf  erteilte  der  Magistrat  dem  Kläger  eine  Urkunde 
vom  7.  Dezember  1909,  welche  folgenden  Wortlaut  hat: 
,,Nach  Vernehmung  der  Stadtverordnetenversamm- 
lung wq^-den  Sie  hierdurch,  und  zwar  vom  1.  April  1902 
ab,  als  Gasdirektor  für  die  Stadt  L.  und  damit  als 
städtischer  Beamter  unter  Vorbehalt  einer  sechsmonat- 
lichen Kündigung  angestellt. 

Es  wird  Ihnen  ein  in  vierteljährlichen  Raten  im 
voraus  zu  zahlender  Jahresbetrag  von  3600  Mark  neben 
freier  Wohnung,  Beheizung  und  Beleuchtung  gewährt 
und  im  übrigen  auf  die  Bestimmungen  der  städtischen 
Besoldungsordnung  Bezug  genommen." 

Durch    diese  Urkunde  wurde    nun    tatsächlich  dem 
Kläger  bescheinigt,    daß    er  vom   1.  April  1902  ab  als 
städtischer  Beamter  angestellt  sei.    Diese  Urkunde  wurde 
■  nunmehr   in   dem  Prozeß    mit  folgenden  Ausführungen 
verwertet : 

,,Das  Erfordernis  des  §  1  des  Kommunalbeamten- 
gesetzes ist  demnach  nunmehr  erfüllt.  Darauf,  daß  der 
Beklagte  eine  unrichtige  Urkunde  ausgefertigt  hat,  un- 
richtig insofern,  als  bezüglich  des  Engagementsvertrages 
Bedingungen  aufgenommen  wurden,  die  nie  vereinbart 
worden  sind,  kann  es  'nicht  ankommen;  denn  wie  bereits 
ausgeführt,  trifft  die  konstitutive  Wirkung,  die  das  Oesetz 
mit  der  'Aushändigung  der  Anstellimgsurkunde  verbindet, 
nicht  die  Anstellung  als  solche,  sondern  die  Anstellung  , 
als  Beamter. 

Die  in  dem  Bescheid  des  Herrn  Regierungspräsi- 
denten zitierte  Entscheidung  des  Oberverw  altungsgerichts 
vom  1.  November  1904,  abgedruckt  im  Preußischen  V'cr- 
waltungsblatt,  26.  Jahrgang,  Seite  465  führt  wörtlich  fol- 
gendes aus: 

„Den  dort  (nämlich  im  §  1  des  Kommunalbeaniten- 
gesetzes)  erwähnten  Anstellungsurkimden  legt  d'e 
Rechtsprechung,  den  Worten  der  Begründung  des 
Gesetzes  folgend,  in  der  Tat  konstitutive  Wirkung  bei. 

Diese  Wirkung  bezieht  sich  jedocii 
nur  auf  die  Begründung  des  Beamten- 
Verhältnisses,  nicht  auch  auf  andere 
Bestimmungen,  welche  nach  den  A  u  s  - 
f  ü  h  r  u  n  g  s  \-  o  r  s  c  h  r  i  f  t  e  n  in  die  Urkunde 
aufzunehmen  nur  als  e  m  p  f  e  h  I  e  n  s  vv  e  r  t 
bezeichnet  sind. 

Hierhin  gehören  insbesondere  Be- 
st i  m  m  u  n  g  c  n  ü  b  er  d  i  e  H  ö  h  e  des  (i  e  halt  s." 


Heft  9 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


139 


Es  kann  also  darauf  nicht  ankommen,  daß  der 
Magistrat  zu  L.  im  übrigen  das  Dienstverhältnis  in 
der  Anstcllungsurkunde  vom  7.  Dezember  1909 
falsch  b  e  u  r  k  u  n  d  e  t  h  a  t. 

Bisher  hat  der  Magistrat  zu  L.  nicht  die  Behaup- 
tung aufgestellt,  daß  eine  sechsmonatliche  Kündigungs- 
frist vereinbart  worden  ist,  wie  aus  den  der  Klage  bei- 
gefügten Urkunden  sich  ergibt,  die  zum  mindesten  als 
Beweismittel  in  Betracht  kommen. 

Selbst  wenn  sie  einen  formellen  Fehler  enthalten, 
v\  ar  zunächst  der  Kläger  durch  Vertrag  vom  15.  Januar 
1902  auf  Probe  und  nach  Ablauf  der  Probezeit  mit 
halbjährlicher  Kündigung  engagiert. 

Durch  Vertrag  vom  19.  April  1902  erfolgte  aber 
seine  Anstellung  auf  Lebenszeit.  Im  Bestreitungsfalle 
soll  hierfür  auf  Zeugnis  des  damaligen  Bürgermeisters 
L.  Bezug  genommen  werden. 

Selbst  wenn  über  diese  Abmachungen  und  über 
die  den  sonstigen  Inhalt  des  Dienstvertrages  eine  rechts- 
gültige Urkunde  nicht  vorhanden  ist,  so  ist  das  un- 
erheblich, weil  für  den  Dienstvertrag  als  solchen  irgend 
eine  Form  überhaupt  nicht  vorgeschrieben  ist  und  die 
Anstellungsurkunde  nur  von  Bedeutung  ist,  wie  in  der 
vorerwähnten  Entscheidung  'des  Oberverwaltungsgerichts 
überzeugend  dargetan  Wird,  für  die  Beamteneigenschaft. 

Es  würde  auch  jedem  Rechtsgefühl  Hohn  sprechen, 
wenn  der  Magistrat  L.  dadurch  den  Ansprüchen  des 
Klägers  begegnen  könnte,  daß  er  pflichtwidrig  in  die 
ihm  vom  Herrn  Regierungspräsidenten  aufgegebene 
Anstellungsurkunde  Bedingungen  und  Bestimmungen 
aufnimmt,  die  nicht  Gegenstand  eines  Vertrages  ge- 
wesen sind. 

Es  bedarf  keiner  Ausführung,  daß  die  Bestimmungen 
eines  bestehenden  Dienstvertrages  nicht  durch  eine  ein- 
seitige Verfügung  abgeändert  werden  können,  da  ja 
ein  Vertrag  immer  eine  Willenseinigung  beider  Parteien 
enthält  und  durch  eine  e  i  n  s  e  i  t  i  g  e- Anordnung,  oder, 
wie  gar  hier,  eine  einseitige  Abänderung  nicht  ersetzt 
werden  kann. 

Gegenüber  der  nunmehr  ausgestellten  Anstellungs- 
urkunde muß,  soweit  der  Inhalt  derselben  die  Kün- 
digungsbestimmungen betrifft,  gleichfalls  die  Einrede 
der  Arglist  erhoben  werden,  wie  dies  bereits  gegenüber 
den  bisherigen  Verteidigungsmitteln  des  Magistrats  ge- 
schehen ist,  der  sich  zunächst  darauf  berufen  hat,  daß 
die  Anstellungsurkunde  wegen  Fehlens  einer  Unter- 
schrift formell  rechtsungültig  sei,  der  später  ein 
zweites  Versehen  in  seinem  Betriebe  gegen  den  Kläger 
eingewendet  hat,  daß  nämlich  nur  irrtümlich  in  die  Ur- 
kunde statt  des  Wortes  ,, definitiv"  die  Worte  ,,auf 
Lebenszeit"  aufgenommen  worden  sind,  wiewohl  schon 
in  der  Ausschreibung  die  ,, lebenslängliche  Anstellung" 
den  Bewerbern  in  Aussicht  gestellt  war  und  der  schließ- 
lich dadurch,  daß  er  eine  ihrem  Inhalt  nach  unrichtige 
Urkunde  dem  Kläger  aushändigte,  den  Ansprüchen  des 
Klägers  zu  begegnen  vermeint." 


Der  Bezirksausschuß,  welcher  als  erste  Instanz  über 
den  Anspruch  des  Klägers  zu  entscheiden  hatte,  erließ 
einen  seinem  Antrag  entsprechenden  Beschluß.  Er  er- 
klärte die  Stadt  L.  für  verpflichtet,  unserem  Mitglied  über 
den  31.  Dezember  1909  hinaus  bis  zur  rechtsgültigen  Be- 
endigung seines  Dienstverhältnisses  das  ihm  zustehende 
Gehalt  nebst  den  anderen  Bezügen  (freie  Wohnung,  Be- 
heizung usw.)  fortzugewähren.  —  Gegen  diesen  Beschluß 
legte  die  Stadt  L.  das  Rechtsmittel  der  Beschwerde  ein. 
Auch  diese  blieb  erfolglos.  Der  Provinzialrat  der  Provinz 
Schlesien  beschloß  in  seiner  Sitzung  vom  2.  April  1910, 
die  Beschwerde  zurückzuweisen.  Aus  den  überaus  inter- 
essanten Gründen  seines  Beschlusses  sei  folgendes  angeführt: 

„Die  Anstellungsurkunde  vom  19.  April  1902  bedarf 
nicht,  soweit  sie  sich  auf  die  Tatsache  der  Anstellung  des 
B.  als  einen  städtischen  Beamten  schlechthin  bezieht,  der 
Unterschrift   eines   zweiten  Magistratsmitgiiedes.  Schon 


durch  die  Aushändigung  dieser  Urkunde,  zweifellos  aber 
durch  die  Aushändigung  der  auf  Veranlassung  des  Herrn 
Regierungspräsidenten  unter  dem  16.  November  1909  aus- 
gestellten Anstellungsurkunde  ist  B.  städtischer  Beamter 
geworden,  denn  nach  der  Rechtssprechung  des  Oberverwal- 
tungsgerichts bezieht  sich  die  konstitutive  Wirkung  der 
Anstellungsurkunde  nur  auf  die  Begründung  des  Beamten- 
verhältnisses. Darauf,  daß  in  dieser  Urkunde  noch  andere 
Verpflichtungserklärungen  aufgenommen  worden  sind, 
kommt  es  nicht  an.  Nur  für  solche  Verpflichtungserklä- 
rungen sei  die  Untersehrift  von  zwei  Magistratsmitgiicdern 
erforderlich.  Die  Frage  der  formellen  Gültigkeit  der  Ur- 
kunde komme  deshalb  nur  dafür  in  Betracht,  ob  die  für 
den  Kläger  sich  ergebenden  Ansprüche  schon  aus  der 
Urkunde,  oder  außerhalb  derselben,  rechtsw  irksam  zur  Ent- 
stehung gelangt  seien.  Diese  Frage  sei  zu  bejahen,  da 
dem  Kläger  bisher  anstandslos  die  ihm  bei  der  Anstellung 
zugesagten  Bezüge  gewährt  worden  seien. 

Die  Stadtverordnetenversammlung  habe  von  der  An- 
stellung des  Klägers  vorbehaltlos  Kenntnis  genommen. 
In  diesem  Vorgang  sei  ein  Beschluß  der  Stadtgemeinde 
im  Sinne  des  §  8  Abs.  2  des  Kommunalbeamtengesetzes 
zu  erblicken.  Wenn  die  Stadtverordnetenversammlung  bei 
der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes,  bei  dem  es  sich  um 
die  Frage  handelt,  ob  ein  wichtiger  und  hochbesoldeter 
Beamter  der  Stadt  auf  Lebenszeit  angestellt  werden  sollte, 
sich  nicht  gegen  'die  Anstellung  auf  Lebenszeit  ausspreche, 
sondern  vorbehaltlos  Kenntnis  von  fdiesem  Beschluß  nehme, 
so  könne  darin  nur  eine  ,, Zustimmung"  gesehen  werden, 
wenn  sie  auch  nicht  mit  ausdrücklichen  Worten  aus- 
gesprochen worden  'sei.  Die  Stadtverordnetenversammlung 
hätte,  wenn  sie  sich  mit  dieser  Art  der  Anstellung  nicht 
einverstanden  erklären  wollte,  dies  ausdrücklich  erklären 
müssen.  Dies  wäre  nach  den  Grundsätzen 
von  Treue  und  Glauben  sowohl  im  Inter- 
esse der  Stadt,  als  auch  im  Interesse  der 
Persönlichkeit,  die  als  Beamter  angestellt 
werden  sollte,  ihre  Pflicht  gewesen. 

,,Wenn  die  Stadt  sich  zum  Beweis  einer  entgegen- 
gesetzten Auffassung"  auf  die  unbestimmte  Ausdrucksweise 
beruft,  also  darauf,  daß  der  Magistrat  nicht  ausdrücklich 
die  Zustimmung  der  Stadtverordnetenversammlung 
zu  dem  Beschluß  vom  24.  März  1902  beantragt,  letztere 
nicht  ausdrücklich  diese  Zustimmung  erklärt  hat,  so  ver- 
stößt ein  solcher  Einwand  gegen  Treu  und 
Glauben  " 

,,r->ie  von  der  Stadt  anzustellenden  Be- 
amten müssen  darauf  vertrauen,  daß  die 
städtischen  Behörden  gewissenhaft  ihre 
Beschlüsse  mit  ein  wandsfreier  Rechts- 
wirksamkeit fassen,  daß  sie,  die  Beamten, 
nicht  wegen  formeller  Mängel  des  Be- 
schlußverfahrens in  ihren  durch  die  Vor- 
verhandlungen klar  zum  Ausdruck  gebrach- 
ten Anstellungsbedingungen  beeinträch- 
tigt, in  ihrer  ganzen  Lebensstellung  er- 
schüttert werden;  sie  sind  in  der  Regel  nicht  in 
der  Lage,  sie  sind  auch  nicht  befugt,  darüber  zu  wachen, 
ob  ihre  vorgesetzten  Behörden  bei  dem  Anstellungsver- 
fahren korrekt  vorgehen,  sondern  müssen  diesen  die  Ver- 
antwortung dafür  überlassen  mit  der  Zuversicht,  daß  der 
Rechtsstand  ihnen  Schutz  gewähren  wird,  wenn  durch 
Unaufmerksamkeit  der  städtischen  Behörden  inkorrekte 
Niederschriften  unterlaufen,  die  zwar  äußerlich  den  Ge- 
setzen nicht  voll  entsprechen,  aber  im  Zusammenhang 
mit  den  gesamten,  die  Anstellungsverhältnisse  betreffenden 
Vorgängen  die  Annahme  rechtfertigen,  daß  die  Anstellung 
nach  dem  Willen  aller  Beteiligten  unter  bestimmten  Be- 
dingungen zustande  kommen  sollte.  Dem  im  vor- 
liegenden Falle  von  der  in  Anspruch  ge- 
nomn^ienen  Stadtgemeinde  erhobenen  Ein- 
wand des  Form  mang  eis  setzt  aer  Be- 
schwerdeführer B.  nach  Lage  des  Falles 
mit  Recht  den  Einwand  der  Arglist  ent- 
gegen." 


140 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  Q 


::  ::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  hiriscnders  sind 
W  o  Ii  n  u  n  g  und  Mitglied  nummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  liüchern  werden  unparleiisch  und  nur  sclinftlich  erteilt.  tiine 
Kücksendung  der  Manuskripte  crfolc;!  niclit.  Sclilußtag  für  Einsen- 
d.nigeii  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  ■  dem  die  hrage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme; 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Iragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrifl- 
Icilung  nailidrüi  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
slöcKC  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Eragestcller  vorher  bezahlen, 

Frage  53.  Ich  beabsichtige,  eine  mir  zur  Verfügung 
stehende  Wasseri<raft  in  Thüringen  von  dauernd  ca.  10  PS 
Tag  und  Nacht  auszunutzen.  Dieselbe  wird  augenbhcklich 
bereits  zu  Beleuchtungs-  und  Kraftzwecken  in  Verbindung  mit 
Akkumulatoren  für  das  Dorf  beansprucht.  Jedoch  fällt  diese 
Belastung  nicht  ins  Gewicht,  da  sie  sehr  gering  ist.  Es  ließe 
sich  leicht  durch  elektrischen  Einzelantrieb  eine  Massen- 
fabrikation von  Holzwaren,  Pferdchen  usw.  bewerkstelligen  und 
nachts  könnte  die  Kraft  vielleicht  in  automatischen  Arbeits- 
maschinen irgendwelcher  Branche  ausgenutzt  werden.  Für  die 
rohe  Bearbeitung  der  Hölzer  ist  eine  Schneidemühle  am  Orte 
vorhanden.  Welche  Holzart  kommt  für  oben  angedeutete  Holz- 
waren in  Frage,  welche  Arbeitsmaschinen  sind  nötig  zur  Massen- 
herstellung von  Pferdchen?  Gibt  es  eine  Spezial-Zeitung  für 
die  Holzwarenbranche?  Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen 
einige  Ratschläge  erteilen,  die  vorhandene  Kraft  ohne  größeres 
Anlagekapital,  anders  als  oben  angedeutet,  vorteilhaft  aus- 
zunützen ? 

frage  54.  Wie  schützt  man  im  Dachgeschoß  liegende 
Wohnräume  in  bereits  bewohnten  Häusern  gegen  durch- 
schlagende Kälte  und  Feuchtigkeit;  es  handelt  sich  um  schräge 
Dachflächen,  welche  mit  Falzziegel  eingedeckt  und  an  der  Unter- 
seite mit  Spalierdeckenputz  versehen  sind.  Empfiehlt  sich  eine 
Ausfüllung  des  Zwischenraumes  mit  Torf,  und  wie  stellen  sich 
gegebenenfalls  die   Feuerversicherungsgesellschaften  dazu? 

Antworten 

Zur  Frage  36.  Verschiebbare  Raumabschlüsse.  Für  den, 
angegebenen  Zweck  eignet  sich  ganz  vorzüglich  die  Patent- 
Harmonika-Tür  „Dämon".  Diese  Tür,  oder  (richtiger  gesagt) 
Wand,  ist  nach  Art  der  an  Haustüren  und  Schaufenstern  mit- 
unter verwendeten  eisernen  Scherengatter  gebaut,  so  daß  die 
Tür  in  sich  selbst  zusammengeschoben  werden  kann  und  die 
einzelnen  Teile,  aus  denen  die  Tür  besteht,  sich  scharf  aneinander 
legen.  Die  ganze  Wand  besteht  aus  einem  Lattengestell,  dessen 
einzelne,  senkrecht  stehende  Latten  in  etwa  28  cm  Abstand 
voneinander  angebracht  und  beiderseitig  durch  einen  Filzüberzug, 
der  an  den  Latten  befestigt  ist,  verbunden  sind.  Auf  diese 
Weise  werden  senkrechte,  7  cm  breite  schallfreie .  Lufträume 
gebildet,  und  der  beiderseits  befestigte  Filz  legt  sich  beim 
Zusammenschieben  in  Falten,  ähnlich  wie  bei  der  Ziehharmonika. 
Die  Wand  wird  bis  zu  30  m  Breite  und  8  m  Höhe  nach  einer 
oder  zwei  Seiten  zurückschiebbar  gebaut  und  läßt  sich  mit  der 


größten  Leichtigkeit  bewegen.  In  zusammengeschobenem  Zu- 
stande liegen  die  Falten  des  Filzes  gleichmäßig  auf  beiden 
Seiten  nach  außen  und  die  einzelnen  Latten  dicht  aufeinander, 
so  daß  an  den  Mauerflächen  der  Flügelwände  ein  etwa  28  Zenti- 
meter breiter  Schaft  entsteht,  dessen  Dicke  durch  die  Anzahl 
der  in  einer  Wandhälfte  vorhandenen  Vertikallatten  bedingt 
ist.  Die  zweiteilige  Wand  ist  beiderseits  an  der  abschließenden 
Mauer  befestigt  und  in  der  Mitte  mit  großen  eleganten  Hand- 
haben, sogenannten  Kojenhaken,  zum  F^stverschließen  aus- 
gestattet. Der  Bewegungsmechanismus  besteht  aus  Röllchen 
mit  Kugellagern,  die  sich  am  Fußboden  entlang  einer  mit 
Führungsschiene  versehenen  Nute  bewegen,  während  oben  nur 
eine  Führungsschiene  vorhanden  ist.  —  Auf  Wunsch  wird  der 
Filz  mit  einer  Lederimitation,  sogenannten  Pegamoid,  über- 
zogen geliefert.  Zu  jeder  weiteren  Auskunft  ist  gern  bereit  Ernst 
Tänzler,  Bau-Obersekretär,  Mitgl.-Nr.  22  540. 

Zur  Frage  41.  Schiittelrinnen.  Darüber  finden  Sie  An- 
gaben in  einer  Arbeit  von  Regierungsbaumeister  Stephan  in 
Uhlands  Prakt.  Maschinenkonstrukteur.  1Q05,  Heft  15,  16,  17, 
21,26  und  1Q06,  Heft  5,  6,  7,  9  über  Massentransporteinrichtungen. 
In  Heft  26,  1905,  sind  nur  Schüttelrinnen  behandelt.  In  der 
Hütte,  1908,  Teil  II,  S.  510,  finden  Sie  gleichfalls  Angaben 
und  an  beiden  Stellen  Literaturhinweise.  Erstere  Arbeit  ist 
mit  Abbildungen  und  Tafeln  ausgestattet.  Von  der  Redaktion 
erhalten  Sie  meine  Adresse,  falls  nähere  Angaben  erwünscht  sind. 

Mitgl.-Nr.  34  440. 
Zur  Frage  42.  Ausschlag  an  den  Wänden  eines  Vorrats- 
kellers. Machen  Sie  einen  Versuch  mit  gestoßenem  Ziegelmehl 
in  Zementverputz.  Das  Bessere  wird  wohl  sein,  die  Wände 
mit  Asphaltfalzpappe  zu  verkleiden  und  dann  mit  Schwarzkalk- 
mörtel zu  verputzen.  Mr. 

Zur  Frage  43.  Fest-  und  Losscheiben  für  Ventilatoren  bei 
600  bis  800  Umdrehungen  pro  Minute  müssen,  wenn  dieselben 
zuverlässig  laufen  sollen,  mit  Antifriktionsmetall  ausgegossen 
werden.  Außerdem  ist  es  gut,  wenn  die  Losscheiben  mit  einer 
guten  Ringschmierung  versehen  sind;  diese  Ausführung  hat 
sich  gut  bewährt.  Die  Firma  Kuntze  &  Leistner,  Leipzig-Plag- 
witz, bringt  neuerdings  ein  ganz  neues  S3'stem  Losscheiben 
in  den  Handel,  die  auf  Kugellagern  laufen  und  außerordentlich 
zuverlässig  sind;  ein  Festfressen  ist  bei  dieser  Scheibe  absolut 
ausgeschlossen.  Lassen  Sie  sich  von  dieser  Firma  Offerte 
unterbreiten..  Willy  Kuntze,  Mitgl.-Nr.  15949. 

Zi^r  Frage  44.  Feuchte  Mittelwände  eines  Krankenhauses. 
Die  feuchten  Wände  sind  wahrscheinlich  auf  die  Verwendung 
feuchter  Backsteine  zurückzuführen  und  zwar  könnten  hier  Back- 
steine verwendet  sein,  welche  zu  Unterst  an  der  Erde  gelegen 
und  hier  vor  der  Verwendung  Erdfeuchtigkeit  aufgesaugt 
haben.  Diese  Backsteine  brauchen  aber  lange  Zeit  zur  Aus- 
trocknung. Durch  den  dreimaligen  Anstrich  mit  Porzellanfarbe 
sind  alle  Poren  verdichtet  und  die  Backsteine  können  nicht  mehr 
ausdunsten,  daher  das  Schwitzen  der  Wände.  Es  dürfte  das 
ratsamste  sein,  die  feuchten  Stellen  von  dem  Putz  freizulegen, 
die  Wände  längere  Zeit  der  Austrocknung  auszusetzen, 
und  dann  erst  wieder  frisch  zu  verputzen,  vorläufig  aber  nur 
mit  Kalkfarbe  anzustreichen,  bis  die  Austrocknung  eine  voll- 
ständige ist.  Mr. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

Ui^Q^ii-|^  ^S"f  ^Tl  Q"l"i  Ic  I  Im  Laufe  des  Sommers  wird  als  Ergebnis  unserer  statistischen 
llOOl  C  OL:uLloLll\!     Erhebung  ein  Band  von  ca.  300  Text-  und  Tabeilenseiten 

Der  deutsche  Technikerstand 

SeineVorbildungs-,  Arbeits-  und  Lebensverhältnisse 

herausgegeben  von  unserem  Volkswirtschaft!.  Mitarbeiter,  Privatdozent  Dr.  6ÜNTHER,  im  Buchhandel 
erscheinen    ::    Wir  eröffnen  demnächst  unter  unseren  Mitgliedern 

==  eine  Subskription  zu  bedeutend  ermäßigten  Preisen  ==== 

deren  Bedingungen  in  einer  der  nächsten  Nummern  bekannt  gegeben  werden. 

Die  Verbandsleitunq 


9  DEUTSCHE  TECHNIKiiR-ZEITUNO  1911  '^^^  141 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  hinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Hr.  A.  =  Biicfaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur.  Verfügung.  , 

Bezirhsverwaltnngen 

Brandenburg.  Für  die  einstündigen  Abendvorlesungen  an 
der  Handelshochschule  Berlin,  die  im  Unterschiede  von  den 
umfangreicheren  grundlegenden  Fachkollegien  meistens  einen 
zugleich  gemeinverständlichen  Charakter  tragen,  ist  für  das  be- 
vorstehende Sommersemester  ein  besonderer  Auszug  aus  dem 
Vorlesungsverzeichnis  hergestellt  worden,  der  durch  das  Se- 
kretariat der  Handelshochschule  Berlin  (Berlin  C.  2,  Spandauer 
Straße  1)  unentgeltlich  zu  beziehen  ist.  Der  Beginn  der 
Vorlesungen  ist  auf  den  26.  April  festgesetzt;  Anmeldungen 
zu  den  einstündigen  Vorlesungen  werden  jederzeit  vom  Sekre- 
tariat der  Handeishochschule  entgegengenommen  und  können 
auch  schriftlich  unter  Einsendung  des  Betrages  durch  Post- 
anweisung erfolgen. 

Mittelschlesien.  Der  11.  Bezirkstag  fand  am  Sonntag, 
15.  Januar  d.  J.,  unter  Beteiligung  von  57  Kollegen  in  Breslau 
statt.  Dem  Bezirkstage  voran  ging  eine  Besichtigung  der  Ma- 
schinenanlagen und  des  Hauptgebäudes  der  Technischen  Hoch- 
schule. Mit  Rücksicht  darauf,  daß  ein  Bericht  im  Verkündi- 
gungsblatt bereits  erschienen  ist,  sei  hier  nur  erwähnt,  daß  Koll. 
Reußner  sich  bereit  gefunden  hat,  das  Amt  des  Stellenvermittlers 
zu  übernehmen.  Der  Bezirksvorstand  wurde,  soweit  nicht  schon 
durch  das  Ausscheiden  ein  Ersatz  nötig  war,  wiedergewählt. 
An  Stelle  des  Koll.  Standfuß  ist  Koll.  Kurok  und  für  den  Koll. 
Alder  Koll.  Wölfing  eingetreten.  Als  Kassenprüfer  wurden  die 
Kollegen  Haase  und  Lowies  gewählt. 

Rheinland.  Wir  bringen  hiermit  zur  Kenntnis  unserer  Ver- 
einp  pnd  Einzelmitglieder,  daß  Sonntag,  23.  April,  in  Düren 
unser  erster  diesjähriger  Bezirkstag  stattfindet.  Beginn  der 
Vertretersitzung  Punkt  10  Uhr  vormittags.  Genaues  Programm 
nebst  Tagesordnung  wird  'bis  zum  I.März  er.  bekannt  gegeben. 
Anträge  zum  Bezirkstage  sind  in  doppelter  Ausführung  bis 
spätestens  10.  März  an  unseren  1.  Vorsitzenden  Herrn  C.  Schreier, 
Mülheim  a.  Rh.,  Montanusstr.  45,  einzusenden.  Antrage,  welche 
bis  zum  10.  März  nicht  eingegangen  sind,  gelten  als  verspätet 
eingebracht  und  werden  als  solche  behandelt.  Um  verspätet 
eingebrachte  Anträge  den  Vereinen  noch  zustellen  zu  können, 
sind  dieselben  in  je  25  Exemplaren  einzusenden. 


Zweigvereine 
GemischteVereine. 

Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  am 
Mittwoch,  1.  März  1911,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel, 
Altona,  Königstraße  186  188.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche 
Mitteilungen.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Technische 
Fragen.    4.  Verschiedenes. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  und 
Br.-A.:  Hans  Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  60.  V.  u.O.: 
Jeden  1.  Donnerstag  im  Monat,  im  Wilhelmshof  am  Wilhelms- 
platz. —  Die  nächste  Hauptversammlung  findet  statt  am  Don- 
nerstag, 2.  März,  pünktlich  8V2  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäftliches. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Wahl  der 
Kassenprüfer.  4.  Bericht  über  den  14.  Bezirkstag  (Koll.  Kol- 
berg und  Geyer).  5.  Verschiedenes.  Zur  Aufnahme  haben 
sich  folgende  Herren  Kollegen  gemeldet:  Wilhelm  Bartels, 
Arthur  Barthel,  Hans  Prochnow,  Heinrich  Jürs,  Robert  Fiebach, 
Georg  Ramm,  Curt  Benda,  Hermann  Voigt,  Willy  Wohllebe, 
Max  Trübner,  Bruno  Morgenstern,  Edmund  Droeße,  Theodor 
Otto  und  Willy  Bonatz.  Die  Mitgliederbeiträge  für  das  erste 
Vierteljahr  sind  spätestens  am  2.  März  an  den  Kassierer  Koll. 
Herrn.  Fasterding,  Charlottenburg  1,  Kaiser-Friedrich-Straße  93 
post-  und  bestellgeldfrei  abzuführen. 

Charlottenburg.  „Bauhütte  Charlottenbur  g",- 
V.  u.  O. :  „Logen-Restaurant"  in  Charlottenburg,  Berliner  Str.  61, 
Ecke  Kirchhofstraße.  Jeden  1.  Dienstag  im  Monat  Hauptver- 
sammlung. 1.  Vrs.:  E.  Rohr,  Charlottenburg  5,  Städt.  Bürger- 
haus. A.  Schriftführer:  A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler 
Weg  5.  —  Am  Mittwoch,  1.  März,  abends  S'/a  Uhr,  findet  im 
Saale  des  obengenannten  Vereinslokales  ein  größerer  Lichtbilder- 
vortrag statt.  Unser  Mitglied  Herr  A.  Dieter  wird  über  die 
Verwendung  von  Verblendsteinen,  Werksteinen  und  von  Putz- 
mörtel' bei  Wohnhäusern  und  öffentlichen  Gebäuden  sprechen. 
Näheres  hierüber  ist  bereits  in  der  letzten  Nummer  der  „Mit- 


teilungen der  Bezirksverwaltung  Brandenburg"  bekannt  gegeben. 
Die  nächste  Monats-Hauptversammlung  findet  am  Dienstag, 
7.  März,  statt.    Die  Tagesordnung  wird  noch  bekannt  gegeben. 

Danzig.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Arch. 
Wilh.  Jacob,  Danzig,  Karmelitergasse  4.  —  Nächste  Vereins- 
versammlung am  Mittwoch,  1.  März  d.  J.,  abends  9  Uhr,  im 
t^estaurant  Hohenzollern,  Langenmarkt.  Mitgliederaufnahme 
(iemeldet  hat  sich  der  Bautechniker  Herr  Friedrich  Bergemann. 
Bericht  über  den  Deutschen  Privatangestelltentag  in  Berlin  durch 
den  Kollegen  Kirchner.  Vortrag  über  unsere  eingeschriebene 
Hilfskasse  Nr.  58  für  Architekten,  Ingenieure  und  Techniker 
Deutschlands  zu  Berlin  (Koll.  Jacob).  Einzelmitglieder  und  Gäste 
sind  freundlichst  eingeladen. 

Düsseldorf.  Technischer  Verein.  Für  die  am 
2.  März  er.  im  Vereinslokal  Rheinhof  stattfindende  Hauptver- 
sammlung wird  folgende  Tagesordnung  festgesetzt:  1.  Erledi- 
jjung  der  Eingänge.  2.  Protokollverlesung.  3.  Mitgliederbewe- 
gung. 4.  Wahl  einer  Jahrbuchkommission.  5.  Verschiedenes. 
Der  nächste  Bezirkstag  findet  voraussichtlich  am  2.  April  in 
Düren  statt.  Anträge  zu  demselben  müssen  der  Bezirksverwal- 
tung Rheinland  bis  zum  10.  März  zugestellt  werden.  Wir  bitten 
die  Kollegen,  evtl.  Anträge  umgehend  dem  Vorsitzenden  ein- 
zusenden, da  dieselben  in  dieser  Versammlung  besprochen 
werden  müssen. 

Gießen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Kulturtechniker  Reitz,  Schillerstr.  24.  —  Der  Vorstand  setzt  sich 
für  das  Jahr  1911  aus  folgenden  Herren  zusammen:  Kultur- 
techniker Reitz,  1.  Vors.;  Architekt  Kockerbeck,  2.  Vors.;  Kultur- 
fechniker  Friedel,  1.  Schriftf. ;  Architekt  Drescher,  2.  Scbriftf. ; 
Kulturtechniker  Kiefer,  Kassierer;  Architekt  Hamann  und  Ing. 
Wagenschein,  Beisitzer  und  Architekt  Schuhmacher,  Bibliothekar. 
Der  Vereinsbeitrag  beträgt  ab  1.  Januar  vierteljährlich  5  M 
Nächste  Monatsversammlung  am  2.  März  im  Vereinslokal; 
Tagesordnung  auf  den  Einladungen. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  Am  Sonnabend,  4.  März  d.  J.. 
Hauptversammlung  im  .  Vereinslokal  Restaurant  „Zur  grünen 
Linde".  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  letzten  Sitzungs- 
berichtes. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  über  den 
f).  Bezirkstag.  4.  Der  Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für 
Angestellte  (Ref.  Koll.  Abel  und  Treder).  5.  Statik  des  Eisen- 
betonbaues (Ref.  Koll.  Abel).  6.  Mitteilungen  und  Anträge. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  bitten  wir 
dringend  um  vollzähliges  und  pünktliches  Erscheinen  unserer 
Mitglieder.    Gäste  sind  willkommen. 

Hanau.  Techniker- Verein.  Donnerstag,  2.  März 
1911,  abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel 
zum  Riesen".  Tagesordnung:  1.  Mitgliederaufnahme.  2.  Be 
rieht  über  Gründung  eines  sozialen  Ausschusses  und  die  Ver- 
tieterversammlung  der  Privatangestellten  von  Hessen-Nassau 
zu  Frankfurt  a.  M.  vom  5.  Februar  1911.  3.  Bericht  über  die 
Vorstandssitzung  der  Mittelrheinischen  Bezirksverwaltung  zu 
Frankfurt  a.  M.  vom  12.  Februar  1911.    4.  Verschiedenes. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  O.Behrens, 
Ing.,  Kiel,  Fährstr.  7.  Vereinslokal:  „Patzenhofer",  Falckstr.  121. 
Mitgliederversammlung  am  Donnerstag,  2.  März  1911,  abends 
8'/2  Uhr,  „Patzenhofer",  Falckstr.  12.  Tagesordnung:  1.  Pro- 
tokollverlesung der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge. 4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Berichterstattung  vom 
9.  Bezirkstage  in  Lübeck.  6.  Vortrag  des  Koll.  Grothe  über  die 
Zeiß-Stiftung.  7.  Sonstiges.  In  Anbetracht  der  Punkte  5  und  6 
der  heutigen  Tagesordnung  bitten  wir  um  vollzähliges  Erscheinen. 
Den  verehrlichen  Mitgliedern,  denen  es  wegen  Zeitmangels 
nicht  vergönnt  war,  dem  Referat  über  Pensionsversicherung 
in  (unserer  Versammlung  am  2.  d.  M.  beizuwohnen,  zur  Nach- 
richt, daß  unsere  Entschließung  zu  dieser  Versammlung  wegen 
Raummangels,  wie  uns  die  Schriftleitung  der  D.  T.-Z.  mitteilt, 
in  Unserem  Verbandsorgan  inicht  veröffentlicht  werden  kann.  Wir 
werden  daher  Mittel  'und  Wege  finden,  diese  unseren  Mitgliedern 
zuzustellen.  —  Durch  das  Entgegenkommen  des  Herrn  Kanal- 
Präsidenten  findet  höchstwahrscheinlich  lam  Sonntag,  5.  März  d.  J., 
eine  Besichtigung  der  Schleusenneubauten  des  Kaiser-Wilhelm- 
Kanals  statt.  Wir  nehmen  heute  schon  Gelegenheit,  darauf  hin- 
zuweisen, und  werden  durch  die  iTageszeitungen  rechtzeitig  Treff- 
punkt und  Zeit  bekannt  geben.  Die  Führung  wird  Herr  Kollege 
Petersen  (Bauführer  dieser  Schleusen)  übernehmen.  Die  Besich- 
tigung verspricht  eine  läußerst  lehrreiche  zu  werden ;  wir  rechnen 
daher  auf  eine  dementsprechende  Beteiligung. 

Königsberg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Eisenbahnbauassistent  Ruhnau  (nicht  Ruhman,  wie  in  Heft  7 
verdruckt),  Philosophendammgasse  Nr.  3.  V.  u.  O. :  Jeden 
Donnerstag  nach  dem  1.  u.  15.  jeden  Monats.  Jeden  Sonntag 
11  Uhr  vormittags  Stammtisch  in  der  Jubiläumshalle. 

Mülheim   a.  Rh.      Technischer    Verein.  Freitag, 
März  1911,  abends  8^  ^  Uhr,  im  Vereinslokal,  Kasino-Restau- 


142 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  9 


rant,  Freiheitstr.  65,  Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Pro' 
lokoll  der  letzten  Hauptversammlung.  2.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 3.  Bekanntgabe  der  eingegangenen  Schriftstücke.  4.  Ver- 
bandsangelegenheiten. 5.  Verschiedenes.  Wir  bitten  um  recht 
zahlreiches  Erscheinen.  Einzelmitglieder  sind  freundlichst  ein- 
geladen. —  Wir  machen  ferner  darauf  aufmerksam,  daß  am 
2.  April  er.  in  Düren  der  Bezirkstag  der  Bezirksverwaltung 
Rheinland  stattfindet.  Anträge  (sind  bis  spätestens  den  10.  MärZ 
an  den  Vorstand  'unseres  Vereins  einzureichen. 

München.  Techniker-Verein,  E.  V.  Bei  dem  Preis- 
ausschreiben für  eine  Ehrenurkunde  wurden  die  Entwürfe  mit 
den  Mottos  „Hamburg"  und  „Entwurf"  prämiiert.  Verfasser 
dieser  Arbeiten  sind  die  Herren  Kollegen  Uhl  und  Strauß, 
beide  in  München.  Wir  gratulieren  den  Herren  Preisträgern 
zu  diesem  Erfolg.  —  Anschheßend  an  die  letzte  Monatsver- 
sammlung am  7.  d.  M.  fand  eine  Diskussion  über:  „Die 
Kündigung  des  Dienstverhältnisses  der  tech- 
nischen Angestellten"  statt,  welche  zeigte,  daß  ein 
lebhaftes  Interesse  an  diesen  Fragen  vorhanden  ist.  Kollege 
und  1.  Vorsitzender  J.  Bender  erstattete  hierzu  ein  ausführ- 
liches Referat,  dem  er  vorausschickte,  daß  viele  Streitigkeiten 
und  viel  Verdruß  bei  Kündigungen  vermieden  werden  könnte, 
wenn  beide  Teile  genau  über  die  gesetzlichen  Vorschriften 
unterrichtet  wären;  darum  müssen  wir  Aufklärung  schaffen. 
Er  behandelte  dann  die  verschiedenen  Arten  der  Kündigung  und 
gab  hierzu  Beispiele  bekannt.  Auch  wies  er  auf  das  Recht 
und  das  Verhalten  der  Kollegen  bei  Konkurs  des  Arbeitgebers, 
Geschäftsübergang,  Aufgabe,  sowie  bei  Tod  des  Arbeitgebers 
hin,  wie  er  auch  alle  übrigen  Punkte  der  Kündigung  in  klarer 
und  verständlicher  Weise  schilderte.  Den  mit  großem  Beifall 
aufgenommenen  Ausführungen  folgte  eine  lebhafte  Diskussion, 
an  welcher  sich  eine  große  Anzahl  von  Kollegen  beteiligte.  Am  . 
Schlüsse  wurde  Kollege  Bender  ersucht,  sein  Referat  auch 
den  nicht  anwesenden  Kollegen  zu  übermitteln,  was  gewiß  zur 
Aufklärung  bei  unseren  Kollegen  sehr  viel  beitragen  wird. 
Diesem  Wunsche  wird  Koll.  Bender  gern  entsprechen  und  im 
nächsten  sozialpolitischem  Flugblatt  diese  wichtige  Frage  be- 
handeln. —  Die  Kollegen  sind  mit  ihren  werten  Damen  zu  der 
am  7.  März  im  Hotel  „Union"  stattfindenden  „S  c  h  1  u  ß  f  e  i  e  r" 
der  diesjährigen  Absolventen  der  Kgl.  Baugewerkschule  München 
freundlichst  eingeladen.  Vorverkaufskarten  sind  im  Verbands- 
bureau zu  haben.  —  Am  letzten  Freitag  fand  im  Restaurant 
„Burgfrieden"  eine  Versammlung  der  Absolventen  obiger  Anstalt 
statt,  in  welcher  Herr  Kollege  Bender  einen  Vortrag  hielt: 
„W  arum  und  wie  müssen  sich  die  Techniker  or- 
ganisieren?" Die  aufklärenden  Worte  fanden  bei  der  Ver- 
sammlung, der  auch  verschiedene  Schüler  der  3.  und  4.  Kurse 
anwohnten,  allgemeinen  Anklang  und  zeitigten  einen  großen 
Erfolg,  indem  sich  IQ  Absolventen  a's  ordentliche  und  weitere- 
11  Schüler  als  außerordentliche  Mitglieder  des  Verbandes  und 
des  Münchener  Techniker-Vereins  anmeldeten.  Kollegen!  Mit 
diesen  Aufnahmen  und  den  weiteren  10,  die  in  diesem  Jahre 
bis  jetzt  erfolgten,  ist  unsere  Mitgliederzahl  nahe  an  500  gerückt. 
Trachte  daher  jeder,  daß  dies«  Zahl  bald  erreicht  wird.  — 
Gemäß  einer  früheren  Vereinbarung  erhalten  unsere  Mitglieder 
die  „Süddeutsche  Bauzeitung"  um  den  außergewöhnlichen  Vor- 
zugspreis von  6,50  M  jährlich.  Diejenigen  Kollegen,  die  hier- 
von Gebrauch  machen  wollen,  werden  ersucht,  sich  an  Herrn 
Kollegen  Bauführer  Kaiser,  Ysenburgstr.  4,  zu  wenden. 

Neuß.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Karl 
Seifarth,  Königstraße  2.  V.  u.  O.:  Jeden  1.  Freitag  im  Monat 
im  Hotel  Langebeckmann.  Dien  2.,  3.  und  4.  Freitag:  Zwang- 
lose Zusammenkunft  daselbst.  —  Jahresbericht.  Der 
Technische  Verein  Neuß  wurde  am  24.  Juni  IQIO  im  Hotel 
zum  Römer  von  15  Kollegen  gegründet.  'In  »len  Vorstand 
wurden  gewählt:  Zum  1.  Vorsitzenden  Herr  Seifarth;  zum 
2.  Vorsitzenden  Herr  Schwarz;  zum  Protokollführer  Herr  Hertz; 
zum  Schriftführer  Herr  Medier;  zum  Kassierer  Herr  Grimm; 
zum  Beisitzer  die  Herren  Spies  und  Hecker.  Im  Verlauf  seines 
halbjährigen  Bestehens  traten  dem  Verein  16  Kollegen  bei  und 
fünf  wieder  aus,  so  daß  er  zurzeit  23  ordentliche  und  drei  för- 
dernde Mitglieder  zählt.  In  der  SDezember-Versammlung  erfolgte 
statutengemäß  die  Vorstandswahl.  Das  Amt  des  Schriftführers 
übernahm  Herr  Kollege  Hindrichs,  die  übrigen  Aemter  ver- 
blieben durch  Wiederwahl  in  gleichen  Händen. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  und 
Br.-A.:  M.  Weiß,  Ing.,  Nordhausen,  Friedrichstr.  12.  Jeden 
Donnerstag,  abends  S'/a  Llhr,  Versammlung  im  „Bürgerbräu". 
Am  Donnerstag,  2.  März,  findet  unsere  Alärz-Hauptversamm- 
lung  im  Vereinslokal  „Bürgerbräu"  statt.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesen der  Protokolle.  2.  Wichtige  Verbandsfragen.  3.  Neuwahl 
eines  1.  Vorsitzenden.  4.  iDiverses.  In  Anbetracht  der  wichtigen 
Tagesordnung  bitten  wir  um  zahlreiches  Erscheinen. 

NürnbersT.  Techniker-Verein.  Auf  Beschluß  der 
letzten  Monatsversammlung  findet  am  'Mittwoch,  1.  März,  abends 


8  Uhr,  eine  außerordentliche  Hauptversammlung  im  Billard- 
zimmer des  Restaur.  Theodor  Körner,  Insel  Schüft,  mit  folgender 
Tagesordnung  statt:  1.  Protokollbericht.  2.  Neuaufnahmen. 
3.  Einlauf.  4.  Verschiedenes.  5.  Satzungsänderungen.  6.  Ver- 
schmelzung mit  den  Vereinen  Kraft  und  Licht  und  Technischer 
Club,  Nürnberg.  7.  Wahl  eines  1.  Vorstandes  und  eines  1.  Kas- 
siers im  Falle  der  Ablehnung  des  Punktes  6  der  Tagesordnung. 
Im  Interesse  eines  jeden  Mitgliedes  liegt  es,  zu  dieser  Versamm- 
lung zu  erscheinen. 

Oldenburg.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  Die  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Mittwoch,  1.  März,  abends  9  Uhr,  im 
Landes-Gewerbemuseum  statt.  Tagesordnung  wird  in  der  Ver- 
sammlung bekannt  gegeben.  Nebenversammlung  am  Mittwoch, 
15.  März,  abends  9  Uhr,  im  Restaurant  Bavaria.  Für  Sonntag, 
26.  Februar,  ist  eine  Besichtigung  des  Großh.  Theaters  und  für 
Sonntag,  12.  März,  eine  Besichtigung  der  Sammlungen  des 
Kunstgewerbemuseums,  mit  anschließendem  Vortrag  von  Herrn 
Dr.  Raspe,  vorgesehen.  Zu  diesen  Veranstaltungen  erfolgen 
noch  besondere  Einladungen.  Rege  Beteiligung  zu  allen  Ver- 
anstaltungen dringend  erwünscht. 

Quedlinburg  a.  H.  Technischer  Verein  Quedlin- 
burg und  Umgegend.  Br.-A.:  Vorsitzender  Architekt 
Albert  Schröder,  Pölle  57.  Schriftführer,  Stellenvermittlung  und 
Auskunft:  Maschinen-Techniker  Hermann  Günther,  Steinholz- 
straße 9.  Kassierer:  Kreisbauassistent  Karl  Brunswig,  Schützen- 
straße 12.  Versammlungstage:  Bis  1.  April  jeden  1.  und 
3.  Mittwoch  im  Monat.     Vom  1.  April  bis  1.  Oktober:  jeden 

1.  Mittwoch  im  Monat.  Versammlungslokal:  „Kasino-Restau- 
rant Quedlinburg".    Gäste  sind  stets  willkommen. 

Regenwalde.  Technischer  Verein  Regen  w  aide 
und  Umgegend.  Unsere  nächste  Versammlung  findet 
Sonntag,  5.  März,  in  Naugard,  Hotel  Deutsches  Haus,  statt  und 
sind  hierzu  Gäste  gern  willkommen.  Nach  Erledigung  des 
geschäftlichen  Teiles  findet  dortselbst  die  Besichii  ;U.ig  der 
Stärkefabrik,  sowie  der  Bierbrauerei  statt.  Um  vollzähliges  Er- 
scheinen wird  gebeten,  da  die  Veranstaltung  lehrreich  ist.  — 
Br.-A.:    Fr.  Zube,  1.  Vorsitzender,  Regen walde  i.  Pomm. 

Stargard  LP.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  Vrs.  und  Br.-A. : 
A.  Krumbügel.  Versammlung  und  Ort:  1.  März  in  Stargard. 
Am  Sonntag,  26.  Februar  1911,  vormittags  91/3  Uhr,  findet  die 
Besichtigung  des  hiesigen  höheren  Mädchenschul-Neubaues 
unter  Führung  des  Bauleitenden  statt,  wozu  alle  Kollegen  mit 
ihren  Damen  hiermit  freundlichst  eingeladen  werden.  Ein- 
führung von  Gästen  gestattet.  —  Tagesordnung  der  Haupt- 
versammlung   am    1.  März:     1.   Mitteilungen    und  Eingänge. 

2.  Bericht    über    den    Bezirkstag    und    Vortrag    in  Stettin. 

3.  Referat  des  ersten  Vorsitzenden  über  den  Entwurf  eines 
Versicherungsgesetzes  für  Angestellte.  4.  Fragekasten.  5.  Ver- 
schiedenes. Kollegen  als  Gäste  sehr  willkommen.  Um  regen 
Besuch,  auch  der  Zwischenversammlungen  (jeden  3.  A\itt\voch 
im  Monat),  bittet  der  Vorstand. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstr.  4  III.  —  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  2.  März  1911,  abends  S'/j  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mit- 
teilungen   und    Eingänge.     2.    Aufnahmen.     Gemeldet:  Herr 

H.  Thies.  3.  Bericht  über  den  6.  Bezirkstag.  4.  Technische 
Fragen.  5.  Verschiedenes.  —  Wir  bitten  imsere  Mitglieder,  zu 
der  am  25.  d.  M.,  abends  SV/o  Uhr,  im  Polytechnischen  Saale 
des  Konzerthauses  stattfindenden  öffentlichen  Versammlung  zahl- 
reich zu  erscheinen.    Gäste  willkommen. 

W Ittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A. :  M.  Lindemann,  Witten- 
berg (Bez.  Halle),  Bürgermeisterstr.  4.  —  Monatsversammlung 
Sonnabend,  4.  März  er.,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  ,, Brauerei 
Maiwald",  Coswiger  Str.  23.  Tagesordniuig :  1.  Verlesen  des 
Protokolls.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Eingänge.  4.  Ver- 
schiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Chemnitz.  „B  a  u  h.ü  1 1  e."  Nach  den  in  der  Jahres-Haupt- 
vcrsammlung  am  3.  Februar  d.J.  stattgefundenen  Neu-  u.  Ersatz- 
wahlen setzt  sich  der  Vorstand  aus  nachstehend  angeführten 
Herren  Koll.  zusammen:  R.  Eberlein,  Ehrenvors. ;  F.  Benn- 
dorf, 1.  Vorsitzender;  A.  Zimmermann,  2.  Vorsitzender;  M.  Ro- 
selt, Kassierer;  W.  Sattler,  1.  Schriftführer;  Paul  Wagner, 
Z  Schriftführer;   Karl  Gotthardt,  3.  Schriftführer;   A.  Wetzstein, 

I.  Bücherwart;  R.  Hopf,  2.  Bücherwart;  A.  Haase,  Vorsitzen- 
der des  Wissenschaftlichen  Ausschusses;  F.  Eckardt,  Stellver- 
treter. AAitgliederzahl :  196.  Briefaufschrift:  F.  Benndorf, 
Städt.  Grundstücks-lnsp.,  Chemnitz,  G.  Albrcchtstraße  6.  Ver- 
einslokal:  Restaurant  „Moritzburg",  Weberstr.  19  1. 

Chemnitz.  „Bauhütte."  Donnerstag,  2.  März,  abends 
8V2  Uhr,  Vortragsabend  mit  Damen  im  Literarischen  Zirkel: 
Herr  Realgymnasiallehrer  Happach:   „Zur  Geschichte 


Heft  9 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


143 


desBücher  - undZeitungsw  esensimaltenChem- 
nitz",  im  „Hotel  vier  Jahreszeiten".  —  Freitag,  3.  März, 
abends  Punkt  i/,Q  Uhr,  Monats-Hauptversammlung  im  Vereins- 
lokal.    Tagesord'nung:    1.  Eingänge.     2.  Mitgliederbevvegung. 

3.  Berichte  über  die  Tagungen  der  Privatbeamten  in  Sachen 
der  Pensionsversicherung.  4.  Bericht  über  die  Jahres-Haupt- 
versammlung  der  Landes-  und  Bezirksvervvaltung.  5.  Frage- 
kasten  —   Beantwortung    einer  Anzahl    vorhegender  Fragen. 

6.  Allgemeines. 

Dresden.  „Dresdner  Bauhütte."  Vereinslokal :  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  II.  2.  März  Monatsversammlung  im 
Vereinslokal.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Auskunft  über 
Kassenverhältnisse.  3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Erledi- 
gung von  wichtigen  inneren  Angelegenheiten.  Zahlreiches  Er- 
scheinen aller  Kollegen  ist  dringend  erwünscht. 

Dresden.  B  a  u  w  i  s  s  e  n  s  c  Ii  a  f  t !.  Verein  „M  o  t  i  v"^ 
Mittwoch,  1.  März,  abends  Punkt  8  Uhr  beginnend,  findet  im 
neuen  Bismarcksaal  der  Bärenschenke,  Webergasse  Nr.  27,  durch 
Herrn  Lehrer  Arzt,  Dresden,  Vortrag  über  das  Thema: 
„Orundforderungen  an  ein  zeitgemäßes  Volks- 
schulgesetz" statt.  Diese  in  Sachsen  jetzt  heiß  umstrittene 
Frage  wird  sicher  auch  jedem  Kollegen  interessant  sein  und 
wird  deshalb  um  vollzähligen  und  pünktlichen  Besuch  gebeten. 
Der  Vortrag  findet  mit  Damen  Istatt  und  sind  auch  die  Mitglieder 
der  Brudervereine  freundlichst  willkommen.  —  Montag,  27.  Febr., 
pünktlich  ^^^g  Uhr  abends,  ist  im  Vereinslokal  Gewerbehaus 
Gesamtvorstandssitzung  vorgemerkt.  Alle  Mitglieder  des  Vor- 
standes, der  Ausschüsse,  Beisitzer  und  Kassenrevisorefi  sind 
infolge  wichtiger  Tagesordnung,  die  am  Abend  selbst  bekannt 
gegeben  wird,  dringend  eingeladen. 

Stettin.  jjBauhütte."  Vors.  u.  Br.-A. :  Paul  Beyer, 
Stettin,  Oberwiek  70  IL  —  Hauptversammlung  am  Donnerstag, 
2.  März  d.  J.,  im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder 
Straße  129.  Beginn  abends  8V2  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesung des  Protokolls  der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  3.  Verlesung  der  Eingänge.  4.  Vereinsangelegen- 
heiten.   5.  Besprechung  über  das  Stiftungsfest.    6.  Verschiedenes. 

7.  Fragekasten.  —  Wir  machen  unsere  Mitglieder  nochmals  auf 
den  öffentlichen  Vortrag  am  Sonnabend,  25.  d.  M.,  abends 
872  Uhr,  im  Konzerthaus  und  auf  die  Bezirkssitzung  am  Sonn- 
tag, 26.  d.  M.,  vormittags  91/2  Uhr,  in  der  „Randower  Molkerei" 
aufmerksam  und  bitten  um  vollzähliges  Erscheinen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bezirk  Groß-Berlin.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger,  Rixdorf, 
Juliusstr.  36,37.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat 
im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  138,  an  der  Weiden- 
dammer Brücke.  Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet 
am  1.  März  1911,  pünktlich  1/2^  Uhr,  im  Vereinslokaie  mit  nach- 
folgender Tagesordnung  statt:  1.  Geschäftliches.  2.  Ergänzungs- 
wahl  des   1.  Vorsitzenden.     3.    Bericht  über   den  Bezirkstag. 

4.  Namensänderung  des  Vereins.  5.  Verschiedenes.  Vielen 
Wünschen  unserer  Mitgliederkreise  Rechnung  tragend,  haben  wir 
unser  Versammlungslokal  nach  dem  obfn  bezeichneten  Restau- 
rant verlegt.  Wir  erwarten  nun  aber  auch,  daß  uns  die  Mit- 
glieder in  dem  neuen  Vereinslokale  durch  rege  Anteilnahme  an 
allen  Veranstaltungen  sowie  pünktliches  und  vollzähliges  Er- 
scheinen in  jeder  Weise  unterstützen.    Die  Beiträge  (1,75  M  pro 


Monat)  ersuchen  wir  möglichst  umgehend  an  den  Kassierer, 
Kollegen  C.  Staberow,  Berlin  O.  98,  Markgrafendamm  5,  ein- 
zusenden. Geldsendungen  bitten  wir  stets  5  Pf.  Bestellgeld 
beizufügen. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Ingen.  Baumgart,  Drcsden-N., 
Leipziger  Straße  38  III.  Freitag,  3.  März,  abends  1/2^  Uhr,  im 
Vereinslokal  Gewerbehaus,  Ostra-Allec,  Monatsversammlung. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Bericht  über  die  Sitzung  der  Landesverwaltung.  4.  Fest- 
setzung des  Vereinsprogramms  1911.  5.  Bericht:  Die  Welthilfs- 
sprache Esperanto.  6.  Fragekasten  und  Verschiedenes.  Der 
wichtigen  Tagesordnung  entsprechend  bitten  wir  die  Mitglieder 
um  rege  Teilnahme  an  dieser  Versammlung.  Die  Einführung 
von  Berufskollegen  und  Gästen  sehr  erwünscht.  Die  Verbands- 
und Vereinsbeiträge  sind  monatlich  mit  2  M  im  voraus  zu  ent- 
richten und  wird  dringend  um  Begleichung  derselben  gebeten. 

Halle  a.  d.  S.  Maschinen  technisch  er  Verein. 
Nach  der  am  4.  Februar  stattgefundenen  Vorstandswahl  setzt 
sich  der  Vorstand  wie  folgt  zusammen:  Karl  Fix,  1.  Vorsitzen- 
der; Otto  Schneider,  2.  Vorsitzender;  Erich  Gerlach,  I.Schrift- 
führer; Otto  Daßler,  2.  Schriftführer;  Otto  Dittrich,  Kassen- 
führer; Eugen  Anschütz,  Bücherwait.  Br.-A.:  K.  Fix,  Ingenieur, 
Halle  a.  d.  S.,  Beesener  Str.  10  d.  Die  Versammlungen  finden 
jeden  Sonnabend  im  „Augustinerbräu",  Mittelstraße,  statt.  Gäste 
sind  zu  allen  Versammlungen  willkommen. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Br.-A.:  Ingenieur  Hugo 
Förtsch,  Leipzig-Gohlis,  Schkeuditzer  Str.  19.  V.  u.  O.:  Jeden 
Alittwoch  abend  ^JS  Uhr  im  Vereinslokal  „Rest.  Bayr.  Krone", 
Jakobstr.  2.    Gäste  jederzeit  herzlichst  willkommen. 

Nürnberg.  „Kraft  und  Licht",  T  c  c  h  n.  Verein. 
Br.-A.:  W.  Muth,  Bayernstr.  125.  —  Die  nächste  Monatsvei- 
sammlung  findet  ausnahmsweise  erst  am  Mittwoch,  8.  März  d.  J., 
im  Vereinslokal  statt.  Die  Tagesordnung  wird  in  der  nächsten 
Nummer  der  Deutschen  Techniker-Zeitung  bekannt  gegeben. 

Staatstechniker. 
L  a  n  d  c  s  V  e  r  c  i  11  M  i  1 1  I.  Sächsischer  E  i  s  c  n  b  a  Ii  n  - 
techniker.  Vrs.:  Bausekretär  K.Tramm.  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 
Zwickau.  Eisenbahntechniker  -  Verein.  Am 
26.  Februar,  nachmittags  3  Uhr,  findet  im  Restaurant  „Reinholds 
Garten",  Zwickau,  Schneeberger  Straße,  die  Jahreshauptversamm- 
lung mit  Vortrag  des  Koll.  Bauobersekr.  Schulze  über:  „Ge- 
setz, die  Sicherung  derBauforderungenbet  r." 
statt.  Tagesordnung:  Erstattung  des  Jahresberichts.  Rech- 
nungslegung. Neuwahlen.  Berichterstattung  über  den  Verlauf 
der  Jahreshauptversammlung  des  Landesvereins  M.  S.  E.  T.  Ver- 
schiedenes. 


Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 
werden  hiermit  aufs  neue  dringendst  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  moirl  ch  zu  fassen.  Insbeson- 
dere gilt  dies  von  Jahresberichten,  deren  Wiedergabe  in  der  so  oft 
noch  gewünschten  Ausführlichkeit  ganz  unmöglich  ist. 

Die  Schriftleitung. 


Stellen -Angebote 


(tJur  f"ir  Verbandsinitg  :e;l8r.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

472  von  einem  Eisenbetonbaugeschäft  in  Braunschweig 
sofort  oder  zum  1.  April  1911  ein  tüchtiger  Techniker,  guter 
Statiker,  für  Eisenbetonausführungen.  Anfangsgehalt  160  Mark. 
Angebote  unter  472  an  die  Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H. 
des  Herrn  G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 

473  für  ein  Architekturbureau  in  Braunschweig  sofort  ein 
tüchtiger  Hochbautechniker  zur  selbständigen  Anfertigung  voii 
Kostenanschlägen,  Abrechnungen,  sowie  zeichnerischen  Arbeiten. 
Gehalt  150  bis  180  M.  Stellungsdauer  zunächst  acht  Wochen 
evtl.  länger.  Angebote  unter  473  an  die  Zweigstelle  Braun- 
schweig wie  unter  472. 

474  von  einem  Tiefbaugeschäft  bei  Wanne  i.  W.  für  die 
Bauführung  an  der  Baustelle  ein  tüchtiger  Bauführer  mit  guter 


Praxis.  Gehalt  ca.  200  M.  Angebote  unter  474  an  die  Ge- 
schäftsstelle für  Rheinland  iind  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

475  nach  Emden  sofort  ein  Bautechniker  mit  Bmeaupraxis 
und  künstlerischer  Befähigung.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
und  Handskizzen  unter  475  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H. 
des  Herrn  O.  Krause,  Neustadts  Contrescarpe  Nr.  70. 

476  für  ein  Baugeschäft  in  Lagow  (Neumark)  sofort  ein 
Techniker,  in  der  ländlichen  Bauweise  (bessere  Landhäuser  in 
einer  Sommerfrische)  erfahren,  sowie  mit  Statik,  Abrechnung 
und  Bauleitung  vertraut.    Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 

476  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  91 

477  nach  Frechen  b.  Cöln  für  eine  Behörde  sofort  ein 
junger  Tiefbautechniker.    Gehalt  ca.  120  M.    Angebote  unter 

477  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H. 
des   Herrn   A.  Lenz,   Dortmund,   Ardeystraße  94. 


144 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  9 


510  für  ein  Ingenieurbureau  in  Kiel  sofort  ein  jüngerer 
Tiefbautechniker,  sauberer  Zeichner  und  flott  im  Veranschlagen. 
Angebote  unter  510  an  die  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des  Herrn 
F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

511  nach  Teltow  b.  Berlin  sofort  ein  junger  Bautechniker. 
Gehalt  130  bis  140  M.  Angebote  unter  511  an  die  Hauptstelle 
Berti«  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

513  nach  Krumhübel  i.  Riesengeb.  sofort  ein  Hochbau- 
techniker, gelernter  Zimmerer,  in  dauernde  Stellung.  Gehalt 
ca.  130  M.  Angebote  unter  513  an  die  Zweigstelle  Breslau, 
z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,   Breslau  8,  Webskystraße  11. 

514  nach  Hai /er  (Bez.  Düsseldorf)  sofort  ein  Bauamts- 
assistent für  die  dortige  Verwaltung.  Angebote  mit  Antritts- 
termin unter  514  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  West- 
falen, z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  Q4. 

515  für  ein  Kanalbauamt  einer  Stadt  im  östlichen  West- 
falen ein  Straßenbautechniker  für  die  Tiefbauabteilung.  An- 
fangsstellung. Gehalt  120  bis  130  M.  Angebote  unter  515  an 
die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  514. 

516  nach  Düsseldorf  sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker, 
der  möglichst  schon  im  Schornstein-  und  Ofenbau  tätig  war. 
Angebote  unter  516  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  wie  unter  514. 

517  für  den  Neubau  eines  Lehrerinnen-Seminars  in  Breslau 
baldigst  ein  tüchtiger,  junger  Techniker,  flotter  Zeichner.  Ge- 
halt 120  bis  130  M.  Angebote  unter  517  an  die  Zweigstelle 
Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystr.  11. 

518  für  einen  Breslauer  Architekten  sofort  ein  jüngerer 
Techniker,  guter  Zeichner,  in  dauernde  Stellung.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen,  Antrittstermin  und  Zeichenproben  unter  518 
an  die  Zweigstelle  Breslau  wie  unter  517. 

519  nach  Damerau,  Kr.  Culm,  sofort  ein  jüngerer  Bau- 
techniker für  Projektieren,  Veranschlagen  und  Abrechnen  von 
Bauten.  Radfahrer.  Anfangsgehait  80  M  bei  freier  Station. 
Angebote  unter  519  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des 
Herrn   E.  Schulz,   Danzig-Langfuhr,   Hertastr.  17. 

520  für  eine  A.-G.  in  Niesky  (Oberlaus.)  zum  1.  April  1911 
ein  jüngerer  Techniker,  sauberer  Zeichner,  möglichst  mit  Holz- 
konstruktionen vertraut.  Gehalt  120  bis  150  M,  e\  tl.  kommt 
auch  eine  erste  Kraft  mit  einem  Gehalt  von  ca.  200  M  in 
Frage,  wenn  derselbe  sicherer  Statiker  in  Holzkonstruktionen 
und  eingehend  mit  Detaillieren  vertraut  ist.  Angebote  unter 
520  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

521  für  eine  Eisenbetonfirma  in  Würzburg  sofort  ein  Eisen- 
betoningenieur oder  tüchtiger  Techniker,  mit  statischen  Berech- 
nungen für  Eisenbeton  vertraut.  Gehalt  ca.  200  M.  Stellung 
dauernd.  Angebote  unter  521  an  die  Zweigstelle  Würzburg,  i.  H. 
des  Herrn  L.  Ungerer,  Schöntaler  Straße. 

522  für  ein  Bureau  für  Architektur  und  Kunstgev\erbe  in 
Breslau  für  einige  Zeit  ein  Hochbq.utechniker  aushilfsweise. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  522  an  die  Zweigstelle 
Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystr.  11. 

523  für  ein  Kgl.  Haiis-Kronfideikommiß-Bauamt  in  Breslau 
sofort  ein  Techniker  für  landwirtschaftliche  Bauten  in  Ober- 
schlesien, Bauleitung  und  Abrechnung.  Bewerber  muß  ledig, 
Radfahrer  und  selbständiger  Bauleiter  sein.  Gehalt  bis  180  M. 
Angebote  unter  523  an  die  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Reußner,  Webskystr.  H. 

524  für  ein  Baugeschäft  in  Barmen  sofort  ein  jüngerer 
Hochbautechniker  in  dauernde  Stellung.  Gehalt  bis  140  M. 
Angebote  unter  524  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  94. 

525  für  ein  Bauamt  in  Rendsburg  sofort  ein  Tiefbau- 
techniker  für  den  Erweiterungsbau  des  Kaiser-Wilhelm-Kuiials. 
Gehalt  ca.  150  M.  Angebote  unter  525  an  die  Hauptstelle 
Berlin   SW.,   Markgrafenstr.  94. 

526  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Hanau  a.  M.  auf  zwei  Monate 
ein  Bautechniker,  der  nachweislich  die  Bearbeitung  der  laufen- 
den Dienstgeschäfte  bei  einer  Baubehörde  ausgeübt  hat.  Gehalt 
150  M.  Angebote  unter  526  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M., 
z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbert- 
straße 73. 

527  für  eine  Behörde  in  Jüterbog  sofort  ein  jüngerer  Hoch- 
bautechniker, guter  Handschrift,  in  dauernde  Stellung.  An- 
gebote mit  Gellaltsansprüchen  unter  527  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

528  für  ein  Kgl.  Kanalbauamt  in  Lünen  sofort  mehiere 
Tiefbautechniker  für  Bureauarbeiten.  Gehalt  120  M  evtl.  nielir. 
Angebote  mit  Antriltstermin  unter  528  an  die  Geschäftsstelle  für 
Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortnnnidj 
Ardeystraße  94. 

529  für  ein  Baiigeschäft  in  der  Nähe  von  Hamm  sofort  ein 
jüngerer  Bautechniker  mit  einiger  Praxis  in  Anfangsstellung. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  529  an  die  Cieschäfls- 
stelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  528. 


530  für  ein  Kgl.  Bauamt  in  Westfalen  sofort  oder  zum 
1.  April  1911  für  große  Schulneubauten  (Vorbereitungs-  und 
Ausführungsarbeiten)  ein  Hochbautechniker  und  ein  .Architekt, 
die  im  Veranschlagen  und  in  der  Bauleitung  erfahren  sind. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Handskizzen  unter  530 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  *und  Westfalen  wie  unter  528. 

531  nach  Hoffnungsmühle  bei  Maldeuten  i.  Ostpr.  zum 
1.  April  1911  oder  früher  ein  tüchtiger  Techniker  mit  Erfahrung 
in  landwirtschaftlichen  Bauten,  der  auch  bereits  in  einem  Holz- 
geschäfl  tätig  war.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  bei  freier 
Wohnung  ausschl.  Betten  und  Wäsche  unter  531  an  die  Zweig- 
stelle Königsberg,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe, 
Königseck  5. 

532  für  ein  Baugeschäft  mit  Zimmereibetrieb  in  Förder- 
stedt  sofort  ein  junger  Bautechniker  für  Bureau  und  Bau- 
stelle. Radfahrer  bevorzugt.  Gehalt  120  bis  140  M.  Angebote 
unter  532  an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W. 
Lehmann,  Kaiserstr.  103. 

534  für  Dresden  sofort  ein  älterer,  geübter  Bautechniker, 
hauptsächlich  im  Veranschlagen  erfahren.  Angebote  mit  Gc- 
haltsansprüchen  unter  534  an  die  Zweigstelle  Dresden,  z.  H. 
des  Herrn  A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Gr.  Kirchgasse  2. 

536  für  einen  Bauunternehmer  in  Herne  i.  Westf.  ein  tüch- 
tiger Bautechniker.  Gehalt  160  M.  Angebote  unter  536  an 
die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

537  für  ein  Tiefbauamt  in  Herne  i.  Westf.  sofort  ein  tüch- 
tiger Tiefbautechniker.  Gehalt  130  bis  15P  M.  Angebote  unter 
537  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wij 
unter  536. 

538  für  ein  Elektrizitätswerk  in  Westfalen  auf  6  Monate 
ein  Vermessungstechniker  zur  Aufstellung  von  Gleisplänen  für 
die  Straßenbahn,  nebst  den  erforderlichen  Absteckungen.  An- 
gebote bis  15.  März  er.  unter  538  an  Herrn  Langbein,  Bielefeld, 
Ravensberger  Straße  60. 

539  40  für  eine  Behörde  in  Görlitz  sofort  ein  erfahrener, 
älterer  Hochbautechniker  für  örtliche  Bauleitung  einer  Real- 
doppelschule ; 

desgleichen  zwei  Hochbautechniker  zur  Anfertigung  von 
Ausführungszeichnungen  und  zur  Unterstützung  des  Bauleiters. 
Angebote  für  beide  Vakanzen  rnit  Gehaltsansprüchen  unter  539  Jü 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Alarkgrafenstraße  94. 

541  für  ein  Architekturbureau  in  Diedenhofen  sofort  ein 
junger  Hochbautechniker,  flotter  Zeichner,  mit  Kenntnissen  im 
Veranschlagen  und  Abrechnen.  Stel'ungsdauer  zunächst  sechs 
Monate  evtl.  länger.  Gehalt  120  bis  140  M.  Französische 
Sprachkenntnisse  erwünscht.  Angebote  unter  541  -an  die  Zweig- 
stelle Saarbrücken,  z.  H.  des  Herrn  Rieh.  Rosprich,  Talstr.  39. 

542  für  einen  größeren  Schlachthofsumbau  mit  Kühlhaus 
und  Eisfabrikation  sowie  einen  großen  Schulhausneubau  in 
Perleberg  sofort  ein  sehr  tüclitiger  Techniker,  gewandter 
Zeichner.  Angebote  mit  Gehaltsansprüche, i  unter  542  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

554  für  ein  größeres  Baugeschäft  in  Königsberg  sofort 
ein  junger  Hochbautechniker  für  Bureau.  Gehalt  bis  150  M. 
Angebote  unter  554  an  die  Zweigstelle  Königsberg,  z.  H.  des 
Herrn  Militärbausekretv r  Wiehe,  Königseck  5. 

555  für  ein  Vermessungsbureau  in  Borbeck  sofort  ein 
junger  Vermessungstechniker,  in  der  Bearbeitung  von  Fort- 
schreibungen, sowie  in  der  Aufnahme  und  Bearbeitung  von 
Nivellements  erfahren.  Gehalt  120  bis  130  M,  später  mehr. 
Angebote  unter  555  an  die  Zweigstelle  des  Vermessungstechniker- 
Vereins  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  J.  Stendcr, 
Essen  a.  d.  Ruhr,  Steinstraße  4. 

556  für  ein  größeres  Architekturbureau  in  Braunschweig 
sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  besonders  gewandt  im  Ent- 
werfen und  Zeichnen  (Fassaden),  für  Bureau  und  Baust.'lle. 
Stellung  voraussichtlich  dauernd.  Angebote  mit  Gehalls- 
ansprüchen unter  556  an  die  Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H. 
des  Herrn  G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 

557  von  einer  Speziatfirina  für  Schornsteinbau-  und  Fcue- 
rungsanlagen  in  Dortmund  b.Jdigst  ein  jüngerer  Bautechniker 
für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt  ca.  150  .V\.  Angebote  unter 
557  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H. 
des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystrafic  91. 

558  für  ein  Baugeschäft  in  Iserlohn  baldigst  ein  jüngerer 
Bautechniker,  guter  Zeichner.  Gehalt  bis  150  M.  Angebote 
imter  55S  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen 
wie  unter  557. 

559  von  einer  Firma  für  Tiefbauarbeiten  in  der  Nähe  von 
Düsseldorf  baldigst  ein  Tiefbautechniker  mit  längerer  Praxis. 
Nur  durchaus  tüciitige,  im  Straßen-  imd  Kanalbau  selbständige 
Kraft.  Gehalt  nach  LJebereinkimft.  Angebote  unter  559  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  537. 


» 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang»    Heft  10  Schriftleitmig:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  4.  MärZ  1911 


Inhalt:    Drei  Kundgebungen  zur  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten  -  Allgemeines  über  das  Abstecl<en  der  Kreisbögen  im  Felde  und  die  Eisenbahnl<urven  ir 


rung 

besonderen  -  Standesbewegung  —  Briefl^asten 


IVlitteiluugen  aus  dem  Verbände. 


Drei  Kundgebungen  zur  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten 


Der   soziale  Ausschuß   von  Vereinen  tech- 
nischer P  r  i  V  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  r 

hielt  am  Freitag,  17.  Februar  eine  Vertreter-Sitzung  zu 
Berlin  ab.  Von  unserem  Verbände  waren  die  Herren  Arndt, 
Dr.  Günther  und  Kaufmann  anwesend. 

Als  wichtigster  Beratungsgegenstand  lag  eine  Beschluß- 
fassung über  die  Stellungnahme  zum  Entwurf  eines  Pen- 
sionsversicherungsgesetzes  vor.  Nach  einem  Referat  des 
Herrn  Weiß  vom  Verband  Deutscher  Kunstgewerbezcich- 
ner,  welches  sich  scharf  gegen  den  Entwurf  und  gegen  die 
Sonderversicherung  aussprach,  nahmen  die  meisten  an- 
wesenden Herren  das  Wort.  Die  Vertieter  unseres  Ver- 
bandes betonten  insbesondere,  daß  man  sich  gegenwärtig 
nicht  mehr  auf  den  theoretischen  Standpunkt,  wonach 
grundsätzlich  der  Ausbau  der  Invaliden-Versicherung  richtig 
sei,  stellen  dürfe,  sondern  daß  man  mit  den  Möglichkeiten 
zu  rechnen  und  deshalb  das  von  der  Regierung  Gebotene 
gi-ündlich  zu  prüfen  habe.  Bei  dieser  Prüfung  erweist  sich 
jedoch  der  Entwurf  als  eine  durchaus  brauchbare 
Lösung  der  Versicherungsfrage.  Im  wesent- 
lichen stimmten  die  anwesenden  Vertreter  des  Deutschen 
Werkmeister-Verbandes,  die  Herren  Barthel  und  Dr,  Wer- 
ner, diesen  Anschauungen  zu,  die  insbesondere  von  den 
Vertietern  des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten 
bekämpft  wurden. 

Von  Herrn  Weiß  war  eine  Resolution  vorgelegt 
worden,  die,  da  der  Referent  erst  im  letzten  Augenblicke 
bestimmt  worden  war,  während  die  Resolution  bereits 
im  Autogramm  vorlag,  zweifellos  auf  Werftstraße  7  ent- 
standen ist.    Sie  lautete  in  ihren  wesentlichsten  Teilen: 

„Die  Mängel  des  Gesetzentwurfes  sind  so  schwerwiegend, 
daß  es  den  Versammelten  äußerst  fraglich  erscheint,  ob  es  auf 
seiner  Basis  überhaupt  möglich  sein  wird,  die  berechtigten  For- 
derungen der  Angestellten  zu  erfüllen.  Die  Versammelten  be- 
zweifeln die  Möglichkeit,  eine  Sonderkassc  so  auszugestalten,, 
daß  nicht  nur  alle  Privatangestellten  erfaßt  werden,  sondern 
auch  genügend  hohe  Leistungen  gewährt  werden  können.  Sie 
bedauern  deshalb,  daß  Regierung  und  Reichstag  es  bis  heute 
versäumt  haben,  durch  einen  großzügigen  Ausbau  des  In- 
validenversicherungsgesetzes im  Rahmen  der  Reichsversicherungs- 


ordnung für  eine  angemessene  Pensions-  und  Hinterbliebenen- 
versicherung der  Privatangestellten  zu  sorgen." 

Demgegenüber  brachte  Herr  Dr.  Günther  vom  Deut- 
schen Techniker-Verband  folgende  Resolution  ein: 

„Die  Vertretersitzung  hält  den  Entwurf  für  eine 
geeignete  Grundlage  zur  Schaffung  des  künftigen  Privat- 
angestelltengesetzes, unbeschadet  ihrer  grundsätzlichen 
Forderung  des  Ausbaues  des  Invalidenversicherungs- 
gesetzes", 

jedoch  nur  als  Alternativ-Resolution  für  den  Fall,  daß 
eine  weitere,  auf  die  sich  tdeir  Deutsche  Werkmeister- 
Verband,  der  Deutsche  Techniker-Verband  und  der 
Deutsche  Steiger  -  Verband  geeinigt  hatten,  nicht  an- 
genommen werden  siollte.  Diese  letztgenannte  Resolution 
besagt  das  Folgende: 

„Die  Vertretersitzung  des  Sozialen  Aus- 
schusses hält  nach  wie  vor  den  Ausbau  der  In- 
\'aliden  Versicherung  für  die  beste  Lösung  einer 
Pensions  Versicherung  der  Privatangestellten. 
DervorliegendeEntwurfkannjedochalsGrund- 
läge  für  das  zu  schaffende  Gesetz  benutzt  wei- 
den, wenn  im  Interesse  der  Angestellten  fol- 
gende   Forderungen   erfüllt  werden:..."*) 

Eine  von  Herrn  Granzin  begründete  Resolution  des 
Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  bedeutet  nur 
scheinbar  ein  Entgegenkommen,  tatsächlich  aber  das 
Gegenteil  der  insbesondere  vom  Werkmeister- Verband  ver- 
langten Resolution. 

Gewiß  war  der  Ausgang  dieser  Sitzung  für  den  Bund 
der  technisch-industriellen  Beamten  eine  schwere  Nieder- 
lage. Der  Soziale  Ausschuß  hat  bewiesen,  daß  er  praktische 
Sozialpolitik  treibt  und  sich  nicht  lediglich  den  Theorien 
beugt.  Man  kann  sehr  wohl  grundsätzlich  den  Ausbau  der 
neuen  Versicherung  für  das  Richtige  halten  und  doch, 
wie  der  Werkmeister-Verband  und  der  Techniker-Verband 
es  seit  längerem  getan  haben,  die  speziellen  Interessen  des 

*)  Die  genaue  Redaktion  wird  noch  seitens  des  neuen 
Vorstandes  erfolgen.  Wir  sind  erstaunt,  daß  die  ,, Industrie- 
beamten-Zeitung" eine  genaue  Darstellung  gibt,  bevor  noch 
das  durch  den  alten  Vorstand  auszufertigende  Protokoll  an 
den  neuen  Vorstand  gelangt. 


Zur  Beachtung 


Die  heutige  Nummer  enthält  auf  Seite  III  nochmals  den 
Fragebogen  aus  Nr  9.    Diejenigen  Mitglieder  welche  das 
Formular  noch  nicht  ausgefüllt  haben,  bitten  wir  dies  nunmehr  sofort  nachzuholen.  Auf  die 
Briefadressen  unserer  Bezirksverwaltungen,  die  dem  Formular  i-n-    \/     i        ^   i  -j. 
angefügt  worden  sind,  wird  besonders  aufmerksam  gemacht.  U IG  VGrOSnuSlGItU Hy. 


146 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  igil 


Heft  10 


Angestelltenstandes  in  einer  Zusatzversicherung  gewahrt 
sehen  wollen.  Wir  halten  es  für  naiv,  wenn  aus  §  2  der 
Satzung  des  Sozialen  Ausschusses,  wonach  die  entschiedene 
Vertretung  einer  fortschrittlichen  Arbeitnehmerpolitik  zur 
Aufgabe  gemacht  wird,  gefolgert  werden  soll,  daß  die 
zustande  gekommene  Resolution  gegen  den  Geist  der 
Satzungen  verstoße.  Wir  dürfen  wohl  annehmen,  daß  die 
Verfasser  der  Satzung  unter  Arbeitnehmerpolitik  vorzugs- 
weise Angestelltenpolitik  verstanden  haben  und  daß  sie 
nicht  im  Sinne  hatten,  zugunsten  eines  theoretischen  Wohl- 
wollens für  die  Gesamtheit  der  Lohnempfänger  auf  die  Ver- 
tretung der  ihrer  Sorge  anvertrauten  spezifischen  An- 
gestellteninteressen zu  verzichten. 

Auf  Grund  dieser  Willensäußerung  glaubten  der  bis- 
herige 1.  und  2.  Vorsitzende  des  Sozialen  Ausschusses, 
die  Herren  Lüdemann  und  Weiß,  ihre  Funktion  nicht 
weiter  ausüben  zu  können.  Die  Wiederwahl  des  Vor- 
standes ergab  als  1.  Vorsitzenden  Herrn  Barthel  vom 
Deutschen  Werkmeister-Verband,  als  2.  Vorsitzenden  Herrn 
Schubert  vom  Deutschen  Techniker-Verband.  Außerdem 
wurden  die  Herren  Berndt  und  Buchholz  gewählt. 

Daß  die  Leitung  des  Bundes  der  technisch-industriellen 
Beamten  sehr  unzufrieden  mit  dem  Ergebnis  auch  dieser 
Wahl  ist,  können  wir  mitfühlen.  Bedeutet  es  doch  eine 
Loslösung  des  Sozialen  Ausschusses  von  einer  Führung, 
die  ganz  gewiß  im  einzelnen  Tüchtiges  geleistet  haben 
mag,  die  aber  doch  aus  doktrinären  Vorurteilen  heraus 
wichtigen  Aufgaben  des  Ausschusses  nicht  gerecht  wurde. 
(Dieser  Vorwurf  richtet  sich  nicht  gegen  Herrn  Weiß.) 
In  diesem  Zusammenhang  wollen  wir  in  Kürze  die  Vor- 
würfe widerlegen,  die  auf  Seite  50  der  Industrie-Beamten- 
Zeitung  unter  dem  Stichwort  „Sozialer  Ausschuß  und 
D.  T.-V."  geltend  gemacht  werden.  Es  ist  unwahr,  daß 
die  in  Leipzig  zuerst  ausgegebenen  Flug-Blätter  am  Kopfe 
wie  am  Fuße  deutlich  den  Aufdruck  getragen  hätten:  So- 
zialer Ausschuß  usw.  vielmehr  figurierte  der  Bund  am 
Kopfe,  unten  heißt  es:  „Werbet  neue  Mitglieder",  und 
die  Bundesleitung  verstand  sich  erst  nach  energischen  Re- 
klamationen unsererseits  dazu,  den  Flugblättern,  welche 
zur  Versammlung  des  Sozialen  Ausschusses  dazu  einladen 
sollten,  ein  objektives  und  unparteiisches  Gepräge  zu 
geben.  Daß  ferner  in  Magdeburg  Herr  Papenroth,  dessen 
Takt  bekannt  ist,  nur  deshalb  eine  kurze  parteipolitische 
Bemerkung  machte,  weil  in  ganz  ungehöriger  Weise  von 
Herren,  die  der  Bundesleitung  nahestehen,  für  eine  be- 
stimmte, linksstehende  Partei  Stimmung  gemacht  wurde, 
ist  selbstverständlich. 

Das  liebenswürdige,  im  gleichen  Zusammenhange  ge- 
gebene Anerbieten  fernerer  Erziehungsarbeit  dürfen  wir 
nun  wohl,  nachdem  die  Vorstandswahl  eine  vollständig 
neue  Gruppierung  gezeitigt  hat,  dem  Bunde  der  tech- 
nisch-industriellen Beamten  gegenüber  Wiederholen.  Wir 
glauben,  daß  der  Soziale  Ausschuß  unter  Führung  der 
beiden  weitaus  stärksten  Verbände  eine  energische  und 
fortschrittliche  Arbeit  für  den  deutschen  Technikerstamd 
leisten  wird,  und  werden  an  unserem  Teil  dazu  beitragen. 


Der  H  a  u  p  t  a  u  s  s  c  h  u  ß  für  die  staatliche  Pen- 
sionsversicherung der  Privatangestellten 

trat  Samstag,  18.  Februar,  zu  einer  Tagung  zusammen, 
welche  durch  eine  vorübergehende  Sitzung  der  Siebener- 
Kommission  vorbereitet  war.  Entsprechend  den  Anträgen 
dieser  Kommission  wurden  die  endgültigen  Forderungen  des 
Hauptausschusses  zu  den  verbündeten  Regierungen  formu- 
liert. Wir  werden  die  eingehende  Wiedergabe  dieser  Forde- 


rungen unten  bringen;  insbesondere  wurde  der  von  der 
Versicherung  zu  erfassende  Personenkreis  festgestellt,  wo- 
bei Techniker  und  Bureauangestellte,  sowie 
deren  Lehrlinge  in  §  1  ausdrücklich  zu  nennen  sind.  Weiter 
wurde  klargestellt,  daß  den  weiblichen  Angestellten  in  der 
Verwaltung  die  volle  Gleichberechtigung  einzuräumen  sei. 
Demgemäß  soll  es  statt  „Vertrauensmänner"  ,, Vertrauens- 
personen" heißen  und  auch  bei  den  Schiedsgerichten  sollen 
Frauen  wählbar  sein.  Ein  weiterer  Punkt  betrifft  die  Be- 
rücksichtigung der  von  den  Verbänden  geschaffenen  Pen- 
sionseinrichtungen. Wiederholt  wurde  den  von  unseren 
Vertretern  im  Hauptausschuß,  Kaufmann  und  Dr.  Günther, 
gestellten  Anträgen  zugestimmt. 

Eine  durch  die  Presse  gegangene  und  ungebührUch 
aufgebauschte  Notiz,  wonach  der  Hauptausschuß  durch 
den  Austritt  des  Deutschen  Privatbeamtenvereins  in  seinem 
Bestände  gefährdet  sei,  bedarf  auch  an  dieser  Stelle  der 
Zurückv\^eisung.  Wir  können  es  nur  begrüßen,  daß  ein 
Verein,  der  so  sehr  das  Interesse  einer  geringfügigen 
Minderheit  über  das  Standesinteresse  zu  stellen  vermochte, 
endlich  erkannte,  daß  er  nichts  mehr  mit  der  großen  Be- 
wegung der  Privatangestellten  zu  tun  hat,  die  unter  Hinten- 
ansetzung  einzelner  Wünsche  den  gegenwärtig  allein  gang- 
baren Weg  der  Zusatzkasse  unter  Ausschließung  der  Ersatz- 
Institute  beschritten  hat. 

Beschlüsse: 

1.  Im  §  1  Ziffer  4  des  Oesetzentwurfs  ist  die  Bestimmung 
zu  streichen,  wonach  die  Versiclierungspflicht  an  einen 
Jahresarbeitsverdienst  von  5000  Mark  gebunden  werden 
soll,  vielmehr  soll  statt  dessen  bestimmt  werden,  daß  ein 
Grenzgehalt  von  5000  Mark  für  die  Bemessung  von 
Leistungen  und  Beiträgen  festgesetzt  wird. 

2.  Eine  Befreiung  von  der  Versicherungspflicht  soll  für  Be- 
amte des  Reiches,  der  Bundesstaaten,  Gemeinden  usf. 
nicht  eintreten,  sofern  diese  Beamten  auf  Privatdienst- 
vertrag angestellt  sind,  ohne  eine  Pensionsberechtigung 
nach  den  Sätzen  dieses  Gesetzes  gewährleistet  zu  erhalten. 
(§§  9  und  10.) 

3.  Der  Bundesrat  soll  ersucht  werden,  die  Versicherungs- 
pflicht alsbald  nach  dem  Inkrafttreten  des  Gesetzes  auf 
Trichinen-  und  Fleischbeschauer  auszudehnen,  die  diese 
Tätigkeit  auf  eigene  Rechnung  ausüben.     (§  4.) 

Ebenso  sollen  in  die  Versicherung  einbezogen  werden 
Lehrer,  Erzieher  und  Krankenpfleger  beiderlei  Geschlechts, 
die  ihre  Tätigkeit  auf  eigene  Rechnung  ausüben. 

Im  §  1  Ziffer  2  des  Entwurfes  sollen  „Techniker" 
eingefügt,  und  im  §  1  Ziffer  3  soll  angefügt  werden 
„Bureauangestellte  und  -Lehrlinge". 

4.  Nach  dem  Tode  der  versicherten  Ehefrau  eines  erwerbs- 
unfähigen Ehemannes,  die  den  Lebensunterhalt  ihrer  Fa- 
milie ganz  oder  überwiegend  aus  ihrem  Arbeitsverdienste 
bestritten  hat,  steht  den  ehelichen  Kindern  unter  18  Jahren 
Waisenrente  und  dem  Manne  Witwerrente  zu,  solange  er 
bedürftig  ist.    (§  29.) 

5.  Als  Beitragsmonate  im  Sinne  des  §  50  sollen  auch  die 
Kalendermonate  angerechnet  werden,  in  denen  der  Ver- 
sicherte nachweislich  stellungslos  gewesen  ist. 

6.  Eine  Rückvergütung  \on  Beiträgen  soll  unter  keinen  L'm- 
ständen  stattfinden.     (§  64.) 

Für  eine  Uebergangszeit  von  5  Jahren  sollen  bei 
dem  Erlöschen  der  Versicherung  dem  Versicherten  oder 
seinen  Hinterbliebenen  die  für  ihn  eingezahlten  Beiträge 
ohne  Zinsen  zurückvergütet  werden. 

7.  Weiblichen  Versicherten,  die  aus  einer  versichenmgspflich- 
tigen  Beschäftigung  ausscheiden,  soll  auf  ihren  Antrag 
nach  Wahl  eine  sofort  beginnende  oder  eine  aufgeschobene 
Leibrente  gewährt  werden.    (§  65.) 

S.  Der  Leitsatz  des  Hauptausschusses  über  die  Höhe  der 
Beiträge  hat  im  Entwurf  offenbar  nicht  die  richtige  Aus- 
legung gefunden.  Der  Hauptausscluiß  hat  den  einmütigen 
Wunsch  gehabt,  daß  die  dort  aufgeführten  Sätze  von 
10  Proz.  und  S  Proz.  sich  auf  das  durchschnittliche  Ein- 
kommen, nicht  auf  das  Mindesteinkommen  beziehen  sollten. 
Die  Beiträge  sind  deshalb  entsprechend  zu  erhöhen,  wo- 
durch zugleich  auch  die  Leistungen  erhöht  werden. 


Meft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


147 


Die  Beiträge  sollen  möglichst  so  abgestuft  werden, 
da(5  sie  betragen  in 

der  Klasse  A    .    .    .    .     2  M  monatlich 


„     B    .  . 

.    .     4  „ 

„     C    .  . 

.    .     6  „ 

„     D    .  . 

.    .     8  „ 

E   .  . 

.    .    11  „ 

„      F   .  . 

.    .    15  „ 

W 

„     G    .  . 

.    .    18  „ 

„     H    .  . 

.    .    23  „ 

tt 

I    .  . 

.    .    30  „ 

Q.  Auch  in  die  Rentenausschüsse  sollen  weibliche  Versicherte 
gewählt  werden  können.    (§  137.) 

Es  sollen  also  im  §  137  des  Entwurfes  die  Worte 
„jedoch  sind  nur  Männer  wählbar"  gestrichen  und  die 
Bezeichnung  „Vertrauensmänner"  überall  durch  „Ver- 
trauenspersonen"  ersetzt  werden. 

10.  Zu  der  Anlage  des  Vermögens  der  Reichsversicherungs- 
anstalt nach  §  226  des  Entwurfs  und  zur  Anstellung  der 
Beamten  soll  die  Zustimmung  des  Verwaltungsausschusses 
erforderlich  sein.    (§  226.) 

11.  Der  Verwaltungsrat  wählt  sich  seinen  Vorsitzenden  selbst, 
solange  eine  Wahl  nicht  zustande  gekommen  ist,  führt 
den  Vorsitz  der  Präsident  des  Direktoriums. 

Die  Einberufung  des  Verwaltungsrats  muß  auf  Ver- 
langen des  Verwaltungsausschusses  erfolgen.   (§  III.) 

12.  Es  soll  den  bestehenden  Pensionskassen  der  Berufsver- 
bände ermöglicht  werden,  auf  ihren  Wunsch  eine  Ueber- 
nahme  dieser  Kassen  durch  die  Reichsversicherungsanstait 
mit  Zustimmung  des  Bundesrats  herbeizuführen.  (§  365.) 
Eine  solche  Ueberführung  hätte  den  ganzen  Bestand, 
auch  die  Versicherung  der  selbständigen  Mitglieder  der 
Privatkassen,  zu  umfassen. 


Der  3;  Deutsche  Privatbeamtentag. 

Der  Häuptausschuß  für  die  staatliche  Pensionsversiche- 
rung der "  Privatangestellten,  über  dessen  letzte  Sitzung 
wir  ebenfalls  in  dieser  Nummer  berichten,  hatte  für  Sonn- 
tag, IQ.  Februar,  eine  große  Kundgebung  zu  Gunsten  des 
Gesetzentwurfes  der  Pensionsversitherung  für  die  Privat- 
angestellten  einberufen.  Die  Erfahrungen,  die  der  Haupt- 
ausschuß früher  schon  mit  seinen  Gegnern  gemacht  hat, 
gab  Veranlassung  zu  besonderen  Maßnahmen,  um  den 
Eindruck  der  Kundgebungen  sicher  zu  stellen.  Demgemäß 
wurden  Karten  für  die  Mitglieder  der  angeschlossenen 
Verbände  ausgegeben.  Wir  können  heute  noch  nicht  mit 
voller  Sicherheit  feststellen,  inwieweit  die  Vermutung  zu- 
trifft, daß  man  es  auf  der  gegnerischen  Seite  gewagt  hat, 
durcli  Manipulationen  zweifelhaftester  Natur,  insbesondere 
durch  Nachdruckenlassen  von  Karten,  sich  widerrechtlich 
Einlaß  zu  verschaffen,  natürlich  nur,  um  die  Versammlung 
zu  stören.  Jedenfalls  heßen  zahlreiche  Mitglieder  der  zur 
Freien  Vereinigung  gehörenden  Verbände  unter  Führung 
des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  sich  die 
Gelegenheit  nicht  entgehen,  in  höchst  ungehöriger  Weise 
eine  Tagung  zu  unterbrechen,  in  der  nicht  die  Stimmung 
von  Berlin  allein,  sondern  die  Stimmung  des  ganzen  Reiches 
zum  Wort  kommen  sollte.  Wenn  auf  diese  Weise  auch 
die  Geschlossenheit  der  Veranstaltung  leiden  mußte,  so 
haben  wir  doch  vollkommen  recht,  wenn  wir  aussprechen, 
daß  die  große  Kundgebung  in  ihren  wesentlichen  Teilen 
zustande  gekommen  ist,  und  daß  wir  in  ihr  eine  weitere 
Etappe  auf  dem  Weg  zur  Privatbeamtenversicherung  zu- 
rückgelegt haben. 

Auf  der  Tagung  war  das  Reichsamt  des  Innern  durch 
den  Geheimen  Oberregierungsrat  Dr.  Beckmann  vertreten. 
Sehr  zahlreich  nahmen  Reichstagsabgeordnete  aller  Frak- 
tionen daran  teil:  die  Herren  Graf  Carmer,  Perniock,  Dr. 
Fleischer,  Dr.  Mugdan,  Dr.  Dröscher,  Schwartz,  Molken- 
buhr,  Schmidt-Berlin  und  Dr.  Burkhardt.  Ferner  waren 
zwei  Herren  von  der  Berliner  Handelskammer  und  Dr. 
Clauß  als  Vertreter  des  Bureaus  für  Sozialpolitik  anwesend. 

Aus  allen  Teilen  des  Reiches  waren  Delegierte  der 
großen  Verbände  herbeigeeilt,  speziell  vom  Deutschen 


Techniker-Verband  konnten  wir  zahlreich  Kollegen, 
die  führende  Stellungen  in  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereinen einnehmen,  begrüßen.  Zu  Beginn  der  Tagung 
machte  der  1.  Vorsitzende  des  Hauptausschusses,  Herr 
Reif  vom  Verband  Deutscher  Handlungsgehilfen  in  Leipzig 
auf  Zweck  und  Ziele  der  Kundgebung  aufmerksam.  Es 
verstand  sich  von  selbst,  daß  im  Rahmen  der  geplanten 
Veranstaltung  jede  Geschäftsordnungsdebatte  zwecklos  war 
und  daß,  nachdem  lediglich  der  Hauptausschuß  einberufen 
hatte,  eine  Diskussion  nicht  stattfinden  konnte.  Wie  Herr 
Reif  sehr  richtig  bemerkte,  handelte  es  sich  in  dieser  vor- 
gerückten Stunde  nicht  um  ein  Beraten,  sondern  um  die 
Entgegennahme  der  vom  Hauptausschuß  angenommenen 
Entschließungen,  sowie  um  ihre  Sanktionierung  durch  den 
Privatbeamtentag. 

Als  erster  Referent  erstattete  der  Direktor  des  Vereins 
für  Handlungskommis  von  1858,  Dr.  Thyssen,  Hamburg, 
einen  Bericht  über  die  allgemeine  Lage  der  Angestellten- 
Versicherung.  Er  schilderte  die  Entstehung  der  auf  Her- 
beiführung einer  Pensionsversicherung  abzielenden  Bewe- 
gung, betonte  die  Notwendigkeit,  angesichts  der  Geschäfts- 
lage des  Reichstages  und  des  vorliegenden  Gesetzentwurfes 
sich  auf  ganz  bestimmte  konkrete  Forderungen  zu  kon- 
zentrieren und  unerreichbare  theoretische  Wünsche  zurück- 
zustellen. Glücklicherweise  breche  sich  auch  in  der  Freien 
Vereinigung  die  richtige  Erkenntnis  Bahn.  Insbesondere 
habe  der  Verein  der  Deutschen  Kaufleute  offen  ausgespro- 
chen, daß  der  Entwurf  trotz  vieler  Mängel  im  einzelnen 
eine  brauchbare  Grundlage  sei.  In  den  letzten  Tagen 
habe  sich  nun  noch  der  Verein  für  Versicherungswissen- 
schaft mit  der  Frage  beschäftigt  und  in  einer  mehr  poli- 
tischen als  wissenschaftlichen  Weise  gegen  sie  Stellung 
genommen.  Der  Redner  wies  insbesondere  auf  den  starken 
Widerstand,  den  die  Vorlage  in  Kreisen  der  Industriellen 
finde,  hin,  speziell  die  um  ihre  Werkpensionskassen  besorgte 
rheinisch-westfälische  Großindustrie  mache  Front.  Die 
schlimmste  Gefahr  erblickten  die  Privatangestellten  in  einer 
frühzeitigen  Schließung  des  Reichstages.  Regierung  und 
Reichstag  müßten  sich  darüber  klar  sein,  daß  noch  in 
dieser  Tagung  der  Gesetzentwurf  verabschiedet  werden 
müsse. 

Aehnlich  wie  dieses  Referat  begleiteten  auch  die 
nächsten  starke  Kundgebungen  von  Beifall  und  Wider- 
spruch. In  vielen  Fällen  mußten  Ordner  einschreiten,  um 
die  Würde  der  Versammlung  aufrecht  zu  erhalten. 

Als  2.  Referent  sprach  unser  Oberbeamter,  Architekt 
Heinrich  Kaufmann,  über  den  Umfang  der  Versicherung. 
Er  wandte  sich  lebhaft  gegen  die  Altersgrenze  von  5000  M, 
die  als  Konzession  gegen  die  Lebensversicherungsgesell- 
schaften anzusehen  sei  und  plaidierte  mit  allem  Nachdruck 
insbesondere  für  die  rückhaltlose  Einbeziehung  der  im 
Privatdienstvertrag  bei  staatlichen  oder  kommunalen  Be- 
hörden Angestellten.  Außerdem  müsse  die  Versicherungs- 
pflicht in  klarer  Weise  auf  alle  Kategorien  der  Privat- 
angestellten ausgedehnt  werden.  In  dieser  Richtung  seien 
die  Beschlüsse  des  Hauptausschusses,  die  Techniker  und 
Bureaubeamte  ausdrücklich  genannt  wissen  wollen,  bedeut- 
sam.   Wir  werden  auf  das  Referat  noch  zurückkommen. 

Fabrikant  Fischer,  Offenbach,  sprach  über  den  Invali- 
ditätsbegriff, über  Beiträge  und  Leistungen  und  legte  für 
die  letzteren  ebenfalls  die  Beschlüsse  des  Hauptausschusses 
zugrunde. 

Hans  Bechly  vom  Deutschnationalen  Handlungs- 
gehilfen-Verband behandelte  die  Organisation  der  neuen 
Versicherung  und  der  Ersatzversicherungen.  Vielfach  von 
Kundgebungen  unterbrochen,  führte  der  Referent  aus, 
wie  notwendig  insbesondere  das  Festhalten  am  Ausschlüsse 
aller  Ersatzinstitute  ßei.    Was  die  Organisation  anlangt, 


148 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1011 


Heft  10 


so  sind  wir  der  Meinung,  daß  Herr  Bechly  in  der  Frage  der 
Selbstverwaltung  etwas  zu  optimistisch  sieht,  und  daß  nach 
dieser  Richtung  im  Reichstage  wohl  noch  manches  ge- 
äi'dert  werden  dürfte.  Daß  es  für  den  Augenblick,  wo  der 
Bundesrat  mit  der  Sache  befaßt  ist,  zweckmäßig  ist,  weiter- 
gehende und  an  sich  unbedingt  berechtigte  Wünsche  zu- 
rückzustellen, liegt  auf  der  Hand. 

Zum  Schlüsse  ließ  der  Vorsitzende  über  die  vom  Haupt- 
ausschusse vorgelegte  Resolution,  deren  Wortlaut  wir 
folgen  lassen,  abstimmen;  sie  wurde  mit  zwei  Drittel 
Mehrheit  angenommen. 

„Der  am  19.  Februar  1911  in  Berlin  abgehaltene 
Privatangestelltentag  begrüßt  das  Erscheinen  des  Ent- 
wurfs eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte  und 
erklärt  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Hauptausschuß 
für  die  Herbeiführung  einer  staatlichen  Pensions-  und 
Hinterbliebenen-Versicherung  für  Privatangestellte,  daß 
auf  der  Grundlage  dieses  Entwurfes  eine  befriedigende 
Lösung  der  Versicherungsfrage  möglich  ist,  wenn  die 
vom  Hauptausschuß  vorgeschlagenen  Verbesserungen  be- 
rücksichtigt werden.  Insbesondere  erwartet  der  Privat- 
angestelltentag die  Erhöhung  der  im  Entwurf  vor- 
geschlagenen Beiträge  und  dadurch  eine  entsprechende 
Erhöhung  der  Leistungen.  Der  Privatangestelltentag 
richtet  an  den  Bundesrat  die  dringende  Bitte  um  schnelle 
Erledigung  der  (Vorlage,  (damit  diese  noch  von,  dem  gegen- 
wärtigen Reichstag  verabschiedet  werden''  kann.  Dem 
Reichstag  dankt  der  Privatangestelltentag  für  die  bis- 
herige wohlwollende  Förderung  des  großen  Zieles.  Er 
hat  mit  Befriedigung  davon  Kenntnis  genommen,  daß 
die  Fraktionen  des  Reichstags  den  festen  Willen  haben, 
ihrerseits  alles  nötige  zu  tun,  um  die  baldige  Verabschie- 
dung des  Gesetzentwurfes  herbeizuführen.  Von  den  Ar- 
beitgebern und  ihren  Organisationen  erhofft  der  Privat- 
angestelltentag, daß  sie  in  Würdigung  der  guten  Wir- 
kung, die  das  Gesetz  nicht  nur  für  die  wirtschaftliche 
Lage  der  Angestellten,  sondern  auch  für  ihre  Berufs- 
freudigkeit und  Schaffenskraft  und  damit  schließlich  für 
das  Verhältnis  zu  ihren  Arbeitgebern  zur  Folge  haben 
wird,  die  Erledigung  des  Entwurfs  noch  im  gegenwär- 
tigen Reichstag  fördern  helfen.  An  die  gesamte  Privat- 
angestelltenschaft, insbesondere  an  die  außerhalb  des 
Hauptausschusses  stehende  richtet  der  Privatangestellten- 
tag die  Mahnung,  in  Anerkennung  der  Schwierigkeiten 
der  Durchführung  eines  so  großen  Sozialgesetzes  weiter- 


gehende Einzelwünsche  jetzt  zurückzustellen  und  ein- 
mütig auf  den  durch  die  Gesetzesvorlage  und  durch  die 
■   Beschlüsse  des  Hauptausschusses  geschaffenen  Bodens 
zu  treten." 

Reichlich  5000  Privatangestellte  mögen  in  dieser  Ver- 
sammlung anwesend  gewesen  sein.  Immerhin  erw  ies  sich 
der  große  Saal  der  Neuen  Welt  noch  als  zu  klein,  so  daß 
eine  Parallelversammlung  im  gleichen  Etablissement  im- 
provisiert werden  mußte.  Hier  lag  der  Vorsitz  in  den 
Händen  des  Herrn  Roth  vom  Deutschnationalen  Hand- 
lungsgehilfen-Verband, dessen  mustergültiger  Leitung  es 
zuzuschreiben  ist,  wenn  die  Versammlung  einen  würdigen 
und  imposanten  Verlauf  nehmen  konnte.  Das  Referat 
über  die  allgemeine  Lage  erstattete  Herr  Liske  vom  Verein 
für  Handlungskommis  von  1858.  An  ihn  schlössen  sich 
Ausführungen  des  Herrn  Marquardt  vom  Verband  Deut- 
scher Handlungsgehilfen  in  Leipzig,  von  Fräulein  MIeineck 
vom  kaufmännischen  Verband  für  weibliche  Angestellte 
und  von  Dr.  Günther  vom  Deutschen  Techniker-Verband. 

Der  Inhalt  der  Referate  deckte  sich  in  dem  Haupt- 
punkte mit  jenem  der  Hauptversammlung.  Im  einzelnen 
nahm  Fräulein  MIeineck  insbesondere  auf  die  Forde- 
rungen des  Hauptausschusses  für  Gleichberechtigung  der 
Frauen  in  der  Verwaltung  der  neuen  Versicherungsanstalt 
Bezug,  außerdem  legte  sie  die  den  Frauen  zu  gewährenden 
Leistungen  dar,  die  in  jeder  Weise  den  den  männlichen 
Angestellten  zu  gewährenden  Leistungen  gleichwertig  seien. 
Dr.  Günther  verweilte  ausführlicher  bei  der  Frage  der 
Ersatzkassen  und  wies  auf  das  große  gemeinsame  Interesse 
aller  Privatangestellten  hin,  die  mit  den  Werkpensions- 
kassen in  ihrer  heutigen  Form  verbundenen  Mißstände  zu 
beseitigen. 

Die  von  ca.  1500  Personen  besuchte  Versammlung 
nahm  die  Resolution  des  Hauptausschusses,  die  inhaltlich 
mit  jener  der  Hauptversammlung  voll  übereinstimmte,  mit 
einer  erdrückenden  Majorität  gegen  12  Stimmen  an.  —  Der 
Deutsche  Privatbeamtentag  hat  geleistet,  was  er  leisten 
sollte.  Regierung  und  Parlament  hatten  Gelegenheit,  die 
Wünsche  der  Privatangestellten  kennen  zu  lernen.  Wenn 
sie  daneben  verurteilt  waren,  zahlreiche  unwürdige  Demon- 
strationen der  Minderheit  entgegenzunehmen,  so  wird  sie 
das  nicht  in  ihrer  grundsätzlichen  Haltung  beirren  können. 
Wir  hoffen  Sogar,  daß  dies  Verhalten  den  entgegengesetz- 
ten Eindruck  erzielte,  als  beabsichtigt  war. 


Allgemeines  über  das  Abstecken  der  Kreisbögen  im  Felde  und  die 

Eisenbahnkurven  im  besonderen 

Von  Kreisbauführer  OPPENKOWSKI,  Elbing.    M.-Nr.  53  665. 


Die  Linienführung  (Tracierung)  langgestreckter  Bau- 
werke, z.  B.  einer  Straße,  Eisenbahn  oder  eines  Kanals, 
kann  nur  in  äußerst  seltenen  Fällen  und  bei  geringer 
Ausdehnung  der  Bauwerke  in  gerader  Richtung  zwi- 
schen ihren  Anfangs-  und  Endpunkten  erfolgen. 

Auf  dem  platten  Lande  werden  die  Beschaffenheit 
des  Geländes,  die  Rücksichtnahme  auf  andere  örtliche 
Verhältnisse  sowie  auf  allgemeine  und  auf  Sonderinter- 
essen, und  schließlich  die  verschiedensten  Wünsche  der 
Bevölkerung  stets  eine  gekrümmte  Linienführung 
erfordern. 

Um  eine  solche  zu  erhalten,  ist  erforderlich,  die 
scharfen  Brechpunkte  in  den  Mittellinien  der  gedachten 


Bauwerke  durch  kreisförmige  oder  parabelförmige  Kurven 
zu  ersetzen,  also  die  sich  unter  einem  Winkel  schneidenden 
Achsen  durch  Kreis- usw. -bögen  miteinander  zu  verbinden. 

Selbst  lange  städtische  Straßen  baut  man 
neuerdings  nicht  gerne  gerade,  sondern  legt  vielfach 
einfache  oder  auch  l  Kurven  ein,  um  einerseits  ein 
interessanteres  Straßenbild  zu  erzielen,  und  andererseits,  um 
die  unangenehmen  Wirkungen  des  Windes  abzuschwächen, 
die  entstehen,  wenn  in  der  Richtung  einer  langen  geraden 
Straße  ein  scharfer  Wind  bläst,  der  sich  in  einer  gekrümm- 
ten Straße  bald  verfängt;  auch  bieten  die  Krümmungen 
oft  ein  besseres  Anschmiegen  an  die  Unregelmäßigkeiten 
des  Geländes. 


Heft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


149 


Nachfolgender  Artikel  soll  nun  zeigen,  nach  welchen 
Grundsätzen  die  Einlegiing  dieser  Kurven  stattfindet,  wie 
iiire  Absteckung  in  der  Oertlichkeit  vor  sich  geht,  und 
welche  besonderen  Maßnahmen  die  Eisenbahnkurven  er- 
fordern, wenn  das  sichere  Befahren  derselben  gewähr- 
leistet sein  soll. 


Die  ersten  örtlichen  Tracierungsarbeiten  bestehen  stets 
darin,  daß  die  geraden  Mittellinien  der  zu  erbauenden 
Verkehrsstraße  festgelegt,  ihre  Brechpunkte  (Winkelpunkte) 
durch  genaues  Einfluchten  bestimmt  und  durch  größere 
mit  W.  P.  bezeichnete  Pfähle  markiert  werden. 

Man  wird  stets  danach  trachten,  die  Achsen  so  zu 
legen,  daß  die  Winkelpunkte  möglichst  groß  sind,  denn 
je  kleiner  die  Winkelpunkte,  desto  schärfer 
müssen  notgedrungen  auch  die  Kurven  werden,  wogegen 
doch  fast  immer  möglichst  schlanke  Kurven  an- 
gestrebt werden  sollen. 

Sodann  "hat  die  Messung  der  Winkelpunkte  statt- 
zufinden. Bei  größeren  Vorarbeiten,  also  für  Eisenbahnen 
und  Schiffahrtskanäle,  ist  hierzu  wohl  ausschließlich  der 
Theodolit  zu  verwenden.  Bei  Straßenbauten  genügt  oft 
die  Boussole;  oder  man  bestimmt  die  Winkelgröße  ohne 
jedes  Winkelmeßinstrument  lediglich  mit  Hilfe  von  Längen- 
meßwerkzeugen durch  eine  Hilfskonstruktion,  wie  sie 
später  noch  beschrieben  werden  wird. 

Im  übrigen  soll  das  Winkelmessen  mit  Theodolit  und 
Boussole  hiev  nicht  näher  erläutert  werden,  da  es  in  den 
Rahmen  dieses  Aufsatzes  nicht  hinein  gehört. 

Größtenteils  sind  die  Kurven  Kreisbögen.  Jeder  Kreis- 
bogen wird  bestimmt  durch  seinen  Radius,  deshalb  spielt 
dieser  auch  eine  große  Rolle  bei  der  Kurvenbildung.  Je 
größer  der  Radius  ist,  desto  größer  bezw.  flacher  ist 
natürlich  auch  die  Kurve. 

Für  die  einzelnen  Verkehrswege  bestehen  bezüglich 
der  Größenverhältnisse  der  für  die  Kurven  zu  verwenden- 
den Radien  die  verschiedensten  Bestimmungen.  Die  haupt- 
sächlichsten hiervon  müssen  zur  Erläuterung  des  später 
Eolgenden  hier  kurz  angegeben  werden. 

A.  Landstraßen. 

Die  Größe  der  Radien  für  diese  ist  allgemein  nicht 
vorgeschrieben.  Die  kleinsten  Krümmungshalbmesser 
sind  abhängig  von  dem  Radstand  und  der  Bauart  der 
Fuhrwerke. 

Der  kleinste,  d.  h.  der  innere,  Krümmungshalbmesser 

einer   Straße    läßt    sich   auch    nach    folgender  Formel 

erechnen:  L2 
Ki  ~  — ; 
2b 

worin  bedeutet: 

Ri  =  innerer  Radius, 

L  =  größte  Länge  der  Fuhrwerke  mit  Bespannung, 
b  =  Fahrbahnbreite. 
Beispiel:  L=15m, 
b  =   7  m, 

dann  ist  Ri  =  ^—y  =  = 

Mithin  dürfte  der  innere  Radius  einer  7  m  breiten 
otraße  nicht  unter  16  m  betragen,  wenn  15  m  lange 
Fuhrwerke  (mit  Bespannung)  die  Kurven  bequem  be- 
fahren sollen. 

Als  zweckmäßige  Radien  der  Mittellinivn  bei  Land- 
straßen können  angenommen  v^'erden: 

Für  Chausseen  =  50  m, 

„   Verbindungsstraßen  =  30  m, 

,,   Güterwege  =  10  m, 

„   Wirtschaftswege  =  bis  zu  6  m. 


Doch  haben  diese  theoretischen  Angaben  für  die 
Praxis  keinen  allzu  großen  Wert.  Im  Straßenbau  wird 
man  die  Krümmungshalbmesser  den  örtlichen  Verhältnissen 
entsprechend  wählen,  und  dabei  eine  möglichst  schlanke 
Linienführung  zu  erzielen  suchen. 

B.  Eisenbahnen. 

a)  Hauptbahnen: 

Auf  freier  Strecke  und  in  Durchgangs- 
gi eisen  auf  Stationen  soll  R  sein  ^  300  m,  nur  mit 
besonderer  Genehmigung  des  Reichseisenbahn- 
amtes in  Berlin  ist  als  kleinster  Radius  =  180  m 
zulässig. 

b)  Nebenbahnen: 

R  <  180  m,  jedoch  möglichst  <  250  m. 

c)  Kleinbahnen  und  Anschlußbahnen: 
a)  N  o  r  m  a  1  s  p  u  r  =  1,435  m.  Kleinster  Radius 

=  100  m.    Bei  Beförderung  der  Wagen  durch 
Hauptbahnlokomotiven  R  <;  180  m. 
ß)    1,0  m  Spur:  R  <;  50  m. 
Y)  0,75  m  Spur:  R  <:  40  m. 
5)  0,60  m  Spur:  R  <;  25  m. 
Bei  Straßenbahnen  werden  vielfach    noch  schärfere 
Kurven  angewandt. 

C.  Schiffahrtskanäle. 

Der  Krümmungshalbmesser  soll  hier  mindestens  be- 
tragen das  6-  bis  10  fache  der  Schiffslängen. 

.  Schiffe  von  100  m  Länge  würden  also  beispielsweise 
Radien  von  600  bis  1000  m  erfordern. 

Sind  die  oben  bezeichneten  Vorarbeiten  ausgeführt, 
und  steht  die  Größe  des  Kurvenhalbmessers  fest,  so 
kann  zur  eigentlichen  Kurvenabsteckung  ge- 
schritten werden. 

Wir  müssen  dabei  jedoch  voneinander  unterscheiden: 
L  Die  rein  mechanische  Kurvenabsteckung  ohne  vor- 
herige Winkelmessung,  ausgeführt  lediglich  durch  ein- 
fache geometrische  Hilfskonstruktionen,  und 
II.  die  genaue  Kurvenabsteckung  auf  Grund  vorheriger 
Winkelmessung  und  genauer  mathematischer  Berech- 
nungen, bezw.  unter  Zuhilfenahme  einer  Kurventabelle. 
Nachstehend  sollen  jetzt  die  verschiedenen  Arten  der 
Kurvenabsteckungen  besprochen  werden. 

I.  Die  rein  mechanisclie  Kurvenabsteckung  oline 
Winkelmessung. 

Sehr  oft  liegt  speziell  im  Straßenbau  der  Fall  vor, 
daß  es  weniger  darauf  ankommt,  zwischen  zwei  Achsen, 
die  sich  unter  einem  Winkel  schneiden,  einen  Kreis- 
bogen mit  einem  ganz  bestimmten  Radius  einzulegen, 
als  vielmehr  darauf,  zwei  durch  die  Oertiichkeit  bestimmte 
Punkte  auf  diesen  Achsen  durch  eine  Kurve  zu  verbinden. 
Die  Kurve  braucht  in  solchem  Falle  auch  kein  Kreisbogen 
zu  sein,  sondern  kann  Parabelform  haben.  Es  wäre  un- 
nötige Arbeit,  wollte  man  hier  eine  Kurvenabsteckung  auf 
Grund  von  Winkelmessungen  und  genauen  mathematischen 
Berechnungen  vornehmen. 

Die  nachstehenden  Hilfskonstruktionen  führen  viel 
schneller  zum  Ziele  und  genügen  in  dem  gegebenen 
Falle  vollkommen. 

Angenommen:  Die  durch  örtliche  Verhältnisse 
bestimmten  Punkte  A  und  B  zweier  Straßenachsen, 
welche  sich  im  Punkte  C  schneiden,  sollen  durch  eine 
Kurve  miteinander  verbunden  werden.  Vorauszuschicken 


150 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  10 


ist,  daß  die  beiden  Punkte  A  und  B  vom  Winkelpunkt  C  - 
gleich  weit  entfernt  liegen  müssen,  wenn  die  Kurve  regel- 
mäßig werden  soll.    Wird  die  Absteckung  eines  genauen 
Kreisbogens  nicht  verlangt,  so  kann  man  folgendermaßen 
verfahren : 

c 


Abb.  1 


Man  markiert  durch  Fluchtstäbe  die  Verbindungslinie 
Zwischen  den  Punkten  A  und  B  und  errichtet  auf  dieser 
Linie  das  Lot  auf  Punkt  C.  Der  erhaltene  Fußpunkt  O 
halbiert  die  Linie  A  B. 

In  der  Richtung  dieses  Lotes  liegt  der  Bogenmittel- 
punkt  M.  Seine  genaue  Lage  auf  dieser  Richtungslinie 
wird  bei  ländlichen  Straßen,  namentlich  innerhalb  von 
Ortschaften,  sehr  oft  schon  durch  örtliche  Verhältnisse 
bestimmt  sein.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so  macht  man 
zweckmäßig  M  O  gleich  ^i<>  (bei  schwachen  Kurven)  bis 
Vs  (bei  scharfen  Kurven)  von  C  O  und  erhält  dann  für  die 
Kurve  eine  einem  Kreisbogen  sehr  ähnliche  Parabelform. 

Um  die  Bogenzwischenpunkte  zu  finden,  wird  in 
Punkt  A  ein  Lot  A  D  in  der  Länge  von  M  O  errichtet. 
Die  Rechteckseiten  A  D  und  D  M  (oder  für  letztere 
auch  A  O)  teilt  man  in  eine  beliebige,  der  Kurvengröße 
entsprechende  Anzahl  gleicher  Teile  ein,  —  hier  in  4  — , 
und  kann  die  Teilpunkte  der  besseren  Uebersicht  wegen 
mit  Ziffern  bezeichnen,  in  der  Weise,  wie  dies  in  Abb.  1 
geschehen. 

Von  den  Teilpunkten  1,  2  und  3  auf  der  Linie  A  D 
denkt  man  sich  nun  Fluchtlinien  nach  dem  Bogenmittel- 
punkt  M,  und  erhält  dann  die  Linien  1  —  M,  2  —  M  und 
3  — M.  In  den  Teilpunkten  1,  2  und  3  auf  D  M  oder  AO 
sind,  wie  aus  Abb.  1  ersichtlich,  Lote  zu  errichten  und 
diese  mit  den  entsprechenden  Fluchtlinien  1 — M,  2  —  M 
und  3  —  M  zum  Schnitt  zu  bringen.  Die  erhaltenen  Schnitt- 
punkte sind  Bogenzwischenpunkte,  und  als  solche  nun- 
mehr durch  kleine  Pfähle  zu  markieren,  wie  auch  der 
Bogenmittelpunkt  M.  Die  andere  Kurvenhälfte  wird  in 
derselben  Weise  bestimmt. 

Liegt  der  Fall  vor,  daß  zwar  ein  bestimmter  Krüm- 
mungshalbmesser nicht  vorgeschrieben  ist,  für  die  Kurve 
aber  doch  die  genaue  Kreisbogenform  verlangt  wird,  so 
kann  die  Absteckung  ohne  Berechnungen  in  folgender 
Weise  vor  sich  gehen. 

Angenommen  wird  wieder  wie  oben,  daß  die 
Punkte  A  und  B  auf  den  beiden  Achsen  in  gleicher  Ent- 
fernung vom  Winkclpunkt  den  örtlichen  Verhältnissen  ent- 
sprechend gewählt  sind  (s.  Abb.  2).  Man  beginnt,  wie 
vorher,  mit  der  Bestimmung  des  Lotfußpunktes  O  in  der 
Richtung  AB.  Auf  CO  liegt  wieder  der  Bogenmittel- 
punkt M.  Um  seine  genaue  Lage  zu  finden,  mißt  man 
die  Entfernung  B  O  in  der  Richtung  B  C  von  B  aus  ab, 
und  errichtet  in  dem  dadurch  erhaltenen  Punkte  D  ein 
Lot,  wie  Abb.  2  zeigt.  Der  Schnittpunkt  dieses  Lotes 
mit  der  Richtungslinie  C  O  ist  der  Bogenmittelpunkt. 

Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  läßt  sich  nach  den 
Gesetzen  der  Planimetrie  leicht  erkennen.    Einen  Beweis 


für  die  richtige  Absteckung  des  Punktes  M  hat  man  aber 
außerdem  noch,  wenn  man  auch  die  Strecke  AO  in  der 
Richtung  A  C  von  A  aus  abmißt  und  das  in  E  errichtete 
Lot  ebenfalls  durch  den  Bogenmittelpunkt  M  geht. 

Die  Bogenzwischenpunkte  werden  in  entsprechender 
Weise    ermittelt.     Man    halbiert    die  Verbindungslinie 


Abb.  2 


zwischen  den  Punkten  B  und  M  und  erhält  den  Punkt  F. 
Dann  macht  man  wieder  B  F  =  B  G  in  der  Richtung  von 
B  C.  Der  Schnittpunkt  der  in  F  und  G  nach  Abb.  2  er- 
richteten Lote  ist  ein  Bogenzwischenpunkt.  Derselbe  kann 
wieder  wie  Punkt  M  in  entsprechender  Weise  von  einer 
durch  den  Punkt  M  zu  A  B  abgesteckten  Parallelen  kon- 
trolliert werden  (s.  Abb.  2).  So  kann  immer  zwischen 
zW'ei  feststehenden  Bogenpunkten  ein  weiterer  Bogen- 
zwischenpunkt bestimmt  werden,  womit  man  solange  fort- 
fahren wird,  bis  die  Kurve  genügend  festgelegt  ist. 

Besonders  erwähnen  will  "ich  noch,  daß  die  Rich- 
tungen der  in  den  Punkten  O  und  F,  sowie  in  der  Mitte 
aller  übrigen  Sehnen  abgesteckten  Lote  stets  nach  dem 
Krümmungsmittelpunkt  hinzielen;  dieser  kann  daher  bei 
kleinen  Radien  zur  Kurvenabsteckung  in  zweckensprechen- 
der Weise  benutzt  werden. 

Die  Lage  des  Kreismittelpunktes  ist  auch  bestimmt 
durch  den  Schnittpunkt  der  in  den  Punkten  A  und  B 
errichteten  Lote. 

Wohl  gibt  es  außer  diesen  beiden  Beispielen  noch  eine 
ganze  Anzahl  ähnlicher  Methoden ;  sie  alle  hier  anzuführen, 
wäre  aber  schon  aus  dem  Grunde  unzweckmäßig,  weil  es 
sich  doch  nur  immer  mehr  oder  weniger  um  die  An- 
wendung derselben  Grundsätze  handelt.  Je  mehr  man  sich 
in  der  Praxis  mit  dieser  oder  jener  Methode  befaßt,  um  so 
geläufiger  ist  sie  einem. 

II.  Die  genaue  Kurvenabsteckung  auf  Grund 
vorheriger  Winkelmessung   und  mathematischer 
Berechnungen. 

Die  bisher  erläuterten  Absteckungsmethoden  genügen 
nicht  mehr,  wenn  es  sich  darum  handelt,  eine  genaue 
kreisförmige  Kurve  mit  einem  bestimmten  Krümmungs- 
halbmesser abzustecken. 

An  Hand  umstehender  Abb.  3  müssen  wir  uns 
jetzt  zunächst  mit  einigen  allgemeinen  Bezcichiiungen 
bekannt  machen: 


Heft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


151 


Die  Punkte  A  und  C,  in  denen  die  Gerade  in  den 
Kreisbogen  übergeht,  bezeichnet  man  mit  Bogenanfangs- 
piinkt  (B  A)  und  Bogenendpunkt  (BE).  In  beiden  Punkten 
muß  der  Krümmungshalbmesser  r  senkrecht  zur  geraden 
Achse  stehen,  andernfalls  findet  kein  allmählicher  Lieber- 
gang  aus  der  Geraden  in  den  Kreisbogen  statt,  sondern  es 
entsteht  hier  ein  Knick.  Die  Verlängerungen  der 
geraden  Achsen  bis  zu  ihrem  Schnittpunkt  B  nennt 
man  die  Tangenten  =  t.  Den  Bogenmittelpunkt 
bezeichnet  man  kurz  mit  B  M. 

Sind  die  geraden  Achsen  festgelegt  und  zum  Schnitt 
gebracht,  so  gehen  die  Absteckungsarbeiten  in  folgender 
iWeise  vor  sich: 


0 

Abb.  3 

A.  Die  Winkelmessung. 

Der  Winkel,  dessen  Größe  eigentlich  nur  bekannt  sein 
dürfte,  ist  nicht,  wie  im  ersten  Augenblick  wohl  scheinen 
mag,  der  durch  den  Achsenschnittpunkt  gebildete  Winkel  ß, 


sondern  der  Zentriewinkel  a.  Da  es  aber  in  den  seltensten 
Fällen  kaum  möglich  oder  auch  nur  zweckmäßig  sein  wird, 
den  Kreismittelpunkt  O  zu  bestimmen,  so  ist  von  vorn- 
herein nicht  mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen,  den  Winkel  a 
im  Kreismittelpunkt  direkt  zu  messen. 

Doch  da  der  Winkel  a  der  Supplementwinkel  zu  ß  ist, 
d.  h.  beide  ergänzen  sich  zu  ISO^  so  wird  man  bei  An- 
wendung eines  Winkelmeßinstrumentes  stets  den  ß  messen. 
Durch  Subtraktion  desselben  von  180"  erhält  man  dann  den 
gesuchten  <^  a. 

Oft  steht  uns  aber  zur  Kurvenabsteckung  kein 
Winkelmeßinstrument  zur  Verfügung;  dann  kann  man 
folgendes  Hilfsverfahren  anwenden. 

Man  verlängert  die  eine  Tangente  (in  Abb.  3  A  B) 
über  B  hinaus  und  mißt  sowohl  auf  dieser  Verlängerung 
als  auch  auf  der  anderen  Tangente  von  B  aus  zwei 
gleiche  Stücke  (in  unserem  Beispiel  =  20  m)  B  G  =  B  H 
ab.  Die  Verbindungslinie  G  H  =  b,  die  die  Grundlinie 
eines  gleichschenkligen  Dreiecks  ist,  wird  genau  gemessen 
und  halbiert.  —  In  Abb.  3  soll  b  =  30  m  betragen.  — 

Nach  den  Gesetzen  der  Trigonometrie  ergibt  sich  nun, 

v/ie  aus  Abb.  3  ersichtlich: 

.    a     V'  b 
sin  —  =  ~ — . 
2  a 

Die  bekannten  Werte  eingesetzt,  erhalten  wir: 


sin  =0,750. 

Aus  jeder  „Tabelle  der  trigon.  Funktionen"  können 
wir  danach  zunächst  ^  und  dann  den  ^  a  bestimmen. 

Die  Tabelle  I  der  ,, Sarrazin  und  Oberbeckschen  Kurven- 
tabelle gibt  uns  jedoch  für  den  ermittelten  Wert  sin  ^  =  0,750 

unmittelbar  die  Größe  des       a  mit  97»  10'  50"  an. 

Wenn  die  Winkelmessung  mit  diesem  Hilfsverfahren 
auch  nicht  auf  Sekunden  genau  ist,  so  genügt  sie  doch 
für  die  Kurvenabsteckung  vollkommen,  und  ist  in  der 
Praxis  leicht  und  rasch  ausführbar. 

(Schluß  folgt.) 


■  ■  I  I 


STANDESBEWEGUNO 


Liquidatoren 

Macht  jemand  ohne  zuviel  Mühe  ein  Vermögen  von 
mehr  als  Million  Mark,  so  pflegt  man  dies  ein  gutes 
Geschäft  zu  nennen.  Gelingt  das  Geschäft  nicht,  so  liegt 
es  nahe,  daß  man  es  (nach  dem  Vorgange  des  Fuchses 
mit  den  sauren  Trauben)  als  ein  herzlich  schlechtes  Geschäft 
bezeichnet,  das  man  natürlich  nicht  gemacht  haben  würde. 
So  verstehen  wir  es  denn,  wenn  die  Herren  vom  Bund 
der  technisch-industriellen  Beamten,  voran  Herr  Lüdemann, 
nachdem,  sie  bedauerlicherweise  nicht  zu  Liquidatoren  des 
Deutschen  Techniker-Verbandes  geworden  sind,  alles  daran 
setzen,  ihre  schmerzliche  Enttäuschung  hinter  maßlosen 
Ausfällen  zu  verbergen. 

Sehen  wir  uns  die  Angriffe  näher  an,  so  offenbaren 
sie  sich  ohne  Ausnahme  als  skrupellose  Entstel- 
lungen, für  die  es  sich  freilich  sehr  gut  macht,  wenn  sie 
unter  dem  Namen  „Ehrliche  Warnung"  in  die  Welt  ge- 


schickt werden.  Mit  vollem  Recht  hat  Herr  Kaufmann 
bestritten,  daß  das  Jahr  1909  mit  einer  Unterbilanzl 
von  32  000  M  abgeschlossen  habe.  Es  kann  den  Herren 
vom  Bunde  nicht  unbekannt  sein,  daß  wir  aus  unserer 
Ueberweisung  von  50  000  M  an  die  Stellunglosen-Unter- 
stützungskasse  fast  12  000  M,  aus  der  Ueberweisung 
von  39  438,36  M  an  die  Sterbekasse  rund  22000M 
übrig  behalten  haben.  Sollte  nun  von  Bundesseite  der 
Einwand  kommen,  daß  die  Rücklagen  für  die  Stellenlosen- 
und  Sterbekasse  als  notwendige  Prämienreserven  anzusehen 
seien  und  deshalb  für  das  Vermögen  nicht  in  Betracht 
kommen,  so  begegnen  wir  dem  mit  dem  Hinweis  auf  die 
beim  Bunde  beliebte  Bilanzierung,  in  der  die  Prämien- 
reserven für  die  Sterbekasse  und  Stellunglosen-Unter- 
stützungskasse  überhaupt  nicht  ausgeschieden  werden.  Es 
ist  sehr  leicht,  damit  zu  prunken,  daß  man  50  000  .VI  dem 
Vermögen  zugeführt  habe,  wenn  man  jeder  versicherungs- 
technisch notwendigen  Spezial-Rücklage  entbehrt  und  sich 
nicht  die  geringsten  Sorgen  macht,  wie  die  Ansprüche  der 
Mitglieder  auf  Stellunglosen-Unterstützung  und  Sterbegeld 
in  künftiger  Zeit  gedeckt  werden  können.  Demgegenüber 


152 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heit  10 


ist  unser  System  der  Ueberweisung  zweifellos  das  reellere. 
Wir  werden  es  beibehalten,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  daß 
ein  lediglich,  nominelles  Defizit  von  unseren  Gegnern  wahr- 
heitswidrig zu  einem  tatsächlichen  Defizit  gestempelt  wird. 
Um  jedoch  unsern  Mitgliedern  ein  genaues  Bild  zu  geben, 
bemerken  wir,  daß  Ende  1908  das  Qesamtvermögen 
494  332,99  M  und  Ende  1909  511  450,08  M  betrug.  Für 
1910  können  wir  mindestens  die  gleiche  Steigerung 
feststellen. 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Vorwurf,  wir 
hätten  43  024,86  M  rückständige  Beiträge  als  Einnahmen 
eingestellt.  Dem  Bunde  kann  es  nicht  verborgen  sein, 
daß  der  am  8.  Januar  1911  dem  Gesamtvorstande  vor- 
gelegte Rechenschaftsbericht  selbstverständlich  nur  als  Pro- 
visorium zu  gelten  hatte.  Wir  erwarten  nunmehr  als  publi- 
zistische Anstandspflicht,  daß  den  Lesern  der  Industrie- 
Beamten-Zeitung  der  gegenwärtige  berichtigte  Rechen- 
schaftsbericht bekanntgegeben  wird.  Hiernach  sind  bisher 
bereits  rund  30  000  M  rückständige  Beiträge  eingegangen 
und  es  besteht  begründete  Annahme,  daß  der  weitaus 
größte  Teil  des  Restes  noch  eingezahlt  wird.  Mit  welchem 
Rechte  konnte  eine  Organisation  diesen  Vorwurf  geltend 
machen,  die  im  hohen  Maße  rückständige  Beiträge  auf- 
zuweisen hat,  bei  der  die  Abrechnung,  wie  andauernd  aus 
der  Industrie-Beamten-Zeitung  zu  ersehen  ist,  in  herzlich 
langsamen  Tempo  erfolgt? 

Zum  Erholungsheim.  Der  Bericht  des  Herrn 
Burkhardt  ist  selbstverständlich  ein  rein  persönlicher  über 
die  laufenden  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Erholungs- 
heims. Für  Herrn  Burkhardt  konnte  es  gar  nicht  in  Frage 
kommen,  Abzüge  für  Verzinsung,  Amortisation  und  Ab- 
schreibung einzusetzen.  Es  ist  ganz  selbstverständlich, 
daß  der  Verband  auch  ohne  die  ,, Ehrliche  Warnung" 
unserer  Herren  Widersacher  nach  kaufmännischen  Gesichts- 
punkten verfährt.  Die  persönliche  Anrempelung  unseres 
Herrn  Kaufmann  wird  diesen  sehr  kalt  lassen. 

Der  Artikelschreiber  der  Industrie-Beamten-Zeitung 
wird  selbst  eingesehen  haben,  welche  Mache  er  hier  zu 
bieten  wagte;  deshalb  bedurfte  es  gleichzeitig  eines  Ex- 
kurses auf  das  organisatorisch-moralische  Gebiet.  Die 
Herren  werden  ja  mit  einem  Mal  ausgesprochen  moralisch, 
an  anderer  Stelle  bezeichnen  sie  es  als  „sittliche  Pflicht", 
daß  man  Kollegen  des  D.  T.-V.  ohne  wirtschaftliche  Schädi- 
gung den  Uebertritt  zum  Bunde  vollziehen  lasse.  Vielleicht 
gewähren  sie  neben  den  Forderungen  der  Moral  auch  denen 
der  Aesthetik  einen  Spielraum  und  beachten  die  Worte, 
die  neulich  nach  dieser  Richtung  hin  im  Sozialen  Aus- 
schuß über  den  Kampf  der  Organisationen  gefallen  sind. 
Wir  möchten  aber  doch  bitten,  die  wichtigste  moralische 
Pflicht,  die  Wahrheitsliebe,  auch  etwas  auf  ihre  Rechnung 
kommen  zu  lassen..  Kein  Wort  davon,  daß  man  eine  ganz 
falsche  Ursache  für  die  geringe  Mitglieder- 
zunahme des  Verbandes  angegeben  hat.  Dafür  die 
Erklärung,  daß  bei  Gewerkschaften  die  Beitrittserhöhung 
zu  Mitgliedergewinn  führt.  Wir  haben  auch  so  viel  be- 
gründeten Optimismus,  daß  wir  recht  bald  einen  günstigen 
Einfluß  auch  nach  dieser  Richtung  von  der  Beitrags- 
erhöhung erwarten,  mußten  aber  doch  die  geradezu  selbst- 
verständliche Tatsache  registrieren,  daß  die  unmittel- 
bare Folge  jeder  Beitragserhöhung  ein  zeitweiliges  Stag- 
nieren des  Mitgliederbestandes  ist.  Außerdem  haben  wir 
auch  ganz  genaue  zahlenmäßige  Nachweise  dafür,  daß  für 
den  größeren  Teil  'der  ausgeschiedenen  Mitglieder  die  Bei- 
tragserhöhung maßgebend  war.  Das  bringt  uns  gleich 
auf  die  Frage  der  Uebertrittsbewegung.  Für  uns  ist  sie 
freilich  keine  Frage  mehr,  umsoweniger,  als  der  Bund 
nach  wie  vor  der  präzisen  Anfrage  (wie  so  oft!)  aus  dem 
Wege  geht  und  auf  Seite  50  mit  einem  geradezu  kind- 
lichem Rechenbeispiel  operieren  möchte. 

Was  die  Angaben  über  die  außerordentlichen  Mit- 
glieder des  Bundes  anlangt,  so  scheint  uns  der  Zweifel 
infolge  einer  zum  mindesten  mißverständlichen  Ausdrucks- 
weise  im  Jahresbericht  des  Bundes  durchaus  begreiflich 
gewesen  zu  sein.  Wir  wollen  uns  aber  mit  der  Angabe 
der  Bundesleitung  in  diesem  Punkte  zufriedengeben.  Wenn 


man  endlich  auf  dem  Begriff  des  technisch - 
industriellen  Beamten  herumreitet,  so  bitten  wir 
um  gefl.  Auskunft,  welches  seine  Auslegung  ist.  Daß 
Kategorien,  die  wir  nicht  als  Mitglieder  aufnehmen  könnten, 
wie  insbesondere  die  Zeichner,  sehr  zahlreich  beim  Bunde 
vertreten  sind,  ist  doch  wohl  gewiß,  und  die  Behauptung 
der  Zeitung  des  Deutschen  Diplom-Ingenieur-Verbandes, 
wonach  auch  Bureaudiener  beim  Bunde  Aufnahme  fänden, 
ist  unseres  Wissens  bisher  unwidersprochen.  Daß  kauf- 
männisch-industrielle Beamte  aufgenommen  wurden,  haben 
wir  nie  behauptet,  immerhin  wird  die  Entwickelung  zeigen, 
wohin  hier  der  Weg  geht  Es  wird  in  jeder  Nummer  des 
„kaufmännischen  Angestellten",  immer  wieder  versichert, 
daß  beide  Kategorien  ganz  gleiche  Interessen  haben. 

Und  nun  endlich  die  Krisis  in  der  Leitung  des  Bundes. 
Es  gehört  ein  gutes  Stück  Kühnheit  dazu,  hinwegzuleugnen, 
was  öffentliches  Geheimnis  ist:  Daß  sehr  starke  Meinungs- 
verschiedenheiten in  der  Bundesleitung  waren,  die  ein  Aus- 
scheiden von  Herren  in  geradezu  führender  Stellung  sehr 
wahrscheinlich  machen,  Ob  das  jetzt  oder  in  einiger  Zeit 
geschieht,  ist  nebensächlich.  Jedenfalls  zeigt  es  sich  wieder 
einmal,  daß  Palastrevolutionen  beim  Bunde  mit  eiserner 
Hand  niedergehalten  werden,  daß  der,  der  den  Mut  eigner 
Meinung  hat,  fliegt,  Angesichts  dieser  Tyrannei  werden 
unsere  Mitglieder  sich  beglückwünschen,  daß  bei  uns  ver- 
schiedene Meinungen  möglich  sind.  Natürlich  wird  das 
gegen  uns  ausgespielt.  Unsere  Gesamtvorstands- 
sitzung in  Sondershausen  aber  für  eine  der 
,, schärfsten  Niederlagen  der  sogenannten  fortschrittlichen 
Richtung"  zu  deuten,  bleibt  denen  vorbehalten,  denen  der 
Wunsch  der  Vater  des  Gedankens  ist.  Daß  sich  die  über- 
große Mehrheit  auf  die  gemeinsame  Linie  der  gewerk- 
schaftlic-hen  Standesarbeit  gestellt  hat,  wird 
ignoriert,  betont  dagegen,  daß  die  Mehrheit  es  ablehnt, 
aus  dem  Verbandsprogramm  die  Notwendigkeit,  die  Ge- 
werkschaft zu  propagieren,  herzuleiten. 

Wir  glauben  nicht,  daß  das  Verbandsprogramm  in 
dem  Sinne,  daß  nur  eine  reine  Gewerkschaft  die  ener- 
gischen sozialpolitischen  Forderungen  betreiben  könne,  auf- 
zufassen ist.  Es  war  durchaus  richtig,  wenn  unser  Gesamt- 
vorstand die  grundlegenden  Fragen  der  Organisationsform 
dem  Verbandstag  überließ  und  lediglich  die  Richtlinien 
der  Verbandsarbeit  bezeichnete. 

Dies  zur  Richtigstellung.  Wir  bedauern,  schon  wieder 
beträchtliche  Teile  der  Zeitung  mit  unerquicklichen  Repliken 
füllen  zu  müssen,  sind  es  aber  uns  selbst  und  unseren 
Mitgliedern  schuldig,  wenn  wir  die  Manöver  der  Leitung 
des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  als  das 
kennzeichnen,  was  sie  sind:  Täuschungs  versuche 
derjenigen,  die  in  ihren  liebsten  Träumen. 
Liquidatore  ndesVerbandeszu  werden, sie  Ii 
g  e  t  ä  u  s  c  h  t  s  e  h  e  n. 


;:  ;:  ;:  H  t:    BRIEFKASTEN       ::  ::  ;: 

Nur  Auflagen,  denen  K  ü  c  k  p  o  r  I  o  bcil;cgt  unJ  d;e  v  jii  a  I  I c  ni  e  i  n  e  rc 
Interesse  sind,  werden  aufsjenonimen.  Dem  Namen  des  Hinsendcrs  fini 
Wohnung  uiul  M  i  t  2  I  i  c  d  n  n  ni  m  e  r  hinzuziifrijcn.  Anfr.ngen  naeli  lie/iiqs- 
t|ucllen  und  liüchcrn  werden  unparlciiscli  und  nur  sclirif'ilicli  crltdl.  Iiine 
Uüelisendung  der  Mamskriple  crfols;!  niehl.  Scliluütaj  für  Einsen- 
d  nisjen  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheine:)  des  HeftcJ 
in  dem  die  I  r.ngc  ersclieinen  soll.  liiiic  Vcrbuidliclikeit  für  J.c  A  u  f  n  a  Ii  m  e  , 
(ür  Inhalt  und  Riehtigkeil  von  l'r.T5en  und  Aiilwork-n  lehnt  die  S.l'.rift- 
Icilnng  naelulrfu  klii  h  ab.  IJie  zur  hriäutcrung  der  Tragen  iiotwemligcn  Druck- 
s  locke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  liagcstcllcr  vorher  bezahlen. 

Frage  55.  Wie  konstruiere  ich  am  zwcckmäßig'sfen  einen 
Keller  von  4,0  x  4,0  m,  dessen  Sohle  sich  2,50  rn  unter  Terrain 
befindet.  I^er  Keller  soll  im  besonderen  zur  .Aufbewahrung 
von  Bier  dienen  und  muß  gleiclimäihgc  Temperatur  aufweisen. 
Welche  Isolierung  ist  anzuwenden,  um  Schutz  gc^eii  die  auf- 
steigende Erdfeuchtigkeit  und  die  Erdwärme  zu  erhalten?  Boden- 
bescliaffeniieit:    von  ca.  1,0  m  Tiefe  ab  Kies. 

f-'ragi'  56.  In  einem  vor  zwei  Jahren  von  mir  erbauten 
Herrenhause  wurde  im  vorigen  Herbst  Schwamm  festgestellt. 
Der  kief.  Fußboden  im  Obergeschol5  war  zu  4  stark  an- 
gegriffen, de.sgl.  das  Splintholz  der  kief.  Balken.  Als  Ursache 
ist  der  Lehmestrich,  welcher  mit  sogen.  Kaff  (Oefreideschalen) 


Heft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


153 


gemischt  war,  anzusehen.  Kurze  Zeit,  nachdem  der  nasse  Lehm 
seitens  der  Leute  des  Besitzers  aufgebracht,  war  der  ganze 
Fußboden  grün  bewachsen.  Die  Get; eideschalen  hatten  schein- 
bar eine  Menge  Körner  enthalten.  Ich  machte  den  Besitzer 
auf  die  Gefahr  aufmerksam  und  empfahl,  kräftig  zu  heizen. 
Der  Bauherr  Heß  außerdem  die  grüne  Fläche  mit  Karbohneum 
und  Kalk  bespritzen.  Nach  etwa  zwei  Monaten  wurde  der 
Fußboden  verlegt  und  bald  darauf  deckend  mit  Oelfarbe  ge- 
strichen. Nachdem  der  Schwamm  festgestellt,  ließ  ich  sofort 
sämtlichen  Fußboden  aufnehmen  und  herausbringen,  desgl.  den 
Lehmestrich,  Stakung  und  Balkenlatten  (die  größtenteils  aus 
eichenen  Schwarten  bestehende  Stakung  und  die  kief.  Latten 
waren  nicht  angegriffen).  Darauf  ließ  ich  die  Balkenköpfe 
im  Mauerwerk  freistemmen,  auch  die  Wandbalken  freilegen  und 
alle  angegriffenen  Teile  abstemmen.  Nachdem  aller  Schutt  und 
Schmutz  gründlich  entfernt  und  die  ganze  Balkenlage  von  Nov. 
bis  Dezember  —  zirka  acht  Wochen  —  frei  gelegen  hatten  und 
andauernd  im  Erdgeschoß  gut  geheizt  worden  war,  erhielten 
sämtliche  Balken  und  angrenzenden  Mauerwerke  einen  zwei- 
maligen Anstrich  mit  einer  auf  70"  erhitzten  Antinonninlösung. 
Nun  soll  alles  noch  einige  Monate  frei  liegen  bleiben,  dann  neue 
Stakung  eingebracht,  mit  Sand  oder  Asche  aufgefüllt  und  neuer 
Fußboden  verlegt  werden.  Ist  nach  Anwendung  dieser  Sicher- 
heitsmaßregeln zu  befürchten,  daß  der  Schwamm  wieder  auf- 
tritt? Welche  Vorsichtsmaßregeln  wären  evtl.  noch  zu  treffen? 
Sind  mit  dem  Schwammvertilgungsverfahren  Kothe  &  Emge, 
Hannover  gute  Erfahrungen  gemacht  worden  und  wird  es  evtk 
zu  empfehlen  sein,  dieses  an  sich  wohl  etwas  kostspielige  Ver- 
fahren außerdem  noch  anzuwenden?  Ich  glaube  alles  getan 
zu  haben,  so  daß  der  Schwamm  nach  menschlichem  Ermessen 
und  meinen  bisherigen  Erfahrungen  fortbleiben  müßte.  Auf 
jeden  Fall  möchte  ich  aber  ganz  sicher  gehen.  Hinzufügen 
will  ich  noch,  daß  die  Deckenschalung  auch  gestrichen  ist. 
Es  mußte  aber  vorsichtig  geschehen,  um  die  besser  bemalten 
Decken  infolge  Durchdringen  der  Anstrichmasse  nicht  zu  be- 
schädigen. Aus  diesem  Grunde  ist  es  wohl  möglich,  daß 
zwischen  den  einzelnen  Schalbrettern  in  den  Fugen  noch 
Schwammkeime  von  den  abgestemmten  Balkenteiien  zurück- 
bleiben könnten. 

Frage  57.  Kann  mir  ein  Kollege  Angaben  über  einen  be- 
währten Fußboden  für  Kesselschmiede  und  Konstruktionswerk- 
stätte geben?  Der  Fußboden  soll  haltbar  und  staubfrei  sein 
sowie  möglichst  unempfindlich  beim  Fallenlassen  schwerer  und 
warmer  Gegenstände.  Ebenso  muß  sich  der  Fußboden  mit 
Wagen  befahren  lassen. 

Frage  58.  Ich  beabsichtige,  einen  Lagerraum  von 
1,50  ><  4,50  m  an  ein  bestehendes  Stallgebäude  anzubauen.  Der 
Raum  soll  zur  Aufbewahrung  von  gepökeltem  Fleisch  dienen 
und  dachte  ich  denselben  2,50  m  hoch  mauern  zu  lassen.  Wel- 
ches wäre  hier  wohl  die  billigste  und  einfachste  Daclikonstruk- 
tion,  um  im  Sommer,  da  Sonnenseite,  dem  Schlechtwerden  des 
Fleisches  vorzubeugen?  Welche  Kosten  würde  der  kleine  An- 
bau mit  drei  Umfassungswänden,  einer  Tür  und  einem  Fenster 
(gewöhnliche  Größe)  verursachen,  wenn  man  Berliner  Verhält- 
nisse in  Betracht  zieht? 

Frage  59.  Welche  Fabrik  fertigt  die  graublaue  Art  holl. 
Hohlziegel,  welche  in  Berlin  und  Umgebung  vielfach  zur  Ver- 
wendung kommen,  z.  B.  bei  den  Bauten  von  Geheimrat  Mu- 
thesius?    Haben  die  Ziegeln  Falze  oder  nicht? 

Frage  60.  Neben  einem  Saal  soll  eine  Kegelbahn  angelegt 
werden.  Um  das  Geräusch  zu  dämpfen,  sind  ca.  2  bis  3  cm 
starke  Filzbekleidungen  des  Mauerwerkes  unter  dem  Putz,  sowie 
an  den  Balkenköpfen  und  den  Balkenuntersichten,  bevor  die 
Putzlatten  aufgenagelt  werden,  vorgesehen.  Ist  diese  Konstruk- 
tion genügend  schalldämpfend,  oder  gibt  es  bessere  Mittel? 

Antworten 

Zur  Frage  12.  Azetylen-Motor.  Der  Preis  des  Azetylen- 
gases für  Beleuchtungs-  und  Kraftzwecke  ist  in  der  Frage 
(Heft  3)  nicht  richtig  angegeben  worden.  Es  muß  1,80  bezw. 
1,20  M  eingesetzt  werden  und -nicht  18  und  12  Pf.  Hierzu  wird 
uns  noch  geschrieben:  „Außerdem  möchte  ich  noch  darauf 
hinweisen,  daß  auch  dieser  erhöhte  Preis  keineswegs  dem  des 
Steinkohlengases  entspricht.  Will  man  einen  Vergleich  ziehen, 
so  muß  man  den  Heizwert  der  beiden  Gase  zugrunde  legen. 
Azetylen  (praktisch  gereinigt)  entwickelt  pro  cbm  =  13  000W.  E. 
Steinkohlengas  entwickelt  pro  cbm  =    5  400  „  „ 

Unter  Zugrundelegung  dieser  Zahlen  muß  demnach  kosten: 

Azetylen  für  Leuchtzwecke:      '  ^3000  _ 

5400  ^ 

Azetylen  für  Kraftzwecke:    ^^,1^°""  =  29  Pfg. 

5400 

Es  ist  nun  wirtschaftlich  nicht  möglich,  zu  dem  errechneten 
Preise  von  48  bezw.  29  Pf.  Azetylen  abzugeben.    Wenn  aber 


für  eine  PS/Std.  im  Azetylen-Motor  für  die  Energie  allein  24  Pf. 
gezahlt  werden  muß,  so  dürfte  wohl  ein  derartiger  Motor 
kaum  mehr  in  Frage  kommen.  Hier  wird  dann  entweder  eine 
Heißdampflokomobile,  wenn  reichlich  Holzabfälle  vorhanden 
sind,  oder  ein  Rohöl-Motor  (nach  dem  System  Diesel)  zu 
wählen  sein.  Altenhof  f. 

Zur  Frage  28  und  50.  Durchlässiger  Wohnhaus-Giebel 
bezw.  Kirchen-Gewölbe-Rücken.  Vor  allen  Dingen  ist  aus  den 
betreffenden  Gebäudeteilen  alle  Feuchtigkeit  zu  entfernen.  Dann 
geht  man  daran,  warme  und  dichte  Ueberdeckungen  zu  schaffen. 
Im  ersten  Falle  wird  empfohlen,  eine  Isolierschicht  aus  Blei- 
Asphalt  nach  A.  Siebel,  Düsseldorf-Rath,  zu  legen  und  darauf 
ein  Estrich  aus  rot  gefärbtem  Portlandzement-Mörtel.  Hierfür 
gibt  Ihnen  die  Leipziger  Zement-Industrie,  Dr.  Gaspary,  Mark- 
ranstädt bei  Leipzig,  die  Materialien.  Im  letzteren  Falle  eignet 
sich  eine  mehrfache  Deckschicht  aus  Dachpappe  in  Holzzement, 
darüber  eine  Lage  Torfmull  aus  den  Oberbayerischen  Maschinen- 
Torfwerken  Haspelmoor,  die  mit  einer  dünnen  Schicht  Feinkies 
bedeckt  wird.  Alle  Eisenteile  sind  warm  zu  teeren.  .  Feuchtig- 
keiten aus  Dachleckagen  verdunsten.  — pf. 

Zur  Frage  44.  Nasse  Krankenhauswände.  Im  Sommer 
sind  die  Wände  warm,  die  anliegenden  Räume  kühl,  im  Winter 
die  Wände  kühl  und  die  Räume  warm  und  dies  vermittelst  des 
undurchlässigen  Wandanstriches,  der  wie  eine  Fensterscheibe 
wirkt  und  die  abgeschlossenen  Feuchtigkeiten  kondensieren  läßt. 
Man  hat  beim  Neubau  nicht  gewartet,  bis  die  Wände  aus- 
getrocknet waren,  und  sofort  gepinselt.  Dieser  Zustand  kann 
zum  Mauerschwamm  führen  und  ist  den  Kranken  schädlich.  Die 
Ventilation  nützt  hier  nichts.  Abhilfe:  Aller  feuchte  Putz  muß 
abgeschlagen  werden  und  die  Fugen  ausgekratzt.  Dann  werden 
die  Wände  künstlich  getrocknet,  aber  gründlich  und  kein  Des- 
infektionsstoff direkt  gebraucht;  damit  der  Neuputz  seine  Poren 
behält  und  die  Wände  eine  normale  Atmung  behalten.  Aus 
diesem  Grunde  wird  ein  Wasserfarbanstrich  empfohlen,  dem 
Calcidum-Silikat  zugesetzt  wird.  Die  Flächen  werden  fest  und 
glatt,  weniger  staubig,  lassen  Reinigung  zu  und  unterstützen 
die  Ausdünstung,  wobei  die  vorhandene  Ventilation  ihren  Zweck 
erfüllt.  Setzen  Sie  sich  mit  der  Chem.  Fabrik  Busse,  Hannover- 
Langenhagen  in  Verbindung.  — pf. 

Zur  Frage  49.  Protest  über  ein  Verdingungsverfahren. 
I.  Bei  Verdingungen  ist  öffentliche  und  engere  Ausschreibung 
auseinander  zu  halten.  An  öffentlichen  Ausschreibungen  kann 
ein  jeder  teilnehmen,  der  nur  irgendwie  für  die  Ausführung  der 
Arbeiten  oder  Lieferungen  sich  berufen  hält.  Deshalb  ist  es  bei 
behördlichen  Vergebungen  Vorschrift  —  und  im  öffentlichen 
Verdingungswesen  hat  es  sich  auch  eingebürgert  — ,  von  den  drei 
billigsten  Anbietern  dem  Zusagendsten,  unter  Begründung  der 
Nichtberücksichtigung  des  etwa  Mindestfordernden,  den  Auf- 
trag zu  erteilen.  Da  die  Beteiligung  an  einer  derartigen  Ver- 
dingung aus  freien  Stücken  erfolgt,  kann  ein  nicht  berücksich- 
tigter Mindestfordernder  eine  Entschädigung  für  Kosten  und 
Mühen  nicht  beanspruchen. 

Anders  bei  einer  engeren  Ausschreibung.  Den  hierbei  be- 
teiligten Anbietern  wird  von  vornherein  das  Vertrauen  ihrer 
Leistungsfähigkeit  durch  Aufforderung  zur  Preisabgabe  still- 
schweigend zugestanden.  Es  ist  also  hier  eine  etwaige  Zu- 
s'chlagsverweigerung  an  den  Mindestfordernden  unbegründet. 
Wenn  in  den  Verdingungsunterlagen  keine  entgegenstehenden 
Bestimmungen  enthalten  sind,  so  wäre  der  letztere  für  seine 
geleistete  Arbeit  zu  entschädigen. 

Für  staatliche  Behörden  besagt  übrigens  §  196i  der 
Dienstanweisung  für  die  L  o  k  a  1  b  a  u  b  e  a  m  t  e  n 
der  Staats -  Hochbauverwaltung:  „Angebote,  welche 
nach  dem  festgesetzten  Termine  eingehen,  sind  als  verspätet 
zurückzuweisen.  Die  Zulassung  der  Angebote  ist  davon  ab- 
hängig, daß  sie  innerhalb  der  bekannt  gegebenen  Frist  dem  mit 
der  Verdingung  betrauten  oder  demjenigen  Beamten,  welcher 
mit  der  Empfangnahme  der  das  Angebot  enthaltenden  Briefe 
beauftragt  ist,  zugestellt  worden  sind."  Im  Sinne  dieses  Para- 
graphen werden  alle  eingehenden  Angebote  in  staatlichen 
Verdingungsterminen  behandelt  und  wohl  auch  alle  anderen 
Behörden  und  Verdingungsleiter  dürften  kaum  anders  verfahren. 

Das  von  Ihnen  geschilderte  Verdingungsverfahren  verstößt 
m.  E.  direkt  gegen  die  guten  Sitten.  Ein  solches  Verdingungs- 
manöver,  von  einer  Behörde  in  Szene  gesetzt,  verdient  öffentlich 
scharf  verurteilt  zu  werden.  Ein  ergangenes  Urteil  in  einer 
ähnlichen  Streitsache  ist  mir  nicht  bekannt. 

Klein  sorge,  Mitgl.-Nr.  26  639. 

II.  Sofern  eine  dem  Heirn  Minister  der  öffenthchen  Ar- 
beiten unterstellte  Behörde,  Oberpräsident,  Regierungspräsident, 
Ministerial-Baukommission,  Eisenbahndirektion  usw.  in  Frage 
kommt,  ist  der  ministerielle  Erlaß  vom  23.  Dezember  1905, 
welcher  das  Verdingungswesen  neu  regelt,  zu  beachten.  Das 
Verfahren  der  Behörde,  wie  esi  angeblich  bei  Ihnen  vorliegt, 
ist  unzulässig;   Nachgebote  dürfen  nicht  berücksichtigt  werden. 


154 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  10 


In  erster  Linie  haben  Sie  berechtigten  Grund  zur  Beschwerde, 
um  sich  vor  Wiederholungen  zu  schützen.  Die  Beschwerde 
können  Sie  direkt  oder  durch  Ihre  zugehörige  Handwerkskammer 
der  übergeordneten  Behörde  einreichen.  Wie  weit  eine  Schaden- 
ersatzklage Aussicht  auf  Erfolg  hat,  ist  in  Ermangelung  eines 
Submissionsgesetzes  schwer  zu  beantworten,  es  kommt  hierbei 
viel  auf  die  Auffassung  des  Richters  an.  Postert. 

Zur  Frage  50.  Rabitzgewölbe  in  einer  Kirche.  Das  Rabitz- 
gewölbe ist  im  Interesse  der  Stabilität  und  Sauberkeit  auf 
dem  Rücken  mit  einer  Abdeckung  izu  versehen,  die  aus  Gipsestrich 
oder  einer  Mischung  aus  gesiebten  Schlacken  und  Gips  bestehen 
kann.  Dadurch  treten  auch  bedeutend  geringere  Wärmeverluste 
bei  der  Heizung  auf,  die  namentlich  in  kälteren  Gegenden  zu 
beachten  sind.  Der  Kirchenraum  muß  mit  dem  Dachraum  und 
dieser  mit  der  Außenluft  durch  verschließbare  Ventilations- 
öffnungen in  Verbindung  stehen  können.  Ich  lasse  über  dem 
Gewölbe  einen  begehbaren  Bretterboden  anbringen.  Schwitz- 
wasser an  dem  Dach  oder  Gewölbe  treten  dann  sicher  nicht 
auf.  Lieber  die  Möglichkeit  der  Ausführung  des  Gewölbes 
selbst,  wie  Sie  solche  geplant  haben,  läßt  sich  ohne  weiteres 
nichts  Verbindliches  sagen.  Jedenfalls  werden  gerade  Rabitz- 
gewölbe von  Gips  in  der  Konstruktion  sehr  häufig  nachlässig 
behandelt.  Zu  empfehlen  ist  immerhin,  sich  mit  einem  zu- 
verlässigen Fachmanne  in  Verbindung  zu  setzen,  um  vermeid- 
baren Fehlern  aus  dem  Wege  zu  gehen.  'A. 

Zur  Frage  51.  Kunstsandsteininelil  oder  kurz  Steinnifhl 
genannt  können  Sie  von  der  Firma  E.  Schwenk,  Terrazzowerk, 
Station  Herrlingen  bei  Ulm  a.  d.  D.  beziehen.    Dort  können  Sie 


auch  andere  Farben  wie  weiß,  dunkelgelb,  hellgelb,  schwarz, 
grau  usw.  erhalten.  Den  zur  Herstellung  von  Granit  be- 
nötigten Marmor  (Feldspatersatz)  können  Sie  von  der  Firma 
Auerbacher  Marmor-  und  Kalkgewinnung  Dr.  Linck,  Auerbach, 
Hessen,  beziehen.  Der  Vorgang  zur  Erzielung  von  guten  Werk- 
stücken wie  Gewände,  Bänke,  Gesimse  usw.  ist  folgender: 
Man  stelle  eine  genaue  Form  des  Steins  her.  Diese  kann 
man  aus  5  mm  starken,  gehobelten,  also  möglichst  glatten  Dielen 
in  der  Weise  herstellen,  daß  der  Boden  der  Form  von  den 
zwei  Seitenwänden,  die  miteinander  durch  Schrauben  verbunden 
werden,  festgehalten  wird.  Die  Form  läßt  sich  dann  leicht 
auseinander  nehmen  und  wieder  zusammensetzen.  Dann  kommen 
die  Einlagen  für  evtl.  profilierte  Steine,  meistens  von  Gips 
oder  Holz.  Jetzt,  nachdem  die  Form  geölt  ist,  kann  man  zur 
Einbringung  des  Steinbetons  aus  Steinmehl  schreiten.  Diese; 
wird  im  Verhältnis  1  :  3  mit  gewöhnlichem  oder  weißem  Zement 
bei  weißen,  mit  rötlich  gefärbtem  Zement  bei  roten  Steinen 
gemischt.  Der  Wasserzusatz  muß  so  bemessen  werden,  daß 
die  fertige  Mischung  eine  stark  erdfeuchte,  knollige  Masse 
darstellt.  Diese  Masse  wird  dann  zirka  2  cm  stark  an  den 
später  sichtbaren  Seiten  des  Werkstücks  festgestampft,  auf- 
gerauht, und  die  Form  mit  gewöhnlichem  Beton,  zirka  1 : 8 
(evtl.  mit  Eiseneinlagen  zur  Verstärkung),  ausgestampft.  Die 
steinmetzmäßige  Bearbeitung  kann  dann  in  zirka  vier  bis  fünf 
Tagen  geschehen.  Ich  habe  auf  diese  Weise  schon  ganz  bedeu-^ 
tende  Arbeiten  ausführen  lassen.  Das  Schwierige  ist  der  Formen- 
bau. Zur  weiteren  Auskunft  bin  ich  gern  bereit.  Meine  Adresse 
können  Sie  durch  die  Schriftleitung  erfahren.      M.-Nr.  56  662. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Vorläufiges  Programm 

für  die  von  der  Bezirksverwaltung  Dresden  zu 
veranstaltende  Wander  Versammlung  des  Deut- 
schen T e c h n i k e r  -  V e r b a n d e s  aus  Anlaß  der 
internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden 

a  Q  1  1. 

Sonnabend,  15.  Juli,  von  mittags  12  Uhr  ab: 
Gemeinschaftliches  Mittagessen  im  Marmorsaale  des  Kaiser- 
palastes (Pirnaischer  Platz).  —  Nachmittags:  Zwanglose 
Besichtigung  der  Hygiene-Ausstellung.  —  8  Uhr  abends: 
Begrüßungs  -  Kommers  im  großen  Saale  des  Gewerbehauses 
(Ostra-Allee). 

Sonntag,  16.  Juli,  10'/.,  Uhr  vormittags:  Feier- 
liche Eröffnung  der  Wanderversammlung  im  großen  Saale  des 
Städtischen  Ausstellungspalastes,  Begrüßung  der  Teilnehmer 
durch  den  Rat  der  Stadt  Dresden  und  die  Ausstellungsleitung  usw. 
Hierauf  daselbst:  1.  Vortrag  eines  Beamten  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  über  das  Thema:  „Wirtschafts-  und  sozial- 
politische Aufgaben  und  Erfolge  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes". 2.  Vortrag  über  das  Thema:  ,, Technik  und  Hygiene 
in  ihren  Beziehungen  zum  gesamten  wirtschaftlichen  Volks- 
und Staatsleben".  3.  Anschließend  hieran  gemeinschaftliche 
Tafel  im  Marmorsaal.  —  Nachmittags:  Zwanglose  Besich- 
tigung der  Hygiene-Ausstellung.  —  Abends:  Besondere  Dar- 
bietungen der  Ausstellungsleitung. 

Montag,  17.  Juli,  vormittags:  Gruppenführung 
durch  die  Hygiene-Ausstellung  mit  entsprechenden  kurzen  er- 
klärenden Vorträgen  der  Führer.  —  1  IV.»  Uhr  vormittags: 
Vortrag  im  großen  Saale  des  Städtischen  Ausstellungspalastes 
über  das  Thema:  „Künstlerische,  technische  und  hygienische 
Gesichtspunkte  des  modernen  Städtelebens".  ^  V  o  n  1  2^1-,  Uhr 
nachmittags  ab:  Gemeinschaftliches  Mittagessen  im  Kaiser- 
palast wie  am  15.  Juli.  —  Nachmittags:  Gruppenführung 
durch  die  Hygiene-Ausstellung  wie  vormittags  oder  Besichtigung 
der  Sehenswürdigkeiten  Dresdens.  —  Abends:  Zwangloser 
Besuch  der  gesellschaftlichen  Veranstaltungen  der  H\'giene- 
Ausstellung. 

Für  Dienstag,  18.,  und  M  i  1 1  w  och,  19.  Juli,  sind 
vorgesehen:  a)  Ausflüge  nach  Dresdens  näherer  Umgebung; 
b)  Besichtigung  industrieller  Anlagen,  des  Schlachthofes,  der 
Gartenstadt  Hellerau  usw. 

NB.  Das  Bureau  für  Ausgabe  der  Outscheinhefte,  Hotel- 
karten usw.  ist  Sonnabend,  15.  Juli,  von  S  Uhr  vormittags  bis 
8  Uhr  abends  ununterbrochen  und  am  Sonntag,  16.  Juli,  xoii 
8  bis  11  Uhr  vormittags  offen.  —  Während  der  Wanderxer- 
sammlung  findet  eine  Gesamtvorstandssit/ung  des  Deutschen 
Techniker- Verbandes  statt.  —  Anmeldungen  von  Vereinen,  Einzel- 
mitgliedern und  sonstigen  Gästen  werden  bereits  jetzt  gern 
entgegengenonmien  und  sind  zu  richten  an  Johannes  Schüßler, 
Klein-Luga,  Post  Mügeln  (Bez.  Dresden). 


Heff  1  der  D.  T.-Z.  1911  gesucht! 

Sollte  einer  unserer  Leser  Heft  1,  Jahrgang  1Q11,  entbehren 
können,  so  bitten  wir,  uns  dieses  freundlichst  zurücksenden,  oder 
an  das  zuständige  Postamt  zurückgeben  zu  wollen. 

Im  voraus  besten  Dank.  Die  Verbaiidsleitung. 


Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 
Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
93.  Quittung. 

Techn. -Verein  Hütte,  Magdeburg  40  M.  Stadtbauführer 
Härder,  Eckernförde,  M.-Nr.  6850,  2,40  M.  Mitglied  Nr.  19  487,  , 
Metz  2  M.  Techn. -Verein  Hirschberg  i.  Schles.  30  M.  O.  Pagel- 
son,  Barcelona,  M.-Nr.  56  639,  2  M.  Techn.  Vereinig.  Landau 
i.  Pf.  8  M.  F.  Planert,  Westeregehi,  M.-Nr.  31  451,  2  M.  Aug. 
Först,  Seattle  Wash,  M.-Nr.  32  697,  7,10  M.  Friedrichsorter 
Techn. -Verein,  Ergebnis  der  Sammelbüchse,  23,60  M.  Techn.- 
Verein  Königsberg,  Sammlung  anläßlich  des  Bezirkstages  in 
Tilsit  und  auf  der  Rückfahrt  nach  Königsberg  40,20  M.  O. 
Ehemann,  Sperenberg,  M.-Nr.  54  086,  1  M.  Bayerischer  Tech- 
niker-Verband 100  M.  Ergebnis  der  Sammelbüchse  im  Erholungs- 
heim 26,30  M.  Mittelrheinische  Bezirks-Verwaltung  2i,50  A\. 
Bezirks-Verwaltung  Rheinland,  Restzahlung  für  die  Einrichtung 
des  Rheinischen  Zimmers,  72,65  M.  Kollege  Paul  in  Mülheim 
an  der  Ruhr  3  M.  Techn.  Vereinig.  Kalk,  gesammelt  in  einer 
Vereinssitzung  und  bei  der  Weihnachtsfeier,  12,50  M.  Be- 
zirksverwaltung Mittelschlesien,  für  die  Einrichtung  eines  Mittel- 
schlesischen  Zimmers,  200  M. 

Abteilung:  Unterstützungskasse 
des  Erholungsheimes. 
22.  Quittung. 

Friedrich  Monz,  München,  M.-Nr.  (69,  2  \\.  G.  Koschel, 
Ruda  (Oberschles.),  M.-Nr.  522,  1  M.  H.  Roder,  Strahlsund, 
M.-Nr.  55  566,  3  M. 

Gesamtbetrag  der  1.  bis  21.  Quittung   1989,11  M. 

Gesamtbetrag   der   22.    Quittung«   6,00  M. 

  1995,11  M. 

Ferner  spendeten  für  das  Erholungsheim: 
Bausekretär  K.  Tranuu-Dresden  :  1  herrliches  Werk.  Bildersaal 
Deutscher  Geschichte.  Zwei  Jahrtausend  deutschen  Lebens  in 
Wort  und  Bild  mit  183  Abbildungen  und  48  Kunstbcilagen. 
Zimmernieistcr  Ebcrt  in  .•\santi,  Westafrika:  2  Wandteller  aus 
Binsengeflecht.  W.  Molt  in  Beseritz,  Bez.  Bromberg:  2  Bände. 
Moderne  Neubauten.  Zivil-Ing.  Krüger-Charlottenburg:  1  Brief- 
beschwerer. Stadtbauführer  Mühlenkanip  in  Montigny-Mctz : 
1  Bild  in  Rahmen.  20.  Verbandstag  in  Stuttgart.  .Ausflug  nach 
Fried  riciishafen- Rohrschach. 

Für  die  freundlichen  Spenden  dankt  namens  aller  Verbands- 
kollegen bestens  Die  Verbandsleitung. 


Heft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


155 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  VLieilcrholt  darauf  aufmerksam,  d.iü  Anzeigen  und  Alilt^ilnngen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabsnd  mittags  12  Uhr  im  Verb;indsburenii 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  St-ite 
beschriebenen  Blattern  cin^'ei citlit  werden.  Bei  jeder  tinscndiin^j  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  VcräainmliiuistaG:  und  Ort, 
lir.  A.  =  Biicfaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandsz.eitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 
werden  hiermit  aufs  neue  dringendst  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  möglich  zu  fassen.  Insbeson- 
dere gilt  dies  von  Jahresberichten,  deren  Wiedergabe  in  der  so  oft 
noch  gewünschten  Ausführlichl<eit  ganz  unmöglich  ist. 

Die  Schriftleitung. 


Deztrksverwalt  linken 

I Brandenburg.  Achtung,  Vermessungstechniker!  Am  R 
Sonntag  den  5.  März,  vorm.  10'/.,  Uhr,  wird  in  Neunianiis  a 
Festsälen,  Berlin,  Rosenthaler  Str.  36  (altes  Geschäft),  Herr  H 
Vermessungstechniker  Kollege  Schweis furt  aus  Elber-  D 
g  feld  sprechen  über  das  Thema:  „Die  soziale  und  Wirtschaft-  B 
H  liehe  Interessenvertretung  der  Vermessungstechniker  und  der  H 
■  Deutsche  Techniker-Verband."  —  Hierzu  sind  alle  Ver-  ■ 
B  messungstechniker  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  und  B 
fl  die  von  Ihnen  eingefijhrten  Gäste,  sowie  Kollegen  anderer  g 
H  Fachrichtung  des  D.  T.-V.  herzlichst  willkommen.  B 
Brandenburg.  Am  12.  d.  M.  fand  in  der  „Neuen  Phil- 
harmonie" ein  außerordentlicher  Bezirkstag  statt.  Herr  Kollege 
Seeger,  Mitglied  des  geschäftsf.  Verbandsvorstandes,  eröffnete 
den  außerordentlichen  Bezirkstag  um  2'  4  Uhr  nachm.  mit  dem 
Hinweis  darauf,  daß  der  GesaTritvorstand  des  Verbandes  dem 
von  17  Vereinen  der  B.-V.  Brandenburg  gegen  die  Beschlüsse 
des  13.  Bezirkstages  eingereichten  Einspruch  stattgegeben  hat. 
Als  Verhandlungsleiter  wurde  Herr  Kollege  Harenberg,  Tegel, 
gewählt.  Die  Vereine  und  Einzelmitglieder  hatten  zusammen 
81  Delegierte  und  50  Vorstandsmitglieder  entsandt.  Nach 
Prüfung  der  Vollmachten  wurde  zunächst  die  Wahl  des  ge- 
schäftsführenden Vorstandes  der  B.-V.  Brandenburg  nach  der 
neuen  Satzung  vorgenommen.  Der  geschäftsführende  Vorstand 
setzt  sich  hiernach  aus  folgenden  Herren  zusammen:  Emil 
Rohr,  Charlottenburg  5,  Stadt.  Bürgerhaus,  Vorsitzender; 
Alfred  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5,  Schriftführer; 
Adolf  Kröbel,  Baumschulen  weg,  Ernststraße  22,  Kassierer; 
C.  Gruber,  Köpenick,  Bahnhofstr.  13,  Vertreter  der  Techniker 
im  Baugewerbe;  O.  Fürst,  Berlin-Wilhelmsruhe,  Niederstr.  15, 
Vertreter  der  Techniker  in  der  Industrie;  A.  Schirmbeck,  Span- 
dau, Damm  4  a,  Vertreter  der  Techniker  im  Staats-  und  Reichs- 
dienst; Ad.  Kopeke,  Berlin  34,  Libauer  Str.  23,  Vertreter  der 
Techniker  im  Gemeindedienst.  Der  neugewählte  Vorstand  wurde 
durch  Herrn  Kollegen  Harenberg  auf  das  Stuttgarter  Programm 
durch  Handschlag  verpflichtet;  vorher  hatte  Kollege  Seeger  fest- 
gestellt, daß  Einsprüche  gegen  die  Wahlen  des  neuen  Vor- 
standes der  B.-V.  Brandenburg  nicht  erhoben  worden  sind. 
Hiernach  wurde  der  Bezirkstag  auf  kurze  Zeit  vertagt.  Bei 
der  Wiedereröffnung,  die  durch  Koll.  Rohr  erfolgte,  dankte 
dieser  zunächst  Herrn  Seeger  und  Harenberg  für  ihre  Mühe- 
waltung. Als  Verhandlungsleiter  wurde  wieder  Herr  Kollege 
Harenberg  gewählt.  Nach  kurzer  Erläuterung  der  noch  zu 
besprechenden  Punkte  durch  den  Vorsitzenden  wurde  der  Kostcn- 
voranschlag  für  1911  beraten  und  mit  der  Einschränkung  ge- 
nehmigt, daß  Aenderungen  auf  dem  nächsten  Bezirkstage  vor- 
genommen werden  können.  Der  neue  Satzungsentwurf  vx'urde 
dem  geschäftsf.  Vorstande  zur  weiteren  Durcharbeitung  und 
Wiedervorlegung  zum  nächsten  Bezirkstage  überwiesen.  Die 
Wahl  der  Mitglieder  zum  erweiterten  Vorstande  der  Bezirks- 
verwaltung soll  ebenfalls  erst  auf  dem  nächsten  Bezirkstage  vor- 
genommen werden. 

Oberschlesien.  Am  Sonntag,  IQ.  Februar,  fand  in  Königs- 
hütte eine  sehr  gut  besuchte  Wanderversammlung  statt.  Der 
Versammlung  ging  eine  Sitzung  des  geschäftsführenden  Vor- 
standes vorauf,  in  der  beschlossen  wurde,  in  Kattowitz  und 
Gleiwitz  Schülerversammlungen  abzuhalten.  Für  den  25.  März 
soll  eine  Einzelmitgheder-Versammlung  in  Kreuzburg  und  für 
den  2.  April  eine  solche  nach  Cosel  einberufen  werden.  Die 
Baupolizeikommission  tritt  am  18.  März  in  Beuthen  zu  einer 
Sitzung  zusammen.  Der  Frühjahrs-Beziikstag  findet  Anfang  Mai 
in  Ratibor  statt.  —  Das  Ergebnis  des  Preisausschreibens  war 
nachstehendes:   1.  Preis  (60  M)  Bauführer  Dierich,  Königshütte; 

2.  Preis  (40  M)  Architekt  von  Wallersbrunn,  Beuthen  (O.-S.); 

3.  Preis  (30  M)  Architekt  Koch,  Beuthen  (O.-S.).    In  der  Wander- 


versammlung wurden  Referate  gehalten  über  die  Stellenver- 
mittelung und  Stellenlosenunterstützungskasse  des  D.  T.-V.,  sowie 
über  die  Pensions-Versicherungsfra^e.  Die  Versammlung  nahm 
einen  recht  guten  und  erfolgreichen  Verlauf.  Ausführlicher  Be- 
richt geht  allen  Vereinsvorständen  und  Vertretern  der  Eiiizelmit- 
glieder  zu. 

Zweinvereine 
O  c  ni  i  s  c  h  t  e  V  e  r  e  i  n  e. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Am  4.  März,  abends 
8^4  Uhr,  findet  im  ,, Berliner  Hof"  die  Monats-Hauptversamm- 
lung statt  mit  folgender  Tagesordnung,:  1.  Bekanntgabe  von 
Neueingängen.  2.  Beratung  von  Anträgen  zu  dem  am  2.  April 
in  Düren  stattfindenden  Bezirkstag.  3.  Verlegung  des  Vercins- 
lokals.    4.  Verschiedenes.    Wir  bitten  um  pünktliches  Erscheinen. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversamm- 
lung findet  am  Donnerstag,  9.  März,  abends  präzis  9  Uhr, 
in  den  Industrie-Festsälen,  Beuthstr.  20,  statt.  Vortrag  des 
Herrn  Rechtsanwalt  Daniel:  „Welche  Vorteile  hat  die  gericht- 
liche Eintragung  eines  Vereins?"  —  Die  Besichtigung  der  Werk- 
stätten der  Deutschen  Flugmaschinenbau-Gesellschaft,  Berlin- 
Rummelsburg,  ist  am  Sonntag,  26.  März,  vormittags  11  Uhr.  — 
Eintrittskarten  für  den  Sportpalast  zum  Vorzugspreis  von  0,75  M 
sind  im  Verbandsbureau  zu  haben. 

Bergedorf  und  Umgegend.  Technischer  Verein, 
Vrs.:  H.  Rathmann,  Bergedorf,  Kampchaussee  72p.  —  Unsere' 
nächste  Versammlung  findet  am  Mittwoch,  8.  März,  abends 
8'/,  Uhr,  im  Vcreinslokale  „Stadt  Hamburg"  statt.  Gäste  sind 
uns  jederzeit  willkommen.  Insbesondere  bitten  wir  die  hiesigen 
Einzelmitglieder,  unsere  Versammlungen  zu  besuchen  und  evtl. 
dem  Verein  beizutreten. 

Charlottenbnrg.  „Bauhütte  C  Ii  n  r  1  o  1 1  e  n  b  ii  r  g".; 
V.  u.  O. :  Jeden  1.  Dienstag  eines  Monats  Hauptversammlung 
im  Vereinslokal  „Logen-Restaurant",  Charlottenburg,  Berliner 
Straße  61,  Ecke  Kirchhof straße.  1.  Vrs.:  E.  Rohr,  Charlotten- 
burg 5,  Städtisches  Bürgerhaus.  1.  Schriftf. :  A.  Dieter,  Char- 
lottenburg 1,  Tegeler  Weg  5.  —  D'.'e  nächste  Monats-Haupt- 
versammlung findet  am  Dienstag,  7.  März,  abends  S'/»  L'h'', 
im  Vereinslokale  statt.  Die  Tagesordnung  ist  im  Verkündigungs- 
blatt der  Bezirksverwaltung  bekannt  gegeben.  Etwaige  weitere 
Anträge  sind  rechtzeitig  vor  Beginn  der  Sitzung  schriftlich  dem 
Vorstande  mitzuteilen.  Die  Veieins-  und  Verbandsbeiträge  sind 
an  unseren  Kassierer,  Herrn  A.  Papenzin,  Charlottenburg, 
Königsweg  7,  porto-  und  bestellgeldfrei  einzusenden. 

Danzig.  „Hütte."  Br.-A.:  Stadtbausekretär  Carl  Hack- 
barth, Danzig,  Kohlenmarkt  24.  Vereinslokal:  Deutsches  Winzer- 
haus, Dominikswall.  —  Nächste  Sitzung  am  8.  März  d.  J., 
abends  SV,,  Uhr. 

Düsseldorf.  Technischer  Verein.  Unsere  in  voriger 
Nummer  gemachte  Bekanntgabe  betr.  den  Bezirkstag  in  Düren 
können  wir  dahin  ergänzen,  daß  der  Termin  nunmehr  endgültig 
auf  den  23.  April  festgesetzt  ist.  Anträge  müssen  bis  zu  dem 
schon  genannten  Tage  (10.  März)  eingesandt  sein.  —  Zum  Be 
suche  der  Ausstellung  der  Entwürfe  für  das  Bismarck-National- 
denkmal sind  Karten  zum  ermäßigten  Preise  von  55  Pfennigen 
beim  Kassierer  Koll.  Arnrich,  Jülicher  Str.  78,  erhältlich.  Die 
Karten  berechtigen  zum  Eintritt  auch  außer  Mittwochs  und 
können  auch  für  Angehörige  usw.  gelöst  werden.  Die  ver- 
ehrlichen Brudervereine  bitten  wir,  sich  bei  Bedarf  an  den 
Vorstand  zu  wenden.  Der  Besuch  kann  einzeln  oder  auch  in 
Gesellschaft  erfolgen. 

Hamburg.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  c  r  e  i  n  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  7.  März,  präzis  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnimg:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
von  Mitgliedern.  3.  Technische  Fragen.  4.  Verbandsangclegen-' 
heiten.  5.  Verschiedenes.  Die  Herren  Vereins-  und  Verbands- 
kollegen werden  gebeten,  die  fälligen  Beiträge  bis  zur  nächsten 
Versammlung  zu  entrichten.  In  dieser  Versammlung  werden  die 
neuen  Verbandsmitgliedskarten  verteilt. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  Die  Monats-Haupt- 
versammlung findet  am  7.  März  d.  J.  im  Veroinslokal  „Zum 
Landsknecht"  statt.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls 
der  letzten  Monatsversammlung.  2.  Erledigung  neuer  Eingänge. 
3.  Beschlußfassung  über  die  gerichtliche  Eintragung  des  Tcchn. 
Vereins  Karlsruhe.  4.  Weitere  Erläuterungen  zum  Besuch  der 
Bauausstellung  in  Turin.     5.  Verschiederies. 

Landshut.  Techniker  -  Verein.  Ver;ammlungen  : 
April  mit  September  jeden  1.  und  3.,  Oktober  mit  März  alle 
Donnerstag,  Brauerei  Koller.  Adresse:  A.  Luminel,  Landshut, 
Seligentaler  Straße  44.  —  Die  am  9.  Februar  stattgefundene 
Hauptversammlung  hatte  folgendes  Ergebnis:  Mitgliederstand  19, 
hiervon  44  Vorb. -Mitgl.  Der  vorjährige  Kostenanschlag  mit 
SOO  M  konnte  eingehalten  werden.  Etat  für  dieses  Jahr  eben- 
falls 800  M,  dabei  ist  eine  Erhöhung  der  Beiträge  über  18  .M 


156 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  10 


Einheitsbeitiag  hinaus  vorerst  nicht  beabsichtigt.  Die  Vorstands- 
vvahl  ergab:  Lummel  1.,  Kohn,  2.  Vorstand;  Näser,  Kassierer; 
Six,  1.,  Schindler,  2.  Schrittführer;  Hirschlinger,  Platz  und 
Schuster,  Beisitzer. 

Liidwii^sliafcn  a.  Rh.  Techniker-Verein„1  90  8",  E.  V. 
Die  diesjälirige  Geneialversammhing  findet  am  Mittwoch,  8.  März, 
im  neuen  Lokal,  „Wittelsbacher  Hof",  Ecke  Jäger-  und  Max-/ 
Straße,  statt.    Um  vollzähliges  und  pünktliches  Erscheinen  wirdt, 
dringend  gebeten. 

Mainz.  Technischer  Verein.  Dienstag,  7.  März, 
abends  8V->  Uhr,  Hauptversammlung.  Tagesordnung:  Bericht 
über  die  Vorstandssitzung  der  Mittelrh.  Bezirksverwaltung  in 
Frankfurt.  Wahl  verschiedener  Vertrauensmänner.  Verschie- 
denes. —  Voranzeige:  Am  2.  April  findet  der  diesjährige  Be-, 
zirkstag  der  Mittelrh.  Bezirksverwaltung  in  Mainz  statt. 

Neugersdorf.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Reinh.  Poppe,  Baumstr.,  Seifheniiersdorf,  Sa.    V.  u.  O. :  Jeden 

1.  Sonnabend  im  Monat  im  Restaurant  „Siegeshalle".  —  Laut 
der  am  3.  Dezember  IQIO  stattgefundenen  Generalversammlung 
setzt  sich  der  Vorstand  wie  folgt  zusammen:  1.  Vorsitzender: 
R.  Poppe;  2.  Vorsitzender:  O.  Häber;  1  Schrift.'ührer :  H.Kel  r; 

2.  Schriftführer:  P.  Schettler;  Kassierer:  H.  Berger;  Beisitzer:; 
P.  Hille.  Der  Vereins-  resp.  Verbandsbeitrag  wurde  auf  21  M  • 
jährlich  festgesetzt.  Die  Kollegen  werden  ersucht,  an  allen  > 
Veranstaltungen  des  Vereins  und  des  Verbandes  regen  Anteil;, 
zu  nehmen. 

Ofjcnbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag,-^ 
7.  März,  abends  8V2  L'h'',  im  „Kaiser  Friedrich"  Hauptversamm-^ 
lung.  Die  Tagesordnung  wird  in  der  Versammlung  bekannt  ge-i 
geben.  —  Dienstag,  14.  März,  abends  S'/a  Uhr,  im  ,, Kaisers 
Friedrich"  Projektionsvortrag  unseres  Vorsitzenden  über:  „Der| 
Schnellpostdampfer  Kronprinzessin  Cäcilie  in  den  verschiedensten^ 
Baustadien  von  der  Kiellegung  bis  zur  Indienststellung".  Zu| 
diesem  Vortrag  sind  auch  die  Damen  unserer  Mitglieder  sowie* 
Gäste  herzlich  willkommen.  \ 

Passau.     Techniker-Verein.     Nach  einem  BeschlußJ 
der  Vertrauensmänner  sollen  die  für  den  Jubiläumsfonds  ein- 
bezahlten Beträge  infolge  Auflösung  der  städt.  Baugewerkschule 
bis  einschl.  I.April  1911  rückbezahlt  werden.  Etwaige  Ansprüche 
wollen  bis  längstens  15.  März  er.  an  unterfertigten  Verein  ge-. 
sandt  werden.     Nach  diesem  Termin  eingebrachte  Ansprüche' 
werden  nicht  berücksichtigt  und  fallen  diese  Beträge  der  Kasse' 
des  Techn.  Vereins  Passau  zu.  2 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vrs. :  Gust.  Jäkel, 
Stadtbauassistent,  Salierstr.  20.  Br.-A.:  Technischer  Verein 
Pforzheim.  —  Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet  am  \ 
Mittwoch,  8.  März,  abends  Q'/o  Uhr,  im  kleinen  Nebenzimmer 
der  „Bavaria",  Oestliche  Karl-Friedrich-Straße  29,  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollverlesung.    2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

3.  Bericht   über   die   stattgefundenen   Veranstaltungen,  Privat- 
beamtenversicherungs-Kundgebung  usw.    4.  Verschiedenes.   Um : 
zahlreichen   Besuch   der  Versammlung   wird  gebeten.' —  Dem, 
nächsten  Rundschreiben  legen  wir  Werbezettel  des  D.  T.-V.  bei 
und  bitten  dringend,  dieselben  zur  Anmeldung  neuer  Kollegen, 
zu  benutzen.    Wir  erwarten  von  unseren  Mitgliedern,  daß  sie^ 
dieser  Anregung  Folge  leisten;  denn  es  liegt  nicht  zuletzt  in  ihrem  . 
eigenen  Interesse,  wenn  sie  die  hier  noch  zahlreich  vertretenen 
Nichtmitglieder    für  unsere  gemeinsame  Sache  gewinnen.  — 
Einem  Vereinsbeschluß  entsprechend,  soll  am  hiesigen  Ort  eine,. 
Berufsstatistik   aufgestellt   werden.     Zu   diesem   Zweck  bitten 
wir,  den  allen  Kollegen  zugehenden  Fragebogen  gewissenhaft 
auszufüllen  und  umgehend  an  uns  zurückzusenden.  —  Unsere 
Mitglieder  machen  wir  darauf  aufmerksam,  daß  die  Verbands-' 
beiträge  vierteljährlich  im  voraus  zu  bezahlen  sind,  und  bitten 
diejenigen  Kollegen,  die  ihren  Monatsbeitrag  für  März  noch  nicht 
entrichtet  haben,  denselben  umgehend  an  unseren  Kassierer, 
abzusenden. 

Reisteiihausen  und  Umgegend.  Technischer  Verein.; 
Am  Sonntag,  5.  März  er.,  nachm.  4  Uhr,  findet  im  Gasthause  zum; 
Bayer.  Hof  eine  Monats-Versammlung  statt.  Es  wird  um  zahl-, 
reichen  Besuch  gebeten. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Eberl,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  und  O. :  Mitt-l 
vvoch  nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  „Hotel  zum' 
Prinzen".  Monats-Versammlung  am  Mittwoch,  8.  März  1911, 
abends  S'/s  Uhr,  im  „Hotel  zum  Prinzen".  Tagesordnung:. 
1.  Vortrag  des  Kgl.  Oberlehrers  Herrn  Henkel  über  Eisen- 
beton. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Stiftungsfest.  4.  Be- 
richt der  Kassenprüfer.  5.  Kassenbericht  und  Entlastungsertei- 
lung.   6.  Verschiedenes. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A.:  M.  Lindemann,  Witten- 
berg (Bez.  Halle),  Bürgermeisterstr.  4.  —  Monatsversammlung 
Sonnabend,  4.  März  er.,  abends  9  Uhr,  im  Vereinsiokal  „Brauerei 


Maiwald",  Coswiger  Str.  23.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des 
Protokolls.  2.  Aufnahme  neuer  Mitgheder.  3.  Eingänge.  4.  Ver- 
schiedenes. 

Zeitz  und  Umgegend.  Technischer  Verein.  Vrs.  u. 
Br.-A.:  Ing.  G.  Schipke,  Ramburger  Straße  50.  Dienstag,  7.  März 
1911,  findet  die  diesjährige  Generalversammlung  im  Vereinslokal 
„Bayrisches  Bierhaus"  statt  und  werden  alle  Kollegen  dringend 
gebeten,  vollzählig  zu  erscheinen.    Tagesordnung:  1.  Eingänge. 

2.  Mitgliederbewegung.  3.  Jahresbericht.  4.  Kassenbericht. 
5.  Bericht  der  Kassenprüfer.  6.  Bericht  der  Stellenvermittlung. 
7.  Entlastung  des  Vorstandes.  8.  Neuwahl  der  Vorstandsmit- 
glieder. 9.  Anträge.  10.  Allgemeines.  Gäste,  insbesondere 
fernstehende  Kollegen,  sind  uns  stets  aufs  herzlichste  willkommen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  „Dresdner  Bauhütte."  Vereinslokal:  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3,  II.  Vors.:  Baumeister  Severitt,  Rade- 
beul, Albertstraße  7.  Kassierer:  Baumeister  Gladewitz,  Dres- 
den-N.,  Konradstraße  10.  Am  Donnerstag,  9.  März,  findet  eine 
Versammlung  im  Vereinslokal  statt.  Die  Tagesordnung  wird 
am  Abend  bekannt  gegeben.  D^e  Herren  Kollegen  werden  er- 
sucht, recht  zahlreich  zu  erscheinen.  Forderungen,  welche  die 
Mitglieder  an  den  Verein  noch  haben,  sind  bis  zum  15.  März 
dem  Kassierer  einzureichen. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Cannstatt.  Maschinentechnischer  Verein.  Am 
Samstag,  11.  Februar,  veranstaltete  der  Maschinentechnische 
Verein  Cannstatt  "im  Saale  des  Hotels  Konkordia  einen  Vortrag 
mit  Lichtbildern  über  moderne  Wasserkraft-Anlagen  unter  Be- 
rücksichtigung der  Turbinen-Regulierung  und  Akkumulierungs- 
Anlagen.  Außer  einer  zahlreichen  Gästeschar  war  auch  eine 
Anzahl  Schüler  der  Kgl.  Maschinenbauschule  Stuttgart  sowie 
der  vortragende  Professor  für  Turbinen  an  dieser  Schule  er- 
schienen. Der  Vortrag,  von  Herrn  Ing.  Schmitt  in  ausführlicher 
und  übersichtlicher  Weise  gehalten,  wurde  von  den  Zuhörern 
mit  reichem  Beifall  aufgenommen.  Als  äußeren  Erfolg  hatte 
der  Verein  einige  Neuaufnahmen  zu  verzeichnen. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Monatsplan 
für  März  1911.  Freitag,  3.  März,  abends  1/29  Uhr,  Monats- 
Hauptversammlung.    Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Protokoll. 

3.  Vortrag  über :  ,,Die  Stenographie  als  allgemeine 
Verkehrsschrift"  von  Herr  Lehrer  W  o  h  1  r  a  b  e.  Kol- 
legen, die  gesonnen  sind,  sich  an  einem  Kursus  der  National- 
Stenographie  zu  beteiligen,  werden  gebeten,  nach  dem  Vortrag 
sich  beim  Vorsitzenden  zu  melden.  4.  Haushaltsplan  für  das 
Vereinsjahr  1911.  5.  Verschiedenes.  Wahl  eines  2,  Schriftf. 
an  Stelle  des  weggehenden  Koll.  K.  Uhlich.  Berichte  über 
Landesverwaltungssitzung  in  Dresden  und  Privatbeamtentag  in 
Berlin.  Leitung:  Kollege  P.  Melzer.  —  Sonntag,  12.  März, 
Besichtigung  der  neuen  Fabrikanlage  Presto-Werke,  Akt.-Ges., 
Chemnitz.  Sammeln  bis  10  Uhr  vormittags  pünktlich  in  Lohses 
Restaurant,  Altchemnitz,  Haltestelle  der  Straßenbahn.  Wir  er- 
suchen, auf  Wunsch  der  Firma,  die  werten  Kollegen,  ihre  Be- 
teiligung bis  7.  März  Kollegen  K.  Schauseil,  Ludwigstraße  43, 
mitteilen  zu  wollen,  da  ohne  rechtzeitige  Anmeldung  der  Besuch 
nicht  gestattet  wird.  —  Mittwoch,  15.  März  (Sächs.  Bußtag) 
Besuch  der  Städte  Schmölln  und  Altenburg.  i/,9  Uhr  vormittags 
Besichtigung  der  Knopffabrik  J.  Donath,  Schmölln,  um  i/_,2  Uhr 
und  um  3  Uhr  Besichtigung  des  städtischen  Schlachthofes  und 
der  Aktienbrauerei  Altenburg.  Einige  Kollegen  des  Bruder- 
vereins Altenburg  haben  in  liebenswürdiger  Weise  die  Führung 
übernommen.  Sammeln  bis  Uhr  vorm.  im  Lichthof  des 
Hauptbahnhofes  Chemnitz.  Abfahrt  Chemnitz,  Hauptbahnhof: 
6.52  vorm.,  Fahrkarte  bis  Glauchau  lösen.  Mittagessen  wird 
in  Altenburg,  Restaurant  Stadt  Berlin  ä  1,20  M  eingenommen. 
Die  Kollegen  der  Brudervereine  als  Gäste  sind  herzlich  will- 
kommen. —  Freitag,  24.  März,  Monatsversanmilung.  Vortrag 
über:  „Von  Torrfur  bis  Sansibar",  von  Herrn  Ing.  F.  Herbort. 
Leitung:  Koll.  W.  Harzbecker.  —  Am  10.,  17.  und  31.  A\ärz 
Mitgliederzusammenkunft  am  Stammtisch.  —  Ab  1.  Januar  d.  J. 
beträgt  der  Verbands-  und  Vereinsbeitrag  für  unsere  Mitglieder 
6  M  vierteljährlich.  Berufskollegen  als  Gäste  sind  zu  allen 
Veranstaltungen  herzlich  willkommen. 

Gera  (Reuß).  Verein  für  Ingenieure  und  Ma- 
schinentechniker. Br.-A. :  P.  Wunderlich,  Ing.,  üera-R., 
Göbenstr.  21.  —  Dienstag,  7.  März,  Haupt\ ersanunlung.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge  und  Beschlußfassung  darüber.  2.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.    3.  Festsetzung  des  Monatsprogramms. 

4.  Verschiedenes.  —  Jeden  weiteren  Dienstag  Vereinsabend. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Br.-A. :  Ingenieur  Hugo 
Förtsch,  Leipzig-Gohlis,  Schkeuditzer  Straße  19.  In  der  am 
15.  Februar  d.  J.  stattgefundenen  Generalversammlung  erfolgten 
die  Ergänzungswahlen  zum  Vorstand  und  setzt  sich  nunmehr  der- 
selbe folgendermaßen  zusammen:  1.  Vors.:  Hugo  Förtsch,  Ing., 


Heft  10 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


157 


Leipzig-Gohlis,  Schkeuditzer  Straße  19;  2.  Vors.:  Otto  Meiche, 
Ing.,  Leipzig-Lindenau,  Carl-Heine-Straße  72;  1.  Schriftführer: 
Carl  Taubert,  Ing.,  Leipzig-Gohlis,  Wahrner  Straße  4;  2.  Schrift- 
führer: Wolfgang  Schneider,  Ing.,  Leipzig-Plagwitz,  Elisabeth- 
Allee  48;  Kassierer:  Carli  Stoll,  Ing.,  Leipzig-Lindenau,  Lützner 
Straße  100;  Bücherwart:  Kurt  Leube,  Ing.,  Leipzig-Kleinzschocher, 
Knauthainer  Straße  6;  1.  Beisitzer:  Willi  Paulus,  Ing.,  Leipzig- 
Stötteritz,  Mölkauer  Straße  6;  2.  Beisitzer:  Georg  Kürsten,  Ing., 
Leipzig-Leutzsch,  Lindenauer  Straße  56.  Alle  Zuschriften  in 
Kassenangelegenheiten  sind  an  Herrn  Kollegen  Stoll  zu  richten. 

Nürnberg.  „Kraft  und  L  i  c  Ii  t",  Techn.  Verein. 
Br.-A. :  W.  Muth,  Bayernstraße  125.  Mittwoch,  8.  März,  abends 
S'/i  Uhr,  Monatsversammlung  im  Vereinslokale.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Bericht  über  die  Ver- 
treterkonferenz des  B.  T.-V.  4.  Besprechung  über  die  Ver- 
schmelzung unseres  Vereins  mit  den  hiesigen  bautechnischen 
Vereinen.  5.  Vorträge.  6.  Sonstiges.  Zu  Punkt  4  wird  Herr 
Kollege  Stier  referieren.  Mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der 
Tagesordnung  und  der  zu  fassenden  Beschlüsse,  um  die  in 
Stuttgart  beschlossene  Fachgruppenbildung  durchzuführen,  ist 
es  Pflicht  eines  jeden  Mitgliedes,  dieser  Monatsversammlung 
beizuwohnen. 

Staatstechniker. 

Laiidesvcrcin  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahii- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.  Vrs. :  Bausekretär  K.  Tramm.  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 
Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Die  nächsten  Versammlungen  finden  am  Donnerstag,  9.  und 
23.  März,  im  Vereinslokale  Restaurant  Moritzburg  statt.  Be- 
ginn pünktlich  V_,9  Uhr.  Nach  den  letzten  Wahlen  setzt  sich 
der  Vorstand  zusammen:  1.  Vors.:  Kollege  Klotzsche;  2.  Vors.: 
Kollege  Geßner;  Kassierer:  Kollege  Stiebitz;  1.  Schriftführer: 
Kollege  Hauswald;  2.  Schriftführer:  Kollege  Döring;  Bücher- 
wart: Kollege  Keller,  zugleich  Mitglied  des  wissenschaftlichen 
Ausschusses.    Der  jährliche  Vereinsbeitrag  beträgt  ab  1911  für 


alle  ordentlichen  Mitglieder  20  M,  für  außerordentliche  Mit- 
glieder 10  M.  Ferner  sind  die  Nrn.  19,  15,  36,  21,  42,  43,  9, 
61,  65  und  1  ausgelost  worden.  Näheres  hierüber  erteilt  Herr 
Stiebitz,  Elta-Chemnitz.  Am  9.  März  wird  der  Bericht  über 
die  Jahreshauptversammlung  des  Landesvereins  gegeben.  Um 
zahlreichen  Besuch  wird  gebeten.  Versetzungsanzeigen  oder 
Adressenänderungen  bitten  wir  sofort  dem  1.  Vorsitzenden  mel- 
den zu  wollen. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
l'ausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  Mitt- 
woch, 8.  März,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner  Hof" 
am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches.  2.  Vor- 
trag des  Herrn  Koll.  Bausekr.  H  ick  mann  über:  „Die  Be- 
schäftigung der  Techniker  im  Eisenbahn- 
dienst". 3.  Besprechung  der  durch  die  Anträge  der  Jahres- 
Hauptversammlung  des  L.-V.  geschaffenen  Lage.  4.  Verschie- 
denes. Der  vierteljährliche  Beitrag  ist  auf  5  M  festgesetzt 
worden;  derselbe  ist  nunmehr  umgehend  an  Herrn  Koll.  Frank, 
Dresden-A.  14,  Strehlener  Str.  ICH  (Mtb.)  abzuführen.  Die 
nächste  Versammlung  findet  Sonntag,  26.   März,  statt. 


Techniker-Verein  zu  Bremen. 

Von  dem  am  20.  Februar  erfolgten  Ableben  unseres 
langjährigen  Schriftführers,  des  Bauführers  im  bremischen 
Staatsdienst 

Herrn  Joh.  Meier 

setzen  wir  unsere  Mitglieder  in  tiefer  Trauer  geziemend  in 
Kenntnis.    Seine  stille  und  ruhige,  aber  unentwegte  Arbeit 
in  unserem  Verein  sichern  ihm  das  ehrenvollste  Andenken. 
Bremen,  22.  Februar  1911. 

Der  Vorstand.    H.  Struß,  Vors. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.t 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

569  für  ein  Eisenbetonwerk  in  Hamburg  spätestens  zum 
1.  April  er.  zwei  Eisenbetoningenieure  mit  guten  praktischen 
und  theoretischen  Kenntnissen  für  Bureau  und  Baustelle.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  569  an  die  Zweigstelle 
Hamburg-Altona,  z.  H.  des  Herrn  E.  Natho,  Hamburg  23,  Leib- 
nitzstraße 6. 

570  für  ein  Baugeschäft  in  der  Nähe  von  Siegen  sofort  ein 
Techniker,  25  bis  28  Jahre  alt.  Gehalt  160  M.  Angebote  unter 
570  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystr.  94. 

571  für  das  Tiefbauamt  einer  größeren  Stadt  Posens  so- 
fort ein  älterer  Tiefbautechniker,  im  Kanalbau  durchaus  er- 
fahren, Gehalt  180  bis  200  M,  und  ein  jüngerer  Tiefbau- 
techniker,  Gehalt  120  bisi  140  M.  Angebote  unter  571  an  die 
Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker  König,  Bülow- 
straße  11. 

572  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Posen  sofort  ein  Hochbau- 
techniker für  einen  Kirchenbau  (Verdingungswer en)  mit  Barock- 
formen vertraut,  für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt  180  M. 
Stellungsdauer  voraussichtlich  drei  Monate.  Angebote  unter 
572  an  die  Zweigstelle  Posen  wie  unter  571. 

573  für  eine  Behörde  in  Schroda  zum  1.  April  er.  ein 
jüngerer  Bautechniker,  Absolvent  einer  Kgl.  Baugewerkschule, 
zur  Ausarbeitung  der  Entwürfe  und  Kostenanschläge  für  eine 
Schule  und  ein  Schlachthaus.  Gehalt  125  M.  Stellungsdauer 
zunächst  9  Monate.  Angebote  unter  573  an  die  Zweigstelle 
Posen  wie  unter  571. 

574  für  das  Tiefbauamt  einer  größeren  Stadt  Posens  so- 
fort ein  jüngerer  Tiefbautechniker  für  Bureau  und  Baustelle. 
Erfahrung  im  Kanalbau  erwünscht.  Gehalt  130  bis  150  M. 
Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter  574  an  die  Zweigstelle 
Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker  König,  Bülovvstr.  11. 


575  nach  Ratibor  sofort  ein  junger  Bautechniker  zum  Auf- 
nehmen von  Gebäuden  zur  Taxe,  Auftragen  von  Grundrissen, 
Anfertigung  kleinerer  Kostenberechnungen.  Stellung  dauernd. 
Gehalt  120  M.  Angebote  unter  575  an  die  Hauptstelle  Berlin 
SW.,  Markgrafenstraße  94. 

576  nach  Mogiino  auf  etwa  2  Monate  ein  tüchtiger  er- 
fahrener Bautechniker  für  Entwurfsbearbeitung.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  576  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H. 
des  Herrn  Bautechniker  König,  Bülowstr.  11. 

598  für  ein  Königliches  Kanalbauamt  in  der  Mark  zum 
1.  April  ein  Tiefbautechniker,  lediglich  für  Bureau  und  Bau- 
stelle. Stellungsdauer  etwa  2  Jahre.  Gehalt  165  M.  Angebote 
unter  598  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

599  für  ein  Baugeschäft  mit  Holzhandlung  und  Dampf- 
sägewerk in  Anhalt  sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  sicherer 
Rechner,  mit  guter  Handschrift,  der  eventl.  stenographieren  kann. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  bei  freier  Wohnung  nebst  Kaffee 
unter  599  an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn 
W.  Lehmann,  Kaiserstraße  103. 

600  für  ein  Stadtbauamt  in  Pommern  sofort  ein  Hochbau- 
techniker für  Bureau  und  Baustelle.  Stellung  dauernd.  Gehalt 
bis  175  M.  Angebote  unter  600  an  die  Zweigstelle  Stettin, 
z.  H.  des  Herrn  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  e. 

601  nach  Rybnik  i.  Oberschlesien  zum  1.  April  ein  prak- 
tisch und  theoretisch  erfahrener  Hochbautechniker,  flotter  Ar- 
beiter, mit  großem  Ueberblick  und  hervorragend  dispositions- 
fähig, der  selbständig  Verhandlungen  führen  kann.  Für  ver- 
heiratete Bewerber  ist  Dienstwohnung  vorhanden.  Angebote 
unter  601  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

602  für  ein  Baubureau  in  Frankfurt  a.  M.  auf  2  bis  3  Mo- 
nate ein  möglichst  mit  Frankfurter  Verhältnissen  vertrauter  Bau- 
techniker für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt  130  bis  150  M. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  602  an  die  Zweigstelle 
Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  Joh.  Wührmann,  Frankfurt 
a.  M.-Bockenheim,  Adalbertstr.  73. 

603  nach  Bant  bei  Wilhelmshaven  sofort  ein  tüchtiger 
Hochbautechniker,  selbständig  im  Entwerfen  und  in  der  Bau- 


158 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


He[t  10 


leitimg  von  modernen  Landhäusern.  Gehalt  170  M,  später  200  M. 
Angebote  unter  603  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  des  Herrn 
Otto  Krause,  Neustadls  Contrescarpe  70. 

604  für  ein  Baugeschäft  in  Tarnowitz  i.  Oberschlesien  so- 
fort ein  tüchtiger  Bautechniker  (Architekt),  militärfrei,  ledig 
und  höchstens  25  Jahre  alt,  Absolvent  einer  Baugewerks-  bezWi 
Hochschule,  flotter  Zeichner  für  Entwurf  und  Detail,  guter 
Statiker  und  sicher  im  Veranschlagen.  Stellung  dauernd,  Ge- 
halt 180  M.  Radfahrer  bevorzugt.  Angebote  unter  604  an  die 
Hauptstelle   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  94. 

605  für  das  Stadtbauamt  Zwickau  i.  Sa.  sofort  ein  Architekt 
zur  Bearbeitung  von  Plänen  für  einen  Schulneubau  und  sonstige 
Hochbauten,  der  künstlerische  Fähigkeiten  besitzt  und  selbständig 
arbeiten  kann.  Angebote  direkt  an  das  Stadtbauamt  Zwickau  i.  Sa. 

606  für  ein  Maurer-  und  ZUnmereigeschäft  in  Wernigerode 
sofort  ein  Bautechniker,  gelernter  Maurer,  der  Erfahrung  mit 
den  Arbeitern  auf  der  Baustelle  besitzt.  Beschäftigungsdauer 
für  längere  Zeit.  Radfahrer  erwünscht.  Gehalt  bis  150  M. 
Angebote  unter  606  an  die  Hauotstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

607  nach  Gelnhausen,  Bezirk  Cassel,  spätestens  zum  1.  4. 
zwei  Eisenbahntechniker  mit  praktischer  Erfahrung  im  Eisen- 
bahn- und  Brückenbau  zur  selbständigen  Aufsichtsführung  über 
eine  Baustrecke  von  9  km  Länge  unter  Oberaufsicht  eines  Kreis- 
baumeisters. Gehalt  200  bis  250  M.  Stellungsdauer  Vj^,  bis 
2  Jahre.  Angebote  unter  607  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

608  für  eine  schweizerische  Stadt  in  der  Nähe  von  Basel  ein 
jüngerer  tüchtiger  Bautechniker  in  ein  Baugeschäft.  Angebote 
unter  608  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

609  nach  Gütergotz  (Kreis  Teltow)  sofort  ein  jüngerer 
Hochbautechniker,  gelernter  Zimmerer,  mit  Kenntnissen  von 
Sägewerksbetrieben.  Stellung  dauernd.  Gehalt  ca.  130  M.  An- 
gebote unter  609  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

611  für  eine  Wasserbaubehörde  in  Stralsund  zum  1.  April  er. 
ein  Tiefbautechniker  mit  abgeschlossener  Baugewerkschulbil- 
dung und  guten  praktischen  Kenntnissen  sowie  Erfahrungen: 
im  Bureaudienst  eines  Wasserbauamtes.  Stellung  evtl.  dauernd. 
Gehalt  bis  150  M.  Angebote  unter  611  an  die  Zweigstelle 
Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Borchert,  Barnimstraße  16  e. 

612  nach  Vacha  a.  d.  Werra  sofort  ein  jüngerer,  selbstän- 
diger Bautechniker,  flotter  und  gewissenhafter  Arbeiter,  mit 
Bauführung  vertraut,  für  den  Neubau  eines  Krankenhauses.  Stel- 
lung dauernd.  Angebote  unter  612  an  die  Hauptsteile  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

613  für  ein  Baugeschäft  am  Niederrhein  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker,  tüchtiger  und  flotter  Zeichner,  in  Abrechnungen 
erfahren.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  613  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

614  für  ein  Königliches  Kanalbauamt  in  Westfalen  zum 
1.  April  ein  lediger  Bautechniker,  Absolvent  einer  staatlichen 
oder  anerkannten  Baugewerkschule,  für  Bureau  und  später  für 
die  Baustelle.  Stellungsdauer  voraussichtlich  zwei  Jahre,  An- 
fangsgehalt 130  M.  Angebote  mit  Zeichen-  und  Rundschrift- 
proben unter  614  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  West- 
falen, z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

615  für  ein  Unternehmen  in  Düren  im  Rheinland  sofort 
ein  tüchtiger  Techniker  für  Hoch-,  Tief-  und  Eisenbetonbau. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  615  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz, 
Dortmund,  Ardeystraße  94. 

616  für  ein  Baugeschäft  in  Rendsburg  sofort  ein  junger 
Bautechniker.  Anfangsgehalt  120  M.  Angebote  unter  616  an 
die  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des  Herrn  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

617  für  ein  Baugeschäft  in  Leer  (Ostfriesland)  sofort  ein 
Bautechniker.  Angebote  schnellstens  unter  617  mit  Gehalts- 
ansprüchen an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

618  nach  Seidenberg  b.  Görlitz  zum  1.  April  oder  früher 
ein  junger  Techniker,  der  nach  Angabe  Konstruktionszeich- 
nungen zu  Ziegelmundstücken  anfertigt  und  bei  der  Aufstellung 
der  Lohnlisten  behilflich  ist.  Stellung  dauernd.  Gehalt  120  M. 
Angebote  unter  618  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

619  nach  Kreuzlingen  in  der  Schweiz  sofort  ein  Möbel- 
zeichner, bewandert  in  Skizze,  Detail  und  Perspektive,  für 
Reise  und  Betrieb  einer  kleineren  Fabrik  der  Laden-  und  Schau- 
fensterbranche in  dauernde,  selbständige  Stellung.  Kenntnisse 
der  französischen  Sprache  erforderlich.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  619  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

620  für  einen  Bau-  und  Sparverein  in  Oberschlesien  zum 
1.  Mai  er.  ein  älterer  und  durchaus  zuverlässiger  Hochbau- 
techniker, mit  Bauaufsicht  und  Abrechnungen  vollkommen  ver- 


traut, für  größeren  Neubau  in  Kattovvitz.  Stellungsdauer  ein 
Jahr.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  dringend  eilig  unter 
620  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

621  für  ein  größeres  Eisenwerk  in  Lauchhammer  sofort 
ein  Bautechniker  zur  Unterstützung  des  Bauführers,  der  in  der 
Bearbeitung  von  Materialauszügen  und  Abrechnungen  sowie  mit 
Bauleitung  vertraut  ist.  Gehalt  125  M  und  freie  Wohnung.  An- 
gebote unter  621  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

622  für  ein  Königliches  Hochbauamt  in  Ostpreußen  sofort 
ein  älterer  Techniker  oder  Architekt,  mit  architektonischen 
Formen  bekannt,  zur  Ausarbeitung  eines  Projektes  nebst  Kosten- 
anschlag für  eine  Dorfkirche.  Stellung  vorübergehend.  An- 
gebote unter  622  an  die  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H. 
des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

623  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Schleswig  sofort  ein  im 
Zeichnen  und  in  allen  Bureauarbeiten  erfahrener  Hochbau- 
techniker, ledig,  der  möglichst  schon  bei  einer  Kgl.  Behörde- 
tätig  war.  Stellung  von  längerer  Dauer.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  623  an  die  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des 
Herrn  F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

624  nach  Strehlen  i.  Schles.  zum  1.  April  er.  ein  tüchtiger 
Hochbautechniker,  der  in  einem  umfangreichen  Baugeschäft 
mit  Sägewerkbetrieb  den  Chef  vollständig  vertreten  kann  und 
auch  mit  ländlicher  Kundschaft  umzugehen  weiß.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  624  an  die  Zweigstelle  Breslau, 
z.  H.  des  Herrn   E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystraße  11. 

625  für  eine  städtische  Behörde  in  Eisenach  sofort  ein 
Tiefbautechniker,  ledig,  mit  Erfahrungen  im  Straßen-  und 
Kanalbau,  zur  Beaufsichtigung  und  Abrechnung.  Gehalt  zirka 
180  M.  Stellungsdauer  zunächst  ein  Jahr  auf ,  Privätdienstvertrag. 
Angebote  unter  625  an  die  Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  des  Herrn 
L.  Leidenfrost,  Scharnhorststraße  18. 

626  für  einen  Maurermeister  in  Eisenach  sofort  ein  Hoch- 
bautechniker, möglichst  verheiratet,  für  Bauführung,  Projekt- 
bearbeitung und  Abrechnung.  Stellung  evtl.  dauernd.  Anfangs- 
gehalt 150  M,  später  mehr.  Angebote  unter  626  an  die  Zweig- 
stelle Erfurt  wie  unter  625. 

627  für  einen  Maurermeister  in  Kolmar  i.  Posen  sofort  ein 
Bautechniker,  tüchtige  Kraft,  mit  allen  Bauausführungen  und 
Abrechnungsarbeiten  vertraut.  Gehalt  150  bis  180  M.  Stellung 
evtl.  dauernd.  Angebote  unter  627  an  die  Zweigstelle  Posen, 
z.  H.  des  Herrn  Bautechniker  König,  Bülowstraße  11. 

628  für  einen  Zimmermeister  in  Plathe  i.  Pommern  sofort 
ein  erster  Bautechniker  zur  Vertretung  des  Chefs,  verheiratet, 
in  dauernde  Stellung.  Gehalt  bis  250  M.  Angebote  unter  628 
an  die  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Borchert,  Barnim- 
straße 16  E. 

629  für  eine  Militärbehörde  in  Gumbinnen  sofort  ein  mit 
den  Bestimmungen  der  Militärverwaltung  möglichst  vertrauter 
Hochbautechniker  zur  Bearbeitung  eines  Bauentwurfes  mit 
daran  anschließender  Bauausführung  für  eine  Mascbinengewehr- 
abteilung.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  629  an  die 
Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  des  Herrn  Miiitärbausekretär 
Wiehe,  Königseck  5. 

630  für  eine  größere  Eisenbetonfirma  in  Würzburg  zum 
1.  April  er.  ein  selbständiger,  praktisch  erfahrener  Eisenbeton- 
ingenieur, flotter  Statiker  und  Konstrukteur.  Stellung  dauernd. 
Angebote  unter  630  an  den  Münchener  Techniker-Verein,  Arnulf- 
sträße  26. 

631  für  einen  Bauunternehmer  in  Bromberg  baldigst  ein 
im  einfachen  Landhaus-  und  Villenbau  erfahrener  Hochbau- 
techniker, energisch,  solide  und  umsichtig.  Gehalt  bis  200  .\\. 
Angebote  mit  Handskizzen  in  Briefform  und  Gehaltsansprüchcn 
unter  631  an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neu- 
dahl, Mittelstraße  48. 

632  für  ein  Architekturbureau  in  Bromberg  baldigst  auf 
zunächst  zwei  Monate  evtl.  länger  ein  junger  Hochbautechniker, 
absolut  gewandt  in  modernen  Architckturformen  und  Grundriß- 
dispositionen (vor  allen  Dingen  Barock,  auf  Statik  wird  nicht 
gesehen).  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  und  Handskizzen 
in  Briefform  iinter  632  an  die  Zweigstelle  Bromberg  wie  unter  631. 

633  für  ein  Baugeschäft  mit  Dampfsägewerk  einer  kleineren 
Stadt  im  Regierungsbezirk  Bromberg  ein  2.  jüngerer  Hoch- 
bautechniker für  Bureau  und  Baustelle,  tüchtig  im  Entwerfen 
und  Veranschlagen.  Stellung  vorübergehend.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  und  Handskizzen  in  Briefform  unter  633 
an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neudahl, 
Mittcistraße  48. 

634  nach  Halle  a.  d.  S.  sofort  ein  jüngerer  Bautechniker 
mit  abgeschlossener  Baugcwerkschulbildung,  flotter  Zeichner, 
für  Bureau.  Angebote  schnellstens  unter  634  an  die  Zweig.stellc 
Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25 
(Stadttheater). 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  159 


Heft  10 


635  für  eine  städtische  Behörde  in  Greifswald  sofort  ein 
lediger  Hochbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkscliuie, 
sicherer  Statiker,  zur  Prüfung  von  Baugesuchen,  auf  zunächst 
vier  Monate.  Gehalt  150  M.  Angebote  unter  635  an  die 
Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des  Herrn  Q.  Borchert,  Barniinstr.  16  E. 

643  für  ein  Baugeschäft  in  Brandenburg  a.  d.  Havel  sofort 
ein  Bautechniker,  ledig,  möglichst  mit  Erfahrung  im  Eisen- 
betonbau. Gehalt  125  bis  140  M.  Stellung  von  längerer  Dauer. 
Angebote  unter  643  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
ftraße  94. 

644  für  ein  Architekturbureau  in  Bochum  möglichst  sofort 
ein  jüngerer  Bautechniker,  mit  Fertigkeit  in  Stenographie  und 
Maschinenschreiben.  Angebote  mit  Gehaitsansprüchen  unter  644 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

B.  für  Industrieangestelite. 

564  von  einer  großen  Maschinenfabrik  in  Halle  a.  d.  S. 
zum  1.  April  er.  evtl.  früher  ein  Ingenieur  für  Zuckerindustrie, 
mit  Bureaupraxis.  Angebote  unter  564  an  die  Zweigstelle 
Halle  a.  d.  S.,  z.  H.  des  Herrn  W.  Schleenvoigt,  Friedrichstr.  24. 

565  nach  Gummersbach  i.  Rhld.  für  eine  Wasserröhren- 
kesselfabrik  sofort  ein  Techniker  für  Kettenrostbau  und  ein 
solcher  für  Kesselbau.  Kenntnisse  in  beiden  Fächern  erforderlich. 
Gehalt  ca.  150  M.  Angebote  unter  565  an  die  Geschäftsstelle 
für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dort- 
mund, Ardeystra3e  94. 


Die  Herren  Bewerber  werden  gebeten,  um  Verzögerungen  bei 
der  Weitergabe  der  Bewerbungsschreiben  zu  vermeiden,  stets 
die  Mitglieds-  und  Vakanzennumnier  oben  links  auf  dem  Be-  ' 
Werbungsschreiben  und  auf  dem  Briefumschlag  anzugeben. 


566,67  von  einer  ersten  Dresdener  Firma  der  gesundheits- 
technischen Branche  für  die  Abteilung  Gas-  und  Wasseranlagen 
ein  Techniker  als  Akquisiteur  oder  Reiseingenieur.  Repräsen- 
tationsfähig mit  Branchekenntnis.  Bisheriges  Efnkommen  des 
Stelleninhabers  400  bis  500  M; 

desgleichen  ein  junger  Techniker  oder  Zeichner  mit 
Branchekenntn  ssen.  Angebote  für  beide  Vakanzen  unter  566/67 
an  die  Zweigstelle  Dresden,  z.  H.  des  Herrn  A.  Gawehn, 
Dresden-A.,  Große  Kirchgasse  2. 

568  von  einer  Berliner  Firma  sofort  ein  Heizungstechniker. 
Gehalt  nach  Vereinbarung.  Angebote  unter  568  an  die  Haupt- 
stelle Berhn  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

577  von  einer  Maschinenfabrik  und  Eisengießerei  in  Hilden 
bei  Düsseldorf  zum  1.  April  er.  ein  jüngerer  Maschinentech- 
niker, mit  ca.  drei  Jahre  Bureaupraxis  im  Dampfmaschinenbau, 
bei  leistungsfähiger  Firma.  Stellung  dauernd.  Anfangsgehalt 
170  M.  Angebote  unter  577  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardey- 
straße 94. 

578  von  einer  Maschinenfabrik  in  Hagen  i.  W.  sofort  ein 
Techniker  zum  Auskonstruieren  von  Maschinen  und  zum 
Zeichnen.  Angebote  unter  578  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund, 
Ardeystraße  94. 

579  von  einer  Flußschiffswerft  an  der  Oder  zum  1.  April  er. 
ein  tüchtiger  Schiffsbauingenieur  für  Schrauben-  und  Radschiff. 
Gehalt  250  bis  275  M.  Stellung  dauernd.  Die  Adresse  der 
Firma  ist  durch  unsere  Zweigstelle  in  Breslau,  Herrn  E.  Reußner, 
Breslau  8,  Webskystraße  11,  zu  erfahren. 

580  für  eine  Flußschiffswerft  an  der  Oder  zum  I.April  er. 
ein  tüchtiger  Maschinen-Ingenieur  für  Schrauben-  und  Rad- 
schiffsmaschinen. Stellung  dauernd.  Gehalt  260  bis  280  M. 
Die  Adresse  der  Finna  ist  durch  unsere  Zweigstelle  in  Breslau, 
Herrn   E.  Reußner,   Breslau  8,   Webskystraße  11,   zu  erfahren. 

581  von  einer  Aktiengesellschaft  in' Mannheim  zum  1.4.  er. 
ein  Maschinentechniker,  24  bis  28  Jahre  alt,  speziell  für  Kon- 
densationsanlagen. Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  581  an  die  Zweigstelle  Mannheim,  z.  H.  des 
Herrn  Fr.  Krieger,  Beethovenstraße  12. 

582  nach  Nienburg  a.  d.  Saale  sofort  ein  Maschinen- 
techniker mit  Werkstatt-  und  Bureaupraxis,  flotter  und  sauberer 
Zeichner,  der  möglichst  in  Dampfmaschfnen  tätig  war.  Gehalt 
ca.  125  M.  Stellung  dauernd.  Angebote  unter  582  an  die 
Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  P.  Herrmann,  Magde- 
burg-S.,  Friedenstraße  1. 


583  von  einer  Aktiengesellschaft  für  Apparate-  und  Kessel- 
bau in  der  Nähe  von  Aachen  zum  1.  April  er.  ein  in  der  An- 
fertigung von  Werkstattzeichnungen,  Gewichtsberechnungen  und 
Stücklisten  erfahrener  Maschinentechniker  für  das  technische 
Bureau.  Angebote  mit  Gehaitsansprüchen  unter  583  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

584  von  einer  Maschinenfabrik  und  Eisengießerei  in  Barmen 
für  ihre  Abteilung  Heizung  zum  1.  April  ein  tüchtiger,  an 
sauberes  Arbeiten  gewöhnter  Heizungsingenieur  für  Bearbei- 
tung von  Projekten  und  Ausführungszeichnungen.  Stellung  an- 
genehm und  dauernd.  Mehrjährige  Praxis  erwünscht.  An- 
gebote mit  Gehaitsansprüchen  unter  584  an  die  Geschäftsstelle 
für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dort- 
mund, Ardeystraße  94. 

585  von  einer  Dampfkessel-  und  Maschinenfabrik  am 
Niederrhein  sofort  ein  Techniker  mit  mehrjähriger  Burcau- 
praxis  im  Dampfkesselbau.  Angebote  mit  Gehaitsansprüchen 
und  Antrittstermin  unter  585  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund, 
Ardeystraße  94. 

586  von  einer  Maschinenfabrik  für  bergbauliche  Anlagen 
bei  Bochum  ein  selbständiger  Konstrukteur  mit  mehrjährigen 
Erfahrungen  im  Bau  von  Apparaten  für  Kohlenwäsche  und 
Separationen.  Gehalt  250  M  und  mehr.  Angebote  unter  586 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

587  nach  Altona-Ottensen  ein  Maschinentechniker  mit 
Praxis  im  Bau  von  Gießereimaschinen  und  Sandstrahlgebläsen, 
der  selbständig  arbeitet.  Angebote  mit  Gehaitsansprüchen  unter 
587  an  die  Zweigstelle  Hamburg-Altona,  z.  H.  des  Herrn  E. 
Natho,  Hamburg  23,  Leibnizstr.  6. 

589  nach  Ludvvigshafen  a.  Rh.  sofort  ein  Installations- 
Ingenieur,  der  selbständig  Schaltungsschemas  und  den  elek- 
trischen Teil  von  Dampfturbinen  ausarbeiten  kann.  (jehalt 
250  M.  Angebote  unter  589  an  den  Ludwigshafener  Techniker- 
Verein  1908,  z.  H.  des  Herrn  J.  Kraft,  Goethestr.  27,  zur  Weiter- 
beförderung. 

590  von  süddeutscher  Maschinenfabrik  sofort  mehreie  junge 
Installationstechniker  mit  guter  Werkstattpraxis.  Angebote 
unter  590  an  den  Ludwigshafener  Techniker- Verein  1908,  z.  H. 
des  Herrn  J.  Kraft,  Goetliestr.  27,  zur  Weiterbeförderung. 

591  nach  Cannstatt  sofort  bezw.  zum  1.  April  3  Maschinen- 
techniker und  zwar  einer  zur  Anfertigung  von  Stücklisten  und 
zwei  für  das  Projektenbureau  für  Bäckereianlagen.  Stellung- 
dauernd.  Angebote  unter  591  an  die  Zweigstelle  Stuttgart,  /.  H. 
des  Herrn  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 

592  nach  Obertürkheim  bei  Stuttgart  zum  1.  April  ein 
jüngerer  Maschinentechniker  mit  Erl'ahrungen  in  Heizanlagen. 
Stellung'  zunächst  vorübergehend  evtl.  dauernd.  Gehalt  sehr 
hoch.  Angebote  unter  592  an  die  Zweigstelle  Stuttgart,  z.  H. 
des  Herrn  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 

593  für  ein  Ingenieur-Bureau  des  badischen  Schwarzwaldes 
spätestens  zum  1.  April  er.  ein  flotter  Maschinenzeichner  mit 
guter  Handschrift,  nicht  über  25  Jahre  alt.  Angebote  mit  Ge- 
haitsansprüchen unter  593  an  die  Zweigstelle  Karlsruhe,  z.  H. 
des  Herrn  Rob.  Jais,  Werderplatz  45  III. 

594  von  einer  Berliner  Maschinenfabrik  sofort  ein  junger 
Konstruktionszeichner.  Gehalt  125  M.  Angebote  unter  594  an 
die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

595  von  der  Versuchsabteilung  der  Verkehrstruppen  bei 
Berlin  sofort  ein  Maschinentechniker  zur  Anfertigung  von 
Konstruktionszeichnungen  von  Telegraphen-  und  Fernsprech- 
geräteu  nach  .Mustern.  Gehalt  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd. 
Angebote  unter  595  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

596  von  einer  Dampfkesselfabrik  und  Eisengießerei  in 
Offenbach  a.  M.  sofort  ein  junger  Techniker,  guter  Rechner 
und  flotter  Zeichner,  in  dauernde  Stellung.  Angebote  mit  Ge- 
haitsansprüchen unter  596  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M., 
z.  H.  des  Herrn  Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbert- 
straße 73. 

597  von  einer  Maschinenfabrik  und  Fabrik  für  gesundheits- 
technische Anlagen  in  Gießen  sofort  oder  später  ein  30  bis 
38  Jahre  alter,  verheirateter  Maschinentechniker  für  Arma- 
turen-Konstruktionen. Energische  Persönlichkeiten,  möglichst 
gelernter  Dreher,  bevorzugt.  Gehalt  250  M.  Angebote  unter 
597  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  Joh. 
Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

636  zur  selbständigen  Geschäftsleitung  für  ein  Werk  mitt- 
leren Umfanges,  das  sich  mit  der  Herstellung  einfacher  Ma- 
schinen- und  Eisenkonstruktionen  befaßt,  ein  Maschinentech- 
niker in  angenehme  und  dauernde  Stellung.  Teilhaberschaft 


160 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Hett  10 


zur  Interessenwahrung  erwünscht.    Angebote  unter  636  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

637  von  einer  norddeutschen  landwirtschaftlichen  Ma- 
schinenfabrik mii  ca.  150  Arbeitern  zum  1.  April  er.  oder  später 
ein  tüchtiger  Betriebsleiter,  der  die  neuzeitliche  Fabriksmethode, 
Lohnwesen,  Akkorde  unbedingt  kennen  muß.  Erwünscht  ist 
Erfahrung  in  Drehmaschinen-  und  Pressebau.  Oehalt  4000  bis 
5000  M.  Angebote  unter  637  an  die  Hauptsteile  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

638  von  einer  Berliner  Firma  sofort  einige  Ingenieure  und 
Techniker,  die  schon  bei  Firmen,  welche  Hochdruckrohr- 
leitungen ausführen,  tätig  waren.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Antrittstermin  unter  638  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

639  für  eine  größere  Maschinenfabrik  in  Halle  a.  d.  S. 
sofort  ein  jüngerer,  technisch  gebildeter  Kalkulator  mit  Werk- 
stattpraxis. Gehalt  150  bis  175  M.  Stellung  dauernd.  Angebote 
unter  639  an  die  Zweigstelle  Halle  a.  d.  S.,  z.  H.  des  Herrn  W. 
Schleenvoigt,  Friedrichstraße  24. 

640  von  einer  Fabrik  landwirtschaftlicher  Maschinen  in 
Schwerin  an  der  Warthe  zum  1.  April  er.  ein  älterer  Tech- 
niker zur  selbständigen  Leitung  eines  Betriebes,  der  in  land- 
wirtschaftlichen und  Dampfmaschinen  erfahren  ist.  Gehalt  150  M. 
Beteiligung  nicht  ausgeschlossen.  Angebote  unter  640  an  ,die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

641  von  einer  mittleren  Maschinenfabrik  Magdeburgs  bal- 
digst ein  Ingenieur  für  allgemeinen  Maschinenbau,  mit  Erfahrung 
im  Bau  von  Maschinen  und  Apparaten  für  die  Zuckerindustrie. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  641  an  die  Zweigstelle' 
Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  P.  Herrmann,  Magdeburg-S.,  Frie- 
denstraße 1. 

642  von  einer  Eisengießerei  und  Maschinenfabrik  im  Kreise 
Oschersleben   sofort  ein   Techniker,   mit  landwirtschaftlichen' 
Maschinen  vertraut,  der  sich   evtl.   an   dem   Unternehmen  be-' 
teiligen  kann.    Angebote  unter  642  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,' 
Markgrafenstraße  94. 

II.  Wiederholt: 

241  für  einen  Zivilingenieur  in  Schöneberg  b.  Berlin  sofort 
ein  Tiefbautechniker  als  Bauleiter  beim  Bau  der  Anschlußbahn 
Znin — Obietzanowo.  Stellungsdauer  voraussichtlich  bis  1.  10.  er., 
bei  Bewährung  länger.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
241  aa  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

279  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  einer  mittleren  Stadt  im  Re-| 
gierungsbezirk  Bromberg  sofort  ein  tüchtiger  Hochbautech- . 
niker,  mit  den  laufenden  Dienstgeschäften  eines  Kgl.  Hochbau-, 
amtes  vertraut.  Gehalt  bis  180  M.  Angebote  mit  Gehalts-  ' 
ansprüchen  unter  279  an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des 
Herrn  H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 

306  von  einer  Fabrik  für  chemisch-technische  Produkte  in 
Württemberg  ein  erfahrener  Ingenieur  für  die  Reise,  zum 
Verkaut  von  Maschinen-  und  Zylinderölen  an  industrielle  Eta- 
blissements, der  auch  bestimmen  kann,  welche  Oclsorten  für 
die  in  Frage  kommenden  Maschinen  erforderlich  sind,  Reise- 
praxis in  ähnlichen  Stellungen  erwünscht.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  306  an  die  Zweigstelle  Stuttgart,  z.  H.  des 
Herrn  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 

355  für  einen  Architekten  in  Bromberg  sofort  ein  tüchtiger 
Hochbautechniker,  ledig,  bis  28  Jahre  alt,  selbständig  im  Ent- 
werfen, Bauleitung,  statische  Berechnungen,  Perspektive  und 
Polizeiprojekten.  Oehalt  bis  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Handskizzen  in  Briefform 
unter  355  an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des  Herrn  Neudahl,*., 
Mittelstraße  48.  * 

356  für  ein  Zementbaugeschäft  in  Bromberg  sofort  oder'; 
zum  1.  März  er.  ein  tüchtiger  Eisenbetontechniker,  in  Bauaus-; 
fülirung  durchaus  erfahren  und  zuverlässig.  Nur  für  Bewerber,! 
welche  in  Statik  für  Eisenbetonbau  bewandert  und  nach-'' 
weislich  Eisenbetonbauten  ausgeführt  haben.  Angebote  mit. 
Gehaltsansprüchen  unter  356  an  die  Zweigstelle  Bromberg  wie 
unter  355. 

365  nach  Heidelberg  sofort  ein  zeichnerisch  gewandter 
Techniker,  der  auch  zum  Entwerfen  befähigt  ist  und  selbständig  ' 
Kostenanschläge,  Abrechnungen,  statistische  Berechnungen  und' 
Werkpläne  anfertigen  kann.  Stellung  dauernd.  Gehalt  160  AI. 
Bewerber,  die  bereits  in  süddeutschen  Architektur-Bureaus  tälig 
waren,  bevorzugt.  Angebote  unter  365  an  die  Zweigstelle 
Mannheim,  z.  H.  des  Herrn  Fr.   Krieger,   Bcethovenstraße  12. 

438  von  einer  großen  Maschinenfabrik  in  Braunschweig 
sofort  zwei  Beamte  als  Werkzeugmaschinenbauer  für  das  Fabri- 
kationsbureau. Vertrautheit  mit  der  Konstruktion  von  Werk- 
zeugen und  Vorrichtungen  für  Massenfabrikation,  der  Abnahme 
fertiger  Einzelteile  und  der  dazu  nötigen  Lehren  ist  Bedingung. 
Angebote  mit  ausführlichen   Angaben,  Gehaltsansprüchen  und 


Kündigungsverhältnis  unter  438  an  die  Zweigstelle  Braunschweig, 
z.  H.  des   Herrn   K.  Steiner,  Gerstäckerstraße  23. 

429  von  einer  A.-G.  für  Holzbearbeitung  in  Posen  sofort 
ein  Techniker,  gelernter  Zimmerer,  nicht  unter  30  Jahre  alt, 
flott  im  Konstruieren  für  Holzarbeiten,  statische  Berechnungen, 
Perspektive  und  Aquarellieren.  Mindestgehalt  150  M,  bei  guten 
Leistungen  bedeutend  höher.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote 
unter  429  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautech- 
niker König,  Bülowstraße  11. 

449  nach  Mitteldeutschland  sofort  ein  Maschinentechniker, 
möglichst  mit  etwas  Erfahrung  im  Baggerbau,  jedoch  nicht  Be- 
dingung. Gehalt  150  M.  Angebote  unter  449  an  die  Zweig- 
stelle Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  P.  Heirmann,  Magdcburg-S., 
Friedenstraße  1. 

468  von  einer  Ekonomießerbaufirma  in  Dresden  zum  1.  4.1911 
ein  jüngerer  Ingenieur  oder  Maschinentechniker,  guter  Zeichner, 
mit  Wärmelehre  vertraut,  der  kleinere  Kalkulationen  aufstellen 
und  die  Korrespondenz  führen  kann,  mehrjährige  Praxis  er- 
forderlich. Angebote  unter  468  an  die  Zv\eigstelle  Dresden, 
z.  H.  des  Herrn  A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Gr.  Kirchgasse  2. 

486  von  einer  Maschinenfabrik  in  Frankfurt  a.  M.  sofort 
einige  jüngere  Maschinentechniker  mit  abgeschlossener  Fach- 
schulbildung und  einigen  Jahren  Praxis,  möglichst  im  Werk- 
zeugmaschinenbau. Stellung  dauernd.  Gehalt  nicht  unter  120  M. 
Angebote  unter  486  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H. 
des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

487  nach  Frankfurt  a.  M.  sofort  ein  tüchtiger  im  Bau  von 
Hochdruckrohrleitungen  (Dampf)  erfahrener  Maschinen- 
techniker, flotter  Zeichner,  25  bis  30  Jahre  alt,  für  Bureau 
und  Montage.  Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  487  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.  wie 
unter  486. 

547  von  einer  Fabrik  für  Maschinen-  und  Dampfkessel- 
Armaturen,  Gießerei  und  Pumpenfabrikation  in  Offenbach  a.  M. 
zum  1.  April  er.  ein  junger  Maschinentichnlker,  guter  Rechner 
und  sauberer  Zeichner,  für  Bureau  und  Betrieb.  Stellung  dauernd. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  547  an  die  Zweigstelle 
Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M., 
Adalbertstraße  73. 

552  für  eine  mittlere  Maschinenfabrik  in  der  Nähe  Magde- 
burgs sofort  ein  Konstrukteur,  im  Bau  von  Ziegeleimaschinen 
bewandert.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  552  an  die 
Zweigstelle  Magdeburg  wie  unter  449. 

553  nach  Magdeburg  ein  junger  Techniker  für  Apparatebau 
und  Eisenkonstruktionen.  Gehalt  bis  150  M.  Angebote  unter 
553  an  die  Zweigstelle  Magdeburg  v\ie  unter  449. 

556  für  ein  größeres  Architekturbureau  in  Braunschweig 
sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  besonders  gewandt  im  Ent- 
werfen und  Zeichnen  (Fassaden),  für  Bureau  und  Baustelle. 
Stellung  voraussichtlich  dauernd.  Angebote  mit  Gehalls- 
ansprüchen unter  556  an  die  Zweigstelle  Braunschw:eig,  z.  H. 
des  Herrn  G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 

563  für  die  Hvdropulsator-Abteilung  eines  Eisenwerkes  in 
Altona  sofort  ein  Maschinentechniker,  erste  Kraft,  tüchtiger 
Mathematiker,  flott  in  Wort  und  Schrift,  mit  Erfahrung  im  Tur- 
binenbau, besonders  Wasserturbinen.  Gehalt  3000  bis  3600  M. 
Angebote  unter  563  an  die  Zweigstelle  Hamburg-Altona,  z.  H. 
des   Herrn   E.  Natho,   Hamburg  23,   Leibnitzstraße  6. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  252  (Berlin).  511  (Tel- 
tow). 351  (Sondershausen).  512  (Wilmersdorf).  422  (Weißen- 
see). 408  (Jena).  428  (Prenzlau).  2S8  (Guben).  183  (Kiel). 
437  (München).  473  (Braunschweig).  413  (üels).  323  (Posen). 
427  (Herborn).  420  (Berlin).  366,  367,  368  (Hamburg).  610 
(Berlin).    588  (Berlin). 

Erledigt:  198  (Limburg).  326,  327  (Bremen).  117,331, 
333  (Breslau).  329  (Braunschweig).  334  (Reutlingen).  470  (Stutt- 
gart). 480  (Berlin).  45S  61  (Alfeld).  421  (Pankow).  440 
("Berlin).    375,  454  (Dortmund). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

48447     60173.    59382.    58349.    56983.  57676.  51484.  54556. 

43642.     57313.     51972.     56540.     56109.  5S209.  59143.  56680. 

60663.     60351.     57201.     57004.     55341.  18649.  42918.  51633. 

43672  47662.  49350.  56951.  58583.  59146.  43391.  20988. 
52619.    0635.    54510.  44908. 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung  sind  von  der  Firm.-.  Rcrlincr 
liiu  liliiiuliifi  W  11  hbc-n  a-  Cd.,  Riiliii  SW.  4S,  Wilhclmstraße  9,  zum  l'reise 
fiir  1  M  tl.Tü  Stück  zu?iij;licli  50  Pf,  bc7\v.  25  Pf.  für  Porto  7U  hc/iclicn.  Um 
dc.li  Aiii!iii;intiil  iiiiht  mit  einbinden  /u  lassen,  sind  7Viei  Rückenstärken  (Decke  A 
mit  An7cis;en,  l^ecke  B  ohne  Anzeigen)  zum  _glciclicn  Preise  lieferbar.  Bei  Be- 
stellungen^ ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  11  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  11.  Märzl911 


Inhalt:  Gartenstädte?  —  Das  Königliche  Materialprüfungsamt  zu  Berlin  —  Die  volkswirtschaftlichen  und  technischen  Aufgaben  der  Gemeinde- Verwaltungen  —  Der  Ent- 
wurf eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte  —  Wirtschaft  und  Leben  —  Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Zeitschi  iftenschau  —  Briefkasten 
Sitzungskalender 


Gartenstädte? 


Seit  einer  Reihe  von  Jahren  steht  die  Wohnungsfrage 
im  Mittelpunkt  der  sozialen  Probleme;  lange  Zeit  war 
nichts  geschehen,  was  der  Wohnungsnot  hätte  steuern 
können,  bis  die  Ziffern  der  Statistiken  eine  allzu  beredte 
Sprache  redeten;  nirgends  der  normale  Bestand  an  leeren 
Wohnungen,  dafür  allenthalben  Enge  und  Ueberfüllung; 
nun  sollte  plötzlich  Abhilfe  kommen!  Staat,  Gemeinden 
und  private  Initiative  vereinigten  sich  in  dem  mehr  oder 
wenige!  ernsthaft  genommenen  Bestreben,  die  ärgsten 
Mißstände  zu  beseitigen. 

Jedoch  wurde  bald  erkannt,  daß  man  zwar  Einiges 
bessern,  aber  bei  weitem  nicht  gründlich  Wandel  schaffen 
Jvönne;  dafür  waren  der  Fehler  zu  viele  gemacht,  die  Ge- 
legenheit versäumt  worden  zu  einer  Zeit,  wo  es  noch 
möglich  gewesen  wäre,  das  Uebel  an  der  Wurzel  zu 
packen.    Nun  wird  uns  von  außen  Hilfe! 

England,  ehedem  das  Land  des  ärgsten  Wohnungs- 
elends, nunmehr  der  durchschnittlich  höchsten  Wohnkultur, 
hatte  mit  Nachdruck  daran  gearbeitet,  die  drohende  Ge- 
fahr zu  bekämpfen.  Eine  Fülle  von  Wohnungsgesetzen 
war  unter  heftigen  Parteikämpfen  zur  Annahme  gekommen, 
und  tatsächlich  konnten  nach  geraumer  Zeit  nicht  un- 
beträchtliche Erfolge  erzielt  'werden,  wobei  allerdings  die 
außerordentlich  günstigen  englischen  Verhältnisse  (Liegen- 
schaftsverkehr, Beleihung,  Erbpacht  usw.)  erheblich  mit- 
gewirkt haben. 

Die  beste  Anregung  kam  jedoch  von  anderer  Seite. 
Einigen  weitblickenden  und  sozial  empfindenden  Männern 
ist  es  zu  danken,  wenn  sich  allmählich  eine  tiefgehende 
Reform  des  Wohnungswesens  anzubahnen  scheint. 

Die  Fabrikanten  Lever  und  Cadbury,  in  ihrem  Gefolge 
nunmehi  auch  Rowntree  und  andere,  haben  als  erste  er- 
kannt, daß  mit  dem  Wohlergehen  ihrer  Arbeiterschaft  die 
Wohlfahrt  ihres  eigenen  Geschäftsbetriebes  aufs  engste 
verknüpft  ist. 

Sie  unternahmen  daher  den  Versuch,  ihre  Arbeiter 
und  Angestellten  in  der  Nähe  ihrer  Fabriken  draußen  vor 
der  Stadt  in  eigenen  Kolonien  anzusiedeln,  ihnen  an  Stelle 
der  bisherigen  „Slums"  menschenwürdige,  freundliche, 
dabei  billige  Wohnungen  und  die  Möglichkeit  zu  geben, 
ihre  freie  Zeit  im  Familienkreise  und  mit  gesunder  Garten- 
arbeit zu  verbringen,  während  ihnen  vordem  nur  die  Kneipe 
als  Erholungsstätte  geblieben  war. 

Daß  dieser  Versuch  von  Erfolg  begleitet  war,  und 
zwar  von  einem  Erfolg,  der  jeder  Beschreibung  spottet, 
ist  ja  allgemein  bekannt;  die  Namen  Part  Sunlight,  Bourn- 
ville,  nunmehr  auch  Earswick  u.  a.  m.  sprechen  deutlich 
genug  für  sich;  das  Antlitz  des  Wohnungsreformers 
leuchtet  bei  ihrer  Erwähnung.    Und  mit  Recht! 

Wenn  irgendwo  das  Ziel  gefunden  werden  kann,  so 
ist  es  hier!    Das  Schönste  nun,  fast  möchte  ich  sagen. 


das  Beglückende  daran  aber  ist,  daß  auch  wir  in  Deutsch- 
land überall  trotz  aller  Hindernisse,  wie  sie  unser 
Grundstücksverkehr,  die  Boden-  und  Baugesetzgebung, 
Spekulation  usw.  mit  sich  bringen,  in  der  Lage  sind, 
das  englische  Vorbild  nachzuahmen. 

Seit  vielen  Jahren  bemüht  sich  die  deutsche  Garten- 
stadtgesellschaft erfolgreich,  durch  Wort,  Bild  und  Schrift 
Aufklärung  und  Kenntnis  zu  verbreiten  und  der  Bewegung 
Freunde  zu  werben. 

Wenngleich  das  letzte  Ziel  derselben  bei  uns,  im 
Gegensatz  zu  England,  wo  es  bereits  erreicht  ist,  noch 
in  'weiteste  Ferne  gerückt  erscheint,  welches  darin  gipfelt, 
die  Industrie,  soweit  dies  aus  inneren  Gründen  angängig 
ist,  hinaus  aufs  Land  zu  ziehen  und  um  sie  herum  die 
Menschen  anzusiedeln  (die  „Gartenstadt"  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes),  so  arbeitet  sie  doch  um  so 
freudiger  daran,  Garten  d  ö  r  f  e  r  und  Garten  Vorstädte 
außerhalb  des  Weichbildes  unserer  Großstädte  und  auch 
noch  außerhalb  des  Gürtels,  den  die  Spekulation  um  sie 
gezogen  hat,  ins  Leben  zu  rufen. 

Es  ist  bedauerlich,  daß  nicht  jedermann  in  der  Lage 
sein  kann,  die  englischen  Gartensiedlungen,  wie  sie  vor 
den  Toren  von  Liverpool,  Birmingham,  York,  London  usw. 
entstanden  sind,  mit  eigenen  Augen  zu  sehen;  von  diesem 
Augenblick  an  wäre  er,  und  wenn  er  vorher  ein  noch  so 
eifriger  Gegner  gewesen  wäre,  bekehrt,  vorausgesetzt,  daß 
er  mit  offenen  Augen,  vorurteilsfrei  und  unbefangen  an 
die  Sache  herangegangen  wäre. 

Wie  sieht  nun  eine  solche  Gartenvorstadt  aus? 

Einige  Kilometer  von  der  Grenze  der  Stadt  entfernt, 
durch  Straße,  Bahn,  Trambahn,  Untergrundbahn  usw.  aufs 
beste  und  schnellste  mit  ihr  verbunden,  dehnt  sich  die 
Siedelung  dahin. 

Ihre  ästhetische  Wirkung  ist  in  erster  Linie  bedingt 
durch  die  Schaffung  eines  wirksamen  Bebauungsplanes, 
damit  jene  tödliche  Eintönigkeit  vermieden  wird,  welche 
die  bisher  übliche  englische  Vorstadt  mit  ihren  küometcr- 
langen,  gleich„uniformierten"  Reihen  von  aneinander  ge- 
bauten, einstöckigen  Kleinhäuschen,  trotz  aller  hygienischen 
Vorzüge,  ungünstig  charakterisiert,  ein  Uebelstand,  der 
von  den  maßgebenden  Kreisen  Englands  auch  mit  der  Zeit 
erkannt  wurde,  und  nunmehr  zur  Erlassung  eines,  bisher 
imbekannten,  Gesetzes  geführt  hat,  das  den  Gemeinden 
das  Recht  der  Aufstellung  eines  Bebauungsplanes  einräumt. 
Die  Architekten,  welchen  die  Anlage  der  bestehenden 
Gartensiedlungen  anvertraut  worden  war,  haben  eine 
äußerst  geschickte  Hand  gehabt. 

Unter  völliger  Anpassung  an  die  Terrainformen  haben 
sie  Bilder  geschaffen,  die  gleichzeitig  durch  ihre  Natürlich- 
keit wie  ihre  Anmut  wirken. 


162 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Hett  11 


Schmale  Wohnsträßchen,  mit  Bäumen  bepflanzt  und 
seithch  von  breiten  Rasenstreifen  eingesäumt,  durchziehen 
nebst  zahlreichen  Fußwegen  die  Ansiedlung,  bei  deren 
Anlage  die  bestehende  Vegetation,  in  lobenswertem  Gegen- 
satz zu  einer  bei  uns  öfters  gepflogenen  Gewohnheit, 
einsichtig  und  sorgsam  gehütet,  und  für  freie  Plätze  eifrig 
Sorge  getragen  wurde.  Zwanglos  sind  in  diesen  Rahmen 
die  Häuschen  (Cottages)  eingefügt,  selten  alleinstehend, 
meistens  in  Reihen  und  Gruppen  zu  zwei,  drei,  vier  und 
mehr  vereint,  einmal  der  bedeutenden  Kostenersparnis 
halber,  zum  andern  aus  Gründen  des  Geschmackes,  da 
gerade  beim  Kleinhaus  eine  gewisse  Einheitlichkeit  und 
Wiederholung  der  Formen  äußerst  ansprechend  wirkt. 

Die  Architektur  ist  zumeist  einfach  und  schlicht,  der 
Zweckbestimmung  angepaßt.  Das  Hauptgewicht  ist  auf 
eine  ausgiebige  Belichtung,  Besonnung  und  Durchlüftung 
aller  Räume  gelegt,  und  wie  dies  gelungen  ist,  wie  Licht 
und  Luft  allenthalben  ihre  günstige  Wirkung  hervor- 
gebracht haben,  zeigt  sich  deutlich  in  den  Ziffern  der 
Gesundheitsstatistik,  der  später  noch  mit  ein  paar  Worten 
gedacht  werden  soll. 

Die  Lösung  des  Grundrisses  ist  fast  durchweg  vor- 
züglicli  und  spricht  von  dem  Verständnis,  welches  die 
Erbauer  ihrer  Aufgabe  entgegenzubringen  wissen. 

Je  nach  Lage  und  Mietpreis  enthält  das  Erdgeschoß, 
welches  durch  den  mit  einem  Windfang  geschützten  Vor- 
raum betreten  wird,  ein  oder  zwei  große  Wohnzimmer, 
deren  eines  fast  überall  als  Wohnküche,  mit  der  in  Eng- 
land heimischen  Verbindung  von  Kamin  und  Kochofen, 
eingerichtet  ist.  Außerdem  beherbergt  dasselbe  die  all- 
gemein übliche  Aufwaschküche,  deren  Vorhandensein  dur^h 
die  Entfernung  aller  unsauberen  Hantierungen  die  Wohn- 
küche erst  zum  behaglichen  Familienaufenthalt  macht, 
ferner  den  mangels  eines  Kellers  notwendigen  Aufbewah- 
rungsort für  Kohlen,  Asche  u.  dgl.,  Speisekammer  und 
Abort,  es  sei  denn,  daß  diese  Nebengelasse  sich  als  Außen- 
bauten im  anschließenden  Hofraum  befinden,  eine  Ge- 
pflogenheit, von  der  man  aber,  wie  das  Beispiel  von  Ears- 
wick  lehrt,  in  letzter  Zeit  immer  mehr,  und  mit  Recht, 
abgekommen  ist. 

Eine  schmale  Stiege  leitet  in  das  Obergeschoß,  welches 
die  Schlafräume,  mindestens  deren  drei,  enthält,  da  der 
Engländer,  und  zwar  auch  der  einfache  Mann  aus  dem 
Volke,  auf  die  Möglichkeit  einer  nach  Alter  und  Geschlecht 
getrennten  Schlafgelegenheit  das  größte  Gewicht  legt,  ein 
Zeichen  seiner  hohen  Wohnkultur.  Außerdem  besitzt  jedes 
Häuschen  seine  Badevorrichtung,  sei  es  im  eigenen  Raum, 
sei  es,  daß  die  Wanne  in  der  Aufwaschküche  in  den  Boden 
versenkt  und  mit  einer  Falltür  versehen  ist,  oder,  mit 
Scharnieren,  in  ein  eigenes  Gelaß  an  der  Zimmervvand 
hochgeklappt  und  abgeschlossen  werden  kann. 

Vor  und  hinter  dem  Hause  ist  der  Garten,  der  in 
seinem  vorderen  Teile  meist  mit  üppigen  Zierpflanzen 
besetzt,  rückwärts  aber  mit  Gemüsen  u.  ä.  angepflanzt  ist, 
deren  Ertrag  einen  sehr  bedeutenden  und  von  den  Haus- 
frauen äußerst  dankbar  empfundenen  Zuschuß  zu  den  Kosten 
des  Haushaltes  liefert.  Doch  weit  wichtiger  als  diese  mate- 
riellen Vorteile  des  Gartenbaues  sind  noch  die  Wirkungen, 
welche  demselben  in  gesundheitlicher  Beziehung  zu  ver- 
danken sind. 

Während,  wie  schon  hervorgehoben,  der  Arbeiter  (auch 
der  englische!)  früher  gewohnt  war,  nach  des  Tages  Arbeit 
in  das  Wirtshaus  zu  gehen  und  dort  fragwürdige  Erholung 
zu  suchen,  die  Familie  sich  in  den  dunkeln  und  dumpfen, 
kaum  als  Wohnungen  zu  bezeichnenden  Winkeln  über- 
lassend, findet  er  jetzt  seine  Freude  darin,  unterstützt 
yon  Frau  und  Kind,  seinen  Garten  zu  pflegen,  in  guter 


Luft  sich  gesunde  Bewegung  zu  machen  und  danach,  vor 
seinem  Häuschen  sitzend  und  eine  Pfeife  rauchend,  der 
Ruhe  zu  pflegen. 

Der  Garten  ist  sein  ganzer  Stolz,  und  eine  weise 
Verwaltung  versteht  es,  durch  Ausschreibung  von 
Konkurrenzen,  durch  Veranstaltung  von  Ausstellungen, 
Prämiengewährung  und  ähnliche  Dinge  das  Interesse  des 
Gartenbesitzers  zu  wecken  und  ihn  so  an  sein  Heim  zu 
fesseln;  heute  wären  solche  Mittel  aber  gar  nicht  mehr 
nötig,  da  das  Verständnis  für  die  Segnungen  einer  so 
vernunftgemäßen  Lebensweise  bereits  breite  Schichten  der 
Bevölkerung  durchdrungen  hat.  Und  die  Vorzüge  sind 
auch  wahrlich  nicht  gering! 

Krankheits-  und  Sterblichkeitsziffern  weisen  eine 
Niedrigkeit  auf,  die  im  Vergleich  zu  den  im  übrigen 
England  gepflogenen  Erhebungen  ganz  außerordentlich 
genannt  werden  muß;  vor  allem  ist  die  Kinder- 
sterblichkeit z.  B.  in  Bournville  fast  auf  die  Hälfte 
der  für  den  Durchschnitt  des  Königsreichs  festgestellten 
Ziffern  gesunken,  ein  Erfolg,  der  das  größte  Aufsehen 
in  den  maßgebenden  Kreisen  hervorgerufen  und  dem  hoch- 
sinnigen Begründer  des  Gartendorfs  die  öffentliche  An- 
erkennung eingetragen  hat.  Diesem  Beispiel  nachzueifern 
bestände  für  uns,  bei  der  bedrohlichen  Zunahme  der 
Kindersterblichkeit  in  Deutschland,  wahrlich  alle  Ursache! 

Daß  unter  so  günstigen  Bedingungen  auch  die  heran- 
wachsende Jugend  Gewinn  davonträgt,  deren  Körper- 
gewicht und  Ernährung  zu  wiederholten  Malen  Gegenstand 
des  Vergleiches  mit  derjenigen  von  Kindern  übervölkerter 
Großstadtbezirke  war,  was  einen  ganz  enormen,  jedoch 
leicht  begreiflichen  Unterschied  zeitigte,  bedarf  keiner 
Ausführungen;  gibt  es  doch  für  den  Besucher  einer  eng- 
lischen Gartensiedlung  kaum  etwas  Erfreulicheres  als  den 
Spielen  und  Uebungen  der  Kinder  zuzusehen,  die  hier  in 
guter  Luft  und  steter  Bewegung  eine  herrliche  Jugendzeit, 
ganz  anders  als  die  Kinder  auch  der  wohlhabendsten  Stadt- 
bewohner, verbringen. 

So  geht  man  denn  nicht  zu  weit,  wenn  man  in  den 
Gartensiedlungen  den  wichtigsten  Faktor  zur  Hebung  und 
Pflege  der  Gesundheit  einer  Nation  erblickt. 

Noch  vieles,  sehr  vieles  ließe  sich  über  die  Anlage 
und  Einrichtung  der  englischen  Gartendörfer  sagen;  jedoch 
müßte  das  an  diesem  Platze  zu  weit  führen;  hervorgehoben 
sei  lediglich  noch,  daß  der  wirtschaftliche  Erfolg  ein  guter 
ist,  indem  sich  das  Kapital  mit  bis  4''ü  netto  verzinst, 
wobei  die  Mietpreise  der  Häuser  sich  zwischen  4,50  bis  8  M 
pro  Woche,  exklusive  Abgaben,  bewegen.  Was  uns  aber 
außerdem  noch  interessieren  wird  und  daher  auch  berührt 
werden  soll,  ist  die  gerade  in  letzter  Zeit  oft  erwogene 
Frage,  ob  denn  überhaupt  die  Möglichkeit  besteht,  das 
englische  Vorbild  bei  uns  nachzuahmen. 

Die  Antwort  kann  leider  nicht  so  ausführlich  erfolgen, 
wie  dies  wünschenswert  wäre;  sie  lautet  jedoch  unbedingt 
bejahend.  Wenn  wir  auch  von  den  mehrfach  schon 
erwähnten  Unterschieden  in  Bodenverhältnissen,  Gesetz- 
gebung usw.  absehen,  die  jedenfalls  als  zu  Ungunsten 
Deutschlands  bestehend  anerkannt  werden  müssen,  so  liegt 
doch  das  Hauptmoment  in  der  Bevölkerung  selbst 
und  in  ihren  Bedürfnissen. 

Mit  dem  Augenblick,  wo  große  Teile  derselben  zu 
der  Erkenntnis  kommen,  daß  der  gegenwärtige  Zustand, 
der  ein  zusammengedrängtes  Wohnen  in  Mietskasernen, 
luftlosen  Rückgebäuden  usw.  bedingt,  ungesimd  und  häß- 
lich ist,  wird  der  Anfang  zum  Umschwung  geschehen 
sein.  Denn,  mag  man  in  der  Wohnungsfrage  welchen 
Standpunkt  auch  immer  einnehmen:  historisch  aus  sich 
heraus  g  e  w  o  r  d  e  n  ist  das  jetzige  betrübende  Darnieder- 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


liegen  unseres  Wohnungswesens  nicht;  es  hat  früher 
nicht  bestanden  und  braucht  nicht  zu  bestehen;  die  Miet- 
kaserne ist  nicht  eine  notwendige  Erscheinung 
unseres  modernen  Lebens,  nicht  durch  innere  Momente 
bedingt,  sondern  eine  willkürliche,  eine  künstlich 
erzeugte,  zurückzuführen  auf  einen  bedauerlichen  Mangel 
an  Weitblick  in  Gesetzgebung  und  Verwaltung  und  ein- 
seitige private  Interessenverwertung.  Sie  ist  daher  nicht 
zu  rechtfertigen,  wenigstens  nicht  in  der  dominierenden 
Stellung,  welche  sie  zurzeit  einnimmt,  und  das  Bestreben 
muß  also  bestehen,  sie,  soweit  möglich  und  nützlich,  ein- 
zuschränken, neben  sie  aber  etwas  Besseres  und  Vernünf- 
tigeres zu  setzen,  und  zwar  ist  dies  das  Kleinhaus,  vor 
allem,  wenn  es  in  eine  Gartensiedelung  gestellt  wird. 

Die  Bevölkerung  tnuß  sich  selber  helfen,  nach- 
dem ihr  der  Weg  gezeigt  ist,  den  sie  beschreiten  muß, 
und  sie  braucht  nicht  lange  zu  suchen;    auch  hier  ist 


England  vorangegangen;  den  ersten  Siedelungen  sind  bald 
weitere  gefolgt,  wie  Harborne  -bei  Birmingham  und  das 
mächtig  aufblühende  Hampstead,  unmittelbar  vor  London; 
auch  die  erste  reine  ,, Gartenstadt"  wächst  in  Letchworth 
mit  Riesenschnelle. 

Sie  alle  sind  genossenschaftliche  Grün- 
dungen, der  Selbsthilfe  entsprungen,  und  das  ist  auch  in 
Deutschland  das  Mittel,  das  zum  Ziele  führen  muß.  An- 
fänge sind  bereits  da  und  dort  entstanden;  sie  versprechen, 
dereinst  schöne  Früchte  zu  tragen.  Noch  sind  lange  nicht 
alle  Schwierigkeiten  überwunden,  viel  aufklärende  Arbeit 
ist  noch  zu  leisten,  vor  allem  aber  muß  das  Wohlwollen 
und  Interesse  der  maßgebenden  Stellen  gewonnen  werden, 
da  mit  der  billigen  Grundbeschaffung  die  Sache  steht 
und  fällt;  wenn  aber  einmal  die  Bahn  geebnet  sein  wird, 
wird  die  Bewegung  auch  bei  uns  ihren  ungestörten,  frucht- 
bringenden Fortgang  nehmen  können.  O.  G. 


Das  Königliche  Materialprüfungsamt  zu  Berlin 

Von  Dr.  PAUL  MARTELL. 


Innerhalb  der  modernen  Technik  hat  das  Material- 
prüfungswesen heute  eine  hervorragende  Stellung  errungen 
und  wenn  schließlich  auch  die  Materialprüfung  in  der  einen 
oder  anderen  Form  zu  jeder  Zeit  bestanden  hat,  so  hat 
die  Gegenwart  der  Materialprüfung  doch  eine  ganz  andere 
Gestalt  gegeben.  Für  die  Industrie  eines  jeden  Landes 
wird  es  wünschenswert  sein,  eine  staatliche  Einrichtung 
zur  Materialprüfung  zu  besitzen,  um  die  zur  Beurteilung 
eines  Materials  so  unerläßliche  unparteiische  Prüfung  sicher 
zu  stellen. 

Für  Deutschland  dürfte  heute  in  diesem  Sinne  an 
erster  Stelle  das  Kgl.  Materialprüfungsamt  zu  Berlin  zu 
nennen  sein,  das  nach  Maßgabe  seiner  großzügigen,  mo- 
dernen und  neuesten  Einrichtungen  eines  der  ersten  In- 
stitute dieser  Art  der  Welt  sein  dürfte. 

Geschichtlich  betrachtet,  ist  das  Kgl.  Materialprüfungs- 
amt zu  Berlin  aus  einer  Reihe  von  Versuchsanstalten 
hervorgegangen,  die  Preußen  in  den  1870  er  Jahren  be- 
gründete. Die  im  Jahre  1863  von  dem  Geh.  Reg.-Rat  Dr. 
A.  Wöhler  durchgeführten  Versuche  über  Dauerhaftigkeit 
von  Stahl  und  Eisen  gaben  der  Regierung  Veranlassung, 
im  Jahre  1870  den  Lehrer  der  Berliner  Gewerbeakademie 
Prof.  Spangenberg  mit  der  Weiterführung  der  von  Wöhler 
begonnenen  Untersuchungen  zu  betrauen.  Es  kam  bald 
darauf  zur  Grünclung  einer  bescheidenen  Versuchsanstalt, 
die  im  Jahre  1876  die  Bezeichnung  „Versuchsstation  zur 
Prüfung  der  Festigkeit  von  Stahl  und  Eisen"  erhielt.  Die 
Anstalt  war  mit  mehreren  Maschinen  aus  der  Eisenbahn- 
werkstatt Frankfurt  a.  O.,  darunter  die  Wöhlersche  Dauer- 
versuchsmaschine, die  Werder-Maschine  und  einem  1 -PS- 
Gasmotor  ausgerüstet.  Diese  Versuchsstation  war,  ähn- 
lich wie  die  im  Jahre  1875  geschaffene  Abteilung  für  Bau- 
materialienprüfung,  mit  der  Berliner  Gewerbe-Akademie 
verbunden.  Die  erstgenannte  Versuchsstation  wandelte 
bald  ihren  Namen  in  ,, Mechanisch-Technische  Versuchs- 
anstalt", unter  welcher  Bezeichnung  sie  mit  der  letzterwähn- 
ten „Prüfungsstation  für  Baumaterialien"  im  Jahre  1877 
der  Technischen  Hochschule  zu  Berlin  angegliedert  wurde. 
Im  Jahre  1877  wurde  dann  an  der  Kgl.  Bergakademie  zu 
Berlin  die  Chemisch-Technische  Versuchsanstalt  ins  Leben 
gerufen,  die  sich  anfangs  hauptsächlich  mit  Eisen-,  Eisen- 
erz- und  Schlackenanalysen  befaßte. 


Gegenüber  dieser  großen  Zersplitterung  des  preußi- 
schen Materialprüfungswesens  war  es  ein  naheliegender 
Gedanke,  etwas  Einheitliches  zu  schaffen.  Es  wurden  daher 
sämtliche  drei  technische  Versuchsanstalten  unter  der  Be- 
zeichnung „Königliches  Materialprüfungsamt"  vereinigt,  für 
welches  Völlig  neue,  im  großen  Stil  angelegte  Unternehmen, 
bauliche  Anlagen  in  dem  Berlin  benachbarten  Groß-Lichter- 
felde  geschaffen  wurden,  die  man  am  1.  April  1904  der 
Oeffentlichkeit  übergab.  Das  neue  Materialprüfungsamt 
zerfällt  in  sechs  Abteilungen  und  zwar  in  Abteilung  1  für 
Metallprüfung,  umfassend  Prüfung  von  Materialien  und 
Konstruktionsteilen  für  den  Maschinenbau,  Festigkeitsunter- 
suchungen, physikalische  Prüfungen,  Untersuchung  von 
Apparaten  und  Maschinen.  Abteilung  2  betrifft  die  Bau- 
materialprüfung; hier  werden  Steine,  Bindemittel,  Mörtel, 
Beton  auf  Beschaffenheit  und  Festigkeit  geprüft.  Ebenso 
Brandproben,  Deckenproben,  Abnutzungs-  und  Gefrierver- 
suche vorgenommen.  Abteilung  3  behandelt  die  Prüfung 
der  Papiere.  Hier  werden  Papier-  und  Textilfaserstoffc 
auf  ihre  Beschaffenheit  untersucht,  besonders  werden  hier 
Papiere  für  amtliche  Zwecke  geprüft.  Abteilung  4  umfaßt 
das  Gebiet  für  Metallographie.  Gegenstand  der  Unter- 
suchung bildet  hier  vornehmlich  das  Eisen,  das  mikro- 
skopisch, chemisch,  metallurgisch  und  physikalisch  geprüft 
wird.  Natürlich  werden  auch  andere  Metalle  zu  den  Unter- 
suchungen herangezogen.  In  der  Abteilung  5  für  all- 
gemeine Chemie  werden  chemisch-analytische  Unter- 
suchungen durchgeführt.  Auch  Heizwertbestimmungen, 
Wasseranalysen,  Erz-  und  Metalluntersuchungen,  Anstrich- 
farben-, Tintenprüfungen  werden  hier  gefertigt.  Vielfach 
erfolgen  diese  Prüfungen  im  Zusammenhang  mit  Zoll- 
fragen. Der  letzten,  6.  Abteilung,  endlich  fällt  die  Oel- 
prüfung  zu,  die  sich  auf  die  Untersuchung  von  Gelen, 
Fetten,  Seifen  usw.  erstreckt. 

Zur  baulichen  Charakteristik  des  neuen  Material- 
prüfungsamtes sei  bemerkt,  daß  auf  einem  Grundstück 
von  5  ha  19  a  11  qm  Größe  ein  mehrgeschossiges  Haupt- 
gebäude, einige  zweigeschossige  Laboratoriengebäude 
und  zwei  Versuchsstättengebäude  errichtet  wurden. 
Ferner  ist  ein  Werkstattgebäude  und  ein  Maschinenhaus 
vorhanden,  zwischen  diesen  liegen  getrennt  zwei  Versuchs- 
höfe.   Gärten   und  Wohnhäuser  mit  freundlicher  Archi- 


164 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  11 


tektur  für  die  Direktoren  und  Beamten  geben  der  Anlage 
ein  gefälliges  Ansehen. 

Wir  wenden  uns  zuerst  der  technischen  Einrichtung 
der  Abteilung  1  für  Metallprüfung  zu,  die  als  Haupt- 
abteilung der  Anstalt  aufzufassen  ist.  Von  den  größeren 
hier  befindlichen  Maschinen  ist  die  nach  den  Angaben, 
Martens  konstruierte  Festigkeitsprobiermaschinc  von 
500  000  kg  Leistung  zu  erwähnen.  Die  Maschine  ist  für 
Zug-  und  Druckversuche  eingerichtet  und  beträgt  die  nutz-^ 
bare  Länge  für  Zugversuche  etwa  17  in  und  für  Druck- 
versuche 15  m.  Hervorzuheben  ist  weiter  die  große  Dreh- 
festigkeitsmaschine, auf  welcher  man  Stücke  bis  zu  10  m 
Länge  mit  Rechts-  und  Linksdrehung  und  1  000  000  cm/kg 
Dreh-Moment  prüfen  kann.  Weiter  sind  Einrichtungen 
vorhanden,  welche  die  Prüfung  von  Gefäßen  auf  inneren 
Druck  gestatten;  hier  ist  auch  eine  Spezialeinrichtung  für 
die  Prüfung  von  Gasflaschen  zu  erwähnen.  Eine  weitere 
besondere  Einrichtung  besteht  für  die  Prüfung  von  Tor- 
pedokesseln. Eine  Rohrprüfungsmaschine  gestattet  die 
Untersuchung  von  Rohren  bis  zu  4  m  Baulänge  und  bis 
zu  1,3  m  Durchmesser  auf  inneren  und  äußeren  Wasser- 
druck. Dieselbe  Maschine  erlaubt  auch  Druckversuche, 
besonders  mit  Mauerpfeilern,  Betonkörpern,  Schornstein-^ 
mauerwerk  mit  Kräften  bis  zu  600  000  kg  auszuführen. 
Eine  zweite  geplante  Maschine  von  2  000  000  kg  Leistung 
konnte  der  hohen  Kosten  wegen  bisher  nicht  angeschafft^ 
werden.  Die  Rohrprüfungsmaschine  hat  in  einer  Grube 
stehend  Aufstellung  gefunden.  Die  Maschine  besteht 
aus  einer  hydraulischen  Presse,  deren  Festlegung  an  dem 
Gestänge  in  beliebiger  Höhe  mit  geteilten  Beilageringen 
entsprechend  den  zu  prüfenden  Rohrlängen  erfolgen  kann.. 
Das  obere  Querhaupt  zeigt  eine  um  das  Gestänge  drehbare, 
Anordnung,  wodurch  das  Einhängen  des  Probestückes  von 
oben  mittels  des  Kranes  möglich  wird.  Weiter  befinden 
sich  hier  zwei  Werdermaschinen  von  je  50  000  kg  Leistung 
und  eine  neue  Werdermaschine  von  100  000  kg  Leistung; 
ferner  steht  hier  eine  Pohlmeyersche  Probiermaschine  von 
100  000  kg  und  zwei  gleiche  Maschinen  von  je  50  000  kg 
Leistung.  Die  Konstruktion  aller  dieser  Maschinen  ist 
ständig  nach  den  Erfahrungen,  die  im  Materialprüfungs- 
amt gemacht  wurden,,  Verbessert  worden.  Die  Werder- 
maschine gestattet  jetzt  auch  die  Prüfung  von  gußeisernen 
Maschinengestellen,  Eisenkonstruktionen  usw.  auf  Festig- 
keit. Ebenso  können  Ketten,  Seile  bis  zu  etwa  16  m 
Länge  auf  Zug  oder  Säulen  bis  zu  14  m  Länge 
auf  Knicken  geprüft  werden.  Auch  die  hier  befind- 
liche Martensmaschine  für  Festigkeitsprüfung  zu  50  000  kg 
Leistung  hat  mannigfache  Verbesserungen  erfahren. 
Spiegelapparate  sind  in  der  Bauart  Bauschinger  und  Martens 
vorhanden;  die  Zeigerapparate  sind  nach  dem  System 
Kennedy-Martens  gebaut.  Jeder  Spiegelapparat  besitzt  zwei 
Spiegelkörper  und  zwei  Ablesefernrohre.  Unter  den  ver- 
schiedenen Kontrollapparaten  sei  ein  Fühlhebeltaster,  System 
Bauschinger-Klebe,  hervorgehoben.  Es  handelt  sich  um 
einen  Mikrometerschraubentaster,  der  durch  einen  Fühl- 
hebel Ablesungen  bis  auf  Vio  „n,,  mm  gestattet.  Für  das 
Ausmessen  von  Rollen  und  Schneiden  besitzt  der  Taster 
besondere  Einrichtungen.  Weiter  sind  mehrere  Zeißsche 
Feinmeßmikroskope  und  ein  Zeißscher  Dickenmesser  vor- 
handen. Die  Abteilung  verfügt  auch  über  zwei  große 
Dampftrockenöfen  zum  Trocknen  von  Holzproben  usw. 

Der  Abteilung  1  sind  auch  mehrere  Fallwcrke  unter- 
stellt, die  in  einem  besonderen  Gebäude  Unterkunft  ge- 
funden haben.  Hervorzuheben  ist  hier  das  große  Fallwerk, 
das  zur  Prüfung  von  Eisenbahn-  und  Konstruktionsmate- 
rialien dient.  Das  große  Fallwerk  erlaubt  eine  Fallhöhe 
bis  zu  10  m  mit  , Bärgewichten  bis  zu  1000  kg.  Ein 
kleines  Fallwerk  arbeitet  mit  Fallhöhen  von  4,5  m  und  mit 


Bärgewichten  bis  200  kg.  Die  Fallwerke  sind  mit  mecha- 
nischem Antrieb  ausgerüstet,  der  die  Einstellung  auf  jede 
beliebige  Höhe  gestattet.  Das  kleine  Fallwerk  besitzt  Ein- 
richtungen zur  Ausführung  von  Zug-,  Stauch-,  Loch-, 
Scher-,  Biege-  und  Beulungsversuchen.  Daneben  sind  noch' 
mehrere  kleine  Fallwerke  vorhanden;  so  eines  zur  Prüfung 
von  Glasplatten,  Dachdeckungsmaterial  mit  frcifallendcm 
Bärgewicht.  Ein  sehr  kleines  Fallwerk  dient  zur  Prüfung 
von  Jagdschrot  auf  seinen  Stauchwiderstand  hin.  Inter- 
essant ist  auch  ein  besonders  konstruierter  Schlaghammer 
von  etwa  20  kg  Schwere,  der  zur  Prüfung  von  Gußeisen 
benutzt  wird.  Dieser  Schlaghammer  hat  sich  für  die  Bruch- 
probe des  Gußeisens  außerordentlich  bewährt. 

Einen  breiten  Raum  nehmen  auch  die  Dauerversuchs- 
einrichtungen ein,  die  im  Amt  noch  nicht  ihren  baulichen 
Abschluß  erfahren  haben.  Geplant  ist  die  Aufstellung 
zweier  Gruppen  von  je  10  Dauerversuchsmaschinen,  wobei 
auch  die  alten  Wöhlerschen  Dauerversuchsmaschinen  ihres 
historischen  Interesses  wegen  mit  Aufnahme  finden  sollen. 
Die  Maschinen  haben  die  Aufgabe,  die  Wirkung  wieder- 
holter Beanspruchung  von  Zug  und  Druck  bei  verschie- 
denen Wärmegraden  zu  ermitteln.  Diese  Dauerversuche 
erstrecken  sich  hauptsächlich  auf  Dampfrohre,  Kupfer- 
rohre usw.  Mit  der  Abteilung  1  ist  auch  eine  Mechanische 
Werkstatt  verbunden,  die  im  reichsten  Maße  mit  neuzeit- 
lichen Maschinen  ausgerüstet  ist. 

Recht  umfangreich  ist  die  Abteilung  2  für  Baumaterial- 
prüfung, die  über  ein  Technisches  Bureau,  Chemisches 
Laboratorium, Physikalisches  Laboratorium,  Mineralogisches 
Laboratorium,  eine  Formerei,  Naßwerkstatt,  Staubkammer, 
Kühlkammer  und  Versuchshalle  verfügt.  Das  physikalische 
Laboratorium  dient  besonders  zur  Bestimmung  der  Ab- 
bindezeit und  Raumbeständigkeit  der  Bindemittel.  Von  den 
Einrichtungen  ist  die  Vikatnadel  und  ein  selbsttätiger 
Nadelapparat  nach  Martens  zu  erwähnen.  Zur  Ermittlung 
der  Längenänderung  von  Bindemittel-  und  Mörtelkörper 
beim  Erhärten  dienen  Bauschiger  Taster  oder  Zeigerappa- 
rate von  Martens.  Für  die  Trennung  feinster  Pulver  nach 
Korngröße  und  Gewicht  dient  ein  Windsichtapparat,  der 
von  Gary  und  Lindner  konstruiert  worden  ist.  Das  Prüf- 
material wird  aus  den  Gefäßspitzen  durch  Luftstrom  auf- 
gewirbelt, wobei  sich  das  feinste  im  Standgefäß  fängt,  das 
.gröbere  Material  dagegen  in.  den  abnehmbaren  Spitzen 
der  Steigeröhren  verbleibt.  In  der  Naßwerkstatt  befindet 
sich  eine  kleine  Steinsäge,  die  hauptsächlich  das  Zer- 
schneiden weicher  Steine,  wie  Ziegel  usw.,  besorgt,  und 
eine  große  Gattersäge,  die  Selbstvorschub  und  Wasser- 
spülung besitzt.  Diese  Säge  arbeitet  mit  in  die  Blätter 
eingesetzten  schwarzen  Diamanten  und  kann  Steine  von 
1500  mm  Länge  und  300  mm  Höhe  bei  großer  Breite  zer- 
schneiden. Daneben  sind  mehrere  Kreissägen  vorhanden. 
Für  die  Gefrierprobe  von  Steinen,  Zement  usw.  dient  ein 
Kühlraum  mit  zwei  Kühlgruben,  die  mit  Korksteinen  isoliert 
sind.  Jede  Grube  kann  mit  90  Ziegelsteinen  beschickt 
werden.  Die  Kühlung  erfolgt  durch  zwei  Schwefligsäure- 
Maschinen,  System  Borsig,  mittels  dreifacher  Kühlschlangen. 
Die  Staubkammer  weist  einen  großen,  gußeisernen  Mörser, 
einen  Kollergang  mit  Steinläufern  von  700  mm  Durch- 
messer und  eine  Büchsenmühle  auf.  Für  Abnutzungs- 
versuche benutzt  man  besonders  konstruierte  Schleif- 
maschinen. Für  den  gleichen  Zweck  hat  man  in  der  An- 
stalt mit  großem  Erfolg  ein  besonders  hergerichtetes  Sand- 
strahlgebläse angewandt.  Als  dritter  Abnutzungsapparat 
ist  noch  ein  sogenannter  Rüttler  zu  erwähnen,  der  Schottcr- 
und  Pflastersteine  prüft.  Eine  reiche  Ausstattung  weist 
die  Formerei  auf.  Als  Hauptapparate  sind  hier  die 
Mörtelmischer  und  Einschlaghämmer  hervorzuheben.  Die 
Betonproben    werden    durch    eine  Betonmischmaschine 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


165 


hergerichtet.  Für  die  Prüfung  von  geraden  und  gewölbten 
Decken  ist  eine  besondere  Einrichtung  nach  dem  Entwurf 
von  Martens  geschaffen  worden.  Die  Konstruktion  zeigt 
in  der  Hauptsache  zwei  Querbalken,  die  auf  verschieb- 
bar im  Mauerwerk  verankerten  Säulen  ruhen.  Sie  tragen 
je  zwei  hydrsuUsche  Pressen  für  10  000  kg  Druckleistung, 
die  in  den  Balken,  gleichfalls  verschiebbar,  eingehängt  sind. 
Die  Einrichtung  gestattet  die  Prüfung  von  Decken  bis 
zu  3  m  Breite  und  6  m  Länge.  Größere  Decken,  Ge- 
wölbe, Kuppelkonstruktionen,  Brücken-  und  Dachträger  usw. 
werden  nach  besonderem  Prüfverfahren  im  Freien  unter- 
sucht. Für  Druckversuche  ist  eine  größere  Zahl  von 
Pressen  vorhanden.  Zur  Prüfung  von  Ziegel-,  Mörtel-  und 
Mauerkörpern  ist  eine  150  ton  hydraulische  Presse  be- 
stimmt. Für  die  Prüfung  von  Betonwürfeln,  Gesteinen, 
Stein-  und  Mauerpfeilern  ist  eine  400-ton-Presse  vorhanden. 
Die  Stoßfestigkeit  von  Fliesen,  Dachsteinen,  Schiefertafeln 
wird  durch  ein  Fallwerk,  System  Martens,  ermittelt.  Das 
Feuerlaboratorium  befaßt  sich  mit  Glüh-  und  Schmelzver- 
suchen. Die  Feuerfestigkeit  von  Steinen  ermittelt  man 
mit  Seger-Kegeln  in  einem  Deville-Ofen,  für  Probebrändc 
mit  Zement  ist  ein  Frühlingscher  Schachtofen  und  für 
Probebrände  mit  Ton  ein  Seger-Ofen  erbaut  worden.  Im 
übrigen  werden  Brandproben  im  Freien  in  üblicher  Weise 
vorgenommen;  man  ist  jedoch  bemüht,  neue  Prüfmethoden 
zu  ermitteln.  Zum  Schluß  ist  noch  das  Verwitterungs- 
feld zu  erwähnen,  das  hauptsächlich  für  Steinbruchprodukte 
in  Frage  kommt.  Um  die  herx'orragende  Entwicklung  und 
Ausgestaltung  der  Abteilung  2  für  Baumaterialprüfung  hat 
sich  besondere  Verdienste  der  Leiter  derselben,  Prof.  Gary, 
erworben. 

Die  Abteilung  3  des  Kgl.  Materialprüfungsamtes  befaßt 
sich  mit  Papierprüfung.  Diese  Abteilung,  deren  technische 
Einrichtung  wir  hier  übergehen  müssen,  ist  für  die  deutsche 
Papierindustrie  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung 
geworden.  Besondere  Erwähnung  verdienen  hier  die  auf 
diesem  Gebiete  liegenden  wissenschaftlichen  Arbeiten  des 
Leiters  dieser  Abteilung,  Prof.  W.  Herzberg. 

Die  Abteilung  4  für  Metallographie  hat  mit  dem  Bau 
des  Amtes  erst  ihre  heutige  umfangreiche  Selbständigkeit 
erhalten.  Zu  den  Aufgaben  dieser  Abteilung  rechnen 
metallurgische  und  metallographische  Untersuchungen.  Zu 
diesem  Zweck  ist  ein  Schleifraum  vorhanden,  in  welchem 
die  Proben  für  die  mikroskopische  Untersuchung  her- 
gerichtet werden.  Im  Schleifraum  hat  eine  Drehbank,  Sha- 
pingmaschine,  Kaltsäge  usw.  Aufstellung  gefunden.  Die 
Abteilung  verfügt  weiter  über  einen  Aetz-  und  Polierraum 
und  ein  Mikroskopierzimmer.  Letzteres  enthält  auch  einen 
mikrophotographischen  Apparat,  Bauart  Martens,  der  das 
Arbeiten  mit  auffallendem  und  durchfallendem  Licht  ge- 
stattet. Es  ist  eine  Sammlung  von  etwa  4000  Mikrophoto- 
graphien vorhanden.  Die  optischen  Einrichtungen  stammen 
in  der  Hauptsache  von  der  Firma  Carl  Zeiß,  Jena.  Ein  be- 
sonderer Glühraum  gestattet  Glüh-  und  Schmelzversuche. 
Das  Glühen  erfolgt  in  elektrischen  Oefen.  In  dem  Fein- 
meßraum gestatten  die  Einrichtungen,  Abkühlungs-  und 
Erstarrungskurven  automatisch  photographisch  auf- 
zuzeichnen. Der  metallurgische  Schmelzraum  zeigt  fol- 
gende Einrichtung.  Es  ist  vorhanden  ein  Tiegelschmelz- 
ofen zur  Herstellung  von  Legierungen,  ein  Schmiedefeuer, 
ein  kleiner  Gasschmelzofen,  System  Roeßler,  zur  Er- 
zeugung kleiner  Mengen  leichtflüssiger  Legierungen,  ein 
Qasgebläsemuffelofen  und  ein  Gasgebläsetiegelschmelz- 
ofen Die  Abteilung  5  für  allgemeine  Chemie  zeigt  im 
allgemeinen  die  Einrichtungen  eines  chemischen  Labo- 
ratoriums. Unter  den  besonderen  Räumen  sind  hervor- 
zuheben solche  für  Wasseranalyse  und  Alkalibestimmung, 
für  Elektrolyse  und  Titration,  für  Schwefelwasserstoff  und 


für  Chlor.  Sehr  reich  ist  das  organische  Laboratorium  aus- 
gestattet. Ein  Raum  für  Gasanalyse  und  Kalorimetric, 
für  Wägerei  und  für  Verbrennung,  sowie  Spülräume  er- 
gänzen die  Einrichtungen. 

Als  letzte  Abteilung  ist  endlich  die  Abteilung  6  für 
Oelprüfung  zu  erwähnen,  die  sich  hauptsächlich  mit  der 
Prüfung  von  Petroleum,  Schmierölen  usw.  beschäftigt.  Die 
Abteilung  verfügt  über  einen  Wägeraum,  Flammpunkts- 
raum, Schwefelwasserstoffraum,  Dampfdestillierraum, 
Photometrierraum,  Schießraum  und  Verbrennungsraum. 
Unter  den  zahlreichen  Apparaten  sind  zu  nennen  für  die 
Bestimmung  des  Flüssigkeitsgrades  solche  Systems  Engler 
imd  Nobel-Lamansky.  Für  Ermittlung  des  Fließvermögens 
in  der  Kläte  benutzt  man  zwei  U-Rohr-  und  Reagensglas- 
apparate. Auch  ist  ein  Apparat  zur  zollamtlichen  Prüfung 
der  Mineralöle  vorhanden.  Der  Schießraum  ist  mit  zwei 
Schießöfen  und  einem  Gebläsetisch  nebst  Lampe  aus- 
gerüstet.   Soweit  die  Abteilungseinrichtungen. 

Zum  Schluß  noch  einige  Angaben  über  die  Maschinen- 
und  Kesselanlagen.  In  dem  Kesselhaus  haben  drei  Doppel- 
kessel von  je  70  qm  Heizfläche  und  8V'9  Atm.  Ueberdruck 
Aufstellung  gefunden.  Die  Unterkessel  sind  mit  je  zwei 
Feuerrohren  ausgerüstet,  jedes  Feuerrohr  ist  mit  drei 
(jalloway  -  Rohren  versehen.  Als  Kesselmaterial  fand 
Siemens-Martin-Flußeisen  Verwendung.  Jeder  Doppel- 
kessel besitzt  am  hinteren  Ende  einen  Heringschen  Dampf- 
überhitzer. Die  Fundamente  für  die  Kesselfüße  sind  40 
imd  65  cm  stark.  Die  Kessel  werden  durch  zwei  wage- 
rcchte,  vierfach  wirkende  Automat-Dampfpumpen,  System 
Schwade,  gespeist.  Der  Injektor  ist  ein  Restarting-Injektor 
für  50  1  in  der  Minute  bei  1  m  Saughöhe  mit  besonderem 
Dampfabsperr-  und  Rückschlagventil.  Für  den  Betrieb  der 
Dynamomaschinen  sind  zwei  liegende  Tandem-Dampf- 
maschinen mit  Kondensation  vorhanden.  Die  Höchst- 
leistung jeder  Maschine  beträgt  QO  eff.  PS  bei  120  Um- 
drehungen per  Minute,  8  Atm.  Eintrittsspannung  und 
0,11  Gesamtfüllung.  Die  gewöhnliche  Leistung  stellt  sich 
auf  eff.  65  PS.  Die  Hochdruckzylinder  besitzen  eine 
zwangläufige  Ventilsteuerung;  die  Niederdruckzylinder 
eine  Ventilsteuerung  mit  feststehender  Expansion.  Für 
die  elektrische  Anlage  ist  Gleichstrom  mit  einer  Betriebs- 
spannung von  220  Volt  gewählt  worden.  Die  beiden 
Dynamomaschinen  als  Nebenschlußmaschinen  können  bei 
220  Volt  Spannung  dauernd  273  Amp.  abgeben.  Die  Um- 
drehungszahl beträgt  550  in  der  Minute.  Für  die  Ladung 
der  Akkumulatoren  ist  eine  Zusatzmaschine  vorhanden. 
Die  Akkumulatorenbatterie,  welche  nachts  die  Beleuch- 
tung zu  übernehmen  hat,  besteht  aus  120  Elementen  mit 
einer  Kapazität  von  567  Amperestunden  bei  dreistündiger 
Entladung  und  18Q  Ampere  höchster  Entladestromstärke. 
Eine  große  Telephonanlage  mit  etwa  80  Sprechstellen  ver- 
bindet alle  Arbeitsstellen  des  Amtes  miteinander.  Be- 
trachtet man  die  Gesamtanlage  des  Kgl.  Materialprüfungs- 
amtes, so  wird  man  diese  als  mustergültig  bezeichnen 
dürfen  Schon  heute  nehmen  die  Arbeiten  des  Kgl.  Mate- 
rialprüfungsamtes, die  periodisch  veröffentlicht  werden, 
wegen  ihres  hohen  wissenschaftlichen  Wertes  in  der 
Technik  eine  erste  Stellung  ein  und  hat  die  Industrie 
schon  manchen  reichen  Gewinn  aus  diesen  Arbeiten  ge- 
zogen. An  diesen  ungewöhnlichen  Erfolgen  hat  der 
Schöpfer  und  Gründer  des  Kgl.  Materialprüfungsamtes 
F^rof.  A.  Martens  einen  hervorragenden  Anteil,  und  es  steht 
zu  hoffen,  daß  in  der  Zukunft  noch  manche  für  Theorie 
und  Praxis  gleichbedeutende  wissenschaftliche  Arbeit  aus 
dem  Kgl.  Materialprüfungsamt  hervorgehen  wird. 


166  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911   .  Heft  11 


Die  volkswirtschaftlichen  und  technischen  Aufgaben 
der  Gemeinde-Verwaltungen 

Von  Regierungsassessor  Dr.  Cl.  HEISS,  Treptow  b.  Berlin. 


Die  Verwaltung  eines  großstädtischen  Gemeinwesens 
zeitigt  Jahr  für  Jahr  soviel  neue  technische  Probleme, 
daß  es  nicht  bloß  für  jeden  K'ommunaltechniker,  sondern 
für  jeden  Techniker  überhaupt  außerordentlich  wertvoll 
sein  muß,  regelmäßig  darüber  unterrichtet  zu  werden. 
Eine  solche  jährliche  Berichterstattung  gewinnt  um  so 
größere  Bedeutung,  wenn  sie  für  die  technischen  Probleme 
die  wirtschaftlichen  Grenzen  absteckt  und  sie  unter  dem 
Gesichtspunkt  der  wirtschaftlichen  Zweckmäßigkeit  erörtert. 
Zwei  angesehene  Kommunalpolitiker,  Dr.  Hugo  Lindemann 
in  Degerloch  bei  Stuttgart,  der  (durch  eine  Anzahl  größerer 
.Werke  über  kommunalpiolitische  Dinge  bekannt  geworden 
ist,  und  Dr.  Alb.  Südekum  in  Berlin,  der  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  die  auch  in  bürgerlichen  Kreisen  angesehene 
„Kommunale  Praxis"  vor  allem  zur  Orientierung  der  so- 
zialdemokratischen Gemeindevertreter  herausgibt,  haben 
sich  mit  einem  Stab  praktischer  Gemeindebeamten  ver- 
einigt, um  ein  „Kommunales  Jahrbuch"  herauszugeben 
(3.  Jahrgang,  Jena  1910,  Gustav  Fischer,  XII  und  847  sowie 
XVII,  XXVI  und  LXX  S.  Tabellen  gr.  8«,  Preis  broschiert 
16  M,  geb.  18  M),  dessen  drei  erste  uns  vorliegende  Jahr- 
gänge beweisen,  daß  es  die  Herausgeber  im  Verein  mit 
ihren  Mitarbeitern  verstanden  haben,  diesen  schwierigen 
Aufgaben  gerecht  zu  werden.  Es  sei  von  vornherein  darauf 
hingewiesen,  daß  die  Zugehörigkeit  der  beiden  Heraus- 
geber zur  sozialdemokratischen  Partei  auf  den  Inhalt  des 
gediegenen,  mühevollen  Werkes  nicht  den  allermindesten 
Einfluß  gehabt  hat,  wofür  ja  auch  schon  die  Mitarbeit 
von  Gemeindebeamten  in  angesehener,  verantwortungs- 
voller Stellung  garantiert.  Es  ist  vor  allem  das  Bestreben 
der  Herausgeber,  in  erster  Linie  lein  möglichst  vollständiges 
Bild  dessen  zu  geben,  was  von  den  deutschen  Gemeinde- 
verwaltungen auf  ihren  vielverzweigten  Gebieten  tatsäch- 
lich geleistet  wird.  Das  hier  vorgeführte  Tatsachenmate- 
rial kann  für  die  allerverschiedensten  Zweige  der  Technik, 
Volkswirtschaft  und  Finanzwissenschaft  als  eine  geradezu 
unerschöpfliche  Fundgrube  bezeichnet  werden.  Sodann 
sind  alle  Mitarbeiter,  soweit  ich  es  überblicken  kann,  für 
jeden  Sonderzweig  des  von  ihnen  bearbeiteten  Gebietes 
bemüht,  die  erreichten  Fortschritte  herauszuheben  und  die 
Tendenzen  nachzuweisen,  die  weitere  Fortschritte  er- 
warten lassen. 

So  wird  z.  B.  im  vorigen  Jahrgang  unter  dem  Stich- 
wort Rieselfelder  hervorgehoben,  daß  man  die  ursprüng- 
lich^ mit  großer  Begeisterung  eingeführte  künstliche  Rei- 
nigung der  Kloaken-Abwässer  wieder  aufgegeben  hat  und 
zur  Bodenberieselung  übergegangen  ist,  die  in  Dortmund 
auch  gut  rentierende  landwirtschaftliche  Erträge  ab- 
geworfen hat.  In  diesem  Jahrgange  wird  hervorgehoben, 
daß  die  Rieselfelder  der  Stadt  Charlottenburg  ohne  Nach- 
teil weder  für  die  Landwirtschaft  noch  für  den  beabsich- 
tigten Zweck  viermal  soviel  Abwässer  pro  Hektar 
aufnehmen  wie  die  der  Stadt  Berlin.  Charlottenburg  kostet 
daher  die  Beseitigung  von  1  cbm  Abwasser  trotz  hoher 
Grunderwerbungskosten  (2520  M  pro  ha)  0,9  Pf.,  Berlin 
dagegen  2,3  Pf.  Diese  Beispiele  zeigen,  wie  rein  tech- 
nische Fragen  auch  unter  volkswirtschaftlichen  Gesichts- 
punkten behandelt  werden  können  und  müssen. 

Für  Beamte  im  Dienste  der  Kommunen  ist  ein  be- 
sonderer Vorzug  des  Werkes  der,    daß   es  kurze,  das 


Wesentliche  der  Referate  und  Verhändlungen  im  Auszuge 
zusammenfassende  Berichte  über  die  ungemein  zahlreichen 
Kongresse  enthält,  die  sich  mit  Gemeindeangelegenheiten 
einzelner  Provinzen,  Länder  oder  gar  international  befaßt 
haben.  Ferner  werden  die  bezüglichen  Gesetze,  Verord- 
nungen und  Statuten  des  Reichs,  der  Bundesstaaten  und 
der  einzelnen  Städte,  die  im  Berichtsjahr  erlassen  oder  in 
den  Parlamenten  verhandelt  worden  sind,  für  die  Staaten 
im  Wortlaut,  für  die  Städte  in  ausreichenden  Auszügen 
wiedergegeben. 

Im  Berichtsjahr  sind  besonders  hervorzuheben  die  für 
Preußen  durch  Verfügung  des  Ministers  der  öffentlichen 
Arbeiten  vom  11.  Oktober  1909  erlassenen  neuen  Leit- 
sätze und  Hinweise  zu  den  Baupolizeiverordnungen  für 
das  platte  Land  und  die  neue  württembergische  Bau- 
ordnung vom  28.  Juli  1910.  Die  zu  diesen  Abschnitten 
gegebenen  überaus  reichhaltigen  Literaturnachweise  sind 
um  so  wertvoller,  als  sie  eine  knappe  Inhaltsangabe  der 
angeführten  Bücher  enthalten. 

Das  Werk  ist  in  zwei  Hauptteile  gegliedert,  von  denen 
der  zweite  sämtliche  Städte  mit  tnehr  als  5000  Einwohnern 
in  alphabetischer  Reihenfolge  behandelt.  Dieser  zweite 
Teil  soll  von  jetzt  ab  nur  in  größeren  Zwischenräumen 
vollständig  erneuert  werden.  Die  vorliegende  Ausgabe 
enthält  deshalb  nur  einen  Nachtrag  zu  dem  im  vorigen 
Jahr  in  einer  Stärke  von  679  Seiten  erschienenen  Haupt- 
teil. Im  ersten  Teil  werden  in  Gesamtübersichten  be- 
handelt: die  Organisation  des  Gesundheitswesens,  die 
Städtereinigung,  die  Fürsorge  für  die  Ernährung,  das 
Badewesen,  die  Bekämpfung  der  Krankheiten,  Städtebau 
und  Wohnungswesen,  die  Volksschule,  die  höheren  Schulen, 
die  Fortbildungsschule,  die  Fürsorgeerziehung,  die  Schul- 
gesundheitspflege, das  Volksbildungswesen,  al'gcmcine  und 
spezielle  Arbeiterpolitik,  kommunale  Beamten,  das  Armen- 
wesen, die  Wirtschaftspflege,  das  Finanz-  und  Steuer-, 
Polizei-  und  Feuerlöschwesen.  Kommunales  Verfassungs- 
und Verwaltungsrecht,  sowie  eine  Abhandlung  über  die 
Frau  in  der  Gemeindeverwaltung  und  statistische  Aemter 
bilden  nebst  Sammlungen  von  Ortsstatuten  und  Polizei- 
verordnungen und  einem  Literaturnachweis  den  Schluß 
des  ersten  Teils. 

Wie  schon  diese  reiche  Inhaltsübersicht  zeigt,  wird 
der  Kommunalbeamte  und  Kommunaltechniker  das  viel- 
seitige, inhaltsreiche  Werk  selten  zu  Rate  ziehen,  ohne, 
wenn  nicht  gerade  die  gesuchte  Auskunft,  so  doch  durch 
die  Schilderung  ähnlicher  Einrichtungen  wertvolle  -An- 
haltspunkte für  seine  Zwecke  zu  finden. 

An  der  Hand  des  Kommunalen  Jahrbuchs  läßt  sich 
verfolgen,  wie  mit  dem  Wachstum  der  Bevölkerung  auf- 
strebender Großstädte  kommunale  Einrichtungen,  die  bei 
ihrer  ersten  Errichtung  als  Hilfsorgane  gedacht  waren, 
sich  differenzieren  und  integrieren.  Zuerst  wird  ein  Schul- 
arzt angestellt,  dann  kommt  der  Schulzahn-  und  Augca- 
arzt  dazu.  Neben  die  Fleischbeschau  tritt  die  regelmäßige 
Milchkontrolle.  Der  Seuchenschutz  erfordert  bakterio- 
logische Untersuchungsinstitute  und  Desinfektionsanstalten. 
Alle  diese  hygienischen  Anstalten,  in  die  sich  der  Stadtarzt 
unserer  Väter  und  Großväter  differenziert  hat,  streben 
nunmehr  nach  der  Intcgricrung  im  städtischen  Gesund- 
heitsamt mit  einer  mit  Exekutive  ausgestatteten  Zentral- 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


167 


Verwaltung,  zahlreichen  Assistenten  und  Hilfsbeamten. 
Nicht  bloß  der  Techniker,  sondern  auch  der  Vorstand 
des  Gesundheitsamts  verlangt  mit  Redht  Sitz  und  Stimme 
im  Stadtmagistrat.  Eine  von  Dr.  Qottstein  für  Char- 
lottenburg vorgeschlagene  Zentralisierung  des  ärztlichen 
Dienstes  unter  Anfügung  eines  Bureaus  wurde  von  den 
Aerzten  nicht  bloß  wegen  des  zu  befürchtenden  entgehenden 
Verdienstes,  sondern  vor  allem  auch  wegen  der  damit  verbun- 
denen bureaukratischen  Verknöcherung  energisch  bekämpft. 

Besonders  wertvoll  für  den  Techniker  sind  natürlich 
die  Abschnitte  über  das  Badewesen,  in  denen  die  Anlage 
städtischer  Hallenschwimmbäder  und  Licht-  und  Luft- 
bäder, sowie  die  Wiederverwendung  gebrauchten  Bassin- 
wassers erörtert  werden,  aus  dem  Kapitel  Begräbniswesen 
die  Friedhoffrage  in  Charlottenburg  und  Hagen  und  die 
Feuerbestattung,  der  ganze  Abschnitt  über  Städtebau  und 
JVohnungswesen,  insbesondere  die  Erleichterung  des 
Kleinhausbaues  in  Baden  und  Württemberg  und  die  Ver- 
teuerung des  Bauaufwandes  der  Kleinhäuser  durch  Bau- 
ordnungen, die  Ausführungen  über  Bebauungsplan,  Schatz 
des  Ortsbildes,  Bodenpolitik,.  Eingemeindungen,  Vorort- 
fragen, Gartenstädte,  Spiel-  und  Erholungsplätze,  Woh- 
nungsaufsicht, Wohnungsbau,  Wohnungsnachweis,  Woh- 
nungsverhältnisse und  Wohnungsstatistik.  Ein  muster- 
gültiges Hallenschwimmbad  für  Männer  und  Frauen  mit 
Brause-  und  Wannen-  sowie  hygienischen  Bädern  hat  die 
Stadt  Darmstadt,  ein  Luft-  und  Lichtbad  im  städtischen 
Zeisigwald  unmittelbar  neben  dem  Spielplatz  die  Stadt 
Chemnitz  errichtet.  Die  Grundrisse  veranschaulichen  den 
Text.  Das  badische  Ministerium  hat  für  Kleinhausbauten 
von  höchstens  120  qm  und  höchstens  zwei  Geschossen  weit- 
gehende baupolizeiliche  Erleichterungen  vorgeschrieben. 
Auch  die  neue  württembergische  Bauordnung  erleichtert 
den  Kleinhausbau  wesentlich.  Auf  dem  7.  Verbandstag 
des  Verbandes  westfälischer  Baugenossenschaften  hat  Re- 
gierungsbaumeister Hellweg  einen  Vortrag  über  die  Ver- 
teuerung des  Bauaufwandes  der  Kleinhäuser  durch  Bau- 
ordnungen gehalten,  dessen  kurze  Inhaltswiedergabe  durch 
anschauliche  Diagramme  illustriert  ist.  Gegenüber  dem 
Vorschlage  des  westfälischen  Vereins  wird  ein  freistehendes 
(eingebautes)  Doppelhaus  verteuert  in  Münster  um 
1368,63  M  (1949,01  M),  in  Minden  um  718  M  (757,62  M) 
und  in  Arnsberg  um  1329,31  M  (1326,11  M). 

Diese  Beispiele  mögen  genügen,  um  dem  Techniker 
ein  Bild  des  reichhaltigen  Inhalts  zu  geben,  den  ihm  das 
Werk  bietet.  Auch  das  ganze  Kapitel  Wirtschaftspflege,  in 
dem  die  Elektrizitäts-,  Gas-  und  Wasserversorgung  sowie 
das  Verkehrswesen  behandelt  werden,  verdienen  sein  ein- 
gehendes Studium.  Immer  wieder  muß  betont  werden, 
daß  das  Buch  für  den  vorwärtsstrebenden  Techniker  ge- 
rade deshalb  so  wertvoll  ist,  weil  es  alle  technischen 
Fragen  in  erster  Linie  unter  wirtschaftlichen  Gesichts- 
punkten behandelt  und  ihm  so  zum  Bewußtsein  bringt, 
wie  wertvoll  volkswirtschaftliche  Kenntnisse  sind. 

Die  beiden  Kapitel  über  Arbeiterpolitik,  die  sich  mit 
der  Arbeitslosen-Versicherung,  den  Arbeitslosen-Zählungen, 
Notstandsarbeiten,  dem  Arbeitsnachweis,  der  Arbeitsruhe 
im  Handelsgewerbe,  dem  Bauarbeiterschutz,  den  Gewerbe- 
und  Kaufmannsgerichten,  den  Rechtsauskunftstellen,  den 
sozialen  Kommissionen  (in  Essen  und  Freiburg  i.  B.),  dem 
Submissions-  und  Versicherungswesen,  demVerbandstag  der 
Gemeinde-  und  Staatsarbeiter,  den  zahlreichen  städtischen 
Arbeitsordnungen  und  Arbeiterausschüssen,  der  Arbeits- 
zeit, der  Lohnpolitik,  dem  Ruhelohn  und  der  Hinterblie- 
benen-Fürsorge sowie  mit  dem  Urlaub  städtischer  Arbeiter 
befassen,  bieten  jedem  Sozialpolitiker  und  insbesondere 
allen  Gewerkschaftsbeamten  wertvolles,  an  Anregungen 
reiches  Material. 


Das  ist  in  wenigen  Worten  eine  summarische  Ueber- 
sicht  über  den  überaus  reichen  und  vielseitigen  Inhalt 
des  ersten  Bandes  des  Kommunalen  Jahrbuches,  der  es  zu 
einem  unentbehrlichen  Nachschlagewerk  für  jeden  Ge- 
meindebeamten, Sozialpolitiker  und  Volkswirt  macht. 

Was  der  zweite  Teil  bietet,  wollen  wir  an  einigen, 
Beispielen  zeigen.  Wir  finden  da  auf  Seite  729,  daß  die 
clsässische  Stadt  Bischweiler  95  ha  eigenen  Grundbesitz 
und  8279  Einwohner  hat.  Die  Geburtenhäufigkeit  ist  24, 
worunter  20  Prozent  uneheliche,  die  Sterblichkeit  34.  Der 
Etat  balanciert  mit  240  000  M.  Einem  Vermögen  von 
34  742  M  stehen  210  712  M  Schulden  gegenüber.  Die 
städtische  Kanalisation  ist  6  km  lang.  Für  das  Schlacht- 
haus werden  20  000  M,  für  die  Armenpflege  4400  M  oder 
50  Pf.  pro  Einwohner  ausgegeben.  In  der  Volksschule 
kommen  auf  die  Klasse  55  Schüler,  sie  erfordert  einen 
Zuschuß  von  29  000  M.  Demgegenüber  beträgt  in  der 
schlesischen  Industriestadt  Bismarckhütte  mit  22  066  Ein- 
wohnern die  Geburtenhäufigkeit  50,  worunter  3,6  Prozent 
uneheliche,  die  Sterblichkeit  22,6  pro  Mille,  die  Säug- 
lingssterblichkeit 214.  Die  Nahrungsmittel  werden  durch 
das  Hygienische  Institut  Beuthen  untersucht,  und  es  ist 
eine  regelmäßige  Milchkontrolle  eingerichtet.  Es  besteht 
ein  Ortsstatut  gegen  Verunstaltung  des  Ortsbildes.  Der 
gesamte  Armenaufwand  beträgt  32  000  M  oder  1,45  M 
pro  Einwohner.  In  der  Volksschule  werden  von  70  Lehrern 
in  ebensoviel  Klassen  2268  Knaben  und  2071  Mädchen 
oder  62  Schüler  pro  Klasse  unterrichtet.  Der  Zuschuß 
beträgt  210  000  M,  oder  rund  49  M  pro  Schüler.  Arme 
Kinder  erhalten  Frühstück.  Es  bestehen  drei  Brausebäder 
für  Schüler.  In  der  Fortbildungsschule,  die  4000  M  Zu- 
schuß oder  14  M  pro  Schüler  erfordert,  werden  von 
14  Lehrern  480  Schüler  oder  pro  Klasse  40  Schüler  unter- 
richtet. Die  Haushaltungsschuie  besuchen  60  Schüler,  denen 
drei  Lehrerinnen  in  ebensoviel  Klassen  Unterricht  erteilen. 
Für  zwei  Volksunterhaltungsabende  gibt  die  Stadt  einen 
Zuschuß  von  200  M.  Zum  Vergleich  sei  noch  angeführt, 
daß  Bielefeld  mit  seiner  wohlorganisierten  Armenpflege 
eine  noch  höhere  Armenlast,  nämlich  2,60  M  pro  Ein- 
wohner, hat. 

Viel  ausführlicher  sind  die  in  die  Hauptrubriken 
Finanzen,  Straßenreinigung,  Volksernährung,  Badewesen, 
Parks  und  Anlagen,  Gesundheitswesen,  Wohnungswesen, 
Sozialpolitik,  Wirtschaftspflege,  Armenwesen,  Bildungs- 
wesen, Polizei  und  Feuerwehr  gegliederten  Nachweise  für 
die  Städte  über  30  000  Einwohner.  Bei  ihnen  kommen 
noch  dazu:  Gemeindezeitung,  Statistische  Aemter  und 
Plakatwesen.  Ferner  ist  meist  nach  einer  einheitlichen, 
iibersichtlichen  Anordnung  der  Etat  wiedergegeben. 

Das  Material  zu  dieser  überaus  knappen  aber  ebenso 
eindringlichen  Schilderung  der  gesamten  Verwaltung  der 
behandelten  Städte  ist  durch  zahlreiche  Fragebogen  von 
den  Städten  direkt  erhoben  oder,  wo  diese  nicht  beant- 
wortet wurden,  den  Verwaltungsberichten  und  anderen 
Quellen  entnommen  worden. 

All  die  hier  behandelten,  überaus  vielseitigen  Tat- 
sachen gewinnen  erst  Leben  und  geben  ein  anschauliches 
Bild  von  den  vorwärtsstrebenden  Kräften  der  Selbstver- 
waltung, die  in  unsieren  Städten  rührig  am  Werke  sind, 
wenn  man  sie  miteinander  vergleicht  Dieser  interessanten 
Aufgabe  muß  sich  der  geschätzte  Leser  selber  unterziehen. 

Der  Zweck  dieser  Zeilen  wäre  erreicht,  wenn  ich  alle 
Leser  dieser  Zeitschrift  davon  überzeugt  hätte,  daß  ihnen 
hier  ein  gediegenes,  leistungsfähiges  und  für  die  mannig- 
faltigsten Zwecke  anwendbares  Handwerkszeug  für  den 
täglichen  Gebrauch  geboten  wird. 


168 


DEUTSCHE  TECHNIKEF^-ZEITUNQ  1911 


Heft  1.1 


Der  Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte*^ 

Von  Privatdozent  Dr.  A.  GÜNTHER 


Der  vorliegende  Entwurf  hat  innerhalb  der  sozial- 
politisch interessierten  Kreise  eine  derart  neue  und  merk- 
würdige Gruppierung  hervorgerufen,  daß  man  ihm  gerade 
deshalb  vielleicht  eine  günstige  Diagnose  stellen  darf.  Die 
großen  Organisationen  der  Industriellen,  der  Zentralver- 
band der  Handlungsgehilfen,  mit  diesem  eine  die  Minorität 
der  Privatangestellten  vertretende  ,,Ereie  Vereinigung", 
dann  die  Versicherungsanstalten  und  der  Deutsche  Privat- 
beamtenverein haben  sich  hier  in  der  Opposition  gegen 
das,  was  die  große  Mehrheit  der  beteiligten  Kreise  als 
gute  und  brauchbare  Grundlage  ihrer  Versicherung  an- 
sieht, zusammengefunden.  Soviel  ich  sehe,  sind  vor- 
wiegend vier  Gesichtspunkte  gegen  den  Entwurf 
geltend  gemacht  worden,  die  sich  untereinander  vielfach 
aufheben  dürften: 

Einmal  befürchtet  ein  Teil  der  Unternehmer  eine 
bedeutende  Mehrbelastung;  umgekehrt  ist  man  in 
den  Kreisen  der  ,,Ereien  Vereinigung"  der  Meinung,  daß  eine 
U  e  b  e  r  w  ä  1  z  u  n  g  und  damit  «Jie  ausschließliche  Belastung 
der  Angestellten  zustande  kommt.  Nachdem  der  Entwurf 
—  leider  —  dem  Drängen  gerade  dieser  Kreise  auf  Herab- 
setzung der  Prämien  Folge  leistete,  kann  man  sich  jetzt 
nicht  genug  tun  mit  Vorführung  der  geringen  Leistungen! 

Zweitens  erwartet  die  Großindustrie  mit  Recht 
eine  Schädigung  ihrer  Werkpensionskassen,  deren 
freizügigkeitsfeindliche  Tendenz  der  Entwurf  bedroht.  Man 
leistet  in  diesen  Betrieben,  was  gewiß  anzuerkennen  ist, 
vielfach  Außerordentliches  zur  Sicherstellung  der  Beamten, 
benutzt  aber  die  Kassen  gleichzeitig  zu  einem  starken 
Druck  auf  den  Angestellten.  Die  an  erster  Stelle  genannten 
Arbeitgeber,  die  meist  über  Mittel-  und  Kleinbetriebe  ver- 
fügen —  besonders  die  Detaillistenverbände  haben  Front 
gemacht  — ,  bedenken  nicht,  wie  sehr  eine  allgemeine 
Versicherung  das  Uebergewicht  der  kapitalkräftigen  Groß- 
industrie beeinträchtigen  wird,  der  das  Privileg  der  Sonder- 
kassen und  der  Risikenauswahl  geschmälert  wird. 

Daß  drittens  der  Deutsche  Privatbeamtenverein,  der 
eine  besonders  lebhafte  Agitation  gegen  das  Gesetz  unter- 
nimmt, in  eigner  Sache  handelt,  liegt  auf  der  Hand. 
Wir  erkennen  seine  bedeutenden  Versicherungsleistungen 
an,  halten  aber  das  Standesinteresse  für  wichtiger  als 
diese  Selbsthilfeeinrichtungen,  die  der  Angestellte  meist 
ohne  Unterstützung  seines  Arbeitgebers  bezahlen  muß. 
Auf  dem  gleichen  Blatte,  aber  noch  weniger  berechtigt, 
steht  die  Sonderbündelei  des  Verbandes  Deutscher  Diplom- 
ingenieure, dem  erfreulicherweise  andere  Akademiker-Or- 
ganisationen nicht  zur  Seite  getreten  zu  sein  scheinen. 

Die  vierte  Richtung  endlich  bekämpft  nicht  den 
Gedanken  einer  weitergehenden  Versicherung  als  solchen, 
sie  will  ihn  nur  innerhalb  der  geltenden  Invaliden- 
versicherung verwirklicht  sehen.  Für  recht  bedenk- 
lich halten  wir  den  Sukkurs,  der  dieser  Idee  gerade 
jetzt  aus  Arbeitgeberkreisen  wird.  Lange  Jahre  hörte 
man,  daß  maßgebende  Unternehmerorganisationen  dem 
Spezialgesetz  vor  dem  Ausbau  den  Vorzug  geben.  War 
das  so,  weil  damals  die  Versichcrungsordnung  zur 
Debatte  stand  und  damit  die  theoretische  Möglich- 
keit der  Einführung  neuer  Lohnklassen,  einer  herab- 
gesetzten Altersgrenze  und  der  Berufsinvalidität  ge- 
geben war?  Während  heute,  nachdem  der  Ausbau- 
gedanke —  gewiß  bedauerlicherweise,  denn  er  steht  an 


sich  der  Zusatzkasse  nicht  entgegen  —  als  erledigt  gelten 
muß  und  für  die  letztere  ein  lebensfähiger  Entwurf  vor- 
liegt, die  ganze  Stoßkraft  sich  gegen  diesen  letzteren  zu 
richten  hat?  —  Ein  solcher  Frontwechsel  müßte  allerdings 
gerade  den  Organisationen  zu  denken  geben,  die  aus  all- 
gemeinen sozialpolitischen  Sentiments  eine  Standes- 
zu  Satzversicherung  verwerfen,  nur  deshalb,  weil 
hier  endlich  einmal  eine  Aktion  ausschließlich  den  Privat- 
angestellten zugute  kommen  soll. 

Unter  den  Aeußerungen  bewährter  Fachleute,  welche 
die  Tages-  und  Fachzeitungen  in  reicher  Fülle  brachten, 
sind  jene  des  Reichstagsabgeordneten  Dr.  Stresemann 
und  von  Prof.  Dr.  Moldenhauer  besonders  zu  er- 
wähnen. Beide  stehen  sich  in  wesentlichen  Fragen  gegen- 
über; einige  der  von  Moldenhauer  gegen  den  Entwurf 
vorgebrachten  Gründe  erledigen  sich  bereits  durch  die 
obige  Zusammenfassung;  wenn  in  der  Standesversiche- 
rung eine  ,, soziale  Ungerechtigkeit"  gegen  die  Arbeiter- 
-  klasse  erblickt  wird,  so  sollte  doch  die  ganze  Geschichte 
der  sozialen  Gesetzgebung,  die  stets  vorwiegend  Arbeiter- 
gesetzgebung war,  dem  entgegenstehen,  nicht  weniger  die 
Tatsache,  daß  die  Interessen  des  Arbeiters  doch,  nicht  an- 
nähernd im  gleichen  Maße  wie  die  des  Angestellten  die 
Berufsinvaüdität,  das  65.  Lebensjahr  und  erhöhte  Renten 
verlangen. 

Hauptargumente  entnimmt  Moldenhauer  weiterhin  dem 
Eingriff  des  Entwurfs  in  das  Werkkassenwesen,  ohne 
dessen  Schäden  zu  erwähnen,  und  den  beträchtlichen  Ver- 
waltungskosten,  die  er  mir  etwas  zu  überschätzen  scheint. 
Demgegenüber  schließt  sich  Stresemann  in  wich- 
tigen Punkten  der  Ansicht  der  großen  Angestelltenver- 
verbände  an.**)  Jedenfalls  bezeichnet  er  es  mit  dem  Führer 
der  nationalliberalen  Partei,  Abg.  Bassermann,  ,,als 
communis  opinio  der  gesamten  bürgerlichen  Parteien,  daß 
dieser  Gesetzentwurf  noch  von  dem  jetzigen  Reichstag 
erledigt  werden  müsse". 

Endlich  hat  Dr.  P  o  1 1  h  o  f  f ,  der  ja  auch  in  diesen 
Blättern  das  Wort  genommen  hat,  Denkschrift  und  Ent- 
wurf kritisch  gegenübergestellt.***)  Die  Frage  der  Nicht- 
einbeziehung  wichtiger  Gruppen  der  Privatangestellten  ist 
durch  die  Motive  zum  Gesetzentwurf  sowie  durch  offiziöse 
und  wissenschaftliche  Interpretation  des  §  1  einigermaßen 
geklärt.  Dagegen  bleibt  grundlegende  Forderung  die  Ver- 
sicherung" aller  Privatangestellten,  auch  derer  mit  mehr 
als  5000  M  Einkommen,  unter  Belassung  der  jetzigen 
Höchstklasse.  Die  Gleichsetzung  des  Personenkreises  mit 
jenen  der  Invalidenversicherung  ist  theoretisch  zu  fordern, 
hat  aber  mit  dem  Zustandekommen  des  Privatbeamten- 
Versicherungsgesetzes  nichts  zu  tun. 

Die  Beiträge  müssen  nach  der  2.  Denkschrift  geregelt 
werden,  um  die  dort  vorgesehenen  erhöhten  Leistungen 
der  Versicherung  zu  ermöglichen.  Das  bleibt  ein  Kern- 
punkt der  Forderungen,  dem  Herr  Roth  ebenfalls  an  dieser 
Stelle  schon  Ausdruck  verliehen  hat.  Nicht  kann  ich  diesem 
Gutachter  hinsichtlich  der  Frage  der  Selbstverwaltung  bei- 
stimmen, in  der  doch  die  guten  Erfahrungen  mit  den 
Berufsgenossenschaften  —  die  erst  kürzlich  anläßlich  des 


*)  Aus  der  „Sozialen  Praxis"  vom  2.  .Wärz  IQll. 
**)  Düsseldorfer  Zeitung  3.   Februar  IQll,  Allg.   Ztg.  für 
Chemnitz  und  Umgegend. 

*••)  Frankf.  Ztg.  27.  Januar  1911. 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


169 


Jubiläums  von  amtlicher  Seite  naclidrücklich  hervor- 
gehoben wiorden  sirJd  —  verwertet  werden  müßten.  Dagegen 
ist  die  Frage  der  Ersatzinstitute  grundsätzlich  richtig  an- 
gefaßt, wenn  auch  noch  .zahlreiche  Detailvorschriften  durch 
den  Bundesrat  notwendig  sein  werden. 

Unerläßlich  ist  endlich  die  volle  Einbeziehung  der  auf 
Privatdienstvertrag  bei  Behörden  Angestellten.  Staat  und 
Gemeinde  dürfen  von  einer  Last,  die  man  der  Privat- 
industrie auferlegt,  nimmermehr  ausgenommen  werden, 

Bundesrat  und'  Reichstag  stehen  vor  der  Entscheidung,  oh 
eine  sozialpolitisch  fast  unfruchtbare  Oesetzgebungsperiode 


 'ia 


H  ::      WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  H  :: 


Neue  Bestimmungen  über  Freifahrt-Gewährung  bei  den 
preußischen  Staatseisenbahnen 

Neue  Bestimmungen  zur  Freifahrtordnung,  gültig  vom 
1.  Januar  1911  ab,  sind  von  dem  Herrn  Minister  der  öffent- 
lichen Arbeiten  herausgegeben.  Nach  einer  diesbezüglichen 
besonderen  Verfügung  sollen  den  mittleren  Beamten,  wozu 
im  Sinne  der  Freifahrtordnung  auch  die  mittleren  Hilfs- 
bediensteten, wie  Architekten,  Ingenieure,  Bauassistenten, 
technische  Bureaugehilfen  usw.  zählen,  außer  der  freien 
Fahrt  für  den  in  der  Regel  alljährlich  zu  bewilligenden  Er- 
holungsurlaub, für  kurze  Reisen  zum  Besuch  von  Ver- 
wandten, zur  Teilnahme  an  Familienfesten,  für  Ausflüge  an 
Sonn-  und  Festtagen  und  zu  ähnlichen  Zwecken  höchstens 
fünfmal  im  Kalenderjahr  freie  Fahrt  gewährt  werden.  Nur 
ganz  besondere  Umstände,  wie  Todesfälle  naher  Ver- 
wandten, geben  die  Befugnis  auf  Bewilligung  weiterer 
Freifahrten.  Den  Inhabern  von  Freikarten  ist  es  erlaubt, 
weiterhin  diese  zu  persönlichen  Reisen  zu  benutzen.  Es 
wird  jedoch  besonders  darauf  hingewiesen,  daß  dies  nur 
in  mäßigem  Umfang  geschehen  darf.  Eine  Einschränkung 
der  Reisen  zum  Zweck  der  Belehrung  und  zur  Erweiterung 
des  Gesichtskreises  ist  nicht  beabsichtigt. 

Nach  den  Ausführungsbestimmungen  ist  Urlaub  in 
Verbindung  mit  freier  Fahrt  in  allen  Fällen  schriftlich  zu 
beantragen.  Die  Ausfertigung  von  Freischeinen  auf  münd- 
lichen Antrag  ist  unzulässig.  Unausgefüllte  Freischeinc, 
sogenannte  Blanketts,  dürfen  nicht  mehr  verabfolgt  werden. 

Deutsche  Freischeine,  d.  h.  solche,  die  nach  Stationen 
lauten,  die  außerhalb  des  preußisch-hessischen  Eisenbahn- 
gebietes liegen  in  Deutschland,  dürfen  nur  mit  vorheriger 
schriftlicher  Genehmigung  der  betreffenden  Eisenbahn- 
direktion ausgestellt  werden. 

Die  Länge  der  Fahrt  soll  in  einem  angemessenen 
Verhältnis  zur  Länge  des  Erholungsurlaubes  stehen. 

Den  mittleren  Beamten  usw.  soll  in  der  Regel  nur  freie 
Fahrt  innerhalb  Deutschlands  bewilligt  werden.  Anträge 
auf  Bewilligung  freier  Fahrt  nach  dem  Ausland  sollen  nur 
berücksichtigt  werden,  wenn  besonders  begründete  Fälle, 
wie  ärztlich  verordnete  Reisen  nach  Heilbädern,  vorliegen 
oder  wenn  es  sich  um  verdiente  ältere  Beamte  handelt. 

Für  in  den  Grenzgebieten  liegende  Eisenbahndirek- 
tionen kann  der  betr.  Präsident  einen  bestimmten  Teil 
des  angrenzenden  Auslandes  dem  Inland  bei  der  Ge- 
währung von  Freischeinen  gleichstellen.  Freie  Fahrt  für 
Angehörige  zur  Begleitung  erkrankter  Beamten  kann  ge- 
währt werden,  wenn  der  Beamte  infolge  der  Krankheit 
so  hilflos  ist,  daß  er  eine  ständige  Begleitung  auch  wirk- 
lich bedarf.  H. 


durch  Zustandekommen  des  Versicherungsgesetzes  für  die 
Privatangestellten  doch  noch  einen  guten  Abschluß  erfahren 
soll.  Unter  keinen  Umständen  dürfen  politische  Ge- 
sichtspunkte*) maßgebend  sein,  weder  hier  noch  dort. 
Nicht  um  die  Neuwahlen  handelt  es  sich,  sondern  um 
Einlösung  eines  Versprechens,  durch  das  sich  alle 
gesetzgeberischen  Faktoren  dem  Prival- 
angestelltenstande  verpflichtet  haben,  nicht  erst 
verpflichten  sollen. 

*)  Wie  dies  ausgesprochenermaßen  auf  der  jüngsten  Tagung 
des  Vereins  für  Versicherungswissenschaft  zutraf. 


i: 


H     ::  ::    STANDESBEWEGUNG    ::  ::  ;:  H 


Nach  dem  Reichsmarineamt  —   das  Kriegsministeriuni 

Vor  kurzem  mußten  wir  in  der  D.  T.-Z.  energisch  dar- 
über Beschwerde  führen,  daß  das  Reichsmarineamt  es  ab- 
lehnt, mit  außerhalb  stehenden  Berufsorganisationen  über 
die  Dienstverhältnisse  der  Werfthilfstechniker  zu  ver- 
handeln. Damals  brachten  wir  das  Reichsmarineamt  im 
Gegensatz  zum  preußischen  Kriegsministerium,  welches 
uns  noch  im  Jahre  1909  versicherte,  daß  es  die  Be- 
mühungen des  Verbandes  um  Besserstellung  seiner  Mit- 
glieder vollauf  würdigt.  Nun  haben  wir  am  28.  Dezember 
1910  eine  Eingabe  für  die  Intendanturbausekretäre  und  am 
3.  Januar  1911  für  die  auf  Privatdienstvertrag  angestellten 
Hilfsbautechniker  der  Militärbauämter  an  das  Kriegsmini- 
sterium gelangen  lassen,  in  der  Erwartung,  daß  dort  unsere 
gerechten  Forderungen  wohlwollende  Würdigung  finden. 

Es  scheint  aber  der  antisoziale  Geist  des  Reichsmarine- 
amtes auch  im  Kriegsministerium  eingezogen  zu  sein, 
denn  unter  dem  17.  Januar  erhielten  wir  nachstehende 
Antwort : 

Kriegsministerium.  Berlin  W.  66,  den  17.  Januar  1911 

Nr.  191/1.  11.  B  6.  Leipziger  Straße  5. 

Dem  Verband  bestätige  ich  hierdurch  den  Eingang  der 
beiden  Eingaben  vom  28.  Dezember  1910  und  3.  Januar  1911, 
die  Gehaltsstufen  der  Intendantur-Bausekretäre  sowie  die  Qehalts- 
und  Anstellungsbedingungen  der  Hilfsbautechniker  betreffend. 
Mit  dem  Verband  in  Erörterungen  über  die  zur  Sprache  ge- 
brachten Punkte  einzutreten,  muß  ich  zu  meinem  Bedauern 
grundsätzlich  ablehnen. 

An  Der  Kriegsminister, 

den  Deutschen  Techniker-  Im  Auftrage: 

Verband,  gez.  Staabs. 

hier. 

Das  Schreiben  ist  von  Herrn  Generalmajor  Staabs 
unterzeichnet.  Ob  der  Herr  Kriegsminister,  der  im  Jahre 
1909  uns  durch  seine  Unterschrift  bestätigte,  daß  wir  be- 
rechtigt sind,  die  Interessen  unserer  Mitglieder  auch  dem 
Kriegsministerium  gegenüber  zu  vertreten,  derselben  Mei- 
nung ist,  lassen  wir  einstweilen  unentschieden.  Wir  ver- 
langen nicht  unbedingt,  daß  das  Kriegsministerium  mit 
dem  Verband  in  Erörterungen  eintreten  wird,  obwohl  z.  B. 
der  bayerische  Kriegsminister  am  9.  Juli  v.  J.  in  der 
Kammer  der  Reichsräte  viel  freier  unsere  Petition  behan- 
delte und  die  Berechtigung  der  darin  geäußerten  Wünsche 
zum  größten  Teile  anerkannte.  Den  größeren  Nachdruck 
legen  wir  darauf,  daß  endlich  die  technischen  Privatange- 
stellten im  Bereiche  des  preußischen  Kriegsministeriums 
ihrer  Ausbildung  und  Tätigkeit  sowie  den  heutigen 
Lebensverhältnissen  entsprechende  Würdigung  finden. 
Sollte  diese  allerdings  wieder  ausbleiben,  dann  müßten 


170 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  11 


wir  mit  allen  Mitteln  dafür  sorgen,  daß  man  wenigstens 
im  Reichstage  zu  einer  Erörterung  unserer  Forderungen 
kommt 

Eiseiibahnministcriiim  und  Verein  deutscher  Ingenieure 

Mit  großer  Genugtuung  haben  die  Absolventen  (der 
staatlich  höheren  Fachschulen  und  von  diesen  besonders 
wieder  die  zunächst  beteiligten  technischen  Eisenbahn- 
sekretäre die  Entscheidung  des  preußischen  Eisenbahn- 
ministers begrüßt,  wonach  die  Eingabe  des  ,, Vereins  deut- 
scher Ingenieure"  gegen  die  beabsichtigte  Weiterbildung 
der  mittleren  technischen  Eisenbahnbeamten  auf  den  tech- 
nischen Hochschulen  in  Charlottenburg,  Hannover  und 
Danzig    die  gewünschte  Berücksichtigung  nicht  fand. 

Die  Entscheidung  des  Ministers  bedeutet  ja  eigentlich 
weiter  nichts  als  ein  Einlösen  des  seiner  Zeit  vom  Reichs- 
kanzler Fürsten  von  Bülow  anläßlich  der  Beamtenbesol- 
dungsreform dem  deutschen  Volke  gegebenenVersprechens, 
daß  zwecks  größerer  Ersparnisse  an  Gehältern  die  höheren 
Beamten  durch  mittlere  und  diese  wiederum  durch  untere 
entlastet  werden  sollen. 

In  den  Kreisen  der  mittleren  technischen  Eisenbahn- 
beamten können  die  Gründe,  welche  der  „Verein  deutscher 
Ingenieure"  in  seiner  Eingabe  an  den  Herrn  Minister  der 
öffentlichen  Arbeiten  anführt,  keineswegs  anerkannt 
werden. 

Wer  die  langwierige  Ausbildung  der  technischen  Prak- 
tikanten und  Eisenbahnsekretäre  kennt,  weiß,  daß  sie  nicht 
viel  schlechter  vorgebildet  sind  wie  die  Hospitanten,  die 
zum  Studium  auf  der  Hochschule  nur  die  Reife  für  Unter- 
prima und  ein  Jahr  Werkstattpraxis  benötigen.  Wie  sonder- 
bar muß  es  da  die  Beteiligton  berühren,  wenn  die  techni- 
schen Praktikanten  und  Eisenbahnsekretäre  auf  Grund 
ihrer  Vorbildung  bisher  ohne  weiteres  unsere  Hochschule 
als'  Hospitanten  besuchen,  auch  an  allen  Vorlesungen  teil- 
nehmen konnten  und  sie  nun  mit  einem  Male,  wo  ihnen 
offiziell  von  ihrer  Behörde  der  Besuch  einiger  Vorlesungen 
gestattet  wird,  nicht  befähigt  sein  sollten,  dem  Unterricht 
zu  folgen? 

In  der  Zeitschrift  des  „Verbandes  technischer  Eisen- 
bahnsekretäre" zeigt  eine  Zusammenstellung,  daß  die  drei 
technischen  Hochschulen  Charlottenburg,  Hannover  und 
Danzig  im  Wintersemester  1909/10  von  ca.  5300  Studieren- 
den und  Hörern  besucht  wurden.  Nun  kommen  nach 
dem  Bescheid  des  Herrn  Ministers  der  öffentlichen  Ar- 
beiten jährlich  ca.  160  technische  Praktikanten  und  Eisen- 
bahnsekretäre für  einen  Hochschulbesuch  in  Frage.  Daß 
diese  160  Kandidaten  nach  Angabe  des  „Vereins  deutscher 
Ingenieure"  eine  solche  Arbeitslast  verursachen  könnten, 
daß  das  Endergebnis  der  Ziele  des  Hochschulstudiums 
genannter  5300  Studierender  und  Hörer  dadurch  in  Frage 
gestellt  wird,  erscheint  uns  unmöglich  glaubhaft. 

Wäre  der  ,, Verein  deutscher  Ingenieure"  logisch  vor- 
gegangen, so  hätte  er  beim  Staatssekretär  des  Reichs- 
Marine-Amts  eine  ähnliche  Eingabe  einreichen  müssen,  da 
auch  Marine-Ingenieure,  die  nur  dieselbe  Vorbildung  be- 
sitzen wie  die  technischen  Praktikanten  und  Eisenbahn- 
sekretäre, seit  Jahren  zwecks  Weiterbildung  zur  Teilnahme 
an  Vorlesungen  zu  technischen  Hochschulen  kommandiert 
werden. 

Sicher  wird  der  Staat  nur  Nutzen  davon  haben,  wenn 
auch  andere  Behörden  in  dem  Sinne  verfahren  würden  wie 
die  Kgl.  Preußische  Eisenbahnverwaltung,  um  höhere  durch 
imittlere  und  mittlere  durch  untere  Beamten  zu  entlasten. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  \\ 


Kritik  der  verschiedenen  Systeme  der  Staatsaufsiclit 
üb:r  das  Versicherungswesen 

Drei  verschiedene  Systeme  der  Staatsaufsicht  lernten 
wir  in  unserer  letzten  Betrachtung  kennen:  das  Publizitäts- 
system, das  System  der  gesetzlichen  Normativbedingungen 


und  das  der  materieWen  Staatsaufsicht.  Es  fragt  sich  nun, 
welches  dieser  drei  Uebervvachungssysteme  für  die  Volks- 
wirtschaft eines  Landes  das  vorteilhafteste  ist.  Das  Pu- 
blizitätssystem verläßt  sich  im  wesentlichen  darauf,  daß 
die  Oeffentlichkeit  und  hier  insbesondere  die  am  Versiche- 
rungswesen interessierten  Personen,  also  die  Versicherten 
selbst,  ihre  Rechte  gegenüber  den  Versicherungsgesell- 
schaften wahrnehmen  und  durch  Kritik  der  Veröffent- 
lichungen dieser  Unternehmungen  für  Oesunderhaltung  der- 
selben sorgen.  Nun  sind  zu  allen  Zeiten  Menschen,  die 
über  eingehendere  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  des  Ver- 
sicherungswesens verfügten,  die  sie  in  den  Stand  gesetzt 
hätten,  an  Hand  der  Veröffentlichungen  der  Gesellschaften 
tatsächlich  eine  Kontrolle  auszuüben,  selten  gewesen.  Dazu 
kommt,  daß  eine  Ueberwachung  des  Versicherungswesens 
durch  die  öffentliche  Kritik  nur  möglich  ist,  wenn  das 
Geschäftsgebaren  der  Versicherungsanstalten  in  weitestem 
Umfange  offen  gelegt  wird.  Das  verbietet  aber  die  Kon- 
kurrenz der  Unternehmungen  untereinander  und  der  Wett- 
bewerb der  beimischen  mit  den  fremdländischen  Versiche- 
rungsgesellschaften. Aber  selbst  wenn  Veröffentlichungen 
der  Versicherungsanstalten  in  denkbar  weitestem  Umfange 
vorhanden  wären,  so  besteht  für  die  Versicherungsinteressen- 
ten noch  keine  Gewißheit  dafür,  daß  diese  Publikationen 
der  Wirklichkeit  entsprechen.  Endlich  werden,  wenn  durch 
die  öffentliche  Kritik  Mißstände  entdeckt  werden,  den  Vor- 
teil hiervon  in  der  Regel  nur  diejenigen  Personen  genießen, 
die  erst  im  Begriffe  waren,  eine  Versicherung  ab- 
zuschließen. Dagegen  haben  die  bereits  Versicherten  von 
dem  Erfolge  der  Kritik  gewöhnlich  keinen  Vorteil. 

Das  System  der  gesetzlichen  Normativbedingungen 
will  durch  formale  Vorschriften  die  Errichtung  unsolider 
Versicherungsbetriebe  hintanhalten.  Der  Staat  versucht 
hier,  die  Versicherten  dadurch  vor  Schaden  zu  bewahren, 
daß  er  für  möglichste  Offenlegung  des  Betriebes  der  zu- 
gelassenen Unternehmungen  sorgt  und  Vorschriften  für 
die  Schaffung  finanzieller  Sicherheiten,  besonderer  Fonds 
usW.  erläßt,  auf  die  eventuell  zur  Deckung  der  Ansprüche 
der  Versicherten  zurückgegriffen  werden  kann.  Dem 
scheinbaren  Vorzug  dieses  Systems,  daß  eine  Einmischung 
des  Staates  in  die  Geschäftsführung  nicht  stattfindet,  steht 
der  schwere  Nachteil  gegenüber,  daß  die  einmal  erlassenen 
Aufsichtsbestimmungen,  deren  Aenderung  dann  schwie- 
rig ist,  in  ihrer  Starrheit  der  fortwährenden  Entwicklung 
des  Versicherungswesens  nicht  gerecht  werden  und  diese 
hemmen.  Beschränken  sich  die  Normativbedingungen  da- 
gegen auf  die  Aufstellung  einiger  allgemeiner  Grundsätze, 
so  verlieren  sie  für  den  Zweck,  den  sie  verfolgen,  nämlich 
die  Versicherten  zu  schützen,  an  Kraft. 

Das  System  der  materiellen  Staatsaufsicht  geht  er- 
heblich weiter  als  die  beiden  anderen  eben  erwähnten. 
Hier  wird  nicht  nur  dafür  gesorgt,  daß  unsolide  Ver- 
sicherungsbetriebe nicht  entstehen,  sondern  es  findet  eine 
fortlaufende  Prüfung  des  Geschäftsgebarens  der  Versiche- 
rungsanstalten auch  nach  deren  Zulassung  statt.  Dabei 
bleibt  indessen  die  Selbstverwaltung  dieser  Unternehmun- 
gen unangetastet.  Die  staatliche  Tätigkeit  beschränkt  sich 
darauf,  insoweit  einzugreifen,  als  die  Rücksicht  auf  das 
Volksganze  es  erfordert.  Wie  weit  hierbei  die  Ein- 
wirkung des  Staates  zu  gehen  hat,  das  kann  all- 
gemein nicht  entschieden  werden.  Denn  dies  würde 
nur  einer  vielleicht  gesunden  und  zu  fördernden  Ent- 
wicklung lästige  Schranken  ziehen.  Man  ist  daher  ge- 
nötigt, bei  diesem  System  dem  Staate  gewisse  Freiheiten 
hinsichtlich  der  Aufsicht  zu  lassen.  Darin  liegt  wieder, 
und  das  ist  der  Nachteil,  für  die  beaufsichtigten  Gesell- 
schaften die  Gefahr,  daß  die  Aufsichtsbehörde,  deren 
freiem  Ermessen  ein  ziemlich  weiter  Spielraum  gelassen 
ist,  bei  der  Ausübung  ilirer  Befugnisse  zu  weit  geht. 
Diesem  Mangel  kann  jedoch  einigermaßen  dadurch  ab- 
geholfen werden,  daß  man  für  möglichste  Sachkunde  der 
Aufsichtsbehörde  Sorge  trägt  Ein  weiterer  Mangel,  der 
diesem  System  anhaftet,  ist  die  Tatsache,  daß  das 
Gefühl  der  absoluten  Sicherheit  beim  versicherten  Pu- 
blikum   dieses    sorglos    macht    und    davon  entwöhnt, 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


171 


beim  Abschluß  einer  Versicherung  selbst  für  die 
beste  Wahrnehmung-  seiner  Interessen  zu  sorgen. 
Tritt  dann  einmal  eine  Katastrophe  ein,  bricht  ein  viel- 
leicht großes  Versicherungsunternehmen  trotz  der  sorg- 
fältigen Staatsaufsicht  zahlungsunfähig  zusammen,  dann 
ist  die  Erschütterung  des  öffentlichen  Vertrauens  zu  der 
Institution  der  Versicherung  im  allgemeinen  wie  zur  Staats- 
aufsicht aufs  schwerste  gestört. 


::  ::      ::  ZEITSCHRIFTENSCHAU  H  ::  H  i: 


für  Januar  1911. 
Technische  Physik. 
Wärmeausstrahlungen  spielen  eine  wichtige  Rolle  in  der 
Praxis  der  Gasmaschinen,  weil  die  großen  Temneraturunter- 
schiede  der  verschiedenen  Teile  einer  selchen  Ma  chine  Schwie- 
rigkeiten bei  der  Konstruktion  bieten.  Es  sei  deshalb  hier  aut 
den  Bericht  einer  Kommission  der  Sektion  G  der  British  Asso- 
ciation for  the  advancement  of  science  bei  der  Tagung  in 
Sheffield  „Ueber  explosive  Verbrennung  von  Gasen  und  Wärme- 
strahlung von  Flammen"  aufmerksam  gemacht,  von  dem  das 
Journ.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  2,  S.  40,  einen  ausführlichen  Auszug 
bringt.  Die  hauptsächlichsten  Versuchsergebnisse  lassen  sich 
in  folgende  Sätze  zusammenfassen.  Es  scheint,  daß  die  Aus- 
strahlung abhängig  ist  von  der  Größe  der  Flamme  sowie  von 
ihrer  Temperatur,  der  Gegenwart  von  Kohlensäure  oder  Kohlen- 
stoff. Der  Einfluß  von  Temperatur  und  Druck  ist  ziemlich 
sicher  vorauszusehen,  doch  experimentell  schwer  festzustellen. 
Auch  ist  die  Ausstrahlung  deshalb  schwer  zu  messen,  weil 
die  Flamme  bezw.  das  Gas  für  seine  eigene  Ausstrahlung  durch- 
lässig ist.  Bei  geringen  Druckunterschieden  sollten  für  eine 
gewisse  Temperatur  und  Zusammensetzung  der  Flammengase 
Absorption  und  Ausstrahlung  direkt  dem  Druck  proportional 
sein.  Julius  hat  bezüglich  des  Einflusses  der  Gaszusammen- 
setzung festgestellt,  daß  die  Ausstrahlung  den  Kohlensäure-  und 
Wasserdampfmolekülen  zuzuschreiben  ist.  In  allen  Flammen, 
wo  beide  gebildet  werden,  konzentriert  sich  die  Ausstrahlung 
in  zwei  Streifen  des  Spektrums,  deren  Wellenlängen  4,4  [i  tmd 
2,8  [1  sind.  Eine  reine  Wasserstoffflämme  enthielt  nur  Strahlen 
von  2,8  [j.,  eine  reine  Kohlenoxydflamme  nur  die  Strahlen 
von  4,4  [1.  Das  Hauptergebnis  von  Callendars  Untersuchungen 
ist  die  Feststellung,  daß  Flammen  von  3  cm  oder  von  ge- 
ringerem Durchmesser  bei  atmosphärischem  Druck  brennend 
eine  dem  Flammenvolumen  annähernd  proportionale  Ausstrahlung 
haben.  Bei  größerem  Flammendurchmesser  nimmt  die  Strahlung 
nicht  mehr  in  dem  Verhältnis  des  Volumens  zu.  Direkt  für  die 
Industrie  von  Bedeutung  sind  Davids  Untersuchungen  über 
die  Strahlung  von  Explosionsflammen  in  geschlossenen  Ge- 
fäßen (Arbeitszylinder  von  Gasmaschinen).  Blanke  Innenwände 
ergeben  3"ü  höheren  Druck  und  33 "u  längere  Abkühlungsdauer 
als  geschwärzte  Innenwände. 

Industrielle  Feuerungen  und  Dampfkessel. 
Ingenieur  Wilcke  bringt  in  D.  prakt.  JVlasch.-Konstr.  44, 
Nr.  1,  S.  6,  „Neues  aus  dem  Dampfkesselbau".  Der  Verfasser 
beschreibt  eine  Anzahl  direkt  und  indirekt  befeuerter  Dampf- 
überhitzer, ferner  den  Wanderrost  der  Deutschen  Babcock  & 
Wilcox  Dampfkesselwerke,  Oberhausen  (Rhld.).  Konstruktions- 
tafel-n  erläutern  die  Beschreibung. 

H  ü  1 1  e  n  w  e  s  e  n. 

Obering.  Illies  bringt  in  einem  Artikel  „Ueber  neue  kon- 
tinuierliche Walzwerke"  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  1,  S.  13,  die  ein- 
gehende Beschreibung  zweier  modernisierter  bezw.  neuer  Walz- 
werke. Das  erste  ist  die  Vereinigten  Königs-  und  Laurahüttc 
in  O.-S.,  das  andere  das  Platinenwalzwerk,  das  die  Cambria  Steal 
Co.  in  Johnstown,  Pa.,  unter  ganz  besonders  erschwerenden 
Umständen  im  Anschluß  an  ihre  bestehende  Blockstraße  gebaut. 
Der  einzige  zur  Verfügung  stehende  Platz  war  durch  verschie- 
dene Normal-  und  Schmalspurgleise  vom  Blockwalzwerk  ge- 
trennt. Man  entschloß  sich  daher,  die  aus  einem  Block  von 
3200  kg  Gewicht  auf  200  mm  □  ausgewalzte  Bramme  nach 
Abschneiden  der  beiden  Enden  über  die  Gleise  wegzuschaffen. 
Diese  Vorrichtungen,  eine  Couveyer  und  ein  Hochrollgang,  sind 
besonders  interessant.  Beide  Wälzwerke  sind  von  der  Morgan 
Construction  Co.,  Worcester,  Mass.,  erbaut. 

In  St.  u.  E.  31,  Nr.  1,  S.  22,  bringt  Obering.  Ostwald  ein 
nicht  minder  interessantes  Thema,  nämlich  ,,Die  magnetische 
Anreicherung  von  Eisenerzen  nach  dem  Gröndalverfahren".  Das 
Verfahren  besteht  in  der  Hauptsache  darin,  daß  die  Erze  zu- 
nächst grob  gebrochen  werden  und  dann  durch  einen  Separator 
gehen.    Auf  einer  Welle  sitzt  fest  ein  Magnetsystem  von  vier 


abwechselnd  nord-  und  südpoligen  Elektromagneten.  Darüber 
rotiert  langsam,  vom  Riemen-  oder  Zahnrad  angetrieben,  eine 
Trommel,  über  welche  das  Erz  weggleitet.  Das  Erz  wird  dann 
aut  einer  den  drei  vorhandenen  Magnetfeldern  entsprechenden 
Umfangsstrecke  auf  der  Trommel  festgehalten  und  fällt  erst  ab, 
wenn  es  aus  dem  Streubereich  der  Pole  gelangt  ist,  während 
die  Gangart  sofort  abfällt.  Auf  diese  Weise  fallen  Erz  und 
Gangart  in  besondere  Behälter.  Weitere  Zerkleinerung  durch 
Kugelmühlen  und  abermaliges  Scheiden  auf  Feinseparatoren  er- 
geben schließlich  ein  hochprozentiges  Erz,  das  dann  nach  be- 
sonderem Verfahren  wieder  brikettiert  wird.  Auch  die  anfangs 
abgeschiedene  Gangart  wird  ebenso  weiter  behandelt,  so  daß 
die  Ausbeute  eine  sehr  hohe  ist.  Der  Artikel  geht  des  näheren 
auf  die  Konstruktion  der  Apparaturen,  auf  die  Einzelheiten 
des  Verfahrens,  Betriebsergebnisse  usw.  ein. 

Geh.  Kommerzienrat  Dr.  ing.  h.  c.  Haarman  veröffentlicht 
in  St.  u.  E.  31,  Nr.  2,  S.  49,  seinen  Vortrag  ,,Der  Schienen- 
stoß", den  er  gelegentlich  der  Ueberweisung  seines  Oleis- 
museums  aus  Osnabrück  nach  Berlin  gehalten  hat.  Diese  Ver- 
öffentlichung bringt  neben  geschichtlichen  Ausführungen  eine 
Menge  neue  Konstruktionen  und  Anregungen  und  weist  neue 
Wege  und  Ziele  des  Eisenbahnunterbaues. 

„Das  Kalibrieren  der  C-Eisen"  bespricht  Holzweiler  in 
St.  u.  E.  31,  Nr.  2,  S.  5S.  Der  Verfasser  vergleicht  die  ge- 
bräuchlichste Walzart,  bei  der  die  ersten  Stiche  H-Fonu  er- 
halten und  die  Gegenflansche  weggestaucht  wird,  mit  derjenigen 
nach  Provot,  der  den  Block  in  den  ersten  Stichen  als  Flach- 
eisen behandelt  und  erst  später  die  Flanschen  in  den  weiteren 
Stichen  herunterbiegt.  Das  Urteil  des  Verfassers  neigt  unter 
Berücksichtigung  einer  Reihe  von  Nachteilen  des  Provotschen 
Verfahrens  dem  gebräuchlichsten  zu.  Ferner  würdigt  er  die 
offenen  und  geschlossenen  Walzenformen  einer  Kritik  und  geht 
dann  auf  die  richtige  Verlegung  der  Walzenmitte  ein.  Dabei 
weist  er  nach,  daß  eine  richtige  Lage  der  Walzenmitte  nicht 
allein  von  der  Profilform,  sondern  wesentlich  auch  von  dem 
Verhältnis  der  Druckverteilung  der  Flanschen  zur  Stegabnahme 
abhängig  ist. 

Die  Fragen,  wie  groß  die  gesamte  Heizfläche  zu  wählen, 
auf  wieviel  Einzelapparate  zu  verteilen  und  wie  groß  die  zur 
Wärmeaufspeicherung  dienende  Steinmasse  bei  Winderhitzern 
sein  muß,  sucht  Ing.  H.  Gügler  in  seinem  Artikel  „Die  Berech- 
nung von  Hochofenwinderhitzern"  zu  lösen.  Es  werden  auf 
der  Theorie  der  Wärmebewegungen,  des  Wärmeübergangs,  der 
Strahlung  usw.  sowie  auf  Untersuchungsergebnissen  von  Russelt, 
Stefan-Boltzmann  und  Philips  Formeln  aufgestellt,  die  die  bisher 
praktisch  gemachten  Erfahrungen  auch  theoretisch  stützen  und 
verbessern  sollen. 

„Ueber  die  Verwendung  von  Nickelstalil  im  Brückenbau" 
läßt  sich  Dr.  ing.  Bohny  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  3,  S.  89,  aus. 
Der  Verfasser  bespricht  die  einschneidenden  Aenderungen,  die 
der  Brückenbau  bei  Verwendung  des  erwähnten  Materials  in 
hezug  auf  Festigkeit,  Gewicht,  Kosten,  Konstruktion,  Form- 
gebung, Elastizität  erfährt,  ferner  eine  Reihe  von  amerikanischen 
Ausführungen  und  auch  das  dabei  verwendete  Material  selbst. 

In  dem  Artikel  über  „Ueber  Walzenzugmaschinen",  St.  u. 
E.  31,  Nr.  3,  S.  97,  geht  Th.  Ehrhardt  auf  neue  Konstruktions- 
weisen aller  Teile  dieser  Maschinen  ein  unter  Berücksichtigung 
der  ebenfalls  neuen  Tatsache,  daß  man  anstatt  der  Zahnrad- 
übertragung direkte  Kupplung  zwischen  Maschine  und  Straße 
vorzieht. 

Dr.  ing.  Georg  Kassel  unterzieht  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  3, 
S.  108,  den  „Drehrostgaserzeuger,  Bauart  Hilger",  einer  ein- 
gehenden Beschreibung  und  gibt  in  Tabellen  Gasanalysen  des 
mit  ihm  erzeugten  Gases. 

E.  A.  Schott  führt  die  „Verbindung  einer  Hängebahnanlage 
mit  einer  Kupolofen-Begichtungseinrichtung"  in  Wort  und  Bild 
vor.    St.  u.  E.  31,  Nr.  4,  S.  129. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Ueber  Labyrinthdichtungen  für  Wasser"  bt?yichtet  Karl  Just 
in  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  3,  S.  33.  Die  Arbeit  behandelt  den 
Spaltverlust,  Allgemeines  über  Messungen  an  strömenden  Flüssig- 
keiten, Druckmessung,  Geschwindigkeitsmessung,  Versuche  usw. 

Eine  recht  wichtige  Verbesserung  eines  Maschinenelementes 
bespricht  Prof.  Karch  in  seinem  Artikel  ,,Eine  neue  hydrau- 
lische Steuerung".  Ein  Rundschieber  mit  mit'.lcrcn  Durchgangs- 
schlitzen ^?itzt  achsial  abgedichtet  und  verschiebbar  in  einem 
zylindrischen  Gehäuse  mit  den  Zu-  und  Abflußstützen.  An 
beiden  Enden  dieses  Gehäuses  sind  Kammern  angebracht,  in 
welchen  je  eine  Spiralfeder  von  gleicher  Stärke  und  Vorspannung 
sitzen  und  den  Schieber  in  der  Mittellage  halten.  Beide  Kam- 
mern sind  mit  der  Druckleitung  durch  dünne  Röhren  verbunden, 
stehen  also  unter  gleichem  Druck  wie  die  Hauptdruckleitung; 
sie  besitzen   aber  zugleich   Abflußleitungen   mit   Hahnen.  Je 


172 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  11 


nachdem  nun  der  eine  Hahn  geöffnet  wird,  vermindert  sich  in 
der  zugehörigen  Kammer  der  Druci<;  infolgedessen  wird  der 
Schieber  proportional  dem  Druckunterschied  in  den  beiden 
Kammern  geschlossen  und  durch  die  Stellung  der  Ablaßhahnen 
kann  der  Hauptschieber  spielend  in  jede  gewünschte  Stellung 
gebracht  werden.  Die  Vorrichtung,  die  noch  reichliche  Varia- 
tionen in  der  Ausführung  und  Anwendung  bietet,  zeichnet  sich 
durch  außerordentliciie  Betriebssicherheit  aus. 

In  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  1,  S.  11,  bringt  Fr.  Zeug 
eine  Abhandlung  über  die  „Zusammensetzung  von  Biegungs- 
und Drehmomenten"  und  zeigt  eine  Methode,  wie  durch  ge- 
eignete Umformung  unter  Zuhilfenahme  von  Tabellen  und 
Kurven  ein  glattes  Rechnen  mit  dem  Rechenschieber  ermög- 
licht wird. 

Der  Artikel  „Das  Verhalten  der  Schwungräder  gekuppelter 
Kraft-  oder  Arbeitsmaschinen"  von  G.  Neumann  in  Z.  d.  V,  54, 
Nr.  53,  S.  2217,  ist  eine  Replik  auf  den  Artikel  von  Obuesorge, 
ebenda  S.  1276  mit  einer  Duplik  des  letzteren  Verfassers. 

Kraftmaschinenbau. 

Dr.  Karl  Schreber  bringt  in  D.  pol.  Journ.  326,  Nr.  1, 
S.  8,  die  eingehende  Beschreibung  seiner  Versuche  an  Explo- 
sionsmotoren mit  Einführung  verdampfender  Flüssigkeiten".  Die 
Einführung  bezw.  Einspritzung  solcher  verdampfender  Flüssig- 
keiten, speziell  von  Wasser,  hat  den  Zweck,  die  schädliche 
Wärme,  die  das  angesaugte  Explosionsgemisch  teils  von  dem 
Rest  der  Abgase  im  Zylinder,  teils  durch  den  Verdichtungshub, 
teils  von  den  Wandungen  aufnimmt,  auf  ein  unschädliches  Maß 
zurückzuführen,  bei  dem  Selbstentzündungen  ausgeschlossen  sind 
und  der  Verdichtungsdruck  theoretisch  beliebig  hoch  gewählt 
werden  kann.  Der  Verfasser  hat  ferner  durch  seine  Versuche 
bewiesen,  daß,  wie  die  Thermodynamik  verlangt,  dadurch  ein 
ganz  bedeutender  Fortschritt  in  der  Wärmeausnutzung  erzielt 
wird,  daß  daraus  sich  ergebend  eine  besonders  gute  Aus- 
nutzung des  Hubvolumens  ermöglicht  und  bei  der  verhältnismäßig 
geringen  Verdichtungsarbeit  dieser  Maschinen  ein  ganz  hervor- 
ragend guter  mechanischer  Wirkungsgrad  erreicht  wird. 

„Konstruktion  der  Ventilbeschleunigungen  bei  Füllungs- 
änderungen." Von  Dr.  ing.  O.  Mader,  Dingl.  pol.  Journ.  326, 
Nr.  2,  Seite  17.  Der  Verfasser  geht  davon  aus,  daß  bei 
Schwingdaumensteuerungen  auch  die  Ventilgeschwindigkeits- 
und Ventilbeschleunigungsverhältnisse  sich  ändern.  Er  gibt 
eine  vereinfachte  kinematische  Konstruktion  der  neue  Be- 
wegungsverhältnisse, wenn  diese  für  eine  Füllung  bekannt  sind; 
hierfür  wendet  er  statt  eines  sich  drehenden  Nockens  einen 
parallel  verschobenen  Nocken  an. 

Herr  Dipl. -Ing.  Rudolf  Barkow  bringt  in  Dingl.  pol.  J.  326, 
Nr.  3,  S.  42,  einen  beschreibenden  Artikel  über  „Neuere  Klein- 
kraft-Verbrennungsmaschinen" und  bespricht  darin  in  konstruk- 
tiver Hinsicht  eine  Reihe  neuerer  Bauarten. 

Unter  Zugrundelegung  der  Tolleschen  Fliehkraft  (C)-Kurven 
für  die  Zentrifugalregulatoren  entwickelt  Dr.  ing.  Pröll  in  Dingl. 
pol.  J.  326,  Nr.  4,  S.  52,  den  Begriff  des  Stabilitätsradienten 
für  die  Aenderung  des  Ungleichförmigkeitsgrades  imd  stellt  ihn 
durch  eine  Formel  dar.  An  verschiedenen  Beispielen  zeigt  der 
Verfasser  die  Anwendung. 

(Schluß  folgt.) 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  hinsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednunimer  liinzu.?ufiigen.  Anfragen  nach  Beziigs- 
(|ucllcn  und  Bücliern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  liine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dj  Il  gen  Ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
m  dem  die  1  rage  erscheinen  soll.  Eine  Verbiiidliclikcit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  R  i  c  Ii  t  i  g  k  e  i  t  von  l'ragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leilung  nachdrücklich  ab.  Üie  zur  Erläuterung  der  lr.igen  notwendigen  Druck- 
slückc  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Ir.igesteller  vorher  bezahlen. 

Fragten 

Frage  61.  Es  wird  beabsichtigt,  bei  einem  Kurhausneubau 
auf  den  Balkenlagen  einen  massiven  Boden  aus  Beton  her- 
zustellen. Die  Balken,  sowie  der  Fehlboden  sollen  mit  Dach- 
pappe überzogen  werden,  worauf  dann  der  Beton  gestampft 
und  mit  einer  Zementestrichschicht  als  Abschluß  für  den  massiven 
Boden  gebracht  werden  soll.  Der  ganze  Boden  des  Kurhauses 
soll  dann  mit  Teppichen  belegt  werden.  Was  ist  vorteilhafter, 
den  Zementestrich  mit  Sägemehl  oder  mit  Korkmehl  zu  mischen, 
und  in  welchem  Verhältnis?  Ist  evtl.  ein  anderes  Verfahren 
zur  Herstellung  eines  massiven  Bodens  ratsam? 

frage  62.  In  einem  alten  Pferdestall  fällt  der  äußere  Wand- 
putz immer  wieder  ab.  Zunächst  wurde  Zementmörtel  benutzt, 
später  wurden  die  Wände  mit  Asphalt  bestrichen  und  mit  Zement- 


mörtel geputzt;  der  Zementputz  fiel  jedoch  nach  einem  halben 
Jahre  ab,  während  der  Asphalt  noch  gut  haftet.  Wie  ist  dem 
Uebelstand  abzuhelfen? 

trage  63.  Aluminiumabfälle  sollen  wieder  zu  Blöcken  ge- 
schmolzen werden.   Wie  verhindert  man,  daß  der  Guß  nachsaugt? 

Frage  64.  Wie  wird  Kupfer  und  Aluminium  mittels  Lack- 
farben gefärbt?    Es  handelt  sich  um  dünne  Blätter. 

Frage  65.  Bei  einem  massiven,  mit  Ziegelsteinen  ver- 
blendeten Hause  schlägt  das  Wetter  an  der  Westseite  so  durch, 
daß  der  Putz  und  die  Tapete  an  der  Innenwand  naß  wird  und 
schimmelt.  Welches  äußere  Anstrich-  oder  sonstige  Mittel  ist 
zur  Verhütung  dieses  Uebelstandes  zu  empfehlen?  Geputzt  soll 
die  Außenansicht  nicht  werden. 

Frage  66.  In  einem  neuerbauten  Hause  läuft  im  Innern 
der  Schornsteine  gelb-schwarzes  Rußwasser  bis  zur  Decke  des 
Obergeschosses  herunter,  so  daß  sich  an  der  Decke  helle  Flecken 
zeigen.  Ich  bitte  um  Mitteilung,  wie  dem  Uebel  abgeholfen 
werden  kann  und  worin  der  Grund  zu  suchen  ist.  Liegt  es 
vielleicht  an  dem  verwendeten  Sand,  oder  am  Kalk,  oder  an 
den  festen,  gelben  Klinkersteinen?  Ich  möchte  noch  bemerken, 
daß  das  Gebäude  aus  Erd-,  Obergeschoß  und  Trockenboden 
besteht.  Es  wird  meistens  nur  im  Erdgeschoß  gefeuert.  Würde 
vielleicht  durch  Essenaufsatz  dem  Uebel  abgeholfen  werden 
können?  Müßten  trotzdem  die  Schornsteine,  d.  h.  die  schad- 
haften Teile,  abgebrochen  werden? 

Frage  67.  Von  einer  Kleinstadt  in  Westpreußen  (ca.  2500 
Einwohner)  wird  vom  Magistrat  eine  ,, Baugebührenordnung" 
vorgeschlagen.    Kann  mir  ein  Kollege  einen  Entwurf  mitteilen? 

Frage  6S.  Bei  einem  Fachwerksgebäude,  welches  außen 
mit  Rabitzputz  von  3  cm  Hohlraum  versehen  ist,  schlägt  der 
Regen  durch  den  Rabitzputz  und  durch  die  \/'-,  Stein  starke 
Wand.    Wie  ist  dem  Uebelstand  am  besten  abzuhelfen? 

Frage  69.  Ist  es  ratsam,  bei  einem  16  m  weit  gespannten 
Eisenbetonbinder  die  Transmissionen  an  demselben  zu  befestigen, 
und  welche  Erfahrungen  sind  hierbei  schon  gemacht?  Die 
Verlegung  der  Transmissionen  in  Kanäle  ist  wegen  Hochwasser- 
gefahr ausgeschlossen. 

A/ifivorlffi 

Zur  Frage  45.  Bei  Arrestzellen  finden  4,5  bis  5  cm  starke, 
0,80:1,90  m  große  Dreifüllungstüren,  in  Eisenzargen  oder  Sand- 
steingewänden befestigt,  Anwendung.  Der  Rahmen  ist  15  cm 
breit,  die  Größe  der  oberen  und  unteren  Füllung  beträgt 
12,5x50  cm,  für  die  mittlere  bleibt  dann  105x50  cm.  Die 
Füllungen  bestehen  aus  12  cm  breiten,  gespundeten  und  außen 
gestäbten  horizontalen  Brettern  in  obiger  Stärke;  auf  die  Innen- 
seite der  Tür  wird  1  mm  starkes  Eisenblech  aufgeschraubt. 
Im  oberen  Teil  der  mittleren  Füllung  ist  ein  rundes  Guckloch 
anzubringen;  falls  die  Zellen  keine  Beleuchtung  erhalten,  ist 
im  unteren  Teil  ein  zweites  Loch  zum  Anhalten  der  Laterne 
des  kontrollierenden  Beatnten  vorzusehen.  Doppeltüren  werden 
nur  für  Tobzellen  angeordnet.  Bei  dem  Neubau  des  Unter- 
suchungsgefängnisses in  Greiz  werden  die  Zellentüren  in  der 
vorbeschriebenen  Weise  ausgeführt. 

Zapfe,  Mitgl.-Nr.  28  744. 

Zur  Frage  51.  Kunstsandsteinmehl  (weiß).  II.  (Is.  Heft  10). 
Bei  Ansichtflächen  von  Wänden  usw.,  mit  Feinschicht  1:4 
bis  1:6  (1  Teil  Zement,  4  Teile  Kunstsandsteinmehl)  hergestellt, 
habe  ich  mit  Material  von  der  Firma  Richter,  Sandsteinbruch 
und  Kunststeinfabrik,  Seifersdorf,  Amtsh.  Dippoldiswalde,  schöne 
Resultate  erzielt.  In  die  Form  kommt  an  die  zu  behandelnden 
Flächen  Feinschicht  von  angegebener  Mischung,  dahinter  grobes 
Material.  Nach  dem  Erhärten  kann  die  Fläche  noch  bearbeitet 
werden  und  ist  dann  von  Naturstein  kaum  zu  unterscheiden. 
Magere  Mischung  gibt  natürlicheres  Produkt  ohne  Rissebildimg. 
Bedingung  ist  sachgemäße,  gewissenhafte  Arbeit. 

E.  W.  Richter,  Arch.,  Mitgl.-Nr.  60946. 

Zur  Frage  54.  Kälte-  und  Feuchtigkeitsschutz  für  Dach- 
geschoßwohnräume. I.  Bewohnbare  Dachräume  in  Gebäuden, 
die  mit  Falzziegel  eingedeckt  und  deren  Dachschrägen  mit 
Spalierdeckenputz  unterhalb  versehen  waren,  habe  ich  erfolg- 
reich mit  5  cm  starken  Bimskiesdiclen  bekleiden  und  mit  Kalk- 
mörtelputz versehen  lassen.    Nähere  Auskunft  durch 

Hosch,  Mitgl.-Nr.  12S59,  Kamen. 

II.  Nach  vcrs'.iiiedenen  Bauordnungen  ist  die  Anwendimg 
entzündlicher  Fülhnaterialien  verboten.  Die  Fcuervcrsicherungs- 
Oesellschaften  verhalten  sich  ablehnend  oder  schätzen  ent- 
sprechend ein.  Wenn  Sie  die  Lattung  des  Daches  nicht  ent- 
fernen wollen,  können  Sie  mit  Koksasche  auffüllen,  die  sich 
jedoch  mit  der  Zeit  zu  Haufen  in  den  Feldern  unten  ansammelt. 
Radikal  wirkt  nur  ein  regelrechter  Einschub  auf  Latten,  die  an 
den  Sparren  anzunageln  sind.  Als  Auffüllung  ist  Schlacken-  usw. 
Beton  in  leichter  Mischung  am  meisten  zu  empfehlen.  Die 
dadurch  entstehenden  Mehrkosten  fallen  im  Verhältnis  zu  den; 
bedeutend  besseren  Erfolg  nicht  ins  Gewicht.  A. 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


173 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aiifmerksnni,  daß  Anzeigen  iiiul  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsburcnu 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  einjjerLicht  werden.  Bei  jeder  tiuisrndung  ist  am  Kopfe 
snszufüllcn :  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Vcr  imml  ui^'Siai;  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verband.szcitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen,  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 
werden  hiermit  aufs  neue  dringendst  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  möglich  zu  fassen.  Insbeson- 
dere gilt  dies  von  Jahresberichten,  deren  Wiedergabe  in  der  so  oft 
noch  gewünschten  Ausführlichkeit  ganz  unmöglich  ist. 

Die  Schriftleitung. 


Bezirksverwalt  Unheil 

Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung.  Am  14.  März  d.  J,  wird 
Herr  Arch.  Kaufmann-  Berlin  abends  S'/,  Uhr  in  R  e  c  k  1  i  n  g- 
hausen  im  Hotel  Stalherm  am  Markt  einen  öffentlichen  Vor- 
trag halten  über:  „Die  Pensions  Versicherung  der 
P  r  i  V  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  n".  Am  15.  März  spricht  Herr  Kauf- 
mann in  Münster  in  einem  noch  bekannt  zu  gebenden  Lokale 
über:  „Zweck  und  Ziel  des  D.  T.-V.".  Zu  beiden  Ver- 
anstaltungen sind  die  Nachbarvereine  und  Einzelmitglieder 
dringend  um  ihren  Besuch  gebeten.  —  Die  Einzelmitglieder 
unserer  Bezirksverwaltung  verweisen  wir  auf  Heft  9  der  T.-Z. 
und  bitten  um  schleunige  Ausfüllung  des  Fragebogens  über 
die  Gruppenauszählung;  diese  sind  baldgefl.  an  die  Adresse: 
W.  Langbein,  Bielefeld,  Ravensberger  Str.  60,  einzusenden.  — 
Nach  der  Neuabgrenzung  der  Bezirksx  erwaltung,  wobei  unserer 
Verwaltung  die  Bezeichnung  „B  e  z  i  r  k  s  v  e  r  w  a  1 1  u  n  g  W  e  s  t  - 
f  a  I  e  n"  beigelegt  wird,  gehört  zu  uns  außer  den  Regierungs- 
bezirken Minden,  Münster  und  Osnabrück  auch  das  Fürstentum 
Lippe-Detmold. 

Mittelrheinische  Bezirksverwaltung.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Chr. 
Unterauer,  Frankfurt  a.  M.,  Mainkai  23.  —  Der  23.  Bezirkstag 
findet  am  2.  April  IQll  im  Evang.  Vereinshaus  in  Mainz  statt, 
wofür  an  alle  Mitglieder  besondere  Einladung  mit  Angabe  der 
Tageseinteilung  und  Geschäftsordnung  ergeht.  Den  geschäft- 
lichen Verhandlungen  geht  eine  Gesamtvorstandssitzung  und 
ein  öffentlicher  Vortrag  des  Herrn  Dr.  A.  G  ü  n  t  h  e  r  -  Berlin 
über ;  „Das  Zunftwesen,  eine  Analogie  zu  zeit- 
genössischen Erscheinungen"  voraus.  Nach  Schluß 
des  Bezirkstags  findet  geselliges  Beisammensein  mit  den  Alainzer 
Kollegen  statt.  Wir  bitten  unsere  Verbandskollegen,  sich  zahl- 
reich zu  beteiligen. 

Bezirksverwaltung  Rheinland.  Einladung  zum  Bezirks- 
tag in  Düren  am  Sonntag,  23.  April  1911.  Der  Bezirkstag 
beginnt  mit  einer  Vertretersitzung  Punkt  10  Uhr  vorm.  Oeffentl. 
Vortrag  um  12  Uhr.  Thema  und  Redner  werden  noch  bekannt 
gegeben.  Gemeinschaftliches  Mittagessen  um  P/,  Uhr.  Be- 
zirkstag-Verhandlungen. Beginn  3  Uhr  nachmittags.  Tages- 
ordnung: 1.  Bericht  des  Vorstandes  über  das  Geschäftsjahr 
1910.  2.  Bericht  der  Kassenprüfer  über  den  Stand  der  Bezirks- 
kasse. 3.  Entwurf  einer  Bezirkssatzung.  4.  Beratung  der  recht- 
zeitig    eingegangenen    Anträge.     5.   Fachgruppen  betreffend. 

6.  Zuwahl  zum  erweiterten  Bezirksvorstand  bis  30.  Dez.  1911. 

7.  Rechtsschutz.  8.  Programm  für  den  Verbandstag  1911. 
9.  Ort  des  nächsten  Bezirkstages.  10.  Verspätet  eingegangene 
Anträge."  11.  Verschiedenes.  Zwangloses  Beisammensein  mit 
dem  Verein  Düren  nach  Schluß  der  Verhandlungen.  Sämtliche 
Sitzungen  finden  im  Restaurant  „Cölnischer  Hof''  in  Düren 
statt.  Zu  der  Vertretersitzung  um  10  Uhr  vormittags  haben 
nur  die  Vertreter  Zutritt,  an  den  Verhandlungen  nachmittags) 
haben  alle  Verbandskollegen  das  Recht,  teilzunehmen. 


Zweigvereine 

G-e  mischte  Vereine. 

Berlin.  TechnischerVerein.  Außerordentlicher  Vor- 
tragsabend am  Donnerstag,  23.  März,  pünktlich  87.  Uhr  abends, 
im  Kaisersaal  der  Industrie-Festsäle,  Beuthstr.  20':  Experimcn- 
tal- Vortrag  des  Herrn  Oberingenieur  Albrecht:  Gas  für  unsere 
Hausfrauen,  für  unsere  Arbeit,  für  unser  Licht.  Mit  zahlreichen 
praktischen  Vorführungen  im  Kochen  "^sw.,  Sterilisieren  und  in 
der  Benutzung  des  Gases  zu  technischen  Zwecken  und  zur  Be- 
leuchtung. Wir  laden  unsere  Mitglieder  und  insbesondere  auch 
deren  Damen  zu  diesem  hochinteressanten  Vortrage  ein  und 
bitten,  recht  zahlreich  und  pünktlich  zu  erscheinen.  Verbands- 
kollegen und  Freunde  des  Vereins  sind  willkommen. 


Berlin.  TechnischerVerein.  Der  Technische  Verein 
Berlin,  Zweigverein  des  Deutschen  Techniker-Verbandes,  wird 
in  der  letzten  Nummer  der  Bundeszeitung  durch  eine  Notiz 
herabgesetzt,  die  meldet,  daß  der  Verein  während  der  Privat- 
angestellten-Kundgebung am  19.  Februar  seine  Mitglieder  zu 
einer  Besichtigung  der  Urnenhaile  in  „Treptow"  eingeladen 
habe.     Der  Technische  Verein  Berlin  schreibt  uns  hierzu: 

Die  Notiz  strotzt  von  Entstellungen,  wie  so  häufig.  Der 
Technische  Verein  Berlin  soll  gleichzeitig  eine  Besichtigung 
der  Urnenhalle  in  „Treptow"  mit  der  Hauptausschußversamm- 
lung veranstaltet  und  dadurch  gezeigt  haben,  wie  wenig  Interesse 
er  für  die  Bewegung  der  Privatangestcllten  habe.  Es  ist  falsch, 
daß  der  T.  V.  B.  gleichzeitig  an  dem  genannten  Tage 
eine  Besichtigung  der  LJrnenhalle,  und  zwar  in  Treptow,  ver- 
anstaltet haben  soll.  Richtig  ist,  daß  nicht  eine  Besichtigung 
der  Treptower  Urnenhalle  stattgefunden  hatte,  sondern  die  des 
Berliner  Vereins  für  Feuerbestattung  in  der  Gerichts- 
straße, also  im  Norden  Berlins.  Zweitens  ist  richtig,  daß 
die  Besichtigung  resp.  der  vorangehende  Vortrag  um  10  Uhr 
vormittags  angesetzt  war.  Da  dafür  gesorgt  wurde,  daß  die 
nachfolgende  Besichtigung  der  Urnenhalle,  dieses  in  architek- 
tonischer Beziehung  so  hochinteressanten  Baues,  schon  um 
72I2  Uhr  beendet  war,  so  waren  die  Teilnehmer  durchaus 
nicht  verhindert,  sich  an  der  Versammlung  in  der  „Neuen  Welt" 
zu  beteiligen,  da  der  Beginn  derselben  erst  um  12  Uhr  mittags 
festgesetzt  war.  Und  so  geschah  es  auch,  daß  sich  die  Teil- 
nehmer fast  geschlossen  nach  dem  Versammlungslokal  begaben. 
—  Das  ist  der  Tatbestand,  der  von  der  „Industriebeamten-Ztg." 
verdreht  wurde. 

Chemnitz.  „Bauhütte."  Donnerstag,  16.  März,  abends 
V39  Uhr,  Vortragsabend  mit  Damen  im  Literarischen  Zirkel. 
Herr  Redakteur  Maushagen:  „Tantris  und  Tristan"  im  „Hotel 
vier  Jahreszeiten".  Freitag,  17.  März,  abends  Punkt  9  Uhr, 
Mitgliederzusammenkunft  im  Vereinslokal.  Gäste  willkommen. 
Am  gleichen  Tage  abends  8  Uhr  Vortragsabend  mit  Damen  in 
der  Ortsgruppe  Chemnitz  des  Bundes  Deutscher  Bodenreformer: 
Fräulein  Katharina  Zitelmann:  „Die  Bodenreform  und  die 
Frauen"  im  „Hotel  Germania".  Sonnabend,  1.  April,  abends 
S  Uhr,  Festfeier  wegen  Eintritts  der  „Bauhütte"  in  das  dritte 
Hundert  ihrer  Mitgliederzahl,  verbunden  mit  Meisterschmaus  im 
„Bellevue".  Besondere  Einladungen  dazu  ergehen.  Die  Mit- 
glieder der  „Bauhütte"  sind  vom  Bruderverein  Technische  Ver- 
einigung mit  eingeladen  zu  deren  aiu  15.  März  (sächs.  Bußtag) 
stattfindenden  Besuch  der  Städte  Schmölln  und  AUenburg.  Be- 
sichtigung dreier  größerer  industrieller  Werke.  Abfahrt  früh 
6.52  Hauptbahnhof. 

Düsseldorf .  Technischer  Verein.  Der  nächste  Vor- 
tragsabend findet  am  Donnerstag,  16.  März,  im  Vereinslokal 
„Rheinhof",  abends  ^^j^  Uhr,  statt.  Thema  und  Redner  werden 
noch  bekannt  gegeben.  Um  zahlreichen  Besuch  und  Einführung 
von  Gästen  wird  gebeten. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  —  Am  Donnerstag,  16.  März 
1911,  abends  8  Uhr,  außerordentl.  Versammlung  im  Vereins- 
lokal Restaurant  „Zur  grünen  Linde"  (Saal).  Tagesordnung  : 
1.  Verlesen  des  letzten  Sitzungsberichtes.  2.  Eventl.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3  Statik  des  Eisenbetons.  (Koll.  Abel.)  4.  Mit- 
teilungen und  Anträge.  Um  9  L'hr  versammeln  sich  die  Kollegen 
mit  ihren  'Damen  zu  einer  Abschiedsfeier  für  unseren  langjährigen 
Schriftführer  Koll.  Druf  und  dessen  Familie.  Wir  bitten  dringend 
lim  vollzähliges  Erscheinen. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ing.,  Kiel,  Fährstr.  7.  Jeden  ersten  und  dritten  Donnerstag 
eines  Monats,  abends  S'/j  Uhr,  im  Restaurant  „Patzenhofer", 
l'alkstraße  12,  Mitgliederversammlung.  Nächste  Mitgliederver- 
sammlung am  16.  März  d.  J.  Tagesordnung:  1.  Protokoll- 
verlesung der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge.   4.  Verbandsangelegenheiten.    5.  Sonstiges. 

Mannheim.  Technf  scher  Verein.  Der  in  der 
Hauptversammlung  vom  1.  Februar  gewählte  Vorstand  setzt 
sich  wie  folgt  zusammen:  I.  Vorsitzender  Herr  Friedr.  Breit- 
länder, Max-Joseph-Straße  3.  II.  Vorsitzender  zugleich  Obmann 
der  Ballotage-Kommission  Herr  Fritz  Cerotzky,  Kleinfeldstraße  6. 
1.  Schriftführer  Herr  Adolf  Marx,  Luisenring  55.  II.  Schrift- 
führer Herr  Rudolf  Müller,  Lampertheim,  Villa  Franz.  Kassierer 
Herr  Karl  Dattinger,  Lampertheim,  Villa  Franz.  Archivar  Herr 
Martin  Laudenklos,  Kronprinzenstraße  4a.  Beisitzer  Herr  Rudolf 
Bockisch,  Meerfeldstraße  63;  Herr  Willi.  Heubeling,  Lange- 
rötterstraße  4;  Herr  Max  Schubert,  Akademiestraße  9.  Stellen- 
vermittlungs-Obmann Herr  Friedr.  Krieger,  Beethovenstraße  12. 
Es  wird  höfl.  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  .  bei  der  letzten 
Veranstaltung  eine  wertvolle  Kravvattennadel  verloren  ging.  Der 
Finder  wird  gebeten,  dieselbe  bei  dem  Vorstand  abzugeben. 
Sonntag  den   12.  März:    Besichtigung  der  Brauerei  der 


174 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


He[t  11 


Vereinigung, 
ersten   Mittwoch  im 


Br.-A.: 

Monat 


Brauereigesellschaft  „Eichbaum"   vorm.   Hofmann,  Käferthaler^ 
Straße    164/66.     Treffpunl<t  yjO  Uhr   vormittags  „Haltestelle 
Brauereien". 

Nürnberg.  Technischer  Club.  Donnerstag  den 
23.  März,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Restaurant  zum 
Losunger"  außerordentliche  Hauptversammlung.  Tagesord- 
nung: 1.  Neuaufnahmen.  2.  Verschmelzung  mit  den 
Vereinen:  ,, Nürnberger  Techniker  Verein"  und  ,, Kraft  und 
Licht".    3.  Auflösung  des  Vereines.    4.  Verschiedenes. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag 
den  14.  März,  abends  pünktlich  S'/g  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser 
Friedrich"  Projektionsvortrag  unsres  Vorsitzenden  über:  Der 
Schnellpostdampfer  „Kronprinzessin  Cecilie"  in  den  verschie- 
densten Baustadien,  von  der  Kiellegung  bis  zur  Indienststellung, 
erläutert  durch  zahlreiche  Lichtbilder.  Wir  erwarten  einen  recht 
guten  Besuch  unsrer  Mitglieder  nebst  deren  Damen.  Gäste 
willkommen. 

Osnabrück.  Technische 
E.  Siebel,  Langestraße  65.  Am 
Hauptversammlung,  abends  8V3  Uhr,  im  Vereinslokal  Central- 
Hotel.  Sonntags  von  11  —  1  Uhr  Frühschoppen  daselbst.  Am 
Montag  den  27.  Februar  hielt  Kollege  Wiegmann  einen  Vor- 
trag über  die  Bedeutung  der  Internationalen  Hygieneau  stel  ung 
Dresden  1911,  welcher  durch  Lichtbilder  reich  illustrien  warl 
Der  Vortragende  führte  aus,  daß  der  Hauptzweck  der  Ausstellung 
eine  umfassende  hygienische  Aufklärung  sein  solle;  Der  in 
zirka  eineinhalbstündiger  Rede  gebotene  Ueberblick  über  die 
Wandlungen  der  Hygiene,  vom  frühesten  Altertum  bis  auf 
den  heutigen  Tag,  fand  seitens  der  zahlreichen  Zuhörerschaft 
ungeteilten  Beifall.  Wir  verfehlen  nicht  Kollegen  Wiegmann 
auch  hier  unseren  Dank  für  den  interessanten  Vortrag  aus- 
zusprechen. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vrs. :  Gust.  Jäkel, 
Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  —  Br.-A.:  Technischer  Vereiri 
Pforzheim.  —  Wir  laden  hiermit  unsere  Mitglieder  zu  der  am 
Sonntag,  12.  ds.  Mts.,  vormittags  pünktlich  Q'/j  Uhr,  statt- 
findenden Besichtigung  des  hiesigen  Telegraphenamtes  ergebenst 
ein.  Zusammenkunft  vor  dem  genannten  Amt  in  der 
Luisenstraße. 

Schweidnitz.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  G.  Grun- 
wald,  Bautechniker,  Markt  8.  In  der  letzten  Generalversamm- 
lung wurde  der  Vorstand  wie  folgt  neu  gewählt:  I.  Vorsitzen- 
der: G.  Grunwald,  Bautechniker,  Markt  8.  II.  Vorsitzender: 
Max  Bühler,  Ingenieur.  I.  Schriftführer:  Bernhard  Garke,  Bau- 
lechnikcr.  11.  Schriftführer:  Fritz  Fritzsch,  Ingenieur.  Kassierer: 
Walther  Kuschel,  Bautechniker,  Breslauer  Straße  25.  Brief- 
adresse für  Kassenangelegenheiten.:  Walther  Kuschel,  Bau- 
lechniker,  Schweidnitz,  Breslauer  Straße  25. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Rudolf  GoUe,  Ingenieur,  Pionierstraße  14.  Versammlung  am 
Donnerstag,  16.  März  1911,  abends  872  Uhr,  im  Vereins- 
lokal Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung: 

I.  Mitteilungen  und  Eingänge.  2.  Technische  Fragen.  3.  Ver- 
schiedenes. 

Stralsund.  Techniker-Verein.  Vors.  u.  Br.-A.: 
Zimmermeister   K.   Große,   Reiferbahn    11.      Am  Sonnabend, 

II.  März  d.  J.,  abends  8V2  Uhr,  Generalversammlung  im  Ver- 
cinslokal  Rathaus-Bierkeller.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des 
letzten   Sitzungsberichtes.     2.    Bekanntmachung   der  Eingänge. 


3.  Wahl  des  Vorstandes.  4.  Bericht  der  Kassenrevisoren.  5.  In- 
ventur der  Bücherei  (Ref.:  Koll.  Greverath).  6.  Bericht  über 
den  6.  Bezirkstag.  7.  Verschiedenes.  Mit  Rücksicht  auf  die 
Wichtigkeit  der  Tagesordnung  bitten  wir  dringend  um  voll- 
zähliges und  pünktliches  Erscheinen  unserer  Mitglieder.  Gäste 
sind  willkommen. 

Warzen.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Hugo  Oeh- 
ring,  Ingenieur,  Koenneritzpl.  19  part.  —  Mittwoch,  22.  März, 
abends  8'/,  Uhr,  Versammlung  im  Vereinslokal  „Hotel  zur 
Post".  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Bericht  über  die  Be- 
zirksversammlung. 3.  Diskussionsabende.  4.  Verschiedenes. 
Die  nächstfolgende  Versammlung  findet  am  5.  April  statt.  Um 
zahlreiches   und   pünktliches   Erscheinen   wird  gebeten. 

Wiirzburg.  Techniker-Verein,  E.  V.  Die  Bhtz- 
ableitervorträge  unseres  Kollegen  Herrn  K.  Bauführer 
Gerstner  werden  am  Dienstag  den  14.,  21.  und  28.  März  in 
unserem  Vereinslokal  fortgesetzt.  Wir  ersuchen  dringend  um 
zahlreiches  Erscheinen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  B  a  u  w  i  s  s  e  n  s  c  h  a  f  1 1.  Verein  ,,M  o  t  i  v". 
Br.-A.:  Baumstr.  Pönisch,  Dresden-A.,  Schützenhofstraße  11. 
Mittwoch  den  15.  März  fällt  wegen  des  Bußtages  die  Vereins- 
versammlung aus.  Dafür  Freitag  den  17.  März,  abends  8^  4  Uhr, 
im  Gewerbehaussaal  Lichtbildervortrag  des  Herrn  Oskar  Beyer- 
Dresden  über  folgendes  Thema:  „Im  Zauberreiche  Norwegischer 
Fjords",  mit  150  prachtvollen  Lichtbildern.  Damen  und  Gäste 
sind  willkommen.  Sonntag  den  19.  März,  vormittags  Punkt 
9  Uhr,  Besichtigung  der  Bauten  der  Internationalen  Hygiene- 
Ausstellung  Dresden  1911.  Treffen  am  alten  Haupteingang 
Lennestraße.  Infolge  des  gewaltigen  Umfanges  der  Bauten 
nimmt  die  Besichtigung  mindestens  3  Stunden  in  Anspruch  und 
ist  deshalb  pünktliches  Eintreffen  der  Teilnehmer  unerläßlich. 
Die  in  Heft  9  und  10  der  D.  T.-Ztg.  vorgedrucken  Formulare 
für  die  Gruppeneinteilung  sind  noch  nicht  vollzählig  an  den 
Vorsitzenden  ausgefüllt  eingesandt.  Es  wird  dringend  ersucht, 
dies  bis  morgen  nachzuholen.  Aufgenommen  wurden  die 
Kollegen:  Baumstr.  Arthur  Hanns,  Baumstr.  Joh.  Neske,  Baumstr. 
Joh.  Kubitz  und  Bauingenieur  Willy  Manger. 

Staatstechniker. 

Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  15.  März  1911,  pünktlich  8'/3  Uhr 
abends,  in  den  Neustädter  Gesellschaftssälen,  Valentinskamp  40 
bis  42,  stattfindende  Versammlung:  1.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder.    2.  Protokollverlesung.     3.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

4.  Verbandsangelegenheit.  5.  Bericht  evtl.  Beschlußfassung  über 
die  Stellungnahme  zur  Gehaltserhöhung  der  Diätare.  6.  Ver- 
sorgungskasse für  staatl.  Angestellte  und  die  kommende  Rcichs- 
versicherungsordnung;  anschließend  Diskussion  hierüber.  Ref.: 
Herr  Winkler.  7.  Verschiedenes.  Gäste  willkommen.  Wegen 
außerordentlicher  Wichtigkeit  der  Punkte  5  und  6  ist  das  Er- 
scheinen jedes  Mitglieds  durchaus  erforderlich.  Der  Vorstand 
für  1911  setzt  sich  aus  folgenden  Herren  zusammen:  F.  Krum- 
bügel 1.  Vorsitzender;  G.  Heins  II.  Vorsitzender;  O.  Kröger 
I.Schriftführer;  F.  Eggers  II.  Schriftführer;  O.  .'\pr;el  I.Kassierer; 
A.  Ploneit  II.  Kassierer;  W.  Sattler,  F.  Winterfeld,  C.  Blötz, 
H.  Jürgensen  Beisitzer;  J.  Heydorn  Bücherwart. 


Als  ein  wiciitiges  Mitt 

zur  Werbung  neuer  Mitglieder  eignet  sich  die 


Deutsche  Techniker -Zeitung! 

V\/ir  bitten  Sie,  auf  den  reichen  Inhalt  ständig 
hinzuweisen  und  für  ihre  Verbreitung  zu  sorgen. 


Heft  11 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


175 


Folgende  Zeitschriften  gewähren  unseren  Mitgliedern  Vergünstigungen  bei  Abonnementsabschiüssen: 


Gewöhnlicher  jähr- 

Für Verbands- 

licher Bezugspreis 

mitglieder 

jfC 

1.  Deutsche  Bauzeitung,  Berlin  SW.  11,  Königgrätzer  Str.  105  .     

16.- 

14.- 

Rpcf  f>  1 1 1  n  (TP  n  tn  i'i  cc  pn  Piticr^nM^RIir^ri  rlpc  Rtilfo  rrc  c  r^ö  f  pcf  p  n  c   1  ^  To  rrp  t;*^  i*  R  pmvin    ripc  l"\pfr*  X/iPKtAl- 
DCblCilUIl^til  lllllbbCIi  Ci  nbUlllCUli  Lf  1  Ut-o  Dclla^b  spdlCbLcllb  LD   1  agC  VUl   Dc^lilII   UCb  UCU.   V  Ici  Icl" 

jähres  bei  der  Expedition  eingehen) 

2   Süddeutsch?  R;!!!/?^!^^   Mi'mrhpn  9 

10.— 

8.- 

Ostdpiif*!php  Rfiii7Pf f iintx    Rrpi;laii  T 

12.  — 

8.  — 

(ii.  18  Pf.  Bestellgeld 
pio  Vierteljahr) 

4.  Bauzeitung  für  Württemberg,  Baden,  Hessen,  EIsaß-Lotliringen,  Stuttgart,  Büchsenstr.  26  B. 

8.- 

6.- 

(n.  12  Pf.  Bestellgeld 

pro  Vierteljahr, 
innerh. Württembergs 

nur  ^  PF  ^ 

Ulli    □   1  \ , } 

D.  iicuucuiscne  Dauzeiiung,  Leipzig,  iNurnDcrger  oirane  zz  iinu  ocriin  w.  y,  ixoincncr  ou.  z/ 

1  0 

IV.  — 

Q 

(Illustrierte  Wochenschrift  für  Architektur  und  Bautechnik  -  s.  auch  2.  Unischlagseite) 

(Von  jedem  Jahres- 
Abonnem.  fließt  1  M 
in  die  Verbandskasse) 

6.  Beton-Zeitung,  Halle  a.  S.,  Kronprinzenstr.  4  

11.- 

8.- 

(Illustriertes  Fachblatt  für  die  Beton-,  Kunststein-  und  Zement-Industrie) 

7.  Zentralblatt  für  Wasserbau  und  Wasserwirtschaft,  Berlin  SW.  13,  Alexandrinenstraße  134 

16.- 

8.- 

S.  Wasser-  und  Wegebau-  Zeitschrift,  Hannover,  Osterstr.  88  

14.- 

7.- 

9.  Der  Ingenieur,  Berlin  15  

10.- 

6.- 

(Internationale  Rundschau  über  das  gesamte  Ingenieurweseii) 

32  — 

24.  — 

(und  Bestellgeld) 

11.  Der  praktische  Maschinenkonstrukteur,  Einzelausgabe,  Uhlands  technischer  Verlag,  Leipzig  .    .  , 

16.- 

12.- 

(und  Bestellgeld) 

12.  Uhlands  Technische  Rundschau  in  Einzelausgaben,  Uhlands  technischer  Verlag,  Leipzig  .... 

6.- 

4.50 

1.  für  die  Metallindustrie,  2.  für  die  Bauindustrie,  3.  für  die  Nahrungs-  und  Genußiiiittel- 

(und  Bestellgeld) 

industrie,  4.  für  die  Textilindustrie. 

13.  Kohle  und  Erz,  Berlin,  Köthener  Str.  31  

12.- 

6.- 

14.  Technisches  Magazin,  Berlin  SW.  68,  Alte  Jakobstraße  23—24         .'  .   

10.- 

7.50 

(Halbjalirspreis  4  M.) 

1  '\  Zeitschrift  für  Elektrotechnik  und  Maschinenbau,  Potsdam,  Hohenzollernstraße  3   

12.- 

8.- 

16.  Elektrische  und  maschinelle  Betriebe,  Technische  Verlagsgesell scliaft,  Leipzig  

8.- 

6.- 

17.  Export  Trade,  .Zeitschrift  für  Deutschlands  Welthandel,  verbunden  mit  Deutsche  Wirtschaftszeitung 

14.- 

8.- 

(und  Bestellgeld) 

13.  Zeitschrift  für  das  gesamte  technische  und  gewerbliche  Recht  ... 

10.- 

8.- 

^  (Verlag  von  Robert  A.  Ruhland,  Berlin  W.  9) 

19.  Die  weiße  Kohle,  München,  Maximilianstraße  28  .-  

10.- 

5.- 

(Zeitschrift  für  Gewinnung  und  Verwertung  von  Wasserkräften,  Wasserwirtschaft,  Wasserbau, 

Kulturtechnik  usw.) 

20.  Verkehrstechnische  Woche  und  Eisenbahntechnische  Zeitschrift,  Berlin  SW.  14  Stallschreiberstr.  34/35 

16.- 

10.- 

Bestellungen  auf  eine  der  vorgenannten  Zeitschriften  sind  mit  dem  Abonnementsbetrag  zuzüglich  5  Pfg.  Postanweisungs-Bestell- 
gebühr unter  Angabe  der  Mitgliedsnummer  direkt  an  die  betr.  Zeitschriften  zu  senden. 

Kostenfreie  Probe-Nummern  obiger  Zeitschriften  sind  ebenfalls  direkt  von  den  betreffenden  Verlagsanstalten  zu  beziehen. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsinitglieder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

645  für  ein  Baugeschäft  in  Pinnow  i.  Pommern  sofort  ein 
tüchtiger  Hochbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule, 
mit  Bureaukenntnissen.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  bei 
freier  Station  unter  645  an  die  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des 
Herrn  G.  Borchert,  Barnimstraße  16  E. 

646  für  ein  Baugeschäft  in  Stargard  i-  Pommern  zum  1.  4. 
er.  ein  junger  Bautechniker  in  dauernde  Stellung.  Gehalt 
120  M.  Angebote  unter  646  an  die  Zweigstelle  Stettin,  wie 
unter  645. 

647  für  einen  Kasernenneubau  in  Glogau  sofort  ein  Tech- 
niker für  Abrechnungsarbeiten  auf  2 — 3  Monate,  Tagesdiäten 
5.50  M.  Bewerber  muß  mit  dem  Militärbauwesen  vertraut  sein. 
Angebote  unter  647  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

648  für  die  Bearbeitung  eines  Hotelentwurfes  in  Quedlinburg 
ein  jüngerer  Hochbautechniker,  sauberer  Fassaden-  und  Grund- 


rißzeichner, mit  Statik  vertraut.  Gehalt  150  bis  ISO  M.  An- 
gebote unter  648  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

650  für  ein  größeres  Baugeschäft  im  Herzogtum  Braun- 
schweig sofort  ein  im  Entwerfen,  Berechnen  und  in  Bauleitung 
von  Eisenbetonfabriken  durchaus  gewandter  und  selbständig 
arbeitender  Techniker.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
650  an  die  Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H.  des  Herrn  G.  Jan- 
schek,  Pestalozzistraße  19. 

672  für  ein  größeres  Architekturbureau  in  Saarbrücken  sofort 
ein  flotter  Zeichner,  im  Entwerfen  und  Detaillieren  durchaus 
erfahren.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  672  an  die 
Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  des  Herrn  R.  Rosprich,  Tal- 
straße 39. 

673  für  ein  Baugeschäft  mit  Zimmereibetrieb  in  Saarbrücken 
zum  1.  April  1911  ein  älterer,  selbständiger  Techniker,  im  Bureau 
und  auf  der  Baustelle  durchaus  erfahren.  Stellung  dauernd.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  und  Handskizzen  unter  673  an 
die  Zweigstelle  Saarbrücken  wie  unter  672. 


176 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  11 


674  izur  Bearbeitung  von  Schulprojekten  in  Swinemünde  ein 
junger  Bautechniker,  flott  im  Veranschlagen  und  Zeichnen.  Ge- 
halt 130  bis  150  M.  Angebote  unter  674  an  die  Zweigstelle 
Stettin,  z.  H.  des  Herrn  O.  Borchert,  Barniinstr.  16  E. 

675  für  ein  größeres  Baugeschäft  in  Hermsdorf  (Kynast) 
zum  1.  April  1911  ein  Bautechniker,  ledig,  gelernter  Zimmerjr, 
im  Bureau  und  auf  der  Baustelle  erfahren,  firm  im  Auftragen 
von  Schiftungen.  Gehalt  ca.  130  M,  Angebote  unter  675  an 
die  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,  Breslau  8, 
Websk\ Straße  11. 

676  von  einer  Behörde  in  Gleiwitz  sofort  ein  Hochbau- 
techniker oder  Architekt,  flotter  Zeichner,  der  besonders  Fas- 
saden in  Schraffiermanier  geschmackvoll  darstellen  kann,  da  für 
die  Ostdeutsche  Ausstellung  einige  Fassaden  und  Grundrisse 
ausgeführter  neuer  Schulbauten  gezeichnet  werden  sollen.  Monat- 
liche Tagesdiäten  bis  250  M.  Angebote  unter  676  !an  die  Haupt- 
steile  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

678  für  ein  Hochbauamt  in  Wittstock  a.  d.  Dosse  sofort 
auf  etwa  drei  Monate  zur  Vertretung  des  Bauassistenten  ein 
Techniker,  gewandt  im  Veranschlagen  und  mit  den  laufenden 
Dienstgeschäften  einer  Kreisbauins])ektion  vertraut.  Gehalt 
180  M.  Angebote  unter  678  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

679  nach  Eilenburg  sofort  ein  älterer  Hochbautechniker, 
mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  vertraut,  für  Bureau  und 
Baustelle.  Gehalt  150  bis  175  M.  Stellung  dauernd.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  679  an  die  Zweigstelle  Halle  a.  S., 
z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

680  nach  einem  Breslauer  Vorort  sofort  ein  älterer 
Zimmerei-Techniker  mit  Erfahrung  in  der  Ausführung  von 
Holzbauten,  der  eine  größere  Kolonne  von  Leuten  und  die  Mon- 
tage selbständig  beaufsichtigen  kann.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Antrittstermin  unter  680  an  die  Zweigstelle 
Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystr.il. 

681  für  einige  Villen-  und  Schulbauten  in  Wernigerode  am 
Harz  ein  junger  Hochbautechniker,  ledig,  evangelisch,  der  im 
Entwerfen,  Veranschlagen,  sowie  in  Bauleitung  tüchtig  und  zu- 
verlässig ist.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  681  an 
die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Lehmann, 
Kaiserstraße  103. 

683  nach  Meiningen  sofort  ein  tüchtiger  Bauführer  für 
einen  Krippen-  und  Haushaltungsschulneubau,  im  Bureau  und 
auf  der  Baustelle  erfahren.  Angebote  unter  683  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

684  nach  Strausberg  sofort  ein  junger  Bautechniker,  mit 
Buchführung  vertraut.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
684  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

685  für  einen  Kasernen-Neubau  in  Deutsch-Eylau  sofort 
ein  tüchtiger  Bautechniker,  mit  Abrechnungsarbeiten  für  Militär- 
behörden vertraut,  auf  etwa  drei  Monate.  Gehalt  210  M.  An- 
gebote unter  685  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,   Hertastraße  17. 

686  für  ein  Kgl.  Kanalbauamt  in  Bückeburg  sofort  ein 
älterer,  energischer  Tiefbautechniker  als  Bauaufseher  für  meh- 
rere Jahre.  Angebote  unter  686  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

687  für  ein  Baugeschäft  in  Schneidemühl  sofort  ein  Hoch- 
bautechniker, guter  Zeichner  und  Statiker.  Gehalt  bis  160  M. 
Angebote  unter  687  an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des 
Herrn  H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 

688  89  für  eine  städt.  Behörde  in  Schneidemühl  sofort 
ein  Tiefbautechniker,  guter  Zeichner,  mit  Erfahrung  im  Kanal- 
bau, der  mit  Ausstellungsplänen  arbeiten  kann.  Gehalt  bis 
150  M; 

desgleichen  ein  Hochbautechniker  für  die  Baupolizei,  guter 
Statiker  und  Zeichner,  der  mit  der  Prüfung  von  Baupolizeisach -n 
vertraut  ist.  Gehalt  bis  170  M.  Angebote  unter  688/89  an  die 
Zweigstelle  Bromberg  wie  unter  687. 

691  für  ein  Baugeschäft  in  Dresden  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker  mit  einiger  Kenntnis  in  Buchführung.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  691  an  die  Zweigstelle  Dresden, 
z.  H.  des  Herrn  A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Große  Kirchgasse  2. 

692  nach  Mitau  bei  Riga  in  Rußland  sofort  ein  junger 
Techniker,  Statiker,  sicher  im  Aufstellen  von  Massenberjch- 
nungen  und  Kostenanschlägen,  der  nach  Angabe  Bau-  und 
Werkzeichnungen  anfertigen  kann,  ohne  Anspruch  auf  künst- 
lerische Tätigkeit  zu  machen.  Gehalt  ca.  100  Rubel.  Zurcisc- 
kosten  werden  gewährt.  Angebote  unter  692  an  die  Zweigstelle 
Königsberg,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königs- 
eck 5. 

693  für  ein  Baugeschäft  in  Hattingen  ein  Bautechniker  mit 
einiger  Fertigkeit  im  Entwerfen,  AAassen-  und  statischen  Be- 
rechnungen, zu\erlässiger  und  saubeicr  Arbeiter.  Angebote  mit 
Gchaltsansprüchcn  unter  693  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 


land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardey- 
straße 94. 

694  für  ein  Architektur-  und  Ingenieurbureau  in  Halle  a.  S. 
sofort  ein  Bautechniker  mit  abgeschlossener  Baugewerkschul- 
bildung. Anfangsgehalt  120  M.  Angebote  unter  694  an  die 
Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte 
Promenade  25  (Stadttheater). 

695  von  einer  Baufirma  in  Halle  a.  S.  baldigst  ein  Bau- 
techniker, Absolvent  einer  Baugewerkschule,  für  Bureau  und 
Baustelle.  Spez.  landwirtschaftliches  Bauwe;en.  Gehalt  150  M. 
Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter  695  an  die  Zweigstelle 
Halle  a.  S.  wie  unter  694. 

697  für  ein  Baugeschäft  in  Pankow  sofort  ein  Bautech- 
niker, der  sich  mit  20  000  M  beteiligen  will,  Kapital  wird 
durchaus  sichergestellt  und  verzinst.  Teilhaberschaft  und  An- 
stellung dauernd,  angenehm  und  bei  guter  Honorierung.  An- 
gebote unter  697  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

698  nach  Ilmenau  i.  Thür,  sofort  ein  Bautechniker,  im 
Entwerfen,  Veranschlagen,  in  statischen  Berechnungen,  sowie 
im  Berechnen  von  Eisenbeton  bewandert,  der  auch  die  Bau- 
ausführungen zu  überwachen  hat.  Stellung  dauernd.  Angebote 
mit  Gchaltsansprüchcn  unter  698  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

699  für  eine  Wasserbaubehörde  in  Coblenz  sofort  ein  junger 
Tiefbautechniker.  Gehalt  120  M,  später  mehr.  Stellung  von 
längerer  Dauer.  Angebote  unter  699  an  die  Geschäftsstelle  für 
Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund, 
Ardeystraße  94. 

701  für  einen  Baumeister  in  Selb  i.  Bayern  sofort  ein 
junger  Hochbautechniker  für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt 
ca.  120  M.  Angebote  unter  701  an  die  Zweigstelle  Nürnberg, 
z.  H.  des  Herrn  Fr.  Rehle,  LJntere  Grasersgasse  9. 

702  für  die  Bearbeitung  von  zwei  Waldarbeiter-Gehöften 
für  je  vier  Familien  zum  1.  April  1911  ein  im  2.  Ausbildungs- 
abschnitt stehender  Regierungsbauführer  oder  ein  tüchtiger 
Hochbautechniker.  Stellungsdauer  sechs  Monate,  Tagesdiäten 
6  M.  Angebote  unter  702  an  die  Zweij^stelle  Königsberg,  z.  H. 
des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

703  von  einer  Wasserbaubehörde  in  Lotzen  zum  1.  April 
1911  ein  Tiefbautechniker  zur  Hilfeleistung  bei  den  laufenden 
Dienstgeschäften.  Gehalt  bis  150  M.  Angebote  unter  703  an 
die  Zweigstelle  Königsberg  wie  unter  702. 

704  nach  Liegnitz  sofort  ein  Bautechniker  für  Gas-,  Wasser- 
und  Heizungsanlagen,  der  bereits  in  einem  gleichen  Geschäft 
tätig  war.  Gehalt  130  bis  150  M.  Stellung  dauernd.  Angebote 
unter  704  an  die  Zweigstelle  Niederschlesien,  z.  H.  des  Herrn 
C.  Hauer,  Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

705  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Salzwedel  sofort  ein  er- 
fahrener, älterer  Hochbautechniker,  im  Zeichnen  und  Ver- 
anschlagen besonders  gewandt.  Angebote  mit  Gehaltsansiirüchc  i 
unter  705  an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  W.  Leh- 
mann, Kaiserstraße  103. 

706  für  ein  städt.  Bauamt  in  Osnabrück  sofort  zur  Unter- 
stützung eines  Architekten  ein  gut  begabter,  zeichnerisch  be- 
sonders gewandter  jüngerer  Hochbautechniker,  der  Praxis 
nachweisen  kann.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  706 
an  die  Zweigstelle  Osnabrück,  z.  H.  des  Herrn  H.  Schütte, 
Parkstraße  45. 

707  für  eine  städt.  Behörde  in  Osnabrück  ein  jüngerer, 
tüchtiger  Tiefbautechniker.  Angebote  mit  Gehaltsansj)rüclieu 
unter  707  an  die  Zweigstelle  Osnabrück  wie  unter  706. 

708  für  ein  städt.  Bauamt  in  Osnabrück  sofort  ein  Ingenieur 
oder  erfahrener  Techniker  für  die  Entwurfsbearbeitung  und 
Hauausführung  von  Hafenanlagen.  Ausführliche  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter  708  an  die  Zweig- 
stelle Osnabrück  wie  unter  706. 

709  für  ein  Kgl.  Wasserbauamt  in  Wittenberge  (Bezirk 
Potsdam)  zum  1.  April  1911  ein  junger  Tiefbautechniker. 
Gehalt  120  M.  Angeb.  unter  709  an  die  Hauptstelie  Bcrlm  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

710  für  ein  Architekturbureau  in  Zoppot  sofort  ein  jünge.er 
Bautechniker,  ledig,  sehr  flotter  imd  sauberer  Architektur- 
zeichner (Renaissance),  auf  zunächst  drei  Monate.  Gehalt  180  .\\. 
Angebote  unter  710  an  die  Zweigstelle  Dan/ig,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Schulz,  Dan/ig-Langfiihr,  Hertastraße  17. 

711  für  ein  Baugeschäft  in  Danzig  sofort  ein  tüchtiger 
Hochbautechniker,  im  Veranschlagen  und  Abrechnen  von 
Staatsbauten,  wenn  möglich  von  Garnisonbauten,  erfahren.  Ge- 
halt bis  220  M.  Angebote  schnellstens  unter  711  an  die  Zweig- 
stelle Danzig  w  ie  unter  710. 

714  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Genthin  zum  1.  April  1911 
ein  tüchtiger  Techniker  auf  zunächst  acht  Alonate  evtl.  länger. 
Gehalt  140  bis  150  M.  Angebote  unter  714  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg,   z.  H.   des   Herrn   W.  Lehmann,   Kaiserstraße  103. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 

HERAUSGEGEBEN  VOM  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  63  Markgraienstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  12        Schrmieiiung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  t8.  MärzI911 

Inhalt:    Vor  den  Wahlen  -  Exzentrische  Belastung  von  Stützen  und  Pfeilern  —  Allgemeines  über  das  Abstecken  der  Kreisbögen  im  Felde  und  die  Eisenbahnkurven  im 
besonderen  —  Standesbewegung  -  Briefkasten"  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Vor  den  Wahlen 


Alan  weiß  noch  nicht  genau,  ja  noch  nicht  einmal 
ungefähr,  wann  die  Wahlen  stattfinden  und  trotzdem,  wird 
man  sagen,  wird  uns  schon  ein  Artikel:  Vor  den  Wahlen 
vorgesetzt.  Der  Einwand  wäre  so  recht  bezeichnend  für 
manche  Kreise,  in  denen  die  Auffassung  besteht,  nur  die 
^Wahlen  könnten  eine  politische  Betätigung  auslösen.  In 
diesem  gelegentlichen  Arbeiten  für  die  Politik  liegt  eine 
Gefahr,  ja  in  der  Tatsache,  daß  nur  Wahlen  die  Teilnahme 
aller  am  politischen  Leben  auszulösen  vermögen,  haben 
wir  eine  Erklärung  für  so  manche  Urteilsunfähigkeit  unserer 
Staatsbürger.  Die  Bestrebungen,  staatsbürgerliche  Er- 
ziehung zu  verbreiten,  decken  sich  im  Ziele  durchaus  mit 
dem,  was  wir  als  notwendig  für  unsere  Mitglieder  an- 
sehen :  parteipolitische  Betätigung.  — 

Wie  oft  ist  in  den  Versammlungen  betont  worden, 
daß  wir,  um  als  Angestellte  und  Techniker  vorwärts  zu 
kommen,  einen  Druck  auf  Parteien,  Abgeordnete  und 
damit  auf  die  gesetzgebenden  Körperschaften  ausüben 
sollen.  Wer  kann  das  aber,  außer  dem,  der  mitten  drinnen 
steht,  im  politischen  Leben.  Der  gelegentlichen  Bittsteller 
und  Unzufriedenen  gibt  es  genug,  das,  was  den  Bitten 
Nachdruck  verleiht,  ist  der  Hinweis,  daß  man  innerhalb 
der  Partei,  im  öffentlichen  Leben  auch  schon  einmal  etwas 
für  andere  getan  hat, 

Als  wir  vor  kurzem  uns  zusammenfanden,  um  über 
das  Technikerrecht  uns  öffentlich  zu  beklagen,  da  nannten 
wir  die  Adresse  des  Protestes:  Reichstag  und  Regierung. 
Da  hörten  wir  auch  von  dem  und  jenem  Abgeordneten, 
daß  alles  getan  worden  sei  und  daß  man  noch  mehr  tun 
wolle!  Kritik  zu  üben  waren  eigentlich  nur  die  berech- 
tigt, die  sich  in  der  vergangenen  Zeit  eingesetzt  hatten, 
auf  politischem  Wege  etwas  zu  erreichen.  Nur  wer  ge- 
wählt hatte,  wer  sich  um  die  politische  Lage  gekümmert 
hatte,  nur  der  konnte  urteilen  und  Rechenschaft  fordern. 
Man  sieht  hieraus,  daß  man  vom  Staatsbürger  nicht  nur 
verlangen  muß,  daß  er  seine  Stimme  abgibt,  sondern  auch, 
daß  er  die  Arbeiten  seiner  Abgeordneten  durch  seine 
Parteiorganisation  überwachen  läßt. 

Nach  solchen  Gedankengängen  ist  es  natürlich,  wenn 
die  Frage  nach  der  Partei  aufgeworfen  wird,  der  man  sich 
anschließen  soll.  Von  einem  Zwang,  sich  einer  be- 
stimmten Partei  anzuschließen,  kann  keine  Rede  sein, 
auch  nicht  davon,  daß  die  Berufsorganisation  die  Partei 
namhaft  macht,  deren  Kandidaten  zu  wählen  sind. 
Uns  schützt  davor  der  Teil  unseres  Programms,  der  von 
der  parteipolitischen  Neutralität  handelt.  Einer  unserer 
leitenden  Beamten  sollte  vor  kurzem  hiergegen  verstoßen 
haben.  Es  war  eine  große  Versammlung  von  Technikern, 
in  der  ein  "Diskussionsredner  „von  einer  Partei  sprach, 
die  die  Interessen  der  Angestellten  vertreten  wolle".  Das 


hatte  der  Pressebericht  dem  Referenten  in  den  Mund 
gelegt  und  aus  der  „einen  Partei"  die  Sozialdemokratie 
gemacht.  In  diesem  Falle  ist  es  jedoch  erwiesen,  daß 
die  Partei  nicht  gemeint  sein  konnte,  weil  der  Redner 
öffentlich  für  eine  aiidere  Partei  tätig  ist.  Bezeichnend 
war  aber,  daß  diese  Notiz  den  Rundgang  durch  alle 
Zeitungen  machte,  durch  die  große  Reihe  der  Zeitungen 
auch,  die  sonst  über  unsere  Versammlungen  nie  berichten. 
Das  ist  auffälhg.  Angenommen,  der  Redner  hätte  den 
Ausspruch  getan,  dann  bangen  die  anderen  Parteien  um 
den  Verlust  der  Stimmen  der  Angestellten.  Daraus  kann 
man  schließen,  wie  wertvoll  unsere  Stimmen  den  Parteien 
sind,  und  das  müssen  wir  benutzen. 

Es  wird  sich  ja  jetzt  vor  den  Wahlen  zeigen,  daß 
jede  Partei  für  uns  tätig  sein  will  —  in  Zukunft!  Es 
wird  nicht  leicht  sein,  zwischen  den  Sirenentönen  hindurch- 
zusteuern zu  der  Partei,  die  das  Vertrauen  verdient.  Eine 
Partei  für  uns  alle  kann  es  nicht  geben,  denn  wir  sind 
zu  klein  und  unser  Stand  hat  zu  viele  Individualitäten,  die 
sich  nicht  in  die  Schablone  einer  Partei  zwingen  lassen. 
Darum  sind  die  Berichte  über  jenes  Vorkommnis  in  der 
Berliner  Versammlung  Faselei,  denn,  wer  mit  unserem 
Programm  vertraut  ist,  der  muß  wissen,  daß  parteipoli- 
tische Neutralität  die  Grundlage  unserer  Organisation  bildet. 

Diese  Neutralität  läßt  es  zu,  Vertreter  aller  Parteie.'-» 
zu  uns  zu  bitten,  es  ermöglicht  diese  Stellung  die  Be- 
tätigung unserer  Mitglieder  in  allen  Parteien.  Das  ist 
eine  Waffe,  die,  richtig  benutzt,  gute  Dienste  tun  kann. 
Die  Zeit  vor  den  Wahlen  sollte  darum  alle  Mitglieder 
wachrufen,  das  Parteileben  zu  prüfen  und  sich  dann  der 
Partei  anzuschließen,  die  dem  Temperament  und  der 
Weltanschauung  des  einzelnen  am  besten  entspricht.  Die 
Scheuklappen,  die  uns  eine  gewisse  Presse,  die  sonst 
nichts  für  uns  übrig  hat,  nun  aber  plötzlich  uns  behüten 
zu  wissen  glaubte,  anhängen  will,  brauchen  wir  nicht. 

Unter  solchen  Gesichtspunkten  arbeiten  auch  die 
Führer  der  Organisation,  Sie  sollen  nicht  ihre  Tätigkeit 
als  Beamte  der  Organisation  mit  ihrer  parteipolitischen 
verquicken.  Wenn  sie  das  aber  trennen,  dann  muß  die 
Organisation  neutral  genug  sein,  ihnen  für  ihre  partei- 
politische Betätigung  ebenso  wenig  Vorschriften  zu  machen, 
wie  die  Führer  gewillt  sind,  die  Organisation  ins  Schlepp- 
tau einer  Partei  zu  bringen. 

Die  Zeit  vor  den  Wahlen  wird  uns  deshalb  auch 
in  unserer  Berufsorganisation  fördern,  denn  sie  erhält  Wir- 
kung und  Bedeutung  erst  durch  unsere  politische  Tätig- 
keit. Aber  auch  nach  den  Wahlen  soll  man  uns 
auch  noch  rege  an  der  Erfüllung  unserer  staatsbürgerlichen 
Pflichten  finden  und  s  o  muß  es  besser  werden. 


178 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  12 


Exzentrische  Belastung  von  Stützen  und  Pfeilern 

Von  Dipl.-Ing.  ARTUR  LEIPOLD,  Berlin. 


Bei  der  Berechnung  der  Normalspannungen  für  Stützen 
und  Pfeiler  hat  man  es  in  der  Regel  mit  symmetrischen 
Querschnitten  zu  tun,  bei  denen  sich  ohne  besondere 
Schwierigkeiten  die  Hauptachsen  bestimmen  lassen.  -Die 
Symmetrieachse  ist  eine  der  beiden  Hauptachsen,  die 
andere  steht  auf  dieser  im  Schwerpunkt  der  Querschnitts'- 
fläche  senkrecht;  besitzt  der  Querschnitt  zwei  aufeinander 
senkrecht  stehende  Symmetrieachsen,  so  sind  diese  ohne 
weiteres  die  beiden  Hauptachsen.  Für  die  Verteilung  der 
inneren  Spannungen  ist  die  Lage  der  Angriffspunkte  der 
äußeren  Kräfte  von  Bedeutung;  diese  werden  beispiels- 
weise festgelegt  bei  gleichmäßig  über  den  Querschnitt 
verteilten  Lasten  —  wie  Aufmauerungen  —  durch  den 
Schwerpunkt  der  Last  und  bei  Einzellasten  —  wie  auf- 
gelagerte und  angeschlossene  Träger  —  durch  den  Mittel- 
punkt der  Auflagerfläche  oder  die  Nietachse  der  Anschluß- 
niete. Die  folgenden  Untersuchungen  seien  unter  der 
Voraussetzung  durchgeführt,  daß  symmetrische  Quer- 
schnitte vorliegen  und  die  Lastenrichtung  parallel  der 
Stützen-  oder  Pfeilerachse  ist,  also  nur  senkrechte  Lasten 
bei  senkrechten  Stützen  oder  Pfeilern  in  Betracht  kommen. 
Man  hat  dabei  drei  Hauptbelastungsfälle  zu  unterscheiden: 

1.  Zentrische  Belastung,  bei  welcher  die  äußeren  Kräfte 
oder  die  Resultante  sämtlicher  äußeren  Kräfte  im 
Flächenschwerpunkt  angreift. 

2.  Exzentrische  Belastung,  bei  welcher  die  äußere  Kraft 
oder  die  Resultante  sämtlicher  äußeren  Kräfte  in 
einem  Punkte  der  Symmetrieachse  angreift,  der  von 
dem  Schwerpunkt  die  Entfernung  e  haben  möge. 

3.  Unsymmetrische  Belastung,  bei  welcher  die  äußere 
Kraft  oder  die  Resultante  sämtlicher  äußeren  Kräfte' 
in  einem  Punkte  des  Querschnitts  angreift,  welcher 
von  der  X-Achse  die  Entfernung  y  und  von  der 
Y-Achse  die  Entfernung  x  haben  möge. 

Zentrische  Belastung. 
Hat  die  äußere  Kraft  die  Größe  P  und  der  Querschnitt 
den  Flächeninhalt  F,   so    ist    die    innere  Spannung  bei 
gleichmäßiger  Verteilung  über  den  gesamten  Querschnitt 
P 

a  =       ,  wobei  das  Vorzeichen  von  a  dem  Vorzeichen 
r 

von  P  entspricht,  also  Druckbeanspruchung  bei  einem 
Druck  P  und  umgekehrt.  ^ 

Exzentrische  Belastung. 
Für  die  in  den  Abbildungen  1  und  2  dargestellten 
Querschnitte  möge  S  der  Schwerpunkt,  die  X-Achsc  die 
Symmetrieachse  und  eine  Hauptachse  und  die  Y-Achse 
die  zweite  Hauptachse  sein.  Die  Entfernungen  der  äußer- 
sten Flächenteilchen  von  der  Y-Achse  seien  /  und  r.  In 
Abb.  3  ist  ein  Schnitt  in  der  Ebene  der  Symmetrieachse 
durch  den  Pfeiler  dargestellt;  der  Angriffspunkt  A  der 
äußeren  Last  P  liegt  in  der  Entfernung  e  vom  Schwer- 
punkt. Ohne  das  Gleichgewicht  zu  stören,  kann  man  im 
Schwerpunkte  S  zwei  Kräfte  P  von  entgegcngesefzler  f^ich^ 
tung  anbringen.  Die  drei  Kräfte,  welche  nunmehr  auf 
den  Querschnitt  einwirken,  kann  man  zusammensetzen  zu 
einer  im  Schwerpunkt  angreifenden  Einzellast  P  und 
einem  linksdrehenden  Kräftepaar  mit  dem  Momente  P  e. 
Die  im  Schwerpunkt  angreifende  Kraft  P  beansprucht  den 
Querschnitt  gleichmäßig  auf  Druck,  und  das  Kräftepaar 
wird  eine  Biegungsspannung  hervorrufen,  die  links  vom 


Schwerpunkt,  also  in  der  belasteten  Querschnittshälfte, 
Druck  und  rechts  von  S  Zug  erzeugt.  Gibt  man  der  Druck- 
spannung das  negative  Vorzeichen,  der  Zugspannung  das 
positive,  und  bezeichnet  man  mit  J  das  Trägheitsmoment 


X- 


y 


Abb.  2 


Abb.  1 

des  Querschnitts,  bezogen  auf  die  Y-Achse,  so  beträgt 
die  Spannung  eines  Querschnittsteilchens  in  der  Ent- 
fernung X  von  der  Y-Achse 


infolge  der  Schwerpunktslast  = 
und  infolge  des  Biegungsmomentes  a,  = 

bezw.  c, 


P 

F 

T 

J 


und 


je  nachdem  das  Flächenteilchen  links  oder  rechts  (auf 
der  belasteten  oder  unbelasteten  Querschnittshälfte),  von 
der  Y-Achse  aus  gemessen,  liegt. 

Diese  beiden  Spannungen  setzen  sich  nach  der  Span- 
nungsfigur in  Abb.  4  zusammen,  und  es  entstehen  die 
Randspannungen 

°'  ~        F         }   ^  ~        F  W/ 
P     ,    M  P    ,  M 

°     -  F  +  T  '  ^  7*^  ^  w7 

Die  Entfernung  z  des  Nullpunktes,  d.  h.  desjenigen 
Punktes  im  Querschnitt,  bei  dem  die  Spannung  =  0  ist, 
in  der  Spannungsfigur  ergibt  sich   aus  der  Bedingung 

_   M       ^  ^  P^J   ^    P   J    ^  J_ 

F   "      J   ^  ^"    ^      F  M       F  P  e  ~  F  e 

Es  ist  aus  dieser  Formel  ersichtlich,  daß  die  Lage 
des  Nullpunktes  nicht  von  der  Größe,  sondern  nur  von 
der  Lage  der  Last  P  abhängig  ist. 

Ist  e  =  0,  greift  also  die  Last  im  Schwerpunkt  an, 

F  0 

grcnzungslinien  der  Spannungsfigur  liegt  im  Unendlichen, 


so  ist  z 


=  00 ,  d.  Ii.  der  Schnittpunkt  der  Be- 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


17Q 


sie  sind  also  parallel.    In  diesem  Falle  entsteht  die  Span- 
nungsfigur Abb.  5,  wie  sie  ja  auch  der  Formel  für  zen- 
p 

irische  Belastung  a  =        entspricht.    Rückt  der  Angriffs- 
r 

punkt  vom  Schwerpunkte  um  ein  kleines  Stück  e  fort, 
so  ist  von  der  Spannungsfigur  Abb.  5  das  Spannungs- 
diagramm des  Momentes  P  e  in  Abzug  zu  bringen,  und 
es  wird  zunächst  Abb.  6  entstehen,  bei  welcher  beide 
Kantenpressungen  gleiche  Vorzeichen  haben.  Wird  e  noch 
größer,  so  entsteht  schließlich  eine  Spannungsfigur  nach 
Abb.  4,  bei  welcher  die  Kantenpressungen  entgegengesetzte 
Vorzeichen  haben.  Es  muß  also  dazwischen  eine  Last- 
stellung geben,  bei  welcher  eine  Kantenpressung  =  0  sein 
wird  nach  Abb.  7.  Für  diese  Laststellung  muß  also  z=  r 
sein  und  es  ergibt  sich  für  die  entsprechenden  Lasten- 
fernung  k;  die  Gleichung 

J 


r  = 


Fk, 


J 


F  r 


Die  entsprechende  Laststellung  für  den  Fall,  daß  die 
Last  auf  der  anderen  Seite  der  X-Achse  liegt,  ist  nach 
Abb.  8 


kr  = 


Die  beiden  Punkte  K^  und  K,  auf  der  Symmetrie-Achse 
des  Querschnitts,  welche  'durch  die  Entfernungen  k;  und  kr 
festgelegt  und  nur  von  der  Querschnittsgröße  abhängig 
sind,  bezeichnet  man  als  die  Kernpunkte  der  Sym- 
metrieachse des  Querschnitts.  Sie  bezeichnen  die  äußersten 
Laststellungen  für  P,  wodurch  auf  dem  ganzen  Querschnitt 
gleichnamige  Beanspruchung,  also  bei  einem  Drucke  R 
reine  Druckbeanspruchung  und  bei  einem  Zuge  P  reine 
Zugbeanspruchung,  entsteht.  Ist  die  Entfernung  e  der 
Last  P  vom  Schwerpunkt  S  größer  als  k,  oder  kr,  so  rückt 
der  Nullpunkt  der  Spannungsfigur  in  den  Querschnitt 
hinein,  und  es  entstehen  gleichzeitig  Zug-  und  Druck- 
spannungen. Soll  also  das  Material  des  Pfeilers  nur  auf 
Druck  beansprucht  werden,  so  müssen  die  Angriffspunkte 
sämtlicher  Lasten  innerhalb  der  Kernpunkte  liegen.  Für 
den  rechteckigen  Querschnitt   mit   den  Abmessungen  b 

b  h "  h 

und  h  nach  Abb.  9,  ist  beispielsweise  k^  =  kr  =  ^  .  .  =  ~- 

6  bh  6 

und  die  Strecke  Ki  Kr  oder  die  Kernweite  des  Querschnitts 
Ii  h 

ist  gleich  2  •  —  =  demnach  darf  ein  rechteckiger  Quer- 
schnitt, welcher  keine  Zugspannungen  aufnehmen  soll,  nur 
im  mittleren  Drittel  belastet  werden. 

Aus  dieser  Erkenntnis  ergeben  sich  folgende  Regeln 
für  die  Untersuchung  eines  Mauerquerschnitts,  auf  wel- 
chem in  der  Symmetrieachse  mehrere  äußere  Lasten  A, 
B,  C  und  D  nach  Abb.  10  einwirken.  Diese  Lasten 
mögen  sich  zusammensetzen  aus  Anteilen  infolge  Eigen- 
gewicht und  Nutzlast.  Es  ist  daher  zu  entscheiden,  ob 
bei  allen  Lasten  die  Nutzlastenanteile  zu  berücksichtigen 
sind,  wenn  die  ungünstigste  Kantenpressung  ermittelt 
werden  soll.  Von  den  Lasten,  welche  innerhalb  der  Kern- 
weite angreifen  —  liier  also  B  und  C  —  ist  nachgewiesen 
worden,  daß  sie  den  ganzen  Querschnitt  auf  Druck  be- 
anspruchen; sie  sind  daher  auf  jeden  Fall  mit  voller 
Nutzlast  in  die  Rechnung  einzuführen.  Die  Lasten  auf 
der  Strecke  links  von  Ki  ergeben  für  die  Mauerkante  L  eine 
Druckbeanspruchung  und  in  R  eine  Zugbeanspruchung; 
umgekehrt  geben  die  Lasten  rechts  von  Kr  in  L  eine 
Zugbeanspruchung  und  in  R  eine  Druckbeanspruchung. 


y  : 


iillilii.illlllllllllIInT 

1 

1 

lllllllUiiiiiill 

iiiiiiii 

1 

1  j 

Abb. 

3  und  4 

Abb.  5 


Abb.  6 


Abb.  7 


Abb.  8 


iWill  man  also  die  größte  Druckbeanspruchung  in  L  er- 
halten, so  hat  man  nach  Abb.  11  die  Lasten  auf  der 
Strecke  L  Kr  mit  ihren  Größtwerten  einzuführen  (Eigen- 
gewicht +  Nutzlast),  da  sie  Druck  in  L  hervorrufen,  und 
die  Lasten  auf  der  Strecke  Kr  R  mit  ihrem  kleinsten  Werte, 
also  nur  mit  dem  Eigengewichtsanteil,  da  sie  die  Fuge  L 
entlasten.  Für  die  größte  Kantenpressung  in  R  gilt  das 
in  Abb.  12  angegebene  Belastungsschema.  In  diesem 
Falle  könnte  übrigens  die  Last  B  unberücksichtigt  bleiben, 
da  sie  in  R  die  Spannung  0  hervorruft. 

Diese  Betrachtungen  werden  am  besten  aus  den  Ein- 
flußlinien für  die  Kantenpressungen  abgelesen.  Trägt  man 
nämlich  (Abb.  13  und  13  a)  unter  jeder  Laststellung  als 
Ordinate  von  einer  Horizontalen  den  Beitrag  auf,  welchen 
eine  in  dem  betreffenden  Punkte  stehende  Last  von  1  kg 
zu  der  gesuchten  Kantenpressung  liefert,  so  erhält  man 


180 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  12 


in  der  Verbindungslinie  der  Endpunkte  dieser  Ordinaten 
die  Einflußlinie  für  die  Kantenpressung.  Die  Formel  für 
die  Kantenpressung  in  L  lautet  bei  P  =  1  kg 


1  /'W, 


+  e 


I 


(kr  +  e) 


_      1       1  e  _ 

°"  ~  ~  F  ~"  "w7  ~  ■     Wi\  F    '  7  ~  Wz 

wenn  man  die  Abstände  e  von  S  nach  links  als  positiv 
und  von  S  nach  rechts  als  negativ  bezeichnet.    Steht  die 

Last  über  dem  Schwerpunkt,  so  ist  e  =  0  und  die  Ordinate 
der  Einflußlinie 

 1_  1  W;   _  1 


Abb.  9 


—6^ 


Abb.  10 


_Li_ 


'  I  I 
C  ' 


Abb.  11 


-L-i_ 


I  '  I 

C  '  D 


Abb.  12 


Abb.  13 


Abb.  13  a 


—  kr,  und  es  ergibt 


0. 


Für  eine  Laststellung  in  Kr  ist  e  = 
sich  die  Ordinate  der  Einflußlinie  zu 

=  -  -^(kr  -  kr) 

Es  sind  also  bisher  zwei  Ordinaten  der  Einflußlinie 

gegeben,  die  Ordinate  unter  S  mit  c,  =  — -^und  diejenige 

r 

unter  Kr  mit  Oo  =  0.  Aus  der  Gleichung  a.  =  —       (ky  —  e) 

ist  ersichtlich,  daß  die  Spannungen  direkt  proportional 
den  Abständen  kr  +  e  der  Lasten  vom  Kernpunkt  Kr  sind, 
d.  h.  die  Ordinaten  der  Einflußlinie  verhalten  sich  wie 
die  Abstände  von  Kr,  dem  Nullpunkte.  Damit  ist  be- 
wiesen, daß  die  Ordinaten  gradlinig  wachsen,  und  daß 
die  Einflußlinie  durch  die  Verbindungslinie  des  Ordinaten- 
endpunkts  I  von  mit  dem  Punkte  II  eindeutig  bestimmt 
ist.  Auf  der  Strecke  L  II  sind  die  Ordinaten  dieser  Ein- 
flußlinie negativ,  liefern  also  Druckspannungen  in  L;  auf 
der  Strecke  II  R  feind  sie  positiv  und  geben  Zugspannungen 
in  L.  Entsprechend  wird  die  Einflußlinie  für  die  Kanten- 
pressung Or  (Abb.  13  b)    aus   der  Ordinate       —  —  — 

und  dem  Nullpunkte  III  konstruiert.  Aus  dieser  Einfluß- 
linie ergibt  sich  beispielsweise  bei  der  Belastung  nach 
Abb.  10  die  Kantenpressung 

G.^  =  +  •  0.1           Cg-f  p  ■  Oc  —   Dg  4-,,  ■  3d. 

Die  Last  B  bleibt,  wie  schon  vorher  bemerkt,  un- 
berücksichtigt, weil  ihre  Ordinate  den  Wert  0  hat.  Zur 
genauen  Aufzeichnung  der  Einflußlinie  empfiehlt  es  sich, 
statt  der  Ordinate  die  größten  Ordinaten  zu  be- 
stimmen, also 

c/  =  ^  (kr  +  l)  und  o,  =  —        (k;  —  r). 


W, 


Wr 


Derselbe  Berechnungsgang  ergibt  sich  für  den  Fall, 
daß  die  Lasten  nicht  in  der  Symmetrieachse  (X-Achse) 
des  Querschnitts,  sondern  in  der  Y-Achse  angreifen.  Auch 
hier  kann  man  aus  der  Lage  der  Kernpunkte  auf  der 
Y-Achse   die   Belastungsscheiden   festlegen.    Die  Kern- 


Abb.  14 


  Abb. 

14  n 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


181 


weiten  k  und  werden  in  diesem  Falle  gleich  groß  sein, 
da  die  Widerstandsmomente  für  die  äußersten  Punkte 
des  Querschnitts  gleich  groß  sind. 

Bisher  ist  der  Fall  berücksichtigt  worden,  daß  aus- 
schließlich auf  einer  der  beiden  Hauptachsen  Lasten  an- 
greifen. Liegen  aber  die  Angriffspunkte  der  Lasten  auf 
beiden  Hauptachsen,  Bo  hat  man  es  'mit  doppeltexzentrischer 
Belastung  zu  tun,  auf  welche  sinngemäß  dieselben  Formeln 
wie  bei  einfacher  Exzentrizität  Anwendung  finden.  Ist  bei- 
spielsweise ein  Querschnitt  nach  Abb.  14  in  den  Punkten  A 
bis  G  belastet,  so  hat  man  zunächst  aus  den  Kräften  A,  B, 
C  und  D  die  Spannungsfigur  14  a  und  dann  aus  den 
Kräften  E,  F  und  Q  das  Spannungsdiagramm  14  b  zu 
konstruieren.  Die  endgültige  Spannung  in  einem  Flächen- 
teilchen f  würde  sich  dann  als  die  Summe  der  Einzel- 
spannungen a,  und  Qj  ergeben,  welche  durch  ausschließliche 
Belastung  der  X-  und  der  Y-Achse  hervorgerufen  werden. 
Für  die  Ermittlung  der  ungünstigsten  Kantenpressung  ist 
folgendes  zu  beachten.  Bei  ausschließlicher  Belastung  der 
X-Achse  ist  die  Spannung  in  den  Punkten  I  und  II  gleich 
groß;  durch  die  Belastung  der  Y-Achse  wird  aber  die 
Spannung  in  II  bezw.  II'  größer  sein  als  im  Punkte  I; 
daher  ist  auf  jeden  Fall  die  Gesamtspannung  ffn  größer 


als  Gl.  Ebenso  läßt  sich  nachweisen,  daß  die  Spannung 
im  Punkte  IV  größer  ist  als  in  V.  Die  Spannung  in  der 
einspringenden  Ecke  III  ist  bei  Belastung  der  Y-Achse 
ebenso  groß  wie  in  II  und  bei  Belastung  der  X-Achse 
kleiner  als  II;  desgleichen  ist  die  Spannung  in  III  bei 
Belastung  der  X-Achse  ebenso  groß  wie  in  IV,  bei  Be- 
lastung der  Y-Achse  aber  kleiner  als  IV.  Es  hat  sich' 
also  ergeben  on  >  oi    und    an  >  am,  ebenso 

oiv  >  ov  und  aiv  >  oni- 
Für  die  Berechnung  der  ungünstigsten  Spannungen 
kommen  also  nur  die  ausspringenden  Ecken  des  Quer- 
schnitts in  Betracht;  im  vorliegenden  Falle  wären  die 
Spannungen  in  den  Punkten  II  und  IV  zu  vergleichen. 
Dieser  Gang  der  Berechnung  kommt  aber  nur  dann  in 
Frage,  wenn  es  sich  ausschließlich  um  ständige  Belastung 
handelt.  Wird  aber  die  Größe  der  Einzellasten  durch 
Nutzlast  beeinflußt,  so  ist  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  zur 
Ermittlung  der  größten  Kantenpressungen  nur  ein  Teil 
der  Einzellasten  mit  ihren  Maximalwerten  einzusetzen  ist. 
Auf  diesen  Fall  soll  im  folgenden  Teil  eingegangen  werden, 
da  die  doppelt  exzentrische  Belastung  einen  Sonderfall 
des  dort  behandelten  Belastungsfalles  darstellt. 

(Schluß  folgt) 


Allgemeines  über  das  Abstecken  der  Kreisbögen  im  Felde  und  die 

Eisenbahnkurven  im  besonderen 

Von  Kreisbauführer  OPPENKOWSKI,  Elbing.    M.-Nr.  53  665. 

(Schluß.) 


B.  Berechnung  und  Absteckung  der  Tangentenlängen  und 
der  Bogenliauptpunkte. 

Die  praktische  Ausführung  der  nun  folgenden  Ab- 
steckungsarbeiten wird  wesentlich  erleichtert  durch  die  Be- 
nutzung von  Kurventabellen. 

Man  hat  dabei  nach  erfolgter  Winkelmessung  für  die 
einzelnen  Längenbestimmungen  nur  immer  gewisse,  aus 
der  Tabelle  ersichtliche  Werte  mit  dem  Krümmungshalb- 
messer zu  multiplizieren.  An  Hand  des  in  Abb.  3  ge- 
wählten Beispiels  will  ich  die  Formeln  ableiten,  nach  denen 
die  Anwendung  dieser  Tabellenwerte  erfolgt,  und  dabei 
gleichzeitig  die  Benutzung  einer  Kurventabelle  zu  er- 
klären versuchen. 

1.  Die  Tangenten  (=  t) 

Für  das  Dreieck  AO  B  ist  nach  den  Regeln  der 
Trigonometrie : 

ig  ^  =  ^-5  oder  — ,  folglich  ist 


t 


1) 

Wir  finden  also  die  Tangentenlänge  A,  wenn  wir 
den  Krümmungshalbmesser  r  —  in  unserem  Falle  = 
150  m  —  mit 

tg  ^  multiplizieren. 

Da  uns  der  a  bekannt  ist,  würden  wir  aus  jeder 
^»Tabelle  der  trigonom.  Funktionen"  auch  die  Tangensfunktion 
für  den  halben       a  ermitteln  können. 

Die  mehrfach  erwähnten  Kurventabellen  erleichtern 
uns  diese  Arbeit,  da  sie  für  alle  vorkommenden  Winkel- 


größen alle  zur  Kurvenabsteckung  erforderlichen  trigono- 
metrischen Werte  in  übersichtlicher  Weise  enthalten. 

Auf  Seite  100  der  Tabelle  /  der  ,,S  a  r  r  a  z  i  n  und 
O  b  e  r  b  e  c  k  sehen  K  u  r  v  e  n  t  a  b  e  1 1  e"  finden  wir  u.  a., 
was  auszugsweise  folgt: 

a  —  97  Grad.  Tabelle  1. 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

Ilten 

Tangente 
AB 

Scheitel- 
abstand 
BD 

Abszisse  AE 

halbe  Sehne 
AF 

Ordinate  ED 

Pfeilhöhe 
DF 

Bogen- 
länge 
ADC 

Min 

sec^  -1 

a 

sin- 

1 

l-cos^ 

Tc  ■  a 

Tsö 

10 

1,13361 

0,51165 

-  0,74992 

0,33847 

1,69588 

12 

1,13428 

0,51215 

0,75011 

0,33869 

1,69646 

usw. 

Da  für  unsern  Winkel  a  --- 


97^  10'  50"  die  Werte 


tg  —  (Spalte  2)  usw.   nicht  unmittelbar  zu  entnehmen 


sind,  müssen  sie  durch  interpolieren  bestimmt  werden. 


Es  ist:    .    .    .    tg  ^für  97'^  10' 

Die  Differenz  d  zwischen  den  Werten 
a 


1,13361 


tg  ^  für  a 


97M0'  und«  -970 12', also 


für  2'  oder  120"  ^  0,00067; 

mithin  beträgt  die  zu  obigem  Werte  noch 

hinzuzuziehende  Differenz 


182 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  12 


d  für  50'' 


50 
12Ö 


0,00067 


28 


also  tg  ^für  97^  10'  50" 


1,13389 


Mithin  ist: 

Tangente  AB  =  150  •  1,13389  =  170,08  m. 
Um  die  Punkte  B  A  und  B  E  in  der  Oertlichkeit  zu 
finden,  haben  wir  also  nur  vom  Winkelpunkte  aus  in 
beiden  Achsenrichtungen  170,08  m  abzumessen. 

l.   Die  Koordinaten  für  den  Bogen mittelpunkt- 
a)  Die  Abszisse. 
Die  Abszisse  A  E    ist  gleich   der   halben  Sehnen 
länge  A  F.    Betrachten  wir  daher  das  Dreieck  A  F  O 
diesem  ist: 

a  AF 

2 


In 


sin 


AF 


AO 
AO 


und 


a 

s.n  2 


Da  wir  nach  obigem  für  A  F  =  A  E  setzen  können, 
und  ferner  AO  -=  r  ist,  so  finden  wir: 

2)  AE=v-sinl 

Den  Wert  sin  ^  haben  wir  schon  bei  der  „W  i  n  k  e  I  - 

m  e  s  s  u  n  g"  (s.  daselbst)  zu  0, 750  ermittelt. 

Wir  finden  denselben  Wert  außerdem  auch  durch  Inter- 
polation (wie  oben)  aus  der  4.  Spalte  obiger  Tabelle. 

b)  Die  Ordinate. 

Die  Ordinate  ED  ist  gleich  der  Pfeilhöhe  DE  des 
Bogens.  D  E  ist  aber  gleich  OD  —  O  E.  Die  Strecke  O  D 
ist  uns  als  Radius  des  Kreisbogens  bekannt. 

Um  OE  zu  finden,  gehen  wir  wieder  in  das  Drei- 
eck AEO. 

In  diesem  ist: 

a  OF 

setzen  wir  statt  A  O  wieder  x,  dann  ist  weiter 

a      OF  . 

—  und 

T 

a 
2 

In  die  oben  aufgestellte  Gleichung 
DF  =  OD  —  OF 
setzen  wir  jetzt  die  für  0  D  und  0  F  ermittelten  ander- 
weiten Werte  ein,  und  erhalten 

a 


cos 


2 
OE 


cos 


DF 


cos  2  oder 


3)  DE  .{l^cos'^ 

Die  5.  Spalte  obiger  Tabelle  1  enthält  die  Werte.  Wir 
ermitteln  daraus  für  unsere  Winkel  a  durch  Interpolation 
den  Wert  0,33856. 

Nach  Gleichung  3  ist  somit: 
Ordinate  f  D  ==  DF  =  150  0,33856 
-=  50,78  m. 

Mit  Hilfe  der  so  ermittelten  Abszissen-  und  Ordinatcn- 
maße  läßt  sich  der  Bogenmittelpunkt  D  von  beiden  Tan- 
genten aus  abstecken,  wobei  beide  Absteckungen  natür- 
lich denselben  Punkt  ergeben  müssen. 

3.  Der  Scheitelabstand  BD. 
Eine  weitere  Kontrolle  für  den  Bogenmittelpunkt  ge- 
winnt man  durch  Berechnung  und  Absteckung  des  Scheitel- 
abstandes  B  D. 


Es  ist  nach  Abb.  3: 

BD  =  BO  ~  r. 
Für  das  Dreieck  ABO  ist  ferner 
g  BO 

2~T 


sec 


und 


BO 


Daraus  folgt; 

BD 


=  r 


sec 


sec 
a 

2  " 


oder 


4) 


BD 


[sec  I  ~  /) 


Den  Wert  für  diesen  Klammerausdruck  entnehmen  wir 
der  3.  Spalte  der  Tabelle  I  und  erhalten  für  a  ^  97'^  10' 
50"  -  0,51186. 

Daher 

Scheitelabstand  ßZ)  =  150  •  0,51 186 

76,78  m. 

So  umständlich  diese  ganzen  Rechnungen  infolge  der 
beigefügten  Formelableitungen  erscheinen  mögen,  so  über- 
aus einfach  ist  jedoch  ihre  praktische  Ausführung.  Bei 
einiger  Uebung  in  der  Interpolationsrechnung  lassen  sich 
die  gesuchten  Funktionswerte  aus  der  Tabelle  sehr  schnell 
ermitteln,  und  die  einfache  Multiplikation  derselben  mit 
dem  Krümmungshalbmesser  x  ergibt  die  gesuchten 
Längenmaße. 

C.  Die  Absteckung  der  Bogenzwischenpunkte 
und  Berechnung  der  Bogenlänge. 

Nachdem  die  Hauptpunkte  des  Bogens  (B  A,  B  E 
und  B  M)  abgesteckt  und  durch  Pfähle  markiert  sind,  er- 
folgt die  Bestimmung  der  Bogenzwischenpunkte.  Ihre 
Absteckung  erfolgt  durch  Ordinalen  von  den  Tan- 
genten aus ;  dabei  wird  der  Abszissenanfangs- 
punkt in  die  Tangentenpunkte  A  und  C  gelegt, 
(s.  Abb.  3). 

Für  jeden  beliebigen  Bogenpunkt  berechnet  sich  die 
zur  Abszisse  x  gehörige  Ordinate  y  nach  der  Formel: 


5) 


Tabelle  2. 


Diese  Tabelle,  aus  der 
nebenstehend  die  Ordinaten 
für  den  Radius  ^-^  1  50  m  aus- 
zugsweise angegeben  sind,  ge- 
staltet die  weitere  Kurven- 
absteckung zu  einer  äußerst 
einfachen. 

Auf  beiden  Tangenten,  und  . 
zwar  wie  vorher  schon  er- 
wähnt von  den  Punkten  k  und 
C  aus,  sind  in  unserm  Falle  die 
Abszissen  1 0, 20, 30  m  usw.  ab- 
zumessen und  die  entsprechen- 
den Ordinaten  von  0,334  — 
1,34  —  3,03  m  usw.  recht- 
winklig abzustecken. 

Die  so  festgestellten  Punkte 
bezeichnen  den  genauen  Ver- 
lauf des  Kreisbogens  luid  sind 
als  solche  ebenfalls  durch  kleine 
Pfählchen  zu  bezeichnen. 

Berechnen  wir  danach  beispielsweise  für  unseren 
Radius  von  150  m  die  Ordinate  für  die  Abszisse  50,0 
so  ist: 


Abszissen 

Ordinaten  bei  einem 
Radius  von 

150 

160  m 

usw. 

10 

0,334 

20 

1,34 

30 

3,03 

40 

5,43 

50 

8,58 

~60 

12,52 

70 
~80 

17,34 

23,11 



90 

30,00 

100 

38,20 

Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


183 


y  =  150 
=  150 


—  l/l502 


50^ 


20000 

=  150  —  141,42 
y  =  8,58  m. 

Es  wäre  nun  viel  zu  umständlich  und  zeitraubend, 
wollte  man  erst  bei  der  Kurvenabsteckung  die  Ordinalen 
für  sämtliche  BogenzMdschenpunkte  in  der  angegebenen 
iy('eise  berechnen. 

Die  Tabelle  II  der  „Sarrazin  und  Oberbeckschen 
Kurventabelle"  enthält  deshalb  auch  bereits  die  Ordinaten- 
längen  für  alle  vorkommenden  Radien  und  für  Abszissen, 
die  um  gleiche  Längen  fortschreiten. 

2.  Berechnung  der  Bogenlänge. 

Die  Länge  eines  Kreisbogens  läßt  sich  örtlich  nur 
Menig  genau  messen.  Will  man  die  zur  Stationie- 
rung erforderliche  Längenmessung  der  Achse 
recht  genau  ausführen,  so  berechnet  man  die  Länge  des 
Kreisbogens  und  reduziert  die  gemessene  Länge  desselben 
auf  das  berechnete  Maß. 

Die  Länge  eines  Kreisbogenstückes  ist  abhängig  von 
dem  Halbmesser  r  und  dem  Centriewinkel  a  (s.  Abb.  3). 
Man  erhält  die  Bogenlänge,  wenn  man  den  ganzen  Kreis- 
umfang (=  2  •  r  ■  Tc)  mit  dem  Centriewinkel  a  multi- 
pliziert, und  das  Produkt  durch  die  Summe  aller  Centrie- 
winkel im  Kreise  (=  360°)  dividiert.  Also 

2  ■  X   %  al^ 
Bogenlänge  A  D  C  =  ^rzr^^   oder 


6) 


ADC=x 


360« 


Den  Wert  für 


entnehmen  wir  der  6.  Spalte 


180« 
der  Tabelle  1. 

Für  unseren  Winkel  a  =  97"  10'  50"  erhalten  wir  dafür 
durch  Interpolation  =  1,69612. 
Deshalb 

Bogenlänge  ADC  =  150    1,69612  =  254,42  m. 
Auf  dieses  Maß  ist,  wie  schon  gesagt,  die  gemessene 
Kurvenlänge  zu  reduzieren. 

Danach  kann  jetzt  die  Stationierung  der  Achse,  alle 
50  oder  100  m,  ausgeführt  werden. 

III.  Absteckung  einer  Kurve  unter  Benutzung  von 
Hilfstangenten. 

Kreisbögen  mit  großen  Krümmungshalbmessern  haben 
entsprechend  große  Längen.  Bei  Absteckung  solcher 
Kreisbögen  von  den  Haupttangenten  A  B  und  C  B  aus 
(s.  Abb.  4)  werden  die  Ordinalen  zuweilen  so  beträchtlich 
lang,  daß  die  Genauigkeit  darunter  leidet,  denn  außer 
der  Fehlerquelle,  welche  die  Messung  der  langen  Ordinate 
bietet,  würde  auch  ein  geringer  Fehler  bei  der  Absteckung 
des  rechten  Winkels  eine  erheblich  falsche  Lage  der 
Bogenpunkte  ergeben. 

In  solchen  Fällen  werden  deshalb  zur  Absteckung  der 
Kurven  die  Hilfstangenten  benutzt. 

Zunächst  sind  auch  hier,  genau  wie  im  vorigen  Bei- 
spiele nach  erfolgter  Winkelmessung  die  beiden  Punkte  B  A 
und  B  E,  in  vorher  beschriebener  Weise  zu  bestimmen. 

Wie  Abb.  4  zeigt,  legt  man  dann  ferner  durch  den 
Scheitelpunkt  D  des  Bogens  eine  Hilfstangente,  zu  deren 
Absteckung  die  Punkte  G  und  H  in  den  Haupttangenten 
festgelegt  werden  müssen. 

In  der  Mitte  der  Linie  G  H  liegt  der  Scheitelpunkt  D. 

Gestatten  es  die  Geländeverhältnisse,  so  wird  man 
Punkt  D  außerdem  noch,  wie  oben  beschrieben,  durch 


die  Koordinaten  von  den  beiden  Haupttangenten  aus  be- 
stimmen, wodurch  man  eine  nicht  zu  unterschätzende  Kon- 
tjx)lle  für  diesen  Punkt  erhält. 

Die  Strecken  AG,  G  D,  DH  und  HC  sind  einandei 
gleich  lang;   jede  derselben  wird  mit  ti  bezeichnet. 
Die  Verbindungslinien  G  O  und  H  O   halbieren  dit 
a 


Winkel 


2' 


Es  ist  deshalb: 


7) 


—  tg—  und 
r  ^4 

ti=^tg^^ 


Den  Wert  für  tg^  erhält  man,  wenn  man  den  Winket 


OL  halbiert  und  hierfür  den   entsprechenden   Wert  tg  — 

aus  Spalte  2  obiger  Tabelle  1  entnimmt. 

Angenommen,  a  sei  97"  10'  50",  so  hätten  wir  in  der 
Tabelle  die  Hälfte  dieses  Winkels  also  45"  35' 25'' auf- 
zuschlagen und  dafür  den  Tangenswert  aus  Spalte  2 
zu  entnehmen,  wofür  wir  in  diesem  Falle  0,45  142  erhielten. 
Mithin  wäre  bei  einem  Radius  von  150  m 
4  =  150   0,45  142 
=  67,71  m. 

(Man  erhält  den  Wert  tg^  also  nicht,  wenn  man  den 

Werttg^  des  ganzen  Winkels  a  halbiert  (dies  würde 
1  13  389 

sein  — 2  =  0,56695),  denn  die  Tangensfunktionen 

wachsen  nicht  in  demselben  Verhältnis  wie  die  Winkel.) 

Für  die  Absteckung  der  Bogenzwischenpunkte  wird 
außer  den  Punkten  A  und  C  auch  der  Scheitelpunkt  D 
als  Abszissenanfangspunkt,  letzterer  in  der  Richtung  nach 
G  und  nach  H  hin,  betrachtet. 

Bei  ganz  großen  Radien  können  erforderlichenfalls 
in  entsprechender  Weise  noch  weitere  Hilfstangenten  ein- 
gelegt werden. 

Zur  Berechnung  der  nächstfolgenden  untergeordneten 
Hilfstangentenlänge  wäre  der  Winkel  a  durch  4  zu  divi- 
dieren, h  i  e  r  f  ü  r  der  Wert  tg  ^  aus  Spalte  2  der  Tabelle  1 

zu  entnehmen  und  mit  dem  Krümmungshalbmesser  zu 
multiplizieren. 


184 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  12 


IV.  Absteckung  einer  Kurve  zwischen  zwei  Achsen, 
deren  Schnittpunkt  unzugänglich  ist. 

Nicht  gar  so  selten  wird  es  vorkommen,  daß  der 
Schnittpunkt  der  durch  eine  Kurve  zu  verbindenden  Achsen 
infolge  örtUcher  Hindernisse  (Fluß,  Sumpf,  Gebäude  usw.) 
unzugänghch  ist. 

Wie  in  solchem  Falle  die  Tangenten  berechnet  und 
abgesteckt  werden,  soll  nachstehendes  Beispiel  zeigen. 

Angenommen  wird,  daß  der  Winkelpunkt  B 
in  einen  Fluß  fällt  und  daher  örtlich  nicht  bestimmt 
werden  kann. 

Nachdem  beide  Achsenrichtungen  bis  zum  Flußufer 
abgesteckt  sind,  werden,  wie  Abb.  5  zeigt,  auf  dieser. 
Achsen  an  geeigneter  Stelle  die  Punkte  L  und  M  beliebig 
angenommen  und  ihre  Entfernung  voneinander  genau  ge- 
messen.   Letztere  soll  in  unserem  Falle  45,75  m  betragen. 

Mit  Hilfe  von  Winkelmeßinstrumenten  oder  durch 
oben  beschriebene  Hilfskonstruktion  wird  sodann  die 
Größe  der  Winkel  ß  und  8  bestimmt. 

Es  soll  in  unserem  Falle  betragen: 
^  ß  =  36«  58' 
4c  S  =  56' 

Der  Winkel  y  ist  dann  =  180''  —  (36«  58'  +  45'^  56') 
==  970  6'. 

Nach  den  Regeln  der  Trigonometrie  und  zwar  mit 
Hilfe  des  „S  i  n  u  s  s  a  t  z  e  s"  erfolgt  hiernach  die  B  e  r  e  c  h  - 
nungder  Dreieckseiten  BL  und  B  M. 

Der  „S  i  n  u  s  s  a  t  z"  lautet : 

„In  jedem  Dreiecke  verhalten  sich  die 
Seiten  zueinander  wie  die  Sinusse  der 
gegenüber  liegenden  Winkel." 

Für  das  Dreieck  LBM  gilt  deshalb  folgende  Pro- 
portion : 

LB  :  sin  6  =  LM  :  sin  -j-,  dann  ist 
-  „      LM  ■  sin  (5 

L  D  =   :  

sm  Y 

Werden  in  diese  Gleichung  die  bekannten  Werte  ein- 
gesetzt, so  erhalten  wir: 

LB  —  45,76  •  sin  45«  56' 
~~        sin  97»  6' 
Wird  dies  logarithmisch  gelöst,  so  ergibt  sich : 
lg  L  B  =  lg  45,76  +  lg  sin  45«  56'  —  lg  sin  97«  6' 
Ig  45,76        =  1,66  049 
lg  sin  450  6'  =  9,85  645  + 
11,51  694 

lg  sin  970  6'  =  9,99  664 

numlg  "1,^2030  =  33,14  m  LB. 
Die  Dreieckseite  BM  wird  in  derselben  Weise  wie 
folgt  ermittelt: 

BM  :  sin  ß       LM  :  sin  y 

„  , .      LM  •  sin  ß      45,76  ■  sin  36"  58' 

Zj/W    =   -.  =  ;  

sm  y  sm  97"  6' 

Ig  BM  =  lg  45,76  H-  lg  sin  36»  58'—  lg  sin  97»  6' 
lg  45,76        =  1,66  049  + 
lg  sin  360  58'=  9,77  913 
11,43  962 

lg  sin  970  6'  =  9,99  664 

numlg    1,44  298  =  27,73  MB. 
Die  Berechnung  der  Tangentenlängen  AB 
und  C  B  kann  wieder  wie  oben  im  3.  Beispiel  erfolgen. 

Den  Winkel  a  können  wir  als  Supplementwinkel  zu 
dem  uns  bekannten  Winkel  'Jnd  zwar  durch  Abzug 
des  letzteren  von  180"  berechnen. 


Diese  Rechnung  soll  hier  nicht  nochmals  ausgeführt 
werden,  da  sie  nichts  neues  bietet. 

Stehen  die  Tangentenlängen  fest,  so  finden 
wir  nun: 

Die  Strecke  'A  L  durch  Subtraktion  der  oben  berech- 
neten Dreieckseite  LB  von  der  Tangente  AB;  und  die 
Strecke  CM  ist  =  CB  —  BM. 

Werden  dann  die  Entfernungen  A  L  und  C  M  von 
den  Punkten  L  und  M  aus  in  den  Achsenrichtungen  ab- 
gemessen, so  erhält  man  die  Punkte  B  A  und  B  E. 

Der  weitere  Verlauf  der  Kursenabsteckung,  —  die 
Bestimmung  des  Scheitelpunktes  und  der  Bogenzwischen- 
punkte  — ,  ist  nun  wieder  der  gewöhnliche,  d.  h.  diese 
Arbeiten  unterscheiden  sich  jetzt  durch  nichts  mehr  von 
den  im  3.  und  4.  Beispiel  erläuterten. 

V.  Die  Eisenbahnkurven  im  besonderen. 

Die  Eisenbahnkurven  erfordern,  wie  eingangs  erwähnt, 
besondere  Maßnahmen,  wenn  Gefährdungen  der  Eisen- 
bahntransportmittel, hervorgerufen  durch  das  Befahren  der 
Kurven,  ausgeschlossen  sein  sollen. 

Zwar  sind  nach  den  eisenbahnamtlichen  Bestimmungen 
die  Fahrgeschwindigkeiten  in  den  Krümmungen  zu  ver- 
ringern, nichtsdestoweniger  muß  dennoch  dem  Eisen- 
bahnoberbau in  den  Kurven  ganz  besondere 
Sorgfalt  zuteil  werden. 

Von  den  gedachten  besonderen  Maßnahmen  inter- 
essieren bei  der  Kurvenabsteckung  folgende: 

1.  die  Spurer  Weiterung, 

2.  dieUeberhöhungdesäußerenSchienen- 
Stranges, 

3.  die  Uebergangskurven. 

Es  ist  kaum  angängig,  alles  darüber  Wissenswerte 
hier  eingehend  zu  besprechen,  das  ginge  über  den  Rahmen 
dieses  Artikels  hinaus;  nur  der  Zweck  dieser  Maßnahmen 
und  die  Art  und  Weise  ihrer  Ausführung,  soweit  sie  bei 
der  Kurvenabsteckung  in  Frage  kommen,  sollen  hier  kurz 
erläutert  werden.  Nälieres  darüber  ist  in  der  einschlägigen 
Fachliteratur,  z.  T.  auch  in  den  Erläuterungen  zur  Sarrazin 
und  Oberbeckschen  Kurventabelle  zu  finden. 

/.  Die  Spurerweiterang. 
Die  Eisenbahnfahrzeuge  sind  »Is  steifachsige  Fahr- 
zeuge ausgebildet,  d.  h.  ihre  Achsen  sind  gleichlaufend 
miteinander  in  einem  festen  Rahmen  gelagert.    Das  Be- 
fahren der  Kurven  mit  solchen  Fahrzeugen  bietet  deshalb 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


185 


insofern  eine  Schwierigkeit,  als  die  Achsen  sich  im  all- 
gemeinen nicht  nach  dem  Krümmungsmittelpunkt  einstellen 
können,  sondern  die  Fahrzeuge  nehmen  eine  Stellung  ein, 
wie  sie  obenstehende  Abb.  6  zeigt. 


JU- 


0  . 


Abb.  6 


Die  weitere  Folge  ist,  daß  der  Spurkranz  des  äußeren 
Rades  (in  Abb.  6  rechts)  der  vorderen  Achse  die  Innen- 
kante der  Schiene  anschneidet.  Bei  einer  normalen  Spur- 
weite (siehe  unten)  würde  also  ein  vollständiges  Ein- 
klemmen der  Räder  stattfinden;  es  muß  somit  durch  eine 
entsprechende  Spurerweit  er ung  (e)  der  hinteren  Achse 
die  Möglichkeit  gegeben  werden,  herumzuschwenken  und 
sich  wieder  nach  dem  Krümmungsmittelpunkt  einzustellen. 

Unter  Spurweite  versteht  man  das  Maß  zwischen 
der  Innenkante  beider  Schienenköpfe. 

Die  Größe  der  Spurerweiterung  e  ist  abhängig  von 
dem  Krümmungshalbmesser  R;  bei  sehr  großen  Radien 
kann  sie  ganz  fortfallen. 

Nach'  den  „Technischen  Vereinbarungen"  vom  1.  Januar 
1897  hat  in  Hauptbahnen  eine  Spurerweiterung  statt- 
zufinden bei  Radien  unter  500  m;  in  Preußen  wird  sie 
jedoch  allgemein  bei  Radien  >  1000  m  ausgeführt. 

lieber  die  Größe  der  Spurerweiterung  ist  vor- 
geschrieben, daß  sie  in  Hauptbahnen  30  mm,  in  Neben- 
bahnen 35  mm  nicht  überschreiten  soll. 

Zur  Berechnung  der  Spurerweiterung  e  dienen  fol- 
gende Formeln: 

a)  Normalspur:  =  1,435  m 

(1000  -R)^^„ 

-1-  3  mm 


8) 

9) 
10) 

11) 


e  = 


30000 

In  Preußen  Abrundung  von  3  zu  3 
ß)  Schmalspur: 


mm. 


1.  Spurweite  =  1,0  m  :  e 

2.  „  =ö,75„:e 

3.  „  =ö,6ö„:e 


240 

TW 

140 

Tif 

100 


jedoch  <r  25  mm 


<  20 


<  18 


Ein  Rechenbeispiel  befindet  sich  am  Schlüsse  meiner 
Ausführungen. 

Die  in  der  geraden  Strecke  vorhandene 
Spurweite  ist  also  in  der  Kurve  um  das  berechnete 
Maß  zu  erweitern,  und  zwar  geschieht  dies  in  der 
Weise,  daß  man  die  äußere  Schiene  als  Leitschiene  der 
Spurkränze  in  den  Kurven  in  ihrer  normalen  Lage  beläßt, 
und  die  innere  Schiene  um  das  ganze  Maß  nach 
innen  rückt.  Der  Anfangspunkt  dieser  Ver- 
rückung fällt  mit  dem  Beginn  der  im  übernächsten 
Abschnitt  behandelten  Uebergangskurve  zusammen. 

Auch  wie  die  volle  Spurerweiterung  all- 
mählich erreicht  wird,  ist  an  genannter  Stelle  erläutert. 

2.  Die  Ueberhöhung  des  äußeren  Schienenstranges. 
Die  rasche  Bewegung  der  Fahrzeuge  in  den  Kurven 
ruft  eine  Fliehkraft  (Zentrifugalkraft)  =  Z  hervor  (siehe 


Abb.  7),  deren  Wirkungen  bei  wagerechter  Gleis- 
lage sich  in  starken  seitlichen  Reibungen  zwischen  der 
äußeren  Schiene  und  den  Rädern  bemerkbar  machen  und 
leicht  ein  Aufsteigen  der  Spurkränze  herbeiführen  würden. 

Die  dadurch  seithch  stark  beanspruchte  Schiene  hätte 
einen  Widerstand  W  =  der  Zentrifugalkraft  Z  zu  leisten, 
damit  Gleichgewicht  herrscht. 


W 


Abb.  7 

Eine  weitere  unangenehme  Wirkung  der  Zentrifugal- 
kraft würden  die  Insassen  der  Fahrzeuge  selbst  empfinden, 
nämlich  ein  unsanftes  Hin-  und  Herschleudern,  wie  solches 
ja  beim  Befahren  der  ohne  Schienenüberhöhung  hergestell- 
ten Weichenkrümmungen  usw.  tatsächlich  der  Fall  ist. 

Diese  verschiedenen  Nachteile  zu  vermeiden,  ist  der 
Zweck  der  Ueberhöhung  des  äußeren  Schienenstranges. 

Da  die  Größe  der  Zentrifugalkraft  abhängig  ist  von 
der  Fahrgeschwindigkeit  und  dem  Krümmungshalbmesser, 
so  ist  die  Ueberhöhung  h  keine  konstante,  sondern  ist 
entsprechend  der  größten  Geschwindigkeit  (Vmax)  und  dem 
Radius  R  für  jede  Kurve  besonders  zu  berechnen. 

Damit  die  Wirkung  der  Zentrifugalkraft 
vollkommen  aufgehoben  und  somit  der  von  der 
Schiene  zu  leistende  Widerstand  W  =  O  wird,  muß  die 
Ueberhöhung  h  (s.  Abb.  8)  so  groß  gemacht 
werden,  daß  die  Mittelkraft  R  aus  Z  und  dem  Achsen- 
ewicht  O  rechtwinklig  zur  Schwelle  gerichtet  ist. 


Abb.  8 

Dieser  Bedingung  genügen  die  folgenden  im  Ober- 
baubuch der  Preußischen  Staatseisenbahn  zur  Berech- 
nung der  Schienenüberhöhung  angegebenen 
Formeln : 

a)  Normalspur  ^  1,435  m 

.    Vmax 

12)  "  2^ 

(Vmax  =  größte  Fahrgeschwindigkeit  in  km  pro  Stunde.) 
In   Preußen  Abrundung  von   5  zu  5  mm.  (Rechen- 
beispiel siehe  am  Ende  des  nächsten  Abschnitts.) 

ß)  Schmalspur: 

13)  1.  Spurweite 

6,2  •  V-' 

2  =  n  7's    •  h  ==  ' 

14) 

3.        „        =  0,60  „:   h  = 


8,3  •  V^ 
1,0    m:    h  =   ^ — 


R 

5,0  V^ 
V 


186 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


Heft  12 


Dabei  ist  zu  beachten,  daß  in  Preußen  die  größte 
Ueberhöhung  bei  Haupt-  und  Nebenbahnen  110  mm  nicht 
übersteigen  soll. 

Allgemein  gilt  überhaupt,  daß  eine  zu  kleine  Ueber- 
höhung weniger  nachteilig  ist  als  eine  zu  große,  da  bei 
zu  großer  Ueberhöhung  die  innere  Schiene  angegriffen  wird. 

Eine  Schienenüberhöhung  hat  stattzufin- 
den in  allen  Kurven  unter  5000  m  Radius  mit  Aus- 
nahme der  .Weichenkrümmungen  und  der 
Nebengeleise  auf  Bahnhöfen. 

Die  Ausführung  der  Schienenüberhöhung  geschieht  in 
der  Weise,  daß  die  innere  Schiene  auf  der  planmäßigen 
Höhe  liegen  bleibt,  und  die  äußere  um  das  ganze 
Maß  h  gehoben  wird. 

Ueber  den  Beginn  der  Ueberhöhung  und  die 
Länge  der  Ueberhöhungsrampe  gibt  der 
folgende  Abschnitt  Aufklärung. 

3.  Die  Uebergangskurve. 

Ein  plötzlicher  Uebergang  aus  der  Geraden  in 
den  berührenden  Kreisbogen  genügt  für  den  Eisenbahn- 
betrieb aus  den  verschiedensten  Gründen  nicht;  die  Fahr- 
zeuge würden  an  dieser  Stelle  stets  einen  Stoß  erfahren, 
der  um  so  heftiger  und  nachteiliger  wird,  je  schärfer  die 
Kurve  —  also  je  kleiner  der  Krümmungshalbmesser  — 
und  je  größer  die  Fahrgeschwindigkeit  ist. 

Sodann  erhält  das  Gleis  in  den  Kurven  nach  dem 
vorher  Gesagten  gegenüber  der  geraden  Strecke  sowohl 
eine  Spurerweiterung,  als  auch  eine  Schienenüberhöhungj 
Spurerweiterung  und  Schienenüberhöhung 
müssen  aber  zu  Beginn  des  eigentlichen  Bogens 
voll  vorhanden  sein. 


 ^^.F 


Abb.  9. 

Der  Uebef^gangsbogen  stellt  daher  eine  Ver- 
bindung dar  zwischen  der  Geraden  und  dem  eigentlichen 
Bogen,   die   einerseits  den  Zweck  hat,   eine  sanfte 
Ueberleitung  aus  der  Geraden  in  den  Bogen  zl^ 
vermitteln  und  andererseits  zur  aUhiählichen  Hersteilumr 


der  Spurerweiterung  e  und  zur  sanften  Ueber- 
leitung zur  vollen  Schieneniiberhöhung  h  benutzt  wird; 
e  und  h  beginnen  also  am  Anfang  der  Uebergangskurve 
und  sind  an  deren  Ende  voll  vorhanden.  (Vgl.  Abb.  9.) 

Die  Uebergangskurve  hat  daher  die  Form  einer  kubi- 
schen Parabel. 

Die  Einlegung  der  Uebergangskurve  verlangt  also,  wie 
Abb.  9  veranschaulicht,  die  Einziehung  des  ursprünglichen 
Kreisbogens  R  um  ein  kleines  Maß  m  bei  unveränderter 
Lage  des  Kreismittelpunktes  und  der  Tangente;  dabei 
liegt  die  Uebergangskurve  selbst  zur  Hälfte  vor  und  zur 
Hälfte  hinter  dem  theoretischen  Bogenanfang  bezw.  -Ende. 

Da  die  Uebergangskurve  mit  der  Ueberhöhungsrampe 
zusammenfällt,  so  ist  ihre  Länge  I  in  erster  Linie  abhängig 
zu  machen  von  der  Schienenüberhöhung  h. 

Ist  n  das  Steigungsverhältnis,  so  ergibt  sich  die  Formel: 

16)  I  =  n  ■  h, 
dabei  soll  n  <,  300  sein. 

Zur  Berechnung  der  Bogeneinziehung  ni  dient  fol- 
gende Formel: 

_  12 

17)  ^  ~  24R 

wobei  1  die  Länge  der  Ueberhöhungsrampe  und  R  der 
Krümmungshalbmesser  ist. 

Die  Endordinate  d  der  Uebergangskurve  ist  gleich 
dem  4  fachen  von  m,  ^Iso 

18)  d  =  4  mal  m. 

In  dem  durch  diese  Ordinate  bestimmten  Punkte  geht 
die  Uebergangskurve  in  den  Kreisbogen  über  (vgl.  Abb.  9). 

Zur  Absteckung  der  Bogenz  wischenpunkte  in 
der  Uebergangskurve  dient  folgende  Formel; 

—  X3 

19)  ^       6    R  1 

wobei  y  die  abzusteckende  Ordinate  und  x  die  angenom- 
mene Abszisse  bedeutet.  Diese  Koordinaten  sind  auch 
aus  der  mehrfach  erwähnten  Sarrazin  und  Oberbeckschen 
Kurventabelle  zu  entnehmen,  welch  letztere  auch  im  übrigen 
die  Absteckung  der  Uebergangskurven  ganz  besonders 
eingehend  erläutert. 

Bei  der  Ausführung  der  örtlichen  Vorarbeiten  wird 
man  die  Absteckung  der  Uebergangskurven  wohl  meistens 
vernachlässigen,  und  erst  später  bei  der  Bauausfüh- 
rung bezw.  der  Verlegung  des  Oberbaues  die 
abgesteckte  Kurve  nach  dieser  Richtung  hin  korrigieren, 
da  es  sich  nur  immer  um  kleine  Abmessungen  handelt. 

Zum  besseren  Verständnis  der  angegebenen  Formeln 
diene  folgende  Berechnung  der  Spurerweite- 
rung, Schienenüberhöhung  und  des  Ueber- 
gangsbogens  für  die  in  Abb.  9  verzerrt  dargestellte 
Kurve  mit  einem  Krümmungshalbmesser  R  =  300  m.  V]„ax 
soll  60  kmjStd.  betragen. 

1.  S  p  u  r  e  r  w  e  i  t  e  r  u  n  g. 

(1000  -  R)- 


(1000  -  300)- 


30  000 


+  3  mm 


30  000 
490  ODO 


3  mm 


30UUU 
abgerundet  auf  21  mm 


— -  +  3  mm  =  16  -f  3 


19 


2. 

h  = 


S  c  h  i  e  n  e  n  ü  b  e  r  h  ö  h  u  n  g. 

Vmax  60  60 

-2X  =2-300  =  600  =^''^"'- 

3.  Uebergangskurve. 
a)  Lange:  1  =  300  •  h  =  300  •  0,10  =  30,0  m. 


=  7^  =  0,125  m. 


ß)  Bogeneinziehung:  '»  =       =  24  •  300  "  7200 
y)  Endordinate:  d  =  4  X  m  =^  x  0,125  =  0,50  m. 
l)  Koordinaten  für   die   Bogenzwischenpunkte  der  Uebergangs- 
kn/ve: 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


187 


1.  X  =  5  m,  y  = 


125 


6  R- 


2.  X  =  10  m,  y  = 

3.  X  =  15  m,  y  = 


6-300-30 
10^ 


54  000 
1000 


6-300-30 

15" 
6-300-30' 


54  000 
3375 


0,0023  m. 


=  0,02  tu 


=  0,0625  m 


54  0u0 

(gleich  V-,  der  Bogeneinziehung  0,125,  s.  auch  Abb.  9) 

4.  X  =  25  m  ,  .  . 

5.  X  =  30  m   .    .  .  

30^         27  000 


.6.  x  =  30m,  y  = 


:  0,50  in 


6 -300 -30      54  000 
(stimmt  mit  Endordinate  d  überein). 

Nicht  unterlassen  möchte  ich,  zum  Schlüsse  auf  die 
in  jüngster  Zeit  von  August  Scherl-Berlin  verfaßte 
und  in  seinem  Verlage  erschienene  Denkschrift,  betitelt 
„Ein  neues  S  c  h  n  e  IIb  a  h  n  s  y  s  t  e  m"  hinzuweisen. 
Der  Verfasser  dieser  äußerst  interessanten  Schrift  legt 
darin  unter  anderm  klar,  daß  es  ganz  besonders  die 
Kurven  sind,  die  es  unmöglich  machen,  mit  unserem 
heutigen  Zvveischienengleis  einen  rationellen 
Schnellbetrieb  von         km/Std.  zu  erreichen. 

Die  zur  Aufhebung  der  Zentrifugalkraft  erforderliche 
Schienenüberhöhung  würde  bei  einer  solchen  Ge- 
schwindigkeit und  bei  Beibehaltung  der  heutigen  Krüm- 


mungsradien 100 ^/q  der  Spurweite  betragen,  d.  h.  die 
Züge  würden  in  den  Kurven  im  Winkel  von  45''  schräg 
Hegen  müssen. 

Bei  derartigen  Ueberhöhungen  wär^n  natürlich  eine 
ganze  Reihe  schwerer  Unzuträglich  keiten  zu  be- 
fürchten; so  wäre  dazu  z.  B.  eine  ungeheure  Gleiskonstruk- 
tion erforderlich,  und  ferner  würden  die  Fahrzeuge  beim 
Stillstehen  nach  innen  umschlagen,  da  ihre  Schwerkrafts- 
komponente außerhalb  der  von  den  Schienen  begrenzten 
Unterstützungsfläche  der  Fahrzeuge  durchgeht. 

In  seinen  weiteren  Ausführungen  kommt  der  Verfasser 
daher  schließlich  zu  dem  E  n  d  u  r  t  e  i  1 ,  daß  eine  200-km- 
Geschwindigkeit  nur  mit  der  Einschienenbahn  erreicht 
werden  kann,  deren  Fahrzeuge  sich  infolge  einer  eigen- 
artigen Anordnung  rasch  rotierender  Kreisel  jederzeit  auto- 
matisch in  die  Gleichgewichtslage  einstellen. 

Da  die  in  Versuchswerkstätten  bisher  unternommenen 
Voruntersuchungen  günstig  ausgefallen  sind,  steht  nach 
Ansicht  des  Verfassers  obiger  Denkschrift  zu  hoffen,  daß 
in  absehbarer  Zeit  für  den  Fernverkehr  an  Stelle  un- 
serer heutigen  Zweischienenbahn  die  einschienige 
Schnellbahn  tritt,  wodurch  die  Verlegung  des 
Oberbaues  speziell  in  den  Kurven  sich  natürlich 
bedeutend  vereinfachen  würde. 


::  H  ::  ::    STANDESBEWEGUNG    ::  ::  H  :: 


Und  wieder  die  schwarzen  Listen 

Wir  verweisen  auf  Heft  51  des  vorigen  Jahrgangs,  in 
dem  wir  von  der  unerhörten  Einrichtung  schwarzer  Listen 
bei  der  Allgemeinen  Bauverwaltung  in  Preußen  und  bei  der 
Miiitärbauverwaltung  sprachen.  Am  Schlüsse  jener  Mit- 
teilungen, deren  Tatsachen  eine  fast  allgemeine  Ver- 
urteilung fanden,  sprachen  wir  die  Hoffnung  aus,  Reichs- 
tag und  Preußisches  Abgeordnetenhaus  möchten  energisch 
für  die  Beseitigung  schwarzer  Listen  eintreten.  Im  Reichs- 
tage hat  man  seither  noch  nichts  gehört,  aber  im  Preußi- 
schen Landtage  ergriff  am  4.  März  der  Abgeordnete  Hirsch 
das  Wort,  um  Herrn  von  Breitenbach  um  Aufklärung  zu 
bitten.  Der  Abgeordnete  Hirsch  schilderte  den  Vorgang 
nach  den  Mitteilungen  der  Deutschen  Techniker-Zeitung 
und  verurteilte  mit  scharfen  Worten  die  Regierung,  die 
nunmehr  auch  ihren  Angestellten  mit  dem  gekennzeich- 
neten Terrorismus  die  notwendige  Arbeitsfreudigkeit  lähmt. 
Der  Minister  antwortete  hierauf,  ohne  auf  die  detaillierten 
Anträge  einzugehen,  mit  der  Behauptung,  daß  schwarze 
Listen  bei  der  Bauverwaltung  nicht  beständen.  Unsera 
Leser  sind  also  besser  unterrichtet,  als  der  Herr  A4inister, 
denn  das,  was  wir  in  Nr.  51  der  Oeffentlichkeit  unter- 
breiteten, sind  die  vom  Herrn  Minister  bestrittenen 
schwarzen  Listen  in  Abschrift.  Es  ist  auch 
wohl  vorbeigeredet,  wenn  der  Herr  Minister  unter  dem 
Beifall  der  Rechten  immer  wieder  betont,  daß  für  die  Re- 
gierung das  Recht  bestehen  muß,  nach  groben  Disziplinar- 
oder  Strafrechtsvergehen  der  Angestellten,  diese  nicht 
weiter  zu  beschäftigen.  Dem  stimmen  wir  durchaus  zu, 
aber  das,  was  wir  aus  den  Verfügungen  herauslesen,  waren 
durchaus  keine  „Vergehen",  sondern  Eintragungen,  die 
schon  aus  Differenzen  mit  dem  nächsten  Vorgesetzten  der 
Techniker  entstehen  können.  Hierzu  sagt  der  Herr 
Minister,  daß  er  angeordnet  habe,  die  Entlassung  dürfe 
nur  erfolgen,  nachdem  der  betreffende  Angestellte  ver- 
nommen ist.  Wenn  das  durchgeführt  würde  und  für  die 
Vernehmung  noch  eine  unbeteiligte  Instanz  bestinunt 
würde,  so  wäre  damit  allerdings  das  Bild  anders,  aber  die 
Wirklichkeit  steht  mit  dem,  womit  sich  der  Herr  Minister 


verteidigte,  in  krassem  Widerspruch.  Viel  einfacher  und 
klarer  würden  sich  die  Verhältnisse  gestalten  und  Herr 
von  Breitenbach  würde  sich  von  einer  schweren  Schuld 
befreien,  wenn  er  unseren  berechtigten  Wünschen  nach  Auf- 
legung der  Personalakten  und  Einrichtung  von  Beamten- 
ausschüssen entsprechen  würde.  Geschieht  das  nicht,  so 
bleibt  alles  beim  alten  und  die  Erbitterung  und  Arbeits- 
unfreudigkeit  der  Angestellten  und  Beamten  der  All- 
gemeinen Bauverwaltung  wird  sich  steigern. 


Warum  ? 

Mit  behaglicher  Breite  und  ohne  jeden  Kommentar 
veröffentlicht  die  Zeitschrift  des  Verbandes  der  Eisenbahn- 
techniker der  Preußisch-Hessischen  Staatsbahnen  die  Mit- 
teilung, daß  unsere  Beschwerde  über  die  Ablehnung  der 
Verhandlungen  mit  unserem  Verband  in  Angelegenheiten 
der  Werfthilfstechniker  keinen  Erfolg  gehabt  habe.  Die 
Budgetkommission  pflichte  dem  Staatssekretär  bei,  weil 
wir  keine  Organisation  von  Marinebeamten  seien,  sondern 
die  Technikerkreise  ganz  Deutschlands  umfaßten.  Unter 
unserer  Größe  und  Vielseitigkeit  leidet  demnach  unsere 
Sachverständigkeit  und  die  Zeitschrift  des  Verbandes  der 
Eisenbahntechniker  fühlt  auch  in  jener  Ablehnung  keine 
Beeinträchtigung  des  Koalitionsrechts!  Sie  müßte  sich 
mit  uns  dagegen  wenden,  daß  sich  die  Beamten  nicht 
dort  organisieren  dürfen,  wo  ihre  Neigung  sie  hiatreibt. 
Mehr  nach  ihrem  Geschmack  scheinen  der  Zeitschrift  die 
Organisationen  zu  sein,  die  die  Sanktion  der  höchsten  Be- 
hörden genießen  und  damit  aber  auch  die  Kontrolle  über 
ihre  Unternehmung  tragen  müssen. 

Zum  Glück  verhält  es  sich  aber  mit  der  Behandlung 
unserer  Petition  nicht  so,  wie  es  die  Zeitschrift  darstellt, 
sondern  unsere  Mitglieder  sind  durch  Heft  9  besser  unter- 
richtet, daß  unser  Protest  auf  Beschluß  des  Reichstages 
dem  Reichskanzler  zur  Berücksichtigung  überwiesen  wurde. 

Wir  hoffen,  daß  die  Zeitschrift  des  Verbandes  der 
Eisenbahntechniker  diesen  Ausgang  ihren  Lesern  nicht 
vorenthalten  wird. 


188 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  12 


Der  Etat  der  Berliner  Stadtverwaltung  und  die 
städtischen  Techniker 

Eine  große  Beunruhigung  bemächtigte  sich  der  Tech- 
niker, besonders  der  diätarisch  beschäftigten  Architekten, 
Ingenieure  und  Techniker  bei  den  Hoch-  und  Tiefbau- 
ämtern  der  Stadt  BerHn,  als  ihnen  der  neue  Etat  des 
Magistrats  bekannt  wurde.  Man  hörte  von  einer  bedeu- 
tenden Kürzung  des  Bauetats  und  von  dem  Plane,  durch 
Massenkündigung  der  technischen  Hilfskräfte  Ersparnisse 
zu  erreichen.  Die  Sorge  um  die  Eatistenz  der  Beteiligten 
und  um  Not  (von  ihnen  [und  lihren  Angehörigen  fernzuhalten, 
veranlaßte  unseren  Zweigverein,  die  Vereinigung  der 
städtischen  Architekten  und  Ingenieure  zu  Berlin,  sofort 
eine  Versammlung  einzuberufen,  in  der  die  Lage  be- 
sprochen werden  sollte. 

Weit  über  200  städtische  Techniker  waren  der  Ein- 
ladung gefolgt.  Das  Stadtverordnetenkollegium  war  ver- 
treten durch  die  Herren  Stadtverordneten  Barth, 
Schmidt  und  M  a  n  a  s  s  e.  Herr  Baumeister  Schubert 
hatte  das  Referat  übernommen.  In  eingehender  Weise 
beleuchtete  er  die  mißliche  Lage  der  auf  Privatdienst- 
vertrag angestellten  städtischen  Techniker.  Neben  160 
festangestellten  Technikern  beschäftigt  die  Stadt  Berlin 
254  Techniker  als  Hilfskräfte.  Aus  wirtschaftspolitischen 
Gründen  wäre  es  angebracht,  die  Zahl  der  Diätare  zu- 
gunsten der  Festangestellten  zu  verschieben.  Der  Tech- 
niker, der  sich  dem  öffentlichen  Dienst  widmet,  nimmt  mit 
einer  rtiäßigen  Entlohnung  Vorlieb,  weil  er  glaubt,  daß  ihm 
bei  den  Behörden  ein  sicheres,  später  pensionsberechtigtes 
Einkommen  geboten  wird.  Und  aun  soll  einer  großen 
Anzahl  solcher  städtischen  Techniker,  die  zum  Teil  seit 
10  und  15  Jahren  beschäftigt  sind,  und  deren  Durch- 
schnittsalter 35  Jahre  beträgt,  kurzerhand  entlassen  werden. 
Welche  Kommune  oder  Staatsbehörde  wird  noch  Leute 
in  diesem  Alter  mit  Aussicht  auf  eine  etatsmäßige  An- 
stellung einstellen,  nachdem  ihre  besten  Kräfte  verbraucht 
sind?  Der  Betrieb  in  der  Privatindustrie  ist  aber  natur- 
gemäß grundverschieden  von  dem  der  Behörden.  Bei 
einem  Uebertritt  muß  daher  der  Techniker  die  wirtschaft- 
liche Stufenleiter  von  neuem  mit  der  untersten  Sprosse 
beginnen.  Einer  Riesenstadt  wie  Berlin  muß  es  möglich 
sein,  die  augenblicklich  etwa  überschüssigen  Kräfte 
während  der  vorübergehenden  Stagnation  der  Bautätigkeit 
weiter  zu  beschäftigen.  Ein  anderer  gangbarer  Weg  ist 
in  einem  Austausch  Üer  überzähligen  Beamten  mit  anderen 
städtischen  Betrieben  zu  erblicken.  Daß  sich  in  den  be- 
teiligten Kreisen  angesichts  solcher  Radikalmaßnahmen, 
wie  feie  der  Magistrat  jetzt  planen  soll,  ein  großer  Unwillen 
aufspeichert,  ist  zu  natürlich.  Und  muß  nicht  für  die 
von  "der  Kündigung  nidht  Betroffenen  der  Gedanke  lähmend 
auf  die  Schaffensfreude  einwirken,  daß  ihnen  morgen  das 
Schicksal  ihrer  Kollegen  widerfahren  kann?  Es  zeigt  sich 
hier,  wie  bitter  not  Beamtenausschüsse  sind.  Der  Redner 
schloß  mit  der  Versicherung,  daß  'die  von  einer  Kündigung" 
Betroffenen  auf  die  Unterstützung  der  Kollegen  aus  der 
Privatindustrie  rechnen  können. 

Als  erster  Diskussionsredner  erklärt  Herr  Stadtver- 
ordneter M  anasse,  daß  er  für  die  Wünsche  der  städti- 
schen Techniker  eintreten  werde.  Die  Forderung:  Schaf- 
fung Von  Beamtenausschüssen  sei  zu  begrüßen.  Sie  wirken 
sozial  ausgleichend.  Herr  Stadtverordneter  Barth  sagt 
ebenfalls  seine  Unterstützung  zu.  Wenn  jedoch  die  städti- 
schen Techniker  über  eine  Zurücksetzung  klagen,  so  liegt 
die  Schuld  an  ihnen  selbst.  Während  andere  Berufe  die 
zwingende  Notwendigkeit  längst  erkannt  haben,  .daß  sie 
einzig  nur  durch  eine  straffe  Organisation  Einfluß  auf 
die  gesetzgebenden  Körperschaften  erlangen  können, 
ständen  die  Techniker  noch  zum  großen  Teil  den  Organi- 
sationen indifferent  gegenüber.  Nur  ihrer  straffen  Organi- 
sation haben  es  beispielsweise  die  städtischen  Lehrer  zu 
danken,  daß  Sie  heute  in  ihrer  Arbeitskraft  besser  bewertet 
werden  wie  die  Techniker.  In  ähnlicher  Weise  äußert 
sich  Herr  Stadtverordneter  Schmidt.  Er  empfiehlt  des 
weiteren,  sich  mit  einer  Petition  an  den  Magistrat  zu  wenden. 
Kollege  Kröbel  regt  als  Ausgleich  eine  Verkürzung  der 


Arbeitszeit  für  die  städtischen  Techniker  an.  Eine  Petition 
an  den  Magistrat  schlägt  Kollege  Küster  vor.  Nach 
den  ihm  gewordenen  Mitteilungen  wäre  eine  Weiter- 
beschäftigung aller  Kollegen  möglich,  wenn  der  Fonds 
für  Vorarbeiten  erhöht  würde.  Für  diesen  Antrag  spricht 
auch  Kollege  R  e  i  f  1  a  n  d. 

Die  Versammlung  beschließt,  sich  in  einer  Petition 
an  den  Magistrat  zu  wenden. 

Es  ist  im  Interesse  der  städtischen  Nichtfestangestellten 
nur  zu  wünschen,  daß  der  Magistrat  endlich  bestrebt  ist, 
Mittel  und  Wege  zu  finden,  um  Ruhe  und  Zufriedenheit 
in  den  Beamtenkörper  zu  bringen.  Gornik. 

Für  das  hiesige  städtische  Elektrizitäts- 
werk (Gleichstrom  220  Volt)  wird  zum  1.  April 
dieses  Jahres  ein 

Betriebsleiter 
gesucht.  Gehalt  1400  Mark  sowie  bi'o  Tan- 
tieme vom  Reingewinn 'des  Werks,  Wolmungs- 
geld,  freie  Wohnung  oder  Feuerung  wird 
nicht  gewährt.  Ein  Reingewinn  ist  bisher 
nicht  erzielt,  Gehaltserhöhung  bezw.  Gehalts- 
zulage nicht  sehr  wahrscheinlich. 

Bewerber,  erfahren  in  der  Installation  und 
Lagerhaltung,  in  Reparatur,  Montage  und 
Eichen  von  Zählern  sowie  in  der  Erledigung 
der  Korrespondenz  wollen  Zeugnisabschrif- 
ten nebst  Lebenslauf  sofort  einreichen. 

Persönliche  Vorstellung  vorerst  nicht  er- 
wünscht. 

Hoyra,  den  16.  Februar  1911. 
Der  Magistrat. 
K  1  a  u  ß. 

Was  mag  sich  dieser  Magistrat  gedacht  haben?  Ist 
das  noch  ernst  zu  nehmen?  Leider  ist  wahr  und  bitterer 
Ernst,  daß  man  technischen  Angestellten  so  etwas  bieten 
kann.  1400  M  Jahresgehalt,  5°o  vom  Reingewinn,  von 
dem  das  Gesuch  berichtet,  daß  er  bis  jetzt  noch  nicht 
erzielt  wurde,  und  Nichtgewährung  von  freier  Wohnung 
und  Heizung  und  die  Zusicherung,  daß  Gehaltszulagen 
nicht  sehr  wahrscheinlich  sind.  Verehrter  Leser,  und  das 
ist  kein  Scherz!  Kann  der  Ausschreibende  sich  hierbei 
überhaupt  etwas  gedacht  haben  ?  Hat  er  sich  nicht  gesagt, 
daß  er  sich  blamieren  muß,  daß  er  sich  herabsetzt,  wenn 
er  andern  solche  Zumutungen  stellt? 

Wer  findet  hierzu  Worte?  Wenn  das  so  weiter  gehen 
sollte,  dann  steht  zu  erwarten,  daß  sich  künftig  der  Magi- 
strat etwas  herauszahlen  läßt  von  seinem  Betriebsleiter, 
damit  bald  ein  Reingewinn  erzielt  wird.  Wie  hoch  schätzt 
wohl  der  Herr  Bürgermeister  seine  Arbeit  ein?  Wie  hoch 
wir  sie  nach  dem  Gesuch  einschätzen,  soll  nicht  unser 
Geheimnis  bleiben,  wenn  Sie,  Herr  Bürgermeister,  uns 
danach  fragen! 


,,Der  kau/männische  Lehrling" 

In  überraschender  Selbsterkenntnis  macht  sich  die 
Leitung  des  B.  t.-i.  B.  den  Gedankengang  eines  kauf- 
männischen Lehrlings  zu  eigen,  wonach  Gelder,  die 
für  1910  bestimmt  sind,  aber  erst  1911  eingehen,  ,, nicht 
unter  die  Einnahme  des  Jahres  1910  gehören".  Viel- 
leicht werden  die  Herren  vom  ,, Kaufmännischen  Angestell- 
ten" diese  naive  Ansciiauung  ihrer  Kollegen  richtig  stellen. 
Tatsächlich  werden  sichere  Außenstände  bei  jeder  wirk- 
lich kaufmännischen  Bilanz  unter  die  Aktiven  gestellt.  Daß 
es  sich  aber  bei  uns  zum  weitaus  überwiegenden  Teile 
um  solche  absolut  sichere  Außenstände  handelt, 
zeigt  der  bisherige  Eingang  von  bereits  über  32  000  Mark. 
Leider  haben  wird  vergeblich  an  die  publizistische  An- 
standspflicht  der  ,,I.-B.-Z."  appelliert,  die  lediglich  berichtet, 
daß  unterdessen  ,,ein  Teil"  der  rückständigen  Beiträge 
eingegangen  sei.  Eine  kleine  Verdrehung  der  Tatsachen 
durfte  dabei  nicht  ausbleiben.    Wir  stellen  ihr  gegenüber 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


189 


fest,  daß  das  Zwangseintreibungsverfahren  mittels  Rechts- 
anwalt und  Gerichtsvollzieher  nur  bei  ausgeschie- 
denen Mitgliedern  zur  teilweisen  Anwendung  gekommen 
ist  una  zwar  meistens  in  Fällen,  in  denen  das  ehemalige 
Mitglied  noch  anderweitige  Rückstände  (aus  Darlehen 
usw.)  hatte. 

Wir  stellen  weiter  fest:  Auf  Verlust-Konto  sind  höch- 
stens 3000  Mark  wirklich  rückständige  Beiträge  zu  setzen. 
Ferner  stehen  der  formellen  Unterbilanz  vom  Jahre  1909 
unü  1910  die  Abteilung  Verbandskasse  in  Höhe  von 
rund  43  000  Mark  Ueberweisungen  an  die  Sterbe-  und 
Stellunglosen-Unterstützungskasse  von  rund  174  400  Mark 
gegenüber.  Von  letzterer  Summe  wurden  nur  HO  400  M  an 
Sterbe-  und  Stellunglosen-Unterstützungsgelder  bezahlt,  so 
daß  inoch  immer  ein  Ueberschuß  von  64  000  Mark 
verblieb.  Zu  dem  Ueberschuß  kommen  noch  die  in  den 
Jahren  1909  und  1910  eingegangenen,  nicht  angegriffenen 
Kapitalzinsen  von  rund  27  000  Mark.  Nunmehr  bedarf  es 
allerdings  der  Talente  eines  Zauberlehrlings,  um  diesen 
Tatsachen  gegenüber  eine  Unterbilanz  zu  konstruieren. 

Im  übrigen  sind  unsere  Feststellungen  in  der  vor- 
letzten Nummer  der  „D.  T.-Z."  mit  Stillschweigen  über- 
gangen worden. 


::  ::  ::  H  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  H  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiiiegt  und  die  von  allgemeinero 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erleilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dingen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leilung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
st ö  cK  e  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Fragen 

Frage  3.  (Wiederholt.)  Ein  Kamin  von  52  m  Höhe  und  2  m 
oberer  1.  W.  dient  zur  Abführung  der  Abgase  von  1400  kg 
stündlich  verfeuerter  Steinkohlenmenge  auf  ca.  25  qm  Glüh- 
ofen- und  Kesselrostfläche.  Temperatur  der  Abgase  ca.  300"^  C. 
Der  Kamin  soll  außerdem  die  in  einer  20  m  entfernten  Beizerei 
und  Verzinnerei  entstehenden  Schwefel-  und  Salzsäuredämpfei 
von  ca.  15<*  C  absaugen.  Wie  groß  ist  die  1.  W.  der  an  den 
Kamin  anzuschließenden  Leitung  zu  wählen  und  wieviel  cbm 
Säuredämpfe  kann  der  Kamin  pro  Minute  abführen,  ohne  daß 
der  natürliche  Z'ug  des  Schornsteines  unter  das  erforderliche 
Maß  für  die  zu  verbrennende  Kohlenmenge  fällt. 

Anstatt  des  vorhandenen  Kamins  soll  ein  neuer  dicht  an 
dem  Beizerei-  und  Verbleierei-Gebäude  errichtet  werden,  welcher 
zur  Abführung  von  Abgasen  von  ca.  800  kg  auf  ca.  17  qm 


Glühofen-Rostfläche  stündlich  verfeuerter  Kohlenmenge  sowohl, 
als  auch  zur  Abführung  der  Säuredämpfe  dient. 

Welche  Abmessungen  muß  der  Kamin  erhalten,  und  welche 
lichte  Weite  muß  die  kurze  an  den  Kamin  anzuschließende 
Saugleitung  erhalten,  um  mindestens  250  cbm  Säuredämpfe  pro 
Minute  absaugen  zu  können? 

Frage  70.  Was  für  Erfahrungen  sind  mit  der  Verwendung 
von  Kalksandsteinen  zu  Fabrik  -  Schornsteinbauten  gemacht 
worden?  Wo  sind  Fabrikschornsteine  aus  Kalksandsteinen  er- 
richtet worden? 

Frage  71.  Wer  liefert  eine  im  Dunkeln  leuchtende  oder 
phosphoreszierende  Farbe? 

Frage  72.  Durch  einen  zweigleisigen  Eisenbahndamm  soll 
4,5  m  unter  Schienenoberkante  ein  Rohrdurchlaß  0,30  m  Durch- 
messer ohne  Betriebsstörung  im  Grundwasser  und  gewachsenen 
Boden  (Ton)  hergestellt  werden.  Länge  des  Durchlasses  18 
bis  20  m.  Auf  welche  Weise  stellt  man  den  Durchlaß  am  ein- 
fachsten her? 

Frage  73.  Wie  werden  Gußstahlkugeln  —  für  Kugel- 
lager usw.  —  hergestellt,  und  wer  liefert  die  einschlägigen  Ma- 
schinen dazu? 

Frage  74.  Für  eine  Ziegelei  die  jährlich  10  Millionen 
Schiefertonsteine  herstellt,  soll  eine  Trockenkanalanlage  erbaut 
werden.  Welches  System  ist  ökonomisch  am  vorteilhaftesten, 
wie  hoch  belaufen  sich  die  Kosten  hierfür  und  welche  Firmen 
können  für  die  Einrichtung  empfohlen  werden? 

Frage  75.  Ich  beabsichtige  in  einem  Ruhrkohlensandstein- 
bruch  Luftdruckbohr-  und  Stoßmaschinen  zu  verwenden.  Wer 
kann  mir  Maschinen  für  diesen  Zweck  empfehlen?  Wie  haben 
sich  solche  bewährt?  Genauere  Beschreibungen  wären  mir  sehr 
erwünscht.  Wie  hoch  stellt  sich  eine  solche  Anlage,  wenn  man 
den  elektrischen  Strom  und  die  Kabellegung  von  dem  Preis 
ausschließt? 

Frage  76.  In  einer  Verbleierei  für  endlose  Eisenbänder 
müssen  diese  nach  dem  Verlassen  des  Salzsäurebades  eine  Presse 
derart  passieren,  daß  eia  Polster  aus  Lappen  von  oben  und 
unten  gegen  das  Band  drückt,  um  den  größten  Teil  der  an  dem 
Band  anhaftenden  Säure  abzustreifen.  Der  Wert  der  dadurch 
verbrauchten  Lappen  beziffert  sich  pro  Jahr  auf  einige  Tausend 
Mark.   Gibt  es  ein  billigeres  Verfahren  zum  Abstreifen  der  Säure? 

Frage  77.  Kann  man  Stahlgußglühtöpfe  von  ca.  1000  kg 
Gewicht  und  ca.  4  cm  Wandstärke,  welche  nach  häufigem  Ge- 
brauche Risse  bekommen  haben,  mittels  Schweißverfahrens  wieder 
gebrauchsfähig  machen  ?  Welches  Verfahren  ist  evtl.  am 
billigsten?    Gleichstrom  von  110  Volt  ist  vorhanden. 

Frage  78.  Ist  es  gesetzlich  zulässig,  beim  Ausmaß  der 
Scheidewände  (Zwischenwände  12  cm  stark),  die  Stärke  dei; 
Eisenbetondecken,  bezw.  der  Unterzüge,  in  Abzug  zu  bringen, 
oder  müssen  diese  Zwischenwände  von  Oberkante  zu  Oberkante 
Fußboden  gemessen  werden.  Eine  Vereinbarung  bezüglich  dem 
Ausmaß  wurde  nicht  getroffen?  Darf  man  bei  der  Berechnung 
des  Mauerwerks  das  Auflager  der  Eisenbetondecken  abziehen? 
Muß  beim  Ausmaß  der  Eisenbetondecken  das  Auflager  mit- 
berechnet werden,  oder  genügt  es,  nur  den  überdeckten  Raum 
anzunehmen,  auch  wenn  der  Beton  die  ganze  Mittelmauer 
überdeckt? 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

Aufruf 

zur  Gründung  von  Volkshochschulen  im  Deutschen  Reich! 

Damit  die  Vorzüge,  die  gegenwärtig  unsere  Mitglieder  in  Berlin  in  Gestalt  von  freien  Vorträgen  genießen,  in  Zukunft 
auch  den  an  anderen  Orten  Wohnenden  ermöglicht  werden  können,  werden  jetzt  überall  in  Deutschland 

Volkshochschulvereine 

als  Lokalvereine  des  »Verbandes  der  Volkshochschulvereine  Deutschlands  (Sitz  Berlin)«  ins  Leben  treten.  Diese  Orfs- 
gruppen können  nur  gedeihen,  wenn  sie  Glied  einer  großen  Zentralorganisation  sind.  Nur  auf  diese  Weise  —  nicht 
aber  durch  Förderung  der  schon  jetzt  bestehenden  Dezentralisation  —  läßt  sich  der  Volkshochschulgedanke  auch  in  den 
fern  abliegenden  Städten  und  Dörfern  entwickeln  und  ein  Band  um  alle  diejenigen  schlingen,  die  an  der  intellektuellen 
Kultur  Anteil  heischen.  Goethe  sagt  in  seinen  Silvesterbriefen  an  Zelter  (v.  31.  Dez.  1829):  Ich  habe  bemerkt,  daß  ich 
den  Gedanken  für  wahr  halte,  der  für  mich  furchtbar  ist,  sich  an  mein  übriges  Denken  anschließt  und  zugleich  mich 
fördert.  Das  gilt  auch  für  die  Anhänger  der  Volkshochschule.  Zur  Schaffung  dieser  Lokalorganisationen  brauchen  wir 
zunächst  für  jeden  Platz  in  Deutschland  einen 

Vertrauensmann 

der  in  seinem  Wohnort  die  Initiative  zur  Gründung  eines  Volkshochschulvereins  zu  ergreifen  die  Energie  besitzt. 


IQO 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


HeH  12 


Wir  bitten  daher  alle  diejenigen,  die  sich  für  die  Abhaltung  populär  wissenschaftlicher  Vortragsreihen  an  ihrem  Ort 
interessieren,  mit  einigen  Herren  ihres  Bekanntenkreises  zusammenzutreten  und  uns  zu  schreiben,  daß  sie  für  ihren  Wohnort 
bereit  sind,  einen  Volkshochschulverein,  bestehend  vorläufig  aus  den  und  den  Mitgliedern,  ins  Leben  zu  rufen. 

Freiwillige  vor! 

Es  kommt  zunächst  nur  auf  die  Tatsache  der  Vereinsbildung  d.  h.  die  Schaffung  fester  Stützpunkte  an,  nicht  auf  die 
Zahl  der  Mitglieder,  die  allmählich  organisch  wachsen  muß.  Die  Volkshochschulvereine  sollen  als  Sektion  des  oben 
genannten  Verbandes  in  Berlin,  der  sie  mit  Programmen,  Schriften,  Rednern  usw.  versorgt,  ab  I.Januar  1911  mit  Mk.  5, — 
pro  anno  und  Einzel-Mitglied  beitragspflichtig  sein.  Sie  sollen   ferner  die   »Volkshochschule«   gratis  geliefert  erhalten. 

Meldungen  erbeten  an  Dr.  Oskar  Stillich 

Dozent  an  der  Humboldtakademie  in  Berlin,  Groß-Lichterfelde,  Margaretenstr.  1 1 


An  unsere  Mitglieder! 


Den  vorstehenden  Aufruf  haben  wir  sehr  gern  veröffentlicht  und  wir  begleiten  diesen  mit  unseren  besten  Wünschen 
auf  einen  guten  Erfolg.  Das  Bedürfnis  nach  Weiterbildung  und  Anschluß  an  das  geistig-politische  Leben  ist  unter  unseren 
Mitgliedern  besonders  rege.  Wir  glauben  uns  deshalb  zu  der  Annahme  berechtigt,  daß  sich  recht  viele  Mitarbeiter  aus 
unserem  Kreise  melden.  Mitteilungen  hierüber  sind  uns  jederzeit  erwünscht.  Zur  Einleitung  der  Verhandlungen  und  aus- 
führlichen Auskünften  sind  wir  gern  bereit.  Der  Vorstand. 


Ferien-Kursus  über  Redekunst,  Volkswirtschaft  und 
staatsbürgerliche  Fortbildung 
Der  Bund  Deutscher  Bodenreformer  veranstaltet  in  der 
Osterwoche  —  vom  18.  bis  22.  April  —  in  der  Landwirtschaft- 
lichen Hochschule,  Berlin,  Invaiidenstr.  42,  einen  Ferien-Kursus, 
zu  dem  unsere  Mitglieder  freien  Zutritt  haben.  Es  werden  be- 
handelt: L  Redekunst,  mit  anschließenden  Uebungen.  2.  Ein- 
führung in  die  sozialen  Probleme  der  Gegenwart.  3.  Die  Grund- 
lagen der  Volkswirtschaft.  4.  Städtische  Sozialpolitik.  5.  Die 
konstitutionelle  Fabrik.    6.  Kernfragen  im  Organisationswesen. 


Wir  bitten  um  eine  rege  Beteiligung  und  bemerken,  dafi  An- 
meldungen an  den  Vorsitzenden  der  Bezirksverwaltung  Branden- 
burg, Herrn  Ing.  E.  Rohr,  Charlottenburg  5,  Städtisches  Bürger- 
haus, zu  richten  sind. 

Bekanntmachung 

Herr  Ingenieur  Lustig  hat  die  Leitung  der  Geschäftsstelle 
für  Rheinland  und  Westfalen  übernommen.  Die  Adresse  des 
neuen  Bureaus  ist:  Dortmund,  Kaiserstr.  86p.  Die  Geschäfts- 
stelle ist  wie  bisher  geöffnet  von  vorm.  8V2  b's  nachm.  41/2  Uhr. 


Sitzungs-Kalender  de 


Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 
vereine 

Wir  machen  «iecIcihoU  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  .Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbur&au 
■  sein  müssen.  Die  Manusl<ripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
hcscliriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O,  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksver  Wallungen 
Bezirksverwaltung  Oberschicsien.  Am  Sonnabend,  25  März, 
nachmittags  4  Uhr,  findet  in  Kreuzburg  O.-Schl.  in  Witzkes 
Restaurant  (am  Ringe)  eine  Einzelmitglieder-Versammlung  statt. 
Tagesordnung:  L  Allgemeine  Standesfragen.  2.  Wahl  eines 
Einzelmitgliedes  in  den  Bezirksvorstand.  3.  Anträge  für  den 
Frühjahrsbezirkstag.  4.  Verschiedenes.  Ferner  findet  am  Sonn- 
tag, 2.  April,  in  Cosel  eine  Einzelmitglieder-Versammlung  mit 
gleicher  Tagesordnung  statt.  Das  Lokal  wird  noch  bekannt 
gegeben.  Wir  bitten  die  Herren  Einzelmitglieder  um  rege 
Beteiligung, 

Zwei^verelne 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Am  Samstag, 
18.  März,  findet  ein  fachwissenschafthcher  Vortrag  von  all- 
gemeinen Interesse  im  Berliner  Hof  statt.  Beginn  Punkt  Uhr. 
Wir  machen  besonders  darauf  aufmerksam,  daß  der  Vorstand 
dem  Redner  einen  großen  Zuhörerkreis  zusicherte  und  bitten 
dringend  um   zahlreichen  Besuch. 

Aue.  Technischer  Verein  zu  Aue  und  Um- 
gegend. Durch  Wegzug  des  bisherigen  1.  Vorsitzenden  wurde 
eine  Neuwahl  des  Vorstandes  notwendig.  Die  Sitzung  am 
Mittwoch,  8.  Februar,  ergab  folgendes  Resultat:  1.  Vors.:  Hans 
Schedlbauer,  Ing.,  Aue,  Färberstr.  2;  2.  Vors.:  Otto  Walter, 
Baumstr. ;  1.  Schriftf. :  Karl  Georgi  I.,  Baumstr. ;  2.  Schriflf. : 
Reinhardt,  Masch. -Ing.,  zugleich  Bücherwart;  Kassierer:  Otto 
Kühne,  Ing.;   Kassenprüfer:   Ing.  Karl  Los  und  Techn.  Hesse. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Am  Donnerstag, 
23.  März,  pünktlich  .8V2  Uhr  abends,  findet  im  Kaisersaal  der 
Industrie-Festsäle,  Beuttistraße  20,  ein  Eperimentalvortrng  des 
Herrn  Oberingenieur  Albrecht:  Gas  für  unsere  Hausfrauen, 
für  "unsere  Arbeit,  für  'unser  Licht,  statt.  Mit  zahlreichen  prak- 
tischen Vorführungen  im  Kochen,  Braten,  Rösten  (Grillen), 
Backen,  Sterilisieren  und  in  der  Benutzung  des  Gases  zu  tech- 
nischen Zwecken   und   zur  Beleuchtung.     Wir  laden  unser'e 


Mitglieder  und  insbesondere  auch  deren  Damen  zu  diesem 
hochinteressanten  Vortrage  ein  und  bitten  recht  zahlreich  und 
pünktlich  erscheinen  zu  wollen.  Verbandskollegen  und  Freunde 
des  Vereins  sind  willkommen. 

Erfurt.  TechnischerKlub.  Nach  den  stattgefundenen 
Ergänzungswahlen  setzt  sich  der  Vorstand  wie  folgt  zusammen: 
Carl  Schmidt,  Architekt,  I.  Vorsitzender;  Heinrich  Siepe,  In- 
genieur, II.  Vorsitzender;  Richard  Feige,  Ingenieur,  I.  Schrift- 
führer; Carl  Schönstedt,  Ingenieur,  II.  Schriftführer;  Carl  Keitel, 
Ingenieur,  Kassierer;  Beisitzer  die  Herren  Carl  Daxenberger, 
Ingenieur  und  Herm.  Schäffner,  Ingenieur.  Br.-A. :  Carl  Schmidt, 
Erfurt,  Nachoder  Straße  18  1.  Versammlungslokal:  Hotel 
„Weißes  Roß".  Versammlung  im  Winter  jeden  ersten  und 
dritten  Dienstag  in  Monat;  im  Sommer  jeden  ersten  Dienstag 
im  Monat.  Nächsten  Dienstag,  21.  März,  Vortrag  des  Herrn 
Kollegen  Otto  Leopold:  „Der  jetzige  Stand  und  die  Aussichten 
der  Staatl.  Pensionsversicherung  für  Privatbeamte".  Die  Mit- 
glieder werden  hiermit  nochmals  gebeten,  die  Fragebogen  des 
Sozialen  Ausschusses  der  Privatangestellten  in  Erfurt  ausgefüllt 
der  Geschäftsstelle  des  Ausschusses  einzusenden. 

Hamburg.  Techniker  - Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  21.  März,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale,  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Verbands- 
angelegenheiten. 3.  Technische  Fragen.  4.  Verschiedenes.  — 
Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen  werden  gebeten, 
die  fälligen  Beiträge  bis  zur  nächsten  Versammlung  zu  ent- 
richten. In  dieser  Versammlung  werden  die  neuen  Verbands- 
mitgliedskarten verteilt. 

Hildesheini.  Technischer  Verein.  Die  am  25.  Fe- 
bruar stattgefundenen  Neuwahlen  des  Vorstandes  hatten  folgen- 
des Resultat:  I.  Vorsitzender  O.  Behrens,  Ingenieur;  II.  Vor- 
sitzender Georg  Keitel,  Ingenieur;  I.  Schritführer  Fr.  Kerner, 
Bautechniker;  II.  Schriftführer  Wilh.  Rummel,  Maschinentech- 
niker; Kassierer  Albert  Prierett,  Maschinentechniker;  Beisitzer 
H.  Jörn,  Architekt,  Albert  Fritsch,  Tiefbautechniker  und  G.  Krug, 
Stadtbauführer.  Das  Amt  eines  Vertrauensmannes  für  die 
Stellenvermittelung  wurde  dem  II.  Schriftführer,  Herrn  Koll. 
Rummel,  übertragen.  Die  Vereinsadresse  ist  wie  bisher:  O. 
Behrens,  Hildesheim,  Butterborn  4  II.  Vereinslokal  ,, Weißer 
Schwan",  Schuhstraße.  Unsere  nächste  Versammlung  findet 
Sonnabend,  18.  März,  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Anträge  zum  Bezirkstag.  4.  Ver- 
schiedenes.   Wir  bitten  um  zahlreichen  Besuch. 

München.  Techniker-Verein.  Dienstag,  21.  März, 
Berichterstattung  des  II.  Vorsitzenden  Koll.  Ziegler  über  die 


Heft  12 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


191 


Vertreterkonferenz  in  Nürnberg.  Anschließend  sozialpolitische 
Diskussion.  —  Dienstag,  28.  März,  abends  8V2  Uhr,  Fach- 
wissenschaftlicher  Abend  mit  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur 
Dörge  über:  Statische  Berechnungen,  Ausstellung  und  Be- 
sprechung technischer  Neuheiten.  —  'Dienstag,  4.  April,  Monats- 
versammlung. 

Regenwalde  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Nächste  Versammlung  am  Sonntag,  2.  April,  nachmittags  im 
Hotel  Florich,  Regenwalde.  Gönner  des  Vereins  sind  herzlich 
willkommen.  Auf  unserer  letzten  Versammlung  konnten  wir 
wiederum  dem  Verein  drei  neue  Mitglieder  zuführen,  und  wir 
wollen  hoffen,  daß  unser  Verein  weiter  wachsen  und  gedeihen 
möge.  —  Briefadresse  des  I.  Vorsitzenden:  Fr.  Zube,  Ingenieur, 
Regenwalde. 

Waldenburg  i.  Schi.  Technischer  Verein.  Vrs.  u. 
Br.-A. :  Weigmann,  Ing.,  Altwasser  i.  Schi.  Die  Versammlungen 
finden  seit  1.  März  im  Hotel  „Vierhäuser"  an  jedem  1.  und 
3.  Mittwoch  im  Monat  statt. 

Wiesdorf  a.  Niederrh.  Technischer  Verein.  Die 
am  6.  Dez.  v.  J.  stattgefundene  Vorstandswahl  ergab  folgendes 
Resultat:  Herr  Hans  Mülbach,  Bautechniker,  1.  Vorsitzender; 
Herr  Albert  Kessel,  Bauamtsassistent,  2.  Vorsitzender;  Herr 
Benj.  Böttger,  Masch.-Techn.,  Kassierer;  Herr  Qottfr.  Engels, 
Maschinentechniker,  1.  Schriftführer;  Herr  Wilh.  Schafstaedt, 
Bauführer,  2.  Schriftf. ;  Herr  Curt  Wagner,  Bauf.,  Archivar; 
Hc  •  Carl  Momburg,  Maschinentechniker,  Beisitzer.  Die  Ver- 
einsadresse lautet:  Hans  Mülbach,  Wiesdorf  a.  Rhein,  Carl- 
Leverkus-Straße  2. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  „D  resdner  Bauhütt  e".  Vereinslokal  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3  11.  Sonnabend,  18.  März,  aliends 
Vo^  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  eine  erweiterte  Gesamtvorstands- 
Sitzung  statt.  In  anbetracht  der  wichtigen  Tagesordnung,  die 
am  Abend  bekannt  gegeben  wird,  ist  ein  vollzähliges  Erscheinen 
der  Vorstandsmitglieder  und  sämtlicher  Ausschüsse  dringend 
erforderlich.  Donnerstag,  23.  März,  i/jQ  Uhr  abends,  im  Ver- 
einslokal Versammlung.  Referat  des  I.  Vorsitzenden,  Herrn 
Koll.  Severitt,  über  die  jieuen  Verbandssatzungen.  Weiter  werden 
einige  Meisterprüfungsarbeiten  ausgestellt  und  besprochen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  138,  an 
der  Weidendammer  Brücke.  —  Unsere  nächste  Mitgliederver- 
sammlung findet  am  5.  April  er.,  Punkt  1/2^  Uhr,  im  Vereins- 
lokal statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Vortrag  des 
Herrn  Kollegen  Matzdorff  über :  „Arbeitsteilung  und 
A  r  b  e  i  t  s  V  e  r  e  i  n  i  g  u  n  g".  3.  Verbands-  und  Vereinsange- 
legenheiten. 4.  Verschiedenes.  Wir  machen  noch  besonders 
darauf'aufmerksam.  daß  die  Versammlung  ohne  Rücksicht  auf 
die  Zahl  der  anwesenden  Kollegen  Punkt  i/oQ  Uhr  eröffnet 
wird.  Die  Tagesordnung  ist  wieder  so  interessant,  daß  es 
Pflicht  eines  jeden  Kollegen  isein  müßte,  pünktlich  zu  erscheinen. 
Diejenigen  Kollegen,  welche  mit  ihren  Beiträgen  für  das  erste 
Quartal  pro  1911   noch  im  Rückstände  sind,  werden  ersucht. 


dieselben  umgehend  an  die  oben  angegebene  Adresse  des  Kas- 
sierers abzusenden.  (5  Pfennig  für  Bestellgeld  bitten  wir  stets 
beizufügen.) 

München.  Maschinen  -  und  Elektrotechnischer 
Verein.  Vereinslokal  „Hotel  Reichshof",  Sonnenstraße. 
Dienstag,  21.  März,  abends  8  Uhr,  Vortrag  über  das  Kün- 
digungsrecht. Dienstag,  28.  März,  abends  8  Uhr,  Vorstands- 
sitzung. 

Staatstechniker. 
Landesvcrcin    Mittl.    Sächsischer    Eise  n  bahn  •• 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm.   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Der  Wissenschaftliche  Ausschuß  des  L.-V.  richtet  —  zu- 
nächst versuchsweise  in  Dresden  —  eine  Vortragsreihe  über 
Themen  ein,  die  von  den  Hörern  selbst  bestimmt  werden.  Der 
erste  Vortrag  (Etat-  und  Rechnungswesen)  findet  am  Donners- 
tag, 23.  März,  abends  1/27  Uhr,  in  Dresden-Fr.,  Waltherstr.  36, 
Verwaltungsgebäude  Nr.  3,  Zimmer  11,  statt.  Die  Mitglieder 
werden  hierdurch  zur  Teilnahme  eingeladen.  Vortragender: 
Herr  Bauobersekretär  Schulze  (Rb.). 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  H. 
Sonntag,  26.  März,  nachm.  1/33  Uhr,  Vereinsversammlung  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Ge- 
schäftliches. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Wahl  der  Ver- 
treter zur  Bezirksverwaltungssitzung  am  2.  April.  4.  Fach- 
vortrag des  Herrn  Obersteiger  W  e  i  n  h  o  1  d  (Gast)  über  die 
geologischen  Verhältnisse  des  Plauenschen  Grundes.  5.  Vortrag 
des  Herrn  Kollegen  Steiger  vom  Eltb.  über  Beiträge  und 
Leistung  der  Invalidenkasse.  6.  Standesangelegenheit.  7.  Ver- 
schiedenes. 


Vereinigung  Lübecker  Techniker. 

Am  8.  ds.  Mts.  verschied  plötzlich  unser  Kollege 

Herr  Bautechniker  Gerhard  Wallroth 

im  24.  Lebensjahre. 

Das  Andenken  an  den  treuen  und  liebenswürdigen 
Kollegen  wird  bei  uns  stets  in  Ehren  gehalten  werden. 

Lübeck,  den  11.  März  1911.  Der  Vorstand. 


Am  7.  März  ds.  Js.  verschied  unser  langjähriges  Ehren- 
mitglied 

Herr  Zimmermeister  E.  Kiarhoefer. 

Das  allzeit  große  Interesse,  welches  der  Entschlafene  für 
unsere  Bestrebungen  an  den  Tag  gelegt  hat,  sein  einfacher, 
ehrlicher  und  biederer  Charakter  sichern  ihm  ein  ehrendes 
Andenken  unter  uns. 

Vereinigung  Harburger  Techniker. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitgliecler.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

750  für  ein  ländliches  Baugeschäft  im  Bezirk  Danzig  zum 
1.  April  er.  ein  junger  2.  Hochbautechniker,  flotter  Zeichner, 
geübt  im  Veranschlagen  von  einfachen  ländlichen  Bauten. 
Schöne  Handschrift  erforderlich  und  Radfahrer.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  bei  freier  Wohnung  und  Beköstigung  unter 
750  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schul'z, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

751  nach  Garnsee  i.  Westpr.  sofort  ein  Bautechniker, 
gelernter  Maurer,  selbständig  für  Bureau  und  Baustelle.  Ge- 
halt 130  bis  150  M.  Angebote  unter  751  an  die  Zweigstelle 
Danzig,  wie  unter  750. 


752  für  eine  Behörde  in  Görlitz  ein  tüchtiger  Tiefbau- 
techniker mit  nachweislicher  Erfahrung  in  der  Kanalisation. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  752  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

754  für  einen  Talsperrenbau  im  Kreise  Olpe  i.  Westfalen 
baldigst  ein  Bauingenieur  für  Bureau  und  Baustelle.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  754  an  die  Geschäftsstelle  für 
Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund, 
Ardeystraße  94. 

755  für  den  Bau  des  Rhein-Herne-Kanals  zum  1.  April  er. 
ein  Tiefbautechniker  mit  abgeschlossener  Baugewerkschul- 
bildung für  Bureau  und  Baustelle.  Anfangsgehalt  180  M.,  nach 
Jahresfrist  Zulage.  Angebote  mit  polizeilichem  Führungsattest 
unt.  755  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinl.  u.  Westf.  wie  unt.  754. 


1Q2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  12 


759  von  einer  Behörde  in  der  Provinz  Sachsen  sofort  ein 
Baupolizei-Assistent  mit  abgeschlossener  Baugevveri<schul- 
biidung  für  Bureau  und  Baustelle,  der  möglichst  schon  in  ähn- 
licher Stelle  tätig  war.  Angebote  unter  759  an  die  Zweigstelle 
Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25 
(Stadttheater). 

760  nach  Marienburg  i.  Westpr.  zum  1.  April  er.  ein 
jüngerer  Bautechniker,  flotter  Zeichner,  der  gleichzeitig  die  Lohn- 
und  Krankenkassenlisten  bearbeiten  kann.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen bei  freier  Station  unter  760  an  die  Zweigstelle  Danzig, 
z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

761  für  eine  Behörde  in  Prüm  (Bezirk  Trier)  sofort  ein 
Tiefbautechniker,  perfekt  im  Nivellieren,  sowie  mit  Kenntnissen 
im  Kanalbau  und  in  Abrechnungen,  ferner  im  Auftragen  von 
Wegeprojekten  auf  Meßtischblätter.  Gehalt  130  bis  150  M. 
Stellungsdauer  bis  Gl.  Dezember  d.  Js.  Angebote  unter  761  an 
die  Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  des  Herrn  R.  Rosprich, 
Talstraße  39. 

762  für  ein  Kgl.  Hochbaüamt  in  Delitzsch  sofort  ein  tüch- 
tiger Hochbautechniker  für  die  laufenden  Dienstgeschäfte  und 
zur  Leitung  ,von  Forst-  und  Domänenbauten,  sowie  Aufnalime 
von  Gebäudezeichnungen.  Erfahrung  .in  staatlichen  Bauaus- 
führungen, sowie  Abrechnungen  und  Befähigung  für  Detaillierung 
unbedingt  erforderlich.  Radfahrer  mit  eigenem  Rad.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  762  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

763-64  für  eine  A.-O.  in  Niesky  (Oberlausitz)  sofort  ein 
tüchtiger  Techniker,  der  besonders  im  Detaillieren  mit  Holz- 
architektur beschäftigt  werden  soll. 

Desgleichen  ein  Bautechniker,  der  gewandt  und  flott  in 
Perspektivskizzen  ist. 

Angebote  für  beide  Vakanzen  unter  763 — 64  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

765  für  eine  große  Kunstziegelei  im  Regierungsbezirk  Lieg- 
nitz sofort  ein  tüchtiger  Techniker  mit  Erfahrung  im  Skizzieren 
und  Detaillieren  von  keramischer  Innendekoration.  Gehalt  120  M. 
Angebote  unter  765  an  die  Zweigstelle  Niederschlesien,  z.  H.  des 
Herrn  C.  Hauer,  Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

766  für  eine  Behörde  in  Lyck  (Ostpr.)  sofort  ein  er- 
fahrener Hochbautechniker,  gewandter  Zeichner,  ledig,  etwa 
30  Jahre  alt,  zur  Erledigung  der  laufenden  Dienstgeschäfte,  mit 
Entwerfen  und  Veranschlagen  ländlicher  Bauten,  sowie  Bau- 
beaufsichtigung und  Abrechnung  vertraut.  Gehalt  200  M.  Stel- 
lungsdauer zunächst  13  Monate  evtl.  länger.  Radfahrer  er- 
wünscht. Angebote  unter  766  an  die  Zweigstelle  Königsberg 
i.  Pr.,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

769  für  eine  Behörde  in  Brandenburg  a.  d.  Havel  sofort 
ein  jüngerer  Bautechniker,  mit  besonderer  Kenntnis  im  märki- 
schen Backsteinbau.  Stellungsdauer  voraussichtlich  zwei  (ahre. 
Gehalt  150  bis  180  M.  Angebote  unter  769  an  die  Haupt- 
steile  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

770  für  ein  'Baugeschäft  in  Angermünde  sofort  ein  jüngerer 
Hochbautechniker,  gelernter  Maurer.  Angebote  mit  Oehalts- 
ansprüchen  unter  770  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

771  für  einen  Baumeister  in  Pirna  a.  d.  Elbe  sofort  ein 
Hochbautechniker,  25  bis  30  Jahre  alt,  ledig,  besonders  ge- 
wandter Zeichner.  Gehalt  150  bis  180  M.  Stellung  dauernd. 
Angeb.  ünt.  771  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

772  von  einer  Fabrik  für  Holz-  und  Eisenkonstruktionen 
in  Jena  baldigst  ein  Bautechniker,  möglichst  gelernter  Zim- 
merer. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  772  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

774  für  eine  Behörde  in  Hildesheim  sofort  ein  Bausekretär, 
der  möglichst  im  Stenographieren  xind  Maschinenschreiben  Fertig- 
keit besitzt.  Anstellung  zunächst  auf  drei  Monate  Probe,  spätere 
feste  Anstellung  nicht  ausgeschlossen.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  774  an  die  Zweigstelle  Hannover,  z.  H.  des 
Herrn  L.  Damköhler,  Slicher  Straße  8. 

775  für  ein  Baugeschäft  auf  dem  Lande  sofort  ein  junger 
ßautechniker,  gelernter  Maurer,  Radfahrer,  in  Anfangsstelluiig. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  775  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg,  z.  H.   des   Herrn   W.  Lehmann,   Kaiserstraße  103. 

777  für  ein  Militärbauamt  in  Breslau  sofort  ein  tüchtiger 
Techniker  auf  zwei  Monate,  der  bereits  bei  Militärbauämlci  n 
tätig  war,  für  Entwurfsbearbeitungen.  Tagesdiäten  5  bis  6  M. 
Angebote  unter  777  an  die  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystraße  11. 

778  nach  Frintrop  bei  Öberhausen  sofort  ein  Tiefbau- 
techniker, 25  bis  30  Jahre  alt,  für  Bureau  und  Baustelle. 
Gehalt  150  M.  Stellung  dauernd.  Angebote  unter  778  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

779  für  eine  Behörde,  in  Kray  i.  Westf.  sofort  ein  Bau- 
techniker auf  4  bis  5  Monate,  mit  der  Prüfung  von  Abrccli- 


nungen  und  der  Nachrechnung  von  statischen  Berechnungen' 
vertraut.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  779  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  778. 

780  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Ratibor  sofort  ein  Bau- 
techniker, Absolvent  einer  Baugewerkschule,  zur  Hilfeleistung 
bei  der  Bauleitung  und  Abrechnung  des  Neubaues  eines  Zoll- 
amtsgehöftes. Stellungsdauer  etwa  sechs  Monate.  Angebote 
mit  Gehaltsansprüchen  unter  780  tan  die  Hauptstelie  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

781  für  ein  Baugeschäft  in  Breslau  zum  1.  April  1911  ein 
jüngerer  Bautechriker  mit  guten  Erfahrungen,  sauberer  Zeichner, 
gewandt  im  Veranschlagen.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  781  lan  die  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  des  Herrn  E.  Reußner, 
Breslau  8,  Webskystraße  11. 

782  von  einer  Behörde  in  Cuxhaven  nach  Helgoland  zwei 
Bautechniker,  flotte  Zeichner,  möglichst  mit  Erfahrung  im  Eisen- 
betonbau, die  auch  gleichzeitig  in  statischen  Berechnungen  be- 
wandert sind.  Ledige  Bewerber  bevorzugt.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  782  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H. 
des  Herrn  Otto  Krause,  Neustadts  Contrescarpe  Nr.  70. 

783  für  eine  Gemeinde  bei  Metz  sofort  ein  jüngerer  Bau- 
techniker für  Kostenanschläge  und  Abrechnungen,  zur  Unter- 
stützung des  Gemeinde-Baumeisters.  Stellungsdauer  etwa  zwei 
Jahre.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  783  an  die 
Zweigstelle  Metz,  z.  H.  des  Herrn  K.  Gerlach,  Richepansc- 
stade  3. 

784  nach  Wilhelmshaven  sofort  ein  jüngerer  Tiefbau- 
techniker in  dauernde  Stellung.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  784  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  des 
Herrn  O.  Krause,  Neustadts   Contrescarpe  Nr.  70. 

785  für  ein  Kreisbauamt  in  Crossen  a.  d.  Oder  sofort  ein 
jüngerer  Bautechniker,  mit  einigen  Erfahrungen  im  Tiefbau. 
Radfahrer  erwünscht.  Gehalt  120  bis  140  M.  Angebote  unter 
785  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

786  von  einer  Kunststeinfabrik  in  Tempelhof  sofort  ein 
junger  Bautechniker  für  Versatz-  und  Werkzeichnungen. 
Gehalt  120  bis  130  M.  Angebote  unter  786  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

812  für  eine  Behörde  in  Charlottenburg  baldigst  ein  ge- 
wandter Tiefbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule 
und  guter  Zeichner.  Die  Annahme  erfolgt  durch  Privatdienst- 
vertrag. Anfangsgehalt  200  M,  Erhöhung  bis  auf  380  M.  An- 
gebote mit  Schriftproben  unter  812  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

813  von  einer  Behörde  in  Rixdorf  sofort  ein  Techniker 
für  die  Entwurfsbearbeitungen  (Brücken,  Schleusen  usw.),  der 
selbständig  nach  vorheriger  Besprechung  zu  konstruieren  im- 
stande ist.  Bewerber  mit  Einjährigen-Zeugnis  bevorzugt.  Gehalt 
180  M.  Angebote  unter  813  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

815  für  ein  Schornsteinbaugeschäft  in  Schlesien  sofort  ein 
junger,  strebsamer  Techniker,  gelernter  Maurer,  guter  Sta- 
tiker, der  sich  auch  für  kleinere  Reisen  eignet.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  815  an  die  Zweigstelle  Niederschlesien, 
z.  H.   des   Herrn   C.  Hauer,   Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

816  für  ein  Baugeschäft  in  Schweidnitz  baldigst  ein  jüngerer 
Techniker.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  imter  816  an 
die  Zweigstelle  Niederschlesien  wie  unter  815. 

817  für  die  Bauausführung  eines  größeren  Krankenhauses 
in  einer  Stadt  Thüringens  sofort  ein  jüngerer  Hochbautech- 
niker mit  abgeschlossener  Baugewerkschulbildung  zur  Hilfe- 
leistung. Zuverlässiger  Zeichner  bevorzugt.  Gehalt  120  M. 
Angebote  mit  Antrittstermin  unter  817  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

818  für  eine  größere  Stadtbauverwaltung  im  Wuppertal 
sofort  zwei  Hochbautechniker,  25  bis  30  Jahre  alt,  gewandt 
in  Massen-  und  Kostenberechnungen  und  Anfertigung  von  Werk- 
zeichnungen. Stellungsdauer  mindestens  ein  Jahr,  evtl.  länger. 
Angebote  unter  818  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  .•\rdeystr.  94. 

819  für  eine  größere  städtische  Behörde  im  industrie- 
bezirk baldigst  ein  tüchtiger  und  zeichnerisch  gewandter  Tief- 
bautechniker, militärfrei,  Absolvent  einer  Tiefbauschule,  etwa 
25  Jahre  alt,  mit  Erfahrung  im  Kaniü-  und  Straßenbau.  Anfangs- 
gchalt  150  bis  180  M.  Angebote  unter  819  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  818. 

820  für  ein  Baugeschäft  in  Hattingen  baldigst  ein  tüch- 
tiger, erfahrener  Bautechniker,  zwischen  24  bis  35  Jahre  alt, 
mit  abgeschlossener  Baugcwcrkschulbildung  und  zeichnerischer 
Befähigung,  sowie  reicher  praktischer  Erfahrung,  der  den  Chef 
in  jeder  Beziehung  vertreten  kann.  Gehalt  170  bis  200  M  und 
Sp/o  vom  Reingewinn.  Geschäftsabschlüsse  ISO-  bis  200  000  M. 
Angebote  unter  820  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  wie  unter  SIS 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  Ö8  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  13  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  25.   MärZ  191 1 

Inhalt:    Winters  Ende  -  Exzentrische  Belastung  von  Stützen  und  Pfeilern  -  Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  -  Rechtsfragen  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  — 
Zeitschriftenschau  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Winters  Ende 


Die  Zeit  der  Versammlungen  liegt  nun  hinter  uns 
und  wir  können  wohl  sagen,  daß  wir  ein  tüchtiges  Stück 
Arbeit  geleistet  haben.  Allen  Anfeindungen  zum  Trotz 
ist  es  vorwärts  gegangen  und  es  kann  ja  nicht  anders 
sein.  Wenn  wir  auf  die  Winterarbeit  zurückblicken,  so 
sehen  wir  zuerst  die  Bewegung,  die  von  unserem  Verbände 
gegen  die  Vorschläge  des  preußischen  Ministers  zur 
Regelung  der  Konkurrenzklausel  gemacht  wurde.  Die 
Opposition  gegen  diesen  neuen  Vorstoß  der  Industrie 
gegen  die  Angestellten  war  stark  genug,  um  diese  An- 
regungen zunächst  verschwinden  zu  lassen.  Mehr  wurde 
aber  auch  nicht  erzielt.  Die  Regelung  dieser  Frage,  die 
mit  zu  den  dringendsten  gehört,  bleibt  für  die  Zukunft 
noch  offen.  Auch  die  Novelle  zur  Gewerbeordnung,  deren 
Einbringung  und  Verabschiedung  wir  dringend  erwarteten, 
ist  nicht  gekommen  und  Reichstag  und  Regierung  haben 
sich  dadurch  eine  große  Schuld  aufgeladen.  Wie  groß 
die  Mißstimmung  gegen  diese  Verschleppungspolitik 
gegenüber  sozialpolitischer  Initiative  ist,  das  kam  zum 
Ausdruck  in  jenen  Versammlungen,  die  wir  mit  dem  So- 
zialen Ausschuß  gemeinsam  veranstalteten. 

Nicht  nur  die  Novelle  zur  Gewerbeordnung  forderten 
wir,  sondern  zugleich  eine  Verbesserung  des  Angestellten- 
rechts überhaupt,  die  gleichbedeutend  mit  einer  Vereinheit- 
lichung des  Angestelltenrechts  sein  muß. 

Mit  diesem  Stoff  beschäftigten  sich  besonders  unsereVcr- 
sammlungen.  Die  Konkurrenzklausel  ist  für  die  technischen 
AngestelHen  empfindlicher  gegenüber  den  kaufmännischen 
Angestellten,  weil  uns  die  Einschränkungen  des  Handels- 
gesetzbuchs fehlen.  Darum  wurden  wir  mit  den  Vor- 
schlägen des  Ministers,  ebenso  mit  der  Verzögerung  der 
Oewerbeordnungsnovelle  allein,  als  technische  Angestellte 
besonders  getroffen. 

Mit  der  Forderung  eines  einheitlichen  Angestellten- 
rechts aber  und  mit  der  Frage  der  Pensionsversicherung 


schließen  wir  uns  aber  an  die  breite  Masse  aller  Privat- 
angestellten an.  Man  hat  den  Angestellten  mit  ihrer 
Pensionsversicherung  soviel  Hoffnung  gemacht,  sie  ver- 
tröstet und  beschwichtigt,  daß  man  hiernach  wohl  an- 
nehmen könnte,  es  müßte  dabei  etwas  herauskommen. 
Aber  wann  und  wie?! 

Die  verantwortlichen  Kreise  mögen  sich  darüber  klar 
sein,  daß  der  Optimismus,  wenn  er  sich  getäuscht  sehen 
sollte,  in  Erbitterung  sich  umsetzt,  der  seinen  Ausdruck 
dort  finden  würde,  wo  es  nicht  nur  Recht,  sondern  Pflicht 
jedes  Staatsbürgers  ist,  seiner  Meinung  durch  den  Stimm- 
zettel Ausdruck  zu  geben.  Frieden  scheint  man  nicht  be- 
sonders zu  schätzen,  denn  sonst  hätte  man  ja  das  Arbeits- 
kammergesetz fördern  können,  ebenfalls  eine  Frage,  an 
der  alle  Privatangestellten  beteiligt  sind. 

Hier  aber  wird  der  Kreis  der  Betroffenen,  oder  sagen 
wir's  richtig,  Enttäuschten,  immer  größer,  denn  alle  Lohn- 
empfänger werden  von  dieser  Frage  berührt.  Das  Gleiche 
trifft  bei  der  Reichsversicherungsordnung  zu.  Sie  gehört 
mit  zu  dem  Bedeutendsten,  was  zu  schaffen  gewesen  wäre. 
Aber  was  hat  man  daraus  gemacht! 

Mit  all  den  Fragen  ist  uns  bewiesen  worden,  daß  zu 
irgend  einem  Optimismus  in  unseren  Reihen  nicht  Raum 
sein  darf.  Wenn  wir  auch  das  Bewußtsein  der  Pflicht- 
erfüllung haben,  wenn  wir  auch  in  emsiger  Winterarbeit 
Aufklärung  verbreitet  und  unsere  Organisation  festigten, 
des  Frühlings  können  wir  uns  noch  nicht  freuen.  Wie 
trostlos  waren  für  uns  die  Reden  im  Reichstag  der  letzten 
Tage.  Versprechungen  von  der  Regierung,  Versprechun- 
gen von  den  Parteien.  Und  bei  all  den  Erörterungen 
haben  wir  das"Qefühl,  daß  dort  Verständnis  und  Gefühl 
für  unsere  Forderungen  fehlen.  Deshalb  darf  es  nach 
der  Winterarbeit  nicht  Ruhe  geben,  sondern  immer  und 
immer  wieder  betonen  wir  für  uns  alle  die  Pflicht,  un- 
ermüdlich in  der  Politisierung  aller  Angestelltenkreise  zu  sein ! 


Exzentrische  Belastung  von  Stützen  und  Pfeilern 

Von  Dipl.-Ing.  ARTUR  LEIPOLD,  Berlin. 
(Schluß.) 


Unsymmetrische  Belastung. 
Greift  in  einem  Punkte  A  des  Querschnitts  (Abb.  15), 
welcher  von  der  Y-Achse  die  Entfernung  -|-  x  und  von 
der  X-Achse  die  Entfernung  +y  besitzt,  eine  Druckkraft  P 
an,  so  kann  man  im  Fußpunkte  B  der  Ordinate  x  auf 
der  Y-Achse  eine  Druck-  und  eine  Zugkraft  P  und  ebenso 


im  Schwerpunkt  S  zwei  Kräfte  P  anbringen,  ohne  daß 
dadurch  das  Oleichgewicht  gestört  wird.  Jetzt  kann  man 
die  Druckkraft  Pa  und  die  Zugkraft  Pß  zu  einem  um  die 
Y-Achse  drehenden  Kräftepaar  vom  Momente  My  =  P  ■  x 
und  die  Druckkraft  Pß  und  die  Zugkraft  Ps  ebenfalls  zu 
einem  Kräftepaar  vom  Momente  M^  =  P  •  y  zusammen- 


I 

1 


1 


194 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  13 


VW      I  r 


w 


'1 

/c  c 


\ 


i 


^  i 

Abb.  15 

setzen,  welches  aber  um  die  X-Achse  dreht.    Dann  bleibt 
im  Schwerpunkte,  eine  Druckkraft  P  übrig,  welche  eine 
über  den  ganzen  Querschnitt  gleichmäßig  verteilte  Druck- 
P 

Spannung  Oj  =  —  y  hervorruft.    Das  Moment  My  erzeugt 

rechts  von  der  Y-Achse  Druckspannungen  und  links  davon 
Zugspannungen ;  ebenso  ergibt  das  Moment  Mx  oberhalb 
der  X-Achse  Druckspannungen  und  unterhalb  derselben 
Zugspannungen.  Auf  die  Spannung  im  Schwerpunkt  S 
haben  die  Momente  keinen  Einfluß,  es  herrscht  dort  in- 

p 

folge  der  Kraft  Ps  die  Spannung  a,  =  —  —.    Die  Druck— 

F 

Spannungen  der  Momente  addieren  sich  im  rechten  oberen 
Querschnittsviertel,  wo  die  Last  Pa  angreift;  also  herrscht 
in  diesem  belasteten  Querschnittsviertel  nur  Druckspan- 
nung. Bezeichnet  man  die  Trägheitsmomente  des  Quer- 
schnitts bezogen  auf  die  X-Achse  mit  Jx  und  dasjenige 
bezogen  auf  die  Y-Achse  mit  Jy,  so  ergibt  sich  in  einem 
Punkte  Z  mit  den  Ordinaten  +      und  +      durch  die 

P 

Druckkraft  Ps  die  Spannung  —  _- 


My  —  P  X  die  Spannung 


P  X 

IT 


paar  Mx  ~  P  y  die  Spannung 
die  Gesamtspannung 


durch  das  Kräftepaar 

1  und  durch  das  Kräfte- 
P.y 


Yi ;  somit  beträgt 


a  ---- 


P 
F 


y  ■  Yi 


iy 


Jx 


Wie  schon  erwähnt,  treten  im  belasteten  Qucrschnitts- 
viertel  (^-  Y)  (-f  X)  —  d.  h.  demjenigen  Teil  des  Quer- 
schnitts, der  vom  positiven  Teil  der  Y-Achse  und  vom 
positiven  Teil  der  X-Achse  begrenzt  ist  —  nur  Druckspan- 
nungen auf;  in  den  übrigen  Querschnittsvierteln  erzeugen 
die  Momente  auch  Zugspannungen,  und  diese  können  in 
einem  Teil  des  Querschnitts  die  vorhandenen  Druck- 
spannungen überwiegen,  so  daß  sich  als  Qesamtspannung 
auch  Zugspannungen  ergeben.  Die  Verbindungslinie  aller 
derjenigen  Punkte,  in  welchen  sich  die  Druckspannungen 
und  Zugspannungen  aufheben,  wo  also  die  Spannung  0 
herrscht,  heißt  die  NuUinie  für  diesen  Belastungszustand. 
Da  nun  auf  jeden  Fall  im  belasteten  Querschnitfsvicrtel 


und  im  Schwerpunkt  nur  Druckspannungen  auftreten,  kann 
diese  Nullinie  weder  durch  das  Querschnittsviertel  (+  X) 
(+  Y),  noch  durch  den  Schwerpunkt  gehen,  es  kommt  für 
sie  nur  eine  Lage  N  N  in  Betracht.  Wir  wollen  nun  für 
verschiedene  Lagen  des  Lastangriffspunktes  die  Lage  der 
zugehörigen  Nullinie  verfolgen.  Liegt  der  Angriffspunkt 
der  Last  auf  der  Y-Achse  oberhalb  K,  z.  B.  in  B,  so  ist 
die  Nullinie  nach  dem  Vorhergehenden  parallel  der  X-Achsc 
und  liegt  unterhalb  derselben.  Nähert  sich  der  Angriffs- 
punkt dem  Kernpunkt  K,  so  entfernt  sich  die  Nullinie  von 
der  X-Achse;  liegt  der  Angriffspunkt  auf  K,  so  treten  nur 
Druckspannungen  im  ganzen  Querschnitt  auf  und  die  Null- 
linie fällt  mit  der  Kante  IV,  V  zusammen.  Rückt  der 
Angriffspunkt  in  die  Kernweite  hinein,  so  rückt  die  Null- 
linie aus  dem  Querschnitt  hinaus  und  es  treten  auch  in 
der  Kante  IV,  V  Druckspannungen  auf.  Dasselbe  gilt  für 
den  Fall,  daß  der  Angriffspunkt  auf  der  X-Achse  liegt. 
Die  Qrenzlage  für  die  Bedingung,  daß  keine  Zugspan- 
nungen auftreten  sollen,  ist  der  Kernpunkt  K, .  Liegt  nun 
der  Angriffspunkt  beliebig  im  Querschnittsviertel  (-f  Y) 
(~\-  X),  so  ist  nachgewiesen  worden,  daß  die  Nullinie  eine 
Lage  N  N  einnehmen  wird.  Die  äußerste  Lage  der  Null- 
linie für  den  Fall,  daß  nur  Druckspannungen  im  Quer- 
schnitt auftreten  sollen,  ist  die  Verbindungslinie  der  aus- 
springenden Ecken  V  und  VI,  welche  wir  als  Umhüllungs- 
linie des  Querschnitts  —  entsprechend  den  Tangenten 
des  Kreises  —  deuten  können.  Der  zu  dieser  Nullinie 
gehörige  Angriffspunkt   wird    also    dieselbe  Bedeutung 


haben  wie  die  Kernpunkte  K  auf  den  Hauptachsen.  Die 
Konstruktion  dieses  Punktes  ergibt  sich  nach  dem  Mohr- 
schen  Verfahren  wie  folgt  (Abb.  16).    Man  trage  auf  der 


Y-Achse  die  Strecke  S  A  = 


und  auf  der  X-Achse  die 


Strecke  S  B  = 


Vi' 


im  Längenmaßstabe  der  Zeichnung 


auf,  denn  diese  Werte  stellen  Längeneinheiten  vor.  Dann 
bringe  man  die  UmhüUungslinic  a  mit  den  Hauptachsen 


He  t  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


195 


zum  Schjnitte  in  VI'  und  V,  ziehe  die  Verbindungslinien 
V'  B  und  Vr  A  und  errichte  auf  diesen  Linien  in  den 
Punkten  A  und  B  die  Lote;  diese  Lote  bestimmen  auf 
der  Y-  und  der  X-Achse  die  Ordinatenfußpunkte  5  und  6 
des  gesuchten  Angriffspunktes  Ka- 

Wiederholt  man  dieses  Verfahren  für  sämtliche  Um- 
hüllungslinien des  Querschnitts  und  bestimmt  so  die  zu- 
geordneten Lastenangriffspunkte,  so  erhält  man  durch  Ver- 
bindung aller  dieser  Punkte  die  Kernfigur  des  Querschnitts, 
innerhalb  welcher  die  Lastenangriffspunkte  liegen  müssen, 
sobald  nur  Druckspannungen  im  Querschnitte  auftreten 
sollen. 


-  X 


1-^ 

Abb.  18 

Für  den  Querschnitt  nach  Abb.  17  ergibt  sich  folgender 
Rechnungsgang  zur  Bestimmung  der  Kernfigur: 

Der  Querschnittsinhalt  ist 
F  =  1,29  0,13  +  2,07  0,64  +  1,03  0,26 
=  0,168  +  1,325  4-  0,268  =  1,761  qm. 
Der  Abstand  des  Schwerpunktes  von  der  linken  Mauer- 
kante beträgt 

^     (0,168  0,065  +  1,325  0,45  +  0,268  0,90) 


1,761 
0,482  m. 
1 


12 


0,13  ■1,29-^ 


^•0,64-2,07«  +  :j^  0,26- 1,03-^ 


=  0,0232  4-  0,4731  +  0,0237 
Jy=^l,29  0,13'  +  :i-2,07  0,64 


0,5200  m  ' 
1 


12 


1,03- 0,26-' 


+  0,168  0,417- +  1,325  0,0322  _|_  0,268  •0,418-^ 
=  0,0002  +  0,0452  +  0,0015  +  0,0292  +  0,0014 
+  0,0468     0,1243  m  '. 


0,5200 

XÖ35 

0,1243 


0,482 


0,502  m3. 
0,258  m-'. 


Abb.  17 


0  1243 

Zur  Nullinie  II — III  gehört  der  Angriffspunkt  K;  auf 

der  X-Achse  in  ider  Entfernung  vom  Schwerpunkt 

,         W,  0,227 

k.  ^  —       ^  =  0.129  m. 

Zur  Nullinie  IV— V  gehört  der  Angriffspunkt  K  auf 

der  Y-Achse,  vom  Schwerpunkte  entfernt 

,  W,  0,502  ^ 
k  =  —  =  ^       0,285  m. 

Zur  Nullinie  VI— Vll  gehört  K-  auf  der  X-Achse  mit 
1  0,258 

Zur  Nullinie  Vlll— I  gehört  K'  auf  der  Y-Achse  mit 

Wv 

k'  =  ^  ^  0,285  m. 


1 


196 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  13 


Für  die  Utnhülhingslinie  a  =  I — II  und  b  =  V — VI 
wird  das  Mohrsche  Verfahren  angewandt.    Es  ist 


m. 


0,1243 
1,761 


=  0,265  m. 


Die  Bestimmung  der  Schnittpunkte  1'  und  II'  der 
Umhüllungslinie  a  mit  den  Hauptachsen  erfordert  einige 
Sorgfalt,  und  die  ermittelte  Lage  wird  am  besten  durch 
eine  Nebenrechnung  nachgeprüft.  Beispielsweise  ergibt 
die  Proportion  ^ 

BI'iBI  =  AI:  All 
und  daraus  ergibt  sich 


BT 


0,52 
0,26 


(0,77  —  0,482)  =  0,576  m. 


Aus  der  Konstruktion  für  die  Nullinie  a  bestimmt 
man  den  Kernpunkt  K^  und  damit  den  symmetrisch  ge- 
legenen Punkt  Ka'.  Die  Nullinie  b  gibt  die  Lage  von  Kb 
und  Kb'  an.  Die  Verbindungslinie  sämtlicher  K-Punkte 
stellt  die  Kernfigur  dar. 

Zwischen  der  Kernfigur  und  der  Umhüllungslinie  be- 
stehen nun  folgende  Beziehungen.  Greift  die  Last  im 
Punkt  K^  an,  so  liegt  die  Nullinie  der  Spannungsfigur  auf 
der  Kante  II— III.  Liegt  der  Angriffspunkt  auf  Ka,  so  fällt 
die  Nullinie  mit  der  Umhüllungslinie  I — II  zusammen.  Zu 
einem  Angriffspunkt  K'  gehört  die  Nullinie  I — VIII,  usf. 
Rückt  aber  der  Angriffspunkt  der  Last  von  dem  Punkte  K; 
auf  der  Geraden  K?  Ka  bis  Ka  vor,  so  dreht  sich  die  Null- 
linie um  den  Punkt  II  aus  der  Lage  II — III  in  die 
Lage  II — I.  Daraus  geht  hervor,  daß  jeder  Geraden  der 
Umhüllungsfigur  eine  Ecke  der  Kernfigur  und  jeder  Ecke 
der  Umhüllungsfigur  eine  Gerade  der  Kernfigur  entspricht. 
Es  bestehen  aber  noch  Wechselbeziehungen  zviischen  Kern- 
figur und  Umhüllungsfigur.  Verlegen  wir  nämlich  den 
Lastenangriffspunkt  auf  die  Umhüllungsfigur,  so  schließen 
die  zugehörigen  NuUinien  die  Kernfigur  ein.  Liegt  bei- 
spielsweise die  Last  auf  dem  Punkte  B  in  Abb.  18,  so 
herrscht  in  einem  beliebigen  Punkte  X  des  Querschnitts 
mit  den  Ordinalen  +x  und  +y  die  Spannung 

P       P  •  yi  •  y 

^==--F  JT^' 

die  zugehörige  Nullinie  stellt  die  Verbindung  sämtlicher 
Punkte  dar,  in  welchen  die  Spannung  0  herrscht.  Die 
Gleichung  dieser  Linie  ist  also 

0  =  -       _  ^J^^. 
F  Jx 

Dividiert  man  diese  Gleichung  durch  P,  so  erhält  man: 

 L  _  yi  yp 

F  Jx  ■ 

Daraus  ergibt  sich  die  Ordinate  dieser  Geraden  zu 

Jx 


0 


yo 


Fyi 


=  —  k' 


d.  h.  die  Nullinie  ist  parallel  der  X-Achse  und  geht  durch 
den  Kernpunkt  K'.  Ebenso  ergibt  sich  für  den  Lasten- 
angriffspunkt C  die  Nullinie  als  Parallele  zur  Y-Achse 
durch  den  Punkt  K/.  Liegt  der  Angriffspunkt  der  Last 
auf  I,  so  würde  die  Gleichung  der  Nullinie  lauten 


0  = 


yi  yp 

Jx 


iy 


Der  Schnittpunkt  dieser  Geraden  mit  der  Y-Achse  ist 
bestimmt  durch  die  Bedingung  Xq  =  0,  und  es  ergibt  sich 

yo-  F.y^- 


Abb.  19 


Der  Schnittpunkt  mit  der  X-Achse  hat  die  Ordinate 

F-x, 

Die  Nullinie  für  den  Angriffspunkt  I  geht  also  durch 
den  Kernpunkt  K'  und  schneidet  auf  der  X-Achse  das  Stück 
S  1  =  X(,  ab. 

Für  den  Lastenangriffspunkt  II  lautet  die  Gleichung 
der  Nullinie: 

Q  ^  L  _   ya  •  yp    _    X2  ■  Xq 

F  Jx  Jy  ■ 

Der  Schnittpunkt  mit  der  X-Achse  hat  die  Ordinate 

.  _         Jy  _ 


F  ■  X, 

und  derjenige  mit  der  Y-Achse 

yo  = 


k^ 


Fy. 


und 


den 


Diese  Nullinie  geht  also  durch  den  Kernpunkt  K, 
schneidet  auf  der  Y-Achse  die  Strecke  S  2  =  ab. 

Damit  ist  bewiesen,  daß  sich  die  Nullinie  um 
Kernpunkt  K'  dreht,  wenn  die  Last  auf  der  Umhüllungs- 
linie VIII — I  wandert.  Ebenso  dreht  sich  die  Nullinie  um 
den  Kernpunkt  K;,  wenn  die  Last  auf  der  Geraden  II — III 
verschoben  wird.  Liegt  der  Lastangriffspunkt  auf  der 
Umhüllungsgeraden  I — II,  so  ist  zu  beachten,  daß  für 
die  beiden  Grenzlagen  I  und  II  die  Geraden  K'  1  und 
K(  2  die  NuUinien  darstellen.  Der  Schnittpunkt  Ka  dieser 
beiden  Geraden  wird  also  der  Drehpunkt  für  die  Null- 
linie sein. 

Nach  dieser  Erkenntnis  kann  die  Ermittlung  des  Kerns 
für  den  Querschnitt  nach  Abb.  17  auch  auf  rein  analyti- 
schem Wege  erfolgen  (Abb.  19).    Man  bestimme  wie  vor 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


197 


\bb.  20 


die  Größen  F,  Jx,  Jy,  Wx,  W,  und  Wr  und  ermittelt  daraus 
zunächst  die  Kernweiten  k,  k',  ki  und  kr,  welche  auf 
den  beiden  Hauptachsen  aufzutragen  sind  und  die  Kern- 
punkte K,  K',  Kr  und  Ki  festlegen. 

Den  Kernpunkt  Ka  für  die  Umhüllungslinie  I — II  be- 
stimmen wir  als  den  Schnitt  der  Nullinien  für  die  beiden 
Ecken  1  und  II.    Die  Nullinie  für  I  geht  durch  K'  und 
schneidet  auf  der  X-Achse  die  Strecke 
Jy  0,1243 


Sl  - 


—  0,245  m  ab. 


82  = 


Fx,  1,761  0,288 

Die  Nullinie  für  II  geht  durch  K2  und  hat  die  Ordinate 

Jx  0,5200  '  _ 

—  =  —  0,573  m. 


Fy.,  1,761  0,515 

Durch  den  Schnittpunkt  von  K'  1  und  K;  2  ist  der  Kern- 
punkt Ka  bestimmt  und  damit  auch  der  symmetrisch  ge- 
legene Kernpunkt  Ka'  für  die  Nullinie  III— IV.  Aehnlich 
wird  der  Kernpunkt  Kb  für  die  Umhüllungslinie  V— Vi 
konstruiert.  Die  Nullinie  für  den  Punkt  V  geht  durch  K 
und  bestimmt  auf  der  X-Achse  die  Strecke 


S5  =  — 


0,1243 


+  0,201  m. 


F(-X5)  1,761  0,352 

Die  Nullinie  für  VI  geht  durch  Kr  und  hat  die  Ordinate 

Jx  ,        0,5200  ,  n/i^ö 

+  0,458  m. 


S6 


F(-y6)  ^  1,761  0,645 
Diese  Konstruktion  des  Kerns  erfordert  nicht  mehr 
Arbeit  als  das  graphische  Verfahren  nach  Mohr,  ist  aber 
diesem  wegen  der  größeren  Genauigkeit  auf  jeden  Fall 
vorzuziehen.  Bei  der  Bestimmung  der  Strecken  ST, 
S  2  usf.  ist  darauf  zu  achten,  ob  dies  x-  oder  y-Ordi- 
naten  sind;  denn  im  Nenner  der  Bestimmungsgleichung 
Jy 


(z.  B.  S  1  = 


Fx, 


)  steht  das  Produkt  aus  der  gleich- 


namigen Ordinate  des  Angriffspunktes  mal  Flächeninhalt 
des  Querschnitts  und  im  Zähler  das  Trägheitsmoment 
bezogen  auf  die  zu  den  Ordinaten  senkrecht  stehende 
Achse.  Der  errechnete  Wert  erhält  das  umgekehrte  Vor- 
zeichen wie  die  Ordinate  des  untersuchten  Angriffspunktes. 

Aus  der  Kernfigur  kann  man  also  unmittelbar  die 
Lage  der  Nullinie  für  alle  ausspringenden  Ecken  des  Quer- 
schnitts bestimmen.  Diese  Erkenntnis  macht  man  sich 
bei  der  Berechnung  der  ungünstigsten  Kantenpressungen 
zunutze. 


\ 


\ 


."1  / 

^  !  \ 
I  \ 
i  \ 

Abb.  21 


Ist  nämlich  ein  Querschnitt  nach  Abb.  20  in  den 
Punkten  A  bis  E  mit  äußeren  Kräften  belastet,  die 
sich  aus  Eigengewicht-  und  Nutzlastanteilen  zusammen- 
setzen, so  kommt  es  darauf  an,  die  ungünstigste  Kanten- 
pressung zu  bestimmen.  Dafür  kommen  nur  die  aus- 
springenden Ecken  in  Betracht,  und  es  soll  beispielsweise 
die  Pressung  im  Punkte  I  bestimmt  werden.  Um  die  Ein- 
flüsse der  einzelnen  Lasten  auf  die  gesuchte  Kantenpres- 
sung verfolgen  zu  können,  bestimmt  man  die  Einflußlinie 
für  diese  Kantenpressung.  Der  Nullpunkt  dieser  Einfluß- 
linie liegt  auf  der  dem  Punkte  I  zugeordneten  Nullinie. 
Da  der  Eckpunkt  I  sowohl  zu  der  Geraden  I — II  als  auch 
zu  I — III  gehört,  muß  seine  Nullinie  die  Verbindungslinie 
der  Kernpunkte  K'  imd  Ka  dieser  Geraden  sein.  Liegt 
also  eine  Last  auf  dieser  Linie  N  N,  so  entsteht  im  Punkte  I 
die  Spannung  0.  Greift  eine  Last  im  Schwerpunkte  S 
an,  So  entsteht  im  ganzen  Querschnitt,  also  auch  im  Punkte  I 
P 

die  Spannung  Die  Ordinate     der  Einflußlinie  hat 


demnach  den  Wert 


1 


Da  sich  die  Ordinaten  der  Ein- 


flußlinie nach  den  für  Abb.  13  gegebenen  Erläuterungen 
zueinander  verhalten  wie  ihre  Abstände  von  der  Nullinie, 
so  ist  die  oi-Linie  durch  die  Abb.  20a  dargestellt.  Man  be- 
stimmt diese  Figur  am  besten  durch  ihren  Nullpunkt  und 


die  Ordinate  o.  =  0 


u  -|-  z 


\x-\-z 


Zur  Bestimmung  der 


z  F  •  z 

größten  Kantenpressung  hat  man  also  die  oberhalb  der 
Nullinie  gelegenen  Lasten  mit  ihren  Maximalwerten  und 
die  unterhalb  der  Nullinie  liegenden  mit  ihren  Minimal- 
werten einzusetzen.    Es  ergibt  sich  beispielsweise 


+  Dg  .  03  4-  Eg 


■g  +  p 


Dasselbe  Verfahren  muß  angewandt  werden,  wenn  es  sich 
um  doppeltexzentrische  Belastung  handelt,  d.  h.  wenn  die 
Lastangriffspunkte  nur  über  die  beiden  Hauptachsen  ver- 
teilt liegen. 

Unsymmetrische  Querschnitte. 

Für  die  bisher  behandelten  Fälle  waren  stets  symme- 
trische Querschnitte  vorausgesetzt,  bei  denen  mit  der  Be- 
stimmung des  Schwerpunktes  auch  die  Hauptachsen  ge- 
geben waren.  Die  abgeleiteten  Berechnungsmethoden  be- 
halten aber  auch  für  unsymmetrische  Querschnitte  ihre  Gül- 
tigkeit, sobald  man  sie  auf  deren  Hauptachsen  bezieht.  Zur 
Bestimmung  dieser  Hauptachsen  berechnet  man  zunächst 
die  Lage  des  Schwerpunktes  S  und  für  zwei  beliebig  ge- 
legene rechtwinklige  Achsen  X  und  Y  die  Trägheits- 
momente Jx  und  Jy  und  das  Zentrifugalmoment  J^y  Der 


198 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  13 


P 


L 


Kl 


3  Kr 


Abb.  23 


w  1  ^ 

( 
1 

1 

1 

* —  r   ^, 

1 

1 
1 

111111111^.-^ 

J-*"^  f 

1 

\^     1  , 
-2  ~A  \ 

\Gi  Abb.  23a 


Abb.  22 


Neigungswinkel  a  (Abb.  21)  des  Hauptachsensystems  er- 
gibt sich  dann  aus  der  Bedingung,  daß  für  dieses  Achsen- 
kreuz das  Zentrifugalmoment  =  0  sein  muß,  zu 


tg  2a 


2J> 


xy 


Jx-Jy 


Die  Hauptträgheitsmomente  selbst  sind 


Ju 

-  Jx 

cos  -'a  +  Jy 

sin  -a  —  Jxy 

sin  2  a 

Jv 

=  Jy 

cos  -a  +  Jx 

sin  -'a  +  Jxy 

sin  2  a 

Ein  Zahlenbeispiel  möge  für  den  Querschnitt  nach  Abb.  22 
durchgeführt  werden. 

Der  Flächeninhalt  beträgt 

F  =  0,51  •  1,29  +  0,38-  1,17 

=  0,6579  +  0,4446  =  1,1025  qm 
Der  Abstand  des  Schwerpunktes  von  der  Kante  I — II 
berechnet  sich  zu 

—r^—  (0,6579  •  0,255  +  0,4446  •  1,095)  =  0,594  m. 
1,1025 

Ebenso  ergibt  sich  der  Abstand  von  der  Kante  I — VI  zu 
^       (0,6579  ■  0,645  +  0,4446  ■  0,19) 


1,1025 

Jx  =  -jy 

~  12 

,  1 

T2 


=  0,462  m. 
1,29  •  0,51^  +  0,6579  0,3392 
0,38  •  1,17  '  +  0,4446  •  0,5012  ^  0,2522  m  ' 
0,51  •  1,293  +  0,6579  ■  0,1832 
1,17- 0,38'^  4-  0,4446  ■  0,2722  =  0,1513  m' 


Bei  der  Berechnung  des  Zentrifugalmomentes  hat  man 
auf  die  Vorzeichen  der  einzusetzenden  Ordinaten  zu  achten; 


Abb.  23b 


bei  den  übrigen  Trägheitsmomenten  ist  diese  Vorsicht 
unnötig,  da  die  Ordinaten  stefs  in  der  zweiten  Potenz 
erscheinen  und  deshalb  stets  positiv  sind. 
J^y  0,6579  •  (  +  0,183)  •  (—  0,339)  +  0,4446  •  (—  0,272) 
•  (+  0,501)  =  —  0,0408  —  0,0605  =  —  0,1013  m^. 
2  •  (—  0,1013) 


ts:  2a  = 


2,008 


0,8949. 


0,2522  —0,1513 
2a  =  +  63°  30'      a  31M5' 
cos  OL  =  0,8504     sin  a  =  0,5262     sin  2  a 
Die  Hauptträgheitsmomente  sind 

Ju  =-■  0,2522  0,85042  +  0,1 513  •  0,52622  +  0,1013  0,8949 
=  0,3146  m*. 

Jv,=-  0,1513  0,85042  +  0,2522  0,52622  —  0,1013  0,8949 
=  0,0890  mK 
Zur  Bestimmung  der  Kernfigur  werden  die  Nullinien 
für  die  Eckpunkte  des  Querschnitts  aufgesucht    Für  Punkt  I 
mit  den  Ordinaten 

Ui  =  —  0,704  und  Vi  =  —  0,262 
lautet  die  Gleichung  der  Nullinie 

1  u,  .  U  V,  V 


0  = 


0 


1 


+ 


Ju 


0,262 


1,1025    '    0,0890        '    0,3146  " 
Daraus   ergeben   sich   die   Ordinaten   der  Nullinien- 
Schnittpunkte  mit  den  Hauptachsen  aus  der  Bedingung 

V  =  0  und  u  ^  0  zu 

0,0890 


=  + 
■0  =  + 


1,1025  •  0,704 
0,3146 


=-  +  0,115  m 
=  -I    1,090  m. 


1,1025  •  0,262 

Für  Punkt  II  mit  den  Ordinaten  U;  ^  -j  0,393  und 
-  — 0,941  heißt  die  Gleichung  der  Nullinie 
1  0,393  0,941 


^  1,1025 
Daraus  ergibt  sich 


0,0890 


0,3146 


r-  V. 


0,0890 


1,1025  •  0,393 


=  —  0,205  ni 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


199 


0,3146 


'        '  ~  1,1025  ■  0,941 
Für  Punkt  III  mit  den  Ordinaten 

"3 


ergibt  sich  ebenso 

u„  ^ 


+  0,661  und  v. 

0,0890 
1,1025  •  0,661 
_   ,  0^3146 
—       1,1025  •  0,507 
Für  Punkt  V  mit  den  Ordinaten 

u-  =  +  0,501  und  Vi 
berechnet  sich 

0,0890 
1,1025  •  0,501 
0,3146 


+  0,178  und  V, 

_  0,0890 
1,1025  •  0,178 
0,3146 


f  0,303  m. 

-  0,507 

-  0,122  m 
f  0,563  m. 

+  0,968 

-  0,161  m 

-  0,295  m. 

+  1,168 
=  —  0,454  m 
=  —  0,245  m. 


'  1,1025-0,968 
Für  Punkt  VI  mit  den  Ordinaten 

U,;  = 

ergibt  sich 

Uo  = 

1,1025  •  1,168 

Die  Figur,  welche  diese  Nullinien  einschließt,  stellt 
den  Kern  des  untersuchten  Querschnitts  dar. 

Berücksichtigung  von  Zugspannungen. 

Es  ist  bisher  vorausgesetzt  worden,  daß  das  Baumate- 
rial sowohl  Druck-  als  auch  Zugspannungen  aufnehmen 
kann,  das  trifft  ohne  weiteres  bei  eisernen  Stützen  zu, 
da  die  zulässige  Beanspruchung  für  Zug  und  Druck  beim 
Flußeisen  gleich  groß  ist.  Selbstverständlich  muß  dabei 
außer  dem  Spannungsnachweis  noch  die  Knicksicherheit 
des  Profils  erbracht  werden;  dazu  ist  die  Eulersche  Formel 
anzuwenden,  und  die  Maximalbelastung  der  Stützen  ohne 
Rücksicht  auf  die  Exzentrizität  der  einzelnen  Lasten  ein- 
zusetzen. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse  bei  Mauerwerkskörpern 
und  reinen  Betonkonstruktionen,  da  deren  Zugfestigkeit 
weit  geringer  ist  als  die  Druckfestigkeit.  Um  den  Quer- 
schnitt nicht  nach  der  niedrigen  zulässigen  Zugfestigkeit 
dimensionieren  zu  müssen,  vernachlässigt  man  oft  die  Zug- 
festigkeit vollständig  und  nimmt  an,  daß  der  Querschnitt 
nur  Druckspannungen  aufnehmen  kann.  Steht  die  Last 
oder  die  Resultante  sämtlicher  äußeren  Kräfte  innerhalb 
der  Kernweite,  so  \verden  ohne  weiteres  im  ganzen  Quer- 
schnitt nur  Druckspannungen  auftreten.  Rückt  aber  der 
Angriffspunkt  der  Last  aus  dem  Kern  hinaus  in  eine  Ent- 
fernung X  von  der  Kante  L,  so  würde  die  Spannungs- 
figur 23  a  entstehen  mit  dem  Nullpunktabstand  z  =  —J — :. 

F(/-x) 

,Wird  angenommen,  daß  im  Querschnitt  keine  Zugspan- 
nungen aufgenommen  werden  können,  so  entsteht  eine 
Spannungsfigur  nach  Abb.  23  b ;  von  einem  Spannungs- 
nullpunkte an  werden  die  Spannungen  geradlinig  nach 
der  Kante  L  wachsen  und  rechts  vom  Nullpunkte  wird 
der  Querschnitt  klaffen.  Es  wäre  also  die  Kantenpres- 
sung o  und  die  Lage  des  Nullpunktes  zu  bestimmen. 

Zu  diesem  Zweck  zerlegen  wir  den  wirksamen  Teil 
des  Querschnitts,  d.  h.  denjenigen  Teil,  über  welchen  sich 
die  Druckspannungen  verteilen,  nach  Abb.  24  in  einzelne 
Flächenstreifen  vom  Inhalte  h  U  ■  ■  ■  fn,  deren  Schwer- 
punkte von  der  Nullinie  die  Abstände  yi  72  .  .  .  Yn  haben 
mögen.    Die  Spannungen       0^  ...  o^,  pro  Flächeneinheit 


Abb.  24 


der  einzelnen  Flächenstreifen  wachsen  nach  der  Navier- 
schen  Hypothese  geradlinig  vom  Nullpunkte  an.  Es  be- 
steht daher  die  Beziehung 

(I)  o.  :  o,  :  0;  .  .  .  o„  =  yi  :  y.,  :  y.  ....  y„. 

Die  inneren  Kräfte  im  untersuchten  Querschnitte  L  R  sind 
dann  •  fi,  a  •  f., ,  ....  Oa  •  fn  und  greifen  in  den  Schwer- 
punkten der  Flächenstreifen  an.  Es  bestehen  nun  folgende 
Gleichgewichtsbedingungen 

(II)  0,  •  fi  +  o,  ■  f.,  +  . . . .  a„ . :, 

(III)  +  0,  •  f,  •  y,  +  . . . 

Aus  der  Gleichung  (I)  ergibt  sich 

Vi 


=  P. 

0..  ■  fn  ■  yn  =  P  Z. 


0,  =  a. 


O.i  =  Ol  ■  — 


Yi 

Ys 
Yi 
Yl 
Yi 


Setzt  man  diese  Werte  in  die  Gleichungen  II  und  III 
ein,  so  erhält  man 

0, 


(II) 
(III) 


Yi 
Yi 


(fi  Yi  +  ^2  Y2  + 
ih  Yi^'  +  h  Y-r  -I- 


fn   Yn)     =  P 

f„  y„'0  =  P  z. 


Für  den  Klammerausdruck  der  Gleichung  (II)  kann 
man  setzen  Sn  =  statisches  Moment  der  wirksamen  Fläche 
bezogen  auf  die  Nullinie;  ebenso  setzt  man  für  den 
Klammerausdruck  in  Gleichung  (III)  J„  =  Trägheitsmoment 
der  wirksamen  Fläche  bezogen  auf  die  Nullinie.  Dann 
lauten  die  beiden  Gleichungen 

(II)    ^_.s„  =  P     und     (III)    ''-^•Jn  =  P  z. 
Yi  Yi 


1 


200 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Hett  13 


Durch  Division  dieser  beiden  Gleichungen  ergibt  sich 
dann  die  Lage  der  Nuliinie 


und  aus  Gleichung  (III)  die  Spannung 


Abb.  25 

Wenden  wir  diese  Formeln  auf  einen  rechteckigen 
Querschnitt  (Abb.  25)  mit  den  Abmessungen  b  und  h  an, 
auf  dessen  Hauptachse  die  Kraft  P  im  Abstände  x  von 
der  Kante  L  angreift,  so  ergibt  sich  mit 

c         by2  bys 

Sn  =  und  Jn  = 


der  Wert  z  — - 


und 

2by3 


3  by-' 
3 


und 


d.  h. 


=  3x 


Die  Kantenpressung  ist 

_   2  P       _  2P 
°'  "  ^  ^  ~   b  y 


2P 
3bx 


Sie  ist  also  doppelt  so  groß,  als  ob  sich  P  gleichmäßig 
über  den  ganzen  wirksamen  Querschnitt  verteilen  würde. 
Für  alle  anderen  regelmäßigen  Querschnitte  ergeben  sich 
weit  umständlichere  Formeln,  und  für  einen  unregelmäßigen 
Querschnitt  bleibt»  weiter  nichts  übrig,  als  graphisch  oder 

analytisch  herumzuprobieren,  bis  man  z  =  erhält. 

Um  die  größte  Kantenpressung  zu  erhalten,  hatten 
wir  für  den  Fall  der  Ausnutzung  des  gesamten  Quer- 
schnitts, also  bei  Annahme  von  Zug-  und  Druckspannun- 
gen, die  Einflußlinie  für  diese  Kantenpressung  gezeichnet 
und  daraus  entnommen,  welche  Kräfte  mit  ihren  Maximal- 
werten einzusetzen  waren.  Für  den  vorliegenden  Fall  ist 
dies  Verfahren  nicht  anzuwenden,  da  zu  jedem  Lastangriffs- 
punkte außerhalb  des  Kernes  ein  besonderer  wirksamer 
Flächenteil  gehört  und  demnach  auch  für  die  Resultante 
sämtlicher  Kräfte  ein  ganz  bestimmter  Flächenteil  für  die 
Verteilung  der  Druckspannungen  in  Betracht  kommt.  Man 
kann  also  die  Einflüsse  der  einzelnen  Lasten  nicht  addieren, 
sondern  muß  stets  die  Lage  der  Resultanten  ermitteln 
und  daraus  die  Druckbeanspruchung  berechnen.  Um  die 
größte  Kantenpressung  zu  erhalten,  hätte  man  auf  diese 
Weise  die  verschiedenen  Belastungsmöglichkeiten  zu  unter- 
suchen, da  die  Größe  der  Resultanten  weniger  Einfluß 
auf  die  Druckbeanspruchung  hat  als  die  Lage  derselben. 
Man  wird  also  diese  umständliche  Berechnungsweise  auf 
die  notwendigsten  Fälle  beschränken,  um  so  mehr,  als 
man  den  Mauerwerkskörpern  ohne  weiteres  Zugspannun- 
gen von  2  kg/qcm  und  unter  Umständen  auch  mehr  zu- 
muten kann. 

In  der  Hauptsache  kommt  dieser  Berechnungsgang 
für  die  Untersuchung  der  Bodenpressung  unter  Funda- 
menten von  Stütz-  und  Futtermauern  in  Betracht.  Da 
man  es  hier  in  der  Regel  mit  rechteckigen  Querschnitten 
zu  tun  hat  und  die  Breite  der  Querschnitte  so  gewählt 
werden  kann,  daß  die  Resultante  auf  einer  Hauptachse 
liegt,  so  ist  die  Berechnung  nach  Abb.  25  durchzuführen 
und  bietet  keine  besonderen  Schwierigkeiten. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Das  Willkür  regime nt  auf  der  Falvahiitte 

Die  Falvahütte  liegt  in  dem  zirka  QOOO  Einwohner 
zählenden  Dorf  Schwientochlowitz,  Kreis  Beuthen,  und  ge- 
hört zusammen  mit  der  Bismarckhütte  zu  den  bedeutendsten 
Eisenhüttenwerken  des  oberschlesischen  Industriebezirks. 
Nach  den  uns  zugegangenen  Mitteilungen  ist  man  auf  der 
Falvahütte  in  jüngster  Zeit  dazu  übergegangen,  der  Be- 
völkerung der  Abhängigen  wieder  einmal  mit  aller  Deutlich- 
keit zu  zeigen,  daß  das  Herrentum  keine  Rücksicht  kennt, 
wenn  es  gilt,  selbstische  Interessen  zu  wahren. 

Seit  einer  Reihe  von  Monaten  entläßt  die  Hüttenverwal- 
tung Massen  von  Arbeitern.  Mitten  im  Winter!  sind  etwa 
500  Arbeiter  brotlos  geworden.  Diese  Arbeitslosen  sind 
ortsansässige  Reichsdeutsche,  die  bis  zu  23  Jahren  un- 
unterbrochen auf  dem  Werke  tätig  waren.  Vor  kurzem  ein- 
gestellte Ausländer  (Ruthenen)  dagegen  in  einer  Stärke 
von  3  bis  400  Köpfen  werden  ruhig  weiter  beschäftigt. 
Der  Pole  ist  zwar  so  ziemlich  die  billigste  deutsche  Arbeits- 
kraft. Aber  der  fremdländische  Ruthene  arbeitet  eben  noch 
billiger.  Wozu  also  Rücksicht  nehmen  auf  die  ansässige 
Bevölkerung?!  Jahrzehntelang  hat  sie  sich  zwar  in  treuer 
Pflichterfüllung  Tag  für  Tag  dem  Hüttenwerk  gewidmet. 
Man  sieht  es  ja  gern,  wenn  die  Arbeiter  ,,mit  den  Inter- 


essen des  Betriebs  verwachsen".  Aber  einmal  kommt  eben 
doch  der  Tag,  wo  man  denkt,  der  Arbeiterschaft  tue 
eine  Blutauffrischung  not.  Jüngere  und  billigere  Arbeits- 
kräfte sind  eingelernt.  Die  alten  Arbeiter  werden  ab- 
geschoben; sie  werden  brotlos,  aber  das  hat  ja  mit  den 
Interessen  des  Werks  nichts  zu  tun.  So  beliebt  man  mit 
den  Arbeitern  umzuspringen. 

Nicht  besser  geht  es  den  dortigen  Beamten,  speziell 
unseren  Technikern.  Auch  von  diesen  können  die  meisten 
auf  eine  ungewöhnlich  lange  Dienstzeit  in  dem  Werke 
zurückblicken.  Man  hat  ihre  gewissenhaft  geleisteten 
Dienste  alljährlich  zu  Weihnachten  durch  besondere  Re- 
munerationen anerkannt.  Diesmal  nun  hat  die  Direktion 
neun  technischen  Beamten,  die  ihr  nicht  weniger  als  13 
bis  23  Jahre  lang  treu  gedient  hatten,  eine  ganz  besondere 
Ueberraschung  zugedacht  in  Gestalt  der  —  —  Kündi- 
gung. Die  Verwaltung  trieb  sogar  ihre  zarte  Rücksicht- 
nahme auf  ihre  alten  Beamten  so  weit,  daß  sie  ihnen  jene 
„Freudenbotschaft"  noch  vor  dem  Kündigungstermin  zu- 
gehen ließ.  Just  am  19.  Dezember  letzten  Jahres,  also 
unmittelbar  vor  dem  Weihnachtsfeste,  wurden  die  neun 
Herren  mit  der  Kündigung  beglückt.  Wer  wollte  es  fertig 
bringen,  dieses  Vorgehen  der  Falvahütte  als  Störung  der 
Weihnachtsfreude  ihrer  Beamten  zu  charakterisieren?!  - 
Nebenbei :  Man  hat  dann  auch  noch  die  Betriebsneuerung 
eingeführt,  daß  fortan  an  allen  in  dortiger  Gegend  her- 
kömmlicherweise üblichen  katlioiischcn  Feiertagen,  wie  am 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


201 


6.  Januar  und  2.  Februar,  sowohl  von  Arbeitern  als  auch 
von  Beamten  gearbeitet  werden  muß,  während  in  der 
Woche  Feierschichten  eingelegt  werden!  — 

Wie  finden  diese  eigentümlichen  Maßnahmen  ihre  Er- 
klärung? Vor  etwa  Jahresfrist  begann  man  auf  dem  statt- 
lichen Hüttenwerk  einen  bedeutenden  Neubau.  Die  B  e  - 
endig  ung  der  Neubauten  wird  nun  als  Grund 
der  Massenkündigungen  angegeben.  So  steht 
es  in  den  Kündigungsschreiben. 

Wenn  man  boshaft  sein  wollte,  könnte  man  sagen: 
Der  Kostenvoranschlag  für  die  Neubauten  wurde  um 
mehrere  Millionen  Mark  überschritten.  Daher  müssen  es 
Arbeiter  und  Beamte  mit  ihrer  Entlassung  büßen,  daß  die 
Verwaltung  sich  verrechnet  hat. 

Auf  jeden  Fall :  der  offiziell  angegebene 
Grund  ist  falsch,  trifft  zum  mindesten  für  das  Be- 
amtenpersonal nicht  zu.  Denn  gerade  denjenigen  Herren, 
die  erst  seit  Vi  bis  ^'^  Jahren  bei  der  Verwaltung  tätig 
sind,  also  speziell  für  die  Neubauten  engagiert  wurden, 
ist  nicht  gekündigt  worden.  Im  Gegenteil:  zwei  der  Herren 
aus  dem  Konstruktionsbureau  wurden  in  den  Betrieb  ver- 
setzt, rücken  in  die  Stellungen  der  alten  entlassenen  Be- 
amten ein.  Für  das  Konstruktionsbureau  aber  werden 
neue  Herren  gesucht.  Es  liegt  also  klar  am  Tage,  daß  die 
alten  Herren  hinausbugsiert  werden,  damit  für  jüngere 
Kräfte  Stellen  frei  werden. 

Dieser  ganze  Erneuerungsprozeß  ist  die  Tat  eines  erst 
vor  kurzem  engagierten  Maschinen-Inspektors,  der  auf  diese 
Weise  für  seinen  Bekanntenkreis  sorgen  will.  Zwar  be- 
tont dieser  Herr  bei  jeder  Gelegenheit,  daß  die  Falvahüttc 
keine  Versorgungsanstalt  sei.  Nun  ist  allerdings  richtig : 
Kein  Gesetz  schreibt  dem  Privatbetrieb  vor,  seine  Beamten 
von  einer  gewissen  Dienstzeit  ab  dauernd  zu  beschäftigen. 
Von  Gesetzes  wegen  sind  Kündigungen  stets  —  natür- 
lich im  Rahmen  des  Gesetzes  —  erlaubt,  mögen  sie  nun 
„schlechte"  oder  „gute"  Beamte  treffen.  Aber  es  verrät 
auch  nicht  ein  Atom  sozialen  Pflichtbewußtseins  und  Ge- 
wissens, Beamte,  die  jahrelang  der  Verwaltung  nach- 
weisbar treue  Dienste  geleistet  haben,  einfach  auf 
die  Straße  zu  setzen,  bloß  um  Bahn  frei  zu  haben  für  die 
ungehinderte  Wahrung  der  Interessen  —  N.B.!  nicht 
des  Betriebs,  sondern  —  der  höchsteigenen  Persönlich- 
keit. Mit  schneidend  kalter  Rücksichtsiosigkeit  erklärt 
dieser  neue  Herr:  „in  der  Falvahütte  sei  eine  Sippschaft, 
mit  der  er  unbedingt  aufräumen  müsse".  Einem  Beamten 
gegenüber  bemerkte  er,  „ihm  (dem  Beamten)  hätte  eigent- 
lich schon  vor  Jahren  gekündigt  werden  müssen,  da  er 
damals  krank  geworden  sei".  Die  wiederholten  Aeuße- 
rungen  des  neuen  Inspektors  endlich,  daß  die  alten  Beamten 
zu  große  Gehälter  beziehen  und  deshalb  tüchtigeren,  ge- 
ringer bezahlten,  jüngeren  Kräften  zu  weichen  hätten, 
werden  bitter  ironisiert  durch  die  Tatsache,  daß  ein  41  Jahre 
alter  Techniker  bei  14jähriger  Dienstzeit  monatlich  203  M 
erhielt,  während  einem  26jährigen  Herrn  für  den  Anfang 
gleich  175  M  monatlich  von  seinem  Inspektor  und  Pro- 
tektor gezahlt  werden.  Das  Mißverhältnis  zwischen  Dienst- 
alter und  Gehalt  ist  denn  doch  etwas  zu  kraß,  als  daß 
man  der  mündlichen  Begründung  des  Inspektors  Glauben 
schenken  dürfte. 

Angesichts  derartiger  sozialer  Mißstände  ergeben  sich 
—  man  sollte  es  wenigstens  meinen  —  für  jeden  ein- 
sichtigen Techniker  die  Konsequenten  von  selber.  Wohl 
jeder  Verbandskollege  muß  nun  zur  Ueberzeugung  kom- 
men, daß  zur  Abwehr  solcher  Gewaltakte  von  Arbeitgebern 
nur  scharfe  Mittel  tauglich  und  wirksam  sind.  Ein  Mittel 
bietet  uns  die  konsequente  Politik  unserer  Berufsorgani- 
sation. Dadurch  werden  die  Kräfte  für  unsere  wirtschaft- 
lichen Kämpfe  verteilt  und  die  Aussichten  zum  Ausgleich 
werden  immer  günstiger.  Vollkommen  äquivalent  freilich 
erst  dann,  wenn  auch  der  letzte  Techniker  für  unsern 
Verband  gewonnen  ist.  Verbandsmitglieder!  Zehntausende 
eurer  Kollegen  stehen  noch  müßig  abseits  von  den  Wegen 
der  Organisation.  Sorgt  dafür,  daß  auch  die  Zaungäste 
mit  uns  marschieren.  Dann  in  geschlossener  Phalanx  voran 
in  jedem  uns  aufgedrungenen  Kampf  gegen  Willkür- 
herrschaft und  Reaktion.    Wir  müssen  siegen.   Dr.  Lbl. 


i:  ::  H  ::    STAN DES B EWEGUNG    ::  ::  ::  H 


Die  Postbaiisekretäre 

Daß  bei  Reichs-  und  Staatsbetrieben  der  technische 
Beamte  gegenüber  dem  Verwaltungsbeamten  als  Stiefkind 
behandelt  wird  ist  keine  neue  Erscheinung;  es  wird  viel- 
mehr durch  die  Anstellungs-  und  Besoldungsverhältnisse 
der  Postbausekretäre  nur  dokumentiert,  daß  auch  diese 
größte  verkehrstechnische  Reichsanstalt,  von  der  man  an- 
nehmen müßte,  daß  sie,  mitten  im  öffentlichen  modernen 
Leben  stehend,  gar  nicht  imstande  gewesen  w;'r^'  den 
historischen  Zopf  zu  konservieren,  in  ihren  Technikern 
Beamte  zweiter  Ordnung  zu  erblicken  scheint,  die  als  not- 
wendiges Uebel  mitgeschleppt  werden  müssen. 

Wie  bei  vielen  anderen  technischen  Beamtenkategorien, 
so  hat  die  letzte  Besoldungsreform  auch  für  die  Post- 
baiisekretäre die  Wirkung  oder  doch  die  Möglichkeit  einer 
Einkommensverschlechterung  im  Jahresbetrage  bis  360  M 
erzielt  und  zwar  hauptsächlich  deshalb,  weil  das  Reichs- 
postamt für  seine  technischen  Beamten  einen  Ausnahme- 
zustand zu  schaffen  für  notwendig  befunden  hat. 
Während  ganz  allgemein  verfügt  ist,  daß  für  die  Gehalts- 
bemessung bei  etatsmäßiger  Einstellung  eines  bisher  auf 
Privatdienstvertrag  beschäftigten  Beamten  (Diätare,  An- 
wärter usw.)  seine  bisherige  Dienstzeit  soweit  sie  mehr 
als  fünf  Jahre  beträgt,  angerechnet  wird,  findet  diese  Regel 
auf  technische  Hilfsbeamte  (Architekten  usw.)  lt.  einem 
Erlaß  vom  7.  Februar  1896  keine  Anwendung.  Diese  Aus- 
nahme wird  etwas  sonderbar  damit  begründet,  daß  die 
fraglichen  Techniker  zur  Postverwaltung  in  einem  privat- 
rechtlichen Verhältnis  stehen  und  nicht  die  Eigenschaft 
von  Diätaren  hätten.  Diese  auch  rechtlich  kaum  haltbare 
Stellungnahme  des  Reichspostamtes  gegen  seine  tech- 
nischen Beamten  trifft  diese  um  so  schwerer,  als  natur- 
gemäß das  Einstellungsalter  der  Techniker  wegen  der 
notwendigen  voraufgegangenen  Fachausbildung,  ein  er- 
heblich höheres  ist,  als  bei  den  Verwaltungsbeamten.  Die 
praktische  Wirkung  dieses  Verfahrens  ist  nun  die,  daß  bei 
etatsmäßiger  Anstellung  der  Postbausekretäre  (die  durch- 
schnittlich erst  im  36.  Lebensjahre  eintritt)  diese  mit  einem 
Gehalt  von  2100  M  erfolgt,  während  die  gleichaltrigen 
und  im  gleichen  Rang  stehenden  Verwaltungsbeamten  (ob 
infolge  Anrechnung  der  Diätarzeit?)  1200  M  mehr  beziehen. 

Zur  Beseitigung  dieses  durch  nichts,  am  wenigsten 
durch  einen  Vergleich  zwischen  den  Leistungen  der  tech- 
nischen und  Verwaltungsbeamten,  gerechtfertigten  Miß- 
verhältnisses haben  wir  dem  Reichstage  bereits  im  Vor- 
jahre eine  Petition  unterbreitet  die  der  Regierung  als 
Material  überwiesen  wurde;  leider  scheinen  die  in  Frage 
kommenden  Verwaltungsinstanzen  dieses  Material  nicht 
verarbeitet  zu  haben,  denn  ein  Erfolg  ist  bis  heute  nicht 
zu  verzeichnen.  Wir  sahen  uns  deshalb  veranlaßt,  in  diesem 
Jahre  noch  einmal  an  die  Petition  zu  erinnern  und  die 
damals  in  der  Budgetkommission  durch  die  Regierungs- 
vertreter erhobenen  Einwendungen  mit  unangreifbarem 
Material  zu  widerlegen  und  erneut  zu  bitten:  „Der  hohe 
Reichstag  wolle  das  Reichspostamt  veranlassen,  den  Post- 
bausekretären die  Dienstzeit  über  fünf  Jahre  auf  das  Be- 
soldungsdienstalter anzurechnen."  Wir  hoffen,  daß  unsere 
Bemühungen,  den  Kollegen  bei  der  Postverwaltung  endlich 
zu  ihrem  wohlbegründeten  Rechte  verhelfen  werden. 


::  ::  ::  ::  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  H  H  ::  ::  « 


Zur  Frage  der  Entlassung  eines  Technikers 

Die  Frage  der  Entlassung  von  Angestellten  ist  durch 
eine  neuere  Entscheidung  des  Reichsgerichts  vom 
27.  Oktober  1910  in  den  Vordergrund  des  Interesses  ge- 
rückt worden.  Es  handelt  sich  zwar  dort  um  einen  Hand- 
lungsangestellten.    Die  Vorschriften  des  Handelsgesetz- 


202  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll  Heft  13 


buchs  stimmen  aber  in  dieser  Beziehung  mit  den  ent- 
spreciienden  Bestimmungen  der  Gewerbeordnung  im 
wesentlichen  überein.  Es  fragte  sich  in  dem  der  Ent- 
scheidung des  Reichsgerichts  unterliegenden  Fall,  ob  ein 
hinreichender  Grund  zur  Entlassung  eines  Filialleiters  vor- 
liege, wenn  die  Filiale  eingehe.  Das  Reichsgericht  hat  die 
Frage  verneint,  indem  es  annahm,  daß  der  Filialleiter  für 
das  ganze  Geschäft  des  Prinzipals  engagiert  sei  und  daß 
daher  die  Aufgabe  der  Filiale  es  dem  Prinzipal  nicht  un- 
möglich mache,  den  Angestellten  in  seinem  Geschäft  weiter 
zu  beschäftigen.  Dieser  Grundsatz  würde  für  einen  Tech- 
niker, der  von  seinem  Chef  wegen  Aufgabe  einer  Zweig- 
niederlassung entlassen  wird,  ebenfalls  Anwendung  finden 
müssen. 

Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  die  Mehrzahl  der 
Prozesse  zwischen  technischen  Angestellten  und  ihren 
Chefs  sich  um  die  Rechtmäßigkeit  oder  Unrechtmäßigkeit 
einer  Entlassung  drehen.  Die  Vorschriften  des  Gesetzes 
sind  so  allgemein  gehalten,  daß  in  der  Tat  mancherlei 
Zweifelsfragen  auftauchen  können.  Einige  aufklärende 
Zeilen  über  die  Voraussetzungen  und  die  Folgen  einer 
Entlassung  nach  dem  heutigen  Stande  der  Gesetzgebung 
erscheinen  daher  sehr  am  Platze. 

Das  Gesetz  sagt  in  §  133  b  Gew.-O.,  daß  der  Tech- 
niker entlassen  werden  kann,  ,,wenn  ein  wichtiger,  nach  den 
Umständen  des  Falles  die  Aufhebung  des  Dienstverhält- 
nisses rechtfertigender  Grund  vorliegt".  Wann  dies  der 
Fall  ist,  dafür  führt  §  133  c  Gew.-O.  unter  6  Ziffern 
einige  Beispiele  an: 

1.  Täuschung  des  Arbeitgebers  bei  Abschluß  des 
Dienstvertrages  durch  Vorbringen  falscher  Zeugnisse  usw. 

2.  Untreue  im  Dienst,  Vertrauensmißbrauch.  Hierzu 
gehört,  wie  bereits  entschieden  ist,  auch  unbefugtes  Oef fnen 
von  Briefen,  Verrat  von  Geschäftsgeheimnissen,  Beförde- 
rung einer  Streikbewegung,  Verhetzung  von  Arbeitern  usw. 

3.  Unbefugtes  Verlassen  des  Dienstes  oder  beharrliche 
Verweigerung  der  ihnen  nach  dem  Dienstvertrag  ob- 
liegenden Pflichten. 

4.  Anhaltende  Krankheit,  längere  Abwesenheit.  Nicht 
nötig  ist,  daß  die  Krankheit  zur  Zeit  der  Entlassung  bereits 
längere  Zeit  gedauert  hat.  Das  Ende  der  Krankheit  muß 
nur  bei  der  Entlassung  noch  nicht  abzusehen  sein  oder 
voraussichtlich  erheblich  lange  dauern.  In  der  Praxis  wird 
das  vielfach  angenommen,  wenn  die  Krankheit  im  Augen- 
blick der  Entlassung  voraussichtlich  noch  länger  als  sechs 
Wochen  dauern  wird.  Die  Einziehung  zu  einer  acht- 
wöchentlichen militärischen  Uebung  gilt  nicht  als  „längere 
Abwesenheit",  die  zur  Entlassung  berechtigt. 

5.  Tätlichkeiten  oder  Ehrverletzungen  gegen  den  Ar- 
beitgeber oder  seinen  Vertreter. 

6.  Unsittlicher  Lebenswandel. 

Abgesehen  von  diesen  Fällen  ist  die  Entlassung  all- 
gemein, wie  erwähnt,  aus  wichtigem  Grund  zulässig.  Wann 
ein  wichtiger  Grund  vorliegt,  ist,  Xvie  sich  aus  den  Worten 
des  Gesetzes  selbst  ergibt,  eine  Tatfrage,  sie  läßt  sich  nur 
nach  den  Umständen  des  einzelnen  Falles  beantworten. 
Bei  Streit  wird  das  richterliche  Ermessen  zu  entscheiden 
haben,  ob  etwas  als  wichtiger  die  Entlassung  recht- 
fertigender Grund  gelten  kann. 

Das  Reichsgericht  hat  so  Vor  einiger  Zeit  entschieden, 
daß  ein  Chef,  der  erfahren  hatte,  daß  sein  Angestellter 
vor  der  Anstellung  mit  2  Jahren  Zuchthaus  wegen  Banden- 
diebstahls bestraft  worden  war,  zu  dessen  sofortiger  Ent- 
lassung berechtigt  ist.  Lange  Zeit  zurückliegende  Be- 
strafungen gelten  nicht  als  wichtiger  Grund,  sonst  wäre 
einem  Angestellten  für  einen  jugendlichen  Fehltritt  Zeit 
seines  Lebens  das  Kainszeichen  angeheftet. 

Fortgesetztes  Hazard-  oder  Börsenspiel  des  An- 
gestellten kann  einen  Entlassungsgrund  abgeben,  wie  das 
Reichsgericht  ebenfalls  schon  entschieden  hat,  ebenso  ver- 
botene Geschenkannahme  von  Untergebenen  sowie  das 
Anpumpen  von  Geschäftsfreunden  und  Kunden.  Zuspät- 
kommen ist  nur  bei  Wiederholung  und  wenn  dem  An- 
gestellten deswegen  mit  der  Entlassung  gedroht  war,  liiii- 
reichender  Grund  zur  sofortigen  Aufhebung  des  Dienst- 


Verhältnisses.  Nicht  jedoch  berechtigt  die  bloße  Untüchtig- 
keit  den  Chef  zur  sofortigen  Entlassung,  vielmehr  myß 
er  in  diesem  Fall  unter  Einhaltung  der  Kündigungsfrist 
kündigen.  Anders,  würde  es  nur  liegen,  wenn  dem  An- 
gestellten die  allerunentbehrlichsten  Eigenschaften  für  den 
von  ihm  zu  bekleidenden  Posten  fehlen,  wenn  z.  B.  ein 
für  das  Zeichenbureau  engagierter  Techniker  von  tech- 
nischen Zeichnungen  überhaupt  keine  Ahnung  hat. 

Durch  Vereinbarungen  zwischen  dem  Chef  und  dem 
Angestellten  können  auch  Umstände,  die  an  sich  im  Sinne 
des  Gesetzes  zu  den  wichtigen  die  Entlassung  recht- 
fertigenden Gründen  nicht  gehören,  zu  solchen  gestempelt 
wewden,  häufig  geschieht  das  durch  Fabrikordnungen,  Ge- 
schäftsordnungen u.  dergl.  für  alle  Angestellte  gemein- 
sam, zuweilen  aber  auch  in  den  nur  mit  einzelnen  Angestell- 
ten geschlossenen  schriftlichen  Anstellungsverträgen.  So- 
fern jedoch  bereits  wegen  der  geringsten  Verstöße  die  Ent- 
lassung des  Angestellten  erfolgen  kann,  würden  derartige 
Vereinbarungen,  als  wider  die  guten  Sitten  verstoßend, 
gemäß  §  138  Bürgerl.  Gesetzb.  nichtig  sein. 

Ein  wichtiger  Grund  zur  Entlassung  kann  auch  ganz 
unabhängig  von  einem  Verschulden  des  Angestellten  vor- 
liegen, ja  kann  sogar  auf  Umständen  beruhen,  die  in  der 
Person  des  Chefs  eintreten.  So  z.  B.  wenn  die  Fabrik 
niederbrennt  und  dadurch  die  gänzliche  Einstellung  des 
Betriebes  erforderlich  wird,  ferner,  wie  das  Reichsgericht 
unlängst  entschieden  hat,  wenn  der  Chef  stirbt  und  seine 
Erben  zur  Fortführung  des  Betriebes  nicht  imstande  sind. 
Die  Aufgabe  eines  Fabrikationszweiges  ist  jedoch  kein 
Entlassungsgrund.  Diese  von  bekannten  Kommentatoren 
zur  Gewerbeordnung  vertretene  Ansicht  hat  durch  die 
eingangs  erwähnte  Entscheidung  des  Reichsgerichts  ihre 
Bestätigung  erfahren. 

Konkurs  des  Prinzipals  ist  kein  Entlassungsgrund,  da- 
gegen unter  Umständen  Konkurs  des  Angestellten,  wenn 
er  sich  in  leitender  Stellung,  wie  z.  B.  der  Direktor  einer 
Fabrik,  befindet.  Beim  Konkurs  des  Prinzipals  kann  der 
Verwalter  nur  mit  der  vereinbarten,  mindestens  aber  mit 
der  gesetzlichen  Kündigungsfrist  von  sechs  .Wochen  zum 
Schluß  des  Kalendervierteljahres  kündigen. 

Der  Chef  braucht  im  allgemeinen  bei  gerechtfertigter 
Entlassung  dem  Angestellten  nur  das  bis  zum  Augenblick 
der  Entlassung  verdiente  Gehalt  zu  zahlen.  In  dem  oben 
erwähnten  Falle  §  133c,  Nr.  4,  Gew.-O.  (anhaltende  Krank- 
heit, längere  Abwesenheit)  hat  der  Angestellte,  sofern  er 
durch  unverschuldetes  Unglück  an  der  Verrichtung  der 
Dienste  verhindert  worden  ist,  trotz  berechtigter  Ent- 
lassung Anspruch  auf  Fortzahlung  seines  Gehalts,  jedoch 
muß  er  isich  die  Bezüge  aus  einer  (nicht  privaten)  Kranken- 
oder  Unfallversicherung  anrechnen  lassen.  Hat  der  An- 
gestellte seine  Entlassung  verschuldet,  so  könnte  der  Chef 
sogar  Ersatz  des  ihm  durch  die  Entlassung  entstandenen 
Schadens  verlangen  und  seine  Ersatzforderung  von  dem 
verdienten  Gehalt  zurückbehalten. 

Ist  die  Entlassung  dagegen  nicht  gerechtfertigt  ge- 
wesen, so  gilt  sie,  falls  der  Angestellte  sich  nicht  etwa 
mit  ihr  einverstanden  erklärt  und  so  in  eine  freiwillige 
Aufhebung  des  Dienstverhältnisses  gewilligt  hat,  als  nicht 
geschehen.  Beide  Teile  sind  daher  an  ihren  Vertrag  noch 
weiter  gebunden.  Der  Angestellte  kann  sein  Gehalt  weiter 
gezahlt  verlangen,  doch  ist  er  nach  §  615  B.  G.  nicht 
etwa  zur  Nachleistung  der  Dienste  verpflichtet.  In  jedem 
Fall  schließt  aber  selbst  eine  ungerechtfertigte  Entlassung 
eine  Kündigung  zum  ersten  gesetzlich  zulässigen 
Kündigungstermin  in  sich. 

Inwieweit  der  Angestellte  sich  gleich  nach  der  Ent- 
lassung nach  einer  neuen  Stellung  umsehen  muß,  ist 
zweifelhaft,  sicherlich  darf  er  eine  ihm  angebotene 
passende  Stellung  nicht  ablehnen,  das  würde  wider  Treu 
und  Glauben  verstoßen.  §  öl 5  Bürgerl.  Gesetzb.  bestimmt 
daher  auch,  daß  sich  der  Angestellte  in  diesem  Fall  das 
anrechnen  lassen  muß,  was  er  zu  erwerben  böswillig 
unterläßt.  In  jedem  Falle  muß  sich  der  Angestellte  das 
anrechnen  lassen,  was  er  in  Folge  des  Unterbleibens  der 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


203 


Dienstleistung  erspart  oder  was  er  durch  anderweite  Ver- 
wendung seiner  Dienste  erwirbt,  da  er  sonst  unter  Um- 
ständen besser  gestellt  würde,  als  wenn  ihm  der  Chef 
ordnungsmäßig  gekündigt  hätte. 

Schönrock  -  BerHn. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 


Die  Gestaltung  der  Staatsaufsicht  in  den  einzelnen 
Ländern 

Es  erübrigt  noch,  die  vorausgegangenen  Ausführungen 
über  die  verschiedenen  Systeme  der  Staatsaufsicht  durch 
eine  Uebersicht  darüber  zu  ergänzen,  wie  sich  heute  in 
den  einzelnen  Ländern  die  Ueberwachung  des  Versiche- 
rungswesens praktisch  gestaltet  hat. 

In  England,  dem  Musterlande  der  Selbsthilfe  und  der 
Beschränkung  der  Staatseingriffe  auf  das  geringste  Maß, 
war  bis  zum  Jahre  1870  das  Versicherungsgewerbe  ledig- 
lich den  allgemeinen  handelsrechtlichen  Grundsätzen  unter- 
worfen. Da  aber  die  Erfahrung  zeigte,  daß  diese  vor 
allem  für  Lebensversicherungen  nicht  ausreichten  und  be- 
t'ügerische  Gründungen  nicht  verhindern  konnten,  wurden 
durch  Gesetze  aus  dem  Jahre  1871/72  für  den  Betrieb 
der  Lebensversicherungen  besondere  Vorschriften  erlassen, 
durch  die  die  Hinterlegung  eines  größeren  Barbetrags 
verfügt,  die  Aufstellung  einer  jährlichen  Bilanz  angeordnet 
und  die  Vornahme  einer  alle  fünf  Jahre  zu  wiederholenden 
versicherungsmathematischen  Prüfung  der  Vermögenslage 
vorgesehen  wurde.  Diese  Bestimmungen  der  Gesetze 
aus  den  siebziger  Jahren  erfuhren  eine  Aenderung  durch 
eine  Novelle  vom  Jahre  1909,  durch  die  eine  Reihe  von 
Verbesserungen  eingeführt  und  zugleich  die  Vorschriften 
für  die  Lebensversicherungsgesellschaften  auf  die  Feuer-, 
Unfall-  und  Haftpflichtunternehmungen  ausgedehnt  wurden. 

In  Frankreich  ist  heute  die  Staatsaufsicht  über  das 
Versicherungswesen  in  erster  Linie  durch  das  Gesetz  vom 
Jahre  1905  betreffend  die  Lebensversicherungsgesellschaf- 
tcn  geregelt.  Es  enthält  nur  die  Grundzüge  der  Aufsicht, 
deren  Regelung  im  einzelnen  idem  Verordnungswege  über- 
lassen ist.  Der  Geschäftsbetrieb  darf  erst  eröffnet  werden, 
wenn  die  Gesellschaften  vom  Handelsminister  zugelassen 
sind.  Aenderungen  der  Geschäftsgrundlagen  bedürfen 
ebenfalls  der  Eintragung.  Der  Betrieb  anderer  Versichc- 
rungszweige  neben  der  Lebensversicherung  ist  untersagt. 
Für  Aktiengesellschaften  ist  ein  Grundkapital  von  min- 
destens zwei  Millionen,  für  Qegenseitigkeitsunternehmun- 
gen  von  mindestens  50  000  Franks  vorgeschrieben.  Die 
Prämienreserven  sind  Inach  bestimmten  Grundlagen  zu  be- 
rechnen und  das  Vermögen  ist  in  Vorgeschriebener  Weise 
anzulegen.  Weitere  Vorschriften  beziehen  sich  auf  die 
Ueberwachung  und  Kontrolle,  die  vom  Handelsminister 
unter  dem  Beirate  eines  besonderen  Lebensversicherungs- 
komitees ausgeübt  wird. 

In  Italien  ist  zurzeit  nur  das  Handelsgesetzbuch  vom 
Jahre  1882  maßgebend,  das  einige  Vorschriften  über  die 
Versicherungsgesellschaften  enthält.  Ein  Zulassungszwang 
besteht  nicht,  sondern  nur  eine  gerichtliche  Eintragung 
der  Gesellschaften.  Die  Kontrolle  soll  hauptsächlich  durch 
eingehende  Veröffentlichungen  bewirkt  werden.  Besondere 
Garantien  werden  von  'den  Lebensversicherungsgesellschaf- 
ten in  Gestalt  einer  Kaution  verlangt.  In  vielen  Punkten 
dieser  ähnlich  ist  die  Staatsaufsicht  über  das  Versiche- 
rungswesen in  Ungarn  und  Norwegen  geregelt.  In 
Spanien  besteht  zurzeit  eine  besondere  Gesetzgebung  für 
das  Versicherungswesen  nicht,  ebensowenig  in  Portugal. 

In  Deutschland  herrschte  bis  zum  Inkrafttreten  des 
Reichsgesetzes  über  die  privaten  Versicherungsunter- 
nehmungen vom  12.  Mai  1901  eine  große  Buntscheckig- 
keit der  Versicherungsaufsichtsverhältnisse.  Das  genannte 
Gesetz,  das  mit  dem  1.  Januar  1902  lin  Kraft  trat,  brachte 
auch  hier  die  Reichseinheit.  Ihm  sind  alle  privaten  Ver- 
sicherungsunternehmungen mit  Ausnahme  derjenigen,  die 
die  Versicherung  gegen  Kursverluste  und  der  Transport- 


versicherung betreiben,  unterworfen.  Alle  Versicherungs- 
gesellschaften bedürfen  zum  Geschäftsbetriebe  der  Er- 
laubnis der  Aufsichtsbehörde.  *  Dem  Konzessionsgesuche 
sind  der  Gesellschaftsvertrag,  die  Satzungen,  die  all- 
gemeinen Versicherungsbedingungen  und  die  technischen 
Geschäftsunterlagen  beizugeben.  Die  Erlaubnis  darf  ver- 
sagt werden,  wenn  der  Qeschäftsplan  den  gesetzlichen 
Vorschriften  zuwiderläuft  oder  wenn  nach  ihm  die  Inter- 
essen der  Versicherten  nicht  hinreichend  gewahrt  sind 
oder  endlich  nicht  genügend  nachgewiesen  ist,  daß  die 
Gesellschaft  ihren  Verpflichtungen  aus  den  übernommenen 
Versicherungen  auch  nachkommen  kann.  Die  Zulassung 
muß  auch  versagt  werden,  wenn  Tatsachen  vorliegen,  die 
die  Annahme  rechtfertigen,  daß  ein  den  Gesetzen  oder 
den  guten  Sitten  entsprechender  Geschäftsbetrieb  nicht 
stattfindet.  Die  Aufsichtsbehörde  ist  für  Unternehmungen, 
deren  Geschäftsbetrieb  sich  über  einen  Bundesstaat  hinaus 
erstreckt,  das  kaiserliche  Aufsichtsamt  für  Privatversiche- 
rung in  Berlin.  An  seiner  Spitze  steht  ein  Präsident.  Es 
besteht  aus  ständigen  und  nicht  ständigen  Mitgliedern. 
Um  dem  Amt  idie  nötige  Verbindung  mit  der  Versicherungs- 
praxis zu  geben,  ist  ihm  ein  aus  sechzig  Mitgliedern  be- 
stehender Versicherungsbeirat  an  die  Seite  gestellt,  der 
sich  aus  Sachverständigen  des  Versicherungswesens  zu- 
sammensetzt. Den  Aufsichtsbehörden  liegt  es  ob,  den 
ganzen  Geschäftsbetrieb  der  Gesellschaften  zu  überwachen. 
Um  dies  zu  ermöglichen,  müssen  die  Unternehmungen 
jährlich  die  Bilanz  und  ihren  Jahresbericht  dem  Amte 
einreichen,  das  auch  jederzeit  eine  Prüfung  der  Geschäfts- 
führung und  der  Vermögenslage  vornehmen  kann. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  Januar  1911. 
(Schluß  aus  Heft  11.) 
Kraftmaschinenbau. 
Ing.  Max  Otto  führt  im   Prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  1, 
S.  9,  die  „Berechnung  eines  Wasserrades"  vor  u  id  G.  Honold 
verbreitet  sich   ebenda  S.  15   über  einen   „Versuch   über  den 
Einfluß  zweier  Funken  auf  die  Einstellung  des  Zündzeitpunkles 
und  die  Leistung  eines  6-Zylindermotors". 

Pumpen,   Gebläse   und  Kompressoren. 

Bei  Totlage  des  Kolbens  einer  Vakuumpumpe  befindet  sich 
im  schädlichen  Raum  der  Druckseite  Luft  von  mehr  als  1  Atm. 
Druck.  Beim  nächsten  Saughub  muß  diese  Luft  erst  auf  den 
Saugdruck  expandieren,  d.  h.  es  gehen  vom  Saughub  etwa  Söa'o 
verloren,  bevor  die  Saugventile  sich  öffnen.  Deshalb  sind  bei 
den  meisten  Saugpumpen  statt  der  selbsttätigen  Ventile  zvvang- 
läufige  Saugschieber  angebracht,  die  sich  im  Moment  der  Totlage 
öffnen  und  dadurch  den  volumetrischen  Wirkungsad  auf  95o/o 
erhöhen.  Die  Grundform  dieser  Schieber  ist  der  Weiß'sche, 
der  der  Meyersteuerung  ähnlich  ist.  Diese  Ueberströmschieber 
ersetzt  die  Sangerhäuser  Aktiengesellschaft  durch  eine  neue 
Bauart,  deren  konstruktive  Durchbildung  und  Berechnung  von 
Dipl.-Ing.  Schmidt  in  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  1,  S.  12, 
dargestellt  wird. 

Ing.  E.  Blau,  Lehrer  an  der  Staatsgevverbeschule  in  Bieütz, 
gibt  in  der  Z.  d.  V.  54,  Nr.  53,  S.  2205,  ein  anschauliches  Bild, 
wie  sich  „Die  Normalisierung  der  Kreiselpumpen  bei  A.  Borsig 
in  Berlin-Tegel"  gestaltet  hat. 

In  ähnlicher  Weise  führt  Dr.  ing.  Heidebroek  „Neuere  Hoch- 
druck-Zentrifugalpumpen, gebaut  von  Weise  &  Monski  in  Halle 
a.  S.,  vor  und  verbreitet  sich  über  Radkonstruktionen,  Prüf- 
finrichtungen,  Fabrikation,  ausgeführte  Anlagen,  vielstufige 
Pumpen,  Pumpen  für  ganz  geringe  Wassermengen  und  Wirt- 
schaftlichkeit der  Zentrifugalpumpen. 

Elektrotechnik. 
Die  Gleichrichter  jeglichen  Systems  waren  bisher  für  große 
Leistungen  nicht  brauchbar  und  kamen  daher  für  Anlagen  mit 
starken  Strömen  zur  Umwandlung  von  Wechselstrom  in  Gleich- 
strom nicht  in  Betracht.  Um  so  dankbarer  ist  es  zu  begrüßen, 
wenn  von  Dipl.-Ing.  Bela  B.  Schäfer  „Ein  neuer  Quecksilber- 
dampf-GIeichrichter  für  große  Leistungen"  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  1, 
S.  2,  bekannt  gegeben  wird.  Der  Verfasser  berichtet  über  einen 
solchen  für  größere  Leistungen,  dessen  wesentlichster  Unter- 
schied gegenüber  den  bisherigen  in  dem  Ersatz  der  üblichen 
Glaskolben  durch  Stahlrohre  besteht.    Ferner  weist  er  auf  die 


204 


DEUTSCHE  TECHN^KER-ZEITUNQ  IQll 


Heft  13 


Vorteile  gegenüber  den  rotierenden  Umformern  hin,  auf  den 
hoiien  Wiri<ungsgrad,  die  geringe  Abnutzung,  geringe  Wartung 
und  Geräuschlosigi<eit.  An  Hand  der  Oszillogramme  weist  er 
dauernd  gute  Ventiiwirkung  selbst  bei  höheren  Stromstärken 
nach.  Auch  sind  bei  Dauerbetrieb  keine  Veränderungen  an 
den  Elektroden  bemerkbar. 

Dr.  ing.  L.  Dreyfus  entwickelt  „Das  Vektordiagramm  der 
mehrphasigen  Einankerumformer  und  Doppelmaschinen"  in  E.  T. 
Z.  32,  Nr.  1,  S.  5.  Ausgehend  von  der  Trennung  der  Kupfer- 
verluste der  Oleich-  und  Wechselstromseite  führt  er  das  Problem 
durch  Einführung  zweier  ideeller  Wechselströme  auf  die  all- 
gemeine Theorie  der  Synchronmaschinen  zurück  und  entwirft 
aus  Zweckmäßigkeitsrücksichten  auch  ein  Diagramm  für  die 
Gleichstromseite. 

In  E.  T.  Z.  32,  Nr.  1,  S.  10,  läßt  sich  Dr.  Steidle  über 
„Das  Vordringen  des  Maschinenbetriebes  im  Fernsprechwesen 
und  die  Angriffe  hiergegen"  aus. 

Ebenda  S.  11  beschreibt  Dr.  ing.  P.Müller  „Die  50  Perioden- 
Einphasenvvechselstrom-Straßenbahn   in  St.   Avold  (Lothr.). 

„Versuche  mit  elektromagnetischen  Schienenbremsen"  hat 
R.  Naumann  angestellt  und  beschreibt  sie  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  2, 
S.  32.  Die  Hauptergebnisse  sind  folgende:  Die  Wirkung  der 
Schienenbremsung  ist  nur  in  geringem  Maße  vom  Zustande 
der  Schienen  abhängig,  kann  als  die  energischste  gelten,  ge- 
währleistet die  zuverlässigste  Notbremsung  und  ist  in  erster 
Linie  für  Strecken  mit  großer  Neigung  oder  Geschwindigkeit 
geeignet. 

„Der  Anleger",  den  Ing.  Dietze  ebenda,  S.  35,  eingehend 
beschreibt,  ist  ein  Meß-  und  Untersuchungsgerät  für  Fehler 
im  Netz.  Der  Verfasser  gibt  eine  Reihe  kennzeichnender  Be- 
nutzungsfälle und  Erfolge  aus  der  Praxis. 

Ein  Artikel  „Anwendung  von  Akkumulatoren  in  Gleich- 
strom- und  Drehstromzentraien"  nach  einem  Vortrag  von  Ing. 
Richard  Werkner  verbreitet  sich  über  1.  Erzeugung  und  Ver- 
teilung von  Gleichstrom  (Anschaffungs-,  Betriebs-,  Brennstoff-, 
Personal-,  Instandhaltungs-  und  Materialkosten).  2.  Erzeugung 
und  Verteilung  von  Drehstrom.  3.  Erzeugung  von  Wechselstrom 
und  Verteilung  von  Drehstrom.  4.  Erzeugung  von  Wechsel- 
strom und  Verteilung  beider  Stromarten  gleichzeitig.  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  2  S.  38. 

Perls  macht  ebenda  S.  41  einige  Mitteilungen  über  „Re- 
parierte Schmelzstöpsel". 

E.  Budde  gibt  in  seiner  Arbeit  „Kilogrammkraft  und  Kilo- 
grammasse, ein  Vorschlag  zur  Einigung",  E.  T.  Z.  32,  Nr.  3, 
S.  53,  einige  Anregungen  zur  Vereinheitlichung  des  Systems 
der  französischen  Mathematiker  mit  dem  Gaußschen  System 
der  absoluten  Maße. 

Einen  großen  Fortschritt  für  die  Funkentelegraphie  bildet 
die  Veröffentlichung  von  Dir.  ing.  Goldschmidt  in  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  3,  S.  54,  „Maschinelle  Erzeugung  elektrischer  Wellen  für 
die  drahtlose  Teiegraphie".  Er  beschreibt  das  neue  Verfahren 
zur  Erzeugung  von  Hochfrequenzströmen,  das  es  ermöglicht, 
große  Mengen  ungedämpfter  elektrischer  Wellen  herzustellen. 
Das  Verfahren  besteht  in  der  Reflexion  der  elektrischen  Energie 
vom  Rotor  auf  den  Stator  und  umgekehrt  unter  gleichzeitiger 
Frequenzsteigerung. 

W.  Deutsch  läßt  sich  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  3,  S.  56,  „Ucber 
das  Blondel-Le  Roysche  Annäherungsverfahren  zur  Berechnung 
von  Hochspannungs-Kraftübertragungen"  aus. 

„Der  Spannungsabfall  von  Drehstromgeneratoren"  wird  von 
J.  Sumec  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  4,  S.  77,  behandelt,  und  K.  W. 
Wagner  gibt  Mitteilungen  „Ueber  die  Verbesserung  des  Tele- 
phons" in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  4,  S.  SO. 

F  1  u  g  t  e  c  h  n  i  k. 

Hochwichtig  nach  den  diesbezüglichen  Unglücksfällen  der 
Zeppelinluftschiffe  und  ebenso  interessant  sind  die  „Messungen 
des  elektrischen  Potentialgefälles  in  der  Nachbarschaft  eines 
Zeppelinluftschiffes".  Die  Mitteilungen  der  Versuchsergebnisse 
macht  Dr.  Max  Dieckmann  in  der  Z.  f.  Flugtechn.  und  Motor- 
luftschiffahrt II,  Nr.  1,  S.  1.  Der  Verfasser  beschreibt  die  Meß- 
anordnung. Die  Beobachtung,  daß  der  Gefällwert  für  eine  unter 
dem  Luftschiff  angebrachte  Sonde  dauernd  stieg,  sowie,  daß 
scheinbar  über  Wasser  und  Land  Unterschiede  im  Gefällwert 
bestanden,  werden  Nachprüfungen  empfohlen. 

Zu  erwähnen  sind  noch  „Umlaufmotoren"  von  G.  Schendel 
(Fortsetzung  von  S.  23,  1910)  II,  Nr.  1,  S.  5,  und  Ausstellungs- 
berichte ebenda,  S.  9. 

Gasindustrie  und  Wasserversorgung. 

Stadtbaurat  Hache  berichtet  in  der  Z.  d.  V.  54,  Nr.  53, 
S.  2211,  über  seine  Erfahrungen  mit  dem  ,,Woltmann-Wasser- 
messer"  und  empfiehlt  diesen  zu  den  mannigfachsten  Ver- 
wendungen. 


Im  Journ.  f.  Gasbel.  LIII,  Nr.  53,  S.  1193,  bespricht  Dr. 
W.  Orix  über  „Platin-Gasselbstzünder  für  hängendes  Gasglüh- 
licht". Der  hauptsächlich  besprochene  Apparat  ist  die  Er- 
findung des  Verfassers  der  Arbeit. 

Die  „Kontrolle  des  Kokereibetriebes  durch  den  Betriebs- 
chemiker" wird  ebenda  S.  1196  besprochen.  Es  handelt  sich 
um  Mitteilungen  aus  einem  Kokereilaboratorium.  Ebenda  S.  1199 
wird  eine  „Neue  Gasregulierdüse"  beschrieben. 

„Verbrennung  von  Gasen"  betitelt  sich  ein  Auszug  aus 
einem  Vortrag  Prof.  Bones  über  die  in  den  letzten  30  Jahren 
ausgeführten  einschlägigen  Arbeiten.  Der  Auszug,  der  im  Journ. 
f.  Gasbel.  LIll,  Nr.  1,  S.  13,  zu  finden  ist,  behandelt  1.  die 
Entzündungstemperatur  und  das  Anfangsstadium  von  Gasexplo- 
sionen, 2.  die  Explosionswelle,  3.  den  verursachten  Explosions- 
druck, 4.  den  Einfluß  der  Feuchtigkeit  auf  die  Verbrennung, 
5.  die  Verbrennung  von  Kohlenwasserstoffen,  6.  den  Einfluß 
von  heißen  Flächen  auf  die  Verbrennung. 

Dr.  Waltlier  Feld  teilt  „Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung 
von  Teer  und  Teerbestandteilen  im  Gase"  im  Journ.  f.  Gas- 
beleuchtung LIV,  Nr.  2,  S.  33,  mit.  Sie  fußt  auf  der  Folge- 
rung, daß  ein  mit  Flüssigkeitsdämpfen  gesättigtes  Gas  bei  der 
Sättigungstemperatur  weitere  IDampfmengen  der  gleichen  Flüssig- 
keit nicht  mehr  aufnehmen  kann. 

„Ueber  Gewinnung  von  Trinkwasser  aus  Dünen  mit  Hilfe 
der  Feinsanddrainage,  System  Stang",  ist  im  Journ.  f.  Gas- 
beleuchtung LIV,  Nr.  2,  S.  35,  eine  Uebersetzung  aus  dem 
Holländischen  der  Arbeit  von  Dr.  Pareau  nach  Angaben  des 
Dir.  Stang  betitelt. 

Verschiedenes. 

„Die  Einschienenbahn."  Von  Prof.  Ad.  Vieth,  Der  prakt. 
Masch.-Konstr.  44,  Nr.  1,  S.  14. 

„Das  praktische  Arbeiten  im  Hammen-  und  Preßwerk." 
Von    H.  Schaaf,    D.    prakt.    Masch.-Konstr.  44,   Nr.    1,   S.  17. 

„Neues  über  Glüh-  und  Härteöfen."  Von  F.  Wilcke,  D. 
prakt.  'Masch.-Konstr.   (Industrie-Ausgabe)   44,   Nr.  1,  S.  5. 

„Die  Entwertung  von  Fabrikbetrieben."  Von  Dipl.-Ing. 
C.  M.  Lewin,  ebenda,  S.  14. 

„Der  kleine  geschützte  Kreuzer  „Uruguay".  Von  A.  Boden- 
müller, Z.  d.  V.  55,  Nr.  1,  S.  1. 

„Der  Verkehr,  die  Grundlage  der  Großstadtentwicklung." 
Von  Blum,  ebenda,  S.  7. 

„Geltung  und  Wirksamkeit  der  Mathematik."  Von  Stäckel, 
ebenda,  S.  11. 

„Stangenmessing."    Von  W.  v.  Möllendorf,  ebenda,  S.  23. 
„Ueber  Patentschutz."   Von  W.  Bruno,  Journ.  f.  Gasbeleuch- 
tung LIV,  Nr.  2,  S.  38.  K.  S. 


::  ::  :;  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  :;  ::  :: 


Nur  Aiifrajen,  denen  Rückporto  beiücgl  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Liiisenders  sind 
Wohnung  und  M  i  t  g  1  i  e  d  n  u  ni  ni  c  r  liinzuzufügen.  Anfr.igen  nach  Bezugs- 
quellen und  liüchcrn  werden  unparteiisch  und  nur  schnflhch  erleilt.  tine 
R  ii  r  k  s  e  n  d  u  n  g  der  Alan'iskripte  erfolgt  nicht.  SchluHtag  für  Einsen- 
diiiijeii  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  I  r.iye  erscheinen  sull.  tiiiie  Verbnidhchkcit  für  die  Aufnahme, 
für  I  n  Ii  a  I  t  uiul  Richtigkeit  von  t  ragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  naclidrüi  klich  ab.  Die  zur  l.rläutening  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöckc  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  niutt  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Frage  79.  Welche  Konstruktion  wäre  bei  der  seitlichen 
Abdichtung  von  Dachfenstern,  dem  sogenannten  Zwickel,  außer 
Verkleidung  mit  Ziegeln  oder  Schiefer  noch  als  praktisch  und 
billig  zu  empfehlen? 

Frage  80.  Ich  bitte  um  Angaben  über  ein  bewährtes  Ent- 
eisenungsverfahren für  einen  Schulbrunncn. 

Frage  81.  Existiert  ein  Werk  oder  eine  Schrift,  in  welcher 
ein  Kreislauf-  oder  Karussellkran  näher  behandelt  wird, 
und  wo  ist  dieselbe  zu  bezichen  ? 

Frage  82.  Ein  Besitzer  hat  mehrere  zusammenhängende 
Bauplätze,  unter  welchen  Kohlen-Bergbau  betrieben  wird.  Er 
bebaut  jetzt  einen  solchen  Platz;  die  Zeche  hat  diesen  Bau 
verankert.  Gibt  es  eine  Reichsgerichtsentscheidung,  wonach 
ihm  die  Zeche  den  Aufwand  der  Verankerungskosten  auch  für 
den  Fall  der  Bebauung  der  anderen  Plätze  bezahlen  muß? 

Frage  83.  Wie  kann  man  Schmirgel  auf  schmale  Leinwand- 
streifen von  10  mm  Breite  amd  200  mm  Länge  haltbar  auftragen, 
und  wo  ist  das  hierzu  nötige  Schniirgelpulver  zu  beziehen? 
Welche  Fabriken  würden  evtl.  die  Herstellung  solcher  Streifen 
übernehmen?  Es  handelt  sich  üm  vorläufig  300  000  Stück  solcher 
Streifen. 

Frage  S-/.  Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  die  Berech- 
nungsweise der  Stahlgußräder  für  Feldbahnfahrzeuge  mitteilen? 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


205 


Frage  85.  Ist  der  Antrieb  eines  Horizontalgatters  durch 
Elektrizität  bei  20  Pfg.  für  die  Kilowattstunde  noch  rentabel? 

Frage  SO.  Wie  bewähren  sich  Zeinentmauersteine  für  Wohn- 
häuser und  landwirtschaftliche  Bauten?  Wie  teuer  sind  ungefähr 
die  Herstellungskosten  für  1000  Steine  bei  Handbetrieb? 

Afi/iror!e/t 

Zur  Frage  21.  Tarife  über  Arbeitslöhne  für  Herstellung 
von  Tischler-  und  Glaserarbeiten.  Tarife  über  Akkordsätze 
(Arbeitslöhne)  für  Herstellung  von  Tischlerarbeiten  usw.  sind 
bei  dem  Arbeitgeber  -  Schutzverband  für  das  deutsche  Holz- 
gewerbe, Berlin  C.  25,  Alexanderstr.  31,  zu  haben. 

Zur  Frage  54.  Külte-  und  Feuchtigkeitsschutz  für  Dach- 
gcschoßwohnräume.  Zu  den  beiden  Antworten  in  Heft  11  möchte 
ich  noch  folgendes  bemerken:  Ist  die  Dachneigung  genügend 
steil,  so  sind  die  vorgeschlagenen  Mittel  angebracht;  denn 
sie  verhüten  im  Winter  den  Rauhfrost  und  auch  sonst  das  Kon- 
densieren des  Wassers  an  (der  Unterfläche  der  Ziegeln.  In  den 
meisten  Fällen  fehlt  aber  an  den  Unterflächen  der  Mörtel- Verstrich 
und  kann  dieser  wegen  des  Spalierdeckenputzes  nicht  ergänzt 
werden.  Die  Folge  ist,  daß  der  Wind  bei  flachen  Dächern 
Schnee  tmd  Regen  unter  die  Ziegel  fegt  und  so  die  Feuchtigkeit 
erzeugt.  Bei  einer  flachen  Neigung  würde  also  der  Uebelstand 
fortdauern  und  die  obigen  Mittel  leicht  das  Faulen  der  Sparren 
verursachen.  Oft  entsteht  das  Uebel  auch  durch  mangelhaftes 
Lüften.  Durch  gründliches  Heizen  ist  aber  in  kurzer  Zeit  der 
Schaden  zu  beseitigen.  Also  vor  allem  erst  die  Ursache  genau 
feststellen.  Das  von  mir  angedeutete  Durchschlagen  verhütet 
man  am  billigsten  durch  Unterlegen  der  Ziegel  mit  Blei  oder 
Pappdecken.  Ein  Pappdach  schafft  auch  Abhilfe,  ist  aber  teurer. 
Bei  Wohnräumen  unter  Dächern  mit  flacher  Neigung  sollte  man 
am  besten  die  Ziegeldachflächen  durch  Stellen  einer  Wand  frei 
lassen.  Fast  sämtliche  ältere  Häuser  kranken  an  diesem  Uebel- 
stand. Becker,  Dortmund,  Mitgl. -Nr.  4&'314. 

Zur  Frage  55.  Keller-Konstruktion.  Ein  Keller  hat  gleich- 
mäßige Temperatur,  wenn  er  Sommer  und  Winter  annähernd  den 
Wärmegrad  des  trockenen  Erdgrundes,  d.  h.  12''  R  im  Mittel  hat. 
Um  Sonnenglut  bezw.  Eisluft  abzuhalten,  müssen  die  Außen- 
wände genügend  stark  sein  und  Türen  und  Fenster  gut  geschützt 
sein.  Vollständig  gegen  die  Außentemperatur  geschützt  wird 
alDer  der  Keller  erst  dann,  wenn  gegen  die  Erdausstrahlungen 
eine  genügende  Bodenbefestigung  vorgenommen  wird.  Kies 
gehört  nicht  allein  zu  den  wasserführenden  (Ober-  oder  Unter-) 
Schichten,  sondern  auch  zu  den  wassersaugenden  Erdadern  und 
die  Betontechnik  hat  neuerdings  zum  Bodenschutz  ein  vorzüg- 
liches Mittel  gefunden :  die  Anwendung  eines  wasser- 
dichten Seifenbetons.  Es  wäre  also  hier  eine  Grund- 
platte aus  feinkörnigem  Stampfbeton  von  9  cm  Stärk«  mit  dar- 
überliegender  Estrichschicht  von  1  cm  Stärke  aus  einem  Zement- 
mörtel 1 :  3  anzulegen.  Zum  Anmachen  der  Beton-  und  Mörtel- 
massen wird  kein  reines  Wasser  verwendet,  sondern  eine  Lösung 
von  Kali-  (Schmier-)  Seife.  Auf  1  cbm  Beton  oder  Mörtel  werden 
3  bis  4  kg  Seife  verwendet.  Die  chemische  Wirkung  beruht  auf 
der  Bildung  von  wasserdichtem,  d.  h.  die  Poren  verschlämmenden, 
fettsaurem  Kalzium.  Nach  Berichten  hat  ein  Eisenbetonmehl- 
speicher an  der  Donau,  mit  seinen  geseiften  Grund-  und  Boden- 
Massen,  den  Hochwasserwirkungen  vollständig  widerstanden, 
während  ungeschützter  Beton  wasserdurchlässig  war.  —  'Bau 
gehörig  abbinden  und  trocknen  lassen.  -pf. 

Zur  Frage  56.  Schwammiger  Fußboden.  Keinen  Sand  und 
keine  Asche  als  Füllmittel  verwenden.  Dafür  halbe  Schicht 
Maschinenmull  (der  Desinfektion  wegen  —  siehe  Notiz  28  und 
50  auf  Seite  153,  Heft  10)  und  halbe  Schicht  gesiebte  Fein- 
schlacke oder  Koksbrandreste.  Diielung  und  Fußleisten  mit  Venti- 
lationskanälen versehen;  die  Verbindung  mit  Außenluft  und 
Zimmerofen  erhalten.  _pf 

Zur  Frage  57.  Fußböden  für  eine  Kesselscliniiede  und 
Konstruktionswerkstätte.  I.  Empfehlenswert  sind  hydraulisch  ge- 
preßte Zementplatten  wie  sie  für  Trottoire  verwendet  werden 
Ich  glaube,  daß  Ihnen  die  Firma  E.  Schwenk  in  Ulm  a.  d.  D. 
derartige  Platten  auch  in  größ  eren  Stärken  —  z.  B.  10  cm  — 
und  unter  besonders  großem  Druck  herstellt.  Die  Hauptsache  ist 
der  Untergrund.  Wenn  Sie  starke  Betonierung  wegen  der  hohen 
Kosten  nicht  verwenden  wollen,  können  Sie  auch  ein- 
geschw'emmten  Sand,  der  aber  absolut  festgeschwemmt  sein 
muß,  in  größerer  Lage  verwenden.  Die  Platten  werden  mit 
Fugen  verlegt  und  mit  dünnem  Mörtel  ausgegossen.  Dann 
kommen  Reparaturen  fast  nicht  vor.  A. 

II.  1  Teil  Portlandzement  zu  3  Teilen  Scharfsand  und  5  Teilen 
gebrochener  und  gesiebter  Orobschlacke  in  20  cm  starker  Stampf- 
betonschicht; darüber  9  cm  stark,  1  Teil  Portlandzement,  zu 
2  Teilen  Feinsand  und  3  Teilen  gesiebter  Feinschlacke,  hierauf 
Zementestrich  1:3,  1  cm  stark.  Jede  Schicht  abbinden  und 
trocknen  lassen.  Zwischen  Feinschicht  und  Estrich  Ziegeldraht- 
neti  Ruff-Cottbus  einbetten.    Oberflächen-Tränkung  mit  Flori- 


zinöl  (Chem.  Fabrik  Dr.  Noerdlinger-Flörshcim  a.  Main)  100  gr 
auf  1  qm.  -pf. 

Zur  Frage  61.  Betondecken  über  Balkenlagen  als  Unterlage 
für  Linoleum.  I.  Die  vorgesehene  Ausführung  des  Massiv- 
bodens über  Gebälk  (Ueberziehen  desselben  mit  Dachpappe 
und  Aufbringen  eines  Betonbodens)  hat  den  Nachteil,  daß  der 
Beton  eine  ziemliche  Stärke  erhalten  muß,  den  Raum  über  dem 
Fehlboden  vollkommen  ausfüllt,  dadurch  erheblicher  Aufwand 
an  Beton  verursacht  und  das  Eigengewicht  der  Decke  nicht 
unwesentlich  erhöht  wird.  Besser  wäre  diese  Ausführung,  wenn 
der  Fehlboden  fast  bis  Balkenoberkante  heraufgelegt  wird,  und 
über  Gebälk  samt  Glattstrich  noch  eine  Stärke  von  4  bis  6  cm 
und  diese  eine  Bewehrung  durch  ein  Drahtnetz  oder  Streckmetall 
(von  Schüchtermann  &  Kremer,  Dortmund)  erhalten  würde.  — 
Bei  großen  Spannweiten  des  Gebälkes  empfiehlt  sich,  um  Risse 
zu  vermeiden  und  zur  gleichmäßigen  Druckverteilung,  eine  Ver- 
stärkung des  Gebälkes  —  etwa  durch  zwei  bis  drei  Paar  quer 
zur  Balkenlage  abwechselnd  unter  und  über  dem  Balken  durch- 
gezogene Bandeisen.  Jedenfalls  muß  mit  dem  Herstellen  des 
Deckenputzes  längere  Zeit  gewartet  werden.  —  Eine  bedeutend 
bessere  Massivkonstruktion  über  Gebälken  ist  die  Ausführung 
von  Terrast-Decken  bezw.  -Böden;  der  Fehlboden  kann  voll- 
ständig wegbleiben,  und  über  dem  Balken  ist  nur  eine  Höhe 
von  4  cm  erforderlich.  Hervorzuheben  ist  das  geringe  Eigen- 
gewicht, sodann  das  Freibleiben  der  Balken  an  drei  Seiten, 
wodurch  Schwammgefahr  ausgeschlossen  ist.  Die  Kosten  sind 
—  im  Hinbhck  auf  die  Erübrigung  des  Fehlbodens  —  sehr 
mäßig;  sie  betragen  etwa  3,50  bis  4,50  M  pro  qm,  je 
nach  den  örtlichen  Verhältnissen  und  Größen  der  Flächen. 
Ueber  dem  Beton-  oder  Terrastboden  kann  ein  15  bis  20  mm 
starker  Korkestrichboden  oder  5  mm  starkes  Korkment 
(Fabrikat  Maximiliansau)  oder  5  bis  20  mm  dicke  Kork- 
platten (Delmenhorst  oder  Soden-Salmünster)  aufgebracht 
werden,  um  darüber  Linoleum  oder  Teppiche  zu  legen.  Das: 
Mischen  des  Zementestrichs  mit  Säge-  oder  Korkmehl  ist  nicht 
zu  empfehlen,  da  es  auf  die  Elastizität  des  Bodens  fast  keinen 
bemerkenswerten  Einfluß  hat,  anderseits  aber  die  Güte  des 
Zementestrichs  vermindert.  An  Stelle  des  vorgesehenen  Teppich- 
belages —  der  sehr  viel  Staub  aufnimmt  und  zur  Reinigung 
eine  Staubsaugeanlage  erfordern  dürfte  —  würde  ich  die  Ver- 
wendung von  7  mm  starkem  Korklinoleum  besten  Fabrikats 
in  geeigneter  Farbe  (etwa  Marke  Maximiliansau)  ohne  Unterlage 
auf  Terrastboden  utit  Harzkopalkitt  aufgeklebt,  empfehlen,  das 
allen  Anforderungen  hinsichtlich  Elastizität,  Fußwärme,  Schall- 
sicherheit usw.  entspricht,  hygienisch  einwandfrei  ist,  sich  gut 
bewährt  hat,  und  jedenfalls  in  Verbindung  mit  Terrast  die 
billigste  Fußboden-  und  Deckenbildung  abgeben  dürfte.  Vor  Ver- 
legen des  Linoleums  muß  jedoch  der  sorgfältig  eben  ab- 
geglichene Terrastboden  vollkommen  ausgetrocknet  sein. 
PritzReuter,  Architekt,  Freiburg  i.  B.,  Mitgl.-Nr.  33  508. 

II.  Ich  empfehle  Ihnen  für  die  betreffende  Ausführung 
(Betondecken  über  Balkenlagen,  als  Unterlage  für  Linoleum) 
die  Rückerdecken,  4  cm  stark,  mit  Eisenarmierung  und  Asphalt- 
isolierung einschl.  Feinschicht,  fertig  zur  Aufnahme  des  Lino- 
leums. Sägemehlzusatz  ist  vorteilhafter.  Mischung:  1  T.  Säge- 
mehl, 17  T.  Zement,  Sand  usw.    Näheres  auf  Wunsch  durch 

Karl  Werner,  Architekt,  Mitgl.-Nr.  51  044. 

III.  Die  in  der  Frage  geschilderte  Ausführung  des  Bodens 
kann  ich  nicht  empfehlen.  Sie  setzen  sich  der  Gefahr  aus, 
daß  das  Holz  stockt,  oder  Trockenfäulnis  entsteht.  Ich  emp- 
fehle Ihnen  die  Ausführung  eines  Lattenrostes  und  darüber 
Sanitasdoppelboden.  Wenden  Sie  sich  an  die  Sanitasfußboden- 
fabrik  Carl  Weyler  in  Frankfurt  a.  M.  und  lassen  Sie  sich  Vor- 
schläge machen.  Jos.  Gies,  Arch.,  Mitgl.-Nr.  35  851. 

Zur  Frage  66.  Rußwasser  im  Schornstein.  Der  gleiche 
Fall  lag  hier  vor  einigen  Jahren  vor.  Bei  einem  Hause  mit 
vier  Schornsteinen  zeigten  sich  dieselben  Merkmale  an  einem 
der  Rohre.  Der  Schornstein,  russisches  Rohr,  war  im  Dach- 
boden bis  halbe  Obergeschoßhöhe  außen  vollständig  schwarz. 
Trotz  dreimaligen  Niederreißens  bis  zur  Anfangsstelle  der 
Schwarzfärbung  trat  der  Uebelstand  immer  wieder  auf.  Das 
letzte  Mal  wurden  gute  Klinker  verwendet,  welche  mit  Zement 
vermauert  und  von  beiden  Seiten  mit  Zement  übergeputzt  wurden. 
Ein  Jahr  darauf  stellte  sich  der  alte  Mangel  wieder  heraus.  Der 
Schornstein  wurde  nun  wieder  vollständig  abgerissen  und  eins 
der  sich  an  diesen  Schornstein  anschließenden  Ofenrohre  mit 
einem  Eisenrohr,  durch  eine  Kammer  führend,  an  den  nächsten 
Schornstein  angeschlossen.  Ohne  Niederreißen  und  Neuauffüh- 
rung der  Schornsteine  wird  sich  dieses  Uebel  nicht  beseitigen 
lassen.  Es  wird  darauf  zurückzuführen  sein,  daß  der  Schornstein 
beim  ersten  Gebrauch  nicht  ordentlich  trocken  war  und  bevor 
sich  eine  Rußkruste  bilden  konnte,  derselbe  mit  nassem  Feue- 
rungsmaterial angeheizt  wurde.  Das  Schwitzwasser  setzte  sich 
an  tien  Wänden  ab,  wodurch  der  Ruß  fein  verteilt  wurde  und  in 
das  Mauerwerk  einzog.  W.  Wolter,  Mitgl.-Nr.  54  402. 


1 


206 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


HeH  13 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  liafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  DeulscIieTecliniker- 
Zeitung.  2.  Steliei  v Ermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verliält- 
nisse.  4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  1.  Juli  1911  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruf!.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Griinspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfür  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Die  Wanderversammlung  des  DeutschenTechnlker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  findet  in  der  Zeit  vom  15.  bis  17. 
(offizieller  Teil)  und  18.  und  19.  Juli  (nicht  offizieller  Teil)  statt  o  Nähere  Auskunft  erteilt:  Baumeister 
Schüßler,  Kleinluga,  Post  Mügeln,  Bezirk  Dresden  o  Wir  bitten  alle  unsere  Mitglieder,  bereits  jetzt 
die  Schritte  zu  tun,  die  nötig  sind,  für  die  Tage  der  Wanderversammlung  aus  Anlaß  der  Internationalen 
Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  geschäftsfrei  zu  sein  o  Wir  bitten  aber  auch  alle  technischen  Staats- 
und Kommunalbehörden  und  Firmeninhaber  hierdurch,  ihre  Techniker  zum  Besuche  der  Ausstellung 

an  obengenannten  Tagen  nach  Möglichkeit  zu  beurlauben. 


^  Gänzlich  vergriffen 
ist  die  Broschüre  „Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für  An- 
gestelite" (Heft  XIX  der  Schriften  des  Werkmeister- Verbandes). 
Eine  Neuauflage  ist,  wie  wir  hören,  nicht  geplant,  und  wir  sind 
daher  nicht  mehr  in  der  Lage,  Bestellungen  auf  diese  Schrift 
auszuführen. 

Die  Verbandsleitung. 


Bekanntmachung 
An  Stelle  des  Herrn  Kollegen  W.  Deutsch,  der  sein  Amt 
niedergelegt  hat,  ist  Herr  Koll.  Ingenieur  W.  Feien,  Saarbrücken!, 
Feldmannstraße  40,  als  Vertreter  der  Bezirksverwaltung  der 
Saargegend  zum  Gesamtverbands\  erstände  gewählt  worden.  Als 
Stellvertreter  des  Herrn  Kollegen  Feien  wurde  Herr  Bahnmeister 
1.  Klasse  Joh.  Bonn,  Gersweiler  bei  Saarbrücken  gewählt. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  nufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstn?  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift,  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  ,  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 —  tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandslcitung 

Landesverwaltungen. 

Bayer.  Techniker-Verband.  Die  am  19.  Februar  in  Nürn- 
berg abgehaltene  Konferenz  der  Zweigvereinsvorstände  und 
Einzelmitgliedervertreter  criclärte  sich  nach  dem  ausführlichen 
Referat  des  Verbandsvorsitzenden  J.  Bender  über:  „Die  Aus- 
gestaltung und  die  Tätigkeit  einer  modernen  Berufsorganisation" 
und  der  anschließenden  lebhaften  Diskussion  mit  den  Be- 
schlüssen der  Gesamtvorstandssitzung  des  Hauptverbandes  in 
Sondershausen  und  dem  in  Stuttgart  aufgestellten  Verbands- 
programm einverstanden  und  ersucht  die  Verbandsleitung  in 
diesem  Sinne  die  Interessen  der  Technikerschaft  auch  in  Zu- 
kunft energisch  zu  vertreten. 

Zum  Thema:  „Pensionsversicherung  der  Privatangestelltcn" 
referierte  Herr  Koll.  Ziegler  und  wurden  hier  nacli  längerer 
und  eingehender  Diskussion  die  Wünsche  ebenfalls  in  einer 
Resolution  niedergelegt  und  den  maßgebenden  Stellen  unter- 
breitet. Den  Verbesserungsvorschlägen  der  Siebener-Kommission 
des  Hauptausschusses  wurde  zugestimmt.  Zum  Punkt  „Gewerbe- 
lehrerfragc"  und  „Gewerbliches  Fortbiidungsschulwesen"  legte 
Herr  Koll.  und  städt.  Gewerbelehrer  M.  AI  a  v  e  r  verschiedene 


Leitsätze  \^or,  die  als  Richtschnur  für  das  weitere  Vorgehen 
genehinigt '  wurden.  Weiter  wurde  beschlossen,  eine  fünf- 
gliedrige  Kommission  einzusetzen,  welche  die  Frage  weiter  be- 
handeln soll.  Die  angeregte  Eingabe:  „Errichtung  von  päda- 
gogischen und  fachtechnischen  Kursen  für  die  Ausbildung  von 
Technikern  zu  Gewerbelehrern"  wurde  der  Kommission  vor- 
gelegt und  nach  Genehmigung  derselben  dem  Bayer.  Kultus- 
ministerium unterbreitet.  Den  Vereinen  wurde  eine  Abschrift 
hiervon  bereits  zugestellt.  Ferner  beschäftigte  die  Versammlung 
noch  das  Anstellungsverhältnis  der  Staatstechniker  und  wurde 
eine  Resolution  einstimmig  angenommen,  welche  verlangt,  daß 
die  erste  Anstellung  der  Mittelschultechniker  in  allen  Zweigen 
des  Staatsdienstes  gleichheitlich  in  Klasse  17  und  eine  Weiter- 
beförderung in  Klasse  14  erfolgen  soll.  Diese  Resolution  wurde 
den  zuständigen  Ministerien  übermittelt.  Diesbezügliche  Ein- 
gaben werden  auch  dem  kommenden  Landtage  unterbreitet. 
Desgleichen  wurde  zu  den  Mißverhältnissen  in  der  Diätenfrage 
bei  auswärtiger  Dienstleistung  der  Techniker  bei  den  Bayr. 
Verkehrsanstalten  Stellung  genommen  und  in  einer  an  das 
Kgl.  Verkehrsministerium  gerichteten  Resolution  um  Verbesse- 
rung der  Verhältnisse  ersucht.  Den  Vereinen  wurden  Abschriften 
der  sämtlichen  Resolutionen  übermittelt.  Der  nächste  Dele- 
giertentag findet  nächstes  Frühjahr  in  Bayreuth  statt.  Die 
Verhandlungen  bewegten  sich,  was  besonders  hervorgehoben 
werden  darf,  in  größter  Einmütigkeit  und  zeigten,  daß  alle  Teil- 
nehmer der  großen  Aufgaben,  die  zu  lösen  sind,  sich  wohl 
bewußt  waren  und  jeder  sein  möglichstes  zum  Gelingen  des 
Ganzen  beitrug. 


Dezirksverwallungen 

Mittelrhcinische  Bezirksverwaltung.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Chr. 
Unterauer,  Frankfurt  a.  M.,  Mainkai  23.  —  Zur  Mitteilung  in 
Heft  11  über  den  Bezirkstag  in  Mainz  ist  berichtigend  nach- 
zutragen, daß  nur  der  gesellige  Abend  im  Evangel.  Vereinshaus 
stattfindet,  die  geschäftlichen  Verhandlungen  iTnd  der  Vortrag 
des  Herrn  Dr.  Günther,  sowie  das  Mittagessen  jedoch  im  Casino- 
Hüf  zum  Gutenberg,  Große  Bleiche,  abgehalten  werden.  In 


Heft  13 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


207 


den  inzwischen  ausgegebenen  Einladungen  zum  Bezirkstag  ist 
diese  Aenderung  bereits  vermeri<t  und  bitten  wir  tinsere  Verbands- 
kollegen, sich  baldmöglichst  mittels  der  versandten  Karte  zur 
Teilnahme  anzumelden. 

Bezirksverwaltiiiig  Oberschlesien.  Br.-Adr. :  R.  Hochstein, 
Königshütte  O-S.,  Parkstraße  21.  Am  Sonntag,  2.  April  vorm. 
11  Uhr,  findet  in  Cosel  im  Hotel  „Zum  Kronprinzen"  eine 
Wanderversammlung  mit  folgender  Tagesordnung  statt:  1.  All- 
gemeine Standesfragen.  2.  Wahl  eines  Einzelmitgliedes  in  den 
Bezirksvorstand.  3.  Anträge  für  den  Frühjahrsbezirkstag.  4.  Ver- 
schiedenes. Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Angelegen- 
heiten findet  gegen  2  Uhr  ein  gemeinschaftliches  Mittagessen 
im  gleichen  Lokal  statt.  (Anmeldung  hierzu  bitten  wir  bis 
spätestens  31.  März,  mittags,  an  den  Herrn  Bezirksvorsitzenden 
gelangen  zu  lassen.)  Um  3  Uhr  Besichtigung  der  Festungs- 
werke der  alten  Veste  Cosel  und  der  Filiale  der  Reformwagen- 
und  Räderfabrik  von  A.  Zierz.  Wir  erwarten  rege  Beteiligung 
und  bitten  dringend  um  Einführung  von  dem  Verbände  noch 
fernstehenden  Kollegen. 

Bezirksverwaltung  Sachsen  -  Anhalt.  Br.-Adr.:  W.  Walter, 
Magdeburg,  Sieverstorstr.  61  II.  —  Am  '26.  Februar  d.  J.  fand  in 
Magdeburg  der  42.  Bezirkstag  statt.  Aus  den  Wahlen  zur  Neu- 
besetzung der  freigewordenen  Vorstandsämter  gingen  hervor:  als 

1.  Vorsivzender  Kollege  Walter;  als  2.  Vorsitzender  Kolleg j 
Fuchs;  als  2.  Schriftführer  Kollege  Papenroth;  als  2.  Beisitzer 
Kollege  Uebe;  als  Stellenvermittler  für  das  Baufach  Kollege 
Grosse;  als  Vertreter  der  Einzelmitglieder  sind  die  Kollegen 
Haakc,  Hauzinger,  Schulze,  Ströber  und  Dümont  gewählt.  Im 
Kostenvoranschlag  für  1911  vorgesehene  100  M  für  das  Er- 
holungsheim Sondershausen  werden  auf  Beschluß  der  Versamm- 
lung dem  Unterstützungsfonds  des  Erholungsheims  zugewiesen. 
Die  Kollegen  Israel  und  Papenroth  gaben  ausführlichen  Bericht 
über  den  Privatangestelltentag  in  Berlin.  —  Da  Anträge  nicht 
vorlagen,  konnte  der  Bezirkstag  um  2V2  Uhr  nachmittag  ge- 
schlossen werden.  Ort  der  nächsten  \X''anderversammlung  ist 
Bernburg. 

Zwei^vercine 

Gemischte  Vereine. 

Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  am 
Mittwoch,  5.  April,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel,  Altona, 
Königstr.  186/188.   Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Wahl  eines  Mitgliedes  in 
den  sozialpolitischen  Ausschuß  der  B.  V.  4.  Abrechnung  über 
das  Stiftungsfest.    5.  Technische  Fragen.    6.  Verschiedenes. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Besichtigung  der 
Werkstätten  der  Deutschen  Flugmaschinenbau-Ges.  m.  b.  H., 
Eerlin-Rummelsburg,  Köpenicker  Chaussee,  Parzelle  45,  findet 
am  Sonntag,  26.  März,  vormittags  11  Uhr,  statt.  Zu  dieser 
interessanten  Besichtigung  bitten  wir  lunsere  Mitglieder  mit  ihren 
Damen  recht  zahlreich  und  pünktlich  erscheinen  zu  wollen.  Gäste 
sind  willkommen. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  Vors.:  und 
Br.-Adr.:  Theod.  Voß,  Ingenieur,  Bromberg,  Berliner  Straße  12b. 
V.  u.  O.:  Am  1.  Donnerstag  der  ersten  und  zwe  ten  Hälfte  jeden 
Monats  im  Dickmannschen  Lokale,  Wilhelmstraße.  Nach  der 
am  14.  Dezember  v.  J.  stattgefundenen  Ergänzungswahl  setzt  sich 
der  Vorstand  wie  folgt  zusammen:  Voß,  1.  Vorsitzender;  Berndt, 
1.  Schriftführer;  P.  Schulz,  1.  Kassenführer;  Schiersch,  Bücher- 
wart, Vertreter  der  Gruppe  A ;  Buchholz,  2.  Kassenführer,  Ver- 
treter der  Gruppe  B;  Neudahl,  stellvertretender  Vorsitzender, 
Vertreter  der  Gruppe  C;  Zühlke,  2.  Schriftführer,  Vertreter  der 
Gruppe  D;  Kretschmer,  2.  Bücherwart;  Pansegran,  Beisitzer; 
Bosse,  Beisitzer,  Obmann  der  Ortsgruppe  Schubin.  Obmann 
der  Stellenvermittelung  ist  seit  dem  1.  Januar  d.  Js.  Kollege 
Neudahl,  Bromberg,  Mittelstraße  -'S.  Zu  Anfang  des  verflossenen 
Vereinsjahres  hatte  der  Verein  63  Mitgheder,  während  er  zurzeit 
82  zählt.  An  die  Herren  Einzelmitglieder  von  Bromberg  und 
Umgegend  wird  wiederum  die  Bitte  gerichtet,  sich  dem  Verein 
anzuschließen. 

Charlottenburg.  Bauhütte  Charlottenburg.  V.  u. 
O. :  Jeden  ersten  Dienstag  eines  Monats  Hauptversammlung  im 
Vereinslokal,  Logen-Restaurant  Charlottenburg,  Berliner  Str.  61, 
Ecke  Kirchhofstraße.  In  der  letzten  Monatshauptversammlung 
am  Dienstag,  7.  März,  wurde  als  erster  Vorsitzender  unseres 
Vereins,  an  Stelle  des  Herrn  Kollegen  Rohr,  Herr  Kollege  Fried- 
rich Brinkmann,  Charlottenburg,  Goethestraße  15,  einstimmig 
gewählt.  An  Stelle  des  früheren  ersten  Schriftführers  Herrn 
A.  Dieter  wurde  Herr  Richard  Brennecke,  Charlottenburg, 
Fritschestraße  41,  einstimmig  gewählt.  Die  Herren  Rohr  und 
Dieter  waren  gezwungen  ihre  Aemter  niederzulegen,  da  sie 
leitende  Aemter  in  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  über- 
nommen haben.  —  Ende  dieses  Monats  wird  ein  weiterer 
Vortragsabend  in  Unserem  Verein  stattfinden;  näheres  hierüber 


wird  noch  bekannt  gegeben  werden.  Die  Adressen  der  zu 
unseren  Versammlungen  einzuladenden  Kollegen,  die  noch  nicht 
Vereinsmitglieder  sind,  bitten  wir  unserem  zweiten  Schriftführer 
Herrn  Kollegen  Heinrich  Siewerth,  Charlottenburg,  Goethe- 
straße 50,  direkt  mitteilen  zu  wollen. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  Monals-Hauptver- 
sammlung  am  4.  April  d.  J.  im  Vereinslokal  zum  Landsknecht. 
Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls.  2.  Erledigung  neuer 
Eingänge.  3.  Anregung  zu  einer  Exkursion.  4.  Besprechung 
über  einen  Lichtbildervortrag.  5.  Verschiedenes.  Die  mit  den 
Beiträgen  rückständigen  Mitglieder  werden  ersucht,  dieselben 
umgehend  an  unseren  Kassierer,  Herrn  Karl  Albech,  Karls- 
ruhe-Grünwinkel, Durmersheimer  Straße  19,  einzusenden.  Der 
Vierteljahresbeitrag  von  1911  ab  beträgt  5,50  M. 

Mainz.  Technischer  Verein.  Der  23.  Bezirkstag 
mit  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther  findet  am  2.  April  im 
„Kasino,  Hof  zum  Gutenberg"  statt.  Ab  abends  7  Uhr  zwang- 
loses Beisammensein  im  Evang.  Vereinshaus.  Wir  laden  hiermit 
nochmals  alle  Verbandskollegen  herzlichst  ein.  Unsere  Vercins- 
mitglieder  erwarten  wir  pflichtschuldigst  vollzählig.  Mittwoch, 
29.  März,  abends  8V2  Uhr,  Sitzung  der  Kommissionen  im  Kasino. 
Dienstag,  4.  April,  abends  8V2  Uhr,  Monatsversammlung  im  Ver- 
einshaus. Die  Tagesordnung  wird  ausnahmsweise  erst  zu  An- 
fang der  Sitzung  bekannt  gegeben. 

Stralsund.  '  Techniker-Verein.  Vors.  u.  Br.-A. : 
H.  Greveraths,  Bautechniker,  Stralsund,  Badenstraße  53.  In 
der  Generalversammlung  vom  11.  März  fand  eine  Neuwahl 
des  Vorstandes  statt.  Derselbe  setzt  sich  jetzt  wie  folgt  zu- 
sammen: 1.  Vorsitzender:  Bautechniker  Greverath;  2.  Vors.: 
Ingenieur  Schönrock;  Schriftführer:  Bautechniker  Martens;  Kass. : 
Architekt  Roeck.  Nächste  Vereins- Versammlung,  Sonnabend, 
8.  April,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokale  (Rathausbierkeller). 
Tagesordnung:  Bekanntgabe  von  Eingängen.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  Besprechung  betr.  Stiftungsfest.  Vortrag:  Michel- 
angelo als  Bildhauer,  Maler  und  Architekt  (Koll.  F^eressan). 
Verschiedenes. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A.:  M.  Lindeniann,  Witten- 
berg (Bez.  Halle),  Bürgermeisterstraße  4.  Monatsversammlung, 
Sonnabend,  1.  April  er.,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  ,, Brauerei 
Maiwald",  Coswigerstraße  23.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des 
Protokolls.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Eingänge.  4.  Ver- 
schiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  „Dresdner  Bauhütt  e".  Vereinslokal  „Stadt 
Pilsen",  Weiße  Gasse  3,  II.  Vor?,:  Baumeister  Severitt,  Rade- 
beul, Albertstraße  7.  Donnerstag,  30.  März,  findet  abends 
i/gQ  Uhr  im  Vereinslokal  die  letzte  Versammlung  statt.  Die 
Tagesordnung  wird  am  Abend  bekannt  gegeben.  Die  Herren 
Mitglieder  werden  ersucht,  vollzählig  zu  erscheinen,  da  einige 
interessante  Punkte  auf  der  Tagesordnung  stehen  werden. 

Dresden.  ,,D  resdner  Bauhütte"  und  Bau  wissen- 
schaftlicher Verein  „Motiv".  Geleitet  von  dem  Be- 
wußtsein, daß  eine  Interessenvertretung  unserer  "Mitgheder  umso 
nachdrücklicher  und  erfolgreicher  durchgeführt  werden  kann,  je 
größer  und  geschlossener  diese  auftritt,  haben  die  beiden  Dresdner 
bautechnischen  Vereine  Bauwissenschaftl.  Verein  „Motiv"  und 
„Dresdner  Bauhütte"  beschlossen,  sich  am  1.  April  zu  einem 
großen  Vereine  unter  dem  Namen  Motiv,  Bauhütte  Dres- 
den zusammenzuschließen.  Den  Mitgliedern  des  Deutschen  Tech- 
nikerverbandes und  der  beiden  genannten  Vereine  wird  dieses 
erfreuliche  Ergebnis  bekannt  gegeben  mit  dem  Bemerken,  daß 
am  5.  April,  abends  Va^  Uhr,  im  kleinen  Saale  des  Gewerbe- 
hauses die  erste  gemeinsame  Versammlung  zur  Konstituierung 
der  Vorstandschaft  und  der  Ausschüsse,  sowie  zur  Beschluß- 
fassung über  die  Satzungen  und  das  Arbeitsprogramm  stattfindet 
Es  ist  deshalb  erforderlich,  daß  hierzu  sämtliche  Mitglieder  beidei 
Vereine  anwesend  sind  und  ergeht  daher  an  alle  Mitglieder  des 
Vereins  „Motiv"  und  „Bauhütte"  die  höfliche  Einladung,  zu 
obiger  Versammlung  vollzählig  und  pünktlich  zu  erscheinen. 


Essen.  Vermessungs-Techniker-Vereia  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Unsere  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Sonntag,  2.  April  1911,  in  Gelsenkirchen, 
Restaurant  „Bismarckhalle",  Ecke  Hoch-  und  Schalterstraße,  mit 
folgender  Tagesordnung  statt:  Vormittags  11  Uhr:  Vorstands- 
sitzung; hierzu  bitten  wir  die  Herren  Vertrauensmänner  der 
einzelnen  Ortsgruppen,  vollzählig  zu  erscheinen.  Nachmittags 
27,  Uhr  Hauptversammlung.  Programm:  1.  Protokoll  und 
Schriftwechsel.  2.  Beratung  der  Anträge.  3.  Wahl  der  Dele- 
gierten zum  53.  Bezirkstage.  4.  Wahl  eines  Ehrengerichts. 
5.  Neuaufnahme  von  Mitgliedern.  6.  Verschiedenes.  Hieran 
anschließend :    Vortrag  des   Koll.  S  c  h  w  e  i  s  f  u  r  t  h   über  die 


208 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  13 


Frage:  „Kann  eine  Organisation  ohne  Schädigung  ihrer  wich- 
tigsten Aufgaben,  der  sozialen  und  wirtschaftlichen  Interessen- 
vertretung ihrer  Mitglieder  Rechnung  tragen  und  gleichzeitig 
deren  fachwissenschaftliche  Weiterbildung  unterstützen?"  Wir 
bitten  um  zahlreiches  Erscheinen. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Beiiiii.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36, 37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  ,, Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  138,  an 
der  Weidendammer  Brücke.  —  Unsere  nächste  Mitgliederver- 
sammlung findet  am  5.  April  er.,  Punkt  Uhr,  im  Vereins- 
lokal statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Vortrag  des 
Herrn  Kollegen  Matzdorff  über :  ,, Arbeitsteilung  und 
Arbeitsvereinigun  g".  3.  Verbands-  und  Vereinsange- 
legenheiten. 4.  Verschiedenes.  Wir  machen  noch  besonders 
darauf'aufmerksam.  daß  die  Versammlung  ohne  Rücksicht  au§ 
die  Zahl  der  anwesenden  Kollegen  Punkt  1/2^  Uhr  eröffnet 
wird.  Die  Tagesordnung  ist  wieder  so  interessant,  daß  es 
Pflicht  eines  jeden  Kollegen  sein  müßte,  pünktlich  zu  erscheinen. 
Diejenigen  Kollegen,  welche  mit  ihren  Beiträgen  für  das  erste 
Quartal  pro  1911  noch  im  Rückstände  sind,  werden  ersucht, 
dieselben  umgehend  an  die  oben  angegebene  Adresse  des  Kas- 
sierers abzusenden.  (5  Pfennig  für  Bestellgeld  bitten  wir  stets 
beizufügen.) 

Braunschweig.  Maschinentechnischer  Verein. 
In  der  Hauptversammlung  am  19.  November  1910  fand  eine 
Neuwahl  des  Vorstandes  statt,  der  sich  jetzt  wie  folgt  zusammen- 
setzt: 1.  Vorsitzender  Kollege  Beckmann;  2.  Vorsitzender  Kollege 
Lauke;  1.  Schriftführer  Kollege  Busch;  2.  Schriftführer  Kollege 
Knigge;  Kassierer  Kollege  Kracke;  1.  Beisitzer  und  Verwalter 


Betrifft  Baumwollspinnerei  Speyer  A.-G. 

Durch  die  unter  besonderen  Umständen  erfolgte  plötz- 
liche Entlassung  eines  unserer  Mitglieder  bestehen  mit 
dieser  Firma  Differenzen.  Wir  bitten  deshalb  die  Mitglieder, 
die  sich  bei  der  Baumwollspinnerei  Speyer  zu  bewerben 
gedenken,  sich  zuvor  mit  uns  in  Verbindung  zu  setzen. 
Weitere  Nachrichten  erfolgen  in  der  nächsten  Nummer. 

Die  Verbandsleitung. 

(Nur  für  VerbandsinitglieJer.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

835  nach  Dresden  sofort  ein  Steinmetztechniker,  gelernter 
Steinmetz,  in  Konstruktion,  Steinschnitt  und  Austragung  erfahren. 
Bewerber,  welche  praktisch  und  theoretisch  in  der  Granitbranclie 
tätig  waren,  bevorzugt.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter 
835  an  die  Zweigstelle  Dresden,  z.  H.  des  Herrn  A.  Gawehn, 
Dresden-A.,  Gr.  Kirciigasse  2. 

836  für  ein  Architekturbureau  in  Königsberg  i.  Pr.  aushilfs- 
weise auf  6  Wochen,  evtl.  dauernd,  ein  tüchtiger  Bautechniker, 
flotter  Zeichner  und  guter  Statiker,  hauptsächlich  für  Bureau- 
arbeiten. Anfangsgehalt  150  bis  175  M.  Angebote  unter  836 
an  die  Zweigstelle  Königsberg,  z.  H.  des  Herrn  Militärbnusekrctär 
Wiehe,  Königseck  5. 

837  für  ein  Baugeschäft  in  Schrimm  i.  Posen  sofort  ein 
Bautechniker,  ledig,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  für 
•Bureau  und  Baustelle.  Anfangsgehalt  ca.  140  M,  Stellung 
dauernd.  Kenntnis  der  polnischen  Sprache  erwünscht.  Angebote 
unter  837  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bau- 
techniker König,  Bülowstiaße  11. 

838  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Gladbeck  i.  W.  sofort  ein 
Techniker  (Architekturzeichner).  Gehalt  nach  IJebereinkunft. 
Angebote  mit  selbstgefertigten  Skizzen  unter  838  an  die  Ge- 
schäftsstelle für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 


der  Bücherei  Kollege  Englisch;  2.  Beisitzer  Kollege  Parbs.  Ob- 
mann der  Stellenvermittelung  für  Maschinen-  und  Elektrotech- 
niker ist  Kollege  Steiner.  Mit  Rücksicht  auf  die  höheren  Ver- 
bandsbeiträge wurde  der  Oesamt-Jahresbeitrag  auf  20  M  fest- 
gesetzt. 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1  9  08.  Vors.:  Obering.  Karl  Krause,  Hbg.  25,  Jordan- 
straße 66.  Br.-A.:  Ing.  Konrad  Eurich,  Hbg.  24,  Mühlendamm  76. 
V.  u.  O.:  Jeden  1.  und  3.  Freitag  im  Monat  im  Hotel  „Zum 
Holstentor",  Holstenwall  1.  7.  April,  abends  9  Uhr,  Haupt- 
versammlung. Tagesordnung:  1.  Vereins-  und  Verbands- 
angelegenheiten. 2.  Verschiedenes.  Um  vollzähliges  Erscheinen 
wird  gebeten. 

Staatstechniker. 

Saarbrücken.  Eisenbahn  -  Techniker  -  Verein. 
Die  für  den  18.  Februar  d.  J.  angesagte  Hauptversammhmg 
Iconnte  nicht  stattfinden.  Nächste  Hauptversammlung:  Sams- 
tag, 1.  April,  abends  9  Uhr,  in  der  Tonhalle  zu  Saarbrücken. 
Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Sitzungsberichtes  der  Jahres- 
Hauptversammlung.  2.  Wahl  des  1.  Vorsitzenden.  3.  Standes- 
bewegung. 4.  Frühjahrsveranstaltung.  5.  Eingänge  und  Ver- 
schiedenes.   Um  rege  Beteiligung  wird  dringend  gebeten. 


Warnung! 

Aus  M. -Gladbach  wird  uns  geschrieben: 

Ein  Techniker,  der  sich  Eduard  Beckmann  aus  M. -Glad- 
bach nennt,  hat  sich  hier  wiederholt  unter  der  Angabe,  er  sei 
Mitglied  des  D.  T.-V.  und  unverschuldet  in  Not  geraten,  von 
unseren  Kollegen  Geldunterstützungen  zu  verschaffen  gewußt. 
E.  Beckmann  ist  aber  n'jemals  Verbandsmitglied  gewesen  und 
auch  nicht  unverschuldet  in  Not  geraten.  Es  ergeht  daher 
hiermit  eine  nachdrückhche  Warnung  vor  dem  Genannten. 

Die  Verbandsleitung. 


839  nach  Charkow  i.  Südrußland  sofort  ein  gewandter 
Bautechniker  für  Kirclienbau  auf  etwa  1  Jahr.  Gehalt  2000 
bis  3000  M.  Angebote  unter  839  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

841  für  ein  größeres  Anstreichergeschäft  in  Essen  sofort 
ein  jüngerer  Bautechniker.  Gehalt  bis  150  AI.  Angebote  unter 
841  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H. 
des  Herrn  A.  Lenz,  Dortmund,  Ardeystraße  94. 

844  für  eine  größere  Firma  in  München  sofort  ein  Stein- 
metztechniker, der  mit  den  Ortsverhältnissen  vertraut  ist.  An- 
gebote unter  844  an  den  Bayerischen  Techniker-Verband  in 
München,  Arnulfstraße  26,  Kontorhaus. 

845  nach  Bozen  sofort  zwei  tüchtige  Tiefbautechniker, 
einer  für  Verniessungs-  und  ein  anderer  für  Kanalbauarbeiten. 
Gehalt  mindestens  250  Kr.  und  Reisespesen.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  845  an  den  Bayerischen  Techniker- 
Verband  wie  unter  844. 

846  für  ein  Baugeschäft  mit  Dampfsägeu  erk  in  Neidenburg 
i.  Ostpr.  sofort  ein  zuverlässiger  Techniker,  im  Veranschlagen 
und  Entwerfen  geübt,  der  den  Chef  auch  auf  der  Baustelle  ver- 
treten kann.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  846  an 
die  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  des  Herrn  Militär- 
bausekretär Wiehe,  Königseck  5. 

847  für  ein  Architekturbureau  in  Saarbrücken  sofort  ein 
tüchtiger  Techniker,  firm  im  Entwerfen,  Perspektixe  und  Detail, 
flotter  Zeichner.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  und  Skizzen 
unter  847  an  die  Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  des  Herrn 
R.  Rosprich,  Talstraße  39. 

848  zur  Leitung  eines  schwierigen  Umbaues  nach  Posen 
sofort  ein  älterer,  erfahrener  Techniker,  der  auf  der  Baustelle 
mit  der  Bauleitung,  sowie  im  Bureau  mit  Entwerfen  von  Zeich- 
nungen gut  vertraut  ist.    Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter 

848  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker 
König,  Bülowstraße  11.  ' 

849  für  ein   Baugeschäft  mit  Dampfsägewerk   im  Bezirk 
"Liegnitz   sofort   ein    erfahrener,   selbständig   arbeitender  Bau- 
techniker, evangelisch.    Anfangsgehalt  150  M.    .Angebote  unter 

849  an  die  Zweigstelle  Niedcrschlesien,  z.  H.  des  Herrn  C.  Hauer, 
Altwasser  in  Schles.,  Promenade. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

Stellen  -  Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  Ö8  Markgrafenstraße  Q4 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  14  Scliriftleitung.  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  1.  April  1911 

Inhalt:  Zu  den  Leistungen  der  Angestelltenversicherung    —    Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke  —  Neuartige  Vorrichtung  zur  Dämpfung  des  Schlingerns 
von  Schiffen  —  Wirtschaft  und  Leben  —  Standesbewegung  -  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Zu  den  Leistungen  der  Angestelltenversicherung 


sendet  uns  der  Hauptausschuß  nachfolgende  Aus- 
führungen : 

Die  Siebener-Kommission  des  Hauptausschusses,  der 
Hauptausschuß  selbst  und  der  Dritte  Deutsche  Privat- 
angestellten-Tag haben  in  ihren  Entschließungen  zur  An- 
gestelltenversicherung neben  anderen  wichtigen  Vor- 
schlägen zur  Abänderung  des  Gesetzentwurfs  sämtlich  eine 
Erhöhung  der  Leistungen  gefordert.  Die  Entschließung 
des  Privatangestellten-Tages,  die  wir  in  der  letzten  Num- 
mer veröffentlicht  haben,  hebt  diesen  Punkt  ausdrücklich 
hervor.  Hieraus,  wie  auch  aus  der  sachlichen  Kritik,  die 
der  Entwurf  bisher  erfahren  hat,  geht  deutlich  hervor, 
daß  (über  die  Notwendigkeit  einer  Erhöhung  der  Leistungen 
kein  Zweifel  besteht.  Es  ist  nun  ganz  klar,  daß,  wenn 
eine  Erhöhung  der  Leistungen  stattfinden  soll,  die  Mittel 
für  diese  höheren  Leistungen  durch  erhöhte  Beiträge  auf- 
gebracht werden  müssen,  weil  eine  Einschränkung  des 
vorgesehenen  Umfanges  der  Leistungen,  durch  die  eine 
-  Mehrleistung  bei  gleichen  Beiträgen  aliein  möglich  ge- 
macht würde,  keinesfalls  in  Frage  kommen  kann.  Bei 
der  Angestelltenversicherung  ist  für  die  Berechnung  der 
Leistungen  ausschließlich  die  Summe  der  geleisteten  Bei- 
träge maßgebend,  und  infolgedessen  verändern  sich  die 
Leistungen  in  dem  gleichen  Verhältnis,  in  dem  die  Beiträge 
erhöht  oder  erniedrigt  werden.  Jeder  Beitrag,  in  den 
ersten  zehn  Versicherungsjahren  entrichtet,  kommt  mit 
einem  Viertel  seines  Wertes  für  die  Berechnung  der  An- 
sprüche in  Betracht,  die  späteren  Beiträge  mit  einem  Achtel, 
mit  anderen  Worten  für  jede  Mark  Beitrag  vom  ersten 
bis  zum  zehnten  Jahre  der  Versicherungspflicht  wird  ein 
Anspruch  von  25  Pf.  erworben,  im  elften  und  den  folgen- 
den Jahren  dagegen  von  I2V2  Pf-  Diese  Berechnungsart 
ist  von  der  zweiten  Denkschrift  übernommen  worden  und 
infolgedessen  sind  die  Leistungen  des  Entwurfs  mit  denen 
der  Denkschrift  vollkommen  gleichwertig,  und  nur  aus 
der  Herabsetzung  der  Beiträge  resultieren  die  geringeren 
Leistungen.  Als  ganz  verfehlt  muß  es  daher  bezeichnet 
werden,  wenn  von  manchen  Seiten  gegen  den  Entwurf 
eingewendet  wird,  daß  sich  die  Leistungen  wider  alles 
Erwarten  niedrig  stellten,  während  die  Beiträge  reichlich 
hoch  bemessen  seien.  Was  die  Privatangestellten  von 
einer  Standesversicherung  erwarten  durften,  das  hat  ihnen 
die  zweite  amtliche  Denkschrift  bereits  im  Jahre  1908 
gezeigt.  Die  erste  Denkschrift  der  Reichsregierung  hatte 
freilich  im  Jahre  1907  den  beteiligten  Kreisen  eine  all- 
gemeine Enttäuschung  gebracht;  sie  forderte  für  Leistun- 
gen, die  den  an  öffentliche  Beamte  zu  gewährenden  Renten 
entsprechen,  Beiträge,  die  das  Maß  dessen  bei  weitem 
übersteigen  würden,  was  die  Privatangestellten  zu  tragen 
imstande  sind.    Auf  eine  völlige  Gleichstellung  mit  den 


Staatsbeamten  mußten  die  Angestellten  daher  verzichten. 
Unter  Berücksichtigung  der  an  der  Denkschrift  geübten 
Kritik  hat  dann  das  Reichsamt  des  Innern  die  zweite 
Denkschrift  ausgearbeitet,  die  bei  erheblich  niedrigeren 
Beiträgen  (80/0  des  Gehalts,  während  die  erste  Denkschrift 
mit  190/0  gerechnet  hatte)  dennoch  durchaus  annehmbare 
Leistungen  in  Aussicht  stellte.  Mehr  als  dort  vorgesehen 
ist  —  damit  hat  sich  die  große  Mehrheit  der  Privat- 
angestellten abgefunden  —  kann  vorläufig  wegen 
mangelnder  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  und  der 
nicht  ganz  zuverlässigen  Rechnungsunterlagen  nicht  ge- 
währleistet werden.  Die  Erwartungen  der  großen  Mehr- 
heit aller  Privatangestellten  gingen  daher,  was  die  Lei- 
stungen des  Gesetzes  anbetrifft,  über  die  in  der  zweiten 
Denkschrift  vorgesehene  Höhe  nicht  hinaus. 

Von  gegnerischer  Seite  sind  mehrfach  Berechnungen 
von  Leistungen  verbreitet  worden,  die  ein  durchaus 
falsches  Bild  von  dem  geben,  was  die  Versicherung  in 
Wirklichkeit  gewähren  kann.  Einerseits  hat  man  dort 
auf  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Privatangestellten 
keine  Rücksicht  genommen  und  andererseits  übersehen, 
daß  die  Angestelltenversicherung  als  eine  Zusatzversiche- 
nmg  zur  Reichsinvalidenversicherung  gedacht  ist,  und 
daher  zu  ihren  Leistungen  die  Renten  aus  der  Reichs- 
invalidenversicherung hinzukommen,  vorausgesetzt,  daß 
nach  Ueberschreitung  der  die  Versicherungspflicht  begrün- 
denden Gehaltsgrenze  die  freiwillige  Fortsetzung  der  Ver- 
sicherung erfolgt  oder  die  Anwartschaft  aufrecht  erhalten 
worden  ist.  So  hat  man  z.  B.  Berechnungen  aufgemacht, 
denen  man  einen  einheitlichen  oder  Höchstgehaltssatz  von 
1500  oder  gar  nur  1200  M  zugrunde  gelegt  hat.  Es  ist 
leicht  verständlich,  daß  man  auf  diese  Weise  zu  ganz 
minimalen  Rentensätzen  kommen  mußte.  Solche  Beispiele 
entsprechen  aber  doch  nicht  im  entferntesten  der  Wirklich- 
keit. Gewiß  gibt  es  leider  Angestellte  im  Privat- 
angestelltenstande, die  die  2000-Mark-Gehaltsgrenze  nicht 
übersteigen.  Wir  wissen  aber  auch,  daß  es  ein  stattliches 
Heer  Privatangestellter  gibt,  die  ein  Einkommen  von  4000, 
5000  M  und  noch  'mehr  haben.  Und  gestalten  sich  denn  die 
Ansprüche  der  unteren  Angestellten  tatsächlich  so  niedrig, 
wie  rnan  es  vorgibt?  Ist  die  ihnen  gebotene  Versicherungs- 
gelegenheit wirklich  so  wertlos,  daß  man  sie  in  Grund 
und  Boden  verurteilen  kann,  wenn  ein  Angestellter  mit 
einem  Durchschnittseinkommen  von  ISOO  M  nach  SOjähriger 
Versicherungsdauer,  also  ungefähr  im  Alter  von  50  Jahren, 
bei  Eintritt  des  Versicherungsfalles  über  900  M.  jährliche 
Rente  bezieht,  die  sich  nach  Annahme  der  Beitragssätze  des 
Hauptausschusses  auf  1000  M.  erhöhen  und  nach  weiteren 
zehn  Versicherungsjahren  etwa  1200  M.  betragen  würde 
(einschließlich  der  Reichsinvalidenrente)?  Jeder  Angestellte 


210 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  14 


muß  sich  darüber  klar  sein,  daß,  wenn  eine  Standesver- 
sicherung, die  keinerlei  Auswahl  unter  den  zu  Versichern- 
den treffen  kann  und  daher  mit  den  ungünstigsten  Risiken 
zu  rechnen  hat,  derartige  Leistungen  zu  bieten  vermag, 
daß  einesolche  V  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  s  g  e  1  e  g  e  n  h  e  i  t 
nicht  schnell  genug  herbeigeschafft  wer- 
den kann. 

Was  aber  Versicherten  mit  steigenden  mittleren  und 
höheren  Gehaltsbezügen  geboten  wird,  das  sollen  die  fol- 
genden beiden  Beispiele  veranschaulichen. 


Versicherungspflicht  vom  18.  bis  56.  Lebensjahre: 


Nach  dem 

Entwürfe 

Le[tsätze  des  1 
Hauptausschusses 

Gehalts- 
klasse 

Dauer  der 

Ver- 
sicherung 

Gehalt 
M 

In  der  Klasse 

gezahlter 
Agest.-Beitr. 
M 

Erworbener 
Oesamt- 
anspruch 
M 

In  der  Klasse 

gezahlter 
Agest.-Beitr. 
M 

Erworb. 
Gesamt- 
anspruch 
M 

D 
D 

E 
F 
F 
Q 
G 
H 
H 

2  Jahre 
2  „ 
2  „ 
2  „ 
2  „ 

2  „ 

3  „ 
5  „ 

18  „ 

1200 
1500 
1800 
2100 
2400 
2700 
3000 
3300 
3600 

81.60 
81.60 
125.20 
158.40 
158.40 
199.20 
298.80 
600.- 
2160.- 

\  297.60 

347.40 
4:2  10 
572.10 
1112.10 

96.- 
96.- 
132.- 
180.- 
180.- 
216.- 
324.- 
690.- 
2484.- 

/342.- 

396.- 
477.- 
649.50 
1270.50 

ll^ 
/  -o  •■ 

B  ^ 

3 

Ö 

N 

4J  ^  ^ 

Nach  38  Versicherungsjahren,  also  etwa  im  56.  Lebens- 
jahre, hätte  sich  der  Angestellte  in  diesem  Falle  Anspruch 
auf  ein  Ruhegeld  (Invaliden-  und  Altersrente)  von 
1270.50  M  erworben,  wenn  die  Leitsätze'  des  Hauptaus- 
schusses zur  Annahme  gelangten.  Anderenfalls  würde  sich 
der  Anspruch  nach  den  Sätzen  des  Entwurfs  auf  1112.10  M 
stellen.  In  beiden  Fällen  tritt,  sofern  die  Weiterversiche- 
rung bei  der  Reichsinvalidenversicherung  erfolgt  ist,  zu 
diesen  Ruhegehältern  noch  hinzu  die  Reichsinvalidenrente 
im  Betrage  von  387.12  M,  so  daß  dem  Angesteilten  ins- 
gesamt eine  Jahresrente  von  1657.62  M  bzw.  1499.22  M 
zustehen  würde.  Wird  der  Angestellte  in  späteren  Jahren 
invalide,  so  erhöht  sich  die  Jahresrente  entsprechend  bis 
zum  Höchstbetrage  nach  vollendetem  65.  Lebensjahre  von 
1971.28  M  bzw.  1812.88  M,  vorausgesetzt,  daß  die  Gehalts- 
bezüge sich  nicht  verändern. 

In  diesem  Beispiel  erreicht  der  Versicherte  ein  Höchst- 
gehalt von  3600  M.  Im  folgenden  soll  gezeigt  werden, 
welche  Leistungen  im  allgemeinen  zu  erwarten  sind,  wenn 
dieser  Gehaltssatz  nicht  erreicht  wird,  vielmehr  das  Höchst- 
gehalt nur  3050  M  beträgt  und  dieser  Satz  sich  in  höheren 
Altersjahren  ziemlich  stark  verringert. 


Versicherungspflicht  vom  16.  bis  60.  Lebensjahre: 


Nach  dem 

Entwürfe 

Leitsätze  des  ' 
Flauptausschusses 

1  Gehalts- 
klasse 

Dauer  der 

Ver- 
sicherung 

Gehalt 
M 

In  der  Klasse 

gezahlter 
Agest.-Beitr. 
M 

Erworbener 
Ges  init- 
anspruch 
M 

In  der  Klasse 

gezahlter 
Agest.-Beitr. 
IVI 

Erworb. 
Gesamt- 
anspruch 
M 

A 
C 

c 

E 
E 
F 
Q 
H 
G 
E 

2  Jahre 
1  Jahr 

1  „ 

2  Jahre 
2  „ 

2  „ 
5  „ 
20  „ 
5  „ 
4  „ 

120 
960 
1080 
1560 
1800 
2400 
2700 
3050 
2550 
1950 

19.20 
28  80 
28.80 
115.20 
115.20 
158.40 
488.- 
2400.- 
498.- 
230.40 

l  232.80 

357.30 
957.30 
1081.80 
1139.40 

24.- 
36.- 
36.- 
132.- 
132.- 

leo.- 

540.  - 
2760.  - 
540.- 
264.- 

>  270.  - 

405.- 
1095.- 
1230.- 
1296.- 

1  2 

0 

trt  00 

im 

Im  60.  Lebensjahre  nach  Zurücklegung  von  4  4  Ver- 
sicherungsjahren würde  ein  Versicherter  mit  obigen 
Einkommensverhältnissen  nach  den  vorgeschlagenen  Bei- 
tragssätzen des  Hauptausschusses  von  der  Angestellten- 
versicherung ein  Ruhegeld  von  1296  M  beziehen,  das  sich 
auf  1139.40  M  ermäßigen  würde,  wenn  es  bei  den  im 
Entwürfe  vorgesehenen  Beiträgen  verbliebe.  Zusammen 
mit  der  Reichsinvalidenrente  hätte  der  Angestellte  die  statt- 
liche Summe  von  jährlich  1720.56  M  bzw.  1563.96  M  zu 
beanspruchen. 

Aus  diesen  beiden  Zusammenstellungen  geht  ohne 
weiteres  hervor,  daß  die  Ruhegelder  durch  die  Erhöhung 
der  Beiträge  im  Sinne  der  Leitsätze  des  Hauptausschusses 
eine  nicht  unwesentliche  Steigerung  erfahren;  in  beiden 
Fällen  handelt  es  sich  um  ca.  150  M.  Prozentual  stellt 
sich  die  Steigerung  beim  ersten  Beispiel  auf  141/4,  während 
sie  beim  zweiten  Beispiele  nur  13^4  beträgt.  Die  Un- 
gleichheit der  Prozentsätze  erklärt  sich  aus  der  nicht  gleich- 
mäßigen Erhöhung  der  Beiträge  in  den  einzelnen  Beitrags- 
klassen und  der  verschieden  langen  Versicherungsdauer 
in  den  betreffenden  Klassen. 

Es  ist  daher  im  Interesse  einer  wirklich  segensreichen 
Gestaltung  der  Versicherung  dringend  zu  wünschen,  daß 
Regierung  und  Volksvertretung  die  Notwendigkeit  einer 
Erhöhung  der  Beiträge  und  damit  der  Leistungen  aner- 
kennen und  den  Entwurf  unter  Berücksichtigung 
der  Leitsätze  des  Hauptausschusses  Gesetz 
werden  lassen.  B  ö  s  c  h  e. 


Zu  unserem  Aufsatz  zum  gleichen  Thema  in  Heft  7 

legt  die  Vereinigung  technischer  Gemeindebeamten  Rhein- 
land und  Westfalens  Wert  darauf,  festzustellen,  daß  die  von 
uns  in  Heft  7  der  Deutschen  Techniker-Zeitung  in  einem 
Artikel  über  den  Gesetzentwurf  der  staatlichen  Pensions- 
und Hinterbliebenen-Versicherung  der  Privatangestellten 
ausgesprochene  Charakterisierung  der  zünftlerischen  Be- 
strebungen gewisser  Angestelltenkreise,  die  durch  Peti- 
tionen darauf  hinarbeiten,  aus  dem  Versicherungsgesetze 
herausgenommen  zu  werden,  auf  genannte  Vereinigung 
nicht  zutrifft.  Wir  sprachen  allerdings  von  einer  kleinen, 
vom  sozialen  Verständnis  nicht  berührten  Sondergruppe 
Diese  Worte  bezogen  sich,  wie  aus  dem  Artikel  selbst 
hervorgeht,  vornehmlich  auf  die  Petition  des  Verbandes 
Deutscher  Diplom-Ingenieure,  der  es  bei  der  Reichsver- 
sicherungsordnung erreicht  hat,  daß  das  Wort  „Techniker" 
dort  in  §  1212  gestrichen  wurde  und  die  akademisch  ge- 
bildeten technischen  Angestellten  von  der  Versicherungs- 
pflicht befreit  werden,  weshalb  wir  dem  Wunsche  der 
Gemeindetechniker  gerne  nachkommen.  Wenn  die  tech- 
nischen Gemeindebeamten  in  Rheinland  und  Westfalen 
ernste  Standesarbeit  leisten  wollen,  dann  steht  ihnen  der 
Anschluß  an  unseren  Verband  jederzeit  offen  und  ist  ihnen 
durch  Einrichtung  der  Gruppe  D  Gewähr  dafür  geboten,  daß 
ihre  besonderen  Interessen  mit  gehörigem  Nachdruck  ver- 
treten werden  können.  Nach  den  uns  inzwischen  ge- 
wordenen Mitteilungen  darf  man  annehmen,  daß  man  auch 
im  Kreise  dieser  Vereinigung  immer  mehr  zu  der  Ueber- 
zeugung  kommt,  daß  ein  zielbewußtes  Zusammenarbeiten 
aller  Techniker  nötig  ist,  um  "Erfolge  für  die  einzelnen 
Teile  unseres  Standes  zu  erreichen.  Wir  freuen  uns  dieser 
Entwickelung. 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  igil 


211 


Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 


//.*)  Allgemeines  Verfahren  zur  Ermittlung  der  statisch 
unbestimmten  Größen  aus  den  Formänderungen. 
Bei  den  folgenden  Untersuchungen  soll  vorläufig  vor- 
ausgesetzt werden,  daß  man  die  Formänderungen  eines 
jeden  Tragwerks  berechnen  kann,  dessen  Spannungen  be- 
kannt sind,  und  zwar  soll  unter  der  Formänderung  eines 
Punktes  oder  eines  Querschnittes  dessen  Verschiebung  oder 
Drehung  infolge  der  aufgebrachten  Belastung  verstanden 
werden.  In  welcher  Weise  die  Ermittlung  der  Form- 
änderungen erfolgt,  Sioll  weiter  unten  gezeigt  werden. 

Der  natürliche  Weg  zur  Bestimmung  der  statisch  un- 
bestimmten Größen  wäre  der  folgende:  Man  nimmt  für 
diese  vorerst  einmal  beliebige  Werte  schätzungsweise  an 
und  berechnet  nun,  unter  dieser  Annahme,  sämtliche  Stab- 
kräfte und  Biegungsmomente.  Dann  denkt  man  sich  das 
System  von  seinen  Auflagern  abgehoben  und  flach  in 
die  Bildebene  gelegt,  und  untersucht  nun,  welche  Form- 
änderungen durch  die  vorerrechneten  Spannkräfte  usw. 
entstehen  und  ob  diese  Formänderungen  mit  den  geo- 
metrischen Bedingungen    im   Einklang    stehen.  Waren 


Abb.  19  (vergl.  Heft  9) 

die  statisch  unbestimmten  Größen  richtig  angenommen, 
dann  muß  auch  das  deformierte  System  genau  auf  die 
Auflager  passen;  falls  statisch  unbestimmte  innere  Kräfte, 
beispielsweise  also  überzählige  Stäbe  vorhanden  waren, 
muß  sich  nach  der  stattgefundenen  Deformation  die  Ent- 
fernung aller  Knotenpunkte  gleich  den  deformierten  Stab- 
längen ergeben.  Ist  dies  der  Fall,  dann  haben  wir  — 
durch  Zufall  —  die  statisch  unbestimmten  Größen  mit 
ihren  richtigen  Werten  angenommen.  Im  anderen  Falle 
müßten  neue  Werte  gewählt  und  das  Verfahren  solange 
wiederholt  werden,  bis  sich  schließlich  genaue  Ueber- 
einstimmung  ergibt. 

Ein  solches  Verfahren  ist  m  der  Praxis  natürlich  viel 
zu  umständlich.  Anstatt  zu  probieren,  kann  man  aber 
eine  mathematische  Operation  vornehmen  und  die  Be- 
dingung, daß  die  Formänderungen  eines  Systems  mit  den 
Auftagerbedingungen  im  Einklang  stehen  müssen,  durch 
Gleichungen  ausdrücken;  in  diesen  treten  dann  die  Form- 
änderungen als  Abhängige  von  den  äußeren  Kräften  auf, 
unter  denen  sich  sowohl  die  gegebenen  Belastungen  wie 
auch  die  statisch  unbestimmten  Größen  befinden. 

Um  aber  diese  Eormänderungsgleichungen  aufstellen 
zu  können,  müssen  wir  den  Zusammenhang  zwischen  Kraft 
und  Formänderung  kennen.  Dieser  ist  nun  glücklicher- 
weise ein  sehr  einfacher: 

Die  Formänderungen  sinddensie  erzeugen- 
den Kräften  direkt  proportional.   Die  Bestimmungs- 
gleichung für  die  Abhängigkeit  einer  Formänderung  ö  von 
einer  Kraftursache  X  lautet  also 
 8  =  A  X. 

*)  I  s.  Heft  9. 


Hierin  bedeutet  A  einen  Koeffizienten,  der  das  Verhältnis 
zwischen  ö  und  X  bestimmt.  Setzen  wir  X  =  1,  so 
wird  ö  gleich  dem  Koeffizienten  A,  der  also  die  Form- 
änderung darstellt,  die  durch  die  Einheit  der  Kraft  hervor- 
gerufen wird. 

Wirken  mehrere  Kräfte  Xa,  Xb,  Xc  auf  ein  System  ein, 
so  ist  jede  Formänderung  als  eine  lineare  Funktion  aller 
dieser  Kräfte  darzustellen : 

8  =  A  •  Xa  +  B  ■  Xb  +  C  •  Xc  +  

Hierin  bedeuten  A,  B,  C  .  .  .  die  Formänderungen  für 
Xa  =  1,  Xb  =  1,  Xc  =  1,  .  .  . 

Kommen  noch  andere  Ursachen  zu  den  Formänderungen 
hinzu,  z.  B.  solche  infolge  Eigengewicht  und  Verkehrslast, 
die  wir  mit      bezeichnen  wollen,  und  Formänderungen 
infolge  Temperatur,   dann   lautet   die   Gleichung   für  die 
gesamte  Formänderung: 

8       5,  +  6,  +  Xa  •  A  +  Xb  •  B  +  


Abb.  20 


In  diesen  Gleichungen  sind  bekannt  bezw.  durch  Rechnung 
zu  finden  die  Werte  Sj,  8i,  A,  B  .  .  .,  dagegen  unbekannt 
die  Werte  Xa,  Xb  .  .  .  .  und  die  linke  Seite  3. 

Diese  Gleichungen  sucht  man  nun  dadurch  als  Be- 
stimmungsgleichungen für  die  statisch  unbestimmten  Größen 
heranzuziehen,  daß  man  sie  für  solche  Formänderungen 
aufstellt,  deren  endgültigen  Werte  aus  den  äußeren  oder 
inneren  geometrischen  Bedingungen  des  Tragwerks  gegeben 
sind,  so  daß  also  die  linke  Seite  der  Gleichungen  bekannt 
ist.  Dann  bleiben  als  Unbekannte  in  den  Gleichungen  nur  die 
Xa,  Xb,  Xc  usw.  übrig  und  können  aus  ihnen  bestimmt  werden. 

Wir  wissen  z.  B.,  daß  starre  Stützen  in  der  Höhen- 
lage nicht  nachgeben.  Nehmen  wir  also  einen  kontinuier- 
lichen Balken  von  seinen  Stützen  herunter,  setzen  dafür 
deren  Reaktionen  ob  bekannt  oder  unbekannt  ein  und 
stellen  schließlich  die  Gleichungen  für  die  Stützensenkungen 
auf,  dann  wissen  wir  von  vornherein,  daß  sich  die  linken 
Seiten  der  Gleicihungen  gleich  Null  ergeben  müssen,  und 
daher  bleiben  als  Unbekannte  in  ihnen  nur  die  statisch  un- 
bestimmten Stützendrücke  übrig.  In  Wirklichkeit  ist  der 
Vorgang  etwas  anders.  Nicht  die  statisch  unbestimmten 
Größen  machen  die  Stützensenkungen  gleich  Null,  son- 
dern umgekehrt:  weil  die  Stützen  nicht  nachgeben,  ent- 
stehen bestimmte  Auflagerkräfte,  die  aus  der  Bedingungs- 
gleichung: Stützensenkimg  =  0  hervorgehen.  Wir  haben 
hier  durdh  die  äußeren  geometrischen  Bedingungen  die 
Bestimmungsgleichungen  für  die  statisch  unbestimmten 
Größen  gefunden. 


212 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  14 


Ist  z.  B.  in  einem  Fachwerk  ein  überzähliger  Stab 
vorhanden,  beispielsweise  die  Gegendiagonale  5  2  in  dem 
Felde  eines  Parallelträgers,  Abb.  20,  dann  haben  wir  für 
die  überzählige  Stabkraft  folgende  innere  geometrische  Be- 
dingung: es  muß  die  Entfernung  der  Anschlußknoten- 
punkte 2  und  5  bei  einer  Deformation  des  Fachwerkes, 
gleich  sein  der  Längenänderung  des  Stabes  2  bis  5  selbst. 

An  einigen  Beispielen  soll  die  Anwendung  des  Ver- 
fahrens gezeigt  werden.  Ueber  die  Bezeichnungen  wird 
vorher  noch  folgendes  festgesetzt: 

Die  Formänderungen  infolge  Xa  =  1,  Xb  =  1  usw-> 
die  in  den  allgemeinen  Formeln  mit  A,  B  .  .  .  bezeichnet 
waren,  werden  wir  in  der  Folge  mit  zwei  Indizes  versehen, 
von  welchen  der  erste  den  Ort  angibt,  an  welchem  die 
Formänderung  vor  sich  geht,'  während  der  zweite  die 
Ursache  angibt,  die  jene  Formänderung  hervorruft.  Es 
bedeutet 

ö  „    die   Formänderung   in   m,   hei  vorgerufen  durch 

Xa  =  1, 

6,^    die   Formänderung   in   a,    hervorgerufen  durch 
Xb  =  1. 

1.  Beispiel:  Zweigelenkbogen  (siehe  Abb.  8  und 
14  in  dem  ersten  Teil  dieses  Artikels  in  Heft  9).  Als 
statisch  unbestimmte  Größe  hatten  wir  die  Horizontal- 
komponente  Xa  des  rechten  Auflagers  eingeführt.  Wir 
stellen  die  Formänderungsgleichung  für  die  Längenände- 
rung 3a  zwischen  A  und  B  auf,  von  der  wir  wissen,  daß 
sie,  bei  starren  Widerlagern,  gleich  Null  sein  muß.  Zu- 
erst berechnen  wir  die  Längenänderung  öa  infolge  der 
gegebenen  äußeren  Kräfte  und  hierauf  die  Längenände- 
rung 3a^,  die  entsteht,  wenn  an  dem  Bogen  nur  die 
Kraft  Xa  =  1  angreift.  Dann  ist,  nach  den  vorher  ab- 
geleiteten Formeln,  die  gesamte  Längenänderung  bei 
gleichzeitiger  Wirkung  aller  Kräfte 

8.1  =  '5j„  —  Xa  •  (3a^  —  0; 
dies  ist  also  die  Bestimmungsgleichung  für  die  statisch 
unbestimmte  Größe,  die  sich  hiermit  ergibt  zu 

Xa  ==  + 

'"a 

5a  ist  hierbei  als  Verlängerung  positiv  gerechnet. 

Sollen  neben  den  äußeren  Kräften  noch  Temperatur- 
änderungen berücksichtigt  werden,  so  tut  man  dies  am 
besten  getrennt.  Man  berechnet  die  Längenänderung  Sa^ 
von  A — B  infolge  Temperatur  und  drückt  nun  wieder  die 
geometrische  Bedingung  aus,  daß  die  gesamte  Längen- 
änderung =  0  ist.    Wir  erhalten  dann 

Sa  =  +   6i  -   Xa,  •  0\  =  0 


Dieses  Resultat  ist  dann  zu  dem  ersten  zu  addieren. 

2.  Beispiel.  Bogen  mit  Scheitelgelenk.  (S.  Abb.  9 
und  15  in  Heft  Q.)  Als  statisch  Unbestimmte  war  die 
Querkraft  Xa  und  die  Normalkraft  Xb  im  Scheitel  ein- 
geführt, Das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  besteht  aus 
zwei  Freiträgern,  deren  Endpunkte  Qi  und  G^,  getrennt 
einander  gegenüber  liegen. 

Nun  berechne  man  nacheinander  die  gegenseitige  Ver- 
schiebung der  Gelenkpunkte  Gi  und  0>  infolge  aller 
äußeren  Lasten  und  der  Kräfte  Xa  =  1  und  Xb  =  1 ;  es 
ergibt  sich 

infolge  der  äußeren  Lasten: 

in  senkrechter  Richtung  eine  Verschiebung  Sa^ 
„   wagerechtcr        „         „  „  6b„ 


Abb.  21 


infolge  der  Kraft  Xa  =  1 : 

in  senkrechter  Richtung  eine  Verschiebung  8,^ 
„   wagerechter       „         „  „  5^,, 

infolge  der  Kraft  Xb  =  1 : 

in  senkrechter  Richtung  eine  Verschiebung  6,^, 
„   wagerechter        „  „  „  d,^ 

Die  Gesamtverschiebungen  der  Punkte  G  beider 
Hälften  zueinander  bei  gleichzeitiger  Wirkung  der  äußeren 
Lasten  und  der  statisch  unbestimmten  Größen  mit  ihren 
wirklichen  Werten  muß  gleich  Null  sein,  da  das  Gelenk 
ja  tatsächlich  beide  Scheiben  zusammenhält,  und  es  er- 
geben sich  somit  die  folgenden  Bestimmungsgleichungcn : 

I.  Senkrechte  gegenseitige  Verschiebung   von   G,  und 
G.,  =  0: 

3a  —  Sa„    +    Xa  ■  3,,^    +  Xb  ■  3a,   =  0. 

II.  Wagerechte  gegenseitige  Verschiebung  von  und 
G,  =  0: 

So  =  +  Xa  •  3b^  +  Xb  •  3b(j  =  0. 
Resultat: 

X     =.     ~  '  +   K  •  ^^b 

K   ■  ^%  —  ^-"b  ■  ^'^a 

X  =  —  K  ■  K  +  ^■>,  ■  ^jo_ 

3,     •  5:,,  • —  5a,    •  8:, 
''a  ''b  ''a 

Temperaturverändefungen  berücksichtigt  man  am 
besten  getrennt;  man  braucht  nur  an  Stelle  von  3,^  und 
3bg  die  entsprechenden  durch  Temperaturänderungen  her- 
vorgerufenen Verschiebungen  von  G^  und  Go,  8,,^  und  3b, 
einzusetzen. 

Im  vorliegenden  Falle  ergeben  sich  noch  wesentliche 
Vereinfachungen  der  abgeleiteten  allgemeinen  Formeln, 
die  unter  sinngemäßer  Anwendung  ohne  weiteres  für 
jedes  zweifach  statisch  unsbestimmte  System  verwendet 
werden  dürfen.  Da  das  Scheitclgelenk  symmetriscii  zum 
Bogen  liegt,  sind  für  Xa  =  1  und  Xb  =  1  die  Formände- 
rungen beider  Hälften  entgegengesetzt  symmetrisch.  (Siehe 
Abb.  21.)  Infolge  Xa  =  1  verschieben  sich  die  Endpunkte 
beider  Freiträger  um  das  gleiche  Maß  nach  links,  also 
tritt  hierbei  keine  gegenseitige  Verschiebung  in  wagc- 
rcclitem  Sinne  ein,  somit  8,,  =  0.  Infolge  Xb  =  1  heben 
sich  beide  Bogenhälften  um  dasselbe  Stück,  also  tritt  keine 
Verschiebung  der  Endpunkte  in  senkrechter  Richtung  ein, 
d.  h.  8a,,  =  0. 

Die  Bestimmungsgleichungen  für  X  lauten  also  ver- 
einfacht: 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


213 


Beim  Auftreten  von  Temperaturänderungen  sind  an 
Stelle  von  8j  die  Werte  8^  zu  setzen;  es  entsteht  dann 

In  gleicher  Weise  werden  die  Bestimmungsgleichungen 
für  die  statisch  unbestimmten  Größen  bei  den  übrigen 
vorher  gebrachten  Beispielen  abgeleitet.  Der  allgemeine 
Weg,  der  dabei  eingeschlagen  wird,  soll  kurz  noch  einmal 
charakterisiert  werden. 

Man  verwandelt  das  statisch  unbestimmte  Fachwerk 
in  ein  statisch  bestimmtes,  an  welchem  nunmehr  außer 


den  gegebenen  Belastungen  noch  die  statisch  unbestimmten 
Größen  als  äußere  Kräfte  angreifen.  Hierauf  berechnet 
man  die  Formänderungen  der  Angriffspunkte  der  statisch 
unbestimmten  Größen  und  zwar  erst  infolge  der  Be- 
lastungen und  Temperaturänderungen  und  dann  nachein- 
ander für  Xa  =  1,  Xb  =  1  usw.  Schließlich  stellt  man 
die  Formänderungsgleichungen  auf,  die  sich  aus  der  Be- 
dingung ergeben,  daß  die  Summe  der  Formänderungen 
mit  den  geometrischen  Bedingungen  des  Systems  überein- 
stimmen müssen.  Durch  Auflösung  dieser  Gleichungen 
erhält  man  dann  die  statisch  unbestimmten  Größen  selbst. 

Hiermit  wäre  das  allgemeine  Verfahren  gekennzeichnet 
und  es  kommt  nunmehr  darauf  an,  die  Formänderungen 
selbst  zu  berechnen.  (Fortsetzung  folgt.) 


Neuartige  Vorrichtung  zur  Dämpfung  des  Schlingerns  von  Schiffen 


Von  KARL  RADUNZ,  Kiel.    M.-Nr.  22  013. 


Was  den  bei  ruhigem  Wetter  so  angenehmen  Aufent- 
halt auf  Schiffen  in  bewegter  See  für  die  Passagiere 
unangenehm,  ja  zu  einer  wahren  Pein  macht,  und  zuweilen 
auch  die  Besatzung  lahm  zu  legen  vermag,  das  sind  die 
durch  größere  Wellen  bewirkten  schaukelnden  Bewegungen 
der  Fahrzeuge.  Mancher,  der  eine  Seefahrt  gemacht  hat, 
weiß  ein  Lied  davon  zu  singen.  Die  Technik  hat  deshalb 
auch  schon  lange  ihr  Augenmerk  auf  diesen  Uebelstand 
gerichtet  und  zum  mindesten,  wenn  eine  gänzliche  Beseiti- 
gung desselben  auch  nicht  erwartet  wird,  doch  seine  Mil- 
derung erstrebt.  Neben  den  um  die  Querachse  des  Schiffes 
erfolgenden,  mehr  als  auf  und  ab  gehend  erscheinenden 
Bewegungen,  dem  „Stampfen",  ist  es  die  um  die  Längs- 
achse des  Schiffes  erfolgende,  hin  und  her  pendelnde 
Bewegung,  „Rolle  n"  oder  „Schlingern"  genannt,  die 
den  Aufenthalt  an  Bord  zuweilen  unerträglich  gestaltet. 

Zur  Dämpfung  des  Schlingerns  versieht  man  die  Schiffe 
seit  längerem  mit  Schlingerkielen.  Dies  sind  hohe, 
an  beiden  Seiten  des  Schiffsbodens  angebrachte  Kiele, 
welche  die  seitlichen  Bewegungen  des  Schiffes  durch  den 
Widerstand,  den  ihre  Flächen  dem  Wasser  bieten,  nach 
Möglichkeit  verhindern  sollen,  dies  bis  zu  einem  gewissen 
Grade,  namentlich  bei  größeren  Bewegungen  auch  be- 
wirken, während  die  Wirkung  der  Schlingerkiele  bei  klei- 
neren Bewegungen  wenig  in  Erscheinung  tritt.  Der 
Verlauf  der  Kiele  am  Schiffsboden  hemmt  die  Fahrt- 
geschwindigkeit; beim  Docken  bilden  sie  einen  emp- 
findlichen Teil  des  Schiffskörpers,  so  daß  die  Anwen- 
dung der  Schlingerkiele  gerade  nicht  als  ideal  bezeichnet 
werden  kann. 

Vor  einigen  Jahren  hat  daher  der  Konsul  Schlick 
durch  Verwendung  eines  an  Bord  in  schnelle  Drehung 
versetzten  großen  Kreisels  versucht,  auf  diesem  Wege 
der  Schlingerbewegungen  Herr  zu  werden.  Der  S  c  h  1  i  c  k- 
sche  Schiffskreisel  ist  verschiedentlich  mit  gutem 
Erfolg  erprobt  worden,  doch  scheint  einer  allgemeineren 
Einführung  dieses  Systems  noch  mancherlei  entgegenzu- 
stehen. 

In  anderer  Weise  versucht  nun  eine  dritte  Einrich- 
tung, in  der  genannten  Richtung  zum  Ziele  zu  gelangen. 
Dieses  Mittel  nimmt  das  Interesse  der  Fachkreise  lebhaft 
in  Anspruch  und  bildete  den  Gegenstand  eines  Vor- 
trages, den  Direktor  F  r  a  h  m  von  der  Schiffswerft  B  1  o  h  m 
&  Voß   in   Hamburg   auf   der  XII.  ordentlichen 


Hauptversammlung  der  Schiffbau  techni- 
schen Gesellschaft  hielt.  Der  Vorschlag  des  Di- 
rektors Frahm,  der  bereits  mehrfach  praktisch  aus- 
geführt und  erprobt  ist,  läuft  darauf  hinaus,  im  Schiff 
bewegliches  Wasser  zur  Dämpfung  der 
Schlingerbewegungen  zu  benutzen. 

Dieses  Verfahren  hat  insofern  einen  Vorläufer,  als 
der  jetzige  Chefkonstrukteur  der  englischen  Marine,  S  i  r 
Philip  Watts,  bereits  anfangs  der  achtziger  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  an  Bord  mit  einem  querschiffs  an- 
geordneten, kastenförmigen,  zum  Teil  mit  Wasser  gefüll- 
ten Behälter  Versuche  anstellte,  die  auch  einen  gewissen 
Erfolg  zeigten.  Der  große  Behälter  beanspruchte  jedoch 
viel  Platz  im  Schiffsraum;  die  freie  Wasseroberfläche  jeder- 
zeit in  Gewalt  zu  haben,  schien  nicht  möglich;  genug, 
die  Versuche  wurden  abgebrochen,  ohne  daß  die  Einrich- 
tung Einführung  in  die  Praxis  gefunden  hätte.  Wie  ein 
Redner  in  der  schiffbautechnischen  Versammlung  hervor- 
hob, geschah  dies,  weil  die  Seeleute  allgemein  ein  aus- 
gesprochenes Vorurteil  gegen  das  Einlassen  freien  Was- 
sers in  das  Schiff  hatten  und  eine  derartige  Maß- 
nahme geradezu  als  eine  Gefahr  ansahen.  Das  Verdienst 
Frahm  s  ist  es,  die  praktische  Ausnutzung  des  Gedan- 
kens in  verhältnismäßig  einfacher  Art  und  Weise  ermög- 
licht zu  haben. 

Frahm  ging  bei  seinen  Untersuchungen  von  den 
Gesetzen  der  Resonanzwirkungen  aus  und  erklärte  dies 
an  einem  Versuch.  Ein  Pendel  wird  durch  kleine  Kraft- 
impulse in  Bewegung  erhalten.  Ein  zweites  Pendel  an 
dieses  angehängt,  ergibt  für  das  untere  eine  verstärkte 
Wirkung,  die  jedoch  gegenüber  dem  oberen  Pendel  mit 
einer  Phasenverschiebung  von  90^^  zur  Geltung  kommt. 
Hängt  man  nun  an  das  zweite  Pendel  noch  ein  drittes, 
so  bleibt  das  mittlere  nahezu  in  Ruhe,  wäh- 
rend das  unterste  in  Schwingungen  gerät,  die  gegenüber 
denen  des  obersten  eine  Phasenverschiebung  von  180'^  zeigen. 

Aehnliche  Verhältnisse  zeigen  sich  bei  einem  stark 
schlingernden  Schiff.  Die  seitlichen  Bewegungen  eines 
solchen  sind  auf  Resonanzwirkungen  zwischen  Welle  und 
Schiff  zurückzuführen.  Es  leuchtet  nun  ein,  daß  durch 
Einschaltung  einer  sekundären  Resonanz  (entsprechend 
dem  dritten  Pendel)  diese  Bewegungen  willkürlich  beein- 
flußt werden  können.  Diesen  Weg  schlägt  Frahm  ein 
und    gibt    der    verblüffend    einfachen    Theorie   in  der 


1 


214 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  14 


Anwendung  seiner  Schlingertanks  eine  praktisch 
brauchbare  Gestalt. 

Die  Abbildung  zeigt  den  Querschnitt  eines  mit  Frahm- 
schen  Schlingertanks  ausgestatteten  Schiffes.  An  den  Bord- 
wänden sehen  wir  die  beiden  Tanks,  die  miteinander 
durch  zwei  Kanäle  von  verhältnismäßig  kleinem  Quer- 
schnitt verbunden  sind.  In  dem  oberen  Kanal  ist  ein 
Abschlußorgan  angebracht,  durch  welches  man  die  Wasser- 
masse vollständig  in  der  Gewalt  hat.  Beim  Schlingern 
des  Schiffes  tritt  eine  Bewegung  des  Wassers  ein,  welche 
der  des  ersteren  mit  einer  Phasenverschiebung  von  180'' 
nacheilt,  ihr  also  entgegenwirkt.  Durch  Oeffnen  des  Ab- 
schlusses wird  die  Wassermasse  frei  und  diese  bewirkt 
eine  starke  Dämpfung  des  Schlingerns  des  Schiffes.  Die 
Anwendung  des  Abschlußorgans  und  die  Anordnung,  daß 
quer  durch  das  Schiff  nur  zwei  verhältnismäßig  kleine 
Kanäle  geführt  zu  werden  brauchen,  die  wenig  Platz  be- 
anspruchen, unterscheidet  die  Frahmsche  Ausführung  zu 
ihrem  Vorteil  von  der  ehemals  in  England  erprobten  ein- 
fachen Form. 

Durch  die  Größenabmessungen,  die  Form,  die  Lage 
der  Schlingertanks  hat  isnan  es  bei  der  Konstruktion  in  der 
Hand,  die  Wirkung  der  Tanks  zu  beeinflussen.  Die  Aus- 
nutzung des  Mittelschiffes  ist  am  günstigsten,  ebenso  die 
Anordnung  der  Tanks  möglichst  nahe  an  der  Bordwand 
und  diejenige  des  wasserführenden  Querkanals  oberhalb 
des  Systemschwerpunktes  des  Schiffes.  Im  übrigen  kann 
man  die  Schlingertanks  auf  verschiedene  Stellen  des  Schif- 
fes verteilen.  Das  Gewicht  des  erforderlichen  Tankwassers 
ergibt  sich  nach  den  Berechnungen  Fr  ah  ms  zu  0,6Qo/o 
des  Schiffsdeplacements  bei  etwa  52  000  t-Schiffen,  zu 
3,9 "/n  bei  etwa  440  t,  für  mittlere  Größenverhältnisse  von 
Schiffen  zu  etwa  1,25  bis  l,76"o  der  Wasserverdrängung. 

Der  Vortragende  erwähnte  die  mit  Hilfe  des  ,,S  c  h  1  i  n  - 
gerpendels"    beobachteten   .Versuche  mit  Schlinger- 


tanks auf  den  Passagierdampfern  Ypiranga  und  Corcovado 
(12  630  t  Wasserverdrängung)  und  bezeichnete  die  Ergeb- 
nisse derselben  als  glänzende.  Es  wurden  hier  nämlich 
Schlingerausschläge  bis  zu  IP  nach  jeder  Seite  auf  2  bis 
2V2"o  verringert,  wodurch  das  Wohlbefinden  der  Passa- 
giere sehr  günstig  beeinflußt  wurde.  Infolgedessen  hat 
die  Hamburg-Amerika-Linie  beschlossen,  ihren 
neuester  großen  Passagierdampfer  von  über  55  000  t 
Wasserverdrängung  noch  nachträglich  mit  Schlingertanks 
auszurüsten.  Es  würde  sicherlich  von  allen  Seereisenden 
begrüßt  werden,  wenn  es  auf  allen  Passagierdampfern 
gelänge,  durch  Einbau  von  Schlingertanks  das  Schlingern 
dieser  Schiffe  auf  ein  erträgliches  Maß  herabzusetzen  und 
dadurch  den  Aufenthalt  an  Bord  wirklich  angenehm  zu 
gestalten. 

Die  weiteren  Vorteile  der  Schlingertanks  kennzeichnet 
Direktor  Frahm  dahin,  daß  es  nunmehr  möglich  sei, 
breitere  und  daher  steifere  Schiffe  als  bisher  zu 
bauen,  ohne  daß  dadurch  schlechte  Seeschiffe  entständen. 
Diese  Art  Schiffe  wird  in  Zukunft  mehr  gebaut  werden 
müssen,  da  bei  der  ständigen  Deplacementsvergrößerung 
der  Schiffe  ihr  Tiefgang  infolge  der  in  den  Häfen  vor- 
handenen beschränkten  Wassertiefen  nicht  mehr  wesent- 
lich gesteigert  werden  kann.  Für  Handelsschiffe 
kommen  bei  Anv(endung  der  Schlingertanks  und  der  da- 
durch erzielten  Abdämpfung  des  Schlingerns  ferner  vorteil- 
haft in  Betracht:  der  geringere  Geschwindigkeitsverlust 
bei  ungünstiger  See,  die  Verringerung  der  Querbeanspruch- 
ung des  Schiffskörpers  und  die  bessere  Steuer-  und 
Manövrierfähigkeit.  Für  Kriegsschiffe  käme  noch 
hinzu,  daß  durch  die  ruhigere  Lage  des  Schiffskörpers 
und  damit  der  Geschütze  die  Treffsicherheit  der  letzteren 
erhöht,  das  im  Gefecht  sehr  gefährliche  Austauchen  der 
Unterkante  des  Panzers  vermieden  und  die  nicht  immer 
ganz  seefeste  Besatzung  frischer  an  den  Feind  heran- 
gebracht würde.  Allerdings  stellen  sich  auch  gerade  bei 
Kriegsschiffen  infolge  des  Raum-  und  Gewichtsbedarfes 
der  Tanks  und  der  Tatsache,  daß  letztere  den  kompli- 
zierten Apparat  des  Kriegsschiffes  noch  komplizierter  ge- 
stalten, Schwierigkeiten  entgegen,  die  nach  der  Ansicht 
von  Frahm  jedoch  nicht  unüberwindlich  sind  und  an  deren 
Lösung  er  bereits  arbeitet. 

Aber  nicht  nur  für  neuzuerbauende  Schiffe  stellen  die 
Schlingertanks  demnach  einen  Fortschritt  dar,  sondern  auch 
ältere  Schiffe  können  mit  verhältnismäßig  geringen  Kosten 
noch  nachträglich  mit  Schlingertanks  versehen  werden. 
Neben  der  Füllung  der  Tanks  mit  Seewasser,  das  je  nach 
Bedarf  in  diese  gepumpt  werden  kann,  wird  man  die 
Tanks  auch  gleichzeitig  als  Erischwasser-  oder  Oelbehälter 
verwenden  dürfen.  Die  Raumbeanspruchung  der  Schlinger- 
tanks wäre  durch  diese  Verwendung  also  wieder  aus- 
geglichen. 


H  ::  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   II  II  Vt 


Mangel  an  Handwerkslehrlingen  und  Technikeriiberzahl 

Es  sei  gestattet,  beides  zusammen  zu  behandeln,  da 
zwischen  beiden  und  auch  zu  anderem  Wichtigen  eine 
gewisse  Beziehung  zu  finden  ist.  —  Zugleich  sei  verwiesen 
auf  den  Artikel  1909,  Heft  48,  S.  928  „Die  Ueberfüllung 
im  Technikerstande  .  .  .  in  dem  1<  e  i  n  Lehrlingsmangel 
angenommen  \vurde,  weil  gegen  Ostern  stets  Warnungen 
vor  Ueberfüllung  in  mancherlei  Berufen  in  den  Tages- 


zeitungen erschienen.  (Eben,  Februar  1911,  habe  ich  wieder 
eine  solche  in  Händen.)  Für  das  Königreich  Sachsen  trifft 
das  aber  nicht  zu,  denn  der  Verband  sächsischer  Gcwcrbe- 
und  Handwerksverbände  stellt  einen  seit  Jahren  steigen- 
den Mangel  an  Lehrlingen  im  Handwerke''  fest  und  zufolge 
Anregung  dieses  Verbandes  hat  das  sächsische  Ministe- 
rium des  Innern  beschlossen,  diesem  Notstande  ver- 
suchsweise dadurch  beizukommen,  daß  unbemittelten, 
aber  tüchtigen  und  w  ürdigen  Lehrlingen  besondere  Geld- 
beiliilfen  vom  Staate  aus  gewährt  werden  sollen;  usw.  usw. 

Eigentümlich  ist,  daß  über  Gehilfcnmangel  nicht  ge- 
klagt wird;  eine  möglichst  geringe  Zahl  von  Selbständigen 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


215 


wird  jedenfalls  auch  nicht  ungern  gesehen,  weil  dann 
die  gegenseitige  Konkurrenz  weniger  fühlbar  ist. 

Wenn  im  Reiche  Mangel  an  Handwerkslehrlingen  be- 
stehen sollte,  was  möglich  ist,  so  dürften  jedenfalls  die- 
jenigen Berufe  ausgenommen  sein  (auch  in  Sachsen),  voa 
denen  aus  in  der  Regel  der  Uebergang  zur  Techniker- 
laufbahn  erfolgt.  Für  diese  Annahme  spricht  die  Techniker- 
überzahl; wenigstens  wird  in  den  hierbei  in  Frage  kom- 
menden Berufen  kaum  Lehrlingsmangel  sein.  —  Der  Mün- 
chener Schulrat  Kerschensteiner,  der  Reformator  der  dor- 
tigen Fortbildungsschulen,  sagte  aber  offen  auf  dem  letzten 
Städtetage,  daß  „nicht  die  technische,  geistige  oder  sittliche 
Förderung  des  Kindes  im  allgemeinen  der  Zweck  des 
Lehr-  und  Dienstverhältnisses"  sei,  sondern  „billige  Ar- 
beitskraft" zu  haben.  Das  lockt  natürlich  besonders  nicht 
in  Lehrstellen  von  Berufen,  aus  denen  man  (nicht  „höher" 
steigen  kann.  Als  dies  Höhere,  dem  Handwerk  gegenüber, 
gilt  aber  die  Technik. 

Das  Streben  nach  Höherem  ist  ein  allgemein  mensch- 
licher und  sogar  gern  gesehener  Zug,  der  nur,  nach  Be- 
obachtungen an  Kranken  durch  Dr.  Max  Sichel  in  Frank- 
furt a.  M.,  Alkoholikern  fast  ganz  abzugehen  scheint.  „Auf- 
fallend ist,  daß  den  Alkoholisten  das  Bestreben,  die  Nach- 
kommenschaft über  das  eigne  soziale  Niveau  zu  erheben, 
fast  gänzlich  mangelte." 

^Sicher  trägt  auch  das  Berechtigungswesen  stark  dazu 
bei,  viele  Jugend  dem  Handwerke  verächtlich  den  Rücken 
kehren  zu  lassen  und  diejenigen  Berufe  zu  überfüllen,  in 
denen  man  sich  die  Hände  nur  mit  Tinte  oder  Tusche 
beschmutzt.  „Ehre  jeder  Hand  voll  Schwielen"  ist  bei- 
nahe nur  noch  Phrase.  —  Weitere  Gründe  der  Abkehr 
vom  Handwerk  sind:  in  der  Fabrik  kann  sofort  verdient 
werden,  während  der  Lehrmeister  sich  zu  oft  nur  durch 
einen  kleinen  wöchentlichen  Geldbeitrag,  der  kaum  zur 
Bekleidung  des  jungen  Menschen  reicht,  von  der  längst 
unmodern  gewordenen  Verpflichtung  löst,  Kost,  Wohnung 
und  Familienerziehung  zu  bieten.  Vielfach  wird  Lehrgeld 
gefordert,  oft  mit  Recht,  aber  das  ist  nichts  für  arme  Eltern. 
Auch  die  dauernden  Klagen  des  Handwerks  und  Klein- 
betriebes über  schlechtes  Geschäft  locken  nicht  dahin; 
melden  sich  doch  sogar  kleine  Handwerker  und  Unter- 
nehmer für  die  staatliche  Fürsorge.  —  Im  Gegensatz  zu 
diesen  Klagen  steht  eine  Untersuchung  des  Direktors  Dr. 
Böhmert  vom  statistischen  Amte  in  Bremen  über  die  letzte 
Berufs-  und  Betriebszählung,  insbesondere  über  die  Ent- 
wicklung des  Handwerks  von  1895  bis  1907.  Danach 
zeigen  12  Arten  von  Betrieben  einen  Rückgang  von  mehr 
als  5  0,0  der  bisherigen  Anzahl,  7  Arten  blieben  bei  ihrer 
Zahl,  aber  23  hatten  eine  Zunahme  von  mehr  als  S"/... 
„Der  kleine  Betrieb  hat  also  eine  geradezu  überraschende 
Lebensenergie  bewiesen."  —  Es  dürfte  auch  wenig  ver- 
lockend sein,  Lehrstellen  in  Kleinbetrieben  zu  suchen,  in 
denen  nur  eine  Spezialität  gefertigt  wird,  z.  B.  nur  Bade- 
wannen, nur  Backtröge,  nur  Feuerzeuge  usw.,  besonders 
wenn  die  Lehrzeit  wohl  gar  vier  Jahre  dauert.  —  Einen 
•eiteren  abschreckenden  Umstand  kennzeichnet  ein  Wort, 
das  vor  einem  Jahre,  auf  einem  Handwerkertage  fiel: 
„Lehrlingszucht  durch  Flickarbeit,  das  ist  die  Signatur 
unsres  Handwerkes". 

Zu  all  dem  kommt  aber  noch  ein  Moment,  das  still 
und  bisher  nicht  beachtet,  aber  dennoch  seit  ein  paar 
Menschenaltern  mit  zunehmender  Stärke  wirkt;  und  zwar 
in  den  großen  Städten,  in  denen  die  Hälfte  der  Reichs- 
bevölkerung wohnt.    Entstanden  ist  es  durch  die  moderne 
Technik,  durch  das  moderne  Betriebsleben.    Wir  tpeinen: 
Die  städtische  Jugend  hat  im  Kindes- 
und  Schulalter  viel  zu  selten,  nach  man- 
chen Richtungen  hin  gar  keine  Gelegen- 
heit, die  Ausübung  technischer  resp,  hand- 
werklicher Berufe  zu  sehen. 

Das  ist  eine  Kalamität,  die  nicht  bloß  der  Techniker 
als  Fachmann  und  Lehrer,  die  überhaupt  jeder  Lehrer 
und  Vater,  und  auch  der  Staatslenker  in  ihren  Folgen 
genau  erkennen  muß.  Daher  wollen  wir  diese  Sache 
hier  näher  beleuchten. 


Wenn  man  die  verschiedenen  hierbei  in  Frage  kom- 
menden Berufe  durchgeht,  so  ist  man  erstaunt,  wie  wenige, 
dem  Auge  der  heranwachsenden  Jugend  sichtbar,  betrieben 
werden.  Diese  sieht  eigentlich  nur  die  Arbeiten  des  Hoch- 
una  Tiefbaues,  weil  diese  auf  und  an  der  Straße  gemacht 
werden  müssen.  Alles  andre  wird  an  Stätten  betrieben, 
zu  denen  ,,der  Zutritt  Unbefugten  verboten"  ist.  Das  ist 
eine  Welt,  in  die  das  Stadtkind  nur  selten  einen  Einblick 
bekommt;  sogar  Meisterskinder  betrifft  das,  wenn  Woh- 
nung und  Werkstatt  oft  weit  getrennt  liegen.  Für  den 
Fabrikbetrieb  ist  diese  Trennung  charakteristisch;  sie 
macht,  Idaß  eine  Masse  Kinder  sogar  die  Tätigkeit  des  Vaters 
nie  durdi  Zusehen  kennen  lernen  können.  —  Diese  Stadt- 
jugend sieht  zwar  allerlei  Rohstoffe  herbeischaffen,  weiß 
aber  gar  oft  nicht  wozu,  und  höchst  selten  durch  An- 
schauung w  i  e  sie  verarbeitet  werden.  Sie  sieht  auch 
Massen  von  fertigen  Erzeugnissen,  hat  aber  keine  Ahnung, 
welche  Menge  von  Kopfarbeit  oder  welche  Art  von  Körper- 
resp.  Handtätigkeit  dabei  von  nöten  war,  oder  ob  ihre 
Herrichtung  oder  Gewinnung  von  Wetter  und  Klima  ab- 
hängt oder  nicht;  usw. 

Na,  wozu  ist  denn  die  Schule  da?  Nein,  hier  kann 
sie  den  Kindern  herzlich  wenig  helfen.  Sie  kann  doch 
nur  wirklich  fruchtbar  arbeiten,  wenn  sie  an  das  anknüpfen 
kann,  was  die  Jugend  mitbringt  an  eigner  Erfahrung, 
die  allein  durch  Sehen  und  Erleben  der  Wirklichkeit  ge- 
wonnen wurde.  Es  ist  der  reine  tote  Merkstoff,  wenn 
Kindern  die  Handwerke  aufgezählt  werden  und  das  was 
sie  machen.  Mit  dem  z.  B.  ,,der  Töpfer  macht-  Töpfe", 
weiß  noch  kein  Kind,  wie  ein  Topf  entsteht;  und  solcher 
Jugend  etwa  technische  Tätigkeiten  erklären,  die  sie  noch 
nie  sah,  ist  als  wollte  man  'Blindgeborenen  Farbensinn  bei- 
bringen. Ja,  im  Kinderkopfe  (auch  oft  genug  in  dem 
des  Erwachsenen)  bilden  sich  beim  bloßen  Hören  oder 
Lesen  ganz  falsche  Begriffe  über  eine  Sache.  Kommen 
diese  an  den  Tag,  so  wird  dergleichen  wohl  als  ,, Kinder- 
mund" belacht;  so  erlebten  wir,  wie  ein  begabtes  dreizehn- 
jähriges Kind  unter  Hypotheken  -die  Telephongerüste  auf 
den  Häusern  verstand.  („Es  steht  eine  Hypothek  auf 
dem  Hause.")  —  Die  „Anschauungsbilder"  in  der  Schule 
über  berufliches  Leben  entspringen  auch  nur  dem  dunklen 
Drange  der  berufsmäßigen  Erzieher  für  etwas  Fehlendes  • 
Ersatz  zu  schaffen,  nämlich  für  den  Einblick  in  das  viel 
gestaltige  technische  Leben.  Ach,  da  könnte  man  den 
Kindern  auch  Obst  malen,  um  ihnen  beizubringen,  wie 
CS  schmeckt.  Selbst  der  Handfertigkeitsunterricht  wird  in 
der  Schule  erst  rechten  Segen  bringen,  wenn  sich  die 
Jugend  dabei  in  Gedanken  der  gesehenen  verwandten 
Tätigkeit  der  Erwachsenen  „lebhaft"  erinnern  kann. 

Es  ist  bekannt  genug,  daß  eine  schwere  Menge  Groß- 
stadtkinder und  -menschen  von  der  freien  Natur  viel 
weniger  wissen  durch  Anschauung,  wie  der  Bauer;  das 
ist  sdhon  oft  beklagt  worden.  Inbezug  auf  handwerkliche 
Tätigkeiten  ist  es  genau  so  schlimm.  Aber  über  die  Natur  , 
und  ihre  Kinder  braucht  der  Stadtjunge  nur  Aufsätze  zu 
schreiben,  d.  h.  er  gibt  wieder,  was  er  las  oder  hörte, 
während  er  in  Hinsicht  auf  das  Berufsleben  eine  folgen- 
schwere Entscheidung  treffen  soll,  wenn  er  sich  dem  Lehr- 
lingsalter nähert;  und  über  die  meisten  Berufe  hat  er  auch 
nur  etwas  gehört  und  gelesen.  Jedoch  da  soll  er  sagen, 
was  er  „Lust"  hat  zu  lernen.  —  Freilich  „Lust"  zu  einer 
Sache  haben,  ist  für  das  leichte  Erlernen  derselben,  auch 
für  die  Freude  an  der  Arbeit  und  für  das  gerne 
Verbleiben  bei  dieser  Sache,  die  erste  Bedingung.  Aber 
wie  Isoll  denn  der  Stadtjunge  herausfinden,  wozu  er  Lust, 
d.  h.  zu  welchem  Berufe  er  innere  Neigung  hat?  Er 
sah  ja  die  wenigsten  mit  eignen  Augen,  konnte  also  keine 
Vergleiche  machen,  er  fand  daher  auch  keinen  Antrieb 
nach  Kinderart  sich  in  nachahmendem  Spiele  mit  dem 
innerlich  vertraut  zu  machen,  wohin  ihn  seine  Beanlagung 
instinktiv  sicher,  vielleicht  unwiderstehlich  hingezogen 
hätte.  Solcher  junge  Mensch  gleicht  jenem,  der  zum 
ersten  Male  nach  dem  Bibliothekskataloge  wählen  soll, 
was  ihm  gefällt. 

Eine  gewisse  Abhilfe  kann  die  Auskunftserteilung  bei 
der  Berufswahl  bringen.    In  dieser  Hinsicht  ist  der  Artikel 


216 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


Heft  14 


Heft  8,  S.  122  sehr  beachtenswert  über  die  Art  und  Weise, 
wie  die  Stadt  Halle  a.  d.  S.  diese  Sache  angefaßt  hat. 
Auch  in  Glauchau-Sachsen  besteht  etwas  ähnhches,  aber 
dort  wird  noch  empfunden,  daß  manche  lehrlingsuchende 
Handwerker  noch  mißtrauisch  sind,  womit  diese  wohl  nur 
eigne  üble  Erfahrung  oder  Unbildung  bezeugen.  —  Aber 
Auskunft  und  Rat  kommen  etwas  spät,  denn  die  Jungen 
sina  „meistens  13  bis  14  Jahre";  nämlich  zu  spät  inbezug 
auf  die  „Neigung",  auf  die  (wie  wir  von  Halle  lasen) 
mit  Rücksicht  genommen  wird.  Ja  wie  sollte  sich  denn 
die  Neigung,  diese  rein  innerliche  Sache  des  Individuums, 
bei  der  geschilderten  Kalamität  entwickeln  können?  Was 
als  solche  zum  Vorschein  kommt  dürfte  wohl  nur  durch 
Vor-  und  Zureden  von  Eltern,  Bekannten  und  Kameraden 
geworden  oder  der  Phantasie  entsprungen  sein.  Die  auf- 
richtige Antwort,  auch  manches  geistig  begabten  Jungen, 
ist  auf  die  Frage,  was  er  werden  wolle,  einzig:  „ich 
weiß  es  nicht,  ich  kenne  ja  keine  Berufe  mit  Ausnahme 
von  denen,  die  auf  der  Straße  betrieben  werden."  Name 
und  Schall  sind  für  ihn  die  meisten  Berufe,  aber  kein 
lebendiges  Sein,  das  allein  ihn  innerlich  packen  kann  und 
das  die  „Wahl"  seines  Berufes  bestimmt.  —  Also  auch 
aller  guter  Rat  zur  Zeit  der  Berufswahl  kann  jenes  un- 
geheuer wichtige  erzieherische  Moment  der  instinktiven 
allmählichen  Selbstentscheidung  des  jungen  Men- 
schen durch  eignes  Sehen  und  Erleben  nachträglich  nicht 
ersetzen.    Doch  ist's  besser  wie  nichts. 

Es  gilt  auch  hier  leider,  fast  ohne  Einschränkung, 
was  Professor  A.  Riedler-Charlottenburg  in  der  „Zeitschr. 
d.  V.  deutscher  Ing."  1894,  S.  635,  sagte:  „Die  Berufswahl 
folgt  nicht  nach  Neigung  und  Veranlagung,  sondern  nach 
äußeren  Verhältnissen,  nach  Erwartungen  und  Ver- 
mutungen in  unreifen  Jahren,  in  unbewußtem  Drange  nach 
bevorrechtigten  Stellungen,  ohne  Rücksicht  auf  die  natür- 
lichen Grundlagen."  Die  Berufswahl  geschieht  also  in 
der  großen  Mehrzahl  der  Eälle  so  gut  wie  blindlings. 
Aber  bald  meldet  sich  unbewußt  das  dumpfe  Gefühl  nicht 
am  rechtenPlatze  zu  sein:  Umsatteln  (binnen  eines 
Jahres  drei-  bis  viermal  habe  ich  schon  mit  angesehen), 
bittere  Enttäuschungen,  Arbeitsunfreudigkeit  und 
jene  innerlich  gereizte  Stimmung  ist  die  natürliche  Eolge, 
die  leicht  zu  höchster  Unzufriedenheit  mit  den  sozialen 
Zuständen  führt.  Die  Arbeitgeber  aber  klagen  über 
Mangel  an  tüchtigen  zuverlässigen  Kräften  (Werkbundtag, 
München).  —  Wer  aber  so  gut  wie  blindlings  wählen 
muß,  der  greift  vorsichtshalber  gern  nach  etwas- 
„besserem",  er  strebt  der  „Technik"  zu.  Die  Welt  ist 
voll  Bewunderung  für  sie,  für  sie  sind  vornehmlich' 
eine  Menge  Schulen  entstanden,  deren  einmütiges  Lob 
sogar  die  Eamilienzeitschriften  verbreiten  —  von  Hand- 
werk und  Handwerkerschulen  hört  man  so  hohe  Töne 
nicht,  nur  das  alte  längst  vergangene  Handwerk  hört  man 
rühmen  —  also  gibt  das  Imponierende  der  modernen 
Technik,  bei  der  sonstigen  Unkenntnis  der  Berufe,  viel 
zu  oft  den  Ausschlag  bei  der  Berufswahl.  Oder  auch' 
man  geht  zur  Kunst  über,  weil  die  „künstlerische"  Er- 
ziehung mit  Sirenenklängen  lockt.  Die  Folge  ist  Tech- 
nikernot  und  Künstlerelend. 

Natürlich  ist  da  gar  imancher  lauch  nicht  an  dem  Platze, 
der  seiner  Beanlagung  entspricht;  darum  kommt  er  nie 
zu  persönlicher  Höchstleistung.  Daher  ist  es  kein  Wunder, 
wenn  in  den  Zuschriften  der  Industriellen  an  den  „Aus- 
schuß für  technisches  Schulwesen"  (D.  T.-Ztg.  1910,  33, 
S.  522)  „obenan  die  Klage  steht,  daß  ein  zu  großes 
Proletariat  von  für  die  Technik  im  spe- 
ziellen unfähigen  Leuten  vorhanden  se  i". 
Sicher  wäre  gar  mancher  dieser  ,, Proletarier"  ein  tüchtiger 
Handwerker  geworden,  der  als  solcher  ein  besseres  „mate- 
rielles und  idelles  Wohlbefinden"  gefunden  hätte.  .Aber 
wie  sollten  diese  denn  in  jungen  Jahren  unbewußt  richtig 
herausfinden,  welche  Tätigkeit  ihnen  ,, gelegen"  hätte,  da 
sie  keine  zu  sehen  bekamen!  Ebenso  sicher  ist,  daß 
viele  von  diesen  ihr  natürlicher  Drang  zu  überhaupt  tech- 
nischer Tätigkeit  der  „Technik"  zutrieb,  weil  sie  von 
dieser  allein  etwas  sicheres  wußten.  —  Ereilich  mag  auch 
das  Zeichnen  hierbei  manchmal  eine  fehlführende  Rolle 


gespielt  haben.  Gar  mancher  junge  Mensch  glaubt,  weil 
er  eine  saubere  Zeichnung  nach  einem  Vorbilde  machen 
kann,  daß  er  nun  schon  zum  Zeichner  oder  Techniker 
geeignet  sei.  Damit  hat  er  aber  nur  erst  dargetan,  daß 
er  ein  guter  Handarbeiter  im  Zeichnen  ist  und  er  hat 
noch  zu  zeigen,  daß  ihm  das  Zeichnen  auch  Ausdrucks- 
mittel seiner  Gedanken,  also  eine  Sprache  ist.  Diese 
Sprache  aber  soll  Ausfluß  sein  eines  sicheren  räum- 
lichen Vorstellungsvermögens  in  bezug  auf 
körperliche  Formen,  auf  Bewegungen  und  deren  Ursachen 
oder  Folgen,  und  auf  Arbeitsvorgänge;  dies  Vermögen 
ist  auch  geistige  Grundlage  der  mathematischen  Erkenntnis. 
Der  Techniker  braucht  auch  „physikalischen  Instinkt",  wie 
drastisch  kurz  gesagt  werden  kann.  Wer  aber  ist  über 
dieses  alles  bei  der  Berufswahl  orientiert?  (Ereilich  galt 
Zeichnen  noch  vor  20  Jahren  als  „mechanische  Tätig- 
keit".) Und  auch:  das  räumliche  Denken  kann  sich  im 
Einzelnen  in  der  Jugend  zu  wenig  entwickeln,  eben  zufolge 
jener  Kalamität. 

Diese  hat  aber  noch  etwas  anderes  als  nachteiliges 
Gefolge,  nämlich  Kraftverschwendung.  Wir  sagten  schon, 
die  Schule  müsse  anknüpfen  an  das,  was  die  Kinder  an 
geistigen  selbsterworbenen  Besitz  mitbringen,  wenn  der 
Unterricht  guten  Boden  finden  soll.  Das  gilt  auch  für 
die  Werkstatt  und  die  gewerblichen  Schulen.  Aber  der 
Großstadtjunge  bringt  so  gut  wie  nichts  mit  an  allgemein- 
beruflicher Vorbildung.  Ganz  „dumm"  kommt  er  in  eine 
ihm  bisher  fremde  Welt,  in  der  er  sich  überhaupt  erst 
orientieren  muß.  Und  viel  weniger  Zeit  und  Kraft  der 
Lehrenden  und  Aufwand  an  kostspieligen  Lehrmitteln  wäre 
nötig,  wenn  schon  im  Kinde  jener  feste  Boden  durch 
Anschauung  beruflicher  Tätigkeiten  hätte  sich  bilden 
können;  oder  es  könnte  andernfalls  mehr  erreicht  werden. 

Aber  noch  nachteihger  als  das  Angeführte  scheint  uns 
zu  Sein,  nein,  es  ist  es  wirklich,  daß  mit  dem  Aussperren 
der  Jugend  vom  Zusehen  bei  der  Arbeit  der  stärkste  Er- 
ziehungsfaktor für  sie  ausgeschaltet  ist.  Das  Kind, 
das  Erwachsene  arbeiten  sieht,  nicht  bloß  Arbeit 
suchen,  auf  Arbeit  rennen,  von  Arbeit  kommen  sieht,  das 
ist  in  der  besten  Lebensschule;  denn  Kinder 
werden  am  sichersten  durch  Beispiel,  Vornaachen,  Vor- 
leben erzogen.  Unser  modernes  Betriebsleben  schafft  aber 
massenhaft  gerade  das  Gegenteil  hiervon  und  den  dadurch 
entstehenden  Ausfall  können  noch  so  viel  Schulen  und 
noch  so  weit  hinausgedehnter  Schulzwang  nimmermehr 
ausgleichen.  Es  ist  sogar  mit  Gewißheit  anzunehmen, 
daß  gerade  dadurch  jene  Anschauung  zum  äußersten  groß- 
gezogen würde,  bei  der  nur  die  schulmäßige  und 
die  wissenschaftliche  Weise  der  Behandlung  aller 
Dinge  des  Lebens,  als  die  eigentlich  achtenswerte 
Art  der  Arbeit  gilt.  Wir  haben  schon  jetzt  übergenug 
Verachtung  resp.  Unterschätzung  praktischer  Arbeit,  was 
gerade  die  technischen  Stände  besonders  schwer  empfanden 
bis  jetzt;  der  tiefste  Grund  dazu  dürfte  aber  sein,  daß 
die  Stadtjugend  aller  Stände  von  der  lebendigen  An- 
schauung technisch-praktischen  Tuns  ausgesperrt  ist.  Selbst 
die  Schulwerkstatt  wird  hierin  keine  gründliche  Aenderung 
schaffen  können,  weil  sie  eben  Schule  und  kein  Leben  ist 
und  für  das  Kind  erst  post  festum  kommt. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  was  Baurat  Prof. 
PickersgilL-Stuttgart  in  der  „Zeitschr.  f.  gewerbl.  U."  1910, 
15.  Okt.,  sagt:  „Unsere  technischen  Lehranstalten  bringen 
seit  Jahren  einen  Ueberschuß  an  Technikern  hervor,  die 
sich  gegenseitig  das  Brot  streitig  machen,  und  doch  fehlt 
es  stets  und  überall  ....  an  solchen,  die  ihr  Wissen  und 
Können  nicht  lediglich  am  Zeichentische  und  aus  Büchern 
erwarben,  sondern  durch  eigenes  Beobachten,  durch  Selbst- 
schauen  und  Selbstuntersuchen;  die  über  das  schulmäßigc 
Denken  hinausgehen  und  praktisch  denken  können  .  .  .  ." 
An  diesem  Mangel  sind  u.  E.  die  gerügten  Verhältnisse 
schuld,  denn  das  Kind  hat  den  Trieb  zum  slbständigen 
Beobachten  usw.,  aber  der  Trieb  kann  sich  nicht  ent- 
falten; was  später  dabei  herauskommt,  gleicht  nur  zu  oft 
dem  Treibhausergebnis,  das  in  der  strengen  Luft  des 
Tages  sich  nicht  als  dauerhaft  erweist. 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


217 


Wie  die  genannte  Kalamität  zu  beseitigen,  wie  der 
Stadtjugend  das  Zusehen  bei  allerlei  technischen  Tätig- 
keiten (textilen,  keramischen,  metallotechnischen  usw.) 
reichlich  zu  ermöglichen  ist,  das  halten  wir  ganz  besonders 
für  eine  Angelegenheit  der  praktischen  Gewerbebetriebe, 
denn  sie  sind  die  ersten  Leidtragenden  bei  dem  gegen- 
wärtigen Zustande.  Durch  die  Abhilfe  wird  sich  sicher 
mancherlei  von  selber  regulieren,  was  jetzt  als  Notstand 
empfunden  wird,  also  wohl  auch  der  Lehrlingsmangel  im 
Handwerk  und  die  Technikerüberzahl.  Vor  allem  aber 
ist  dann  das  bedeutsamste  erzieherische  Moment  wieder 
eingeschaltet,  das  der  Mensch  selber  den  Kindern  als 
stärksten  Nachahmungsreiz  geben  kann:  sein  eigenes  werk- 
tätiges Tun.  Ohne  diesen  werden  nur  zur  Arbeit  un- 
entschlossene Menschen  heranwachsen,  denen  auch  zu 
anderen  Dingen  die  starke  Entschlossenheit  und  Opfer- 
willigkeit nur  zu  oft  fehlen  wird.  K.  K. 


H  H  ::  ::    STANDESBEWEGUNG    ::  ::  H  :: 


Schon  wieder  eine  Maßregelung 

Die  Fälle,  wo  Arbeitgeber  das  Koalitionsrecht  zu  be- 
schneiden suchen  und  sich  Eingriffe  in  die  staatsbürger- 
liche Freiheit  der  Angestellten  erlauben,  auch  unseren  Mit- 
gliedern gegenüber,  mehren  sich.  Wir  sehen  darin  einen 
Beweis,  daß  die  einzelnen  Mitglieder  unseres  Verbandes 
erfreulicherweise  das  Stuttgarter  Programm  immer  mehr 
zur  Richtlinie  ihres  organisatorischen  Handelns  machen, 
wodurch  das  Hauptgewicht  ihrer  Tätigkeit  auf  die  Ver- 
besserung der  materiellen  Lage  gelegt  wird.  Damit  treten 
wir  in  ganz  natürlichem  Gegensatz  zu  dem  Arbeitgeber- 
tum,  welches  dieser  Art  gewerkschaftlicher  Standesarbeit, 
die  neuerdings  unser  Gesamtvorstand  jedem  Mitgliede  zur 
Pflicht  machte,  entgegenwirkt.  Die  einsichtigeren  und  ver- 
nünftig denkenden  Arbeitgeber  werden  sich  abzufinden 
wissen  mit  der  Tatsache,  daß  nunmehr  auch  für  die  tech- 
nischen Angestellten  die  Lohnfrage  und  damit  zusammen- 
hängend eine  manchem  Arbeitgeber  völlig  neu  erscheinende 
Politik  in  den  Vordergrund  der  Organisationsarbeit  rückt. 
Der  scharfmacherische  Teil  dagegen  sucht  die  Bewegung 
aufzuhalten  und  durch  Maßregelungen  in  verschiedener 
Form  Verwirrung  in  die  Reihen  der  Angestellten  hinein- 
zutragen. Dies  geschieht  aber  nicht  immer  in  der  uns  bei 
Herrn  Uthemann  in  Oberschlesien  entgegengetretenen 
kraftstrotzenden  Form,  bei  welcher  klar  zum  Ausdruck 
kommt,  daß  die  Maßregelung  einzig  und  allein  nur  wegen 
der  Zugehörigkeit  zur  Organisation  erfolgt  ist.  Es  gibt 
noch  gefährlichere  Feinde  der  Angestellten,  solche,  die  es 
verstehen,  durch  feinere  Mittel  den  organisierten  Einzelnen 
zu  zwingen  und  ihm  das  Leben  im  Betriebe  so  lange  sauer 
zu  machen,  bis  er  mürbe  wird. 

Zu  dieser  Kategorie  von  Organisationsfeinden  gehört 
der  Direktor  der  Baumwollspinnerei  Speyer, 
Aktien-Gesellschaft,  Herr  Oskar  v.  B  i  p  p  e  n.  Ihm  ist  die 
Organisation  der  Arbeiter  sowohl,  wie  die  der  Angestellten 
überhaupt  ein  Dorn  im  Auge,  weshalb  er  auch  den  Ver- 
bänden der  in  seinem  Betriebe  beschäftigten  Angestellten, 
soweit  diese  in  der  oben  angedeuteten  Richtung  arbeiten, 
nichts  weniger  als  wohlwollend  gegenübersteht.  Das  alte, 
schon  längst  abgetane  Schlagwort  kehrt  bei  der  Beurteilung 
der  Organisationen  durch  diesen  Herrn  immer  wieder.  Alle 
Verbände,  die  wirtschaftliche  Besserstellung  ihrer  Mit- 
glieder erstreben,  werden  als  sozialdemokratischen 
Tendenzen  huldigend  in  Bausch  und  Bogen  verurteilt. 
Insbesondere  den  Techniker-Verband  betrachtet  Herr  von 
B.  als  eine  sozialdemokratische  Organisation,  der  sich  seiner 
Meinung  nach  kein  Techniker  anschließen  sollte. 

Vor  3  Jahren  bereits,  als  im  Frühjahr  1Q07  sich  auch 
in  Speyer  die  Kollegen  zusammenfanden,  um  dem  Ver- 
band beizutreten  und  einen  Verein  zu  gründen,  erschien 
Herr  von  B.  in  der  Gründungsversammlung,  um  den  tech- 
nischen Angestellten  zu  sagen,  daß  für  sie  eine  Organi- 


sation nicht  nötig  sei.  Schon  in  jener  Versammlung  bezw. 
am  Tage  danach  kam  der  organisationsfeindliche  Stand- 
punkt des  Herrn  Direktors  zum  Ausdruck,  indem  er  den 
damaligen  Referenten  —  es  war  der  Vorsitzende  der  Be- 
zirksverwaltung Rheinpfalz,  soweit  wir  wissen,  ein  recht 
nationalliberaler  Mann  —  als  „Obersozi",  welcher  die  An- 
gestellten nur  unzufrieden  machen  wolle,  und  die  Organi- 
sation der  Techniker  als  eine  standesunwürdige  Nach- 
ahmung der  Arbeiterbewegung  charakterisierte. 

Wir  würden  gern  Herrn  Direktor  von  Bippen  mit  seinen 
weltfremden  Ansichten  allein  lassen  und  über  ihn  zur 
Tagesordnung  übergehen,  wenn  er  nicht  im  Laufe  der 
Zeit  seine  Anschauungen  durch  Handlungen  bekräftigt 
hätte,  die  den  schärfsten  Widerspruch  aller  Angestellten 
herausfordern  müssen. 

Sofort  nach  der  Gründung  unseres  Zweigvereins  in 
Speyer  setzte  in  der  Baumwollspinnerei  der  Kampf  gegen 
den  Verband  ein  und  es  war  besonders  der  Vorsitzende, 
Kollege  Blattmann,  der  als  Betriebstechniker  der 
Spinnerei  im  Machtbereiche  des  verbandsfeindlichen  Fabrik- 
direktors stand,  der  unter  diesem  Kampfe  zu  leiden  hatte. 
Mit  allen  möglichen  Mitteln  der  Schikane  suchte  nun  Herr 
von  B.,  nachdem  er  sah,  daß  er  die  Vereinsgründung 
nicht  verhindern  konnte,  seinen  Angestellten  die  Lust  an 
der  Verbandsarbeit  auszutreiben.  Erfreulicherweise  ver- 
geblich ! 

Wir  können  leider  Raummangels  halber  nicht  all  die 
Einzelheiten  hier  erörtern,  die  nach  der  Richtung  hin  sich 
angesammelt  haben;  vielleicht  bietet  uns  eine  demnächst 
stattfindende  Gerichtsverhandlung,  der  wir  mit  Ruhe  ent- 
gegen sehen,  dazu  Gelegenheit.  Um  das  Verfolgungs- 
system in  der  Baumwollspinnerei  zu  beleuchten,  genügen 
einzelne  Episoden,  die  wir  herausgreifen  müssen. 

Nach  dem  Stuttgarter  Verbandstag  liest  Herr  von  B. 
in  irgend  einer  Zeitung  unser  Verbandsprogramm  und 
nimmt  daraufhin  Veranlassung,  die  Angestellten  erneut  auf 
die  „sozialdemokratischen"  Tendenzen  des  D.  T.-V.  hin- 
zuweisen und  das  allerhöchste  Mißfallen  über  unseren  Ver- 
band zum  Ausdruck  zu  bringen.  Merkwürdig,  daß  Herr 
von  B.  bei  dieser  Lektüre  gerade  den  Satz,  der  von  der 
parteipolitischen  Neutralität  handelt  und  sich 
in  eben  diesem  Programm  findet,  übersehen  hat.  Oder 
sollte  der  Herr  wider  besseres  Wissen  den  Verband  seinen 
Angestellten  nur  deshalb  als  sozialdemokratisch  denun- 
zieren, um  sie  von  der  Organisation  abzuhalten?  Fast 
möchte  man  das  letztere  annehmen,  denn  bei  jeder  pas- 
senden und  unpassenden  Gelegenheit  kommt  die  Feind- 
schaft gegen  den  Verband  zum  Ausdruck;  in  Einzelfällen, 
die,  für  sich  betrachtet,  vielleicht  zu  kleinlich  erseheinen, 
um  darauf  zurückzukommen,  in  der  Gesamtheit  aber  ein 
System  darstellen,  gegen  welches  wir  uns  mit  aller  Ent- 
schiedenheit wenden  müssen. 

Während  Herr  von  B.  bestrebt  ist,  seine  Angestellten 
mißliebigen  Vereinen  fernzuhalten,  bemüht  er  sich  anderer- 
seits wieder,  sie  ihm  genehmen  Vereinen  zuzuführen,  ohne 
Rücksicht  darauf,  ob  die  Angestellten  «ich  dort  wohl  fühlen 
oder  nicht. 

Im  Verbände  sollen  sich  die  technischen  Angestellten 
nicht  betätigen,  aber  dem  gelb  angehauchten  Liebling  des 
Herrn  Direktors,  dem  Fabrik-Gesangverein 
müssen  sie  beitreten.  Als  im  vorigen  Sommer  nach 
zwölfstündiger  Arbeit  der  Betriebstechniker  einmal  einen 
Gesangsabend  versäumte,  wurde  ihm  am  andern  Morgen 
durch  den  Herrn  Direktor  mit  aller  Deutlichkeit  klar  ge- 
macht, daß  „die  Gesangstunde  Dienst  ist"  und 
von  den  Angestellten  verlangt  wird,  bei  diesem  ,, Dienst" 
nicht  zu  fehlen. 

Es  wird  niemand  wunder  nehmen,  wenn  wir  nach  dem 
Vorhergesagten  auch  über  die  Behandlung  der  Angestellten 
zu  klagen  haben.  Der  Kasernhof  des  Pionier-Bataillons  ir 
Speyer  ist  in  der  Tat  eine  Kinderstube  im  Vergleich  zu  den 
wenig  aristokratischen  Verkehrsmanieren,  die  Herr  von  B. 
sich  seinen  Angestellten  gegenüber  erlaubt.  Es  sind  eben 
patriarchalische  Zustände  in  der  Baumwollspinnerei!  Die 
Angestellten  werden  kommandiert  dorthin,  wo  sie  der  Herr 


218 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  14 


Direktor  haben  will.  In  den  Fabrii<-Qesangverein  müssen 
sie  hinein,  aus  dem  Ausschuß  des  Hansa-Bundes  dagegen 
müssen  sie  heraus. 

Als  Anfang  Dezember  v.  Js.  unser  Kollege  Blattmann, 
der  als  Vorsitzender  der  technischen  Vereinigung  zu  einer 
Hansabund-Versammlung  geladen  war  und  in  dieser  Ver- 
sammlung in  den  erweiterten  Ausschuß  des  Hansa-Bundes 
gewählt  wurde,  erklärte  der  Herr  Direktor,  der  allem  An- 
schein nach  im  Hansa-Bund  ein  sehr  gewichtiges  Wort 
zu  sprechen  hat,  am  nächsten  Tage  unserem  Kollegen 
etwa  folgendes : 

„Ich  dulde  nicht,  daß  Sie  dem  Ausschuß  des  Hansabundes 
angehören.  Da  Sie  Vorstand  eines  sozialdemokratisch  an- 
gehauchten Vereins  sind,  habe  ich  bereits  Herrn  Kommerzienrat 
K.  —  das  ist  der  Vorsitz.ende  des  Hansabundes  in  Speyer  — 
von   dieser  Auffassung  Mitteilung  gemacht." 

Also,  hinein  in  den  Fabrikverein,  heraus  aus  dem  Aus- 
schuß des  Hansa-Bundes! 

Nach  diesem  Kommando  scheut  sich  anscheinend  der 
feudale  Herr  Direktor,  der  sonst  so  sehr  besorgt  ist  um  die 
Standeswürde  der  Techniker,  daß  er  schon  ihre  Organi- 
sation als  eine  Gefahr  für  diese  Würde  ansieht,  mit  seinem 
Betriebstechniker  im  Ausschusse  des  Hansa-Bundes  an 
einen  Tisch  zu  sitzen.  Herr  von  B.  duldet  einfach  diesen 
Zustand  nicht  und  der  Angestellte  muß  gehorchen!  Nach 
der  Charakteristik,  die  wir  von  diesem  Herrn  zu  geben  ge- 
zwungen sind,  können  wir  uns  darüber  kaum  mehr 
wundern. 

In  Erstaunen  setzt  uns  dagegen  die  große  Nachgiebig- 
keit des  Hansa-Bundes  gegenüber  den  persönlichen 
iWünschen  eines  einzelnen  Industriellen,  d?r  mißliebige 
Persönlichkeiten  einfach  verschwinden  läßt.  Als  nämlich 
die  Liste  der  gewählten  Ausschußmitglieder  über  die  Hansa- 
Bunds-Versammlung  veröffentlicht  wurde,  fehlte  der 
Name  unseres  Vorsitzenden,  trotzdem  derselbe  nicht  fiei- 
willig  auf  sein  Amt  verzichtet  hat.  Dafür  war  der  Name 
eines  anderen  Kollegen,  der  in  den  Augen  des  Herrn 
Direktors  weniger  belastet  ist,  aber  an  dem  Abend  gar 
nicht  in  der  Versammlung  war  und  auch  nicht  um  seine 
Zustimmung  vorher  befragt  worden  ist,  eingeschoben.  Die 
willkürliche  Streichung  eines  Vertrauensmannes  der  An- 
gestellten aus  der  Liste  der  gewählten  Ausschußmitglieder 
hat  allgemein  eine  tiefgehende  Entrüstung  ausgelöst,  weil 
dadurch  bewiesen,  wird,  wie  in  der  Ortsgruppe  Speyer 
des  Hansa-Bundes  die  Angestellten  überhaupt  tingeschätzt 
Vierden. 

Nach  Bekanntwerden  dieses  Vorkommnisses  .m  u  ß  t  e 
die  Verbandsleitung  eingreifen,  denn  es  galt,  die  Rechte 
der  Angestellten  zu  schützen.  Wir  gaben  zunächst  dem 
Direktorium  des  Hansa-Bundes  in  Berlin  Kenntnis  von 
dieser  Art  Einschätzung  der  Angestellten  mit  der  Bitte, 
für  ihre  Gleichberechtigung  im  Hansa-Bund  sorgen  zu 
wollen. 

Der  Kampf  gegen  den  D.  T.-V.  wurde  nun  am  2.  März 
durch  die  plötzliche  Entlassung  unseres  Kol- 
legen B  1  a  1 1  m  a  n  n  in  ein  neues  Stadium  gerückt.  Die 
Art,  wie  diese  Entlassung  erfolgte,  qualifiziert  sich  als  eine 
Maßregelung,  die  zuzugeben  dem  organisationsfeind- 
lichen Herrn  Direktor  der  Mut  fehlt.  Er  hat  abgewartet, 
bis  sich  einmal  ein  einigermaßen  plausibler  Grund  finden 
wird,  um  den  ihm  mißliebig  gewordenen  Angestellten  aus 
seinem  Betriebe  zu  entfernen.  Und  ein  solcher  Grund 
findet  sich  leicht. 

Am  2.  März  trat  ein  Kesselschaden  ein,  für  den  nun 
die  Direktion,  die  einzig  und  allein,  wie  wir  an  Gerichts- 
stelle beweisen  werden,  die  Schuld  an  dem  Unfall  trägt, 
den  Betriebstechniker  verantwortlich  machen  will.  An- 
stelle des  erkrankten  geprüften  Heizers,  soviel  wollen  wir 
für  unsere  Leser  herausheben,  hat  die  Direktion,  d.  Ii. 
Herr  Oskar  von  Bippen,  einen  völlig  ungelernten  Arbeiter, 
der  noch  dazu  als  notorischer  Trunkenbold  bekannt  ist  und 
wegen  Trunkenheit  häufig,  nicht  zulet/t  auch  vom  Direktor 
selbst,  verwarnt  werden  mußte,  über  den  Kopf  des  Bj- 
triebstechnikers  hinweg  mit  der  Wartung  des  Kessels  be- 
traut. Dieses  „Mädchen  für  alles",  dem  natürlich  jetle 
Ahnung  von  der  Konstruktion  des  Kessels  und  dessen 


Behandlung  fehlte,  ließ  den  Kessel  ohne  Wasser,  wodurch 
ein  an  und  für  sich  nicht  unbeträchtlicher  Schaden  ent- 
stand. Der  Schaden  kam  dem  Direktorium  gerade  recht, 
um  die  plötzliche  Entlassung  des  organisierten  Angestellten 
mit  einem  Scheine  von  Berechtigung  zu  umgeben.  Es 
wird  Sache  des  Gerichts  sein,  diesen  Scheingrund  zu  zer- 
reißen und  dem  zu  Unrecht  entlassenen  Angestellten  zu- 
nächst das  ihm  vertraglich  zustehende  Gehalt  in  Höhe 
von  mehr  als  1000  M  zuzusprechen.  Der  Verband  hat 
hierfür  den  Rechtsschutz  bewilligt  und  Herrn  Rechtsanwalt 
Merl  in  Speyer  mit  der  Führung  des  Prozesses  betraut, 
wie  im  übrigen  auch  die  Maßregelungsunter- 
stützung zugebilligt  wurde. 

Da  für  den  14.  März  die  Generalversamm- 
lung der  Aktionäre  dieses  Unternehmens  angesagt 
war,  wollten  wir  die  Gelegenheit  benützen,  um  die  un- 
berechtigte Entlassung,  wie  überhaupt  das  ganze  Verhalten 
des  Herrn  Direktors  dort  zur  Sprache  zu  bringen.  Eine  der 
augenblicklich  sehr  schlecht  stehenden  Aktien  des  Unter- 
nehmens war  leicht  zu  erhalten,  und  so  wurde  Kollege 
Kaufmann  als  Aktionär  der  Baumwollspinnerei  Speyer 
zur  Generalversammlung  gesandt. 

Diese  Generalversammlung  —  über  die  es  sich  wahr- 
haftig lohnen  würde,  eingehender  zu  berichten  —  bot  ein 
wirklich  trauriges  Bild.  Trotzdem  der  Geschäftsbericht 
einen  Verlust  von  nicht  weniger  als  173  261,25 
Mark  nachwies  und  an  Verteilung  von  Dividenden  trotz 
starker  Inanspruchnahme  der  Reservefonds -auch  in  diesem 
Jahre  nicht  zu  denken  ist,  setzen  sich  die  Herren  Aktionäre 
mit  wahrhaft  rührender  Resignation  über  das  ungünstige 
Ergebnis  hinweg.  Die  gesetzlich  vorgeschriebenen  For- 
malitäten der  Generalversammlung  wären  in  10  Minuten 
erledigt  gewesen,  wenn  nicht  unser  Kollege  Kaufmann 
als  Aktionär  versucht  hätte,  die  Ursachen  des  schlechten 
Geschäftsergebnisses  zu  erforschen  und  dabei  auch  die  An- 
gestelltenverhältnisse in  der  Baumwollspinnerei  zur  Sprach: 
zu  bringen. 

Es  war  etwas  Unerhörtes,  und  Herr  von  B.  hat  es 
als  eine  persönliche  Beleidigung  aufgefaßt,  daß  einmal 
ein  nicht  zu  diesem  Kreise  gehöriger  Aktionär  hier  eindrang 
und  dazu  noch  sich  der  Angestellten  annahm.  Der  stell- 
vertretende Vorsitzende  des  Aufsichtsrats,  Herr  Kom- 
merzienrat E'ßwein  aus  Ludwigshafen,  ließ  leider,  und 
wir  müssen  sagen,  unter  Beschränkung  der  Redefreiheit 
der  Aktionäre,  eine  Diskussion  des  Geschäftsberichtes  nach 
der  Seite  hin  nicht  zu,  denn  wie  er  so  naiv  sagte,  ,,man 
sei  nicht  dazu  da,  die  Interessen  der  Angestellten  wahr- 
zunehmen, man  müsse  das  Geschäftsinteresse  berücksich- 
tigen, weiter  nichts".  —  Der  Direktor  von  B.  dagegen 
durfte  in  ausgedehnten  Zwischenbemerkungen  die  alte  Ver- 
dächtigung von  der  sozialdemokratischen  Tendenz  unseres 
Verbandes  wieder  erheben,  ohne  dafür  vom  Vorsitzenden 
zur  Ordnung  gerufen  zu  werden. 

Als  nach  einer  scharfen  Zurückweisung  der  unquali- 
fizierbaren  Behauptungen  des  Herrn  von  B.  durch  unseren 
Kollegen  Kaufmann  noch  einmal  eine  Besprechung  der 
Maßregelung  des  Kollegen  Blattmann  versucht  werden 
sollte,  stimmten  die  Herren  einfach  mit  303  gegen  eine 
Aktie  den  Angestellten-Vertrag  nieder  und  machten  „Schluß 
der  Debatte"  über  den  Geschäftsbericht.  Herrn  Kaufmann 
blieb  nun  nichts  weiter  übrig,  als  die  Herren  einzuladen 
zu  einer  am  nächsten  Tage  stattfindenden  öffentlichen 
Privatbeamten-Versammlung,  in  der  all  das  unter  Wahrung 
der  Redefreiheit  gesagt  werden  würde,  was  hier  im  kleinen 
Kreise  zu  besprechen  die  Herren  Aktionäre  unmöglich 
machten. 

Die  Versammlung  fand  statt  und  ist  ein  Beweis  für  die 
S  c  h  1  a  g  f  e  r  t  i  g  k  e  i  t  des  Verbandes,  wie  auch  für  die 
Größe  der  Empörung,  die  weit  über  die  Angestclltenkreise 
hinaus  große  Schichten  des  Bürgertums  der  Stadt  Speyer 
erfaßte,  als  die  Entlassung  des  Betriebstechnikers  Blatt- 
mann bekannt  wurde.  Wir  müssen  mit  Befriedigung  her- 
vorheben, daß  die  übrigen  Angestellten-Verbände,  d^r 
Verband  Deutscher  Handlungsgehilfen,  der  Deutsch-Natio- 
nale Handlungsgehilfen-Verband,  der  Deutsche  Werk- 
meister-Verband und  der  Katholisch-Kaufmännische  Verein 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


219 


sich  bereitwilligst  unserer  Protestaktion  anschlössen  und 
das  Vorgehen  gegen  den  selbstherrlichen  Herrn  Direktor 
zu  einem  einheitlichen  aller  Privatangestellten  gestalteten. 

Der  Verlauf  der  am  15.  März  im  Saale  der  Sonne 
stattgefundenen  Versammlung,  in  der  Aktionär  Kauf- 
mann, Berlin,  über  „die  Staatsbiirgerrechte  der 
Angestellten  und  deren  Wahrung  in  der 
Baumwollspinnerei  Speyer"  sprach,  bedeutet 
einen  Erfolg  der  Angestelltensache,  der  sowohl  unsere  Er- 
wartungen wie  die  Befürchtungen  des  Herrn  von  B. 
weitaus  übertraf.  Der  Saal  war  viel  zu  klein,  um  die 
Masse  der  Erschienenen  zu  fassen.  Wir  hätten  ruhig  noch 
eine  Parallelversammlung  veranstalten  können,  die  gefüllt 
worden  wäre,  wenn  Redner  zur  Verfügung  standen,  so  groß 
war  das  Interesse  der  Bürgerschaft  an  dem  Thema.  Dieser 
Besuch,  verbunden  mit  der  Einmütigkeit,  die  herrschte  in 
der  Verurteilung  des  Verhaltens  des  Herrn  Direktors  und 
in  der  Annahme  nachstehender  Resolution  zum  Ausdruck 
kam,  dürfte  Herrn  von  B.  doch  davon  überzeugen,  daß 
heute  die  Angestellten  nicht  mehr  gewillt  sind,  sich  wider- 
standslos von  ihm  knechten  zu  lassen. 

Die  Resolution,  die  gegen  3  Stimmen  der  Vorstands- 
mitglieder des  Hansa-Bundes  angenommen  wurde,  lautet: 

„Die  am  15.  März  1911  im  neuen  Saale  der  „Sonne"  sehr 
zahlreich  versammelten  Privatangestellten  und  Bürger  der  Stadt 
Speyer  erblicken  in  der  vom  Direktor  der  Baumwollspinnerei 
ohne  gesetzlichen  Grund  verfügten  plötzlichen  Entlassung  eines 
Angestellten,  des  Vorsitzenden  der  technischen  Vereinigung 
Speyer  (Zweigverein  des  Deutschen  Techniker-Verbandes),  den 
stärksten  Akt  des  seit  einiger  Zeit  gegen  die  Organisation 
der  technischen  Angestellten  geführten  Kampfes. 

Die  Versammlung  betrachtet  und  verurteilt  diese  Entlassung 
als  eine  Maßregelung,  die  sich  gegen  den  Organisationsgedanken 
überhaupt  richtet,  ebenso  wie  sie  das  in  beleidigender  Form 
erfolgte  Verbot  der  Annahme  eines  Ehrenamtes  in  der  hiesigen 
Ortsgruppe  des  Hansabundes  und  der  Zwang  zum  Beitritt 
und  aktiver  Betätigung  der  Beamten  in  dem  von  der  Direktion 
geförderten  Fabrikverein  als  einen  ungesetzlichen  Eingriff  in 
die  freie  Willensbestimmung  der  Angestellten  und  eine  Beein- 
trächtigung des  Koalitionsrechtes  entschieden  zurückweist. 

Die  Versammlung  bedauert  ferner,  daß  die  gestrige  General- 
versammlung der  Aktionäre  der  Baumwollspinnerei  keinen  Wert 
auf  das  ersprießliche  Zusammenwirken  von  Angestellten  und 
Fabrikleitung  zu  legen  scheint  und  es  ablehnte,  den  begründeten 
Beschwerden  eines  Aktionärs  aus  Angestelltenkreisen  näher  zu 
treten.  Dem  Aufsichtsrat  der  Gesellschaft  empfiehlt  die  Ver- 
sammlung, dafür  zu  sorgen,  daß  endlich  der  ungebührlichen 
Bevormundung  der  Angestellten  und  Arbeiter  durch  die  Direk- 
tion Einhalt  geboten  wird  und  die  Behandlung  des  Personals 
sich  in  den  Formen  bewegt,  die  unter  gebildeten  Menschen 
üblich  sind. 

Wenn  auch  die  Versammlung  die  Unterschiebung  des 
Direktors  der  Baumwollspinnerei,  daß  es  sich  bei  der  Organi- 
sationsarbeit des  Deutschen  Techniker-Verbandes  um  Vertretung 
sozialdemokratischer  oder  sonstwie  politischer  Tendenzen  han- 
delt, auf  das  allerschärfste  zurückweist  und  aufs  neue  die  partei- 
politische Neutralität  des  D.  T.-V.  betont,  verpflichten  sich  die 
Anwesenden,  mit  allen  gesetzlichen  Mitteln  für  eine  Besserung 
der  Angestelltenverhältnisse  im  allgemeinen  und  in  der  Baum- 
wollspinnerei im  besonderen  einzutreten. 

Zum  Schluß  spricht  die  Versammlung  ihr  Bedauern  darüber 
aus,  daß  die  Leitung  der  Ortsgruppe  des  Hansabundes  durch 
schwächliches  Nachgeben  gegenüber  den  Wünschen  des  Direk- 
tors der  Spinnerei  die  Interessen  der  Angestelltenmitglieder  im 
Hansabund  verletzt  hat." 

Auch  die  drei  Herren,  die  gegen  die  Resolution  stimm- 
ten, erklärten  ausdrücklich,  daß  sie  in  der  Verurteilung 
des  Verhaltens  des  Herrn  von  B.  mit  uns  einig  gehen 
und  es  nur  nicht  wahr  haben  wollten,  daß  der  Hansa-Bund 
im  Falle  Blattmann  die  Interessen  der  Angestellten  ver- 
letzt hat. 

Herr  von  B.  hat  uns  den  Kampf  aufgezwungen,  den 
wir  nun  mit  aller  Energie  durchführen  werden.  Daran 
hindern  uns  weder  Drohungen  noch  Beschwichtigungsver- 
suche, wie  sie  Herr  von  B.  gegenüber  dem  Vertreter  unseres 
gemaßregelten  Kollegen,  Herrn  Rechtsanwalt  Merl,  zum 
Ausdruck  brachte :  „Sorgen  Sie  dafür,  daß  die 
Sache  beigelegt  wird,  dann  bekommt  Blatt- 
mann ein  gutes  Zeugnis,  und  wenn  das  nicht 
der  Fall  ist,  kriegt  er  eben  ein  schlechtes." 


Wir  stellen  diese,  in  beispielloser  Naivität  zu  einem 
Rechtsanwalt  gemachte  Aeußerung  des  Herrn  von  B.  an  den 
Schluß  unserer  Ausführungen,  weil  wir  glauben,  daß  damit 
Herr  von  B.  sich  selbst  gerichtet  hat.  Kfm. 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinen! 
Interesse  sind,  werden  aufgcnommeti.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  liinzu^uf  iigen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
miclleii  und  Büchern  werden  unpartciiscli  und  nur  schrifilich  erteilt.  Eine 
1' ü  c  k  s  e  n  d  u  n  g  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schluß  lag  für  Einsen- 
d  1.1  gen  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindhclikcit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icilung  nac  hdrüi  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Er.ngen  notwendigen  Druck- 
stöckc  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen, 

Technik 

Frage  87.  Von  einigen  Baubehörden  wird  vielfach  bei 
Volksschulbauten  auf  dem  Lande  in  denjenigen  Fällen,  wo  in 
dem  Klassenzimmer  der  Fußboden  hohl  verlegt  wird,  vor- 
geschrieben: Der  Hohlraum  unter  dem  Fußboden  der  Klasse 
ist  mit  dem  Ofen  in  Verbindung  zu  bringen.  Anzunehmen  ist 
ein  eiserner  Dauerbrandofen  auf  gemauertem  Fundament.  Könnte 
mir  vielleicht  ein  Kollege  in  einigen  erläuternden  Skizzen  eine 
oder  mehrere  geeignete  Verbindungen  des  Hohlraums  untei 
dem  Fußboden  mit  dem  Ofen  darstellen? 

Frage  88.  Auf  welche  Weise  werden  die  schwalbenschwanz- 
förmigen,  sogenannten  Falzbaupappen  hergestellt?  Gibt  es 
hierfür  Maschinen,  und  wo  sind  dieselben  zu  haben? 

Frage  89.  In  einer  Bäckerei  von  5x12  m  Grundfläche 
soll  eine  Zwischendecke  eingebracht  werden.  Eine  Zwischen- 
decke aus  Lehmschlag  oder  dergleichen  kann,  da  der  Betrieb 
nicht  gestört  werden  darf,  nicht  zur  Anwendung  kommen.  Ich 
beabsichtige,  die  Zwischendecke  mit  Torfstreu  auszufüllen,  falls 
solche  Decke  schallsicher  ist  und  nicht  etwa  einen  besonderen 
Lieblingsort  für  Ungeziefer  bildet.  Sollte  jedoch  eine  andere 
trockene  Zwischendecke  vorteilhafter  sein,  so  bitte  ich  mir 
diese  mitteilen  zu  wollen. 


Zur  Frage  65  und  68.  Feuchte  Mauern.  Am  besten  ist  es, 
das  Wasser  gar  nicht  erst  in  das  Gebäude  herein  zu  lassen.. 
Es  empfiehlt  sich  demnach  ein  Anstrich  von  außen,  etwa  mit 
einer  Asphalt-Emulsion,  die  auch  helle  Anstriche  mit  Farbe 
zuläßt,  wie  sie  von  den  elsässischen  Emulsionswerken  in  Straß- 
burg hergestellt  werden.  Hat  der  äußere  Putz  jedoch  Haar- 
risse, z.  B.  Zementputz,  so  hilft  auch  das  nicht  absolut.  Es 
ist  dann  noch  am  meisten  zu  empfehlen,  innen  eine  neue 
Isolierung  von  Kosmos-Falztafeln  mit  großen  Lufträumen  an- 
zubringen, auf  die  man  dann  direkt  tapezieren  kann.  A. 

Zur  Frage  66.  Rußwasser  im  Schornstein.  II.  (I  s.  Heft  13.) 
Wahrscheinlich  wird  in  dem  betreffenden  Hause  mit  Braun- 
kohlen geheizt,  welche  sehr  häufig  einen  flüssigen  Absatz  geben, 
der  außer  seinem  unangenehmen  Geruch  noch  den  Nachteil 
hat,  daß  er  nur  durch  Entfernung  des  Putzes  wegzubringen  ist. 
Es  sind  Teerprodukte,  die  sich  an  den  Wänden  der  Kamine 
abschlagen.  Nach  Entfernung  des  Putzes  können  Glasplatten 
in  Zement  angesetzt  werden,  die  dann  ebenfalls  überputzt  werden. 
Bei  der  Neuerrichtung  wurde  wahrscheinlich  das  Kamin  an 
der  Innenseite  nicht  gut  und  dick  genug  verputzt.  A. 

Zur  Frage  78.  Ausmaß  der  Zwischenwände.  Eine  gesetz- 
liche Bestimmung  über  das  Ausmaß  der  bei  Ihnen  in  Frage 
kommenden  V2  Stein  starken  Zwischenwände  gibt  es  nicht, 
doch  ist  es  üblich,  die  Stärke  der  Eisenbetondecken  resp.  L'nter- 
züge  von  der  Höhe  der  Wände  abzuziehen,  da  Nichtgeleistetes; 
auch  nicht  in  Rechnung  gestellt  werden  kann,  wenn  keine  be- 
sonderen Abmachungen  getroffen  wurden.  Mit  dem  Abzug 
der  Eisenbetondeckenauflager  wird  es  wohl  verschieden  sein, 
hier  werden  sie  vom  Mauerwerk  nicht  abgezogen,  da  das  Auf- 
lager nie  so  glatt  abgeschlossen  wird,  daß  man  ohne  weiteres 
das  Mauerwerk  daran  anschließen  kann.  Hierdurch  entsteht 
Mehrarbeitslohn  für  Zuhauen  der  Steine,  Materialverlust  usw., 
welcher  durch  Vollrechnen  des  Mauerwerks  ausgeglichen  wird. 
Bezüglich  des  Ausmaßes  von  Eisenbetondecken  wird  die  Sache 
auch  verschieden  gehandhabt.  Zumeist  wird  das  lichte  Maß 
zwischen  massiven,  tragenden  Mauern  von  unten  gesehen, 
in  Rechnung  gestellt  und  sämtliche  Auflager,  auch  wenn 
dieselben  über  die  ganze  Breite  der  Mittelmauern  hinweggehen, 
bei  der  Offertenabgabe  in  den  Einheitspreis  einkalkuliert.  Teil- 
weise  werden   auch   die  Auflager  mitgemessen,   daher  ist  es 


220 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  14 


am  besten,  um  spätere  Differenzen  zu  vermeiden,  bei  der  Preis- 
abgabe die  Berechnungsart  und  Auflagerbreite  stets  anzugeben. 

Karl  Werner,  Architekt,  Mitgl.-Nr.  51  044. 


Gewerblicher  Rechtsschutz 

Anfragen,  welche  den  gewerblichen  Rechtsscliutz  (Cateiit-,  Muster-  und  Zeichenwesen^ 
betiullLii,  werden  von  uns  unserem  Syndikus  für  gewerblichen  Rechtsschutz,  dem 
Patentanwalt,  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Berlin  W.  8,  zur  Erledigung  überwiesen. 
Die  Beantwoitung  erfolgt  entweder  durch  Brief,  oder,  falls  allgemeines  Interesse 
angenommen  werden  kann,  im  Briefkasten. 

/.  Frage:  Hat  es  Bedenken,  eine  Erfindung  vor  ihrer 
Anmeldung  Dritten,  etwa  zum  Zwecke  der  Anfertigung  eines 
Modells,  mitzuteilen?  Gibt  es  einen  zuverlässigen  Weg,  um 
die  Geheimhaltung  zu  sichern? 

Antwort:  Eine  Erfindung  vor  ihrer  Anmeldung  beim  Kaiser- 
lichen Patentamt  Dritten  zu  offenbaren,  muß,  wenn  die  letzteren 
nicht  durchaus  zuverlässige  Personen  sind,  Bedenken  erregen. 
Denn  eine  gesetzliche  Geheimhaltungspflicht  besteht  im  all- 
gemeinen   nicht;    diese   Pflicht    kann    zwar  durch  mündliche 


Abrede  oder  besser  durch  einen  etwa  gemäß  nachstehendem 
Muster  aufzusetzenden  Revers  vertragsmäßig  festgestellt  werden ; 
aber,   falls  die   Geheimhaltungspflicht  dennoch   verletzt  wird, 
entsteht  nur  ein  Schadenersatzanspruch  gegen  den  Verletzer, 
während  hiervon  unabhängig  der  Rechtsbestand  des  auf  Grund 
der  verspäteten  Anmeldung  erteilten   Patentes  durch  neuheits- 
schädliche Veröffentlichung  erschüttert  worden  ist. 
(Muster  des  Reverses: 
Hierdurch  übernimmt  der  Endesunterzeichnete  die  Ver- 
pflichtung, die  ihm  von  Herrn  zu  

zur  Kenntnis  gebrachten  Erfindungsgedanken  weder  im  eigenen 
Interesse  zu  benutzen,  noch  durch  Beschreibungen,  Zeich- 
nungen, Modelle  oder  andere  Einrichtungen  zu  veröffent- 
lichen oder  Dritten  die  Kenntnisnahme  der  Erfindung  zu 
ermöglichen. 

Der  Unterzeichnete  verpflichtet  sich,  für  durch  absicht- 
liche oder  fahrlässige  Vernachlässigung  der  Geheimhaltungs- 
pflicht entstehende  Nachteile,  insbesondere  für  solche,  die 
aus  §§  2  und  10  des  Patentgesetzes  folgen,  aufzukommen.) 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 
DieWanderversannmIung  des  DeutschenTechniker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-Ais  tellung  Dresden  1911  findet  in  der  Zeit  vonn  15.  bis  17. 
(offizieller  Teil)  und  18.  und  19.  Juli  (nicht  offizieller  Teil)  statt  Nähere  Auskunft  erteilt:  Baumeister 
Schüßler,  Kleinluga,  Post  Mügeln,  Bezirk  Dresden  Wir  bitten  alle  unsere  Mitglieder,  bereits  jetzt 
die  Schritte  zu  tun,  die  nötig  sind,  für  die  Tage  der  Wanderversammlung  aus  Anlaß  der  Internationalen 
Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  geschäftsfrei  zu  sein  o  Wir  bitten  aber  auch  alle  technischen  Staats- 
und Kommunalbehörden  und  Firmeninhaber  hierdurch,  ihre  Techniker  zum  Besuche  der  Ausstellung 

an  obengenannten  Tagen  nach  Möglichkeit  zu  beurlauben. 


Onippeneinteiliing 

In  Verfolg  verschiedentlicher  Anregungen  aus  den  Kreisen 
unserer  Zweigvereine  erinnern  wir  an  die  durch  die  Verbands- 
zeitung in  den  Heften  Nr.  9  und  10  eingeforderten  Auskünfte,  zu 
welchen  in  den  genannten  beiden  Heften  die  Formulare  ent- 
halten waren. 

Wir  bitten  ganz  dringend,  die  Ausstellung  und  Einsendung 
an  die  Zweigvereine  bezw.  für  Einzelmitglieder  an  den  Be- 
zirksvorstand schnellstens  vornehmen  zu  wollen. 

Die  Verbandsleitung. 

XXXIII.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims 
vom  19.  Januar  bis  22.  März  1911. 

947/48  Herrn.  Wensel,  Baugewerksmstr.,  und  Frau,  Schern- 
berg. 949  Beruh.  Gerstmann,  Bautechniker,  Stettin.  950  Martin 
Wieder,  Bautechniker,  Görlitz  i.  Schles.  951  Emil  Gräfe,  Archi- 
tekt, Dortmund.  952  Rudolf  Schmidt,  Ingenieur,  Halle  a.  S. 
953  L.  Renter,  Eisenbahntechniker,  Erfurt.  954  Aug,  Knick- 
rehm,  Techniker,  Duala  (Kamerun).  955  K.  Petroschka,  Sekre- 
tär, Berlin.  956  Karl  Pietska,  Ingenieur,  Breslau.  957  L.  Pullert, 
Ingenieur,  Erfurt.  958  H.  Schulte,  Geschäftsführer,  Dortmund. 
959  Hugo  Kampermann,    städtischer  Bauführer,    Barmen.  960 


A.  Stiefelhagen,  Vermess.-Ingenieur,  Gera  (Reuß).  961  O.  Win- 
disch, Vermess. -Techniker,  Gera  (Reuß).  962  Philipp  Dörr, 
Ingenieur,  Schöningen. 


Es  gingen  ferner  folgende  Spenden,  für  die  hiermit  bestens 

gedankt,  im  Erholungsheim  ein: 

Oskar  Schleitzer,  Bitterfeld:    Reuters  Werke. 

Ing.  Rud.  Schmidt,  Halle  a.  S. :   Eine  Hausapotheke. 

W.  Stoffregen,  Bitterfeld:  Esperanto-Lehrbuch. 

Techniker-Verein  in  Greifswald:  Ein  Liegestuhl  für  das  Pom- 
mernzimmer. 

Landesverwaltung  Württemberg:  Ein  Bild  im  Rahmen  (Graf 
Zeppelin). 

Gasdirektor  Maye   in  Sondershausen:    Ein  Gasplätte-Apparat. 


Verbandsbeiträge  1911 

Die  Herren  Einzelmitglieder,  die  noch  mit  der  Zahlung  des 
Verbandsbeitrages  für  das  erste  Halbjahr  1911  im  Rückstände 
sind,  werden  höflichst  ersucht,  den  längst  fälligen  Beitrag  um- 
gehend an  die  Verbandskasse  abzuführen. 

Die  Verbandslcitung. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt,  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seit'' 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinscndung  ist  am  Kopff 
.Tuszufüllcn :  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  VersatnmlungstaEf  und  Oii, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirfcsverwaltungen 

Bezirksverwaltung  Brandenburg.  Die  Forderung 
nach  einem  Berliner  städtischen  Wohnungs- 
a  in  t.  Kein  Gebiet  ist  bisher  so  von  der  Gesetz- 
gebung vernachlässigt  worden,  wie  das  Wohnungswesen. 
Mehrfach    haben    wenigstens    die    Gemeinden    etwas  getan 


und  Wohnungsämter  mit  geregelter  Wohnungspflege  ein- 
gerichtet. Seit  kurzer  Zeit  besitzt  auch  Charlottenburg  ein 
solches  Wohnungsamt.  In  Berlin  ist  aber  ein  solches  Amt  noch 
viel  nötiger.  Denn  wenn  irgendwo  ein  schreckliches  Wohnungs- 
elend vorhanden  ist,  so  in  Berlin.  Nun  hat  sich  aus  einer 
großen  Anzahl  von  Vereinen  heraus  ein  Arbeitsausschuß  gebildet, 
der  die  Agitation  für  ein  solches  Wohnungsamt  betreibt  und 
zugleich  auch  als  dauernde  Instanz  zur  Zusammenfassung  der 
Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  des  Wohnungswesens  erlialten 
bleiben  soll.  Auch  unsere  Organisation  hat  sich  dem  an- 
geschlossen. 

Am  Dienstag,  4.  April,  findet  in  der  Neuen  Phil-  II 
harnionie.  Köpenicker  Straße  96,  abends  8  Uhr,  eine  II 
große  öffentliche  Versammlung  statt,  in  der  hervor-  II 
ragende  sachkundige  Redner  sprechen,  und  in  der,  II 
wenn  möglich,  auch  ein  Vertreter  unserer  Organisation  II 
zu  Wort  kommen  soll.  Wir  bitten  um  zahlreichen  Besuch.  || 


Heft  14 


DEUTSCHE  TECHNIKFR-ZEITUNO  1911 


221 


Dresden.  Der  diesjährige  Frühjahrs-Bezirkstag 
findet  Sonntag,  2.  April,  in  Dresden  statt.  Tageseinteilung : 
Vormittags  Uhr  Vortrag  des  Herrn  Architekt  Kaufmann- 

Beriin  über :  „D  er  Entwurf  zu  einer  staatlichen 
P e n s i o n s V e r s i c h e r u n g  der  P r i v a t a n g e s t e 1 1 1  e n 
und  seine  Aussichten."  Lokal:  Meinholds  Säle,  Moritz- 
straße. 1/^3  Uhr:  Gesamtvorstandssitzung  und  3/^3  Uhr:  Be- 
zirkstag im  Gewerbe-Hause,  Ostra-Allee.  Näheres  Programm 
siehe  Aprilnummer  der  Mitteilungen. 

Nordwestdeutsclie  Bezirksverwaltung.  Br.-A. :  A.  Vogel- 
sang, Wilhelmshaven,  Königstr.  44  a.  —  Von  über  200  Mit- 
gliedern der  Bezirksvervvaltung  haben  bis  jetzt  erst  35  Mit- 
glieder die  Gruppenauszählungsliste  ausgefüllt  und  an  oben- 
stehende Adresse  eingesandt.  Wir  ersuchen  die  rückständigen 
Mitglieder  dringend  um  umgehende  Zusendung  der  ausgefüllten 
Listen,  da  die  Gruppeneinteilung  an  den  Verband  abgeschlossen 
werden  muß. 

Westdeutsche  Bezirksverwaltung.  Der  53.  Bezirkstag  findet 
statt  am  9.  April  in  Barmen,  Restaurant  zur  Glocke,  nahe  Rat- 
hausbrücke. Tagesordnung:  1.  Geschäfts-  und  Kassenberichte. 
2.  Technische  Nachrichten.  3.  Bericht  über  die  Gesamtvorstands- 
sitzung des  D.  T.-V.  am  7.  und  8.  Januar.  4.  Beratung  der  An- 
träge. 5.  Vorberatungen  für  die  Werbearbeit  im  Bezirk.  6.  Ver- 
schiedenes. 7.  Ort-  und  Zeitbestimmung  für  den  nächsten  Bezirks- 
tag. Pünktlich  I2V4  Uhr  Vortrag  des  Herrn  Ing.  L  u  s  t  i  g  -  Dort- 
mund über:  „Der  gegenwärtige  Stand  unserer 
P  r  o  g  r  a  m  m  f  o  r  d  e  r  u  n  g  e  n".  Zeiteinteilung:  Verhandlungs- 
beginn pünktlich  10  Uhr.  Nach  dem  Vortrage  Mittagspause 
(günstige  Speisegelegenheit  im  Verhandlungslokal).  Nachmittags 
21/2  Uhr  Wiederbeginn  der  Verhandlungen.  Für  Kollegen,  welche 
nicht  an  den  Verhandlungen  teilnehmen,  vormittags  Besichtigung 
der  neuerbauten  Krankenanstalten  der  Stadt  Barmen.  Treffpunkt 
um  9  Uhr  am  Schwebebahnhof  Barmen,  Loherstraße.  Später 
eintreffende  Kollegen  werden  besonders  geführt;  Aufbruch  vom 
Verhandlungslokale  um  10  Uhr.  Nach  Schluß  der  Verhand- 
lungen zwangloses  Beisammensein  im  Kreise  der  Barmer  Kol- 
legen im  Restaurant  Daniels,  Schuchardstraße  23.  Hierzu  und 
zu  der  Besichtigung  sind  Gäste,  besonders  auch  Damen,  sehr 
willkommen.  Mit  Rücksicht  auf  die  beschränkten  räumlichen 
Verhältnisse  des  Verhandlungslokales  haben  zu  dem  Vortrage  nur 
Mitglieder  und  Freunde  des  D.  T.-V.  Zutritt.  Zu  einer  regen 
Beteiligung  laden  wir  alle  Mitglieder  der  Bezirksverwaltung 
herzlichst  ein,  auch  im  Namen  des  Techn.-Vereins  Barmen. 

Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 
Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversamm- 
lung findet  am  Donnerstag,  13.  April,  abends  präzis  9  Uhr, 
in  den  Industrie-Festsälen,  Beuthstr.  20,  statt.  Vortrag  des 
Herrn  Direktor  F.  Dunk  er:  „Gleislose  elektrische  Bahnen", 
mit  zahlreichen  Lichtbildern.  Verbandsmitglieder  und  Freunde 
des  Vereins  sind  als  Gäste  willkommen.  —  Von  dem  in  Heft  9 
der  D.  T.-Z.  auf  Seite  3  enthaltenen  Formular,  Gruppen-Ausr 
Zählung  betreffend,  ist  eine  große  Anzahl  unserem  Schriftführer 
noch  nicht  eingesandt  worden.  Wir  bitten,  dies  umgehend 
nachzuholen. 

Breslau.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  G.  Coym, 
Kgl.  Hofk.-Bausekretär,  Breslau  V,  Rhedigerstr.  36.  Vereins- 
lokal: „König  von  Ungarn",  Bischofstr.  —  Donnerstag,  6.  April, 
abends  8V2  Uhr,  Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäftliches. 2.  Neuaufnahmen.  3.  Abrechnung  über  das 
25  jährige  Stiftungsfest.    4.  Abrechnung  über  das  Jahrbuch  1911. 

5.  Bewilligung  einer  Entschädigung  an  den  Vereinskassierer. 

6.  Bewilligung  von  Anwesenheitsgeldern  für  die  Vorstandsmit- 
glieder zu  den  Vorstandssitzungen.  7.  Beschlußfassung  über 
einen  Maiausflug.  8.  Verschiedenes.  An  dieser  Hauptversamm- 
lung findet  die  Ueberreichung  der  Ehrenabzeichen  an  die  Mit- 
glieder statt,  welche  dem  Verein  25  Jahre  lang  angehören. 
Bei  mangelnder  Beschlußfähigkeit  tritt  §  17  Absatz  2  der 
Satzungen  in  Kraft. —  Sonntag,  9.  April,  vorm.  11  Uhr,  Besich- 
tigung der  Dampfziegelei  Pfeffer,  Pringsheim  &  Co.,  Kl.-Gandau. 
Treffpunkt  pünktlich  IO1/2  Uhr  an  dem  Endpunkt  der  elek- 
trischen Straßenbahn  Pöpelnitz,  von  da  Omnibusfahrt  nach 
Klein-Gandau.  —  Montag,  17.  April,Ostermontag,  zwanglose  Zu- 
sammenkunft bei  Fuhrmann  in  Dt. -Lissa.  Züge  2.30  ab  Haupt- 
bahnhof, 2.45  ab  Freiburger  Bahnhof.  —  Donnerstag,  20.  April, 
Vorstandssitzung.  —  Donnerstag,  27.  April,  abends  8V2  Uhr, 
Versammlung  der  Mitglieder.  Besprechung  fachlicher  Tages- 
fragen. Um  rege  Beteiligung  an  allen  Veranstaltungen  wird 
gebeten.  Gäste,  durch  Mitglieder  eingeführt,  sind  stets  herzlich 
willkommen.  Für  die  Folge  bitten  wir  um  Einzahlung  des 
Mitgliederbeitrages  auf  das  Vereinspostschekkonto  Nr.  4555. 
Postschecks  werden  unseren  Mitgliedern  demnächst  zugehen. 
Der  Beitrag  für  das  zweite  Vierteljahr  ist  satzungsgemäß  fällig 


und  beträgt,  wie  bisher,  für  ortsansässige  Mitglieder  5  M,  für 
Auswärtige  4,50  M. 

Charlottenburg.    Bauhütte  Charlottenburg.    V.  u. 

0.  :  Jeden  ersten  Dienstag  eines  Monats  im  Logen-Restaurant, 
Charlottenburg,  Berliner  Straße  61,  Ecke  Kirchhofstraße.  1.  Vor- 
sitzender:   Friedrich  Brinkmann,  Charlottenburg,  Goethestr.  15. 

1.  Schriftführer:  Richard  Brennecke,  Charlottenburg,  Fritsche- 
straße  41.  —  Die  nächste  Monats-Hauptversammlung  findet  am 
Dienstag,  4.  April,  pünktlich  abends  8V2  Uhr,  statt.  Die 
Tagesordnung  ist  in  den  „Mitteilungen  der  Bezirksverwaltung 
Brandenburg"  bekannt  gegeben.  Weitere  Anträge  zur  Haupt- 
versammlung sind  an  den  ersten  Vorsitzenden  schriftlich  ein- 
zureichen. Die  Vereins-  und  Verbandsbeiträge  sind  an  unseren 
Kassierer,  Herrn  Albert  Papenzien,  Charlottenburg,  Wallslr.  47  II, 
soweit  in  der  Hauptversammlung  nicht  persönlich  bezahlt  werden, 
porto-  und  bestellfrei  einzureichen.  Weiterhin  bitten  wir  unsere 
Mitglieder,  die  den  Fragebogen  über  die  Gruppeneinteilung, 
welcher  in  der  D.  T.-Z.,  Heft  9  und  10,  vorgedruckt  worden  ist, 
noch  nicht  ausgefüllt  und  eingesandt  haben,  denselben  umgehend 
auszufüllen  und  an  Herrn  A.  Dieter,  Charlottenburg,  Tegeler 
Weg  5,  einzusenden. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  und 
Br.-A.:  Hans  Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  60.  V.  u.O.: 
Jeden  1.  Donnerstag  im  Monat,  im  Wilhelmshof  am  Wilhelms- 
platz. —  Die  nächste  Hauptversammlung  findet  statt  am  Don- 
nerstag, 6.  April,  pünktlich  um  8V2  Uhr,  mit  folgender  Tages- 
ordnung: 1.  Geschäftliches.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Vereinsangelegenheiten.  4.  Verschiedenes.  Zur  Aufnahme 
haben  sich  folgende  Herren  Kollegen  dem  Verein  gemeldet: 
Ernst  Skierka,  Fritz  Weinert,  Max  Schild,  Julius  Autz,  Georg 
Schneider  und  Ernst  Schäfer. 

Danzig.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Wilh.  Jacob,  Architekt,  Danzig,  Karmelitergasse  4.  Versammlung 
Mittwoch,  5.  April,  9  Uhr  ;abends,  im  Restaurant  Hohenzollern, 
Langenmarkt.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls  der 
letzten  Versammlung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  Ge- 
meldet hat  sich  Koll.  Max  Kojtka  in  Pr.-Stargard.  3.  Vortrag 
des  Koll.  Architekt  Kloß  über:  Die  neue  städtische  Kranken- 
anstalt in  Danzig.  4.  Eingänge  und  Geschäftliches.  5.  Ver- 
schiedenes. Am  Sonntag,  9.  April  d.  Js.,  vormittags  9  Uhr, 
Besichtigung  der  neuen  städtischen  Krankenanstalt.  Treffpunkt 
Delbrück-Allee.  Einzelmitglieder  und  Gäste,  durch  Kollegen  ein- 
geführt, auch  Damen,  sind  freundlichst  eingeladen.  Wir  bitten 
um  rege  Beteiligung. 

Deuben.  Techn.  Verein  „Plauenscher  Qrun  d".» 
Sonnabend,  8.  April  d.  J.,  Wanderversammlung  im  Bahnhof 
Heinsberg.  Tagesordnung  wird  noch  bekannt  gegeben.  VolL 
zähliges  Erscheinen  sowie  Einführung  von  Gästen  erwünscht. 

Düsseldorf.  Technischer  Verein.  Die  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Donnerstag,  6.  April,  der  nächste 
Vortragsabend  am  Donnerstag,  20.  April,  abends  83/4  Uhr,  im 
Vereinslokal  Rheinhof  statt.  Die  Tagesordnung  ist  für  beide 
Tage  die  übliche.  —  Insbesondere  wird  um  Zahlung  der  noch 
rückständigen  Beiträge  dringend  gebeten. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung:  Dienstag,  4.  April,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  St.  Georger  Bürger-Kasino,  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
von  Mitgliedern.  3.  Abrechnung  über  das  herausgegebene  Jahr- 
buch und  Besprechung  desselben,  sowie  Neuwahl  der  Jahrbuch- 
kommission. 4.  Beschlußfassung  über  eventuelle  Erwerbung 
der  Mitgliedschaft  bei  dem  Verein  für  Ferienkolonien  von  1901. 
5.  Technische  Fragen.  6.  Verschiedenes.  —  Dauerkarten  für 
die  Ausstellung  bemalter  Wohnräume  sind  an  diesem  Versamm- 
lungsabend beim  Kollegen  Niederhof  zu  haben. 

Hanau.  Techniker-Verein  Donnerstag,  6.  April, 
abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  „Hotel  zum  Riesen". 
Tagesordnung:  1.  Mitgliederaufnahme.  2.  Bericht  des  sozialen 
Ausschußes.  3.  Bericht  vom  Bezirkstag  Mainz.  4.  Besprechung 
über  Besichtigungen. 

Kattowitz  O.-S.  u.  Umgegend.  Vors.  u.  Br.-A.:  Richard 
Spiller,  Kattowitz,  Holteistraße  38  II.  V.  u.  O.:  Mittwoch, 
5.  April,  abends  8V>  Uhr,  im  „Pschorrbräu.  Hauptversammlung 
am  5.  April,  abends  87,  Uhr,  im  „Pschorrbräu",  August- 
Schneider-Straße.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen.  2.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder  und  Streichung.  3.  Antrag  zur  Wahl 
eines  stellvertretenden  Kassierers.  4.  Postscheckkonto.  5.  Vor- 
trag über  Pensionsversicherung  von  Koll.  Schwer  t- 
f  e  g  e  r.  6.  Anträge  zum  Bezirkstage  in  Ratibor.  7.  Verschie- 
denes. Die  Herren  Mitglieder  werden  dringend  ersucht,  die 
restierenden  Beiträge  bis  spätestens  4.  April  an  unseren  Kassierer 
Koll.  Karl  Richter,  Kattowitz,  Guslav-Freytag-Straße  Nr.  6  ein- 
zusfenden. 


222 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  14 


Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.Behrens, 
Kiel,  Fährstraße  7.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  8Vl>  Uhr,  im  Vereinslokal  Patzenhofer, 
Falckstraße  12.  Nächste  Mitgliederversammlung  6.  April.  Tages- 
ordnung; 1.  Protokolh  erlcsung  der  letzten  Versammlung.  2.  Vor- 
trag des  Herrn  Rüppel,  Sekretär  vom  Bund  deutscher  Boden- 
reformer, über:  „Die  Bestrebungen  der  Boden- 
reform". 3.  Eingänge.  4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Ver- 
schiedenes. Indem  wir  im  besonderen  auf  Punkt  2  der  heutigen 
Tagesordnung  hinvi'eisen,  erhoffen  wir  allseitige  Beteiligung 
unserer  Mitglieder  zu  diesem  Vortrage.  Unsern  Mitgliedern 
zur  Kenntnis,  daß  zwischen  unserm  Verein  und  dem  Bank- 
beamtenverein Kiel  ein  Austausch  der  Verbandszeitungen  statt- 
findet. Es  liegt  somit  die  'Bankbeamtenzeitung  neben  abonnierten 
Zeitschriften  bis  auf  weiteres  in  unserm  Geschäfts-  und  Lese- 
zimmer zur  gefälligen  Ansicht  aus.  Denjenigen  Herren  Kollegen, 
die  aus  unserer  Bücherei  im  Monat  Januar  eine  Anzahl  geb. 
Ing.-Zeitschriften  usw.  käuflich  erworben  haben,  wollen  diese 
bis  zum  6.  April  d.  Js.  entnehmen,  andernfalls  diese  Bücher 
wieder  der  Bücherei  einverleibt  werden.  Am  Mittwoch,  5.  April 
d.  Js.,  abends  8V2  Dhr,  veranstaltet  im  Colosseum  der  Aus- 
schuß für  Volksbildung,  dem  unser  Verein  angeschlossen  ist, 
für  seine  Mitglieder  kostenlos  einen  Vortragsabend  mit  farbigen 
Lichtbildern.  Thema:  „Eine  Wanderung  durch  Schleswig-Hol- 
stein". Kassenstunden  der  Krankenkasse  (E.  H.  58)  nach  wie 
vor  an  jedem  Donnerstag,  abends  von  TVa — 81/2  Uhr,  im  Ver- 
einslokal, Geschäftszimmer. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  E.  V. 
Hauptversammlung  am  Freitag,  7.  April  d.  J.,  abends  8V2  Uhr, 
im  Vereinslokal  Kasinorestaurant,  Freiheitstr.  65.  Tagesordn.: 

1.  Verlesung  des   Protokolls   der  vorigen  Hauptversammlung. 

2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Eingänge.  4.  Besprechung 
der  Anträge  zu  dem  am  23.  April  d.  J.  in  Düren  stattfindenden 
Bezirkstag.  5.  Wahl  eines  Vertreters  zum  Bezirkstag.  6.  Ver- 
schiedenes. In  Anbetracht  der  reichhaltigen  und  wichtigen 
Tagesordnung  wird  um  pünktliches  und  zahlreiches  Erscheinen 
dringend  gebeten. 

München.  Tech  n. -Verein,  E.  V.  Dienstag,  4.  April, 
Monatsversammlung  im  Restaurant  „Domhof".  —  Die  Geschäfts- 
stelle befindet  sich  ab  1.  April  in  der  Elisenstraße  7  11.  Das 
Lesezimmer  ist  dort  geöffnet  von  nachmittags  i/,!  bis  3  Uhr. 
Während  der  übrigen  Bureauzeit  (9  Uhr  bis  4  Uhr)  werden 
keine  Bücher  abgegeben. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  und 
Br.-A.:  H.  Klingner,  Baumeister,  Nordhausen,  Steinstraße  24. 
Jeden  Donnerstag  abend  Versammlung  im  Vereinslokal  „Bürger- 
bräu", jeden  Sonntagmorgen  Frühschoppen  in  ,,Cafe  Dietze". 
Am  Donnerstag,  6.  April,  findet  im  Vereinslokal  unsere  April- 
Hauptversammlung  statt  und  bitten  wir  um  zahlreichen  Besuch 
derselben.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Verlesen  der  Proto- 
kolle. 3.  Verbandsangelegenheit.  4.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 5.  Neuwahl  des  ersten  Vorsitzenden  und  zweiten  Bei- 
sitzers. 6.  Verschiedenes.  Wir  ersuchen  unsere  Mitglieder  die 
in  Nr.  Q  und  10  der  Techniker-Zeitung  vorgedruckten  Formulare 
auszufüllen  und  diese  baldigst  an  unseren  ersten  Schriftführer 
E.  Kaulfers,  Ingenieur,  Nordhausen,  Kyffhäuser-Straße  1  senden 
zu  wollen. 

Offenbach  a.  AI.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
4.  April,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser  Friedrich"  Vor- 
trag des  Herrn  Dr.  0  ü  n  t  h  e  r  -  Berlin  über:  „Das  Zunft- 
wesen, eine  Analogie  zu  zeitgenössischen  Er- 
scheinunge  n".  Es  ist  Pflicht  aller  unserer  ortsansässigen 
Mitglieder,  zu  diesem  Vortrag  zu  erscheinen.  Gäste,  besonders 
noch  nicht  organisierte  Kollegen,  willkommen.  —  Dienstag, 
11.  April,  abends  Si,',  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser  Friedrich"  Haupt- 
versammlung.   Die  Tagesordnung  wird  noch  bekannt  gegeben. 

Oldenburg  i.  Gr.  Techniker-Verein.  Die  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Mittwoch,  5.  April,  abends  9  Uhr, 
im  Landesgewerbemuseum  statt.  Tagesordnung  wird  in  der 
Versammlung  bekannt  gegeben.  U.  a.  findet  die  Hebung  der 
Beiträge  für  das  II.  Quartal  1911  statt.  Nebenversammlung 
am  Mittwoch,  19.  April  1911,  abends  9  Uhr,  im  Restaurant 
Bavaria.     Rege   Beteiligung  erwünscht. 

Posen.  Tech  n.-  Verein.  Br.-A. :  Kühne,  Posen  O.  5, 
Bitterstr.  26  II.  V.  u.  O.:  Jeden  1.  und  3.  Freitag  bei  .Mandel, 
Berliner  Str.  191.  —  Die  ,nächste  Versammlung  findet  am 
Freitag,  7.  April,  abends  9  Uhr,  bei  Mandel  statt.  Die  Ver- 
sammlung am  21.  April  fällt  wegen  des  Osterfestes  aus.  Wir 
bitten  unsere  Mitglieder,  soweit  sie  in  Posen  wohnen,  ihre 
Beiträge  mit  5,25  M  pro  Vierteljahr  an  Herrn  Paul,  Kronprinzcii- 
straße  104  III,  soweit  sie  außerhalb  der  Stadt  Posen  wohnen, 
an  Herrn  A.  Wiidenhayn,  Posen  W.  3,  Prinzenstraße  22  11,  ab- 
zuführen. Beiträge  für  das  erste  Vierteljahr  1911,  die  bis 
zum  1.  April  nicht  eingegangen  sind,  werden  unter  Zuschlag 
der  Einziehungskosten  durch  Boten  eingezogen. 


Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Eberl,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  „Hotel  zum 
Prinzen".  Monatsversammlung  am  Mittwoch,  5.  April  1911, 
abends  8V2  Uhr,  im  „Hotel  zum  Prinzen".  Tagesordnung: 
1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Verbands-  und  Vereins- 
angelegenheiten.   3.  Verschiedenes. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A.: 
Rudolf  Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung 
am  Donnerstag,  6.  April  1911,  abends  8^/2  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  —  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  und  Eingänge.  2.  Vierteljahres-Kassenbericht. 
3.  Bericht  der  Kassenprüfer.  4.  Technische  Fragen.  5.  Ver- 
schiedenes. 

Tech  nikerim  Baugewerbe. 
Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  E.  V. 
Nächste  Hauptversammlung:  Mittwoch,  5.  April  1911,  im  Ver- 
einslokal, Hilsebein-Restaurant,  Belle-AHiance-Straße  87.  Beginn 
9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Vorstands  wähl.  2.  Geschäftliches. 
3.  Aussprache  über  Verbandsangelegenheiten.  Die  Vertrauens- 
männer werden  ersucht,  jeden  erreichbaren  Kollegen  mit- 
zubringen. 

Chemnitz.  „B  a  u  h  ü  1 1  e".  Anläßlich  des  Eintritts  der 
Bauhütte  in  das  dritte  Hundert  ihrer  Mitgliederzahl  findet  am 
Sonnabend,  1.  April,  abends  8  Uhr,  im  „Bellevue"  eine  Ver- 
anstaltung statt.  Näheres  in  den  besonders  ergangenen  Ein- 
ladungen. 

Stettin.  „S  t  e  1 1  i  n  e  r  B  a  u  h  ü  1 1  e."  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  II.  —  Hauptversammlung  am  Donnerstag, 
6.  April  d.  J.,  im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder 
Straße  129.  Beginn  abends  8V2  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesung des  Protokolls  der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  3.  Verlesung  der  Eingänge.  4.  Vereinsangelegen- 
heiten. 5.  Verschiedenes.  6.  Fragekasten.  Um  recht  zahl- 
reiches Erscheinen  wird  gebeten. 


Essen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Achtung,  Vermes- 
sungstechniker! Gelegentlich  der  Versammlung  des  Ver- 
rriessungstechniker-Vereins  für  Rheinland  und  Westfalen  findet 
am  2.  April  d.  J.,  nachmittags  6V'2  Uhr,  in  Gelsenkirchen, 
Restaurant  „Zur  Bismarckhalle",  Ecke  Hoch-  und  Schalkerstraße, 
ein  Vortrag  des  Herrn  Dr.  ing.  G  ü  n  t  h  e  r  -  Treptow  statt  über: 
„D  ie  Photographie  im  Dienste  der  Vermes- 
sung skund  e".  Wir  ersuchen  unsere  Mitglieder,  diesen  für  alle 
Techniker  höchst  interessanten  Vortrag  recht  zahlreich  zu  besuchen 
und  Kollegen,  welche  dem  Verbände  noch  fernstehen,  auf  diesen 
Vortrag  aufmerksam  zu  machen.  Gleichzeitig  sei  nochmals 
darauf  hingewiesen,  daß  die  Hauptversammlung  des  oben- 
genannten Vereins  um  2^(2  Uhr  beginnt  und  bitten  wir  unsere 
vermessungstechnischen  Mitglieder,  im  Interesse  einer  pünkt- 
lichen Erledigung  der  Verhandlungen,  diese  nicht  durch  zu  spätes 
Erscheinen  ungewöhnlich  in  die  Länge  ziehen  zu  wollen. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Monatsplan 
für  April  1911:  Sonntag,  2.  April,  vormittags  V2IO  Uhr,  Be- 
sichtigung der  städtischen  Nervenheilanstalt 
in  Chemnitz-Hilbersdorf,  Dresdner  Straße.  Sammeln  bis  1  ^10  Uhr 
vormittags  im  Restaurant  „Waldschlößchen",  Endstation  der 
Straßenbahn.  Freitag,  7.  April,  abends  1/2^  Uhr:  Monatshaupt- 
versammlung. Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Protokoll. 
3.  Referat  über  die  Organisation  moderner  Ma- 
schinenfabriken. 4.  Jiaushaltsplan  für  1911.  5.  Ver- 
schiedenes. Leitung:  Kollege  L.  Sonntag.  Freitag,  21.  und 
28.  April,  Mitglieder-Zusammenkünfte  am  Stammtisch.  Oster- 
montag, 17.  April,  vonnittags  V2^1  Uhr,  Frühschoppen  im  Ver- 
einslokal „Hotel  Roter  Hirsch",  Langestraße.  In  den  Verband 
undVerein  wurden  aufgenonmien :  Herr  Fritz  Findewirth,  Chem- 
nitz-Koppel, Steinstraße  4,  Herr  Alfred  Mewes,  Nordstraße  5  11. 
Nach  den  letzten  Haupt-  und  Ergänzungswahlen  setzt  sich  der 
Vorstand  folgendermaßen  zusanunen:  Ehrenvorsitzender  Emil 
Waldmann;  I.  Vors.  Robert  Donix;  II.  Vors.  Paul  Melzer; 
Kassierer  L.  Sonntag;  I.  Schriftführer  Karl  Schauseil;  II.  Schrift- 
führer Paul  Dietrich;  3.  Schriftführer  Willy  Harzbecker; 
I.  Bücherverw.  Oswin  Richter;  II.  Bücherverw.  Paul  Großer; 
Beisitzer  Max  Vogt  und  Paul  Engclmann.  Innerhalb  des  Vereins 
hat  sich  ein  Stenographie-Kursus  gebildet.  Ucbungsabende : 
Montags,  Vi-^  Uhr  abends,  Restauration  ,,Drei  Raben",  Brüder- 
straße, zu  dem  alle  Vereinskollegcn.  wie  auch  zu  unseren  allen 
anderen  Veranstaltungen  herzlich  willkouunen  sind. 

München.  Maschinen-  und  Elektrotechnischer 
Verein.  Am  Samstag,  2.  April,  findet  die  Besichtigung  des 
Fernheizwerkes  und  Elektrizitätswerkes  Alünchcn-Hauptbannhof 


Heft  L4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


223 


statt.  Treffpunkt  vorm.  10  Uhr  an  der  Vororthaltestelle  Zentral- 
werkstatt. —  Dienstag,  4.  April,  Monatsversammlung. 

Staatstechniker. 

L  a  n  d  c  s  V  c  r  c  i  n    M  i  1 1 1.    Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm,    Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Der  erste  Vortrag  über  Rechnungs-  und  Etatwesen,  der . 
das  Belegswesen  behandelte  und  zu  welchem  eine  Drucksache 
ausgegeben  war,  ist  von  39  Mitgliedern  und  einem  Nichtmitglied 
besucht  worden.  Der  gute  Besuch  veranlaßt  die  Landesvereins- 
leitung, am  6.  April,  nachmittags  1/2^  Uhr,  im  Uebernachtungs- 
gebäude,  Walterstraße,  Dresden-Fried.,  einen  Vortrag  über  Wirt- 
schaftsanschläge B  und  C  halten  zu  lassen.  Vortragender: 
Herr  Bauobersekretär  Schulze.  Um  pünktliches  Erscheinen 
wird  gebeten. 

Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker  - Verein. 
Br.-A. :  E.  Klotzsche,  Bahnmstr.  I.  Kl.,  1.  Vorsitzender,  Zscho- 
pauer  Straße  64  II.  Im  Monat  April  findet  am  13.  (Grün- 
donnerstag) die  Versammlung  statt.  Für  den  2.  Mai  ist  ein 
Lichtbildervortrag  mit  Damen  geplant.  Die  Tagesordnung  und 
das  Thema  wird  noch  auf  besonderer  Einladung  bekannt  ge- 
geben. Um  zahlreichen  Besuch  wird  dringend  gebeten.  Beginn 
der  Abende  pünktlich  1/2^  L^ir  ™  Restaurant  „Moritzburg". 
Ferner  wird  höflichst  ersucht,  rückständige  Beiträge  umgehend 
an  Herrn  Koll.  Telegraphenmeister  Stiebitz,  Elta-Chemnitz  ab- 
führen zu  wollen.    Jahresbericht  siehe  Mitteilungen. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A.: 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  — 


Mittwoch,  5.  April,  abends  8  Uhr,  Vereinsversammlung  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Ge- 
schäftliches. 2.  Bericht  über  den  Bezirkstag  vom  2.  April. 
3.  Fachvortrag  des  Herrn  Bausekretär  Ludwig  vom  Rb.  über: 
Bahnhofssicherungen.  4.  Referat  des  Herrn  Bauobersekretär 
Schulze  über  die  Ausbildungskurse  und  die  Ausgestaltung  der- 
selben für  die  Zukunft.    5.  Verschiedenes. 

„Bremer  Hütte" 

(Maschinelltechnischer  Verein.) 

Am  9.  März  verstarb  nach  kurzer  Krankheit  in  seiner 
Heimat  in  Burhafe  (Ostfriesland)  unser  Mitglied 

Hajo  Garlichs. 

Wir  werden  ihm  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Der  Vorstand. 


Am  12.  März  ds.  Js.  verschied  unser  langjähriges  Mitglied 

Herr  Architekt  Peter  Gran  dl 

im  besten  Schaffensalter.  Wir  werden  dem  verstorbenen 
Kollegen  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Maschinen-  und  elektrotechnischer  Verein  München. 


Stellen -Angebote 


(Nur  för  Verbandsmltgüeder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

908  für  ein  Baugeschäft  in  Neuwied  a.  Rh.  sofort  ein  Hoch- 
bautechniker, ledig,  für  Bureau  und  Baustelle.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  908  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

909  für  ein  Baugeschäft  in  Guben  sofort  ein  junger  Hoch- 
bautechniker. Gehalt  zirka  120  M.  Angebote  unter  909  an 
die   Hauptstelle   Berlin   SW.,   Markgrafenstraße  94. 

910  nach  Lodz  i.  Rußl.  sofort  ein  junger  Bautechniker, 
in  Kostenanschlag  und  Statik  erfahren,  der  möglichst  mit 
Detaillieren  von  Innenarchitektur  vertraut  ist.  Gehalt  150  bis 
160  M.  Angebote  unter  910  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

91!  für  ein  Architekturbureau  in  Metz  sofort  ein  jüngerer 
Techniker,  der  schon  in  Architekturl: ureaus  tätig  war.  Stellung 
evtl.  von  längerer  Dauer.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  911  an  die  Zweigstelle  Metz,  z.  H.  des  Herrn  Gerlach, 
Richepansestade  3. 

912  für  ein  Baugeschäft  in  Sablon  b.  Metz  sofort  ein  tüch- 
tiger Hoch-  und  Tiefbautechniker,  ledig,  etwa  30  Jahre  alt, 
mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  durchaus  vertraut.  Gehalt 
ca.  180  M  und  mehr.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter 
912  an  die  Zweigstelle  Metz  wie  unter  911. 

913  von  einer  Berliner  Firma  sofort  ein  junger  Eisen- 
betontechniker, der  einfache  statische  Berechnuagen  ausarbeiten 
kann  und  sich  auch  für  die  Bauleitung  eignet.  Gehalt  130  bis 
150  M.  Kenntnis  der  Berliner  Verhältnisse  erforderlich.  An- 
gebote unter  913  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

914  für  ein  Gemeindebauamt  bei  Berlin  sofort  ein  Hochbau- 
techniker mit  längerer  Erfahrung  bei  der  Baupolizei.  Gehalt 
180  M  und  mehr.  Angebote  unter  914  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

917  nach  Jaucha  im  Bez.  Halle  a.  S,  sofort  ein  tüchtiger, 
strebsamer  Techniker,  ledig,  guter  Praktiker,  der  Abrechnungen 
selbständig  anfertigen  kann.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  917  an  die  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn 
L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

918  nach  Friedland  i.  Mecklenburg  sofort  ein  tüchtiger 
Bautechniker,  gelernter  Maurer,  25  bis  30  Jahre  alt,  für  Bureau 
und  Baustelle,  Radfahrer.  Stellung  dauernd.  Angebote  unter 
918  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 


919  nach  Mörs  i.  Rhid.  sofort  ein  Architekt,  gewandter 
Zeichner,  mit  Barockformen  vertraut,  für  Bureau.  Gehalt  200 
bis  225  M.  Stellungsdauer  etwa  2V3  Jahre.  Angebote  mit 
Skizzen  in  Briefform  unter  919  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstr.  86. 

920  für  ein  Baugeschäft  in  Hamborn  i.  RhId.  sofort  ein 
Hochbautechniker  mit  Erfahrung  im  Eisenbeton,  verheiratet,  für 
Bureau  und  Baustelle.  Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  920  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland 
und  Westfalen  wie  unter  919. 

921  für  einen  Maurer-  und  Zimmermeister  in  Halle  a.  S. 
sofort  ein  selbständiger  Hochbautechniker,  mit  allen  in  einem 
Baugeschäft  vorkommenden  Arbeiten  vertraut.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  921  an  die  Zweigstelle  Halle  a.  S., 
z.  H.  des  Herrn  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

922  für  ein  Architekturburcau  in  Eisenach  sofort  ein  junger, 
zeichnerisch  befähigter  Bautechniker.  Gehalt  120  bis  150  M. 
Angebote  unter  922  an  Herrn  Behrends,  Eisenach,  Rennbahn  61  a, 
zur  Weiterbeförderung. 

923  für  ein  Baugeschäft  in  Staßfurt  sofort  ein  junger,  tüch- 
tiger Bautechniker,  der  nach  gegebenen  Skizzen  arbeiten  kann. 
Gehalt  150  M.  Angebote  unter  923  an  die  Zweigstelle  Magde- 
burg, z.  H.  des  Herrn  Th.  Grosse,  Breite  Weg  175/77. 

924  für  ein  Architekturbureau  in  Ostfriesland  sofort  ein 
tüchtiger  Bautechniker,  guter  Zeichner  und  Statiker.  Angebote 
mit  Qehaltsansprüchen  unter  924  an  die  Zweigstelle  Bremen, 
z.  H.  des  Herrn  O.  Krause,  Neustadt,  Contrescarpe  Nr.  70. 

925  für  ein  Baugeschäft  mit  Schneidemühle  in  der  Nähe 
Berlins  sofort  ein  jüngerer  Techniker,  der  auch  in  Buchführung 
bewandert  ist.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  925  au 
die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

926  für  eine  Militärbehörde  in  Insterburg  sofort  oder  zum 
1.  Mai  1911  ein  jüngerer  Techniker,  der  im  Militärbauwesen 
durchaus  erfahren  ist.  Gehalt  bis  200  M  oder  6,50  M  Tages- 
diäten. Angebote  ;unter  926  an  die  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr., 
z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

927  für  ein  technisches  Bureau  in  Braunsberg  i.  Ostpr. 
sofort  ein  junger,  leistungsfähiger  Techniker  für  die  Kanali- 
sation. Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  927  an  die  Zweigstelle  Königsberg  wie  unter  926. 

928  nach  Königsberg  i.  Pr.  sofort  ein  junger  Heizungs- 
techniker, sauberer  Zeichner  und  flotter  Rechner.  Anfangs- 
gehalt 120  M.  Angebote  unter  928  an  die  Zweigstelle  Königs- 
berg wie  unter  926. 


224 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  191 1 


Heft  14 


929  für  ein  Eisenbetonbaugeschäft  in  Essen  sofort  ein 
jüngerer  Techniker,  der  statische  Berechnungen  für  Eisenbeton- 
konstruktionen, sowie  die  nötigen  Zeichnungen  zu  Baugesuchen 
usw.  selbständig  anfertigen  kann  und  auch  mit  der  Buch- 
führung vertraut  ist.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  929 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstraße  86. 

930  für  ein  Architekturbureau  in  Kreuzlingen  in  der  Schweiz 
sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  mit  Bauführung  und  Bureau- 
arbeiten vertraut.  Gehalt  150  bis  200  Franks.  Angebote  unter 
930  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

931  für  ein  Architekturburcau  in  Schmalkalden  sofort  ein 
jüngerer  Hochbautechniker,  ledig,  zur  Anfertigung  von  Ent- 
würfen und  Kostenanschlägen.  Gehalt  bis  150  M.  Stellung 
dauernd.  Angebote  schnellstens  unter  931  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

933  für  ein  Straßenbaugeschäft  in  Würzen  i.  Sa.  sofort  ein 
Straßen-  resp.  Tiefbautechniker  auf  zunächst  sechs  Monate, 
der  auch  die  Buchführung  zu  übernehmen  hat.  Längere  Be- 
schäftigung nicht  ausgeschlossen.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  933  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

934  für  ein  mittleres  Baugeschäft  in  der  Neumark  sofort 
ein  tüchtiger  Hochbautechniker,  guter  Zeichner  und  Statiker. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Photographie  unter  934 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

935  für  einen  Zimmermeister  in  Grünberg  i.  Schles.  sofort 
ein  junger,  tüchtiger  ßautechniker.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  935  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße  94. 

936  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Bonn  sofort  ein  älterer, 
praktisch  erfahrener  Techniker  auf  etwa  zwei  Jahre,  für  den 
Neubau  des  physikalischen  Instituts  der  Universität.  Angebote 
unter  936  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen, 
z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstr.  86. 

937  für  ein  Baugeschäft  mit  Dampfsägewerk  bei  Hirschberg 
i.  Schles.  sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  flotter  Zeichner 
und  guter  Statiker,  der  auch  mit  Eisenbetonarbeiten  vertraut  ist. 
Gehalt  130  bis  160  M.  Angebote  unter  937  an  die  Zweigstelle 
Niederschlesien,  z.  H.  des  H^rrn  C.  Hauer,  Altwasser  i.  Schles.j 
Promenade. 

938  für  ein  Baugeschäft  im  Kreise  Schwetz  sofort  ein  junger 
Techniker,  gewandter  Zeichner,  der  auch  die  schrifthchen  Ar- 
beiten selbständig  führen  kann.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  938  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

952  für  ein  Architekturbureau  in  Augsburg  sofort  ein  tüch- 
tüchtiger Bauführer  zur  Ueberwachung  der  Bauten,  der  auch 
mit  Bureauarbeiten  vertraut  ist  und  flotter  Zeichner  sein  muß. 
Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  unter  952  an  die  Zweigstelle 
Augsburg,  z.  H.  des  Herrn  G.  Poland,  Predigerberg  A  43. 

953  nach  Mügeln  (Bez.  Leipzig)  sofort  ein  tüchtiger, 
jüngerer  ßautechniker,  militärfrei,  mit  sämtlichen  Bureauarbeiten 
vertraut.  Gehalt  ca.  130  M.  Angebote  unter  953  an  die  Ge- 
schäftsstelle der  Bezirksverwaltung  Leipzig,  Thomasring  18. 

954  für  ein  Architekturbureau  in  Pforzheim  sofort  ein 
Bautechniker  als  Bauführer.  Gehalt  150  bis  170  M.  Arbeitszeit 
wie  auf  der  Baustelle.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter 
954  an  Herrn  Dahl,  Pforzheim,  Holzgartenstraße  133,  zur  Weiter- 
beförderung. 

955  für  ein  Baubureau  in  Oschatz  i.  Sa.  sofort  ein  jünger 
Hochbautechniker,  militärfrei  und  ledig,  sicher  im  Ver- 
anschlagen, Entwerfen,  Abrechnen  und  in  statischen  Berech- 
nungen. Gehalt  ca.  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote 
unter  955  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

956  für  ein  größeres  Baugeschäft  in  Hof  a.  Saale  sofort 
ein  tüchtiger  Bauführer  für  Hoch-  und  Tiefbau.  Solche  mit 
Erfahrung  im  Wasserleitungsbau  bevorzugt.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  956  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

957  für  ein  Architekturbureau  in  Dortmund  sofort  ein  zu- 
verlässiger Techniker  als  Bureauvorsteher,  sicher  in  Abrechnung 
großer  Objekte,  gewandt  im  Verkehr  mit  dem  Publikum  und 
mit  Erfahrung  in  der  Buchführung.  Stenographie  wünschens- 
wert, aber  nicht  Bedingung.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchcn 
unter  957  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen, 
z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstraße  86. 

958  nach  Düsseldorf  sofort  mehrere  jüngere  Techniker 
mit  Erfahrung  in  Eisenhochbau,  besonders  in  Zechenanlagcn. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  958  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  957. 

959  nach  Hohenlimburg  sofort  ein  junger  Bautechniker, 
zuverlässig  im  Abrechnen  und  flotter  Zeichner.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  959  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen  wie  unter  957. 


960  für  eine  Kgl.  Wasserbaubehörde  in  Westfalen  sofort 
mehrere  Tiefbautechniker,  Absolventen  anerkannter  Baugewerk- 
schulen für  Bureauarbeiten.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
und  Antrittstermin  unter  960  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Dortmund', 
Kaiserstraße  86. 

961  nach  Homburg  sofort  ein  Bautechniker,  Absolvent 
einer  Kgl.  Baugewerkschule,  als  Gehilfe  für  einen  städtischen 
Baubeamten  in  der  Rheinpfalz,  dem  damit  Gelegenheit  geboten 
wird,  sich  im  städt.  Bauverwaltungsdienst  (Hoch-  und  Tiefbau) 
einzuarbeiten.  Fertigkeit  in  Perspektive  erwünscht.  Bewerber 
mit  dem  Einjährigen-Zeugnis  und  solche  mit  einigen  Jahren 
Praxis  auf  einem  Architekturbureau  bevorzugt.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  961  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M., 
z.  H.  d.  H.  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

962  für  ein  Architekturbureau  in  Harburg  a.  Elbe  sofort 
ein  tüchtiger  Hochbautechniker.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Skizzen  in  Briefform  unter  962  an  die  Zweig- 
stelle Harburg  a.  Elbe,  z.  H.  des  Herrn  P.  Möhring,  Postweg  45. 

963  für  ein  Kgl.  Bauamt  in  Lingen  a.  Ems  für  den  Bau 
einer  Schleppzugsschleuse  zwei  Tiefbautechniker  mit  ab- 
geschlossener Baugewerkschulbildung  für  Bureau  und  Bau- 
stelle, Wohnsitz  in  Rheine.  Bewerber  aus  ähnlicher  Stellung 
bevorzugt.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  beglaubigten 
Zeugnisabschriften  unter  963  an  die  Zweigstelle  Osnabrück, 
z.  H.  des  Herrn  H.  Schütte,  Parkstraße  45. 

964  für  ein  erstes  Installationsgeschäft  einer  großen  Stadt 
in  Hannover  sofort  ein  Installations-  oder  Bautechniker  mit 
abgeschlossener  Fachschulbildung,  mit  allen  vorkommenden 
Arbeiten,  wie  Projekten,  Konstruktionszeichnungen  (elektrisch, 
Gas-  und  Hausentwässerung),  Kostenanschlägen  und  Kalku- 
lationen vertraut.  Bewerber  muß  Akquisitionstalent  besitzen. 
Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Photo- 
graphie unter  964  an  die  Zweigstelle  Osnabrück  wie  unter  963. 

965  für  ein  größeres  Betonbaugeschäft  in  Kiel  sofort  ein 
jüngerer  Techniker,  der  schon  in  einem  Betonbaugeschäft  tätig 
war  und  einige  Erfahrungen  besitzt.  Stellung  von  längerer 
Dauer.  Angebote  mit  Gehaltsiansprüchen  unter  965  an  die 
Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des  Herrn  F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

967  für  ein  Baugeschäft  in  Flensburg  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker,  gelernter  Zimmerer,  flotter  Rechner,  für  Kosten-  ^ 
anschläge  und  sonstige  Bureauarbeiten.    Angebote  mit  Gehalts- ' 
ansprüclien  unter  967  an  die  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des  Herrj 
F.  Kobarg  in  Kiel,  Hansastraße  10. 

B.  für  Industrieangestellte. 
907  von  einer  Berliner  Firma  sofort  einige  Techniker  für 
allgemeinen  Maschinenbau,  Heizung  und  Entwässerung.  Gehalt 
ca.  175  M.    Angebote  unter  907  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

939  für  ein  technisches  Bureau  in  Berlin  sofort  ein  junger 
Maschinentechniker,  gewandter  Zeichner,  für  Apparatebau.  Ge- 
halt 125  M  und  mehr.  Angebote  unter  939  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

940  für  eine  Maschinenbauanstalt  in  Tann  i.  Eis.  sofort 
zwei  Maschinentechniker,  nicht  unter  25  Jahre  alt,  flotte  und 
saubere  Zeichner,  selbständige  Arbeiter,  für  die  Dampfmaschinen- 
branche und  für  Transmissionen.  Stellung  dauernd.  Kenntnis 
der  französischen  Sprache  erforderlich.  Angebote  unter  940 
an  die  Zweigstelle  Mülhausen  i.  Eis.,  z.  H.  des  Herrn  Ph.  Mavcr, 
Engel-Dollfußstraße  7. 

941  nach  dem  Fichtelgebirge  sofort  ein  Maschinentech- 
niker in  angenehme  und  dauernde  Stellung,  als  Teilhaber  für 
ein  Werk,  welches  sich  mit  der  Herstellung  einfacher  Eisen- 
konstruktionen und  Maschinen  beschäftigt.  Angebote  unter  911 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

942  nach  Neustrelitz  i.  Mecklenb.  sofort  ein  Heizungs- 
ingenieur, mindestens  30  Jahre  alt,  Absolvent  einer  mittleren 
Fachschule,  der  auch  in  Hausinstallationen,  Kupferschmiede  und 
Brunnenbauten  bewandert  ist.  Stellung  dauernd.  Gutes  Gehalt. 
Angebote  unter  942  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

943  von  einer  Maschinenfabrik  in  Wiesbaden  sofort  ein 
im  Aufzugsbau  erfahrener,  selbständiger  Techniker  oder  In- 
genieur. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Photographie 
unter  943  an  die  Zweigstelle  Wiesbaden,  z,  H.  des  Herrn 
F.  Wunder,  Blücherstraße  24. 

944  von  einer  Berliner  Firma  sofort  ein  Zeichner  für 
Zentralheizungen  in  dauernde  Stellung.  Gehalt  ca.  120  M.  An- 
gebote unter  944  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

945  von  einer  Berliner  Firma  sofort  ein  junger  Techniker, 
möglichst  aus  der  Brauerei-  oder  Transportanlagenbranche.  Ge- 
halt ca.  120  A\.  Angebote  unter  945  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  A\arkgrafensfraße  94. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafer.straße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  15  SchritUeilung;  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  8.  April  1911 

Inhalt:  Ausnahmebestimmungen  für  die  \X'erlcspensionsI<assen?  —  Städtebaulicties   —   Zur  Frage  eines  einlieitliclien  Privatbeamtenreclits  —  Soziale  Bewegung  —  Stande:- 
bewegung  -  Reclitsfragen  —  Büclierschau  —  Briefkasten  —  Sitzungskalender 


Ausnahmebestimmungen  für  die  Werkspensionskassen? 


Die  Kritik,  die  seitens  einer  Minorität  der  Privat- 
angestellten  an  dem  Gesetzentwurf  über  die  Pensions- 
versicherung geübt  wurde,  mußte  an  einem  Punkte  vor- 
übergehen :  an  der  hier  getroffenen  Regekmg  der  Ersatz- 
kassenfrage.  Wer  große  Schäden,  die  das  Werks- 
pensionskassenwesen  vielfach  gezeitigt  hat,  einigermaßen 
kennt,  mußte  als  eine  sozialpolitische  Leistung  ersten 
Ranges  begrüßen,  daß  der  Entwurf  einen  radikalen  Weg 
einschlug  und  Ersatzinstitute  grundsätzlich  ausschloß.  Nun- 
mehr scheint  es  dem  vereinten  Bemühen  der  Gegner  ge- 
lungen zu  sein,  in  diese  sozialpolitisch  und  versicherungs- 
technisch allein  zulässige  Ordnung  Bresche  zu  legen  und 
damit  das  Zustandekommen  des  Gesetzes  überhaupt  zu 
bedrohen.  Es  ist  nicht  zufällig,  wenn  die  anscheinend  gut 
unterrichtete  ,,K  ö  1  n  i  s  c  h  e  Zeitung"  die  geplante  Neu- 
regelung mit  einem  Kommentar  versieht,  bei  dem  der 
Wunsch,  der  Entwurf  möge  überhaupt  nicht  Gesetz  werden, 
leicht  erkennbar  Vater  des  Gedankens  ist,  —  dasselbe  Blatt, 
das  einen  durchaus  einseitigen  Bericht  über  den  Privat- 
beamtentag brachte  und  deshalb  ausgerechnet  in  den 
Kreisen  der  Freien  Vereinigung  eine  ehrende  Erwähnung 
erhalten  mußte. 

Wir  folgen  den  Angaben  der  ,,K.  Z.",  nach  denen 
die  Regierung  ,, grundsätzlich  entschlossen"  sein  soll,  „die 
sogenannten  Werkspensionskassen  als  Ersatzanstalten  der 
staatlichen  Versicherung  zuzulassen".  Als  Voraussetzungen 
hierfür  sollen  nach  der  gleichen  Quelle  die  folgenden 
gelten,  —  wobei  zunächst  unentschieden  ist,  ob  auch  andere 
Ersatzinstitute  unter  entsprechend  modifizierten  Bestim- 
mungen zugelassen  werden  sollen: 

,,1.  Die  Kassenleistungen  müssen  den  gesetzlichen 
Leistungen  mindestens  gleichwertig  sein. 

2.  Die  Erfüllbarkeit  der  gesetzlichen  Leistungen  muß 
dauernd  gewährleistet  sein. 

3.  Die  Beiträge  der  Arbeitgeber  zu  den  Kassen 
müssen  mindestens  den  gesetzlichen  Arbeitgeberbeiträgcn 
gleichkommen  und  die  Kassen  müssen  die  sämtlichen 
versicherungspflichtigen  Angestellten  eines  Arbeitgebers 
ohne  Auswahl  der  Risiken  aufnehmen. 

4.  Den  KassenmitgUedern  muß  ein  Rechtsanspruch 
auf  die  Kassenleistungen  und  bei  der  Verwaltung  und  der 
Entscheidung  über  die  Gewährung  von  Kassenleistungen 
eine  den  gesetzlichen  Vorschriften  entsprechende  Mit- 
wirkung eingeräumt  werden. 

5.  Streitigkeiten  über  die  Leistungen  müssen  in  dem 
durch  das  Gesetz  vorgesehenen  Verfahren  erledigt 
werden. 

6.  Im  Falle  des  Stellenwechsels  muß  eine  den  gesetz- 
lichefi  Vorschriften  und  der  Beteiligungsdauer  bei  der 
Kasse  nach  dem  Inkrafttreten  des  Gesetzes  entsprechende 


Anwartschaft  aufrecht  erhalten  und  beim  Eintritt  der 
gesetzlichen  Versicherungsfälle  das  Deckungskapital  der 
während  der  Beteiligungsdauer  bei  der  Kasse  erworbenen 
gesetzlichen  Ansprüche  an  die  Reichsanstalt  überwiesen 
werden." 

Originell  wären  diese  Vorschläge  keineswegs,  viel- 
mehr nähern  sie  sich  dem  Standpunkt  der  zweiten  Denk- 
schrift, den  der  Entwurf  zugunsten  der  Grundsätze  des 
Hauptausschusses  verlassen  hatte.  Die  ganze  Tragweite 
der  Aenderung  läßt  sich  augenblicklich  noch  nicht  über- 
sehen. Klar  liegt  der  grundsätzliche  sozialpoli- 
tische Fehler,  auf  den  schon  aufmerksam  gemacht 
wurde,  sehr  berechtigt  ferner  sind  die  versicherungs- 
technischen Bedenken,  die  sich  vornehmlich  auf 
die  österreichischen  Erfahrungen  stützen  und  die  in  der 
Hauptsache  auf  Folgendem  grün'den: 

1 .  Die  Auswahl  der  günstigen  Risiken  durch 
die  Werkspensionskassen  ist  durch  die  dritte  ,, Bedingung" 
nur  scheinbar  hintangehalten.  Tatsächlich  findet  eine 
derartige  Auswahl  in  hohem  Umfang  statt,  indem  nach 
Möglichkeit  nur  solche  Angestellte  in  den  Dienst  auf- 
genommen werden,  die  für  die  Kasse  keine  zu  große  Be- 
lastung darstellen.  Unter  der  Herrschaft  des  sogenannten 
,, freien"  Arbeitsvertrages  wird  dies  dem  Arbeitgeber  stets 
unbenommen  bleiben,  die  Folge  ist  die  Auslese  der  \  er- 
sicherungstechnisch  guten  Risiken  seitens  der  privaten 
Kassen  und  das  Verbleiben  der  schlechten  in  der  Reichs- 
anstalt. 

2.  Wenn  diese  Sachlage  an  sich  nichts  Neues  ent- 
hält, da  die  Auslese  ja  auch  schon  heute  stattfindet,  so 
wird  sie  sich  nach  Zustandekommen  des  Gesetzes  noch 
verschärfen.  Nach  Punkt  6  der  ,  Bedingungen"  muß 
eine  entsprechende  Anwartschaft  auf  die  Kassenleistungen 
bei  Ausscheiden  aus  dem  Dienste  aufrecht  erhalten  bleiben. 
In  diesem  Falle  wird  das  Deckungskapital  für  die  bereits 
erworbenen  Ansprüche  an  die  Reichsanstalt  überwiesen. 
Es  steht  grundsätzlich  nichts  im  Wege,  daß  eine  Kasse  sich 
nachträglich  der  schlechten  Risiken  dadurch  entäußert,  daß 
das  Werk  die  betreffenden  Angestellten  entläßt.  Nahm 
man  heute  vielleicht  noch  Rücksichten,  so  wird  dies  künftig 
kaum  mehr  der  Fall  sein.  Auf  diese  Weise  ist  es  wahr- 
scheinlich, daß  sich  die  Reichsanstalt  mit  der  Zeit  zu  einer 
Art  Reservoir  aller  schlechten  Risiken  entwickelt;  sie  ist 
nicht  in  der  Lage,  jene  zurückzuweisen,  da  sie  das  Kündi- 
gungsrecht des  Arbeitgebers  nicht  antasten  kann.  Natür- 
lich stellt  dies  alle  versicherungstechnischen  Berechnungen 
in  Frage. 

3.  Die  eben  genannte  Bestimmung  in  Punkt  6  ist  aber 
auch  nicht  geeignet,  in  jedem  Falle  den  An- 
gestellten   selbst    schadlos    zu    halten.  Es 


226 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  15 


werden  nicht  etwa  die  eingezahlten  Beiträge,  sondern  es 
wird  das  Deckungskapital  für  die  Leistungen  der  staat- 
lichen Versicherung  überwiesen.  Da  die  Werkspensions- 
kasse von  vornherein  die  günstige  Risikenauswahl  hat,  so 
sind  die  Leistungen,  die  ihre  Mitglieder  während  der  Dauer 
ihrer  Zugehörigkeit  zur  Kasse  entrichtet  haben,  im  Verhält- 
nis zu  den  seitens  der  Reichsanstalt  zu  befriedigenden 
Ansprüchen  und  im  Verhältnis  zum  Gros  der  Versicherten 
relativ  hohe;  bei  besserem  Menschenmaterial  ist  die  In- 
validitätsgefahr eben  eine  geringere,  die  Dauer  der  Bei- 
tragsleistung eine  längere.  Scheiden  nun  solche  Ver- 
sicherte aus  der  Werkspensionskasse  aus,  so  entstehen  ihnen 
trotz  jener  Ueberweisung  beträchtliche  Nachteile,  da  sie 
in  der  privaten  Kasse  für  dieselben  Leistungen  höhere  An- 
sprüche besaßen  (und  bei  versicherungstechnisch  rich- 
tigem Aufbau  der  Kasse  infolge  des  gesiebten  Mitglieder- 
standes auch  unbedingt  haben  mußten).  Daß  die  Be- 
sorgnis, solche  Einbußen  zu  machen,  den  Druck,  den  die 
Kassen  heute  ausüben,  nicht  mindert,  liegt  auf  der  Hand, 
die  freizügigkeitsfeindliche  Tendenz  der  Wohlfahrtseinrich- 
tung bleibt  also  erhalten. 

4.  Vielleicht  am  schwersten  aber  wiegt  der  Umstand, 
daß  diese  Neuregelung  geradezu  eine  Prämie  auf  die 
Gründung  von  Werkspensionskassen  setzen 
muß.  Der  einzelne  Arbeitgeber  wird  sich  seinen  Einfluß 
auf  die  Pensionierung  seiner  Angestellten  in  möglichst 


weitem  Umfang  sichern  wollen.  Wenn  nun  auch  die  4.  und 
5.  „Bedingung"  Reformen  in  Verwaltung  und  Recht- 
sprechung der  Kassen  —  dringend  nötige  Reformen!*)  — 
vorsieht,  so  ist  doch  die  Garantie  freier  Betäti- 
gung der  Angestelltenvertreter  nicht  ge- 
geben. Im  Bannkreis  des  einzelnen  Werks,  zumal  des 
Riesenbetriebs,  ist  für  eine  solche  nur  bedingt  Raum,  das 
zeigen  Erfahrungen,  die  gerade  der  Deutsche  Techniker- 
Verband  hinreichend  machte. 

Das  alles  ist  nur  ein  Teil  der  Gründe,  die  uns  auf 
das  Entschiedenste  an  der  Regelung  des  Entwurfs  fest- 
halten und  die  neuen  Vorschläge  abweisen  lassen.  Mögen 
die  Privatangestellten  wenigstens  in  diesem  Punkte  ge- 
schlossen vorgehen!  Nicht  nur  um  die  skizzierten  ver- 
sicherungstechnischen Bedenken  handelt  es  sich  und  auch 
nicht  ausschließlich  um  die  Pensionsversicherung  und  ihr 
Zustandekommen:  Dinge,  die  den  Arbeitsvertrag  in 
seinem  Innersten  berühren,  die  für  die  Freiheit  der 
Persönlichkeit  schwer  ins  Gewicht  fallen,  stehen  auf 
dem  Spiel  und  wir  müssen  erklären,  daß  die  Annahme  der 
neuen  Vorschläge  unser  Interesse  an  dem  Gesetz  selbst 
wesentlich"  herabschrauben  würde.  Dr.  Günther. 


*)  Es  sei  auf  die  jüngste  Literatur  über  die  Werkspensions- 
kassen, insbesondere  die  Schriften  von  Götze,  Laporte, 
L  ö  w  e  n  f  e  1  d  ,   auf  die   wir  noch  zurückkommen,  verwiesen. 


Städtebauliches 

Von  ALBERT  LOHMANN,  Elberfeld  (Mitgl.-Nr.  47  315). 


Die  Trostlosigkeit  und  Langeweile,  die  dem  Städtebau 
vergangener  Jahrzehnte  anhaftet,  hat  bekanntlich  haupt- 
sächlich ihren  Grund  in  der  starren,  geometrischen  und 
parallelen  Anordnung  der  Straßenzüge  und  Plätze.  Des 
Mangels  an  Abwechselung  suchte  man  Herr  zu  werden 
durch  ungezählte  Tonnen  von  Zement.  Mit  Zement  suchte 
man  die  Gedankenarmut  zu  verkleistern,  indem  man  den 
Hausfronten  den  ebenfalls  zum  Ueberdruß  bekannten  Re- 
naissance-Anstrich gab. 

Eine  andere  Ursache  der  Oede  neuerer  Städtebilder 
gibt  der  Aufriß  der  neuen  Stadtteile.  Wo  ist  die  meister- 
hafte Behandlung  der  Dachausgestaltung  vergangener 
Zeiten  geblieben,  die  den  alten  Städten,  Straßen  und 
Häusern  das  Charakteristische  und  Individuelle  gab?-* 

Zu  welch  erschreckender  Häßlichkeit  die  in  die  Uni- 
form der  ,, Bauordnung"  gezwängte  Dachform  führen  kann, 
hat  Prof.  Theod.  Fischer  in  seiner  Schrift:  Stadterweite- 
rungsfragen usw.  an  Stuttgarter  Beispielen  dargetan. 

Glücklicherweise  sind  zurzeit  viele  Hände  Berufener 
am  Werk,  eine  Gesundung  des  Städtebaues  herbeizuführen 
und  weitere  Kreise  mit  den  Aufgaben  neuzeitlicher  Städte- 
baukunst bekannt  zu  machen.  Sitte  hat  in  seinem  Buche 
auf  die  herrlichen  Schätze  hingewiesen,  die  Wir  an  und 
in  unseren  alten  Städten  besitzen  und  was  wir  daraus 
zu  lernen  haben  zur  Lösung  der  großen  Aufgaben  auf 
dem  Gebiete  des  modernen  Städtebaues. 

In  erster  Linie  hat  die  Plangeometric  den  Plan  \  er- 
lassen müssen,  der  erste  Schritt  zur  Genesung. 

Der  Grundriß  der  Städte  darf  nur  der  absoluten  Zw  cck- 
niäßigkeit  sein  Entstehen  verdanken.  Flüsse,  Grenzen, 
.Waldungen,  Bodenerhebungen  und  Senkungen  weisen  den 
Straßen  ihre  Bahn  und  allerhand  hierdurch  entstehende 
Unregelmäßigkeiten  und  Abweichungen  von  dem  bisher 


beachteten  Schema  geben  den  neuen  Anordnungen  die 
besondere  städtebauliche  Note. 

Hiermit  ist  nun  schon  viel  gewonnen.  .\ber  auch 
dem  Aufriß  ist  die  erforderliche  Beachtung  zu  schenken. 
In  der  oben  erwähnten  Schrift  gibt  der  Verfasser  Prof. 
Th.  Fischer  wichtige  Fingerzeige. 

Ganz  besonders  wichtig  für  den  Gesamteindruck  des 
Städtebildes  ist  die  Ausgestaltung  des  Daches.  Unsere 
alten  Städtebilder  bieten  eine  unendliche  Fülle  von  An- 
schauungsmaterial in  dieser  Hinsicht.  Städtebildcr  wie 
z.  B.  Marburg,  Wetzlar,  Erfurt,  Regensburg,  Prag,  Nürn- 
berg, Würzburg,  Bamberg,  Rothenburg  a.  d.  T.  und  viele 
andere  prägen  sich  einem  jeden  mit  offenen  Augen  reisen- 
den unauslöschlich  ein.  Darum  geht  an  jeden,  der  baut, 
die  Bitte:  die  Augen  auf  und  den  Stift  oder  die  Kamera 
bereit;  wie  sagt  auch  noch  der  Schüler  in  Goethes  Faust  — 
,,denn  was  man  Schwarz  auf  Weiß  besitzt,  kann  man 
getrost  nach  Hause  tragen". 

In  der  Kunst  und  somit  auch  in  der  Städtebaukunst 
ist  Anschauung  alles  und  die  Theorie  grau  wie  immer. 
Deshalb  sei  auf  die  beigegebenen  Abbildungen,  welche 
Motive  bescheidenerer  Art  aus  kleinen  Städten  und  aus 
verschiedenen  Zeiten  darstellen,  hingewiesen.  Die  Ab- 
bildungen 1  bis  6  zeigen  trauliche  Straßenbildcr  aus  Iser- 
lohn in  Westfalen.  Das  ansteigende  Gelände  ist  wohl 
Ursache  mit,  die  Dächer  so  abwechslungsreich  und  originell 
auszugestalten.  Es  ergeben  sich  prächtige  Ucberschnei- 
dungen.  Trotz  der  Stille  und  Beschaulichkeit  der  ver- 
sonnenen Ecken  und  Sträßchen  keine  Langeweile. 

Ein  Bild  von  besonderem  Zauber  zeigt  uns  Abb.  7, 
eine  Straße  aus  Bornhofen  am  Rhein.  Die  kleinen  Häus- 
chen an  der  ansteigenden  Straße  passen  prächtig  in  das 
schöne  Landschaftsbild. 


Heft  15 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


227 


Abb.  ö.    Motiv  ans  Iscrlolin. 


Abb.  12.    Motiv  aus  Zoons  a.  Rh. 


230 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


H:-t  15 


Abb.  10.    Cjroli-SiepL'n  bei  Herzkamp 


Abi).    I  1  .      .\  l>  .ms   /cJi  'IL-,  .1. 


•Heft  15 


Die  Abb.  8  und  9  sind  Ansichten  der  Herrengasse 
in  Marburg.  Marburg  bietet  besonders  viel  und  ist  lehr- 
reich durch  die  Art,  wie  die  früheren  Baumeister  der 
großen  Höhenunterschiede  Herr  wurden.  Aufgaben,  wie 
sie  Marburg  bot,  können  nur  von  „Meistern"  der  Bau- 
kunst gelöst  werden. 

Ein  hoher  Giebel  ziert  das  Haus  in  Abb.  10,  welche 
ein  Bauerngehöft  aus  dem  Mittelalter,  bei  Herzkamp  in 
Westfalen,  darstellt. 


231 


Das  rheinische  Rothenburg  Zoons  endlich  verrät  durch 
die  Abb.  11  und  12  etwas  von  seinen  Schönheiten. 

Alle  vorgeführten  Beispiele  sind  darin  eins,  daß  die 
reiche  Abwechslung  in  Grundriß  und  Aufriß  durch  ein- 
fachste Mittel,  die  sich  aus  der  Zweckmäßigkeit  heraus 
ergeben,  erreicht  worden  ist.  Die  Kunst  sich  zu  eigen 
zu  machen,  durch  zweckmäßige  Anordnungen  und 
einfachste  Mittel  das  Höchste  und  Kunstgerechteste  zu 
erreichen,  muß  das  Ziel  sein  aller  derjenigen,  die  dazu 
berufen  sind  —  oder,  die  den  Beruf  haben  —  zu  bauen. 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Zur  Frage  eines  einheitlichen  Privatbeamten  rechts 


Die  Verhandlungen  des  jüngsten  (30.)  Deutschen 
Juristentages  liegen  nun  im  Druck  vor  (Kommis- 
sionsverlag von  J.  Guttentag,  Berlin).  Wie  erinner- 
lich, befaßte  sich  die  Danziger  Tagung  u.  a.  mit 
der  Frage  der  Vereinheitlichung  des  Pri- 
vatangestellten-Rechts, zu  der  ein  erster 
Schritt  durch  U  e  b  e  r  t  r  a  g  u  ng  der  für  Hand- 
lungsgehilfen geltenden  sozialen  Schutz- 
vorschriften auf  die  anderen  Gruppen  der 
Privatangestellten,  \'ornehmlich  also  die 
Techniker,  geschehen  sollte.  In  der  Diskussion  über 
diese  Frage  wurden  seitens  der  Vertreter  verschiedener 
großer  Privatangestellten-Verbände  gegensätzliche  Mei- 
nungen geäußert,  die  dann  dem  Organe  des  Deutsch - 
nationalen  Handlungsgehilfen-Verbandes 
Anlaß  zu  einer  Kritik  an  den  Befürwortern  des  Verschmel- 
zungsgedankens, speziell  auch  dem  Vertreter  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes,  gab.  Wir  geben  nun  die  aufeinander- 
folgenden Ausführungen  der  Herren  Blobel  vom  D.  H.V. 
und  Dr.  Günther  vom  D.  T.  V.  ohne  Kommentar  wieder, 
um  ein  Urteil  über  die  Berechtigung  des  beiderseits  ver- 
tretenen Standpunkts  zu  ermöglichen. 


Vertreter  des  Deutschnationalen  Handlungsgehilfen  -  Ver- 
bandes Viktor  Biobel  [Hamburg]  (mit  Unruhe  auf- 
genommen) : 

Meine  sehr  geehrten  Herren!  Mir  liegt  daran,  die  Auf- 
fassung der  Handlungsgehilfen,  die  an  dieser  Frage  ja  zweifcMos 
außerordentlich  beteiligt  sind,  klarzulegen,  und  ich  bin  der  Mei- 
nung, daß  es  bei  Beratung  einer  so  wichtigen  Frage  für  die 
Juristen  erwünscht  ist,  die  Meinung  der  sachverständigen  Hand- 
lungsgehilfen ebenfalls  zu  hören.  Freilich  ist  das  im  Rahmen 
einer  Zeitspanne  von  10  Minuten  nicht  in  der  erforderlichen 
.Weise  möglich.  Denn  das  Bild,  das  Ihnen  gegeben  werden  muß, 
muß  vollständig  sein.  Ejn  oberflächliches  genügt  nicht  für  den,  der 
diese  Frage  nicht  so  genau  kennt,  wie  ich  es  für  nicht  bloß 
erwünscht,  sondern  für  notwendig  ansehe.  Ich  will  versuchen, 
damit  recht  weit  zu  kommen,  in  der  Hoffnung,  daß  ich  nachher 
noch   einige  Zeit  weiter  sprechen  darf. 

Meine  verehrten  Herren!  Ich  vertrete  im  allgemeinen  nicht 
nur  meine  Meinung,  sondern  zugleich  die  Meinung  des  Deutsch- 
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes,  und  da  dieser  Ver- 
band 120  000  Mitglieder  zählt,  die  anderen  kaufmännischen  Ver- 
eine aber  in  den  wichtigsten,  grundlegenden  Fragen  sich  den 
Anschauungen  dieses  Verbandes  mehr  oder  minder  zu  nähern 
pflegen,  so  glaube  ich  wohl  sagen  zu  dürfen,  daß  das,  was 
ich  hier  ausdrücke,  letzten  Endes  die  Meinung  der  überwiegenden 
Mehrheit   der   Handlungsgehilfen  ist. 

Schon  in  dem  Abdrucke  aus  dem  ,, Archiv  für  kaufmännische 
Sozialpolitik",  der  Ihnen  mit  den  anderen  Zeitschriften  für  den 
Juristentag  vorgelegt  worden  ist,  habe  ich  Ihnen  einen  Grund- 
riß unserer  Anschauungen  zu  geben  gesucht.  Aber  ich  möchte 
Ihnen  mündlich  vorführen,  daß  man  auf  anderem  Wege  zu 
demselben  Ergebnis  gelangt,  das  jenen  Abdruck  schließt. 

In  den  Outachten  von  Professor  Oertmann  und  Dr. 
Pott  hoff   sind   die   Schriften   des   Deutschnationalen  Hand- 


lungsgehilfen-Verbandes gar  nicht  berücksichtigt.  (Ruf:  ist  auch; 
nicht  nötig.) 

Vorsitzender;  Ich  bitte,  den  Herrn  Redner  niciit  zu  unter- 
brechen. 

L'nd  doch  ist  dieses  Schriftenmaterial  wichtig  und  umfang- 
reich. Der  Anstellungsvertrag  der  Handlungsgehilfen  ist  in 
den  Abteilungen  Kündigungsfrist  und  Konkurrenzklausel  de? 
Deutschen  Flandlungsgehilfen-Tages  ständig  erörtert,  die  Er- 
gebnisse sind  in  Schriften  niedergelegt  worden.  Ferner  ist  die 
Verbesserung  des  Handlungsgehilfenrechtes  auf  dem  Handlungs- 
gehilfentage 1909  in  Stuttgart  in  umfassender  Weise  behandelt 
worden.  (Unruhe.)  Meine  Herren!  (nach  der  einen  Seite 
des  Saales)  Wenn  Sie  mich  nicht  als  Vertreter  des  Deutsch- 
nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes  ruhig  anhören  woll.n, 
dann  hören  Sie  mich  doch  wenigstens  als  Mitglied  des  Jurisljn- 
tages  an.  Schließlich  hat  der  Ausschuß  des  Handlungsgeliilfen- 
tages  im  vorigen  Juni  zahlreiche  Forderungen  zur  Verbesse- 
rung des '  Privatrechts  der  Handlungsgehilfen  erhoben.  (Zuruf 
des  Oberlandesgerichtsrats  Dr.  Orünbaum  [Hamm]:  Das 
wollen  wir  gar  nicht  wissen.)  Ich  nehme  an,  daß  es  für  Sie 
wichtig  ist,  die  Quellen  des  Oegenstandes  unserer  Tagesordnung 
kennen  zu  lernen.  Das  können  Sie  nicht,  wenn  ich  sie  nicht 
mitteile.     Darum  gehört  es  nach  meiner  Meinung  zur  Sache. 

Ich  nehme  ferner  an,  daß  nur  wenige  von  Ihnen  meine 
Ausführungen  in  dem  Archiv  gelesen  haben.  Ich  habe  dort  an 
der  geschichtlichen  Entwickelung  darzulegen  versucht,  wie  das 
jetzt  geltende  Handlungsgehilfenrecht  entstanden  ist  und  wie 
es  aus  dieser  geschichtlichen  Entwickelung  heraus  weiter  aus- 
gebaut werden  müßte. 

Vor  allen  Dingen  habe  ich  darauf  hingewiesen,  daß  die 
Handlungsgehilfenschaft  jetzt  in  dem  Handelsgesetzbuche  be- 
handelt wird  und  daß  sie  dort  als  Teil  des  Handelsstandes 
gilt.  Es  ist  hier  also  eine  Rechtsfestlegung  nach  dem  Berufe 
vorgenommen  worden.  Was  dagegen  der  eine  der  Outachter  in 
die  zur  Tagesordnung  stehende  Frage  hineingelegt  hat,  geht 
hinaus,  wie  es  auch  von  dem  Herrn  Vorredner  dargestellt  v.orden 
ist,  auf  die  Schaffung  eines  einheitlichen  Pri\'atbeamtenrechts. 
Das  würde  bedeuten,  daß  die  Handlungsgehilfen  aus  ihrer  recht- 
liclien  Berufsgemeinschaft  mit  dem  Kaufmann  herausgenommen 
und  in  eine  rechtliche  Gemeinschaft  mit  der  Gesamtheit  der 
PrivatangcstcUten  gebracht  werden.  Dieses  Ziel  erscheint  uns 
bedenklich,  vor  allen  Dingen  bedenklich  aus  den  Gründen,  die 
der  Herr  Vorredner  kurz  berührt  hat,  nämlich,  daß  man  fürchten 
muß,  daß  dadurch  die  Handlungsgehilfenschaft  einen  Nachteil 
haben  würden,  dem  kein  entsprechender  Vorteil  der  gesamten 
Privatangeslelltenschaft  gegenüber  stände. 

Machen  wir  uns  einmal  ein  Bild  von  dem  Zwecke,  den 
die  Berufsorganisationen  gerade  unter  den  Handlungsgehilfen 
verfolgen.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  der  Zweck  in  erster 
Linie  derselbe  ist,  den  alle  sozialen  Gemeinschaften  haben. 
Aber  es  kommt  doch  hier  manches  hinzu,  was  in  dem  Maße 
nicht  bei  anderen  Berufsvereinigungen  vorhanden  ist. 

Wenn  Sie  die  Forderungen,  die  auf  Grund  meines  Vor- 
trages auf  dem  Handlungsgehilfentage  in  Stuttgart  von  dem 
Ausschusse  in  diesem  Jahre  aufgestellt  worden  sind,  prüfen, 
so  werden  Sie  finden,  daß  wir  vor  allen  Dingen  unser  Augenmerk 
darauf  richten,  die  Ausbildung  der  Handlungsgehilfen  auf  eine 
wesentlich  höhere  Stufe  zu  bringen,  als  es  bis  jetzt  der  Fall 
ist.  In  der  richterlichen  wie  der  Rechtsanwaltstätigkeit,  soweit 
sie  sich  mit  dem  kaufmännischen  Dienstvertrage  befaßt,  werden 
Sie  oft  genug  Gelegenheit  gehabt  haben  zu  der  Wahrnehmung, 


232 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  15 


daß  die  Lehrlingsausbildung  keineswegs  ihrem  Zwecke  ent- 
spricht. Die  Lehrlinge  werden  vielfach  anstatt  auf  ihren  Beruf, 
aut  die  Tätigkeit  eines  Arbeiters,  eines  Dienstboten  vorbereitet. 
(Zuruf  des  Oberlandcsgerichtsrats  Dr.  Orünbaum  (Hamm) : 
Zur  Sache.) 

Vorsitzender  (unterbrechend):  Ich  muß  den  Herrn  Redner 
darauf  aufmerksam  machen,  daß  seine  Ausführungen,  wenn  sie 
auch  nicht  einen  gewissen  ganz  schwachen  Zusammenhang  mit 
dem  Thema  verkennen  lassen,  doch  außerhalb  des  Themas  liegen. 
Es  handelt  sich  um  die  Frage,  ob  die  für  Handlungsgehilfen 
bestehenden  Schutzvorschriften  ausgedehnt  werden  sollen  auf 
Privatangestellte.  Ueber  diesen  Punkt  hat  er,  wenn  ich  mich  nicht 
tiiusche,  im  Wesentlichen  nur  das  eine  gesagt,  daß  das  nicht 
wünschenswert  sei,  weil  die  bevorzugte  Stellung  der  Hand- 
lungsgehilfen dadurch  abgeschwächt  oder  herabgesetzt  werden 
würde.  Im  übrigen  sind  seine  gesamten  Ausführungen  —  er 
spricht  bereits  8  Minuten  —  auf  Gegenstände  gerichtet  ge- 
wesen, die  innerhalb  dieser  Frage  nicht  liegen.  Er  kann  es  der 
Versammlung  in  der  Tat  nicht  übelnehmen,  daß  aus  der  Ver- 
sammlung heraus  selbst  Zurufe  erfolgen,  die  darauf  hingewiesen 
haben.  (Bravo!) 

Ich  bitte  fortzufahren. 

Blobel  (Hamburg)  fortfahrend:    Ich  füge  mich  der  Mei- 
nung des  Herrn  Vorsitzenden.    Aber  Sie  würden  gewiß  zu  einer 
anderen   Anschauung  gekommen   sein,   wenn  Sie   meine  Aus- 
fuhrungen im  Zusammenhang  gehört  hätten.    Oerade  die  bessere 
Vorbildung   der   Handlungsgehilfen    würde   eine   andere  Fest- 
setzung des  Begriffs  Handlungsgehilfe  ermöglichen  und  diese 
andere   Festsetzung   würde    einen    großen    Teil    der  Privat- 
angestellten zu  Handlungsgehilfen  machen,  ihnen  also  auch  deren 
Kecht  geben.    Ich  wollte  ausführen,  daß  die  Handlungsgehilfen 
den  Wunsch  haben,  das  jetzt  geltende  Handlungsgehilfenrecht 
auszubauen,  wie  es  im  Archiv  für  kaufmännische  Sozialpolitik 
dargestellt  worden  ist.    Es  lag  mir  zugleich  daran,  festzustellen, 
daß  der  dort  geforderte  Ausbau  des  Handlungsgehilfenrechts 
keine  zuweitgehende   Forderung  ist  wie  es  den  Eindruck  er-  i 
wecken  könnte.    Ich  wollte  Ihnen  die  weitausschauenden  Pläne  ' 
der    Handlungsgehilfen-Organisation   darstellen,    um   Ihnen  zu  ' 
zeigen,  daß  die  darauf  beruhende  Entwickelung  durch  ein  ein-  - 
heitliches  Privatangestelltenrecht  unterbunden  würde.    Wenn  wir  . 
die  Handlungsgehiifenschaft  weiter  bringen  wollen  in  der  Rich- 
iung,  die  sich  die  Organisation  als  Endziel  gesetzt  hat,  so  wird 
das  Ziel  unvollkommen  oder  gar  nicht  erreicht  -werden,  wenn 
nicht  das  jetzt  geltende  Recht  ausgebaut  wird. 

Es   ist   nicht   richtig,   wie   der   eine   Gutachter   sagt,  daß 
das  jetzige  Recht  nur  auf  die  Macht  der  Organisation  zurück- 
zuführen ist.    Als  das  Handelsgesetzbuch  geschaffen  wurde,  gab  ■ 
es  noch  gar  keine  mächtige  Organisation.  .   Erst  jetzt  will  die  ■ 
Organisation  eingreifen  und  hat  den  Wunsch,  dieses  Recht  aus- ' 
zubauen.     Die  Handlungsgehilfen  meinen  aber,  wenn  es  jetzt ' 
schon  Schwierigkeiten   macht,  der  Gesamtheit  der  Privatange- 
stellten das  zu  geben,  was  die  Handlungsgehilfen  bereits  be- 
sitzen, so   wird   es   noch   viel   schwerer  durchzudrücken   sein, ' 
daß  die  Gesamtheit  der  Privatangestellten  die  Verbesserungen  ■ 
mit  bekommt,  die  die  Handlungsgehilfen  erstreben.    Daher  unser  • 
Standpunkt:  Wir  sind  durchaus  nicht  dagegen,  daß  die  Gesamt- - 
heit  der   Privatangestellten  dieselben  sozialen   Rechte  genießt, 
die  die  Handlungsgehilfen  bereits  haben;   aber,  da  unsere  Be- 
strebungen über  den  geltenden  Zustand  hinausgehen,  befürchten 
wir,   daß   man   den   Handlungsgehilfen   nicht  das   Mehr  wird' 
geben   wollen,  das  sie  verlangen  müssen. 

•  Auch  in  den  vorliegenden  Leitsätzen  des  Justizministers- 
Klein  ist  betont  worden,  daß  in  Beziehung  auf  §  63  H.G.B.' 
den  Privatangestellten  der  Fortschritt  gegeben  werden  müßte,  den 
die  Handlungsgehilfen  zur  Verbesserung  ihrer  Lage  fordern. 
Dasselbe  gilt  für  die  Wettbewerbsabrede.  Wir  haben  es  aber' 
schon  erlebt,  daß  die  Wünsche  der  Handlungsgehilfen  auf 
Schwierigkeit  stoßen,  sobald  gleichartige  Wünsche  der  übrigen 
Privatangestellten  laut  werden.  Nun  wird  die  Gesamtheit  der 
Unternehmer  noch  mehr  stutzig  werden,  als  sie  es  bisher  schon 
ist,  sobald  sie  hört,  daß  auch  auf  anderen  Gebieten  die  von  den 
Handlungsgehilfen  erhobenen  Forderungen  für  alle  Privatange- 
stellten gelten  sollen.  Die  Privatangestellten  werden  nicht  ihre 
Forderungen  deswegen  durchdrücken,  weil  sie  eine  größere 
Masse  darstellen  als  die  Handlungsgehilfen  allein,  sondern  die 
Entwickelung  wird  sich  so  gestalten,  daß  die  gemeinsamen 
Forderungen  noch  mehr  bekämpft  und  verurteilt  werden,  als  es 
jetzt  schon  der  Fall  ist.  Mindestens  werden  die  Handlimgs- 
gehilfen  keine  Verbesserung  ihres  Rechtes  erreichen. 

Zum  Schlüsse  erlauben  Sie  mir  noch  eine  politische  Er- 
wägung. Wir  haben  jetzt  einen  ziemlich  einheitlichen  Ar- 
beiterstand. Dieser  geschloss'ene  Stand  bildet  unbestritten 
ein  reiches  Feld  für  parteipolitische  Agitation.  Setzen  wir  nun 
neben  diesen  geschlossenen  Stand  der  Arbeiter  einen  ge- 
schlossenen Stand  der  Privatangestellten,  so  würde  auch  diese 


Geschlossenheit  parteipolitisch  nutzbar  gemacht  werden.  Auch 
solchen  allgemeinen  staatspolitischen  Erwägungen  muß  der  Ge- 
setzgeber größte  Aufmerksamkeit  schenken. 

Aus  allen  diesen  Gründen  glaube  ich  unter  keinen  Umständen 
ein  einheitliches  Privatangestelltenrecht  empfehlen  zu  sollen.  Man 
dehne  die  für  die  Handlungsgehilfen  bereits  bestehenden  Schutz- 
vorschriften auf  die  Gesamtheit  der  Privatangestellten  aus.  (Es 
kommen  hier  nur  die  privatrechtlichen  in  Frage.  Die  öffent- 
lich-rechtlichen können  aus  unseren  Erörterungen  ausscheiden, 
weil  in  dieser  Beziehung  die  Privatangestellten  von  jeher  ebenso 
behandelt  worden  sind  wie  die  Handlungsgehilfen.)  Die  privat- 
rechtlichen  Schutzvorschriften  also  dehne  man  auf  alle  Privat- 
angestellten aus.  Man  gehe  dabei  jedoch  vorsichtig  vor  aus 
taktischen  und  praktischen  Erwägungen.  Sonst  besteht  die  Ge- 
fahr, daß  gar  nichts  erreicht  wird,  und  das  möchten  wir  zu 
verhüten  suchen. 


Vertreter  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  Dr.  Gün- 
ther, (Berlin): 

Meine  Herren!  Es  besteht  nach  der  Rede  des  Herrn  Vor- 
redners die  Gefahr,  daß  rein  politische  Gesichtspunkte  in  dieser 
juristischen  und  sozialpolitischen  Erwägungen  allein  zugänglichen 
Versammlung  die  Oberhand  bekommen  könnten.  Ich  bestreite 
zunächst  dem  Vertreter  des  Deutschnationalen  Handlungsgehil- 
fen-Verbandes jede  Legitimation,  im  Namen  aller  Handlungs- 
gehilfen zu  sprechen.  Der  Leipziger  Handlungsgehilfen- Ver- 
band und  auch  der  1858er  Verein  haben  sich  in  dieser  Richtung 
wiederholt  auf  das  entschiedenste  gegen  den  Deutschnationaien 
Verband  gewendet.  Vor  allem  der  Leipziger  Verband  hat  das 
getan,  der  auch  hier  durchaus  mit  unserem  Technikerverbande 
zusammengeht;  und  wi--  freuen  uns,  daß  die  großen  Techniker- 
Organisationen  in  diesen  beiden  Handlungsgehilfen-Organi- 
sationen eine  Unterstützung  finden.  —  Das,  meine  Herren, 
zur  Richtigstellung! 

Nunmehr  möchte  ich  auf  das  Thema  im  engeren  Sinne  ein- 
gehen, und  ich  hoffe,  daß  es  mir  möglich  sein  wird,  mich 
genau  daran  zu  halten.  Selbstverständlich  ist  es  für  den  Ver- 
treter eines  Angestellten-Verbandes  nicht  gut  möglich,  durchaus 
nur  als  Mitglied  des  Juristentages  zu  sprechen,  und  ich  glaube, 
daß  der  Juristentag  selbst  ein  gewichtiges  Interesse  daran  hat, 
die  sachlichen  Erwägungen  der  Privatangestellten  in  dieser  Frage 
zu  hören.  Aber  da  wir  doch  hier  ein  geschlossenes  Votum  des 
Juristentages  erreichen  wollen,  wird  man  selbstverständlich  auf 
zuweit  gehende  Vorschläge  verzichten  müssen  und  sich  vorteil- 
haft auf  die  ausgezeichneten  Referate  beziehen,  in  denen  wirk- 
lich dem  Privatangestelltenstande  seit  langer  Zeit  wieder  einmal 
etwas  Positives  geboten  worden  ist. 

Meine  Herren!  Etwas  Positives  ist  notwendig  gewesen, 
denn  es  sind  in  der  letzten  Zeit  gesetzgeberische  Vorschläge 
gemacht  worden,  welche  durchaus  im  engen  Zusammenhang 
mit  dem  heutigen  Thema  stehen,  welche  allerdings  eine  gewisse 
Vereinheitlichung  des  Privatbeamtenrechtes  bezwecken,  und 
welche  doch  so  durchaus  rückständiger  Natur  sind,  daß  man 
sie  ablehnen  muß.  Ich  meine  die  Vorschläge  des  Handels- 
ministers zu  der  Frage  der  Konkurrenzktause!.  Der  Herr  Vor- 
sitzende wird  mir  gewiß  gestatten,  da  auch  die  Herren  Refe- 
renten auf  die  Konkurrenzklausel  so  eingehend  Bezug  genommen 
haben,  und  da  sie  so  eminent  im  Mittelpunkte  der  ganzen 
Frage  steht,  sie  etwas  eingehender  zu  behandeln. 

Die  Vorschläge  des  Handelsministers  bedeuten  in  einem 
wesentlichen  Teile  eine  Vereinheidichung  des  Privatbeamten- 
rechtes auf  der  Linie  des  Technikerrechts  im  Gegensatze  zu 
der  fortgeschritteneren  Linie  des  Handlungsgehilfenrechtes.  Es 
soll  nämlich  neben  geringfügigen  Verbesserungen  künftig  die 
Klage  zugelassen  werden  auf  Erfüllung  der  Konkurrenzklausel 
und  Schadenersatz  neben  der  Konventionalstrafe.  Die  durch- 
aus bedauerliche  Bestimmung,  daß  die  Konkurrenzklauscl  er- 
zwungen werden  kann,  die  mit  dem  Geiste  der  Zivilprozeßord- 
nung geradezu  im  Widerspruche  steht,  die  auch  vom  Hand- 
lungsgehilfenrecht beseitigt  wurde,  sie  soll  wieder  für  alle  An- 
gestellte Geltung  haben.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  eine 
derartige  Vereinheitlichung  und  Rückschraubung  unseres  Rechtes 
einen  einhelligen  Widerspruch  erfahren  wird  (und  daß  in  dieser 
Beziehung  auch  der  Deutschnationale  Handlungsgehilfenverband 
mit  uns  kämpft) :  hier  ist  der  Fall  gegeben,  wo  die  Handlungs- 
gehilfen Hilfe  von  den  Technikern  erfahren  werden,  wo  sich 
zeigen  wird,  daß  die  gesamte  machtvolle  Privatangestellten- 
Organisation  mehr  erreicht,  als  die  Handlungsgehilfen-Organi- 
sation allein,  über  deren  Bedeutung  übrigens  gar  kein  Zweifel 
bestehen  kann. 

Nun,  meine  Herren,  möchte  ich  mich  den  Thesen  des  Herrr 
Staatsministcr  Dr.  Klein  zuwenden.  Prinzipiell  muß  ich  als 
Vertreter  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  selbstverständlich 
einer  Resolution  und  einem  Antrag,  dk  das  Weitgehendste 
fordern,  ein  einheitliches  Privatangestelltenrecht  und  möglichst 


Heft  15 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


233 


Beseitigung  der  Konkurrenzklausel,  zustimmen.  Ich  möchte  aber, 
wenn  die  genannten  Thesen  zur  Grundlage  der  Beschlüsse  des 
Juristentages  gemacht  werden,  Herrn  Staatsminister  Dr.  Klein 
doch  bitten,  wenigstens  einige  Aenderungen  insofern  vorzu- 
nehmen, daß  er  den  ersten  Satz  dahin  abändert,  daß  —  und 
da  möchte  ich  mir  einen  Antrag  zu  stellen  erlauben  —  all- 
gemein von  Privatangestellten  die  Rede  ist.     Der  Satz: 

„Die  für  Handlungsgehilfen  bestehenden  sozialen  Schutz- 
vorschriften sind  als  zwingendes  Recht  auf  alle  Privatange- 
stellten auszudehnen,  die  höhere  Dienste  zu  leisten  haben", 
ist  gewiß,  richtig  verstanden,  zu  begrüßen;  tatsächlich  wird 
er  aber  Mißverständnisse  ermöglichen,  und  ich  fürchte,  daß 
dieser  Satz  die  piece  de  resistance  der  ganzen  Bestimmungen 
sein  könnte.  Man,  müßte  mindestens  von  Privatangestellten, 
sprechen,  die  „im  Sinne  der  bestehenden  Gesetze"  höhere 
Dienste  leisten. 

Dann  müßte  es  heißen: 
„Die  Ausdehnung  der  Vorschriften  des  Handelsgesetz- 
buches über  die   Konkurrenzklausel  wird   mit  dem  Zusätze 
empfohlen,  daß  Verbesserungen  dieser  Vorschriften,  die  der 
Juristentag  als  unerläßlich  erachtet,  sich  auf  alle  im  ersten 
Absätze  bezeichneten  Angestellten  zu  erstrecken  haben." 
Unter    dieser    Voraussetzung,   meine   Herren,  glaube  ich, 
können   wir  diesen   Thesen  zustimmen,  denn   sie   halten  sich 
im  Gegensatze  zu  einer  allgemeinen  theoretischen  Behandlung 
der  Frage  doch  sehr  auf  dem  Boden  der  Wirklichkeit,  und 
ich  glaube  gerade  aus  dem  Widerspruche  des  Deutschnationalen 
Handlungsgehilfen-Verbandes  entnehmen   zu  können,  daß  die 
gewählte  Formulierung  besonders  praktisch  für  unseren  Zweck 
ist;     sie    bedeutet  eine  unmittelbare  und  leicht  zu  bewerk- 
stelligende Reform,  nämlich  die  Herübernahme  der  fortschritt- 
lichen Bestimmungen  des  Handelsgesetzbuches  für  die  Tech- 
niker und  die  übrigen   Klassen   von  Privatbeamten. 

Das  Referat  des  Herrn  Korreferenten  hätte  ich  nur  nach 
einigen  Richtungen  hin  erweitert  gewünscht.  Im  übrigen  ist 
mancher  vorzügliche  Gedanke  in  dem  Referate  enthalten  ge- 
wesen. Es  ist  gesagt  worden,  meine  Herren,  es  gibt  keinen 
plausibeln  Grund,  die  Schutzvorschriften,  welche  für  die  Hand- 
lungsgehilfen bestehen,  nicht  auf  das  übrige  Recht  zu  über- 
tragen. Demgegenüber  wendet  man  ein :  der  Handlungsgehilfen- 
stand ist  allein  eine  ganz  geschlossene  Masse,  die  übrigen 
Privatangestellten  sind  zerrissen.  Ich  möchte  bezweifeln,  ob 
der  Handlungsgehilfenstand  diese  geschlossene  Alasse  ist,  ob 
nicht  zwischen  dem  kleinen  Ladengehilfen  und  dem  Prokuristen 
eine  tiefgehende  Kluft  besteht;  und  wenn  man  imstande  war, 
selbst  auf  ganz  kleine  Angestellte  die  weitgehenden  Vor- 
schriften des  Handelsgesetzbuches  anzuwenden,  dann  dürfte  man 
dies  für  Ingenieure,  Techniker  auch  unbedenklich  tun. 

Man  kann  sagen,  daß,  wenn  bei  dem  Privatangestellten- 
stand heute  von  homogener  Masse  vielleicht  noch  nicht  stets 
die  Rede  ist,  dies  jedenfalls  nach  Schaffung  und  Anwendung 
einheitlicher  rechtlicher  Bestimmungen  für  diesen  Privatange- 
stelltenstand der  Fall  sein  würde.  Wir  müssen  die  Phrase, 
daß  es  überhaupt  keinen  Privatangestelltenstand  als  solchen 
gebe,  bekämpfen.  Es  war  nicht  die  richtige  Gelegenheit,  vor 
dem  Juristentage  diese  Frage  aufzurollen,  da  der  Juristentag 
nach  §  1  seiner  Satzungen  die  Vereinheitlichung  des  Rechtes 
zu  seiner  vornehmsten  Aufgabe  macht.  Daß  überhaupt  dieses 
Thema  gewählt  worden  ist,  wird  dem  Juristentage  bezeugen, 
daß  in  seinen  Kreisen  ein  warmes  Interesse  und  Verständnis 
für  die   Privatangestelltenfrage  besteht. 

Es  wäre  nun  außerordentlich  verlockend,  gerade  vom 
Standpunkte  der  Angestellten  aus  auf  die  mangelhafte  Recht- 
sprechung hinzuweisen.  Es  ist  bezeichnend,  daß  die  Recht- 
sprechung auch  für  Techniker  in  vielen  Fällen  heute  die  gün- 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Umgehung  des  Stellenvermittlergesetzes 
In  einer  Bielefelder  Zeitung  finden  sich  nachstehende 
Ausführungen,  die  wir  im  Interesse  unserer  stellenlosen 
"'itglieder  bekannt  geben  wollen: 

„Die  „Dortmunder  Arbeiter-Zeitung"  schreibt:  Fin- 
dige Köpfe  haben  sofort  nach  Erlaß  des  Stellenver- 
mittlergesetzes einen  Weg  zur  Umgehung  der  Gesetzes- 
bestimmungen gefunden.  In  Essen  ist  unter  dem  Vor- 
sitz eines  Gustav  Schäfer  ein  „kaufmännischer 


stigeren  Bestimmungen  des  Handelsgesetzbuches  zugrunde  legt. 
Diese  spielen  besonders  bei  der  Zeugnisfrage  eine  Rolle. 
Dieser  Umstand  zeigt,  daß  wir  notwendig  den  Weg  der  Fort- 
bildung des  Privatangestelltenrechtes  beschreiten  müssen. 

Nun  muß  ich  noch  ganz  kurz  auf  die  Konkurrenzklauscl 
zu  sprechen  kommen  und  in  diesem  Zusammenhange  mit  einigen 
Worten  den   Erlaß  kennzeichnen. 

Die  Grundlage  des  Privatangestelltenrechtes  —  darin  sind 
wir  ganz  gewiß  alle  einig  —  ist  die  Koalition  und  die  Koalitions- 
freiheit. Das  ist  die  Grundlage  jeder  modernen  gewerblichen 
Ordnung.  Der  Entwurf  des  Handelsministers  sieht  nun  vor, 
daß  eine  Strafe  gesetzt  wird  auf  gemeinsame  Kündigung.  Es 
soll  rechtens  sein,  daß  die  Entschädigung,  die  in  geringem 
Maße  den  Angestellten  zugebilligt  wird,  dann  wegfällt,  wenn 
Angestellte  gemeinsam  kündigen  und  wenn  die  Kündigung  ge- 
schieht,  um   die  Konkurrenzklausel  zu  beseitigen. 

Denken  Sie  an  den  Fall,  der  häufig  ist,  daß  die  Kon- 
kurrenzklausel erst  dann  vorgelegt  wird,  wenn  ein  mehrjähriger 
Vertrag  besteht,  wenn  der  Angestellte  für  den  Arbeitgeber  nütz- 
lich geworden  ist.  Auch  in  diesem  Falle  soll  es  künftig  nicht 
mehr  möglich  sein,  die  Konkurrenzklausel  durch  Kündigung 
zu  beseitigen.  Die  Verbände  nehmen  für  sich  in  Anspruch, 
daß  sie  in  derartigen  'Fällen,  wo  ganz  krasse  Konkurrenz- 
klauseln vorliegen,  durch  organisierte  Selbsthilfe  ihren  Mit- 
gliedern beizustehen  suchen.  Wir  sehen  in  dem  Verbote  der 
gemeinsamen  Kündigung  einen  Eingriff  in  das  Koalitionsrecht. 
Es  ist  unzweifelhaft,  daß,  wenn  man  die  eine  Bresche  gelegt 
hat,  diese  Bestimmung  auf  weitere  Punkte  des  Arbeitsvertrags 
übergreifen  wird.  Warum  soll  man  nicht  auch  verfügen  können, 
daß  andere  Vergünstigungen  des  Vertrages  in  Wegfall  kommen 
sollen,  wenn  von  der  Koalitionsfreiheit  Gebrauch  gemacht 
worden  ist? 

Ich  möchte  damit  'schließen,  den  allgemeinen  volkswirt- 
schaftlichen Gesichtspunkt,  der  über  dem  Einzelinteresse  steht, 
zur  Geltung  zu  bringen.  Der  Entwurf  über  die  Konkurrenz- 
klausel, wie  gesagt,  sieht  vor,  daß  eine  Entschädigung  gewährt 
werden  soll,  eine  äußerst  minimale  Entschädigung;  aus  nahe- 
liegenden Gründen  muß  die  Entschädigung  gering  sein.  Es  ist 
selbstverständlich,  daß  die  Summen,  die  hier  für  Entschädigung 
gezahlt  werden  sollen,  unproduktiver  Natur  sind,  daß  man  hier 
der  Volkswirtschaft,  dem  Volksganzen  für  die  erzwungene  Karenz 
der  Angestellten,  dafür,  daß  Angestellte  nicht  arbeiten  dürfen, 
noch  Summen  entzieht.  Man  will  den  Angestellten  seine  Branche- 
kenntnisse nicht  verwerten  lassen,  schaltet  ihn  oft  ganz  aus 
dem  Produktionsprozesse  aus;  andererseits  soll  er  für  diese 
künstliche  Entziehung  seiner  Arbeitskraft  noch  entschädigt 
w  erden,  natürlich  nicht  in  allzu  hoher  Weise.  Vom  allgemeinen 
Volkswohle  aus  weisen  wir  eine  derartige,  dem  Einzelnen  ge- 
legentlich vielleicht  günstige,  Lösung  zurück.  Wir  möchten  davor 
warnen,  aus  unvolkswirtschaftlichen  Gesichtspunkten  heraus 
Einzelfragen  zu  lösen. 

Ich  danke  Ihnen  für  das  Interesse  und  möchte  bemerken, 
daß  wir  dem  Juristentage  verpflichtet  sind  für  seine  Anregung, 
daß  die  Augen  der  Privatangestellten  auf  dieser  Tagung  ruhen, 
und  daß  wir  dankbar  sind  für  jede  Verbesserung,  selbstverständ- 
lich immer  mit  dem  Endziel,  wie  es  die  Herren  Referenten  dar- 
i^elegt  haben,  der  Vereinheitlichung  des  Privatangestelltenrechtes, 
die  auch  praktisch  leicht  möglich  sein  wird.  Wenn  wir  diesen 
grundsätzlichen  Wunsch  hochhalten,  werden  wir  doch  durch 
Annahme  der  Thesen  des  Herrn  Justizministers  Klein,  mit 
der  Aenderung,  die  ich  vorgeschlagen  habe,  befriedigt  sein;  dann 
wird  auch  dem  Anstürme  von  anderer  Seite  wieder  begegnet 
sein.  Wir  danken  dem  Juristentage,  wenn  er  uns  die  Mög- 
lichkeit gibt,  wenigstens  langsam  uns  zu  dem  zu  entwickeln, 
was  Herr  Bio  bei  ablehnt,  zu  dem  neuen  einheitlichen  Mittel- 
slande, der  ein  gut  Teil  deutscher  Zukunft  in  sich  verkörpert. 


:i 


und  technischer  H  i  1  f  s  v  e  r  e  i  n"*)  gegründet. 
Stellensuchende,  die  sich  an  den  Verein  wenden, 
müssen  erst  10  Mark  Mitgliedsbeitrag  zahlen, 
bevor  sie  in  den  Genuß  der  Stellenvermittlung  treten. 
Diese  besteht  darin,  daß  die  Zentrale  Essen  eine  Va- 
kanzenzeitung herausgibt.  Die  in  dieser  veröffentlichten 
Stellen  sind  größtenteils  den  Tageszeitungen  entnommen 
und  bei  der  Veröffentlichung  in  der  Vakanzenzeitung 
meistens  schon  besetzt.  Es  werden  alle  Ge- 
schäftsleute und  Angestellte  vor  der  Inanspruchnahme 
dieses  „Vereins"  gewarnt. 

*)  Von  uns  gesperrt. 


234 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  15 


Da  sich  in  Bielefeld,  Hermannstr.  48,  auch  eine 
Geschäftsstelle  dieses  Vereins  befindet  und  über  die 
obige  Veröffentlichung  eine  Berichtigung  nicht  erschienen 
ist,  so  fühlen  wir  uns  veranlaßt,  dieses  hiermit  zur 
Kenntnis  zu  bringen.  Daß  es  sich  bei  dem  kauf- 
männischen und  technischen  Hilfsverein  nicht  um  eine 
Organisation  im  üblichen  Sinne  handelt,  geht  schon 
daraus  hervor,  daß  der  Verein,  ehe  er  eine  nennenswerte 
Zahl  oder  überhaupt  Mitglieder  an  einem  Orte  hat, 
Geschäftsführer  anstellt.  Bei  der  Auswahl  von  Ge- 
schäftsführern ist  man  gerade  nicht  sehr  wählerisch, 
denn  mit  der  Leitung  des  hiesigen  Bureaus  hat  man 
den  früheren  Kutscher  Schäfer  ....  betraut,  der  vor- 
her in  Essen  beschäftigt  war. 

Da  gelernte  Kaufleute  den  Verein  jedenfalls  nicht 
überlaufen,  so  ist  man  in  neuerer  Zeit  auf  die  Idee 
gekommen,  eine  Art  Handelsschule  einzurichten.  In 
den  Inseraten  behauptet  der  Verein,  daß  von  keiner 
anderen  Seite  eine  gleichwertige  Ausbildung  zu  erlangen 
sei.  Wir  empfehlen  den  Eltern,  die  ihre  Kinder  dem 
Kaufmannsstande  zuführen  wollen,  die  Handelsschule 
des  kaufmännischen  und  technischen  Hilfsvereins 
zu  meide  n." 

Aus  vorstehender  Notiz,  die  sich  sehr  wohl  auch  auf 
die  Verhältnisse  der  technischen  Angestellten  übertragen 
läßt,  kann  jeder  Kollege  nur  eine  Warnung  vor  dem  kauf- 
männischen und  technischen  ,, Hilfsverein"  herauslesen. 
Unsere  Mitglieder  haben  es  nicht  nötig,  sich  derartig 
zweifelhaften  Unternehmungen  anzuvertrauen,  denn  sie 
wissen,  daß  die  Stellenvermittlung  des  Verbandes  für  sie 
arbeitet  und  ihnen  kostenlos  zur  Verfügung  steht. 
In  den  ersten  drei  Monaten  dieses  Jahres  haben  wir 
bereits  1000  offene  Stellen,  d.  s.  weitaus  mehr 
als  doppelt  soviel  wie  in  den  drei  gleichen  Monaten  des 
Vorjahres,  den  Mitgliedern  zugänglich  machen  können. 
Unsere  Stellenvermittlung  ist  eben  aufgebaut  auf  das  orga- 
nisierte Zusammenwirken  aller  Verbandskollegen,  und 
weisen  wir  auch  an  dieser  Stelle  noch  einmal  darauf  hin, 
uns  oder  den  durch  die  D.  T.-Z.  bekannt  gegebenen  Zweig- 
stellen alle  offenen  Stellungen  schnellstens  zu  melden.  , 


::  H  H    STANDESBEWEGUNG    ::     ::  « 


Vom  Stellen  markt  des  Vermessungsfaches  ' 

Skandalös  ist  ein  Angebot,  das  wir  den  Allgemeinen 
Vermessungs-Nachrichten  entnehmen.  Herr  Ed.  Mertinkat, 
vereid.  Landmesser  in  Sensburg  i.  Ostpr.  sucht  einen  Ge- 
hilfen, der  , .kleinere  Fortschreibungen  selbständig  be- 
arbeiten" kann.  Als  Anfangsgehalt  sind  50  M  monat- 
lich ausgesetzt  neben  „freier  dürftig  möblierter  Wohnung'!. 
Radfahrer  werden  bei  der  Bewerbung  noch  bevorzugt  wn<I 
als  besonders  verlockend  den  Bewerbern  noch  mitgeteilt, 
daß  die  Stellung  dauernd  sein  soll. 

Wir  wünschen  dem  vereid.  Landmesser,  daß  er  dauernd 
zu  solchen  Bedingungen  suchen  soll,  ohne  einen  Gehilfen 
zu  finden.  Es  ist  kaum  glaublich,  daß  man  solche  Be- 
dingungen jemand  bieten  kann,  der  doch  eine  mehrjährige 
Lehrzeit  und  intensive  Studien  hinter  sich  haben  muß. 
Bezeichnend  ist  das  Angebot  dafür,  daß  die  Aussichten  für 
unseren  Beruf  in  jedem  Zweige  die  denkbar  ungünstigsten 
sind.  Auch  den  Vermessungstechnikern  müssen  wir  aus 
diesem  Grunde  empfehlen,  die  Organisation  ihrer  Reihen 
zu  schließen,  damit  dem  Unterbieten  der  Arbeitskraft  Ein- 
halt getan  wird. 

* 

Des  Blindes  Unkenrufe 

In  unregelmäßigen  Zeiträumen  erscheinen  in  der  „In- 
dustriebeamten-Zeitung" Kritiken  unseres  Rechenschafts- 
berichtes. Die  Motive  zur  Kritik  wechseln:  einmal  drückt 
die  Menschenfreundlichkeit  dem  Verfasser  die  Feder  in 


die  Hand,  das  andere  Mal  reizt  ihn  sein  kaufmännisches 
Talent,  uns  Vorschriften  zu  "mLchen.  Die  Menschenfreund- 
lichkeit, die  ihn  veranlaßt,  unsere  Mitglieder  auf  eine  un- 
sachgemäße Buchführung,  die  angeblich  zu  ihrem  Schaden 
geübt  wird,  aufmerksam  zu  machen,  wird  auf  der  anderen 
Seite  durch  keine  kaufmännischen  Kenntnisse  getrübt.  Daß 
bei  alledem  nur  grundlos  verdächtigt  werden  soll,  brauchen 
wir  nicht  zu  beweisen,  wenn  unsere  Mitglieder  aufmerksam 
unsere  Mitteilungen  mit  denen  des  Bundes  vergleichen. 
Man  könnte  von  vornherein  aus  den  kritischen  Sätzen 
das  bekannte  Florians-Gebet  heraushören:  „Heiliger  Sankt 
Florian,  verschon'  mein  Haus,  zünd'  andere  an".  Ob 
diese  Absicht  auf  die  Dauer  wirksam  sein  wird,  möchten 
wir  nach  dem  Inhalt  verschiedener  Anträge  zum  kommen- 
den Bundestage  bezweifeln.  Wir  sind  nicht  so  selbstlos,  w  ie 
der  Bund  sich  uns  gegenüber  ausgibt,  seine  Mitglieder  auf- 
zuklären, sondern  überlassen  es  diesen  selbst,  sich  mit 
ihrer  Leitung  auseinanderzusetzen. 

Einige  Richtigstellungen,  die  dieses  Kontingent  der 
Agitation  des  Bundes  gegen  uns -betreffen,  müssen  jedoch 
hier  folgen.  T)ie  Kritiken  der  ,,Industriebeamten-Zeitung" 
stellen  einen  kompletten  Rückzug  dar,  wenn  man  sie  im 
ganzen  überblickt.  Wie  will  man  jene  Mitteilung  heute 
noch  begründen,  die  man  in  Nr.  20,  Jahrgang  1910,  ins 
Land  posaunte,  daß  der  D.  T.-V.  das  Jahr  190S  mit  einem 
Defizit  von  annähernd  100  000  M  beschließt.  Tatsache 
ist  hingegen,  daß  das  Vermögen  des  Verbandes  in  dem 
genannten  Jahre  von  428  000  M  auf  495  000  M  stieg. 
War  es  nicht  auch  ein  Rückzug,  den  man  antreten  mußte, 
als  man  sogar  davor  nicht  zurückschreckte,  uns  nach- 
zusagen, daß  das  Defizit  auf  Unterschlagungen  zurück- 
zuführen sei!  Wer  hört  hier  nicht  wieder  das  Florians- 
Gebet?  Mit  derselben  Prophetenstimme,  deren  Kraft 
stärker  ist  als  die  zu  verkündende  Wahrheit,  wird  in  Heft  12 
von  diesem  Jahre  gemeldet,  daß  das  Defizit  86  000  M 
beträgt.  Nicht  kaufmännische  Routine  läßt  den  Verfasser 
der  Angriffe  in  der  „Industriebeamten-Zeitung"  von  einer 
Unterbilanz  reden,  wie  er  vorgibt,  sondern  parteiische 
Herausschälung  eines  buchtechnischen  Defizits  gegenüber 
der  tatsächlichen  bedeutenden  Vermögenssteigerung  1910. 
Trotz  alledem  weiß  der  Bund  auch  hier  mehr  als  wir, 
•  denn  sein  Urteil  gründet  sich  auf  einen  vorläufigen  Kassen- 
abschluß, während  sich  unser  Vertrauen  auf  Kenntnis  der 
tatsächlichen  Verhältnisse  gründet. 

Wir  sind,  so  stellen  wir  nochmals  fest,  dem  Bunde 
keinerlei  Rechenschaft  schuldig,  können  es  aber  nicht  mit 
ansehen,  wie  der  Bund  versucht,  das  Vertrauen  unserer 
Mitglieder  zu  vergiften.  Unser  Gesamtvorstand  hat  über 
die  buchhaltungstechnische  Aufmachung  des  Rechenschafts- 
berichtes verschiedene  Anregungen  gegeben,  denen  die 
Kassenverwaltung  nachkam.  Dieses  Verdienst  hat  siel; 
.natürlich  wiederum  der  Kritiker  der  Bundeszeitung  er- 
worben, genau  so  wie  der  Bund  ja  fast  alle  soziale  Er- 
kenntnis unserer  Tage  auf  sein  Konto  verbucht.  Im  Ver- 
buchen dieser  Erfolge  hat  der  Bund  ebenso  wenig  kauf- 
männisches Talent  bewiesen,  wie  in  seiner  eigenen  Finanz- 
politik. Die  satzungsmäßige  Verteilung  unseres  Kapitals 
auf  unsere  Kassen  mußte  das  scheinbare  Defizit  hervor- 
rufen. Wir  freuen  uns  aber  trotzdem,  sogar  an  der  Ver- 
ringerung dieses  Defizits  arbeiten  zu  können,  weil  dann 
unsere  Reserven  noch  mehr  als  in  den  letzten  Jahren 
steigen  werden,  unsere  finanzielle  Sicherheit  damit  er- 
höhend. Wir  sind  dadurch  aber  auch  in  der  Lage,  ver- 
sicherungstechnisch und  in  der  Praxis  mit  diesen  Kassen 
für  alle  Wechselfälle  gesichert  zu  sein,  weil  die  Reserven 
unantastbar  für  diesen  Zweck  festliegen,  dem  sie  dienen 
sollen  und  wofür  ihn  die  Mitglieder  angesammelt  haben. 

Wir  hören  schon  den  Einwand  des  Bundes  hiergegen, 
daß  uns  eben  darum  die  Mittel  zur  Schlagfertigkeit  fehlen, 
aber  auch  das  ist  wiederum  nur  Wortgeplänkel,  denn 
die  Tatsachen  unserer  letzten  Gemaßregelten-LInterstützun- 
gen  und  die  Freude,  mit  der  sie  bewilligt  und  gezahlt 
wurden,  beweisen,  daß  es  uns  nicht  nur  ernst  ist  um 
unsere  Standespolitik,  sondern  daß  wir  hierzu  auch  die 
Mittel  besitzen. 


Heft  15 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


235 


::     Vi  II  ::       RECHTSFRAGEN         ;:  H 

Für  die  Ausdehnung  der  Gewerbegerichte ! 


^  der  Beklagte  Berufung  beim  Oberlandesgericht  ein,  das 
aber  die  Berufung  kostenpflichtig  am  2.  März  IQll  verwarf. 
=  Es  bedurfte  mithin  einer  Zeitdauer  von  über  5  Jahren, 
bis  dem  Angestellten  sein  Gehalt  zugesprochen  wurde. 
Was  wäre  aber  geworden,  wenn  die  verklagte  Firma  in 
.Wenn  wir  in  unserem  Stuttgarter  Programm  die  Forde-  der   Zwischenzeit    in    Vermögensverfall    geraten  wäre? 
rung  nach  der  Unterstellung  sämtlicher  technischen  An-  Neben  dem  Ausfall  an  Gehalt  hätte  der  Kläger  auch  noch 
gestellten    unter    die   Gewerbegerichte    zum    Ausdruck  die  nicht  unbeträchtlichen  Anwaltskosten  zu  tragen  gehabt, 
brachten,  waren  wir  uns  bewußt,  daß  die  Erfüllung  dieser  Dadurch,  daß  die  Gerichte  gehalten  sind,  alle  vor- 
Forderung das  einzige  Mittel  sei,  den  technischen  An-  gebrachten  Gründe  eingehend  zu  prüfen  —  ein  Vorteil, 
gestellten  zu  einer  schnellen  und  billigen  Rechtsprechung  den  keiner  in  der  Rechtspflege  missen  möchte  — ,  bevoi 
zu  verhelfen.    Die  Berechtigung  der  Forderung  beweist  das  erkennende  Gericht  seinen  Spruch  fällt,  wird  es  einem 
uns  wieder  einmal  der  nachfolgende  Fall:  Juristen  sehr  oft  viel  schwerer  gemacht,  sich  in  die  eigen- 
Im  Herbst  des  Jahres  1904  suchte  die  Baufirma  J.  artigen  Verhältnisse  der  umstrittenen  Materie  zu  vertiefen 
einen  Polier  für  die  Ausführung  von  Ringofenbauten.  ^'^           dieselbe  Streitsache  vor  emem  Gevverbegencht, 
Unter  anderen  Bewerbern  meldete  sich  auch  der  Bau-  das  sich  aus  Arbeitgebern  und  -nehmern  des  betreffenden 
führer  K.  für  diese  Stellung.   Dieser  wurde  auch  eingestellt.  ^.^''^^^^  zusammensetzt,  zur  Entscheidung  käme     Es  ist 
Die  ausschreibende  Firma  sprach  sich  dahin  aus,  daß  es  Y'^'  komplizierterer  Beweisapparat    er  orderlich  bis 
ihr  nur  erwünscht  sein  könnte,  für  diese  Stellung  einen  Jf»"  J"'"lft  ^•^']        "5^''^^         "ber  den  Fa  l  bilden  kann. 
B  a  u  f  ü  h  r  e  r  zu  erhalten.   Die  Schwierigkeit  der  Arbeiten  "Jf'^*        ^.o':^urf  für  unsere  Richter  sein.  Sic 
und  die  räumliche  Entfernung  der  Baustelle  von  dem  bj-auchen  aber  eine  viel  längere  Zeit  zu  ihrer  Orientierung 
Stammhause  rechtfertige  die  Einstellung  eines  Bauführers  ^f'^  die  eigenen  Angehörigen  des  Berufes    die  als 
an  Stelle  eines  Poliers  Beisitzer  in  Gewerbe-  und  Kaufmannsgerichten  tatig  sind. 
Als  Entschädigung  für  seine  Leistungen  wurden  K.  ...    ^"^         ^ö"nen  die  streitbaren  Parteien  nicht  alles 

neben  freier  Station  und  Wohnung  4,50  M  Tagesdiäten  anfuhren?    So  hatte  in  diesem  Falle  die  be- 
bewilligt, die  auch  für  die  Sonn-  und  Feiertage  gezahlt  ^'^^J^  ^""/"^  ^''1^  ^l^"  ^15^^"^  der  Unzuständigkeit  des 
werden  sollten  Landgerich,ts    erhoben.     Die  Prüfung    dieses  Einwandes 
Die  Dienstleistungen  K.'s  sollten  darin  bestehen,  die  erforderte  eine  Zeit  von  neun  Monaten.    Diese  Frist  hätte 
Aufsicht  für  die  sachfemäße  Herstellung  eines  Ringöfen-  schon  vermieden  werden  können,  wenn  zur  Erledigung 
baues,  der  an  ein  Subunternehmen  weiter  vergeben  war,  f^'  S  reitsachen  aus  dem  Dienstverhältnis  der  technischen 
zu  führen.    Die  Firma  war  vertraglich  gehalten,  hierfü;  Angeste  lten  das  Gewerbegericht  zustandig  wa^^^  Offen- 
einen  erfahrenen  Mann  zu  stellen  ^       ^          '  bar  hatte  der  Beklagte  selbst  das  Gefühl,  daß  er  vor 
Als  nun  die  Fundamentarbeiten  für  den  Ofenbau  bc-  ^^."^"^  Gewerbegericht  viel  rascher  und  billiger  zu  seinem 
endet  war,  entschloß  sich  der  Bauherr,  den  Bau  im  Verein  ^^'^"2*  ^are    ........           ,      .  ,  , 

mit  dem  Subunternehmer  allein  fertigzustellen  und  ver-  „  , /'"/^^{^^''^^  Verlauf  der  Verhandlungen  brachte  dei 

zichtete  kurzerhand  auf  die  weiteren  Dienstleistungen  des  Beklagte  alle  möglichen  Grunde  vor  um  einer  Verurteilung 

K.  Dieser  stellte  sich  seiner  Firma  zur  Verfügung.  Hier  ergab  entgehen.    Gevviß  soll  zugegeben  werden    daß  kein 

sich,  daß  die  Firma  für  K.  augenblicklich  keine  andere  pas-  T""^.         'f*  ^^^^ 

sende  Tätigkeit  hatte.  Sie  ersuchte  K.,  eine  kurze  Zeit  kus-  ^i""^  ^'^/''^ ^  P^''^^^^'         die  Parteien  bei  der  Austragung 

zusetzen,  da  sie  in  allernächster  Zeit  weitere  Ringofenbauten  'hrer  Streitsachen  vornehm  kämpfen.    Das  is  auch  seitens 

auszuführen  habe.    Damit  erklärte  sich  K.  einverstanden,  ^'^^  ^l^^f'^  geschehen.    Der  Beklagte  erbot  sich,  eidlich 

bat  aber  des  weiteren,  ihm  ein  Zeugnis  auszustellen,  da  f^f ^^l,      tT  ^  k^"1' 

er  versuchen  wolle,  in  der  Zwischenzeit  anderweitig  Stel-  .pstellt  hatte.    Dem  Klager  ge  ang  es  aber  kurz  vor  der 

lung  zu  erlangen  unter  Aufrechterhaltung  seiner  Ansprüche  Eidesleistung,  das  ihm  ausgestellte  Zeugnis  aufzufinden, 

auf  Einhaltung  der  Kündigungsfrist.    eI  gelang  jedoch  K.  ?  "^l'^  menschlich  zu  begreifen,  wenn  sich  der  Klager 

nicht,  eine  neue  Position  zu  finden.    Hiervon  Verständigte  i?^" hinreißen  lassen  seinen  ehemaligen  Chef  diesen 

er  seine  Firma  und  bat  wenige  Tage  nach  dem  1.  Januar  l^/"*'^"  zu  lassen  und  danach  dem  Gericht  das  Zeugnis 

1905  um  Einsendung  seines  Gehaltes.   Diese  lehnte  jedoch  vorzulegen.    Daß  er  es  nicht  tat,  sondern  dem  Gericht 

eine  Gehaltszahlung  mit  der  Motivierung  ab,  daß  sie  K.  Zeugnis  noch  vor  der  Eidesleistung  zustell  e  una 

als  entlassen  betrachte  dadurch  seinen  ehemaligen  Arbeitgeber  vor  dem  Gefängnis 

K.  erhob  nun  Klage  beim  zuständigen  Landgericht  bewahrte,  zeugt  nur  von  einer  edlen  Oesinnung.    Ob  man 

und  forderte  Zahlung  des  Gehalts  und  Einhaltung  der  ^'^^          von  c^em  Beklagten  behaup  en  darf  .-^ 

gesetzlichen  Kündigungsfrist.    Der  Beklagte  bestritt  zu-  ^."^/"f  ^''"^  Y^lf  ^^^l^^'-  ^  ^.^'.^f'  sicher  innerhalb 

nächst  die  Zuständigkeit  des  Landgerichts  mit  der  Be-  von  fünf  Wochen  statt  wie  hier  in  fünf  Jahren  entschieden 

gründung,  daß  der  Kläger  mit  seiner  Klage  vor  das  Ge-  ^^e""         Qewerbegericht  von  vornherein  nur 

Werbegericht  zu  verweisen  sei,   und  bestritt,  den  Kläger  zuständig  gewesen  wäre.    Dadurch  waren  dem  Beklagten 

als  Bauführer  angenommen  zu  haben.    Er  sei  vielmihr  hosten  an  Zeit  und  Geld  erspart  gebheben  Das 

als  Polier  im  Sinne  der  Gewerbeordnung  als  Arbeiter  ^"t^i."^^'",^.':        »""ß^^  ^.^her  im  ureigensten  Interesse 

anzusehen.   Der  Beklagte  beantragte  Abweisung  der  Klage.  ^^'^        Erfüllung  unserer  Wunsche  eintreten. 

Das  erkennende  Gericht  stellte  sich  jedoch  auf  den  Stand-  u  o  r  n  i  k. 
punkt,  daß  es  gleichgültig  sein  könne,  ob  der  Kläger  als 

Polier  oder  als  Bauführer  eingestellt  sei.    Der  Kläger  sei   

mit  Rücksicht  darauf,  daß  er 'mit  der  Beaufsichtigung  einer  ::  ::  H          H    BÜCHERSCHAU    ::  ::  H  ::  H  H 

Baustelle,  die  weit  vom  Sitze  des  Beklagten  entfernt  sei,  = 

als     ein     Angestellter     mit     höheren     technischen     Dienst-  (SSmtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

leistungen  anzusehen,  und  es  sei  daher  das  angerufene  ^" 

Gericht  zuständig.  „D/>  Frau   als   Hausärztin."     Von    dem    rühmlichst  be- 
Gegen  dieses  Urteil  des  Landgerichts  legte  die  beklagte  kannten   Frauenwerk   von   Frau   Dr.   med.   Anna  Fischer- 
Firma  Berufung  beim  Oberlandesgericht  ein.    Dieses  be-  Dückelmann  (in  Zürich  promoviert)  ist  soeben  im  Verlag 
stätigte  jedoch  das  Urteil  der  ersten  Instanz  und  begründete  ^^s  Süddeutschen  Verlags-Institut  in  Stuttgart  die  750  000  Jiibi- 
es  noch  besonders.  läums-Ausgabe  erschienen     Außer  zahlreichen  Text.lhistra  tonen 
NT           i.  1       i    j     1^1  ■■                          j-    i^i  und  prächtigen  Kunstbei  a^en  entna  t  das  einen  ansennlichen 
Nun  erst  konnte  der  Klager  von  neuem  die  Klage  vor  p^achtband  darstellende  Werk  (Preis  17  M)  ein  Album  mit  zer- 
dem  Landgericht  anstrengen  und  es  wurde  nunmehr  über  legbaren  JVlodellen  des  männlichen  und  weiblichen  Körpers.  Es 
die  Forderung  verhandelt.    Das  Landgericht  kam  zu  einer  liegt  bereits  in  13  Sprachen  vor,  erhielt  auf  den  hygienischen 
Verurteilung  des  Beklagten.    Gegen  dieses  Urteil  legte  Ausstellungen  in  Berlin,  Leipzig  und  Paris  und  zuletzt  auf  der 


236 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQil 


Heft  15 


Weltausstellung  in  Brüssel  die  höchsten  Auszeichnungen.  Die 
Verfasserin  schöpft  aus  den  reichen  Erfahrungen,  die  sie  in 
ihrer  langjährigen  Frauen-  und  Kinderpraxis  gesammelt  hat. 
In  klarer  und  durch  Illustrationen  erläuterter  Weise  gibt  sie  Auf- 
klärung über  Wesen  und  Behandlung  aller  Krankheiten.  Alle 
mit  dem  sexuellen  Leben  und  der  Kinderpflege  zusammen- 
hängenden Fragen  .sind  besonders  eingehend  behandelt. 


dann  selbstverständlich  auch  nicht  mit  einem  Verzögerungs- 
koeffizienten 1 :   |/  F  gerechnet  werden.  — 

Der  Kanalauslauf  würde  wohl,  um  sofort  eine  innige  Ver- 
mischung des  Schmutzwassers  mit  dem  Wasser  des  Vorfluters 
zu  erzielen,  als  eisernes  Tauchrohr  besser  unter  Niederwasser- 
spiegel ausgeleitet  werden. 

„      ,.     .       ,  .  ,  r-         ^  ^^ci  den   Baumaterialien  sind   für  die   Kanäle  stellenweise 

Kanalisation  der  Mein-  und  Aiittel-Stadte  von  Ewald  Genz-     Steinzeugrohre,  stellenweise  Tonrohre  erwähnt,  statt  ausdrück- 
mer.  Geh.  Baurat,  Professor  an  der  Tcchniscncn  Hoch-  hervorzuheben,  daß  für  diese  Kanalrohre  nur  Steinzeug- 

schule Danzig.  Halle  a.  S.  1910.  Verlag  von  Ludwig  röhre  mit  Salzglasur  und  zwar  sogenannte  Städte  wäre  zu 
Hotstetter.    Preis  7,50  M.  verwenden   ist.   —  Der  kleinste   Rohrdurchmesser  mit  20  cm 

Der  Verfasser  beabsichtigt  laut  Vorwort  eine  Veroflent-  l.  W.  scheint  mir  eben  doch  zu  eng;  es  dürfte  25  cm  L  W 
lichung  vollständig  durchgearbeiteter  Entwasserungsentwurtc  für  die  Steinzeugrohre  und  30  cm  L.W.  für  die  Zementrohre 
mittlerer  und  kleiner  Städte  und  hat  zunächst  für  Neustadt  in  ^oi,]  unterste  Grenze  anzusehen  sein.  -  Beim  Kosten- 
Westpreufäen  2  Entwürfe  nach  dem  Mischsystem  und  Trenn-  '  Voranschlag  berechnet  der  Verfasser  den  ganzen  Erdaushub  und 
System  herausgegeben  (Preis  7,50  M).  Es  sollen  weiter  folgen  •  scheidet  dann  aus:  Erdaushub  von  0-2,0  m  Tiefe,  dann  von 
die  Kanahsationsprojekte  von  Kulm,  Marienwerdcr,  Straßburg  2,0-2,5  m  Tiefe,  von  2,5—3,0  m  Tiefe  usw.  Diese  Art  der 
(Westpreußen)  und  Schwetz.  ^  ,  ^  ^,  .  •  ,  „  Kostenberechnung  dürfte  doch  etwas  zu  umständlich  sein;  ich 
Die  schon  vorliegenden  Projekte  für  Neustadt  sind  voll-  würde  eher  empfehlen,  tabellarisch  zu  entwickeln  und  zusammen- 
standig durchgearbeitet,  Ausmaße  und  Kos  en  angegeben,  so  zustellen  die  Preise  für  die  Kanalrohrc  in  verschiedenen  Tiefen 
daß  ein  Vergleich  von  Trennsvstem  und  Mischsystem  sofort  „nd  mit  verschiedenen  Rohrdurclimessern  einschl.  aller  Neben- 
moghch  ist.  -  Die  Baukosten  für  das  T  r  e  n  n  s  y  s  t  e  m  sind  arbeiten,  wie  Abfahren  des  überschüssigen  Materiales,  Bau- 
berechnet mit  240  000  M,  die  Betriebskosten  einschl.  Verzin-  grubensicherung  usw.  -  Es  kann  das  vorliegende  Werk  zum 
sung  und  Tilgung  mit  20  000  M,  das  waren  also  pro  1  Ein-  •  Studium  und  zur  Benützung  wohl  empfohlen  werden;  doch 
wohner  (vorerst  9000  Einwohner  angenommen)  27  M  oder  pro  ^  möchte  ich  raten,  das  von  mir  angeführte  dabei  wohl  zu  be- 
Ifd.  m  Kanalrohrlange  26  M  Baukosten  und  pro  1  Einwohner  I  achten.  Vielleicht  entschließt  sich  der  Verfasser  in  seinen  an- 
ctwas  Uber  2  M  Betriebskosten.  -  Für  das  M  i  s  c  h  s  y  s  t  e  m  !  gekündigten  Fortsetzungen  des  Werkes  dem  von  mir  angeregten 
sind   die   Baukosten   zu   390  000  M   berechnet,   das   gibt   also      entgegenzukommen.  Professor  W.  Miller-  Nürnberg, 

pro  1  Einwohner  43  M  oder  pro  lid.  m  Kanalrohrlänge  42,50  M;  ! 

die  Betriebskosten  einschl.  Verzinsung  und  Tilgung  sind  hier  i   

'mit  30  000  M   ermittelt,   also  pro   1  Einwohner  3  M  jährliche;'    ■    ~ 

Betriebskosten.     Die  Stadtverwaltung  Neustadt  hat  sich  nach  ^  BRIEFKASTEN     H  ::       H  ::  \\ 

dem  Berichte  des  Verfassers,  wie  das  eigentlich  zu  erwarten  - 

war,  tatsächlich  für  die  Ausführung  der  Kanalisation  nach  dem--  Kur  Anfia-en,  denen  Rückporto  bcilic^l  und  die  von  allscmeincm 
Mischsystem  entschieden.  Im  allgemeinen  wird  der  Entschluß  Ii!l<rc>,si:  smd,  werden  aufgenommen,  Dem  Kamen  des  hin'senders  sind 
\-nn  Gempinrtpvprwaltirno-pn  wnhl  mpistpns  so  aiKsfTllpn  •  Hpnn  L  "  Ii  n  n  "  g  uni  .^^  1 1  g  1  i  c  d  n  u  m  m  c  r  liin^uzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
)■      »Vf  u    ^        ,   o  t.      i  ?,  •     A.A'««^    ,«       <t"<:l'™  Biicliern    «erden    unparteiisch    und    nur    schriftlich    erteilt.  Ein. 

für  Ableitung  von  Haus-  und  Schmutzwasser  allein  240  000  Mj  Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
aUSZUgeben,  scheint  nicht  wirtschaftlich.  Es  liegt  doch  der  duneren  ist  der  vorletzte  Donnersiag  (nmtags  12  Llir)  vor  Erscheinen  des  Hefte» 
Gprlanlrp  mhp    rlip  k'anHlp    wplchp  srlinn   n ntwpnH icr  cinrl    Tiirh  •'"ge  erscheinen   soll.     Eine   Verbm.llichkeit  für  die  Aufnahme. 

ueüankc  nahe,  c  le  Kanäle,  welche  sclion  nomendig  sind  aucn  ^^.^  i  „  i,  a  1 1  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrif.- 
zur  Ableitung  des  Kegenwassers  zu  benutzen.  Das  Trenn-  Icitung  nachdrücklich  ab.  De  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
system kann  besonders  bei  kleinen  Städten  als  kaum  vvirt-  .  stocke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragestelhr  vorher  bezahlen, 
schaftlich  bezeichnet  werden.  —  Tprhnlb 
Nach  den  neuen  Wassergesetzen  ist  eigentlich  die  Ent-  (-^"'l'^'^ 
Scheidung,  ob  Klärung  allein  oder  ob  Klärung  und  Reini-!  Frage  90.  In  einem  Ort  in  Schweden,  in  dem  das  Vor- 
gung,  eine  Vorfrage  und  deshalb  zu  entscheiden  vor',  handensein  von  Erdfarben-Rohmaterialien  festgestellt  ist,  wird 
der  Projektierung.  Der  Verfasser  führt  die  betreffenden  Vcr- ■  eine  Einrichtung  für  die  Gewinnung  dieser  Farbstoffe  geplant, 
hältnisse  erst  am  Schlüsse  an  und,  wie  mir  scheint,  erst  auf  J  Wer  erteilt  nähere  Auskunft  über  die  Einrichtung  solcher  Fa- 
Veranlassung  der  Aufsichtsbehörde.     Meines  Erachtens  ist  es-  briken,  Konstruktion  von  Brennöfen  usw.? 

für  solche  Projekte  richtiger  auf  Grund  von  Ortsbesichtigungen  '  Frage  91.    Ich  beabsichtige,  die  Zementfußböden  einer  ge- 

und  WasseruntersucTlungen  in  hvdrotechnischer,  hydrochemischcr.  schlossenen  Veranda  und  eines  offenen  Balkons  mit  Oelfarbc 

und  hydrobiologischer  Hinsicht"  zu  entscheiden,  ob  eine  mecha-'  2U  streichen.     Ist  dies  zu  empfehlen,  evtl.  welches  besondere 

nische  Klärung  allein  genügt,  oder  ob  eine  biologische  Reini-,  Verfahren?   Wie  schützt  man  den  Fußboden  gegen  Rissebildung? 

gung  außerdem  noch  notwendig  ist.    In  letzterem  Falle  müssen'  Frage  92.      Welchen     Transmissionskoeffizienten  besitzt 

eben  trotz  hoher  Kosten  Mittel  und  Wege  geschaffen  werden,  Schiefer-  bezw.  Ziegeldach  mit  Innenputz  in  der  bei  Dachwoh- 

um   das   Abwasser   nach   erfolgter   Klärung   auch   noch   einer,  nungen  üblichen  Ausführung? 

biologischen   Reinigung  zu   unterziehen,     bb   das   nun   durch  Frage  93.     Welche   Firma    liefert  Gasbehälter    mit  auto- 

Tropfkörperanlage,  durch  Rieselfelder,  durch  Bodenfiltrationen  matischer  Druckregulierung  für  Geneiatorgasanlagen  zu  Heiz- 

usw.  zu  geschehen   hätte,   mag  in  diesem   Falle  nicht  unter-^  zwegken? 

sucht  werden.  —  Bei  der  Ausarbeitung  des  eigentlichen  Pro-  Frage  94.    Ich  habe  eine  Kegelbahn  auszuführen,  bei  der 

jektes  hat  der  Verfasser  die  abzuführende  Wassermenge  pro  die  Sohle  der  Bahn  unter  dem  Grundwasserspiegel  zu  liegen 

lfd.  m  berechnet  und  daraus  dann  die  Wassermenge  für  die"  kommt.     Da  ich  befürchte,  daß  sich  eine  Bohle  hierzu  nicht 

einzelnen  Straßenstrecken  ermittelt.    Dieses  Verfahren  kann  seiir  eignet,  bitte  ich  um  Auskunft,  welche  Ausführung  die  beste  ist. 

zweckmäßig    angewendet    werden,    wenn    die    Baublocktiefen  ^      _                   ,    ,     , ,  „  ,     ,    .       r--     ,   ,  j 

gleich  sind.     Ich  möchte  dasselbe  aber  in  dem  Falle,  daß,  ,      Zur  Frage j 2.    Rohrdurclilaß  durch  einen  Fisenbalindamm. 

wie  hier,  die   Blocktiefen  sehr  verschieden   sind,  nicht  ohnei^  In  diesem  Falle  wählt  man  yorteilhat    Tunnelschachtung,  da 

weiteres  empfehlen,  zu  dem  die  Mehrarbeit  bei  der  Berechl  sich  dieselbe  ca.  1d  bis  200,,  bilhger  stellt  als  offene  Schachtung. 

nung  der  Wassermengen  nach  Flächen  statt  nach  Kanallängci|  F"""  ^en  Arbeitsraum  genügt  ein  Stollen  von   1,dO  m  unterer 

nicht  viel  größer  ist                                                                 '  Breite  und   1,80  m   Höhe  einschl.  der  Aussteifung  mit  Bock- 

Die  Enden  der  Kanäle  sind  so  tief  angelegt,  daß  ein  An-  gerüsten,  welche  je  nach  der  Bodenbeschaffenheit  in  einem 
Schluß  von  Außenquartieren  jederzeit  möglich  ist  Diese  Art  Abstand  von  etwa  0,80  m  angeordnet  werden.  Wenn  es  an- 
der Projektierung  ist  sehr  zu  empfehlen;  eine  andere  Frage  ist  gängig  ist,  nimmt  man  bei  den  Schacht-  und  Absteifungsarbeiten 
aber,  ob  bei  der  Dimensionierung  der  Kanalgrößen  auf  den  einen  Bergmann  zu  Hilfe,  da  diese  Leute  mit  derartigen  Ar- 
Anschluß  der  Außengebiete  auch  genügende  Rücksicht  gj-  leiten  vertraut  sind.  Die  Stollensohle  muß  unter  der  Rohrsohle 
nommen  wurde    i'"d  zwar  in  der  A'Vitte  des  Stollens  am  höchsten  und  am  Ein- 

Für  die  Verzögerung  ist  noch  die  alte,  längst  nicht  mehr  ""^  Auslauf  tiefer  liegen,  um  das  Grundwasser  in  die  Senklöcher 
6,   '  ZU  leiten,  welche  zu  beiden  Seiten  des  Bahndammes  an- 
gebrauchte Formel  1:  j/F  erwähnt  und  allerdings  nicht  weiter  zuordnen  sind.  A.  Kr  am  er,  Mitgl.-Nr.  44  475. 
verfolgt,  aber  doch  in  der  Art  ein  Schluß  daraus  gezogen,—  Zur  Frage  78.  Ausmaß  der  Zwischenwände.  II.  (I  siehe 
daß  entsprechende  Ziffern  für  die  verschiedenen  Gebiete  t  r-  Heft  14.)  Wenn  keine  besondere  Vereinbarung  zugrunde  liegt, 
inittelt  wurden,  obwohl  der  Verfasser  einige  Zeilen  später  selbst  sind  die  Decken  bezw.  Unterzüge  bei  den  Scheidewänden  ab- 
sagt, daß  die  Dauer  der  stärksten  Regenfälle  20  bis  25  Minute  n  zugsfähig.  Bei  den  Betondecken  sind  die  wirklich  geleisteten 
beträgt,  während  das  abfließende  Wasser  auf  die  ganze  Läii^c  Massen,  also  einschl.  Auflager,  in  Anrechnung  zu  bringen,  wenn 
des  Kanalcs  nur  21  Minuten  Zeit  braucht,  daß  also  mit  Vcr-  nicht  besondere  Vereinbarungen  getroffen  sind;  dafür  können 
zögerung  nicht  gerechnet  werden  braucht,  weil  die  Ausdehnimg  die  Auflager  der  Betondecken  bei  der  Berechnung  des  Mauer- 
des  Kanalnetzes  eine  zu  geringe  sei.     In  diesem   Falle  d;irf  wcrks  in  Abzug  gebracht  werden.                                 A.  K. 


Heft  15 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


237 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
l  e  „ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Somabend  mittags  12  Uhr    im  Verbandäbureau 
ii  müssen.     Die    Manuslaipte    müssen    auf    besonderen,    nur    auf    einer  Seite 
^chrielienen    Blättern    emgereicht   werden.     Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopte 
zulüllen:    Vrs.    =  Vorsitzender,    V.    u.    O.    =    Versammlungstag  und  Ort, 
I      .\    —  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für    derartige    Mitteilungen    steht    der    Inseratenteil    gegen    Bezanlung  gern 
zur  Verfügung. 

in  die  Vereinsanzeigen  r'''^".  'f*  Beschluß  des  Verbands- 

 S_  tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.    Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
i    nähme  ebenfalls  ausgeschlossen.    Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Darmstadt.  Am  22.  Februar  hatte  die  Ortsgruppe  Darm- 
stadt  des  B.  t.-i.  B.  eine  Versammlung  einberufen,  die  nach 
Heft  3  der  1.  B.  Z."  „Eine  Abrechnung  mit  dem  Verband  Deut- 
scher Diplom-Ingenieure"  zum  Zwecke  hatte  und  in  der  Herr 
Ing.  Flügger  über  Organisationsfragen  sprach.  In  der  an- 
schließenden freien  Aussprache  erwähnte  Herr  Dr.  Vaubel  (Inh. 
eines  ehem.  Laboratoriums)  vom  Verband  Deutscher  Chemiker, 
daß  auch  sein  paritätischer  Verband  soziale  Aufgaben  bearbeite 
und  recht  schöne  Erfolge  zu  verzeichnen  habe.  Koll.  Münch 
vom  D.  T.-V.  stellte  fest,  daß  das  aufliegende  Flugblatt  „Ein 
Vergleich"  (in  dem  die  Mitglieder  des  D.  T.-V.  zum  Uebertritt 
aufgefordert  werden)  einer  fairen  Kampfesweise  und  vor  allem 
den  Tatsachen  nicht  entspreche,  indem  der  D.  T.-V.  seine  Stellen- 
losenunterstützungskasse  lt.  Beschluß  der  Gesamtvorstandssitzung 
in  Sondershausen  neu  organisiert  habe  (s.  Heft  7  der  D.  T.-Z.) 
und  alsdann  die  des  Bundes  noch  übertreffe,  ein  Beweis,  daß 
auch  der  D.  T.-V.  Angestellten-Interessen  vertrete,  soziale  Aut- 
gaben erfülle  und  Reformen  schaffe. 

Im  Schlußwort  wurden  die  Ausführungen  des  Herrn  Dr. 
Vaubel  sowohl  als  auch  die  des  Koll.  Münch  vom  Referenten 
in  .vollständig  entstellter  Weise  wiedergegeben,  wohl  lediglich, 
weil  sie  als  Unternehmermitglieder  paritätischer  Verbände  soziale 
Fragen  behandelten. 

In  einer  am  Freitag-,  24.  März,  einberufenen  Protestver- 
sammlung des  Bundes  gegen  die  Stellungnahme  des  Haupt- 
ausschusses in  der  Frage  der  staatlichen  Pcnsionsversiche- 
rung  der  Privatangestellten  war  ebenfalls  Herr  Flügger  als 
Referent  erschienen  und  wir  konnten  es  erleben,  daß  vor  Ab- 
stimmung der  eingebrachten  Resolution  bekannt  gegeben  wurde: 
„Selbständige  dürfen  mit  abstimmen".  Ein  Vertreter  vom 
n.  H.  V.  stellte  fest,  daß  dieses  Verfahren  doch  nicht  den  ge- 
werkschaftlichen Tendenzen  des  Bundes  entspreche,  was  in  ider 
Versammlung  am  21.  Februar  genügend  festgestellt  worden  sei. 
In  diesem  Falle  hielt  man  jedoch  die  Parität  für  das  Richtige, 
indem  man  von  ihr  Unterstützung  erhoffte. 

Wir  sehen  hieraus,  daß  der  Bund  die  Segel  hißt  je  nach 
der  Windrichtung.  So  geschehen,  Darmstadt,  den  21.  Februar 
und  24.  März  1911. 


Dezirksverwaltungen 

Bezirksverwaltung  Brandenburg.  Am  Sonntag,  9.  April', 
nachmittags  2  Uhr,  findet  eine  Besichtigung  des  Ruderhauses; 
der  Berliner  Rudergesellschaft  statt.  Anschließend  hieran  die 
Besichtigung  der  neuerbauten  Körnerschule  in  Cöpenick. 
Näheres  ist  in  den  Mitteilungen  der  B.-V.  Brandenburg  ent- 
halten. Die  Kollegen  mit  ihren  werten  Damen  und  Gästen  sind 
herzl.  willkommen. 

Die  verehrlichen  Kollegen  werden  hiermit  darauf  aufmerksam 
gemacht,  daß  die  neuen  Vorlesungsverzeichnisse  der  Freien 
Hochschule  und  der  Humboldt-Akademie  soeben 
erschienen  sind.  Programme  sind  kostenlos  im  Verbandebureau 
zu  haben.  Hörerkarten  für  einen  Zyklus  an  der  Freien  Hoch- 
schule zu  ermäßigten  Preisen  ebendaselbst.  Hörerkarten  der 
Humboldt-Akademie  können  in  folgenden  Bureaus  gelöst  werden : 
Invalidendank,  Unter  den  Linden  24,  —  Gselliussche  Buchhand- 
lung, Mohrenstraße  52,  —  Kaufhaus  des  Westens,  Tauentzien- 
straße  21,  —  Selmar  Hahne,  Buchhandlung,  Prinzenstraße  54,  — 
Fröhlichsche  Buchhandlung,  Landsberger  Straße  32.,  —  In  Char- 
lottenburg bei:  Förster  &  Mewis,  Kantstr.  14,  —  C.  Ulrich  &  Co., 
Berliner  Str.  76,  —  Paul  Baumann,  Wilmersdorfer  Str.  96  97,  — 
Schiller-Buchhandlung,  G.  m.  b.  H.,  Bismarckstr  82/83. 

Oberschlesien.  Anträge  zu  dem  Anfang  Mai  in  Ratibor 
stattfindenden  Frühjahrs-Bezirkstage  sind  bis  spätestens  20.  April 
dem  Bezirksvorsitzenden  einzureichen. 


Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Am  8.  d.  M.,  abends 
8V4  Uhr,  Monats-Hauptversammlung  im  Berliner  Hof  mit  fol- 
gender Tagesordnung:  1.  Mitteilungen.  2.  Bekanntgabe  von 
Neueingängen.  3.  Beratung  der  Anträge  zuiu  Bezirl<stag  am 
27.  d.  M.  in  Düren.  4.  Verschiedenes.  Infolge  längerer  Ab- 
wesenheit sind  einzelne  Herren  Vereinskollegen  im  Verein  fast 
unbekannt  geworden.  Wir  bitten  deshalb  dringend  um  allseitigen 
und  pünktlichen  Besuch  dieses  Vereinsabends. 

Bergedorf  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Vrs.:  H.  Rathmann,  Bergedorf,  Kampchaussee  72p.  Br.-A.- 
H.  Eggert,  Bergedorf,  Sillamstraße  15  11.  —  Versammlung  am 
Mittwoch,  12.  April  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokalc 
„Stadt  Hainburg".  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls. 
2.  Mitteilungen  des  Vorstandes.    3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

4.  Beschlußfassung  über  einen  Antrag  des  Kollegen  O.  Schmidt. 

5.  Verschiedenes.  Um  pünktliches  und  vollzähliges  Erscheinen 
wird  gebeten.    Gäste  sind  uns  jederzeit  willkommen. 

München.  Techniker-Verein,  E.V.  Sonntag  den 
y.  April,  vormittags  10  Uhr,  Besichtigung  der  Hygienischen 
Ausstellung  von  Bamberger  &  Leroi,  Ludwigsstraße  5.  Zu- 
sammenkunft Uhr  dortselbst.  —  Dienstag,  11.  April,  fällt 
der  Vereinsabend  aus.  Dafür  findet  an  diesem  Tage  eine  öffent- 
liche Techniker-Versammlung  statt.  Näheres  wird  noch  durch 
Plakate  usw.  bekannt  gegeben. 

Offenbach  a.  AI.  Ifechnischer  Verein.  Dienstag, 
11.  April  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser  Friedrich" 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Ein- 
gänge. 3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Bericht  über  den 
Bezirkstag  in  Mainz.    5.  Verschiedenes. 

Reistenhausen  und  Umgegend.  Technischer  Verein. 
Sonntag,  9.  April,  findet  nachm.  um  4  Uhr  in  Dorfprozelten  im 
(jasthaus  zum  Stern  eine  Generalversammlung  mit  Ersatzwahl 
des  1.  Vorsitzenden  statt.  Es  wird  hierzu  um  rege  Beteili- 
gung gebeten. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Görlitz.  Verein  für  Ingenieure  und  Ma- 
schinentechniker. In  der  Jahres-Hauptversammlung  am 
17.  März  fand  eine  Neuwahl  des  Vorstandes  statt.  Derselbe 
setzt  sich  jetzt  wie  folgt  zusammen:  1.  Vorsitzender:  Gründl, 
Ingenieur;  2.  Vorsitzender:  Karger,  Ingenieur;  1.  Schriftführer: 
Aßmann,  Ingenieur;  2.  Schriftführer:  Kraßmann,  Ingenieur; 
Kassierer:  Fünfstück,  Ingenieur;  Beisitzer:  Ziegert,  Ingenieur; 
Bibliothekar:  Hennann,  Ingenieur.  Briefadresse:  Grundt,  Ing., 
Konsulstr.  67.  Adresse  für  Geldsendungen:  Fünfstück,  Ing., 
Uferstr.  26.  Versammlungen:  Freitag  nach  dem  1.  jeden  Monats, 
abends  8V2  Uhr,  Monatsversammlung,  Freitag  nach  dem  15., 
abends  8V2  Uhr,  zwangloses  Beisammensein  im  Vereinslokal 
„Gewerbehaus",  Demianiplatz. 

Nürnberg.  „Kraft  und  Licht",  T  e  c  h  11.  Verein. 
Laut  Beschluß  der  Generalversammlung  vom  8.  März  hat  sich 
unser  Verein  mit  den  beiden  hiesigen  Zweigvereinen  „Techn. 
Klub"  und  „Nürnberger  Techn. -Verein"  zusammengeschlossen. 
Der  neue  unter  dem  Namen  „Techniker-Vereinigung  Nürnberg" 
gebildete  Verein  hält  seine  Sitzungen  jeden  Mittwoch  im  Re- 
staurant „Theodor  Körner",  kleine  Insel  Schütt,  ab. 

Bekanntmacluingen  der  Verbandsleitung 

Die  Zusendung  von  Verbandsabzeichen  erfoli^t  auf  Wunsch  gegen 
vorherige  Einsendung  von  4,30  M  für  ina>^iv  silberne,  I.til  M 
für  vcrnicl<eltc  oder  vergoldete  Ausfüiirung.  —  Ebenso  >in_d 
Vorstecknadeln,  das  VerbaiuKah/eic  Iien  in  Orößc  tragend,  in 
vergoldeter  Ausführung  zu  1  AI,  in  massiv  silberner  Auiluliiang 
zu  1,80  iVl  durch  die  OcschaftbStclle  Berlin,  Alarkgrafenaralie  94, 
portofrei   zu  beziehen. 


Ansiciiispostkarten  vom  Erholungsheim  sind  zum  Preise  ve-ii   t  Pi'.  ' '< 

durch  Verbandskollegcn  Herrn  Bürgermeister  B  u  r  k  Ii  a  r  d  t  -  S  o  n  i!  n 
zii  beziehen.  Der  Ueberscliuß  durch  den  Verkauf  fließt  zum  Bai  i  .:  L  .i  el- 
lungcn  am  besten  durch  Postanweisung. 
Sammelbüchsen  für  Gaben  zum  Erholungslieim  werden  zum  Stückpreise  von  4,20  M 
portofrei  verabfolgt  durch  Verbandskollegen  Herrn  Bruno  Löser,  Frank- 
furt a.  IVl, -Sachsenhausen. 
Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung  siu  I  v  i 
Buchbinderei  Wübben&Co.,  Berlin  S\V.  48,  W  ülulii 
für  1  M  das  Stück  zuzüglich  50  Pf.  hezw.  2d  Pf.  liu'  P- 
den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen,  siiul  zwei  V  _  . 

mit  Anzeigen,  Decke  B  ohne  Anzeigen)  zum  gUitheii  Preise  lieferbar.  Bei  Bc 
Stellungen  ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird. 


der  Firma  Berliner 
1  alle  Q,  zum  Preise 
I  I  be/iclicn.  Um 
irken  (Decke  A 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  dai 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


1 


238 


DEUTSCHE.  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  15 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

968  für  Entwurfs-  und  Abrechnungsarbeiten  nach  AHenstein 
von  einer  Militärbaubehörde  sofort  ein  im  Mihtärbauwesen  er- 
fahrener Techniker  auf  zwei  bis  drei  Monate.  Tagesdiäten 
6  M.  Angebote  mit  Antrittstermin  unter  968  an  die  Zweigstelle 
Königsberg,  z.H.  d.  Hrn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

969  nach  Frankfurt  a.  Oder  sofort  ein  Bautechniker,  tüch- 
tiger Zeichner,  Absolvent  einer  Baugewerkschule.  Gehalt  120 
bis  150  M.  Angebote  unter  969  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

970  für  eine  städtische  Behörde  in  Quedlinburg  sofort  ein 
junger,  zuverlässiger  Tiefbautechniker  zur  Ueberwachung  des 
Betriebes  der  Kanalisation-  und  Kläranlagen  nebst  Rieselfelder, 
sowie  zur  Prüfung  und  Abnahme  von  Hausentwässerungsanlagen. 
Bewerber  mit  Kenntnissen  im  Straßenbau  be\orzugt.  Angebote 
mit  Gehaitsansprüchen  und  Photographie  unter  970  an  die  Haupt- 
steile  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

971  für  ein  Architekturbureau  in  Plauen  sofort  ein  Tech- 
niker, sauberer  und  flotter  Zeichner,  zuverlässig  im  Ver- 
anschlagen und  in  statischen  Berechnungen.  Gehalt  120  bis 
150  M.  Angebote  mit  Photographie  unter  971  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

973  für  ein  Bau-  und  Zimmereigeschäft  in  Schweinfurt  zum 
1.  Juli  1911  ein  erfahrener  Bautechniker,  Absolvent  einer  Bau- 
gewerkschule, militärfrei,  in  dauernde  Stellung.  Gehalt  140 
bis  160  M.  Angebote  unter  973  an  die  Zweigstelle  Würzburg, 
z.  H.  des  Herrn  L.  Ungerer,  Schöntaler  Straße. 

990  für  die  Kaiserl.  Oberpostdirektion  in  Berlin  sofort  ein 
Bautechniker  zur  Vertretung  eines.  Postbausekretärs.  Kenntnis 
der  Berliner  Baupolizeiverhältnisse  erforderlich.  Angebote  nur 
tüchtiger  Bewerber  unter  990  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

991  nach  Groß-Lichterfelde  sofort  ein  erster  Bautechniker, 
nicht  unter  30  Jahre  alt,  mit  guter  Handschrift,  sowie  mit 
Kostenanschlägen  und  Abrechnungen  vertraut.  Gehalt  180  bis 
210  M.  Angebote  unter  991  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

993  nach  Schöneberg  b.  Berlin  sofort  ein  gewandter  Tief- 
bautechniker, mit  Straßenbau  und  Kanalisation  vertraut.  Gehalt 
150  bis  200  M.  Angebote  unter  993  fin  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Alarkgrafenstraße  94. 

994  für  ein  technisches  Bureau  in  Bremen  sofort  ein  zu- 
verlässiger, jüngerer  Techniker  mit  einiger  Erfahrung  im  Bau 
von  Ziegeleien,  Feuerupgsanlagen,  Ofen-  und  Essenbau.  Ah- 
gebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  994  an  die  Zweigstelle 
Bremen,  z.  H.  d.  Herrn  O.  Krause,  Neustadt  Contrescarpe  Nr.  7(3. 

995  für  ein  Hoch-,  Tief-  und  Betonbaugeschäft  in  Obef- 
schlesien  ein  jüngerer,  tüchtiger  und  strebsamer  Bautechniket*, 
guter  Zeichner  und  sicherer  Rechner,  für  Bureau  und  Baustelle. 
Anfangsgehalt  120  bis  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd.  Kenntnis 
der  polnischen  Sprache  sehr  erwünscht.  Angebote  unter  995 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

996  für  ein  Baugeschäft  in  Görlitz  sofort  ein  Techniker, 
guter  Zeichner,  speziell  für  Hochbau.  Gehalt  140  bis  150  M. 
Angebote  unter  996  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgraferi- 
straße  94. 

997  nach  Halbe  an  der  Görlitzer  Bahn  sofort  ein  tüchtiger 
Techniker,  firm  in  Kostenanschlägen  und  in  Bauleitung.  An- 
gebote unter  997  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

999  für  einen  Maurermeister  in  Templin  (U.-M.)  sofort 
ein  Bautechniker  für  Bureau  und  Baustelle.  Gehalt  150  M,  Stel- 
lung dauernd.  Angebote  unter  999  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94.  ' 

1000  für  ein  Architekturbureau  in  Freiburg  i.  B.  sofort  ein 
jüngerer  Techniker  mit  praktischer  Erfahrung  in  der  Bauleitung 
und  energischen  Handhabung  derselben.  Gehalt  bis  160  M. 
Stellung  dauernd.  Angebote  unter  1000  an  die  Zwcigstefle 
Karlsruhe,  z.  H.  des  Herrn  Rob.  Jais,  Werderplatz  45.  ' 

1001  nach  Königsberg  i.  Pr.  sofort  ein  Bautechniker,  ge- 
wandt im  Zeichnen  und  Veranschlagen,  sowie  in  Terrain-  und 
Gebäudeaufnahmen,  zunächst  für  Königsberg  i.  _Pr.,  später  lür 
die  Bauführung  nach  Schlesien.  Arbeitsfeld:  FabVik-  und  Beton- 
bauten. Anfangsgehalt  180  M.  Angebote  unter  1001  an  die 
Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekte- 
tär  Wiehe,  Königseck  5. 


1002  für  Entwurfs-  und  Abrechnungsarbeiten  auf  etwa  zwei 
bis  drei  Monate  ein  im  Militärbauwesen  erfahrener  Techniker. 
Tagesdiäten  bis  6  M.  Angebote  mit  Antrittstermin  unter  1002 
an  die  Zweigstelle  Königsberg  \.  Pr.  wie  unter  1001. 

1003  für  ein  Hochbauamt  in  Elbing  sofort  ein  Hochbau- 
techniker. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1003  an  die 
Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr, 
Hertastraße  17. 

1005  nach  Chateau  Salins  sofort  ein  jüngerer  Hochbau- 
techniker für  Bureau.  Anfangsgehalt  120  M.  Stellungsdaucr 
6  bis  8  Monate  evtl.  länger.  Kenntnis  der  französischen  Sprache 
erwünscht.  Angebote  unter  1005  an  die  Zweigstelle  Metz,  z.  H. 
des  Herrn  K.  Gerlach,  Richepansestaden  3. 

1006  für  ein  Baugeschäft  in  Regensburg  sofort  ein  tüch- 
tiger Techniker,  sauberer  Zeichner,  sicher  in  Konstruktionen 
und  Werkplänen,  mit  flotter  Plan-  und  Handschrift,  sowie  ab- 
geschlossener Schulbildung.  Gehalt  175  bis  200  M.  Angebote 
mit  Schriftproben  unter  1006  an  die  Zweigstelle  Nürnberg,  z.  H. 
des  Herrn  Fr.  Rehle,  Untere  Grasersgasse  9. 

1007  für  ein  Baugeschäft  in  Regensburg  sofort  ein  jüngerer, 
tüchtiger  Techniker,  sauberer  Zeichner,  mit  flotter  Handschrift, 
für  Bureau.  Gehalt  150  M.  Angebote  unter  1007  an  die  Zweig- 
stelle Nürnberg,  z.  H.  des  Herrn  Fr.  Rehle,  Untere  Grasers- 
gasse 9. 

1008  nach  Braunschweig  sofort  ein  tüchtiger,  jüngerer 
Techniker  zur  Bauleitung  eines  Wasserwerksneubaues,  guter 
Zeichner,  der  nachweislich  schon  solche  Anlagen  ausgeführt  hat. 
Gewandtheit  im  schriftlichen  Verkehr  erforderlich.  Angebote 
mit  Photographie  und  Gehaltsansprüchen  unter  1008  an  die 
Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H.  des  Herrn  G.  Janschek,  Pesta- 
lozzistraße 19. 

1009  für  ein  Militärbauamt  in  Metz  sofort  ein  älterer,  im 
Militärbauwesen  erfahrener  Hochbautechniker  und  ein  jüngerer 
Bautechniker.  Stellung  vorübergehend.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  1009  an  die  Zweigstelle  Metz,  z.  H.  des  Herrn 
K.  Gerlach,  Richepansestaden  3. 

1010  nach  Joachimsthal  in  der  Mark  sofort  ein  jüngerer, 
strebsamer  Techniker,  gewandt  im  Entwerfen  und  Nivellieren, 
Kenntnisse  im  Eisenbeton  erwünscht.    Gehalt  ca.  120  M.  Stel- 
lung evtl.  dauernd.    Angebote  unter  1010  an  die  Hauptstelle  • 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1011  für  ein  Stadtbauamt  in  Westpreußen  baldigst  ein  er- 
fahrener Hochbautechniker,  firm  im  Veranschlagen,  Abrechnen 
und  in  Bauleitung.  Zureisekosten  werden  nicht  gewährt.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1011  an  die  Zweigstelle 
Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Herta- 
straße 17. 

1012  für  ein  Stadtbauamt  in  Westpreußen  sofort  ein  älterer, 
erfahrener  Tiefbautechniker,  mit  Kanalisationsarbeiten  und 
Straßenbau  vertraut.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1012 
an  die  Zweigstelle  Danzig  wie  unter  1011. 

1013  für  ein  Architekturbureau  in  Graudenz  sofort  ein 
jüngerer,  tüchtiger  Hochbautechniker  mit  abgeschlossener  Bau- 
gewerkschulbildung. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1013 
an  die  Zweigstelle  Danzig  wie  unter  1011. 

1015  für  ein  technisches  Bureau  in  Frankfurt  a.  M.  sofort 
ein  erfahrener  Eisenhochbautechniker,  der  statische  Berech- 
nungen für  leichte  Eisenkonstruktionen  selbständig  anfertigt, 
sauber  zeichnet  und  Vorkalkulationen  aufstellen  kann.  Angeb.  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  1015  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M., 
z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbert- 
straße 73. 

1016  nach  Coblenz  sofort  ein  junger  Bautechniker,  flotter 
Zeichne^  dem  Gelegenheit  geboten  wird,  sich  mit  den  Be- 
stimmungen der  Heeresbauverwaltung  \ertraut  zu  machen.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1016  an  die  Geschäftsstelle 
für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Dort- 
mund, Kaiserstraße  86. 

1017  für  ein  Baugeschäft  in  Landsberg  in  Oberschlesien 
sofort  ein  junger  Bautechniker  in  .Anfangsstellung.  Angebote 
unter  1017  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1034  für  eine  Zementröhren-  und  Kunststeinfabrik  sofort 
ein  Bautechniker,  der  mit  statischen  Berechnungen  im  Zement- 
bau vertraut  ist.  Evtl.  Nebenbeschäftigung.  Angebote  unter 
1034  an  die  Geschäftsstelle  der  Bezirksvcrwaltung  Leipzig, 
Thomasring  18. 

1036  für  ein  Kgl.  Hochbauamt  in  Berlin  sofort  ein  Hochbau- 
tcthniker  für  Bauleitung  und  Abrechnung,  der  möglichst  schon 


Heft  15 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


239 


bei  Behörden  tätig  war.  Gehalt  180  M.  Angebote  unter  1036 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  Q4. 

1037  von  einer  Behörde  in  Rixdorf  sofort  ein  Tiefbau- 
techniker  als  Bauaufseher  für  Straßenbauten  und  Bureauarbeiten. 
Steilungsdauer  für  die  Sommermonate.  Gehalt  150  M.  Angebote 
schnellstens  unter  1037  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1039  für  eine  Behörde  in  Minden  i.  Westf.  sofort  ein  älterer, 
im  Militärbauwesen  erfahrener  Techniker,  Absolvent  einer  Bau- 
gewerkschule, für  Bauleitung  und  Abrechnung.  Tagesdiäten 
6  bis  7  M.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter  1039  an 
die  Geschäftsstelle  in  Dortmund,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig, 
Kaiserstraße  86. 

1040  für  die  Erweiterung  des  Oderhafens  in  Cosel  sofort 
ein  jüngerer  Techniker,  guter  Zeichner,  möglichst  mit  Ver- 
waltungssachen vertraut.  Gehalt  120  bis  135  M.  Angebote 
unter  1040  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1041  für  die  Hochbauabteilung  einer  Kgl.  Behörde  in 
Bromberg  sofort  ein  tüchtiger  Hochbautechniker,  im  Entwerfe. i 
und  Veranschlagen  besonders  erfahren.  Gehalt  bis  ISO  M.  An- 
gebote mit  Handskizzen  in  Briefform  unter  1041  an  die  Zweig- 
stelle Brombegr,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 

1042  für  ein  Baugeschäft  in  einer  Kreisstadt  im  Regierungs- 
bezirk Bromberg  sofort  ein  jüngerer  Bautechniker,  ledig,  im 
Entwerfen,  Veranschlagen  und  in  statischen  Berechnungen  er- 
fahren. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Handskizzen  in 
Briefform  unter  1042  an  die  Zweigstelle  Bromberg  wie  unter  1041. 

1043  für  einen  Architekten  in  Bromberg  sofort  ein  tüchtiger 
Bautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  für  Bureau 
und  Baustelle.  Bewerber  muß  mit  statischen  Berechnungen  für 
die  Baupolizei  vertraut  sein  und  nach  gegebenen  Skizzen  selb- 
ständig Projekte  bearbeiten  können.  Gehalt  bis  150  M.  An- 
gebote mit  Handskizzen  in  Briefform  unter  1043  an  die  Zweig- 
stelle Bromberg  wie  unter  1041. 

1044  für  einen  Bauunternehmer  bei  Essen  sofort  ein  junger 
Techniker  zur  Bearbeitung  von  Projekten.  Gehalt  130  M.  An- 
gebote unter  1044  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund,  z.  H.  des 
Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstraße  86. 

1045  für  ein  Gemeindebauamt  im  Kreise  Mörs  sofort  ein 
Bautechniker,  der  möglichst  schon  bei  Behörden  tätig  war. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  (150  bis  170  M)  unter  1045 
an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1044. 

1046  für  ein  Terrazzo-Zementbaugeschäft  in  Potsdam  sofort 
ein  erfahrener  Techniker,  der  auch  den  Chef  vertreten  kann, 
mit  statischen  Berechnungen  für  Eisenbetonbauten  und  mit 
Buchführung  vertraut.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  1046  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1047  für  ein  Baugeschäft  mit  Schneidemühle  bei  Posen 
sofort  ein  Bautechniker,  bis  30  Jahre  alt,  mit  Kenntnissen  im 
Schneidemühlbetrieb  und  in  der  Holzausnutzung.  Stellung  evtl. 
dauernd.  Gehalt  100  M  bei  freier  Station.  Angebote  unter 
1047  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker 
König,  Hohenlohestraße  3. 

1048  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Jarotschin  sofort  ein  Bau- 
techniker, Absolvent  einer  staatlichen  Baugewerkschule,  zur 
Unterstützung  bei  den  laufenden  Dienstgeschäften  und  zur  Ver- 
anschlagung und  Abrechnung  von  Domänenbauten.  Bewerber, 
die  bei  Hochbauämtern  bereits  tätig  waren,  bevorzugt.  Steilungs- 
dauer zunächst  zwei  Monate  evtl.  länger.  Gehalt  bis  180  M. 
Angebote  unter  1048  an  die  Zweigstelle  Posen  wie  unter  1047. 

1050  für  eine  KgL  Behörde  in  Herne  i.  Westf.  sofort  ein 
Tiefbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  mit  be- 
sonderer Erfahrung  im  Entwerfen.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Führungszeugnis  unter  1050  an  die  Geschäfts- 
stelle in  Dortmund,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig,  Kaiserstraße  86. 

1051  für  eine  städt.  Behörde  im  Rheinland  sofort  ein 
Bautechniker,  nicht  unter  25  Jahre  ',alt,  militärfrei,  mit  Erfahrung 
im  Tiefbau,  besonders  Neubau  und  Unterhaltung  von  Straßen. 
Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
1051  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1050. 

1052  für  eine  Militärbauverwaltung  im  Rheinland  sofort 
ein  junger  Hochbautechniker  als  Zeichner.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  1052  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund 
wie  unter  1050. 

1053  für  den  Landkreis  Aachen  zur  Beaufsichtigung  meh- 
rerer Rohrleitungs-Kolonnen  zwei  jüngere  Techniker,  22  bis 
25  Jahre  alt,  mit  Befähigung  zur  Verwaltung  eines  größeren 

nstallationslagers.    Stellungsdauer  ein  Jahr  und  evtl.  länger. 
Angebote  unter  1053  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie 
nter  1050. 

1054  für  ein  größeres  Dorf  im  Bezirk  Münster  i.  Westf. 
sofort  ein  Bauamts-Assistent,  flotter  Zeichner  und  sicherer 

tatiker  (auch  Eisenbeton).  Erfahrung  in  der  Bearbeitung  von 
aupolizeisachen    erforderlich.     Gehalt    1600  M,  steigend  bis 


3100  M  und  Wohnungsgeldzuschuß.  Entschädigung  für  Stellung 
eines  Fahrrades.  Nach  einem  Probejahr  Einstellung  mit  Be- 
amteneigenschaft. Angebote  unter  1054  an  die  Geschäftsstelle 
in  Dortmund  wie  unter  1050. 

1055  für  ein  Baugeschäft  in  Hagen  i.  Westf.  sofort  ein 
junger,  tüchtiger  Bauführer.  Stellung  evtl.  dauernd.  Gehalt 
150  bis  200  M.  Angebote  unter  1055  an  die  Geschäftsstelle  in 
Dortmund  wie  unter  1050. 

1056  für  ein  Architekturbureau  in  Hagen  i.  Westf.  sofort 
ein  Bautechniker,  tüchtiger  Zeichner.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Skizzen  in  Briefform  unter  1056  an  die  Geschäfts- 
stelle in  Dortmund  wie  unter  1050. 

1057  für  ein  Baugeschäft  im  Kreise  Bomst  sofort  ein  junger 
Bautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  für  Bureau 
und  Baustelle.  Gehalt  120  M.  Angebote  unter  1057  an  die 
Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des  Herrn  Bautechniker  König,  Hohen- 
lohestraße 3. 

1058  nach  Lychen  in  der  Mark  sofort  ein  tüchtiger,  jüngerer 
Bautechniker.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1058 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1059  nach  Hagendingen  i.  Lothr.  sofort  ein  tüchtiger  Ver- 
messungstechniker, in  Geländeaufnahmen  erfahren,  für  Bureau 
und  Feldaufnahmen.  Stellung  dauerndi.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen (200  bis  250  M)  unter  1059  an  die  Zweigstelle  Metz, 
z.  H.  des  Herrn  K.  Gerlach,  Richepansestaden  3. 

1061  für  ein  Kgl.  Kanalbauamt  in  Osnabrück  sofort,  späte- 
stens zum  1.  Mai  1911  ein  Tiefbautechniker,  Absolvent  einer 
Baugewerkschule  und  militärfrei,  für  Bureau  und  später  evtl. 
auch  für  die  Baustelle.  Stellungsdauer  mehrere  Jahre.  Angebote 
mit  Oehaltsansprüchen  unter  1061  (an  die  Zweigstelle  Osnabrück, 
z.  H.  des  Herrn  H.  Schütte,  Parkstraße  45. 

1062  von  einer  Maschinenbau-Anstalt  in  Arnswalde  in  der 
Neumark  sofort  ein  Bautechniker  für  landwirtschaftliche  An- 
lagen. Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  unter  1062  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

B.  für  Industrieangestellte. 

974  nach  Hildesheim  sofort  ein  jüngerer  Maschinentech- 
niker, mit  etwas  Kenntnis  (in  der  Installations-  und  Apparatebau- 
branche. Gehalt  130  Mark.  Angebote  unter  974  an  Herrn 
W.  Rummel,  Hildesheim,  Mittelstraße  5. 

975  für  eine  Brückenbauanstalt  im  Kreise  Dortmund  sofort 
ein  Eisenhoch-  und  Brückenbautechniker,  Absolvent  einer 
technischen  Mittelschule.  Gehalt  150  bis  180  M.  Stellung 
dauernd.  Angebote  sind  nach  vorheriger  Anfrage  bei  der 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Lustig,  Dortmund,  Kaiserstraße  86,  nach  der  Adresse  der 
Firma  direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

976  nach  Barmen  sofort  ein  Techniker  für  Eisenhoch- 
und Brückenbau,  der  sich  sicher  und  schnell  einarbeiten  kann. 
Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter  976 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des 
Herrn  E.  Lustig,  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

980  nach  Charlottfenburg  sofort  ein  jüngerer  Heizungs- 
ingenieur bezw.  Techniker,  sicherer  Projektant  und  zuverlässiger 
Rechner,  der  auch  mit  der  Montage  vertraut  ist  und  gute  Material- 
kenntnisse besitzt.  Anfangsgehalt  160  M.  Angebote  unter  980 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

981/82  für  ein  Heizungs-  und  Installationsgeschäft  in  Davos 
in  der  Schweiz  sofort  ein  junger  Maschinentechniker,  zirka 
25  Jahre  alt,  mit  Vorkenntnissen  im  Heizungs  u.  Installationsfach ; 

desgleichen  ein  junger  Maschinentechniker,  guter  Zeichner, 
in  Anfangssteliung.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter 
981/82  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94.  - 

983  für  eine  Maschinenfabrik  lin  Tempelhof  sofort  ein  junger 
Maschinentechniker,  guter  Zeichner,  für  Ventilatoren  und  Trans- 
portanlagen. Gehalt  125  M.  Angebote  unter  983  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

985  für  eine  Maschinenfabrik  in  Wiesbaden  baldmöglichst 
ein  Ingenieur  für  schwere  Eisenkonstruktionen,  mit  längerer 
Praxis  und  Erfahrung  in  der  Anfertigung  von  statischen  Be- 
rechnungen, Konstruktionszeichnungen  usw.  Angebote  mit  Oe- 
haltsansprüchen unter  985  an  die  Zweigstelle  Wiesbaden,  z.  H. 
des  Herrn  F.  Wunder,  Blücherstraße  24. 

986  für  eine  Berliner  Firma  sofort  zwei  Maschinentech- 
niker, flotte  Zeichner  mit  guter  Rundschrift.  Gehalt  120  M. 
Angebote  unter  986  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94 

987  für  eine  A.-G.  in  der  Oberlausitz  sofort  ein  junger 
Tedlniker  als  Assistent  des  Betriebsingenieurs,  bis  25  Jahre 
.'ilt,  zur  Ausarbeitung  der  Werkstatt-Kommissionszettel.  Kenntnis 
in  der  Gießerei  erwünscht.  Anfangsgehalt  100  M  bei  freier 
möblierter  Wohnung,  Licht  und  Brand.  Stellung  dauernd.  An- 
gebote unter  987  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 


240 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  15 


988  von  einer  Berliner  Maschinenfabrik  sofort  ein  Ma- 
schinentechniker zur  Nachkaikulation  von  Textilmaschinen.  Ge- 
halt 150  bis  165  M.  Angebote  unter  988  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

989  von   einer  Zentralheizungsfirma  in   Frankfurt  a.  M. 
sofort  ein  tüchtiger  Techniker,  sicherer  Projektant  und  Zeichner.  ' 
Gehalt  160  AI.    Angebote  unter  989  an  die  Zweigstelle  Frank- 
furt a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk., 
Adalbertstraße  73. 

1018  für  eine  Gasanstalt  in  Sachsen  sofort  ein  junger  Ma- 
schinentechniker zur  Unterstützung  des  Direktors  auf  zunächst 
neun  Monate,  dem  Gelegenheit  gegeben  ist,  die  Neueinrichtung 
einer  Oasanstalt   kennen   zu   lernen.     Angebote   mit  Gehalts-! 
ansprüchen  unter  1018  an  die  Zweigstelle  Dresden,  z.  H.  des- 
Herrn  A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Große  Kirchgasse  2.  ^ 

1019  für  eine  Luftfahrzeug-Gesellschaft  in  Bitterfeld  sofort? 
zwei  jüngere,  tüchtige  Maschinentechniker  in  dauernde  Stellung.;, 
Gehalt  120.  bis  150  M.  Angebote  unter  1019  an  die  Zweig-^ 
stelle  Stuttgart,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolf-^ 
Straße  14.  ^ 

1020  für  eine  Materialprüfanstalt  in  Stuttgart  sofort  zvveij 
jüngere  Maschinentechniker,  saubere  Zeichner  und  flotte  Rech-j- 
ner,  in  dauernde  Stellung.    Angebote  unter  1020  an  die  Zweig- 
stelle Stuttgart  wie  unter  1019. 

1022  für  eine  Zentralheizungs-Gesellschaft  in  Charlotten- 
burg sofort  ein  junger  Heizungstechniker.    Gehalt  ca.  120  M.. 
Angebote   unter   1022  an   die   Hauptstelle   Berlin   SW.,  Mark— 
grafenstraße  94.  ^ 

1023  für  eine  große  Maschinenfabrik  in  Magdeburg  baldigst 
ein  Konstrukteur  für  Dampfmaschinenbau.    Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  1023  an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.' 
des  Herrn  P.  Herrmann,  Magdeburg-S.,  Kruppstraße  12. 

1024  nach  Magdeburg  sofort  ein  Konstrukteur  für  Trans- 
portwesen aller  Art.  Angebote  unter  1024  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg  wie  unter  1023. 

1025  für  eine  Maschinenfabrik  in  Berlin  sofort  ein  junger' 
Maschinentechniker,  sauberer  Zeichner.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  1025  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark^ 
gratenstraße  94.  f 

1026  für  Rheinland  sofort  zwei  Maschinentechniker  als 
Konstrukteure  für  leichte  Eisenkonstmktionen.  Bedingung:  mili- 
tärfrei, Technikum  und  Berechtigung  zum  Einjährig-Freiwilligen, 
Bureaupraxis.  Stellung  dauernd.  Gehalt  bis  150  M.  Angebote 
unter  1026  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund,  z.  H.  des  Herrrt 
E.  Lustig,  Kaiserstraße  86. 

1027  nach  Düsseldorf  sofort  ein  jüngerer  Techniker  für 
kleine  Eisenkonstruktionen  (Fenster  usw.).  Angebote  unter  1027 
an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1026. 

1028  von  einer  Maschinenfabrik  für  Bergbau  und  Auf- 
bereitung bei  Dortmund  zum  1.  Juli  1911  evtl.  früher  ein  tüch- 
tiger Eisenkonstrukteur  für  bergbauliche  Anlage,  besonders 
Wäschen-  und  Separationsbau.  Gehalt  230  bis  250  M.  Angebote 
unter  1028  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1026; 

1029  von  einer  Maschinenfabrik  *für  Bergbau  und  Aufr 
bereitung  bei  Dortmund  zum  1.  Juli  1911  evtl.  früher  ein  Kon- 
strukteur für  Apparatebau  (Kohlenwäschen  usw.).  Gehalt  130 
bis  150  M.  Angebote  unter  1029  an  die  Geschäftsstelle  in  Dort- 
mund wie  unter  1026. 

1030  für  eine  Berliner  Firma  sofort  ein  Techniker,  mit  der 
Berechnung  einfacher  Eisenkonstruktionen  (Träger,  Stützen  usw.^ 
bewandert  und  mit  statischen  sowie  Massenberechnungen  ver- 
traut. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1030  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1032  für  eine  Berliner  A.-G.  sofort  zwei  Ingenieure  für 
Zentralheizungs-  und  Lüftungsanlagen.  Gehalt  200  bis  250  M. 
Angebote  unter  1032  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94.  { 

1033  von  einer  Filter-  und  Wasserreinigungs-Gescllschaft 
in  Berlin  sofort  ein  jüngerer  Maschinentechniker  bis  1.  Oktober 
1911  nach  Dresden  zur  Internationalen  Hygieneausstellung,  der 
möglichst  schon  in  ähnlicher  Stellung  tätig  war.  Angebote  mit 
Oehaltsansprüchen  unter  1033  an  die  Geschäftsstelle  der  Bezirks- 
verwaltung Leipzig,  Thomasring  18. 

1063  für  ein  elektrisches  Spezialbureau  in  Schöneberg  sofort 
ein  junger  Ingenieur  für  das  Konstruktionsbureau,  der  aucji 
kleinere  Messungen  im  Laboratorium  machen  kann.  Gehajt 
125  M.  Angebote  unter  1063  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

615  für  ein  l'nternehmen  in  Düren  im  Rheinland  sofort 
ein  tüchtiger  Techniker  für  Hoch-,  Tief-  unü  Eisenbetonbaä. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  615  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig, 
Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

806  für  ein  Eisenwerk  in  Hagen  i.  Westf.  sofort  ein  tücht. 
Techniker   für   Eisenkonstruktionen    und   evtl.  Kunstschniicde- 


arbeiten.  Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  unter  806  an  die 
Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Lustig,  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

838  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Gladbeck  i.  W.  sofort  ein 
Techniker  (Architekturzeichner).  Gehalt  nach  Uebereinkunft. 
Angebote  mit  selbstgeTertigten  Skizzen  unter  838  an  die  Ge- 
schäftsstelle für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Lustig,  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

958  nach  Düsseldorf  sofort  mehrere  jüngere  Techniker 
mit  Erfahrung  in  Eisenhochbau,  besonders  in  Zechenanlagen. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  958  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig, 
Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

II.  Wiederholt: 

871  für  einen  Zivilingenieur  in  Friedenau  sofort  ein  Tech- 
niker, mit  der  Projektierung  und  Ausführung  größerer  Bahn- 
anlagen und  Kunstbauten  vertraut,  gewandter  Konstrukteur  mit 
längerer  Erfahrung  in  tachymetrischen  Geländeaufnahmen.  An- 
gebote unter  871  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

884  für  eine  Armaturenfabrik  in  Frankfurt  a.  M.  sofort 
ein  Maschinentechniker  für  sanitäre  Wasserleitungs-  und  Bade- 
armaturen, flotter  Zeichner  und  Rechner,  der  Neukonstruktionen 
unter  Anleitung  fertigen  kann.  Anfangsstellung.  Gehalt  120  M. 
Angebote  unter  884  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H. 
des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

911  für  ein  Architekturbureau  in  Metz  sofort  ein  jüngerer 
Techniker,  der  schon  in  Architekturbureaus  tätig  war.  Stellung 
evtl.  von  längerer  Dauer.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  911  an  die  Zweigstelle  Metz,  z.  H.  des  Herrn  Gerlach, 
Richepansestaden  3. 

912  für  ein  Baugeschäft  in  Sablon  b.  Metz  sofort  ein  tüch- 
tiger Hoch-  und  Tiefbautechniker,  ledig,  etwa  30  Jahre  alt, 
mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  durchaus  vertraut.  Gehalt 
ca.  180  M  und  mehr.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter 
912  an  die  Zweigstelle  Metz  wie  unter  911. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  909  (Guben).  972 
(Berlin).  942  (Neustrelitz).  860  (Schöneck).  939  (Berlin). 
907  (Berlin).  542  (Perleberg).  504  (Dortmund).  317  (Dort- 
mund). 1014  (Steglitz).  1004  (Berlin).  977  (Rixdorf).  978  (Frank- 
furt a.  M.).  913  (Berlin).  998  (Steglitz).  979  (Berlin).  992 
(Berlin).  984  (Berlin)  (d.  zwei  Mitgl.).  754  (Westfalen).  925 
(Biesenthal).     419  (Burg). 

Erledigt:  784  (Bremen).  817  (Jena).  914  (Tempelhof). 
785  (Crossen).  800  (Rixdorf).  591  (Stuttgart).  1031  (Berlin). 
990  (Berlin). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

57779.    53805.    40218.    0170.    60540.    39641.    26408.  54292. 

49832.  61027.  60203.  60473.  24570.  49442.  57985.  01662.  60466. 

56115.  59327.  01738.  53281.  43242.  42826.  56361.  59874.  53320. 

57504.  25117.  50078.  56591.  54321.  58290.  47420.  56445.  47270. 

44715.  49844.  57395.  53241.  54390.  53251.  61489.  60403.  24865. 

46183.  27485.  56523.  60607.  59434.  60459,  58084.  57574.  405'J8. 


Technischer  Verein  Rixdorf. 

Am  19.  ds.  A\ts.  f^ttrh  nach  kiu'zem  Leiden  unser  lieber 
Kollege  Herr  Maurer-  und  Zimniernieister 

Theodor  Teichmann. 

Wir  verlieren  in  dem  Verstorbenen  ein  treues,  langjähri- 
ges Mitglied,  w  elches  stets  bemüht  gewesen  ist,  den  Tcch- 
nikerstand  zu  heben. 

Ein  ehrendes  Andenken  werden  wir  ihm  stets  bewahren. 

Der  Vorstand. 


Nachruf. 

Am  16.  März  er.  verschied  nach  kurzer  Krankheit  imser 
langjähriges  Mitglied 

Herr  Kgl.  Eisenbahn-Betriebswerkmeister 

Max  Elker 

im  Alter  von  42 -Jahren. 

Der  unterzeichnete  Verein  verliert  in  dem  Daliingeschie- 
denen  einen  Kollegen,  dessen  Charaktereigenschaften  ihm  ein 
dauerndes,  ehrendes  Andenken  sichern. 

Cottbiiser  Techniker-Verein. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  16  Schnftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  15.  April  1911 

Inhali:  Andere  Zeiten  —  Beitrag  zur  Berechnung  kreuzweis  armierter  Eisenbetonplatten  -  Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Fetierungstechnik  —  Wirtschaft  und  Leben  -  Brief- 
kasten —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Andere  Zeiten 


Vor  einigen  Tagen  erschien  in  verschiedenen  Zeitungen 
Thüringens  eine  Notiz,  daß  einer  unserer  Zweigvereine 
aus  dem  Verbände  ausgetreten  sei,  wti\  die  Leitung  des 
Verbandes  sich  bemühe,  diesen  in  „das  rote  Fahrwasser" 
zu  lenken.  Eine  solche  Mitteilung  wird  von  manchen  mit 
einem  gewissen  Behagen  wiedergegeben  und  es  werden 
an  die  Tatsache  Gedanken  geknüpft,  die  es  rechtfertigen, 
wenn  wir  kurz  auf  die  Vorgeschichte  eingehen. 

Der  Verein,  in  dem  eine  Anzahl  Staats-  und  Kommunal- 
beamte leitend  tätig  waren,  hatte  vor  einiger  Zeit  bereits 
auf  schriftlichem  Wege  den  Zweigvereinen  der  Bezirks- 
verwaltung Thüringen  seine  Unzufriedenheit  über  die 
Sondershäuser  Entschließung  zur  Verbandspolitik  Ausdnick 
gegeben.  Bei  dieser  Erörterung  war  die  Verbandsleitung, 
besonders  die  oberen  Beamten  des  Verbandes,  schlecht 
weggekommen.  Der  geschäftsführende  Vorstand  hielt 
es  deshalb  für  angebracht,  in  Erfurt  eine  Mitgliederver- 
sammlung einzuberufen,  um  in  dieser  sich  zu  verteidigen. 
Das  Bild,  das  sich  den  Vertretern  der  Verbandsleitung 
•darbot,  war  allerdings  w^esentlich  anders,  als  wie  es  die 
Entschließungen  und  Rundschreiben  aus  Erfurt  erwarten 
ließen,  denn  nach  dem  Referate  unseres  Herrn  Schubert 
und  nach  den  Erklärungen  der  Herren  Rommel  und  Arndt 
vom  Vorstande  war  die  Zustimmung  zu  der  gewerkschaft- 
lichen Standespolitik  so  allgemein,  daß  wir  mit  Ruhe  dem 
kommenden  Bezirkstage  entgegensehen  konnten,  der  nun 
endgültig  über  die  Vorgänge  entscheiden  sollte. 

Da  erscheint  nun,'  noch  ehe  die  Verbandsleitung  amt- 
lich Kenntnis  vom  Austritt  des  Zweigvereins  erhielt,  die 
Zeitungsn-achricht  und  die  Angriffe  auf  die  Leitung  wieder- 
holen sich  nun  in  der  Oeffentlichkeit.  Wir  wollen  nicht 
näher  auf  die  Berechtigung  der  Angriffe  oder  auf  eine 
Verteidigung  des  Sondershäuser  Beschlusses  eingehen  (wir 
kommen  nächstens  darauf  zurück),  sondern  wir  wollen 
heute  auf  die  Gefahr  aufmerksam  machen,  die  darin  liegt, 
wenn  angeblich  aus  dem  eigenen  Lager  solche  Angriffe 
erfolgen.  Unsere  politischen  Verhältnisse  sind  zurzeit  so 
;arg  verfahren,  daß  Denunziationen,  wie  „im  roten  Fahr- 
wasser geleitet",  eine  ganze  Bewegung  schädigen  können. 
Jetzt  vor  den  Wahlen  suchen  die  politischen  Parteien  nach 
einer  Wahlparole,  mit  der  sie  in  den  Wahlkampf  ziehen 
können.  Ja,  nicht  nur  gewisse  Parteien  suchen  danach, 
sondern  vor  allem  die  Regierung.  Es  ist  ja  auch  so 
natürlich,  daß  man  das  tut,  denn  mit  einem  zugkräftigen 
Wahlgeschrei  gedenkt  man  alles  zu  unterdrücken,  was 
gegen  die  Unfruchtbarkeit  der  jetzigen  Regierung  vor- 
gebracht werden  kann  und  vorgebracht  werden  muß. 

Nun  liegen  die  Dinge  aber  doch  so,  daß  der  Reichstag 
vor  allem  dort  versagt  hat,  wo  die  Zielpunkte  unserer 
Bewegung  liegen:  er  war  total  unfruchtbar  in  der  Sozial- 


politik! Die  Arbeitskammervorlage  ist  als  gescheitert  zu 
betrachten,  hinausgeschoben  ist  die  Regelung  der  Kon- 
kurrenzklausel, vertagt  die  Gewerbeordnungsnovelle,  un- 
berührt gelassen  hat  man  die  Frage  eines  einheitlichen 
Angestelltenrechts,  die  Reichsversicherungsordnung  ,, be- 
handelt" man  noch  und  w  i  e  man  sie  behandeln  wird, 
dafür  sind  Anzeichen  schon  da,  wenn  man  die  vieles 
verschlechternden  Kommissionsbeschlüsse  sich  betrachtet. 
Doch  halt!  Die  Pensionsversicherung  der  Privatangesteli- 
ten,  von  ihr  wird  ja  gesagt,  daß  sie  kommen  muß.  Wie 
man  aber  auch  diese  Vorlage  noch  mehr  verwässern  wird, 
das  haben  wir  im  letzten  Heft  angedeutet,  als  wir  von 
der  Zulassung  der  Werkpensionskassen  als  Ersatzinstitute 
sprachen. 

So  liegen  also  die  Dinge.  Wohin  wir  blicken,  wenig 
oder  nichts!  Und  dafür  braucht  man  jetzt  und  im  Wahl- 
kampfe Ausreden,  da  wird  man  wieder  zu  vertrösten 
versuchen,  man  wird  wieder  beruhigen  wollen.  Das  scheint 
aber  diesmal  auch  in  Angestelltenkreisen  versagen  zu 
wollen.  Auch  die  scheinen  es  endlich  satt  zu  haben, 
weil  die  Politisierung  durch  die  Verbände  die  Mitglieder 
genügend  geschult  hat,  daß  sie  sich  ein  Urteil  bilden 
können.  Dem  aufmerksamen  Beobachter  kann  es  nicht 
entgehen  und  der  gerechte  Beurteiler  wird  es  dem  An- 
gestellten nicht  verdenken,  wenn  er  sich  nach  links  orien- 
tiert, wenn  er  dem  gegenwärtigen  politischen  Regime 
Opposition  mit  dem  Stimmzettel  machen  wird.  Und  man 
muß  sagen,  daß  diese  veränderte  Stellung  Aussicht  auf 
Erfolg  bietet  und  der  Leitung  fortschrittlicher  Angestellten- 
verbände muß  diese  Klärung  trotz  aller  parteipolitischen 
Neutralität  willkommen  sein. 

In  diese  Stimmung  hinein  fällt  nun  der  zuerst  er- 
wähnte Vorwurf  des  Segeins  im  ,, roten  Fahrwasser".  Das 
wird  natürlich  von  denen  mit  Freude  aufgegriffen  werden, 
von  denen  wir  vorher  sagten,  daß  sie  nach  Entschuldi- 
gungen suchen.  Nach  einer  solchen  Verdächtigung,.werden 
sie  am  freudigsten  greifen,  um  zu  beweisen,  daß  unsere 
Forderungen  nicht  von  allen  geteilt  werden.  Man  w  ird 
\erwischen,  warum  wir  opponieren  und  die  Opposition 
wirkungslos  machen  durch  die  „nationale"  Parole  gegen 
uns  im  „roten  Fahrwasser". 

Wir  glauben  nicht,  daß  es  diesmal  ziehen  wird,  wir 
hoffen,  daß  man  die  erfahrene  Zurücksetzung  nicht  ver- 
gißt, und  wir  sind  überzeugt,  daß  unsere  Mitglieder  sich 
nicht  abschrecken  lassen.  Eine  politische  Gefahr  liegt 
aber  trotzdem  in  der  Verdächtigung,  weil  wir  nicht  überall 
den  Folgerungen  dieser  Vorwürfe  entgegentreten  können. 

In  Erfurt  werden  wir  vor  der  Oeffentlichkeit  unsere 
Politik  begründen,  unsere  politische  Neutralität  beweisen, 


242 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  16 


aber  auch  offen  bekennen,  warum  wir  diese  angegriffene 
Standespolitik  betreiben,  ja  betreiben  müssen!  Wir  sind 
für  diese  Stellung  verantwortlich  so,  wie  wir  von  denen  Ver- 
antwortung fordern,  die  uns  durch  ihre  säumige  Sozial- 
politik zurücksetzen.  An  unsere  Mitglieder  im  Lande  aber 
richten  wir  die  Bitte,  sich  durch  solche  Vorgänge  nicht 


beirren  zu  lassen,  sondern  auszuharren  in  dem  gerechten 
Kampfe  um  unseren  Stand. 

Wir  zweifeln  nicht,  daß  es  uns  gelingen  wird,  unsere 
Organisation  in  Erfurt  gestärkt  durch  diesen  Kampf  hin- 
durchzuführen als  ein  gutes  Omen  dafür,  daß  es  nirgends 
gelingt,  uns  zu  schwächen! 


Beitrag  zur  Berechnung  kreuzweis  armierter  Eisenbetonplatten 


Von  Dipl.-lng.  JOHN  BERLOWITZ,  Berlin. 


Das  im  folgenden  angewandte  Verfahren  zur  Berech- 
nung kreuzweis  armierter  Eisenbetonplatten  mit  gleichmäßig 
verteilter  Last  beruht  darauf,  daß  die  Platte  nach  jeder  ihrer 
beiden  Armierungsrichtungen  hin  als  selbständige  Platte  für 
sich  mit  gleichmäßig  verteilter  Last  angesehen  wird.  Jede 
dieser  beiden  gedachten  einzelnen  Platten  trägt  einen  Teil 
der  Qesamtlast  der  Platte,  dergestalt,  daß  die  Summe  der 
beiden  einzelnen  Lasten  die  Gesamtlast  ergibt.  Der  Last- 
anteil für  jede  der  beiden  gedachten  Platten  bestimmt  sich 
daraus,  daß  die  Durchbiegung  in  der  Mitte  der  Platten  für 
beide  gleich  groß  sein  muß. 

L 

Rechteckige,  überall  frei  aufliegende  Platte. 

Es  bedeuten: 
/,  und  U  die  Seitenlängen  des  Rechtecks, 
q  Gesamtlast  der  Platte  pro  qm. 
q^  der  Lastanteil  für  die  Spannweite  /, . 
fi  die  Durchbiegung  in  der  Mitte  für  die  Spannweite 
Mj  Maximalmoment  für  die  Spannweite  Z^. 
q,,  f.,  und  Mo  die  entsprechenden  Werte  für  die  Spannweite  />. 

Zur  Berechnung  von  q^  und  q^  ergeben  sich  dann 
folgende  Bedingungsgleichungen: 

qi  +  q-i  =  q 

f,  -  f,. 

hs  ist  allgemein  für  einen  frei  aufliegenden  Balken 
(s.  Hütte  1.  Teil): 

q./i 


f 


mithin 


384  E  J 


q,  ■     i  q2_-  IJ 

'       384  EJ  -     "  384  EJ 

fj  =  fo  daher  q^  •  //        q,,  ■  i,^ 


es  werde  eingeführt 


daraus  ergibt  sich 
qi  ^- 

M,  = 

M.,  = 


q 

1  H-  n' 
q  •  /,  - 
8 

q  ■  l  -r 
8 


und  q, 
1 


1 


n' 


In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Werte 
1 


1 


1 


und  4  •   — r — :  für  n  —  0,5  bis  n 
8     1  -f-  n  ' 

zusam  menpestellt. 


S     1  ^  n' 
2  ausgerechnet  und 


0,5 
0,6 
0,7 
0,8 
0,9 
1,0 

1,1- 
1,2 
1,3 
1,4 
1,5 
1,6 
1,7 
1,8 
1,9 
2,0 


0,1176 
0,1107 
0,1008 
0,0887 
'0,0755 
0,0625 
0,0507 
0,0407 
0,0321 
0,0258 
0,0206 
0,0165 
0,0134 
0,0109 
0,0089 
0,0073 


0,0073 
0,0142 
0,0242 
0,0363 
0,0495 
0,0625 
0,0743 
0,0843 
0,0916 
0,0992 
0,1044 
0,1085 
0,1117 
0,1141 
0,1161 
0,1176 


IL 


Rechteckige  Platte  mit  den  Seitenlängen  und  l.,  in 
Richtung  der  Spannweite  ein  Kragträger,  in  Richtung  der 
Spannweite  l.,  auf  beiden  Seiten  frei  aufliegend. 

Mit  den  Bezeichnungen  wie  für  I  ist  (s.  Hütte  I.  Teil): 


f,  = 


h 

8EJ  ' 


f,  = 


384  EJ 


«VI 


f,  =  f, 

8  EJ 

h  _ 


5  q,  Zo* 
384  EJ 


—  _qi_ 

^9,6  n' 


i 


Abb.  1 


M,  = 


M, 


q 
q: 

q.'  = 


Q,6 


9,6  n' 


q:  •  h  ■ 

2 

q.  ■  1^ 

8 


1  -f  9,6  n  ' 

q  _ 

1  ^-  9,6  n  ' 

q  _1  

2         1  -I-  9,6  n^ 
q  •  /.-         9,6  ni_ 
8  '      1  +  9,6  n' 
1 


In  der  folsrenden  Tabelle  sind  die  Werte 


1  _ 
9,6  n  * 


unil 


1         9,6  n^ 
8      1  +  9,6  n' 
gestellt. 


für  n  ^  0,4  bis  n  —  1  zusammen- 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


n 

qZ,2 

r\  A 
0,4 

U,oyöo 

u,(JZ34J 

0,5 

0,3125 

0  04655 

Oiö 

0^2225 

0,06931 

0,7 

0,1649 

0,08718 

0,8 

0,1014 

0,09968 

0,9 

0,0586 

0,10825 

1,0 

0,0422 

0,11321 

III. 

Rechteckige  Platte,  auf  2  anstoßenden  Seiten  eingespannt- 
Mit  den  Bezeichnungen  wie  für  I  ist  (s.  Hütte  I.  Teil): 


f,  =  f 
f., 


8EJ 


qi 

qi  -- 


8EJ 

=  q  —  q.. 
1 


Abb.  Z 


1  +  n^ 

n^_ 
FT  rTi 


q  •  - 

1 

ni 

nt 

1  + 

n 

q^r' 

0,5 

0,4704 

0,0292 

0,6 

0,4428 

0,0572 

0,7 

0,4032 

0,0968 

0,8 

0,3548 

0,1452 

0,9 

0,3520 

0,1880 

1,0 

0,2500 

0,2500 

1,1 

0,2028 

0,2972 

1,2 

0,1628 

0,3372 

1,3 

0,1284 

0,3664 

1,4 

0,1132 

0,3968 

1,5 

0,0824 

0,4176 

1,6 

0,0660 

0,4340 

1,7 

0,0536 

0,4468 

1,8 

0,0436 

0,4564 

1,9 

0,0356 

0,4644 

2,0 

0,0292 

0,4704 

IV. 

Rechtwinklige  Platte,  auf  zwei  anstoßenden  Seiten  ein- 
gespannt, auf  den  anderen  beiden  Seiten  frei  aufliegend. 

Es  bedeuten  —  und 
-M.,  dieEinspannungsmomente, 
--j-  Mj  u.  +  M.,  die  Feldmomente. 

Berechnung  von  und 
q.,  s.  III. 


'S. 


i 


Abb.  3 


-  M,  — 
+  M,  =  + 
+       =  + 


q  ^2' 
8 

9q-^r 

128 
9q  ■  U 

128  ^ 


1  

1  +  n  t 

n^ 
1  ■+  nt 

 1  _ 

1  +  n^ 


1  +  n^ 


n 

+  q^r 

+  ql' 

.-  q^t- 

—  Ah' 

u,uuuo 

0  004.1 

0  1 1 76 

0  007"^ 

0  nft94 

0  OORfS 

0  1 1 07 

0  01 49 

n  7 
u,/ 

u,u  juj 

0  01 

0  1  008 

0  0949 

u,o 

0  n4QQ 

0  090S 

0  0SS7 

0  O^M 

n  Q 
u,y 

U,U'±Z  J 

0  097Q 

0  07R'=> 

0  04Q^ 

1  n 

0  0695 

0  OfS9^ 

1  1 
i ,  1 

0  rr^i  R 

U,UO  1  o 

0  04.1 

0  0^107 

0  074*^ 

1  9 

n  0990 

0  047fS 

0  0407 

0  ORd*^ 

1,0 

U,u  i  O  i 

0  0'^91 

0  0Q1  fS 

1  4 

0  O^^R 

0  09^R 

0  0QQ9 

1,5 

0,0116 

0,0588 

0,0206 

0,1044 

1,6 

0,0093 

0,0611 

0,0165 

0,1085 

1,7 

0,0076 

0,0628 

0,0134 

0,1117 

1,8 

0,0061 

0,0643 

0,0109 

0,1141 

1,9 

0,0050 

0,0654 

0,0089 

0,1161 

2,0 

0,0041 

0,0663 

0,0073 

0,1176 

Rechteckige  Platte,  auf  drei 
vierten  frei  aufliegend. 


Seiten  eingespannt,  auf  der 


Es  ist  (s.  Hütte  Teil  I): 


j  Ml  J^l 


q,  i,^     f  _  q.- 

185  -     "  384 


qi      =  q.'  • 


q,  =: 


185 

"384 


Abb.  4 


2,0756  ni 


1  +  2,0756  n 

 \_   

1  + 2,07556  n'  ' 

qlr  1 


2,0756  n^ 

qt    q  q2 

■  q 


8 

1  +  2,07556  ni 

5q/.'^ 

1 

128 

1  +  2,07556  ni 

q/i- 

1 

12 

1  +  2,07556 

1 

24      1  +  2,07556 


n 

+  q^/-' 

—  q^i"- 

—  q4" 

0,3 

0,06922 

0,00069 

0,1231 

0,00138 

0,4 

0,06661 

0,00218  , 

0,1184 

0,00437 

0,5 

0,06224 

0,00478 

0,1107 

0,00957 

0,6 

0,05544 

0,00884 

0,0986 

0,01768 

0,7 

0,04698 

0,01386 

0,0835 

0,02773 

0,8 

0,03808 

0,01914 

0,0676 

0,03829 

0,9 

0,02897 

0,02408 

0,0524 

0,04817 

1,0 

0,02281 

0,02811 

0,0407 

0,05622 

1,1 

0,01727 

0,03146 

0,0307 

0,06293 

1,2 

0,01349 

0,03364 

0,0240 

0,06728 

1,3 

0,01018 

0,03568 

0,0181 

0,07136 

1,4 

0,00754 

0,03764 

0,0134 

0,07408 

1,5 

0,00613 

0,03804 

0,0109 

0,07608 

1 


244 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  16 


VI. 

Rechteckige,  allseitig  eingespannte  Platte. 
Berechnung  von  q^^  und       s.  1. 


m 


1 


-Ml 

—  M, 
+  M, 


1 

12 

1  +  n* 

qlj 

n^ 

12 

1  +  1* 

1 

'  24 

r+ n* 

,  q^^ 

n^ 

24 

1  +  n^ 

Abb.  5 


n 

-qh^ 

0,5 

0,0392 

0,0024 

0,0784 

0,0048 

0,6 

0,0369 

0,0047 

0,0738 

0,0094 

0,7 

0,0336 

0,0081 

0,0672 

0,0162 

0,8 

0,0296 

0,0121 

0,0592 

0,0242 

0,9 

0,0252 

0,0165 

0,0504 

0,0330 

1,0 

0,0208 

0,0208 

0,0416 

0,0416 

1,1 

0,0169 

0,0248 

0,0338 

0,0496 

1,2 

0,0136 

0,0281 

0,0272 

0,0562 

1,3 

0,0107 

0,0305 

0,0214 

0,0610 

1,4 

0,0086 

0,0331 

0,0172 

0,0662 

1,5 

0,0069 

0,0348 

0,0138 

0,0796 

1,6 

0,0055 

0,0362 

0,0115 

0,0724 

1,7 

0,0044 

0,0372 

0,0088 

0,0742 

1,8 

0,0036 

0,0380 

0,0072 

0,0760 

1,9 

0,0029 

0,0387 

0,0058 

0,0774 

2,0 

0,0Ü24 

0,0392 

0,0048 

0,0784 

Die  in  obigem  abgeleiteten  Formeln  erheben  keinen 
Anspruch  auf  wissenschaftlichen  Wert,  sondern  sollen  nur 
für  die  Praxis  leicht  anwendbare  Regeln  bedeuten,  die, 
richtig  angewandt,  Konstruktionen  ergeben,  bei  denen  Ma- 
terial nicht  gerade  verschwendet  wird,  die  aber  doch  bei 
weitem  die  verlangte  Sicherheit  besitzen.  Eisenbetondecken, 
die  nach  obigen  Formeln  vom  Verfasser  berechnet  und  aus- 
geführt worden  sind,  haben  nicht  nur  während  der  Probe- 
belastung, sondern  auch  während  ihrer  späteren  Benutzung 
durchaus  genügende  Haltbarkeit  gezeigt. 

Die  Anwendung  der  kreuzweis  armierten  Decken  wird 
immerhin  nur  eine  beschränkte  bleiben,  denn  wenn  sie  auch 
bedeutend  weniger  Beton  erfordern  und  dadurch  auch  Balken 


und  Stützen  leichter  ausfallen,  benötigen  sie  insgesamt  mehr 
Eisen  als  die  einfach  armierten  Decken.  Bei  der  Kalkulation 
von  kreuzweis  armierten  Decken  darf  auch  ein  Zuschlag  für 
das  Knüpfen  der  Eiseneinlagen  nicht  vergessen  werden. 

Die  Formeln  für  teilweis  und  ganz  eingespannte  Decken 
sind  abgeleitet  worden,  um  als  Ersatz  für  die  Einflußzahlen 
der  kontinuierlichen  Decken  zu  dienen.  Man  begeht  keinen 
nennenswerten  Fehler,  wenn  man  die  Platten  überall  da,  wo 
sie  auf  Mauerwerk  oder  Randbalken  auflagern,  als  frei  auf- 
liegend betrachtet,  jedoch,  wo  sie  kontinuierlich  über  zwei 
oder  mehr  Felder  laufen,  als  eingespannt  ansieht. 

Das  folgende  Beispiel  möge  die  Anwendung  obiger 
Formeln  erläutern. 

Ein  Fabrikgebäude  zeige  obigen  Grundriß  und  Balken- 
teilung.   Die  Decken  werden  dann  wie  folgl  berechnet: 
Belastung:  8,5  cm  Kiesbeton  204  kg 

2  cm  Asphaltfußboden        50  „ 
Nutzlast  500  kg  +  50o/o    750  „ 

1004  kg  qm 


=  1,0 


Feld  1. 

Spannweite  1^  =  1.2  =  2,50  m 

'"2 

siehe  Tabelle  IV. 
—  Ml  =  —  M,  =  —  0,0625  •  1004  •  2,50^  =  —  393  kgm 
-f  Ml  =:  +  M2  =  +  0,0352  •  1004  •  2,50^  =  -f  222  „ 
Die  Dimensionierung  erfolgt  mit  Hilfe  der  Weesetabellen. 

—  393  kgm 
8  +  1,5  =  9,5  cm 
40  kg/qcm 
393 

6,00  •  -77^  =  5,61  qcm 


M 
h 

3b 


fe 

M 


420 


-|-  222  kgm  für  eine  Armierungsrichtung 
h  =  7  +  1,5  =  8,5  cm 
Ob      32  kg/qcm 
fg     -  3,63  qcm 

M  ==  -f-  222  kgm  für  die  andere  Armierungsrichtung 
h  =6  +  2,5    -  8,5  cm 
39  kg/qcm 
4,32  qcm. 

Feld  2. 

9  cm  Kiesbeton  216  kg 

2  cm  Asphaltfußboden  50  „ 
Nutzlast  wie  oben  750  „ 


Ob 

f. 


Belastung: 


Zi  =  2,50  m 


m'i  =  —  0,0986 
_  M,,  --=  —  0,01768 
_L  Ml       +  0,05544 
4-  M.,  =  +  0,00884 

M 

h 

Ob 


^2  =  4,00  m 
siehe  Tabelle  V. 

2.5-' 


1016  kg 

=  0,6 


1016 
1016 
1016 
1016 

—  625  kgm 
10  +  1,5  = 
40  kg/qcm 

fe  =  7,50 


-  625  kgm 


4,00-'  —  286 
2,5^   =  -f  353 


4.00^' 


1 1,5  cm 


142 


Abb.  6 


656,3 
M  =  —  286  kgm 
h  =  7,5  -f  1,5  = 
Oj  =  34  kg  qcm 
fp  =  4,31  qcm 
M  =  -j-  353  kgm 
h  =  7,5  -f  1,5 
G.,  =  40  kg/qcm 


7,1 4  qcm 


9  cm 


9  cm 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


245 


fc       5,63  •  -^^gj  =  5,38  qcm 

M  =  -f  142  kgm 

h       6,5  +  2,5  =  9  cm 

Oj  =  27  kg/qcm 

fe  — ■  2,53  qcm  ~ 

Feld  3. 

Belastung:  10  cm  Kiesbeton  240  k^'qm 

2  cm  Asphaltfußboden     50   „  „ 
Nutzlast  wie  oben  750  „ 

"T04Ö~kg/qnr 

=  l,  =  4,00  m        J'  =  1,0 

siehe  Tabelle  VI. 
—  Ml  =  —  M.,      —  0,041 6  4,00^'  1040  kgm  =rr  —  691  kgm 
+  Mx      +  Mo  =  +  0,0208  •  4,002  •  1040  kgm  =  +  346  kgm 


M  =  —  691  kgm  . 

h  =  10,5  +  1,5       12  cm 

Gj  =  40  kg/qcm 

=    •  w  = 

M  =  -f-  346  für  eine  Armierungsrichtung 
h  =  8,5  +  1,5       10  cm 

Oj  =  33  kg/qcm 

f         Ar,  346 
f^.  =  4,64  •  7r_~r      4,56  qcm 
351 

M  ~  +  346  für  die  zweite  Annierungsrichtung 
h  =  7,5  +  2,5       10  cm 
Oj  =  40  kg/qcm 
346 

fe  -^  5,63  —— =  5,28  qcm. 


Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik 

Von  Doktor-Ingenieur  GEORQ  HERBERG,  Halle  a.  S. 


V.*)    Die  spezifischen  Gewichte  der 
Verbrennungsgase. 

Zwecks  Ermittlung  der  spezifischen  Gewichte  der 
Verbrennungsgase  werden  die  Einzelbestandteile  mit  ihrem 
spezifischen  Gewichte  multipliziert  und  die  Teilbeträge 
addiert.  Also  für  das  schon  in  Heft  6  d.  J.  verwandte  Beispiel 
wird  für  die  wasserdampffreien  Gase,  wie  sie  die  Gas- 
analyse mittels  Orsatapparat  ermittelt: 


Gaszusammensetzung 

spez.  Gewicht 

in  cbm 

0/760  pr.  cbm 

m  •  Y 

m 

r 

CO.,  =  0,09 

1,977 

0,178 

O.,  --0,105 

1,429 

0,151 

N,  ----  0,805 

1,256 

1,011 

1,000 

1,340  =  spez.  Gew. 

Soll  das  spezifische  Gewicht  der  wasserdampfhaltigen 
Gase  errechnet  werden,  so  ist  die  erzeugte  Gasmenge  nach 
den  Formeln  auf  S.  726  (Heft  46/1910)  zu  bestimmen 
in  kg  und  in  cbm  aus  der  Zusammensetzung  der  verwen- 
deten Kohlensorte,  dann  wird  für  das  nachstehend  be- 
rechnete Beispiel  einer  schlesischen  Steinkohle 

Gka  ^     .  .  20,608 

— ^  =  spez.  Gewicht  =        ^  1,320 
Ocbin  1 5,67 

Etwas  einfacher  kann  man  verfahren,  wenn  man  die 
Gewichte  der  trockenen  Gase  aus  Tabelle  6  zugrunde  legt. 
Man  ermittelt  das  Volumen  der  trockenen  Gase  und  des 
Wasserdampfes,  multipliziert  mit  den  betreffenden  spezi- 
fischen Wärmen  und  setzt  diese  Werte  in  Beziehung  zum 
Volumen;  also  für  schlesische  Steinkohle  nach  Tabelle  4 
bei  9"^''  CO,  in  den  Gasen  wird  nach  Formel: 
1,865  C    ,    9H  +  W 


G 


cbm 


trockene  Gasmenge 
Wasserdampf 


0,805 


15,12  cbm 
0,55  „ 
15,67  cbm 


und  das  spez. 
Der  Fehler,  der 


Gewicht 


=  1,322. 


•)  Vergl.  Heft  41,  42,  46/1910  und  Heft  6,1911. 


Gewichte  -  15,12x  1,340   =  20,250  kg 
=   0,55  x0,805   -    0,443  ,^ 
20^3  kV 
20^693 
"15,67 

dabei  unterläuft,  und  der  dadurch 
bedingt  ist,  daß  die  spezifischen  Gewichte  in  Tabelle  6 
einer  mittleren  Kohle  entsprechen,  ist  nur  sehr  gering  und 
für  die  Praxis  bedeutungslos. 

Vergleicht  man  nun  die  auf  Seite  85  (Heft  6  d.  J.) 
Tabelle  6  nach  der  genauen  Methode  gefundenen  Werte 
für  die  spezifischen  Gewichte  bei  Luftüberschuß 
mit  den  in  Tabelle  4  eingeschriebenen  Werten  ohne 
Luftüberschuß,  so  bemerkt  man,  daß  bei  voll- 
kommener Verbrennung  für  schlesische  Kohle  das  spezi- 
fische Gewicht  beträgt  1,35;  bei  CO_,  =  9nii,  und  zwei- 
fachen Luftüberschusse  1,320,  also  die  beiden  Werte  einen 
Unterschied  von  2,2 besitzen. 

Für  viele  technische  Rechnungen  genügt 
es  somit,  wenn  man  die  spezifischen  Ge- 
wichte aus  Tabelle  4,  Spalte  15,  um  2  bis  3".. 
verkleinert,  um  die  Werte  für  einen  mitt- 
leren Luftüberschuß  zu  erhalten. 

Hat  man  die  einzelnen  Vorgänge  in  den  Feuerungen 
kennen  gelernt,  so  muß  man  sich  die  Frage  vorlegen, 
wie  kann  man  auf  die  Aus'nützung  des  Brennstoffes  Ein- 
fluß ausüben,  und  wie  den  Kesselprozeß  so  günstig  wie 
möglich  gestalten.  Naturgemäß  durch  Verringerung  der  Verluste. 

Von  geringer  Bedeutung  ist  der  Verlust  durch  Ruß- 
abgang, zirka  1  bis  3<^:o,  der  Aschenverlust,  2  bis  3  "  und 
der  Verlust  durch  unverbrannte  Gase,  1  bis  4 '  i.  Sie 
lassen  sich  durch  geeignete  Beschickung  und  Rost- 
ausbildung in  geringen  Grenzen  halten.  Der  Ab- 
kühlungsverlust einer  bestehenden  Anlage  ist  nur  in  ge- 
ringem Maße  veränderlich,  man  muß  mit  ihm  als  einer 
gegebenen  Größe  rechnen;  er  soll  natürlich  bei  der  Er- 
richtung der  Anlage  soweit  wie  möglich  durch  geeignete 
Isolierung  usf.  tief  gehalten  werden.  Den  größten  Betrag, 
auf  den  man  aber  am  leichtesten  Einfluß  ausüben  kann, 
stellt  die  nach  dem  Schornstein  mit  den  Abgasen  abziehende 
Wärmemenge  dar. 


246 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  16 


hto 

HOO 

390 

3So 

3f' 
36 

35 
3H0 
3de 
3io 
Ho 
3co 
2$o 
980 

•vj 

«>  tjo 


V 

^ 


»0 

See 

A<io 
Jto 

ifo 
*  8 


o 

o 

/ 

— /- 

o 

-f8 


2o 


2< 


%a 


31 


5¥  36 


Diagramm  3 

Ungefähre  Beziehung  bei  Flammrohrkesseln  zwischen  Kesselbearispnichung  l<g/qm 
pro  Stunde  imd  Fuchstemperatur 


Wenn  sie  auch  die  Zugwirkung  hervorruft  und  über- 
haupt erst  den  Brennprozeß  ermöghcht,  so  ist  sie  doch  für 
die  Dampfbildung  selbst  verloren  und  soll  so  tief  v^^ie 
möglich  gehalten  werden. 

Die  Höhe  des  Abgasverlustes  bestimmt  in  erster  Linie 

die  Temperatur  der  Oase  und  ihr  Gehalt  an  Kohlensäure, 

ein  Umstand,  der  durch  die  bekannte  Ueberschlagformel 

ausgedrückt  wird. 

AU          ,    .       0,67  (T-t) 
Abgaseverlust  =  

worin  T— t  die  Differenz  zwischen  Abgastemperatur  und 
Kesselhaustemperatur  bedeutet,  und  k  die  Prozente  CO^ 
in  den  Gasen. 

Es  soll  nun  besprochen  werden,  welche  Umstände 
auf  die  Höhe  der  Temperatur  einwirken,  .und  wie  die  Aende- 
rung  der  einen  Größe  die  anderen  beeinflußt. 

j 

VI.  '■ 

Der   Zusammenhang   zwischen   C     -  Q  e  h  a  1 1 
der  V  e  r  b  r  c  n  n  u  n  g  s  g  a  s  e  ,  ihrer  Temperatur, 
dem  Nutzeffekt  und  den  A  b  g  a  s  v  e  r  1  u  s  t  e  n. 

Die  Temperatur,  mit  welcher  die  Verbrennungsgase  in 
den  Schornstein  abziehen,  hängt  unter  sonst  gleichen  Ver- 
hältnissen von  verschiedenen  Umständen  ab. 

1.  Von  der  Güte  der  Kesseleinmaueriuig,  der  Sauber- 
keit der  Heizfläche  und  der  Schnelligkeit  der  Wasser- 
strömung im  Kessel;  denn  je  besser  die  Gase 
an  den  Kessel  gedrängt  werden,  je  intensiver  die 
Mischung,  je  reiner  die  Kesselfläche  innen  und  a.ußen 
ist  und  je  rascher  sich  das  Wasser  im  Kessel  bewegt, 
desto  besser  werden  die  Gase  ausgenutzt,  desto 
kälter  ziehen  sie  ab. 


2.  Von  der  Güte  des  Verbrennungsprozesses,  denn  je 
rationeller  die  Verbrennung  erfolgt,  d.  h.  mit  je  ge- 
ringerem Luftüberschusse,  desto  heißer  wird  die 
Flamme  und  desto  höher  die  Verbrennungstempe- 
ratur, weil  weniger  Wärme  darauf  verwendet  werden 
muß,  um  den  für  den  Verbrennungsprozeß  indifferen- 
ten Stickstoff  mit  zu  erhitzen.  Bei  höherer  Anfangs- 
temperatur der  Gase  wird  auch  die  Temperatur- 
differenz zwischen  Kesselinhalt  und  Heizgasen 
größer,  somit  auch  der  Wärmeübergang  und  die 
Ausnutzung. 

3.  Von  der  Höhe  der  Rostbelastung,  denn  bei  größerem 
Verbrande  steigt  die  Gasmenge,  so  daß  sie  weniger 
gut  am  Kessel  ausgenutzt  werden  kann  und  die 
Abgase  mit  höherer  Temperatur  in  den  Schornstein 
ziehen;  außerdem  wächst  die  Gefahr  der  Kohlcn- 
oxydbildung. 

Tabelle  8. 

Temperaturen  bei  Steinkohlenverbrennung. 


1 

CO.,-Gehalt  der  Verbrennungs- 
gase 

Ungefähre 
Verbrennungstemperatur  "C. 

5  7o  • 

7  % 

9  % 
11  7c 
13  »  /„ 
15  7« 

800 
1100 
1200 
1500 
1700 
1900 

Zu  2.  ist  noch  zu  bemerken,  daß  alle  Rechnungen 
über  die  Höhe  der  Verbrennungstemperatur  unsicher  sind, 
einmal  wegen  der  noch  unsicheren  Kenntnis  der  spezi- 
fischen Wärme  bei  hohen  Temperaturen,  und  dann  wegen 
des  bei  großer  Hitze  eintretenden  Zerfalles  der  Oase. 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


247 


38 

J 

— «S- 

« 

36 

• 

«»— 

3H 

s 

• 

3% 

o 

Q 

Iß 

0 

1  -i 

.  2 

r 

^« 

— O- 

V— 

i 

• 

e. 

q 

• 

ftr 

• 

7 

Q 

f- 

/ 

UM 

0 

0 

k 

9 

* 

°- 

i 

0 

• 

Jl 

9 

1 

Q 

?■ 

?, 

■ 

4%      M       iH-     -iS       i6  7oC0^    f  40 
Diagramm  4 


H     'Ii  4S  46 


Beziehungen  zwischen  dem  COj-Gehalt  der  Verbrennungsgase  hinter  den  Flammrohren 
und  Fuchstemperaturen  sowie  Abgasverlusten  und  Verlusten  durch  unverbrannte  Gase. 


Die  nachstehend  angeführten  Daten  für  Steini<ohlenver- 
brennung  (Tabelle  8)  sind  daher  ganz  roh  und  dienen 
nur  zur  allgemeinen  Orientierung,  um  zu  zeigen,  wie  mit 
abnehmendem  Luftüberschusse,  also  ansteigendem  CO_>-Ge- 
halte,  die  Verbrennungstemperatur  anwächst. 

Der  jmter  3.  erwähnte  Einfluß  der  Kesselbelastung 
resp.  der  Rostbelastung  auf  die  Abgastemperatur  bei  Zwei- 
flammrohrkesseln ist  aus  einer  Anzahl  Versuche  vom  Bayr. 
Revisionsvereine  in  Diagramm  3  dargestellt,  dessen  Ab- 
lesungen allerdings  nur  als  Mittelwerte  gelten,  da  sie  bei 
jeder  einzelnen  Anlage  durch  die  besonderen  Verhältnisse 
beeinflußt  sind.  Es  ist  deutlich  das  beträchtliche  An- 
wachsen der  Fuchstemperatur  ersichtlich,  wenn  die  Kessel- 
belastung ansteigt. 

So  ist  z.  B.  bei 
12  kg  Kesselbeanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  und  Stunde 

die  Abgastemperatur  210*^  C. 
16  kg  Kesselbeanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  und  Stunde 

die  Abgastemperatur  260*'  C. 
20  kg  Kesselbeanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  und  Stunde 

die  Abgastemperatur  305*^  C. 
24  kg  Kesselbeanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  und  Stunde 
die  Abgastemperatur  345°  C. 


28  kg  Kesselbeanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  und  Stunde 
die  Abgastemperatur  380°  C. 
Diese  Angaben  stimmen  sehr  gut  mit  vielen  anderen 
Versuchen  überein,  so  daß  man  sie  Rechnungen  zu  Gründe 
legen  darf. 

Am  deutlichsten  veranschaulicht  jedoch  die  Tabelle  9 
und  das  Diagramm  4  die  Beziehungen  der  für  den  Kessel- 
prozeß wichtigsten  Größen  untereinander;  es  bietet 
gewissermaßen  den  Extrakt  der  Vorgänge  beim  Ver- 
brennungsprozesse. 

Nach  einer  Versuchsreihe*)  des  Hamburger  Vereins 
für  Rauchbekämpfung  und  Feuerungsbetrieb  an  einem 
Zweiflammrohrkessel  von  75  qm  Heizfläche  mit  Stein- 
kohlenfeuerung sind  zwei  Diagramme  für  eine  Kessel- 
belastung von  12  und  von  24  kg  Dampf  pro  1  qm  Heiz- 
fläche und  St,  gezeichnet  worden.  Sie  geben  die  Ver- 
änderung wieder,  welche  der  Verlust  durch  unverbrannte 
Gase,  der  Verlust  durch  die  Abgase  und  der  Nutzeffekt, 
sowie  die  Temperatur  der  Abgase  erleiden,  wenn  durch 
zunehmende  Luftzufuhr  der  Verbrennungsprozeß  ungünst:g 
beeinflußt  wird,  so  daß  der  Kohlenräuregehalt  der  Abgase, 
gemessen  am  Flammrohrende,  fällt. 

*)  Hayer,  Feuerungsuntersuchungen  1Q06  S.  31,  Tafel  S,  9,  17. 


248 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  16 


Tabelle  9. 


4-  ^ 

S  "  S  u 
o  aj  E  "5 
Ä  3  E  0^ 

o  t/5  .  1 

c  "  Ü_ 

Temperatur 
der  Abgase 

Abgas- 
verluste  "/q 

Verluste 
durch  unver- 
brannte Gase 

"1 

lo 

Nutzeffekt 

Kessel- 
beanspruch- 
ung 
kg/qm/St. 

15 

324 

15,0 

3,5 

76,0 

24,0 

14 

327 

16,0 

2,0 

76,0 

24,0 

12 

335 

21,0 

2,0 

71,0 

24,0 

10 

377 

29,0 

1,0 

64,0 

24,0 

y 

397 

33,0 

0,5 

59,0 

24,0 

15 

236 

9 

2,0 

82 

12,0 

14 

238 

10 

1,5 

81 

12,0 

12 

246 

13 

0,5 

78 

12,0 

10 

272 

18 

0,0 

74 

12,0 

9 

294 

22 

0,0 

70 

12,0 

Es  ist  zu  beobachten,  daß  bei  fallendem  Kohlensäure- 
gehalt der  Verbrennungsgase  ihre  Temperatur  steigt,  dem- 
nach naturgemäß  auch  der  Abgasverlust;  daß  deshalb 
auch  der  Nutzeffekt  des  Kessels  sinkt,  der  Verlust  durch 
unverbrannte  Oase  dagegen  fällt,  weil  bei  größerem  Luft- 
überschusse die  Gefahr  zur  Bildung  von  Kohlenoxyd  usf. 
geringer  wird. 

Bei  niedrigerer  Kesselbeanspruchung  dagegen  liegen, 
weil  ja  dann  nur  geringere  Kohlenmengen  verbrannt  wer- 
den, die  Werte  für  die  Abgastemperaturen,  Abgasverluste 
und  Verluste  durch  unverbrannte  Oase  tiefer,  während 
der  Nutzeffekt  dementsprechend  größer  ist.  Der  Aschen- 
verlust betrug  in  beiden  Fällen  etwa  1  bis  3oo,  der  Ab- 
kühlungsverlust 4  bis  7 o/o.  Beide  werden  nicht  wesentlich 
beeinflußt. 


V:  II   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  tt  :: 


Ueber  die  Geschäftslage  der  elektrotechnischen 
Spezialfabriken  im  Jahre  1910 

berichtet  uns  die  Vereinigung  elektrotechnischer  Spezial- 
fabriken ungefähr  folgendes : 

Das  Publikum  unterrichtet  sich  über  die  Geschäftslage 
der  elektrotechnischen  Industrie  in  erster  Linie  aus  den 
Geschäftsberichten  und  den  sonstigen  Veröffentlichungen 
der  elektrotechnischen  Großfirmen,  wie  der  Siemens- 
Schuckcrt-Werke,  der  Allgemeinen  Elektrizitätsgesellschaft, 
der  Bergmann-Elektrizitätswerke.  Auch  die  Berichte  der 
Tagespresse  sind  zum  größten  Teil  auf  diesen  Veröffent- 
lichungen aufgebaut.  Ueber  die  Geschäftslage  der  elektro- 
technischen Spezialfabriken,  die  in  ihrer  Gesamtheit  einen 
sehr  wesentlichen  Bestandteil  der  deutschen  elektrotech- 
nischen Industrie  darstellen  —  von  den  ungefähr  130  000 
Arbeitern,  die  gegenwärtig  in  der  Elektrotechnik  beschäftigt 
werden,  entfallen  auf  die  Spezialfabriken  ca.  60  000,  von 
dem  Gesamtumsatz  von  ca.  800  Millionen  Mark  mindestens 
350  Millionen  Mark  — ,  dringt  im  allgemeinen  wenig  an 
die  Oeffentlichkeit.  Eine  Reihe  von  großen  Spezialfabriken 
sind  auch  noch  im  Familienbesitz  und  haben  daher  wenig 
Ursache,  Berichte  zu  veröffentlichen.  Ein  Ueberblick  über 
die  Geschäftslage  der  elektrotechnischen  Spezialfabriken 
im  Jahre  1910  dürfte  daher  von  allgemeinem  Interesse  sein. 

Der  Beschäftigungsgrad  der  elektrotechnischen  Spezial- 
fabriken war  in  fast  allen  Zweigen  der  elektrotechnischen 
Starkstromindustrie  im  Jahre  1910  sehr  gut.  Die 
Zahl  der  Arbeiter  konnte  wesentlich  vermehrt  werden. 
Zumeist  wurde  mit  Ueberstunden,  häufig  mit  Nacht- 
schichten gearbeitet.  Im  Durchschnitt  ist  der  Umsatz  um 
25  bis  30o/o  höher  als  im  Jahre  1910  gewesen.  Im  Inlande 
wurde  der  günstige  Geschäftsgang  durch  die  allgemein 
steigende  Konjunktur  hervorgerufen.  Auch  die  Errichtung 
der  zahlreichen  Ueberlandzentralen  gab  den  Spezialfabriken 
vermehrte  Arbeitsgelegenheit,  soweit  nicht  durch  Installa- 
tions-  und  Material-Monopole  der  freie  Wettbewerb  aus- 
geschaltet war. 

Der  Auslandsabsatz  war  ebenfalls  besser  infolge  der 
steigenden  Konjunktur.  Der  Gesamtexport  der  elektro- 
technischen Industrie  hat  sich  im  Jahre  1910  gegenüber 
dem  Jahre  19t)9  um  rund  20"o  gehoben,  wenn  nian  für  die 
exportierten  Mengen  für  1910  die  gleichen  Werte  zugrunde- 
kgt  wie  1909. 

Die  Preise  waren  trotz  der  erhöhten  Nachfrage 
schlecht,  eine  Erscheinung,  welche  für  die  Absatzverhält- 
nisse  in  der  deutschen  elektrotechnischen  Industrie  typisch 


ist.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  die  Großfirmen,  welche 
naturgemäß  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  das  Preisniveau 
ausüben,  durch  über  das  übliche  Maß  hinausgehende  Ver- 
dienste bei  gewissen  Objekten  in  der  Lage  sind,  an  anderen 
Stellen  um  so  niedrigere  Preise  anzubieten.  So  erzielen  sie 
bei  den  Lieferungen  an  die  zu  ihren  Konzernen  gehörenden 
Elektrizitätswerke  und  Bahngesellschaften  zumeist  sehr 
hohe  Preise;  ebenso  bei  den  Lieferungen  an  diejenigen 
Staats-  und  Kommunalbehörden,  die  ihre  Arbeiten  und 
Lieferungen  bei  weitem  noch  nicht  in  dem  Umfange  teilen, 
wie  es  beim  heutigen  Stande  der  Elektrotechnik  möglich 
ist  und  wie  es  im  Interesse  einer  gesunden  Preisbildung 
erforderlich  wäre.  Es  ist  zu  befürchten,  daß  diese  Preis- 
verhältnisse bei  einer  weiteren  Verminderung  der  Zahl 
der  Großfirmen  noch  ungünstiger  werden,  die  übrig- 
bleibenden Firmen  können  dann  leicht  durch  eine  Ver- 
ständigung unter  sich  die  Preise,  vor  allem  bei  größeren 
Objekten,  nach  Belieben  vorschreiben. 

Die  Erkenntnis  dieser  in  der  fortschreitenden  Ver- 
trustung der  elektrotechnischen  Industrie  für  die  Konsu- 
menten elektrotechnischer  Erzeugnisse  liegenden  Gefahr 
hat  bei  einigen  Behörden  schon  zu  einer  größeren  Berück- 
sichtigung der  Spezialfabriken,  deren  ebenfalls  hoch- 
entwickelte Leistungsfähigkeit  der  Vertrustung  entgegen- 
wirkt, geführt,  wenn  auch  bei  weitem  noch  nicht  in  dem 
notwendigen  und  wünschenswerten  L'mfange. 

Im  Ausland,  vor  allen  Dingen  in  überseeischen  Ländern 
waren  die  Preisverhältnisse  etwas  günstiger,  wenn  auch 
der  Wettbewerb  der  elektrotechnischen  Industrie  auf  dem 
Weltmarkte  immer  heftiger  wird. 

Die  Preise  der  in  der  elektrotechnischen  Industrie  ge- 
brauchten Rohmaterialien,  in  erster  Linie  Kupfer 
und  Eisen,  waren  gegenüber  dem  Jahre  1909  wenig  ver- 
ändert. Dagegen  sind  Gummi  und  Baumwolle  im  Preise 
erheblich  gestiegen. 

Die  Arbeiter  Verhältnisse  waren  im  ail- 
gem.cinen  befriedigend.  Die  Löhne  zeigten  eine  steigende 
Tendenz.  Das  Angebot  von  gelernten  und  ungelernten 
Arbeitern  war  genügend,  doch  zeigte  sich  ein  gewisser 
Mangel  an  qualifizierten  Mechanikern.  Erfreulich  ist  es, 
daß  unter  den  jungen  Leuten  augenscheinlich  die  Neigung 
w  ächst,  gelernte  Arbeiter  zu  werden.  Zu  beklagen  ist  bis- 
weilen die  geringe  Seßhaftigkeit  der  Arbeiter  und  das  ge^ 
ringe  Interesse  an  ihrer  Arbeit. 

Aussperrungen  und  Streiks  kamen  nur  vereinzelt  vor. 

Ueber  die  wichtigsten  S  p  e  z  i  a  1  z  w  e  i  g  e  der  elek- 
trotechnischen S  t  a  r  k  s  t  r  o  m  i  n  d  u  s  t  r  i  e  ist  fol- 
gendes zu  bemerken: 

Die  Industrie  für  elektrische  Kabei  und  iso- 
lierte Drähte  war  durchweg  stark  beschäftigt.  Jedoch 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


240 


hatte  das  Starkstromkabelgescliäft  im  Inlande  noch  unter 
den  Nachwirkungen  der  kartellosen  Zeit  Anfang  des  Jahres 
190Q  zu  leiden,  da  in  dieser  Zeit  Aufträge  nur  zu  verlust- 
bringenden Preisen  hereingeholt  werden  konnten.  Be- 
sonders öffentliche  Verwaltungen  hatten  die  Auflösung  des 
Kartells  benutzt,  um  ihren  Bedarf  für  eine  Reihe  von  Jahren 
zu  decken.  Sie  können  sich  nur  schwer  daran  gewöhnen, 
wieder  angemessene  Preise  zu  bezahlen.  Es  hat  den  An- 
schein, als  ob  in  der  Starkstromkabelindustrie  zeitweilig 
eine  Ueberproduktion  vorhanden  ist.  Die  Errichtung  der 
vielen  Ueberlandzentralen  kann  einen  nennenswerten  Aus- 
gleich nicht  herbeiführen,  da  für  Ueberlandzentralen 
weniger  Kabel  als  vielmehr  Luftleitungen  in  Betracht 
kommen. 

Der  Auslandsmarkt  läßt  sich  infolge  der  hohen  Aus- 
landszölle nur  schwer  behaupten  und  nur  mit  sehr  ge- 
drückten Preisen.  Die  Zukunft  erscheint  wenig  rosig. 
Schweden  und  Japan,  die  bisher  Kabel  zollfrei  gelassen 
bezw.  nur  mit  Sa/o  belastet  hatten,  sehen  in  ihren  neuen 
Zolltarifen  ganz  erhebliche  Schutzzölle  vor. 

Die  Kupferpreise  waren,  wie  bereits  erwähnt, 
normal.  Dagegen  zogen  Qummi  und  Baumwolle  sehr 
stark  an.  Die  dadurch  hervorgerufene  Erhöhung  der  Fabri- 
kationskosten Heß  sich  im  Preise  jedoch  nicht  zum  Aus- 
druck bringen,  zumal  neue  Werke  durch  Unterbietung  ver- 
suchten, in  das  Geschäft  zu  kommen. 

Das  Geschäft  in  Schwachstromkabeln  war  un- 
befriedigend. Die  Postbehörden,  die  die  hauptsächlichsten 
Abnehmer  sind,  legen  sich  in  ihren  Bestellungen  große 
Zurückhaltung  auf.  Die  Umsätze  in  Schwachstromkabeln 
sind  daher  erheblich  zurückgegangen.  Ebenso  zeigen  die 
Preise  eine  sinkende  Tendenz. 

Die  Fabrikation  isolierter  Drähte  war  während 
des  ganzen  Jahres  außerordentlich  stark  beschäftigt:  Doch 
ist  auch  hier  über  schlechte  Preise  zu  klagen,  die  vor 
allem  durch  neue  Fabriken  „hervorgerufen  werden.  Die 
im  Jahre  1910  in  Kraft  getretenen  Normalien  des  Verbandes 
deutscher  Elektrotechniker  für  Gummileitungen  haben  sich 
im  allgemeinen  bewährt.  Sie  stellen  einen  bedeutsamen 
technischen  Fortschritt  dar,  der  der  deutschen  Industrie 
auch  auf  dem  Auslandsmarkte  zugute  kommen  dürfte. 

Die  Fabrikation  elektrischerMaschinen  (Elek- 
tromotoren, Djnamomaschinen,  Transformatoren)  war  be- 
sonders in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1910  stark  be- 
schäftigt. Doch  waren  die  Inlandpreise  sehr  schlecht, 
beinahe  verlustbringend.  Die  Schärfe  des  Konkurrenz- 
kampfes kommt  dadurch  zum  Ausdruck,  daß  verschiedene 
Maschinenfabriken  im  Jahre  1910  zur  Liquidation  ge- 
zwungen waren.  Im  Auslandsgeschäft  waren  bis 
weilen  die  Preise,  besonders  in  überseeischen  Ländern, 
etwas  -besser  trotz  der  höheren  Spesen.  In  den  euro- 
päischen Absatzgebieten  wird  jedoch  der  Wettbewerb  in- 
folge der  anwachsenden  einheimischen  Industrie  immer 
schwieriger. 

Die  Fabrikation  von  Installationsmaterialien 
und  Starkstromapparaten  war  sowohl  für  das 
Inland,  wie  für  das  Ausland  sehr  gut  beschäftigt,  wenn  auch 
hier  neue,  kleinere  Fabriken  einen  fühlbaren  Preisdruck 
ausübten,  um  ins  Geschäft  zu  kommen.  Die  Spezial- 
fabriken,  welche  Sicherungen  herstellen,  hatten  teilweise 
unter  den  Bestrebungen  der  Großfirmen  zu  leiden,  für  die 
von  ihnen  fabrizierten  sog.  zweiteiligen  Sicherungsstöpsel 
bei  den  Elektrizitätswerken  Monopole  zu  erlangen,  trotzdem 
auch  die  älteren  Konstruktionen  den  an  sie  vom  Stand- 
punkt der  Betriebssicherheit  zu  stellenden  Anforderungen 
zum  größten  Teile  vollkommen  genügen.  Auf  das  Inlands- 
geschäft hat  die  Errichtung  der  Ueberlandzentralen  vorteil- 
haft eingewirkt.  Im  Auslandsgeschäft  ist  ein  Anv/achsen 
der  einheimischen  Konkurrenz  zu  beobachten. 

In  Elektrizitätszählern  und  Meßinstrumenten  war  die 
Beschäftigung  ebenfalls  durchweg  gut.  Doch  ist  auch  hier 
ein  recht  scharfer  Wettbewerb  zu  verspüren,  besonders 
im  Inland.  Im  Ausland  sind  die  Preise  zum  Teil  erträg- 
licher. Den  Spezialfabriken  für  Elektrizitätszähler  werden 
häufig  günstige  Absatzgebiete  dadurch  verschlossen,  daß 


bei  der  Errichtung  von  Ueberlandzentralen  die  Erbauerin 
des  Werkes,  d.  h.  eine  der  Großfirmen,  sich  die  Lieferung 
der  Zähler  auch  an  diejenigen  Gemeinden  vertragsmäßig 
vorbehält,  die  das  Ortsverteilungsnetz  und  die  Zähler  sich 
auf  eigene  Rechnung  beschaffen. 

Die  Glühlampenindustrie  war  im  Jahre  1910  im  all- 
gemeinen recht  gut  beschäftigt.  Gegen  Ende  des  Jahres 
trat  allerdings  ein  Rückgang  ein.  Die  Fabrikation  von 
Kohlenfadenlampen  hatte  unter  dem  Wettbewerb  der  Me- 
tallfadenlampe zu  leiden.  Trotzdem  sind  die  Aussichten  für 
die  Metallfadenlampenindustrie  keineswegs  allzu  günstige. 
Es  macht  sich  bereits  eine  fühlbare  Ueberproduktion 
geltend,  die  zu  einer  erheblichen  Herabsetzung  der  Preise 
geführt  hat,  nachdem  die  A.-E.-G.  bereits  im  Frühjahr  1910 
mit  einer  Preisermäßigung  begonnen  hatte.  Der  Auslands- 
markt hatte  insonderheit  darunter  zu  leiden,  daß  in  einer 
Reihe  von  Ländern  einheimische  Metallfadenlampen- 
fabriken entstanden,  die  durch  Preisunterbietung  in  das 
Geschäft  zu  kommen  suchten.  Auf  den  überseeischen 
Märkten  trifft  die  deutsche  Metallfadenlampenindustrie  auf 
die  Konkurrenz  der  nordamerikanischen  Lampenfabriken, 
daher  sind  auch  gerade  auf  überseeischen  Plätzen  die 
Preise  im  Jahre  1910  derart  zurückgegangen,  daß  sie  fast 
noch  niedriger  sind,  als  in  Deutschland  selbst.  Die  über- 
triebenen Erwartungen,  die  das  Ausland  auf  die  Zukunft 
der  Metallfadenlampenindustrie  setzt,  kamen  u.  a.  in  den 
Bestrebungen  auf  Erhöhung  der  Einfuhrzölle  auf  Metall- 
fadenlampen zum  Ausdruck.  So  erhöhte  Frankreich  den 
Einfuhrzoll  auf  Metallfadenlampen  von  350  auf  500  Francs. 
Der  neue  sch  wedische  Zolltarif  sieht  ebenfalls  eine  erheb- 
liche Mehrbelastung  der  Metallfadenlampe  vor  und  auch  in 
Rußland  wird  seitens  der  dortigen  Fabriken  eine  Zoll- 
erhöhung erstrebt. 

Die  Bogenlampenindustrie  hatte  im  Inland 
sehr  unter  der  im  Jahre  1909  eingeführten  Leuchtmittel- 
steuer zu  leiden.  Die  Steuer  auf  Lichtkohlen  ist  im  Ver- 
hältnis zur  Steuer  auf  die  übrigen  Leuchtmittel  viel  zu  hoch. 
Der  Inlandsabsatz  an  Bogenlampen  ist  daher  merkbar 
zurückgegangen.  Der  Auslandsmarkt  ist  nach  wie  vor  be- 
friedigend gewesen.  Die  Preise  zeigen  eine  sinkende 
Tendenz. 

Die  Fabrikation  elektrischer  Lichtkolilen 
hatte  aus  denselben  Gründen  unter  der  Steuer  schwer  zu 
leiden.  Der  Inlandsabsatz  war  direkt  schlecht,  der  Auslands- 
absatz gut.  Die  Steuer  hat  ein  erhebliches  Sinken  der  Preise 
zur  Folge  gehabt.  Außerdem  hat  sie  die  Geschäftsunkosten 
nicht  unwesentlich  erhöht,  da  sie  den  Fabriken  erhebliche 
Ausgaben  für  Neueinstellung  von  unproduktiven  Arbeits- 
kräften, zur  Führung  der  Steuerbücher  usw.,  aufbürdete. 
Die  Leuchtmittelsteuer  entwickelt  sich  immer  mehr  und 
mehr  zur  Geißel  der  elektrischen  Leuchtmittelsteuer- 
industrie.  Besonders  die  kleineren  Fabriken  werden  davon 
in  Mitleidenschaft  gezogen,  da  sie  für  den  Betrieb  not- 
wendige Kapitalien  in  der  Steuer  festlegen  müssen,  während 
die  großen  kapitalkräftigen  Betriebe  ohne  Ausnahme 
Steuerstundung  genießen  können.  Auch  ist  neuerdings 
über  ein  zu  rigoroses  Vorgehen  der  Steuerbehörden  bei  der 
Durchführung  des  Steuergesetzes  zu  klagen.  Wie  verfehlt 
die  Steuer  war,  geht  am  besten  aus  ihren  Ertragsziffern 
hervor.  Die  Reichsregierung  hatte  den  Jahresertrag  auf 
netto  21,5  Millionen  Mark  geschätzt.  Er  betrug  in  Wirk- 
lichkeit im  ersten  Jahre  nur  48o/o  dieser  Summe. 

Die  Fabriken  für  Isolierrohre  waren  das  ganze 
Jahr  über  sowohl  für  das  Inland  wie  für  das  Ausland  gut 
beschäftigt,  wenn  auch  zu  schlechten  Preisen. 

Die  Fabriken  für  künstliche  Isolierstoffe 
waren  ebenfalls  gut  beschäftigt. 

Der  Beschäftigungsgrad  der  elektrotechnischen  Spezial- 
fabriken hat  auch  im  neuen  Jahre  nicht  nachgelassen. 
Dagegen  ist  aber  ebensowenig  in  der  Preistendenz  eine 
Veränderung  zu  spüren.  Dieser  Zustand  ist  nur  solange 
erträglich,  als  die  Beschäftigung  ausreichend  ist.  Sobald 
die  Konjunktur  nachläßt,  sind  schwere  Schädigungen  un- 
ausbleiblich.   Dazu  kommt  noch,  daß  die  GrolH'irmen  die 


250 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  16 


günstigen  Absatzgebiete  im  Inland,  die  durch  die  Errich- 
tung von  Ueberlandzentralen  der  elektrotechnischen  In- 
dustrie erschlossen  werden,  durch  Monopolisierung  der 
Ortsverteilungsnetze  und  Hausinstallationen  für  sich  zu 
sichern  versuchen.  Zwar  haben  die  Regierungen  einer 
ganzen  Reihe  von  Bundesstaaten,  wie  Preußen,  Sachsen, 
Oldenburg,  Sachsen  -  Meiningen,  Gotha,  Elsaß  -  Loth- 
ringen usw.  die  unteren  Verwaltungsbehörden  angewiesen, 
mit  aller  Energie  gegen  derartige  Monopolbestrebungen 
vorzugehen  und  den  freien  Wettbewerb  bei  der  Herstellung 
von  Anschlußanlagen  bei  Ueberlandzentralen  zu  gewähr- 
leisten, indessen  sind  die  unteren  Verwaltungsbehörden, 
vor  allen  Dingen  die  Kreisverwaltungen,  nur  zu  leicht 
geneigt,  um  geringer  pekuniärer  Vorteile  willen,  die  für  die 
Kreise  aus  solchen  Monopolen  erwachsen  können,  Mono- 
pole zu  gewähren,  auch  wenn  die  an  die  Ueberlandzentrale 
angeschlossenen  Konsumenten  diese  geringen  Vorteile  in 
Gestalt  zu  hoher  Installationskosten  wieder  reichlich  be- 
zahlen müssen.  Die  Monopolbestrebungen  der  elektrotech- 
nischen Großfirmen  müssen  unabwendbar  zur  Vertrustung 
nicht  nur  der  elektrotechnischen  Industrie,  sondern  auch  der 
Elektrizitätsversorgung  führen,  wenn  seitens  der  Regie- 
rungen und  gesetzgebenden  Körperschaften  nicht  recht- 
zeitig eingegriffen  wird. 

Während  uns  noch  diese  Ausführungen  zum  Druck 
vorliegen,  hat  sich  bereits  der  Reichstag  in  seiner  Sitzung 
vom  16.  März  anläßlich  der  Beratung  des  Etats  für  das 
Reichsamt  des  Innern  mit  diesen  Klagen  der  elektrotech- 
nischen Spezialfabrikaten  über  die  Gefahr  der  privaten 
Monopolisierung  der  Elektrizitätsindustrie  beschäftigt. 

Der  Abgeordnete  Oeser  (Fortschr.  Vp.)  hat  beim  Ka- 
pitel „Aufwendungen  im  allgemeinen  Interesse  von  Handel, 
Gewerbe  und  Landwirtschaft"  diese  für  unser  ganzes 
Wirtschaftsleben  bedeutsame  Frage  behandelt.  Damit 
wurde  zum  ersten  Male  auch  von  der  Parlamentstribüne 
aus  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  auf  ein  Problem  ge- 
lenkt, das  in  der  Folgezeit  wohl  noch  viel  Stoff  zu  wirt- 
schaftspolitischen Erörterungen  geben  wird.  Denn  es  sei 
vorweg  bemerkt,  daß  die  Debatte  wie  schon  so  manche 
andere  verlief,  ohne  daß  man  sich  über  Grundlagen  einigte, 
die  zu  einer  Lösung  der  wichtigen  Frage  führen  würden. 

Herr  Abgeordneter  Oeser  schilderte  eingehend  die  aus 
der  Monopol-Entwicklung  in  einer  unserer  wichtigsten 
Industrien  —  der  Elektrizitätsindustrie  —  drohenden  wirt- 
schaftlichen Gefahren  und  wies  dabei  auf  eine  ganz  be- 
sonders bedenkliche  Erscheinung  hin,  an  der  die  Oeffent- 
lichkeit  das  lebhafteste  Interesse  haben  müsse.  Bei  der 
Errichtung  von  Ueberlandzentralen  trete  die  Ausschaltung 
des  freien  Wettbewerbes  durch  die  vertragliche  Festsetzung 
eines  Installations-  und  Materialmonopols  für  die  'Groß- 
firmen besonders  kraß  zutage.  Dabei  sind  aber  nicht 
nur  private,  sondern  auch  öffentlich-rechtliche  Körper- 
schaften, Kommunalverbände  usw.  beteiligt.  Wenn  diese 
Verträge  abschließen,  wodurch  die  Einwohner  gezwungen 
werden,  ihren  Bedarf  bei  bestimmten  Firmen  zu  decken, 
so  liege  doch  die  Frage  nahe,  ob  eine  solche  Zwangs- 
maßregel gegen  die  Gewerbefreiheit  mit  Hilfe  öffentlicher 
Organe  nicht  erstens  gegen  die  guten  Sil(||n  und  zweitens 
—  und  vor  allem  —  gegen  den  §  10  der  Gewerbeordnung 
verstoße,  der  verhindern  soll,  daß  zu  einem  bestimmten 
Gewerbe  die  Berechtigung  nur  einer  erlangen  kann. 

Mit  besonderer  Freude  begrüßen  wir  es,  daß  im 
weiteren  Verlauf  seiner  Ausführungen  der  Abgeordnete 
Oeser  auch  auf  den  nachteiligen  Einfluß  aufmerksam 
machte,  den  ein  weiteres  Zurückgehen  der  Spezialfabriken 
durch  das  Anwachsen  der  Monopole  und  die  damit  zu- 
nehmende Vertrustung  wichtiger  Erwerbswirtschaften  auch 
Tür  die  Angestellten  zur  Folge  hat.  ,, Beamte,  die  dem 
Konzern  angehören",  so  sagte  ungefähr  der  Abgeordnete, 
, »wagen  es  nicht  mehr,  eine  Stellung  in  einer  anderen 
Eabrik  anzunehmen.  Versuchen  Sie  es,  aus  einer  Stellung 
heraus  wieder  bei  einer  großen  Firma  des  Konzerns  an- 
zukommen, so  ist  das  fast  unmöglich.  (Geheime  Kon- 
kurrenzklausel! Die  Scliriftltg.)  Wo  soll  der  Angestellte 
noch  unterkommen,  wenn  das  Monopol  über  das  Schicksal 


der  Angestellten  entscheidet?"  Zum  Schluß  warnte  der 
Abgeordnete  die  Großunternehmungen  davor,  mit  der 
Monopolisierung  fortzufahren,  wenn  sie  .  nicht  ein  all- 
gemeines Gesetz  gegen  derartige  Trusts  und  Monopole 
heraufbeschwören  wollten. 

Bezeichnend  war  es,  daß  bei  den  letzten  Worten  des 
Abgeordneten  Vizepräsident  Schulz  den  Redner  ermahnte, 
nicht  zu  weitab  zu  kommen.  ,  Der  wiederholte  Beifall, 
auch  auf  der  Rechten  des  Hauses,  nach  dem  Widerspruch' 
des  Redners  bewies  jedoch,  daß  sämtliche  Parteien  seinen 
Ausführungen  beipflichteten. 

In  diesem  Sinne  sprachen  sich  auch  andere  Redner 
des  Hauses  aus,  die  die  verschiedenen  Möglichkeiten  er- 
örterten, den  Monopolisierungsbestrebungen  der  Elektri- 
zitätsindustrie entgegen  zu  arbeiten,  so  insbesondere  bei 
der  Gelegenheit  der  Verleihung  des  Wegerechtes. 

Nur  Herr  Dr.  Hahn  (kons.)  glaubte  durch  Zwischen- 
rufe während  der  Rede  des  Herrn  Oeser  und  durch 
seine  späteren  Ausführungen  einen  Gegensatz  zwischen 
den  Anschauungen  der  übrigen  Abgeordneten  und  den 
Grundsätzen  der  Gewerbeordnung  feststellen  zu  können. 
Er  würde  mit  dieser  seltsamen  Ansicht  allein  gestanden 
haben,  wenn  nicht  auch  der  Staatssekretär  Delbrück  in 
denselben  groben  Irrtum  verfallen  wäre.  Die  juristische 
Seite  der  Frage  glaubte  der  Minister,  der  nach  dem  Ab- 
geordneten Oeser  sofort  das  Wort  ergriff,  einfach  mit  der 
Versicherung  abtun  zu  können,  daß  sich  kein  Jurist  finden 
werde,  der  in  jenen  Verträgen  der  Ueberlandzentralen  eine 
Verletzung  des  §  10  der  Gewerbeordnung  erblicke.  Man 
könne,  so  meinte  er,  keinen  Lieferanten  verhindern,  einen 
Abnehmer  im  Vertragswege  zu  verpflichten,  nur  von  ihm 
zu  kaufen.  Die  Anschauungen  des  Abgeordneten  Oeser 
würden  geradezu  „revolutionierend"  auf  die  Grundsätze 
"des  Gewerberechtes  einwirken! 

Der  Abgeordnete  Junk  (natlib.),  der  als  einer  unserer 
hervorragendsten  Juristen  gilt,  führte  den  Staatssekretär 
gründlich  ad  adsurdum.  Er  bekannte  sich  als  ein  solcher 
Jurist,  dessen  Existenz  der  Minister  verneinte,  und  führte 
aus,  daß  er  auf  Grund  seiner  langjährigen  Anwaltschaft 
beim  Reichsgericht  es  durchaus  nicht  für  so  aussichtslos 
halte,  jene  Verträge  anzufechten,  weil  sie  nicht  nur  gegen 
die  Qewerbefreiheit,  sondern  auch  gegen  die  guten  Sitten 
verstoßen. 

Nach  dieser  Belehrung  durch  den  Abgeordneten  Junk 
wußte  der  Staatssekretär  nur  noch  seine  Freude  aus- 
zudrücken, wenn  dessen  Anschauungen  sich  als  richtig 
erweisen  sollten.  An  Sachlichem,  wie  man  den  Monopol- 
bestrebungen entgegenarbeiten  könne,  hatte  der  Staats- 
sekretär herzlich  wenig  zu  sagen.  Er  versteifte  sich 
schließlich  auf  die  Anschauung,  daß  die  Vorschläge  der 
Volkspartei  auf  die  Aufhebung  der  Gewerbefreiheit  hinaus- 
liefen. Gegenwärtig  habe  man  keine  Handhabe,  den 
Monopolbestrebungen  entgegenzuarbeiten.  Künftigenfalls 
sei  es  evtl.  durch  ein  Spezialelektrizitätsgesetz  oder  bei 
Gelegenheit  der  Verleihung  des  Wegerechtes  möglich.  Zu 
der  Angestelltenfrage  hatte  übrigens  der  Staatssekretär 
kein  Wort  der  Erwiderung  übrig. 

Wir  aber  ^meinen  mit  dem  Abg.  Gothein  (Fortschr.  Vp.), 
der  auch  in  die  Debatte  griff,  daß  es  sich  bei  den  Aus- 
führungen des  Abgeordneten  Ocser  nicht  um  eine  Negie- 
rung der  Gewerbefreiheit,  sondern  gerade  um  deren  Auf- 
rechterhaltung handelt.  Die  Großindustrie,  die  sich  durch 
ihre  Monopole  über  die  Gewerbefreiheit  hinwegsetzt, 
müßte  eben  durch  die  Gesetzesbestimmungen  der  Gewerbe- 
ordnung davon  zurückgehalten  werden  können. 

Aber  selbst  wenn  diese  Rechtsfrage  noch  offen  ist, 
so  ließen  sich  doch  wohl  noch  andere  Wege  finden,  die 
zum  Ziele  führen,  wenn  nicht  die  Kleinen  von  der  Kapitals- 
übermacht der  Großen  erdrückt  werden  sollen.  Da  scheint 
uns  der  Weg  recht  gangbar,  den  die  „Frankfurter  Zeitung" 
vom  17.  März  andeutet,  weil  auf  ihm,  ohne  daß  eine 
Einschränkung  der  Gewerbefreiheit  nötig  wird,  den  Mono- 
polbestrebungen sehr  nachdrücklich  ein  Halt!  geboten 
werden  kann.  Man  kann  zwar  den  Lieferanten  nicht  hin- 
dern, so  heißt  es  ungefähr  dort,  von  seinem  Abnehmer 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


251 


das  Eingehen  auf  einen  Vertrag,  in  dem  er  sich  mit  Haut 
und  Haar  den  Dii<tionen  der  Großindustrie  verschreibt, 
zu  verlangen,  aber  man  könnte  den  Abnehmer  hindern, 
einem  solchen  Verlangen  nachzugeben.  Die  Verbände, 
Provinzen,  Kreise,  Kommunen  sind  doch  in  jedem  Fall 
bei  dem  Vertrage  die  Stärkeren,  zumal  wenn  von  ihnen 
noch  die  Erteilung  einer  Konzession  abhängt.  Es  sollte 
doch  nicht  schwer  sein,  in  ihnen  das  Gefühl  zu  erwecken, 
daß  sie  eine  Torheit  begehen  (Torheit  schon  unter  dem 
engen  Gesichtspunkt  ihrer  fiskalischen  Interessen),  wenn 
sie  sich  blindlings  dem  Monopolverlangen  unterwerfen. 
Wenn  dagegen  die  Regierung  schon  den  einfachen  Ge- 
danken der  Abwehr  als  revolutionierend  erklärt,  so  ist 
dies  in  einer  Zeit,  in  der  das  Wirtschaftsleben  ganz  von 
selbst  die  Bedingungen  des  Daseins  revolutioniert,  nur 
mit  Vogelstraußpolitik  zu  bezeichnen. 

Das  sollten  sich  u.  E.  auch  die  Angestellten  gesagt 
sein  lassen  und  nicht  länger  tatenlos  dabeistehen  oder 
sich  auf  die  Hilfe  anderer  verlassen.  Was  hier  zum  ersten 
Male  den  elektrotechnischen  Spezialfabriken  gelang,  näm- 
lich vom  Forum  des  Reichstages  aus  die  Oeffentlichkeit 
auf  die  Vertrustung  der  Elektrizität  und  die  daraus  er- 
wachsenden Gefahren  aufmerksam  zu  machen,  müßte  den 
Angestellten,  die  unter  diesen  Gefahren  nicht  zum  wenig- 
sten mit  zu  leiden  haben,  ebenfalls  und  erst  recht  möglich 
sein.  Um  dieses  Ziel  aber  zu  erreichen,  müssen  sie  sich 
zu  einem  großen  Verbände  zusammenschließen,  müssen 
sie  sich  organisieren,  denn  der  einzelne  kann  nichts,  alle 
zusammen  aber  vieles,  manchmal  alles  erreichen. 

Matzdorff. 


Mitteilungen  au 

Wanderversammlung  des  D.  T.-V. 
aus    Anlaß    der  Internationalen  Hygiene- Ausstellung 
Dresden  1911    ::    15.  bis  19.  Juli    ::    Auskunft:  Bau- 
meister Schüßler,  Kleinluga,  Post  Mügeln,  Bez.  Dresden. 

An  die  Teilnehmer  werden  gegen  Erlegung  von  3  Mark 
Outscheinhefte  ausgegeben,  die  zur  unentgeltlichen  Entnahme 
der  Festzeitung,  des  Festzeichens,  des  Führers  durch  Dresden 
und  das  Elbgelände  und  des  Stadtplanes,  zur  Teilnahme  am 
Begrüßungskommerse  (vorläufiges  Programm  siehe  Heft  10),  an 
der  feierlichen  Eröffnung,  den  Vorträgen  und  Führungen  in 
der  Ausstellung,  den  Besichtigungen  industrieller  Anlagen  usw. 
sowie  zu  einer  Preisermäßigung  am  Mittagessen  im  Kaiser- 
palaste (Menü)  berechtigen. 

Für  den  Eintritt  in  die  Ausstellung  werden  an  die  Teilnehmer 
Dauerkarten  zum  Preise  von  3  M  (Anschlußkarten  für  Frau 
und  Kinder  über  12  Jahren  2  M,  für  Kinder  unter  12  Jahren 
1  M),  einschl.  städtischer  Billettsteuer,  gültig  für  acht  Tage, 
sowie  Dauerkarten  zum  Preise  von  2  M  (Anschlußkarten  für 
FVau  und  Kinder  über  12  Jahren  1,50  M,  für  Kinder  unter 
12  Jahren  1  M),  einschl.  Billettsteuer,  gültig  für  zwei  Tage, 
in  dem  noch  zu  errichtenden  Bureau,  dessen  Ort  und  Eröffnungs- 
tag noch  bekannt  gegeben  wird,  ausgegeben. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,U.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  fiinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksverwalt  linken 

Bezirksverwaltung  Oberschlesien.  Zwei  vom  B.  t.-i.  B.  veranstaltete 
Versammlungen  fanden  vor  kurzem  in  Oberschlesien  statt  und  brachten 
erneut  den  Be\xfeis,  daß  es  trotz  den  großspurigen  Behauptungen  der 
ersten  Seite  der  Bundeszeitung  in  Oberschlesien  mit  der  Bundes- 
bewegung nicht  recht  vorwärts  geht.    Am  5.  April  sprach  Herr 


II  ::  H  •:  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  snid,  »erden  aufgenoniniLU.  Dem  Namen  des  Hinsenders  sind 
VC' o  Ii  n  u  n .g  und  M  i  t  g  I  i  e  d  n  u  m  m  e  r  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
<!uellen  und  Büchern  werden  unp  ii  tciisi  h  und  nur  schriftlich  erteilt.  E  ine 
Rücksendung  der  Manuskripte  .ii'l  i  ii' lit.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorlct/te  I)>innfrst.i..  (  12  Uhi)  vor  trsrhcinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  crs:  lu  ineii  soll,  l  iii.j  Vi  rbindliclikeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrü(  kill  Ii  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöckc  zur  Wiedergabe  von  Zeiclinungeii  muß  der  Fragesteller  vorher  be-'alilen. 

Technik 

Frage  95.  In  einem  Krankenhaus-Neubau  sind  die  Decken 
nicht  schallsicher.  Die  Konstruktion  ist  folgende:  Hohlkörper- 
steine zwischen  I-Eisen,  dann  Auffüllung  bis  Oberkante  Träger 
mit  Kohlasche,  10  bis  12  cm  stark,  darauf  direkt  auf  die  Träger 
magerer  Aschebeton  ca.  6  cm  stark,  dann  Steinholzfußboden 
einschl.  Isolierschicht  (Pyrofugont).  Diese  Konstruktion  ist  nur 
in  einem  kleinen  Teil  des  Baues  zur  Ausführung  gelangt,  in 
dem  im  Bau  befindlichen  größeren  Teil  wurden  zunächst  die 
Träger-Auflager  mit  Asphaltfilz  umkleidet,  sodann  soll  die  Auf- 
füllung mit  Kohlasche  ca.  3  cm  über  die  Träger  erfolgen,  vorher 
wird  auf  die  Träger  ein  Asphaltfilzstreifen  gelegt  werden.  Die 
Auffüllung  mit  magerem  Aschebeton  ist  dieselbe  wie  vorhin, 
jedoch  wird  beim  Anschluß  an  die  Mauer  ein  Winkel 
von  Asphaltfilz  eingelegt.  Ist  nun  diese  Konstruktion  geeignet, 
um  eine  absolut  schallsichere  Decke  zu  erzielen,  oder  welche 
Konstruktion  wäre  vorzuschlagen  bei  Verwendung  der  Hohl- 
körpersteine und  des  Pyrofugontfußbodens  ? 

Frage  99.  Welches  Anstrichmittel  eignet  sich  am  besten, 
um  alte  mit  ^^-Pfannen  eingedeckte  Dächer  zu  dichten?  An- 
strichmittel möglichst  rote  Farbe. 


dem  Verbände 

Unser  Erholungsheim 
erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.    Das  Heim  war 'ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentHch,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim  des  D.  T.-V.  in  Sondershausen  i.  Thür. 

Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 
die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:   An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


Gramm  in  Beuthen  über  den  „Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes 
für  Privatangestellte".  Obwohl  die  Versammlung  schon  wochenlang 
vorbereitet  war,  fanden  sich  dazu  recht  wenig  Bundesmitglieder  ein. 
Wären  nicht  der  Deutsche  Techniker-Verband,  der  Werkmeister- 
Verband  und  einige  Handlungsgehilfen  vertreten  gewesen,  dann  hätte 
Herr  Gramm  fast  ausschließlich  vor  seiner  mitgebrachten  Unter- 
stütznngstruppe  ans  Königshütte  und  den  Nachbarorten  sprechen 
dürfen.  Mit  Einschluß  der  Gegner  waren  im  ganzen  44  Leute  im 
großen  Konzerthaus-Saale  anwesend,  was  einen  recht  deprimierenden 
Eindruck  auf  alle  Versamiulungsbesucher  hervorrief.  Hier  zeigte  es 
sich  wieder,  mit  dem  Belegen  der  großen  Versammlungslokale  allein 
ist  es  nicht  getan;  es  gehören  auch  die  Menschen  hinzu,  den  Platz 
zu  füllen.    Und  die  fehlen  dem  Bund  in  Oberschlesien! 

Was  Herr  Gramm  gegen  den  Gesetzentwurf  vorbrachte,  waren 
die  alten  Gemeinplätze,  die  schon  zu  häufig  widerlegt  wurden,  um 
sie  hier  noch  einmal  zu  erwähnen.  Von  Verbandsseite  trat  ihm 
Kollege  Kaufmann,  Berlin,  energisch  und  mit  sichtbarem  Erfolge 


252 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  16 


entgegen.  Alle  Kraftanstrengungen  des  Herrn  Gramm,  wie  auch  des 
Vorsitzenden  Herrn  Seidel  konnten  nicht  hindern,  daß  sich  eine 
recht  starke  Minderheit  in  dieser  Versammlung  gegen  die  Bundes- 
Resolution  erklärte.  Ein  Vertreter  des  Werkmeister-Verbandes  sagte 
dabei  den  Bündlern  so  derbe  Wahrheiten,  daß  Herrn  Gramm  alle 
Lust  verging,  im  Schlußwort  den  Werkmeister-Verband  noch  weiter 
zu  poussieren.  Mit  25  gegen  17  Stimmen  hat  sich  die  „Mehrheit" 
für  den  Ausbau  erklärt  und  Herrn  Gramm  den  Sieg  zugetragen. 

Aber  „es  bröckelt  ab!!"  So  hat  vor  kurzem  die  Bundeszeitung 
einmal  höhnisch  geschrieben,  weil  einige  kleine  Vereine  desD.  T.-V., 
denen  die  fortschrittliche  Angestellten-Politik  des  Verbandes  nicht 
in  den  Kram  paßt,  die  Konsequenzen  gezogen  haben  und  aus- 
geschieden .sind.  Nun,  wir  können  sagen,  es  bröckelt  beim  Bunde 
in  Oberschicsien.    Langsam  zwar,  aber  sicher! 

Dies  zeigte  sich  ganz  besonders  in  der  zweiten  Versammlung 
in  Kattowitz,  wo  wieder  Herr  Gramm  den  Gesetzentwurf  der 
Pensionsversicherung  und  alle,  die  sich  auf  den  Boden  desselben 
stellen,  in  gehässiger  Weise  bekämpfte.  Die  Versammlung  war  an- 
fangs von  reichlich  100  Personen  besucht;  unsere  Mitglieder  stram  p 
auf  dem  Posten,  um  einmal  den  Bündlern  zu  beweisen,  daß  sie  selbst 
in  ihrer  Hochburg  Kattowitz  nicht  ohne  weiteres  triumphieren  können. 

Herr  Gramm  sprach  —  fast  zwei  Stunden  lang,  vermutlich  nur, 
um  den  nachfolgenden  Rednern,  insbesondere  unserem  Kollegen 
Kaufmann,  die  Zeit  einzuengen.  Man  wußte  eben,  daß  viele  Ver- 
sammlungsbesucher an  die  Nachtzüge  des  Industriegebietes  gebunden 
waren.  Doch  konnte  diese  Taktik  nicht  hindern,  daß  Herrn  Gramm 
eine  tüchtige  Abfuhr  zuteil  wurde. 

Als  erster  sprach  in  der  Diskussion  unser  Kollege  Kaufmann, 
der  den  Anwesenden  die  Notwendigkeit,  den  Gesetzentwurf  mit  den 
vom  Hauptausschuß  vorgeschlagenen  Verbesserungen  zu  akzeptieren, 
klar  auseinandersetzte.  Hierauf  noch  kurz  Kollege  Eitner  aus  Königs- 
hütte, welcher  eine  Resolution  zur  Annahme  vorschlug,  in  der  der 
Gesetzentwurf  als  brauchbare  Grundlage  anerkannt  wird,  wenn  die 
vom  Hauptausschuß  vorgeschlagenen  Verbesserungen  Berücksichtigung 
finden.  Desgleichen  sollten  Reichstag  und  Bundesregierungen  durch 
die  Resolution  aufgefordert  werden,  den  Gesetzentwurf  noch  in 
dieser  Session  zu  verabschieden. 

Der  Beifall,  der  den  beiden  Rednern  zuteil  wurde,  ließ  klar  er- 
kennen, daß  sich  für  vorstehende  Resolution  wohl  eine  Mehrheit 
finden  würde,  weshalb  Herr  Seidel,  der  als  Bundesobmann  für  das 
Industriegebiet  auch  in  Kattowitz  die  Versammlung  leitete,  mit  allen 
Mittelchen  der  Bundes-Resolution  den  Sieg  zuschieben  wollte.  Er 
gab  Herrn  Gramm  vor  der  Abstimmung  das  Schlußwort,  damit  dieser 
versuchen  sollte,  die  Ausführungen  unseres  Herrn  Kaufmann  abzu- 
schwächen. Herr  Gramm  redete  die  auswärtigen  Versammlungsteil- 
nehmer aus  dem  Saal  heraus,  ohne  dieses  Ziel  zu  erreichen.  Das 
bewies  die  Abstimmung,  bei  der  sich  42  Stimmen  für  die  Bundes- 
Resolution  erhoben,  während  die  Gegenprobe  und  damit  die  Resolution 
des  Verbandes  die  Mehrheit  der  Versammlung  auf  sich  vereinigte. 

Nun  —  nach  dieser  Abstimmung  —  entdeckte  plötzlich  der 
Versammlungsleiter  Herr  Seidel,  daß  auch  2  oder  3  als  Kommunal- 
beamte bekannte  Verbandsmitglieder  anwesend  waren  und  gegen 
die  Bundes-Resolution  gestimmt  haben.  Er  erklärte,  daß  die  im 
öffentlichen  Dienst  beschäftigten  Mitglieder  des  Techniker-Verbandes 
nicht  abstimmen  dürfen  und  nur  Privatangestellte  hier  in  dieser 
Versammlung  zu  entscheiden  hätten.*)  Eine  verblüffend  einfache 
Methode,  den  Abend  für  den  Bund  zu  retten!  Schade  nur,  daß 
der  Herr  nicht  vor  der  Abstimmung  seine  Weisheit  zum  besten  ge- 
geben hat.  Dann  wäre  vielleicht  die  Mehrheit  für  den  Verband 
noch  wesentlich  größer  geworden.  Kollege  Wittmeyer  kenn- 
zeichnete in  einer  stürmischen  Geschäftsordnungsdebatte  dieses  Ver- 
fahren. Ganz  energisch  wies  er  darauf  hin,  daß  der  Bund  sich  in 
Zukunft  seine  gedruckten  Versammlungseinladungen,  die  er  auch  an 
Staats-  und  Gemeindebeamten  verschickt,  sparen  kann,  wenn  er  diese 
nicht  als  gleichberechtigte  Versammlungsbesucher  ansehen  will.  Zum 
Lokalfüllen  kämen  die  Verbandsmitglieder  nicht  in  die  Bundes- 

*)  Das  ist  ein  recht  merkwürdiger  Standpunkt,  der  in  diesem 
Falle  noch  reichlich  post  festum  kommt.  Aber  „ganz  wie's  trefft!" 
In  Darmstadt  sind  die  Bündler  dafür,  daß  sogar  die  Selbständigen 
mit  abstimmen  dürfen,  weil  sie  gegen  das  Pensionsgesetz  sind.  In 
Kattowitz  suchen  die  Herren  das  Schicksal  zu  korrigieren  und  Be- 
amten und  Selbständigen  das  Stimmrecht  zu  beschneiden.  Wie 
vereinbart  sich  denn  diese  Stellung  mit  dem  sonstigen  Vorgehen 
des  Bundes  in  der  Pensionsversicherungsfrage?  Wenn  in  den  öffent- 
lichen Versammlungen  nur  alle  jenen  abstimmen  dürfen,  die  un- 
mittelbar vom  Gesetzentwurf  erfaßt  werden,  dann  steht  es  schlimm 
mit  den  Bundesmehrheiten.  Dann  müssen  natürlich  auch  die  Hills- 
ti-upjjen  aus  dem  Arbeiterstande,  auf  die  sich  die  Herren  Bündlei-. 
wie  z.  B.  in  Hannover,  recht  kräftig  stützen  konnten,  bei  der  Ab- 
stimmung ausscheiden  und  in  Konsequenz  des  Bundesstandpunktes 
in  Kattowitz  wäre  es  auch  mit  der  Unterstützung  der  Bundesagi- 
tatoren  durch  Gewerkschaftssekretäre  und  sozialdemokratische  Reiclis- 
tagskandidaten  vorbei. 


Versammlungen.  Außerdem  dürften  dann  die  Zusammenkünfte  des 
Bundes  nicht  mehr  als  öffentliche  Versammlungen  ausgeschrieben 
werden,  was  in  Kattowitz  in  aufdringlichem  Maße  geschehen  sei. 

Als  sich  noch  weitere  Herren  zur  Geschäftsordnung  meldeten, 
verlor  der  mutige  Herr  Vorsitzende  völlig  den  Kopf.  In  seiner  Auf- 
regung erklärte  er  kategorisch:  „Zur  Geschäftsordnung  kann  ich 
nicht  mehr  sprechen  lassen,  da  ich  die  Versammlung  eben  geschlossen 
habe."  Damit  wars  genug.  Nun  erhoben  sich  unsere  Mitglieder 
und  die  Mehrzahl  der  übrigen  nicht  zur  Bundesgruppe  gehörenden 
Angestellten  unter  kräftigen  Protestrufen  und  verließen  mit  einem 
donnernden  Hoch  auf  den  D.  T.-V.  geschlossen  den  Saal. 

Als  die  Herren  Bündler  nun  unter  sich  waren,  hatten  sie  die 
Kühnheit,  nach  Schluß  der  Versammlung  noch  einmal  über  die 
Bundes-Resolution  abzustimmen.  Jetzt  hat  Herr  Gramm  gesiegt  und 
er  kann  mit  Stolz  auf  diesen  Sieg  zurückblicken,  denn  der  klägliche 
Rest  von  etwa  25  Leuten  hat  „einstimmig"  die  Bundes-Resolution 
votiert. 

Das  geflügelte  Wort:  „Wenn  zwei  dasselbe  tun,  ist  es  doch 
nicht  dasselbe',  scheint  für  die  Bundeshandlungen  maßgebend  zu 
sein.  Wie  wir  nachher  hörten  und  wie  uns  auch  Bundesmitglieder, 
die  an  diesem  Abend  sich  zum  Verbände  meldeten,  weil  sie  mit 
einer  solchen  Geschäftsführung  nicht  einverstanden  sein  konnten, 
bestätigten,  hat  man  sich  bei  d.er  „internen"  Abstimmung  über  die 
Bundes-Resolution  nicht  mehr  daran  gekehrt,  ob  Staatsbeamte  und 
Arbeitgeber  mitstimmten. 

Uns  wurde  berichtet,  daß  Herr  Gymnasial-Oberlehrer  H.,  - 
gewiß  auch  ein  Staatsbeamter,  —  der  als  Politiker  die  Versammlung 
besuchte,  sowie  ein  Arbeitgeber  Herr  B.,  Teilhaber  eines  Instal- 
lationsgeschäftes, für  die  Bundes-Resolution  stimmten.  „Ja,  Bauer, 
das  ist  was  anderes!" 

Beide  Bundesversammlungen  bedeuten  für  den  D.  T.-V.  einen 
Erfolg,  der  sich  äußerlich  in  der  Aufnahme  mehrerer  Mitglieder 
zeigte  und  auch  sonst  seine  Nachwirkung  auf  die  Verbandsverhält- 
nisse in  Oberschlesien  nicht  verfehlen  wird.  Wir  können  mit 
Befriedigung  feststellen,  daß  in  Oberschlesien  die  gegenwärtige 
Verbandspolitik,  die  jedes  Mitglied  zur  gewerkschaftlichen  Standes- 
arbeit verpflichtet,  immer  mehr  Freude  und  Anhänger  findet.  Damit 
wird  aber  auch  dem  Vordringen  des  Bundes  ein  Damm  entgegen- 
gesetzt. Die  Angestellten  des  oberschlesischen  Industriegebietes 
erkennen  eben  immer  mehr  im  D.  T.-V.  die  Techniker-Organisation, 
welche  mit  Energie  und  Würde  die  Interessen  der  Industrieangestellten 
wie  aller  übrigen  Techniker  zu  vertreten  weiß  Ob  nun  die  nächste 
Bundes-Zeitung  wieder  schreiben  wird:    „Es  bröckelt?!!"  W. 

Halle  a.  S.  Adresse:  Otto  Schneider,  Merseburger  Str.  23. 
Wir  veranstalten  am  Dienstag,  25.  April,  abends  \  ^9  Uhr,  im 
Saale  des  „Augustinerbräui"  in  Halle  a.  S.,  Mittelstraße,  einen 
Vortragsabend,  an  welchem  unser  Landtagsabgeordneter  Herr 
Del  i  US  über  das  Thema:  „Die  P  r  iv  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  n 
und  die  Politik"  sprechen  wird.  Zahlreiche  Beteiligung 
dringend  erwünscht.  Namentlich  bitten  wir  auch  die  Herren 
Einzelmitglieder  um  rege  Beteiligung.  —  Am  Himmelfahrtstage, 
25.  Mai  d.  J.,  findet  ein  gemeinsamer  Ausflug  nach  Sonders- 
hausen zur  Besichtigung  des  Erholungsheimes  statt.  Abfalirt 
von  Halle  früh  V26  Uhr  mit  Sonntagsfahrkarte  bis  Franken- 
hausen.   Anmeldungen  erbitten  wir  baldmögl.  an  obige  Adresse. 

Mittclrheinische  Bezirksvcrwaltimg.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Chr. 
Unterauer,  Frankfurt  a.  M.,  Mainkai  23.  —  Der  23.  Bezirkstag 
fand  am  2.  April  im  Kasino  ,,Hof  zum  Gutenberg"  in  Mainz 
statt.  Den  öffentlichen  Verhandlungen  ging  eine  Sitzung  des 
Gesamtvorstandes  und  ein  öffentlicher  Vortrag  des  Herrn  Dr. 
Günther  über :  ,,Das  Zunftwesen,  eine  Analogie  zu  zeitgenössi- 
schen Erscheinungen",  voraus.  Außer  der  Entgegennahme  des 
Jahres-  und  Rechenschaftsberichts  und  der  Genehmigung  des 
Kostenanschlags  1911  fand  die  Neuwahl  des  geschäftsführenden 
Vorstandes  statt.  Diese  ergab  als  1.  Vors.:  Chr.  Unterauer; 
2.  Vors.:  Fr.  Kindervater;  Kassierer:  J.  Wührmann;  Schrift- 
führer: K.  Kley;  Beisitzer:  B.  Löser,  Chr.  Pfannstiel,  H.  Zim- 
mermann (sämtlich  in  Frankfurt),  Horn-Offenbach,  Daum-Darm- 
stadt  und  Kockerbeck-Gießen.  Vertreter  der  Einzelmitglicdcr  im 
Gesamtvorstand  sind:  Maurer-Mainz,  Peiskcr-Wiesbaden,  Leon- 
hard-Wetzlar und  Wickert-Offenbach.  Obmänner  der  Stellen- 
vermittlung sind  Wührmann-Frankfurt  und  Wunder-Wiesbaden. 
Als  Ort  für  den  nächsten  Bezirkstag  wurde  Darmstadt  gewählt. 
Zum  Entwurf  des  Vcrsicherungsgesctzcs  wurde  eine  Resolution 
angenommen,  die  sich  gegen  die  neuerdings  aufgetauchten  Be- 
strebungen, die  Werkspensionskassen  der  großen  Betriebe  als 
Ersatzinstitute  zuzulassen,  ausspricht  (s.  auch  den  Leitartikel  in 
Heft  15.  Die  Schriftitg.).  An  die  Vereine  und  Einzelmitglieder 
wurde  das  Ersuchen  gerichtet,  die  statistischen  Tabellen  des 
Verbandes  betr.  Gruppeneinteilung  (s.  Heft  9  u.  10.  Seite  III), 
die  Jahresberichte  sowie  die  Namen  der  Vertrauensmänner  der 
Bezirksverwaltung  baldmöglichst  und  vollständig  zu  übermitteln. 

Obrrsrlilrsien.  Gelegentlich  der  am  2.  d.  M.  in  Cosel  statt- 
gefundenen Wanderversammlung  ist  ein  „T  c  c  h  n.  Verein 
Cosel  und  Umgegend"  gegründet  worden.    Adresse  des 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


253 


prov.  Vorsitzenden  ist:  Roman  Zoiondei<,  Bauführer,  Cosel. 
Der  Früiijahrsbezirkstag  findet  am  7.  Mai  in  Ratibor  statt.  Das 
Programm  wird  in  der  nächsten  Nummer  der  D.  T.-Z.  bekannt 
gegeben. 

Zwickau  und  Vogtland.  An  der  Kgl.  Bauschule  zu  Plauen 
wird  im  Sommerhalbjahr  1911  durch  den  Direktor  Herrn  Baurat 
Professor  Albert  ein  Sonderkursus  für  Eisenbeton - 
konstruktionen  für  in  der  Praxis  stehende  Techniker, 
Baumeister  und  Baubeamte  abgehalten.  Die  Vorträge  sollen  sich 
zunächst  auf  eine  Wiederholung  und  Ergänzung  der  wichtigsten 
Abschnitte  aus  der  Baustatik  —  Festigkeitslehre,  kontinuierliche 
Träger,  schräge  Biegung,  exzentrischer  Druck,  Stützmauern,  Ge- 
wölbe, hohe  Schornsteine  —  und  dann  auf  die  statische  Be- 
rechnungen sowie  Massen-  und  Kostenberechnung  von  Eisen- 
betonbauten erstrecken.  Es  sind  wöchentlich  drei  Vortrags- 
stunden (voraussichtlich  Donnerstag)  von  4  bis  7  Uhr  nach- 
mittags, mit  Ausnahme  der  Ferien,  vorgesehen.  Das  Honorar 
beträgt  15  M  und  ist  bei  der  Anmeldung  in  der  Expedition 
der  Bauschule  im  voraus  zu  bezahlen. 


Zweir^vereine 
Gemischte  Vereine. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Besichtigung  der 
Feilenfabrik  und  Dampfschleiferei  von  E.  Maegdefrau,  Pankow, 
findet  am  Mittwoch,  19.  April,  nachmittags  Uhr,  statt.  Die 
Teilnehmer  werden  gebeten,  Herrn  R.  Schulz,  Berlin  N.  20, 
Stettiner  Straße  30,  vorher  schriftlich  Nachricht  zukommen  zu 
lassen.  —  Am  Donnerstag,  27.  April,  pünktlich  abends  8V2  Uhr, 
im  Kaisersaal  der  Industrie-Festsäle,  Beuthstr.  20,  Projektions- 
vortrag des  Herrn  Waldemar  Titzenthaler:  „Sommertage  in  der 
Bretagne".  Wir  laden  unsere  Mitglieder  und  insbesondere  auch 
deren  Damen  zu  diesem  hochinteressanten  Vortrage  ein  und 
bitten  Sie,  recht  zahlreich  und  pünktlich  erscheinen  zu  wollen. 
Verbandskollegen  und  Freunde  des  Vereins  sind  willkommen. 

Hamburcr.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  18.  April,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „Bürgerkasino",  Gr.  Allee  Nr.  55.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Abrechnungen.  3.  Tech- 
nische Fragen.  4.  Verschiedenes.  —  Dauerkarten  für  die  Aus- 
stellung bemalter  Wohnräume  sind  an  diesem  Versammlungs- 
abend beim  Kollegen  Niederhof  zu  haben. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
und  Umgegend.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Richard  Spiller,  Kattowitz, 
Holteistr.  38.  —  Nächste  Versammlung  Mittwoch,  19.  April, 
abends  8V2  Uhr,  im  „Pschorrbräu",  August-Schneider-Straße. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen.  2.  Aufnahmen.  3.  Bericht 
über  die  Wanderversammlung  in  Cosel  (O.-S.).  4.  Wahl  der 
Vertreter  zum  Bezirkstag  in  Ratibor.  5.  Verschiedenes'.  Zahl- 
reiches Erscheinen  erwünscht. 

Mannheim.  TechnischerVerein.  Mittwoch,  19.  April, 
Lichtbildervortrag.  Hierzu  besondere  Einladungen.  —  Für 
den  ausscheidenden  Beisitzer  wurde  einstimmig  Herr  Heinrich 
Schmidt  P.  6.  5.  gewählt.  Aufgenommen  wurden  acht  vor- 
geschlagene Herren  sowie  die  Herren:  F.  Oötzinger,  Ing., 
Stefanienpromenade  21  (war  bereits  Mitgl.  des  Techn.  Vereins 
Offenbach),  Hans  Morast,  Hochbautechniker,  Lortzingstraße  14. 
Wir  bitten  nochmals  dringend  um  Einsendung  der  ordnungs- 
gemäß ausgefüllten  Formulare  aus  Heft  9  oder  10  der  D.  T.-Z. 
an  den  Vorstand. 

Nürnberg.  Techniker-Verein.  Es  ergeht  hiermit 
Einladung  zu  der  am  Mittwoch,  3.  Mai,  im  Billardzimmer  der 
Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schüft,  stattfindenden  letzten 
Hauptversammlung.  Beginn  präzise  8  Uhr.  Tagesordnung: 
1.  Protokollbericht.  2.  Auflösung  des  Nürnberger  Techniker- 
Vereins.    Um  recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  gebeten. 

Nürnberg.  Techniker  -  Vereinigung.  Br.-Adr. : 
K.  Polster,  Schreyerstr.  14.  V.  'u.  O. :  Jeden  Mittwoch,  abends 
8V2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schutt.  ~  Ein  lang- 
gehegter Wunsch  vieler  Kollegen  ist  nun  in  Erfüllung  gegangen; 
durch  einstimmige  Beschlüsse  aller  drei  Vereine  wurde  die 
Verschmelzung  des  Technischen  Klubs  Nürnberg,  des  Nürn- 
berger Techniker-Vereins  und  des  Vereins  „Kraft  und  Licht" 
vollzogen,  ein  neuer  Verein  tritt  an  deren  Stelle.  Der  neue 
Verein  führt  den  Namen  „Techniker-Vereinigung 
Nürnberg".  Der  Vereinsbeitrag  beträgt  vierteljährlich  5  M. 
Die  neue  Vorstandschaft  setzt  sich  wie  folgt  zusammen:  1.  Vor- 
stand: Städt.  Bauführer  Polster,  2.  und  3.:  Bauführer  Herzer  und 
Ingenieur  Ebel;  1.  Schriftführer:  Bauführer  Reis,  2.  und  3.: 
Maschinentechniker  Höhenberger  und  Bauführer  Lämmermann; 
1.  Kassierer:  Ingenieur  Nußberger,  2.  und  3.:  Bauführer  Beck 
und  Ingenieur  Seeberger;  Bibliothekar:  Städt.  Bauführer  Karl 
Held;  Inventarverwalter:  Ingenieur  Ernst  Held ;  Stellenvermittler 
für  das  Baufach:  Bauführer  Rehle;  Stellenvermittler  für  das 
Maschinenbaufach:    Ingenieur   Hauenstein.    —   Am  Mittwoch. 


19.  April,  findet  Diskussionsabend  statt.  Wir  hoffen,  daß  alle 
Mitglieder  die  Gelegenheit,  sicli  über  Verbands-  und  Standes- 
fragen  auszusprechen,  rege  benutzen.  Es  empfiehlt  sich,  die 
D.  T.-Z.  mitzubringen.  —  Mittwoch,  26.  April,  Vortragsabend. 
Thema:  „Neubau  eines  Wolkenkratzers  in  New-York".  Wir 
bitten,  auch  bei  diesem  Vortrag  recht  zahlreich  zu  erscheinen 
und  dadurch  die  Vorstandschaft  in  ihren  Bestrebungen,  das 
Vereinsleben  zu  heben,  zu  unterstützen. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Wegen  der  Feier- 
tage findet  die  nächste  Monatsversammlung  am  Mittwoch  nach 
Ostern  statt.  Zur  Beratung  stehen  die  Teilnahme  an  den  Bürger- 
ausschußwahlen, die  Abhaltung  eines  Eisenbetonkurses,  Ab- 
haltung von  Vorträgen  und  Exkursionen.  Einbanddecken  für  die 
D.  T.-Z.  werden  an  Interessenten  abgegeben.  Die  rückständigen 
Fragebogen  erbitten  wir  umgehend. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstr.  4  III.  —  Versammlung  am  Donners- 
tag, 20.  April  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  Restaurant 
Neubauer,  Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen 
und  Eingänge.    2.  Technische  Fragen.    3.  Verschiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  Motiv,  Bauhütte  Dresden.  Br.-A. : 
Baumstr.  Eugen  Pönisch,  Dresden  30,  Schützenhofstr.  11.  — 
Die  erste  ordentliche  Hauptversammlung  findet  programmgemäß 
Mittwoch,  19.  April,  pünktlich  ^j.^^  Uhr  abends  beginnend,  im 
Vereinslokal,  kl.  Gewerbehaussaal,  Ostra-Allee,  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Programmbekanntgabe  durch  die 
Herren  -  Ausschuß Vorsitzenden  und  Beschlußfassung  hierüber. 
3.  Etatfestsetzung  für  das  laufende  Jahr.  4.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  5.  Verschiedene  Berichte.  Gleichwie  zur  Gründungs- 
versammlung erhoffen  wir  ,auch  an  diesem  Abend  ein  volles  Haus 
und  bitten  um  Einführung  von  dem  Verein  und  dem  Verband 
noch  nicht  angehörenden  Berufskollegen. 

Hof.  „Bauhütte",  E.V.  1.  Vrs.:  Herr  Gustav  Wenz, 
Staatsbauführer,  Leopoldstr.  7.  —  Infolge  Austritts  unseres  bis- 
herigen Schriftführers  Hrn.  Hopf  aus  dem  Verband  wurden  in  der 
Versammlung  vom  23.  März  1911  als  Schriftführer  neu  gewählt: 
1.  Schriftführer:  Herr  Bauführer  Heinrich  Klug  als  Protokoll- 
führer und  Bücherwart;  2.  Schriftführer:  Herr  Staatsbauführer 
Fritz  Penning  für  Korrespondenz  usw.  —  Nächste  Vereinsver- 
sammlung am  Donnerstag,  20.  April,  abends  8  Uhr,  im  Vereins- 
lokal  „Zentralhotel".  Tagesordnung:  1.  Einlauf  und  Schrift- 
wechsel. 2.  Genehmigung  des  letzten  Protokolls.  3.  Statuten- 
änderung. 4.  Sonstiges.  Infolge  der  Wichtigkeit  der  Tages- 
ordnung ist  es  Pflicht  eines  jeden  einzelnen  Mitgliedes,  be- 
stimmt zu  erscheinen. 

Staatstechniker. 

Landesvercin  Mittl.  Sächsischer  Eiscnbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.  Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Der  zweite  Vortrag  am  6.  April  über  Wirtschaftsanschläge 
A,  B  und  C  war  Von  36  Mitgliedern  besucht.  Der  nächste 
Vortrag  über  Bauanschläge  findet  am  20.  April,  nachm.  1/2^  Uhr, 
im  Uebernachtungsgebäude,  Walterstraße,  Dresden-Fr.,  statt. 
Vortragender:  Herr  Bauobersekretär  Schulze.  Um  pünktliches 
Erscheinen  wird  gebeten. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II. 
Mittwoch,  19.  April,  abends  8  Uhr,  Vereinsversammlung  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Näheres  wird  noch 
durch  Rundschreiben  bekannt  gegeben. 


Wohlfahrtsmarken  zum  Besten  des  Erholungsheimstocks. 

Von  diesen  Marken  wurden  bereits  100  000  Stück  verkauft,  und 
wir  fordern  alle  Verbandskollegen  weiter  zu  recht  fleißiger  Ab- 
nahme auf.  Die  Wohlfahrtsmarken  sind  zum  Preise  von  2  Pf. 
für  das  Stück  von  der  Gescliäftsstelle  des  D.  T.-V.,  Berlin  SW.  68, 
Markgrafenstr.  94,  zu  beziehen. 


Todes-Anzeige. 

Hiermit  allen  Verbandskollegen  die  traurige  Mitteilung, 
daß  am  28.  März  unser  langjähriges  Mitglied 

Herr  Kollege  Hermann  Junker 

im  Alter  von  38  Jahren  gestorben  ist. 

Wir  werden  ihm  ein  treues  Andenken  bewahren. 

Metzer  Techniker-Verein. 

Der  Vorstand. 


254 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


HeU  16 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsinitglieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1067  für  das  Stadtbaiiamt  einer  mittleren  Stadt  im  Regie- 
rungsbezirk Bromberg  ein  jüngerer  Hochbautechniker,  flotter 
Zeichner.  Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  mit  Handskizzen 
in  Briefform  lunter  1067  an  die  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  des 
Herrn  H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 

1068  für  ein  Architekturbureau  in  Plauen  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker,  hauptsächlich  für  Bureau.  Anfangsgehalt  150 
bis  160  M.  Stellung  dauernd.  Angebote  unter  1068  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  Q4. 

1069  für  eine  Baugesellschaft  in  Wunstorf  sofort  ein 
jüngerer  Bautechniker.  Angebote  unter  1069  an  die  Zweig- 
stelle Hannover,  z.  H.  des  Herrn  L.  Damköhler,  Slicher  Str.  8. 

1070  für  ein  technisches  Bureau  in  Hannover  sofort  ein 
jüngerer  Techniker.  Angebote  unter  1070  an  die  Zweigstelle 
Hannover  wie  unter  1069. 

1071  für  ein  Architekturbureau  in  Hannover  sofort  ein 
tüchtiger  Hochbautechniker,  gewandter  Zeichner.  Gehalt  160  M. 
Angebote  mit  selbstgefertigten  Skizzen  in  Briefform  unter  1071 
an  die  Zweigstelle  Hannover  wie  unter  1069. 

1075  für  ein  Baugeschäft  in  Insterburg  sofort  ein  strebsamer, 
tüchtiger  Techniker,  mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  und 
Verhältnissen  durchaus  vertraut.  Stellung  evtl.  dauernd.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter  1075 
an  die  Zweigstelle  Königsberg,  z.  H.  des  Herrn  Militärbau- 
sekretär Wiehe,  Königseck  5. 

1076  für  eine  Zuckerfabrik  im  Bezirk  Magdeburg  sofort 
ein  Bautechniker,  etwa  25  Jahre  alt,  guter  Zeichner  und  im 
Veranschlagen  geübt.  Anfangsgehalt  150  bis  160  M  und  freie 
Wohnung.  Stellung  von  längerer  Dauer.  Angebote  unter  1076 
an  die  Zweigstelle  Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  Th.  Grosse, 
Breiteweg  175/77. 

1077  nach  Vacha  a.  Werra  sofort  ein  jüngerer,  selbstän- 
diger Bautechniker,  flotter  und  gewissenhafter  Arbeiter,  in  Bau- 
führung erfahren.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen unter  1077  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1078  nach  Neubrandenburg  sofort  ein  tüchtiger  Techniker, 
besonders  gewandt  im  Verkehr  mit  der  Kundschaft,  der  mög- 
lichst im  Kunststeintreppenbau  sowie  in  der  Kunststeinfabrikation 
erfahren  ist  und  besondere  Begabung  für  Architekturzeichnen 
besitzt.  Angebote  unter  1078  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1079  für  einen  Maurermeister  in  Swinemünde  sofort  ein 
junger  Techniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule.  Gehalt 
120  M.  Angebote  unter  1079  an  die  Zweigstelle  Stettin,  z.  H. 
des   Herrn   G.  Borchert,   Barnimstraße  16  E. 

1080  für  den  Neubau  einer-größeren  Eisenbahn-Betriebswerk- 
statt mit  Lokomotivschuppen  in  Lübben  (Lausitz)  sofort  ein 
tüchtiger,  darin  erfahrener  Bautechniker,  der  auch  mit  Brücken- 
bau vertraut  ist,  und  die  praktischen  Ausführungen  überwachen, 
sowie  die  Schlußabrechnungen  herstellen  kann.  Stellungsdauer 
7  bis  8  Monate.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1080 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1081  für  eine  Behörde  in  Magdeburg  sofort  ein  gewandter 
Architekturzeichner.  Angebote  unter  1081  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  Th.  Grosse,  Breiteweg  175/77. 

1082  für  einen  Kreis-Kommunalbaumeister  einer  Lahnstadt 
sofort  ein  tüchtiger  Bautechniker,  flotter  Zeichner  und  Kon- 
strukteur, der  nach  gegebenen  Skizzen  selbständig  arbeiten  kann. 
Bewandtnis  in  schriftHchen  Arbeiten,  Aufstellen  von  Kosten- 
Noranschlägen,  einfachen  statischen  Berechnungen  Bedingung", 
(jchalt  130  bis  150  M.    Angebote  mit  Gehaltsanspinichen  unter 

1082  bis  16.  April  1911  an  die  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M., 
z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbert- 
straße 73. 

1083  nach  Erfurt  sofort  ein  jüngerer  Tiefbautechniker 
zu   Absteckungen   und   Vermessimgsarbeiten.     Angebote  unter 

1083  an  die  Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  des  Herrn  L.  Leidenfrost, 
Scharnhorststraße  18. 

1084  für  eine  Provinzialverwaltung  in  Schlesien  sofort  ein 
Bautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  für  Bureau 
und  Baustelle.  Anfangsgehalt  120  M.  Angebote  unter  1084 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1085  für  ein  Kunststeinwerk  in  Berlin  sofort  ein  junger 
Bautechniker,  gelernter  Maurer,  möglichst  in  Kunststeinlreppen 


erfahren.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1085  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1086  für  ein  Werk  in  Adlershof  sofort  zwei  Bautechniker, 
mit  Eisenkonstruktionen  vertraut.  Gehalt  150  bis  160  M.  An- 
gebote unter  1086  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1103  für  eine  Behörde  in  Metz  sofort  ein  im  Militärbau- 
wesen erfahrener  Techniker,  selbständig  in  Entwurfsbearbei- 
tung, Bauleitung  und  Abrechnung.  Stellung  vorübergehend  evtl. 
von  längerer  Dauer.  Tagesdiäten  6  bis  7  M.  Angebote  unter 
1103  an  die  Zweigstelle  Metz,  z.  H.  des  Herrn  K.  Gerlach, 
Richepansestaden  3. 

1104  für  ein  Stadtbauamt  in  der  Altmark  sofort  ein  Tech- 
niker, mit  der  Aufstellung  von  Bebauungs-  und  Fluchtlinien- 
plänen vertraut,  der  auch  die  evtl.  erforderlichen  örtlichen  Vor- 
arbeiten erledigen  kann.  Gehalt  150  bis  160  M  evtl.  mehr. 
Stellungsdauer  ca.  Vi  Jahr.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
und  Antrittstermin  unter  1104  an  die  Hauptstelle  Berlia  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1 105  für  eine  Kanalbaubehörde  in  Minden  i.  Westf.  sofort 
ein  junger  Techniker.  Gehalt  130  M.  Angebote  unter  1105 
an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund,  z.  H.  des  Herrn  E.  Lustig, 
Kaiserstraße  86. 

1106  für  ein  Architekturbureau  in  Nordenham  sofort  ein 
tüchtiger  Bautechniker.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
1106  an  die  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  des  Herrn  Otto  Krause, 
Neustadls  Contrescarpe  Nr.  70. 

1107  für  ein  größeres  Baugeschäft  in  Bremen  sofort  ein 
Bautechniker,  flotter  Zeichner,  sicher  und  gewandt  in  der  Auf- 
stellung von  statischen  Berechnungen,  Kostenanschlägen  und 
Abrechnungen.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1107 
an  die  Zweigstelle  Bremen  wie  unter  1106. 

1109/10  für  ein  Spezialbaugeschäft  in  Kattowitz  sofort  ein 
Maschinentechniker  mit  einigen  Erfahrungen  im  Ofenbau  und 
in  Eisenkonstruktionen; 

desgleichen  ein  Clautechniker,  gelernter  Maurer,  als  Bau- 
führer, mit  guten  praktischen  Erfahrungen  in  der  Herstellung 
von  feuerfestem  Mauerwerk  (Schamotte-  und  Dinasmauerwerk). 
Beschäftigung  größtenteils  auf  der  Baustelle,  auch  im  Auslande. 
Gehalt  für  beide  Stellungen  150  bis  250  M.  Stellung  dauernd. 
Angebote  für  beide  Vakanzen  unter  1109/10  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1111  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Kreuzburg  (O.-S.)  für  den 
Neubau  einer  kath.  Pfarrkirche  sofort  ein  Bautechniker,  ledig, 
zur  Unterstützung  des  Bauleiters.  Gehalt  bis  170  M.  Stellungs- 
dauer etwa  IV2  Jahre.  Angebote  unter  1111  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1112  nach  Königshütte  in  Oberschles.  sofort  ein  lediger 
Bautechniker,  etwa  24  Jahre  alt,  im  Projektieren,  Abrechnen 
und  in  der  Bauleitung  von  Hausinstallationen,  Warmwasserauf- 
bereitungen und  Heizungen,  sowie  im  Nivellieren  durchaus  er- 
fahren. Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  mit  Gehaltsanspr. 
unter  1112  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1113  für  eine  Behörde  in  Gleiwitz  sofort  ein  erfahrener 
Hochbautechniker  zur  Hilfeleistung  bei  der  Bearbeitung  der 
Baupolizeigeschäfte,  mit  langjähriger  Erfahrung  im  Hochbau 
(möglichst  auch  auf  dem  Gebiete  der  Baupolizei).  Sicherheit 
in  der  Prüfung  von  statischen  Berechnungen  einschl.  Eisenbcto.i- 
bau  erforderlich.    Gehalt  200  M.    Angebote  bis  19.  April  unter 

1113  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1114  für  ein  Königl.  Hochbauamt  in  Westpreußen  zum 
1.  Mai  1911  ein  erfahrener,  älterer  Hochbautechniker  zur  ört- 
lichen Bauleitung  zweier  etwa  8  km  voneinander  entfernter 
Dorfkirchen.  Gewandter,  Zeichner,  mit  Erfahrung  in  der  Be- 
aufsichtigung und  Leitung  staatlicher  Bauten.  Radfahrer  mit 
eigenem  Rad.  Angebote  mit  Skizzen  und  der  Versicherung, 
daß  sich  Bewerber  in  geordneten  Verhältnissen  befindet,  unter 

1114  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  SchuFz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

1115  für  den  Baupolizeidienst  einer  städtischen  Verwaltung 
in  Westpreußen  baldigst  ein  Bautechniker  mit  abgeschlossener 
Baugewerkschulbildung,  guten  Kenntnissen  in  der  Baukonstruk- 
tion und  Baumaterialienkunde,  sowie  in  der  Statik  der  Hochbau- 
konstruktionen.    Anfangsgehalt    bis    150  M.     Angebote  unter 

1115  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

1116  für  ein  Architekturbureau  in  Pforzheim  baldigst  ein 
Bautechniker  als  Bauführer,  der  im  Abrechnungs-  und  Vcr- 


Heft  16 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


250 


messungswesen  erfahren  ist  und  mehrere  Baustellen  leiten  l<ann. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1116  an  Herrn  Ph.  Dahl, 
Holzgartenstraße  133,  zur  Weiterbeförderung. 

1117  für  ein  Baugeschäft  in  Lünen  i.  W.  sofort  ein  tüchtiger 
Bauführer  für  Hoch-  und  Tiefbau.  Gehalt  180  M.  Angebote 
unter  1117  an  Herrn  O.  Rohwer,  Lünen,  Cappenberger  Str.  33  b, 
zur  Weiterbeförderung. 

1118  für  ein  Schornsteinbaugeschäft  in  Hannover  sofort 
ein  jüngerer  Bautechniker  mit  einigen  Erfahrungen  im  Schorn- 
steinbau. Angebote  unter  1118  an  die  Zweigstelle  Hannover, 
z.  H.  des  Herrn  L.  Damköhler,  Slicher  Straße  8. 

1119  von  einem  Architekturbureau  sofort  ein  tüchtiger 
Bauführer  für  Koloniebauten  in  Hamm  i.  W.,  etwa  30  Jahre 
alt  und  sicher  im  Abrechnen.  Gehalt  200  bis  250  M.  Angebote 
unter  1119  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen 
in   Dortmund,   Kaiserstraße  86. 

1120  für  eine  große  Kesselfabrik  in  Oberhausen  i.  Rhld. 
zur  Unterstützung  des  Oberingenieurs  baldigst  ein  Bautechniker 
mit  Fachschulbildung,  speziell  für  Kesseleinmauerung  und  Feue- 
rung, später  evtl.  Reisetätigkeit  und  Montage.  Stellung  dauernd. 
Gehalt  etwa  150  M.  Bewerber  muß  möglichst  in  einem  Spezial- 
baugeschäft  für  Schornsteinbauten,  Ofenanlagen  und  Kessel- 
cinmauerungen  praktische  Kenntnisse  erworben  haben.  An- 
gebote unter  1120  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  wie  unter  1119. 

1121  von  einer  Fabrik  für  Gasanstaltsbau  in  Dortmund 
sofort  ein  junger  Hochbautechniker.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  1121  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  wie  'unter  1119. 

1122  für  ein  Architekturbureau  in  Essen  sofort  ein  Bau- 
techniker, flotter  Architekturzeichner; 

desgleichen  ein  Hochbautechniker,  sicher  in  Statik  und 
Abrechnung.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen,  Antrittstermin 
und  Skizzen  unter  1122  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland 
und  Westfalen  wie  unter  1119. 

1123  für  ein  Architekturbureau  in  Herne  i.  W.  sofort  ein 
Techniker  für  Bureau  und  Baustelle.  Flotter  Zeichner  und 
Statiker.  Stellung  dauernd.  Gehalt  ca.  150  M.  Angebote  unter 
1123  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  wie 
unter  1119. 

1124  für  das  Vermessungsbureau  einer  Behörde  in  Glück- 
stadt ein  tüchtiger  Zeichner,  mit  Erfahrung  in  der  Anfertigung 
von  Pfeil-  und  Nivellementsplänen.  Angebote  mit  Schrift-  und 
Zeichenproben  unter  1124  an  den  Vermessungstechniker-Verein 
für  Rheinland  und  Westfalen,  z.  H.  des  Herrn  J.  Stender,  Essen 
a.  d.  Ruhr,  Steinstraße  4. 

1135  für  ein  Baugeschäft  in  Deutsch-Eylau  sofort  ein 
Hochbautechniker,  der  mit  Entwerfen,  statischen  Berechnungen 
und  Veranschlagen  vertraut  ist.  Angebote  unter  1135  an  die 
Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig-Lang- 
fuhr,  Herstastraße  17. 

B.  für  Industrieangestellte. 

1064/65  von  einer  Berliner  Baugesellschaft  sofort  ein  In- 
genieur für  allgemeinen  Maschinenbau  und  ein  Ingenieur,  der 
mit  der  Durcharbeitung  von  Be-  und  Entwässerungsanlagen 
vertraut  ist.  Angebote  unter  1064/65  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1066  für  eine  Städtereinigungsgesellschaft  in  Berlin  sofort 
ein  Ingenieur,  selbständiger  Arbeiter,  für  Heizungs-,  Gas-  und 
Wasseranlagen.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1066 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1088  für  ein  Konstruktionsbureau  in  Ludwigshafen  a.  Rh. 
sofort  ein  jüngerer,  tüchtiger  Ingenieur  oder  Techniker  aus 

•  der  Werkzeugmaschinenbranche,  der  möglichst  schon  in  Bohr- 
maschinen tätig  war.     Angebote  mit  Oehaltsansprüchen  unter 

•1088  an  die  Zweigstelle  Kaiserslautern,  z.  H.  des  Herrn  Otto 
Braun,  Barbarossastraße  37. 

1089  nach  München  sofort  ein  Techniker  der  Metallguß- 
warenbranche,  speziell  für  Bade-  und  Wasserleitungsarmaturen, 
nicht  über  35  Jahre  alt,  der  evtl.  später  die  Leitung  des  Be- 
triebes übernehmen  kann.  Stellung  dauernd.  Angebote  mit 
Gehaltsansprüchen  unter  1089  an  die  Zweigstelle  München,  z.  H. 
des  Herrn  A.  Dörge,  Holzstraße  26. 

1090  für  eine  Maschinenbau-Anstalt  in  Weißensee  b.  Berlin 
sofort  ein  Techniker  oder  Ingenieur,  mit  Kenntnissen  im  all- 
gemeinen Maschinenbau  und  guten  Erfahrungen  im  Dampf- 
maschinenbetrieb. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1090 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1091  nach  Kiel  sofort  ein  jüngerer  Maschinentechniker 
für  allgemeinen  Maschinenbau  und  Eisenkonstruktionen.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1091  an  die  Zweigstelle 
Kiel,  z.  H.  des  Herrn  F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

1092  für  eine  größere  Maschinenfabrik  in  Augsburg  sofort 
ein  flotter  Konstrukteur  für  Pumpen  und  Kompressoren.  Be- 


werber, welche  im  Schiffskühlmaschinenbau  bewandert  sind,  be- 
vorzugt. Angebote  unter  1092  an  die  Zweigstelle  Augsburg, 
z.  H.  des  Herrn  W.  Arnold,  Haunstetter  Straße  25  a. 

1093  von  einer  Stettiner  Schamottefabrik  sofort  drei  jüngere 
Eisenkonstrukteure,  möglichst  mit  einigen  Erfahrungen  in 
Kohlenaufbereitungen  und  Transportanlagen.  Angebote  mit  Ge- 
haltsansprüchen und  Antrittstermin  unter  1093  an  die  Zweigstelle 
Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Borchert,  Barnimstraße  16  E/ 

1094  nach  Sachsen  zum  16.  Mai  bezw.  1.  Juni  1911  ein 
erfahrener  Ingenieur  für  Konstruktion,  Korrespondenzwesen 
und  Offerten,  mit  ca.  fünfjähriger  Spezialpraxis  im  Transmissions- 
bau. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter 
1094  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1095  für  eine  Maschinenfabrik  in  Frankfurt  a.  M.  sofort 
ein  tüchtiger  Maschinentechniken  als  Hilfskonstrukteur.  An- 
fangsgehalt 150  M.  Stellung  dauernd.  Zwei  bis  drei  Jaiire 
Bureaupraxis  Bedingung.  Angebote  unter  1095  an  die  Zweig- 
stelle Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  J.  Wührmann,  Frank- 
furt a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

1096  für  ein  Ingenieurbureau  in  der  Pfalz  sofort  ein  jüngerer, 
im  Gießereiwesen  und  Werkzeugmaschinenbau  erfahrener  Tech- 
niker, der  außer  der  Fertigung  von  Schätzungen,  Taxationen 
und  Zeichnungen  jeglicher  Art,  auch  Kundenbesuche  auszuführen 
hat.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1096  an  die  Zweig- 
stelle Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  des  Herrn  Joh.  Wührmann,  Frank- 
furt a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

1097  nach  Ragnit  sofort  ein  flotter  Maschinenzeichner.  An- 
gebote unter  1097  an  die  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H. 
des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1098/99  für  ein  Kgl.  Hüttenamt  b.  Bergen  (O.-B.)  zum  Sep- 
tember ds.  Js.  ein  Konstrukteur  für  Holzbearbeitungsmaschinen; 

sowie  für  sofort  ein  sauberer  Zeichner  oder  Techniker, 
der  nach  Modellen  Konstruktionszeichnungen  anfertigen  kann, 
für  das  gleiche  Fach.  Stellungsdauer  für  Letzteren  zunächst 
3  bis  5  Monate,  evtl.  länger.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
für  beide  Vakanzen  unter  1098,  99  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1100  von  einer  Maschinenfabrik  in  Berlin  sofort  mehrere 
jüngere  Konstrukteure,  evtl.  auch  Anfänger  für  Aufzugsbau. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter  1100 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1125  von  einer  Fabrik  für  Gasapparate,  Gasometer  und 
Gaswerke  in  Dortmund  sofort  zwei  Maschinentechniker  für 
das  Gasfach.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Antritts- 
termin unter  1125  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

1126  für  eine  Metall-Lederwarenfabrik  in  größerer  Stadt 
Westfalens  sofort  ein  Techniker,  etwa  25  Jahre  alt,  Absolvent 
einer  staatlich  anerkannten  Maschinenbauschule,  zur  Unter- 
stützung des  Betriebsleiters  bei  Ueberwachung  des  Betriebes, 
bei  Anlagen  und  Unterhaltung  der  maschinellen  Einrichtungen 
und  für  Kalkulation.  Stellung  dauernd:.  Aussicht  auf  Betriebs- 
leiter-Stelle. Angeb.  mit  Gehaltsanspr.  und  Photographie  unter 
1126  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

1127  für  ein  großes  chemisches  Werk  bei  Halle  a.  S. 
sofort  ein  tüchtiger  Maschinentechniker.  Angeb.  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Antrittstermin  unter  1127  an  die  Zweigstelle 
Halle  a.  S.,  z.  H.  des  Herrn  W.  Schleenvoigt,  Friedrichstr.  24. 

1128  nach  München  sofort  ein  Spezialingenieur  für  Bagger- 
bau. Angeb.  mit  Gehaltsanspr.  unter  1128  an  die  Zweigstelle 
München,  z.  H.  des  Herrn  A.  Dörge,  Holzstraße  26. 

1129  von  einer  A.-G.  in  München  sofort  ein  selbständiger 
Elektroingenieur  für  Projektieren  und  Akquisition.  Gehalt  200 
bis  250  'M.  Süddeutscher  bevorzugt.  Angebote  mit  Gehaltsanspr. 
unter  1129  an  die  Zweigstelle  München  wie  unter  1128. 

1130  für  Rohölmotorenbau  nach  München  ein  durchaus 
selbständiger  Spezialingenieur  bei  hohem  Gehalt.  Angeb.  mit 
Gehaltsanspr.  u.  1130  an  die  Zweigstelle  München  wie  unter  1128. 

1131  nach  Stuttgart  sofort  ein  tüchtiger  Maschinen-  oder 
Bautechniker,  zuverlässiger  und  flotter  Arbeiter,  der  an  sauberes 
Zeichnen  gewöhnt  ist,  für  Ofen-  'und  Feuerungsanlagen.  Angeb. 
unter  1131  an  die  Zweigstelle  Stuttgart,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neft, 
Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 

1132  für  Berlin  sofort  ein  selbständiger  Konstruktions- 
zeichner für  Kamerabau  und  Feinmechanik.  Stellung  vorüber- 
gehend. Angebote  unter  1132  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1133  von  einer  Berliner  Maschinenfabrik  sofort  ein  Eisen- 
konstrukteur mit  mindestens  zweijähriger  Bureaupraxis.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1133  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1134  für  eine  Eisengießerei  und  Pumpenfabrik  in  Königs- 
berg i.  Pr.  sofort  ein  junger  Maschinentechniker,  mit  einigen 
Erfahrungen  im  Wasscrlcitungs-,  Installations-  und  Heizungsfacli. 


256 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  16 


Stellung  dauernd.  Gehalt  125  M.  Angebote  unter  1134  an 
die  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  des  Herrn  Miiitär- 
bausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1136/37  für  ein  Hüttenwerk  in  Oberschlesien  für  die  Zinkerei 
ein  Betriebstechniker,  Absolvent  einer  Maschinenbauschule. 
Gehalt  150  bis  180  M; 

desgleichen  für  das  technische  Bureau  ein  Konstrukteur, 
Absolvent  einer  Maschinenbauschule,  in  dauernde  Stellung.  Ge- 
halt 150  bis  180  M.  Angebote  für  beide  Vakanzen  nur  nach 
vorheriger  Anfrage  bei  der  Hauptstelle  nach  der  Adresse  der 
Firma  direkt  an  dieselbe. 

II.  Wiederholt: 

725  für  eine  Maschinenfabrik  in  Tann  i.  Eis.  sofort  ein 
Maschinentechniker  mit  elektrotechnischen  Kenntnissen,  zur 
Betriebsleitung,  speziell  Pumpenbau.  Französische  Sprachkennt- 
nisse erforderlich.  Gehalt  bis  160  M.  Stellung  dauernd.  Be- 
werber hat  sich  zunächst  gegen  entsprechende  Extravergütung 
ca.  "3  Monate  in  Paris  in  dem  betr.  Pumpens\'stem  auszubilden. 
Angebote  unter  725  an  die  Zweigstelle  Mülhausen  i.  Eis.,  z.  H. 
des  Herrn  Ph.  Mayer,  Engel-Dollfußstraße  7. 

838  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Gladbeck  i.  W.  sofort  ein 
Techniker  (Architekturzeichner).  Gehalt  nach  Uebereinkunft. 
Angebote  mit  selbstgefertigten  Skizzen  unter  838  an  die  Ge- 
schäftsstelle für  Rheinl.  und  Westf.  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

860  für  ein  Baugeschäft  in  Westpreußen  sofort  ein  jüngerer 
Bautechniker,  flotter  Zeichner,  für  Bureau.  Gehalt  150  M. 
Angebote  unter  860  an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn 
E.  Schulz,   Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

912  für  ein  Baugeschäft  in  Sablon  b.  Metz  sofort  ein  tüch- 
tiger Hoch-  und  Tiefbautechniker,  ledig,  etwa  30  Jahre  alt, 
mit  allen  vorkommenden  Arbeiten  durchaus  vertraut.  Gehalt 
ca.  180  M  und  mehr.  Stellung  evtl.  dauernd.  Angebote  unter 
912  an  die  Zweigstelle  Metz  wie  unter  911. 

919  nach  Mörs  i.  Rhid.  sofort  ein  Architekt,  gewandter 
Zeichner,  mit  Barockformen  vertraut,  für  Bureau.  Gehalt  200 
bis  225  M.  Stellungsdauer  etwa  272  Jahre.  Angebote  mit 
Skizzen  in  Briefform  unter  919  an  die  Geschäftsstelle  für  Rhein- 
land und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

940  für  eine  Maschinenbauanstalt  in  Tann  i.  Eis.  sofort 
zwei  Maschinentechniker,  nicht  unter  25  Jahre  alt,  flotte  und 
saubere  Zeichner,  selbständige  Arbeiter,  für  die  Dampfmaschinen- 
branche und  für  Transmissionen.  Stellung  dauernd.  Kenntnis 
der  französischen  Sprache  erforderlich.  Angebote  unter  940 
an  die  Zweigstelle  Mülhausen  i.  Eis.,  z.  H.  des  Herrn  Ph.  Mayer, 
Engel-Dollfußstraße  7. 

943  von  einer  Maschinenfabrik  in  Wiesbaden  sofort  ein  im 
Aufzugsbau  erfahrener,  selbständiger  Techniker  oder  Ingenieur. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Photographie  unter  943 
an  die  Zweigstelle  Wiesbaden,  z.  H.  des  Herrn  F.  Wunder, 
Blücherstraße  24. 

958  nach  Düsseldorf  sofort  mehrere  jüngere  Techniker 
mit  Erfahrung  in  Eisenhochbau,  besonders  in  Zechenanlagen, 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  958  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

966  von  einer  Maschinenfabrik  in  Tegel  b.  Berlin  sofort 
ein  Maschinentechniker,  etwa  25  Jahre  alt.  Gehalt  120  bis 
150  M.  Angebote  unter  966  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

976  nach  Barmen  sofort  ein  Techniker  für  Eisenhoch-, 
und  Brückenbau,  der  sich  sicher  und  schnell  einarbeiten  kann. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  und  Antrittstermin  unter  976 
an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  !und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

983  für  eine  Maschinenfabrik  in  Tempelhof  sofort  ein  junger 
Maschinentechniker,  guter  Zeichner,  für  Ventilatoren  und  Trans-- 
portanlagen.  Gehalt  125  M.  Angebote  unter  983  an  die  Haupt- 
stclle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

995  für  ein  Hoch-,  Tief-  und  Betonbaugeschäft  in  Ober- 
schlesien ein  jüngerer,  tüchtiger  und  strebsamer  Bautechniker, 
guter  Zeichner  und  sicherer  Rechner,  für  Bureau  und  Baustelle.  ~ 
Anfangsgehalt  120  bis  150  M.  Stellung  evtl.  dauernd.  Kenntnis 
der  polnischen  Sprache  sehr  erwünscht.  Angebote  unter  9Q5 
an  die  Hauptstellc  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1006  für  ein  Baugeschäft  in  Regensburg  sofort  ein  tüch- 
tiger Techniker,  sauberer  Zeichner,  sicher  in  Konstruktionen 
und  Werkplänen,  mit  flotter  Plan-  und  Handschrift,  sowie  ab- 
geschlossener Schulbildung.  Gehalt  175  bis  200  M.  Angebote 
mit  Handskizzen  sowie  Schriftproben  unter  1006  an  die  Zweig- 
stelle Nürnberg,  z.  H.  des  Herrn  Fr.  Rehle,  Untere  Grasersg.  9. 

1007  für  ein  Baugeschäft  in  Regensburg  sofort  ein  jüngerer, 
tüchtiger  Techniker,  sauberer  Zeichner,  mit  flotter  Handschrift, 
für  Bureau.  Gehalt  150  M.  Angebote  mit  Handskizzen  und 
Schriftproben  unter  1007  an  die  Zweigstelle  Nürnberg,  z.  H. 
des  Herrn  Fr.  Rclile,  Untere  Grasersgasse  9. 


1013  für  ein  Architekturbureau  in  Graudenz  sofort  ein 
jüngerer,  tüchtiger  Hochbautechniker  mit  abgeschlossener  Bau- 
gewerkschulbildung. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1013 
an  die  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz,  Danzig- 
Langfuhr,  Hertastraße  17. 

1019  für  eine  Luftfahrzeug-Gesellschaft  in  Bitterfeld  sofort 
zwei  jüngere,  tüchtige  Maschinentechniker  in  dauernde  Stellung. 
Gehalt  120  bis  150  M.  Angebote  unter  1019  an  die  Zweig- 
stelle Stuttgart,  z.  H.  des  Herrn  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolf- 
straße 14. 

1020  für  eine  Materialprüfanstalt  in  Stuttgart  sofort  zwei 
jüngere  Maschinentechniker,  saubere  Zeichner  und  flotte  Rech- 
ner, in  dauernde  Stellung.  Angebote  unter  1020  an  die  Zweig- 
stelle Stuttgart  wie  unter  1019. 

1024  nach  Magdeburg  sofort  ein  Konstrukteur  für  Trans- 
portwesen aller  Art.  Angebote  unter  1024  an  die  Zweigstelle 
Magdeburg,  z.  H.  des  Herrn  P.  Herrmann,  Magdeburg-S., 
Kruppstraße  12. 

1026  für  Rheinland  sofort  zwei  Maschinentechniker  als 
Konstrukteure  für  leichte  Eisenkonstruktionen.  Bedingung:  mili- 
tärfrei, Technikum  und  Berechtigung  zum  Einjährig-FreiwilHgen, 
Bureaupraxis.  Stellung  dauernd.  Gehalt  bis  150  M.  Angebote 
unter  1026  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und  Westfalen 
in   Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

1027  nach  Düsseldorf  sofort  ein  jüngerer  Techniker  für 
kleine  Eisenkonstruktionen  (Fenster  usw.).  Angebole  unter  1027 
an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1026. 

1028  von  einer  Maschinenfabrik  für  Bergbau  und  Auf- 
bereitung bei  Dortn'iund  zum  1.  Juli  1911  evtl.  früher  ein  tüch- 
tiger Eisenkonstrukteur  für  bergbauliche  Anlage,  besonders 
Wäschen-  und  Separationsbau.  Gehalt  230  bis  250  M.  Angebote 
unter  1028  an  die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1026. 

1029  von  einer  Maschinenfabrik  für  Bergbau  und  Auf- 
bereitung bei  Dortmund  zum  1.  Juli  1911  evtl.  früher  ein  Kon- 
strukteur für  Apparatebau  (Kohlenwäschen  usw.).  Gehalt  130 
bis  150  M.  Angebote  unter  102Q  an  die  Geschäftsstelle  in  Dort- 
mund wie  unter  1026. 

1039  für  eine  Behörde  in  Minden  i.  Westf.  sofort  ein  älterer, 
im  Militärbauwesen  erfahrener  Techniker,  Absolvent  einer  Bau- 
gewerkschule, für  Bauleitung  und  Abrechnung.  Tagesdiäten 
6  bis  7  M.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1039  an 
die  Geschäftsstelle  in  Dortmund  wie  unter  1026. 

1040  für  die  Erweiterung  des  Oderhafens  in  Cosel  sofort 
ein  jüngerer  Techniker,  guter  Zeichner,  möglichst  mit  Ver- 
waltungssachen vertraut.  Gehalt  120  bis  135  M.  Angebote 
unter  1040  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1050  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Herne  i.  Westf.  sofort  ein 
Tiefbautechniker,  Absolvent  einer  Baugewerkschule,  mit  be- 
sonderer Erfahrung  im  Entwerfen.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen und  Führungszeugnis  unter  1050  an  die  Geschäfts- 
stelle für  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

1054  für  ein  größeres  Dorf  im  Bezirk  Münster  i.  Westf. 
sofort  ein  Bauamts-Assistent,  flotter  Zeichner  und  sicherer 
Statiker  (auch  Eisenbeton).  Erfahrung  in  der  Bearbeitung  von 
Baupolizeisachen  erforderlich.  Gehalt  1600  M,  steigend  bis 
3100  M  und  Wohnungsgeldzuschuß.  Entschädigung  für  Stellung 
eines  Fahrrades.  Nach  einem  Probejahr  Einstellung  mit  Be- 
amteneigenschaft. Angebote  unter  1054  an  die  Geschäftsstelle 
in  Dortmund  wie  unter  1050. 

1056  für  ein  Architekturbureau  in /Hagen  i.  Westf.  sofort 
ein  Bautechniker,  tüchtiger  Zeichner.  Angebote  mit  Oehalts- 
ansprüchen  und  Skizzen  in  Briefform  unter  1056  an  die  Geschäfts- 
stelle in  Dortmund  wie  unter  1050. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  993  (Schöneberg).  196 
(Frankfurt  a.  M.).  891  (Kiel).  769  (Brandenburg).  1021  (Berlin). 
884  (Frankfurt  a.  M.).  875  (Berlin).  932  (Berlin).  1035  (Char- 
lottenburg). 1038  (Berlin).  625  (Eisenach).  933  (Würzen). 
851  (Meiningen).  1102  (Berlin).  1073  (Berlin).  714  (Genthin). 
1074  (Berlin).  815  (Niederschlesien).  265  (Magdeburg).  S92 
(Essen).  559  (Dortmund).  894  (Langenbochum).  693  (Dort- 
mund). 416  (Bremen).  706  (Osnabrück).  960  (Lünen).  741 
(Hannover).    850  (Uelzen).    1069,  1070  (Hannover). 

Erledigt:  930  (Kreuzlingen).  881  (Schöneberg).  765 
(Liegnitz).  825  (Kiel).  613  (Dortmund).  471,  732,  964  (Osna- 
brück).   935  (Grünberg). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

55556.   60993.   34426.    5S513.    57215.    56666.    49781.  5793S. 

59005.  57S30.  44212.  47251.  51748.  61394.  61549.  54562.  58537. 

58990.  61395.  47914.  56370.  57477.  43220.  39820.  52578.  61597. 

58123.  60919.  52877.  30555.  57341.  5')278.  51633.  60547.  44715. 

54070.  55874.  58788.  0441.  54350.  50281.  58393.  01186.  60317. 
59401.  60014.  01563. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  17  Schriftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  22.  AprillÖH 


lohalt:  Der  Stand  der  Reichsversicherungsordnung  —  Mikroskopische  Sichtbarkeitsgrenzen  —   Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  —  Rechtsfragen  -  Aus  der  Voücs- 
wirtschaftslehre  —  Zeitschriftenschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Der  Stand  der  Reichsversicherungsordnung 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Auf  der  Tagesordnung  der  ersten  Reichstagssitzung 
nach  der  Osterpause  stehen  am  2.  Mai  die  Entwürfe  eines 
Einführungsgesetzes  zur  Reichsversicherungsord- 
nung und  eines  Gesetzes  zur  Aufhebung  des  H  il  f  s  - 
kassengesetzes.  Diese  Beratungen  bilden  den  Auf- 
takt zur  zweiten  Lesung  der  R  e  i  c  h  s  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  s  - 
Ordnung,  die  im  wesenthchen  die  Zeit  bis  Pfingsten 
ausfüllen,  heftige  Kämpfe  entfesseln  und  nicht  nur  für 
die  drei  großen  Zweige  unserer  sozialen  Versicherung, 
sondern  auch  für  die  Gestaltung  unserer  gesamten  Politik 
von  höchster  Bedeutung  sein  wird.  Denn  hauptsächlich 
der  Versicherung  wegen  plant  man  eine  Verschiebung 
der  Reichstagsneuwahlen  bis  zum  äußersten  Termin, 
wünscht  man  den  alten  Reichstag  noch  zu  einer  be- 
sonderen Herbsttagung  einzuberufen.  Zeigt  sich  jetzt, 
daß  die  Reichsversicherungsordnung  doch  nicht  zustande 
kommt,  so  fallen  vvahrscheinhch  alle  diese  Kombinationen 
weg  und  eine  frühzeitige  Ansetzung  der  Neuwahlen  nach 
Auflösung  des  altersschwachen  Parlamentes  könnte  die 
Folge  sein.  Damit  fiele  natürlich  auch  jede  Möglichkeit, 
daß  der  gegenwärtige  Reichstag  noch  das  Pensionsver- 
sicherungsgesetz  für  die  Angestellten  erledigte.  Dieses 
hängt  mit  der  R.  V.  O.  viel  enger  zusammen,  als  die 
äußere  Gestalt  des  Entwurfes  annehmen  läßt. 

Die  Privatangestellten  sind  also  in  besonders  hohem 
Maße  an  dem  Schicksal  der  R.  V.  O.  interessiert  und  werden 
versuchen  müssen,  auf  den  Reichstag  noch  einen  Einfluß 
auszuüben.  Denn  wenn  irgendwo,  so  gilt  es  hier,  daß 
nicht  das  Zustandekommen  des  Gesetzes  an  sich,  sondern 
seine  Gestaltung  das  Ausschlaggebende  ist.  Es  wird  ja 
nicht  ein  bisher  ungeordnetes  Gebiet  neu  vom  Rechte 
ergriffen,  sondern  im  wesentlichen  bestehendes  Recht  neu 
redigiert,  dabei  allerdings  in  erheblichem  Maße  geändert. 
Bei  der  Beurteilung  des  Vorteils  oder  Nachteils  dieser 
Aenderungen  ist  nicht  nur  ihr  Inhalt  zu  berücksichtigen, 
sondern  auch  die  Tatsache,  daß  die  Kodifikation  eines 
so  umfangreichen  Werkes  an  sich  eine  Bedeutung  für 
die  Zukunft  hat.  An  den  1700  Paragraphen  der  R.  V.  O. 
wird  man,  wenn  sie  jetzt  nach  jahrelangem  Arbeiten  zu- 
stande kommt,  sobald  nicht  wieder  rütteln  lassen.  Das 
neue  Gesetz  wird  für  ein  Jahrzehnt  maßgebend  bleiben. 
iWas  jetzt  nicht  am  Fortschritt  durchgesetzt  wird,  bleibt 
lange  Zeit  frommer  Wunsch.  Die  R.  V.  O.  darf  nicht 
nach  den  Verhältnissen  von  1910,  sondern  nur  nach 
denen  von  1915  oder  1920  gemessen  werden.  Das  heißt, 
sie  ist  nur  dann  zu  begrüßen,  wenn  sie  so  viele  und 
kräftige  Fortschritte  bringt,  daß  man  ein  Jahrzehnt  auf 
ihr  beharren  kann. 

Diese  F  o  r  t  s  c  h  r  i  1 1  e  könnten  in  drei  Richtungen 
liegen:  in  der  Einführung  neuer  Versicherungszweige,  die 


als  Bedürfnis  anerkannt  sind;  in  der  Ausdehnung  der 
bestehenden  Versicherungen  auf  neue  Volksgruppen,  die 
ihnen  trotz  vorhandenen  Bedürfnisses  bisher  nicht  unterstanden ; 
und  in  einer  Verbesserung  der  Leistungen  der  vorhan- 
denen Versicherungen.  In  allen  drei  Richtungen  ist  die 
R.  V.  O.  als  großer  Fortschritt  gerühmt  worden.  Aber 
wenn  man  schärfer  prüft,  so  schrumpfen  die  Errungen- 
schaften bedenklich  zusammen.  Und  die  Privatangestell- 
ten, die  ja  bisher  stiefmütterlich  bedacht  waren  und  eine 
Reihe  sehr  triftiger  Abänderungswünsche  hatten,  können 
die  Frage  aufwerfen,  ob  denn  die  R.  V.  O.  ihnen  über- 
haupt einen  Fortschritt  und  nicht  vielleicht  einen  Rück- 
schritt bringt.  Dabei  kann  natürlich  nicht  auf  alle  Einzel- 
heiten eingegangen  werden,  um  so  weniger,  als  in  den 
drei  Lesungen  der  Kommission  hunderte  von  Abände- 
rungen beschlossen,  zum  Teil  wieder  geändert  oder  auf- 
gehoben worden  sind.  Im  allgemeinen  kann  man  ja  sagen, 
daß  der  Reichstag  bisher  meist  im  Interesse  der  Ver- 
sicherten gewirkt  hat.  Leider  aber  hat  er  eine  Reihe  wich- 
tiger Beschlüsse  erster  Lesung  nachher  wieder  rückgängig 
gemacht.  Und  sich  in  einigen  wichtigen  Punkten  auch 
nicht  von  bedenklichen  Verschlechterungen  der  Vorlage 
freigehalten. 

Als  Hauptfortschritt  in  bezug  auf  Erweiterung  des 
Versicherungsgebietes  ist  die  Hinterbliebenenver- 
sicherung im  Anschlüsse  an  die  Invalidenversicherung 
gerühmt  worden.  Mit  Unrecht.  Denn  abgesehen  davon, 
daß  die  Versorgung  mit  Jahresrenten  für  invalide  Witwen 
von  60  bis  150  M,  für  Waisen  von  30  bis  80  M  (also 
mit  Monaterenten  für  eine  erwerbsunfähige  Frau  mit  zwei 
kleinen  Kindern  von  10  bis  30  M)  so  bescheiden  ist, 
daß  sie  für  Privatangestellte  nur  in  Verbindung  mit  der 
(leider  ebenso  bescheidenen)  Hinterbliebenenversorgung 
durch  das  Pensionsgesetz  Bedeutung  gewinnt,  —  ab- 
gesehen davon,  bringt  die  R.  V.  O.  die  Hinterbliebenen- 
versorgung nicht,  sondern  hält  sie  auf.  Denn  sie  ist  1902 
bereits  durch  das  Zollgesetz  festgelegt  und  mußte  1910 
in  Kraft  treten.  Mit  Rücksicht  auf  die  R.  V.  O.  ist  sie 
zunächst  auf  1911  und  neuerdings  noch  einmal  auf  1912 
verschoben  worden,  so  daß  die  R.  V.  O.  nichts  als  die 
verspätete  Durchführung  eines  längst  fälligen  Gesetzes 
bedeutet. 

Bezüglich  der  Ausdehnung  der  bestehenden 
Versicherung  bringt  die  R.  V.  O.  in  der  Tat  erfreu- 
liche, wenn  auch  noch  immer  nicht  genügende  Fortschritte. 
Aber  gerade  die  Angestellten  haben  wenig  Grund  zur  Be- 
friedigung. Die  große  Ausdehnung  der  Krankenversiche- 
rung auf  ländliche  Arbeiter  und  Dienstboten  berührt  sie 
nicht;  diese  ist  auch  nicht  so  bedeutend,  wie  behauptet 
wird,  denn  eine  Reihe  von  Bundesstaaten  hatten  sie  schon 


258 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  17 


durch  Landesgesetz,  andere  Bezirke  durch  Ortsstatut  ein- 
geführt; und  im  gesegneten  Osten  wird  es  infolge  der 
Bestimmungen  über  Landkrankenkassen  und  Selbstver- 
sicherung größerer  Unternehmer  auch  im  wesentlichen  beim 
Alten  bleiben.  Ein  erheblicher  Fortschritt  ist  die  Kranken- 
versicherung der  Unständigen,  Wandergewerbe-  und  Haus- 
gewerbetreibenden. Für  die  Privatbeamtenschaft  wichtig 
ist  die  Einbeziehung  der  Apothekergehilfen,  Bühnen-  und 
Orchestermitglieder,  Lehrer  und  Erzieher.  Damit  wird  der 
Umfang  der  Krankenversicherung  dem  der  Invalidenver- 
sicherung im  wesentlichen  gleichgestellt.  Auch  hier  sind 
Apothekergehilfen,  Bühnen-  und  Orchestermitglieder  neu 
aufgenommen.  Die  Forderung  der  Versicherung  aller 
Angestelltcngruppen  hat  keine  Verwirklichung  gefunden. 
Auch  in  der  Unfallversicherung  ist  innerhalb  der  Betriebe 
eine  Aenderung  der  Versicherungspflicht  nicht  eingetreten, 
doch  ist  die  Versicherung  auf  eine  Reihe  neuer  Geschäfts- 
zweige ausgedehnt  worden:  von  der  Vorlage  auf  die  Ge- 
samtbetriebe für  Tiefbauarbeiten  (die  Bauunfallversichcrung 
wird  mit  der  Gewerbeunfallversicherung  ganz  verschmol- 
zen), Dekorateurgewerbe,  Badeanstalten,  Fahr-,  Reittier- 
und Stallhaltungsbetriebe;  auch  die  Versicherun^jm  Lage- 
rungsbetriebe ist  erweitert.  Der  Reichstag  hat  noch  dazu- 
gefügt  die  Einbeziehung  von  Apotheken,  Gerberei-  und 
Steinzerkleinerungsbetrieben,  Speditionsgewerbe. 

Dagegen  wurde  vom  Reichstage  die  Versicherungs- 
pflicht aufgehoben  für  Personen  mit  akademischer 
Bildung  in  der  Unfall-  und  Invalidenversicherung,  wäh- 
rend der  gleiche  Antrag  des  Verbandes  der  Diplom-In- 
genieure für  die  Krankenversicherung  abgelehnt  wurde. 
Gegen  diese  Statuierung  von  „Standesunterschieden"  in 
der  sozialen  Versicherung  haben  mit  Recht  alle  anderen 
Privatbeamtenverbände  sich  gewandt;  man  darf  fast  er- 
warten, daß  das  Reichstagsplenum  anders  beschließen  wird 
als  die  Kommission,  was  um  so  erfreulicher  wäre,  als  auch 
für  die  Pensionsversicherung  der  Angestellten  die  gleiche 
Unterscheidung  verlangt  wird. 

Am  meisten  zu  bedauern  ist,  daß  der  wichtigste 
Wunsch  aller  Angestelltenverbände  nach  einer  Beseitigung 
der  G  e  h  a  1 1  s  g  r  e  n  z  e  in  der  Versicherung  fast  keinen 
Erfolg  gehabt  hat.  In  der  ersten  Kommissionslesung  war 
es  mühsam  gelungen,  die  Krankenversicherungspflicht  von 
2000  M  auf  2500  M  Jahresgehalt  heraufzusetzen.  Dieser 
Beschluß  wurde  aber  in  der  zweiten  Lesung  wieder  auf- 
gehoben und  sogar  eine  Verschlechterung  gegenüber  dem 
jetzigen  Zustande  beschlossen,  indem  die  bisher  un- 
begrenzte Berechtigung  zur  freiwilligen  Fortsetzung  einer 
früheren  Zwangsversicherung  auf  ein  Jahreseinkommen 
unter  4000  M  beschränkt  wurde.  Auch  in  der  Invaliden- 
versicherung ist  die  2000-Mark-Grenze  für  Zwangsver- 
sicherung, 3000-Mark-Grenze  für  freiwilligen  Eintritt  in 
die  Versicherung  geblieben.  Dagegen  ist  in  der  letzten 
Lesung  von  der  Reichstagskommission  die  Grenze  in  der 
Unfallversicherung  von  3000  M  auf  5000  M  heraufgesetzt 
worden.  Dieser  wenn  auch  noch  so  bescheidene  Erfolg 
ist  der  beste  Beweis  für  die  Berechtigung  der  Angcstellten- 
forderung  und  gibt  die  Hoffnung,  daß  vielleicht  im  Plenum 
mehr  durchzusetzen  ist. 

Mit  dieser  Erweiterung  der  Unfallversicherung 
der  Betriebsbeamten  steht  im  Zusammenhange  eine  er- 
freuliche Verbesserung  auch  der  Bezüge,  indem  künftig 
der  Verdienst  bis  zu  1800  M  (jetzt  nur  bis  1500  M)  voll 
und  der  überschießende  Teil  mit  einem  Drittel  bei  der 
Berechnung  der  Rente  berücksichtigt  werden  soll.  Auch 
das  bleibt  weit  hinter  den  berechtigten  Wünschen  der  An- 
gestellten zurück.  Achnlichcs  gilt  von  den  anderen  Ver- 
sicherungszweigen. Die  allzu  bescheidene  H  i  n  t  e  r  b  1  i  e  - 
b  c  n  e  n  Versorgung  ist  nacli  dem  Regierungsentwurfe  be- 


schlossen. In  der  Invalidenversicherung  sind  mit 
Rücksieht  auf  die  Kosten  alle  zuerst  ins  Auge  gefaßten 
Verbesserungen  wieder  fallen  gelassen  mit  einer,  sozial  sehr 
wertvollen  Ausnahme.  Der  neue  §  1275  a  bestimmt,  daß 
der  Empfänger  einer  Invalidenrente  für  jedes  Kind  unter 
15  Jahren  einen  Zuschlag  von  lOo/o  seiner  Rente  (bis 
zu  1 5 o,(i)  erhält.  Auch  in  der  Krankenversicherung 
sind  verschiedene  geplante  Verbesserungen,  so  namentlich 
die  Gewährung  von  Geburtshilfe  an  nichtversicherte  Ehe- 
frauen Versicherter,  fallen  gelassen,  so  daß  außer  einigen 
fakultativen  Mehrleistungen  kaum  etwas  übrig  bleibt  als 
die  Erliöhung  des  Grundlohnes,  nach  dem  die  Barleistungen 
der  Kassen  höchstens  zu  bemessen  sind,  von  4  auf  5  M 
für  die  Zwangsversicherung,  von  5  auf  6  M  für  freiwillige 
Mehrleistungen  und  die  allgemeine  Gestattung  der  Selbst- 
versicherung  für  Unternehmer  mit  höchstens  zwei  An- 
gestellten und  höchstens  2500  M  Jahreseinkommen. 

Hier  liegt  ein  Feld  für  energische  Tätigj^eit  der  Ver- 
sicherten und  ihrer  Organisationen.  In  der  Kommission 
haben  die  Konservativen  mit  Zustimmung  der  Regierungs- 
vertreter erklärt,  daß  den  Unternehmern  im  ganzen  nicht 
höhere  Lasten  auferlegt  werden  dürften,  als  die  Vor- 
lage mit  Neueinführung  der  Hinterbliebenenversicherung, 
mit  Ausdehnung  der  verschiedenen  Versicherungszweige 
und  mit  der  Hälftelung  der  Krankenkassenbeiträge  vorsah. 
Diese  Hälftelung  der  Krankenkassenbeiträge  ist  abgelehnt 
worden;  es  bleibt  dabei,  daß  die  Unternehmer  nur  ein 
Drittel  der  Beiträge  zahlen.  Damit  leisten  sie  56  Millionen 
Mark  weniger,  als  die  Regierungsvorlage  ihnen  zudachte. 
Eine  entsprechende  Mehrbelastung  hat  die  Kommission 
nicht  beschlossen,  denn  die  Invalidenkinderrente  kostet 
nur  etwa  8  Millionen  jährlich  und  davon  tragen  die 
Unternehmer  nur  die  Hälfte,  da  sie  durch  eine  Erhöhung 
der  Wochenbeiträge  aufgebracht  werden  sollen.  Es  sind 
also  noch  50  Millionen  für  Mehrleistungen  verfügbar,  ein- 
schließlich eines  gleichen  Beitrags  der  Versicherten 
100  Millionen.  Diese  auszunutzen,  sollten  die  Organi- 
sationen der  Versicherten  sich  nach  Kräften  bemühen. 
Die  beste  und  notwendigste  Verwendung  scheint  mir  die 
Erhöhung  der  Waisenrenten  und  die  Aufsetzung  neuer 
Lohnklassen  auf  die  Invalidenversicherung  zu  sein. 

Abgesehen  von  diesen  drei  sachlichen  Gebieten  könnte 
schließlich  der  Fortschritt  der  R.  V.  O.  auch  auf  organi- 
satorischem Gebiete  liegen.  Der  Gedanke  einer 
Vereinheitlichung  der  sozialen  Versicherung  hat  dem  ver- 
dienstvollen Leiter  der  deutschen  Sozialpolitik,  Grafen  von 
Posadowsky-Wchner  lange  Zeit  vorgeschwebt  und  den 
Anstoß  zu  der  ganzen  Gesetzgebungs-Aktion  gegeben. 
Aber  auch  von  ihm  ist  man  soweit  zurückgekommen, 
daß  man  sich  sehr  fragen  muß,  ob  denn  der  Erfolg  die 
Mühe  lohnt.  Die  Zusammenfassung  von  sechs  kleinen 
Gesetzen  in  ein  großes,  unhandliches  Buch  mit  unendlich 
vielen  Verweisungen  ist  eine  Errungenschaft,  über  deren 
Wert  die  Praktiker  verschiedener  Ansicht  sind.  Und  der 
,, einheitliche  Aufbau"  der  Versicherung  hat  auch  nicht 
allzu  viel  an  dem  bestehenden  geändert.  Lebhafte  Kämpfe 
sind  ja  geführt  worden  um  die  V  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  s  ä  m  t  e  r, 
welche  die  Regierungsvorlage  als  „Unterbau"  der  ge- 
samten Rcichsversicherung  einführen  wollte  und  von 
denen  manche  Kritiker  nicht  nur  ganz  erhebliche  Verwal- 
tungskostcn,  sondern  auch  eine  Burcaukratisierung  der 
Verwaltung  befürchteten.  Die  Kommission  hat  zwar  den 
Namen  beibehalten,  die  Versicherungsämter  aber  allgemein 
zu  Unterabteilungen  der  allgemeinen  Verwaltungsbehörden 
gemacht  und  damit  wahrscheinlich  das  am  wenigsten  Gute 
getroffen.  Denn  die  Regelung  wird  zur  Folge  haben, 
daß  die  Kompetenzen  der  Polizei  gegen  die  Versichenmgs- 
träger  sich  erhöhen,  auch  die  Verwaltungskoslen  wohl 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


259 


entsprechend  steigen,  aber  die  Hoffnung  auf  Entstehung 
wirklich  guter,  technisch  und  sozial  hervorragender  Fach- 
behörden unerfüllt  bleiben  wird. 

An  der  Verwaltungsorganisation  haben  die 
Angestellten  ein  besonderes  Interesse  auch  deswegen,  weil 
der  Reichstag  kaum  den  Vorschlägen  des  Entwurfes  eines 
Versicherungsgesetzes  für  ,Angestellte  in  der  Organisations- 
frage zustimmen  dürfte.  Die  vollständige  Unabhängigkeit 
der  Angestelltenkasse  und  der  Rechtsprechung  über  die 
Ansprüche  daraus  von  der  übrigen  sozialen  Versicherung 
und  ihrer  höchsten  Instanz,  dem  Reichsversicherungsamte, 
scheint  mir  unmöglich.  Je  besser  daher  in  der  R.  V.  O. 
die  Organisationsfrage  gelöst  wird,  desto  besser  und 
leichter  kann  später  auch  die  Organisation  der  Angestellten- 
versicherung sich  ihr  angliedern.  Je  einheitlicher  und  ein- 
facher die  Organisation  ist,  desto  besser.  Zu  begrüßen 
sind  daher  die  Aenderungen  des  gegenwärtigen  Zustandes, 
die  einen  einheitlichen  Rechtszug  bewirken,  wenn  sie  auch 
zum  Zwecke  der  Entlastung  des  Reichsversicherungsamtes 
mit  einer  Beschränkung  der  Instanzen  verbunden  sind, 
die  nicht  ganz  unbedenklich  erscheint.  Zu  verwerfen  sind  da- 
gegen die  Ausnahmen,  die  für  die  Versicherung  in  Reichs- 
betrieben gemacht  werden  sollten,  und  die  Konzessionen, 
mit  denen  man  die  Ausdehnung  der  Krankenversicherung 
auf  die  Landarbeiter  ziemlich  illusorisch  gemacht  hat. 

Die  Krankenversicherung  ist  ja  überhaupt  das  große 
Streitobjekt,  an  dem  die  Meinungen  mit  aller  Schärfe  auf- 
einander geplatzt  sind  und  das  letzte  Wort  noch  nicht 
gesprochen  ist.  Während  für  die  Berufsgenossenschaften 
die  Beschränkung  der  Selbstverwaltung  durch  gesetzliche 
Vorschriften  im  Interesse  der  Qenossenschafts- 
b  e  a  m  t  e  n  erfolgt  ist,  um  ihnen  einheitliche,  gute  An- 
stellungsbedingungen zu  sichern,  verfolgen  ähnliche  Vor- 
schriften in  der  Krankenversicherung  den  entgegengesetz- 
ten Zweck.  Und  das  Einführungsgesetz  will  soweit  gehen, 
daß  es  einfach  alle  bestehenden  Anstellungsverträge  binnen 
zwei  Jahren  außer  Kraft  setzt  und  die  Krankenkassen- 
beamten, die  sich  den  neuen  Bedingungen  nicht  fügen, 
der  Stellung  verlustig  erklärt.  Daß  dagegen  alle  An- 
gestelltenvertretungen grundsätzlich  sich  wenden  werden, 
ist  klar.  Leitend  für  Regierung  und  Kommissionsmehr- 
heit ist  der  Gedanke,  dem  angeblichen  Mißbrauche  der 
Krankenkassenstellen  zu  sozialdemokratischen  Partei- 
zwecken ein  Ende  zu  machen.  Zu  diesem  Zwecke  gibt 
man  der  Polizei  die  Befugnis,  Kassenbeamte  zu  entlassen, 
und  regelt  die  Verwaltungsrechte  in  einer  Weise,  die 
dem  bisherigen  Grundsätze  von  Gleichheit  der  Pflichten 
und  Rechte  widerspricht.  Die  Regierung  hatte,  um  die 
Vorherrschaft  der  Versicherten  in  der  Kassenverwaltung 
zu  brechen,  die  Halbierung  der  Beiträge  und  der  Vor- 
standsstimmen zwischen  Arbeitgebern  und  Versicherten 
vorgeschlagen.  Die  Kommission  hat  die  Drittelung  der 
Beiträge  wieder  hergestellt  und  trotzdem  den  Arbeitgebern 
so  weitgehende  Rechte  bei  der  Vorstandswahl  eingeräumt, 
daß  sie  jede  von  den  Versicherten  einstimmig  beschlossene 
Vorstandswahl  hindern  und  evtl.  eine  amtliche  Verwaltung 
der  Kasse  herbeiführen  können.  Diese  Bestimmungen 
sollen  für  alle  Arten  von  Kassen  gelten,  auch  für  die 
Betriebskrankenkassen. 

Die  Bestrebungen  auf  Beseitigung  der  Betriebs- 
krankenkassen  sind  bisher  gescheitert.  Jeder  Unter- 
nehmer, der  regelmäßig  150  Personen  beschäftigt  (in  der 
Binnenschiffahrt  und  Landwirtschaft  genügen  50  Personen), 
kann  eine  eigene  Kasse  errichten,  in  der  er  ein  Drittel 
des  Verwaltungsrechtes  ausübt.  Der  Einfluß  der  Ver- 
sicherten in  der  Betriebskrankenkasse  ist  (wenigstens'  auf 
dem  Papiere)  gehoben.  Nur  für  die  Angestellten  ist  eine 
Verschlechterung  gegen  den  jetzigen  Zustand  eingetreten. 


Während  nämlich  vom  Stimmrechte  und  von  Ehrenämtern 
bisher  nur  diejenigen  Kassenmitglieder  ausgeschlossen  sind, 
die  nach  dem  Ausscheiden  aus  dem  Betrieb  freiwillig  die 
Versicherung  fortsetzen,  wird  die  Reciulosigkeit  itUt  auf 
alle  freiwilligen  Kassenmitglieder  ausgedehnt,  also  auch 
auf  die  technischen  oder  kaufmännischen  Angestellten  mit 
mehr  als  2000  M  Gehalt,  trotzdem  sie  vielfach  durch 
Dienstvertrag  genötigt  sind,  in  der  Betriebskasse  zu 
bleiben  und  laut  Gesetz  in  eine  andere  Kasse  nicht  über- 
treten können. 

Diese  unbegründete  Entrechtung  ist  um  so  bedeut- 
samer, als  den  freien  Hilfskassen  das  Leben  be- 
deutend erschwert  werden  soll.  Das  Gesetz  zur  Aufhebung 
des  Hilfskassengesetzes,  das  den  Reichstag  früher  schon 
längere  Zeit  beschäftigt  hat,  will  die  auf  Grund  des  §  75 
des  jetzigen  Krankenversicherungsgesetzes  zugelassenen 
Ersatzkassen  dem  Aufsichtsamte  für  Privatversicherung 
unterstellen.  Das  bedeutet  trotz  der  Behandlung  als  „kleine 
Versicherungsvereine"  eine  Erhöhung  der  versicherungs- 
technischen Anforderungen,  die  nur  bei  sehr  verständiger 
Handhabung  ohne  Schädigung  bleiben  wird.  Wesentlich 
einschneidender  ist  die  R.  V.  O.,  die  ursprünglich  ja  den 
Hilfskassen  in  wenig  verblümter  Weise  den  Garaus  machen 
wollte.  Die  Reichstagskommission^  hat  einige  Ab- 
schwächungen  beschlossen,  so  daß  die  Bestimmungen 
jetzt  folgendermaßen  sind:  Neue  Ersatzkassen  werden 
nicht  mehr  zugelassen.  Die  bestehenden  Hilfskassen 
werden  zugelassen,  wenn  sie  mindestens  die  gesetzlichen 
Regelleistungen  gewähren  und  dauernd  1000  Mitglieder 
(auf  Antrag  u.  U.  250  Mitglieder)  haben.  Der  Beitritt 
darf  versicherungspflichtigen  Berufszugehörigen  nicht  ver- 
wehrt, die  Leistung  nicht  nach  Alter  oder  Gesundheits- 
zustand abgestuft  werden.  Doch  kann  die  Kasse  die  Bei- 
tretenden ärztlich  untersuchen  lassen.  Erkrankte  zurück- 
weisen und  den  Beitrag  nach  Alter  und  Gesundheitszustand 
bis  um  ein  Fünftel  erhöhen.  Für  chronisch  Kranke  kann 
ein  Beitragszuschlag  von  25  o/o  erhoben  werden.  Für  die 
Mitglieder  einer  Ersatzkasse  ruhen  auf  Antrag  die  eigenen 
Rechte  und  Pflichten  als  Mitglieder  der  Krankenkasse. 
Der  Arbeitgeber  muß  dieser  seinen  Beitragsanteil  von 
einem  Drittel  zahlen,  doch  kann  der  Bundesrat  dieses 
Drittel  solchen  Ersatzkassen  zuweisen,  die  hauptsächlich 
aus  Handlungsgehilfen,  Bühnen-  und  Orchestermitgliedern 
oder  anderen  Versicherten  mit  häufigem  Ortswechsel  be- 
stehen. Daß  hier  wieder  die  technischen  Angestellten 
hinter  die  kaufmännischen  zurückgestellt  werden,  ist  wohl 
nur  auf  das  Fehlen  großer  Hilfskassen  für  Techniker  oder 
Werkmeister  zurückzuführen.  Die  gefundene  Lösung  bleibt 
gegenüber  der  viel  günstigeren  Behandlung  der  Betriebs- 
und Innungskrankenkassen  ein  Unrecht. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  umfangreichen  Verhand- 
lungen über  die  Regelung  der  Arzt  -  und  Apotheken- 
frage erübrigt  sich  wohl.  Die  Vorschläge  der  Regierung 
sind  von  der  Kommission  verworfen;  diese  hat  dann 
ihre  eigenen  Beschlüsse  umgestoßen  und  schließlich  ein 
,, Provisorium"  angenommen,  das  sicher  keine  befriedigen- 
den Verhältnisse  schaffen  würde,  vom  Plenum  vielleicht 
noch  geändert  wird,  andernfalls  ein  Fiasko  der  ganzen 
Gesetzgebung  bedeuten  würde. 

Auch  wenn  man  von  diesem  Zankapfel  und  den  vielen 
nicht  erwähnten  Einzelheiten  absieht,  bleibt  eine  Fülle  von 
Meinungsverschiedenheiten  und  eine  Fülle  von  berech- 
tigten Wünschen  der  Angestellten,  die  keine  Berücksich- 
tigung gefunden  haben.  Vielleicht  sind  daran  die  An- 
gestellten selbst  nicht  ganz  ohne  Schuld,  indem  sie  zu 
sehr  ihre  Aufmerksamkeit  nur  auf  das  erstrebte  Pensions- 
gesetz richteten.    Sie  dürfen  darüber  nicht  vergessen,  daß 


260 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


Hett  17 


die  R.  V.  O.  von  gleicher  Wichtigkeit  ist;  daß  die  Pensions- 
versicherung um  so  leichter  und  besser  zu  verwirklichen  ist, 
je  besser  die  dadurch  ergänzte  allgemeine  Invaliden-  und 
Hinterbliebenenversicherung  ist;  daß  auch  Krankenver- 
sicherung und  Unfallversicherung  von  größter  Bedeutung 


sind.  Noch  ist  eine  letzte  Möglichkeit  zur  Abwendung 
von  Fehlern,  zur  Erwirkung  von  Verbesserungen  gegeben. 
Wieweit  sie  vom  Reichstage  benutzt  wfrd,  dürfte  nicht 
zuletzt  von  der  Haltung  der  Privatbeamten  und  ihrer  Ver- 
bände abhängen. 


Mikroskopische  Sichtbarkeitsgrenzen 

Von  Ing.  SCHUBERQ. 


Wie  oft  mag  schon  an  heißen,  lichtdurchglühten 
Sommertagen  ein  einsamer,  verirrter  Sonnenstrahl,  der 
durch  irgend  einen  Spalt  seinen  Weg  fand,  im  schützenden 
Halbdunkel  eines  Zimmers  beobachtet  worden  sein!  Wie 
manchmal  mag  jemand  das  Spiel  der  „Sonnenstäubchen" 
betrachtet  haben,  die  in  dem  schmalen  Lichtstreifen  bei 
jeder  leisesten  Luftbewegung  hell  aufleuchteten  und  wieder 
im  Dunkel  verschwanden!  Oder  der  Blick  ist  dem  Tabaks- 
rauch gefolgt,  der  in  den  hellen  Schein  geraten  so  eigen- 
artig grell  durchleuchtet  schien,  daß  man  bei  scharfem 
Zusehen  die  einzelnen  Rauchpartikel  zu  erkennen  ver- 
meinte. Und  niemand  ahnte,  daß  diese  Erscheinung  der 
erhöhten  Sichtbarkeit  kleinster  Partikel  im  einzelnen  Licht- 
strahl auf  dunkelm  Hintergrund,  die  weder  im  freien 
Sonnenlicht,  noch  im  zerstreuten  Tageslicht  auftritt,  der 
Wegweiser  zu  Geheimnissen  der  Kleinwelt  war,  die  uns 
auch  das  beste  und  'modernste  Mikroskop  bekannter  Bau- 
art nicht  mehr  lösen  konnte.  Denn  diese  wichtigsten 
Rüstzeuge  zur  Kleinweltforschung  haben  in  ihrer  Wirk- 
samkeit Grenzen,  die  durch  die  physikalischen  Eigen- 
schaften des  Lichtes  gesteckt  sind  und  gegenüber  dem 
optischen  Vermögen  des  Ultramikroskops  noch  verhältnis- 
mäßig eng  genannt  werden  dürfen. 

Bekanntlich  ist  das  Licht  ein  Energietransport  durch 
die  in  gerader  Richtung  und  allseitig  sich  fortpflanzenden 
Schwingungen  des  Weltäthers  und  die  einzelnen  Lichtarten 
(Regenbogenfarben)  unterscheiden  sich  durch  die  Länge 
ihrer  Aetherwellen  und  deren  Schwingungszahl  in  der 
Sekunde.  Das  längstwellige,  dem  menschlichen  Auge  noch 
sichtbare  Licht,  das  äußerste  Rot  im  Sonnenspektrum, 
besitzt  eine  Wellenlänge  von  7,6  Zehntausendstel  Milli- 
meter (0,76 }xV'),  das  äußerste  wahrnehmbare  Violett,  das 
kürzestwelhge  Licht,  eine  solche  von  3,Q33  Zehntausendstel 
Millimeter  (0,3933  ji)*)  Mit  diesen  Zahlen  ist  bereits  die 
Frage  nach  den  Sichtbarkeitsgrenzen  des  gewöhnlichen 
Mikroskops  zu  beantworten.  Ein  Gegenstand  macht  sich 
im  Mikroskop,  also  im  durchscheinenden  Licht  betrachtet 
durch  einen  Lichtdefekt,  seinen  Schatten  bemerkbar,  und 
dieser  Schatten  ist  die  ähnliche  Projektion  der  Objekt- 
gestalt auf  unser  Auge.  Wenn  aber  der  Körper  so  klein 
ist,  daß  die  Lichtwellen  gewissermaßen  eine  Brandung  — 
sit  venia  verbo  —  um  seine  Ränder  herum  bilden,  d.  h. 
daß  die  Lichtwellen  hinter  dem  Gegenstand  infolge  der 
,, Beugung"  der  Strahlen  wieder  zusammenschlagen,  so 
kann  offenbar  kein  scharfer  Lichteffekt,  kein  begrenzter 
Schatten  mehr  entstehen,  weil  die  Lichtwellen  wenig  oder 
ganz  ungehindert  unsere  Augen  treffen.  Helmholtz  und 
Abbe  haben  berechnet,  daß  dieses  Kleinstmaß  an  Objekt- 
durchmesser ungefähr  gleich  der  halben  Wellenlänge  der 
benutzten  Lichtart  ist.  Für  das  kürzcstwelligc  noch  sicht- 
bare Violett  mit  seiner  Wellenlänge  von  rund  0,4  ji  beträgt 
daher  besagtes  Minimum  an  Objektgröße  die  Hälfte  dieses 

*)  1  jji      0,001  mm. 


Wertes,  also  0,2  oder  zwei  Zehntausendstel  Millimeter. 
Körper,  die  wenig  kleiner  sind,  lassen  sich  allerdings  im 
gewöhnlichen  Mikroskop  noch  immer  nachweisen,  werden 
aber  nur  als  helle,  runde  Beugungsscheibchen  abgebildet, 
die  von  einem  oder  mehreren  Beugungsringen  je  nach 
der  Lichtstärke  umgeben  sind. 

Die  Erscheinung  der  Beugung  tritt  uns  tagtäglich  vor 
Augen  und  siehe»»  hat  sie  jeder  Leser  schon  beobachtet. 
Man  braucht  z.  B.  nur  mit  halb  zugekniffenem  Auge  nach 
einer  Kerzenflamme  oder  im  Herbstnebel  nach  einer  La- 
terne zu  blicken,  um  sofort  meist  schön  symmetrisch 
gestaltete  Strahlensterne,  auch  Lichtringe  zu  erschauen; 
oder  man  betrachtet  irgend  eine  starke  Lichtquelle, 
z.  B.  die  Sonne  oder  eine  Bogenlampe,  durch  ein  feines, 
dunkles  Gewebe,  wobei  unzählige  runde,  leuchtende 
Scheibchen  auftreten,  die  abwechselnd  von  hellen  und 
dunkeln  Ringen  umgeben  sind.  Physikalisch  erklärt  sich 
diese  Erscheinung  in  der  Weise,  daß  jede  Welle  eines 
Lichtstrahles,  der  eine  feine  Oeffnung  durchdringt,  in  dieser 
den  Ausgang  oder  Ursprung  neuer  Wellensysteme  dar- 
stellt, die  sich  dann  hinter  dem  Spalt  nach  allen  Seiten 
ausbreiten  und  daher,  weil  divergierend,  mit  verschiedenen 
Schwingungsphasen  auf  einen  vorgehaltenen  Fangschirm 
—  in  unserem  Falle  die  Augennetzhaut  —  auftreffen.  Da 
dies  aber  nach  allen  Richtungen  in  genauer  Symmetrie 
erfolgt,  so  gibt  es  in  symmetrischer  Weise  Strahlenpaare, 
die  in  gleicher  Schwingungsphase  (Wellenberg  +  Wellen- 
berg oder  Wellental  +  Wellental)  auftreffen  und  ihre 
Wirkung  addieren  (helle  Ringe  oder  Streifen)  und 
solche,  die  in  genau  entgegengesetzter  Phase  (Wellen- 
tal +  Wellenberg)  auftreffen  und  daher  ihre  Wirkung 
gegenseitig  aufheben  (dunkle  Ringe  oder  Streifen). 
Man  spricht  dabei  vom  „Huvghens'schen  Prinzip" 
und  von  der  Interferenz  (Zusammenwirkung)  des 
Lichtes.  Es  erhellt  daraus,  daß  in  diesen  Lichterschei- 
nungen die  Gestalt  solch  kleiner  Objekte  im  Mikroskop 
verschwindet,  bis  die  Körper  schließlich  so  klein  werden, 
'daß  sie  solche  Erscheinungen  nicht  mehr  hervorbringen 
können  und  daher  auch  mikroskopisch  überhaupt  nicht 
mehr  nachweisbar  sind.  Verzichtet  man  dagegen  auf 
direkte  Beobachtung  und  setzt  an  die  Stelle  des  mensch- 
lichen Auges  die  photographische  Platte,  so  ist  allerdings 
noch  eine  Steigerung  der  Wahrnehmbarkeit  möglich.  Be- 
kanntlich besteht  das  Spektrum  nicht  nur  aus  dem  uns 
sichtbaren  Teil,  sondern  es  setzt  sich  nach  beiden  Seiten, 
einerseits  über  das  Rot  hinäus,  andererseits  über  das  Violett 
noch  um  ein  Beträchtliches  weiter  fort,  d.  h.  es  gibt  Licht- 
arten von  solcher  Wellenlänge,  daß  sie  auf  unsere  Augcn- 
nerven nicht  mehr  einwirken.  Wir  nennen  beim  Schall 
be^w.  in  der  Musik  —  auch  hier  haben  wir  ja  Wellen- 
schwingungen —  diejenige  Tonreihe  eine  Oktave,  deren 
höchster  Ton  die  doppelte  Sciiwingungszahl  und  die  halbe 
Wellenlänge  des  tiefsten  Tones  besitzt.    Legt  man  diesen 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHMIKER-ZEITUNO  1911 


261 


Maßstab  an,  so  liegen  diesseits  des  sichtbaren  Rots  un- 
gefätir  noch  zwei  Oktaven,  jenseits  des  Violetts  etwas 
mehr  als  eine  Oktave.  Jene  längsten  Lichtwellen  nennt 
man  Infrarot,  diese  Ultraviolett.  Das  kürzestwelüge  Ultra- 
violett beeinflußt  aber  noch  die  photographische  Platte 
und  auf  diesem  Prinzip  fußt  der  mikrophotographische 
Apparat  von  Köhler,  der  infolge  der  Benutzung  ultra- 
violetter Strahlen  die  .Wahrnehmbarkeitsgrenze  noch  um 
Etliches  nach  unten  erweitert;  doch  ist  der  Gewinn  nicht 
mehr  sehr  wesentlich  gegenüber  der  optischen  Kraft  der 
Ultramikroskopie.  Dagegen  ist  die  direkte  Beobachtung 
durch  kinematographische  Aufnahmen,  die  später  im 
entsprechenden  Projektionsapparat  reproduziert  werden, 
ersetzt. 

Dies  alles  sind  mehr  oder  weniger  allgemein  bekannte 
Dinge,  bei  denen  der  vereinsamte,  feine  Lichtstrahl  mit 
seinen  Beugungs-  und  Interferenzerscheinungen  nur  hin- 
dernd wirkt.  Der  seit  namentlich  Anfang  der  neunziger 
Jahre  entstandene  wissenschaftliche  Streit  über  die  innere 
Struktur  der  Lösungen  von  gallertartigen  Körpern,  in 
dessen  Verlauf  eine  Reihe  von  Forschern  die  Ansicht 
vertraten,  daß  die  gelösten  Stoffe  in  einer  be- 
sonderen Art  von  Molekülen  oder  Molekülkomplexen 
vorhanden  seien,  während  andere  zu  dem  Ergebnis 
kamen,  daß  die  betreffenden  Körper  in  ihrem  nor- 
malen Zustand,  jedoch  nur  in  äußerst  feiner  Ver- 
teilung im  Lösungsmittel  schwebten,  führte  den  be- 
kannten Physikochemiker  Richard  Zsigmondy  auch  unter 
anderem,  zur  Untersuchung  von  festen  Körpern,  die  als 
Lösungsmittel  für  Stoffe,  namentlich  Metalle,  angesehen 
werden  können,  von  welch  letzteren  man  ebenfalls  keine 
Kenntnis  hatte,  in  welcher  Form  sie  in  der  ,, festen  Lösung" 
enthalten  sind.  Hierzu  gehört  das  sog.  „Goldrubinglas", 
eine  Glasschmelze  mit  geringem  Goldgehalt,  die  bei  ge- 
eigneter Abkühlungsweise  im  durchscheinenden  Licht  eine 
vollständig  klare,  rubinrote  Farbe  aufweist.  Als  der  ge- 
nannte Forscher  1903  zur  Untersuchung  dieses  Glases 
schritt,  erschien  zunächst  eine  chemische  Bindung  des 
Goldes  an  einzelnen  Bestandteilen  des  Glases  aus  ver- 
schiedenen Gründen  ausgeschlossen  und  es  konnte  sich 
daher  ebenfalls  nur  um  die  erwähnte  Molekularform  oder 
um  eine  mechanische,  aber  äußerst  feine  Verteilung  im 
Glasfluß  handeln.  Untersuchungen  auf  gewöhnlichem 
mikroskopischem  Wege  hatten  nur  negative  Ergebnisse 
gehabt,  und  Zsigmondy  beleuchtete  bei  einem  seiner  Ver- 
suche den  Glasschliff  mittels  einer  Sammellinse  durch  einen 
Lichtkegel  senkrecht  zur  Beobachtungsrichtung  und  machte 
jetzt  die  Wahrnehmung,  daß  der  Glasschliff  nicht  mehr 
klar  erschien,  wohl  aber  ein  Phänomen  aufwies,  das  auch 
allen  gallertartigen  Körpern  eigen  ist,  nämlich  die  Er- 
scheinung der  Opaleszens.  Der  Lichtkegel  erweckte  den 
Eindruck,  als  ob  er  trübes  Wasser  oder  staubige  oder 
rauchige  Luft  durchdränge;  er  erschien  scharf  begrenzt 
und  zeigte  einen  matten,  diffusen  Lichtschein.  Dies  ver- 
anlaßte  Zsigmondy  zu  dem  Versuch,  den  Lichtkegel  in 
der  zu  ihm  senkrechten  Richtung  durch  das  Mikroskop 
zu  betrachten.  Die  Wirkung  war  überraschend.  Auf  halb- 
dunkelm  Grunde  erschien  im  Gesichtsfeld  des  Mikroskops 
ein  wahrer  Himmel  glitzernder  Sternchen,  eine  unzählbare 
Schar  von  feinsten  Goldpartikelchen,  die  augenscheinlicli 
einen  Teil  der  sie  treffenden  Lichtstrahlen  reflektierten. 
Was  im  durchscheinenden  Lichte  mit  dem  feinsten  Instru- 
ment nicht  zu  erkennen  war,  das  bot  sich  dem  Forscher 
im  reflektierten  Licht  bei  sogar  mäßiger  Vergrößerung. 
Schon  Fizeau  und  Ambronn  hatten  gezeigt,  daß  sehr  kleine 
Gegenstände  im  reflektierten  Licht  noch  wahrnehmbar 
werden,  selbst  wenn  sie  kleiner  sind  als  die  halbe  Licht- 
welle, so  z.  B.  feinste  Spalten  eines  Silberspiegels,  wenn 


man  durch  ihn  in  die  Sonne  blickt.  Die  physikalischen 
Gründe  zu  dieser  Erscheinung  finden  sich  in  den 
Beugungs-,  Interferenz-  und  Polarisationsvorgängen  des 
Lichtes  an  so  kleinen  Körpern.  Außerdem  ist  die  Sicht- 
barkeit auch  noch  von  der  Lichtintensität  und  von  der, 
Menge  der  Teilchen  abhängig.  Sind  sie  in  so  großer 
Zahl  vorhanden,  daß  die  Beugungsringe  sich  überdecken, 
so  wird  das  „Tyndallphänomen"  (der  reflektierte,  diffuse 
Lichtschein)  nicht  mehr  optisch  aufgelöst,  die  Teilchen 
nicht  mehr  einzeln  sichtbar,  sondern  es  behält  sein  Aus- 
sehen, wie  bei  Beobachtung  mit  unbewaffnetem  Auge. 

Fassen  wir  also  zusammen,  so  können  wir  sagen: 
Die  Beugungs-,  Interferenz-  und  Polarisationserscheinungen 
des  Lichtes  machen  die  Sichtbarkeit  von  Körpern,  die 
kleiner  sind  als  die  halbe  Lichtwelle,  im  gewöhnlichen 
JAikroskop  unmöglich,  fördern  aber  die  Erkennbarkeit  noch 
\/eit  kleinerer  Körper  im  reflektierten  Licht.  Das  ist  das 
g-anze  Grundgeheimnis  des  Ultramikroskops  nach  Zsig- 
mondy und  Siedentopf. 

Der  Ausbau  dieses  Instrumentes  zu  seiner  heutigen 
überragenden  Bedeutung  für  die  physikalische  Chemie,  die 
Kolloidchemie,  Biologie,  Bakteriologie,  für  die  Farben- 
nnd  Sprengstoffindustrie,  ja  selbst  für  Spinnerei  und 
Weberei  ist  den  letztgenannten  Forschern  zu  verdanken. 
Die  heutigen  technischen  Formen  des  Ultramikroskops 
sind  schon  so  mannigfache,  daß  auf  die  nähere  Beschrei- 
bung hier  nicht  eingegangen  werden  kann.  Wir  wollen 
uns  daher,  sagen  wir  einmal,  mit  der  Grundform 
teschäftigen. 

Vorauszuschicken  ist,  daß  die  mannigfachsten  Licht- 
quellen benutzt  werden  können,  Sonnenlicht,  Bogenlicht, 
Gas-  oder  Spiritusglühlicht.  Die  Beleuchtung  des  Ob- 
jektes findet  in  wagerechter  Richtung  statt,  während  das 


Abb.  1.    Einrichtung  zur  Beobachtung  ultramikroskopischer  Teil- 
chen in  festen  Körpern. 


Mikroskop  selbst  wie  gewöhnlich  senkrecht  steht.  Bei 
Gebrauch  von  Sonnenlicht  bringt  eine  Heliostat  den  Licht- 
strahl in  die  gewünschte  Richtung.  Die  künstliche  Be- 
leuchtungsquelle (Abb.!)  trägt  eine  röhrenförmige  Blende  d, 
durch  welche  die  Strahlen  auf  eine  Sammellinse  f  geworfen 
werden.  In  deren  Brennpunkt  steht  ein  Präzisionslicht- 
spalt g,  durch  den  ein  beliebig  breites  Lichtbündel  heraus- 
geschnitten wird.  Eine  weitere  Sammellinse  h  entwirft  nun 
ein  umgekehrtes  reelles  Bild  dicht  vor  einer  gleichen  Linse  1, 
die  schließlich  einen  Strahlenkegel  in  einer  unter  dem  Ob- 
jektiv des  Mikroskops  angebrachten  Küvette  erzeugt.  Letz- 
tere enthält  das  Untersuchungsobjekt,  dessen  ultramikro- 
skopische Teilchen  die  Beleuchtungsstrahlen  abbeugen 
und  durch  das  Objektiv  dem  Auge  des  Beschauers  zu- 
werfen. Die  Teilchen  erscheinen  daher 
selbstleuchtend  auf  dunkelm  Hintergrund. 

Von  den  bereits  angedeuteten  Verbesserungen  mögen 
doch  drei  nicht  unerwähnt  bleiben.    Die  Einrichtung  mit 


262 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  17 


Küvette  eignet  sich  nur  für  flüssige  und  halbflüssige  Kör- 
per, also  insbesondere  für  gallertartige  Stoffe,  wie  Stärke-, 
Gelatine-,  Eiweißlösungen  usw.,  ferner  für  Farblösungen 
und  Metallhydrosole.  Für  Gläser,  Bergkristall  und  Edel- 
steinschliffe treten  diese  an  Stelle  der  Küvette  ein.  Es 
war  aber  der  Wunsch  nur  natürlich,  auch  Präparate  zwi- 
schen Deckglas  und  Objektträger  untersuchen  zu  können. 
Da  in  solch  dünnschichtigen  Objekten  kein  Lichtkegel 
erzeugt  werden  kann,  suchte  man  nach  Mitteln,  sie  so  zu 
beleuchten,  daß  das  Dunkelfeld  gewahrt  wurde  und  nur 
abgebeugte  Strahlen  das  Auge  des  Beschauers  treffen 
konnten,  ein  Ziel,  das  Abbe  und  Siedentopf  mit  der  Kon- 
struktion ihres  „Kondensors"  erreichten,  d.  h.  eines 
Linsensystems,  welches  noch  vor  dem  Objekt  liegt  und 
eine  zentrale  Abbiendung  trägt.  Die  von  der  Beleuchtungs- 
quelle kommenden  Strahlen  durchdringen  das  Linsensystem 
also  nur  in  der  von  der  Blende  freigelassenen  Ringzone 
und  werden  im  Brennpunkt  des  Systems  vereinigt,  mit 
dem  das  Objekt  mathematisch  zusammenfällt.  Infolge- 
dessen werden  alle  Beleuchtungsstrahlen  vom  Objekt  ab- 
gebeugt und  treffen  so  das  Auge  des  Beobachters.  In 
diesem  Falle  liegt  das  Mikroskop  wagerecht  in  Richtung 
der  Beleuchtung.  Abb.  2  veranschaulicht  schematisch 
diese  Abbeugung  der  Strahlen  an  einem  ultramikrosko- 
pischen Teilchen. 

Die  neuesten  Verbesserungen  am  Kondensor  be- 
stehen darin,  daß  er  nicht  mehr  aus  einem  Linsen- 
system, sondern  von  anders  gearteten  Teilen  ge- 
bildet und  die  Kondenswirkung  nach  anderen,  neuen 
Grundsätzen  erreicht  wird.  Einmal  besteht  er  aus  einem 
gläsernen  Rotationsparaboloid  (Abb.  3),  dessen  Achse  in 
die  Beleuchtungsrichtung  und  dessen  Brennpunkt  genau 
auf  das  Untersuchungsobjekt  fällt,  wobei  natürlich  Voraus- 
setzung ist,  daß  die  Parabelkalotte  in  einer  solchen  Ent- 
fernung vom  Brennpunkt  abgeschnitten  ist,  daß  dieser 
außerhalb  des  Glaskörpers  liegt  und  bei  Anlegen  an  den 
Objektträger  unter  dem  Mikroskopobjektiv  gerade  den  zu 
untersuchenden  Körper  trifft.  Die  der  Beleuchtungsquelle 
zugekehrte  plane  Seite  dieses  Paraboloidstumpfes  trägt  eine 
zentrale  Abbiendung,  so  daß  die  durch  die  freibleibende 
Ringzone  einfallenden  Strahlen  ungebrochen  auf  die  Para- 
boloidfläche  auftreffen  und  von  dieser  in  bekannter  Weise 
nach  dem  Brennpunkt  reflektiert  werden.  Das  Haupt- 
unterscheidungsmerkmal zwischen  Linsenkondensor  und 
Paraboloidkondensor  ist  also  darin  zu  erblicken,  daß  die 
Kondenswirkung  bei  jenem  durch  Brechung,  bei  diesem 
durch  reine  Spiegelung  erzielt  wird. 

Zum  zweiten  ergab  die  Tatsache  einen  Weg  zur  Er- 
zielung eines  streng  mathematischen  Brennpunkts,  daß 
parallele  Strahlen,  die  von  einer  geeigneten  Kugelfläche 
und  dann  nochmals  von  einer  zugehörigen  Kardioidfläche 
reflektiert  werden,  sich  in  einem  Punkt  treffen.  Auch  hier 
ist  eine  zentrale  Abbiendung  notwendig.  Diese  Entdeckung 
führte  zur  Konstruktion  des  sog.  ,,Kardioidkondensors". 
Die  Schwierigkeit  der  genauen  Herstellung  solcher  Flächen 
wurde  durch  Benutzung  einer  Kugelfläche  umgangen, 
welche  den  Krümmungsradius  der  gedachten  Kardioidzone 
besitzt.  Der  Brennpunkt  ist  dann  zwar  nicht  mehr  streng 
mathematisch,  nicht  mehr  ,,aplanatisch",  doch  ist  die  Ab- 
weichung praktisch   nicht  mehr  von   Belang.     (Abb.  4.) 

Bevor  wir  schließlich  einige  Forschungsergebnisse  des 
Ultramikroskops  streifen,  noch  einige  Worte  über  die 
Größenordnung  der  Teilchen,  die  in  ihm  noch  sichtbar 
sind.  Die  Grenze  des  gewöhnhchen  Mikroskops  liegt  — 
zum  Vergleich  sei  es  noch  einmal  betont  —  bei  zwei 
Zehntausendstel  Millimeter,  gewiß  eine  Ausdehnung,  die 
man  sich  nicht  mehr  vorstellen  kann.  Was  will  das  aber 
besagen  gegen  die  Teilchen,  die  im  Ultramikroskop  noch 


hikroskoi3okular. 


r  . 

/  > 
/  \ 


Linsans^stem. 


Abb.  2.    Schematische  Darstellung  der  Abbeugung  von  einem 
ultramikroskopischen  Teilchen. 

erblickt  werden.  H.  Siedentopf  hat  für  die  mikroskopischen 
Körper  überhaupt  eine  Einteilung  und  Benennungen  nach 
ihrer  Größe  eingeführt.  Mikroskopisch  sichtbare  Körper 
bezeichnet  er  als  „Mikronen"  mit  einer  Ausdehnung  von 
mehr  als  0,2  ja,  ultramikroskopisch  erkennbare  Teilchen 
nennt  er  Submikronen,  mit  einer  Größenordnung  kleiner 
als  0,2  jj,  bis  herab  zu  1  jj-fi*)  als  unterste  Grenze,  d.  h.  ein 
Millionstel  Millimeter!  Die  Sichtbarkeitsgrenze  der  Ultra- 
mikroskopie liegt  also  zweihundertmal  tiefer  als  diejenige 
des  gewöhnlichen  Mikroskops.  Schließlich  gibt  er  Teil- 
chen, die  durch  Ultramikroskopie  noch  nachweisbar,  aber 
nicht  mehr  sichtbar  sind  und  noch  kleineren  Körpern  den 
Namen  ,, Amikronen".  Und  mit  diesen  ist  man  in  der 
Erforschung  der  Kleinwelt  bei  Größenordnungen  angelangt, 
wie  man  sie  den  größeren  Molekülen  und  ihren  Teil- 
produkten zuschreiben  darf! 

Die  Ergebnisse  der  Ultramikroskopie  seit  ihrem  Ge- 
burtsjahr 1903  bis  heute  sind  dementsprechend  auf  allen 
genannten  Gebieten  hervorragend.  Statt  einer  richtigen 
Würdigung,  die  berufeneren  Federn  zukommt,  kann  nur 
ein  Bild  im  Streiflicht  gegeben  werden.  Vor  allem  hat  die 
Kolloidchemie  Vorteil  daraus  gezogen;  denn  sie  gab  den 
Anstoß  Man  unterscheidet  im  wesentlichen  kristalloide 
und  kolloidale  Körper.  Die  ersteren  umfassen  alle  kristall- 
bildenden und  restlos  löslichen  Körper,  die  letzteren  alle 
gallertbildenden  oder  gallertartigen  Körper.  Die  ersteren 
diffundieren  durch  poröse  Membranen,  die  letzteren  nicht. 
Die  Lösungen  der  Kristalloide  sind  absolut  klar  und  be- 
sitzen rein  molekulare  Struktur,  die  Kolloide  haben  meist 
ein  eigenartig  trübes  Aussehen  und  zeigen  eine  Opales- 
zens,  das  sog.  „Tyndallphänomen".  Zu  ihren  hervor- 
ragendsten Vertretern  zählen  alle  Eiweißkörper,  Kiesel- 
säure in  bestimmter  wässeriger  Lösung,  Gelatine,  tierischer 
Leim  usw.  Die  Ursachen  des  Tyndallphänomens  bildeten 
den  Gegenstand  des  oben  erwähnten  wissenschaftlichen 
Streites  und  diesen  hat  die  Ultramikroskopie  in  glänzender 
Weise  gelöst.  Wenn  man  z.  B.  eine  Eiweißiösung  im 
Ultramikroskop  betrachtet,  so  ist  das  Gesichtsfeld  von 
zahllosen  feinsten,  weißschimmernden  Punkten  durchsetzt. 
Bei  ihrer  außerordentlichen  Kleinheit  glaubte  man  sich 
schon  berechtigt,  sie  als  Moleküle  anzusprechen.  Indessen 
zeigte  Raehlmann  durch  einen  einfachen  Versuch,  daß  ein 
Irrtum  vorlag.  Bekanntlich  gerinnt  Eiweiß  durch  Kochen. 
Er  verdünnte  also  die  Lösung  soweit,  bis  nur  noch  ver- 
einzelte Partikelchen  sichtbar  waren,  und  beobachtete  dann, 
daß  beim  Kochen  dieser  Verdünnung  die  Körnchenzahl  sich 

*)  1  ua  —  1  Millionstel  Millimeter. 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


263 


5» 

\  / 


Abb.  3  Abb.  4 


wesentlich  erhöhte.  Daraus  ist  zu  schließen,  daß  das 
Eiweiß  in  zweierlei  Phasen  in  der  Lösung  vorhanden  ist, 
nämUch  zu  einem  sehr  geringen  Teil  in  echter  Lösung, 
d.  h.  in  gleichmäßiger  molekularer  Verteilung  und  zum 
größten  Teil  als  feinste  Suspension  kleinster  Eiweiß- 
partikel, die  als  Vorstufe  des  Gerinnens  (Koagulierens) 
angesehen  werden  darf.  Ein  solches  Eiweißpartikel  ist 
daher  zweifellos  schon  ein  Komplex  von  zahlreichen  Ei- 
weißmolekulen.    Mithin  gehört  dieses  zu  den  Amikronen. 

Nun  sind  aber  das  Tyndallphänomen  und  verwandte 
Eigenschaften  nicht  nur  den  ausgesprochenen  Kolloiden 
eigen,  sondern  auch  Körpern,  denen  man  kolloidale  Eigen- 
heiten im  übrigen  glatt  absprechen  mußte.  Hierher  ge- 
hören vor  allem  die  organischen  Farbstoffe.  Es  gibt 
solche  —  ;ind  alles  Folgende  sind  ultramikroskopische 
Forschungsergebnisse  — ,  deren  Lösung  sich  optisch  als 
einfache  Suspension  entpuppt,  wie  z.  B.  Berliner  Blau, 
und  ferner  hochmolekulare  Farben,  wie  Violett-schwarz, 
Nigrosin  usw.  Man  sieht  die  Farbteilchen  im  dunkeln 
Gesichtsfeld  in  ihrer  Komplementärfarbe.  Andererseits  exi- 
stieren fluoreszierende  Farbstoffe,  deren  Lösung  auch  im 
Ultramikroskop  keine  Suspension  zeigen,  trotzdem  aber 
ganz  den  Eindruck  einer  getrübten  Flüssigkeit  machen; 
denn  auch  in  ihnen  leuchtet  der  Lichtkegel  einer  Sammel- 
linse hell  auf.  Daraus  ergibt  sich  der  weitere  Befund,  daß 
das  Fluoreszenslicht,  das  übrigens  im  Gegensatz  zu  dem 
von  Suspensionen  erzeugten  Reflex  nicht  polarisiert  ist,  auf 
ganz  andere  Weise  zustande  kommt  und  daß  die  viel- 
leicht- Fluoreszens  erzeugenden  Teilchen  sicher  zu  den 
Amikronen  gehören. 

Schließlich  lehrt  uns  das  Ultramikroskop  das  Vor- 
handensein von  Farbstoffen,  die  zwischen  den  aus- 
gesprochen kolloidalen  und  den  optisch  unauflösbaren 
Farbstoffen  die  Mitte  halten.  In  diesem  Fall  ist  der  Sub- 
mikronengehalt  der  Lösungen  so  klein,  daß  er  unmöglich 
den  ganzen  Farbstoffgehalt  der  Lösung  ausmachen  kann. 
Die  ultramikroskopische  Untersuchung  beweist  auch  tat- 
sächlich in  Verbindung  mit  der  quantitativen  chemischen 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Somnierurlaub 

Kaum  daß  die  Natur  ihren  Winterschlaf  aus  den  Augen 
gerieben  hat,  erwacht  jahrein,  jahraus  in  dem  Menschen 
das  Sehnen  nach  einem  Ausspannen  von  den  Strapazen 
seiner  beruflichen^JTätigkeit.  Er  will  seine  Kräfte  in  der 
Natur  neu  stählen,  um  danach  dankbaren  Herzens  mit 
um  so  größerer  Intensität  als  Güterproduzent  der  Volks- 


Analyse,  daß  die  hierhergehörigen  Farben  ebenfalls  in 
zwei  Phasen  in  Lösung  sind,  jetzt  aber  zum  kleinsten  Teil 
als  Suspension  und  zum  größten  Teil  in  echter  Lösung. 
Diese  Beobachtungen  üben  naturgemäß  einen  hohen  Ein- 
fluß auf  die  Farbenindustrie  und  auf  die  Färberei  aus, 
denn  sie  gestatten  wichtige  Schlüsse  auf  die  Färbevorgänge 
in  jedem  einzelnen  Fall  zu  ziehen  und  Farben  und  Färbe- 
methoden auf  ihre  Brauchbarkeit  bezw.  Zweckmäßigkeit 
weit  eingehender  als  bisher  zu  prüfen. 

Das  wichtigste  Ergebnis  der  Ultramikroskopie  wird 
bezüglich  der  Kolloidchemie  in  der  Erkenntnis  enthalten 
sein,  daß  es  keinen  schroffen  Gegensatz  zwischen  Kolloiden 
und  Kristalloiden  zu  geben  scheint,  daß  vielmehr  zwischen 
beiden  Extremen  nahezu  stetig  sich  aneinander  reihende 
Uebergänge  vermitteln.  Zu  diesen  Uebergängen  können 
außer  den  erwähnten  Farbstoffen  in  gewissem  Sinne  auch 
eine  Reihe  von  Kohlehydraten,  wie  Stärkemehl,  Glykogen, 
Dextrin,  Imulin,  Gummiarten  usw.  gezählt  werden,  welche 
mit  dem  Grade  ihrer  Verzuckerung  vom  ausgesprochen 
kolloiden  Zustand  in  das  rein  kristalloide  Verhalten  hin- 
überführen. 

Eng  verknüpft  mit  den  Beobachtungen  an  Farbstoffen 
sind  die  Forschungsergebnisse  an  Faserstoffen,  wie  Wolle, 
Baumwolle,  Hanf,  Flachs,  Seide,  Ramiefaser,  Kunst- 
gespinste usw.  Sie  haben  bereits  zu  ausgeprägten  Theorien 
über  den  organischen  Aufbau  der  Faserstoffe  geführt,  wie 
die  Mizellartheorie  von  Nägeli  und  die  Fibrillen-  und 
Dermatosomentheorie  von  Wiesner  Licht  über  eine  große 
Reihe  Fragen  verbreitet  haben,  die  für  Spinnerei  und 
Weberei  von  außerordentlichem  Interesse  sind.  Jedenfalls 
setzt  das  Ultramikroskop  in  den  Stand,  die  Qualitäten 
verschiedener  Spinnfasern  (Zug-,  Torsions-  und  Biegungs- 
festigkeit, Farbe,  Glanz  usw.)  ursächlich  zu  erkennen,  wie 
es  denn  auch  möglich  geworden  ist,  mittels  des  Spektral- 
photometers nach  Engelmann  die  kleinsten  Farbstoff- 
mengen und  die  einzelnen  Fasern  farbenanalytisch  zu 
untersuchen,  d.  h.  also  nach  dieser  vorherigen  Beurteilung 
des  Materials  die  zweckmäßigsten  industriellen  Maßnahmen 
zu  treffen,  ein  für  Spinnerei,  Weberei  und  Färberei  nicht 
hoch  genug  zu  veranschlagender  Vorteil. 

Am  sprödesten  vielleicht  verhielt  sich  das  Ultramikro- 
skop anfangs  gegenüber  der  Medizin  bzw.  der  Bakteriologie 
und  Biologie,  weil  das  ursprüngliche  Prinzip  und  Instrument 
gerade  infolge  der  Interferenzerscheinungen  die  Gestalt 
kleinster  Lebewesen  verzerrte  und  somit  eine  Erkennung 
oder  gar  feine  Unterscheidung  unmöglich  machte,  zum 
mindesten  aber  erschwerte.  Die  oben  beschriebenen  Para- 
boloid-  und  Kardioidkondensoren  haben  aber  auch  hier 
Wandel  geschaffen;  sie  gestatten  die  direkte  Beobachtung 
lebender  Mikroben,  "ja  sogar  deren  kinematographische 
Aufnahmen,  die  dann  reproduziert  werden  können.  Die 
Wichtigkeit  dieses  Fortschritts  bedarf  keiner  Erläuterung 
und  sicher  werden  Entdeckungen  auf  diesem  Gebiet  nicht 
auf  sich  warten  lassen.  , 


Wirtschaft  die  ihm  gewährte  Erholungszeit  mit  Zins  und 
Zinseszins  zu  vergüten. 

Immer  gewaltiger  werden  in  dem  wirtschaftlichen 
Ringen  die  Anforderungen,  die  an  den  geistig  und  körper- 
lich Schaffenden  gestellt  werden.  Und  wie  sich  die  Arbeit 
mehr  und  mehr  in  den  Fabriken  mit  ihrem  Maschinenlärm 
und  Getöse  zusammenzieht,  so  konzentriert  sich  auch 
immer  mehr  die  geistige  Arbeit  in  einzelnen  Bureaus. 
Das  ständige  Kommen  und  Gehen,  das  ununterbrochene 
Klappern  der  Schreibmaschinen,  das  fortwährende  Läuten 
der  Telephonapparate  usw.  lassen  die  menschlichen  Nerven 


264 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  17 


zu  keiner  Ruhe  kommen.  Die  Nervosität  ist  die  Berufs- 
krankheit des  modernen  geistigen  Arbeiters  geworden! 

Die  bis  ins  kleinste  durchgeführte  Arbeitsteilung,  von 
der  heute  kein  Beruf  verschont  bleibt,  erfordert  die  ständige 
Beanspruchung  einiger  weniger  Muskeln.  Naturgemäß 
werden  sie  viel  rascher  ermüden  als  bei  einer  Tätigkeit, 
die  abwechselnd  alle  Muskeln  des  menschlichen  Körpers 
beschäftigt.  Gewiß  wird  durch  die  Arbeitsteilung  die 
Produktivität  der  Arbeit  bis  zur  höchsten  Potenz  ge- 
steigert; für  das  Individuum  bedeutet  sie  aber  zweifellos 
eine  Verkrüppelung  seiner  geistigen  und  körperlichen 
Eigenschaften.  Wie  jedoch  alles  beim  Menschen  seine 
Grenzen  hat,  so  auch  seine  Leistungsfähigkeit. 

Und  hat  sich  nicht  auch  der  Charakter  der  Arbeit 
geändert?  Die  Konkurrenz  auf  dem  Weltmarkte  zwingt 
heute  eine  jede  Nation  zur  äußersten  Anspannung  ihrer 
gesamten  Kräfte,  will  sie  sich  nicht  durch  ein  anderes 
Volk  von  dem  Weltmarkte  ausschalten  lassen.  Dazu  tritt 
für  den  geistigen  und  manuellen  Arbeiter  noch  die  Sorge 
um  seine  Existenz  und  das  gesunde  Streben  nach  seinem 
Vorwärtskommen,  die  ihn  von  selbst  zwingen,  seine 
geistigen  und  physischen  Kräfte  bis  zum  letzten  Atom 
in  den  Dienst  des  Unternehmens  zu  stellen. 

Die  moderne  medizinische  Wissenschaft  vertritt  den 
Standpunkt,  daß  die  so  hoch  getriebene  Arbeitsintensität 
ihren  Niederschlag  in  einem  viel  rascheren  Verbrauch  der 
menschlichen  Lebenskraft  findet.  Wenn  auch  eine  jede 
Arbeit  einen  Energieverbrauch  des  menschlichen  Lebens 
bedeutet,  so  darf  sie  doch  bestimmte  Grenzen  nicht  über- 
schreiten, soll  sie  nicht  einem  vorzeitigen  Verbrauch  des 
menschlichen  Lebens  Vorspanndienste  leisten.  Eins  der 
besten  und  billigsten  Mittel,  diesem  vorzeitigen  Verbrauch 
der  Lebenskraft  zu  steuern,  erblickt  die  Wissenschaft  in 
einem  periodenweisen  längeren  Ausspannen  aus  der  be- 
ruflichen Arbeit  und  in  reichlich  bemessenen  Ruhepausen. 

Kein  Einsichtiger  vi'ird  weiter  behaupten  wollen,  daß 
die  Wohnungsverhältnisse  der  Angestellten,  im  besonderen 
die  der  Großstädte  —  und  hier  hat  sich  vorwiegend  der 
Handel  und  die  Industrie  niedergelassen  —  danach  an- 
getan sind,  ihm  ein  Erholen  nach  der  Tagesarbeit  zu 
ermöglichen.  Der  Mietskasernentyp  gewährt  ihm  ja  kaum 
Schutz  vor  dem  draußen  Tag  und  Nacht  gleichbleibenden 
Straßenlärm. 

Der  Staat  als  der  größte  Arbeitgeber  hat  die  skizzier- 
ten Schäden  der  menschlichen  Gesundheit  anerkannt.  Er 
gewährt  seinen  Beamten  einen  jährlichen  und  wie  man 
zugeben  muß,  auch  einen  reichlichen  Erholungsurlaub. 
Das  gilt  auch  von  den  Kommunen.  Die  staatlichen  und 
städtischen  Verwaltungen  wissen  nur  zu  gut,  daß  der  Born, 
aus  dem  ihre  Beamten  bis  ins  Greisenalter  hinein  ihre 
Arbeitskraft  und  -freudigkeit  schöpfen,  in  den  reichlich 
bemessenen  Erholungs-  und  Ruhepausen  zu  suchen  ist. 
Und  erfreulicherweise  wächst  auch  der  Prozentsatz  der 
privaten  Unternehmungen,  die  ihren  Angestellten  Urlaub 
gewähren.  Das  nimmt  auch  nicht  Wunder.  Die  Kon- 
kurrenz zwingt  den  Privatunternehmer,  seine  Produktions- 
kosten möglichst  niedrig  zu  halten.  Er  richtet  sein  Haupt- 
augenmerk darauf,  im  Verhältnis  zum  gezahlten  Lohn  und 
den  stehenden  Kapitalsanlagen  möglichst  viel  Arbeit  zu 
erhalten.  Die  Ausnutzung  der  menschlichen  Arbeitskraft 
ist  daher,  vom  kapitalistischen  Auslug  betrachtet,  so  lange 
vom  Vorteil,  als  kein  Mißverhältnis  zwischen  der  quali- 
tativen und  quantitativen  Arbeitsleistung  und  den  gcza'hlten 
Löhnen  entsteht.  Dieses  Kriterium  ist  nur  bei  reichlich 
bemessenen  Ruhe-  und  Erholungspausen  zu  erfüllen,  da 
sie  allein  einen  Ersatz  der  verbrauchten  Kräfte  garantieren. 
In  England  sind  diese  Anschauungen  längst  Allgemeingut 
geworden.  So  erklärt  der  englische  Großindustrielle  Mun- 
della, der  auch  in  Deutschland  Fabriken  besitzt:  „Es  sind 
die  langen  Arbeitszeiten  der  fremden  Nationen,  die  uns 
gegen  ihre  Konkurrenz  schützen."  Leider  sind  sie  dem 
Deutschen  noch  nicht  in  Fleisch  und  Blut  übergcg.Tngen. 
Es  gibt  bei  uns  noch  einen  ziemlich  holien  Prozentsatz  von 
Unternehmungen,  die  ihren  Angestellten  keinen  Erholungs- 
urlaub gewähren.  Es  soll  aber  auch  nicht  verschwiegen 
werden,  daß  es  ebenso  sozial  empfindende  Firmen  gibt. 


die  ihren  Angestellten  neben  Urlaub  und  Gehalt  noch 
Reisebeihilfen  gewähren.  Einige  Großfirmen  haben  dar- 
über hinaus  eigene  Erholungsheime  für  ihre  Angestellten 
gegründet.  Diese  Firmen  sind  zu  der  Erkenntnis  gelangt, 
daß  ihr  Gedeihen  in  erster  Linie  dem  ausgeruhten  Personal 
zu  verdanken  ist. 

Der  Gedanke  bricht  sich  allerdings  in  immer  stärkerem 
Maße  auch  bei  den  Unternehmungen  Bahn,  daß  die  eigenen 
Erholungsheime  sich  nicht  der  Gunst  ihrer  Angestellten 
erfreuen.  Der  Angestellte  hat  das  Gefühl,  auch  in  der 
Ferienzeit  unter  Kontrolle  zu  stehen.  In  diesem  Sinne 
äußert  sich  auch  im  „Plutus"  die  Firma  A.  Jandorf  &  Co., 
Berlin.  Und  falls  den  Angestellten  die  nicht  unbeträcht- 
lichen Mittel  fehlen,  seine  geschwächte  Gesundheit  an 
einem  anderen  Erholungsorte  wieder  herzustellen,  so  neigt 
er  mehr  dazu,  auf  seinen  Urlaub  zu  verzichten.  Damit 
wird  am  schlagendsten  die  von  unserer  Verbandsleitung 
vertretene  Anschauung  bestätigt,  daß  die  Gründung  von 
Erholungsheimen  Sache  der  Organisationen  sei,  die  eine 
ihrer  vielen  Aufgaben  darin  zu  erblicken  haben,  ihre  Mit- 
glieder bis  ins  hohe  Alter  arbeitsfähig  und  arbeitsfreudig 
zu  erhalten.  Es  genügt  nicht,  daß  die  Organisationen 
vom  Gesetzgeber  eine  Regelung  der  Urlaubsfrage  in  ihrem 
Sinne  bei  zu  zahlendem  Gehalt  fordern.  Wie  unmöglich 
es  den  Angestellten  ist,  etwas  zu  ersparen,  geht  am  besten 
aus  der  Mindestgehaltsforderung  hervor,  die  die  Organi- 
sationen aufstellen.  Sie  müssen  sich  daher  auch  weiter 
darüber  klar  sein,  daß  es  nur  der  organisierten  Selbsthilfe 
möglich  sein  wird,  ihren  ökonomisch  schwachen  Mit- 
gliedern die  Ausnutzung  des  Urlaubs  zu  gewähren.  Da- 
durch, daß  die  Verbände  eigene  Erholungsheime  bauen, 
geben  sie  ihren  Mitgliedern  die  beste  und  billigste  Ge- 
legenheit, ihre  infolge  angestrengter  Arbeit  angegriffene 
Gesundheit  während  des  Urlaubs  wieder  herzustellen. 
Und  damit  nutzen  sie  nicht  nur  den  Mitgliedern.  Nein, 
auch  der  Volkswirtschaft.  Denn  da  sie  es  ihren  An- 
gehörigen ermöglichen,  für  ein  billiges  Entgelt  die  ver- 
brauchten Kräfte  wieder  herzustellen,  beugen  sie  Er- 
kraykungsfällen,  vorzeitiger  Invalidität  und  damit  einer 
Vergeudung  von  Volkskraft  vor.  Der  Angestellte  kehrt 
mit  einem  klareren  Geiste  und  belebteren  Sinn  aus  seinem 
Urlaub  zurück.  Die  während  der  Urlaubszeit  angesammelte 
Energie  drängt  nach  einer  Betätigung,  und  diese  wiederum 
ist  als  ein  die  Arbeitsleistung  förderndes  Hauptmoment  zu 
betrachten.  Aus  all  diesen  Erwägungen  wurde  auch  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in 
Sondershausen  geboren.  Und  auch  hier  beweist  uns  die 
ständig  hohe  Besucherzahl  desselben  die  Richtigkeit  der 
Voraussetzungen  unserer  Verbandsleitung.  Gewiß  er- 
schöpft sich  mit  der  Gründung  von  Erholungsheimen  nicht 
die  Fürsorge  der  Organisationen.  Sie  werden  weiter  auch 
die  Siedelungsbestrebungen  auf  genossenschaftlicher  Basis 
zu  unterstützen  haben.  Diese  verfolgen  das  Ziel,  den  An- 
gestellten und  deren  Familien  gegen  ein  billiges  Entgelt 
den  Aufenthalt  auf  dem  platten  Lande  in  der  Nähe  der 
Großstädte  in  Ferienhäusern  und  Eigenheimen  zu  er- 
möglichen. 

Weiter  hat  aber  die  Allgemeinheit  ebenfalls  das 
dringendste  Interesse  an  reichlich  bemessenen  Ruhe-  und 
Erholungspausen  der  Angestellten  und  Arbeiter.  Ueber- 
arbeitete  Menschen  müssen  eine  kranke  Nachkommenschaft 
hinterlassen.  Es  sei  nur  an  die  Ausführungen  des  eng- 
lischen Historikers  Macauley  erinnert:  „Wenn  wir  (Eng- 
land) jemals  genötigt  sind,  die  erste  Stelle  unter  den 
Handelsvölkern  abzutreten,  so  werden  wir  dies  nicht  an 
ein  Geschlecht  entarteter  Zwerge,  sondern  irgend  einem 
an  Körper  und  Geist  hervorragend  kräftigen  Volke  ab- 
treten." Gleichfalls  kann  man  nicht  behaupten,  daß  die 
Wehrhaftigkeit  eines  Staates  durch  ein  degeneriertes  Volk 
gefördert  wird. 

Die  Ausführungen  zeigen,  daß  sowohl  das  Unter- 
nehmertum als  auch  die  Volkswirtschaft  und  ebenso  der 
Staat  das  größte  Interesse  daran  haben,  wenn  den  An- 
gestellten und  Arbeitern  jährlich  ein  längerer  Erholungs- 
urlaub gewährt  wird.  Es  muß  daher  wundernehmen,  daß 
die  auch  vom  Deutschen  Techniker-Verband  aufgestellte 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


265 


Forderung  nach  einer  reichsgesetzlichen  Regehing  dieser 
Frage  noch  auf  so  große  Schwierigi<eiten  stößt.  Dies 
um  so  mehr,  als  ja  Dr.  Potthoff  in  Verbindung  mit  Prof. 
Schloßmann  bewiesen  haben,  daß  der  Angestellte  dadurch, 
daß  er  in  Zeiten  flotten  Geschäftsganges  in  dem  ihm 
beschäftigenden  Unternehmen  mehr  leistet,  als  er  ver- 
traglich zu  leisten  hat.  Damit  hat  aber  der  Angestellte 
doch  zweifellos  ein  Recht  auf  die  Gewährung  von  Urlaub 
während  der  stilleren  Zeit  erworben.  Und  auch  die  Wider- 
stände der  Gegner  einer  gesetzlichen  Regelung  des  Er- 
holungsurlaubs sind  nicht  ernst  zu  nehmen,  sie  gehen 
doch  selbst  jedes  Jahr  in  Urlaub.  Damit  bejahen  sie  doch 
unzweideutig  die  Bedürfnisfrage. 

Den  angeführten  Schäden  konnte  sich  der  öster- 
reichische Staat  nicht  verschließen.  In  dem  Handlungs- 
gehilfengesetz vom  16.  Januar  1910  bestimmt  er: 

„Wenn  das  Dienstverhältnis  ununterbrochen  bereits 
6  Monate  gedauert  hat,  ist  dem  Dienstnehmer  in  jedem 
Jahre  ein  ununterbrochener  Urlaub  von  mindestens  zehn 
Tagen  zu  gewähren.  Hat  das  Dienstverhältnis  ununter- 
brochen bereits  5  oder  15  Jahre  gedauert,  so  beträgt  der 
jährliche  Urlaub  mindestens  zwei,  im  letzteren  Falle  min- 
destens drei  Wochen.  Der  Antritt  des  Urlaubs  ist  mit 
Rücksicht  auf  die  den  Betriebsverhältnissen  entsprechende 
Zeit  im  Einvernehmen  rechtzeitig  zu  bestimmen.  Während 
des  Urlaubs  behält  der  Dienstnehmer  den  Anspruch  auf 
seine  Geldbezüge.  Bei  gewerblichen  Unternehmungen, 
in  denen  nicht  mehr  als  drei  Dienstnehmer  verwendet 
werden,  kann  der  Urlaub  in  zwei  annähernd  gleichen  Zeit- 
abschnitten gewährt  werden.  Die  Zeit,  während  deren 
der  Dienstnehmer  durch  Krankheit  oder  durch  einen  Un- 
glücksfall an  der  Leistung  seiner  Dienste  verhindert  ist, 
darr  in  diesen  Urlaub  nicht  eingerecnnet  werden.  Der 
Dienstnehmer  ist  zur  Gewährung  des  Urlaubs  nicht  ver- 
pflichtet, wenn  der  Dienstnehmer  gekündigt  hat."  Man 
darf  in  dieser  Lösung  eine  gute  Basis  auch  für  unsere 
Forderungen  erblicken.  Und  nur  Unverstand  oder  be- 
wußtes Verkennen  kann  in  unserem  Sehnen  nach  der 
Gewährung  eines  jährlichen  Erholungsurlaubs  den  Wunsch 
herauslesen,  weniger  zu  arbeiten.  Nein,  das  ist  es  nicht. 
Es  entspringt  dem  Streben,  die  tägliche  Arbeit  mit  innerer 
Anteilnahme  zu  durchdringen  und  sie  nicht  zu  einer  bloßen 
Frohnde  werden  zu  lassen.  Wir  wollen  unsere  Arbeits- 
intensität bis  ins  hohe  Alter  bewahren  zu  unserem  eigenen 
Wohle,  dem  unserer  Familien  und  nicht  zuletzt  dem  der 
Allgemeinheit.  G  o  r  n  i  k. 


Ungeteilte  Arbeits-  und  Schulzeit 

Am  10.  Februar  1911  fand  im  vollbesetzten  Münchner 
Kindlkellersaale  zu  München  unter  Leitung  des  kgl.  Bahn- 
verwalters R  o  e  m  e  r  eine  von  Tausenden  besuchte  große 
öffentliche  Versammlung  statt,  welche  sich  mit  der  Frage 
der  ungeteilten  Arbeits-  und  Schulzeit  befaßte.  Die  Ver- 
sammlung war  einberufen  vom  Münchner  Ausschuß  zur 
Einführung  der  ungeteilten  Arbeits-  und  Schulzeit,  dem 
1  Verbände  mit  über  16  000  Mitgliedern:  Angehörige 
sämtlicher  Beamtenkategorien,  der  kaufmännischen  und 
technischen  Angestellten  -  Organisationen,  sowie  Aerzte, 
Lehrer,  Anwälte  und  Landtagsabgeordnete  sämtlicher  poli- 
tischen Parteien  angehören. 

Dem  erschöpfenden,  interessanten  Referat  Obermedi- 
inalrats  Prof.  Dr.  von  G  r  u  b  e  r ,  des  berühmten  Hygie- 
ikers  an  der  Universität  München,  gelang  der  Nachweis, 
daß  die  Einführung  der  ungeteilten  Arbeits-  und  Schulzeit 
aus  hygienischen,  sozialen  und  wirtschaftlichen  Gründen 
'm  weitesten  Interesse  der  Erhaltung  und  Stärkung  eines 
gesunden  Familienlebens  unter  allen  Umständen  angestrebt 
werden  muß,  daß  die  gegen  die  Einführung  der  englischen 
Arbeitszeit  angeführten  Bedenken  nicht  stichhaltig  sind 
und  daß  eine  großzügige  Lösung  der  Wohnungsfrage, 
wie  sie  im  Interesse  des  Staates  und  ,der  Gemeinden 
gefördert  werden  muß,  undenkbar  ist  ohne  die  Ein- 
führung der  ungeteilten  Arbeits-  und  Schulzeit. 


Eine  höchst  wirkungsvolle  Bestätigung  der  meister- 
haften Ausführungen  des  Referenten  erbrachte  die  auf 
einer  ungewöhnlichen  Höhe  sich  bewegende  Diskussion, 
in  der  sämtUche  Redner  ein  geradezu  überwältigendes 
Material  zugunsten  der  ungeteilten  Schul-  und  Arbeitszeit 
brachten.  Insbesondere  wiesen  Aerzte  und  Lehrer  aller 
in  Frage  kommenden  Schulen  unwiderleglich  nach,  daß 
die  ungeteilte  Schul-  und  Arbeitszeit  nicht  nur  kommen 
kann,  sondern  kommen  muß. 

'  Als  Ergebnis  der  wertvollen  Verhandlungen  wurde 
schließlich  einstimmig  eine  Resolution  gefaßt,  welche,  unter 
Würdigung  aller  für  die  Durchführung  der  ungeteilten 
Arbeits-  und  Schulzeit  sprechenden  Momente,  an  die  zu- 
ständigen Stellen  den  warmen  Appell  richtet,  sich  den 
berechtigten  Wünschen  weiter  Kreise  der  Bevölkerung  nicht 
länger  zu  verschließen  und  damit  der  imposanten  Ver- 
sammlung einen  bedeutsamen  Abschluß  gab. 

Der  Bayr.  Landesverein  zur  Förderung  des  Wohnungs- 
wesens (E.  V.),  dessen  Aufgabe  die  Herbeiführung  einer 
besseren  und  gesünderen  Wohnweise  im  allgemeinen  ist, 
und  der  daher  auch  alle  Mittel  für  eine  zweckmäßige 
Dezentralisation  der  städtischen  Bevölkerung  zu  fördern 
berufen  und  verpflichtet  ist,  hat  soeben  als  Heft  3  der 
von  ihm  herausgegebenen  Schriften  das  Referat  des  Pro- 
fessors Dr.  von  Q  r  u  b  e  r  und  sämtliche  Diskus- 
sionsreden im  Wortlaut  nebst  Gutachten  über  prak- 
tische Erfahrungen  mit  der  ungeteilten  Arbeits-  und  Schul- 
zeit als  Broschüre  herausgegeben.  Die  Schrift  erscheint 
im  Verlag  Ernst  Reinhardt  (München)  und  ist  zum 
Preise  von  50  Pf.  zu  beziehen. 

Die  Anschaffung  der  Broschüre  ist  dringend  zu  emp- 
fehlen für  jeden,  der  sich  für  die  Einführung  der  un- 
geteilten Arbeits-  und  Schulzeit  interessiert,  da  sie  alles 
zu  dieser  Frage  gehörige  Material  geradezu  lückenlos 
enthält.  Die  Ausführungen  aller  Redner  sind  dabei  so 
interessant,  daß  wir  überzeugt  sind,  daß  auch  jene,  welche 
sich  nicht  gern  mit  sozialpolitischen  Fragen  beschäftigen, 
dieses  Buch  wiederholt  und  mit  Genuß  lesen  werden. 
Der  billige  Preis  von  50  Pf.  dürfte  der  Verbreitung  der 
Broschüre  sehr  zustatten  kommen,  die  sowohl  vom  Verlag 
Ernst  Reinhardt,  wie  von  sämtlichen  Buchhandlungen 
und  auch  direkt  von  der  Geschäftsstelle  des  Bayr.  Landes- 
vereins zur  Förderung  des  Wohnungswesens  (E.  V.),  Mün- 
chen, Burgstraße  4  II,  bezogen  werden  kann. 


::  U  H  ::    STAN DESBEWEGUNO    ::  ::  ::  H 


Die  Kpnkunenzklausel  in  der  Berlin- Anhaltischen 
Maschinenbau-A .- G. 

Uns  wird  mitgeteilt,  daß  die  Direktion  der  Bamag 
ihren  Angestellten  folgende  Konkurrenzklausel  zur  Unter- 
schrift unterbreitet:  „Herr  N.  N.  verpflichtet  sich,  inner- 
halb dreier  Jahre  nach  der  Auflösung  dieses  Dienstver- 
trages eine  Stellung  bei  den  Firmen  Julius  Pintsch  A.-G., 
Berlin  und  Adolf  Bleichert  &  Co.,  Leipzig-Gohlis  oder 
deren  Filialen  nicht  anzunehmen.  Verstößt  Herr  N.  N. 
gegen  diese  Bestimmung,  so  hat  er  eine  Vertragsstrafe 
in  Höhe  des  fünffachen  Betrages  seines  letzten  Jahres- 
gehalts zu  zahlen. 

Ebenso  ist  es  Herrn  N.  N.  verboten,  innerhalb  dreier 
Jahre  in  Deutschland  eine  Maschinenfabrik,  welche  sich 
mit  der  Herstellung  von  Gaswerken,  Wasserstoffanlagen, 
Aufzügen,  Kohlen-  und  Koksaufbereitungs-  und  Förder- 
anlagen, Lampen  und  Glühkörpern,  Waggonbeleuchtung, 
Kartoffel-,  Torf-  und  Rübenverarbeitung  .  .  .  beschäftigt, 
zu  errichten  oder  sich  an  einer  solchen  Fabrik  mittelbar 
oder  unmittelbar  zu  beteiligen.  Verstößt  Herr  N.  N.  gegen 
diese  Bestimmung,  so  hat  er  eine  Vertragsstrafe  in  Hohe 
des  zehnfachen  Betrages  seines  letzten  Jahresgehaltes 
zu  zahlen. 

Schheßlich  ist  Herr  N.  N.  verpflichtet,  eine  Vertrags- 
strafe in  Höhe  von  M  zu  zahlen,  falls  er  inner- 


266 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  17 


halb  eines  Zeitraumes  von  3  Jahren  diejenigen  Fabrika- 
tionsgeheimnisse, von  denen  er  in  der  Bamag  Kenntnis 
erlangt  hat,  einer  Deutschen  Maschinenfabrik  der  oben  ge- 
dachten Art  preisgibt." 

Die  Angestellten  der  Firma  haben  es  abgelehnt,  diese 
Konkurrenzklausel  zu  unterschreiben.  Daraufhin  hat  die 
Direktion  des  Werkes  erklärt,  daß  diese  Konkurrenz- 
klausel nicht  den  dort  jetzt  in  Stellung  befindlichen  auf- 
erlegt werden  soll,  sondern  ,,nur"  denen,  die  neu  eintreten. 

Wir  müssen  deshalb  'die  Angestellten,  die  beab- 
sichtigen, bei  der  Bamag  einzutreten,  auf  diesen  Vorfall 
aufmerksam  machen  und  warnen,  unter  diesen  Umständen 
eine  Stellung  dort  zu  ergreifen. 


::  ::  H  ::  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  ::  ::  H  H 


Das  Ehrenwort  in  der  Konkurrenzklausel 
Urteil  des  Reichsgerichts  vom  8.  November  1910, 

(Nachdruck,  auch  im  Auszug  verboten.) 

In  dem  hochinteressanten  Urteil  des  Reichsgerichts 
vom  8.  November  1910  (Aktenzeichen  III  643/09)  betr.  die 
Nichtigkeitserklärung  eines  technischen 
Anstellungs  Vertrags,  in  welchem  der  Angestellte 
sein  Ehrenwort  verpfänden  muß,  liegt  jetzt  der  Wort- 
laut der  Entscheid  ungsgründe  vor,  der  wegen 
seiner  Wichtigkeit  allgemeinste  Beachtung  verdient.  Es 
handelt  sich  um  einen  mit  3000  M  angestellten  Techniker 
K.,  der,  nachdem  er  seine  Stellung  gekündigt,  bei  einer 
Konkurrenzfirma  eingetreten  war.  Die  erste  Firma  hatte 
mit  ihm  einen  Vertrag  folgenden  Wortlauts  geschlossen: 
„Wir  machen  zur  Bedingung,  daß  Sie  sich  unter  Ver- 
pfändung Ihres  Ehrenwortes  und  bei  Vermeidung  einer 
Vertragsstrafe  in  der  doppelten  Höhe  Ihres  letzten  Jahres- 
gehaltes für  jeden  Fall  einer  Zuwiderhandlung  verpflichten, 
nach  Ihrem  etwaigen  Austritt  aus  unserem  Geschäft, 
gleichviel  unter  welchen  Umständen  derselbe  erfolgt, 
weder  als  Selbstbetreibender  uns  Konkurrenz  zu  machen, 
noch  als  Beamter  oder  Berater  in  ein  Konkurrenzgeschäft 
einzutreten,  noch  für  ein  solches  zu  arbeiten,  welches  sich 
mit  dem  Bau  oder  Vertrieb  von  ....  befaßt  bzw.  Ge- 
schäftserfahrungen, die  Sie  bei  uns  gesammelt  haben,  in 
einer  unseren  Interessen  zuwiderlaufenden  Weise  aus- 
zunutzen oder  selbst  oder  durch  Dritte  einem  Konkurrenz- 
geschäft zu  übermitteln.  Sie  verpfänden  Ihr  Ehrenwort, 
jederzeit  und  auch  nach  Ihrem  etwaigen  Austritt  aus  un- 
serem Geschäft  das  Ansehen  und  das  Interesse  der  Firma 
hochzuhalten  und  das  Geschäftsgeheimnis  aufs  strengste 
zu  wahren.  .  .  .  Sie  haben  sich  unserer,  diesem  Schreiben 
beiliegenden  Geschäftsordnung,  deren  vollständige  Kennt- 
nisnahme zu  Ihren  Dienstpflichten  gehört,  zu  unterwerfen." 
Diesen  Vertrag  hatte  K.  schriftlich  als  für  sich  bindend 
erklärt,  und  seine  frühere  Prinzipalin  verlangte  nunmehr 
im  Klagewege  Zahlung  der  Vertragsstrafe  und  obsiegte 
auch  vor  dem  Oberlandesgericht  Cöln.  Das 
Reichsgericht  hob  jedoch  das  Urteil  auf  und  wies 
die  Sache  an  die  Vorinstanz  zurück  mit  folgender  Moti- 
vierung : 

Die  in  den  Vertragsbestimmungen  enthaltene  Bin- 
dung durch  Ehrenwort  verstößt  gegen  die  guten 
Sitten.  Schon  in  einer  früheren  Entscheidung  hat  der 
erkennende  Senat  ausgesprochen,  daß  die  Ehre,  weil 
sie  als  ideales  Gut  einen  Teil  des  Persönlich- 
keitsrechts des  Menschen  bildet  und  eine  Grundlage 
seiner  Existenz  ist,  nicht  ohne  weiteres  in  ver- 
mögensrechtlichen Beziehungen  zugunsten 
anderer  verwendet  werden  kann.  Daß  unter 
Umständen  die  Bindung  des  aus  einem  Vertrage  Ver- 
pflichteten durch  Ehrenwort  zulässig  sein  kann,  ist  zu- 
zugeben. Hier  liegen  aber  ebenso  wie  in  dem  damaligen 
Falle  besondere  Gründe  nicht  vor;  namentlich  ist  von 
einer  besonderen  Vertrauensstellung  des  Beklagten  und 
von  Geheimhaltung   bestimmter    anvertrauter  Tatsachen 


keine  Rede.  Die  Verpfändung  des  Ehrenwortes  bezieht 
sich  ferner  nicht  allein  auf  die  Wahrung  des  Geschäfts- 
geheimnisses, sondern  auch  auf  alle  die  mannigfachen 
in  dem  Wettbewerbverbote  dem  Beklagten  auferlegten 
Verpflichtungen  und  sogar. auf  die  Beobachtung  der  aus 
der  Geschäftsordnung  ersichtlichen  generellen  Bedingungen 
seiner  Anstellung.  Der  Beklagte  stand  hiernach  schon 
während  seiner  Stellung  bei  der  Klägerin  und  weiter 
während  der  auf  drei  Jahre  vereinbarten  Geltung  des 
Wettbewerbsverbotes  unter  dem  Drucke  der  ehrenwört- 
lichen Verpflichtung.  Er  wurde  der  Gefahr  ausgesetzt, 
selbst  aus  geringfügigen  Anlässen  des  Bruches 
seines  Ehrenwortes  geziehen  zu  werden  und  dadurch  eine 
Minderung  seines  Ansehens  zu  erleiden.  Eine  solche  Bin- 
dung durch  Ehrenwort  in  ausschließlich  vermögensrecht- 
lichen Angelegenheiten  ist  unzulässig.  —  Das  Berufungs- 
gericht verkennt  dies  nicht,  nimmt  aber  an,  daß  hierdurch 
nicht  das  ganze  Rechtsgeschäft  nichtig  werde,  sondern 
nur,  daß  das  Bestärkungsmittel  der  Verpfändung  des 
Ehrenwortes  als  unzulässig  und  unwirksam  in  Wegfall 
komme.  Dieser  Beurteilung  kann  nicht  beigetreten  werden. 
Die  Verpfändung  des  Ehrenwortes  des  Beklagten  ist  nach 
dem  Inhalte  des  Vertrages  kein  bloßes  dem  Vertrage  hinzu- 
tretendes Bestärkungsmittel,  keine  Nebenabrede,  die  un- 
beschadet des  Fortbestandes  des  Wettbewerbsverbotes 
aus  dem  Vertrage  ausgeschieden  werden  könnte,  sondern 
bildet  in  Verbindung  mit  der  Vertragsstrafe  die  einheitliche 
Grundlage  für  das  Wettbewerbsverbot.  Schon  die  drei- 
malige Hervorhebung  der  Verpfändung  des  Ehrenwortes 
als  Bedingung  der  Anstellung  beweist,  daß  die  Klägerin 
auf  diese  Bedingung  für  das  Wettbewerbverbot  und  den 
Vertragsschluß  überhaupt  wesentliches  Gewicht  gelegt  hat. 
Dafür  spricht  ferner  der  Umstand,  daß  sich  die  Verpfän- 
dung des  Ehrenwortes  auf  alle  Vertragsverpflichtungen 
des  Beklagten  erstreckt  und  gegenüber  der  nur  auf  6000  M 
sich  belaufenden  Vertragsstrafe  für  die  Klägerin  von  großer 
Bedeutung  sein  mußte.  Daraus  ergibt  sich  der  Schluß, 
daß  ohne  Verpfändung  des  Ehrenwortes  der 
Vertrag  nicht  zustande  gekommen  wäre.  Die 
Voraussetzung  des  §  139  B.  G.  B.  für  die  Aufrechterhaltung 
des  Strafversprechens  des  Beklagten  liegt  daher  nicht 
vor  ....(§  139  besagt:  Wenn  ein  Teil  eines  Rechts- 
geschäfts nichtig  ist,  so  ist  das  ganze  Rechtsgeschäft 
nichtig,  wenn  nicht  anzunehmen  ist,  daß  es  auch  ohne 
den  nichtigen  Teil  vorgenommen  sein  würde).  (Vergl. 
Entsch.  d.  R.  G.  in  Zivils.  Bd.  74,  S.  332  ff.) 

Dr.  F.  Walter,  Rechtsanwalt,  Leipzig. 

Dieser  erfreuliche  Beweis  sozialen  Verständnisses  un- 
seres höchsten  Gerichtshofes,  der  übrigens  schon  wieder- 
holt insbesondere  Entscheidungen  der  westlichen  Obcr- 
landesgerichte  gegenüber  geliefert  worden  ist,  wird  nun 
wohl  endgültig  dem  Mißbrauche  der  Ehrenwortübernahme 
bei  Dienstverträgen  ein  Ende  machen.  Freilich  fällt  damit 
nur  einer  der  gröbsten  Auswüchse  einer  Praxis,  die  — 
auch  nach  den  Feststellungen  unserer  Statistik  —  die 
herrschende  ist.  Um  so  tnehr  zeigt  es  sich,  daß  wir  in 
unserer  strikten  Opposition  gegen  die  Vorschläge 
des  preußischen  Handelsministers  über 
Neuregelung  des  Konkurrenzklauselrechts 
beharren  müssen,  die  ja  auch  nur  widerwillig  unter  dem 
Zwang  der  Reichsgerichtsentscheidung  die  Ehrenwort- 
abnahme ausgeschlossen  wissen  wollten.  Die  grundsätz- 
liche Prüfung  der  Konkurrenzklauseln  auf  ihre  sittliche 
und  rechtliche  Zulässigkeit,  wie  sie  in  dem  oben  wieder- 
gegebenen Reichsgerichtsurteil  geübt  worden  ist,  würde 
hinfällig,  sollte  nach  dem  Gedankengang  jener  Vor- 
schläge als  wichtigstes  Kriterium  der  Zulässigkeit  die 
Höhe  der  zu  zahlenden  Entschädigung  an- 
zusehen sein.  Wir  wollen  immer  noch  eher  unser  Ver- 
trauen auf  die  wachsende  Erkenntnis  der  Richter  setzen, 
als  derartige  rückschrittliche  gesetzgeberische  Experimente 
auch  tmr  diskutieren.  Daneben  bleibt  freilich  die  energische 
Propaganda  für  ein  wirklich  modernes  Arbeitsrecht,  das 
nur  zum  Verbote  der  offenen  und  geheimen  Konkurrenz- 
klauseln führen  kann,  unsere  programmatische  Forderung. 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


267 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  Anfänge  des  Versicherungswesens 

Das  Versicherungswesen,  das  heute  die  Welt  umspannt, 
hat  sich,  wie  alle  anderen  menschlichen  Einrichtungen,  aus 
kleinen  Anfängen  entwickelt.  Das  Altertum  kannte  trotz 
seiner  hochstehenden  Kultur  und  seines  beträchtlichen 
Handelsverkehrs  ein  Versicherungswesen  im  modernen 
Sinne  nicht.  Man  findet  in  jener  Zeit  nur  Einrichtungen  zur 
Abwälzung  eines  Risikos,  wie  sie  am  deutlichsten  im  See- 
Darlehen  zum  Vorschein  gelangen.  Ein  Geldgeber  lieh 
einem  Reeder  für  eine  Seefahrt,  meist  gegen  Verpfändung 
von  Schiff  und  Ladung,  eine  Summe  Geldes,  hatte  aber 
Anspruch  auf  Rückgabe  des  Geldes  nur,  wenn  das  Unter- 
nehmen glücklich  zu  Ende  geführt  werden  konnte.  Als 
Entgelt  versprach  der  Schuldner  die  Zahlung  von  Zinsen, 
die  den  gewöhnlichen  Zinssatz  erheblich  überstiegen.  Durch 
ein  derartiges  Geschäft  war  also  das  Risiko  der  Seefahrt 
auf  einen  anderen  abgewälzt,  aber  es  fehlte  hierbei  das 
Merkmal  der  Versicherung,  weil  eine  Verteilung  des  Risi- 
kos auf  mehrere  Personen  nicht  stattfand,  ferner,  weil 
ein  solches  See-Darlehen  die  Beteiligung  an  einem  Handels- 
unternehmen darstellte  und  endlich  weil  das  Darlehen  im 
voraus  entrichtet  wurde.  Neben  diesen  Geschäften  be- 
gegnet man  im  Altertum  Einrichtungen,  die  schon  eher  als 
Versicherungen  angesprochen  werden  können.  Bei  den 
Juden  vereinigten  sich  z.  B.  die  Eseltreiber,  um  den  durch 
Räuber  oder  wilde  Tiere  verursachten  Verlust  von  Eseln 
einander  zu  ersetzen.  Weitere  Vorläufer  der  Versicherung 
stellen  zur  Zeit  der  Römer  gewisse  Sterbekassen  dar,  von 
denen  aus  den  ersten  Jahrhunderten  n.  Chr.  verschiedene 
Statuten  erhalten  sind. 

Die  Völkerwanderung  räumte  mit  diesen  Vorläufern 
der  Versicherung  gründlich  auf.  Nur  wenige  Einrich- 
tungen dieser  Gattung  retteten  sich  durch  den  Sturm 
der  Zeit  hindurch  in  das  Mittelalter.  Hier  waren  es  vor 
allem  die  Gilden  und  Zünfte,  deren  Zweck  ja  die  Eörde- 
rung  der  Wohlfahrt  ihrer  Mitglieder  war,  die  zu  Trägern 
versieb ?rungsähnlicher  Einrichtungen  wurden.  Man  be- 
gann bei  bestimmten  Ereignissen,  z.  B.  Brand  oder  Tod, 
Beiträge  zu  erheben,  für  diese  eine  besondere  Kasse  ein- 
zurichten, die  Kasseneinrichtung  von  den  übrigen  Eonds 
der  Berufsvereinigung  loszulösen  und  schließlich  auch 
Nichtmitgliedern  den  Beitritt  zu  einer  solchen  Kasse  zu 
gestatten.  So  entstanden  in  einer  längeren  Entwicklungs- 
folge zahlreiche  kleine  Versicherungskassen,  die  in  manchen 
Punkten  denen  des  Altertums  ähnelten,  sich  aber  sehr  von 
den  heutigen  Einrichtungen  gleicher  Natur  unterschieden. 
Nachrichten  von  solchen  Kassen  liegen  bereits,  für  Eng- 
land wenigstens,  aus  dem  10.  Jahrhundert,  für  Island  aus 
dem  13.  Jahrhundert  vor.  Es  ist  anzunehmen,  daß  es 
zu  dieser  Zeit  auch  in  Deutschland  derartige  Gebilde  ge- 
geben hat.  Jedenfalls  lassen  sich  in  Deutschland  vom 
15.  Jahrhundert  an  Brandgilden  in  Holstein,  etwas  später 
auch  in  der  Weichselniederung  nachweisen. 

Aber  die  eigentlichen  Vorläufer  des  modernen  Versiche- 
rungsgeschäfts sind  weniger  in  derartigen  Kassen  zu  er- 
blicken, als  in  gewissen  Handelsgeschäften,  wie  sie  be- 
sonders von  den  Bewohnern  der  oberitalienischen  Städte 
im  Mittelalter  betrieben  wurden.  In  Stadtrepubliken  wie 
Venedig,  Florenz,  Genua,  Pisa  führte  der  außerordent- 
lich lebhafte  und  weilausgedehnte  Handel  einerseits,  wie 
die  große  Unsicherheit  der  Mittelmeer-Schiffahrt  anderer- 
seits dazu,  das  weiter  oben  beschriebene  See-Darlehen  zur 
heutigen  See-Versicherung  umzuformen.  Nach  manchen 
Versuchen,  so  wurden  z.  B.  in  Genua,  um  das  kirchliche 
Verbot,  Zinsen  zu  nehmen,  zu  umgehen,  Versicherungen 
in  Form  von  vorgetäuschten  Kaufverträgen  abgeschlossen, 
entstand  der  von  der  heutigen  Form  nur  unerheblich  ab- 
vveichende  Seeversicherungsvertrag.  Von  Italien  verbreitete 
sich  die  Seeversicherung  noch  im  14.  Jahrhundert  nach  den 
anderen  Handelsstaaten  am  Mittelländischen  Meere,  ja,  in 
Portugal  bestand  im  14.  Jahrhundert  etwa  20  Jahre  hindurch 
sogar  eine  Zwangsversicherung  aller  portugiesischen  Schiffe. 


Zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  findet  man  die  See-Versiche- 
rung auch  in  den  Niederlanden  und  gegen  Ende  des 
gleichen  Jahrhunderts  wird  sie  von  italienischen  Kauf- 
leuten nach  England  verpflanzt  worden  sein.  Mit  der 
durch  die  Verschiebung  des  Welthandels  verursachten  Ent- 
wicklung Englands  als  Handelsstaat  hielt  die  Ausbildung 
der  englischen  Seeversicherung  gleichen  Schritt.  Erst 
gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  kam  die  See-Versiche- 
rung auch  nach  Deutschland  und  zwar  war  es  vor  allen 
Dingen  Hamburg,  dessen  Handel  sich  nunmehr  mächtig 
entfaltete,  in  dem  sie  festen  Fuß  faßte. 

War  die  See  -  Versicherung  im  ersten  Abschnitte 
ihrer  Entwicklung  ausschließlich  von  Einzelunternehmern 
betrieben  worden,  so  tauchen  gegen  Ende  des  17.  und  zu 
Anfang  des  18.  Jahrhunderts  Versicherungsgesellschaften 
auf  und  damit  treten  wir  in  die  Zeit  der  Entstehung  des 
modernen  Versicherungswesens  ein.  Hierüber  wird  in  der 
nächsten  Darstellung  zu  berichten  sein. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  Februar  1911. 
Technische  Physik. 

R.  Baumann  gibt  in  der  Z.  d.  V,  55,  Nr.  4,  S.  140,  unter 
dem  Titel  „lieber  eben  gekrümmte  stabförmige  Körper  aus 
Material  mit  veränderlicher  Dehnungszahl,  ihre  Beanspruchung 
und  Formänderung"  ein  Verfahren  an,  um  die  Spannungsvertei- 
lung in  eben  gekrümmten  Stäben  zu  ermitteln  1.  wenn  die 
Dehnung  der  Spannung  proportional,  2.  wenn  die  Dehnung 
der  Spannung  nicht  proportional,  3.  wenn  die  Dehnung  von 
Punkt  zu  Punkt  des  Körpers  veränderlich  oder  4.  der  Körper 
aus  verschiedenen  Materialien  zusammengesetzt  ist.  Schließlich 
zeigt  der  Verfasser,  wie  für  die  angegebenen  Fälle  die  Form- 
änderung ermittelt  werden  kann. 

J.  Isaachsen  veröffentlicht  Untersuchungen  über  „Innere 
Vorgänge  in  strömenden  Flüssigkeiten  und  Gasen"  in  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  6,  S.  215.  Der  Verfasser  geht  ein  auf  die  Wir- 
kungen von  Zentrifugalkräften,  Sekundärströmungen  bei  Rich- 
tungsänderungen, plötzlichen  Querschnittserweiterungen,  auf  eine 
Umlenkung  mit  sehr  schwachen  Sekundärströmungen,  Sekundär- 
strömungen bei  Richtungs-  und  Querschnittsänderungen,  auf 
eine  Wirkung  der  Sekundärströmungen  in  offenen  Strahlen  usw. 

Industrielle  Feuerungen. 

Eduard  Kaschny  bringt  in  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44, 
Nr.  5,  S.  40,  eine  genaue  praktische  Durchrechnung  eines  Seit- 
Wellrohr-Dampf  kesseis. 

Hüttenwesen. 

Eine  technisch  und  kulturhistorisch  sehr  wertvolle  Arbeit 
veröffentlicht  Dipl.-Ing.  A.  Lohse  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  5,  S.  173, 
unter  dem  Titel:  „Die  Entwicklung  der  Gebläse  bis  zur  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts".  Der  Verfasser  beginnt  mit  Darstelluil^en 
an  Grabüberresten  von  Theben  etwa  um  1500  v.  Chr.,  welche 
Balggebläse  vorführen,  streift  ein  Gebläse  der  als  Schmiede- 
künstler bekannten  Kongoneger  und  führt  uns  über  die  Gebläse- 
formen des  ganzen  Mittelalters  bis  zu  den  bereits  hochent- 
wickelten Maschinen  des  vorigen  Jahrhunderts. 

Dipl.-Ing.  Lang  verbreitet  sich  ebenda,  S.  181  „Lieber  den 
Einfluß  des  Mangans  auf  die  Eigenschaften  des  Flußeisens". 
Nach  seinen  Feststellungen  hat  Mangan  eine  Verbesserung  sämt- 
licher mechanischer  Eigenschaften  des  Flußeisens  zur  Folge, 
sofern  es  eine  Menge  von  3 o/o  nicht  übersteigt.  Koerzitivkraft 
und  Hystercarbeit  werden  erhöht,  die  Permeabilität  erniedrigt, 
während  die  Permanenz  konstant  bleibt. 

Dr.  Bian  beschreibt  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  6,  S.  217,  „Das 
Elektrostahlwerk  des  Eicher  Hüttenvereins  Le  Gallais,  Metz  &  Co. 

„Lieber  die  Feuerfestigkeit  der  Dinassteine"  gibt  Prof. 
W.  Grum-Grzimailo  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  6,  S.  224,  Aufschluß 
und  behandelt  insbesondere  den  Uebergang  des  Quarzes  in 
Tridymit  unter  dem  Einfluß  hoher  Temperatursteigerungen.  Er 
zeigt,  daß  langsam  sich  steigernde  Temperaturen  den  Ueber- 
gang in  festen,  aus  zahlreichen  Gruppen  kleiner  verwachsener 
Kristalle  bestehenden  Tridymit  bewirken,  während  plötzliche 
Temperaturschwankungen  losen  Trid\mit  erzeugen,  der  keine 
Festigkeit  besitzt.  Dabei  spielt  die  2Ö,7ooige  Volumvermehrung 
des  Materials  eine  ausschlaggebende  Rolle. 

„Beschädigungen  von  Tenderradreifen  durch  starke  örtliche 
Kaltbearbeitung"  werden  von  Prof.  Bauer  und  Dipl.-Ing.  Wetzel 


268 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  17 


in  St.  u.  E.  31,  Nr.  6,  S.  226,  besprochen  und  in  ihren  Ur- 
sachen an  Hand  von  Festigkeitsprüfungen  und  metallographi- 
schen. Untersuchungen  erklärt. 

Dir.  Müller  teilt  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  6,  S.  232,  „Eine  merk- 
würdige Art  der  Bildung  von  Kugeln  in  einem  Düsenstock- 
rohr"  mit. 

Prof.  Simmersbach  bringt  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  7,  S.  253, 
eine  eingehende  Abhandlung  über  „Roheisenmischer  und  ihre 
Anwendung  im  Eisenhüttenbetriebe".  Zahlreiche  Abbildungen, 
konstruktive  Darstellungen  und  Krcäftediagramme  erläutern  die 
Ausführungen. 

Dir.  Matthiae  macht  „Bemerkungen  über  das  Steigen  der 
Gichttemperatur  der  Hochöfen  während  längerer  Pausen"  in 
St.  u.  E.  31,  Nr.  7,  S.  2,  S.  268,  und  Dir.  Dresler  bespricht 
„Eine  unaufgeklärte  Hochofenexplosion"  ebenda,  S.  270. 

Dipl.-Ing.  Lohse  führt  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  8,  S.  303,  „Eine 
neue  amerikanische  Formmaschine"  in  Wort  und  Bild  vor. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

Dr.  techn.  K.  Kaiser  veröffentlicht  eine  theoretische  Ab- 
handlung über  „Achsenregler  mit  während  des  Betriebes  zu 
bedienender  Verstellung  der  Umlaufzahl"  in  Z.  d.  V.  55,  Nr.  7, 
Seite  254. 

Kraftmaschinenbau. 

Dipl.-Ing.  R.  Barkow  gibt  in  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  7,  S.  101, 
einen  Bericht  über  „Neuere  Patente  aus  dem  Verbrennungs- 
Maschinenbau". 

Dipl.-Ing.  Dubs  und  Dr.  ing.  Utard  untersuchen  „Die  Be- 
einflussung des  Regulier\  organgs  von  selten  der  durch  die 
Wasserträgheit  entstandenen  Druckschwankungen". 

E.  Kaffny  bringt  in  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  2, 
Seite  23,  die  ,, Berechnung  einer  Einzylinder  -  Auspuff  -  Dampf- 
maschine". 

Pumpen  und  Gebläse. 

Prof.  Langer  veröffentlicht  in  Z.  d.  V.  55,  Nr.  5,  S.  173, 
„Versuche  an  einem  4000  pferdigen  elektrisch  angetriebenen 
Turbinenkompressor  der  Bauart  Pokorny  und  Wittekind".  Die; 
Versuche  umfassen  den  Druckunterschied  vor  und  hinter  den 
Meßdüsen,  die  Luftmessung,  die  Temperaturen,  die  Kühlwasser- 
messungen, die  Geschwindigkeitshöhe,  die  Umläufe  und  die' 
Leistungsmessung.  Prof.  Langer  legt  auf  die  hervorragend  gün- 
stigen Ergebnisse  deshalb  ganz  besonderen  Wert,  weil  sie  aus 
eingehender  wissenschaftlicher  Ueberlegung  hervorgegangen  sind'' 
und  frei  von  Empirie  erreicht  wurden.  Er  tritt  damit  der  weit-S 
verbreiteten  Meinung  scharf  entgegen,  daß  „langjährige  Er-' 
fahrung"  zum  Bau  von  Turbokompressoren  die  einzige  Grund- 
lage bildeten. 

Elektrotechnik. 

„Ueber  Messung  der  Voreilung  parallel  arbeitender  Wechsel- 
strommaschinen". E.  T.  Z.  32,  Nr.  5,  S.  Q9.  Dr.  J.  van  Dyk, 
beschreibt  in  obiger  Abhandlung  eine  Versuchsanordnung  zur 
Messung  der  Winkelverdrehungen  aus  der  synchronen  Lage, 
parallel  arbeitender  Wechselstrommaschinen.  Die  Ergebnisse 
der  Messung  der  Voreilungswinkel  in  Abhängigkeit  von  der 
Leistung  werden  graphisch  und  in  Tabellen  dargestellt. 

Dr.  Kohn  verbreitet  sich  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  5,  S.  114, 
über  den  Befund,  daß  bei  sehr  großen  Kabellängen  für  Kraft-, 
Übertragungen  die  vereinfachte  Rechnungsmethode  nicht  mehr,^ 
zulässig  ist,  nach  der  man  auch  noch  bei  Entfernungen  von- 
über  100  km  die  Annahme  macht,  daß  die  Kapazität  des  Kabels, 
in  der  Mitte  oder  hälftig  zu  beiden  Enden  konzentriert  sei.  Er 
gibt  eine  Ableitung  und  verschiedene  andere  Rechnungs- 
mittel an. 

„Messung  dielektrischer  Verluste  an  faserigen  Isolierstoffen", 
Von  H.  Jordan,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  6,  S.  127.  Der  Verfasser  ver- 
breitet sich  über  1.  Aufgaben  der  Messung:  dielektrische  Ver- 
luste, Energie,  Ladung  und  Spannung,  Abhängigkeit  von  Ampli- 
tude und  Frequenz,  Widerstände  und  Leitwerte,  Verwendung  der 
verschiedenen  Darstellungen,  Natur  der  Verluste,  Wiechcrt- 
Schweidlersche  Theorie,  galvanometrische  Messung;  2.  Ver- 
suchsergebnisse: Baumwoll-  und  Papierkabcl,  Wasserauf- 
nahme usw. 

Dr.  A.  Thomälen  gibt  eine  Notiz  über  „Die  Ableitung 
des  Osannaschen  Kreises",  gemäß  deren  man  durch  Reduktion 
des  primären  Spannungsdreiecks  mit  Hilfe  von  zwei  Propor- 
tionen aus  dem  Hevlandschen  Kreis  den  Osannaschen  Kreis 
erhält.    E.  T.  Z.  32,  Nr.  ö,  S.  131. 

In  seiner  Abhandlung:  ,, Turbodynamos  als  Reserve-  und 
Spitzenmaschinen  in  elektrischen  Gaskraftzenlralen",  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  7,  S.  153,  weist  C.  Richter  nach,  daß  sich  durch  Anwendung 
von  Turbodynamos  neben  Gasdynamomaschiiien  infolge  der 
niedrigen  Anlagekoslen  der  erstercn  bei  überschüssigem  Gas 
während  der  Perioden  geringer  Energieentnahme  wesentliche  Er- 


sparnisse erzielen  lassen.  Ebenso  sind  Turbodynamos  als 
Spitzenmaschinen  rationell. 

Dipl.-Ing.  Dr.  Rusch  bringt  Ausführungen  über  „Der  Repul- 
sionsmotor"  in  E.  T.  Z.  32,  Nr.  7,  S.  157. 

„Elektrischer  Omnibusbetrieb  mit  oberirdischer  Stromzufüh- 
rung in  Bremen."  Von  Kindler,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  8,  S.  177.  Es 
handelt  sich  um  ein  neues  System,  das  dadurch  gekennzeichnet 
ist,  daß  zwei  in  einem  Abstand  von  0,27  m  übereinander  an- 
geordnete Arbeitsdrähte  benutzt  werden,  welche  von  einem  mit 
zwei  Rollen  und  zwei  Bügeln  ausgerüsteten  Stromabnehmer 
bestrichen  werden. 

„Die  Messung  der  Permeabilität  des  Eisens  bei  sehr  kleinen 
Feldstärken  („Anfangspermeabilität")."  Von  Gumlich  und  Ro- 
gowsky,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  8,  S.  180.  Hinweis  darauf,  daß  die 
Jochmethode  für  diese  Messungen  unbrauchbar  und  daß  für 
diese  die  vollständige  Entmagnetisierung  unerläßliche  Bedingung 
ist.  Die  letztere  wird  nur  mit  dem  neuen,  beschriebenen  Apparat 
erreicht. 

„Neuer  Kompensationsapparat."  Von  Feußner,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  8,  S.  187.  Entstehung  des  Apparates,  Entwicklung  des  Kom- 
pensationsverfahrens, Gesichtspunkte  für  die  neue  Bauart  usw. 

F  I  u  g  t  e  c  Ii  n  i  k. 

In  der  Z.  f.  Flugtechnik  und  Motorluftschiffarhrt  II,  Nr.  2, 
S.  20,  bringt  A.  Wagener  „Beiträge  zur  Frage  der  Verwendung 
von  Zweitaktmaschinen  für  Luftfahrzeuge".  Der  Verfasser  be- 
handelt nach  einer  vergleichenden  Einleitung  über  die  Mannig- 
faltigkeit der  Bauweisen  der  Viertaktmaschine  und  die  Ent- 
wicklung der  Zweitaktmaschine  von  letzterer  die  Bemessung 
der  Spülluft-  und  Gesamtluftmenge,  die  Ausgestaltung  und  Be- 
messung des  Luftsammeiraumes  und  der  Ladepumpe  usw. 

Ebenda  bespricht  Regierungsbaumeister  Dierfeld  auf  S.  24 
den  Hydro-Aeroplan  von  Henri  Fahre  und  den  Zweidecker  von 
L.  Paulhan.  Die  erstere  Maschine  ist,  wie  der  Name  besagt, 
derart  mit  Schwimmern  versehen,  damit  er  sich  auch  auf  dem 
Wasser  mit  eigener  Kraft  fortbewegen  kann. 

Rudolf  Sproecke  ventiliert  in  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44, 
Nr.  2,  S.  26  „Entwicklungsfragen  für  die  Maschinenindustrie 
infolge  der  Eroberung  des  Luftmeeres".  Er  geht  auf  den  Stand 
des  Materialwesens,  auf  die  Herstellung  und  Bearbeitung  der 
Flugzeugmaterialien,  auf  das  Gebiet  der  Konstruktion,  auf  un- 
bedingte Betriebssicherheit,  Inbetriebhaltung  auf  einfachste 
Weise,  die  vom  Führer  unabhängig  ist,  auf  den  Motor  selbst, 
auf  Höchstleistung,  geringes  Gewicht  und  Brennstoffbedarf  ein. 

Werkzeugmaschinenbau. 

In  „D.  deutsche  Werkzeugmaschinenbau"  1911,  Nr.  3,  S.  18, 
verbreitet  sich  Regierungsbaumeister  W.  Koch  über  „Planhobeln 
oder  Planfräsen?"  Der  Verfasser  vergleicht  beide  Arbeits- 
methoden und  die  Arbeitsweisen  der  entsprechenden  Maschinen 
und  ihrer  Stähle  in  bezug  auf  Genauigkeit,  Zeitverbrauch  und 
Kosten. 

Gas-  und  Wasserversorgung. 

Dir.  Friedr.  Müller  berichtet  in  St.  u.  E.  31,  Nr.  6,  S.  229, 
„Ueber  ein  neues  Gasreinigungsverfahren".  Es  handelt  sich 
um  Hochofengase,  die  in  dem  von  der  Halberger  Hütte  stammen- 
den Verfahren  .auf  trockenem  Wege  vom  Staub  befreit  werden. 
Die  Gase  werden  nahe  bis  zum  Taupunkt  abgekühlt,  darauf 
überhitzt  und  in  diesem  Zustand  in  einem  Bethfilter  filtriert. 
Beschreibung  der  Reinigung  der  Bethfilterschläuche  durch  gegen- 
strömendes Reingas  unter  Betätigung  eines  Schüttelmechanismus. 

In  Der  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  4,  S.  24,  bringt 
Zivilingenieur  Marr  „Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Warmwasser- 
versorgung". Der  Verfasser  macht  auf  einige  der  zu  beachtenden 
Punkte  bei  der  Anordnung  aufmerksam. 

„Moderne  Wasscrstoffanlagen  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  Kriegsbereitschaft  und  der  Verwendung  im  Felde." 
Von  Dir.  Blum,  Journ.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  3,  S.  56.  Der  Ver- 
fasser weist  auf  die  technische  Verwendung  des  Wasserstoffs, 
wie  sie  auch  im  Kriege  äußerst  wichtig  sein  kann,  hin,  wie 
z.  B.  beim  Zerstören  eiserner  Brücken  durch  Zerschneiden 
mittels  Knallgasgebläse,  zur  Luftschiffahrt.  Er  beschreibt  die 
Wasserstoffherstellung  und  fahrbare  Erzeugungsanlagen. 

Dir.  Eisele  läßt  sich  in  J.  f.  Gasbel".  LiV,  Nr.  5,  S.  97, 
über  „Die  Zukunft  des  Leuchtgases  aus  und  beleuchtet  den 
Wettbewerb  mit  der  Elektrizität. 

Ing.  Böhm  schreibt  ebenda  S.  105  ,, Ueber  die  Kammeröfen 
des  Gaswerks  Padua". 

Zu  erwähnen  sind  noch: 

„Praktische  Erfahrungen  über  die  Reinigung  von  L'nlcr- 
grund-  und  Oberflächenwasser  für  kommunale,  häusliche  und 
gewerbliche  Zwecke."  Von  Dr.  E.  Köhler,  J.  f.  Gasbel.  LIV, 
Nr.  5,  S.  113. 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


269 


„Einfaches  Kontrastphotometer."  Von  Dr.  Hugo  Krüß, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  6,  S.  121. 

„Die  Bedeutung  der  Oasheizung  für  Kirclicn."  Von  Obering. 
Spaleciv,  ebenda,  S.  127. 

„Riffelblei  als  Dichtungsmaterial  für  Rohrleitungen."  Von 
Dir.  Trebst,  ebenda,  S.  136. 

„Elegante  Straßenbeleuchtungen  an  Straßenüberspannungen." 
Von  Dir.  Himmel,  ebenda,  S.  135. 

„Ueber  "blutrote  Flecken  am  Boden  von  Lochbirnen  bei 
Hängelicht."    Von  Dr.  Killing,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  7,  S.  160. 

„Fortschritte  und  gegenwärtiger  Stand  der  Gasbeleuchtung." 
Von  Goodenough,  ebenda,  S.  161. 

Verschiedenes. 

„Bemerkenswerte  technische  Neuerungen  auf  dem  Gebiete 
der  Zuckerindustrie  im  2.  Halbjahr  1909  und  1.  Halbjahr  1910." 
Von  Stift,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  6,  S.  87. 

„Die  Herstellung  der  Metallschläuche  in  der  Metallschlauch- 
fabrik Pforzheim,  vorm.  Hch.  Witzenmänn,  G.  m.  b.  H."  Von 
Theobald,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  3,  S.  82. 

„Der  technologische  Unterricht  als  Vorstufe  für  die  Aus- 
bildung des  Konstrukteurs."  Von  Hevn,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  6, 
Seite  201. 

„Abdampfverwertungsanlagen."  Von  Grunewald,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  6,  S.  210. 

„Das  moderne  Unterseeboot."  Von  Vogel,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  7,  S.  241.  K.  S. 


t;      ;;  ;;      ::    BRIEFKASTEN    :;  ::  ;:  ::  ;: 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nath  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  iVlanuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichlieit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  1^  i  c  h  t  i  g  k  e  i  t  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung nachdrütklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöcke zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorlier  bezahlen. 

Technik 

Frage  96.  Ich  bitte  um  Angabe  einer  Firma,  die  Werk- 
zeuge anfertigt  zum  Ausbohren  von  ca.  3  m  langen  Hohlwellen 
aus  Siemens-Martin-Stahl,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  der 
ausgebohrte  Kern  der  Weile  ebenfalls  wieder  verwendet  werden 
kann.  Läßt  sich  eine  gewöhnliche  Drehbank  hierzu  verwenden 
und  in.  welcher  Weise? 

Frage  97.  Ein  mittleres  Baugeschäft  in  Sachsen  soll  durch 
Einrichtung  eines  kleinen  Sägewerks  erweitert  werden.  Elek- 
trische Energie  steht  feur  Verfügung.  Kollegen,  die  Erfahrungen 
in  derartigen  Anlagen  besitzen,  werden  zur  Aufstellung  einer 
Rentabilitätsberechnung  um  Angabe  ihrer  Adresse  ersucht. 

Frage  98.  Gibt  es  für  die  übliche  Schreibweise  von  Orts- 
namen, Zahlen  usw.  in  Karten,  Schablonen  bezw.  Typen  in 
1  bis  3  mm  Höhe,  senkrecht  und  liegend,  und  von  wem  sind 
diese  zu  beziehen? 

Frage  100.  In  einer  Gerbereianlage  werden  in  einem 
eigenen  Trockenraum  die  verarbeiteten  nassen  Häute  getrocknet. 
Es  zeigt  sich  nun,  daß  der  dort  angebrachte  Kalkmörtelverputz 
nicht  dauerhaft  ist  und  der  Feinverputz  nach  und  nach  als 
Staub  herunterfällt.  Auch  ein  Versuch  mit  reinem  Sand  und 
Portlandzement  hatte  denselben  Uebelstand  zur  Folge.  Gibt  es 
nun  eine  Verputzart,  die  widerstandsfähig  ist  gegen  den  durch 
das  Trocknen  entstehenden  Wasserdampf  und  die  Laugen, 
welche  aus  den  Häuten  zum  Teil  ausgeschieden  werden?  Die 
Umfassungsmauern  des  Raumes  sind  aus  Bruchstein  ausgeführt 
und  nach  außen  vollkommen  frei.  Eine  besondere  Ventilations- 
anlage ist  nicht  vorhanden.    Zur  Lüftung  dienen  nur  die  Fenster. 

Frage  101.  Ein  17,0x23,0  m  großer,  ca.  8,5  m  i.  L. 
hoher  Festsaal,  der  gleichzeitig  als  Aula  für  eine  Schule  dient, 
soll  an  eine  vorhandene,  in  Ziegelmauerwerk  autgeführte,  39  cm 
starke  Kommunmauer  mit  einer  52  cm  starken  Umfassung  des 
Saales  selbst  angebaut  werden.  Baupolizeilich  wird  jetzt  ver- 
langt, den  Nachweis  zu  erbringen,  daß  die  Bewohner  des  Nach- 
bargrundstückes, deren  Wohnungen  unmittelbar  an  der  alten 
Kommunmauer  liegen,  bei  musikalischen  oder  dergleichen  Auf- 
führungen nicht  gestört  werden.  Obwohl  ich  der  Meinung  bin, 
daß  bei  einer  Gesamtmauerstärke  von  91  cm  die  Bewohneti 
der  angrenzenden  Wohnungen  keinesfalls  gestört  werden  können, 
so  habe  ich  zwischen  den  Schäften,  welche  die  Eisenbetonbinder 
der  Dachkonstruktion  aufzunehmen  haben,  eine  ca.  10  cm  tiefe 
Luftschicht  in  Vorschlag  gebrac^ht,  die  Schäfte  der  Dachbinder 
jedoch  aus  konstruktiven  Gründen  bis  an  die  Kommunmauer 
stoßend  gedacht.     Ist  es  vielleicht  ratsam,  auch  an  den  ge- 


nannfen  ca.  65  cm  breiten  Schäften  ein  schalldämpfendes  Mittel' 
einzulegen,  oder  kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  einen 
anderen  praktischen  Vorschlag  für  die  Gesamtanordnung  der 
Isolierung  machen? 

Frage  102.  Ein  Gefluder  soll  aus  Eisenbeton  zur  Aus- 
führung kommen.  Die  Konstruktion  ist  einfach.  Da  die  Rinne 
eine  beträchtliche  Länge  besitzt,  so  will  ich  Dehnungsfugen 
einbauen.  Diese  müssen  so  konstruiert  werden,  daß  auch  eine 
Dehnung  wirklich  möglich  ist  und  trotzdem  die  Wasserdichtig- 
keit der  Rinne  in  keiner  Weise  leidet.  Welche  Konstruktion 
kann  mir  hierfür  empfohlen  werden?  Ich  beabsichtige,  die 
Dehnungsfugen  in  Abständen  von  ca.  30  bis  40  m  anzuordnen 
und  glaube,  daß  diese  Entfernung  ausreicht.  Die  Rinne  erhält 
eine  Stärke  von  ca.  10  cm  (Beton  mit  Eiseneinlagen)  und  wird 
innen  2  cm  stark  wasserdicht  geputzt. 

Frage  103.  Ueber  einem  Maschinensaal  soll  ein  Eisenbeton- 
dach derart  konstruiert  werden,  daß  dasselbe  absolut  tropfsicher 
ist.  Ich  wollte  das  Dach  aus  Beton  mit  einer  unteren  Hohl- 
steinisolierung oder  aus  Beton  10  cm  stark  und  einer  6  cm 
starken  Schlackenbetonschicht  darauf,  offerieren.  Dürften  nach 
vorliegenden  Erfahrungen  beide  Arten  einwandsfrei  sein,  so  daß 
ich  eine  Tropfsicherheit  garantieren  kann,  bezw.  welche  andere 
Ausführungsart  ist  zu  empfehlen? 

Frage  104.  In  einem  Brunnen  von  7,00  m  Durchm.  soll  eine 
zilinderförmige  Wand  von  6,0  m  Durchm.  und  ca.  2,0  m  Höhe 
zur  Teilung  des  Wassers  eingebaut  werden.  Kann  mir  ein 
Kollege  angeben,  ob  eine  Eisenbetonwand  von  5  cm  Stärke 
genügen  würde?  Diese  wird  ca.  1,60  m  hoch,  vom  Wasser 
beiderseits  umspült.  Sie  soll  4,0  m  über  Brunnensohle  in  einer 
U-Eisenführung  eingebaut  werden  und  auf  8  Konsolen  von  25  cm 
Stärke  aufruhen.  Wie  würde  ich  die  Wand  am  vorteilhaftesten 
einschalen  und  herstellen  und  in  welcher  Entfernung  und  Stärke 
die  Rundeisen  des  Eisengerippes  einbringen? 

Albert  Müller,  Rixdorf,  Münchener  Straße  53  II. 

Zur  Frage  65  und  68.  Wetterdurchlässige  Wohnhauswände. 
II.  (I  s.  Heft  14.)  Das  Durchschlagen  der  Wetternässe  wird 
durch  einen  mangelhaften  silikat-  und  somit  bindungsschwachen 
Mauer-  und  Putzmörtel  sowohl,  als  auch  durch  die  leidigen 
nur  halbvollen  Steinfugen  verursacht.  Die  kurzen  Baufristen 
der  Häuser  lassen  ferner  die  10  bis  15ob  betragende  Stein-  und 
Mörtelwasser  nicht  nur  nicht  verdunsten,  sondern  lassen  zum 
Ueberfluß  auch  noch  das  in  der  Luft  befindliche  Wasser  auf- 
saugen, weil  wenig  oder  gar  nichts  zur  Trocknung  geschieht. 
Daher  lautet  die  erste  Besserungsbedingung:  Trocknung 
nach  Entfernung  alles  schadhaften  Materials!  Dann  nehme 
man  wetterwiderständige,  starkschichtige  Mörtel  aus  Nettetaler 
Traß  und  Kalk  oder  Kasseler  Zechit  und  führe  alle  Arbeiten 
nur  bei  sonnigem  iWetter  aus.  Später  folgen  Silikat-Farbanstriche. 

— pf. 

Zur  Frage  75.  Steinbruch-Bohrmaschinen.  In  dem  am 
31.  März  d.  J.  vollendeten  Lötschbergtunnel  (Linie  Bern— Mai- 
land) wurden  auf  der  Nordseite  die  Bohrmaschinen  der  Ma- 
schinenfabrik Meyer-Mülheim  a.  d.  Ruhr  verwendet  und  gute 
Resultate  erzielt.  Unter  Umständen  besser  verwendbar,  nament- 
lich in  Steinbrüchen,  ist  der  neue  Preßluft-Bohrhammer  der 
Maschinenfabrik  Härtung,  Kuhn  &  Cie.,  A.-O.,  Düsseldorf.  Die 
Leistung  richtet  sich  nach  der  Härte  des  Gesteins.  Immerhin 
arbeitet  der  Kompressor,  bei  geringem  Luftverbrauch  und  hoher 
Schlagzahl  der  ausführenden  Organe,  mit  mäßiger  Tourenzahl. 
Antrieb  elektrisch.     Setzen  Sie  sich  mit  den  Firmen  in  Ver- 


bindung, 
Zur 


Schnitt 


a  vergröfJert 


-pf. 

Verkleidung  der  Dachgaubenzwickel 
hat  sich  immer  noch  am  besten  die 
Buchenholz  -  Verschindelung  bewährt. 
Es  wurde  schon  oft  die  Wahrnehmung 
gemacht,  daß  diese  Art  Verkleidung 
nach   einem   Zeitraum    von    40  bis 
50  Jahren    noch    ganz  gut  erhalten 
war,    natürlich    darf    mit  Oelfarbe 
nicht  gespart  werden;    der  Anstrich 
ist   von   Zeit  zu   Zeit  zu  erneuern. 
Die   Verschindelung  besteht  aus  12 
bis  15  cm  breiten  und  1,5  cm  starken 
Rotbuchenbrettern,  deren  Stärke  nach 
einer  Seite   hin   keilförmig  ausgeht, 
wie    in    nebenstehender    Skizze  an- 
gedeutet.   Die  Schindelbretter  können 
gespalten      und     gesägt  bezogen 
werden    und    werden     meistens  in 
buchenholzreichen   Gegenden  her- 
gestellt.    Der  Preis  pro  qm  samt 
Anbringen  beläuft  sich  am  Ort  der 
Herstellung  auf  ca.  2,00  bis  2,30  M. 
Endriß,  Mitgl.-Nr.  42937. 


270 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  17 


Gewerblicher  Rechtsschutz 

Anfragen,  welche  den  gewerblichen  Rechtsschutz  (Patent-,  Muster-  und  Zeichenwesen) 
betreffen,  werden  von  uns  unserem  Syndikus  für  gewerblichen  Rechtsschutz,  dem 
Patentanwalt,  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Berlin  W.  8,  zur  Erledigung  überwiesen. 
Die  Beantwortung  erfolgt  entweder  durch  Brief,  oder,  falls  allgemeines  Interesse 
angenommen  werden  kann,  im  Breifkasten. 

2.  Frage:  Wird  durch  die  Anmeldung,  Eintragung  oder 
Bekanntmachung  eines  Gebrauchsmusters  die  Erteilung  eines 
auf  den  gleichen  Gegenstand  spiiter  angemeldeten  Patentesl 
gehindert? 

Antwort:  Da  nach  §  2  des  Patentgesetzes  die  Neuheit 
einer  Erfindung  durch  offenkundige  Vorbenutzung  im  Inlande 
oder  durch  druckschriftliche  Veröffentlichung  zerstört  wird,  hängt 
die  Beantwortung  der  gestellten  Frage  davon  ab,  ob  in  der  An- 
meldung, Eintragung  oder  Bekanntmachung  eines  Gebrauchs- 
musters eine  druckschriftliche  Veröffentlichung  der  Erfindung 
zu  sehen  ist.  Das  letztere  kann  keinesfalls  von  der  Anmeldung 
oder  Eintragung  des  Musters  in  die  Gebrauchsmusterrolle  gelten, 
sondern  in  dieser  Beziehung  wird  allein  die  nach  §  3  Absatz  3 
des  Gebrauchsmustergesetzes  stattfindende  Bekanntmachung  der 


Eintragung  durch  den  Reichsanzeiger  in  Frage  kommen.  Ob 
durch  diese  Bekanntmachung  das  Wesen  der  später  zum  Patent 
angemeldeten  Erfindung  klar  gelegt  ist,  ist  eine  Frage  tat- 
sächlicher Natur,  welche  nur  von  Fall  zu  Fall  beantwortet 
werden  kann. 

Dagegen  ist  allgemein  gültig  zu  sagen,  daß  vom  Patentamt 
bei  der  Neuheitsprüfung  von  Patentanmeldungen  nur  der  durch 
den  Reichsanzeiger  veröffentlichte  Wortlaut,  nicht  die  in  der 
Auslegehalle  des  Kaiserlichen  Patentamtes  zugänglichen  Unter- 
lagen des  Gebrauchsmusters  berücksichtigt  werden,  während 
das  Reichsgericht  im  Gegensatz  hierzu  in  einem  besonderen 
Falle  sich  für  die  Heranziehung  der  Zeichnung  und  Beschrei- 
bung des  Gebrauchsmusters  ausgesprochen  hat. 

Schließlich  ist  noch  zu  bemerken,  daß  durch  die  Gebrauchs- 
musteranmeldung bisweilen  ein  Hinweis  dafür  gegeben  ist,  daß 
der  Gegenstand  des  später  angemeldeten  Patentes  offenkundig 
vorbenutzt  worden  ist;  unerheblich  ist  natürlich  für  die  Beurtei- 
lung der  Sachlage,  ob  'das  ältere  Gebrauchsmuster  von  dem 
Anmelder  des  Patentes  oder  von  einem  Dritten  herrührt. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellet  V  Ermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  1.  Juli  1911  ab 
45  — 90M)  pro  Monat.  5.  Unterstiitzungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfi^eie  Darlehen  bislOOM.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taiibenstr.  47.  Syndikusfürgewerb- 
lichen  Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
♦  FERNSPRECHER  ♦ 
AMT  IV,  575  UND  576 


Wanderversaminlting  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der 

Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen.  17.  und  18.  Juni  1911 

Preußens  jüngste  Residenzstadt,  die  ProvinzialhauptstadS 
Posen,  rüstet  sich  für  die  am  14.  Mai  d.  Js.  zu  eröffnende  unter 
dem  Protektorate  Sr.  Kais.  Hoheit  des  Kronprinzen  stehende  Ost- 
deutsche Ausstellung  für  Industrie,  Gewerbe  und  Landwirtschaft 
Posen  IQll. 

Ein  Unternehmen  in  gleicher  Großzügigkeit  und  Mannig- 
faltigkeit hat  der  Osten  unserer  Monarchie  bisher  noch  niemals 
aufzuweisen  gehabt.  Nach  mehreren  kleinen  Veranstaltungen, 
denen  nur  eine  örtliche  Bedeutung  beizumessen  war  und  die 
demgemäß  bloß  in  bescheidenem  Maße  das  Interesse  der  breitäi 
Oeffentlichkeit  zu  erwecken  vermochte,  wird  hier  zum  erstell 
Male  der  Gedanke  in  die  Tat  umgesetzt,  die  gesamten  wirtschaflt- 
lichen  Kräfte  des  Ostens  zu  einer  Ausstellung  großen  Stiles 
zu  vereinigen. 

Es  wird  nun  beabsichtigt,  anläßlich  dieser  Ausstellung  jn 
der  Stadt  Posen  am  17.  und  18.  Juni  eine  Wanderversammlung 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes,  an  der  sich  voraussicht- 
lich besonders  die  Bezirksverwaltungen  der  fünf  an  der  Aus- 
stellung beteiligten  Provinzen  beteiligen  werden,  zu  veranstalten. 
Wir  bitten  deshalb  schon  heute  alle  Verbandskollegen,  ihren  Ur- 
laub zum  Besuche  der  Posener  Ausstellung  zurzeit  der  Wander- 
versammlung zu  verwenden  und  dazu  beizutragen,  daß  die 
Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  sich  den  vielen  Kongressen, 
die  während  der  Ausstellung  in  Posen  stattfinden,  in  würdiger 
Weise  anschließt. 

Die  Bezirksverwaltung  Posen  gemeinsam  mit  der  Vereinigung 
Posener  Techniker  wird  es  sich  angelegen  sein  Insten,  die  zahl- 
reichen Berufskollegen,  die  die  Ausstellung  zweifellos  nach  Posen 
führen  wird,  festlich  zu  empfangen  und  ihnen  den  Aufenthalt 
recht  angenehm  zu  machen.  Es  wird  auch  dafür  Sorge  ge- 
tragen werden,  daß  alle  Besucher  Zeit  und  Gelegenheit  finden, 
Ausstellung  und  Stadt  mit  ihren  Sehenswürdigkeiten  eingehend 
kennen  zu  lernen.  Mit  dem  Besuche  der  Ausstellung  läßt  sich 
leicht  ein  Ausflug  in  die  nähere  oder  weitere  Umgebung  Posens, 
die  auch  ihre  eigenartigen  Reize  hat,  verbinden. 


Aufforderung 

Durch  Heft  9  und  10  unserer  Deutschen  Techniker-Zeitung 
übermittelten  wir  den  sämtlichen  Mitgliedern  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  Fragebogen,  durch  welche  die  vom  Ver- 
bandstage in  Stuttgart  beschlossene  Gruppeneinteilung  ermög- 
licht werden  soll.  Leider  ist  der  bisherige  Erfolg  dieser  dop- 
pelten Aufforderungen  nicht  der  Erwartung  entsprechend.  Wir 
sehen  uns  daher  veranlaßt,  diejenigen  unserer  Mitglieder,  welche 
den  Fragebogen  noch  nicht  ausgefüllt  und  eingereicht  haben, 
erneut  hierzu  anzuhalten.  Die  Einzelmitglieder  haben  den 
Bogen  an  ihre  Bezirksverwaltung,  die  Zweigvereinsmitglieder 
an  ihren  Verein  einzureichen. 

Die  Verbandsleituti". 


Bekanntniacliung 

An  Stelle  des  von  seinen  Aemtern  zurückgetretenen 
Herrn  Arthur  Gawehn  in  Dresden 
hat  die  Bezirksverwaltung  Dresden  am  2.  April  d.  J. 
als  ihren  Vertreter  im  Gesamtvorstande  als  auch  als 
Vorsitzenden 

Herrn     Hermann     M  i  r  t  s  c  h  i  n  ,     t  e  c  h  n.  Bureau 
Assistent  in  Dresden 

gewählt. 

Der  Verbands  vorstand. 


sowohl 
Bezirks- 


Ansiclitstiarten  vom  Erliolungslieim 

Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut.  ausgeführten  .«Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 
heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
\'erbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Biirkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen,  recht  viele  dieser  Karten  zu 
erwerben  und  hinauszusenden.  Dieses  Verfahren  trägt  mit  am 
besten  dazu  bei,  unser  Heim  und  gleichzeitig  unseren  Ver- 
band in  weiten  Kreisen  bekannt  werden  zu  lassen.  Bestellungen 
am  besten  durch  Postanweisung. 

Die  Vcrbandsleitung. 


Heft  17 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


271 


Sitzun^s-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusicripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Emsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungsfag  und  Ort, 
Br.  h.  =  Bi  iefaufsclirift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 2 —  tages  Janresbericnte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitang. 

^  Bezirksverwaltun^en 

Dresden.  Vors.  u.  Briefaufschrift:  H.  Mirtschin,  Dresden  30, 
Burgsdorff-Str.  7  I.  Der  am  2.  d.  M.  stattgefundene  Bezirkstag, 
weicher  durch  einen,  vom  Kol!.  Herrn  Kaufmann-Berlin  ge- 
haltenen, sehr  zahlreich  besuchten  Vortrag  über  die  staatliche 
Pensionsversicherung  der  Privatangestellten  eingeleitet  wurde, 
war  von  71  Delegierten  beschickt.  Aus  dem  Jahresberichte  ist 
hervorzuheben,  daß  die  Bezirksvervvaltung  in  bezug  auf  Ver- 
breitung der  Verbandsidee  gut  gearbeitet  hat,  was  sicli  durch 
stetig  steigendes  Anwachsen  der  Alitgliederzahl  bekundete.  Hin- 
sichtlich der  Stellenvermittlung  sind  schöne  Erfolge  zu  ver- 
zeichnen. Auch  die  seit  Oktober  1909  bestehende  Rechts- 
auskunftsstelle wurde  verschiedentlich  in  Anspruch  genommen. 
Satzungsgemäß  mußte  Neuwahl  des  geschäftsführe'nden  Vor- 
standes erfolgen.  Der  bisherige  1.  Vorsitzende,  Herr  Kollege 
Gawehn,  welcher  13  Jahre  dies  Amt  bekleidete,  lehnte  eine 
Wiederwahl  ab  und  legte  auch  das  Amt  als  Mitglied  des  Gesamt- 
vorstandes nieder.  Als  Dank  für  sein  erfolgreiches  Wirken  wurde 
er  vom  Bezirkstage  zum  Ehrenmitgliede  der  B.-V.  Dresden  er- 
nannt. Die  Neuwahl  des  geschäftsführenden  Vorstandes  erfolgte 
sinngemäß  der  neuen  Satzung-.  Einstimmig  wurden  gewählt: 
Ing.  Mirtschin  als  1.  Vorsitzender,  Arch.  Lochner  als  1.  Schrift- 
führer und  Bmstr.  Walther  als  Kassierer.  Als  Beisitzer  bezw. 
Gruppenvertreter  wurden  gewählt:  Gruppe  A:  Architekten  Müller 
in  Wauro;  Gruppe  B:  Betriebstechniker  Bock  (zugleich  als 
2.  Vors.)  und  Ing.  Schulze;  Gruppe  C:  Maschinenmstr.  Gläßel 
(zugleich  als  2.  Schriftführer)  und  Baumstr.  Schmalfuß;  Gruppe  D: 
Verm.-Ass.  Martin  und  Arch.  Mager.  Als  Mitglied  des  Ge- 
samtvorstandes des  D.  T.-V.  der  1.  Vorsitzende  und  als  Ver- 
treter der  2.  Vorsitzende.  Die  eingegangenen  Anträge  wurden 
im  Sinne  der  Antragsteller  erledigt.  Nach  längeren  Ausführungen 
des  Herrn  Seidler  (Mitglied  des  Vereins  Motiv,  Bauhütte  Dresden) 
vurde  folgende  Entschließung  einstimmig  angenommen: 

„Der  am  2.  April  1911  tagende  Bezirkstag  der  Bezirks- 
verwaltung Dresden  des  D.  T.-V.  drückt  seine  Verwunderung 
aus  über  den  antisozialen  Geist,  der  auf  der  Hauptversamm- 
lung des  Verbandes  Deutscher  Diplom-Ingenieure  am  26.  März 
in  Berlin  zum  Durchbruch  gelangt  ist.  Er  hält  es  für  gänzlich 
unmöglich  und  in  den  waltenden  Verhältnissen  völlig  unbegrün- 
det, den  Diplom-Ingenieuren  ihres  akademischen  Grades  halber 
eine  Sonderstellung  in  unserem  gewerblichen  Leben 
und  in  unserer  Rechtsordnung  zu  geben,  da  es  eine 
große  Zahl  Techniker  gibt,  die  in  Leistung  und  Stellung  den 
Diplom-Ingenieuren   vollkommen   gleich  stehen. 

Bestrebungen  des  Verbandes  Deutscher  Diplom-Ingenieure, 
die  solche  Ziele  haben,  sind  geeignet,  den  Kastengeist  zu  er- 
ziehen; es  ist  ihnen  deshalb  auf  das  entschiedenste  ent- 
gegenzutreten. 

Von  der  Verbandsleitung  des  D.  T.-V.  wird  erwartet,  daß 
Schritte  unternommen  werden,  um  die  Oeffentlichkeit  in  diesem 
Sinne  aufzuklären." 

Dresden.  Vrs.  u.  Br.-A. :  H.  Mirtschin,  Dresden  30,  Burgs- 
dorffstraße 7 1.  —  Der  am  2.  d.  M.  stattgefundene  Bezirkstag, 
welcher  durch  einen,  vom  Koll.  Herrn  K  a  u  f  m  a  n  n  -  Beriin 
gehaltenen,  sehr  zahlreich  besuchten  Vortrag  über  die  staatliche 
Pensionsversicherung  der  Privatangest  .Ilten  eingeleitet  wurde, 
war  von  71  Delegierten  beschickt.  Aus  dem  Jahresbericht  ist 
hervorzuheben,  daß  die  Bezirksverwaltung  in  bezug  auf  Ver- 
breitung der  Verbandsidee  gut  gearbeitet  hat,  was  sich  durch 
stetig  steigendes  Anwachsen  der  Mitgliederzahl  bekundete.  Hin- 
sichtlich der  Stellenvermittlung  sind  schöne  Erfolge  zu  verzeichnen. 
Auch  die  seit  Oktober  1909  bestehende  Rechtsauskunftsstelle 
wurde  verschiedentlich  in  Anspruch  genommen.  Satzurigsgemäß 
mußte  Neuwahl  des  geschäftsführenden  Vorstandes  erfolgen. 
Der  bisherige  1.  Vorsitzende  Herr  Koll.  Gawehn,  welcher 
13  Jahre  dies  Amt  bekleidete,  lehnte  eine  Wiederwahl  ab  und 
legte  auch  das  Amt  als  Mitglied  des  Gesamtvorstandes  nieder. 


Als  Dank  für  sein  erfolgreiches  Wirken  wurde  er  vom  Bezirkstage 
2um  Ehrenmitgliede  der  Bezirksverwaltung  Dresden  ernannt. 
Die  Neuwahl  des  geschäftsf.  Vorstandes  erfolgte  sinngemäß 
der  neuen  Satzung.  Einstimmig  wurden  gewählt:  Ing.  Mirtschin 
als  1.  Vors.,  Arch.  Lochner  als  1.  Schriftführer  und  Bmstr. 
Walther  als  Kassierer.  Als  Beisitzer  bezw.  Gruppenvertreter 
wurden  gewählt:  Gruppe  A:  Architekt  Müller  in  Wauro; 
Gruppe  B:  Betriebstechn.  Bock  (zugleich  als  2.  Vors.)  und  Ing. 
Schulze;  Gruppe  C:  Maschinenmstr.  Gläßel  (zugleich  als 
2.  Schriftf.)  und  Baumstr.  Schmalfuß;  Gruppe  D:  Verm.-Ass. 
Martin  und  Arch.  Mager.  Als  Mitglied  des  Gesamtvorstandes 
des  D.  T.-V.  der  I.Vorsitzende  und  als  Vertreter  der  2.  Vors. 
Die  eingegangenen  Anträge  wurden  im  Sinne  der  Antragsteller 
erledigt. 

Oberschlesien.  Der  Frühjahrsbezirkstag  findet  am  Sonntag, 
7.  Mai,  in  Ratibor  in  Brucks  Hotel,  Oderstraße,  statt.  Das 
r^rogramm  ist*  wie  folgt  festgesetzt:  Vormittags  10  LIhr:  Ge- 
samtvorstandssitzung. Mittags  12  Uhr:  Eröffnung  des  Bezirks- 
tages. 1.  Vortrag  des  Herrn  Oberbeamten  Lenz.  2.  Referate: 
a)  der  Baupolizeikommission;  b)  der  Stellenvermittlungskom- 
mission; c)  des  Vertreters  des  T.-V.  Königshütte  über  das  Er- 
gebnis der  Rundfrage  betr.  Techniker  als  Lehrer  an  gewerblichen 
Fortbildungsschulen  innerhalb  des  oberschlesischen  Industrie- 
gebietes. 3.  Bekanntgabe  der  Beschlüsse  der  Vorstandssitzung. 
4.  Genehmigung  der  neuen  Bezirkssatzung.  5.  Verschie- 
denes. Nachmittags  2  Uhr  zwangloses  Mittagsessen.  (An- 
meldungen erwünscht  bis  5.  Mai  bei  dem  Vorsitzenden  des 
T.-V.  Ratibor,  Koll.  Stadtländer,  Salzstr.  9.)  3  Uhr  nachmittags 
Ausfahrt  mit  Damen  nach  dem  Stadtvvalde.  (Wagen  stellt  der 
T.-V.  Ratibor.)  Die  Tagesordnung  für  die  Vorstandssitzung 
ist  folgende:  1.  Geschäftsbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Ab- 
rechnung 1910.  4.  Voranschlag  1911.  5.  Beratung  der  neuen 
Bezirkssatzung.  6.  Beratung  der  rechtzeitig  gestellten  Anträge. 
7.  Beschlußfassung  über  Ausgang  der  Stiftungs-Urkunde  im 
Erholungsheim.  8.  Zeit  und  Ort  des  nächsten  Bezirkstages. 
9.  Verschiedenes. 

Zweigverciite 
Gemischte  Vereine. 
Aachen.  Technischer  Verein.  Am  Samstag, 
22.  d.  Mts.,  abends  8V4  Uhr,  findet  im  Berliner  Hof  wiederum 
ein  Vortrag  statt.  Wir  hoffen  dann  auch,  die  Vereinskollegen 
begrüßen  zu  können,  die  beim  Vortrag  des  Herrn  Kollegen  Miram 
fehlten. 

Bromberg.  Technische  Vereinigung.  In  der  am 
6.  d.  Mts.  stattgefundenen  Hauptversammlung  unseres  Vereins 
wurde  an  Stelle  unseres  bisherigen  Vorsitzenden,  Koll.  Voß, 
der  verzogen  ist,  zum  1.  Vorsitzenden  Ingenieur  P.  Schulz,  Schleu- 
senau,  Chaussee  107,  gewählt.  1.  Schriftführer  Bauführer  Zühlke, 
Bromberg.     1.  Kassenführer  Bautechniker  Bachler,  Prinzenthal. 

Cöln.  Technischer  Verein.  Der  Verein  veranstaltete 
im  verflossenen  Winterhalbjahre  einen  Eisenbetonkursus,  der  von 
30  Kollegen  besucht  wurde.  Der  Kursus  umfaßte  70  Stunden 
und  erstreckte  sich  auf  das  ganze  Gebiet  des  Eisenbetons. 
Der  Vortragende,  Herr  Architekt  Goos,  erläuterte  die  Ableitungen 
der  Formeln  und  Berechnungen  in  leicht  verständlicher  Weise, 
so  daß  alle  Teilnehmer  mit  dem  Verlauf  des  Kursus  äußerst 
zufrieden  waren.  Bei  genügender  Beteiligung  soll  eine  Wieder- 
holung stattfinden.  Die  Kollegen,  welche  daran  teilnehmen 
wollen,  werden  gebeten,  sich  baldigst  bei  dein  1.  Vorsitzenden, 
Kollegen  Seichter,  anzumelden.  Der  Preis  beträgt  für  Vereins- 
mitglieder 20  M,  für  Verbandsmitglieder  25  M  und  für  Kollegen, 
die  dem  Verbände  nicht  angehören,  30  M.  Durch  diesen  Kursus 
sind  dem  Verbände  mehrere  Mitglieder  zugeführt  worden. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O.:  Jeden  Mitt- 
woch, abends  81/2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schüft. 
Der  für  Mittwoch,  19.  April,  angesagte  Diskussionsabend  findet 
wegen  Abhaltung  eines  Vortrages  an  diesem  Tage  am  Mittwoch, 
26.  d.  Mts.,  statt.  Auf  recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  bestimmt 
gerechnet.  Die  auswärtigen  Mitgheder  der  jetzt  zusammen- 
geschlossenen 3  Vereine  werden  höflichst  ersucht,  ihre  rück- 
ständigen Beiträge  möglichst  umgehend  noch  an  die  alten  Kas- 
sierer der  einzelnen  Vereine  gelangen  zu  lassen  ,  damit  diese 
abrechnen  können. 

Würzburg.  Techniker-Verein.  E.  V.  Am  Dienstag, 
25.  April  1911,  abends  7  Uhr,  im  Hofe  hinter  der  Domkirche: 
Praktische  Blitzableiteruntersuchungen,  demonstriert  vom  Koll. 
Herrn  K.  Bauführer  Gerstner.  Zahlreiches  Erscheinen  wird 
erwartet. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Cliemnitz.    „Bauhütte".     Donnerstag,  27.  April,  abends 
1/39  Uhr,  Vortragsabend  mit  Damen  im  Holel  vier  Jahreszeiten. 
Referent:  Herr  Emil  Grundmann :  „Goethe  und  Ilmenau".  Sonn- 


272 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  17 


tag,  30.  April,  Tages-Ausflug  mit  Damen  nach  Dresden.  Be- 
sichtigung der  Schiffswerft  Uebigau,  der  neuen  Schiachthof- 
anlagen und  der  Gartenstadt  Hellerau.  Ausführliche  Einladungen 
dazu  ergehen  noch.  Die  Herren  Verbandskollegen  sind  be- 
sonders eingeladen;  Gäste,  durch  Mitglieder  eingeführt,  will- 
kommen. Abfahrt  früh  4,17  Uhr,  für  Nachzügler  7,00  und  8,10. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berliti.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Unsere  nächste  Mitglieder- 
versammlung findet  am  3.  Mai  1911,  Punkt  1/2^  Uhr,  im  Vereins- 
lokaie  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.'  2.  Wahl  der 
Delegierten  zum   Bezirkstag.     3.  Aussprache  über  die  neuen 


Wir  verweisen  unsere  Mitglieder  auf  Mitteilungen  in  dieser 
Nummer,  die  davon  handein,  daß  die  Berlin-Anhaltische  Ma- 
schinenbau-A.-G.  neu  eintretenden  Kollegen  einen  Konkurrenz- 
klausel-Vertrag unterbreitet.    Wir  warnen  vor  Bewerbungen! 

Die  Verbandsleitung. 

(Nur  für  Verbandsmitglieder.t 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1141  für  ein  Baugeschäft  in  Posen  sofort  ein  tüchtigefl 
Bautechniker,  26  bis  28  Jahre  alt,  im  Entwerfen,  Veranschlagen 
und  in  statischen  Berechnungen,  sowie  mit  allen  in  das  Bau- 
fach schlagenden  Arbeiten  vertraut.  Angebote  mit  Gehalts- 
ansprüchen unter  1141  an  die  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  des 
Herrn  Bautechniker  König,  Bülowstraße  11. 

1142  nach  Sensburg  i.  Ostpr.  sofort  ein  jüngerer,  tüchtiger 
Techniker,  mit  der  Herstellung  von  Zementwaren  und  Eisen- 
beton vertraut.  Angebote  unter  1142  an  die  Zweigstelle  Königs- 
berg in  Preußen,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär  Wiehe, 
Königseck  5. 

1146  für  ein  Tiefbauamt  in  Rixdorf  sofort  ein  Tiefbau- 
techniker  für  Entwurfsarbeiten,  nicht  unter  25  Jahre  alt,  auch 
mit  Eisenbeton-,  Brücken-  und  Schleusenbauten  vertraut.  Gehalt 
ca.  180  M.  Angebote  unter  1146  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1147  für  ein  Baugeschäft  in  Sulzbach  sofort  ein  Bauführer, 
in  Hoch-  und  Tiefbau,  sowie  in  Nivellieren  und  Abstecken  von 
Eisenbahn-Erdarbeiten,  Kunstbauten  und  Abrechnungen  voll- 
ständig vertraut.  Größere  Praxis  in  Bahnunterführungen  er- 
forderlich. Bewerber  muß  den  Chef  selbständig  vertreten  können. 
Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1147  an  die  Zweigstelle 
Nürnberg,  z.  H.  des  Herrn  Fr.  Rehle,  Untere  Grasersgasse  9. 

1148  nach  Meiningen  sofort  ein  gewandter  Bautechniker 
für  Bureau  und  Baustelle,  bis  30  Jahre  alt.  Gehalt  bis  200  M. 
Angebote  unter  1148  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1149  von  einer  Tiefbauunternehmung  am  Groß-Schiffahrts- 
weg  Berlin — Stettin  sofort  ein  im  Wasserbau  erfahrener  Tief- 
bautechniker. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1149  an 
die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1150  für  ein  großes  Baugeschäft  in  Saarbrücken  sofort  ein 
älterer  selbständiger  Bautechniker  für  Bureau  und  Baustelle. 
Stellung  dauernd.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1150  an 
die  Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  des  Herrn  R.  Rosprich,  Tal- 
straße 39. 

1151  für  eine  Straßenbahn-Gesellschaft  in  Kiel  sofort  ein 
tüchtiger  Zeichner  in  dauernde  Stellung.  Anfangsgehalt  150  M. 
Angebote  unter  1151  an  die  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  des  Herrn 
F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

1152  nach  Luckenwalde  sofort  ein  junger  Bautechniker 
für  einen  Amtsgerichts-  und  Gefängnisneubau.  Gehalt  ca.  120  M. 
Angebote  unter  1152  an  die  Hauptsteile  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1153  für  einen  Architekten  in  Trier  sofort  ein  junger  Hoch- 
bautechniker für  Bureau  und  Baustelle  auf  6  Wochen,  evtl. 


Satzungen  der  Bezirksverwaltu.ng  Brandenburg.  4.  Verbands-  und 
Vereinsangelegenheiten.  5.  Verschiedenes.  In  Anbetracht  der 
wichtigen  Tagesordnung  erwarten  wir,  daß  unsere  Mitglieder 
pünktlich  und  vollzählig  erscheinen.  Diejenigen  Kollegen,  welche 
mit  ihren  Beiträgen  noch  rückständig  sind,  werden  gebeten, 
dieselben  umgehend  an  unseren  Kassierer,  Koll.  Staberow,  ab- 
zusenden (5  Pfennig  Bestellgeld  sind  stets  beizufügen).  Weiter 
ersuchen  wir  diejenigen  Mitglieder,  welche  die  in  Heft  9  und  10 
der  „D.  T.-Z."  veröffentlichten  Fragebogen  noch  nicht  ausgefüllt 
haben,  dies  umgehend  zu  tun  und  dieselben  unserem  Schrift- 
führer, Koll.  Leipziger,  zu  übersenden.  Unsere  letzte  Mitglieder- 
versammlung hat  ferner  beschlossen,  von  neu  in  den  Verband 
eintretenden  Maschinen-  und  Elektrotechnikern,  welche  sich 
unserer  Interessengruppe  anschließen,  kein  Verbands- 
eintrittsgeld zu  erheben.  Wir  bitten  unsere  Mitglieder, 
noch  nicht  organisierte  Kollegen  auf  diese  Vergünstigung  auf- 
merksam zu  machen  und  dieselben  unserer  Interessengruppe  zu- 
zuführen. 


länger.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1153  an  die 
Zweigstelle  Metz,  z.  H.,  des  Herrn  K.  Geriach,  Richepansestade  3. 

1154  für  eine  Königl.  Behörde  in  Quedlinburg  sofort  ein 
Hochbautechniker,  der  möglichst  schon  bei  Behörden  tätig  war, 
auf  3  bis  4  Monate.  Gehalt  180  M,  keine  Zureisekosten.  An- 
gebote unter  1154  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1155  von  einem  Baugeschäft  in  Danzig  ein  tüchtiger  Hoch- 
bautechniker zur  Abrechnung  von  Kasernen,  welcher  mit  der- 
artigen Arbeiten  vertraut  ist.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen 
unter  1155  an  die  Zweigsteile  Danzig,  z.  H.  des  Herrn  E.  Schulz, 
Danzi'g-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

1156  für  ein  Baugeschäft  in  Zeitz  sofort  ein  junger  Bau- 
techniker, gelernter  Zimmerer,  für  die  Sommermonate.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1156  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1157  für  ein  städtisches  Vermessungsamt  in  Königsberg 
in  Preußen  sofort  ein  tüchtiger  Tiefbautechniker  zur  Aus- 
führung von  großen  Erdmassenberechnungen,  Trassierung  und 
Veranschlagung  neuer  Straßen  auf  dem  Festungsgelände.  An- 
gebote mit  Gehaltsansprüchen  unter  1157  an  die  Zweigstelle 
Königsberg  in  Preußen,  z.  H.  des  Herrn  Militärbausekretär 
Wiehe,   Königseck  5. 

1158  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Nauen  sofort  ein  Bau- 
techniker zur  Aushilfe  auf  etwa  2  Monate,  evtl.  auch  länger,  der 
mit  den  Dienstgeschäften  eines  Kgl.  Hochbauamtes  möglichst 
vertraut  ist.  Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter  1158  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1159  für  einen  Amtsgerichts-Erweiterungsbau  in  Kattowitz 
sofort  ein  Hochbautechniker,  flotter  Zeichner,  nicht  über  35  Jahre 
alt,  möglichst  mit  Hochschulbildung,  der  im  architektonischen 
Detaillieren  und  Veranschlagen  erfahren  ist.  Stellungsdauer  vor- 
aussichtlich 3  Jahre.  .Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
1159  an  die  Hauptstelle  Berlin  S'W.,  Markgrafenstraße  94. 

1160  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Swi  .arnünde  sofort  ein 
junger  Bautechniker  zur  Hilfeleistung  bei  Umarbeitimg  des 
Entwurfes  für  einen  Amtsgerichts-Erweiterungsbau.  Gehalt  120  M. 
Stellungsdauer  5  bis  6  Monate.  Angebote  unter  1160  an  djc 
Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  des  Herrn  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  t. 

1184  für  eine  Kgl.  Behörde  in  Westfalen  sofort  ein  Ver- 
messungstechniker. Angebote  mit  Gehaltsansprüchen  unter 
1184  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstraße  86. 

1185  für  ein  größeres  Dorf  im  Bezirk  Münster  i.  Westf. 
sofort  ein  Bauamts-Assistent  für  Tiefbau.  Bewerber  müssen 
im  Tiefbau  und  besonders  in  der  Aufnahme  und  Aufstellung 
von  Baufluchtlinienplänen,  Straßenbau-  und  Kanalisationsprojek- 
ten bewandert  sein.  Anfangsgchalt  1600  M,  steigend  bis 
3100  M  und  Wohnungsgeldzuschuß,  sowie  120  M  Fahrradver- 
gütung. Endgültige  Anstellung  erfolgt  nach  einjähriger  be- 
währter Probezeit.  Angebote  unter  1185  an  die  Geschäftsstelle 
Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  11S4. 

1186  für  ein  Baugeschäft  in  Dortmund  sofort  ein  tüchtiger 
Techniker,  gelernler  Maurer.  Angebote  mit  Oehaltsansprüchcn 
und  Antrittstermin  unter  1186  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland 
und  Westfalen  wie  unter  11S4. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes } 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  18        Schriitieiiung:  e.  Rieh.  Schüben,  Berlin.  29.  April  I9I1 

Inhalt:  Reichseinigungsamt  -  Reichsarbeitsamt  —  Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerl<e  —  Die  U.'-sachen  des  Einsturzes  des  großen  Gasbehälters  in  Hamburg  - 
Soziale  Bewegung  —  Aus  der  Voll<swirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Reichseinigungsamt  —  Reichsarbeitsamt 

Von  Dr.  ALEXANDER  SCHRÜFFER-Berlin, 


Die  zunehmende  Schärfe  und  der  außerordentliche  Um- 
fang der  sozialen  Kämpfe  der  Gegenwart  läßt  es 
wünschenswert  erscheinen,  nach  Mitteln  zu  suchen,  die 
geeignet  sind,  ihrem  Ausbruch  gleich  von  vornherein  vor- 
zubeugen. Mit  Recht  wird  deshalb  neuerdings,  besonders 
mit  Hinweis  auf  die  schwerwiegenden  Nachteile  der  letzten 
Bau-  und  Werftarbeiterstreiks,  sowohl  in  Tageszeitungen 
wie  in  sozialpolitischen  Zeitschriften  die  Idee  eingehend 
erörtert,  eine  staatliche  Vermittelungsstelle  ins  Leben  zu 
rufen,  die  bei  drohendem  Streik  oder  sonstigen  gewerb- 
lichen Differenzen  auf  Anrufen  eines  oder  beider  Teile  auf 
den  Plan  treten  und  die  Unterhandlungen  zwischen  den 
Parteien  in  die  Wege  leiten  soll.  Dieser  Gedanke  erscheint 
außerordentlich  gut  und  seine  Ausführung  wäre  sehr  zu 
begrüßen,  wird  ja  doch  hierdurch  viel  Unheil  und  Er- 
bitterung vermieden  und  eine  Vertiefung  der  Gegensätze 
zwischen  Unternehmerschaft  und  Arbeiterschaft  hintan- 
gehalten. Diese  Behörde  ist  gedacht  als  Reichseinigungs- 
amt, ressortierend  zum  Reichsamt  des  Innern.  Ueber  die 
Frage  der  Zweckmäßigkeit  und  Notwendigkeit  des  Amtes 
an  sich  dürfte  wohl  kaum  ein  Zweifel  bestehen,  und  nach 
einzelnen  Mitteilungen  sollen  Vorarbeiten  zur  parlamen- 
tarischen Behandlung  dieses  Planes  schon  eingeleitet  sein. 
Ob  aber  diese  Vorarbeiten  zu  dem  gewünschten  Resultat, 
mindestens  zur  Vorlage  eines  Gesetzentwurfes  -  führen 
werden,  steht  dahin;  ist  ja  schon  in  der  gegenwärtigen 
Session  des  Reichstages  das  Arbeitskammergesetz  sang- 
und  klanglos  in  der  Versenkung  verschwunden  und  ebenso 
haben  auch  von  den  übrigen  sozialpolitischen  Vorlagen 
nicht  alle  Aussicht  auf  Erledigung. 

Eine  ähnliche  Stimmung  klang  auch  aus  den  Worten 
des  Staatsministers  Dr.  Freiherrn  v.  Berlepsch,  als 
kürzlich  die  Ortsgruppe  Berlin  der  Gesellschaft  für  Soziale 
Reform  mit  einer  weitergehenden  Propaganda  für  die  Idee 
eines  Reichseinigungsamtes  vor  die  Oeffentlichkeit  trat. 
Nur  kurz  soll  hier  das  Wesen  der  geplanten  Zentralstelle 
berührt  werden,  weil  es  den  Ausgangspunkt  für  die  weitere 
Untersuchung  bildet. 

Will  man  versuchen,  den  Begriff  des  Reichseinigungs- 
amtes auf  seine  kürzeste  Formel  zu  bringen,  so  wären  die 
zwei  Schlagworte  zu  nennen :  Initiative  und  Zwangs- 
gewalt.  Wir  machen  immer  wieder  die  traurige  Er- 
fahrung, daß  große  wirtschaftliche  Kämpfe,  die  sich  viel- 
leicht hätten  vermeiden  lassen,  wochen-  und  monatelang 
dauern,  Millionenopfer  auf  beiden  Seiten  verlangen  und  die 
Erbitterung  auf  den  höchsten  Grad  bringen,  weil  niemand 
sich  berufen  fühlt,  die  Gegner  zu  einer  friedlichen  Ver- 
ständigung oder  wenigstens  zum  Verhandeln  zu  bringen. 
Hier  soll  das  Reichseinigungsamt  die  Aufgabe  haben,  die 
Lage  zu  beobachten  und  auf  Grund  seiner  autoritativen 


Stellung  durch  rechtzeitiges  Eingreifen  das  Feuer  im  Keime 
zu  ersticken,  bevor  es  noch  eigentlich  zum  Ausbruch  gelangt 
oder  größeren  Umfang  annimmt.  Von  einem  solchen  Ein- 
greifen kann  man  sich  aber  nur  dann  Wirkung  versprechen, 
wenn  die  Behörde  den  Parteien  die  nötige  Autorität  ent- 
gegensetzen und  ihre  Aufgabe  mit  dem  erforderlichen  Nach- 
druck verfolgen  kann.  Die  Parteien  müssen  nicht  nur  zum 
Erscheinen,  sondern  auch  zum  Verhandeln  gezwungen 
werden  können,  so  sehr  dies  auch  Einzelnen  als  eine  Be- 
einträchtigung ihrer  Selbständigkeit  erscheinen  mag.  Damit 
ist  aber  auch  zugleich  die  Grenze  für  das  Wirken  des 
Einigungsamtes,  wie  das  ja  in  der  Natur  der  Sache  liegt, 
gegeben;  ein  Zwang  zum  Abschluß  der  Verhandlungen 
etwa  auf  der  Basis  einer  von  dem  Amte  zu  suchenden 
mittleren  Linie  kann  für  ausgeschlossen  gelten.  Aber  nur 
auf  diese  Weise,  durch  die  Einleitung  von  Unterhandlungen, 
lassen  sich  vielfach  die  schweren  Kämpfe  und  die  damit 
verbundenen  Nachteile  für  unser  ganzes  Wirtschaftsleben 
vermeiden. 

Die  Organisation  des  Reichseinigungsamtes  wurde  bei 
jener  Besprechung  nur  kurz  gestreift,  und  doch  ist  dies, 
ein  Punkt  von  durchaus  nicht  nebensächlicher  Natur,  da, 
bei  verschiedenen  derartigen  Gelegenheiten  schon  die  Frage, 
der  finanziellen  Deckung  als  Folge  der  Neuorganisierung' 
von  den  zuständigen  Ressorts  ausgespielt  wurde  und  das| 
Zustandekommen  der  betreffenden  Unternehmungen  ver-, 
hinderte. 

Wenn  verlangt  wird,  daß  das  Reichseinigungsamt  aus, 
drei .  Mitgliedern  bestehen  soll,  denen  das  genügende. 
Bureaupersonal  zur  Sammlung  und  Sichtung  des  Materials 
beigegeben  wird,  so  ist  mit  dieser  bescheidenen  -Forderung 
vielleicht  die  Absicht  verbunden,  die  Verwirklichung  des 
Gedankens  etwas  schmackhafter  und  unverfänglicher  hin- 
zustellen. Jeder  mit  dem  Behördenorganismus  im  Deut- 
schen Reiche  einigermaßen  Vertraute  wird  aber  eingesteheni 
müssen,  daß  es  ausgeschlossen  ist,  eine  derartig  bedeu- 
tungsvolle Behörde  auf  so  ungenügender  Basis  aufzubauen.' 
Es  hat  vi'enig  Wert,  hier  nur  den  Bedürfnissen  des  Augen- 
blickes zu  dienen,  es  ist  dagegen  sogar  direkt  schädlich, 
die  Gelegenheit  zu  versäumen,  um  eine  großzügige  Neu- 
organisierung vorzunehmen. 

Den  Weg,  der  unseres  Erachtens  der  einzige  ist,  etwas 
Ganzes  zu  schaffen,  hat  Herr  v.  Berlepsch  nur  angedeutet, 
es  ist  die  Verbindung  mit  der  Abteilung  für  Arbeiterstatistik 
im  Kaiserlichen  Statistischen  Amt.  Es  wird  zweckmäßig 
erscheinen,  bei  dieser  Gelegenheit  auf  die  Grundidee  dieser 
Regelung  etwas  näher  einzugehen. 

Wenn  schon  eine  Organisationsänderung  vorgenom- 
men werden  soll  und  die  Errichtung  einer  Reichsbehörde 
rein  sozialpolitischen  Charakters  ins  Auge  gefaßt  wird, 


274 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  18 


so  dürfte  es  sich  vielleicht  doch  empfehlen,  gleich  einen 
Schritt  weiter  zu  gehen  und  diejenige  Stelle  zu  schaffen, 
die  bereits  seit  langer  Zeit  als  Zentrale  unserer  sozial- 
politischen Betätigung  im  weitesten  Sinne  gedacht  ist: 
das  Reichsarbeitsamt. 

Im  Anschluß  an  die  Verhandlungen  über  die  Novelle 
zum  Gewerbegerichtsgesetz  (vom  30.  Juni  1901)  und  im 
Zusammenhang  mit  den  verschiedenen  Beratungen  über 
den  Entwurf  bezw.  über  das  Projekt  des  Arbeits- 
kammergesetzes wurde  auch  die  Notwendigkeit  der 
Schaffung  einer  obersten  Behörde  betont  und  von 
einzelnen  Parteien  dahingehende  Anträge  gestellt. 
Dieses  zum  Ressort  des  Reichsamtes  des  Innern  ge- 
hörende Amt  sollte  ein  ziemliches  Maß  von  Selbständig- 
keit bekommen  und  diejenigen  Befugnisse  und  Obliegen- 
heiten übertragen  erhalten,  die  gegenwärtig  die  Abteilung 
für  Arbeiterstatistik  des  Kaiserlichen  Statistischen  Amtes 
inne  hat.  Ferner  bestand  auch  der  Wunsch,  diesem  neuen 
Amte  einen  ständigen  Arbeitsrat  anzugliedern,  dem 
Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  in  gleicher  Zahl,  sowie  un- 
parteiische Sachverständige  angehören  sollten.  Als  be- 
sondere Aufgaben  waren  gedacht  die  Feststellung  und 
wissenschaftliche  Verarbeitung  der  Arbeits-  und  Erwerbs- 
verhältnisse und  der  allgemeinen  Lebensbedingungen  nicht 
nur  der  Lohnarbeiter,  sondern  auch  des  kaufmännischen 
und  gewerblichen  Mittelstandes,  zu  denen  nach  der  neueren 
Entwicklung  der  Dinge  auch  das  große  Heer  der  Privat- 
beamten hinzutreten  würde.  Auf  diesen  Grundlagen  sollte 
sodann  dem  Reichsarbeitsamt  die  Aufgabe  erwachsen,  die 
Anregungen  für  eine  zielbewußte  und  einheitliche  sozial- 
politische Gesetzgebung  zu  vermitteln  und  die  nötigen  Vor- 
bereitungen hierfür  zu  treffen,  sowie  die  Erfahrungen  aus 
den  Sozialgesetzen  im  Reich,  in  den  einzelnen  Bundes- 
staaten und  im  Auslande  festzustellen  und  wissenschaft- 
lich zu  verwerten,  auch  das  gesamte  sozialpolitische  Ma- 
terial regelmäßig  zu  veröffentlichen. 

Bereits  1904  hatte  Graf  Posadowsky  diesen  Weg  ge- 
zeigt und  die  Verwirklichung  des  Planes  lediglich  von  der 
finanziellen  Lage  des  Reiches  abhängig  gemacht. 

Wie  bekannt,  sollten  nach  dem  neuen  Entwurf  des 
Arbeitskammergesetzes  die  Arbeitskammern  bei  Streit 
zwischen  Arbeitgebern  und  Arbeitnehmern  der  in  ihnen 
vertretenen^ Gewerbezweige  über  die  Bedingungen  der 
Fortsetzung  oder  Wiederaufnahme  des  Arbeitsverhältnisses 
als  Einigungsämter  angerufen  werden  können,  ent- 
weder in  untergeordneter,  wenn  es  an  einem  hierfür  zu- 
ständigen Gewerbegericht  mangelt,  oder  in  übergeordneter 
Weise,  wenn  die  beteiligten  Arbeitnehmer  in  den  Bezirken 
mehrerer  Gewerbegerichte  beschäftigt  sind  oder  wenn  die 
Einigungsverhandlungen  bei  dem  zuständigen  Gewerbe- 
gericht erfolglos  verlaufen  sind. 

Ob  und  wann  der  Entwurf  des  Gesetzes  über  die  Ar- 
beitskammern seine  Auferstehung  finden  wird,  ist  un- 
bekannt. Immerhin  kann  im  Rahmen  dieser  Betrachtung 
noch  mit  den  Arbeitskammern  als  Unterbau  gerechnet 
werden. 

Wenn  nun  als  feststehend  angenommen  werden  darf, 
daß  der  organisatorische  Ausbau  unserer  Sozialpolitik  seine 
Krönung  in  einer  Zentralstelle,  dem  Reichsarbeitsamt  finden 
muß,  so  ist  es  doch  naheliegend,  daß  auch  die  Zentrali- 
sierung des  Einigungswesens  Aufgabe  dieser  Stelle  sein 
soll.  Wir  brauchen  nur  an  den  Fall  zu  denken,  daß  ein 
Gewerbe  nicht  nationalorganisiert  ist  und  deshalb  mehrere 
Arbeitskammern  in  Betracht  kommen.  Nach  dem  ursprüng- 
lichen Entwurf  wäre  diese  Möglichkeit  noch  viel  leichter 
eingetreten,  da  die  fachliche  Gliederung  auf  territorialer, 
d.  h.  einzelstaatlicher  Grundlage  vorgesehen  war.  Durch 


die  Kommissionsbeschlüsse  ist  ja  nun  bestimmt  —  und 
es  ist  zu  hoffen,  daß  diese  Fassung  auch  bei  den  späteren 
Verhandlungen  wieder  aufgenommen  wird,  —  daß  die 
Errichtung  der  Arbeitskammern  durch  Verfügung  des 
Bundesrats  erfolgen  soll;  hierdurch  ist  die  Möglichkeit 
vorhanden,  für  nationalorganisierte  Gewerbe  eine  einzige 
Arbeitskammer  mit  Wirkung  für  das  ganze  Reich  zu  er- 
richten. Diese  Kategorie  von  Gewerben  ist  jedoch  nicht 
allzugroß  und  es  muß  wohl  immer  mit  dem  Vorhanden- 
sein mehrerer  einzelstaatlicher  Arbeitskammern  für  be- 
stimmte Gewerbe  gerechnet  werden.  Damit  ergibt  sich 
zugleich  die  Notwendigkeit  des  Vorhandenseins  einer  über- 
geordneten Instanz,  die  gegebenenfalls,  bei  Ausdehnung 
einer  Lohnbewegung  über  das  Gebiet  einer  oder  mehrerer 
Arbeitskammern  hinaus,  mit  überlegener  Kompetenz  und 
Autorität  eintritt.  Das  Gleiche  ist  der  Fall,  wenn  eine 
derartige  Bewegung  mehrere  Gewerbe  erfassen  sollte. 

Die  Arbeitskammern  unterliegen  nach  dem  Entwurf 
unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Landesbehörde  nichts 
anderes  bestimmt,  der  Aufsicht  derjenigen  höheren  Ver- 
waltungsbehörde, in  deren  Bezirk  sie  ihren  Sitz  haben. 
Damit  ist  ohne  eine  Erwähnung  selbständiger  Arbeits- 
ämter den  Verwaltungsbehörden  ein  neuer  Aufgabenkreis 
überwiesen,  der  ihre  ohne  dies  genügende  Belastung  er- 
heblich zu  vermehren  geeignet  ist.  Auch  aus  diesem 
Grunde  ist  die  Errichtung  eines  selbständigen  Reichs- 
arbeitsamtes der  Subordinierung  unter  die  Behörden 
der  allgemeinen  Verwaltung  weit  vorzuziehen  und 
dürfte  auch  am  besten  den  Tendenzen  entsprechen, 
welche  man  jetzt  mit  dem  Vorschlage  des  Reichs- 
einigungsamtes verfolgt.  Die  Kosten,  die  übrigens 
nicht  wesentlich  höhere  sein  werden,  können  hier  nicht  in 
Frage  kommen.  j 

Es  ist  klar,  daß  auch  die  ganze  Privatbeamten- 
frage und  die  Mittel  zu  ihrer  Lösung  zu  dem  Aufgaben- 
bereich des  Reichsarbeitsamtes  gehören  werden.  Ob  nun  die 
Entwicklung  dahin  führen  wird,  gesonderte  Vertretungen 
für  die  einzelnen  Stände  —  Technikerkammern,  Kaufmanns- 
kammern usw.  —  zu  schaffen  oder  generell  Kammern  für 
Privatangestellte,  kann  zunächst  außer  Betracht  bleiben. 

Nun  wurde  neuerdings  auch  im  Reichstage  die  Schaf- 
fung einer  Zentralstelle  zur  Förderung  der  Tarifverträge 
im  Zusammenhang  mit  dem  Ausbau  der  Tarifverträge  ver- 
langt. Der  hauptsächlichste  Zweck  dieser  Zentralstelle 
sollte  sein,  die  Vorarbeiten  für  die  gesetzliche  Regelung 
der  Tarifverträge  zu  leisten.  Vom  Leiter  des  Reichsamles 
des  Innern  wurde  allerdings  diese  Aufgabe  als  zurzeit  un- 
lösbar erklärt,  da  infolge  der  mangelnden  Rechtsfähigkeit 
der  Berufsvereine  auch  die  Tarifverträge  nicht  vollstreck- 
bar sind.  Es  besteht  jedoch  kein  Zweifel,  daß  auch  dieser 
Komplex  von  Fragen  in  nicht  allzu  langer  Zeit  seine  Er- 
ledigung wird  finden  müssen,  und  dieser  Zeitpunkt  wird 
um  so  eher  kommen,  wenn  eine  Behörde  vorhanden  ist, 
die  nicht  bloß  von  Fall  zu  Fall  Einzelfragen  schlichten 
kann,  wie  es  Aufgabe  des  geplanten  Reichseinigungsamtes 
sein  wird,  die  nicht  bloß  wissenschaftliches  Material  sam- 
melt und  verarbeitet,  wie  es  gegenwärtig  bei  der  arbeiter- 
statistischen Abteilung  des  Kaiserlichen  Statistischen  Amtes 
der  Fall  ist,  sondern  eine  Behörde,  die  selbständig  und 
einheitlich,  gesetzschaffend  und  richtend  das  ganze  Ge- 
biet der  Arbeitsstreitigkeiten  und  des  gewerblichen  Eini- 
gungswesens, die  Sozialpolitik  im  weitesten  Umfange,  be- 
herrscht. Erst  auf  diesem  Wege  wird  uns  auch  die  Hoff- 
nung winken,  eines  Tages  zu  der  Vollendung  unseres 
sozialpolitischen  Strebens  zu  gelangen:  zu  Ausbau  und 
Kodifikation  unseres  Arbeitsrechtes. 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


275 


Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 


III*)  Ermittlung  der  Formänderungen  aus  dem 
Elastizitätsgesetz. 

(Spannungen  proportional  Dehnungen.) 
1.  Formänderungen  gerader  Stäbe. 
Die  Formänderung  eines  Stabes  infolge  der  Einwirkung 
von  Kräften,  die  ihn  in  seiner  Achse  belasten  —  sogenannte 
Normalkräfte  —  besteht  in  einer  Längenänderung,  die 
wir  nach  dem  Hookeschen  Gesetz  berechnen.  Bedeutet 
/  die  Länge  des  Stabes,  F  seinen  Querschnitt  und  E  den 
Elastizitätsmodul,  so  beträgt  die  durch  eine  Normalkraft 
R  verursachte  Längenänderung 

PI 


E  •  F 


Ist  P  positiv,  also  eine  Zugkraft,  so  istA?  auch  positiv 
—  der  Stab  verlängert  sich.  Ist  P  hingegen  negativ,  so 
wird  A/  auch  negativ,  d.  h.  der  Stab  verkürzt  sich. 

Durch  Temperaturänderungen  erleidet  ein  gerader 
Stab  ebenfalls  Verkürzungen  oder  Verlängerungen, 
je  nachdem  die  Temperatur  zu-  oder  abnimmt.  Ist  e  der 
Ausdehnungskoeffizient  des  Baustoffes,  dann  ergibt  sich  die 
Längenänderung  infolge  Temperaturerhöhung  von  t"  zu 
A/t  =  s  •  t  ■  / 

und  zwar  positiv  als  Verlängerung,  wenn  eine  Temperatur- 
erhöhung stattfindet,  und  umgekehrt. 

2.  Formänderungen  von  Fach  werken. 

Durch  die  Belastung  eines  Fachwerkes  ändert  jeder 
Stab  seine  Länge  wie  eben  gezeigt  nach  dem  Hookeschen 
Gesetz.  Das  einfachste  Verfahren,  die  Formänderungen 
eines  Fachwerkes  zu  bestimmen,  wäre  demnach  das 
folgende:  man  berechnet  die  Stablängen  des  belasteten 
Fachwerks  und  konstruiert  mit  diesen  in  dem  ursprüng- 
lichen Maßstabe  das  geometrische  Systemnetz  aufs  neue. 
Legt  man  diese  Figur  und  das  Systemnetz  des  unbelasteten 
Fachwerks  übereinander,  so  könnte  man  ohne  weiteres 
die  Verschiebung  jedes  Knotenpunktes  abgreifen. 

Auf  diesem  Prinzip  beruht  ein  graphisches,  das 
„Williotsche"  Verfahren,  das  jedoch  nicht  in  allen  Fällen 
am  Platze  ist.  iWir  wollen  deshalb  auf  dieses  Verfahren 
hier  nicht  näher  eingehen,  sondern  uns  gleich  der  in  der 
Praxis  gebräuchlicheren  analytischen  Methode  zuwenden. 

Zuvor  soll  noch  eine  Fundamentalaufgabe  er- 
örtert werden:  In  einem  Stabdreieck,  das  wir  uns  als 
Teil  eines  Fachwerks  denken  können,  erleiden  die  Stab- 
seiten durch  die  auftretenden  inneren  Kräfte  Längenände- 
rungen. Es  sollen  die  hierdurch  hervorgerufenen  Winkel- 
änderungen berechnet  werden. 

Die  Längenänderungen  der  Stäbe  sind  im  Vergleich 
zu  den  Stablängen  selbst  so  klein,  daß  sie  in  den  üblichen 
Maßstäben  unserer  Zeichnungen  gar  nicht  dargestellt  wer- 
den könnten.  Sie  sind  daher  in  den  nebenstehenden  Ab- 
bildungen bedeutend  vergrößert. 

iWii  wollen  nun  die  Aenderung  des  Winkels  a  in 
Abb.  21  untersuchen  und  zwar  wollen  wir  annehmen, 
daß  die  Längenänderungen  der  Dreieckseiten  jede  für  sich 
auftrete  und  eine  bestimmte  Winkeländerung  Aa  hervor- 
rufen. Die  gesamte  Winkeländerung  von  a  ist  dann  gleich 
der  Summe  der  einzelnen  Winkeländerungen. 

Verlängert  sieh  a  um  A  a,  so  geht  das  Dreieck  ABC 
in  das  Dreieck  ABC'  über.    Den  Punkt  C  findet  man, 

*)  I  und  II  s.  Heft  9  und  14. 


indem  man  um  B  mit  a  +  Aa  und  um  A  mit  b  Kreisbögen 
schlägt,  die  sich  in  C  schneiden.  Da,  wie  vorher  an- 
gedeutet, die  Winkeländerung  sehr  klein  ist,  begeht  man 
keinen  Fehler,  wenn  man  anstelle  der  Kreisbögen  auf 
den  betreffenden  Seiten  Lote  errichtet,  wie  es  in  der  Ab- 
bildung geschehen  ist;  die  Winkeländerung  von  e.  ist 
dann,  indem  man  den  tangens  gleich  dem  Bogen  setzt 
C  C  A  a 

A«i  =  — iT"  =   u' 

b  sm  Y  •  b 

Nun  berechne  man  die  Winkeländerung  von  a,  wenn 

nur  die  Seite  c  sich  um  Ac  verlängert.    (Abb.  22.) 

Wir  erhalten  dann,  da  der  Winkel  verkleinert  wird, 

B'B" 

Aa,  =  — 


c  -f 
Ac 


1 


tgß     c  +  Ac 
Der  Wert  Ac  darf  neben  c  als  sehr  klein  vernach- 
lässigt werden,  und  wir  erhalten 

Ac  1 

A  a,  =  —   ■  —  > 

tgß  c 

In  derselben  Weise  können  wir  ableiten 

Ab  1 

Aa^  =  ^  


Aa 


tg  Y  b 

Die  gesamte  Winkeländerung  beträgt  somit 

Aa  Ab 


Aa, 


Aa,  -f-  Aa. 


Ac 
tg  ß  •  c 


sin  Y  •  b       tg  Y  ■  b 
Hierbei  sind  alle  Stablängenänderungen  positiv,  also 
als  Verlängerungen  infolge  von  Zugkräften  eingeführt.  Bei 
Druckkräften  werden  die  Stäbe  verkürzt  und  die  A  sind 
mit  negativen  Vorzeichen  in  die  Formeln  einzusetzen. 


Abb.  22 


1 


276 


DEUTSCHh  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  18 


Abb.  23 


Bezeichnet  ha  die  Höhe  im  Dreieck  von  A  auf  B  C, 
dann  ist 

h  a  =  c  •  sin  ß  =  b  ■  sin  y 
und  die  obige  Formel  lautet  sdhHeßHch 

[Aa.  —  A  b  •  cos  Y  —  A  c  •  cos  ß]. 


1) 


Aa 


Die  Aenderungen  der  anderen  Winkel  ergeben  sich 
durch  zyklische  Vertauschung  der  Benennung  zu 

^     [Ab  —  A  a  •  cos  y  —  A  c  •  cos  a] 


Aß  = 
Ay  = 


hb 
1 


[A  c  —  A  a  •  cos  ß  —  Ab-  cos  a]. 


Wir  können  also  bei  einem  Fachwerke,  dessen  Spann- 
kräfte und  Stabquerschnitte  wir  kennen,  aus  der  vorher- 
gehenden Formel  die  Aenderungen  der  Winkel  berechnen. 
Aus  den  Winkeländerungen  ergeben  sich  nun  Verschie- 
bungen der  Knotenpunkte  —  Durchbiegungen  — ,  deren 
Berechnung  an  einem  Beispiel  gezeigt  werden  soll. 

Es  ist  die  senkrechte  Verschiebung  des  Punktes  f  des 
nebenstehenden  Freiträgers  (Abb.  23)  zu  berechnen,  wenn 
in  diesem  eine  senkrechte  Kraft  P  angreift. 

Durch  die  Belastung  wird  der  Freiträger  in  die  punk- 
tierte Lage  gebracht.  Die  Verbindung  der  Punkte  a  d  f 
bleibt  keine  Gerade  mehr,  sondern  wird  zu  einer  geknickten 
Linie.  Der  Winkel,  um  den  sich  hierbei  jede  Strecke  zu 
iiir^r  Anfangslage  dreht,  ist  gleich  der  Winkeländerung 
an  dem  Anschlußknotenpunkt;  der  Winkel  d  a  d'  ist  also 
gleich  de-  Aenderung  des  Winkels  d  a  b  und  der  Winkel  f' 
d'  f"  gleich  der  des  gestreckten  Winkels  a  d  f.  Die 
Senkung  des  Punktes  f  zerlegt  sich  in  f  f',  hervorgerufen 
durch  die  Winkeländerung  a,  bei  a,  und  f  f",  hervorgerufen 
durch  die  Winkeländerung  a,  bei  d;  insgesamt  ist  also 
f  f"  =  f  f  +  f  f" 
Durchbiegung  d  =      •       4-  a,  •  m,,. 

Denken  wir  uns  in  den  Punkten  a  und  d  Kräfte  Pi 
und  P2  wirken,  so  würden  wir  den  Ausdruck 

Pi  •  mi  +  Po  •  m. 
als  das  ,, statische  Moment"  der  Kräfte  P  in  bezug  auf 
Punkt  f  bezeichnen. 

Nimmt  man  nun  in  den  betreffenden  Knotenpunkten 
Kräfte  gleich  den  absoluten  Werten  der  Winkeländerungcn 
wirkend  an,  so  stellt  der  Ausdruck 

3  =  a.  •       -|-  a,  •  m^ 


Abb.  24 

das  statische  Moment  'der  Winkeländerungen  bezogen  auf  f 
dar.  Wir  können  also  allgemein  aussagen:  Die  Durch- 
biegungen eines  Stabzuges,  dessen  linker  Anschlußpunkt 
festgehalten  ist,  sind  gleich  den  statischen  Momenten  der 
als  Kräfte  angebrachten  Winkeländerungen.  Für  letztere 
hat  sich  die  Bezeichnung  „w-Qewichte"  eingebürgert. 

Beispiel.  Die  Durchbiegungen  aller  Knotenpunkte 
der  unteren  Gurtung  des  nebenstehend  skizzierten  Frei- 
trägers infolge  einer  Kraft  P  =  5,0  t  am  Ende  sind  zu 
berechnen.    Siehe  Abb.  24. 

In  untenstehender  Tabelle  sind  die  Spannkräfte  in- 
folge P  ==  5,0  t,  die  vorhandenen  Querschnitte  und  die 
dadurch  verursachten  Längenänderungen  der  einzelnen 
Stäbe  eingeschrieben. 


Stab 

s  = 

t 

/  = 
m 

Gew.  Profil 

F  = 
qcm 

100  A/ =  ' 
cm 

0, 

+  20,0 

1,50 

17,4 

+  8,0 

0. 

+  15,0 

U 

V 

+  6,0 

+  10,0 

n 

-f-  4,0 

0. 

+  5,0 

tt 

-  2ZL  65-65-7 

tt 

+  2,Ö 

—  15,0 

fl 

-  6.0 

—  10,0 

It 

tf 

—  4,0 

u! 

—  5,0 

tt 

-  2,0 

tt 

u 

■  \ 

—  7,07 

2,12 

11,5 

-  6,05  1 

—  7,07 

f; 

u 

-  6,05 

Ds 

-  7,07 

;/ 

-  6,05 

D,  1 

—  7,07 

w 

-  6,05  1 

v„  ^ 

1,50 

8,7 

1 

^'  1 

+  5,0 

+  4,3 

V., 

+  5,0 

w 

1  ^  65  65-7 

+  4,3 

Vs 

4-  5,0 

» 

+  4,3 

V*  1 

+  5,0 

II 

+  4,3  j| 

Aus  den  Längenänderungen  der  Sätze  ergeben  sich 
die  Winkeländerungen  des  Untergurtes  nach  Formel  1), 


Heft  18  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  277 


wobei  zu  beachten  ist,  daß  die  Neigungswinkel  aller 
Diagonalen  45"  betragen  (sin  45°  =  0,707) 

Aa,  =       [8,0  +  6,05  •  0,707]  =  ^  [8,0  +  4,3]  =  0,082 

Aa,  ^y^Q  [4,3 +  6,05  0,707]                         =  0,058 


Aa. 


Ar 
Aa, 

Aa, 


Wo  =  0,140 


Aa;  =       [-  6,05  +  6,0  •  0,707  --  4,3  ■  0,707]  =•  -  0,046 


1 


150 
1 

150 


[6,0  +  6,05  •  0,707] 
[4,3  +  6,05  •  0,707] 


=  0,068 

=  0,058 

w,  =0,080 


Aa,  =       [-  6,05  +  4,0  •  0,707  -  4,3  •  0,707]  =  -  0,059 


_  J_ 
"  150 
=  a-. 


106 


[4,0  +  6,05  •  0,707] 


[-  6,05  -  4,3  ■  0,707] 


=  0,055 

=  0,058 
0,054 


w., 


Aau,  =  Y^  [2,0 +  6,05 -0,707] 
Aa  ,  =  a. 


=  -  0,086 

=  0,042 
=  0,058 


W3  =  0,014 

Die  Biegungsmomente  des  'mit  den  w-Gewichten  be- 
lasteten rechts  eingespannten  Freiträgers  betragen: 


Ml  =  0,140-  150  ^.  =  21,0 

M2  =  0,140  •  2  ■  150  +  0,080  •  150 

=  42  +  12  =  54,0 

M3  =  0,14-  3-  150  +  0,080-  2-  150  + 
0,054  ■  150 

=  63  +  24  +  8  ■    =  95,0 

M4  =  0,14  -  4  •  150  +  0,08  •  3    150  + 
0,054-  2-  150  +  0,01*4-  150 
=  84  +  36  +  16  +  2  =  138,0 

Die  Durchbiegungen  sind  noch  durch  100  zu  dividieren, 
da  die  Werte  in  Spalte  6  der  Tabelle  100  mal  zu  groß 
ausgerechnet  sind  und  betragen  demnach 
8,  =  0,21  cm 
8>  =  0,54  cm 
6i  =  0,95  cm 
öi  =  1,38  cm 
2.  Beispiel.    Für  den  in  Abb.  25  skizzierten  Balken 
auf  zwei  Stützen  soll  bei  einer  gegebenen  Belastung,  die 
in  der  Figur  nicht  eingezeichnet  ist,  die  Durchbiegung  des 
Untergurtes  gefunden  werden. 

Es  werden  zunächst,  wie  bei  dem  vorigen  Beispiel, 
die  Spannkräfte  der  Stäbe  ausgerechnet,  aus  diesen  die 
Längenänderungen  der  Stäbe  und  schließlich  die  Aendc- 
rungen  der  Winkel  a,,  .  .  .  .  nach  Formell)  bestimmt. 
Nun  halte  man  die  Endvertikale  Vq  fest  und  lasse  den 
Träger  am  rechten  Ende  frei.  Dann  wird  sich  der  Trägei 
gegen  die  Gerade  A — B  durchbiegen,  wobei  der  Unter 
gurt  in  die  Lage  0  1'  2'  ....  6'  kommt.  Die  Durch- 
biegungen gegen  die  Anfangslage  sind  dann  gleich  den 
Strecken  1—1'  ....  6—6'  und  diese  gleich  den  statischen 
Momenten  der  links  davon  befindlichen  Kräfte  Aa,  z.  B 
die  Durchbiegung  von  Knotenpunkt  3 

3 

=  S  Aa  •  X.'. 

0 


Nun  liegt  aber  in  Wirklichkeit  kein  Freiträger  vor, 
sondern  ein  Balken  auf  zwei  Stützen,  wodurch  eine  Durch- 
biegung des  Punktes  6  selbst  verhindert  und  dieser  ge- 
zwungen wird,  auf  der  Geraden  A — B  zu  bleiben.  Es 
muß  also  das  Fachwerk  in  diese  Lage  gebracht  und  um  A 
mit  dem  Winkel  (p  =  B  A  C  gedreht  werden. 

B  C  Sab 

die  einzelnen  Knotenpunkte  \verden  dadurch  um  die  Strecke 

Iah 

a  •  tg  9   j  •  a 

in  entgegengesetzter  Richtung  verschoben. 

Die  gesamte  Durchbiegung  beträgt  somit  z.  B  vom 

Knotenpunkt  3     ^  A  am  •  b„,  v  \      ^  \ 

i.         .  ■  a.j  —  _  lA  a  ,1  ^a-  —  a.^  )• 

Wenn  die  Winkeländerungen  Aa  wieder  als  Kräfte 
aufgeführt  werden,  die  den  Balken  A — B  belasten,  so 
bedeutet  der  vorstehende  Ausdruck  das  Biegungsmoment 
für  den  Knotenpunkt  3.  Die  Richtung  der  Durchbiegungen, 
ob  nach  toben  oder  unten,  ergibt  sich  beim  einfachen 
Balken  direkt  aus  der  Belastung.  Man  könnte  auch  fol- 
gende Regel  aufstellen:  Die  Winkel  messe  man  stets  oben 
herum;  dann  bewirkt  eine  Winkelverkleincrung  stets  eine 


Senkung  des  Punktes,  ist  also  als  positive  Kraft  nach 
unten  abzutragen,  während  eine  Winkelvergrößerung  ent- 
sprechend als  nach  oben  wirkende  Kraft  angenommen 
werden  muß.  Den  positiven  Biegungsmomenten  ent- 
sprechen dann  Durchbiegungen  nach  unten  und  umgekehrt. 
Allgemein  können  wir  sagen:  Die  Durchbiegungen  eines 
geraden  Fachwerkbalkens  auf  zwei  Stützen  sind  gleich 
den  Biegungsmomenten  eines  einfachen  Balkens  von  der- 
selben Stützweite,  der  mit  den  Winkeländerungen  A  a  der 
Gurtstäbe  belastet  angenommen  ist. 

Für  die  Durchbiegungen  des  Obergurtes  ist  noch  zu 
beachten,  daß  die  Anschlußpunkte  durch  die  Zusammen- 
drückung der  Vertikalen  sich  auch  noch  verschieben;  be- 
deutet A  Va  die  Verkürzung  der  linken  und  A  Vb  die  der 
rechten  Endvertikalen,  dann  ist  die  Schlußlinie,  von  der 
aus  die  Durchbiegungen  zu  rechnen  sind,  eine  Gerade, 
die  unter  den  Auflagervertikalcn  die  Strecken  und  Vb 
abschneidet. 

In  obiger  Figur  ist  die  Biegungslinie  des  Obergurts 
gezeichnet.  Natürlich  beziehen  sich  hier  die  Aa  auf  die 
Aendcrung  der  Winkel  zwischen  den  Obergurtstäben. 

3.  Beispiel.  Es  sollen  die  Durchbiegungen  des 
in  Abb.  26  skizzierten  Fachwerkes,  dessen  Gurtungen  gc- 
krüninü  sind,  bestimmt  werden. 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


279 


Aus  den  Spannkräften  berechnen  wir  zunächst  die 
Längenänderungen  der  Stäbe  und  sodann  aus  diesen  die 
Aenderungen  der  Winkel  zwischen  den  Stäben  des  Unter- 
gurts, dessen  Durchbiegungen  'wir  zuerst  bestimmen  wollen. 
Die  linke  Endvertikale  nehmen  wir  zuerst  wieder  als  fest- 
gehalten an  und  betrachten  die  senkrechten  Verschiebungen, 
die  der  Untergurt  durch  die  Formänderungen  der  Stäbe 
und  die  Aenderung  der  Winkel  erfährt.  Nehmen  wir  an, 
die  Winkeländerungen  hätten  sich  alle  negativ,  also  als 
Verkleinerungen,  ergeben,  dann  wird  das  freie  Ende  des 
Fachwerks  durch  ihren  Einfluß  nach  oben  verbogen,  und 
jeder  Knotenpunkt  hebt  sich  genau  wie  bei  dem  geraden 
Fachwerkbalken  um  ein  Maß,  das  gleich  ist  dem  Produkt 
der  links  von  dem  Knotenpunkt  liegenden  Winkelände- 
rungen mal  'deren  Abständen  von  diesen,  also  gleich  dem 
statischen  Moment  der  als  Kräfte  aufgefaßten  Winkelände- 
rungen. Außerdem  kommen  bei  dem  hier  vorliegenden 
gekrümmten  Stabzug  hinzu  die  Längenänderungen  der 
Untergurtstäbe  selbst,  die  bei  den  früheren  Fällen  nicht 
in  Betracht  kamen,  da  sie  dort  nur  eine  horizontale  Ver- 
schiebung der  Knotenpunkte  und  daher  keine  Durch- 
biegungen in  senkrechtem  Sinne  hervorriefen.  Aus  der 
Figur  ist  der  Einfluß  der  Längenänderungen  der  Unter- 
gurtstäbe direkt  abzulesen.  Verfolgt  man  den  Einfluß 
eines  Stabes  allein,  z,  B.  Stab  2 — 3,  so  sieht  man,  daß  sich 
durch  die  Längenänderung  A  2 — 3  der  ganze  rechts  von  3 
gelegene  Teil  des  Stabzuges  parallel  in  der  Richtung  2 — 3 
um  A  2 — 3  verschiebt.  Die  senkrechte  Verschiebung  aller 
Knotenpunkte  beträgt  hierbei  A  2 — 3-  sin  <p,  wenn  cp  den 
Neigungswinkel  des  Stabes  2 — 3  bedeutet.  Durch  die 
Längenänderung  aller  Stäbe  erhält  man  demnach  allgemein 
für  die  senkrechte  Verschiebung 

1  A  Sm  •  sin  <p 

wobei  sich  die  Summe  über  alle  links  von  dem  Knoten- 
punkt befindlichen  Stäbe  auszudehnen  hat. 

Infolge  Winkeländerungen  und  Stablängenänderungen 
beträgt  also  die  Durchbiegung,  wenn  Ma  das  statische 
Moment  der  Winkeländerungen  bedeutet, 

m  m 

i^n  =  2  Ma  +  2  A  s  •  sin  9 . 

0  0 

Faßt  man  die  A  s  auch  als  Kräfte  auf,  so  stellt  der 
Ausdruck  ein  Biegungsmoment  und  eine  Kraftsumme  dar. 


in-u  II  1 1  { 


yr^jervtfsterr»  für  die  ^eCasturig  ^urc/i  aCt'e  tV'  Sert/^c/tte 

I 

>M--i  11111  hrr-i 

Abb.  27 


Man  müßte  also  für  jeden  Knotenpunkt  zwei  Operationen 
vornehmen.  Durch  einen  Kunstgriff  kann  man  den  Ein- 
fluß der  Längenänderungen  auch  als  Momente  darstellen. 
Trägt  iman  nämlich  an  den  beiden  Endpunkten  eines  Stabes 
die  Kräfte 

A  Sm  •  sin  y.,1 

links  inach  uflten  und  rechts  nach  oben  ab,  so  ist  das 
Moment  dieses  Kräftepaares  für  jeden  rechts  gelegenen 
Punkt 

A  Sm  •  sin  cp,„     .  . 

=   s  —  •  X,n  =  A  Sm  •  sm  (p,„. 

All 

Man  hat  also  in  jedem  Knotenpunkt  nunmehr  drei  Kräfte 
zu  addieren;  deren  Summe  beträgt 


Wn 


A  Sm-1  •  sin  cp,n_i         A  s,,,  •  sin  9,, 
A  a,„  r  ^-  1  


setzt  man 


X.1, 


so  lautet  die  Formel 
2)  ......  Wm  =  A  a. 


cos  Cf)„ 


A  Sm-i    ,  A  Sn,  .  , 

-~   tg  (p.n-1   +  — -•tg9. 

i'in  — 1  S»!!! 

Bringen  Xvir  diese  Kräfte,  die  meist  mit  dem  Buch- 
staben w  bezeichnet  und,  wie  bereits  erwähnt,  w-Gewichte 
genannt  werden,  in  jedem  Knotenpunkt  an,  dann  sind 
ihre  statischen  Momente  beziogen  auf  einen  rechts  ge- 
legenen Knotenpunkt  gleich  dessen  senkrechten  Durch- 
biegungen. Die  Summe  .  dieser  Kräfte  zwischen  zwei 
Knotenpunkten  ist  gleich  der  Drehung  der  Querschnitte 
zueinander,  da  die  .Werte  A  Sm  sich  herausheben. 

Wir  können  nun  weiter  in  derselben  Weise  wie  vorher 
beim  geraden  Fachwerkbalken  vorgehen,  nur  daß  wir  jetzt 
an  Stelle  der  Winkeländerungen  A  a  die  „w-Qewichte" 
setzen.  Man  sieht  übrigens,  daß  die  Formel  für  letztere 
in  die  Winkeländerungen  übergeht,  wenn  die  Winkel 
9=0  werden,  die  Gurte  also  horizontal  sind. 

Für  den  Freiträger,  von  dem  wir  ausgegangen 
sind,  finden  wir  die  Durchbiegungen,  indem  man  ihn  am 
freien  Ende  eingespannt  annimmt  und  mit  den  „w-Ge- 
wichten"  belastet.  Die  Biegungsmomente  dieses  Frei- 
trägers sind  dann  gleich  den  gesuchten  Durchbiegungen. 

Beim  Balken  auf  zwei  Stützen  sind  die  Durch- 
biegungen direkt  gleich  den  Biegungsmomenten  desselben 
Balkens,  der  mit  den  Gewichten  „w"  belastet  wird.  Die 
Drehung  der  Endvertikalen  ist  gleich  dem  Auflagerdruck 
der  „W-Gewichte". 


j  Tragtrs^fBi^iL  /tÜT  BelOLCtuny  ^urciirf««  ui-StwccKte 


^lllllipli^' 


Abb.  28 


280 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  18 


/  1 


'  \ 
I  \ 

I  \ 


1          1  ■ 

/  * 
/  \ 
1  \ 
1  \ 
i  \ 

1 
/ 

1 

-4- 

1 

\ 

1 


-im^mlllHljj[ffi^^M^^M^lll]p 


Abb.  29 


Beim  Balken  mit  überragendem  Ende 
(Abb.  27)  Isind  für  den  gestützten  Teil  die  Durchbiegungen 
genau  so  zu  ermitteln,  als  ob  ein  einfacher  Balken  vor- 
läge. Für  den  Kragarm  ergeben  sich  dann  die  Durch- 
biegungen durch  folgende  Ueberlegung: 

Durch  die  Deformation  des  Teiles  A — B  dreht  sich 
der  Querschnitt  bei  B  nach  innen  um  den  .Winkel 

2  Wm  ■  am 


B(w)  = 


S(w) 


und  nimmt  dabei  den  Kragarm  mit,  wobei  Punkt  m'  um 
das'  Stück 

Br, 

gehoben  wird. 

Zu  dieser  Verschiebung  kommt  noch  die  der  De- 
formation des  Kragarmes  selbst;  diese  ist  gleich  dem 
statischen  Moment  der  Gewichte  w'  des  Kragarms  links 
von  jedem  Knotenpunkt.  Man  erhält  also  insgesamt  für 
die  Durchbiegung  eines  Punktes  m  des  Kragarmes 

B(W)  •  Cm  +  2  M(,v)m- 

Dieser  Ausdruck  entspricht  dem  Biegungsmoment  eines 
rechts  eingespannten  Freiträgers,  der  durch  die  Lasten  „w" 
und  außerdem  am  linken  Ende  durch  die  Einzellast  B(vi,( 
belastet  wird.  Dieser  Wert  ist  aber  gleich  dem  Auflager- 
druck des  Balkens  A — B.  Man  erhält  also  als  Träger- 
system für  die  Belastung  durch  die  w-Gewichte  einen 
rechts  eingespannten  Freiträger,  an  dessem  freien  Ende 
ein  einfacher  Balken  angeschlossen  ist. 

Die  Biegungsmomente  dieses  Trägersystems  bei  Be- 
lastung durch  die  w-Gewichte  isind  dann  gleich  den  Durch- 
biegungen. 

In  nebenstehender  Abb.  28  ist  noch  das  Trägersystem 
der  W-Gewichte  für  den  Gerberbalken  hingezeichnet, 
die  nach  dem  Vorhergegangenen  wohl  ohne  weiteres  ver- 
ständlich sein  dürften. 

Hiermit  ist  die  Ermittlung  der  Durchbiegungen  von 
Fachwerken  erledigt.  Die  Anwendung  der  Formet  für 
die  ,, W-Gewichte"  (Gleichung  2)  führt  stets  zum  Ziel. 
Sie  läßt  sich  natürlich  noch  für  jedes  Fachwerksystem 
besonders  umformen,  und  in  jedem  Lehrbuch  findet  man 


diese  speziellen  Formeln  angegeben,  wodurch  sich  jedoch 
kaum  eine  wesentliche  Ersparnis  an  Rechenarbeit  ergibt. 
Ich  würde  immer  empfehlen,  selbständig  vorzugehen,  d.  h. 
erst  die  Stablängenänderungen  auszurechnen,  aus  diesen 
die  Winkeländerungen  aller  DreiecksWinkel  zu  bestimmen 
und  beide  schließlich  nach  Formel  2  zu  den  „w-Oewichten" 
zu  kombinieren. 

3.  Formänderungen  vollwandiger  Systeme. 

Infolge  der  Biegungsmomente  verdrehen  sich  die  Quer- 
schnitte eines  Stabes  oder  Bogens  gegeneinander  so,  daß 
jeder  Querschnitt  mit  dem  vorhergehenden  und  dem  fol- 
genden einen  kleinen  Winkel  bildet.  In  Abb.  29  ist  ein 
Balken  vor  und  nach  der  Biegung  schematisch  dargestellt 
und  zwei  benachbarte  Querschnitte  an  der  Stelle  m  etwas 
vergrößert  herausgezeichnet.  Ist  Am  die  sehr  kleine  Ent- 
fernung der  Querschnitte,  Mm  das  Biegungsmoment  des 
Balkens  bei  m  und  J  das  Trägheitsmoment  des  Balkens, 
dann  ist  die  Winkeländerung  der  beiden  Querschnitte  zu- 
einander bekanntlich 

_  Mm  •  A  m 

~      E  J  ■ 
J  =  Trägheitsmoment  des  Querschnittes. 
E  =  Elastizitätsmodul  des  Materials. 

Die  Spannung  einer  Faser,  deren  Abstand  von  der 
Nullinie  =  y  ist,  beträgt 

^  -y 
J 

und  die  Längenänderung  dieser  Faser 

Mm  •  y  Am 

Also  ist 


A'  m 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


281 


Betrachten  wir  nun  zwei  Querschnitte  m  und  n,  die 
in  größerer  Entfernung  voneinander  liegen,  &o  erhalten 
wir  deren  gegenseitige  Winkeländerung,  wenn  wir  die 
.Winkeländerungen  aller  dazwischenliegenden  Querschnitte 
addieren,  also  den  Summenausdruck 


Otm-r 


1 


Mm  •  Am     ,      Mm  +  1  "  A.n  +  l  . 

i  E — i  r 


EJ 


E-J 


[Mm  ■  Am  +  Mm  +  l  •  A.n+1    +  .  .  .  Mn  •  An]. 


Das  Produkt  Mm  •  A.n  stellt  nun  den  Teil  der  Mo- 
mentenfläche dar,  der  zu  der  kleinen  Strecke  Am  gehört. 
Der  Klammerausdruck  ist  also  gleich  dem  Inhalt  der  ganzen 
Momentenfläche  zwischen  m  und  n,  den  wir  als  Fm-n 
bezeichnen. 

Die  Winkeländerung  zweier  Querschnitte  eines  auf 
Biegung  beanspruchten  Stabes  ist  demnach  gleich  dem 
Flächeninhalte  der  zwischen  den  beiden  Querschnitten  ge- 
legenen Momentenfläche,  dividiert  durch  E  •  J,  der  so- 
genannten reduzierten  Momentenfläche.  In  einer  Formel 
ausgedrückt: 


EJ 


Ist  auf  der  betrachteten  Strecke  J  nicht  konstant, 
sondern  ändert,  wie  z.  B.  bei  einem  Träger  mit 
Qurtplatten,  sprungweise  seinen  Wert,  so  zerlegen  wir 
das  Balkenstück  in  Unterteile  s^,  S2  .  .  .  .,  für  die 
das  Trägheitsmoment  konstant  ist.  Auf  der  Strecke  Si 
sei  das  Trägheitsmoment  Ji  und  der  Inhalt  der  Momenten- 
fläche Fl.  Wir  berechnen  für  jeden  dieser  Teile  die  Ver- 
drehung der  Endquerschnitte  nach  obiger  Formel.  Die 
gesuchte  Winkeländerung  ist  dann  gleich  der  Summe  aller 
Winkeländerungen. 


C.n  —  n  — 


F.     ^  F. 


+  .  .  .  . 


EJi    '  EJ2 
Aus  den  Winkeländerungen  zwischen  den  einzelnen 
Querschnitten  eines  gebogenen  Stabes  berechnet  man  die 
Durchbiegungen  selbst  in  ähnlicher  Weise  wie  vorher  bei 
dem  Stabzug  eines  Fachwerkbalkens. 


Als  einfachsten  Fall  wollen  wir  wieder  den  einerseits 
eingespannten  Freiträger  betrachten  (Abb.  30).  Die  senk- 
rechte Durchbiegung  eines  Punktes  infolge  der  Winkel- 
änderung eines  Querschnittes  m  ergibt  sich  als  das  Pro- 
dukt aus  der  Winkeländerung  A  a,n  und  dem  horizontalen 
Abstände  bm  von  m  bis  zu  dem  beobachteten  Punkte,  also 
gleich  dem  statischen  Moment  von  Aam.  Fassen  wir  die 
Aa  wieder  als  Kräfte  auf,  so  sind  deren  statischen  Mo- 
mente gleich  den  Durchbiegungen. 

Es  ist  in  der  Praxis  üblich,  bei  volhvandigem  System 
die  Formänderungen  durch  Normal-  und  Querkräfte  als 
geringfügig  zu  vernachlässigen  und  nur  diejenigen  durch 
Biegungsmomente  verursachten  in  Rechnung  zu  stellen. 

Drückt  man  die  Winkeländerungen  nach  der  abgelei- 
teten Formel 

aus,  so  kann  man  die  Berechnung  der  Winkeländerungen 
umgehen  und  die  ,, reduzierte  Momentenfläche*'  direkt  als: 
Belastungsfläche  einführen. 

Man  findet  also  die  Durchbiegungen  eines  voll- 
wandigen  Freiträgers,  indem  man  die  „reduzierte  Mo- 
mentenfläche" ermittelt  und  mit  dieser  einen  Freiträger 
von  gleicher  Länge  belastet,  der  an  dem  entgegengesetzten 
Ende  eingespannt  ist;  die  Biegungsmomente  dieses  Frei- 
trägers sind  dann  gleich  den  gesuchten  Durchbiegungen. 

Im  übrigen  verhalten  sich  die  einzelnen  Systeme  der 
vollwandigen  Träger  unter  dem  Einfluß  der  Winkelände- 
rungen gerade  so,  wie  die  Fachwerke  unter  dem  Einfluß 
der  „w-Gewichte".  Beim  Balken  auf  zwei  Stützen  er- 
geben sich  demnach  die  Durchbiegungen  gleich  den 
Biegungsmomenten  desselben  Balkens,  wenn  man  die 
„reduzierte  Momentenfläche"  als  Belastung  ansieht. 

Für  vollwandige  Balken  mit  überkragenden  Enden 
und  Gerberbalken  gilt  zur  Ermittlung  der  Durchbiegung 
Figur  28.  Als  Belastungen  sind  die  „reduzierten  Momenten- 
linien" einzuführen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Ursachen  des  Einsturzes  des  großen  Gasbeliälters  in  Hamburg 


Ueber  den  am  7.  Dezember  1909  erfolgten  Einsturz 
des  großen  Gasbehälters  auf  dem  Gaswerk  Grasbrook  in 
Hamburg  hat  die  Deputation  für  das  Beleuchtungswesen 
nunmehr  dem  Senat  und  der  Bürgerschaft  einen  Bericht 
erstattet,  der  in  mancher  Beziehung  von  allgemeinem 
Interesse  ist.  Die  Eisenkonstruktion  des  Behälters  wurde 
seinerzeit  von  einer  bekannten  Eisenbaufirma  nach  eigener 
Berechnung  und  von  ihr  selbst  aufgestellten  Plänen  aus- 
geführt. Wie  erinnerlich,  trat  wenige  Wochen  nach  In- 
betriebnahme des  Behälters  ein  Bruch  desselben  ein.  Die 
entweichenden  Gasmengen  verursachten  ein  furchtbares 
Flammenmeer,  das  sich  weithin  über  den  Platz  des  Gas- 
werkes verbreitete  und  innerhalb  weniger  Minuten  die 
Zerstörung  des  großen  Behälters  beendete.  Leider  for- 
derte das  Unglück  eine  Reihe  von  Opfern;  von  den  unter 
dem  Gasbehälter,  sowie  in  der  Nähe  desselben  arbeitenden 
Personen  wurden  13  unmittelbar  bei  dem  Ereignis  getötet 
und  41  mehr  oder  minder  schwer  verletzt.  Von  den 
schwer  verletzten  Personen  sind  noch  sieben  infolge  des 
Unfalls  gestorben.  Unmittelbar  nach  der  Katastrophe 
wurde  seitens  der  Staatsanwaltschaft  eine  Untersuchung 


über  die  Ursachen  des  Unglücksfalles  eingeleitet  und  eine 
Reihe  von  Zeugen  vernommen. 

Sowohl  seitens  der  Staatsanwaltschaft  und  der  städti- 
schen Deputation  wie  seitens  der  beteiligten  Unter- 
nehmer wurden  Sachverständige  zur  Begutachtung  des 
Falles  zugezogen. 

Man  neigte  zunächst  der  Ansicht  zu,  daß  im  Innern 
des  Behälters  oder  in  dem  hohlen  Räume  unterhalb  des- 
selben eine  Explosion  stattgefunden  habe;  sehr  bald  aber 
kam  man  zu  der  Ueberzeugung,  und  sämtliche  Gutachter 
stimmen  darin  überein,  daß  nicht  eine  Explosion  die  Zer- 
störung herbeigeführt,  sondern  daß  ein  Zusammenbruch 
der  Eisenkonstruktion  das  Unglück  verursacht  habe.  Die 
tragende  Konstruktion  des  Behälterbodens  hatte  unter  der 
Last,  die  auf  sie  einwirkte,  nachgegeben.  Aus  den  Gut- 
achten ergibt  sich  ferner,  daß  die  Belastung  im  Augenblick 
des  Zusammenbruches  zwar  etwas  größer  gewesen  ist, 
als  bei  der  Berechnung  der  Eisenkonstruktion  angenommen 
wurde,  daß  aber  bei  den  großen  Sicherheiten,  die  nach 
dieser  Berechnung  vorhanden  sein  sollten,  die  Gefahr  des 
Einsturzes  ganz  ausgeschlossen  sein  mußte. 


282 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  18 


Die  Tatsache,  daß  trotzdem  der  "Zusammenbruch  ein- 
trat, ließ  darauf  schheßen,  daß  die  von  der  ausführenden 
Firma  in  ihrer  Berechnung  nachgewiesenen  Sicherheiten 
tatsächhch  nicht  vorhanden  gewesen  waren,  die  Konstruk- 
tion vielmehr  nur  einen  ganz  geringen  Sicherheitsüberschuß 
gehabt  hatte.  Trotz  dieser  zweifellos  fehlerhaften  Be- 
rechnung und  Ausbildung  der  Eisenkonstruktion  seitens 
des  Unternehmers  und  des  dadurch  herbeigeführten  großen 
Unglücks,  hat  die  Staatsanwaltschaft  das  eingeleitete  Ver- 
fahren eingestellt;  ein  Verstoß  gegen  allgemein  anerkannte 
Regeln  der  Baukunst  konnte  bei  der  Prbjektaufstellung 
nicht  als  vorliegend  angenommen  werden,  da,  wie  die 
Staatsanwaltschaft  auf  Grund  der  Gutachten  in  ihrem  Be- 
schluß ausführt,  die  fehlerhafte  Berechnungs- 
weise, die  das  Unglück  verursacht  hat,  von 
vielen  Ingenieuren  und  manchen  Behörden, 
z.  B.  vom  preußischen  Arbeitsministerium, 
als  zulässig  erachtet  wird. 

Die  Schwäche  der  Konstruktion  lag  in  der  ungenügen- 
den Querschnittsbemessung  der  auf  Druck  beanspruchten 
Stäbe  des  tragenden  Fachwerks.  Bei  solchen  Stäben  liegt 
die  Gefahr  vor,  daß  dieselben  unter  der  auf  sie  ein- 
wirkenden Druckkraft  seitlich  ausbiegen,  ausknicken. 
Gegen  diese  Gefahr  des  Ausknickens  war  eine  genügende 
Sicherheit  nicht  vorhanden.  Der  Sachverständige  der 
Deputation  für  das  Beleuchtungswesen  Geheimer  Regie- 
rungsrat Dr.  ing.  Krohn  erachtet  in  seinen  Darlegungen 
als  Ursache  für  die  ungenügende  Sicherheit  der  Druckstäbe 
den  Umstand,  daß  die  Berechnung  derselben  mit  Hilfe 
einer  gewissen  Knickformel,  der  sogenannten  Eulerschen 
Formel,  ganz  allgemein  und  in  allen  Fällen  durchgeführt 
war,  trotzdem  diese  Formel,  wie  Wissenschaft  und  Er- 
fahrung lehren,  nur  ein  beschränktes  Gültigkeitsgebiet 
hat.  Die  Sicherheit  der  Konstruktion  wurde  nach 
dem  Krohnschen  Gutachten  noch  dadurch  vermindert, 
daß  auf  die  ungleichmäßige  Verteilung  der  Last  auf  die 
beiden  Einzelstäbe,  aus  denen  die  geghederten  Druckstäbe 
bestanden,  keine  Rücksicht  genommen  war.  Der  Gut- 
achter leitet  jedoch  hieraus  ein  Verschulden  des  verant- 
wortlichen Konstrukteurs  nicht  ab  und  zwar  aus  dem  oben 
schon  genannten  Grunde,  weil  diese  fehlerhafte  Berech- 


nungsweise leider  zurzeit  noch  von  manchen  Behörden 
zugelassen  wird.  Zu  fast  den  gleichen  Ergebnissen  kommt 
ein  anderer  bekannter  Statiker,  der  Geheime  Regierungs- 
rat Dr.  ing.  Müller-Breslau,  der  sich  in  seinem  Gutachten 
folgendermaßen  ausspricht: 

„Es  darf  nicht  verschwiegen  werden,  daß  die  von 
den  meisten  Ingenieuren  beliebte  ausschließliche  Anwen- 
dung der  Eulerschen  Knickformel  in  Verbindung  mit  dem 
Verfahren,  zwei  durch  vereinzelte  Querbleche  miteinander 
verbundene  Stäbe  als  einen  einheitlichen  Stab  aufzufassen 
—  ein  Rechnungsweg,  der  durch  die  zurzeit  bestehenden 
behördlichen  Vorschriften  nicht  verboten  ist  — ,  zu  Kon- 
struktionen führen  kann,  deren  Sicherheitsgrad  mangelhaft 
ist  und  keine  genügende  Gewähr  gegen  Ueberanstrengung 
durch  außergewöhnliche  Belastungsfälle  bietet." 

Die  Tatsache,  daß  Berechnungsweisen,  die  von  Auto- 
ritäten wie  Krohn  und  Müller-Breslau  als  unrichtig  be- 
zeichnet werden  und  deren  Anwendung  zu  Unglücksfällen, 
wie  der  in  Frage  stehende,  führen  kann,  noch  heute  von 
Behörden  gutgeheißen  werden,  muß  zu  ernsten  Bedenken 
Veranlassung  bieten.  Zwar  scheint  eine  Besorgnis  über 
die  Sicherheit  der  nach  den  Vorschriften  dieser  Behörden 
ausgeführten  Bauwerke  im  allgemeinen  nicht  geboten  zu 
sein,  da  nach  dem  Krohnschen  Gutachten  „die  meisten 
Behörden  weitergehende  Sicherheiten,  als  sie  im  vorliegen- 
den Falle  bei  der  Projektaufstellung  eingeführt  wurden, 
verlangen,  und  dadurch  zum  Teil  die  Fehler  wieder  gut 
machen,  die  durch  die  Verwendung  der  unrichtigen  For- 
meln begangen  werden". 

Zweifellos  ist  es  aber  geboten,  daß  Behörden  nicht 
eine  grundsätzlich  unrichtige  Berechnungsweise  in  ihren 
Vorschriften  länger  bestehen  lassen  und  dadurch  technische 
Kreise  irre  führen  und  zu  Konstruktionen  verleiten,  die 
eine  genügende  Sicherheit  nicht  bieten. 

Es  ist  zu  hoffen,  daß  das  schwere  Unglück,  das  sich 
auf  dem  Hamburger  Gaswerk  zugetragen  hat,  dazu  dienen 
wird,  die  in  Frage  kommenden  Behörden  zu  der  not- 
wendigen Aenderung  ihrer  Vorschriften  zu  veranlassen. 

Dieses  Ergebnis  würde  als  eine  segensreiche  Folge 
des  im  übrigen  so  traurigen  Ereignisses  zu  begrüßen  sein. 


■  ■i  =1 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Angestellten- Ausschüsse  bei  Handelskammern 

verdienen  unsere  Sympathie  nur  in  dem  Umfange,  soweit 
sie  einen  Notbehelf  gegenüber  den  geforderten  Arbeits- 
kammern darstellen.  Sollte  mit  Einrichtung  der  An- 
gestelltenausschüsse die  Erledigung  der  Arbeitskammer- 
vorlage, die  im  jetzigen  Reichstage  als  gescheitert  an- 
zusehen ist,  sich  verzögern,  so  ist  ihr  Zweck  illusorisch, 
denn  die  nur  beratende  Eigenschaft  der  Angestellten- 
ausschüsse bei  den  Handelskammern  und  ihre  Seltenheit 
entsprechen  durchaus  nicht  den  Wünschen  nach  all- 
gemeinen Arbeitskammern  mit  beschlußfähig  vertretenen 
Arbeitnehmern.  Wie  in  Bayern  und  Sachsen,  und  in  Mann- 
heim, ist  nun  auch  die  Handelskammer  in  Frankfurt  a.  M. 
dazu  übergegangen,  sich  als  beratendes  Organ  einem  An- 
gestellten-Ausschuß anzugliedern,  welcher  in  allen  die  kauf- 
männischen und  technischen  Angestellten  berührenden 
Fragen  von  der  Handelskammer  zu  hören  ist.  Dieser  Aus- 
schuß besteht  aus  7  Geschäftsherren,  die  von  der  Handels- 
kammer ernannt  werden  und  aus  14  Vertretern  von  An- 
gestellten, wovon  7  vom  Sozialen  Ausschuß  kaufmännischer 
Vereine,  4  vom  Sozialen  Ausschuß  technischer  Verbände 
und  3  Von  der  Handelskammer  ernannt  werden.   Der  Vor- 


sitzende des  Ausschusses  wird  von  der  Handelskammer, 
dessen  Stellvertreter  von  den  Angestellten  gewählt.  Die 
Ergebnisse  der  Beratung  unterliegen  der  Beschlußfassung 
der  Handelskammer,  im  Falle  abweichender  Stellungnahme 
hat  die  Handelskammer  bei  Eingaben  an  Behörden  den  Be- 
schluß des  Ausschusses  und  die  entgegenstehenden  Gründe 
mitzuteilen. 

Zur  Frage  des  Entwurfs  eines  Versicherungsgesetzes 
für  Angestellte  hat  sich  die  Mehrheit  des  Ausschusses 
gegen  die  von  der  Handelskammer  vorgeschlagene  Reso- 
lution, deren  Inhalt  sich  im  wesentlichen  mit  derjenigen  des 
kürzlich  stattgehabten  Handelskammertages  in  Berlin  deckt, 
ausgesprochen  und  sich  sämtliche  anwesende  Vertreter  mit 
dem  Standpunkte  der  von  ihnen  vertretenen  Verbände  soli- 
darisch erklärt.  Weitere  Gegenstände  der  Beratung  bilden 
zurzeit  die  Frage  des  Sommerurlaubs  und  der  Sonntags- 
ruhe für  die  Angestellten. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  n 


Die  Entstehung  des  modernen  Versicherungswesens 

Es  wurde  bereits  erwähnt,  daß  das  Ende  des  17.  und 
der  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  die  Geburtszeit  des  mo- 
dernen Versicherungswesens  ist.    Von  den  See-Versiche- 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


283 


rungsgesellschaften,  deren  Gründung  in  jene  Jahre  fällt, 
wurde  die  erste  im  Jahre  1668  in  Paris  errichtet.  Wäh- 
rend sie  bald  wieder  einging,  vermochten  sich  die  beiden 
ältesten  englischen  Gesellschaften  dieses  Versicherungs- 
zweiges, die  1720  ins  Leben  gerufen  wurden,  bis  auf  den 
heutigen  Tag  zu  erhalten.  Sie  blieben  in  England  bis  in 
das  19.  Jahrhundert  hinein  die  einzigen  See-Versicherungs- 
gesellschaften und  konnten  neben  Lloyds,  der  Vereinigung 
einer  großen  Reihe  von  Einzelversicherern,  über  deren 
Geschichte  und  Tätigkeit  noch  zu  sprechen  sein  wird, 
eine  wesentliche  Bedeutung  nicht  gewinnen.  Zur  Grün- 
dung der  ersten  deutschen  See-Versicherungs-Aktiengescll- 
schaft  kam  es  1765  in  Hamburg.  In  dem  gleichen  Jahre 
rief  Eriedrich  der  Große  in  Berlin  eine  Versicherungs- 
gesellschaft ins  Leben,  die  nicht  nur  die  See-,  sondern 
auch  die  Elußversicherung  betreiben  sollte. 

Inzwischen  hatte  es  sich  auch  in  anderen  Versicherungs- 
zweigen zu  regen  begonnen.  Der  große  Brand  von  Lon- 
don im  Jahre  1666  veranlaßte  die  Gründung  von  Eeuer- 
versicherungsgesellschaften,  von  denen  die  erste  größere, 
die  1696  geschaffene  „Hand  in  Hand",  sich  erst  im  Jahre 
1905  auflöste.  Während  in  England  die  Entwicklung  dahin 
ging,  zahlreichen  Privatversicherungsgesellschaften  zum 
Entstehen  zu  verhelfen,  nahm  sie  in  Deutschland  einen 
ganz  anderen  Gang.  Hier  wurde  der  Schöpfer  der  mo- 
dernen Eeuerversicherung,  entsprechend  der  politischen  und 
wirtschaftlichen  Verfassung  des  18.  Jahrhunderts,  der  Staat. 
Im  Jahre  1677  errichtete  Hamburg  eine  General-Feuer- 
kasse für  die  Versicherung  von  Häusern  gegen  Eeuers- 
gefahr.  Acht  Jahre  später  versuchte  der  große  Kurfürst 
dieses  Beispiel  in  Berlin  nachzuahmen,  jedoch  infolge  des 
Widerstandes  der  Stadt  ohne  Erfolg.  Auch  seine  Nach- 
folger vermochten  nicht  ein  einheitliches  Feuerkassen- 
reglement für  ganz  Preußen  durchzuführen.  Doch  waren 
sie  insofern  erfolgreicher,  als  sie  für  große  Städte  und 
kleinere  Bezirke  die  Errichtung  besonderer  Feuerversichc- 
rungs-Anstalten,  sogenannte  Sozietäten,  die  sich  den  ört- 
lichen Verhältnissen  besser  anpassen  konnten,  durchsetzen 
konnten.  Die  erste  Sozietät  dieser  Art  wurde  im  Jahre  1717 
in  Berlin  gegründet.  Preußens  Beispiel  fand  im  übrigen 
Deutschland  Nachahmung.  Bereits  gegen  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  gab  es  in  ganz  Deutschland  ähnliche  staat- 
liche Feuerversicherungsanstalten,  die  sich  jedoch  fast  aus- 
schließlich auf  die  Versicherung  von  Häusern  beschränkten 
und  in  der  Regel  mit  dem  Beitrittszwang  ausgestattet 
waren.  Die  Versicherung  beweglicher  Vermögen  gegen 
Feuer  lag  durchweg  in  den  Händen  kleinerer  Gegenseitig- 
keitsvereine. Einer  der  ältesten  derselben  ist  die  heute 
noch  bestehende  1617  gegründete  Marienburger  Nehrung. 

Im  18.  Jahrhundert  entstand  auch  die  erste  Lebens- 
versicherungsgesellschaft. Ihren  zahlreichen  Vorläufern 
hatten  die  mathematisch-statistischen  Grundlagen  gefehlt, 
vor  allem  eine  auf  Beobachtungen  beruhende  Absterbe- 
ordnung. Die  erste  derartige  Sterbetafel  stellte  um  die 
Wende  des  17.  Jahrhunderts  der  englische  Astronom  Halley 
auf,  indem  er  bei  seiner  Arbeit  die  von  dem  deutschen 
Theologen  Kaspar  Neumann .  sorgfältig  gruppierten  Aus- 
züge aus  den  Sterbelisten  der  Stadt  Breslau  verwendete. 
Aber  erst  als  die  Wahrscheinlichkeitslehre  und  damit  die 
Versicherungsmathematik  einen  weiteren  Ausbau  erhalten 
hatte,  konnte  die  erste  moderne  Lebensversicherungsanstalt 
errichtet  werden.  Es  war  dies  die  auf  dem  Prinzip  der 
Gegenseitigkeit  beruhende  Equitable,  deren  Gründung  in 
das  Jahr  1761  fällt  und  die  noch  heute  besteht.  Im  Jahre 
1797  wurde  in  England  die  zweite  Lebensversicherungs- 
gesellschaft geschaffen,  während  bereits  1787  in  Frank- 
reich die  Compagnie  royale  d'assurance  gegründet  wurde, 
die  aber  in  den  Wirren  der  französischen  Revolution  wieder 
zugrunde  ging. 

Von  den  übrigen  Versicherungszweigen  konnte  es  im 
18.  Jahrhundert  nur  die  Vieh-  und  die  Hagelversicherung 
zur  Errichtung  größerer  Unternehmungen  bringen.  Im 
Jahre  1765  schuf  Friedrich  der  Große  in  Schlesien  eine 
Zwangs  -  Viehversicherungsanstalt.  1782  entstand  eine 
ähnliche  Einrichtung  in  Ost-Eriesland.    Die  erste  deutsche 


Hagelversicherungsgesellschaft  wurde  1791  in  Braun- 
schweig gegründet. 

Zur  vollen  Entfaltung  gelangte  das  Versicherungs- 
wesen erst  im  19.  Jahrhundert.  Zu  den  bestehenden  Ver- 
sicherungszweigen, der  Transport-,  Feuer-,  Lebens-,  Vieh- 
und  Hagelversicherung  traten  neue  Versicherungszweige  in 
beträchtlicher  Zahl,  so  z.  B.  die  Unfall-Versicherung,  die 
Haftpflichtversicherung  usw.  Es  bildeten  sich  Verbände 
der  Versicherungsgesellschaften,  die  sich  zum  Teil  zu  Kar- 
tellen entwickelten.  Das  Arbeitsbereich  der  Gesellschaften 
wurde  international.  Neben  den  Aktien-Gesellschaften  und 
den  Gegenseitigkeitsunternehmungen  traten  Versichenings- 
einrichtungen  auf  genossenschaftlicher  Grundinge  in  die  Er- 
scheinung und  endlich  wurde  die  Versicherung,  die  an- 
fangs hauptsächlich  Bedeutung  für  die  wirtschaftlich 
besseren  Kreisen  gehabt  hatte,  immer  mehr  Gemeingut 
des  gesamten  Volkes. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung,  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Wie  berechne  ich  mein  steuerpflichtiges  Einkommen  ?  Praktischer 
Ratgeber  zur  Berechnung  des  steuerpflichtigen  Einkom- 
mens und  zur  Begründung  von  Rechtsmitteln  und  Ermäßi- 
gungsanträgen nach  den  Bestimmungen  des  Einkommen- 
steuergesetzes in  der  Fassung  der  Bekanntmachungen  vom 
19.  Juni  1906,  18.  Juni  1907  und  26.  Mai  1909.  Von 
A.    Lachmund,    König!.    Steuersekretär    in  Breslau. 
Selbstverlag  des  Verfassers.    Preis  3,25  M  portofrei. 
Der   Vorzug   dieses   wirklich   praktischen   Buches  besteht 
darin,  daß  es  an  der  Hand  mannigfaltiger  praktischer  Beispiele 
sämtliche    Bestimmungen   der   neueren   Steuergesetzgebung  — 
unter  Berücksichtigung  der  Rechtsprechungen  des  Oberverwal- 
tungsgerichts —  in  klarer,  verständlicher  Weise  erläutert  und  bei 
jeder  Einkommensgattung  alle  diejenigen  Abzüge  —  einschließ- 
lich der  Aufwendungen  für  Kinder  —  erwähnt,  die  jeder  Steuer- 
pflichtige von  seinem  Einkommen  zu  beanspruchen  berechtigt 
ist.     Ein  ausführliches,  zweckentsprechend  zusammengestelltes 
alphabetisches  Sachregister  macht  den  Ratgeber  zu  einem  un- 
entbehrlichen Nachschlagebuche. 

Uebungen  im  Skizzieren  elektrischer  Schaltungen  für  Schüler 
und  zum  Selbstunterrichte  für  Handwerker:  Mechaniker, 
Schlosser,   Blechner,   Installateure   usw.     Von  Gewerbe- 
lehrer E.  Baumgartner,  Leiter  der  elektrotechnischen 
Kurse  an  der  Gewerbeschule  Pforzheim.    Heft  1 :  Einfache 
Schwachstromschaltungen  (Stufe  1,  9  Uebungstafeln  und 
4  Seiten  Text).    G.  Braunsche  Hofbuchdruckerei  und  Ver- 
lag,  Karlsruhe   1911.     Preis   90  Pfg. 
Die  „Uebungen  im  Skizzieren"  verdienen  diese  Bezeichnung 
mit  Recht,  weil  nach  pädagogischen  Grundsätzen  einfache  Auf- 
gaben in  systematischer  Reihenfolge  auf  den  Skizzentafeln  an  der 
Hand  von  Musterbeispielen  und  einfachen  Schaltungsregeln  ge- 
löst werden  können.    Die  zeichnerische  Darstellung  ist  einfach 
und  übersichtlich,  die  Auswahl  der  Aufgaben  zweckentsprechend. 
Die  Uebungsskiizen  sind  bestimmt  für  die  Hand  des  Schülers 
und  zum  Selbstunterrichte  für  Handwerker.     Den  Lehrern  ge- 
werblicher Schulen  werden  die  Skizzen  ein  wiillkommenes  Hilfs- 
mittel für  den  Unterricht  sein. 

Diesem  Heft  1  werden  folgen  Heft  2:  Einfache  Starkstrom- 
schaltungen (Stufe  1),  Heft  3:  Einfache  Schwachstromschal- 
tungen (Stufe  2)  und  Heft  4:  Einfache  Starkstromschaltungen 
(Stufe  2). 

Taschenbuch  des  Patentwesens.  Amtliche  Ausgabe  Oktober  1910. 
Carl  Heymanns  Verlag,  Berlin.  Geb.  1  M. 
Die  „Amtliche  Ausgabe"  dieses  Werkes  enthält  eine  Samm- 
lung der  den  Geschäftskreis  des  Kaiserlichen  Patentamtes  und 
den  gewerblichen  Rechtsschutz  berührenden  Gesetze  und  er- 
gänzenden Anordnungen.  Für  den  in  der  Praxis  stehenden 
Kollegen,  der  mit  der  Anmeldung  Von  Patenten,  mit  Geschmacks- 
und Gebrauchsmuster  sowie  mit  dem  Warenzeichenwesen  zu 
tun  hat,  ist  dieses  Buch  ein  empfehlenswertes  Nachschlagewerk. 
Es  enthält  Ausführungen  über:  Patentwesen  —  Patentgesetz  — 
Gesetz  betreffend  die  Beschäftigung  von  Hilfsarbeitern  im  Kaiser- 
lichen Patentamt  —  Berufungsverfahren  beim  Reichsgericht  in 
Patentsachen  —  Bestimmung  über  die  Anmeldung  von  Erfin- 
dungen —  Beispiel  einer  Patentanmeldung  —  Verzeichnis  der 
Patentklassen  —  Verzeichnis  der  Behörden,  Vereine  usw.,  welche 
Patentschriften  erhalten  und  auslegen  —  Urheberrecht  an  Mustern 
und   Modellen   —   Gebrauchsmuster  mit  Musteranmeldung  — 


284 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  18 


Warenzeichenwescn  und  Musteranmeldung  —  Schutz  vor  Er- 
findungen usw.  auf  Ausstellungen  —  Unlauterer  Wettbewerb  — 
Internationale  Verträge  —  Patentanwaltswesen  mit  Liste  der 
Patentanwälte  —  Verzeichnis  der  vom  Vertretungsgeschäft  aus- 
geschlossenen Personen  —  Mitteilungen  über  Veröffentlichungen 
des  Patentamts  —  Patentblatt  —  Patentschriften  usw. 

Arndt. 

Der  Schutz  technischer  Erfindungen  als  Erscheinungsform 
moderner  Volkswirtschaft.  Von  Dr.  jur.  F.  Damme, 
Geh.  Reg.-Rat,  Direktor  im  Kaiserlichen  Patentamt.  Berlin, 
Verlag  von  Otto  Liebmann.  Geh.  3,40  M,  geb.  4  M. 
Ein  flott  und  interessant  geschriebenes  Buch.  Der  uns 
Technikern  wohlbekannte  Verfasser  verfolgt  mit  dem  vorliegenden 
Werke  den  Zweck,  ein  tieferes  Verständnis  für  die  national- 
wirtschaftliche Bedeutung  des  Erfindungsschutzes  herbeizuführen. 
Einzelne  Vorträge  und  Aufsätze  des  Verfassers,  an  verschiedenen 
Stellen  gehalten  und  veröffentlicht,  sind  geordnet  und  unter 
einheitlichem  Gesichtspunkte  innerlich  verbunden,  zusammen- 
getragen worden,  so  daß  ein  geschlossenes  Ganzes  entstanden 
ist.  Die  Ausführungen  sind  für  die  technischen  Angestellten 
um  so  wertvoller,  als  unserer  Forderung  betreffs  der  An- 
gestelltenerfindung hierdurch  erhebliche  Dienste  erwiesen  werden. 
Der  Verfasser  weist  darauf  hin,  daß  die  nationale  Richtung  des 
Patentwesens  dokumentiert  wird  durch  eine  Reihe  von  Bestim- 
mungen, welche  die  industriell  fortgeschrittensten  Länder  in 
ihren  Patentgesetzen  vorgesehen  haben  und  aus  denen  hervor- 
geht, daß  die  letzten  Ziele  des  staatlichen  Erfindungsschutzes! 
nicht  das  Monopol  eines  einzelnen  sein  sollen,  sondern  in  der 
Förderung  der  nationalen  Gewerbepolitik  zu  suchen  seien.  Das 
Buch  kann  unseren  Mitgliedern  nur  empfohlen  werden. 

Arndt. 

Götze-Schindler,  Jahrbuch  der  Arbeiterversicherung  1911.  Zwei 
Bände.  Preis  einzeln  5  M  bezw.  5,25  M;  zusammen 
9  M.    Verlag:    Berlin,  Liebeische  Buchhandlung. 

Das  nunmehr  im  23.  Jahrgang  erscheinende  Taschenbuch 
braucht  man  nicht  erst  eingehend  auseinander  zu  setzen.  Dazu 
ist  es  zu  bekannt.  Es  enthält  im  ersten  Teil  das  Unfallver- 
sicherungsgesetz, im  zweiten  InvaHden-  und  Krankenversiche- 
rung mit  allen  Entscheidungen,  und  vor  allem  die  Erkenntnisse 
behandelnd,  die  bis  zum  Ausgang  des  Jahres  1910  bekannt 
geworden  sind.  Ferner  werden  auch  die  ortsüblichen  Tage- 
löhne aufgeführt. 

Götze-Schindler  gehört  zum  eisernen  Bestand  aller  sozial- 
politischen Behörden  und  kann  auch  den  Laien  nur  empfohlen 
werden.  k. 


::  ::  ;:  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  ,  R  ü  c  k  p  o  r  t  o  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
VC  0  Ii  n  u  I!  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  .  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schluß  tag  für  Einsen- 
dun g  e  n  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  1  u  Ii  a  1  t  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung nachdrücklich  ab.  D.e  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  105.  In  einer  Schwammhandlung  werden  die 
Schwämme  mit  verdünnter  Salz-  und  Schwefelsäure  gereinigt. 
Die  Abwässer,  also  die  Säuren  der  Schwammbleiche,  werden 
in  ein  mit  25  cm  starken  Wandungen  aus  besten  Rathenower 
Steinen  gemauertes,  innen  und  außen  mit  besten  Zementbügel- 
putz hergestelltes  Gully  geleitet,  aus  diesem  dann  über  ein 
anderes  Gully  in  die  Kanalisation  überführt.  Bereits  nach  zwei 
Jahren  hatten  die  Säuren  die  Wandungen  des  Gullys  außer- 
ordentlich mitgenommen,  so  daß  der  Zementputz  innen  und 
außen  weich  und  durchlässig,  desgleichen  auch  die  Steine  stark 
angegriffen  sind.  Gibt  es  nun  einen  Putz  oder  chemisches 
Präparat,  das  entsprechend  angewendet,  den  Säuren  Widerstand 
leistet,  und  womit  könnten  die  Fugen  des  als  Pflaster  der 
Bleiche  dienenden  Fliesenbelags  säurefest  gemacht  werden  T-* 

Frage  106.  Womit  können  Oelflecken  aus  Marmor-Fuß- 
bodenbelag entfernt  werden? 

Frage  107.  Wie  rentiert  sich  eine  Mörtelfabrik?  Welches 
Kapital  ist  für  eine  kleinere  Anlage  erforderlich?  Welche 
Fabriken  liefern  Mischmaschinen?  Welche  Mischungen  sind 
erforderlich? 

Frage  108.  Gibt  es  Mittel,  um  Bleistiftzeichnungen  zu  ver- 
vielfältigen, bezw.  das  auf  denselben  zum  Ausdruck  Gebrachte 
festzuhalten? 

Frage  109.  An  verschiedenen  Häusern  im  bayerischen 
Wald  hält  nach  1  bis  2jährigen  Erfahrungen  kein  Fassaden- 
Farbanstrich.  Der  Fassadenputz  ist  gut,  das  Klima  ziemlich 
rauh.    Welches  Verfahren  ist  zu  empfehlen? 

Frage  110.  Was  für  Mittel  sind  in  den  letzten  Jahren  zur 
Verbesserung  der  Akustik  in  monumentalen  Gebäuden  (Versamm- 
lungssälen, Kirchen  usw.)  angewandt  worden,  ohne  daß  größere 
bauliche  Maßnahmen  notwendig  wurden?    Wie  war  der  Erfolg? 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei :  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  1911  ab 
45  — QOM)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlelien  bislOOM.  7. Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruft.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfürgewerb- 
lichen  Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Barsch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Wanderversamnilung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen. 

Vorläufiges  Programm: 

Sonnabend  den  17.  Juni  ab  12  Uhr:  Ausgabe  der 
Eintrittskarten  für  die  Ausstellung  sowie  eines  Führers  durch 
Posen  und  die  Ausstellung  im  Festbureau.  Wohnungsnachweis, 
Auskunft  usw.  ebenfalls  im  Festbureau.  Nachmittags  cvcntl. 
Sitzung  der  Bezirksvorstände  der  an  der  Ausstellung  beteiligten 
Provinzen.  Abends  8i/,  Uhr  festlicher  Begrüßungsabend  '  mit 
Damen  unter  Mitwirkung  von  Solisten  des  Posener  Stadttheaters. 

Sonntag  den  18.  Juni,  vormittags  ab  8  Uhr:  Besich- 
tigung der  Stadt  und  des  Schlosses  unter  Führung  von  Poscncr 
Kollegen,  um  lO'/^  Uhr  Festakt  im  großen  Saale  der  Akademie. 
Von   ll\/o  bis   iVa  Uhr  Besichtigung  der  Ausstellung  unter 


sachkundiger  Führung,  um  1'  ^  Uhr  gemeinsames  Mittagessen 
im  Hauptrestaurant  der  Ausstellung,  nachher  Weiterbesichtigung 
der  Ausstellung.  Abends  Sonderveranstaltung  der  Ausstellungs- 
leitung. Eintrittskarten  stehen  den  Teilnehmern  zum  ermäßigten 
Preise  von  0,50  M,  anstatt  1  M  zur  Verfügung. 

Wir  hoffen,  daß  die  Ostdeutsche  Ausstellung,  die  die  ge- 
samten wirtschaftlichen  Kräfte  des  Ostens  in  einheitlicher  Dar- 
stellung repräsentiert  und  alle  bisherigen  Ausstellungen  Ost- 
deutschlands an  Großartigkeit  und  AAannigfaltigkeit  bei  weitem 
übertrifft,  die  Kollegen  der  beteiligten  Provinzen  geschlossen 
nach  Posen  führt,  aber  auch  eine  große  Anzahl  unserer  west- 
deutschen Kollegen  anzieht. 

Allen  Kollegen,  die  unserer  Einladung  folgen,  rufen  wir 
ein  herzliches  ,,W  i  1 1  k  o  m  m  e  n"  zu.  Anmeldungen  von  Vereinen 
und  Mitgliedern  bitten  wir  heute  schon  an  die  Vereinigung 
Posener  Techniker,  Posen  O.  5,  Bitterstraße  26  II,  zu  richten. 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


285 


Wanderversammlung  des  D.  T.-V. 
aus    Anlaß    der  Internationalen  Hygiene- Ausstellung 
Dresden  1911    ::    15.  bis  19.  Juli   ::    Auskunft:  Bau- 
meister Schiißler,  Kleinluga,  Post  Mügeln,  Bez.  Dresden. 

An  die  Teilnehmer  werden  gegen  Erlegung  von  3  Marit 
Gutsciieinhefte  ausgegeben,  die  zur  unentgeltlichen  Entnahme 
der  Festzeitung,  des  Festzeichens,  des  Führers  durch  Dresden 
und  das  Elbgelände  und  des  Stadtplanes,  zur  Teilnahme  am 
Begrüßungskommerse  (vorläufiges  Programm  siehe  Heft  10),  an 
der  feierlichen  Eröffnung,  den  Vorträgen  und  Führungen  in 
der  Ausstellung,  den  Besichtigungen  industrieller  Anlagen  usw. 
sowie  zu  einer  Preisermäßigung  am  Mittagessen  im  Kaiser- 
palaste (Menü)  berechtigen. 

Für  den  Eintritt  in  die  Ausstellung  werden  an  die  Teilnehmer 
Dauerkarten  zum  Preise  von  3  M  (Anschlußkarten  für  Frau 
und  Kinder  über  12  Jahren  2  M,  für  Kinder  unter  12  Jahren 
1  M),  einschl.  städtischer  Billettsteuer,  gültig  für  acht  Tage, 
sowie  Dauerkarten  zum  Preise  von  2  M  (Anschlußkarten  für 
Frau  und  Kinder  über  12  Jahren  1,50  M,  für  Kinder  unter 
12  Jahren  1  M),  einschl.  Billettsteuer,  gültig  für  zwei  Tage, 
in  dem  noch  zu  errichtenden  Bureau,  dessen  Ort  und  Eröffnungs- 
tag noch  bekannt  gegeben  wird,  ausgegeben. 


Unser  Erholungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  'volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
e  i  n  s  c  h  1.  W  o  h  n  u  n  g ,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in   Sondershausen   i.  Thür. 


Ansichtspostkarten  vom  Erholungsheim  sind  zum  Preise  von  5  Pf.  für  das  Stücl< 
durcli  Verbandslcollejen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt-Sondershausen 
zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt  zum  Baufonds.  Bestel- 
lungen am  besten  durch  Postanweisung. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  iVlitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2_  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Bezirksverwaltlinnen 
Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Sonnenstr.  8.  —  Am 
Dienstag,  2.  Mai,  findet  abends  8V2  Uhr  im  großen  Saale  der 
„Linde"  am  Königsplatz  ein  Lichtbilder- Vortrag  statt,  in  welchem 
Herr  E.  Klotzsche  über  die  „H  y  g  i  e  n  e  -  A  u  s  s  t  e  1 1  u  n  g" 
zu  Dresden  sprechen  wird.  Wir  laden  unsere  Mitglieder  nebst 
werten  Damen  hierzu  ganz  besonders  ein  und  bitten  um  rege 
Beteiligung.  Der  Vortrag  dürfte  im  Hinblick  auf  die  mit  der 
Ausstellung  verbundene  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  all- 
gemein großes  Interesse  erregen.  Wir  erwarten  daher  einen 
sehr  zahlreichen  Besuch  seitens  unserer  Mitglieder.  Gäste, 
durch  Mitglieder  eingeführt,  sehr  willkommen.  —  Adressenände- 
rungen bitten  wir  umgehend  an  den  1.  Vorsitzenden  zu  berichten. 

Niedersachsen.  Vors.  u.  Br.-A  :  Wilh.  Rose,  Hannover, 
Liebrechtstr.  28.  Am  30.  April  findet  im  Ratskeller  zu  Stadt- 
hagen unser  diesjähriger  Bezirkstag  statt.  Eröffnung  der  Ver- 
handlungen IIV2  Uhr.  Wir  bitten  alle  Kollegen  um  rege  Be- 
teiligung. Im  Anschluß  an  unseren  Bezirkstag  ist  eine  Be- 
sichtigung von  Stadthagen  und  Umgebung  geplant.  Näheres 
durch  die  Programme. 

Norddeutsche  Bezirksverwaltung.  Am  12.  April,  abends 
.9  Uhr,  hielt  Herr  Architekt  Kaufmann  in  Rostock  einen 
Vortrag  über  das  Programm  des  Deutschen  Techniker-Verbandes. 
In  einer  an  den  Vortrag  sich  anschließenden  internen  Be- 
sprechung wurde  ein  neuer  Zweigverein  des  D.  T.-V.  von 
ca.  20  Mitgliedern  mit  Anschluß  an  die  Nordd.  Bezirksverwaltung 
gegründet.  Den  Vorsitz  übernahm  Herr  Kollege  Peters,  Rostock, 
•leue  Werderstraße  35. 

Oberschlesien.  Die  rechtzeitig  zum  Frühjahrsbezirkstag  in 
Ratibor  gestellten  Anträge  sind  den  Vereinsvorständen  und  den 
'/^ertretern  der  Einzelmitglieder  zugestellt  worden.  Der  Bezirks- 
tag, dessen  Programm  in  der  letzten  Nummer  der  D.  T.-Z. 
veröffentlicht  ist,  wird  Punkt  12  Uhr  mittags  eröffnet.  Herr 
Ingenieur  Lenz-Berlin  wird  einen  Vortrag  halten  über  das 
Thema :  „Die  Sozialpolitischen  Forderungen  der 
Techniker  und  der  gegenwärtige  Reichstag". 
Jie  Vollmachten  der  Vereinsvertreter  sind  unter  Angabe  des 
genauen  Mitgliederbestandes  vom  1.  Mai  d.  J.,  spätestens  vor 


Beginn  der  Vorstandssitzung,  einzureichen.  Wir  erwarten  recht 
rege  Beteiligung. 

Thüringen.  Am  7.  Mai  findet  in  J  e  n  a  im  Hotel  goldener 
Stern  unser  13.  Bezirkstag  statt,  welchem  am  Sonnabend  eine 
Sitzung  des  erweiterten  Vorstandes  der  Bezirksverwaltung  voran- 
gehen soll.  Wir  laden  zu  dem  Bezirkstage  die  zu  unserer  Ver- 
waltung gehörigen  Zweigvereine,  die  Einzelmitglieder,  sowie 
alle  dem  Deutschen  Techniker-Verbände  angehörigen  Kollegen 
zu  recht  zahlreichem  Besuche  ergebenst  ein.  Wir  bitten,  die 
Wahl  der  Stimmführer  der  Vereine  zu  dem  Bezirkstage  vor- 
zunehmen und  uns  die  Vollmacht  der  Gewählten  zuzusenden. 
Den  abzuhaltenden  ersten  Gruppentag  werden  wir  mit  dem 
Bezirkstage  verbinden.  Zeiteinteilung:  Sonnabend,  6.  Mai, 
S'/a  Uhr  abends:  Vorstandssitzung  im  Hotel  goldener  Stern. 
Sonntag  vormittag  9V2  Uhr  pünktlich  Eröffnung  des  Bezirks- 
tages ebenda.  Mittags  1  Uhr:  gemeinschaftliches  Mittagessen, 
ohne  Weinzwang.  Nachmittags  2  Uhr:  Fortsetzung  des  Be- 
zirkstages. Nach  Beendigung:  Zwangloses  Zusammensein  mit 
den  Jenaer  Kollegen,  evtl.  gemeinschaftlicher  Spaziergang. 
Tagesordnung:  1.  Wahl  des  Versammlungsleiters.  2.  Vorlage 
des  Jahresberichtes  und  Rechenschaftsberichtes  für  1910.  3.  Prü- 
fung und  Genehmigung  des  Kostenvoranschlages  für  1911. 
4.  Beratung  der  rechtzeitig  eingegangenen  Anträge  zum  Bezirks- 
tage: a)  Antrag  des  geschäftsführenden  Vorstandes,  b)  Antrag 
des  Technischen  Vereins  Jena,  c)  Antrag  des  Technischen  Vereins 
Eisenach.  5.  Neuwahlen  für  den  geschäftsführenden  Vorstand 
und  den  Bezirksausschuß.  6.  Wahl  eines  Mitgliedes  zum  Gesamt- 
vorstand des  Deutschen  Techniker-Verbandes.   7.  Verschiedenes. 


Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  am 
Mittwoch,  3.  Mai  1911,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel,  Altona, 
Königstraße  196/198.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mittei- 
lungen. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Wahl  eines  Mit- 
gliedes in  den  Vergnügungsausschuß.  4.  Wahl  eines  Mitgliedes 
in  den  sozialpolitischen  Ausschuß  der  B.-V.  6.  Techn.  Fragen. 
7.  Verschiedenes. 

Bonn  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Wilh.  Heuer,  Bonn,  Kaufmannstr.  3.    V.  u.  O. :   Am  Mittwoch, 

3.  Mai,  abends  9  Uhr,  im  Hotel  du  Nord,  Poppelsdorfer  Allee, 
Ecke  Quantiusstraße.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls. 
2.  Geschäftliche  Mitteilungen.    3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

4.  Bericht  vom  Bezirkstage  in  Düren.  5.  Anregung  zu  Exkur- 
sionen. 6.  Verschiedenes.  Die  mit  den  Beiträgen  rückständigen 
Mitglieder  werden  ersucht,  dieselben  umgehend  an  unseren 
Kassierer,  Herrn  K.  Betten,  Bonn,  Florentiusgraben  18,  ein- 
zusenden.   Der  Vierteljahrsbeitrag  beträgt  5,25  M. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  und 
Br.-A.:  Hans  Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  60.  V.  u.O.: 
Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  im  Wilhelmshof  am  Wil- 
helmplatz. Die  nächste  Hauptversammlung  findet  statt  am 
Donnerstag,  4.  Mai,  präzis  81/,  Uhr,  mit  folgender  Tages- 
ordnung:   1.  Geschäftliches.     2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder 


28Ö 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


HeU  18 


3.  Wahl  der  Vertreter  zum  14.  Bezirkstag  in  Berlin.  4.  Be- 
sprechung der  zum  Bezirkstag  gestellten  Anträge.  5.  Verschie- 
denes. Zur  Aufnahme  haben  sich  dem  Verein  gemeldet  die 
Koll.  Matthias  From  und  Friedrich  Weisig.  Die  Kollegen,  welche 
noch  mit  Beiträgen  im  Rückstände  sind,  werden  gebeten,  diese 
an  die  Adresse  des  Kassierers,  Koll.  Herrn.  Fasterding,  Char- 
lottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße  93,  porto-  und  bestellgeldfrei 
einzusenden. 

Erfurt.  Technischer  Klub.  Br.-A. :  Karl  Schmidt, 
Nachoder  Straße  18.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  Dienstag  im  Monat  im 
Hotel  „Weißes  Roß".  Nächsten  Dienstag,  2.  Mai,  Versamm- 
lung im  Vereinslokal.  Tagesordnung:  1.  Vortrag  des  Herrn 
Koll.  Asbrand  über:  „Zentrifugal  -  und  Turbinen- 
pumpe n".  2.  Beratung  der  Anträge  und  Wahl  der  Dele- 
gierten zum  Bezirkstage  in  Jena.  3.  Eingänge  und  div.  Bezirks- 
und Vereinsangelegenheiten.  Wir  bitten  um  einen  recht  zahl- 
reichen Besuch.  Einzelmitglieder  der  Bezirksverwaltung  und 
verbandstreue  Mitglieder  des  bisherigen  hiesigen  Brudervereins 
sind  herzlich  willkommen. 

Friedberg  LH.  T  e  c  h  n.  V  e  r  e  i  n.  Br.-A. :  Wiesenbau- 
meister Hans  Pollex,  Kaiserstraße  154.  Vereinslokal:  Probst, 
Wendgasse  3.  —  In  der  letzten  Jahresversammlung  wurden 
neu  gewählt:  Vors.:  Ingenieur  Johannes  Schwarz,  Fauerbach- 
straße 44.  Kass. :  Tiefbautechn.  J.  Jakob,  Fauerbachstr.  44. 
Schriftf.:  Wiesenbmstr.  H.  Pollex.  Jeden  Montag  SVj,  Uhr 
geselliger  Abend  im  Vereinslokal.  Jeden  ersten  Sonnabend  im 
AAonat  8V2  Uhr  Versammlung  mit  Vortrag  im  Vereinslokal. 
An  Zeitschriften  liegen  1911  aus:  „Beton  und  Eisen",  „Die  Bau- 
welt", „Tiefbau",  „Deutsche  Techniker-Zeitung".  Nächste 
Monatsversammlung  6.  Mai,  8V2  Uhr,  bei  Probst,  Wendgasse  3. 
Vortrag  (Koll.  Jakob):  „Die  X'bfuhr  und  Verwertung  des  Haus- 
kehrichts in  größeren  Städten".  Pünktliches  Erscheinen  aller 
Mitglieder  dringend  erwünscht.  Einzelmitglieder  und  Freunde 
des  Vereins  willkommen. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  2.  Mai,  präzise  9  Uhr  abends,  im  Ver- 
einslokale St.  Georger  Bürger-Kasino,  Gr.  Allee  Nr.  55.  Tages- 
ordnung: 1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme  von 
Mitgliedern.  3.  Kassenbericht.  4.  Beschlußfassung  über  die 
Drucklegung  des  technischen  Teiles  des  Jahrbuches  auf  drei 
Jahre.  5.  Beschlußfassung  über  die  Beteiligung  eines  eventl. 
Wintervergnügens  der  Bezirksverwaltung.  6.  Bericht  über  die 
stattgehabte  Besichtigung  der  Vulkan-Werft.  7.  Verschiedenes. 
—  Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen  werden  gebeten, 
ihre  Vereins-  und  Verbandsbeiträge  für  das  2.  Quartal  bis  zum 
1.  Juni  zu  entrichten.  —  In  dieser  Versammlung  wird  Herr 
Kollege  Petermann  anwesend  sein  und  Krankenkassenbeiträge 
entgegennehmen. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  4.  Mai, 
abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel  zum 
Riesen".  Tagesordnung:  1.  Verlesung  der  Eingänge.  2.  Be- 
richt des  soz.   Ausschusses.     3.   Besichtigung  der  Kläranlage. 

4.  Sommerausflug  nach  Würzburg.    5.  Verschiedenes. 

Hildesheim.  Technischer  Verein.  Unsere  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Sonnabend,  6.  Mai,  abends  9  Uhr, 
im  Vereinslokal  „Weißer  Schwan"  statt.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäftliches und  Eingänge.  2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Bericht 
des  Vorsitzenden  über  den  Bezirkstag  in  Stadthagen.  4.  Be- 
richt des  Ausschusses  über  die  Vorarbeiten  zu  den  diesjährigen 
Veranstaltungen.  5.  Verschiedenes.  Um  vollzähliges  Erscheinen 
der  Mitglieder  sowie  der  Hospitanten  wird  dringend  gebeten. 

Katiowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
und  Umgegend.  Nächste  Hauptversammlung  Mittwoch, 
3.  Mai,  abends  8V2  Uhr,  im  „Pschorrbräu",  August-Schncider- 
Straße.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen.  2.  Aufnahmen.  3.  Vor- 
trag des  Kollegen  Schwertfeger  über:  ,,A  r  b  e  i  t  und 
Erholung".  4.  Verschiedenes.  Zahlreiches  Erscheinen 
Ehrensache. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A  :  O.  Behrens, 
Ingenieur,  Kiel,  Fährstr.  7.  —  Mitgliederversammlung  am  Don- 
nerstag, 4.  Mai,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Patzenhofer", 
Falckstr.  12.  Tagesordnung:  1.  Protokoll  Verlesung  der  letzten 
Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Eingänge.  4.  Verbands- 
angelegenheiten (Entgegennahme  und  Besprechung  der  zum  Be- 
zirks- bezw.  Verbandstage  zu  stellenden  Anträge).  5.  Verschie- 
denes. In  Anbetracht  des  Punktes  4  der  Tagesordnung  ist 
vollzähliges  Erscheinen  erwünscht.  Zu  Punkt  2  bemerken  wir 
noch,  daß  in  dieser  Versammlung  die  Aufnahme  des  400.  Mit- 
gliedes unseres  Vereins  vollzogen  wird.  Der  Vorstand  nimmt 
aus  diesem  Anlaß  gerne  Gelegenheit,  den  verehrl.  Mitgliedern 
für  die  außerordentliche  Werbetätigkeit  im  1.  Quartal  dieses 
Jahres  seine  Anerkennung  auszusprechen.  In  der  angenehmen 
Erwartung,  daß  diese  Werbetätigkeit  von  Bestand  sein  möge, 
und  daß   wir  am   Jahresschluß   einen   Mitgliederbestand  von 


500  Kollegen  aufweisen  können,  steht  allen  Mitgliedern  Werbe- 
material im  Geschäftszimmer  unseres  Vereins  jederzeit  zur 
Verfügung. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  E.  V. 
Hauptversammlung  am  5.  Mai  er.,  abends  8V4  Uhr,  im  Vereins- 
lokal Kasino-Rest.,  Freiheitstr.  65.  Tagesordnung:  1.  Protokoll 
der  vorigen  Hauptversammlung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Bericht  über  den  Bezirkstag  in  Düren.  4.  Verschiedenes. 
Wir  bitten  unsere  Mitgheder  um  zahlreiches  Erscheinen.  Einzel- 
mitglieder sind  freundlichst  eingeladen. 

München.  Techniker-Verein.  Sonntag,  30.  April, 
Besichtigung  der  Großmarkthalle  am  Südbahnhof.  Zusammen- 
kunft dortselbst,  vormittags  10  Uhr.  —  Dienstag,  2.  Mai,  Monats- 
versammlung und  Diskussionsabend  im  Domhof  abends  81/2  Uhr. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  und 
Br.-A. :  H.  Klingner,  Baumeister,  Nordhausen,  Steinstr.  24.  Jeden 
Donnerstag  abend  Versammlung  im  Vereinslokal  Bürgerbräu, 
jeden  Sonntag  vormittag  Frühschoppen  im  Cafe  Dietze.  —  Am 
Donnerstag,  4.  Mai,  findet  im  Rest.  Bürgerbräu  unsere  Mai- 
Hauptversammlung  statt,  und  bitten  wir  um  zahlreichen  Besuch 
derselben.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Verlesung  der 
Protokolle.  3.  Verbandsangelegenheit.  4.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 5.  Bezirkstag.  6.  Versammlungen  im  Sommerhalbjahr. 
7.  Diverses. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch, abends  8V2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schüft. 
—  Am  Mittwoch,  3.  Mai,  findet  im  Vereinslokal  Monatsversamm- 
lung statt.  Tagesordnung:  1.  Protokollbericht.  2.  Neuauf- 
nahmen. 3.  Einlauf.  4.  Verschiedenes.  Die  Mitglieder  werden 
höfl.  ersucht,  recht  zahlreich  zu  erscheinen.  In  der  1.  Monats- 
versammlung fanden  bereits  eine  stattliche  Anzahl  Neuaufnahmen 
statt.  Werbe  jeder  tatkräftig  unter  den  Außenstehenden,  damit 
die  Zahl  500  recht  bald  voll  werde. 

Oldenburg.  Techniker-Verein.  Die  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Mittwoch,  3.  Mai  d.  J.,  abends  9  Uhr, 
im  Landesgewerbemuseum  statt.  Tagesordnung  wird  in  der 
Versammlung  bekannt  gegeben.  Nebenversammlung  am  Mitt- 
woch, 17.  Mai,  abends  9  Uhr,  im  Restaurant  Bavaria.  Rege 
Beteiligung  erwünscht. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde u.  Umgegend.  Br.-A.  u.  Vrs. :  Fr.  Zube,  Regenwalde. 
Unsere  nächste  Versammlung  findet  Sonntag,  7.  Mai,  nach- 
mittags 31/2  Uhr,  in  Plathe,  Hotel  Qaut.  statt.  Tagesordnung: 
1.  Verlesung  des  Protokolls  der  vorherigen  Sitzung.  2.  Beschluß- 
fassung des  Pfingstausfluges.  3.  Bericht  über  Eingänge.  4.  Auf- 
nahme evtl.  neuer  Mitglieder.  Um  vollzähliges  Erscheinen  wird 
gebeten.    Gäste  sind  gern  willkommen. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O.:  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  „Hotel  zum 
Prinzen".  —  Monatsversammlung  am  Mittwoch,  3.  Mai  1911, 
abends   S^/o  Uhr,   im   „Hotel   zum   Prinzen".  Tagesordnung: 

1.  Aufnahme   neuer   Mitglieder.     2.  Verbandsangelegcnheiten. 

3.  Besichtigung  der  Schleusenanlagen  in  Holtenau.  4.  Ver- 
schiedenes. 

Reistenhausen.  Technischer  Verein  Reisten- 
hausen  und  Umgegend.  Am  Sonntag,  14.  Mai,  findet 
dahier  nachmittags  um  4  Uhr  im  Gasthaus  zum  Ba\er.  Hofe 
die  übliche  Monatsversammlung  statt.  Zahlreiches  Erscheinen 
ist  erwünscht.  Bei  der  am  9.  April  stattgefundenen  Ersatz- 
wahl wurde  zum  1.  Vorsitzenden  der  seitherige  Beisitzer  Herr 
Bautechniker  Ernst  Strecker  und  als  Beisitzer  Herr  Bautechniker 
Josef  Haas  gewählt.  Es  wird  gebeten,  den  2.  Quartalsbeitrag 
rechtzeitig  einzusenden. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.-  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  4.  Mai  1911,  abends  81/2  Uhr,  im  Vereinslokal  Re- 
staurant „Neubauer",  Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mit- 
teilungen und  Eingänge.    2.  Tcchn.  Fragen.    3.  Verschiedenes. 

Stralsund.  Techniker-Verein.  Vors.  u.  Br.-A. : 
Maurermeister  Herm.  Greverath,  Badenstraße  53.  —  Versamm- 
lung am  Sonnabend,  6.  Mai  d.  J.,  abends  8'/2  Uhr,  im  Rathaus- 
bierkeller.    Tagesordnung:    1.   Bekanntgabe    von  Eingängen. 

2.  Bericht  der  Kommission  für  das  am  20.  Mai  stattfindende 
Stiftungsfest.  3.  Vortrag  des  Koll.  Architekt  R  o  e  c  k :  „Reichs- 
gesetzliche   Sicherung    der   Bauforderunge  n". 

4.  Verschiedenes. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A.:  M.  Lindemann,  Witten- 
berg (Bez.  Halle),  Bürgermeisterstr.  4.  —  Nächste  Monatsver- 
sammlung am  6.  Mai  er.,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal,  „Brauerei 
Maywalds",  Coswiger  Str.  23.  Tagesordnung:  1.  Protokoll- 
veriesung.    2.  Eingänge.    3.  Verschiedenes.    4.  Vortrag  des 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


287 


Koll.  Otto  Schtnidtge,  Ingenieur,  über:  „Die  Elektrizi- 
tät und  ihre  praktische  Verwertung".  Die  Herren 
Kollegen  werden  gebeten,  ihre  Angehörigen  und  Bekannten 
mitzubringen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.    Verein  der  Steinmetztechniker.   V.  u. 

0.  :  Jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat  im  Hilsebein-Restaurant, 
Belle-Alliance-Straße  87.  Br.-A.:  H.  Reichert,  Berlin  SW.  29, 
Fidicinstraße  44 1.  —  Nächste  Versammlung  Mittwoch,  3.  Mai 
1911,  im  Vereinslokal.    Beginn  pünktlich  9  Uhr.  Tagesordnung: 

1.  Geschäftliches  und  Protokollverlesung.  2.  Bericht  des  Koll. 
Groß  über  A.  H.  V.  Zerbst.  3.  Beratung  der  neuen  Bezirks- 
verwaltungs-Satzungen.  4.  Wahl  der  Delegierten  zum  Bezirks- 
tage am  7.  Mai  1911.  5.  Verschiedenes.  Um  zahlreiches  und 
pünktliches  Erscheinen  wird  dringend  gebeten.  —  Adressen  der 
neuen  Vorstandsmitglieder:  1.  Vorsitzender:  Hermann  Reichert, 
SW.  29,  Fidicinstr.  44  1.  2.  Vorsitzender:  Ludwig  Dietzel,  Tempel- 
hof, Germaniastraße  211.  1.  Schriftführer:  Fritz  Rauchbacli, 
Tempelhof,  Germaniastraße  1551.  2.  Schriftführer:  P.  Riedel, 
Tempelhof,  Ringbahnstraße  14  III.  Kassierer:  Ernst  Heß,  W.  57, 
Bülowstraße  63.  Revisor:  Wilhelm  Baum,  Tempelhof,  Friedrich- 
Wilhelm-Straße  8.  Revisor:  Fritz  Helwig,  Treptow,  Kiefholz- 
straße  175. 

Chemnitz.  „B  a  u  h  ü  1 1  e."  Dienstag,  2.  Mai,  abend? 
81/,  Uhr,  in  der  Bezirksverwaltung  Lichtbildervortrag  mit  Damen 
Herr  Baumeister  Klotzsche  spricht  über:  „Die  Hygiene- 
Ausstellung  in  Dresden  1911,  deren  soziale  und  nationale  Be- 
deutung" im  großen  Saale  der  „Linde".  —  Freitag,  5.  Mai, 
abends  Punkt  Vs^  Uhr,  Monats-Hauptversammlung  im  Vereins- 
lokal.   Tagesordnung:    1.   Eingänge.    2.  Mitgliederbewegung. 

3.  Ausgabe  des  Pfarrhaussammelwerks.  4.  Fragekasten.  5.  All- 
gemeines. Anschließend  daran  außerordentliche  Hauptversamm- 
lung mit  dem  einzigen  Tagesordnungspunkt:  Wahl  eines  Ehren- 
gerichts. Nach  §  11  der  Satzung  haben  alle  örtlichen  Mit- 
gheder  anwesend  zu  sein.  Unentschuldigtes  oder  unbegründetes 
Fehlen  wird  satzungsgemäß  bestraft.  —  Sonnabend,  6.  Mai, 
abends  8  Uhr,  nimmt  die  „Bauhütte"  an  der  in  der  „Linde" 
stattfindenden  Feier  anläßhch  des  75  jährigen  Bestehens  der 
Technischen  Staatslehranstalten  zu  Chemnitz  teil. 

Dresden.  „Motiv,  Bauhütte  Dresden".  Vereins- 
lokal: Gewerbehaus,  Ostra-Alke.  Vors.:  Baumstr.  E.  Pöniscli, 
Dresden-Trachau,  Schützenhofstr.  11.  —  Der  Zusammenschluß  der 
beiden  Dresdner  bautechn.  Zweigvereine  des  D.  T.-V.  ist  voll- 
zogene Tatsache!  Am  5.  April  fand  die  erste  Versammlung 
statt  unter  Teilnahme  von  über  100  Mitgliedern.  Die  neue 
Satzung  wurde  einstimmig  angenommen  und  der  Gesamfvorstand 
gewählt.  Dieser  setzt  sich  aus  12  Kollegen  zusammen,  v.eitere 
12  Kollegen  wurden  in  die  satzungsmäßigen  Ausschüsse  be- 
rufen. Die  Hauptarbeit  des  neuen  Vereins,  der  mit  rund  250  Mit- 
glieder ins  Leben  tritt,  liegt  auf  sozialem  und  wirtschaftlichem 
Gebiete.  Versammlungen  finden  an  jedem  Mittwoch  nach  dem 
1.  und  nach  dem  15.  d.  Mts.  statt;  die  erste  Monatsversammlung 
gilt  als  Hauptversammlung.  Ein  umfangreiches.  Arbeitsprogramm 
liegt  vor.  Alles  Nähere  in  Nr.  5  der  „Mitteilungen  der  Landes- 
yerwaltung".  —  Mittwoch,  3.  Mai,  findet  Punkt  1/2^  Uhr  abends 
im  Gewerbehaus  Monatsversammlung  statt.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge  und  Geschäftliches.  2.  Referate:  a)  Ueber  die 
vom  15.  bis  19.  Juli  stattfindende  Wanderversammlung  des 
D.  T.-V.  anläßlich  der  intern.  Hygieneausstellung;  b)  Grund- 
lagen der  Volkswirtschaft.  Anschließend  freie  Aussprache.  Um 
allseitiges  Erscheinen  der  Mitglieder,  sowie  Einführung  von 
Kollegen  zwecks  Anschluß  an  den  Verein  wird  gebeten.  Ebenso 
werden  die  Herren  Einzelmitglieder  des  Hoch-  und  Tiefbaufaches 
gebeten,  sich  dem  Verein  anzuschließen. 

Stettin.  „Stettiner  Bauhütt  e."  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  II.  —  Hauptversammlung  am  Donnerstag, 

4.  Mai  d.  J.,  im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder 
Straße  129.  Beginn  abends  9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesung des  Protokolls  der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  3.  Verlesung  der  Eingänge.  4.  Vereinsangelegen- 
heiten.   5.   Verschiedenes.    6.   Fragekasten.    Um   recht  zahl- 

eiches  Erscheinen  wird  gebeten.  Ferner  bitten  wir  die  Mit- 
iieder  xim  Einsendung  der  rückständigen  Beiträge. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
Ingenieure.  Br.-A.:  Ing.  Baumgart,  Dresden-N.,  Leipziger 
tr.  38  III.  —  Freitag,  5.  Mai,  abends  ^j^^  Uhr,  im  Vereinslokal 
onats-Hauptversammlung.  T.-O. :  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Verschiedenes  und  Fragekasten.  In  dieser 
Versammlung  wird  über  eine  Angelegenheit  Beschluß  herbei- 
uführen  sein,  welche  unser  Vereinsleben  beeinflussen  wird. 


weshalb  der  Vorstand  alle  Mitglieder  um  bestimmtes  und  pünkt- 
liches Erscheinen  bittet.  Zur  Entgegennahme  der  monatlichen 
Vereins-  und  Verbandsbeiträge  wird  unser  Koll.  Gläßel,  Schloß- 
platz 1  (Ständehaus)  anwesend  sein  und  bittet  derselbe  um 
rechtzeitige  Erledigung. 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1  908.  Vors. :  Karl  Krause,  Obering.,  Hamburg  23,  Jor- 
danstr.  66.  Br.-A.:  Ing.  Konrad  Eurich,  Hamburg  5,  Lange- 
straße 33/35.  V.  u.  O.:  Jeden  1.  und  3.  Freitag  im  Monat 
im  Hotel  „Zum  Holstentor",  Holstenwall  1,  1.  Stock.  —  Freitag, 
6.  Mai,  präzis  9  Uhr,  Generalversammlung.  Tagesordnung: 
1.  Verlesung  des  Protokolls  der  letzten  Versammlung  und  der 
Eingänge.  2.  Mitgliederbewegung.  3.  Jahresbericht.  4.  Kassen- 
bericht. 5.  Wahlen:  a)  des  Vorsitzenden,  b)  des  1.  Kassierers, 
c)  des  2.  Schriftführers,  d)  des  2.  Beisitzers,  e)  des  1.  Kassen- 
prüfers. Wir  bitten  unsere  Mitglieder,  an  diesem  Abend  der 
wichtigen  Tagesordnung  wegen  vollzählig  zu  erscheinen.  Gäste 
sind  willkommen. 

München.  Maschinen-undElektrotechnischer 
Verein.  Vereinslokal:  Hotel  Reichshof,  Sonnenstr.  —  Diens- 
tag, 2.  Mai,  abends  8  Uhr,  Monatsversammlung.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  An  den  übrigen  Dienstagen  des  Monats  ge- 
sellschaftliche Zusammenkunft  im  Vereinslokal. 

Staatstechniker. 

Saarbrücken.  Eisenbahn  -Techniker -  Verein. 
Vrs.  u.  Br.-A.:  Ingenieur  Feien,  Saarbrücken  1.  —  Hauptver- 
sammlung am  Samstag,  6.  Mai,  abends  9  Uhr,  in  der  Tonhalle 
zu  Saarbrücken  1.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Programm 
der  Frühjahrsveranstaltung.  3.  Standesbewegung.  4.  Anträge. 
5.  Verschiedenes.     Um  zahlreiches  Erscheinen  wird  gebeten.; 


Aufforderung  ! 

Wir  bitten  die  Kollegen,  die  über  den  derzeitigen  Aufent- 
halt des  Herrn  Max  Kortler,  zuletzt  in  München  wohn- 
haft, Auskunft  geben  können,  diesen  umgehend  dem  Verbands- 
bureau  mitteilen  zu  wollen. 

Die  Verbandsleitung. 


IAm-  19.  März  verstarb  an  den  Folgen  einer  Lungenent- 
zündung unser  Kollege 
FRITZ  AHRENS 

I  im  Alter  von  26  Jahren. 

I  Ehre  seinem  Andenken! 

■  Verein  der  Steinmetztechniker  E.  V.,  Berlin. 


Am  13.  April  1911  verstarb  nach  langem,  schwerem  H 

Leiden  unser  Verbandskollege  H 

Herr  Wilhelm  Hartrich  | 

im  jugendlichen  Alter  von  22  Jahren.  V 

Ehre  seinem  Andenken.  H 

Verein  der  Steinmetztechniker  E.  V.,  Berlin.  B 


Liegt  bei  Ihnen  die 
Deutsche  Techniker-Zeitung 

aus?    So  sollten  Sie  immer  in  den  Gasthäusern  fragen,  in 
denen  Sie  und  Ihre  Freunde  verkehren.    Sorgen  Sie  jeder- 
zeit für  weite  Verbreitung  der 

Deutschen  Techniker-Zeitung 


288 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  18 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


Wir  verweisen  unsere  Mitglieder  auf  den  Artikel  in  Heft  17, 
Seite  265,  der  davon  handelt,  daß  die  Berlin-Anhaltische  Ma- 
schinenbau-A.-G.  neu  eintretenden  Kollegen  einen  Konkurrenz- 
klausel-Vertrag unterbreitet.    Wir  warnen  vor  Bewerbungen! 

Die  Verbandsleitung, 

(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1209  f.  e.  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  i.  Niederschles. 
sof.  e.  tücht.  ßautechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1209  a.  d. 
Zweigstelle  Niederschlesien,  z.  H.  d.  Hn.  C.  Hauer,  Altwasser 
i.  Schles.,  Promenade. 

1210  n.  Erfurt  z.  1.  5.  1911  e.  Hochbautechn.,  i.  Entwerfen 
ui.  i.  stat.  Berechn.  durchaus  erf.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1210 

a.  d.  Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Leidenfrost,  Schafn- 
horststraße  18. 

1212  f.  e.  Tiefbauamt  b.  Barl.  sof.  e.  tüchtig.  Straßen- 
bautechniker. Geh.  ca.  180  M.  Ang.  unt.  1212  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  JVlarkgrafenstr.  94. 

1215  f.  e.  Architekt,  in  Zehlendorf  sof.  e.  jung.  Bautechn., 
m.  d.  Schreibmaschine  vertr.  Geh.  ca.  120  M.  Stllg.  dauernd. 
Ang.  unt.  1215  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1216  f.  e.  Baugesch.  i.  Pankow  sof.  e.  tüchtig.  Techn. 
als  Teilhaber,  der  sich  m.  einig.  Tausend  Mark  gegen  genügende 
Sicherstellg.  beteiligen  will.  Ang.  unt.  1216  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1217  f.  e.  Berl.  Betonwerk  sof.  e.  gewandt.  Statik.,  m. 
Berliner  Verh.  vertr.,  f.  Betonbauten.  Geh.  200  M.  Ang.  unt. 
1217  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1218  f.  e.  Kgl.  Hochbauamt  in  Berlin  sof.  e.  tücht.  Hoch- 
bautechniker, der  mögl.  bei  Beh.  tätig  war.  Anfangsgeh. 
180  M.  Ang.  unt.  1218  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark'- 
grafenstraße  94. 

1220  f.  e.  Kgl.  Hochbauamt  in  Berlin  sof.  e.  ält.  Bautechn., 
der  i.  Entwerfen,  Veranschl.,  Aufstellen  von  Verträg.  u.  Rund- 
holzberechnung durchaus  erf.  Stllg.  voraussieht),  dauernd.  Geh. 
bis  200  M.  Ang.  unt.  1220  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1221  n.  Wilmersdorf  b.  Berlin  sof.  e.  jüng.  Bautechn., 
gel.  Zimm.,  mögl.  m.  Berliner  Verh.  vertr.  Geh.  120  bis  150  M. 
Ang.  unt.  1221  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1222  f.  e.  Baugesch.  i.  Angerburg  i.  Ostpr.  sof.  e.  selbst, 
arbeitender  Hochbaut.  f.  Bureau  u.  Baust.  Geh.  150  bis  200  M. 
Ang.  unt.  1222  a.  d.  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn. 
Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1223  f.  e.  Baugesch.  mit  Baumaterialienhandig.  i.  Dillen- 
burg sof.  e.  selbst.  Techn.,  gel.  Maur.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1223  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1224  f.  e.  Baugesch.   m.   Dampfsägewerk   i.  Wilmersdorf 

b.  Bernau  sof.  e.  tücht.,  zuverlässig.  Techn.,  mit  landwirt- 
schaftlichen Bauten  u.  m.  dem  ländlichen  Verkehr  vertr.  An- 
fangsgehalt 130  M.  Stllg.  dauernd.  Ang.  unt.  1224  a.  d'. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  J^arkgrafenstr.  94. 

1225  f.  e.  Maurermstr.  i.  Potsdam  sof.  e.  jung.  Bautechn. 
m.  einig.  Kenntn.  i.  Statik.  Anfangsgeh.  120  M.  Stllg.  dauernd. 
Ang.  unt.  1225  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1227  f.  e.  Architekt,  i.  Stolp  i.  Pomm.  sof.  e.  sehr  gewandt, 
u.  fl.  Zeichn.    Monatl.  Kündigung.    Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 

1227  a.  d.  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Bar- 
nimstraße 16  E. 

1228  f.  e.  Beh.  i.  Nordheim  (Hannov.)  sof.  e.  Bautechn. 
zur  Bearbeitg.  v.  Baubestandsbüchern.    Geh.  140  M.  Ang.  unt. 

1228  a.  d.  Zweigstelle  Hannover,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Damköhlcr, 
Slicherstraße  8. 

1229  f.  e.  Kgl.  Beh.  i.  Hildesheim  sof.  e.  Hochbautechn. 

m,  abgeschl.  Baugewerksch.-Bildg.  zur  Hilfeleist,  bei  den  lfd. 
Dienstgcsch.  e.  Hochbauamts.  Geh.  150  M.  Stcllungsd.  zu- 
nächst 5  Monate,  evtl.  läng.  Ang.  unt.  1229  a.  d.  Zweigstelle 
Hannover  wie  unter  1228. 

1230  f.  e.  Gewcrksch.  i.  Gleiwitz  (Oberschles.)  sof.  c.  erst. 
Bautechn.  zur  Ausf.  u.  Bauleitg.  v.  Eiscnbetonbauuerkcn.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1230  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraßc  94. 


1231  n.  Landsberg  L  Ostpr.  sof.  e.  tücht.  Hochbautechn., 

gewandt  i.  Detaill.  u.  Abrechn.,  sowie  energisch  den  Leuten 
gegenüber,  zum  Bau  e.  Herrschaftshauses  i.  4  km  Entfernung. 
Geh.  160  M  u.  mehr.  Ang.  unt.  1231  a.  d.  Zweigstelle  Königs- 
berg i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1232  n.  Brandenburg  a.  d.  Havel  sof.  e.  im  Eisenbetonbau 
erf.  Eisenbetontechn.,  gut.  Statik,  u.  fl.  Zeichn.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1232  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1233  f.  e.  Baugesch.  i.  Eibenstock  (Erzgebirge)  sof.  e. 
jung.  Bautechn.,  gut.  Zeichn.    Geh.  120  M.    Ang.  unt.  1233  a. 

d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,/  Markgrafenstr.  94. 

1234  f.  e.  Baugesch.  i.  Strasburg  i.  Westpr.  sof.  e.  jüng. 
Techn.  für  Projektausarbeitg.  u.  Bauführ.  Stllgsdauer  4  bis 
6  Mon.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1234  a.  d.  Zweigstelle  Danzig, 
z.  H.  d.  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1235  f.  e.  Baugesch.  i.  Friedeberg  a.  Qu.  sof.  e.  jüngerer 
Bautechn.  Geh.  ca.  120  M.  Ang.  unt.  1235  a.  d.  Zweigstelle 
Niederschlesien,  z.  H.  d.  Hn.  C.  Hauer,  Altwasser  i.  Schles., 
Promenade. 

1245  f.  e.  Tiefbauamt  i.  Treptow  b.  Berlin  sof.  e.  tücht. 
Tiefbautechn.,  saub.  Zeichn.,  auch  f.  d.  Baustelle.  Geh.  zirka 
150  M.  Ang.  unt.  1245  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1246  f.  n.  Berlin.  Vorort  sof.  e.  strebs.  Hochbautechn., 
gründl.  erf.  i.  Ausarbeitung  v.  Projekten  u.  Anschl.,  sowie  selbst. 

1.  Bauleitung,  Konstrkt.,  Detaillieren  u.  i.  Ausarbtg.  architek- 
tonischer Details,  mögl.  gel.  Zimm.  u.  Radf.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1246  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1247  f.  e.  Werk  i.  Brandenburg  a.  d.  Havel  sof.  e.  jüng. 

2.  Bautechn.,  ledig,  spez.  f.  Bureau.  Stllgsdauer  bis  1.  Oktober 
1911.  Geh.  140  bis  150  M.  Ang.  unt.  1247  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1248  f.  e.  Tiefbaugeschäft  i.  Groß-Hettingen  b.  Metz  sof. 

e.  jung.  Techn.  f.  Erd-,  Maurer-  und  Straßenbauarbeit.  Stllg. 
evtl.  dauernd.    Geh.  120  M.,  spät.  evtl.  mehr.    Ang.  unt.  1248 

a.  d.  Zweigstelle  Metz,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Mühlenkamp,  Montigny 

b.  Metz,  Seminarstr.  24. 

1249  f.  e.  Kgl.  Hochbauamt  i.  Memel  sof.  e.  gewandt. 
Hochbautechn.,  vertr.  m.  d.  Vorschrift,  der  preuß.  Staatsbau- 
verwaltg.^  z.  Hilfeleistg.  bei  d.  lfd.  Dienstgeschäft,  auf  voraus- 
sichtlich 10  Mon.  Geh.  bis  180  M.  Zureisekosten  werd.  n. 
gewährt.  Ang.  m.  polizeil.  Führungszeugnis  unt.  '1249  a.  d. 
Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär 
Wiehe,  Königseck  5. 

1250  f.  e.  Architekt,  i.  Siebenbürgen  sof.  einig,  tücht. 
Techn.,  unbedingt  selbst.  Arbeiter.  Geh.  200  bis  250  Kr.  Stllg. 
dauernd.  Sprachkenntn.  nicht  erforderl.  Ang.  unt.  1250  a.  d. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1251  f.  e.  Pfarrhausneubau   i.  Neuruppin   sof.   e.  Techn. 

f.  Bureau  u.  Baustelle.  Stllgsdauer  voraussichtl.  1  J.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1251  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94. 

1253  f.  e.  Zimmereigesch.  i.  Leipzig  bald.  e.  Bautechn., 
gel.  Zimm.,  24  bis  26  J.  alt,  f.  Bureau  u.  Baustelle,  Absolv. 
e.  staatl.  od.  gleichwertig.  Privatschule,  mögl.  militärfrei,  m. 
Leipzig.  Verh.  vertr.  Stllg.  evtl.  dauernd.  Anfangsgeh.  160  M. 
Ang.  unt.  1253  a.  d.  Geschäftsstelle  der  Bezirksverwaltung 
Leipzig,  Thomasring  18. 

1254  f.  e.  Bankgesch.  i.  Leipzig  sof.  e.  jung.  Bautechn., 
Absolv.  e.  Bauschule.  Stllg.  dauernd.  Geh.  120  M.  Ang. 
unt.  1254  a.  d.  Geschäftsstelle  der  Bezirksverwaltung  Leipzig, 
Thomasring  18. 

1255  f.  e.  Militärbauamt  i.  Bautzen  sof.  e.  jüng.  Arch. 
u.  mehr.  i.  Miiitärbauwesen  bewandt.  Techn.  Stllg.  v.  läng. 
Dauer.  Anfangsgeh.  bis  ISO  M.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1255  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1256  f.  d.  Neubaubureau  e.  Gymnasiums  i.  Trier  sof.  e. 
zeichn.  befähigt.  Bautechn.  Ang.  m.  Geli.-.\nspr.  unt.  1256  a. 
d.  Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  d.  Hn.  Rieh.  Rosprich,  Talstr.  39. 

1257  f.  e.  gr.  Ringofenbau  i.  Rußland  sof.  e.  jung,,  tücht. 
Bautechn.,  gel.  M.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  bei  freier  Station  u. 
Wohnung  unt.  1257  a.  d.  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  d.  Hn. 
Otto  Krause,  Neustadls  Contrcscarpe  Nr.  70. 

1258  f.  e.  Beh.  i.  Kray  sof.  a.  4  bis  5  Mon.  e.  Techn. 
als  Straßenbauaufseher,  m.  Erf.  i.  Straßenbauten  aller  Art,  ins- 


Heft  18 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


V 


besondere  in  Pflasterungen.    Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1258  a. 

d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

1259  f.  e.  Baugesch.  i.  e.  Kreisstadt  Niederschles.  sof.  e. 
jüng.  Bautechn.,  gel.  M.,  tücht.  i.  Zeichn.,  Veranschl.  u.  i. 
Statik.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  125Q  a.  d.  Zweigstelle  Nieder- 
schlesien, z.  H.  d.  Hn.  C.  Hauer,  Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

1260  f.  e.  Kgl.  Hochbauamt  in  Grünberg  i.  Schles.  sof. 

e.  jüng.,  i.  d.  landwirtschaftl.  Baukunde  mögl.  schon  etwas  erf. 
Bautechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1260  a.  d.  Zweigstelle 
Niederschlesien  wie  unter  1259. 

1261  f.  e.  Stadt.  Tiefbauamt  i.  Westf.  sof.  e.  jung.  Tief  bau- 
techn. Stllg.  dauernd.  Geh.  120  M.  Ang.  unt.  1261  a.  d.  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1262  f.  e.  Hoch-  u.  Tiefbaugesch.  i.  Bielefeld  sof.  e.  i. 
Projektieren,  Abrechn.  u.  i.  Bauleitung  erf.  Techn.,  selbst.  Ar- 
beiter. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1262  a.  d.  Geschäftsstelle 
Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  1261. 

1263  f.  e.  Baugesch.  i.  Marienwerder  sof.  e.  Hochbautechn., 
bis  26  J.  alt,  m.  reg.  Geschäftsinter,  u.  m.  allen  vorkommend. 
Arb.  vertr.  Geh.  bis  150  M.  Ang.  tint.  1263  a.  d.  Zweigstelle 
Danzig,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1264  f.  e.  Bau-  u.  Installationsgesch.  i.  Altmark  sof.  e. 
tücht.  Techn.  in  dauernde  Stllg.  Ang.  unt.  1264  a.  d,  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1265  f.  e.  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  i.  Neumarkt  i. 
Schles.  sof.  e.  Bautechn.,  gel.  Z.,  kath.,  der  mögl.  m.  d.  Land- 
kundschaft umgehen  kann.  Geh.  130  bis  150  M.  Stllg.  dauernd. 
Ang.  unt.  1265  a.  d.  Zweigstelle  Breslau,  z.  H.  d  Hn.  E.  Reuß- 
ner,  Breslau  8,  Webskystr.  11. 


Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  1239  a.  d.  Geschäftsstelle  für  Rheinland 
und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1240  i.  e.  Ingenieurbureau  f.  gesundheitstechn.  Anlag,  i. 
Görlitz  sof.  e.  tücht.  Techn.  der  Be-  u.  Entwässerungsbranche 
als  Akquisiteur.  Geh.  u.  Tantieme.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u. 
Antrittstermin  unt.  1240  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  A\ark- 
grafenstraße  94. 

1241  f.  e.  Bauschlosserei  u.  Eisenkonstruktionswerkstätte  i. 
Plauen  i.  V.  sof.  e.  jung.  Techn.  f.  Bureau  u.  Werkstätte.  Geh. 
120  bis  150  M.  Ang.  unt.  1241  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1242  f.  e.  Werft  i.  Vegesack  sof.  e.  jüng.  Ing.  f.  Schiffs- 
maschinenbau. Geh.  170  bis  180  M.  Ang.  unt.  1242  a.  d. 
Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Seipgens,  Lutlierstraße  21; 

1243  V.  e.  Berlin.  Firma  sof.  e.  Techn.  für  Eisenhoch-  u. 
Trägerbauten.  Geh.  180  bis  200  M.  Ang.  unt.  1243  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1269  f.  e.  Elektrizitätswerk  i.  Steglitz  sof.  e.  Montage- 
inspektor f.  Kalkulation  u.  Kostenanschl.  m.  mehrjährig.  Erf. 
i.  dies.  Branche.  Ang.  unt.  1269  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1270  f.  e.  Kochherdfabrik  i.  Nürnberg  sof.  e.  Techn.,  der 
spez.  i.  Warmwasser-  u.  Niederdruckdampfheizungsanlagen  be- 
wandert ist.  Bevorzugt  werd.  Herren,  welche  solche  Anlag, 
i.  groß.  Herdfabriken  projektiert  u.  ausgeführt  hab.  u.  Erf.  i. 
Herdbau  besitz.  Bewerb.  hat  auch  Pläne,  Zeichn.  f.  d.  Werk- 
statt, sow.  Kostenanschl.  anzufertig.  u.  die  Aufsicht  i.  id.  Werk- 
statt zu  führen.  Stllg.  dauernd'.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1270 
a.  d.  Zweigstelle  Nürnberg,  z.  H.  d.  Hn.  Fr.  Rehle,  Untere 
Orasersgasse  9. 


♦  ♦ 
♦♦♦♦ 


♦  ♦ 

♦  ♦ 

♦  • 

♦  ♦ 

♦  ♦ 


Sollen  in  Ihrem  Geschäfte  offene 
Deutsche  Techniker-Zeitung. 
Sie  dienen  damit  besonders  den 


Stellen  ausgeschrieben  werden,  so  empfehlen  Sie  bitte  unsere 

und  nützen  unserer  Ver- 
bandssache im  allgemeinen 


*♦«« 
♦  ♦ 


Stellenlosen  Kollegen 


♦  ♦  ♦  ♦ 


♦  ♦  •  • 


1266  f.  e.  Berlin.  Firma  sof.  e.  Tief  bautechn.  f.  d.  Bau- 
stelle, der  auch  gleichz.  m.  Bureauarb.  u.  Buchführung,  sowie 
m.  Berl.  Verh.  vertr.  ist,  22  bis  27  J.  alt.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1266  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1267  f.  e.  Ziviling.  i.  Schöneberg  sof.  e.  Vermessungs- 
techn.,  tücht.  Zeichn.,  für  Eisenbahnvorarbeiten.  Bewerber  muß 
mit  allen  geodätischen  Instrumenten  zu  arbeit,  verstehen.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1267  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1268  f.  Berlin  sof.  e.  tücht.  Arch.,  sehr  gewandt.  Zeichn., 
m.  Berl.  Verh.  vertr.  Geh.  200  bis  250  M.  Ang.  unt.  1268  a. 
d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1276  f.  d.  Bau  e.  Erholungsheims  i.  Fürstenberg  i.  Mecklb. 
a.  etwa  1  Mon.  e.  tücht.  Bautechn.  Geh.  180  M.  Ang.  unt. 
1276  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

B.  für  Industrieangestellte. 

1211  n.  Erfurt  sof.  e.  ält.  Konstr.-  f.  Apparatebau  und 
Trockenanlagen.  Gehalt  175  bis  200  M.  Ang.  unt.  1211  a.  d. 
Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 

1236  n.  Dortmund  sof.  mehrere  Techn.  (Konstr.  f.  Eisen 
hoch-  u.  Brückenbau).    Geh.  nicht  unt.  160  M.    Ang.  f.  diese 
Vakanz  sind  nur  nach  vorher.  Anfr.  bei  d.  Hauptstelle  n.  d. 
Adresse  der  Firma  direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

1237  f.  e.  chemisch.  A.-G.  i.  Bochum  sof.  e.  jüngerer 
Maschinentechn.,  der  mögl.  i.  d.  chemisch.  Industrie  tätig  war. 
Ang.  unt.  1237  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1238  V.  e.  Berlin.  Firma  sof.  bezw.  z.  1.  6.  1911  e.  tücht. 
Heizungsing,  für  Bureau  u.  spät.  Baultg.  Geh.  150  M.  Stllg. 
dauernd.  Ang.  unt.  1238  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1239  n.  Ohligs  i.  Rhid.  sof.  e.  Techn.,  22  bis  24  J.  alt, 
der  ber.  i.  Automobilfabr.  tätig  war  u.  i.  Werkzeugbau  erf.  ist. 


1271  V.  e.  Spezialfabr.  f.  Hebezeuge  i.  Rixdorf  sof.  e. 
Maschinentechn.  bezw.  Ing.,  24  bis  28  J.  alt,  als  Konstr.  Stllg. 
dauernd.  Mehrjähr.  Tätigkeit  als  Konstr.  i.  Hebezeugbau  Be- 
dingung. Geh.  ca.  175  M.  Ang.  unt.  1271  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1272  V.  e.  Maschinenfabr.  i.  Reinickendorf  b.  Berlin  sof. 

e.  gut.  Zeichn.  i.  dauernde  Stllg.  Geh.  120  M.  Ang.  unt.  1272 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1273/74  V.  e.  Maschinenbau-A.-G.  i.  Niesky  (Oberlausitz) 
zum  1.  7.  1911  e.  Konstr.  f.  Dampfmasch,  u.  allgem.  Maschinen- 
bau.   Geh.  150  bis  175  M; 

desgl.  e.  Konstr.  f.  Kesselbau,  Wasserrohr-  u.  Großwasser- 
raum-Kessel. Geh.  150  bis  175  M.  Ang.  für  diese  beiden  Vakanz, 
sind  nur  nach  vorher.  Anfr.  bei  der  Hauptsteile  nach  der  Adresse 
der  Firma  direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

1275  V.  e.  Maschinenfabr.  i.  Berlin  sof.  e.  jüng.  Techn. 

f.  Hebezeuge  u.  e.  Kalkulator  f.  Nachkalkulationen  ausgeführter 
Arbeit.  Geh.  f.  ersteren  120  M,  f.  letzteren  sind  Anspr.  anzug. 
Ang.  unt.  1275  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

II.  Wiederholt: 

Vakanz  482  (Leipzig).  503  (Leipzig).  1120  (Oberhausen). 
1125  (Dortmund).  1138  (Rheinland).  1155  (Danzig).  1158 
(Nauen).  1166  (Bochum).  1172  (Minden).  1182  (Cöln).  1183 
(Dortmund).  1184  (Westfalen).  1187  (Düren).  1189  (Düssel- 
dorf).   1191  (Rheinland). 


829  n.  Dippoldiswalde  sof.  e.  Vermessungstechn.  (Geo- 
meter).  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  820  a.  d.  Geschäftsstelle  der 
Bezirksverwaltung  Leipzig,  Thomasring  18. 

969  f.  e.  Baugesch.  i.  Frankfurt  a.  d.  O.  sof.  e.  tücht. 
Bautechn.,  fl.  Zeichn.  u.  gut.  Statik.,  der  auch  i.  Kostenanschl. 
erf.  ist.  Geh.  150  M  u.  evtl.  mehr.  Ang.  unt.  969  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


VJ 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  18 


1086  f.  e.  Grob-  u.  Feinblechwalzwerk  b.  Berlin  sof.  einig, 
iücht.  Techn.,  welche  spez.  i.  Eisenhoch-  u.  Wellblechbau  erf. 
sind.  Ang.  unt.  lüSö  a.  d.  Hauptsteile  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  742  (Hannover).  1019 
(Bitterfeld).  1111  (Kreuzburg).  1061  (Osnabrück).  936  (Bonn). 
477  (Dortmund).  893  (Sterkrade).  1062  (Arnswalde).  1214 
(Wilmersdorf).  1201  (Wilmersdorf).  1213  (Berlin).  1170  (Ber- 
lin). 1049  (Zehlendorf).  1200  (Schöneberg).  965  (Kiel).  1005 
(Metz).  390  (Stuttgart).  571  (Lissa,  d.  3  Mitgl.).  574  (Posen, 
d.  2  Mitgl.).  837  (Schrimm).  848  (Posen).  515  (Dortmund). 
538  (Dortmund).  821  (Dortmund).  1226  (Berlin).  912  (Sablon). 
1059  (Hagendingen).  1079  (Swinemünde).  851  (Meiningen). 
962  (Harburg).  1131  (Stuttgart).  707  (Osnabrück,  d.  2  Mitgl.). 
1068  (Plauen).   967  (Flensburg).   854  (Hannover).    1252  (Posen). 


1057  (Altkloster).  1023  (Magdeburg).  1193  (Hildesheim).  470 
(Stuttgart).    931  (Schmellbach).    559  (Düsseldorf). 

Erledigt:  704  (Niederschlesien).  9Q5  (Rybnik).  1040 
(Cosel).  1046  (Potsdam).  755,  1050,  1055,  1056,  1105  (Dort- 
mund). 896  (Posen).  849  (Niederschlesien).  1028,  1029,  989 
(Dortmund). 


Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 


54744.   60202.   01810.   60426.    48688.  61031. 


58393.  47084. 

57232.  53017. 

31874  .  57473. 

26044.  36032. 

0784.  01260. 

34323.  52771. 

59150.  01189. 


01258.  58310. 
8177.  21301. 


60847. 
52032. 


58892. 
50580. 


61606.  60418. 
26523.  61645. 
61379.  33442. 


59618.  47506. 

01266.  57612. 

51276.  59191. 

01266.  37999. 

52637.  61558. 

57576.  30611. 
61199.  01499. 


61518.  60538. 

601S4.  01192. 

59223.  60203. 

55124.  59579. 

54600.  60965. 

01617.  39849. 

48211.  43410. 


J^bdampf-JEntöler 

Bedeutende  Fabrik  f.  Apparatebau  u.  Andreh-Vorrichtungen 
etc.  sucht  für  Abdampf-Entöler  bewährter  Konstruktioji 
an  allen  Orten  Vertreter  geg.  günst.  Bedingungen.  Gefl. 
Anfr.  erb.  u.  A.  9440,  Daube  &  Co.,  Berlin  S  W.  08. 


I|  UUUIUUIIIU; 

liefert  nach  bewährten  Konstruktionen 


als  Spezialität 

Robert  Katzschmann,  Abt.  B.,  Döbeln  i.  S. 

Vertreter  an  allen  Plätzen  gegen  günstige  Bedingungen  gesucht. 


Alt -Einbeck 


ff 

Pfingsten  19U  k:::::::::::::::- 

wird  gelegentlich  der  40 jähr.  Wieder- 
kehr des  Gründungstages  des  Techni- 
kums in  Einbeck  in  dieser  durch  schönste 
Jugenderinnerung  geweihten  Stätte  eine 
allgemeine  Zusammenkunf  alter  Herren 
.•.    .•.    .•.    .•.  veranstaltet  .".    .*.  .". 

DER  EHREN -AUSSCHUSS: 

C.  Beckhaus,  Kommerzienrat  und  Fabrikbesitzer,  Boizen- 
burg. Fr.  Boden,  Brauereibesitzer,  Einbeck.  P.  Buschow, 
Zivil-Ingenieur  und  General-Vertreter  der  Borsigwerke  in 
Berlin,  Hannover-Kleefeld.  Herrn.  Domeyer,  Senator, 
Einbeck.  W.  H.  Eicke,  Restaurateur,  Einbeck.  E.  Ewald, 
Ober- Ingenieur,  Magdeburg.  Herrn.  Findel,  Reichstags- 
abgeordneter und  Senator,  Einbeck.  G.  Kraus,  Zivil- 
Ingenieur,  Hamburg.  W.  Maas,  Lehrer  am  Thür.  Technikum 
und  Vertreter  des  Direktors,  Ilmenau.  Nedden,  Bürger- 
meister, Einbeck.  Dietr.  Ringe,  Ingenieur  und  Repräsen- 
tant der  Lokomobilfabrik  Lanz  in  Mannheim,  Cassel. 
F.  E.  Schmidt,  Fabrikdirektor,  Außig  in  Böhmen.  Louis 
Stahlmann,  Bürgervorst.-Worthalter,  Einbeck.  Dr.  Stehle, 
Professor,  Göttingen.  Louis  Steinberg,  Senator,  Einbeck. 
J.  H.  B.  Teepe,  Fabrikbesitzer,  Lodz  in  Rußl.  A.  Ventzky, 
Geheimer  Kommerzienrat  und  Fabrikbesitzer,  Graudenz. 
W.  Schaper,  Direktor  der  Deutschen  Gips-Komp.,  A.-G., 
=    Katzenstein,  Osterode  a.  H.  ===== 

Nähere  Auskunft  erteilt 

Der  Vorstand 

I.  A.:  Heinrich  Andreas,  Ingenieur  und  Fabrikbesitzer, 
Einbeck,  Koppen  weg  Nr.  6.  r,';4 


Beilagen 


finden  durch  die  „Deutsche  Tech- 
niker-Zeitnng;''  die  weiteste  und 
billigste  Verbreitung. 


Bronchialkatarrh, 

Huftröbrcnkatarrb,  I^ungenka- 
tarrb,  empbyrem,  Sijmptome: 
OEntroebcc  trodiener  Äatarr^  mit 
heftigem,  quälenbem  Ruften  unb  ge= 
ringen  Wengen  sä^en  grauen  Schleimes  ober  fd)Ietmtger  ßatarrt), 
tDobei  of)ne  grofee  Sef^roerben  erf)ebli^e  Wengen  eines  bünn= 
flüjfigen,  eitrigen  2lu5U)urf5  entleert  roerben;  guroeilcn  pfeifenbe 
3Itemgeräu[(^e.  "Der  (^ronifc^e  ^8ron(^iaIftatarrI)  giefjt  oft  Bm- 
pbyfcm  (Cungencrroeiterung)  unb  bamit  mef)r  ober  roeniger  ftarfte 
2ltemnot  mit  ]iä).  Set  älteren  Äatarrl)en  ®etDtcf)t:  unb  Gräfte» 
abnal)me.  2Ber  berartiges  an  fic^  beobad)tet,  ober  tocr  an  Hrtbma, 
Keblhopf-,  Radien-,  JVafenhatarrb  ober  Jolg?"  von  ünfluensa 
leibet,  toer  leicht  3U  (Erkältungen  neigt,  roenbe  Jtd)  nertraucnsDolI 
an  untenftcl)enbe  2lbrejje  unb  informiere  fid)  über  ein  auf  neuen 
'Pringipien  beruf)enbe5  unb  oon  gang  ^eroorrogenben  (Erfolgen 
begleitetes  är3tli(i)  cmpfof)Ienes  §eilDerfat)ren.  Patienten,  toel^e 
nid^t  in  ber  £age  finb,  eine  Sabercife  nad)  2Biesbaben  3U  unter= 
nel)men,  Itönnen  bie  Äur  au(^  mit  oer^ältnismä^ig  geringen 
Soften  unb  of)ne  Serufsftörung  im  eigenen  §eim  burd^füt)rcn. 

■Der  (Effekt  ift  in  ganj  kurger  Qdt  tDaf)rnef)mbar.  Die 
3äl)en  Sd)Ieimpfropfen  löfen  fic^  unb  roerben  Ieid)t  unb  allmäl)lic^ 
faft  of)ne  Ruften  abgeflogen.  "Der  DorI)er  ret(f)[tcf)c  2lusrourf,  ber 
nur  burd^  kräftige  ^uftcnftö^e  ^erausbeförbert  tnerben  konnte, 
löft  fid)  balb  burd)  etnfad)es  !Räufpern,  toirb  nad)  unb  nad)  ge= 
ringer  unb  Derfd)tDinbet  fd)Iie{3lici[)  gan3.  Die  2ltmung  toirb 
Ieid)ter  unb  freier,  ber  quälenbe  Ruften  toirb  immer  geltnber  unb 
befonbers  toirkt  bie  Rur  tDoI)Ituenb  gegen  ben  Ät^elrei3  bes 
fief)Ikopfes.  -  Das  (Befül)!  läftiger  3;rodienI)ett  im  ?)al\e  vex-- 
fc^tüinbet.  Die  Stimme  roirb  klar.  -  Das  2lllgemcinbefinben 
l)ebt  fid).  -  'profpekte  koftenfrei  burd) :  Cancrc's  Jnbalatonum, 
«Kltesbaden  76. 


^^^^^^ 


: 


änner! 

Nervenschwäche! 

Laut  glänzendem  Gutachten 
des  Ober-.\rztes  Dr.  med.  Josef 
Quastler  ist  mein  Präparat 

,.ltiil>iaritliiii'' 

das  einzige  Heilmittel  gegen 
.Männerschwäche  von  sofort., 
absolut  unschädl.andanernder 
Wirkung.  Belehr.  Broscliürc 
mit  ganz  ausführl.  Gutachten 
obigen  Spezialarztes  u.  zahl- 
reicher erster  Professoren  und 
Aerzte  gratis  u.  franko  in  ver- 
schlossenem Kuvert  durch 
.\potheker  Kaesbach,  Za- 
borze  108  O.-SchL  " 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,    Heft  19  Schriltldlung:  E.  Rieh.  Schubert.  Berlin.  6.  Mai  1911 

loball:  Wohnungswesen  und  Wohnungsfrage  —  Die  architektonische  Gestaltung  des  Schornsteinkopfes  —  Ein  Vorschlag  zur  Verbilligung  von  Eisenbahn-Güterschuppen  -■ 
Sfandesbewegung  —  Schulfragen  —  Rechtsfragen  —  Aus  der  ^Volkswirtschaftslehre  —  Zeitschriftenschau  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Wohnungswesen  und  Wohnungsfrage 

[Von  Regierungsassessor  Dr.  CL.  HEISZ,  Treptow  bei  Berlin. 


I. 

Das  Wohnungswesen  zeigt  den  Grundzug,  daß  jeder 
einzelne  Vorgang  seine  Wirkungen  vervielfältigt  und  auf 
fremde  Gebiete  überträgt.  „Die  Einrichtungen,  die  der 
Jurist  schafft,  sind  bestimmend  für  das  Werk  des  Tech- 
nikers. Die  Maßnahmen  des  Technikers  wiederum 
haben  in  hervorragender  Weise  volkswirtschaft- 
liche Bedeutung.  Die  Ergebnisse  der  Bodenparzellie- 
rung, der  Bauweise,  der  Besitzverteilung  greifen  auf  das 
tiefste  in  die  Gestaltung  der  politischen  Verhältnisse 
ein.  Jede  Handlung  scheint  hier  ihren  Erfolg  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  zugleich  zu  erstrecken  und,  ob 
gewollt  oder  ungewollt,  über  ihren  ursprüngUchen  Bereich 
hinauszugreifen." 

Das  Wohnungswesen  kann  daher  in  einer  deri'  An- 
forderungen der  Praxis  genügenden  Weise  nur  dann 
behandelt  werden,  wenn  Verwaltungslehre,  Technik  und 
Volkswirtschaft  gleichmäßig  berücksichtigt  werden.  Erst 
durch  das  Zusammenwirken  dieser  drei  Disziplinen  ent- 
steht die  Wissenschaft  des  Städtebaus. 

Zum  Schaden  des  Wohnungswesens  und  des  Städte- 
baus waren  bis  in  die  jüngste  Zeit  der  Verwaltungsjurist, 
der  Techniker  und  der  Nationalökonom  ihre  eigenen  Wege 
gegangen.  Es  ist  das  größte  Verdienst  des  ,, Handbuchs 
des  Wohnungswesens  und  der  Wohnungsfrage"  von  Prof. 
Dr.  Rud.  Eberstadt  (Zweite  vermehrte  und  erweiterte  Auf- 
lage. Jena  1910,  Gustav  Fischer,  IX  und  516  S.  gr.  8'^ 
mit  135  Abbildungen  im  Text,  Preis  brosch.  10  M),  der 
ersten  Autorität  auf  diesem  Gebiet,  daß  darin  jeder  ein- 
zelne Abschnitt  nach  jenen  drei  Richtungen  durchgearbeitet 
ist  und  deren  Zusammenhang  und  Wechselwirkungen  klar- 
gestellt sind.  Für  den  Techniker  wird  das  Buch  besonders 
wertvoll  dadurch,  daß  technische  Fragen  wie  die  Boden- 
parzellierung, die  Haus-  und  Bauformen  in  ihrem  Zu- 
sammenhang mit  den  volkswirtschaftlichen  und  verwal- 
tungsrechtlichen Fragen  der  Bodenbewertung  und  Kapitali- 
sierung des  Bodens  behandelt  und  daß  diese  Dinge  in 
ihrer  historischen  Entwicklung  vorgeführt  werden.  Das 
Handbuch  verbindet  also  eine  reiche  Fülle  aus  der  Praxis 
geschöpfter  Erfahrungen  mit  einer  bisher  unerreichten 
Tiefe  der  theoretischen  Einsicht. 

In  den  griechischen  Stadtstaaten,  wo  die  Konzentration 
zu  einer  Reichseinheit  und  einer  Verkehrseinheit  fehlte, 
haben  eigentliche  Großstädte  nie  bestanden.  Nach  der 
Volkszahl  sind  Athen,  Sparta,  Korinth  über  ein  mittleres 
Maß  nie  hinausgewachsen.  Während  der  Blüte  des  Bürger- 
tums stand  der  Pracht  und  Größe  der  Monumentalbauten 
die  Einfachheit  und  Schmucklosigkeit  des  Bürgerhauses 


gegenüber.  Athen  mit  seinen  glänzenden  öffentlichen  Bau- 
werken war  in  seinen  Wohnstraßen  eine  winklige  und 
regellos  gebaute  Stadt,  deren  Gassen  als  schmal  und  in 
einem  Gewirr  verlaufend  geschildert  werden.  Hippodamus 
aus  Milet,  der  Schöpfer  einer  „neuen  Bauart",  faßte  aber 
bereits  die  Stadtanlage  einheitlich  und  systematisch  auf 
und  baute  nach  diesem  System  die  Pyraeusstadt  bei  Athen 
auf,  deren  Bebauungsplan  ein  öfters  benutztes  Vorbild  bei 
den  hellenischen  Städtegründungen  abgab.  Er  schied  das 
Gelände  bereits  in  drei  Teile:  in  solches  für  Heiligtümer, 
Staatsgebäude  und  Privatbauten  und  führte  die  Haupt- 
straßen gerade  und  ordnete  sie  nach  einem  einheitlichen 
Plan  an.  Aus  dem  zweiten  Jahrhundert  vor  Christus  sind 
bereits  Gesetze  über  die  Wege-,  die  Baupolizei  und  die 
Wasserversorgung  erhalten,  wonach  die  Straßenlast  von 
den  Grundbesitzern  gemeinsam  getragen  werden  mußte, 
und  die  Unratsabfuhr  in  Verding  gegeben  war.  Die  bau- 
polizeilichen Bestimmungen  enthalten  u.  a.  bereits  solclie 
über  die  „gemeinsame  Mauer"  zwischen  zwei  Gebäuden. 
In  dem  Abschnitt  über  die  Wasserversorgung  wird  für 
die  Unterhaltung  und  Beaufsichtigung  der  Laufbrunnen 
gesorgt;  das  Waschen  und  Viehtränken  an  öffentlichen 
Brunnen  wird  mit  strenger  Strafe  bedroht. 

Das  Imperium  Romanum  —  ein  Ländergebiet  von 
gewaltigster  Ausdehnung,  versehen  mit  Verkehrseinrich- 
tungen und  Verkehrsanlagen  von  großer  Leistungsfähigkeit 
und  mit  einem  Straßennetz,  das  wir  noch  heute  bewun- 
dern —  zeigt  eine  weit  vorgeschrittene  städtische  Ent- 
wicklung. Neben  der  Weltstadt  Rom  hatten  sich  zahl- 
reiche Großstädte  und  bedeutende  Mittelstädte  gebildet. 
Das  städtische  Wachstum  und  die  Bevölkerungsbewegung 
nahmen  den  größten  Umfang  an.  Hier  zeigen  sich  denn 
auch  Zustände,  die  sich  mit  den  Verhältnissen  der  Gegen- 
wart vergleichen  lassen. 

Die  Ausdehnung  der  Stadt  Rom  selber  vergrößerte 
sich  mit  der  Ausbreitung  der  römischen  Herrschaft;  für 
den  Gipfelpunkt  unter  der  Kaiserzeit  wird  die  Bevölkerung 
der  Stadt  auf  ein  bis  zwei  Millionen  Menschen  angegeben. 
Die  Wohnverhältnisse  zeigen  die  größten  Widersprüche. 
Auf  der  einen  Seite  die  Paläste  und  vornehmen  Bauten 
der  oberen  Klassen;  auf  der  anderen  Seite  die  traurigsten- 
Wohnungszustände  der  mittleren  und  unteren  Bevölke- 
rungsschichten. Die  Masse  der  Bevölkerung  wohnte  dicht 
zusammengedrängt  in  großen  vielstöckigen  Mietshäusern 
oder  Mietskasernen,  insulae  genannt.  Die  Zahl  der  Insulae 
wird  für  die  spätere  Kaiserzeit  auf  46  602  angegeben, 
gegenüber  1780  Patrizierhäusern  (domus).  Die  Wohnungs- 
wie  die  Grundbesitzverhältnisse  waren  für  die  unteren 
Klassen  gleich  ungünstig. 


2Q0 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


He[t  19 


Der  Stockwerksbau  und  die  Stockwerkshäufung  waren 
für  die  Mietwohnungs-Grundstücke  allgemein  angewandt, 
und  zwar  bediente  man  sich  zum  Aufeinandersetzen  der 
Stockwerke  des  Fachwerkhaus.  Die  Miethäuser  wuchsen 
gewaltig  in  die  Höhe.  Wir  hören  von  Wohnungen  von 
solcher  Höhenlage  und  Bauweise,  daß  eine  Rettung  bei 
Feuersgefahr  unmöglich  ist.  Baupolizeiliche  und  hygie- 
nische Vorschriften  mit  Bezug  auf  die  Ausstattung  der 
Wohnungen  selber  gab  es  kaum.  Die  Zusammendrängung 
der  Bevölkerung  war  eine  sehr  große;  auch  Kellerwohnun- 
gen schlechtester  Art  waren  in  erheblicher  Zahl  vorhanden. 

Häuserspekulation  und  Bodenspekulation  beherrschten 
das  Wohnwesen  der  unteren  und  mittleren  Klassen  durch- 
aus und  wirkten  in  sozialer,  wirtschaftlicher  und  poli- 
tischer Hinsicht  für  die  Oesamtbevölkerung  überaus  un- 
günstig. Crassus  erwarb  seinen  enormen  Reichtum  durch 
Bodenspekulation  großen  Stils,  indem  er  geschäftsmäßig 
Grundstücke,  Baustellen  und  Mietshäuser  zusammenkaufte. 
Mit  der  Teuerung  der  Wohnungen  gingen  die  Unstetigkeit 
des  Wohnens  und  der  Wohnungswechsel  Hand  in  Hand. 
Diesen  Mißständen  stehen  drei  Glanzleistungen  gegen- 
über: die  Wasserleitung, "die  Straßenpflasterung  und  die 
Kanalisation.  Wie  im  alten  Rom  zeigt  sich  in  den  konti- 
nentalen Großstädten  unserer  Zeit  dieselbe  Fürsorge  für 
gewisse  Aeußerlichkeiten  im  Städtebau  und  dieselbe  Ver- 
nachlässigung des  Wohnungswesens.  Wenn  man  das 
Wohnungswesen  ganz  und  gar  dem  Sondervorteil  einzelner 
überliefert,  dann  nötigen  eben  die  schlechten  Wohnungs- 
verhältnisse zu  gewissen  sanitären  Anlagen,  hinter  denen 
sich  der  traurige  Zustand  des  Wohnungswesens  verbirgt. 

Eberstadt  teilt  die  Geschichte  des  Wohnungswesens 
und  Städtebaus  in  Deutschland  von  dem  Einsetzen 
der  eigentlichen  städtischen  Entwicklung  ab  in  drei 
Perioden,  die  indes  nicht  mit  der  Einteilung  unserer  großen 
Abschnitte  in  der  allgemeinen  Geschichte  zusammenfallen. 
„Die  erste  selbständige  Periode  ist  die  des  12.  und 
13.  Jahrhunderts.  Als  zweite  Periode  bezeichne  ich  die 
der  landesfürstlichen  Bautätigkeit,  die  zu  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts einsetzt  und  im  18.  Jahrhundert  ihren  Höhepunkt 
erreicht;  die  dritte  ist  die  der  Gegenwart  seit  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts.  Jede  dieser  drei  Perioden  hat  einen 
scharf  ausgesprochenen  Charakter;  unter  sich  sind  die 
Abschnitte  jeweils  durch  Uebergangsstufen  verbunden." 

Nach  Erringung  der  kommunalen  Freiheit  im  12.  Jahr- 
hundert und  Entfaltung  des  Zunftwesens  im  13.  Jahrhundert 
entwickelten  sich  die  deutschen  Städte  im  'Mittelalter  zu 
großer  Blüte.  Wenn  auch  die  von  den  sächsischen  Kaisern 
im  10.  und  11.  Jahrhundert  gegründeten  Burgstädte  eng- 
räumig  gewesen  sein  mögen,  so  trifft  diese  auch  auf  das 
12.  und  13.  Jahrhundert  übertragene  Anschauung  Dr.  Essen- 
weins nicht  zu.  Der  Städtebau  des  12.  und  13.  Jahrhunderts 
war  vielmehr  weiträumig.  Die  Städte  sorgten  bei  Anlage 
ihres  von  Mauer,  Wall  und  Graben  umgrenzten  Gebietes 
für  die  fernere  Entwicklung  durch  die  Zuwanderung.  Sie 
bedurften  der  Freiflächen  schon,  um  eine  Belagerung  aus- 
halten zu  können,  und  sie  setzten  endlich  ihren  Stolz 
in  eine  große  und  mächtige  Anlage.  Die  Entwürfe  des 
Städtebaus  jener  Periode  sind  genau  so  großartig  wie 
die  des  damaligen  Kirchenbaus.  Die  Ringmauer  wurde 
weit  hinausgeschoben:  Höfe,  Accker,  Gärten,  Weinberge 
lagen  innerhalb  der  Mauer;  Klöster  mit  ihrem  umfassenden 
Grundbesitz  wurden  in  die  Stadtumwallung  einbezogen. 
Von  der  Weitsichtigkeit  der  damaligen  Städteverwaltung 
mag  es  einen  Begriff  geben,  wenn  ich  bemerke,  daß 
Köln  bis  zum  Jahre  1882  fast  ganz  genau  in  den  Ring 
eingeschlossen  war,  den  die  große  Stadterweiterung  des 
Jahres  1180  —  also  volle  sieben  Jahrhunderte  früher  — 
gezogen  hatte.    Das  ist  ein  Unternehmen,  das  an  Größe 


des  Entwurfs  gewiß  dem  Kölner  Dombau  gleichkommt. 
Große  Stadterweiterungen  wurden  während  des  13.  Jahr- 
hunderts in  zahlreichen  Städten  vorgenommen,  so  in 
Worms,  Straßburg,  Basel.  Diese  mit  Leichtigkeit  vor- 
genommenen Stadterweiterungen  eilten  in  ihren  Abmes- 
sungen zum  Teil  dem  Bevölkerungsstand  weit  voraus. 
Erst  viel  später,  d.  i.  gegen  Ende  des  Mittelalters  und 
vor  allem  seit  dem  16.  Jahrhundert,  ist  in  einigen  volk- 
reichen Städten  der  mittelalterliche  Mauerring  ganz  ge- 
füllt, während  andererseits  die  Elastizität  der  Stadt- 
erweiterung, das  fortwährende  Hinausschieben  der  Stadt- 
mauer, wie  es  im  Mittelalter  üblich  war,  aufhörte.  Dies 
hat  nach  der  Annahme  Dr.  Eberstadts  in  der  Umwälzung 
der  Feuergeschütztechnik  und  der  dadurch  bedingten  Kost- 
spieligkeit der  Umwallungsanlagen  seinen  Grund.  Die 
Festungsstadt  blieb  nach  der  Ausbildung  neuzeitlicher 
Kriegstechnik  auf  lange  Zeit  in  ihrem  einmal  bestehenden 
Gürtel  eingeschlossen.  So  wurden  z.  B.  in  Straßburg  in 
der  Zeit  von  1200  bis  ca.  1450  nicht  weniger  als  vier 
Stadterweiterungen  ausgeführt,  während  in  der  Neuzeit 
von  1580  bis  1870,  in  der  sich  die  Bevölkerung  verdrei- 
fachte, das  Stadtgebiet  sich  fast  gar  nicht  in  seiner  Topo- 
graphie verändert  hat.  Als  Beispiele  für  die  Individualität 
und  den  Charakter  mittelalterlicher  Städte  werden  die 
Stadtpläne  von  Rothenburg  o.  T.,  Soest  und  Ochsenfurt 
a.  M.  wiedergegeben.  Die  mittelalterlichen  Stadtanlagen 
—  die  Städte  wurden  entweder  von  Anfang  an  planmäßig 
angelegt  oder  haben  sich  allmählich  entwickelt  —  lassen 
sich  nur  nach  einem  einzigen  Gesichtspunkt,  der  Führung 
der  Straßen,  charakterisieren.  Eberstadt  unterscheidet: 
1.  Kardinalstraßen  oder  Hauptstraßen,  die  das  Gerüste 
der  Stadt  bilden;  2.  Aufteilungsstraßen  oder  Nebenstraßen, 
die  der  Aufteilung  des  übrigen  Baugeländes  dienen. 

Das  Straßengerüste  der  Kardinalstraßen  oder  Haupt- 
straßen ist  in  der  mittelalterlichen  Stadtanlage  stets  leicht 
zu  erkennen.  Die  Planlosigkeit  des  mittelalterlichen  Städte- 
baus hat  ihren  Grund  nur  in  den  Aufteilungsstraßen  und 
rührt  von  den  Orundbesitzverhältnissen  her.  Im  12.  und 
13.  Jahrhundert  standen  die  städtischen  Böden  in  der 
Hauptsache  im  Besitz  größerer  Grundbesitzer,  deren  Be- 
sitzflächen regelmäßig  größer  waren  als  die  zum  Klein- 
hausbau erforderlichen  Bodenparzellen.  Dem  Hausbau 
mußte  also  die  Bodenparzellierung  vorausgehen.  Für  diese 
Zwecke  wurde  das  wichtige  Rechtsinstitut  der  „städti- 
schen Grundstücksleihe"  ausgebildet.  „Der  Grundbesitzer 
verleiht  ein  Grundstück,  eine  Parzelle,  einen  Bauplatz  gegen 
die  Zahlung  eines  festen  Zinses.  Der  Eigentümer  bedingt 
sich  hierbei  einen  jährlichen  und  unlösbaren  Zins  aus; 
der  Beliehene  dagegen  hat,  solange  er  diesen  Zins  zahlt, 
die  unbeschränkte  Verfügung  über  das  Grundstück.  Von 
Anfang  ist  in  den  deutschen  Urkunden  die  zeitliche  Be- 
grenzung des  Leiherechts  selten.  Der  Belielf^ne  hatte  ein 
selbständiges  Recht  an  der  ,, Besserung",  d.  h.  an  dem 
von  ihm  errichteten  Bauwerk;  die  Verleihung  erfolgt  regel- 
mäßig zu  Erbbaurecht,  so  daß  der  Erwerber  ein  zeitlich 
unbeschränktes,  frei  veräußerliches  Erbrecht  an  der  Boden- 
nutzung und  am  Gebäude  erhielt." 

Das  deutsche  Recht  zeigt  in  diesem  Institut,  wodurch 
es  die  Trennung  zwischen  Boden  und  Bauwerk  durchführte, 
seine  große  Ueberlegenheit  über  das  römische  Recht,  wo- 
nach jede  Wertvermchrung  des  Bauwerks  zum  Schaden 
dessen,  der  sie  geschaffen,  dem  Grundbesitz  zuwuchs. 
Nach  deutschem  Rechte  durften  sich  die  Werte,  die  Kapital 
und  Arbeit  schufen,  nicht  vereinigen  mit  dem  Rechte 
des  Bodenbesitzes.  Hierdurch  wurde  in  einer  kapitalarmen 
Zeit  eine  hohe  Blüte  des  Gewerbelcbens  ermöglicht,  weil 
aller  Nutzen  Kapital  und  Arbeit  und  nicht  dem  Boden- 
besitz zufloß.    Die  heutigen  Schwierigkeiten  in  unserem 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


291 


Wohnungswesen  und  die  ungünstigen  Wirkungen  der 
Bodenspekulation  in  Deutscliland  haben  zu  einer  ihrer 
vornehmsten  Ursachen  nichts  anderes  als  die  fehlerhafte 
und  in  der  neueren  Zeit  noch  verschärfte  Ordnung,  der- 
zufolge  jeder  Aufwand  an  Kapital  und  Arbeit  heute  der 
Bodenspekulation  zugute  kommt.  Auf  der  Verschmelzung 
der  produktiven  Aufwendung  mit  der  spekulativen  Preis- 
treiberei beruht  in  seinem  letzten  Grunde  der  Erfolg  der 
Bodenspekulation  in  ihrer  heutigen  Form. 

Die  Bodenspekulation  war  aber  dem  Mittelalter  durch- 
aus nicht  fremd.  Man  spekuUerte  auf  den  Mehrwert  der 
Baustelle  gegenüber  dem  bisherigen  Acker-,  Garten-  oder 
Rebland.  Die  Trennung  von  Boden  und  Bauwerk  schnitt 
dagegen  den  bestimmenden  Einfluß  auf  die  Entwicklung 
der  Grundstückswerte  und  die  Bebauung  ab.  Auch  ge- 
werbsmäßige sogenannte  „mehrfache"  Hausbesitzer  sind 
nachweisbar.  Doch  wurde  dadurch  keineswegs  der  In- 
dividualbesitz  geschädigt  oder  zurückgedrängt.  Auch  heute 
noch  hat  sich  in  rheinischen  Städten  neben  der  über- 
lieferten Form  des  Kleinhauses,  dem  sogenannten  Drei- 
fensterhaus, neben  dem  Großbesitz  von  Häusern  (bis  zu 
200  in  einer  Hand)  im  allgemeinen  der  Individualbesitz 
erhalten.  Das  oben  geschilderte  Institut  der  Erbleihe  mit 
seinem  festen  und  unabänderlichen  Bodenzins  machte  ein 
Steigern  der  Mieten  durch  den  Bodenbesitz  mit  dem  Auf- 
blühen von  Handel  und  Gewerbe  unmöglich  und  beförderte 
die  Entfaltung  der  Städte  stark. 

Aus  den  Urkunden  des  12.  und  13.  Jahrhunderts 
lassen  sich  deutlich  drei  Formen  des  bürgerlichen  Haus- 
baues der  damaligen  Zeit  erkennen:  1.  das  auf  vier  Seiten 
freistehende,  mit  den  Nebengebäuden  nicht  ver- 
bundene Haus;  2.  das  durch  Senkrechtteilung  eines 
größeren  Hauses  entstandene  Teilhaus;  3.  das 
Reihenhaus,  das  in  der  älteren  Zeit  mehrfach  noch 
in  der  Form  mehrerer  Kleinhäuser  unter  einem  gemein- 
samen Dache  erscheint.  Die  erste  Hausform  bildete  die 
bäuerliche  Bauweise  für  städtische  Zwecke  weiter.  „Die 
eine  Form  (das  Bauernhaus)  ist  aus  allgemein  ländlichen 
Bedürfnissen,  die  andere  aus  den  besonderen  städtischen 
Zwecken  hervorgegangen,  wenn  auch  sicherlich  ein  tech- 
nisch-struktiver  Zusammenhang  zwischen  beiden  Formen 
anzunehmen  ist."  Das  Teilhaus  wurde  meist  in  senk- 
rechter Richtung  geteilt.  Bei  der  Bedeutung  des  eigenen 
Hausbesitzes  im  Mittelalter  darf  es  nicht  wundernehmen, 
wenn  dieses  Mittel  gern  und  in  großem  Umfang  ergriffen 
wurde.  Mit  der  Teilung  in  Hälften  wurde  begonnen;  die 
Absplitterung  schritt  fort  zu  halben  Stockwerken  bis  zu 
einzelnen  Läden  und  Stuben.  Diese  Zerlegung  großer 
Häuser  und  Wohnungen,  die  in  der  Gegenwart  auch  an 
neueren  Bauten  vielfach  geübt  wird,  führt  natürlich  mit- 
unter zu  großen  Uebelständen. 

Die  von  den  Städten  durchaus  selbständig  geschaffene 
Form  des  Bürgerhauses  ist  das  an  dritter  Stelle  genannte 
Reihenhaus,  das  in  geschlossener  Reihe  und  ohne 
Seitenabstand  aufgeführt  wurde.  Der  Ausgangspunkt  für 
die  Entwicklung  dieser  Bauform  liegt  in  der  Parzellierung 
größerer  Bauflächen,  die  während  des  raschen  Auf- 
schwungs der  Städte  im  12.  und  13.  Jahrhundert  zur  Auf- 
teilung gelangten.  Hierbei  wurden  sowohl  ganze  Neu- 
straßen wie  auch  Seitengassen  und  in  den  Großgrund- 
besitz hineingetriebene  Hofgassen  angelegt  und  mit  Reihen- 
häusern besetzt.  Eine  Mehrzahl  von  Reihenhäusern  hatte 
vielfach  noch  im  13.  Jahrhundert  ein  gemeinsames  Dach, 
was  später  aufgegeben  wurde,  während  die  Gemeinsamkeit 
der  Scheidemauer  beibehalten  wurde.  Das  Reihenhaus 
von  drei  Fenstern  Front,  das  „Dreifensterhaus",  entsprach 
durchaus  den  Anforderungen  des  städtischen  Grundstücks- 
verkehrs wie  der  städtischen  Wohnweise  vollkommen.  „Die 


Hausanlage  bietet  in  ihrer  Einfachheit  eine  treffliche  prak- 
tische Lösung  und  ist  den  Bedingungen  der  Raumverteilung 
und  Raumausnutzung  auf  das  beste  angepaßt."  Diese 
systematische  Einführung  des  Kleinhauses  in  den  Städte- 
bau ist  ein  Vorgang  von  weittragender  politischer  und 
wirtschaftlicher  Bedeutung.  Großgrundbesitz  wurde  durch 
eine  geradezu  vorbildliche  Bodenparzellierung  aufgeteilt 
und  in  die  Hände  des  neuen  Bürgerstandes,  der  so  mit 
eigenem  Hausbesitz  ausgestattet  werden  konnte,  hin- 
übergeleitet. 

Von  den  Vorschriften  des  mittelalterlichen  Baurechtes 
ist  besonders  beachtenswert  die,  daß  Bauplätze  niemals 
der  Bebauung  entzogen  werden  dürfen.  Weigerte  sich 
der  Besitzer,  selber  zu  bauen  oder  war  er  aus  Mangel  an 
Mitteln  dazu  nicht  imstande,  so  wurde  die  Baustelle  durch 
obrigkeitliche  Verfügung  weiter  verkauft.  Dies  ist  eine 
der  ältesten  und  stets  festgehaltenen  Bestimmungen  des 
mittelalterlichen  Stadtrechts.  Die  Bebauung  lag  im  Inter- 
esse der  Bodenbesitzer,  und  Baustellen  wurden  häufig 
mit  Bauverpflichtung  verkauft.  Auch  durch  Gewährung 
von  freiem  Baumaterial,  insbesondere  von  Bauholz,  wurde 
der  Häuserbau  in  den  Städten  vielfach  gefördert  und  unter- 
stützt. In  baupolizeilicher  Beziehung  finden  sich  vielfach 
Vorschriften  über  Einbauten,  Vorbauten  und  sogenannte 
Ueberbauten  sowie  mehrfach  auch  über  die  Bauhöhe.  Als 
allgemein  zulässige  Höhe  für  das  13.  Jahrhundert  sind 
drei  Geschosse  anzusehen. 

Eberstadt  faßt  sein  Urteil  über  die  Leistungen  des 
Mittelalters  im  Städtebau  und  Wohnungswesen  in  folgende 
Sätze  zusammen:  „Die  bodenpoHtischen  Schöpfungen 
dieser  ersten  Periode  unseres  Städtebaues  sind  nicht  nur 
für  die  eigene  Zeit,  sondern  ebenso  für  die  spätere  Ent- 
wicklung bedeutsam  geworden.  Die  Leistungen,  die  einen 
dauernden  Wert  für  die  städtische  Bodenentwicklung  be- 
sitzen, lassen  sich  in  vier  Punkte  zusammenfassen:  Auf- 
stellung von  Rechtssätzen  für  die  Bodenaufteilung,  Schaf- 
fung der  Einrichtungen  für  den  Immobiliarverkehr  und 
die  Kapitalisierung  des  Bodens,  Ausgestaltung  des  städti- 
schen Kleinhauses,  Differenzierung  der  Straßen  nach  Zweck 
und  Bedürfnis." 

Im  16.  Jahrhundert  gelangten  mit  dem  Eindringen  der 
Renaissance  von  Italien  nach  dem  Norden  neue  Bauformen, 
die  von  großem  Einfluß  auf  Städtebau  und  Wohnungs- 
wesen wurden.  Dem  mittelalterlichen  Dreifensterhaus,  das 
den  Individualbesitz  betont  und  mit  seiner  schmalen  Front 
für  eine  Familie  oder  doch  für  eine  geringere  Zahl  von 
Haushaltungen  bestimmt  ist,  tritt  ein  breites  Grundstück 
zur  Seite,  das  die  Abmessungen  der  Bauwerke  der  vor- 
nehmen Klassen  nachahmt  und  bei  seiner  späteren  Ueber- 
tragung  auf  das  Bürgerhaus  schon  äußerlich  den  Charakter 
des  Mietshauses  erkennen  läßt.  Die  Vermittler  der  aus 
Italien  übernommenen  Bauform  waren  Baumeister  der 
Renaissance,  die  in  den  Urkunden  bezeichnenderweise  die 
„wälschen  Maurer"  genannt  werden.  Im  16.  Jahrhundert 
entwickelte  sich  zugleich  die  landesfürstliche  Bautätigkeit 
im  Städtebau,  verbunden  mit  einer  systematischen  Bau- 
politik, d.  h.  der  Anwendung  staatlicher  Machtmittel  zur 
Erreichung  bestimmter  Ziele  im  Bauwesen.  In  Frankreich 
verbot  man  zuerst  den  Häuserbau  oder  wenigstens  den 
Bau  herrschaftlicher  Häuser  in  den  Vorstädten,  um  den 
Glanz  der  Residenz  zu  erhöhen  und  die  reichen  Leute  zu 
zwingen,  ihre  Palais  im  Innern  der  Stadt  zu  errichten, 
ein  Vorgehen,  das  später  von  Friedrich  I.  in  Preußen 
nachgeahmt  wurde.  Ein  von  der  mittelalterlichen  Stadt 
vollkommen  verschiedenes  Ideal  des  Städtebaues  wurde 
verwirklicht  und  als  Vorbild  aufgestellt.  Die  hauptsächlich 
angewandten  Mittel  der  landesfürstlichen  Baupolitik  im 
Städtebau  waren:  Anlage  gleichförmiger  öffentlicher  Plätze 


292 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  19 


(„places  ä  Symmetrie",  streng  einheitlich  umbaut);  Anlage 
geradlinig  gezogener  Straßen;  Durchführung  von  Stadt- 
erweiterungen durch  Staatsbeamte  und  private  Unternehmer 
nach  einheitlichen  Plänen;  endlich  die  Vergebung  von 
Baustellen  mit  der  Verpflichtung,  auf  der  angewiesenen 
Stelle  ein  Gebäude  zu  errichten. 

In  Deutschland  ragte  Brandenburg-Preußen  durch 
seine  umfassende  Tätigkeit  für  die  Hebung  der  Städte 
hervor.  Eberstadt  verwahrt  die  preußischen  Fürsten  da- 
gegen, daß  sie  zwar  wohlgesinnte,  aber  rücksichtslose 
und  selbstherrliche  Neuerer  gewesen  wären.  Ihre  Bau- 
politik ist  nur  als  ein  Teil  ihrer  allgemeinen  Verwaltungs- 
politik zu  verstehen.  Ein  Hauptmittel  für  die  Kräftigung 
und  Hebung  des  Staates  bildete  die  Förderung  des  Qe- 
werbewesens.  Das  Gewerbe  wurde  aber  seit  1680  ge- 
radezu auf  die  Städte  beschränkt;  durch  Freiheiten,  Unter- 
stützungen und  Privilegien  wurden  Immer  neue  Scharen 
gewerbetätiger  Einwanderer  in  die  Städte  gezogen.  Das 
Anwachsen  der  Städte  wurde  verstärkt  durch  die  segens- 
reiche preußische  Bevölkerungspolitik  und  die  Begünsti- 
gung der  Einwanderung,  deren  mächtiger  Strom,  soweit 
es  sich  um  Gewerbetreibende  handelte,  zumeist  nach  den 
Städten  gelenkt  wurde.  Hand  in  Hand  mit  dieser  ener- 
gischen städtefördernden  Politik  ging  eine  umfassende 
Bautätigkeit  und  Baupolitik.  Das  18.  Jahrhundert  be- 
zeichnet für  Preußen  den  Höhepunkt  der  landesfürstlichen 
Bautätigkeit;  ganze  Stadtteile  und  Städte  wurden  damals 
planmäßig  und  systematisch  angelegt.  Teils  wurden  fran- 
zösische Vorbilder  nachgeahmt,  in  der  Hauptsache  aber 
wurde  das  alte  kommunalständische  Recht  neu  belebt  und 
ausgeübt,  das  Recht,  das  durch  die  Untätigkeit  und  Ver- 
wahrlosung der  städtischen  Verwaltungen  in  Verfall  ge- 
raten war.  Eine  auf  willkürlich  erfundene  Rechtssätze 
gestützte  Baupolitik  hat  es  dagegen  in  Preußen  nicht 
gegeben. 

In  Anwendung  eines  der  ältesten  Grundsätze  des 
Stadtrechts  von  den  unbebauten  Baustellen  wurden  solche 
eingezogen  und  an  baulustige  Unternehmer  vergeben.  Es 
wurden  ihnen  überdies  noch  Baumaterialien  und  Zuschüsse 
gewährt.  „Die  Größe  der  preußischen  Könige",  sagt 
Eberstadt  S.  47  wörtlich,  „lag  auch  auf  diesem  Gebiete 
in  der  sittlichen  Kraft,  mit  der  sie  Widerstände  und  Inter- 
essengegensätze zu  überwinden  und  dem  reinen  Staats- 
gedanken unterzuordnen  wußten."  In  Berlin  war  die  Bau- 
tätigkeit unter  dem  Großen  Kurfürsten,  mehr  noch  unter 
Friedrich  I.,  Friedrich  Wilhelm  und  Friedrich  dem  Großen 
eine  umfassende.  Der  Reihe  nach  wurden  der  Friedrichs- 
werder, die  Dorotheenstadt,  die  Friedrichstadt  angelegt. 
Ein  hervorragendes  Verdienst  gebührt  Friedrich  Wil- 
helm I.,  der  nicht  allein  für  Berlin  Großes  geschaffen  hat, 
sondern  auch  auf  das  Bauwesen  anderer  Städte  fördernd 
einwirkte. 

Unter  den  neu  angelegten  Städten  ragt  die  Stadt- 
anlage von  Mannheim  hervor,  deren  mannigfaltige  Schick- 
sale (wiederholte  Zerstörung)  eingehend  geschildert  und 

I  deren  Anlage  durch  einen  Plan  vom  Jahre  1607  illustriert 
wird.  Auch  hier  wurden  die  Bauplätze  in  den  Neben- 
straßen unentgeltlich  abgegeben.  Häuser  wurden  auf 
Spekulation   von    Unternehmern  gebaut  und  von  Kapi- 

1  talisten  geschäftsmäßig  gekauft.  Zu  den  von  deutschen 
Landesfürsten  neugegründeten  oder  durch  Angliederung 
umfangreicher  Stadtteile  umgestalteten  Städten  gehören  Er- 
langen, Ludwigsburg,  Karlsruhe,  Düsseldorf,  Hanau,  Darm- 
stadt, Kassel  u.  a. 

Das  von  den  wälschen  Baumeistern  aus  Italien  und 
Frankreich  importierte  breitgestreckte  Etagenhaus  wurde 
als  neue  Bauform  für  das  bessere  und  vornehmere  Bürger- 
haus eingeführt.    Man  begünstigte  diese  Haustypen,  weil 


sie  äußerlich  die  Vorstellung  der  Vornehmheit  erwecken 
konnten  und  weil  man  in  dem  für  mehrere  Familien  an- 
gelegten Etagenhaus  Mietwohnungen  für  die  staatlichen 
Beamten  bekam.  Der  Absolutismus  hat  indes  das  Etagen- 
haus nicht  etwa  allgemein  angewandt;  vielmehr  wurde 
stets  dafür  gesorgt,  daß  neben  den  breiten  größeren  Miet- 
häusern die  entsprechende  Anzahl  schmaler  Kleinhäuser 
für  Handwerker  und  Kleinbürger  gebaut  wurde.  Die 
Bodenparzellierung  wurde  obrigkeitlich  geregelt  und  da- 
bei teils  ganze  Abschnitte  einzelner  Straßen  dem  Klein- 
bau vorbehalten,  teils  innerhalb  des  Hausblockes  eine 
Hälfte  zur  Aufteilung  in  kleine  Grundstücke  ausgeschieden. 
Die  soziale  Fürsorge  für  die  Bodenparzellierung  ging  sehr 
weit.  Auch  wurde  dafür  gesorgt,  daß  die  Zahl  der  Bürger- 
häuser erhalten  werden  solle,  eine  Bestimmung  des  preußi- 
schen Allgemeinen  Landrechts,  die  durch  die  Städteord- 
nung wieder  aufgehoben  worden  ist.  Das  System  des 
landesfürstlichen  Städtebaues  hat  tiefgreifende  Neuerungen 
in  der  Stadtanlage  und  im  Wohnungswesen  eingeführt. 
Der  landesfürstliche  Städtebau  erfaßt  die  Anlage  der  Stadt 
als  einheitliches  Ganzes,  wobei  die  Planmäßigkeit  sich  bis 
auf  die  Regelung  jeder  die  äußere  Erscheinung  betreffen- 
den Einzelheit  erstreckt.  Das  Schönheitsideal  war  die 
Symmetrie,  das  System  als  Ganzes  war  der  zutreffende 
Ausdruck  der  zeitgenössischen  Zustände;  zum  Schematis- 
mus wurde  es  erst  späterhin,  als  die  künstlerischen  Ge- 
danken und  die  Aufgaben  des  Absolutismus  geschwun- 
den waren.  Auf  dem  Gebiete  der  Bodenparzellierung  ist 
die  Scheidung  zwischen  Verkehrsstraße  und  Wohnstraße 
weggefallen  sowie  die  beliebige  Aufteilung  des  Wohn- 
landes durch  den  einzelnen  Grundbesitzer.  Für  lange  Zeit 
hinaus  blieb  der  Grundsatz  der  Straßendifferenzierung  dem 
kontinentalen  Städtebau  verloren.  Die  Bodenaufteilung 
entsprach  der  Schichtung  der  Einwohnerschaft. 

Bis  zur  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  waren  für  den 
Städtebau  bedeutsam  die  Niederlegung  der  Festungswälle, 
der  die  prächtigen  Wallpromenaden  und  Anlagen  vieler 
Städte  ihre  Entstehung  verdanken,  und  der  Bau  der  Eisen- 
bahnen mit  dem  Bahnhof  vor  der  Stadt  und  der  ,, Bahn- 
hofstraße". In  den  Vierteln,  die  jetzt  vor  den  ehemaligen 
Stadttoren  entstehen  und  in  denen  die  offene  Bauweise 
angewendet  wird,  lassen  sich  die  vornehmen  oder  jeden- 
falls die  besser  gestellten  Klassen  nieder.  Zur  Begründung 
der  offenen  Bauweise  werden  nicht,  wie  heutzutage  gesund- 
heitliche Gesichtspunkte,  sondern  Gründe  der  Feuersicher- 
heit, Möglichkeit'späterer  Vergrößerung  der  Gebäude  und 
künstlerische  Rücksichten  geltend  gemacht.  Auch  noch 
nach  dem  großen  Aufschwung  der  Industrie  war  in  den 
Industriebezirken  der  eigene  Hausbesitz  des  Arbeiters  all- 
gemein verbreitet,  jedoch  auch  die  Mietwohnungen  der  Ar- 
beiter befanden  sich  meist  in  kleinen  Häusern;  die  großen 
Hausformen  wurden  für  die  Arbeiterwohnungen  noch 
wenig  angewendet.  Das  Massenmiethaus  war  als  all- 
gemeiner Typus  überhaupt  unbekannt.  Das  typische  ältere 
Arbeiterwohnhaus  im  rheinisch-westfälischen  Industrie- 
bezirk ist  eine  Weiterbildung  des  Dreifensterhauses.  Die 
Billigkeit  des  Bodens  gestattet  die  für  den  Arbeiterhaus- 
halt überaus  wertvolle  Eigenproduktion,  deren  Wegfall  zu 
den  bedeutsamsten  Umwälzungen  in  der  Lebenshaltung 
des  Arbeiters  zählt.  Als  Wohnform  besitzt  diese  ältere 
Bauweise  eine  große  Bedeutung.  Die  Anlage  der  Woh- 
nung und  die  Gestaltung  des  Wohnungsgrundrisses  sind 
befriedigend.  Die  vorhandene  Freifläche  gestattet  den  Kin- 
dern den  Aufenthalt  und  die  Bewegung  beim  Hause.  Der 
Ervverb  des  Hauses  zum  Eigenbesitz  war  möglich;  ebenso 
war  die  Gelegenheit  zur  Abgabe  von  Mietwohnungen  ge- 
geben. Für  den  Arbeiterstand  und  seine  Kleinwohnung 
war  mithin  in  Deutschland  ein  bestimmter  Wohnungs- 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


293 


typus  vorhanden,  dem  nach  der  wirtschaftlichen,  sozialen 
und  bautechnischen  Seite  wertvolle  Eigenschaften  zukamen. 
Mit  den  60er  Jahren  machen  sich  die  Wirkungen  des 
Eisenbahnbaues  geltend,  die  Städte  beginnen  stark  zu 
wachsen,  ihre  Industrie  vergrößert  sich  zusehends.  Nach 
der   Einigung    Deutschlands  haben  wir  folgendes  Bild: 


„Eine  weitgehende,  fest  organisierte  Selbstverwaltung  war 
geschaffen.  Kapital  und  Kredit  floß  in  unerschöpflichen 
Mengen  dem  Boden  zu.  Die  Grundrente  stieg  unaufhör- 
lich und  ergab  für  die  Spekulation  einen  Reichtum  von 
Milliarden.  Die  Möglichkeit  war  gegeben,  eine  günstige 
Entwicklung  der  Bodenverhältnisse  herbeizuführen." 


Die  architektonische  Gestaltung  des  Schornsteinkopfes 

yon  Reg.-Baumeister  a.  D.  LAUTENSACK,  Stolberg  a.  Harz  (M.-Nr.  26  778). 


In  Nr.  42  des  vorigen  Jahrganges  dieser  Zeitschrift 
ist  in  einer  Abhandlung  über  den  Schornsteinbau  in  prak- 
tischer und  schönheitlicher  Beziehung  auch  von  der  bei 
uns  meist  geübten  geringen  Sorgfalt  die  Rede  gewesen, 
welche  den  hierbei  in  Frage  kommenden  Bauteilen  hin- 
sichtlich ihrer  äußeren  Gestaltung  fast  ausnahmslos  zuteil 


Abb.  17 

Gärtnerei  der  Villa   Muttersegen «  in  Blasewitz  bei  Dresden 


zu  vi'erden  pflegt.  Dies  ist  um  so  auffälliger,  als  der 
Schornsteinkopf  in  früheren  Zeiten  keineswegs  eine  gleiche 
Vernachlässigung  erfahren  hat,  wenn  auch  das  Suchen 
nach  befriedigenden  Lösungen  naturgemäß  nicht  immer 
von  Erfolg  gekrönt  war.  Immerhin  darf  gerade  die  Be- 
trachtung von  Beispielen,  welche  die  allmähliche  Entwick- 
lung des  Geschmackes  und  Verständnisses  für  die  archi- 
tektonisch richtige  Gestaltung  des  Schornsteinkopfes  klar 
vor  Augen  führen,  besonders  empfohlen  werden.  Will- 


kommene Gelegenheit  zu  einschlägigen  Studien  bieten 
unsere  alten  Bauernhäuser,  welche  in  den  meisten 
Fällen  gewisse  grundlegende  Formen  des  Schornstein- 
kopfes aufweisen.  Bemerkenswert  ist  bei  den  vorliegen- 
den, sämtlich  alten  Bauernhäusern  verschiedener  Land- 
striche entlehnten  Beispielen  —  zu  vergl.  Abb.  1  bis  7  — 


Abb.  19 

Landhaus  Gerhard  Hauptmanns  in  Blasewitz  bei  Dresden 


die  folgerichtige  Ableitung  der  Form  des  Kopfes  aus  dem 
praktischen  Bedürfnis  bzw.  aus  «der  Zweckbestimmung  des 
Rauchrohres  heraus.  Daher  findet  man  zur  Unschädlich- 
machung widrigen  Windes,  zur  Beseitigung  der  am  den 
Niederschlägen  entstehenden  Nachteile,  welche  bei  größe- 
rem Querschnitt  des  Schornsteines  —  um  welchen  es  sich 
bei  alten  Bauernhäusern  ausnahmslos  handelt  —  keines- 
wegs belanglos  sind,  Abdeckungen  verschiedener  Art, 
und  zwar  von  der  mit  Steinen  beschwerten  Metallplatte 


294 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  19 


Abb.  1         Abb.^2         Abb.  3       Abb.  4  Abb.  5  Abb.  6         Abb.  7 


A 


Abb.  8 


Abb.  9  Abb.  10 


Abb.  11 


Abb.  12 


Abb.  14  Abb.  15  Abb.  16 


Heft  1§ 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


295 


Abb.  20.    Essenköpfe  aus  Venedig 


(Abb.  1),  den  im  Winkel  gestellten  Dachziegeln  (Abb.  2) 
und  der  gebogenen,  an  den  Enden  eingemauerten  Blech- 
tafel (Abb.  3)  bis  zum  regelrecht  abgedeckten  bezw.  über- 
bauten Kopf  (Abb.  4,  5  und  6).  Bei  dem  in  Abb.  7  dar- 
gestellten, aus  Westfalen  stammenden  Beispiel  tritt  die 
Herleitung  aus  der  ursprünglichsten  Kopfbildung  (Abb.  1) 
besonders  klar  in  Erscheinung. 

Eine  ausgesprochene  Stilrichtung  ist  weder  bei  den 
oben  abgebildeten  Köpfen,  noch  bei  den  meisten  anderen 
Beispielen  (zu  vergl.  Abb.  8  bis  10)  zu  erkennen.  Gotische 
Formen  zeigt  Abb.  11,  während  in  Abb.  12  der  moderne 
Münchener  Geschmack  zum  Ausdruck  kommt.  Ein  mit 
reicher  Schmiedearbeit  ausgestatteter  Kopf  im  Stil  der 
deutschen  Renaissance  ist  in  Abb.  13  dargestellt.  Weitere 
Beispiele  verschiedener  Geschmacksrichtung,  zum  Teil  in 
reicher  turmartiger  Gestaltung,  folgen  in  der  Abb.  14  bis 
17  und  18  (5  bis  Q).*)  Solche  reichere  Ausführungen  sind 
im  allgemeinen  nicht  häufig  anzutreffen  und  auch  nur  da 
begründet,  wo  die  Lage  des  Schornsteins  bezw.  einer 

*)  Die  Abb.  18  (5  bis  9)  sind  der  Architektonischen 
Formenlehre  von  Bischoff  und  Meyer,  Verlag  von  Carl 
Scholtze  in  Leipzig,  entnommen. 


Schornsteingruppe  oder  der  Charakter  des  Gebäudes  es 
erheischen.  Bemerkenswert  ist  die  Lösung  der  Schorn- 
steinköpfe bei  dem  Landhause  Gerhard  Hauptmanns  in 
Blasewitz  b.  Dresden  (Abb.  19)  und  ihr  harmonisches 
Zusammenklingen  mit  den  an  Storchnester  erinnernden 
mächtigen  Giebelbekrönungen. 

Wenn  nach  dem  oben  Gesagten  bei  uns  zwar  viele 
Beispiele  befriedigender  Art  angetroffen  werden,  so  ver- 
mißt man  doch  andererseits  eine  gewisse  Mannigfaltig- 
keit der  Gestaltung,  deren  gerade  der  Schornsteinkopf 
seiner  Lage  und  Bestimmung  nach  unzweifelhaft  fähig  ist. 
Dafür  sprechen  auch  die  auf  Abb.  20  dargestellten  Essen- 
köpfe aus  Venedig*)  —  aufgenommen  von  Architekt 
Werner  Müller  — ,  welche  durch  ihre  reizvolle  Eigenart 
jeden  Beschauer  entzücken  müssen,  der  mit  offenem  Auge 
nicht  nur  die  klassischen  Bauwerke  Venedigs  in  ihrer 
Gesamterscheinung,  sondern  auch  im  einzelnen  auf  sich 
wirken  zu  lassen  bestrebt  ist.  Diese  im  Auslande  ge- 
wonnenen Eindrücke  sind  wohl  geeignet,  dem  Archi- 
tekten als  wertvolle  Anregungen  für  die  heimische  Bau- 
weise  zu  dienen   und   dadurch   befruchtend  zu  wirken. 


*)  Aus  der  Deutschen  Bauhütte  1908,  Seite  315. 


296 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  19 


Will  man  zum  Schluß  die  mit  der  architektonischen 
Gestaltung  in  gewissem  Zusammenhange  stehende  prak- 
tische Au.iührung  der  Schornsteine  kurz  beleuchten, 
so  muß  die  Ueberzeugung  Platz  greifen,  daß  sich  hierin 
seit  Jahrzehnten  eine  entschiedene  Wendung  zum  Besseren 
vollzogen  hat.  Früher  wurde  mangels  gesetzlicher  Be- 
stimmungen auf  die  Forderungen  der  Feuersicherheit  wenig 
oder  gar  keine  Rücksicht  genommen,  so  daß  die  Auf- 
sattelung  eines  Schornsteinkörpers  auf  Holzgebälk,  das 
Schleifen  auf  Holz,  ferner  ungenügender  Abstand  ein- 
zelner Holzteile  von  den  Schornstein- Wandungen,  ja  sogar 
das  Durchführen  von  Balken  durch  den  Schornstein-Quer- 
schnitt hindurch  zu  den  Alltäglichkeiten  gehörte.  Bei- 
spiele hiervon  kann  man  noch  heute  bei  alten  Gebäuden 
nicht  selten  finden.  Alle  diese  Uebelstände  werden  in- 
folge geeigneter  baupolizeilicher  Anordnungen  gleichzeitig 


mit  dem  Rückgange  des  unpraktischen  steigbaren  Schorn- 
steines und  der  fast  allgemeinen  Einführung  des  russischen 
Rohres  mehr  und  mehr  verschwinden  müssen.  Auch  das 
Streben  nach  tunlichster  Verwendung  von  Formziegeln, 
welche  Baustoffe  ersparen  und  den  Vorgang  des  Auf- 
baues vereinfachen,  trägt  zur  Schaffung  eines  gesunden 
Schornsteinverbandes  nicht  unwesentlich  bei.  Es  sei  hier- 
bei an  die  im  Königreich  Sachsen  allgemein  üblichen 
Essenziegel*)  und  an  die  vom  Ingenieur  Heinr.  Franke 
in  Wiesbaden  erfundenen  Formsteine  erinnert.  Beide  be- 
zwecken die  Herstellung  von  Schornsteinen  mit  rundem 
Querschnitt,  welchem  erfahrungsmäßig  mancherlei  Vorzüge 
nicht  abgesprochen  werden  können. 


*)  Zu  vergl.  den  eingangs  erwähnten  Artikel  in  Nr.  42 
des  vorigen  Jahrganges  dieser  Zeitschrift. 


Ein  Vorschlag  zur  Verbilligung  von  Eisenbahn-Güterschuppen 


Bei  den  zahlreichen  Eisenbahn-Hochbauten  usw.  aller- 
wärts  in  deutschen  Landen  wird  man  durchweg  die  Be- 
obachtung machen  können,  daß  im  ganzen  nicht  nur  ge- 
schmackvoller, sondern  auch  den  Fortschritten  der  Technik 
entsprechend  vielfach  zweckmäßiger  als  früher  gebaut  wird. 

Nur  eine  Art  von  Zweckbauten  ist  vom  Wandel  der 
Zeit  so  ziemlich  unberührt  geblieben.  Es  sind  dies  die 
Güterschuppengebäude  der  Bahnhöfe,  deren  Zweck  be- 
kanntlich ist,  die  sogenannten  Stückgüter,  die  nicht  im 
Freien  lagern  dürfen,  vorübergehend,  gleichzeitig  zur  Siche- 
rung gegen  Diebstahl,  unter  Dach  und  Fach  abzustellen. 


Abb.  1 


in  der  Tat  nicht  so  groß  zu  sein  brauchte,  weder  aus 
hygienischen,  noch  aus  architektonischen  Gründen,  denn 
ob  das  Aeußere  eines  derartigen  Gebäudes  einen  mehr 
oder  weniger  gedrückten  Eindruck  macht,  kommt  dort,  wo 
sie  stehen,  kaum  in  Frage. 

Trotzdem  beträgt  die  Raumhöhe  mit  Rücksicht  auf 
das  Eisenbahn-Normalprofil  (weniger  auf  die  Ladehöhe 
der  Rollfuhrwerke)  an  den  Umfassungen  ca.  5,5  m,  am 
First  bis  8,3  m  über  Fußboden  (Abb.  1).  Da  die  Stapel- 
höhe der  Frachtstücke  selten  mehr  als  2,0  bis  2,5  m  be- 
trägt, wird  demnach  der  überbaute  Raum  nach  der  Höhe 


Abb.  3 


Das  allgemeine  Charakteristikum  dieser  einfachen 
ebenerdigen  Gebäude  ist:  Ein  zweiseitiges  Satteldach  mit 
breiten  Vorsprüngen,  um  auch  das  Ein-  und  Ausladen 
der  Stückgüter  in  die  Eisenbahnwagen  und  Rollfuhrwerke 
unter  Dachschutz  vornehmen  zu  können.  Die  Um- 
fassungen, teils  massiv,  teils  Fachwerk  und  von  Holz; 
in  der  Regel  nur  mit  Lukenöffnungen,  seltener  außerdem 
mit  Fensteröffnungen.  Als  Dach  meistens  Papp-,  aber 
auch  Schiefer-  und  Ziegeldachung. 

Betritt  man  nun  derartige  Güterböden,  so  wird  man 
die  Beobachtung  machen,  daß  die  verschiedenartigen 
Frachtstücke  als :  Kisten,  Ballen,  Rollen,  Fässer,  Säcke  usw., 
abweichend  von  Güter  speichern,  nicht  hochgestapelt, 
sondern  nur,  mit  wenig  Ausnahmen,  nebeneinander  gelagert 
werden,  wie  dies  eben  der  Eisenbahn-Güterbetrieb  er- 
fordert. Man  hat  infolgedessen  den  Eindruck,  daß  die 
lichte  Raumhöhe  zu  reichlich  bemessen  ist  und  die  auch 


nur  in  geringem  Maße  ausgenützt  und  fällt  somit  der 
Bauaufwand  wesentlich  höher  aus,  als  der  Benutzungszweck 
eigentlich  bedingt. 

An  dieser  Tatsache  läßt  sich  auch  nichts  ändern,  wenn 
die  bisher  übliche  Dachkonstruktion,  in  der  Hauptsache 
Satteldach,  beibehalten  wird. 

Hierzu  liegt  aber  eine  Notwendigkeit  nicht  vor.  Und 
da  andererseits  alljährlich  zahlreiche  Erweitcrungs-  und 
Neubauten  von  Eisenbahn-Güterschuppen  herzustellen 
sind,  wäre  es  aus  Sparsamkeitsgründen  wohl  angebracht, 
allgemein  auf  eine  Konstruktion  zu  kommen,  die,  ohne 
die  Benutzbarkeit  der  Anlage  einzuschränken,  eine  ge- 
ringere Bauhöhe  zuließe. 

Diese  ließe  sich  m.  E.  dadurch  erreichen,  wenn  an 
Stelle  des  Satteldaches  das  sog.  Pferdekopf-  oder  Pultdach, 
s.  Abb.  2  und  3,  oder  eine  shedartige  Konstruktion  nach 
Abb.  4  in  Anwendung  käme,    die    eine  bis  zu  35  qm 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


297 


i\ 

O  ^1 

*- 

1 

*- 

1  n  n  1 

Abb.  2 


e^eringere  Profilfläche  gegenüber  der  üblichen  Ausführung 
ergeben.  Die  Ausführung  nach  Abb.  4  würde  gleichzeitig 
die  zweckmäßige  biUige  Anlage  eines  senkrechten  Ober- 
lichtes auf  die  volle  Länge  des  Gebäudes  ermöglichen. 
Die  sich  hiernach  z.  T.  ergebenden  Höhen  von  4,0  m 
an  der  Straßenseite  von  der  Straßenoberkante  bis  zum 
Dach   erscheint   für   beladene  Rollfuhrwerke  völlig  aus- 


H  ::  ::  ::    STANDESBEWEGUNO    ::  H 


Personalakten 

Unserem  rührigen  Verbandsmitghede,  dem  Stadtver- 
ordneten Herrn  G  a  w  e  h  n  -  Dresden,  ist  es  gelungen,  die 
von  ihm  schon  öfters  in  der  Dresdener  Stadtverwaltung 
angeschnittene  Frage  der  Offenlegung  der  Personalakten 
zu  einem  guten  Abschluß  zu  bringen.  Unseren  Lesern 
wird  der  Bericht  in  Heft  45/1 Q09  noch  in  Erinnerung 
sein,  wonach  Herr  Gawehn  der  Stadtverordneten-Ver- 
sammlung in  Dresden  den  Antrag  einbrachte:  das  Kol- 
legium wolle  den  Rat  ersuchen,  Vorschriften  dahin  zu 
erlassen:  1.  den  Beamten  und  Angestellten  ist  der  ge- 
samte Inhalt  ihrer  Beurteilung  bekanntzugeben,  ohne  daß 
es  für  die  von  nun  an  erfolgenden  Beurteilungen  eines 
vorherigen  Ersuchens  bedarf.  2.  Gegen  die  Beurteilung 
ist  Beschwerde  zulässig.  3.  Die  Beurteilungen  sind  zu 
den  Personalakten  zu  nehmen. 

Der  Antrag  wurde  seinerzeit  dem  Rechtsausschuß  zur 
Beratung  überwiesen  und  gelangte  am  9.  März  dieses 
Jahres  vor  dem  Plenum  des  Stadtverordnetenkollegiums 
zur  Verhandlung.  Das  Gutachten  des  Rechtsausschusses 
hatte  folgenden  Wortlaut:  Kollegium  wolle  a)  den  Rat 
ersuchen,  Vorschriften  zu  erlassen,  wonach  den  städtischen 
Beamten  der  gesamte  Inhalt  ihrer  Beurteilung  auf  Ersuchen 
mitzuteilen  ist,  b)  damit  aber  den  Antrag  der  Herren 
Stadtverordneten  Gawehn  und  Genossen  für  erledigt  er- 
klären. 

Herr  Stadtverordneter  Gawehn  trat  demgegenüber 
nochmals  in  längeren  Ausführungen  warm  für  die  An- 
nahme seines  Antrages  ein.  Und  es  ist  in  erster  Linie 
seinen  Bemühungen  zu  verdanken,  wenn  der  Antrag  des 
Ausschusses  in  sehr  wesentlichen  Punkten  verbessert 
wurde.  Insbesondere  wandte  er  sich  gegen  die  Bestim- 
mung, daß  die  Angestellten  von  diesen  Vergünstigungen 
ausgeschlossen  sein  sollen.  Und  auch  mit  Recht!  Denn 
da  über  die  Hilfsarbeiter  ebenfalls  Personalakten  geführt 
werden,  so  ist  klar,  daß  es  ihnen  gerade  vor  ihrer  An- 
stellung wertvoll  ist,  zu  erfahren,  wie  sie  beurteilt  werden. 

Ebenso  ist  die  Verbesserung  des  Ausschußantrages 
nach  der  Richtung  hin  zu  begrüßen,  daß  den  Beamten 
und  Angestellten  die  Personalakten  in  bestimmten  Inter- 


Abb.  4 


reichend  und  auch  des  besseren  .Wetterschutzes  wegen 
zweckmäßiger  als  eine  Höhe  von  ca.  4,8  m. 

Die  Säulenstellungen  im  Inneren,  Abb.  3  und  4,  be- 
einträchtigen das  Ladegeschäft  erfahrungsgemäß  nicht. 

Es  wäre  erfreulich,  wenn  Kollegen  vom  Flügelrade 
bei  Gelegenheit  ihren  Einfluß  im  Sinne  vorstehenden  Vor- 
schlages geltend  machen  würden.  O.  S. 


Valien  ohne  besonderen  Antrag  vorgelegt  werden.  Das 
Recht,  in  seine  Personalakte  Einsicht  zu  nehmen,  ist  un- 
auflöslich damit  verbunden,  daß  den  Beamten  die  Akten 
ohne  Ersuchen  vorgelegt  werden.  Das  gehört  zu- 
sammen, wie  die  Vorder-  und  Rückseite  derselben  Me- 
daille. Endlich  wurde  auch  die  Einfügung  der  Bestim- 
mung beschlossen,  daß  den  Beamten  das  Recht  der  Be- 
schwerde gegen  ungünstige  oder  unrichtige  Eintragungen 
zugestanden  wird.  Darin  ist  zweifellos  der  beste  Schutz; 
gegen  persönliche  Vorliebe  oder  Abneigung  eines  Vor- 
gesetzten zu  erblicken. 

Wir  geben  uns  der  Hoffnung  hin,  daß  nun  auch  der 
Rat  der  Stadt  Dresden  den  Beschlüssen  beitritt.  Dadurch 
enthebt  er  seine  Beamtenschaft  von  dem  lästigen  Gefühl, 
daß  ihre  Interessen  vor  einer  geheimen  Schädigung  nicht 
geschützt  sind. 

Im  Anschluß  hieran  ist  weiter  zu  wünschen,  daß  endlich 
das  gesamte  Beamtentum  durch  eine  staathche  Gesetz- 
gebung von  dieser  unschwer  zu  lösenden  Unbill  befreit 
wird.  Wie  viele  mögen  nicht  auf  die  ,, schwarze  Liste" 
gesetzt  worden  sein,  denen  es  bei  Einsichtnahme  in  ihre 
Personalakte  gelungen  wäre,  die  gegen  sie  erhobenen 
Beschuldigungen  zu  zerstreuen?  Denn  auch  der  Vor- 
gesetzte ist  nur  ein  Mensch,  der,  wie  alle  andere,  Irr- 
tümern unterworfen  ist.  Schon  um  das  Odium  von  sich 
abzuwälzen,  daß  auch  nur  der  Schein  einer  ungerechten 
Beurteilung  seiner  Beamten  erweckt  werden  könnte,  müßte 
den  Staat  bestimmen,  eine  gesetzliche  Regelung  dieses 
Problems  in  die  Wege  zu  leiten,  denn  nur  auf  gesetz- 
lichem Wege  ist  eine  einheitliche  und  durchgreifende  Re- 
organisation möglich.  G  o  r  n  i  k 

* 

Zur  Titelfrage 

Hierzu  schreibt  uns  zunächst  unsere  Bayerische  Landes- 
verwaltung über  die  Rechtslage  in  Bayern: 

Ueber  die  Befugnis  zur  Führung  des  Titels  „Bau- 
meister", welche  bekanntlich  lt.  §  133  Abs.  II  der  Ge- 
werbeordnungsnovelle vom  1.  Oktober  1908  durch  den 
Bundesrat  geregelt  werden  soll,  was  aber  bis  heute,  nach 
fast  drei  Jahren,  noch  nicht  geschehen  ist,  sind  in  letzter 
Zeit  Meinungsverschiedenheiten  aufgetaucht.  Diese  ent- 
stehen vielfach  infolge  der  zwiefältigen  Auslegung  des  Ge- 


298 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  19 


setzes  durch  die  unteren  Verwaltungsbehörden,  die  Magi- 
strate der  mittel-  und  unmittelbaren  Städte,  welche  bei 
einem  Baugeschäftsinhaber  eine  strikte  Durchführung  der 
Vorschrift  verlangten,  beim  anderen  aber,  weil  er  vielleicht 
zufällig  ein  Mitglied  des  Magistrats  selbst  war,  von  der 
Durchführung  Abstand  nahmen.  Beschwerden,  die  in 
dieser  Hinsicht  von  Mitgliedern  unseres  Verbandes  bei 
diesen  Behörden  vorgebracht  wurden,  fanden  dort  keinen 
Anklang,  weshalb  wir  uns  veranlaßt  sahen,  bei  der  zu- 
ständigen obersten  Verwaltungsbehörde  in  Bayern,  dem 
Kgl.  Staatsministerium  des  K.  Hauses  und  des  Aeußeren, 
vorstellig  zu  werden,  um  Aufklärung  darüber  zu  erhalten, 
wie  diese  oberste  Behörde  den  §  133  Abs.  II  der  R.  Q.  O. 
ausgelegt  wissen  will.  Die  uns  dort  gewordene  Auskunft 
lautet  folgendermaßen: 

„Wer  vor  dem  1.  Oktober  1Q08  selbständig  ein 
Gewerbe  als  Bauleiter  oder  Bauunternehmer 
betrieben  hat  und  den  Titel  „Baumeister"  bezw.  Bau- 
gewerksmeister  führte,  kann  vorläufig  noch 
diesen  Titel  weiterführen,  ohne  mit  dem  Gesetz  in  Kon- 
flikt zu  kommen.  Sollte  sich  aber  bei  solchen  Personen 
die  praktische  und  theoretische  Unzuverlässigkeit 
herausstellen,  so  kann  ihnen  auf  Antrag  von  der  vor- 
gesetzten Verwaltungsbehörde  der  Betrieb  und  damit 
auch  der  Titel  entzogen  werden.  Wer  aber  nach  dem 
1.  Oktober  1908  selbständig  ein  Baugeschäft  usw.  an- 
gefangen hat,  darf  sich  den  Titel  „Baumeister  bezw. 
Baugewerksmeister"  nicht  zulegen  und  wird  bei  un- 
berechtigter Führung  dieses  Titels  bestraft." 

Wie  uns  weiter  mitgeteilt  wurde,  soll  die  Regelung 
dieser  Titelfrage  in  Bayern  in  absehbarer  Zeit,  jedenfalls 
in  diesem  Jahre  noch  erfolgen.  Sollte  dies  nicht  von 
selten  des  Bundesrats  geschehen,  so  wird  die  bayrische 
Landesregierung  selbständig  vorgehen  und  für  Bayern  Be- 
stimmungen über  die  Führung  des  Titels  „Baumeister" 
erlassen. 

Es  ist  wirklich  an  der  Zeit,  daß  sich  die  bayrische 
Regierung  beeilt,  um  diesem  haltlosen  Zustande,  wie  er 
durch  die  Gewerbeordnungsnovelle  vom  1.  Oktober  1908 
geschaffen  wurde,  ein  Ende  zu  bereiten.  Wir  dürfen 
hoffen,  daß  bei  Regelung  dieser  Frage  unsere  Wünsche, 
die  wir  dem  Staatsministerium  in  einer  Eingabe  vom 
Februar  1909  bereits  unterbreiteten,  Berücksichtigung 
finden.  J.Bender,  München. 

Bei  dieser  Gelegenheit  bemerken  wir  auf  vielfach  an 
uns  ergehende  Anfragen,  daß  nach  Ansicht  unseres  Syn- 
dikus, da  der  Bundesrat  keine  anderweitigen  Vorschriften 
erlassen  hat,  auch  jeder  in  einem  nichtpreußischen  Staat 
berechtigt  ist,  den  Titel  „Baumeister"  zu  führen,  der 
diesen  auf  Grund  der  Vorschriften  der  sächsischen 
Ministerialverordnung  vom  17.  Februar  1903  erworben  hat. 
Diese  Befugnis  gilt  demnach  nicht  nur  innerhalb  Sachsens, 
sondern  innerhalb  des  ganzen  Deutschen  Reiches,  ohne 
daß  der  Betreffende  dem  Wort  „Baumeister"  das  Wort 
„sächsischer"  hinzuzufügen  braucht. 

Was  den  Titel  „S  t  a  d  t  b  a  u  m  e  i  s  t  e  r"  anbelangt, 
so  ist  zu  beachten,  daß  dieser  von  den  städtischen  Be- 
hörden nur  für  die  Zeit  der  Amtsdauer  verliehen  werden 
kann.  Nach  dem  Austritt  aus  dem  Kommunaldienst  darf 
also  der  Titel  „Baumeister"  nicht  geführt  werden,  dagegen 
steht  dem  nichts  im  Wege,  sich  Stadtbaumeister  außer 
Diensten  (a.  D.)  zu  nennen. 

Ueber  die  Berechtigung  zur  Führung  des  Titels 
„Architekt"  herrscht  ebenfalls  noch  öfters  Unklarheit. 
Es  sei  deshalb  das  Urteil  des  Kammergerichts  vom  19.  Mai 
1906  in  Erinnerung  gebracht.  Dieses  hat  entschieden,  daß 
die  Bezeichnung  ,, Architekt"  keine  gesetzliche,  doch  nach 
der  entscheidenden  und  als  richtig  anzuerkennenden 
Uebung  nur  solchen  Bausachverständigen  beizulegen  ist, 
die  ein  akademisches  Studium  aufweisen  und  eine  selb- 
ständige Tätigkeit  ausüben. 

Wie  Herr  Landrichter  Dr.  B  o  e  t  h  k  e  in  einem  Artikel 
der  „Deutschen  Juristen-Zeitung"  hierzu  bemerkt,  ist  der 
Begriff  Architektur  mit  dem  der  Kunst  untrennbar  ver- 
bunden.   Schon  nach  der  historischen  Entwicklung"  gehört 


die  Architektur  zu  den  bildenden  Künsten.  Architekt  kann 
also  nur  derjenige  sein,  der  in  selbständiger  Tätigkeit 
und  in  einer  vom  Geiste  der  Kunst  erfüllten  Weise  Hoch- 
bauten entwirft,  je  nach  Lage  der  Sache  auch  die  Aus- 
führung leitet  und  überwacht.  Unerhebhch  sei  es  dagegen, 
welche  Ausbildung  der  Architekt  genossen  hat,  denn  es 
sei  doch  nicht  ausgeschlossen  und  schon  vorgekommen, 
daß  jemand  sich  auf  praktischem  Wege  ohne  systematisches 
höheres  Studium  zu  hervorragender  künstlerischer  Bedeu- 
tung emporgerungen  hat. 

Die  Anschauungen  des  Kammergerichts  werden  also 
auch  in  Richterkreisen  nicht  ausnahmslos  geteilt.  Es  ist 
daher  zu  hoffen,  daß  auch  einem  Nicht-Akademiker  die 
Berechtigung  zur  Führung  des  Titels  Architekt  zuerkannt 
wird.  Sinngemäß  hätte  er  wohl  dann  den  Nachweis  zu 
führen,  in  welchem  Maße  er  sich  zu  künstlerischer  Be- 
deutung emporgerungen  hat. 

Seit  einiger  Zeit  hat  auch  der  Bund  Deutscher  Archi- 
tekten (B.  D.  A.)  sich  dieser  Titelfrage  speziell  an- 
genommen. Seine  Anschauungen  decken  sich  im  wesent- 
lichen mit  den  des  Landrichters  Dr.  Boethke;  der  Bund 
will  also  auch,  daß  das  Recht,  den  Titel  Architekt  zu  führen, 
nicht  nur  den  akademisch  gebildeten  Kreisen  reserviert  sei. 
Seine  Mitglieder  sind  gehalten,  zum  Unterschied  von  an- 
deren „Architekten"  den  Zusatz  B.  D.  A.  hinter  ihrem  Titel 
zu  führen.  Mf. 


::      ::  II  II    SCHULFRAGEN    ::  ::  ::  ::  H  :: 


Technisches  Vorlesungswesen  In  Mamburg 

Es  ist  eine  nicht  wegzuleugnende  Tatsache,  daß  die 
Arbeitsteilung  auch  den  Techniker  zwingt,  sein  Wissen 
auf  ein  kleines  eng  umgrenztes  Gebiet  zu  konzentrieren. 
Die  Folge  dieser  Kristallisation  seiner  Kenntnisse  ist  das 
Spezialistentum,  das  für  unsere  Zeit  typisch  ist.  Die  Gefahr, 
die  sich  jedoch  daraus  für  unseren  ganzen  Beruf  ergibt, 
ist  darin  zu  erblicken,  daß  es  dem  einzelnen  um  so  schwerer 
wird,  eine  Stellung  außerhalb  des  Rahmens  seiner  engen 
Tätigkeit  zu  erlangen.  Er  ist  gezwungen  —  zu  seinen 
Ungunsten  —  das  weite  Feld  der  technischen  Fächer  aus 
Mangel  an  Zeit  zu  vernachlässigen. 

Im  Einvernehmen  mit  unserer  Bezirksvervvaltung  hat 
nun  das  Direktorium  des  Staatlichen  Technikums  in  Ham- 
burg Fortbildungskurse  in  allgemeinen  und  spezialtech- 
nischen Fächern  der  Anstalt  angegliedert.  Diese  Kurse 
erfreuen  sich  einer  großen  Behebtheit  und  wurden  bereits 
im  verflossenen  Semester  von  rund  500  Technikern  aus 
der  Praxis  besucht.  Es  wird  den  Teilnehmern  ermöglicht, 
vergessene  Kenntnisse  aufzufrischen  und  vor  allem  die 
neuesten  Errungenschaften  der  Technik  in  ihrer  Theorie 
und  Ausführung  zu  erlernen.  Von  den  vielen  Themen 
seien  nur  erwähnt:  Höhere  Mathematik,  Dampfturbinen, 
Verbrennungskraftmaschinen,  Fabrikorganisation,  Fabrik- 
buchhaltung, Automobil-,  Boots-  und  Luftschiffmotoren, 
Drahtlose  Telegraphie,  Autogene  Metallbearbeitung,  Vibra- 
tionstheorie der  Schiffe,  Schiffskreisei,  Eisenkonstruktionen 
des  Hoch-  und  Brückenbaues,  Beton-  und  Eisenbeton- 
bau usw. 

Es  werden  Vorlesungen  und  Uebungen  abgehalten. 
Auch  ist  hier  den  Hörern  das  Recht  gegeben,  während 
und  nach  den  Vorträgen  an  den  Dozenten  Fragen  zu 
stellen,  die  sofort  beantwortet  werden.  Und  das  ist  ein 
wesentlicher  Fortschritt.  Der  Lehrkörper  setzt  sich  aus 
erstklassigen  Spezialisten  der  betreffenden  Gebiete  zu- 
sammen. Im  übrigen  erteilt  das  Sekretariat  des  Staat- 
lichen Technikums  Hamburg  auf  Wunsch  kostenlos  jede 
gewünschte  Auskunft. 

Im  Interesse  der  Volkswirtschaft  und  auch  unseres 
Berufes  ist  nur  dringend  zu  wünschen,  daß  die  von  der 
Oberschulbehörde  Hamburg  eingeführte  Neuerung  auch 
andere  größere  Städte  unseres  Vaterlandes  zur  Nach- 
eiferung anspornt.  N  a  t  h  o  ,  Hamburg. 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


299 


;:      ::  ::  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  ::  ::  H  ::  H 

Müssen  die  im  Auslände  arbeitenden  Monteure  einer 
deutschen  Firma  in  Deutschland  zur  Unfallversicherung 
angemeldet  werden? 

(Nachdruck  verboten.) 

Diese  Frage  ist  vom  Reichsversicherung s- 
a  m  t  verneint  worden.  Eine  deutsche  Firma  hatte  die 
für  den  Bau  einer  elektrischen  Zentrale  in  Südafrika  not- 
wendigen Eisenkonstruktionen  hergestellt  und  ihre  Er- 
richtung an  Ort  und  Stelle  übernommen.  Sie  sandte  zu 
diesem  Zwecke  Monteure  nach  Südafrika,  und  während 
sie  der  Meinung  'war,  daß  diese  Angestellten  der  Unfall- 
versicherungspflicht unterlägen,  vertrat  die  Berufsgenossen- 
schaft den  entgegengesetzten  Standpunkt,  und  das  Reichs- 
versicherungsamt hat  dieser  'recht  gegeben. 

Die  Montagearbeiten  einer  deutschen  Firma  im  Aus- 
lande können  nicht  als  wesentlicher  Bestandteil  oder  als 
unselbständige  Ausstrahlung  ihres  inländischen  Betriebes 
gelten,  so  entschied  die  oberste  Versicherungsbehörde. 
Dem  steht,  außer  dem  Umfange  und  der  langen  Dauer 
der  Arbeiten  im  Auslande,  schon  die  außergewöhnlich 
große  räumliche  Entfernung  zwischen  dem  Orte  der  Aus- 
führung der  Arbeiten  und  dem  Sitze  des  inländischen  Be- 
triebes entgegen;  denn  diese  schließt  einen  wesentlichen 
Einfluß  der  inländischen  Leitung  der  Firma  auf  die  Aus- 
führung der  Arbeiten  in  Südafrika,  insbesondere  auch  hin- 
sichtlich der  Unfallverhütung,  aus.  Auch  die  Betriebs- 
gefahren, denen  die  Angestellten  der  Firma  in  Südafrika 
ausgesetzt  sind,  sind  von  dem  Gefahrenbereiche  des  in- 
ländischen Betriebes  so  wesentlich  verschieden,  daß  man 
die  Einheitlichkeit  des  Betriebes  in  versicherungsrecht- 
lichem Sinne  nicht  annehmen  kann.  Die  Ausführung  der 
fraglichen  Montagearbeiten  ist  vielmehr  als  ein  selbstän- 
diger Betrieb  der  Firma  im  Auslande  anzusehen,  und  dem- 
gemäß finden  die  Bestimmungen  des  Gewerbeunfallver- 
sicherungsgesetzes auf  die  dabei  beschäftigten  Personen 
keine  Anwendung.  rd. 


AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 

Lloyds  Versicherer 

In  unserer  Darstellung  der  Geschichte  der  Seeversiche- 
rung erwähnten  wir  bereits  die  eigenartige  Organisation 
der  Seeversicherung  in  England,  jene  berühmte  Gruppe 
von  Einzelversicherern,  die  unter  dem  Namen  „Lloyds" 
in  der  ganzen  Kulturwelt  bekannt  sind. 

Die  Organisation  hat  ihren  Namen  von  einem  Cafetier. 
Edward  Lloyds  lebte  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts in  London  und  besaß  anfangs  in  der  Towerstreet, 
später  in  der  Lombardstreet  ein  vielbesuchtes  Kaffeehaus. 
Er  verstand  es,  hier  eine  Art  Nachrichtenaustausch  zu 
organisieren.  Börsenbesucher,  Reeder,  Schiffskapitäne, 
Seeversicherer  und  Makler,  sie  alle  gaben  sich  hier  ein 
Stelldichein,  um  Neues  zu  hören  oder  zu  künden.  Lloyd 
ging  bald  daran,  die  zahlreichen  Mitteilungen,  die  er  über 
die  Schiffe,  die  Erfahrungen  der  Kapitäne  auf  ihren  Reisen, 
die  Ankunft  und  Abfahrt  von  Schiffen  in  den  verschie- 
densten Häfen  erhielt,  zu  sammeln  und  in  Form  einer 
gedruckten  Zeitung  allen  Gästen  zugänglich  zu  machen. 
Die  „Lloyd  News"  wurden  zuerst  im  Jahre  1696  heraus- 
gegeben. Der  Tod  Lloyds  änderte  nichts  daran,  daß  die 
Gruppe  der  bei  ihm  regelmäßig  Geschäfte  abschließenden 
Seeversicherer  und  Makler  seinen  Namen  behielt,  auch 
nachdem  die  Korporation  im  Jahre  1771  in  der  Royal 
Exchange  ein  neues  Versammlungslokal  bezogen  hatte. 
Im  Jahre  1779  wurde  bei  Lloyds  die  gedruckte  Policen- 
form eingeführt,  die  sich  in  ihrem  wesentlichen  Wortlaut 
bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat.  Die  Zeit  von  1775 
bis  1810  mit  ihrer  Fülle  von  kriegerischen  Verwicklungen 


brachte  den  Lloydsmitgliedern  große  Verluste,  aber  auch 
Gelegenheit  zu  außerordentlichen  Gewinnen. 

Zwischen  den  Lloydmitgliedern,  und  dem  Publikum, 
das  Versicherung  sucht,  steht  der  Makler.  Er  begibt  sich, 
wenn  er  eine  Police  auszustellen  hat,  mit  seinem  Antrag 
in  den  Saal  der  Versicherer.  Diese  bestimmen  nach  freier 
Wahl  die  Versicherungssumme,  die  sie  übernehmen  wollen. 
Der  Makler  geht  von  einem  Tisch  zum  andern,  bis  er 
für  die  ganze  gewünschte  Versicherungssumme  Unter- 
schriften gefunden  hat. 

Einen  erheblichen  Teil  seiner  Erfolge  verdankt  Lloyds 
seiner  ausgezeichneten  Außenorganisation.  Seine  Aus- 
kunftsabteilung umfaßt  mehr  als  1500  Agenten,  die  in 
jeder  von  Schiffen  angelaufenen  Stadt  und  in  jedem  Hafen 
der  Erde  stationiert  sind.  Sie  geben  über  Ankunft  und 
Abfahrt  der  Schiffe,  Schiffbrüche  usw.  sofort  nach  London 
genaue  Auskunft.  Ihre  Tätigkeit  wird  ergänzt  durch  etwa 
100  Signalstationen,  die  über  die  ganze  Welt  verteilt  sind 
und  die  Zentrale  auf  das  genaueste  über  den  gesamten 
Schiffsverkehr  unterrichten.  Zu  ihnen  sind  neuerdings 
Stationen  für  drahtlose  Telegraphie  getreten. 

Das  eigentliche  Geschäft  von  Lloyds  als  einer  Körper- 
schaft ist  die  Seeversicherung.  Ueber  den  Umfang  der 
bei  Lloyds  abgeschlossenen  Versicherungen  dieser  Art 
lassen  sich  indessen  Zahlen  nicht  angeben.  Schätzungen, 
die  aber  kaum  zuverlässig  sind,  nehmen  die  Zahl  der  ab- 
geschlossenen Seeversicherungen  auf  das  Zwei-  bis  Drei- 
fache der  bei  allen  englischen  Seeversicherungsgesellschaf- 
ten genommenen  Versicherungen  an.  Sicher  sind  Lloyds 
auch  heute  noch  die  wichtigste  Versicherungsbörse.  Da 
die  einzelnen  Mitglieder  nur  geringe  Verwaltungskosten 
haben  und  die  Zahl  derselben  groß  ist,  ist  die  Korporation 
in  der  Lage,  jederzeit  auch  das  umfangreichste  Risiko 
schnell  unterzubringen.  Daher  sind  Lloyds  auch  heute 
noch  der  Hauptmarkt  für  Seekriegs-Versicherungen,  wie 
dies  der  russisch-japanische  Krieg  aufs  deutlichste  gezeigt 
hat.  Daneben  werden  aber  von  den  einzelnen  Mitgliedern 
nahezu  alle  anderen  Arten  von  Versicherungen  ab- 
geschlossen, so  die  Feuerversicherung,  die  Rückversiche- 
rung, Diebstahlversicherung  usw.  Die  Wagen  der  inter- 
nationalen Schlafwagen-Gesellschaft  z.  B.  sind  bei  Lloyds 
direkt  gegen  Feuer  gedeckt.  Insbesondere  beschäftigen 
sich  die  einzelnen  Lloydsmitglieder  mit  Versicherung  noch 
wenig  bekannter  Risiken.  Die  Streikversicherung,  die 
Versicherung  von  Luftschiffen,  Luftballons,  Fliegern  und 
Flugmaschinen,  die  Betriebsstillstandversicherungen  sind 
einige  dieser  sich  erst  entfaltenden  Zweige  der  Versiche- 
rung. Daneben  werden  in  nicht  geringem  Umfange  von 
Lloyds  auch  Versicherungen  abgeschlossen,  von  denen 
man  schwer  sagen  kann,  ob  sie  noch  den  Charakter  der 
Versicherung  tragen,  die  man  vielmehr  als  Wetten  an- 
sehen muß.  Eine  interessante  Wettpolice  ist  die  auf  das 
Leben  Napoleons  I.,  die  im  Jahre  1813  ausgestellt  wurde. 
Ueberhaupt  bildet  das  Leben  gekrönter  Häupter  des  öfteren 
den  Gegenstand  von  Wettversicherungen  bei  Lloyds. 
Zwillings-  und  Drillingsversicherungen,  die  Versicherung 
gegen  Unfälle  während  eines  bestimmten  Rennens,  die 
Versicherung  von  lange  überfälligen  Schiffen,  die  Ver- 
sicherung gegen  Regenwetter  in  den  Ferien,  die  Ver- 
sicherung gegen  Pockenansteckung,  das  sind  einige  Bei- 
spiele für  Wettversicherungen. 


::  H  H  H  ZEITSCHRIFTENSCHAU  H  H  H  I; 

für  März  1911. 

Technische  Piiysik. 

„Die  Festigkeit  geschlossener  Schubstangenköpfe."  Von 
P.  Matsumura,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  12,  S.  460.  Mathematische 
Verfolgung  der  Verteilung  der  Momente. 

Industrielle  Feuerungen  und  Dampfkessel. 

„Aus  dem  Lokomobilbau."  Von  Dipl.-Ing.  Lutz,  D.  prakt. 
Masch.-Konstr.  44,  Nr.  11,  S.  87.    Zwischenerhitzung  des  Hoch- 


300 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  19 


druckzylinderabdampfes  in  einem  als  Röhrensystem  ausgebildeten 
und  im  Dampfdom  liegenden  Receiver. 

„Versuch  mit  einem  Calorex-Muffelfeuer  bei  Kesselausbcsse- 
rungen."  Von  Hartmann,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  8,  S.  Jll.  Calorex- 
Oefen  zur  örtlichen  Anwärmung  von  Kesselblechen  sind  Ocl- 
feuerungen  mit  Druckluftzerstäubung  und  zeigen  höchste -Brenn- 
stoffausnutzung. Obige  Besprechung  äußerst  günstig.  Vorteil- 
hafteste Verwendung  bei  Kesselreparaturen. 

Hüttenwesen. 

„Kohlenstoffgehalte  und  Gefügeerscheinungen  hochgekohlter 
Eisen-Kohlenstoff-Legierungen."  Von  Dr.  ing.  Hanemann,  St. 
u.  E.  31,  Nr.  9,  S.  333.  Diagramm  der  Eisenkohlenstofflegie- 
rungen bis  zum  Gehalt  des  Zementits  weitergeführt.  Wahrschein- 
liches Nebeneinanderbestehen  eines  stabilen  Systems  Eisen- 
Graphit  und  eines  labilen  Systems  Eisen-Zementit.  Beschreibung 
eines  Kohlenwiderstandsofens  für  Laboratorien. 

„Zur  Frage  des  Schlackenbetons."  Von  Dir.  Knaff,  St. 
u.  E.  31,  Nr.  10,  S.  373.  Versuchsergebnisse  beweisen,  daß 
Hochofenschlacken  zur  Herstellung  von  Zement  im  Gegensatz 
zu   Kesselschlacken    ohne   Einschränkung  geeignet  sind. 

„Neuere  Erfahrungen  beim  Spülversatz."  Von  Dir.  Bergass. 
Busch,  St.  u.  E.  31,  Nr.  10,  S.  380.  Eiseneinlagen  in  Versatz- 
rohren als  Mittel  gegen  den  Rohrverschleiß. 

„Die  neuere  Entwicklung  des  lothring.  Eisenerzbergbaues." 
Von  Dr.  Kohlmann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  11,  S.  414.  Geologische 
Verhältnisse,  Vorräte  abbauwürdiger  Minette,  bergbauliche  Ver- 
hältnisse usw. 

„Verbessertes  Glockenventil  mit  Wasserverschluß."  Von 
Neumann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  11,  S.  425.  Verbesserung  bezieht 
sich  auf  die  Vereinfachung  der  Konstruktion  und  auf  vielseitigere 
Verwendungsmöglichkeit  der  neuen  Anordnung. 

„Beiträge  zur  Entwicklung  der  Hochofenprofile  im  Sieger- 
land."  Von  Dr.  Knaff,  St.  u.  E.  31,  Nr.  12,  S.  457.  Geschicht- 
liche Erörterung  der  Hochofenformen. 

„Mittelbar  geheizte  Trockenkammern."  Von  Irresberger, 
St.  u.  E.  31,  Nr.  13,  S.  501.  Die  Trockenkammern  von  Jahn 
mit  Dampfheizung,  der  Heißwasserofen  von  R.  O.  Meyer. 

„Der  Ausschuß  oder  Fehlguß  in  der  Eisengießerei."  Von 
Mertens  jun.,  St.  u.  E.  31,  Nr.  13,  S.  505.  Kaufmännische 
Erwägungen  bezüglich  der  Behandlung  von  Fehlguß. 

„LIntersuchungen  über  Lagermetalle."  Von  Prof.  Heyn  und 
Prof.  Bauer,  St.  und  E.  31,  Nr.  13,  S.  50Q.  Ermittlung  der 
chemischen  Zusammensetzung  der  Rohstoffe  und  Gußplatten, 
Zusammensetzung  des  ungeschmolzenen  im  Lager  gebrauchten 
Materials,  dasselbe  nach  fünfmaligem  Umschmelzen  ohne  Neu- 
zusatz, der  Möglichkeit,  die  Nachteile  des  ümschmelzens  durch 
Zusätze  zu  beseitigen,  der  oxydierenden  Einflüsse  in  Schmelz- 
punktnähe, Gefügeänderungen. 

„Die  elektromagnetische  Separation  von  eisenhaltigem 
Schutt."  Von  Hermanns,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  10,  S.  148. 
Beschreibung  einer  Reihe  neuer  Apparate. 

„Formverfahren  für  Hohlkörper  mit  herausnehmbaren  und 
wieder  verwendbaren  Metallkernen  sowie  zerlegbaren  Formkasten 
von  W.  Kurze."  Von  Dr.  ing.  Barkhausen,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  12, 
S.  450.    1.  Kerne,  2.  Formkasten,  3.  Kosten,  4.  Tübbinge. 

„Neue  Orsatapparate  für  die  technische  Analyse."  Von 
Hahn,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  12,  S.  472.  Orsatapparat  mit  Explo- 
sionsvorrichtung. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Berechnung  einer  Bremse."  Von  Regierungsbaumeister 
Prof.  Vieth,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  9,  S.  76,  Voll- 
ständige Durchrechnung  einer  Fallgewichtsbremse  für  eine 
Fördertrommel  für  1000  kg  Nutzlast. 

„Berechnung  zylindrischer  Schraubenfedern  für  kreisrunden 
Querschnitt."  Von  Zeug,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  11, 
S.  94.    Besondere  Tafel  zur  Berechnung  und  ihre  Anwendung. 

„Untersuchungen  an  Lamellensenksperrbremsen."  Von 
Dipl.-Ing.  Bergmann,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  13,  S.  193.  Last- 
druckbremsen und  Luftsenksperrbremsen. 

Kraftmaschinenbau. 

„Fortschritte  im  Bau  von  Dampffördermaschinen."  Von 
Prof.  Blau,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  11,  S.  96.  Be- 
sprechung konstruktiver  Neuerungen. 

„Die  Wahl  des  Zündzeitpunktes  bei  Verbrennungs- 
maschinen." Von  Heller,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  8,  S.  309.  Doppel- 
zündung, bezw.  Nachzündung  nach  Eisemann,  Robert  Bosch  usw. 

Elektrotechnik. 

„Die  Bedeutung  neuerer  wirtschaftlich-technischer  Erfah- 
rungen und  Erfolge  für  die  Entwicklung  elektrischer  Energie- 


versorgungsanstalten." Von  Dr.  ing.  Meyer,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  9,  S.  203.  Tarifpolitische  Erfahrungen  und  Fortschritte  in 
der  Lampen-,  Isolatoren-  und  Transformatorentechnik  und  ihre 
Bedeutung  für  den  Zentralbau  gegenüber  dem  Gaszentralenbau. 

„Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  und  die  nächsten  Aufgaben 
der  Hochspannungs  -  Kabeltechnik."  Von  Dr.  ing.  Dr.  phil. 
Lichtenstein,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  9,  S.  208.  Durchschlagsfestig- 
keit und  Biegsamkeit  moderner  Kabel.  Aufgaben  bei  sehr  hohen 
Spannungen.     Dielektrische    Hysterese    und    Erwärmung  usw. 

„Der  Telegraphenbetrieb  bei  starken  Erdströmen."  Von 
Berger,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  9,  S.  213.  Schutz  vor  Erdströmen 
durch  Schleifenleitungen. 

„Stroboskopischer  Schlüpfungsmesser."  Von  Brückmann,  E. 
T.  Z.  32,  Nr.  9,  S.  219.  Herabminderung  der  zu  beobachtenden 
Bilder  auf  die  Hälfte  und  Abdrosselung  der  Strommaxima  einer 
Richtung  durch  eine  Aluminiumzelle. 

„Stahlbewehrte  Schleuderbetonmaste."  Von  Prof.  Foerster, 
E.  T.  Z.  32,  Nr.  10,  S.  231.  Herstellung,  Prüfung  und  Be- 
währung. 

„Ueber  die  Stabilität,  Kompensierung  und  Selbsterregung 
von  Drehstrom-Serienniaschinen."  Von  Rüdenberg,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  10,  S.  233.  Ungleiche  Windungszahlen  in  Stator  und  Rotor; 
Stabilitätsgrcnze  abhängig  von  Bürstenwinkel  und  Uebersetzung 
der  Windungszahlen,  ebenso  Leistungsfaktor  usw. 

„Drahtlose  Telegraphie  im  Erdinnern."  Von  Dr.  Leimbach, 
E.  T.  Z.  32,  Nr.  10,  S.  238.  Möglichkeit  derselben  und  erfolgte 
Verständigung  auf  2  km  in  500  m  Tiefe. 

„Fortpflanzung  von  Strömen  in  Kabeln  mit  unvollkom- 
menem Dielektrikum."  Von  Wagner,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  11,  S.  258. 
Der  Fall  merklicher  Energieverluste  im  Dielektrikum.  Ergebnisse 
der  anderwärts  erfolgten  Arbeiten  und  ihre  physikalische  und 
technische  Bedeutung. 

„Strahlungseigenschaften  elektrischer  Glühlampen."  Von  Dr. 
Leimbach,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  11,  S.  266.  Nutzeffekt  der  besten 
Lampe  ca.  5o/o.    95no  Energieverluste. 

„Die  Einwirkung  der  Strompreise  auf  die  finanziellen  Ergeb- 
nisse der  Elektrizitätswerke."  Von  Norberg-Schulz,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  12,  S.  281. 

„Ein  akustischer  Wechselstromerzeuger  mit  regulierbarei; 
Periodenzahl  für  schwache  Ströme."  Von  Prof.  Larsen.  Prinzip: 
Telephonsummer;  stehende  Schwingungen  für  die  Frequenz  maß^ 
gebend. 

„Elektrische  Beleuchtung  von  Kaischuppen."  Von  Boje, 
E.  T.  Z.  32,  Nr.  12,  S.  285. 

„Ueber  die  Gegen-  und  Querwindungen  eines  Drehstrom- 
generators." Von  Rogowski,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  12,  S.  290.  Ver- 
such, Unbestimmtheiten  der  betr.  Begriffe  zu  beseitigen.  Ver- 
gleich einer  neuen  Rechnung  mit  der  üblichen. 

„Neue  elektrisch  angetriebene  rotierende  Gesteinbohr- 
maschinen." Von  Schiemann,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  13,  S.  309. 
1.  drehende  Maschinen  mit  Schlangenbohrern  oder  Diamant- 
kronen, 2.  schlagend  arbeitende  Maschinen. 

„Die  Berechnung  der  Magnetisierungskurve  bei  Mehrloch- 
wickelungen." Von  Dipl.-Ing.  Dr.  Rusch,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  13, 
S.  311.  Einfache  Berechnung  von  a.,f\v  und  der  Kurve  E  =  f  (lu); 
linearer  Zusammenhang  zwischen  «i  und  fw  angenähert. 

Gasindustrie  und  Wasserversorgung. 
„Perhydrol  zur  Bestimmung  des  Oesamtschwefcls  im  Leucht- 
gas." Von  Dir.  Dickert,  Journ.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  8,  S.  182. 
Durchleitung  des  Gases  durch  eine  Mischung  von  10  ccm  Perhy- 
drol und  75  ccm  NaOH  von  30"  B,  Ansäuern  mit  Salzsäure, 
Kochen  zur  Vertreibung  des  entstehenden  H^.O,  und  Fällung  der 
Schwefelsäure  mit  Chlorbarium  zu  BaSO.t  oder  Titrierung  nach 
Holligei-. 

„Der  Erdgasausbruch  in  Neuengamme  bei  Hamburg  und 
seine  Bewältigung."  Von  Dir.  Schertel,  ebenda,  Nr.  9,  S.  193. 
Beschreibung  der  Lösch-  und  Abfangarbeiten. 

„Eine  oberirdische  Gasleitung."  Von  Schäfer,  ebenda, 
Nr.  10,  S.  217.  Beschreibung  der  Leitungsverlcgung  von  der 
Oberschlesischen  Gaszcntrale  zu  den  5  bis  15  km  entfernten  Ver- 
brauchsorten. 

„Mitteilungen  über  die  Gasversorgung  in  Flensburg  und 
das  neue  Flensburger  Gaswerk."  Von  Edwards,  ebenda,  Nr.  10, 
S  222.  Beschreibung  der  Anlagen,  der  Gaserzeugung,  der  Ver- 
brauchsziffcrn  usw. 

„Die  Dampfturbine  als  Antriebsmaschine  für  Prcßgas- 
anlagen."  Von  Maul,  ebenda,  Nr.  10,  S.  227.  Erfahrungen 
mit  dieser  Antriebsart. 

„Verbesserte  zusammengesetzte  Hempelsche  Gaspipettc." 
Von  Dr.  Göckel,  ebenda,  Nr.  10,  S.  228.  Beschreibung  der 
Vorrichtung. 

„Nasser  Gasmesser  mit  selbsttätiger  Trommelcntleerung." 
Von  Schneider,  ebenda,  Nr.  10,  S.  '  229.  Beschreibung  des 
Apparates. 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


301 


„Das  Abwasserklärwerk  der  Stadt  Elbing."  Von  Schweizer, 
ebenda,  Nr.  10,  S.  231.  Rothe-Degeners  Kohlebreiverfahren 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Schlammvergasung. 

„Mittel  zur  Hebung  des  Gasverbrauchs."  Von  Dir.  Schom- 
burg,  ebenda,  Nr.  11,  S.  241.  Gasbeschaffenheit,  Rohrnetz- 
zustand, Zustand  der  öffentlichen  Beleuchtung,  Privatleitungen, 
Beschaffenheit  der  Gasverbrauchsgegenstände,  deren  Instand- 
haltung, Erhaltung  der  Abnehmer  und  Erschließung  von  Absatz- 
gebieten, Gaspreise  und  Abgabebedingungen,  Reklame  und  Auf- 
klärung. 

„Grundwasserstände  und  Niederschlagsmengen  in  der  Um- 
gebung der  Leipziger  Wasserwerke."  Von  Dr.  ing.  Thiem, 
ebenda,  Nr.  11,  S.  247. 

„Erfahrungen  über  Sauggasbetriebe  in  Wasserwerken."  Von 
Pippig,  ebenda,  Nr.  11,  S.  251. 

„Wirkungsgrad  der  Gaskocher."  Von  Wobbe,  ebenda, 
Nr.  11,  S.  257.  Berechnung  der  Wärmebilanz  und  Beschreibung 
eines  neuen  Gaskochers, 

Flugtechnik. 
„Das  Luftschiff  der  Siemens-Schuckert-Werke  und  seine 
Halle."  Von  O.  Krell,  Z.  f.  Flugtechn.  und  Mot.-Luftschiff.  2, 
Nr.  5,  S,  61.  Beschreibung  des  Baues,  der  Einzelteile,  Prüfung 
der  Propeller,  Versuche,  Beschreibung  der  Halle  und  ihrer  An- 
lagen. 

„Umlaufmotoren."  Von  Schendel,  ebenda,  Nr.  5,  S.  64.  Dei: 
Bucherer-Motor. 

„Praktische  Flugzeugnavigation."  Von  Boykow,  ebenda, 
Nr.  5,  S.  66.  Navigation  und  Instrumente,  Flugzeugleistungi 
und  -Führung. 

Verschiedenes. 

„Neuere  Patente  aus  dem  Hebemaschinenbau."  Von  Dipl.- 
Ing.  Schultheis,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  10,  S.  155..  Selbst- 
tätig schwenkender  Drehkran,  Steuerung  für  elektrisch  betriebene 
Hebe-  und  Transportvorrichtung. 

„Die  Ausnutzung  qnserer  Torfmoore."  Von  Heinz,  Z.  d.; 
V.  50,  Nr.  10,  S.  368.  Krafterzeugung,  Gewinnung  von  Neben- 
produkten, Beeinflussung  des  Volkswohlstandes.  K.  S. 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  smd,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mifgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
uellen  und  Büchern  «erden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
ücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  1  n  h  a  1 1  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Sthrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöcke zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  III.  Wie  erfolgt  das  Verlegen  von  „Rohrdrähten", 
und  welche  Installationsbestimmungen  bestehen  dafür? 

Frage  112.  Ein  Zweifamilienhaus  soll  auf  Moor- 
boden erbaut  werden.  Von  der  Beschaffenheit  des  Bodens  ist 
zu  sagen,  daß  man  einen  Eisenstab  ohne  Anstrengung  bis  zirka 
6  m  Tiefe  hineinstoßen  kann.  Das  Gesiamtgewicht  des  Ge- 
bäudes beträgt  rd.  580  000  kg,  seine  Grundfläche  11x11  m. 
Ich  gedenke  das  Gebäude  auf  eine  mit  Eisen  armierte  Beton- 
platte  von  12x12  m  Größe  und  70  cm  Stärke  mit  10  Stck. 
Rundeisenstäben  von  1  cm  Durchm.  pro  lfd.  m  zu  setzen.  Ist 
nach  diesen  Vorsichtsmaßregeln  noch  zu  befürchten,  daß  das 
Gebäude  sich  setzen  kann,  evtl.  die  Betonplatte  bricht? 


Frage  113.  An  einem  kleinen  Bergabhange  soll  ein  Be- 
hälter von  Mauerwerk  oder  Beton  von  zirka  100  cbm  Inhalt  zur 
Ablagerung  der  menschlichen  Exkremente  angelegt  werden.  Ich 
bitte  um  Angabe  der  Größenverhältnisse  und  der  billigsten, 
praktischsten  Konstruktion. 

Frage  114.  Welcher  Anstrich  eignet  sich  am  besten,  um 
ein  Rohbaumauerwerk  aus  roten  Ziegelsteinen  vor  Schlagregen 
zu  schützen?    Anstrichmittel  möglichst  billig  und  farblos. 

Frage  115.  In  einem  Kanalisationsbauwerk,  welches  für 
Besichtigungszwecke  dienen  soll,  sind  die  Gewölbeflächen  mit 
Zement  verputzt.  Die  Gewölbe  überspannen  einen  Schmutz- 
wasserkanal. Es  ist  beabsichtigt,  die  inneren  Ansichtsflächen: 
der  Gewölbe  mit  einem  hellen  Anstrich  zu  versehen.  Welcher 
Kollege  kann  mir  eine  Anstrichmasse  für  diese  Zwecke  emp- 
fehlen, die  von  Kanaldünsten  nicht  beeinflußt  wird  und  dauerhaft 
ist?  Wie  lange  hält  ein  solcher  Anstrich?  Wie  hoch  belaufen 
sich  die  Kosten  pro  qm?  Wo  ist  die  Anstrichmasse  zu  beziehen? 

Frage  116.  Ein  Besitzer  G.  beabsichtigt  auf  seinem  Grund- 
stück den  Dachstuhl  eines  Anbaues  abzunehmen,  ein  Stock- 
werk massiv  (aufzusetzen  und  ein  flaches  Dach,  in  Pappdach 
eingedeckt,  herzustellen.  Sein  Nachbar,  welcher  vor  35  Jahren 
sein  Wohnhaus  neu  aufgeführt,  hat  den  Giebel  direkt  an  die 
Grenze  von  G.  und  in  den  Giebel  Fenster  eingebaut,  welche 
nur  nach  G.s  Seite  zu  geöffnet  werden  können.  G.  wäre  dadurch 
an  dem  Aufbau  des  Stockwerks  gehindert;  oder  darf  er  seinem 
Nachbar  die  Fenster  verbauen? 


Zar  Frage  100.  Mörtelverputz  für  Gerberei-T rockenraum. 
Es  gibt  keinen  Mörtelverputz,  der  auf  die  Dauer  der  Zeit  mit 
Erfolg  in  einfachen  Trockenkammern  verwendet  wird.  Es  wird 
immer  nötig  sein,  von  Zeit  zu  Zeit  die  Wände  mit  neuer  Putz- 
verkleidung zu  versehen.  Um  diesem  Uebelstande  mit  Erfolg 
zu  begegnen,  ist  es  notwendig,  den  Trockenraum  mit  einer  ent- 
sprechenden Luftbewegung  zu  versehen,  welche  durch  Schrauben- 
ventilatoren oder  andere  winderzeugende  Apparate  hervorgerufert 
wird.  Am  vorteilhaftesten  wäre  es  allerdings,  zum  Trocknen 
der  Felle  einen  besonderen  Kanaltrockenapparat  aufzustellen^ 
in  welchem  die  Felle  in  ungeheuer  kurzer  Zeit  vermittelst  Warm- 
luft getrocknet  werden.  Diese  Apparate  können  von  Hand  aus, 
oder  auch  durch  Transmission  betrieben  werden.  Ich  empfehle 
Ihnen,  sich  an  die  Maschinenfabrik  Louis  Nagel  in  Karlsruhe 
zu  wenden,  welche  derartige  Anlagen  zahlreich  ausgeführt  hat. 
Sollte  für  die  Anschaffung  eines  Kanaltrockenapparates  keine, 
Meinung  herrschen,  dann  wäre  der  Trockenraum  selbst  mit 
einer  genügenden  Ventilation,  sowie  einigen  Dampfrippenrohren 
zu  versehen.  Hubert  Pohl,  M.-Nr.  29  708. 

Zur  Frage  104.  Teilung  eines  Brunnens.  Eine  5-cm-Wand, 
System  Monier,  genügt,  wenn  das  Wasser  im  innern  bezw. 
im  äußern  Ring  immer  gleich  hoch  steht.  Die  Eisenstäbe 
von  etwa  5  mm  Durchmesser  sind  als  Ringe  von  zirka  12  cm 
Abstand  und  senkrecht  dazu  in  der  gleichen  Entfernung  ein- 
zubringen und  an  den  Kreuzungsstellen  mit  Eisendraht  fest- 
zubinden. Einfacher  ist  noch  ein  Drahtgewebe  oder  Streckmetall 
zu  verwenden,  falls  letzteres  nicht  zu  kostspielig  sein  sollte. 
Die  mindestens  2  m  langen  Schalbretter  werden  außen  herum 
zuerst  aufgestellt,  innen  unten  solche  von  etwa  1,0  bis  1,2  m, 
worauf  von  innen  die  Wand  bis  auf  diese  Höhe  gestampft  wird. 
Sobald  eine  Seite  in  der  letztgenannten  Höhe  fertig,  setzt  mart 
innen  die  Bretter  bis  nach  oben  reichend  und  betoniert  weiter. 
Ich  würde  die  lange  Ringbreite  nicht  50  cm,  wie  Sie  beabsich- 
tigen, sondern  etwa  75  cm  anordnen,  damit  ein  jugendHcher 
Arbeiter  beim  Ausschalen  und  zu  sonstigen  kleinen  Arbeiten 
eben  Platz  hat.  Zu  weiterer  Auskunft  bin  ich  gern  bereit 
Draack,  Ingenieur,  Hamburg,  Neumünsterstr.  5^ 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  JW,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei;  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  IQll  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bislOOM.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruf  1.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
. FERNSPRECHER  ♦ 
AMT  IV,  575  UND  576 


302 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  IQ 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Wanderversammlmg  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen 

am  17.,  18.  und  19.  Juni 
Die  Ausstellungsleitung  hat  die  Eintrittspreise  für  die  Teil- 
nehmer an  der  Wanderversammlung  von  1  M  auf  50  Pfg.  für  den 
Tag  ermäßigt,  unter  der  Bedingung,  daß  die  Karten  4  Tage  vor 
der  Veranstaltung  fest  bestellt  werden.  Um  das  zu  ermöglichen, 
wollen  wir  den  Zweigvereinen  schon  jetzt  Umtauschkarten  zum 
Weiterverkaufe  an  ihre  Mitglieder  zur  Verfügung  stellen.  Wir 
bitten,  von  dieser  Vergünstigung  reichlich  Gebrauch  machen 
zu  wollen,  und  uns  recht  bald  mitzuteilen,  wieviel  Karten 
wir  den  einzelnen  Vereinen  zustellen  sollen.  Karten, 
die  von  den  Vereinen  bestellt  sind,  aber  nicht  abgesetzt 
werden  können,  nehmen  wir  bis  zum  12.  Juni  zurück. 
Eine  kleine  Broschüre,  die  Aufschluß  über  die  großzügige  Posener 
Ausstellung  gibt,  werden  wir  den  Bezirksverwaltungen  und  Ver- 
ei  len  in  nächster  Zeit  zustellen.  Bestellungen,  Anmeldungen  usw. 
ni  nmt  die  Geschäftsstelle  der  Vereinigung  Posener  Techniker, 
Pi  sen  O.  5,  Bitterstraße  26  II,  entgegen. 


Wanderversammlung  des  D.  T.-V. 
aus    Anlaß   der  Internationalen  Hygiene-  Ausstellung 
Dresden  1911    ::    15.  bis  19.  Juli 

Fahrpreisermäßigung. 

Wir  verfehlen  nicht,  unsere  VerbandsmitgUeder,  welche  Mit- 
glieder von  Krankenkassen  im  Sinne  der  reichsgesetzlichen  Be- 
stimmungen über  die  Krankenversicherung  der  Arbeiter  (einschl. 
der  Knappschaftskrankenkassen)  oder  versicherungspflichtige  Mit- 
glieder eingeschriebener  Hilfskassen  sind,  darauf  aufmerksam 
z\i  machen,  daß  sie  bei  Reisen,  die  sie  zu  ihrer  Belehrung  nach 
der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  in  Dresden  unternehmen, 
auf  den  Strecken  der  Preußisch-Hessischen  und  der  Reichs- 
bahnen, des  pfälzischen  Netzes  der  Bayerischen  Staatsbahnen 
(aber  nicht  auf  den  Strecken  des  rechtsrheinischen  Netzes  der 
Bayer.  Stsb.),  der  Oldenburgischen,  der  Mecklenburgischen  sowie 
der  Sächsischen  Staatsbahnen  in  3.  Klasse  zum  halben  Preis 
der  Fahrkarten  für  Eil-  oder  Personenzüge,  in  Schnellzügen  außer- 
dem gegen  tarifmäßigen  Zuschlag,  befördert  werden. 

Bedingung  hierbei  ist,  daß  auf  der  Hinreise  sich  min- 
destens zehn  Teilnehmer  zu  einer  gemeinschaftl.  Reise  zusammen- 
schließen.   Die  Fahrkarten  sind  bei  der  Fahrkartenausgabe  der 


Abgangsstation  möglichst  frühzeitig  zu  bestellen  spätestens 
12  Stunden  vor  Abgang  des  Zuges  —  unter  Vorlegung  einer  Be- 
scheinigung der  betr.  Krankenkasse  bez.  eingeschriebenen  Hilfs- 
kasse (s.  o.),  und  zwar  für  jeden  Teilnehmer  je  eine,  aus  der 
hervorgeht,  daß  das  betr.  Mitglied  zum  Besuche  der  Internatio- 
nalen Hygiene-Ausstellung  nach  Dresden  reist.  Die  Gültig- 
keit der  von  den  Fahrkartenausgaben  auszustellenden  Beförde- 
rungsscheine beträgt  4  Tage,  d.  h.,  die  Inhaber  brauchen  erst 
am  4.  Tage  nach  der  Abfahrt  in  Dresden  einzutreffen.  Die  Fahr- 
preisermäßigung für  die  Rückreise  wird  von  den  Fahrkarten- 
ausgaben in  Dresden  gegen  Vorlegung  der  Bescheinigung  der 
Krankenkassen,  welche  von  der  Fahrkartenausgabe  der  Abgangs- 
station abgestempelt  sein  muß,  gewährt.  Die  Rückreise 
kann  auch  einzeln  ausgeführt  werden  (auf  Kinder- 
fahrkarte), bei  Benutzung  von  Schnellzügen  sind  Schnellzugs- 
zuschlagkarten zu  lösen.  Die  Bescheinigungen  der  Kranken- 
kassen sind  während  der  Fahrt  auf  Verlangen  jederzeit  vor- 
zuzeigen. Auf  der  Hin-  und  Rückreise  ist  je  eine  Fahrtunter- 
brechung wie  im  gewöhnlichen  Verkehr  gestattet.  Bei  Gemein- 
schaftsreise ( —  auf  Beförderungsschein  — )  ist  nur  gemeinsame 
Fahrtunterbrechung  aller  Teilnehmer  zulässig;  die  Unter-! 
brechungsstation  ist  der  den  Beförderungsschein  ausstellenden' 
Fahrkartenausgabe  zu  bezeichnen  und  von  dieser  im  Scheine 
zu  vermerken.  Die  Bescheinigungen  der  Krankenkassen  sind 
bei  Beendigung  der  Rückfahrt  mit  dem  Beförderungsschein  oder, 
der  Fahrkarte  abzugeben. 

Wir  bitten  unsere  geehrten  Verbandskollegen,  von  dieser 
Vergünstigung  recht  zahlreich  Gebrauch  zu  machen,  damit  die 
Wanderversammlung  recht  lebhaft  besucht  wird.  Weitere  Aus- 
kunft an  den  Schaltern. 


XXXIV.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims 

Vom  23.  März  bis  21.  April  1911, 

Q63  F.  Nothan,  Architekt,  Neustadt  i.  Meckl.  Q64  Bernhardt 
Ebert,  Zimmermstr.,  Carlshorst  b.  Berlin.  965/66  Johannes, 
Janeck  mit  Sohn,  Architekt,  Spandau.  967  Ernst  Nickel,  Architekt, 
Berlin.  968  Richard  Jänich,  Ingenieur,  BerUn.  969/71  Brigitta, 
Heublein  mit  Kindern,  Eisenach.  972  Frau  Heupke,  Remscheids 
973  Frl.  M.  Moeller,  Lehrerin,  Essen-Ruhr.  974/75  L.  Möllcii 
und  Frau,  Militär-Bausekretär,  Frankfurt  a.  M.  976  Aenne  Reiß- 
niger, Frankfurt  a.  M.  977  Rud.  Schmidt,  Oberingenieur,  Halle 
an  der  Saale. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkelten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2' —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Bezirksverwallungen 
Pommern.  Vors.  u.  Br.-A.:  Paul  Beyer,  Stettin,  Ober- 
wiek 70  II.  Am  Donnerstag,  11.  Mai,  abends  8V2  Uhr,  findet 
in  Stettin  im  Restaurant  „Zum  Pschorr",  Falken  walder  Str.  129, 
ein  von  unserer  Bezirksverwaltung  veranstalteter  Vortrag  vom 
Bund  Deutscher  Bodenreformer  statt.  Das  Thema  lautet:  „Die 
Bodenreform  als  Grundlage  der  sozialen  und  wirtschaftlichen 
Entwicklung",  Wir  bitten  alle  Verbandskollegen  um  recht  rege 
Beteiligung. 

Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 
Aachen.    Technischer  Verein.    Am  6.  Mai,  abends 
8V.I  Uhr,  im  Berliner  Hof,  Bahnhofstraße,  Monatshauptversamm- 
lung mit  folgender  Tagesordnung:    1.  Bekanntgabe  von  Neu- 


eingängen. 2.  Bericht  über  den  Bezirkstag  in  Düren.  3.  Ver-. 
schiedenes.  Wir  bitten  um  zahlreiche  Beteiligung,  da  besonders 
der  Bericht  über  den  Bezirkstag,  wegen  der  aktuellen  dort  ver- 
handelten Fragen,  allseitiges  Interesse  in  Anspruch  nehmen  wird. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversamm- 
lung findet  am  Donnerstag,  11.  Mai,  abends  präzis  9  Uhr,  in 
den  Industrie-Festsälen,  ßeuthstr.  20,  statt.  Projektionsvortrag 
des  Herrn  Direktor  F.  Dunker:  „Gleislose  elektrische  Bahnen", 
mit  zahlreichen  Lichtbildern.  —  Am  Sonntag,  21.  Mai,  ist  die 
Besichtigung  der  Gartenstadt  Frohnau  (Mark).  Näheres  durch 
das  Verkündigungsblatt  des  Vereins.  Gäste,  welche  an  der  Be- 
sichtigung teilnehmen  wollen,  werden  gebeten,  dem  Vorsitzenden 
des  Vereins  bis  zum  14.  Mai  Mitteilung  zu  machen. 

Deuben.  Techn.  Verein  „Plauenscher  Grund". 
(Bez.  Dresden.)  Sonnabend,  13.  Mai,  Versammlung  im  Rats- 
keller Deuben.  Tagesordnung  wird  noch  bekannt  gegeben.  Voll- 
zähliges Erscheinen  sowie  Einführung  von  Gästen  erwünscht. 

München.  Techniker-Verein.  Sonntag,  7.  Mai,  vor- 
mittags 10  Uhr,  Besichtigung  des  Neubaues  des  Deutschen 
Museums.  Zusammenkunft  ^^lO  Uhr  an  der  Corneliusbrückc 
in  der  Erhardtstraße.  Dienstag,  9.  Mai,  abends  8V2  Ulir,  im 
Domhof:  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Stuhlberger  über 
„Esperanto".  Sonntag,  14.  Mai,  8V2  Uhr,  Ausflug  nach 
Starnberg. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  Ö.:  Jeden  Mitt- 
woch, abends  81/2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schütt. 
Am  Samstag,  6.  Mai  1911,  abends  8V2  'Jhr,  findet  in  Fürth 
im  Hotel  National  (Singvereinszimmer)  eine  Versammlung  des 
D.  T.-V.  statt,  bei  der  die  Gründung  eines  neuen  Zweigvereins 
in  die  Wege  geleitet  werden  soll.  Mitglieder  der  Techniker- 
Vereinigung  erscheint  vollzählig  zu  dieser  Versammlung,  damit 
sicli  dieselbe  zu  einer  eindrucksvollen  Kundgebung  gestaltet.  — 


Heft  19 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


303 


Der  letzte  Vortragsabend  war  sehr  zahlreich  besucht,  der  Vor- 
tragende wußte  seine  Ausführungen  sehr  fesselnd  zu  gestalten. 
Am  Mittwoch,  17.  Mai,  findet  wiederum  ein  Vortrag  „Alt-Rothen- 
burg und  seine  Bedeutung  im  Mittelalter"  mit  Lichtbildern, 
abends  8V2  Uhr,  im  Theodor-Körner-Saal  statt.  Vortragender 
ist  Kollege  Herz  er.  Auch  bei  dieser  Gelegenheit  erwarten  wir 
recht  zahlreichen  Besuch  unserer  Mitglieder.  Mittwoch,  10.  Mai, 
ist  Vereinsabend. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
9.  Mai  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser  Friedrich", 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Ein- 
gänge und  Briefwechsel.  3.  Neuwahl  eines  Beisitzers.  4.  Sonstige 
Vereins-  und  Verbandsangelegenheiten. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Vrs.:  Gust.  Jäkel, 
Stadtbauassistent,  Salierstraße  20.  Vereinslokal:  „Bavaria",  öst- 
liche Karl-Friedrich-Straße  29.  Br.-A. :  Technischer  Verein  Pforz- 
heim. Am  Sonntag,  7.  Mai,  Besichtigung  der  Speidelschen 
Muster-Forellenzuchtanlage  im  Würzbachtal  (nördl.  Schwarzwald). 
Sammeln  früh  7  Uhr  55  Min.  am  Bahnhofsplatz  (Kaiser-Wil- 
helm I.-Denkmal);  Abfahrt  8  Uhr  13  Min.  nach  Calmbach,  Fahr- 
preis 50  Pfg.  pro  Person.  Nach  der  Besichtigung  gemeinsame 
Wanderung  durch  das  Würzbachtal,  Blindbachtal  und  Siehdichfür 
über  Igelsloch  nach  Liebenzell.  Zahlreiche  Beteiligung  —  auch 
der  Familienangehörigen  —  erwünscht.  Unsere  nächste  Mit- 
gliederversammlung findet  am  Mittwoch,  10.  Mai,  abends 
8V2  Uhr,  statt.  Die  Tagesordnung  wird  durch  besonderes  Rund- 
schreiben bekannt  gegeben. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Eßlingen.  Technf scher  Verein.  1.  Vrs.:  H.  Fath, 
Ing.,  Schlachthausstr.  2.  Br.-A.:  H.  Fath,  Schlachthausstr.  2. 
V.  u.  O.:  Jeden  2.  Freitag  im  Monat  im  Lokal  Palmscher  Bau. 
Am  Freitag,  12.  Mai,  findet  Monats-Hauptversammlung  statt, 
wozu  wir  unsere  Mitglieder  geziemend  einladen.  Wir  bitten  um 
zahlreiches  Erscheinen. 

Köln  a.  Rh.  Maschinentechnischer  Verein. 
Vereinslokal:  Hotel  Bayerischer  Hof,  Rechtschule  6.  Haupt- 
versammlung am  1.  Freitag  im  Monat,  abends  8V2  Uhr.  Br.-A.: 
Ing.  Paul  Budde,  Köln-Boyenthal,  Goltsteinstraße  132.  Die 
Tagesordnungen  werden  durch  Rundschreiben  bekannt  gegeben. 

Staatstechniker. 

Landesverein    Mitti.    Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker.   Vrs.:    Bausekretär  K.  Tramm,   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  Mitt- 
woch, 10.  Mai,  abends  8  Uhr,  Vereinsversammlung  im  „Meißner 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  und  Besprechung  über 
die  Besichtigung  der  Leipziger  Bahnhofsbauten.  4.  Fachvortrag 
des  Herrn  Bausekretär  Tramm  über  den  Bau  von  Notbrücken. 
5.  Verschiedenes. 


8 


(Nur  für  VerbandsmltgUeder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1277  f.  e.  Kgl.  Beh.  i.  Schmalkalden  sof.  e.  tücht.  u.  erf. 
Hochbautechn.  zr.  Hilfelstg.  b.  d.  lfd.  Dienstgesch.,  insbesond. 
ab.  b.  d.  Prüfg.  v.  Baupolizeisachen,  d.  gleichz.  m.  stat.  Berechn. 
vertr.  ist.  Geh.  bis  160  M.  Stllgsdauer  7  Mon.  Ang.  unt. 
1277  a/d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1282  f.  e.  Architekturbureau  i.  Neuß  sof.  e.  j.  Bautechn., 
fl.  Zeichn.,  m.  Bureauarbeiten  vertr.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1282  a.  d.  Geschäftsstelle  f.  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86. 

1289  f.  d.  Weserstrombauverwaltung  i.  Hannover  sof.  e. 
Techn.,  Absolv.  e.  Tiefbausch.,  sich.  Zeichn.  u.  Rechn.  150 


Unser  Erliolungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  'volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesenthch,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim  des   D.  T.-V.  in  Sondershausen   i.  Thür. 


bis  180  M.  Stllgsdauer  mehr.  J.  Ang.  unter  1289  a.  d.  Zweig- 
stelle Hannover,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 

1290  f.  Baugesch.  i.  Lychen  i.  AI.  sof.  tücht.  Bautechn. 
zur  Aushilfe.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  bei  freier  Station  unt.  1290 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1291  f.  Kgl.  Beh.  Posen  sof.  Bautechn.,  ledig,  der  mögl. 
bei  Hochbauämtern  läng.  Zeit  tätig  war.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1291  a.  d.  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechniker 
König,  Hohenlohestr.  3. 

1292  f.  Baugesch.  i.  Samter  sof.  jüng.  Bautechn.  m.  gut. 
Handschrift,  i.  einfach.  Buchführg.  erf.  120  M.  Stilg.  evtl. 
dauernd.   Ang.  unt.  1292  a.  d.  Zweigstelle  Posen  wie  unter  1291. 

1293  f.  Baugesch.  i.  iBrandenburg  a.  Hav.  sofort  jüng.,  tücht. 
Bautechn.  Stllg.  evtl.  dauernd.  Ang.  unt.  1293  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes] 

Stellen -Angebote 


Nachruf. 

Am  26.  April  er.  wurde  unser  lieber  Freund  und  Kollege 

Herr  Stadtbauführer  Wilhelm  Rose 

nachdem  wir  noch  gemeinsam  mit  ihm  über  unsern  am 
30.  April  stattgefundenen  Bezirkstag  beraten  hatten  und  mit 
dem  wir  fast  täglich  vereint  waren,  durch  einen  jähen  Tod 
aus  unserer  Mitte  gerissen. 

Als  Vorsitzender  unserer  Bezirksverwaltung  hat  der  Ver- 
ewigte mit  nie  ermüdendem  Eifer  vier  Jahre  gewirkt,  hoch- 
geschätzt als  Mensch  wie  als  Freund.  Wir  betrauern  in  dem 
Verstorbenen  einen  tatkräftigen  Mitarbeiter  an  unseren  Be- 
strebungen. 

Wir  werden  dem  Entschlafenen  ein  allezeit  treues  Ge- 
denken bewahren. 

Bezirksverwaltung  Niedersachsen 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes. 


Nachruf. 

Am  26.  ds.  Mts.  verschied  unerwartet  unser  lieber 
Kollege  und  langjähriges  Vorstandsmitglied 

Herr  Stadtbauführer  Wilhelm  Rose. 

Der  Verstorbene  hat  durch  seine  rege  Anteilnahme  am 
Verein  sowie  Verband  und  durch  seinen  ehrenwerten 
Charakter  sich  die  Achtung  aller  Mitglieder  erworben.  Wir 
werden  sein  Andenken  stets  hoch  in  Ehren  halten. 

Techniker-Verein  Hannover  E.  V, 


304 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Hell  19 


1294  i.  d.  Nähe  v.  Merseburg  sof.  jüng.  Bautechn.,  Maur., 
Zt.  Unterstützg.  d.  Bauf.  bei  Bearbeitg.  u.  Bauleitg.  v.  Beamten- 
häusern, sowie  spät.  Abrechn.  Bis  150  M.  Ang.  unt.  12Q4 
a.  d.  Zweigstelle  Braunschweig,  %.  H.  d.  Hn.  G.  Janschek, 
Pestalozzistr.  19. 

1295  f.  Baugesch.  i.  Nordenham  sof.  Techn.,  nicht  unt. 
23  J.  alt,  m.  etwas  Erf.  auf  d.  Baustelle  u.  mögl.  i.  Tiefbau. 
Stllg.  voraussichtl.  dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  12Q3 
a.  d.  Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  d.  Hn.  Otto  Krause,  Neustadtsi 
Contrescarpe  Nr.  70. 

1297  n.  Stralsund  sof.  jüng.  Hochbautechn.,  Zimm.,  a. 
2  bis  3  Mon.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1297  a.  d.  Zweigstelle 
Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1298  f.  kulturtechnisches  Bureau  u.  Tiefbaugesch.  i.  Oppeln 
sof.  Tiefbautechn.,  fl.  Zeichn.,  i.  Geländeaufnahmen  u.  Berechn. 
V.  Brücken,  sow.  Abrechn.  erf.  Ang.  unt.  1298  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1299  f.  Bauamt  i.  Osnabrück  sof.  e.  i.  Städtekanalisationen 
durcha.  erf.  Tiefbautechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1299  a.  d. 
Zweigstelle  Osnabrück,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

1300  f.  ßaugesch.  i.  ;WaidniannsIust  b.  Berl.  sof.  Bautechn., 
ledig,  m.  gut.  Handschrift.  150  M,  evtl.  freie  Wohnung  ohne 
Beköstigung.  Stllg.  dauernd.  Ang.  unt.  1300  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1301  n.  Hohenlimburg  sof.  e.  Hoch-  u.  Tiefbautechn., 
Absolv.  e.  Baugewerkssch.,  i.  Revidieren  v.  Abrechn.,  Kosten- 
anschl.  u.  Bauaufsicht  bewandert.  140  M  u.  mehr.  Stllg. 
dauernd.  Ang.  unt.  1301  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94. 

1303  f.  Militärbehörd.  Coblenz  sof.  durch,  tücht.  Hoch- 
bautechn., mögl.  m.  d.  Bestimmg.  der  Heeresbauverwaltg.  vertr. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1303  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland 
u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1304  f.  Beh.  Cöln  sof.  e.  durch,  tücht.  Bautechn.  f.  e. 
umfangreiche  Bauausführg.,  der  m.  d.  Bestimmg.  d.  Staatsbau- 
verwaltg.  durch,  vertr.  ist,  a.  zunächst  5  Mon.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1304  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
wie  un{.  1303. 

1305  f.  Kgl.  Beh.  Goldap  i.  Ostpr.  zr.  Bauleitg.  v.  2  Wald- 
arbeiter-Gehöften sof.  e.  i.  2.  Ausbildungsabschnitt  stehend. 
Regierungsbauführ.  od.  tücht.  Hochbautechn.  Stllgsdauer 
mindest.  6  Mon.  Tagesdiäten  6  M.  Ang.  unt.  1305  a.  d. 
Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretäx; 
.Wiehe,  Königseck  5. 

1306  f.  Steinbruchbetrieb  u.  Bildhauerei  i.  d'.  Nähe  v.  Gotting, 
sof.  zuverlässig.  Steinmetztechn.,  i.  Steinschn.  u.  Abrechn.  erf. 
Stllg.  V.  läng.  Dauer.  Ang.  mit  Geh.-Anspr.  (f.  Unverheirat. 
b  .freier  Kost  u.  Wohng.)  unter  1306  a.  d.  Zweigsteile  f.  Stein- 
metztechniker, z.  H.  d.  Hn.  J.  Marsalek,  Johannisthal,  Parkstr.  20. 

1307  f.  Baugesch.  Rheinland  sof.  tücht.  Bautechn.,  gel. 
Maur.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1307  a.  d.  Geschäftsstelle 
Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1308  f.  Kaiserl.  Beh.  Kiel  sof.  tücht.  Techn.  zr.  Bauleitg. 
175  M.  Stllg.  V.  läng.  Dauer.  Ang.  unt.  1308  a.  d.  Zweigstelle 
Kiel,  z.  H.  d.  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1309  f.  Baugesch.  Kiel  sof.  tücht.  Bautechn.,  gel,  Zimm., 
der  mögl.  schon  i.  Zimmerei  u.  Tischlerei  tätig  war.  150  M. 
Stllg.  dauernd.  Ang.  unt.  1309  a.  d.  Zweigstelle  Kiel,  z.  H.  d. 
Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1310  n.  Wippra  a.  Harz  sof.  e.  jung.  Bautechn.  f.  Bureau 
u.  Baustelle,  m.  a.  Arbeit,  vertr.  Stllgsdauer  f.  d.  Sommermonat. 
Gut.  Handschr.  erforderl.  Radfahrer  m.  eig.  Rad.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1310  a.  d.  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  d.  Hn. 
L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

I  1312  f.  Architektenbureau  i.  Lodz  i.  Rußl.  sof.  jüng.  Techn. 
i.  Kostenanschl.,  stat.  Berechn.  u.  Detail,  erf  150  bis  170  M. 
Ang.  unt.  1312  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1313  f.  e.  Hoch-  u.  Tiefbaugesch.  i.  Graudenz  sof.  e. 
Bautechn.,  nicht  unt.  24  J.  alt,  f.  d.  Baustelle.  130  bis  180  M. 
Ang.  unt.  1313  a.  d.  Zweigstelle  Danzig,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1314  f.  d.  techn.  Bureau  e.  Zentralheizungsfabrik  b.  Danzig 
sof.  e.  jüng.  Techn.,  Abvolv.  e.  Fachsch.,  i.  Anfangsstellg., 
angenehm  u.  dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1314  a.  d. 
Zweigstelle  Danzig  wie  unter  1313. 

1315  f.  e.  Baugesch.  i.  Schöneck  i.  Westpr.  sof.  e.  erf. 
Bautechn.,  i.  Entwerf.,  Veranschl.  u.  Abrechn.  erf.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1315  a.  d.  Zweigstelle  Danzig  wie  unter  1313. 

1316  f.  Bromberg  sof.  jung.  Bautechn.,  Absolv.  e.  Bau- 
gewerksch'.  i.  e.  JArchitekturburcau.   Stllg.  dauernd  und  angenehm. 


Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Antrittstermin  unt.  1316  a.  d.  Zweigstelle 
Bromberg,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Neudahl,  Mittelstr.  48. 

1317  f.  d.  Bauamt  e.  Kreisstadt  i.  Rheinl.  sof.  tücht.  Hoch- 
bautechn. i.  dauernde  Stllg.  160  M.  Angeb.  n.  vorherig.  An- 
frage bei  der  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86,  direkt  a.  d.  Behörde. 

1318  f.  e.  Kgl.  Beh.  i.  Gleesen  b.  Lingen  i.  Hann.  sof. 
Bauführ.  f.  Beton-  u.  Wasserbauten,  28  bis  30  J.  alt.  210  M. 
Ang.  unt.  1318  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
i.  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1319  n.  Westf.  zwei  jüng.  Tiefbautechn.,  Absolv.  e.  Tief- 
bauschul., saub.  Zeichner  für  Bureauarbeit.  Stllg.  v.  läng.  Dauer. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Antrittstermin  unt.  1319  a.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  wie  unter  1317. 

1320  f.  e.  Architekt,  i.  d.  Nähe  Dortmunds  sof.  e.  jüng. 
Techn.,  flott.  Zeichn.,  tücht.  Statiker.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
u.  Antrittstermin  unt.  1320  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  wie  unter  1317. 

1321  f.  e.  Architekt,  i.  Oberhausen  sof.  tücht.  Techn.  für 
Bureau  u.  Bausteile,  ca.  150  M.  Ang.  m.  früh.  Antrittsterm. 
unt.  1321  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  wie 
unter  1317. 

1322  f.  e.  Betonbaufirma  i.  Düsseldorf  sof.  e.  tücht.  Techn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Antrittsterm.  unt.  1322  a.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  wie  unter  1317. 

1323  f.  e.  Baumeist.  i.  Lodz  i.  Rußl.  sof.  tücht.  Hochbau- 
techn., m.  all.  vorkommend.  Arb.  vertr.,  der  auch  d.  Chef  vertret. 
muß.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1323  a.  d.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1324  f.  d.  Hochbauverwaltg.  e.  Kgl.  Beh.  i.  Regierungs- 
bezirk Bromberg  sof.  e.  tücht.  Hochbautechn.,  gut.  Zeichn. 
180  M.  Ang.  unt.  1324  a.  d.  Zweigstelle  Bromberg,  z.  H.  d. 
Hn.  H.  Neudahl,  Mittelstr.  48. 

1325  V.  städt.  Beh.  i.  Regierungsbez.  Bromberg  sof.  tücht. 
Bautechn.  f.  kunstgewerbl.  Zeichn.  150  M.  Ang.  unt.  1325 
a.  d.  Zweigstelle  Bromberg  wie  unter  1324. 


Die  Herren  Bewerber  werden  gebeten,  um  Verzögerungen  bei 
der  Weitergabe  der  Bewerbungsschreiben  zu  vermeiden,  stets 
die  Mitglieds-  und  Vakanzennummer  oben  links  auf  dem  Be- 
werbungsschreiben und  auf  dem  Briefumschlag  anzugeben. 


1326  f.  Kgl.  Wasserbauamt  i.  Regierungsbez.  Bromberg 
zwei  Tiefbautechn.,  tücht.  Zeichn.,  i.  vorübergeh.  Stllg.  120  bis 
150  M.  Ang.  unt.  1326  a.  d.  Zweigstelle  Bromberg  wie  unter  1324. 

1336  V.  e.  Baugesch.  i.  Westf.  sof.  e.  Techn.  f.  Bureau,  m. 
Buchführg.  vertr.  150  bis  170  M.  Ang.  unt.  1336  a.  d.  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1342  f.  e.  Architekturbureau  i.  Essen  sof.  e.  jung.  Techn., 
fl.  Zeichn.,  für  Bureau.  Ang.  unt.  1342  a.  d.  Geschäftsstelle 
Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1343  n.  Essen  sof.  durch,  erf.  Techn.  zur  selbst.  Erledig, 
techn.  Bureauarbeit.,  hauptsächl.  stat.  Berechn.,  Abrechn.  usw. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  unt.  1343  a.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  1342. 

1344  n.  Schievelbein  i.  Pomm.  sof.  e.  Techn.  f.  Bureau 
u.  Baust.,  sehr  gewandt  u.  energisch  zur  Vertretg.  a.  einige  Mon. 
Ang.  unt.  1344  a.  d.  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Herrn 
G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1345  f.  e.  Architektuibureau  i.  Hildesheim  sof.  jung.  Arch. 
oder  tücht.  Bautechn.  Bis  200  M.  Ang.  unt.  1345  a.  d.  Haupt- 
stelle Beriin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

B.  für  Industrieangestellte. 

1278  V.  e.  Berlin.  Firma  sof.  e.  äußerst  gewandt.  Heizungs- 
techn.  m.  läng.  Erf.  Geh.  200  bis  250  M.  Ang.  unt.  1278  a.  d. 
Hauptstelle  Beriin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1279  f.  e.  Berlin.  Maschinenfabr.  sof.  e.  jüng.  Techn. 
mit  einig.  Werkstatt-  u.  Betriebs-Praxis,  wenn  mögl.  i.  hauswirt- 
schaftlichen od.  Werkzeugmaschinen.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1279  a.  d.  Hauptstelle  Beriin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1280  f.  e.  Ziviling.  i.  Halensee  sof.  e.  tücht.  Konstr.  t. 
Werkzeugmasch.  Geh.  ISO  bis  200  M.  Ang.  unt.  1230  a.  d. 
Hauptstelle  Beriin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Deutsche  TECHNiKER-ZEiTUNO 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,   Heft  20  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Bei Un.  13.  Mai  1911 

Inhalt:  Wohnungswesen  und  Wohnungsfrage  —  Bremsberganlagen  —  Ist  Unternehmerfürsörge  für  invalide  Angestellte  eine  sittliche  Pflicht?  -  Wirtschaft  und  Leben  — 
Rechtsfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Sitzungskalender 


Wohnungswesen  und  Wohnungsfrage 

iVon  Regierungsassessor  Dr.  CL.  HEISZ,  Treptow  bei  Berlin. 


II. 

Trotz  der  gleichmachenden  Einflüsse  der  Neuzeit  zeigt 
nun  das  Wohnungswesen  zahlreiche  Verschiedenheiten. 
Wenn  man  größere  Einheiten  zusammenfaßt,  so  sind  im 
städtischen  Wohnungswesen  Deutschlands  noch  in  der 
Gegenwart  zwei  Gebiete  von  ganz  ungleichem  Umfang 
zu  scheiden.  Das  eine  kleinere  Gebiet  umfaßt  den  Norden 
und  Nordwesten  Deutschlands  und  wird  abgegrenzt  durch 
eine  Linie,  die  sich  etwa  von  Bremen  nach  Koblenz  hin- 
überzieht; den  Mittelpunkt  bildet  die  Rheinprovinz  mit 
den  Städten  Düsseldorf,  Krefeld,  Elberfeld  und  Barmen. 
Hier  hat  sich  unsere  alte  deutsche  Bauweise,  das  Klein- 
haus oder  Dreifensterhaus,  bis  zur  Gegenwart  in  den 
Städten  zwar  nicht  ganz  unverändert  erhalten,  aber  doch 
ohne  jede  Unterbrechung  auf  der  alten  Grundlage  fort- 
gebildet. Hier  wurde  für  das  Kleinwohnungsvvesen  ein 
den  modernen  Anforderungen  entsprechender  Typus  des 
Kleinwohnungsbaues  ausgebildet,  selbst  in  den  Groß- 
städten (sogar  in  rasch  anwachsenden  Industriestädten) 
eine  allgemein  zureichende  Produktion  von  Kleinwohnun- 
gen erzielt  und  die  Kasernierung  mit  ihren  traurigen 
Folgen  von  der  Bevölkerung  ferngehalten.  Daneben  hat 
sich  ein  befestigter,  d.  h.  nicht  überschuldeter  Hausbesitz 
erhalten.  Die  Kleinwohnungen  stehen  in  sozialer  und 
hygienischer  Hinsicht  unendlich  weit  über  den  Hofwoh- 
nungen der  Mietskasernen;  gleichwohl  sind  die  Mieten 
zum  Teil  um  ein  Drittel  niedriger:  all  dies  ist  das  Er- 
gebnis einer  ununterbrochenen  geschichtlichen  Ent- 
wicklung. 

Ganz  anders  haben  sich  die  Wohnungszus.tände  im 
übrigen  Hauptgebiete  Deutschlands  gestaltet,  von  deren 
charakteristischen  Erscheinungen  kaum  eine  unserer  Groß- 
städte frei  geblieben  ist.  In  größter  Schärfe  hat  sich 
diese  Entwicklung  in  Berlin  vollzogen.  Von  hier  aus 
wurden  sowohl  das  Bausystem  unserer  jüngsten  Periode 
wie  auch  die  damit  verbundenen  Geschäftsformen  in  ent- 
scheidender Weise  beeinflußt.  Hier  wurde  als  Typus  der 
neueren  städtischen  Bauweise  die  Mietskaserne  ausgebildet, 
die  sich  die  meisten  Großstädte  unterworfen  hat. 

Eberstadt  erbringt  nun  den  eingehenden  Nachweis, 
daß  dieses  Bausystem  nicht  auf  natürliche  Weise  zur  Be- 
friedigung eines  gegebenen  Bedürfnisses  entstanden  ist, 
sondern  daß  es  sich  um  ein  willkürliclies  zugunsten  be- 
stimmter Interessen  geschaffenes  System  handelt,  und  daß 
also  die  Möglichkeit  und  damit  auch  die  Notwendigkeit 
seiner  Abänderung  erwiesen  ist.  Die  Kapitalmächte  aber, 
die  das  gegenwärtige  verkehrte  System  stützen,  sind  so 
gewaltig,  daß  ein  Frontangriff  auf  seine  Grundlagen  der 


großen  Gefahr  ausgesetzt  ist,  in  beliebter  Manier  als  uto- 
pistisch verlacht  zu  werden.  Daher  war  diese  ausführ- 
liche, allerdings  kritische  Geschichte  des  Wohnungswesens 
vom  Standpunkt  der  Bedürfnisse  des  Kleinwohnungs- 
wesens unerläßlich,  um  dem  Leser  zu  zeigen,  wie  Eberstadt 
durchweg  auf  dem  Boden  der  historischen  Entwicklung 
steht  und  nüchtern  rechnend  jeder  willküriichen  Konstruk- 
tion abhold  ist. 

Die  landesfürstlichen  Anlagen  und  Gründungen  be- 
dienten sich  als  Schema  der  BodenparzelUerung  mit  Vor- 
liebe des  Schachbretts.  Wir  finden  es  in  Berlin  in 
der  Friedrichstadt  in  Abmessungen  von  120  bis  150  m 
Frontlänge  und  75  m  Tiefe  (in  der  Altstadt  ca.  55  und 
85  m).  In  der  Potsdamer  Vorstadt  aber  haben  sich  die 
Abmessungen  auf  200  bis  400  m  Länge  und  150  bis  250  m 
Tiefe  verschoben.  Diese  viel  zu  großen  Baublöcke  sollten 
im  Anfange  nur  am  Rande  bebaut  werden,  wie  durch 
Pläne  desselben  Baublocks  zwischen  Potsdamer,  Lützow-, 
Magdeburger  und  Steglitzer  Straße  aus  verschiedenen  Bau- 
perioden nachgewiesen  wird.  Diese  Randbebauung  geht 
von  dem  ursprünglich  ganz  selbständigen  Vorderhaus  aus, 
die  Kleinwohnung  wird  später  als  Anhängsel  (Seitenflügel, 
erstes  und  zweites  Quergebäude)  angebaut.  Die  Aufteilung 
des  Bodens  ist  für  die  Wohnung  die  denkbar  ungünstigste, 
und  es  ist  schwer  zu  verstehen,  wie  ein  derartiges  Par- 
zellierungssystem festgehalten  werden  konnte. 

„Die  Ausbildung  der  Mietskaserne  zu  dem  allgemeinen 
Typus  der  Berliner  Bebauung  fällt  in  die  Zeit  nach  1860. 
Bei  der  größeren  Ausdehnung  Berlins,  deren  Grundlage 
durch  den  im  Jahre  1861  bis  1863  ausgearbeiteten  Be- 
bauungsplan geschaffen  wurde,  ging  man  in  bewußter 
Absicht  und  systematisch  vor.  Die  Baublöcke  wurden 
von  vornherein  zur  Anlage  von  Mietskasernen  bestimmt; 
das  Massenmietshaus  gab  das  Schema  der  ganzen  Boden- 
parzellierung ab.  Die  hierdurch  entstandene  Bauweise  — 
das  unförmig  tiefe,  mit  Hofwohnungen  versehene  Grund- 
stück —  wurde  dann  seit  den  70  er  Jahren  des  aus- 
gegangenen Jahrhunderts  zur  Schablone  des  Städtebaues 
gemacht,  als  eine  willkürliche  administrative  Schöpfung,  die 
keinerlei  entwicklungsgeschichtliche  Grundlagen  besitzt." 

Diese  Form  der  Bodenparzellierung  bstimmt  das 
Wohnungswesen  absolut.  Die  enorm  tiefen  Grundstücke 
können  unter  privatwirtschaftlichen  Voraussetzungen  zu 
nichts  anderem  verwendet  werden  als  zu  Mietskasernen 
mit  Hofwohnungen;  jede  andere  Bauweise  wird  so  unter 
normalen  Verhältnissen  ausgeschlossen.  Alle  weiteren 
Folgen  für  das  Wohnungswesen  bauen  sich  darauf  auf. 
Die  gleichmäßig  breiten  Straßen  —  25  bis  30  m  Breite  für 
Wohn-  und  Nebenstraßen  —  sind  so  angelegt,  daß  sie 


306 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  igil 


Heft  20 


ganz  allgemein,  unabhängig  von  der  Lage  des 
Grundstücks,  das  Recht  der  fünffachen  Ueberbauung 
schaffen.  Hierdurch  entsteht  die  allgemeine,  künst- 
liche Steigerung  des  Bodenpreises,  die  Bodenspekulation 
in  ihrer  heutigen  Form,  da  die  schematisch  gedrängte 
Bauweise  lediglich  die  Wirkung  hat,  den  Bodenpreis  ent- 
sprechend zu  steigern,  und  dieser  Mehrwert  bildet  das 
Objekt  der  sog.  Bodenspekulation. 

„Die  Masse  der  Bevölkerung  ist  nun  vom  Grundbesitz 
ausgeschlosens,  der  einer  kleinen  Minderheit  als  Gegen- 
stand der  spekulativen  Ausnutzung  überwiesen  ist.  In  den 
kasernierten  Städten  verfügt  ein  Bruchteil  —  in  Berlin 
knapp  lo/o  —  der  Bevölkerung  über  den  gesamten  Grund- 
besitz; doch  auch  diese  wenigen  sind  nur  dem  Namen 
nach  Besitzer;  in  Wirklichkeit  sind  sie  nur  Hypotheken- 
verwalter, die  5  bis  IQo/o  Anzahlung  auf  ihren  Speku- 
lationsbesitz geleistet  haben  und  sich  in  prekärster  Ab- 
hängigkeit vom  Hypothekenmarkt  befinden.  Die  Mieten 
steigen  fortwährend,  zum  Teil  ohne  jeden  Zusammenhang 
mit  populationistischen  und  bautechnischen  Vorgängen. 
Die  Wohnverhältnisse  sind  in  sozialer,  politischer  und  wirt- 
schaftlicher Hinsicht  gleich  unbefriedigend.  Die  städtische 
Grundrente  endlich,  die  als  eine  Quelle  des  nationalen 
Reichtums  erschien,  ist  die  größte  Last  für  die  Bevölke- 
rung geworden;  denn  sie  besteht  in  nichts  anderem  als 
in  einer  erdrückenden  Verschuldung,  die  von  der 
Gesamtbevölkerung  getragen  werden  muß.  —  Das  herr- 
schende System  ist  jedoch  willkürlich  entstanden;  es  hat 
nicht  die  geringste  natürliche  oder  geschichtliche  Grund- 
lage. Wir  können  jede  einzelne  Maßregel  nachweisen, 
auf  der  es  beruht,  jede  Wirkung  verfolgen,  die  es  aus- 
übt; es  ist  durch  administrative  Maßnahmen  geschaffen 
und  wird  durch  die  gleichen  künstlichen  Mittel  fest- 
gehalten." 

Um  die  Preisbildung  der  städtischen  Bodenrente  ver- 
stehen zu  können,  müssen  wir  zwischen  natürlichen  und 
gewollten  Einrichtungen  unterscheiden,  indem  wir  unter 
ersteren  solche  verstehen,  die  sich  aus  dem  Wesen  und 
den  Eigenschaften  der  Sache  selbst  ergeben,  unter  ge- 
wollten aber  solche,  die  auf  unserem  Willen  und  Vorsatz 
beruhen,  vor  allem  also  Einrichtungen  der  Verwaltung 
und  des  Rechts.  Sowohl  Wirtschaft  als  Recht  unter- 
scheiden den  Boden  von  allen  anderen  Gütern:  L  der 
Boden  ist  unbeweglich  und  in  seiner  Fläche  unvermehrbar ; 
2.  das  Privatrecht  behandelt  den  Boden  anders  als  die 
beweglichen  Güter  und  das  öffentliche  Recht  hat  für  ihn 
besondere  Einrichtungen  von  der  größten  wirtschaftlichen 
Tragweite  (wie  Immobiliarpfandrecht,  Grundbuchwesen 
und  Behandlung  der  Bodenverschuldung)  geschaffen. 

Gegenwärtig  wird  das  ganze  Wohnungswesen  von 
der  Bereitstellung  und  Aufteilung  des  Baulandes  bis  zur 
fertigen  Wohnung:  in  der  Bauweise,  Hausform  und  Woh- 
nungsproduktion, durch  die  Spekulation  beherrscht.  In 
ihrer  Hand  stehen  Grundeigentum  und  Hausbesitz;  sie 
verfügt  über  den  Realkredit  und  das  Grundbuchwesen. 
Man  muß  aber  unterscheiden  zwischen  Handelsspekulation 
und  Wertspekulation.  Handelsspekulation  ist  die  der  neu- 
zeitlichen Wirtschaft  ganz  unentbehrliche  Unternehmungs- 
form, die  Geschäfte  eingeht  mit  Unbestimmtheit 
des  Abnehmers  oder  Unpersönlichkeit  des  Absatzes; 
d.  h.  der  auf  Spekulation  arbeitende  Unternehmer  produ- 
ziert und  handelt  für  den  Markt,  dessen  Bedürfnisse  ihm 
zwar  vertraut  sind,  aber  nicht  für  bestimmte,  ihm  im 
voraus  bekannte  Abnehmer.  Das  Gebiet  der  von  ihr 
völlig  verschiedenen  Wertspekulation  ist  die  Wertbewe- 
gung als  solche.  Sie  will  lediglich  an  der  Wertbewegung 
und  Preisänderung,  losgelöst  von  der  materiellen 
Verarbeitung  oder  Nutzung  der  Wirtschaftsgüter  einen 


Geldgewinn  machen.  Gerade  auf  unserem  Gebiete  der 
Bodenentvvicklung  ist  die  Scheidung  der  beiden  Spekula- 
tionsarten ebenso  einfach  wie  wesentlich.  Wer  Häuser 
baut  ohne  bestimmten"  Auftrag  und  ohne  Rücksicht  auf 
die  Personen,  die  ein  Haus  späterhin  kaufen  oder  be- 
nutzen werden,  der  betreibt  die  notwendige  und  für  die 
heutige  Marktversorgung  unentbehrliche  Handelsspeku- 
lation. Wer  dagegen  Gebäude  aufkauft,  lediglich  um  eine 
Wertsteigerung  herauszuschlagen,  betreibt  Wertspekulation, 

Eberstadt  legt  ganz  besonderen  Wert  darauf,  zu  be- 
tonen, daß  er  nur  die  Wertspekulation  bekämpft,  und 
daß  eine  der  wichtigsten  Aufgaben  des  Städtebaues  darin 
besteht,  die  spekulative  Unternehmung  im  Baugewerbe 
zu  stärken  und  sie  von  der  ihr  in  Deutschland  angelegten 
Fesselung  zu  befreien.  Die  Bodenspekulation  ist  von  der 
Spekulation  in  beweglichen  Gütern  wie  der  Getreide-  und 
Effektenspekulation  grundsätzlich  zu  scheiden. 

„Niemand  kann  eine  Spekulation  dadurch  durchführen, 
daß  er  eine  größere  Menge  Getreide  10  oder  20  Jahre 
lang  vom  Verkehr  aussperrt;  der  Unternehmer  würde  hier 
nicht  nur  nichts  gewinnen,  sondern  das  aufgewendete 
Geld  bis  auf  den  letzten  Pfennig  verlieren.  Beim  Boden 
bildet  indes  die  längere  Aussperrung  die  übliche  Form 
der  Spekulation.  —  Niemand  kann  die  Wertsteigerung  bei 
einem  Posten  Getreide  dadurch  realisieren  und  dauernd 
festhalten,  daß  er  eine  Hypothek  zu  Lasten  des  Getreide- 
verbrauchers eintragen  läßt,  die  der  Verbraucher  dauernd 
jahrein  jahraus  zu  verzinsen  hat;  bei  dem  Boden  dagegen 
ist  die  hypothekarische  Belastung  die  ausschließliche  Form, 
in  der  spekulative  Gewinne  realisiert  und  festgehalten 
werden.  —  Im  Getreidehandel  ist  es  schwierig,  die  mög- 
licherweise verfügbaren  Mengen  zu  berechnen,  und  der 
Markt  kann  immer  nur  für  kurze  Zeit  und  für  bestimmte 
Bewegungen  beherrscht  werden.  Beim  Boden  liegt  der 
vorhandene  Bestand  offen  da,  und  die  Beherrschung  des 
Marktes  bildet  die  erste  Stütze  der  Spekulation. 

Ein  Hauptgegensatz  besteht  jedoch  darin,  daß  die 
Spekulationen  in  beweglichen  Gütern  (Getreidespekulation, 
Effektenspekulation)  sich  nach  beiden  Richtungen,  ''d.  h. 
nach  oben  und  unten  vollziehen  und  daß  sich  hier  zwei 
gleichwertige  Parteien  gegenüberstehen,  von  denen  jede 
ihr  der  anderen  diametral  entgegengesetztes  Interesse  ver- 
tritt und  durchzusetzen  sucht.  Im  Boden  dagegen  kann 
niemand  ä  la  baisse  spekulieren;  die  Spekulation  voll- 
zieht sich  hier  ganz  einseitig,  in  der  Richtung  nach  oben, 
und  hat  ausschließlich  die  Tendenz,  eine  Preissteige- 
rung herbeizuführen." 

Die  Ausdehnung  der  Stadt  bewirkt  eine  besondere  und 
zwar  die  intensivste  Wertsteigerung  des  Bodens  durch  die 
Umwandlung  von  Ackerland  in  Bauland.  Aus  dem  landwirt- 
schaftlich benutzten  Boden  wird  die  sehr  viel  höher  bewertete 
Baustelle.  Die  ganze  verwaltungstechnische  und  volkswirt- 
schaftliche Kunst  muß  sich  darauf  konzentrieren,  Vor- 
kehrungen zu  treffen,  daß  sich  dieser  natürliche  und  er- 
wünschte Vorgang  in  zweckentsprechender  und  dem  Ge- 
meinwohl förderlicher  Weise  vollzieht.  Die  Spannung 
zwischen  Ackerland  und  Baustelle  gibt  Eberstadt  bei- 
spielsweise auf  1:10  an.  Mit  dem  Werte  der  Stadtlage 
kombiniert  erhalten  wir  in  fünf  Zonen  z.  B.  in  Berlin  fol- 
gendes Schema: 

Wert  der  Haus-    Wert  des  Vor- 
piatzrente       zugs  der  La^e 

I.  Zone,  beste  Geschäftslage  (Fried- 

richtsraße)  1 0  40 

II.  Zone,  gute  Geschäftslage  (Pots- 
damer Straße)  10  30 
III.  Zone,    beste   Wohnlage  (Kur- 
fürstenstraße)                           IG  20 


Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


307 


Wert  der  Haus-  Wert  des  Vor- 
platzrente zugs  der  Lage 

IV.  Zone,  mittl.  Wohnlage^(Schöne- 

berg)     •  10  10 

V.  Zone,  äußerste  Wohnlage  (Steg- 

litz und  äußerste  Vororte)  10  — 

Im  Wert  der  Baustelle  sind  also  zwei  Faktoren  zu 
unterscheiden,  der  Wert  des  Bodens  zum  Hausbau  schlecht- 
hin und  der  Wert  der  Stadtlage.  Die  Differenzierung  des 
Wertes  der  Stadtlage  entwickelt  sich  allmählich  mit  dem 
Fortschreiten  der  Bevölkerung.  Die  Werterhöhung  der 
besseren  Lage  entsteht  dadurch,  daß  allmählich  immer 
entferntere  oder  ungünstigere  Lagen  besiedelt  werden,  wo- 
durch die  Grundrente  der  besseren  Lage  ganz  automatisch 
in  die  Höhe  getrieben  wird. 

Eine  besondere  Wertsteigerung  entsteiU  aber  durch 
die  gedrängte  vielstöckige  oder  monopolistische  Bauweise. 
Diese  besteht  darin,  daß  jedes  Grundstück,  gleichviel  in 
welcher  Lage  es  sich  befindet,  also  gleichviel  ob  im  Zen- 
trum oder  an  der  Peripherie  und  in  den  Vororten,  gleich- 
mäßig fünffach  überbaut  werden  darf  und  daß  eine  Form 
der  Bodenaufteilung  entsteht,  die  lediglich  spekulativen 
Zwecken  dient.  Zur  natürlichen  Hausplatzrente  tritt  so 
ein  künstlicher  sehr  viel  größerer  Mehrwert,  der  durch 
die  kasernenmäßige  Parzellierung  und  vertikal  gedrängte 
Bauweise  mit  ihrem  Zubehör  hervorgebracht  wird.  Es  ist 
im  Gegensatz  zur  natürlichen  Hausplatzrente  die  künstlich 
geschaffene  Kasernierungsrente.  Dieser  Mehrwert  ist  ein 
festes,  konstantes  Element.  Wenn  wir  ihn  im  obigen 
Beispiel  auf  30  ansetzen,  erhalten  wir  als  Bodenwert  der 
fünf  Zonen  80,  70,  60,  50  und  40.  Die  Rechnung  auf 
die  schematisch  gedrängte  Bauweise  bewirkt  demnach, 
daß  ein  Grundstück  für  den  Häuserbau  nicht  mehr  mit 
10  M  für  den  Quadratmeter,  sondern  selbst  in  schlechter 
Lage  mit  40  bis  50  M  und  noch  sehr  viel  höher  bezahlt 
werden  muß.  Die  Spannung,  auf  die  die  Spekulation 
abzielt,  ist  jetzt  nicht  mehr  wie  1:10,  sondern  wie  1:40 
oder  60.  Jetzt  erst  haben  wir  die  künstliche  Preistreiberei 
des  Bodens,  wie  wir  sie  heute  kennen  und  die  in  ihren 
Grundlagen  mit  natürlichen  Faktoren  gar  nichts  zu  tun 
hat.  Jetzt  erst  ist  es  auch  möglich,  die  Preissteigerung  des 
Bodens  geschäftsmäßig  zu  betreiben,  indem  man  weite 
Geländeflächen  aufkauft  und  sie  jähre-  und  jahrzehntelang 
von  der  Bebauung  aussperrt;  denn  der  Gewinn  aus  der 
künstlichen  Steigerung  ist  jetzt  so  groß,  daß  er  die  Ein- 
schiebung  der  Wertspekulation  geradezu  herausfordert. 
Nicht  die  hohen  Bodenpreise  erzwingen  die  gedrängte 
Bebauung,  sondern  gerade  umgekehrt  das  Recht  und  der 
systematische  Zwang,  Mietskasernen  in  jeder  Lage  all- 
gemein aufzuführen,  treibt  die  Bodenpreise  empor.  Wo 
Mietskasernen  zulässig  sind,  steigern  sie  die  Bodenpreise 
so  sehr,  daß  unter  privatwirtschaftlichen  Voraussetzungen 
andere  Häuser  auf  solchem  Boden  überhaupt  nicht  erbaut 
werden  können.  Eberstadt  warnt  daher  ausdrücklich  vor 
der  Anschauung,  als  ob  man  die  Bodenspekulation  re- 
pressiv oder  örtlich  einschränken  könne.  „Sobald  wir  eine 
Schablone  des  Städtebaues  haben,  die  ganz  allgemein  dem 
Boden  einen  künstlich  gesteigerten  Wert  verleiht,  un- 
abhängig von  der  Lage,  dann  ist  es  auch  nicht  möglich, 
inmitten  dieser  Gesamtfläche  eine  Grenze  zu  bestimmen, 
an  der  die  Steigerung  Halt  machen  soll."  Wenn  wir  mit 
dem  System  nicht  brechen,  müssen  auch  die  aufblühenden 
Mittelstädte  davon  ergriffen  werden,  da  die  Preise  inner- 
halb einer  Volkswirtschaft  voneinander  abhängig  sind. 

Die  Bodenspekulation  marschiert  nun  nicht  wie  die 
echte  Grundrente  von  innen  nach  außen,  sondern  gerade 
umgekehrt.  Nähern  wir  uns  einer  Großstadt  von  außen, 
so  treffen  wir  in  den  Außenbezirken  die  gedrängteste  Bau- 


weise, was  durch,  eine  umfangreiche  Tabelle  für  Berlin 
veranschaulicht  wird.  Sodann  herrscht  das  System  des 
Lückenbaues,  bei  dem  zahlreiche  Komplexe  unbebaut 
liegen  bleiben.  Für  die  Baureife  ist  nicht  die  Stadtnähe 
entscheidend,  sondern  die  Verhältnisse  des  Grundstücks- 
marktes. Die  Zusammendrängung  der  Bevölkerung  ent- 
steht nicht  auf  hochwertigem  und  knappem,  sondern  auf 
ursprünglich  geringwertigem  und  reichlichem  Boden.  Die 
Spekulation  ist  hier  in  allen  ihren  Abschnitten  kein  Er- 
zeugnis vorübergehender  Konjunkturen,  sondern  ein  regel- 
mäßiges Geschäft.  Sie  beginnt  damit,  daß  sie  sich  in 
den  Besitz  des  verfügbaren  Landes  setzt  und  durch  Ge- 
ländeankauf einen  weiten  Ring  um  die  Stadt  legt.  Diese 
„Theorie  des  schmalen  Randes",  die  von  Eberstadt  zuerst 
aufgestellt  worden  ist,  ist  von  Karl  von  Mangoldt  in 
seinem  umfangreichen,  gediegenen  Werke  „Die  städtische 
Bodenfrage"  (Göttingen  1907,  Vandenhoeck  &  Ruprecht, 
745  S.  gr.  8")  eingehend  nachgeprüft  und  durch  neues 
Material  für  Dresden  bekräftigt  worden. 

Die  Bodenspekulation  beginnt  stets  in  den  Außen- 
bezirken. Das  hier  vereinzelt  aufgeführte  Massenmiets- 
haus treibt  den  Preis  alles  umliegenden  Baulandes  künst- 
lich in  die  Höhe  und  wirkt  wieder  auf  die  Bodenwerte 
der  Innenstadt  in  gegenseitiger  Wechselwirkung  zurück. 
Die  preisermäßigende  Wirkung  des  Baulandes  der  Außen- 
bezirke ist  aufgehoben,  da  es  sich  fast  vollständig  in  den 
Händen  der  Spekulation  befindet  und  von  dieser  fest- 
gehalten wird.  Denn  der  durch  die  Bodenspekulation 
erzielte  Nutzen  ist  so  groß,  daß  er  den  geschäftsmäßigen 
Ankauf  und  die  Eesthaltung  des  Bodens  ermöglicht. 

„Mit  Bezug  auf  das  Vorgehen  der  Bodenspekulation 
ist  hier  noch  eine  Einzelheit  zu  vermerken.  Der  Boden- 
spekulant hält  es  für  selbstverständlich,  daß  er  in  seinen 
Berechnungen  den  sog.  „Zinsverlust"  auf  den  Preis  der 
Baustelle  schlägt.  Wenn  ein  Spekulant  vor  20  Jahren  zu 
200  gekauft  hat,  so  hat  die  Baustelle  eben  dadurch,  daß 
sie  nicht  als  Baustelle  gedient  hat,  den  doppelten  Wert 
von  400  erreicht,  und  diese  Rechnung  muß  honoriert 
werden.  Weil  Kapital  und  Boden  unbenutzt  gelegen  haben, 
deshalb  haben  beide  an  Wert  zugenommen." 

Die  natürliche  Entwicklung  würde  das  Umgekehrte 
fordern,  nämlich  das  allmähliche  Vordringen  der  gedrängten 
Bauweise  von  innen  nach  außen  in  einer  gewissen  Stufen- 
folge. Dagegen  hat  sich  kein  ernsthaft  zu  nehmender 
Autor  jemals  gegen  die  gedrängte  Bauweise  auf  (durch 
seine  Lage)  hochwertigem  Boden  ausgesprochen. 

In  demselben  Maße,  wie  die  gedrängte  Ausnutzung 
der  Grundfläche  gesteigert  wird,  genau  in  demselben 
Maße  erhöht  sich  der  Preis  des  Bodens;  die  vertikale 
Häufung  der  Wohnungen  hat  also  niemals  eine  andere 
Wirkung,  als  daß  sie  d«n  Preis  des  Bodens  der  Ausnutzung 
entsprechend  hinauftreibt.  „Es  ist  ein-  unumstößliches 
Gesetz,  daß  die  gedrängte  Bauweise  bei  privatwirtschaft- 
lichem Verkehr  nicht  etwa  durch  die  inten- 
siv ereAusnutzungdenGeländeaufwandauf 
die  einzelne  Wohnung  verbilligt,  sondern  der 
Bodenpreis  allein  hat  den  Nutzen ;  er  wird  genau  proportio- 
nal zu  der  Bodenausnutzung  erhöht."  Beim  Zusammen- 
treffen von  Flachbau  und  Stockwerkhäufung  rechtfertigt 
die  Beobachtung  den  Satz:  je  höher  der  Bau,  desto  höher 
die  Mieten! 

Durch  die  gedrängte  Bauweise  wird  der  Bodenpreis 
höher  getrieben,  als  es  dem  auf  ihn  entfallenden  Teil 
beim  Flachbau  entsprechen  würde,  oder  konkreter  aus- 
gedrückt: ein  Zimmer  einer  Mietskaserne  hat  einen  höheren 
Anteil  an  Bodenwert  zu  verzinsen  als  ein  gleichwertiges 
Zimmer  im  Flachbau. 


308 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  20 


Diese  erhöhten  Baupreise  werden  nun  aber  auf  Frei- 
flächen und  Straßenland  geschlagen,  und  das  System  führt 
so  zu  den  höchsten  baupolizeihchen  Belastungen,  während 
für  Kinderspielplätze  und  Parks  zu  den  unerschwinglichen 
Bodenpreisen  kein  Land  übrig  bleibt.  Endlich  wird  der 
gesteigerte  Bauaufwand  unrentabel.  In  der  Praxis  hat 
sich  nämlich  nach  dem  Urteil  von  Bausachverständigen 
allgemein  ergeben,  daß  bei  Wohnbauten  die  Baukosten 
für  das  einzelne  Geschoß  nicht  stetig  mit  der  Bebauungs- 
höhe abnehmen,  sondern  nur  bis  zu  einer  gewissen  Grenze, 
dann  aber  wieder  zunehmen.  Die  fünfgeschossige  Berliner 
Bauweise  ist  um  8o/o  teurer  als  die  dreigeschossige  rhei- 
nische, steht  ihr  dafür  aber  hygienisch  und  sozial  weit  nach. 

Das  Großkapital  hat  sich  bereits  der  Bodenspekulation 
bemächtigt.  Für  das  Großkapital  ist  der  Zinsverlust  leicht 
zu  verschmerzen.  Die  Bodenspekulation,  die  nur  im 
Massenmiethaus  eine  gleichmäßige  Massenware  mit  Aus- 
sicht auf  hohe  Preissteigerung  und  hohen  Gewinn  vor- 
findet, realisiert  ihren  Gewinn  durch  Verschuldung  des 
Bodens  und  ihre  Eintragung  im  Grundbuch.  Dieser 
Vorgang  ist  dem  Baugewerbe  außerordentlich  schädlich. 
Die  erste  Hypotheik  wird  regelmäßig  so  genommen,  daß 
„die  zweite  gleich  mit  drin  ist",  wie  der  geschäftsübliche 
Ausdruck  dafür  lautet.  Das  Kapital,  das  vernünftigerweise 
für  die  Bebauung  verwendet  werden  müßte,  dient  in  erster 
Linie  zur  Realisierung  der  Gewinne  der  Bodenspekulation. 
Sie  bedient  sich  dabei  kapitalschwacher  Unternehmer  und 
Strohmänner.  Diese  erhalten  die  Baustelle  gleich  mit  dem 
Bauplan.  Die  Hypothek  wird  für  den  Baustelleninhaber 
eingetragen;  die  Baugelder  werden  dem  Bauunternehmer 
nur  ungenügend  zur  Verfügung  gestellt.  Damit  er  weiter- 
bauen kann,  muß  er  sich  eine  zweite  Baustelle  zu  ebenso 
emporgetriebenen  Preisen  aufhängen  lassen.  So  entstehen 
im  regelmäßigen  Geschäftsverlauf  die  sogenannten  Ketten- 
geschäfte. Während  dem  Boden  Kapital  in  Hülle  und 
Fülle  zufließt,  leidet  das  sohde  Baugewerbe  an  Kapital- 
mangel, da  das  für  den  Bau  bestimmte  Geld  von  der 
Bodenspekulation  beansprucht  wird. 

Die  Bodenspekulation,  die  der  Bevölkerung  die  Ver- 
zinsung einer  unerträglichen  Hypothekenlast,  die  hoch  in 
die  Milliarden  geht,  aufhalst,  schädigt  also  auch  das  selb- 
ständige Baugewerbe  aufs  empfindlichste.  Sie  läßt  einen 
unabhängigen  Stand  von  Bauunternehmern  nicht  auf- 
kommen und  degradiert  die  Hausbesitzer,  denen  meist 
kein  Ziegel  auf  dem  Dache  gehört,  zu  Hypothekenwächtern. 
Daneben  wird  der  selbständige  Eigenbesitz  eines  Klein- 
hauses zur  Unmöglichkeit. 

Wenn  die  Mietskasernen  fertiggestellt  sind,  tritt  die 
Preistreiberei  in  ein  neues  Stadium.  Der  ehemals  stabile 
Hausbesitz  wird  mobil.  Bei  50  Wohnungen  in  einer  Miets- 
kaserne, was  gar  nicht  selten  ist,  bedeutet  eine  Miet- 
steigerung von  monatlich  nur  3  M  pro  Wohnung  im  Durch- 
schnitt eine  jährhche  Mehreinnahme  an  Miete  von  1600  M 
oder  mit  dem  zwanzigfachen  Betrage  kapitalisiert  eine 
Wertsteigerung  von  32  000  M.  Jeder  Besitzwechsel  hat 
daher  eine  Steigerung  der  Mieten  zur  Folge.  Die  Mieten 
werden  bei  guter,  sie  werden  aber  auch  bei  schlechter 
Konjunktur  gesteigert,  wie  z.  B.  während  der  Erschütte- 
rung des  Hypothekenmarktes  durch  den  Krach  der  Pom- 
mern- und  Preußenbank. 

Das  System  hat  also  in  jeder  Beziehung  die  unerträg- 
lichsten Mißstände  unausweichlich  zur  Folge.  Es  ist  aber 
lediglich  darauf  zurückzuführen,  daß  unser  Grundbuch- 
wesen die  Wertvermehrung  des  Bodens  durch  die  Be- 


bauung nicht  vom  Bodeneigentum  trennt,  wie  dies  das 
deutsche  Recht  des  Mittelalters  getan  hatte,  und  daß  die 
Baupolizeiordnungen  die  Mietskasernen  wahllos  bis  in  den 
weitesten  Umkreis  der  Städte  hinaus  zulassen  und  damit 
erzwingen. 

Damit  kommen  wir  aber  auf  den  ungünstigen  Einfluß 
des  Mietskasernensystems  auf  den  Städtebau.  Es  ver- 
urteilt zum  Schematismus  und  macht  dem  Architekten 
jede  künstlerische  Wirkung  unmöglich.  Denn  etwas  so 
Unvernünftiges  und  Zweckwidriges  wie  die  Mietskaserne 
kann  niemals  nach  seinen  eigenen  inneren  Gesetzen  zweck- 
mäßig, vollkommen  und  also  schön  gestaltet  werden.  Der 
Architekt  wird  deshalb  notgedrungen  auf  falschen,  un- 
organischen, äußeren  Aufputz  angewiesen  bleiben.  Wer 
sich  besonders  für  diese  Seite  der  Wohnungsfrage  inter- 
essiert, dem  kann  die  vortreffliche  Schrift  von  Dr.  ing. 
Hermann  Hecker  „Die  Wohnungsfrage  und  das  Problem 
architektonischen  Gestaltens"  (Aachen  1909,  Schurp  &  Schu- 
macher, 259  S.  gr.  8",  Preis  brosch.  4  M)  empfohlen  werden. 

Wir  haben  zum  Schluß  noch  ausdrücklich  hervor- 
zuheben, daß  wir  bei  unseren  Betrachtungen  nur  normale 
Wohnungen  berücksichtigt  und  unternormale  Wohnungen 
ganz  außer  Acht  gelassen  haben.  Mit  all  den  hier  nur 
kurz  geschilderten  Mißständen,  für  die  in  dem  Werke  Eber- 
stadts  durch  zahlreiche  Beispiele  und  umfangreiche  sta- 
tistische Tabellen  der  Einzelnachweis  überzeugend  geführt 
wird,  kann  nur  aufgeräumt  werden,  wenn  mit  dem  in  seinen 
Grundlagen  verfehlten  System  ganz  und  gar  gebrochen  wird. 

Daß  gerade  diejenigen,  die  unter  diesem  System  am 
unerträglichsten  leiden,  die  Bautechniker,  den  hier  vor- 
getragenen Gedanken  das  größte  Verständnis  entgegen- 
bringen, beweist  am  besten  das  Preisausschreiben  der 
Berliner  Architektenvereine,  bei  dem  ein  Entwurf,  an 
dem  der  Verfasser  dieses  Werkes  mitgearbeitet  hatte,  den 
zweiten  Preis  erhielt  und  seine  grundlegenden  wirtschaft- 
lichen Anschauungen  auch  in  den  übrigen  preisgekrönten 
Entwürfen  berücksichtigt  sind.*) 

Das  Werk  gibt  ferner  einen  knappen  Ueberblick  über 
die  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Wohnungsfrage 
im  Ausland.  Es  ist  mit  sorgfältig  ausgewählten  Abbil- 
dungen von  typischen  Stadtplänen,  Mietskasernen  und 
Kleinwohnungen  mit  zugehörigen  Grundrissen  vortrefflich 
illustriert.  Dieses  Standard  work  der  jeden  Techniker  auch 
als  Konsument  lebhaft  und  empfindlich  interessierenden 
Wohnungsfrage  kann  seinem  Studium  auch  unter  dem 
Gesichtspunkt  auf  das  nachdrücklichste  empfohlen  werden, 
weil  es  ihm  an  ihm  bekannten  Dingen  zeigt,  wie  zweck- 
mäßig und  notwendig  für  ihn  das  Studium  der  Volkswirt- 
schaftslehre ist.  Hier  werden  alle  bedeutsamen  Tatsachen 
mit  einer  geradezu  bewundernswerten  Knappheit  und 
Präzision  des  Ausdrucks  dargestellt;  sie  werden  sodann 
aber  bis  in  ihre  verborgensten  Zusammenhänge  mit  großem 
Scharfsinn  verfolgt,  bis  sie  sich  dem  Verständnis  restlos 
erschließen,  kurz:  eine  wissenschaftliche  Leistung  aller- 
ersten Ranges. 


*)  Wer  sich  für  die  praktischen  Reformvorschläge  Eber- 
stadts  interessiert,  dem  kann  seine  kleine,  aber  inhaltreiche 
Schrift:  Unser  Wohnungswesen  und  die  Notwendigkeit  der 
Schaffung  eines  preußischen  Wohnungsgesetzes,  Vortrag  ge- 
halten auf  der  IX.  Jahresversammlung  des  Westfälischen  Vereins 
für  Kleinwohnungswcsen  in  Münster  (erweiterte  Ausarbeitung), 
Jena  1910,  Gustav  Fisclier,  28  S.  gr.  8°  auf  das  angelegentlichste 
empfohlen  werden.  Wer  weitere  Aufklärung  für  wünschenswert 
liält,  möge  sich  an  den  Verfasser  dieses  Aufsatzes  Dr.  Cl.  He  ß, 
Treptow  bei  Berlin,  Parkstr.  2,  wenden. 


Heft  20  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911   309 

Bremsberganlagen 

Von  A.  HERMES,  Leipzig  (M.-Nr.  22  092). 


Als  Bremsberg  bezeichnet  "man  allgemein  die  Förder- 
einrichtung, mit  der  auf  Wagen  Sammelgüter  oder  Einzel- 
lasten bergab  transportiert  werden.  Die  Fahrbahn  ist 
eine  schiefe  Ebene.  Das  wesentliche  Merkmal  aller  Brems- 
förderungen, zu  deren  Gattung  auch  die  Bremsbahnen  mit 
kontinuierlich  umlaufendem  Zugmittel  gehören,  ist  der 
selbsttätige  Betrieb,  der  sich  ohne  Einleitung  einer  moto- 
rischen Kraft  allein  durch  die  Schwere  der  sich  abwärts 
bewegenden  Last  vollzieht. 

In  früheren  Zeiten  verursachte  der  Abtransport 
schwerer  Gegenstände  auf  schiefen  Ebenen  Schwie- 
rigkeiten und  manchmal  auch  ganz  beträchtliche 
Kosten.  Eine  Anlage  älterer  Bauart,  deren  Betriebs- 
kosten sehr  hohe  waren,  war  noch  vor  einigen  Jahren 
in  der  Salzburger  Gegend  zu  sehen  und  diente 
dazu,  große  Steinblöcke  von  einem  Steinbruch  zu 
Tal  zu  lassen.  Man  benutzte  dort  keinen  .Wagen  mit 
Rädern,  sondern  einen  Schlitten,  auf  dem  die  oft  10  und 
mehr  Tonnen  schweren  Steinblöcke  mit  Seilen  oder  Ketten 
festgebunden  Vv^urden.  Das  Beladen  des  Holzschlittens 
erfolgte  auf  einer  flach  geneigten  Stelle,  die  den  Anfang 
zu  der  eigentlichen  schiefen  Ebene  der  Bremsbahn  oder 
wie  sie  dort  genannt  wurde,  der  Schleifbahn  bildete.  Mit 
dem  beladenen  Schlitten  verband  man  ein  ca.  60  mm 
starkes  Hanftau,  wickelte  es  mehrere  Male  um  Baum- 
stümpfe und  ließ,  nachdem  der  Schlitten  bis  zur  schiefen 
Ebene  vorgewippt  war,  am  freien  Ende  des  Taues  eine 
Kolonne  von  20  und  mehr  Mann  gegenhalten  bezw.  lang- 
sam nachlassen. 

Als  Führung  des  Schlittens  auf  der  schiefen  Ebene 
diente  ein  dem  Bergabhang  entlang  liegender,  auf  höl- 
zernen Schwellen  befestigter  Holzbalken,  der  von  den 
Schlittenkufen  umfaßt  wurde. 

Im  Sommer  war  nun  dieser  Transport  fast  ungefähr- 
lich, denn  der  Schlitten  fand  auf  den  trockenen  Holz- 
schwellen der  Schleifbahn  genügend  Widerstand  und  das 
Hanftau  ließ  sich  leicht  um  die  Baumstümpfe  legen.  Im 
Winter  aber  bei  vereister  Strecke  und  gefrorenem  Tau 
kamen  öfter  Unfälle  vor,  indem  der  Schlitten  im  Abgleiten 
begriffen,  nicht  mehr  gehalten  werden  konnte  und  durch- 
ging. Schon  von  vorneherein  hatte  man,  wohl  auch  der 
Länge  des  Seiles  wegen,  die  mehrere  Hundert  Meter  lange 
■Schleifbahn  in  Teilstrecken  zerlegt,  die  in  einer  Zickzacklinie 
stumpfwinklig  aneinander  stießen  und  in  kurzen  Horizontal- 
strecken endigten.  Auf  jedem  Plateau  befanden  sich,  wie 
am  Ausgang  des  Steinbruches,  Baumstümpfe.  Sobald  der 
beladene  Schlitten  auf  dem  Plateau  zwischen  zwei  Teil- 
strecken zur  Ruhe  gekommen  war,  wurde  das  Seil  nach- 
gezogen und  von  neuem  um  die  Stümpfe  gewickelt,  worauf 
das  Ablassen  auf  der  nächsten  Teilstrecke  begann.  Auf 
dem  Plateau  sollte  sich  außerdem  der  Schlitten  auslaufen, 
wenn  die  Leute  am  Tau  die  Macht  darüber  verloren  hatten. 
Kam  dann  aber,  was  keineswegs  ganz  zu  vermeiden  war, 
der  Schlitten  schon  auf  dem  oberen  Teil  einer  Teilstrecke 
zum  freien  Lauf,  so  schoß  er  über  das  Plateau  hinaus, 
alle  Schutzvorrichtungen  dabei  zertrümmernd,  und  stürzte 
mit  dem  bereits  roh  behauenen  und  daher  wertvollen 
Steinblock  den  Bergabhang  hinab,  um  schließlich  an  einer 
nur  schwer  zugänglichen  Stelle  liegen  zu  bleiben. 

Abgesehen  von  der  Gefährlichkeit  hatte  dieser  Betrieb 
im  Winter  natürlich  mehr  noch  als  im  Sommer  den  Nach- 


(Nachdruck  verboten.) 

teil,  daß  der  sich  steigernde  Bedarf  an  größeren  Stein- 
blöcken nicht  gedeckt  werden  konnte,  weil  alles  zu  langsam 
ging.  Außerdem  waren  die  Transportkosten  pro  cbm  zu 
Tal  gefördertem  Stein  bedeutend  höher,  als  man  bei  ober- 
flächlicher Betrachtung  anzunehmen  geneigt  ist.  Das 
kam  nicht  etwa  durch  die  große  Anzahl  Leute  am  Tau, 
sondern  hauptsächlich  dadurch,  daß  das  Hoch-  bezw.  Zu- 
rückbringen des  Schlittens  und  der  Ketten  auf  der  teilweise 
sehr  steilen  Schleifbahn  im  Handtransport  eine  kostspielige 
Arbeit  war,  die  nur  langsam  von  statten  ging.  Auch  die 
Kosten  des  Seilverschleißes  fielen  sehr  ins  Gewicht.  Sie 
betrugen  pro  cbm  "Stein  ca.  3,50  M.  Heute  ist  an  die 
Stelle  der  alten  einfachen  Schleifbahn  eine  imoderne  Brems- 
berganlage getreten,  mit  der  auf  sogenannten  Schrägwagen 
Steinblöcke  von  ganz  bedeutendem  Gewicht  spielend  ab- 
transportiert werden. 

Im  allgemeinen  unterscheidet  man  zwischen  eintrümi- 
gen  und  doppeltrümigen  Anlagen.  Eintrümige  Brems- 
berge tragen  ständig  an  ein  und  demselben  Ende  des 
Zugmittels  die  Last,  doppeltrümige  wechselnd  an  beiden 
Enden.  Bei  ersteren  ist  somit  zum  Hochziehen  der  leeren 
Fördergefäße  ein  Gegengewicht  erforderlich,  bei  letzteren 
zieht  der  beladene  Wagen  beim  'Abwärtsfahren  den  leeren 
Wagen  in  die  Höhe.  Bei  einer  eintrümigen  Anlage  besteht 
ein  Spiel  aus  Abfahrt  des  vollen  Wagens  und  Hochfahrt 
des  Leerwagens.  Bei  einer  doppeltrümigen  Anlage  be- 
steht ein  Spiel  lediglich  in  der  Abfahrt  des  Vollwagens, 
denn  sobald  der  eine  der  Wagen  mit  der  Last  unten  an- 
gelangt ist,  ist  auch  der  zweite  Wagen  ohne  Last  oben 
eingetroffen.  Die  Leistung  einer  doppeltrümigen  Anlage 
ist  daher  noch  einmal  so  groß  als  die  einer  eintrümigen. 

Die  Fahrbahn  der  Bremsberge  wird  in  den  weitaus 
meisten  Fällen  aus  auf  Holz-  oder  Eisenschwellen  ver- 
legten Grubenschienen  gebildet.  Für  schwere  Anlagen 
nimmt  man  wohl  auch  Eisenbahnschienen  oder  besondere 
Fassonschienen.  Die  Spurweite  der  Fahrbahn  kann  ganz 
verschieden  sein.  Sie  richtet  sich  entweder  nach  der 
Spurweite  der  Transportwagen,  wenn  diese  auf  der  Fahr- 
bahn direkt  laufen,  oder  nach  der  Spur  der  Schrägwagen, 
die  wieder  von  der  Größe  und  Schwere  'der  zu  transportieren- 
den Gegenstände  abhängig  ist.  Bei  leichten  Anlagen  genügt 
ein  Verlegen  der  Schienen  der  Fahrbahn  auf  eingebettete 
Schwellen.  Die  Fahrbahn  schwerer  Anlagen  dagegen  muß, 
besonders  bei  starker  Neigung,  eine  sorgfältige  Veranke- 
rung mit  dem  festen  Boden  erfahren.  Außerdem  ist  der 
Bahnkörper  in  Einschnitten  oder  Mulden  durch  Anlegen 
von  Wassergräben  gegen  Unterspülen  zu  schützen.  Die 
Flucht  der  Fahrbahn  verläuft  meist  gerade.  Krümmungen 
treten  selten  auf.  Die  Streckenprofile  trifft  man  sowohl 
mit  gleichmäßigem  Gefälle,  als  auch  mit  wechselnder 
Neigung  an.  Profile  mit  wechselnder  Neigung  können 
für  eintrümige  Anlagen,  wenn  sie  muldenförmige  Stellen 
haben,  insofern  gefährlich  werden,  als  das  straff  gespannte 
Seil  des  abwärtsfahrenden  Lastwagens  den  Gegengewichts- 
wagen an  der  muldenförmigen  Stelle  aushebt  und  ihn 
dadurch  zur  Entgleisung  bringt.  Doppeltrümige  Brems- 
berge haben  öfter  zweigleisige  Fahrbahn.  Machen  sich 
größere  Geländedurchschnitte  oder  Anschüttungen  not- 
vi^endig,  so  greift  man  auch  zu  drei-  oder  zweischieniger 
Fahrbahn.  Die  letzteren  beiden  müssen  dann  in  der  Mitte 
eine  Ausweiche  erhalten,  d.  h.  die  oben  und  unten  nur 
zwei-  oder  dreischienige  Fahrbahn  geht  in  der  Mitte  in 


310 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  20 


eine  vierschienige  Bahn  über,  damit  die  beiden  Wagen, 
die  sich  in  -  der  Mitte  treffen,  aneinander  vorüberfahren 
können. 

Die  Bremswerke  können  Scheiben-  oder  Trommel- 
bremswerke sein.  Letztere  können  wieder  bandartig  flache 
oder  runde  Zugorgane  und  dementsprechend  ausgebildete 
Trommeln  haben. 

Für  die  nachfolgenden  Betrachtungen  interessieren  nur 
Scheibenbremswerke  mit  runden  Zugseilen  und  Seilscheiben 
mit  Ledereinlage.  In  bezug  auf  die  Berechnung  solcher 
Bremswerke  spielt  die  größte  Rolle  die  Bestimmung  der 
Größe  des  vom  Seil  umspannten  Bogens  der  mit  Leder 
gefütterten  Bremsseilscheibe.  Da  sich  die  Größe  des  um- 
spannten Bogens  aus  den  Spannungen  berechnet,  die  in 
dem  auf  die  Bremsseilscheibe  auflaufenden  Seiltrum  durch 
den  leeren  Wagen  und  in  dem  von  der  Bremsseilscheiba 
ablaufenden  Trum  durch  den  beladenen  Wagen  entstehen, 
so  ist  es  zunächst  notwendig,  diese  Spannungen  oder 
Seilzüge  möglichst  genau  festzulegen. 

Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  daß  der  Reibungswider- 
stand der  Fahrzeuge  bei  den  für  Bremsberge  in  Frage 
kommenden  Geschwindigkeiten  0,8  bis  4oo  beträgt;  d.h. 
auf  horizontaler  Bahn  würden  zum  Fortbewegen  eines 
Wagens  von  Q  Kilo  Gewicht  0,008  bis  0,04  Q  Zugkraft 
aufzuwenden  sein.  Der  Reibungswiderstand  schvi^ankt  also 
in  den  angegebenen  Grenzen.  Er  ist  abhängig"  von  der 
Beschaffenheit  der  Fahrbahn,  der  Konstruktion  der  Achs- 
lager der  Fahrzeuge,  dem  Durchmesser  der  Laufräder  und 
Achsen  und  von  der  Schmierung.  Gewöhnhch  setzt  man 
bei  trockenen  Schienen 

0,02  bis  0,04  Q  für  Wagen  mit  gewöhnlichen  Lagern, 
0,01  bis  0,025  Q  für  Wagen  mit  Schmierbüchsenradsätzen  u. 
0,0075  bis  0,015  Q  für  Wagen  mit  Rollenlagern. 
Bei  Bremsbergen,  deren  Wagen  im  Freien  laufen,  nehme 
man  in  den  ersten  beiden  Fällen,  hauptsächlich  wenn 
schwere  Lasten  auf  starken  Neigungen  zu  transportieren 
sind,  nur  die  Hälfte  der  angegebenen  Werte.  Werden 
Wagen  benutzt,  die  ohne  Anwendung  von  Schrägwagen 
auf  der  Fahrbahn  des  Bremsberges  direkt  laufen,  so  stellt 
man  am  besten  den  Reibungswiderstand  durch  Versuche 
fest,  indem  "man  den  auf  genau  horizontalem  Gleis  stehen- 
den Wagen  mit  einem  Faden  verbindet,  den  man  über 
eine  zwischen  Spitzen  laufende  Rolle  führt  und  am  freien 
Ende  durch  Gewichte  belastet.  Das  damit  gefundene  Ge- 
wicht entspricht  ziemlich  genau  der  Kraft,  die  notwendig 
ist,  den  Wagen  aus  der  Ruhelage  in  Bewegung  zu  setzen. 
Hat  man  eine  steile  Bahn,  so  wird  man  den  Versuch  mit 
einem  gut  geschmierten  Wagen  vornehmen,  hat  man  eine 
flache  Strecke,  so  bestimmt  man  die  Zugkraft  an  einem 
Wagen  mit  fast  trockenen  Lagern.  In  Fällen,  in  denen 
es  nicht  möglich  ist,  die  Größe  der  Zugkraft  durch  Ver- 
suche festzustellen,  bedient  man  sich  der  bekannten  Rei- 
bungskoeffizienten. Bezeichnet: 

f  =  den  Reibungskoeffizienten  (für  rollende  und  Zapfen- 
reibung), 

Q  =-  das  Gewicht  des  Wagens  in  kg, 
Z  =  die  Zugkraft  in  kg,  so  ist 

Z  =  O  •  f. 

Z  ist  also  die  Kraft,  die  zum  Ingangsetzen  eines  Wagens 
von  Q  kg  Gewicht  auf  horizontaler  Bahn  erforderlich  ist. 
Bei  Bremsbergen  hat  man  nun  keine  horizontale,  sondern 
eine  geneigte  Fahrbahn.  Es  muß  also  nicht  nur  der 
Reibungswiderstand,  der  durch  den  Druck  des  Wagens 
auf  die  Fahrbahn  entsteht,  überwunden  werden,  es  muß 
außerdem  auch  der  leere  Wagen  um  die  Differenz  der 
Endpunkte  der  Bahn  gehoben  und  der  beladene  Wagen 
um  gleichviel  gesenkt  werden. 


Abb.  1 

In  vorstehender  Abb.  1  bezeichnet: 
Q  das  Gewicht  des  leeren  Wagens, 
Qi  „        „  „    beladenen  Wagens, 

a  den  Neigungswinkel  der  Fahrbahn  gegen  die  Hori- 
zontale, 

z  den  Seilzug,  hervorgerufen  durch  den  aufwärts  gehen- 
den Leerwagen, 
Z  den  Seilzug,  hervorgerufen  durch  den  abwärts  gehen- 
den Vollwagen. 
Für  den  leeren  Wagen  gilt  dann 

z  =  Q  sin  a  +  Q  ■  f  ■  cos  a, 
für  den  beladenen  Wagen 

Z  =  Qi^  ■  sin  et  —  Qi  •  f  cos  a. 
Nach  den  Seilzügen  z  und  Z,  zu  denen,  wie  aus 
späterem  hervorgeht,  noch  zusätzliche  Kräfte  treten,  kann 
der  vom  Seil  umspannte  Bogen  der  Bremsseilscheibe  be- 
rechnet werden.  Bekanntlich  wird  ein  um  eine  nicht 
drehbar  vorgelagerte  Rolle  gelegter  Faden  um  die  Rolle 
herumgezogen,  wenn  er  eine  einseitige  Belastung  erfährt, 
die  größer  ist  als  die  zwischen  Faden  und  Seilrille  auf- 
tretende Reibung.  Eine  Bremsseilscheibe  kann  im  ge- 
bremsten Zustand  gewissermaßen  auch  als  fest  gelagerte 
Seilrolle  betrachtet  werden.  Sieht  man  die  Seilzüge  z 
und  Z  als  Belastung  des  Fadens  an,  so  ergibt  sich  die 
Beziehung: 

Z=  z -|- Fadenreibung  auf  dem  Seilscheibenumfang. 
Vorstehende  Formel  ist  mit  Hilfe  höherer  Rechnung 
weiter  entwickelt  worden  und  heute  allgemein  in  der  Form : 
Z  =  z  •  epa  gebräuchlich. 

e  =  2,718  die  Grundzahl  der  nat.  Logarithmen, 
[X  =  der  Reibungskoeffizient  zwischen  Seil  und  Rille, 
a  =  der  im  Bogenmaß  ausgedrückte,  vom  Seil  umspannte 
Winkel  der  Bremsseilscheibe. 
Da  es  öfter  vorkommt,  daß  der  vom  Seil  umspannte 
Winkel  genauer  berechnet  werden  muß,  sei  der  Rech- 
nungsvorgang an  nachstehendem  Beispiel  gezeigt: 
Als  gegeben  ist  angenommen: 
Z  =-  2100  kg  7.  =  600  kg 

e  =  2,718  log  e  =  0,434 

\i.  =  0,16 


Es  wird  dann: 

log  e  •  JA  a  = 


Z 

—  z  e 

Z 

2100 

z 

600 

log 

3,5 

log 

•  3,5 

log 

e  -ii  ~ 

Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


311 


Nachstehende  Tabelle  enthält  einige  Werte  für  et^".*) 


< 


Dieser  Wert  ist  also  der  für  vorliegenden  Fall  be- 
nötigte Winkel,  ausgedrückt  im  Bogenmaß.  Das  Bogen- 
maß eines  vollen  Umfanges  eines  Kreises  vom  Radius  X 
beträgt  bekanntermaßen 


Dividiert  man 


a 

'2^ 


Ixt:  =  2  u. 
so  erhält  man  die  Anzahl  der  vollen 


Seilscheibenumfänge,  die  bei  den  angegebenen  Seilzügen 
umspannt  werden  müssen,  wenn  Ruhelage  bestehen  soll. 

7  8 

Für  das  Beispiel  ergeben  sich  demnach  — ^  =  1,24  volle 

2  7t 

Umschlingungen.  Der  vom  Seil  umspannte  Gesamtwinkel 
beträgt 

„0  _  360  -7,8  _ 

2  T. 

Man  beachte  scharf,  daß  bei  den  errechneten  1,24 
vollen  Umschhngungen  oder  ganzen  Umfängen  eben  ge- 
rade Gleichgewichtslage  eingetreten  ist,  daß  aber  noch 
nicht  die  geringste  Sicherheit  gegen  Seilrutsch  besteht, 
wenn  die  Reibung  zwischen  Seil  und  Rille  einmal  kleiner 
werden  sollte,  als  sie  durch  den  angegebenen  Reibungs- 
koeffizienten der  Rechnung  zugrunde  gelegt  ist. 

Daraus  erhellt  zunächst,  daß  man  mit  dem  Reibungs- 
koeffizienten sehr  vorsichtig  umgehen  muß,  zumal  dieser 
nicht  nur  bei  verschiedenartig  gebildeten  Materialien,  die 
sich  berühren,  sondern  selbst  bei  gleichen,  in  ständiger 
Berührung  befindlichen  Materialien  je  nach  dem  Wechsel 
der  äußeren  Einflüsse  seine  Größe  ändert. 

Bei  mit  Leder  ausgelegten  Seilscheiben  und  runden 

Drahtseilen  mit  ^  D  Drahtstärke  kann  man  im  all- 
gemeinen setzen: 

Seile  trocken:  jx  =  0,18 

„  leicht  gefettet:  fi  =  0,16. 
Bei  Temperaturen  unter  Null  und  bei  vereisten  Seilen 
genügen  jedoch  die  eben  genannten  Werte  nicht  mehr. 
Es  dürfte  ohne  weiteres  einleuchtend  sein,  daß  ein  ge- 
frorenes, mit  Eis  oder  Schnee  behaftetes  Seil  leichter  in 
der  Rille  gleitet,  als  ein  trockenes,  nicht  gefrorenes  Seil. 
Die  Konservierung  des  Seiles  mit  einem  geeigneten  Seil- 
fett, das  ein  Eindringen  der  Feuchtigkeit  in  das  Innere 
des  Seiles  verhindert,  spielt  also  auch  eine  Rolle.  Um- 
fassende Versuche  über  die  sich  bei  niederer  Temperatur 
ergebenden  Reibungskoeffizienten  liegen  leider  noch  nicht 
vor.  An  einer  im  Freien  laufenden  Anlage  ergab  sich 
durch  Nachrechnung  ein  Koeffizient  von  0,128  während 
der  Wintermonate  und  ein  Koeffizient  von  0,182  während 
der  Sommermonate.  Um  auf  alle  Fälle  sicher  zu  gehen, 
soll  bei  der  Berechnung  des  vom  Seil  umspannten  Bogens, 
d.  h.  mit  anderen  Worten:  bei  der  Bestimmung  der  Rillen- 
zahl die  Bremsseilscheibe  der  Reibungskoeffizient  für  im 
Freien  laufende  Anlagen  nicht  höher  als  0,13  genommen 
werden.  Außerdem  ist  die  mit  dem  Koeffizienten  0,13  er- 
rechnete Rillenzahl  um  mindestens  eine  Rille  zu  vermehren, 
damit  eben  nicht  nur  Gleichgewichtslage  besteht,  sondern 
auch  eine  Sicherheit  gegen  Seilrutsch  vorhanden  ist. 


0,1 

0,12 

0,13 

0,14 

0,16 

0,18 

0,2 

180° 

1,37 

1,46 

1,50 

1,55 

1,65 

1,77 

1,87 

225° 

1,48 

1,60 

1,67 

1,73 

1,87 

2,02 

2,19 

270° 

1,60 

1,76 

1,84 

1,93 

2,12 

2,33 

2,57 

315° 

1,73 

1,93 

2,04 

2,16 

2,41 

2,69 

3,00 

360° 

1,87 

2,12 

2,26 

2,40 

2,73 

3,10 

3,51 

405» 

2,02 

2,33 

2,51 

2,69 

3,10 

3,57 

4,11 

9  10 

9  78 

Q  eil 

/III 

4,1 1 

A  öl 
4, öl 

495° 

2,37 

2,82 

3,07 

3,35 

3,98 

4,73 

5,63 

540° 

2,57 

3,10 

3,40 

3,74 

4,50 

5,45 

6,55 

585° 

2,77 

3,40 

3,77 

4,17 

5,12 

6,28 

7,70 

630° 

3,00 

3,74 

4,17 

4,66 

5,80 

7,23 

9,01 

675° 

3,25 

4,07 

4,62 

5,21 

6,58 

8,33 

10,52 

720° 

3,51 

4,51 

5,12 

5,81 

7,46 

9,60 

12,33 

In  der  Formel  Z  =  zep-a  spielt  nun  der  Durchmesser 
der  Seilscheibe  überhaupt  keine  Rolle,  vielmehr  nur  der 
umspannte  Bogen,  bezogen  'auf  den  Normalkreis  mit  dem 
Radius  1.  Es  würde  also  gleich  sein,  ob  man  für  ein 
20  mm  starkes  Seil  eine  Seilscheibe  von  1  m  oder  3  m 
Durchmesser  nähme.  Und  doch  könnte  die  Seilscheibe 
im  Durchmesser  zu  klein  ausfallen,  wollte  man  nicht  auch 
die  Pressung  zwischen  Seil  und  Rille  berücksichtigen. 
Ueber  die  zulässigen  Flächenpressungen  Hegen,  soweit  be- 
kannt, genauere  Werte  auch  noch  nicht  vor.  Ein  mittlerer 
Wert,  bei  dem  die  Ledereinlage  einer  Seilscheibe  eine 
längere  Lebensdauer  aufwies,  beträgt  7,5  kg  pro  cm^  vom 
Seil  berührtem  Umfang.  Legt  man  diesen  Wert  zugrunde, 
so  ergibt  sich,  die  Größen  der  obenstehenden  Abb.  2  ein- 
gesetzt, folgende  Formel  zur  Bestimmung  des  kleinsten 
Bremsseilscheiben-Durchmessers : 

 +  ^    =7,5  oder 


Dnp" 
"3600" 

(Z  +  z)  3600 


^        d  ■  «  •     •  7,5 
Nimmt  man  %  abgerundet  =  3,  so  erhält  man 

,  .  ._   ,    .  16Z(1  + 

^  16  (Z  +  z)  ^  epg 

dp"  dp" 

Bei  mehrrilligen  Bremsseilscheiben  bezeichnet  in  diesem 

Falle  p  nicht  den  ganzen  vom  Seil  umspannten  Winkel, 

sondern  nur  den  Winkel  der  Rille,  von  der  das  Seil  des 

Vollwagens  abläuft. 

Nach  dem  Vorgesagten  waren  Z  und  z  nicht  die  wirk- 
lichen Kräfte  im  Seil,  sondern  nur  die  aus  dem  Gewicht 
des  Voll-  und  Leerwagens  errechneten  Seilzüge.  Zu  Z 
und  z  kommen  noch  zwei  weitere  Spannungen,  von  denen 
sich  die  eine  aus  dem  Seilgewicht  und'  die  andere  aus 
der  Verzögerung  der  Wagen  beim  Bremsen  ergibt,  hinzu. 
In  bezug  auf  die  zusätzliche  Spannung  aus  dem  Seil- 
gewicht sei  erwähnt,  daß  man  bei  geraden  Fahrbahnen 
mit  gleichmäßigem  Gefälle  das  Seilgewicht  ohne  weiteres 
dem  Wagengewicht  zuaddieren  darf.  Bei  nicht  gleich- 
mäßig fallenden  Strecken  oder  bei  Kurven  ist  dagegen 
der  Reibungswiderstand  der  unter  dem  Druck  der  Seil- 
spannung laufenden  Rollen  besonders  zu  berechnen. 

Die  zweite  zusätzliche  Spannung  kommt  in  das  Seil, 
wenn  der  in  voller  Fahrt  befindliche  abwärts  laufende 
Wagen  zum  Stillstand  gebracht  werden  muß.  Die  Wir- 
kung dieser  Spannung  ist  die  gleiche,  die  man  auf  einem 
Straßenbahnwagen,  der  rasch  angehalten  wird,  am  eigenen 

*)  Werte  mit  Schieber  gerechnet. 


312 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  20 


eine  lebendige  Kraft  von  L  = 


Leibe  erfahren  kann.  Bei  plötzlicher  Bremsung  wird  man 
einfach  nach  vorne  geworfen.  Aehnlich  verhält  es  sich' 
mit  der  Zunahme  der  Spannung  im  Seil  eines  Bremsberges. 
Ohne  Rücksicht  auf  die  Widerstände  ist  die  Kraft,  die 
treibend  auf  einen  Körper  wirkt  und  ihn  aus  der  Ruhelage 
auf  eine  Geschwindigkeit  v  bringt,  genau  so  groß,  als 
die  Kraft,  die,  bremsend  wirkend,  den  Körper  in  der 
gleichen  Zeit  von  der  Geschwindigkeit  v  zur  Ruhe  ge- 
langen läßt.  Betrachtet  man  einen  Wagen  vom  Gewicht  Q 
auf  horizontaler  Bahn,  so  besitzt  derselbe  im  Moment,  in 
dem  eine  treibende  Kraft  auf  ihn  einzuwirken  aufhört, 

Soll  dieser  Wagen  auf  einem  bestimmten  Weg  s  zur 
Ruhe  kommen,  so  muß  eine  der  Bewegungsrichtung  des 
Wagens  entgegengerichtete  Kraft  P  eingeleitet  werden,  die 
im  Verein  mit  dem  Reibungswiderstand,  den  der  Wagen 
findet,  eine  Arbeit  verrichtet,  die  der  lebendigen  Kraft  des 
Wagens  gleichkommt. 

Wird  die  Arbeit  der  Gegenkraft  mit  B  und  die  Rei- 
bungsarbeit mit  R  bezeichnet,  so  ergibt  sich  der  Ausdruck 
L  =  B  +  R, 

d.  h.  lebendige  Kraft  =  Bremsarbeit  +  Reibungsarbeit.  Ist 
ferner  s  der  Weg,  auf  dem  der  Wagen  zum  Stillstand 
kommen  soll,  so  ist  weiter: 
B  =  P 
R  =  Q 
Eingesetzt  erhält  man: 
Q  v2 


s  und 
f  •  s. 


L  = 


g 


P  s  +  Q  f  s. 


Hieraus  ergibt  sich  die  Bremskraft  zu 
Q    V-       ^  , 


Dieser  Rechnungsgang  ist  nicht  ganz  richtig,  weil 
dabei  angenommen  ist,  daß  bei  ständig  gleichgroßem 
Reibungswiderstand  die  Geschwindigkeit  während  der 
Bremsperiode  gleichmäßig  von  v  bis  Null  abnimmt,  was 
bekanntlich  nicht  genau  zutrifft.  Für  praktische  Ausführun- 
gen hat  diese  Ungenauigkeit  jedoch  nur  wenig  Bedeutung. 

Soll  der  vorerwähnte  Wagen  aus  der  Geschwindig- 
keit V  sich  selbst  überlassen  auf  horizontaler  Fahrbahn 
nur  durch  den  Reibungswiderstand  zur  Ruhe  kommen, 
so  ist  zu  setzen; 

L  =  R  oder 
Der  Weg,  auf  dem  sich  der  Wagen  ausläuft,  wird 

V., 

^  =  -2i-T 

Der  eben  erwähnten  Horizontalbevvegung  sei  die 
Vertikalbewegung  gegenübergestellt.  Hängt,  wie  z.  B. 
bei  den  Schachtförderungen  der  Bergwerke,  eine  vertikal 
nach  oben  oder  unten  bewegte  Last  am  Seil,  so  tritt 
an  die  Stelle  der  Reibungsarbeit  die  Hub-  oder  Senk- 
arbeit H.  Betrachtet  man  die  nach  oben  bewegte  Last 
in  dem  Moment,  in  dem  die  Bremsung  einsetzt,  so  er- 
hält man  B       H  —  L  bezw. 

2  g. 

d.  h.  Bremsarbeit  =  Hubarbeit — Lebendiger  Kraft. 

Betrachtet  man  die  abwärts  gehende  Last  während 
der  Bremsperiode,  so  ergibt  sich: 
B  =  H  4  L 

Q  - v2 


Abb.  3 


P  s  =  Q  s  + 


2  g. 


d.  h.  Bremsarbeit  =  Senkarbeit  +  lebendiger  Kraft.  Q  ent- 
hält natürlich  Wagen-  und  Seilgewicht.  Die  größere 
Kraft  P  tritt  demnach  im  Seil  auf,  wenn  die  abwärts- 
gehende Last  angehalten  wird.  Daraus  erklärt  sich  auch 
die  Erscheinung,  daß  bei  Schachtförderungen  das  Förder- 
seil meist  bei  der  Einfahrt  reißt.  Die  Ursache  ist  fast 
immer  eine  zu  plötzliche  Bremsung. 

Bei  einem  Bremsberg  hat  man  nun  weder  eine  hori- 
zontale noch  eine  vertikale  Bewegung.  Die  Fahrtrichtung 
geht  vielmehr  entweder  schräg  nach  oben  oder  schräg 
nach  unten.  Bei  der  Fortbewegung  eines  Wagens  auf 
horizontaler  Fahrbahn  spielte  neben  der  lebendigen  Kraft 
die  Reibungsarbeit  eine  Rolle,  bei  der  Vertikalbewegung 
kam  die  Hub-  oder  Senkarbeit  in  Betracht.  Auf  schiefer 
Ebene  treten  nun  sowohl  Reibungs-  als  auch  Hub-  oder 
Senkarbeit  auf.  Die  Richtungen  der  die  erwähnten  Ar- 
beiten verrichtenden  Kräfte  sind  in  vorstehendem  Schema 
Abb.  3  angegeben: 

Für  einen  Bremsberg  auf  schiefer  Ebene  ergibt  sich 
somit  auch  der  größte  Zug  im  Seil  beim  Anhalten  des 
abwärtsfahrenden  Wagens.  Nimmt  man  für  den  Wagen 
denselben  Reibungskoeffizienten  wie  für  das  Seil,  so  daß 
auch  hier  wieder  Qi  =  Wagen-  und  Seilgewicht  des  Voll- 
wagens bedeutet,  so  erhält  man  nach  oben  stehendem 
Schema  den  Maximalseilzug  Zq,  wenn  man  Zq  statt  R 
setzt,  zu: 

Z(j  •  s  -j-  R  ■  s  =  L  -4-  Qi  ■  sin  a  s  oder 

Zq  =         +  Qi  (sin  a  -  f  •  cos  a)  =  Qi  (       +  sin  a  -  f  cos  < 
^  g  •  s  \/  g  s 

Der  Bremsberg  s,  dessen  Länge  bis  zu  einem  gewissen 

Maße  von  der  Zeit,  in  der  die  Bremse  voll  zur  Anlage 

bezw.  zur  Wirkung  kommt,  abhängig  ist,  wird  in  der 

Regel  gleich  der  Geschwindigkeit  genommen,  d.  h.  bei 

einer  Fahrgeschwindigkeit  von  3  m  sek  wird  er  z.  B.  3  m 

s 

betragen.    Mit  anderen  Worten,  man  setzt  die  Zeit— =1. 

v 

Der  Zug  Zo  des  aufwärtsfahrenden  .Wagens  ergibt  sich 
nach  dem  Schema,  wenn  Q  =  Wagen-  und  Seilgewicht 
des  Leerwagens  bedeutet,  zu: 

Zo   S-f-L  =  Qsinas-|-Rs  oder 

Q  v3         /  v.,  \ 

Zfl  =  Q(sina  +  f  cosa) —  =  Q  I  sino  +  fcosa—  — ^-  ) . 

2gs         V  2gs/ 

Diese   beiden   Spannungen  Zo   und   Zq   sind   allein  für 

die    Bestimmung    der    Anzahl    der  Seilumschlingungen 

maßgebend. 


Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


313 


Die  Stärke  des  Zugseiles  ist  aus  dem  Maximalseilzug 
Zo  zu  berechnen.  Gewöhnlich  spricht  man  von  einer 
mehrfachen  Sicherheit  und  versteht  darunter,  daß  das  Seil 
erst  dann  reißen  würde,  wenn  es  eine  so  und  so  viel  mal 
größere  Last  zu  tragen  hätte.  Eine  bestimmte  Sicherheit 
scheint  behördlicherseits  für  Bremsberganlagen  zur  Mate- 
rialbeförderung nicht  vorgeschrieben  zu  sein.  Man  kann 
annehmen,  daß  im  allgemeinen  eine  sechsfache  nominelle 
Sicherheit  genügt.  Unter  nomineller  Sicherheit  versteht 
man  den  Wert,  der  sich  aus 

Materialquerschnitt  des  Seiles  x  Materialfestigkeit 


ergibt. 


Maximalseilzug 
Die  Formel  lautet: 


S  = 


4 


+  4125. 


R 


5  =  Sicherheitsgrad, 

n  =  Anzahl  der  Drähte  im  Seil, 

6  =  Stärke  bezw.  Durchmesser  der  Drähte  in  mm, 

kz  =  Zerreißfestigkeit  des  Drahtmaterials  in  kg  pro  qmm. 

Bei  größeren  Anlagen,  bei  denen  der  Preis  des  Seiles 
ins  Gewicht  fällt,  wird  man  sich  unter  Umständen  vielleicht 
schon  mit  einer  fünf-  oder  vierfachen  Sicherheit  begnügen. 
Dann  muß  man  aber  genau  rechnen  und  auch  die  Span- 
nungen berücksichtigen,  die  beim  Umbiegen  des  Seiles 
über  die  Seilscheiben  auftreten.  Nach  der  bekannten  Bach- 
schen  Formel  ergibt  sich  die  Gesamtspannung  in  den 
einzelnen  Drähten  des  Seiles  zu: 
Zo    ,  2200  3 

°  =  f  +  O'^"  ~2ir  =  , 

Zo  =  Maximalseilzug  in  kg, 
q  =  Materialquerschnitt  des  Seiles  in  qmm. 
8  =  Drahtstärke  in  mm. 
R  =  Radius  der  Bremsseilscheibe  in  mm. 
Dividiert  man  die  aus  dem  Seilnational  ersichtliche 
Bruchfestigkeit  eines  qmm  Seilmaterials  durch  die  Qe- 
samtspannung  p,  so  hat  man  die  wirkliche  Sicherheit  des 
Seiles  gegen  Bruch.    Es  ist  also 

p 

Für  Bremsberge  benutzt  man  wohl  meist  Rundseile 
in  Längsschlag  oder  Kreuzschlag  von  120  bis  130  kg, 
manchmal  auch  höherer  Festigkeit. 

Die  Befestigung  des  Zugseiles  an  dem  Schrägwagen 
soll  derart  geschehen,  daß  man  jederzeit  ohne  großen 
Aufenthalt  ein  Nachspannen  des  Seiles  vornehmen  kann. 
Bei  Bremsbergen  mit  Kurven  zeigt  das  Seil  öfter  das 
Bestreben,  sich  um  seine  Achse  zu  drehen,  indem  es  auf 
dem  Mantel  der  Kurvenrollen  wandert.  In  solchen  Fällen 
muß  dafür  Sorge  getragen  werden,  daß  das  Verbindungs- 
glied zwischen  Wagen  und  Seil  eine  Drehung  des  letzteren 
um  seine  Achse  zuläßt. 

Die  Ermittelung  der  größten  vor  der  Bremsseilscheibe 
auftretenden  Kräfte  soll  bei  Bremsbergen  mit  wechseln- 
dem Gefälle  ohne  Ausnahme  nach  einem  Kräftediagramm 
erfolgen,  denn  erst  am  Diagramm  erkennt  man  die  durch 
die  verschiedenen  Stellungen  des  Vollwagens  zum  Leer- 
wagen entstehende  größte  Differenz  der  Spannungen  Zq 
und  Zq.  Das  Aufzeichnen  des  Diagramms  geschieht  in 
folgender  Weise:  Zunächst  trägt  man  in  einem  nicht  ver- 
zerrten Maßstab  (also  Höhen  und  Längen  in  gleichem 
Maßstab)  das  Streckenprofil  auf.  Dann  halbiert  man  das 
Profil  und  teilt  die  Hälften  in  mehrere  Teile.  Gewöhnlich 
legt  man  die  Teilpunkte  an  die  Stelle  der  Gefällwechsel. 
Nunmehr  hat  man  für  jeden  auf  der  einen  Hälfte  ge- 
legenen  Punkt    einen    dazugehörigen    Punkt    mit  dem 


gleichen  Abstand  von  der  Mitte  auf  der  anderen  Hälfte 
abzustechen.  Die  so  markierten  Punkte  projiziert  man  auf 
eine  Horizontale. 

Auf  jedem  Projektionsstrahl  trägt  man  dann,  von 
der  Horizontalen  ausgehend,  in  einem  beliebigen  Kräfte- 
maßstab den  errechneten  Seilzug  Zq  auf,  den  der  Voll- 
wagen hervorruft,  wenn  er  im  Profil  gerade  auf  dem 
betreffenden  Strahl  steht.  Auf  demselben  Strahl  ist  dann 
auch  der  Seilzug  Zq  aufzutragen,  den  der  Leerwagen  er-^ 
zeugt,  wenn  er  sich  auf  der  anderen  Hälfte  des  Profils 
auf  dem  dazugehörigen  Punkt  befindet.  Die  Endpunkte 
der  Seilzüge  Zq  und  die  Endpunkte  der  Seilzüge  Zq  unter- 
einander verbunden,  ergeben  zwei  gebrochene  Linien. 
Der  lotrechte  Abstand  der  beiden  Linien  voneinander  ist 
die  an  der  gemessenen  Stelle  vorhandene  Differenz  der 
Seilzüge  Zq  und  Zq.  Man  erkennt  also  am  Diagramm 
sofort,  an  welcher  Stelle  die  kleinste  oder  größte  Differenz 
der  Seilzüge  vorhanden  ist.  Die  größte  Differenz  ist  der 
Berechnung"  der  Seilumschlingungen  zugrunde  zu  legen, 
die  kleinste  Differenz  gibt  zur  Berechnung  der  innerhalb 
des  Bremswerkes  auftretenden  Lagerreibung  Anlaß.  Hat 
ein  Bremswerk  eine  nicht  mit  einer  Bremse  versehene 
Gegenseilscheibe,  so  ist  außerdem  die  Schwungkraft  dieser 
Scheibe,  die  im  Sinne  von  Zq  Wirkt,  in  'Rücksicht  zu  ziehen. 
Und  schließlich  muß  auch  noch  die  Seilsteifigkeit  in 
Rechnung  gezogen  werden. 

An  dieser  Stelle  sei  auch  noch  einer  weiteren  Er- 
scheinung Erwähnung  getan. 

Hat  e'ne  Bremsbergstrecke  stark  wechselndes  Gefälle, 
so  kann  es  vorkommen,  daß  bei  einer  bestimmten  Stellung 
der  Wagen  Zq  einen  Minuswert  liefert,  was  im  Diagramm, 
dadurch  zum  Ausdruck  kommt,  daß  die  untere  gebrochene 
Linie  der  Zo-Kräfte  die  Horizontale  unterschneidet.  Eine 
Minusspannung  kann  es  natürlich  in  einem  Seil  nicht  geben. 
Wenn  keine  Spannung  mehr  vorhanden  ist,  wird  das  Seil 
schlaff.  Schlaffseil  wird  man  immer  dann  beobachten 
können,  wenn  bei  der  Berechnung  der  Seilzüge  und 
daran  anschließend  bei  der  Bestimmung  der  Rillen- 
zahl der  Bremsseilscheibe  die  während  der  Brems- 
periode zur  Wirkung  kommende  lebendige  Kraft 
unberücksichtigt  geblieben  ist  und  die  Wagen  in  voller 
Fahrt  dann  angehalten  werden  müssen,  wenn  sich  der 
leere  Wagen  auf  einer  flachen  Stelle  und  der  beladene 
Wagen  auf  starkem  Gefälle  befindet.  Bei  plötzlicher 
Bremsung  treibt  der  Leerwagen,  nachdem  das  Seil  schlaff', 
geworden  ist,  eine  kurze  Strecke  bergan.  Der  volle  Wagen; 
kommt  scheinbar  einen  Moment  zur  Ruhe,  läuft  im  nächsten 
Augenblick  wieder  an  und  zieht  das  Seil  dabei  solange 
über  die  gebremste  Seilscheibe  nach,  bis  das  Seil  des 
Leerwagens  wieder  straff  geworden  ist.  Als  Begleiterschei- 
nung zeigt  sich  hierbei  ein  starker  Verschleiß  der  Leder- 
einlagc  der  Seilscheibenrillen.  Besteht  der  eben  erwähnte 
Uebelstand,  so  kann  man  sich  nur  dadurch  helfen,  daß 
man  das  Streckenprofil  besser  ausgleicht.  , 

Für  die  Wahl  einer  Anlage,  ob  eingleisig  mit  Gegen-; 
gewicht  oder  eingleisig  mit  Ausweiche  oder  doppelgleisig,; 
ist   neben   den    Herstellungskosten    der   Fahrbahn  die 
Leistung  und  auch  die  Art  des  Betriebes,  dem  der  Brems-' 
berg  dienen  soll,  maßgebend.     Hat  man  lediglich  von; 
einem  höchsten  nach  einem  tiefsten  Punkt  zu  transpor-i 
tieren,    so  wird  man  entweder  eine  zweigleisige,  oder 
zwei-  oder  dreischienige  Fahrbahn  wählen,  und  bei  flachen; 
Profilen    die  Transportwagen    direkt  auf ,  den  Schienen 
laufen  lassen.    Bei  starkem  Gefälle  dagegen  wird  man 
Schrägwagen   benutzen.     Kommen   Zwischenhaltepunktc  • 
in  Betracht,  wie  man  sie  öfter  in  Steinbrüchen,  in  denen, 
etagenweise  gebrochen  wird,  antreffen  kann,  so  ist  eine^ 


314 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  20 


eingleisige  Anlage  mit  Schrägwagen  und  Gegengewicht 
am  Platze.  Eine  solche  Anlage  bietet  dort  insofern  Vor- 
teile, als  auf  jeder  Etage  von  rechts  und  links  beladene 
Steinwagen  auf  den  Schrägwagen  aufgeschoben  werden 
können.  Ferner  ist  man  in  der  Lage,  den  Schrägwagen 
mit  leerem  Steinwagen  nach  einer  beliebigen  Zwischen- 


etage heranzuholen,  was  man  bei  doppeltrümigen  Anlagen 
nur  durch  Verlängern  des  Zugseiles  erreichen  kann,  wenn 
man  mit  beiden  Wagen  von  derselben  Zwischenetage  aus 
fördern  will.  Die  eintrümige  Anlage  gestattet  somit 
während  des  Betriebes  einen  beliebigen  Wechsel  der 
Etagen,  die  doppeltrümige  nicht, 


Ist  Unternehmerfürsorge  für  invalide  Angestellte  eine  sittliche  Pflicht? 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Wenn  ein  Unternehmer  einem  in  seinem  Dienste  er- 
grauten Angestellten  unter  Benutzung  irgend  einer  un- 
bedeutenden Differenz  oder  auch  ohne  besonderen  Anlaß 
kündigt,  weil  er  nicht  mehr  im  Vollbesitze  körperlicher 
oder  geistiger  Kräfte  ist,  so  besteht  im  Volksempfinden 
kein  Zweifel  darüber,  daß  der  Unternehmer  unanständig 
handelt.  Denn  der  alte  oder  kränkliche  Handlungsgehilfe 
oder  Techniker  oder  Bureauvorsteher  erhält  natürhch  keine 
seiner  bisherigen  entsprechende  Stellung,  sondern  muß 
froh  sein,  wenn  er  mit  untergeordneter  Arbeit  noch  einen 
bescheidenen  Verdienst  erwerben  kann. 

Unsere  Gerichte  aber  erkennen  diese  Behandlung  eines 
Mitmenschen  als  eine  Zitrone,  die  man  auspreßt  und  dann 
achtlos  auf  die  Straße  wirft,  noch  nicht  als  einen  Verstoß 
gegen  die  guten  Sitten  an.  Mir  ist  kein  Fall  bekannt, 
daß  ein  Angestellter,  der  ohne  Verschulden  nach  längerem, 
treuem  Dienste  seine  Kündigung  erhielt,  auf  Schadenersatz 
aus  §  826  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches  geklagt  hätte. 
Die  Richter  hätten  wahrscheinlich  recht  erstaunte  Augen 
gemacht,  hätten  vielleicht  nur  imit  einem  mitleidigen  Lächeln 
den  Kopf  geschüttelt.  .  .  .  Und  doch  ist  es  ein  großer 
Fehler,  daß  die  Organisationen  der  Angestellten  nicht 
solche  Fälle  zur  gerichtlichen  Entscheidung  bringen  und 
möglichst  bis  zum  Reichsgerichte  durchtreiben.  Denn 
zweifellos  liegt  hier  ein  Fall  vor,  daß  der  Chef 
dem  Angestellten  durch  die  Kündigung  „vorsätzlich 
Schaden  zufügt".  Und  daß  dies  in  einer  „gegen  die 
guten  Sitten  verstoßenden  Weise"  geschieht,  muß  so 
lange  behauptet  und  durch  Gutachten  bewiesen  werden, 
bis  auch  die  am  Sklavenrechte  Roms  gebildeten  Richter  es 
einsehen.  Es  gibt  heute  kein  wichtigeres  Mittel  zur  För- 
derung sozialen  Rechtes  als  die  Lehre  von  dem,  was  im 
Deutschland  des  zwanzigsten  Jahrhunderts  als  gute  Sitte 
gilt  oder  gelten  muß. 

Daß  die  Entlassung  eines  verdienten  Beamten  aus 
dem  einzigen  Grunde  einer  Verminderung  seiner  Leistun- 
gen durch  Alter  oder  Kränklichkeit  unfein,  ja  unanständig 
ist,  läßt  sich  nicht  nur  als  Meinung  aller  Angestellten 
und  vieler  Unbeteiligter,  sondern  auch  als  Meinung  vieler 
Arbeitgeber  leicht  nachweisen.  Zahlreiche  Unternehmer 
schleppen  alte  Beamte  mit  verminderter  Arbeitskraft  durch. 
Der  Wunsch  nach  Erleichterung  dieser  „sittlichen  Pflicht'' 
ist  ja  eine  Haupttriebfeder  für  die  Zustimmung  der  Unter- 
nehmerschaft zu  einer  staatlichen  Pensionsversicherung 
der  Angestellten.  Und  viele  Großbetriebe  haben,  um  sich 
von  den  aus  betriebstechnischen  Gründen  oft  lästigen, 
aber  als  sittlich  gebotenen  Rücksichten  zu  befreien,  durch 
Einkauf  in  eine  Versicherung  oder  durch  Begründung  be- 
sonderer Pensionskassen  eine  Versorgung  alter  und  kranker 
Beamter  geschaffen. 

Die  Frage,  ob  die  Aufwendungen  zu  solchen  Zwecken 
Ausfluß  einer  sittlichen  Pflicht  oder  einer  Anstandsrücksicht 
seien,  hat  neuerdings  das  Reichsgericht  mehrfach  zu  ent- 


scheiden gehabt  und  zwar  in  Prozessen  aus  dem  Erb- 
schaftssteuergesetze, nach  dessen  §  56  solche  Schenkungen, 
welche  durch  sittliche  Pflicht  oder  Anstandsrücksichten 
geboten  waren,  von  der  Steuer  von  5 o/o  befreit  sind. 

In  einem  Falle,  in  dem  schon  der  preußische  Fiskus 
wegen  der  Einkommensteuer  vom  Kammergerichte  ab- 
gewiesen war,  hat  auch  das  Reichsgericht  entschieden, 
daß  die  Zuwendung  einer  Berliner  Großbank  auf  Aktien 
an  die  seit  40  Jahren  bestehende  Beamtenpensionskasse, 
die  keine  Beiträge  erhebt,  sondern  auf  Zuwendungen  der 
Firma  angewiesen  ist,  keine  Schenkungssteuer  zu  tragen 
hat.  In  zwei  anderen  Fällen,  die  zeitlich  vor  und  nach 
dem  vorigen  zur  Entscheidung  gekommen  sind,  ist  aber 
leider  die  Steuerpflicht  bejaht  worden.  In  dem  einen 
Falle  handelte  es  sich  um  die  Zuwendung  einer  Bank  an 
den  Unterstützungsverein,  den  ihre  Beamten  zur  Ver- 
sorgung der  HinterbUebenen  verstorbener  Kollegen  ge- 
gründet hatten.  In  dem  anderen  darum,  daß  eine  Fabrik- 
firma 100  000  M  zur  Errichtung  einer  Arbeiter-Pensions- 
Stiftung  gab,  aus  deren  Zinsen  den  Arbeitern  bei  Erwerbs- 
unfähigkeit Zuschüsse  zu  den  staatlichen  Renten  gewährt 
werden  sollten. 

Zur  Begründung  des  Unterschiedes  in  der  Stellung- 
nahme der  Urteile  wird  richtig  hervorgehoben,  daß  jeder 
Fall  besonders  zu  prüfen  sei.  Wenn  aber  das  Gericht 
dann  verlangt,  daß  es  sich  bei  Erfüllung  der  sittlichen 
Pflicht  nicht  um  die  Betätigung  der  allgemeinen  Nächsten- 
liebe handeln  könne,  sondern  daß  eine  besondere  Ver- 
pflichtung vorliegen  müsse,  die  auf  besonderen  persön- 
lichen Beziehungen  des  Schenkers  zu  den  Beschenkten 
beruhe,  so  ist  nicht  recht  einzusehen,  welch'  ein  prin- 
zipieller Unterschied  zwischen  den  drei  Fällen  liegen  soll. 
Auch  der  Hinweis,  daß  „die  Verbindlichkeit  des  Arbeit- 
gebers zur  Unterstützung  der  bei  ihm  beschäftigten  Arbeit- 
nehmer durch  die  neuere  soziale  Gesetzgebung  geregelt" 
sei  und  darüber  hinaus  keine  besondere  Pflicht  mehr  be- 
stünde, ist  ganz  falsch  und  höchst  bedenklich.  Sie  wird 
ja  am  besten  widerlegt  durch  die  Bestrebungen  auf  Er- 
weiterung dieser  Gesetzgebung,  die  von  den  vernünftigen 
Arbeitgebern  durchaus  unterstützt  und  von  den  gesetz- 
gebenden Körperschaften  gegenwärtig  beraten  werden 
(Hinterbliebenenversicherung,  Angestellten  -  Pensionsver- 
sicherung). Wie  kann  man  gesetzliche  und  sittliche  Pflich- 
ten gleichstellen?  Meint  das  Reichsgericht  wirklich,  daß 
ein  Kaufmann,  der  sich  in  der  Nähe  des  Betrugsparagraphen 
bewegt,  ohne  sich  je  strafbar  zu  machen,  besonderes  An- 
sehen unter  seinen  Standesgenossen  haben  kann? 

Ein  sehr  richtiges  Unterscheidungsmerkmal  wird  auf- 
gestellt. Das  Reichsgericht  begründet  die  Steuerfreiheit 
der  Bankzuwendung  damit,  daß  „die  Bcwidmung  einer 
Pensionskasse  mit  regelmäßigen,  nach  der  Höhe  des 
Reingewinns  bemessenen  Zuschüssen  den  Anschauungen 
der  Berliner  Großbanken  durchaus  entspricht  und  geübt 


Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


315 


wird".  Damit  wird  das  zwei  Jahre  zurückliegende  erste 
Urteil,  das  bei  einer  anderen  Bank  die  Versagung  der 
Steuerfreiheit  mit  dem  Hinweis  begründete,  daß  die  Unter- 
lassung einer  derartigen  Zuwendung  nicht  als  Verletzung 
einer  sittlichen  Pflicht  oder  einer  Anstandsrücksicht  auf- 
gefaßt würde,  sehr  gut  korrigiert.  An  dem  Bestehen 
einer  solchen  allgemeinen  Anschauung  über  die  Pflicht 
von  Zuwendungen  im  Bankgewerbe  kann  jetzt  auch  kein 
Zweifel  mehr  sein,  nachdem  hunderte  von  Firmen  sich 
zur  Begründung  einer  Beamtenpensionskasse  mit  regel- 
mäßigen, erhebUchen  Beiträgen  vereinigt  haben. 

Die  Frage  ist  nur  die,  ob  eine  solche  Anschauung 
sich  auf  das  Bankgewerbe  beschränkt;  ob  nicht  auch  in 
Fabrikantenkreisen  eine  über  das  Gesetz  hinausgehende 
Fürsorge  als  sittliche  Pflicht  anerkannt  wird.    Die  Unter- 


H  ::  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  tl  :: 


Kolonialtechnisches 

Bei  den  jüngst  stattgefundenen  Verhandlungen  der 
Kolonial-Technischen  Kommission  des  Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Komitees,  an  welcher  Vertreter  des  Reichs-Kolonial- 
amtes,  des  Ministeriums  für  Handel  und  Gewerbe,  des 
Hamburgischen  Kolonial-Instituts  und  industrieller  Körper- 
schaften und  Verbände  teilnahmen,  berichtete  Herr  Ma- 
jor a.  D.  v.  Tschudi  über  die  Vorbereitung  des  Flugwesens 
in  den  deutschen  Kolonien.  Der  Referent .  kam  zu  dem 
Resultat,  daß  die  Verwendung  der  Flugzeuge  in  den  Kolo- 
nien wünschenswert,  weil  sie  in  hohem  Maße  nützlich  sind. 
In  erster  Linie  ist  der  Nachrichtenübermittelung  zu  ge- 
denken. Ferner  kommt  in  Frage  die  schnelle  Beförderung 
von  einzelnen  Personen  auf  große  Entfernungen.  Natur- 
gemäß auch  die  Erkundung.  Hierfür  kann  kein  anderes 
Mittel,  zumal  in  den  Kolonien,  mit  dem  Flugzeug  in  Wett- 
bewerb treten.  In  kurzer  Zeit  wird  man  vielleicht  auch 
ernstlich  die  Idee  des  Transportes  wertvoller  Lasten  durch 
Flugzeuge  ventilieren.  Eine  Hauptaufgabe  der  Flugzeuge 
aber  würde  sein,  Unterlagen  für  die  Herstellung  von  Karten 
zu  liefern,  zumal  das  photogrammetrische  Verfahren  wohl 
in  absehbarer  Zeit  das  alte  Geländeaufnahmeverfahren 
mittels  Meßtisch  und  Kippregel  vollständig  verdrängen 
dürfte. 

Auf  Grund  dieses  Vortrages  wurde  der  Beschluß 
gefaßt: 

1.  Material  über  Erfahrungen  bei  Flugversuchen  in 
fremdländischen,  tropischen  Kolonien  dauernd  zu  sammeln 
und  durch  Flug-  und  koloniale  Sachverständige  auf  ihre 
Nutzanwendung  in  den  deutschen  Kolonien  prüfen  zu 
lassen. 

2.  Beim  Reichskolonialamt  zu  beantragen,  als  Flug- 
führer ausgebildete  Offiziere  in  die  ostafrikanische  Schutz- 
truppe zu  übernehmen. 

3.  Ein  Stipendium  von  zunächst  4000  M  auszusetzen 
zum  Zweck,  zwei  besonders  geeignete  Ostafrikaner  als 
Flugführer  in  Deutschland  ausbilden  zu  lassen. 

Weiter  wurde  über  die  Frage  der  Herstellung  einer 
drahtlosen  Verbindung  Deutschlands  mit  seinen  Kolonien 
verhandelt.  Hier  hatten  die  Herren  Professoren  Dr.  ing. 
Qoldschmidt-Darmstadt  und  Geh.  Regierungsrat  Professor 
Dr.  ing.  Slaby-Berlin  das  Referat  übernommen.  Man  ge- 
langte zu  dem  Schluß,  daß  die  Lösung  der  Frage  einer 
Ueberbrückung  ganz  weiter  Entfernungen  mittels  draht- 
loser Telegraphie  in  kurzer  Zeit  zu  erwarten  ist.  Vor- 
bedingung hierfür  ist  aber  der  Bau  sehr  großer  Stationen, 
Errichtung  von  riesigen  Türmen,  ferner  die  Verwendung 


nehmer  haben  ein  Interesse  an  der  Bejahung  dieser 
Frage  nicht  nur  wegen  der  Schenkungssteuer  und 
der  Einkommensteuer  für  die  Zuwendungen,  sondern 
auch  wegen  der  rechtlichen  Behandlung  der  Ver- 
träge, die  sie  mit  ihren  Angestellten  über  eine 
Verquickung  der  Pensionsansprüche .  mit  dem  Dienstver- 
hältnis schließen.  Die  Angestellten,  die  gegen  die  Werks- 
pensionskassen eine  wohlbegründete  Abneigung  besitzen, 
haben  aber  auch  ein  Interesse  an  der  Feststellung  der  hier 
fraglichen  ,,sitthchen  Pflicht".  Denn  diese  ist  nicht  nur 
ein  wichtiges  Argument  für  die  staatliche  Pensionsver- 
sicherung, sondern  auch  der  Weg,  auf  dem  die  Gerichte 
zu  der  Erkenntnis  kommen  werden,  daß  die  Entlassung 
eines  ausgedienten  Beamten  ohne  angemessene  Sicherstellung 
oder  Entschädigung  ein  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten  ist. 


ungemein  hochgespannter  Kräfte,  die  absolut  gleichmäßig 
gehalten  werden  müssen.  Die  elektrischen  Wellen  müssen 
maschinell  erzeugt  werden.  Go. 


::  ::  ::  ::  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  H  ::  ::  ::  ;: 


Grenzen  der  So rgfaltspf licht  des  Bauunternehmers 

(Nachdruck  verboten) 

An  der  Peripherie  eines  kleinen  Landstädtchens  wurde- 
ein einstöckiges  Haus  gebaut,  das  eine  Fläche  von  etwa 
50  qm  bedeckte.  Der  Neubau,  welcher  sich  4  m  entfernt 
von  einem  Feldwege  befand,  war  bis  zur  Sockelhöhe  ge- 
diehen, als  sich  dort  ein  Unfall  ereignete.  An  einem 
Sonntage  spielten  nämlich  einige  Knaben  um  und  in  dem 
Neubau,  und  bei  dieser  Gelegenheit  stürzte  eines  der 
Kinder  in  den  Keller,  wobei  es  sich  schwer  verletzte. 

Gegen  den  Bauunternehmer  wurde  eine  Schadens- 
ersatzklage angestrengt,  die  unter  anderem  darauf  ge- 
gründet- war,  daß  der  Beklagte  gegen  ein  Schutzgesetz 
im  Sinne  des  §  823,  Abs.  2  des  Bürgerl.  Gesetzb.,  nämlich 
gegen  §  367,  Ziff.  12  des  Strafgesetzb.,  verstoßen  habe, 
wonach  derjenige  bestraft  wird,  welcher  in  Häusern  oder 
an  Orten,  wo  Menschen  verkehren,  Keller,  Gruben  usw. 
dergestalt  unverwahrt  läßt,  daß  daraus  Gefahr  für  andere 
entstehen  kann.  Ferner  war  der  Klageanspruch  darauf, 
gestützt,  daß  der  Beklagte  eine  für  den  betreffenden  Bezirk 
maßgebende  Bauvorschrift  verletzt  habe,  nach  welcher  ver- 
langt wird,  daß  ein  Neubau  nacn  der  Straßenseite  hin 
durch  einen  mindestens  1  m  hohen  Bauzaun  verwahrt  wird.; 

Die  Vorinstanz  war  der  Ansicht  gewesen,  daß  zwar 
der  auf  dem  Feldwege  sich  bewegende  Straßenverkehr 
durch  die  Baugrube  nicht  gefährdet  werden  konnte,  weiL 
Menschen  oder  Fuhrwerke,  selbst  bei  einem  Abirren  vom 
Wege  zur  Nachtzeit,  nicht  in  die  Grube  geraten  konnten. 
Trotzdem  war  sie  zu  einer  Verurteilung  des  Beklagten 
gelangt;  denn  wenn  auch  dem  Beklagten,  so  meinte  der 
Gerichtshof,  ein  Verstoß  gegen  §  367,  Ziff.  12  nicht  zur 
Last  falle,  so  habe  er  doch  zweifellos  gegen  die  erwähnten 
Bauvorschriften  gefehlt  und  sei  daher  zur  Leistung  von 
Schadenersatz  verpflichtet. 

Anderer  Ansicht  war  jedoch  das  Reichsgericht. 
Der  Verstoß  des  Beklagten,  so  heißt  es  in  den  Gründen, 
hat  den  Unfall  nicht  verursacht,  weil  die  Knaben  samt 
dem  Kläger,  wenn  selbst  ein  Bauzaun  an  der  Straße  vor- 
handen gewesen  wäre,  von  dem  freien  Felde  aus,  wie  es 
auch  einige  von  ihnen  taten,  in  den  Bau  gelangen  Ufid 
dort  ihr  Spiel  treiben  konnten.  Fraglich  könnte  nur  sein, 
ob  die  im  Verkehr  erforderliche  Sorgfalt  erforderte,  daß 
der  Beklagte  die  Baustelle  mit  einer  festen  Umschließung 


316 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  20 


absperrte,  oder  in  der  Zeit,  wo  nicht  gearbeitet  wurde, 
einen  Wächter  aufstellte,  weil  zu  erwarten  war,  daß  Knaben 
nach  ihrer  Gepflogenheit  sich  zu  dieser  Zeit  am  Bau  zu 
schaffen  machen  und  dabei  zu  Schaden  kommen  könnten.  — 
Eine  solche  Verpflichtung  ist  aber  im  vorliegenden  Falle 
seitens  des  Bauunternehmers  nicht  anzuerkennen.  Es  han- 
delt sich  um  den  Bau  eines  einstöckigen  Häuschens  in 
einem  Landstädtchen.  Durch  jene  Vorkehrungen,  die 
auch  nirgends  an  solchen  Orten  üblich  sind,  würden  sich 
die  Baukosten  nicht  unerheblich  erhöht  haben.  Es  können 
dem  Bauunternehmer  keine  besonderen  kostspieligen  Maß- 
nahmen angesonnen  werden,  um  spiellustige  fremde  Kinder 
vor  den  Folgen  ihres  Unverstandes  zu  bewahren.  Er  darf 
vielmehr  damit  rechnen,  daß  die  Eltern  ihre  Kinder 
durch  ausreichende  Beaufsichtigung  und  Unterweisung 
von  dem  Spielen  an  Orten,  die  ihnen  Gefahr  bringen 
können,  so  namentlich  an  Baustellen,  abhalten. 

Da  sonach  das  Verhalten  des  Beklagten  den  Unfall 
nicht  verursacht  hat,  war  der  gegen  ihn  geltend  gemachte 
Schadensersatzanspruch  abzuweisen.  rd. 


AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  wirtschaftliche  Bedeutung  des  Versicherungswesens 

Die  wirtschaftliche  Bedeutung  des  Versicherungs- 
wesens für  den  einzelnen  liegt  einmal  darin,  daß  die  Ver- 
sicherung kapitalerhaltend  wirkt.  Der  Besitzer  eines 
Hauses,  das  durch  Feuer  zerstört  worden  ist,  erhält  durch 
die  Versicherung  einen  Ersatz  für  sein  verloren  gegangenes 
Eigentum,  ebenso  der  Landmann,  dessen  Ernte  verhagelte. 
Auch  in  der  Lebensversicherung  wird  den  Angehörigen 
des  Versicherten  für  seine  durch  den  Tod  zugrunde 
gehende  Arbeitskraft  Ersatz  geleistet.  Da  das  Kapital 
vielfach  Einkommensquelle  ist,  wirkt  die  Versicherung 
gleichzeitig  einkommenerhaltend.  Aber  noch  mehr.  So 
lange  es  keine  Versicherung  gab,  konnten  große,  risiko- 
reiche Unternehmungen  nur  von  sehr  wohlhabenden  Per- 
sonen durchgeführt  werden,  da  nur  sie  den  eventuellen 
Verlust  ihres  auf  das  betreffende  Unternehmen  verwandten 
Kapitals  ohne  Schaden  für  ihre  Existenz  zu  tragen  im- 
stande waren.  Die  Versicherung  setzt  auch  den  minder 
iWohlhabenden  in  die  Lage,  Unternehmungen  durch- 
zuführen, deren  Ausgang  zweifelhaft  ist.  Dadurch  wird 
eine  Steigerung  der  Unternehmungslust  herbeigeführt.  Der 
Versicherte  kann  ruhiger  in  die  Zukunft  blicken  und  braucht 
nicht  ständig  in  der  Furcht  zu  leben,  einen  vielleicht 
großen  Teil  seines  Besitzes,  den  er  in  jenes  Unternehmen 
gesteckt  hat,  zu  verlieren.  Man  kann  behaupten,  daß 
die  moderne  Entwicklung  der  Industrie  nicht  möglich  ge- 
wesen wäre,  wenn  nicht  die  Feuerversicherung  und  andere 
Assekuranzzweige  den  bei  der  Entfaltung  der  Industrie 
tätigen  Kräften  größere  Sicherheit  verliehen  hätte.  Es  ist 
klar,  daß  die  kapital-  und  einkommenerhaltende  Wirkung 
der  Versicherung  auch  auf  die  Beurteilung  des  Versicher- 
ten seitens  seiner  Gläubiger,  also  auf  seinen  Kredit  ein- 
wirken muß.  Der  Hypothekengläubiger,  der  einem  Haus- 
besitzer ein  Darlehen  gibt,  ist  ganz  anders  gedeckt,  wenn 
das  betreffende  Haus  gegen  Feuer  usw.  versichert  war, 
als  wenn  er  mit  der  Möglichkeit  rechnen  muß,  daß  das 
Haus  durch  Brand  zerstört  wird,  ohne  daß  ein  Ersatz 
dafür  geleistet  wird.  Ebenso  wird  man  einem  Kaufmann, 
der  den  Nachweis  bringen  kann,  daß  er  eine  Lebensver- 
sicherung abgeschlossen  hat,  die  er  dem  Gläubiger  even- 
tuell verpfänden  kann,  eher  Kredit  einräumen  als  einer 
nicht  versicherten  Person.  In  der  Seeversicherung  wird 
allgemein  beim  Verkauf  der  schwimmenden  Ladung  mit 
den  Schiffspapieren  auch  die  Sceversicherungs-Police  über- 
geben. Sie  ist  hier  ein  selbstverständlicher  Bestandteil 
der  Schiffspapiere  geworden.  Die  Wirkung  der  Versiche- 
rung beschränkt  sich  aber  nicht  nur  darauf,  vorhandenes 
Kapital  zu  erhalten,  sondern  sie  ist  auch  imstande,  Kapital 
neu  zu  bilden.  Eine  derartige  Kapitalbildung  liegt  vor, 
wenn  z.  B.  jemand  eine  Lebensversicherung  in  der  Weise 


abschließt,  daß  ihm  bei  Vollendung  eines  bestimmten 
Lebensalters  ein  Kapital  ausgezahlt  wird.  Durch  die  Ver- 
sicherung werden  die  vielen  kleinen  Beiträge  der  Ver- 
sicherten, deren  Verwertung  sonst  unmöglich  gewesen 
wäre,  man"  denke  nur  an  die  Zehnpfennig-Wochenbeiträge 
in  der  Volksversicherung,  produktiven  Zwecken  zugeführt 
und  im  Interesse  der  Versicherten  sowohl  wie  der  Gesamt- 
heit nutzbar  gemacht. 

Aber  nicht  nur  für  die  Wirtschaft  des  einzelnen,  son- 
dern auch  für  die  Volkswirtschaft  hat  die  Versicherung 
eine  nicht  geringe  Bedeutung.  Wenn  ein  großes  Unter- 
nehmen, in  dem  Hunderte  von  Arbeitern  tätig  sind, 
durch  Brand  zerstört  und,  weil  es  nicht  versichert  war, 
nicht  wieder  aufgebaut  und  neu  in  Gang  gebracht  wird, 
so  entsteht  ein  dauernder  schwerer  Verlust.  Von  großer 
volkswirtschaftlicher  Bedeutung  ist  die  Versicherung  ferner 
deshalb,  weil  sie  sich  nicht  darauf  beschränkt,  den  ent- 
standenen Schaden  wieder  gut  zu  machen,  sondern  auch 
darauf  hinwirkt,  das  Entstehen  des  Schadens  zu  verhindern. 
Wenn  die  Seeversicherung  bei  Festsetzung  der  Prämien 
die  Schiffe  nach  ihrer  Güte  klassifiziert,  so  wirkt  dies  auf 
den  Sciiiffsbau  ein,  der  hierdurch  angehalten  wird.  Bauten 
zu  liefern,  die  den  weitgehendsten  technischen  Ansprüchen 
genügen.  Aehnliches  liegt  vor,  wenn  die  Seeversichercr 
für  die  Versicherung  von  Schiffen,  die  mit  Einrichtungen 
für  drahtlose  Telegraphie  ausgerüstet  sind,  geringere 
Prämien  fordern,  als  für  die  Versicherung  von  Fahrzeugen, 
denen  diese  Apparate  fehlen.  Die  Erhebung  der  höheren 
Prämie  im  letzteren  Falle  wird  auf  Einführung  von  Ein- 
richtungen für  drahtlose  Telegraphie  hinwirken.  Damit 
wird  die  Möglichkeit,  Schäden  vorzubeugen,  erhöht.  « 
Ebenso  sucht  die  Feuerversicherung  auf  Erhöhung  der 
Feuersicherheit  dadurch  hinzuarbeiten,  daß  sie  für  Ge- 
bäude mit  guten  Löscheinrichtungen,  selbsttätigen  Brause- 
anlagen u.  dergl.  die  Beiträge  herabsetzt. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Aufgaben  und  Organisation  der  Fabrikwohlfahrtspflege  in  der 
Gegenwart.     Schriften   der  Zentralstelle   für  Volkswohl- 
fahrt.    Heft  5   der   neuen   Folge.     Berlin,   Verlag  Carl 
Heytnann.    Preis  6  M. 
Ein  strittiger  Zweig  sozialer  Arbeit,  die  Wohlfahrtspflege 
in   den   industriellen   Unternehmungen,   wird   in   dieser  Schrift 
erörtert.    Die  Verhandlungen  der  Braunschweiger  Konferenz  der 
Zentralstelle  für  Volkswohlfahrt  über  die  Fabrikwohlfahrtspflege 
sind   in   ihrem   Wortlaut  wiedergegeben.     Die  Schrift  enthält 
außer  einer  systematischen  Darstellung  der  Entwickelung  und 
des   gegenwärtigen   Standes   der   Fabrikwohlfahrtspflege,  ihrer 
sozialen  Wertung  sowie  ihrer  Organisation  und  Verwaltung  von 
Dr.  Altenrath,  Referate  von  Dr.  v.  Erdberg,  Syndikus  Dr.  Dilloo 
und  Reichstagsabgeordneten  Giesberts.    Das  aligemeine  Ergebnis 
kann  man  dahin  formulieren,  daß  die  sozialpolitische  Gesetz- 
gebung und  die  Gewerkvereinsbewegung  die   Förderung  aiit 
wirtschaftlichem,  gesundheitlichem  und  geistigem  Gebiete,  die 
die  Fabrikwohlfahrtspflege  leistet,  keineswegs  voll  zu  ersetzen 
vermögen. 

Das  Buch  gibt  einige  Fingerzeige,  wie  die  Fabrikwohlfahrts- 
pflege organisiert  und  verwaltet  werden  kann.  e. 
Die  Patent fähigkeit   von   Erfindungen.     Grundsätze   für  ihre 
Prüfung  und  für  die  Erteilung  von  Patenten.    Von  Geh. 
Reg. -Rat    Erich    von   B  o  e  h  m  e  r.     Berlin,   Verlag  von 
Leonhard  Simion  Nachf.    Preis  3  M. 

Die  vorgenannte  Schrift,  welche  sich  aus  einer  Reihe  von 
in  den  „Verhandlungen  des  Vereins  zur  Förderung  des  Gewerbe- 
fleißes" veröffentlichten  Abhandlungen  zusammensetzt,  darf  für 
sich  das  lebhafte  Interesse  des  beim  Kaiserlichen  Patentamt 
Rechtsschutz  suchenden  Publikums  in  Anspruch  nehmen. 

Die  Berechtigung  dieses  Interesses  ergibt  sich  von  selbst 
aus  der  hervorragenden  Stellung  des  Verfassers,  der  seit  einer 
langen  Reihe  von  Jahren  Mitglied  des  Kaiserlichen  Patentamtes 
ist  und  als  solches  im  Hinblick  auf  die  wichtigen  Fragen  der 
Neuheitsprüfung,  der  Erfindimgseinhcit,  der  Vorpatentierung  usw. 
ein  authentisches  Urteil  über  die  im  Patentamt  zurzeit  maß- 
gebenden Grundsätze  abzugeben  in  der  Lage  ist. 


Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


317 


Die  weiteren  Darlegungen  des  Verfassers  der  vorliegenden 
Schrift  stellen  sich  als  Kritik  der  neueren  patentrechtlichen 
Forschung  dar;  eine  gewisse  nicht  unbedenkliche  Schärfe  in 
diesem  Teil  des  Buches  ist  nicht  zu  verkennen;  im  besonderen 
wendet  sich  der  Verfasser  lebhaft  gegen  die  von  mehreren 
Schriftstellern  neuerdings  aufgestellte  Forderung,  daß  die  Be- 
deutung des  Patentanspruches  für  die  Auslegung  des  Patentes 
eingeengt  werden  solle. 

Wenn  Herr  Geh.  Reg.-Rat  E.  von  Boehmer  in  diesem 
Punkte  den  gegenwärtigen  Zustand  erhalten  sehen  möchte,  so 
macht  er  in  anderen  Fragen  doch  beachtenswerte  Vorschläge 
für  die  in  einigen  Jahren  zu  erwartende  Revision  des  Patent- 
gesetzes, z.  B.  will  er,  was  an  dieser  Stelle  besonders  inter- 
essieren dürfte,  die  die  widerrechtliche  Entnahme  behandelnden 
Paragraphen  aus  dem  Patentgesetz  entfernt  wissen.  Da  durch 
die  in  diesen  Paragraphen  enthaltenen  Bestimmungen  das  Er- 
finderrecht zwischen  Unternehmern  und  Angestellten,  soweit  es 
vor  dem  Patentamte  verhandelt  wird',  geregelt  ist,  würde  bei 
Annahme  der  -Vorschläge  des  Verfassers  das  Patenterteilungs- 
verfahren durch  die  Ausscheidung  von  privatrechtlichen  Ver- 
hältnissen entlastet  werden;  dies  würde  zweifellos  als  Fort- 
schritt zu  begrüßen  sein,  ebenso  wenn,  wie  Herr  von  Boehmer 
vorschlägt,  die  Entscheidung  von  Streitigkeiten,  die  aus  der 
widerrechtlichen  Entnahme  folgen,  einer  besonderen,  neu  zu 
bildenden  Abteilung  des  Patentamtes  übertragen  werden  würde. 

B. 

Beton-Taschenbuch  für  1911.  2  Teile.  Berlin,  Verlag  Zement 
und  Beton.    Preis  2  M. 

Der  vorUegende  neue  Jahrgang  setzt  die  Reihenfolge  der 
Ausgaben  dieses  bewährten  Fachkalenders  würdig  fort.  Der 
gut  gebundene  erste  Teil  mit  dem  Kalender  ist  als  ein  hand- 
liches Taschenbuch  zum  ständigen  Gebrauch  sehr  geeignet. 

Der  zweite  Teil  eignet  sich  sowohl  zum  Mitführen  auf-  der 
Baustelle  als  auch  als  Hilfsbuch  für  den  Arbeitstisch.  Die  Neu- 
bearbeitung und  Ergänzung  dieses  Teiles,  als  für  den  Praktiker 
besonders  wichtigen,  hat  sich  der  Verlag  besonders  angelegen 
sein  lassen.  Der  Inhalt  hat  gegenüber  der  vorjährigen  Ausgabe 
eine  bedeutende  Erweiterung  erfahren.  Als  besondere  Ver- 
günstigung sind  dem  zweiten  Teil  drei  Gutscheine  beigefügt, 
die  zum  kostenlosen  Bezug  dreier  für  den  Beton-  und  Eisen- 
betonbau wichtigen  Sonderdrucke  berechtigen. 

Dem  Praktiker  wird  das  Taschenbuch  in  seiner  jetzigen 
Form  sehr  willkommen  sein.  .  k. 

Dr.  Bürner,  Die  Anstellungsverhältnisse  der  Motorwagenführer 
in  Privatdiensten.  Berlin,  Verlag  des  Mitteleuropäischen 
Motorwagenvereins.     Preis  0,50  M. 

Die  neueste  Veröffentlichung  des  Mitteleuropäischen  Motor- 
wagenvereins gibt  als  Ergebnis  einer  Umfrage  bei  den  Vereins- 
mitgliedern Aufschluß  über  Alter,  Familienstand,  Lohn,  Beklei- 
dung, Reisevergütung,  Geschenke  und  Prämien,  Kündigungsfrist 
und  Nebenbeschäftigung  eines  neuen  Standes  der  Chauffeure 
in  Privatdiensten.  Wenn  auch  das  Werkchen  wenig  umfang- 
reich ist,  so  bietet  es  doch  recht  interessante  Daten  nicht 
allein  für  jeden  Automobilbesitzer,  sondern  auch  für  jeden 
Sozialpolitiker.  S. 
Betriehsbuchführung  für  Gaswerksbetriebe.  Von  Greineder. 
München,  R.  Oldenbourg.    Preis  geb.  3  M. 

Der  Verfasser,  der  als  Betriebsingenieur  des  Kölner  Gas- 
werkes mitten  in  der  Praxis  steht,  zeigt  in  der  vorliegenden  Arbeit 
die  Organisation  der  Betriebsbuchführung  eines  größeren  Gas- 
werksbetriebs. Hauptzweck  ist  ihm  die  laufende  Betriebs-  und 
kurzfristige  Erfolgskontrolle,  während  die  Selbstkostenermittlung, 
die  ja  in  der  Gasfabrikation  sowieso  einfach  ist,  in  den  Hinter- 
grund tritt. 

Greineder  teilt  den  Gaswerkbetrieb  in  zahlreiche  Betriebs- 
nd  Hilfskonten,  ferner  nimmt  er  eine  Zergliederung  des  Auf- 
andes  nach  Arten  vor.    An  Hand  einer  Anzahl  Tabellen  werden 
die  rechnerische  Behandlung  der  Löhne,  Materialien,  Ersatz- 
änschaffungen  und  Betriebsmittel  dargestellt,   ebenso  der  Ab- 
chluß  der  Betriebsbuchführung  beschrieben.    Besonders  hervor- 
uheben  ist,  daß  Greineder  auf  die  Wichtigkeit  von  Inventar- 
Verzeichnissen,  in  Betriebsabteilungen  gruppiert,  hinweist  und 
die  erforderlichen  Schemata  vorführt. 

Die  Arbeit  ist  ohne  Zweifel  recht  beachtenswert. 

Bücherrevisor  Schulze.  • 
ewerbliche  Buchführung  und  Kalkulation  für  Bauhandwerker. 
Von  Kasten  u.  Minetti.    Leipzig.    Verlag  von  H, 
A.  Ludwig  Degener.    1,80  M. 
Mit  Recht  heben  die  Verfasser  im  Vorwort  hervor,  daß  der 
dauernde  Erfolg  eines  Baugeschäfts  im  wesentlichen  von  der 
Nutzbarmachung  kaufmännischer  Grundsätze  abhängt.     Es  ge- 
nügt nicht  mehr  nur  gute  Arbeit  zu  Hefem,  der  Meister  muß  auch 
klar  sehen,  wie  Gewinn  und  Verlust  entstehen,  wie  sein  Rech- 
nungsverhältnis zu  Kunden,  Lieferanten  und  Geldgebern  sich 
stellt.    Diese  Uebersicht  verschafft  die  Buchführung. 


Die  Verfasser  zeigen,  wie  die  Bücher  nach  einfachem  und 
doppeltem  System  im  Baugewerbe  zu  führen  sind.  Angeschlossen 
sind  eine  Anzahl  häufig  gebrauchter  Formulare  wie  Lohnlisten, 
Gerätebuch  usw. 

Den  Schluß  bilden  beachtenswerte  Ausführungen  übe»; 
Kostenberechnung.  Bücherrevisor ,  Schulze. 


::  H  H  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ;:  ::  ::  ::  ::  U 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  »erden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftiith  crtedt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
"in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine'  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  117 .  Das  Mansardedachgeschoß  einer  neu  zu  er- 
richtenden Fabrik  soll  als  Trockenraum  für  mittels  Säurebad  ge- 
bleichte lange  Leinen  dienen.  Welche  einfache  Anordnung  hat 
sich  zur  Aufspannung  der  nassen  Gewebe  als  zweckmäßig  er- 
wiesen? 

Frage  118.  Wie  entfernt  man  den  90  cm  hohen  Moos 
Überzug  einer  ebenso  hohen  und  40  cm  starken  Mauer,  die 
aus  gesunden,  weißgelben  Sandsteinen  hergestellt  ist?  Der 
Boden  weist  in  1  m  Tiefe  Wasser  auf,  da  ein  großer  Teich  in 
der  Nähe  ist.  Wodurch  Verhütet  man  das  Neuanwachsen  von 
Moos?  Die  Naturfarbe  des  Sandsteins  soll  erkenntlich  bleiben. 
Auf  der  Mauer  sind  Pfeiler  angeordnet.  Die  Zwischenfelder 
der  Mauer  sind  abgeschrägt,  jedoch  ohne  Abdeckung,  die  Felder 
selbst  sind  mit  Eisenzaun  versehen. 

Frage  119.  Die  bisher  mit  Kies  gefüllten  Filter  einer  Wasser- 
Enteisenungsanlage  sollen  mit  Lavasteinen  in  verschiedener  Kör- 
nung gefüllt  werden.  Kann  mir  ein  Kollege  eine  Bezugsquelle 
hierfür  angeben  und  hat  sich  diese  Masse  für  Enteisenungszwecke 
überhaupt  bewährt? 

Frage  120.  In  einer  Wandfläche  bilden  sich  dunkle  Flecken, 
die  von  feuchten  Steinen  herrühren  und  die  durch  den  Verputz 
und  Anstrich  immer  wieder  durchschlagen.  Welcher  Anstrich 
würde  sicher  decken,  ohne  daß  der  bisherige  Verputz  entfernt 
und  durch  einen  neuen  ersetzt  zu  werden  braucht? 

Frage  121.  Nach  welcher  Formel  erfolgt  die  Berechnung 
des  Schornsteinquerschnittes  für  Zentralheizungsanlagen  mit 
Koksfeuerung? 

Zur  Frage  91  und  99.  Zement-Fußboden-  und  Ziegeldach- 
Anstrich.  Fürs  erste  gilt:  Unter  der  Voraussetzung  allergrößter 
Trockenheit,  alle  Flächen  sorgfältig  mit  scharfen  Bürsten 
reinigen.  Dann  geht  man  daran,  die  Oberflächen  zu  härten, 
um  Risse  zu  vermeiden.  Hierzu  Mischung  Calcidum-Silikat: 
Auftragen  und  trocknen,  d.  h.  abbinden  lassen!  Dann  mehr- 
facher Anstrich  mit  gefärbtem  Gummiöl  (Kautscholeumfarbe). 
Dieser  geht  mit  seiner  Unterlage  eine  wetterfeste  Verbindung 
ein,  was  Firnisfarbanstriche  z.  B.  nicht  tun.  Anweisung  durch 
die  Chem.  Fabrik  Busse,  Hannover-Langenhagen.  — pf. 

Zur  Frage  94.  Kegelbahn  im  Grundwasser.  Die  Aus- 
führung ist  schwierig  und  erfordert  Vorsicht.  Holz  muß  für 
das  Kugellaufbrett  der  Elastizität  halber  bleiben,  aber  es  darf 
nicht  feucht  werden.  Daher  führen  Sie  die  Grundabdichtung 
als  „Eisenbetonsohle  zum  Abschluß  einer  wasserdichten  Bau- 
grube mit  Rücksicht  auf  Grundwasserauftrieb"  aus,  unter  wel- 
chem Titel  Professor  Ramisch-Breslau  eine  übersichtliche  Be- 
rechnung in  Heft  11  „Zement  und  Beton",  1.  6.  1906 
(Berlin  NW.  21)  veröffentlicht  hat.  Um  aber  der  Porosität  des 
Betons  zu  begegnen,  empfiehlt  sich  der  Einbau  einer  Blei- 
Asphalt-Isolierung.  Kugelfang  in  Torfmull-Auspolsterung.  Vor 
Kegelbahn-Montage  gehörige  Austrocknung  der  Grundsohle, 

pf. 

Zur  Frage  95  und  101.  Krankenhaus-  und  Musiksaal- 
Schallsicherheit.  Es  wird  auf  die  wenig  bekannte,  durch  lang- 
jährige Versuche  und  Bauerfahrungen  festgestellte  Tatsache  hin- 
gewiesen, dab  Torfmull  gleichen  Feinheitsgrades  trocken,  zwi- 
schen Kiefernholz  auf  eine  bestimmte  Dichte  eingestampft,  eine 
vorzügliche  Schallisolierung  abgibt.  Derartiger  Mull,  auf 
Spezialmaschinen  einem  Veredelungsprozeß  unterworfen,  bedingt 
einen  entsprechenden  Rohstoff,  der  sich  in  den  Oberbayerischen 
Haspelmoorgebieten  vorfindet.  In  beiden  vorliegenden  Fällen 
kann  das  Material  mit  Erfolg  verwendet  werden.  Weiteres  er- 
fahren Sie  durch  die  Mullwerke  dort.  — pf. 

Zur  Frage  100  und  103.  Tropfsichere  Fabrikräume.  Will 
man  Niederschläge  aus  Dämpfen  jeder  Art  vermeiden,  so  muß 


318 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  19U 


Heft  20 


man  für  trockene  und  warmem  Wände  und  Decken  bezw.  Fuß- 
böden sorgen  und^  auf  sachgemäßen  Luftwechsel  achten.  Alle 
taube,  morsche  Mörtelmassen  sind  durch  Abschlagen  und  Fugen- 
auskratzen zu  entfernen  und  zwischenzeitliche  Trocknungen  vor- 
zunehmen. Im  weiteren  Verfolg  mit  wetterfesten  Materialien, 
als  Nettetaler  Traß  und  Kalk  oder  Kasseler  Zechit,  neuputzen 
und  abbinden  lassen.  Wände  müssen  so  trocken  sein,  daß  ein 
aufgeheftetes  Oelatineblatt  sich  nicht  krümmt!  Anstriche  ver- 
meide man,  um  einen  natürlichen  Luftdurchzug  zu  erhalten. 
Kalte  Decken  schütze  man  durch  oberbayerische  Haspelmoor- 
Mullisolierungen,  die  zu  gleicher  Zeit  desinfizierend  wirken. 
Beobachten  Sie  mit  Thermo-Hygrometer  System  Lambrecht  — 
Georgia  Augusta,  Göttingen.  — pf. 

Zur  Frage  104.  Brunnen-Teilung.  IL  (I  s.  Heft  IQ.)  Eine 
einfache  und  billige  Einschalung  dieser  schwachen,  kreisrunden 
Eisenbetonwand  erscheint  mir  die  Ausführung  mittels  einseitig 
anzubringender  starker,  evtl.  schon  gebrauchter  Dachpappe.  In 
etwa  40  cm  Entfernung  würde  man  10  mm  starke  Rundeisen 
senkrecht  aufstellen  und  in  der  U-Eisenführung  befestigen, 
während  die  Mitte  und  oberen  Stabenden  mit  einem  ringförmig 
gebogenen,  5  mm  starken  Rundeisen  mittels  Bindedraht  ver- 
bunden und  in  gleichmäßiger  Entfernung  gehalten  würden. 
Ueber  dieses  Eisengerippe  und  die  U-Eisenführung  würde  man 
beiderseits  engmaschiges  Drahtgeflecht  spannen  und  mit  Binde- 
draht befestigen.  Die  Dachpappe  würde  durch  zwei  Meter 
lange,  senkrecht  stehende  Latten  gehalten  und  durch  1/2  m 
lange  Lattenstücke  horizontal  versteift.  Dazu  besonders  vor- 
bereiteter Mörtel  würde  bequem  an  den  freien  Innenraum  mehr- 
mals angetragen  und  zugleich  geglättet  werden  können.  Die 
Wandstärke  genügt  mit  4  cm.  Durch  eine  vorher  zwischen 
Pappe  und  Wand'  anzuklebende  Papierschicht  (Makulatur)  würde 
ein  leichtes  Loslösen  der  zum  Teil  noch  verwendbaren  Dach- 
pappe ermöglicht  und  eine  möglichst  glatte  Außenseite  der  Wand 
erzielt.  Ferner  wäre  die  Einschalung  mitteis  Holz  in  bekannter 
Weise  denkbar.     Je  nach  der  Wiederverwendbarkeit  der  ge- 


brauchten Materialien  würde  ein  genauer  Kostenvergleich  auf- 
zustellen sein  und  die  Art  der  Einschalung  bedingen. 

H.  H  e  r  t  w  i  g ,  Bautzen. 

Zur  Frage  105.  Säurefester  Behälter.  Derartige  Behälter 
und  Rinnenleitungen  werden  am  besten  aus  dem  anerkannt  säure- 
festen Ruhrsandsteine  hergestellt,  wie  sie  in  der  jetzigen  Zeit 
auch  in  Farbwerken  verwendet  werden.  Genaue  Offerten  mit 
Zeichnungen  gibt  die  Firma  „Ruhrsandsteinwerke  Heinr.  Buch- 
meyer" in  Herdecke  in  Westfalen.  A.  K. 

Zur  Frage  106.  Oelflecken  aus  Marmor  entfernen.  Die 
Oelflecken  werden  mit  Terpentinöl  bestrichen  und  danach  mit 
einem  weichen,  trockenen  Pinsel  abgerieben.  Eine  neue  Politur 
und  schönen  Glanz  gibt  man  dem  Marmor  durch  Seifenwasser 
mit  Kalk,  zuletzt  mit  einem  Zusatz  von  gepulvertem  und  ge- 
schlämmtem Federweiß  oder  Talk. 

Zur  Frage  121.  Berechnung  des  Schornsteinquerschnitts 
für  Zentralheizungen.  Nachstehend  gebe  ich  eine  im  Gesund- 
heits-Ingenieur vom  28.  9.  1Q07  Nr.  39,  Seite  633  und  folgende 
angegebene  Formel  bekannt; 

 W 

°^  ~  300000 

d2  =  qm  Fläche, 

W  =  Wärmeeinheiten  pro  Stunde, 

H  =  Kaminhöhe  vom  Rost  bis  zum  oberen  Ende  des  Kamins. 
Eine  weitere  häufig  angewandte  Formel  befindet  sich  im  „Ka- 
lender für  Gesundheits-Techniker",  Taschenbuch  für  die  An- 
lage von  Lüftungs-,  Zentralheizungs-  und  Badeeinrichtimgen  von 
H.  Recknagel,  Jg.  1911,  Seite  102: 
W 

f  =  0,03  qcm 
V  h 

f  =  Schornsteinquerschnitt  in  qcm. 
W  =  effektiv  zu  erzeugende  Wärmemenge  in  W.-E. 'StJe. 
h  =  Höhe  des  Schornsteins  in  m. 

Die  Formel  gilt  für  Rauchgastemperaturen  von  150  bis  30^  C 
und  ca.  30"  C  Lufttemperatur.  Rl. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 


Wir 

die 
f.cm 

aub/ 
Br. 
sind 
Für 


vereine 

machen   wiederliolt  darauf  aufmerl<sam,   daß   Anzeigen   und   Mitteilungen  für 
,,D.  T  -Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr    im  Verbandsbureau 
niiisseii.      Die    Manusltripte    müssen    auf    besonderen,    nur    auf    einer  Sei'e 
lin- Innen    Blättern    eingereicht    werden.     Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfi? 
uliilicn:     Vrs.    =  Vorsitzender,    V.    u.    O.    =    Versammlungstag   und  Ort, 
A.    =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichlteiten  usw. 
überhaupt  "von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandsreitung  ausgeschlossen, 
derartige    Mitteilungen    steht    der    Inseratenteil    gegen    Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 S   tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Bezirksverwaltungen 

Norddeutsche  Bezirksverwaltung.  E  i  s  e  n  b  e  t  o  n  k  u  r  s  u  s. 
Im  Anschluß  an  einen  im  Technischen  Verein  Rendsburg  ge- 
haltenen Vortrag  des  Dipl.-Ing.  und  Oberlehrers  Henkel  über 
Eisenbeton  findet,  auf  Anregung  aus  den  Kreisen  des  Ver- 
eins, in  den  Monaten  Mai  und'  Juni  an  der  K  ö  n  i  g  1.  Tief- 
bauschule in  Rendsburg  ein  Fortbildungskursus 
im  Eisenbetonbau  statt  für  bereits  in  der  Praxis  stehende 
Techniker.  Mit  der  Leitung  dieses  Kursus  ist  Herr  Dipl.-Ing. 
Henkel,  Oberlehrer  an  der  Königl.  Tiefbauschule  Rendsburg, 
betraut.  Während  etwa  15  Doppelstunden  werden  Vortrage  über 
die  Theorie  und  die  konstruktive  Gestaltung  der  Elemente  der 
Eisenbetonbauweise  gehalten.  Vor  allen  Dingen  werden  die 
Platte,  der  Plattenbalken,  die  Säule  mit  zentrischer  sowie  ex- 
zentrischer Belastung  und  das  Gewölbe  eingehend 
Jedoch  findet  die  Behandlung  nicht  in  der  Weise 
nur  eine  Erläuterung  der  amtlichen  Bestimmungen 
von  Beispielen  vorgenommen  wird,  sondern  der  Hauptwert  wird 
darauf  gelegt,  für  die  zulässigen  Materialbcanspruchungen  auf 
einfachem  Wege  möglichst  rasch  die  Abmessungen  der  frag- 
lichen Konstruktionsteile  zu  ermitteln.  Die  Vorträge  werden 
durch  eine  Reihe  neuer  Modelle  von  Eisenbetonkonstruk- 
tionen in  wirksamer  Weise  unterstützt. 

Nordwestdcutsrhc  Bezirksverwaltung.  Vors.:  A.  Vogclsang, 
Wilhelmshaven,  Königstr.  44  a.  —  Nach  Beschluß  der  üesamt- 


behandelt. 
statt,  daß 
an  Hand 


vorstandssitzung  unserer  Bezirksverwaltung  vom  30.  April  1911 
findet  der  nächste  Bezirkstag  am  27.  und  28.  Mai  d.  J.  in 
Nordenham  statt.  Die  Tagesordnung  wird  in  der  nächsten 
Nummer  der  Zeitung  bekannt  gegeben.  Wir  fordern  besonders 
die  Einzelmitglieder  zur  zahlreichen  Beteiligung  auf.  Anträge 
sind  bis  zum  20.  Mai  an  den  Vorsitzenden  einzureichen. 


Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Bamberg.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n  ,  E.  V.  In  der  am 
2.  Mai  stattgehabten  außerordentlichen  Generalversammlung 
wurde  für  den  nach  Fürth  verzogenen  Kollegen  Oettinger  Koll. 
Bauer  als  Kassierer  einstimmig  gewählt.  Der  Vorstand  setzt 
sich  nunmehr  aus  folgenden  Herren  zusammen:  1.  Vorstand: 
Stadtbaumeister  Schenk;  2.  Vorstand:  Städt.  Architekt  Ehrlich; 
Schriftführer:  Bausekretär  Strobel;  Kassierer:  Bauführer  Bauer; 
Beisitzer:  Kunstschlossereibesitzer  Bosch  und  städt.  Bauführer 
Reinhard.  Der  1.  Vorstand  wurde  anläßlich  seines  10  jährigen 
Vorstandsjubiläums  zum  Ehrenmitglied  des  Vereins  ernannt.  Das 
am  29.  April  abgehaltene  10  jährige  Stiftungsfest  ist  in  harmo- 
nischer Weise  verlaufen  und  wird  allen  Teilnehmern  in  steter, 
freudiger  Erinnerung  bleiben. 

Berlin.  Technischer  Verein,  gegr.  1882.  Vereins- 
lokal: Industrie-Festsäle,  Beuthstr.  20.  Br.-A. :  F.  Schneider, 
Charlottenburg,  Brauhofstr.  4.  —  Am  Sonntag,  21.  A\ai,  Be- 
sichtigung der  Gartenstadt  Frohnau  (Mark).  Näheres  durch 
das  Verkündigungsblatt  des  Vereins.  Die  Mitglieder  und  Gäste, 
welche  die  Absicht  haben,  an  dieser  Besichtigung  teilzunehmen, 
werden  gebeten,  dieses  dem  Vorsitzenden  mitzuteilen. 

Charlottcnburg.  „Bauhütte  Charlottenbur  g". 
Vereinslokal:  Logenrestaurant,  Charlottenburg,  Berliner  Str. 
Ecke  Kirchhofstraße.  1.  Vorsitzender:  Friedrich  Brinkmann, 
Charlottenburg,  Goetheslr.  15.  1.  Schriftführer:  Richard  Bren- 
necke, Charlottenburg,  Fritschestr.  40.  1.  Kassierer:  Albert 
Papcnzin,  Charlottcnburg,  Wallstr.  47.  —  Am  Sonnabend,  13.  Mai, 
findet  im  Vereinslokale,  abends  S'/o  Uhr,  unser  diesjähriges 
Stiftungsfest  statt.  Alles  weitere  ist  in  den  Mitteilungen  der 
Bezirksverwaltung  Brandenburg  bekannt  gegeben  worden.  Die 
nächste  Monats-Hauptversammlung  findet  am  Dienstag,  6.  Juni, 
im  Vereinslokale  statt. 

Frankfurt  a.  M.  Technischer  Klub.  Laut  Beschluß 
der  Hauptversammlung  vom  27.  April  finden  die  Klubabende 


Heft  20 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


319 


nunmehr  stets  Donnerstags  im  Klublokal  Restaurant  Haerle, 
Goethestraße  10,  I  statt.  Sonntag-,  14.  Mai,  Touristischer  Aus- 
flug in  den  südwestlichen  Spessart.  Abfahrt  Frankfurt  a.  M. 
Ostbahnhof  6.08  Uhr  (eventl.  mit  Sonntagskarte)  nach  Aschaffen- 
burg, dort  an  7.40  Uhr  (umsteigen).  Abfahrt  nach  Klingenberg 
a.  M.  7.45,  an  8.38  Uhr.  Die  Teilnahme  von  Damen  sowie 
Interessenten  aus  dem  Baufach  ist  erwünscht.  —  Donnerstag, 
25.  Mai  (Christi  Himmelfahrt),  fällt  der  Klubabend  aus.  — 
Donnerstag,  1.  Juni,  abends  8V2  Uhr,  im  Klublokal:  Haupt- 
versammlung. Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.    3.  Bekanntgabe  der  Eingänge. 

4.  Weitere    Beschlußfassung    über    die    neuen  Klubsatzungen. 

5.  Diverse  Klub-  und  Verbandsangelegenheiten.  Für  kommenden 
Monat  ist  eine  Besichtigung  des  Fernsprechamtes  in  der  Haupt- 
post vorgesehen.  Teilnehmer  hierfür  (Damen  ausgeschlossen) 
wollen  sich  bei  Herrn  Zimmermann,  Rhönstr.  2Q,  melden.  Zu 
allen  unseren  Veranstaltungen  sind  dem  Verbände  noch  fern- 
stehende Kollegen  stets  willkommen. 

Hamburg.  Techniker  - V  erein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  16.  Mai,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  St.  Georger  Bürgerkasino,  Gr.  Allee  Nr.  55.  Tages- 
ordnung: 1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Verbandsangelegen- 
heiten. 3.  Technische  Fragen.  4.  Verschiedenes.  —  Die  Herren 
Vereins-  und  Verbandskollegen  werden  gebeten,  ihre  Vereins-  und 
Verbandsbeiträge  für  das  2.  Quartal  bis  zum  1.  Juni  zu  entrichten. 

Ilmenau.  TechnischerVerein.  Am  Dienstag,  2.  Mai, 
wurde  hier  im  Hotel  Ilm-Aue  unter  vorstehendem  Namen  ein 
neuer  Zweigverein  des  D.  T.-V.  von  14  ordentlichen  Mitgliedern 
gegründet.  Gewählt  wurden  nachstehende  Herren  zum  Vor- 
stand: Herr  Ing.  Wilh.  Müller,  Vorsitzender,  Mühlenstr.  19; 
Herr  Maschinentechniker  August  Wagler,  Schriftführer,  Schleu- 
singer Str.  21 ;  Herr  Bautechniker  August  Hopf,  Kassierer,  Bis- 
marckstraße 17;  Herr  Bautechniker  Rudolf  Wagner  und  Herr 
Maschinentechniker  Wilhelm  Hoeland,  Beisitzer.  Vereinslokal  ist 
Hotel  Ilm-Aue,  woselbst  jeden  Freitag  gemütliche  Zusammen- 
kunft stattfindet.  Jeden  ersten  Freitag  im  Monat  findet  eine 
Hauptversammlung  statt,  zu  der  sämtliche  Mitglieder  erscheinen 
müssen. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  Den  Mitgliedern 
zur  Nachricht,  daß  sich  unser  Vereinslokal  jetzt  im  Restaurant 
zum  goldenen  Adler,  Karl-Friedrich-Straße,  befindet.  Monats- 
versammlungeri  finden  jeden  1.  Dienstag  im  Monat  statt.  Außer- 
dem ist  jeden  Dienstag  abend  Zusammenkunft  am  Stammtisch 
im  neuen  Lokal. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.Behrens, 
Ingenieur,  Kiel,  Fährstr.  7.  —  Mitgliederversammlung  am  Don- 
nerstag, 18.  Mäi,  abends  8V2  Llhr,  im  Vereinslokal  „Patzenhofer", 
Parkstr.  12.  —  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung  der  letzten 
Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Verbandsangelegenheiten  (Ent- 
gegennahme und  Beratung  der  Bezirks-  bezw.  Verbandstag- 
anträge). 4.  Eingänge.  5.  Verschiedenes  (u.  a.  Bewilligung 
von  Anwesenheitsgeldern  für  Aufsicht  im  Geschäftszimmer). 
Unser  Verein  ist  dem  Bunde  für  Bodenreform  korporativ  bei- 
getreten. Die  Halbmonatszeitschrift  „Die  Bodenreform"  liegt 
zur  Einsicht  in  unserem  Geschäfts-  und  Lesezimmer,  das  nach 
wie  Vor  an  jedem  Werktage  (außer  Sonnabends)  von  8  bis  10  Uhr 
abends,  Sonntags  vorm.  von  10  bis  12  Uhr  geöffnet  ist,  aus. 

Landshut.  Techn.  Verein.  Sonntag,  14.  Mai  1911,  ge- 
meinsam mit  dem  Techn.  Verein  Regensburg  und  Passau,  sowie 
unter  Teilnahme  der  Deggendorfer  und  Straubinger  Kollegen 
Besichtigung  der  2.  niederbayer.  Heil-  und  Pflegeanstalt  Main- 
kofen  bei  Deggendorf.  Tageseinteilung:  10  bis  12  Uhr  Besich- 
tigung, 1  Uhr  zwangloser  Mittagstisch  in  Deggendorf,  hierauf 
Verbands-  und  Standesfragen.  Gemütliche  Unterhaltung.  6  Uhr 
Rückfahrt. 

München.  Techniker-Verein,  E.  V.  Dienstag  den 
16.  Mai,  abends  S^/,  Uhr,  im  Regensburger  Hof  Vortrag  des 
Herrn  Josef  Metz  über:  „Autogenes  Schweißen  und 
Schneide  n". 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch, abends  8V2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schutt. 
Mittwoch,  17.  iVlai,  abends  8V2  Uhr,  findet  ein  Vortrag  des 
Herrn  Koll.  Herz  er:  „Alt-Rothenburg  und  seine  Bedeutung 
im  Mittelalter",  verbunden  mit  Lichtbildern,  statt.  Unsere  Mit- 
glieder werden  ersucht,  vollzählig  und  pünktlich  zu  erscheinen 
und  ihre  Damen  mitzubringen,  für  welche  der  Vortrag  sicher 
auch  interessant  sein  dürfte.  Schriftliche  Einladung  zu  diesem 
Vortrag  erfolgt  nicht.  Die  Vorstandschaft  rechnet  aber  trotz- 
dem auf  allseitigen  Besuch. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstr.  4  III.  —  Versammlung  am  Don- 
nerstag, 18.  Mai,  abends  Si/o  Uhr,  im  Vereinslokal  Restaurant 
Neubauer,  Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  und 
Eingänge.    2.  Technische  Fragen.    3.  Verschiedenes. 


Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  Motiv,  Bauhütte  Dresden.  Br.-A.:  Bau- 
meister Eugen  Pönisch,  Dresden-Trachau,  Schützenhofstr.  11.-^ 
Mittwoch,  17.  Mai,  findet  im  Vereinslokal  Gewerbehaus  Ver- 
sammlung statt.  Beginn  pünktlich  Uhr  abends.  Die  Tages- 
ordnung wird  am  Abend  selbst  bekannt  gegeben.  Es  wird  um 
zahlreiches  Erscheinen  der  Mitglieder  und  Einführung  von  Kol- 
legen zwecks  Anschluß  an  den  Verein  und  Verband  gebeten. 
Auch  werden  die  Herren  Einzelmitglieder  des  Hoch-  und  Tiefbau- 
faches der  Bezirksverwaltung  Dresden  gebeten,  sicii  dem  Verein 
anzuschließen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
V  o  n  1  9  0  8.  In  der  am  5.  Mai  stattgefundenen  Generalversamm- 
lung wurde  der  Vorstand  wie  folgt  gewählt:  Vors.:  Obering. 
K.  Krause,  Hamburg  23,  Jordanstr.  66;  1.  Schriftführer:  Ing. 
Konrad  Eurich,  Hamburg  5,  Langereihe  33/35;  2.  Schriftführer: 
Ing.  Paul  Lorenz,  Hamburg  5,  Bohmbachspassage  6;  1.  Kassierer: 
Ing.  H.  von  Köhler,  Hamburg  33,  Flachsland  3;  2.  Kassierer: 
Ing'-  J-  Jacobsen,  Flamburg  6,  Fettstr.  28;  1.  Beisitzer:  Ing. 
A.  Krobiell;  2.  Beisitzer:  Ing.  H.  Klenke;  1.  Kassenprüfer: 
Ing.  Diestel;  2.  Kassenprüfer:  Ing.  K.  Unglaube.  —  Zu  der  am 
19.  Mai,  abends  9  Uhr,  stattfindenden  Nebenversamlung  laden 
\v\T  »unsere  Mitglieder  höfl.  ein  und  bitten  um  rege  Beteiligung. 

Staatstechniker. 
Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  Mittwoch,  17.  Mai,  präzise  8V2  Uhr 
abends,  in  den  Neustadt.  Gesellschaftssälen,  Valentinsk.,  stattfin- 
dende Versammlung :  1 .  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Protokoll- 
verlesung. 3.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  4.  Antrag  des 
Festausschusses  betr  .das  eventl.  am  2.  Juli  d'.  J.  in  Hopte  statt- 
findende SommerA'ergnügen.  5.  Verbandsangeiegenheit.  6.  Tech- 
nische Fragen.    7.  Verschiedenes. 


Nachruf. 

Am  26.  April  verstarb  an  den  Folgen  eines  Schiag- 
anfalles  unser  Vereins-  und  Verbandskollege 

Herr  Johannes  Carlsen 

im  jugendlichen  Alter  von  27  Jahren.  Wir  werden  ihm 
stets  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Hamburger  Techniker-Verein  von  1884,  e.V. 


Am  1.  Mai  ds.  Js.  verschied  nach  kurzem,  schwerem 
Leiden  unser  lieber  Kollege  und  Mitbegründer  unseres  Vereins 

Herr  Betriebs-Ingenieur  Robert  Schmidt 

im  Alter  von  39  Jahren. 

Wir  verlieren  in  dem  Dahingeschiedenen  ein  treues, 
langjähriges  Mitglied,  dessen  vornehmer,  ehrenwerter  Charakter 
ihm  ein  bleibendes  Andenken  bei  uns  sichern  wird. 

Maschinenlechnischer  Verein  Breslau. 


Am  29.  März  verstarb  plötzlich  infolge  eines  Unglücks 
unser  langjähriges,  treues  Mitglied, 

Herr  Zimmermeister  Paul  Ohle 

von  hier  im  40.  Lebensjahre. 

Wir  verlieren  in  dem  Dahingeschiedenen  einen  aufrich- 
tigen und  lieben  Kollegen.    Ehre  seinem  Andenken ! 

Techniker-Verein  Insterburg. 


Wir  erfüllen  hiermit  die  traurige  Pflicht,  anzuzeigen, 
daß  in  Hanau  am  5.  d.  M. 

Herr  Georg  Buhl,  Bautechniker 

infolge  eines  Herzleidens  plötzlich  gestorben  ist. 

Wir  betrauern  in  dem  Verstorbenen  einen  lieben  Kollegen, 
dessen  Andenken  wir  stets  in  Ehren  halten  werden. 

Mittelrheinische  Bezirksverwaltung  des  D.  T.-V. 


320  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  Heft  20 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen-Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1346  V.  e.  A.-G.  i.  Helmstedt  zr.  Leitg.  gr.  Fabrikgebäude 
i.  Rhlande.  e.  erf.  u.  gewandt.  Arch.  bezw.  Bauf.,  d.  i.  Statik 
u.  Abrechn.  besond.  Kenntn.  besitzt.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1346  fa.  y.  Zweigstelle  Braunschweig,  z.  H.  d.  Hn.  O.  Janschek, 
Pestalozzistr.  19. 

1370  für  e.  schles.  Elektr.-  u.  Gas-A.-O.  sof.  jüng.  Arch.  od. 
Bautechn.  m.  Häng.  Erf.  i.  Projekt,  u.  Entwerf.  Ledige  Bewerb. 
bevorzugt.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1370  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1372  f.  Spezialbaugesch.  i.  Berlin  sof.  Techn.,  im  Beton 
u.  'Eisenbeton  bezw.  Hohlsteindeckenbau  erf.,  speziell  f.  Bauleitg. 
u.  Abrechn.  einf.  Betonkonstrukt.  Bis  200  M.  Ang.  unt.  1372 
,a,  d,  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1373  n.  Strausberg  sof.  Bautechn.,  sehr  gewandt.  Zeichn., 
auf  3  bis  4  Woch.  Ca.  160  M.  Ang.  unt.  1373  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1374  f.  Baugesch.  i.  Lagow  (N.-M.)  sof.  Tiefbautechn.  m. 
gut.  Erf.  i.  Eisenbahnbau  u.  ferner  e.  i.  Landhausbau  u.  i.  d'. 
heimatl.  Architektur  perfekt.  Hochbautechn.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  lunt.  1374  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1375  f.  e.  Arch.-Atelier  i.  Cottbus  sof.  zwei  erf.  jüng. 
Techn.,  m.  d.  Aufstllg.  v.  Kostenanschl.,  stat.  Berechn.  u. 
Abrechn.  vollständig  vertr.  Ang.  unt.  1375  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1376  n.  Pinnow  b.  Kolberg  f.  Baugesch.  m.  Dampf  Säge- 
werk sof.  Hochbautechn.  m.  Bureaukenntn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
bei  freier  Station  unt.  1376  a.  d.  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn. 

0.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1377  f.  d.  Bauleitg.  e.  Bankumbaues  i.  gr.  Stadt  Schleswig- 
Holsteins  sof.  gewandt.  Bauf.  m.  Erf.  i.  Bauleitg.,  stat.  Berechn. 
u.  Abrechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1377  a.  d.  Zweigstelle 
Kiel,  z.  H.  d.  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1378  f.  Behörde  i.  Hersfeld  (Bez.  Cassel)  a.  6  bis  9  Mon. 
Techn.,  gewandt  u.  zuverl.  i.  Zeichn.,  Veranschl.  u.  m.  d. 
Aufstellg.  V.  Bauinventarien  vertr.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1378  a.  d.  Zweigstelle  Cassel,  z.  H.  d'.  Hn.  C.  Penseier,  Hohen- 
zollernstraße  84. 

1379  V.  Behörde  i.  Cassel  zr.  Ueberwachung  u.  Leitg.  gr. 
Umbauarbeit,  i.  Wehlheiden  b.  Cassel  erf.  u.  tücht.  Bautechn. 
a.  mehrere  Mon.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1379  a.  d.  Zweig- 
stelle Cassel  wie  unter  1378. 

1380  f.  Baugesch.  i.  Hanau  sof.  jung.  Bautechn.,  gel.  Maur., 
tücht.  Zeichn.  130  M.  Stellg.  dauernd.  Ang.  unt.  1380  a.  d. 
Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  d.  Hn.  Joh.  Wührmann, 
Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

1381  f.  Baugesch.  i.  Stargard  i.  Pomm.  sof.  jung.  Bautechn., 
gel.  Maur.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1381  a.  d.  Zweigstelle 
Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1382  f.  Maurermeist.  i.  Stargard  i.  Pomm.  sof.  zweiter 
Hochbautechn.  i.  dauernde  Stllg.  Ca.  125  M.  Ang.  unt.  1382 
a.  d.  Zweigstelle  Stettin  wie  unter  1381. 

1383  Z.Aufnahme  e.  gr.  Baulichkeit  u.  demnächstig.  Umbau 

1.  Stettin  sof.  gewissenhaft.  Hochbautechn.,  saub.  Zeichn.,  v. 
e.  Behörde  a.  läng.  Zeit.  150  bis  200  M.  Ang.  unt.  1383  a.  d. 
Zweigstelle  Stettin  wie  unter  1381. 

1381  f.  Abrechnungsarb.  b.  e.  Königl.  Bau  i.  Stettin  sof. 
e.  darin  erf.  Hochbautechn.  150  bis  180  M.  Ang.  unt.  1384 
a.  d.  Zweigstelle  Stettin  wie  unter  1381. 

1386  f.  Architekt,  i.  Halle  sof.  e.  gewandt.,  jung.  Hoch- 
bautechniker für  Kostenanschl.,  Anfertig,  v.  Werkzeichnung,  u. 
später  f.  die  Baustelle.  150  bis  180  M.  Stllg.  voraussichtl. 
dauernd'.  Ang.  unt.  1386  a.  d.  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H. 
d.  Hn.  L.  Hauschild,  Alte   Promenade  25  (Stadttheater). 

1387  f.  d.  Oderregulierung  i.  Schwedt  sof.  Vermessungs- 
techniker, m.  d.  Bearbeitg.  v.  Fortschreibg.,  sowie  m.  Kataster- 
Anweis.  VIII  u.  IX  vertr.  u.  gewandt  i.  örtl.  Aufnahmen.  Stcl- 
lungsdauer  1^/,  bis  2  Jahre.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1387  a. 
d.  Hauptstelle"  Berlin  "SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1388  n.  Darmstadt  a.  2  Mon.  jung.,  tücht.  Techn.,  Zeichn.  f. 
sehr  interess.  Arbeit.  Ang.  unt.  1388  a.  d.  Zweigstelle  Frank- 
furt a.  M.,  z.  H.  d.  Hn.  Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk., 
Adalbertstr.  73. 


1389  f.  e.  Herzog!.  Behörde  i.  Meining.  sof.  spätestens  zm. 
1.  8.  er.  e.  Bau-Assistent,  durch,  selbst,  i.  Bureau  u.  a.  d. 
Baustelle.  180  M.  Ang.  unt.  1389  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

1390  f.  e.  gräflich.  Bauverwaltung  i.  d.  Uckermark  sof. 
jüng.,  äußerst  tücht.  Techn.,  gut.  Zeichn.,  m.  einig.  Jahr.  Praxis 
f.  einf.  landwirtschafd.  Bauten.  125  bis  140  M  bei  fr.  Wohn. 
Ang.  unt.  1390  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1391  f.  gr.  Baugesch.  i.  Görlitz  sof.  Hochbautechn.  oder 
Arch.,  hervorragender  Zeichn.,  gut.  Statiker  u.  firm  i.  Veranschl. 
200  bis  250  M; 

desgleichen  e.  Techn.  f.  kleinere  Projekt,  u.  Hausentwässe- 
rungen. 130  bis  140  M.  Ang.  unt.  1391  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1392  f.  KgL  Beh.  i.  Ragnit  (Ostpr.)  sof.  Hochbautechn. 
zr.  Baultg.  u.  spät.  Abrechn.  e.  vierklassig.  Schulhauses.  180 
bis  200  M.  Stellungsdauer  ein  Jahr.  Ang.  unt.  1392  a.  d. 
Zweigstelle  Königsberg,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe, 
Königseck  5. 

1393  f.  Kgl.  Beh.  i.  Guben  sof.  e.  m.  d.  Vorschrift,  d.  Staats- 
bauverwaltung vertr.  Hochbautechn.  zr.  Hilfelstg.  b.  d.  lfd. 
Dienstgeschft.  150  bis  160  M.  Stllg.  dauernd.  Ang.  unt.  1393 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1394  f.  Beh.  i.  Neubrandenburg  sof.  tücht.  Bautechn.  Bis 
150  M.  Stellungsdauer  etwa  IV2  J.  Ang.  unt.  1394  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1395  f.  e.  Kreisbaubehörde  i.  Sorau  sof.  jung.  Bautechn. 
zr.  Prüfung  d.  Bauzeichn.  120  M.  Stellungsdauer  voraussichtl. 
3  Mon.  Ang.  unt.  1395  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1396  f.  e.  Zimmereigesch.  i.  Wernigerode  sof.  Bautechn. 
m.  Erf.  i.  Holzhandel,  sowie  i.  Baugesch.  m.  Sägewerk.  Stllg. 
evtl.  dauernd.  Bis  150  M.  Ang.  unt.  1396  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1398/99  f.  Kgl.  Behörde  i.  Pleß  sof.  zwei  erf.  Techniker 
f.  Vorarbeits-  u.  Entwurfsbearbeitg.  zu  Domänenbaut.  180  M. 
2  Mon.  Ang.  unt.  1398/99  a.  d.  Hauptsteile  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1400  f.  Kgl.  Behörde  i.  Neisse  a.  3  Mon.  e.  i.  Domänen- 
bausachen  erf.  Techn.  Ang.  unt.  1400  a.  d.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1401  f.  Beton-  u.  Eisenbetongesch.  i.  Zawodzie  sof.  jüng. 
Bautechn.  'd.  Beton-  u.  Eisenbetonbranche  f.  Bureau  u.  Baustelle. 
Stllg.  dauernd.  Ang.  unt.  1401  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1402  f.  Baugesch.  Mittelschles.  sof.  tücht.  Bautechn.,  in 
all.  vorkommend.  Arbeit,  erf.,  d.  auch  m.  Sägewerkbetrieb  vertr. 
ist.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1402  a.  d.  Zweigstelle  Breslau, 
z.  H.  d.  Hn.  E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskvstr.  11. 

1403  f.  gr.  Betonbaugesch.  i.  Breslau  tücht.  Bauf.  m.  Erf. 
i.  Eisenbetonbau  u.  Tiefbau.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1403 
a.  d.  Zweigstelle  Breslau  wie  unt.  1402. 

1404  f.  Kanalisationsgesch.  i.  Breslau  sof.  erf.,  gewissenh. 
Techn.  m.  Fachkenntn.  z.  Ausarbeitg.  v.  Projekt.,  Kostenanschl., 
Bauleitg.  u.  Akquisition.  160  bis  200  M.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1404  a.  d.  Zweigstelle  Breslau  wie  unt.  1402. 

1405  n.  Havelberg  sof.  jüng.  Techn.  120  M.  Ang.  unt. 
1405  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1406  f.  Militärbehörde  i.  Metz  zwei  Bautechn.  m.  Erf.  i. 
Militärbau,  saub.  Zeichn.  u.  sich.  i.  Veranschl.  Ca.  180  M. 
Stllg.  V.  läng.  Dauer.  Angeb.  unt.  1406  a.  d.  Zweigstelle  Metz, 
z.  H.  d.  Hn.  J.  Ziegler,  Brunnenstr.  8. 

1407  V.  Behörde  i.  Dortmund  sof.  Arch.  od.  erf.  Hochbau- 
techniker. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  frühest.  Antr.-Tcrm.  unt.  1407 
a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland'  und  Westfalen  i.  Dortmund, 
Kaiserstr.  86. 

1408  f.  Eisenbetongesch.  i.  Kreise  Recklinghausen  sof. 
energisch.  Bauf.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1408  a.  d.  Ge- 
schäftssteile Rheinland  und  Westfalen  wie  unt.  1407. 

1409  n.  Bonndorf  i.  Schwarzwald  sof.  Bautechn.  a.  ca. 
6  Woch.  120  bis  150  M.  Ang.  unt.  1409  a.  d.  Zweigstelle 
Karlsruhe,  z.  H.  d.  Hn.  Rob.  Jais,  Werderplatz  45. 

1410  f.  Architekt,  i.  Freiburg  sof.  Bautechn.,  fl.  Zeichn., 
i.  dauernde  Stllg.  180  bis  200  M.  Ang.  unt.  1410  a.  d.  Zweig- 
stelle Karlsruhe  wie  unt.  1409. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  21  Schnftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  20.  Mai  1911 


Inhalt:  Klärung  —  Untersuchung  von  Schrägschnitten  —  Der  Hausschwamm    —  Wirtschaft  und  Leben  -  Soziale  Bewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Bücher- 
schau —  Briefkasten  —  IVlitteilungen  aus  dem  Verbände 


Klärung 


Mit  wachsender  Entschiedenheit  verfolgt  unser  Ver- 
band die  Richtlinie,  die  ihm  sein  letzter  Verbandstag  vor- 
gezeichnet hat,  die  ihren  satzungsgemäßen  Ausdruck  und 
jüngst  im  Gesamtvorstand  eine  alle  Zweifel  ausschließende 
Interpretation  erfahren  hat.  .Wir  können  es  nur  begrüßen, 
daß  innere  .Widerstände,  die  zu  stark  waren,  um  intern 
gelöst  zu  werden,  zu  einer  Aktion  geführt  haben,  die 
ihre  endgültige  Erledigung  in  diesen  Tagen  fand;  die  Art 
der  Erledigung,  das  unzweideutige  Votum  der  maßgeben- 
den Verbandskreise  ist  uns  ein  sicherer  Beweis  dafür, 
daß  wir  richtig  marschieren.  Ein  Wort  aber  über  die 
Vorgänge,  die  sich  in  unserem  Erfurter  Zweig- 
verein und,  auf  seine  Veranlassung  hin,  in  der  Be- 
zirksverwaltung Thüringen  abgespielt  haben. 

Es  war  allen  „guten"  Freunden  unseres  Verbandes 
zur  liebgewordenen  Gewohnheit  geworden,  auf  gewisse 
scharfe  Gegensätze,  die  im  Erfurter  Techniker-Verein  gegen 
die  Verbandspolitik  laut  wurden,  hinzuweisen.  Vielleicht 
würden  sich  manche,  die  mit  diesem  und  jenem  im  Ver- 
bände nicht  einverstanden  sind,  jede  Kritik  gründlich  über- 
legen, wenn  sie  wüßten,  mit  welch  liebevollem  Verständnis 
man  sich  „drüben"  jedes  Argument  gegen  das  Zusammen- 
arbeiten von  Beamten  und  Privatangestellten,  gegen  unsere 
„gewerkschaftliche  Standesarbeit",  schheßlich  gegen  alle 
einzelne  Züge  unserer  Politik  zunutze  macht.  Jedenfalls 
erweckte  es  im  Bundeslager  ein  schnelles  Echo,  als  im 
„Erfurter  Allgemeinen  Anzeiger"  vom  2.  April  1.  J.  eine 
anonyme  Verdächtigung  gegen  unsere  Verbandsleitung  er- 
schien, die  sich  u.  a.  folgendes  leistete: 

„Schon  seit  zwei  Jahren  hat  es  sich  nun  bemerkbar 
gemacht,  daß  die  zwei  für  den  Deutschen  Techniker- 
Verband  angestellten  Beamten  versuchen,  den  Verband, 
der  bis  jetzt  auf  nationaler  Grundlage  aufgebaut 
.  war,  in  ein  anderes  Fahrwasser  zu  leiten.  Wer  die  Ver- 
bandspolitik seit  zwei  Jahren  verfolgt,  hat  längst  ge- 
merkt, daß  dieses  Fahrwasser  das  rote  ist.  Ganz  offen 
haben  sich  diese  beiden  Beamten  in  einer  Sitzung  am 
12.  März  in  Erfurt  dahingehend  ausgesprochen,  daß 
aus  dem  Deutschen  Techniker-Verband  eine  Gewerk- 
schaft, natürlich  nach  Muster  der  Maurer-  und 
Zimmerverbände,  geschaffen  werden  soll  .  .  ." 

Die  sozialpolitische  Weisheit  dieses  Anonymus  vermag 
Gewerkschaft  und  „rotes  Fahrwasser"  anscheinend  nicht 
zu  trennen,  obwohl  der  Herr  Verfasser  möglicherweise 
der  „gelben"  Gewerkschaftsrichtung  gar  nicht  so  ferne 
steht,  die  doch  gewiß  nicht  sozialdemokratisch  ist.  Die 
angegriffenen  Beamten  werden  sich  damit  trösten  müssen, 
daß  auch  das  führende  Organ  der  deutschen  Sozialpolitik, 
die  „Soziale  Praxis",  oft  genug  von  den  Scharfmachern 
sozialdemokratischer  Tendenzen    geziehen    wurde.  Im 


übrigen  ist  die  Unwahrhaftigkeit  dieser  Notiz  loyalerweise 
vom  Technischen  Verein  Erfurt  selbst  anerkannt  worden, 
der  am  5.  April  im  gleichen  Blatte  eine  Richtigstellung 
einrückte,  in  der  als  Grund  seines  Austritts  lediglich  die 
schärfere  gewerkschaftliche  Richtung  be- 
zeichnet wurde.  Man  befürchtete,  daß  „der  Verband  den 
Charakter  einer  Kampforganisation  annehmen  würde.  Es 
ist  natürlich  Sache  des  Taktes  und  der  besonderen  Um- 
stände seiner  Stellung,  wieweit  ein  jeder  Techniker  dieser 
Richtung  zu  folgen  vermag". 

Wenn  die  Mehrheit  des  Techniker-Vereins  Erfurt  „er- 
klärte, daß  diese  Grenze  für  sie  erreicht  sei",  so  ist  das 
ihr  gutes  Recht  und  wir  haben  nun,  nachdem  jene  Ver- 
leumdung als  abgetan  zu  betrachten  ist,  ledighch  zu  unter- 
suchen, ob  die  Befürchtung  des  Erfurter  Vereins  zutrifft. 

Allzu  weite  Kreise  scheint  sie  nun  nicht  gezogen  zu 
haben.  Von  133  Mitgliedern,  die  der  Verein  zählt,  fanden 
sich  in  der  Sitzung,  in  der  über  das  Ausscheiden  aus  dem 
Verband  entschieden  werden  sollte,  nur  etwas  mehr  als 
die  Hälfte  (70)  znsammen.  Für  den  Austritt  stimmten  41, 
gegen  den  Austritt  25  Mitglieder.  Die  Zusammensetzung 
der  Mehrheit  ist  von  erheblichem  Interesse,  Selbständige 
sind  in  ihr  recht  zahlreich  vertreten  (man  hatte  sie  auch 
besonders  herzlich  zu  der  Versammlung,  in  der  es  zur 
Auseinandersetzung  kommen  sollte,  eingeladen). 

Wenn  somit  also  von  einer  „großen  Aktion"  bei 
diesem  Austritt  von  41  Mitgliedern  nicht  gut  die  Rede 
sein  kann,  so  hielt  es  die  Verbandsleitung  doch  für  an- 
gezeigt, mit  allem  Nachdruck  auch  in  Erfurt  selbst  und 
hernach  auf  dem  Bezirkstag  in  Jena  für  Klärung  zu  sorgen. 
Hatte  doch  der  Technische  Verein  Erfurt,  nachdem  der 
geschäftsführende  Verbandsvorstand  sich  grundsätzlich  zu 
den  Anschauungen  der  Verbandsbeamten  bekannt  und  die 
Erklärung  des  Vereins  vom  18.  November  1910  zurück- 
gewiesen hatte,  auch  im  Gesamtvorstand  mobil  gemacht, 
allerdings  auch  hier  mit  gleichem,  negativem  Ergebnis. 
Weiterhin  war  er  dann  daran  gegangen,  seine  Ansichten 
allen  übrigen  Zweigvereinen  direkt  bekannt  zu  machen 
(wobei  er  allerdings  nach  uns  zugegangenen  Stichproben 
nicht  viel  Gegenliebe  gefunden  haben  dürfte);  es  geschah 
dies  in  einem  Rundschreiben  vom  22.  April.  Dieses  Rund- 
schreiben enthält  u.  a.  die  irrtümliche  Behauptung,  daß 
der  Gesamtvorstandssitzung  vom  8./9.  Januar  die  Erklä- 
rungen des  Vereins  nicht  vorgelegen  hätten. 

Sodann  konzentriert  sich  der  Verstoß  gegen  Aeuße- 
rungen,  die  in  der  Mitgliederversammlung  vom  12.  März 
und  in  der  öffentlichen  Versammlung  vom  10.  April  ge- 
macht worden  sind. 

Es  verlohnt  sich,  hierbei  zu  verweilen.  Wir  sehen 
ganz  davon  ab,    daß  man  nach  berühmten  Vorbildern 


322 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  21 


Sätze  aus  dem  Zusammenhang  herausgerissen  hat.  Die 
vier  Todsünden,  die  man  insbesondere  Herrn  Schubert 
vorhält,  sind  in  folgenden  Sätzen  enthalten: 

,,D  e  r  D.  T.-V.  muß  gewerkschaftlich  ar- 
beiten, jede  andere  Wirksamkeit  ist  rück- 
st ä  n  d  i  g." 

„Die  Gewerkschaft  kann  auf  den  Streik 
als  letztes  Kampfmittel  nicht  verzichten." 

„Es  kann  nationaler  sein  gegen  die  Re- 
gierung zu  arbeiten,  als  mit  derselben." 

„Fortschritt  kann  nur  durch  Unzufrie- 
denheit erreicht  werden,  wo  solche  nicht 
besteht,  muß  sie  hervorgerufen  werden  usw." 

Um  das  Ketzergericht  noch  etwas  schmackhafter  zu 
machen,  wird  dann  in  entstellender  Weise  hinzugefügt: 
„Reicher  Beifall  der  zahlreich  erschienenen  Mitglieder 
des  B.  d.  t.-i.  B.  lohnte  die  Ausführungen  des  Herrn 
Schubert"  .  .  .  Will  man  bestreiten,  daß  auch  die  ganz 
überwiegende  Zahl  der  Verbandskollegen  dem 
Referate  in  herzlicher  Weise  beipflichtete?  — 

Zi:  den  Ausführungen  selbst  aber  ein  kurzes  Wort. 
,,Das  dort  (sc.  in  Stuttgart)  angenommene  Verbandspro- 
gramm wurde  von  allen  Seiten  freudig  begrüßt."  Das 
gibt  der  Technische  Verein  Erfurt  in  seinem  Rundschreiben 
selbst  zu  und  im  gleichen  Atemzug  bestreitet  er,  daß 
der  D.  T.-V.  ,, gewerkschaftlich"  arbeiten  müsse!  Unser 
Programm  enthält  die  denkbar  klarste  Formulierung  einer 
entschiedenen  Angestellten-  und  Beamtenpolitik;  da  der 
Erfurter  Verein  nun,  wie  schon  erwähnt,  die  anonymen 
Auslassungen  im  ,, Allgemeinen  Anzeiger','  abgeschüttelt 
und  ausdrücklich  seine  Kritik  auf  die  gewerkschaft- 
liche, nicht  die  politische  Richtung  der  Verbands- 
politik beschränkt  hat,  so  verwirft  er  die  Gewerkschaft 
doch  jedenfalls  nicht  deshalb,  weil  sie  in  das  „rote"  Fahr- 
wasser führe.  Er  kann  sich  nur  gegen  eine  zu  radikale 
Politik  wenden;  wenn  er  eben  die  Stuttgarter  Beschlüsse 
nachsieht,  so  wird  er  in  ihnen  manch  notgedrungen 
scharfen,  ja  radikalen  Satz  finden,  der  gar  nicht  anders 
als  gewerkschaftlich  gedeutet  werden  kann.  Und  unsere 
neue  Satzung?    In  §2  heißt  es  ganz  unzweideutig: 

„Dieser  Zweck  —  Förderung  und  Hebung  des  deut- 
schen Technikerstandes  und  Wahrung  der  Standesinter- 
essen der  Angestellten  und  Beamten  —  soll  erreicht 
werden  durch  a)  Anwendung  aller  geeigneten 
Mittel  zur  Erzielung  einer  Verbesserung 
der  Einkommensverhältnisse  und  Arbeits- 
bedingungen, überhaupt  der  sozialen  und  rechtlichen 
Lage  aller  dem  technischen  Berufsstand  angehörenden 
Angestellten  und  Beamten  .  .  ." 

Wir  glauben  allerdings,  daß  das  hiit  gewerkschaftlicher 
Arbeit  identisch  ist.  Nun  aber  der  Streik!  Wohlverstanden, 
Herr  Schubert  spricht  von  ihm  als  „letzten  Kampfmittel". 
Wir  erinnern  an  die  Vorschläge  des  preußischen  Handels- 
ministers zur  Neuregelung  der  Konkurrenzklausel.  Hier 
soll  die  gemeinsame  Kündigung  zum  Zweck  der  Beseiti- 
gung" dieser  Klauseln  gewissermaßen  unter  Strafe  gestellt 
werden.  Ohne  Ausnahme  haben  alle  großen  Angestellten- 
verbände (auch  w  i  r)  diese  Vorschläge  als  Eingriff  in 
das  Koalitionsrecht  bezeichnet,  wäre  das  geschehen,  wenn 
man  nicht  diese  gemeinsame  (selbstverständlich  ordnungs- 
gemäße) Kündigung  als  letztes  Mittel  unerträglichen 
Mißständen  gegenüber  ansähe?  Daß  es  für  den  Angestell- 
ten mit  seinen  langfristigen  Dienstverträgen  nur  annähernd 
die  Bedeuturtg  haben  kann  wie  für  die  Arbeiter,  ist  ebenso 
selbstverständlich  wie  die  Tatsache,  daß  das  Verantwort- 
lichkeitsgefühl der  Organisationsleitungen  ihren  Mit- 
gliedern gegenüber  sicher  jede  Probe  aushalten  wird.  Die 
S  t  a  n  d  e  s  arbeit,  die  wir  treiben,  verpflichtet  uns,  die 


Mittel  unserer  Bewegung  und  damit  auch  eines  uns  auf- 
gezwungenen Kampfes  den  Interessen  und  Bedürfnissen 
des  Standes  anzupassen. 

Das  dritte  jener  ketzerischen  Worte  ist  für  jeden 
geschichtlich  Denkenden  geradezu  elementare  Wahrheit. 
Man  braucht  gar  nicht  auf  England  zu  sehen,  wo  unter 
einem  parlamentarischen  Regiment  die  Meinung,  daß  es 
immer  national  sei,  die  Regierungspolitik  zu  unterstützen, 
dem  Fluche  der  Lächerlichkeit  verfiele.  Die  Opposition 
von  heute  ist  eben  die  Regierung  von  morgen.  Aber  gilt 
nicht  auch  für  Deutschland  das  Gleiche?  Den  „Kanal- 
rebellen" von  früher  hat  ihre  offenkundige  Arbeit  gegen 
die  Regierung  nicht  den  Vorwurf  antinationaler  Gesinnung 
und  auch  nicht  gerade  bleibende  Nachteile  zugezogen; 
der  ,, Schutz  der  nationalen  Arbeit"  von  heute  hätte  nach 
diesem  Rezept  früher  zur  Freihandelszeit  als  vaterlands- 
ferndUch  gelten  müssen.  Nun:  Unsere  Regierungspolitik 
ist  durch  die  drei  Jahrzehnte  des  Reichs  nicht  konstant 
genug  gewesen,  um  es  auch  nur  als  möglich  erscheinen 
zu  lassen,  stets  mit  ihr  zu  gehen.  Und  ist  nicht  die 
Geschichte  des  jetzigen  Reichstags  schlagend  genug? 

Und  ganz  abgesehen  davon:  Mit  welchen  Charakteren 
kann  man  nationale  Politik  machen?  Mit  Leuten,  die 
sich  ihre  eigene  Anschauung  bilden  oder  mit  solchen, 
die  schon  der  leiseste  Luftzug  vom  Regierungstische  weg 
umwirft?  —  Unser  Verband  wünscht  von  seinen  Mit- 
gliedern —  außerhalb  der  Verbandsgeschäfte  —  politische 
Betätigung.  Möge  sie  jeder  in  der  ihm  zusagenden  Partei 
suchen!  Stets  wird  einmal  auch  für  ihn  der  Augenblick 
kommen,  wo  es  ihm  „nationaler"  erscheint,  gegen  als 
für  die  augenblickliche  Regierung  zu  arbeiten. 

Und  nun  zum  letzten:  Wenn  wir  demnächst  unsere 
Verbandsstatistik  herausgeben  —  so  geschieht  dies  gewiß 
aus  dem  Interesse  an  wissenschaftlicher  Erkenntnis.  Dies 
Interesse  veranlaßt  uns  zu  peinlich  genauer  Registrierung 
der  Tatsachen.  Soll  es  aber  ausschließen,  daß  wir  das 
Erkannte  nicht  im  Sinne  unserer  Bewegung  werten?  Und 
sollen  wir  an  traurigen  Arbeits-  und  Lebensverhältnissen 
ganzer  Kategorien  vorübergehen,  etwa  weil  sich  einzelne 
mit  ihnen  zufrieden  geben?  Unter  der  ganz  selbstverständ- 
lichen Voraussetzung,  daß  auch  Grund  zur  Unzufrieden- 
heit vorhanden  ist,  müssen  wir  sie  erwecken,  wollen  wir 
Besseres  erreichen.  Um  das  Ganze,  um  den  Stand  han- 
delt es  sich.  — 

Soweit  die  Vorwürfe,  die  uns  gemacht  wurden.  Sie 
verdichteten  sich  zu  einem  Programmpunkt  des  Bezirks- 
tags, der  unter  „Sonstiges"  sich  mit  den  gegensätzlichen 
Meinungen  befassen  sollte.  Zum  gleichen  Thema  aber 
lagen  noch  Anträge  der  Technischen  Vereine  Jena  und 
E  i  s  e  n  a  c  h  vor.  Während  die  Begründung  zu  ersterem 
in  der  gewerkschaftlichen  Arbeit  „eine  große  Gefahr 
1.  für  die  selbständigen  Mitglieder  (sie!)  und  Beamten  im 
Verbände  und  2.  für  den  Verband  selbst"  erblickte  und 
bereits  das  Schreckgespenst  einer  Kooperation  von  Maurer- 
verband, Technikerverband  und  Zimmerverband  zum 
Zwecke  des  Lohnkampfes  in  greifbare  Nähe  gerückt  sah, 
wollte  der  Eisenacher  Verein  die  nicht  ganz  durchsichtige 
Stellungnahme ,  des  Bezirksvorstands  geklärt  wissen,  ins- 
besondere auch  die  Legitimation  zu  den  unternommenen 
Schritten  kennen  lernen.  Der  Bezirkstag,  an  dem  vom  ge- 
schäftsführenden Verbandsvorstand  Herr  Schwenkler  und 
vom  Beamtcnkollegium  die  Herren  Kaufmann  und  Dr. 
Günther  teilnahmen,  befaßte  sich  sehr  eingehend,  mit  den 
Anträgen  und  dem  ihnen  zugrunde  liegenden  Sachverhalt. 
Schon  am  Abend  zuvor  hatte  der  Bezirksvorstand 
hierüber  beraten  und  mit  sehr  großer  Majorität 
eine  Vertrauenskundgebung  für  die  Ver- 
bandsleitung beschlossen.    Diese  lag  auch  dem 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


323 


Bezirkstag  vor.  Obwohl  den  Vertretern  des  Technischen 
Vereins  Erfurt  —  trotz  des  für  1.  JuH  vorgesehenen  Aus- 
tritts des  Vereins  aus  dem  Verband  —  Sitz  und  Stimme 
in  vollem  Umfange  gewährt  wurde,  nahm  der  Be- 
zirkstag die  folgende  Resolution  mft  ganz 
erheblicher  Mehrheit  an: 

„D  er  Bezirkstag  der  Bezirksverwal- 
tung Thüringen  bedauert  das  Vorgehen 
des  Technischen  Vereins  Erfurt  gegen 
den  Verbands  vorstand  und  die  leitenden 
Beamten.  Der  Bezirkstag  verurteilt  ins- 
besondere auf  das  schärfste  einen  im  „All- 
gemeinen Anzeiger"  in  Erfurt  erschiene- 
nen, gegen  den  Verband  gerichteten  Ar- 
tikel als  der  Grundlagen  entbehrend  und 
erklärt  nach  wie  vor  auf  dem  Boden  des 
Stuttgarter  Programms  zu  stehen,  w  o- 
durch  jedes  Verbandsmitglied  im  Sinne 
des  Q e s a m t V o r s t a n d s b e s c h 1 u s s e s  in  Son- 
dershausen zu  energischer  gewerkschaft- 
licher Standesarbeit  verpflichtet  ist. 

Der  Bezirkstag  geht  über  den  Antrag 
Jena  zur  Tagesordnung  über  und  spricht 
im  Gegensatze  hierzu  der  Verbands- 
leitung das  Vertrauen  der  Bezirksver- 
waltung au  s." 

Die  Vereine  Erfurt  und  Jena  standen  bei  der  Abstim- 
mung isoliert.  Der  Vertreter  des  Vereins  Jena  betonte 
noch,  daß  gerade  die  Zusammensetzung  seines  Vereins 
ihn  zu  der  oppositionellen  Haltung  veranlasse. 


Wir  können '  dieses  Motiv  anerkennen  (der  Verein 
zählt  unter  47  Mitgliedern  17  Selbständige),  müssen  aber 
für  die  Verbandsleitung  das  gleiche  Recht  in  Anspruch 
nehmen,  das  wir  der  Jenaer  Vereinsleitung  zubilligen: 
Daß  auch  für  uns  die  Zusammensetzung  des  Verbandes 
ausschlaggebend  ist  und  daß  für  uns  Sonderintcr- 
essen  der  knapp  6"/o  Selbständigen,  von  denen  noch 
nicht  20;ü  wirkliche  Arbeitgeber  sind,  vollkommen 
ausscheiden. 

Der  Bezirkstag  hat  die  erwünschte  und  notwendige 
Klärung  gebracht.  Wir  wollten  in  der  D.  T.-Z.  nur  über 
eine  abgeschlossene  Sache  berichten  und  freuen  uns,  dies 
heute  tun  zu  können.  Eins  aber  mag  noch  hervorgehoben 
werden:  Nachdem  der  Technische  Verein  Erfurt  von  dem 
Artikelschreiber  des  „AUg.  Anzeigers"  weit  abgerückt  ist 
(Herr  Gi  es  ecke  hat  auch  in  der  Vorstandssitzung  eine 
dahingehende  Erklärung  abgegeben),  wird  für  keinen  der 
Beteiligten  ein  persönlicher  Stachel  zurückbleiben.  Sach- 
lich waren  die  Gegensätze,  die  nun  geklärt  sind,  sachlich 
die  Auseinandersetzung.  Und  nicht  um  Kleines  handelte 
es  sich,  im  Rahmen  der  großen  sozialen  Bewegung  un- 
seres Volkes  bewegt  sich  die  Richtschnur,  welche  der 
stärkste  Vertreter  des  Technikerstandes,  unser  Verband, 
herausgearbeitet  hat.  Als  Glied  dieser  Bewegung  fühlen 
wir  uns,  jeder  Fortschritt,  den  der  Verband  nach  innen 
und  außen  erkämpft,  teilt  sich  unvermittelt  der  ganzen 
Linie  mit.  Und  gerade  deshalb  appellieren  wir  an  den 
Optimismus,  an  den  Glauben  an  sich  selbst,  ohne  den 
einmal  nichts  Bedeutendes  zustande  kommt! 

Günther. 


Untersuchung  von  Schrägschnitten 

Von  Dr.  ing.  H.  NITZSCHE,  Cöln. 


In  Heft  36,  Jahrg.  1910,  wurde  die  Untersuchung  von 
Querschnitten  an  einspringenden  Ecken  bei  Eisenkonstruk- 
tionen behandelt.  Eine  verwandte  Aufgabe  ist  zu  lösen 
bei  der  Querschnitts-  bezw.  Spannungsvermittelung  steif 
ausgebildeter  Rahmen-Ecken,  deren  Ausrundungen  große 
Halbmesser  haben  (s.  Abb.  1,  die  den  Pfosten  und  Krag- 
arm des  zweistieligen  Steifrahmens  der  Abb.  2  darstellt). 
Auch  hier  gilt  es,  den  stärkstbeanspruchten  Schnitt  zu 
finden,  für  dessen  Lage  jedoch  die  Zahl  der  Möglichkeiten 
wesentlich  weiter  begrenzt  ist  als  bei  den  früher  behan- 
delten, scharf  ausgeschnittenen  Ecken,  wo  der  Ausgangs- 
punkt des  Schnittes  in  der  einspringenden  Ecke  festlag 
(Anrißstelle).  Auch  im  vorliegenden  Falle  ist  es  schwierig, 
eine  einigermaßen  genaue  Theorie  aufzustellen,  die  wahr- 
scheinlich erst  durch  versuchsmäßige  Prüfungen  einwand- 
frei und  unanfechtbar  ausgebildet  werden  kann.  Es  emp- 
fiehlt sich  deshalb  vorderhand,  eine  möglichst  einfache 
Untersuchungsmethode  anzuwenden,  deren  annäherungs- 
weise Berechtigung  verteidigt  werden  kann;  sicherheits- 
halber wird  man  die  zulässigen  Materialbeanspruchungen 
etwas  erniedrigen,  insbesondere  die  Zugspannungen  im 
Obergurt.  Im  folgenden  wollen  wir  den  in  der  Abb.  1 
dargestellten  Fall  behandeln. 

Im  allgemeinen  wird  der  Theorie  unterzulegen  sein 
ein  nach  einer  Kurve  verlaufender  Schnitt,  der  den  Rand 
von  Ober-  und  Untergurt  senkrecht  schneidet  (vergl. 
Schnitt  I  in  Abb.  1).  Da  die  zu  berechnenden  Spannungen 
Größtwerte  erreichen  bei  gleichzeitigem  Maximum  des 


Angriffsmomentes  und  Minimum  des  Widerstandsm.omen- 
tes  des  Querschnitts,  so  gilt-  es,  denjenigen  Schnitt  zu 
finden,  für  den  dies  zutrifft. 


— : 

A 

Abb.  2 


Zunächst  wollen  wir  jedoch  das  einfache  Verfahren 
der  Spannungsermittelung,  auf  welches  sich  die  Aufsuchung 
des  gefährdeten  Querschnitts  gründet,  darlegen.  Es  soll 
angenommen  werden,  der  Kurvenschnitt  I  sei  der  ge- 
suchte. Da  es  nicht  ohne  weiteres  möglich  ist,  für  den 
gekrümmten  Schnitt  Normalkraft,  Angriffsmoment  und 
Scherkraft  anzugeben,  so  soll  der  Kurvenschnitt  durch 
einen  geraden  näherungs weise  ersetzt  werden,  was  dadurch 
geschehen  möge,  daß  die  Tangente  im  Querschnittsschwer- 
punkte als  Schnittlinie  gilt.  Die  den  Gurten  entsprechen- 
den Querschnittsteile  werden  in  die  Richtung  des  Schnittes 
umgeklappt  gedacht. 


324 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  löll 


Heft  21 


Abb.  1 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


325 


Die  auf  den  Querschnitt  I  wirkenden  äußeren  Kräfte 
ermitteln  sich  wie  folgt.    Es  wird  der  vom  Schnitte  links 
gelegene  Trägerteil  betrachtet;  dort  wirkt  nur  P;  deren 
Kraftlinie    ist    mit    der  Schnittlinie  I   zu  schneiden;  im 
Schnittpunkt  wird  P  zerlegt  in  die  Seitenkräfte 
Pf,  =  P  sin  a  (Normalkraft)  und 
Pg  =  P  cos  a  (Scherkraft). 
Die  Querschnittsbeanspruchungen    setzen  sich  dann  zu- 
sammen aus: 

1.  Den  Normal-  und  Biegungsspannungen 
P  M 

nach  0  =      +       (worin  P  ^  P^;  M  =  Pb  e)  und 
r  w 

2.  den  Schubspannungen 
Q 


nach 


(worin  Q  =  Pj). 


Die  Bestimmung  der  Widerstandsmomente  W  und  der 
Querschnittsflächen  F,  die  für  eine  Reihe  von  Schnitten 
erforderlich  werden,  geschieht  am  besten  mit  Hilfe  eines 
Graphikons.    Für  den  gezeichneten  Querschnitt  (Abb.  3), 


der  symmetrische  Gurte  hat,  lassen  sich  W  und  F  in 
einfacher  Weise  als  Funktionen  von  H  aufstellen;  es  ist 
das  Trägheitsmoment: 

y  .  63.  (H^  -  H,»)  +  4  .  (744  +  33,2.H^ )  -  4.2,3  (H'  -  H/) 
(Ourtplatten)  (Gurtwinkel)  (Nietabzug) 

Hl  =  H  —  2 
H,  =  H  —  3,4 
Hw,  =  H  —  7 


J  =  2-j2-1.2-8.Hi3 

(Stehblech) 

Mit 


entsteht 

J  =  1,6  H'  +  282,6  H2 
J 


2024,9  H  +  9444,8 


oder  W 


1,6  H2  +  282,6  H  + 


9444,8 


—  2024,9; 


H  — ,  ^ 

ferner  F  =  4,8  H  +  344  (Gerade). 

Zur  Auftragung  des  Graphikons  für  W  und  F  dienten 

die  Werte 

W  =  7  910  cm3  F  =  488qcm  bei  H  =  30  cm 
W  =  16  300   „  -         „    H  =  50  „ 

W  =  25  730   „  —  „    H  =  70  „ 

W  =  30  940   „     F  =  728  qcm    „    H  =  80  „ 
Dieser  Darstellung  (vgl.  Abb.  4)  können  die  W  und 
F  für  jedes  H  entnommen  werden. 

54  6 

Der  Querschnitt  I  hat  eine  Höhe  H  = — ?  1-  17  = 

2  ^ 

44,3  cm  (54,6  cm  ^  Schnittlänge  zwischen  den  Gurt- 
winkeln, 17  cm  =  Höhe  der  Winkel  und  Lamelle).  Dafür 
gibt  das  Qraphikon  W  =  13  800  cm^  und  F  =  557  qcm. 


Die  Werte  Pt,  =  P  sin  a,  Ps  =  P  cos  a  und  e  lassen 
sich  folgendermaßen  bequem  finden : 

Es  wird  (Abb.  5)  eine  senkrechte  Länge 'von  10  cm 
gezeichnet,  durch  ihren  Fußpunkt  eine  Parallele  zur  Schnitt- 
richtung und  durch  den  oberen  Endpunkt  ein  Lot  auf 
letztere  gezogen;  dabei  entstehen  die  Katheten  m  und  n; 

dann  ist  sin  et  =:        cos  a  —  -^;  der  Hebelarm  e  folgt 

aus  dem  Abstand  s  des  Querschnittsschwerpunktes  von 

s 

der  P-Kraftlinie  zu  e 
Für  Schnitt  I  ist: 


sin  cc 


s  =  0,867  m;  e 


m  =  17  cm,    sin  cc  =  0,17 
n  =  9,87  cm,  cos  a  =  0,987 
Pb  =  150  0,17    =-  25,5  t 
Ps  =  150  0,987  =  148,05  t 
0,867 


0,17 


5,1  m. 


Mithin  M  =  Pb  •  e  =  25,5  5,1  ==  130,05  mt  (muß  auch 
gleich  P.  s.  sein) 

25500    ,    13  005  000 


und  G 


557  - 
=  46  +  942 

148050  _ 

557  ~ 


13800  ' 

 L  988  kg/qcm  (Druck) 

~  —  896  kg/qcm  (Zug) 

266  kg/qcm. 


Die  maßgebende  Spannung  a„i  setzt  sich  aus  o  und  x 
zusammen  nach 


1 


2  m 


(m 


worin  m  die  Poissonsche  Zahl  ist 
1 

Oll  =  ^ 


l)G  +  (m+  l)]/a2  +  4T-^ 

Mit  m  =  4  wird 


1^30  +  5  l,/a-  +  4x-^ 
a,„ u  =  i-  [3  •  988  +5  y9882+  4  •  266M  =  1 072  kg/qcm 

°   V  /       (Untergurt,  Druck) 

und  a.„  o  ^  4^  (  3  ■  896+5  |/^896^' +  4  ■  266M  =  98?  kg/qcm 

\  /  (Obergurt,  Zug) 

*)  Vergl.  „Hütte",  20.  Aufl.,  I.  Bd.,  S.  426.  Die  Ableitung 
der  Formel  findet  sich  in  dem  Werk  von  Mehrtens,  Statik  der 
Baukonstruktionen,  I.  Band,  S.  381. 


326 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  21 


Die  weitere  Untersuchung,  welche  die  Auffindung  des 
stärkst  beanspruchten  Querschnitts  bezweckt,  hat  nun  nach 
zwei  Richtungen  zu  erfolgen.  Es  ist  zunächst  die  Frage 
zu  beantworten,  ob  im  allgemeinen,  wenn  der  gleiche 
Ausgangspunkt  des  Querschnittes  im  Untergurt  fest- 
gehalten wird,  ein  steiler  oder  ein  flacher  Schnitt  am 
stärksten  beansprucht  wird;  ist  dies  festgestellt,  so  ist 
der  Ausgangspunkt  des  gefährdeten  Querschnitts  zu  suchen. 
Die  erste  Frage  ist  —  und  das  ist  ein  allgemein  gültiges 
Ergebnis  für  "den  vorUegenden  Fall  —  dahin  zu  beant- 
worten, daß  der  flachere  Schnitt  und  zwar  derjenige,  der 
durch  den  Krümmungsmittelpunkt  des  Untergurts  verläuft, 
die  größte  Beanspruchung  erleidet.  (Noch  flachere  S-för- 
mige Schnitte  werden  geringer  beansprucht.)  Dies  zeigt 
die  folgende  Tabelle,  welche  die  Untersuchung  der 
Schnitte  I  bis  IX  enthält: 


Tabelle  I, 


m 

sin  a 

Pb 

H 

5m  u 
Sm  0 

Schnitt 

n 

cos  a 

Ps 

W 

±  0 

s 

e 

M 

F 

r 

1,7 

9,87 

0,867 

0,17 

0,987 

5,1 

25,5 
148,05 
130,05 

44,3 
13800 
557 

+  yöo 
-  896 

266 

lU/z 

987 

II 

(flach)  . 

5,0 

8,65 

0,957 

0,5 

0,865 

1,93 

75,0 
129,8 
144,8 

47 
15100 
570 

+  1090 
-  826 

228 

1147 

895 

III. 

(steil)  . 

0,78 

150,0 
150,0 
117,0 

42,8 
13200 
550 

+  887 
-  887 

273 

988 
988 

IV 

(flach)  . 

0,6 
7,5 
1,312 

0,66 
0,75 
1,99 

99,0 
112,5 
197,0 

61,5 
21700 
640 

+  1063 
-  753 

176 

1099 
802 

Vj 

(steil)  . 

0,997 

150,0 
150,0 
149,6 

50,5 
16560 
585 

-f-  903 
-  903 

257 

988 
988 

VI.    .    .  . 

2,9 

9,56 

0,58 

0,29 

0,956 

2,0 

43,5 
143,4 
87,0 

38 
11200 
526 

+  810 
-  644 

273 

914 
769 

VII.    .    .  . 

7,9 

6,12 

1,75 

0,79 

0,612 

2,22 

118,5 
91,8 
263,07 

87 
35000 
760 

4-  908 
-  596 

121 

928 
626 

VIII.    .   .  . 

5,68 
8,16 
1,09 

0,568 
0,816 
1,92 

85,2 
122,4 
163,5 

52 
17200 
592 

+  1094 
-  806 

207 

1141 
869 

Zur  Lösung  der  Aufgabe,  den  Ausgangspunkt  des  ge- 
fährdeten Querschnitts  zu  finden,  sind  die  ermittelten 
Spannungen  über  den  Querschnittsschwerpunkten  auf- 
getragen (besser  ist  die  Auftragung  der  Spannungen 
über  den  Querschnittsendpunkten) ;  die  Spannungskurve 
läßt  die  Lage  des  stärkstbeanspruchten  Querschnitts  (Tan- 
gente) mit  a.nu  =  1166  at  (bezw.  o.iio  =  898  at)  erkennen. 
Damit  ist  die  Aufgabe  bezügl.  des  Auslegerarmes  gelöst. 
Zu  bemerken  ist  noch,  daß  das  Verfahren  im  praktischen 
Falle  sich  vereinfacht:  Man  verzeichnet  die  Schwerlinien 
(n — n)  der  Querschnitte  radikaler  Richtung,  legt  eine  An- 
zahl solcher,  greift  H  (=  Entfernung  des  Schwerpunktes 
vom  Untergurtrande)  ab,  mißt  F,  W,  m,  n,  s  und  findet 
schnell  die  a,  x,  Om,  die  aufgetragen  werden. 

Für  den  Riegel  des  Portals  ist  die  Untersuchung  eine 
etwas  veränderte,  insofern  als  links  von  den  Schnitten 
die  äußeren  Kräfte  P,  A  und  X  wirken. 


S2. 


Abb.  6 

Diese  werden  zur  Mittelkraft  R  zusammengesetzt,  deren 
Lage  und  Richtung  durch  die  Maße  y  und  z  (Abb.  6) 
bestimmt  ist.    Es  ist 

P  _      c     _  > 
b  -|-  z  z* 


A  ,  A 

-  b;  

X  X 


Daraus  y 


150  •  1,74 


X 


52,5  m 


b  = 


150 


1,74  =  1,45  m 


A  — P  330  —  150 
R  z=  ]/(A  —  P)'^  +  X2  ^  180,1  t. 
Der  weitere  Gang  der  Untersuchung  entspricht  dem 
vorigen  und  ist  aus  der  Abbildung  und  der  folgenden  Ta- 
belle II  verständlich.  Es  zeigte  sich,  daß  in  diesem  Falle 
bei  einigen  Schnitten  eine  steilere  Lage  ein  wenig  größere 
Spannungen  erleiden;  jedoch  genügt  es,  sich  immer  auf 
die  Untersuchung  radialer  Schnitte  zu  beschränken,  da 
hierbei  die  absolut  größten  Beanspruchungen  immer  noch 
von  der  gezeichneten  Spannungskurve  umschlossen  werden ; 
die  geringe  Abweichung  der  Lage  der  Spannungsmaxima 
bei  den  radialen  Schnitten  gegenüber  den  steileren  spielt 
keine  Rolle,  da  man  bei  der  Ausführung  den  zur  Auf- 
nahme der  Qrößtspannung  erforderlichen  Querschnitt  aus 
praktischen  Gründen  schon  über  das  ganze  Gebiet  der 
Größtspannungen  hinwegführen  wird. 

Tabelle  II. 


1  Schnitt 

H 

W 

F 

e 

M 

Pb 
F 

M 
W 

X  = 
Ps 
F 

0 

0,1 

1 

57,3 

19600 

618 

116,2 

138,0 

1,48 

171,98 

188 

877 

224 

1065 

1122 

2 

51,8 

17200 

590 

106,5 

145,6[1,53 

161,88 

181 

941 

247 

1122 

1187 

3 

49,0 

15900 

580 

99,8 

150,0  1,56 

155,69 

172 

979 

257 

1151 

1219 

4 

46,8 

15000 

570 

94,3 

153,7  1,60 

150,88 

165 

1006 

270 

1171 

1245 

5 

42,5 

13000 

547 

81,0 

161,0jl,66 

134,46 

148 

1034 

295 

1182 

1269 

6 

40,6 

12220 

540 

73,0 

165,oll,44 

105,1 

135 

860 

306 

995 

1103 

7 

39,3 

11700 

533 

65,0 

168,3  1,41 

91,7 

122 

783 

316 

905 

1029 

8 

37,1 

10830 

523 

49,0 

173,5  1,34 

65,7 

94 

607 

332 

701 

866 

9 

36,0 

10400 

520 

31,4 

177,5'l,21 

38,0 

61 

366 

341 

427 

663 

10 

42,1 

12100 

548 

79,5 

162,0|l,46 

116,1 

145 

967 

296 

1112 

1204 

Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


327 


Nachtrag. 

Zu  der  obigen  Arbeit  sind  nocli  einige  Bemerkungen 
über  Einzelberechnungen  am  Platze,  deren  Durchführung 
in  praktischen  Fällen  vielfach  vermißt  wird;  und  zwar 
handelt  es  sich  um  den  Einfluß  der  Krümmung  des 
Druck  gurtes  (Untergurt  des  Kragarms)  auf  die  Er- 
mittlung des  Lochlaibungsdruckes  bezw.  der  Scher- 
beanspruchung der  Halsniete  und  um  die  Berechnung  der 
Gurtplatten  auf  Einbiegung.  Die  folgenden  Entwicklungen 
gelten  sinngemäß  auch  für  gekrümmte  Zuggurte.  In 
einem  gekrümmten  Stabe  (Abb.  1)  vom  Querschnitte  F 
herrsche  eine  Spannung  a;  dann  wirkt  in  jedem  Quer- 
schnitt die  Kraft 

P  =  o  F, 

die  normal  auf  der  Querschnittsfläche  steht. 


Abb.  III 


Abb.  I 

.Werden  zwei  um  ds  voneinander  entfernte  Radial- 
schnitte betrachtet,  so  erzeugen  die  Querschnittskräfte  P, 
infolge  ihrer  Richtungsverschiedenheit  (a)  die  Radialmittel- 
kraft S.    Diese  beträgt  (Abb.  I) 

ds 


S  =  2  P 


sm  —  oder  mit  sin  —  — 


S  = 


Pds 


ds. 


Diese  Kraft  ist  zunächst  maßgebend  (außer  der  im 
Querschnitte  wirkenden  Querkraft!)  für  die  Berechnung 
der  Halsniete  und  zwar  beträgt  sie  nach  Abb.  II,  wenn  der 
Nietabstand  e  ist  und  die  Querschnittsspannung  o  auf 
dieser  Strecke  als  konstant  betrachtet  wird, 


Sn  = 


0  In 


n  t/o 


ds 


oFn  •  e 


1*11   t/  o 

worin  ]„  der  ganze  anzuschließende  Querschnitt  (Winkel 
und  Gurtplatte)  ist. 

Ist  der  Lochwanddruck  maßgebend,  so  ist  zunächst 
aus  der  Querkraft  Q  der  Stauchdruck  Sj^  nach  bekannter 
Formel : 

_e  Q  S 
"  d  a  J 

(S  —  statisches  Moment,  d  —  Nietdurchmesser,  ö  — 
Bleckstärke,  J  —  Trägheitsmoment).  Ferner  beträgt  aus 
der  Radialkomponente  Sn  der  Stauchdruck 

jSn^ 

d-6 

und  der  gesamte  Stauchdruck  in  der  Lochwand 


Abb.  IV 


Für  die  Berechnung  der  Gurtplatte  gilt  folgendes: 
Nach  Abb.  III  ist  für  die  Längeneinheit  (e  —  1) 


PI 


oF, 


p  _ 


^^e:^  (Abb.  IV). 


Abb.  II 


'p  'p 
Diese  Kraft  ist  gleichmäßig  verteilt  über  die  Länge  /p 
der  Gurtplatte  und  erstrebt  deren  Einbiegung  nach  innen 
in  gekrümmten  Druckgurten  (bezw.  nach  außen  in  ge- 
krümmten Zuggurten).    Die  Platte  widersteht  mit  dem 

1  d^ 

Widerstandsmoment  W  — 

6 


328 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


t 


Heft  21 


Der  Hausschwamm 

Von  H.  KLOSE,  Heidelberg  a.  N.,  M.-Nr.  21  448. 


Für  jeden  in  der  Praxis  stehenden  Baufachmann,  und 
auch  für  den  Hausbesitzer  und  Hypothekengläubiger,  ist 
es  aus  technischen,  rechtlichen  und  finanziellen  Gründen 
sehr  von  Nutzen,  sich  mit  den  Einschleppungsgefahren, 
der  Entstehung,  .Weiterverbreitung  und  Vernichtung  der 
einzelnen  Hausschwammarten  vertraut  zu  machen.  Auch 
volkswirtschaftlich  ist  es  erwünscht,  daß  die  beteiligten 
Kreise  rechtzeitig  die  Gefahren  des  Hausschwammes  er- 
kennen lernen  und  eingetretene  Schäden  sofort  energisch 
mit  bewährten  Mitteln  in  sachgemäßer  Weise  beseitigen, 
denn  jährlich  mögen  in  Deutschland  mehrere  Millionen 
Mark  zur  Beseitigung  der  meist  aus  begreiflichen  Gründen 
in  der  Oeffentlichkeit  nicht  bekannt  werdenden  Schwamm- 
schäden aufgewendet  werden.  Darüber  wird  eine  im  amt- 
lichen Auftrag  bearbeitete  Statistik  von  Prof.  Möller  bald 
Aufschluß  geben. 

Gleich  zur  Einführung  in  die  Schwammfrage  sei  darauf 
hingewiesen,  daß  die  verschiedenen  Hausschwammarten 
nie  durch  augenscheinliche  Begutachtung  der  Pilzfäden 
und  -Wucherungen  mit  Sicherheit  unterschieden  werden 
können.  Nur  der  für  solche  Untersuchungen  geschulte 
Botaniker,  Mykologe,  ist  imstande,  mit  Hilfe  des  Mikro- 
skopes  und  durch  Anlegung  von  Pilzkulturen  eine  richtige 
und  sachgemäße  Artbestimmung  vorzunehmen.  Die  bei 
Rechtsstreitigkeiten  gerichtsseitig  eingeforderten  Gutachten 
von  Bausachverständigen  haben  in  sehr  vielen  Fällen  bei 
Nachprüfung  durch  den  Mykologen  grobe  Irrtümer  in 
dieser  Hinsicht  ergeben. 

Allgemein-Biologisches. 

Die  verschiedenen  Arten  des  Hausschwammes  gehören 
botanisch  der  Klasse  der  blütenlosen  Pflanzen  an,  den  Pilzen 
oder  Schwämmen.  Sie  bedürfen  zu  ihrer  Entwicklung 
genau  so  wie  die  übrigen  Schwämme  eines  organischen 
Nährbodens,  einer  gewissen  Luft-  und  Bodenfeuchtigkeit, 
bestimmter  und  möglichst  gleichmäßiger  Temperatur, 
sowie  Schutz  vor  direkter  Sonnenbestrahlung.  Ihre 
Fortpflanzung  geschieht  durch  Sporen,  welche,  wenn  diese 
Nährboden  und  geeignete  Bedingungen  zu  ihrer  Entwick- 
lung vorfinden,  Anlaß  zur  Bildung  der  Pilzwucherungen 
(des  Mycels)  geben.  In  Gebäuden  (auch  Bergwerken) 
finden  sich  zwei  Arten  von  Schwämmen:  1.  der  sog.  echte 
Hausschwamm  und  2.  die  vielen,  zum  Teil  botanisch  noch 
nicht  genau  bestimmten  Trockenfäulearten,  die  beide  auf 
den  Konstruktionshölzern  der  Gebäude  einen  ihnen  zu- 
sagenden Nährboden  finden.  Von  einer  Beschreibung  der 
nur  das  lebende  Holz  befallenden  Pilze,  den  rein  para- 
sitischen Arten,  soll  hier  abgesehen  werden,  da  sie  in 
Gebäuden  seltener  ihr  Zerstörungswerk  ausführen. 

Auch  die  ungefährlichen  Schimmelrasen  auf  feuchten 
oder  feucht  gewordenen  tapezierten  Wänden  sollen  hier 
keiner  weiteren  Betrachtung  unterzogen  werden,  obwohl 
sie  eigentlich  auch  zu  den  Hausschwämmen  gehören.  Mit 
Beseitigung  der  Feuchtigkeit  verschwinden  diese  Schimmel- 
pilze aber  von  selbst  und  lassen  nur  Schönheitsfehler, 
Flecken  auf  der  Tapete,  zurück. 

Der  echte  Hausschwamm  (Merulius  dome- 
stikus),  auch  nasser  oder  Tränenschwamm  (Merulius  lacry- 
mans)  genannt,  hat  noch  einen  ihm  täuschend  ähnelnden 
Vetter,  den  wilden  oder  Waldschwamm  (Merulius  Syl- 
vester). Die  Lebens-  und  Wachstumsbedingungen  beider 
sind    jedoch    nach  den  Untersuchungen  Dr.  Falks  von- 


einander verschieden.  Der  echte  Hausschwamm  findet 
sich  nur  auf  totem  Holze,  gehört  darum  zu  den  sog. 
Saprophyten;  sein  Vetter  hingegen  ist  ein  echter  Parasit, 
da  er  ausschließlich  nur  das  lebende  Holz  befällt.  Während 
der  echte  Hausschwamm  bei  20  bis  22"  C  am  üppigsten 
gedeiht  und  bei  26«  sein  Wachstum  einstellt,  sind  für 
den  wilden  Schwamm  26*'  und  34"  die  entsprechenden 
Wärmegrade.  Diese  Feststellungen  benützt  der  Mykologe 
bei  den  Untersuchungen  zur  Artbestimmung  zwischen 
beiden  und  den  Trockenfäuleschwämmen. 

Der  echte  Hausschwamm  kann  auf  jeder  Holzart  ge- 
deihen, befällt  also  nicht  nur,  wie  vielfach  irrtümlicher- 
weise angenommen  wird,  weiche  Hölzer,  sondern  auch 
die  harten.  Freilich  wird  Tanne  und  Kiefer  leichter  von 
ihm  befallen  und  die  Zerstörungen  gehen  tiefer  und  in 
kürzerer  Zeit  vor  sich  wie  bei  dem  widerstandsfähigeren 
Eichenholz. 

Kommen  Pilzkeime  (Sporen)  des  Merulius  domestikus 
mit  Holzwerk  in  Berührung  und  ist  die  Raumtemperatur 
für  seine  Entwicklung  günstig,  sowie  genügende  Luft- 
feuchtigkeit vorhanden,  so  entwickeln  sich  rasch  aus 
den  Sporen  die  Pilzfäden  (Hyphen)  zu  einem  weißlichen, 
wattebauschartigen  Pilzherde  (Mycel).  Dieser  gibt  durch 
seine  Ausatmung  unter  Verbrauch  des  Luftsauerstoffs  der 
Raumluft  erst  einen  kräftigen  pilzartigen,  dann  einen 
dumpfen  moderartigen  Geruch,  der  sich  noch  verstärkt, 
wenn  einzelne  Teile  der  Schwammwucherungen  absterben 
und  die  Eiweißstoffe  derselben  in  Fäulnis  übergehen. 
Außer  Kohlensäure  scheidet  der  Pilz  noch  Wasserdampf 
aus,  der  perlenartig  an  dem  Mycel  hängen  bleibt;  daher 
die  Bezeichnung  nasser  oder  Tränenschwamm.  Finden 
die  sich  einzeln  bildenden  Mycelstränge  genügende  Feuch- 
tigkeit, so  wachsen  sie  oft  meterlang  und  durchdringen 
die  Fehlbodenauffüllung  und  selbst  starke  Brandmauern, 
bis  sie  wieder  auf  Holzwerk  stoßen  und  damit  eine  neue 
Nahrungsstelle  sich  erschließen.  Sokanneskommen, 
daß  ein  krankes  Haus  ein  ganzes  Häuser- 
quadrat verseucht,  wie  es  in  Breslau  beobachtet 
worden  ist. 

Sobald  die  Pilzherde  eine  gewisse  Reife  erlangen  oder 
wenn  ihnen  allmählich  die  Feuchtigkeit  entzogen  wird, 
so  tritt  eine  Verfärbung  der  weißlichen  Mycels  von  ocker- 
gelb bis  tiefbraun  ein,  indes  beginnt  die  Bildung  des  Frucht- 
körpers, an  dem  sich  dann  die  Sporen  entwickeln.  Der 
leichteste  Luftzug  streift  diese  reifen  Pilzkeime  ab  und  als 
ein  ockerbraunes  Pulver  bedecken  sie  den  Boden.  Die 
Bewohner  eines  solchen  Raumes  tragen  diese  Sporen  an 
dem  Schuhwerk  und  den  Kleidern  in  andere  Räume  und 
Häuser;  auch  die  Möbelstücke,  Bücher,  Akten  und  Bilder 
aus  einem  vom  Hausschwamm  befallenen  Gebäude  sind 
Sporenträger  und  dienen  beim  Umzug  als  Schwammver- 
breiter, ebenso  Kohle  aus  schwammkranken  Gruben. 

Bei  Laboratoriumsversuchen  hat  man  bis  jetzt  nur 
sehr  selten  aus  Sporen  den  echten  Hausschwanun  kulti- 
vieren können.  Man  benützt  deshalb  zu  solchen  Arbeiten 
(zur  Artbestimmung)  meist  erkrankte  Holzteiie  mit  kräf- 
tigem Mycel,  welche  man  mit  feuchtem  Holzwerk  oder 
Sägespänen,  seltener  mit  künstlichem  Nährboden,  unter 
einer  Glasglocke  (Feuchthaube)  in  enge  Berührung  mit- 
einander bringt. 

Auf  vollständig  gesundem,  trockenem  Holzwerkc 
dürften  sich  nach  neueren  Untersuchungen  die  Sporen 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


329 


überhaupt  nicht  entwickeln  können.  Eine  gewisse,  wenn 
auch  geringe  Nährbodenfeuchtigkeit  muß  jedenfalls  vor- 
handen sein  und  Verunreinigung  der  befallenen  Hölzer 
durch  Urin  oder  Abwässer  trägt  in  allen  Fällen  wesent- 
lich zur  Keimung  der  Sporen  bei.  Hat  sich  aber  aus 
den  Sporen  das  Mycel  entwickeln  können,  so  ist  dieses 
nach  vielfach  gemachten  Beobachtungen  imstande,  auch  ge- 
sunde-, völlig  trockene  Hölzer  anzugreifen  und  zu  zerstören. 

Die  Trockenfäule  wird  durch  eine  große  Anzahl 
Pilzarten  hervorgerufen  (etwa  40),  welche  teilweise  heute 
noch  nicht  alle  botanisch  bestimmt  sind  und  mit  Sicher- 
heit unterschieden  werden  können.  Die  wichtigsten  Arten 
dürften  sein: 

1.  Der  Poren  hausschwamm  (Polyporus  rapo- 
rarius),  von  meist  fächerförmiger  Ausbreitung.  Der 
weißliche  Fruchtkörper  ist  mit  bienenzellenartigen, 
herunterhängenden  Röhrchen  besetzt.  Er  wird  viel- 
fach mit  dem  echten  Hausschwamm  verwechselt, 
da  er  ihm  im  Aussehen  sehr  ähnelt. 

2.  Der  Kellerschwamm  (Coniophera  cerebella), 
welcher  sich  flach  ausbreitet  und  wegen  seiner 
hirsekorngroßen  Erhebungen  auch  .Warzenschwamm 
genannt  wird. 

3.  DerBlätterschwamm  (Lenzites  abientina),  mit 
eigenartigen  blattähnlichen  Fruchtkörpern. 

4.  Der  Schuppenschwamm  (Lentinus  squamo- 
sus), mit  charakteristischem,  gestieltem  Hut  mit 
unterseitigen  Lamellen. 

5.  Der  Fächerschwamm  (Paxillus  acheruntius), 
mit  kurzgestieltem  Hut  von  verschiedenartiger 
Gestalt. 

Im  Gegensatz  zu  dem  echten  Hausschwamm  gedeihen 
diese  Trockenfäulepilzarten  sowohl  auf  lebendem  Holze, 
wie  auch  auf  geschlagenem.  Deshalb  ist  die  Einschlep- 
pungsgefahr  aus  dem  .Walde  verhältnismäßig  groß.  Mit 
Ausnahme  des  Porenhausschwamms  ist  jedoch  die  Zer- 
störung des  Holzes  durch  diese  Pilze  geringer  wie 
durch  den  echten  Hausschwamm ;  sie  geht  auch  lang- 
samer vor  sich  und  breitet  sich  nicht  über  gesunde, 
trockene  Hölzer  aus. 

Die  Entwicklung  und  Fruchtbildung  der  Trockenfäule- 
pilze ist  ganz  ähnlich  wie  beim  echten  Hausschwamm. 
Sie  gleichen  ihm  auch  in  einzelnen  ihrer  Entwicklungs- 
stufen im  Aussehen  sehr  täuschend.  Deshalb  sind,  wie 
schon  vorher  bemerkt,  die  Arten-Feststellungen  von  tech- 
nischen Sachverständigen  mit  Vorsicht  aufzunehmen,  da 
sie  sich  nicht  selten  bei  der  Nachprüfung  durch  den  bota- 
nischen Sachverständigen  als  unrichtig  erwiesen  haben. 

Die  Bezeichnung  Trockenfäule  ist  eigentlich  wider- 
sinnig, da  diese  Pilze  zu  ihrem  Gedeihen  nicht  nur  aus- 
reichende Luftfeuchtigkeit,  sondern  auch  feuchten  Standort 
und  ebensolchen  Nährboden  verlangen.  Die  Entziehung 
der  Nährboden-Feuchtigkeit  bringt  sie  schnell  und  sicher 
zum  Absterben.  Die  normale  Luftfeuchtigkeit 
genügt  also  nicht  (im  Gegensatz  zum  echten  Haus- 
schwamm) zu  ihrer  Entwicklung. 

Hingewiesen  sei  hier,  daß  bei  Trockenfäule  sich  nicht 
immer  augenfällige  Pilzherde  bilden,  z.  B.  in  geschlossenen 
Balkendecken,  sondern  daß  nur  die  haarfeinen  Pilzfäden 
das  Aeußere  und  Innere  der  befallenen  Holzteile  spinnen- 
webartig  überziehen  und  durchsetzen;  daher  rührt  wahr- 
scheinlich die  Bezeichnung  Trocken-  oder  Stockfäule. 

Art  und  Form  der  Holzzerstörung. 

Als  Nahrung  dienen  allen  Holzschwammarten  das 
von  ihnen  befallene  Holzwerk  und  nicht,  wie  oft  fälschlich 
angenommen  wird,  das  von  den  Pilzfäden  durchwachsene 


Mauerwerk.  Die  Pilze  zehren  von  dem  in  den  Holzzellen 
aufgespeicherten  Stärkemehl,  den  übrigen  Kohlehydraten 
und  den  Salzen,  und  zersetzen  durch  ihre  Ausscheidungen 
den  widerstandsfähigeren  Holzstoff,  die  Zellulose.  Bei 
vollständiger  Zerstörung  bleibt  von  dem  erkrankten  Holze 
nichts  weiteres  übrig  als  ein  feines,  lockeres,  rötliches, 
völhg  trockenes  Pulver. 

Ursachen  der  Schwammerkrankungen. 

.Wie  dieselben  in  den  Gebäuden  hervorgerufen  werden, 
ob  durch  Sporen  oder  durch  Verwendung  kranken  Holzes, 
kann  nur  von  Fall  zu  Fall  entschieden  werden.  Keinesfalls 
trifft  aber  die  Meinung  mancher  Baugewerken  zu,  daß 
durch  die  sog.  Trocken-  oder  Stockfäule  der  Schwamm 
hervorgerufen  wird.  Im  Gegenteil,  die  als  Stockfäule  be- 
zeichnete Veränderung  der  Holzstruktur  ist  die  Folge  der 
Zerstörung  durch  eine  Hausschwamm-Pilzart. 

Mit  großer  Bestimmtheit  kann  man  behaupten,  daß 
in  jedem  Gebäude  eine  mehr  oder  weniger  große  Anzahl 
von  Balkenköpfen  durch  umfangreiche  Einmauerung 
trockenfaul  geworden  sind,  wie  man  bei  jedem  Abbruch 
und  bei  größeren  Reparaturarbeiten  beobachten  kann.  Es 
kann  nicht  genug  bei  Bauausführungen  darauf  geachtet 
werden,  daß  die  Balkenhölzer  in  möglichst  trockenem  Zu- 
stande eingebaut  und  die  Köpfe  trocken  und  mit  Luft- 
schicht vermauert  werden.  Meist  wird  auch  die  Fehl- 
boden-Auffüllung viel  zu  zeitig  eingebracht  und  die  Dielung 
vorzeitig  verlegt.  Wird  dann  gar  noch  sofort  hinterher 
die  Dielung  mit  Oelfarbe  gestrichen  und  noch  mit  Linoleum 
hermetisch  von  der  Außenluft  abgeschlossen,  so  darfs 
nicht  wunder  nehmen,  wenn  in  einer  solchen  unsach- 
gemäßen Deckenkonstruktion  die  Trockenfäule  üppig  ge- 
deiht und  vielfach  unbemerkt  Zerstörungen  vor  sich  gehen, 
die  später  Anlaß  zu  meist  recht  kostspieligen  und  stören- 
den Reparaturen  geben. 

In  dieser  Beziehung  wird  leider  nicht  nur  von  dem 
spekulativen  Bauunternehmertum  gesündigt,  sondern  auch 
von  sonst  recht  tüchtigen,  aber  wenig  praktisch  geschulten 
Architekten  und  Baugewerken.  Diese  glauben  durch  rasche 
Bauausführungen  ihre  persönliche  Tüchtigkeit  und  Ueber- 
legenheit  gegen  andere  zu  beweisen  und  zeigen  doch  damit 
nur  ihren  Unverstand  und  ihre  Gewissenlosigkeit. 

Weitere  günstige .  Entwicklungsstellen  für  den  Haus- 
schwamm sind  vor  allem  die  Ausgüsse  und  Spültische 
in  den  Küchen,  die  Aborte  und  Badezimmer,  soweit  sie 
nicht  massive  Fußböden  haben.  Auch  unter  der  Erd- 
geschoßtreppe über  dem  Kellereingang,  sowie  an  Regalen 
und  Lattenabteilen  finden  sich  sehr  oft  Pilzherde,  die  auch 
vielfach  in  das  Mauerwerk  hineinwachsen  und  sich  dann 
in  den  Obergeschossen  ausbreiten.  Mehrfach  ist  auch 
beobachtet  worden,  daß  am  Hause  liegende  erkrankte 
Holzstöße  Anlaß  zu  echten  Hausschwammwucherungen 
innerhalb  des  Gebäudes  gegeben  haben,  indem  die  Pilz- 
fäden durch  die  Umfassungsmauern  wuchsen  und  sich  so 
im  Gebäude  verbreiteten.  Verhältnismäßig  selten  werden 
offene  Holzkonstruktionen,  wie  Dächer  und  Scheunen,  vom 
Schwamm  befallen. 

Gesundheitliche  Nachteile, 

Früher  glaubte  man,  daß  durch  den  Hausschwamm  bei 
den  Menschen  Krankheiten,  namentlich  Krebs  und  Typhus, 
hervorgerufen  werden.  Neuere  Untersuchungen  haben 
diese  Vermutungen  jedoch  nicht  bestätigen  können.  Wohl 
aber  ist  es  leicht  möglich,  daß  in  mit  Trockenfäule  be- 
hafteten Räumen,  aber  nur  infolge  der  Nässe  als  sekun- 
däre Erscheinung,  die  Bewohner  an  Erkältungskrankheiten 
(Rheumatismus)  zu  leiden  haben. 


330 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  21 


Beseitigung  der  Schwammerkrankungen. 

iWenn  auszuführende  Erneuerungsarbeiten  bei  Haus- 
schwamm, gleich  welcher  Art,  den  Anspruch  auf 
sachverständige  und  gewissenhafte  Ausführung  be- 
anspruchen wollen,  so  müssen  unbedingt  alle 
davon  befallene  und  auch  verdächtige  Bau- 
teile beseitigt  werden,  lieber  etwas  zu  viel  als  zu 
wenig.  Die  abgekratzten  Pilzwucherungen,  das  heraus- 
genommene Holz  und  alle  übrigen  brennbaren  Teile 
müssen  sofort  verbrannt  werden,  und  dürfen  wegen  der 
Ansteckungs-  und  Verschleppungsgefahr  nie  erst  in 
Räumen  für  spätere  Vernichtung  (Keller)  gelagert  werden. 
Bauschutt  und  Fehlbodenauffüllung  soll  an  abgelegenen, 
von  der  Sonne  direkt  bestrahlten  Plätzen  zur  Ablagerung 
kommen.  Den  mit  solchen  Arbeiten  betrauten  Hand- 
werkern muß  es  streng  verboten  werden,  mit  ungereinig- 
ten Arbeitsgeräten  und  Kleidern  andere  Baustellen,  auch 
Holz-  und  Zimmerplätze,  zu  betreten. 

Mit  dem  Einbau  der  neuen  Konstruk- 
tionsteile darf  erst  nach  vollständiger 
Austrocknung  der  erkrankten  Stellen  und 
Räume  begonnen  werden,  und  es  ist  ratsam,  nur 
künstlich  getrocknete  Hölzer  neu  einzubauen,  unter  Ver- 
meidung der  etwa  vorher  begangenen  Konstruktionsfehler, 
damit  sich  an  diesen  Stellen  nicht  wieder  Feuchtigkeit 
bilden  oder  hinziehen  kann.  Auch  ist  es  vorteilhaft,  durch 
Herstellung  von  Luftlöchern  bei  geschlossenen  Konstruk- 
tionen eine  Luftumwälzung  zu  ermöglichen.  Empfehlens- 
wert ist  es,  alle  verdächtigen  Teile  sowie  den  neuen 
Einbau  mit  keimtötenden  Mitteln  zu  behandeln.  Fast  jede 
chemische  Fabrik  stellt  solche  Mittel  her,  doch  achte  man 
darauf,  daß  dieselben  giftfrei  und  möglichst  geruchlos 
sind  und  auch  tief  in  das  Holz  eindringen.  Der  gewöhn- 
liche Gasteer  eignet  sich  nicht  hierzu.  Bei  trockenen  Höl- 
zern wird  mit  gutem  Erfolg  Kresotil  zu  diesem  Zwecke 
verwandt.  Gewarnt  sei  hier  vor  den  vielfach  angepriesenen 
Metallsalzen,  die  zwar  keimtötend  sind,  aber  durch  ihre 
hygroskopischen  Eigenschaften  wieder  Feuchtigkeit  heran- 
zuziehen vermögen. 

iNX^eniger  empfehlenswert  ist  die  von  Dr.  Falk  vor- 
geschlagene Vernichtung  des  echten  Hausschwamms  und 
seiner  Sporen  durch  Einwirkung  hoher  Hitzegrade,  wenn 
auch  die  Versuchsergebnisse  recht  gute  Erfolge  gezeitigt 
haben.  Bei  34"  C  sollen  die  Pilzwucherungen  und  Sporen 
nach  24  stündiger  und  bei  40''  nach  einstündiger  Behand- 
lung abgestorben  sein.  Auch  das  von  anderer  Seite  emp- 
fohlene Einleiten  von  erstickenden  Gasen  unter  erkrankte 
Stellen  ist  nicht  empfehlenswert  und  hat  sich  in  der  Praxis 
nicht  bewährt. 

Rechtliches. 

1.  Bei  Neubauten.  Zeigt  sich  in  einem  neu- 
erbauten Gebäude  der  echte  Hausschwamm,  so 
wird  der  Bauherr  in  den  seltensten  Fällen  den  Bauleiter 
und  die  betr.  Gewerken  dafür  verantwortlich  machen 
können,  es  sei  denn,  er  kann  beweisen,  daß  entgegen 
den  Anordnungen  und  Vertragsbestimmungen  alte  oder 
verdächtige  Baustoffe  mit  eingebaut  worden  sind.  Anders 
bei  Trockenfäule.  Sie  kann  nur  durch  unsachgemäßes 
Bauen  entstehen  und  hier  sind  der  Bauleiter  und  die  betr. 
Gewerken  dem  Bauherrn  schadenersatzpflichtig,  wenn  die- 
selben nicht  die  nötigen  Vorbeugungsmaßregcln  gegen 
Schwamm  angewendet  haben  oder  auch,  daß  sie  unter- 
lassen haben,  den  Bauherrn  rechtzeitig  auf  die  Folgen 
der  etwa  verlangten  übereilten  Bauausführung  aufmerksam 
zu  machen,  und  auch  auf  die  vielleicht  aus  einem  be- 
stimmten Grunde   gewünschten,   jedoch    nicht  einwand- 


freien Konstruktionen  oder  Baustoffe.  Da  die  Gewähr- 
leistung für  sachgemäße  Arbeit,  für  verwendete  Baustoffe 
und  gewählte  Konstruktionen  eines  Bauwerks  fünf  Jahre 
nach  Abnahme  bezw.  Uebernahme  gesetzlich  beträgt,  so 
bleiben  auch  Bauleiter  und  Bauhandwerker  für  auftretende 
Schwammschäden  und  deren  Folgen  dem  Bauherrn  gegen- 
über solange  haftbar. 

2.  Beim  Kauf  eines  Hauses  muß  der  Verkäufer 
dem  Käufer  für  alle  erheblichen  Mängel,  also  auch  für 
Schwammschäden,  'welche  während  eines  Jahres  nach 
Uebergabe  auftreten  und  dem  Käufer  beim  Kaufabschluß 
nicht  bekannt  gewesen  oder  mitgeteilt  worden  sind,  Wand- 
lung, Minderung  oder  Schadenersatzanspruch  gewähren, 
es  sei  denn,  daß  dies  im  Kaufvertrag  ausdrücklich 
ausgeschlossen  worden  ist.  Hat  der  Verkäufer  dem  Käufer 
ihm  bekannte,  aber  nicht  augenfällige 
Mängel  (bestehende  und  auch  beseitigte  Schwamm- 
erkrankungen fallen  unter  diesen  Begriff)  keine  Kenntnis 
gegeben,  so  wird  dieses  Verschweigen  rechtlich  als  Arg- 
list gedeutet,  und  dagegenschütztkeineKlausel 
im  Kaufvertrag.  Die  Gewährungsfrist  verlängert  sich 
in  solchen  Fällen  auf  30  Jahre. 

iWandlung,  d.  h.  Rückgängigmachung  des  Kaufes,  wird 
der  Käufer  bei  festgestellten  und  auch  bei  beseitigten 
Hausschwamm-Erkrankungen,  gleich  welchen  Umfangs, 
stets  im  Klagewege  erzielen  können.  Bei  lokaler  Trocken- 
fäule wird  er  meist  nur  auf  Minderung  des  Kaufpreises 
oder  auf  Schadenersatz  mit  Erfolg  klagen,  wenn  nicht 
große,  weit  ausgebreitete  Schäden  als  erheblicher  Mangel 
die  .Wandlungsklage  rechtfertigen.  Das  Reichsgericht  hat 
zwar  in  einer  Entscheidung  von  1908  die  Trockenfäule 
(Polyporus  vaporarius)  dem  echten  Hausschwamm  gleich- 
gestellt, es  ist  aber  zu  erwarten,  daß  es  bei  zukünftigen 
Entscheidungen  darüber  den  berechtigten  Wünschen  des 
Baugewerbes  und  dem  Einspruch  der  mykologischen  Fach- 
kreise Rechnung  trägt  und  seinen  Standpunkt  ändert. 

3.  Bei  Vermietung  von  Räumen  oder  Gebäuden 
gewährleistet  der  Vermieter  dem  Mieter,  wozu  er  ge- 
setzlich verpflichtet  ist,  vollständige  Gebrauchsfähigkeit  der 
Räume.  Bei  vorhandenen  Schwammschäden,  falls  sie  dem 
Mieter  bei  Mietabschluß  nicht  bekannt  oder  augenfällig 
gewesen  sind,  sowie  bei  den  während  der  Mietzeit  auf- 
tretenden Schwamm-Erkrankungen  kann  der  Mieter  unter 
Stellung  einer  angemessenen  Frist  vom  Vermieter  die 
Beseitigung  derselben  verlangen,  sowie  auch  Minderung 
der  Miete  oder  Schadenersatz,  je  nach  Lage  des  Falles, 
beanspruchen.  Bei  erheblicher  Beeinträchtigung  ist  er 
berechtigt,  z.  B.  infolge  umfänglicher  Erneuerungsarbeiten, 
das  Mietverhältnis  sofort  zu  kündigen,  und  kann  es  unter 
Umständen  sofort  einseitig  lösen. 

Der  Mieter  hingegen  ist  verpflichtet,  die  ermieteten 
Räume  ordnungsmäßig  zu  benutzen,  zu  reinigen  und  zu 
lüften,  sowie  eintretende  außerordentliche  Beschädigungen 
oder  Mängel  (auch  Schwammbildungen)  sofort  dem  Ver- 
mieter zur  Anzeige  zu  bringen,  andernfalls  er  zum  Schaden- 
ersatz herangezogen  werden  kann. 

S  c  h  1  u  ß  b  e  t  r  a  c  h  t  u  n  g  e  n. 

Ueber  die  Einschleppungsgefahren  und  auch  über  die 
sicherste  und  beste  Art  der  Beseitigung  des  Hausschwam- 
mes  begegnet  man  in  den  Kreisen  der  botanischen  und 
technischen  Sachverständigen  noch  recht  verschiedenen 
Auffassungen  und  Meinungen;  ebenso  über  die  sichere 
Erkennung  und  Bezeichnung  der  Schwammarten  und  Be- 
urteilung der  Holzzerstörungsfähigkeit.  Bei  Schwamm- 
Prozessen  erlebt  man  nicht  selten,  daß  jeder  Gutachter 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


331 


eine  andere  Meinung  vertritt,  wie  es  ja  auch  auf  anderen 
Gebieten  ähnlich  der  Fall  ist.  Dem  Bausachverständigen 
kann  darum  nur  angeraten  werden,  wenn  er  nicht  unter 
wissenschaftlicher  Anleitung  eingehende  mykologische 
Studien  gemacht  hat,  sein  Gutachten  auf  die  Beseitigungs- 
möglichkeiten der  Erkrankungen  und  die  entstehenden 
Kosten  zu  beschränken.  So  wird  er  den  klagenden  Par- 
teien und  dem  Ansehen  des  technischen  Standes  am 
besten  nützen. 

Ausführlicheres  über  den  Hausschwamm  kann  der 
geneigte  Leser  den  in  der  Fußnote  angeführten  Büchern 


H  ::  ::  WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  II  II 


Weltausstellungen 

lieber  dieses  Thema  referierte  Herr  Dr.  Weigert, 
Vizepräsident  der  Aeltesten  der  Kaufmannschaft  von  Berlin, 
in  dem  zweiten  der  diesjährigen  gewerblichen  Einzelvor- 
träge, die  von  der  Handelsschule  Berlin  veran- 
staltet werden.    Er  führte  etwa  das  Folgende  aus: 

Es  sind  gerade  60  Jahre  vergangen,  seit  die  erste 
Weltausstellung  1851  in  London  abgehalten  wurde.  Nach- 
dem bis  dahin  die  Industrie  sich  in  Frovinzial-  und  Landes- 
ausstellungen gezeigt  hatte,  konnte  mit  der  Verbesserung 
der  Verkehrsverhältnisse  durch  die  Eisenbahnen,  mit  der 
Zunahme  des  internationalen  Handels  der  Versuch  einer 
Weltausstellung  gemacht  werden.  Dieselbe  fiel  in  die 
Zeit  des  Beginns  der  freihändlerischen  Handelspolitik 
Englands  und  ging  aus  der  eigenen  Initiative  der  Inter- 
essenten hervor.  Sie  sollte,  wie  ihr  Protektor,  der  Prinz- 
gemahl Albert  aussprach,  den  großen  Gedanken  der  inter- 
nationalen Arbeitsteilung,  auf  der  der  Fortschritt  der 
Menschheit  beruht,  fördern.  Ihr  Erfolg  war  epochemachend 
und  reizte  zur  Nachahmung  an.  Schon  1855  veranstaltete 
Frankreich  in  Paris  die  zweite  Weltausstellung,  auf  der 
Napoleon  die  Leistungen  des  neuen  Kaiserreichs  zeigen 
wollte,  1862  folgte  wieder  London,  doch  zeigte  sich  schon 
hier  eine  Ernüchterung.  Die  Industrie  sah  wenig  Vor- 
teile in  der  Beschickung  der  Weltausstellungen,  die  ihr 
große  Kosten  verursachten;  die  verbesserten  Verkehrs- 
mittel —  Eisenbahn  und  Telegraph  —  tnachten  diese 
Schaustellungen  überflüssig.  Trotzdem  lud  Frankreich 
1867  wieder  zu  einer  Weltausstellung  ein,  aber  sie  bildete 
eine  politische  Haupt-  und  Staatsaktion,  um  den  Glanz 
des  siegreichen  Kaiserreichs  zu  zeigen.  Die  Darstellungen 
der  Erzeugnisse  der  Industrie  und  Kunst  wurden  über- 
wuchert durch  Veranstaltungen  zum  Vergnügen.  Allgemein 
glaubte  man,  daß  es  mit  den  Weltausstellungen  zu  Ende 
sei,  da  das  in  Paris  Gebotene  nicht  übertroffen  werden 
könne.  Trotzdem  fand  Oesterreich  den  Mut,  1873  zu  einer 
Weltausstellung  einzuladen,  die,  um  neues  zu  bieten,  das 
frühere  Programm  wesentlich  erweiterte  und  das  gesamte 
Kulturleben  der  Gegenwart  in  den  Plan  der  Ausstellung 
einfügte.  Der  Erfolg  war  sehr  ungünstig.  Nichtsdesto- 
weniger veranstaltete  Frankreich  1878,  1889  und  1900  in 
Paris  noch  drei  weitere  Weltausstellungen,  die  in  Größe, 
Prachtentfaltung  und  Darbietungen  zur  Unterhaltung  außer- 
ordentliches leisteten.  Die  ernste  Arbeit  aber  kam  zu 
kurz,  die  Industrie  beteiligte  sich  nur  widerwillig.  Es 
waren  in  der  Hauptsache  politische  Veranstaltungen.  Neben 
diesen  sieben  Weltausstellungen  des  vorigen  Jahrhunderts 
in  Europa  fanden  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 
deren  zwei  —  1876  in  Philadelphia  und  1893  in  Chicago  — 
statt,  die  Europa  die  Entwicklung  der  amerikanischen  In- 
dustrie zeigten.  Kamen  schon  im  vergangenen  Säkulum 
die  Weltausstellungen  in  zu  rascher  Folge,  so  überstürzten 


entnehmen,  die  alle  recht  gute  und  anschauliche  Abbil 
düngen  enthalten. 

1.  Der  echte  Hausschwamm;  Dr.  R.  Hartig  (unc- 
von  Tubeuf),  Berlin. 

2.  Der  Hausschwamm;    Dr.  C.  Mez,  Dresden. 

3.  Die  den  Bauhölzern  und  den  Gebäuden  gefähr- 
lichen Pilze;   J.  Nöring,  Königsberg  i.  Pr. 

4.  Der  Hausschwamm;  Dr.  ph.  Schaffnit,  Baumeister^ 
J.  Swensitzky,  Rechtsanwalt,  Dr.  H.  Schlemm,  Berlin. 

Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  D.  T.-V; 
zu  beziehen. 


sie  sich  im  gegenwärtigen.  In  den  ersten  11  Jahren  des- 
selben fanden  fünf  Weltausstellungen  statt,  darunter  1904 
eine  in  St.  Louis,  deren  Flächenraum  den  12.  Teil  des 
Areals  von  ganz  Berlin  umfaßte,  und  die  durch  die  Fülle 
sowie  die  Unübersichtlichkeit  des  Gebotenen  jedes  Studium 
zur  Unmöglichkeit  machte. 

Das  Gefühl  der  Ausstellungsmüdigkeit  ist  allgemein 
und  es  muß  gefragt  werden,  ob  Weltausstellungen  über- 
haupt noch  eine  Berechtigung  haben,  da  die  vollständig 
veränderten  Verkehrsverhältnisse  sie  der  Industrie  weder 
zur  Förderung  des  Absatzes  noch  zum  Studium  dessen, 
was  in  der  Welt  geleistet  wird,  erforderlich  machen.  Sie 
sind  heute  zu  politischen  Veranstaltungen  geworden,  auf 
denen  die  Industrie  sich  im  Paradeanzug  zeigt.  Zweifellos 
haben  die  Weltausstellungen  auch  heute  noch  Bedeutung, 
da  sie  das  Tempo,  in  dem  sich  die  Entwicklung  der 
Technik  vollzieht,  beschleunigen,  auch  ist  sicher,  daß  ge- 
wisse Meisterwerke  überhaupt  nicht  hergestellt  worden 
wären,  wenn  eine  Weltausstellung  nicht  die  Anregung 
oder  Notwendigkeit  ergeben  hätte  (Kristallpalast  in  London, 
Eiffelturm  in  Paris).  Aber  sie  dürfen  nicht  zu  oft  kommen 
und  ihre  Organisation  darf  nicht  durch  zu  große  Aus- 
dehnung, durch  Unübersichtlichkeit  und  Fülle  des  Vor- 
handenen das  Studium  zur  Unmöglichkeit  machen,  auch 
darf  das  Vergnügen  nicht  überwuchern.  Vor  allem  dürfen 
die  Staaten  keine  Weltausstellung  veranstalten  ohne  Füh- 
lung untereinander.  Hier  ist  eine  internationale  Regelung 
erforderlich,  damit  nicht  den  Regierungen  und  der  In- 
dustrie Kosten  aufgebürdet  werden,  die  besser  für  produk- 
tivere Zwecke  verwendet  werden  können. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Verband  technischer  Schiffsoffiziere,  Sitz  Hamburg 

Die  11.  ordentliche  Delegierten-Versammlung  des  Ver- 
bandes fand  vor  einiger  Zeit  in  Hamburg  statt.  Der  vom 
Verbandsvorstande  schriftlich  erstattete  Bericht  über  die 
Geschäftsperiode  vom  1.  10.  1908  bis  31.  12.  1910  gibt 
einen  Ueberblick  über  den  Stand  der  im  Jahre  1908  be- 
schlossenen Umgestaltung  der  inneren  Organisation  des 
Verbandes.  Die  Durchführung  der  Zentralisation  des 
Unterstützungswesens  und  der  Verwaltung  hat  zu  einer 
Spaltung  des  Verbandes  und  zu  einer  vorläufigen  Zer- 
splitterung der  Organisationsverhältnisse  der  technischen 
Schiffsoffiziere  (Schiffsingenieure)  geführt:  Drei  Vereine 
setzten  aus  Gründen  lokaler  Interessenpolitik  der  Zentrali- 
sation Widerstand  entgegen  und  traten  korporativ  aus 
dem  Verbände  aus.  Zwei  dieser  Vcr:ine  haben  inzwischen 
eine  Interessengemeinschaft  unter  ;n  Namen  „Verband 
Deutscher  Schiffsingenieure"  geschlossen.  —  Durch  den 
Austritt  der  drei  Vereine  sank  die  Mitgliederzahl  des  Ver- 
bandes von  3409  am  I.Jan.  1909  auf  1077  am  I.Jan.  1911. 
—  Von  diesen  außergewöhnlichen  Verlusten  abgesehen, 


332 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  I9I1 


Heft  21 


hat  die  Zentralisation  die  Entwicklung  des  Verbandes 
günstig  beeinflußt:  Rechtsschutz  wurde  in  30  Fällen 
gewährt,  von  denen  11  mit  vollem  und  drei  mit  teilweisem 
Erfolge  für  die  Mitglieder  zu  Ende  geführt  wurden; 
11  Klagen  blieben  am  Jahresschluß  1910  unerledigt.  Die 
für  die  Mitglieder  günstigen  Entscheidungen  repräsen- 
tieren einen  Kapitalwert  von  6177,57  M.  —  An  Hinter- 
bliebenenunterstützung wurden  vom  1.  4.  190Q 
an  7650  M  gezahlt.  —  Der  Stellennachweis  konnte 
trotz  der  teilweise  ungünstigen  Konjunktur  63  offene 
Stellen  besetzen.  —  Das  Verbandsvermögen  stieg  von 
4923,71  M  auf  28  019,84  M. 

Den  Hauptpunkt  der  Tagesordnung  bildete  die  Be- 
schlußfassung über  eine  Satzung  für  die  Stellenlosen- 
unterstützung.  Der  Satzungsentwurf  des  Verbands- 
vorstandes fand  mit  einigen  erheblichen  Verbesserungen 
der  Unterstützungssätze  einstimmige  Annahme.  Je  nach 
der  Dauer  der  Mitgliedschaft  beträgt  die  Unterstützung 
1,65  bezw.  1,80  M  bezw.  2M  täglich  bis  zur  Höchst- 
dauer von  3  bis  6  Monaten.  Unterstützungsberechtigt  sind 
Mitglieder  nach  zweijähriger  Mitgliedschaft  und  Beitrags- 
zahlung. Der  Bezug  der  Unterstützung  beginnt  5  Wochen 
nach  Eintritt  der  Stellenlosigkeit.  Die  Stellenlosen-Unter- 
stützung  tritt  am  1.  Januar  1912  in  Kraft.  —  Einen  er- 
heblichen Teil  der  Tagesordnung  nahm  die  Generaldebatte 
über  den  vom  Verbandsvorstand  vorgelegten  Entwurf  einer 
Einheitssatzung  für  den  Verband  in  Anspruch.  Ein 
Beschluß  verpflichtet  die  Bezirksvereine,  den  Entwurf  fort- 
laufend in  den  Mitgliederversammlungen  zu  erörtern  und 
die  vorgeschlagenen  Aenderungen  vor  Ende  des  Jahres 
dem  Verbandsvorstande  zu  unterbreiten,  der  alsdann  einen 
endgültigen  Entwurf  aufstellen  wird. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  2 


Versicherungsmakler  und  Versicherungsagent 

So  wichtig  und  notwendig  die  Versicherung  für  die 
meisten  Personen  ist,  bedarf  es  doch  in  der  Regel  eines 
Anstoßes,  um  sie  zur  Versicherungsnahme  zu  veranlassen. 
Diese  Verbindung  zwischen  Versicherungsgesellschaft  und 
Versicherungsnehmern  stellen  die  Versicherungsmakler  und 
Versicherungsagenten  her.  Beide  unterscheiden  sich  sehr 
wesentlich  voneinander,  da  der  Makler  selbständig 
zwischen  den  beiden  vertragschließenden  Parteien  steht, 
während  der  Agent  von  der  Gesellschaft  mehr  oder  minder 
abhängig  ist.  An  den  Versicherungsmakler  tritt  der  Ver- 
sicherungskandidat mit  der  Aufforderung  heran,  die  Ver- 
sicherung für  ihn  zu  vermitteln.  Es  muß  demnach  dort, 
wo  der  Makler  geschäftlich  tätig  sein  kann,  beim  Versiche- 
rungsnehmer der  Trieb  zur  Versicherung  groß  genug  sein, 
um  ihn  zu  zwingen,  seinerseits  einen  Versicherungsantrag 
zu  stellen.  Dies  trifft  vor  allem  für  die  Transport-  und 
Seeversicherung,  für  die  Rückversicherung  und  zum  Teil 
für  die  Feuerversicherung  zu.  Auch  dort,  wo  es  sich  darum 
handelt,  besonders  große  Risiken,  die  ein  einzelner  Ver- 
sicherer wegen  ihrer  Größe  nicht  in  Deckung  nehmen  kann, 
unter  mehrere  Versicherer  zu  verteilen,  ist  der  Makler 
am  Platz.  Er  nimmt  die  Unterbringung  großer  Risiken 
bei  verschiedenen  Gesellschaften  auf  der  Assekuranzbörse 
vor,  wie  sich  diese  vor  allem  an  den  wichtigsten  See- 
plätzen in  Hamburg,  Rotterdam,  Antwerpen,  London  usw., 
ausgebildet  haben. 

Von  noch  größerer  Bedeutung  für  das  Versicherungs- 
wesen als  der  Makler  ist  der  Versicherungsagent.  Seine 
Aufgabe  besteht  insbesondere  darin,  den  Gedanken  der 
Versicherung  in  das  breite  Publikum  hineinzutragen  und 
in  weiten  Kreisen  die  Erkenntnis  von  der  Notwendigkeit 
der  Versicherung  zu  verbreiten.  Die  Tätigkeit  des  Agenten 
ist  vor  allem  dort  notwendig,  wo  man  sich  im  Publikum 
aus  freien  Stücken  nicht  entschließt,  eine  Versicherung 
einzugehen.   Hier  hat  der  Agent  die  mühsame  und  schwie- 


rige, aber  im  Interesse  der  Gesamtheit  wertvolle  Arbeit 
zu  verrichten,  durch  Aufklärung  für  die  Versicherung  zu 
werben,  den  Versicherungskandidaten  von  der  Notwendig- 
keit der  Versicherung  zu  überzeugen  und  damit  nicht  nur 
ihm  und  seinen  Angehörigen,  sondern  gleichzeitig  der  Ge- 
samtheit nützliche  Dienste  zu  leisten.  Dieses  in  aller  Stille 
sich  vollziehende  Wirken  der  Agenten  verdient  eine  größere 
Wertschätzung,  als  man  ihm  in  der  Oeffentlichkeit  vielfach 
entgegenbringt.  Ohne  die  fleißige  und  unermüdliche  Mit- 
arbeit der  Agenten  wäre  es  nicht  möglich  gewesen,  das 
private  Versicherungswesen  in  Deutschland  zu  der  hohen 
Stufe  der  Entwicklung  zu  führen,  die  heute  erreicht  ist. 
Daß  der  Agent  bei  dieser  Wirksamkeit  sich  von  egoistischen 
Motiven,  nämlich  vom  Streben  nach  möglichst  hohem  Ver- 
dienst leiten  läßt,  verringert  den  Wei't  seiner  'Arbeit  nicht 
und  ändert  nichts  daran,  daß  die  Folgen  seiner  Tätigkeit 
auch  die  Gesamtheit  der  Bevölkerung  verspürt. 

Die  Organisation  des  Agentenwesens  oder  des  Außen- 
dienstes, wie  der  Fachausdruck  lautet,  ist  zwar  in  den 
verschiedenen  Ländern  und  den  einzelnen  Versicherungs- 
zweigen nicht  gleich,  doch  wird  sie  im  wesentlichen  nahezu 
überall  von  denselben  Grundsätzen  beherrscht.  In  Deutsch- 
land hat  die  Außenorganisation  häufig  folgende  Gestalt. 
Das  ganze  Geschäftsgebiet  ist  in  Bezirke  eingeteilt.  An 
der  Spitze  eines,'  Bezirks  steht  ein  Generalagent,  der  nicht 
selten  den  Titel  Subdirektor,  Generalrepräsentant  und  dergl. 
führt.  Er  stellt  seinerseits  Agenten  an  und  zwar  in  kleineren 
Orten  einen,  in  größeren  Städten  mehrere.  In  großen 
Städten  führen  diese  Unteragenten  oft  den  Titel  Haupt- 
und  Generalagent.  Sie  haben  hier  eine  mehr  oder  minder 
große  Zahl  von  Mitarbeitern,  die  die  Agententätigkeit  als 
Nebenberuf  ausüben,  während  der  Generalagent  der  Ge- 
sellschaft seine  ganze  Arbeitskraft  widmet.  Die  Tätigkeit 
des  Generalagenten  wird  durch  Inspektoren  unterstützt,  die 
indessen  in  manchen  Fällen  nichts  anderes  sind  als  Agenten 
mit  einem  räumlich  etwas  weiter  ausgedehnten  Geschäfts- 
bezirk. 

Neben  dieser  wohl  am  meisten  verbreiteten  Organi- 
sation des  Außendienstes  findet  man  auch  andere  Formen 
derselben.  Nicht  selten  sind  die  Generalagenturen  beseitigt 
und  verkehren  die  Agenten  direkt  mit  der  Gesellschafts- 
leitung. Für  größere  Bezirke  ist  dann  wohl  ein  Ober- 
inspektor angestellt,  der  die  Kontrolle  ausübt.  Es  kommt 
auch  vor,  daß  keinem  Agenten,  mag  er  sich  nennen  wie 
er  will,  bestimmte  Arbeitsgebiete  zugewiesen  sind.  Viel- 
mehr kann  jeder  für  seine  Gesellschaft  tätig  sein,  wo  er 
Lust  hat.  Dieses  System  ist  besonders  in  Amerika  zur 
Anwendung  gelangt  und  trägt  naturgemäß  dazu  bei,  die 
Tätigkeit  des  Agenten  anzuspornen,  da  er  in  fortwährendem 
Wettbewerb  mit  seinen  Mitagenten  steht. 

Gegen  das  Agentenwesen  werden  oft  schwere  und, 
wie  zugegeben  werden  soll,  nicht  immer  unbegründete 
Vorwürfe  erhoben.  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  sich  auch 
im  großen  Kreis  derjenigen  Personen,  die  sich  mit  der 
Versicherungsvermittlung  befassen,  wie  in  allen  andern 
Berufen  und  Bevölkerungsschichten,  minderwertige  Ele- 
mente befinden,  die  das  Ansehen  des  Standes  schädigen. 
Es  kommt  sicher  vor,  daß  Agenten,  um  den  Versicherungs- 
kandidaten zum  Abschluß  der  Versicherung  zu  veranlassen, 
ihm  die  Sachlage  nicht  richtig  darstellen,  die  Versiche- 
rungsbedingungen falsch  auslegen  usw.  Ebenso  unter- 
liegt es  kaum  einem  Zweifel,  daß  die  persönliche  Be- 
arbeitung durch  den  Agenten  zuweilen  zu  einer  Belästigung 
des  Publikums  führt.  Gleichwohl  wäre  es  durchaus  falsch, 
dieser  Auswüchse  wegen  das  gesamte  Agentenwesen  zu 
verurteilen.  Die  Beseitigung  etwa  vorhandener  AAiß- 
stände  läßt  sich  vielmehr  dadurch  erreichen,  daß  sich  die 
Agenten  selbst  zur  Hochhaltung  der  Standesehre  zu- 
sammenschließen. Das  ist  in  erfreulichem  Umfange  bereits 
geschehen.  Zweitens  kann  Verfehlungen  der  Agenten 
durch  energisches  Eingreifen  der  Gesellschaftsleitung  vctr- 
gebeugt  werden.  Auch  hier  ist  zu  konstatieren,  daß  dieser 
Weg  von  zahlreichen  Gesellschaften  bereits  beschritten  ist. 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


333 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technilcer-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Jahrbuch  über  die  Fortschritte  auf  allen  Gebieten  der  Liiftschiff- 
fahrt.  1911.  Herausgegeben  von  Ansbert  Vorreiter, 
Ingenieur  in  Berlin.    Mit  641  Abbildungen,  davon  54  auf 
18  Tafeln,   16  Tabellen   und  einer  farbigen  Standertafel., 
München,  J.  F.  Lehmanns  Verlag.    Preis  geb.  10  M. 
Angesichts  der  sich  förmlich  überstürzenden  Fortschritte  der 
Luftschiffahrt  auf  allen  ihren  Gebieten  kommt  dies  Jahrbuch  er- 
wünscht, um  sichere  Rückblicke  auf  die  Vergangenheit  und  zu- 
verlässige Ueberblicke  über  die  Gegenwart  zu  bieten.  Wir  können 
hier  nur  die  Ueberschriften  der  Hauptabschnitte  anführen:  1.  Die 
Luftflotten    der    Kulturmächte.     2.    Die    erfolgreichsten  Flug- 
maschinen  der  Gegenwart.     3.   Motoren   für   Luftschiffe  und 
Flugapparate.    4.  Gleitflieger  und  Drachen.    5.  Der  Freiballon 
und    Fesselballon.     6.    Luftschiffhallen     und  Luftschiffhäfen. 
7.  Fortschritte  in  der  Erzeugung  von  Ballongas.    8.  Waffen  zur 
Bekämpfung  von  Luftschiffen.    9.  Flugplätze  und  Flugfelder. 
10.  Fortschritte  der  wissenschaftlichen  Forschung  auf  dem  Ge- 
biet der  Luftschiffahrt  und  Flugtechnik.    11.  Die  bedeutendsten 
deutschen  Patente  auf  dem  Gebiete  der  Luftschiffahrt  (Kl.  77  h). 
12.  Der  Flugsport.    13.  Vereinswesen.    Dieses  Gerüst  hat  In- 
genieur Vorreiter,  unterstützt  von  zahlreichen  Männern  der  Tech- 
nik, des  Sports  und  der  Wissenschaft,  sorgsam  ausgebaut  und 
ein  überaus  reiches  Material  darin  untergebracht. 

Technisches  Spezial-Wörterbiich  für  Werkzeugmaschinen  und 
Maschinenwerkzeuge.  Von  Ing.  M.  Chr.  Eisner  und 
Hugo  Kriegeskotte.  Berlin,  Verlag  von  M.  Krayn. 
Preis  geb.  9  M. 

Nach  dem  Vorwort  verdankt  das  Wörterbuch  seine  Ent- 
stehung einem  Vorfall  aus  der  Praxis,  bei  welchem  einem  zur 
Montage  ins  Ausland  reisenden  Monteur  zur  Erleichterung  des 
Verkehrs  eine  in  deutscher  und  französischer  Sprache  abgefaßte 
Stückliste  der  aufzustellenden  Maschine  mitgegeben  wurde,  die 
ihm,  wie  er  schrieb,  „ganz  hervorragende  Dienste  geleistet  hat". 
Das  Buch  enthält  neben  rein  technischen  auch  eine  Anzahl 
nicht  direkt  technischer  Worte,  welche  jedoch  in  der  Praxis  fast 
täglich  vorkommen  und  nicht  immer  ohne  weiteres  in  der  rich- 
tigen Uebersetzung  zu  finden  sind. 

In  dem  ersten  Teil  des  Buches  sind  die  Ausdrücke  in 
deutscher  alphabetischer  Reihenfolge  mit  dahinter  folgender  Be- 
zeichnung in  den  einzelnen  fremden  Sprachen  angeordnet, 
während  im  zweiten  Teile  die  fremdsprachlichen  Bezeichnungen 
—  in  jeder  einzelnen  Sprache  für  sich  —  alphabetisch  geordnet 
und  die  Angaben  über  Seite  und  Reihe  des  ersten  Teiles;  wo 
der  betreffende  Ausdruck  in  den  vorgesehenen  Sprachen  zu  finden 
ist,  hinzugefügt  sind.  Auf  diese  Weise  kann  jede  Bezeichnung 
aus  einer  beliebigen  in  eine  beliebige  andere  in  dem  Wörter- 
buche vorgesehene  Sprache  übersetzt  werden ;  trotzdem  ist  das 
gesamte  Material  so  zusammengedrängt,  daß  ein  bequemes 
Taschenformat  vorgesehen  werden  konnte,  wodurch  sich  der 
Gebrauch  des  Buches  besonders  für  den  auf  der  Reise  be- 
findlichen Ingenieur,  Kaufmann  oder  Monteur  angenehmer  ge- 
staltet. 

Uebungen  im  Skizzieren  elektrischer  Schaltungen  für  Schüler 
und  zum  Selbstunterricht  für  Handwerker.    Von  Gewerbe- 
lehrer E.   Baumgartner.     Heft  2  und  4:  Einfache 
Starkstromschaltungen,  Stufe  1   und  2,  Heft  3:  Einfache 
Schwachstromschaitungen,  Stufe  2  (je  9  Uebungstafeln  und 
4  Seiten  Text).    G.  Braunsche  Hofbuchdruckerei  und  Ver- 
lag, Karlsruhe.    Preis  jedes  Heftes  90  Pfg. 
Dem  vor  kurzer  Zeit  erschienenen  Heft  1  der  „Uebungen" 
folgen  die  weiteren  Hefte,  die  in  praktischer  Weise  die  Ele- 
mente elektrischer  Schaltungen  vermitteln  wollen.    Die  Skizzen 
geben  eine  wertvolle  Sammlung  einfacher  Aufgaben.  Hervor- 
zuheben sind  die  „Uebungen  im  Bewickeln  von  Elektromagneten" 
und  die  Aufgaben,  welche  die  Ausführung  von  Schaltungen 
im  Anschluß  an  vorhandene  Anlagen  verlangen.    Die  drei  Hefte 
bilden  mit  dem  vom  Oroßh.  Badischen  Landesgewerbeamt  be- 
hördlich empfohlenen  ersten  Heft  ein  Werkchen,  das  sich  für 
dem  beabsichtigten  Zweck  recht  gut  eignen  dürfte. 

Anleitung  zur  Gründung  einer  Gesellschaft  mit  beschränkter 
Haftung,  sowie  Handel  und  Verkehr  in  Geschäftsanteilen 
von  G.  m.  b.  H.    Von  Karl  Faul.  Dresden,  Otto  Herm. 
Hörisch.    Geb.  5  M. 
Bei  der  großen  Bedeutung,  die  die  Rechtsform  der  Gesell- 
schaft mit  beschränkter  Haftung  in  unserm  Wirtschaftsleben  be- 
sitzt, ist  es  auch  für  den  Techniker  nicht  ohne  Interesse,  sich  mit 
ihrem  Wesen  und  ihren  Rechtsverhältnissen  vertraut  zu  machen. 


In  dem  vorliegenden  Buche  wird  in  knapper,  aber  doch 
erschöpfender  Form  nicht  nur  der  gesamte  Gründungshergang, 
sondern  auch  die  Geschäftsführung  besprochen.  Auch  der  Ge- 
sellschafter der  G.  m.  b.  H.  wird  über  seine  Rechte  und  Pflichten 
orientiert  Bücherrevisor  Schulzer  Leipzig. 

Der  Talsperrenbau  nebst  Beschreibung  ausgeführter  Talsperren. 
Von  P.  Ziegler,  Königl.  Baurat,  Clausthal.  Verlag- 
Wilhelm  Ernst  öc  Sohn,  Berlin.    Preis  geb.  21,50  M. 

Das  in  zweiter  Auflage  soeben  erschienene  Werk  über 
Talsperrenbau,  welches  den  an  der  Kgl.  Bergakademie  zu  Claus- 
thal wirkenden  Dozenten,  Baurat  Ziegler,  zum  Verfasser  hat,  weist 
in  seiner  jetzigen  Ausgestaltung  eine  vollständige  Neubearbeitung 
auf.  Es  ist  nur  zu  begrüßen,  daß  sich  der  Verfasser  zu  einer 
völligen  Neubearbeitung  entschlossen  hat.  Gerade  die  in  einer 
Talsperre  aufgespeicherte  Energie  des  Wassers  erfordert  die 
größte  Sorgfalt  in  ihrer  Herstellung.  Während  bei  dem  Ein- 
sturz eines  anderen  Bauwerks  nur  ein  räumlich  beschränkter 
Schaden  entsteht,  wird  dagegen  das  Bild  sofort  ein  ganz  anderes, 
wenn  die  Mauern  einer  Wasseraufspeicherungsanlage  nachgeben. 
Die  Verwüstungen  der  entfesselten  Naturelemente  erreichen  hier 
eine  ganz  andere  räumliche  Ausdehnung.  Es  sei  nur  an  den  im 
Jahre  1889  erfolgten  Dammbruch  oberhalb  Johnstown  erinnert, 
bei  dem  gegen  4000  Personen  ihr  Leben  verloren  haben,  ganz 
abgesehen  von  dem  enormen  materiellen  Schaden.  Und  der 
erst  jetzt  erfolgte  Dammbruch  bei  Huelva  in  Spanien,  wo  eben- 
falls ein  beträchtlicher  Verlust  an  Menschenleben  und  Gütern  zu 
beklagen  ist,  zeigt  uns  wieder  die  tieftraurigen  Folgen  eines 
solchen  Einsturzes.  Es  wäre  daher  verwerflich,  wollte  (sich 
der  Ingenieur  bei  dem  Entwurf  und  der  Bauausführung  von 
Talsperren  nicht  über  den  neuesten  Stand  der  Wissenschaft  in 
der  bestehenden  Literatur  orientieren.  Das  setzt  allerdings  vor- 
aus, daß  diese  den  neuesten  Forschungen  der  Wissenschaft 
und  den  in  der  Praxis-  gesammelten  Erfahrungen  entspricht. 
Betrachten  wir  nun  daraufhin  die  vorliegende  Neubearbeitung, 
so  ist  zu  erwähnen,  daß  sie  den  vorhin  gestellten  Bedingungen 
entspricht.  Die  einzelnen  Kapitel  behandeln  die  Vorarbeiten, 
die  Bauart  des  Abschlußwerkes,  die  Entnahmevorrichtungen  und 
Hochwasserüberfälle,  und  die  Berechnung  der  Staumauern. 
Großen  Anklang  dürften  bei  dem  im  praktischen  Leben  stehenden 
Konstrukteur  die  Abschnitte:  Beschreibung  einiger  bemerkens- 
werter Talsperrenanlagen  (Furens,  Alfeldsperre,  die  Sammel- 
becken der  Newyorker  Trinkwasserversorgung  usw.)  und  die 
Zerstörung  der  Talsperren  und  ihre  Ursachen  finden.  Auch 
hier  wird  eine  größere  Anzahl  von  zerstörten  Dämmen  be- 
handelt. Im  Schlußabschnitt  werden  die  gesetzlichen  Bestim- 
mungen und  Verfügungen,  das  Wasserrecht  des  Deutschen 
Reiches  betreffend,  angeführt. 

Alles  in  allem  betrachtet,  ein  Werk,  welches  man  jedem 
Wasserbauer  nur  bestens  zum  Studium  empfehlen  kann.  n. 

Die  Umschau,  Wochenschrift  für  die  Fortschritte  in  Wissen- 
schaft und  Technik  (Verlag  von  H.  Beclihold,  Frankfurt 
am  Main.    Preis  vierteljährlich  4,60  M). 
Zu  den  Zeitschriften,  welche  sich  das  Ziel  gesetzt  haben, 
ihre  Leser  in  den  Fortschritten  auf  allen  Wissensgebieten  auf 
dem   laufenden   zu   halten,   zählt  die   in   Frankfurt  a.   M.  er- 
scheinende „Umschau".   Jede  Nummer  bringt  eine  überraschende 
Fülle  zumeist  reich  illustrierter  Artikel;    die   Flugtechnik,  die 
Biologie,  die  gewaltigen  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Elek- 
trizität, des  Bahn-  und  Schiffbaues,  der  medizinischen  Wissen- 
schaften,   Chemie,    Völkerkunde,    Kriegswesen,   Pflanzen-  und 
Tierleben,  die  Ergebnisse  der  sozialen  Fürsorge,  Meteorologie 

—  mit  einem  Wort,  jeder  Luftzug,  der  die  Gegenwart  bewegt, 
wird  von  der  Umschau  registriert.  —  So  ist  die  „Umschau"  eine 
nie  versiegende  Quelle  geistiger  Anregung  und  Fortbildung 
und  ihre  unbestrittene  Eigenart  liegt  darin,  daß  sie  nur  das 
Wichtigste  und  Bedeutungsvolle  in  allgemeinverständlicher,  inter- 
essanter Form  bringt  und  damit  dem  Leser  die  Mühe  abnimmt 
Ueberflüssiges  und  Wertloses  zu  studieren. 

Die  ersten  Nummern  des  neuen  Jahrganges  bringen  folgende 
Artikel:  „Die  Wirkung  der  Radiumstrahlung  auf  die  Entwick- 
lung tierischer  Eier"  von  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Oscar  Hertwig. 

—  „Schußwirkungen"  von  Dr.  O.  Leers.  —  „Das  Orientierungs- 
vermögen des  Pferdes"  von  Dr.  Stefan  v.  Maday.  —  „Das 
Wiener  Radium-Institut"  von  Prof.  Dr.  St.  Meyer.  —  „Das 
Unterrichtswesen  in  den  Deutschen  Schutzgebieten"  von  Geh. 
Rat  Prof.  Dr.  C.  Mirbt.  —  „Die  Verwitterung  des  Glases" 
von  Geb.  Rat  Prof.  Dr.  Mylius.  —  „Eine  grundsätzliche  Re- 
organisation des  Universitätswesen"  von  Geh.  Rat  Prot.  Dr. 
Wilh.  Ostwald.  —  „Irrtümer  in  der  Volkswirtschaft"  von  Heinz 
Potthoff,  Mitgl.  d.  Reichstags.  —  „Die  Bedeutung  der  Tropen- 
hygiene für  unsere  Kolonien"  von  Prof.  Dr.  Claus  Schilling. 

—  „Schutz  der  Ballonfahrer  gegen  Blitzgefahr"  von  Prof.  Dr. 
O.  Wiener.  —  »Von  Amba  bis  Massi."    Das  erste  Sprachjahr 


334 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  21 


eines  Sprachlosen  von  A.  Ettmayr.  —  „Markenschutz  und  Schutz- 
marken" von  J.  Hermann.  —  „Schlechte  Haltung  und  schlechter 
Gang  der  Kinder  im  Lichte  der  Abstammungslehre"  von  Dr. 
Karl  Hasebroek.  —  „Luftschiffahrt  und  drahtlose  Telegraphie" 
von  Dr.  P.  Ludewig.  —  „Baumwollbau  in  deutschen  Kolonien" 
von  Moritz  Schanz. 


Vt  ::  ::  H  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  smd,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
.Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  hischeinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Zur  Frage  112.  Gründung  auf  Moorboden.  \.  Die  Platte 
direkt  auf  den  losen  Moorboden  zu  setzen,  ist  nicht  zu  empfehlen. 
Besser  ist  zunächst  eine  ca.  1,00  m  hohe  Sandschüttung  auf- 
zubringen, welche  gehörig  einzuschlemmen  ist.  Ob  die  ge- 
wählten Abmessungen  genügen,  läßt  sich  nur  nach  Einsicht- 
nahme der  Pläne  feststellen.  Es  ist  Vorsicht  geboten,  wenn 
der  Unternehmer  eine  Garantie  übernehmen  soll.  Zunächst  ist 
durch  eine  geeignete  Grundrißlösung  dafür  zu  sorgen,  daß  eine 
möglichst  gleichmäßige  Druckübertragung  stattfindet.  Zwischen 


den  einzelnen  Mauern  ist  dann  die  Platte  am  besten  kreuzweise 
zu  armieren.  Um  ein  Brechen  der  Platte  zu  verhüten,  sind 
die  Eisenstäbe  entsprechend'  den  Momenten  anzuordnen,  teils 
;am  oberen,  teils  am  unteren  Plattenrande.  Derartig  armierte 
Platten  haben  sich  gut  bewährt.  Kohl,  M.-Nr.  41  275. 

IL  Bei  einer  Eisenbetonplatte  ist  zu  befürchten,  daß  sich 
das  Gebäude  ungleichmäßig  setzt  und  dadurch  schief  zu  stehen 
kommt.  In  Kiel  ist  dieser  Fall  bei  mehreren  Gebäuden  ein- 
getreten. Man  ist  hier  zur  Pfahlrostgründung  übergegangen. 
Wenn  auch  diese  Gründungsart  etwas  teurer  ist,  so  ist  sie  doch 
entschieden  vorzuziehen.      Joh.  Löhrnsen,  M.-Nr.  20  438. 

III.  Es  kann  nicht  ernstlich  genug  gewarnt  werden,  Ge- 
bäude auf  so  tiefen  Moorgrund,  wie  es  hier  der  Fall  zu  sein 
scheint,  auf  einer  Betonplatte,  einerlei  wie  stark  diese  armiert 
ist,  2u  fundieren.  Die  allein  sichere  Fundierung  ist  ein  Pfahlrost. 
Ob  Holz-  oder  Betonpfähle  zweckmäßiger  sind,  ist  eine  Frage 
der  Kalkulation  und  hängt  im  wesentlichen  von  dem  Grund- 
wasserstande ab.        Buchholz,  Hamburg,  M.-Nr.  21  224. 

IV.  Der  Untergrund  im  Stettiner  Freihafen  besteht  aus 
einer  8,0  m  starken  Torfschicht.  Die  Straßen  und  Plätze  —  auch 
die  wenig  benutzten  —  senken  sich  dauernd  und  müssen  alle 
drei  bis  fünf  Jahre  aufgeschüttet  werden.  Derselbe  Vorgang 
ist  auch  in  Ihrem  Falle  zu  erwarten.  Die  Betonplatte  wird 
nicht  genügend  Halt  bieten.  Es  empfiehlt  sich  eine  Pfahl- 
gründung vorzunehmen.  Die  Kosten  werden  nicht  viel  teurer 
sein  als  die  einer  schweren  Betonplatte.  Zu  untersuchen  ist 
des  weiteren,  ob  Moorsäure  vorhanden  ist  (siehe  den  Artikel  in 
Heft  32/1906  unserer  Zeitschrift). 

Poggensee,  M.-Nr.  IQ  881. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Wanderversammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen 

Die  Ostdeutsche  Ausstellung  für  Industrie,  Gewerbe  und 
Landwirtschaft  ist  am  11.  Mai  eröffnet  worden  und  jeder  Be- 
sucher, der  auch  nur  einen  flüchtigen  Blick  hineinwirft,  muß 
zugeben,  daß  in  den  Ankündigungen  der  Ausstellungsleitung  nicht 
zuviel  versprochen  worden  ist.  Bleibt  doch  das  Ausstellungs- 
gebiet an  Größe  nur  um  ein  Geringes  hinter  der  Düsseldorfer 
und  Nürnberger  Ausstellung,  den  größten  des  letzten  Jahr- 
zehntes, zurück. 

Der  Ausstellungsleitung  ist  es  gelungen,  fast  alle  Organi- 
sationen und  öffentlichen  Körperschaften  für  das  große  Werk 
zu  interessieren.  Kongreß  um  Kongreß  wird  während  der  Aus- 
stellung in  Posen  tagen. 

Daß  der  Deutsche  Techniker-Verband,  dessen  Mitglieder 
an  der  Entwickelung  von  Handel  und  Gewerbe  ganz  besonders 
interessiert  sind,  hierbei  nicht  fehlen  darf,  ist  selbstverständlich. 

Die  Bezirksverwaltung  Posen  wetteifert  deshalb  schon  seit 
Wochen  mit  dem  Posener  Zweigverein,  um  den  zahlreichen 
auswärtigen  Kollegen  den  Aufenthalt  in  Posen  zu  einem  un- 
vergeßlichen zu  machen.  Der  Festausschuß  bemüht  sich,  recht 
viele  Vergünstigungen  für  die  Teilnehmer  zu  erwirken.  Wie  be- 
reits bekannt  gegeben,  ist  der  Eintrittspreis  für  die  Ausstellung  für 
unsere  Mitglieder  und  Gäste  für  die  Tage  vom  17.  bis  21.  Juni 
von  1  Mark  auf  50  Pf.  pro  Tag  ermäßigt.  Mit  den  Eisen- 
bahndirektionen sind  Verhandlungen  über  Fahrpreisermäßigung 
eingeleitet.  Entscheidungen  sind  noch  nicht  getroffen,  doch 
bitten  wir  die  Zweigvereine  des  D.  T.-V.  schon  heute,  sich 
wegen  Zulassung  von  Gesellschaftsfahrten  evtl.  gemeinsam 
mit  den  Nachbarvereinen  mit  der  zuständigen  Eisenbahndirektion 
in  Verbindung  zu  setzen.  Da  die  Ermäßigung  des  Eintritts- 
geldes nur  eintritt,  wenn  die  Karten  schon  längere  Zeit  vorher 
abgenommen  werden,  so  wollen  wir  den  Vereinen  schon  jetzt 
Karten  zum  Weiterverkauf  an  ihre  Mitglieder  zustellen  und 
bitten  um  umgehende  Bestellung.  Nicht  abgesetzte  Karten 
nehmen  wir  bis  zum  12.  Juni  zurück.  Einzelmitglieder,  die 
die  Karten  vorher  bestellt  haben,  wollen  diese  am  Sonnabend 
oder  Sonntag  im  Festbureau  Kaiserkeller,  Am  Berl.  Tor  20/21  II, 
entgegennehmen.  Alle  Verbandskollegen  mit  ihren  Gästen  laden 
wir  heute  noch  einmal  zur  Teilnahme  an  unserer  Wanderver- 
sammlung ein.  Eine  so  günstige  Gelegenheit,  eine  Ausstellung, 
wie  es  die  Ostdeutsche  ist,  zu  besuchen  und  gleichzeitig  durch 
Teilnahme  an  dem  im  großen  Saale  der  Akademie  stattfindenden 
Festakt  einer  Ehrenpflicht  der  Berufsorganisation  gegenüber  zu 
genügen,  gibt  es  sobald  nicht  wieder.  Darum  muß  die  Losung 
in  allen  ostdeutschen  Zweigvereinen  unseres  Verbandes  heißen: 


„Auf  nach  Posen  zur  Wander  Versammlung  des 
D.T.-V.  anläßlich  der  OstdeutschenAusstellun  g". 

Aufrufe  und  Broschüren  sind  von  Herrn  Kühne,  Posen  O.  5, 
Bitterstr.  26  II,  zu  beziehen,  der  auch  zu  jeder  weiteren  Aus- 
kunft bereit  ist. 


XXXV.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims 

vom  22.  April  bis  10.  Mai  1911. 
978  Behrens,  Ingenieur,  Hildesheim.  979/80  Arthur  Franke, 
Betriebsführer,  und  Frau,  Neu-Welzow.  981  Marie  Lohmann, 
Cottbus.  982  Carl  Haendel,  Ingenieur,  Frankfurt  a.  M.  983/84 
Rob.  Walther,  Ingenieur,  und  Frau,  Stuttgart.  985  Theodor 
Vespermann,  Hannover.  986  Hch.  Schade,  Techniker,  Halle  a.  S. 
987  Otto  Müller,  Techniker,  Halle  a.  S.  938  Paul  Leuchte, 
Techniker,  Halle  a.  S.  939  Carl  Müller,  Techniker,  Halle  a.  S. 
990  Fried.  Brennecke,  Techniker,  Halle  a.  S.  991  Walther  Höhne, 
Techniker,  Halle  a.  S.  992  Franz  Schmidt,  Bauaufs.,  Halle  a.  S. 
993  J.Wienke,  Ingenieur,  Halle  a.  S.  994  M.  Deeg,  Bauführer, 
Halle  a.  S.   

Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 
Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
94.  Quittung. 

Sammlung  der  Vereinigung  Posener  Techniker  zur  Errich- 
tung eines  Posener  Zimmers  des  D.T.-V.  460  M  und  zwar: 
Bezirksverwaltung  Posen  —  Einzelmitglieder  59,75  M;  Samm- 
lung auf  dem  Bezirkstage  in  Schneidemühl  13,80  A\;  Tech- 
nischer Verein  Hohensalza  20  M;  Technischer  Verein  Schneide- 
mühl 41  M;  Technischer  Verein  Bromberg  60  M;  Vereinigung 
Posener  Techniker  und  zwar  von  den  Herren:  Räder  und  Meister 
3  ^^,  Weiß  1  M,  Michel  5  M,  Kopitzki  5  M,  Burgert  10  M, 
Hosche  10  M,  Braun  10  M,  Zander  S  M,  Fritz  2  M,  Fcchner 

2  M,   ZoUfeldt  2  M,    Wegner   2  M,    Kreß    20,60  M,  Hilscher 

3  M,  Gerhardt  0,50  M,  Reich  3  M,  Müller  2  M,  Fiebig  1  M, 
Viestedt  2  h\,  Todenhöfer  1  A\,  Drechsler  1  M,  Hartkopf  1  M, 
Luxemberg  1  M,  König  1  M,  Walther  1  M,  Wiegmann  3  M. 
G.  Nitsche,  Hersfeld,  Mitgl.-Nr.  17  338  2  M.  Maschincn-Tcchn.r 
Verein  Halle  a.  S.  10  M.  Zinsen  von  der  Deutschen  Bank 
18,50  M.  Arch.  A.  Günther,  Geisa  a.  Rhön  3  M.  Emil  Steiger, 
Schalksmühle  i.  V.  1  M.  Techn. -Verein  Kaiserslautern  10  M. 
Techn. -Vereinigung  Frankenthal  und  Umg.  10  M.  Vereinig,  der 
Techn.  der  mil.-techn.  Institute  zu  Spandau  25  J\\.  Harzer  Tech- 
niker-Verein Wernigerode  19,62  A\.  Ueberschuß  aus  dem  Ver- 
kauf von  Ansichtspostkarten  im  Erholungsheim  34,15  M.  Techn. - 
Verein  Gütersloh  i.  W.  12  M.    Techn. -Verein  Kreuzburg  (Ober- 


Heft  21 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


335 


Schlesien)  15  M.  Eisenbahn-Techn.-Verein  Dresden  25,05  M. 
Techn. -Verein  Dirschau  5  M.  Schmidt  &  Biernacki,  Berhn-Ham- 
burg  5  M.  Techn. -Verein  Mülheim  a.  Rhein  9  M.  Siegfried 
Fiebig,  Berlin,  Mitgl.-Nr.  57  073  2  M.  J.  Mahler,  Mitgl.-Nr.  27  745 
2  M.  Zinsen  von  der  Schwarzburgischen  Landesbank  15,10  M. 
Techn. -Verein  Homburg  v.  d.  H.  12,08  M.  Badischer  Techniker- 
Verband  16,42  M.  G.  Weißer,  Keetmannshoop,  Mitgl.-Nr.  57  78ö 
3,25  M.  K.  Rentsch,  Spandau  5,25  M.  Maurermeister  R.  Wnrbs, 
Cassel  10  M.  A.  Duwe,  Mitgl.-Nr.  47  520  10  M.  K.  K.  2.  Rate 
für  das  Jubilarenzimmer  5  M.  K.  Graf,  Jeuschoufa,  Mitgl.-Nr. 
50  625  2  M.  Sammlung  bei  der  Gründung  des  Techn. -Vereins 
Ilmenau  i.  Thür.  6  M.  Sammlung  anläßlich  des  Bezirkstages 
in  Ratibor  21,70  M, 


Abteilung:   U  n  t  c  r  s  t  ü  t  z  ii  n  g  s  Ic  a  s  s  c- 
d  c  s  Erholungsheimes. 
23.  Quittung. 

Zinsen  von  der  Schwarzburgischen  Landesbank  16,50  M. 
Bezirksverwaltung  Sachsen-Anhalt  100  M.  J.  Kolbe,  Mailand 
70  Pf.  Geschenk  der  Firma:  Lichtpaus-Anstalt  Troske,  Hannover 
10  M.  Rechtsanwalt  Grünspach,  die  ihm  infolge  des  Vergleiches 
eines  Prozesses  zur  Verwendung  für  wohltätige  Zwecke  zur 
Verfügung  gestellten  400  M. 

Gesamtbetrag  der  1.  bis  22.  Quittung  1995,11  M. 

Gesamtbetrag  der  23.  Quittung    ,  527,20  M. 

"~2522,3nVi; 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerl<sam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureaii 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkelten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksverwal  tunken 

Hamburg-Altona.  Br.-A. :  E.  Natho,  Leibnitzstraße  61.  Den 
werten  Mitgliedern  hierdurch  nochmals  zur  Kenntnis,  daß  die 
Steilenvermittlung  vom  Vorsitzenden,  Herrn  Natho,  übernommen 
ist.  Angaben  über  offene  Stellungen  wären  jeder  Zeit  erwünscht, 
zurzeit  umsomehr,  weil  für  die  erhebliche  Anzahl  von  stellungs- 
losen Mitgliedern  keine  Vakanzen  vorhegen.  —  Anträge  für  den 
nächsten  Bezirkstag  sind  baldigst  einzureichen. 

Nordwestdeutsche  Bezirksverwaltung.  Tagesordnung  für  den 
am  27.  und  28.  Mai  1911  in  Nordenham,  Hotel  „Friesischer 
Hof",  abzuhaltenden  Bezirkstag:  Sonnabend,  27.  Mai,  nachm. 
5  Uhr,  Gesamtvorstandssitzung.  Sonntag,  28.  Mai,  vorm.  9  Uhr, 
Eröffnung  des  Bezirkstages.  1.  Wahl  des  Vertreters  der  Einzel- 
mitglieder im  erweiterten  Bezirksvorstand  (§  5  des  neuen 
Satzungsentwurfs).  2.  Geschäftsbericht.  3.  Kassenbericht  und 
Bericht  der  Kassenprüfer.  4.  Kostenvoranschlag  für  1911.  5.  Be- 
ratung der  eingegangenen  Anträge.  6.  Beschlußfassung  über 
die  im  Entwurf  vorliegenden  neuen  Bezirkssatzungen.  7.  Wahl 
des  Ortes  für  den  nächsten  Bezirkstag.    8.  Verschiedenes.  9.  Um 

1  Uhr  nachmittags  Vortrag  durch  Herrn  Ing.  Lenz.    10.  Um 

2  Uhr  nachmittags  gemeinschaftliches  Mittagessen  im  Hotel 
„Friesischer  Hof".  11.  Von  31/2  bis  51/2  Uhr  Besichtigung  der 
„Norddeutschen  Seekabelwerke",  Akt.-Ges.  Nachdem,  bis  zur 
Abfahrt  der  Züge  und  Dampfboote,  zwangloses  Zusammensein. 

Oberschlesien.  Am  Sonntag,  7.  Mai,  fand  in  Ratibor  unser 
diesjähriger  Frühjahrsbezirkstag  statt.  Von  den  14  Bezirks- 
vereinen waren  neun  vertreten.  Die  Einzelmitglieder  waren  durch 
drei  Delegierte  vertreten.  In  den  Etat  für  1911  ist  in  Ein- 
nahme die  Summe  von  1325  M,  in  Ausgabe  1285  M  eingestellt. 
Es  wurde  beschlossen,  zu  der  Wanderversammlung  in  Posen 
drei  Delegierte  zu  entsenden  und  hierfür  die  Kollegen  P.  Neuhoff, 
Königshütte,  K.  Sternberg,  Beuthen  und  M.  Studenroth,  Oppeln 
gewählt.  Der  geschäftsführende  Ausschuß  wurde  beauftragt, 
zwecks  Anbahnung  einer  Interessengemeinschaft  mit  den  in 
Oberschlesien  vertretenen  Angestelltenverbänden  die  erforder- 
lichen Schritte  umgehend  einzuleiten.  Als  Ort  für  eine  im 
September  stattfindende  Wanderversammlung  wurde  Gleiwitz  und 
für  den  im  Oktober  stattfindenden  Bezirkstag  Beuthen  bestimmt. 

Bezirksverwaltung  Pommern.  Vors.  u.  Br.-A. :  Paul  Beyer, 
Stettin,  Oberwiek  70.  Am  Himmelfahrtstage,  Donnerstag  den 
25.  d.  Mts.,  findet  eine  Besichtigung  des  Großschiffahrtsweges 
Berlin-Stettin  statt.  Voraussichthche  Abfahrt  morgens  6  Uhr 
mittelst  Extradampfers  vom  Bollwerk  am  Personenbahnhof.  Rück- 
kunft voraussichtlich  11  Uhr  abends.  Teilnehmer  wollen  ihre 
Zusage  an  die  Adresse  des  Kollegen  Beyer,  Oberwiek  70,  senden, 
woselbst  auch  genauere  Auskünfte  erteilt  werden.  Die  genaue 
Abfahrtszeit  wird  im  hiesigen  General-Anzeiger  unter  Vereins- 
nachrichten am  Dienstag  den  23.  d.  Mts.  bekannt  gegeben.  Um 
rege  Beteiligung  wird  gebeten. 

Posen.  Der  diesjährige  Bezirkstag  findet  am  Sonnabend, 
17.,  und  Sonntag,  18.  Juni  d.  J.,  in  Posen  statt.  Vorläufige 
Tagesordnung:  Sonnabend',  17.  Juni:  Sitzung  des  Bezirks- 
vorstandes, Zeit  und  Lokal  werden  noch  mitgeteilt.  Abends 
9  Uhr  Begrüßungsabend  mit  Damen.  Sonntag,  18.  Juni:  Vorm. 
9  Uhr  evtl'.  Fortsetzung  der  Sitzung  des  Bezirksvorstandes. 
11  Uhr  Festakt  im  großen  Saale  der  Akademie.  IV2  Uhr  gemein- 
schaftliches Mittagessen  im  Hauptrestaurant  der"  Ausstellung. 
Näheres  in  Heft  17  bis  19  der  Deutsch.  Techn. -Zeitung  unter 
Verbandsnachrichten.    Um  zahlreiches  Erscheinen  der  Vertreter 


unserer  Bezirksvereine  und  Einzelmitglieder  wird  gebeten.  Alle 
anderen  Kollegen  sind  herzlichst  eingeladen  und  willkommen. 
Anträge  bitten  wir,  wie  unseren  Vereinen  bereits  durch  Rund- 
schreiben mitgeteilt,  bis  zum  24.  Mai  an  die  Adresse  des  Vor- 
sitzenden, Herrn  Heinrich,  Posen,  Hohenzollernstraße  19,  ein- 
zureichen. Die  Bekanntmachung  der  Anträge  wird  durch  be- 
sonderes Rundschreiben  erfolgen.  Da  der  Bezirkstag  in  Ver- 
bindung mit  der  Wanderversammlung  aus  Anlaß  der 
Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen  stattfindet,  bitten  wir  noch- 
mals alle  Kollegen,  denen  es  irgend  möglich  ist,  an  den  Ver- 
anstaltungen teilzunehmen  und  gleichzeitig  den  Besuch  der  Ost- 
deutschen Ausstellung  damit  zu  verbinden. 

Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  F.  Schneider, 
Charlottenburg,  Brauhofstraße  4.  Die  Besichtigung  der  Garten- 
stadt Frohnau  (Nordbahn)  findet  am  Sonntag,  21.  Mai,  statt. 
Abfahrt  vom  Stettiner  Bahnhof  9.45  Uhr  vormittags.  Verbands- 
kollegen und  Freunde  unseres  Vereins,  welche  die  Absicht  haben, 
an  der  Besichtigung  teilzunehmen,  werden  gebeten  dieses  dem 
Vorstande  mitzuteilen. 

Darmstadt.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  G.  Delp, 
Neue  Niederstraße.  Hauptversammlung  am  24.  Mai  1911,  abends 
8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Perkeo",  Alexanderstraße.  Tages- 
ordnung: 1.  Geschäftliche  Mitteilungen.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  3.  Bericht  über  die  Gesamtvorstandssitzung  der 
Mittelrh.  Bez.-Verwaltung  am  21.  Mai  1911  zu  Frankfurt  a.  M. 
4.  Verschiedenes.  Im  Anschluß  hieran  findet  ein  Vortrag  unseres 
Kollegen  Herrn  J.  Hammann  über :  Heimatliche  Bau- 
weise —  Das  Einfamilienhaus  statt.  Um  vollzähliges 
Erscheinen  der  Mitglieder  sowie  der  Hospitanten  wird  dringend 
gebeten. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung 
Sonnabend,  20.  Mai,  8V2  Uhr  abends,  im  Vereinslokale  Restau- 
rant Ihlenfeld,  Rothgerberstr.  8.  Tagesordnung:  1.  Verlesen 
des  letzten  Sitzungsberichtes.  2.  Einladung  zur  Wanderversamm- 
lung in  Posen.  3.  Verlegung  des  Bezirkstages  Swinemünde. 
4.  Ausflug  nach  Swinemünde.  5.  Beratung  der  neuen  Satzungen. 
6.  Beitragszahlung.  7.  Mitteilungen  und  Anträge.  Wir  bitten 
um  pünktliches  Erscheinen  sämtlicher  Mitglieder.  Die  bisherigen 
Satzungen  sind  mitzubringen. 

Magdeburg.  FreieTechniker-Vereinigung.  Vors. 
u.  Br.-A.:  F.  Fessel,  Magdeburg-W.,  Spielhagen-Str.  7.  Ver- 
sammlung während  des  Sommerhalbjahres  jeden  ersten  Sonn- 
abend im  Monat  im  Blauen  Elefanten,  Kaiserstraße  22.  Gäste 
stets  willkommen.  Die  Mitgheder  erhalten  zu  jeder  Versammlung 
besondere  Einladung. 

Stargard  i.  P.  Techniker-Verein.  Vors.  Krumbügel. 
V.  u.  O. :  Jeden  1.  Mittwoch  im  Monat  in  Stargard.  Br.-A.: 
Krumbügel,  Stargard  i.  P.  Am  Himmelfahrtstage,  25.  d.  Mts., 
Sommerausflug  mit  Damen  nach  Pausin  (Besichtigung  des  be- 
rühmten Schlosses  mit  vielen  Kunstschätzen)  und  Hammermühle. 
Abfahrt  12.02  Uhr  vom  Hauptbahnhof.  Einzuführende  Gäste 
sind  bis  spätestens  den  21.  d.  Mts.  beim  Vorsitzenden  anzumelden. 

Staatstechniker. 
Landesverein  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. (Vors.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II.) 
Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  Mitt- 
woch, 24.  Mai,  abends  8  Uhr:  Vorfeier  des  Geburtstages  Sr. 
Majestät  unseres  Königs  im  Meißner  Hof  am  Plauenschen  Platze. 
Herr  Kollege  Bm.  I.  Kanter  wu'd  die  Festrede  halten.  Voll- 
zähliges Erscheinen  erwünscht.  —  Unser  Schatzmeister  sieht 
dem  umgehenden  Eingange  der  Vereinsbeiträge  für  das  zweite 
Vierteljahr  entgegen. 


336 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  21 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1442  n.  Bubiitz  i.  Pomm.  sof.  Techn.,  fit.  Zeichn.,  tücht. 
Statik.,  etwa  24  J.  alt,  80—90  M.  bei  freier  Station.  Ang.  unt. 
1442  a.  d.  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnim- 
straße 16E. 

1443  n.  Falkenberg  (Oberschles.)  jüng.  Bautechn.,  saub. 
Zeichn.,  d.  einfach.  Baut,  veranschl.  kann,  mögl.  Schlesier.  Ang. 
unt.  1443  a.  d.  Hauptsteile  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1444  f.  Kgl.  Bauamt  f.  d.  Oderregulierung  ält.  Tief  bautechn., 
Absolv.  e.  Baugewerksch.  Stllgsdauer  2  bis  3  J.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1444  a.  d.  Hauptsteile  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1445  f.  Kgl.  Beh.  i.  Halle  a.  S.  sof.  Bautechn.,  i.  Entwerf, 
u.  Veranschl.  v.  staatl.  Neubaut.  erf.  a.  2 — 3  Mon.    Ang.  unt. 

1445  a.  d.  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  d.  Hn,  L.  Hauschild, 
Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

1446  f.  Baugesch.  i.  Wreschen  sof.  jung.  Bautechn.,  Absolv. 
e.  Bauschule.    120  M.    Stlig.  dauernd.    Radfahrer.    Ang.  unt. 

1446  a.  d.  Zweigstelle  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechniker  König, 
Hohenlohestr.  3. 

1447  f.  Baubureau  i.  Neuhausen  i.  Sachs,  sof.  jüng.  Bau- 
techn., fl.  Zeichn.,  i.  Veranschl.  u.  i.  Statik  erf.,  a.  einig.  Mon. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1447  a.  d.  Zweigstelle  Dresden,  z.  H. 
d.  Hn.  A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Gr.  Kirchgasse  2  11. 

1448  n.  Radebeui  i.  Sa.  sof.  sehr  gewandt.  Architekt  od. 
Hochbautechn.,  22  bis  28  J.  alt,  ledig,  fl.  Zeichn.  i.  Architektur. 
160—200  M.  Stelig.  dauernd.  Ang.  unt.  1448  a.  d.  Zweigstelle 
Dresden  wie  unt.  1447. 

1449  f.  Kgl.  Beh.  i.  Lüneburg  sof.  erst.  Hochbautechn.,  m. 
d.  Vorschrift,  d.  Staatshochbauverwaltg.  vertr.  Bis  180  M.  Stellgs- 
dauer  etwa  12  Mon.  Ang.  unt.  1449  a.  d.  Zweigstelle  Hamburg, 
z.  H.  d.  Hn.  E.  Natho,  Hamburg  23,  Leibnitzstr.  6. 

1450  n.  Naugard  i.  Pomm.  sof.  tücht.  zuverlässig.  Hoch- 
bautechn. f.  Baugesch.  130—150  M.  Ang.  unt.  1450  a.  d. 
Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1471  f.  e.  Berlin.  Kunststeinwerk  sof.  jung.  Bautechn.,  gel. 
Maur.,  nur  m.  Branchenkenntn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1471 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1473  f.  Kgl.  Kanalbauamt  i.  Oranienburg  sof.  jung.  Techn., 
m.  gut.  Hand-  u.  Rundschrift.  140  M.  Ang.  unt.  1473  a.  d. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1475  V.  Berlin.  Firma  sof.  Steinmetztechn.,  d.  mögl.  selb- 
ständig arbeiten  kann.  Adresse  d.  Firma  zu  erfrag,  bei  Herrn 
J.  Marsälek,  Johannisthal  b.  Berlin,  Parkstr.  20. 

1476  f.  Kgl.  Beh.  i.  Frankfurt  a.  O.  sof.  Hochbautechn., 
m.  d.  laufend.  Dienstgeschäft,  vertr.,  auf  etwa  1  J.  evtl.  läng. 
Zureisekost.  werd.  nicht  gewährt.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1476  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1477  f.  Kgl.  Beh.  i.  Posen  sof.  drei  Techn.,  die  mögl.  b. 
Beh.  tätig  waren.  150—175  M.  Ang.  unt.  1477  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1478  n.  Brunau  i.  Altmark  sof.  jung.  Bautechn.  z.  Aus- 
hilfe. Ang.  unt.  1478  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1479  f.  Landbauamt  i.  Schweinfurt  a.  M.  sof.  tücht.  prakt. 
erf.  Bautechn.  a.  zunächst  1  J.  140  bis  160  M.  Ang.  unt.  1479 
a.  d.  Zweigstelle  Würzburg,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntaler- 
straße. 

1480  n.  Luckau  i.  Laus.  sof.  tücht.  Bautechn.  i.  Entwerfen, 
Veranschl.,  Abrechnen  u.  i.  statischen  Berechn.  erf.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  unt.  1480  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1481  f.  städt.  Hochbauamt  i.  Halle  a.  S.  sof.  Bautechn. 
fl.  Zeichn.  u.  Rechn.  m.  gt.  Handschrift.  150  bis  200  M.  Ang. 
unt.  1481  a.  d.  Zweigstelle  Halle  a.  S.,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Hauschild, 
Alte  Promenade  25  (Stadttheater). 

1482  n.  Cöln  sof.  tücht.  Bautechn.  f.  Architekturbureau, 
d.  i.  Architekturzcichn.  n.  gegeb.  Skizzen,  i.  Statik  u.  Kosten- 
anschl.  erf.  ist.  180  bis  200  M.  Ang.  unt.  1482  a.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  i.  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1483  V.  e.  Banges,  f.  künstliche  Trocknereien  i.  Duderstadt 
(Hannover)  sof.  jüng.  Techn.,  ledig.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1483  a.  d.  Zweigstelle  Hannover,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Damköhler, 
Slicherstraße  S. 


1484  f.  e.  Rittergutsbesitzer  i.  Vorpommern  a.  etwa  6Woch. 

e.  Bauführer  z.  Leitg.  v.  Umbaut,  f.  landwirtschaftl.  Gebäude. 
Geh.  b.  freier  Wohnung  u.  Station  bis  200  M.  Ang.  unt.  1484 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1485  n.  Wilhelmsburg  a.  E.  sof.  tücht.  Techn.  f.  Hochbau, 
Eisenbeton  u.  Kunststeinfabr.  Dauernd.  140  bis  200  M.  Ang. 
unt.  1485  a.  d.  Zweigstelle  Hamburg,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Natho, 
Hamburg  23,  Leibnitzstr.  6. 

1486  n.  Aschersleben  sof.  Hochbautechn.  z.  Leitg.  e. 
Speichergebäudes.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1486  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin,  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1487  n.  Oranienburg  sof.  jüng.  Hochbautechn.,  ledig,  mögl. 
m.   Holzhandel  vertr.     Stilg.   vorübergehend.     Ang.   unt.  1487 

a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1488  f.  Kgl.  Beh.  i.  Cosel  (Oberschi),  sof.  Bautechn.  z. 
Unterstützung  b.  d.  Id.  Dienstgeschäft.  6  Mon.,  voraussichtl. 
läng.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1488  a.  d.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgnfenstr.  94. 

1489  n.  Riga  i.  Kurland  sof.  tücht.  Hochbautechn.,  d. 
selbst.  Bauzeichn.  anfertigt,  Massenberechn.,  Kostenanschl.  u. 
Abrechn.  aufstellt,  sowie  Bauten  leitet  u.  m.  Ausführung  v. 
Eisenbetonarbeit,  vertr.  ist.  100  bis  110  Rubel.  Dauernd.  Ang. 
unt.  1489  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1490  f.  städt.  Kanalbauamt  i.  Frankfurt  a.  O.  sof.  Tief- 
bautechn.  z.  Bearbeit.  der  polizeil.  Genehmigungen  zu  Haus- 
entwässerungsanl.  u.  deren  Abnahme.  1  bis  2  J.  evtl.  dauernd. 
180  M.  Ang.  unt.  1490  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1491  f.  Kgl.  Beh.  in  Oppeln  sof.  Hochbautechn.,  ledig,  m. 
voll.  Baugewerkschulbildung,  f.  Bureau  u.  Baustelle,  d.  mögl. 

b.  Beh.  tätig  war.  Radfahrer  m.  eig.  Rad.  180  bis  200  M. 
3  Mon.  evtl.  länger.  Ang.  unt.  1491  a.  d.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1492  f.  Baugesch.  m.  Dampf  Sägewerk  i.  Küstrin  jung. 
Hochbautechn.,  i.  Entwerf.,  i.  Statik,  Veranschl.  u.  Abrechnung 
erf.  ca.  150  M.  Dauernd.  Ang.  unt.  1492  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1493  f.  Kgl.  Beh.  i.  Nauen  a.  4  Mon.  tücht.  Bautechn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1493  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

1494  f.  Maurermeist.  i.  Wallwitz  (Saalkreis)  jüng.  Bautechn. 

f.  Bureau  u.  Baustelle.  Dauernd.  Ang.  unt.  1494  a,  d.  Zweig- 
stelle Halle  a.  S.,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25. 

1495  f.  städt.  Beh.  i.  Meldorf  i.  Holstein  sof.  od.  zum 
1.  7.  er.  erf.  Techn.  z.  Bauleitg.  einer  Badeanstalt  u.  Turnhalle 
a.  5  Mon.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt,  1495  a.  d.  Zweigstelle 
Kiel,  z.  H.  d.  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1496  f.  städt.  Beh.  in  Neumünster  z.  Erl.  d.  Abrechnungs- 
arbeiten f.  Garnisonlazarett  Techn.  z.  Aushilfe,  mögl.  m.  Erf. 
i.  Aufstllg.  V.  Abrechnung,  f.  ^nilitär-fiskal.  Bauten.  6  bis  7,50  M 
Tagesdiäten.    Ang.  unt.  1496  a.  d.  Zweigsteile  Kiel  wie  unt.  1495. 

1498  n.  Lychen  i.  Mark  sof.  tücht.  iüng.  Bautechn.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1498  a.  d.  Hauptsteil;  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1500  V.  Tiefbaufirma  i.  Hanau  f.  Bureau  u.  Baustelle  Tief- 
bautechn.  m.  Erf.  i.  Bahnbau,  sow.  i.  Protektieren  u.  Berechn. 
kl.  Brücken.  Stllof.  dauernd.  ISO  M.  A.ng.'  unt,  1500  a,  d,  Zweig- 
stelle Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  d.  Hn.  Joh.  Wührmann,  Frank- 
furt a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

1501  n.  Nonnendamm  b.  Berlin  sof.  erst.  Tiefbautechn. 
250  M.  Ang.  unt.  1501  a.  d.  Haupfstclle  Berlin  SW'.,  .Mark- 
grafenstraße 94. 

1502  f.  Baugesch.  i.  Marienburg  sof.  jüng.  Hochbautechn. 
m.  Fachkcnntn.,  der  auch  evtl.  d.  Chef  vertreten  kann.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  bei  freier  Station  u.  Wohnung  unt.  1502  a.  d.  Zweig- 
stelle Danzig,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Schutz,  Danzig-Langfuhr,  Herta- 
straße 17. 

1503  f.  Baugesch.  i.  Rosenberg  i.  Westpr.  sof.  Bautechn., 
tücht.  Rechner,  firm  i.  Veranschl.,  Zeichn.,  statisch.  Berechn. 
u.  Abrechn.  ca.  140  M.  Ang.  unt.  1503  a,  d,  Zweigstelle 
Danzig  wie  unt.  1502. 

1504  f.  Sladtbauamt  i.  Westpreußen  sof.  Hochbautechn., 
i.  all.  techn.  Arbeit,  bewandert.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1504 
a.  d.  Zweigstelle  Danzig  wie  unt.  1502. 


Deutsche  Techniker-Zeituno 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  22  Schriftldtung:  E.  Rieh.  Schnberl,  Berlin.  27.  Mai  1911 

nhalt:  Die  Reiclisversicherungsordnung  und  die  getäuschten  Privatangestellten  —  Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke  —  Die  Isolierung  des  Schalles  und 
der  Erschütterungen  in  technischen  Betrieben  -  Spannungsverteilung  in  Winl<deisenstäben  —  Standesbewegung  —  Schulfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  — 
Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Reichsversicherungsordnung  und  die  getäuschten  PrivatangestelHen 

yon  Dr.  W.  LASSEN. 


Seit  mehr  als  zehn  Jahren  haben  sich  die  Privat- 
angestellten um  eine  Sicherung  ihrer  Interessen  im  Rahmen 
der  Sozialversicherung  bemüht.  Sie  haben  gewartet,  in 
ihrer  Mehrzahl  sogar  recht  geduldig  gewartet,  und  sind 
doch  immer  wieder  vertröstet  worden.  Sie  haben  vor 
allem  geglaubt,  was  Regierung  und  Reichstag  ihnen 
versprachen.  Es  waren  schöne  Worte,  aber  eben  doch 
nur  Worte. 

Wie  sagte  doch  die  Regierung  in  ihrer  Begründung 
zum  Entwurf  eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte? 
„Wenn  es  sich  . . .  darum  handelt,  durch  Befriedigung  ihrer 
langjährigen  Forderung  die  Angestellten  berufsfreudig  zu 
erhalten,  so  müssen  auch  die  Bedenken  gegen  die  durch 
die  neue  Versicherung  eintretende  weitere  Belastung  des 
deutschen  Geschäftslebens  zurücktreten.  Den  Angestellten, 
insbesondere  den  technischen  und  kaufmännischen  Be- 
amten, ist  in  gewissem  Sinne  die  Führung  der  deutschen 
Arbeiter  anvertraut,  und  von  ihrer  Mitarbeit  hängt  ver- 
möge ihrer  Vorbildung  und  ihrer  Fähigkeiten  der  Erfolg 
der  produktiven  Tätigkeit  des  deutschen  Volkes,  die  ge- 
samte deutsche  Volkswirtschaft,  wesentlich  ab.  Die  Be- 
freiung von  ihren  Zukunftssorgen  um  das  Wohl  ihrer 
Familien  erhält  ihre  Zufriedenheit,  sichert  die  freudige  Ein- 
setzung ihrer  vollen  Arbeitskraft  und  ihren  für  Staat  und 
Gesellschaft  in  wirtschaftlicher  und  politischer  Hinsicht 
"leich  wichtigen  Bestand." 

So  denkt  angeblich  die  Regierung.  Wie  sie 
a  n  d  e  1 1  und  mit  ihr  die  Mehrheitsparteien  des  Reichs- 
tages, erfuhr  man  jetzt  bei  der  zweiten  Lesung  der  R.-V.-O. 
im  Plenum  des  Reichstages : 

In  der  Nummer  vom  22.  April  berichtete  Herr  Dr. 
Potthoff  über  den  derzeitigen  Stand  der  R.-V.-O.  Schon 
damals  waren  die  Aussichten  für  die  Privatangestellten 
recht  trübe.  In  der  Kommission  war  eine  stattliche  Reihe 
von  Verschlechterungen  an  der  Vorlage  vorgenommen 
worden  und  die  Regierung  schien  sehr  wenig  Neigung 
zu  haben,  auch  nur  irgend  eine  Verbesserung  gegen  den 
Willen  der  Mehrheit  durchzusetzen.  So  hoffte  man,  daß 
das  Plenum  in  der  zweiten  Lesung  wenigstens  die  gröbsten 
Mängel  beseitigen  würde. 

Wenn  diese  Zeilen  im  Druck  erscheinen  werden,  wird 
die  zweite  Lesung  sehr  wahrscheinlich  ihr  Ende  erreicht 
haben  und  auch  diejenigen  Angestellten,  die  die  Hoffnung 
noch  immer  nicht  wollten  fahren  lassen,  die  noch  immer 
glaubten,  was  man  ihnen  einst  versprochen  hatte, 
werden  um  manche  bittere  Erfahrung  reicher  sein.  Denn 
wo  immer  man  eine  Besserung,  eine  Korrektur  erwartete, 
und  gewiß  nicht  mit  Unrecht  erwarten  mußte,  da  ist 


entweder  nichts  geschehen  oder  man  hat  die  Dinge  ins 
Aergere  gewendet. 

Um  nur  einige  der  wichtigsten  Punkte  hervorzuheben: 
Die  „weitgehende  Selbstverwaltung  aller  Versiche- 
rungsträger", wie  wir  sie  in  Stuttgart  gefordert  hatten, 
ist  ins  Gegenteil  verkehrt.  Die  Drittelung  der  Bei- 
träge und  die  Halbierung  der  Pflichten  ist  nicht 
mehr  geändert  worden.  Die  2000-Mark-Grenze  für  die 
Krankenversicherungspflicht  wird  beibehalten.  Man  wird 
sich  merken  müssen,  wie  man  die  Beibehaltung  dieser 
Grenze  begründete:  Wer  ein  Jahreseinkommen  von  mehr 
als  2000  M  habe,  sei  in  der  Lage,  für  sich  selbst 
zu  sorgen,  und  bedürfe  daher  der  Versicherung  nicht. 
,, Derartigen  Leuten  dürfe  man  nicht  jedes  Nachdenken 
darüber  ersparen,  auf  welche  Weise  sie  im  Leben  weiter- 
kommen könnten."  Ueberdies  schwäche  die  Einbeziehung 
immer  größerer  Kreise  in  die  Zwangsversicherung  das 
Verantwortlichkeitsgefühl  und  den  S  p  a  r  s  i  n  n 
der  Versicherten.  Das  zu  sagen,  hatte  man  den  Mut, 
obgleich  der  Staatssekretär  des  Innern  bei  der  ersten  Lesung 
offen  zugegeben  hatte,  daß  sich  die  Verhältnisse  seit  Fest- 
setzung der  jetzigen  Grenze  von  2000  M  geändert  hätten, 
indem  der  Geldwert  gesunken,  die  Löhne  gestiegen  seien 
und  ein  anderer  Regierungsvertreter  erklärt  hatte,  daß  aus 
diesem  Gesichtspunkt  eine  mäßige  Erhöhung  der  Grenze 
vielleicht  gerechtfertigt  werden  könne.  Bis  zur  zweiten 
Lesung  hieß  es:  „Betriebsbeamte,  Werkmeister,  Tech- 
niker sowie  sonstige  Angestellte,  die  mit  einer  ähnlich 
gehobenen  Tätigkeit  im  Hauptberuf  beschäftigt  werden," 
.  .  .  werden  für  den  Fall  der  Krankheit  versichert.  Seit- 
dem ist  das  Wort  „Techniker"  gestrichen  und  die 
Diplom-Ingenieure  sind  damit  von  der  Versicherung  aus-_ 
genommen.  Also  auch  bei  der  Krankenversicherung, 
während  sie  zuvor  nur  von  der  Invalidenversicherung  aus- 
geschlossen sein  oder  nur  auf  besonderen  Antrag  zu- 
gelassen werden  sollten.  In  dieser  Frage  hatten  1500 
diplomierte  Ingenieure,  d.  h.  Techniker  mit  Hochschulbil- 
dung, die  nach  der  Jäckelschen  Statistik  durchaus  nicht 
besser  gestellt  sind  als  Mittelschultechniker,  ihre  Wünsche 
gegenüber  den  110  000  im  Sozialen  Ausschuß  organisierten 
Technikern  durchgesetzt.  „Durchgesetzt?"  Sie  waren  doch 
nur  ein  willkommenes  Werkzeug  denen  geworden,  die 
einen  möglichst  kleinen  Kreis  der  Versicherten  wollten.  — 
Beseitigung  aller  Ersatzkassen  war  unser 
Wunsch  gewesen;  für  den  Fall,  daß  dies  nicht  zu  erreichen 
sei,  zum  mindesten  die  völlige  Gleichstellung  der  freien 
Hüfskassen  mit  den  Betriebs-  und  Innungskrankenkassen. 
Den  Hilfskassen  wurden  die  Arbeitgeberbeiträge  gestrichen 


338 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  22 


und  der  allgemeinen  Zwangskasse  zugeführt,  während 
die  beiden  anderen  Kategorien  als  vollwertige  Ersatz- 
institute behandelt  wurden. 

In  letzter  Stunde  verstanden  es  freilich  die  Vertreter  der 
dem  Hauptausschuß  angeschlossenen  Handlungsgehilfen- 
verbände, V5  der  an  die  Zwangskrankenkassen  abgeführten 
Arbeitgeberbeiträge  für  ihre  freien  Hilfskassen  zu  retten, 
während  dieselben  Herren  vom  Hauptausschuß  versagten, 
als  es  sich  darum  handelte,  ein  Gleiches  für  die  Hilfs- 
kassen der  technischen  Angestellten  zu  erreichen.  

Das  sind  aus  der  Fülle  des  Stoffs  beliebig  heraus- 
gegriffene Materien  und  jede  ist  eine  Enttäuschung.  Ein 
Leichtes  wäre  es,  ihre  Zahl  um  das  Zehn-  und  Zwanzigfache 
zu  vermehren.  Es  ist  nicht  anders:  die  R.-V.-O.  ist 
uns  eine  lange  Kette  von  Enttäuschungen  geworden. 

Und  wer  da  noch  glaubte,  die  Pensionsversicherung 
werde  gut  machen,  was  in  der  R.-V.-O.  gesündigt  wurde, 
der  irrt  sich,  irrt  sich  gründlich.  Denn  schon  jetzt 
steht  fest,  daß  ein  arger  Mißbrauch  mit  den 
Begriffen  „Berufsinvalidität"  und  „Berufs- 
unfähigkeit" getrieben  wurde,  und  daß  im 
Gesetz  eine  ganz  andere  Invalidität  ge- 
meint ist,  als  wie  sie  vom  Hauptausschuß 
vorgesehen  war.  Dieser  hat  unter  „invalide"  den 
verstehen  wollen,  „der  infolge  eines  körperlichen  oder 
geistigen  Gebrechens  nicht  mehr  imstande  ist,  in  seinem 
bisherigen  oder  in  einem  verwandten  Beruf  eine  Erwerbs- 
tätigkeit auszuüben,  mit  der  er  noch  mindestens  sein  ver- 
sichertes Durchschnitts-Arbeitseinkommen  verdient,  und  die 
ihm  unter  voller  Berücksichtigung  seiner  in  den  letzten 
fünf  Jahren  vor  Eintritt  der  Invalidität  von  ihm  bekleideten 
sozialen  wirtschaftlichen  Stellung  zugemutet  werden  kann". 

Die  Regierung  nennt  das :  „Versicherunggegen 
Stellenlosigkeit"  und  lehnt  diese  Definicrung  ab. 
Nach  ihrem  Entwurf  wird  alles,  was  „Privatbeamter"  ist, 
in  eine  gemeinsame  Klasse  getan  und  diese  Klasse 
wird  dem  Begriff:  Beruf  gleichgesetzt.  Das  war  aber  nie 
die  Absicht  der  Mehrheit  der  Privatbeamten  gewesen. 

,Was  wird  das  Ende  sein? 

Am  IQ.  Mai  veranstaltete  der  Soziale  Ausschuß  eine 
öffentliche  Versammlung  in  Berlin,  die  von  ca.  1500  Tech- 


nikern besucht  war  und  in  der  folgende  Resolution  zur 

R.-V.-O.  einstimmig  angenommen  wurde: 

Die  heute  in  Berlin  (Concordia-Säle)  versammelten 
1500  technischen  Privatangestellten  protestieren  energisch 
gegen  die  unwürdige  Behandlung  der  Angestellten  durch 
Reichstag  und  Regierung.  Sie  bedauern  die  Nichtberück- 
sichtigung der  Angestelltenwünsche  in  der  Reich  s- 
versicherungsordnung,  besonders  die  Ab- 
lehnung der  selbst  von  der  Regierung  als  notwendig  zu- 
gegebenen Erhöhung  der  Einkommensgrenze 
in  der  Kranken-  und  Invalidenversicherung,  umsomehr 
als  Regierung  und  Reichstagskommission  zum  Teil  ganz 
unberechtigte  Sonderwünsche  kleiner,  aber  einfluß- 
reicher Angestellten-  und  Erwerbsgruppen  berücksich- 
tigten. Die  Versammlung  erhebt  den  schärfsten  Wider- 
spruch gegen  die  Zurücksetzung  der  zwei  Mil- 
lionen Angestellten,  die  einmütig  ihre  Wünsche 
zur  Reichsversicherungsordnung  äußerten  und  erkennt  in 
der  Arbeit  des  Reichstages  und  der  Regierung  eine 
Nichtachtung  der  Angestellten  und  ihrer 
Interessen.  Hiernach  erklärt  die  Versammlung,  daß  ihr 
Vertrauen  zu  Reichstag  und  Regierung 
durch  die  fortgesetzte  ungerechte  Behandlung  er- 
schüttert ist. 

Die  Versammlung  spricht  ferner  ihr  Bedauern  aus 
über  den  unterbliebenen  Ausbau  des  Techniker- 
rechtes, der  schon  vor  Jahren  zugesagt,  zu  dessen 
Erfüllung  aber  weder  Reichstag  noch  Regierung  irgend- 
wie ernsthafte  Schritte  unternommen  haben. 

Die  Versammlung  hält  es  für  eine  Standespflicht 
jedes  Angestellten,  in  der  kommenden  Reichstagswahl 
nur  solchen  Kandidaten  ihre  Stimme  zu  geben,  die  sich 
zu  einem  energischen  Eintreten  für  die  Forderungen  der 
Angestellten  verpflichten  und  auch  der  Regierung  gegen- 
über das  notwendige  Rückgrat  gewährleisten.  Im  Inter- 
esse der  gesamten  Wohlfahrt  des  deutschen  Volkes 
fordert  die  Versammlung  noch  in  letzter  Stunde  die  Er- 
füllung der  von  dem  Sozialen  Ausschuß  der  technischen 
Angestellten-Verbände  dem  Reichstag  unterbreiteten  For- 
derungen bei  der  dritten  Lesung  der  Reichsversicherungs- 
ordnung oder  Ablehnung  des  Gesetzentwurfs,  wenn  die 
Wünsche  der  Angestellten  unerfüllt  bleiben. 


Die  Berechnung  statisch  unbestimmter  Tragwerke 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 


IV*)  Vereinfachung  des  allgemeinen  Verfahrens  durch  die 

,  yArbeitsgleichung' '. 
A)  Erklärung  und  Ableitung  der  „Arbeits- 
gleich u  n  g". 
Durch  die  Formänderungen  eines  Fachwerkes  oder 
Stabes  erleiden  alle  Punkte  desselben  Verschiebungen,  und 
hierbei  werden  auch  die  Kräfte,  die  an  dem  Fachwerk 
oder  Stab  angreifen,  mitgenommen.  Bezeichnet  man  die 
Verschiebung  des  Angriffspunktes  einer  Kraft  P  in  Rich- 
tung der  Kraft  gemessen  (oder  auf  die  Kraftrichtung  proji- 
ziert) mit  6,  so  bezeichnet  man  in  der  Mechnnik  das 
Produkt 



•)  I  bis  III  s.  Heft  9,  14  und  18. 


als  die  „mechanische  Arbeit"  der  Kraft  während  der  Ver- 
schiebung. Bei  dem  Einwirken  einer  Kraft  auf  ein  Fach- 
werk müssen  wir  immer  annehmen,  daß  die  Kraft  nicht 
plötzlich  auftritt,  sondern  allmählich  von  Null  auf  ihren 

1 

vollen  Wert  anwächst.    Daher  erklärt  sich  der  Faktor  —  . 

Um  die  „mechanische  Arbeit"  aller  angreifenden  Kräfte  zu 
erhalten,  bilden  wir  die  Summe  dieser  Produkte  und  er- 
halten als  gesamte  Arbeit  der  äußeren  Kräfte 

Gleichzeitig  mit  den  äußeren  Kräften  leisten  auch  die 
inneren  Kräfte  eines  Fachwerkes  oder  Stabes  Arbeit  in 
obigem  Sinne,  deren  Größe  sich  durch  folgende  Ueber- 
legung  ergibt.    Bei  jedem  Knotenpunkt  eines  Fachwerkes 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


339 


ist  die  geometrische  Summe  der  Stabkräfte  gleich  den 
äußeren  am  Knotenpunkt  angreifenden  Kräften.  Wir 
können  nun  an  jedem  Knotenpunkt  sowohl  die  Kräfte  als 
auch  die  Verschiebungen  zerlegen  nach  den  Richtungen 
der  von  dem  Punkt  ausgehenden  Stäbe,  und  zwar  so, 
daß  die  einzelnen  Komponenten  der  äußeren  Kräfte  nach 
den  Stabrichtungen  gleich  den  Stabkräften  selbst  werden. 
Die  Projektionen  der  Knotenpunktsverschiebung  auf  die 
Stabrichtungen  Seien  A  s^',  A  Sg'  .  .  .  Siehe  Abb.  31.)  Da 
nach  einem  Satz  der  Mechanik  die  „Arbeit"  der  Resul- 
tanten gleich  der  „Arbeit"  der  Einzelkräfte  ist,  gilt  also 
für  jeden  Knotenpunkt  die  Gleichung,  unter  Fortlasäung 

Hes  Faktors 

P  S  =  Si  - As,'  +  S^-As/  +  ... 
Da  jeder  Stab  an  zwei  Knotenpunkten  angeschlossen  ist, 
wird  bei  Aufstellung  der  Gleichungen  für  das  ganze  Fach- 
werk jede  Spannkraft  zweimal  zum  Ausdruck  kommen.  Die 
Summierung  aller  dieser  Gleichungen  ergibt 
I  P  •  S  =      (A  si'  +  A  sj")  +  S,  (A  s/  +  A  s,")  +  .... 


Abb.  30  (zu  Seite  2£1) 
6< 


Abb.  31 

Die  Klammerausdrücke  A  s'  +  A  s"  stellen  die  ganze 
Längenänderung  jedes  Stabes  A  s  dar ;  also 


2  P  •  3  =  S,  •  A  s,  +  S,  •  A  $2  + 
=  2  S • As 


oder  aucfh' 
I. 


2  S  •  As, 


i-2Pa^-^ 

2  2 
Dies  ist  die  „Arbeitsgleichung"  des  Fachwerks'. 


1 


Den  Ausdruck  —  2  S  •  A  s  bezeichnet  man  auch  als 

die  „Deformationsarbeit"  der  inneren  Kräfte.  Die  Arbeits- 
gleiehung  sagt  aus,  daß  bei  jeder  Deformation  eines  Fach- 
werkes 'die  „Arbeit"  deräußeren  Kräfte  gleich 
äer  „Arbeit"  der  inneren  Kräfte  ist. 

Bei  dem  berechneten  Freiträger  in  Fig.  24  ergibt 
ich  für  die  Arbeit  der  äußeren  Kräfte,  da  nur  eine  Kraft 


P  =  5000  kg  vorhanden  ist,  und  die  Durchbiegung  des, 
Angriffspunktes  zu  1,38  Cm  ermittelt  wurde, 
P  •  a  =  5000   1,38  =  6900  cm.  kg. 


Die  Arbeit  der  inneren 
Summierung  der  Produkte  S 
wie  folgt: 


Ol 
O2 
O3 

Dl,  D^,  D3,  D, 

iVo,  Vi,  y„  V3 


20  000  ■  0,08 
15  000  •  0,06 
10  000  •  0,04 
5  000  •  0,02 

—  15  000  •  - 

—  10  000 

—  5  000 


—  0,06 

—  0,04 

—  0,02 


=  4  • 
=  4 


Kräfte  erhält  man  durch 
A  s  aus  der  Tabelle  S.  32 

=  1600  cm.  kg 

=   900  „ 

=   400  „ 

=   100  „ 

=   900  „ 

=   400  „ 

=    100  „ 

=      0  „ 

—  7070- —0,0505  =  il  700  „ 

5000  •  0,04  =   800  „ 


S  A  s  =  6900  cm.  kg 
zwischen  der  Arbeit  der  äußeren 
inneren  Kräfte  genaue  Ueberein- 


Es  besteht  also 
Kräfte    und   der  der 
stimmur.g. 

Gleichzeitig  erkennen  'wir,  daß  wir  die  gesuchte  Durch- 
biegung unter  der  Einzellast  P  auch  aus  der  Arbeit  der 
inneren  Kräfte  hätten  finden  können ;  aus  P  •  8  =  2  S  •  A  s 
ergibt  sich 

2  S  •  A  s  6900 
3  =  — p—  =  -5Ö0Ö-  =  ^'38 


X- 

Abb.  32 

Bei  einem  auf  Biegung  beanspruchten  Stab  oder  Bogen 
berechnet  sich  die  Arbeit  der  inneren  Kräfte  wie  folgt: 
In  jedem  Querschnitt  treten  durch  die  Biegung  Zug- 
und  Druckkräfte  auf,  und  wegen  der  hierdurch  verursachten 
Längenänderungen  der  einzelnen  Fasern  führt  der  Quer- 
schnitt eine  Drehung  um  den  Winkel  a  zu  seiner  ursprüng- 
lichen Lage  aus.  Im  Abstände  y  von  der  „neutralen 
Faser"  n-n,  um  welche  die  Drehung  stattfindet,  sei  die 
Spannkraft  Sy  (Abb.  32) ;  dann  beträgt  die  durch  die 
Spannkraft  hervorgerufene  Längenänderung  y  •  a  und  die 
„Arbeit"  an  dieser  Stelle 
1  ^ 

Diesen  Ausdruck  müssen  wir  nun  für  jede  Faser  des 
Querschnittes  bilden  und  dann  addieren.  Wir  erhalten 
so  für  die  Arbeit  der  inneren  Kräfte  in  einem  Querschnitt 

-i-  2  Sy  •  y  •  a  =  a  ~  2  Sy  •  y. 


Nun  bezeichnet  aber 


2  Sy  -y 


die  Summe  der  inneren  Kräfte,  und  diese  sind  gleich  dem 
Biegungsmoment  des  Querschnittes  =  Mx.  Also  die  Arbeit 
der  inneren  Kräfte  des  Querschnittes  x— x  beträgt: 

Um  die  gesamte  „innere  Arbeit"  des  Stabes  zu  er-, 
halten,  müssen  diese  Ausdrücke  für  alle  Querschnitte  des 


340 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  22 


Stabes  gebildet  werden,  wobei  für  jeden  Querschnitt  das 
betreffende  Moment  und  die  dazugehörige  Winkelände- 
rung einzuführen  sind.  Diese  Ausdrücke  sind  dann  alle 
zu  addieren  und  man  erhält  schließlich  für  die  Arbeit 
der  inneren  Kräfte  die  Formel 

in  die  nacheinander  die  Momente  an  allen  Querschnitten 
des  Stabes  einzusetzen  sind.  Die  Arbeitsgleichung  für 
den  biegungsfesten  Stab  lautet  also 

y  2  P  ■  6       i-  2  Mx  •  a. 

B.  Gegenseitigkeit    der  Formänderungen, 
bewiesen  durch  die  Arbeitsgleichung. 

Aus  der  Arbeitsgleichung  lassen  sich  für  die  Berech- 
nung der  Formänderungen  wichtige  Vereinfachungen 
ableiten. 

Die  endgültige  Deformation  eines  Fachwerkes  oder 
Stabes  ist  unabhängig  von  der  Reihenfolge,  in  der  man 
die  äußeren  Kräfte  aufbringt.  Dies  folgt  bei  einem  ge- 
raden Stabe  ohne  weiteres  aus  dem  Hookeschen  Gesetz. 
Die  Stabkräfte  eines  Fachwerks  nehmen  in  gleichem  Maße 
wie  die  äußeren  Kräfte  zu,  also  müssen  sich  auch  die 
Stablängen  proportional  ändern,  und  da  die  Deforma- 
tionen wieder  in  linearer  Beziehung  zu  den  Stab- 
längenänderungen stehen,  sind  schließlich  die  Deforma- 
tionen selbst  auch  proportional  den  äußeren  Kräften.  Aus 
demselben  Grunde  ist  auch  die  hierbei  geleistete  Defor- 
mationsarbeit nur  von  der  Größe  der  äußeren  Kräfte  (und 
naturgemäß  von  ihrer  Richtung)  abhängig,  aber  nicht  von 
der  willkürlichen  Reihenfolge,  in  der  man  die  Kräfte  an- 
greifen läßt. 

Ein  Fachwerk  oder  Bogen  sei  von  zwei  Kräften 
und  Po  belastet.  Pi  greift  im  Punkte  m,  Pg  im  Punkte  n 
an.  Pi  allein  bewirkt  in  m  die  Verschiebung  5.„i  und  in  n 
die  Verschiebung  Sni,  beide  gemessen  in  Richtung  der  in  m 
bezw.  n  angreifenden  Kräfte.  P3  allein  bewirkt  ent- 
sprechend die  Verschiebungen        ""d  ö.ig. 

Nun  Wollen  wir  annehmen,  die  Kraft  P^  wirke  zuerst 
auf  das  Gebilde  ein;  hierbei  wird  Punkt  m  um  8,y,-y  ver- 
schoben und  die  Arbeitsgleichung  hierfür  lautet 

Nun  komme  die  Kraft  P2  hinzu.  Dann  wird  Punkt  m  um 
8,n2  und  n  um  verschoben;  für  diesen  zweiten  Vorgang 
lautet  die  Arbeitsgleichung 

P:     Ön,2   +  y  P2 

Bei  der  „Arbeit"  von  infolge  des  Auftretens  von  P2 
ist  der  Faktor  — nicht  einzusetzen,  da  Pj  schon  mit  seinem 
vollen  Werte  wirksam  ist,  wenn  Pj  hinzukommt. 

Insgesamt  beträgt  also  die  Arbeit 

i-    Pl    ö,,l  +  P,    5.„,  +  y    P^  öna. 

Läßt  man  umgekehrt  erst  P2  auf  das  Gebilde  ein- 
wirken und  dann  Pi,  so  lautet  die  Gleichung  für  die 
hierbei  geleistete  Gesamtarbeit  unter  Beachtung  der  oben 
festgesetzten  Bezeichnungen 

y  •  P,     5„,    +   P.     5.,,    4-  y     Pi  anj. 


Die  beiden  Ausdrücke  sind  gleich,  da  die  geleistete! 
Arbeit  unabhängig  von  der  Reihenfolge  ist,  in  der  die 
Kräfte  auftreten;  also 

y   Pi    5„„  +Pi    5,,,  +  i-.p,  öna 

y  •  P2  •  ö„2  +  P2   Sni  +  y  •  Pi 

hieraus  folgt 

II.  Pi  =  P, 

Wird  Pi  =  P2,  so  ergibt  sich 

d.  h.  eine  Kraft,  die  in  m  wirkt,  ruft  in  n  dieselbe  Form- 
änderung hervor,  die  in  m  auftritt,  wenn  die  Kraft  in  n 
angreift,  ö,,!  nennt  man  „gegenseitige  Ver- 

schiebunge  n",  die,  wie  wir  schon  oben  gesehen  haben, 
stets  einander  gleich  sind. 

Aus  diesem  Oesetz,  dem  M  a  x  w  e  1 1  sehen  Satz, 
läßt  sich  eine  weitere  wichtige  Beziehung  ableiten,  die 
wir  an  einem  Beispiel  erklären  wollen. 

Die  Formänderungen  an  einer  beliebigen  Stelle  eines 
Fachwerkes  oder  biegungsfesten  Stabes  unter  dem  Einfluß 
einer  wandernden  Last  seien  getrennt  anzugeben.  Beispiels- 
weise seien  die  Veränderungen  der  Sehne  a — a  des  neben- 
stehend skizzierten  Bogens  (Abb.  33)  für  den  Fall  ge- 
sucht, daß  eine  Last  P  nacheinander  an  jedem  Knoten- 
punkte angreife.  Anstatt  nun  für  jeden  Belastungszustand 
eine  besondere  Rechnung  anzustellen,  machen  wir  uns 
den  obigen  Satz  zunutze,  indem  wir  schließen:  eine  Last  1 
in  m  ruft  eine  Längenänderung  der  Sehne  a — a  hervor, 
die  nach  dem  Maxwellschen  Satz  gerade  so  groß  ist  wie 


Abb.  33 


die  Verschiebung  Sm^,  welche  eine  zwischen  a— a  wirkende 
Last  =  l  in  m  hervorruft.  Wir  konstruieren  oder  berechnen 
also  für  den  einen  Fall,  daß  in  a  eine  Last  X  =  1  angreift, 
die  senkrechten  Verschiebungen  8,,,^^  aller  Knotenpunkte; 
jede  von  diesen  ist  gerade  so  groß  wie  die  Längenänderung 
von  a — a,  die  entsteht,  wenn  eine  Last  P  =  1  in  dem 
betreffenden  Knotenpunkt  angreift.  Tragen  wir  nun 
unter  jedem  Knotenpunkt  den  zugehörigen  Wert  5,n^  in 
einem  beliebigen  Maßstabe  als  Ordinaten  ab,  so  erhalten 
wir  die  Biegungslinie  für  den  Zustand  X  =  1.  Jede  Ordi- 
nate stellt  dann  auch  die  horizontale  Verschiebung 
dar,  die  eine  in  dem  betreffenden  Knotenpunkt  m  wirkende 
Last  1  zwischen  a — a  her\'orrufen  würde.  Wir  können 
nunmehr  für  jede  an  einem  Knotenpunkt  angreifende 
Last  Pm  die  durch  diese  verursachte  Längenänderung  der 
Sehne  a— a  angeben,  indem  wir  P,„  mit  der  dazugehörigen 
Ordinate  6  „  multiplizieren.    Die  gesamte  Längenänderung 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


341 


5a  unter  dem  Einfluß  der  Lasten  Pm  ergibt  sich  also  aus 
der  Summierung-  der  Ausdrücke  P,n  3.,,^.  Die  Biegungs- 
linie für  Xa  =  1  ist  demnach  gleichzeitig  die  Einflußlinie 
für  5.1,  und  da  X  proportional  5.^  ist,  auch  gleich  die  Ein- 
flußlinie für  Xa  selbst,  unter  Berücksichtigung  des  sich 
aus  der  Gleichung  für  X  ergebenden  „Multiplikators". 

Aus  der  „Arbeitsgleichung"  der  inneren  und  äußeren 
Kräfte  eines  Fachwerks  oder  Bogens  läßt  sich  noch  eine 
weitere  wichtige  Beziehung  ableiten,  die  für  die  Be- 
rechnung von  Formänderungen  mit  Vorteil  verwendet 
werden  kann. 

Ein  Fachwerk  sei  von  äußeren  Kräften  Pi  in  Anspruch 
genommen,  die  unter  sich  im  Gleichgewicht  sind  und  die 
innere  Kräfte  Sj  im  Fachwerk  hervorrufen.  Die  Verschie- 
bungen der  Kraftangriffspunkte  (in  Richtung  der  Kraft  ge- 
messen) unter  dem  Einfluß  der  Kräfte  Pi  seien  5^  und  die 
Längenänderungen  der  einzelnen  Stäbe  Asj.  Die  „Arbeits- 
gleichung" für  die  inneren  und  äußeren  Kräfte  lautet: 

^2Pi   5,  =  -^SSi  Ar,. 

Auf  dasselbe  Fachwerk,  das  wir  uns  wieder  entlastet 
denken  müssen,  wirke  ein  zweites  Kräftesystem  Po  ein, 
das  entsprechende  Knotenpunktsverschiebungen  5,,  Stab- 
spannungen So  und  Stablängenänderungen  Asg  hervorrufe. 
Hierfür  gilt  ebenfalls 

i-  S  Po    5,  =  -1  V  As,. 

,Wir  wollen  nun  annehmen,  die  Kräfte  Pi  seien  an 
dem  Fachwerk  angebracht  und  die  hierdurch  verursachten 
Formänderungen  bereits  eingetreten.  Nun  kommen  die 
Kräfte  P^  hinzu  und  verursachen  neue  Durchbiegungen  5, 
und  Längenänderungen  As,.  Hierdurch  werden  auch  die 
bereits  wirkenden  Kräfte  P^  und  Spannkräfte  Sj  um  5, 
bezw.  A  So  verschoben,  und  die  Arbeitsgieichung  dieser 
Formänderungen  lautet: 

2  Pi   S,  +  y  S  R,  •  5 ,  =  2  Si  ■  A  s,  +  y  ■  S  S,,  •  A  s, . 

Wirken  die  Kräfte  Po  mit  den  Spannkräften  Sg  allein, 
so  ist  natürlich 


8.  =|lS. 


A  s.. 


Also  ist  auch 
III.  IPj    8,  =  1  S, 


As.o 


Die  A  r  b  e  i  t  s  g  I  e  i  c  h  u  n  g  e  n  gelten  also 
auch,  wenn  man  die  zugeordneten  äußeren 
und  inneren  Kräfte  mit  Formänderungen 
kombiniert,  die  durch  neu  hinzukommende 
Kräfte  hervorgerufen  werden. 

Für  den  biegungsfesten  Stab  gelten  dieselben  Be- 
ziehungen, nur  sind  die  inneren  Kräfte  durch  die  Biegungs- 
momente und  die  Winkeländerungen  auszudrücken.  Die 
entsprechende  Gleichung  lautet: 

Illa.  Z  Pt  •  5,  =  Z  Ml  ■  a, . 

Will  man  beispielsweise  die  Formänderung  8^^  be- 
stimmen, die  durch  die  äußeren  Kräfte  Pm  eines  Systems 
an  einem  bestimmten  Punkte  a  auftritt,  so  nimmt  man 
zunächst  an  der  betreffenden  Stelle  in  der  Richtung  der 
gesuchten  Formänderung  eine  Kraft  =  1  an  und  bestimmt 
die  hierdurch  hervorgerufenen  Stabspannkräfte  Si.  Nun 
nimmt   man    an,   die   äußere  Kraft  1  mit  den  inneren 


Kräften  Sj  sei  an  dem  System  wirkend  und  die  Kräfte  P^ 
treten  neu  hinzu.  Diese  rufen  Knotenpunktsverschiebungen 
5„,  Stabspannungen  Sm  und  Stablängenänderungen  A  Sm 
hervor.  Die  Arbeitsgleichung  für  die  vorhandenen  Kräfte 
und  die  neu  hervorgerufenen  Verschiebungen  lautet: 

1  •  5.,^,  =  2  Sj  •  A  s,n 

Sm  •  l 


A  Sm  = 


IV. 


=  2  Sj 


E  F 
S    •  / 


E  F 


Hierdurch  ist  öa  bestimmt. 


Sucht  man  hingegen  nur  die  Verschiebung  5,^,  die 
durch  die  Last  1  selbst  hervorgerufen  wird,  so  stellt  man 
die  Arbeitsgleichung  nur  für  den  Zustand  auf,  wenn  die 
Last  1  auf  das  System  einwirkt: 


1  •  K  = 

A  Sa  = 

1  ■  5.  = 


2  Sa  ■  A  Sa 
Sa  / 

E   F  ' 

2  Sa^  ■  / 

E  F 


Für  den  biegungsfesten  Stab  lauten  die  entsprechenden 
Formeln: 

13,    =  IM,- 

■'m  1 


IVa. 


Va. 


1  ■  5..„  = 


EJ 
Mi^  ■  A  m 


Diese  Formeln  bezeichnet  man  als  die  „C  a  s  t  i  g  1  i 
a  n  o  sehen"  Sätze. 


Zusammenfassung. 

Ehe  wir  zur  Durchrechnung  einiger  Beispiele  über- 
gehen, wollen  wir  den  allgemeinen  Weg,  den  wir  dabei^ 
einschlagen  werden,  kurz  charakterisieren. 

Wir  untersuchen  zuerst  bei  regelmäßigen  Fachwerken 
oder  Trägern  die  Lagerung;  bei  zusammengesetzten  Sy- 
stemen gehen  wir  nach  dem  allgemeinen  Verfahren  unter 
I,  c  vor.  Ist  das  System  statisch  unbestimmt,  so  sehen 
wir  weiter  zu,  wie  wir  es  durch  Fortlassen  von  Auflager- 
kräften und  Stäben  in  ein  statisch  bestimmtes  Tragwerk  — • 
das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  —  verwandeln  können. 
Die  fortgenommenen  Stab-  und  Auflagerkräfte  führen  wir 
als  statisch  unbestimmte  Größen  ein. 

Wir  untersuchen  nunmehr  die  Formänderungen  des 
statisch  bestimmten  Hauptsystems,  und  zwar 

1.  nur  unter  dem  Einfluß  der  gegebenen  äußeren 
Lasten, 

2.  nacheinander  für  die  Fälle,  daß  nur  eine  der 
statisch  unbestimmten  Größen  mit  dem  Werte  =  1 1 
auf  das  System  einwirkt. 

Hierauf  nehmen  »wir  Wieder  alle  Kräfte  mit  ihren  wirk- 
lichen Werten  als  vorhanden  an  und  untersuchen 

3.  die  Formänderungen,  die  dabei  auftreten. 

Aus  der  Lagerung  und  dem  Aufbau  des  Systems  wissen 
wir,  welche  Formänderungen  auftreten  können,  und 
finden  dadurch  die  Bestimmungsgleichungen  für  die  sta- 
tisch unbestimmten  Größen. 

Die  Berechnung  der  Formänderung  ad  1  erfolgt  bei 
biegungsfesten  Trägern  direkt  aus  den  „reduzierten  Mo-' 
mentenflächen",  bei  Fachwerken  mit  Hilfe  der  w-Gewichte. 


342 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  22 


Die  Formänderungen  ad  2  berechnet  man  entweder 
nadi  derselben  Methode  loder  besser  mit  Hilfe  der  Arbeits- 
gleichungen nach  Formel  IV  und  V. 

Durch  Formel  II,  den  Maxwellschen  Satz,  erleichtert 
man  sich  bei  wandernden  Lasten  die  Berechnung  der 
Formänderungen,  indem  man  die  Formänderungen  an 
einer  gesuchten  Stelle  infolge  vieler  Laststellun- 


gen vertauscht  mit  den  entgegengesetzten  Formände- 
rungen infolge  einer  Kraft  an  a  1 1  e  n  Lastangriffspunkten. 
(Siehe  Beispiel  des  Zweigelenkbogens.)  Der  Maxwellsche 
Satz  bildet  ferner  eine  gute  Kontrolle  für  die  Richtigkeit 
der  berechneten  Formänderungen. 

An  einigen  Beispielen  soll  später  die  Anwendung 
der  Theorie  gezeigt  werden. 


Die  Isolierung  des  Schalles  und  der  Erschütterungen  in  technischen 

Betrieben 

Von  Dipl.-Ing.  Dr.  HANNACH,  Berlin. 


Einen  sehr  erheblichen  und  von  Tag  zu  Tag  wachsen- 
den Anteil  an  der  Rechtsprechung  nehmen  die  Prozesse  für 
sich  in  Anspruch,  die  von  den  Nachbarn  solcher  Grund- 
stücke angestrengt  werden,  auf  denen  sich  maschinelle  Be- 
triebe befinden,  welche  durch  das  von  ihnen  hervorgerufene 
Geräusch  bezw.  die  Erschütterungen  die  Nachbarn  be- 
lästigen. Es  M'ird  dann  sehr  oft  der  §  906  des  Bürgerlichen 
Gesetzbuches  von  den  zur  Beseitigung  dieser  Belästigung 
Verklagten  entgegengehalten,  wonach,  wenn  der  maschi- 
nelle Betrieb  eine  Benutzung  des  Grundstücks  darstellt, 
welche  bei  Grundstücken  dieser  Lage  den  örtlichen  Ver- 
hältnissen nach  gewöhnlich  ist,  der  Nachbar  die  Zuführung 
des  Geräusches  nicht  verbieten  kann.  Indessen  hat  das 
Reichsgericht  in  einer  jüngst  erfolgten  Entscheidung  aus- 
drücklich festgelegt,  daß  es  nicht  nur  darauf  ankommt, 
ob  eine  Benutzung  als  „nach  den  örtlichen  Verhältnissen 
gewöhnlich"  zu  gelten  hat,  sondern  vor  allem  auf  Art 
und  Maß  der  Benutzung.  Es  muß  also  auch  alle  nach 
dem  Stande  der  Technik  mögliche  Vorsorge  zur  Ver- 
meidung der  sich  aus  dem  Betriebe  ergebenden  Belästi- 
gungen der  Nachbarn  getroffen  werden.  Wenn  auf  irgend 
einem  Gebiete,  so  zeigt  sich  auf  diesem  subtilen,  sich 
direkt  auf  die  Lehren  der  Physik  stützenden  Gebiete,  daß 
es  das  Material  —  auch  das  fflr  den  .Zweck  geeignetste  — 
allein  nicht  tut,  sondern  daß  mindestens  dieselbe  Bedeutung, 
vielleicht  eine  noch  größere  bei  der  Herstellung  der  An- 
lage der  Beachtung  aller  der  praktischen  Regeln  bei- 
zumessen ist,  welche  im  Grunde  auf  den  Lehren  der 
Akustik  basieren.  In  erster  Linie  wird  man  danach  streben, 
nach  Möglichkeit  die  Ursache  des  Schalles  und  der  Er- 
schütterung zu  beseitigen.  Da  das  aber  ohne  große  Kosten 
vielfach  auf  die  Dauer  nicht  möglich  ist,  muß  man  gewöhn- 
lich die  Fortpflanzung  derselben  verhindern,  sie  zu  iso- 
lieren suchen.  Der  Schall  im  allgemeinen  entsteht  durch 
die  Erschütterung  und  daraus  resultierenden  Schwingungen 
elastischer  Körper.  Schlägt  man  mit  einem  Hammer  auf 
den  Ambos,  so  haben  die  Schwingungen  nur  eine  kurze 
Dauer,  wir  hören  einen  Knall.  Arbeiten  zwei  Zahnräder 
zusammen,  so  verursacht  jeder  Zahn  einen  Stoß,  den  wir 
bei  langsamem  Lauf  der  Maschine  und  besonders,  wenn 
die  einzelnen  Zähne  schon  ausgearbeitet  sind,  einzeln  hören, 
bei  größerer  Umdrehungszahl  summieren  sie  sich  dann  zu 
einem  Geräusch,  das  mit  Erschütterungen  verbunden  ist. 
Auf  ähnliche  Weise  entstehen  so  ziemlich  alle  Geräusclic 
in  technischen  Betrieben.  Denn  fast  nie  sind  miteinander 
korrespondierende  bewegliche  Teile  so  genau  gearbeitet, 
daß  niclit  mehr  oder  weniger  große  Stöße  entstehen,  bei 
gefrästen  Zahnrädern  z.  B.  wie  bekannt  viel  weniger  als 
bei  rohen;  dazu  kommt  mitunter  ungenaue  Montage,  die 
Abnutzung  einzelner  Teile  von  Lagern,  Zapfen  u.  dergl. 


Alle  diese  Mängel  wird  man  nach  Möglichkeit  zu  be- 
seitigen suchen  müssen,  bei  Transmissionen  z.  B.  die 
Wellen  ordentlich  ausrichten,  die  Riemscheiben  ausbalan- 
cieren, die  Lagerschalen  in  Ordnung  halten,  bei  rasch- 
laufenden Zahnradbetrieben  für  richtigen  Zusammenbau 
sorgen  und  evtl.  das  Triebrad  aus  Rohhaut  wählen. 

Im  wesentlichen  wird  es  aber  darauf  ankommen,  wie 
oben  gesagt,  die  Fortleitung  der  Schwingungen  zu  ver- 
hindern. Sind  in  der  oben  geschilderten  Weise  durch  die 
Stöße  der  einzelnen  Maschinenelemente  Erschütterungen  er- 
folgt, so  pflanzen  sie  sich  auf  zweierlei  Weise  fort  und  zwar, 
indem  sie  die  umgebende  Luft  in  Schwingungen  versetzen, 
und  ferner,  indem  sie  durch  feste  oder  flüssige  Körper 
weitergeleitet  werden.  Diese  letzteren  sind  aber  weit  besser 
imstande  die  Schwingungen  weiter  zu  geben  als  die  Luft, 
und  so  tragen  sie  auch  im  wesentlichen  die  Erschütte- 
rungen und  Geräusche  nach  außen.  Als  Regel  gilt,  daß 
je  fester,  starrer  und  zäher  ein  Körper  ist,  je  heller  der 
Ton  ist,  den  er  beim  Anklopfen  gibt,  er  umso  besser  die 
Schwingungen  weiter  leitet.  Schlägt  man  z.  B.  an  das  eine 
Ende  eines  langen  eisernen  Rohres,  so  hört  man  am  andern 
Ende  den  Ton  zweimal  hintereinander,  das  erstemal  stark, 
das  sind  die  vom  Eisen  fortgeleiteten  Schwingungen  und 
das  zweitemal  etwas  später  einen  schwächeren  Ton,  das 
sind  die  durch  die  Luft  im  Inneren  fortgeleiteten  Schwin- 
gungen. Es  kommt  daher  im  wesentlichen  darauf  an,  die 
Fortleitung  der  Schwingungen  in  festen  Körpern  zu  ver- 
hindern. Nimmt  man  als  Beispiel  eine  Dampfmaschine, 
so  erkennt  man,  daß  der  Herd  der  Erschütterung  im 
wesentlichen  dort  liegt,  wo  die  hin-  und  hergehende  Be- 
wegung in  eine  rotierende  umgewandelt  wird.  Die  auf  die 
Kurbelachse  wirkende  Pleulstange  ruft  in  den  Lagern  bald 
Druck  bald  Zug  hervor,  welcher  sich  durch  die  Anker  auf 
die  Fundamente  fortpflanzt,  sie  je  nach  der  Größe  der 
Stöße  und  den  Dimensionen  mehr  oder  weniger  hebt  und 
senkt,  also  in  Schwingungen  versetzt,  welche  dann  durch 
den  Erdboden,  Mauern  usw.  weiter  geleitet  werden.  Diese 
Betrachtungen  zeigen  bereits  einen  Weg,  welcher  zum 
Ziele  führt.  Macht  man  nämlich  die  Fundamente  so  außer- 
ordentlich groß,  daß  die  Stöße  bezw.  deren  Druck-  und 
Zugwirkungen  im  Verhältnis  zur  Fundamentmasse  so  klein 
sind,  daß  sie  letztere  in  erhebliche  Schwingungen  über- 
haupt nicht  versetzen  können,  so  ist  bereits  von  vorn- 
herein jedes  nach  Außentreten  der  Erschütterungen  ver- 
hindert. Selbstverständlich  läßt  sich  dieses  Mittel  nur  selten 
anwenden.  Mit  großem  Erfolge  geschah  es  bei  einem 
Berliner  Warenhause  durch  Prof.  Josse,  wo  es  infolge  des 
knappen  Raumes  unmöglich  war,  die  Maschinenfundamente 
von  denen  der  Gebäude  zu  trennen.  Es  wurden  dort  an 
dem  Triebwerke  große  unzerschnittene  Fundamentmassen 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


343 


hergestellt,  dadurch  daß  für  die  Befestigung  der  stehenden 
und  die  Hauptlager  der  daneben  befindUchen  liegenden 
Maschinen  gußeiserne  Anker  gewählt  wurden,  die  durch 
Zement  mit  dem  gemeinsamen  großen  Fundamentklotz 
vergossen  wurden.   Tatsächlich  ist  in  den  darüber  hegen- 
den Geschäftsräumen  auch  nicht  das  geringste  davon  zu 
merken,  daß  im  Keller  darunter  große  schnellaufende  Ma- 
schinen aufgestellt  sind.    In  den  meisten  Fällen  kann  man 
aber  zu  dem  genannten  Mittel  nicht  greifen,  man  muß 
dann  dafür  sorgen,  daß  die  Erschütterungen  sich  vom 
Fundament  aus  nicht  weiter  verbreiten  können.    Da  die 
Stöße,  welche  durch  das  Triebwerk  hervorgerufen  werden, 
nicht  einfach  vertikale  sind,  sondern  auch  stets  mit  horizon- 
talen kombiniert  sind,  wird  das  Fundament  nach  den  Seiten 
zu  völlig  frei  hingestellt,  so  daß  es  von  einer  Luftschicht, 
welche  mindestens  100  mm  breit  sein  soll,  umgeben  ist. 
So  können  die  horizontalen  Schwingungen  an  feste  Leiter 
nicht  mehr  weiter  gegeben  werden,  wohl  aber  evtl.  an 
flüssige  Leiter,  wenn  nämlich  das  Grundwasser  zu  den 
Fundamenten  Zutritt  hat.    Es  ist  also  im  gegebenen  Falle 
dafür  zu  sorgen,  daß  nicht  etwa  der  das  Fundament  um- 
gebende freie  Raum  dem  Grundwasser  zugängig  wird. 
Beobachtet  wurde  z.  B.,  daß  Erschütterungen  einer  Gas- 
maschine, welche  im  Grundwasser  fundamentiert  war,  in 
einer  Entfernung  von  400  m  wahrgenommen  wurden.  Die 
Hauptschwierigkeit  bilden  die  Vertikalstöße.    Ihre  Weiter- 
leitung wird  in  der  Weise  verhindert,  daß  man  die  Funda- 
mentklötze frei  auf  eine  elastische  Decke  setzt,  welche 
die  Stöße  aufnimmt,  und  durch  ihre  große  Schwingungs- 
fähigkeit in  sich  ausgleicht.    Würde  man  z.  B.  das  ganze 
Fundament  mit  der  Maschine  auf  eine  Sprungfedermatratze 
stellen  können,  welche  den  großen  Druck  auszuhalten  fähig 
wäre,  ohne  ihre  Elastizität  zu  verlieren,  so  ist  es  ganz  klar, 
daß  die  Bewegungsenergie  der  Fundamente,  welche  infolge 
der  von  den  Ankerschrauben  übertragenen  Zug-  und  Druck- 
wirkungen   des  Triebwerkes   in  Erschütterungen  bezw. 
Schwingungen  geraten,  in  dem  elastischen  Material  der 
Matratze  durch  Umwandlung  in  eine  andere  Energieform 
ihr  Ende  findet.    Würden  nun  die  Ankerschrauben  durch 
Löcher  in  den  Matratzen  hindurchgeführt  werden  und  die 
Ankerplatten  wieder  in  dem  festen  Fundament  stecken, 
so  würden,  wie  ersichtlich,  die  Erschütterungen  durch  die 
Ankerbolzen  auf  den  unter  der  elastischen  Decke  befind- 
lichen Teil  des  Fundamentes  und  von  dort  weiter  über- 
tragen; diese  Anordnung  würde  also  schlecht  und  unwirk- 
sam sein.    Wäre  nun  das  über  der  Matratze  liegende 
Fundament   verhältnismäßig   leicht,   so  läge  bei  großer 
Elastizität  des  Materials  die  Gefahr  nahe,  daß  das  Funda- 
ment die  Schwingungen  des  elastischen  Materiales  nicht 
schnell  genug  dämpft  und  selbst  ins  Tanzen  gerät.  Aus 
diesem  Beispiel  geht  auch  hervor,  welche  Forderungen 
an  ein  brauchbares,  die  Schwingungen  dämpfendes  Ma- 
terial zu  richten  sind.    Es  muß  erstens  völlig  elastisch 
sein  und  zweitens  muß  seine  Oberfläche  imstande  sein, 
den  normalen  Druck  auf  die  Flächeneinheit,  wie  er  von 
Fundamenten  auf  den  Erdboden  ausgeübt  wird,  zu  er- 
tragen, ohne  dabei  seine  Elastizität  zu  verlieren;  man 
wird  hierbei  3  bis  4  Kilogramm  pro  qcm  zugrunde  legen, 
wenn  auch  gewöhnlich  der  Einheitsdruck  zwei  kg  nicht 
überschreitet.    Das  Material  muß  ferner  gegen  Feuchtig- 
keit und  chemische  Einflüsse  unempfindlich  sein.  Ver- 
wendet werden  mit  Erfolg  Naturkork  und  Filz,  beide 
müssen  jedoch,  um  diesen  Forderungen  zu  genügen,  nach 
besonderen  geschützten  Verfahrungen  bearbeitet  sein.  So 
verliert  z.  B.  der  sogenannte  Korkstein,  welcher  durch  Zer- 
mahlen   von  Korkabfällen    und  nachheriges  Zusammen- 
pressen hergestellt  wird,  völlig  seine  Elastizität;  wirk- 


sam hingegen  ist  die  Verwendung  von  natürlichem  Roh- 
kork, welcher  nach  den  Zornschen  Patenten  in  Streifen 
geschnitten  ist,  welche  hochkantig  nebeneinander  gesetzt 
sind  und  durch  Eisenrahmen  unter  Druck  zusammen- 
gehalten werden.  Dadurch  ist  der  Kork  auch  imstande, 
die  erforderliche  Pressung  auf  die  Flächeneinheit,  ohne 
zerdrückt  zu  werden,  aufzunehmen.  Ein  zweites  bewährtes 
Mittel  ist  der  nach  besonderen  Patenten  hergestellte  Filz, 
welcher  unter  dem  Namen  Eisenfilz  in  den  Handel  (ge- 
bracht ist.  Die  Oberfläche  ist  bei  ihm  auf  chemischem 
Wege  besonders  gehärtet,  so  daß  sie  einen  weit  größeren 
Flächendruck  als  erforderlich  aufnehmen  kann.  Außerdem 
wird  der  Filz  in  hydraulischen  Pressen  einem  Druck  unter- 
worfen, welcher  in  jedem  einzelnen  Falle  besonders  den 
natürlichen  später  in  Betracht  kommenden  Verhältnissen  an- 
gepaßt ist.  Dadurch  wird  erreicht,  daß  dieses  Material 
späterhin  in  der  Praxis  durch  seine  individuelle  Behand- 
lung auch  wirklich  den  Anforderungen  entspricht.  Durch  die 
Imprägnierung  mit  neutralem  Erdölfett  ist  das  Eindringen 
von  Feuchtigkeit  unmöghch  gemacht,  ohne  daß  die  Elasti- 
zität verringert  wird. 

Das  oben  gegebene  Beispiel  zeigt  auch,  worauf  be- 
sonders zu  achten  ist,  wenn  diese  Schalldämpfungs-  oder 
Isoliermaterialien  auch  bei  anderen  Teilen  des  maschi- 
nellen Betriebes  mit  Erfolg  angewandt  werden  sollen.  Bei 
Fundamenten  wird  man  auch  darauf  achten,  daß  die  Fläche, 
auf  welche  der  Filz  oder  Kork  gelegt  wird,  vorher  sauber 
mit  Zement  glattgestrichen  ist,  damit  nicht  das  Isolier- 
material genötigt  ist,  die  Unebenheiten  auszufüllen.  Wand- 
konsole für  Transmissionen  werden  zweckmäßig  in  der 
Weise  isoliert,  daß  die  Konsole  unter  Zwischenlegung 
einer  Filzschicht  auf  eine  kräftige  Holzplatte  verschraubt 
werden;  unter  letztere  wird  an  den  Außenkanten  je  eine 
Filzschicht  und  darunter  je  eine  starke  Holzbohle  gebracht. 
Das  Holzbrett  wird  dann  zusammen  mit  dieser  Filzplatte 
und  Holzbohle  mit  der  Wand  mittels  durchgehender  Anker- 
schrauben verbunden.  Die  Löcher  in  der  Wand  selbst 
sollen  so  groß  sein,  daß  die  Bolzen  das  Mauerwerk  nicht 
berühren.  Zu  empfehlen  ist  es  dann  noch,  auf  der  andern 
Seite  der  Wand  unter  die  Ankerplatten  nochmals  Filz  zu 
legen  und  zwar  von  solcher  Größe,  daß  der  zulässige 
Flächendruck  nicht  überschritten  wird.  In  ähnlicher  Weise 
wird  man  Maschinen  isolieren,  welche  auf  den  Erdboden 
ohne  Fundament  oder  auf  Balkenlagen  aufgestellt  werden. 
Es  ist  nur  immer  daran  festzuhalten,  daß  es  ein  Haupt- 
erfordernis ist,  daß  nicht  etwa  die  Maschine  durch  feste 
Teile  irgend  einer  Art  mit  dem  Mauerwerk,  Fußboden 
oder  dergl.  in  Verbindung  gebracht  wird;  stets  müssen 
solche  Teile  durch  eine  Isoherschicht  oder,  sofern  sie  wie 
z.  B.  Befestigungsschrauben  durch  feste  Teile  hindurch- 
geführt werden,  durch  eine  Luftschicht  getrennt  sein.  Es 
müssen  daher  auch  die  Muttern  und  Köpfe  der  Befesti- 
gungsbolzen zunächst  auf  einer  Isolierschicht  ruhen.  Wie 
schädlich  feste  Verbindungen  auch  geringfügiger  Art  sind, 
zeigen  die  in  der  Praxis  mehrfach  vorgekommenen  Fälle, 
daß  zur  Verhütung  der  Fortpflanzung  der  Erschütterungen, 
zwischen  zwei  Brandmauern  angebrachte  Luftzwischen- 
räume in  dem  einen  Falle  durch  einige  kleine  Ver- 
bindungen der  Mauern  untereinander,  in  einem  anderen 
Falle  durch  teilweise  Ausfüllung  mit  Schutt  unwirk- 
sam wurden.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daß  die  Wände  wie  auch  Decken 
gewissermaßen  als  Resonanzböden  wirken.  Durch  Ab- 
steifung an  geeigneten  Punkten  außer  Anwendung  der 
genannten  Mittel  wird  man  daher  unter  Umständen  noch 
bessere  Erfolge  erzielen.  Sind  Maschinen  in  oberen  Stock- 
werken aufgestellt,  so  wird  man,  da  die  Decken  wie  Mem- 


1 


1  344 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  22 


brane  schwingen,  die  Maschinen  möghchst  so  aufstellen, 
daß  sie  auf  mehreren  Unterzügen  stehen  und  zwar  mög- 
lichst nahe  den  Stützpunkten  dieser  Unterzüge;  denn  je 
weiter  von  letzteren  entfernt  die  Stöße  entstehen,  umso 
größer  sind  natürlich  die  Schwingungen  der  Decke;  man 
muß  also  evtl.  durch  Unterlegung  von  Holzbohlen  das 
Gewicht  auf  mehrere  Balkenlagen  verteilen.  Bei  schwe- 
reren Maschinen,  welche  wie  Webemaschinen,  Buchdruck- 
pressen u.  dergl.  öfters  nur  auf  Füßen  oder  schmalen 
Rahmen  stehen,  müssen,  weil  sonst  der  Flächendruck  auf 
das  Isoliermaterial  zu  groß  würde,  größere  Auflageflächen 
geschaffen  werden,  indem  man  z.  B.,  die  Füße  der  Ma- 
schinen mit  Bohlenunterlagen  verbindet  und  ebenso  für 


Rahmen  Holzunterlagen  von  genügender  Breite  schafft. 
Rohrleitungen  sollen  die  Wände  möglichst  gar  nicht  be- 
rühren, worauf  auch  bei  Durchführung  durch  die  Mauern 
besonders  zu  achten  ist;  die  Schellen,  welche  die  Rohre 
tragen,  sollen  innen  mit  Isolierstoffen  ausgekleidet  sein; 
ihre  Befestigung  in  der  Wand  erfolgt  am  besten  durch 
Vermittlung  von  Holzdübeln. 

Wie  anfangs  bemerkt,  werden  die  Schwingungen  auch 
durch  die  Luft,  wenn  auch  in  geringerem  Maße,  weiter- 
geleitet. Will  man  diese  Schallwellen  nicht  nach  außen 
gelangen  lassen,  so  gibt  es  nur  den  einen  Weg,  schall- 
sichere Wände  aufzustellen  und  die  Oeffnungen  ent- 
sprechend zu  verkleiden. 


Spannungsverteilung  in  Wini<eleisenstäben 

Von  RICHARD  LUDWIG,  Leipzig. 


Nach  dem  preußischen  Runderlaß  vom  31.  Januar  d.  J. 
dürfen  eiserne  Dachkonstruktionen,  unter  den  gewöhn- 
lichen Belastungsannahmen,  bis  zu  1200  kg  pro  cm^  be- 
ansprucht werden.  Diese  Dachkonstruktionen  setzen  sich 
in  der  Hauptsache  aus  Winkeleisen,  von  denen  das  gleich- 
schenklige bevorzugt  wird,  zusammen. 

Die  Anordnung  der  Nieten  ist  für  die  kleineren  Profile 
einreihig.  Die  Spannungen,  die  in  den  Stäben  dieser 
Konstruktionen  auftreten,  werden  über  den  Nettoquerschnitt 
gleichmäßig  verteilt  angenommen.  Die  Achse,  auf  welche 
die  Nieten  gesetzt  werden,  fällt  mit  der  Schwerachse  des 
Profiles  nicht  zusammen,  es  besteht  vielmehr  ein  so- 
genanntes Wurzelmaß,  das  in  der  „Hütte",  Ausgabe  1Q05, 
Band  I,  Seite  606,  zu:  0,5  W  +  5  mm  angegeben  ist;  dabei 
bedeutet  W  die  Schenkelbreite  des  Winkels.  Für  ein 
Winkeleisen  von  80/80  mm  beträgt  demnach  dieses  Maß 
45  mm. 


für  Kante  b  1200 


26000  ■  2,24 


72  ■  2 

285  kg  Zug  pro  cm-. 


•  2,26  = 


Die  Spannung  in  Kante  a  in  Höhe  von  3520  kg  pro  cm* 
ergibt  einen  Wert,  der  weit  das  zulässige  Maß  über- 
schreitet und  unter  Umständen  der  Bruchgrenze  sehr  nahe 
kommt,  während  in  Kante  b,  wo  die  breiten  Schenkel- 
massen hegen,  die  Spannungen  nur  einen  geringen  Wert 
erreichen. 

Da  sich  die  Spannungen  im  Querschnitt  n — n  in  der 
Wirklichkeit  kaum  anders  stellen  können,  als  es  die  Rech- 
nung ergibt,  so  empfiehlt  es  sich,  diesem  Wurzelmaße 
ausreichende  Beachtung  zu  schenken,  denn  leicht  kann 
durch  ungünstige  Umstände,  die  noch  hinzutreten,  der 
Stab  an  dieser  Stelle  zerreißen. 


Es  soll  nun  im  Nachstehenden  untersucht  werden, 
welchen  Einfluß  die  Einhaltung  dieses  Wurzelmaßes  auf 
die  Spannung  im  Querschnitt  ausübt. 

Zu  diesem  Zwecke  werden  zwei  Winkeleisen  von 
80/80/8  mm  Querschnitt  betrachtet.  Diese  beiden  Winkel- 
eisen, die  einen  Zugstab  in  einem  Binder  darstellen  sollen, 
können  einen  zulässigen  Zug  aufnehmen  =  (12,3 — 1,8- 
0,8)-  2-  1200  =  26  000  kg.  Der  Abstand  des  Schwer- 
punktes beträgt  2,26  cm.  Das  Wurzelmaß  8  •  0,5  +  0,5  = 
4,5  cm,  die  Exzentrizität  daher  4,50—  2,26  =  2,24  cm. 

Die  Kantenspannangen  im  Querschnitt  n— n  (s.  Skizze) 
betragen : 

für  Kante  .  =  1200  +  •  5,74  = 

3520  kg  Zug  pro  cm'^ 


ilMISElH-V' 


Analog  gelten  diese  Betrachtungen  auch  für  Druck- 
stäbe, doch  liegen  die  Verhältnisse  hier  meist  günstiger, 
einmal,  weil  der  Niet  Druckspannungen  selbst  mit  über- 
tragen kann,  was  bei  den  Zugspr.nnungen  ausgeschlossen 
ist,  und  das  andere  Mal,  weil  bei  Druckstäben  meist  das 
Trägheitsmoment  in  Frage  kommt,  wodurch  eine  größere 
Quer^chnittsfläche  vorhanden  ist. 

Verringern  lassen  sich  die  hohen  Grenzspannungen 
dadurch,  daß  man  das  Wurzelmaß  auf  das  Knappste  be- 
mißt; nahezu  beseitigen  aber  dadurch,  daß  man  ungleich- 
sche.iklige  Winkeleisen  verwendet,  bei  denen  man  in  der 
Lage  ist,  die  Nieten  fast  in  die  Schwerachse  setzen  zu 
können,  wodurch  sich  die  Spannungen,  wie  beabsichtigt, 
nahezu  gleichmäßig  über  den  ganzen  Querschnitt  verteilen. 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


345 


STANDESBEWEGUNG 


Unsere  Verbands-Statistik  —  eine  Unterlage  unserer 
Verbandsarbeit 

Wie  in  der  „Deutschen  Techniker-Zeitung"  schon  be- 
kannt gegeben  worden  ist,  erscheint  in  einigen  Monaten 
als  Ergebnis  unserer  Verbandsstatistik  ein  Band  von  min- 
destens 300  Seiten.  Als  Verlag  ist  die  auf  dem  Gebiete 
der  Sozialpolitik  rühmlich  bekannte  Firma  D  u  n  c  k  e  r 
&  Humblot  in  Leipzig  gewonnen.  Der  Druck,  der 
sich  infolge  des  sehr  beträchtlichen  Tabellenwerkes  ziem- 
lich kompliziert  gestaltet,  erfolgt  durch  die  Brüh  l'sche 
Druckerei  Lange  in  Gießen.  Die  näheren  Sub- 
skriptionsbedingungen werden  unten  in  dieser 
Nummer  veröffentlicht,  wir  erwähnen  heute  nur,  daß 
sich  der  Preis  für  das  Exemplar  —  der  im  Buchhandel 
6  bis  7  M  betragen  wird  —  für  unsere  Mitglieder  und 
gegebenenfalls  für  die  Mitglieder  anderer  technischer  Or- 
ganisationen unter  2M  50Pfg.  halten  wird.  Wir 
rechnen  auf  eine  lebhafte  Beteiligung  unserer  Mitglieder 
an  der  Subskription,  insbesondere  derer,  die  Fragebogen 
ausgefüllt  und  damit  ein  wesentliches  Teil  an  dem  Ge- 
lingen des  Unternehmens  beigetragen  haben. 

Ueber  dieses  selbst  und  seine  Fortentwicklung  sollen 
die  nachfolgenden  Zeilen  kurzen  Aufschluß  geben.  Zu- 
nächst nur  noch  ein  Hinweis  darauf,  daß  wir  mit  der  Zeit 
des  Erscheinens  nicht  hinter  anderen  ähnlichen  Arbeiten 
zurückstehen.  So  ist  die  bekannte  Jäckelsche  Publikation, 
die  das  Bureau  für  Sozialpolitik  mit  Unterstützung  des 
Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  herausgab,  in 
nicht  viel  kürzerer  Frist  fertiggestellt  worden,  wobei  zu 
berücksichtigen  ist,  daß  dieser  Erhebung  die  viel  gleich- 
mäßigeren Verhältnisse  einer  einzelnen  Großstadt  und  auch 
nur  etwa  ein  Drittel  der  von  uns  bearbeiteten  Fragebogen 
zugrunde  lagen.  Die  umfangreiche  Erhebung  des  Deutsch- 
nationalen  Handlungsgehilfen-Verbandes  erforderte  eine 
ähnlich  bemessene  Spanne  Zeit  zur  Fertigstellung,  trägt 
aber  nach  Art  der  Ausarbeitung  wohl  nicht  all  den  sta- 
tistischen Gesichtspunkten,  denen  unsere  Verbandsstatistik 
zu  entsprechen  sucht,  Rechnung. 

Zu  einem  Vergleich  bietet  die  Statistik  des  D.  H.  V. 
auch  hinsichtlich  der  Kosten  Anlaß.  Vom  D.  H.  V.  waren 
fünfzehntausend  Mark  ausgeworfen  worden,  während  sich 
unsere  Verbandserhebung  auf  siebentausend  beschränkte 
(deren  bereitwiUige  Gewährung  durch  den  Qesamtvorstand 
dennoch  dankbare  Anerkennung  verdient).  Ziehen  wir 
noch  in  Betracht,  daß  der  Deutsche  Werkmeister-Verband 
zunächst  zehntausend  Mark  für  den  gleichen  Zweck 
festgelegt  hat,  so  wird  man  uns  jedenfalls  zugeben 
müssen,  daß  wir  relativ  billig  gewirtschaftet  haben.  — 

Die  nächstliegenden  Aufgaben  unserer  Statistik  waren 
gewesen,  Klarheit  über  die  berufliche  Zusammen- 
setzung unseres  Mitgliederbestandes,  Klar- 
heit auch  über  seine  berufliche  Vorbildung  zu 
gewinnen.  Für  diesen  Zweck  hatte  unser  Vorstandsmit- 
glied, Herr  Architekt  Rommel,  einen  Fragebogen  be- 
reits im  Herbste  1909  ausgearbeitet.  Als  Unterzeichneter 
seine  Mitarbeiterschaft  beim  D.  T.-V.  aufnahm,  legte  er 
vor  allem  Wert  auf  eine  Ausdehnung  der  Statistik  auf 
den  ganzen  Komplex  der  sozialen  und  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  unserer  Mitglieder. 
Nachdem  der  geschäftsführende  Verbandsvorstand  ver- 
ständnisvoll auf  diese  Anregung  eingegangen  war,  ent- 
stand der  unseren  Lesern  bekannte  Fragebogen,  für  dessen 
.Beantwortung  die  ersten  Tage  des  Januar  1910  als  Stich- 
termin angesetzt  waren. 

Der  Eingang  der  Fragebogen  war  sehr  gut, 
zwischen  elf  -  und  zwölf  tausend  konnten  schließlich 
der  Bearbeitung  zugrunde  gelegt  werden.  Diese  Be- 
arbeitung mußte  sich  zunächst  auf  praktische  Zwecke 
richten,  da  der  Verbandstag  Pfingsten  1910  die  Frage 
der   Arbeitszeit    (damit   zusammenhängend  Nacht-, 


Sonntags-  und  Ueberarbeit,  Urlaub)  behandelt  wissen 
wollte  und  dafür  statistische  Unterlagen  zu  gewinnen 
waren.  Deshalb  konnte  für  das  erste  Halbjahr  die  syste- 
matische Aufbereitung  nur  unter  der  Beschränkung  auf 
bestimmte  Materien  vorgenommen  werden,  was  natürlich 
einen  bedeutenden  Aufenthalt  in  sich  schloß.  Nach  dem 
Verbandstag,  dem  das  vorläufige  statistische  Material  an- 
scheinend durchaus  entsprach,  wurde  dann  die  eigentliche 
Aufbereitung  und  ihr  folgend  die  Konzentration 
in  Tabellen  vorgenommen;  dem  Januar  d.  J.  zusammen- 
getretenen Gesamtvorstand  konnte  bereits  eine  bedeutende 
Zahl  druckfertiger  Tabellen  in  Autogramm  überreicht 
werden:  Allgemeine  und  berufliche  Vorbildung,  Prüfungen, 
Praxis  und  ihre  Kosten,  die  Arbeitsbedingungen  im  ein- 
reinen, insbesondere  Berücksichtigung  der  Konkurrenz- 
klausel und  des  Erfinderschutzes,  für  welch  letztere  Ma- 
terie unser  VorstandsmitgUed  Herr  Arndt  seine  Unter- 
stützung lieh. 

Noch  stand  indessen  die  mühsame  Kombination 
der  verschiedenen  wirtschafthchen  Fragen  untereinander 
aus,  wofür  die  Anfertigung  von  Zählblättchen  unerläßlich 
war;  so  galt  es  z.T.,  die  wichtigsten  Arbeitsbedingungen 
des  Gehaltes  und  der  Arbeitszeit  für  die  hauptsächlichsten 
Branchen  zu  isolieren,  was  insbesondere  in  der  In- 
dustrie mit  ihrer  großen  Zahl  von  Betriebszweigen  große 
technische  Schwierigkeiten  in  sich  schließt;  es  galt,  die 
Arbeitsbedingungen  einzeln  für  große  Landesteile, 
Städte  und  Industriebezirke,  für  die  verschie- 
denen Ortsgrößenklassen  nachzuweisen ;  es  galt 
eine  genaue  Inbeziehungsetzung  des  Berufs-  und 
Lebensalters  mit  den  Arbeitsverhältnissen;  dann  bot 
es  viel  Interesse,  die  Entwicklung  der  Gehälter 
rückwärts  von  1910  bis  1900  zu  verfolgen,  das  Schwanken 
des  durchschnittUchen  Anfangsgehalts  darzustellen 
und  dergleichen  mehr. 

Für  die  Inangriffnahme  dieser  umfangreichen  Arbeiten 
war  eine  Erweiterung  unserer  statistischen  Stelle,  die 
seit  Beginn  der  Aufarbeitung  regelmäßig  einen,  zeitweilig 
zwei  ständige  technische  Bearbeiter  und  verschiedene  ge- 
legentliche Mitarbeiter  zählte,  notwendig;  sie  geschah' 
durch  das  auf  etwa  ein  Vierteljahr  berechnete  Engage- 
ment zweier  wissenschaftlicher  Assistenten,  deren  Tätig- 
keit sich  in  jeder  Hinsicht  bewährte. 

Gegenwärtig  liegt  die  textliche  Darstellung 
und  die  endgültige  Redaktion  der  Tabellen  in 
den  Händen  des  Unterzeichneten.  Für  diese  abschließende 
Arbeit  ist  das  Thema  noch  wesentlich  zu  erweitern,  in- 
sofern, als  die  Ergebnisse  der  letzten  Berufs-  und 
Betriebszählung,  die  gerade  dem  Angestelltenstande 
großes  Interesse  entgegenbringt,  nach  Möglichkeit  mit  ver- 
arbeitet werden  müssen.  Außerdem  werden  selbstver- 
ständlich alle  früheren  Erhebungen  auf  unserem 
Gebiete,  so  namentlich  die  von  Jäckel,  die  beiden  früheren 
des  D.  T.-V.,  des  D.  H.  V.,  endlich  verschiedene  kleinere 
Statistiken  des  B.  t.-i.  B.  und  des  Zeichnerverbandes  mit 
verwertet.  Wir  hoffen,  nicht  nur  den  Stand,  sondern, 
innerhalb  eines  allerdings  beschränkten  Zeitraumes,  die 
Entwicklung  der  beruflich-wirtschaft- 
lichen Verhältnisse  des  Technikerstandes  darstellen 
zu  können.  Ihre  Ergänzung  soll  dann  die  Erhebung  durch 
eine  selbständige  Haushaltsstatistik,  deren  Plan  dem  Ge- 
samtvorstand bei  seinem  nächsten  Zusammentritt  vor- 
gelegt werden  wird,  finden;  was  hier  generell  für  den 
ganzen  Stand  festgestellt  wurde,  erfährt  dann  durch  die 
Buchführung  des  täglichen  Lebens  die  nötige  individuelle 
Vertiefung. 

Auf  Einzelheiten  kann  hier  nicht  eingegangen  werden, 
schon  um  der  Veröffentlichung,  die  wir  in  den  Händen 
recht  vieler  Mitglieder  sehen  möchten,  nicht  vorzugreifen. 
Nur  das  mag  hier  noch  erwähnt  sein:  Was  unser  Ver- 
band bei  hundert  Gelegenheiten  in  Wort  und  Schrift  aus- 
sprach, es  wird  nun  durch  ein  unanfechtbares  und  breites 
Tatsachenmaterial  gestützt.  Nicht  agitatorische  Phrase, 
bittere  statistische  Wahrheit  ist  es,  wenn  wir  immer  und 
immer  wieder  auf  die  absolut  ungenügenden  Wirtschaft- 


346 


DEUTSCHE  TECHNIKER  ZEITUNO  1911 


Heft  22 


liehen  Verhältnisse  des  Standes,  auf  die  über  die  engeren 
Berufskreise  hinausgreifende  volkswirtschaftliche  und  so- 
ziale Gefahr,  die  sie  bergen,  hinwiesen. 

Wir  erhoffen  von  der  Verbandsstatistik  eine  För(Jerung 
unserer  sozialen  Arbeit  und  müssen  deshalb  darauf  auf- 
merksam machen,  daß  sich  möglichst  alle  Kollegen  mit 
den  Tatsachen  vertraut  machen  möchten,  deren  Erfas- 
sung den  Nachweis  der  BerechtigungunsererFor- 
derungen  bringt.  Dem  in  sich  geeinten  und  geschlos- 
senen Verband  für  seine  gerechte  Arbeit,  die  er  sich 
durch  niemanden  stören  lassen  wird,  gute  und  sichere 
Unterlagen  mitzugeben,  war  die  Absicht  aller,  die  an 
der  Verbandsstatistik  mitgearbeitet  haben.  Sache  des  ein- 
zelnen, der  in  der  Bewegung  steht,  ist  es,  diese  theo- 
retischen Unterlagen  in  praktische  Arbeit 
umzusetzen,  eine  Tätigkeit,  die  gerade  dem  Tech- 
niker liegen  sollte.  Dr.  A.  Günther. 

* 

Für  die  Pnvatangestellten  bei  den  Reichseisenbahnen 
in  Elsaß-Lothringen 

haben  wir  eine  Petition  an  das  Ministerium  der  öffent- 
lichen Arbeiten  abgesandt,  in  der  wir  bitten,  für  die  Um- 
wandlung der  nicht  etatsmäßigen  Technikerstellen  in  etats- 
mäßige Sorge  zu  tragen. 

Bei  der  Verwaltung  der  Reichseisenbahnen  in  Elsaß- 
Lothringen  sind  ca.  120  Techniker  (Bauassistenten,  techn. 
Bureaugehilfen  und  Hilfslandmesser)  beschäftigt.  Von 
diesen  Beamten  stehen  einige  20  und  mehr  Jahre  und 
eine  große  Zahl  10  bis  20  Jahre  im  Dienst. 

Die  einzige,  den  Bauassistenten  und  techn.  Bureau- 
gehilfen heute  zugängliche  etatsmäßige  Stellung  ist  die 
eines  Bahnmeisters.  Aber  diese  Angestellten  werden  erst 
nach  10  und  mehr  Jahren  zur  Vorbereitung  für  den  Bahn- 
meisterdienst einberufen.  Die  etatsmäßige  Anstellung  der 
geprüften  Anwärter  erfolgt  nach  und  nach,  in  der  Regel 
erst  abermals  11  Jahre  später,  so  daß  ein  Techniker,  der 
mit  24  Jahren  seine  Laufbahn  begonnen  hat,  im  besten 
Falle  mit  45  Jahren  in  die  Bahnmeisterstellung  ein- 
rücken kann. 

Die  Anwärter  für  den  technischen  Bureaudienst,  die 
häufig  infolge  vorgerückten  Lebensalters  oder  wegen  ge- 
ringer körperlicher  Fehler,  die  sie  sich  während  der  langen 
anstrengenden  Beschäftigung  vor  der  Einberufung  für  den 
Betriebsdienst  zugezogen  haben,  die  Bahnmeisterlaufbahn 
nicht  einschlagen  können,  sind  überhaupt  nicht  in  der 
Lage,  unter  den  heutigen  Umständen  den  Zeitpunkt  ihrer 
etatsmäßigen  Anstellung  vorauszuberechnen. 

Für  die  Hilfslandmesser,  die  ihre  Lehrzeit  auf  einem 
Katasteramte  zugebracht  und  die  Prüfung  als  Kataster- 
gehilfe bestanden  haben  —  ein  Teil  hat  das  hessische 
Geometer-Patent  2.  Kl.  erworben  — ,  bedeutet  die  Stellung 
des  technischen  Bureauassistenten  den  Abschluß  der 
Laufbahn. 

Die  Zahl  der  vorgemerkten  Anwärter  in  beiden  Be- 
amtenkategorien ist  so  zahlreich,  daß  für  die  auf  Privat- 
dienstvertrag Angestellten  keinerlei  Aussicht  vorhanden  ist, 
auf  üblichem  Wege  jemals  eine  etatsmäßige  Beamten- 
stellung erlangen  zu  können.  Bedenkt  man  aber,  daß 
für  technische  Sekretäre  bei  der  Preuß.-Hess.  Staatsbahn 
etatsmäßige  Stellen  geschaffen  wurden,  die  mit  älteren, 
erfahrenen  außeretatsmäßigen  Technikern  besetzt  wurden, 
so  muß  es  als  eine  Härte  empfunden  werden,  wenn  die 
elsaß-lothringischen  Techniker  der  Eisenbahnverwaltung 
dauernd  den  Wohltaten  des  Reichsbeamtengesetzes  ent- 
zogen bleiben  sollen. 

Wir  glauben  deshalb,  daß  es  nur  eine  recht  bescheidene 
Bitte  ist,  wenn  wir  wünschen,  daß  geeignete  Abhilfe  ge- 
schaffen wird,  damit  die  berechtigten  Klagen  der  schon 
so  lange  zurückgesetzten  Privatangestellten  bei  den  Reichs- 
eisenbahnen verstummen. 

* 


Die  Firma  Stengel  &  Hofer 

in  München  bezahlte  seit  langem  schlechte  Gehälter.  Das 
wurde  in  einer  Versammlung  unseres  Münchener  Tech-, 
niker-Vereins  besprochen  und  eine  Mitteilung  hierüber  ge- 
langte in  die  Presse. 

Wie  immer  fiel  auch  hier  schlechte  Entlohnung  mit 
langer  Bureauzeit  zusammen,  so  daß  unter  den  Angestellten 
der  Firma  sich  eine  reichliche  Unzufriedenheit  auf- 
gespeichert hatte.  Trotz  dieser  Tatsachen  erließen  die 
akademisch  vorgebildeten  Angestellten  der  Firma  eine 
Gegen-Erklärung,  daß  sie  sich  in  standesgemäßen  Ver- 
hältnissen befänden  und  dem  Techniker-Verein  die  Kom- 
petenz zur  Beurteilung  ihrer  Lage  abstreiten.  Was  die 
akademisch  vorgebildeten  Herren  dieser  Firma  unter 
standesgemäß  verstehen,  geht  daraus  hervor,  daß  sie  für 
110  M  und  140  M  monatlich  tätig  sind,  ihrem  ersten  Tech- 
niker (Absolvent  einer  Baugewerkschule)  jedoch,  welcher 
die  statischen  Berechnungen  in  Eisenbeton  und  Werkpläne 
anzufertigen  hatte,  zahlte  die  Firma  ein  Gehalt  von  115  M, 
einem  anderen,  der  mit  Bauleitung  beauftragt  gewesen  ist, 
100  M  und  so  ging  es  herab  bis  60  M. 

Die  Bestrebungen,  an  diesem  Zustand  etwas  zu  ändern, 
haben  nichts  erreicht,  so  daß  wir  den  Weg,  den  unsere 
Münchener  Kollegen  eingeschlagen  haben,  für  berechtigt 
halten.  Wir  bedauern  sehr,  daß  die  akademisch  vor- 
gebildeten Angestellten  der  Firma  uns  nicht  unterstützen, 
sondern  unseren  Bemühungen  sogar  hinderlich  sind.  Wir 
hoffen  aber  umsomehr  von  dem  Solidaritätsgefühl  jener, 
die  die  von  uns  genannten  Gehälter  für  unwürdig  und 
unauskömmlich  halten  und  nehmen  den  Kampf  um  bessere 
Verhältnisse  bei  dieser  Firma  auf.  Denen  aber,  welchen 
zum  1.  Juli  wegen  ihres  Vorgehens  gekündigt  worden  ist, 
ist  nicht  nur  der  Dank  der  übrigen  sicher,  sondern  sie 
genießen  vor  allem  die  weitgehendste  Unterstützung  des 
Verbandes. 

Es  ist  uns  gelungen,  durch  unsere  Stellenvermittlung 
einen  der  Herren,  der  bisher  mit  115  M  besoldet  wurde, 
mit  160  M  unterzubringen.  Auf  den  weiteren  Verlauf 
kommen  wir  noch  näher  zurück. 

«  * 

* 

Der  Technische  Verein  Erfurt  bleibt  Verbandsverein! 

Auf  Grund  §  13  der  Vereinssatzungen  haben  die  ver- 
bandstreuen Kollegen  in  Erfurt  es  erreicht,  daß  eine  neue 
Generalversammlung  zum  Austritt  des  Vereins  aus  dem 
Deutschen  Techniker-Verband  Stellung  genommen  hat.  Mit 
52  gegen  26  Stimmen  wurde  beschlossen,  den  Aus- 
tritt rückgängig  zu  machen.  Der  alte  Vorstand 
hat  daraufhin  seine  Aemter  niedergelegt.  Als  provi- 
sorischer Vorstand  sind  die  Herren  Rößner,  Wuttke,  Schelle 
und  Heinze  mit  der  Geschäftsführung  des  Vereins  betraut 
worden.  Der  gesunde  Gedanke,  der  unserer  heutigen 
Organisationsarbeit  innewohnt,  hat  also  auch  in  Erfurt 
gesiegt. 


H  H  ::      ::    SCHULFRAGEN    ::  ::  ::  ::  :: 


Ein  Verband  technischer  Privatschiden 

wurde  Zeitungsnachrichten  zufolge  vor  kurzem  gegründet. 
Es  heißt  da: 

„Eine  Reihe  technischer  Lehranstalten  hat  sich  unter 
dem  Namen  „Technischer  Unterrichtsver- 
b  a  n  d"  zu  einer  Korporation  zusammengeschlossen,  die- 
einerseits  durch  Vorträge  und  Aufsätze  sowie  Veranstal- 
tung gemeinsamer  Ausstellungen  von  Prüfungsarbeiten 
usw.  ihrer  Hörer  das  große  Publikum  über  Ziele,  Er- 
folge und  Berechtigungen  der  einzelnen  Gruppen  von 
technischen  Lehrinstituten  aufklären  und  andererseits 
durch  Schaffung  gemeinsamer  Stellennachweise  zur  wirt- 
schaftlichen Förderung  ihrer  Absolventen  beitragen  will.- 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


347 


Zum  Vorsitzenden  des  Verbandes  ist  der  Direktor 
Matthes,  Berlin,  gewählt  worden.  Die  Geschäftsstelle 
des  Verbandes  befindet  sich:  Berlin,  Königgrätzer 
Straße  90." 

Das  in  schultechnischen  Fragen  nicht  unterrichtete 
große  Publikum  wird  diese  redaktionelle  Notiz  als  eine 
bemerkenswerte  Kundgebung  auf  dem  Gebiete  des  tech- 
nischen Unterrichtswesens  anzusehen  geneigt  sein  und 
sich  vertrauensvoll  an  die  Geschäftsstelle  des  Verbandes 
wenden.  Damit  ist  der  Zweck  dieses  neuesten  Reklame- 
tricks der  technischen  Privatschulen  erreicht.  In  den  Fach- 
kreisen aber  versteht  man  nicht,  wie  es  möglich  ist,  daß 
die  Redaktionen  der  Tageszeitungen  über  das  technische 
Schulwesen  keine  besseren  Quellen  kennen  als  ausgerechnet 
Herrn  Direktor  Matthes  in  Berhn,  der  unter  möglichster 
Verschleierung  des  Umstandes,  daß  es  genügend  staat- 
liche technische  Unterrichtsanstalten  gibt,  eine  ganz  ein- 
seitige Propaganda  für  seine  Privatschule  betreibt.  Auf 
unsere  Anfrage  nach  Ueberlassung  eines  Verzeichnisses! 
der  angeschlossenen  Schulen  hat  es  die  genannte  Ge- 
schäftsstelle aus  naheliegenden  Gründen  vorgezogen,  sich 
in  Stillschweigen  zu  hüllen.  Dies  bestärkt  uns  in  der 
Annahme,  daß  die  wahre  Absicht  des  neuen  Verbandes 
nur  die  sein  kann,  den  Zustrom  zum  technischen  Berufe 
noch  mehr  zu  fördern,  auf  daß  die  Geschäfte  der  Privat- 
schulen noch  einträglicher  werden.  Als  Vorwand  muß 
die  „wirtschaftliche  Förderung"  der  Absolventen  dienen! 
Es  ist  doch  aber  wohl  klar,  daß  nach  dem  Verlassen 
dieser  Schulen  jeder  engere  Zusammenhang  mit  diesem 
Verbände  aufhört.  Der  einseitige  Stellennachweis  bietet 
keinen  Ersatz  für  die  Leistungen  der  Techniker-Organi- 
sationen, die  nicht  nur  diesen  pflegen  —  wir  wiesen  un- 
seren Mitgliedern  seit  1.  Jan.  d.  J.  ca.  1  6  00  Stellen 
nach  — ,  sondern  auch  die  Interessen  der  in  der  Berufs- 
praxis stehenden  technischen  Angestellten  vertreten.  Der 
Technische  Unterrichtsverband  wolle  doch  diese  Sorgen 
den  Berufsverbänden  weiter  überlassen.  Mf. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :• 


Konzen  tra  tionsbestrebungen 
in  der  Versichemngsorganisation 

Wenn  man  in  die  Vergangenheit  zurückblickt,  findet 
man,  daß  die  ursprüngliche  Versicherungsorganisation,  wie 
sie  in  Form  von  Aktien-Gesellschaften  und  Gegenseitig- 
keits-Vereinen in  die  Oeffentlichkeit  trat,  sich  mit  einem 
einzigen  Versicherungszweig  befaßte.  Man  sieht  Gesell- 
schaften entstehen,  die  lediglich  die  Lebensversicherung, 
allein  die  Feuerversicherung,  nur  die  Hagelversicherung, 
die  Viehversicherung  oder  irgend  einen  anderen  Versiche- 
rungszweig betrieben.  Der  innere  Grund  für  diese  Tat- 
sache darf  wohl  darin  erblickt  werden,  daß  jede  Versiche- 
rungsart eine  besondere  Technik  verlangt  und  man  an- 
fangs der  Schwierigkeiten,  trotz  dieses  Umstandes  Be- 
triebe zu  organisieren,  die  sich  auf  mehrere  "Versicherungs- 
zweige  erstreckten,  nicht  Herr  wurde.  Erst  seit  etwa  Mitte 
des  vergangenen  Jahrhunderts  begegnet  man  häufiger  Grün- 
dungen, die  von  Anfang  an  auf  den  gleichzeitigen  Be- 
trieb mehrerer  Assekuranzzweige  berechnet  waren.  Doch 
fanden  sie  zunächst  wenig  Nachahmung.  Durchweg  zog 
man  es  vielmehr  vor,  wenn  von  einer  Gesellschaft  eine 
weitere  Versicherungsart  aufgenommen  wurde,  diese  selb- 
ständig zu  gestalten  und  die  Verbindung  höchstens  darauf 
zu  erstrecken,  daß  der  Aufsichtsrat  in  beiden  Zweigen  sich 
aus  denselben  Personen  zusammensetzte  und  die  General- 
agenten der  einen  Gesellschaft  auch  in  gleicher  Eigen- 
schaft für  die  andere  tätig  waren.  Erst  die  neuere  Zeit 
hat  Versicherungsbetriebe  entstehen  lassen,  die  in  einer 
einheitlichen  Organisation  sich  mit  einer  Reihe  von  Ver- 
sicherungszweigen beschäftigten.  Für  einige  derselben  war 


die  Zusammenfassung  insofern  selbstverständlich  und 
nötig,  als  sich  eine  Trennung  gar  nicht  durchführen  ließ. 
Dies  gilt  z.  B.  für  die  Verbindung  der  Haftpflicht  —  mit 
der  Unfallversicherung,  die  infolge  der  natürlichen  Ent- 
wicklung, die  diese  Versicherungszweige  in  Deutschland 
genommen  haben,  innerlich  miteinander  verbunden  sind. 
Ein  anderer  Grund  für  die  Erstreckung  des  Geschäftskreises 
ein  und  derselben  Gesellschaft  auf  mehrere  Zweige  lag 
darin,  daß  Versicherungskombinationen  aufkamen,  in  denen 
das  Geschäft  zu  unbedeutend  war,  um  eine  eigene  Organi- 
sation zu  gestatten.  Hier  ist  die  Wasserleitungsschäden-, 
Einbruchdiebstahl-,  Kautions-,  Sturm-,  Maschinen-,  Betriebs- 
verlust- und  Mietverlust-Versicherung  zu  nennen.  Auch 
die  Glasversicherung  wird  vielfach  als  Nebenzweig  be- 
trieben. Eine  derartige  Angliederung  neuer  Zweige  an 
bestehende  Betriebsorganisationen  trifft  man  sowohl  in 
der  Unfall-  und  Haftpflicht-Versicherung,  in  der  Trans- 
portversicherung und  etwas  später  auch  in  der  Feuer- 
versicherung. Heute  ist  es  allgemein  Brauch,  daß  die 
Feuerversicherungsgesellschaften  gleichzeitig  das  Risiko 
des  Einbruch-Diebstahls  und  des  Wasserleitungsschadens, 
vereinzelt  auch  des  Glasschadens  mitdecken.  War  schon 
in  einem  früheren  Abschnitt  der  Entwicklung  der  Ge- 
sellschaftsorganisation der  Hauptgrund  für  die  Verwen- 
dung der  Generalagenten  des  einen  selbständigen  Be- 
triebes in  einem  anderen  Versicherungszweige  der  Wunsch, 
an  Organisations-  und  Akquisitionskosten  zu  sparen, 
so  führte  in  weiterer  Folge  die  gleiche  Absicht  zur 
Zusammenfassung  einer  ganzen  Reihe  von  Versicherungs- 
zweigen in  eine  einzige  Gesellschaft.  Es  liegt  auf  der 
Hand,  daß,  wenn  der  Inspektor  eines  Unternehmens  vier 
oder  fünf  verschiedene  Assekuranzarten  vertritt,  er  seine 
Reisekosten  auf  diese  fünf  Zweige  verteilen  kann,  und  daß 
sich  auch  die  Bureaukosten,  Spesen  usw.  verringern. 
Ebenso  ist  es  für  das  Geschäft  vorteilhaft,  wenn  der  Ver- 
sicherungskandidat die  Möglichkeit  hat,  durch  Vermittlung 
einer  Person  sich  gleichzeitig  gegen  verschiedene  Risiken 
zu  versichern.  Eine  Reihe  von  Lebensversicherungs-Gesell- 
schaften dehnte  daher  ihre  Tätigkeit  auf  die  Unfall-  und 
Haftpflichtversicherung  aus.  Aehnlich  verfuhren  Trans- 
portversicherungs-Gesellschaften, bei  denen  man  auch  Kom- 
binationen mit  der  Feuerversicherung  begegnet.  Daß  der 
scharfe  Wettbewerb  der  Gesellschaften  unter  einander,  der 
darauf  hinwirkt,  den  Versicherungslustigen  die  Ware  Ver- 
sicherung so  biUig  wie  möglich  anzubieten  und  daher  die 
Gesellschaften  zu  einer  möglichst  sparsamen  Wirtschaft 
zwingt,  derartige  gemischte  Betriebe  sehr  begünstigte,  ist 
klar,  ebenso  daß  die  gegenseitige  Konkurrenz  der  Unterneh- 
mungen stärkere  Kapitalzusammenballungen  verursachte. 
Neue  Gründungen  werden  daher  mit  stärkerem  Aktien- 
kapital vorgenommen.  Finanziell  schwache  Gesellschaften 
gehen  Fusionen  mit  anderen  kräftigeren  Instituten  ein. 
Große  Unternehmungen  schaffen  sich  durch  Errichtung 
von  Tochtergesellschaften,  insbesondere  als  Rückversiche- 
rungs-Anstalten, Interessengemeinschaften,  die  auch  durch 
gegenseitige  Uebernahme  der  Aktien  und  Austausch  der 
AufsichtsratsmitgUeder  zur  Entstehung  gelangen. 


BÜCHERSCHAU      H     n  H  H 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandel 

zu  beziehen.) 

Der  internationale  Postscheck-Verkehr.    Von  Dr.  M  e  z.  Tü- 
bingen, J.  C.  B.  Mohr.    1,20  M. 

Der  Verfasser  zeigt  in  der  voriiegenJen  Schrift  die  Ent- 
stehung, Organisation  und  Bedeutung  des  Postgiroverkehrs  der 
mitteleuropäischen  Staaten. 

Den  Ausgangspunkt  seiner  Betrachtungen  bildet  der  1883 
ins  Leben  getretene  österreichische  Postsclieckverkehr,  der  das 
Vorbild  für  Ungarn,  die  Schweiz  und  das  Deutsche  Reich  ge- 
worden ist.  Für  die  Praxis  wichtig  sind  die  von  Alez  übersichtlich 
zusammengestellten  Bestimmungen  über  den  Ueberweisungsdienst 


348 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  22 


dieser  Länder  untereinander,  zu  denen  seit  November  1910  noch 
Belgien  getreten  ist. 

Den  i<ritisclien  Bemerkungen  Mez's,  daß  die  Regierungen 
der  weiteren  Ausdehnung  des  Postgiroveri<ehrs  wegen  finanzieller 
Ausfälle  im  Wege  stehen,  können  wir  nur  beipflichten. 

Die  Schrift  kann  im  übrigen  nur  empfohlen  werden. 

Schulze. 

Praktische  Lohntabellen  zum  Gebrauch  bei  Akkord-  und  Lohn- 
rechnungen.    Kleine   Ausgabe.     Von   2  bis  60  Pfg.   und  ' 
1  bis  120  Stunden,  für  viertel  und  halbe  Stunden  berechnet.  , 
Von  Otto  Hartleib.    Fijnfte  Auflage.    Berlin,  Verlag 
von  Alfred  Unger.    üeb.  2  M. 

Es  kann  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  ein  Buch  wie  das  vor- 
liegende in  verhältnismäßig  rascher  Folge  fünf  Auflagen  erlebt. 
Die  darin  enthaltenen  Lohntabellen  entsprechen  wirkhch  den 
Bedürfnissen  des  praktischen  Lebens,  denn  alle  Lohnbeträge  von 
2  bis  60  Pfg.  und  1  bis  120  Stunden,  und  deren  Bruchteile  von 
Vi»  Va  und  3/4  lassen  sich  mühelos  ablesen. 

Der  Druck  ist  klar  und  übersichtlich,  auch  muß  der  Preis 
ein  niedriger  genannt  werden. 

Bücherrevisor  Schulze-  Leipzig. 

Das  Weltpatent.  Uebersichtliche  Darstellung  der  wichtigsten 
und  wissenswerten  Bestimmungen  aus  den  Patentgesetzen 
der  Kulturstaaten.  Von  Friedrich  Wilhelm,  Ingenieur. 
Berlin.    Verlag  von  Eduard  Butzmann.   Preis  1  M. 

Die  vom  Kaiserlichen  Patentamt  alljährlich  herausgegebene 
Statistik  beweist,  daß  die  Zahl  der  Erfinder  sich  von  Jahr  zu 
Jatir  außerordentlich  vergrößert.  Damit  wächst  auch  die  Zahl 
derjenigen  Personen,  welche  neben  den  deutschen  Schutzrechten 
auch  im  Auslande  Patentrechte  erwerben.  Dieser  großen  Menge 
von  Inhabern  ausländischer  Schutzrechte  wird  die  vorHegende 
Arbeit  willkommen  sein.  Sie  enthält  in  übersichtlicher  Dar- 
stellung alle  Daten,  welche  für  einen  Schutzinhaber,  aber  auch 
für  Personen,  welche  sich  mit  der  Nachsuchung  von  Schutz- 
rechten für  dritte  gewerbsmäßig  beschäftigen,  wichtig  sind. 

„Der  Luftstickstoff  und  seine  Verwertung."  Von  Prof.  Dr.  Karl 
Kaiser.  Mit  13  Abbildungen  im  Text.  313.  Bändchen 
der  Sammlung  „Aus  Natur  und  Geisteswelt".  Leipzig. 
Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner.    Preis  geb.  1,25  M. 

Die  Befürchtung,  daß  der  jährliche  ungeheuerliche  Verbrauch 
der  Salpetervorräte  Chiles,  welche  bekanntlich  die  ganze  Welt 
mit  dem  für  Industrie  und  Landwirtschaft  unentbehrlichen  Pro- 
dukt versehen,  eine  Erschöpfung  dieser  Quelle  bringen  muß  und 
wird,  veranlaßt  bereits  eifrig  die  Technik  und  Wissenschaft, 
einen  Ersatz  für  den  Chilesalpeter  zu  finden.  Der  bedeutendste 
Bestandteil  des  Salpeters,  worauf  das  Interesse  zumeist  beruht, 
ist  der  bekannte  Stickstoff.  Dieser  kommt  nun,  wie  wir  wissen, 
in  der  Atmosphäre  zu  V5  'vor.  Er  ist  dort  aber  frei,  mit  anderen 
chemischen  Grundstoffen  nicht  gebunden,  und  leider  so  für 
unsere  Zwecke  nicht  verwendbar.  Eine  Verbindung  mit  an- 
deren Stoffen  ist  daher  notwendig.  Der  Verfasser  behandelt 
nun  die  theoretischen  Grundlagen  der  Stickstoffverbindungen 
und  die  bereits  erfundenen  Verfahren,  den  Stickstoff  für  uns 
nutzbar  zu  machen. 

Die  Ausführungen  sind  sehr  interessant  und  lehrreich.  Das 
Bandthen  reiht  sich  den  bisher  in  der  bekannten  Sammlung  er- 
schienenen würdig  an.  R_ 

Wasserversorgung  der  Ortschaften.  Von  Dr.  ing.  Robert  Wey- 
rauch, Zivilingenieur,  o.  Professor  der  Kgl  Techn. 
Hochschule  Stuttgart.  Mit  85  Abbildungen.  (Sammlung 
Goschen  Nr.  5.)  Leipzig.  G,  J.  Oöschensche  Verlags- 
buchhandlung.   Preis  in  Leinw.  geb.  SO  Pfennig. 

Das  kleine  Werk  füllt  eine  Lücke  aus.  Es  behandelt  das 
sehr  weite  Gebiet  der  Wasserversorgung  in  Kürze,  aber  trotz- 
dem so  eingehend,  daß  es  die  Bezeichnung  als  Lehrbuch  voll 
verdient.  Zahlenmaterial,  Berechnungen,  Literaturangaben  bieten 
neben  dem  sonstigen  Inhalt  selbst  dem  Fachmann  viel.  Ins- 
besondere finden  die  grundlegenden  Gesichtspunkte  gute  Be- ' 
rücksichtigung,  ebenso  die  neuesten  Forschungen. 

Das  Büchlein  spricht  über  die  allgemeinen  Vorkenntnisse, 
Beschaffung,  Leitung,  Hebung,  Aufspeicherung  und  Reinigung 
des  Wassers,  Die  gediegene,  wissenschaftliche  Behandlung  des 
Stoffs  und  nicht  zuletzt  der  billige  Preis  lassen  die  Anschaffung 
sehr  empfehlen.  R. 


::  ::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 

Technik 

Frage  122.  Ein  Unterkunftshaus  im  Gebirge  soll  mit  einer 
Wasserleitung  versehen  werden.  Eine  starke  Quelle  ist  in  300  m 
horizontaler  Entfernung  vorhanden,  20  m  höher  als  der  Stand- 
ort des  Hauses.  Zwischen  Quelle  und  Haus  schiebt  sich  jedoch 
ein  Felsriegel  empor,  dessen  tiefster  Punkt  ca.  30  m  über  der 
Quellenmündung  liegt.  Kann  hier  eine  Leitung  nach  dem 
„Heberprinzip"  angelegt  werden  und^  wie  wäre  dieselbe  ein- 
zurichten? Bestehen  Erfahrungen  über  solche  Anlagen  und 
ist  für  die  Bestimmung  der  Lichtweite  ein  Rechnungsverfahren 
anwendbar?  Für  die  verlangten  Zwecke  würde  ein  13  mm 
weiter  Auslauf  genügen. 

Frage  123.  Eine  25  mm  starkwandige  Bleirohrleitung  für 
Süßwasser  von  ca.  1000,00  m  Länge  ist  auf  dem  Meeresgrund 
verlegt  worden.  Die  Leitung  ist  ständig  vom  Wasser  umspült. 
Ist  es  einem  der  Herren  Kollegen  möglich,  mir  über  die  Lebens- 
dauer oder  über  irgend  welche  Erfahrungen  unter  ähnlichen 
Verhältnissen  Auskunft  zu  geben? 

Frage  124.  In  einem  ca.  5  ha  großen  Binnensee,  welcher 
teilweise  bis  zu  5,0  m  Tiefe  aufweist,  soll  für  eine  Ortschaft 
von  ca.  2000  Einwohnern  auf  möglichst  billige  Weise  eine 
Volksbadeanstalt  errichtet  werden.  Was  für  eine  Anlage  würde 
sich  bei  diesen  Bodenverhältnissen  empfehlen,  da  ein  Spund- 
wandbassin zu  teuer  erscheint?  Auch  bitte  ich  um  Angabe 
diesbezügl.  Literatur,  desgl.  würden  mir  Projektzeichnungen  evtl. 
gegen   Erstattung  der  Kosten  sehr  willkommen  sein. 

Frage  125.  Ein  Blockhaus  ist  an  der  Außenseite  mit 
lasierten  pitsh-pine  Brettern  verkleidet.  Der  Anstrich  muß  in- 
folge der  Witterungseinflüsse  sehr  oft  erneuert  werden,  die 
Unterhaltungskosten  sind  daher  sehr  hoch.  Gibt  es  außer 
Schiefer,  Zink,  Eternit  oder  Ruberoid  ein  Mittel,  die  Holz- 
schalung in  wirksamer  Weise  zu  verkleiden  und^  wer  liefert 
dasselbe?  Das  Ansehen  des  Gebäudes  darf  durch  die  Ver- 
kleidung nicht  leiden. 

Frage  126.  Gibt  es  ein  Anstrichmittel,  mit  welchem  man 
Reklameschriften  auf  die  Falzziegel  eines  Daches  in  wetter- 
beständiger Ausführung  und  gut  sichtbar  anbringen  kann?  Die 
Falzziegel  haben  naturrote  Farbe.  Wer  verfertigt  oder  liefert 
das  Anstrichmittel? 

Frage  127.  Wer  ist  verantwortlich  dafür,  daß  ein  Neubau 
mit  seinen  Fundamenten  auf  tragfähigen  Boden  zu  stehen 
kommt,  der  ausführende  Unternehmer  oder  der  bauleitende 
Architekt?  Ist  der  Unternehmer  verpflichtet,  den  Boden  zu 
untersuchen,  bevor  er  die  Fundamente  herstellt,  oder  muß  ihn 
der  bauleitende  Architekt  darauf  aufmerksam  machen? 

Frage  128.  Gibt  es  Kostenanschlagsformulare  mit  Text- 
Vordrucken  für  Hochbauten,  wie  solche  die  Zentralheizungs- 
firmen u.  a.  im  Gebrauch  haben,  und  wo  sind  solche  zu  beziehen? 


Zur  Frage  119.  Lavasteine  für  Filter.  Lavasteine  in  ver- 
schiedener Korngröße,  die  sich  vorzügHch  zu  Filtern  von  Wasser- 
Enteisenungsanlagen  eignen,  liefert  die  Firma  J.  Meurin  in 
Andernach  a.  Rhein.  Es  empfiehlt  sich,  das  Filter  aus  den 
vorhandenen  Korngrößen  zusammenzustellen,  da  andere  Größen 
viel  teurer  werden.  Max  Valentin,  Stadtbaumeister. 

Zur  Frage  122.  Wasserleitung.  Eine  Heberrohranlage  kann 
für  den  in  Frage  kommenden  Fall  nicht  zur  Ausführung  kommen, 
denn  ein  gewöhnlicher  Heber  saugt  theoretisch  nur  bis  10,33  m 
über  Wasserspiegel  an.  Hier  sind  jedoch  30  m  Höhe  zu  über- 
winden; dies  könnte  geschehen  durch  Anordnen  sogenannter 
Saugkessel,  in  denen  flüchtige  Oele  vergast  und  dann  ver- 
brannt werden.  Es  müßten  4  solcher  Kessel  eingebaut  werden 
und  jedesmal  betätigt  werden,  wenn  ihr  Fassungsraum  an  Wasser 
aufgebraucht  wäre.    Eine  solche  Anlage  wäre  kostspielig  und 

,  unzweckmäßig.  Zu  empfehlen  ist,  wenn  eine  Umgehung  des 
Felsriegels  nicht  möglich  ist,  die  Aufstellung  eines  Widders 
unterhalb  des  Quellenauslaufes,  dieser  drückt  dann  das  Wasser 
nach  einem  auf  dem  Felsriegel  zu  erbauenden  Wasserbehälter, 

■  von  wo  aus  es  dann  der  Unterkunftshütte  zugeführt  werden 
kann.  Die  Fallrohrleitung  sollte  nicht  enger  als  25  mm  ge- 
wählt werden.  Zu  empfehlen  sind  Mannesmannrohre.  Widder 
werden  von  Bopp  &  Reuther,  Mannheiin-Waldhof  und  von 
Gawcns,  Wülfel  vor  Hannover  geliefert.  Bevor  Anfragen  an 
die  Firmen  gestellt  werden,  ist  ein  genaues  Längenprofil  zu 
fertigen  und  sind  Wassermengenmessungen  an  der  Quelle  vor- 
junehmen.  W. 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  IQU 


349 


r    Einladung  zur  Subskription 

auf  das  in  einigen  Monaten  im  Verlage  von  Duncker  &  Humblot  in  Leipzig  erscheinende,  auf  Grund 
einer  statistischen  Erhebung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  und  in  dessen  Auftrage  von 
=  Dr.  A.  Günther,  Privatdozent  an  der  Universität  Berhn  verfaßte  Werk:  = 

„Die  deutschen  Mittelschultechniker,  ihre  Vor- 
bildungs-,  Arbeits-  und  Lebensverhältnisse" 

Das  Buch  erscheint  in  Stärke  von  zirka  20  Druckbogen  (320  Seiten)  einschließlich  eines  umfangreichen 
Tabellenmaterials.    Für  die  Teilnehmer  an  dieser  Subskription  ist  der  Preis,  der  im  Buchhandel 

mindestens  6  M  betragen  wird,  auf  höchstens 

Zwei  Mark  vierzig  Pfennig 

festgesetzt.  —  Wir  laden  unsere  Mitglieder  und  die  Mitglieder  der  übrigen  technischen  Verbände, 
=======    die  hiervon  direkt  verständigt  werden,  höflichst  ============ 

zur  Subskription 

ein  und  bitten,  den  untenstehenden  Subskriptionsschein  auszufüllen  und  an  die  Buchhandlung  des 
Deutschen  Techniker- Verbandes,  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94  IV.,  einzusenden. 

(Hier  abtrennen.) 

An  den  Deutschen  Techniker-Verband,  Berlin  SW.  68,  Mariegrafenstraße  94 

Subskriptions-Schein 

Ich  bestelle  bei  der  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes,  Berlin  SW.  68, 
Markgrafenstraße  94 

 Exemplare  6ünther,  Die  deutschen  Mittelschultechniker 

zum  Preise  von  höchstens  M  240  für  das  Exemplar. 

Name:  (Bei  Mitgliedern  Mitglieds-Nummer)  

Stand:   Wohnort  und  Wohnung:  


350 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


HeFt  22 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungsiosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  1911  ab 
45  — 90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bis  100 M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfür  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.94 
.  FERNSPRECHER  ♦ 
AMT  IV,  575  UND  576 


Wanden; ersammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen 
am  17.,  18.  und  19.  Juni 

Wir  teilen  heute  nochmals  mit,  daß  wir  den  Zweigvereinen 
des  D.  T.-V.  Eintrittskarten  für  die  Ostdeutsche  Ausstellung  von 
:  0,50  M  statt  1  M  zum  Weiterverkauf  an  ihre  Mitglieder  und 
deren  Gäste  2ur  Verfügung  stellen.    Karten  für  das  am  18.  Juni 
geplante   gemeinsame   Mittagessen,   Gedeck   3  M   ohne  Wein- 
zwang, geben  wir  ebenfalls  zum  Weiterverkauf  ab.  Bemerkt 
sei  noch,  daß  diese  Vergünstigungen  nur  eintreten,  wenn  die 
Karten  vorher  abgenommen  werden.    Wir  bitten  die  Vereins- 
vorstände, Bestellungen  von  Karten  unter  Angabe  der  Tage 
umgehend  zu  bewirken.    Den  Herren  Einzelmitgliedern  stellen 
wir  die  Karten  nach  vorheriger  Einsendung  des  Betrages,  evtl. 
auch  in  Briefmarken,  durch  die  Post  zu.    Aufrufe,  Fragebogen 
mit  Programm  usw.  sind  allen  Vereinen  mit  der  Bitte  um  Ver-- 
teilung  an  ihre  Mitglieder  zugestellt.     Den  Herren  Einzelmit-; 
gliedern  der  Ostdeutschen  Bezirksverwaltung  sind  diese  Bogen- 
durch  Vermittelung  ihrer  Bezirksverwaltung  ebenfalls  zugestellt.. 
Mitglieder,  die   noch   nicht  im   Besitze   solcher  Aufrufe  sind, 
wollen  diese  von  der  Geschäftsstelle  der  Vereinigung  Posener 
Techniker,  Posen  O.  5,  Bitterstr.  2611,  verlangen.    Im  übrigen 


verweisen  wir  auf  die  Bekanntmachungen  in  den  Heften  17,  18, 
19,  21  und  23  der  Techniker-Zeitung. 

Nachdem  obige  Zeilen  bereits  zum  Druck  gegeben  sind, 
teilt  uns  'die  Ausstellungsleitung  mit,  daß  am  17.  Juni  ein 
Sonderzug  mit  ermäßigten  Fahrpreisen  von  Kattowitz  über 
Königshütte,  Beuthen,  Gleiwitz,  Oppeln,  Breslau,  Lissa  nach 
Posen  fährt.  Der  Zug  fährt  9.15  vorm.  von  Kattowitz  und  nach- 
mittags 1  Uhr  von  Breslau  und  trifft  3.41  Uhr  nachmittags  in 
Posen  ein.  Ein  weiterer  Zug  fährt  am  15.  Juni  vormittags 
8.15  Uhr  von  Stettin  über  Stargard,  Arnswalde  nach  Posen  und 
trifft  dort  12.29  Uhr  nachmittags  ein.  Die  Karten  für  den 
von  Schlesien  kommenden  Zug  müssen  bis  zum  11.  Juni  mittags 
12  Uhr,  für  den  Stettiner  Zug  bis  zum  8.  Juni  auf  den  betreffen- 
den Stationen  bestellt  werden.  Die  Züge  verkehren  nur  bei 
genügender  Beteiligung. 

Weiter  wird  uns  mitgeteilt,  daß  die  Eisenbahnverwaltung 
Gesellschaftsfahrten  nach  der  Posener  Ausstellung  als  Studien- 
fahrten betrachten  und  zu  ermäßigten  Preisen  zulassen  wird. 
Wir  bitten  die  Zweigvereine  des  D.  T.-V.  deshalb  nochmals, 
sich  wegen  Fahrpreisermäßigung  an  die  zuständige  Direktion 
zu  wenden.  Sollte  wider  Erwarten  ein  derartiges  Gesuch  ab- 
gelehnt werden,  so  bitten  wir  um  Nachricht,  damit  wir  die  Aus- 
stellungsleitung zur  Einleitung  entsprechender  Schritte  ver- 
anlassen können. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegan  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Besch lu«  des  veroanas. 

 2       tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung, 

Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

Chartottenburg.  Technischer  Verein.  Vereinslokal: 
„Wilhelmshof"  am  Wilhelmsplatz  in  Charlottenburg.  Jeden 
1.  Donnerstag  im  Monat  Hauptversammlung.  Br.-A. :  Johannes 
Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  60.  Unsere  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Donnerstag,  1.  Juni,  abends  Vs^  Uhr 
pünktlich,  statt  mit  folgender  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches 
und  Eingänge.  2.  Bericht  über  den  letzten  Bezirkstag  (Koll. 
Fliegenschmidt  und  Trübner).  3.  Neuwahl  des  Schriftführers. 
4.  Verschiedenes.  Dem  Verein  neu  gemeldet  hat  sich  Kollege 
Höpfner.  Alle  Kollegen,  welche  mit  den  Beiträgen  vom  letzten 
Vierteljahr  noch  im  Rückstand  sind,  ersuchen  wir,  diese  um- 
gehend an  den  Kassierer,  Kollegen  Hermann  Fasterding,  Char- 
lottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße  93,  einzusenden. 

Cästrin.  Technischer  Verein.  Bei  der  am  26.  April 
stattgefundenen  Vorstandswahl  wurde  der  Vorstand  wie  folgt 
gewählt:    1.  Vors.:    Herr  Ing.  Baudach;    2.  Vors.:    Herr  Ing.. 


Lindemann;  1.  Schriftf. :  Herr  Architekt  Schlage;  2.  Schriftf. : 
Herr  Bauführer  Tschöcke;  Kassierer:  Herr  Ing.  Schmidt;  1.  Bei- 
sitzer: Herr  Stadtbauführer  Altenhein;  2.  Beisitzer:  Herr  Bau- 
führer Zehe.  Briefadresse:  Herr  Ing.  Baudach-,  Cüstrin-Neust., 
Landsberger  Straße  29. 

Friedberg  i.  H.  T  e  c  h  n.  Verein.  Br.-A.:  H.  Pollex, 
Friedberg  i.  H.,  Kaiserstr.  154.  —  Der  Verein  plant  die  Besich- 
tigung der  Müll-Verbrennungs-Anlagen  in  unserer  Nachbarstadt 
Frankfurt.  Näheres  darüber  in  der  nächsten  Nummer.  Den 
Vortrag  für  die  nächste  Monatsversammlung  am  Sonnabend, 
3.  Juni,  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  übernimmt  Herr  Kollege  Joh. 
Schwarz  mit  dem  Thema:  „Die  Gewinnung,  Herstellung  und 
Eigenschaften  des  Portland-Zements".  Verbandskollegen  und 
Freunde  des  Vereins  herzlich  willkommen.  Die  ordentlichen 
Mitglieder  bitten  wir  um  besonders  pünktliches  Erscheinen,  da 
als  erster  Punkt  der  Tagesordnung  der  Bericht  über  die  außer- 
ordentliche Gesamtvorstandssitzung  der  M.  B.-V.  zu  erledigen  ist. 

Hanau.  Tech  n.  -  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  W.  Kaiser, 
Architekt,  Hanau  a.  M.,  Röhnstr.  2.  . —  Donnerstag,  1.  Juni, 
Hauptversammlung  im  „Hotel  zum  Riesen".  Tagesordnung: 
1.  Verlesung  der  Eingänge.  2.  Bericht  über  die  außerordentliche 
Mittelrheinische  Bezirksvorstandssitzung.  3.  Bericht  des  So- 
zialen Ausschusses.  4.  Ausflug  am  Himmelfahrtstag.  5.  Be- 
sprechung über  Vorträge  durch  Vereinsmitgliedcr.  6.  Verschie- 
denes. Wir  bitten  unsere  Mitglieder,  an  diesem  Abend  der  wich- 
tigen Tagesordnung  wegen  vollzählig  zu  erscheinen.  Einzcl- 
mitglieder  sind  freundlichst  eingeladen. 

Kattowitz.  Technischer  Verein.  Hauptversammlung 
7.  Juni  1911,  abends  87^  Uhr,  im  Vereinslokal  „Pschorrbräu'", 
August-Schncider-Straße.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mit- 
teilungen. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Besprechung 
über  einen  Sommerausflug.  4.  Besprechung  über  die  zu  haltenden 
Fachzeitschriften.  5.  Verschiedenes.  Um  Vollzähliges  Erscheinen 
der  Mitglieder  sowie  der  Hospitanten  wird  dringend  gebeten. 


Heft  22 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


351 


Kiel.  Techniker-Verein.  Nächste  Mitglieder- Ver- 
sammlung am  Donnerstag,  1.  Juni  d.  J.,  im  Vereinslokal  Re- 
staurant „Patzenhofer",  Falckstr.  12.  Tagesordnung:  1.  Auf- 
nahmen. 2.  Vortrag:  „Die  Welthilfssprache  Esperanto".  Re- 
ferent: Herr  A.  Clementsen  von  der  Esperanto-Gruppe  Kiel. 
8.  Eingänge.  4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Sonstiges.  Wegen 
Punkt  2  der  heutigen  Tagesordnung  erbitten  wir  recht  zahlreiche 
Beteiligung.  Der  Vortragende,  Herr  Clementsen,  wird  gleich- 
zeitig eine  kleine  Ausstellung  von  Esperanto-Literatur,  Zeitungen, 
kaufmännischen  Prospekten  und  statistischen  Zeichnungen  ver- 
anstalten. Dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen  sind  zu 
unseren  Versammlungen  jederzeit  willkommen. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  u. 
Br.-A.:  H.  Klingner,  Baumstr.,  Nordhausen,  Steinstr.  24.  Jeden 
Donnerstag  abend  bei  günst.  Witterung  Vereinsabend  im  Gehege 
Rest.  „Merwigs-Linde",  sonst  Rest.  „Bürgerbräu".  Jeden  Sonn- 
tag vorm.  111/2  Uhr  Frühschoppen  im  Cafe  Dietze.  —  Am 
Donnerstag  abend  8V2  Uhr  findet  im  Vereinslokal  Rest.  „Bürger- 
bräu" unsere  Juni-Hauptversammhmg  statt.  Wir  bitten  um 
zahlreichen  Besuch  derselben.  Tagesordnung:  1.  Eingänge. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  über  den  Bezirkstag 
in  Jena.    4.  Besichtigungen.    5.  Verschiedenes. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstr.  4  III.  —  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  1.  Juni  IQll,  im  Vereinslokal  Restaurant  „Neubauer", 
Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  und  Eingänge. 
2.  Technische  Fragen.  3.  Verschiedenes.  —  Während  der  Monate 
Juni,  Juli  und  August  finden  nur  die  Hauptversammlungen 
statt;  jeden  anderen  Donnerstag  zwanglose  Zusammenkunft  im 
Vereinslokal. 

Warmbrunn  i.  Schi.  Technischer  Verein.  An  dem 
Vortragsabend,  der  am  20.  d.  M.  in  der  Gastwirtschaft  „Deutsche 
Flotte"  stattfand,  sprach  unser  Bezirksverwaltungs- Vorsitzender 
Herr  Ing.  Sippach  über  das  Thema:  „Sollen  sich  Industrie- 
techniker im  D.  T.-V.  organisieren?"  Es  erübrigt  sich  wohl, 
hierauf  an  dieser  Stelle  näher  einzugehen,  und  sei  nur  bemerkt, 
daß  sich  alle  Anwesenden  —  zu  unserer  großen  Freude  waren 
auch  acht  Herren  aus  Hirschberg  gekommen  —  sich  mit  den 
Ausführungen  vollständig  einverstanden  erklärten.  Vier  Neu- 
aufnahmen waren  der  äußere  Erfolg  dieses  Abends,  für  den 
wir  auch  an  dieser  Stelle  unserem  Herrn  Kollegen  Sippach 
Dank  aussprechen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Hauptver- 
sammlung Freitag,  2.  Juni,  1/2^  ^^r  abends.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge.  2.  Protokoll.  3.  Fragekasten.  4.  Verschiedenes. 
Leitung:  Kollege  O.  Richter.  Montag,  5.  Juni,  i/jll  Uhr  vorm., 
Frühschoppen   im   Vereinslokal.    Freitag,   16.   Juni,  1/2^  Uhr 


abends,  Vorstandssitzung.  Donnerstag,  8.,  15.,  22.  und  29.  Juni, 
abends  8  Uhr,  Zusammenkünfte  der  Mitglieder  im  Schloßteich- 
Restaurant.  In  Verband  und  Verein  aufgenommen:  Herr 
K.  Querl,  Chemnitz-Hilbersd.,  Florastraße.  In  den  Monaten 
Juni  bis  September  finden  die  Bekanntmachungen  des  Vereins 
nur  in  den  Mitteilungen  der  Landesverwaltung  Sachsen  statt. 

Gemeindetechniker. 
Hauptausschufa    des    Verbandes    der   Technischen  Gemeinde- 
beamten Deutschlands,  Interessengruppe  im  D.  T.-V.  (Vorsitzen- 
der: Emil  Rohr,  Charlottenburg  5,  Städt.  Bürgerhaus). 

Mit  Wirkung  vom  1.  Juli  1911  muß  für  jedes  Gruppen- 
mitglied wiederum  ein  neues  Abonnement  auf  unser  Verkündi- 
gungsblatt „Der  Technische  Gemeindebeamte"  abgeschlossen 
werden  und  zwar  für  die  Zeit  vom  1.  Juli  bis  31.  Dezember  1911. 
Wir  bitten  daher,  die  im  Laufe  des  ersten  Halbjahres  1911  zu 
verzeichnenden,  sowie  die  Anfang  Juli  voraussichtlich  eintreten- 
den Adressenveränderungen,  soweit  uns  diese  nicht  bereits  mit- 
geteilt sind,  der  Expedition  Berlin  NW.  52  bis  späte- 
stens 5.  Juni  er.  anzumelden;  bis  dahin  wollen  diejenigen 
Gruppenmitglieder,  welche  das  Verkündigungsblatt  überhaupt 
noch  nicht  oder  aus  irgend  einem  Grunde  in  letzter  Zeit  nicht 
mehr  erhalten  haben,  ihre  Adressen  einsenden. 

Bei  allen  Zuschriften  ist  stets  die  D.  T.-V.- 
Mitgliedsnummeranzugeben.  ' 

Gruppenmitglieder,  welche  es  unterlassen,  ihre  neue  Adresse 
der  Expedition  Berlin  NW,  52  bis  zum  5.  Juni  er.  bekannt  zu 
geben,  müssen  gegen  eine  Gebühr  von  50  Pf.  bei  ihrem  bis- 
herigen Postamte  die  Ueberweisung  der  Zeitung  nach  ihrer 
neuen  Adresse  bewirken. 


1  = 

Vollständig  von  R— Z  ist  erschienen: 

BTbVHV^^^H   Sechste,  gänzlich  neubearbeitete 
SUjl^*|k^zm2S          und  vermehrte  Auflage 

150.000 
u.  Verwi 

Bilder, 
elo  usw.  1 

Grosses  Konversations- 

Artikel  1 
»isungen  1 

16,831 
1522  Taf 

20  Halblederbände  zu  je  10  Mark  |KSV|^^|fl 
oder  20  Prachtbände  zu  je  12  IVIark  ^BASuUlAMfl 

Verlag  des  Bibliographischen  Instituts  in  Leipzig  und  Wien 


Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  Sondershausen. 


Herrliche,  freie  Gebirgslage. 
Buchen-  und  Nadelwald.  Ge- 
sundes, billiges  Wohnen,  freund- 
liche Zimmer  m.  1  od.  mehreren 
Betten  u.  Liegesofa.  Behagl.  Qe- 
sellschaftsräume.  Guteund reich- 
liche Kost.  Volle  Pension  (Woh- 
nung u.  volle  Kost  3  M  50  Pf.  für 
denTagfürMitgliederu.derenAn- 
gehörige.GeseliigerVerkehr.Zpn- 
tralheizung.  Badeanlagen:  Wan- 
nen- u.  Brauseb.,  Ficntennadel- 
Kohlensäure-  u.Solbäder.Turn-u. 
Spielplatz.  Frei-Konzerte  d.  Hof- 
kapelle das  ganze  Jahr.  Fahrkarte 
Sondershausen-Possen  lösen.  :: 
Prosp.  durch  die  Anstaltsleilung 

Alle  Anfragen  sind  zu  richten  an 
das  Erholungsheim  d.  Deutschen 
Techniker-Verb.  Sondershausen. 


Das  ganze  Jahr  geöffnet! 


Um  für  unser  Erholungsheim  zu 
werben,  haben  wir  Künstler-Stein- 
drucks herstellen  lassen,  die  in 
diesem  Bilde  wiedergegeben  sind. 
Es  ist  aus  dieser  schwarzen  Wieder- 
gabe nicht  annähernd  ersichtlich, 
wie  schön  der  in  neun  Farben  her- 
gestellte Steindruck  sich  als  Zimmer- 
schmuck für  das  Haus,  für  die 
Vereinszimmer  usw.  eignet.  Durch 
eine  große  Auflage  ist  es  uns  ge- 
lungen, den  Preis  außerordentlich 
billig  stellen  zu  können.   Es  kostet: 

a)  das  Bild  (ca.  47X70  cm)  auf 
starker  Pappe  mit  gefälligem  weißen 
Rahmen  einschließlich  Verpackung 
ohne  Porto  1,75  M  (Porto  25  bezw. 
50  Pf ), 

b)  dasselbe  Bild  auf  Karton  mit 
Leisten  einschließlich  Verpackung 
ohne  Porto  0.95  M  (Porto  20  Pf.). 

Bestellungen  sind  zu  richten  an 

die  Verbandsleitung  in  Berlin. 


352  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911   Hett  22 


Stellen  -  Angebote 


Warnung! 


Durch  die  unter  besonderen  Umständen  erfolgte  plötz 
liehe  Kündigung  der  Verbandsmitglieder  bei  der  Architektur 
Firma  Stengel  &  Hofer,  München,  Dachauer  Str.  25,  be 
stehen  mit  dieser  Firma  Differenzen.  Wir  bitten  die  Mit 
glieder,  die  sich  bei  dieser  Firma  zu  bewerben  gedenken 
sich  zuvor  mit  der  Bayer.  Landesverwaltung,  München 
Elisenstr.  7  oder  mit  unserer  Geschäftsstelle  in  Berlin  in 
Verbindung  zu  setzen.  Weitere  Mitteilungen  siehe  unter 
„Standesbewegung"  in  dieser  Nummer. 

Die  Verbandsleitung. 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1557  f.  Kgl.  Beh.  i.  Quedlinburg  sof.  zeichn.  gewandt. 
Hochbautechn.  z.  Herstellg.  d.  Aufnahmezeichn.  u.  Aufstellg. 
e.  Kostenanschl.  f.  d.  Wiederinstandsetzung  des  Kgl.  Schlosses 
a.  3  bis  4  Mon.  180  M.  Keine  Zureisekosten.  Ang.  unt.  1557 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1558  f.  d.  Neubau  d.  Oberzolldirektionsgebäudes  i.  Cassel 
sof.  Bautechn.,  gewandt.  Zeichn.,  i.  Konstruieren  u.  Aufstellen  ,■ 
aller  Berechn.  erf.  Ang.  unt.  1558  a.  d,  Hauptstelle  Berlin  SW.,  i 
Markgrafenstraße  94. 

1588  V.  gr.  Berlin.  Firma  sof.  zwei  jüng.,  tücht.  Steinmetz- 
techniker. 180  bis  200  M.  Ang.  unt.  1588  a.  d.  Zweigst,  f. 
Steinmetztechn.,  z.  H.  d.  Hn.  J.  Marsalek,  Johannistal,  Parkstr.  20. 

1590  f.  Kgl.   Beh.  i.  Meseritz  sof.  jüng.  Hochbautechn. 
z.  Hilfeleistg.  b.  d.  lfd.  Dienstgesch.    Stellungsdauer  3  Mon. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1590  a.  d.  Zweigstelle  Pose.i,  z.  H.  • 
d.  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

1592  n.  Eisenach  sof.  Bautechn.,  mögl.  gel.  Maur.,  m.  gut. 
Allgemeinbild.,  f.  Bureau  u.  Baustelle.  140  bis  150  M.  Dauernd. 
Ang.  unt.  1592  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94.' 

1593  n.  Klausenburg  (Siebenbürgen)  sof.  mehr,  tücht. 
Bautechn.,  unbedingt  selbst.  Dauernd.  200  bis  300  Kronen. 
Ang.  unt.  1593  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1594  f.  Kgl.  Beh.  i.  Kreise  Hofgeismar  sof.  e.  i.  Zeichn.  u. 
Veranschl.  geübt.  Techn.  a.  3  bis  4  Mon.  150  M.  Ang.  unt. 
1594  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1596  f.  Kgl.  Beh.  i.  Coblenz  z.  Wiederherstellg.  d.  durch 
Brand  zerstörten  Ober-  und  Dachgeschosses  d.  Lehrerinnen- 
seminars durch,  erf.  Techn.,  i.  Betonbau  u.  i.  d.  Ausführung  gr. 
Zimmerarbeit,  besonders  gewandt.  Stellungsd.  etwa  9  Mon. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1596  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland 
und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1597  f.  Baugesch.  i.  Bunzlau  sof.  Hochbautechn.  130  bis 
150  M.  Ang.  unt.  1597  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1598  f.  Baugesch.  i.  Dessau  sof.  tücht.  Archit.  od.  Techn. 
Bis  250  M.  Ang.  mit  Skizzen  i.  Briefform  'unt.  1598  a.  d.  Zweig- 
stelle Magdeburg,  z.  H.  d.  Hn.  Th.  Grosse,  Breite  Weg  175/77. 

1599  f.  städt.  Beh.  i.  Pinneberg  z.  1.  10.  1911  Stadtbau- 
techniker f.  neueingeführte  Stllg.  Anfangsgeh.  2400  M,  mit 
Fortbildungsschule  300  M  Zulage.  Dauernd.  Ang.  unt.  1599  a. 
d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1600  f.  Baugesch.  i.  Seesen  a.  Harz  sof.  jüng.  Bautechn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1600  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1601  f.  Baugesch.  i.  Dortmund  sof.  jüng.  Tiefbautechn., 
Absolv.  e.  Bauschule.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1601  a.  d. 
Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  i.  Dortmund,  Kaiser- 
straße 86. 

1602  n.  Mohrungen  sof.  jüng.  Techn.,  mögl.  gel.  Zinnn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1602  a.  d.  Zweigstelle  Königsberg, 
2.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 


1603  n.  Maraunenhof  sof.  erf.  Bautechn.  a.  kürz.  Zeit. 
Ang.  unt.  1603  a.  d.  Zweigst.  Königsberg  wie  unt.  1602. 

1604  n.  Königsberg  sof.  erf.  Hochbautechn.,  mögl.  m. 
dortig.  Verh.  vertr.  150  bis  180  M.  Ang.  unt.  1604  a.  d. 
Zweigst.  Königsberg  wie  t4nt.  1602. 

1606  n.  München  sof.  jüng.  Hochbautechn.,  i.  Veranschl., 
Statik  u.  Abrechn.  bewandert,  sow.  m.  süddeutsch.  Verh.  vertr. 
Dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1606  a.  d.  Münchener 
Techniker-Verein,  Elisenstr.  7. 

1607  n.  Kaiserslautern  sof.  jüng.  tücht.  Hochbautechn., 
gewandt.  Zeichn.,  m.  a.  vorkommend.  Arbeit,  durch,  vertr.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1607  a.  d.  Zweigst.  Kaiserslautern,  z.  H. 
d.  Hn.  Otto  Braun,  Barbarossastraße  37. 

1608  f.  Militärbeh.  i.  Minden  sof.  Techn.,  d.  bereits  b.  d. 
Heeresverwltg.  tätig  war,  a.  zun.  5  Mon.  z.  Vertretg.  d.  beurl. 
Bausekr.  Weiterbeschäftigung  nicht  ausgeschl.  Ang.  unt.  1608 
a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

1609  f.  gr.  Marmorwerk  i.  Fichtelgebirge  sof.  jüng.  Techn. 
m.  prakt.  Kenntn.  Dauernd.  130  bis  160  M.  Ang.  unt.  1609 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1610  f.  neues  Kaliwerk  i.  Oberelsaß  tücht.  Bauf.  bezw. 
Techn.,  selbst.  Arbeit.  200  M.  Ang.  unt.  1610  a.  d.  Zweigst. 
Mülhausen  i.  Eis.,  z.  H.  d.  H.  Philipp  Mayer,  Engel-Dollfußstr.  7. 

1611  f.  Bauverwaltg.  i.  Greifswald  schnellst,  tücht.  Techn. 
m.  etwas  Erf.  i.  Verwaltungssach.  160  bis  180  M.  Ang.  unt. 
1611  a.  d.  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnim- 
straße 16  E. 

1612  n.  Spandau  sof.  jung.  Bautechn.  f.  Veranschl.  u 
Massenberechn.  Dauernd.  130  M.  Ang.  unt.  1612  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1613  f.  Baugesch.  i.  Eberswalde  sof.  jüng.  Hochbautechn., 
Absolv.  e.  Baugewerksch.,  i.  dauernde  Stllg.  120  bis  130  M. 
Ang.  unt.  1613  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Die  Herren  Bewerber  werden  gebeten,  um  Verzögerungen  bei 
der  Weitergabe  der  Bewerbungsschreiben  zu  vermeiden,  stets 
die  Mitglieds-  und  Vakanzennummer  oben  links  auf  dem  Be- 
werbungsschreiben und  auf  dem  Briefumschlag  anzugeben. 


1615  f.  Installationsgesch.  i.  Breslau  sof.  jung.  Techn.,  fl. 
Zeichn.,  Branchenkenntn.  nicht  erforderl.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1615  a.  d.  Zweigst.  Breslau,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Reußner„ 
Breslau  8,  Webskystr.  11. 

1616  V.  Berlin.  Tiefbauunternehmer  für  Bahnbaut.  i.  Posen 
sof.  tücht.  Bauf.,  n.  unt.  25  J.  alt,  f.  d.  Baustelle.  Geh.  ca. 
200  M.  Stllg.  voraussichtl.  v.  läng.  Dauer.  Ang.  unt.  1616  a. 
d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1617  f.  Baugesch.  i.  Werneuchen  sof.  jüng.  Techn.,  ledig, 
Absolv.  e.  Baugewerkschule,  d.  einf.  Baut,  veranschl.  u.  stat. 
Berechn.  aufstell,  kann,  mögl.  Bewerb.  m.  eigenem  Fahrrad. 
130  M.  Ang.  schnellstens  unt.  1617  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1618  f.  Architekturbureau  i.  Essen  sof.  tücht.  Techn.,  fl. 
Zeichn.  u.  Statik.  Ang.  mj.  Bkizzen  u.  Geh.-Anspr.  unt.  1618 
a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

1619  f.  Beton-  u.  Eisenbetonbaugesch.  i.  westfälischen  In- 
dustriegebiet sof.  tücht.  Techn.,  in  stat.  Berechn.,  Kalkulation 
u.  Bauführung  durch,  erf.  Bis  250  M.  Ang.  unt.  1619  a.  d. 
Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  wie  unter  1618. 

1620  f.  Bauamt  gr.  Gemeinde  i.  Bez.  Münster  sof.  Hochbau- 
techniker, der  b.  Kommun;!lbchörd.  (Baupolizei)  mögl.  bcschäft. 
war.  Anfangsgeh.  130  A\,  Erhöhung  evtl.  auf  150  M.  Privat- 
dienstvertrag. Ang.  unt.  1620  a.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland 
und  Westfalen  wie  unter  1613. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  23  Schriftleitung:  L  Rieh.  Schubert,  Berlin.  3.  JUH!  1911 

lohalt:  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen  —  Praktische  Winke  —  Graphische  Beiecinung  einer  Stützmauer  unter  ein- 
facherer Annahme  der  Gleitlinie  —  Künstlernot  —  Soziale  Bewegung  —  Sta'idesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mit- 
teilungen aus  dem  Verbände 


Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung 

in  Posen. 


Am  16.  Mai  ist  die  Ostdeutsche  Ausstellung  für  In- 
dustrie, Handel  und  Landwirtschaft  durch  den  deutschen 
Kronprinzen  eröffnet  worden. 


Rathaus 


In  groß  angelegtem  Rahmen  zeigt  der  in  „Deutsch- 
land" noch  vielfach  so  verkannte  Osten  hier  seine  wirt- 
schaftliche Macht,  zeigt,  daß  er  frisches,  kräftiges  Leben 
in  sich  birgt,  daß  er  gleichberechtigt  ist  und  sein  will  mit 
den  anderen  Teilen  des  Reiches. 

Eine  so  günstige  Gelegenheit,  die  Verbandskollegen 
bei  sich  zu  bewirten  und  mit  einer  eindrucksvollen  Kund- 
gebung an  die  Oeffentlichkeit  zu  treten,  können  sich  die 
Posener  Techniker  nicht  entgehen  lassen.  Sie  haben  daher 
alle  Kollegen  zu  der  am  17.  und  18.  Juni  stattfindenden 
.Wanderversammlung  eingeladen  und  sind  überzeugt,  daß 
alle  Besucher,  die  der  Einladung  folgen,  gern  an  die 
,  Posener  Tage  zurückdenken  werden. 


Da  uns  nur  noch  zwei  Wochen  von  der  Wander- 
versammlung trennen,  so  ist  es  angezeigt,  die  Verbands- 
kollegen mit  der  Feststadt  und  der  Ausstellung  etwas 
näher  bekannt  zu  machen. 


Königliches  Residenzschlöß 


Schon  die  alte  Stadt  Posen,  bis  vor  kurzer  Zeit  von 
honen  Festungswällen  umschlossen,  birgt  viel  des  Inter- 
essanten.   Eine  Menge  altehrwürdiger  Bauwerke,  die  fast 


Landschaft  mit  Oberpostdirei<tion 


alle  ihre  Oschichte  haben,  laden  zum  Besuch  ein.  Da 
ist  zunächst  das  im  12.  Jahrhundert  angelegte,  im  16.  Jahr- 
hundert umgebaute  Rathaus  in  der  Mitte  des  alten  Marktes, 
umrahmt  von  so  manchem  alten  interessanten  Bauwerk. 
Nicht  unbesichtigt  bleiben  dürfen  die  alten  Kirchen,  — 


354 


■  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  23 


Jesuiten-,  Bernhardiner-,  Karmeliter-  und  St.  Adalbertkirche, 
Dom  usw.  Und  so  manches  alte  Häuschen,  schief  und 
baufällig,  erinnert  den  Beschauer  in  dem  Gewirre  der  Alt- 
stadt an  vergangene  Zeiten. 

Um  so  größer  ist  der  Gegensatz,  wenn  man  die  neuen 
Teile  besichtigt.  Die  Wälle  sind  gefallen  und  haben  groß- 
zügigen Ringstraßen  mit  schönen  Parkanlagen  und  Alleen 


Königliclre  Akademie 

Platz  gemacht.  Prunkbauten  sind  in  der  Nähe  des  Bahn- 
hofs entstanden.  Eine  gewaltige,  einheitliche  Baugruppe 
bilden  Schloß,  Landschaft  und  Ober-Postdirektion.  Mag 
auch  mit  der  Wahl  des  Baustiles  —  romanisch  —  nicht 
jeder  einverstanden  sein,  eines  muß  dem  Erbauer  Professor 
Schwechten  zugestanden  werden:  die  Durchführung  der 
Massenverteilung  ist  gelungen. 


i 


Stadttheater 


Raiffeisenhaus,  Akademie  und  Ansiedlung  haben  eben- 
falls hier  ihren  Platz  gefunden.  Sie  alle  aber  übertrifft 
das  neue  Stadttheater  durch  den  intimei>  Reiz  seiner  vor- 
bildlichen Lage  inmitten  von  reizvollen  Anlagen.  Die  Ein- 
richtung dieses  von  Professor  Littmann,  München,  aus- 
geführten Prachtbaues  wird  kaum  von  einer  deutschen 
Provinzialbühne  erreicht,  geschweige  denn  übertroffen. 

Das  größte  Interesse  der  Besucher  wird  sich  natur- 
gemäß der  Ausstellung  zuwenden.  Niemand  würde  von 
dem  Osten  unseres  Vaterlandes  eine  solche  Machtentfal- 
faltung  erwartet  haben,  wie  diese  großzügige  Anlage  sie 
zeigt.  Zunächst  fällt  ins  Auge  der  alles  überragende  Turm 
der  Oberschlesischen  Eisenindustrie.  2600  qm  Grundfläche 
bei  52  m  Höhe  bedeckt  er  mit  seinen  gewaltigen  Eisen- 
massen, ein  Zeichen  der  wirtschaftlichen  Macht  der 
schweren  Industrie  Schlesiens,  des  zweitgrößten  Industrie- 


zentrums Deutschlands,  zugleich  auch  eine  Mahnung  an 
uns,  solchen  Kräften  eine  machtvolle  Organisation  ent- 
gegenzustellen. 

Die  8800  qm  große  Hauptindustriehalle,  die  2800  qm 
große  Maschinenhalle  mit  der  Kraftstation,  die  riesige 
offene  Maschinenhalle  für  landwirtschaftliche  Maschinen, 
die  Wagenhalle  und  die  Ausstellung  des  oberschlesischen 
Bergbaues  zeigen  dem  Techniker  viel  des  Interessanten. 


Der  Oberschlesisclie  Turm 

Nicht  mmder  sehenswert  ist  die  Leuchtfontäne.  Maschinen 
von  mehr  wie  300  PS  schleudern  hier  an  schönen  Sommer- 
abenden gewaltige  Wassermassen  in  die  Höhe,  die  von 
25  Scheinwerfern  mit  farbigen  auswechselbaren  Scheiben 
beleuchtet  werden.  Auch  die  Ausstellung  der  Selbst- 
verwaltungskörper,   das  Kleinsiedelungsdorf,    die  Beton- 


Blick  durch  die  Hauptindustriehalle 

halle  in  dem  in  voller  Blumenpracht  stehenden  Botanischen 
Garten  und  die  große  Zahl  der  Einzelpavillons  sind 
sehenswert. 

Daß  für  des  Leibes  Wohlfahrt  gesorgt  ist,  braucht 
nicht  erwähnt  zu  werden,  ebenso  wenig,  daß  der  Ver- 
gnügungspark nicht  fehlt,  nur,  daß  hier  —  in  Alt-Posen  — 
wertvolle,  schon  verschwundene  Architektur-Denkmäler  in 
naturgetreuer  Nachbildung  ihre  Auferstehung  gefeiert 
haben  und  dem  Techniker  und  Künstler  manche  Anregung 
bieten. 

Die  Posener  Kollegen  werden  es  an  der  nötigen  Gast- 
freundschaft nicht  fehlen  lassen,  so  daß  jedem  Techniker 
der  Besuch  empfohlen  werden  kann,  mit  dem  er  auch 
der  Verbandssaclie  einen  Dienst  erweist.  Darum  auf  zur 
Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  anläßlich  der  Ost- 
deutschen Ausstellung  in  Posen! 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


355 


Praktische  Winke 


Wir  bitten  unsere  Verbandskollegen  um  rege  Mit- 
wirkung an  dieser  Rubrik.  .Wir  sind  sicher,  daß  mancher 
praktische  Wink,  welcher  vielen  Kollegen,  sei  es  in  der 
Fabrik,  sei  es  auf  der  Baustelle,  sei  es  im  Bureau,  sehr 
wertvoll  wäre,  der  schriftlichen  Einkleidung  harrt.  —  In 
der  Regel  wird  es  sich  dabei  nicht  sowohl  um  wissen- 
schaftliche Gründlichkeit  handeln,  als  vielmehr  teils  um 
praktische  Ab  k  ü  r  z  u  n  g  e  n  streng  wissenschaftlicher 
Methoden,  teils  um  nicht  allgemein  bekannte  Abhilfe 
gegen  oft  lästig  empfundene  Uebelstände,  teils  um  An- 
deutungen über  oft  verkannte  oder  wenig  bekannte 
Anwendungen  von  bekannten  wissenschaftlichen  Prin- 
zipien. Mancher  wird  in  seinem  Wirkungskreise  etwas 
hierher  Passendes  finden  und  kann  mit  wenigen  Worten 
vielen  seiner  Kollegen  einen  schätzenswerten  Dienst 
erweisen. 

Vom  Schaubildzeichnen. 

Gebrauch  des  Maßstabes. 

Im  Unterricht  und  in  Lehrbüchern  wird  das  Schau- 
bild S  —  oder  die  Zentralperspektive  —  eines  Gegen- 
standes U  in  der  Regel  als  eine  Projektion  beschrieben 
oder  gekennzeichnet,  deren  Herstellung  man  sich  so  denken 
kann,  daß  man,  etwa  in  passender  Entfernung  von  U 
sitzend,  auf  einer  feststehenden,  durchsichtigen  Glasplatte, 
der  Bildebene,  durch  die  man  U  betrachtet,  alle  Linien 
des  betrachteten  Gegenstandes  nachzei<^hnet,  —  gewisser- 
maßen von  weitem  durchpaust.  Den  gewöhnlich  vor- 
geführten rein  geometrischen  schaubildlichen  Zeichenver- 
fahren liegt  stets  diese  Anschauung  zugrunde,  die  soweit 
natürlich  auch  vollkommen  berechtigt  ist.  Dadurch,  daß 
anstelle  des  räumlichen  Gegenstandes  die  erforderlichen 
ebenen  Parallelprojektionen  treten  und  anstelle  der  durch- 
sichtigen Glasplatte  im  wesentlichen  die  undurchsichtige 
Zeichenfläche,  wird  die  Aufgabe  verwickelt.  Außerdem 
zerfallen  Gegenstand  und  Bildebene  bei  genauer  Betrach- 
tung, und  es  zeigt  sich  im  Allgemeinfall,  nachdem  Aug- 
punkt und  Blickrichtung  bzw.  Schaulinie  oder  Hauptstrahl 
angenommen  sind,  daß  folgende  gedachte  Hilfsmittel  erster 
Ordnung  erforderlich  und  auf  der  Schaulinie  in  den  rich- 
tigen Abständen  zu  denken  sind,  um  ein  richtiges  Schau- 
bild zu  gewinnen. 

1.  Ein  räumlicher  Gegenstand,  dessen  Schaubild  ge- 
zeichnet werden  soll,  oder  statt  seiner  das  entsprechende 
Gedankenbild  räumlicher  Anschauung.  — 
Nennen  wir  es  kurz:  Urbild,  U. 

2.  Eine  gedachte  maßstäbliche  räumliche  Nachbildung 
des  Urbildes,  zum  Zweck  ,, kinematischer  Umkehrung" 
der  Ortsabhängigkeit  zwischen  Zeichner  und  Gegenstand: 
Modell,  M.  —  Das  Modell  wird  durch  die  erforder- 
lichen Parallelprojektionen  vertretet^:  Bauzeichnung,  Mo- 
dellzeichnung; es  ist  aber  stets  ein  räumliches 
Modell  zu  denken. 

3.  Eine  bei  geometrisch  homologer  Stellung  von  U 
und  M,  praktisch  in  möglichster  Nähe  von  M,  lotrecht 
durch  ihre  Aehnlichkeitspyramide  gedachte  ebene  Schnitt- 
zeichnung, d.  i.  eine  U  und  M  gemeinsame  Zentralprojek- 
tion von  e;n  für  allemal  relativ  bestimmter  Lage  im  Pro- 
jektionsraum:   Mittelbild,  Zwischenbild,  Z. 

4.  Eine  gedachte  durchsichtige  Bildebene,  welche  nach 
Ermessen  in  passender  Betrachtungsferne  aufgestellt  wird 
und  eine  dieser  Stellung  entsprechende  Schnittzeichnung 
der  Aehnlichkeits-  bezw.  Sehstrahlenpyramide  —  also  eine 


Verkleinerung  oder  Vergrößerung  des  Mittelbildes  —  auf- 
nehmen soll.    Dieses  Bild  sei  genannt:  Schaubild,  S. 

Bezeichnen  wir  die  Entfernungen  der  U,  M,  Z,  S 
bezw.  mit  u,  m,  z,  s  und  setzen  ferner  das  Verjüngungs- 
verhältnis M :  U  =  X  —  d.i.  .der  Maßstab  der  Modell- 
zeichnung —  und  S:  Z  =  y,  so  bestehen,  wie  ohne  weiteres 
ersichtlich,  folgende  geometrische  Beziehungen: 

I  .  .  .  .  M  ^  U  und  S  Z,  d.  h.  die  beiden  räum- 
lichen und  die  beiden  ebenen  Bilder  sind  je  einander 
ähnüch. 

II  .  .  .  .  u  •  X  =  m,  d.  h.  Sichtweite  x  Maßstab  = 
Modellferne. 

III  ....  z  •  y  =  s,  d.  h.  Mittelbildferne  x  Bildver- 
größerung =  Bildbetrachtungsweite. 

Aus  Gleichung  II  ergibt  sich,  da  u  und  x  in  der  Regel 
gegeben  sind,  ein  bestimmter  Wert  für  m,  z.  B.  m  = 
100  :  50  =  2  Meter,  was  bei  der  herkömmlichen  Herstel- 
lungsart eines  Schaubildes,  welche  die  Festlegung  des  Aug- 
punktes im  Grundriß  verlangt,  schon  recht  unbequem  ist. 
Man  sieht  oft,  wie  Kollegen  diesen  Punkt  auf  die  leichte 
Achsel  nehmen  und  sich  durch  Verändern  des  u-Wertes 
helfen,  was  man  nicht  billigen  sollte.  Andererseits  wird  s 
oft  unversehens,  oft  aus  Bequemlichkeitsgründen  zu  klein, 
da  gewöhnlich  s  =  z  ==  m,  also  u  •  x  =  s,  —  z.  B.  s  = 
10  :  200  =  0,05,  während  das  fünf-  bis  zehnfache  an- 
gemessen ist. 

Die  Betrachtungsweite  s  ist  der  Zweckbestimmung  des 
Bildes  entsprechend  festzusetzen,  z.  B.  bei  kleinen  Skizzen 
„in  Briefform"  auf  0,25  bis  0,50  m;  bei  Atelierzeichnungen 
auf  0,50  bis  1  m  und  nötigenfalls  darüber;  bei  Reklame- 
bildern 1  m  und  mehr;  bei  Ausstellungsbildern,  den  Um- 
ständen entsprechend,  bis  2  m  und  mehr;  bei  großen 
Wandmalereien  bis  10  m  und  darüber.  —  Es  ist  also 
nicht  richtig,  aus  dem  Zufallsergebnis  beliebig  an- 
genommener Werte  für  u  und  x  unter  Umgehung  von 
s  und  y  in  m  eine  den  Verhältnissen  nicht  entsprechende 
Betrachtungsweite  erstehen  zu  lassen,  sondern  es  sind  als 
gegebene  Faktoren  zu  behandeln:  U,  u  und  s,  während 
man  über  m  bzw.  x  verfügen  kann  und  sich  m  =  z,  S  und 
Z  von  selbst  ergeben. 

Nun  hat  man  bei  Herstellung  eines  Eck-  oder  Ixel- 
schaubildes  mit  mindestens  drei  wichtigen  Punkten,  die 
sich  oft  unangenehm  machen,  zu  arbeiten:  den  Flucht- 
punkten und  dem  Grundrißaugpunkt.  Jene  sind  nicht  wohl 
entbehrlich,  und  der  feste  Fluchtpunkt  bezw.  Fluchtstift  hat, 
trotzdem  die  Vorzüge  der  Kreiswinkel-Fluchtpunktschiene 
nicht  verkannt  werden  sollen,  mehr  für  sidh  als  diese,  so  daß 
man  doch  wohltut,  sich  mindestens  einen  stabilen  ab- 
nehmbaren oder  unter  das  Reißbrett  einschiebbaren  Flucht- 
punktausleger zu  beschaffen  und  dgl.  ein  möglichst  aus- 
ziehbares, u.  a.  zwecks  Vermeidung  der  durch  Reißbrett- 
stifte oder  sonstige  Zufälligkeiten  hervorgerufenen  Verzeich- 
nungen, am  Fluchtstift  zu  befestigendes  Fluchtlineal. 
—  Hierdurch  wird  es  möglidh,  von  der  Schiebeschiene  un- 
beschränkten Gebrauch  zu  machen,  was  viel  Angenehmes 
hat.  Wird  der  Ausleger  mit  Maßteilung  versehen,  so  kann 
er  jederzeit  richtig  eingestellt  bezw.  bei  Unterbrechung 
der  Arbeit,  wenn  erforderlich,  beseitigt  werden.  Es  wäre 
m.  E.  zu  wünschen,  daß  auch  die  Herren  Fabrikanten  hier- 
auf ihr  Augenmerk  richten. 

Fällt  der  halbe  Fluchtpunktabstand  noch  auf  das 
Reißbrett,  so  lohnt  es,  wenn  nicht  mehr  als  etwa  ein 
Dutzend  Fluchtlinien  in  Frage  kommen  und  der  Ausleger 


356 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  23 


fehlt,  wohl  der  Mühe,  in  dem  gedachten  Halbierungspunkt 
auf  das  Brett  einen  Streifen  Millimeterpapier  senkrecht  auf- 
heften und  auf  diesem  durch  Einstecken  einer  Punktier- 
nadel die  halben  Höhen  festzuhalten,  die  man  in  ganzer 
Länge  in  der  Flucht-Bildebenenachse  aufträgt;  die  Ver- 
bindungsgerade der  beiden  entsprechenden  Punkte  ist  be- 
kanntlich eine  richtige  Fluchtlinie. 

Der  Grundrißaugpunkt  ist  namentlich  dadurch  un- 
angenehm, daß  er  auf  besonderem  Brett  besondere  Zeichen- 
und  Uebertragungsarbeit  verursacht. 

Man  kann  nun  den  Grundrißaugpunkt,  gewünschten- 
falls  auch  die  Fluchtpunkte,  umgehen,  wenn  man  die 
geometrischen  Beziehungen  zwischen  Schaubild  und  Mo- 
dellzeichnung auf  Maßstab  verrechnet.  Es  ergeben  sich 
dann  drei  maßstäbliche  Darstellungsverfahren,  die 
bislang  wenig  bekannt  sind,  aber  technisch  so  viele  Vor- 
teile bieten,  daß  eine  Besprechung  lohnend  erscheint.  Wir 
besprechen  demnach:  das  Spurverfahren;  das 
Fluchtachsenverfahren;   die  Vernetzung. 

/.  Das  S purverfahren.  Legt  man  durch  einen  be- 
liebigen Modellpunkt  (anstelle  der  Zeichnung  ist  stets  ein 
räumliches  Modell  zu  denken),  der  die  wagerechten, 
auf  die  Hauptfluchten  bezogenen  Koordinaten  p  und  q  hat, 
die  beiden  p  und  q  entsprechenden  Fluchtlinien,  so 
schneiden  diese  bekanntlich  in  der  Zwischenbildebene 
Spuren,  deren  Höhen  (=  Horizontabstand)  gleich  dem  ent- 
sprechenden Modellmaß  sind;  deren  Fluchtachsenabstände 
aber  p  :  cos  cp  und  q  :  cos  cp'  sind,  wenn  <p  bezw.  9  die  Flucht- 
winkel (zwischen  Flucht  und  Bildebene)  bedeuten.  Es 
ist  aber  die  Hypotenuse  eines  rechtwinkligen  Dreiecks 
dann  gleich  p  :  cos  cp  (bezw.  q  :  cos  cp'),  wenn  das  Dreieck  den 
^  9  (bezw.  <p')  enthält  und  die  anliegende  Kathete  gleich  p 
(bezw.  q)  ist.    Hieraus  folgt  eine,  einfache 

Herstellung  von  S  p  u  r  m  a  ß  s  t  ä  b  e  n.  Man 
zieht  unter  dem  Winkel  9  (bezw.  9 )  eine  Gerade  über  Milli- 
meterpapier, numeriert  beide  Teilungen  an  dieser  Ge- 
raden, wenn  der  Fluchtflächenwinkel  ein  rechter  ist  (sonst 
sinngemäß  nur  je  eine),  und  schneidet  das  Blatt  längs 
der  Geraden  auseinander.  An  dem  Schnitt  entsteht  der 
Spurmaßstab. 

Anwendung.  Nachdem  die  Spurmaßstäbe  her- 
gestellt, sind  aus  f  =  z  ■  ctg  9  (ctg  9  liest  man  auf  dem 
Millimeterpapier  ab)  die  Entfernungen  f  der  Fluchtpunkte 
—  Fluchtweiten  —  von  der  Sehachse  zu  berechnen.  Dar- 
auf hefte  man  die  beiden  Spurmaßstäbe  sinngemäß  am 
vorderen  Rande  der  Zeichenfläche  dem  Horizontparallel, 
mit  den  Nullpunkten  in  der  Fluchtachse  auf,  und  in  ent- 
sprechender Weise  einen  Hochmaßstreifen  aus  Millimeter- 
papier. Man  nehme  nun  von  der  Modellzeichnung  mittels 
Zentimetermaßstab  die  auf  die  beiden  Hauptfluchten  be- 
zogenen wagerechten  Modellkoordinaten  eines  darzustellen- 
den Punktes  P  ab,  lote  die  der  Ablesung  gleichbezifferten 
Punkte  der  Spurmaßstäbe  in  die  Zeichenfläche  hinauf  und 
projiziere  die  wirklichen  Modellhöhen  des  Punktes  von 
dem  Hochmaßstreifen  auf  diese  beiden  Lote.  Durch  ihre 
so  bestimmten  Endpunkte  ziehe  man  die  beiden  Flucht- 
linien, von  der  Frontseite  nach  dem  Giebelfluchtpunkt  und 
umgekehrt.  Der  Schnittpunkt  beider  ist  das  gesuchte 
Schaubild  des  Punktes  P. 

2.  Das  Fluchtachsenverf'ahren.  Wegen  allzu  großer 
technischer  Schwierigkeiten  konnten  die  hierzu  erforder- 
lichen Schaumaßstäbe  nicht,  wie  es  des  Verfassers  Wunsch 
ursprünglich  war,  unserer  Zeitschrift  beigefügt  werden.  Es 
seien  daher  kurz  beide  Möglichkeiten,  solche  Maßstäbe 
herzustellen,  beschrieben,  ohne  dabei  auf  Kunstgriffe  im 
einzelnen  einzugehen. 


a)  Zeichnerischer  Weg.  Auf  einem  hinreichend  großen 
Blatt  Papier  wird  an  beiden  Schenkeln  eines  rechten 
Winkels  r  o  s  (Abb.  1)  vom  Scheitelpunkt  o  aus  je  eine 
gewöhnliche  Zentimeterteilung  abgetragen,  welche  auch 
rückwärts  an  den  Schenkelverlängerungen  um  einige  Zenti- 
meter fortgeführt  wird.  —  Dieser  Winkel  vertritt,  je  nach 
seiner  Lage,  den  Grundriß  einer  Eckaußen-  oder  Eck- 
innen-Ansicht (Ixel)  mit  einer  am  Modell  im  Horizont 
zu  denkenden  wagerechten  Maßteilung.  —  Nachdem  nun 
die  Sehrichtung  festgesetzt,  legt  man  senkrecht  zu  ihr 
durch  o  eine  Gerade  e  e  als  Spur  der  Zwischenbildebene 
und  zeichnet  nach  Wunsch  den  Hauptstrahl  mit  dem  Aug- 
punkt O,  letzteren  z.  B.  in  z  =  50  cm  Entfernung  von 
der  Spur.  Nunmehr  werden  von  O  aus  alle  Sehstrahlen 
nach  den  Teilpunkten  der  Schenkel  des  rechten  Winkels 
gezogen,  z.  B.  O  2'2  oder  O  t,  und  ihre  Schnittpunkte, 
z.  B.  d,  mit  der  Spur  e  e  werden  von  o  aus  der  Schenkel- 
teilung entsprechend  numeriert.  Den  so  auf  der  Spur 
entstandenen  Maßstab  überträgt  man  wegen  der  Schräg- 
heit der  Teilstriche  mit  Hilfe  der  Punktiernadel  usw.  auf 
einen  anderen  Streifen  glattes  Papier  und  schaltet  die 
schaubildlichen  Millimeter  sorgfältig  nach  Augenmaß  ein. 
Man  kann  so  für  ein  und  dieselbe  Schenkelrichtung  eines 
Winkels  zwei  Paar  Maßstäbe  erhalten:  für  Eckbilder 
in  der  in  Abb.  1  angedeuteten  Lage,  —  für  Ixelbilder, 
wenn  man  sich  den  Winkel  um  180°  bei  o  gedreht  denkt.*) 

b)  Rechnerischer  Weg.  Wird  an  der  Modellfront  von 
der  Ecke  o  aus  eine  Strecke  c  im  Horizont  abgetragen, 
so  erhellt  aus  Abb.  1  folgende  Beziehung: 

y' :  z  =  (c  ■  cos  9  —  a) :  (c  ■  sin  9  z), 
woraus  die  Formel  für  den  Eckbildmaßstab 
cos  9  —  (a  :  c) 
sm  9  -|-  (z  :  c) 

Setzt  man  nun  für  z  den  ihm  zugedachten  Wert,  z.  B. 
z  ==  50  cm,  und  unter  Beibehaltung  ein  und  desselben 
Wertes  für  9  und  a  nach  und  nach  alle  ganzzahligen 
Werte  für  c  von  0  bis  00,  so  ergibt  die  Ausrechnung  für 
jeden  c-Wert  einen  zugehörigen  y-Wert,  der,  mittels  Zenti- 
metermaßstabes abgetragen,  das  Schaubild  des  auf  der 
Modellfront  von  o  aus  horizontal  abgetragenen  c-Maßes 
ist.  So  läßt  sich  das  Schaubild  des  ganzen  wie  unter  a) 
im  Horizont  gedachten  Modellstabes  als  ,, Schaumaß- 
stab" darstellen,  —  allerdings  nur  für  einen  und  denselben 
-^9.  —  Denkt  man  sich  den  rechten  Winkel  der  Abb.  1 
bei  o  um  ISO''  gedreht,  sodaß  man  entweder  9  oder  c 
als  negativ  betrachten  kann,  so  entsteht  eine  Ixelansicht. 
In  diesem  Falle  muß  auch  a  negativ  werden,  da  aus 
mehreren  Gründen  der  Blick  des  Beschauers  hauptsächlich 
auf  der  entwickelteren  Flucht  ruhen  wird.  Die  Formel 
wird  dann  für  das  Ixelbild 

cos  9  —  (a  :  c) 

II.  y  =  z  •  — ^  f  —  a, 

sm  9  —  (z  :  c) 

wenn  die  positive  Richtung  mit  I  übereinstimmend  an- 
genommen wird.  —  Für  die  perspektivisch-symmetrische 
Lage  des  rechten  Winkels,  d.  h.  «^  9  =  9'  =  45°  und  a  =  o, 
ergibt  sich  durch  Einsetzen  und  Entwickeln 

III.  y  =  ^  T=  und 

l+(z:c)V2 

IV.  y=  ^  ^.  — 

l-(z:c)  \  2 


*)  Die  Lehre  vom  Teilungspunkt  ergibt  eine  elegantere 
Lösung,  auf  deren  Besprechung  hier  jedoch  verzichtet  werden 
muß.  D.  Verf. 


Heft.  23 


DEUTSCHE  TECHNiKER-ZEITUNQ  IQll 


357 


V 


Abb.  1 

Setzt  man  in  I.  cp  =-_-  90»  oder  in  II.  cp  =  270°,  so  erhält 
man  die  Formel  für  dasjenige  Bild,  welches  mit  der  Seh- 
achse fluchtet.  (Mitfluchtbild.) 

V.      y:..  +  ac:(c  +  z)=^+  j-^.  - 

Das  Mitfluchtbild  findet  bekanntlich  namentlich  bei 
der  sog.  „Frontperspektive",  —  dem  „Normalbild",  weil 
die  am  meisten  entwickelte  Fläche  normal  zur  Sehachse 
steht,  —  Anwendung  wegen  der  großen  Einfachheit  der 
geometrischen  Bildkonstruktion.  Bei  rechteckigen  Innen- 
räumen werden  dann  die  Fluchtweiten  fi=  o  und  f2  =  oo. 
Für  letztere  Flucht  wird  cp  =  (o  +  "  ■  180°)  und  y  =  c. 

Um  die  Sehachse  möglichst  der  Bildmitte  nahe  zu 
bringen,  ist  in  der  umstehenden  Tabelle  unter  I  und  II  .  .  . 
a  =  3  cm,  ^  cp  =  (40  +  n  •  90«),  unter  V  a  10  cm  an- 
enommen.    Ferner  ist  z  =  50  cm ;  dann  wird 

^,  .  ,  ,  50  (0,7660  —  [3  :  c])  ,  ^ 

Gleichung    I.    y..  -  ^1  '      ,  rJ..r^  +  3; 


Gleichung  II. 


0,6428  +  [50  :  c] 
-50  (0,6428  +  [3  :  c]) 


0,7660  +  [50  :.  c] 
50  (0,7660  —  [3  :  c]) 


+  3 


Gleichung  III. 


yb 


y 


0,6428  —  [50  :  c] 
-  50  •  (0,6428  +  [3  :  c]) 


-3; 


0,7660 
50 


[50  :  c] 


Gleichung  IV.      v  — 


Gleichung  V. 


y  = 


1  +  (50  :  c)  \/ 2 

50   

1  +(50:c)\72 
10 


1  +  50  :  c 

Die  Zahlen  der  Tabelle  sind  nur  für  Arbeit  mit 
unbewaffnetem  Auge  berechnet.  —  Für  Eck-  und  Ixel- 
bilder  kann  man  sich  je  einen  U  n  i  v  e  r  s  a  1  -  S  c  h  a  u - 
maßstab  für  alle  Sehrichtungen  auf  folgende  Weise  her- 
stellen.  Man  berechnet  für  mehrere  Werte  von  9  bezw.  cp' 


nach  Formeln  I  und  II  Tabellen,  wobei  man  aber  für  a  einen 

mit  cp  veränderlichen  Wert  einsetzt,  etwa  a  =  y  cos22<p. 
Die  berechneten  Maßstäbe  trägt  man  mit  ihren  Nullpunkten 
in  einer  Linie,  auf  Millimeterpapier  parallel,  in  Abständen 
von  etwa  10  bis  20  mm,  den  Gradunterschieden  der  9 
^entsprechend,  auf  und  verbindet  die  glcichzahligen  Punkte 
durch  stetige  Kurven  miteinander.  Man  kann  sich  dann 
für  jeden  beliebigen  Fluchtwinkel  den  richtigen  Schau- 
maßstab herausblenden.  —  Die  Fluchtweiten  wird  man  in 
demselben  Maßstab  auf  ganz  ähnliche  Weise  darstellen. 

An  Maßstab  V  für  Normalbilder  kann  man  ohne 
Mühe  ein  Multiplikationsdiagramm  anfügen,  indem  man 
nach  Abb.  2  den  Maßstab  an  den  kurzen  Seiten  eines  auf 


Abb.  2 

Gehrung  (d.  h.  „diagonal")  geteilten  Rechteckes  auf- 
zeichnet. In  dem  einen  Teildreieck  e  b  d  werden  die 
Teilstriche  des  Maßstabes  e  b  bis  an  die  Gehre  b  d 
parallel  a  d  durchgezogen,  während  diejenigen  des  an- 
deren Maßstabes  c  d  mit  b  geradlinig  verbunden  werden. 
Ferner  werden  in  Dreieck  b  c  d  Parallele  zu  c  d  und  in 
Dreieck  e  b  d  aus  b  Strahlen  gezogen,  deren  Längen  an 
ihren  Fußpunkten  längs  b  c  bzw.  e  d  anzuschreiben  sind.  Ist 
nun  a  >  e  b,  so  ist  derjenige  durch  b  gehende  Strahl, 
welcher  gleich  a  ist,  zugleich  der  richtige  Schaumaßstab, 
indem  die  Parallelen  die  Teilung  bewirken;  ist  a  <  e  b, 
so  ist  in  Dreieck  dbc  diejenige  Parallele  Schaumaß- 
stab, welche  gleich  a  ist. 

c)  Anwendung.  Lm  nach  dem  Eluchtachsenverfahren 
einen  beliebigen  Punkt  ins  Schaubild  zu  setzen,  trägt  man 
seine  Modellhöhe  längs  der  Eluchtachse  vom  Horizont 
aus  auf  und  deutet  die  beiden  durch  diesen  Punkt  gehen- 
den Fluchtlinien  an.  Nun  trägt  man  die  aus  der  Modell- 
zeichnung mit  dem  Zentimetermaßstab  entnommenen  Hori- 
zontalkoordinaten gemessen  an  Front-  und  Giebel- 
flucht —  mittels  der  beiden  Schaumaßstäbe  sinngemäß 
von  der  Fluchtachse  aus  w  a  g  e  r  e  c  h  t  ab  und  deutet 
in  diesen  Abständen  von  der  Achse  die  Lotrechten  an. 
Durch  die  Schnittpunkte  der  letzteren  mit  den  schon  an- 
gedeuteten Eluchtstrahlen  zieht  man  zwei  neue  Flucht- 
strahlen, deren  Schnittpunkt  das  gesuchte  Schaubild  des 
Punktes  P  ist.  —  Das  Verfahren  ist  besonders  einfach 
bei  allen  Punkten,  welche  in  den  Hauptfluchtebenen  liegen, 
da  dann  das  zweite  Fluchtlinienpaar  wegfällt.  —  Auch 
kann  man  in  diesem  Fall  umgekehrt  aus  dem  Schaubild 
mit  Hilfe  der  Schaumaßstäbe  ohne  weiteres  die  richtigen 
Horizontalmaße  ablesen.  —  Arbeitet  man  mit  dem  Uni- 
versal-Schaumaßstab,  so  heftet  man  ihn  wohl  am  vorderen 
Rande  der  Zeichenfläche  auf  und  projiziert  die  Maße.  — 
Beim  Auftragen  der  Hochmaße  bedient  man  sich  eben- 
falls vorteilhaft  eines  aufgehefteten  Streifens  Millimeter- 
papier. — 

Die  nach  obiger  Tabelle  hergestellten  Maßstäbe  gelten 
nur  für  ux  =  (m  =  v  =  s  =)  0,50  m,  wo  x  das  Ver- 
jungungsverhältnis  bedeutet.  Stets  muß  sein  u  •  x  =  0,50. 


358 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  23 


Teillängentabelle  für  Schauniaßstäbe. 
Vorausgesetzt:  rechte  Fluchtflächenwinkel,  und  z  =  50  cm. 


u 

Längen  in  cm 

Teile  bz.  wagerechte 
Modellmaße  in  cm 

Längen  in  cm 

<u 

cc  CG 
i  N  S 

•53  ° 
H-S 

Eckbild;  a=+3cm 

Ixelbild;  a  =  — 3  cm 

Symmetr.  Lage 

^=^=^•=45" 

•a  E 

£  Eo 
ca  -j^  — 

Eckbild;  a=+3cm 

Ixelbild;  a  =  — 3cm 

Sym- 
metr. 
Lage 

III.  Eck- 
bild 

£  Eo 

(Front) 
Iaa,=40° 

(Giebel) 
Ib<p  ===130" 

113  9=220° 

IIi'«)=310° 

III.  Eck- 
bild 

IV.  Ixel- 
bild 

El  II 

(Front) 
I:'(p  =  40» 

(Giebel) 
1^9=130° 

1139:^220» 

11^9=310" 

El  II 

-  5 

-  4 

-  3 

-  2 

-  1 

-4,29 
—  3,40 
-2,50 
-1,66 
-0,82 

+  3,23 
2,54 
1,88 
1,24 
0,61 

+  3,42 
2,76 
2,10 
1,42 
0,72 

-3,20 
2,60 
1,98 
1,34 
0,68 

-1,11 

0,87 
0,64 
0,42 

+  26 
+27 
+28 
+29 
+30 

15,69 
16,55 
17,41 

11,095 

11,70 

12,26 

28,40 
30,10 
31,80 
33,59 
35,51 

29,80 
31,73 
33,76 
35,93 
38,22 

13,43 
14,18 
14,öU 

+  3,75 

+  1 
+  2 
+  3 
+  4 
+  5 

+  0,80 
+  1,57 
2,32 
3,01 
3,78 

—  l,lo 
2,26 

-0,74 
1,49 
2,27 
3,07 
3,89 

+0,70 
1,42 
2,17 
2,94 
3,74 

0,7 

1,37 

2,03 

2,67 

3,30 

0,72 
1,45 
2,21 
3,00 
3,80 

+  0,395 
0,74 

+31 
+  32 
+33 
+34 
+35 

18,24 
19,03 

13,61 

- 

- 

+  4,12 

+  6 

i+  7 
1+  8 
+  9 
+  10 

4,48 

C  1  ^ 

5,17 
5,84 
6,50 
7,13 

3,29 
4,25 
5,18 

4,73 
5,56 
6,48 
7,41 
8,34 

4,56 
5,41 
6,28 
7,20 
8,19 

3,91 
4,50 
5,08 
5,64 
6,19 

4,63 
5,00 
6,37 
7,28 
8,24 

1,07 
1,38 

l,u/ 

+  36 
+38 
+40 
+  42 
+44 

19,80 
20,52 
21,22 
21,93 
22,62 

14,81 

- 

- 

18,04 

4,44 

+  11 
+  12 
+  13 
+  14 
+  15 

7,77 

8,96 
9,53 
10,12 

0,UD 

6,88 

9,32 
1  n  '^9 

11,35 
12,43 
13,51 

9,10 

1 U,  lO 

11,17 
12,17 
13,41 

6,73 

7,76 
8,26 
8,75 

9,20 

11,27 
12,31 
13,46 

2,31 

+  45 
+  46 
+  48 
+  50 

OQ  07 
ZJ,Z  / 

23,88 
24,47 

15',91 
16,90 

19,43  j 
20,71 

4,73 
5,00 

!+16 
+  17 
+  18 
+  19 

+  20 

10,68 
11,22 
11,75 
12,29 
12,79 

7,68 
8,40 
9,13 

14,65 
15,85 
17,04 
18,30 
19,59 

14,60 
15,82 
17,12 
18,49 
19,86 

9,22 
9,68 
10,12 
10,58 
11,02 

14,53 
15,80 
17,06 
18,31 
19,70 

2,86 

_ 

+21 
+22 
+23 
+  24 
,.25 

13,29 
13,80 
14,29 
14,75 

9,81 
10,46 

20,91 
22,32 
23,74 
25,25 
26,80 

21,34 
22,85 
24,48 
26,14 
27,90 

11,84 
12,67 

21,09 
22,58 
24,10 
25,69 
27,32 

+3,33 

+  00 

+62,59 

i 

-38,96 

+  56,59 

-44,96 

1 

1     -  i 
50,00  ' 

1 

10,00 

Herstellung  des  Netzes.  Man  wählt  nach 
Bedürfnis  etwa  0,1  bis  0,2  qm  möglichst  klares  Pause- 
papier g  b  c  d,  Abb.  3,  zielit  O  o  p  X  e  e,  setzt  den 
Augpunkt  O  zu  e  e,  der  Bildebenenspur,  fest,  trägt  auf  e  e 
von  O  nach  beiden  Seiten  eine  Zentimeterteilung  ab  und 
verbindet  die  Teilpunkte  1,  2,  3  usw.  mit  O  unter  Ver- 
längerung über  das  Pausepapier.  Dies  sind  reguläre  Seh- 
strahlen. —  Ist  ferner  h  die  wirkliche  Höhe  eines  im  Ab- 
stände w  hinter  der  Bildebene  liegenden  Modellpunktes, 
V  seine  scheinbare  (schaubildliche)  Höhe,  z  die  Entfernung 
der  Zwischenbildebene  von  O,  so  besteht  bekanntlich  die 
Beziehung  v:  h  =  z:  (z  +  w),  oder  nach  Entwicklung  und 

h      1  gesetzt,  w  —  z       — ij.    Man  setze  hierin  für  v 

nacheinander  0,Q5;  0,90;  0,85;  0,S0  usw.  und  berechne 
die  Werte  für  w.  Diese  trage  man  von  der  Bildebenenspur 
senkrecht  zu  dieser  ab,  ziehe  zu  ihr  die  Parallelen  und 
beziffere  die  dadurch  gefundenen  w-Linien  mit  den  ent- 
sprechenden v-Zahlen.  In  dem  so  entstandenen  Scliau- 
zeichennetz,  welches  gewissermaßen  eine  Zwischenform 
zwischen  dem  gemeinen  Winkclnetz  und  dem  Polarnetz 
darstellt,  ziehe  man  nach  Bedürfnis  —  unter  Llmständen 
schätzungsweise  —  aufs  genaueste  weitere  Teilungslinien. 

.Wird  f  von  o  aus  gemessen,  so  ist,  wie  schon  gesagt, 
f  =  z  •  ctg  9.    Zieht  man  daher  —  vgl.  Abb.  3  —  von  o 


Steht  also  nur  eine  Zeichnung  1 : 100  zur  Verfügung,  so 
ist  u-  (1:100)  =  0,50  oder  u  =  50,  d.  h.  das  erzielte  Bild 
stellt  etwa  das  Gebäude  aus  50  Meter  Entfernung  dar. 
Wünscht  man  die  halbe,  drittel  usw.  Entfernung,  so  sind 
entweder  die  Urmaße  oder  ist  der  Maßstab  (Verjüngungs- 
verhältnis) zu  verdoppeln,  verdreifachen  usw.  —  Wird 
Schaubild  oder  Bildferne  zu  groß  oder  zu  klein,  so  sind 
die  Teillängen  der  Schaumaßstäbe  entsprechend  zu  ver- 
kleinern oder  zu  vergrößern,  wobei  wieder  ein  angeklebter 
Streifen  Millimeterpapier  gute  Dienste  tut. 

Man  wird  bei  einiger  Ueberlegung  leicht  erkennen, 
daß  sich  Spur-  und  Fluchtachsenverfahren  vorteilhaft  er- 
gänzen. —  Das  reine  Spurverfahren  verbietet  sich  manch- 
mal dann,  wenn  sich  der  Fluchtwinkel  <p  90"  nähert,  weil 
dann  die  Fluchtspuren  leicht  aus  der  Zeichenebene  fallen. 
—  Beide  Methoden  kennzeichnen  sich  als  Fluchtver- 
fahren, und  ihnen  sind  die  Vorzüge,  aber  auch  die 
Mängel  eines  solchen  eigen.  Zu  letzteren  gehört  der 
Umstand,  daß  die  natürliche  Ungenauigkeit  der  aus- 
schließlich als  Fluchtlinienschnitt  gefundenen  Punkte  mit 
der  Horizontnähe  wächst,  weil  die  Länge  der  an  sich 
schlanken  Linienschnitte  sehr  zunimmt. 

3.  Das  Vernetzen,  —  das  non  plus  ultra  unter  den 
denkbaren  maßstäblichen  Herstellungsarten  von  Schau- 
bildern nach  Modellzeichnung  und  umgekehrt. 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


359 


aus  unter  <^  cp  gegen  die  Spur  e  e  bis  an  eine  passende 
vv-Linie  —  z.  B.  r  r  —  einen  Strahl  parallel  zur  Flucht 
und  geht  von  rr  mit  den  Sehstrahlen  bis  zum  Randpunkt 
—  in  diesem  Falle  x  — ,  so  ist  p,  x  ein  relatives  Maß  für 
f  =  z  ■  ctg  tp. 

Anwendung  des  Netzes.  Um  ein  in  Qrund- 
und  Aufriß  gegebenes  Modell  schaubildlich  darzustellen, 
heftet  man  den  Grundriß  auf  das  Brett  und  das  Netz 
der  gewünschten  Sehrichtung  entsprechend  darüber.  Man 
kann  dann  für  jeden  Punkt  des  Grundrisses  die  schaubild- 
lichen Koordinaten  bz.  Vernetzungszahlen  leicht 
bestimmen.  Die  am  vorderen  Rand  des  Netzes  ab- 
gelesene Strahlenzahl  wird  mit  Hilfe  eines  Zenti- 
metermaßstabes in  der  Zeichenfläche  von  der  Sehachse 
aus  auf  dem  Horizont  abgetragen,  und  hier  wird  das  Lot 
errichtet.  (Die  „Fluchtachse"  verliert  gänzlich  ihre  Be- 
deutung.) —  Die  am  seitlichen  Rande  abgelesene 
P  a  r  a  1 1  e  1  e  n  zahl  ist  mit  der  aus  dem  Aufriß  zu  ent- 
nehmenden Erhebung  des  Punktes  über  den  Horizont  mal 
zu  nehmen,  und  das  Produkt  ist  mittels  Zentimetermaß- 
stabes in  dem  vorhin  bestimmten  Lot  vom  Horizont  aus 
aufzutragen.  Der  dadurch  bestimmte  Punkt  ist  das  ge- 
suchte Schaubild.  —  Das  Einmultiplizieren  der  Schau- 
höhen bewirkt  man  am  besten  entweder  mittels  Rechen- 
stabes oder  mittels  einer  ähnlichen  graphischen  Multi- 
plikationstafel, wie  an  Abb.  2  erläutert. 

Zwecks  Fluchtweitenbestimmung  wird  man  nicht  die 
Fluchtwinkel  cp  in  das  Netz  hineinzeichnen,  sondern  im 
Bedarfsfall  durch  Anlegen  eines  Schiebedreieckes  den 
Fluchtparallelenstrahl  durch  o  sowie  den  Punkt  x  be- 
stimmen. Die  abgelesene  Fluchtweite  versteht  sich  von 
der  Sehachse  aus.  —  Es  sei  noch  besonders  auf  die 
verhältnismäßig  einfache  Rückkonstruktion  aus  einem  ge- 
gebenen Schaubilde  —  z.B.  einer  Phototheodolitaufnahme  — 
in  einen  zu  findenden  Grundriß  hingewiesen,  wenn  wenig- 
stens e  i  n  lotrechtes  Maß  bekannt  ist,  der  Gegenstand 
der  Hauptsache  nach  geradkantig  ist  und  jede  gerade  Kante 
eine  Parallele  im  Bild  hat  —  oder  wenn  statt  dieser 
Beziehungen  andere  gleichwertige  eintreten,  z.  B.  bekannte 
iWinkel,  Horizontlage  o.  a.  —  Man  spannt  dann  einen 
Bogen  Pausepapier  über  das  Netz,  findet  durch  w  =  z  • 

^~ — 1^  im  Netz  die  Parallele  des  Standpunktes  P  des 

bekannten  lotrechten  Maßes,  und  da,  etwa  Phototheolit- 
aufnahme  vorausgesetzt,  die  Sehachse  bekannt  ist,  ergibt 
sich  die  Strahlen-Ziffer  als  Ablesung  des  Sehachsen-Ab- 
standes  des  Punktes  P  im  Bilde.  Durch  Bestimmen  der 
Fluchtvveiten  an  je  zwei  Parallelen,  von  denen  die  eine 
der  Horizont  sein  kann,  mit  Hilfe  eines  auf  Pausepapier 
gezeichneten  Fluchtweitensuchers  —  dessen  nähere  Be- 
schreibung sich  vielleicht  erübrigt  —  werden  die  Kanten- 
richtungen im  Grundriß  festgelegt.  Das  weitere  dürfte 
sich  aus  dem  Vorgetragenen  von  selbst  erklären. 

Das  Prinzip  des  Schaunetzes  legt  die  Ausführung  eines 
entsprechend  gebauten  Apparates  naTie,  der  auch  ohne 
erhebliche  besondere  Mittel  hergestellt  werden  kann. 
Es  sei  g  b  c  d  wie  in  Abb.  3  ein  gewöhnliches  Reiß- 
brett mit  einer  sauberen  Millimeterteilung  in  e  e,  einem 
abnehmbaren  Augpunktausleger  in  p  o  O  und  einem 
versetzbaren  Augpunkt  O.  Letzterer  sei  baulich  so 
eingerichtet,  daß  jede  gewöhnliche  Reißschiene  hieran  als 
Sehstrahlen-Lineal  evtl.  befestigt  werden  kann.  Es  werde 
ferner  eine  zweite  Schiene  als  Höhenangeber  ausgebildet, 
indem  darauf  die  w-Maße  abgetragen  werden.  (Fassettc 
am  hinteren  Rande.)    Die  Höhenangeberschiene  gleitet 


längs  g  b  oder  c  d.  Ist  ihr  Blatt  sehr  breit,  so  kann 
darauf  ein  Umrechnungsdiagramm  für  verschiedene  Bild- 
weiten angebracht  werden,  welches  mit  einem  solchen 
für  verschiedene  Höhen  vereinigt  werden  könnte.  Eine 


Abb.  3 


weitere  Teilung  auf  der  Höhenangebeschiene  kann  die 
Ablesung  von  Eluchtweiten  ermöglichen.  —  Die  Vor- 
richtungen kann  man  sich  in  primitiver  Weise  alle  selbst 
anfertigen.  —  Die  Anwendung  erklärt  sich  im  übrigen 
von  selbst. 

Man  sieht  wohl,  daß  durch  die  Vernetzung  alle  eigent- 
lichen Hilfskonstruktionen  entbehrlich  werden,  soweit  sie 
das  technische  Schaubildzeichnen  sonst  verlangt.  Gleich- 
wohl sind  die  Fluchtpunkte  wegen  der  bei  den  Bauwerken 
neben  der  Lotrechten  vorherrschenden  wagerechten  Ge- 
raden ein  nicht  zu  unterschätzendes  Hilfsmittel.  Daher 
wäre  zu  wünschen,  daß  solche  Reißbretter  in  den  Handel 
gebracht  werden,  die  jederzeit  ohne  weiteres  durch  in 
Geschäften  käufliche  Ausleger  nach  drei  oder  allen  vier 
Richtungen  hin  ergänzt  werden  können.  Wird  die 
Zwischenbildebene  in  de  statt  in  e  e  gedacht,  so  ist  bei 
einem  mittelgroßen  Brett  ein  Augpunktausleger  nicht  ein- 
mal nötig.  Im  übrigen  überlasse  ich  es  meinen  Herren 
Kollegen,  die  maßstäblichen  Verfahren  im  einzelnen, 
sowie  ihre  Vorzüge  und  eventl.  Mängel  zu  beurteilen. 
Für  die  Theorie  beanspruche  ich  nicht,  etwas 
neues  gefunden  zu  haben,  wohl  aber  —  wofür  die  Schule 
naturgemäß  früher  nichts  bietet,  als  bis  das  Bedürfnis 
laut  wird  —  für  die  Praxis.  Bei  Vermehrung  der 
Fluchtpunkte  und  wachsender  Vielgestaltigkeit  oder  Un- 
regelmäßigkeit des  Gegenstandes  treten  schnell  die  kleinen 
theoretischen  Mängel,  um  die  Inan  streiten  könnte,  hinter 
den  großen  praktischen  Vorteil,  jeden  Punkt  mittels  direkter 
Einmessung  aufs  sauberste  in  die  Zeichenfläche  eintragen 
zu  können,  in  den  Schatten. 

Verfasser  arbeitet  mit  einem  auf  Gelatinepapier  ge- 
zeichneten Netz.  Es  läßt  sich  leicht  beweisen  und  ist 
für  die  Herstellung  des  Netzes  von  Bedeutung,  daß  in 
Entfernungen  von  ganzen  Dezimetern  von  der  Sehachse 
sich  je  eine  Parallele  mit  einem  Sehstrahl  schneidet. 
Nimmt  man  endlich  rr  in  w  =  0,QO  oder  in  w=l,10  an, 
so  gibt  der  sich  auf  dieser  Linie  mit  der  durch  o  gehenden 
Fluchtlinie  schneidende  Strahl  die  Fluchtweite  f  in  Dezi- 
metern an. 

W.  J.  Schultz,  Mitgl  -Nr.  49  330. 


360 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  23 


Graphische  Berechnung  einer  Stützmauer  unter  einfacherer  Annahme 

der  Gleitlinie 


In  vorliegendem  Falle  ist  eine  Stützmauer  auf  eine 
andere  einfachere  Annahme  der  Gleitlinie  berechnet.  Die 
bisherige  Anwendung  der  Teilungslinie  (Gleitlinie)  der 
Fläche  a  b  c  in  zwei  gleich  große  Flächen,  die  Ein- 
führung des  Druckdreiecks  nebst  der  Stellungslinie  sind 
hier  weggelassen. 

Vorliegende  Theorie  ist  wie  folgt  angenommen:  Denkt 
man  sich  die  Stützmauer  fort,  so  bildet  das  Erdreich 
eine  nahezu  senkrechte  Wand  14  :  1.  Da  das  angenom- 
mene Material  (Kiesboden)  diesem  steilen  Winkel  nicht 
widerstehen  kann,  rutscht  die  Erdwand  zusammen  und 
zwar  wird  nach  einer  gewissen  Zeit  die  natürliche 
Böschungslinie  d  e,  angenommen  zu  35"  zur  Wagerechten, 
sich  gebildet  haben.  Dies  geht  folgendermaßen  vor  sich : 
Es  wird  der  Keil  a  f  c  zuerst  einfallen.  Dieser  hat 
gleichen  Inhalt  mit  Dreieck  dcg  und  mit  Dreieck  g  a  e. 
Er  wird  das  Dreieck  dcg  ausfüllen  bis  auf  einen  Teil, 
so  groß  wie  Dreieck  g  h  c.  Dieser  wird  durch  Witte- 
rungseinflüsse nach  und  nach  durch  Nachfallen  des  Drei- 
ecks f  e  h  ausgefüllt. 

Demnach  haben  die  Erdmassen  des  Dreiecks  g  a  e 
das  Bestreben,  sich  in  das  Dreieck  c  d  g  zu  verschieben. 
Die  Verbindungslinie  ihrer  Schwerpunkte  muß  die  Rich- 
tung des  Erddrucks  E  ergeben.  Die  Annahme,  daß 
das  Dreieck  afc  sich  nach  Dreieck  gcd  verschiebt, 
ergibt  das  gleiche  Resultat,  da  die  Richtung  ersterer  Drei- 
ecke auch  durch  den  Schwerpunkt  von  Dreieck  afc 
geht.     Die  Zusammensetzung  der  Kräfte    zeigt  neben- 


(Nachdruck  verboten) 

stehender  Kräfteplan.  Beim  Auftreffen  der  Richtung  E 
auf  die  Wandhnie  a  c  ist  dieselbe  in  eine  horizontale 
Kraft  El  und  in  eine  vertikale  Kraft  Eo  zerlegt.    Aus  E^ 


 \  i    C  's  c 

Qiv  '  e^{i^2<p  /-Ja  fioo^  6.^^ 

und  dem  Mauergewicht  ist  die  Resultante  gezeichnet, 
welche  im  vorliegenden  Falle  genau  im  Drittel  der  Mauer 
liegt.  Diese  Berechnung  ergibt  brauchbare  Resultate  und 
ist  dahin  vereinfacht,  da  man  nur  mit  dem  Böschungs- 
winkel des  Erdreichs  zu  rechnen  hat  und  weitere  An- 
nahmen unnötig  sind.  Bk.,  Metz. 


Künstlernot: 


Daß  die  künstlerische  Tätigkeit  keine  eigentliche  rechte 
Arbeit  darstellen  und  darum  auch  nicht  wohlbegründete  An- 
sprüche auf  eine  würdige  Entlohnung  erheben  könne,  ist, 
wie  Dr.  Karl  Storck  im  ,, Türmer"  (Verlag  Greiner  &  Pfeiffer, 
Stuttgart)  ausführt,  eine  Anschauung,  die  doch  wohl  weniger 
auf  Kulturlosigkeit  beruht,  als  auf  der  Tatsache,  daß  für 
das  materielle  Leben,  um  das  jener  Daseinskampf,  der  die 
stärkste  Triebfeder  des  menschlichen  Handelns  ist,  im 
wesentlichen  geführt  wird,  die  Kunst  in  der  Tat  überflüssig 
ist.  Es  hat  Zeitalter  gegeben,  in  denen  auch  die  Wissen- 
schaft in  weiten  Kreisen  als  dafür  überflüssig  angesehen 
wurde.  Man  hat  —  bei  Bauern  dürfte  das  heute  auch 
noch  nicht  ganz  selten  sein  —  darum  in  den  Gelehrten 
im  Grunde  auch  nur  Müßiggänger  gesehen.  Allmählich 
hat  sich  das  gewandelt.  Von  der  Tatsache,  daß  gewisse 
Zweige  der  Wissenschaft  zu  Entdeckungen  und  Errungen- 
schaften geführt  haben,  die  von  hohem  Nutzen  für  das 
praktisch-materielle  Leben  geworden  sind,  haben  auch  die 
reinen  Geisteswissenschaften  in  der  Wertschätzung  dieser 
Philisterkreise  —  da  ein  zusammenfassendes  Wort  dafür 
fehlt,  wollen  wir  dieses  wählen  —  gewonnen.  Der  Um- 
stand, daß  Staat  und  Kirche  wissenschaftlich  gebildete  Leute 
brauchten,  Aemter  für  sie  einrichteten,  hat  natürlich  diese 
Achtung  noch  gesteigert.  Die  Kunst  aber,  darin  dürfen 
wir  uns  durch  das  unendlich  viele  Gerede  und  Geschreibe 


über  sie,  durch  all  die  öffentlichen  Einrichtungen  von 
Museen,  Theatern  usw.  nicht  irremachen  lassen,  —  die 
Kunst  wird  im  innersten  Grunde  auch  heute  noch  von 
der  überwiegenden  Mehrheit  der  Menschen  für  etv.  as  durch- 
aus überflüssiges,  .vielleicht  sagen  wir  besser:  für  einen 
Luxus  angesehen.  Es  ist  sehr  schön,  wenn  man  sie  sich 
leisten  kann;  aber  notwendig  zum  Leben  ist  sie  nicht. 
Deshalb  wird  die  Kunst  von  der  großen  Mehrzahl  auch 
als  ein  Luxusgegenstand  aufgenommen;  man  leistet  sie 
sich  als  einen  Luxus,  als  ein  Amüsement,  am  allerliebsten 
in  Verbindung  mit  materiellen  Genüssen.  Alle  jene,  und 
wie  gesagt,  es  sind  erschrecklich  viele,  weitaus  die  meisten, 
die  im  tiefsten  Grunde  so  denken  und  fühlen,  mögen  sie 
auch  ein  anderes  Verhältnis  zur  Kunst  heucheln,  sind  natur- 
gemäß für  die  Erkenntnis  der  hohen  Bedeutung  und  des 
tiefgreifenden  Nutzens,  den  die  Künste  für  unser  Gesamt- 
dasein, also  auch  für  das  materielle  haben,  nicht  zu  ge- 
winnen. Denn  dieser  Nutzen  ist  ein  geistiger  und  seelischer, 
nur  indirekt  auf  das  materielle  Leben  wirkender,  darum 
materiell  nicht  zu  beweisen;  und  nur  für  solche  rechne- 
rischen Beweise  wäre  die  geschilderte  Gattung  von 
Menschen  zugänglich. 

Die  allgemeine  Kulturentwicklung  hat  dahin  geführt, 
daß  dieses  rohe  Verhältnis  zur  Kunst  heute  den  meisten 
nicht  mehr  zum  Bewußtsein  kommt  und  öffentlich  auch 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


nicht  mehr  besteht.  Die  Staaten  und  auch  die  kleineren 
Gemeinwesen  haben  die  Pflege  der  Künste  als  eine  offi- 
zielle Pflicht  anerkannt.  Freilich  doch  eigentlich  nur  als; 
eine  Anstandspflicht,  also  im  Grunde  auch  als  einen  Luxus, 
nicht  als  eine  Notwendigkeit.  Sobald  zwischen  den  ver- 
schiedenen Gebieten  ein  Wettstreit  entsteht,  welchem  von 
ihnen  die  etwa  nur  in  beschränktem  Maße  vorhandenen 
Mittel  zugewendet  werden  sollen,  so  wird  es  immer  zu- 
allererst die  Kunst  sein,  der  sie  entzogen  werden. 

Mit  voller  Wucht  aber  lastet  diese  alte  rohe  Anschauung 
noch  auf  dem  Künstler.  Der  Pastetenbäcker,  der  Koch, 
alle  jene  Handwerker  und  Gewerbetreibenden,  die  für  den 
Luxus  des  Bauches  und  der  übrigen  Teile  unseres  Leich- 
nams bemüht  sind,  erfreuen  sich  der  Einschätzung  als 
strebsame  Arbeiter  und  nützliche  Glieder  der  Gesellschaft. 
Der  Künstler,  der  —  sei  es  drum!  —  für  den  Luxus  des 
Geistes  und  der  Seele  tätig  ist,  wirkt  selber  als  ein  Ver- 
schwender seines  Daseins,  als  einer,  dem  das  Leben  selber 
Luxus  ist.  Seine  Arbeitsleistung  als  solche  ist  nicht  be- 
rechenbar, und  ihr  Wert  ist  ein  Liebhaberwert.  So  wollen 
alle  Verhältnisse  des  sonstigen  ökonomischen  Lebens  nicht 
auf  ihn  passen. 

In  dieser  Hinsicht,  also  in  der  Fähigkeit,  die  künst- 
lerische Tätigkeit  rein  als  Arbeit  einzuschätzen,  stehen  wir 
heute  tiefer,  als  frühere  Zeiten.  Wenn  man  z.  B.  die 
Briefe  Dürers  liest,  wird  man  bei  seinen  Preisberechnungen 
für  seine  Auftraggeber  fast  immer  finden,  daß  er  dafür 
die  Arbeitsleistung  als  solche  in  Anschlag  bringt:  er  habe 
das  Bild  so  und  so  oft  untermalt,  und  ähnliche  Begrün- 
dungen. In  anderen  Künstlerbriefen  findet  man  die  Zahl 
der  Köpfe  aufgezählt,  die  auf  dem  Bilde  stehen;  kurz 
und  gut,  man  hatte  damals  doch  gewisse  Kriterien,  an 
denen  man  dem  auftraggebenden  Laien  klarzumachen  ver- 
mochte, daß  die  und  die  Arbeitsleistung  in  dem  Bilde 
vorhanden  war.  Man  verlangte  also  von  den  Auftrag- 
gebern für  sein  Werk  nicht  einen  Liebhaber-,  sondern  einen 
Arbeitswert.  Ich!  höre  den  Einwurf  eines  Kunstbegeisterten : 
,,Aber  das  ist  ja  nicht  Kunst,  sondern  Handwerk!"  Aller- 
dings ist  diese  Auffassung  handwerklich,  wenigstens  vom 
Handwerk  hergenommen.  Aus  jeder  Kunstgeschichte  ist 
zu  erfahren,  daß  die  deutsche,  aber  auch  die  italienische 
und  französische  Kunstblüte  vom  14.  bis  übers  16.  Jahr- 
hundert hinaus  eine  wesentliche  Ursache  in  dieser  hand- 
werklichen Grundlage  der  Kunstarbeit  hatte.  .  .  . 

Es  gibt  ja  auch  heute  eine  ganze  Reihe  von  Künstlern, 
die  für  ihre  Leistungen  ganz  hervorragend  bezahlt  werden, 
und  die  auch  so  viel  kaufmännisches  Talent  besitzen,  daß 
sie  es  zu  öffentlich  bekanntem  Reichtum  bringen.  Es 
sind  das  dabei  nicht  bloß  Leute,  die  dem  modischen  Ge- 
schmack der  geldkräftigen  Kreise  entgegenkommen ;  es 
sind  auch  einzelne  Künstler  darunter,  die  diesen  Ehren- 
namen wirklich  verdienen,  sich  nicht  verkaufen,  sondern 
sich  eben  den  Markt  unterjocht  haben.  Aber  das  sind 
einzelne  wenige.  Und  auch  die  Zahl  jener,  denen  es' 
gelingt,  ein  ihrer  gesamten  Lebensstellung  würdiges  bürger- 
liches Auskommen  zu  finden,  ist  doch  nur  erschreckend 
gering  im  Verhältnis  zu  den  vielen,  die  wirklich  mit  der 
Not  kämpfen. 

Sicher  gibt  es  in  keinem  der  besseren  Stände  so  viel 
verschämte  Armut  wie  bei  den  Künstlern.  Allerdings  wird 
sie  nirgendwo  so  leicht  durch  einen  gewissen  Frohmut, 
manche  sagen  Leichtsinn,  getragen,  wie  hier.  Die  Kunst 
müßte  nicht  die  edelste  Kristallisation  der  Lebenskraft  sein, 
wenn  nicht  der  mit  ihr  Begabte  in  jenem  Sinne  Lebens- 
künstler wäre,  daß  er  eine  hohe  Genußfähigkeit  besitzt, 
deren  schönste  Form  darin  beruht,  die  Lichtblicke  (auch 
die  materiellen)  des  Lebens  so  stark  auszunutzen,  daß 


davon  ein  leiser  Schimmer  auch  noch  in  die  dunklen  Zeiten 
hineinscheint  und  diese  erträglicher  macht.  Nimmt  man 
dazu  den  glücklicherweise  noch  immer  nicht  erstorbenen 
Stolz  des  Künstlers,  seine  Scham,  gerade  dem  ihm  so  feind- 
lichen Philistertum  die  Schwächen  seines  materiellen  Da- 
seins zu  offenbaren,  so  kann  man  ermessen,  was  dazu 
gehört,  wenn  Hunderte  von  Künstlern  sich  zusammentun 
und  ihre  Notlage  geradezu  in  die  Oeffentlichkeit  hinaus- 
schreien und  vor  aller  Oeffentlichkeit  beraten,  wie  zu 
helfen  sei. 

Die  Künstler  haben  ja  nicht  das  jetzt  so  beliebte  Mittel 
des  Streikes.  Bedürfte  es  noch  eines  Beweises,  wie  un- 
nötig unserem  von  der  Kunst  so  viel  Aufhebens  machenden 
Leben  die  Kunst  in  Wirklichkeit  ist,  so  gibt  ihn  die  Ueber- 
legung,  wie  wenig  die  Gesamtheit  sich  schließlich  darum 
kümmern  würde,  wenn  die  bildenden  Künstler  den  General- 
streik über  sie  verhängten.  Auch  die  Ewigkeits-  oder 
doch  Dauerwerte  der  Kunst  werden  hier  zum  Fluch  für 
den^Kunstverbrauch.  Immerhin,  wenn  unsere  Kultur  so 
weit  vorgeschritten  wäre,  daß  wir  auch  von  den  Ge- 
brauchsgegenständen unseres  Lebens  eine  künst- 
lerische Formgebung  verlangten;  wenn  wir  das  Bedürfnis 
hätten,  alles  das,  was  sich  vor  der  Oeffentlichkeit  zur 
Schau  stellt,  auch  in  schöner  Form  zu  sehen;  wenn  wir 
öffentliche  Mächte  hätten,  die  in  gleichem  Maße,  wie  früher 
die  Kirche  und  doch  auch  die  Gemeinde,  Kunst  verbrauch- 
ten, —  es  wäre  ohne  eine  stets  tätige,  ohne  eine  dauernd 
Neues  schaffende  Kunst  nicht  auszukommen.  Wieviel  ge- 
ringer ist  hier  unser  Kulturverhältnis  zur  bildenden  Kunst, 
als  das  zur  Literatur  oder  Musik!  Auf  diesen  beiden  Ge- 
bieten können  wir  uns  doch  nicht  denken,  daß  die  Ein- 
stellung des  Gesamtschaffens  nicht  alsbald  als  schwere 
Störung  und  Verarmung  empfunden  würde.  Wie  ist  das 
möglich?  Die  Antwort  lautet:  Weil  unsere  bildende  Kunst 
heute  zu  wenig  i  m  Leben  steht,  zu  wenig  mit  diesem 
verwachsen  ist. 

Diese  Darlegungen  über  die  Ursachen  der  Künstlernot 
geben  mit  der  Erkenntnis  der  Ursachen  auch  die  Wege 
zur  Besserung  an.  Jene  Ursachen  müssen  eben  ein- 
fach beseitigt  werden.  Solange  die  Künstler  nicht  stärker 
im  Leben  stehen,  nicht  stärker  von  den  Problemen  und 
Nöten  unseres  Lebens  erfüllt  werden;  solange  sie  nicht 
den  im  geheimen  schlummernden  Wünschen,  der  Sehn- 
sucht der  Menschheit  Erfüllung  bringen,  indem  sie  diese 
Sehnsucht  besonders  stark  fühlen;  solange  sie  sich  im 
Gegenteil,  wie  das  in  steigendem  Maße  geschehen  ist, 
zumeist  in  technische  Probleme  verrennen,  in  ein  welt- 
und  lebensfremdes  L'art  pour  l'art  versteigen,  —  solange 
wird  ihre  Kunst  tatsächlich  für  die  im  Leben  Stehenden 
weiter  nichts  als  ein  Luxus  sein  und  leicht  entbehrt  werden 
können.  Das  ist  das  eine,  durchaus  das  Innenleben  unserer 
Kunst  Treffende  und  darum  auch  nur  durch  eine  inner- 
liche, also  langsame  Wandlung  zu  Bessernde. 

Das  andere  trifft  doch  mehr  mit  den  äußeren  Kultur- 
erscVieinungen  des  Lebens  zusammen  und  tritt  daher  stärker 
in  den  Bereich  des  Bereclienbaren.  In  der  Tat  wird  denn 
auch  immer,  wurde  auch  in  den  von  den  Berliner  Künstlern 
einberufenen  Versammlungen  den  Künstlern  der  Rat  ge- 
geben, sich  in  höherem  Maße  am  Kunstgewerbe 
zu  beteiligen. 

In  dieser  Form  ausgesprochen,  ist  der  Rat  sehr 
äußerlich.  Das  Kunstgewerbe,  die  sachliche  Kunst- 
gestaltung der  den  Lebensbedürfnissen  dienenden  Gegen- 
stände ist  eine  viel  zu  wichtige  und  eigenartige  Aufgabe, 
als  daß  sie  so  nebenher  gelöst  werden  könnte.  Sie  er- 
heischt den  ganzen  Mann  und  wird  sowohl  dem  sie  er- 
greifenden Künstler  nur  volle  Befriedigung  gewähren,  wie 


362 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  23 


sie  auch  nur  eine  gute  Lösung  dann  finden  kann,  wenn, 
dieser  Künstler  jede  einzelne  Aufgabe  mit  seinen  ganzen 
Kräften  ergreift  und  sie  mit  höchstem  Ernste  und  ganzem 
Können  zu  lösen  strebt.  Der  Fall  liegt  denn  doch  nicht  so, 
daß  derjenige,  dessen  Talent  zur  freien  Kunst:  nicht  aus- 
reicht, immer  noch  für  das  Kunstgewerbe  genügt.  Aber 
allerdings  würde,  wenn  das  in  der  Tat  sich  steigernde 
Verlangen  unseres  Volkes  nach  einer  schönen  Form  seines 
Gesamtlebens  —  das  ist  die  natürlichste  Form  der  Kultur  — 
sorgsam  ausgenutzt  und  noch  weiter  gesteigert  würde, 
eine  riesige  Masse  von  Arbeit  für  Künstler  geschaffen 
werden,  von  einer  Arbeit,  die  man  auch  ökonomisch  zu 
bewerten  weiß,  weil  sie  eben  bereits  zu  einem  Kultur- 
bedürfnis geworden  ist  und  wir  gewohnt  und  gewillt  sind, 
für  die  Befriedigung  unserer  Bedürfnisse  zu  bezahlen. 

Es  ist  auch  unverkennbar,  daß  hier  die  Entwicklung 
bereits  eingesetzt  hat.  .Wir  sehen,  daß  immer  zahlreichere 
Künstler  zur  Einsicht  gelangen,  daß  sie  sich  nichts  ver- 
geben, wenn  sie  für  Gebrauchsgegenstände,  wenn  sie  für 
die  zahllosen  kleinen  Aufgaben,  die  das  Leben  bringt 
(Buchdruck,  Schriftenaufdruck,  Anfertigung  von  Etiketten, 
aber  auch  Schaufensterordnung,  Aufmachung  und  Ver- 
packung von  Gebrauchsgegenständen  usw.)  sich  mit  ganzen 
Kräften  einsetzen.  ,Wenn  nun  erst  die  Kreise  der  Industrie, 
vor  allen  Dingen  auch  der  Staat,  einsehen,  welch  riesige 
ökonomische  Bedeutung  das  alles  für  den  Vertrieb  der 
Ware  nicht  nur  im  Inlande,  sondern  auch  draußen  hat,  so 
wird  sich  hier  ein  riesiges  Arbeitsgebiet  eröffnen.  Noch 
sind  wir  nicht  so  weit;  denn  sonst  würden  die  Siege, 
die  das  deutsche  Kunstgewerbe  in  den  letzten  Jahren  im 
Ausland  (z.  B.  auf  den  Ausstellungen  von  Nancy,  Brüssel  und 
Paris)  erfochten  hat,  einen  ganz  anderen  Widerhall  gefunden 
haben.  Noch  sind  wir  nicht  so  weit,  —  sonst  würde  die 
bereits  erwähnte  Notversammlung  der  Berliner  Künstler, 
die  vor  einigen  Wochen  tagte,  nicht  diese  Frage  verhältnis- 
mäßig kurz  abgetan  haben.  Begreiflich  ist  es  freilich, 
denn  diesen  Leuten  kam  es  vor  allem  auf  schnelle  Hilfe 
an.  Und  alle  die  Dinge,  die  wir  eben  schilderten,  sind 
Entwicklungsfragen,  die  Zeit  brauchen. 

Lauten  Widerhall  fand  die  Klage  von  der  Ueber- 
füllung  der  künstlerischen  Berufe.  Sie  ist  in 
der  Tat  erschrecklich.  Wenn  eine  Stadt  wie  Berlin  tausend 
Männer  zählt,  die  Malerei  und  Plastik  als  ihre  Berufstätig- 
keit, also  auch  die  Tätigkeit,  von  der  sie  leben  wollen. 


angeben;  wenn  für  Düsseldorf  250,  Frankfurt  a.  M.  150 
Maler  aufgezählt  werden,  so  kann  man  leicht  herausrechnen, 
daß  eine  Ueberschwemmung  des  Marktes  eintreten  muß, 
gegen  die  auch  eine  weit  gesteigerte  Kauflust  nichts  aus- 
richten könnte.  Hier  bleibt  nur  das  eine,  daß  die  Oeffent- 
lichkeit  —  die  Presse,  die  Schule  —  vor  dem  Ergreifen 
des  Künstlerberufes  warnt,  so  wie  sie  es  doch  nicht  ohne 
Erfolg  schon  oft  für  die  akademischen  Berufe  getan  haben. 

Kein  anderer  Beruf  wird  heute  so  leichtsinnig  ergriffen 
wie  der  des  Künstlers.  Zu  keinem  anderen  stehen  die 
Tore  so  sperrweit  auf.  Nirgendwo  bleibt  man  —  das 
hängt  mit  der  „Freiheit"  der  Kunst  zusammen  —  so  lange 
im  unklaren  über  seine  wirkliche  Leistungsfähigkeit  wie 
hier.  Nicht  nur  der  Staat  müßte  hier  in  seinen  öffentlichen 
Schulen  eingreifen,  die  Künstler  selber  müßten  zur  Selbst- 
hilfe schreiten  durch  ihre  Organisationen,  ihre  Künstler- 
vereine. Diese  Vereine  dürften  nicht  jedem  offen  stehen. 
Eine  Art  Neubelebung  des  alten  Gildenprinzips  tut  dringend 
not.  Natürlich  sollen  alle  diese  Prüfungen  u.  dgl.  sich 
nicht  auf  die  Kunst  selber  beziehen  —  das  wäre  ein  Un- 
glück — ,  sondern  nur  auf  das  Kunsttechnische.  Dieses 
aber  fällt  in  den  Bereich  des  zu  Beurteilenden.  Auch  der 
Führer  der  Berliner  Sezession  hat  Vor  Jahresfrist  den  Rück- 
gang des  handwerklichen  Könnens  bei  den  Künstlern  öffent- 
lich beklagt.  Wohlan,  man  wage  hier  energische  Maß- 
nahmjen  gegen  die  Pfuscher!  Man  befürchte  nicht,  daß 
dadurch  auch  echte  Kunsttalente  geschädigt  würden.  Sie 
und  die  Genies  vorab  sind  die  ersten,  die  die  Notwendigkeit 
des  handwerklichen  Könnens  einsehen  und  sich  darum 
bemühen.  Wenn  es  jetzt  in  einzelnen  Fällen  anders  scheint, 
so  sind  diese  Fälle  nur  die  üblen  Folgen  der  ganz  verfehlten 
Kunsterziehung,  mit  der  unbedingt  gebrochen  werden  muß. 

Hierher  gehört  auch  eine  schärfere  Beaufsichtigung 
unserer  privaten  Kunstschulen.  Es  müssen  Mittel 
geschaffen  werden,  auf  daß  nicht  jeder,  der  selber  nichts 
kann,  andere  unterrichten  darf. 

Sicher  gibt  es  des  ferneren  auch  Mittel,  die  Kauflust 
an  Kunstwerken  zu  steigern;  eine  Reform  unseres  Aus- 
stellungs Wesens  gehört  dazu.  Aber  man  darf  es 
nicht  vergessen:  alles  das  sind  doch  nur  die  kleinen 
Mittel.  Die  wichtigen  Reformen  liegen  auf  der  Seite  der 
Künstler.  Auch  für  die  Künstlernot  gilt  das  Wort:  Helft 
euch  selbst,  so  wird  euch  geholfen  werden. 


SOZIALE  BEWEGUNG  H  ::::::  H 


Der  Entwurf  eines  Gesetzes  für  Privatangestellte 
ist  jetzt  an  den  Reichstag  gelangt.  Wir  stellen  zunächst 
das  Auffällige  fest,  daß  der  Entwurf  genau  solange  Zeit 
beim  Bundesrat  brauchte,  bis  die  Reichsversicherungs- 
ordnung durch  die  zweite  Lesung  gekommen  war.  So 
behandelt  man  bei  uns  Gesetzesvorlagen,  die  in  ursäch- 
lichem Zusammenhang  zueinander  stehen! 

Den  Entwurf  kritisiert  Dr.  Potthoff  in  der  „Berliner 
Morgenpost".  Aus  der  Kritik  heben  wir  besonders  hervor, 
daß  der  Kreis  der  Versicherten  unverändert  geblieben  ist. 
Dr.  Potthoff  moniert  mit  Recht  auch  die  künftige  Nicht- 
versicherung  der  Bureauschreiber. 

„Versicherungsfrei  bleibt,  wer  beim  Eintritt  in 
die  Stellung  über  60  Jahre  alt  ist,  wer  über  5000  AI  ver- 
dient und  wer  an  irgend  eine  öffentlich  rechtliche  Stelle 
einen  Versorgungsanspruch  nach  den  Sätzen  der  untersten 


Gehaltsklasse  hat  (bis  550  M  Jahreseinkommen!).  Ob- 
gleich die  letzte  Bestimmung  mit  Recht  lebhaft  angefochten 
war,  ist  sie  sogar  noch  erweitert  worden,  indem  nun  auch 
„Angestellte  in  Eisenbahnbetrieben  des  Reiches  und  der 
Bundesstaaten,  die  Aussicht  auf  Uebernahme  in  das  Bc- 
amtenverhältnis  und  Anwartschaft  auf  eine  ausreichende 
Invaliden-  und  Hinterbliebenenfürsorge  (nach  der  untersten 
Gehaltsklasse?)  haben",  auch  versicherungsfrei  sein  sollen. 
Ferner  soll  der  Bundesrat  die  Versicherung  beseitigen 
können  für  ,, Angestellte  in  Betrieben,  für  die  eine  besondere 
Invaliden-  und  Hinterbliebenenversorgung  bereits  durch 
reichs-  oder  landesgesetzliche  Vorschriften  geregelt  ist". 
Das  könnte  für  alle  Angestellten  im  Bergbau  und  in  der 
Seeschiffahrt  schon  jetzt  Anwendung  finden;  nach  dem 
Inkrafttreten  der  Reichsversicherungsordnung  für  drei 
Viertel  aller  Angestellten!  Die  Vorschrift  bedarf  also  einer 
präziseren  Einschränkung,  die  solchen  Mißbrauch  aus- 
schließt." 

Die  geringe  Verbesserung  über  das  Erlöschen  der 
Versicherungsanwartschaft  bei  Aufgabe  des  inländischen 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHMKER-ZEITUNQ  1911 


363 


Wohnsitzes  und  die  Anrechnung  der  Zeit,  in  der  ein  Ver- 
sicherter eine  Lehranstalt  zur  Ablegung  einer  berufhchen 
Prüfung  besucht,  hebt  Potthoff  hervor,  ebenso  wie  die 
Milderung  des  Ruhens  der  Rente. 

Dr.  Potthoff  spricht  von  einer  wesentlichen  Verbesse- 
rung der  Verwaltungsorganisation.  Wie  sie  aber  bestellt 
ist,  zeichnet  er  durch  die  Feststellung,  daß  noch  nicht 
soviel  erreicht  worden  ist  an  Selbstverwaltung,  wie  die 
Reichsversicherungsordnung  Arbeitern  und  Arbeitgebern 
gewährt.  Schon  gegen  diese  Selbstverwaltung  haben  wir 
uns  mit  flammendem  Protest  gewandt  und  sie  als  un- 
genügend bezeichnet.  Was  sollen  wir  aber  nun  zu  dieser 
Selbstverwaltung  sagen,  die  uns  die  neue  Vorlage  bringt? 
Potthoff  sagt  ferner: 

„Ueber  die  Möglichkeit  weiblicher  Vertrauens- 
männer sagt  der  neue  Entwurf  so  wenig  wie  die  neue 
Begründung.  Es  scheint  also  die  Annahme  zutreffend, 
daß  weibliche  Versicherte  oder  Arbeitgeber  nur  zu  Bei- 
sitzern des  Verwaltungsrates,  aber  weder  zu  Beisitzern 
des  Oberschiedsgerichts  noch  der  Schiedsgerichte,  noch 
der  Rentenausschüsse,  noch  zu  Vertrauensmännern  gewählt 
werden  können  und  deswegen  auch  bei  den  meisten  Wahlen 
nicht  aktiv  sich  beteiligen  sollen. 

Die  weitgehendste  Aenderung  hat  das  Verhältnis  be- 
stehender Versicherungen  oder  Versicherungsanstalten  er- 
fahren. Was  bisher  den  „besonderen  Pensionseinrich- 
tungen" zugedacht  war  (Anrechnung  der  gesetzlichen 
Leistungen  auf  die  Kassenleistungen  und  Rückdeckung  bei 
der  Reichsanstalt),  wird  jetzt  den  sogenannten  „Z  u  - 
s  c  h  u  ß  k  a  s  s  e  n"  gewährt.  Daneben  aber  sollen  be- 
sondere „E  r  s  a  t  z  k  a  s  s  e  n"  zugelassen  werden,  deren 
Mitgliedschaft  von  der  gesetzlichen  Pflicht  entbindet.  Auch 
,, öffentlich-rechtliche  Pensionseinrichtungen"  sollen  als 
Zuschuß-  oder  Ersatzkassen  behandelt  werden." 

Potthoff  erwartet  mit  Recht,  daß  um  diese  letzten 
Bestimmungen  ein  lebhafter  Streit  entbrenne  und  hofft  auf 
die  Kritik  der  Angestellten.  Wie  viele  Verbesserungen  wird 
diese  Kritik  erreichen  können?  Bei  eingehender  Beratung 
und  Kritik  wird  man  uns  immer  wieder  von  der  Ge- 
fährdung der  Vorlage  sprechen  und  es  sind  deshalb  die 
Zeiten  durchaus  nicht  angetan,  um  etwa  von  Erfolgen 
der  Angestellten  in  dieser  Frage  schon  heute  zu  sprechen. 


H  H  ::  ::  STANDESBEWEGUNO 


Die  Finna  Bachstein  &  Koppel  und  ihre  Angestellten 
Grelle  Schlaglichter  werfen  einige  Artikel  des  in  Wind- 
huk  erscheinenden  ,, Südwestboten"  auf  die  Behandlung 
und  Entlohnung,  welche  die  Firma  Bachstein-Koppel  ihren 
Angestellten  zuteil  werden  läßt. 

Dem  Unternehmen  wurden  seitens  der  deutschen  Re- 
-  gierung  Bahnbauten  in  Südwestafrika  zur  Ausführung  über- 
geben. In  dem  Bauanschlag,  den  die  Firma  dem  Reichstag 
vorgelegt  hatte,  sind  sehr  ansehnliche  Gehaltssätze  für 
die  Beamten  vorgesehen.  Mit  den  ,.  Kostenanschlägen 
wurden  auch  diese  Sätze  bewilligt.  Urhso  unbegreiflicher 
klingt  nun  die  Nachricht  des  „Südwestboten",  daß  die 
Firma  Bachstein-Koppel  ihren  Angestellten  in  Südwest  Ge- 
hälter auszahlt,  die  nicht  einmal  zur  Bestreitung  der  aller- 
notwendigsten  Lebensbedürfnisse  reichen.  Die  Folgen 
dieser  Entlohnungspraxis  sollen  denn  auch  nicht  aus- 
geblieben sein.  Die  Beamten  haben  Schulden  auf  sich 
nehmen  müssen,  um  ihr  Leben  fristen  zu  können.  Sie 
scheinen  bereits  eine  solche  Höhe  erreicht  zu  haben,  daß 
es  den  Gewerbetreibenden  rätlich  erschien,  den  Beamten 
^er  Firma  Bachstein-Koppel  den  Kredit  zu  verweigern. 

Ja,  noch  mehr:  Es  wird  dem  Unternehmen  vor- 
geworfen, daß  sie  verheiratete  technische  und  kauf- 
männische Angestellte  mit  Monatsgehältern  von  250,  275 
'  nd  300  M  nach  Südwest  hinausschickte.  Und  dies,  ob- 
wohl dem  einen  Teilhaber  der  Firma  aus  eigener  An- 
schauung und  mehrjähriger  Erfahrung  die  Unmöglichkeit 
einer  Lebensexistenz  bei  den  ausgeworfenen  Gehältern  be- 


kannt sein  mußte.  Den  Angestellten  wurde  seitens  der 
Firma  bei  den  Engagementsverhandlungen  erklärt,  daß 
das  Leben  im  Schutzgebiet  mindestens  ebenso  billig  sei 
als  in  der  Heimat.  Einem  Herrn,  der  mit  einem  Monats- 
gehalt von  250  M  engagiert  wurde,  soll  die  Firma  erklärt 
haben,  er  könne  gut  und  gern  seinen  Angehörigen  daheim 
monatlich  150  M  zurücklassen,  mit  100  M  komme  er  in 
Südwest  reichlich  aus. 

Es  sei  uns  die  Anfrage  gestattet:  Sind  der  Firma 
die  tatsächlichen  Existenzbedingungen  der  weißen  Bevölke- 
rung in  Südwest  unbekannt  —  wie  kommt  sie  dann  dazu, 
sich  ein  Urteil  zu  erlauben,  das  geeignet  ist,  den  wirt- 
schaftlichen Ruin  der  Angestellten  und  ihrer  Angehörigen 
herbeizuführftfl,  sofern  sie  diesem  Gutachten  Gehör 
schenken?  Und  wenn  ihr  die  tatsächlichen  Verhältnisse 
bekannt  sind  —  wie  soll  man  dann  das  Verfahren  auf 
gut  Deutsch  nennen? 

Recht  interessant  wäre  es  auch,  zu  erfahren,  wie  sich 
die  Firma  zu  der  Anschuldigung  des  ,, Südwestboten" 
stellt,  mit  ihren  Angestellten  rechtsungültige  Verträge  ab- 
geschlossen zu  haben.  Wozu  ist  z.  B.  der  Passus  in  den 
Anstellungsverträgen  vorhanden,  in  dem  sich  der  An- 
gestellte verpflichtet,  als  Gerichtsstand  aus  allen  Streitig- 
keiten das  Amtsgericht  Berhn-Mitte  als  zuständig  an- 
zuerkennen? Der  Firma  dürfte  es  bekannt  sein,  daß  sie 
damit  die  Beweisführung  unter  Umständen  ganz  unter- 
binden kann. 

Sehr  eigentümlich  muß  auch  der  Vorwurf  berühren, 
daß  die  Firma  entgegen  dem  vom  Reichstag  genehmigten 
Bauvertrag  Ausländer  statt  Deutsche  beschäftigt.  Unter 
den  Ausländern  waren  Elemente,  von  denen  sie  wissen 
mußte,  bis  zu  welchen  Verirrungen  sich  der  Fanatismus 
dieser  Deutschenhasser  bereits  verstiegen  hatte.  Dafür 
ein  Beispiel:  Das  Unternehmen  hatte  in  Südwest  den 
deutschen  Ingenieuren  einen  tschechischen  Herrn  über- 
geordnet, der  in  seiner  früheren  Tätigkeit  bei  derselben 
Firma  in  Brasilien  sich  zu  den  größten  Rücksichtslosig- 
keiten hinreißen  ließ.  Dieser  ,, Kollege"  hat  einen  ihm 
unterstellten  deutschen  Ingenieur  plötzlich  entlassen. 
Dessen  Bitte,  die  Entlassung  solange  hinauszuschieben, 
bis  ihm  seine  Angehörigen  das  Reisegeld  zur  Ueberfahrt 
geschickt  hatten  —  woraus  hervorgeht,  daß  die  Firma 
Bachstein-Koppel  ihren  Angestellten  nicht  einmal  die  Heim- 
reise vergütet  — ,  schlug  dieser  Herr  rundweg  a'b.  Der 
deutsche  Kollege  mußte  froh  sein,  daß  er  als  Kohlen- 
trimmer seine  Ueberfahrt  nach  Deutschland  bewerkstelligen 
konnte.  Auf  demselben  Schiff  trat  auch  der 
tschechische  „Kollege"  als  Passagier  erster 
Klasse  seine  Ueberfahrt  an.  Es  ist  doch  nicht 
gut  anzunehmen,  daß  die  Geschäftsleitung  so  große  Scheu- 
klappen trägt,  daß  ihr  der  Fall  entgangen  sein  kann.  Und 
ausgerechnet  diesen  Herrn  hat  sie  als  Bauleiter  nach  Süd- 
west entsandt,  obwohl  für  die  Hinaussendung  eines  wei- 
teren Herrn  gar  kein  Grund  vorhanden  gewesen  sein  soll. 
Ueber  die  Hinaussendung  dieses  Herrn  soll  sie  erklärt 
haben,  ihn  in  der  Zentrale  nicht  verwenden  zu  können. 
Verblüffend  einfach,  aber  —  unwahrscheinlich!  Seit  wann 
erhält  denn  ein  Ingenieur,  der  nicht  einmal  im  Konstruk- 
tionsbureau verwendet  werden  kann,  eine  Bauleiter- 
position? Hier  handelt  es  sich  noch  dazu  um  eine  Stellung 
mit  24  000  M  Gehalt,  während  den  deutschen  Kollegen 
nicht  einmal  ein  Existenzminimum  geboten  wurde!  Bis 
jetzt  wurde  doch  stets  in  der  Industrie  der  Grundsatz  hoch- 
gehalten, nur  den  tüchtigsten  Ingenieuren  Bauleiterposten 
zu  geben,  weil  von  der  Tüchtigkeit  eines  Bauleiters  nicht 
nur  die  Prosperität  des  Unternehmens,  sondern  auch  die 
Garantie  für  eine  sachgemäße  Ausführung  des  Baues  und 
nicht  zuletzt  auch  das  Wohl  der  ihm  unterstellten  Hilfs- 
kräfte und  Arbeiter  abhängt. 

Die  Vorliebe  für  tschechisches  Personal  scheint  in  der 
Firma  stark  vertreten  zu  sein.  Nun  ließe  sich  dagegen  vom 
Standpunkt  des  freien  Wettbewerbs  gewiß  nichts  ein- 
wenden, wenn  eben  vom  Reichstage  nicht  ausdrücklich 
bestimmt  worden  wäre,  bei  dem  Bau  möglichst  deutsches 
Personal  zu  beschäftigen.    Und  es  wird  doch  gewiß  auch 


364 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  23 


von  der  Firma  Bachstein-Koppel  nicht  geleugnet  werden 
können,  daß  geeignete  deutsche  Ingenieure  und  Techniker 
in  Ueberfluß  vorhanden  sind.  Wir  sind  in  der  Lage,  der 
Firma  jeden  Tag  jede  gewünschte  Zahl  erstklassiger  Kräfte 
nachzuweisen.  Es  ist  uns  auch  unbegreiflich,  warum  sie 
Herren  einstellt,  deren  Ausbildung  viel  zu  wünschen  übrig 
läßt.  Denn  zweifellos  ist  die  Erlernung  des  gewiß  ehr- 
baren Gerber-  oder  Seifensiederhandwerks  die  denkbar  un- 
geeignetste Vorbildung  für  einen  Ingenieur,  zu  dessen 
Obliegenheiten  es  gehört,  die  Brückenbaumontagen  zu 
überwachen.  Während  die  Firma  die  Tätigkeit  dieses 
Herrn  mit  10  000  M  bewertet,  erhält  auf  derselben  Bau- 
strecke der  Vorstand  des  technischen  Bureaus  —  ein  Re- 
gierungsbaumeister —  nur  ein  Gehalt  von  9360  M  und 
eine  eventuelle  Tantieme  von  1600  M,  so  berichtet  der 
„Südwestbote". 

Auf  die  vielen  an  die  Berliner  Zentrale  der  Firma  ge- 
richteten Eingaben  der  deutschen  Angestellten  um  Ge- 
haltszulage erschienen  am  1.  März  zwei  Teilhaber  der 
Firma  in  Windhuk.  Was  lag  nun  näher,  als  daß  die 
Angestellten  sich  der  Hoffnung  hingaben,  durch  eine  per- 
sönliche Aussprache  ihre  Chefs  von  den  unhaltbaren  Zu- 
ständen ihrer  Entlohnung  zu  überzeugen.  Sfe  wählten 
drei  Herren,  die  ihre  Wünsche  vertreten  sollten.  Der 
Ausschuß  überreichte  nun  den  Inhabern  der  Firma  einen 
Schriftsatz,  in  dem  die  Wünsche  der  Angestellten  nieder- 
igelegt  waren.  Wie  war  der  Erfolg?  Die  drei  Herren, 
idie  vom  Vertrauen  ihrer  Kollegen  getragen  die  Wünsche 
aussprachen,  wurden  als  „Anstifter"  kurzer  Hand  ent- 
iassen ! 

Die  Firma  Bachstein-Koppel  hat  sich  durch  dieses  Ver- 
fahren für  alle  Zukunft  gezeichnet  und  damit  auch  be- 
wiesen, wie  wenig  sie  geeignet  ist,  an  so  exponierter  Stelle, 
wie  sie  unsere  Kolonien  darstellen,  zu  wirken.  Für  diese 
Rücksichtslosigkeiten  gibt  es  nur  eine  Forderung,  die  wir 
an  den  Reichstag  erheben,  die  Staatsaufträge  in  Zukunft 
solchen  Firmen  nicht  mehr  zu  übertragen.  Bei  Vergebung 
von  Aufträgen  in  Gebieten,  in  die  wir  deutsches  Rechts- 
empfinden und  deutsche  Kultur  tragen  wollen,  ist  es  un- 
erläßlich, daß  die  Staatsregierung  sich  schützt,  ihren  Ruf 
durch  die  von  uns  geschilderten  Vorgänge  beschädigen 
zu  lassen.  Die  Staatsaufträge  werden  doch  zu  einem  sehr 
großen  Teil  auch  aus  den  Steuerbeträgen  der  wirtschaftlich 
schwachen  Arbeitnehmer  bezahlt.  Den  Arbeitnehmern 
aber  kann  es  nicht  egal  sein,  wenn  mit  ihrem  Gelde  ihren 
Angehörigen  das  Recht  auf  Existenz  beschnitten  wird. 
Die  Firma  Bachstein-Koppel  wird  das  wohl  auch  begreifen, 
ganz  zu  schweigen  von  dem  Grund,  daß  sie  nach  den  von 
uns  wiedergegebenen  Angaben  des  „Südwestboten"  gegen 
die  klaren  Bestimmungen  ihres  Vertrages  verstoßen  hat. 
iWie  gesagt,  sind  wir  der  Meinung,  daß  der  Reichstag  die 
Pflicht  hat,  die  Anschuldigungen  des  „Südwestboten"  zu 
prüfen  und  hierzu  Stellung  zu  nehmen.  "Qo. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 

Versichenings-Verbände  und  -Kartelle 

In  fast  allen  Versicherungszweigen  sieht  man  die  Mehr- 
zahl der  in  ihnen  tätigen  Gesellschaften  zu  Verbänden 
zusammengeschlossen.  Diese  besitzen  durchweg  ein  nur 
geringes  Alter  und  sind  meist  Gründungen  der  neueren 
Zeit.  Allerdings  findet  man  auch  schon,  und  zwar  vor 
allem  in  der  Seeversicherung,  einige  ältere  Korporationen 
dieser  Art.  So  kann  der  „Verein  Hamburger  Assekura- 
deure"  auf  das  stattliche  Alter  von  mehr  als  hundert 
Jahren  zurückblicken.  Er  wurde  im  Jahre  1797  gegründet. 
Die  Vorläufer  derartiger  wirtschaftlicher  Verbände  sind 
einmal  gemeinsame  Erörterungen  gewisser  Versicherungs- 
fragen durch  mehrere  Gesellschaften,  vvie  diese  gewöhnlich 
durch  gemeinsame  Not  veranlaßt  wurden.  Beispiclswcisc 
hatten  hohe  Schäden  in  der  Feuer-  und  Lebensversicherung 
einen  schriftlichen  Gedankenaustausch  über  die  Prämicn- 


tarife,  Maßnahmen  zur  Verhütung  der  Schäden  und  zum 
Schutz  gegen  Betrug  seitens  der  Versicherten  zur  Folge.  Aus 
derartigen  freundschaftlichen  Beziehungen  einzelner  und 
nicht  selten  der  führenden  Gesellschaften  entwickelten  sich 
allmählich  durch  Hinzutritt  anderer  Unternehmungen  in 
demselben  Versicherungszvveig  zuerst  lose,  bald  aber 
festere  Form  annehmende  Versicherer-Verbände.  Wenn 
die  Entstehung  loser  Organisationen  unter  den  Gesell- 
schaften ein  und  desselben  Versicherungszweiges  vor- 
wiegend in  die  sechziger  und  siebziger  Jahre  des  ver- 
gangenen Jahrhunderts  fällt,  so  darf  das  letzte  Jahrzehnt 
als  die  Zeit  der  Entstehung  fester  wirtschaftlicher  Inter- 
essen-Verbände im  Bereich  des  Versicherungswesens  be- 
zeichnet werden.  Dem  Beispiel,  das  die  private  Ver- 
sicherung in  dieser  Beziehung  gab,  sind  übrigens  auch 
die  öffentlich-rechtlichen  Versicherungsanstalten  gefolgt. 
So  sind  schon  im  Jahre  1867  die  öffentlichen  Feuerver- 
sicherungsanstalten in  Deutschland  ebenfalls  zu  einer  Ver- 
einigung zusammengetreten.  Die  Gründe  für  die  Orga- 
nisation sind  im  wesentlichen  in  dem  heftigen  Wettbewerb 
der  Gesellschaften  untereinander  zu  erblicken,  der  viel- 
fach zu  weitgehenden  Prämienermäßigungen  und  damit 
zu  einer  wesentlichen  Verringerung  der  Geschäftsgewinne, 
ja  mitunter  zu  direkten  Verlusten  aus  dem  Versicherungs- 
geschäft führte.  Zweifellos  hat  aber  auch  die  Vereinheit- 
lichung der  Versicherungsgesetzgebung  in  Deutschland 
den  Organisationsgedanken  gefördert.  Dies  gilt  sowohl 
hinsichtiich  des  Reichsgesetzes  vom  Mai  1901,  durch  das 
die  Aufsicht  über  die  privaten  Versicherungsgesellschaften 
für  das  gesamte  Gebiet  Deutschlands  einheitlich  geregelt 
wurde,  wie  in  noch  höherem  Maße  in  bezug  auf  das  mit 
dem  1.  Januar  1910  in  Kraft  getretene  Reichsgesetz  über 
den  Versicherungsvertrag,  das  durch  seine  Bestimmungen 
für  gleichartige  Gestaltung  einer  Reihe  von  Betriebs- 
einrichtungen sorgte. 

Zweck  dieser  Verbände  der  Versicherungsgesell- 
schaften ist  im  allgemeinen  die  Wahrung  gemeinsamer 
Interessen,  vor  allem  gegenüber  der  Gesetzgebung  und 
der  Staatsaufsicht.  In  der  Regel  sind  hierbei  aber  Fragen 
des  Wettbewerbs  der  Gesellschaften  untereinander  aus 
dem  Arbeitsbereich  der  wirtschaftlichen  Organisationen 
ausgeschlossen.  Als  weitere  Aufgaben  des  Verbandes 
kommen  Schaffung  einer  gemeinsamen  Statistik  oder 
Organisierung  anderweitiger  Verbandseinrichtungen  bezw. 
der  Rückversicherung  in  Frage.  Einige  Verbände,  und 
hierin  darf  man  ein  Fortschreiten  des  Gedankens  des 
Zusammenschlusses  erblicken,  sind  dazu  übergegangen, 
den  Preis  der  Versicherungsware  zu  regeln  und  gemein- 
same Versicherungsbedingungen  zu  vereinbaren.  In  diesen 
Fällen  wird  aus  dem  Versicherungsverband  ein  Versiche- 
rungskartell. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  derartige 
Versicherungskartelle,  die  dem  zügellosen  Wettbewerb 
Schranken  setzen,  zur  finanziellen  Gesundung  des  kartel- 
lierten Versicherungszweiges  beitragen  und  dort,  wo  die 
Konkurrenz  der  Gesellschaften  untereinander  die  Prämien 
soweit  heruntergedrückt  hatte,  daß  sie  zur  Deckung  der 
Schäden  nicht  rnenr  ausreichten,  notwendig  sind.  Daß 
aus  einer  derartigen  Gesundung  nicht  nur  die  Gesell- 
schaften, sondern  auch  die  Versicherten  und  die  gesamte 
Bevölkerung  wirtschaftlichen  Nutzen  zieht,  liegt  auf  der 
Hand.  Ebenso  darf  man  es  als  einen  Vorteil  der  Kar- 
tellierung betrachten,  daß  sie  die  Möglichkeit  schafft, 
besonders  große  und  gefährliche  Risiken  unterzubringen, 
die  bei  völlig  freiem  Wettbewerb  der  Anstalten  unter- 
einander schwerlich  in  Deckung  genommen  würden. 
Stellen  sich  sonach  die  Versichcrungskartelle  als  nützliche, 
ja,  zuweilen  notwendige  Erscheinungen  dar,  so  besteht 
für  sie  auf  der  anderen  Seite  die  Gefahr,  daß  sie  ihre 
wirtschaftliche  Machtstellung  zu  einer  Preispolitik  aus- 
nutzen, die  nicht  im  Interesse  der  Versicherten  und  der 
Volkswirtschaft  liegt.  Es  ist  aber  zu  beachten,  daß  sich 
einem  Hinauftreiben  der  Prämien  durch  kartellierte  Ge- 
sellschaften im  Bereich  des  Versicherungswesens  sehr  bald 
scharfe  Widerstände  entgegensetzen.    Sobald  nämlich  die 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


365 


Kartellprämien  so  hoch  sind,  daß  sie  nennenswerte  Ge- 
winne abwerfen,  regt  sich  die  Unternehmungslust.  Es 
entstehen  neue  ringfreie  Gesellschaften,  die  geringere 
Prämien  fordern.  Außerdem  ist  zu  beachten,  daß  im 
Versicherungswesen  die  internationalen  Beziehungen  be- 
sonders starl<  ausgebildet  sind.  Die  Folge  hiervon  ist 
bei  hohen  Kartellpreisen  das  Eindringen  ausländischer 
Konkurrenten  in  das  heimische  Geschäftsgebiet.  Hieraus 
folgt,  daß  Kartelle  im  Versicherungswesen  bei  weitem 
nicht  so  gefährlich  sind  für  den  Kreis  der  Konsumenten 
und  die  Gesamtheit,  wie  vielleicht  in  anderen  Zweigen  des 
Wirtschaftslebens. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchliandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Geodäsie.  Von  Dr.  ing.  Hohenner.  Verlag  Leipzig  und 
Berlin,  B.  G.  Teubner.  Preis  geb.  12  M. 
Aus  der  Sammlung:  Naturwissenschaft  und'  Technik  in 
Lehre  und  Forschung  hat  der  Verlag  jetzt  den  Band  Geodäsie 
der  Oeffentlichkeit  übergeben.  Einen  verhältnismäßig  großen 
Raum  nehmen  in  dem  Buche  diejenigen  Abschnitte  ein,  die  sich 
mit  den  Meßinstrumenten  befassen.  Und  man  muß  darin  dem' 
Verfasser  Recht  geben,  daß  gerade  in  dem  Vertrautsein  mit 
dem  Meßgerät  das  beste  Mittel  zur  Vermeidung  schlechter 
Messungen  zu  erblicken  ist.  Aber  auch  die  anderen  Kapitel 
enthalten  alles  das  eingehend  behandelt,  was  ein  Vermessungs- 
techniker wissen  muß.  Das  vorliegende  Werk  wird  den  zu 
stellenden  Anforderungen  in  selten  vorzüglicher  und  treffender 
Form  gerecht.  J. 

Sonntag,  E.  Oswald.  Tabelle  zum  Ablesen  der  Span- 
nungsstärken für  Holzzement  -  und  Doppel- 
1    Pappdächer.    Königsberg  i.  Pr.,  Sackh.  Hinterstr.  20^ 

Selbstverlag  des  Verfassers. 
In  übersichtlicher  Form  hat  der  Verfasser  die  Sparrenstärken 
gemäß  den  ministeriellen  Bestimmungen  vom  31.  Januar  1910 
berechnet  und  zusammengestellt.  Die  Tabelle  wird  dem  Tech- 
niker seine  Arbeit  sehr  erleichtern  und  kann  zur  Anschaffung! 
nur  empfohlen  werden. 

Eiserne  Brücken.   Ein  Lehr-  und  Nachschiagebuch  für  Studierende 
und  Konstrukteure.    Von  G.  Schaper,  Regierungsbau- 
meister.   Mit  1455  Textabbildungen.    Berlin.    Verlag  von 
Wilhelm  Ernst  &  Sohn.    Preis  20  M,  geb.  21,50  M. 
Für  die  Güte  des  Buches  spricht  schon  allein  der  Umstand, 
daß  sich  die  Verlagsbuchhandlung  innerhalb  zweier  Jahre  ge- 
nötigt sah,  eine  Neuauflage  herauszugeben.    Hervorzuheben  ist 
bei   der  jetzigen   Neubearbeitung   das   Kapitel   über  die  Aus- 
bildungen der  Knotenpunkte.    Nicht  unerwähnt  wollen  wir  auch 
des   weiteren   die   Kritik   der   Eulerschen   Knickformel  lassen. 
Dem  aufmerksamen  Beobachter  wird  es  aufgefallen  sein,  daß 
sich  immer  mehr  Stimmen  einstellen,  die  nur  einer  bedingten 
Anwendung  der  Eulerschen  Formel  das  Wort  reden   und  es 
kann  den  Bauingenieuren  nur  empfohlen  werden,  die  Ausfüh- 
rungen des  Verfassers  zu  studieren.     Daß  auch  die  anderen 
Kapitel  eine  Erweiterung  erfahren  haben,  soll  nicht  verschv^egen 
werden.    Man  darf  erwarten,  daß  die  Studierenden  und  ebenso 
die   in  der  Praxis   stehenden   Konstrukteure  von   dem  Buche 
einen  recht  regen  Gebrauch  machen  werden.  G. 
Hydraulischer  Kalk  und  Zement  in  Süd-Frankreich.    Von  Dr. 
Fiebelkorn.    Berlin.    Verlag  der  Tonindustrie-Zeitung. 
Preis  geh.  5  M. 
Der  Verfasser  hat  auf  einer  Studienreise  die  Kalk-  und 
Zement-Fabriken  Süd-Frankreichs  besichtigt  und  die  Ergebnisse 
in  dem  vorliegenden  Buche  zusammengestellt.    Er  geht  zunächst 
auf  die  Geschichte  der  genannten  Industrie  ein  und  schildert 
'ann  in  allgemeinen  Zügen  die  Gewinnung  der  Rohstoffe,  das 
rennen.  Löschen,  das  Wesen  des  Leicht-Kalkes,  des  Schwer- 
alkes und  der  Grappiers  sowie  den  Arbeitsvorgang  in  seiner 
,  esamtheit.     Hieran   schließt  sich   die   Beschreibung  der  be- 
uchten Fabriken  und  sonstiger  bekannter  Werke,  wobei  die 
ewaltigen  Anlagen  der  Societe  J.  und  A.  Pavin  de  Lafarge  in 
den  Vordergrund  treten.  a. 
Die  Sackkalk-Herstellung.    Von  Joseph-Lamock.  Berlin. 
Verlag  der  Tonindustrie-Zeitung.    Preis  geh.  4  M. 
Das  zur  Besprechung  vorliegende  Buch  füllt  eine  Lücke  in 
der  Fachliteratur  insofern  aus,  als  zwar  viele  Aufsätze  über 
.^en  Sackkalk  in  den   Fachblättem   erschienen,  nirgends  aber 


eine  zusammenhängend  geschriebene  ausführliche  Arbeit,  die 
alle  Einzelheiten  der  Herstellung  eingehend  schildert,  in  Buch- 
form zu  finden  ist.  Das  Werkchen  behandelt  in  sechs  gut  ge- 
ordneten Abschnitten  alle  Fragen,  die  mit  dem  Sackkalk  in 
Zusammenhang  stehen.  Insbesondere  werden  die  zur  Herstel- 
lung erforderlichen  Maschinen  in  ihrer  Bauart  sachgemäß  be- 
schrieben und  die  Vorzüge  und  Nachteile  der  einzelnen  Aus- 
führungen kritisch  beleuchtet.  Das  gut  ausgestattete  Buch  wird 
sich  bei  den  Interessenten  von  Kalk  seines  guten  Inhalts  wegen 
schnell  einführen.  a. 

Fremde  Sprachen  und  ihre  E-rlernung.  So  betitelt  sich 
eine  Broschüre,  die  von  der  bekannten  Langenscheidt- 
schen  Verlagsbuchhandlung  (Prof.  G.  Langenscheidt) 
in  Berlin-Schöneberg  zur  Aufklärung  über  das  Wie  der  Sprachen- 
erlernung herausgegeben  wird.  Der  unbekannte  Verfasser  hat  es 
verstanden,  einem  an  sich  ernsten,  wissenschaftlichen  Thema 
freundliche,  interessante  Seiten  abzugewinnen.  Populär  verfaßter 
Text  wechselt  ab  mit  übersichtlichen,  erklärenden  Landkarten  in 
vorzüglichem  Farbendruck,  guten  Illustrationen  und  interessanter 
Statistik.  Daran  schließt' sich  eine  Beschreibung  der  wichtigsten 
Hilfsmittel  für  den  Selbstunterricht  in  fremden  Sprachen.  Es 
hätte  nichts  geschadet,  wenn  die  Schrift  etwas  umfangreicher 
gestaltet  worden  wäre.  Aber  man  kann  billigerweise  nicht  mehr 
verlangen,  denn  die  Schrift  hat  den  großen  Vorzug  —  nichts 
zu  kosten.  Wer  an  den  Verlag  eine  Postkarte  schreibt,  und 
diese  Schrift  verlangt,  erhält  sie  sofort  portofrei  zugesandt. 

Behörden-Adreßbuch  Deutschlands.  I.Ausgabe.   Jahrg.  1911/12. 
Berlin  SO.   16.     Verlag:    Behörden-Adreßbuch  Deutsch- 
lands, G.  m.  b.  H.    Preis  geb.  25  M. 
Das  Buch,  das  über  80  000  Adressen  deutscher  Behörden 
und   Einrichtungen    mit   behördhchem   Charakter   enthält,  ent- 
spricht einem  Bedürfnis.     Die  Adressen  sind  übersichtlich  an- 
geordnet und  in  einem  Sachregister  nochmals  zusammengefaßt. 
Wir  zweifeln  nicht  daran,  daß  diese  reichhaltige  Sammlung  in 
jedem  modernen  Bureau  gute  Dienste  leisten  wird. 
Jahrbuch  baurechtlicher  Entscheidungen  der  Gerichts-  und  Ver- 
waltungsbehörden Deutschlands,  Band  7  (Im  Jahre  1910 
bekannt  gewordene  Entscheidungen).    Wichtig  für  Bau- 
ämter,  Baumeister,   Maurer-  und   Zimmermeister,  Haus- 
und Grundbesitzer,  Bau-  und  Terraingesellschaften,  ge- 
richtliche Sachverständige  usw.   Herausgegeben  von  Albert 
Radioff,  Herausgeber  der  „Gerichts-  und  Verwaltungs- 
Korrespondenz".     Preis  dauerhaft  geb.  2,50  M.  Berlin. 
Verlag  von  Adolf  Bodenburg. 
Schon  immer  pflegten  wir  in  unserer  Zeitschrift  die  Abteilung 
„Rechtsfragen".     Wir  brachten  in  jüngster  Zeit  hauptsächlich 
solche   Entscheidungen,   die   das'  gewerbliche  Dienstverhältnis 
betrafen.    Vor  uns  liegt  eine  Sammlung,  die  diese  Fragen  und 
auch  noch  andere,  die  durch  das  Baurecht  entschieden  werden 
müssen,  enthält.    Der  Band  7  enthält  die  im  Jahre  1910  gefällten 
Entscheidungen  und  es  wird  das  Werk  besonders  durch  das 
eingehende  Sachregister  manchem  Leser  unseres   Blattes  gute 
Dienste  leisten.    Wir  haben  schon  früher  die  Trefflichkeit  der 
ganzen  Sammlung  und  ihre  Unentbehrlichkeit  betont. 
Meyers   Großes  Konversations-Lexikon.     Ein  Nachschlagewerk 
des  allgemeinen  Wissens.    Sechste,  gänzlich  neubearbeitete 
und  vermehrte  Auflage.    Mit  mehr  als  16  800  Abbildungen 
im   Text  und   auf  über   1500   Bildertafeln,   Karten  und 
Plänen  sowie  160  Textbeilagen.    20  Bände  in  Halbleder 
gebunden  zu  je  10  M  oder  in  Prachtband  zu  je  12  M. 
Leipzig  und  Wien.    Verlag  des  Bibliographischen  Instituts. 
Wenn  irgendein  Erzeugnis  des  großen  deutschen  Bücher- 
marktes verdient,  ganz  allgemein  unterstützt,  gekauft  und  benutzt 
zu  werden,  dann  ist  es  die  neue,  sechste  Auflage  von  „Meyers 
Großem  Konversations-Lexikon"  in  20  Bänden.     Die  viel  und 
zumeist  ganz  unsinnig  gebrauchte  Redensart:  es  sollte  in  keinem 
Hause  fehlen,  möchten  wir  nicht  als  Empfehlung  voranstellen. 
Aber  —  fehlen  sollte  es  wirklich  nicht  im  Hause  eines  Gebil- 
deten, im  Hause  eines  mit  gebildeten  Menschen  Verkehrenden, 
im  Bücherschrank  eines  nach  Vervollkommnung  seiner  Bildung 
Strebenden.     Die  beste  kurze   Charakterisierung  des  Werkes, 
die  uns  irgendwo  vor  Augen  gekommen  ist,  lautete:  „Meyers 
Großes  Konversations-Lexikon"  ist  die  Universität  des  Nicht- 
Akademikers.   Und  tatsächlich  ist  es  vergleichbar  einer  Hoch- 
schule, in  der  über  Wissen  und  Können  der  gesamten  Mensch- 
heit unterrichtet  wird,  und  zwar  in  einer  Weise,  die  jedem,  der 
nur  über  natürlichen  Verstand  verfügt,  verständlich  ist.  Ein 
jeder  der  zahlreichen  Lehrer  (namentlich  genannt  sind  über  160 
Mitarbeiter,  zu  denen  noch  eine  große  Reihe  ungenannter  kommt) 
beherrscht  seine  Spezialvvissenschaft  oder  den  betreffenden  Teil 
derselben  so,  daß  er  ihn  für  jede  Art  Leser  genießbar  dar- 
zustellen   vermochte.      Deshalb    ist    „Meyers  Konversations- 
Lexikon"  ein  „populäres  Werk"  in  des  Wortes  bester  Bedeutung. 


366 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  23 


Jedem  Bande  ist  am  Schluß  ein  Verzeichnis  der  in  ihm 
enthaltenen  Tafeln  und  Karten  sowie  der  Abbildungen  im  Text 
beigegeben.  Das  erleichtert  die  Benutzung  des  ausgedehnten 
Materials  ganz  wesentlich.  Im  übrigen  ist  ja  das  ganze  Werk 
ein  gewaltiges  Abc. 

Wie  es  zustande  gekommen  ist?  Vielleicht  läßt  die  Ver- 
lagsbuchhandlung durch  genauere  Auseinandersetzungen  des 
Werdeganges  einmal  hinter  die  Kuhssen  schauen.  Denn  die 
Einteilung  der  Arbeit,  die  Heranholung  der  Einzelartikel,  die 
endgültige  Zusammenstellung  des  Ganzen  ist  doch  allein  die 
Arbeit  des  Herausgebers  und  seiner  redaktionellen  Hilfskräfte. 

Als  die  größte  Anerkennung  wird  dem  Verlag  die  Not- 
wendigkeit weiterer  Erhöhung  der  Auflage  gelten. 


::  ::  ::  ::      ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  smd,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
\)C  o  h  n  u  n  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  narh  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  97.  (Wiederholt.)  Ein  mittleres  Baugeschäft  in 
Sachsen  soll  durch  Einrichtung  eines  kleinen  Sägewerks  er- 
weitert werden.  Elektrische  Energie  steht  zur  Verfügung.  Kol- 
legen, die  Erfahrungen  in  derartigen  Anlagen  besitzen,  werden 
zur  Aufstellung  einer  Rentabilitätsberechnung  um  Angabe  ihrer 
Adresse  ersucht. 

Frage  129.  Ich  beabsichtige,  die  an  der  Wetterseite  meines 
Wohnhauses  gelegene  geschlossene  Veranda  mit  Holzschindeln 
zu  verkleiden  und  bitte  um  Angaben  über  die  Art  der  Aus- 
führung sowie  über  das  zu  verwendende  Material. 

Frage  130.  Für  ein  Provisorium  sollen  einige  kleine  Sommer- 
>Wohnhäuschen  (Baracken)  errichtet  werden,  welche  die  Grund- 
fläche von  ca.  9x6  m  besitzen  und  zwei  Zimmer  nebst  einer  Küche 


enthalten  sollen.  Kann  mir  jemand  genaue  Auskunft  geben, 
welche  Art  der  Herstellung  die  billigste  ist,  wie  hoch  der  Preis 
sein  wird  und  wer  derartige  Bauwerke  liefert? 


Zur  Frage  116.  Fensterrecht.  G.  darf  seinem  Nachbarn  die 
Fenster  nicht  verbauen.  G.  muß  bei  einem  evtl.  Aufbau  Vor- 
kehrungen treffen,  daß  der  Nachbar  aus  dem  ungeöffneten 
Fenster  den  Himmel  sehen  kann.  Sch. 

Zur  Frage  109,  114,  115,  118,  120  und  Wand-  und  Mauer- 
Anstriche.  Es  muß  immer  wieder  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  Flächen  nicht  eher  mit  Putz  und  Anstrich  zu  bekleiden 
sind,  ehe  nicht  völlige  Trockenheit  erzielt  wurde.  So  lange 
dies  nicht  geschieht,  kann  von  Haltbarkeit  überhaupt  keine  Rede 
sein.  Feuchtigkeitsursachen  spüre  man  nach  und  beseitige  sie 
an  der  Wurzel  und  nehme  nicht  werkübliche,  sondern  zweck- 
entsprechende Materialien,  wenn  sie  auch  teurer  sein  sollten : 
sie  machen  sich  doch  bezahlt!  Im  Wetter  und  gegen 
sonstige  Angriffe  halten  Kautschukanstriche  besser  als  solche 
mit  Firnis-  und  Terpentin-Zusatz.  Hierüber  und  sonstige  Mate- 
rialien siehe  die  Notizen  auf  Seite  317  Heft  20  der  D.  T.-Z.  1911. 
Im  Falle  der  Moosentfernung,  Frage  118,  brenne  man  die  Wuche- 
rungen mittels  Schwefelsäure  fort,  kratze  die  Fugen  aus,  putzj 
mit  Zechit,  nachdem  alle  Säure  mit  Wasser  und  Sand  abgebürstc; 
wurde,  trockene  und  härte  Oberflächen  mit  Calcidum-Sihka: 
oder  Keßlerschen  Fluaten.  — pf- 

Zur  Frage  119.  Nieder drucksandfilter.  Inwiefern  Filtei- 
kies  und  Scharfsand  —  wenn  richtig  gewählt,  gesiebt  und  ge- 
waschen —  weniger  tauglich  sein  sollen,  als  gerade  Lavagestein, 
ist  nicht  ersichtlich!  Alle  Niederdruckfilter,  gleichviel,  ob  cj 
sich  um  Enteisenung  von  Grund-  oder  Reinigung  von  Flußwasser 
zu  Genußzwecken  handelt,  sind  in  ihrer  Wirkung  gleich:  Der 
Vorgang  ist  ein  rein  mechanischer,  nicht  chemischer,  um  so 
mehr,  als  die  auf  der  Oberfläche  liegende  Schlammhaut  die 
Seele  der  Filtration  ist,  während  die  porösen  Sand-  und  Kies- 
schichten hauptsächlich  die  „kanahsierten,  folgerichtig  auf- 
gebauten Tragschichten"  bilden,  wovon  Sie  sich  überzeugen 
können,  wenn  Sie  die  Schlammschicht  durchstoßen  und  den 
Ablauf  des  Filtrats  beobachten,  besonders  gut,  wenn  der  Versuch 
im  kleinen  stattfinden  kann  und  die  Wasserproben  bakteriologisch 
untersucht  werden  können.  Wenn  Sie  aber  Lavagestein  wün- 
schen, so  wenden  Sie  sich  an  die  Firma  Meurin,  Andernach  a.  Rh. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 
Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
Für  das  Erholungsheim  spendeten:   Emil  Gräfe,  Dortmund, 
Brüderweg  38:    3  Dutzend  Kleiderhaken  aus  Messing  für  die 
Wohnzimmer.    Technischer  Verein  Dessau:   Ein  Kegelspiel  für  ^ 
den  Heimgarten.    Frau  Sonnemann  in  Halle  a.  S. :    Ein  Sofa- 
kissen.    Techniker-Verein  in  Kiel:    Ein  Zweisitzer-Strandkorb 
für  den  Heimgarten.     H.  Martini  jun.,   Dachziegelfabrikant  in 
Sömmerda   i.  Thür.:    Einen  massiv   hergestellten   Pavillon  für 
den  Garten.    Max  Oesterwitz  in  Kattowitz:    Bücher  und  Zeit- 
schriften.   Für  die  frdl.  Spenden  dankt  bestens 

Deutscher  Techniker-Verband. 


Bekanntmachung 
An  Stelle  des  Herrn  Kollegen  Leidenfrost,  der  sein  Amt  • 
niedergelegt  hat,  ist  Herr  Koil.  Otto  Leopold,  Erfurt,  Alsenstr.  7  a, 


als  Vertreter  der  Bezirksverwaltung  Thüringen  zum  Gesamt- 
verbandsvorstande  gewählt  worden.  Als  Stellvertreter  wurde 
Herr  H.  Schelle,  Erfurt,  Michaelisstr.  24,  gewählt. 


Wanderversammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen 

am  17.,  18.  und  19.  Juni 

Wir  teilen  noch  mit,  daß  am  18.  Juni  ein  Sonderzug  von 
Breslau  nach  Posen  fährt,  zu  dem  Rückfahrkarten  zu  ermäßigten 
Preisen  ausgegeben  werden.  Die  Rückfahrt  muß  aber  bereits  am 
Sonntag  angetreten  werden.  Bei  dieser  Gelegenheit  bitten  wir 
alle  Kollegen,  die  nach  Posen  kommen,  nochmals,  den  zugestell- 
ten Fragebogen  auszufüllen  und  einzusenden,  denn  die  angekün- 
digten Vergünstigungen  treten  nur  bei  vorheriger  Meldung  ein. 
Fragebogen  sind  durch  Herrn  Kühne,  Posen  O.  5,  Bitterstr.  26  II, 
zu  beziehen.  Alles  übrige  ist  aus  den  Mitteilungen  in  den 
Heften  17  bis  23  der  D.T.-Z.  ersichtlich. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
Jdie  ,,ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
|,sein  müssen-  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Sei  e 
, beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopti.- 
iauszufüllen :  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
jBr.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
.sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 

Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksvcr  wall  linken 

Brandenburg.  Br.-A. :  Emil  Rohr,  Charlottenbiirg  5,  Slädt. 
Bürgerhaus.  —  Wiederholt  haben  wir  in  Unserem  Veikündigimgs- 
blatt  um  die  Einsendung  der  Fragebogen  für  die  Durchfüh- 


rung der  Gruppeneinteilung  (s.  Heft  9  und  10  der 
D.  T.-Z.)  gebeten,  leider  sind  uns  dieselben  immer  noch  in 
sehr  beschränktem  Maße  zugegangen.  Wir  möchten  an  dieser 
Stelle  die  Mitglieder  der  B.-V.  B.  bitten,  im  Interesse  der  wich- 
tigen Sache  und  um  eine  genaue  statistische  Aufstellung  an- 
fertigen zu  können,  die  gewünschten  Fragebogen  genau  aus- 
zufüllen und  umgehend  an  den  Schriftführer  der  B.-V.  B.,  Herrn 
A.  Dieter,  Charlottenburg  I,  Tegeler  Weg  5,  einsenden  zu  wollen. 

Insbesondere  möchten  wir  auch  die  Herren  Vereinsvorstände 
aller  Zwcigvercine  dringend  bitten,  alle  in  ihren  Händen  befind- 
lichen ausgefüllten  Fragebogen  gleichfalls  schnellstens  an  die 
oben  angegebene  Adresse  senden  zu  wollen. 

Gleichzeitig  weisen  wir  darauf  hin,  daß  der  Redakteur 
des   Verkündigungsblattes   „AAittcilungcn   der   B.-V.  B.",  Herr 


Heft  23 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


367 


Max  Schmidt,  uns  wiederholt  mitgeteilt  hat,  daß  die  Zusendung 
dieses  Blattes  oft  nicht  erfolgen  kann,  weil  viele  Adressen  unserer 
Herren  Kollegen  nicht  richtig  angegeben  sind,  und  jedesmal 
eine  größere  Anzahl  Exemplare  als  unbestellbar  zurückkommt. 
Wir  bitten  deshalb  alle  Herren  Mitgheder  der  B.-V.  B.,  welche 
das  Verkündigungsblatt  nicht  regelmäßig  erhalten,  umgehend 
ihre  genaue  Adresse  dem  Schriftführer  der  B.-V.  B.  (Adresse  s. 
oben!)  zukommen  zu  lassen.  Es  sei  noch  erwähnt,  daß  ein  aus- 
führlicher Bericht  über  den  letzten  Bezirkstag  in  Berlin,  sowie 
über  alle  sonstigen  Bezirksangelegenheiten  in  den  Mitteilungen 
der  B.-V.  B.  bekannt  gegeben  worden  ist. 

Oberschlesien.  Am  7.  Mai  d.  J.  fand  unser  diesjähriger 
Frühjahrsbezirkstag  in  Ratibor  unter  zahlreicher  Beteiligung 
statt.  Die  Verbandsleitung  war  durch  Herrn  Ingenieur  Lenz 
vertreten.  Der  Vortrag  desselben  über  das  Thema:  „Die  sozial- 
politischen Forderungen  der  Techniker  und  der  gegenwärtige 
Reichstag"  wurde  mit  großem  Beifall  aufgenommen. 

Thüringen.  Nach  der  Neuwahl  des  Jenaer  Bezirkstages  am 
7.  Mai  d.  J.  setzt  sich  der  geschäftsführende  Vorstand  zusammen 
aus  den  Herren:  Leopold,  Vorsitzender;  Schelle,  Kassierer  und 
Inhaber  der  Geschäftsstelle;  Färber,  Schriftführer;  Naumann, 
Vertreter  der  Gruppe  A;  C.  Schmidt,  Vertreter  der  Gruppe  B; 
Zachariä,  Vertr.  d.  Gruppe  C;  Wuttke,  Vertreter  d.  Gruppe  D. 
Briefadresse:  Otto  Leopold,  Ingenieur,  Erfurt,  Alsenstraße  7a. 
Geschäftsstelle:  (Stadt.  Wohnungsinspektor  Schelle,  Erfurt, 
Michaelisstr.  24.  Stellenvermittlung:  Ingenieur  L.  Leidenfrost, 
Erfurt,  Scharnhorststraße  18. 


Zweigvereine 
G  e  m  i  s  c  h  t  e  V  e  r  e  i  n  e. 
Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  am 
Mittwoch,  7.  Juni  1911,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel, 
Altona,  Königstr.  186/88.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mit- 
teilungen. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3,  Neuwahlen  für  die 
satzungsgemäß  ausscheidenden  Vorstandsmitglieder:  a)  2.  Vor- 
sitzender; b)  1.  Schriftführer;  c)  Bücherwart;  d)  Beisitzer. 
4.  Beschlußfassung  über  den  Ausfall  der  Hauptversammlung 
in  den  Monaten  Juli  und  August.  5.  Besprechung  des'  Rund- 
schreibens des  Erfurter  T.-V.  6.  Technische  Fragen.  7.  Ver- 
schiedenes. 

Bonn.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Wilh. 
Heuer,  Bonn,  Kaufmannstr.  3.  —  Hauptversammlung  am  Mitt- 
woch, 7.  Juni  1911,  abends  9  Uhr,  im  Hotel  du  Nord,  Poppels- 
dorfer Allee.  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Geschäft- 
liches. 3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Besprechung  zu 
dem  Ausfluge  am  11.  Juni.  5.  Verschiedenes.  —  Ausflug  am 
Sonntag,  11.  |uni,  nach  Kottenheim,  Niedermendig  und  Laacher 
See.  Abfahrt  von  Bonn  7.05  vorm.  Wegen  Bestellung  des 
Mittagessens  sind  die  Anmeldungen  bis  zum  4.  Juni  an  den 
Vorsitzenden  zu  richten. 

Bremen.  Techniker-Verein.  Br.-A.:  Vrs.  H.  Struß, 
Donaustr.  27.  Kassierer:  C.  A.  Beeck,  Erwinstr.  19.  V.  u.  O. : 
Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  in  der  Jacobihalle,  Eingang 
„Kurze  Wallfahrt". 

Ciiarlottenbiirg.       ,,B  a  u  h  ü  1 1  e     C  h  a  r  1  o  1 1  e  n  b  u  r  g".- 
Vereinslokal:  Logen-Restaurant,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  161, 
Ecke   Kirchhofstraße.     1.   Vorsitzender:    Friedrich  Brinkmann, 
Charlottenburg,  Goethestr.  15  II.    I.Schriftführer:  R.- Brennecke, 
Charlottenburg,  Fritschestr.  40.   —  Mit  Rücksicht  darauf,  daß 
der  erste  Dienstag  im  Monat  Juni  auf  den  3.  Pfingstfeiertag 
ällt,  findet  unsere  Monats-Hauptversammlung  erst  am  Dienstag, 
3.  Juni,   im   obengenannten   Vereinslokale   statt;    die  Tages- 
rdnung  ist  bereits  im  Verkündigungsblatte  „Mitteilungen  der 
.-V.  B."  bekannt  gegeben  worden.    Insbesondere  möchten  wir 
He  unsere  Vereinskollegen  dringend  bitten,  Kollegen,  welche 
em  Deutschen  Techniker-Verbände  noch  fernstehen,  zu  unseren 
itzungen  und  sonstigen  Veranstaltungen  mit  einzuladen.  Um 
zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird  dringend  gebeten. 
Die  rückständigen  Vereins-  und  Verbandsbeiträge  sind  schnell- 
stens porto-  und  bestellfrei  an  unseren  1.  Kassierer,  Herrn  Albert 
Papenzin,  Charlottenburg,  Wallstr.  47,  einzusenden. 

Erfurt.  Techniker-Verein.  Die  Briefadresse  des 
Vereins  lautet  jetzt:  Herrn  H.Schelle,  Erfurt,  Michaelisstr.  24  II. 

Friedberg  i.  H.  T  e  c  h  n.  Verein.  Br.-A. :  H.  Pollex, 
Friedberg,  Kaiserstr.  154.  Die  Verwaltung  der  Frankfurter  Müll- 
verbrennungsanlage hat  den  Erlaubnisschein  für  die  Besichtigung 
der  Anlage,  Klärbecken  und  des  Pumpwerks  Goldstein  für  Sonn- 
tag, 11.  Juni,  nachmittag,  erteilt.  Abfahrt  mit  Damen  1.05 
nachm.  Nach  der  Besichtigung  zwangloses  Beisammensein  im 
Forsthaus  Schweinstiege.  Freunde  des  Vereins,  durch  Mit- 
glieder eingeführt,  herzlich  willkommen.  Anmeldungen  bis 
zum  10.  Juni  1911  beim  Schriftwart  Pollex.  Kaiserstr.  154. 


Haniburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  6.  Juni,  präzise  9  Uhr  abends,  im  Ver- 
einslokale „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55.  Tages- 
ordnung: 1.  Mitteilungen  des  Vorstandes'.  2.  Aufnahme  von 
Mitgliedern.  3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Technische  Fragen. 
5.  Verschiedenes.  —  Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen 
werden  gebeten,  ihre  Vereins-  und  Verbandsbeiträge  für  das 
2.  Quartal  zu  entrichten. 

Hildesheim.  Technischer  Verein.  Des  Pfingstfestes 
halber  findet  unsere  Hauptversammlung  für  den  Monat  Juni  am 
Sonnabend,  10.  Juni,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  statt.  Tages- 
ordnung: Geschäftliche  Mitteilungen.  Mitgliederaufnahme.  Be- 
richt über  die  Besichtigung  der  Silberhütte  in  Oker.  Beschluß- 
fassung über  den  Sommerausflug.  Verschiedenes.  Um  voll- 
zähliges Erscheinen  der  Mitgheder  und  der  Hospitanten  wird 
dringend  gebeten.  Unsere  auswärtigen  Mitglieder  werden  ge- 
beten, die  noch  rückständigen  Beiträge  im  Laufe  des  Monats 
Juni  an  den  Kassierer  einzusenden. 

Magdeburg.  Freie  Techniker-Vereinigung.  Vrs. 
u.  Br.-A. :  F.  Fessel,  Magdeburg-W.,  Spielhagenstr.  7.  —  Ver- 
sammlung am  10.  Juni  im  „Blauen  Elefanten",  Kaiserstr.  22. 
Gäste  willkommen.  Die  Tagesordnung  wird  den  Mitgliedern 
durch  besondere  Einladung  bekannt  gegeben.  —  Da  neue  Mit- 
gliederlisten angefertigt  werden  sollen,  sind  Adressenänderungen 
umgehend  an  W.  Doesseler,  Magdeburg-S.,  Alfredstr.  22,  mit- 
zuteilen. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O.:  Jeden  Mitt- 
woch, abends  8V2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schüft. 
Die  Vereinsabende  finden  während  der  Sommermonate  bei 
schönem  Wetter  im  Garten  statt.  Die  werten  Mitglieder  werden 
ersucht,  hierzu  auch  ihre  Damen  mitzubringen.    Am  Mittwoch, 

7.  Juni,  Monatsversammlung  im  Vereinslokal.  Tagesordnung: 
1.  Geschäftliches.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Einlauf.  4.  Verschie- 
denes.   Um  recht  zahlreichen  Besuch  ersucht  die  Vorstandschaft. 

Oldenburg.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung 
am  Mittwoch,  7.  Juni,  abends  9  Uhr,  im  Landesgewerbemuseum. 
Nebenversammlung  am  Mittwoch,  21.  Juni,  abends  9  Uhr,  im 
Restaurant  Bavaria.    Rege  Beteiligung  erwünscht. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Br.-A.:  Fr.  Zube,  Ing.,  Regen- 
walde, Mauerstr.  289.  —  Unsere  nächste  Versammlung  findet 
Sonntag,  11.  Juni,  31/,  Uhr,  in  Naugart,  Hotel  Deutsches  Haus, 
statt  und  ist  vollzähliges  Erscheinen  der  Mitglieder  erwünscht. 
Gäste  sind  jederzeit  willkommen.  Nach  der  Sitzung  findet  die 
Besichtigung  der  dortigen  Brauerei  statt.  Hiernach  zwangloses 
Beisammensein. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum  Prinzen. 
Monatsversammlung  am  Mittwoch,  7.  Juni  1911,  abends  S^/o  Uhr, 
im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 2.  Besprechung  über  den  Bezirkstag  in  Schwerin  im 
September  d.  J.  resp.  Anträge  zu  demselben.    3.  Verschiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  E.  V. 
Br.-A.:  H.  Reichert,  Berlin  SW.  29,  Fidicinstr.  44.  Vereins- 
lokal: Restaurant  Hilsebein,  Belle-Alliance-Str.  87.  —  Nächste 
Versammlung:  Mittwoch,  14.  Juni  1911.  Beginn  pünktlich  9  Uhr. 
Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Bericht  über  den  14.  Be- 
zirkstag. 3.  Aussprache  über  Verbandsangelegenheiten.  4.  Ver- 
schiedenes. Um  pünktliches  und  zahlreiches  Erscheinen  wird 
dringend  gebeten.  Wir  bitten,  das  Datum  des  Versammlungs- 
tages zu  beachten. 

Dresden.  Motiv,  Bauhütte  Dresden.  Br.-A.:  Bau- 
meister Eugen  Pönisch,  Dresden-Trachau,  Schützenhofstr.  11. — 
Mittwoch,  7.  Juni,  findet  abends  1/2^  Uhr  im  Vereinslokal 
Monats-Hauptversammlung  statt.  Die  Tagesordnung  ist  eine 
sehr  reichhaltige  und  wird  am  Abend  selbst  bekannt  gegeben. 
Vollzähliges  Erscheinen  der  Mitgheder  wird  erwartet,  sowie  um 
Einführung  neuer  Kollegen  ersucht.  Auch  werden  die  Herren 
Einzelmitglieder  des  Hoch-,  und  Tiefbaufaches  der  Bezirksver- 
waltung Dresden  gebeten,  sich  dem  Verein  anzuschließen.  — 
Mittwoch,  14.  Juni,  Vortragsabend.  Herr  Architekt  Born- 
Dresden  spricht  über:  Die  Erbauung  des  größten  Schornsteines 
der  Erde. 

Stettin.  Stettiner  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Paul 
Beyer,  Oberwiek   70.   —   Hauptversammlung   am  Donnerstag, 

8.  Juni  im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder  Str.  129. 
Beginn  abends  9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder.   2.  Verlesung  der  Eingänge.    3.  Vereinsangelegenheiten. 


368 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  23 


4.  Besprechung  über  Teilnahme  an  der  Wanderversammlung 
in  Posen.  5.  Verschiedenes.  6.  Fragekasten.  Wir  bitten  um 
pünktliches  Erscheinen. 


Essen.  Interessengruppe  der  Vermessungs- 
techniker. Br.-A. :  M.  Schmitz,  Essen  (Ruhr),  Holsterhauser 
Straße  107.  —  In  der  Vorstandssitzung,  abgehalten  in  Elberfeld 
am  25.  März  d.  J.,  wurde  bekannt  gegeben,  daß  in  unserer 
Schulangelegenheit  eine  Petition  dem  D.  T.-V.  eingereicht  wurde 
zwecks  Weitergabe  an  den  Herrn  Minister  für  Handel  und  Ge- 
werbe. Sodann  wurde  beschlossen,  bei  dem  Allgemeinen  Deut- 
schen Vermessungstechniker-Verbände  anzuregen,  zu  den 
Tagungen  gegenseitig  Einladungen  ergehen  zu  lassen.  Kollege 
Schweisfurth  erstattete  Bericht  über  seine  auf  Einladung  der 
Bezirksverwaltung  Brandenburg  erfolgte  Reise  nach  Berlin,  um 
im  dortigen  Brudervereine,  der  seinen  Austritt  aus  dem  Verbände 
erklärt  hat,  Vortrag  zu  halten.  Der  Austrittsbeschluß  kam  in  einer 
Versammlung  zustande,  in  der  die  Vereinsmitglieder,  welche 
gleichzeitig  dem  Deutschen  Techniker- Verbände  angehören,  in 
der  Minderzahl  waren  und  überstimmt  wurden.  Weiter  kam  ein 
Antrag  des  Landesvereins  Sachsen  zur  Sprache  auf  Bewilligung 
eines  Beitrages  zur  Abhaltung  einer  Vertreterversammlung,  an 
der  ein  Vorstandsmitglied  der  Interessengruppe  teilnehmen  soll. 
Hierzu  wurde  beschlossen,  den  ansuchenden  Verein  um  eine 
Aufstellung  der  entstehenden  Kosten  zu  bitten.  Hierauf  verlas 
noch  Kollege  Schweisfurth  eine  Erwiderung  auf  die  seitens  des 
Stadtlandmessers  Banditt  auf  unseren  Stand  erfolgten  Angriffe 
in  der  Rundschau  für  Gemeindebeamte. 


Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.   Groß-Berlin.      Interessengruppe    der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.    Vrs. :   Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.    Br.-A.:   Bernhard  Leipziger, 


(Nur  für  VerbandsmitglieJer.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1646  f.  Bauamt  i.  Osnabrück  sof.  Tiefbautechn.,  gel.  Stein- 
setzer, m.  Erf.  i.  Straßenbau.  Ang.  unt.  1646  a.  d.  Zweigst. 
Osnabrück,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  20. 

1647  f.  Baugesch.  i.  Saarbrücken  z.  1.  7.  1911  jüng.  Bau- 
techniker für  Bureau  u.  Baustelle.  Bis  150  M.  Ang.  unt.  1647 
a.  d.  Zweigstelle  Saarbrücken,  z.  H.  d.  Hn.  Rieh.  Rosprich, 
Petersbergstr.  82. 

1648  f.  Baugesch.  i.  Ostrowo  sof.  jüng.,  zuverlässig.  Bau- 
techniker, Absolvent  e.  Bgw. -Schule,  m.  Buchführung  vertr. 
Einige  Erf.  i.  Tiefbau  erwünscht.  120  bis  150  M.  Stllg.  dauernd. 
Ang.  m.  Photographie  unt.  1648  a.  d.  Zweigst.  Posen,  z.  H. 
d.  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

1652  f.  Baugesch.  i.  Würzburg  sof.  tücht.  Bautechn.  für 
Bureau  u.  Baustelle.  Dauernd.  14Ö  bis  160  M.  Ang.  unt.  1652 
a.  d.  Zweigst.  Würzburg,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntaler  Str. 

1653  f.  Baugesch.  i.  Winsen  i.  Hann.  sof.  tücht.  Techn. 
f.  Bureau  u.  Baustelle,  vorwiegend  Tiefbau,  der  den  Chef 
vertret.  kann.  Dauernd.  150  M.  Ang.  unt.  1653  a.  d.  Zweigst. 
Hannover,  z.  H.  d.  Hn.   L.   Damköhler,  Slicherstr.  8. 

1654  f.  Architekt  i.  Hirschberg  sof.  tücht.  Hochbautechn., 
fl.  saub.  Zeichn.  Stllg.  vorübergehend.  Ang.  m.  Geh.  Anspr. 
unt.  1654  a.  d.  Zweigst.  Niederschlesien,  z.  H.  d.  Hn.  C.  Hauer, 
Altwasser  i.  Schles.,  Promenade. 

1655  nach  Ebersbach  i.  Sa.  sof.  tücht.  Hochbautechn. 
140  M.  Ang.  unt.  1655  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1656  f.  Streckenbauleitg.  des  Groß-Schiffahrtsweges  Berlin- 
Stettin  sof  .tücht.  alt.  Tiefbautechn.  Ang.  m.  Geh.  Anspr.  unt. 
1656  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1657  f.  Eisenbeton  A.-G.  i.  Kattowitz  sof.  tücht.  Eisen- 
betontechniker. Ang.  m.  Geh.  Anspr.  unt.  1657  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1658  zr.  Ausbeutg.  e.  Patents  f.  Deutschi. ,  betr.  d.  Herstellg. 
V.  Zwischenwänden,  sof^  mehrere  stellungsuchende  Kollegen  aus 


Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  A'littwoch 
im  Monat  im  Restaurant  ,, Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  —  Unsere  nächste  Mitglieder- 
versammlung findet  am  7.  Juni  1911,  Punkt  1/29  Uhr,  im 
Vereinslokale  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Be- 
richt über  den  14.  Bezirkstag.  3.  Bericht  über  die 
Gruppenversammlung  der  Gruppe  B  vom  4.  Mai  1911. 
4.  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten.  5.  Verschiedenes. 
In  Anbetracht  der  wichtigen  Tagesordnung  erwarten  wir,  daß 
alle  Mitglieder  pünktlich  erscheinen.  Diejenigen  Kollegen,  welche 
mit  ihren  Beiträgen  für  das  2.  Quartal  1911  noch  im  Rückstände 
sind,  werden  ersucht,  dieselben  nebst  5  Pfennig  Bestellgeld 
umgehend  an  unseren  Kassierer  KoU.  Staberow  einzusenden. 
Die  in  Heft  9  und  10  der  D.  T.-Z.  veröffentlichten  Fragebogen 
sind  noch  immer  nicht  von  allen  Kollegen  ausgefüllt  worden. 
Wir  fordern  darum  nochmals  auf,  den  Fragebogen  sofort  aus- 
zufüllen und  denselben  unserem  Schriftführer  KoU.  Leipziger 
zu  übersenden. 


Warnung. 

Aus  Kiel  wird  uns  geschrieben : 

„Unter  dem  Namen,  Brandowsky  aus  München- 
Riesenfeld  hat  sich  hier  ein  angeblicher  Techniker  als  Verbands- 
mitglied ausgegeben  und  eine  Geldunterstützung  zur  Rückreise 
nach  seinem  Wohnort  zu  verschaffen  gewußt.  Brandowsky  ist 
aber  niemals  Mitglied  des  D.  T.-V.  gewesen,  auch  haben  die 
eingeleiteten  Ermittelungen  ergeben,  daß  der  angegebene  Wohn- 
sitz nicht  zutreffend  ist.  Wir  bitten  daher,  vor  dem  Genannten 
zu  warnen." 

Dies  geschieht  hiermit. 

/  Die  Verbandsleitung. 


dem  Baufach  zr.  Uebernahme  v.  Vertretg.  i.  d.  einzeln.  Städten 
geg.  entsprechend  hohe  Vergütg.  Ang.  unt.  1658  a.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland,  u.  Westfalen  i.  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1659  f.  gr.  Baugesch.  i.  Mainz  sof.  tücht.  Bauf.  m.  Erf.  i. 
Hochbau  u.  mögl.  auch  i.  Eisenbetonbau.  Dauernd.  Ang.  m. 
Photographie  unt.  1659  a.  d.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M.,  z.  H.  d. 
Hn.  Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

1660  f.  Kgl.  Beh.  i.  Königsberg  i.  Pr.  sof.  tücht.  Bautechn., 
zunächst  bis  31.  3.  1912.  Mögl.  m.  Erf.  i.  Bureaudienst,  i.  Zeichn. 
u.  Veranschl.  Tagesdiäten  etwa  6  M.  Ang.  m.  Geh.  Anspr. 
unt.  1660  a.  d.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  Militär- 
bausekretär Wiehe,  Königseck  5. 

1662  f.  Baumeist.  i.  Neuhausen  i.  Sa.  sof.  Hochbautechn., 
m.  Entwerf.,  stat.  Berechn.  u.  Kostenanschl.  vertr.  Stllg.  vor- 
aussichtlich dauernd.  Ang.  m.  Geh.  Anspr.  unt.  1662  a.  d. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1663  f.  Architekt  i.  Eisenach  sof.  gewandt,  jung.  Hochbau- 
techniker. C.  120  M.  Ang.  unt.  1663  a.  d.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1664  f.  d.  Hafenbau-Ressort  d.  Kaiserl.  Werft  i.  Wilhelms- 
haven söT.  Bautechn.,  i.  Projekt.,  Veranschl.  u.  Ausführg.  v. 
Kanalisationsarbeit,  erf.  Ang.  m.  Geh. -Anspr.  unt.  1664  a.  d. 
Zweigstelle  Bremen,  z.  H.  d.  Hn.  O.  Krause,  Neustadls  Contrcs- 
carpe  Nr.  70. 

1665  f.  Beh.  i.  Elbing  sof.  jüng.  Techn.  a.  5  bis  6  Mon. 
Ang.  m.  Geh.  Anspr.  unt.  1665  a.  d.  Zweigst.  Danzig,  z.  H.  d. 
Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langf.,  Hertastr.  17. 

1666  f.  Beh.  i.  Sagan  sof.  tücht.  Techn.  auf  4  bis  5  A\on., 
d.  mögl.  b.  Beh.  tätig  war.  165  M.  Ang.  unt.  1666  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1667  f.  d.  Bauleitg.  f.  d.  Odcrregulierg.  i.  Küstrin  sof.  zwei 
tücht.  ält.  Bautechn.,  gewandt.  Zeichn.,  a.  einig.  Mon.    Ang.  mit 
Geh.  Anspr.  unt.  1667  a.   d.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark 
grafenstraße  94. 

1668  f.  d.  städt.  Tiefbauamt  i.  Potsdam  sof.  jung.  Bau- 
aufseher. Etwa  120  M,  auch  mehr,  a.  ca.  10  Woch.  Ang.  unt. 
1668  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandeg 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeituno 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  24  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  10.  Jufli  1911 

Inhalt:  Zur  Reictisversicherungsordnung  —  Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerun^stechnik  —  Eisenbalinlandmesser  und  Eisenbahnvermessungstechniker  —  Kultur  und 
Kunst  —  Wirtschaft  und  Leben  —  Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung    —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Zur  Reichsversicherungsordnung 


Am  30.  Mai  wurde  in  der  Endabstimmung  die  Reichs- 
versiclierungsordnung  mit  232  gegen  58  Stimmen  bei  15 
Enthaltungen  angenommen.  Damit  ist  es  der  Reichstags- 
mehrheit gelungen,  das  1754köpfige  Ungeheuer  vor  den 
Pfingsttagen  zur  Strecke  zu  bringen.  Die  Abgeordneten 
brauchen  also  nicht  mit  ganz  leeren  Händen  vor  ihre 
^X^ähler  zu  treten;  sie  können  wenigstens  auf  ein  Werk 
der  sozialpolitischen  Gesetzgebung  der  12.  Legislatur- 
periode hinweisen.  Inwieweit  indes  das  deutsche  Volk 
dankbar  sein  wird  für  die  immense  Arbeit,  die  dieses 
Gesetz  erforderte,  wird  sich  am  nächsten  Wahltage  zeigen. 
Um  das  Ziel:  Verabschiedung  der  Reichsver- 
sicherungsordnung noch  vor  derVertagung 
zu  erreichen,  hat  es  sich  die  Reichstagsmehrheit  auch  nicht 
wenig  kosten  lassen.  Nicht  nur,  daß  sie  ein  Gesetz  ge- 
schaffen, an  dem  wohl  niemand,  auch  die  Regierung  nicht 
ausgenommen,  seine  reine  Freude  haben  kann,  auch  die  Art, 
wie  das  Gesetz  zustande  kam,  wie  die  Mehrheit  die  „sach- 
liche Beratung"  betrieben  hat,  ist  es,  was  vor  allem  ge- 
eignet erscheint,  das  Ansehen  des  Deutschen  Reichstages 
zu  gefährden.  In  nicht  ganz  18  Arbeitstagen  wurden  die 
1754  Paragraphen  vom  Plenum  des  Reichstages  in  der 
zweiten  Lesung  und  in  knapp  vier  Tagen  in  der 
dritten  Lesung  durch-,,beraten".  Der  kompakte  Versiche- 
rungsblock (Konservative,  Wirtschaftliche  Vereinigung, 
Zentrum  und  die  Mehrzahl  der  Nationalliberalen,  zu  denen 
hin  und  wieder  einige  Freisinnige  kamen)  beteiligte  sich 
allerdings  nicht  oder  nur  gezwungen  an  den  Verhandlflngen 
im  Plenum,  wußte  aber  dafür  mit  umso  größerer  Energie 
jede  Aenderung  der  Kommissionsbeschlüsse,  die  eine 
Besserung  des  Gesetzes  hätte  bringen  können,  zu  ver- 
hindern. Soviel  die  Linke  auch  bis  in  die  Reihen  der 
Nationalliberalen  hinein,  Verbesserungsvorschläge  bringen 
und  mit  noch  so  stichhaltigen  und  zwingenden  Gründen 
belegen  mochte,  die  Mehrheit  ließ  die  Abgeordneten  einfach 
reden  und  stimmte  jeden,  von  den  Kommissionsbeschlüssen 
abweichenden  Antrag  rücksichtslos  nieder  —  ein  Verfahren, 
das  an  Einfachheit  nichts  zu  wünschen  übrig  läßt,  an 
Würdelosigkeit  in  der  Parlamentsgeschichte  aber  bisher 
ohne  Beispiel  dasteht. 

Wir  versagen  uns  an  dieser  Stelle  die  scharfe  Kritik, 
die  nötig  wäre,  um  das  Verhalten  der  Reichstagsmehrheit 
zu  kennzeichnen.  Soviel  nur  sei  gestattet  zu  sagen:  Diese 
Mehrheit  hat  sich  in  den  Tagen  der  Verhandlungen  über 
die  Reichsversicherungsordnung  zum  Schaden  der  Ver- 
sicherten nicht  von  sozialpolitischen,  sondern 
von  rein  parteipolitischen  Erwägungen 
leiten  1  a  s  se  n  und  'daneben  fast  ausschließlich  die 
Interessen  der  industriellen  und  ländlichen  Arbeitgeber 
wahrgenommen. 


Nach  der  zweiten  Lesung  traten  die  Angestellten-Or- 
ganisationen, die  bisher  ihre  Kraft  mehr  auf  die  Privat- 
beamtenversicherung, wie  ruhig  zugegeben  werden  kann, 
konzentriert  hatten,  nochmals  mit  ihren  Wünschen  vor 
die  Oeffentlichkeit.  Der  Soziale  Ausschuß  der 
technischen  Verbände  protestierte  —  siehe  Heft  22  — 
in  einer  großen  Berliner  Versammlung  gegen  die 
Ablehnung  der  zugunsten  der  Angestellten  eingebrachten 
Verbesserungsanträge  wie  überhaupt  gegen  die  Nicht- 
berücksichtigung der  Angestelltenwünsche.  Der  Reichs- 
tag wurde  mit  Petitionen  überflutet  und  die  ein- 
zelnen Ortsgruppen  und  Zweigvereine  zur  persönlichen 
Bearbeitung  der  Abgeordneten  herangezogen.  Auch 
wir  im  D.  T.-V.  haben  unsere  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine  veranlaßt,  in  der  kurzen  Zeit  zwischen 
der  zweiten  und  dritten  Lesung  ihre  Abgeordneten  auf- 
zufordern, für  die  zur  dritten  Lesung  noch  einmal  be- 
gründeten Angestelltenwünsche  einzutreten.  Mit  Genug- 
tuung können  wir  konstatieren,  daß,  soweit  unsere  Ver- 
bandsorgane in  Betracht  kommen,  dieser  Aufforderung 
bereitwilligst  Folge  geleistet  wurde.  Die  Abgeordneten 
aller  Parteien  haben  dadurch  erkennen  können,  daß  die 
technischen  Angestellten  mit  Sorge  die  Verhandlungen  des 
Reichstages  verfolgten. 

In  Uebereinstimmung  mit  dem  Werkmeisterverband 
und  anderen  Organisationen  reichten  auch  wir  zur  Lesung 
eine  letzte  Petition  ein,  die  in  Anbetracht  und  unter  Be- 
tonung der  gegenwärtigen  politischen  Lage  alle  weiter- 
gehenden grundsätzlichen  Forderungen  zurückstellte  und 
sich  nur  auf  die  'zwei  Dinge :  Ausdehnung  der  Ge- 
haltsgrenze in  der  Krankenversicherung 
auf  3000  M  und  Herabsetzung  der  Alters- 
grenze in  der  Invalidenversicherung  von 
70  auf  65  Jahre  beschränkte.  Wir  wissen  wohl,  das 
war  wenig,  sehr  wenig,  was  wir  in  letzter  Stunde  noch 
vom  Reichstage  forderten.  Wir  durften  aber  eben  deshalb 
mit  umso  größerem  Rechte  erwarten,  daß  wenigstens  diese 
beiden  Wünsche  berücksichtigt  würden.  Aber  selbst  dieses 
Wenige  wurde  nicht  voll  erreicht! 

Die  Mehrheitsparteien  haben  bei  Beginn  der  dritten 
Lesung  in  einer  sogenannten  Verständigungs- 
kommission die  wenigen  Zugeständnisse  an  den  Volks- 
willen unter  sich  vereinbart  und  waren  von  der  Verein- 
barung ebensowenig  abzubringen,  wie  bei  den  vorher- 
gehenden Beratungen  von  den  Kommissionsbeschlüssen. 
Unsere  Aktion  hatte  insofern  Erfolg,  als  die  Verständi- 
gungskommission in  einem  Antrag  Schulz  die  Aus- 
dehnung der  Gehaltsgrenze  bis  2500  M  gewährte.  Vor- 
aussetzung war  dabei  gewesen,  daß  noch  weitere  Kon- 
zessionen an  den  agrarischen  Egoismus  gemacht  wurden. 


370 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  24 


Um  den  Preis  der  Herabsetzung  der  Wöchnerinnen- 
Unterstützung  in  den  Landkrankenkassen  von  8  auf 
4  Wochen  und  noch  anderer  Verschlechterungen  wurde  die 
unzureichende  Erhöhung  der  Gehaltsgrenze  von  2000  auf 
2500  M  in  der  3.  Lesung  endgültig  beschlossen.  Vorher 
war  der  sozialdemokratische  Antrag,  der  den  Petitionen 
der  Angestelltenverbände  entsprach,  mit  225  Stimmen  der 
Kompromißparteien  gegen  71  fortschrittliche  und  sozial- 
demokratische Stimmen  abgelehnt  worden. 

Wir  danken  diesen  Beschluß  dem  Reichstage  nicht. 
Es  ist  unerhört,  daß  solch  kleine  Fortschritte  nur  erkauft 
werden  können  gegen  weitergehende  Verschlechterungen; 
es  charakterisiert  den  sozialen  Geist  der  Reichstagsmehrheit, 
daß  die  Verschlechterungen  auf  Kosten  des  Säuglings- 
und Mutterschutzes  gingeru  Auch  jetzt  bleiben  immer 
noch  etwa  30*/o  der  technischen  Angestellten  unversichert, 
die  bis  auf  etwa  11  o/o  hätten  herabgedrückt  werden 
können,  wenn  das  Zentrum  zu  seinem  eigenen  Antrage 
gestanden  hätte. 

Der  Mangel  an  Einheitlichkeit  in  der  Reichs- 
versicherung wird  nun  illustriert  durch  die  Gehaltsgrenzen 
der  versicherten  Angestellten:  In  der  Invalidenversicherung 
2000  M,  in  der  Krankenversicherung  2500  M,  in  der  Unfall- 
versicherung 5000  M,  so  daß  wir  in  den  verschiedenen  Ver- 
sicherungszweigen ganz  verschiedene  Personenkreise  ver- 
sichert finden.  Die  Absteckung  der  Qehaltsgrenzen  quali- 
fiziert sich  überhaupt  als  ein  Ausnahmerecht,  das  nur 
für  Angestellte  gilt,  nicht  aber  für  Arbeiter.  Ein  gewerb- 
licher Arbeiter  mag  3000  M  oder  mehr  verdienen,  er  bleibt 
versicherungspflichtig,  während  der  technische  Angestellte 
mit  2000  bezw.  2500  M  aus  der  Zwangsversicherung  aus- 
scheidet. 

Die  Herabsetzung  der  Altersgrenze  in 
der  Invaldien  Versicherung  von  70  auf  65  Jahre 
wurde  von  der  Reichstagsmehrheit  abgelehnt;  ebenso 
mit  166  gegen  120  Stimmen  ein  von  Dr.  Pott  hoff  be- 
gründeter Antrag,  nach  dem  die  Herabsetzung  am  1.  Januar 
1917  —  d.  i.  voraussichtlich  der  Zeitpunkt,  wo  bei  Zu- 
standekommen der  Privatbeamtenversicherungen  die  ersten 
Altersrenten  im  65.  Lebensjahr  an  Privatbeamte  gezahlt 
werden  können  —  in  Kraft  treten  soll.  Von  den  tech- 
nischen Angestellten  wird  also  in  Zukunft  wohl  kaum 


Einer  Gelegenheit  haben,  in  den  Genuß  der  an  und  für 
sich  recht  kümmerlichen  Altersrente  zu  treten.  Nach 
unserer  Statistik  haben  von  1114  5  erfaßten  technischen 
Angestellten  nur  6  ein  Alter  über  70  und  nur 
2  2  ein  Alteriüber65  Jahre  erreicht. 

Dieser  in  der  3.  Lesung  am  30.  Mai  gefaßte  Be- 
schluß des  Reichstages  reiht  sich  würdig  der  bisherigen 
Stellung  der  Mehrheit  an.  Er  ist  um  so  unverständlicher, 
als  zu  Beginn  dieses  Reichstages  die  gleichen,  nun  für 
die  Ablehnung  stimmenden  Parteien  selbst  die  Herab- 
setzung der  Altersgrenze  in  der  Invalidenversicherung  be- 
antragt hatten.  Die  Mehrheit  suchte  ihren  reaktionären 
Beschluß  zu  verschanzen  hinter  dem  ,,Lfnannehmbar"  der 
Regierung,  obwohl  kurz  vorher  bei  Beratung  der  elsaß- 
lothringischen Verfassungsfrage  gerade  die  Regierung  be- 
wiesen hatte,  daß  ihr  „Unannehmbar"  nicht  immer  ernst  zu 
nehmen  sei.  Der  Reichstag,  der  mit  der  Entrechtung  der 
Versicherten  in  den  Krankenkassen  den  Wünschen  der 
Regierung  soweit  entgegen  gekommen  war,  hätte  sehr  wohl 
die  Herabsetzung  der  Altersgrenze  erreichen  können. 

Alles  in  allem  betrachtet,  bedauern  wir  es,  daß  dieses 
Gesetz  bei  der  Endabstimmung  eine  solche  Mehrheit  ge- 
funden hat.  Die  Angestellten  haben  für  die  Aufstellung 
der  Gehaltsgrenzen,  für  die  Eesthaltung  der  70-Jahre- 
Altersgrenze,  für  die  Verschlechterung  der  Selbstverwal- 
tung, für  die  Einengung  der  Ereien  Hilfskassen,  für  die 
Abweisung  jeglichen  Ausbaues  der  Invalidenversicherung, 
kurz  für  die  öffensichtlicheA'^erletzung  ihrer  Interessen,  die 
gesamte  Rechte,  das  Zentrum  und  einen  Teil  der  Na- 
tionalliberalen verantwortHch  zu  machen.  Aber  auch  in 
der  Eortschrittlichen  Volkspartei  sahen  wir  Leute  wie  Dr. 
M  u  g  d  a  n  ,  die  mit  aller  Entschiedenheit  gegen  die  Aus- 
dehnung des  Versicherungszwanges  auf  weitere  An- 
gestelltenkreise ankämpften.  Der  Abgeordnete  Dr.  Pott- 
hoff, der  sich  mit  Energie  und  Geschick  für  die  Interessen 
der  Angestellten  ins  Zeug  legte,  stand  fast  immer  mit 
einem  kleinen  Teil  seiner  linksliberalen  Ereunde  allein  an 
der  Seite  der  sozialdemokratischen  Fraktion,  die  während 
der  ganzen  Beratung  der  Reichsversicherungsordnung  als 
einzige  geschlossen  für  die  Angestellten-Wünsche  eintrat. 

Kfm. 


Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik 

Von  Doktor-Ingenieur  GEORG  HERBERG,  Halle  a.  S. 


VII.*) 

Die  Feuerungen  für  Kesselbetriebe. 

Bevor  zu  der  Besprechung  der  einzelnen  Feuerungs- 
konstruktionen  übergegangen  wird,  soll  noch  einmal  an 
die  Eigenschaften  der  Brennstoffe  erinnert  werden  (vergl. 
Heft  41/1910,  S.  647)  und  zwar  an  die  äußerlichen  Ver- 
schiedenheiten, wie  Stückgröße,  Form,  Staub-  und  Grus- 
gehalt, Feuchtigkeit,  Klebvermögen  usf.,  sowie  an  die 
durch  Beschaffenheit  und  Zusammensetzung  gegebenen 
Unterschiede,  wie  ihre  Brennfähigkeit  und  Gasentwick- 
lung, ihr  Verhalten  im  Feuer,  ihren  Heizwert,  ihre 
Back-  und  Schlackfähigkcit,  den  Aschenreichtum  usf.  Trotz 
der  großen  Verschiedenartigkeit  der  Brennstoffe  und  ihrer 
Formen  lassen  sich  jedoch  Gruppen  bilden  und  Gemein- 
samkeiten feststellen;   da  ist  vor  allem  der  Heizwert 

*yVergl.  Heft  41,  42,  46  1910;   6  u.  16/1911. 


der  Brennstoffe,  der  durch  das  Alter  derselben  bestimmt  ist, 
ein  wesentliches  Merkmal,  das  auf  die  Feuerung  Einfluß  hat, 
denn  da  man  auf  der  Feuerung  Wärmemengen  erzeugen  will, 
so  wird  sich  jede  Rostfläche  nur  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  beanspruchen  lassen,  und  zwar,  dem  Gewicht  nach 
gemessen,  mit  um  so  weniger  Brennstoff  pro  qm  Rost- 
flächt und  Stunde,  je  hochwertiger  das  Brennmaterial  ist. 
Es  können  nun  die  hochwertigen  Brennstoffe,  also  die, 
welche  nach  Tabelle  Nr.  3  in  Heft  41  1910,  S.  649  etwa 
einen  Heizwert  von  8000  bis  4700  W.E.  haben,  wie  An- 
thrazit, Steinkohle,  Koks,  böhmische  Braunkohlen  und 
Briketts  zweckmäßig  auf  ungefähr  gleichartigen  Rosten  ver- 
brannt werden,  nämlich  den  Planrosten  in  ihren  ver- 
schiedenen Ausführungen;  während  die  anderen  minder- 
wertigen Brennstoffe  andere  Rostformen  und  wesentlich 
größere  Rostflächen  beanspruchen,  wie  sie  die  Schräg- 
roste   darbieten.     Andere  wichtige  Merkmale  für  die 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


371 


Konstruktion  der  Feuerungen,  besonders  der  mechani- 
schen Feuerungen,  sind  die  Eigenschaften  der  Brennstoffe 
beim  Verbrennen,  ob  die  Kohlen  backen  oder  schlacken, 
ob  sie  Neigung  haben,  die  Brennflächen  zu  verschmieren, 
ob  sie  sandig  sind,  welche  Stückgröße  sie  besitzen  usf. ; 
weiter  ist  der  Luftbedarf  des  Brennstoffes  von  Bedeutung; 
dazu  kommen  noch  die  rein  äußerlichen  Verhältnisse  und 
Bedingungen  der  Anlage;  so  ist  das  Kesselsystem,  an 
welches  die  Feuerung  angebracht  werden  soll,  von  Ein- 
fluß. Kleinere  Rostflächen,  für  hochwertige  Brennstoffe, 
lassen  sich  beim  Flammrohrkessel  innerhalb  der  Rohre 
unterbringen,  während  große  Rostflächen  den  Kesseln  vor- 
gebaut werden  müssen,  Erwägungen,  die  oft  in  Rücksicht 
auf  die  Platzfrage  in  engen  Räumen  und  bei  teuren  Grund- 
stücken sehr  beachtet  werden  müssen.  Weiter  spricht 
die  bequeme  Bedienungsmöglichkeit  für  die  Beschickung 
mit.  Die  Roste  dürfen  nicht  zu  lang  sein,  da  sonst,  be- 
sonders bei  Handbetrieb,  die  Kohle  nicht  weit  genug 
nach  hinten  geworfen  werden  kann,  auch  ein  Uebersehen 
des  Rostes  schwer  wird. 

Wenn  man  alle  diese  Momente,  die  hier  nur  an- 
deutungsweise behandelt  seien,  bedenkt,  so  wird  man  es 
begreiflich  finden,  daß  sich  eine  ungeheure  Fülle  von 
Feuerungskonstruktionen  herausgebildet  hat,  deren  jede 
mehr  auf  die  eine  oder  andere  Eigentümlichkeit  der 
Brennstoffe  Rücksicht  nimmt  oder  die  mehr  dem  einen 
oder  anderen  speziellen  Zwecke  dient ;  denn  Universal- 
Feuerungen  gibt  es  nicht;  und  doch  wird  man 
in  der  Feuerungstechnik,  um  die  Menge  der  Typen  nicht 
zu  häufen,  nach  Systemen  suchen,  die  möglichst  vielseitig 
sind,  die  gestatten,  möglichst  viele  Brennstoffe  mit  un- 
gefähr gleichem  Vorteile  zu  verbrennen ;  man  wird  ge- 
wissermaßen eine  Anzahl  nicht  zu  verschiedener  Eigen- 
schaften herausgreifen  und  diese  zu  vereinen  suchen;  denn 
die  Feuerung  ist  die  wertvollste  für  die  Industrie,  die 
den  Kesselbesitzer  am  unabhängigsten  von  der  Lieferung 
und  Verwendungsmöglichkeit  der  Brennstoffe  macht. 

Der  verwendungsfähigste  Rost  ist  der  Planrost,  denn 
auf  demselben  kann  man  alle  Brennstoffe,  entweder  jede 
Sorte  für  sich  oder  in  geeigneter  Mischung,  verarbeiten; 
doch  wird  der  Betrieb  um  so  ungünstiger,  je  geringwertiger 
der  Brennstoff  wird,  während  beim  Schrägroste  die 
Schwierigkeiten  sich  häufen,  je  hochwertiger  der  Brenn- 
stoff ist.  Wir  wollen  daher  scheiden:  A  Feuerungen  für 
minderwertige  Brennstoffe  (Hauptvertreter:  Schrägrost), 
B  Feuerungen  für  hochwertige  Brennstoffe  (Hauptvertreter: 
Planrost). 

Dabei  sollen  die  Spielarten  dieser  Haupttypen  be- 
sprochen werden,  die  durch  verschiedenartige  Ausbildung 
der  Roste,  die  Art  der  Luftzuführung  und  durch  mecha- 
nische Kohlenzufuhr  entstanden  sind. 

A.  Feuerungen  für  minderwertige 
Brennstoffe. 

Gegen  die  Feuerungen  für  minderwertige  Brennmate- 
rialien, also  in  erster  Linie  die  Schrägrostfeuerungen,  hatte 
man  früher  eine  Abneigung  und  auch  heute  noch  findet 
man  vielfach  ein  Mißtrauen,  das  sich  in  der  Ansicht 
äußert,  daß  mit  einem  geringwertigen  Brennmaterial  nicht 
genügend  Dampf  erzeugt  werden  könnte.  Es  läßt  sich 
nun  feststellen,  daß  dieses  Mißtrauen  vollkommen  un- 
berechtigt ist,  denn  zur  Erzielung  einer  höheren  Dampf- 
leistung ist  vor  allem  die  Größe  der  Rostfläche  ausschlag- 
gebend und  nicht  die  Verwendung  eines  hochwertigen 
Materials  eine  unerläßliche  Bedingung;  gerade  bei  Schräg- 
rosten, die  vor  die,  Kessel  gebaut  werden  müssen, 
kann  man  bequem,  und  für  die  Bedienung  übersichtlich. 


eine  große  Rostfläche  unterbringen,  so  daß  sich  bei  Ver- 
feuerung  von  minderwertigem  Brennmaterial  von  etwa 
2400  W.  E.  eine  Beanspruchung  von  25  bis  30  kg  pro  qm 
Heizfläche  und  Stunde  sowie  darüber  hinaus  leicht  er- 
zielen läßt. 

Die  Grube  Clara  in  Neu-Welzow,  welche  insgesamt 
118  Topfsche  Schüttfeuerungen  besitzt,  arbeitet  z.  B. 
dauernd  mit  einer  Beanspruchung  von  über  30  kg,  in 
der  älteren  Anlage  sogar  mit  33  bis  36  kg.  Die  Riebeck- 
schen  Montanwerke  beanspruchen  auf  ihren  Gruben  meist 
die  Kessel  mit  mehr  als  30  bis  32  kg/qm.  Auch  das 
Elektrizitätswerk  Halberstadt  erzielt  bei  Verwendung  des 
gleichen  Materials  eine  Beanspruchung  von  ca.  24kg/qm/St., 
wobei  Nutzeffekte  von  69  bis  72o/o  die  Regel"  sind.  Die 
Bergbau-A.-G.  Leipzig  (Thräna)  arbeitet  mit  Beanspruchun- 
gen von  26  bis  28  kg  und  Nutzeffekten  von  69  bis  72<yo. 
Schüttfeuerungen,  zweckmäßig  angeordnet  und  richtig 
durchgebildet,  haben  mancherlei  theoretische  und  prak- 
tische Vorzüge  vor  Planrostfeuerungen,  und  daß  letztere 
nicht  verschwinden,  liegt  hauptsächlich  an  dem  Umstände, 
daß  nicht  für  jedes  Brennmaterial  Schüttfeuerungen  ge- 
eignet sind,  wie  auch  an  der  Platzfrage.  Bei  jeder  gut 
angelegten  Schüttfeuerung  wird  das  Brennmaterial  vor- 
gewärmt, vorvergast  und  langsam  der  Verbrennung  zu- 
geführt in  dem  Maße,  wie  es  verbraucht  wird;  kein 
periodisches  Oeffnen  des  Feuerraumes  und  kein  plötzliches 
Aufgeben  von  kaltem  Brennmaterial  stört  bei  richtiger 
Handhabung  die  Verbrennung.  Der  Kohlensäuregehalt 
schwankt  im  Gegensatz  zu  Handfeuerungen  nur  in  ge- 
ringen Grenzen  und  ändert  seine  Höhe  nur  ganz  allmählich. 
Daneben  arbeitet  jede  Schüttfeuerung  auch  ohne  geschulten 
Heizer  technisch  rauchfrei.  Die  auf  diese  Weise  erreichte 
Rauchfreiheit  ist  gleichzeitig  eine  gewinnbringende,  weil 
sie  nicht  durch  großen  Luftüberschuß  erzielt  wird,  wie 
bei  vielen  Rauchverbrennungsapparaten  an  Planrostfeue- 
rungen. Der  Verwendungsbereich  der  Schüttfeuerungen 
ist  durch  obige  Kennzeichnung  bereits  gegeben.  Alle 
minderwertigen  Brennstoffe  sind  verwendbar,  insonderheit 
feinkörnige,  die  durch  Planrostspalten  durchfallen  würden. 
Abb.  3  gibt  einen  Längsschnitt  durch  eine  Schüttfeuerung, 
System  J.  A.  Topf  &  Söhne,  Erfurt. 

Man  beobachtet  folgende  Teile:  oberhalb  der  Feue- 
rung einen  Fülltrichter,  der  gegen  den  darunter  befind- 
lichen Füllschacht  durch  einen  Stempelrost,  bestehend  aus 
Rundeisenstäben  und  darunter  liegendem  Schieber  (Füll- 
schachtverschluß), abgeschlossen  werden  kann.  Der 
Fülltrichter  ist  vorn  durch  schmale  Schiebetüren  zu- 
gänglich und  von  dem  eigentlichen  Feuerraum  durch 
einen  Regulierschieber  getrennt,  der  dazu  dient,  die 
Höhe  der  nachrutschenden  Brennstoffschicht  ein- 
zustellen. Nach  Passieren  dieses  Schiebers  gelangen 
die  Kohlen  auf  den  eigenthchen  Schrägrost,  der  ge- 
wöhnlich in  einem  Winkel  von  etwa  27  bis  35  Grad 
geneigt  steht,  entsprechend  der  Fähigkeit  des  jeweiligen 
Brennstoffes  nachzurutschen.  Dieser  Rost  besteht  aus 
Längswangen,  zwischen  denen  Stufen  von  etwa  120  bis 
140  mm  Breite  im  Abstände  von  ca.  30  mm  gelagert 
sind,  so  daß  jede  Stufe  die  darüber  stehende  überragt 
und  die  Kohlen  auf  den  Stufen  liegen  bleiben.  Ver- 
brennungsluft tritt  durch  die  Spalten  der  Roste  zu.  Unter- 
halb des  Schrägrostes  liegt  ein  kleiner,  engspaltiger,  heraus- 
ziehbarer Schlackenrost.  Der  ganze  Schrägrost  ist  durch 
eine  Verstellvorrichtung  in  verschiedenen  Winkeln  ein- 
stellbar; nach  dem  Heizerraum  ist  der  Rost  durch  ver- 
schiebbare gehobelte  Aschenfalltüren  abschließbar.  Unter 
dem  Planroste  befindet  sich  ein  Schieber  zum  Entfernen 
der  Aschen  und  Schlacken.    Neben  der  Feuerung  sind 


1 


372 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  24 


Abb.  3.  Schüttfeuerung 

besondere  Klappen  angebracht  zum  Eintritt  von  Sekundär- 
luft, die  durch  Kanäle  im  Gewölbe  vorgewärmt  wirgl  und 
direkt  in  den  Feuerraum  gelangt. 

Im  Füllschacht  beginnt  das  Vorvergasen;  Gase  und 
Dämpfe  ziehen  über  die  brennende  Kohlenschicht  durch 
die  Flamme  nach  unten  und  entzünden  sich.  Dem  Ab- 
brandc  entsprechend  rutscht  die  Kohle  von  selbst  nach 
unten,  eine  Bewegung,  die  durch  den  Schornsteinzug  be- 
fördert wird, und  zwar  in  einer  Schichtdicke,  die  sich  durch' 
den  Regulierschieber  (vergl.  Abb.  3)  einstellen  läßt.  Steht 
der  Rost  zu  flach,  so  wird  nicht  genügend  Kohle  nach- 
rutschen und  der  Planrost,  sowie  die  unteren  Roststufen 
brennen  leer;  steht  der  Rost  zu  steil,  so  wird  sich  unten 
auf  dem  Planrost  und  auf  den  letzten  Stufen  eine  dickere 
Kohlenschicht  anhäufen.  Im  ersteren  Falle  tritt  Luftüber- 
schuß ein  und  der  Gehalt  der  Abgabe  an  Kohlensäure 
wird  zu  niedrig,  im  zweiten  macht  sich  Luftmangel  be- 
merkbar, Kohlenoxydbildung,  Qualm  in  der  Feuerung,  ein 
zu  hoher  Kohlensäuregehalt  und  Verlust  durch  unver- 
brannte Gase.  Beide  Fälle  sind  mit  Hilfe  der  Rostkipp- 
vorrichtung leicht  zu  vermeiden,  zumal  der  Rost,  einmal 
richtig  eingestellt,  bei  Benutzung  gleicher  Kohlensorten 
dieselbe  Stellung  beibehalten  kann. 

Die  Bedienung  beschränkt  sich  auf  Einstellen  des 
Rauchkanalschiebers,  bei  anderer  Kesselbelastung  und  an- 
derer Dampfentnahme  auf  Freihalten  des  Rostes  von 
Schlacke,  die  besonders  Neigung  hat,  sich  an  den  Chamolt- 
wänden  anzusetzen,  und  auf  Beobachten  des  Verbrennungs- 
vorganges und  Abschlacken.  Beim  Abschlacken  ist  zuerst 
der  Regulierschieber  zu  schließen,  um  Kohlennachfall  zu 
verhindern,  oder  man  schiebt  in  die  oberen  Stufen 
ein  Blech  ein,  das  in  die  Kohlenschicht  hineinragt, 
sodann  sind,  von  oben  anfangend,  die  Stufen  von 
Schlacken  zu  befreien  und  die  Schlacken  auf  den 
Planrost  zu  stoßen;   dort  bleiben  sie  kurze  Zeit  liegen, 


Abb.  4.  Muldenrostfeuerung 

damit  der  letzte  Kohlenrest  verbrennt.  Dann  wird  der 
Planrost  gezogen,  damit  die  Asche  in  den  Aschenraum 
fällt  und  nach  Ablöschen  durch  den  geöffneten  Aschen- 
fallschieber  in  den  Aschenwagen.  Darnach  ist  die  auf 
dem  Rost  oben  befindliche  Glut  zu  verteilen,  frische  Kohle 
darüber  zu  schütten  und  der  Betrieb  ist  nach  kurzer  Zeit 
wieder  voll  im  Gange.  Die  Luftzufuhr,  somit  der  Abbrand 
wird  durch  die  Aschenfalltür  und  durch  den  Fuchsschieber 
reguliert.  In  Pausen  ist  die  Aschenfalltür  zu  schließen 
und  der  Fuchsschieber  bis  auf  einen  handbreiten  Spalt 
herabzulassen. 

Die  Roste  werden  in  Längen  bis  ca.  2,6  m  und  in 
Breiten  bis  etwa  1600  mm  gebaut.  Sind  größere  Rost- 
flächen nötig,  so  werden  mehrere  kleine  Roste  neben- 
einander gesetzt. 

Von  dieser  Haupttype  gibt  es  natürlich  Abweichungen, 
je  nach  den  verwendeten  Brennstoffen;  so  kann  man  für 
grobstückige  und  hochwertige  Kohle  sogenannte  Halb- 
gasroste verwenden,  das  sind  schräggestellte,  dem  Plan- 
rost ähnliche  Roststäbe.  Für  Späne  und  sperriges  Material 
werden  besondere  kippbare  Trichter  eingebaut,  aus  denen 
man  von  Zeit  zu  Zeit  den  Brennstoff  über  den  Rost  aus- 
schüttet, damit  ein  Hochbrennen  bei  den  leicht  entzünd- 
lichen Stoffen  ncht  eintreten  kann.  Die  Feuerung  kann 
auch  überwölbt  sein  (Abb.  3),  wobei  der  Raum  über 
dem  Gewölbe  zum  Aufhäufen  von  Kohle  dient. 


Abb.  5.   Fahrbare  Lokomobilfeuerung 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQH 


373 


Abb.  6.    Städt.  Elektrizitätswerk  Magdeburg  --Schürranm 


Die  Schüttfeuerungen  sind  für  alle  Kesselsysteme  als 
Vorfeuerungen  anwendbar;  eine  Abart  bilden  die  Mul- 
denrostfeuerungen  (Abb.  4),  bei  denen  zwei  seit- 
liche Schrägroste  mit  einem  mittleren  Planroste  vereinigt 
sind,  eine  Zusammenstellung  für  Betriebe  mit  Abfall- 
stoffen, z.  B.  Gerbereien,  bei  denen  nicht  genügend  Lohe 
für  den  Schrägrost  zur  Verfügung  steht,  so  daß  auf  dem 
von  vorne  bedienten  Planrost  beliebige  Kohle  nachgefeuert 
werden  kann. 

Für  Lokomobilen  dient  nebenstehende  Type 
(Abb.  5),  wobei  der  innen  m'it  Chamotte  ausgemauerte 
fahrbare  Kasten   eine  Schüttfeuerung  enthält   oder  eine 


Abb.  7.    Kaliwerk  Oldisleben  (S.-W.). 
Schürraum  mit  28  Topf'schen  Schüttfeuerungen 


andere  Anordnung,  bei  der  zwei  Schüttfeuerungen  seitlich' 
angebracht  sind,  während  das  Zwischenstück  zwecks 
Herausziehens  des  Rohrsystems  herausgefahren  werden 
kann. 

Abb. 6  stellt  das  Innere  des  Kesselhauses  im  städti- 
schen Elektrizitätswerke  Magdeburg  dar, 
das  mit  Schüttfeuerungen  und  darüber  liegendem  Eisen- 
betonsilo ausgestattet  ist,  von  denen  Zuführungsschlotten 
herabführen. 

Abb.  7  zeigt  die  neue  Kesselhausanlage  der  G  e  w  e  r  k  - 
schaftWilhelm  Ernst  in  Oldisleben.  Es  wurden 
dort  14  Zweiflammrohrkessel  von  je  100  qm  Heizfläche 
mit  je  zwei  Schüttfeuerungen  aufgestellt.  Jeder  Kessel 
ist  mit  einem  Ueberhitzer  von  30  qm  äußerer  Heizfläche 
für  eine  Ueberhitzung  des  Dampfes  auf  300  Grad  aus- 
gerüstet Jede  Schüttfeuerung  ist  4,4  qm  groß  bei  einer 
Breite  von  2  x  1100  mm,  der  Schornstein  hat  eine  Höhe 
von  70  m  bei  2,7  m  o.  1.  W.  Vor  dem  Schornstein  be- 
finden sich  Flugaschenfänger.  Die  Kosten  für  die  Feue- 
rungen, Ueberhitzer,  Einmauerung,  Rauchkanalschieber 
und  Einsteigetüren  für  die  12  zuerst  aufgeführten  Kessel 
einschließhch  des  Schornsteines  betragen  ca.  92  000  M. 
Die  'Abnahmeversuche  ergaben  bei  Verfeuerung  von  erdiger 
Braunkohle  von  ca.  2350  W.  E.  und  einer  Kesselbean- 
spruchung von  20  kg/qm/St.  eine  Verdampfung  von  2,66 
bez.  auf  Wasser  von  0"  und  Dampf  von  lOO",  was  einem 
Nutzeffekte  von  über  72 o/o  entspricht.  Der  Kohlensäure- 
gehalt hinter  dem  Fuchsschieber  belief  sich  auf  12,8  o/o 
CO2-I-O2  =  lQ,4o/o.  Die  Fuchstemperatur  betrug  329o  C, 
die  Ueberhitzungstemperatur  302"  C. 

(Fortsetzung  folgt.) 


374 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  24 


Eisenbahnlandmesser  und  Eisenbahnvermessungstechniker 


Die  Zeitschrift  des  Vereins  der  Eisenbahnlandmesser 
bringt  im  Heft  1  d.  J.  einen  Artikel  eines  Herrn  A.  „Land- 
messer und  landrhesserisches  Hilfspersonal",  der  wegen 
der  unfeinen  und  ungerechten  Weise,  in  welcher  immer 
wieder  von  einem  gewissen  Teile  der  vereideten  Land- 
messer gegen  den  Stand  der  Vermessungstechniker  vor- 
gegangen wird,  zu  einer  scharfen  Kritik  herausfordert. 

Ein  Erlaß  des  Herrn  Ministers  der  öffentlichen  Ar- 
beiten, der  als  Regel  aufstellt,  daß  mindestens  die  Hälfte 
des  gesamten  Landmesserpersonals  der  Königlichen  Eisen- 
bahn-Direktionen im  Gebiete  der  Preußisch-Hessischen 
Staatseisenbahnen  aus  Landmessergehilfen  (veraltete,  aber 
bei  der  Staatseisenbahn  noch  immer  beibehaltene  Bezeich- 
nung für  die  Vermessungstechniker),  oder  technischen 
Bureauassistenten  (beamtete  Vermessungstechniker)  be- 
stehen kann  und  die  Direktionen  anweist,  da,  wo  dieses 
Verhältnis  noch  nicht  besteht,  durch  Versetzung  der  Land- 
messer in  andere  Bezirke  und  Einstellung  von  Landmesser- 
gehilfen an  ihre  Stelle  dieses  Verhältnis  herzustellen,  dient 
dem  Verfasser  des  Artikels  als  Anlaß  zu  seinen  unglaub- 
lichen, einseitigen  und  den  Tatsachen  widersprechenden 
Ausführungen.  Wir  gehen  wohl  nicht  fehl,. wenn  wir  an- 
nehmen, daß  es  die  Absicht  des  Verfassers  gewesen  ist,  an 
dem  Erlaß  des  Herrn  Ministers  Kritik  zu  üben.  Er  hat 
es  aber  nicht  gewagt,  unter  ehrlicher  Nennung  seines 
Namens  dieses  klar  und  deutlich  zum  Ausdruck  zu  bringen, 
sondern  als  Anonymus  sein  Heil  versucht.  Er  beabsichtigt, 
die  Vermessungstechniker,  die  direkt  unschuldig  an  dem 
Erlasse  sind,  sowie  deren  Tätigkeit  herabzusetzen,  um  so 
den  Stand  der  vereideten  Landmesser  und  deren  Tätigkeit 
in  das  rechte  Licht  zu  rücken.  Ob  es  dem  Verfasser  im 
Ministerium,  wo  doch  auch  sein  Artikel  gelesen  werden 
wird,  gelungen  ist?  Wir  bezweifeln  es  sehr.  Seinem 
Stande  hat  er  sicherlich  keinen  Dienst  damit  geleistet,  da 
sich  wohl  eine  ganze  Reihe  tüchtiger  Landmesser  gegen 
eine  solche  Standesvertretung  verwahren  werden.  Darauf 
ist  es  wohl  auch  zurückzuführen,  daß  in  dem  nunmehr 
erschienenen  Heft  2  derselben  Zeitschrift  ein  Artikel  ver- 
öffentlicht ist,  der  die  unglückliche  Abfassung  des  ersten 
anscheinend  abschwächen  soll. 

Wir  müssen  nach  den  Ausführungen  des  Herrn  A. 
wieder  einmal  allen  Ernstes  bezweifeln,  ob  es  den  Land- 
messern überhaupt  ernst  ist,  mit  einer  gründlichen  Reform 
des  Vermessungswesens.  Es  ist  immer  wieder  auffällig, 
daß  es  einer  großen  Anzahl  unter  den  Herren  nur  darum 
zu  tun  scheint,  ein  möglichst  großes  Arbeitsgebiet  ihr 
eigen  zu  nennen  und  dieses  sich  gesetzlich  oder  durch  Ver- 
ordnungen garantieren  zu  lassen.  Dabei  nimmt  man  wenig 
Rücksicht  darauf,  ob  für  die  einbezogenen  Arbeiten  tat- 
sächlich eine  Ausbildung  wie  sie  die  Landmesser  haben, 
verlangt  werden  muß,  oder  ob  es  nicht  viel  praktischer 
für  den  Staat,  die  Allgemeinheit  und  für  das  Vorwärts- 
kommen des  eigenen  Standes  ist,  wenn  eine  Arbeits- 
teilung nach  der  Vorbildung  stattfindet.  Der  Herr  Eisen- 
bahnminister hat  eben  diesem  Umstände  durch  seine  in 
den  letzten  Jahren  herausgegebenen  Erlasse  Rechnung  ge- 
tragen und  wohl  von  den  Landmessern  erwartet,  daß  sie 
ihn  in  dem  Bestreben  einer  weisen  und  sparsamen  Er- 
ledigung der  Arbeiten  unterstützen  würden.  Jeder  er- 
fahrene und  weitschauende  Angehörige  des  Landmesser- 
standes wird  sich  der  Ansicht  nicht  verschließen,  daß  die 
Forderungen  der  Landmesser  auf  eine  Erweiterung  der 
Ausbildungsvorschriften    erst    dann  Aussicht  auf  Erfolg 


haben  werden,  wenn  eine  erhöhte  Ausbildung  nur  für 
diejenige  Arbeitsleistung  verlangt  wird,  für  welche  eine 
solche  Forderung  auch  wirklich  zutrifft.  Sobald  man  in 
jenen  Kreisen  einsieht,  daß  alle  Arbeiten  niedrigeren 
Grades,  für  die  eine  erweiterte  wissenschaftliche  Vor- 
bildung nicht  notwendig  ist,  ebenso  gut  aber  bedeutend 
billiger  von  einem  gut  vorgebildeten  und  praktisch  er- 
fahrenen Technikerstande  erledigt  werden  können  und  der 
wissenschaftlich  gut  vorgebildete  Landmesser  nur  zu 
höheren  Dienstleistungen  herangezogen  werden  muß,  dann 
wird  es  der  Regierung  vielleicht  eher  möglich  sein,  den 
Forderungen  der  Landmesser  näher  zu  treten. 

Dazu  gehört  aber  vor  allen  Dingen,  daß  man  eine 
andere  Auffassung  vom  Wert  der  Hochschule  besitzt  als 
Herr  A.,  der  in  seinem  Artikel  hierzu  folgendes  ausführt: 

„Die  Hochschule  ist  nicht  nur  zur  Vermittelung  positiver 
Kenntnisse  da;  —  die  würde  man  größtenteils  auch  aus 
Büchern  sich  aneignen  können.  Der  Wert  der  Hochschule 
liegt  in  der  Erweiterung  des  Gesichtskreises,  in  der  Hebung 
der  Allgemeinbildung,  in  der  Festigung  des  Charakters.  Der 
erzieherische  Wert  der  Hochschuljahre  ist  ihr  Hauptwert.  Alle 
Fakultäten  können  sich  ihre  positiven  Kenntnisse  anderweit 
erwe|-ben;  aber  das  lebendige  Wort,  der  Vortrag,  vermittelt 
tiefere  Eindrücke,  und  selbst  wer  nur  wenige  Vorlesungen' 
besucht,  wird  immer  noch  die  Hochschule  infolge  Umgangs 
mit  Menschen  verschiedenen  Schlages  erheblich  bereichert 
verlassen,  wenn  er  überhaupt  mit  offenen  Augen  in  die  Welt 
sah.  Den  Landmessern  bietet  die  Hochschule  leider  noch 
zu  wenig;  sie  kommen  größtenteils  ohne  genügende  Schul- 
bildung dort  hin;  das  Einleben  in  die  neuen  Verhältnisse- 
hält  schwer;  sie  verbrauchen  noch  zu  viel  Zeit,  um  sich 
erst  aufnahmefähig  für  die  erzieherischen  Einflüsse  des  Hocli- 
schuUebens  zu  machen.  Darum  geht  seit  Jahren  durch  alle 
Fachzeitschriften  die  Klage,  unser  Studium  sei  zu  kurz,  und 
der  Wunsch,  die  Maturität  möge  vorgeschrieben  werden. 
Gerade  der  Jünger  der  niederen  Geodäsie,  für  den  die  höhere 
Mathematik  zum '  größten  Teil  unnötiger  Bailast  ist,  sollte 
eine  gute  Allgemeinbildung  haben,  denn  die  Verantwortung, 
die  durch  die  bestehenden  Bestimmungen  den  Landmessern 
auferlegt  worden  ist,  fordert  einen  Mann,  dem  die  Achtung 
vor  seinem  Berufe  zur  Gewohnheit  geworden  ist,  und  der 
sich  seiner  Verantwortung  auch  jederzeit  voll  bewußt  ist." 

Nach  diesen  Eröffnungen  über  den  Wert  und  Zweck  der 
Hochschule  nimmt  es  uns  allerdings  kein  Wunder,  falls  die 
niedergelegte  Ansicht  allgemeiner  verbreitet  ist,  wenn  beson- 
ders unter  den  Studierenden  der  Geodäsie  oft  ein  so  außer- 
ordentlich hoher  Prozentsatz  sich  befindet,  die  ihr  Examen 
nicht  bestehen,  und  unter  denen,  die  es  bestanden  haben, 
noch  recht  oft  sich  solche  befinden,  die  von  der  Ausübung 
ihrer  Praxis  sehr  wenig  verstehen.  Wir  sind  der  Meinung, 
daß  die  Hochschulen  und  im  besonderen  die  technischen, 
die  Hauptaufgabe  haben,  ihre  Schüler  mit  dem  für  die 
Ausübung  der  Praxis  notwendigen  theoretischen  Wissen  zu 
versehen.  Jedenfalls  darf  Herr  A.  auf  Grund  einer  solchen 
Hochschulausbildung  nicht  das  Recht  für  die  vereideten 
Landmesser  in  Anspruch  nehmen,  zur  Monopolisierung  der 
von  ihm  als  wesentlich  bezeichneten  landmesserischen  Ar- 
beiten, unter  die  er  neben  den  Fortschreibungsarbeiten 
von  den  bei  der  Eisenbahnverwaltung  vorkommenden  vcr- 
messungstcchnischen  Arbeiten  noch  die  folgenden  nennt: 
Kurvenabsteckungen  und  Kurvenausgleichungen,  Ab- 
steckung von  Bauwerken,  die  eine  besondere  Genauig- 
keit erfordern,  z.  B.  von  Lokomotivschuppen,  Bahnsteig- 
hallen, größeren  Brücken-Unterführungen  und  Tunnels, 
tachymetrischen  Gelände-Aufnahmen,  die  ein  liebevolles 
Verständnis  für  die  Bauart  und  Wirkungsweise  der  zum 
Teil  recht  verwickelt  organisierten  und  empfindlichen  In- 
strumente voraussetzen.    Nun  ist  es  Tatsache,  daß  eine 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


375 


ganze  Anzahl  Arbeiten  der  erwähnten  Art  von  Vermes- 
sungstechnikern ausgeführt  worden  sind  und  noch  werden. 
Zum  Aerger  des  Herrn  A.,  der  dazu  schreibt: 

„Es  ist  gewiß  nicht  vorteilhaft  für  den  Staat,  daß  Vor- 
arbeiten selbst  bei  schwierigen  Geländeverhältnissen  in  großem 
Umfange  nur  von  Gehilfen  ausgeführt  werden.  Vereinzelt 
arbeitet  eine  Neubauabteilung  wenigstens  unter  Leitung  eines 
Landmessers;  durchweg  sind  nur  Gehilfen  damit  beschäftigt. 
Daß  dennoch  brauchbare  Ergebnisse  erzielt  werden,  ist  nicht 
zu  verwundern,  weil  man  schließlich  durch  umständliche  und 
zeitraubende  und  ungeschickte  Maßnahmen  noch  immer  das- 
selbe erreichen  kann,  was  man  durch  zielbewußte,  sichere 
Arbeit  sofort  erreichen  würde.  Der  schließliche  Erfolg  beweist 
also  nicht,  daß  nicht  gestümpert  worden  ist.  Daß  ein  geübter 
Landmesser  manches  erheblich  schneller  und  billiger  und  gleich- 
wohl mit  besserer  Bürgschaft  für  die  Sicherheit  erledigen 
würde,  ist  selbstverständlich,  denn  er  allein  ist  verantwortlicii 
für  seine  Arbeit.  Wir  verzichten  daher  darauf,  durch  Beispiele 
zu  beweisen,  daß  wirklich  oft  genug  erhebliche  Schäden  an- 
gerichtet worden  sind.  Da  leider  bis  in  die  jüngste  Zeit 
oft  ganz  junge  Landmesser  von  Bauabteilungen  angenommen 
worden  sind,  die  noch  keine  praktische  Ausbildung  in  Vor- 
arbeiten genossen  hatten,  würden  sich  auch  wohl  Gegen- 
beispiele finden;  denn  auch  ein  Landmesser  muß  in  die 
Praxis  seines  Berufes  eingeführt  werden;  für  ihn  aber  ge- 
nügen wenige  Winke,  kurze  Andeutungen,  und  er  wird  vermöge 
seiner  Vorbildung  und  seines  Verantwortüchkeitsgefühls  schnell 
den  neuen  Stoff  beherrschen.  Wenn  wir  aber  schon  wünschen 
müssen,  daß  selbst  junge,  geprüfte  Landmesser  anfangs  unter 
Leitung  eines  älteren,  praktisch  geschulten  Landmessers  ar- 
beiten, so  sollte  man  um  so  weniger  Gehilfen  selbständig  an 
schwierige  Aufgaben  herantreten  lassen. 

Die  Gehilfen  sind  jedenfalls  sehr  im  Irrtum,  wenn  sie 
aus  den  nakten  Tatsachen,  daß  sie  selbständig  messen,  den 
Schluß  ziehen,  daß  sie  landmesserische  Arbeiten  liefern;  einen 
guten  Teil  dieser  Arbeit  werden  wir  als  Stümperei  ansehen 
müssen.  Die  Verwaltung  erkennt  das  nicht,  weil  ein  ver- 
messungstechnisches Dezernat  fehlt,  und  daher  kann  man  sich 
kaum  wundern,  wenn  hier  und  da  ein  mit  Vorarbeiten  be- 
trauter Dezernent  keinen  Unterschied  zwischen  Landmessern 
und  Gehilfen  zu  machen  weiß,  so  bedauerlich  das  ist.  Die 
Gehilfen  fühlen  sehr  wohl  den  Unterschied  und  sehen  ihre 
Außentätigkeit  sehr  ungern  der  Kontrolle  eines  Landmessers 
unterworfen,  weil  dieser  ihnen  zu  leicht  auf  die  Finger  sehen 
und  das  Verhältnis  der  Leistung  zur  aufgewandten  Zeit  be- 
urteilen kann." 

Was  in  diesen  Worten  gesagt  wird,  heißt  denn  doch 
die  Tatsachen  auf  den  Kopf  stellen  und  die  Rollen  ver- 
wechseln. Man  frage  Landmesser,  die  objektiv  urteilen, 
nach  dem  Wert  unserer  Arbeit  im  Vergleich  zu  der  der 
Landmesser! 

Jahrzehntelang  hat  die  Eisenbahnverwaltung  große  und 
wichtige  vermessungstechnische  Arbeiten  von  Vermes- 
sun^technikern  ausführen  lassen  und  daß  sie  zum  weit- 
aus größten  Teil  richtig  und  prompt  ausgeführt  worden 
sind,  beweist  der  Erlaß  des  Herrn  Ministers  vom  23.  De- 
zember 1908.  Der  Erlaß  wurde  sicher  gründlich  erwogen 
und  aus  Zweckmäßigkeits-  und  Sparsamkeitsgründen  unter 
Berücksichtigung  der  bisherigen  Leistungen  der  Vermes- 
sungstechniker hinausgegeben.  Den  bautechnischen  Dezer- 
nenten, welche  die  Vergebung  der  vermessungstechnischen 
Arbeiten  vornehmen,  wird  durch  Herrn  A.  der  Vorwurf 
gemacht,  daß  sie  im  Gegensatz  zu  dem  administrativen 
Dezernenten  durch  die  Zuteilung  landmesserischer  Arbeiten 
an  Vermessungstechniker  dazu  beitragen,  die  Grenze 
zwischen  Landmesser  und  Vermessungstechniker  zu  ver- 
wischen. Demgegenüber  müssen  wir  doch  betonen,  daß 
der  administrative  Dezernent  eben  in  Unkenntnis  der  Ma- 
terie sich  an  die  gegebenen  Bestimmungen  und  Verord- 
nungen halten  wird,  die  sich  natürlich  auch  bei  der  Eisen- 
bahnverwaltung nur  auf  die  katastermäßigen  Grund- 
erwerbsmessungen beziehen  können.  Anders  der  tech- 
nische Dezernent;  er  kennt  die  zu  erledigenden  Arbeiten 
und  sucht  sich  praktisch  den  Beamten  oder  Angestellten 
heraus,  der  ihm  für  die  Arbeit  am  geeignetsten  erscheint. 
Wenn  diese  Wahl  dann  sehr  oft,  statt  auf  einen  Land- 


messer zu  fallen,  einen  Vermessungstechniker  trifft,  so 
liegt  dies  eben  daran,  daß  der  Vermessungstechniker  auf 
Grund  seiner  tüchtigen  praktischen  Ausbildung  bei  der  er 
oft  mehr  Gelegenheit  gehabt  hat,  seinen  Charakter  zu 
festigen  und  seinen  Gesichtskreis  zu  erweitern,  als  es 
Herr  A.  von  der  Hochschule  voraussetzt,  eher  in  der  Lage 
ist,  die  Arbeiten  auszuführen. 

Herl  A.  beklagt  sich  in  seinem  Artikel  weiter  darüber, 
Vermessungstechniker  mit  der  nötigen  Vorbildung  zur  Er- 
ledigung der  katasteramtlichen  Arbeiten  seien  schwer 
zu  haben  und  sie  setzten  ihrer  Ausbildung  in  diesem  Ar- 
beitskreise einen  passiven  Widerstand  entgegen,  v.eil  ihnen 
durch  solche  Betätigung  die  Aussicht  auf  ihre  bisherige 
auswärtige  Tätigkeit  geschmälert  würde.  Dem  müssen  wir 
entgegenhalten:  Vermessungstechniker,  die  ein  übersicht- 
lich gehaltenes  Feldbuch  nebst  den  sonstigen  Unterlagen 
zur  Bearbeitung  einer  Fortschreibung  erhalten,  werden  mit 
Lust  und  Liebe  diese  Arbeiten  erledigen.  Aber  in  welcher 
Verfassung  befinden  sich  die  Unterlagen  iif  den  meisten 
Fällen!  Die  Arbeiten  verraten  oft  soviel  Unvollkommen- 
heit,  daß  die  Herren  es  häufig  vorziehen,  niemand  hinein- 
sehen zu  lassen.  Außerdem  ist  es  eine  undankbare  Auf- 
gabe für  die  Vermessungstechniker,  solche  Arbeiten  zu  er- 
ledigen, da  sie  ja  als  Anfertiger  derselben  nicht  selbst 
zeichnen  dürfen,  sondern  dies  von  dem  Landmesser  ge- 
schieht, der  außer  der  Feldarbeit  nichts  zur  Erledigung 
der  oft  sehr  umfangreichen  und  schwierigen  Arbeit  bei- 
getragen hat. 

Wenn  Herr  A.  weiter  behauptet,  die  Vermessungs- 
techniker versuchten,  die  Grenze  zwischen  Landniesser- 
arbeit  und  der  ihrigen  zu  verwischen  und  auf  die  Kennt- 
nisse und  Rechte  der  Landmesser  pocht,  die  sie  durch  lang- 
jährige Arbeit  und  große  Geldopfer  erworben  hätten,  so 
ist  er  eben  über  die  Bestrebungen  der  Vermessungs- 
techniker recht  schecht  unterrichtet.  Llnser  ganzes  Streben 
geht  doch  dahin,  die  Grenze  so  scharf  wie  möglich  zu 
ziehen.  Die  Forderungen  der  vereideten  Landmesser  auf 
eine  Erweiterung  ihrer  Ausbildung  haben  wir  stets  für 
berechtigt  erachtet  und  oft  genug  in  diesem  Sinne  ge- 
schrieben. Nur  müssen  wir  es  als  selbstverständlich  be- 
trachten, daß  dann  die  Arbeiten,  bei  denen  wir  den  Land- 
messer ohne  weiteres  ersetzen  können,  auch  von  uns  als 
Vermessungstechniker  ausgeführt  werden.  Dies  liegt  nicht 
nur  im  Interesse  der  Vermessungstechniker  und  vereideten 
Landmesser,  sondern  ganz  besonders  im  Interesse  der 
Staatsverwaltungen,  die  wie  die  Tatsachen  lehren,  keine 
Ursache  haben,  den  größten  Teil  ihrer  vermessungs- 
technischen Arbeiten  (bei  der  Eisenbahnverwaltung  sind 
es  beinahe  80o,o)  von  geprüften  Landmessern  ausführen 
zu  lassen,  weil  zu  diesen  Arbeiten  eine  akademische  Vor- 
bildung nicht  notwendig  ist.  Ein  praktisch  gut  geschulter 
Techniker,  der  seine  theoretischen  Kenntnisse  auf  einer 
technischen  Mittelschule  (Abt.  für  Vermessungstechniker 
im  Anschluß  an  die  Baugewerksschulen)  vervollständigt 
hat,  ist  hier  viel  eher  am  Platze.  Eine  mittlere  Schul- 
bildung ist  notwendig,  damit  bei  der  immer  mehr  zu- 
nehmenden Spezialisierung  der  Arbeiten  der  gute  Boden 
der  nötigen  fachlichen  Allgemeinbildung  vorhanden  ist. 
Dies  ist  eine  Forderung,  die  unser  Verband  schon  seit 
Jahren  vertritt;  hoffen  wir,  daß  durch  die  demnächstige 
Verwaltungsreform  diese  Forderung  der  Vermessungs- 
techniker ihrem  Ziele  näher  gebracht  wird. 

Bei  Gelegenheit  der  Beratung  des  Staatshaushaltseta's 
im  preußischen  Abgeordnetenhause,  36.  Sitzung  am 
25.  Februar  1911,  haben  sich  verschiedene  Abgeordnete  bei 
der  Beratung  des  Antrages  der  Abgeordneten  Lieber  und 
Genossen,  betreffend  Revisionen  des  Gebührentarifs  für  di? 


376 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  24 


Katasterämter,  ebenfalls  über  die  Erledigung  der  Vermes- 
sungsarbeiten,  für  die  ein  akademisches  Studium  nicht 
notwendig  ist,  wie  folgt  ausgedrückt: 

Abgeordneter  Dr.  Bell,  Essen  (Ztr.):  Meine  Herren, 
schliefJlich  möchte  ich  nicht  unterlassen,  darauf  hinzuweisen, 
daß  in  mehreren  Zeitschriften  und  Zeitungen  auch  ein  Vor- 
schlag gemacht  worden  ist,  der  sich  auf  eine  andere  Gestal- 
tung des  ganzen  Vermessungswesens  und  auf  eine  anders 
geartete  Uebertragung  der  Vermessungsarbeiten  bezieht,  als 
das  jetzt  der  Fall  ist.  In  einer  dieser  Eingaben  ist  insbesondere 
darauf  hingewiesen  worden,  daß  bei  der  in  Aussicht  ge- 
nommenen Verwaltungsreform  die  Staatsregierung  in  Ueberein- 
stimmung  mit  dem  Wunsche  des  Abgeordnetenhauses  in  der 
Hauptsache  sich  von  dem  Grundsatze  leiten  lasse,  alle  Ar- 
beiten, zu  deren  Ausführung  eine  geringere  Qualifikation  aus- 
reichend sei,  Beamten  mit  niedrigerem  Gehalt  und  Rang  zu 
übertragen.  Auf  Grund  dieser  allgemeinen  Erwägung  ist  dann 
der  Vorschlag  gemacht  worden,  daß  diese  Grundgedanken 
auch  auf  die  an  die  Katasterzeichner  abzugebenden  Ver- 
messungsarbeiten zu  übertragen  .seien.  Zur  Begründung  wird 
darauf  hingewiesen,  daß  der  überwiegend  größte  Teil  der 
Vermessungsarbeiten  in  der  Katasterverwaltung,  Eisenbahn- 
verwaltung und  Generalkommission  denjenigen  einfachen  geo- 
metrischen Arbeiten  beizuzählen  sei,  zu  deren  Erledigung  weder 
höhere  Schulbildung  noch  akademische  Kenntnisse  notwendig 
seien.  Diese  einfacheren  Vermessungen  würden  aber  jetzt,  ab- 
gesehen von  wenigen  Ausnahmen,  nur  von  studierten  Land- 
messern ausgeführt.  Selbst  hervorragende  Landmesser,  deren 
Namen  von  gutem  Klang  seien,  hätten  schon  seit  Jahren  einer 
Scheidung  der  Vermessungsarbeiten  in  höhere  und  niedere  das 
Wort  geredet.  Die  Eingabe  schließt  dann  mit  dem  Wunsche, 
daß  die  Staatsregierung  hier  im  Interesse  des  Staatssäckels 
mit   durchgreifenden    Reformen   vorgehen  möge. 

Meine  Herren,  ich  gebe  den  Inhalt  dieser  Eingabe  der 
Königlichen  Staatsregierung  zur  Erwägung;  ich  setze  dabei 
voraus,  daß  wenn  diesen  Anträgen  stattgegeben  werden  soll, 
die  Zuverlässigkeit  der  Vermessungen  in  keiner  Weise  leiden 
darf.  Ich  will  ja  gewiß  nicht  verkennen,  daß  die  Unter- 
scheidung zwischen  einfachen  und  schwierigen  geometrischen 
Arbeiten  im  einzelnen  Falle  nicht  leicht  sein  wird,  und  daß 
es  namentlich  nicht  einfach  sein  wird,  hier  die  zuständige 
Behörde  oder  den  zuständigen  Beamten  zu  bestimmen,  der 
für  die  Unterscheidung  dieser  beiden  Gruppen  maßgebend 
sein  soll.  Immerhin  aber  wird  die  Königliche  Staatsregierung 
bei  der  Prüfung  dieser  Präge,  wenn  sie  im  allgemeinen  auf 
den  von  mir  vorgetragenen  Grundgedanken  einzugehen  ge- 
neigt ist,  wohl  den  richtigen  Weg  finden. 

Abgeordneter  Lieber  (natl.) :  ....  Dann  möchte  ich  mich 
noch  kurz  mit  einigen  Aeußerungen  befassen,  die  Herr  Kollege 
Dr.  Bell  zuletzt  getan  hat,  und  die  meiner  Auffassung  durch- 
aus entsprechen.  Ich  habe  schon  früher  bei  der  Etatsberatung 
darauf  hingewiesen,  daß  es  im  Sinne  der  Bestrebungen  liegt, 
die  wir  bei  unserer  Verwaltungsreform  verfolgen,  wenn  es 
irgend  tunlich  erscheint,  einen  Teil  der  Vermessungsarbeiten, 
auf  die  Katasterzeichner  zu  übertragen.  Meine  Herren,  ich 
erinnere  daran,  daß,  soweit  mir  mitgeteilt  worden  ist,  bei 
den  Grundsteuervermessungen  in  den  70er  Jahren  nicht  nur 
geprüfte  Landmesser,  sondern  auch  zu  einem  großen  Teil 
sonstige  Hilfskräfte,  die  eben  nur  zu  diesem  Zwecke  aus- 
gebildet worden  waren,  mitgewirkt  haben.  Ich  möchte  es 
deshalb  wohl  für  möglich  halten,  daß  erprobte  und  erfahrene 
Katasterzeichner  dazu  herangezogen  und  ausgebildet  werden, 
gewisse  Vermessungsarbeiten  selbständig  auszuführen,  und  ich 
würde  das  für  sehr  wünschenswert  erachten. 

Ferner  ersehen  wir  aus  den  Mitteilungen  der  kVer- 
einigung  selbständiger  in  Preußen  vereideter  Landmesser 
zu  Berlin  folgendes: 

Die  V  e  r  m  e  s  s  u  n  g  s  a  r  b  e  i  t  e  n  in  der  preußischen 
Staatsverwaltung. 

Bei  der  in  Aussicht  genommenen  Verwaltungsreform  soll 
sich  bekanntlich  die  Staatsregierung,  in  Uebereinstimmung  mit 
dem  Wunsche  des  Abgeordnetenhauses,  in  der  Hauptsache  von 
dem  Grundsatz  leiten  lassen,  alle  Arbeiten,  zu  deren  Ausführung 


geringere  Qualifikation  ausreichend  ist,  Beamten  mit  niedrigerem 
Rang  und  Gehalt  zu  übertragen. 

So  ist  der  überwiegend  größte  Teil  der  Vermessungsarbeiten 
in  der  Katasterverwaltung,  Eisenbahnverwaltung  und  General- 
kommission denjenigen  einfachen  geometrischen  Arbeiten  bei- 
zuzählen, zu  deren  Erledigung  weder  höhere  Schulbildung,  noch 
akademische  Kenntnisse  notwendig  sind.  Diese  einfacheren 
Messungen  werden  aber  jetzt,  abgesehen  von  wenigen  Aus- 
nahmen, nur  von  studierten  Landmessern  ausgeführt. 

Selbst  hervorragende  Landmesser,  deren  Namen  einen  guten 
Klang  haben,  haben  schon  seit  Jahren  einer  Scheidung  der 
Vermessungsarbeiten  in  höhere  und  niedere  das  Wort  geredet. 

Möge  die  Staatsregierung  hier  ir;  Interesse  des  Staats- 
säckels mit  durchgreifenden  Reformen  vorgehen. 

Die  Aufnahme  dieser  Zeilen  ohne  Kommentar  in  dem 
Organ  der  selbständigen  Landmesser  scheint  uns  ein  Be- 
weis dafür,  daß  man  auch  in  jenen  Kreisen  sich  der  Auf- 
fassung nicht  mehr  verschließen  kann,  daß  den  Arbeiten 
der  Techniker,  die  sie  ja  auch  schon  bisher  in  den  Privat- 
geschäften selbständig  erledigt  haben,  allgemein  Geltung 
verschafft  werden  muß. 

Wir  erwarten  von  den  Reformen  der  Staatsverwal- 
tungen eine  durchgreifende  Aenderung  über  die  Aus- 
führung von  Vermessungsarbeiten,  bei  denen  die  Aus- 
führungen der  vorerwähnten  Herren  Abgeordneten,  die 
naturgemäß  bei  dem  zur  Beratung  stehenden  Antrag  nur 
von  der  Bearbeitung  der  Vermessungen  bei  der  Kataster- 
verwajtung  reden  konnten,  die  aber  auf  sämtliche  Zweige 
des  Vermessungswesens  zutreffen,  die  nötige  Berücksichti- 
gung finden. 

Wir  müssen  es  uns  versagen,  weiter  auf  den  Artikel 
des  Herrn  A.  einzugehen,  und  weisen  zum  Schluß  die 
darin  erhobenen  unzutreffenden  Behauptungen  und  un- 
gerechten Vorwürfe  energisch  zurück.  Hoffen  wir,  daß 
die  erfahrenen  und  einsichtigen  unter  den  vereideten  Land- 
messern ihren  Einfluß  in  Zukunft  dahin  geltend  machen, 
d  i  e  Angehörigen  ihres  Standes,  die  sich  berufen  fühlen,  den 
eigenen  Stand  auf  Kosten  eines  anderen  in  ein  besseres 
Licht  zu  rücken,  davon  zu  überzeugen,  wie  wenig  glück- 
lich diese  Art  von  Standesvertretung  ist. 

Auf  die  maßlosen  Angriffe  des  Stadtlandmessers 
Banditt  haben  wir  von  einer  Erwiderung  an  dieser  Stelle 
abgesehen,  weil  wir  die  ganzen  Ausführungen  als  rein 
persönliche  Aeußerungen  eines  Einzelnen  ansahen.  Eine 
gründliche  Behandlung  hat  die  Angelegenheit^im  übrigen  in 
dem  Unterorgan  unseres  Verbandes :  „Der  Technische  Ge- 
meindebeamte", als  der  dazu  geeignetsten  Stelle  (Heft  3, 
4  und  5),  gefunden. 

Nachdem  aber  der  Stadtlandmesser  Banditt  in  dem 
anonymen  Artikelschreiber  A.  eine  verwandte  Seele  ge- 
funden hat,  ist  es  an  der  Zeit,  solche  Angriffe  auch  an 
dieser  Stelle  zurückzuweisen. 

Uns  Vermessungstechnikern  soll  es  ein  Ansporn  sein 
zum  engeren  Zusammenschluß,  zum  weiteren  Streben  und 
zur  nachdrücklichen  Vertretung  unserer  berechtigten  Aus- 
bildungsforderungen, denen  sich  eine  einsichtsvolle  Re- 
gierung zur  Heranbildung  eines  auch  zukünftig  leistungs- 
fähigen Yermessungstechnikerstandes  nicht  verschließen 
möge;  nicht  zuletzt  im  Interesse  der  eigenen  Verwaltung. 

Die  Interessengruppe 
der  Vermessungstechniker  Deutschlands  im  D.  T.-V. 

I.  A. :  J  außen,  1.  Vorsitzender. 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


377 


KULTUR  UND  KUNST 


Platz  und  Monument 

Den  Fragen  des  Stadtbaues  wendet  sich  seit  Jahren 
ein  erhöhtes  Interesse  zu.  Seit  Camillo  Sitte  einer  größeren 
Zahl  die  Augen  über  die  SchändHchkeiten  unseres  Städte- 
baues öffnete,  widmen  sich  die  Künstler  mit  Eifer  der 
schönen  Gestaltung  des  Stadtbildes.  Man  schaute  rück- 
wärts und  verglich  das  Städtebild  vergangener  Zeiten  mit 
dem,  was  wir  geschaffen  haben.  Das  Malerische  des 
alten  Bildes  lockte  uns  am  meisten,  ja  es  verlockte  uns, 
das  Malerische  systematisch  zu  suchen,  um  zu  gleichen 
Effekt  zu  gelangen.  Aber  auch  hierbei  können  funda- 
mentale Fehler  begangen  werden. 

Vor  diesen  Fehlern  uns  zu  schützen,  im  besonderen 
bei  der  Gestaltung  der  Plätze  und  der  Einfügung  der 
Monumente,  unternimmt  A.  E.  Brinckmann  in  einer  ein- 
gehenden Abhandlung  (vergleiche  Bücherschau).  Wir 
werden  an  den  Beispielen  der  verschiedenen  Kunstepochen 
vorübergeführt,  um  nicht  nur  das  „Wie"  sondern  auch 
das  „Warum"  kennen  zu  lernen.  Anstelle  der  stimmungs- 
mäßigen Begeisterung  tritt  die  Analyse! 

Danach  warnt  Brinckmann  vor  dem  Extrem  im  mo- 
dernen Städtebau,  in  das  man  verfällt,  wenn  man  historische 
Stadtpläne  nachbildet.  „Bei  dem  Studium  der  Leistungen 
vergangener  Jahrhunderte  aber  sollten  wir  uns  angelegen 
sein  lassen,  vom  Objekt  das  Gesetz  zu  empfangen,  sollten 
nicht  in  hebenswürdiger  Begeisterung  zu  flüchtig  mit 
modernen  Augen  sehen  und  dem  historischen  Städtebau 
Schönheiten  unterschieben,  um  die  er  sich  nie  und  nimmer 
bemühte." 

Das  Wichtigste,  was  der  Städtebauer  zu  entwickeln 
hat,  ist  ein  eigenes  Raumgefühl.  Der  Städtebauer  ist  nicht 
weniger  Raumkünstler  als  der  Architekt.  Damit  kommt 
das  angeführte  Werk  zu  dem  Schluß:  Städte  bauen  heißt: 
mit  dem  Hausmaterial  Raum  gestalten!  Zu  diesem  Zwecke 
ist  in  dem  Buche  Material  gesammelt,  das  jeden  an- 
regen wird,  der  Platz  und  Monument  im  Städtebau  be- 
wältigen muß. 


WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  M 


Die  Stellung  des  Hansabundes  zum  Verdingungswesen 

Die  Klagen,  namentlich  aus  gewerblichen  und  in- 
dustriellen Kreisen,  über  die  Unzulänglichkeit  des  Ver- 
dingungswesens  wollen  nicht  zur  Ruhe  kommen.  Den  Be- 
schwerden kann  man  auch  eine  gewisse  innere  Berechtigung 
nicht  absprechen.  Auch  die  Behörden  scheinen  die  Re- 
formbedürftigkeit anzuerkennen,  da  sie  selbst  Bestim- 
mungen erlassen  haben,  die  den  Auswüchsen  steuern 
sollen.  Der  Kernpunkt  der  Klagen  dürfte  zweifellos  der 
sein,  daß  gerade  das  Handwerk  und  ebenso  auch  die 
mittleren  Betriebe  von  der  Schleuderkonkurrenz  an  die 
Wand  gedrückt  werden. 

Jetzt  hat  auch  der  Hansa  b  und  diese  Angelegen- 
heit in  die  Hand  genommen.  Er  hat  eine  Kommission, 
bestehend  aus  Handwerkern,  Kaufleuten  und  Industriellen, 
mit  der  Ausarbeitung  von  „Grundzügen  eines  Gesetz- 
entwurfs über  das  Verdingungswesen  für  das  Deutsche 
Reich"  betraut.  Die  von  der  Kommission  ausgearbeiteten 
und  vom  Hansabund  angenommenen  Vorschläge  be- 
stimmen in  den  §§2  bis  6,  wann  die  Behörden  freihändig 
vergeben  dürfen,  wann  die  beschränkte  und  wann  die  un- 
beschränkte Verdingung  anzuwenden  ist. 

§  7  bringt  zwar  nicht  ein  völliges  Verbot  der  Ver- 
dingung an  Qeneralunternehmer,  beschränkt  aber  die  Mög- 
lichkeit der  Heranziehung  von  Generalunternehmern  auf 
ganz  bestimmte  und  genau  bezeichnete  Fälle. 

Die  §§8  und  Q  regeln  die  Form  der  Ausschreibung, 
wobei  hervorzuheben  ist,  daß  die  Aufführung  von  Neben- 
leistungen in  den  Ausschreibungen  zu  einer  zwingenden 


Vorschrift  gemacht  worden  ist.  Es  soll  dadurch  dem 
Uebelstande  abgeholfen  werden,  daß  für  die  Preisberech- 
nung behördliche  Forderungen  in  Betracht  kommen,  die  der 
Submittent  sich  nur  mühsam  aus  den  besonderen  behörd- 
lichen Bedingungen  zusammensuchen  muß. 

Die  §§10  und  11  enthalten  Bestimmungen  über  die 
Bemessung  der  Lieferfristen  und  der  Fristen  für  die  Ein- 
reichung der  Gebote. 

§  12  regelt  die  Vergütung  der  Kostenanschläge,  Pro- 
jekte, zeichnerische  Unterlagen,  Modelle  usw.  Dadurch 
können  die  Schäden  abgewendet  werden,  die  dem  Gewerbe- 
stande durch  die  unentgeltlichen  Vorarbeiten  für  Beteili- 
gung an  Verdingungen  über  das  berechtigte  Maß  hinaus 
entstehen. 

Die  §§  13  bis  18  enthalten  die  Grundzüge  für  das 
Institut  der  Sachverständigen.  Danach  sollen  Sachverstän- 
dige von  der  Behörde,  sobald  handwerksmäßige  Arbeiten 
in  Betracht  kommen,  schon  vor  der  Ausschreibung  bei  der 
Aufstellung  des  Spezialkostenvoranschlages  hinzugezogen 
werden.  Um  der  Mitwirkung  der  Sachverständigen  ein 
größeres  Gewicht  zu  verleihen,  soll  ihnen  ein  Beschwerde- 
recht an  die  'der  ausschreibenden  vorgesetzte  Behörde  zu- 
stehen. Für  die  Warenlieferungen  sollen  Sachverständige 
ernannt  werden.  Dagegen  empfehlen  die  Grundsätze,  bei 
Abnahme  von  Arbeiten,  Leistungen  und  Lieferungen  den 
Sachverständigen  nur  auf  Antrag  eines  Interessenten  mit- 
wirken zu  lassen,  da  es  eine  unnötige  Geschäftserschwernis 
wäre,  wenn  auch  in  nichtstrittigen  Fällen  ein  Sach- 
verständiger hinzugezogen  werden  müßte.  Die  Ernennung 
der  Sachverständigen  soll  den  Handels-  und  Handwerks- 
kammern übertragen  werden.  Die  Sachverständigen  sollen 
angemessen  entschädigt  werden. 

§  19  handelt  von  der  Stellung  einer  Sicherheit.  Da- 
nach ist  bares  Geld,  welches  als  Sicherheit  gegeben  wird, 
mit  4o/o  zu  verzinsen. 

Die  §§20  bis  24  regeln  die  Zuschlagserteilung.  Vor- 
angestellt ist  hier  der  Satz,  daß  der  Zuschlag  nicht  aus- 
schließlich nach  dem  Mindestangebot  erfolgen,  sondern 
demjenig'en  erteilt  werden  soll,  dessen  Angebot  die  größt- 
mögliche Gewähr  für  preiswerte  und  solide  Ausführung 
bietet.  Der  Beurteilung  der  Angebote  soll  der  behörd- 
liche Kostenvoranschlag  zugrunde  gelegt  und  im  all- 
gemeinen keinem  Angebot  der  Zuschlag  erteilt  werden, 
das  15",o  oder  mehr  unter  diesem  Kostenvoranschlag  zu- 
rückbleibt. 

Die  §§  25  bis  28  enthalten  Vorschriften  über  den  von 
den  Behörden  innezuhaltenden  Zahlungsmodus,  über  die 
Gewährzeit  und  den  Gefahrenübergang  und  über  die  Fest- 
setzung einer  Vertragsstrafe. 

Im  §  29  wird  gesagt,  daß  bei  Arbeitsniederlegungen 
die  Verlängerung  aller  Fristen  erfolgen  soll,  sofern  den 
Arbeitgebern  nachweislich  kein  Verschulden  trifft.  Das- 
selbe gilt  für  den  Fall  der  Aussperrung  seitens  der  Ar- 
beitnehmer. 

§  30  weist  die  Entscheidung  von  Streitigkeiten  über 
die  Vertragsstrafe  sowie  Arbeitsniederlegungen  und  Aus- 
sperrungen den  ordentlichen  Gerichten  zu,  während  für 
alle  übrigen  Streitfälle  Schiedsgerichte,  die  von  beiden 
Parteien  zu  besetzen  sind,  urteilen  sollen. 

Der  letzte  §  —  31  —  soll  die  Durchführung  des  Ge- 
setzes sichern,  indem  entgegenstehende  Abmachungen  für 
nichtig  erklärt  werden. 

Wie  man  aus  diesen  Vorschlägen  ersieht,  haben  hierbei 
einzig  nur  die  Interessen  des  Unternehmers  ihr  Sprach- 
rohr gefunden,  während  man  die  Forderungen  der  An- 
gestellten an  Verdingungsverträge  —  die  doch  einen  großen 
Teil  der  Hansabundmitglieder  ausmachen  —  überging.  Es 
dürfte  dem  Hansabund  nicht  unbekannt  sein,  wie  schwer 
die  Konkurrenzklausel  auf  uns  lastet,  wie  oft  uns  schon 
die  Koalitionsfreiheit  beschnitten  wurde,  welches  Miß- 
verhältnis in  unzähligen  Fällen  zwischen  der  Entlohnung 
der  Arbeitnehmer  und  den  geforderten  Leistungen  besteht. 

Vor  allem  aber  muß  die  Frage  aufgeworfen  werden: 
Warum  wurden  denn  zu  den  Kommissionsberatungen  keine 
Angestellte  zugezogen?    .Wir  zweifeln  nicht  daran,  daß 


378 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  24 


es  diesen  gelungen  wäre,  die  Kommission  von  der  Not- 
wendigkeit zu  überzeugen,  daß  dem  §  23  ein  Passus  hinzu- 
gefügt werden  muß.  Etwa  in  der  Fassung:  Von  der 
Zusctilagserteilung  auszuschließen  sind:  f)  diejenigen 
Unternehmungen,  weiche  ihren  Angestellten  und  Arbeitern 
eine  Konkurrenzklausel  auferlegen,  oder  Koalitionsfreiheit 
nicht  gewähren,  welche  die  Tarifverträge  nicht  einhalten, 
oder  aber  ihren  Arbeitnehmern  eine  Entlohnung  bieten, 
die  in  keinem  gesunden  Verhältnis  zu  den  geforderten 
Leistungen  steht. 

In  der  Begründung,  die  der  Hansabund  diesem  Ent- 
wurf mit  auf  den  Weg  gibt,  ist  unter  anderem  auch  zu 
lesen,  ,,daß  bei  der  Befriedigung  der  wirtschaftlichen  Be- 
dürfnisse von  Reich,  Staat  und  Kommunen  usw.  nicht 
die  Erzielung  möglichst  großer  Vorteile  auf  Kosten  der 
einzelnen  Gewerbetreibenden  den  Ausschlag  gibt;  es 
müssen  vielmehr  auch  volkswirtschaftliche,  soziale  und 
ethische  Gesichtspunkte  mit  zur  Entscheidung  heran- 
gezogen werden".  Das  ist  richtig.  Der  hier  vom  Hansa- 
bund ausgesprochene  Satz  müßte  ihn  aber  konsequenter- 
weise von  selbst  darauf  stoßen,  dieselben  „volkswirtschaft- 
lichen, sozialen  und  ethischen  Gesichtspunkte"  auch  dem 
anderen  Teil  seiner  Mitglieder,  den  wirtschaftlich  schwachen 
Arbeitnehmern,  zuzubilligen.  Es  geht  doch  nicht  an,  in 
einem  Atemzug  für  die  eine  Partei  Rechte  zu  fordern 
und  die  gleichen  Rechte  der  anderen  Partei  abzuerkennen. 
Einen  Ausgleich  zwischen  den  Forderungen  beider  Par- 
teien zu  finden,  dessen  Herbeiführung  mit  Fug  und  Recht 
verlangt  werden  kann,  das  müßte  der  Angelpunkt  in  den 
Bestrebungen  des  Hansabundes  sein.  Go. 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG  H  ::  H  H 


Die  Oartenstadtbewegung  in  Berlin 

Die  deutsche  Gartenstadtbewegung  hat  in  den  letzten 
Jahren  erfreuliche  Fortschritte  aufzuweisen.  In  den  ver- 
schiedensten Städten  sind  Ansätze  zu  Gartenstadtgrün- 
dungen gemacht  worden.  In  Neukirchen  bei  Chemnitz 
sind  von  der  dortigen  Gartenstadtgenossenschaft  im 
vorigen  "^ahre  die  ersten  Häuser  gebaut  worden.  In  Sorau, 
in  Ansbach,  in  Mannheim,  in  Karlsruhe,  in  Ratshof  bei 
Königsberg,  in  Wandsbeck  sind  gemeinnützige  Genossen- 
schaften mit  der  Errichtung  von  Gartenstädten  beschäf- 
tigt. In  Magdeburg  wohnen  im  Hopfengarten  schon 
400  Personen.  Am  weitesten  ist  die  Gartenstadt  Hellerau 
bei  Dresden  gediehen.  Hier  ist  die  Gründung  besonders 
großzügig  angelegt.  Ein  Gelände  von  mehreren  Hundert 
Hektaren  ist  erworben.  Die  Siedelung  ist  auch  insofern 
musterhaft,  als  sie  in  sich  Industrie  und  Wohnungen  ver- 
einigt. Die  Dresdner  Werkstätten  für  Handwerkskunst 
haben  sich  in  Hellerau  niedergelassen.  Dadurch  ist  der 
Gartenstadt  von  vornherein  ein  guter  Aufschwung  ver- 
bürgt. Zugleich  aber  kann  gezeigt  werden,  in  wie  idealer 
Weise  Industrie  und  Wohnstätten  in  einer  Siedelung  ver- 
einigt werden  können. 

Alle  die  genannten  Gründungen  sind  erst  in  den  letzten 
beiden  Jahren  erfolgt.  Die  Saat,  die  die  deutsche  Garten- 
stadtgesellschaft mit  ihrer  Propaganda  seit  etwa  5  bis 
6  Jahren  ausgestreut  hat,  ist  nach  einigen  Wartejahren  recht 
kräftig  aufgegangen.  Man  merkt,  der  Gedanke,  mit  unserem 
Mietskasernensystem  zu  brechen  und  die  Wohnungen  mehr 
in  die  freie  Natur  zu  setzen  und  damit  die  verloren  ge- 
gangene Berührung  mit  der  Natur  wiederherzustellen,  ist 
einem  weitverbreiteten  Bedürfnis  entgegen  gekommen.  Wir 
Deutsche  haben  uns  mehr  als  jedes  andere  Volk  in  Micts- 
kästen  zusammen  pferchen  lassen.  Wir  haben  eine  kapi- 
talistische Ausnutzung  des  städtischen  Bodens  über  uns 
ergehen  lassen,  die  jedes  freie  Fleckchen  in  der  Stadt  nur 
von  dem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet  hat,  wie  viol 
Tausende  kann  es  durch  die  stärkste  Ueberbauung  bring.^n. 

Merkwürdigerweise  hat  in  Berlin  der  Gartenstadt- 
gedanke am  spätesten  Fuß  gefaßt.  Hier,  wo  er  am 
nötigsten  ist.  I)enn  wenn  irgendwo  eine  viel  zu  dicliic 
Bebauung  vorhanden  ist,  so  ist  es  Berlin.   Denn  hier  habon 


wir  77  Bewohner  auf  ein  Haus,  gegen  8  in  London.  Und 
dabei  ist  es  nicht  nur  Berlin  im  engeren  Sinn,  das  viel 
zu  dicht  bebaut  ist.  Die  Vororte  sind  es  leider  ganz 
ebenso.  In  Rixdorf  wohnen  sogar  noch  mehr  Menschen 
auf  den  Hektar  als  in  Berlin.  Dabei  sollte  es  eigentlich 
selbstverständlich  sein,  daß  in  Groß-Berlin  die  Bebauung 
abgestuft  ist,  daß  die  Vororte,  wo  der  Grund  und  Boden 
vor  wenigen  Jahrzehnten  doch  nur  Kartoffellandwert  hatte, 
eine  viel  niedrigere  Bebauung  hätten  als  Berlin. 

Aber  in  Berlin  hat  erstens  die  Spekulation  Meilen 
weit  hinaus  das  Land  festgelegt.  Man  muß  heute  schon 
sehr  weit  hinausgehen,  ehe  man  Land  zu  Preisen  erstehen 
kann,  daß  es  möglich  ist,  eine  Gartenstadt  zu  errichten. 
Und  dann  ist  der  Verkehr  in  Berlin  noch  so  rückständig, 
daß  man  verhältnismäßig  viel  Zeit  braucht,  um  von  der 
Wohnung  nach  Berlin  zu  kommen.  Mit  Großstädten  wie 
Paris,  London,  New  York,  Chicago,  Boston  kann 
Berlin  hinsichtlich  des  Schnellbahnverkehrs  leider  nicht 
konkurrieren. 

Die  erste  gartenstadtähnliche  Gründung  in  Berlin  ist 
allerdings  schon  ziemlich  alt.  Es  ist  die  freie  Scholle 
in  Waidmannslust.  Aber  die  Kolonie  ist  ziemlich  klein 
angelegt  und  nicht  als  selbständiges  Ganze  gedacht.  Sie 
umfaßt  nur  einige  Straßen.  Seit  einigen  Jahren  ist  das 
Gelände  bereits  vollständig  ausgebaut. 

Sodann  ist  die  Gartenvorstadtgenossen- 
schaft  Groß-Berlin  entstanden.  Sie  ist  seit  Jahr 
und  Tag  auf  der  Suche  nach  einem  geeigneten  Gelände. 
Mehrmals  stand  sie  schon  vor  dem  Abschluß.  Aber 
immer  wieder  boten  sich  Schwierigkeiten.  Dann  ist  der 
Beamtenheimstättenverein  entstanden.  Er  will 
gleich  an  mehreren  Stellen  siedeln.  Aber  man  hat  noch 
nicht  gehört,  daß  er  irgendwo  festen  Fuß  gefaßt  hat. 
Auch  der  Berliner  Beamten  wohnungs  verein, 
der  bisher  Mietskasernen  in  den  Berliner  Vororten  ge- 
gründet hat,  will  sich  jetzt  hinauswagen  an  die  freie  Luft 
und  Einfamilienhäuser  in  den  entfernteren  Vororten 
gründen. 

In  gewissem  Sinne  am  weitesten  gediehen  ist  die 
Berliner  Heimstättengenossenschaft.  Sie 
hat  unter  sehr  günstigen  Bedingungen  ein  Gelände  an  der 
Hand  zwischen  Eichwalde  und  Zeuthen.  Die  Option  um- 
faßt zunächst  88  Morgen.  Sie  kann  aber  ohne  weiteres  auf 
270  Morgen  für  später  erweitert  werden.  Das  Gelände 
eignet  sich  prächtig  zu  einer  Gartenstadt.  Es  ist  etwas 
wellig,  enthält  einen  großen  Teil  schönen  Wald.  Vom 
Bahnhof  Eichwalde  liegt  es  ^/o  Stunde,  vom  Bahnhof 
Zeuthen  10  Min.  entfernt.  Die  Fahrzeit  von  Berlin  nach 
Eichwalde  beträgt  30  Min.  Die  Genossenschaft  hat  An- 
teile ausgegeben  zu  300  M.  Diese  werden  in  monatlichen 
Raten  von  5  M  eingezahlt,  wenn  man  nicht  in  der  Lage 
ist,  sofort  voll  zu  zahlen.  Die  Bedingungen,  unter  denen 
man  eine  Baustelle  oder  ein  Haus  oder  auch  nur  einen 
Platz  zu  einer  Gartenanlage  erwirbt,  werden  später  \on 
Fall  zu  Fall  festgesetzt.  Das  Bureau  der  Berliner  Heim- 
stättengenossenschaft befindet  sich  in  Berlin,  Potsdamer 
Straße  66,  wo  auch  die  Ansiedelungsbank  für  genossen- 
schaftlichen Grundbesitz  ihr  Heim  aufgeschlagen  hat.  Wir 
können  den  Beitritt  nur  angelegentlich  empfehlen.  Wer 
zuerst  kommt,  hat  die  meisten  Aussichten  auf  Berück- 
sichtigung. 

In  Berlin  haben  auch  Spekulanten  und  Aktiengesell- 
schaften sich  angemaßt,  ihren  Gründungen  den  Namen 
Gartenstadf  zu  geben.  So  bezeichnet  sich  Frohnau  als 
Gartenstadt.  Auch  die  Firma  Winckler  spricht  von  ihrer 
Gartenstadt  Hoppegarten  oder  Nikolauswald.  Aber  das 
sind  Spekulationsgründungen.  Hier  haben  die  Gründer 
die  Bodenwerte  ganz  ungemein  verteuert.  In  Frohnau 
z.  B.  können  jetzt  nur  noch  wohlhabende  Leute  sich  nieder- 
lassen. 

Die  kapitalistische  Besiedelung  hat  in  Berlin  Schiff- 
bruch gelitten.  Sie  hat  uns  entweder  die  scheußlichen 
Mielskästen  gebracht,  (^der  wo  sie  Brauchbares  ge- 
schaffen hat,  wie  in  Nikolassee  oder  Karlshorst  oder  Zehlen- 
dorf-West,  da  sind  die  Preise  für  den  gewöhnlichen  Sterb- 
lichen nicht  zu  bezahlen. 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


379 


Die  Zukunft  hat  deshalb  die  genossenschaftliche  Be- 
siedelung.  Innerhalb  der  Hochbauordnung  haben  die  Bau- 
genossenschaften bereits  Tüchtiges  geleistet.  Jetzt  muß 
aber  die  Parole  werden:  Jeder  sein  eigenes  Heim  auf 
eigener  Scholle.  Eine  genossenschaftliche  Besiedelung  hat 
vor  der  kapitalistischen  ungemeine  Vorzüge.  Mit  ge- 
ringen Mitteln  kann  man  da  schon  ein  Häuschen  erwerben, 
einen  eigenen  Garten  mit  noch  weniger.  Zieht  man  aus 
Berlin  fort  oder  ist  man  der  Sache  überdrüssig,  so  nimmt  die 
Genossenschaft  das  Eigentum  zurück.  Die  Ausschaltung 
der  Spekulation  hält  die  Preise  niedrig.  Eine  Genossen- 
schaft kann  gemeinschaftliche  künstlerische  und  soziale 
Zwecke  verfolgen.  Nur  darauf  kommt  es  an,  daß  die  große 
Masse  sich  entschließt,  selbst  zu  helfen,  daß  sie  ihre  Spar- 
gelder nicht  in  Industriepapieren  oder  in  kommunalen  Spar- 
kassen anlegt,  die  nur  an  den  großstädtischen  Hypotheken- 
markt gehen,  sondern  für  .Wohnungszwecke,  die  ihr  selbst 
zugute  kommen.  H.  K  ö  t  s  c  h  k  e. 


::  H  ::  II    STANDESBEWEGUNG    ::  ::  ::  H 


Den  Angestellten  der  Mannebetriebe 

wird  gegenwärtig  ein  neuer  Privatdienstvertrag  vorgelegt, 
der  wesentliche  Verschlechterungen  des  bisherigen  Zu- 
standes  bringt. 

Die  Werfthilfstechniker,  die  Bautechniker  der  Kaiserl. 
Werften  und  die  der  Marine-Garnisonbauverwaltungen  der 
Kaiserl.  Marine,  die  bisher  in  einem  gewissen  Beamten- 
verhältnis standen,  sollen  nunmehr  formell  gekündigt  und 
auf  Privatdienstvertrag  neu  angestellt  werden.  Die  Inten- 
danturen Kiel  und  Wilhelmshaven  haben  den  ca.  70  An- 
gestellten ihres  Bereiches  auf  Veranlassung  des  Reichs- 
Marine-Amtes  die  Kündigung  bereits  zugehen  lassen.  Der 
bekannt  gewordene  Privatdienstvertrag  zeichnet  sich  durch 
Bestimmungen  aus,  die  man  sonst  nur  in  Verträgen  der 
reaktionärsten  Scharfmacher  der  Großindustrie  gewohnt  ist. 
In  den  Kreisen  der  Beteiligten  ist  die  Empörung  darüber 
begreiflicherweise  groß,  so  daß  zu  allerlei  Befürchtungen 
Anlaß  vorhanden  ist.  Die  Verbandsleitung  ist  bereits  be- 
müht, die  Rechte  der  Beteiligten  zu  wahren,  um  eine 
Schädigung  der  Angestellten  noch  in  letzter  Stunde  ab- 
zuwehren. 

* 

Die  Interessen  der  Mlttehchultechniker 
an  den  Bestrebungen  der  Hochschultechniker 

Wir  haben  bereits  an  einer  anderen  Stelle  die  Be- 
strebungen der  österreichischen  Hochschultechniker  be- 
sprochen. Es  liegt  daher  der  Gedanke  nahe,  auch  die  Zu- 
stände in  Deutschland  näher  zu  betrachten. 

Es  ist  noch  nicht  so  lange  her,  daß  dem  Verein 
Deutscher  Ingenieure  der  Antrag  unterbreitet 
wurde,  die  Mittelschultechniker  aus  seinen  Reihen  aus- 
zuschließen. Der  Antrag  wurde  damals  abgelehnt.  Aus 
welchen  Gründen  die  Ablehnung  erfolgte,  wissen  wir  nicht. 
Beachtet  man  aber,  daß  um  jene  Zeit  der  Verein  Deutscher 
Ingenieure  die  Anschauung  vertreten  haben  soll,  daß  man 
zwischen  einem  Ingenieur  und  einem  Techniker  keinen 
Unterschied  machen  kann,  so  geht  man  wohl  in  der  An- 
nahme nicht  fehl,  daß  die  Ablehnung  darauf  zurückzuführen 
ist.  Zeitlich  besteht  nun  kein  großer  Unterschied  zwischen 
jener  Ablehnung  und  der  Gründung  des  Verbandes 
Deutscher  Diplom-Ingenieure.  Wenn  es  auch 
verfehlt  wäre,  die  Gründung  des  Verbandes  einzig  mit 
der  ablehnenden  Haltung  des  Vereins  Deutscher  Ingenieure 
zu  begründen,  so  kann  man  doch  wohl  aussprechen,  daß 
eine  gewisse  Beziehung  zwischen  Ablehnung  und  Grün- 
dung bestehen  kann,  denn  die  Auffassung  des  Vereins 
Deutscher  Ingenieure  hat  in  den  Kreisen  der  Di- 
plom-Ingenieure eine  große  Verstimmung  hervorgerufen. 
Wir  werden  in  dieser  Anschauung  noch  bestärkt  durch 
die  Ausführungen  in  der  ersten  Nummer  der  „Mitteilungen 


des  Verbandes  Deutscher  Diplom-Ingenieure".  Dort  steht: 
„ —  eins  wird  man  nicht  bestreiten  können:  es  gibt  einen 
Unterschied  zwischen  Akademiker  und  Nichtakademiker, 
der  sich  in  dem  inneren  Wert  sowohl  wie  in  der  äußeren 
Haltung  der  Berufsstände  deutlich  bemerkbar  macht. 
Bei  dem  einzelnen  Menschen  ist  er  oft  nicht  kenntlich  und 
wirklich  verschwunden.  Bei  der  Gesamtheit  ist  er  zweifel- 
los vorhanden."  Man  stelle  daneben  die  vom  Verein 
Deutscher  Ingenieure  vertretene  Anschauung.  Bei 
jenem  gibt  es  keinen  Unterschied  zwischen  einem  In- 
genieur und  Techniker,  hier  behauptet  der  Verband 
Deutscher  Diplom-Ingenieure,  es  gibt  einen 
Unterschied  zwischen  .  Akademiker  und  Nichtakademiker. 

Es  drängt  sich  von  selbst  die  Frage  auf:  Welche 
Ursachen  mögen  den  Verband  Deutscher  Diplom- 
Ingenieure  bewogen  haben,  diesen  Unterschied  zu 
konstruieren  und  die  Behauptung  aufzustellen,  daß  der 
innere  und  äußere  Wert  eines  Berufsstandes  von  dessen 
Bildungsgang  abhängt?  Auf  diese  Frage  erhält  man  nur 
die  eine  Antwort,  daß  damit  die  nach  Ansicht  des  Diplom- 
Ingenieur-Verbandes  unüberbrückbare  Kluft  gekennzeichnet 
werden  soll,  die  zwischen  den  beiden  Ständen  in  ihrer 
gesellschaftlichen  und  intellektuellen  Beziehung  besteht. 
Und  damit  erhalten  wir  den  Schlüssel  zur  Begründung  der 
vom  Deutschen  Diplom-Ingenieur-Verband 
aufgestellten  Forderungen. 

Wir  erkennen  jetzt  deutlich,  warum  der  Diplom- 
Ingenieur-Verband  seine  Angehörigen  nicht  der 
Gewerbeordnung  unterstellt  wissen  will,  warum  er  die 
Befreiung  von  der  sozialen  Gesetzgebung  anstrebt  und 
warum  den  Diplom-Ingenieuren  eine  bevorrechtete  Stel- 
lung im  Staat  und  der  Gesellschaft  eingeräumt  werden 
soll.  Wir  verstehen  nun  auch  den  ungeteilten  Beifall,  den 
die  Rede  des  Rektors  der  Technischen  Hochschule  Darm- 
stadt auf  dem  letzten  Verbandstag  auslöste,  in  der  zum 
Ausdruck  kam,  daß  die  letzte  Konferenz  der  deutschen 
Hochschulrektoren  beschlossen  habe,  dafür  einzutreten,  daß 
die  Rechte  der  Mittelschultechniker  zugunsten  der  Hoch- 
schultechniker scharf  abgegrenzt  werden.  Unsere  Auffas- 
sung kann  auch  durch  den  Umstand  nicht  irre  gemacht 
werden,  daß  die  Verbandszeitschrift  des  D  i  p  1  o  m  - 1  n  - 
genieur-Verbandes  diesen  Satz  ihren  Lesern  vor- 
enthalten hat. 

Aus  allen  diesen  Tatsachen  spricht  das  Leitmotiv, 
daß  der  Diplom-Ingenieur  vom  Tage  seiner  Graduicrung" 
ab  zum  Führer  bestimmt  sein  will.  Da  aber  in  einem 
Führer  die  inneren  und  äußeren  Eigenschaften  in  höchster 
Potenz  entwickelt  sein  müssen,  ist  ihm  der  Gedanke  un- 
erträglich, daß  der  Staat  ihn  durch  die  soziale  Gesetz- 
gebung vor  einem  wirtschaftlichen  Verfall  schützen  will, 
statt  ihm  selbst  diese  Verantwortung  zu  überlassen.  Er 
empfindet  es  als  eine  Entwürdigung  seiner  Führereigen- 
schaften, wenn  er  gleich  den  „niederen  Angestellten"  der 
Gewerbeordnung  unterworfen  sein  soll.  Aus  denselben 
Anschauungen  erklärt  sich  seine  Forderung:  ,,den  rich- 
tigen Mann  an  die  richtige  Stelle".  Die  Richtigkeit  dieses 
Satzes  wird  ein  jeder  anerkennen,  aber  entschieden  die 
Deutung  bestreiten,  die  ihm  der  Verband  Deutscher 
Diplom-Ingenieure  gibt,  so  nämlich,  daß  die 
besseren  und  leitenden  Stellen  in  der  Industrie  und  dem 
Staate  nur  den  Diplom-Ingenieuren  vorbehalten  werden 
sollen. 

Würden  die  Voraussetzungen  zutreffen  und  würde 
unsere  wirtschaftliche  Entwickelung  einen  anderen  Gang 
genommen  haben,  so  ließe  sich  gegen  die  Auffassung 
des  Diplom-Ingenieur-Verbandes  nichts  sagen.  Das  ist 
aber  nicht  der  Fall. 

Der  innere  Wert  und  die  äußere  Haltung  eines 
Menschen  und  sinngemäß  auch  eines  ganzen  Standes  ist 
nicht  abhängig  von  jener  Bildung,  die  durch  das  Diplom- 
Examen  abgestempelt  wird,  sondern  einzig  abhängig  vom 
Charakter  und  dem  tatsächlichen  Wissen. 
Gerade  in  der  Technik  finden  wir  die  Beweise  in  Fülle. 
Die  technischen  Probleme  wachsen  mit  jedem  Tage.  Und 
sie  sind  bis  jetzt  zum  großen  Teil  von  Ingenieuren  ohne 
Diplom-Examen  bewältigt  worden.    Außerdem  kann  man 


380 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  24 


doch  eine  gute  Bildung  auf  die  mannigfaltigste  Art  sich 
aneignen,  ohne  deshalb  auf  einer  Hochschule  gewesen  zu 
sein.  Damit  fällt  aber  die  Voraussetzung,  daß  der  innere 
und  äußere  Wert  eines  Berufsstandes  von  dessen  Bil- 
dungsgang abhängig  ist. 

In  wirtschaftlicher  Beziehung  aber  sind  die  Diplom- 
Ingenieure  genau  so  schlecht  gestellt  wie  die  Mittelschul- 
techniker. Dieselben  unsozialen  Arbeitsverträge,  dieselben 
Konkurrenzklauseln,  Erfinderschutzmangel,  die  gleichen  un- 
günstigen Existenzbedingungen  und  ungenügende  Gehälter 
wirken  genau  so  lähmend  auf  die  Schaffensfreude  des 
Diplom-Ingenieurs  wie  des  Mittelschultechnikers.  Dadurch, 
daß  der  Diplom-Ingenieur-Verband  selbst 
>Wohlfahrtseinrichtungen  schafft,  gesteht  er  auch  diese  Tat- 
sachen ein.  Seine  Zeitschrift  selbst  schreibt  in  Heft  5/1911 : 
Die  Fürsorge  für  in  Not  geratene  Diplom-Ingenicure  ist 
.  .  .  .  außerordentlich  wichtig;  denn  die  Diplom-Ingenieure 
der  Großindustrie  sind  in  weit  höherem  Maße  den  Wechsel- 
fällen des  Lebens  ausgesetzt,  als  die  beamteten  Diplom- 
Ingenieure.  Es  wird  also  hier  eine  Notlage  nicht  nur  der 
in  der  Privatindustrie  tätigen  Diplom-Ingenieure  zugegeben, 
sondern  auch  der  bei  Behörden  beschäftigten.  Wenn  nun 
der  Diplom-Ingenieur  die  vom  Deutschen  Diplom- 
Ingenieur-Verband  bezeichneten  Fähigkeiten  be- 
sitzt, seine  Verhältnisse  aus  eigener  Kraft  zu  regeln,  so  muß 
man  dem  entgegenhalten,  daß  bis  auf  den  heutigen  Tag 
eine  Besserung  der  sozialen  und  wirtschaftlichen  Lage  nicht 
zu  verspüren  ist. 

Es  geht  aus  den  besprochenen  Tatsachen  zur  Genüge 
hervor,  daß  die  Bestrebungen  des  Deutschen  Diplom- 
Ingenieur-Verbandes  nicht  dem  Gedanken  entspringen,  der 
technischen  Intelligenz  die  ihrer  Bedeutung  in  der  modernen 
Produktion  entsprechende  Stellung  zu  sichern,  sondern  auf 
Kosten  der  Allgemeinheit  einer  kleinen  engumgrenzten 
Gruppe  Vorteile  zu  verschaffen.  Wenn  der  Verband 
Deutscher  Diplom-Ingenieure  um  eine  bessere 
Wertung  der  technischen  Arbeit  in  unserem  Wirtschaftsleben 
im  allgemeinen  und  um  ihre  Anerkennung  'in  der  Gesell- 
schaft sich  bemüht,  wenn  er  für  die  akademisch  ge- 
bildeten Techniker  in  der  Verwaltung  von  Staat  und  Ge- 
meinde den  gleichen  Rang  und  die  gleichen  Rechte  fordert 
wie  sie  die  alten  wissenschaftlichen  Stände:  Juristen, 
Mediziner,  Theologen  usw.,  wenn  auch  für  die  Diplom- 
Ingenieure  die  höhere  Verwaltungslaufbahn  überall  ge- 
öffnet werden  soll  und  sie  das  Recht  beanspruchen,  zu 
Bürgermeistern  wählbar  zu  sein,  so  werden  die  Techniker 
aller  Grade  zur  Unterstützung  solcher  Bestrebungen  be- 
reit sein.  Für  die  Masse  der  technischen  Angestellten 
ergeben  sich  aber  aus  dem  Verhalten  des  Diplom-Ingenieur- 
Verbandes  die  größten  Schädigungen  ihrer  sozialen  und 
wirtschaftlichen  Interessen. 

Setzen  wir  voraus,  es  gelingt  der  Agitation  des  Diplom- 
Ingenieur-Verbandes  die  Diplom-Ingenieure  den  Rechts- 
verhältnissen der  Gewerbeordnung  zu  entziehen,  so  steht 
zu  erwarten,  daß  das  Unternehmertum  um  so  mehr  ge- 
neigt sein  wird,  alle  Stellen  mit  Diplom-Ingenieuren  zu 
besetzen,  falls  sie  einer  anderen  unterworfen  werden,  die 
dem  Unternehmertum  günstiger  ist. 

Würden  weiter  die  Diplom-Ingenieure  aus  der  sozialen 
Versicherung  ausgeschaltet,  so  ergibt  sich  daraus  eine  Ver- 
schiebung des  Stellenmarktes  zugunsten  der  Diplom-In- 
genieure. Denn  da  für  den  Arbeitgeber  die  Pflicht  zur 
Zahlung  der  Beiträge  für  einen  Diplom-Ingenieur  entfällt, 
während  er  diese  für  einen  Mittelschultechniker  leisten 
muß,  so  wird  seine  Vorliebe  für  Diplom-Ingenieure  um 
so  größer.  Da  ferner  der  Ingenieur  ohne  Diplom  auch 
noch  einen  Teil  der  sozialen  Lasten  von  seinem  eigenen 
Gehalt  bestreiten  muß,  so  wird  er  in  seiner  Lebenshaltung 
zurückgesetzt,  weil  er  ja  gezwungen  ist,  seine  Arbeits- 
kraft den  Oehaltsverhältnissen  der  Diplom-Ingenicure  an- 
zupassen. Auch  dürfen  nicht  die  schweren  Schädigungen 
verkannt  werden,  die  sich  aus  dem  Umstände  ergeben,  daß 
der  Diplom-Ingenieur  infolge  seiner  Schutzlosigkeit  bei 
Krankheit,  Erwerbsunfähigkeit  usw.  als  Preisdrücker  auf 
dem  Arbeitsmarkt  erscheinen  wird,  da  ihn  seine  ver- 


zweifelte wirtschaftliche  Lage  zwingen  wird,  jede  ihm  an- 
gebotene Stellung  anzunehmen. 

Es  ist  auch  weiter  zu  beachten,  daß  die  Oeffentlichkeit 
und  ebenso  der  Gesetzgeber  ein  Zerrbild  von  der  Not- 
wendigkeit einer  sozialen  Gesetzgebung  dadurch  erhält, 
daß  ein  bestimmter  Teil  von  Angestellten  von  dieser  be- 
freit werden  will. 

Die  weiteren  Forderungen  des  D  i  p  1  o  m  - 1  n  - 
genieur-Verbandes  bestimmte  Gebiete  der  Tech- 
nik als:  Ernennung  von  Kraftsachverständigen,  Ueber- 
tragung  der  technischen  Prüfung  von  Bauten  auf  ihre 
polizeiliche  Sicherheit,  technische  Prüfung  von  Bau- 
gesuchen, Bauabnahme  und  Bescheinigung  des  Befundes, 
Prüfung  und  Abnahme  !maschineller  Anlagen,  Prüfung  und 
Abnahme  elektrischer  Anlagen,  Beratung  der  Feuer-  und 
Unfallversicherungen,  technische  Beratung  von  Hypo- 
theken- und  anderen  Geld-  und  Kreditinstituten  usw.  nur 
wissenschaftlich  gebildeten  Ingenieuren  zu  übertragen,  mit 
anderen  Worten:  nur  den  Diplom-Ingenieuren  vor- 
zubehalten, sind  geeignet,  die  Mittelschultechniker  aus  allen 
jenen  Stellungen  zu  verdrängen.  Es  kann  aber  nicht  ge- 
leugnet werden,  daß  diese  Arbeiten  eben  so  gut  von 
einem  Mittelschultechniker  erledigt  werden  können,  ja  diese 
Funktionen  sind  bis  jetzt  zur  vollsten  Zufriedenheit  von 
ihnen  ausgeübt  worden,  namentlich  darum,  weil  es  so 
gute  Zusammenhänge  mit  der  Praxis  besitzt. 

Aus  den  Ausführungen  ist  der  Schluß  zu  ziehen,  daß 
die  Mittelschultechniker  den  Bestrebungen  des 
Diplom-Ingenieur-Verbandes  mit  großer  Auf- 
merksamkeit zu  folgen  haben  werden,  wollen  sie  nicht 
in  ihren  Lebensinteressen  schwere  Schädigungen  erleiden, 
umsomehr,  als  einflußreiche  Kreise,  beispielsweise  die  Rek- 
toren der  Technischen  Hochschulen  und  die  Industrie, 
die  Bestrebungen  der  Hochschultechniker  unterstützen.  Da 
das  Endziel  des  Diplom-Ingenieur-Verbandes  in  der  Ver- 
hinderung eines  sozialen  und  wirtschaftlichen  Aufstiegs 
der  Masse  der  Techniker  ist,  so  muß  ausgesprochen  werden, 
daß  er  augenblicklich  als  das  größte  Hemmnis  beim  Auf- 
stieg des  ganzen  Technikerstandes  betrachtet  werden  muß. 
Den  Techniker-Organisationen  erwächst  die  Pflicht,  die 
Oeffentlichkeit  über  die  Wirkungen  der  vom  Diplom- 
Ingenieur-Verband  vertretenen  Forderungen  auf- 
zuklären, denn  die  Allgemeinheit  hat  das  lebhafteste  Inter- 
esse daran,  daß  am  sozialen  und  wirtschaftlichen  Aufstieg 
alle  teilnehmen  und  nicht  nur  ein  kleiner  Teil.  Go. 

* 

Die  Ingenieurtitelfrage  in  Oesterreich-Ungarn 

Mari  braucht  kein  Anhänger  jener  patriarchalischen 
Zeit  zu  sein,  in  der  die  Titulaturen  ausschlaggebend  waren 
für  den  inneren  und  äußeren  Wert  eines  Menschen  und 
wird  doch  nicht  umhin  können,  den  Blick  auf  Oesterreich- 
Ungarn  zu  lenken,  wo  augenblicklich  die  Ingenieurtitel- 
frage im  Vordergrund  der  Tagesinteressen  steht.  Dort  ist 
es  nämlich  den  österreichisch-ungarischen  Hochschultech- 
nikern gelungen,  das  Parlament  für  eine  Regelung  der  In- 
genieurtitelfrage zu  gewinnen. 

Die  Bestrebungen  gehen  dahin,  daß  die  Führung  des 
Titels  Ingenieur  von  der  vollständigen  Absolvierung  einer 
technischen  Hochschule  und  darauffolgender  Ablegung 
zweier  Staatsprüfungen  abhängig  gemacht  werden  soll. 
Dadurch  wird  aber  die  Frage  des  Ingenieurtitels 
eng  verknüpft  mit  der  des  I  n  g  e  n  i  e  u  r  b  e  r  u  f  e  s.  Denn 
wird  diese  Forderung  zum  Gesetz,  so  wird  damit  den  Hoch- 
schultechnikern zugestanden,  daß  nur  sie  imstande  sind, 
Ingenieurarbeit  zu  leisten.  Es  wird  aber  auch  der  Laie 
sofort  zugeben  müssen,  daß  damit  die  Tatsachen  auf  den 
Kopf  gesteilt  werden,  wenn  man  beachtet,  daß  gerade  die 
Mittelschultechniker  in  der  Privatindustrie  eine  bedeutende 
Rolle  spielen.  Und  auch  die  österreichisch-ungarischen 
Hochschultcchniker  geben  dies  unumwunden  zu.  Sie 
fordern  weiter,  daß  der  Staat  ein  Oesetz  erlassen  soll, 
wonach  nur  Hochschultechniker  mit  zwei  Staatsprüfungen 
Fabrikdirektoren  werden  sollen. 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


381 


Sieht  man  von  dem  Armutsattest  ab,  daß-  sich  die 
Hochschultechniker  selbst  ausstellen,  indem  sie  zugeben, 
daß  es  im  Wege  des  freien  Wettbewerbs  unmöglich  ist 
die  Konkurrenz  der  Mittelschultechniker  zu  bekämpfen, 
und  betrachtet  die  Folgen  eines  solchen  Gesetzes  für  die 
Industrie,  so  wird  man  nicht  leugnen  können,  daß  solche 
Maßnahmen  nur  geeignet  sind,  das  gesamte  wirtschaftliche 
Leben  zu  belasten. 

Wo  aber  beginnt  weiter  der  Begriff  Ingenieurarbeit? 
Angenommen,  es  gelingt  dem  österreichischen  Gesetz- 
geber, hierfür  eine  einwandfreie  Definition  zu  geben,  so 
wird  doch  eine  weitere  logische  Folgerung  die  sein,  daß 
alle  Arbeiten,  die  jenseits  dieser  Grenze  liegen,  nur  von 
Technikern  erledigt  werden  dürfen.  Wir  glauben,  daß, 
dann  sehr  viele  Akademiker  gezwungen  werden,  eben- 
falls auf  den  Titel  „Ingenieur*'  zu  verzichten. 

Aber  auch  die  deutsche  Technikerschaft  wird  von 
dieser  Frage  mittelbar  betroffen.  Erlangen  die  vor- 
geschlagenen Maßnahmen  Gesetzeskraft,  so  steht  zu  er- 
warten, daß  der  Erfolg  unsere  deutschen  Akademiker  nicht 
ruhen  lassen  wird.  Wir  haben  daher  allen  Grund,  die 
Vorgänge  jenseits  der  Grenze  zu  verfolgen  Go. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technilier-Verbandes 

zu  beziehen.) 

A.  E.  Brinckmann,  Platz  und  Monument.  Untersuchungen  zur 
Geschichte  und  Aesthetik  der  Stadtbaukunst  in  neuerer 
Zeit.  Mit  49  erläuternden  Abbildungen.  Verlag  von 
Ernst  Wasmuth,  Berlin.    Preis  brosch.  7  M. 

Das  Buch  behandelt  einen  wichtigen  Teil  der  Städtebaufrage. 
Einige  Gedanken  aus  dem  Buche,  das  wir  empfehlen  können, 
bringen  wir  unter  „Kultur  und  Kunst"  dieses  Heftes. 

Meyers  Kleines  Konversations-Lexikon.    Siebente,  gänzlich  neu 
bearbeitete  und  vermehrte  Auflage.    JVlehr  als  135  200  Ar- 
tikel und  Nachweise  auf  6092  Seiten  Text  und  6512  Ab- 
bildungen im  Text  und  auf  639  Illustrationstafeln  (dar- 
unter 86  Farbendrucktafeln  und  147  Karten  und  Pläne)  und 
127  selbständige  Textbeilagen.    6  Bände  in  Halbleder  ge- 
bunden zu  je  12  M.     Leipzig  und  Wien.     Verlag  des 
Bibliographischen  Instituts. 
Als  im  Jahre  1906  das  Erscheinen  einer  neuen  Auflage 
von  „Meyers  Kleinem  Konversations-Lexikon"  angezeigt  wurde, 
ließ  der  Titel  des  Werkes  nicht  ahnen,   daß   es   sich   um  ein| 
durchaus    neues   Lexikonunternehmen   handelte;    hatten  doch 
seit  Jahrzehnten  Ausgaben  in  ein,  zwei  und  drei  Bänden  gedient, 
die  einen  zwar  vielen  willkommenen,  aber  immerhin  doch  recht 
bescheidenen  Auszug  aus  dem  vielbändigen  „Großen  Meyer" 
darstellten.    Nun  aber  präsentiert  sich  die  letzte,  siebente  Auf- 
lage des  völlig  umgestalteten  „Kleinen  Meyer"  in  einem  Umfang 
von  sechs  stattlichen  Bänden,  zu  deren  Vollendung  sich  ein 
Zeitraum  von  mehreren  Jahren  nötig  zeigte.     Die  Frage,  ob 
wirklich  ein  Grund  vorhanden  war,  den  Umfang  des  Werkes 
zu  erweitern,  darf  unbedingt  bejaht  werden.     Bei  dem  immer 
zunehmenden  Wachstum  der  großen  Enzyklopädien  bedeutete 
es  einen  oft  lebhaft  empfundenen  Mangel,  daß  es  zwischen 
den  großen  und  kleinen  Werken  dieser  Art  kein  inittleres  Lexikon 
in  objektiver  Darstellung  gab.    Diese  Lücke  auszufüllen,  scheint 
uns  dem  neuen  „Kleinen  Meyer",  der  in  zutreffender  Weise  von 
der  maßgebenden  Kritik  mit  dem  Titel  eines  „bürgerlichen  Nor- 
mallexikons" belegt  worden  ist,  in  glückhchster  Weise  gelungen 
zu  sein. 

Der  neue  „Kleine  Meyer"  kann  als  hervorragend  gutes 
Nachschlagewerk  für  den  Hausgebrauch  empfohlen  werden. 
Bedarf  es  zwar  keines  Hinweises  darauf,  daß  er  den  „Großen 
Meyer"  nicht  ersetzen  will  und  ersetzen  kann,  so  muß 
doch  ausgesprochen  werden,  daß,  wo  die  Verhältnisse  oder 
irgendwelche  wichtig  genug  erscheinenden  Gründe  die  Be- 
schaffung des  größeren  Lexikons:  nicht  zulassen,  da  nur  der 
„Kleine  Meyer"  als  brauchbarster  und  angenehmster  Ersatz 
in  Frage  kommen  kann.  Alles  zielt  in  diesem  Knappheit  und 
Klarheit  verbindenden,  das  Wesentliche  herausschälenden  und 
das  Unwichtige  beiseite  setzenden  Werke  darauf  hin,  den 
Suchenden  im  Augenblick  aufzuklären,  dem  mit  der  Zeit  geizen- 
den Frager  ohne  unnötige  Umschweife  zu  sagen,  was  er  verlangt. 
Das  in  das  Lexikon  hineingearbeitete   Fremdwörterbuch  und 


die  den  fremdsprachigen  Stichwörtern  beigegebene  Aussprache- 
bezeichnung werden  nicht  weniger  willkommen  sein  als  die 
zahlreichen  statistischen  Tabellen  über  Handel,  Verkehr,  Heer- 
wesen, Erfindungen,  Entdeckungen  usw. 


::  H  ::  H  H  ::    BRIEFKASTEN    H  ::  H  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  »erden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
NX/ o  Ii  n  u  n  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schrifliich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dun g  e  n  ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Ers(  heinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Ant^X'orten  lehnt  die  Srhrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöclce  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  131.  Zur  Fundierung  einer  großen  Badanlage,  welche 
in  einen  See  eingebaut  werden  soll,  sind  Betonpfeiler  mittels', 
Schachtgründung  vorgesehen.  Der  Untergrund  besteht  aus  trag- 
frähiger  Lette,  darüber  ca.  6  m  aufgeschwemmter  Schlamm  und 
noch  2  m  Wassersand.  Es  sollen  zur  Ausführung  der  Pfeiler 
eiserne  Schächte  benutzt  werden,  die  bis  auf  die  tragfähige 
Schicht  hinabgetrieben,  ausbetoniert  und  nach  Erhärten  des, 
Betons  wieder  in  die  Höhe  gezogen  werden  sollen.  Haben  sich 
ähnliche  Gründungen  bewährt?  Gibt  es  einfachere  Methoden 
und  welche  Firma  liefert  die  eisernen  Senkschächte? 

Frage  132.  Ich  habe  die  Absicht,  mehrere  Fassaden  mit 
steingrauem  Edelputz  zu  versehen,  der  unter  Garantie  farb- 
beständig und  außerdem  wetterfest,  frostbeständig,  grobkörnig 
und  gleichfarbig  sein  muß.  Eine  besondere  Nacharbeitung  des 
Putzes  durch  den  Steinmetz  soll  der  höheren  Kosten  wegen  nicht 
stattfinden;  vielmehr  soll  allein  dadurch  eine  gute  Wirkung 
erzielt  werden,  daß  das  Mörtelmaterial  grobkörnig  ist  und  der 
Fassadenputz  mit  der  Ziehklinge  oder  einem  Stahlblech  durch 
den  Fassadenputzer  abgezogen  wird.  Selbstverständlich  soll  der 
Putz  auch  durch  den  Steinmetz  bearbeitet  werden  können. 
Welcher  Putzmörtel  ist  hierfür  zu  empfehlen,  was  für  ein 
Mischungsverhältnis  und  wie  ist  die  Ausführungsweise?  Was 
ist  außer  Terranova  und  Terrasit  zu  empfehlen? 

Frage  133.  Kann  mir  ein  Kollege  einen  Satz  angeben  für 
einen  Kupolofen,  um  dünnwandigen  Guß  herzustellen,  der  ge- 
tempert werden  soll?  Desgl.  für  einen  Siemens,-Martinofen| 
zur  Herstellung  von  nicht  zu  sprödem  Temperguß,  in  den  Ge- 
winde geschnitten  werden  soll.  Bei  welcher  Hitze  erfolgt  das; 
Tempern,  wie  lange  muß  diese  erhalten  werden  und  wie  ist 
das  Mischungsverhältnis  von  altem  und  neuem  Tempererz? 

Frage  134.  Bitte  um  Angabe  von  Firmen,  die  Einrichtungen^ 
für  Semi-Emaille-Schmuckgegenstände  hefern. 


Gewerblicher  Rechtsschutz 

Anfragen,  welche  den  gewerblichen  Rechtsschutz  (Patent-,  Muster-  und  Zeichenwesen) 
betreffen,  werden  von  uns  unserem  Syndikus  für  gewerblichen  Rechtsschutz,  dem 
Patentanwalt,  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Berlin  W.  8,  zur  Erledigung  überwiesene 
Die  Beantwortung  erfolgt  entweder  durch  Brief,  oder,  falls  allgemeines  Interess. 
angenommen  werden  kann,  im  Briefkasten. 

Frage:  Auf  welche  Weise  ist  ein  vor  der  Eintragung  in 
die  Warenzeichenrolle  allgemein  gebrauchtes  Warenzeichen  an- 
greifbar? 

Antwort:  Da  nach  §  4  des  Gesetzes  zum  Schutze  der 
Warenbezeichnungen  die  Eintragung  für  Freizeichen  zu  ver- 
sagen ist,  unterliegen  Warenzeichen,  wenn  sie  trotzdem  dem 
§  4  W.-Z. -Gesetz  zuwider  eingetragen  worden  sind,  der 
Löschung.  Das  zur  letzteren  führende  Verfahren,  weiches  vom 
Kaiserlichen  Patentamt  von  Amts  wegen  geführt  wird,  sobald 
eine  dahinzielende  Anregung  vorhegt,  erstreckt  sich  aijf  die 
Feststellung,  ob  das  angegriffene  Zeichen  für  die  betreffenden 
Waren  vor  seiner  Anmeldung  im  allgemeinen  und  ungehinderten 
Gebrauch  gewesen  ist;  wie  sich  das  Patentamt  die  Ueberzeugung 
verschaffen  will,  daß  dem  betreffenden  Zeichen  tatsächlich  Frei- 
zeicheneigenschaft beizumessen  ist,  ist  der  Initiative  des  Amtes 
überlassen,  welches  durch  Rundfrage  bei  Vereinen,  Verbänden, 
Sachverständigen  und  Fachorganen  und  nötigen  Falles  durch 
Zeugenvernehmungen  die  tatsächlichen  Verhältnisse  klarzustellen 
pflegt.  Im  Falle  der  Feststellung  der  Freizeicheneigenschaft 
wird  der  Löschungsanregung  Folge  gegeben  und  das  Zeichen  in 
die  Liste  der  Freizeichen  eingetragen. 


382  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  Heft  24 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Teciiniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  1911  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bislOOM.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruf!.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwen kasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.  68 
MARKGRAFENSTR.  94 
. FERNSPRECHER  • 
AMT  IV.  575  UND  576 


Wanderversammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
anläßlich  der  Ostdeutschen  Ausstellung  in  Posen 
am  17.,  18.  und  19.  Juni 

Tageseinteilung: 

Sonnabend,  17.  Juni,  mittags  1  Uhr,  Bezirkstag. 
Näheres  siehe  Vereinskalender. 

Nachmittags  41/2  Uhr:  Sitzung  der  Bezirks- 
vorstände der  fünf  östlichen  Provinzen  im  Restaurant  Mandel, 
Berliner  Straße  19  1.  Tagesordnung:  1.  Organisation  und  Aus- 
bau der  Steilenvermittlung.  2.  Neueinteilung  der  Bezirks- 
Vervvaltungen.  3.  Gruppeneinteilung,  Gruppentage  und  Ver- 
tretung der  Gruppen  auf  den  Bezirks-  und  Verbandstagen.  4.  Ein- 
richtung von  Geschäftsstellen  im  Osten.  5.  Verbandspolitik. 
6.  Verschiedenes.  Ueber  jeden  Punkt  der  Tagesordnung  wird 
ein  Mitglied  der  Bezirksverwaltungen  referieren.  Alle  ost- 
deutschen Vereine  bitten  wir  zu  dieser  Sitzung  offizielle  Ver- 
treter zu  entsenden. 

Abends  9  Uhr:  Begrüßungsabend  mit  Damen  im  Hotel 
Friedrichshof,  Ecke  Friedrich-  und  Marstallstraße.  Vortrag  des 
Herrn  Redakteur  Schubert,  Berlin,  über  „T  e  c  h  n  i  k  ,  W  i  r  t  - 
Schaft  und  Organisation";    nachher  Kommers: 

Sonntag,  18.  Juni,  ab  9  Uhr,  Besichtigung  der  Stadt, 
bei  genügender  Beteiligung  Rundfahrt  durch  die  Stadt,  Treff- 
punkt von  8V2  Uhr  im  Festbureau.  11  Uhr  Festakt  im  Fest- 
saale der  Akademie.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther, 
Berlin,  über  „Technische  und  soziale  Kultu  r".  12  Uhr 
Besichtigung  der  Ausstellung  unter  sachkundiger  Führung.  Ein- 
gang von  der  Augusta-Viktoria-Straße.  IV2  Uhr  gemeinsames 
Mittagessen  im  Hauptbierrestaurant  der  Ausstellung  (kein  Wein- 
zwang). Nachher  Weiterbesichtigung  der  Ausstellung.  5  Uhr: 
Zwanglose  Kaffeetafel  auf  den  Terrassen  des  Betonhauses  im 
Botanischen  Garten.  Nachher  Besuch  der  gesellschaftlichen  Ver- 
anstaltungen der  Ausstellung. 

Montag,  19.  Juni:  Zwanglose  Besichtigung  der  Aus- 
stellung unter  Führung  von  Posener  Kollegen.  Treffpunkt: 
Vormittags   10  Uhr  vor  dem  Hauptbierrestaurant. 

Dienstag,  2  0.  Juni:  Zwanglose  Besichtigung  der  Aus- 
stellung. Treffpunkt  wie  am  Montag.  Außer  den  Eintritts- 
karten, die  für  unsere  Mitglieder  und  Gäste  nur  50  Pfg.  anstatt 
1  M  kosten,  wenn  sie  vorher  bestellt  werden,  haben  wir  noch 
erhebliche  Preisermäßigungen  für  den  Besuch  des  Panoramas 
und  „Alt-Posens"  erwirkt.  Karten  im  Festbureau  am  17.  von 
10  bis  9  und  am  18.  von  9  bis  2  Uhr.  Außer  den  Zügen 
von  Kattowitz  über  Breslau  nach  Posen  am  17.  Juni  fahren 
am  18.  Juni  Sonderzüge  zu  etwa  halbem  Fahrpreise  ab  Berlin 
6.34,  ab  Breslau  7.00,  ab  Guben  6.45,  ab  Krotoschin  7.35, 
ab  Stralkowo  8.52,  ab  Gnescn  9.30,  ab  Schneidemühl  8.03,  ab 
Kreuz  8.54.  An  die  letzten  beiden  Züge  können  sich  die 
Kollegen  aus  Pommern,  Westpreußen,  Bromberg  und  Nakel  usw. 
anschließen,  soweit  sie  nicht  den  Sonderzug  am  15.  Juni  schon 
benutzen.  Die  Vereine  bitten  wjr,  sich  wegen  Benutzung  der 
Sonderzüge  umgehend  mit  den  Stationen  in  Verbindung  zu 
setzen.  Der  Empfang  aller  Kollegen  ist  wegen  des  starken 
Verkehrs  auf  dem  Bahnhof  nicht  möglich  und  findet  deshalb 
im  Festbureau  „Kaiser-Keiler",  Berliner  Tor  Nr.  20  u.  21  statt. 
Für  Gelegenheit  zum  Reinigen  der  Kleider,  Essen  usw.  wird 
dort  Sorge  getragen.  Karten  zum  Besuch  der  Ausstellung, 
Führer  und  Katalog,  werden  dort  ebenfalls  ausgegeben. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen  nochmals,  diese  außerordent- 
lich günstige  Gelegenheit  zum  Besuch  der  Posener  Ausstellung' 
zu  benutzen   und  durch  ihre   Anwesenheit  dazu  beizutragen, 


daß  der  Festakt  in  der  Kgl.  Akademie  eine  recht  imposante 
Kundgebung  wird. 

Alle  Teilnehmer  bitten  wir  dringend,  den  übersandten  Frage- 
bogen auszufüllen  und  umgehend  einzusenden,  damit  wir  die 
erforderlichen  Karten  bestellen  können.  Im  übrigen  verweisen 
wir  auf  die  Mitteilungen  jn  den  Nrn.  17  bis  22  der  D.  T,-Z. 


Unser  Erholungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost^ 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in   Sondershausen   i.  Thür. 


XXXV.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 
Vom  11.  bis  30,  Mai  1911. 

995  H.  Drevers,  Techniker,  Hamburg.  996  K.  Wittig,  In- 
genieur, Plauen  j.  V.  997  R.  Sonnemann,  Stadtbauassistent, 
Halle  a.  S.  998  Louise  Sonnemann,  Halle  a.  S_  999  Wilh. 
Wickert,   Städt.    Bauführer,    Offenbach  a. 


M. 


1000 


Rud. 


Schmidt,  Ingenieur,  Halle  a.  S.  1001  R.  Burkhardt,  Ingenieur, 
Nordhausen.  1002  Georg  Rump,  Elektro-Techniker,  Peine. 
1003/1004  A.  Köhler  und  Frau,  Bauführer,  Bromberg.  1005  F. 
W.  Schulze,  Architekt,  Berlin  NW.  1006  1007  C.  Struß  und  Frau, 
Ingenieur,  Lübeck.  1008/1009  Karl  Taube  und  Frau,  Architekt, 
Halle  a.  S.  1010/1011  H.  Schwemig  und  Frau,  Architekt,  Gr.- 
Rehen.  1012  Br.  Weiß,  Stadtbaumeister,  Frankenberg.  1013 
Emil  Paul,  Stadtbaumeister,  Buchholz  j.  S.  1014  A.  Faber, 
Bauinspektor,  Radebeul.  1015  A.  Raue,  Bauinspektor,  Liebert- 
wolkwitz. 1016  A.  Hofniann,  Stadtbaumeister,  Borna.  1017 
G.  Tränkner,  Stadtbaumeister,  Penig.  1018  G.  Koebe,  Stadtbau- 
meister, Sangerhausen.  1019  P.  Vogel,  Stadtbaumeister,  Hai- 
nichen i.  S.  1020  P.  VoUstädt,  Stadtbaumeister,  Lößnitz.  1021 
A.  Zimmermann,  Stadtbaumeister,  Merseburg.  1022  E.  Lorenz, 
Stadtbaumeistcr,  Schneeberg.  1023  M.  Meißner,  Stadtbaumeister, 
Lichtenstein.  1024  Joh.  Bormann,  Stadtbaumeister,  BIasewitz_. 
1025  Matzinger,  Stadtbaumeister,  Hohenstein  -  Ernsttal.  1026 
Hirsch,  Stadtbaumeister,  Mittweida.  1027  P.  Weber,  Stadtbau- 
meisler,  Waltcrshausen.  1028  Planert,  Stadtbaumeister,  Würzen. 
1029  Rößncr,  Stadtbaumeister,  Roßwein.  1030  Viehweg,  Stadt- 
baumeister, Taucha.  1031  Munkelt,  Stadtbaumeister,  Ocderan. 
1032  34  Reinhold  Bayer  mit  Familie,  Masch. -Ingenieur,  Ham- 
burg. 1035  37  Kurt  Blatz  mit  Familie,  Bauassistent,  Hilles- 
heim i.  Eifel.    1038  C.  R.  Krause,  Zivilingenieur,  Pankow. 


Heft  24 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


383 


Sitziin^s-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerlisam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seife 
beschriebenen  Blattern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versimmlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  d^r  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 

genonimen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandlseitang. 

Bezirksverwaltungen 

Posen.  Hiermit  geben  wir  unseren  Vereinen  und  Einzel- 
mitgliedern die  endgültige  Tagesordnung  und  die  gestellten 
Antrage  zu  dem  am  17.  und  18.  Juni  in  Posen  stattfindenden 
Bezirkstag  bekannt. 

Sonnabend,  17.  Juni:  Mittags  1  Uhr  Eröffnung  des 
Bezirkstages  und  Begrüßung  der  Delegierten  im  Restaurant 
von  Mandel,  Berliner  Str.  Nr.  19.  1.  Jahresbericht.  2.  Kassen- 
bericht. 3.  Bericht  der  Obmänner  der  Stellenvermittelung. 
4.  Voranschlag  für  das  neue  Geschäftsjahr.  5.  Entlastung  des 
Kassierers.    6.  Beratung  der  eingegangenen  Anträq-e. 

Zweigverein  Bromberg:  1.  Der  Verbandsvorstand 
wird  gebeten,  möglichst  umgehend  ein  Handbucii  über  die 
Lebens-  und  sonstigen  Verhältnisse  derjenigen  Städte,  in  denen 
Zweigvereine  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  ihren  Sitz 
haben,  herauszugeben.  Das  im  Jahre  1897  herausgegebene 
Handbuch  hat  sich  durchaus  bewährt.  2.  §  4  Absatz  4  der 
Bezirkssatzung  erhält  folgenden  Nachtrag:  Dem  Stellvertreter 
des  zum  Verhandlungsleiter  bestimmten  Abgeordneten  sind 
gleichfalls  aus  der  Bezirkskasse  die  Reisekosten  zu  erstatten. 
3.  §  4  Absatz  5c  der  Bezirkssatzung  erhält  folgende  Fassung; 
Auf  den  Bezirkstagen  erhalten  die  anwesenden  Mitglieder  des 
Bezirksvorstandes  und  die  Obmänner  der  Stellenvermittlung  eine 
Auslagenvergütung  von  10  M  für  die  Dauer  des  Bezirkstages. 
Die  am  Tagungsort  wohnhaften  Vorstandsmitglieder  und  Ob- 
männer erhalten  keine  Vergütung.  4.  Gewährung  von  jährlich 
100  M  an  die  Obmänner  der  Steilenvermittlung.  Regelung  der 
Bezahlung  möge  der  Verband  vornehmen. 

Zweigverein   Posen:    Erhebung  einer  Umlage  von 

I  M  Von  den  Mitgliedern  der  Bezirksverwaltung  für  Aus- 
stattung des   Posener  Zimmers  im  Erholungsheim. 

Bezirks  Verwaltung  Posen:  Wahl  einer  Kommis- 
sion zur  Ausarbeitung  der  neuen  Bezirkssatzungen,  bestehend 
aus  dem  geschäftsführenden  Vorstand,  je  1  Vertreter  des  Posener 
und  Bromberger  Vereins  und  1  Vertreter  eines  anderen  Ver- 
eins der  Bezirksvervvaltung.  Verschiedenes. 

Sonntag,  18.  Juni:  Vormittag  BV'o  Uhr  evtl.  Fort- 
setzung der  Erledigung  der  Tagesordnung. 

Wir  laden  hiermit  nochmals  alle  Kollegen  herzlichst  ein 
und  weisen  auf  die  Bekanntmachungen  in  der  D.  T.-Z.  hin,  die 
aus  Anlaß  der  mit  dem  Bezirkstag  in  Verbindung  stattfindenden 
Wanderversammlung  veröffentlicht  worden  sind.  Ferner  bitten 
wir  die  Delegierten,  zum  Bezirkstag  diese  Nummer  der  D.  T.-Z. 
mitbringen  zu  wollen,  da  die  Anträge  usw.  nicht  besonders 
im  Druck  erscheinen. 

Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 
Berlin.   Technischer  Verein.    Die  Besichtigung  der 
Flexilis-Werke,  Tempelhof  (Spezial-Tiegelstahlgußfabrik)  findet 
am  Sonntag,  18.  Juni,  vormittags  IOV2  Uhr,  statt.    Näheres  durch 
das  Verkündigungsblatt  des  Vereins. 

Frankfurt  a.M.   Techn.  Klub.   Sonntag,  11.  Juni,  vorm. 

II  Uhr,  findet  dank  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Dir.  Back 
eine  Besichtigung  der  städt.  Gewerbeschule  und  deren  neuesten 
Einrichtungen  unter  Führung  unseres  Kollegen  Herrn  Bauführer 
Heuser  und  Herrn  Ingenieur  Schneider  statt.  Hierzu  sind  unsere 
Damen  und  Freunde  des  Vereins  herzlich  willkommen.  Sammel- 
punkt 10 V4  Lfhr:  Haltestelle  Moltke-Allee  23.  Da  der  Techn. 
Verein  Friedberg  am  gleichen  Tage  die  Klärbecken-  und  Müll- 
verbrennungs-Anlagen  besichtigt,  wäre  nach  der  Besichtigung* 
ein  gemütliches  Zusammensein  mit  den  Friedberger  Kollegen 
abends  5  Uhr  im  Oberforsthaus  erwünscht.  Eine  Besichtigung 
obiger  Objekte  findet  seitens  des  Techn.  Klubs  voraussichtlich 
Sonntag,  13.  August,  statt.  Donnerstag,  15.  Juni,  abends  87,  Uhr, 
im  Klublokal  Vorstandssitzung.  Donnerstag,  22.  Juni,  abends 
8V2  Uhr,  ebenda  zwanglose  Zusammenkunft.    Sonntag,  25.  Juni, 


nachmittags,  bei  günstiger  Witterung:  Familien-Ausflug  nach 
Walldorf,  Mönchbruch,  Mörfelden.  Abfahrt  vom  Hauptbahnhoi 
nachm.  2.17  Uhr.  Donnerstag,  29.  Juni,  abends  8V2  L'hr,  im  Klub- 
lokal Diskussionsabend.  Die  Besichtigung  des  Fernsprech-Amtes 
findet  voraussichtlich  am  2.  Juli  vormittags  statt.  Nähere  Be- 
kanntgabe erfolgt  im  Juliprogramm.  Zu  allen  unseren  Veranstal- 
tungen sind  dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen  stets  will- 
kommen. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung 
Sonnabend,  10.  Juni,  8V2  Uhr  abends,  im  Vereinslokal  Restau- 
rant Ihlenfeld,  Rotgerberstr.  8.  Tagesordnung:  1.  Geschäft- 
Ifches.  2.  Beratung  der  neuen  Satzungen.  3.  Verlegung  des 
Bezirkstages  Swinemünde.  4.  Mitteilungen  und  Anträge.  Diese 
Versammlung  ist  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  erschienenen 
Mitglieder  beschlußfähig.  (§  14  der  Satzungen.)  Gleichzeitig 
teilen  wir  unseren  Mitgliedern  mit,  daß  während  der  Sommer- 
monate die  zweite  Monatsversammlung  ausfällt. 

Ilmenau.  Technischer  Verein.  Am  Samstag, 
17.  Juni,  findet  eine  Besichtigung  des  Bürgerlichen  Brauhauses 
in  Ilmenau  statt.  Nur  Mitglieder  des  D.  T.-V.  und  eingeführte 
Gäste  sind  hierzu  eingeladen.  Treffpunkt:  Sächsischer  Hof, 
nachmittags  1/32  Uhr. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Mitgliederversammlung  am 
15.  d.  Mts.,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Patzenhofer", 
Falckstraße  12  1.  Tagesordnung:  1.  Aufnahmen.  2.  Eingänge. 
3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Wahl  eines  Kassenprüfers  für 
den  satzungsgemäß  ausscheidenden  Kollegen  Ragotzky. 
5.  Sonstiges. 

Lünen  a.  d.  Lippe.  Technischer  Verein.  Br.-A. : 
Otto  Rohwer,  Ingenieur,  Crappenberger  Str.  Wir  haben  in 
unserer  letzten  außerordentlichen  Hauptversammlung  folgendes 
beschlossen:  1.  Die  regelmäßigen  Hauptversammlungen  finden 
von  jetzt  ab  an  jedem  1.  Donnerstag  eines  jeden  Monats  statt. 
2.  An  jedem  3.  Mittwoch  im  Monat  ist  zwanglose  Zusammen- 
kunft. 3.  Am  ersten  Donnerstag  im  Monat  Dezember 
findet  eine  Generälversammlung  statt.  (Vergl.  §  12  unseres 
Vereinsstatuts.)  Von  einer  Neuanfertigung  des  Statuts  ist  mit 
Rücksicht  auf  das  demnächst  zu  erscheinende  neue  Verbands- 
statut Abstand  genommen. 

Mannheim.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Waldpark- 
straße 8.  Monatsprogramm  für  Monat  Juni  1911. 
Mittwoch,  14.  Juni,  Besichtigung  des  Telegraphen-Amtes, 
abends  9  Uhr.  '  Treffpunkt  abends  1/2^  Uhr  Paradeplatz- 
Brunnen.  Teilnehmer  (nur  Mitglieder)  wollen  sich  um- 
gehend schriftlich  bei  dem  Vorstand  anmelden.  Der  Zutritt 
ist  nur  Teilnehmern  gestattet,  die  sich  schriftlich  angemeldet 
haben.  Sonntag,  18.  Juni:  Besichtigung  des  Königstuhl-Tunnels. 
Gemeinschaftlich  mit  dem  Heidelberger  Verein.  Nachher  zwang- 
loses Zusammensein  (Anzug  möglichst  schlecht).  Näheres  durch 
Postkarte.  In  den  Verein  wurden  aufgenommen:  Herr  Max 
Fauß,  M.-T.,  M.  4.  19.  Herr  Friedr.  Funk,  Betr.-Ing.,  Waldhof, 
Wachstr.  30.  Zum  Vorstand  wurde  gewählt:  Ing.  Wilh.  Hoff- 
schmidt, Mannheim,  Waldparkstr.  8,  Telephon  1219.  Wir  bitten, 
die  Karten  betr.  Verlegung  des  Vereinsabends  baldigst  ein- 
zusenden, desgl.  Anträge  für  das  Ferienheim. 

Mainz.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  Br.-.A. :  Her- 
mann Tippmann,  Ingenieur,  Albinistr.  2'/io-  Laut  Beschluß  der 
Hauptversammlung  vom  3.  Mai  1911  finden  die  Vereinsabende 
nunmehr  jeden  1.  Mittwoch  im  Monat,  abends  81/0  Uhr,  im 
Vereinslokal  Restaurant  „Zur  Sonne",  Betzelsgasse,  statt. 

Offcnbacli  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
13.  Juni,  abends  8V2  Uhr,  Hauptversammlung  im  Hotel  „Kaiser 
Friedrich".  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Bericht  über 
die  Gesamtvorstandssitzung  der  Mittelrheinischen  Bezirksverwal- 
tung in  Frankfurt  a.  M.  3.  Stellungnahme  zu  den  in  dieser 
Sitzung  gefaßten  Beschlüssen.  4.  Besprechung  über  den  dies- 
jährigen Sommerausflug.  5.  Verschiedenes.  Zu  Punkt  3  be- 
darf es  einer  beschlußfähigen  Versammlung,  wir  richten  daher 
an  unsere  Mitglieder  die  dringende  Bitte  um  vollzähliges  Er- 
scheinen. 

Staatstechniker. 

Landesverein  Mitti.  Sächsischer 
techniker.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm. 

Schrionstiaße  4!  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II. 
Mittwoch,  14.  Juni,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  Meißner 
Hof  am  PlaUenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Fachvortrag  des  Herrn  Kollegen  Bahnmeister  Kühn:  „All- 
gemeines über  die  Anordnung  des  Oberbaues  der  K.  S.  Staats- 
eisenbahnen". 3.  Wichtige  innere  Angelegenheiten.  4.  Ver- 
schiedenes.   Erscheinen  der  sämtlichen  Kollegen  erwünscht. 


Eisenba hn- 
Dresden-A.  14, 


384 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  24 


Warnung! 

In  dem  vorigen  Heft  warnten  wir  vor  einem  angeblichen 
Mitglied,  das  sich  Brandowsky  nennt  und,  wie  man  uns 
aus  Kiel  schrieb,  dort  sein  Unwesen  trieb.  Wie  uns  jetzt  mit- 
geteilt wird,  hat  es  B.  auch  in  Wilhelmshaven  und  in  Bremen 
verstanden,  sich  auf  unrechtmäßige  Weise  Geldunterstützungen 
zu  verschaffen.  Brandowsky  tritt  dabei  bald  als  Hermann 
Bevern,  bald  unter  dem  Namen  Niedermayer  auf.  Als 
Vorwand  pflegte  er  bisher  anzugeben,  daß  er  zufällig  am  Ort 
zu  tun  gehabt  und  sich  dabei  verausgabt  hätte.  Er  benötige  nun 
eine  Unterstützung  zu  seiner  Rückreise  nach  München-Riesen- 
feld, wo  er  Neue  Lerchenfeldstr.  10  (alias  12)  wohne.  Da  sich 
alle  Angaben  als  falsch  erwiesen  haben,  wird  hiermit  nochmals 
vor  dem  p.  Brandowsky,  alias  Hermann  Bevern, 
alias   Niedermayer  nachdrücklichst  gewarnt. 

Personalbeschreibung:  Größe  ca.  176  cm,  ziemlich  kräftiger 
Körperbau,  rundes  Gesicht  mit  vorspringenden  Backenknochen, 
mangelhafte  Zähne,  Haupthaar  schwarz,  kurz  geschnittener 
schwarzer  Schnurrbart.  Seine  Kleidung  in  Wilhelmshaven  und 
in  Bremen  war:  Schwarzer  Gehrock  mit  gelben  Schuhen,  steife 
blaue  Sportmütze,  hoher  Umlegekragen  und  hellviolette  Krawatte. 
Graue  Zwirnhandschuhe. 

Die  Verbandsleitung. 


(Nur  für  Verbandsmitslieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
1648  f.  Baugesch.  i.  Ostrowo  sof.  jüng.  zuverlässig.  Bautechn., 
Absolvent  e.  Bgw.-Schule,  m.  Buchführung  vertr.  Einige  Erf.  in 
Tiefbau  erwünscht.  M  120-150.  StUg.  dauernd.  Ang.  m  Photo- 
graphie u.  selbstgefertigt.  Skizz.  unt.  1648  a.  d.  Zweigst.  Posen,  z. 
H.  d.  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

1721  v.  Verwaltg.  i.  Halle  a,  S.  sof.  jung.  Hochbautechn.,  d.  mögl. 
schon  b.  Garnisonbauverwaltg.  tätig  war.  Ang.  unt.  1721  a.  d. 
Zweigst.  Halle  a.  S.,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25 
{Stadttheater). 

1722  V.  Firma  i.  Charlottenburg  sof.  tücht.  Tiefbautedin.,  m. 

Entwässerungsarbeit,  vertr.,  nach  Schleswig- Holst.  Dauernd.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1722  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1723  f.  e.  Berlin.  Firma  sof.  tücht.,  durch,  selbst,  arbeitender  Stein- 
metztechn.  Ang.  unt.  1723  a.  d.  Steinmetztechniker-Verein,  z.  H.  d.  Hn. 
|.  Marsälek,  Johannistal,  Parkstr.  20. 

1742  f.  Möbelfabrik  i.  Rixdorf  sof.  jüng.  Techn.  f.  Konstruktions- 
zeichn.,  Stücklist.,  kl.  Konstr.  usw.,  der  sich  evtl.  i.  d.  Spezialfach  ein- 
arbeit.  will.  125  M.  Ang.  unt.  1742  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

1743  f.  Stadt  Thüringens  sof.  Hochbautechn.  z.  Ausarbeitung  d. 
Entwurfs  f.  e.  Oberrealschule,  vorübergehend.  Ang.  unt.  1743  a.  d. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1744  f.  Kgl.  Bauverwaltg.  i.  Halberstadt  z.  1.  7.  er.  erf.  Hochbau- 
techn. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1744  a.  d.  Zweigstelle  Magdeburg, 
z.  H.  d.  Hn.  Th.  Grosse,  Breiteweg  175/77. 

1745  f.  Beh.  i.  Stendal  z.  Ausarbeitung  v.  Schulbau-Entwürf.  zu- 
verlässig. Bautechn.,  saub.  Zcichn.,  a.  1-2  Mon.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1745  a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1746  n.  Bochum  sof.  Eisenbetonbauführer  od.  jüng.  Ing,,  gut. 
Statiker,  m.  Erf.  i.  Eisenbetonbau.  180-250  M.  Ang.  unt.  1746  a. 
d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1748  f.  Behörde  i.  Trier  sof.  Bautechn.  180  M.  Ang.  unt.  1748 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1749  f.  d.  Neubau  der  Seeschleuse  in  Emden  z.  weit.  Ausarbeitg. 
d.  Entw.  u.  f.  d.  Beaufsichtig,  d.  Bauarbeit,  v.  6  Beamtenwohnliäus. 
Hochbaut.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1749  a.  d.  Zweigst.  Bremen, 
i.  H.  d.  Hn.  O.  Krause,  Neustadls  Contrescarpe  Nr.  70. 

1750  V.  Kaiserl.  Kanalbaubeh.  i.  Schleswig- Holst,  sof.  Tiefbau- 
techn.  f.  Bureau  u.  Baustelle.  M  150-  175.  Vorübergehend.  Aug. 
unt.  1750  a.  d.  Zweigst.  Kiel,  z.  H.  d.  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1751  f.  Kgl.  Polizei-Baubeh.  i.  Lehe  sof.  e.  Bauassistent-Anwärter 
als  techn.  Hilfsarbeit,  d.  allgem.  Staatsbanverwaltg.,  i.  Statik  u.  Eiscn- 
betonkonstr.  bew.,  z.  Prüfung  v.  Bauprojekt,  u.  Bautenabnahnie. 
M  160-200.  Dauernd.  Ang.  unt.  1751  a.  d.  Zweigst.  Bremen,  z.  H. 
d.  Hn.  O.  Krause,  Neustadls  Contrescarpe  Nr.  70. 


Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 

werden  hiermit  aufs  neue  dringendst  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  möglich  zu  fassen.  Insbeson- 
dere gilt  dies  von  Jahresberichten,  deren  Wiedergabe  in  der  so  oft 
noch  gewünschten  Ausführlichkeit  ganz  unmöglich  ist. 

Die  Schriftleitung. 


1752  f.  Baugesch.  i.  Schweinfurt  sof.  energ.  Bauf.  i.  dauernde 
Stelig.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1752  a.  d.  Zweigst.  Würzburg, 
i.  H.  d.  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntalerstr. 

1753  f.  Architekturbüro  i.  Plauen  sof.  Techn.  m.  Kenntn.  i. 
Eisenbetonbau.  Dauernd.  M  170-180.  Ang.  unt.  1753  a.  d.  Haupt- 
stelle Berlin,  Markgrafenstr.  94. 

1754  f.  Landbaugesch.  i.  Bez.  Danzig  sof.  Bautechn.  m.  Erf.  i. 
landwirtschaftl.  Baut.  Dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  bei  freier 
Wohng.  u.  Station  unt.  1754  a.  d.  Zweigst.  Danzig,  z.  H.  d.  Hn. 

E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1755  f.  Kgl.  Wasserbaubehörd.  i.  Emden  sof.  erf.  Bautechn.  f. 
Bureauarb.  a.  zunächst  6  Mon.  M  150.  Ang.  unt.  1755  a.  d.  Zweig- 
stelle Bremen,  z.  H.  d.  Hn.  O.  Krause,  Neustadls  Contrescarpe  Nr.  70. 

1756  f.  Straßen-  u.  Flußbauanit  i.  Bayern  sof.  Tiefbautechn.  z. 
Herstellg.  u.  Vervielfältig,  v.  Plänen  (Lage-Pläne  u.  Querprofile)  d. 
Ueberschwemmungsgebietes  am  Main.  M  130  und  M  3  Feldzulagc. 
Stellungsd.  4  Mon.  Ang.  imt.  1756  a.  d.  Hauptstelle  Berlin,  Mark- 
grafenstr. 94. 

1757  f.  Baugesch.  i.  Glogau  z.  1.  7.  er.  jüng.  Hochbautechn., 

gewandt.  Zeichn.  u.  Statik.,  m.  all.  sonstig.  Arbeit,  vertr.  Ang.  unt. 
1757  a.  d.  Hauptstelle  Berlin,  Markgrafenstr.  94. 

1758  f.  Baugesch.  i.  Peine  Bauf.,  etwa  25  J.  alt,  ledig,  i.  Leitg. 
d.  Maurerarbeit,  beirn  Neubau  e.  Kaliwerkes  a.  ungefähr  1  Jahr.  Ang. 
unt.  1758  a.d. Zweigst.  Hannover,  z.H.d.Hn.L.  Damköhler,  Slicherstr.8. 

1761  n.  Hammelburg  b.  Schweinfurt  a.  M.  sof.  e.  i.  Militärbau- 
wesen durch,  erf.  alt.  Techn.  f.  Projektierungsarbeit,  a.  2  Mon.  evtl. 
läng.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  mit.  1761  a.  d.  Zweigst.  Würzburg,  z.H. 
d.  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntalerstr. 

1762  f.  Militärbeh.  i.  Mainz  sof.  Hochbautechn.  z.  Anfertig,  v. 
Ausführungszeichn.  bis  z.  1.  Okt.  Tagesdiäten  M.  6  einschl.  Sonn- 
tag.   Ang.  unt.   1762  a.  d.  Zweigst.  Wiesbaden,  z.  H.  d.  Hn. 

F.  Wcmder,  Blüclierstr.  24. 

1763  z.  Hilfeleistg.  bei  Erledig,  d.  laufend.  Dienstgeschäfte  f. 
Beh.  i.  Torgau  gewandt.  Bautechn.  a.  3-4  Mon.  Tagesdiäten  M  5-6. 
Ang.  unt.  1763  a.  d.  Hauptstelle  Berlin,  Markgrafenstr.  94. 

1764  f.  Betonbaugesch.  i.  Saarbrücken  sof.  tücht.  Techn.  m.  mehr- 
jährig. Bau-  u.  Bureaupraxis.  Ang.  m.  Geh.-,*knspr.  unt.  1764  a.  d. 
Zweigst.  Saarbrücken,  z.  H.  d.  Hn.  R.  R(^sprich,  Petersbergstr.  82. 

1765  f.  Kgl.  Beh.  i.  Posen  sof.  Hochbautechn.  Absolv.  staatl. 
Bgw.-Schule,  d.  m.  d  Arbeit,  d.  Kgl.  Hochbauämter  vertr.  ist.  Mögl. 
Radfahr.  Stelhmgsdauer  5  Mon.  "evtl.  läng.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
(bis  M.  180)  unt.  1765  a.  d.  Zweigst.  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  König, 
Hohenlohestr.  3. 

1767  n.  Essen  a.  Ruhr  sof.  e.  wirkl.  zuverlässig,  selbst.  Betonbau- 
führer. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1767  a.  d.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land u.  Westfalen  i.  Dortnuuid,  Kaiserstr.  86. 

1768  f.  Baugesch.  i.  Sorau  sof.  jung,  tücht.  Bautechn.  120  bis 
130  M.  Ang.  unt.  1768  a.  d.  Hauptstelle  Berlin.  Markgrafenstr.  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes } 

Stellen  -  Angebote 


Nachruf. 

Am  27.  Mai  ds.  Js.  verstarb  nach  längerem  Leiden,  jedoch 
unerwartet,  unser  Mitglied 

Herr  Zimmermeister  Christian  Schnoor. 

Unser  Verein  betrauert  in  dem  Dahingeschiedenen  ein 
treues  Mitglied,  welches  sich  als  dessen  Mitbegründer  und 
langjähriges  Vorstandsmitglied  um  den  Verein  sehr  verdient 
gemacht  hat.  Durch  sein  aufrichtiges  und  stets  gleich  liebens- 
würdiges Wesen  hat  der  Entschlafene  es  verstanden,  sich  ein 
dauerndes  ehrendes  Andenken  zu  sichern. 

Friedrichsorter  Techniker- Verein. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  25  Schnftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  BerlM.  17.  Jutll  1911 


lohalt:  Die  Fortzahlung  des  Gehaltes  bei  militärischen  Uebungen  —  Wohnhaus  der  Frau  Wattenberg  in  Hannover-Kleefeld  —  Der  Dampfmesser  der  Farbenfabriken^ 
vorm.  Fried  .  Bayer  &  Co.,  Elberfeld  —  Die  staatlicue  Arbeitslosenversicherung  in  England  —  Wirtschaft  und  Leben  —  Standesbewegung  —  Aus  der  Volks- 
wirtschaftslehre —  Zeitschriftenschau  —  Bücherschau  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Fortzahlung  des  Gehaltes  bei  militärischen  Uebungen 


In  industriellen  Kreisen  herrscht,  wie  wir  an  Einzel- 
fällen wiederholt  nachgewiesen  haben  und  auch  gegen- 
wärtig wieder  in  der  Lage  sind,  nachweisen  zu  können, 
die  Gepflogenheit,  den  Angestellten  bei  militärischen 
Uebungen  das  Gehalt  ganz  oder  teilweise  zu  sperren.  Auf 
diese  Weise  wird  den  Angestellten  eine  außergewöhnliche 
Belastung  durch  Erfüllung  militärischer  Pflichten  auferlegt. 
Auch  solche  Firmen,  die  direkt  für  Heer  und  Marine  liefern, 
deren  Unternehmen  abhängig  ist  von  der  Landesvertei- 
digung, scheuen  sich  nicht,  den  Angestellten  durch  Ge- 
haltsentzug für  die  Ausübung  seiner  militärischen  Pflichten 
zu  bestrafen.  Diese  Firmen  verkennen  ganz,  daß  Heer 
und  Marine  in  erster  Linie  dazu  da  sind,  den  Industriellen 
ungestörte  Produktions-  und  Absatzmöglichkeiten  zu 
sichern,  also  auch  die  militärischen  Uebungen  nicht  zuletzt 
mit  in  ihrem  Interesse  liegen. 

.Wie  oft  kann  man  in  Ausschreibungen  lesen,  daß 
nur  militär freie  Leute  angenommen  werden  und  wie 
mancher  Angestellte  wurde  bei  der  Besetzung  eines  Postens 
ausgeschieden,  weil  eine  militärische  Uebung  in  nächster 
Aussicht  stand.  Nicht  wenige  Firmen  legen  vor  Abschluß 
des  Engagements  einen  Fragebogen  vor,  von  dessen  Aus- 
füllung die  Anstellung  abhängig  gemacht  wird. 

Vor  uns  liegt  ein  solcher  Fragebogen  der  Maschinen- 
fabrik Carl  Krause,  Leipzig,  der  typisch  ist  für 
die  Industrie.  Wir  finden  da  Fragen  nicht  nur  nach  dem 
Personalstand  und  der  Ausbildung,  sondern  auch:  „Haben 
Sie  Schulden,  bezw.  welche?  Wo  wohnen  Sie  und  bei 
wem?  Wie  groß  ist  evtl.  Ihre  Familie?  Haben  Sie  ein 
Gebrechen  oder  körperliche  Fehler?  Sind  Sie  ernstlich 
oder  lang  andauernd  krank  gewesen?  Welches  Gehalt 
bezogen  Sie  bis  jetzt?  Wie  sind  Ihre  Gehaltsansprüche 
gegenwärtig?"  usw. 

Daß  neben  diesen  Fragen  auch  die  Erkundigung  über 
die  Militärverhältnisse  nicht  fehlen  darf,  ist  selbstverständ- 
lich.   Hier  geschieht  dies  besonders  eingehend: 

„Wie  sind  Ihre  Militärverhältnisse? 
Sind  Sie  im  Besitze  der  Berechtigung  zum  einjährigen 
Dienst? 

Haben  Sie  gedient  (wann,  wie  lange,  wo)? 
Welche  Uebungen  haben  Sie  mitgemacht? 
Sind  Sie  vom  Militärdienst  befreit  und  eventl.  weshalb? 
Wie  lautet  Ihre  Ausmusterung  (Ersatzreserve  oder 
Landsturm)  ?" 

Die  erstgenannten  Fragen,  die  wieder  einmal  die  Ab- 
hängigkeit des  Angestellten  beim  Abschluß  des  „freien" 
Arbeitsvertrages  illustrieren,  scheiden  für  die  gegenwärtige 
Betrachtung  aus,  und  wir  haben  es  nur  mit  den  Fragen 
nach  dem  Militärverhältnis  zu  tun. 


Wenn  der  Angestellte  diese  Fragen  wahrheitsgemäß 
beantwortet  und  daraus  hervorgeht,  daß  er  zu  einer  wei- 
teren Uebung  einberufen  werden  kann,  ist  es  um  die  An- 
stellung schlecht  besiC''H.  Wird  aber  trotzdem  der  An- 
gestellte engagiert,  vielleicht  weil  seine  sonstige  Quali- 
fikation besonders  hervorragend  ist,  dann  hat  der  Unter- 
nehmer in  den  Dienstverträgen  die  beste  Handhabe,  die 
Lasten  einer  militärischen  Einberufung  von  sich  auf  den 
Angestellten  abzuwälzen.  In  vielen  Fällen  wird  in  den 
Dienstverträgen  gleich  gesagt,  daß  bei  militärischen 
Uebungen  auf  Gehalt  nicht  zu  rechnen  ist.  Aber  auch 
Firmen,  die  ihre  Angestellten  sonst  zufriedenstellend  be- 
handeln, können  sich  noch  nicht  von  der  Erschwerung 
der  Erfüllung  militärischer  Pflichten  des  Angestellten  eman- 
zipieren. So  steht  in  den  Anstellungsbedingungen  und 
allgemeinen  Dienstvorschriften  für  die  Beamten  der  M  a  - 
schinenfabrik  Eßlingen  und  der  mit  dieser  ver- 
bundenen Firma  G.  Kuhn,  G.  m.  b.  H.,  Stuttgart-Berg, 
daß  bei  Bemessung  des  Urlaubs,  der  sonst  erfreulicherweise 
gewährt  wird,  Dienstversäumnisse  infolge  militärischer 
Uebungen  auf  den  Urlaub  in  Anrechnung  gebracht  werden. 

Selbst  Firmen  wie  Voigt  &  Haeffner,  A.-G.  in  Frank- 
furt a.  M.,  die  durch  Einführung  eines  Beamtenausschusses 
bewiesen  haben,  daß  sie  modernen  Anschauungen  zu- 
gänglich sind,  haben  im  §  4  der  allgemeinen  Bestimmungen 
für  ihre  Beamten  die  militärischen  Uebungen  als  Urlaub 
angerechnet. 

Die  ,, Erschwerung  der  Erfüllung  militärischer  Pflichten 
der  Personen  des  Beurlaubtenstandes  durch  Privatfirmen" 
hat  sich  aber  nicht  nur  in  den  Kreisen  der  Angestellten 
bemerkbar  gemacht,  sondern  ist  bereits  so  groß  geworden, 
daß  auch  das  Kriegsmini  sterium  sich  gezwungen 
sah,  dazu  Stellung  zu  nehmen. 

In  einem  besonderen  Erlaß,  der  uns  bekannt  geworden 
ist,  wendet  sich  der  Preußische  Kriegsminister,  Gen.  d.  Inf. 
von  Heeringen,  recht  energisch  gegen  die  Firmen, 
die  ihre  Angestellten  unter  der  Erfüllung  militärischer 
Pflichten  leiden  lassen.  Der  Erlaß  ist  auch  nach  anderer 
Seite  hin  so  interessant,  daß  wir  glauben,  ihn  im  Wortlaut 
folgen  lassen  zu  müssen: 

Kriegsministerium. 

Erschwerung  der  Erfüllung  militärischer  Pflichten  der  Personen 
des  Beurlaubtenstandes  durch  Privatfirmen. 
Wie  aus  den  u.  R.  beifolgenden  Berichten  der  General- 
kommandos usw.  im  allgemeinen  hervorgeht,  macht  sich  in 
industriellen  Kreisen  immer  mehr  das  Bestreben  geltend,  den 
dienst-  und  Übungspflichtigen  Personen  des  Beuilaubtenstandes 
die  Erfüllung  ihrer  staatsbürgerlichen,  mihtärischen  Pflichten 
zu  erschweren.  Fälle,  in  denen  bei  einer  Einberufung  zur 
Uebung  die  Entlassung  aus  dem  Dienst-  und  Arbeitsverhältnis 
angedroht  und  zum  Teil  auch  verwirklicht  wird,  oder  in  denen  die 


386 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  25 


Anstellung  von  bestimmten  Forderungen  abhängig  gemacht  wird, 
z.  B.  binnen  Jahresfrist  nicht  zu  üben,  sich  nicht  zur  Wahl  zum 
Reserveoffizier  stellen  zu  lassen  usw.  oder  in  denen  seitensl 
der  Arbeitgeber  auf  Befreiung  von  der  befohlenen  Uebung  ge- 
drängt wird,  sind  nicht  selten. 

Ich  verkenne  durchaus  nicht,  daß  bei  dem  heutigen  Wett- 
bewerb die  geschäftlichen  Verhältnisse  zum  Teil  schwierig  sind, 
und  daß  daher  selbst  der  zeitweise  Ausfall  einer  Arbeitskraft, 
der  durch  Heranziehung  eines  Arbeiters  oder  Angestellten  zur 
Uebung  entsteht,  für  die  Arbeitgeber  mit  Nachteilen  verbunden 
sein  kann.  Andererseits  wird  aber  m.  E.  in  Betracht  gezogen 
werden  müssen,  daß  es  sich  nach  den  Anlagen  vielfach  um  Groß- 
Firmen  und  Industrielle  handelt,  denen  mehr  oder  weniger  auch 
staatliche  Lieferungen  übertragen  werden,  und  bei  denen  sich 
der  Ausfall  durch  Einziehung  einzelner  Angesteliten  usw.  zu 
Uebungen  bei  weitem  nicht  so  fühlbar  machen  dürfte,  als  in 
den  Kleinbetrieben.  Das  Verhalten  dieser  Firmen  kennzeichnet 
deutlich  das  Bestreben  weiter  industrieller  Kreise,  gegenüber 
den  Staatsbehörden  in  erster  Linie  ihre  eigenen  Interessen  zu 
vertreten,  deren  Schutz  und  Förderung  zu  verlangen,  dagegen 
sich  möglichst  den  Opfern  zu  entziehen,  die  ihnen 
aus  der  Erfüllung  gesetzlicher  Pflichten  seitens  ihrer  Angestell- 
ten und  Arbeiter  entstehen  können.  Nach  meinem  Dafür- 
halten ist  es  in  sozial-politischer  Beziehung 
und  im  Interesse  des  Staats  wohls  dringend  ge- 
boten, derartigen  Bestrebungen  mit  allen  Mit- 
teln entgegenzutreten. 

Eure  Exzellenz  beehre  ich  mich  daher  ergebenst  zu  ersuchen, 
mich  in  dieser  Hinsicht  bei  jeder  sich  bietenden  Gelegenheit  ge- 
fälligst unterstützen  und  Ihren  Einfluß  auf  die  in  Frage  kom- 
menden Kreise  im  staatlichen  Interesse  geltend  machen  zu  wollen. 

Soweit  Firmen  namhaft  gemacht  sind,  denen  Lieferungen  im 
Bereiche  der  Militärverwaltung  übertragen  sind,  wird  von  hier 
aus  der  Versuch  gemacht  werden,  auf  sie  einzuwirken. 
Gleichzeitig  habe  ich  die  Königlichen  Generalkommandos  er- 
sucht, etwaige  besondere  charakteristische  Einzelfälle,  die  sich 
im  nächsten  Uebungsjahr  herausstellen  sollten,  hier  zur  Sprache 
zu  bringen. 

Dem  Herrn  Minister  für  Handel  und  Gewerbe,  der  Abschrift 
hiervon  erhalten  hat,  werde  ich  die  Anlagen  nach  Rückgabe 
zustellen. 

Eurer  Exzellenz  würde  ich  für  eine  gefällige  Rückäußerung 
dankbar  sein.  gez.  v.  Heeringen. 

An  den  Herrn  Reichskanzler  (Reichsamt  des  Innern)  hier. 

Mit  erfrischender  Deutlichkeit  wird  hier  von  autori- 
tativer Stelle  gewissen  industriellen  Kreisen  einmal  gesagt, 
daß  sie  nichts  weiter  als  das  nackte  Profitinteresse  kennen 
und  obendrein  dazu  den  staatlichen  Schutz  beanspruchen, 
sich  sonst  aber  herzlich  wenig  darum  kümmern,  wo  ihre 
Angestellten  und  Arbeiter  bleiben.  Der  Erlaß  atmet  soviel 
soziales  Verständnis,  daß  wir  wahrhaftig  hoffen  können, 
daß  der  Kriegsminister  auch  in  den  Betrieben,  die 
ihm  selbst  unterstellt  sind,  und  die  sich  hin- 
sichtlich der  Behandlung  ihrer  Angestellten  in  nichts  von 
privatkapitalistischen  Unternehmungen  unterscheiden,  jene 
Aenderungen  vornimmt,  „die  in  sozialpolitischer  Beziehung 
und  im  Interesse  des  Staatswohls  dringend  geboten''  er- 
scheinen. 

Wir  denken  da  vor  allen  Dingen  an  die  Beseitigung 
der  schwarzen  Listen,  die  noch  immer,  wie  wir 
nachweisen  können,  seitens  der'  Heeresverwaltung  und 
anderer  Reichs-Ressorts  gegen  Angestellte  in  Umlauf  ge- 
setzt werden. 

Aber  auch  hinsichtlich  der  Fortzahlung  des  Gehalts 
bei  militärischen  Uebungen  darf  der  Kriegsminister  noch 


im  eigenen  Hause  bessern.  Es  ist  gar  nicht  so 
lange  her,  daß  bei  den  Militärbauämtern  Versäum- 
nisse infolge  militärischer  Uebungen  vom  Gehalte  ab- 
gezogen wurden. 

In  den  Bedingungen  für  Annahme  und  Beschäftigung 
der  Technikerbeidentechnischenlnstituten 
der  Infanterie  und  Artillerie,  die  nicht  weniger 
als  45  Paragraphen  enthalten  und  für  die  Gewehrfabriken 
in  Danzig,  Erfurt  und  Span,dau,  für  die  Munitionsfabrik 
und  die  Infanterie-  und  Artillerie-Konstruktions-Bureaus  in 
Spandau,  für  die  Artillerie-Werkstätten  in  Spandau,  Danzig, 
Lippstadt  und  Straßburg  i.  E.,  für  die  Geschoßfabrik  und 
das  Eeuerwerks-Laboratorium  in  Siegburg,  für  die  Pulver- 
fabriken in  Spandau  und  Hanau  und  endlich  für  diö  Ge- 
schützgießerei in  Spandau  gelten,  also  einen  recht  großen 
Personenkreis  umfassen,  finden  wir  in  §  34: 

,,Bei  militärischen  Uebungen  von  nicht  mehr  als 
14  Tagen  erhalten  die  mindestens  ein  Jahr  ununter- 
brochen bei  der  Militärverwaltung  beschäftigten  Tech- 
niker 2/3  der  Vergütung,  wenn  sie  verheiratet  oder  über- 
wiegend Ernährer  von  Familienangehörigen  sind.  Bei 
länger  als  14  Tage  dauernden  Uebungen  ist  ihnen  die 
bezeichnete  Teilvergütung  nur  für  die  ersten  14  Tage 
zu  zahlen." 

Das  Kriegsministerium  wird  uns  gewiß  dankbar  sein, 
wenn  wir  auf  diese  Bestimmung  hinweisen  mit  der  Bitte, 
in  G'en  eigenen  Betrieben  das  einzuführen,  was  es  von 
den  Privatunternehmern  mit  seinem  berechtigten  Erlasse 
fordert.  Aber  auch  das  Reichsmarineamt,  welches 
noch  mit  Verfügung  vom  23.  Mai  den  Verdacht  aussprach, 
daß  auch  bei  Privatfirmen,  die  mit  dem  Reichsmarineamt 
bezw.  mit  den  Kaiserlichen  Werften  in  Verbindung  stehen, 
die  Erfüllung  militärischer  Pflichten  erschwert  wird,  hat 
alle  Ursache,  Gewissenserforschung  zu  halten.  Nicht  nur, 
daß  die  Kaiserlichen  Werften  in  Wilhelmshaven  und 
Danzig  Technikerstellen  ausgeschrieben  haben,  mit  der 
Bemerkung,  daß  die  Bewerber  ,,m  i  I  i  t  ä  r  f  r  e  i"  sein 
müssen,  d.  h.  ebenfalls  von  militärischen  Uebungen  ver- 
schont bleiben  sollen.  Auch  in  dem  neuen  Dienst- 
vertrag, welcher  den  bisher  im  Hilfsbeamtenverhältnis 
stehenden  Angestellten  vorgelegt  worden  ist,  finden  sich 
Bestimmungen,  nach  denen  Angestellten,  die  nicht  min- 
destens ein  Jahr  im  Marinedienst  beschäftigt  sind,  wäh- 
rend militärischen  Pflichtübungen  das  Gehalt  entzogen 
werden  kann. 

Der  Kriegsminister  hat  also  reichlich  zu  tun.  Er  muß 
nicht  nur  auf  die  Firmen  einwirken,  die  für  die  Militär- 
verwaltung arbeiten  —  wir  wollen  ihn  dabei  gern  durch 
Bekanntgabe  besonders  charakteristischer  Einzelfälle  unter- 
stützen — ,  sondern  vor  allen  Dingen  in  den  eigenen  und 
verwandten  Reichsbetrieben  nach  dem  Rechten  sehen.  Wir 
hoffen,  daß  dies  gründlich  geschieht  und  daß  mit  Ein- 
führung der  Fortzahlung  des  vollen  Gehalts  bei  mili- 
tärischen Uebungen  auf  die  ganze  Dauer  der- 
selben auch  eine  Reihe  anderer  Mißstände,  die 
in  den  Reichsbetrieben  vorhanden  sind,  beseitigt  werden. 

Kfm. 


Wohnhaus  der  Frau  Wattenberg  in  Hannover- Kleefeld 

Architekt:  WILHELM  MACKENSEN,  Hannover. 

Eine  schlichte  Alltagsaufgabe  der  Baukunst  ist,  das  hier  jedesmal  vor,  und 'doch  soll  der  Architekt  immer  wieder ; 
vollständig  eingebaute  Einfamilienhaus  zweckentsprechend  eine  Gestalt  finden,  die  ebenso  neu  wie  reizvoll  ist  —  in, 
und  anmutig  zu  gestalten.    Aehnliche  Bedingungen  liegen     der  Beschränkung  zeigt  sich  erst  der  Meister.   Das  Wohn-j 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


387 


Wohnhaus  in  Hannover  Kleefeld  Arch.:  W.  Mackensen,  Hannover 


Erdgeschoß  I.  Oberger  c  oß  II.  Obergeschoß 


388 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  25 


haus  der  Witwe  Wattenberg  in  der  Villenkolonie  Kleefeld 
bei  Hannover,  Fichtestraße  25,  ist  zweifellos  eine  wohl- 
gelungene Lösung. 

Das  Kleefelder  Villenviertel  ist  in  besonders  kleine 
Parzellen  eingeteilt.  Während  die  Qesamtanordnung  der 
Räume  für  schmale  Grundstücke  längst  geschickte  und  vor- 
bildliche Lösungen  gefunden  hat,  kommt  in  der  vorliegen- 
den Qrundrißgestaltung  der  Einfluß  der  Beschränkung  nach 
der  Tiefe  hinzu.  Immerhin  ist  die  Gesamtanordnung  eine 
ganz  normale  geblieben. 

Die  Haupträume  des  Hauses,  Wohnzimmer,  Salon  und 
Speisezimmer,  sind  in  dem  1,0  m  über  dem  Erdboden 
liegenden  Erdgeschoß  untergebracht.  Im  ersten  Ober- 
geschoß liegt  ein  weiteres  Zimmer,  zwei  Schlafzimmer 
und  eine  Kammer.  Das  zweite  Obergeschoß  enthält 
mehrere  Fremdenzimmer  und  Kammern.    Die  Küche,  die 


durch  einen  Aufzug  mit  dem  Speisezimmer  verbunden  ist, 
befindet  sich  mit  anderen  Wirtschaftsräumen  im  Keller. 

Die  ganz  normale  Innenausbildung  hat  im  Aeußeren 
einen  sehr  anmutigen  Ausdruck  gefunden.  Aus  der  schlich- 
ten, glatten  Fläche  tritt  als  Massengliederung  das  Risaht, 
zum  Erker  ausgebildet,  hervor;  es  bringt  Leben  in  die 
Außenerscheinung,  durch  seine  Fensteröffnungen  reiches 
Licht  ins  Innere.  Bruchstein  im  Erdgeschoß,  verschiedene 
Putzarten,  Holz,  Ziegel  im  ersten  Obergeschoß,  und  dar- 
über, im  zweiten  Obergeschoß,  als  Abschluß  der  glatte 
Giebel:  diese  einfachen  Mittel  ergeben  hier  eine  äußerst 
glückliche  und  ansehnliche  Wirkung. 

Der  Architekt  ist  Wilhelm  Mackensen,  dem  Hannover 
eine  große  Anzahl  geschmackvoller  Villen  in  Putzbau  ver- 
dankt. Die  örtliche  Bauleitung  hatte  der  Bauführer,  Ver- 
bandskollege H.  Kahn  in  den  Händen.  Karsch. 


Der  Dampfmesser  der  Farbenfabriken,  vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.,  Elberfeld 


Unter  den  vielen  vorhandenen  Konstruktionen  ver- 
dient der  in  obiger  Ueberschrift  genannte  Dampfmesser 
wegen  seiner  verblüffenden  Einfachheit  und  seiner  dem- 
entsprechenden  hervorragenden  Betriebssicherheit  und  Ge- 
nauigkeit besondere  Beachtung. 

Das  Bedürfnis,  den  Dampfverbrauch  fortlaufend  fest- 
zustellen, findet  sich  in  vorwiegendem  Maße  in  der 
chemischen  Industrie,  in  der  der  Dampf  nicht  nur  zu  Kraft- 
zwecken, sondern  zum  weitaus  größeren  Teil  zu  Heiz-, 
bezw.  Kochzwecken  bei  der  Durchführung  chemischer  Pro- 
zesse gebraucht  wird.  Gerade  für  diese  Art  des  Ver- 
brauchs hat  ein  zuverlässiges  Meßinstrument  gefehlt,  denn 
es  handelt  sich  dabei  darum,  nicht  nur  die  allgemeine 
Unkostenberechnung  aufzustellen,  sondern  auch  für  jeden 
einzelnen  chemischen  Prozeß,  der  vollzogen  wird,  den  Ver- 
brauch und  damit  den  Einfluß  der  Operation  auf  den  Preis 
des  Präparates  zu  ermitteln,  gleichzeitig  aber  auch  eine 
Kontrolle  ausüben  zu  können,  daß  kein  Dampf  ver- 
schwendet wird. 

Dies  ist  der  Hauptgesichtspunkt,  von  dem  der  Er- 
finder des  Apparats,  Ing.  E.  A.  J.  Kuhnke,  geleitet  worden 
ist.  Die  grundlegende  Formel  sieht  einfach  genug  aus: 
G  =  F  X  u  X  Y, 

worin  bedeutet: 

G  das  durch  den  Messer  gehende  Dampfgewicht  in 
kg/sek., 

F  den  Durchgangsquerschnitt  in  m^, 
u  die    Strömungsgeschwindigkeit    des    Dampfes  in 
m/sek., 

Y  das  Gewicht  eines  cbm  Dampf  in  kg  der  mittleren 
Spannung  p. 

Hierin  sind  außer  dem  gesuchten  G  noch  u  und  y 
veränderlich,  während  F  zunächst  noch  unveränderlich  ist. 

Das  spez.  Gew.  y  ist  eine  Funktion  des  Druckes,  bezw. 
der  Temperatur  des  Dampfes,  eine  Abhängigkeit,  die  in 
bekannter  Weise  von  Zeuner,  Weisbach  u.  a.  tabellarisch 
zusammengestellt  worden  ist.  Mißt  man  daher  Druck  und 
Temperatur  des  Dampfes,  so  ist  y  bestimmt;  dies  tut 
der  Messer  fortlaufend. 

Die  Geschwindigkeit  u  ist  eine  Funktion  von  y-  ^'om 
Strömungsquerschnitt  und  vom  augenblicklichen  Dampf- 
verbrauch. Wird  nun,  wie  angegeben,  y.  bezw.  der  Druck 
dauernd  aufgezeichnet  und  gelingt  es  ferner,  den  Strö- 
mungsquerschnitt  derart  veränderlich  zu  machen,  daß  das 


Abb.  1 


sonst  praktisch  schwer  zu  messende  u  konstant  wird,  so  ist 
G  nur  noch  von  p  und  E  abhängig.  Das  wird  nun  im 
vorliegenden  Falle  dadurch  erreicht,  daß  der  Unterschied 
der  Dampfdrücke  vor  und  hinter  dem  Messer  für  jeden 
Augenblick  und  jeden  Dampfverbrauch  konstant  erhalten 
wird,  oder  mit  anderen  Worten:  es  muß  ein  Drossel- 
organ eingeschaltet  werden,  welches  sich  selbsttätig  jeden 
Augenblick  derart  einstellt,  daß  der  Druckunterschied  vor 
und  hinter  ihm  und  damit  auch  u  konstant  bleibt.  Die 
Beschreibung  der  Baucinzclheiten  gibt  Gelegenheit  zur 
Klarlegung  der  Arbeitsweise  dieses  Organs.    Wenn  also 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


389 


der  Messer  fortwährend  den  Druck  vor  dem  Drosselorgan 
und  den  Strömungsquerschnitt  angibt,  so  ist  die  Rpt— ^ii. 
nung  von  G  jeden  Augenblick  ohne  weiteres  möglich 
unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Veränderlicukeit  vo<i  r 
als  eine  lineare  Funktion  des  Hubes  h  des  Drosseiorgans 
und  die  Größe  p  in  kg/cm-'  auf  einer  Trommel  fort- 
laufend als  Diagramm  aufgezeichnet  werden,  deren  plani- 
metrierte  Flächen  durch  die  Zeit  dividiert,  die  zur  Be- 
rechnung nötigen  Mittelwerte  liefern. 

Diese  Ueberlegungen  führten  zu  folgender  Konstruk- 
tion. An  einem  Rohrstutzen  (Abb.  1),  in  welchem  bei  e 
der  Dampf  von  der  Zentrale  einströmt,  ist  ein  zylindrisches 
Gefäß  a  angegossen,  welches  oben  durch  eine  Platte  ab- 
geschlossen ist,  die  das  Gestänge  führt  und  die  übrigen 
Apparatteile  trägt.  Innerhalb  dieses  Gefäßes  a  ist  ein 
kegelartiger  Hohlkörper  b  derart  eingesetzt,  daß  der  Dampf 
diesen  von  oben  her  durchströmen  muß,  um  von  da  in  die 
Gebrauchsleitung  zu  gelangen.  Die  oberste  und  unterste 
Stumpffläche  trägt  jeweils  eine  Führung  für  das  Gestänge, 
an  dem  das  erwähnte  Drosselorgan  in  Form  eines  kreis- 
runden Tellers  c  befestigt  ist,  dessen  Fläche  gleich  ist  dem 
oberen  Stumpfquerschnitt.  Mit  seinem  Gestänge  hängt 
der  Teller  an  einem  feinen  Draht,  der  außerhalb,  wie  aus 
der  Abbildung  ersichtlich  ist,  über  eine  Rolle  geführt  und 
mit  einem  Gewicht  d  beschwert  ist.  d  hält  der  Druck- 
differenz des  Dampfes  und  dem  Reibungswiderstand  von 
Gestänge  und  Rolle  das  Gleichgewicht,  wobei  diese  Druck- 
differenz je  nach  der  Apparatgröße  bezw.  nach  Erfahrung 
festgesetzt  wird.  Aendert  sich  jetzt  der  Dampfverbrauch, 
so  ändert  sich  auch  die  Druckdifferenz  und  dann  wird  sich 
der  Teller  unter  der  Einwirkung  des  Gewichtes  selbst- 
tätig jeweils  dort  einstellen,  wo  zwischen  ihr  und  dem 
letzteren  wieder  Gleichgewicht  herrscht,  d.  h.  der  Teller 
sucht  den  dem  Dampfverbrauch  entsprechenden  Quer- 
schnitt, bezw.  die  entsprechende  Höhe  h  auf  und  u  bleibt 
konstant. 

Die  innere  Gestalt  des  Hohlkörpers  b  ist  nun  von 
der  Bedingung  abhängig,  daß  der  Strömungsquerschnitt  F, 
der  Ring  zwischen  Teller  und  Hohlfläche  sich  mit  h  linear 
ändert  und  aus  dieser  Bedingung  und  einigen  weiteren 
Ueberlegungen  wollen  wir  analytisch  die  den  Hohlkörper 
als  Rotationskörper  erzeugende  Kurve  bestimmen.  Für 
einen  Betrieb  kann  ja  wohl  von  vornherein  annähernd 
der  notwendige  Druck  und  der  höchste  Dampfverbrauch 
angegeben  und  für  diesen  dann  eine  brauchbare  Strö- 
mungsgeschwindigkeit festgesetzt  werden;  dann  sind  in 
der  Forme!  die  Größen  G,  u  und  y  bekannt  und  es  ergibt 
sich  sofort  der  größte  Strömungsquerschnitt  Fmax-  (Siehe 
Abb.  2.)  Nun  ist  der  unterste  Hohlkörperquerschnitt  F2 
gleich  der  Summe  aus  dem  obersten  Hohlkörperquer- 
schnitt Fl  und  dem  größten  Strömungsquerschnitt  F^ax 
Fl  ergibt  sich  aber  aus  der  einfachen  Ueberlegung,  daß  sie 
gleich  sein  muß  dem  größten  (ringförmigen)  Strömungs- 
querschnitt Fmax;  denn  wäre  Fi<  F^ax,  so  ergäbe  sich 
von  dem  Augenblick  an,  wo  der  veränderliche  Querschnitt 
F  >  Fl  wird,  eine  schädUche  Drosselung,  welche  die  Meß- 
ergebnisse in  ungünstigstem  Sinne  beeinflussen  würde; 
wäre  umgekehrt  Fi  >  Fmax,  so  ergäbe  die  Rechnung  eine 
unnötige  Belastung  des  Gestänges  und  damit  eine  größere 
Unempfindhchkeit  des  Apparates. 

Daraus  ergeben  sich  die  obersten  und  untersten  Holil- 
körperradien  folgendermaßen  sofort: 

r~  Gmax 


L  tl  

U  .  J 

Abb.  2  • 

Hält  man  nun  die  zum  Planimetrieren  notwendige 
Bedingung  ein,  daß  der  Strömungsquerschnitt  in  um- 
gekehrten linearen  Verhältnis  zur  Hohlkörperhöhe  h  oder 
besser  im  direkten  linearen  Verhältnis  zu  der  Entfernung  h 
des  Tellers  vom  oberen  Hohlkörperrand  wächst,  so  kommt 
man  zu  folgenden  Verhältnissen: 

F  :  Fmax  =  h  :  H 
F  =  r-  Tc  —  r^^  TZ 

Fmax  Fl  U 

(r2  _  r,2)  :       =  h  :  H;   r^       r^^  (1  +  A.). 

Wir  stellen  jetzt  ohne  weiteres  die  Gleichung  der  Kurve 
aus  dieser  Gleichung  auf,  indem  wir  sie  auf  das  Koordi- 
natensystem h  —  Abszissenaxe,  y  —  Ordinatenaxe  mit 
dem  Nullpunkt  im  Schnitt  der  Kurve  mit  r^  beziehen  und 
sagen : 

r  =  ri  +  y 

folglich  (ri  +  yr  =  ri^  (1  +  A.) 

und  hieraus  nur  durch  ausmultiplizieren 

y2  +  2  ri  y  =         X  h. 

Vereinigen  wir  jetzt  die  beiden  Aeste  der  unbekannten 
Kurve  in  ihrem  Scheitelpunkt,  legen  durch  diesen  ein 
zweites  Koordinatensystem  mit  der  x  =  und  r  =  Achse, 
so  ist  z  die  Entfernung  des  Querschnittes  Fi  vom 
Scheitel  sicher  eine  konstante  Größe  und  wenn  wir  jetzt  y 
durch  r  und  ri,  h  durch  x  und  z  ausdrücken,  indem  wir 
setzen 

y  =  r^ — ■  r^;    h  =  x  —  z, 
so   müssen    wir   die    Scheitelgleichung   der    Kurve  er- 
halten. Also 

(r  —        +  2  ri  (r  —  ri)  ^         (x  -  z). 

Ausmultipliziert  ergibt  das 

j-  2  1-2 

=  i-i^  +         X  Pf  X  z 

oder  r2  =  ri^  (1  R')  +  "TT 


390 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  25 


Abb  3 


In  dieser  Gleichung  stört  uns  noch  das  erste  GHed 
der  rechten  Seite  mit  dem  zwar  konstanten,  aber  noch 
tatsächlicii  unbekannten  z.  Bei  näherem  Zusehen  aber  und 
auch  bei  einem  Bhck  auf  die  Abb.  2  erkennen  wir,  daß 
der  Wert  von  z  sich  ergeben  muß,  wenn  wir  die  Lage  des 
Kurvenscheitels  dadurch  bestimmen,  daß  wir  r  =  0  und 
X  =  0  setzen.  Hiermit  ergibt  die  letzte  Gleichung  die  Form 

0  =  V  -  V  H 


A    =     ,  ;      z    =    H  (!) 

Setzt  man  jetzt  in  derselben  Gleichung  H  unmittelbar 
für  z  ein,  so  erhalten  wir 

ri 

Die  Scheitelgleichung  der  Parabel  mit  einem  Para- 
meter 

Der  Hohlkörper  stellt  sich  somit  als  ein  Paraboloid- 
stumpf  dar,  dessen  Abmessungen  aus  den  oben  gegebenen 
Größen  Gmax,  u  und  ^  sofort  berechnet  werden  können. 
Nur  H  bietet  noch  einige  Schwierigkeit.  Es  wird  ja,  um 
jetzt  zugleich  in  der  Apparatebeschreibung  fortzufahren, 
nicht  der  Strömungsquerschnitt,  sondern  der  zugehörige 
Tellerabstand  A  h  aufgezeichnet.  Es  erhellt  daher  ohne 
weiteres,  daß  der  Apparat  um  so  empfindhcher  und  genauer 
arbeitet,  je  größer  H  ist,  denn  mit  wachsendem  H  werden 
um  so  feinere  Druckdifferenzen  vor  und  hinter  dem  Teller 
im  Diagramm  ihren  Ausdruck  finden.  Andererseits  ist  H 
aber  dadurch  praktisch  begrenzt,  daß  die  Planimetrierung 
des  Diagramms  um  so  schwieriger  ist,  je  höher  H,  d.  h.  je 
mehr  Minima  und  Maxima  als  feine  Zacken  und  Ausbuch- 


tungen in  der  Diagrammlinie  erscheinen.  Die  Begrenzung 
von  H  wurde  auch  von  Kuhnke  auf  Grund  dieser  rein 
praktischen  Erwägung  festgelegt. 

Die  Deckplatte  des  Gefäßes  a  (Abb.  1)  trägt  ent* 
sprechend  den  aufzuzeichnenden  Größen  p  und  h  ein  Re- 
gistriermanometer, sowie  ein  Stativ  für  die  Rolle,  das 
Gewicht  d  und  das  Gestänge,  an  welch'  letzterem  ein 
Schreibstift  angebracht  ist.  Die  beiden  Vorrichtungen 
schreiben  auf  das  Registrierpapier  der  Uhrtrommel  f 
(Abb.  1);  Abb.  3  zeigt  ein  solches  Diagramm.  Die  schraf- 
fierte Fläche  a  bezw.  ihre  Begrenzungskurve  stellt  den 
Tellerabstand  vom  oberen  Paraboloidrand  dar,  die  Be- 
grenzungskurve der  unteren  Fläche  b  den  jeweiligen 
Dampfdruck  p.  Zwei  auf  derselben  Diagrammordinate 
liegende  Punkte  der  beiden  Kurven  fallen  zeitlich  zu- 
sammen. Es  kann  also  für  jeden  Zeitpunkt  die  sekund- 
liche Dampfverbrauchsmenge  folgendermaßen  berechnet 
werden.  Aus  dem  abgelesenen  p  folgt  tabellarisch  y  •  u 
ist  eine  für  den  Messer  von  vornherein  festgelegte  Größe. 
F  folgt  aus  dem  abgelesenen  h 

r^=^x;x  =  H+h 

F  =  r%  —  ri^u 

=  ^(H  +  h)7:-ri?7c 

=  ""i     ^  =  ^"lax  X       und  dann 
G  kg/sek  =  F  X  u  X  y. 

Die  Bestimmung  bezw.  Justierung  des  Gewichtes  d 
erfolgt  am  fertigen  Apparat.  Unterhalb  des  Paraboloides 
ist  in  den  Hauptrohrstutzen  nochmals  ein  dünner  Stutzen 
mit  Kolben  eingesetzt,  welcher  dem  Gestänge  als  Führung 
dient  und  plötzlich  in  der  Leitung  auftretende  Schläge 
aufnimmt. 

Die  soeben  durchgeführte  Berechnung  der  augen- 
blicklichen sekundlichen  Dampfverbrauchsmenge  aus  den 
abgelesenen  Momentanwerten  hat  natürlich  nur  Wert  für 
die  Kontrolle  besonderer  Zeitpunkte. 

Für  die  Bestimmung  der  gesamten  Verbrauchsmenge 
innerhalb  12  oder  24  Stunden  hat  Kuhnke  folgenden  Weg 
eingeschlagen. 

Der  fertige  Messer  wird  in  eine  Dampfleitung  ein- 
geschaltet. Der  Drosselteller  wird  in  1  mm  Abstand  von 
der  obersten  Querschnittsfläche  festgestellt  und  der  in 
der  Zeiteinheit  —  praktisch  in  12  Stunden  —  durch- 
strömende Dampf  von  i/io  zu  \io  atm  Ueberdruck  derart 
gemessen,  daß  er  in  einem  Kühler  kondensiert  und  dann 
gewogen  wird.  Auf  diese  Weise  erhält  man  für  1  mm 
Tellerabstand  und  jeden  Druck  die  Dampfverbrauchsmenge 
für  die  Zeiteinheit  und  damit  auch  neben  dem  spezifischen 
Gewicht  y  die  zum  Messer  gehörige  Strömungsgeschwin- 
digkeit u.  Auf  Grund  dieses  Versuches  wird  d  bestimmt 
und  die  erhaltenen  Dampfverbrauchsziffern  in  Tabellen 
zusammengestellt.  Letztere  bilden  also  eine  Ergänzung  des 
Messers  und  die  Auswertung  der  Diagramme  vereinfacht 
sich  dadurch  ganz  außerordentlich:  man  planimetriert 
beide  Diagrammflächen,  dividiert  durch  die  Zeitdauer  und 
erhält  hieraus  die  mittlere  Tellerentfernung  in  mm  (also 
den  mittleren  Strömungsquerschnitt  und  den  mittleren 
Druck  p).  Mit  Hilfe  dieses  Druckes  kann  aus  den  Ta- 
bellen der  Dampfverbrauch  für  1  mm  Tcllerabstand  und 
12  Stunden  abgelesen  werden.  Die  abgelesene  Zahl  wird 
dann  mit  dem  mittleren  Tellerabstand  multipliziert  und  aijf 
die  Beobachtungszeit  reduziert.  Das  Produkt  ergibt  den 
gesuchten  Dampfverbrauch  für  die  beobachtete  Zait. 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


3Q1 


Ueberdruck 
P 

in  Atm. 

Gesättigter 
Dampf 

Ueberhitzter  Dampf 

180° 

220» 

260» 

300» 

Dampfmenge  in  kg  in  12  Stunden 
für  1  mm  Tellerentfernung. 

4,0 

147,3 

1  Ad  f\ 

14b, U 

1  Oft  ft 

lo4,b 

4,2 

149, y 

14o,o 

142, 0 

1  07  1 

lo/,l 

4,4 

loZ,o 

151, o 

140, o 

1  QO  7 

loy,  ( 

4.6 

loo.U 

■i  C  A  A 

154,4 

14o,U 

142,2 

1  97  1 
lo(  ,1 

48 

157,6 

157,2 

loU,  r 

144,0 

ioy,o 

5,0 

lb0,2 

lbU,U 

loo,4 

14/, a 

1  /I  o  n 

62 

lb2,o 

1  CO  c 

loo.o 

149,  ( 

1  /I  yl  O 

54 

1  CK  A 
lDO,ü 

lb5.2 

1  CO  o 
l0ö,O 

152, U 

1  /Iß 

56 

lb<,4 

lb/,ö 

IbU,  / 

154,4 

1  /I  ö  7 
14o,  ( 

5,8 

Iß*^  1 

lOO,  1 

1  ^fi  7 

151,0 

6,0 

172,3 

173,0 

165,6 

159,1 

153,2 

62 

174,5 

175,4 

167,8 

161,3 

155,3 

6,4 

176,8 

177,8 

170,1 

163,5 

157,5 

6,6 

179,0 

180,2 

172,4 

165,6 

159,6 

6,8 

181,2 

182,6 

174,6 

167,8 

161,8 

7,0 

183,5 

185,0 

176,9 

170,0 

163,9 

7,2 

185,6 

187,2 

179,1 

172,1 

165,9 

7,4 

187,6 

189,4 

181,2 

174,2 

167,9 

7,6 

189,7 

191,6 

183,4 

176,3 

169.9 

7,8 

191,8 

193,8 

185,6 

178,4 

171,9 

8,0 

193,9 

196,0 

187,8 

18U,5 

173,9 

Die  beigegebene  Tabelle  ist  ein  Auszug  aus 
den  dem  Messer  stets  beigegebenen  ausführlichen  Ta- 
bellen, die  die  Dampfgewichte  bei  überhitztem  für  Vio 
zu  Vio  kg  Ueberdruck  und  für  10  zu  10"  C  Ueberhitzung 
angeben.  Die  Spalte  2  ergibt  dieselben  Zahlen  für  ge- 
sättigten Dampf. 

Der  Apparat  zeichnet  sich  durch  besondere  Einfach- 
heit des  Gebrauches  aus.  Ein  weiterer  Vorzug  ist  aber 
der,  daß  er  nicht  nur  für  gesättigten,  sondern  auch  für 
überhitzten  Dampf  ohne  weiteres  verwendbar  ist. 

Das  abgebildete  Diagramm  zeigt  noch  die  Verwen- 
dungsweise, daß  aus  ihm  ersichtlich  ist,  wieviel  Operationen 
in  einer  bestimmten  Zeit  vorgenommen  worden  sind.  In 
vorliegendem  Fall  4  in  12  Stunden.  Die  drei  ersten  nehmen 
jeweils  nicht  ganz  2  Stunden  in  Anspruch;  bei  der  letzten 
war  die  Dauer  etwa  eine  halbe  Stunde  zu  lang.  Ferner  zeigt 
sich  zwischen  10  und  11  Uhr  ein  außergewöhnlich  hoher 
Dampf  verbrauch. 

Der  Messer  gibt  also  nicht  nur  den  Dampfverbrauch 
an,  sondern  er  ermöglicht  auch  dem  Betriebsführer,  für  die 
einzelnen  Operationen  die  unerläßliche  Dampfmenge  durch 
Versuch  festzulegen  und  späterhin  •  eine  scharfe  Ueber- 
wachung  des  Betriebes  auf  Arbeitszeit,  Dampfmenge  für 
die  einzelnen  Operationen  und  Dampfverbrauch  neben  den 
Operationen  hin  auszuüben.  Hierin  besonders  liegt  der 
große  wirtschaftliche  Wert  des  Apparates,  denn  er  gewährt 
durch  die  Möglichkeit,  den  Dampfverbrauch  so  sparsam  wie  denk- 
bar einzurichten,  unmittelbar  beträchtliche  geldwerte  Vorteile. 


Die  staatliche  Arbeitslosenversicherung  in  England 

Von  Dr.  phil.  JULIUS  HIRSCH,  Aachen. 


Groß  und  überraschend  ist  die  Umwandlung  in  den 
sozialpolitischen  Grundanschauungen,  die  in  England  in 
den  letzten  Jahren  vor  sich  gegangen  ist.  In  demselben 
Lande,  dem  Malthus  einst  zur  Behebung  der  Arbeiternot 
sogar  die  Abschaffung  der  Armenpflege  empfahl,  und  in 
dem  noch  bis  vor  wenigen  Jahren  die  extremste  Richtung 
des  laissez-faire-Prinzips,  das  Manchestertum,  alleinherr- 
schend zu  sein  schien,  will  man  nun  eine  auf  Staatszwang 
beruhende  Sozialversicherung  schaffen,  die  an  Ausdehnung 
diejenige  aller  anderen  Staaten  übertreffen  soll.  Der  erste 
Schritt  wurde  vor  drei  Jahren  mit  Einführung  der  Alters- 
pensionen gemacht,  einer  Einrichtung,  die  allerdings  keine 
Versicherung,  sondern  eine  direkte  Pensionierung  der  be- 
dürftigen Bevölkerung  vom  70.  Lebensjahre  ab  auf  Staats- 
kosten darstellt.  Und  obwohl  dieser  erste  Schritt  sofort 
weit  teurer  zu  stehen  kam,  als  erwartet  wurde  —  man 
hatte  mit  höchstens  120  Millionen  Mark  jährlich  gerechnet, 
die  Staatskasse  zahlte  im  letzten  Jahre  aber  bereits  zirka 
180  Millionen  Mark  — ,  scheut  der  Schatzkanzler  Lloyd 
George  nicht  vor  einem  noch  weit  größeren  zurück:  Das 
neue  „National-Versicherungsgesetz",  das  er  jüngst  dem 
Unterhause  vorgelegt  und  schon  in  zweiter  Lesung  zur 
Annahme  gebracht  hat,  bringt  miteinander  verbunden 
die  obligatorische  Krankenversicherung  (in  wei- 
testem Umfange  einschließlich  der  Dienstboten),  eine  In- 
validenversicherung, davon  getrennt  aber  einen 
ganz  neuartigen  Versuch  einer  staatlichen  Zwangs- 
versicherung gegen  Arbeitslosigkeit. 

Allerdings  geht  die  englische  Regierung  hier  vorsich- 
tiger vor  als  bei  den  anderen  Versicherungszweigen.  Wäh- 


rend sie  der  Altersversorgung  sämtliche  bedürftige  Staats- 
angehörige, der  Kranken-  und  Invalidenversicherung  wenig- 
stens alle  Arbeitnehmer  bis  zu  3200  Mark  Einkommen 
unterstellt,  errichtet  sie  die  Arbeitslosenversicherung  vor- 
erst nur  für  drei  große  Gewerbezweige,  näm- 
lich für  das  Baugewerbe  (Hoch-,  Tief-,  Kanal-  und  Brücken- 
bau), für  den  Schiffbau  und  für  die  Maschinen-Industrie 
einschließlich  Wagenbau  und  Waffenfabrikation.  Die  Ab- 
sicht dieser  Beschränkung  ist  offenbar  die,  daß  man  mit 
diesem  schwierigen  Versicherungszweige  den  Versuch  zu- 
erst bei  den  Gewerben  mit  gelernten  Arbeitskräften 
beginnen  will,  um  so  einem  etwaigen  Andrang  nicht  arbeits- 
williger, ungelernter  Arbeiter  zur  Versicherung  vorerst  mög- 
lichst vorzubeugen.  In  diesen  drei  großen  Industriegruppen, 
die  in  England  fast  2V2  Millionen  Arbeiter  umfassen,  sollen 
aber  alle  Arbeitnehmer,  gleichgültig  ob  männlich  oder 
weiblich,  vom  16.  bis  zum  65.  Lebensjahre  gegen  Arbeits- 
losigkeit versichert  werden. 

Die  Kosten  und  Leistungen  der  Ver- 
sicherung stellen  sich  wie  folgt:  Es  wird  nicht, 
wie  bei  der  deutschen  Sozialversicherung,  nach  Lohn- 
klassen verschieden  abgestuft,  sondern  die  Beiträge 
sind  für  alle  beschäftigten  Personen  gleich  hoch, 
ebenso  aber  auch  die  Leistungen  innerhalb  der  ein- 
zelnen Branchen.  Zur  Arbeitslosenversicherung  haben 
in  den  drei  Industriezweigen  sowohl  Arbeitgeber 
wie  Arbeitnehmer  wöchentlich  je  2V2  Pence,  d.  h.  etwa 
21  Pf.,  zu  zahlen;  bei  50  Arbeitswochen  macht  das  jähr- 
lich also  etwa  21  M  an  Beiträgen.  Arbeitgeber,  die  den 
Betrag  sofort  im  voraus  zahlen  wollen,  brauchen  pro  Person 


392 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  25 


nur  15  M  zu  zahlen,  erhalten  aber,  falls  der  Arbeiter  im 
Laufe  des  Jahres  wechselt,  nichts  davon  zurück.  Auf5erdem 
zahlt  der  Staat  für  jeden  versicherten  Arbeiter  wöchentlich 
etwa  10  Pf.  Zuschuß.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  wird 
also  (bei  50  Arbeitswochen)  mit  einer  jährlichen  Qesamt- 
einzahlung  von  etwa  26  M  pro  Kopf  der  versicherten 
Arbeiter  zu  rechnen  sein. 

Für  diesen  Betrag  haben  die  versicherten  Arbeiter 
Anspruch  auf  Arbeitslosenrente,  sofern  sie  länger  als  eine 
Woche  arbeitslos  sind.  Diese  Rente,  die  jährlich  längstens 
für  15  Wochen  gezahlt  wird,  beträgt  für  die  im  Maschinen- 
und  Schiffbau  tätig  Gewesenen  wöchentlich  rund  7  M, 
für  die  Angehörigen  des  Baugewerbes  6  M  für  die  Woche. 
Um  einer  Ausbeutung  der  Versicherung  durch  solche  vor- 
zubeugen, die  erst  kurz  einem  versicherten  Gewerbe  an- 
gehören oder  vielleicht  wegen  der  Versicherung  für  kurze 
Zeit  in  ein  solches  eintreten,  wird  noch  bestimmt,  daß 
die  Rente  eines  Arbeiters  wöchentlich  nicht  höher  sein 
darf  als  ein  Fünftel  der  Summe  der  für  ihn  geleisteten 
Einzahlungen.  Arbeiter,  die  vor  dem  Inkrafttreten  des 
Gesetzes  eine  längere  Beschäftigung  in  den  versicherten 
Gewerben  nachweisen  können,  erhalten  jedoch  stets  die 
volle  Rente.  Allgemein  gilt  aber  eine  charakteristische 
Einschränkung :  die  Rente  wird  nicht  gezahlt  bei 
Arbeitslosigkeit  infolge  von  Streik  oder 
Aussperrung,  ebenso  bei  selbstverschuldeter  Ent- 
lassung des  Arbeiters  (,, Entlassung  wegen  schlechten  Be- 
tragens"). 

Die  englische  Regierung  hat  sich  der  Ansicht  der- 
jenigen angeschlossen,  die  eine  Arbeitslosenversicherung 
auf  die  Dauer  nur  in  Verbindung  mit  dem  Arbeits- 
nachweis für  durchführbar  halten.  Sie  hat  bereits  vor 
mehreren  Jahren  staatliche  Arbeitsvermittlungsämter  (Ar- 
beitsbörsen) im  ganzen  Lande  eingerichtet  und  verpflichtet 
nunmehr  diejenigen,  die  Arbcitslosenrcntc  beanspruchen, 
sich  alsbald  bei  diesen  Arbeitsämtern  zu  melden.  Sie 
stipuliert  aber  weiter  gewissermaßen  eine  Pflicht  zur 
Arbeitsanflahme.  Derjenige  Arbeiter,  dem  eine  ge- 
eignete Beschäftigung  nachgewiesen  wird,  und  der  diese 
ihm  angebotene  Arbeit  nicht  annimmt,  geht  seines  An- 
spruchs auf  Rente  verlustig.  In  Streitfällen  entscheidet 
ein  Schiedsgericht  darüber,  ob  er  von  der  Verpflichtung 
zur  Annahme  einer  nachgewiesenen  Arbeitsgelegenheit  be- 
freit werden  kann.  Offenbar  erhalten  dadurch  die  öffent- 
lichen, amtlichen  Arbeitsnachweisstellen  eine  weittragende 
Unterstützung.  Einerseits  werden  die  Arbeiter  geradezu 
gezwungen,  sich  zuerst  an  sie  zu  wenden.  Die  Arbeit- 
geber haben  aber  als  Mitbezahlende  an  der  Arbeitslosen- 
versicherung ebenfalls  ein  lebhaftes  Interesse  daran,  daß 
die  freigesetzten  Arbeitskräfte  so  schnell  wie  möglich 
wieder  unterkommen,  und  sie  werden  sich  deshalb  in 
höherem  Maße  als  bisher  an  die  öffentlichen  Arbeitsämter 
wenden.  Die  zeitweise  auch  bei  uns  so  bedenkliche  Frage, 
ob  einseitiger  oder  paritätischer,  privater  oder  öffentlicher 
Arbeitsnachweis,  wird  in  England  durch  diese  enge  Ver- 
bindung von  Arbeitslosenversicherung  und  Arbeitsnach- 
weisamt voraussichtlich  viel  von  ihrer  Schärfe  verlieren. 

Bei  der  Durchführung  der  neuen  Versicherung  wird 
auf  die  schon  bestehenden  Kassen  der  Gewerkschaften 
und  Hilfsvereine  weitgehende  Rücksicht  genommen:  diese 
wirken  als  Träger  der  Staatsversicherung  mit.  Gleich- 
zeitig geht  der  Staat  bei  ihnen  über  die  vorerst  gezogene 


Berufsgrenze  hinaus :  Nicht  nur  die  Oewerkvereine  der 
drei  zunächst  versicherten  Industrien  erhalten  die  Staats- 
zuschüsse, sondern  auch  diejenigen  aller  anderen  Be- 
rufe, soweit  ihre  Arbeitslosenrente  den  Anforderungen 
des  Gesetzes  entspricht.  Diesen  wird  von  Staats  wegen 
ein  Zuschuß  von  einem  Sechstel  dessen  gewährt,  was  sie 
an  solchen  Renten  statutengemäß  auszahlen. 

Die  Gesamtkosten  der  Versicherung  werden  vorerst 
auf  jährlich  rund  55  Millionen  Mark  ver- 
anschlagt, wovon  etwa  15  Millionen  auf  die  Staatskasse 
entfallen  sollen.  Dem  Handelsministerium  wird  frei- 
gestellt, später  die  Arbeitslosenrenten  der  einzelnen 
Branchen  bis  auf  etwa  8  M  wöchentlich  zu  erhöhen  oder 
sie  bis  auf  6  M  allgemein  herabzusetzen.  Falls  sich  dies 
als  notwendig  erweisen  sollte,  kann  es  auch  die  Dauer 
des  Rentenbezuges  verkürzen. 

* 

Es  handelt  sich  offenbar  um  einen  großzügigen  und 
durchaus  geschickt  angelegten  Versuch.  Auch  finanziell 
erscheint  er  nicht  allzu  unsicher  fundiert.  Es  müßte  schon 
eine  Arbeitslosigkeit  von  jährlich  durchschnittlich  über  drei 
Wochen  pro  Kopf  des  Arbeiters  eintreten,  wenn  die  Bei- 
träge nicht  ausreichen  sollten ;  eine  Wahrscheinlichkeit, 
die  wenigstens  nach  den  Erfahrungen  der  deutschen  Ge- 
werkschaften gering  erscheint.  So  wird  also  England  der 
erste  Großstaat  sein,  in  dem  ein  großer  und  wichtiger  Teil 
der  Arbeiterschaft  durch  Staatshilfe  gegen  die  Gefahr  der 
Not  infolge  unverschuldeter  Arbeitslosigkeit  geschützt 
sein  wird. 

Der  Widerstand,  der  sich  bis  jetzt  in  der  Oeffentlich- 
keit  gegen  die  neuen  Vorlagen  bemerkbar  gemacht  hat, 
ist  auffallend  gering.  Was  aber  Wen  deutschen  Beobachter 
noch  weit  mehr  in  Erstaunen  setzt,  das  ist  die  Unbesorgt- 
heit um  die  finanziellen  Lasten,  welche  die  neuen 
Versicherungsgesetze  besonders  auch  dem  englischen 
Staatsschatze  aufbürden :  Für  die  Alterspensionen 
180  Millionen  Mark;  die  Kranken-  und  Invalidenversiche- 
rung wird  den  englischen  Staat  schon  im  zweiten  Jahre 
67  Millionen,  im  vierten  Jahre  über  90  Millionen  Mark 
kosten.  Dazu  dann  die  15  Millionen  für  die  Arbeitslosen- 
versicherung, die  aller  Voraussicht  nach  bald  erweitert 
werden  wird.  In  einem  Zeitraum  von  nur  drei  Jahren  (seit 
1908)  erfuhr  und  erfährt  Englands  Staatskasse  eine  Neu- 
belastung von  mehr  als  260  Millionen  Mark  jährlich  für 
soziale  Aufgaben,  und  sie  leistet  damit  das  Fünffache 
dessen,  was  das  Deutsche  Reich  jetzt  zahlt, 
und  mehr  als  das  Dreifache  dessen,  was  es  nach  Ein- 
führung der  Hinterbliebenenversicherung  an  Reichs- 
zuschüssen aufbringen  wird.  Der  Gedanke  daran,  daß 
das  Deutsche  Reich  ähnlich  wie  England  vorgehen,  also 
etwa  noch  170  Millionen  Mark  jährlich  für  solche  Zwecke 
bereitstellen  könnte,  muß  nach  den  Erfahrungen  der  letzten 
Jahre  als  utopistisch  erscheinen.  In  England  hat  eben  ein 
besseres  und  gerechteres  Steuersystem  —  neben  der  schon 
bestehenden,  wohlausgebauten  Erbschaftssteuer 
eine  gründliche,  energisch  durchgeführte 
Finanzreform,  die  ganz  besonders  auch  den  großen 
Grundbesitz  heranzog  —  den  Boden  für  so  weit- 
tragende Reformen  geschaffen,  ohne  daß  eine  übermäßige 
Belastung  des  Gewerbes  einzutreten  braucht. 

(Jungliberale  Blätter.) 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


393 


H  :;      WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  II  :: 


Der  Schneider  von  Ulm 

Man  tut  ihm  Unrecht,  daß  man  ihn  so  ganz  vergessen 
hat  in  diesen  Tagen,  den  Meister  Berblinger,  der  vor  genau 
hundert  Jahren  in  Ulm  seinen  mißlungenen  Flugversuch 
unternahm.  Verkannt  von  seinen  Zeitgenossen  verfolgte 
er,  der  typische  deutsche  Erfinder,  durch  Hunger  und  Not 
seine  Idee.  Seine  Gedanken  waren  noch  nicht  ausgereift, 
um  Tat  werden  zu  können,  aber  noch  weniger  reif  war 
wohl  seine  Zeit. 

Es  kann  hier  nicht  der  Raum  sein,  ausführlich  zu  be- 
richten, vergessen  sollte  man  den  wackeren  Schneider- 
meister von  Ulm  aber  nicht.  Wie  schnell  doch  die  Zeit  eilt! 
Max  Eyth,  der  Dichter-Ingenieur,  hat  dem  wackeren  Er- 
finder einen  Roman  gewidmet,  in  dem  er  uns  den  Menschen 
und  Erfinder  nahe  bringt.  Den  Roman  eines  zweihundert 
Jahre  zu  früh  Geborenen  nennt  er  die  Lebensschicksale  un- 
seres Schneiderleins.  Wie  Eyth  sich  täuschte!  Kaum  ein 
Jahrhundert  war  nötig,  um  das  der  Menschheit  zu  geben, 
dem  der  Ulmer  Erfinder  nachträumte.  Was  wir  aber  sonst 
noch  bekommen  haben,  das  spüren  wir,  wenn  wir  das 
Buch  lesen,  das  uns  Eyth  hinterlassen  hat. 

Wir  benutzen  gern  die  Gelegenheit,  um  allen  Lesern, 
besonders  den  Technikern,  das  Buch  dieses  Technikers 
nahe  zu  bringen.  Es  enthält  so  manches  gesunde  Urteil, 
köstliche  Lebensweisheiten  neben  der  Schilderung  der 
Kultur,  des  Zunftwesens  und  der  politischen  Zustände,  daß 
man  das  Buch  mit  Genuß  und  Befriedigung  aus  der  Hand 
legen  wird.  Das  Erfinderjubiläum  ist  uns  deshalb  wieder 
ein  guter  Anlaß,  auf  unseren  Max  Eyth  die  Blicke  derer 
zu  lenken,  die  ihn  noch  nicht  kennen. 


STANDESBEWEGUNG    H  ::  H  :: 


Nochmals  Stengel  &  Hofer 

In  Heft  22  der  D.  T.-Z.  mußten  wir  darauf  hinweisen, 
daß  die  Architekten-Firma  Stengel  &  Hofer  in  Mün- 
chen ihren  Angestellten  außerordentlich  niedrige  Gehälter 
bei  verhältnismäßig  langer  Arbeitszeit  bezahlt.  Die  Mün- 
chener Zweigvereine  haben  den  Kampf  gegen  diese  Zu- 
stände energisch  aufgenommen  und  in  den  Tageszeitungen 
die  Angestellten  gewarnt,  dort  in  Stellung  zu  gehen.  Daraut 
ging  der  Geschäftsstelle  unserer  Landesverwaltung  nach- 
stehendes Schreiben  zu,  welches  wir  zur  Charakterisierung 
der  genannten  Firma  restlos  veröffentlichen  wollen: 

München,  den  26.  Mai  1911. 

An  den 

Bayr.  Techniker-Verband, 

München. 

Auf  die  wiederholten  Ausschreibungen  des  Bayr. 
Techniker-Verbandes  bemerken  wir  folgendes : 

Die  Publikationen  haben  den  von  Ihnen  jedenfalls 
gewünschten  Zweck,  der  Fa.  Stengel  &  Hofer  tech- 
nisches Personal  abspenstig  zu  machen,  nicht  erreicht. 
Fast  tagtäglich  melden  sich  stellensuchende  Techniker, 
die  aber  keine  Aussicht  mehr  haben,  bei  uns  beschäftigt 
zu  werden. 

Wir  haben  es  uns  mit  Rücksicht  auf  die  Anwürfe 
des  Bayr.  Techniker-Verbandes  zum  Prinzip  gemacht, 
Techniker  in  unserem  Bureau  nicht  mehr  zuzulassen. 

Wir  werden  nicht  verfehlen,  sich  anmeldende  Herren 
daraut  hinzuweisen,  daß  sie  beim  Bayr.  Techniker- Ver- 
band bessere  Versorgung  finden. 

gez.  Stengel  &  Hofer. 

Uns  kann  es  ziemlich  kühl  lassen,  wenn  die  Herren 
Architekten  Stengel  &  Hofer  nunmehr  dazu  übergehen, 
Techniker  in  ihrem  Bureau  überhaupt  nicht  mehr  an- 
zustellen.   Vielleicht  machen  sie  ihre  Arbeit  selbst  oder 


benützen  dazu  akademisch  gebildete  Ingenieure,  die  leider 
noch  nicht  soviel  Standesgefühl  besitzen  wie  unsere  Ver- 
bandsmitglieder und  wie  nachträglich  noch  bekannt  wurde, 
für  110  Mark  den  Herren  zu  Willen  sind.  Die  vielen 
stellensuchenden  Techniker,  die  die  Firma  Stengel  &  Hofer 
zurückgewiesen  haben  will,  existieren  wohl  mehr  in  der 
Phantasie.  Uns  ist  z.  B.  bekannt,  daß  die  Firma  trotz 
ihrer  zuversichtlichen  Erklärung  in  dem  Schreiben  an  den 
Bayerischen  Techniker-Verband  sehr  gerne  einen  Techniker 
engagieren  wollte,  wenn  derselbe  nur  nicht  durch  die 
Warnung  unserer  Münchener  Kollegen  stutzig  geworden 
wäre  und  beim  Verbände  nähere  Erkundigungen  ein- 
gezogen hätte.  Dieser  bisher  unorganisierte  Kollege  ist 
nach  erhaltener  Aufklärung  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen, daß  es  besser  sei,  die  Firma  Stengel  &  Hofer 
ihre  Arbeiten  allein  oder  mit  den  uns  in  den  Rücken 
fallenden  Akademikern  fertigstellen  zu  lassen,  als  die  Soli- 
darität mit  den  Standesgenossen  zu  brechen.  Er  ist  Ver- 
bandsmitglied geworden  und  konnte  von  uns  anderweitig 
untergebracht  werden. 

Desgleichen  gelang  es  den  Münchener  Kollegen,  die 
gemaßregelten  Verbandsmitglieder,  die  bisher  bei  der  Firma 
90,  100  und  115  Mark  Gehalt  bezogen,  in  Stellungen  mit 
150,  140  und  160  Mark  unterzubringen.  Die  Firma 
Stengel  &  Hofer  handelt  also  recht,  wenn  sie  die  sich 
anmeldenden  Techniker  darauf  hinweist,  daß  sie  beim 
Bayerischen  Techniker-Verband,  d.  i.  die  bayerische  Landes- 
verwaltung des  Deutschen  Techniker  -  Verbandes, 
bessere  Versorgung  finden.  Kfm. 


;;  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  n 


Was  man  aus  der  Geschichte  der  Volkswirtschaftslehre 
lernen  kann 

Wer  in  ein  Wissensgebiet,  das  ihm  noch  fremd  ist, 
durch  Selbstbildung  eindringen  will,  hat  zwei  Wege  vor 
sich:  Er  kann  versuchen,  sich  entweder  an  der  Hand 
eines  seiner  allgemeinen  Bildung  entsprechenden  Leit- 
fadens den  materiellen  Inhalt  der  neuen  Disziplin  zu  eigen 
zu  machen,  oder  sich  mit  den  Lehren  der  betreffenden 
Wissenschaft  durch  Kenntnisnahme  ihrer  im  Laufe  der 
geschichtlichen  Entwicklung  erzeugten  hauptsächlichsten 
Theorien  vertraut  machen.  Der  erste  Weg  wird  sich 
überall  da  empfehlen,  wO'  es  sich  um  Wissenschaften 
handelt,  die  wie  z.  B.  die  Mathematik  in  der  Hauptsache 
als  ausgebildet  angesehen  werden  dürfen.  Am  frucht- 
barsten ist  diese  Methode  dann,  wenn  bei  der  Vermitt- 
lung der  neuen  Einsichten  an  die  Berufserfahrungen  des 
Studierenden  angeknüpft  wird.  Daraus  folgt  nebenbei,  daß 
man  pädagogisch  richtig  nur  verfährt,  wenn  man  in  Vor- 
trägen und  Artikeln  über  den  materiellen  Inhalt  der  Na- 
tionalökonomie nicht  bloß  die  Beispiele  aus  dem  gewöhn- 
lichen Vorstellungskreis  der  Hörer  und  Leser  wählt, 
sondern  auch  die  Auswahl  des  Stoffes  den  Bedürfnissen 
der  fraglichen  Schicht  anpaßt.  Zum  mindesten  wird  man 
in  den  Anfängen  der  Darstellung  so  verfahren  müssen, 
um  das  Interesse  an  dem  neuen  Gegenstand  zu  erregen  und 
wach  zu  halten. 

Aber  es  führt  bekanntlich  nicht  bloß  ein  Weg  nach 
Rom.  Wenn,  wie  das  in  diesen  Blättern  bereits  geschehen 
ist,  schon  mancherlei  aus  dem  weiten  Gebiete  der  Volks- 
wirtschaftslehre in  fortlaufenden  Aufsätzen  zu  den  Lesern 
[gedrungen  ist,  dann  ist  auch  die  Erörterung  wirtschaft- 
licher Probleme  am  Leitfaden  der  Geschichte  der  poli- 
tischen Oekonomie  berechtigt.  Dazu  kommt,  daß  die 
Volkswirtschaftslehre,  so  weitschichtig  auch  ihre  Literatur 
schon  ist,  zu  den  Wissenschaften  gehört,  in  denen  man 
weder  über  einen  Stamm  allseitig  anerkannter  Lehrsätze 
verfügt  noch  sich  einig  ist  über  die  sachdienlichste  Me- 
thode zur  Ermittelung  der  Wahrheit.  Der  Weg  zu  letzterer 
ist  aber,  wie  männiglich  bekannt,  dornig  und  führt  nicht 
selten  durch  ein  Gestrüpp  von  gutgläubigen  Irrtümern 


394 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  25 


und  absichtlichen  Täuschungen.  Versucht  man  also  der 
Nationalol<onomie  in  einem  Gange  durch  ihre  Geschichte 
Herr  zu  werden  —  ein  Verfahren,  das  übrigens  in  der 
Philosophie  schon  längst  mit  Erfolg  beobachtet  wird  — , 
so  wird  es  dabei  nicht  ohne  sichtende  Kritik  abgehen 
können.  Der  Gewinn,  der  daraus  resultiert,  ist,  wie  sich 
noch  zeigen  wird,  wahrlich  nicht  gering  anzuschlagen. 

Es  könnte  nun  jemand  den  Einwand  erheben,  die 
Volkswirtschaftslehre  sei  doch  unzweifelhaft  eine  sehr  alte 
iWissenschaft  und  könne  sich  deshalb  wohl  nicht  in  dem 
unfertigen  Zustande  befinden,  den  wir  behaupten.  Dem 
ist  aber  nicht  so!  Tatsächlich  reicht  die  Nationalökonomie 
mit  ihren  wirklich  wissenschaftlichen  Anfängen  nicht  weiter 
als  in  die  zweite  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts 
zurück.  Diese  allerdings  zunächst  befremdende  Erschei- 
nung läßt  sich  aber  doch  erklären.  Zunächst  kann  man 
allgemein  feststellen,  daß  der  Mensch  in  seinem  For- 
schungsdrang sich  zuerst  auf  die  Natur  geworfen  hat' 
und  erst  von  da  zum  Studium  seiner  selbst  und  der  von 
ihm  geschaffenen  Einrichtungen  fortgeschritten  ist.  Dann 
aber  war  im  Altertum  die  Verachtung  der  wirtschaftlichen 
Tätigkeit  und  im  Mittelalter  die  asketische  Hinwendung 
zu  dem  sogenannten  Jenseits  der  Ausbildung  einer  auf 
die  materiellen  Grundlagen  der  Existenz  gerichteten 
.Wissenschaft  hinderlich.  Auch  boten  allem  'Anscheine  nach 
die  damaligen  noch  leicht  übersehbaren  Einzeltatsachen 
des  Wirtschaftslebens  keinen  genügenden  Anreiz  zu  einer 
sachlogischen  Verknüpfung.  Daran  ändert  nichts,  daß  sich 
in  den  Schriften  der  alten  Griechen  und  Römer  und  in  den 
literarischen  Erzeugnissen  des  Mittelalters  verschiedentlich 
Auslassungen  über  wirtschaftliche  Fragen  finden.  Es 
handelt  sich  dabei  aber  nirgends  um  Darlegungen,  die 
das  Gesamtgefüge  der  Volkswirtschaft  mit  beherrschenden 
Priuzipien  durchleuchten,  sondern  nur  um  Einzelerkennt- 
nisse, die  wahrscheinlich  sogar  z.  B.  hinter  den  Berufs- 
erfahrungen der  Kaüfleute  zurückblieben.  Den  letzteren 
ist  sicherlich  das  Gesetz  von  Angebot  und  Nachfrage  nicht 
unbekannt  gewesen,  wenn  ihnen  auch  wohl  die  tieferen 
Gründe  des  Konkurrenzspieles,  die  erst  bei  einem  metho- 
dischen Eindringen  in  die  sozialen  Machtstellungen  sicht- 
bar werden,  verborgen  geblieben  sind.  Auch  des 
Nutzens  der  Arbeitsteilung  sind  sich  die  Herren  der 
römischen  Hauswirtschaft  und  der  mittelalterlichen  Fron- 
höfe wohl  bewußt  gewesen.  Ob  und  inwieweit  aber  die 
Ausdehnung  des  Marktes  über  die  Grenzen  der  Arbeits- 
teilung entscheidet,  das  ist  ihnen  jedenfalls  nicht  klar 
geworden.  Aber  gerade  solche  Erkenntnisse  können 
erst  als  eminent  wissenschaftUche  angesprochen  werden. 
Lassen  wir  daher  die  Schriften  der  Alten  und  der  mittel- 
alterlichen Scholastiker  mit  ihren  vereinzelten  wirtschaft- 
lichen Bemerkungen  ruhig  auf  sich  beruhen  und  fragen 
wir  lieber,  was  sich  aus  der  neueren  ökonomischen  Literatur 
etwa  zum  Verständnis  des  Wirtschaftslebens  lernen  lasse. 

Bei  jeder  ökonomischen  Schule  und  bei  jedem  Forscher 
unserer  Wissenschaft  steht  gewöhnlich  ein  Problem  im 
Vordergrunde.  An  seine  Darstellung  läßt  sich  deshalb  der 
heutige  Stand  der  Forschung  ganz  ungezwungen  an- 
knüpfen. So  drehen  sich  z.  B.  die  Vorstellungen  der  Mer- 
kantilisten in  der  Hauptsache  um  (die  beiden  Teilfragen 
nach  der  Bedeutung  des  Metallgeldes  und  der  Handels- 
bilanz für  die  Vermehrung  des  Reichtums  der  Staaten. 
Der  Schotte  John  Law,  der  im  zweiten  Jahrzehnt  des 
achtzehnten  Jahrhunderts  in  Frankreich  zu  zweifelhafter 
Berühmtheit  gelangte,  bietet  mit  seiner  Lehre  die  Ge- 
legenheit, die  heutige  Auffassung  von  der  wirtschaftlichen 
Tragweite  des  Kredits  darzulegen.  Die  auf  die  Merkan- 
tilisten folgende  Schule  der  Physiokraten  hat  über  ilie 
Produktivität  Vorstellungen  gehegt,  die  heute  noch  nicht 
ganz  überwunden  sind  und  die  darum  eine  kritische  Zer- 
gliederung geradezu  herausfordern.  Der  große  Schmieder 
der  Volkswirtschaftslehre,  der  Schotte  Adam  Smith,  übt 
noch  heute  so  nachhaltige  Wirkungen  aus,  daß  es  sich 
verlohnt,  in  seinen  Gedankenkreis  einzudringen  und  zu- 
zusehen, inwieweit  z.  B.  das  was  er  über  Arbeitsteilung, 
Tausch-  und  Gebrauchswert,  über  die  Wechselbeziehungen 


zwischen  Staat  und  Volkswirtschaft  lehrt,  stichhaltig  ist. 
In  einem  seiner  Fortsetzer,  in  dem  Genfer  Sismondi,  lernen 
wir  immer  mehr  den  Vater  der  modernen  Sozialpolitik 
schätzen.  Gerade  jetzt,  wo  wir  anerkanntermaßen  in  einer 
Periode  sozialpohtischen  Stillstandes  leben,  wird  es  von 
Interesse  sein,  sich  seine  Grundsätze  zu  vergegenwärtigen 
und  auf  ihre  Zeitgemäßheit  hin  zu  prüfen.  Mit  dem  Namen 
des  anglikanschen  Reverend  Robert  Malthus  ist  die  Be- 
völkerungslehre, mit  dem  seines  Zeitgenossen  David 
Ricardo  das  Problem  der  Bodenrente  und  des  Arbeits- 
lohns aufs  engste  verknüpft.  Das  sind  alles  Fragen,  die 
noch  heute  aktuell  sind  und  die  deshalb  bei  allen  denen 
auf  Beachtung  rechnen  dürfen,  denen  es  um  die  Einsicht 
in  die  wirtschaftlichen  Zusammenhänge  ernstlich  zu  tun 
ist.  Gehen  wir  dann  weiter  zu  unserem  großen  Friedrich 
List  und  semem  amerikanischen  Geistesverwandten  Henry 
Carey,  so  stoßen  wir  wieder  auf  eine  Streitfrage,  die  gerade 
heute  die  Gemüter  heftig  bewegt:  Freihandel  oder  Schutz- 
zoll? Friedrich  List  interessiert  uns  außerdem  noch  als 
intellektueller  Urheber  der  später  im  Zollverein  verwirk- 
lichten wirtschaftlichen  Einheit  unseres  Volkes  und  als 
Vater  des  deutschen  Eisenbahnsystems.  Careys  Lehren 
sind,  wie  Othmar  Spann  neuerdings  richtig  bemerkt,  in 
wesentlichen  Punkten,  namentlich  in  sozialpolitischer  Rich- 
tung, von  Eugen  Dühring  umgestaltet  worden.  Damit  ge- 
langen wir  zu  den  Sozialisten,  an  deren  Kritik  der  heutigen 
Gesellschaftsordnung  wir  nicht  vorübergehen  dürfen,  wenn 
wir  uns  über  die  Tendenzen  der  modernen  wirtschaftlichen 
Entwicklung  keinen  Täuschungen  hingeben  wollen.  Auch 
manche  Nationalökonomen  zweiten  Ranges,  wie  Heinrich 
V.  Thünen,  der  eine  originelle  Theorie  über  die  Abhängig- 
keit der  Landwirtschaft  von  der  Industrie  entwickelt  hat, 
oder  der  lange  vergessene  Gossen,  dessen  Lehre  vom 
Grenznutzen  heute  namentlich  von  österreichischen  Volks- 
wirtschaftslehrern vertreten  wird,  müssen  herbeigezogen 
werden,  wenn  es  gilt,  auf  dogmengeschichtlicher  Grund- 
lage zu  den  Problemen  der  Volkswirtschaft  Stellung  zu 
nehmen. 

Aus  unserer  Aufzählung,  mit  der  wir  die  Fülle  der 
Gesichte  gar  nicht  erschöpfen  wollten,  hat  sich  jedenfalls 
ergeben,  daß  aus  der  Geschichte  der  Nationalökonomie 
sehr  wohl  ein  Stamm  von  Einsichten  zu  gewinnen  ist,  der 
zum  tieferen  Verständnis  der  wirtschaftlichen  Verhältnisse 
ausreicht  und  der  auch  genügenden  Schutz  gegen  die 
wechselnden  Meinungen  des  Tags  zu  gewähren  vermag. 
Wir  sind  dabei  von  der  stillschweigenden  Voraussetzung 
ausgegangen,  daß  volkswirtschaftliches  Wissen  heute  ein 
notwendiger  Bestandteil  allgemeiner  Bildung  sei.  Zwar 
entspricht  der  Lehrplan  unserer  Schulen  unteren  und 
mittleren  Grades  noch  nicht  dieser  Forderung,  aber  die 
Ueberzeugung,  daß  hier  angesichts  der  unbestreitbaren 
Wichtigkeit  der  materiellen  Daseinsbedingungen  Aende- 
rungen  unabweislich  sind,  bricht  sich  immer  mehr  Bahn. 
Dem  schon  im  Berufe  stehenden  Techniker  kann  freilich 
die  baldige  Erfüllung  der  Wünsche,  die  Volkswirtschafts- 
lehre in  den  Lehrplan  der  Schulen  aufzunehmen,  nichts 
mehr  helfen.  Er  bleibt  nach  wie  vor  auf  die  Selbst- 
bildung angewiesen.  Und  die  tut  ihm  bitter  not,  will  er 
sich  und  seine  Leistungen  für  die  Volkswirtschaft  zu  ge- 
bührender Anerkennung  bringen.  Seine  Arbeit  hat,  wie 
wir  demnächst  im  Anschluß  an  eine  jüngst  erschienene 
Schrift  zeigen  werden,  einen  eminent  wirtschaftlichen  Cha- 
rakter. So  drängen  ihm  Beruf  und  soziale  Stellung  ge- 
radezu die  Befassung  mit  der  Sozialökonomie  auf,  die 
Werner  Sombart  einmal  die  Zentralwissenschaft  unserer 
Zeit  genannt  hat.  Einen  brauchbaren  Führer  durch  sie 
hoffen  wir  ihm  mit  unserer  kritischen  Darstellung  der 
Haupttheorien,  mit  der  wir  binnen  kurzem  beginnen 
werden,  darzubieten.  Karl  S  o  h  I  i  c  h. 

* 

Die  technische  Gestaltung  des  Versicheriingsbetriebes 

Auch  das  praktische  Versichcrungsgcschäft  gliedert 
sich  in  eine  Reihe  organisch  zusammenhängender  Vorgänge, 
als  deren  ersten  man  die  Aufnahme  des  Versicherten  be- 
trachten muß.    Der  durch  die  Werbetätigkeit  des  Agenten 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


395 


für  die  Idee  der  Versicherung  gewonnene  oder  aus  eigenem 
Antrieb  sich  an  eine  Versicherungs-Gesellschaft  wendende 
Kandidat  hat  dieser  einen  Aufnahmeantrag  einzureichen. 
In  ihm  muß  er  auf  eine  Reihe  auf  dem  Formular  vor- 
gedruckter Fragen  genaue  Antwort  geben.  Auf  Grund 
derselben  prüft  die  Gesellschaft,  ob  sie  die  beantragte  Ver- 
sicherung annehmen  will  und  aus  ihr  gewinnt  sie  gewisse 
Anhaltspunkte  für  die  Bemessung  des  Risikos,  das  der 
Antragsteller  dem  Unternehmen  bietet,  und  damit  zugleich 
für  die  Feststellung  der  Prämie,  die  er  zu  zahlen  hat.  Dem 
ausgefüllten  Antragsformular  pflegt  der  das  Geschäft  ver- 
mittelnde Agent  der  betreffenden  Anstalt  eine  Mitteilung 
über  die  Glaubwürdigkeit  des  Versicherungskandidafen  und 
seine  persönlichen  Verhältnisse  beizugeben.  In  der  Lebens- 
versicherung, die  mit  ärztlicher  Untersuchung  abgeschlossen 
wurde,  begleitet  natürlich  das  Antragsformular  auch  der 
vertrauensärztiiche  Bericht,  der  in  eingehender  Weise  über 
den  körperlichen  und  gesundheithchen  Zustand  des  Ver- 
sicherungskandidaten Aufschluß  gibt.  Am  Sitze  der  Ge- 
sellschaft wird  der  Antrag  einer  genauen  Prüfung  unter- 
zogen und  entweder  auf  Grund  der  Nachrichten  über  das 
Risiko,  die  in  den  Antragspapieren  enthalten  sind,  ab- 
gelehnt oder  angenommen.  Wenn  das  Letztere  geschieht, 
so  Vi'ird  für  den  Versicherungskandidaten  ein  Versiche- 
rungsschein oder  Police  ausgestellt  und  ihm  durch  den 
Agenten  oder  direkt  von  der  Gesellschaft  eingehändigt. 
Die  Police  enthält  die  allgemeinen  Versicherungsbedin- 
gungen, auf  denen  das  Versicherungsgeschäft  beruht. 

Der  Preis,  den  der  Versicherte  der  Gesellschaft  zu 
entrichten  hat  und  den  man  in  der  Regel  Prämie  nennt, 
ist  von  einer  großen  Reihe  von  Voraussetzungen  und  Rech- 
nungen abhängig.  Diese  Prämienberechnung  gestaltet  sich 
sehr  verwickelt  und  schwierig,  weil  die  Versicherungs- 
Gesellschaft  die  genaue  Größe  des  von  ihr  in  Versicherung 
genommenen  Risikos  von  vornherein  niemals  kennt.  Die 
Versicherungs-Anstalt  kann  nur  auf  Grund  der  Erfah- 
rungen vieler  Gesellschaften  in  einer  Reihe  von  Staaten 
und  in  langen  Zeiträumen  auf  die  Größe  des  Risikos  und 
damit  die  ihr  erwachsenden  Kosten  der  Versicherung 
Schlüsse  ziehen.  Zugleich  zeigt  sich,  daß  bei  einer  großen 
Zahl  von  Versicherungen  ein  gewisser  Ausgleich  unter  den 
für  die  Gesellschaft  günstigen  und  ungünstigen  Fällen 
erfolgt.  Um  nun  wenigstens  mit  einiger  Sicherheit  zu  er- 
mitteln, welche  Prämie  vom  Versicherten  dafür  zu  fordern 
ist,  daß  die  Gesellschaft  ihm  Sicherheit  leistet,  zieht  sie  die 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  und  die  Statistik  heran. 

Die  Prämie,  die  vom  Versicherten  gefordert  wird,  kann 
entweder  eine  einmalige  oder  eine  in  gewissen  Zeit- 
abständen regelmäßig  wiederkehrende  Zahlung,  also  eine 
jährliche,  monatliche  oder  wöchentHche  Leistung  sein. 
Wenn  die  Prämie  für  eine  Reihe  von  Jahren  im  voraus  ent- 
richtet wird,  pflegt  man  dem  Versicherten  einen  gewissen 
Rabatt  zu  gewähren.  In  der  Feuerversicherung  folgt  z.  B. 
bei  Vorauszahlung  von  fünf  Jahresprämien  ein  prämien- 
freies Jahr.  Umgekehrt  stellen  sich  die  Leistungen,  die  der 
Versicherte  aufbringen  muß,  um  so  höher,  je  kürzer  die 
Frist  ist,  für  die  er  jedesmal  seinen  Beitrag  an  die  Gesell- 
schaft abführt. 

Genaue  Bestimmungen  in  der  Pohce  belehren  den  Ver- 
sicherten über  das,  was  er  bei  Eintritt  des  Versicherungs- 
falles, also  in  der  Feuerversicherung  bei  Ausbruch  des 
Brandes,  in  der  Lebensversicherung  beim  Tode  des  Ver- 
sicherten usw.,  zu  tun  hat.  In  erster  Linie  ist  der  Ver- 
sicherungsgesellschaft unter  Innehaltung  bestimmter  Fristen 
Anzeige  vom  Eintritt  des  Schadensereignisses  zu  machen. 
Bei  den  Sachversicherungen,  also  beispielsweise  in  der 
Feuerversicherung,  ist  der  Versicherte  außerdem  ver- 
pflichtet, sich  zu  bemühen,  den  Schaden  in  möglichst 
engen  Grenzen  zu  halten.  Die  Gesellschaft  ihrerseits  stellt 
zunächst  den  Eintritt  des  Versicherungsfalles  und  die  Größe 
des  Schadens  fest.  Sie  fordert  demnach  in  der  Todesfall- 
versicherung eine  Bescheinigung  des  Arztes  über  den  tat- 
sächlich eingetretenen  Tod  des  Versicherten  meist  unter 
Angabe  der  Todesursache.  In  der  Feuerversicherung  stellt 
sie  durch  ihre  Beamten  fest,  ob  der  Brand  nicht  vom  Ver- 


sicherten selbst  verursacht  oder  künstlich  vergrößert  wurde 
usw.  Sobald  die  Versicherungsanstalt  Klarheit  über  die 
Ursache  des  Versicherungsfalles  und  die  Begleitumstände 
des  Schadensereignisses  erlangt  hat,  schreitet  sie  zur  Ab- 
schätzung und  zur  Begleichung  des  Schadens.  In  der  auf 
einen  bestimmten  Betrag  abgeschlossenen  Lebensversiche- 
rung kommt  natürlich  das  erstere  in  Fortfall.  Hier  wird 
den  Angehörigen  des  verstorbenen  Versicherten  die  ver- 
einbarte Versicherungssumme  ausgezahlt.  Anders  gestaltet 
sich  die  Schadensbegleichung  beispielsweise  in  der  Feuer- 
versicherung. Hier  stellt  die  Versicherungssumme  den 
•Höchstbetrag  der  Ersatzleistung  dar,  die  die  Gesellschaft 
dem  Versicherten  verspricht.  Am  einfachsten  ist  bei  der 
Sachversicherung  die  Schadenregulierung,  wenn  der  Gegen- 
stand zu  seinem  vollen  Wert  versichert  war  und  durch  das 
Schadenereignis  volkommen  zerstört  wurde.  Wenn  ein 
Haus,  das  einen  Wert  von  100  000  M  hatte,  mit  diesem 
Betrag  gegen  Feuer  versichert  war,  so  wird,  wenn  der 
Brand  das  Gebäude  vollständig  zerstörte,  die  Gesellschaft 
auch  den  Betrag  von  100  000  M  zu  zahlen  haben.  Schwie- 
riger wird  aber  die  Sachlage,  wenn  das  Feuer  nur  einen 
Teil  des  versicherten  Hauses  vernichtete.  Der  Ver- 
sicherer wird  dann  feststellen  müssen,  in  welchem  Prozent- 
satz der  durch  Brand  zerstörte  Wert  zu  dem  Gesamt- 
wert des  Gebäudes  steht  und  dementsprechend  Ersatz 
leisten.  Noch  komplizierter  ist  endlich  die  Regulierung, 
wenn  nicht  der  volle  Wert  der  betreffenden  Sache  ver- 
sichert war,  sondern  nur  ein  Teil  derselben.  Wenn  bei- 
spielsweise ein  Haus,  das  einen  Wert  von  100  000  M  be- 
sitzt, nur  mit  50  000  M  versichert  war  und  zur  Hälfte 
durch  Feuer  zerstört  wurde,  so  hat  die  Versicherungs- 
gesellschaft nicht  den  entstandenen  Schaden,  der  sich  dem 
Wert  nach  auf  50  000  M  beläuft,  zu  ersetzen,  sondern,  da 
die .  Versicherungssumme  den  Gesamtwert  mit  50  000  M 
annahm,  nur  die  Hälfte  dieses  Betrages,  also  25  000  M. 
Gerade  hierüber  herrscht  beim  versicherten  Publikum  oft 
Unklarheit,  die  dann  zu  unberechtigten  Angriffen  auf  die 
Sachversicherungs-Gesellschaften  führt. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU  H  ::  H 


für  Mai  1911. 
Technische  Piiysik. 

„Die  Grenzschicht  an  einem  in  den  gleichförmigen  Flüssig- 
keitsstrom eingetauchten  geraden  Kreiszylinder."  Von  K.  Hie- 
menz.  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  21,  S.  321.  Quantitative  Prüfung 
des  Prandtlschen  Ansatzes  durch  das  Experiment. 

„Formänderung  durch  Verdrehung."  Von  Busemann,  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  16,  S.  633.  Beweis  der  Richtigkeit  der  Formel  für 
den  Verdrehungswinkel  auf  der  Länge  /;  Nachweis  der  Wichtig- 
keit der  entstehenden  Normalspannungen  in  der  Richtung  der 
Längsfasern,  wenn  die  Verdrehung  am  äußeren  Umfang  der 
Schmalseite  gemessen  wird.    Festsetzung  der  Schubspannungen. 

„Die  spezifische  Wärme  Cp  des  überhitzten  Wasserdampfes 
für  Drücke  von  2  bis  8  kg/cm^  und  Temperaturen  von  350 
bis  550°  C."  Von  Knoblauch  und  Moliier,  Z.  d,  V.  55,  Nr.  17, 
S.  665.  Unter  2  bis  8  kg/cm2  nimmt  Cp  bis  350°  C  mit  dem 
Druck  zu  und  mit  der  Temperatur  vom  Sättigungspunkt  an  ab, 
um  nach  Erreichung  eines  kleinsten  Wertes  wieder  zuzunehmen. 
Bei  höheren  Temperaturen  ist  die  Zunahme  von  Cp  mit  dem 
Druck  in  der  Sättigungsnähe  ziemlich  bedeutend, .  fällt  jedoch 
mit  zunehmender  Temperatur  schließlich  in  die  Grenzen  der 
Beobachtungsgenauigkeit. 

„Experimentelle  Untersuchung  der  Strömungsvorgänge  in 
einer  Schnellaufer-Francis-Turbine."  Von  Dr.  ing.  Schuster 
Z.  d.  V.  55,  Nr.  19,  S.  771.  Für  die  zulässige  Größe  der  Lauf 
raderweiterung  ist  der  natürliche  und  ungezwungene  Verlauf 
der  Stromlinien  im  JVleridianschnitt  maßgebend.  Bei  scharfer 
Krümmung  der  Schaufel  kann  trotz  Parallelführung  der  Schaufel- 
enden Einschnürung  des  austretenden  Strahles  eintreten.  Die 
Verteilung  der  Wassermenge  über  den  Austrittsquerschnitt  ändert 
sich  mit  der  Umlaufszahl. 

Industrielle  Feuerungen  und  Dampfkessel. 
„Ueber  Spannungen  in  Kesselblechen."     Von  Prof.  Heyn 
und  Prof.  Bauer,  St.  u.  E.  31,  Nr.  19,  S.  761.    Elastische  und 
plastische  Formänderungen  der  Kesselbleche. 


396 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  25 


„Der  Wirbelstromerhitzer,  eine  neue  Ueberhitzerform."  Von, 
Ing.  M.  Otto,  Der  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  19,  S.  153. 
Rohrüberhitzer,  in  dessen  U-  oder  W-förmig  gebogene  Rohre 
Wirbelstreifen  aus  gestanztem  Blech  eingeschoben  sind.  Der 
Dampf  wird  durch  sie  gezwungen,  in  wirbelnder  Bewegung 
die  Rohre  zu  durchströmen  und  infolge  davon  mehr  Wärme 
durch  innigere  Berührung  aufzunehmen. 

Hüttenwesen. 

„Ueber   das    reduzierende    Verschmelzen   oxydischer  Erze 
im  elektrischen  Ofen."    Von  Prof.  Dr.  Borchers,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  18,  S.  706.    Verminderung  des  Wärmebed:.ris  beim  Schmelzen . 
unter  Zuhilfenahme  von    i  uaniden  und  Karbiden  als  Reduk-' 
tionsmittel.  ''- 

„Ueber  die  Analyse  titanhaltiger  Körper."  Von  Prof.  Dn 
Bornemann,  St.  und  E.  31,  Nr.  18,  S.  708.  Das  Aufschheßen, 
Gewichtsanalyse  der  Titansäure  mit  Hilfe  der  Ammoniakfüliungj 
Trennung  des  Titans  von  Schwermetallen,  Titrationsverfahren. 

„Untersuchung  über  Arbeitsverluste  in  Kammwalzgerüsten.", 
Von  Dr.  ing.  Puppe,  St.  u.  E.  31,  Nr.  18,  S.  711.  Verluste 
in  Abhängigkeit  von  der  zugeführten  Leistung  bei  variabler 
Drehzahl,  bei  konstanter  Drehzahl,  in  Abhängigkeit  von  der 
Neigung  der  Verbindungsspindel,  Abnutzung. 

„Ein  Versuch  zur  Erklärung  der  Rolle  der  Schlacke  in 
unseren  Hüttenprozessen."  Von  Dichmann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  19, 
S.  749.  Schlacken  in  Wärme-  und  Schweißöfen,  in  den  Schmelz- 
öfen, das  Puddelverfahren  usw. 

„Walzfiguren  in  einem  Schienenprofil."  Von  Dr.  LoebCj 
St.  u.  E.  31,  Nr.  20,  S.  792.    Metallographische  Untersuchungen. 

„Schleifscheiben,  ihre  Herstellung  und  Verwendung."  Von, 
Herminghausen,  St.  u.  E.  31,  Nr.  21,  S.  830.  Schmirgel,  Ko- 
rund, Alundum,  Elektrorubin,  Elektrit,  Karborundum,  Karbosilite, 
Siliziumkarbid,  Bindungsarten,  Schleifregeln,  Schleifmaschinen. 

„Eine  neue,  selbsttätige  Umschaltung  der  Düsen  an  Kupol- 
öfen." Von  Obering.  Neufang,  St.  u.  E.  31,  Nr.  21,  S.  841. 
Elektromagnetischer  Steuerapparat. 

„Oelfeuerungsbetriebe  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Steinkohlenteeröle  für  Metallschmelzöfen."  Von  Dr.  Teich- 
mann und  Dipl.-Ing.  Broß.  St.  u.  E.  31,  Nr.  21,  S.  843.  Dampf- 
kesselfeuerung mit  Steinkohlenteeröl,  Teerölzusatzfeuerung, 
Schmelzöfen  mit  Teerölfeuerung. 

Hebezeuge. 

„Schwimmkran  für  zweimal  120  t  Last."  Von  Beran,  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  19,  S.  750.  Beschreibung  der  Einrichtungen  und 
der  Konstruktion. 

„Die  Schwebefähre  auf  der  Kaiserl.  Werft  Kiel."  Von  Fran- 
zius  und  Dipl.-Ing.  Knopp,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  19,  S.  764.  Baueinzel- 
heiten und  Einrichtungen. 

„Magnetkrane."  Von  Dipl.-Ing.  Michenfelder,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  20,  S.  800.  Beschreibung  von  Konstruktionen  zu  Spezial- 
zwecken. 

„Herstellung  von  Transportschenken  aus  Blechscheiben." 
Von  Ing.  Käppier,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  17,  S.  139. 
Berechnung  und  Konstruktion. 

Kraftmaschinenbau. 

„Die  Abwärmeausnutzung  bei  Dieselmotoren."  Von  Hot- 
tinger, Z.  d.  V.  55,  Nr.  17,  S.  673.  Die  Sulzerschen  Abgas- 
verwerter. 

„Die  Wasserkraftanlage  im  Murgtal  oberhalb  Forbach."  Von 
Th.  Koehe,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  17,  S.  721.  Besprechung  des  Ent- 
wurfs, Vorschläge  für  Aenderungen,  Erörterung  der  besten  Lage 
des  Tagesausgleichsbeckens,  Kostenangabe,  wirtschaftliche  Be- 
rechnungen. 

„Die  Turbinen  und  Pumpen  des  Wasserwerkes  der  Stadt 
Bochum  bei  Blankenstein  a.  d.  Ruhr."  Von  Gelpke,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  19,  S.  759.  Gesamtanlage  der  Trinkwasseranlage  und  des 
Wasserwerks.  Bestimmung  der  verfügbaren  Energie  mit  und 
ohne  Berücksichtigung  der  Talsperren.  Maschineller  Teil,  Hoch- 
druckrundstrahlturbine. 

„Ueber  die  Verwendung  von  Teer  in  Dieselmotoren."  Von 
Obering.  Kutzbach,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  17,  S.  403.  Versuche 
über  Verwendung  von  Teer  als  Brennstoff  für  Dieselmotoren  der 
M.  A.-N. 

Pumpen,  Gebläse  und  Kompressoren. 

„Die  Durchbildung  der  Bohrlochpumpen  mit  bewegten 
Maschinenteilen  unter  Tage."  Von  Wettich,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  16, 
S.  617.  Ueberblick.  Folgerungen  für  die  Ventilausbildung.  An- 
forderungen an  unmittelbaren  Antrieb.   Antriebformen.  Hydraul. 


Ausgleichskolben,  pneumatische  Ausgleichskolben,  vollkommener 
Ausgleich  durch  doppeltwirkende  Bohrlochpumpen.  Pumpen  mit 
luftförmigem  Kolben,  Tiefbrunnen-Turbinenpumpen. 

Elektrotechnik. 

„Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Erwärmung  der  elektrischen 
Maschinen."  Von  Dr.  E.  Hinlein,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  18,  S.  730. 
Verfahren  zur  Temperaturbestimmung  eines  umlaufenden  Kör- 
pers. Der  Wärmeabgabekoeffizient  für  die  in  Betracht  kom- 
menden Intervcl !e  unabhängig  von  der  Temperatur.  Newtonsches 
Gesetz.  Parabolisches  Gesetz  für  Wärmeabgabe  als  Funktion 
der  Umfangsgeschwindigkeit. 

„Die  Schwächen  der  zentralen  Verteilung  elektrischen 
Stroms."  Von  Schäfer,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  18,  S.  422.  Zu- 
sammenfassung aller  Schattenseiten  der  elektrischen  Kraft-  und 
Lichtversorgung. 

„Ueber  automatische  Telephonie."  Von  Prof.  Dr.  Raps,  E. 
T.  Z.  32,  Nr.  18,  S.  433.  Eingehende  Erörterung  der  Grund- 
sätze, der  Bauweise  und  Baueinzelheiten  des  neuen  Systems. 

„Zur  Kenntnis  der  Funkenspannung  bei  technischem  Wechsel- 
strom." Von  Dr.  ing.  Weicker,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  18,  S.  436. 
Anfangsspannung  und  Büschelgrenzspannung  und  ihre  Abhängig- 
keiten. 

„Konstruktive  Entwicklung  des  elektrischen  Pfluges."  Von 
Prof.  Simons,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  19,  S.  459.  Schilderung  ver- 
schiedener Systeme. 

„Der  Drehstrom-Kollektorgenerator"  im  Leerlauf.  Von  R. 
Rüdenberg,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  20,  S.  489.  Analytische  Theorie, 
Lösung  der  Grundgleichung.  Eigenfrequenz  und  Erregung  als 
Funktion  der  Streuung.  Begrenzung  der  höchsten  Frequenz  durch 
die  Streuung.  Spezialfälle. 

„Neuere  Ergebnisse  und  Versuche  über  Imprägnieren  von 
Star.'gen  und  Masten."  Von  Dr.  Moll,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  21,  S.  515. 
Kyanisieren  und  Kreosotieren. 

„Ueber  einen  neuen  elektrischen  Zeigertelegraphen  (Kom- 
mandoapparat)." Von  Dir.  Süchting,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  21,  S.  516. 
Theorie,  Schaltung  und  Konstruktion. 

„Ueber  einige  neuere  Meßapparate  der  Hartmann  &  Braun 
A.-G."  Von  Dr.  Bruger,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  21,  S.  519.  Schleif- 
drahtbrücke mit  Einrichtung  zur  Isolationsmessung,  Brücke  für 
Selbstpotentialmessung,  Blitzableiterprüfungsapparat  nach  Stößel. 

Werkzeugmaschinen. 

„Elektromagnetische  Aufspannapparate  und  ihre  Vorzüge." 
Von  R.  Sproecke.  D.  d.  Werkzeug-M.-B.,  1911,  Nr.  9,  S.  73. 
Fabrikate  der  Magnet-Werke,  G.  m.  b.  H.,  Eisenach. 

„Das  Entwerfen  von  Drehbankantrieben,  Stufen-  und  Ein- 
scheibenantrieb." Von  Dohre.  Ebenda  Nr.  10,  S.  78.  Rechnung 
und  Konstruktion. 

„Konstruktionen  deutscher  Schleifmaschinen."  Von  Sproecke, 
ebenda,  Nr.  10,  S.  83.    Beschreibung  einiger  Typen. 

Gasbeleuchtung  und  Wasserversorgung. 

„Beitrag  zur  Frage  der  Straßenlaternenfernzündung."  Von 
Obering.  Othmer,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  16,  S.  373.  Kritik  der 
einschlägigen  Apparaturen. 

„Ueber  die  Desinfektion  von  Trinkwasser  mit  Chlor."  Von 
Dr.  Plücker,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  16,  S.  385.  Bakteriologische 
Untersuchungen. 

„Preßgas  für  Fabrikbeleuchtung  und  Werkstattarbeit  aus 
derselben  Gasleitung."  Von  Messinger,  ebenda,  Nr.  17,  S.  405. 
Beleuchtung,  Werkstattarbeit,  Arbeitsgeräte. 

„Bleiröhren  und  Trinkwasser."  Von  Dr.  Klüt,  ebenda,  Nr.  17, 
S.  409.    Technische  und  sanitäre  Beurteilung. 

„Die  wirtschaftliche  Bedeutung  der  hauptsächlichen  Neben- 
erzeugnisse für  die  deutschen  Gaswerke."  Von  Möllers,  ebenda, 
Nr.  19,  S.  445.     Allgemeines,  Graphit,  Ammoniaksalze. 

„Gefährdung  von  Gas-  und  Wasserleitungen  durch  Stark- 
strom." Von  Pohl,  ebenda,  Nr.  19,  S.  437.  Anfressung  durch 
elektrolytische  Einwirkungen. 

„Fortschritte  der  Gaserzeugung  und  Gasverwendung."  Von 
Bunte,  ebenda,  Nr.  20,  S.  469.  Ofenarten,  Brenner  und  Lampen, 
Kraftversorgung,  Ballongas  usw. 

„Generatoren  mit  mechanischer  Entschlackung,  insbesondere 
zur  Erzeugung  von  Wassergas."  Von  Bennhold,  ebenda,  Nr.  20, 
S.  476.    Beschreibung  der  Bauart,  Versuche  und  ihre  Ergebnisse. 

Flugtechnik. 

„Beiträge  zur  Frage  der  Verwendung  von  Zweitaktmaschinen 
für  Luftfahrzeuge."  Von  Wagener,  Z.  f.  Flugtechn.  und  Motor- 
luftschiffahrt, II.,  Nr.  8,  S.  93.  Kritik  der  Motoren  bezüglich 
ihrer  Eigenschaften. 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


397 


„Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  Luftschraubenprütung  auf 
der  IIa."  Von  Bejeuhr,  ebenda,  Nr.  8,  S.  98.  Tabelle  mit 
Erläuterung. 

„Neue  Flugzeuge."  Von  Dr.  Quittner,  ebenda,  Nr.  8,  S.  102. 
Breguet-Flieger. 

„Die  mechanisch-graphische  Lösung  des  Höhenproblems  mit 
dem  Voigtschen  Instrument."  Von  Boykow,  ebenda,  Nr.  9, 
S.  116.     Theorie,  Beschreibung  und  Verwendung. 

„Konstruktive  Fragen  der  Flugtechnik  und  ihre  Lösung  durch 
Wettbewerbe."  Von  Bejeuhr,  ebenda,  Nr.  9,  S.  121.  Frage  nach 
dem  Wirkungsgrad  einer  Flugmaschine  als  Wertmesser. 

K.  S, 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technilcer-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Der  treue  Ratgeber  im  Konkurse.    Von  Max  Lustig,  kaufmänn. 

Sachverständiger.     Mainz.     Kaufmänn.-jurist.   Verlag,  G. 

m.  b.  H.  Preis  1,50  M. 
Der  Verfasser  entwickelt  die  Rechte  und  Pflichten  des  Ge- 
meinschuldners in  gemeinverständlicher  Sprache.  Aus  der  Pra.xis 
heraus  ist  das  Büchlein  von  einem  gründlichen  Kenner  des 
Materials  für  das  praktische  Leben  geschrieben;  durch  klare 
und  bestimmte  Auskunft  auf  alle  Fragen  erleichtert  es  das  Ver- 
ständnis der  Konkursordnung.  Das  treffliche  Büchlein  gehört 
in  jedes  Kontor! 

Der  Schneider  von  Ulm.  Geschichte  eines  zweihundert  Jahre 
zu  früh  Geborenen.  Von  Max  E  y  t  h.  Volksausgabe  in 
einem  Bande.  Geheftet  4  M,  gebunden  5  M  (Stutt- 
gart, Deutsche  Verlags-Anstalt).  (Siehe  auch  unter  Wirt- 
schaft und  Leben.) 

Deutschland  in   Brüssel  1910.     Die   Deutsche   Abteilung  der 
Weltausstellung.    Auf  Grund  des  vom  Reichskommissar 
und  vom  Präsidenten  des  Deutschen  Komitees  zur  Ver- 
fügung gestellten  Materials  sowie  mit  Unterstützung  zahl- 
reicher Mitarbeiter  herausgegeben  von  Gottfried  Stof- 
fers.   Ca.  295  Illustrationen  und  56  ganzseitige  Tafeln. 
Köln.   Verlag  von  M.  Du  Mont  Schauberg.   Preis  25  M. 
Es  ist  vielen  vergönnt  gewesen,  deutsche  Arbeit  auf  der 
Brüsseler  Weltausstellung  mit  der  Arbeit  anderer  Völker  zu 
vergleichen.    Bei  denen  liegt  zweifellos  das  Bedürfnis  vor,  das 
Geschaute  im  Gedächtnis  haften  zu  lassen.    Der  Wunsch  aller 
anderen  aber,  die  Brüssel  nicht  sahen,  ist  begründet,  durch 
ein  Werk  einen   UeberbUck  zu  erhalten,  was  dort  von  uns 
gezeigt  wurde. 

Unsere  technischen  .Mittel  ermöglichen  es  uns  heute,  im 
Rahmen  eines  Buches  soviel  zusammen  zu  fassen,  wie  zum' 
Verständnis  der  Aufgabe,  die  deutscher  Arbeit  in  Brüssel  ge- 
stellt wurde,  notwendig  ist.  Der  Verlag  M.  Du  Mont  Schau- 
berg hat  sich  der  besten  Mittel  bedient,  um  das  Werk  „Deutsch- 
land in  Brüssel  1910"  herauszubringen.  Aus  den  Sätzen  vorher 
ergibt  sich,  daß  wir  das  Buch  für  geeignet  halten,  dem  Be- 
sucher eine  Erinnerung  zu  geben,  noch  mehr  aber  wird  es  den 
andern  sein.  Es  besitzt  einen  dauernden  Wert  als  Dokument 
deutscher  Arbeit.  Gute  literarische  Kräfte  umrahmen  mit  ihren 
Arbeiten  über  Organisation  der  Ausstellung,  über  die  Ziele 
der  deutschen  Arbeit,  über  das  Schaffen  der  Techniker  und 
Künstler  das  reiche  Bildermaterial,  dasi  hervorragend  in  Aus- 
wahl und  Wiedergabe  ist. 

Sonach  verdient  das  Werk  unsere  Anerkennung  und  den 
Wunsch  der  Verbreitung. 

Eisenbetondecken,  Eisensteindecken  und  Kunststeinstufen.  Be- 
stimmungen und  Rechnungsverfahren  nebst  Zahlentafeln, 
zahlreichen  Berechnungsbeispielen  und  Belastungsangaben. 
Zusammengestellt  und  berechnet  von  Carl  Weidmann, 
Stadtbauingenieur   bei   der   Baupohzeiverwaltung  Stettin. 
Mit  40  Textabbildungen  und  einer  Tafel.    Berlin.  Verlag 
J.  Springer.     Preis  geb.  2,80  M. 
Das  Buch  zeigt  an  gut  gewählten  Beispielen  die  Anwendung 
der   einschlägigen   ministeriellen    Bestimmungen   über   die  Be- 
rechnung ebener,  massiver  Konstruktionen.    Es  eignet  sich  im 
besonderen  für  die  Prüfung  seitens  der  Baupolizeibeamten  und 
ist  auch  bereits  für  den  amtlichen  Gebrauch  als  gut  anerkannt 
worden.    Als  sehr  geeignet  kann  man  es  ferner  für  den  Kon- 
struktionstisch empfehlen,  da  es  in  einer  knappen  Form  das 
Wissenswerteste  über  die  Massivkonstruktionen  enthält. 


Der  Deutsche  Werkzeugmaschinenbau.  Fachschrift  für  In- 
genieure, Techniker,  Fabrikanten,  Fachleute  usw.  Jähr- 
lich 26  Hefte  in  vornehmer  Kunstdruckausstaltung.  Abon- 
nementspreis 8  M  pro  Jahr.  Uhlands  technischer  Verlag 
Otto  Politzky,  Leipzig. 

Das  in  dem  bekannten  Verlag  von  Uhland  in  Leipzig  er- 
scheinende neue  Fachblatt  für  den  Werkzeugmaschinenbau  be- 
tont die  wachsende  Bedeutung  der  deutschen  Werkzeug- 
maschinen-Industrie in  nachdrücklichster  Weise  und  will  durch 
Konstruktionszeichnungen  und  durchgeführte  Berechnungen, 
durch  Schilderung  bemerkenswerter  deutscher  Konstruktionen 
eine  engere  Fühlung  mit  den  Zielen  vermitteln,  denen  sich  der 
Werkzeugmaschinenbau  in  Deutschland  zugewendet.  Die  Zeit- 
schrift bildet  daher  ein  nützliches  Hilfsmittel  für  den  Arbeits- 
tisch des  Werkzeugmaschinen-Konstrukteurs. 

Wir  machen  unsere  Mitglieder  insbesondere  darauf  auf- 
merksam, daß  der  „Deutsche  Werkzeugmaschinenbau"  auch  zu- 
sammen mit  dem  „Praktischen  Maschinenkonstrukteur"  bezogen 
werden  kann.  In  diesem  Falle  gewährt  der  Verlag  auf  den 
Abonnementspreis  einen  Rabatt  von  25o/o.  Die  Gesamtausgabe 
des  „P.  M.  K."  kostet  dann  statt  32  M  nur  24  M  und  die  Einzel- 
ausgabe statt  16  M  nur  12  M, 


::  ::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rüclcporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  hinsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nah  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uht)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Kragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung nachdrücklich  ab.  D,e  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  135.  Für  ein  Wohnhaus  in  einer  Kleinstadt  West- 
preußens —  ohne  Kanalisation  —  soll  eine  Kläranlage  ge- 
schaffen werden,  welche  die  Abwässer  von  drei  Küchen  und 
zwei  Aborten  (für  etwa  10  bis  15  Personen)  beseitigen  soll. 
Der  Baugrund  ist  sandig  und  wasserdurchlässig.  Grundwasser 
etwa  2,5  m  unter  Terrain.  Der  Abfluß  soll  versickern.  Welche 
Firmen  liefern  geeignete  Anlagen  oder  Zubehörteile?  Wie  hoch 
beläuft  sich  der  Preis  einer  solchen  Anlage? 

Frage  136.  Um  einen  Guts-Obstgarten  soll  eine  hohe, 
möglichst  unübersteigbare  Mauer  gezogen  werden,  die  Billig- 
keit mit  möglichster  Raumausnützung  verbindet.  Ich  bitte  um 
Vorschläge  für  die  Ausführungsweise.  Guter  Kies  ist  billig 
am  Ort  zu  haben. 

Frage  137.  Anschließend  an  ein  Fabriklokal  befindet  sich 
ein  aus  zwei  Räumen  bestehendes  Kontor,  dessen  Fußboden 
aus  S'teinholz  auf  Betonunterlage  hergestellt  ist.  Dieser  Fuß- 
boden ist  sehr  kalt,  und  ich  bitte  daher  um  Auskunft, 
wie  dem  abzuhelfen  wäre.  Durch  Auflegen  von  Querhölzerni 
mit  Dielenbelag  und  Linoleumdeckung  und  Ausfüllen  des 
Zwischenraumes  mit  Schlacke  könnte  ich  wohl  zum  Ziele 
kommen,  jedoch  ist  diese  Ausführungsart  ziemlich  kostspielig 
und  eignet  sich  deshalb  nicht  besonders,  weil  zwischen  Kontor 
und  Fabrik  ein  Absatz  von  ca.  10  cm  entstehen  würde,  der 
zu  Unfällen  Anlaß  geben  dürfte. 

Frage  138.  Wie  läßt  sich  ein  vierzölliges  Klosett-  und  Bade- 
wasserabflußrohr —  Fallstrang  aus  gußeisernen  schottischen 
Rohren  — ,  der  in  einem  Eisenbetonbau  durch  vier  Stockwerke 
an  Rabitzwänden  in  Schlafzimmern  verlegt  ist,  absolut  schall- 
sicher gegen  das  Geräusch  des  herabfallenden  Bade-  und  Klosett- 
wassers isolieren? 

Frage  139.  Ich  habe  ein  Kühlwasserbassin  von  Klinker- 
ziegeln in  Zementmörtel  auszubauen.  Das  Wasser,  welches  das 
Bassin  aufzunehmen  hat,  ist  zu  Viooo  säurehaltig.  In  den  be- 
obachteten Fällen  wurde  der  Zementmörtelputz  durch  diese 
kleinen  Bestandteile  von  Säure  völlig  aufgeweicht  und  undicht. 
Welche  Beimischung  muß  der  Zementmörtel  erhalten,  um  stets 
fest  und  dicht  zu  bleiben?  Z. 


Zur  Frage  130.  Sommer-Wohnhäuschen.  Für  den  in  Rede 
stehenden  Zweck  dürften  sich  die  zerlegbaren  Wohn-  und 
Sommerhäuschen  des  Architekten  Arno  Gunkel  in  Eisenach  vor- 
züglich eignen.  Diese  Sommerhäuschen  zeichnen  sich  durch 
Zweckmäßigkeit,  leichte  Herstellbarkeit  und  Billigkeit  aus, 
Weitere  Auskunft  ist  direkt  durch  Genannten  zu  erfahren. 

A.  Rohrbach,  Patentanwalt,  Erfurt. 


3Q8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  25 


Einladung  zur  Subskription 

r 

auf  das  in  einigen  Monaten  im  Verlage  von  Duncker  &  Humblot  in  Leipzig  erscheinende,  auf  Grund 
einer  statistischen  Erhebung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  und  in  dessen  Auftrage  von 
=====  Dr.  A.  Günther,  Privatdozent  an  der  Universität  Berlin  verfaßte  Werk:  = 

„Die  deutschen  Mittelschultechniker,  ihre  Vor- 
bildungs-,  Arbeits-  und  Lebensverhältnisse" 

Das  Buch  erscheint  in  Stärke  von  zirka  20  Druckbogen  (320  Seiten)  einschließlich  eines  umfangreichen 
Tabellenmaterials.    Für  die  Teilnehmer  an  dieser  Subskription  ist  der  Preis,  der  im  Buchhandel 

mindestens  6  M  betragen  wird,  auf  höchstens 

Zwei  Mark  vierzig  Pfennig 

festgesetzt.  —  Wir  laden  unsere  Mitglieder  und  die  Mitglieder  der  übrigen  technischen  Verbände, 
===============    die  hiervon  direkt  verständigt  werden,  höflichst  =========:== 

zur  Subskription 

ein  und  bitten,  den  untenstehenden  Subskriptionsschein  auszufüllen  und  an  die  Buchhandlung  des 
Deutschen  Techniker- Verbandes,  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94  IV.,  einzusenden. 

(Hier  abtrennen.) 

An  den  Deutschen  Techniker-Verband,  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94 

Subskriptions-Schein 

Ich  bestelle  bei  der  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker- Verbandes,  Berlin  SW.  68, 
Markgrafenstraße  94 

Exemplare  Günther,  Die  deutschen  Mittelschultechniker 

zum  Preise  von  höchstens  M  240  für  das  Exemplar. 


Name:  (Bei  Mitgliedern  Mitglieds-Nummer)  

Stand:   Wohnort  und  Wohnung: 


Heft  25 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


399 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M.  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  I.Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  1.  Juli  1911  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Untersti  tzungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bis  lOOM.  7. Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Postanweisungen  über  9  M  ohne  Angabe  des  Absenders 
und  der  Mitgliedsnumnier 

erhielten  wir  aus: 

Berlin  W.  35,  eingezahlt  am  7.  6.  1911,  4—5  N. 

Berlin  W.  9,  eingezahlt  am  3.  5.  1911,  2-3  N. 

Bremen,  eingezahlt  am  1.  5.  1911,  5 — 6  N. 

Mannheim  3,  eingezahlt  am  6.  5.  1911,  2—3  N. 

Halle  (Saale)  1,  eingezahlt  am  1.  5.  1911,  7—8  N. 

Holzhausen  (Sachs.),  eingezahlt  am  7.  5.  1911,  11 — 12  V. 

Wolmirstedt  (Bez.  Magdeburg),  eingez.  am  2.  5.  1911,  2—3  N. 
Um  unangenehme  Differenzen  zu  vermeiden  und  den  Betrag 
richtig  verbuchen  zu  können,  ersuchen  wir  die  Herren  Ab- 
sender, uns  umgehend'  ihren  Namen  nebst  Mitgliedsnummer 
unter  Beifügung  des  Posteinlieferungsscheines  angeben  zu  wollen. 

Die  Verbandsleitung. 

Unser  Erholungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

F'ür  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 


Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim  des   D.  T.-V.   in  Sondershausen  i.  Thür. 


XXXVII.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1039  Alfred  Möbius,  Maurermeister,  Artern.  1040/41  Eduard 
Lamp  und  Frau,  Kiel.  1042  Frau  Gertrud  Rößler,  Kiel.  1043 
Wilh.  Kräuzle,  Pr.  Betriebsinspektor,  Kirchheim.  1044  Albr. 
Böcker,  Techniker,  SteArade.  1045  Heinrich  Rottmann,  Sekr., 
Sterkrade.  1046  Fritz  Prack  elt,  Masch. -Techniker,  Bremen. 
1047/49  Max  Lauens,  Stadtbaumeister,  und  Familie,  Hofgeismar. 
1050  Ernst  Nickel,  Architekt,  Berlin.  1051/53  Rud.  Schmidt, 
Ober-Ingenieur,  und  Familie,  Halle  a.  S.  1054/56  R.  Theuner, 
Ingenieur,  und  Familie,  Schmölln.  1057  K.  Ziegenhorn,  Ing., 
Wilhelmshaven.  1058/59  Richard  Jähnich,  Ing.,  und  Schwester, 
Berlin.  1060/61  Georg  Schipke,  Ing.,  und  Frau,  Zeitz.  1062/63 
Carl  Plier,  Ing.,  und  Frau,  Zeitz.  1064  Frl.  Hilda  Oberländer, 
Zeitz.  1065/66  Georg  Wolf,  Maurermeister,  und  Frau,  Nord- 
hausen. 1067/69  Willy  Fuhrmann,  Direktor,  und  Familie,  Berlin. 
1070  Max  Müller,  Obermaschinenmstr.,  Halle  a.  S.  1071/74 
Horst  W.  Rößler,  Ing.,  und  Familie,  Chemnitz. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,U,  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusl<ripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Emsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versamm!ungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Verffnüguntfen,  Festliclikeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbanaszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartig«  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Dezirksverwaltunnen 

Nordwestdeutsche  Bezirksverwaltung.  Der  am  27.  und 
28.  Mai  in  Nordenham  abgehaltene  Bezirkstag  hat  einen  sehr  be- 
friedigenden Verlauf  genommen  und  legte  ein  gutes  Zeugnis  von 
der  Einmütigkeit  und  dem  regen  Interesse,  das  die  Zweigvereine 
der  Bezirksverwaltung  an  unserem  Verbände  nehmen,  ab.  Leider 
mußte  festgestellt  werden,  daß  keine  Einzelmitglieder  erschienen 
waren.  Es  wird  dadurch  der  Bezirksverwaltung  unmöglich  ge- 
macht, die  Einzelmitglieder  zur  Mitarbeit  im  Verbände  heran- 
zuziehen. Sie  selbst  begeben  sich  damit  aber  auch  des  Rechts, 
die  Maßnahmen  des  Verbandes  und  der  Bezirksverwaltung  zu 
kritisieren.  Der  von  Kollegen  K  a  u  f  in  a  n  n  gehaltene  Vortrag 
„Die  Wünsche  der  technischen  Angestellten  und  der  Reichstag" 
wurde  mit  großem  Beifall  aufgenommen  —  Der  nächste  Bezirks- 
tag findet  1912  in  Oldenburg,  statt. 


Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 
Berlin.    Technischer  Verein.    Br.-A.r   F.  Schneider, 
Charlottenburg,  Brauhofstr.  4.  —  Die  Besichtigung  der  Flexilis- 
Werke.   Tempelhof   (Spczial-Tiegelstahlguß-Fabrik)    findet  am 


Sonntag,  18.  Juni,  vormittags  lOi/,  Uhr,  statt.  Der  Ausflug  in 
das  Gebiet  der  Unter-H,avel  findet  am  Sonntag,  2.  Juli,  statt. 

Hamburg.  T  e  c  h  u  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  20.  Juni,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokal  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Technische 
Fragen.  3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Verschiedenes.  —  Am 
9.  Juni  Sommerausflug  nach  Mölln.  Hierzu  laden  wir  alle 
Vereins-  und  Verbandskollegen  mit  ihren  werten  Damen  ein. 

Staatstechniker. 
Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  Mittwoch,  21.  Juni  1911,  pünktlich 
81/2  Uhr  abends,  in  den  Neustadt.  Gesellschaftssälen,  Valentins- 
kamp, stattfindende  Mitgliederversammlung:  1.  Bekanntgabe 
neu  aufgenommener  Mitglieder.  2.  Verlesung  des  Protokollsi. 
3.  Geschäftliche  Mitteilungen.  4.  Besprechung  über  das  Ver- 
trauensmännersystem und  den  neuen  Zahlungsmodus.  5.  Be- 
richt der  Delegierten  zur  Versammlung  des  Bureaubeamten- 
vereins betreffs  Gehaltsregulierung.  Berichterstatter:  Herr 
Sattler.  6.  Verschiedenes.  Versammlungen  im  Juli  und  August 
finden  nicht  statt. 

Landcsvcrcin  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. Vrs.:  Bausekrctiir  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  11. 
Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II. 
Sonntag,  25.  Juni,  nachm.  Uhr,  Versammlung  für  die  Herren 
des  Lausitzer  Bezirkes  in  "Löbau,  Restaurant  zur  Reichspost, 
Promenade,  mit  Fachvortrag  des  Herrn  Kollegen  Bausekretär 
Hickmann  über:  Die  Beschäftigung  der  Techniker  im  Eisen- 
bahndienste.   Näheres  durch  Rundschreiben. 


400 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  25 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Zweigstellen  der  Verbands-Stellenvermittelung 


Augsburg.    Adresse:  W.  Arnold,  Haunstetter  Straße  25a. 
Berlin.     Hauptstelle:    SW.  ü8,  Markgrafenstraße  Q4. 

—  Für  Kultur-,  Tiefbau-  u.  Vermessungstechniker:  L.Ur- 

bach, Baumschulenweg  b.  Berlin,  Scheiblerstr.  27  II, 

—  Für  Steinmetztechniker:  J.  Marsalek,  Johannisthal,  Park- 

straße 20  I. 

Bielefeld.    Adresse:   W.Langbein,  Ravensberger  Straße  60. 
Braunschweig.    Adresse:   G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 
—  Adresse:    K.  Steinen  Gerstäckerstr.  23. 

(Nur  für  Maschinen-  und  Elektrotechniker.) 
Bremen.     Für  Hoch-  und  Tiefbau:    Otto  Krause,  NeustndtS 
Gontrescarpe  Nr.  70. 

—  Für  Maschinen-  und  Schiffbau:    L.  Seipgens,  Luther- 

straße 21. 

dreslau.    Adresse:    E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystr.  11. 
Bromberg.   Adresse:    H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 
Cassel.    Adresse:   Ad.  Derlig,  Augusta-Viktoria-Straße  30  c. 
Danzig.    Adresse:    E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 
Dortmund.    Adresse:   E.  Lustig,  Kaiserstr.  86. 
Dresden.    Adresse:   A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Gr.  Kirclig.  2  IIj 
Erfurt.    Adresse:    L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 
Frankfurt  a.  M.    Adresse:   Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.- 
Bk.,  Adalbertstr.  73  I.    Sprechstunde  IV2  bis  27,  und  7  bis 
8  Uhr  nachmittags. 
Halle  a.  S.    A.   Adresse:  W.  Schleenvoigt,  Friedrichstr.  24  III, 
(Nur  für  Maschinentechniker.) 
—         B.  Adresse:    L.   Hauschild,    Alte    Promenade  25 
(Stadttheater). 

Hamburg-Altona.  Für  Hoch-  u.Tiefb.:  R.Ranke,  Altona-Bahren- 
feld, Weberstr.  52  p.   Telephon  Gruppe  I, 
Nr.  6770.    Sprechzeit  zwischen  1  u.  2  Uhr 
und  6  und  7  Uhr. 
—  Für    Maschinenbau:  Maschinentechnischei; 

Verein  von  1908  Hamburg-Altona,  z.  H. 
des  Herrn  P.  Backliauß,  Hamburg  19,  Col- 
laustraße  30. 

Hannover.    Adresse:    L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 
—  Adresse:   G.  Bruns,  Drostestraße  3. 

(Nur  für  Maschinentechniker.) 


Harburg  a.  E.    Adresse:   P.  iviöhring,  Postweg  45. 
Kaiserslautern.    Adresse:    Otto   Braun,   Barbarossastr.  37. 
Karlsruhe  i.  B.     Adresse:     Rob.   Jais,  Werderplatz  45  III. 
Kattowitz,  O.-S.    Adresse:   W.  Gehrke,  Beatestraße  12. 
Kiel.    Adresse:    F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

Königsberg  i.  Pr.    Adresse:  Militär-Bausekretär  Wiehe,  Königs- 
eck 5. 

Leipzig.    Adresse:  An  die  Geschäftsstelle  der  Bezirksverwaltung 
Leipzig,  Thomasring  18  IV,  Wünschmannhof.  Fernspr.  14854. 
Magdeburg.     Für   Hoch-   und   Tiefbau:    Th.   Grosse,  Breite 
Weg  175  177. 
Für  Maschinenbau:   P.  Herrmann,  Kruppstr.  12. 
Mannheim.    Adresse:   Max  Schubert,  Akademiestr.  9. 
Metz.    Adresse:   J.  Ziegler,  Brunnenstr.  8. 

Mülhausen  i.  E.    Adresse:   Philipp  Mayer,  Engel-Dollfußstr.  7. 
München.    Für  Hoch-  u.  Tiefbau:  Münchener  Techniker- Verein, 
Elisenstr.  7.    (Obmann  Peter  Danninger.) 

—  Für  Maschinenbau:  A.  Dörge,  Holzstr.  26,  Tele- 

phon 22  954. 

Niederschlesien.    Adr.:   C.  Hauer,  Altwasser  i.  S.,  Promenadej 
Nürnberg.    Für  Hoch-  und  Tiefbau:  Fr.  Rehle,  Untere  Grafers- 
gasse  9.     Sprechstunden :     Montag,  Alittwoch 
'  und   Donnerstag  7  bis  8  Uhr  abends. 

—  Für  Maschinenbau:    G.   Hauenstein,  Berkhauscr- 

straße  1  I. 

Osnabrück.    Adresse:    H.  Schütte,  Parkstr.  45. 
Plauen  i.  V.    Adresse:   E.  Pröhl,  Melanchthonstr.  43. 
Posen.    Adresse:    Bautechniker  König,  Bülowstr.  III. 
Rheinland  und   Westfalen.    (Für  Vermessungs-  und  Kultur- 
techniker.)   Adresse:  J.  Stender,  Essen  a.  d.  R.,  Steimstr.  4. 
Saarbrücken.    Adresse:   Rieh.  Rosprich,  Petersbergstr.  82. 
Stettin.     Adresse:    G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 
Straßburg  i.  E.   Adresse:   Georg  Schmidt,  St.  Mauritiusstr.  3  11. 
Stuttgart.    Adresse:    H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 
Wiesbaden.    Adresse:    F.  Wunder,  Blücherstr.  24. 
.Würzburg.     Adresse:    L.  Ungerer,    Schöntalerstraße  6,  Fern- 
sprecher Nr.  1729. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1807  n.  Hanau  a.  M.  sof.  bis  Ende  März  1912  erf.  Bautechn. 
z.  Prüfg.  V.  Kasernenbauabrechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  und  begl. 
Zeugnisabschr.  unt.  1807  a.  d.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M,,  z.  H.  d.  Hn. 
J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bckh.,  Adalbertstr.  73. 

1808  f.  Herzogl.  Bauverwitg.  i.  Dessau  sof.  jung.  Bautechn., 
besonders  gew.  i.  Zeichn.  u.  Detaill.  Evtl.  dauernd.  120  bis  150  M. 
Ang.  unt.  1808  an  die  Zweigst.  Magdeburg,  z.  H.  d.  Hn.  Th.  Große, 
Breiteweg  175/77. 

1809  f.  Baugesch.  a.  Harz  sof.  durch,  selbst,  gewissenhaft.  Hoch- 
baufechn.  f.  Abrechn.  v.  industr.  u.  Wohnhausbaut.  Ang.  unt.  1809 
a.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1810  f.  Arch.-Bureau  i.  Kiel  sof.  tücht.  Tischlerei-Techn.  z.  An- 
fertig, v.  Zeichnung,  f.  inn.  Ausstattung  e.  gr.  Warenhauses.  150  bis 
200  M.  Ang.  mit  Geh.-Anspr.  unt.  1810  an  die  Zweigst.  Kiel,  z. 
H.  d.  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1819  f.  gr.  Baugesch.  in  Beckum  i.  W.  sof.  tücht.  Hochbau- 
techniker m.  a.  vorkommend.  Arbeit,  durch,  vertr.  Dauernd.  Ang. 
unt.  1819  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstr.  86. 

1820  f.  Baugesch.  in  Gera  sof.  jüng.  Bautechn.  f.  Hoch.-  u.  Be- 
tonbau. 120  bis  150  M.  Ang.  unt.  1820  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

1821  f.  Baugesch.  in  Magdeburg  sof.  tücht.  Techn.,  in  Konstrukt., 
Statik,  Kostenanschl.  u.  Abrechn.  erf.  Angeb.  unt.  1821  an  die 
Zweigst.  Magdeburg,  z.  H.  d.  Hn.  Th.  Große,  Breiteweg  175,77. 


1822  f.  Baugesch.  i.  Oeynhausen  sof.  tücht.  jüng.  Techn.,  gel. 
Zimm.  M.  140  bis  150.  Angeb.  m.  Handskizzen  in  Briefform  unt. 
1822  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstr.  86. 

1823  f.  Beh.  in  Wreschen  sof.  tücht.  Hochbautechn.  f.  Probstei- 
bauten,  Entwurfsbearbeitg.  u.  Bauleitung,  sow.  f.  d.  laufenden  Dienst- 
gesch.  Ca.  M.  180.  Angeb.  unt.  1823  an  die  Zweigst.  Posen,  z.H. 
d.  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

1824  V.  Kgl.  Beh.  in  Rosenberg  (Oberschles.)  f.  d.  Neubau  d. 
kath.  Kirche  sof.  Hochbautechn.,  25  bis  35  J.  alt,  d.  mögl.  schon  b. 
Staatsbaut.  tätig  war.  M  160  bis  180.  Stellungsd.  1  J.  Ang.  unt. 
1824  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Alarkgrafenstr.  94. 

1825  f.  Kgl.  Beh.  in  Stallupönen  sof.  tücht.  Hochbautechn.  f.  d. 
laufend  Dienstgeschäft,  u.  Bauleitg.  M  180  bis  200.  Stellungsd. 
l'/2  J.  Angeb.  unt.  1825  an  die  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H. 
d.  H.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1826  f.  Kgl-  Beh.  in  Prenzlau  sof.  tücht.  Hochbautechn.,  ledig, 
z.  Aufstellg.  e.  Domäneninvenfars.  Radfalir.  m.  eig.  Rad.  Bis  M  180. 
Vorübergehend.  Ang.  unt.  1826  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

1827  f.  Baugesch.  in  Pausa  i.  Vogtl.  sof.  tücht.  Bautechn.,  ledig, 
f.  Bureau  u.  Baustelle.  Stellungsdauer  bis  Spätherbst.  Ang.  unt.  1827 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1829  f.  Baugesch.  in  Schwarzenberg  i.  Sa.  sof.  tücht.  Bautechn., 
im  Veranschl.,  stat.  Berechn.  erf.,  sowie  mit  sächs.  Verhältn.  vertr., 
d.  auch  den  Chef  vertr.  kann.  Dauernd.  Ang.  unt.  1829  an  die 
Hauptstclle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1830  f.  Architekturbureau  in  Zwickau  sof.  tücht.  Techn.  m.  alh 
in  ein.  solch.  Bureau  vorkommend.  Arbeit,  vertr.  140  bis  180  M. 
Ang.  unt.  1830  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  26  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlia.  24.  Jutli  1911 

nhalt:  Die  Wanderversammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  —  Unsere  Bildungskurse!  —  Ueber  geschichtete  Federn  —  Anleitung  zur  Ermittelung  von  a)  Wasser- 
verlusten b)  undichten  Stellen  in  einem  Wasserleitungsrohrstrang  einer  Quellwasserleitung  -  §  541  a  der  Reichsversicherungsordnung  -  Soziale  Bewegung  - 
Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Wanderversammlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  Dresden  1911  findet  in  der  Zeit 
vom  15.  bis  17.  (offizieller  Teil)  und  18.  und  19.  Juli  (nicht  offizieller  Teil)  statt. 
Nähere  Auskunft  erteilt:  Baumeister  Schüßler,  Klein-Luga,  Post  Mügeln,  Bezirk 
Dresden.  Wir  bitten  alle  unsere  Mitglieder,  bereits  jetzt  die  Schritte  zu  tun,  die  nötig 
sind,  für  die  Tage  der  Wanderversammlung  aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene- 
Ausstellung  Dresden  191 1  geschäftsfrei  zu  sein.  Wir  bitten  aber  auch  alle  technischen 
Staats-  und  Kommunalbehörden  und  Firmeninhaber  hierdurch,  ihre  Techniker  zum 
Besuche  der  Ausstellung  an  obengenannten  Tagen  nach  Möglichkeit  zu  beurlauben. 


ImHauptbahnhofeDresden,  wo  der  Empfang 
der  Gäste  stattfindet,  befindet  sich  das  Festbureau 
für  Ausgabe  der  Gutscheinhefte,  Festzeitungen,  Hotelkarten 
(2,50  M,  3  M,  3,50  M,  4  M,  5  M  für  das  Bett)  usw. 

Dieses  Bureau  ist  bereits  Freitag,  14.  JuU,  von  nach- 
mittags 2  Uhr  bis  abends  8  Uhr,  ferner  Sonnabend,  15.  Juh, 
von  früh  8  bis  abends  8  Uhr,  sowie  Sonntag,  16.  JuH, 
von  8  bis  11  Uhr  vormittags  geöffnet.  Außerdem  ist 
am  15.  Juli,  von  nachm.  6  Uhr  ab,  eine  Zweigstelle  des 


Festbureaus  im  Gewerbehause,  Ostra-Allee  13,  in  der  Nähe 
des  kgl.  Zwingers,  vorhanden. 

Der  Preis  eines  Gutscheinheftes  beträgt  3  M.  Dasselbe 
berechtigt  zur  kostenlosen  Entnahme  des  Festabzeichens, 
der  Festzeitung,  des  Stadtplanes  und  des  Führers  durch 
Dresden  und  das  Elbgelände,  es  gewährt  ferner  freien 
Eintritt  zum  Begrüßungskommers,  zur  feierlichen  Er- 
öffnung sowie  zu  allen  Vorträgen.  Außerdem  sind  damit 
bedeutende  Preisermäßigungen  für  die  Eintrittskarten  zur 


Halle  für  Verkehr 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


403 


Ausstellung  und  zu  den  Darbietungen  im  Vergnügungs- 
park usw.  verbunden. 

Die  Karten  berechtigen  zum  beliebig  often  Eintritt 
in  die  Hygiene-Ausstellung  während  ihrer  Gültigkeitsdauer 
und  kosten  bei  einer  Gültigkeitsdauer  von  2  Tagen  2,20  M 
für  die  Hauptkarte,  1,65  M  für  die  Anschlußkarte  (für 
Frau  oder  Kind  über  12  Jahre)  und  1,10  M  für  ein  Kind 
unter  12  Jahren;  bei  einer  Gültigkeitsdauer  von  8  Tagen 
3,30  M  für  die  Hauptkarte,  2,20  M  für  die  Anschlußkarte 
(für  Frau  oder  Kind  über  12  Jahre)  und  1,10  M  für  ein  Kind 
unter  12  Jahren. 

Zur  vorläufigen  Kenntnis  geben  wir  die  Festfolge 
hier  bekannt. 

Sonnabend,  15.  Juli.  Von  12  Uhr  ab  zwang- 
loses Mittagessen  (Preisermäßigung)  an  bestellten  Tischen 
im  Marmorsaale  des  Kaiserpalastes,  Pirnaischer  Platz,  un- 
weit der  Ausstellung.  Nachmittags  Besichtigung  der  Aus- 
stellung. Abends  8  Uhr  Begrüßungskommers  im  großen 
Saale  des  Gewerbehauses,  Ostra-Allee.  Den  Damen  sind 
die  Balkone  vorbehalten.  Für  Inhaber  des  Gutscheinheftes 
frei,  sonst  Herren  1  M,  Damen  0,50  M  einschl.  Festzeitung. 
—  Ausführliche  Festordnung  enthält  die  Festzeitung. 

Sonntag,  16.  Juli.  Vorm.  V2H  Uhr  feierliche  Er- 
öffnung der  Wanderversammlung  im  großen  Saale  des 
Palastes  der  Ausstellung,  Eingang  Stübel-Allee.  Begrüßung 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes  durch  den  Rat  der 
Haupt-  und  Residenzstadt  Dresden,  der  Ausstellungsleitung 
usw.  Vortrag  des  Herrn  Redakteur  Architekt  Schubert, 
Berlin,  über  „Technik,  Wirtschaft  und  Organisation".  Fest- 
vortrag des  Herrn  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  jur.  et  phil. 
iWuttke,  Dresden,  über  „Die  Bedeutung  der  Tarifverträge 
im  Wirtschaftsleben".  Gemeinschaftliche  Festtafel  im  Kon- 
zertsaale (3  M).  Nachm.  Besichtigung  der  Ausstellung. 
Abends  besondere  Darbietungen -der  Ausstellungsleitung. 


Montag,  17.  Juli.  Vorm.  9  Uhr  Gruppenführung 
durch  die  Hygiene-Ausstellung  mit  Vorträgen  im  Re- 
präsentationsgebäude. 

V2I2  Uhr  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr. 
phil.  et  Dr.  ing.  Cornelius  Gurlitt,  Dresden,  über  „Das 
Wesen  der  '  Schönheit  alter  deutscher  Städte".  Bericht 
des  Herrn  Arch.  Kaufmann,  Berlin,  über  ,,Die  12.  Legis- 
laturperiode des  Reichstags  und  die  technischen  An- 
gestellten". Zwangloses  Mittagessen  wie  am  15.  Juli. 
Gruppenführung.  Treffpunkt  3  Uhr  wie  am  Vormittage. 
Abends  Besuch  des  Erholungsecks  in  der  Ausstellung. 

Dienstag,  18.  Juli.  Mit  Sonder-Salondampfer 
nach  der  Sächsischen  Schweiz. 

Mittwoch,  19.  Juli.  Beteiligung  nach  Wahl  an 
der  Fahrt  nach  Meißen,  den  Besichtigungen  und  Ausflügen. 

Die  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  soll  eine  Kund- 
gebung werden,  wie  wir  sie  uns  schöner  nicht  denken 
können.  Was  in  Dresden  von  ihr  erwartet  wird,  wolle 
man  daraus  ersehen,  daß  die  Stadt  Dresden  der  Bezirks- 
verwaltung Dresden  des  D.  T.-V.  in  dankbar  anzuerkennen- 
der Weise  1000  M  zur  würdigen  Ausgestaltung  des  Festes 
überwiesen  hat. 

Versäume  daher  kein  Kollege,  den  Anmeldeschein 
auszufüllen  und  recht  bald  einzusenden.  Wer  einen  An- 
meldeschein noch  nicht  erhalten  hat,  wende  sich  an  seinen 
Verein  oder  an  die  eingangs  dieser  Zeilen  genannte 
Adresse.  Wir  werden  ihm  dann  nach  Eingang  seiner 
Anmeldung  eine  Schilderung  des  Sehenswertesten  seiner 
Eisenbahnfahrt  von  der  sächsischen  Grenze  bis  Dresden 
kostenfrei  zusenden,  welche  ihm  auch  die  anstrengende 
Eisenbahnfahrt  lehrreich  und  unterhaltend  gestalten  wird. 

Auf  nach  Dresden! 


Unsere  Bildungskurse! 


Es  hat  sich  im  Laufe  der  Zeit  immer  mehr  hefaus- 
gestellt, daß  die  Werbekraft  für  unsere  Ideen  und  das 
notwendige  politische  Auftreten  unserer  Berufsgenossen 
in  der  Oeffentlichkeit  eine  breitere  Grundlage  besitzen 
muß.  Wir  wissen  alle,  daß  unserer  Generation  in  dem 
Lehrplan  der  Schulen  kein  Raum  blieb,  Volkswirtschafts- 
lehre und  Staatsbürgerkunde  so  kennen  zu  lernen,  wie 
es  die  an  uns  gestellten  Anforderungen  heute  voraus- 
setzen. Bei  der  Befolgung  der  so  und  so  oft  wiederholten 
Aufforderungen,  uns  dem  öffentlichen  Leben  zu  widmen, 
um  Einfluß  für  unseren  Beruf  und  damit  eine  gerechtere 
Bewertung  unserer  Arbeit  zu  erlangen,  stellt  sich  heraus, 
daß  uns  leider  die  hierzu  nötige  Beweglichkeit  und  Sicher- 
heit fehlt,  weil  wir  glaubten,  alle  Kräfte  im  Berufe  kon- 
zentrieren zu  müssen  in  der  Hoffnung,  uns  auch  auf  diese 
Weise  durchsetzen  zu  können.  Weil  wir  nun  sahen,  daß 
ein  Vorwärtskommen  ohne  eine  Erweiterung  der  Mittel 
nicht  möglich  ist,  deshalb  verdichteten  sich  die  Wünsche 
nach  staatsbürgerlicher  und  volkswirtschaftlicher  Aus- 
bildung zu  der  Forderung  unseres  letzten  Verbandstages: 
Ausbildungskurse  von  Verbands  wegen  ein- 
zurichten. 

Bei  der  weiten  Ausdehnung  unserer  Mitgliederkreise 
und  bei  dem  großen  Mangel  an  Zeit  ist  es  gar  nicht 
leicht,  einen  Plan  aufzustellen,  der  alle  befriedigen  könnte. 


Es  war  daran  gedacht  worden,  eine  Anzahl  im  Vorder- 
grund der  Bewegung  stehender  Kollegen  in  Berlin  für 
die  erforderliche  Zeit  zu  einem  Ausbildungskursus  zu- 
sammenzuziehen. Das  würde  wohl  der  idealste  Gedanke 
sein,  wenn  wir  auf  diesem  Wege  etwas  schaffen  könnten 
wie  die  Parteischule  der  sozialdemokratischen  Partei,  etwas 
ähnliches  etwa  wie  die  Kurse  der  Freien  Gewerkschaften 
oder  jener  Kurse,  die  vom  Nationalverein  für  das  liberale 
Deutschland  veranstaltet  werden.  Eine  solche  Einrichtung 
würde  natürlich  eine  größere  Zahl  Mittel  verschlingen  und 
es  könnten  nur  wenige  Mitglieder  davon  profitieren,  wes- 
halb wir  diesen  Plan  zunächst  wohl  aufgeben  müssen. 

Ein  anderer  Gedanke,  der  schon  leichter  auszuführen 
ist,  war  der,  über  das  ganze  Reich  hinweg  gewisse  Bil- 
dungs-Zentren zu  schaffen,  die  zufammenfallen  müßten 
mit  den  Städten  mit  Universitäten  und  Hochschulen.  Durch 
Vermittlung  der  Zentrale  oder  der  Ortsverwaltungen 
könnten  hier  Dozenten  gewonnen  werden,  die  wohl  gern 
bereit  sein  würden,  nach  einem  von  uns  vorgezeichneten 
Programm,  das  sich  auf  die  Bedürfnisse  der  Mitglieder 
aufbauen  müßte,  zu  unterrichten.  Durch  die  geringeren 
Anforderungen  und  auch  dadurch,  daß  diese  Kurse  sich 
auf  längere  Zeit  verteilen  könnten,  und  dadurch  für  den 
einzelnen  ohne  Urlaub  erreichbar  wären,  hat  dieser  Vor- 
schlag viele  Vorzüge.    Wir  werden  diesen  Plan  aus  den 


404 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  26 


angegebenen  Gründen  zweifellos  im  Auge  behalten  und 
vielleicht  läßt  sich  seine  Durchführung  ermöglichen. 

Nicht  unsympathisch  ist  der  Gedanke,  einen  Kursus 
in  unserem  Erholungsheim  abzuhalten.  Der  Kursus  könnte 
dort  die  Zeit  von  14  Tagen  in  Anspruch  nehmen  und 
vielleicht  2vvei  Gebiete  in  sich  abgerundet  behandeln. 
Hierfür  hat  sich  auch  bereits  ein  Dozent  angeboten,  der 
durchaus  damit  einverstanden  war,  den  Unterricht  in  den 
Morgenstunden,  bei  günstiger  Witterung  sogar  im  Freien, 
zu  erteilen,  so  daß  während  des  Urlaubs  das  Angenehme 
mit  dem  Nützlichen  schön  verbunden  werden  könnte.  Wir 
stellen  diesen  Gedanken  besonders  zur  Diskussion  und  es 
würde  uns  angenehm  sein,  aus  den  Zuschriften  erkennen 
zu  können,  ob  es  sich  lohnt,  unseren  Plan  in  die  Wirk- 
lichkeit umzusetzen.  Der  Stoff  für  diesen  Kursus  würde 
sich  auf  allgemeine  Volkswirtschaft,  erläutert  an  prak- 
tischen Beispielen,  und  auf  Staatsbürgerkunde  beziehen. 
Man  könnte  die  Veranstaltung  erweitern,  daß  man  einen 
Kursus  über  die  Praxis  des  Redens  anfügte. 

Von  diesem  Vorschlage  abgesehen,  erscheint  uns  ein 
Gedanke  aber  verfolgenswert,  den  wir  bereits  in  Heft  12 
dieses  Jahrganges  durch  den  Aufruf  zur  Gründung  von 
Volkshochschulen  unseren  Lesern  näherbrachten  und  auch 
heute  nochmals  veröffentlichen.  Wir  kommen  heute  noch 
einmal  darauf  zurück,  weil  wir  glauben,  daß  unbeschadet 
aller  anderen  Pläne  die  Ausführung  dieses  Vorschlages 
den  Weg  zu  einer  Vertiefung  allgemeinen  Wissens  zu 
ebnen  imstande  ist.  Die  deutsche  Volkshochschul-Be- 
wegung  empfing  ihre  Anregungen  aus  England  und  sie 
wird  bei  uns  besonders  durch  zwei  Richtungen  vertreten. 


Die  Volkshochschulkurse  in  den  Universitäts-Städten  ge- 
hören der  einen  und  die  Volkshochschule,  deren  Dozenten 
nicht  unbedingt  mit  der  Universität  in  Zusammenhang 
stehen  müssen,  bildet  die  andere.  In  Berlin  ist  diese  zweite 
Richtung  durch  die  Freie  Hochschule  und  die  Humboldt- 
Akademie  außerordentlich  gut  vertreten.  Die  Erfolge  dieser 
Veranstaltungen  führten  zu  der  Idee,  die  Vorteile  auch 
weiteren  Kreisen  außerhalb  Berlins  zukommen  zu  lassen. 
Deshalb  gründete  sich  ein  Verband  der  Volkshochschul- 
Vereine  Deutschlands,  dessen  Vorsitzender  Dr.  Oskar 
Stillich  ist,  der,  selbst  Dozent  an  der  Humboldt-Akademie 
in  Berlin,  die  praktischen  Erfordernisse  solcher  Veranstal- 
tungen genau  kennt. 

Wir  haben  seinerzeit  unsere  Mitglieder  gebeten,  sich 
in  den  Dienst  dieser  Sache  zu  stellen  und  wir  wenden  uns 
in  einem  besonderen  Rundschreiben  nochmals  an  unsere 
einzelnen  Organe,  weil  wir  der  Ueberzeugung  sind,  daß  mit 
der  Durchführung  dieses  Gedankens  schon  ein  größerer 
Schritt  vorwärts  getan  wäre.  Hier  könnte  der  einzelne  die 
Lücken  ausfüllen,  die  die  schulmäßige  Ausbildung  bei  ihm 
hinterlassen  hat.  Er  könnte  sich  hier  die  Basis  geben, 
auf  der  dann  besondere  Veranstaltungen  unseres  Verbandes 
weiter  bauen  könnten. 

Wir  hoffen,  daß  diese  Ausführungen  zu  dem  Ergebnis 
führen,  daß  in  unseren  Organen  alle  Vorschläge  gründlich, 
ber?,ten  werden,  damit  wir  in  allernächster  Zeit  praktisch 
nach  der  einen  oder  anderen  Seite  hin  handeln  können. 
Recht  viele  Zuschriften  und  Erweiterungen  der  Vorschläge 
werden  zu  einem  Gedankenaustausch  führen,  dessen  prak- 
tische Erfolge  nicht  ausbleiben  können. 


lieber  geschichtete  Federn 

Von  Prof.  RAMISCH,  Breslau. 


Hierüber  ist  in  dem  bekannten  Buche:  „Des  Ingenieurs 
Taschenbuch  I,  herausgegeben  vom  Verein  Hütte"  fol- 
gendes mitgeteilt.    Wenn   man    die  Dreiecksfedern  (in 


Abb.  2)*)  in  eine  gerade  Anzahl  2  n  gleich  breiter  Streifen 

(hier  8  Streifen  von  der  Breite  — )  zerschnitten  denkt,  und 

die  Streifen  so  zusammenfügt,  daß  sie  den  Körper  in 
der  Abb.  1  bilden,  so  erhält  man  ein  zweckmäßiges  Blatt- 
federwerk, das  dieselbe  Tragfähigkeit  hat  wie  die  Drei- 
ecksfeder von  der  Fußbreite  n  b,  wobei  n  die  Anzahl 
der  Blätter  (oder  Lagen)  bezeichnet.    Es  ist  also 

D  b   h2     kb        ,  P  I 

P  ==  n  ■  — - —  •  -j-  und  n  =  

6        /  1 

o 

In  diesem  Aufsatze  wollen  wir  die  Richtigkeit  dieser 
Beziehungen  prüfen,  und  beschäftigen  uns  zunächst  mit 
einem  Träger  in  Abb.  3,  welcher  an  dem  einen  Ende 
eingespannt  ist,  und  überall  die  gleiche  Höhe  h  hat.  Seine 
Oberfläche  setzt  sich  zusammen  aus  einem  Rechteck  von 
der  Breite  b  und  der  Länge  a,  und  einem  gleich- 
schenkeligen  Dreiecke,  welches  mit  dem  Rechtecke  die 
gemeinschaftliche  Breite  b,  jedoch  die  Höhe  a  hat.  Dieser 
Träger  hat  zwei  merkwürdige  Eigentümlichkeiten,  wenn 
er  von  einem  besonderen  Kräftepaar  beansprucht  ist.  Die 
eine  Kraft  P  wirkt  am  freien  Ende  D,  und  die  andere  in 
der  Mittellinie  desjenigen  Querschnitts,  welchen  Rechteck 
und  Dreieck  gemeinsam  haben.  Beide  Kräfte  sind  senk- 
recht zur  Oberfläche  des  Trägers  gerichtet,  und  das  Mo- 
ment des  Kräftepaares  ist  P  a.    Der  Träger  ist  erstens 

*)  Figurenangabe  ist  eine  andere  als  im  Taschenbuch. 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


405 


ein  solcher  von  überall  gleichem  Widerstande,  d.  h.  in 
seinen  sämtlichen  Querschnitten  sind  die  Randspannungen 
gleich  groß,  und  zweitens  krümmen  sich  infolge  der  Ein- 
wirkung des  Kräftepaares  sämtliche  Fasern  kreisförmig 
in  ihrer  ganzen  Länge.  Wir  betrachten  zum  Beweise 
zunächst  einen  Querschnitt  von  der  Breite  y  im  Ab- 
stände X  von  D,  so  gilt  folgende  Beziehung,  wenn  kb 
die  Randspannung  in  diesem  Querschnitt  ist: 

y.h^ 


und  weil 
ist,  so  hat  nun  auch 


P  •  X  =  kb 
X  :  y  =  a 


6 
b 


Pa  =  k,.— . 

Es  ist  also  kb  unabhängig  von  x,  d.  h.  sie  ist  innerhalb 
der  Strecke  a  konstant. 

Für  irgend  einen  Querschnitt  des  Restes  des  Trägers 
gilt  die  Beziehung: 

ID  ,  bh^ 

P  a  =  kb  , 

also  genau  die  gleiche,  wie  vorhin,  so  daß  überall  in 
ihm  die  Randspannung  ebenfalls  konstant,  nämhch  gleich 
kb  ist.  Hiermit  ist  nachgewiesen,  daß  wir  es  tatsächlich 
mit  einem  Träger  vom  gleichen  Widerstande  zu  tun  haben. 
Nennen  wir  nun  für  den  dreieckigen  Teil  des  Trägers 
den  Krümmungsradius  der  neutralen  Faser  p,  und  J  das 
Trägheitsmoment  des  beliebigen  Querschnitts  im  Ab- 
stände X  von  D,  und  E  den  Elastizitätsmodul  des  Träger- 
stoffes, so  ist  bekanntlich: 


und  weil 


ist,  so  hat  man  auch: 


E  J 


J  - 


P  X 


y  ■  h3 
12 


:  a  ist,  so  entsteht: 
•h^ 

Hiernach  ist  auch 

E  •  b  •  hs 


und  weil  y  :  x  =  b 
^  b 


=  P 


a  p 


^         12  Pa 

unabhängig  von  x,  also  für  alle  Querschnitte  innerhalb 
der  Strecke  a  konstant.  Wir  erhalten  aber  genau  die 
Gleichung  1,  für  jeden  Querschnitt  innerhalb  der  Strecke  ai. 
Es  hat  also  die  neutrale  Faser  innerhalb  ihrer  ganzen 
-Länge  a  +  aj  denselben  Krümmungsradius  p,  ist  demnach 
kreisförmig  gekrümmt,  und  die  übrigen  Fasern  müssen 
als  äquidistante  Kurven  ebenfalls  Kreisbögen  sein.  Hier- 
mit ist  nachgewiesen,  daß  der  betrachtete  Träger  erstens 
om  gleichen  Widerstande  ist  und  ferner,  daß  sich  infolge 
der    angenommenen    Beanspruchung    sämtliche  Fasern 

b  h  * 

kreisförmig  krümmen.   Weil  Pa  —  kb  ■         ist,  so  hat  man 

6 

einfacher  für  den  Krümmungsradius  auch: 

P=T-  k^  '^- 

In  der  Abb.  3  ist  ein  solcher  Träger  abgebildet,  für 
welchen  jedoch  insbesondere  a  =  a,  ist.  Unter  ihm  be- 
findet sich  ein  solcher  von  dreieckiger  Grundfläche  von 
gleicher  Grundlinie  b,  der  Höhe  a  und  der  Trägerhöhe  h, 
genau  so  groß  wie  Trägerhöhe  des  vorigen  Körpers. 
Der  obere  Träger  ist  nur  mit  R  in  D  wirkend  belastet. 


Abb.  3 


Abb.  4 


Abb.  5 


Infolge  dieser  Belastung  biegen  sich  beide  Träger;  und 
damit  nach  erfolgter  Biegung  der  Punkt  C  gemeinschaft- 
licher Berührungspunkt  bleibt,  sind  in  C  zwei  gleiche  ent- 
gegengesetzt gerichtete  und  zu  P  parallele  Kräfte,  jede 
von  der  Größe  K,  anzubringen,  welche  zu  bestimmen  sind, 
damit  also  C  gemeinschaftlicher  Berührungspunkt  bleibt. 
Es  ist  demnach  der  obere  Träger  von  P  und  von  K  be- 
ansprucht, und  beide  Kräfte  wirken  entgegengesetzt.  Da- 
gegen ist  der  untere  Träger  nur  von  K  und  zwar  gleich- 
gerichtet mit  P  belastet.  Die  beiden  Kräfte  unter  obiger 
Bedingung  anzubringen  ist  ja  erlaubt,  weil  sie  sich  das 
Gleichgewicht  halten,  also  so  verhalten,  als  wenn  sie 
gar  nicht  vorhanden  wären.  Wir  bestimmen  die  Durch- 
biegung, welche  der  Punkt  C  des  unteren  Trägers  er- 
leidet, nennen  sie  f,  und  weil  die  neutrale  Faser  dieses 
Trägers  kreisförmig  mit  dem  Radius  p  ist,  so  ist  be- 
kanntlich 

a2  =  2  p  ■  f 
und  da  nach  Gleichung  1 

_  E  •  b  ■  h'' 
P  '~    12  K  a 
sein  muß,  so  hat  man,  wenn  man 
b  hs  _ 
12     ~  ^ 
setzt,  aus  diesen  Gleichungen: 
f  ^     K  •  a3 


2  •  E  •  J 

Wir  bestimmen  nun  die  Durchbiegung  des  Punktes  C 
des  oberen  Trägers,  hervorgebracht  von  P.  Hierfür  bilden 
wir  in  Abb.  4  die  Momentenfläche  bDb'.    Es  gilt  dann 


406  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911  Hett  26 


bekanntlich  folgende  Beziehung,  wenn  fj  diese  Durch- 
biegung heißt: 

2 

a 


EJ  fi  =  P 
und  hieraus  folgt: 


2a. ^ 


3 

P  a3 


+  P 


Die  Kraft  K,  am  oberen  Träger  wirkend,  erzeugt 
Punkte  C  die  Durchbiegung 


f., 


K 


3    E  J 

Die  Durchbiegungen  fi  und  fj  sind  jedoch  entgegengesetzt, 
müssen  also  von  einander  abgezogen  werden,  wenn  man 
die  Durchbiegung  im  Punkte  C  des  oberen  Trägers  haben 
will,  welcher  von  P  und  der  dazu  entgegengesetzten 
Kraft  K  beansprucht  ist.    Nennen  wir  sie  fs,  so  ist  also 

und  diese  Durchbiegung  muß,  damit  beide  Träger  nach 
erfolgter  Durchbiegung  den  Punkt  C  gemeinschaftlich 
haben,  gleich  f  sein.    iWir  haben  daher: 


K  a3 


1 


J 


P  •  a^  — 


K 


2  E  ■  J  E 
und  hieraus  folgt: 

K  =  P. 

Dieses  Ergebnis  lehrt  uns,  daß  der  obere  Träger  von 
einem  Kräftepaare  beansprucht  ist,  biegt  sich  demnach 
auf  Grund  des  Vorigen  kreisförmig  und  ist  von  gleichem 
Widerstande.  Das  Gleiche  gilt  aber  auch  vom  unteren 
Träger.  Man  darf  nur  die  beiden  Kräfte  K,  weil  sie  sich 
gegenseitig  vernichten,  entfernen,  und  erhalte  so  den  zu- 
sammengesetzten Träger  nur  von  P  beansprucht. 
Es  gilt  nun  für  diesen  Träger  die  Beziehung: 

k,  .  ^  =  P  .  a  .  .  .  .  3. 

Weiter  kann  man  sich  über  den  oberen  Träger  einen 
dritten  von  der  Länge  3  a  angebracht  denken,  dessen  Grund- 
fläche ein  Rechteck  von  den  Seiten  2  a  und  b  und  ein 
Dreieck  von  der  Grundlinie  b  und  der  Höhe  a  ist.  Auch 
dieser  muß  sich  in  seinen  Fasern  kreisförmig  biegen,  und 
auch  für  ihn  gilt  die  Beziehung  aus  Gleichung  3,  jedoch 
ist  nun  dieser  Träger  allein  von  allen  drei  an  seinem  freien 
Ende  von  P  beansprucht.  So  kann  man  noch  weitere 
Träger  übereinander  legen,  so  daß  man  beliebig  viele 
Schichten  hätte,  nur  darf  der  oberste  allein  an  seinem  freien 
Ende  mit  P  belastet  sein,  und  es  gilt  für  seine  Tragfähig- 
keit dann  die  Gleichung  3,  aber  diese  gilt  auch  für  alle  unter 
ihm  befindlichen  Träger,  ferner  sind  sie  sämtlich  von 
gleichem  Widerstand,  und  die  Fasern  aller  biegen  sich 
kreisförmig,  indem  die  neutralen  Fasern  sämtlich  den  Krüm- 
mungsradius p  haben,  welcher,  wie  wir  gefunden 

^       E  . 

ist.  Nehmen  wir  z.  B.  für  Schmiedeeisen  E  =  2  000  000 
und  kb  =  1000  kg/qcm,  so  ist 

p  =  1000  •  h. 

Es  sojl  noch  darauf  hingewiesen  werden,  daß  die  betref- 
fenden Träger  sich  nicht  vollständig  berühren.  Besteht 
nämlich  in  Abb.  5  der  zusammengesetzte  Träger  aus  zwei 
Teilen,  so  haben  sie  außer  den  Punkt  B  nur  den  Punkt  C 
noch  gemeinschaftlich,  sonst  keinen,  so  daß  zwischen  B 
und  C  ein  hohler  Raum  entsteht.  Denn  man  muß  bedenken, 
daß  der  Krümmungsradius  der  Oberfläche  des  unteren 
Trägers  größer  ist,  als  der  Krümmungsradius  der  Unter- 
fläche des  oberen  Trägers,  weil  die  neutralen  Fasera 
beider  Träger  gleichgroßen  Krümmungsradius  haben ; 


und  der  Krümmungsradius  der  Oberfläche  eines  dieser 
Träger  größer  und  der  Unterfläche  kleiner,  als  der- 
jenigen der  neutralen  Faser  ist. 

Weil  bei  n-Schichten  a  =  —  ist,  so  ergibt  sich  aus 


Gleichunsf  3 


b  ■  h2 


P  • 


6  n 

und  daher  sind  die  im  Taschenbuche  angegebenen  Formeln 
richtig. 

Es  soll  auf  eine  interessante  Eigentümlichkeit  dieses 
zusammengesetzten  Trägers,  der  in  der  Praxis  als  Feder 
angewandt  wird,  aufmerksam  gemacht  werden. 

El 

Aus  den  Gleichungen  —  =  P  a  und  2pf  =  folgt: 
2  EJ  ■  f  =  P  •  a  /2 

b  ■  h»  . 

ist,  so 


und   weil  J  = 
bh2 


Pa  =  kn 


6 

2  E  • 


12 

setzt : 

b  ■  h^ 
12 


hat   man,    indem  may 


b  h2 


nur  daher  hat  man 

E  •  h  f  =  kb  •  /2  4. 

'Nun  ist  das  Volumen  der  zusammengelegten  Fede: 
wenn  sie  aus  n-Schichten  besteht: 

V  =  +  3.  +  5-  + 


oder 


V 


2 

bah 


und  weil  n  a  =  /  ist,  so  entsteht  weiter 

v  =  ^./'. 

2a 

Mit  Rücksicht  auf  Gleichung  4  entsteht  hieraus: 

v  =  -^.f.^:^ 

kb  2a 

^  bh2         Pa  .  ^       .  ^  . 

und  weil  — - —  =    —  ist,  so  hat  man  auch: 
6  kb 

V   =    3      -r^      P  f....5. 

kb- 

Nehmen  wir  jetzt  und  künftig  an,  daß  für  Schmiede- 
eisen E  =  2  000  000  und  kb  =  1000  kg/qcm  ist,  so  ent- 
steht aus  Gleichung  6 

V  =  6  •  P  •  f. 
Zahlenbeispiel  P  =  500  kg  und  f  =  0,1  cm,  es  ist 
dann  V  =  6  •  500  •  0,1  =  300  Kubikzentimeter.  Nehmen* 
wir  n  =  3  Schichten  an,  so  ist  auch,  z.  B.,  für  a  =  4  cm: 
V  =  18  •  b  •  h. 

,Wir  haben  also 

300  =  18  •  bh 

b  h- 

und  weil  1000  ■  =  500  •  4,  d.  h.  bh^  =  12  ist,  so 

folgt  aus  diesen  Gleichungen  h  =  0,72  cm  und  b  =  23,15  cm. 
Auf  diese  Weise  kann  man  folgende  Tabelle  berechnen : 


n 

b  h 

h 

b 

/ 

1 

150 

0,08 

18  750 

4 

2 

37,5 

0,32 

117,2 

8 

3 

16,67 

0,72 

23,15 

12 

4 

9,375 

1,28 

7.3 

16 

5 

6 

2 

3 

20" 

6 

4,167 

2,88 

1.4 

24 

V 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


407 


welche  also  für  P  =  100  kg  und  f  =  0,1  cm  gilt.  Hier- 
nach könnte  man  z.  B.  rechnen  6  Schichten,  und  erhält 
eine  Feder  von  24  cm  Länge,  und  jede  Schicht  hat  eine 
Breite  von  1,4  cm  und  eine  Höhe  von  2,88  cm.  Für  die 
Zahlen  der  Tabelle  ist  der  Rauminhalt  jeder  Feder  der 
gleiche. 

Nach  der  Gleichung  5  bleibt  aber  auch  der  Raum- 
inhalt der  gleiche,  wenn  P  =  250  kg  und  f  =  0,2  cm 
ist,  denn  es  kommt  dabei  ja  auf  das  Produkt  P  ■  f  an. 
Nehmen  wir  z.  B.  dann  wiederum  a  =  4  cm  und  n  =  3, 
so  ist  auch 

300  =  18  •  b  h 


aber:  1000   —  ^  250-4 

6 

d.  h.  bh2  =  6. 

6-18 

Dann  hat  man  also :   h  =  =  0,36  cm  und 

b  =  ,  ^^^^^  =  46,3  cm.    Man  sieht  aus  der  Tabelle,  daß  je 
18  0,36  ' 

kleiner  P  und  je  größer  f  im  konstanten  Produkte  P  f  wird, 
desto  kleiner  wird  die  Trägerhöhe  h  und  desto  größer 
die  Trägerbreite  b.  Eine  solche  Tabelle  genügend  er- 
weitert, könnte  dazu  dienen,  die  richtige  Wahl  der  Feder 
in  seinen  Abmessungen  schnell  zu  treffen. 


Anleitung  zur  Ermittelung  von  a)  Wasserverlusten  b)  undichten  Stellen 
in  ßinem  Wasserleitungsrohrstrang  einer  Quellwasserleitung 


Von  Kulturmeister  STOLZER. 


(Nachdruck  verboten) 


,  Verschiedene  Einwirkungen  haben  zur  Folge,  daß 
iWasserleitungsrohrstränge  im  Laufe  der  Zeit  mehr  und 
mehr  undicht  werden  und  die  Lichtweite,  infolge  der  In- 
krustation, eine  kleinere  wird. 

Vielfach  gibt  das  an  die  Geländeoberfläche  gelangende 
iWasserleitungswasser  Anhaltspunkte  zur  verhältnismäßig 
schnellen  Auffindung  von  undichten  Stellen  an  Rohr- 
strängen. Oefter  kommt  es  aber  auch  vor,  daß  das  ent- 
wichene Wasser  im  Boden  selbst  —  im  Sand-,  Kiesboden 
usw.  —  seinen  Abzug  findet. 

Zur  Auffindung  undichter  Stellen  ohne  kostspielige 
Freilegung  des  ganzen  Rohrstranges,  soll  nachstehendes 
Beispiel  Anleitung  geben. 

Hat  man  etwa  vermittelst  angestellter  Messungen  am 
Ein-  und  Auslauf  oder  durch  eine  Druckprobe  mit  der 
hydraulischen  Presse  festgestellt,  daß  beispielsweise  der 
Zuleitungsrohrstrang  zwischen  Quellen-  und  Versorgungs- 
gebiet wesentlich  undicht  ist,  so  sind  zunächst  die  Haupt- 
fragen zu  lösen: 

a)  wieviel  Wasser  pro  Sekunde  geht  verloren, 

b)  wo  sind  die  undichten  Stellen. 

Zur  Lösung  beider  Aufgaben  wird  man  etwa  nach 
Abb.  1  zunächst  am  unteren  Ende  des  in  Frage  stehenden 
Rohrstranges  für  einen  Ablauf  sorgen,  am  oberen  und 
unteren  Ende  je  eine  Absperrvorrichtung  —  Schieber  — 
einmontieren  und  schließlich  oberhalb  am  unteren  Schieber 
einen  Manometer  anbringen. 

Für  die  Lösung  der  Frage  a)  ist  zuerst 
nötig,  daß'  der  untere  Schieber  geschlossen  wird. 
Nach  der  Anfüllung  des  ganzen  Rohrstranges  läßt  man 
am  oberen  Rohrstrangende  so  viel  Wasser  nachfließen, 
daß  der  Rohrstrang  stets  genau  gleich  voll  erhalten  wird. 
Das  so  benötigte  sekundliche  Wasserquantum,  an- 
genommen 0,4  Sekundenliter,  entspricht  genau  dem  Ver- 
luste, der  im  Rohrstrang  an  den  undichten  Stellen  ent- 
weicht. 

Eine  andere  Art  zur  Lösung  gedachter  Frage  ist 
folgende: 

Man  ermittelt  am  Manometer  den  Druck  vom  besagten 
und  vollständig  gefüllten  Rohrstrang.  Wird  der  obere 
Schieber  hierauf  ebenfalls  geschlossen,  so  nimmt  im  un- 
dichten Rohrstrang  der  Druck  ab,  der  Manometer  geht 
also  zurück.  Vermittelst  einer,  am  zweckmäßigsten  in 
der  Nähe  des  Manometers  —  dieser  kann  auch  mit  der 


Pumpe  verbunden  werden  —  mit  dem  Rohrstrang  ver- 
bundenen hydraulischen  Presse  pumpt  man  derart  viel 
Wasser  in  die  Leitung,  daß  der  Druck  stets  gleich  ist 
dem  vorhin  abgelesenen.  Die  eingepumpte  sekundliche 
Wassermenge  muß  wie  oben  =  0,4  Sekundenliter  betragen. 

Für  die  Lösung  der  Frage  b)  ist  zuerst 
nötig,  daß  der  kubische  Inhalt  des  defekten  Rohr- 
stranges festgestellt  wird.  Am  zweckmäßigsten  wird  man 
am  oberen  und  unteren  Ende  je  einen  Wassermesser  ein- 
setzen. Ist  der  Rohrstrang  vollständig  gefüllt,  so  schließt 
man  den  oberen  Schieber  und  entleert  unmittelbar  hierauf 
den  ganzen  Strang.  Zu  dem  vom  unteren  Wassermesser 
angezeigten  Wasserquantum,  mit  beispielsweise  für  100  mm 
weite  Röhren  und  1600  m  Länge  =  9500  Liter,  kommt 
noch  der  oben  ermittelte  Wasserverlust  hinzu. 


Ablau/ 


Mi-  K 


—X-  -  7.  - 

^  3 
3 


^    []  Absperrsch/ebor 

■O  Manometgr 
[]  WassemQsser 


undichte  Stelle 


A- 


undichte  Stelle 


Wossei\m  osser 

BrunnonstuÖQ 
Absperrschieben 


Abb.  1 


1 


408 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  26 


Der  zuzurechnende  iWasserverlust  wird  um  so  größer, 
je  näher  die  undichten  Rohrstellen  beim  unteren  Wasser- 
messer sich  befinden. 

Um  den  kubischen  Inhalt  der  in  Frage  stehenden 
inkrustierten  Rohrleitung  möglichst  genau  zu  erhalten,  ist 
es  also  von  vornherein  (bei  größeren  Wasserverlusten) 
schon  nötig,  die  undichten  Stellen  möglichst  genähert  zu 
wissen.  Zu  diesem  Zwecke  füllt  man  den  Rohrstrang  in 
einzelnen  Abteilungen. 

Zur  Lösung  soll  beispielsweise  rund  der  vierte  Teil 
an  Länge  des  ganzen  Rohrstranges  zunächst  gefüllt  werden, 
was  am  oberen  Wassermesser  festgestellt  wird.  Man  läßt 
dieses  Quantum  etwa  V2  Stunde  im  Rohrstrange  stehen; 
zeigt  sodann  beim  Ablassen  (der  untere  Messer  das  gleiche 
Quantum  an,  wie  vorhin  der  obere,  so  liegt  oder  liegen 
die  undichten  Stellen  weiter  oben.  Füllt  man  sodann 
zwei  Teile  —  also  die  Hälfte  — ,  drei  Teile  und  schließlich 
den  ganzen  Rohrstrang  an  oind  verfährt  sonst  wie  oben,  so 
ergibt  sich  aus  den  oben  angedeuteten  Ableistungen  die 
Abteilung  oder  auch  Abteilungen,  in  welcher  der  anfangs 
schon  ermittelte  Verlust  mit  0,4  Sekundenliter  stattfindet. 

Wurde  z.  B.  festgestellt,  daß  sowohl  in  der  zweiten 
wie  dritten  Abteilung  der  Wasserverlust  stattfindet,  wurde 
ferner  festgestellt,  daß  zum  Füllen  der  ersten  —  dichten  — 
Abteilung  rund  30  Minuten  nötig  waren,  so  sind  von  an- 
fangs   schon  ermitteltem  Wasserquantum  am  oberen 

Messer  mit  zusammen   12  380  Liter 

rund  60  •  60  •  0,4  =   1  440  „ 

abzuziehen,  mithin  bleiben   10  940  Liter. 


Dieses  ermittelte  Quantum  auf  die  Längeneinheit  be- 
10940 

zogen  gibt  ^^qq  —  ^^^^  Liter  auf  den  lfdm  (laufenden 
Meter). 

Die  erste,  d.  h.  unterste  Abteilung  ist,  wie  schon  oben 
festgestellt  worden,  dicht,  deshalb  läßt  man  400  •  6,84  = 
2736  Liter  auf  einmal  einfließen;  nach  diesem  lasse  man 
beispielsweise  Mengen  für  je  50  m  Längen,  also  50-6,84  = 
342  Liter  einfließen  und  beobachte  jeweils  den  Manometer 
—  oder  auch  Wasserstandsanzeiger  ■ — .  Zeigt  sich  etwa, 
daß  der  Manometer  erst  zurückgeht  bei  der  Füllung  des 
dritten  halben  Hunderts,  so  liegt  demnach  eine  undichte 
Stelle  rund  (400x150)  =  550  m  vom  unteren  Rohrstrang- 
ende entfernt. 

Zur  Kontrolle  dieser  so  gefundenen  Entfernung  wird 
eine  Höhenaufnahme  und  Vergleichziehung  mit  dem  Mano- 
meterstande vielfach  zweckdienliche  Anhaltspunkte  geben. 

Nach  der  Ausbesserung  der  so  gefundenen  untersten 
undichten  Stelle  wird  man  in  gleicher  Weise,  wie  oben 
angedeutet,  weiter  die  Nachsuchungen  fortsetzen. 

Wiederholt  sei  hier  nochmals,  daß  das  obige  Beispiel 
inkrustierte  Röhren  voraussetzt  und  ferner  eine  Leitung 
mit  sehr  mäßigem  Gefälle. 

Bei  neuen  Rohrleitungen  ist  die  Untersuchung  infolge 
des  aus  der  Lichtweite  leicht  zu  ermittelnden  kubischen 
Inhalts  eine  wesentlich  einfachere.  Ferner  wird  man  an 
verhältnismäßig  stark  steigenden  Leitungen  vermittelst 
Höhenaufnahmen  und  Ablesung  am  Manometer  ebenfalls 
rascher  wie  oben  und  daher  noch  mit  geringerem  Kosten- 
aufwande,  zum  gewünschten  Ziele  gelangen. 


541a  der  Reichsversicherungsordnung 


In  den  letzten  Jahrzehnten  haben  sich  die  freien 
Hilfskassen  der  Arbeiter  und  Angestellten,  die  zum 
großen  Teil  zu  einer  Zeit  entstanden  sind,  als  es  noch 
keine  gesetzliche  Krankenversicherung  in  Deutschland  gab, 
immer  mehr  und  mehr  entwickelt.  Wenn  diese  Entwicklung 
auch  hinter  der  der  Ortskrankenkassen  zurückgeblieben 
ist,  so  haben  sie  doch  eine  beachtenswerte  Bedeutung  ge- 
wonnen, hinsichtlich  der  Mitgliederzahl  sowohl,  wie  auch 
der  Leistungen.  Von  662  360  Mitgliedern  im  Jahre  1893 
stieg  die  Zahl  der  in  den  eingeschriebenen  Hilfskassen 
gegen  Krankheit  versicherten  Personen  auf  nahezu  eine 
Million  im  Jahre  1908,  die  in  1444  eingeschriebenen  Kassen 
über  21  Millionen  Mark  für  Unterstützungszwecke  im 
Krankheitsfalle  ausgaben.  Trotzdem  wird  aber  auf  diese 
in  jahrzehntelanger  zäher  Arbeit  geschaffenen  Organi- 
sationen der  Angestellten  und  Arbeiter  wenig  Rücksicht 
genommen,  wenn  die  Interessen  der  Bureaukratie  dem 
entgegenstehen.  Das  zeigt  aufs  neue  wieder  die  Behand- 
lung der  freien  Hilfskassen  in  der  Reichsversicherungs- 
ordnung    (R.  V.  O.). 

Gewiß  muß  grundsätzlich  vom  allgemein  sozial- 
politischen Standpunkte  aus  der  Gedanke  einer  einiicit- 
lichen  Sozialversicherung  befürwortet  (s.  Beschlüsse  des 
Stuttgarter  Verbandstages  zur  R.  V.  O.)  und  alle,  die  staat- 
liche Zwangsversicherungsgesetzgebung  einengenden  Er- 
satzeinrichtungen abgelehnt  werden.  Aber  das  gilt  nicht 
nur  für  die  Kranken-  und  Invalidenversicherung,  sondern 
ebenso  sehr  für  die  Pensionsversicherung  der  Privat- 
angestellten. Hier  zeigt  sich  bei  der  Ersatzkassenfrage  die 
Abhängigkeit  der  Regierung  von  der  Großindustrie.  Der 


Bundesrat  hat  fast  zur  selben  Zeit  in  der  Angestellten- 
versicherung die  Werkpensionskassen  als  gleichberechtigte 
Ersatzinstitute  wieder  zugelassen,  als  bei  den  Beratungen 
der  R.  V.  O.  die  Regierungsvertreter  und  mit  ihnen  die 
reaktionäre  Reichstagsmehrheit  sich  alle  Mühe  gaben,  die 
freien  selbstgeschaffenen  Ersatzeinrichtungen  der  Arbeit- 
nehmer in  ihrer  Entwicklung  zu  hindern.  Dagegen  wurden 
die  Betriebs  -  und  Innungskrankenkassen,  die 
doch  auch  Ersatzinstitute  sind,  geschont  und  nicht  ent- 
fernt mit  der  Energie  beengt  wie  die  freien  Hilfskassen. 

Neue  freie  Hilfskassen  dürfen  nach  Inkrafttreten  der 
R.  V.  O.  nicht  mehr  gegründet  werden;  die  bestehenden 
müssen  mindestens  1000  Mitglieder  haben  und  alle  Per- 
sonen aufnehmen,  die  nach  der  Satzung  des  Vereins  zu 
d€m  Personenkreise  gehören,  für  den  die  Kasse  errichtet 
worden  ist,  d.  h.  also  die  bisherige  Risiken-Aus- 
wahl, ist  nahezu  aufgehoben.  Alle  diese  Ungerechtig- 
keiten aber  werden  übertrumpft  dadurch,  daß  der  Arbeit- 
geber, der  bisher  von  der  Beitragsleistung  für  Angestellte 
befreit  war,  die  einer  freien  Hilfskasse  angehörten,  in 
Zukunft  an  die  gesetzliche  Krankenkasse  seinen  Beitrag 
zahlen  muß,  auch  wenn  der  versicherte  Angestellte  einer 
freien  Hilfskasse  angehört. 

§  541  sagt: 

,,Für  Versicherungspflichtige,  die  Mitglieder  einer 
Ersatzkasse  sind,  ruhen  auf  ihren  Antrag  die 
eigenen  Rechte  und  Pflichten  als  Mitglieder  der  Kranken- 
kasse, in  die  sie  gehören;  sie  haben  keinen  Anspruch 
auf  die  Leistungen  der  Krankenkasse  und  sind  weder 
wählbar  noch  wahlberechtigt. 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


409 


Ihre  Arbeitgeber  haben  nur  den 
eigenen  Beitragsteil  an  die  Krankenkasse 
einzuzahlen;  der  Anteil  des  Versicherten  fällt  weg." 

Mit  diesem  Paragraphen  ist  den  Freien  Hilfskassen 
die  Entwicklungsmöglichkeit  abgeschnitten.  Der  einer 
solchen  Kasse  angehörende  Angestellte  muß  in  Zukunft 
die  Lasten  der  Krankenversicherung,  die  nach  den  gesetz- 
lichen Bestimmungen  zu  Vs  dem  Arbeitnehmer,  zu  dem 
Arbeitgeber  zukommen,  allein  tragen.  Bisher  haben 
manche  sozialpolitisch  fortschrittlich  denkende  Arbeitgeber 
die  Beiträge  für  ihre  Angestellten  ganz  oder  teilweise  an 
die  betreffende  Freie  Hilfskasse  gezahlt,  weil  sie  damit 
von  der  Beitragsleistung  an  die  Ortskrankenkasse  befreit 
waren.  Das  wird  in  Zukunft  keinem  Arbeitgeber  mehr 
einfallen,  denn  man  kann  billigerweise  nicht  verlangen, 
daß  der  Arbeitgeber  seinen  Beitragsanteil  an  die  gesetz- 
liche Krankenkasse  zahlt  und  daneben  noch  an  die  Ersatz- 
kasse seines  Angestellten  Beiträge  leistet.  Der  Arbeit- 
geber wird  im  Gegenteil  darauf  sehen,  daß  seine  An- 
gestellten der  gesetzlichen  Versicherung  angehören,  für 
die  er  unter  allen  Umständen  Beiträge  zahlen  muß,  um- 
somehr,  als  damit  auch  den  vielfachen  Scherereien  und 
Belästigungen  aus  dem  Weg  gegangen  werden  kann,  die 
künftig  mit  dem  komplizierten  Meldewesen  verbunden  sind. 
Es  besteht  also  die  Gefahr,  daß  die  Freien  Hilfskassen  der 
Angestellten  und  Arbeiter  langsam  dahinsterben.  Als 
gleichwertige  Ersatzkassen  werden  sie  sich  für  die  Zu- 
kunft nach  den  Beschlüssen  des  Reichstags  wohl  kaum 
halten  können. 

Die  großen  Handlungsgehilfen-Verbände,  insbesondere 
der  Verein  für  Handlungskommis  von  1858,  der  Deutsch- 
nationale und  der  Leipziger  Handlungsgehilfen-Verband 
bangten  deshalb  wohl  mit  Recht  für  ihre  Krankenkassen. 
Um  den  drohenden  Schlag  abzuwehren,  haben  sie  des- 
halb beizeiten  versucht,  auf  die  Gesetzgebung  einzuwirken. 
Auch  der  Hauptausschuß  zur  Herbeiführung  einer  staat- 
lichen Pensionsversicherung  der  Angestellten  hat  sich  auf 
Antrag  dieser  Verbände  mit  dem  Teil  der  Reichsversichc- 
rungsordnung,  der  die  Ersatzkassen  betrifft,  besonders  ein- 
gehend beschäftigt  und  in  mehreren  Petitionen  und  Kon- 
ferenzen mit  Reichstagsabgeordneten  Abänderungsanträge 
begründet.  Unser  Verband  schloß  sich  diesen  Bestre- 
bungen an,  denn  wir  meinten,  daß,  wenn  schon  einmal 
neben  der  staatlichen  Zwangsversicherung  Ersatzeinrich- 
tungen irgendwelcher  Art  zugelassen  werden,  die  Freien 
Hilfskassen  der  Arbeiter  und  Angestellten  nicht  anders 
behandelt  werden  dürfen  wie  die  Einrichtungen  der 
Unternehmer,  die  Betriebs-  und  Innungskrankenkassen  usw. 
Dazu  kommt,  daß  wir  auch  für  die  technischen  An- 
gestellten eine  Freie  Hilfskasse  zu  verteidigen  haben.*) 

Wenn  auch  nicht  alles  erreicht  werden  konnte,  was 
zu  fordern  war,  so  ist  es  doch  den  Bemühungen  der  von 
dem  Siebener-Ausschuß  mit  der  besonderen  Vertretung 
der  Hilfskassenfrage  betrauten  Herren  Bechly  und  Reif 
gelungen,  in  der  sogenannten  Ausgleichslesung  der  Reichs- 
tagskommission einen  Antrag  zur  Annahme  zu  bringen, 
der  den  Hilfskassen  der  Angestellten  neue  Lebensmöglich- 
keiten eröffnet.  Leider  mit  einer  A  e  n  d  e  r  u  n  g  ,  die 
uns  zwingt,  eingehender  dazu  Stellung  zu  nehmen. 


*  Für  die  technischen  Angestellten  kommt  in  der  Haupt- 
sache nur  die  dem  D.  T.-V.  angegliederte  „eingeschriebene 
Hilfskasse  Nr.  58  für  Architekten,  Ingenieure  und  Techniker 
Deutschlands"  mit  gegenwärtig  3800  Mitgliedern  in  Betracht. 
Diese  Kasse  zahlte  in  den  letzten  fünf  Jahren  insgesamt 
372  000  Mark  aus  (154  000  Mark  Krankengeld  und  218  000  Mark 
Arzt-  und  Medizinalkosten),  hat  also  ebenfalls  recht  respektable 
Leistungen  aufzuweisen. 


In  der  Ausgleichslesung  wurde  auf  Drängen  des  Sie- 
bener-Ausschusses hinter  §  541  ein  neuer  §  541  a  ein- 
gefügt. 

„Besteht  der  Mitgliederkreis  einer  Ersatzkasse  über- 
wiegend aus  Versicherten  der  im  §  177  Abs.  1  Nr.3 
b  i  s  5  bezeichneten  Art  oder  aus  Zieglern  oder  anderen 
Versicherten,  in  deren  Beruf  ein  häufiger 
Wechsel  der  Beschäftigung  von  Ort  zu  Ort 
üblich  ist,  so  kann  auf  Antrag  dieser  Ersatzkasse 
der  Bundesrat  widerruflich  anordnen,  daß  die  K  r  a  n  - 
kenkassenandieErsatzkassediebeiihnen 
für  deren  Mitglieder  nach  §  541  Abs.  2  ein- 
gehenden Beitragsteile  der  Arbeitgeber 
zu  vier  Fünfteln  abzuführen  haben. 

Der  Bundesrat  kann  hierüber  und  über  die  Bekannt- 
gabe der  Anordnung  Näheres  bestimmen." 
§  177,  auf  den  Bezug  genommen  ist,  lautet. 

„Für  den  Fall  der  Krankheit  werden  versichert: 

1.  Arbeiter,  Gehilfen,  Gesellen,  Lehrlinge,  Dienst- 
boten, 

2.  Betriebsbeamte,  Werkmeister  und  andere  An- 
gestellte in  ähnlich  gehobener  Stellung,  sämt- 
lich, wenn  diese  Beschäftigung  ihren  Haupt- 
beruf bildet, 

3.  Handlungsgehilfen  und  -lehrlinge,  Gehilfen  und 
Lehrlinge  in  Apotheken, 

4.  Bühnen-  und  Orchestermitglieder  ohne  Rück- 
sicht auf  den  Kunstwert  der  Leistungen, 

5.  Lehrer  und  Erzieher, 

6.  Hausgewerbetreibende, 

7.  die  Schiffsbesatzung  deutscher  Seefahrzeuge, 
soweit  sie  weder  unter  die  §§  59  bis  62  der 
Seemannsordnung  (Reichs-Gesetzbl.  1902  S.  175 
und  1904  S.  167),  noch  unter  die  §§  553  bis 
553  b  des  Handelsgesetzbuchs  fällt,  sowie  die 
Besatzung  von  Fahrzeugen  der  Binnenschiff- 
fahrt." 

Da  §  541  a  nur  für  die  Hilfskassen  der  im  §  177 
Abs.  3  bis  5  genannten  Versicherten  gilt,  fallen  die  Hilfs- 
kassen der  Arbeiter  und  der  technischen  Angestellten  nicht 
unter  diese  Vergünstigung. 

In  der  von  uns  schon  einmal  gekennzeichneten  Ver- 
ständigungskommission (s.  Heft  24  der  D.  T.-Z.)  hat  es 
der  christlich-soziale  Arbeiter-Vertreter,  der  Reichstags- 
abgeordnete Franz  Behrens,  dem  im  wesentlichen  die 
Fassung  des  §  541  a  zu  danken  sein  soll,  erreicht,  daß  auch 
die  Bureauangestellten  noch  besonders  genannt 
wurden. 

Nach  den  gemeinsamen  Anträgen  der  Reichstags- 
mehrheit, die  den  Namen  Schultz  und  Genossen  führen 
und  im  Reichstage  selbstverständlich  angenommen  wurden, 
hat  §  541  a  in  der  3.  Lesung  der  R.  V.  O.  die  Aenderung 
erfahren : 

„Besteht  der  Mitgliederkreis  einer  Ersatzkasse  über- 
wiegend aus  Versicherten  der  im  §  177  Abs.  1  Nr.  3 
bis  5  bezeichneten  Art  oder  aus  BureauangestelN 
t  e  n ,  oder  aus  Zieglern  usw.  usw." 
Nachdem  nun  noch  die  Bureauangestellten  eingefügt 
sind,  bleiben  von  der  Sonderbegünstigung  des  §  541  a 
von  Privatbeamtenkassen  nur  noch  die  der  tech- 
nischen Angestellten  ausgeschlossen.  Reichs- 
tagsabgeordneter  Dr.  P  o  1 1  h  o  f  f  hat  in  der  3.  Lesung 
auch  auf  diese  Ungerechtigkeiten  hingewiesen  und  bean- 
tragt, im  §  541  a  statt  Ziffer  3  bis  5  zu  setzen  Ziffer  2 
bis  5.    Damit  wären  nicht  nur  die  Kassen  der  Bureau- 
angestellten, sondern  auch  jene  der  technischen  Angestellten 
getroffen  worden. 


410 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  26 


Der  Antrag  wurde  abgelehnt  wie  alle  übrigen  An- 
träge, die  über  die  Beschlüsse  der  Kommission  oder  über 
die  von  der  Mehrheit  festgelegten  Anträge  Schultz  und 
Genossen  hinausgingen. 

Nach  diesem  Ausgange  konnte  man  der  Meinung  sein, 
daß  die  im  Auftrage  des  Hauptausschusses  mit  Reichstags- 
mitgliedern verhandelnden  Herren  Bechly,  Reif  und  Dr. 
Thissen  nur  die  Interessen  der  kaufmännischen  Verbände 
vertreten  hätten,  weshalb  unser  Vertreter  eine  Klarstellung 
forderte.  Die  Erklärung  im  Siebener-Ausschusse  lautete, 
daß  die  genannten  Vertreter  die  Einbeziehung  der  in  Ziffer  2 
bis  5  genannten  Angestellten  gefordert  hätten.  Herr 
Bechly  bekräftigte  diese  Stellung  noch  durch  einen  Brief 
des  Reichstagsabgeordneten  Behrens,  mit  dem  im  beson- 
deren verhandelt  worden  war  und  der  geeignet  ist,  den 
Verdacht  gegen  die  Unparteilichkeit  der  genannten  Mit- 
glieder des  Siebener-Ausschusses  zu  zerstreuen.  Das  von 
Herrn  Behrens  M.  d.  R,  an  Herrn  Bechly  gerichtete 
Schreiben  lautet: 

„Die  Fortlassung  der  Ziffer  2  in  dem  §  541  a  ist 
keine  Unfreundlichkeit  gegen  die  Techniker.  Würde  die 
Ziffer  „2  bis  5"  des  §  177  Abs.  1  statt  „3  bis  5"  in 
§  541  a  genannt  worden  sein,  so  hätte  das  Ganze  a  1  s 
eine  Ausnahmebestimmung  gegen  die  Ar- 
beiter gedeutet  werden  können,  weil  dann  alle  Ge- 
hobenen ohne  Rücksicht  auf  die  grundsätzlich  gegebenen 
Voraussetzungen,  nämlich: 

„in  deren  Beruf  ein  häufiger  Wechsel  der 
Beschäftigung  von  Ort  zu  Ort  üblich  ist" 
ausgenommen  wären  und  die  grundsätzliche  Voraus- 
setzung nur  noch  bei  den  Arbeitern  zu  prüfen  sei. 
Dieser  unangenehme  Beigeschmack  der  Be- 
stimmung sollte  vermieden  werden  und  deswegen  ist 
entgegen  Ihrem  Antrage  der  Paragraph  so  ge- 
faßt worden,  wie  er  Gesetz  wurde.  Auch  im 
Plenum  sind  lediglich  unter  diesen  Grün- 
den alle  weitergehenden  Anträge  ab- 
gelehnt worden. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Der  Deutsche  Privatbeamtenverein 

hielt  in  diesen  Tagen  in  Berlin  seine  Hauptversammlung 
ab.  Die  Ausführungen  des  Generaldirektors  Schmelzer 
umschrieben  die  Stellung  des  Vereins  zur  sozialen  Frage. 
Die  Betonung  der  paritätischen  Grundlage  nimmt  einen 
bei  der  Verschiedenartigkeit  des  Vereins  nicht  wunder, 
ihre  Betonung  als  Programmpunkt  wirkt  aber  eigentüm- 
lich, wenn  man  an  die  Durchführung  der  aufgestellten 
Forderungen  denkt.  So  wurde  natürlich  auch  die  Stel- 
lung zur  Angestelltenversicherung  beeinflußt  von  dem  parti- 
kularistischen  Standpunkte  dieses  Verbandes,  der  eigene 
Fürsorgeeinrichtungen  besitzt.  Dieser  Art  Selbsthilfe  wird 
der  größte  Wert  beigemessen  und  die  Sorge  der  Sichcr- 
stellung  der  Zukunft  der  eigenen  Person  steht  allen  übrigen 
sozialen  Forderungen  voran.  Die  Schaffung  einer  Stcl- 
lungslosenversicherung  wurde  nicht  für  angebracht  gehalten. 
In  dem  Geschäftsbericht  wird  der  Arbeitskammer- 
gesetzentwurf darum  verurteilt,  weil  die  technischen  Privat- 
beamten einbezogen  werden  sollten.  Der  Bericht  sagt,  daß 
dadurch  den  Forderungen  der  Privatbeamten  entgegen- 
gearbeitet worden  sei.    Hierzu  ist  erwähnenswert,  daß 


Bestehen  Techniker-  usw.  Kassen,  so  dürften  sie 
ebenso  wie  die  Arbeiterkassen  nachzuweisen  haben,  daß 
eine  erhebliche  Anzahl  ihrer  Mitglieder  einen  „häufigen" 
Wechsel  usw.  haben. 

Nur  diese  Ursache  lag  vor,  sonst  wäre  Ihr  Antrag, 
Ziffer  „2  bis  5"  einzufügen,  angenommen  worden." 
Hiernach  hätten  also  die  Herren  des  Siebener-Aus- 
schusses den  Beschlüssen  entsprochen.  Die  Reichstags- 
mehrheit wollte  aber  dadurch,  daß  sie  dem  Wunsche  nicht 
entgegenkam,  verdecken,  daß  sie  ein  Ausnahmegesetz  für 
Arbeiter  schaffen  wollte.  Der  „unangenehme  Bei- 
geschmack" war  maßgebend!  Die  technischen  Angestellten 
sind  also  auch  in  diesem  Punkte  wieder  die  Leidtragenden 
im  Dienste  der  Reichstagsmehrheit. 

In  Heft  24  der  D.  T.-Z.  behaupteten  wir  in  einer  Be- 
trachtung zur  R.  V.  O.,  daß  die  Reichstagsmehrheit  bei 
ihren  Beschlüssen  sich  nicht  von  sozialpolitischen,  sondern 
von  rein  politischen  Erwägungen  hat  leiten  lassen.  Der 
Reichstagsabgeordnete  Behrens  hat  nun  mit  erfreulicher 
Offenheit  bestätigt,  daß  auch  bei  der  Behandlung  der 
Freien  Hilfskassen  nach  diesem  Gesichtspunkte  verfahren 
wurde.  —  —  

Doch  ein  schwacher  Trost  ist  uns  geblieben:  Die  tech- 
nischen Angestellten  könnten  sich  unter  den  Worten  „oder 
anderen  Versicherten"  verstehen.  Es  soll  ja  die 
grundsätzliche  Voraussetzung  „in  deren  Beruf  ein  häufiger 
Wechsel  der  Beschäftigung  von  Ort  zu  Ort  üblich  ist", 
geprüft  werden. 

Wir  können  nachweisen,  daß  auch  auf  die  eingeschrie- 
bene Hilfskasse  Nr.  58  für  Architekten,  Ingenieure  und 
Techniker  Deutschlands  diese  Voraussetzung  zutrifft  und 
hoffen  gern,  daß  der  Bundesrat  nachträglich  auf  unsere 
Kasse  die  Vergünstigung  des  §  541  a  gewähren  wird. 

Der  Siebener-Ausschuß  will  mit  Nachdruck  dafür  ein- 
treten, und  wir  selbst  werden  nicht  ruhen,  bis  unserer 
Kasse  nach  der  geschaffenen  Lage  die  Gleichberechtigung 
mit  der  der  großen  Handlungsgehilfen- Verbände  ge- 
geben ist.  K  f  m. 


der  Deutsche  Privatbeamtenverein  die  Forderung  nach 
Privatbeamtenkammern  neben  den  Arbeitskammern  erhebt. 
Er  legt  bei  dieser  Forderung  die  Betonung  auf  Privat- 
beamte, natürlich  auch  ohne  den  Begriff  scharf  um- 
grenzen zu  können.  Wenn  wir  demgegenüber  nach  wie  vor 
immer  wieder  den  Begriff  des  Privatangestellten 
in  den  Vordergrund  stellen,  so  glauben  wir,  dadurch 
uns  dem  Ziele  besser  zu  nähern.  Den  Forderungen 
der  Privatangestellten  ist  deshalb  durch  den  Arbeitskammer- 
gesetzentwurf in  diesem  Punkte  nicht  entgegengearbeitet 
worden,  denn  wir  meinen,  daß  die  Arbeitskammern  die 
beiden  großen  Kategorien  der  Arbeiter  und  Angestellten 
enthalten  sollen  und  zwar  müssen  die  Arbeitskammern 
sich  auf  territorialer  Grundlage  aufbauen.  Wenn  den  ver- 
schiedenen Gruppen  der  Angestellten  besondere  Ab- 
teilungen eingereiht  werden,  so  wird  damit  nicht  bloß 
die  Forderung  der  Techniker  erfüllt,  sondern  wir  meinen, 
daß  hierin  überhaupt  nur  das  Ziel  liegen  kann.  Demnach 
Einbeziehung  der  Angestellten  i  n  die  Arbeitskammern  und 
nicht  Privatbeamtenkammern  neben  Arbeitskammern. 
Wir  können  nicht  auf  der  einen  Seite  nach  einer  Vereinigung 
des  Rechtes  verlangen,  wenn  wir  auf  der  anderen  wieder 
und  wieder  neue  Schranken  aufzurichten  bereit  sind. 

Das  betonen  wir  gegenüber  den  Aeußerungen  des 
Jahresberichtes  des   Deutschen  Privatbcamtenvereins. 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


411 


H  H  ::  ::    STANDESBEWEGUNG    1:  ::  H  :: 


Die  Angestellten  der  Marlnebetriebe! 

Wir  haben  in  Heft  24  der  D.  T.-Z.  bereits  darauf  hin- 
gewiesen, daß  die  Dienstverhältnisse  der  technischen  An- 
gestellten der  Marinebetriebe  eine  Neuregelung  erfahren, 
ohne  daß  dabei  die  wohlerworbenen  Rechte  der  Angestell- 
ten Berücksichtigung  finden.  Der  Verbandsvorstand  hat 
sich  in  seiner  letzten  Sitzung  sehr  eingehend  mit  den  Vor- 
gängen beschäftigt  und  den  beteiligten  Mitgliedern  emp- 
fohlen, den  neuen  Dienstvertrag  in  der  vorgelegten  Fas- 
sung nicht  zu  unterschreiben.  Außerdem  hat  die  Verbands- 
leitung am  8.  Juni  den  Herrn  Staatssekretär  des  Reichs- 
marineamtes um  eine  persönliche  Unterredung  gebeten, 
um  die  gefährdeten  Interessen  der  Angestellten  wahr- 
zunehmen. Diese  Eingabe  ist  bis  heute  unbeantwortet 
geblieben.  Nach  den  uns  bis  jetzt  gewordenen  Mit- 
teilungen ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  ein  größerer 
Konflikt  zwischen  den  organisierten  Angestellten  und  dem 
Reichsmarineamt  entsteht,  wenn  es  nicht  noch  in  letzter 
Stunde  den  Vorgesetzten  der  Angestellten  gelingt,  das 
Reichsmarineamt  einem  Entgegenkommen  geneigter  zu 
machen.  Wir  betrachten  es  deshalb  als  eine  Pflicht  aller 
Verbandsmitglieder,  in  den  Kreisen  der  technischen  An- 
gestellten dahin  zu  wirken,  daß  die  Annahme  einer  Stelle 
in  den  Betrieben  des  Reichsmarineamts  von  der  Be- 
rücksichtigung der  Angestelltenwünsche  abhängig  ge- 
macht wird. 


:;  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  Finanzwirtschaft  in  der  Versicherung 

Eine  überaus  schwierige  und  für  die  gesamte  Volks- 
wirtschaft höchst  wichtige  Aufgabe  für  die  Leiter  von  Ver- 
sicherungs-Gesellschaften besteht  darin,  die  den  Unter- 
nehmungen in  Form  von  Prämien  und  Zinsen  zufließenden 
Summen  nutzbringend  anzulegen.  Diese  Beträge  sind  sehr 
beträchtlich,  da  der  Eintritt  des  Versicherungsfalles,  durch 
den  die  für  die  betreffende  Versicherung  angesammelten 
Prämien  aufgezehrt  werden,  und  der  Zeitpunkt  der  Ver- 
sicherungsnahme,  von  dem  an  der  Versicherte  Beiträge  zu 
leisten  begann,  oft  weit  auseinanderliegen.  Im  Jahre  1908 
überschritt  beispielsweise  die  Prämieneinnahme  der  deut- 
schen Versicherungs-Qesellschaften  eineinhalb  Milliarden 
Mark  nicht  unerheblich.  Das  Gesamtvermögen  stellte  sich 
in  diesem  Zeitpunkt  auf  fast  sechs  Milliarden  Mark.  Man 
braucht  sich  nur  einmal  diese  enormen  Kapitalbeträge  vor- 
zustellen, die  sich  in  den  Händen  der  Versicherungs- 
Gesellschaften  ansammeln,  und  sich  nur  einen  Augenblick 
zu  vergegenwärtigen,  daß  die  Versicherten  die  vielen 
Millionen  Mark  an  Beiträgen  den  Gesellschaften  in  der  un- 
bedingten Erwartung  einhändigen,  beim  Eintritt  des  Ver- 
sicherungsfalles die  ihnen  vertraglich  zugestandene  Ver- 
sicherungsleistung zu  erhalten,  um  einzusehen,  daß  der 
v/ichtigste  Gesichtspunkt,  von  dem  aus  die  Kapitalien  der 
Versicherungs-Gesellschaftcn  zu  verwalten  sind,  die  groß- 
möglichste Sicherheit  der  Vermögensanlage  sein  muß. 
Dieser  Grundbedingung  müssen  die  angelegten  Gelder  in 
erster  Linie  entsprechen,  hinter  ihr  treten  alle  anderen 
zurück.  Nun  ist  allerdings  richtig,  daß  es  eine  unter 
allen  nur  denkbaren  Umständen  sichere  Vermögensanlage 
nicht  gibt.  Jedes  Kreditieren  schließt  für  den  Gläubiger 
eine  gewisse  Gefahr  ein,  die  er  tragen  muß.  Jede  Sicher- 
heit ist  relativ.  Die  Forderung  nach  Sicherheit  der  Kapital- 
anlage läßt  sich  demnach  genauer  dahin  formuUeren,  daß 
das  Vermögen  der  Versicherungs-Qesellschaften  so  an- 
zulegen ist,  daß  nach  menschlicher  Berechnung  ein  Verlust 
ausgeschlossen  erscheint.  Zweitens  muß  das'  angelegte  Ver- 
mögen   eine    angemessene   Zinseneinnahme  gewähren. 


Drittens  müssen  die  Zinserträge  möglichst  gleichmäßig 
fließen  und  viertens  muß  die  Vermögensanlage  eine  ge- 
wisse Liquidität  besitzen.  Diese  muß  in  denjenigen  Ver- 
sicherungszweigen, in  denen  oft  schnell  große  Mittel  ver- 
langt werden,  eine  größere  sein  als  beispielsweise  in  der 
Lebensversicherung,  bei  der  sich  der  Bedarf  ganz  allmählich 
und  ziemlich  gleichmäßig  einstellt,  so  daß  man  ihn  an- 
nähernd vorausschätzen  kann.  Demzufolge  werden  die 
Hagel-,  Feuer-  und  Transportversicherungs-Anstalten  er- 
heblichere liquide  Mittel  bereithalten  müssen  als  beispiels- 
weise die  Lebensversicherungs-Gesellschaften. 

Von  den  eben  genannten  Gesichtspunkten  geleitet, 
haben  die  deutschen  Versicherungs-Gesellschaften  ansehn- 
liche Teile  ihres  Vermögens  in  ersten  Hypotheken  angelegt. 
Insbesondere  ist  dies  seitens  der  Lebensversicherungs- 
Unternehmungen  geschehen,  während  in  der  Feuer-,  Trans- 
port- und  Hagelversicherung  nicht  unerhebliche  Teile  der 
Kapitahen  zum  Ankauf  von  Wertpapieren  verwandt  sind. 
In  anderen  Ländern  ist  die  hypothekarische  Anlageform 
vielfach  weniger  stark  benutzt.  Hier  sind  andere  Investie- 
rungsarten bevorzugt.  Während  beispielsweise  die  deut- 
schen Lebensversicherungs-Gesellschaften  mehr  als  SOo/o 
ihres  Vermögens  in  Hypotheken  angelegt  hatten,  waren  von 
den  schweizerischen  Gesellschaften  dieses  Versicherungs- 
zweiges nur  6O0/0  der  Aktiven,  von  den  englischen  Gesell- 
schaften nur  rund  25 0/0,  von  den  amerikanischen  etwa 
löo'o  und  von  den  französischen  sogar  nur  rund  60/0  der 
Aktiven  in  Hypotheken  untergebracht.  Von  den  schwei- 
zerischen, englischen,  amerikanischen  und  französischen 
Anstalten  war  dagegen  die  Vermögensanlage  in  Wert- 
papieren bevorzugt.  Die  zuletzt  genannten  hatten  auch 
einen  beträchtlichen  Teil  ihres  Vermögens  zu  Grund- 
besitzkäufen benutzt.  Der  Grund  für  die  Vernachlässigung 
der  Hypothekenanlage  in  Frankreich  hegt  darin,  daß  auf 
den  Grundstücken  selbst  und  dem  Grundstücksbeleihungs- 
verkehr  zahlreiche  Steuern  ruhen,  die  den  Hypotheken- 
besitzern erhebliche  Lasten  bringen.  In  England  erklärt 
sich  die  geringe  Verwendung  von  Hypotheken  für  An- 
lagezwecke aus  der  Wertverminderung  des  Ackerlandes 
und  aus  der  Zulassung  der  Hypotheken  zur  Anlage  von 
Mündelgeldern,  wodurch  die  Nachfrage  nach  Hypotheken 
gesteigert  und  ein  Herabgehen  des  Hypothekenzinssatzes 
bewirkt  wurde,  so  daß  diese  Anlage  nicht  mehr  die  von 
Lebensversicherungs  -  Gesellschaften  gewünschten  Zins- 
erträge bringt.  Für  Amerika  läßt  sich  die  Vernachlässigung 
der  Hypothekenanlage  dadurch  erklären,  daß  hier  den 
Hypotheken  durch  die  von  industriellen  Gesellschaften, 
insbesondere  Eisenbahnunternehmungen,  Inasserthaft  auf 
den  Markt  gebrachten,  hoch  verzinslichen  Obligationen 
scharfe  Konkurrenz  bereitet  wurde.  Die  Bevorzugung  der 
Hypothekenanlage  in  Deutschland,  insbesondere  in  der 
Lebensversicherung,  findet  ihren  inneren  Grund  darin,  daß 
diese  Anlageform  am  tneisten  den  weiter  oben  aufgestellten 
Forderungen  für  die  Vermögensverwaltung  von  Versiche- 
rungsgesellschaften entspricht.  Man  hat  den  Lebens- 
versicherungs-Gesellschaften zuweilen  den  Vorwurf  ge- 
macht, die  starke  Begünstigung  der  Hypotheken  verstoße 
gegen  die  Liquidität.  Es  ist  demgegenüber  darauf  hin- 
zuweisen, daß  im  normalen  Lebensversicherungsgeschäft 
die  Prämieneinnahmen  mehr  als  reichlich  zur  Deckung 
der  Ausgaben  hinreichen  und  daß  Katastrophen,  wie  sie 
beispielsweise  in  der  Feuerversicherung  vorkommen 
können,  in  der  Lebensversicherung  ziemlich  ausgeschlossen 
sind.  Auch  die  Kriegsgefahr  ist  deshalb  nicht  so  groß, 
weil  die  Mehrheit  der  Versicherten  nicht  mehr  im  wehr- 
fähigen Alter  steht.  Außerdem  ist  die  hypothekarische 
Anlage  nicht  so  unflüssig,  wie  es  den  Anschein  hat.  Erst- 
klassige Hypothekenbriefe  lassen  sich  zur  Befriedigung 
vorübergehender  Geldbedürfnisse  jederzeit  leicht  lombar- 
dieren. Außerdem  können  die  Anstalten  einen  großen 
Teil  ihrer  Hypotheken,  mindestens  ein  Zehntel  des  ge- 
samten Bestandes,  mit  sechsmonatlicher  Frist  kündigen, 
da  die  Hypotheken  regelmäßig  nur  auf  zehn  Jahre  un- 
kündbar ausgeliehen  werden  und  sich  dann  mangels  neuer 
vertraglicher  Regelung  nur  um  ein  Jahr  prolongieren. 


412 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  26 


u  ::  H  II  ::  ::   BÜCHERSCHAU    ::  ::  ::  ::  H  :: 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Der  Eisenbeton  in  Theorie  und  Konstruktion.  Von  Prof.  Rudolf 
S  a  1  i  g  e  r ,  Wien.  Leipzig,  Verlag  Alfred  Kröner.  Preis 
geb.  6  M. 

In  dem  Buche  wird  uns  eine  umfassende  wissenschaftliche 
Darstellung  der  Grundzüge  des  Eisenbetonbaues  geboten.  Es 
behandelt  in  der  Hauptsache  die  Eigenschaften  des  Betons, 
gibt  eine  klare  Darstellung  ider  statischen  Behandlung  der 
Grundfornien  und  schließt  mit  einem  Ueberblick  über  die  An- 
wendungen des  Eisenbetons.  Zunächst  ergibt  sich,  daß  das 
Werk  eine  Umajbeitung  erfahren  hat.  Das  ist  anzuerkennen. 
Denn  mag  man  über  die  Notwendigkeit  einer  Umarbeitung  des 
Salingerschen  Buches  verschiedener  Meinung  sein,  eins  ist 
sicher,  daß  die  Eisenbetontechnik  jetzt  einen  gewissen  Abschluß 
erreicht  hat.  Es  war  daher  vorauszusehen,  daß  der  Verfasser, 
dem  die  Eisenbetontechnik  vieles  verdankt,  seinen  Anhängern 
die  Erfahrungen  und  Anschauungen  der  Gegenwart  nicht  vor- 
enthalten würde. 

Die  neue  Auflage  des  Buches  wird  auch  weiterhin  dieselbe 
Verbreitung  finden,  die  seine  beiden  früheren  Auflagen  hatten. 

G. 

„Liegt  Sturm-  oder  Blitzschaden  vor?"    Eine  praktische  An- 
leitung für  Landwirte,  Villen-  bezw.  Hausbesitzer  und  Bau- 
sachverständige   zur  Unterscheidung    beider  Arten  von 
Schäden,  bearbeitet  von  Wilhelm  Preuß,  Versicherungs- 
und Baubeamter  in  Danzig-Langfuhr.    Zweite,  erweiterte  , 
Auflage.    Selbstverlag  des  Verfassers.    Preis  1,70  M. 
Aus  den  im  vorliegenden  Hefte  erwähnten  Beispielen  und  , 
Erörterungen  ersieht  man,  daß  es  nicht  so  leicht  ist  und  lang-  ; 
jähriger  praktischer  Erfahrung  bedarf,  um  den  Unterschied  zwi-;. 
sehen  Sturm-  und  Blitzschaden  einwandfrei  festzustellen.  Sind^- 
die  charakteristischen  Merkmale  der  beiden  Arten  von  Schäden,^ 
die  oft  wenig  unterschiedlich  sind,  nicht  bekannt,  so  ist  es ; 
für  Bausachverständige,  den  Versicherungsnehmer  und  die  Ver-._, 
Sicherungsgesellschaften  nicht  gut  möglich,  die  Ansprüche,  Rechte., 
und  Pflichten  wirksam  'und  sachgemäß  vertreten  tu  können.  Der 
Schaden  erhöht  sich  dann  meistens  noch  durch  Kosten  weiterer 
Gutachten^  Ortsbesichtigungen  und  schließhch  unvermeidlicher 
gerichtlicher  Urteile. 

Die  Kenntnis  der  gegebenen  Anleitung  ist  für  den  Bau- 
sachverständigen, mag  er  nun  die  Versicherungsgesellschaften 
oder  die  Versicherungsnehmer  vertreten,  jedenfalls  unerläßlich. 
Kommt  hierfür  ein  Bauunternehmer  in  Frage,  so  bietet  sich  ihm  ' 
noch  zumeist  die  Gelegenheit,  aus  der  richtigen  Beurteilung 
der  Frage  insofern  weiter  Nutzen  zu  erzielen,  als  man  ihm  doch  ^ 
sicher  auch  bei  erfolgreicher  Vertretung  gern  die  Arbeiten  für 
Neubau  oder  Instandsetzung  der  beschädigten  Gebäude  über- 
tragen dürfte.  Der  Versicherer  wird  aber  bestimmt  zu  der  Er- 
kenntnis gelangen,  für  beide  Schäden  gleichzeitig  Versicherung 
zu  nehmen  und  nicht  nur,  wie  es  vorkommt,  für  Blitzschaden 
allein.  Die  Anschaffung  des  Werkes  ist  daher  nach  jeder  Rich- 
tung hin  wärmstens  zu  empfehlen.  R. 

„Die  feuerfeste  Industrie."  Von  Paul  Werner,  techn.  Leiter 
einer  Schamottefabrik.  Mit  46  Abbildungen.  Wien  und 
Leipzig.  A.  Hartlebens  Verlag.  Preis  geh.  4  M,  geb. 
4,80  M. 

Für  den  im  Betrieb  stehenden  Fachmann  zumeist  geschrieben, 
gibt  das  Werk  hier  eine  ausführliche  Schilderung  über  den 
heutigen  Stand  der  feuerfesten  Industrie.  In  drei  Teilen  zer- 
fallend, beleuchtet  es  die  Eigenschaften  und  Verwendung  der 
Tone  Deutschlands  und  Oesterreichs,  beschreibt  die  Gewinnung' 
des  Tons,  Förderkosten,  Prüfungsmethoden,  Lieferungsverträge. 
Die  Arbeiten  in  einer  modernen  Fabrik,  vom  Sortieren  der 
Rohstoffe  bis  zum  Versand  der  fertigen  Fabrikate,  werden  vor- 
geführt und  die  Abbildungen  gezeigt.  Man  findet  ferner  Auf- 
schluß über  den  Handel  in  feuerfesten  Produkten  und  beachtens- 
werte Winke  bei  Lieferungsabschlüssen,  sowie  Aufschluß  über 
die  Absatzgebiete  und  den  Bau  von  Ofenanlagen. 

Fachleute  aller  technischen  Zweige  finden  jedenfalls  viel 
Lehrreiches  in  dem  Werk,  das  den  Stoff  gut  zur  Darstellung 
gebracht  hat  und  bester  Empfehlung  wert  ist.  R. 

Leitfaden  der  landwirtschaftlichen  Baukiinde  für  Bati^ewerk- 
schulen,  verwandte  technische  Und  landwirtschaftliche  Lehr- 
anstalten. Von  Prof.  Alfred  Schubert.  Zweite,  ver- 
besserte und  vermehrte  Auflage.  Mit  101  Originalfiguren 
im  Text.  Leipzig  und  Berlin.  Druck  und  Verlag  von 
B.  G.  Teubner.  Preis  kart.  1,60  M. 
Das  schon  in  seiner  ersten  Auflage  außerordentlich  brauch- 
bare Buch  hat  durch  die  zweite  Auflage  eine  wesentliche  Er- 


weiterung erfahren.  Die  landwirtschafthche  Baukunde,  die  in 
der  Regel  nicht  so  intensiv  von  denen  gepflegt  werden  kann, 
die  sich  größtenteils  mit  anderen  Aufgaben  beschäftigen,  erfährt 
in  diesem  Werkchen  eine  eingehende  Behandlung.  Wir  emp- 
fehlen das  Buch  gern,  weil  es  in  kurzen  Zügen  das  Wissens- 
werte aus  dem  Gebiete  landwirtschaftlicher  Baukunde  aus  langer 
Erfahrung  heraus  und  unter  dem  Gesichtswinkel  neuzeithcher 
Forderungen  enthält.  Wer  mit  landwirtschaftlichen  Bauaufgaben 
gelegentlich  betraut  wird,  für  den  ist  das  Werkchen  un- 
entbehrlich. 

Bauinschriften   an   deutschen   Kulturstätten.     Gesammelt  und 
herausgegeben  von  Richard  Schlegel.    Mit  einem  An- 
hang:   Uhrumschriften.     Berlin.     Verlag   von  Bernhard 
Poetschki.    Preis  0,80  M. 
Der  Verfasser  hat  mit  Fleiß   eine  Anzahl  Bauinschriften; 
gesammelt.     Die  Inschriften  zeugen  oft  vom  Geist  der  Zeit, 
in  der  die  Gebäude  errichtet  wurden.    Man  kann  deshalb  mit 
dem  Verfasser  einer  Meinung  sein,  daß  die  Hausinschriftenl 
einen  Schlüssel  zur  Vergangenheit  unseres  Volkes  darstellen. 
Unter  den  Hausinschriften  kommen  eine  Menge  fremdsprachliche 
in   Frage.     Ohne  auf  die  Berechtigung  der  Anwendung  der 
fremden  Sprache  einzugehen,  hätten  wir  in  dem  sonst  anregenden 
Büchlein  gern  auch  die  Uebersetzungen  gefunden. 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Bücher  und  Kataloge 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Die  elektrolytischen  Metallniederschläge.  Lehrbuch  der 
Galvanotechnik  mit  Berücksichtigung  der  Behandlung  der  Metalle  vor  und  nach  dem 
Elektroplattieren.  Von  Dr.  W.  Pfanhauser  jr.  Mit  73  in  den  Text  gedruckten 
Abbildungen.    Berlin.    Verlag  von  Julius  Springer.    Preis  geb.  15  M. 

Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Elektrotechnik  an 
gewfrblichen  Lehranstalten  elektrotechnischer  und  mechanisch-technischer  Richtung, 
sowie  zum  Selbststudium  für  Maschinentechniker,  Meister  und  Monteure.  Verfaiit 
von  Prof.  V.  Kowarzik.  Mit  15ö  Abbildungen  im  Text.  Wien  und  Leipzig. 
Verlag  von  Franz  Deuticke.    Preis  3.60  K. 

Lehrgang  der  bchaltungsschemata  elektrischer  St.irk- 
stromanlagen.  Unter  Mitwirkung  seines  Assistenten  Dipl.-Ing.  W.  Fels 
herausgegeben  von  Prof.  Dr.  J.  Teichmüller.  II.  Band:  Schaltungsschemata  für 
Wechsclstromanlagen.  Mit  28  lithographierten  Tafeln.  München  und  Berlin.  Druck 
und  Verlag  von  R.  Oldenbourg.    Preis  12  M. 

Experimentelle  Elektrizitätslehre.  Verbunden  mit  einer  Ein- 
führung in  die  Maxwellsche  und  die  Elektronentheorie  der  Elektrizität  und  des 
Lichts.  Dargestellt  von  Dr.  Hermann  Starke.  Zweite  auf  Grund  der  Fort- 
schritte der  Wissenschaft  umgearbeitete  Auflage.  Mit  334  in  den  Text  gedruckten 
Abbildungen.  Leipzig  und  Berlin.  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 
Preis  geb.   12  M. 

Untersuchungen  über  die  Kraftrichtung  im  schiefen  Ge- 
wölbe. Von  C.  Busemann.  Berlin.  Verlag:  Zement  und  Beton,  G.m.b.H. 
Preis  geh.   4  M. 

Der  Betonpfahl  ,, System  Mast".  Ein  neues  Gründungsverfahren 
mit  ,,Betonprählen  in  verlorener  Form".  Von  Ing.  H.  Struif.  Mit  16  Abbildungen. 
Berlin.    Verlag  von  Julius  Springer.    Preis  brosch.  60  Pfg. 

Umschnürter  Beton  (Beton  Frette).  Seine  Theorie  und  Anwendung 
im  Bauwesen.  Herausgegeben  von  Wayß  Freytag,  A.-G.,  Neustadt  a.d.  Haardt. 
Stuttgart.     Verlag  von   Konrad  Wittwer.    Preis  2  M. 

Bemerkenswerte  Brückenbauten  der  drei  letzten  Jahre  1 907/09. 
Von  Professor  A.  Röhn,  Zürich.    Verlag  von  Rascher  &  Cie. 

Der  moderne  Fabrikbetrieb  und  seine  Organisation.  Be- 
arbeitet von  Wilhelm  van  den  Daele.  Zweite  vermehrte  Auflage  des  ,, Modernen 
Geschäftsbetriebes".  Mit  zahlreichen  Formularen.  Stuttgart.  Muthsche  Verlags- 
handlung.   Preis  geh.   5  M,  geb.  6  M. 

Die  moderne  Fabrikbuchhaltung,  insbesondere  die  Gruppenbuch- 
haltung mit  Statistik  und  Kalkulation.  Bearbeitet  von  Wilhelm  van  den  Daele. 
Zweite  durchgesehene  und  vermehrte  Auflage  der  ,, Modernen  Buchhandlung".  Stutt- 
gart.    Muthsche  Vcrlagshandlung.     Preis  geh.   5  M,  geb.   6  M. 

Entwerfen  und  Berechnen  von  Heizungs-  und  Lüftungs- 
anlagen. Von  Otto  Wieprecht.  Vierte,  verbesserte  und  vermehrte  Auflage. 
Halle  a.  S.    Carl   Alarhold,  Verlagsbuchhandlung.     Preis  3.60  M. 

Das  Veranschlagen  von  Hochbauten  nach  der  Dienstanweisung 
für  die  Lokalbaubeamten  der  Staats-Hochbauverwaltung,  einschließlich  der  neuesten 
Vorschriften  für  das  Garnisonbauwesen,  sowie  die  Normen  für  die  Fabrikation 
und  Lieferung  von  Baumaterialien  und  die  Baupreise.  Von  G.  Benkwitz.  Mit 
einer  lithographierten  Tafel,  einem  Anschlagsbeispiel  und  Erläuterungen.  Achte 
erweiterte  Auflage.  Berlin.  Verlag  von  Julius  Springer.  Preis  brosch.  2.40  M, 
geb.   3.20  M. 

Die  Steinkohlengas-Industrie  in  Deutschland  in  ihrer  Be- 
deutung für  die  Volksv^irtschaft  und  das  moderne  Sfädteleben.  Von  Dr.  Albert 
Erich  Schnabel-Kühn.  München  und  Berlin.  Druck  und  Verlag  von  R.  Olden- 
bourg.    Preis   4  M. 

Die  wirtschaftliche  Bedeutung  der  deutschen  Gaswerke. 
Von  H.  Oeitmann.  Mit  20  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  München  und 
Berlin.    Druck  und  Verlag  von  R.  Oldenbourg.    Preis  4  M. 

Die  P  r  c  ß  1  u  f  t  w  e  r  k  z  e  u  g  c.  Von  P.  Iltis.  A\it  105  Abbildungen.  Leipzig. 
G.  J.   Göschensche   Verlagshandlung.     Preis  geb.  80  Pfg. 

Elementar  - Mechanik  für  Maschinen-Techniker.  Von  Dipl.- 
Ing.  Rudolt  Vogdt.  Mit  154  Textabbildungen.  Berlin.  Verlag  von  Julius  Springer. 
Preis   geb.   2.80  M, 

Einführung  in  die  Elemente  der  höheren  Mathematik  und 
Mechanik.  Für  den  Schulgebrauch  und  zum  Selbstunterricht  bearbeitet  von 
Dr.  Hans  Lorenz.  Mit  125  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Berlin  una 
München.    Druck  und  Verlag  von  R.  Oldenbourg.    Preis  2.40  M. 

Mathematische  Formelsammlung.  Zusammenstellung  wichtiger 
Erklärungen,  Regeln  und  Formeln  mit  erläuternden  Beispielen  für  die  Unterstufe, 
insbesondere  zur  Vorbereitung  für  das  Einjährig-Freiwilligen-Examen.  Von  Ludw. 
Zimmermann.  Mit  fünf  Textabbildungen.  Essen.  Q.  D.  Baedeker,  Verlagshand- 
lung.    Preis  kart.    1.50  M. 

Arithmetische  Aufgaben.  Unter  besonderer  Berücksichtigung  von 
Anwendungen  aus  dem  Gebiete  der  Geometrie,  Physik  und  Chemie,  sowie  von 
Aufgaben  über  graphische  Darstellungen.  Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Hugo  Fenkner. 
Aus^.ibe  B.  \'oinehmlich  für  den  Gebrauch  in  sechsklassigcn  höheren  Lehranstalten 
uiuf  in  Mittelschulen,  sowie  in  Seminaren  und  gewerblichen  Fachschulen.  Vierte 
umgearbeitete   Auflage.    -Berlin.     \'erlag  von  Otto  Salle.     Preis    1,85  M. 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


413 


Theoretische  und  experimentelle  Untersuchungen  an  der 
synchronen  Einphasen-Maschine.  Von  Dr.-lng.  iVlax  Wengner.  Mit 
44  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  1  Tafel.  München  und  Berlin.  Druck 
und  Verlag  von  R.  Oldenbourg.    Preis  2,40  M. 

Die  experimentelle  Grundlegung  der  Atomistik.  Ein  Be- 
richt von  Werner  Mecklenburg,  Jena.    Verlag  von  Gustav  Fischer.    Preis  2,50  M. 

Die  feuerfeste  Industrie.  Von  Paul  Werner.  Mit  46  Abbildungen. 
Wien  und  Leipzig.    A.  Hartlebens  Verlag.     Preis  geh.   4  M,  geb.   4,80  M. 

Die  thermodynamischen  Grundlagen  der  Wärmekraft  -  und 
Kältemaschinen.  Von  M.  Röttinger.  Mit  73  Abbildungen.  Leipzig.  O.  J. 
Oöschensche  Verlagshandlung.    Preis  geb.  80  Pfg. 

Ueber  die  Theorie  des  Kreisels.  Von  F.  Klein  und  A.  Sommer- 
feld. Heft  IV:  ,,Die  technischen  Anwendungen  der  Kreistheorie.  Mit  143  Ab- 
bildungen im  Text.  Leipzig.  Druck  und  Verlag  von  B.  O.  Teubner.  Preis  geh. 
8  M,   geb.   9  M. 

Allgemeine  chemische  Technologie.  Von  Dr.  Gustav  Rauter. 
Z'j'cite^-  verbesserte  Auflage.  Leipzig.  G.  J.  Oöschensche  Verlagshandlung.  Preis 
geb.  80  Pfg. 

Ueber  das  Fließen  fester  Körper.  Von  A.  Leon.  Prag.  A.  Haase, 
K.  u.  K.  Hofbuchdruckerei. 

Kerbgröße  und  Kerbwirkung.  Von  Privatdozent  Dr.  A.  Leon. 
Hierzu  13  Textabbildungen  und  28  Tafelabbildungen.  Wien.  Lehmann  &  Wentzel, 
0.  m.  b.  H. 

Ueber  die  Zerstörungen  in  tunnel. artig  gelochten  Ge- 
steinen. Von  A.  Leon  und  F.  Willheim.  Hierzu  20  Textabbildungen  und  zwei 
Tafeln.    Lehmann  &  Wentzel,  G.  m.  b.  H. 

Der  Weltbau.  Gemeinverständliche  Darlegung  der  natürlichen  Entwick- 
lung der  Körper  und  Kräfte.  Von  Carl  Krafft.  1.  Teil:  Die  Fundamente  des 
Weltgcbäudes.  Wien.  Verlagsbuchhandlung  Karl  Konegen  (Ernst  Stülpnagel). 
Preis  2  M. 


::  ::  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  H  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D:e  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  140.  Mir  ist  ein  Verfahren  zur  Abdichtung  des  Luft- 
raumes zwischen  Türunterkante  und  Fußbodenoberkante  ge- 
setzhch  geschützt  worden.  Die  Abdichtung  erfolgt  durch  eine 
selbsttätig  funktionierende  Vorrichtung  beim  Schheßen  bezw. 
Oeffnen  und  kann  ohne  wesentliche  Formänderung  in  jeder 
normalen  Tür  eingebaut  werden.  Bestehen  Firmen,  die  ähnliche 
Erzeugnisse  herstellen  oder  die  bereit  wären,  meine  Erfindung 
zu  verwerten? 

Frage  141.  Liegen  Erfahrungen  vor  über  Anstriche  von 
Decken,  Wänden  und  Fußböden  in  Wandererarbeitsstätten  und 
Herbergen?    Welche  Ausführungsart  ist  vorzuschlagen? 


Frage  142.  Ich  bitte  um  Angabe  der  baulichen  Gestaltung 
und  inneren  Einrichtung  größerer  moderner  Holzbearbeitungs- 
fabriken. 

Frage  143.  Die  Analyse  eines  verwendeten  Leinöles  ergab: 
Refraktion  des  Oeles  bei  25«  C  =  74,5;  Jodzahl  =  131,3;  un- 
verseifbare  Bestandteile  =  größere  Mengen.  Zu  den  Arbeiten 
war  reines  Leinöl  vorgeschrieben.  Entspricht  das  verarbeitete 
Material  dieser  Bedingung? 

Frage  144.  In  den  Trotten  soll  eine  Fleischkühlanlage 
erbaut  werden.  Die  Einricfitungen  müssen  auch  eine  Eis- 
erzeugung ermöglichen.  Welches  System  kann  mir  dafür  emp- 
fohlen werden? 

Frage  145.  Welche  Unternehmungen  befassen  sich  mit  der 
Versetzung  ganzer  Gebäude  nach  einem  anderen  Standort? 

Frage  146.  Die  Staubentwickelung,  hervorgerufen  durch 
das  Schleifen  der  Damenkleider,  soll  in  einer  Kirche  beseitigt 
werden,  deren  Gänge  mit  roten  Mauersteinen  gepflastert  sind. 
Wie  ist  hierbei  vorzugehen? 

Frage  147.  Die  Garnituren  für  Badeanlagen  sollen  aus 
Aluminium  hergestellt  werden.  Da  sich  aber  das  Material  sehr 
schwer  bearbeiten  läßt,  so  wird  angeregt,  eine  Legierung  zu 
verwenden.  Welche  würde  sich  für  diesen  Zweck  besonders 
eignen,  oder  ist  eine  empfehlenswerte  im  Handel  bereits  zu 
hahen  und  bejahendenfalls  wo?  Wie  kann  ferner  Aluminium 
pohert  werden,  damit  es  Hochglanz  erhält?  Auch  bitte  ich 
um  Angabe  der  geeignetsten  Rohrverbindung  hierfür. 

Frage  148.  Gibt  es  literarische  Werke  über  die  technische 
Beschaffenheit  von  Rodelbahnanlagen,  und  woher  sind  solche 
zu  beziehen?  —  Die  Trace  für  eine  neu  anzulegende  Rodel- 
bahn, welche  ca.  5  km  lang  werden  soll  und  durchschnittlich 
ein  Gefälle  von  etwa  10%  und  mehr  erhalten  kann,  führt 
über  eine  durchweg  leicht  gekrümmte  Strecke,  welche  auf  1,5  km 
nur  6  bis  7o/o  Gefälle  aufweist.  Empfiehlt  es  sich  nun,  diese 
Strecke  durchgehends  mit  einem  solch  geringen  Gefälle  aus- 
zubauen, oder  ist  es  ein  kleineres  Uebel,  die  Bahn  so  anzulegen, 
daß  durch  seitliche  Verschiebung  das  ganze  vorhandene  Ge- 
fälle auf  ca.  1  km  verteilt  wird,  wodurch  etwa  10o,o  erreicht 
werden,  und  eine  ca.  500  m  lange,  etwa  wagerechte  Gehstrecke 
übrig  bleibt,  an  welche  sich  der  letzte,  noch  ca.  1  km  lange 
Teil  der  Rodelbahn  mit  durchschnitthch  lOo/o  Gefälle  wieder 
anschließt?  Die  Anlage  läßt  sich  so  projektieren,  daß  mit 
ca.  20  o/o  Gefälle  auf  300  bis  400  m  Länge  in  gerader  Linie 
in  die  flache  Neigung  eingefahren  werden  kann. 


Zur  Frage  130.  Sommer-Wohnhäuschen.  II.  (I  s.  Heft  25.) 
Durch  das  der  Gesellschaft  Kleinhausbau  in  Dresden-Hellerau 
patentierte  Verfahren  (Tessenowwand)  können  Sommerhäuschen 
billig  hergestellt  werden. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u,  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 
•♦♦•*«♦««*♦♦«•♦««**«*« 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  1911  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bis  100 M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u,  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Unser  Erholungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  'volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 


Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in   Sondershausen   i.  Thür. 


414 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  26 


XXXVIII.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 
1075  Paul  Franke,  Bautechniker,  Berlin.  1076/77  Hans 
Kurz,  Techn.,  mit  Gattin,  Berlin.  1078/79  Frau  Bursch  mit 
Tochter,  Hameln.  1080/81  Otto  König,  Maurermstr.,  und  Frau, 
Halle.  1082  Hermann  Faulbaum,  Katastereleve,  Bitterfeld. 
1083  Max  Winkler,  Ing.,  Hamburg.  1084  Hermann  Faulbaum, 
Masch.-Techn.  1085/86  Hans  Lammers,  Wohnungs-Revisor,  und 
Frau.     1087/88  Otto  Schmidt,  Ing.,  und  Frau,  Berlin.  1039 


R.  Dietz,  Ing.,  Cainzdorf.  1090  Waldemar  Muth,  Ing.,  Nürn- 
berg. 1091/92  Erich  Jake,  Verm.-Ing.,  und  Frau,  Steglitz. 
1093  Frau  Lehmann,  verw.  Hofmaurermstr.,  Steglitz.  1094/95 
Franz  Engelmann  und  Frau,  Berlin.  1096  Nikolaus  Petersen, 
Kulturtechniker,  Königsberg.  1097  Rieh.  Haase,  Ing.,  Chem- 
nitz. 1098  Adolf  Schwerin,  Ing.,  Wiesbaden.  1099  Ludwig 
Dietzel,  Techn.,  Berlin.  1100/1101  Helene  Dietzel  und  Tochter, 
Berlin.     1102  Fr.   Rozek,  städt.   Bauführer,  Straßburg. 


Aufruf 

zur  Gründung  von  Volkshochschulen  im  Deutschen  Reich! 

Damit  die  Vorzüge,  die  gegenwärtig  unsere  Mitglieder  in  Berlin  in  Gestalt  von  freien  Vorträgen  genießen,  in  Zukunft 
auch  den  an  anderen  Orten  Wohnenden  ermöglicht  werden  können,  werden  jetzt  überall  in  Deutschland 

Volkshochschulvereine 

als  Lokalvereine  des  »Verbandes  der  Volkshochschul vereine  Deutschlands  (Sitz  Berlin)«  ins  Leben  treten.  Diese  Orts- 
gruppen können  nur  gedeihen,  wenn  sie  Glied  einer  großen  Zentralorganisation  sind.  Nur  auf  diese  Weise  —  nicht 
aber  durch  Förderung  der  schon  jetzt  bestehenden  Dezentralisation  —  läßt  sich  der  Volkshochschulgedanke  auch  in  den 
fern  abliegenden  Städten  und  Dörfern  entwickeln  und  ein  Band  um  alle  diejenigen  schlingen,  die  an  der  intellektuellen 
Kultur  Anteil  heischen.  Goethe  sagt  in  seinen  Silvesterbriefen  an  Zelter  (v.  31.  Dez.  1829):  Ich  habe  bemerkt,  daß  ich 
den  Gedanken  für  wahr  halte,  der  für  mich  furchtbar  ist,  sich  an  mein  übriges  Denken  anschließt  und  zugleich  mich 
fördert.  Das  gilt  auch  für  die  Anhänger  der  Volkshochschule.  Zur  Schaffung  dieser  Lokalorganisationen  brauchen  wir 
zunächst  für  jeden  Platz  in  Deutschland  einen 

Vertrauensmann 

der  in  seinem  Wohnort  die  Initiative  zur  Gründun?  eines  Volkshochschulvereins  zu  ergreifen  die  Ener<Tie  besit7» 

Wir  bitten  daher  alle  diejenigen,  die  sich  für  die  Abhaltung  populär  wissenschaftlicher  Vortragsreihen  an  ihrem  Ort 
interessieren,  mit  einigen  Herren  ihres  Bekanntenkreises  zusammenzutreten  und  uns  zu  schreiben,  daß  sie  für  ihren  Wohnort 
bereit  sind,  einen  Volkshochschulverein,  bestehend  vorläufig  aus  den  und  den  Mitgliedern,  ins  Leben  zu  rufen. 

Freiwillige  vor!  - 

Es  kommt  zunächst  nur  auf  die  Tatsache  der  Vereinsbildung  d.  h.  die  Schaffung  fester  Stützpunkte  an,  nicht  auf  die 
Zahl  der  Mitglieder,  die  allmählich  organisch  wachsen  muß.  Die  Volkshochschulvereine  sollen  als  Sektion  des  oben 
genannten  Verbandes  in  Berlin,  der  sie  mit  Programmen,  Schriften,  Rednern  usw.  versorgt,  ab  I.Januar  1911  mit  Mk.  5, — 
pro  anno  und  Einzel-Mitglied  beitragspflichtig  sein.  Sie  sollen   ferner  die   »Volkshochschule«   gratis  geliefert  erhalten. 

Meldungen  erbeten  an  Dr.  Oskar  Stillich 

Dozent  an  der  Humboldtakademie  in  Berlin,  Groß-Lichterfelde,  Margaretenstr.  1 1 

An  unsere  Mitglieder! 

Den  vorstehenden  Aufruf  haben  wir  sehr  gern  veröffentlicht  und  wir  begleiten  diesen  mit  unseren  besten  Wünschen 
auf  einen  guten  Erfolg.  Das  Bedürfnis  nach  Weiterbildung  und  Anschluß  an  das  geistig-politische  Leben  ist  unter  unseren 
Mitgliedern  besonders  rege.  Wir  glauben  uns  deshalb  zu  der  Annahme  berechtigt,  daß  sich  recht  viele  Mitarbeiter  aus 
unserem  Kreise  melden.  Mitteilungen  hierüber  sind  uns  jederzeit  erwünscht.  Zur  Einleitung  der  Verhandlungen  und  aus- 
führlichen Auskünften  sind  wir  gern  bereit.  Der  Vorstand, 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerl<sam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen;  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  —  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 S       tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleituiig. 

Dezirksverwalt  linken 
Bezirksverwaltiing  Brandenburg.  Br.-A. :  Emil  Rohr,  Cliar- 
lottenburg  5,  Städt.  Bürgerhaus.  Wiederholt  haben  wir  im  Vcr- 
kündigungsblatt  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  um  Ein- 
sendung der  Fragebogen  für  die  Durchführung  der  Gruppcn- 
einteiUing  (s.  Heft  9  und  10  der  D.  T.-Z.)  gebeten;  diese  sind* 
uns  immer  noch  nicht  vollzählig  zugegangen.  Wir  bitten  daher 
nochmals  die  Mitglieder  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  im 


Interesse  der  wichtigen  Sache  und  um  eine  genaue  statistische 
Aufstellung  anzufertigen,  die  gewünschten  Fragebogen  endlich 
genau  auszufüllen  und  umgehend  an  den  Schriftführer  der 
Bezirksverwaltung,  Herrn  A.  Dieter,  Chariottenburg  1,  Tegeler 
weg  5,  einzusenden.  Insbesondere  bitten  wir  die  Herren  Ver- 
einsvorstände aller  Zweigvereine  dringend,  die  noch  in  ihren 
Händen  befindlichen  ausgefüllten  Fragebogen,  sowie  ein  ge- 
naues ausführliches  Mitgliederverzeichnis  schnellstens  an  die 
oben  angegebene  Adresse  senden  zu  wollen.  Des  weiteren 
weisen  wir  darauf  hin,  daß  vielen  Kollegen  das  Verkündigungs- 
blatt der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  nicht  zugestellt  werden 
kann,  weil  ihre  Adressen  nicht  richtig  angegeben  sind.  Eine 
größere  Anzahl  Exemplare  wird  uns  ständig  als  unbestellbar 
zurückgegeben.  Wir  bitten  deshalb  alle  diejenigen,  die  das 
Verkündigungsblatt  nicht  regelmäßig  erhalten,  ihre  genaue  Woh- 
nungsangabe dem  Schriftführer  (Adresse  s.  oben)  mitzuteilen. 
—  Die  Leitung  unseres  Verkündigungsblattes  hat  jetzt  Kollege 
Anton  Schirmbeck,  Spandau,  Damm  4  a,  übernommen  und  sind 
alle  das  Blatt  betreffende  Mitteilungen  an  diesen  Herrn  zu  richten. 


Zwfisvereine 
Gemischte  Vereine. 
Karlsruhe.    Technischer  Verein.    Am  4.  Juli  findet 
unsere  2.  Generalversammlung  im  Vcreinflokal  zum  „Goldenen 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


415 


Adler"  statt,  zu  der  wir  vollzähliges  Erscheinen  erwarten.  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesen  des  Protokolls.  2.  Erledigung  neuer  Ein- 
gänge. 3.  Kassenbericht.  4,  Wahl  der  statutenmäßig  aus- 
scheidenden Vorstandsmitglieder.  5.  Verschiedenes.  Außerdem 
machen  wir  auf  die  am  9.  Juli  stattfindende  Exkursion  nach 
Straßburg  aufmerksam  und  bitten  um  eine  rege  Beteiligung. 
Die  mit  den  Beiträgen  noch  rückständigen  Mitglieder  bitten  wir, 
diese  baldigst  an  unseren  Kassierer,  Herrn  Albecker,  Karlsruhe- 
Grünwinkel,  Durmersheimer  Straße  19,  zu  entrichten. 

München.  Techniker-Verein.  E.  V.  Am  Dienstag, 
13.  Juni,  fand  die  letzte  Versammlung  des  verflossenen  Winter- 
halbjahres statt.  Unser  Vorsitzender,  Koll.  Bender,  hob  bei 
■dieser  Gelegenheit  hervor,  daß  der  Verein  mit  dem  Erfolg 
seiner  Winterarbeit  zufrieden  sein  kann.  Wir  hatten  uns  vor- 
genommen, zum  Schluß  des  Winters  einen  Mitghederbestand  von 
500  Kollegen  aufzuweisen.  Auf  503  Mann  haben  wir  es  ge- 
bracht. Die  sozialpolitische  Tätigkeit  ist  ebenfalls  fruchtbar 
gewesen.  Hier  haben  wir  durch  die  Verhandlungen  mit  den 
Arbeitgebern  erreicht,  daß  in  vielen  Betrieben  unseren  Kollegen 
endlich  Urlaub  gewährt  wird  und  daß  die  ungeteilte  Arbeits- 
zeit wenigstens  an  Sonnabenden  eingeführt  wurde.  Auch  bei 
der  Regelung  der  Gehaltsfrage  sind  wir  einen  Schritt  vorwärts] 
gekommen.  Ebenso  wurde  die  fachwissenschaftliche  Fortbildung 
unserer  Mitglieder  im  verfolssenen  Winter  durch  verschiedene 
Veranstaltungen  gefördert.  —  Von  nun  ab  findet  am  1.  Dienstag 
eines  jeden  Monats  eine  Monatsversammlung  und  jeden  3.  Diens- 
tag Kellerabend  im  Augustiner-Keller  statt,  während  jeden 
2.  Sonntag  eine  Exkursion  vorgesehen  ist. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Br.-A. :  Ing.  Fr.  Zube,  Regen- 
walde, Mauerstr.  289.  Unsere  nächste  Versammlung  findet  Sonn- 
tag, 2.  Juli,  nachmittags  1/2^  Uhr,  in  Regenwalde,  Hotel  Müller, 
statt.  Gäste  sind  uns  sehr  willkommen.  Vorher  findet  eine  Be- 
sichtigung der  Maschinenfabrik  statt.  Hierzu  erwarten  wir  das 
vollzähliges  Erscheinen  unserer  Mitglieder.  —  Kollegen,  welche  mit 
ihren  Beiträgen  für  das  2.  Quartal  noch  im  Rückstände  sind, 
werden  gebeten,  diese  umgehend  einzusenden. 

Wetzlar.  Technische  Vereinigung.  Br.-A. :  Karl 
Leonhard,  Eisenbahn-Bauassistent,  Wetzlar.  Am  4.  Mai  d.  J. 
wurde  in  Wetzlar  ein  Zweigverein  des  D.  T.-V.  gegründet. 
Derselbe  führt  den  Namen:  Wetzlarer  Technische  Vereinigung. 
Der  Vorstand  der  Vereinigung  setzt  sich  wie  folgt  zusammen : 
1.  Vorsitzender:  Karl  Leonhard,  Bauassistent,  Wetzlar.  2.  Vor- 
sitzender: Georg  Kopper,  Ing.,  Wetzlar.  Schriftführer:  Karl 
Büß,  Ing.,  Wetzlar.  Kassierer:  Karl  Heinz,  Arch.,  Wetzlar. 
Vereinsabend:  Jeder  erste  Donnerstag  des  Monats  im  Hotel  Luy. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Essen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Brief-Adresse:  H.  Keller, 
Essen,  Korneliastraße  131.  Nächste  Hauptversammlung  am 
Sonntag,  2.  Juli,  in  Dortmund,  Kölnischer  Hof,  Köl- 
nische Straße  7.  Vormittag  9  Uhr  Vorstandssitzung,  10  Uhr 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Proto- 
kolls und  der  Eingänge.  2.  Beratung  der  Anträge.  3.  Be- 
richt über  den  53.  Bezirkstag.  4.  Aufnahme  neuer  Mitgheder. 
5.  Verschiedenes.  Nachmittags:  Besichtigung  der  Dortmunder 
Schauflüge.  Wir  bitten  um  vollzähliges  Erscheinen,  Gäste  will- 
kommen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs.:  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.    In  den  Sommermonaten  Juli  und 


August  fallen  die  Versammlungen  aus.  T)ie  nächste  Mitgheder- 
versammlung  findet  demnach  erst  Im  September  statt.  Nähere 
Mitteilungen  über  die  nächste  Sitzung  ergehen  später.  Schon 
jetzt  ersuchen  wir  aber  alle  unsere  Mitglieder  für  eine  ener- 
gische Verbands-  und  Vereinstätigkeit  im  kommenden  Winter- 
halbjahr bereit  zu  sein  und  alle  unsere  Veranstaltungen  pünkt- 
lich und  z'ahlreich  zu  besuchen.  —  Die  fälligen  Beiträge  bitten 
wir  einschl.  5  Pf.  Bestellgeld  unseren  Kassierer  einzusenden. 
—  Für  die  vom  15.  bis  19.  Juli  in  Dresden  stattfindende  Wander- 
versammlung des  D.  T.-V.  sind  Programme,  Einladungen  und 
Anmeldungsformulare  durch  unseren  Schriftführer,  Koll.  Leipziger, 
zu  beziehen. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Br.-A.:  Ing.  Baumgart,  Dresden-N.,  Leipziger 
Straße  38  III.  Vereinslokal:  Gewerbehaus,  Ostra-Allee.  Sonn- 
abend, 24.  Juni,  abencfs  8  Uhr,  findet  im  Restaurant  ,,Park'- 
schänke",  Dresden-Plauen,  unsere  zweite  Wanderversammlung! 
statt.  Kollege  Bock  wird  ein  kurzes  Referat  halten,  dessen 
Thema  in  der  Versammlung  bekanntgegeben  wird.  Alle  Kollegen 
werden  dringend  ersucht,  sich  mit  ihren  Damen  recht  zahlreich 
zu  beteiligen.  Gäste  sowie  Mitglieder  unserer  Brudervereine 
sind  uns  herzlich  willkommen.  —  In  der  nächsten  Monats-Haupt- 
versammlung, die  am  7.  Juli  stattfindet,  wird  das  Programm 
der  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  anläßlich  der  Hygiene- 
Ausstellung  in  Dresden  bekannt  gegeben  und  gleichzeitig  die 
Teilnehmerkarten  verteilt. 

Staatstechniker. 
Nürnberg.  Techniker-Verein  der  Kgl.  bayer< 
Staatsbauverwaltung.  Sonntag,  25.  Juni,  vormittags! 
10  Uhr,  findet  in  Augsburg,  Hotel  Eisenhut,  am  Obstmarkt,  eine 
Generalversammlung  statt.  Tagesordnung:  1.  Jahresbericht. 
2.  Protokoll'verlesung  der  letzten  Sitzung.  3.  Kassenbericht. 
4.  Wahl  des  Vorstandes  und  des  Ausschusses.  5.  Beratung 
der  gestellten  Anträge.  6.  Innere  Vereinsangelegenheiten. 
Landesverein  Mittl.  Sächsischer  Eise  n  bah  n - 
techniker.  Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 
Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker  - Verein. 
Br.-A.:  E.  Klotsche,  Bahnmeister  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64. 
Im  Monat  Juli  findet  keine  Versammlung  satt.  Auch  die  an- 
gekündigte Versammlung  am  13.  Juli  fällt  aus.  Den  Mitgliedern 
geht  aber  demnächt  ein  Rundschreiben  —  Besichtigung  der 
chemischen  Fabrik  in  Döbeln  am  1.  oder  8.  Juli  betreffend  — 
ztu.  Im  JVionat  August  findet  die  erste  Versammlung  am 
Donnerstag  den  24.  statt.  —  Die  rückständigen  Beiträge  bitten 
wir  umgehend  unserem  Kassierer,  Herrn  Telegraphenmeister 
Stiebietz,  Elta-Chtz.  einzusenden.  —  Für  die  Wanderversamm- 
lung des  D.  T.-V.  vom  15.  bis  19.  Juli  in  Dresden,  verbunden 
mit  einer  Besichitigung  der  Hygiene-Ausstellung,  können  Fest- 
programme durch  den  ersten/'  Vorsitzenden  unseres  Vereins 
bezogen  werden. 


Nachruf. 

Am  10.  d.  M.  verschied  an  den  Folgen  einer  Operation 
unser  treues  Mitglied  und  Mitbegründer  des  Vereins, 

Herr  Ingenieur  Wilhelm  Lohr 

im  39.  Lebensjahr.  Sein  biederer  Charakter  und  sein  stetes 
Interesse  für  unsere  Vereins-  und  Verbandsbestrebungen 
sichern  ihm  in  unserem  Kollegenkreise  ein  dauerndes, 
ehrendes  Andenken. 

Technische  Vereinigung  Herne. 


Warnung! 

Durch  ungerechtfertigte  Entlassung  einzelner  Angestellter  bei  den  Firmen 

Bergmann,  Elektrizitätswerk  in  Berlin,  und 
Stengel  &  Hofer,  Architekturbureau  in  München 

bestehen  mit  diesen  Firmen  Differenzen,  die  uns  veranlassen,  unsere  Stellenvermittelung  für  dieselben 
zu  sperren.  Wir  warnen  daher  die  Kollegen  vor  der  Annahme  einer  Stellung  bei  obengenannten 
Firmen.  Die  Verbandsleitung. 


416 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Helt  26 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes ! 


Zweigstellen  der  Verbands-Stellenvermittelung 


Augsburg.    Adresse:  W.  Arnold,  Haunstetter  Straße  25  a. 
Berlin.     Hauptstelle:    SW.  68,  Markgrafenstraße  94. 

—  Für  Kultur-,  Tiefbau-  u.  Vermessungstechniker:  L.  Ur- 

bach, Baumschulenweg  b.  Berlin,  Scheiblerstr.  27  11. 

—  Für  Steinmetztechniker:  J.  Marsalek,  Johannisthal,  Park- 

straße 20  I. 

Bielefeld.    Adresse:   W.Langbein,  Ravensberger  Straße  60. 
Braunschvveig.    Adresse:   G.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 
—  Adresse:   K.  Steiner,  Gerstäckerstr.  23. 

(Nur  für  Maschinen-  und  Elektrotechniker.) 
Bremen.     Für  Hoch-  und  Tiefbau:    Otto  Krause,  Neustadts 
Contrescarpe  Nr.  70. 

—  Für  Maschinen-  und  Schiffbau:   L.  Seipgens,  Luther- 

straße 21. 

Breslau.    Adresse:    E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskystr.  11. 
Bromberg.   Adresse:    H.  Neudahl,  Mittelstraße  48. 
Cassel.     Adresse:    F.   Thielke,  Roonstr.  44. 
Danzig.    Adresse:    E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 
Dortmund.    Adresse:   E.  Lustig,  Kaiserstr.  86. 
Dresden.    Adresse:   A.  Gawehn,  Dresden-A.,  Gr.  Kirchg.  2  11^ 
Erfurt.    Adresse:   L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 
Frankfurt  a.  M.    Adresse:   Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-' 
Bk.,  Adalbertstr.  73  I.    Sprechstunde  U/^  bis  2V2  und  7  bis 
8  Uhr  nachmittags. 
Halle  a.  S.    A.   Adresse:  W.  Schleenvoigt,  Friedrichstr.  24  111, 
(Nur  für  Maschinentechniker.) 
—         B.  Adresse:    L.   Hauschild,    Alte    Promenade  25 
(Stadttheater). 

Hamburg-Altona.    Adresse:   E.  Natho,  Hamburg  23,  Leibnitz- 
straße 6. 

Hannover.    Adresse:    L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 
—  Adresse:   O.  Bruns,  Drostestraße  3. 

(Nur  für  Maschinentechniker.) 
Harburg  a.  E.    Adresse:   P.  Möhring,  Postweg  45. 
Kaiserslautern.    Adresse:    Otto  Braun,  Barbarossastr.  37. 
Karlsruhe  i.  B.     Adresse:     Rob.   Jais,  Werderplatz  45111. 


Kattowitz,  O.-S.    Adresse:   W.  Gehrke,  Beatestraße  12. 
Kiel.    Adresse.:   F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

Königsberg  i.  Pr.    Adresse:  Militär-Bausekretär  Wiehe,  Königs- 
eck 5. 

Leipzig.    Adresse:  An  die  Geschäftsstelle  der  Bezirksverwaltung 
Leipzig,  Thoraasring  18  IV,  Wünschmannhof.  Fernspr.  14854, 
Magdeburg.     Für   Hoch-   und   Tiefbau:    Th.   Grosse,  Breite 
Weg  175/177. 
Für  Maschinenbau:   P.  Herrmann,  Kruppstr.  12. 
Mannheim.     Adresse:    Fr.   Krieger,   Beethovenstr^  12. 
Metz.    Adresse:  J.  Ziegler,  Brunnenstr.  8. 
Mülhausen  i.  E.    Adresse:   Philipp  Mayer,  Engel-DoUfußstr.  7. 
München.   Für  Hoch-  u.  Tiefbau:  Münchener  Techniker-Verein, 
Elisenstr.  7.    (Obmann  Peter  Danninger,) 

—  Für  Maschinenbau:  A.  Dörge,  Holzstr.  26,  Tele- 

phon 22  954. 

Niederschlesien.    Adr.:   C.  Hauer,  Altwasser  i.  S.,  Promenade.; 

Nürnberg.  Für  Hoch-  und  Tiefbau:  Fr.  Rehle,  Untere  Grafers- 
gasse  9.  Sprechstunden :  Montag,  Mittwoch 
und   Donnerstag  7  bis  8  Uhr  abends. 

—  Für  Maschinenbau:    G.  Hauenstein,  Berkhauser- 

straße  1  1. 

Osnabrück.    Adresse:    H.  Schütte,  Parkstr.  45. 
Plauen  i.  V.    Adresse:   E.  Pröhl,  Melanchthonstr.  43. 
Posen.    Adresse:    Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 
Rheinland  und   Westfalen.    (Für  Vermessungs-  und  Kultur- 
techniker.)   Adresse:  J.  Stender,  Essen  a.  d.  R.,  Steinstr.  4. 
Saarbrücken.    Adresse:   Rieh.  Rosprich,  Petersbergstr.  82. 
Stettin.    Adresse:    G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 
Slraßburg  i.  E.   Adresse:   Georg  Schmidt,  St.  Mauritiusstr.  311. 
Stuttgart.    Adresse:    H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 
Wiesbaden.    Adresse:    F.  Wunder,  Blücherstr.  24. 
Würzburg.     Adresse:    L.  Ungerer,    Schöntalerstraße  6,  Fern- 
sprecher Nr.  1729. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 

1731  f.  Architekturbureau  bei  Dortmund  sof.  Techn.,  d. 
schon  i.  solch.  Bureaus  tätig  war.  Fl.  Zeichn.  u.  Statik,  f. 
Bureau  und  Baustelle.  Bis  180  M.  Ang.  unt.  1781  an  die  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  8ö. 

1875  f.  iBaugesch.  in  Celle  sof.  jüng.  Hochbautechn.,  selbst, 
im  Abrechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1875  an  die  Zweigst. 
Hannover,   z.   H.   d-   Hn.   L.   Damköhler,  Slicherstr.  8. 

1876  f.  Kgl.  Beh.  in  Johannisburg  (Ostpr.)  sof.  Techn. 
auf  etwa  3  Mon.  zur  Anfertig,  v.  Zeichn.,  Anschläg.  u,  Ab- 
rechnungen. Tagesdiäten  6  M.  Ang.  unt.  1876  an  die  Zweigst. 
Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  MiHtärbausekretär  Wiehe, 
Königseck  5. 

1877  f.   Beh.   in  Hannover  sof.  jüng.  Tiefbautechn.  m. 

abgeschl.  Bgw.-Schulbildg.  u.  Erf.  im  Eisenbahnbau.  150  M. 
Dauernd.   Ang.  unt.  1877  an  die  Zweigst.  Hannover  wie  unt.  1875. 

1879  n.  Lissa  i.  Posen  sof.  ein  jung.  Bautechn.  bei  kl. 
Anfangsgeh.     Ang.   unt.   1879  an   die  Zweigst.   Posen,  z.  H. 

d.  Hn.   Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

1880  n.  Duisburg  sof.  ein  tücht.  Bautechn.,  gewandt. 
Zeichn.  u.  Statik.,  m.  Veranschl.  u.  Buchf.  vertr.  Ang.  ni. 
Geh.-Anspr.  unt.  1880  an  die  Geschäftsstelle  für  Rheinland  und 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1884  f.  Architekturbureau  in  Weferlingen  (Sachs.)  sof. 
tücht.  selbst.  Bautechn.  m.  Erf.  a.  d.  Baustelle  u.  im  Bureau 

e.  Baugesch.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1884  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1885  f.  Architekt  in  Halle  a.  S.  sof.  Hochbautechn.  m. 
mindest.  4jährig.  Bureaupraxis,  gewandt.  Zeichn.,  z.  AufstcUg. 
y,  statisch.   Berechn.  u.  Ausiarbeitg.  groß.  Projekte.     150  bis 


180  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Skizz.  in  Briefform  unt.  1SS5  an 
die  Zweigst.  Hannover,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 

1886  n.  Plauen  i.  V.  sof.  erf.  selbst,  arbeitend.  Bautechn. 
f.  Bureau  u.  Baustelle.  160  M.  Angenehm  u.  dauernd.  Ang. 
unt.  1886  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1887  f.  Baugesch.  in  Delmenhorst  sof.  tücht.  energ.  Techn. 
f.  Bauleitg.  u.  Bureau.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1SS7  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1888  f.  Architekt  in  Plauen  i.  V.  zum  1.  8.  er.  tücht.  Techn. 
m.  gut.  Handschrift,  saub.  Zeichn.,  hauptsächl.  f.  Bureau. 
Dauernd.  140  bis  150  M.  Ang.  unt.  1888  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1889  f.  Maurermstr.  in  Liegnitz  sof.  prakt.  erf.  selbst. 
Bautechn.,  sehr  gewandt.  Zeichn.  180  bis  200  M,  bei  be- 
sonderer Befähig,  auch  Gewinnbeteilig.  Ang.  unt.  18S9  an  die 
Zweigst.  Niederschlesien,  z.  H.  d.  Hn.  C.  Hauer,  Altwasser 
i.   Schles.,  Promenade. 

1890  f.  Kgl.  Beh.  in  Kiel  tücht.  Techn.  z.  Anfertig,  v. 
Projektzeichng.  Mögl.  f.  Bewerb.,  die  bereits  b.  Beh.  tätig 
waren.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1890  an  die  Zweigst.  Kiel, 
z.  H.  d.  Hn    F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1891  f.  Baugesch.  in  Forst  sof.  tücht.  jüng.  Bautechn.  f. 
Bureau  u.  Baustelle,  mit  Buchführung  vertr.  130  bis  140  M. 
Ang.  unt.  1891  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1892  f.  Architekturbureau  in  Peine  (Hannover)  sof.  Hoch- 
bautechniker, im  Anfertig,  v.  Kostenanschlag,  u.  Abrechn.,  sowie 
a.  d.  Baustelle  energisch  u.  erf.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1892  an  die  Zweigst.  Hannover,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Damköhler, 
Slicherstr.  8. 

1893  f.  Kaiserl.  Beh.  in  Mülhausen  i.  Eis.  sof.  tücht.  Hoch- 
bautechniker m.  aborcschl.  Bgw.-Schulbildg.  u,  genau.  Kenntn. 
i.  Konstruktion,  u.  Baumaterialien,  sow.  Erf.  in  Bauleitg.  u. 
Rechnungsführg.  f.  d.  Neubau  e.  Zollgebäudes.  ISO  bis  200  M. 
Etwa  9  Mon.    Weiterbeschäftg.  nicht  ausgeschl.    Ang.  unt.  1893 


Heft  26 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


V 


an  die  Zweigst.  Mülhausen  i.  Eis.,  z.  H.  d.  Hn.  Ph.  Mayer, 
Engel-Dollfußstr.  7. 

1894  f.  Zimmermstr.  in  Velpke  (b.  Braunschw.)  sof.  Bau- 
techniker, gel.  Zimm.    Ang.  unt.  1894  an  die  Zweigst.  Braun- 

^  schweig,  z.  H.   d.   Hn.   G.   Janschek,   Pestalozzistr.  19. 

1895  n.  Viersen  i.  Rhld.  f.  Asphaltierungs-  u.  Bedachungs- 
geschäft tücht.  energ.  Bautechn.  23  bis  25  J.  alt,  150  M. 
Ang.  unt.  1895  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1896  V.  Berlin.  Firma  sof.  tücht.  Techn.  f.  Gas-,  Wasser-  u. 
Kanalisationsanlag.  Vorübergehend.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1896  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1898  V.  Berlin.  Firma  sof.  tücht.  Bautechn.  f.  Feuerungs- 
anlag.,  d.  auch  Kund,  besuch,  muß.  200  M.  Dauernd.  Ang.  unt. 
1898  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1900  f.  Oemeindebauamt  in  Groß-Lichterfelde  sof.  jung. 
Tiefbautechn.  150  M.  Ang.  unt.  1900  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1901  f.  Arch.  in  Weißensee  sof.  jung.  Techn.  a.  1  bis  2  Mon. 
gegen  5  M  Tagesdiäten.  Ang.  unt.  1901  an  die  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1921  f.  Kgl.  Kanalbauamt  im  Kreise  Tecklenburg  sof.  zwei 
jüng.  Tiefbautechn.,  gewandt.  Zeichn.  m.  gut.  Rundschrift. 
Absolv.  e.  staatl.  anerkannt.  Bgw.-Schule.  130  M.  Stllg.  v. 
läng.  Dauer.  Ang.  unt.  1921  an  die  Zweigst.  Osnabrück,  z.  H. 
d.   Hn.    H.   Schütte,   Parkstr.  45. 

1922  f.  Breslauer  Baugesch.  sof.  jüng.  Hochbautechn.  m. 
leicht.  Auffassungsgabe  f.  Fabrikschornstein-Berechn.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  unt.  1922  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1923  f.  Baugesch.  in  Chemnitz  sof.  jüng.  gewandt.  Bau- 
techniker. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1923  an  Hn.  F.  Benn- 
dorf,  Chemnitz,   Albrechtstr.  6. 

1924  n.  Westfal.  sof.  tücht.  Bautechn.,  gut.  Zeichn.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1924  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1925  f.  Schamottefabr.  in  Sachs. -Altenb.  sof.  jung.  Zeichn. 
z.  Aufreiß.  v.  Skizz.,  Kopier,  v.  Zeichn.  u.  dergl.  Arbeit.  Ang. 
unt.  1925  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1926  f.  Baugesch.  in  Pommern  sof.  tücht.  Bautechn.,  gel. 
Maur.,  fl.  Zeichn.,  m.  gut.  Handschrift.  150  bis  180  M.  Ang. 
unt.  1926  an  die  Zweigstelle  Stettin,  z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert, 
Barnimstraße  16  E. 

1927  n.  Bremen  sof.  Bautechn.,  gel.  Zimm.,  m.  Bureau-  u. 
Baupraxis.  140  M.  Ang.  unt.  1927  an  die  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

1928  n.  München  z.  1.  7.  er.  Bautechn.,  gel.  Maur.,  sich. 
Rechn.,  m.  Bgw.-Schulbildg.  f.  Bureau  u.  Bausteüe.  Bis  140  M. 
Ang.  unt.  1928  an  den  Münchener  Techniker-Verein,  Elisenstr.  7. 

1929  f.  Architekturbureau  i.  Rheinland  sof.  jung.  Bautechn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1929  an  die  Geschäftsstelle  Rhein- 
land u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1930  f.  Eisenbetonbaugesch.  in  Karlsruhe  sof.  tücht.  jung. 
Techn.  m.  Bgw.-Schulbiidg.,  welch,  im  Eisenbeton  bereits  tätig 
war.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1930  an  die  Zweigst.  Karls- 
ruhe, z.  H.  d.  Hn.  Rob,  Jais,  Werderplatz  45. 

1931  f.  Baugesellsch.  in  Baden  sof.  2  tücht.  Techn.  f.  Bureau 
u.  Baustelle.  Bewerb.  müss.  4  bis  5  Semest.  Bgw.-Schulbildg. 
haben  u.  selbst,  arbeit,  können.  Ang,  unt.  1931  an  die  Haupt- 
stelle  Berlin   SW.,   Markgrafenstr.  94. 

1932  f.  Militärbauamt  in  Westfal.  zum  1.  7.  er.  Bautechn. 
f.  Bureau  u.  Baustelle,  Absolv.  staatl.  anerkannt.  Bgw.-Schule, 
d.  schon  bei  Heeresbauverwaltg.  tätig  war,  ledig,  a.  5  Mon. 
evtl.  läng.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1932  an  die  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1933  f.  Architekturbureau  in  Bielefeld  sof.  tücht.  Techn., 
fl.  Zeichn.,  ca.  200  M.  Ang.  unt.  1933  an  die  Geschäftsstelle 
Rheinland  u.  Westfalen  wie  unt.  1932. 

1934  f.  Westfal.  sof.  jung.  Bautechn.,  m.  einig.  Bureau- 
praxis, a.  zunächst  3  Mon.  120  M.  Ang.  unt.  1934  an  die 
Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  wie  unt.  1932. 

1935  f.  Architekturbureau  in  Gütersloh  z.  1.  7.  er.  zuverlässig. 
Bautechn.  m.  Bgw.-Schulbildg.  Erf.  in  Statik,  Veranschlag., 
Abrcchn.  u.  Bauleitg.  erfordert.  Kenntn.  im  Eisenbeton  er- 
wünscht. Vertrauensstellg.  Dauernd.  Bis  200  M^  Ang.  unt. 
1935  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  wie  unt.  1932. 

1936  f.  Maurermstr.  in  Tilsit  sof.  Hochbautechn.  150  M. 
Ang.  unt.  1936  an  die  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn. 
Miiitärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1937  f.  das  Bauamt  gr.  Stadt  in  Westfal.  sof.  Hochbautechn., 
fl.  Zeichn.,  sich,  in  Statik  u.  Abrechn.,  welch,  nach  Angabe 
selbst,  arbeit,  kann.  150  bisi  180  M.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
u.  Skizz.  in  Briefform  unt.  1937  an  die  Zweigst.  Bielefeld,  z.  H. 
d.  Hn.  W.  Langbein,  Ravensberger  Str.  60. 

1938  f.  Architekturbureau  in  Danzig  sof.  tücht.  Hochbau- 
techniker, m.  Erf.  im  Entwerf.,  Ausarbeit,  v.  Skizz.,  Veranschlag. 


v.  Hochbaut.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1938  an  die  Zweigst. 
Danzig,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1939  f.  Kgl.  Hochbauamt  in  Ostpr.  sof.  tücht.  Hochbau- 
techniker f.  Hilfeleistg.  bei  Bauleitg.  v.  Waldarbeitergehöft. 
Tagesdiäten  6  M.  Ang.  unt.  1939  an  die  Zweigst.  Königsberg 
in  Preußen,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1940  f.  Baugesch.  in  Rendsburg,  sof.  jüng.  Techn.  Vor- 
übergehend. Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1940  an  die  Zweigst. 
Kiel,  z.  H.  d.  Hn.   F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

1941  f.  Deichamt  in  Schles.  sof.  Tiefbau-  od.  Vermes- 
sungstechniker, d.  nach  Anweisung,  d.  Deichinspektors  Pei- 
lungen, Plan-  und  Höhenmessungen  ausführen,  sow.  einfach. 
Deichbaut,  am  Strom  (Erdarbeit.,  Ufermauern,  massive  Bö- 
schungsbefestigung.) u.  sonstig,  kl.  Anlag,  ausarbeit,  kann. 
Maschineschreib,  erwünscht.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1941 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1942  f.  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  u.  Holzhandlung  in 
d.  Nähe  Osnabrücks  tücht.  Bautechn.,  der  sich  m.  10  000  bis 
15  000  M  am  Geschäft  beteilig,  will.  Ang.  unt.  1942  an  die 
Zweigst.  Osnabrück,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

1943  f.  Architekturbureau  in  Göttingen  sof.  jüng.  Hoch- 
bautechniker m.  Bgw.-Schulbildg.  130  bis  150  M.  Ang.  unt. 
1943  an  die  Zweigst.  Cassel,  z.  H.  d.  Hn.  F.  Thielke,  Roonstr.  44. 

1948  V.  Fabrik  f.  Eisenkonstr.  b.  Berlin  sof.  saub.  Zeichn., 
d.  auch  stat.  Berechn.  ausführ.  kann.  160  M.  Dauernd.  Ang. 
unt.  1948  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1951  f.  Betonwerk  in  Berlin  sof.  erf.  Eisenbetontechn. 
160  M  evtl.  mehr.  Ang.  unt.  1951  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

B.  für  Industrieangestellte. 

1714  f.  Zechstein-  u.  Zechitwerk  im  Sauerland  sof.  Be- 
triebsing., evg.,  ledig,  m.  gut.  Allgemeinbild.  200  JVl  bei  freier 
Wohng.,  Heizg.  u.  Beleuchtg.  Bewerb.  muß  Erf.  in  Zement- 
platten-Fabrikation, sowie  hydraulisch.  Press,  besitz.  Stellg.  evtl. 
später  als  techn.  Direktor.  Ang.  unt.  1714  an  die  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1874  f.  techn.  Bureau  e.  chemisch.  Fabrik  in  Anhalt  sof. 
Maschinentechn.  m.  etwa  2jährig.  Bureaupraxis  im  allgem. 
Maschinenbau.  120  bis  130  M.  Ang.  unt.  1874  an  die  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1878  n.  Köslin  sof.  od.  z.  15.  7.  tücht.  Installationstechn. 
f.  Be-  u.  Entwässerungs'anlag.,  im  Projektieren  u.  in  Bauleitg. 
erf.  Ang.  m.  Gehalts-Anspr.  unt.  1878  an  die  Zweigst.  Stettin, 
z.  H.  d.  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

1902  n.  Wien  sof.  tücht.  Eisenkonstr.  f.  Sprossenarbeiten. 
300  Kr.  Ang.  unt.  1902  an  die  Zweigst.  München,  z.  H.  d 
Hn.  A.   Dörge,   Holzstr.  ^26. 

1903  v.  Maschinenfabr.  Berlin  sof.  Dampfmaschinenkonstr. 
in  dauernde  Stellg.  Ang.  unt.  1903  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1904  V.  Apparate-Bauanstalt  in  Stuttgart  sof.  tücht.  Ma- 
schinentechn. od.  Ing.,  26  bis  32  J.  alt,  bes.  gewandt.  Ver- 
käufer, d.  bereits  als  solch,  tätig  war,  f.  Feuerungs-  u.  Kessel- 
kontrollapparate, auch  f.  d.  Reise.  Dauernd.  200  M  u.  10  M. 
Reisespes.  tägl.,  sowie  Fahrgeldvergütg.  Ang.  unt.  1904  an 
die  Zweigst.  Stuttgart,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Neff,  Stuttgart-Berg, 
Rudolfstr.  14. 

1905  f.  Patentbureau  Berlin  a.  etwa  3  Woch.  Techn.  z. 
Erledig,  d.  zeichn.  Arbeit.  Ang.  unt.  1905  a.  d.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1906  v.  Zahnräderfabr.  in  Augsburg  sof.  2  Maschinentechn. 
in  Anfangsstellg.  120  M;.  Dauernd.  Ang.  unt.  1906  an  die 
Zweigst.  Augsburg,  z.  H.  d.  Hn.  W.  Arnold,  Haunstetterstr.  25a. 

1908  v.  Berlin.  Firma  (Apparate-Bauanstalt  f.  Kranken- 
häuser) sof.  Maschinentechn.  in  dauernde  Stellg.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  unt.  1908  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

1909  V.  Eisenkonstruktions-Firma  in  M.-Gladbach  sof.  jüng. 
Techn.  z.  Aufstellg.  v.  kl.  stat.  Berechn.  u.  z.  Anfertig,  v.  Werk- 
stattzeichng.  Bewerb.  m.  läng.  Praxis  bevorzugt.  Ang.  unt. 
1909  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

1910  V.  Gesellsch.  f.  Hochdruckrohrleitg.  in  Berlin  jüng. 
Ing.  od.  Techn.,  m.  d.  Dampfkessel-  u.  Dampfmaschinenbranche 
vertr.  u.  mögl.  m.  Erf.  in  d.  Bearbeitg.  kompl.  Rohrleitungsanlag. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1910  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

1911  n.  Reinickendorf  sof.  2  jüng.  Techn.,  fl.  Arbeit.,  z. 
Anfertigung  v.  Werkzeichn.  f.  Eisenkonstr.  u.  kl.  stat.  Berechn. 
Ang.  unt.  1911  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1912  f.  Ingenieurbureau  in  Charlottenburg  sof.  Techn.,  m. 
d.  Herstellg.  v.  Apparaten  f.  d.  ehem.  Industrie,  sowie  m.  allg. 
Maschinenbau  vertr.  130  bis  150  M.  Ang.  unt.  1912  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1913  n.  Zwötzen  a.  Elster  sof.  Techn.  m.  Erf.  in  d.  Werk- 
zeug- u.  Werkzeugmaschinenbranche.  Ang.  unt.  1913  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


VI 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  26 


1914  f.  Maschinenfabr.  in  Staßfurt  sof.  mehr.  Konstr. 
m.  Erf.  in  Trockenanlag.,  evtl.  aucli  f.  Anfäng.  Ang.  unt.  1914 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  Q4. 

1915  f.  Hüttenwerk  in  Wetzlar  (Stabeisen-,  Schrauben-  u. 
Mutternfabr.)  sof.  selbst.  Techn.,  d.  f.  dies.  Betrieb  d.  Werk- 
zeugmaschinenbau einführ.  kann.  Nur  erste  Kraft.  Ang.  unt. 
1915  an  die  Hauptstelie  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1916  V.  Berlin.  Firma  sof.  jüng.  Maschinentechn.  f.  ein- 
fache Zeichn.  Angenehm  u.  dauernd.  120  M.  Ang.  unt.  1916 
an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1917  V.  Maschinenfabr.  in  Nordhausen  sof.  tücht.  Konstr. 
f.  alig.  Maschinenbau  u.  Aufzüge,  fl.  Zeichn.  u.  gut.  Rechn.,  m. 
einig.  Jahr.  Bureaupraxis.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1917  an 
die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1918/19  V.  Filter-  u.  Brautechn.  Maschinenfabr.  in  Worms 
sof.  jüng.  Maschinentechn.,  fl.  Zeichn.,  f.  Bureau; 

desgl.  f.  d.  Betrieb  Maschinentechn.  m.  gut.  prakt.  Erf.  u. 
Kenntn.  d.  Werkzeugeinrichtung,  Aufspannungsvorrichtg.,  d.  Spe- 
zial-Werkzeuge  nach  Ang.  u.  teilweise  selbst,  entwerf.  kann.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  unt.  1918/19  an  die  Hauptstelle  BerHn  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1920  V.  sächs.  Spezialfabr.  v.  Transmissionen  sof.  Techn., 
mögl.  m.  Erf.  darin.  Ang.  m.  Antr.-Term.  u.  Geh.-Anspr.  unt. 
1920  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1953  f.  Elektr.-Werk  in  Oberschles.  z.  1.  7.  er.  od.  spät. 
Masch.-  bezw.  Elektrotechn.  f.  elektrisch.  Installation.,  sow. 
Aufsicht  üb.  kl.  maschinell.  Betrieb.  Tücht.  Praktik.,  Absolv. 
e.  Maschinenbausch.,  ca.  30  J.  alt.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1953  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1954  n.  Laurahütte  sof.  jüng.  Maschinentechn.  m.  mehr- 
jähriger Werkstattpraxis  u.  Maschinenbauschulbildg.  120  M." 
Ang.  unt.  1954  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

1955  f.  Maschinenfabr.  in  München  sof.  gewandt.  Konstr. 
m.  besond.  Erf.  in  Dampfmasch,  u.  Dampfturbinenbau.    Ang.  m.'f 
Geh.-Anspr.  unt.  1955  an  die  Zweigst.  München,  z.  H.  d.  Hn. ; 
A.  Dörge,  Holzstr.  26. 

1957  n.  Aachen  sof.  Heizungstechn.,  fl.  Freihandzeichn. 
120  bis  140  M.  Dauernd.  Ang.  m.  frühest.  Antr.-Term.  unt.' 
1957  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86. 

1958  f.  Eisenbahnbaugesellsch.  in  Baden  sof.  Bauführ.  f. 
Baustelle.  Ang.  unt.  1958  an  die  Zweigst.  Karlsruhe,  z.  H.  d. 
Hn.  Roh.  Jais,  Werderplatz  45. 

1959  n.  Danzig  z.  1.  8.  er.  evtl.  früh.  erf.  Maschinentechn. 
Dauernd.  220  M.  Ang.  unt.  1959  an  die  Zweigst.  Danzig,  z.  H.' 
d.  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

1960  f.  Maschinenfabr.  u.  Eisengießerei  in  Erfurt  sof. 
Maschinentechn.  m.  gut.  Praxis,  Kenntn.  modern.  Werkstatt- 
einrichtungen u.  Befähig,  zur  Leitung  derselb.  Dauernd.  Ang. 
unt.  1960  an  die  Zweigst.  Erfurt,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Leidenfrost, 
Scharnhorststraße  18. 

1961  f.  Eisengießerei  u.  Maschinenfabr.  im  Wuppertal  z.. 
1.  7.  er.  jung.  Maschinentechn.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt. 
1961  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86. 

1962  f.  Kaliwerk  in  Thüring.  sof.  jung.  Maschinentechn., 
d.  Kenntn.  i.  elektr.  Masch,  besitzt  u.  Zeichn.  unt.  Leitg.  des 


Betriebsing,  anfertig,  kann.  150  M.  Ang.  unt.  1962  an  die 
Zweigstelle  Erfurt,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorst- 
straße 18. 

1963  V.  Maschinenfabr.  in  Nürnberg  sof.  jüng.  Techn. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  unt.  1963  an  die  Zweigst.  Nürnberg, 
z.  H.  d.  Hn.  G.  Hauenstein,  Berkhauser  Str.  1. 

1964  n.  Nürnberg  sof.  Techn.  m.  Werkstattpraxis  u.  Erf. 
in  Konstrukt.  v,  Werkzeug.  Ang.  unt.  1964  an  die  Zweigst. 
Nürnberg  wie  unt.  1963. 

II.  Wiederholt: 
1803  f.  städt.  Beh.  in  Westfalen  Vermessungstechn.,  m. 

d.  Anfertig,  v.  Bebauungs-  u.  Fluchtlinienplän,,  sow.  m.  örtl. 
Aufnahm,  u.  nivellistisch.  Arbeit,  besond.  vertr.,  d.  auch  in 
schriftl.  Arbeit,  erfahr,  ist; 

fern,  gewandt.  Zeichn.,  welch,  genügend.  Kenntn.  in  kataster- 
amtl.  Arbeit,  besitzt.  Ang.  m.  Zeugnisabschrift.,  selbstgeschr. 
kurz.  Lebenslauf,  Zeichenprob.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  unt. 
1803  an  die  Zweigst,  d.  Vermessungstechniker- Vereins  f.  Rhein- 
land u.  Westfalen,  z.  H.  d.  Hn.  J.  Stender,  Essen  a.  Ruhr, 
Steinstraße  4. 

1880  f.  Hoch-  u.  Tiefbaugesch.  in  Duisburg  sof.  Bautechn., 
fl.  Zeichn.,  firm  in  Statik  u.  Veranschl.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
unt.  1880  an  die  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1727  (Eisenkonstrukteur,  Eßlingen).  1810  (Tischlerei-Techn., 
Kiel).  1862  (Betonbautechn.,  Lingen).  1791  (Ingenieur,  Düssel- 
dorf). 1792  (Eisenkonstrukteur,  Dortmund).  1811  (Maschinen- 
techniker, Dortmund).  1822  (Bautechniker,  Oej'nhausen).  1831 
(Baufechnikerj^Qoch).  1848  (Techniker,  Rheinland).  1720  (Tief- 
bautechniker, Lothringen).    1793  (Maschinentechniker,  Leipzig). 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

.Besetzt  durch  Mitglieder:  607  (Gelnhausen,  d. 
3  Mitgl.).  1620  (Datteln).  1722  (Charlottenburg).  1685  (Berlin). 
1319  (Osnabrück).  1841  (Charlottenburg).  1745  (Stendal).  1798 
(Cassel).  1673  (Berlin).  1722  (Charlottenburg).  1618  (Essen, 
d.  2  Mitgl.).  1319  (Dortmund).  1476  (Frankfurt  a.  O.).  1592 
(Eisenach).  1261  (Recklinghausen).  1630  (Saarbrücken).  1732 
(Schöneberg).  1417  (Ballenstedt).  1882  (Friedenau).  1881  (Wil- 
mersdorf).    1762  (Mainz).     1901   (Berlin).     1620  (Essen). 

Erledigt:  1636  (Chemnitz).  1491  (Oppeln).  1705  (Neuß). 
1659  (Frankfurt  a.  M.). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

54196.    61675.    61610.   48811.    60175.    55730.  12060.  56907. 

59090.    51300.    29287.    50299.    55122.    54990.    42104.  55806. 

55708.    62237.    46831.    48538.     56652.    61639.    30342.  12725. 

49418.     61587.    55149.     58738.     60816.    57584.    52687.  50611. 

62174.  28490.  61823.  61735.  56505.  62115.  41810.  01552. 
^3442.     53204.    01553.    57506.     48811.  40815. 

Berichtigung. 

Bei  Vakanz  1851  ist  ein  Druckfehler  unterlaufen  und  zwar 
muß  es  heißen:  „für  Stadt  Wildbad  i.  Württemberg"  statt 
„Wildbach". 


Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker -Verbandes  Sondershausen. 


Herrliche,  freie  Gebirgslage. 
Buchen-  und  Nadelwald.  Ge- 
sundes, billiges  Wohnen,  freund- 
liche Zimmer  m.  1  od.  mehreren 
Betten  u.  Liegesofa.  Behagl.  Ge- 
sellschaftsräume. Gute  und  reich- 
liche Kost.  Volle  Pension  (Woh- 
nung u.  volle  Kost  3  M  50  Pf.  für 
denTagfürMitgliederu.derenAn- 
gehöri  ge.  Gesel  1  i  ger  Verkehr.  Zen- 
tralheizung. Badeanlagen:  Wan- 
nen- u.  Brauseb.,  Fichtennadel- 
Kohlensäure-  u.So!bäder.Turn-u. 
Spielplatz.  Frei-Konzerted.  Hof- 
kapelle das  ganze  Jahr.  Fahrkarte 
Sondershausen-Possen  lösen.  :: 
Prosp.  durch  die  Anstaltsleitung. 

Alle  Anfragen  sind  zu  richten  an 
das  Erholungsheim  d.  Deutschen 
Techniker-Verb.  Sondershausen. 


Das  ganze  Jahr  geöffnet! 


erMung^Betm 

^Deutschen  Techniker^Verbandes. 
Sonder^auseni-Th 


Um  für  unser  Erholungsheim  zu 
werben,  haben  vrir  Künstler-Stein- 
drucke herstellen  lassen,  die  in 
diesem  Bilde  wiedergegeben  sind. 
Es  ist  aus  dieser  schwarzen  Wieder- 
gabe nicht  annähernd  ersichtlich, 
wie  schön  der  in  neun  Farben  her- 
gestellte Steindruck  sich  als  Zimmer- 
schmuck für  das  Haus,  für  die 
Vereinszimmer  usw.  eignet.  Durch 
eine  große  Auflage  ist  es  uns  ge- 
lungen, den  Preis  außerordentlich 
billig  stellen  zu  können.  Es  kostet: 
3'  das  Bild  (ca.  47x70  cm)  auf 
starker  Pappe  mit  gefälligem  weißen 
Rahmen  einschließlich  Verpackung 
ohne  Porto  1,75  M  (Porto  25  bezw. 
50  Pf  ), 

b)  dasselbe   Bild  auf   Karton  mit 
Leisten    einschließlich  Verpackung 
ohne  Porto  0.95  M  (Porto  20  Pf.). 
Bestellungen  sind  zu  r'chten  an 

die  Verbandsleitung  in  Berlin. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  27  Schriftleitung.  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  1.  JuH  1911 


Inhalt:  Unsere  Stellunglosenunterstützung  erhöht!  —  Zur  Entstehungsgeschichte  der  Pensionsversicherung  —   Das  Schulbrausebad    -   Fahrbare  Drehkrane  zum  Einstellen 
in  Eisenbahnzüge  —  Die  neue  Forschungsmethode  in  der  Nationalökonomie  -  Soziale  Bewegung  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Unsere  Stellunglosenunterstützung  erhöht! 

Der  Beschluß  unseres  Gesamtvorstandes  vom  8.  Januar  1911,  die  Stellung- 
losenunterstützungen  zu  erhöhen,  wurde  damals  mit  großer  Freude  in 
den  Reihen  der  Verbandsmitglieder  begrüßt.  Ohne  Beitragerhöhung  konnten 
wir  den  Schritt  wagen!   Wir  stellen  damit  den 

D.T,-V.  an  die  Spitze  der  Organisationen 

und  beweisen,  daß  die  Interessen  der  technischen  Angestellten  durch  unseren 
Verband  in  der  von  ihm  gepflegten  SELBSTIH I  LFE  gut  vertreten  sind.  Wir 
geben  uns  der  Hoffnung  hin,  daß  unser  Vorgehen  nicht  bloß  Anerkennung 
finde,  sondern  daß  dieser  Schritt  die  Mitglieder  erneut  anregen  wird,  unter 

Hinweis  darauf,  welche  Vorteile  der  D.T.-V.  bietet,  Mitglieder  zu  werben. 
Die  neuen  Sätze  geben  wir  hiermit  bekannt  und  bemerken,  daß  diese  mit 
dem  1.  Juli  den  unterstützungsberechtigten  Kollegen  derart  zustehen,  daß  bis 
zum  30.  Juni  die  bisherigen,  vom  I.Juli  ab  die  erhöhten  Beträge  gezahlt  werden. 
Für  Stellunglosenunterstützung  werden  ab  I.Juli  gezahlt  nach  einer  Mitglieds- 
dauer von  Jahr     1,50  M  pro  Tag  auf  3  Monate 

2  Jahren  1,75  „    „     „     „   3  „ 

3  2,00  ,,    ,,     ,,      ,,3  ,, 

4  2,25  ,,    ,,     ,,      ,,   3  ,, 

5  ,,      2,50  ,,     ,,     ,,      >>  ^  3  ,, 

6  >j      2,75  ,,  ,,  3 

19  1^  4 

•      JJ         '  ^   JJ     j)      >>      JJ    '  JJ 

8  ,,      3,00  ,,    ,,  5,   4  5, 

9  3,00  ,,  5  ,, 

10  3,00  ,,  6  „ 


Berlin,  den  24.  Juni  1911. 


DIE  VERBANDSLEITUN6. 


418  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  Heft  27 


Zur  Entstehungsgeschichte  der  Pensionsversicherung 

Von  Dr.  W.  LASSEN. 


In  der  Begründung  eines  Entwurfs  zur  Versicherung 
der  Angestellten  gibt  die  Regierung  eine  Uebersicht  über 
die  parlamentarische  Vorgeschichte  dieses  Entwurfs.  Es 
wird  dort  aufgezählt,  welche  Abgeordneten  bisher  in  dieser 
Sache  Anfragen  an  die  Regierung  gerichtet  haben,  welche 
Petitionen  eingereicht  worden  sind,  kurz:  es  ist  eine  Zu- 
sammenstellung äußerer  Daten. 

lieber  die  eigentlichen  treibenden  Motive  ist  aus  be- 
greiflichen Gründen  nichts  gesagt.  Es  heißt  da  nur,  daß 
die  Privatangestellten  wenig  Aussicht  haben,  je  selbständig 
zu  werden,  daß  ihr  Einkommen  zu  gering  ist,  um  Erspar- 
nisse für  das  Alter  machen  zu  können  und  daß  bei  ihrer 
iWichtigkeit  im  Wirtschaftsleben  die  Allgemeinheit  Inter- 
esse daran  habe,  die  Versicherungsbedürfnisse  dieser 
Schicht  besser  wie  bisher  zu  befriedigen.  Das  sind  aber 
alles  Dinge,  die  man  schon  früher  wußte,  und  das  bloße 
Vorhandensein  von  Mißständen  allein  genügt  bei  weitem 
nicht,  daß  sich  die  Gesetzgebung  ins  Mittel  legt. 

Um  den  Gesetzgebungsapparat  in  Bewegung  zu  setzen, 
sind  stärkere  Mittel  nötig;  wie  man  sagt,  kräftige  Lungen 
und  laute  Instrumente.  Anders  könne  man  einem  Reichs- 
tag, der  seit  zehn  Jahren  sozialpolitisch  unfruchtbar  ge- 
wesen ist,  nicht  beikommen.  Das  ist  zweifellos  richtig. 
Aber  dann  staunend  fragen:  wie  kommt  es,  daß  ein  Reichs- 
tag und  eine  Regierung,  die  uns  bisher  schuldeten:  eine 
Qewerbeordnungsnovelle,  die  Arbeitskammern,  Erweite- 
rung der  Gewerbegerichte  sowie  die  gesetzliche  Regelung 
der  Arbeitszeit,  kurz  alles,  was  die  Rechte  der  Privat- 
angestellten besser  stellen  sollte,  wie  kommt  dieser  Reichs- 
tag und  diese  Regierung  dazu,  noch  im  letzten  Augen- 
blick vor  Schluß  der  Legislaturperiode  uns  eine  Pensions- 
versicherung geben  zu  wollen,  und  dann  die  Erage  damit 
beantworten,  daß  wir  diesen  Erfolg  dem  Drängen  der  An- 
gestellten-Verbände, vor  allem  der  organisatorischen  Arbeit 
des  Hauptausschusses  verdankten,  so  bedeutet  das  eine 
recht  einseitige  Ueberschätzung  dieser  Arbeit.  Man  hat 
sogar  von  einem  Wunder  organisatorischer  Arbeit  ge- 
sprochen. Aber  die  Angestellten-Verbände  waren  doch 
schon  früher  da,  schon  früher  haben  sie  ihre  Stimmen 
erhoben,  petitioniert  und  wieder  petitioniert,  aber  immer 
vergeblich.  Warum  soll  sich  jetzt  auf  einmal  alles  ge- 
ändert haben  und  ein  Erfolg  allein  der  Organisationsarbeit 
zuzuschreiben  sein?  Andererseits  hat  dieser  bis  dahin  so- 
zialpolitisch unfruchtbare  Reichstag  doch  auch  die  Reichs- 
versicherungsordnung zustande  gebracht.  Auch  auf 
Drängen  der  Arbeiterorganisationen?  Zweifellos  nicht!  Die 
Arbeiter  konnten  ja  gar  kein  Interesse  daran  haben,  diese 
für  sie  so  wichtige  Reform  von  einer  ihnen  unfreundlich 
gesinnten  Mehrheit  entgegenzunehmen.  Der  Reichstag 
hätte  ja  warten  können,  wenn  er  die  Reform  nur  ungern  ge- 
wollt hätte;  und  er  wollte  sie  an  sich  ungern„.da  ihm  nichts 
am  sozialpolitischen  Eortschritt  lag  —  das  beweist  die 
ganze  Behandlung  des  Gesetzes  zur  Genüge. 

Trotzdem  wurde  die  R.  V.  O.  gerade  von  diesem 
Reichstag  und  von  dieser  Mehrheit  zustande  gebracht. 
Nichtum  ihrerselbst  willen, nie  htderSac  he 
wegen,  sondern  weil  man  sie  als  politisches 
M  i  1 1  e  1  v  e  r  w  e  n  d  e  n  w  o  1 1 1  e ! 

Die  Mehrheitsparteien  hatten  ein  Interesse  daran,  die 
Kräfte  der  aufsteigenden  Arbeiterklasse  zu  binden  und  auch 
das  Interesse,  daß  das  Tempo  der  Sozialpolitik  verlangsamt 
und  der  Geist  der  sozialen  Versicherung  nach  ihrem  Geist 


gemodelt  würde,  und  hatten  vor  allem  ein  Interesse  daran, 
daß  es  gerade  jetzt  geschah.  Sie  konnten  nicht 
warten  ! 

Weil  die  Wahlen  vor  der  Tür  stehen,  um  die  Stimmen 
der  Wähler  für  sich  zu  gewinnen,  behaupten  die  einen. 
Man  darf  füglich  bezweifeln,  daß  die  Reichsversicherungs- 
ordnung der  Liebe  zwischen  Arbeiterschaft  und  Reichs- 
tagsmehrheit sehr  förderlich  gewesen  sei.  Wollte  man 
die  Sympathien  der  Wähler  auf  seine  Seite  ziehen,  dann 
hätte  man  es  wohl  anders  angefangen.  Auch  die  Be- 
hauptung wird  man  nicht  gelten  lassen  wollen,  daß  der 
vorliegende  Entwurf  der  Pensionsversicherung  die  Be- 
geisterung der  Interessenten  ausgelöst  habe,  wird  den  Ent- 
wurf nicht  als  über  alles  Lob  erhaben  halten,  noch  glauben, 
die  Angestellten  könnten  darüber  eine  jahrelange  Zurück- 
setzung vergessen  und  würden  aus  Dankbarkeit  für  das 
Gebotene  die  Opposition  fahren  lassen.  So  schnell  ver- 
gißt man  nicht  die  Zurücksetzung  in  all  den  Jahren  und 
alle  Wünsche,  die  noch  heute  der  Erfüllung  harren. 

Die  Wahltaktik  mag  vielleicht  als  ein  politischer  Grund 
mitgewirkt  haben;  aber  zweifellos  i'st  sie  nicht  der  erste 
und  nicht  der  wichtigste  Grund  gewesen,  daß  gerade  jetzt 
die  Pensionsversicherung  vor  den  Reichstag  gebracht  wird. 
Wir  suchen  nach  anderen  Gründen  und  glauben,  solche  in 
der  politischen  Geschichte  der  letzten  Jahre  zu  finden. 

Schon  bald  nach  Verabschiedung  der  Reichsfinanz- 
reform, kaum  daß  der  Liberalismus  aus  der  Mehrheit  aus- 
geschieden war,  und  die  Mißstimmung  im  Volke  täglich 
an  Boden  gewann,  brachten  die  Zeitungen  der  rechtsstehen- 
den Parteien  die  Aufforderung,  sofort  an  die  Reform  der 
Versicherungsgesetze  heranzugehen.  In  jenen  stürmischen 
Monaten  im  Sommer  1908,  als  alle  Welt  die  Auflösung  des 
Reichstags  forderte,  da  er  nicht  mehr  dem  Willen  der  Mehr- 
heit des  Deutschen  Volkes  entspräche,  kam  bei  der  Mehrheit 
jener  Geist  zur  Herrschaft,  der  aus  der  Reichsversicherungs- 
ordnung und  dem  Entwurf  der  Pensionsversicherung  heute 
zu  uns  spricht,  ein  kleinlicher,  ängstlicher  Geist;  das  Be- 
streben, sich  um  jeden  Preis  und  mit  allen  Mitteln  in  der 
Herrschaft  zu  erhalten,  bei  einer  schon  halb  verlorenen 

Position  zu  retten,  was  zu  retten  ist  Wollte  man 

Ihm  ein  Motto  setzen,  man  müßte  Schiller  zitieren: 
„Morgen  können  wirs  nicht  mehr. 
Darum  laßt  uns  heute  leben!" 
Das  heißt:  Ueber  die  Parteien  der  Rechte  ist  die  Angst 
gekommen,  ihnen  könnte  die  Herrschaft  entrissen  werden. 
Denn  wer  weiß,  was  der  nächste  Reichstag  bringen  wird? 
Schwerlich  aber  wird  je  einer  wiederkehren,  der  soviel 
Verständnis  wie  der  gegenwärtige  dafür  hat,  wie  abträg- 
lich eine  energische  Sozialpolitik  den  angeblichen  Inter- 
essen der  Konservativen  und  Arbeitgeber  ist.  Da  erinnerte 
man  sich  dara.i,  daß  man  bis  zu  den  Neuwahlen  noch  einige 
Zeit  hat.  Diese  Zeit  will  man  ausnutzen  und  solange  man 
noch  den  Gang  der  Politik  bestimmen  kann,  alle  Gesetze 
erledigen,  die  für  die  Zukunft  von  Wichtigkeit  werden 
können.  Von  überragender  Bedeutung  sind  da  die  R.  V.  O. 
und  die  Pension&versicherung.  Handelt  es  sich  doch  bei 
ihnen  um  einen  Kampf  um  die  Macht  zwischen  Arbeit- 
gebern und  Arbeitnehmern,  zwischen  ßureaukratie  und 
Selbstverwaltung,  um  den  Kampf  zwischen  Rechts  und 
Links.  Die  Entscheidung  über  diese  Kämpfe  dem  kom- 
menden Reichstag  zu  überlassen,  wäre  vom  Standpunkt  der 
gegenwärtigen  Mehrheit  die  denkbar  größte  Torheit  ge- 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


419 


wesen.  „Wir  bekommen  nie  wieder  einen  Reichstag,  der 
unsern  Interessen  so  günstig  ist",  schrieb  zu  wiederholten 
Malen  die  Deutsche  Tageszeitung,  das  Organ  des  die  kon- 
servativen Parteien  stark  beeinflussenden  Bundes  der  Land- 
wirte. Es  war  ein  Gebot  selbstverständlicher  Klugheit, 
daß  die  jetzige  Mehrheit  diese  Gesetze  macht.  So  waren 
die  weiteren  Schritte  durch  den  Zwang  der  politischen  Ver- 
hältnisse klar  vorgeschrieben. 

Die  Führer  der  Mehrheitsparteien  wandten  sich  ver- 
trauensvoll an  die  Minister:  „Wir  brauchen  eine  Reichs- 
versicherungsordnung und  eine  Pensionsversicherung." 
Und  da.  die  Minister  die  Herren  von  der  Rechten 
gerne  leiden  mögen,  auch  wohl  einige  gemeinsame  Inter- 
essen mit  ihnen  haben,  so  sagten  sie  ja. 

S  o  kamen  diese  Gesetzesvorlagen  zustande.  Daher 
diese  Hast  und  Eile  bei  der  Durchberatung  der  R.  V.  O. ! 
Daher  die  Notwendigkeit  einer  Nachsession! 

Bei  der  Reichsversicherungsordnung  ging  den  Mehr- 
heitsparteien bereits  alles  nach  Wunsch.  Die  Arbeiterschaft 
ist  für  Jahre  hinaus  ihres  Einflusses  enthoben,  die  Kranken- 
kassen sind  zurückerobert,  die  Unternehmer  haben  keine 
neuen  Lasten  zu  tragen.  Und  der  ganze  Kampf  spielte 
sich  in  so  unwürdigen  Formen  ab,  mit  solcher  Rücksichts- 
losigkeit, Erbitterung,  ja  geradezu  Brutalität  wurde  von 
den  Parteien  der  Rechten  gestritten,  daß  man  schon  allein 
daraus  entnehmen  kann,  wie  viel  für  sie  auf  dem  Spiel 
stand. 

Was  aber  wird  das  Schicksal  der  Pensionsversicherung  sein? 

Hier  liegen  die  Verhältnisse  für  die  gegenwärtige  Mehr- 
heit insofern  günstiger,  als  unter  den  Angestellten  die  Zahl 
der  offen  Unzufriedenen  nur  gering  ist.  Man  glaubt  es 
ja  vielfach  seinem  Stande  schuldig  zu  sein,  möglichst  vor- 
sichtig, bedachtsam  und  bescheiden  auftreten  zu  müssen^ 
um  nicht  den  Eindruck  zu  erwecken,  man  sei  nicht  mehr 
gut  „bürgerlich".  Kritik  und  Opposition  von  Menschen, 
die  sich  von  solchen  Stimmungen  leiten  lassen,  ist  nicht 
sehr  gefährlich.  Da  verfiel  man  auf  einen  neuen  Schach- 
zug: Vielleicht,  daß  es  gehngt,  die  unsicheren  Elemente 
auf  die  Regierungsseite  herüberzuziehen.  Damit  wäre  mehr 
gewonnen,  als  man  je  zu  hoffen  wagte.  So  verfuhr  man 
nach  folgendem  Plan : 

Es  gilt  für  die  Mehrheitsparteien  zweierlei  zu  erreichen : 

Erstens  soll  den  Angestellten  eine  Versicherung  ge- 
geben werden,  wobei  die  Versicherten  nichts  zu  sagen 
'    haben  werden. 

Zweitens  soll  die  Versicherung  so  gestaltet  werden,  daß 
der  Gesetzgeber  in  möglichst  günstigem  Licht  erscheine, 
daß  man  sich  veranlaßt  fühlt,  für  eine  Wohltat  noch  dank- 
bar zu  sein. 

Man  spekuliert  dabei  auf  die  friedliche  Natur  des 
braven  Durchschnittsdeutschen,  der  für  alles  dankbar  ist, 
was  von  einer  hohen  Staatsregierung  kommt.  Freilich 
sind  auch  dann  noch  gewisse  Schwierigkeiten  zu  über- 
winden. Man  konnte  doch  nicht  gut  den  Angestellten 
offen  sagen:  ;,,Wir  wollen  euch  die  Versicherung  ge- 
währen, nur  müßt  ihr  euch  zufrieden  geben,  wenn  ihr 
dabei  als  bloße  Objekte  der  Verwaltung  fungiert.  Und 
als  Dank  dafür,  daß  ihr  überhaupt  etwas  erhaltet,  müßt 
ihr  das  Kokettieren  mit  den  unangenehmen  Menschen,  die 
auf  der  linken  Seite  des  Hauses  sitzen,  fortan  grundsätzlich 
unterlassen  und  eure  Stimmen  abgeben  für  die  Parteien 
der  Rechten,  die  die  Versicherung  Gesetz  werden  lassen." 
So  konnte  man  nicht  verfahren.  Man  mußte  etwas  sub- 
tiler operieren.  Ein  Mittel  mußte  gefunden  werden,  die 
Zwiespältigkeit  der  Absichten  zu  verschleiern. 

Nach  einigem  Nachdenken  fand  man  es.  Man  nahm 
sich  jenen  Minister  zum  Muster,  der  hundert  Millionen 
auf  jeden  Fall  bewilligt  erhalten  will.    Da  er  weiß,  daß 


ihm  mindestens  20  Millionen  gekürzt  werden,  falls  er  so- 
fort hundert  verlangt,  so  behauptet  er  von  vornherein, 
120  nötig  zu  haben;  läßt  aber  schließlich  doch  mit  sich 
handeln  und  gibt  sich  am  Ende  mit  100,  wenn  es  gut  geht, 
mit  105  zufrieden.  Und  jeder  Abgeordnete  freut  sich,  daß 
man  dem  Minister  schon  wieder  einmal  so  viel  von  seinen 
Forderungen  abgestrichen  hat.  —  Genau  nach  dieser  Me- 
thode verfährt  man  bei  der  Pensionsversicherung.  Solange 
der  Entwurf  sich  im  Stadium  der  Vorbereitung  befand,  hieß 
es:  eine  weitgehende  Selbstverwaltung  sei  beabsichtigt. 
Der  Erfolg  war,  daß  man  das  Interesse  der  Privatangestell- 
ten von  der  Reichsversicherungsordnung  ablenkte  und  diese 
in  ihrem  Werdegang  nicht  allzu  oft  durch  Petitionen  der 
Angestellten  gestört  wurde.  Als  dann  der  Vorentwurf  im 
Januar  dieses  Jahres  endlich  veröffentlicht  wurde,  traute 
man  seinen  Augen  nicht!  In  krassem  Widerspruch  zu  den 
Versprechungen  der  Regierung  enthielt  er  auch  nicht  eine 
Spur  von  Selbstverwaltung,  alle  Macht  wurde  einem  nur 
von  der  Regierung  abhängigen  Präsidium  eingeräumt.  Das 
waren  die  120  Millionen  im  Beispiel  des  Finanzministers! 
,,Wir  wollen  alle  Verwaltung  für  uns  reservieren,  ihr 
Angestellten  sollt  überhaupt  nichts  bekommen."  —  Natür- 
lich war  es  von  vornherein  klar,  daß  an  diesen  Bestim- 
mungen geändert  werden  mußte.  Man  war  auch  zu  Kon- 
zessionen bereit.  Konzessionen  machen  einen  guten  Ein- 
druck und  schaden  nicht  viel,  wenn  man  doch  von  Anfang 
an  zur  Nachgiebigkeit  bereit  ist,  zumal  wenn  sie  der  Art 
sind,  daß  sie  nur  eine  scheinbare  Verschiebung  der 
Verhältnisse  darstellen.  Als  dann  der  Gesetzentwurf  an 
den  Reichstag  gebracht  wurde,  stand  darin  geschrieben, 
daß  sich  ein  Verwaltungsrat,  zusammengesetzt  zu  gleichen 
Teilen  aus  Vertretern  der  Arbeitgeber  und  Angestellten 
mit  dem  Präsidenten  der  Versicherungsanstalt  als  Vor- 
sitzenden, bei  wichtigen  Beschlüssen  gutachtlich  äußern 
dürfe.  Das  waren  die  ersten  fünfzehn  Milhonen  aus  un- 
serem Beispiel,  auf  die  man  zur  Not  verzichten  könne,  um 
den  guten  Willen  zu  zeigen.  ,, Welche  Konzessionen!"  so 
sagen  die  Angestellten,  und  freuen  sich,  bereits  diese  Er- 
folge erzielt  zu  haben.  Was  verschlägt  es  dabei,  daß  diese 
Erfolge  freilich  nur  auf  dem  Papier  stehen,  daß  ein  Ver- 
vvaltungsrat,  der  sich  nur  gutachtlich  äußern  darf,  nicht 
viel  mehr  als  eine  schöne  Dekoration  ist,  daß  ein  Budget- 
recht, das  man  ihm  angeblich  geben  will,  kein  Budgetrecht 
ist,  da  eine  Korrektur  am  Budget  nur  eine  hübsche  Dekla- 
mation darstellen  würde! 

Das  ist  die  Lage,  in  der  sich  der  Gesetzentwurf  augen- 
blicklich befindet.  Die  Frage  ist  aufzuwerfen:  Wie  werden 
sich  die  weiteren  Aussichten  gestalten? 

Wenn  der  Reichstag  zu  seiner  Nachsession  im  Herbst 
zusammentreten  wird,  wird  er  ein  Arbeitspensum  von  nicht 
weniger  als  ca.  8  Gesetzesvorlagen  vorfinden,  darunter 
den  Pensionsversicherungsentwurf.  Es  stehen  im  ganzen 
ungefähr  sieben,  höchstens  acht  Wochen  zur  Verfügung. 
Das  bedeutet,  daß  auf  den  einzelnen  Gesetzentwurf  im 
ganzen  ungefähr  eine  Woche  Beratungszeit  entfallen  wird. 
Selbst  wenn  wir  annehmen,  daß  für  die  Pensionsversiche- 
rung zehn  Arbeitstage  —  was  schon  viel  wäre  —  reserviert 
würden,  so  ist  es  nicht  nur  wahrscheinlich,  sondern  absolut 
sicher,  daß  der  Entwurf  mit  derselben  Hast  durchberaten 
werden  wird,  wie  wir  es  erst  jüngst  bei  der  Reichsversiche- 
rung erlebt  haben,  ein  Verfahren,  das  für  die  Pensions- 
versicherung, wie  clie  Erfahrungen  in  Oesterreich  beweisen, 
besonders  gefährlich  ist.  Freilich  erwarten  viele  der  An- 
gestellten trotzdem  eine  brauchbare  Pensionsversicherung 
gerade  von  diesem  Reichstage,  von  demselben  Reichstage, 
der  nicht  wagt,  von  neuem  die  Vorlage  eines  Entwurfes 
über  die  Arbeitskammern  und  über  die  Heimarbeit  zu 
fordern,  von  demselben  Reichstage,  der  erst  Jtürzlich  in 


420 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  27 


der  Beratung  der  Reichsversicherungsordnung  bewiesen 
hat,  daß  es  ihm  gar  nicht  um  die  sozialpolitische  Gesetz- 
gebung nach  großen  Gesichtspunkten  sozialpolitischer  Art, 
sondern  um  die  Förderung  parteipolitischer  Inter- 
essen zu  tun  ist. 

Man  mag  über  die  Versicherung  denken  wie  man  will, 
so  viel  ist  gewiß,  es  wird  in  dieser  Form  ein  Gesetz  werden, 
das  höchst  unsolide  Arbeit  verraten  muß,  ein  Gesetz,  an 
dem  niemand  rechte  Freude  haben  wird.  Hohe  Beiträge, 
minimale  Leistungen,  eine  bureaukratische  Verwaltung,  un- 
sichere Abgrenzung  der  Versicherten,  Ersatzkassen  .  .  .  ., 
wo  immer  man  den  Gesetzentwurf  aufschlägt,  möchte  man 
bessern,  daß  schließlich  kein  Stein  von  dem  ganzen  Ge- 
bäude auf  dem  alten  Fleck  bleiben  würde.  Und  der  Ge- 
winn? Daß  man  überhaupt  eine  Versicherung  bekommt! 
Die  Fürsprecher  dieses  Entwurfs  entrücken  daher,  wenn 
nichts  mehr  hilft,  die  Debatte  dem  versicherungstechnischen 
Gebiet  und  flüchten  sich  in  das  Gebiet  der  Politik.  Sie 


glauben,  das  Gebotene  —  mag  es  auch  ausschauen,  wie 
es  will,  —  jetzt  nehmen  zu  müssen,  weil  die  Sorge  vor 
den  Wahlen  die  Mehrheitsparteien  zu  Konzessionen  nötige. 
Wir  haben  schon  gesehen,  wie  die  Konzessionen  beschaffen 
sind,  wie  wenig  Interesse  an  sozialer  Förderung  der  An- 
gestellten vorhanden  ist,  wie  wenig  Zeit  bleibt,  Verbesse- 
rungsanträge ruhig  und  sachlich  zu  beraten,  wie  groß  die 
Wahrscheinlichkeit  ist,  daß  nach  dem  Vorgang  der  R.  V.  O. 
alle  Petitionen  kurzerhand  abgelehnt  werden,  haben  ge- 
sehen, wie  die  Mehrheit  selber  daran  zweifelt,  in  der 
jetzigen  Stärke  in  den  Reichstag  nach  den  Wahlen  zurück- 
zukehren —  und  will  trotzdem  die  Hand  ausstrecken,  die 
Versicherung  von  dieser  Mehrheit  und  dieser  Regie- 
rung entgegenzunehmen.  Warum?  Weil  der  kommende 
Reichstag  die  Regierung  nicht  nötigen  könne,  zum  zweiten- 
mal einen  Entwurf  vorzulegen,  denn  die  Regierung  erklärte 
ja:  kommt  das  Gesetz  jetzt  nicht  zustande,  vor  zehn 
Jahren  denken  wir  nicht  an  ein  neues! 


Das  Schulbrausebad 

iVon  Ing.  E.  BRINER. 
I. 


Ebenso  wie  die  Volksbäder  sind  die  Schulbäder  zweifel- 
los von  der  größten  Wichtigkeit  für  die  weitesten  Kreise 
unserer  Bevölkerung,  indem  die  heranwachsende  Jugend 
zur  Reinhaltung  des  Körpers  erzogen,  abgehärtet  und 
widerstandsfähig  gemacht  wird.  Von  dem  Bedürfnis  für 
Schulbäder  ist  man  aber  keinesfalls  so  allgemein  überzeugt, 
wie  man  annehmen  sollte.  Es  dürfte  sogar  noch  geraume 
Zeit  vergehen,  bis  dieses  Verständnis  allerorts  durch- 
gedrungen ist  und  ein  regelmäßiges  Baden  von  Jugend 
auf  als  selbstverständlich  gilt.    Wir  sollten  daher  nicht 


ruhen,  immer  wieder  auf  die  Notwendigkeit  hinzuweisen 
und  nicht  nur  Eltern  und  Kinder,  sondern  auch  diejenigen, 
die  dazu  berufen  erscheinen,  in  der  Gesundheitspflege  mit- 
zuwirken, über  die  Wichtigkeit  der  Reinhaltung  und  Ab- 
härtung des  Körpers  izu  belehren. 

Was  nun  die  Einrichtung  der  Schulbäder  betrifft,  so 
kommen  fast  überall  Brausebäder  in  Betracht.  Diese  sind 
sowohl  in  baulicher  als  auch  in  technischer  Anordnung 
verschieden.  Entweder  wird  die  Badeanlage  mit  der  Zen- 
tralheizung direkt  verbunden,  was  meistens  der  Fall  ist. 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


421 


scH  N I rr  c- 


Abb.  2  a 


oder  es  werden  Badeanlage  und  Beheizung  -der  Baderäume 
getrennt  von  der  Zentralheizung  gehalten. 

In  der  Regel  wird  für  die  Brausebadanlage  das  Keller- 
geschoß gewählt.  Die  Größe  des  Baderaumes  richtet  sich 
nach  der  Zahl  der  anzulegenden  Brausen.  In  Abb.  1  und  2 
ist  ein  Schulbrausebad  mit  16  Brausen  dargestellt.  Auf 
beiden  Seiten  des  Baderaumes  ist  ein  An-  und  Auskleide- 
raum angeordnet.  Zur  besseren  Reinhaltung  der  Wände 
sind  diese  mit  einem  Heliolith-Anstrich  versehen,  während 
der  Fußboden  einen  Zementanstrich  erhalten  hat.  Der 
Fußboden  ist  außerdem  mit  einem  wegnehmbaren  Latten- 
rost belegt.    Die  Ausstattung  dieser  An-  und  Auskleide- 


AUSDEHNVNQSqEPAss 


STADT.  WA SSEff 


WARrtWASSER  T?ESERi/OIR 

J.   4-0 


Bi-eK  bares 


SERlESELl^AfaSLetTUNq 

0  B  E  R  Ul'^  W  F 


51 


70 


SA 


ENTUE 


Zum  MlSCHAPP/»RAT 


BAMPFUCITUNG 


5i 


)1ElZKESS£i 


Thtmioinof'er  _j 

3  ^ 


KAUT  V^>ASSERRESER/0lR 


70  "1 
70 


ZiRKi/LAriONSLEirUNftEM 


STA  DT.  WA  SS  E  (?  LEI  Tu  N  5 


KAUTWASS6R  - 


LEITUNG 


70 


— ^:  ^ — 

"4      ZUM  M  I  54HAPPABAT 

CiEUENSTRO  MAPPARAT 


T 


AU  STECKEN 


»fonDENSueiTuna 


Abb.  3 


422 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  27 


räume  besteht  aus  Holzbänken,  Kleiderhaken,  Spiegeln, 
Handtüchern,  Stiefelknechten  usw. 

Die  Erwärmung  des  Baderaumes  und  der  An-  und 
Auskleideräume  erfolgt  durch  Niederdruckdampfheizkörper, 
die  an  einem  besonderen  Kessel,  welcher  gleichzeitig  zum 
Beheizen  der  Turnhalle  während  der  Abendstunden  dient 
und  auch  an  der  Zentralheizung  der  Schule  angeschlossen 
sind.  Die  Zuführung  frischer  Luft  in  die  Baderäume  ist 
in  der  Weise  durchgeführt  worden,  daß  dem  mit  schmiede- 
eiserner Verkleidung  und  einmontierter  Wechselklappe  ver- 
sehenen Heizkörper  Außenluft  dtu'ch  einen  Kanal  zugeführt 
wird,  die  sich  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Räume  erwärmt.  Die 
Abführung  der  verdorbenen  Luft  erfolgt  durch  die  unter 
der  Decke  befindlichen  Abluftöffnungen  von  50  •  50  cm. 
Im  Betriebe  hat  sich  jedoch  die  Lüftungseinrichtung  als 
unzureichend  erwiesen,  denn  schon  nach  2  bis  3  Minuten 
war  der  Brauseraum  völlig  in  Nebel  eingehüllt  und  die 
Verschlechterung  der  Luft  (muffiger  Geruch),  machte  sich 
stark  bemerkbar  trotz  geöffneter  Zu-  und  Abluftklappen. 
Eine  wirksamere  Entnebelung  des  Baderaumes  wäre  durch 
den  Einbau  einer  Aspirationsheizschlange  in  den  Abluft- 
kanal zu  erreichen,  die  die  abzuführende  Luft  entsprechend 
höher  erwärmt,  wodurch  eine  größere  Auftriebsgeschwin- 
digkeit der  Luft  erzielt  wird. 

Den  besten  Erfolg  verspricht  schließlich  die  Anwendung 
eines  Abluftventilators. 

Das  Brausewasser  wird  der  städtischen  Leitung  ent- 
nom.men  und  in  einem  Hoffmannschen  Qegenstromapparat 
von  ca.  3,5  qm  Heizfläche  erwärmt.  In  einem  schmiede- 
eisernen Reservoir  von  1,5  cbm  Inhalt,  welches  mit  einem 
Schwimmkugelgefäß  in  Verbindung  steht,  ist  eine  Kupfer- 
heizschlange von  5,5  qm  Heizfläche  eingebaut,  die  mit 
dem  Qegenstromapparat  durch  Leitungen  verbunden  ist. 
Ferner  ist  ein  zweites  mit  Schwimmkugelhahn  versehenes 
Schwimmerreservoir  von  1,2  cbm  Inhalt  für  Kaltwasser 
aufgestellt.  Beide  Reservoire  sind  auf  dem  Dachboden 
untergebracht,  während  der  Qegenstromapparat  sich  im 
Kesselraum  befindet  (vgl.  schematische  Darstellung  Abb.  3). 
Die  Entnahme  des  Badewassers  aus  dem  Warmwasser- 
Reservoir  erfolgt  innerhalb  durch  ein  drehbares  Entnahrnc- 
rohr  mit  Schwimmer,  der  das  warme  Wasser  etwa  15  cm 
unterhalb  des  Wasserspiegels  entnimmt.  Zur  Regelung^ 
der  Wassertemperatur  ist  der  Qegenstromapparat  mit' 
einem  Temperaturregler  ausgestattet,  der  ein  Uebcr- 
schreiten  der  einmal  eingestellten  Wassertemperatur  in  der. 
Zirkulationsleitung  verhindert.  Die  Regelung  erfolgt  der-; 
artig,  daß  bei  Erreichung  der  beabsichtigten  Temperatur- 
das  Dampfventil  des  Qegenstromapparates  geschlossen: 
wird. 


Der  Vorgang  des  Badens  einschließlich  des  Aus-  und 
Ankleidens  erfordert  im  allgemeinen  einen  Zeitraum  von 
10  bis  15  Minuten.  Die  Kinder  baden  abteilungsweise 
während  der  Unterrichtsstunden.  10  Minuten  nach  dem 
Hinabgehen  der  ersten  Abteilung  folgt  die  zweite  usw., 
so  daß  eine  ununterbrochene  Ablösung  stattfindet.  Die 
Aufsicht  führt  unter  Ueberwachung  des  Lehrers  bezw. 
der  Lehrerin  ein  Schulwärter  oder  dessen  Frau,  denen 
die  Bedienung  der  Anlage  als  Nebenamt  übertragen  ist. 

Etwa  40  Kinder  treten,  nachdem  sie  sich  entkleidet 
haben,  in  den  Baderaum,  an  dessen  Längsseiten  zwei 
Seifenfässer  mit  Wasser  und  Seifenläppchen  aufgestellt 
sind  und  seifen  sich  ein.  Die  Brausen  werden  inzwischen 
angestellt.  Sobald  das  Badewasser  die  Temperatur  von 
-j-  3ö^'  C  (am  Thermometer  des  Mischapparates  abgelesen) 
erreicht  hat,  erfolgt  das  Kommando  „Los",  die  Kinder 
treten  in  die  Vertiefung  des  Baderaumes  hinein  (Abb.  2) 
und  werden  zwei  Minuten  lang  überbraust.  Während  des 
Bades  machen  die  Kinder  einen  Rundgang,  wodurch  eine 
bessere  Wasserverteilung  ermöglicht  wird.  Alsdann  wird 
das  Wasser  im  Mischapparat  allmählich  bis  auf  15"  C 
abgekühlt  und  nach  weiteren  drei  Minuten  verlassen  die 
Kinder  wieder  den  Baderaum,  um  sich  anzukleiden. 
Während  das  Wasser,  das  sich  in  der  Vertiefung  an- 
gesammelt hat,  abgelassen  wird,  betritt  eine  andere  Ab- 
teilung den  Baderaum  und  der  Vorgang  beim  Baden  wieder- 
holt sich.  In  einer  Stunde  werden  6  derartige  Bäder  ver- 
abfolgt. Die  gesamte  Badezeit  beträgt  drei  Stunden  für 
die  Knabenabteilung  und  drei  Stunden  für  die  Mädchen- 
abteilung. Es  können  also  während  dieser  40  •  6  •  3 
=  720  Kinder  baden. 

Die  Durchschnittstemperatur  des  Wassers  betrug  wäh- 
rend des  Badens:  (Vgl.  Abb.  3.) 

Am  Thermometer  1  des  Qegenstromapp.  Zirkulationsltg. 

450  C. 

Am  Thermometer  2  des  Qegenstromapp.  Zulaufleitung 
46»  C. 

Am  Tliermometer  3  des  Berieselungsthermometer  43"  C. 

Der  durchschnittliche  Wasserverbrauch  bei  diesem  Be- 
triebe beträgt  2800  Liter. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  daß  jede  Brause  durch  eine 
Drosselscheibe  regulierbar  ist,  außerdem  sind  die  hin- 
tersten 7  Brausen  ganz  abstellbar,  damit  für  einzelne  Per- 
sonen nur  die  drei  vordersten  Brausen  benutzt  zu  werden 
brauchen. 

Diesem  System  verdient  gegenüber  den  Schulbädern 
mit  Scheidewänden  und  Einzelzellen,  sowie  den  Mulden- 
bädern den  Vorzug,  weil  dadurch  die  Aufsicht  zweifellos 
leichter  durchzuführen  ist  und  vor  allem  eine  größere  An- 
zahl Kinder  gleichzeitig  baden  kann. 


Fahrbare  Drehkrane  zum  Einstellen  in  Eisenbahnzüge 

Von  Dipl.-Ing.  WINTERMEYER,  Südende  b.  Berlin. 


Die  Eisenbahnbehörde  hat  in  Eisenbahnzüge  einstell- 
bare fahrbare  Drehkrane  nötig,  um  sie  schnell  dorthin  be- 
fördern zu  können,  wo  sie  benötigt  werden.  Fahrbare 
Drehkrane,  welche  in  Züge  eingestellt  werden,  bedürfen 
aber  eines  Schutzwagens,  weil  der  gesenkte  Ausleger 
nicht  gestattet,  ein  anderes  Fahrzeug  direkt  an  den  Kran- 
wagen anzukuppeln.  In  aufgerichteter  Lage  ragt  der  Aus- 
leger aus  dem  lichten  Raum  des  Normalprofils  für  Eisen- 
bahnfahrzeuge hinaus,  so  daß  alsdann  ein  Transport  des 


Drehkranes  auf  der  Eisenbahn  ausgeschlossen  ist.  Das 
Herbei-  und  Wegschaffen  des  Schutzwagens  sowie  der 
leere  Transport  desselben  ist  zeitraubend  und  teuer. 

Daher  sind  eine  Reihe  von  Konstruktionen  entstanden, 
die  die  Möglichkeit  gewähren,  den  Umfang  des  Kranes 
so  weit  zu  verringern,  daß  jeder  Teil  desselben  innerhalb 
des  Umgrenzungsprofils  für  Eisenbahnfahrzeuge  verbleibt, 
infolgedessen  man  ohne  besondere  Schutzwagen  auskommt. 
Die  Bauart  der  Mannheimer  Maschinenfabrik  Mohrft  Feder- 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


423 


haff  besteht  darin,  daß  der  Ausleger  derart  zweiteilig  ge- 
staltet ist,  daß  er  in  das  Kraninnere  zurückgeklappt  werden 
kann. 

Von  der  Breslauer  Akt. -Ges.  für  Eisenbahn-Wagenbau 
und  Maschinenbauanstalt  in  Breslau  rühren  zwei  Konstruk- 
tionen her,  von  denen  die  eine  einen  zu  dem  erwähnten 


Zweck  teleskopartig  einziehbaren  Ausleger  aufweist,  wäh- 
rend bei  der  anderen  der  Ausleger  durch  Umklappen  nach 
vorn  in  das  Umgrenzungsprofil  für  Eisenbahnfahrzeuge 
hineingebracht  werden  kann. 

Die  Firma  Flohr  in  Berlin  bringt  einen  Eisenbahn- 
drehkran auf  den  Markt,  bei  dem  der  Ausleger  als  Wagen 


424 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  27 


ausgebildet  ist  und  auf  einer  kurvenartigen  Fahrbahn 
des  Kranuntergestelles  nach  außen  und  innen  gefahren 
werden  kann. 

In  den  Abb.  1  und  2  sind  zwei  weitere  Ausbildungen 
von  fahrbaren  Drehkranen  zum  Einstellen  in  Eisenbahn- 
züge dargestellt,  die  neueren  Datums  sind  und  besonderes 
Interesse  verdienen. 

Bei  dem  Eisenbahndrehkran  Abb.  1,  eine  Bauart  der 
Vereinigten  Maschinenfabrik  Augsburg  und  Maschinenbau- 
gesellschaft Nürnberg,  A.-O.,  ist  der  vordere  oder  obere 
Teil  des  Auslegers  in  der  fN^eise  mit  dem  unteren  Auslegcr- 
teil  verbunden,  daß  er  aus  der  Auslegerebene  seitlich' 
heraus  und  nach  rückwärts  bewegt  werden  kann  oder 
mit  anderen  Worten,  der  vordere  Teil  des  Auslegers  kann 
um  eine  senkrechte  Achse  zur  Seite  geschwenkt  werden. 
,Wie  aus  der  Zeichnung  ersichtlich,  ist  der  Ausleger  b  vor 
dem  Seitwärtsschwenken  des  Auslegervorderteils  durch 
Drehen  um  die  Achse  d  in  die  punktiert  dargestellte  Lage 
herabzulassen.  Alsdann  kann  der  Auslegervorderteil  durch 
Drehen  um  die  senkrechte  Achse  e  e  in  das  Umgrenzungs- 
profil für  Eisenbahnfahrzeuge  herumgeklappt  werden.  Der 
in  Abb.  2  dargestellte  fahrbare  Eisenbahndrehkran  ist  eine 
Konstruktion  der  Duisburger  Maschinenbau-Akt. -Ges.  vor- 
mals Bechem  &  Keetman.  Der  auf  dem  fahrbaren  Unter- 
wagen a  drehbare  Oberteil  b  trägt  einen  Ausleger,  dessen 


Teile  cd  gelenkig  miteinander  verbunden  sind,  so  daß 
der  obere  Teil  d  nach  hinten  in  die  punktierte  Lage  zurück- 
geklappt werden  kann.  Zum  Ausgleich  der  Last  dient 
ein  Gegengewicht  f,  welches  der  Größe  der  Last  ent- 
sprechend verschiebbar  angeordnet  ist  und  ebenfalls  in 
das  Umgrenzungsprofil  für  Eisenbahnwagen  verschoben 
werden  kann.  Der  obere  Auslegerteil  d  trägt  einen 
Hebel  g,  an  welchem  eine  Zugstange  h  angreift,  deren 
anderes  Ende  mit  einem  das  Gegengewicht  tragenden 
Arm  i  verbunden  ist.  Beim  Einziehen  des  Gegengewichtes 
wird  der  Angriffspunkt  des  Lenkers  h  gleichfalls  ver- 
schoben, der  Hebel  g  gelangt  hierbei  in  die  punktiert 
gezeichnete  Stellung  und  der  Ausleger  klappt  zurück.  Die 
Zugstange  e  knickt  sich  hierbei  um  den  Gelenkpunkt  k 
zusammen.  Durch  ein  Zahnstangengetriebe  1  erfolgt  der 
Vorschub  des  Gegengewichtes.  Bei  Inbetriebnahme  des 
Kranes  wird  das  Gegengewicht  nach  außen  verschoben 
und  der  Ausleger  gelangt  hierbei  in  die  ausgelegte  Stellung. 
Hierauf  wird  die  Verbindung  der  Stange  h  mit  dem  Arm  i 
gelöst,  so  daß  nunmehr  das  Gegengewicht  während  des 
Betriebes  des  Kranes  beliebig  ein-  und  ausgefahren  werden 
kann,  ohne  daß  dadurch  der  Ausleger  beeinflußt  wird. 
Soll  der  Ausleger  in  das  .Wagenprofil  zurückgeklappt 
werden,  so  wird  die  Lenkstange  h  mit  dem  Gegengewichts- 
arm i  verbunden  und  das  Gegengewicht  einwärts  bewegt, 
so 'daß  der  Ausleger  sich  umlegt. 


Die  neue  Forschungsmethode  in  der  Nationalökonomie 

Von  FRANZ  BECHTOLD  in  BerUn. 


Prof.  Dr.  R.  Ehrenberg  in  Rostock  wird  oft  als  Inter- 
essenvertreter bezeichnet.  Man  sagt,  er  vertrete  den  reinen 
und  unverfälschten  Unternehmerstandpunkt.  Tatsächlich' 
hat  Ehrenberg  schon  oft  die  Meinung  ausgesprochen,  in 
unserer  Sozialpolitik  sei  des  Guten  schon  zu  viel  ge- 
schehen; auf  alle  Fälle  sei  aber  in  Punkto  Sozialpolitik 
Halt  zu  machen. 

Der  Name  Ehrenberg  löst  sehr  verschiedene  Emp- 
findungen aus.  Die  Unternehmer  erwarten  von  ihm  eine 
Regenerierung  der  wirtschaftswissenschaftlichen  Forschung 
und  damit  glauben  sie  besser  als  bisher  zu  fahren.  Bei  den 
Arbeitern  und  Privatangestellten  ist  gerade  das  Gegenteil 
der  Fall.  Ehrenberg  steht  bei  ihnen  im  Geruch  des  ein- 
seitigen Klassenadvokaten.  Schon  diese  Tatsachen  lassen 
es  angebracht  erscheinen,  einmal  zu  untersuchen,  was  an 
diesen  Behauptungen  wahres  ist.  Noch  mehr  aber  scheint 
eine  solche  Untersuchung  vonnöten  zu  sein,  weil  Ehren- 
berg eine  Professur  für  Nationalökonomie  an  der  Uni- 
versität Rostock  inne  hat.  Als  Dozent  der  Volkswirt- 
schaftslehre ist  er  in  der  Lage,  einen  gewissen  Einfluß 
auf  die  Studenten  auszuüben.  Wer  weiß^  wie  tief  die 
Lehren  oft  haften,  die  wir  im  Anfang  unseres  Beginnens 
erhalten,  der  wird  nicht  achtlos  an  dieser  Tatsache  vor- 
übergehen. Außerdem  ist  er  Herausgeber  einer  national- 
ökonomischen Zeitschrift  (sie  nennt  sich:  Thünen-Archiv 
und  führt  den  Untertitel:  Organ  für  exakte  Wirtschafts- 
forschung), auch  in  Tagesblättern  ergreift  er  oft  das  Wort 
zu  den  Fragen  unseres  Wirtschaftslebens.  Wir  sehen  also, 
daß  ihm  Mittel  und  Wege  zur  Verfügung  stehen,  seine 
Anschauungen  einem  breiten  Kreis  von  Volksgenossen 
vorzutragen  und  zu  propagieren.  An  sich  wäre  dies  kein 
Fehler;    da  er  aber  in  seinen  Endergebnissen  zu  dem 


Schluß  kommt,  wir  hätten  schon  viel  zu  viel  Sozialpolitik 
getrieben,  so  wollen  wir  einmal  sehen,  auf  welcher  Grund- 
lage sein  Gebäude  ruht. 

In  seinem  fünfzigsten  Lebensjahr  kam  Ehrenberg  zu 
der  Ueberzeugung,  daß  sich  die  bisherigen  Forschungs- 
methoden in  wirtschaftswissenschaftlicher  Beziehung  in 
falschen  Bahnen  bewegen.  Hören  wir,  was  er  selber  dar- 
über sagt.  ,,Die  Methoden  wirtschaftswissenschaftlicher 
Forschung  bedürfen  dringend  größerer  Genauigkeit  und 
Zuverlässigkeit.  Das  gilt  sowohl  von  der  Beobachtung, 
wie  von  der  wissenschaftlichen  Verwertung  der  wirtschaft- 
lichen Tatsachen.  Wie  in  anderen  Wissenschaften,  so  wird 
auch  hier  entweder  überwiegend  deduktiv  (das  Verfahren 
vom  Allgemeinen  aufs  Besondere  zu  schließen)  oder  über- 
wiegend induktiv  (von  einzelnen  zum  allgemeinen  vor- 
gehend) gearbeitet.  Aber  auf  beiden  Wegen  sind,  trotz 
größter  Anstrengung,  bisher  nur  wenige  sichere  Ergeb- 
nisse gewonnen  worden." 

Ueber  die  hauptsächlich  deduktiv  arbeitenden  Forscher 
führt  Ehrenberg  folgendes  aus:  ,,Die  vorzugsweise  de- 
duktiv verfahrenden  nationalökonomischen  Forscher  gehen 
von  gewissen  Voraussetzungen,  welche  durch  ungenaue 
Beobachtungen  entstanden  sind,  und  deren  Richtigkeit 
entweder  überhaupt  nicht  oder  erst  hinterher,  durch  Sam- 
meln von  Tatsachen  ad  hoc  (gerade  zu  diesem  Zweck), 
zu  beweisen  versucht  wird.  Von  diesen  Voraussetzungen 
ausgehend,  bauen  sie  dann,  im  wesentlichen  durch  logische 
Deduktion  ein  theoretisches  Lehrgebäude  auf,  das  mit 
seiner  schmalen,  schwankenden  Grundlage  steht  und  fällt. 
Der  Urfehler  dieser  Methode,  die  ungenaue  Beobachtung 
der  Grundtatsachen,  läßt  sich  durch  Logik  der  Folgerungen 
niemals  bessern."    Im  folgenden  ging  dann  Ehrenberg 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


425 


näher  auf  die  Art  der  Forschung  von  Ad.  Smith  (der  als 
erster  planmäßig  wirtschaftswissenschaftliche  Forschung- 
getrieben  hat)  ein.  Seine  Fundamentalsätze:  die  Arbeit 
ist  die  Quelle  allen  Reichtums  und  das  Selbstinteresse  der 
einzelnen  Menschen  hat  die  heutige  Organisation  des  wirt- 
schaftlichen Lebens  geschaffen,  beruhten  auf  ganz  un- 
genauen Beobachtungen.  Aehnlich  ergeht  es  den  Kame- 
ralisten (die  vorzugsweise  induktiv  arbeiteten)  und  der 
historischen  Richtung  (begründet  von  Roscher  und  heute 
hauptsächlich  von  Schmoller  vertreten).  Hieran  an- 
schließend kommt  Ehrenberg  zu  dem  Resultat:  Mit  allen 
diesen  Methoden  lassen  sich  die  wirtschaftlichen  Tatsachen 
weder  feststellen,  noch  mit  einiger  Sicherheit  auf  ihre  Ur- 
sachen zurückführen.  Die  Frage,  ob  dies  möglich  sei, 
werde  oft  verneint;  er  aber  bejahe  sie  und  hoffe,  die 
Richtigkeit  seiner  Antwort  erweisen  zu  können. 

In  der  exakt-vergleichenden  Methode  wirtschafts- 
wissenschaftlicher Forschung  .glaubt  Ehrenberg  die  Me- 
thode gefunden  zu  haben,  die  zur  Lösung  des  Problems 
führt.  Als  Vorbild  dient  ihm  da  die  Methode,  die  Thünen 
bei  der  Erforschung  seines  isolierten  Staates  angewandt 
hat.  Zum  besseren  Verständnis  ist  es  daher  notwendig, 
zu  zeigen,  was  Thünen  denn  eigentlich  wollte  und  wie 
er  oresucht  hat,  seiner  Aufgabe  gerecht  zu  werden. 

Thünen  schreibt:  „Wir  kommen  nun  zu  dem  Punkte, 
wo  die  Untersuchungen  des  Verfassers  (Thünen)  eigenthch 
begonnen  haben.  Er  fühlte,  durch  innere  Notwendigkeit 
getrieben,  das  Bedürfnis,  über  den  Einfluß  der  Getreide- 
preise auf  den  Landbau  und  über  die  Gesetze,  wodurch 
der  Getreidepreis  reguHert  wird,  zu  klarer  Anschauung 
zu  kommen." 

Bekanntlich  hatte  einer  der  klassischen  National- 
ökonomen '(Ricai^do)  die  Grundrente  aus  der  verschiedenen 
Qualität  des  Bodens  erklärt.  Diese  Erklärung  genügte 
Thünen  nicht.  Er  suchte  daher  nach  weiteren  Tatsachen, 
die  die  Grundrente  aufklären  könnten.  Es  ist  ihm  be- 
kannt, daß  die  Lage  (Qualität  des  Bodens),  die  Verkehrs- 
verhältnisse, die  Grundrente  beeinflussen;  er  denkt  auch 
an  die  Bedeutung  der  Grundsteuer  und  ist  bemüht,  diese 
seine  Auffassung  wissenschaftlich  zu  beweisen.  Da  ihm 
lediglich  (aber  sehr  eingehend)  die  aus  seiner  Wirtschaft 
Tellow  gesammelten  Zahlen  und  Notizen  zur  Verfügimg 
stehen,  so  bedient  er  sich  noch  eines  Hilfsmittels.  Seine 
Beweise  sind  seiner  Buchführung  entnommen,  die  sich 
auf  eine  Reihe  von  Jahren,  aber  nur  auf  diesen  einen  Be- 
trieb erstreckt.  Von  diesem  Wirtschaftsbetrieb  ausgehend, 
konstruiert  Thünen  einen  isolierten  Staat,  abgeschlossen 
durch  eine  Wüste.  Er  nimmt  eine  große  Ackerfläche  von 
gleicher  Güte  mit  einer  Stadt  im  Zentrum  an,  zu  der  der 
Wagen  des  Landwirts  das  einzige  Verkehrsmittel  ist.  Die 
Arbeit  auf  den  umliegenden  Bodenflächen  muß  für  die 
Versorgung  der  Stadtbewohner  ausreichen.  Thünen  wollte 
mit  dieser  Konstruktion  zeigen,  wie  die  Entfernung  der 
Stadt  auf  die  Art  der  Bewirtschaftung  einwirkt.  Dabei 
benutzt  er  die  aus  seiner  Wirtschaft  vorhandenen  Zahlen 
für  die  Produktion,  Beförderung  usw.  Das  Ergebnis  dieser 
Untersuchung  sind  die  bekannten  6  Thünschen  Kreise: 
Freie  Wirtschaft,  Forstwirtschaft,  Fruchtwechselwirtschaft, 
Koppelwirtschaft,  Dreifelderwirtschaft  und  als  letzte,  am 
äußersten  Rande  der  Kulturfläche:  Weidewirtschaft. 

Diese  Konstruktion  reicht  aber  zur  Erklärung  der 
Grundrente  nicht  aus.  Ein  Fluß  soll  das  Land  durch- 
queren, wodurch  sich  die  Kreise  in  Ellipsen  ändern.  Eine 
gleichmäßige  Grundsteuer,  die  nun  eingeführt  wird,  ist 
ungerechtfertigt.  Denn  das  Resultat  der  ganzen  Unter- 
suchung ist:  Der  Preis  des  Getreides  wird  durch  die  Pro- 
duktionskosten des  am  ungünstigsten,  weil  am  weitesten 
von  der  Stadt  wirtschaftenden  Landbaues  bestimmt,  deren 


Erzeugung  noch  zur  Versorgung  der  Stadt  erforderlich  ist 
Aus  alledem  folgt,  daß  die  Grundrente  mit  zunehmender 
Nähe  der  Grundstücke  zur  Stadt  in  die  Höhe  geht. 

Mit  knappen  Worten  haben  wir  hier  (abgesehen  von 
einigen  unwesentlichen  Lohnuntersuchungen)  den  Gang 
und  das  Ergebnis  der  Thünschen  Arbeit  gekennzeichnet 
Nach  Prof.  Ehrenberg  ist  dieses  Vorgehen  exakt  wirt- 
schaftlich. Und  diese  Art  der  Forschung  will  er  auf  alle 
Gebiete  unseres  Wirtschaftslebens  anwenden.  So  glaubt  er, 
zu  besseren  und  sicheren  Resultaten  zu  kommen,  als  unsere 
Forscher,  die  sich  bisher  induktiv  oder  deduktiv  betätigt 
haben.  Die  Unterlagen  sollen  aus  den  Büchern  der  in- 
dustriellen Unternehmungen  usw.  entnommen  werden  und 
daraus  eine  absolut  zuverlässige  Volkswirtschaftslehre  auf- 
gebaut werden.  Ob  dies  möglich  ist,  wollen  wir  im  fol- 
genden nachprüfen.  Doch  zuvor  noch  etwas  über  die 
induktive  und  deduktive  Forschung. 

Die  Methodenlehre  gehört  in  das  Gebiet  der  Logik. 
Kurz  ausgedrückt  ist  sie  planvolle  Denkoperation  zur  Er- 
zielung logisch  unanfechtbarer  Schlüsse.  Wir  kennen  aber 
nicht  nur  Methoden  im  wirtschaftswissenschaftlichen  Sinne, 
sondern  auch  Methoden  der  Praxis.  Hier  sucht  man  nach 
einem  ganz  bestimmten  Plan  wirtschaftliche  Ziele  zu  er- 
reichen. 

Wie  wir  schon  in  Klammer  bemerkt  haben,  geht  der 
induktiv  vorgehende  Forscher  von  der  EinzeluntersucTiung 
aus  und  sucht  von  dieser  aus  zu  allgemeinen  Grundsätzen 
und  Schlüssen  zu  kommen.  Die  Zuverlässigkeit  und  Ob- 
jektivität der  Induktion  hängt  von  der  Vollständigkeit  der 
Untersuchung  aller  für  die  Schlußfolgerung  in  Betracht 
kommenden  Einzelerscheinungen  ab.  Während  nun  in  der 
Naturwissenschaft  die  Anwendung  dieser  Methode  durch 
die  allgemeine  Annahme  gesetzmäßigen  Geschehens  auch 
für  solche  Schlüsse  anerkannt  wird,  die  (wie  die  meisten) 
eine  vollständige  Erschöpfung  der  Einzelbeobachtung  von 
vornherein  ausschließen;  ist  dies  bei  den  Geisteswissen- 
schaften, zu  denen  die  Wirtschaftswissenschaft  gehört,  ganz 
ariders.  Jede  Annahme  kann  zu  Trugschlüssen  führen. 
So  bleibt  also  für  die  wirtschaftswissenschaftlichen 
Forscher,  die  induktiv  arbeiten,  nichts  anderes  übrig,  als 
sämtliche  Grundtatsachen  einzeln  zu  beachten.  Diese  aber 
sind  so  kompliziert,  daß  man  sie  weder  vollständig  erfassen 
nach  genau  erklären  kann.  Daraus  folgt,  daß  man 
höchstens  von  einem  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit, 
niemals  aber  von  einer  Sicherheit  der  gewonnenen  Er- 
gebnisse reden  kann. 

Schmoller  geht  sogar  so  weit,  zu  erklären  (Ueber  einige 
Grundfragen  der  Sozialpolitik  und  der  Volkswirtschafts- 
lehre, Dunker  und  Humboldt,  Leipzig  1904,  S.  348):  „Daß 
ausschließlich  mathematisch-naturwissenschaftliche  Studien 
in  der  Regel  zum  politisch  volkswirtschaftlichen  Urteilen 
verunfähigen,  ist  für  mich  wenigstens  eine  Lebenserfah- 
rung, die  außer  allem  Zweifel  steht."  Sie  habe  in  der  Ver- 
schiedenheit der  zu  beobachtenden  Erscheinungen,  der 
Methoden  und  der  vorwiegenden  Denkgewohnheiten  ihre 
einfache  Ursache.  Für  den  wirtschaftswissenschaftlich 
weiter  fortgeschrittenen  Leser  gewinnt  dieses  Urteil  er- 
höhte Bedeutung,  wenn  er  sich  erinnert,  daß  Franz  Oppen- 
heimer Naturwissenschaften  und  Medizin  studiert  hat  und 
zweifellos  in  seinem  Werke:  Theorie  der  reinen  und  poli- 
tischer Oekonomie  m"it  jenen  Methoden  operiert. 

Das  Wesen  der  Deduktion  haben  wir  ebenfalls  scTion 
genannt.  Sie  geht  von  allgemeinen,  als  erwiesen  an- 
genommen, Sätzen  aus  und  schließt  auf  das  „Besondere" 
oder  „Einzelne".  Was  für  alle  gilt,  muß  für  den  Ein- 
zelnen gelten  (aber:  was  für  den  Einzelnen  gilt,  das  kann 
für  die  Allgemeinheit  gelten).  Das  erste  Erfordernis  einer 
richtigen  Deduktion  ist  logische  Schärfe  der  Schlußfolge- 


426 


DEUTSCHE  TECiiNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  27 


rung.  Und  weiter:  die  deduktiv  gewonnenen  Grundsätze 
müssen  auf  Einzeltatsachen  (-beachitungen)  berutien.  Dar- 
aus können  wir  entnehmen,  daß  Induktion  und  Deduk- 
tion keine  großen  Gegensätze  sind,  sondern  daß  sie  sich 
gegenseitig  ergänzen  müssen.  In  sehr  geistreicher  Weise 
äußert  sich  Schmoller  (in  der  schon  zitierten  Schrift  S.  3^3) 
über  das  Verhältnis  von  Induktion  und  Deduktion.  Wie 
der  rechte  und  linke  Fuß  zum  Gehen,  so  gehöre  In- 
duktion und  Deduktion  gleichmäßig  zum  wissenschaft- 
lichen Denken.  „Ich  habe  stets  betont,  daß,  wenn  wir  schon 
alle  Wahrheit  besäßen,  wir  nur  deduktiv  verführen,  daß 
aller  Fortschritt  der  Induktion  uns  deduktiv  verwertbare 
Sätze  bringe,  daß  die  vollendetsten  Wissenschaften  am 
meisten  deduktiv  seien." 

Unsere  Abschweifung  in  das  Gebiet  der  Induktion  und 
Deduktion  erleichtert  uns  das  Verständnis  der  von  Ehren- 
berg befürworteten  „Exakt-vergleichenden  Wirtschafts- 
forschung". Man  spricht  zwar  auch  von  einer  statistischen, 
historischen  oder  gar  mathematischen  Methode,  bei  einigem 
Nachdenken  findet  man  aber  heraus,  daß  bei  der  histo- 
rischen und  statistischen  Untersuchung  das  induktive  Ver- 
fahren vorherrscht,  dagegen  wird  mit  allen  mathematischen 
Formeln  operierenden  Schlüssen  fast  durchweg  induktives 
Denken  vorausgesetzt.  Also,  es  kann  sich  bei  wissen- 
schaftlichen Forschungen  nur  um  Induktion  oder  Deduk- 
tion handeln.  Da  aber  die  eine  ohne  die  andere  nicht 
bestehen  kann,  so  kann  die  Fragestellung  niemals  In- 
duktion oder  Deduktion  sein.  In  seinem  Buche:  Syste- 
matische Philosophie  sagt  Riehl  hierüber:  ,,Es  gibt  in 
Wahrheit  nur  ein  Schlußverfahren  in  zwei  Richtungen 
seiner  Anwendung:  der  direkten,  die  von  den  Prämissen 
(Voraussetzungen  oder  Behauptungen)  aus  zu  dem  Schluß- 
satze vorschreitet,  und  des  umgekehrten,  die  von  dem 
Schlußsatz  uns  zurück  auf  die  Prämisse  führt." 

Damit  hätten  wir  eigentlich  schon  den  Grabstein 
für  eine  neue  Methode  der  Wirtschaftsforschung  gesetzt. 
Sowohl  das,  was  Thünen  wollte  und  tat,  als  auch  das, 
was  Ehrenberg  (anknüpfend  an  Thünen)  will  und  propa- 
giert, kann  nur  durch  Induktion  in  Verbindung  mit  De- 
duktion erreicht  werden. 

Daß  sich  Prof.  Ehrenberg  in  einem  Grundirrtum  be- 
findet, wenn  er  glaubt,  Thünen  habe  exakte  Wirtschafts- 
forschung betrieben,  das  führt  des  Näheren  Dr.  Paul  Rohr- 
beck (Berlin)  in  der  Zeitschrift  für  Agrarpolitik  aus.  „Schon 
die  Problemstellung,  dann  weiterhin  die  Isolierung,  die 
Verwertung  der  rechnungsmäßigen  Ergebnisse  zu  all- 
gemeinen Schlüssen,  die  durch  teilweise  mathematische 
Formulierung  noch  unumstößlicher  erscheinen  sollen,  alles 
das  sind  untrügliche  deduktive  Merkmale,  die  keine 
Sophistik  hinweg  deuten  kann.  Aber  die  sorgfältige  Ver- 
wendung erfahrungsmäßiger  Vorlagen  aus  dem  eigenen 
Betriebe,  die  gewissenhafte  Verfolgung  der  buchführungs- 
mäßigen Ergebnisse  jahrelanger  Aufzeichnungen  ist  die 
deutliche  Charakteristik  induktiver  Nachprüfung.  Von  einer 
experimentellen  Wirtschaftslehre  ist  keine  Rede.  Er  hat 
bestimmte  allgemeine  Ideen,  bewußte  Vorstellungen  von 
rein  theoretischen  Zusammenhängen,  und  er  begnügt  sich 
nicht  mit  logischer  Konsruktion  dieser  Beziehungen  aus 
angenommenen  Zahlen,  sondern  er  verwendet  ihm  genauer 
erscheinende  und  auch  eine  bessere  Probe  auf  das  Ge- 
samtresultat versprechende  eigene  Erfahrungsziffern.  Thü- 
nens  Verdienst  ist  also,  die  gegenseitige  Abhänglichkcit 
von  Deduktion  und  Induktion  par  excellence  erfaßt  und 
daher  seiner  Darstellung  eine  logisch  nachprüfungsfähige 
Unterlage  verschafft  zu  haben.  Man  hat  es  daher  bei  der 
sogenannten  Thünenschen  Methode  mit  keiner  neuen  „Me- 
thode" im  engeren  Sinne  zu  tun,  sondern  lediglich  mit 
einer  eigenartigen  Verknüpfung  von  Induktion  und  De- 


duktion unter  Benutzung  buchführungsmäßiger  Ergebnisse 
eigener  Erfahrungen." 

Im  Anschluß  an  diese  Argumentation  führt  der  zitierte 
Verfasser  noch  aus,  daß  damit  das  ganze  Kartenhaus  der 
Ehrenbergschen  Propaganda  eigentlich  schon  zusammen- 
falle. Zu  derartigen  Enttäuschungen  müsse  es  immer 
kommen,  wenn  einzelne  Erscheinungen,  einzelne  Denk- 
operationen aus  einem  Zusammenhang  wahllos  heraus- 
gegriffen und  dann  noch  nicht  einmal  richtig  verstanden 
würden.  Ehrenbergs  eigene  sogenannte  Methode  lehne  sich 
so  stark  an  Thünen  an,  daß  lediglich  ein  formaler  Unter- 
schied bestehe.  Während  Thünen  ausschließlich  den 
eigenen  Betrieb  als  Erfahrungsquelle  angesehen  hätte,  habe 
Ehrenberg  stärker  auf  die  Möglichkeit  des  Vergleichs 
zwischen  —  wenn  auch  nicht  immer  gleichmäßigen,  denn 
solche  gebe  es  in  der  Landwirtschaft  kaum  — ,  aber  doch 
ähnlich  gearteten  Betrieben  hingewiesen,  eine  ganz  selbst- 
verständliche Schlußfolgerung  ohne  sonderliche  prinzipielle 
Bedeutung. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  wird  es  für  die  Leser 
dieser  Zeitschrift  sein,  wie  Dr.  W.  Rohrbeck  den  noch 
übrig  gebliebenen  Trümmerhaufen  der  neuen  Methode  aus 
dem  We^e  räumt.  Ehrenberg  schrieb:  „Wenn  die  neue 
Methode  sich  entwickeln  soll,  muß  der  Geist  des  For- 
schers zunächst  soweit  wie  irgend  möglich,  ein  unbeschrie- 
benes Blatt  sein."  Darauf  erwidert  ihm  der  schon  mehr- 
fach genannte  Verfasser  in  einer  längeren  Auseinander- 
setzung. Der  Kern  dieser  Ausführungen  ist  etwa:  der 
Geist  des  Forschers  ist  kein  unbeschriebenes  Blatt.  Die 
Wahrnehmung  setzt  ein  Urteil  voraus,  um  Erfahrung  zu 
werden.  Der  Begriff  der  Wirkung  liegt  nicht  in  der  Ur- 
sache. Es  kommen  reinen  Wahrnehmungsurteilen  nicht 
allgemeine  Gültigkeit  zu,  da  sie  subjektiv  sind.  —  Ein 
wirtschaftswissenschafthcher  Stoff  lasse  sich  zwar  in  mög- 
lichst schematischer  Weise  sammeln,  er-  gebe  aber  nichts 
aus  sich  heraus,  was  ihm  nicht  urteilsmäßig  abgerungen 
werde.  Schon  mit  dem  Sammeln  sei  es  ein  eigenes  Ding. 
Die  Seele  des  Forschers  solle  ein  unbeschriebenes  Blatt 
sein.  Aber  schon  die  Frage  nach  dem  Gegenstand  der 
Forschung  und  ihrer  Anordnung  verlange  ja  einen  Denk- 
prozeß, der  für  die  alsdann  folgende  Entwicklung  logische 
Voraussetzung  bedeute.  Entscheident  aber  falle  ins  Ge- 
wicht, daß,  wenn  man  einzelne  Ergebnisreihen  zur  Findung 
allgemeiner  Schlüsse  verbinden  wolle,  man  urteilsmäßiger 
Erwägungen  bedürfe,  die  aus  dem  Stoff  selber  nicht  folgen 
können. 

Was  die  Exaktheit  der  Ehrenbergschen  Forschung  an- 
langt, so  ist  zu  sagen,  daß  diese  nur  dann  einen  Sinn 
haben  kann,  wenn  damit  wissenschaftliche  Forschung  in 
einer  von  jeder  Spekulation  unabhängigen  Weise  in  der 
Art  der  Mathematik,  Physik  usw.  erreicht  wird.  Eine  Wirt- 
schaftsphysik ist  aber  unmöglich.  Wir  können  in  wirt- 
schaftswissenschaftlichen Dingen  keine  Topfversuche,  wie 
in  der  Naturwissenschaft  machen.  Anders  in  der  Natur- 
wissenschaft. Wir  haben  es  da  mit  Stoffen  zu  tun,  mit 
Substanzen,  und  da  wir  bisher  die  Erfahrung  gemacht 
haben,  daß  Stoffe  von  derselben  äußeren  Beschaffenheit 
oder  Substanzen  von  derselben  inneren  Zusammensetzung 
regelmäßig  dieselben  Erscheinungen  zeigen,  so  kann  man 
von  dem  einzeln  untersuchten  Objekt  völlig  auf  die  ganze 
Art  schließen.  Für  den  Naturwissenschaftler  ist  der  Mensch 
ein  Artbegriff.  Er  versteht  darunter  (daß  er  das  voll- 
kommenste Gebilde  ist,  tut  nichts  zur  Sache)  jedenfalls  eine 
ganze  bestimmte  Gruppe  von  Säugetieren,  die  eben  ihre 
ganz  charakteristischen  äußeren  Merkmale  zeigt.  In  der 
Wirtschaftswissenschaft  aber  haben  wir  es  nicht  mit  fest- 
stehenden Grundbegriffen  zu  tun  (ähnlich  wie  bei  mathe- 
matischen Fundamentalsätzen),  noch  aucli  mit  Stoff(/,i  der 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


427 


Substanz  schlechthin.  Nicht  der  Artmensch  interessiert 
uns  hier,  sondern  das  Eigentümliche,  Geistige  im  Menschen 
und  zwar  nach  der  wirtschaftlichen  Seite  hin.  Wie  sich 
die  Menschen  mit  ihren  verschiedenen  geistigen  Veran- 
lagungen und  Fähigkeiten  durchsetzen,  wie  sie  im  Kampf 
um  eine  wirtschaftliche  Machtstellung  siegen  oder  unter- 
liegen, in  welcher  Entwicklung,  unter  welchen  Voraus- 
setzungen Siege  und  Niederlagen  eintreten  und  zu  welchen 
Erfolgen  sie  führen,  und  wie  wohl  dieses  fortgesetzte 
Ringen  am  schnellsten  und  zweckmäßigsten  dem  Ziele 
weiterer  Kulturförderung  genährt  werden  kann,  das  sind 
in  großen  Zügen  alles  Fragen,  die  die  Wirtschaftswissen- 
schaft aufzurollen  und  zu  verarbeiten  hat.  Nach  solchen 
Erwägungen  kommt  Dr.  Rohrbeck  dazu:  Wir  haben  es  in 
der  Wirtschaftswissenschaft  nicht  mit  Puppen,  sondern 
mit  ganz  großen  Einzel-  oder  Qruppenempfindungen  und 
-Bestrebungen  geistiger  Persönlichkeiten  zu  tun. 

Die  exakte  Wirtschaftsforschung  ist  logisch  betrachtet 
ein  Unsinn.  Nur  für  ganz  vereinzelte  Fälle  kann  man  exakte 
Ergebnisse  erzielen  und  da  nur  auf  ganz  bestimmte  Zeit. 
Die  Menschen  sind  so  verschieden  geartet  und  die  Be- 
dingungen, unter  denen  sie  wirtschaften,  ändern  sich 
fortwährend,  so  daß  das,  was  heute  etwa  als  exakt  fest- 
gestellt worden  ist,  schon  in  kurzer  Zeit  seine  Gültigkeit 
verloren  haben  kann.  Der  Beweis  hierfür  kann  jederzeit 
erbracht  werden.  Es  sei  hier  nur  darauf  hingewiesen, 
daß  man  sofort  den  Boden  der  Spekulation  betritt,  wenn 
beispielsweise  der  Begriff:  Frauenarbeit  und  Männerarbeit 
scharf  umgrenzt  werden  sollen.  Ajch  in  anderen  Dingen 
muß  man  schätzen,  wiegen  und  wägen,  um  zu  neuen 
Erkenntnissen  vorzudringen.     Exakt  aber  ist  dies  nicht. 

Doch  so  ganz  ohne  allen  Wert  ist  das  Ehrenbergsche 
Beginnen  nicht.  Er  hat  jedenfalls  das  Verdienst,  mit  allem 
Nachdruck  darauf  hingewiesen  zu  haben,  daß  man  bei 
der  wissenschaftlichen  Forschung  das  buchführungsmäßige 
Material  mehr  beachten  müsse.  Aber  demgegenüber  muß 
man  sich  stets  vor  Augen  halten,  daß  die  Wissenschaft 
letzten  Endes  auf  die  Gesamtinteressen  einer  Volksgemein- 
schaft zu  achten  hat.  Die  Nationalökonomie  ist  nicht  die 
Lehre  von  der  Einzelwirtschaft,  sondern  (wie  schon  ihr 
Name  dartut)  von  der  Volkswirtschaft.  Die  Wirtschafts- 
wissenschaft gehört  zu  den  Geisteswissenschaften,  haben 
wir  gesagt.  Auch  hieraus  können  wir  entnehmen,  daß  der 
Nachdruck  mehr  auf  Geist,  als  auf  Erfahrung  zu  legen  ist. 
Die  Erfahrungen  sind  auch  oft  unter  ähnlichen  wirtschaft- 
lichen Bedingungen  sehr  verschieden.  Wo  z.  B.  die  Kal- 
kulationsmethoden nicht  aufs  vollkommenste  durchgebildet 
sind,  wo  nicht  so  fähige  und  energische  Leute  an  der 
Spitze  eines  Betriebs  stehen,  überall  da  werden  auch  unter 
sonst  gleichen  Bedingungen  andere  Ergebnisse  erzielt  wer- 
den als  da,  wo  alles  aufs  beste  bestellt  ist.  Das  einzige, 
was  vielleicht  in  der  Wirtschaftswissenschaft  als  gesetz- 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Soziale  Bewegung 
Die  Zahl  aller  organisierten  Arbeiter  Deutschlands  ver- 
teilte sich  am  31.  Dezember  1Q09  auf  die  einzelnen  großen 
Organisationen  folgendermaßen: 

Freie  (sozialistische)  Gewerkschaften  1  892  568  Mitglieder 
Christliche  Gewerkschaften  270  751  „ 

Hirsch-Dunckersche  Gewerkvereine       108  028  ,, 


mäßig  gelten  kann,  ist  die  Erkenntnis,  daß  bei  einem 
achtstündigen  (vielleicht  auch  noch  geringeren  Arbeitstag) 
relativ  mehr  geleistet  wird,  als  bei  einem  neun-  oder  zehn- 
stündigen.   Abbe  hat  das  schlagend  nachgewiesen. 

Im  großen  ganzen  ist  für  unsere  Erwerbswirtschaft 
der  Eigennutz  ausschlaggebend.  Der  also  bestimmt  (so- 
weit sich  nicht  andere  Mächte  ihm  entgegensetzen) 
zumeist,  wie  gewirtschaftet  wird.  „Die  Buchführungs- 
ziffern schweigen  über  die  Gründe  des  wirtschaftlichen 
Handelns,"  sagt  Rohrbeck.  „Sie  sagen  nichts  über  das 
Weshalb  und  Wozu.  Buchführungsmaterial  gibt  also 
immer  nur  über  gewisse  Erscheinungen  Auskunft,  die  sich 
rechnungsmäßig  ausdrücken  lassen.  Rentabilität,  Produk- 
tion und  Konsumtion,  steuerUche  Fragen,  alles  dies  und 
anderes  sind  sehr  wohl  unter  Verwendung  dieser  buch- 
führungsmäßigen Ziffern  zu  erfassen.  Soweit  das  Quan- 
tum, die  Zahl,  der  Wirtschaftserfolg  in  Frage  steht,  werden 
wir  gern  zur  Buchführung  greifen  und  auch  aus  ihr  für 
die  Beurteilung  gewinnen  können.  Aber  soweit  das  Quäle 
(Wie  beschaffen),  die  Intensität  der  einzelnen  Arbeits- 
leistungen, die  Motivation  uns  beschäftigt,  ist  das  Buch- 
führungsmaterial für  uns  wertlos.  Wir  brauchen  dafür 
höhere  Einsichten." 

Für  eine  Wirtschaftsgemeinschaft  muß  das  Gesamtwohl 
entscheidend  sein.  Wie  aber  soll  dies  möglich  sein,  wenn 
wir  die  Sache  hauptsächlich  vom  Standpunkt  des  privaten 
Unternehmens  aus  betrachten?  Wir  kommen  damit  zu 
Trugschlüssen.  „Denn  sobald  man  das  rechnerische 
Resultat  der  Buchführung  auf  die  Wissenschaft  überträgt, 
hat  man  den  Standpunkt  des  Privatunternehmers  als  Stand- 
punkt der  wissenschaftlichen-  Forschung  proklamiert  und 
widerstreitet  damit  der  inneren  Pflicht,  den  Interessen  des 
Gesamtwohls  zu  dienen."  Wir  fügen  dem  hinzu:  die 
Wirtschaftswissenschaft  hat  das  gesamte  Wirtschaftsleben 
zu  erforschen :  die  Produktion,  die  Verteilung  der  Güter, 
die  Konsumtion  und  nicht  zuletzt  die  Bedingungen,  unter 
denen  dies  alles  vor  sich  geht.  So  aufgefaßt,  muß  die 
exakte  Wirtschaftsforschung  ein  Fiasko  erleben;  von  dem 
ganzen  Trümmerhaufen  bleibt  nur  die  Betonung,  daß  die 
einzelnen  Betriebe  genauer  untersucht  und  geprüft  werden 
sollen. 

Nach  alledem  kann  man  von  einer  neuen  Methode 
der  wirtschaftswissenschafthchen  Forschung  nicht  die  ge- 
ringste Rede  sein.  Es  gibt  keine  exakte  Wirtschaftsfor- 
schung in  dem  Sinne,  wie  in  der  Naturwissenschaft.  Damit 
fallen  selbstverständlich  auch  alle  Folgerungen,  die  Ehren- 
berg aus  „seinen  Erkenntnissen"  zieht.  Ehrenberg  bleibt, 
ob  mit  oder  ohne  Willen,  ein  Klassenadvokat  des  Unter- 
nehmertums. Die  Arbeiter  und  Privatangestellten  wissen 
nun,  wie  es  um  die  „neue  Methode"  bestellt  ist.  Ihre 
Losung  bleibt:   erst  recht  Sozialpolitik. 


Neben  diesen  drei  Organisationen,  die  nur  Arbeiter 
als  Mitglieder  aufnehmen,  wären  noch  die  sog.  gelben  Ge- 
werkschaften zu  nennen.  Sie  sind  keine  Arbeitervereine 
im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes,  da  sie  in  gleicher  Weise 
Arbeiter-  und  Arbeitgeberinteressen  vertreten.  Nur  weil 
sich  zufällig  Arbeiter  in  ihren  Reihen  zählen,  mögen  sie 
der  Vollständigkeit  halber  hier  genannt  werden.  Sie  zähl- 
ten Ende  1909  97  379  Mitglieder. 

Von  diesen  Verbänden  hatten  bisher  die  Hirsch- 
Dunck  ersehen    Organisationen    das  Wechsel- 


428 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  27 


vollste  Schicksal,  wie  aus  der  stets  wechselnden  Höhe  der 
Mitgliederziffer  hervorgeht.    Sie  hatten 


1868 

ca. 

30  000  Mitglieder 

1871 

)) 

6  000 

)> 

1880 

)j 

21  000 

)> 

1882 

)> 

24  558 

)> 

1883 

j> 

34  558 

)) 

1884 

)) 

55  150 

)» 

looD 

)) 

51  000 

>) 

1889 

)) 

59  000 

M 

1894 

)) 

70  000 

)) 

1898 

5» 

81  000 

)> 

1900 

») 

92  000 

J) 

1905 

)) 

117079 

)) 

1908 

9» 

105  633 

)T 

1909 

)> 

108  028 

)) 

Trotzdera  die  Ziffern  absolut  im  iWachsen  begriffen 
sind,  und  trotzdem  die  Politik  gerade  dieses  Verbandes 
niemals  mit  solcher  Schärfe  betrieben  wurde,  wie  bei  den 
freien  Gewerkschaften,  bemerken  wir  gerade  hier,  daß  der 
iVerband  innerhalb  der  gesamten  Gewerkschaftsbewegung 
an  Bedeutung  abnimmt. 

Als  zweitgrößter  Verein  innerhalb  dieses  Verbandes 
zählte  bisher  eine  Privatangestelltenorganisation:  der 
Verein  Deutscher  Kaufleute  mit  18  000  Mitglie- 
dern. Auf  dem  Delegiertentag  dieses  Vereins  am  21.  Mai 
dieses  Jahres  wurde  der  Austritt  aus  dem  Verband  be- 
schlossen. Das  bedeutet  für  die  Hirsch-Dunckerschen  den 
Verlust  eines  Sechstels  des  bisherigen  Mitgliederbestandes. 

Was  waren  die  Motive,  die  zum  Austritt  führten?  Wie 
die  Verhandlungen  der  Delegierten  erkennen  lassen,  hatte 
sich  die  Debatte  zum  großen  Teil  um  den  Beitrag  von 
6000  Mark  gedreht,  den  der  Verein  dem  Verband  alljährlich 
als  Agitationsbeitrag  zu  überweisen  hatte.  Man  hatte  sich 
überlegt,  ob  diese  Summe  in  einem  vernünftigen  Verhältnis 
stehe  zu  dem,  was  man  an  Propagandaerfolge  dafür  ein- 
löste, und  glaubte  herausgefunden  zu  haben,  daß  dies 
nicht  der  Fall  sei,  daß  das  Geld  einfach  vergeudet  sei  und 
bessere  Verwendung  finden  könnte.  Aber  darum  gleich 
der  Bruch?  Es  gab  für  die  Delegierten  in  der  Tat  gar 
keinen  anderen  Ausweg;  denn  alle  Versuche,  den  Verband 
zu  einer  etwas  rührigen  Gewerkschaftsarbeit  zu  ver- 
anlassen, waren  erfolglos  geblieben.  Alle  Versuche  ver- 
mochten nichts  bei  seiner  Trägheit  und  Schwerfälligkeit. 
Es  ist  äußerst  interessant,  was  S.  Aufhäuser,  der  jahrelang 
im  Verein  Deutscher  Kaufleute  gearbeitet  hat,  über  die 
eigentlichen  treibenden  Gründe  zu  sagen  weiß.  Im 
„Freien  Volk"  lesen  wir,  daß  der  Austritt  deshalb  eine 
bittere  Notwendigkeit  war,  „weil  eben  die  Hirsch- 
Dunckerschen  Gewerkvereine  in  ihrem  gan- 
zen Aufbau,  ihrer  Verwaltung  und  ihrer  Lau- 
heit nichts  weiter  sind,  als  eine  Uebertra- 
gung  des  freisinnigen  Bezirksvereins  vom 
politischen  ins  gewerkschaftliche  Leben". 
In  ihrem  Aufbau,  indem  jeder  Verein  seine  Sonder- 
intereßchen  kultivieren  darf  und  es  an  einer  straffen,  ein- 
heitlichen Organisation  gebricht.  In  ihrer  Verwaltung,  in- 
dem eine  gemächliche  Geschäftsführung  ein  pünktliches, 
exaktes  Funktionieren  der  ganzen  Organisation  —  die  erste 
Vorbedingung  jeden  Erfolges  —  verhindert.  Eine  Ueber- 
tragung  des  politischen  Vereins  auf  das  gewerkschaftliche 
Leben,  indem  man  vor  lauter  Konzessionen  und  aus  tak- 
tischen Gründen  —  um  die  mittlere  Linie  zu  finden  — 
nicht  wagt,  die  eignen  Interessen  mit  allem  Nachdruck 
und  aller  Rigorosität  zu  vertreten.  So  muß  der  Hirsch- 
Dunckersche  Verband  die  Folgen  seiner  allzu  vorsichtigen, 
vermittelnden  Haltung  an  sich  selber  erleben.  Die  Einer- 
seits-Andrerseits-Politik  hat  noch  nie  große  Erfolge  er- 
rungen und  hat  außerdem  den  unangenehmen  Nebeneffekt, 
daß  sie  die  Kräfte  zersplittert  und  auch  die,  die  wie  der 
Verein  Deutscher  Kaufleute,  zum  Arbeiten  bereit  sind,  un- 
freiwilhg  lahm  legt. 

Ein  vorzügliches  Beispiel,  wie  man  Interessen  wirksam 
vertreten  muß,  liefert  dagegen  der  Zentral  verband 
Deutscher  Industrieller,  ein  Muster  der  Organi- 


sation und  der  Taktik  für  Arbeitnehmerorganisationen.  Die 
Angestellten  insbesondere  haben  schon  "öfters  seine  Rück- 
sichtslosigkeit und  sein  Draufgängertum  zu  spuren  be- 
kommen und  so  oft  er  als  Gegner  ihnen  entgegentrat,  er 
blieb  immer  der  Sieger.  Man  braucht  nur  an  die  jüngsten 
Vorgänge  bei  der  Reichsversicherungsordnung  und  an  die 
Frage  der  Zulassung  von  Ersatzkassen  bei  der  Pensions- 
versicherung zu  denken.  Wollte  man  den  Kampf  der 
Gegenwart  unter  ästhetischen  Gesichtspunkten  betrachten, 
man  könnte  seine  Freude  haben  an  der  Kraft  und  Ent- 
schlossenheit dieser  Organisation.  Aber  wir  treiben  hier 
Sozialpolitik  und  da  kennen  wir  keinen  Gegner,  der  gefähr- 
licher wäre  unsern  Interessen,  und  der  schärfer  bekämpft 
werden  müßte  als  gerade  dieser  Zentralverband.  Doch 
auch  vom  Gegner  soll  man  lernen.  Und  dieser  Gegner 
geht  ohne  Umwege  geradeswegs  auf  sein  Ziel  los.  „Wer 
nicht  für  mich  ist,  der  ist  wider  mich."  Ein  Paktieren  gibt 
es  nicht  für  den  Zentralverband. 

Als  der  Hansabund  ins  Leben  gerufen  wurde, 
wurde  als  sein  Zweck  der  Kampf  gegen  den  Bund  der 
Landwirte  proklamiert.  Man  stand  unter  dem  frischen  Ein- 
druck der  Finanzreform  und  sprach  von  einem  Beutezug 
des  Großagrariertums  auf  die  Taschen  des  Bürgerstands. 
Alles,  was  sich  durch  die  neuen  Steuern  geschädigt  glaubte, 
fand  sich  im  Hansabund  zusammen:  die  Kaufmannschaft, 
die  Industrie,  die  Handwerker,  selbst  die  Angestellten  mach- 
ten zum  Teil  mit,  auch  der  Zentralverband  Deutscher  In- 
dustrieller. Die  Bundesgenossenschaft  des  letzteren  war 
von  /  vorneherein  für  viele  keine  erfreuliche  Erscheinung. 
Man  fürchtete,  er  könne  dank  seinen  großen  finanziellen 
Mitteln  den  Hansabund  soweit  beeinflussen,  daß  er  den 
Zweck  des  Bundes,  nämlich  den  Kampf  gegen  die  „Ueber- 
agrarier",  vereitle  und  den  Bund  dazu  benutzen  würde, 
um  für  sich  selber  Vorteile  in  sozialpolitischen  Fragen 
herauszuschlagen.  Was  man  dereinst  befürchtete,  ist  auch 
inzwischen  eingetreten.  Jedenfalls  hat  5er  Zentralverband 
aus  Gründen  politischer  Taktik  dahin  gestrebt,  daß  der 
Hansabund  nicht  mehr  den  wirtschaftspolitischen  Kampf 
gegen  die  Uebergriffe  des  Bundes  der  Landwirte  führe, 
sondern  —  um  seine  des  Zentralverbands  konservative 
Parteiinteressen  lin  Sicherheit  zu  bringen,  daß  er  den 
Kampf  aufnehme  geg^n  alles,  was  links  stehe.  Kürzlich 
ließ  dann  der  HansaDund  einen  Werbeaufruf  erscheinen, 
in  dem  es  hieß : 

„Niemand  vergesse,  trotz  aller  Einlullungsversuche, 
daß  in  Jahrzehnten  bis  zu  den  letzten  Tagen  kaum  je 
ein  Gesetz  gemacht  wurde,  in  dem  nicht  Vorteile 
oder  Ausnahmen  zugunsten  solcher  Kreise  bedungen 
wurden,  die  dem  Staate  finanziell  möglichst  wenig  leisten 
wollen,  aber  möglichst  viel  von  ihm  zu  fordern  be- 
strebt sind. 

Der  Tag  der  Abrechnung  für  diese  ego- 
istische Politik  wird  und  muß  im  Interesse  end- 
lichen und  dauernden  Friedens  kommen,  so  lange  er  auch 
hinausgeschoben  werden  mag.  Der  Hansabund  erwartet, 
daß  an  diesem  Tage  jeder  seine  Pflicht  tue,  jeder  von 
denen,  an  die  heute  der  ernste  Ruf  ergeht:  Bürger 
heraus!" 

Daraufhin  ist  der  Zentralverband  ohne  weiteres  aus 
dem  Hansabund  ausgeschieden. 

Man  sollte  meinen,  dies  sollte  den  Angestellten  im 
allgemeinen,  denen,  die  sich  noch  im  Hansabund  befinden, 
im  besonderen  zu  denken  geben.  Der  Hansabund  ist  auch 
nach  dem  Ausscheiden  des  Zentralverbandes  ein  Gebilde, 
das  sich  aus  viel  zu  verschiedenartigen  Elementen  zu- 
sammensetzt. Es  geht  eben  nicht  an,  Menschen,  die  im 
sozialen  Leben  sich  sonst  in  Kampfstellung  gegenüber- 
stehen, auf  einen  einzigen  Gedanken  dauernd  zusammen- 
zubringen. 

Und  selbst  wenn  die  dem  Hansabund  angeschlossenen 
Angestellten  ideal  genug  veranlagt  sind,  ihre  sozialen 
Sonderinteressen  der  Sache  wegen  zeitweilig  zurückzustel- 
len —  so  wird  es  doch  darum  den  ebenfalls  im  Hansa- 
bund organisierten  Unternehmern  noch  lange  nicht  ein- 
fallen, das  Gleiche  zu  tun.    Die  werden  immer  wieder  den 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


429 


Kampf  auf  das  soziale  Gebiet  verlegen  wollen.  Denn  wie 
die  Dinge  heute  liegen,  verstehen  es  die  Unternehmer 
immer  noch  am  besten,  wie  man  für  soziale  Interessen 
ficht.    Ob  die  Angestellten  daraus  lernen  werden? 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  M  i  t  g  1  i  e  d  n  u  m  m  e  r,  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Kucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  -Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
fi:r  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leituno;  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  148.  Ist  es  einem  Leser  möglich,  mir  Unterlagen 
oder  Skizzen  für  den  Entwurf  einer  größeren,  modernen  Dach- 
pappenfabrik gegen  Vergütung  zu  überlassen? 

Frage  149.  Wie  hat  sich  die  aus  biegsamem  Emaillemetall 
bestehende  sogen.  Josz'sche  Wand-  und  Deckenbekleidung  in 
Küchen  und  Badezimmern  bewährt? 

Frage  150.  Ueber  einem  Kuhstall  soll  ein  Wasserbassin 
mit  einem  Inhalt  von  rd.  6  cbm  erbaut  werden.  Die  vorgesehenen 
Abmessungen  sind  2,8  •  2,3  •  1,0  m.  Ich  will  das  Bassin  aus 
gewöhnlichen  Mauersteinen  in  Zementmörtel  1 :  3  herstellen  und 
mit  eisernen  Bändern  umfassen.  Für  den  Verputz  des  Behälters 
ist  ein  Mörtel  aus  1  Teil  Zement  und  2  Teilen  Sand  bestimmt, 
dem  ein  wasserdichtes  Material  beigemengt  werden  muß.  Ist 
die  vorgeschlagene  Ausführungsart  technisch  und  wirtschaft- 
lich zu  empfehlen?  Wie  ist  weiter  die  statische  Untersuchung 
durchzuführen?  Die  Stalldecke  ist  zwischen  I-Trägern  ein- 
gewölbt und  durch  eine  2  cm  starke  Zementschicht  ab- 
geglichen. Kann  ich  nun  die  Decke  nicht  als  Bassinboden 
benutzen?  Da  ich  ferner  eine  längere  Garantiezeit  für  die  ab- 
solute Wasserdichtigkeit  übernehmen  muß,  bitte  ich  noch  um 
Angabe  eines  wirklich  wasserundurchlässigen  Putzzusatzes. 

Frage  151.  In  einem  Wohnzimmer  sind  durch  das  Schwin- 
den der  einzelnen  Fußbodenbretter  5  bis  8  mm  breite  Fugen 
entstanden.  Wie  kann  man  eine  Ausbesserung  am  einfachsten 
und  billigsten  vornehmen?  Linoleumbelag  oder  Ausfüllung  der 
Fugen  mit  Holzleisten  kommt  nicht  in  Frage. 

Frage  152.  Nach  welchen  Grundzügen  erfolgt  die  hypo- 
thekarische Beleihung  von  Gebäuden?  Im  besonderen  wäre 
mir  eine  Beantwortung  erwünscht,  wie  die  Höhe  der  L,  2.  und 
3.  Hypothek  eines  Groß-Berliner  Hauses  im  Werte  von  80  000  M 
durch  die   Darlehensgeber  ermittelt  wird. 

Frage  153.  Ich  bitte  um  Angabe  eines  einfachen  und  be- 
währten Verfahrens,  Eisen  zu  brünieren. 

Frage  154.  Die  aufsteigenden  Dünste  in  einem  Viehstalle 
haben  eine  völlige  Zerstörung  der  Decke  hervorgerufen.  Ich 
habe  die  verfaulte  Konstruktion  durch  eine  neue  aus  Balken 
zwischen  Schalbrettern  mit  Lehmschlag  ersetzt.  Wie  stelle  ich 
nun  am  vorteilhaftesten  den  unteren  Abschluß  der  neuen 
Decke  her,  um  die  zerstörende  Wirkung  des  Schwitzwassers! 
zu  vermeiden?  Kork-  Und  Asphaltplatten  müssen  ausgeschlossen 
bleiben,  da  das  Material  für  diesen  Zweck  zu  teuer  ist.  Der 
Raum  über  dem  Viehstall  soll  als  Getreidelagerort  verwendet 
werden.  Welcher  Fußbodenbelag,  also  der  obere  Abschluß 
der  Decke,  ist  dafür  zu  empfehlen? 

Frage  155.  Kann  mir  ein  Kollege  nähere  Angaben  über 
Veedergießmaschine  und  Veederguß,  seine  Legierung  und  Her- 
stellung machen?  Wie  würde  sich  Veederguß  zur  Verwendung 
der  Uhrwerkteile  von  Zeigerwerken  eignen? 


Zur  Frage  125.  Blockhausanstrich.  Der  Sächsische  Heimat- 
schutz empfiehlt  eine  Vermengung  der  Anstrichfarbe  mit  dem 
Absud  aus  Tannenzapfen.  Auch  Heft  24  S.  299  der  Zeitschrift 
„Zement  und  Beton"  behandelt  diese  Frage. 

B.,  M.-Nr.  42  261. 

Zur  Frage  128.  Kostenanschlagsforiniilare  mit  Textvor- 
druck. Wenden  Sie  sich  an  den  Verlag  der  Bayerischen  Bau- 
gewerkszeitung  in  München,  Rumfordstr.  23. 

B.,  M.-Nr.  42  261. 

Zur  Frage  129.  Holzschindelverkleidung.  Zu  empfehlen 
sind  Holzschindeln  aus  Buchen-  oder  Eichenholz.  Sie  werden 
auf  einer  rauhen  Holzschalung  befestigt,  die  man  bei  Holzbauten 
bündig  mit  den  Pfosten,  oder  auch  auf  diesen,  befestigen  kann. 
Gegen  Erstattung  der  Unkosten  bin  ich  zu  jeder  weiteren  Au's- 
kunft  bereit. 

Bauführer  Lauer,  Neumühl  (Rhld.),  Gartenstr. 


Zur  Frage  132.  Farbiger  Putz.  Einen  farbigen  Putz,  def 
eine  große  Festigkeit,  Wetter-  und  Frostbeständigkeit  sowie 
Farbechtheit  besitzen  soll,  wurde  der  A.-G.  für  Betonbau,  Ham- 
burg, Merckhof,  unter  dem  Namen  „Grana"  patentiert.  Bei 
den  bisher  verwendeten  bunten  Putzen  wurde  der  Kalk  durch 
den  Zusatz  von  pulverförmigen  Farben  oder  zu  Pulver  ge- 
mahlenen Natursteinen  getönt,  dadurch  aber  naturgemäß  die 
Bindekraft  des  Kalkes  geschwächt.  Hingegen  wird  die  Färbung 
der  Grana  erzielt  durch  die  innige  Vermengung  des  Zementes 
mit  farbigen  Körnchen  aus  Natursteinen,  Glas  oder  Keramiken 
in  jeder  gewünschten  Größe.  Der  Putz  stellt  daher  in  seiner  Zu- 
sammensetzung reinen  Beton  dar,  dessen  Festigkeit  300  bis 
350  kg/qcm  gegenüber  der  des  Kalkputzes  von  30  bis  100  kg/qcm 
betragen  soll.  Der  Nachteil  des  Zementputzes  besteht  aber 
darin,  daß  ein  Bearbeiten  mit  der  Ziehklinge  ausgeschlosser^ 
ist,  da  der  Zement  während  des  Abbindens  nicht  gestört  werden 
darf.  Doch  soll  der  vorerwähnten  Firma  auch  ein  Verfahren 
gesetzlich  geschützt  worden  sein,  durch  das  der  Putzmörtel 
gegen  die  Flächen  gewissermaßen  gestampft  wird  und  der 
bei  rauher  Struktur  dicht  ist.  Er  kann  auch  durch  Abwaschen 
gereinigt  werden  und  läßt  sich  sowohl  bei  Vorsatzbeton  als 
auch  bei  Kunststein-  und  Putzfassaden  verwenden. 

Zur  Frage  135.  Abwässerreinigung  eines  Wohnhauses. 
Hierfür  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  das  biologische  Verfahren 
als  geeignet  und  billig  bewährt.  Es  liefert  ein  klares  und 
fäulnisfreies  Produkt,  verursacht  keinerlei  Betriebskosten  und 
erübrigt  auch  die  Anwendung  von  Faulräumen  zur  Vorreinigung 
der  Abflüsse  und  die  lästige  Schlammbeseitigung.  Da  im  vor- 
liegenden Falle  der  Baugrund  sandig  tmd  wasserdurchlässig  ist, 
so  können  die  gereinigten  Abflüsse  unbedenkhch  versickern. 
Eine  Anlage  für  die  bezeichneten  Verhältnisse  wird  1200  bis 
1400  M  kosten.  Voraussetzung  für  den  Betrieb  einer  biologi- 
schen Kläranlage  ist  aber,  daß  die  Aborte  mit  Wasserspülung 
versehen  werden.  Reitzenstein,  M.-Nr.  23  699. 

Zur  Frage  136.  Einfriedigung  eines  Obstgartens.  I.  Für 
Umwehrungen  und  Einfriedigungen  von  Gärten  und  Grund- 
stücken ist  die  Patentbauweise  (V4  Stein  starke  Ziegelstein- 
wände mit  horizontalen  und  vertikalen  Eiseneinlagen)  sehr  ge- 
eignet. Sie  sind  sohd  und  dauerhaft.  Auch  ermöglichen  sie 
eine  gute  Raumausnutzung  und  stellen  sich  im  Preis  nicht 
höher  als  eine  Bretterumzäunung.  Um  ein  schönes  Landschafts- 
bild zu  erzielen,  können  die  Wände  abgeputzt  und  oberhalb 
mit  Dachziegeln  abgedeckt  werden. 

Sauerzapf,  Erfurt,  Nonnenrain  59. 

II.  Da  guter  Kies  billig  zu  haben  ist,  empfehle  ich  Ihnen, 
die  Einfriedigung  durch  eine  Eisenbetonmauer  von  2,5  m 
Höhe  und  6  cm  Plattenstärke  bezw.  25  cm  Rippentiefe  her- 
zustellen. Mit  schlichten  architektonischen  Verzierungen  der 
sonst  glatt  zu  haltenden  Außenfläche  können  Sie  eine  gute 
Wirkung  erreichen.  Die  Oberkante  wäre  zweckmäßig  mit  Eisen- 
spitzen zu  besetzen,  die,  auf  ein  Flacheisen  aufgenietet,  in  die 
Wand  einbetoniert  werden.  Die  Kosten  betragen  8  bis  12  M 
pro  lfdm.  Schönfeld  t. 

Zur  Frage  137.  Fußbodenerwärmung.  Um  die  Kälte  des 
Fußbodens  zu  mindern,  halte  ich  die  Aufbringung  einer  2  cm 
starken  Korkschicht  mit  darüber  liegendem  Linoleumbelag 
ratsam.  S  c  h  ö  n  f  e  1  d  t. 

Zur  Frage  138.  Geräuschbeseitigung  eines  Abfallrohres. 
Das  störende  Geräusch  des  fallenden  Schmutzwassers  kann 
durch  eine  Bekleidung  des  Abfallrohres  mit  Korkschnur  in 
allen  Geschossen  beseitigt  werden.  Vier  Korkschnüre  werden 
an  dem  Rohr  entlang  gelegt  und  diese  spiralförmig  mit  Kork- 
schnur eng  umwickelt.  Dadurch  entsteht  ein  luftgefüllter  Raum. 
Die  Korkschnurumwickelung  bedecke  man  mit  Leinnessel  oder 
minderwertiger  Leinwand  und  streiche  die  Umhüllung  zweimal 
mit  Oelfarbe.  Kosten :  ca.  2,25  M  pro  lfdm.     S  c  h  ö  n  f  e  1  d  t. 

Zur  Frage  139.  Zementverputz  eines  säurehaltigen  Wasser- 
bassins. Verwenden  Sie  statt  des  Mörtels  aus  Portlandzement 
einen  solchen  aus  Schlackenzement.  Dieser  ist  kalkarm  und 
widersteht  der  Säure  vollkommen.  B.,  M.-Nr.  42  261. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände  H-i 


Die  Wanderversammlung  in  Posen 

Die  Ostdeutsche  Ausstellung  bot  den  äußeren  Anlaß,  eine 
Wanderversammlung  in  Posen  zusammenzurufen.  Die  Voraus- 
setzung, daß  unsere  östlichen  Bezirksverwaltungen  besonders 
stark  vertreten  sein  würden,  brachte  den  Gedanken  zur  Aus- 
führung, die  Bezirksverwaltungen  Pommern,  Ost-  und  West- 
preußen und  die  drei  schlesischen  Bezirksverwaltungen  zu  einer 


430 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  27 


Sitzung  der  Bezirksvorstände  zusammenzurufen,  nachdem  vorher 
die  Bezirksverwaltung  Posen  einen  Bezirkstag  abgehalten  hatte. 
Zu  der  gemeinsamen  Sitzung  der  Bezirksverwaltung  hatten  sich 
als  Vertretung  der  Verbandsleitung  die  Herren  Schwenkler, 
Frischmuth,  Dr.  Günther  und  Schubert  eingefunden.  In  fünf 
Referaten  wurden  eine  große  Zahl  Fragen  berührt,  die  den  Ver- 
band im  allgemeinen  betrafen,  aber  auch  solche,  die  im  be- 
sonderen von  Breslau  aus  in  den  Vordergrund  gerückt  wurden 
und  die  Verbandspolitik  betrafen.  Ueber  die  Stellenver- 
mittlung referierten  die  Herren  Schulz  (Bromberg)  und 
Radtke  (Königsberg).  Eine  Anzahl  treffliche  Vorschläge  und 
Anregungen  wurden  in  einer  Resolution  zusammengefaßt.  Ueber 
die  Neueinteilung  der  Bezirks  Verwaltungen 
machten  S  i  p  p  a  c  h  (Altwasser)  und  Beyer  (Stettin)  Vorschläge, 
zu  denen  Herr  Frischmuth  (Berlin)  das  Wort  ergriff.  Eben- 
falls das  Verwaltungsgebiet  berührten  die  Ausführungen  V  o  ß 
(Bromberg)  und  Sternberg  (Beuthen).  Die  Einrichtung  von 
Geschäftsstellen  im  Osten  und  die  Agitation  im  allgemeinen 
wurden  gestreift.  Hiernach  ergriff  Herr  Kreß  (Posen)  das 
Wort  zu  einem  trefflichen  Referate  über  unsere  Verbandspolitik. 
Er  unterstützte  in  allen  Punkten  die  Sondershäuser  Beschlüsse 
und  trat  für  eine  freiheithche  Auffassung  unserer  Verbandsarbeit 
im  Interesse  des  Fortschritts  ein  'und  verurteilte  alle  Bestrebungen, 
die  sich,  unter  Verkennung  der  tatsächlichen  Verhältnisse,  gegen 
die  Ziele  der  Mehrheit  wendeten.  Ein  an  dem  Tage  unter  der 
Firma  der  Bezirksverwaltung  Mittelschlesien  verbreitetes  Schrift- 
stück wurde  in  den  Mittelpunkt  der  Debatte  gerückt.  Der 
Korreferent,  Weitzel  (Breslau),  ein  Mitunterzeichner  des  Schrift- 
stücks, griff  die  Verbandsleitung  heftig  an,  besonders  auch  die 
Beamten  der  Leitung.  Hierauf  antworteten  die  Herren  Dr. 
Günther  und  Schubert.  Die  Begeisterung  für  die  im  Referat 
vorgezeichnete  Verbandspolitik  schlug  die  Angriffe  zurück  und 
verurteilte  das  mit  falschen  Begriffen  und  unbegründeten  An- 
griffen gespickte  Flugblatt,  dessen  Einziehung  den  Herausgebern 
zur  Pflicht  gemacht  wurde.  Hiergegen  stimmten  tiur  zwei,  nicht 
einmal  alle  Unterzeichner  des  Aufrufs. 

Nunmehr  rief  ein  Begrüßungsabend  alle  Gäste  zusammen. 
Zwei  Säle  des  Hotels  „Friedrichshof"  waren  überfüllt.  Zu 
einer  Ansprache  ergriff  Schubert  (Berlin)  das  Wort,  um  an- 
knüpfend an  die  Ausstellung  über  technische  Arbeit,  ihre  Träger 
und  ihre  Bewertung  zu  reden.  Es  konnte  nicht  anders  sein, 
als  daß  diese  Ausführungen  von  der  Debatte  am  Nachmittag 
beeinflußt  wurden.  Mit  prägnanter  Schärfe  verteidigte  der 
Redner  das  Vordringen  fortschrittlichen  Geistes  in  der  Bewegung 
der  Berufsorganisationen.  Freiheit  der  Persönlichkeit  in  jeder 
Beziehung  ist  die  Grundlage  unseres  Wirkens.  Unsere  Forde- 
rungen passen  sich  dem  Ganzen  an  und  ihre  Erfüllung  ist 
notwendig  zur  Gesunderhaltung  unseres  Standes,  dessen  Arbeit 
die  Grundlage  unserer  heutigen  Wirtschaft  darstellt.  Starker 
Beifall  zeugte  vom  Einverständnis  der  Versammlung. 

Am  Sonntag  schloß  sich  an  eine  Stadtbesichtigung  der 
Festakt  in  der  Akademie  an.  Herr  Schwenkler  begrüßte  die 
Versammlung  und  sprach  von  den  Erfolgen  des  Verbandes, 
von  der  Steigung  seines  Vermögens,  von  der  Vergrößerung  seines 
Wirkungskreises  und  von  der  wachsenden  Anerkennung.  Von 
der  letzten  zeuge  die  Teilnahme  der  500  Teilnehmer  über- 
schreitenden gegenwärtigen  Versammlung.  Wir  bemerkten  neben 
den  städtischen  und  staatlichen  Behörden  und  den  Vertretern 
der  politischen  Parteien  die  Herren  Stadtbaurat  Teubner,  Stadtrat 
Heinemann,  Stadtverordneten-Vorsteher  Justizrat  Placzek,  Inten- 
dantur- und  Baurat  Sieburg,  Postbaurat  Wildfang,  Reg.-  und 
Gewerberat  Haegermann,  Oberbaurat  Lehmann,  Oberreg. -Rat 
Hayessen,  Rektor  der  Akademie  Professor  Dr.  Spies,  Reg.-Bau- 
meister  Heinert,  Landesbauinspektor  Hanke,  Obering.  Benemann, 
Präsident  der  Handelskammer  Geh.  Kommerzienrat  Herz  usw. 

Herr  Schubert  (Berlin)  erhielt  hierauf  das  Wort,  um  vom 
Verbandsprogramm  zu  sprechen.  Er  führte  etwa  aus:  „Die 
Posener  Ausstellung  gibt  dem  D.  T.-V.  Gelegenheit,  seine  Mit- 
glieder zu  einer  Wanderversammlung  zusammenzurufen.  Die 
Arbeit,  die  dort  draußen  gezeigt  wird,  kennt  der  Techniker,  denn 
sein  gilt  ihr  ganzes  Wirken.  Technische  Gedanken  haben  die  Ar- 
beit veredelt,  haben  aus  Sklavenarbeit  freie  Arbeit  gemacht.  Die 
Mehrheit  unseres  Volkes  c  steht  heute  mit  der  technisch- 
industriellen Arbeit  in  engster  Fühlung,  ja  sogar  die  Landwirt- 
schaft, die  oft  genug  ihren  Gegensatz  zur  Technik  und  Industrie 
betont,  hat  von  der  technischen  Arbeit  Anregung  über  Anregung 
empfangen.  Sie  ist  nur  leistungsfähig  geworden  durch  ihre 
Verbindung  mit  chemisch-technischer  Arbeit,  sie  wird  sich  weiter 
entwickeln,  wenn  sie  sich  unter  moderne  Technik  beugt.  So 
hat  sich  durch  technisch-ökonomisches  Denken  der  Pflug  eben- 
so gewandelt  wie  'die  Formensprache  unserer  Bauten  durch 
Verwendung  von  Eisen  und  Beton.  Das  Streben  nach  Wirt- 
schaftlichkeit und  höchstem  Effekt  haben  uns  Freiheit  und 
Schönheit  im  Werkzeug,  in  der  Maschine,  im  Haus  in  allen 
Dingen  gegeben.    Das  ist  Erfolg  technischer  Arbeit.    Und  trotz- 


dem kommt  die  Vertretung  eines  Verbandes  zusammen  und 
entwickelt  neben  diesen  Erfolgen  ein  soziales  Programm,  von 
dem  baldige  Erfüllung  erwartet  wird.  Es  ist  da  ein  Widerspruch 
zwischen  dem,  was  technische  Arbeit  leistet  und  wie  sie  ent- 
lohnt wird.  Ein  großes  Heer  technischer  Angestellter  und  Be- 
amten hat  sich  gebildet  und  ist  durch  die  wirtschaftliche  Ent- 
wicklung in  eine  Abhängigkeit  gedrängt  worden,  die  oft  un- 
würdige Erscheinungen  zeitigt.  Sich  durchzusetzen  und  dem 
Programm,  dessen  'Zielpunkte  bessere  Entlohnung,  gerechtere 
Arbeitsverträge  sind,  Nachdruck  zu  verleihen,  ist  der  Inhalt 
des  Organisationsgedankens.  Man  muß  dem  zustimmen,  daß 
die  Arbeit,  auf  die  sich  heute  unsere  Volkswirtschaft  gründet, 
deren  Erfolge  wir  bewundern,  nur  von  freien  Menschen  geleistet 
werden  kann.  Die  Erfolge  werden  sich  nur  steigern  lassen, 
wenn  der  technische  Berufsstand  gesund  erhalten  wird,  aber 
nicht,  wenn  unwürdige  Konkurrenzklauseln,  ein  schlechter  Er- 
finderschutz, ein  mangelhaftes  Recht  ihn  bedrücken.  Der  D.  T.-V. 
fühlt  sich  deshalb  als  ein  Glied  der  sozialen  Bewegung  und 
erwartet  von  ihr,  daß  sie  den  Menschen  als  Verwalter  der 
Güter  in  ihrer  Bewertung  wieder  vor  diese  stellt.  Die  Kultur, 
die  sich  auf  die  technische  Arbeit  aufbauen  wird,  kann  nur 
von  Bestand  sein,  wenn  die  sozialen  Forderungen  unserer  Or- 
ganisation erfüllt  werden.  Da  liegt  Gegenwartsarbeit,  die  im 
Interesse  der  nationalen  Kultur  und  Dienste  der  Zukunft  unseres 
Volkes  geleistet  werden  muß." 

Stadtbaurat  Teubner  (Posen)  begrüßte  die  Versammlung 
namens  der  Stadt  Posen  unter  Hinweis  darauf,  daß  die  tech- 
nischen Einrichtungen  der  Stadt  nicht  zuletzt  ihre  Blüte  be- 
dingten. Nunmehr  nahm  Dr.  Günther  (Berlin)  das  Wort  zu 
seinem  Festvortrag  über  „Technische  und  soziale  Kultur".  Er 
führte  aus,  daß  die  Ansprache  des  Vorredners  das  Wort  Kultur 
so  sympathisch  gemacht  habe.  Man  darf  dabei  nicht  vergessen, 
daß  die  alte  nationale  Kultur  persönlicher  war  als  die  heutige. 
Heute  ist  die  Zersplitterung  größer,  und  die  Gefahr  liegt  nahe, 
daß  die  alten  Kulturwerte  verlustig  gehen.  Die  Ostdeutsche 
Ausstellung  fordert  die  ungeteilte  Bewunderung  der  Besucher 
heraus,  da  hier  eine  Unsumme  von  Arbeit  niedergelegt  ist. 
Die  technische  Kultur  betrachtete  der  Redner  nunmehr  eingehend, 
u.  zw.  einmal  nach  dem  Gedanken  der  wirtschaftlichen  Kultur, 
die  daneben  einhergeht,  und  sodann  nach  dem  Gedanken,  daß 
diese  technische  Kultur  berufen  ist,  die  breiten  Schichten  des 
Konsumentstandes  zu  durchdringen.  Die  Technik  von  heute 
ist  wirtschaftliche  Kultur  und  dient  den  Konsumenten;  diese 
wirtschaftliche  Kultur  findet  ihren  Ausdruck  in  der  Tatsache, 
daß  die  Masse  der  Angestellten  des  deutschen  Volkes  noch 
nicht  die  rechte  Wertung  erfährt.  Die  Unternehmung  ermöglicht 
die  Technik.  Leider  besteht  die  Gefahr,  daß  das  große  wirt- 
schaftliche Ideal  auf  sozialem  Gebiet  sich  ins  Gegenteil  umkehrt. 
Nur  durch  die  Unterordnung  des  einzelnen  kann  heute  etwas 
erreicht  werden. 

Es  wird  jetzt  viel  von  Wohlfahrtseinrichtungen  gesprochen ; 
aber  davon  die  Lösung  der  sozialen  Frage  zu  erwarten,  das 
ist  eine  Utopie.  An  uns  wird  es  sein,  die  feindlichen  Gegen- 
sätze der  technischen  und  sozialen  Kultur  zusammenzufügen,  um 
die  technische,  wirtschafthche  und  soziale  Kultur  zu  versöhnen 
und  so  zu  einer  nationalen  Kultur  zu  kommen.  Der  Kapitalismus 
wird  schließlich  auch  'zur  Grundlage  der  sozialen  Kultur  werden. 
Die  große  Masse  der  Menschen  in  Deutschland,  die  von 
25  Millionen  in  1816  auf  über  65  Millionen  in  IQIO  angewachsen 
ist,  hat  die  ganze  technische  Entwicklung  hervorgerufen;  sie 
gibt  den  Ton,  sie  zwingt  zum  Export  und  hier  im  Osten  be- 
sonders zum  Eindringen  der  Technik  in  den  landwirtschaftlichen 
Betrieb.  Nicht  die  Gegensätze  zwischen  Klasse  und  Stand 
bestimmen  die  deutsche  Gesellschaft.  Der  technische  Stand 
will  eine  Politik,  die  von  einem  vernünftigen  zünftlerischen 
Egoismus  getragen  wird,  um  es  zu  ermöglichen,  die  technische 
und  soziale  Kultur  miteinander  zu  verbinden. 

Herr  Schwenkler  (Berlin)  schloß  hierauf  mit  Worten  des 
Dankes  und  mit  der  Aufforderung  an  die  Mitglieder  weiter  zu 
arbeiten  den  würdig  verlaufenen  Festakt. 

Mit  der  ganzen  Veranstaltung  hatten  'unsere  Posener  Freunde 
wieder  einmal  bewiesen,  wie  fleißig  sie  arbeiten,  welches  Pflicht- 
bewußtsein in  ihnen  lebt  und  wie  innig  sie  mit  unserer  Ver- 
bandssache verwachsen  sind.  Wir  dürfen  wohl  auch  an  dieser 
Stelle  den  Dank  aller  Gäste  und  den  des  Verbandes  zum 
Ausdruck  bringen! 

Wanderversanimlimg  des  D.  T.-V. 
aus    Anlaß    der  Internationalen  Hygiene- Ausstellung 
Dresden  1911    ::    15.  bis  19.  Juli 
Veranstaltet  von  der  Bezirksverw.  Dresden. 
Angesichts  der  nahen  Verwirklichung  verfehlen  wir  nicht, 
nociimals  alle  Herren  Kollegen  aufzufordern,  soweit  dies  noch 
nicht  geschehen  sein  sollte,  die  ihnen  übermittelten  Anmelde- 


Heft  27 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


431 


bogen  umgehend  auszufüllen  und  an  den  Vorsitzenden  des  vor- 
bereitenden Ausschusses,  Baumeister  Johannes  SchüIMer,  Klein- 
luga, Post  Mügeln,  Bez.  Dresden,  einzusenden. 

Nach  Eingang  der  Anmeldung,  der  wir  spätestens  am  3.  Juli 
entgegensehen,  werden  wir  den  Teilnehmern,  soweit  der  Vorrat 
reicht,  die  von  uns  bearbeitete  Broschüre  übersenden,  welche 
vieles  den  Techniker  Interessierende  über  Geschichte,  Bevölke- 
rung, Industrie,  Handel,  Technik,  Eisenbahn-  und  Brückenbau 


usw.  Sachsens  enthält  und  so  geordnet  ist,  daß  sie  im  Bahn- 
wagen gelesen  auf  alles  das  aufmerksam  macht,  was  das  Auge 
des  Reisenden  im  Vorbeifahren  erblicken  kann.  Die  Broschüre 
wird  also  eine  angenehme  Reisegesellschafterin  sein. 

Da  die  16  Seiten  umfassende,  flüssig  geschriebene  Broschüre 
viele  wichtige  und  nicht  allgemein  Bekannte  Daten  enthält, 
glauben  wir  allen  Beteiligten  einen  aueh  dauernden  Wert  be- 
sitzenden Reiseführer  in  die  Hand  zu  geben. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  »iederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbatidsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusliripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopte 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  Uber  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
FCr  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksverwaltungen 
Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Sonnenstr.  8.  Wir  richten 
an  unsere  Mitglieder  die  Bitte,  sich  recht  zahlreich  an  der  vom 
15.  bis  17.  Juli  in  Dresden  stattfindenden  Wanderversammlung' 
des  D.  T.-V.  zu  beteiligen.  Die  näheren  Bestimmungen  sind 
aus  unserer  besonderen  Druckschrift  zu  entnehmen. 


Zwei^vereine 
Gemischte  Vereine. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Jobs. 
Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Str.  60.  Vereinslokal:  „Wil- 
helmshof" am  Wilhelmplatz  in  Charlottenburg.  —  Die  nächste 
Hauptversammlung  am  Donnerstag,  6.  Juli,  fällt  aus,  dafür  findet 
an  diesem  Tage  nachmittags  5  Uhr  eine  Besichtigung  des  Kraft- 
werks „Unterspree"  der  Hochbahngesellschaft  statt.  Treffpunkt 
spätestens  ^j^b,  Endstation  „Spandauer  Bock"  der  elektr.  Straßen- 
bahn (Linie  P  und  R).  Daran  anschließend  geselliges  Bei- 
sammensein mit  Damen  im  Konzertgarten  der  Spandauer  Berg- 
brauerei. Freunde  und  Gönner  unseres  Vereins  sind  herzlich  will- 
kommen.   Um  zahlreiches  Erscheinen  wird  gebeten. 

Cöln.  Technischer  Verein.  Der  Verein  veranstaltete 
am  11.  Juni  einen  Ausflug  nach  Kottenheim,  Niedermendig  und 
dem  Laacher  See,  an  dem  sich  auch  zahlreiche  Bonner  und 
Coblenzer  Kollegen  beteiligten.  —  Der  nächste  Vereinsabend 
findet  am  1.  Juli  im  Rest.  Adler  (Ecke  Hohenzollernring  und 
Friesenstraße)  statt. 

Hamburg.  Technik  er- Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  4.  Juli,  präzis  abends  9  Uhr,  im  Vereins- 
lokal St.  Georger  Bürgerkasino,  Gr.  Allee  Nr.  55.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme  von  Mitgliedern. 
3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Technische  Fragen.  5.  Ver- 
schiedenes. —  Am  9.  Juli  Sommerausflug  nach  Mölln.  Hierzu 
laden  wir  alle  Vereins-  und  Verbandskollegen  mit  ihren 
Damen  ein. 

Hanau  a.  M.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  6.  Juli, 
abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel  zum 
Riesen".  Tagesordnung:  .1.  \'erlesung  der  Eingänge.  2.  Stel- 
lungnahme zum  Rundschreiben  vom  D.  T  -V.  3.  Besprechung 
des  Programms  für  den  Sommerausflug  am  8.  und  9.  Juli.  4.  Ver- 
schiedenes. Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird 
gebeten. 

Hildesheim.  Technischer  Verein.  Programm  für 
den  Monat  Juli:  Sonnabend,  1.  Juli,  Hauptversammlung  im  Ver- 
einslokal. Sonntag,  2.  Juli,  nachmittags  2  Uhr,  Ausflug  nach 
dem  Wohldenberg.  Sonnabend,  22.  Juli,  abends  9  Uhr,  Ver- 
sammlung im  Galgenberg-Restaurant.  Um  rege  Beteiligung  an 
allen  Veranstaltungen  wird  ersucht. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ingenieur,  Kiel,  Fährstraße  7.  —  Mitgliederversammlung  am 
Donnerstag,  6.  Juli,  abends  8V2  Llhr,  im  Vereinslokal  „Patzen- 
hofer",  Falkstr.  12.  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung  der 
letzten  Versammlung.  2.  Aufnahme.  3.  Eingänge.  4.  Wahl 
eines  Kassenprüfers  für  den  satzungsmäßig  ausscheidenden  Koll. 
Graf.    5.  Verbandsangelegenheiten.    6.  Sonstiges. 

Kassenstunden  unserer  Krankenkasse  an  jedem  Donnerstag, 
abends  von  71/2  bis  S^/g  Uhr,  im  Geschäfts-  und  Lesezimmer, 
das  nach  wie  -vor  an  jedem  Werktage  abends  von  8  bis  10  Uhr 
und  Sonntags  von  10  bis  12  Uhr  vormittags  geöffnet  ist. 

Mannheim.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Wald- 
parkstraße 8.  Programm  für  den  Monat  Juli:  Mittwoch,  5.  Juli, 
präzis  9  Uhr  abends,  Hauptversammlung.  Tagesordnung: 
1.  Protokollverlesung.  2.  Neuwahl  des  Kassierers.  3.  Neuauf- 
nahme  und   Erledigung   der   Eingänge.     4.  Statutenänderung. 


5.  Beitrag  studierender  Mitglieder.  6.  Entschädigung  desi  Kas- 
sierers. 7.  Verschiedenes.  —  Sonntag,  16.  Juli,  gemeinsamer 
Ausflug.  Vorschlag:  Ab  Mannheim  nach  Waldmichelbach.  — 
Mittwoch,  26.  Juli,  abends  präzis  9  Uhr,  Vorstandssitzung.  — 
Die  Herren  Mitglieder  werden  dringend  ersucht,  die  Antworten 
auf  das  Rundschreiben,  den  Vereinsabend  betreffend,  umgehend 
einzusenden.  —  Bis  zur  Neuwahl  des  Kassierers  versieht  der 
1.  Vorsitzende  die  Kassengeschäfte. 

München.  Techniker-Verein.  Dienstag,  4.  Juli, 
abends  81/2  Uhr,  Monatsversammlung  im  Vereinslokal  Domhof. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  E.  V. 
Freitag,  7.  Juli,  abends  8V2  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereins- 
lokal,  Casino-Restaurant,     Freiheitsstraße  65.  Tagesordnung: 

1.  Protokollverlesung.    2.  Wahl  einer  Unterstützungskommission. 

3.  Kassenbericht  über  das  II.  Quartal  1911.  4.  Kostenvoranschlag 
für  das  III.  Quartal  1911.  5.  Verbandsangelegenheiten.  6.  Ein- 
gänge und  Verschiedenes.  Um  recht  zahlreiche  Beteiligung 
wird  gebeten. 

Nordhausen.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  u. 
Br.-A.:  H.  Klingner,  Baumstr.,  Nordhausen,  Steinstr.  24.  Jeden 
Donnerstag  Vereinsabend;  bei  günstiger  Witterung  finden  diese 
im  Gehege-Restaurant  „Merwigs-Linde"  statt,  sonst  im  Restaurant 
„Bürgerbräu".  Jeden  Sonntag  vormittag  IIV2  Uhr  Frühschoppen 
im  Cafe  Dietze.  Am  Donnerstag,  6.  Juli,"  abends  8V2  Uhr, 
Juni-Hauptversammlung  im  Restaurant  „Bürgerbräu".  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Verlesen  der  Protokolle.  3.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Verschiedenes. 
Wir  bitten  um  zahlreichen  Besuch. 

Oldenburg.  Techniker-Verein.  Die  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Mittwoch,  5.  Juli,  abends  9  Uhr,  im 
Landesgewerbemuseum  statt.  Nebenversammlung  am  Mittwoch, 
19.  Juli,  abends  9  Uhr,  im  Restaurant  Bavaria.  Rege  Be- 
teiligung erwünscht. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mittwoch 
nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum  Prinzen 
Monats-Versammlung  am  Mittwoch,  5.  Juli  1911,  abends  8V2  Uhr, 
im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.    2.  Verbandsangelegenheiten.    3.  Verschiedenes. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  —  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  6.  Juli  1911,  im  Vereinslokal  Restaurant  „Neubauer", 
Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung:  i.  Mitteilungen  und  Ein- 
gänge.    2.   Vierteljahrskassenbericht.     3.   Technische  Fragen. 

4.  Verschiedenes.  —  Während  der  Monate  Juli  und  August 
finden  nur  die  Hauptversammlungen  statt;  jeden  anderen 
Donnerstag  zwanglose  Zusammenkunft  im  Vereinslokal. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witt  en- 
berg  und  Umgegend.  Monatsversammlung  am  8.  Juli 
1911,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  „Brauerei  Maiwald",  Cos- 
wiger Straße  23.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Versamm- 
lungsberichtes.    2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.     3.  Eingänge. 

4.  Verschiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  E.  V. 
Vereinslokal:  Hilsebein-Restaurant,  Belle-Alliancestraße  S7.  Ver- 
sammlung: Am  ersten  Mittwoch  im  (Monat.  Br.-A.:  H.  Reichert, 
Berlin  SW.  29,  Fidicinstraße  44  I.  Kassierer:  E.  Heß,  Berlin  W.  57, 
Bülowstraße  63.  Nächste  Versammlung:  Mittwoch,  5.  Juli, 
im  Vereinslokal,  pünktlich  9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Geschäft- 
liches und  Protokollverlesung.  2.  Aussprache  über  Verbands- 
angelegenheiten und  Gruppenteilung.  3.  Verschiedenes.  Um 
zahlreiches  Erscheinen  wird  dringend  gebeten. 

Chemnitz.  „B  a  u  h  ü  1 1  e".  Freitag,  7.  Juli,  pünktlich  abends 
1/29  Uhr,  Monats-Hauptversammlung  im  Vereinslokal,  Restaurant 
Moritzburg.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Mitgliederbewegung. 
3.  Verschiedene  Berichte.    4.  Wanderversammlung  in  Dresden. 

5.  Wettbewerbsergebnis  (die  eingegangenen  Entwürfe  sind  aus- 
gestellt). 6.  Eisenbetonkursus.  7.  Fragekasten  und  Allgemeines. 
Hieran  anschließend  außerordentliche  Hauptversammlung.  Tages- 
ordnung:   1.  Wahl  eines  Ehrengerichts  (Punkt  9  der  Satzung). 

2.  Wahl  eines  Standesausschusses  von  drei  Mitgliedern  und  drei 
Stellvertretern.     Da  die  Hauptversammlung  vom  5.  Mai  nicht 


432 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  27 


verhandlungsfähig  war,  ist  nunmehr  die  außerordentliche  Haupt- 
versammlung, ohne  Rücksicht  auf  die  erschienene  Mitglieder- 
zahl, beschlußfähig.  Gemäß  §  11  der  Satzung  haben  alle  orts- 
ansässigen Mitglieder  zu  erscheinen.  Unentschuldigtes  oder  un- 
begründetes Fehlen  wird  satzungsgemäß  geahndet.  —  Vom 
Sonnabend  den  15.  bis  Mittwoch  den  19.  Juli  findet  die  von 
der  Bez.-Verw.  Dresden  anläßlich  der  Intern.  Hygiene-Aus- 
stellung in  Dresden  veranstaltete  Wanderversamtnlung  des 
D.  T.-V.  statt.  Unsere  Mitglieder  und  deren  Angehörige  werden 
dringend  ersucht,  sich  hieran  rege  zu  beteiligen.  Einladungs- 
karten, Festfolge  und  Anmeldeschein  gehen  diesen  noch  zu. 
Der  Verein  gewährt  gegen  Zurückgabe  der  Festkarte  jedem 
Mitglied  einen  Beitrag  von  5  M.  Anmeldungen  zur  Teilnahme 
sind  sofort  bei  dem  I.  Vorsitzenden  einzureichen. 

Dresden.  Motiv,  Bauhütte.  Mittwoch,  5.  Juli,  abends 
VsQ  Uhr,  findet  ein  Diskussionsabend  im  Vereinslokale  statt. 
iThema:  Künstlerische  Kulturaufgaben  der  Gegenwart.  (Eine 
Aussprache  im  Anschluß  an  die  diesjährige  Tagung  des  Deut- 
schen Werkbundes  in  Dresden.)  Referent:  Herr  Baumeister 
Seidler.  'Um  recht  zahlreiches  Erscheinen  der  Mitglieder  und 
Einführung  neuer  Kollegen  wird  gebeten. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  —  Am  Sonnabend,  8.  Juli  1911, 


nachmittags  4  Uhr,  besichtigt  unser  Verein  die  Kraftstation 
Moabit  der  Berliner  Elektrizitäts-Werke.  Treffpunkt  vor  der 
Kraftstation.  Wir  erwarten  alle  unsere  Mitglieder  zu  dieser  Be- 
sichtigung.   Gäste  willkommen. 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Br.-A. :  Rob. 
Donix,  Elisenstraße  5.  Vereinslokal:  Hotel  Roter  Hirsch.  — 
Monatsplan  für  Juli  1911.  Freitag,  7.  Juli,  abends  ^12^  Uhr, 
Monats-Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Protokollver- 
lesung. 2.  Wahl  der  Delegierten  zur  Wanderversammlung  Dres- 
den. 3.  Verschiedenes,  Wahl  eines  Büchervervvalters  an  Stelle 
des  verziehenden  Kollegen  P.  Großer.  —  Freitag,  14.  Juli, 
Vorstandssitzung.  —  Einzeichnungslisten  zur  Bestellung  der 
Gutscheinhefte,  Hotelkarten,  Einlaßkarten  zur  Ausstellung  usw. 
zur  Wanderversammlung-Dresden  vom  15.  bis  19.  Juli,  sowie 
ausführliche  Programme  sind  beim  Vorsitzenden  KoU.  R.  Donix 
zu  haben. 

Staatstechniker. 
Landesverein    Mittl.    Sächsischer  Eiscnbahn- 
techniker.    Vrs.:    Bausekretär  K.  Tramm,   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II. 
Mittwoch,  5.  Juli,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Fachvortrag  des  Kollegen  Herrn  Telegraphenmeister  1.  Kl. 
Angermann  über:  „Einrichtung  der  Blockapparate  unter  Vor- 
führung der  wichtigsten  Modelle".  3.  Verschiedenes.  Erscheinen 
sämtlicher  Kollegen  dringend  erforderlich. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 

I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

1966  Vorort  v.  Berlin,  Maurer-  u.  Zimmermstr.  sof.  Bt. 
m.  gut.  Handschr.  Vorübergeh.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.  Markgrafenstr.  94. 

1967  Königr.  Sachsen,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  Zweigst.  Dresden,  z.  H.  d.  Hn.  A.  Oawehn,  Dresden- 
A.,  Gr.  Kirchgasse. 

1968  Militärbauamt  in  Ostpr.  sof.  zwei  im  Militärbauwes. 
erf.  Bt.  a.  2  bis  3  Mon.  Tagesdiäten  7  M.  Ang.  Zweigst. 
Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Kö- 
nigseck 5. 

1969  Dorsten  in  Westf.,  sof.  Bt.  m.  abgeschl.  Bgw.-Schul- 
bildung.  150  M.  Ang.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westf. 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

1970  Baugesch.  in  d.  Nähe  Lübecks  sof.  tücht.  Bt.,  gel 
Zimm.  140  M.  Dauernd.  Ang.  Zweigst.  Kiel,  z.  H.  d.  Hn, 
F.  Kobarg,  'Hansastr.  10. 

1977  Hamburg,  Ing.-  u.  Architekturbureau  sof.  Bt.,  ge- 
wandt im  Entw.,  sich,  in  stat.  Berechn.  u.  Abrechn.  140  bis 
160  M.  Ang.  Zweigst.  Hamburg,  z.  H.  d.  Hn.  E.  Natho,  Ham- 
burg 23,  Leibnitzstr.  6. 

1988  Thüringen,  Scliamottefabr.  sof.  j  Bt.  Dauernd.  120  M. 
Ang.  Zweigst.  Erfurt,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorst- 
straße 18. 

1990  Bromberg,  Baugesch.  sof.  Bt.,  militärfr.,  evg.,  f.  Bureau 
u.  Baustelle.  120  M.,  mehr  n.  Leistg.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bromberg,  z.  H.  d.  Hn.  H.  Neudahl, 
Mittelstr.  48. 

1993  Ostpr.,  Kgl.  Hochbauamt  sof.  Bt.,  vertr.  m.  Dienst- 
betrieb beim  Hochbauamt.  Geh.  u.  Zureisekost.  n.  Vereinbarung. 
Zirka  6  Woch.  Ang.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.,  z.  H.  d.  Hn. 
Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

1994  Stuttgart,  Beh.  sof.  zwei  jüng.  Bt.,  Süddeutsche  bevorz. 
130  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart, 
z.  H.  d.  Hn.  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstr.  14. 

1995  Prov.  Posen,  Beh.  Bt.,  f.  Bureau  u.  Baustelle,  m.  Bgw.- 
Schulbildg.,  fl.  Zeichn.,  m.  Praxis  bei  Beh.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechniker 
König,  Hohenlohestr.  3. 

1996  Metz,  Beh.  Bt.  als  Bauleit.  Praxis  b.  Beh.  erfordcrl. 
Ang.  m.  Gcii.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Metz,  z.  H. 
d.  Hn.  J.  Ziegler,  Brunnenstr.  8. 

1997  Tarnowitz,  Bt.,  militärfr.,  B;.rw.-Scliulbildg.  Praxis 
b.  Beh.  erfordcrl.  Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  <)  i. 


1999  Braunschweig,  Baugesch.  sof.  Bt.  bezw.  Arch.,  firm 
im  Entwerf.  Dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.,  Zeugn.-Abschr. 
u.  Skizz.  in  Briefform  Zweigst.  Braunschweig,  z.  H.  d.  Hn. 
G.  Janschek,  Pestalozzistr.  19. 

2001  Würzburg,  Arch.-Bureau  sof.  fl.  Zeichn.  a.  3  bis  4  Mon., 
evtl.  dauernd.  Ang.  Zweigst.  Würzburg,  z.  H.  d.  Hn.  L.  Ungerer, 
Schöntaler  Straße. 

2003  Zwickau  i.  S.,  Architekturbureau  jüng.  Bt.  m.  Bgw.- 
Schulbildg.  120  bis  150  M.  Dauernd.  Ang.  Geschäftsstelle  der 
Bezirksverwaltung  Leipzig,  Thomasring  18. 

2004  Duisburg,  Baugesch.  sof.  Bt.  120  bis  150  M.  Ang. 
Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westf.  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2011  Westfalen,  Beh.  sof.  Bt.  m.  abgeschl.  Bgw.-Schulbildg. 
zur  Erledig,  d.  laufend.  Dienstgeschäfte.  Bewerb.  m.  Praxis 
b.  Beh.  bevorz.,  auf  3  bis  4  Mon.,  evtl.  läng.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  Geschäftsst.  Rheinl.  u.  Westf.  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2012  Wittenburg  i.  Mecklenb.,  Maurer-  u.  Zimmermstr. 
sof.  Bt.,  gel.  Zimm.,  ev.,  ledig.  80  M  bei  freier  Station.  Ang. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2014  Sterkrade  i.  Rhld.,  Baugesch.  sof.  Bt.,  ev.,  f.  Buch- 
führung, Abrechn.  u.  Kostenanschl.  120  M.  Ang.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2017  Berlin,  Arch.-Bureau  j.  Bt.,  m.  Berlin.  Verh.  vertr. 
120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

1983  Vorort  Berlin,  Beh.  sof.  tücht.  Bt.,  im  Militärbauwesen 
erf.,  a.  4  Mon.  Tagesdiäten  7.50  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2032  Köln  a.  Rh.,  Bt.  f.  Entwurfs-  u.  Bureauarbeit.  Dau- 
ernd. 150  M.  Ang.  m.  früh.  Antr.-Term.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2033  Posen,  Elektr.  Werk  sof.  j.  Bt.  z.  Anfertig,  v.  Pausen 
u.  Leitungsplän.  usw.  Dauernd.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Absclir. 
Zweigst.  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechn.  König,  Hohenlohestr.  3. 

2034  Kattowitz,  Baugesch.  sof.  Hochbt.  f.  Bureau  u.  Bau- 
stelle, gut.  Statik.,  firm  im  Veranschlag,  u.  Entwerf.  v.  Projekt. 
150  M.  Evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstclle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2035  Posen,  Beh.  sof.  Bt.,  bis  30  J.  alt,  led.,  tücht.  Zeichn. 
m.  Praxis  bei  Bell.  150  bis  200  AA.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechniker  König, 
Hohenlohestr.  3. 

2036  Posen,  Architekt.-Bureau  sof.  2  Bt.,  led.,  firm  im 
Entwerf.,  Detail!.,  Veranschlag,  u.  Abrechn.  f.  Bureau  u.  Bau- 
stelle. 200  A\,  evtl.  mehr.  Ang.  m.  Zcugn.-.Abschr.  Zweigst. 
Posen,  z.  H.  d.  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  28  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  8.  JuH  1911 

Inhalt:  Die  notwendigste  Ersatzkasse  -   Das  Reichsmarineamt  gegen  die  Techniker  -  Aus  Landwirtschaft  und  Technik  —  Kultur  i  nd  Kunst  —  Wirtschaft  und  Leben  — 
Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Aus  der  Volkswirtschaftslelire  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dtm  Verbände 


Die  notwendigste  Ersatzkasse 

(Deutschland  und  Oesterreich) 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Die  Angestelltenversicherung  war  ursprünglich  als 
reine  Zwangsversicherung  des  Reiches  geplant.  .Wenn 
auch  mit  Rücksicht  auf  Knappschaftskassen  und  andere 
bestehende  Einrichtungen  das  Prinzip  nicht  ganz  rein 
durchgeführt  werden  konnte,  so  wollte  der  erste  Gesetz- 
entwurf vom  Januar  doch  jede  Risikoauswahl,  Beschrän- 
kung der  Freizügigkeit  und  Schädigung  der  Reichsanstalt 
durch  Sondereinrichtungen  ausschließen,  indem  er  die 
sogenannte  Rückdeckung  dieser  Einrichtungen  bei  der 
Reichsanstalt,  das  heißt  die  Ueberweisung  der  im  Gesetze 
vorgesehenen  Prämien  zur  Erwerbung  der  gesetzlichen 
Ansprüche  vorschrieb.  Die  Bemühungen  der  Unternehmer 
haben  es  durchgesetzt,  daß  in  dem  endgültigen  Reichstags- 
entvvurfe  vom  Mai  nun  neben  diesen  ,, Zuschußkassen" 
auch  noch  selbständige  ,, Ersatzkassen"  vorgesehen  sind,  die 
völlig  unabhängig  von  der  Reichsanstalt  die  gesetzlichen 
Aufgaben  übernehmen  und  zweifellos  die  Reichsanstalt 
schädigen  werden,  weil  man  die  Risikoauswahl  gar  nicht 
hindern  kann.  Deswegen  beschränkt  der  Gesetzentwurf 
das  Recht  der  Ersatzkassen  auf  Fabrik-,  Haus-,  Betriebs- 
kassen und  solche  Einrichtungen,  die  für  mehrere  Unter- 
nehmungen gemeinsam  von  diesen  errichtet  sind.  Aber 
gerade  für  die  Werkspensionskassen  wünschen  die  An- 
gestellten diese  Ausnahme  am  wenigsten,  weil  die  Ver- 
bindung der  Pensionsversicherung  mit  dem  Arbeitsvertrage 
fast  immer  eine  Fesselung  des  Angestellten,  eine  Beein- 
trächtigung seiner  Bewegungsfreiheit  und  einen  Druck  auf 
sein  Gehalt  bedeutet. 

Deswegen  werden  die  Angestellten  lebhaft  die  Wieder- 
herstellung des  Januarentwurfes  erstreben,  mit  Ausnahme 
einzelner  Verbände,  die  ihrer  Organisationskasse  wegen 
eine  Erweiterung  der  Ersatzkassenzulassung  verlangen. 
Auch  die  Versicherungsgesellschaften  arbeiten  in  der 
gleichen  Richtung.  Und  so  ist  ein  lebhafter  Streit  um 
die  Ersatzkassenfrage  zu  erwarten.  Aus  diesem  Streite 
möchte  ich  eine  Frage  vorwegnehmen,  weil  es  sich  kaum 
um  eine  Meinungsverschiedenheit  handeln  dürfte,  sondern 
nur  darum,  daß  sie  nicht  übersehen,  sondern  möglichst 
zweckmäßig  geregelt  wird.  Diejenige  Einrichtung,  die  un- 
bedingt als  Ersatzinstitut  anerkannt  werden  muß,  ist  die 
auf  Grund  des  österreichischen  Gesetzes  von  1Q06 
errichtete  Pensionsanstalt  für  die  staatliche  Versicherung 
der  Privatangestellten. 

Bekanntlich  arbeiten  tausende  von  reichsdeutschen  An- 
gestellten, namentlich  Werkmeister  und  Techniker,  in  Be- 
trieben, die  innerhalb  der  schwarzgelben  Grenzpfähle  liegen 
und  deren  Eigentümer  teilweise  Reichsangehörige,  größten- 


teils aber  Oesterreicher  sind.  Wie  würde  die  Lage  dieser 
Angestellten  nach  dem  Gesetzentwurfe  sein? 

Ein  Techniker,  der  drei  Jahre  lang  zur  deutschen 
Versicherung  gezahlt  hat  und  dann  eine  Stellung  in  Oester- 
reich annimmt,  verliert  prinzipiell  die  in  36  Monaten  ein- 
gezahlten Beiträge  von  60  bis  950  Mark  (von  denen  die 
Hälfte  er  selbst,  die  Hälfte  sein  Arbeitgeber  entrichtet  hat). 
Erst  wenn  er  60  Monatsbeiträge  entrichtet  hat,  darf  er 
(nach  §  15)  die  Versicherung  freiwillig  fortsetzen.  Die 
Versicherungsanstalt  kann  ihm  diese  Fortsetzung  auf  An- 
trag auch  schon  dann  gestatten,  wenn  die  Einzahlungen 
120  Monatsbeiträgen  der  untersten  Gehaltsklasse  gleich- 
kommen, also  192  Mark  betragen.  Aber  diese  Erlaubnis 
nützt  nichts,  denn  der  nach  Oesterreich  übersiedelnde 
Techniker  kann  keinen  Gebrauch  davon  machen;  er  müßte 
ja  nicht  nur  die  deutschen  Prämien  verdoppeln  (weil  sein 
Arbeitgeber  nicht  mehr  beiträgt),  sondern  daneben  auch 
noch  die  Prämien  der  österreichischen  Versicherung  zur 
Hälfte  oder  zu  einem  Drittel  tragen.  Niemand  kann  das, 
er  muß  die  deutsche  Versicherung  einfach  verfallen  lassen. 

Erst  nach  120  Beitragsmonaten  kann  der  auswandernde 
Techniker  den  erworbenen  Anspruch  ohne  weitere  Prämien 
aufrechterhalten.  Auch  hier  kann  ihm  die  Aufrechterhal- 
tung schon  nach  Zahlung  von  192  Mark  gestattet  werden. 
Aber  offenbar  erhält  er  damit  nur  die  Anwartschaft  in  der 
untersten  Gehaltsklasse  und  muß  noch  eine  jährliche  Ge- 
bühr von  3  Mark  bezahlen. 

In  Oesterreich  beginnt  eine  völlig  neue  Versicherung 
für  ihn  mit  einer  neuen  Wartezeit.  Wird  er  nach  acht 
Jahren  invalide,  so  erhält  er  in  Oesterreich  nichts,  in 
Deutschland  vielleicht  die  Mindestrente  einer  niedrigen 
Klasse.  Ein  Techniker  kann  also  in  beiden  Staaten  zu- 
sammen 10  Jahre  lang  versichert  sein,  5000  Mark  Prämien 
bezahlen  und  doch  bei  völliger  Erwerbsunfähigkeit  keinen 
Pfennig  Rente  beziehen! 

Nach  einer  Reihe  von  Jahren  kehrt  der  Angestellte 
nach  Deutschland  zurück,  um  hier  wieder  eine  Stellung" 
anzunehmen.  Dann  erlischt  natürlich  seine  Versicherungs- 
pflicht in  Oesterreich.  Seine  Rechtslage  ist  aber  prin- 
zipiell günstiger  als  nach  dem  deutschen  Gesetzentwurfe. 
Er  kann  die  von  ihm  selbst  geleisteten  Prämien  zurück- 
fordern (während  der  deutsche  Entwurf  eine  Beitrags- 
erstattung an  Männer  nur  für  den  Fall  des  Uebergangcs 
in  eine  der  versicherten  ähnliche  Tätigkeit  auf  eigene 
Rechnung  kennt).  Er  kann  auch  in  jedem  Falle  die  Ver- 
sicherung freiwillig  fortsetzen.  Und  wenn  die  freiwillige 
Versicherung  erlischt,  weil  der  Versicherte  mit  den  Prämien 


434 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  28 


im  Rückstände  bleibt,  oder  weil  er  dauernd  ohne  eine 
versicherungspflichtige  Tätigkeit  bleibt  (§  30),  so  erhält 
er  750/0  der  Prämienreserve,  die  aus  der  freiwilligen  Ver- 
sicherung erwachsen  ist. 

Die  früheren  Ansprüche  an  die  deutsche  Anstalt  können 
nicht  wieder  zur  Geltung  gebracht  werden,  denn  nach 
§  49  lebt  eine  verfallene  Anwartschaft  nur  wieder  auf, 
wenn  Beiträge  oder  Anerkennungsgebühr  binnen  Jahres- 
frist nach  Fälligkeit  gezahlt  werden. 

Dazu  kommt  noch,  daß  auch  dem  Bezüge  der  zwei 
Renten  Schwierigkeiten  entgegenstehen.  Nach  §  77  des 
deutschen  Gesetzes  ruhen  alle  Renten,  solange  der  Be- 
rechtigte sich  ohne  Zustimmung  des  Rentenausschusses 
gewöhnlich  im  Auslande  aufhält.  Geben  Berechtigte  den 
inländischen  Wohnsitz  auf,  so  können  sie  nach  §  46  mit 
der  Hälfte  des  Kapitalwertes  der  ihnen  gewährten  Bezüge 
abgefunden  werden.  Auch  nach  §21  des  österreichischen 
Gesetzes  ruht  das  Bezugsrecht  für  diejenige  Person,  welche 
außerhalb  des  Geltungsgebietes  lebt.  Diese  Bestimmungen 
können  beiderseits  für  Grenzgebiete  oder  auch  für  Staaten 
mit  ähnlichen  Einrichtungen  außer  Kraft  gesetzt  werden. 

Auch  wenn  das  geschieht,  bleibt  doch  zweifellos  für 
deutsche  Angestellte,  die  vorübergehend  oder  dauernd  in 
Oesterreich  arbeiten,  die  Rechtslage  unbefriedigend.  Eine 
wesentliche  Vereinfachung  und  ein  Schutz  gegen  den 
Verlust  von  Beiträgen  und  Rechten  würde  eintreten,  wenn 
eine  Staatskasse  von  der  anderen  als  Ersatzeinrichtung 
angesehen  würde.  Das  ist  aber  in  beiden  Gesetzen  nicht 
der  Fall.  Das  österreichische  Gesetz  kennt  eine  Erfüllung 
der  Gesetzespflicht  durch  Ersatzkassen  und  durch  Ersatz- 
verträge. Als  Ersatzkasse  kann  die  deutsche  Reichsanstalt 
nicht  in  Frage  kommen,  weil  für  sie  österreichische  Staats- 
aufsicht vorgeschrieben  ist  (§  65).  Auch  als  Ersatzver- 
träge (§  66)  kommen  nur  Verträge  mit  österreichischen 
Staats-  oder  Kommunalbehörden  oder  mit  inländischen 
oder  ,,zum  Geschäftsbetriebe  im  Inlande  zugelassenen  aus- 
ländischen Versicherungsanstalten"  in  Frage.  Der  deutsche 
Entwurf  läßt  solche  Versicherungsgesellschaften  überhaupt 
nicht  zu,  sondern  beschränkt  die  Zuschußkassen  und  die 
Ersatzkassen  auf  Betriebs-  und  ähnliche  Kassen  (§  362) 
sowie  auf  Knappschaftskassen  und  lokale  öffentlich-recht- 
liche Pensionseinrichtungen  (§  378,79).  Es  bedürfte  einer 
sehr  weitherzigen  Interpretation,  wenn  man  die  aus- 
ländischen Staatseinrichtungen  hier  zulassen  wollte;  das 
ist  auf  beiden  Seiten  nicht  zu  erwarten. 


Nun  enthält  der  deutsche  Entwurf  mit  Rücksicht  auf 
das  österreichische  Vorbild  einen  §  359,  wonach,  soweit 
andere  Staaten  eine  ähnliche  Angestelltenversorgung  durch- 
geführt haben,  der  Reichskanzler  mit  Zustimmung  des 
Bundesrates  unter  Wahrung  der  Gegenseitigkeit  eine  Ab- 
weichung vom  Gesetze  bestimmen  kann  für  die  Ver- 
sicherung in  solchen  Betrieben,  die  in  beiden  Staats- 
gebieten arbeiten,  für  die  Versicherung  der  Ausländer  und 
für  die  Durchführung  der  Fürsorge  des  anderen  Staates. 
Mit  diesem  Paragraphen  könnte  vielleicht  den  Mißständen 
vorgebeugt  werden.  Aber  vom  allgemein  politischen  Ge- 
sichtspunkte ist  es  stets  bedenklich,  dem  Bundesrate  weit- 
gehende Aenderungen  der  von  der  Volksvertretung  be- 
schlossenen Gesetze  zu  gestatten.  Und  außerdem  ist  die 
Bindung  an  die  Gegenseitigkeit  unzweckmäßig.  Denn  da 
das  österreichische  Gesetz  keine  entsprechende  Vorschrift 
hat,  so  müßte  eine  Vereinbarung  der  Regierungen  auf  eine 
Gesetzesänderung  des  Nachbarstaates  warten.  Außerdem 
hat  Oesterreich  ein  weit  geringeres  Interesse  an  der  Rege- 
lung dieser  Frage  als  Deutschland,  und  wir  wollen  die 
Aenderungen  nur  im  Interesse  der  deutschen  Angestellten, 
die  im  Auslande  arbeiten. 

Deswegen  ist  es  richtiger,  gleich  im  Gesetze  auf  die 
Verhältnisse  weiteste  Rücksicht  zu  nehmen  und  den  „inter- 
nationalen" Technikern  ihre  Versorgung  möglichst  zu  er- 
leichtern. Wenn  die  Paragraphen  des  deutschen  Entwurfes 
über  Ersatzeinrichtungen  bestehen  bleiben,  so  ist  ein  ein- 
facher Weg  die  Aufnahme  einer  Bestimmung  (§  378),  daß 
die  Vorschriften  über  Ersatzkassen  sinngemäße  Anwendung 
finden  auf  öffentlich-rechtliche  Pensionseinrichtungen  frem- 
der Staaten,  die  vom  Bundesrate  als  gleichwertig  anerkannt 
sind.  Damit  wären  die  in  Oesterreich  beschäftigten  deut- 
schen Techniker  dauernd  der  österreichischen  Anstalt  über- 
wiesen. Im  Interesse  der  künftig  auswandernden  Angestell- 
ten wäre  es,  wenn  das  österreichische  Gesetz  eine  gleiche 
Bestimmung  erhielte,  wonach  solche  Angestellte  dauernd 
in  der  deutschen  Anstalt  versorgt  blieben.  Da  auch  das 
österreichische  Gesetz  vor  der  Novellierung  steht,  wäre  es 
am  allerrichtigsten,  wenn  die  Regierungen  sich  vorher 
über  eine  gemeinsame  gesetzliche  Regelung  dahin  ver- 
ständigten, daß  die  Versicherung  in  einem  Staate  von 
der  Versicherungspflicht  im  anderen  befreite;  daß  beide 
Anstalten  sich  in  der  Durchführung  der  Versicherung 
unterstützten;  daß  in  gewissen  Beziehungen  (wie  beim 
Postverkehr)  Deutschland  und  Oesterreich  sich  als  Inland 
behandelten. 


Das  Reichsmarineamt  gegen  die  Techniker 

H.  KAUFMANN,  Berlin. 


-Es  ist  nicht  das  erstemal,  daß  das  Reichsmarineamt 
die  technischen  Angestellten  zwingt,  mit  ihren  Klagen  an 
die  Oeffentlichkeit  zu  gehen.  Am  7.  November  v.  J.  hat 
es  diese  Behörde  grundsätzlich  abgelehnt,  mit  den  Organi- 
sationen der  Angestellten  in  Verhandlungen  zu  treten  und 
damit  das  Petitionsrecht  seiner  Angestellten  ausgeschaltet. 
Damals  wurde  der  Deutsche  Techniker-Verband 
gezwungen,  die  Hilfe  des  Reichstages  in  Anspruch  zu 
nehmen.  In  der  Reichstagssitzung  vom  16.  Februar  1911 
hat  man  sich  erfreulicherweise  auch  mit  unseren  Petitionen 
zur  Verbesserung  der  recht  zerfahrenen  Dienstverhältnisse 
in  Kiel  und  Wilhelmshaven  beschäftigt  und  d  ilici 


dem  Herrn  Staatssekretär  des  Reichsmarineamts  recht  derbe 
Wahrheiten  gesagt.  Mit  großer  Mehrheit  hat  der  Reichs- 
tag damals  beschlossen:  „die  Petitionen  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes,  soweit  sie  sich  auf  Einrichtung  von 
Beamten ausschüssen,  Sicherung  des  Koa- 
litionsrechtes und  Anerkennung  der  Organi- 
sation der  Techniker  beziehen,  dem  Herrn  Reichskanzler 
zur  Berücksichtigung  zu  überweisen".  Wie  dieser 
Beschluß  des  Reichstages  „berücksichtigt"  wird,  tritt  jetzt 
wieder  offen  zutage. 

Das  Rcichsmarineamt  ist  im  Begriff,  eme  Aende- 
rung    der    Anstellungs  Verhältnisse  der  teil- 


Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEfTUNO  1911 


435 


weise  acht  bis  zehn  Jahre  „vorübergehend"  beschäf- 
tigten Hilfsarbeiter  der  Marinebetriebe  vorzunehmen. 
So  sehr  es  vom  Standpunkte  des  Steuerzahlers  aus 
begrüßt  werden  muß,  wenn  einmal  eine  ordnende 
Hand  eingreift  in  das  Chaos  der  Bestimmungen, 
Vorschriften  und  Verfügungen,  die  es  selbst  dem  gewieg- 
testen Kenner  derPersonalverhältnisse  der  Marine  unmöglich 
machen,  sich  hindurchzufinden,  so  sehr  muß  gegen  die  Art, 
wie  das  Reichsmarineamt  vorgeht,  Protest  erhoben  werden. 
Um  so  mehr,  als  es  immer  noch  Grundsatz  der  Beamten- 
gesetze gewesen,  daß  bei  einer  Neuordnung  die  bestehen- 
den Verhältnisse  nicht  verschlechtert  werden  dürfen.  Um 
die  ohnehin  recht  gedrückten  technischen  Angestellten, 
denen  in  den  technischen  Riesenbetrieben  des  Reichs- 
marineamtes von  jeher  die  Aschenbrödelrolle  zu- 
gewiesen ist,  noch  mehr  zu  benachteiligen,  hätte  es  der 
Mühe  einer  Reorganisation  wahrlich  nicht  bedurft. 

Die  Verfügung  des  Reichsmarineamtes  vom 
17.  Mai  1911,  womit  die  „Reorganisation"  eingeleitet 
wurde,  bestimmt: 

„Des  weiteren  dürfen  Hilfsarbeiter,  die  nur  für  v  o  r  - 
übergehen  de  Zwecke  eingestellt  sind  und  nicht  als 
Diätare  gelten,  nicht  mehr  (mittels  Anstellungsver- 
fügung) angestellt,  sondern  müssen  durch  Dienstver- 
trag angenommen  werden.  Sämtliche  für  die  Garnison- 
bauämter usw.  aufgeführten  Hilfskräfte  werden  deshalb 
in  Abänderung  der  Verfügung  vom  23.  September  1907  — 
J.  110  (Marineverordnungsblatt  Seite  327)  aus  dem 
Verzeichnis  A  in  das  Verzeichnis  B  über- 
geführt. Die  Neuaufstellung  dieser  Verzeichnisse  bleibt 
vorbehalten. 

Die  Kaiserliche  Intendantur  wird  hiermit  angewiesen, 
allen  beim  (Marine-)  Garnisonbauwesen  beschäftigten, 
mit  Anstellungsverfügung  versehenen  Hilfs- 
arbeitern zum  nächsten  zulässigen  Termin 
zu  kündigen  und  sie  von  neuem  nach  Maßgabe 
der  beiliegenden  Vorschriften  gegen  Dienstvertrag  an- 
zunehmen, soweit  ihre  Dienste  noch  weiter  erforder- 
lich sind." 

Am  27.  Mai  hat  auf  Grund  dieser  Verfügung  die  M  a  - 
rine-lntendantur  in  Kiel  und  am  19.  Juni  die 
Marine  -  Intendantur  in  Wilhelmshaven  ihren  An- 
gestellten zum  1.  Juli  bezw.  31.  Juli  gekündigt.  Dieser 
Behörde  sind  anscheinend  selbst  Bedenken  gegen  die 
Fassung  des  neuen  Vertragsmusters  aufgestoßen,  denn  sie 
hat  entsprechende  Vorstellungen  an  das  Reichsmarineamt 
gelangen  lassen.  Vergeblich !  Das  Reichsmarineamt  ver- 
fügt und  die  Intendanturen  müssen  gehorchen,  selbst  auf 
die  Gefahr  hin,  daß  darunter  der  Betrieb  zu  leiden  hat. 

Mit  der  harmlos  klingenden  Ueberführung  „aus  dem 
Verzeichnis  A  in  das  Verzeichnis  B"  werden  die  tech- 
nischen Angestellten  schwer  geschädigt.  Sie  standen  bis- 
her in  einem  gewissen  halbamtlichen  Verhältnis, 
wurden  mittels  einer  Anstellungsverfügung  an- 
gestellt und  waren  der  Disziplinargewalt  des 
Reichsbeamtengesetzes  unterworfen,  hatten,  so- 
fern sie  sich  nichts  zu  schulden  kommen  ließen,  also  Aus- 
sicht, später  in  pensionsberechtigte  Stellen  auf- 
rücken zu  können.  Außerdem  besaßen  sie  das  Beamten- 
Privilegium. 

Man  mag  über  dieses  Privilegium  vom  Standpunkte 
des  gewöhnlichen  Steuerzahlers  aus  denken  wie  man  will: 
so  lange  der  allgemeinen  Beamtenschaft  die  Ausnahme- 
stellung gewährt  wird,  so  lange  hat  es  Wert  für  diejenigen, 
die  im  Besitze  dieses  Privilegiums  sind.  Bei  einer  einiger- 
maßen wohlwollenden  Behandlung  der  Angestellten  hätte 
das  Reichsmarineamt  es  den  Betroffenen  zum  mindesten 


freistellen  müssen,  unter  den  alten  Verhältnissen  weiter 
zu  arbeiten  oder  nur  gegen  eine  entsprechende  Entschä- 
digung sich  den  neuen  Bedingungen  zu  unterwerfen. 
Aber  von  dem  sonst  so  vielfach  gepriesenen  Wohlwollen 
ist  da  nichts  zu  spüren.  Schwer  trifft  die  Ungnade  des  Herrn 
Marine-Staatssekretärs  die  ihm  unterstellten  Techniker! 

Der  neue  Dienstvertrag  wäre  wert,  im  Wortlaut  wieder- 
gegeben zu  werden.  Er  liest  sich  fast  wie  die  Kriegsartikel 
und  wimmelt  von  Beamtenpflichten,  ohne  auch  nur  im 
geringsten  den  mit  diesem  Vertrage  bedrückten  Angestell- 
ten Beamtenrechte  zu  gewähren. 

Wir  beschränken  uns  deshalb  nur  Raummangels  halber 
darauf,  einiges  herauszugreifen  und  auszugsweise  wieder- 
zugeben. 

§1  fordert  eine  dreimonatliche  Probezeit; 
trotzdem  in  den  „besonderen  Vorschriften  für  die  An- 
nahme des  nichtbeamteten  technischen  Hilfspersonals  im 
Bereiche  der  Kaiserlichen  Marine-Intendanturen",  die  diesen 
Dienstvertrag  ergänzen,  genau  die  Vorbildung  der  An- 
zustellenden umschrieben  ist.  Dort  wird  das  Reife- 
zeugnis einer  vom  Staatssekretär  des  Reichsmarineamtes 
anerkannten  Eachschule  gefordert. 

§  2  bestimmt,  daß  je  nach  Ausfall  der  Probezeit,  also 
erst  nach  dreimonatlicher  Arbeitsleistung,  „die  Höhe  der 
Vergütung  innerhalb  der  vom  Staatssekretär  des  Reichs- 
marineamtes genehmigten  Grenzen  endgültig  festgesetzt 
wird". 

Im  §  3  wird  der  Angestellte  verpflichtet, 
„auch  über  die  festgesetzten  Dienststunden  hinaus  und 
an  Sonn-  und  Eeiertagen  ohne  besondere  Ver- 
gütung zu  arbeite  n". 

§  5  umschreibt  die  Strafen,  mit  welchen  ein  An- 
gestellter getroffen  werden  kann,  der  nach  Ansicht  seiner 
Vorgesetzten  die  ihm  obliegenden  Pflichten  verletzt. 

Nach  '§  6  wird  der  Angestellte  bestraft,  wenn  er  eine 
Beschwerde  oder  eine  Eingabe  persönlicher  Art  an  anderer 
Stelle  anbringt,  als  bei  den  ihm  unmittelbar  zur  Beschäf- 
tigung überwiesenen  Personen.  Mit  dieser  Bestimmung 
will  das  Reichsmarineamt  anscheinend  das  Petitions- 
recht der  Angestellten  noch  weiter  be- 
schränken. 

§  7  verbietet  die  Nebenbeschäftigung,  die  bis- 
her mit  Zustimmung  der  Intendantur  erlaubt  war.  Das 
Anfangsgehalt  beträgt  nach  den  neuen  Bestimmungen 
1700  Mark,  weshalb  man  es  leicht  begreifen  kann,  daß 
der  eine  oder  der  andere  Angestellte  je  nach  seinen  per- 
sönlichen Verhältnissen  gezwungen  ist,  Nebenbeschäf- 
tigung zu  suchen.  Tatsächlich  ist  auch  eine  nicht  geringe 
Anzahl  der  Angestellten  der  Marinebetriebe  nebenamtlich 
als  Lehrer  an  den  gewerblichen  Eortbil- 
dungsschulen  in  Kiel  und  Wilhelmshaven  tätig 

§  9  sagt: 

„EinAnspruchaufUrlaubbestehtnicht. 
Auf  begründeten  Antrag  kann  ein  Erholungsurlaub  in 
angemessenen  Grenzen  unter  Belassung  der  Vergütung 
bewilligt   werden,   sofern   Stellvertretungskosten  nicht 
'entstehen." 

Nach  diesem  Paragraphen  entscheidet  die  Willkür  des 
Vorgesetzten  darüber,  „den  begründeten  Antrag"  zu  ge- 
nehmigen oder  abzulehnen  und  „die  angemessenen  Gren- 
zen" des  Erholungsurlaubs  zu  bestimmen.  Die  Erfahrung 
lehrt,  daß  bei  solchem  System  der  Angestellte  meist  um 
seinen  Urlaub  kämpfen  muß;  zudem  kann  „die  Ur- 
laubsbewilligung zu  jeder  Zei't  zurückgezo- 
gen werden,  wenn  das  dienstliche  Interesse 
dies  erheisch  t". 

Reiner  Kautschuk,  diese  Bestimmungen! 


436 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  28 


§  12  ist  derjenige  Punkt,  gegen  den  sich  wohl  am 
meisten  die  Entrüstung  nicht  nur  'der  Angestellten,  sondern 
eines  jeden  Sozialpolitikers  wird  wenden  müssen.  Er 
handelt  von  der  Erkrankung  des  Angestellten  und  ist 
wert,  wörtlich  zitiert  zu  werden : 

„Im  Erkrankungsfalle  hat  der  Dienstverpflichtete  die 
an  der  Dienstverrichtung  hindernde  Erkrankung  der 
Person,  der  er  zur  Beschäftigung  überwiesen  worden 
ist,  sofort  zu  melden  und  ihre  Fortdauer  von  14 
zul4TagendurchärztlicheBescheinigung 

nachzuweisen.     Die  ist  berechtigt,  dem 

Krankheitszustand  durch  ärztliche  Untersuchung  fest- 
stellen zu  lassen. 

Wenn  die  Krankheit  länger  als  14  Tage 
dauert  und  seitens  des  Arztes  nicht  mit 
einiger  Bestimmtheit  angegeben  werden 
kann,  daß  dieselbe  innerhalb  einer  wei- 
teren 14tägigen  Frist  gehoben  sein  wird, 
so  kann  dem  Erkrankten  gekündigt  wer- 
den, dauert  die  Krankheit  länger  als  vier 
Wochen,  so  wird  in  der  Regel  gekündigt. 
Ist  der  Erkrankte  besonders  brauchbar  und  würdig,  oder 
ist  seine  Krankheit  eine  Folge  des  Dienstes,  so  kann 
mit  Genehmigung  des  Staatssekretärs  des  Reichs- 
marineamtes von  der  Kündigung  vorläufig  abgesehen 
und  das  Dienstverhältnis  unter  Weitergewährung  der 
vertraglichen  Vergütung  verlängert  werden." 

Das  Reichsmarineamt  bleibt  mit  dieser  Bestimmung 
weit  zurück  hinter  jenen,  die  der  Preußische  Kriegs- 
minister  für  die  Angestellten  der  Betriebe  der  Heeres- 
verwaltung aufgestellt  hat.  Dort  wird  im  Erkrankungs- 
falle nicht  gekündigt,  sondern  26  Wochen 
das  Gehalt  fortbezahlt. 

§  12  zeigt  so  recht  den  fiskalischen  Standpunkt  der 
verantwortlichen  Stelle.  Ist  der  Erkrankte  besonders 
brauchbar  und  würdig,  also  für  die  Marineverwaltung  eine 
wertvolle  Kraft,  dann  sollen  die  rigorosen  Bestimmungen 
ausgenommen  werden  können. 

Wir  enthalten  uns  absichtlich  jeder  weiteren  Kritik, 
weil  damit  nur  die  Wirkung  des  Wortlauts  dieses  Para- 
graphen abgeschwächt  werden  könnte. 

Nach  §  15  fällt  die  Vergütung  während  militäri- 
scher Uebungen  im  ersten  Dienstjahre  vollständig 
fort,  ebenso  ist  ein  Anspruch  aus  §  616  des  B.G.B,  dem 
Ermessen  der  Behörde  anheimgegeben. 

§  16  behandelt  das  Erfinderrecht  der  Angestellten: 
„Alle    Erfindungen,    welche    der  Dienstver- 
pflichtete in  Ausübung  seines  Dienstes  oder  mit  Be- 
nutzung amtlichen  Materials  macht,  sind  Eigentum 
der  Kaiserlichen  Marine.   Vor  Anmeldung  einer 
Erfindung  beim  Patentamt  zwecks  Erlangung  eines 
Patentes  öder  eines  Gebrauchsmusterschutzes  ist  die  Ge- 
nehmigung der  Intendantur  zur  Anmeldung  einzuholen." 
Von  Entschädigung  des  Erfinders  ist  keine  Rede!  Das 
Reichsmarineamt  kann  sich  nicht  dazu  aufschwingen,  durch 
Ciewährung  einer  angemessenen  finanziellen  Beteiligung 
den  Erfindersinn  seiner  Techniker  anzuregen.    Es  würde 
ganz  besonders  im  Interesse  der  Marine  liegen,  wenn  hier 
die  einschlägige  Programmforderung  der  Techniker-Ver- 
bände erfüllt  würde. 

Im  §  18,  worin  die  Kündigungszeit  festgesetzt 
ist,  wird  der  Angestellte  einseitig  gebunden. 

,, Während  der  Dauer  einer  planmäßigen  oder  teil- 
weisen Mobilmachung  der  Kaiserlichen  Marine  oder 
des  Heeres  ist  eine  Kündigung  seitens  des 
Dienstverpflichteten  unzulässi  g." 

Davon,  daß  während  dieser  Zeit  auch  d  e  Behörde 


nicht  kündigen  kann,  ist  nichts  gesagt,  sondern  nur  die 
Kündigung  des  Dienstverpflichteten  unzulässig. 

Der  Vertrag,  dessen  Stempelkosten  oben- 
drein dem  Angestellten  auferlegt  werden, 
unterscheidet  sich  also,  wie  die  zitierten  Paragraphen  be- 
weisen, in  nichts  von  den  schon  so  häufig  öffentlich  kriti- 
sierten Dienstverträgen  der  schweren  Industrie.  Kein 
Scharfmacher  hätte  raffinierter  die  Ange- 
stellten fesseln,  ihnen  alle  Rechte  weigern, 
aber  alle  Pflichten  zuschieben  können,  wie 
es  hier  ein  unglückseliger  Bureaukrat  dem 
Staatssekretärdes  Reichsmarineamtes  emp- 
fohlen hat. 

Es  wird  niemand  wundernehmen,  daß  die  organi- 
sierten technischen  Angestellten,  denen  dank  der  jahre- 
langen zielbewußten  Organisationsarbeit  immer  mehr  und 
mehr  der  Wert  und  die  Bedeutung  ihres  Schaffens  zum 
Bewußtsein  kommt,  diesen  Vertrag  zu  unterzeichnen 
ablehnten. 

Der  Deutsche  Techniker-Verband  hat,  wie 
ja  auch  aus  den  letzten  Nummern  der  Techniker-Zeitung 
hervorgeht,  bereits  Stellung  zu  den  Maßnahmen  des  Reichs- 
marineamtes genommen  und  den  Angestellten  empfohlen, 
die  Ueberführung  in  das  Privatdienst  \'er- 
tragsverhältnis,  wenn  nötig,  anzuerkennen, 
für  das  Aufgeben  der  mit  der  vorhergehenden  Stellung 
verbundenen  Vorteile  aber  eine  angemessene 
Entschädigung  und  vor  allem  einen  der  heu- 
tigen sozialen  Auffassung  entsprechenden 
Dienstvertrag  zu  fordern. 

Mit  diesem  Beschluß  glaubt  die  Verbandsleitung,  den 
Bestrebungen  des  Reichsmarineamtes,  die  darauf  hinaus- 
laufen, ein  übermäßiges  Anwachsen  des  Beamtenkörpers 
zu  verhindern,  weit  entgegengekommen  zu  sein.  Um  so 
verwunderlicher  ist  die  Antwort,  die  am  2  6.  Juni  das 
Reichsmarineamt  auf  eine  höfliche  Eingabe  des  Verbandes 
vom  8.  Juni  1911,  worin  der  Staatssekretär  bezw.  das 
Reichsmarineamt  um  eine  Unterredung  zur  Wahrnehmung 
der  Interessen  der  Angestellten  bei  der  Neuordnung  ge- 
beten wurden,  erteilte: 

„Im  Anschluß  an  das  Schreiben  vom  7.  November 
1910  B.  I.  5655  wird  ergebenst  mitgeteilt,  daß  auch  über 
die  dienstlichen  Verhältnisse  usw.  der  im  Bereiche  der 
Marine  -  Intendanturen  beschäftigten  Techniker  Er- 
örterungen mit  dem  Deutschen  Tech- 
niker-Verband grundsätzlich  abgelehnt 
werde  n." 

Nach  dieser  wiederholten  Ablehnung,  die  im  schroffen 
Gegensatz  zum  Reichstagsbeschluß  vom  16.  November 
steht,  und  nach  der  Nichtberücksichtigung  aller  von  den 
Beteiligten  vorgelegten  Gesuche,  bleibt  den  Angestellten 
nichts  anderes  übrig,  als,  gestützt  auf  ihren  Verband,  die 
schon  längst  notwendigen  Auseinandersetzungen  mit  dem 
Reichsmarineamt  aufzunehmen. 

Die  organisierten  technischen  Angestell- 
ten werden  den  neuen  Dienst  \"  ertrag  nicht 
unterzeichnen  und,  falls  sie  deshalb  am  1.  bezw. 
letzten  Juli  aus  ihren  Stellungen  gehen  müssen,  als  Ge- 
maßregelte  in  der  vollen  Höhe  ihres  bisherigen  Gehalts 
vom  Deutschen  Techniker-Verband  unterstützt  werden. 
Kein  organisierter  Techniker,  überhaupt  kein  Angestellter, 
der  auf  Standesbewußtsein  hält,  wird  sich  dazu  hergeben, 
den  im  berechtigten  Abwehrkampf  liegenden  Berufs- 
genossen in  den  Rücken  zu  fallen. 

Die  Situation  ist  günstig!  Die  für  die  Aufrechtcrhal- 
tung  des  Dienstbetriebes  verantwortlichen  direkten  Vor- 
gesetzten bis  weit  hinein  in  die  Kreise  der  Intendantur 


Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


437 


empfinden  selbst  die  Härten  des  neuen  Vertragsentwurfes 
und  wehren  sich  nach  Kräften  gegen  die  zwangsweise  Ver- 
treibung ihres  Personals. 

Hoffenthch  kommt  man  dort  oben  noch  zu  der  An- 
sicht, daß  es  im  Interesse  des  Dienstes  liegt,  mit  dem 
alten,  eingearbeiteten  Personal,  das  zum  Teil  schon  sechs, 
sieben  und  mehr  Jahre  „vorübergehend''  im  Dienste  der 
Marineverwaltung  steht,  weiter  zu  arbeiten  und  macht 
die  von  den  Beteiligten  geforderten  geringfügigen  Kon- 
zessionen. 

Wir  aber  vertrauen  auf  die  Solidarität  und 
Opfer  willigkeitunsererVerbandskollegen. 
Es  gilt  zum  ersten  Male,  in  größerem  Umfange  gemein- 
schaftlich den  Kampf  für  die  Durchführung  unseres  Pro- 
gramms zu  führen.  Sorge  jeder  dafür,  daß  wir  diesen 
Kampf  siegreich  beendigen.  Wir  wissen  wohl,  das  Reichs- 
marineamt ist  ein  übermächtiger  Gegner,  aber  auf  unserer 
Seite  steht  sachlich  und  moralisch  das  Recht  und  darum 
die  Unterstützung  der  öffentlichen  Meinung. 

Während  der  Drucklegung  geht  uns  noch  eine  weitere 
Verfügung  der  Marine-Intendantur  in  Kiel  an  die 
unterstellten  Bauämter  zu,  deren  Inhalt  geeignet  ist,  die 
Situation  weiter  zu  verschärfen  und  nicht  nur  die  Verbands- 
mitglieder, sondern  alle  gerecht  denkenden  Menschen  an- 
feuern muß,  uns  in  dem  Kampf  gegen  das  Reichsmarineamt 
aufs  kräftigste  zu  unterstützen. 

Marine-Intendantur  Kiel,  den  27.  6.  1911. 

B.Nr.66.31/VI  II. 

Anliegend  übersenden  wir  10  Formulare  Vertrags- 
muster zur  sofortigen  (noch  vor  1.  Juli  1911)  ab- 
zuschließenden Dienstverträge  mit  dem  Architekten  .  .  ., 
Techniker  . . .,  . . .,  . . .,  . . .,  . . .,  .  . .,  Bauaufseher  . . ., 
Bauschreiber  .......  zur  Weitergabe  behufs  Bestäti- 
gung durch  die  Intendantur. 

Die  jetzt  gewährte  Remuneration  ist  nach  Entschlie- 
ßung des  Reichsmarineamts  CUII  5681  vom  24.6.1911 
solangezubeziehen,  bis  das  Einstellungs- 
dienstalter das  Aufrücken  nach  den 
neuen  Sätzen  erlaubt,  so  daß  z.  B.  ein  Hilfs- 
arbeiter, der  am  1.  12.  1907  eingetreten  ist  und  jetzt 
schon  2400  Mark  bezieht,  erst  am  1.  12.  1914  in  diese 
Stufe  zu  rücken  hätte.  Das  nächste  Aufrücken 
könnte  erst  am  1.  12.  1915  und  zwar  in  Stufe 
2500  Mark  erfolgen.  Mit  gleicher  Verfügung  hat  das 
Reichsmarineamt  ferner  entschieden,  daß  Anträge 
auf  W  i  e  d  e  r  g  e  w  ä  h  r  u  n  g  der  Anstellungs- 
verfügung und  der  (alten)  Remuneration 
grundsätzlich  abgelehnt  werden.  Das  Gar- 
nisonbauamt II  wolle  dies  dem  dort  beschäftigten  Hilfs- 
personal eröffnen  

In  Vertretung 
gez  


Mit  dieser  Verfügung  wird  die  traurige  Aussicht  er- 
öffnet, vier  Jahre,  bei  den  Angestellten  mit  höheren  Ge- 
hältern sogar  bis  zu  acht  und  zehn  Jahren  auf  ein  und 
derselben  Gehaltsstufe  stehen  zu  'bleiben.  Die  Empörung 
darüber  ist  in  den  beteiligten  Kreisen  groß  und  wird 
mit  dazu  beitragen,  die  Solidarität  aller  betroffenen  Kol- 
legen zu  stärken. 

Diese  Stimmung  kam  ganz  besonders  in  einer  von 
den  gekündigten  Kollegen  in  Kiel  und  Wilhelms- 
haven zahlreich  besuchten  und  von  den  maßgebenden 
Verbandsorganen  beschickten  Versammlung  in  Bremen 
zum  Ausdruck.   Nach  einem  einleitenden  Referat  des  Kol- 
legen Kaufmann    über    „Die  Solidarität  der  Berufs- 
genossen" konnte  die  vollste  Einmütigkeit  aller  von  der 
Kündigung  betroffenen  Kollegen  konstatiert  werden.  Die 
Debatte  ergab  weiter,    daß,    wenn  bis  dahin  nicht  ein 
Entgegenkommen  des  Reichsmarineamts  die  Lage  bessern 
sollte,  am  1.  August  die  Wilhelmshavener  Kollegen  aus 
dem  Betriebe  scheiden.    Die  Kieler  Kollegen  werden,  falls 
die  umfangreichen  begründeten  Vorstellungen  ihrer  Vor- 
gesetzten keine  Berücksichtigung  finden,    ebenfalls  den 
Dienst  verlassen.    Die  Versammlung,  an  der  von  der  Ver- 
bandsleitung noch  die  Herren  Dr.  Günther  und  Arndt 
teilnahmen,  war  derart  interessant,  daß  wir  auf  Einzel- 
heiten derselben  noch  zurückkommen  werden.    Für  heute 
begnügen  wir  uns  mit  Wiedergabe  der  gefaßten  Resolution: 
„Die  am  2.  Juli  in  der  Jakobihalle  zu  Bremen  ver- 
sammelten, von  den  Marineverwaltungen  gekündigten 
Garnisonbautechniker  haben  in  Anwesenheit  von  Ver- 
tretern der  Leitung  des  D.  T.-V.,  seiner  norddeutschen 
und  nordwestdeutschen  Bezirksverwaltung  und  des  Kieler 
und  Wilhelmshavener  Techniker-Vereins  einstimmig  be- 
schlossen, 

den  ihnen  vorgelegten  neuen  Privatdienstvertrag  ab- 
zulehnen, weil  er  die  ohnehin  recht  ungünstigen 
wirtschaftlichen  Verhältnisse  noch  weiter  verschlechtert. 
Die  Vertreter  der  Verbandsleitung  erklärten,  daß  der  D. 
T.-V.  im  Falle  einer  infolge  Ablehnung  des  Vertrages 
eintretenden  Aussperrung  der  Techniker  diesen  Kol- 
legen ihre  bisherigen  Gehaltsbezüge  in  vollem  Umfange 
so  lange  gewährleistet,  bis  sie  in  Stellungen  mit  gleich- 
wertigen wirtschaftlichen  Bedingungen  untergebracht 
sind.  Nach  Lage  des  Falles  wird  der  Verband  auch  zu 
den  Umzugskosten  der  Gemaßregelten  beitragen. 

Die  Versammlung  bedauert  auf  das  lebhafteste,  daß 
der  Staatssekretär  des  Reichsmarineamts  im  Widerspruch 
zu  den  Beschlüssen  des  Reichstages  und  den  Gepflogen- 
heiten anderer  Behörden  dem  D.  T.-V.  die  Anerkennung 
als  berechtigte  Vertretung  der  in  ihm  organisierten  Tech- 
niker verweigert.  Aus  diesem  Grunde  erblickt  die  Ver- 
sammlung in  dem  den  Technikern  aufgezwungenen 
Kampfe  eine  grundsätzliche  AuseinandersetzuiVg  über  die 
Koalitionsfreiheit  der  Angestellten." 


Aus  Landwirtschaft  und  Technik 

(Tagebuch-Notizen  eines  Landwirts  und  Kulturtechnikers.) 


Die  Beziehungen  zwischen  Landwirtschaft  und  Technik 
werden  immer  engere  und  mannigfaltigere.  Man  halte  sich 
nur  vor  Augen,  in  welchem  Umfange  bereits  ein  Ersatz 
menschlicher  und  tierischer  Arbeitskräfte  durch  die  Ma- 
schine stattfindet. 

Nach  einer  Zusammenstellung  von  Kurt  Krohne  waren 
in  Deutsdhiand  im  Jahre  1882  836,  in  1895  schon  1696  und  in 
1905  schätzungsweise  3000  Dampfpflüge  beschäftigt.  In  den 


gleichen  Jahren  betrug  die  Zahl  der  Kraftdreschmaschinen 
75  600,  bezw.  259  300  und  300  000  (schätzungsweise). 

Mit  anderen  Worten:  es  entfällt  im  Jahre  1905  durch- 
schnittlich auf  jeden  landwirtschaftlichen  Betrieb  von  über 
20  ha  Flächengröße  eine  Dreschmaschine.  Und  wie  zahl- 
reich sind  erst  die  kleineren  Maschinen  (Schrotmühlen, 
Futterschneidemaschinen ,  Milchverarbeitungsmaschinen) 
selbst  bis  in  die  kleinsten  Betriebe  hinein  verbreitet. 


438 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  28 


Weiter  denke  man  an  die  Nutzanwendung  der  tech- 
nischen Chemie  bei  der  Fabrikation  der  künstlichen  Dünge- 
mittel; von  der  immer  größeren  Bedeutung,  welche  die 
Elektrizität  für  die  Landwirtschaft  erlangt,  ganz  zu 
schweigen. 

In  besonders  inniger,  ursprünglicher  Beziehung  zur 
Landwirtschaft  steht  aber  ein  Zweig  der  Technik,  das  ist 
die  Kulturtechnik. 

Verfolgen  doch  alle  Meliorationsarbeiten  den  End- 
zweck, die  Tätigkeit  des  Landwirts  direkt  zu  unterstützen 
oder  gar  sie  überhaupt  erst  möglich  zu  machen,  wie  dies 
bei  der  Entwässerung  von  Mooren  und  Sümpfen  der 
Fall  ist. 

Ganz  naturgemäß  muß  mit  dem  Wachsen  der  Bevölke- 
rung Deutschlands  die  Ausnutzung  des  nicht  vermehr- 
baren Bodens  eine  immer  intensivere  werden  und,  somit 
die  Kulturtechnik  für  die  Landwirtschaft  eine  immer  größere 
Bedeutung  erlangen. 

Die  Vermehrung  der  Bevölkerung  Deutschlands  von 
1816  bis  zur  Gegenwart  tritt  in  folgenden  dem  Naumann- 
schen  .Werke  ,, Neudeutsche  Wirtschaftspolitik"")  entnom- 
menen Zahlen  in  die  Erscheinung: 

1816  =  24,8  Millionen, 

1835  =  30,9 

1855  =  36,1 

1875  =  42,5 

1895  =  52,0 

"1905  =  60,3 

1910  =  64,9 

Und  über  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  Deutsch- 
lands um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  sagt  Johann 
Hübner  in  seinem  umfangreichen  Werke  über  Geographie: 
,,Die  Anzahl-  der  Einwohner  wird  wohl  niemand  errathen. 
Die  nur  von  fünf  Millionen  schwatzen,  thun  der  Sachen 
ohne  Zweifel  zu  wenig;  und  die  dreyßig  Millionen  in 
Rechnung  führen,  gehen  unstreitig  zu  weit:  wenn  aber 
jemand  von  zehen  Millionen  sagte,  dem  wollte  ich  meines 
Ortes  nicht  widersprechen." 

Die  Wahl  des  Ausdrucks  schließt  den  Anspruch  auf 
Zuverlässigkeit  hinsichtlich  dieser  Zahlenangabe  ohne  wei- 
teres aus.  Doch  dürfte  Hübner  mit  der  Schätzung  von 
10  Millionen  Einwohnern  gar  nicht  so  erheblich  zu  niedrig 
gegriffen  haben,  wie  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen 
möchte.  Eine  Einwohnerzahl  von  reichlich  10  Millionen 
im  Jahre  der  Herausgabe  des  erwähnten  Werkes  —  1756  — 
schließt  sich  der  Naumannschen  Zahlenreihe  rückwärts 
ziemlich  zwanglos  an. 

Bezüglich  der  Ergiebigkeit  des  Bodens  sagt  Hübner 
von  dem  Deutschland  der  damaligen  Zeit:  „Mit  einem 
Worte,  Deutschland  ernähret  seine  Einwohner  reichlich, 
ausgenommen  die  Müßiggänger,  die  nicht  arbeiten  wollen." 

Diese  kategorische  Behauptung  darf  nicht  so  ganz 
wörtlich  genommen  werden,  und  es  darf  angesichts  der 
hier  beliebten  bestimmten  Ausdrucksweise  nicht  unerwähnt 
bleiben,  daß  Hübner  selbst  in  der  Vorrede  zu  seinem  Werke 
sagt,  ,,daß  eine  bey  nahe  göttliche  Allwissenheit",  die  in 
Deutschland  von  einem  Bücherschreiber  verlangt  werde, 
,,doch  den  Horizont  des  menschlichen  Verstandes  über- 
steiget". 

Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  der  Boden  Deutschlands 
selbst  bei  wenig  intensiver  Bewirtschaftung  die  damaligen 
Einwohner  ausreichend  ernähren  konnte.    Daß  aber  die 


*)  Unsere  Mitglieder  können  dies  Werk,  das  eine  anerkannt 
vorzügliche  Darstellung  der  großen  volkswirtschaftlichen  Pro- 
bleme der  Gegenwart  bietet  und  glän/end  geschrieben  ist, 
durch  unsere  Verbandsbuchhandlung-  zu  dem  Preise'  von  2,50  A\ 
(Ladenpreis  5  M),  zuzüglich  0,30  M  Porto,  beziehen. 


Besitzverteilung  am  Boden  auch  eine  solche  war,  daß  jeder 
Arbeitswillige  den  vollen  Lebensunterhalt  für  sich  und 
seine  Familie  verdiente,  dies  anzunehmen,  wäre  ein 
Irrtum. 

H.  S.  Chamberlain  sagt  in  seinen  „Grundlagen  des 
XIX.  Jahrhunderts":  „Die  Erfinder  in  den  Textilindustrien 
am  Schlüsse  des  18.  Jahrhunderts  sind  fast  alle  Bauern, 
welche  sich  mit  Weben  abgaben,  weil  sie  sonst  nicht 
genug  zum  Leben  verdienten;  andere  wanderten  in  die 
Kolonien  aus  und  bauten  auf  ungeheuren  Flächen  Korn^an, 
das  mit  dem  heimischen  in  Konkurrenz  trat;  wieder  andere 
wurden  Matrosen  und  Handelsherren." 

Hier  ist  deutlich  gesagt,  daß  in  einer  Zeit,  welche 
der  Herausgabe  des  erwähnten  Hübnerschen  Werkes  bald 
folgte,  Landleute  aus  Deutschland  auswanderten,  weil  die 
Heimat  sie  nur  mangelhaft  ernährte.  Es  war  eben  die  Zeit, 
von  welcher  der  alte  Fritz  urteilte,  „daß  der  Zustand, 
nach  welchem  der  Bauer  dem  Acker  gehöre  und  der  Knecht 
seines  Edelmannes  sei,  die  Menschheit  empöre". 

Es  ist  allgemein  bekannt,  mit  welchem  Interesse  vom 
großen  Kurfürsten  an  bis  auf  unsere  Zeit  die  leitenden 
Stellen  in  Preußen  an  der  Schaffung  oder  Er-haltung  eines 
gesunden,  kräftigen  Bauernstandes  gearbeitet  haben.  Nach- 
dem inzwischen  Deutschland  aus  einem  Agrarland  ein  In- 
dustrieland geworden  ist  und  der  Bevölkerungszuwachs 
des  platten  Landes  immer  mehr  von  den  Industriezentren 
und  Großstädten  aufgesogen  wird,  hat  die  Frage  der  Stär- 
kung des  Bauerntums  eine  erhöhte  Bedeutung  gewonnen. 

Unsere  Landwirtschaft  treibende  Bevölkerung  betrug 
im  Jahre  1905  genau  so  viel  wie  1816:  18,5  Millionen. 
Der  ganze  für  diesen  Zeitraum  sich  ergebende  Bevölke- 
rungszuwachs von  35,5  Millionen  entfällt  somit  auf  die 
nicht  landwirtschafthche  Bevölkerung.  In  welchem  Maße 
ist  aber  auch  das  platte  Land  an  der  in  der  letzten  Hälfte 
des  vorigen  Jahrhunderts  zeitweise  so  stark  einsetzenden 
Abwanderung  ins  Ausland  beteiligt!  Diese  Abwanderung 
erfolgte  zum  größten  Teil  aus  nahezu  rein  landwirtschaft- 
lichen —  industriefreien  —  Gebieten  mit  ohnehin  geringer 
Bevölkerungsdichtigkeit. 

Auch  nachdem  die  Abwanderung  ins  Ausland  seit  etwa 
20  Jahren  stetig  zurückgegangen  ist,  nachdem  sogar  das 
Jahrfünft  1900  bis  1905  statt  Auswanderungsverlust  einen 
Einwanderungsgewinn  von  jährlich  19  000  Menschen  für 
Deutschland  lorachte,  ist  der  jährliche  Verlust  dieser  Agrar- 
gegenden  nicht  geringer  geworden,  nur  daß  nunmehr 
unsere  großen  Städte  und  Industriegebiete  das  Ziel  der 
Abwanderung  geworden  sind. 

Wie  magnetisch  die  großen  Stadtkörper  wirken,  zeigt 
Berlin,  dessen  Einwohner  im  Jahre  1895  nur  zu  40,7''o 
eingeborene  Berliner  waren.  In  einer  Reihe  westfälischer 
Städte  und  Landkreise  ist  gar  nur  noch  »/s  der  Bevölke- 
rung ortsgeboren. 

Nachstehende  ebenfalls  dem  erwähnten  Naumannschen 
Werk  entnommene  Tabelle  zeigt,  wie  gerade  die  schwach 
bevölkerten  Provinzen  immer  mehr  Menschen  abschieben. 


Jcälirliche 

Auf  1  qkni 

Abu  andcrung 

entfallen 

Provinz 

"o 

Bewohner 

Ostpreußen 

11,8 

53 

Westpreußen 

9,2 

56 

Pommern 

7,0 

51 

Posen 

11,8 

61 

Mecklenburg-Schwerin 

9,4 

44 

Schleswig-Holstein 

1,8 

65 

Hannover 

1,1 

59 

Hessen 

0,2 

129 

Bayern  (rechtsrh.) 

1,0 

70 

Elsaß-Lothringen 

1,7 

III 

Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


439 


Auf  den  Zusammenhang  zwischen  dieser  Erscheinung 
und  dem  Ueberwiegen  des  Großgrundbesitzes  in  den  Ge- 
bieten mit  hoher  Auswanderungszahl  ist  oft  hingewiesen 
worden.  Tatsächlich  gelingt  es  den  Bauer  ngebieten 
immer  mehr,  ihren  Bevölkerungszuwachs  bei  sich  zu  be- 
halten. Hessen-Nassau  nimmt  schon  heute  seinen  Zu- 
wachs an  Menschen  restlos  auf. 

Lehrreich  in  dieser  Hinsicht  ist  auch  die  Tatsache, 
daß  der  überwiegend  landwirtschaftliche  Westerwaldkreis 
Altenkirchen  von  1871  bis  1900  eine  Bevölkerungs- 
zunahme von  nahezu  7  o/o  aufweist,  während  die  hoch- 
industriellen Provinzen  Schlesien  und  Sachsen  nur  eine 
solche  von  5,71  und  5,16  oo  zu  verzeichnen  haben.  (Vergl. 
Landwirtschaftliche  Jahrbücher  für  1910,  Heft  1,  Seite  41.) 

Ein  im  „Archiv  für  innere  Kolonisation"  veröffent- 
lichter Bericht  über  die  Besiedlung  des  Rittergutes  Rützow 
im  Kreise  Kolberg-Körlin  durch  die  pommersche  Ansied- 
lungsgesellschaft  läßt  besonders  deutlich  erkennen,  welch' 
außerordentliche  Wirkungen  die  Umwandlung  größerer 
Gutsbezirke  in  Bauernland  hinsichtlich  der  Steigerung  der 
Bevölkerungsdichtigkeit,  nicht  weniger  aber  auch  bezüg- 
lich der  Erhöhung  der  landwirtschaftlichen  Erträge  zur 
Folge  hat.    Er  möge  deshalb  auszugsweise  hier  folgen: 

„.  .  .  Von  diesem  Gute,  das  zu  den  fruchtbarsten  des 
Kreises  zählte,  wurde  in  den  Jahren  1908  und  1909  eine 
Fläche  von  rund  743  ha  nach  Belassung  eines  kleineren 
Restgutes  unter  64  Rentengüter  aufgeteilt,  von  denen  zwölf 
Arbeiter-  und  Handwerkerstellen  bis  zu  4  ha,  50  mittlere 
Wirtschaften  bis  zu  25  ha  und  2  größere  Wirtschaften 
über  25  ha  waren.  Die  Ansiedler,  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme, Pommern,  wurden  zu  günstigen  Bedingungen  an- 
gesetzt und  mit  Land  und  sonstigen  Rechten  genügend 
ausgestattet.  Die  Wirkungen  dieser  Besiedlung  waren 
nun  ganz  erstaunlich.  Die  Einwohnerzahl,  die  vor  der  Auf- 
teilung 152  Personen  betragen  hatte,  stieg  unmittelbar 
darauf  auf  452,  also  auf  das  Dreifache  und  wird  in  kurzer 
Zeit  voraussichtlich  noch  erheblich  zunehmen.  In  ähnlicher 
Weise  stiegen  auch  die  Zahlen  des  Nutzviehs  und  zwar 
die  Pferde  von  60  auf  100,  Rindvieh  von  230  auf  452  und 
Schweine  von  126  auf  1102  Stück,  während  das  Geflügel 
um  mehr  um  das  Zwanzigfache  zunahm.  Der  Erlös  aus 
dem  Vieh  verkauf  stieg  um  100  000  bis  105  000  M,  abgesehen 
von  den  beträchtlichen  Mehreinnahmen  aus  dem  Verkauf 
von  Ajjilch,  Butter  und  ähnlichen  Erzeugnissen.  Auch  die 
Getreide-  und  Kartoffelerträge  nahmen  dank  einer  inten- 
siveren Bewirtschaftung  fast  ausnahmslos  erheblich  zu  und 
zwar  Roggen  um  i6033  Zentner,  Hafer  um  2381,  Gerste  um 
1600,  Kartoffeln  um  26  633  Zentner,  nur  der  Weizen,  der 
vielfach  der  Kartoffel  hatte  weichen  müssen,  hatte  eine 
Abnahme  um  3282  Zentner  zu  verzeichnen.  Der  Geld- 
wert dieser  Mehrerträge  betrug  beim  Getreide  53  100,  bei 
den  Kartoffeln  93  045  M;  etwa  ein  Viertel  davon  gelangte 
bei  den  eigentlichen  Bauernwirtschaften  trotz  der  stärkeren 
Besiedlung  zum  Verkauf,  was  um  so  bemerkenswerter  ist, 
als  Rützow,  wenn  auch  teilweise  etwas  extensiv  bewirt- 
schaftet, doch  ein  gut  geleiteter  Gutsbetrieb  war  und  hohe 
Erträge  brachte."  — 

Die  wachsende  Entfremdung  des  Volkes  vom  Grund 
und  Boden,  von  der  oben  die  Rede  war,  ist  gerade  für 
den  Kulturtechniker  eine  betrübende  Erscheinung.  Denn 
es  bedarf  nicht  erst  des  Nachweises,  daß  die  landwirt- 
schaftlich genutzte  Bodenfläche  immer  noch  intensiver  wird 
bearbeitet  werden  müssen.  Wir  sind  nicht  etwa  schon  auf 
der  Grenzlinie  angekommen,  über  welche  hinaus  ein  ver- 
mehrter Aufwand  an  Kapital  und  Arbeit  für  Meliorationen, 
Düngung  usw.  nicht  mehr  lohnend  ist,  ganz  abgesehen  von 
den  umfangreichen  Moor-  und  Heideflächen,  welche  noch 


der  Urbarmachung  harren.  Man  wird  gerade  in  der  gegen- 
wärtigen Zeit  einer  kaum  überstandenen  Fleisciiteuerung 
nicht  auf  Widerspruch  stoßen,  wenn  man  Naumann  recht 
gibt,  der  behauptet,  daß  in  den  kommenden  Jahren  der 
Viehstand  in  Deutschland  merkUch  wird  vergrößert  werden 
müssen.  In  welchem  Maße  dies  möglich  ist,  läßt  der  aus- 
zugsweise mitgeteilte  Bericht  über  die  Besiedlung  des 
Rittergutes  Rützow  erkennen.  Doch  sei  ausdrücklich  her- 
vorgehoben, daß  auch  unsere  kleinbäuerlichen  Gebiete 
noch  ein  recht  dankbares  Arbeitsfeld  für  den  Kultur- 
techniker sind. 

Eine  steigende  Vermehrung  der  Aufgaben  des  Kultur- 
technikers ist  wohl  mit  Sicherheit  zu  erwarten,  und  es 
hat  guten  Grund,  wenn  auf  unseren  Wiesenbauschulen 
immer  mehr  Techniker  ausgebildet  werden.  Um  so  mehr 
muß  aber  auffallen,  daß  es  von  Jahr  zu  Jahr  schwerer 
wird,  die  angehenden  Techniker  in  der  Praxis  unter- 
zubringen. Dabei  hat  das  Arbeitsbereich  des  Kulturtech- 
nikers eine  nicht  unerhebliche  Erweiterung  dadurch  er- 
fahren, daß  die  ländlichen  Gemeinden  in  so  großer  Zahl 
zur  Ausführung  von  Hochdruckwasserleitungen  und  Orts- 
kanalisationen schreiten. 

Die  Ursache  der  gegen  das  starke  Angebot  so  geringen 
Nachfrage  scheint  in  der  Organisation  des  Meliorations- 
wesens zu  liegen.  Seither  sind  in  Preußen  die  Wiesen- 
bautechniker fast  ausschließlich  nach  dem  Abgang  von 
der  Schule  bei  den  staatlichen  Meliorationsbehörden  in 
Dienst  getreten  —  gerade  die  ziemlich  sichere  Aussicht 
auf  Anstellung  im  Staatsdienst  schien  so  recht  geeignet 
zu  sein,  einigen  Wiesenbauschulen  das  erforderliche 
Schülermaterial  zuzuführen  — ,  und  nur  eine  verhältnis- 
mäßig geringe  Zahl  ist  nach  mehrjähriger  Praxis  in  den 
Kommunaldienst  übergetreten.  Der  weitaus  größte  Teil 
ist  im  Staatsdienst  in  etatsmäßige  Stellen  eingerückt.  Hier 
zeigt  sich  nun  in  den  letzten  Jahren  zwischen  Angebot  und 
Nachfrage  ein  starkes  Mißverhältnis :  in  der  Vermehrung 
der  staatlichen  Stellen  ist  man  immer  zurückhaltender  ge- 
worden, während  auf  der  andern  Seite  der  Zudrang  zu 
den  Wiesenbauschulen  immer  stärker  wird. 

Zum  Ueberfluß  scheint  auch  die  Nachfrage  seitens 
der  Kommunalbehörden  eher  geringer  als  stärker  zu 
werden,  so  daß  augenblicklich  für  die  Anwärter  im  Melio- 
rationsdienst die  Aussichten  recht  trübe  sind. 

Angesichts  der  großen  kulturtechnischen  Aufgaben,  die 
noch  zu  lösen  sind,  ist  die  Hoffnung  wohl  berechtigt,  daß 
der  geschilderte  Zustand  nur  ein  vorübergehender  ist. 

Was  in  der  Sitzung  des  preußischen  Abgeordneten- 
hauses am  29.  Januar  1910  der  damalige  Minister  für 
Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten  ausgeführt  hat,  gibt 
einen  Fingerzeig,  in  welcher  Richtung  sich  eine  Neuorgani- 
sation des  Meliorationswesens  bewegen  sollte.'  Der  Herr 
Minister  sagte  im  besonderen  Hinblick  auf  die  Kultivierung 
der  Moore  unter  anderem  das  Folgende: 

„.  .  .  Dem  Wunsch,  den  Herr  Abgeordneter  Klocke 
ausgesprochen  hat,  an  Private  Rat  zu  erteilen,  kommt  die 
Königliche  Staatsregierung  nach.  Die  Moorversuchsstation 
Bremen  mit  ihren  Abteilungen  in  Aurich  und  Lingen  er- 
teilt jedem  Privatmann,  der  ihren  Rat  haben  will,  Rat. 
Auch  die  Meliorationsbauinspektoren  tun  das,  soweit  sie 
es  können.  Aber  sie  sind  gegenwärtig  im  allgemeinen 
so  beschäftigt,  daß  sie  sich  kaum  viel  mit  Erteilung  von 
Ratschlägen  an  Landwirte  abgeben  können.  Ich  möchte 
aber  hier  auf  eine  Einrichtung  aufmerksam  machen,  die 
von  verschiedenen  Kreisen  schon  gepflegt  wird:  auf  die 
Anstellung  von  Wiesenbaumeistern.  Die  Wiesenbaumeister 
sind  ja  nicht  nur  darauf  vorgebildet,  Wiesen  anzulegen, 
sie  sind  vielmehr  so  vorgebildet,  daß  sie  auch  in  anderen 


440 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  28 


Meliorationssachen,  sobald  es  sich  um  Moorländereien 
handelt,  Rat  erteilen  können.  In  der  Provinz  Ostpreußen 
ist  man  in  dankenswerter  Weise  soweit  darin  vor- 
geschritten, daß  dort  fast  jeder  Kreis  schon  einen  Wiesen- 
baumeister hat,  und  ich  kann  den  übrigen  Provinzen  nur 
empfehlen,  dies  nachzuahmen.  Ich  glaube,  es  ist  der  beste 
Weg,  um  anregend  auf  Private  zu  wirken,  Meliorationen, 
die  fruchtbringend  werden  können,  auch  zu  machen." 

Diese  anerkennenden  Worte  sind  von  allen  Wiesen- 
bautechnikern dankbar  empfunden  worden.  Sie  werden 
ohne  Zweifel  auch  anspornend  wirken  und  zur  Errichtung 
neuer  Kreiswiesenbaumeisterstellen  das  Ihrige  beitragen. 
Doch  sind  noch  keine  Anzeichen  vorhanden^,  daß  hierin 
in  absehbarer  Zeit  ein  so  beschleunigtes  Tempo  Platz 
greifen  wird,  wie  es  nötig  wäre,  um  den  durch  längere 
Beschäftigung  auf  den  Meliorations-Bauämtern  zu  einem 
gewissen  Abschlüsse  ihrer  praktischen  Ausbildung  ge- 
kommenen Technikern  Gelegenheit  zu  voller  Betätigung 
zu  geben.  Man  sollte  ihnen  deshalb  staatlicherseits  be- 
stimmt abgegrenzte  Arbeitsgebiete  zuweisen,  wie  die  Kreis- 
wiesenbaumeister sie  ja  auch  haben.  Es  wird  nicht  be- 
stritten werden  können,  daß  die  Wirksamkeit  eines  Kultur- 
technikers um  so  erfolgreicher  ist,  je  beständiger  er  mit 
landwirtschaftlichen  Kreisen  enge,  lebendige  Fühlung  hält. 

Gerade  in  den  kleinbäuerlichen  Gebieten  muß  immer 
wieder  die  Erfahrung  gemacht  werden,  daß  durchaus  not- 
wendige und  fraglos  rentable  Meliorationen  (Ackerdrai- 
nagen,  Wiesen-Ent-  und  Bewässerungen),  die  von  ein- 
sichtigen Landwirten  auch  als  solche  erkannt  werden,  nur 


KULTUR  UND  KUNST   H  ::  ::  :: 


Photogrammetne  ! 

Ueber  das  Thema  sprach  zu  Gelsenkirchen  im  Ver- 
messungstechniker-Verein für  Rheinland  und  Westfalen 
Herr  Dr.  Günther  -  Berlin.  Der  Vortrag,  der  die  Photo- 
graphie im  Dienste  der  Vermessungskunde  wesentlich 
berücksichtigte,  war  so  interessant,  daß  wir  einige  Ge- 
danken hier  wiedergeben  wollen.  Die  Photographie  sei  nicht 
allein  ein  Sport,  sondern  habe  sich  auch  im  Laufe  der  Zeit 
zu  einem  wissenschaftHchen  und  technischen  Hilfsmittel 
von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung  herangebildet. 
Der  Wert  als  solches  Hilfsmittel  bestehe  darin,  daß  die 
Photographie  den  Gesichtskreis  des  menschlichen  Auges 
erweitere  bezw.  vollkommen  ersetze.  Dieses  sei  zu  be- 
weisen durch  die  Tatsache,  daß  Strahlen,  die  bisher  dem 
menschlichen  Auge  unsichtbar  büeben,  mit  Hilfe  der 
Photographie  entdeckt  wurden ,  die  „ultravioletten 
Strahlen".  Ebenso  sei  es  nur  die  Photographie,  welche 
den  Astronomen  die  Möglichkeit  gewähre,  entfernte 
Himmelskörper,  die  auch  mit  dem  schärfsten  Teleskope 
nicht  wahrzunehmen  waren,  zu  erkennen  und  ihre  Bahnen 
zu  berechnen. 

Ein  weiterer  Vorzug  der  photographischen  Platte  be- 
stehe in  ihrer  i-ähigkeit,  auch  die  schnellsten  Bewegungen 
—  oder  richtiger,  Phasen  aus  denselben  —  festzuhalten, 
die  ,,Momentphotographie".  Unter  Ausnutzung  dieser 
Eigenschaft  wurden  von  der  Firma  Krupp  Versuche  an- 
gestellt, die  Geschoß-Flugbahn  photographisch  festzustellen 
und  zu  messen.  Redner  verbreitet  sich  des  näheren  über 
diese  Versuche  imd  die  hierbei  erzielten  Resultate  und 
kommt  dann  zum  Kern  seiner  Vorführungen,  „der  Photo- 
graphie im  Dienste  der  Vermessungskunde,  speziell  im 
Dienste  der  Geländeaufnahmen": 


deshalb  nicht  zur  Ausführung  kommen,  weil  die  Mehr- 
zahl der  Interessenten  der  von  ihnen  ihrer  Bedeutung 
nach  unterschätzten  Sache  im  besten  Falle  gleichgültig 
gegenübersteht. 

Hier  sind  nur  durch  eine  immer  wieder  von  neuem 
einsetzende  anregende  Tätigkeit  seitens  des  Technikers 
Erfolge  zu  erzielen. 

Diese  Kleinarbeit  kann  der  Kulturtechniker  aber  nur 
dann  in  dem  erforderlichen  Maße  leisten,  wenn  er  im 
Arbeitsgebiete  selbst  wohnt,  so  daß  er  die  einzelnen  Teile 
desselben  jederzeit  ohne  besonderen  Aufwand  an  Zeit, 
Geld  und  Kraft  erreichen  kann.  — 

Mit  ernster  Besorgnis  wird  an  vielen  Stellen  das  un- 
geheure Anwachsen  der  großen  und  mittleren  Städte  auf 
Kosten  des  platten  Landes  beobachtet,  und  fast  scheint 
es  so,  als  ob  die  Städte,  deren  erste  vor  vielen  hundert 
Jahren  zum  Schutze  gegen  eine  dem  Lande  drohende 
äußere  Gefahr  gegründet  wurden,  in  unserer  Zeit  allmählich 
zu  einer  inneren  Gefahr  für  das  Land  werden  sollten. 

Man  ergreife  deshalb  staatlicherseits  jede  sich  bietende 
Gelegenheit,  der  „Landflucht"  entgegenzuarbeiten  und 
weise  vor  allem  denjenigen  Beamten,  welche  in  ihrer  be- 
ruflichen Tätigkeit  auf  das  engste  Zusammenarbeiten  mit 
der  ländlichen  Bevölkerung  angewiesen  sind,  auch  länd- 
liche Orte  als  dienstlichen  Wohnsitz  an. 

Im  gedachten  Falle  würde  eine  solche  Maßnahme  der 
Förderung  des  Meliorationswesens  jedenfalls  außerordent- 
lich dienlich  sein.  J. 


Als  springenden  Punkt  bezeichnet  der  Vortragende 
die  Eigenschaft  der  photographischen  Platte,  den  einmal 
erhaltenen  Impuls  unverändert  festzuhalten.  Während  bei 
der  üblichen  Vermessungsmethode  von  dem  Augenblicke 
an,  wo  der  Lattenträger  seine  Latte  vom  Boden  ab- 
gehoben hat,  nur  die  Aufzeichnungen  des  Vermessungs- 
technikers Kunde  von  der  geleisteten  Arbeit  geben,  ist 
bei  der  photogrammetrischen  Aufnahme  der  aufzumessende 
Punkt  für  alle  Zeiten  festgelegt.  Wenn  man,  was  ja 
leicht  möglich  ist,  Kontrollen  schafft  für  die  richtige  Auf- 
stellung der  Kamera,  als  da  sind  die  absolute  Horizontal- 
richtung der  optischen  Achse,  die  Richtung  derselben  im 
Räume  usw.,  so  hat  das  erhaltene  Photogramm  den  Cha- 
rakter eines  Dokuments,  das  besonders  bei  Veränderungen, 
sei  es  im  Besitzstande,  sei  es  in  den  Oberflächenformen, 
eine  große  juristische  Bedeutung  zu  gewinnen  vermag. 
Man  hat  denn  auch  die  Photographie  für  exakte  Kataster- 
vermessungen heranzuziehen  versucht;  die  Prüfung  eines 
von  dem  Franzosen  Gautier  ausgearbeiteten  Systems 
durch  die  zuständige  Aufsichtsbehörde  in  Paris  ergab  denn 
auch,  daß  die  damit  zu  erzielende  Genauigkeit  vollkommen 
übereinstimmte  mit  jener,  die  man  bei  den  gewöhnlichen 
Landmesserarbeiten  voraussetzte. 

Es  liegt  aber  die  Bedeutung  der  Photogrammetric 
nicht  sowohl  hier,  wo  die  verlangte  große  Exaktheit  einen 
umfangreichen  Hilfsapparat  von  Meßgehilfen  und  Meß- 
instrumenten voraussetzt,  sondern  dort,  wo  mit  den  ein- 
fachsten Hilfsmitteln  in  möglichst  kurzer  Zeit  ein  mög- 
lichst großes  Gelände  möglichst  genau  vermessen  werden 
soll,  d.  i.  bei  Vorarbeiten  für  Eisenbahn-  und  Straßenbauten. 

Hier  tritt  uns  ein  weiterer  und  der  größte  Vorzugi 
der  Photogrammetric  entgegen:  die  Unabhängigkeit  des 
Aufnehmenden.  Derselbe  hat  nicht  nötig,  erst  einen  Meß- 
gehilfen mit  der  Meßlatte  an  den  aufzumessenden  Punkt 
zu  schicken;  auf  seinen  verschiedenen  Pliotogrammen  kann 
er  sorgfältig  die  zusammengehörigen  Bildpunkte  aufsuchen 
und  durch  Vorwärtseinschneiden  festlegen. 


Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


441 


Diese  Unabhängigkeit  wird  sich  besonders  in  einem 
Gelände  erweisen,  das  nur  schwer  zu  begehen  ist,  und 
ein  solches  Gelände  ist  in  erster  Linie  das  Hochgebirge. 
Nur  mit  Hilfe  der  Photogrammetrie  war  es  dem  Ingenieur 
der  K.  K.  Staatsbahnen,  P  o  11  a  k ,  möglich,  die  Lawinen- 
züge, welche  die  Trasse  der  Arlbergbahn  bedrohen,  so 
genau  zu  vermessen,  wie  es  für  die  Trassenführung  not- 
wendig war.  Ganz  auf  Grund  photogrammetrischer  Ver- 
messungen wurde  von  demselben  Ingenieur  die  technisch 
und  landschaftlich  hochinteressante  Gebirgsbahn  in  Eisen- 
erz in  Steiermark  projektiert. 

In  unserem  Gelände  wird  sich  der  erwähnte  Vorzug 
der  Unabhängigkeit  nicht  mit  jener  unmittelbaren  Ueber- 
zeugungskraft  dokumentieren,  wie  im  Hochgebirge,  denn 
es  wird  hier  kaum  Stellen  geben,  es  sei  denn  in  Kulturen, 
wohin  man  den  Lattenträger  nicht  schicken  könnte.  Nichts- 
destoweniger weist  die  Photogrammetrie  auch  hier  noch 
Vorzüge  genug  auf,  um  sie  als  wertvolles  Aufnahmever- 
fahren dem  Vermessungstechniker  zu  empfehlen. 

Der  Vortragende  verbreitet  sich  nun  eingehend  über 
das  Wesen  und  die  Anwendungsmöglichkeit  der  Photo- 
grammetrie sowie  über  die  hierzu  bedingten  Apparate, 
die  er  besonders  anschaulich  durch  einen  vom  Redner 
selbst  benutzten  Phototheodoliten  darstellt. 


::  ::  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  H  H 


Die  Wohnungsprobleme 

Der  zweite  deutsche  .Wohnungskongreß  ist  einheitlicher 
verlaufen  als  der  erste.  Er  hat  allerdings  nicht  ganz  dia 
großartige  Aufmachung  gehabt  wie  der  in  Frankfurt  1904. 
Diesmal  hat  man  sich  für  die  Verhandlungen  auf  zwei 
Tage  beschränkt.  Aber  der  Besuch  war  recht  gut,  Vor- 
träge und  Debatten  standen  auf  der  Höhe,  und  mit  dem 
Ergebnis  konnte  man  recht  zufrieden  sein.  Es  ergab  sich 
unter  den  .Wohnungsreformern  weitgehende  Uebereinstim- 
mung,  so  daß  man  wohl  sagen  kann,  es  wird  jetzt  nach 
bestimmten  Plänen  gearbeitet,  und  es  werden  feste  Ziele 
verfolgt.  Nur  ein  Vertreter  der  Berliner  Terraingesell- 
schaften gestattete  sich  eine  abweichende  Anschauung.  Im 
übrigen  waren  die  organisierten  Haus-  und  Grundbesitzer 
dem  Kongreß  fern  geblieben.  Man  hatte  ihnen  allerdings 
auch  den  Zutritt  etwas  erschwert. 

Es  ist  merkwürdig,  daß  gerade  das  Gebiet  der  Woh- 
nungsfrage bisher  am  mieisten  von  allen  sozialen  Eragen 
vernachlässigt  worden  ist.  Wir  haben  Gesetze  bekommen 
über  alle  möglichen  Eragen,  Gewerbegerichte,  Kranken- 
kassen, für  Unfall,  Alter  und  Invalidität,  Kinderschutz, 
Regelung  der  Arbeitszeit,  Privatversicherung,  Tierhaltung 
—  man  könnte  noch  wer  weiß  wie  lange  fortfahren.  Eür 
die  Wohnungsfürsorge  ist  aber  vom  Gesetzgeber  so  gut 
wie  nichts  geschehen.  Die  Stadterweiterung  ist  heute  eine 
der  wichtigsten  kommunalen  Fragen.  Man  bedenke  nur, 
daß,  wie  der  Dresdener  Professor  Wuttke  nachweisen  zu 
können  glaubt,  von  den  5  Milliarden  des  jährlichen  Kapital- 
zuwachses in  Deutschland  die  Hälfte  in  Neubauten  angelegt 
wird.  Die  gesetzlichen  Bestimmungen  für  die  Stadterweite- 
rung sind  aber  durchaus  veraltet.  In  Preußen  datiert  das 
Ansiedelungsgesetz  aus  dem  Jahre  1876  —  also  aus  einer 
Zeit,  wo  Stadterweiterungen  im  großen  Maßstabe  erst  be- 
gannen. Eine  reichsgesetzUche  Regelung  der  Gewerbe- 
inspektion haben  wir  schon  lange.  Eine  Wohnungs- 
inspektion, die  doch  wahrhaftig  wichtiger  ist,  haben  erst 
wenige  Städte  eingeführt.  Wohnungskongresse  sind  des- 
halb noch  außerordentlich  nötig. 

Die  Wohnungsfrage  zerfällt  in  die  beiden  Teile,  in  die 
des  Baulandes  und  die  des  Häuser  baue  s.  So 
wurden  auch  in  Leipzig  beide  Eragen  ausgiebig  behandelt. 
Bei  beiden  Fragen  hat  sich  allmählich  die  Anschauung 
durchgesetzt,  daß  die  Gemeinden  stärker  eingreifen  müssen. 
Daß  die  Gemeinden  selbst  möglichst  viel  Grund 
und  Boden  kaufen  müssen,  wird  heute   in  der 


Wissenschaft  und  auf  sozialpohtischen  Kongressen  kaum 
noch  bestritten.  Nur  gehandelt  wird  noch  zu  wenig  danach. 
Die  Städte  beginnen  meist  erst  dann  zu  kaufen,  wenn  der 
Grund  und  Boden  schon  teuer  ist.  Hie  und  da  verkauft 
man  auch  noch.  So  hat  z.  B.  Berlin  die  Absicht,  den 
größten  Teil  seines  Treptower  Landes  zu  verkaufen.  Die 
Bodenpolitik  ist  freilich  auch  der  fragwürdigste  Teil  der 
Berliner  Kommunalpolitik,  urid  im  Gegensatz  zu  vielen 
anderen  Städten  scheinen  auch  die  Berliner  Gemeinde- 
vertreter den  Leipziger  Kongreß  nur  wenig  besucht  zu 
haben.  Allerdings  sind  Eingemeindungen  die  Voraus- 
setzung einer  weitsichtigen  Bodenpolitik.  Da  diese  in 
BerUn  verhindert  werden  und  von  dem  Zweckverband 
kaum  allzuviel  erwartet  werden  kann,  so  ist  es  leider 
den  Berliner  Gemeinden,  die  so  schon  ungünstige  Verhält- 
nisse haben,  erschwert,  hier  sozialpolitischen  Ansprüchen 
zu  genügen. 

Die  Bebauungspläne  werden  heute  künst- 
lerischer gestaltet.  Eine  Kunst  des  modernen  Städte- 
baues fängt  heute  an  sich  zu  entwickeln.  Man  will  die 
Verkehrsstraßen  von  den  Wohnstraßen  trennen  und  diese 
als  eine  Art  von  Privatstraßen  anlegen.  Man  verlangt 
für  alle  Kinder  erreichbare,  ruhige  Spielplätze,  unter  Um- 
ständen in  der  Mitte  der  Baublöcke.  Statt  der  öffentlichen 
geräuschvollen  Plätze,  die  genau  das  Gegenteil  dessen 
sind,  was  sie  sein  sollen,  Parkstreifen,  die  sich  zu  ruhigen 
Spaziergängen  eignen.  Bei  solcher  Aufteilung  des  Ge- 
ländes stößt  man  dann  freilich  auf  schwere  gesetzliche 
Mängel.  Man  braucht  ein  Umlegungsverfahren, 
dasselbe  was  die  Flurbereinigung  für  ländliche  Zwecke 
bedeutet.  Bisher  besteht  für  Preußen  ein  solches  infolge 
der  lex-Adickes,  die  noch  -dazu  ziemlich  verstümmelt  worden 
ist,  nur  für  Frankfurt,  Köln  und  Posen.  Der  preußische 
Landtag  hat  sich  hier  sehr  schwerfällig  erwiesen.  Das 
Enteignungsverfahren  muß  erweitert  werden.  Man  ver- 
langt eine  umfassende  Zonenenteignung,  um  nicht 
von  den  Launen  einzelner  Besitzer  gestört  zu  werden. 
Die  Enteignung  selbst  muß  modernisiert  werden.  Zur- 
zeit findet  in  Preußen  die  Enteignung  z.  B.  nach  der  alten 
Zivilprozeßordnung  statt,  die  infolge  der  Ueberspannung 
des  alten  Privateigentumbegriffs  dem  Enteigneten  nicht 
nur  den  vollen  Wert  ersetzt,  sondern  noch  eine  Art  Schmer- 
zensgeld zubilligt.  Die  Stadterweiterung  erfolgte  bisher 
viel  zu  sehr  nach  dem  Gutdünken  der  einzelnen  Land- 
besitzer oder  Landgesellschaften.  Sie  muß  endlich  einen 
öffentlich  rechtlichen  Charakter  annehmen. 

Eine  sehr  wichtige  Rolle  spielen  sodann  die  Bau- 
ordnungen, da  von  diesen  die  Wohndichtigkeit  ab- 
hängt. Sie  entscheidet  über  den  Preis  des  Grund  und 
Bodens.  Bisher  hatte  man  bei  uns  sich  in  ganz  unvernünf- 
tiger Weise  für  den  Hochbau  begeistert  und  eine  Aus- 
nutzung des  Grund  und  Bodens  gefördert,  mit  der  wir 
ims  unvorteilhaft  von  allen  anderen  Staaten  unterscheiden. 
Durch  die  Wohnungskasernierung  sind  wir  in  eine  Wohn- 
dichtigkeit hineingeraten,  die  zu  den  schwersten  gesund- 
heitlichen Schäden  führt.  Dadurch  sind  die  Bodenpreise 
abenteuerlich  in  die  Höhe  getrieben  und  ein  förmliches 
Fieber  ist  entstanden,  den  Boden  in  Gold  umzusetzen.  Ein 
freies  Stück  Land  im  Stadtbereich  liegen  zu  lassen,  gilt 
förmlich  als  Sünde.  Mit  diesem  verderblichen  System  muß 
gründlich  gebrochen  werden.  Leider  zeigte  sich  in  Leip- 
zig in  diesem  Punkte  die  Erkenntnis  noch  lange  nicht  tief 
genug.  Einige  Theoretiker  wie  Geheimrat  Baumeister  in 
Karlsruhe  und  Professor  Eberstadt  in  Berlin  versuchen  dem 
Hochbau  dadurch  zu  Leibe  zu  gehen,  daß  sie  nachweisen 
wollen,  daß,  wo  die  Bodenpreise  nicht  schon  zu  hoch 
geworden  sind,  das  vierte  Geschoß  nicht  mehr  rentabel 
sei,  weil  es  den  Unterbau  zu  sehr  belastet  und  zu  breite 
Straßen  verlangt.  Vorläufig  wirken  ihre  Beweise  indeß 
noch  nicht  durchschlagend.  Jedenfalls  muß  ernstlich  dar- 
auf hingewiesen  werden,  daß  durch  eine  niedrige  Bau- 
weise der  Bodenpreis  niedrig  gehalten  wird.  Die  Regie- 
rung, die  die  Baupolizei  in  der  Hand  hat,  hat  sich  bisher 
schwer  an  den  Großstädten  versündigt.  Sie  sollte  künftig 
dem  Drängen  der  Haus-  und  Grundbesitzer  nach  Vor- 


442 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  28 


schlechterung  der  Bauordnungen  nicht  nachgeben.  Bei 
neuen  Bauordnungen  müßte  sie  ein  für  alle  Mal  hohe 
Bauten  ablehnen.  Die  künftige  Losung  muß  sein:  Garten- 
städte! Natürlich  muß  mit  dem  Auseinanderziehen  der 
Städte  eine  Verbesserung  des  Verkehrs  Hand  in  Hand 
gehen. 

Der  Kongreß  behandelte  sodann  am  2.  Tage  die  Frage 
des  Häuserbaus,  wenigstens  deren  wichtigsten  Teil:  die 
Kreditbeschaffung.  Diese  hängt  vorzugsweise  an 
dem  Erlangen  der  2.  Hypotheken.  Schon  die  1.  H3'po- 
thek  kostet  häufig  hohe  Provision,  namentlich  bei  der 
ersten  Aufnahme,  wenn  das  Haus  noch  nicht  fertig  ist, 
sondern  erst  Baugelder  aufgenommen  werden  müssen. 
Ganz  arge  Mißstände  herrschen  aber  bei  der  Suche  nach 
den  2.  Hypotheken.  Hier  haben  einzelne  Städte  ein- 
gegriffen und  für  die  Bewilligung  der  2.  Hypotheken  be- 
sondere Banken  gegründet.  Dieser  Weg  wurde  auch  in 
Leipzig  empfohlen.  Andere  wollten  noch  einfacher  die 
Sparkassen  zur  Ausgabe  der  2.  Hypotheken  veranlassen. 
Andere  wollten  noch  einfacher  die  Sparkassen  zur  Aus- 
gabe der  2.  Hypotheken  veranlassen.  Um  dem  Leicht- 
sinn der  Hausbesitzer  nicht  Vorschub  zu  leisten,  soll  bei 
den  2.  Hypotheken  Totzahlungszwang  eintreten;  und  zur 
Sicherung  der  Ausleiher  soll  eine  allgemeine  Rückversiche- 
rung der  2.  Hypotheken  angestrebt  werden.  Bisher  haben 
öffentliche  Kassen  nur  Genossenschaften  über  die  mündel- 
sichere Grenze  hinaus  beliehen.  Genossenschaften  bieten 
aber  eine  ganz  andere  Sicherheit  als  einzelne  Hausbesitzer. 
Nun  ist  es  zwar  heute  allgemeiner  Grundsatz  der  Woh- 
nungsreformer geworden,  daß  man  nicht  nur  Genossen- 
schaften, sondern  ebenso  den  Privaten  unterstützen  muß, 
wenn  etwas  Durchgreifendes  geschehen  soll.  Aber  da 
die  2.  Hypotheken  nicht  nur  auf  Real-,  sondern  zugleich 
auf  Personalkredit  beruhen,  dürfte  die  Frage  für  diese 
den  öffentlichen  Kredit  heranzuziehen,  noch  nicht  spruch- 
reif sein.  Von  anderer  Seite  wird  als  Ausweg  empfohlen, 
in  den  Grundbüchern  Bodenwert  und  Hauswert  zu  sondern, 
also  beide  getrennt  zu  beleihen.  Vielleicht  kommen  wir 
dahin!  —  Freilich  heute  und  morgen  leider  noch  nicht. 

Eine  Frage,  die  eine  besondere  Behandlung  verdiente, 
ist  das  E  r  b  b  a  u  r  e  c  h  t.  Es  hat  sicher  eine  Zukunft.  Nach 
dem  B.  G.  B.  läßt  es  auch  eine  mündelsichere  Beleihung 
zu,  wie  in  der  letzten  Zeit  auch  tatsächlich  zahlreiche 
Ländereien  im  Erbbaurecht  vergeben  worden  sind.  Aber 
in  der  Regel  nur  an  Genossenschaften.  Einzelnen  Erb- 
pächtern Geld  zu  leihen,  machen  die  Geldinstitute  meist 
Schwierigkeiten.  Darum  werden  jedenfalls  noch  besondere 
gesetzliche  Bestimmungen  für  das  Beleihen  von  Häusern 
in  Erbpacht  gegeben  werden  müssen.  Das  war  in  Leipzig 
die  allgemeine  Ansicht. 

Im  ganzen  fühlte  man  sich  in  Leipzig  von  einem 
großen  und  starken  Strom  der  Bewegung  für  ein  besseres 
Wohnen  getragen.  Leider  stoßen  nachher  in  der  eckigen 
Wirklichkeit  die  Idealisten  in  der  Vereinzelung  auf  allerlei 
Widerstände.  Zu  den  stärksten  Hindernissen  in  dieser  Be- 
ziehung gehören  die  ungünstigen  Wahlrechte  in 
den  meisten  deutschen  Ländern  für  Staat  und  Kommune, 
da  läßt  sich  keine  erfolgreiche  Wohnungspolitik  durch- 
führen. Deshalb  wäre  eine  Wahlrechtsänderung  der  lioff- 
nungsreichste  Schritt  für  den  Kampf  um  gute  Wohnungen. 
Dessen  war  man  sich  auch  auf  dem  Kongresse  bewußt. 

Hermann  K  ö  t  s  c  h  k  e. 


::H::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Gelben 

Seit  einigen  Jahren  ist  eine  Wandlung  eingetreten  im 
Verhältnis  der  Arbeitgeberverbände  zur  Arbeitersclnft. 
Während  früher  in  den  meisten  Fällen  die  Arbeiter  lui 
Differenzen  aus  dem  Arbeitsvertrag  der  angreifende  J.W 
waren,  haben  neuerdings  die  Unternehmer  die  bloße  Defen- 
sive aufgegeben  und  suchen,  wo  und  wie  sie  nur  können. 


die  ihnen  unbequemen  Organisationen  der  Arbeitnehmer 
zu  zersprengen.  Neben  der  etwas  groben  Methode  der 
Aussperrung  hat  sich  als  vorzügliches  Mittel,  einen  Keil 
in  die  Reihen  der  Arbeiter  zu  treiben,  die  Gründung  von 
sog.  gelben  Arbeitervereinen,  gelben  Beamtenvereinen 
erwiesen,  auch  Werkvereine,  IJnterstützungsvereine,  Spar- 
vereine genannt. 

Es  wird  unter  den  Arbeitnehmern  immer  Menschen 
geben,  die  außerhalb  ihrer  Berufsorganisation  stehen  und 
die  als  Unorganisierte  von  den  Folgen  eines  Streiks  oder 
einer  Aussperrung  arn  empfindlichsten  getroffen  werden. 
Auf  diesen  Teil  der  Arbeiter  und  Angestellten  spekuhert 
man  zunächst,  und  wie  die  Erfolge  der  neuesten  Grün- 
dungen beweisen,  hat  man  richtig  gerechnet.  So  oft  ein 
solcher  Verein  ins  Leben  gerufen  wird,  hört  man  über 
die  Notwendigkeit  und  den  Zweck  des  Vereins  freilich 
nur  wenig.  Es  heißt  da  meistens:  Die  älteren  Angestellten 
und  Arbeiter,  die  schon  jahrelang  im  Betrieb  gearbeitet 
haben,  hätten  ein  Bedürfnis,  öfters  zusammen  zu  kommen, 
möchten  dann  und  wann  bei  einem  Glase  Bier  mit  den 
Direktoren  des  Werks  zusammen  sein.  Die  Direktoren 
hätten  (ähnliche  Wünsche.  Da  wäre  ein  Verein  das  Richtige. 
Den  einen  Vorzug  hätte  solch  ein  Verein  nebenher,  daß 
kleine  Meinungsverschiedenheiten  zwischen  Leitung  und 
Werkangehörigen  ohne  viel  Aufhebens  und  unter  der  Hand 
beglichen  werden  könnten. 

So  lange  es  Streber,  schwache,  charakterlose  Menschen 
geben  wird,  so  lange  werden  derartige  unternehmerfreund- 
lic'.le  Arbeiter-  und  Beamtenvereine,  die  sich  von  vornherein 
des  Streikrechts  begeben,  die  schwerste  Gefahr  aller  Be- 
rufsorganisationen darstellen,  weil  sie  nichts  anderes  sind, 
als  ein  Werkzeug  der  Unternehmer  gegen  die  unabhängigen 
Verbände  der  Arbeiter  und  Angestellten,  von  vornherein 
dazu  bestimmt,  im  gegebenen  Augenblick  diesen  Ver- 
bänden in  den  Rücken  zu  fallen. 

Ueberlegen  wir  einen  Augenblick,  unter  welchen  Vor- 
aussetzungen die  Organisationen  der  Arbeitnehmer  exi- 
stieren, warum  sie  für  'den,  der  nichts  hat  als  seine  Arbeits- 
kraft, eine  absolute  Notwendigkeit  sind. 

Die  heutige  Wirtschaftsordnung  beruht  im  wesentlichen 
auf  den  fünf  Grundelementen:  Arbeit,  Arbeitsteilung, 
Eigentum,  Freiheit  und  Tausch.  Die  Freiheit  ist  unter 
diesen  erst  die  Errungenschaft  der  neuesten  Zeit.  Erst 
als  die  freie  Konkurrenz  Zunftordnung  und  Hörigkeit 
über  den  Haufen  warf,  wurde  die  Basis  geschaffen  für 
den  heutigen  freien  Arbeitsvertrag.  Erst  heute  stehen  sich 
Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  rechtlich  als  einander  gleich- 
berechtigte Kontrahenten  gegenüber.  Aber  wie  steht  es 
in  Wirklichkeit?  Während  die  Gesetzgebung  formell 
Unternehmer  und  Arbeiter  als  Gleichberechtigte  gegenüber- 
stellt, benachteiligt  die  freie  Konkurrenz  den  Arbeiter  aufs 
schwerste.  Er  sollte  seine  Ware  Arbeit  zu  dem  best- 
möglichen Preis  verkaufen,  wie  es  jeder  andere  Verkäufer 
von  Waren  auch  anstrebt.  Dabei  vergaß  man  zweierlei. 
Erstens,  daß  die  Ware  hier  den  Menschen  selber  darstellt. 
Wer  die  Arbeit  eines  Menschen  kauft,  hat  Herrschgewalt 
über  die  Person  des  Menschen.  Der  Käufer,  also  der 
Arbeitgeber,  setzt,  indem  er  die  Arbeitsbedingungen  be- 
stimmt, einseitig  fest,  unter  welchen  Bedingungen  der  Ar- 
beiter körperlich,  geistig,  moralisch  existieren  soll.  Und 
zweitens  vergaß  man,  daß  in  der  überwiegenden  Mehrzahl 
der  Fälle  die  Arbeit  das  einzige  Mittel  ist,  durch  deren 
Verkauf  der  Besitzer  sein  Dasein  fristet.  Er  kann  also 
als  einzelner  mit  seinem  Angebot  nicht  zurückhalten,  son- 
dern muß  —  bei  Strafe  des  Verhungerns  —  seine  Arbeit 
losschlagen,  ob  er  will  oder  nicht  und  gleichgültig,  ob 
ihm  die  gestellten  Bedingungen  gefallen  oder  nicht  ge- 
fallen. Mit  anderen  Worten,  der  einzelne  Arbeitsverkäufer 
ist  dem  Unternehmer  auf  Gnade  und  Ungnade  ausgeliefert. 
F  ü  r  den  einzelnen  Arbeiter  und  Angestellten  gibt  es 
keine  Freiheit  des  Arbeitsvertrages,  sondern  nur  das  wi.d 
der  Inhalt  des  Vertrages,  was  der  Unternehmer  von  sich 
aus  einseitig  diktiert.  Auch  nicht  diktiert  für  den  ein- 
zelnen, sondern  in  gleicher  Weise  und  einheitlich  für 
Hunderte  und  Tausendc,  die  in  der  gleichen  Lage  sind. 


Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


443 


Damit  war  die  Notwendigkeit  gegeben,  daß  in  Berufs- 
organisationen die  Arbeitnelimer,  Arbeiter  wie  Angestellte, 
sich  zusammenschlössen,  um  gemeinsam  diese  Miß- 
stände zu  beseitigen,  um  das  vordem  bedingungslose  An- 
gebot zurückhalten  zu  können,  um  nötigenfalls  in  den 
Streik  zu  treten. 

Erst  in  dem  Maße,  als  diese  Berufsorganisationen 
die  Angehörigen  jedes  einzelnen  Gewerbes  durch  das 
ganze  Land  hindurch  in  ihre  Reihen  zusammenschließen, 
wird  der  vordem  nur  rechtlich  freie  Arbeitsvertrag  zu  dem 
nun  auch  in  Wirklichkeit  freien  Arbeitsvertrag,  stehen  sich 
in  Wirklichkeit  Arbeitnehmer  und  Arbeitgeber  als  Gleich- 
berechtigte gegenüber.  Nun  erst  wird  das  Herrschafts- 
verhältnis, das  dem  Unternehmer  über  den  wehrlosen 
Einzelarbeiter  durch  den  Vertrag  in  die  Hände  gelegt 
wird,  gemildert,  nun  erst  können  Angestellte  und  Arbeiter 
wirklich  freie  Menschen  werden. 

Freilich  nannten  viele  Unternehmer  diesen  Zusammen- 
schluß der  Arbeitnehmer,  diese  Verwirklichung  der  Gleich- 
berechtigung: unberechtigte  Anmaßung,  Unbotmäßigkeit; 
immer  noch  befangen  von.  veralteten  Vorstellungen,  die  im 
Arbeitnehmer  den  Menschen  zweiter  Klasse  sehen,  die  nur 
eine  Pflicht  des  Arbeiters  zu  arbeiten  kennen. 

So  schlössen  auch  die  Unternehmer  sich  zu  Arbeit- 
geberverbänden zusammen  mit  der  ausgesprochenen  Ab- 
sicht, die  Organisationen  der  Arbeitnehmer  zu  zerbrechen. 
Es  ist  nicht  immer  offener  Kampf  nötig,  um  dieses  Ziel 
zu  erreichen.  Ein  viel  unscheinbareres,  aber  für  die  Arbeit- 
nehmer um  so  gefährlicheres  Mittel  ist  nun  die  Gründung 
gelber  Vereine.  Hier  wird  proklamiert,  daß  die  Unter- 
nehmer, daß  die  Direktoren  es  gut  meinen  mit  der  Arbeiter- 
schaft und  den  Angestellten;  ein  freundliches  Zusammen- 
arbeiten im  Interesse  des  Betriebes  wird  angestrebt,  der 
Streik,  das  einzige  Mittel,  den  Gemeinschaftswillen  durch- 
zusetzen, wird  als  unbrauchbare  Waffe,  als  veraltet  aus- 
rangiert. Alle  Streitigkeiten  werden  auf  dem  Wege  fried- 
licher Verständigung  aus  der  Welt  geschafft  —  und  das 
alte  Hörigkeitsverhältnis  von  ehedem  ist  Wieder  hergestellt. 
Darum  sind  diese  Gründungen  überaus  gefährlich,  sie 
wirken  mit  ihren  Lockungen  einschläfernd,  zermürben  das 
moralische  Rückgrat  der  Arbeitnehmer,  zerstören  die 
Tugenden  des  Solidaritätsgefühls,  des  Opfersinnes  und 
beschwören  schließlich  wieder  Zustände  herauf,  von  denen 
wir  uns  eben  in  jahrzehntelangem  schweren  Ringen  frei- 
gemacht hatten  und  die  helfen,  daß  wieder  der  Unter- 
nehmer Herrschgewalt  gewinnt  über  Person  und  Leben 
des  Angestellten.  Im  Getriebe  des  Alltags  lassen  sich 
die  Verführten  kostbare  Güter  langsam  und  allmählich  aus 
den  Händen  winden,  langsam  und  allmählich  sinken  in 
den  Staub  die  Ideale  des  freien  Mannes,  der  freien  Arbeit, 
des  freien  Arbeitsvertrages. 

Darum  fort  mit  den  Gelben!    Sie  taugen  uns  nichts. 


Gegen  den  Tarifvertrag 

werden  Vorgänge  in  der  Berliner  Zeitungsindustrie  be- 
nutzt, die  wir  unseren  Lesern  ins  Gedächtnis  zurückrufen 
wollen.  Eines  Tages  erhielten  li/a  Millionen  Zeitungsleser 
am  Morgen  anstelle  ihres  Leiborgans  eine  Erklärung  von 
Mosse-Ullstein-Scherl  des  Inhalts,  daß  durch  den  Streik 
von  einigen  30  Maschinenmeistern  der  Firma  Scherl  der 
Betrieb  gestört  sei,  daß  sich  aber  Ullstein  und  Mosse  mit 
Scherl  solidarisch  erklärten.  Weiter  erfuhr  man,  daß  zwei 
Maschinenmeister  sich  des  Tarifsbruchs  schuldig  gemacht 
hätten,  und  das  mußte  Aufsehen  erregen,  weil  die  Buch- 
drucker Vorkämpfer  und  Befürworter  des  Tarif- 
gedankens sind. 

Das  Tarifamt  der  Buchdrucker  besteht  aus  vier  Arbeit- 
gebern und  vier  Gehilfen  und  hat  über  alles  zu  entscheiden, 
was  das  Arbeitsverhältnis  betrifft.  So  hatte  es  auch  über 
die  Arbeitszeit  der  Maschinenmeister  bei  Scherl  auf  Antrag 
der  Arbeiter  entschieden.  Diese  wollten  nach  kurzer  Zeit 
die  Arbeitszeit,  ohne  das  Tarifamt  zu  fragen,  wieder  ändern 
und  hiergegen  wendete  sich  die  Firma  Scherl  mit  der  Be- 


gründung, daß  sie  die  vom  Tarifamt  festgesetzte  Arbeits- 
zeit nicht  willkürlich  ändern  könne  und  ging  klageführend 
zum  Tarifamt.  Das  Tarifamt  stellte  sich  auf  die  Seite 
der  Firma,  wonach  sich  die  beiden  Maschinenmeister  und 
ein  kleiner  Anhang  die  Disziplinlosigkeit  zu  schulden 
kommen  ließen,  die  Arbeit  niederzulegen.  In  längeren 
Verhandlungen,  in  denen  die  Arbeiter  ihren  Führern  im 
Tarifamte  schwere,  unbelegbare  Vorwürfe  machten,  wurde 
die  Angelegenheit  beigelegt.  Ein  bitterer  Nachgeschmack 
bleibt  zurück,  weil  nicht  nur  unter  den  beteiligten  Arbeit- 
nehmern selbst  harte  Worte  fielen,  sondern  vor  allem 
auch,  weil  das  Scharfmachertum,  allerdings  ganz  unberech- 
tigterweise, gegen  den  Tarifvertrag  mit  diesem  Beispiel 
Front  macht. 

Betrachten  wir  uns  zunächst  einmal  die  Differenzen 
zwischen  Masse  und  Führer,  so  wissen  wir,  daß  diese 
Differenzen  so  alt  sind  wie  die  Arbeiterbewegung  selbst. 
Die  Disziplin  muß  aber  innerhalb  der  Organisation  an 
erster  Stelle  gepflegt  werden  und  das  Vertrauen  zu  den 
Führern  muß  unverrückbar  feststehen,  wenn.  Erfolge  er- 
zielt werden  sollen.  Besitzen  die  Führer  das  Vertrauen, 
dann  stehen  sie  auf  der  Warte,  die  einen  größeren  Ge- 
sichtskreis ermöglicht,  damit  aber  gleichzeitig  die  Möglich- 
keit bietend,  einmal  andere  Beschlüsse  zu  befürworten,  als 
sie  der  kleinere  Gesichtskreis  des  einzelnen  aus  der  Masse 
überblicken  kann.  Diese  starke  Organisation,  nach  innen 
und  außen  geschlossen,  hat  als  Kontrahentin  die  Organi- 
sation der  Arbeitgeber.  Auch  für  diese  muß  die  Forde- 
rung der  Geschlossenheit  bestehen,  wenn  der  Tarifgedanke 
gute  Früchte  tragen  soll. 

Der  Gedanke  des  Tarifvertrages  ist  unter  heftiger 
Gegnerschaft  entstanden  und  hat  sich  unter  schweren 
(Opfern  nur  entwickeln  können.  Wir  wollen  uns  mit  allen 
Mitteln  dagegen  wenden,  wenn  die  rechtsstehende  Presse 
namentlich  wieder  bei  diesem  Fall  dem  System  des  Tarif- 
vertrages ein  baldiges  Ende  voraussagt.  Wir  zweifeln 
nicht  daran,  daß  der  Tarifvertrag,  weiter  gepfelgt  und 
ausgebaut,  nicht  das  einzige  Mittel  sozialen  Friedens  sein 
wird,  aber  zum  mindesten  ein  für  die  gegenwärtige  und 
kommende  Zeit  nicht  zu  unterschätzendes  Friedensinstru- 
rnent.  Deshalb  kann  uns  in  diesem  Gedanken  das  Vor- 
kommnis in  der  Zeitungsindustrie  nicht  erschüttern,  wohl 
aber  bestimmen,  für  alle  Handlungen  der  Berufsorgani- 
sation ihre  völlige  innere  und  äußere  Geschlossenheit  zur 
Voraussetzung  zu  machen. 


:i  H  H  ::    STANDESBEWEGUNG    ::  ::  H  :: 


Viel  verlangt  und  doch  bescheiden 

in  der  Lösung  der  Gehaltsfrage  ist  das  Kennzeichen  eines 
Gesuches,  das  beim  Technikum  Strelitz  zur  Weitergabe 
an  die  Studierenden  eingegangen  ist.    Es  lautet: 

,, Sofort  oder  auch  später  wird  in  meinem  techn. 
Bureau  (Licht-,  Kraft-  und  Schwachstromanlagen)  eine 
Stelle  frei,  die  bei  zufriedenen  Leistungen  schon  heute 
als  Lebensstellung  vorgesehen  ist. 

Vielleicht  haben  Sie  die  Güte  und  geben  dies  Ihren 
Studierenden  zur  gefl.  Kenntnis  und  zwar  unter  Be- 
kanntgabe folgender  Ausführungen: 

Vor  allen  Dingen  muß  betr.  Reflektant  eine  mehr- 
jährige Praxis  in  Stark-  und  Schwachstrom  besitzen. -Er 
muß  ohne  weiteres  fähig  sein,  selbständig  kleinere  Repa- 
raturen unternehmen  zu  können,  energisch  sein.  Mon- 
teure engagieren  und  entlassen,  mit  der  Kundschaft  um- 
gehen, demzufolge  repräsentationsfähig  sein.  Da  die 
meisten  Installationen  bei  polnischen  Grundbesitzern  aus- 
geführt werden,  so  müB  Reflektant  in  der  polniscTien 
Sprache  in  Wort  und  Schrift  perfekt  sein,  natürlich  hie- 
siger 'Untertan.  'Zu  Anfang  wird  Betreffender  mit  allen 
Hilfsmitteln  unterstutzt,  in  alle  Details,  in  Kosten- 
anschläge, Abschlüsse  eingeweiht.  Schließlich  ist  mir 
Angabe  von  Referenzen  erwünscht,  die  über  Pflicht- 
eifrigkeit, Ruf  und  dergl.  genaue  Auskunft  geben  können. 


444 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  28 


Für  die  Zukunft  ist  die  Stellung  so  gedacht,  daß  der  Be- 
treffende den  Chef  voll  und  ganz  vertreten  muß  und  es 
nicht  ausgeschlossen  ist,  daß  ihm  außer  größten  Voll- 
machten größere  Gewinnanteile  zugesichert  werden.  Da 
es  sich  um  einen  Versuch  handeln  wird,  bis  ein  Reflek- 
tant den  Anforderungen  entsprochen  hat,  so  ist  vor  der 
Hand  bis  zum  Einarbeiten  allerdings  ein  kleines  Gehalt 
ausgeworfen,  das  auch  von  betr.  Reflektant  bei  der 
Bewerbung  ohne  weiteres  durch  eine  Mindestforderung 
angegeben  werden  muß. 

Besonders  betone  ich,  daß  der  Betreffende  sehr  oft 
gezwungen  sein  wird,  bei  manchen  Installationen  selbst 
mit  Hand  anzulegen,  um  dadurch  den  übernommenen 
Pflichten  zu  genügen.  Später  wird  dies  nicht  der 
Fall  sein. 

Indem  ich  Ihnen  für  Ihre  freundlichen  Bemühungen 
bestens  danke,  zeichne  ich 

hochachtend 

gez.  Waclaf  Lvsinski,  Ing. 
Posen  W.  3,  den  8.  Juni  1911. 

Ein  nicht  weniger  ernstes  Zeichen  der  Zeit  ist  das 
Gesuch  der  Siemens-Schuckert-Werke  an  das  Technikum, 
in  dem  gesagt  wird,  daß  während  der  Ferien  in  den  Kon- 
struktionsabteilungen der  Siemens-Schuckert-Werke  im 
Zeichnen  geübte  Studierende  gegen  eine  Vergütung  von 
3  M  pro  Kalendertag  Beschäftigung  finden. 

iWir  bezweifeln,  daß  die  Siemens-Schuckert-Werke  im 
Interesse  der  Studierenden  diese  Einrichtung  getroffen 
haben.  Wenn  das  der  Fall  wäre,  so  würde  man  dafür  wohl 
gar  keine  Entschädigung  bieten.  Eine  Gefahr  dieses 
Systems  liegt  darin,  daß  den  ausgebildeten  Technikern 
Konkurrenz  gemacht  wird  und  auch  ferner  darin,  daß  die 
Studierenden,  statt  sich  erholen  zu  können,  gegen  ein 
geringes  Entgelt  weiter  verbraucht  werden,  ohne  daß  sie 
dafür  etwas  eintauschen  an  Erfahrungen  oder  an  Fort- 
bildung. Die  Arbeitsteilung  in  unseren  modernen  Be- 
trieben ermöglicht  es,  dieses  System  zu  einem  dauernden 
zu  machen  und  der  Maßstab,  mit  dem  hier  die  unter- 
geordneten Arbeiten  Studierender  gemessen  werden,  wird 
sehr  leicht  auch  für  die  Zwischenzeit  für  Techniker  und 
angehende  Techniker  angewandt  werden. 

Das  Vorgehen  der  Siemens-Schuckert-Werke  ist  aus 
diesen  Gründen  zu  verurteilen. 


V:  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  H 


Die  Versicherungswissenschaft  und  ihre  Organisation 

Von  Versicherungswissenschaft  konnte  natürlich  erst 
die  Rede  sein,  nachdem  die  Ausbildung  eines  auf  modernen 
Grundlagen  ruhenden  Versicherungswesens  erfolgt  war. 
Dies  ist  in  Deutschland  der  Hauptsache  nach  im  19.  Jahr- 
hundert geschehen.  In  anderen  Staaten,  vor  allem  in  Eng- 
land, zeigen  sich  Anfänge  des  modernen  Versicherungs- 
wesens schon  im  18.  Jahrhundert  und  sind  dem- 
entsprechend auch  die  versicherungswissenschaftlichen  Be- 
strebungen älter. 

Die  ersten  Zweige  der  Versicherungswissenschaft,  die 
zur  Entwicklung  gelangten,  waren  einerseits  die  Versiche- 
rungsmathematik, andererseits  das  Versicherungsrecht.  Auf 
dem  Gebiete  der  Versicherungsmathematik  zeichneten  sich 
vor  allem  englische  Forscher  aus.  Hier  entstand  schon 
im  Jahre  1849  eine  feste  Organisation  von  Versicherungs- 
mathematikern, das  ,, Institute  of  Actuaries",  dessen  Mit- 
glieder im  Laufe  der  langen  Entwicklung  dieser  Gelehrten- 
akademie Außerordentliches  geleistet  haben.  Noch  heute 
steht  das  ehrwürdige  „Institute"  in  der  wissenschaftlichen 
Welt  hochangesehen  da  und  sind  die  von  ihm  verliehenen 
versicherungswissenschaftlichen  Titel  ein  Gegenstand 
heißen  Begehrens  bei  den  englischen  Versicheriingsmathe- 
matikern. 


Neben  der  mathematischen  Disziplin  sind  es  rechtliche 
Fragen  des  Versicherungswesens,  die  schon  früh  die  Auf- 
merksamkeit wissenschafthcher  Kreise  weckten  und  den 
Anlaß  zu  zahlreichen  literarischen  Erzeugnissen  auf  diesem 
Gebiet  gaben.  Eine  Reihe  von  Schriften  über  Probleme 
des  Seeversicherungsrechts  verdankt  diesem  Interesse  ihre 
Entstehung.  Eine  nicht  unerhebliche  Zahl  derartiger  Ar- 
beiten erschien  schon  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18. 
und  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts.  Allerdings 
kann  man  hier  noch  nicht  von  eigentlicher  Versicherungs- 
wissenschaft sprechen.  Es  handelt  sich  vielmehr  im 
Wesentlichen  lediglich  um  die  juristische  Erörterung  ein- 
zelner versicherungswissenschaftlicher  Probleme.  Die 
durch  die  Gründung  des  erwähnten  „Institute  of  Actuaries" 
beginnende  Periode  der  versicherungswissenschaftlichen 
Organisation  brachte  eine  besondere  Versicherungswissen- 
schaft nur  insoweit  zum  Entstehen,  als  es  sich  hierbei  um 
die  Versicherungsmathematik  handelte.  Auch  das  durch 
die  Schaffung  der  deutschen  Arbeiterversicherung  neu  an- 
geregte Interesse  für  Fragen  des  Versicherungswesens 
führte  noch  nicht  sofort  zur  Ausgestaltung  einer  eigenen 
versicherungswissenschaftlichen  Disziplin.  Vielmehr  kann 
man  sagen,  daß  die  Versicherungswissenschaft  als  solche 
erst  im  letzten  Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts  sich  die 
Stellung  errang,  die  sie  heute  einninmit.  Die  Errichtung 
eines  versicherungswissenschaftlichen  Seminars  an  der 
Universität  Göttingen  im  Jahre  1895,  die  Berücksichtigung 
der  Versicherungswissenschaft  in  den  Lehrplänen  der  neu- 
entstehenden Handelshochschulen,  die  Gründung  des  deut-» 
sehen  Vereins  für  Versicherungswissenschaft  im  Jahre  1899 
und  die  Schaffung  von  Versicherungsseminaren  an  anderen 
Universitäten,  das  sind  einige  Merksteine  in  der  Geschichte 
der  Versicherungswissenschaft  in  Deutschland.  Dabei  ist 
es  interessant,  darauf  hinzuweisen,  daß  der  Begriff  der 
Versicherungswissenschaft,  wie  er  in  Deutschland  gefaßt 
wurde,  weit  über  das  hinausging,  was  man  bisher,  vor 
allem  in  England,  darunter  verstand.  Man  beschränkte  sich 
in  Deutschland  nicht  darauf,  als  Versicherungswissenschaft 
die  Aktuarwissenschaft,  also  die  Versicherungsmathematik, 
anzusehen,  sondern  verstand  hierunter  sowohl  die  Rechts- 
und Wirtschaftswissenschaft,  wie  die  mathematischen  und 
naturwissenschaftlichen  Wissenszweige.  Als  versicherungs- 
wissenschaftliche Zentrale  in  Deutschland  darf  wohl  der 
deutsche  Verein  für  Versicherungswissenschaft  in  Berlin 
angesehen  werden,  der  heute  etwa  1100  persönliche  und 
rund  200  körperschaftliche  Mitglieder  zählt.  Er  besitzt  Ab- 
teilungen für  Versicherungsrecht,  Versicherungsmedizin  und 
Versicherungsmathematik.  Die  Tätigkeit  des  Vereins  in 
den  zehn  Jahren  seines  Bestehens  lag  vor  allem  in  der 
Herausgabe  einer  umfangreichen  Zeitschrift,  in  der  Ver- 
anstaltung wissenschaftlicher  Vorträge  und  in  neuerer  Zeit 
auch  in  der  Förderung  versicherungswissenschaftlicher  Stu- 
dien durch  Preisausschreiben.  Ferner  bemühte  sich  der 
Verein,  darauf  hinzuwirken,  daß  die  Kenntnisse  vom  Ver- 
sicherungswesen in  möglichst  weite  Kreise  getragen 
würden.  Diese  Aufgabe  erscheint  besonders  dankenswert 
und  notwendig,  wenn  man  berücksichtigt  einerseits,  wie 
eng  und  vielgestaltig  nahezu  jede  wirtschaftende  Person 
mit  dem  Versicherungswesen,  sei  es  dem  privaten,  sei 
es  dem  sozialen  verknüpft  ist,  und  wie  gering  anderer- 
seits in  den  breiten  Schichten  des  Volkes  die  Kenntnisse 
vom  Versicherungswesen,  seiner  Eigenart,  seinen  Vor- 
aussetzungen und  seinen  Erfordernissen  sind.  Es  ist  daher 
zu  begrüßen,  daß  der  Verein  in  jüngster  Zeit  Preise  für 
kurze  Darstellungen  aus  dem  Gebiete  des  Versicherungs- 
wesens aussetzte,  die  geeignet  sind,  in  die  Lesebücher 
von  Volks-  und  Handelsschulen  aufgenommen  zu  werden 
und  die  den  Leser  in  leicht  verständlicher  und  anschau- 
licher Weise  über  Fragen  des  Versicherungswesens  auf- 
klären. Uebrigens  macht  sich  in  letzter  Zeit  in  den  Kreisen 
der  Versicherungsbeamten  wie  allgemein  in  kaufmännischen 
und  technischen  Kreisen  ein  lebhaftes  Bedürfnis  für  vcr- 
sicherungswissenschaftliche  Unterweisung  und  bessere  Aus- 
bildung der  Angestellten  bemerkbar,  das  zur  Einrichtung 
von  Kursen  für  Versicherungslchrlinge  in  verschiedenen 


Heft  28 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


445 


Städten  geführt  und  die  Einrichtung-  von  Vortragskursen 
über  versicherungswissenschaftliche  Probleme  seitens  ver- 
schiedener Verbände  von  Versicherungsbeamten  ver- 
anlaßt hat. 


::  II  ::  H  ::  ::  BÜCHERSCHAU       ::  ::  H  H  H 


(ilimtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Hisenbeton  und  umschnürter  Beton  (Beton  F rette)  in  den  ein- 
fachen Anwendiingsformen.     Von  Obering.  A.  Klein- 
logel.    Kurze,  praktische  Anleitung  mit  88  Abbildungen 
und    mehreren    Tabellen.     Leipzig.      Verlag    von  Carl 
Scholtze.    Preis  geb.  5  M. 
Der  Zweck  des  Buches  ist  eine  Einführung  in  die  Eisen- 
betontechnik.   Ausgehend  von  der  geschichtlichen  Entwicklung, 
zeigt  uns  der  Verfasser  die  Eigenschaften  des  Materials,  die 
statische  Wirkung  der  Verbund-Konstruktionen  und  gibt  dem 
Konstrukteur  Anhaltspunkte  für  den  Entwurf.    Die  Ausführungen 
werden    an  vielen    durchgerechneten  und  -konstruierten  Bei- 
spielen erläutert. 

Es  fällt  uns  die  schlichte  Darstellung  des  Verfassers  auf, 
die  ungeachtet  ihrer  strengen  Wissenschaftlichkeit  das  Süidium 
unterhaltend  gestaltet.  Die  populäre  Wiedergabe  wird  unter- 
stützt durch  den  systematischen  Aufbau  der  einzelnen  Kapitel. 
Diese  setzen  nichts  voraus,  sondern  knüpfen  nur  an  Vorher- 
gehendes an,  dadurch  dem  Anfänger  das  Erlernen  wesentlich 
erleichternd.  Der  "Wert  des  Gebotenen  wird  noch  erhöht  durch 
gut  ausgewählte  Beispiele,  die  dem  Leser  ein  klares  Bild  geben 
über  die  Anwendung  des  Erlernten.  Nach  alledem  kann  man 
das  vorliegende  Werk  als  eines  jener  wenigen  Lehrmittel  be- 
zeichnen, die  sich  besonders  für  den  Gebrauch  des  Mittelschul- 
technikers eignen.  G. 


::  ::  ::  ::  ::  H    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
•  " 'presse  smd,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Kucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  'Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  ^X'iedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  156.  Wie  werden  die  Größenverhältnisse  der  ge- 
bräuchlichen schmiedeisernen  Druckkessel  oder  Hydrophore  für 
Hauswasserversorgungen  —  im  Verhältnis  zum  Wasserbedarf  — 
bestimmt  oder  angenommen? 

Frage  157.  Eine  Zimmertür,  die  zwei  Wohnungen  von- 
einander trennt,  soll  schalldicht  isoliert  werden.  Wie  ist  die 
Isolierung  am  besten  auszuführen?  Eine  Doppeltür  soll  nicht 
eingebaut  werden. 


Frage  158.  In  nächster  Nähe  zweier  ca.  40  m  hohen  und 
mit  Zugringen  versehenen  Schornsteine  sollen  Pfähle  eingetrieben 
werden.  Welches  Rammverfahren  ist  zu  empfehlen  und  welche 
Vorsichtsmaßregeln  sind  zu  treffen? 

Frage  159.  Ist  für  ein  Kesselhausdach  die  Eindeckung 
mittels  Holzverschalung  und  Dachpappenüberzug  geeignet? 

Frage  160.  Wie  ermittelt  man  den  Stoßdruck  in  kg/qcm 
eines  herabfallenden  Aufzuges  von  1,5  ■  1,5  m  Grundfläche  und 
1700  kg  Gewicht  auf  die  Unterlage  bei  einer  Fallhöhe  von 
a)  10,0  m,  b)  0,2  m? 

Frage  161.  Ich  bitte  um  Angabe  eines  erprobten  und 
billigen  Verfahrens,  durch  das  man  Unkraut  von  Bürgersteigen 
(Mosaikpflasterung)  mit  wenig  Verkehr  entfernen  bezw.  fern- 
halten kann. 


Zur  Frage  125,  129  und  132.  Blockhaus-Einkleidung.  Ohne 
an  dem  vorhandenen  Zustande  etwas  zu  ändern,  kann  man 
die  Mängel  in  folgender  Weise  beseitigen:  Alle  Außenflächen; 
werden  mit  Ziegeldrahtnetz  benagelt  und  nun  mit  Portlandzement 
geputzt  (Stärke  ist  von  den  örtlichen  Verhältnissen  abhängig). 
Die  Oberflächen  werden  entweder  mit  Kasslerschen  Fluaten 
oder  Kasseler  Zechit  getränkt.  Alle  Arbeiten  sind  möglichst 
bei  trockenem  Wetter  auszuführen.  Die  Putzflächen  müssen 
gut  abbinden.  Es  ist  weiter  darauf  zu  achten,  daß  die  Mischungen 
nicht  mager  ausfallen.  Ein  Quantum  Silikat  ist  erforderlich, 
um  den  Erhärtungsvorgang  auch  noch  nach  Jahren  weiter- 
zuführen. Um  den  Luftzutritt  nicht  abzuschneiden,  ist  von 
jedem  Oelanstrich  abzusehen  und  dafür  ein  stumpfer  Zement- 
farbenanstrich zu  wählen.  Nur  muß  dabei  beachtet  werden, 
daß  die  Bindekraft  des  Zementfarbenanstrichs  genügend  ist, 
damit  er  den  Witterungseinflüssen  standhält.  Vielleicht  fragen 
Sie  bei  der  Gesellschaft:  Leipziger  Zementindustrie  Dr.  Gas- 
pary,  Markranstädt  b.  Leipzig,  an,  ob  die  Beimischung  des 
Farbstoffs  zu  dem  Putzmörtel  nicht  zweckdienlicher  sei.     — pf. 

Zur  Frage  126.  Wetter-  und  säurefeste  Dachanstriche. 
Dafür  eignet  sich  ein  Vitralinanstrich  sehr  gut.  Vitralin  ist 
nach  amtlichen  Untersuchungen  säure-  und  verbindungsfest, 
desinfizierend,  bleifrei  und  elastisch.  Ergiebigkeit:  51  g  auf 
1  qm  Streichfläche.  Durch  einen  Wachszusatz  erhält  dieser 
Anstrich  Hochglanz.  — pf. 

Zur  Frage  139.  Zementverputz  eines  säurehaltigen  Wasser- 
bassins. II.  Nehmen  Sie  Vitralin  (s.  Antwort  auf  Frage  126). 
Bei  Zementwänden  ist  ein  Voranstrich  mit  Bontrie  erforderlich. 
Den  Vitralinanstrich  lassen  Si|j  erst  aufbringen,  nachdem  jener 
trocken  geworden  ist.  — pf. 

Zur  Frage  144.  Kühl-  und  Eisanlage  in  den  Tropen. 
I.  Ohne  nähere  Kenntnis  der  Wasserverhältnisse  kann  man 
nicht  entscheiden,  ob  eine  Schweflig-Säure-  SOo  oder  eine 
Ammoniak-Anlage  NH,  vorzuziehen  ist.  SO2  wird  des  niedrigen 
Kondensatordruckes  wegen  bevorzugt,  hat  aber  den  Nachteil, 
daß  die  Maschinen  äußerst  sorgsam  bedient  werden  müssen, 
da  bei  vorkommenden  Undichtigkeiten  SO2  mit  dem  Sauerstoff 
der  Luft  eine  Verbindung  eingeht,  wodurch  Schwefelsäure  ent- 
steht. Ammoniak  ist  in  dieser  Beziehung  besser.  —  Zu  weit.  Aus- 
künften bin  ich  gern  bereit.   B  e  i  e  r  -  Düsseldorf,  Burghofstr.  58. 

II.  Um  Auskunft  erteilen  zu  können,  bitte  ich  um  genauen 
brieflichen  Bescheid,  wo  und  unter  welchen  LImständen  die 
Anlage  errichtet  werden  soll.  Meine  Adresse  ist  durch  dit 
Schriftleitung  zu  erfragen. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 
Wanderversannnnlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

aus  Anlaß  der  Internationalen  Hygiene-AusstellungDresden1911  vom15.bis19.Juli 

veranstaltet  von  der  Bezirksverwaltung  Dresden 


Nur  noch  eine  kurze  Spanne  Zeit  trennt  uns  von  der  Wander- 
versammlung, und  so  wenden  wir  uns  nochmals  an  alle  Kollegen 
mit  der  Bitte  um  recht  zahlreichen  Besuch  derselben.  Der  vor- 
bereitende Ausschuß  hat  alles  getan,  um  die  Versammlung  zu 
einer  ebenso  lehrreichen  als  genußreichen  und  imposanten  zu 
gestalten  und  ist  überzeugt,  daß  allen  Teilnehmern  die  in  Dresden 
verlebten  Stunden  eine  bleibende  angenehme  Erinnerung  hinter- 
lassen werden.  Eine  Anzahl  Vorträge  sozialpolitischen  und 
wissenschaftlichen  Inhalts,  Besuch  der  Ausstellung  unter  kun- 
diger Führung  werden  mit  geselligen  Veranstaltungen,  Besich- 
tigungen und  Ausflügen  abwechseln.  Jeder  Geschmack  kommt 
zu  seinem  Rechte,  so  daß  all  und  jeder,  selbst  der  Anspruchs- 


vollste auf  seine  Rechnung  kommen  wird.  Da  es  dem  Aus- 
schusse gelungen  ist,  für  die  Teilnehmer  eine  Menge  Ver- 
günstigungen zu  erzielen,  die  den  Inhabern  der  Gutscheinhefta 
voll  zuteil  werden,  so  wird  der  Besuch  der  Wanderversammlung 
auch  nicht  allzuhohe  Ansprüche  an  den  Geldbeutel  stellen. 

An  den  Ausschuß  ergangene  Anfragen  veranlassen  uns  zu 
wiederholen  (s.  Heft  19,  Seite  302),  daß  Verbandsmitglieder, 
welche  Mitglieder  von  Krankenkassen  im  Sinne  der  reichsgesetz- 
lichen Bestimmungen  über  die  Krankenversicherung  der  Ar- 
beiter (einschließlich  der  Knappschaftskrankenkassen)  oden 
versicherungspflichtige  Mitglieder  eingeschriebener 
Hilfskassen   sind,  bei  Reisen,  die  sie  zum  Besuche  der  Intern. 


446 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  28 


Hygiene-Ausstellung  in  Dresden  unternehmen,  in  III.  Klasse 
zum  halben  Preise  der  Fahrkarten  für  Eil-  und  Personenzüge, 
in  Schnellzügen  außerdem  gegen  tarifmäßigen  Zuschlag,  befördert 
werden.   Bedingungen  siehe  Heft  19. 

Der  Empfang  der  Gäste  erfolgt,  worauf  hier  nochmals  hin- 
gewiesen werden  soll,  nur  auf  dem  Hauotbahnhofe  Dresden-A., 
woselbst  sich  auch  das  Festbureau  für  die  Ausgabe  der  Qut- 
scheinhefte,  Festzeitungen,  Hotelkarten  usw.  befindet.  Das  Bureau 
ist  bereits  Freitag,  14.  Juh,  von  nachm.  2  bis  8  Uhr  geöffnet.. 


Wir  bitten  zum  Schlüsse  nochmals  alle  Kollegen,  welche 
an  der  Wanderversammlung  teilnehmen,  die  Anmeldescheine  un- 
verzüglich auszufüllen  und  an  Herrn  Baumeister  Schüßler,  Klein- 
luga, Post  Mügeln,  Bez.  Dresden  einzusenden  und  machen  be- 
sonders auf  die  Broschüre  (Reiseführer  auf  den  sächsischen 
Bahnen  bis  Dresden),  die  für  diesen  besonderen  Zweck  vom 
Ausschusse  aufgelegt  worden  ist,  aufmerksam,  welche  nach  Ein- 
gang der  Anmeldungen,  soweit  der  Vorrat  reicht,  kostenfrei 
zugesendet  wird. 


Wer  kennt? 

Für  die  freundliche  Angabe  der  Adressen  nachstehend  ver- 
zeichneter Kollegen,  denen  die  Zeitung  sowie  die  Briefschaften 
wegen  unbekannter  Adresse  nicht  zugestellt  werden  können^ 
wären  wir  sehr  dankbar: 

Gust.  Charpentier,  Bauführer,  früher  Altenrheine,  Schleppzug- 
schleuse. 

Walt.  Otto,   Ingenieur,   früher  Annahütte,  Grube  Gotthold. 
Gust.  Springer,  Bautechniker,  früher  Bergeborbeck,  Hochstr.  41. 
Wilh.  Baltzer,  Ingenieur,  früher  Berlin  54,  Persiusstr.  14,  G.  I. 
Karl  Becker,  Techniker,  früher  Berlin  61,  Blücherstr.  20  IV. 
Aug.   Escher,  Techniker,   früher  Berlin  87,   Beusselstr.  44. 
Alfr.   Krannich,  Architekt,  früher  Berlin  68,  Postlagernd. 
Bruno  Lange,  früher  Berlin  7,  Posdagernd. 

Fr.  Jos.  Majorkovies,  Techniker,  früher  Berlin  28,  Zionskirch- 
straße  8. 

Konr.  Osius,  Techniker,   früher  Berlin  30,  Goltzstr.  2. 

Karl  Schmidt,  Techniker,  früher  Berlin  87,  Turmstraße  6. 

Aug.   Bühl,   Techniker,   früher  Beuthen,   Parallelstraße  3/4  11. 

O.  Wulff,  Techniker,  früher  Bielefeld,  Heinrichstraße  21.1. 

J.  E.  Janssen,  Techniker,  früher  Borkum,  Garn.-Verw. 

W.  Jacobs,  Techniker,  früher  Brandenburg,  Mühidamm  7. 

M.  Dannenberg,  Kat.  Zeichner,  früher  Bremen,  Hamburger  Str.  35. 

A.  Kroker,  Techniker,  früher  Breslau  II,  Zobtenstr.  29. 

Joh.  Rohwedder,  Ingenieur,  früher  Breslau  II,  Zobtenstr,  9. 

R.  Breiholz,  Techniker,  früher  Cassel. 

W.  Weiß,  Techniker,  früher  Cadinen  i.  Westpr. 

O.  Jahne,  Ingenieur,  früher  Charlottenburg,  Guerickestr.  31. 

O.  Wegrich,  Architekt,  früher  Demmin,  Wilhelmstr.  9. 

W.  Oelkers,  Techniker,  früher  Dinklar. 

H.  Pirke,  Architekt,  früher  Dortmund,  Hüttemannstr.  56  III. 
Hch.  Dörge,  Masch. -Techniker,  früher  Düsseldorf,  Birkenstr.  54. 
A.  Graf,  Masch.-Techniker,  früher  Düsseldorf,  Kurfürstenstr.  35. 
F.  Arppe,  Masch. -Meister,  früher  Emden,  Neptunstraße  5. 
A.   Mey,    Schiffb.  -  Ingenieur,    früher    Emden,  Brandenburger 
Straße  10  a. 

Fr.  Hermsdorf,  Architekt,  früher  Erfurt,  Sedanstr.  6  II. 
Gg.  Tüncher,  Techniker,  früher  Essen,  Huyssen-Allee  9. 
E.   Roeder,  Techniker,   früher  Fernheide,  Kr.  Schlochau. 
Berth.  Geber,  Techniker,  früher  Frankfurt  a.  M.,  Elbestr.  51. 
Rud.  Wehnert,  Techniker,  früher  Friedenau,  Menzelstr.  35. 
Xaver  Eder,  Bauführer,  früher  Fürth  i.  Bay.,  Waidstr.  2. 
Paul  Friedrich,  Techniker,  früher  Gardeleä'en,  SchiUerstr.  5. 
A.  Borchert,  Techniker,  früher  Gevelsberg,  Postlagernd. 
Alfr.  Mager,  Ingenieur,  früher  Gotha,  Steinmühlenstr.  17. 
Gust.  Engel,  Bauführer,  früher  Grafenwähr  i.  Bay. 
Frz.  Gehrmann,  Techniker,  früher  Graudenz,  Altestr.  8. 
Paul  Egcr,  Techniker,  früher  Grünhain  (Erzgeb.),  Bahnliofstf. 
Max  Weickert,  Masch. -Ing.,  früher  Habelschwerdt,  Mittehvalder- 
straße  323  a. 

Hch.  Rose,  Techniker,  früher  Hamm,  Buk.  Weg. 
Karl  Krüger,  Techniker,   früher  Hamburg  6,  Markt  47. 
H.  Peters,  Techniker,  früher  Hamburg  5,  Hansaplatz  5. 
Heimb.  Thöne,  Masch. -Ing,,  früher  Hamburg  33,  Schliederplatz  7. 
Otto   Manbach,   Techniker,   früher    Hannover  1,  Hildesheimer 
Straße  226  1. 

Fr.  Bodendiek,  Tiefbautechniker,  früher  Harburg  a.  E.,  Garten- 
straße 2. 

Paul  Dansmann,  Masch. -Ing.,  früher  Heidelberg. 
Otto  Helten,  Tiefb.-Techniker,  früher  Herne  i.  W.,  Wineckestr.  15. 
Hans  Schmidt,  Bauführer,  früher  Homburg  (Pfalz),  Hauptpost- 
lagernd. 

Beruh.  Kummer,  Hochb.-Techn.,  früher  Hülserberg,  Post:  Hüls.. 

Ed.  Meinecke,  Tiefb.-Techn.,  früher  Iserlohn,  Igelstr.  15. 

Otto  Scheller,  Techniker,  früher  Kaiserslautern  (Bay.),  Pirma- 
senser Straße  33. 

Wilh.  Nolle,  Techniker,  früher  Kamen,  Weststr.  56. 

Alb.  Baur,  Elektr.-Techn.,  früher  Kirchlengern,  p.  Adr.  Wirt 
Kollmeicr. 

Ad.   Wirsing,   Bautechn.,   früher   Königshofen   i.   Grf.  Bayern. 


Wilh.   Sträubig,   Bauführer,   früher  Königshütte   (O.-S.),  Katto- 

witzer  Straße  1. 
Alb.  Kernwein,  Bauführer,  früher  Kröpelin  (Mecklbg.). 
.Oskar  Viehweg,  Bautechniker,  früher  Löbtau  i.  Sa. 
Karl  Breithaupt,  Techniker,  früher  Lüdenscheid,  Herzogstr.  11. 
Adolf  Classen,  Elektr.-Techn.,  früher  Lüneburg,  An  der  Münze  9. 
Alb.  Fischer,  Bautechniker,  früher  Magdeburg,  Pionierstr.  10  p. 
Heinr.  Müller,  Techniker,  früher  Magdeburg-N.,  Schmidtstr.  5  I. 
Joh.  Müller,  Techniker,  früher  München  23,  Marktstr.  11  III. 
Rud.  Wittner,  Masch. -Techn.,   früher  Neustadt  (Schwarzwald). 
Jakob   van   Suntum,    Bautechniker,   früher   Oberhausen  (Rhl.), 

Alleestraße  74. 

Willy  Malchow,  Bautechn.,  früher  Pforzheim,  Hauptpostlagernd. 
Otto  Schmidt,  Bautechniker,  früher  Prestin,  Post:  Wamckow. 
Wilh.  Volk,  Hochbautechn.,  früher  Radolfzell,  Hauptpostlagernd. 
Franz  Iwersen,  Tiefbautechniker,  früher  Rendsburg,  Wallstr.  1  II. 
Jos.  Oberhauser,  Tiefbau-Ingenieur,  früher  Rixdorf. 
Chr.  Bödicker,  Bautechniker,  früher  Rommenohl^  Post:  Hagen 
in  Westfalen. 

Haris  Haderecker,  Bautechniker,  früher  Rosenberg  (Ob. -Pfalz). 
Konr.    Foehde,    Architekt,    früher    Saarbrücken  3,  Nauwieser- 

Straße  70,  Anbau. 
Heinr.  Beese,  Hochbautechniker,  früher  Schladen  (Harz). 
Erwin  Lepel,  Hochbautechniker,  früher  Schönau  (Katzbach). 
Paul  Heintze,  Tiefbautechniker,  früher  Schönbruch  (Kr.  Fried- 

iand  i.  Ostpr.). 
Ernst   Meyer,   Masch.-Techniker,   früher  Stadtilm. 
Max  Hanisch,  Maurermeister,  früher  Stendal,  Gardelegenstr.  72. 
Willy  Dittmar,  Elektr.-Techn.,  früher  Stettin,  Elisabethstr.  7  II  r. 
Otto  Türck,  Ingenieur,  früher  Velbert. 

Otto  Makowka,  Wiesenbautechniker,  früher  Wehlau,  Kl.  Vor- 
stadt 15. 

Georg  Auerbach,  Bautechniker,  früher  Weimar,  Wörthstraße  '9, 
bei  Ingber. 

Willy   Simon,   Hochbautechniker,   früher  Weimar,  Postlagernd. 
Beruh.  Sendelbach,  Bauführer,  früher  Westhausen,  Post:  Strenf- 
dorf. 

Theod.  Reinken,  Tiefbautechniker,  früher  Wilhelmshaven,  Kaiser- 
straße 62  p. 

Wenzel  Gaube,  Bautechniker,  früher  Wilmersdorf  b.  Bln.,  Hoi- 

sleinsche  Straße  14  a. 
Alex.  Krzeszewski,  Architekt,  früher  Wilmersdorf,  b.  Bln.,  Gün- 

zelstraße  17  18. 
Alb.  Schubert,  Kalkül.,  früher  Würzen. 
Oskar  Schmidt,  Ingenieur,  früher  Zeitz,  Blumenstr.  5  II. 
Peter  Kraus,  Bautechniker,  früher  Nürnberg  2,  Landgrabenstr.  31. 
Felix   Rauschning,    Hochbautechniker,    früher  Rixdorf,  Anzen- 

gruberstraße  26. 

Wilh.  Goedecke,  Tiefbautechniker,    früher    Schönebeck  a.  E., 

Bahnhofstraße  31,  b.  Borcke. 
Ed.  Müller,  Techniker,  früher  Weimar,  Musäusstr.  11. 


XXXIX.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1103  Robert  Klug,  Ing.,  Halle  a.  S.  1104  Arno  Schwabach, 
Ing.,  Essen  a.  R.  1105  07  Arthur  Ernst,  .Archit.,  mit  Gattin 
und  Tochter.  1108  Erich  Reußner,  Ing.,  Breslau.  1109  10 
Dreyer,  Bauhof-Verw.,  nebst  Gattin,  Hamburg.  1111  12  Friedr. 
Buchholz,  Eisb.-Bm.,  nebst  Gattin,  Berlin.  1113  Frau  Hulda 
Klug,  Halle  a.  S.  1114  W.  Müller,  Gasanst.-Ass.,  Plauen. 
1115  Margarete  Kurz,  Berlin.  1116  J.  Feiß,  Ober-Bahnmstr., 
Berlin.  1117  Elisabeth  Meyen,  Stenographist.,  Berlin.  11 18  20 
Frau  Ing.  Ries  imd  zwei  Töchter,  Plauen  i.V.  1121/22  Otto 
Grawo,  Techniker,  nebst  Gattin,  Berlin.  1123  26  Paul  Bicr- 
baum,  Ing.,  nebst  Familie,  Bochum. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


447 


Sitziinqs-Kalender  der  BezlrksverwaUungcn  und  Zweig- 

vereine 

.Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeisjen  und  Mitleilunsen  für 
die  „D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbantlsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versainmlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  :=  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegsn  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen. 

München.  Bayer.  Tech  n.  -  Verband.  Unsere  verschie- 
denen Eingaben  und  persönhchen  Vorstellungen  beim  König]. 
Staatsministerium  des  Königl.  Hauses  und  des  Aeußern  um 
Erlassung  von  Bestimmungen  zur  Führung  des 
Titels  Baumeister  scheinen  doch  Erfolg  zu  versprechen. 


Bestehen  einer  besonderen  Baumeisterprüfung?)  4.  Unter  welchen 
Voraussetzungen  soll  jemand,  der  keine  schulmäßige  Ausbil- 
dung genossen  hat,  künftig  zur  „Baumeisterprüfung"  zu- 
gelassen werden?  5.  Weitere  Voraussetzungen  zur  Führung 
des  Baumeistertitels  (Besitz  der  bürgerlichen  Ehrenrechte,  Lebens- 
jahr, Tätigkeit  im  Gewerbe)?  6.  Welche  Uebergangs- 
bestimmungen  wären  zu  treffen ?  Unter  welchen  Vor- 
aussetzungen sollen  insbesondere  Personen,  die  gegenwärtig 
Baugewerbetreibende  sind,  oder  eine  baugewerkhche  Fachschule 
besucht  haben,  den  Baumeistertitel  führen  dürfen?  7.  In  welcher 
Richtung  haben  sich  etwa  Nachteile  daraus  ergeben,  daß  die 
Führung  des  Baumeistertitels  bisher  weder  durch  Bundesrats- 
beschluß noch  durch  Landesvorschrift  geregelt  war?  8.  Er- 
scheint ein  Beschluß  des  Bundesrats  in  dieser  Frage  geboten 
oder  würden  Landesvorschriften  genügen?  Wären  im  letzterer^ 
Fall  Unzuträglichkeiten  zu  befürchten? 


Einladung  zur  Wanderversammlung  . 
des  DeutschenTechniker-Verbandes  Dresden  1911 

vom  15.  bis  19.  Juli 

Noch  einmal  machen  wir  unsere  Verbandsmitglieder  auf  die  aus  Anlaß  der 

::  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  :: 

veranstaltete  Wanderversammlung  aufmerksam.  Unsere  Dresdener  Bezirks- 
verwaltung ist  schon  monatelang  mit  den  Vorarbeiten  beschäftigt,  wie  das 
reiche  Programm  (s.  Heft  26)  beweist.  Es  ist  deshalb  ein  guter  Besuch 
wünschenswert  ::  Die  reiche  Tagesordnung,  die  Möglichkeit,  die  Ausstellung 
unter  kundiger  Führung  zu  besichtigen,  die  Gelegenheit,  sich  wieder  einmal 
mit  Verbandsfreunden  aus  allen  Teilen  des  Reiches  austauschen  zu  können 
veranlaßt  uns,  auch  hierdurch  alle  Verbandskollegen  zum  Besuche  der 
Wanderversammlung  herzlich  aufzufordern. 


Auf  Wiedersehen  in  Dresden! 


Die  Verbandsleitung. 


Unser  Vorsitzender,  Koll.  Bender,  erhielt  am  2Q.  Juni  von  der 
vorgenannten  Behörde  ein  Einladungsschreiben,  an  der  am  10.  Juli 
in  ]V\ünchen  stattfindenden  Sitzung  der  „Abteilung  II  der 
Zentralstelle  für  Industrie,  Gewerbe  und 
Handel"  teilzunehmen.  Zur  Beratung  stehen  die  folgenden 
Punkte:  1.  Führung  des  Baumeistertitels;  2.  Privilegierung  der 
Bauschulen  und  der  Meisterschulen  für  Bauhandwerker.  Im 
besonderen  sollen  die  nachstehenden  Fragen  behandelt  werden: 
1.  Soll  als  „Meistertitel  in  Verbindung  mit  einer  anderen  Be- 
zeichnung, die  auf  eine  Tätigkeit  im  Baugewerbe  hinweist" 
(§  133  Abs.  II  Satz  1  Oew.-Ordn.),  nur  der  Titel  „Bau- 
meister" oder  auch  der  Titel  „Baugewerksmeister"  ein- 
geführt werden?  2.  Soll  die  Führung  anderer  Titel,  in  denen 
das  Wort  „Baumeister"  vorkommt,  z.  B.  Wagenbaumeister, 
Wiesenbaumeister,  Oekonomiebaumeister,  geregelt  werden? 
3.  Welche  höhere  Ausbildung  im  Hoch-  oder  Tiefbaufach  soll 
künftig  von  einem  Baumeister  im  Gegensatz  zum  Maurer-, 
Zimmer-  oder  Steinmetzmeister  nachgewiesen  werden.  (Besuch 
einer  Bauschule  oder  der  Tiefbauabteilung  des  Technikums? 


Wir  freuen  uns,  daß  die  Bayr.  Staatsregierung  ninmehr 
an  die  Regelung  dieser  Frage  herangeht  und  hoffen,  daß  unsere 
berechtigten  Wünsche  die  gebührende  Berücksichtigung  finden. 

Zu  dem  Streitfalle  mit  der  Firma  Stengel  &  Hofer  in 
München  können  wir  mitteilen,  daß  es  uns  bereits  gelungen 
ist,  die  gemaßregelten  Kollegen  in  standeswürdigen  Stellungen 
unterzubringen. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2   tages  Janresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Bczirksverwaliun^cn 
Dresden.    An  eine  Anzahl  Firmen  haben  wir  Gesuche  ab- 
gesandt, worin  um  Urlaubsgewährung  an  die  technischen  An- 
gestellten für  die  Tage  unserer  Wanderversammlung  gebeten 


448 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  28 


wurde.  Verschiedentlich  haben  wir  zusagende  Antwort  erhalten. 
Unsere  Mitglieder  ersuchen  wir  nun,  von  der  Vergünstigung 
regen  Gebrauch  zu  machen. 


Zwei  reine 
Gemischte  Vereine. 
Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversaiiim- 
hing  findet  am  Donnerstag,  13.  Juli,  abends  Q  Uhr  in  den 
Industrie-Festsälen,  Beuthstraße  20,  statt.  Vortrag  des  Herrn 
Architekten  Schlegel  über  „Eigenheime"  mit  vielen  Bildern  und 
Plänen. 

Offenbach  a.  M.  T  e  c  h  n  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n.  Im  Juli  findet 
keine  Hauptversammlung  statt,  dafür  am  Dienstag,  11.  Juli,  abends 
8V2  Uhr,  Zusammenkunft  im  Restaurant  Holzhauer,  Mathilden- 
straße. —  Der  für  Anfang  Juh  geplante  Ausflug  muß  bis 
Anfang  September  verschoben  werden.  Sonntag,  9.  Juli,  Spazier- 
gang nach  Bergen  („Schöne  Aussicht").  Treffpunkt  2V2  Uhr 
an  der  Mainbrücke. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Essen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Nachträglich  berichten  wir 
noch  über  eine  Vierteljahrs-Hauptversammlung,  die  Anfang  April 
stattfand.  Herr  Dr.  ing.  Günther-Berlin  hielt  einen  Vortrag 
über  „Photogrammetrie",  dessen  wesentlicher  Inhalt  an  anderer 
Stelle  wiedergegeben  ist.  Der  Vortragende  brachte  einige  selbst- 
gemachte Aufnahmen  als  Lichtbilder  zur  Anschauung,  wobei 
besonders  die  präzise  Punktbestimmung  die  Bewunderung  der 
Versammlung  erregte.  Lebhafter  und  anhaltender  Beifall  lohnte 
die  Ausführungen  des  Redners,  dem  auch  an  dieser  Stelle  noch- 
mals herzlichster  Dank  für  seinen  lehrreichen  Vortrag  gezollt 
sein  soll.  Wir  können  den  Brudervereinen  Redner  und  Thema 
bestens  empfehlen.  Im  Anschlüsse  an  diesen  Vortrag  sprach 
noch  Kollege  Schweisfurth  über  die  Zweckmäßigkeit  der  Organi- 
sation, wobei  er  besonders  betonte,  daß  nur  der  Deutsche  Tech- 
niker-Verband für  uns  Vermessungstechniker  als  Organisationi 
in  Frage  komme,  da  er  die  einzige  Vereinigung  sei,  die  unsere 
Interessen  wirksam  vertreten  könne,  und  durch  die  bisher  für 
uns  errungenen  Erfolge  auch  den  Beweis  erbracht  habe,  wie 
ernst  es  ihm  mit  der  Vertretung  der  Interessen  der  Vermessungs- 
techniker sei.  Auch  diesen  Ausführungen  wurde  lebhafter  Bei- 
fall gezollt.  Da  sich  bereits  in  der  Hauptversammlung  sieben 
Kollegen  zum  Beitritt  in  den  Verband  gemeldet  hatten,  erfolgten 
keine  Anmeldungen  mehr;  doch  dürfen  wir  mit  dem  Erfolge 
des  Abends  wohl  zufrieden  sein  und  werden  auch  fürderhin 
nicht  ermüden,  die  noch  außenstehenden  Kollegen  immer  wieder 
auf  die  Notwendigkeit  des  Zusammenschlusses  hinzuweisen. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 


an  der  Weidendammer  Brücke.  —  Für  die  vom  15.  bis 
19.  Juli  1911  in  Dresden  stattfindende  Wanderversammlung 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes  können  Anmeldeformu- 
lare, Einladungen  und  Festordnungen  von  unserem  Kollege. 1 
Leipziger  bezogen  werden.  Wir  verfehlen  nicht,  auf  diese 
Veranstaltung  des  Verbandes  hinzuweisen  und  bitten  unsere 
Vereine,  sich  auch  recht  rege  beteiligen  zu  wollen.  Gleichzeitig 
bemerken  wir  noch,  daß  alle  Mitglieder,  welche  einer  Kranken- 
kasse angehören  und  die  Ausstellung  besuchen  wollen,  auf  der 
Eisenbahn  in  III.  Klasse  für  die  Hin-  und  Rückreise  nur  halbe 
Preise  zahlen.  Bedingung  ist,  daß  auf  der  Hinreise  sich  10  Teil- 
nehmer zu  gemeinsamer  Fahrt  zusammen  finden.  (Die  Rück- 
reise kann  einzeln  angetreten  werden.)  Die  Fahrkarten  müssen 
snätestens  12  Stunden  vor  Abgang  des  Zuges  bei  der  Abgangs- 
station bestellt  werden.  Hierbei  ist  für  jeden  Teilnehmer  eine  Be- 
scheinigung seiner  Krankenkasse  vorzulegen,  aus  welcher  her- 
vorgeht, daß  er  zum  Besuche  der  Ausstellung  nach  Dresden 
reist.  Kollegen,  die  an  der  Wanderversammlung  teilnehmen  und 
yon  der  Fahrpreisermäßigung  Gebrauch  machen  wollen,  werden 
ersucht,  sich  umgehend  mit  Koll.  Leipziger  in  Verbindung  zu 
setzen.  Fahrpreis  3.  Klasse  für  eine  Tour,  ohne  Ermäßigung, 
5.60  M.  Ein  günstiger  Zug  ist  der  am  15.  Juli  1911  früh  Uhr 
ab  Anhalter  Bahnhof  fahrende  Personenzug. 

Staatstechniker. 
L  a  n  d  e  s  v  c  r  c  i  n  M  i  1 1 1.  Sächsischer  Eisenbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.  Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstiaße  41  II. 
Die  Herren  Kollegen  werden  gebeten,  sich  recht  zahlreich 
an  der  Wanderversammlung  aus  Anlaß  der  Internationalen 
Hygiene-Ausstellung  vom  15.  bis  19.  Juli  zu  beteiligen,  damit 
wir  Eisenbahntechniker  unser  Interesse  deutlich  zum  Ausdruck 
brirgen.  Der  vorbereitende  Ausschuß  hat  alles  aufgeboten, 
um  den  Kollegen  in  jeder  Beziehung  die  Dresdner  Tage  so 
angenehm  wie  möglich  ^u  machen. 

Unser  Erfioliingslieim 
erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.    Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag. 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  v  ird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in   Sondershausen   i.  Thür. 


Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  Sondershausen. 


Herrliche,  freie  Gebirgslage. 
Buchen-  und  Nadelwald.  Ge- 
sundes, billiges  Wohnen,  freund- 
liche Zimmer  m.  1  od.  mehreren 
Betten  u.  Liegesofa.  Behagl.  Qe- 
sellschaftsräume.  Gute  und  reich- 
liche Kost.  Volle  Pension  (Woh- 
nung u.  volle  Kost  3  M  50  Pf.  für 
denTTagfürjVlitgliederu. deren  An- 
gehörige.GeselligerVerkehr.Zeii- 
tralheizung.  Badeanlagen:  Wan- 
nen- u.  Brauseb.,  Fichtennadel- 
Kohlensäiire- u.Solbäder.Turn-u. 
Spielplatz.  Frei-Konzerte  d.  Hof- 
kapelle das  ganze  Jahr.  Fahrkarte 
Sondersliausen-Possen  lösen.  :: 
Prosp.  durch  die  Anstaltsleitung 

Alle  Anfragen  sind  zu  richten  an 
das  Erholungsheim  d.  Deutschen 
Techniker-Verb.  Sondersliausen  '. 


Das  ganxe  Jahr  geöffnet! 


•  <*-  Hill 


be»  Deutschen  Techniker^Verbzoides. 
Sondershauseni.Th 


Um  für  unser  Erholimgsheim  zu 
werben,  haben  wir  Künstler-Stein- 
drucke herstellen  lassen,  die  in 
diesem  Bilde  wiedergegeben  sind. 
Es  ist  ans  dieser  schwarzen  Wieder- 
gabe nicht  annähernd  ersichtlich, 
wie  schön  der  in  nenn  Farben  her- 
gestellte Steindruck  sich  als  Zimmer- 
schmuck  für  das  Haus,  für  die 
Vereinszimmer  usw.  eignet.  Durch 
eine  grofie  Auflage  ist  es  uns  ge- 
lungen, den  Preis  außerordentlich 
l  iiiig  stellen  zu  können.  Es  kostet: 
a>  das  Bild  (ca.  47x70  cm)  auf 
starker  Pappe  mit  gef.illigem  weißen 
Kähmen  einschlielilich  Verpackung 
ohne  Porto  1,75  M  (Porto  23  bezw. 
50  Pf  ), 

b)  dasselbe   Bild   auf    Karton  mit 
leisten    einschließlich  Verp.icknug 
chnc  Porto  0.95  .M  (Porto  20  Pf.). 
Bestellungen  sind  zu  richten  an 

die  Verbandsleitung  in  Berlin. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafen straße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  29  Schriftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  15.  Juli  1911 

Inhalt:  Das  Reichsmarineamt  gegen  den  Reichstag  -   Das  Schulbrauseb  d   -  Massive  Balkone  an  Wohnhäusern   -   Ausgewählte  Kapitel  aus  der  F.uerungstechnik  — 
Standesbewegung  -  Rechtsfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Zeitschriftenschau  —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Das  Reichsmarineamt  gegen  den  Reichstag 


In  der  letzten  Nummer  der  D.  T.-Z.  gaben  wir  in 
einem  „Das  Reichsmarineamt  gegen  die  Tecliniker"  über- 
schriebenen  Artikel  jenes  Sclireiben  bekannt,  mit  dem  das 
Reichsmarineamt  zum  zweiten  Male  es  „grundsätzlich" 
ablehnt,  mit  dem  D.  T.-V.  über  die  dienstlichen  Verhält- 
nisse „der  im  Bereiche  der  Marine-Intendanturen  beschäf- 
tigten Techniker"  in  Erörterungen  einzutreten.  Mit  dieser 
brüsken  Ablehnung  gibt  das  Reichsmarineamt  dem  Kampf 
um  Verbesserung  der  Dienstverhältnisse  der  Marinetech- 
niker eine  grundsätzliche  Bedeutung.  Die  Abwehr  der 
von  ihm  beabsichtigten  Verschlechterungen  des  Dienst- 
verhältnisses und  die  Auseinandersetzung  über  den  un- 
sozialen Privatdienstvertrag  wächst  sich  damit  aus  zum 
Kampf  um  die  Anerkennung  der  Organi- 
sation. 

Darüber  muß  man  sich  klar  sein:  es  ist  das  Koa- 
litionsrecht der  Marinetechniker,  worum  es  sich  letzten 
Endes  bei  dem  gegenwärtigen  Kampf  handelt.  Wenn 
das  Reichsmarineamt  sich  dauernd  ohne  jede  sachliche 
Prüfung  über  die  Wünsche  der  freigewählten  Organisatio- 
nen seiner  Angestellten  hinwegsetzen  kann,  dann  ist  prak- 
tisch das  Vereinigungsrecht  in  diesen  Staatsbetrieben  auf- 
gehoben. Wenn  man  das  Vorgehen  des  Reichsmarine- 
amtes beurteilt,  kommt  aber  noch  ein  anderes,  nicht  weniger 
wichtiges  Moment  "hinzu  —  das  ist  die  Ausschal- 
tung des  Reichstages!  Das  Ansehen  des  Reichs- 
tages muß  darunter  schwer  leiden,  wenn  eine  Reichsbehörde 
sich,  ohne  Widerspruch  zu  finden,  über  Beschlüsse  des 
Reichstages  hinwegsetzen  darf. 

Der  Reichstag  hat  am  16.  Februar  d.J.  bei  Beratung  des 
Marineetats  u.  a.  auch  die  in  unseren  Petitionen  enthaltenen 
vielfachen  Klagen  derMarinetechniker  zum  Gegenstand  einer 
Aussprache  mit  dem  Herrn  Staatssekretär  des  Reichs- 
marineamtes gemacht.  Wenn  auch  aus  finanziellen  Grün- 
den die  materiellen  Wünsche  unserer  Petitionen  für  dieses 
Jahr  unerfüllt  bleiben  mußten,  so  haben  die  Debatten 
am  15.  und  16.  Februar  doch  das  eine  unzweifelhaft  er- 
geben :  Der  Reichstag  will,  daß  in  den  Be- 
trieben des  Reiches  das  Koalitions-  und 
Petitionsrecht  der  Arbeiter  und  Angestell- 
ten respektiert  wird  und  die  Berufsorgani- 
sationen als  berechtigte  Vertretung  der  in 
den  R  e  i  c  h  s  b  e  t  r  i  e  b  e  n  beschäftigten  Arbeit- 
nehmer vondenBehördenanerkannt  werden. 

Ein  Blick  in  das  stenographische  Protokoll  der  Reichs- 
tagssitzungen vom  15.  und  16.  Februar  läßt  diesen  Willen 
des  Reichstages  klar  erkennen.  Wir  haben  bereits  in  der 
D.  T.-Z.,  Heft  9,  kurz  darüber  berichtet,  aber  nach  Lage 
der  Sache  scheint  es  uns  notwendig,  noch  einmal  ein- 
gehender in  Erinnerung  zu  bringen,  was  der  Reichstag 


zu  dem  scharfmacherischen  Vorgehen  des  Reichsmarine- 
amtes zu  sagen  hatte. 

Da  ist  zunächst  der  fortschrittliche  Abgeordnete  Dr. 
Leonhard  aus  Kiel,  der  sich  recht  energisch  unserer 
Petitionen  annahm: 

„Nun  hat  sich  auch  die  Budgetkommission  mit  einer  Reihe 
von  Beschwerden  der  Beamten  beschäftigt,  insbesondere  mit 
einer  Eingabe  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes, worin  dem  Herrn  Staatssekretär  die  Bitte  aus- 
gesprochen wurde,  die  Forderungen  und  Wünsche  der  Werft- 
hilfstechniker einer  wohlwollenden  Prüfung  zu  unterziehen.  I  c  h 
muß,  offen  gestanden,  sagen:  Diese  Denk- 
schrift, die  der  Deutsche  T e c h n i k e r  -  V e r b a n d 
eingereicht  hat,  hält  sich  in  so  maßvollen 
Formen,  daß  es  wirklich  nichts  geschadet  hätte, 
wenn  man  dieser  Sache  sachlich  näher  getreten  wäre  und  sie  nicht 
aus  dem  kleinlichen  formellen  Grunde  zurückgewiesen  hätte, 
weil  sich  hier  jemand  hineinmischt,  der  außerhalb  des  Werft- 
betriebes steht.  Der  alte  Satz  von  dem  „Herr- 
imhausesein"  hat  praktisch  keine  Bedeutung  mehr  im  wirt- 
schaftlichen Leben,  und  auch  die  Reichsniarineverwal- 
tung  wird  sich  daran  gewöhn"tn  müssen,  daß  der- 
artige Organisationen  sich  auch  einmal  für  ihre  Angehörigen 
äußern.  Daran  haben  sich  die  preußischen  Verwaltungen  auch 
gewöhnen  müssen;  der  preußische  Oberlehrerverein  bringt  auch 
seine  Wünsche  vor,  und  seine  Deputationen  werden  vom  Kultus- 
ministerium empfangen,  und  was  den  höheren  Beamten 
recht  ist,  das  ist  den  mittleren  und  unteren  Be- 
amten billig.  Darum  sollte  man  möglichst  bald  mit  der- 
artigen Vorurteilen  aufräumen  und,  wenn  derartige  Fragen  heran- 
treten, sie  ruhig  und  vorurteilslos  prüfen." 

Ihm  folgte  Abgeordneter  Dr.  Weber,  Hospitant  der 
Nationalliberalen.  Auch  das  Zentrum  ließ  durch  den  Mund 
des  Abgeordneten  Schirm  er  verkünden,  daß  es  das 
Koalitions-  und  Petitionsrecht  der  Staatsangestellten  und 
Arbeiter  zu  schützen  suche.  Dieser  Abgeordnete  sagte  u.  a. : 

„Nun  möchte  ich  den  Wunsch  aussprechen,  die  Marine- 
\' er  waltung  und  auch  andere  möchten  es  unter- 
lassen, das  Koalitionsrecht  und  Petitionsrecht 
der  Arbeiter  anzutasten.  Ich  freue  mich  über  die 
vorherige  Erklärung  des  Herrn  Staatssekretärs,  daß  er  gegen 
die  Organisationen  an  sich  nichts  habe.  Dann  ist  es  aber  um 
so  verwunderlicher,  daß  er  die  Eingaben  der  Techniker- 
Verbände,  ich  möchte  beinahe  sagen,  brüsk  zurückgewiesen 
hat.  Für  mich  steht  fest,  daß  Verbände,  an  denen 
das  Personal  in  den  Staatsbetrieben  beteiligt 
ist,  das  Recht  haben,  auch  Eingaben  an  die  Ver- 
waltung zu  machen.  Ich  glaube,  es  wäre  dem  Reichs- 
marineamt keine  Perle  aus  der  ruhmbedeckten  Krone  gefallen, 
wenn  es  die  Eingaben  des  Techniker- Verbandes  entgegen- 
genommen und  geprüft  hätte ;  es  ist  nicht  die  Frage, 
woher  die  Vorstellung  kommt,  sondern  es 
ist  die  Frage,  was  eine  Vorstellung  ent- 
hält. Wenn  eine  Eingabe  berechtigte  Forderungen  ent- 
hält, so,  meine  ich,  soll  man  sie  sachlich  prüfen  und 
den  Sachen  nachgehen.  Ich  halte  es,  sozialpolitisch  be- 
trachtet, für  richtiger,  wenn  der  Herr  Staatssekretär  die 
Sozialdemokratie  bekämpfen  will,  dnß  er  solche  Ver- 
bände —  der  technische  Verband  ist  ein  auf  lokalem  (soll  wohl 
heißen   neutralem..    D.   V.)   Boden   stehender  Verband  — 


450 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  29 


nicht  so  behandelt,  wie  es  geschehen  ist.  Also 
diesen  Wunsch  möchte  ich  nachdrücklichst  aussprechen.  Ich 
möchte  noch  hinrufügen,  daß  mit  dem  Verhalten  des  Reichs- 
marineamtes gegenüber  dem  Technikerverband  ledigUch  die  Stel- 
lung der  Großindustriellen  zu  diesem  Verband  —  sie  ist  keine 
freundliche  —  gestärkt  worden  ist.  Ich  meine,  man  soll  hier 
nach  dem  Rechten  sehen  und  die  begangenen  Fehler 
in  Zukunft  vermeiden.  Es  wird  auch  nicht  unmöglich  sein, 
den  Beamten  Beamtenausschüsse  zu  gewähren  und  ihren 
Gehaltswünschen  nachzukommen  und  sie  entsprechend  ihren 
Leistungen  zu  entschädigen." 

Die  Sozialdemokraten  endlich  hatten  bean- 
tragt, unsere  Petitionen,  soweit  sie  die  Anstellungs-  und 
Besoldungsverhältnisse  im  allgemeinen  betrafen,  dem  Herrn 
Reichskanzler  „als  M  a  t  e  r  i  a  1",  soweit  aber  die  Errich- 
tung von  Beamtenausschüssen,  Sicherung  des  Koalitions- 
rechtes und  Anerkennung  der  Organisation  gefordert  war, 
„zur  Berücksichtigung"  zu  überweisen.  Der  Ab- 
geordnete N  o  s  k  e  begründete  diesen  Antrag  sehr  ge- 
schickt. 

Es  mangelt  uns  der  Raum,  um  diese  Rede,  wie  auch 
die  folgende  des  Abg.  Dr.  S  t  r  u  v  e ,  die  sich  beide  nur 
mit  unseren  Petitionen  beschäftigen,  im  ganzen  wieder- 
zugeben. Wir  beschränken  uns  darauf,  markante  Stellen 
herauszugreifen. 

Abgeordneter  Noske: 

„Andere  Forderungen  dagegen,  die  in  den  Petitionen  ge- 
äußert worden  sind,  sind  zweifellos  derart,  daß  Anlaß  dazu 
vorliegt,  den  Herrn  Reichskanzler  zu  ersuchen,  in  eine 
Prüfung  darüber  einzutreten,  ob  den  geäußerten  Wünschen  nicht 

näherzutreten  sei,  was  wir  hiermit  beantragen  ; 

Wir  haben  einen  besonderen  Anlaß  dazu,  daß  der  Reichstag 
dem  Wunsche  Ausdruck  gibt,  es  möge  in  eine  Prüfung  dieser 
Petitionen  eingetreten  werden.  Es  ist  von  grundsätz- 
licher Bedeutung,  ob  der  Reichstag  der  Ansicht  beitritt, 
die  die  Marineverwaltung  hegt,  nämlich  dahingehend,  daß  der 
Verband  der  Techniker  kein  Recht  habe,  mit 
Wünschen  und  Anträgen  und  Petitionen  im 
Interesse  derjenigen  seiner  Mitglieder,  die 
auf  den  Kaiserlicljen  Werften  beschäftigt  sind, 
hervorzutreten. 

Die  Reichsmarineverwaltung  hat  den  Verband  der  Techniker 
nicht  liebenswürdig  behandelt  

Aber  in  diesem  Fall  stößt  die  Reichsmarineverwaltung  Leute 
vor  den  Kopf,  die  leider  vorläufig  zum  großen  Teil  noch 
sehr  weit  davon  entfernt  sind,  Sozialdemokraten  zu  sein,  was 
uns  allerdings  nicht  abhält,  ihre  berechtigten  Interessen  auch 
von  dieser  Stelle  aus  zu  vertreten  

Nachdem  dieser  Verband  aber  nun  sich  be- 
müht, im  Interesse  seiner  Mitglieder  etwas  zu 
tun,  bekommt  er  die  brüske  Antwort,  daß  das  Reichsmarine- 
amt  es  grundsätzlich  ablehne,  außerhalbstellende  Leute  und 
Organisationen  in  die  Betriebsverhältnisse  hineinreden  zu  lassen. 

Dieser  Entscheid  des  Reichsmarineamts  hat  begreiflicher- 
weise in  den  Kreisen  der  Techniker  sehr  lebhaften  Unwillen 
erweckt.  Es  ist  durchaus  richtig  von  ihnen  zum  Aus- 
druck gebracht  worden,  daß  dieser  Standpunkt  des  Reichsmarine- 
amts dazu  führen  muß,  daß  das  Koalitionsrecht  für  die 
in  den  Staatsbetrieben  beschäftigten  Arbeiter,  Techniker  usw. 
nahezu  aufgehoben  wird.  In  einer  Zuschrift  an  den 
Reichstag  geben  diese  Herren  der  Hoffnung  Ausdruck,  daß  wir 
dafür  sorgen  werden,  daß  ihre  Interessen  wahrgenommen  werden, 
daß  ihr  Koalitionsrecht  in  vollem  Maße  da- 
durch Anerkennung  finde,  daß  der  Marinexervvaltung 
klargemacht  werde,  daß  sie  aufWünsche  von  Organi- 
sationen  durchaus   zu   hören   hat   Ichl 

ersuche  Sie,  diese  Erwartung  der  Techniker  nicht  zu  schänden 
zu  machen.  Tun  Sie  das  dadurch,  daß  Sie  unserem  Antrage  Ihre 
Zustimmung  geben." 

Abgeordneter  Dr.  S  t  r  u  v  e  ,  Kiel . 

„Ich  kann  den  Standpunkt  der  Reichsniarineverwaltung 
nicht  billigen.  Was  sollen  denn  die  Techniker?  Die 
Arbeiter  haben  ihre  Arbeiterausschüsse,  die  Techniker  aber  haben 
keine  Technikerausschüsse  und  keine  Be- 
amtenausschüsse. Aber  die  Techniker  haben  Koalitions- 
freiheit und  auch  das  Recht  dazu,  von  dieser  Koalitionsfreiheit 
Gebrauch  zu  machen.  Im  übrigen  handelt  es  sich  bei  allen 
diesen  Leuten  nicht  um  Leute,  die  in  Staats  b  c  a  m  te  n  Stellungen. 


sind,  sondern  um  Herren,  die  auf  Privatdienstvertragi 
angestellt  sind  und  die  daher  auch  volle  Freiheit  haben  und 
in  ihrem  staatsbürgerlichen  Recht  nicht  verkürzt  werden 
dürfen  

Auf  irgendwelche  materiellen  Wünsche  der  Beamten  ein- 
zugehen, verbietet  sich.  Wenn  unser  Reich  nicht  imstande 
ist,  den  gewöhnlichen  Soldaten  die  Bezüge  zu  lassen,  die  sie 
bis  dahin  bekommen  haben,  ist  es  ausgeschlossen,  daß  irgend- 
welche Beamtenwünsche  auf  diesem  Gebiete  berücksichtigt 
werden  können.  Aber  es  bestehen  dort  noch  vielerlei  Härten,, 
die  wir  im  nächsten  Jahre  besprechen  müsse  n." 

Nach  diesen  Ausführungen  ergab  sich  bei  der  Ab- 
stimmung, daß  die  Mehrheit  des  Reichstages  dem  zweiten 
Teil  des  sozialdemokratischen  Antrages  zustimmte.  Da- 
nach hat  der  Reichstag  dem  Herrn  Reichskanzler  die 
Einrichtung  von  Beamtenausschüssen,  die  Siche- 
rung des  Koalitionsrechtes  und  die  Anerken- 
nung der  Organisation  der  Techniker  zur  Be- 
rücksichtigung aufgegeben. 

Was  der  Herr  Reichskanzler  inzwischen  getan  hat, 
um  den  Beschluß  des  Reichstages  zu  ,, berücksichtigen", 
entzieht  sich  der  öffentlichen  Kontrolle.  Tatsache  ist,  daß 
bis  heute  in  dem  Bereiche  der  Reichsmarineverwaltung 
und  in  den  übrigen  Staatsressorts  nichts  getan  wurde, 
um  die  Einführung  der  Beamtenausschüsse  vorzubereiten 
und  wie  die  Organisationen  Anerkennung  finden  und  das 
Koalitionsrecht,  der  Angestellten  respektiert  wird,  beweist 
eben  das  Vorgehen  des  Reichsmarineamtes.  Bei  diesem 
kommt  eine  geradezu  unerklärliche  Abneigung  gegen  die 
Techniker  zum  Ausdruck.  Das  Reichsmarineamt  denkt 
trotz  der  eingehenden  Mahnung  des  Abgeordneten  Schirmer 
nicht  daran,  die  im  November  v.  J.  „begangenen  Fehler 
in  Zukunft  zu  vermeiden". 

Im  Gegenteil!  Der  neue  Privatdienstver- 
trag,  der  den  Angestellten  aufgezwungen  werden  soll, 
spricht  dafür,  daß  in  den  Betrieben  des  Reichsmarineamtes 
der  Techniker  auch  in  Zukunft  als  „notwendiges 
U  e  b  e  1"  betrachtet  wird. 

Wir  brauchen  nicht  lange  nach  den  Ursachen  dieser 
unerfreulichen  Erscheinung  zu  forschen.  Der  Abgeordnete 
S  e  V  e  r  i  n  g  hat  in  der  bereits  schon  erwähnten  Sitzung 
den  Finger  auf  die  Wunde  gelegt  und  gezeigt,  woran 
es  fehlt. 

„Es  pfeifen,  so  sagt  Abg.  Severing,  doch  nachgerade  die 
Spatzen  von  den  Dächern,  daß  die  militärische  Organi- 
sation unserer  Reichsbetriebe  es  ist,  die  nicht  länger  aufrecht 
erhalten  werden  kann,  wenn  die  Betriebe  in  rationeller  Weise 
wirtschaften  sollen.  Was  uns  in  den  Reichs  niarine- 
betrieben  fehlt,  ist  nach  meiner  Ueberzeugung  mehr 
Wohlwollen,  mehr  Berücksichtigung  der  Tech- 
niker. Mit  Marinebauräten,  Oberbauräten  und  wie  die  Herren 
alle  heißen,  die  die  militärische  Laufbahn  durchgemacht  haben, 
kann  man  einzig  und  allein  im  Reichsmarinebetriebe  nicht  vor- 
wärts kommen   Ich  bin  heute  noch  der  Meinung, 

daß  in  die  Leitung  der  Werften  mehr  Kaufleute 
und  Techniker  gebracht  werden  müßten  und  weil 
ich  der  Auffassung  bin,  daß  unsere  Techniker  in  den  Werftet» 
nicht  die  Stellung  einnehmen,  die  ihnen  ge- 
bührt, deswegen  erscheinen  mir  auch  die  Ausführungen  des 
Herrn  Staatssekretärs  über  die  Stellung  der  Techniker  nicht  ge- 
eignet, einem  besseren  Verliältnis  auf  den  Werften,  einer  anderen 
Organisation  die  Wege  zu  ebnen." 

Der  Reichstag  hat  nicht  nur  die  Aufgabe,  sondern 
m.  E.  auch  die  Pflicht,  sogleich  bei  seinem  Zusammen- 
treten den  Herrn  Staatssekretär  auf  die  Nichtbeachtung 
des  Reichstagsbeschlusses  vom  16.  Februar  aufmerksam 
zu  machen  und  mit  allen  Alitteln  dafür  zu  sorgen,  daß 
endlich  in  dem  Bereiche  der  Reichsmarineverwaltung  dem 
Techniker  —  auch  dem  auf  Privatdienstvertrag  beschäftig- 
ten —  die  Stellung  wird,  die  ihm  gebührt.  Darum  hoffen 
wir,  daß  der  Reichstag  sich  noch  einmal  mit  unserer  Sache 
beschäftigen  wird.  K  f  m. 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


451 


Das  Schulbrausebad 

Von  Ing.  E.  BRINER. 


II.*) 

Eine  andere  Schulbrausebadanlage,  bei  deren  Aus- 
führung alle  bisher  gesammelten  Erfahrungen  benutzt 
wurden,  wird  durch  Abb.  4  und  5  dargestellt.  Die  Anord- 
nung und  Größe  des  Brauseraumes  ist  ungefähr  dieselbe 
wie  beim  vorhergehenden  Bad,  nur  daß  bei  jenem  außer 
dem  eigentlichen  Bassin  noch  eine  weitere  Vertiefung 
(Rinne)  von  400  mm  Breite  und  240  mm  Tiefe,  die  gleich- 
zeitig als  Fußbad  dient,  um  das  Bassin  herumgeführt  ist. 
Die  Brauseeinrichtung  besteht  aus  6  Stück  eingebauten 
Kugelbrausen,  welche  eine  .Wasserstreuung  von  je  ca.  2  m 
bewirken. 


V/ 


.3* 


t2r 


i 


iWassergebens  einen  Rundgang.  Nach  beendetem  Bade 
treten  die  Schüler  in  den  An-  und  Auskleideraum  zurück, 
während  nach  dem  Ablassen  des  in  dem  Bassin  und  der 
Rinne  des  Baderaumes  angesammelten  Wassers  eine  andere 
Abteilung  Schüler  aus  dem  An-  und  Auskleideraum  den 
Baderaum  betritt.  Die  Erwärmung  des  Bades,  An-  und 
Auskleideraumes  erfolgt  hier  gleichfalls  durch  Nieder- 
druckdampfheizkörper. 

Eine  Entnebelung  des  Baderaumes  ist  bei  dieser  An- 
lage leider  nicht  berücksichtigt  worden,  so  daß  die  Güte 
der  Luft  sehr  viel  zu  wünschen  übrig  läßt. 

Der  Grund,  warum  man  für  diese  Räume  keine  Venti- 
lation vorgesehen,  kann  m.  E.  nur  in  der  mangelhaften 
Erfahrung  in  derartigen  Anlagen  zu  finden  sein,  und  doch 
ist  gerade  für  Baderäume  ein  bestimmter  Luftwechsel  un- 
bedingt erforderlich.  In  der  Tat  findet  man  in  Schul- 
brausebädern bis  jetzt  noch  nicht  viele  Musterlüftungs- 
anlagen. Selbst  dort,  wo  Zu-  und  Abluftkanäle  vorgesehen 
sind,  klagt  man  öfters  über  schlechte  Luft,  besonders 
im  Sommer. 

Das  zeitweise  Versagen  der  künstlichen  Lüftung  zu 
dieser  Jahreszeit  ist  eine  bekannte  Erscheinung.  Dabei 
bedarf  es  mitunter  nur  einer  geringen  Verbesserung,  und 
die  Uebelstände  sind  größtenteils  beseitigt.  Ich  habe  be- 
reits auf  die  Aspirationsheizschlange  bezw.  auf  den  Einbau 
eines  Abluftventilators  hingewiesen.  Schließlich  genügen 
auch  schon  einige  Gasflammen  im  Abluftkanal,  um  einen 
wirksameren  Abzug  der  verdorbenen  Luft  zu  erreichen. 

Das  für  das  Bad  erforderliche  kalte  Wasser  wird  der 
städtischen  Straßenleitung  entnommen    und  in  ein  auf 


Abb.  4 


Schnitt  a-b 


Bevor  nun  die  Kinder  den  Brauseraum'betreten,  wird 
der  Rinne  durch  eine  besondere  Leitimg  von  40  mm  1.  W., 
welche  vom  Mischapparat  abzweigt,  Wasser  zugelassen, 
alsdann  treten  ca.  35  bis  40  Kinder  in  das  Bassin  und 
setzen  sich  entweder  auf  dessen  Rand,  indem  sie  gleich- 
zeitig ein  Eußbad  erhalten,  oder  sie  machen  während  des 

*)  Vergl.  Heft  27, 


dem  Dachboden  aufgestelltes,  mit  dem  Warmwasser- 
Reservoir  in  gleicher  Höhe  befindliches  Kaltwasser-Re- 
servoir mit  Schwimmkugelhahn  von  1000  1  Inhalt  geleitet, 
von  welchem  es  nach  dem  Mischapparat  im  Baderaum 
und  nach  dem  Warmwasser-Reservoir  läuft.  Ein  zweites 
Reservoir  von  gleicher  Größe  dient  zur  Aufnahme  des 
Warmwassers. 


452 


DEUTSCHE  TECHNUpR-ZEITUNO  1911 


Heft  29 


S0 


T7T 


'•50 


Man»m 


Mische 


rr 


^ f  >  fn  n >  1  j  >  t  >  i  >  i  n  >  j ^?     j>>  ,  >  1 1 1}  i  j  }  >  i  ^  }  j )  j  )  ^fi  J  ^3 

Abb.  5 


7  ■  R  m  n  e 


Von  hier  fließt  das  Wasser  durch  die  Fülleitung  von 
40  mm  1.  W.  in  den  im  Kesselraum  untergebrachten  Boiler 
von  750  mm  Durchmesser  und  2450  mm  Länge,  der  mit 
einem  herausnehmbaren  Gegenstrom-Apparat  von  2,5  qm 
Heizfläche  versehen  ist. 

Im  Sommer  wird  der  Qegenstromapparat  von  einem 
kleineren  Dampfkessel  von  6,0  qm  Heizfläche  gespeist, 
während  im  Winter  der  Dampf  für  den  Boiler  der  übrigen 
Niederdruckdampfheizungsanlage  entnommen  wird. 

Zu  diesem  Zwecke  sind  in  die  Dampf-  und  Kondenz- 
wasserleitung  Absperrventile  eingebaut. 

Das  im  Boiler  hoch  erwärmte  Wasser  steigt  durch 
die  Steigleitung  von  40  mm  1.  W.  nach  dem  Warmwasser- 
Reservoir  auf  den  Dachboden  und  fließt  durch  die  Füll- 
leitung 40  mm  zum  Boiler  wieder  zurück.  (Vgl.  Abb.  5.) 
Es  findet  somit  ein  Umwälzen  des  Wassers  statt. 

Die  Ausbildung  der  Verbindungsleitungen  zwischen 
Boiler  und  Warmwasser-Reservoir  als  Ringleitung  hat  ins- 
besondere noch  den  Zweck,  zu  bewirken,  daß  das  Stehen- 
bleiben des  Warmwassers  an  irgend  einer  Stelle  der  Ver- 
teilungsleitung und  damit  das  Abkühlen  des  Warmwassers 
in  der  Verteilungsleitung  verhindert  wird. 

Der  Wasserspiegel  in  den  beiden  Reservoiren  wird 
durch  die  im  Kaltwassergefäß  eingebaute  Schwimmkugel- 


vorrichtung stets  dadurch  auf  gleicher  Höhe  gehalten,  daß 
der  Schwimmer  das  in  der  Wasserleitung  befindliche  Ventil 
beim  Sinken  des  Wasserspiegels,  d.  h.  bei  Entnahme  von 
Warm-  bezw.  Kaltwasser,  öffnet  und  bei  Aufhören  der 
Wasserentnahme  infolge  des  allmählichen  Steigens  des 
Wasserspiegels  wieder  schließt. 

Die  Einstellung  der  gewünschten  Wassertemperai(P 
an  den  Brausen  geschieht  durch  einen  Mischapparat,  der 
in  einem  besonderen  Räume  neben  dem  Brauseraum  an- 
geordnet und  mit  einem  Thermometer  versehen  ist.  Durch 
Drehen  des  Hebels  wird  eine  allmähliche  Steigerung  der 
Wassertemperatur  erzielt,  so  daß  ein  Verbrühen  der 
Badenden  ausgeschlossen  ist. 

Um  jederzeit  den  vorhandenen  Wasserspiegel  in  den 
beiden  Reservoiren  zu  erkennen,  ist  in  die  Warmwasser- 
leitung von  34  mm  1.  W.  neben  dem  Mischapparat  ein 
Wasserdruck-Manometer  eingebaut  worden.  Der  Wasser- 
verbrauch pro  Brause  beträgt  ca.  48  1  in  der  Minute.  Die 
Verteüungslcitung  zu  den  Brausen  ist  ebenfalls  mit  einer 
Einstcllvorriclitung  versehen,  um  den  Wasserx  crbrauch  ent- 
sprechend zu  regulieren.  Zu  erwähnen  wäre  noch,  daß 
die  Kosten  der  Badeanlage  einschließlich  Beheizung  der 
beiden  Räinne  ca.  2400  M  betragen. 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


453 


Massive  Balkone  an  Wohnhäusern 

Von  Stadtbaumeister  Dipl.-ing.  DEWITZ   in  Altona  (Elbe). 


Bei  der  Festlegung  der  einzelnen  Konstruktionen  eines 
Gebäudes  bieten  die  Balkonausbauten  in  Krageform  an 
den  Fronten  der  Häuser  oftmals  Schwierigkeiten,  ins- 
besondere wenn  Holzbalkenlagen  senkrecht  zu  den  Ge- 


1 

h- 

1 

f— 1 

• 

--r  

Abb.  1 


<$i 

II  zZ  ^  >| 


bäudefrontmauern,  an  denen  die  Balkone  ihre  Auflager 
erhalten,  verlegt  sind. 

Bei  den  verschiedenen  Arten  von  Balkonkonstruktionen 
sind  hauptsächlich  folgende  fünf  Fälle  beachtenswert. 

I.  Balkenlagen  parallel  den  Frontwänden: 
1.  Die  Träger  a  sind  als  Krageträger  angeordnet  und 
an  ihren  vorderen  Enden  durch  einen  Rundeisenanker  b  mit- 
einander verbunden.  Zur  Aufnahme  der  Last  und  Gegen- 
last im  Mauerwerk  ist  ein  Unterlagsträger  c  und  ein  Ueber- 
lagsträger  d  angeordnet,  die  beide  für  die  Weite  der  Tür- 
und  Fensteröffnung  berechnet  sind  und  zur  besseren  Kraft- 
übertragung je  1,0  Meter  länger  als  der  Balkon  ausgeführt 
werden.  Diese  Konstruktion  wird  in  den  unteren  Stock- 
werken eines  Gebäudes  meist  ausreichen,  jedoch  ist  in 
den  zwei  oberen  Stockwerken  infolge  der  geringeren  Mauer- 
stärken und  Höhen  die  Auflast  ungenügend,  daher  Kipp- 
gefahr vorhanden.  Mit  den  (in  Abb.  1)  angegebenen 
Größen  und  Abmessungen  soll  in  einem  Falle  kurz  die 
Auflast  und  Gegenlast  nachgewiesen  werden. 

Annahmen:  Balkonausladung  1,20  m, 

Ueberlagsträger  I  14, 

Unterlagsträger  I  15, 

Kragträger  I  12, 

Legweite  der  Kragträger  70  cm, 

Türöffnung  1,50  m, 

Pfeiler  neben  Türöffnung       1,00  m, 
Mauerstärke  Vf.,  St.  =    38  cm, 

Stockwerkhöhe  3,30  m. 


1 


TZ. 


Abb.  2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  29 


Abb.  3 


Die  erforderliche  Auflast  beträgt 
1,2  •  0,7  ■  650  65 


Aerf  =  3 


28 


=  ~  3800  ks^. 


Die  vorhandene  Gegenlast  ist: 
G,,orh  =  (3,5  -3,3  —  1,5    2,4)    0,38  •  1600  =  ~  4900  kg. 

Hiernach  würde  rechnungsmäßig  eine  Kippgefahr  nicht 
vorhanden  sein,  weil  die  Gegeniast  des  Mauerwerkes  größer 
als  die  durch  den  Balkon  hervorgerufene  Auflast  ist.  Die 
Rechnung  entspricht  jedoch  insofern  nicht  den  tatsäch- 
lichen Kraftwirkungen,  weil  die  Gegenlast  des  Mauerwerkes 
im  Schwerpunkt  desselben  oder  Mitte  Mauerwerk  wirkt, 
während  in  der  obigen  allgemein  üblichen  Rechnungs- 
methode die  Wirkung  der  Auflast  am  Ueberlagsträger  an- 
genommen ist.  Die  Auflast  wird  in  Wirklichkeit  bei  Be- 
rücksichtigung aller  Kraftwirkungen,  auch  der  teilweisen 
Einspannung  im  Mauerwerk,  im  obigen  Falle  nahezu 
5000  kg  betragen.  Ferner  schreibt  eine  Ministerialbestim- 
mung  eine  l'/r  bis  2fache  Sicherheit  für  Kragbauten  vor, 
woraus  sich  ergibt,  daß  bei  IV  ^  Stein  starken  Umfassungs- 


Abb.  4 


Abb.  5 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER--ZEITUNG  1911 


455 


wänden  Balkone  nach  Konstruktion  von  Abb.  1  nicht 
mehr  kippsicher  sind. 

2.  In  diesem  Falle  wird  die  folgende  Konstruktion 
(Abb.  2)  zweckmäßig  Anwendung  finden.  Die  Krageträger  a, 
welche  wie  bei  Abb.  1  an  ihren  vorderen  Enden  durch  einen 
Rundeisenanker  b  verbunden  sind,  werden  über  die  Front- 
wände in  den  Raum  bis  zum  Träger  d  geführt,  der  in 
etwa  1,00  m  Entfernung  von  den  Frontwänden  zu  liegen 
kommt.    Von  diesem  wird  die  Last  aus  den  Baikonen 

uf  die  Querwände  e  übertragen.  Bei  dieser  Anordnung 
ist  ohne  Berücksichtigung  der  Nutzlasten  schon  stabiles 
Gleichgewicht  vorhanden,  das  Auflagermauerwerk  des 
Trägers  d  (Querwände  e)  wird  daher  nur  gering  be- 
ansprucht. Der  Träger  c  als  Unterlagsträger  wird  1,00  m 
länger  als  der  Balkon  gewählt.  AVenn  man  nun  noch 
die  Auflast  der  seitlichen  Türpfeiler  für  die  beiden  äußeren 
seitlichen  Kragträger  berücksichtigt,  so  ist  bei  dieser  Kon- 
struktion auch  bei  IV2  Stein  starken  .Wänden  eine  Kipp- 
gefahr nicht  vorhanden. 

II.  Balkenlagen  senkrecht  zu  den  Frontwänden. 

3.  Bei  der  nebenstehenden  Anordnung  (Abb.  3)  werden 
die  Trägei  c  als  gewöhnliche  Träger  auf  zwei  Stützen  (Auf- 
lagerungen sind  Träger  b  und  Mauerwerk)  angeordnet, 
Träger  b  gleichfalls  als  Träger  auf  2  Stützen  (Auflage- 
rungen sind  Träger  a)  zur  Aufnahme  der  Lasten  aus  c 
und  endlich  die  Träger  a  als  Krageträger  zur  alleinigen 
Aufnahme  und  Uebertragung  der  Balkonlasten  auf  das 
Mauerwerk.  Die  Sicherung  gegen  Kippen  wird  in  diesem 
Falle  zweckmäßig  durch  Anordnung  von  Ueberlags-  und 
Unterlagsplatten  erreicht  (Abb.  3).  Obgleich  diese  Kon- 
struktion in  vielen  Fällen  als  einwandfrei  bezeichnet  werden 
kann,  so  gibt  es  doch  manche  Fälle  hierbei,  die  zu  Be- 
denken Anlaß  geben  und  zwar  entweder  bei  schwachen 
Mauern  wegen  der  ungenügenden  Auflast  oder  wegen 
der  Kippgefahr  bei  nicht  sachgemäßer  Ausführung,  da  es 
vorkommen  kann,  daß  richtig  gezeichnete  und  berechnete 
Platten  auf  der  Baustelle  von  ungeübter  Hand  doch  falsch 
verlegt  werden,  wodurch  im  Mauerwerk  ganz  andere  Kraft- 
Und  Druckwirkungen  entstehen,  als  es  beim  Konstruieren 
beabsichtigt  war. 


4.  Einwandfrei  und  in  jedem  Falle  ausreichend  ist  die 
in  Abb.  3  angegebene  Konstruktion  durch  Verlängerung  der 
Träger  a  bis  zur  Flurwand,  daselbst  Anordnung  von  Ueber- 
lagsplatten  an  den  Auflagen  von  a  und  Unterlagsplatten 
auf  Mitte  Frontwand  (Abb.  4),  dann  ist  Kippgefahr  nicht 
vorhanden.  Unterkante  Träger  liegt  mit  Unterkante  Balken 
bündig,  damit  der  Balkeneinschub  ohne  größere  Schwierig- 
keiten hergestellt  werden  kann.  Diese  Balkonkonstruktion 
muß  bei  der  angegebenen  Balkenrichtung  in  den  beiden 
oberen  Geschossen  der  .Wohnhäuser  nahezu  immer  An- 
wendung finden  wegen  der  für  die  Kippsicherheit  un- 
genügenden Frontwandstärken. 

5.  In  den  unteren  Stockwerken  eines  mehrgeschossigen 
Wohnhauses  kann,  wenn  die  in  Abb.  3  beschriebene  An- 
ordnung Bedenken  gibt,  auch  folgende  Konstruktion  (Abb.  3) 
angewendet  werden,  jedoch  nur  dann,  wenn  das  unter  dem 
Balkon  befindliche  Mauerwerk  mindestens  zwei  Stein  stark 
ist,  da  sonst  trotz  Balkeneigenlasten  Kippsicherheit  nicht 
vorhanden  ist.  Für  Träger  a,  b  und  c  ist  die  Konstruk- 
tion genau  wie  die  in  Abb.  1  dargestellte,  während 
Träger  d,  der  als  gleichschenkliges  Winkeleisen  ausgebildet 
wird,  als  Ueberlagsträger  dient,  an  dem  die  Kragträger  a 
durch  beiderseitig  angenietete  Winkellaschen  verbolzt 
werden  und  der  gleichzeitig  als  Balkenauflager  im  Mauer- 
werk benutzt  wird;  durch  diese  Anordnung  ist  bei  darunter- 
liegendem zwei  Stein  starken  Mauerwerk  der  Balkon  gegen 
Kippen  gesichert.  Der  Querschnitt  der  an  Träger  a  ge- 
nieteten beiderseitigen  Winkellaschen,  die  wiederum  an  den 
Balkenwinkel  d  angebolzt  vverdei;,  ist  zweckmäßig  nicht 
kleiner  als  '^Vioo^j^  mm  zu  wählen  mit  je  2  Nieten  von 
16  mm  Durchmesser  und  je  einem  Schraubenloch  von 
iVs"  Durchmesser.  Ebenfalls  muß  der  Balkenwinkel  d  mit 
entsprechenden  Schraubenlöchern  versehen  werden.  Der 
Querschnitt  von  d  wird  berechnet,  jedoch  aus  praktischen 
Rücksichten  nicht  kleiner  als '■^"/iso^^^  mm  gewählt,  damit  die 
Holzbalken  genügendes  Auflager  erhalten. 

Aus  den  vorstehenden  Ausführungen  ist  zu  ersehen, 
daß  auch  bei  den  einfachen  massiven  Baikonen  oftmals 
große  Konstruktionsschwierigkeiten  zu  überwinden  sind 
und  jeder  Entwerfer  solcher  Bauteile  muß  deren  Kipp- 
sicherheit beim  Konstruieren  stets  im  Auge  behalten. 


Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik 

Von  Doktor-Ingenieur  GEORG  HERBERG,  Halle  a.  S. 


VIII.*) 

B.  Feuerungen  für  hochwertige  Brennstoffe 
Feuerungen  für  Handbetrieb. 

1.  Einfache  Handfeuerung.  Die. hochwertigen 
Materialien  (vgl.  Tabelle  2  in  Heft  41/1910)  sind  in  erster 
Linie  Steinkohlen  jeglicher  Art  und  Sortierung,  Koks  und 
Briketts  aus  Steinkohlen  und  Braunkohlen,  sowie  böh- 
mische Braunkohlen.  Der  einfachste  Typus  der  Stein- 
kohlenfeuerung, besteht  aus  einem  Rost  und  einem  Feuer- 
geschränk,  das  Feuertür  und  Aschenfalltür  enthält. 

2.  Luftautomatfeuerungen.  Die  Armaturen 
sind  gehobelt.  Es  hat  sich  jedoch  bald  die  Notwendigkeit 
ergeben,  wie  aus  den  Besprechungen  über  die  Verbren- 
nungsvorgänge hervorgeht,  Feuerungen  so  zu  bauen,  daß 

*)  Verg!.  Heft  41,  42,  46/1910;  6,  16  und  24/1  QU. 


der  Forderung  der  Rauchfreiheit  und  der  damit  Hand  in 
Hand  gehenden  größeren  Wirtschaftlichkeit  Genüge  ge-# 
leistet  wird;  denn  bei  dem  gewöhnlichen  Planroste  ge- 
lingt wirtschaftliche  und  rauchfreie  Verbrennung  nur  bei 
gasarmen  Kohlen,  bei  gasreichen  Brennstoffen,  die  leicht 
zur  Rauchentwickelung  neigen,  dagegen  nur  bei  gleich- 
mäßig und  schwach  beanspruchten  Kesseln.  In  anderen 
Fällen  sind  besondere  Hilfsmittel  nötig;  da  ja  bei  dem 
jedesmaligen  Aufwerfen  einer  etwas  größeren  Brennstoff- 
menge auch  größere  Gasmengen  entstehen,  müssen  des- 
halb Einrichtungen  verwendet  werden,  die  eine  periodische 
Luftzuführung  gestatten,  entsprechend  dem  größeren  Luft- 
bedarfe  nach  dem  jedesmaligen  Beschicken.  Solch  eine 
Einrichtung  muß  die  Bedingung  erfüllen,  1.  daß  eine 
Mischung  der  Luft  mit  den  Gasen,  zwecks  Vermeidung  von 
Rußausscheidung  durch  Gasabkühlung,  frühzeitig  genug 
erfolgt;   2.  daß  die  Luftmenge  und  die  Dauer  der  Luft- 


456 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  29 


Abb.  8 


Topfsche 
„Luftautomat" 


Inwieweit  sich  gegenüber  gut  bedienten  Feuerungen, 
welche  diese  Einrichtungen  nicht  haben,  ein  rauchschwacher 
Betrieb  erzielen  läßt,  zeigt  das  beigefügte  Diagramm, 
Abb.  9,  welches  aus  den  Untersuchungen  des  Hamburger 
Vereins  für  Rauchbekämpfung  und  Feuerungsbetrieb')  her- 
vorgegangen ist.  Es  sind  Versuche  mit  Westfälischer 
Kohle  von  7050  bis  7400  W.  E.  angestellt  worden,  bei  ver- 
schiedenen Kesselbeanspruchungen  von  12,  18,  24  und 
30kg  pro  qm  Heizfläche  und  Stunde  bei  1,1  bis  l,5fachem 
Luftüberschusse.  Bei  der  Feuerung  ohne  Automat  fällt 
der  Nutzeffekt  bei  ansteigender  Kesselbelastung  rasch  ab, 
von  75,5oo  bei  18  kg/qm/St.  auf  68,82  bei  30kg/qm  St.,  und 
die  Rauchentwickelung  steigt  bedeutend  an,  während  bei 


ffiiiTffi">^-^"'-^i''^^rfl(     der  Feuerung  mit  Luftautomat  der  Nutzeffekt  bei  den  ver- 


schiedensten Kesselbeanspruchungen  zwischen  18  und 
30  kg/qm/Stunde  ungefähr  der  gleiche  blieb,  etwa  75  bis 
77 o/o,  und  auch  bei  der  stärksten  Beanspruchung  sich  noch 
ein  sehr  rauchschwacher  Betrieb  halten  ließ.  Die  Rauch- 
skalä  ist  5  teilig  und  es  bedeutet:  0  =  kein  Rauch; 
1  =_Jeichter    durchsichtiger    Rauch;    2  =  heller  grauer 


rauchverhutende  Regulier-Planrostfeuerung 
für  Handbeschickung  (Ansicht  und  Schnitt). 


Gewöhnlicher  Planrost  bei  sehr  geringem  Luftiiberschuß 

Versuch  II.    18  kg  Kesselbelastung  (18  v.  H.  Luftüberschuß  am  Flammrohrende) 


10  11  13 

Versuch  II.    30  kg  Kesselbelastung  (11  v.  H.  Luftüberschuß  am  Flammrohrende) 


Nutzeffekt  75,5 


5  5"* 

68,8  o/o 


6  4'» 


Sekundärluftzufuhr  von  vorn  und  oben  (Bauart  Topf  &  Söhne,  Erfurt) 

Versuch  III.    13  kg  Kesselbelastung  (mit  Luftführungsbogen,  29  v.  H.  Luftüberschuß  am  Flammrohrende) 


79,8 


Versuch  !!I.   30  kg  Kesselbelastung  (mit  Luftführungsbogen,  36  v.  H.  Luftüberschuß  am  Flammrohrende) 


75,6  7„ 


9       ^  1 

) 

11 

12 

1  2 

3       '        '  i 

6  6 

Abb.  9.    Rauchiibersichten.    Versuche  mit  westfälischer  Gasflammförderkohle  „Rhein-Elbe  und  Alma" 


Zuführung  einstellbar  ist;  3.  muß  die  Einrichtung  ohne 
besondere  Inanspruchnahme  des  Heizers  betätigt  werden 
und  4.  dürfen  die  Teile  des  Mechanismus  durch  die  Kessel- 
wärme ihre  Wirkungsweise  nicht  ändern.  Diese  Be- 
dingungen werden  von  der  Topfschen  Luftautomatfeuerung 
erfüllt,  die  in  Abb.  8  im  Längsschnitt  und  Querschnitt 
dargestellt  ist;  oberhalb  der  Feuerungstür,  die  ebenso  wie 
die  Aschenfalltür  gehobelt  ist  und  luftdicht  schließt,  ist 
der  sogenannte  Luftautomat,  ein  mit  hochwertigem  Oel 
gefüllter  Zylinder  mit  Kolben  und  Oelumführung  an- 
gebracht, der  zum  Schutze  gegen  Temperatureinflüsse  mit 
einem  Wärmeschutzmittel  versehen  ist.  Der  Kolben  wird 
durch  einen  seitlich  an  der  Feuerungstür  angebrachten 
Mechanismus  bei  jedesmaligem  Oeffnen  und  Schließen  der 
Tür  angehoben.  Dabei  wird  die  an  dem  Kasten  angebrachte 
Lufteintrittsklappe  geöffnet,  und  sekundäre  Luft  tritt  ein. 
Die  Schließdauer  der  Klappe  ist  durch  ein  am  Zylinder  dos 
Luftautomaten  befindliches  Ventil  einstellbar.  Die  sekun- 
däre Luft  wird  durch  einen  kurzen  gußeisernen  Bogen  direkt 
in  die  Flamme  hineingeleitet. 


Rauch ;  3  =  dunkler  grauer  Rauch ;  4  =  schwarzer  Rauch ; 
5      starker  schwarzer  Rauch. 

Man  sieht,  der  Erfolg  der  einfachen  Einrichtung  ist 
ganz  wesentlich. 

3.  Die  Topfsche  Unter  windfeu  er  ung, 
System  Kühl  und  Hocke. 

Eine  Spezialausführung  für  schwer  brennbare  Brenn- 
stoffe, wie  Koksgrus,  Abfälle  und  feinkörnige  Steinkohle, 
ist  die  Topfsche  Unterwindfeuerung,  bei  der  nur  ein  Teil 
der  zum  Verbrennen  nötigen  Luft  unter  den  Rost  gepreßt 
wird,  während  der  Hauptbetrag  durch  den  Schornstein- 
zug wie  üblich  aus  dem  Aschenfall  gesaugt  wird.  Der 
Vorzug  beruht  also  darin,  daß  man  mit  der  Feuerung 
wie  mit  jeder  anderen  mit  offenem  Aschcnfall  arbeiten 
kann,  auch  ohne  daß  man  Unterwind  zuzuführen  braucht. 
Es  kann  dann  jedes  beliebige  Material  verbrannt  werden, 
was  sich  für  Planrost  eignet,  und  durch  Anstellen  des 
Unterwindes  der  Verbrand  wesentlich  gesteigert  werden. 

*)  Feuerungsuntersuchungen  F.  Haier  1906,  Tafel  XII. 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


457 


Abb.  10.    Kesselhaus  der  Kgl.  Maschinenbauschule  in  Magdeburg 


Abb.  10  zeigt  das  Kesselhaus  der  Königl.  Maschinenbau- 
Schule  in  Magdeburg,  woselbst  drei  Zweiflammrohrkesscl 
von  je  81  qm  Heizfläche  mit  dieser  Feuerung  und  mit 
Rosten  von  je  2,88  qm  ausgerüstet  sind.  Die  Luftleitung, 
welche  vom  Ventilator  kommt,  liegt  unter  Flur  und  tritt 
durch  einen  Krümmer  in  ein  unter  dem  Roste  angebrachtes 
Längsrohr  ein.  Von  dort  verteilt  sich  der  Wind  in  eine 
Anzahl  wagerechter  dünner  Querrohre,  die  mit  Austritts- 
schlitzen versehen  sind,  so  daß  der  Wind  zwangmäßig 
und  gleichmäßig  unter  alle  Stellen  des  Rostes  geführt 
wird.  Die  eintretende  Windmenge  kann  durch  einen  Schie- 
ber in  der  Leitung  reguliert  werden.  Die  Tourenzahl  des 
Ventilators  ist  so  bemessen,  daß  vor  dem  Schieber  ein 
Winddruck  von  ungefähr  100  bis  120  mm  erzeugt  wird. 
Aus  einem  Versuche  seien  folgende  Daten  hier  wieder- 
gegeben: Verbrannt  wurden  pro  qm  Rostfläche  und  Stunde 
93  kg  Koks  in  Stücken  von  6370  W.  E. ;  am  Flammrohr- 
ende wurden  trotz  des  staubigen  porösen  Materials  fest- 
gestellt: 11, 2 o/o  Kohlensäure,  20,6  o/o  Kohlensäure  plus  Sauer- 
stoff. Der  theoretische  Luftbedarf  pro  1  kg  Koks  beträgt 
ungefähr  8  cbm,  und  bei  dem  hier  vorhandenen  Luftüber- 
schuß wurden  insgesamt  pro  I  kg  Koks  14,2  cbm  Luft 
aufgewendet.    Vom   Ventilator   wurden  pro  1  kg  Koks 


7,0  cbm  Luft  eingeblasen,  so  daß  die  künstlich  zugeführte 
Luftmenge  ungefähr  die  Hälfte  des  gesamten  Bedarfes 
beträgt,  dabei  betrug  die  Kesselbeanspruchung  23  kg  pro 
qm  Heizfläche  und  Stunde. 

Bei  Koksfeuerung  ist,  um  einen  rationellen  Betrieb 
zu  erzielen,  in  erster  Linie  darauf  zu  achten,  daß  die  Brenn- 
schicht hoch  liegt,  ca.  15  bis  18  cm,  bei  stückigem  Material, 
um  einen  günstigen  Kohlensäuregehalt  zu  erhalten;  der 
Rost  muß  gleichmäßig  bedeckt  sein,  eventuell  mit  nach 
hinten  ansteigender  Brennschicht,  und  dann  hat  man  reich- 
lich Unterwind  zu  geben.  Das  Abschlacken  des  Rostes 
muß  häufiger  als  bei  Steinkohle  vorgenommen  werden, 
da  der  Koks  einen  höheren  Aschengehalt  besitzt  und  die 
Eigentümlichkeit  hat,  beim  Brennen  einen  fließenden, 
gummiartigen  Kuchen  zu  geben.  Zweckmäßig  wird  der 
Koks  nur  bei  Betrieben  verwendet,  die  eine  einigermaßen 
gleichmäßige  Beanspruchung  haben  und  bei  denen  eine 
plötzliche  Forcierung  nicht  die  Regel  ist,  weil  sich  eine 
solche  mit  Koks  nur  schwer  erreichen  läßt.  Wenn  diese 
Vorschriften  befolgt  werden,  kann  man  auch  bei  Koks- 
feuerung stets  auf  gute  Betriebsergebnisse  rechnen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


U  H    STANDESBEWEGUNG    ::  H  H  :: 


Neue  Angriffe  auf  die  Koalitionsfreiheit 

Bei  den  Bergmann-Elektrizitätswerken  in 
Berhn  ist  ein  Kampf  zwischen  den  Angestellten  und  der 
Direktion  ausgebrochen.    Es  handelt  sich  um  folgendes : 

In  den  Bergmann-Betrieben  dauert  die  Arbeitszeit 
Si/o  Stunden,  eine  für  Berliner  Verhältnisse,  wo  in  an- 
gestrengter Tätigkeit  durchschnittlich  acht,  oft  nur  sieben 
Stunden   gearbeitet   wird,    außergewöhnlich    lange  Zeit. 


Hinzu  kommt,  daß  diese  Arbeitszeit  sehr  oft  praktisch 
überschritten  wird,  indem  die  Angestellten  moralisch  ge- 
zwungen werden,  nach  Bureauschluß  Arbeit  mit  nach  Hause 
zu  nehmen  und  dort  zu  erledigen.  Diese  Heimarbeit  wira 
überhaupt  nicht,  die  Ueberstunden  nur  ungenügend  bezahlt. 
Die  Urlaubsverhältnisse  bieten  ebenfalls  Veranlassung  zur 
Unzufriedenheit,  indem  keine  gleichmäßige,  einheitliche  und 
ausreichende  Regelung  stattfindet  und  die  Erteilung  in  das 
Belieben  des  Abteilungsvorstehers  gestellt  ist. 

Zur  Besprechung  dieser  Mißstände  hatten  die  inter- 
essierten Angestellten  eine  Versammlung  einberufen,  die 
gut  besucht  war  und  auf  der  beschlossen  wurde,  eine 


458 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  29 


Kommission  zu  wählen,  die  der  Werksleitung  die  Wünsche 
der  Angestellten  vortragen  sollte.  Diese  Kommis- 
sion wurde  bei  der  Direktion  nicht  \'or- 
gelassen.  Erst  als  sich  gelegentlich  der  Vergebung 
einer  Submission  der  Magistrat  der  Stadt  Schöneberg  ins 
Mittel  legte,  wurde  so  viel  erreicht,  daß  ein  Verbot  der 
Heimarbeit  und  Einschränkung  der  Ueberstunden  ver- 
sprochen wurde.  Von  einer  Verkürzung  der  Arbeitszeit 
und  einer  Neuordnung  der  Urlaubsverhältnisse  wollte  die 
Direktion  auch  jetzt  noch  nichts  wissen. 

So  lange  es  sich  darum  gehandelt  hatte,  den  Auftrag 
für  die  Stadt  Schöneberg  zu  erlangen,  beobachtete  die 
Direktion  eine  vorsichtige  Zurückhaltung  gegenüber  den 
Angestellten.  Aber  kaum,  daß  ihr  der  Auftrag  zugeschlagen 
war,  kündigte  sie  einer  Reihe  von  ihren  Beamten, 
darunter  drei  Mitgliedern  der  Kommission.  Das  war  nichts 
anderes  als  eine  gröbliche  Provozierung  der  Beamtenschaft, 
die  daraufhin  unverzüglich  einer  Einladung  des  Bundes 
der  Technisch-industriellen  Beamten  Folge  leisteten  und 
in  öffentlicher  Versammlung  gegen  das  Verhalten  der  Firma 
protestierten.  Die  einstimmig  angenommene  Resolution 
verurteilte  die  Maßregelungen  als  einen  rücksichtslosen 
Angriff  auf  das  Vereinigungsrecht  der  Angestellten  und 
machte  es  jedem  Angestellten  zur  Ehrenpflicht,  die  Kol- 
legen bei  den  Bergmannwerken  in  ihrem  schweren  Kampf 
zu  Unterstützen.  Die  anwesenden  Vertreter  vom  Deutschen 
Techniker-Verband,  vom  Leipziger  Verband,  vom  Werk- 
meister-Verband, sowie  vom  Zentral-Verband  und  dem 
Verein  Deutscher  Kaufleute  erklärten  sich  mit  den  gemaß- 
regelten Kollegen  solidarisch  und  forderten  die  Privat- 
angestellten  auf,  erst  dann  wieder  eine  Stellung  bei  den 
Bergmann-Werken  anzunehmen,  wenn  die  Forderungen  der 
Angestellten  erfüllt  wären  und  die  Koalitionsfreiheit  sicher 
gestellt  sei. 

Selbst  auf  diese  Kundgebung  hin  blieb  die  Firma  bei 
ihrem  früheren  Verhalten  und  duldete  nach  wie  vor  Heim- 
arbeit und  Ueberstunden.    Es  blieb  alles  beim  alten. 

Vier  Wochen  waren  nach  jener  Protestversammlung 
ins  Land  gezogen,  da  zirkuherte  in  den  Bergmannbureaus 
eine  Aufforderung  an  die  Angestellten,  sich  an  der  Grün- 
dung eines  Beamtenvereins  zu  beteiligen.  Wie  man  erfuhr, 
war  der  Gedanke  angeblich  bei  Gelegenheit  der  Geburts- 
tagsfeier des  Herrn  Bergmann  entstanden,  wo  sich  viele 
alte  und  bewährte  Angestellte  zusammengefunden  und  bei 
der  wachsenden  Größe  des  Betriebes  von  einander  getrennt 
jetzt  spontan  das  Bedürfnis  in  sich  gefühlt  hätten,  zum 
Zweck  regelmäßiger  Zusammenkünfte  einen  Verein  zu 
gründen,  einen  Verein,  der  den  Mitgliedern  in  mannig- 
facher Weise  nützlich  sein  könnte,  so  durch  billigen  Ein- 
kauf von  Theaterkarten,  durch  Vorträge,  Veranstaltung 
von  Kegelabenden  und  dergl.,  auch  dadurch,  daß  durch  ihn 
ein  neutraler  Ort  geschaffen  würde,  wo  Oberingenieure 
und  Direktoren  mit  den  Angestellten  zwanglos  verkehren 
könnten. 

Das  wagte  man  den  Angestellten  zu  bieten,  denen  man 
kurz  vorher  mit  groben  Händen  an  einem  ihrer  vornehmsten 
Rechtsgüter  getastet  hatte.  Es  erinnert  an  die  Methode 
der  Zirkusse,  die  mit  Peitsche  und  Zuckerbrot  arbeiten. 
Glaubte  denn  die  Direktion,  den  Angestellten  alles  bieten 
zu  können  ?    Arbeiter  wagt  man  nicht  so  zu  behandeln.  — 

Aber  der  Bergmannkonflikt  ist  nur  ein  Symptom,  die 
Bergmanndirektion  nur  em  Glied  aus  jener  großen  Linie, 
die  zum  Frontangriff  gegen  die  Rechte  der  Angestellten 
übergegangen  ist.  Neben  Augsburg,  Oberschlesien,  BerUn- 
Anhaltische  Maschinenfabrik,  neben  Bergmann  stehen  viele 
.andere,  die  das  gleiche  wollen:  restlose  Ausnutzung  des 
Angestellten,  den  Angestellten  als  ein  gefügiges  Werkzeug 
unter  Verzicht  auf  Menschenrecht  und  Menschenwürde  und 
praktisch  seine  Degradation.  Dann  wird  die  Zeit  kommen, 
wo  man  regelmäßig  nicht  bloß  praktisch  den  Angestellten 
zum  willenlosen  Werkzeug  wird  herabwürdigen  wollen, 
sondern  durch  Vertrag  ihn  verpflichtet,  keiner  Organisation 
anzugehören  und  bei  Differenzen  über  den  Arbeitsvertrag 
sich  bedingungslos  der  Unternehmung  zu  unterwerfen. 
Schon  heute  werden  derartige  Versuche  gemacht. 


Der  Redaktion  ist  folgendes  Muster  eines  solchen  Ver- 
trags zugegangen,  der  bereits  technischen  Angestellten  und 
Arbeitern  unterbreitet  worden  ist. 

Ich  erkläre  hiermit,  daß  ich  weder  in  den  letzten  zwei 
Monaten  noch  gegenwärtig  einer  Organisation  angehört  habe 
oder  angehöre,  welche  bei  Streiks  oder  Aussperrungen  Unter- 
stützungen irgendwelcher  Art  gewährt. 

Ich  verpflichte  mich  unter  Bezugnahme  auf  diese  Er- 
klärung für  den  Fall,  daß  mich  meine  Arbeitgeberin  infolge 
einer  Aussperrung  nicht  weiter  beschäftigen  kann  und  unter 
der  Voraussetzung,  daß  sie  mir  während  der  Dauer  der  Aus- 
sperrung und  bis  zu  längstens  13  Wochen  ^/^  meines  bis- 
herigen Stundenlohnes  zahlt,  mich  meiner  Arbeitgeberin  auf 
die  Zeit  der  normalen  Arbeitsdauer  zur  Verfügung  zu  halten. 
Ich  verpflichte  mich  ferner,  keinerlei  Unterstützungen  an  Aus- 
gesperrte oder  streikende  Arbeiter  oder  deren  Vereinigungen 
zu  leisten,  meiner  Arbeitgeberin  sofort  Mitteilung  zu  machen, 
wenn  ich  eine  andere  Beschäftigung  annehme  und  nach  Be- 
endigung der  Aussperrung  die  Arbeit  zu  den  alten  Bedingungen 
wieder  aufzunehmen. 

Ich  erkläre  mich  auch  bereit,  im  Falle  einer  Aussperrung 
andere  Arbeit  als  solche,  für  die  ich  angenommen  bin  oder 
andere  als  Fabrikbetriebsaii)eiten,  auch  Arbeiten,  welche  für 
Rechnung"  Dritter  auszuführen  sind,  unter  der  Bedingung  zu 
leisten,  daß  mir  dafür  mein  bisheriger  Durchschnittsstunden- 
lohn weiterbezahlt  wird,  für  welchen  Fall  ich  auf  die  obige 
Entschädigung  von         meines  Stundenlohnes  verzichte. 

Es  ist  mir  bekannt,  daß  ich  mich  eines  Betruges  schuldig 
machen  würde,  wenn  ich  verschweige,  daß  ich  einer  der 
obengekennzeichneten  Organisationen  angehöre. 

(Datum:) 
^  (Name:) 

Wir  bitten  unsere  Mitglieder  um  Mitteilung,  wenn  sie 
von  der  Vorlage  dieses  Vertrages  erfahren. 

Als  Volontär 

kann  sich  ein  Techniker  beim  Bau  der  St.  Marienkirche 
zu  Offenbach  a.  M.  beschäftigen.  Wir  erklären  uns  wieder- 
holt gegen  das  Volontärunwesen,  das  wie  fast  immer,  so 
auch  hier,  unter  dem  Vorwande  jüngeren  Technikern  Ge- 
legenheit zur  Ausbildung  geben  zu  wollen,  die  Arbeits- 
gelegenheit für  die  Tausende  stellungloser  Kollegen  ein- 
engt. Die  Gemeinde  hat  zum  Kirchenbau  375  000  M  ge- 
sammelt und  sollte  es  jetzt  unterlassen,  die  Ausgaben 
verringern  zu  wollen  dadurch,  daß  sie  auch  noch  niedrig 
oder  unbezahlte  Volontäre  anstellt.  Aus  einem  Bericht 
des  Kirchenbauvereins  geht  hervor,  daß  sogar  zuviel  Geld 
vorhanden  ist,  so  daß  man  den  überschießenden  Teil  be- 
reits einem  neuen  Baufond  überweist. 


::  II  ::  ::  ::   RECHTSFRAGEN  ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Ist  der  in  einem  Hoch-  und  Tiefbaiigeschäft  als  Bagger- 
meister Angestellte  ,,  Werkmeister"  im  Sinne  des  Kranken- 
versicheriingsgesetzes  ? 

(Nachdruck  verboten) 

Ein  Baggermeister,  der  in  einem  Hoch-  und  Tiefbau- 
geschäft mit  einem  Monatsgehalt  von  200  M  angestellt 
war,  verunglückte  im  Betriebe  und  war  imehr  als  13  Wochen 
erwerbsunfähig.  Die  Tiefbauberufsgenossenschaft  zahlte 
dem  Verunglückten  vom  Beginn  der  14.  Woche  ab  Unfall- 
rente, dagegen  weigerte  sich  die  zuständige  Krankenkasse 
beharrlich,  ihm  für  die  ersten  13  Wochen  Krankenunter- 
stützung  zu  zahlen.  Der  Baggermeister  wandte  sich  in- 
folgedessen an  die  Aufsichtsbehörde,  und  nachdem  er  von 
dieser  mit  seinem  Ansprüche  abgewiesen  worden  war, 
strengte  er  gegen  die  Krankenkasse  Klage  bei  der  zu- 
ständigen höheren  Instanz  an,  und  diese  verurteilte 
d  i  c  K  r  a  n  k  e  n  k  a  s  s  e  z  u  r  Z  a  h  1  u  n  g.  Die  gegen  dieses 
Erkenntnis  eingelegte  Berufung  wurde  vom  Württembergi- 
schen Verwaltungsgericht  zurückgewiesen. 

Die  beklagte  Kasse  hatte  vor  allem  den  Einwand  er- 
hoben, der  Kläger  sei  ,, Werkmeister",  folglich  sei  er  nicht 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


459 


krankenversicherungspflichtig,  denn  nach  §  2b  des  Kran- 
kenversicherungsgesetzes unterHegen  der  Versicheriings- 
pfhcht  nicht  Betriebsbeamte,  Werkmeister  und  Techniker, 
wenn  ihr  Arbeitsverdienst  3  Mark  für  den  Arbeitstag 
oder  —  sofern  Lohn  oder  Gehalt  nach  größeren  Zeit- 
abschnitten bemessen  sind  —  2000  Mark  für  das  Jahr 
gerechnet  übersteigt.  Der  Kläger  bekomme  aber  ein  Ge- 
halt von  200  Mark  monatlich,  d.  h.  2400  Mark  jährlich. 

Das  Württembergische  Vervvaltungsgericht  hat  trotz- 
dem die  Krankenkasse  für  zahlungspflichtig 
erachtet.  Es  kommt  nicht  sowohl  darauf  an,  so  wird 
in  den  Entscheidungsgründen  ausgeführt,  wieviel  Ge- 
halt der  Kläger  bezog,  als  vielmehr  in  erster  Reihe  darauf, 
ob  der  Kläger  überhaupt  zu  ider  Kategorie  der  Werkmeister, 
Betriebsbeamten  usw.  gehört  und  deshalb  von  der  Ver- 
sicherungspflicht ausgenommen  war.  —  Diese  Frage  muß 
jedoch  unbedingt  verneint  werden.  Die  Tätigkeit  des 
Verletzten  bestand,  wie  festgestellt,  in  der  Hauptsache 
darin,  persönlich  —  wenn  auch  unter  Beihilfe  eines 
Maschinisten  und  eines  oder  zwei  Hilfsarbeiter  —  einen 
Dampf-Trockenbagger  zu  bedienen.  Er  hatte  die  Maschine 
in  betriebsfähigem  Zustande  zu  erhalten  und  notwendige 
Reparaturen  daran  selbst  auszuführen.  Er  wie  seine  Mit- 
arbeiter unterstanden  der  Aufsicht  eines  Bauführers  der 
Firma,  bei  der  sie  angestellt  waren.  Das  Recht  zur  An- 
stellung oder  Entlassung  von  Arbeitern  stand  dem  Bagger- 
meister nicht  zu.  Nun  wird  in  der  Rechtsprechung  all- 
gemein zum  Ausdruck  gebracht,  daß  charakteristisch  für 
die  Stellung  eines  Betriebsbeamten  das  Zurücktreten  der 
persönlichen  Mitwirkung  bei  den  Herstellungsarbeiten,  da- 
gegen das  Hervortreten  bei  der  Beaufsichtigung  der  Ar- 
beiter bezw.  Gehilfen  ist;  im  allgemeinen  werden  zu  den 
Werkmeistern  diejenigen  Personen  gezählt,  welche  —  wenn 
auch  selbst  mittätig  bei  den  Produktionsarbeiten  —  doch 
gegenüber  den  Arbeitern  eine  gewisse  Selbständigkeit 
besitzen. 

Legt  man  diese  Unterscheidungsmerkmale  zugrunde, 
so  muß  man  zu  der  Ansicht  gelangen,  daß  der  Kläger 
nicht  als  Werkmeister  anzusehen  ist,  und  natürlich  hat  es 
auch  für  die  Charakterisierung'  der  .Stellung  des  Klägers 
nichts  zu  sagen,  daß  er  als  „Bagger  m  e  i  s  t  e  r"  tätig  war. 
Seine  Arbeitsleistung  hob  ihn  nicht  wesentlich  über  die 
Tätigkeit  anderer  Arbeiter  hinaus  und  gewährte  ihm  keines- 
wegs eine  leitende  oder  beaufsichtigende  Stellung,  der 
Schwerpunkt  seiner  Tätigkeit  bestand  vielmehr  in  der 
Hauptsache  in  der  persönlichen  Mitwirkung  beim 
Baggern,  im  eigenen  Handanlegen  bei  allen  Verrichtungen, 
welche  der  Betrieb  erforderte.  —  Von  einer  besonderen 
Auf  Sichtsstellung  gegenüber  den  anderen  Arbeitern, 
die  mit  ihm  zusammen  tätig  waren,  kann  keine  Rede 
sein  —  denn  er  unterstand  ja  dem  Bauführer  — ,  und 
höchstens  kann  er  als  sogen.  ,, Vorarbeiter",  der  aber  noch 
lauge  kein  Werkmeister  ist,  angesprochen  werden. 

Demnach  gehörte  der  Kläger,  auch  wenn  sein  jährliches 
Gehalt  2000  Mark  überstieg,  zu  den  versicherungspflich- 
tigen Personen,  sein  Anspruch  gegen  die  Krankenkasse  war 
daher  begründet  rd. 


;:  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 


Der  Kapitalanlagezwang  und  das  Versicherungswesen 

Es  wurde  schon  erwähnt,  daß  das  Vermögen  der  Ver- 
sicherungsgesellschaften, insbesondere  das  der  Lebensver- 
sicherungs-Anstalten der  Hauptsache  nach  in  ersten  Hypo- 
theken angelegt  ist  und  jene  Unternehmungen  Wertpapiere 
in  nur  ganz  geringem  Umfange  besitzen.  Diese  Tatsache 
einerseits  und  der  ständige  Rückgang  andererseits,  den  der 
Kurs  der  deutschen  Staatspapiere  seit  einer  längeren  Reihe 
von  Jahren  aufweist,  sind  für  die  Regierung,  vor  allem 
diejenige  Preußens,  bei  ihrem  Streben  eine  Besserung  der 
Staatspapierkurse  zu  erzielen,  der  Anlaß  gewesen,  zu  er- 
wägen, ob  man  nicht  die  Besitzer  großer  Vermögensmassen, 


wie  sie  die  Sparkassen,  die  Lfebensversicherungsgesellschaf- 
ten  usw.  darstellen,  zwingen  sollte,  einen  Teil  ihres  Ver- 
mögens zum  Ankauf  von  Staatspapieren  zu  benutzen.  Durch 
die  Einführung  eines  derartigen  Kapitalanlagezwanges 
glaubt  man  in  Regierungskreisen  das  gewünschte  Ziel,  eine 
Besserung  der  Börsenpreise  der  Staatspapiere,  zu  erreichen. 
In  Bezug  auf  die  Sparkassen  wurde  in  Preußen  vor  einigen 
Jahren  bereits  ein  gesetzgeberischer  Versuch  nach  dieser 
Richtung  gemacht.  Er  blieb  aber  ohne  Erfolg.  Auf  dem 
Gebiete  des  Versicherungswesens  sind  schon  eine  Reihe 
von  positiven  Gesetzesmaßnahmen  dieser  Art  zu  ver- 
zeichnen. Nach  dem  Inkrafttreten  der  Reichsversiche- 
rungsordnung werden  die  Träger  der  Invaliden  -  Ver- 
sicherung verpflichtet,  ein  Viertel  ihres  Vermögens  in 
Staatspapieren  anzulegen.  Das  im  Sommer  vorigen 
Jahres  angenommene  preußische  Gesetz  über  die 
öffentlichen  Feuerversicherungs  -  Anstalten  enthält  die 
gleiche  Vorschrift  für  diese  Betriebe.  Endlich  kehrt  sie 
im  Statut  der  im  November  vorigen  Jahres  vom  preußi- 
schen Staat  genehmigten  Lebensversicherungs-Anstalt  der 
Ostpreußischen  Landschaft  wieder.  Es  besteht  also  un- 
verkennbar bei  der  Regierung  eine  starke  Neigung,  die 
Versicherungs-Gesellschaften  durch  Gesetz  zu  zwingen,  ge- 
wisse Teile  ihrer  Kapitalien  zum  Ankauf  von  Staatspapieren 
zu  benutzen.  Es  wurde  schon  gesagt,  daß  seitens  der  Ver- 
sicherungs-Anstalten die  Hypotheken  deshalb  als  Anlage- 
form bevorzugt  seien,  weil  sie  vor  allem  den  Forderungen 
Entsprechen,  die  bei  der  Anlage  des  Vermögens  von  Ver- 
sicherungs-Gesellschaften erhoben  werden  müssen.  Wert- 
papiere und  insbesondere  Staatspapiere  tun  dies  in  weit 
geringerem  Maße.  Ein  erheblicher  Besitz  von  Staats- 
papieren mit  ihren  lebhaften  Kursschwankungen  bringt  den 
Gesellschaften  ganz  außerordentlich  hohe  Kursverluste. 
Nach  den  Bestimmungen  des  Handelsgesetzbuches  dürfen 
Wertpapiere  in  die  Bilanz  zum  Anschaffungskurs  nur  ein- 
gesetzt werden,  wenn  dieser  niedriger  ist,  als  der  Kurs 
am  31.  Dezember.  Ist  aber  der  Börsenpreis  an  diesem 
Tage  niedriger  als  der  Kurs,  zu  dem  die  Wertpapiere  er- 
worben wurden,  so  sind  sie  zu  diesem  niedrigeren  Kurs  des 
Bilanztages  einzusetzen.  Da  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
die  Kurse  der  Staatspapiere  dauernden  Rückgang  gezeigt 
haben,  wären  also  den  Versicherungs-Gesellschaften,  wenn 
sie  über  erhebliche  Bestände  in  Staatspapieren  verfügt, 
hätten,  Jahr  für  Jahr  erhebliche  Kursverluste  erwachsen. 
Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  diese  das  Gewinnresultat  ver- 
schlechtern und  zu  großen  Schwankungen  in  den  Gewinn- 
ergebnissen führen  müssen.  Der  weitere  Nachteil,  der 
den  Versicherungs-Anstalten  aus  dem  Besitz  von  Staats- 
papieren entsteht,  liegt  darin,  daß  sie  aus  ihm  eine  geringere 
Zinseinnahme  erzielen,  als  aus  einer  Anlage  in  ersten  Hypo- 
theken. Die  Folge  hiervon  ist  eine  Verringerung  der  Ein- 
nahmen und  damit  für  die  Versicherten  eine  Verteuerung! 
der  Versicherung.  Es  müßten  zweifellos  im  gesamten 
deutschen  Versicherungswesen,  vor  allem  in  der  Lebens- 
versicherung, die  Prämien  ganz  erheblich  erhöht  werden, 
sobald  der  Anlagezwang  durchgeführt  würde.  Die  großen 
Schwankungen  in  den  Gewinnergebnissen  würden  es  den 
Lebensversicherungsgesellschaften,  die  von  der  genannten 
gesetzlichen  Vorschrift  am  meisten  betroffen  werden,  un- 
möglich machen,  ihren  Versicherten,  wie  das  jetzt  geschieht, 
gewisse  Versicherten-Dividende  in  Aussicht  zu  stellen,  durch 
die  die  Prämien  eine  erhebliche  Verringerung  erfahren,  die 
es  daher  vielen  Versicherten  überhaupt  erst  ermöglichen, 
die  finanzielle  Last  einer  Lebensversicherung  zu  über- 
nehmen. Diese  Verteuerung  der  Lebensversicherung,  die 
viele  Millionen  von  Versicherten  treffen  würde,  ist  aber 
volkswirtschaftlich  deshalb  sehr  bedenklich,  weil  sie  zu 
einer  Einschränkung  der  Lebensversicherung  führen  müßte 
und  die  weitere  Ausbreitung  dieser  höchst  segensreichen 
Einrichtung  hemmen  würde.  Sie  ist  zugleich  aber  auch 
eine  höchst  ungerechte  Extrabesteuerung  der  unteren 
Schichten  der  Bevölkerung  und  des  kleinen  Mittelstandes, 
denn  aus  Angehörigen  dieser  Kreise  setzt  sich  die  große 
Gruppe  der  lebensversicherten  Personen  vorwiegend  zu- 
sammen. 


460 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  29 


ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  Juni  1911. 
Technische  Physik. 

„Eine  Musterstätte  des  praktischen  Materialprüfungswesens." 
St.  u.  E.  31,  Nr.  22,  S.  873.  Schilderung  des  ehem.  Labora- 
toriums und  der  chem.-phj'sik.  Versuchsanstalt,  von  Friedr.  Krupp, 
A.-G.,  in  Essen. 

„Der  Widerstand  einbetonierten  Eisens  gegen  Gleiten  in 
seiner  Abhängigkeit  von  der  Länge  der  Eiseneinlagen."  Von 
C.  Bach,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  21,  S.  859.  Versuche,  ihre  Ergeb- 
nisse und  math.  Auswertung. 

„Untersuchung  von  Flüssigkeiten,  die  als  vermittelnde 
Körper  im  oberen  Prozeß  einer  Mehrstoffdampfmaschine  Ver- 
wendung finden  können."  Von  Dr.  phil.  Hermann  Hort,  Dipl.- 
Ing.,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  23,  S.  943".  Untersuchung  von  Nitro- 
benzol  und  eines  Erdöldestillates  in  bezug  auf  ihre  Dampf- 
eigenschaften. 

Industrielle  Feuerungen. 
Dampfkessel. 

„Die  Dampferzeuger  auf  der  Weltausstellung  in  Brüssel." 
Von  Prof.  H.  Franke,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  22,  S.  873.  Besprechung 
der  ausgestellten  Typen  und  ihrer  Armaturen. 

„Versuche  an  einer  Oeneratorgasanlage."  Von  Dr.  ing. 
Kurt  Neumann,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  22,  S.  892. 

„Ueber  Garantie-  und  Verdampfungs-Versuche  an  Dampf- 
kesseln." Von  Paul  Koch,  D.  prakt.  Masch. -Konstr.  44,  Nr.  21, 
S.  179.  Betriebsverhältnisse,  Anheizzeit,  Heizwert  des  Brenn- 
stoffs, seine  Qualität,  Verdampfungsfläche,  Wasser-  und  Dampf- 
inhalt, Schornsteinabmessungen,  Zugmessungen  usw. 

Hüttenwesen. 

„Ueber  Führungen  an  neueren  Draht-  und  Feinstraßen." 
Von  Münker,  St.  u.  E.  31,  Nr.  22,  S.  883.  Besprechung  der 
Konstruktion  in  Rücksicht  auf  die  praktischen  Anforderungen. 

„Neuere  Bestrebungen  in  der  Verwendung  der  Gase  in  Eisen- 
hütten und  Kokereien."  Von  Dr.  ing.  h.  e.  Lürmaun,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  23,  S.  913.  Wertberechnung  der  Abgase,  Nebenerzeugnisse 
aus  ihnen,  Teer  und  seine  Verwendung,  Beleuchtung  mittels! 
der  Gase,  Heizung. 

„Mineralogische  Zusammensetzung  einiger  Minetten."  Von 
Blum,  St.  u.  E.  31,  Nr.  23,  S.  922.    Chemische  Analysen. 

„Ausnutzung  minderwertiger  Brennstoffe  auf  Zechen  des 
Oberbergamtsbezirks  Dortmund."  Von  Dobbelstein,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  23,  S.  924.  Von  Steinkohlen  herrührende  minderwertige 
Brennstoffe  auf  dem  Planrost,  in  Unterwindfeuerung,  in  Hydro- 
wirbelfeuerung,  in  der  Kridlofeuerung;  Versuche  mit  Koksaschen- 
briketts. 

„Ueber  ein  Verfahren  zur  Berechnung  des  zur  direkten 
Reduktion  im  Hochofen  verbrauchten  Kohlenstoffes."  Von  Wüst, 
St.  u.  E.  31,  Nr.  24,  S.  953.  Verfahren,  das  auf  die  Art  und 
Weise  der  Vergasung  des  Kohlenstoffs  gegründet  ist. 

„Ueber  Magnesit."  Von  Hörhager,  St.  u.  E.  31,  Nr.  24, 
S.  955.  Vorkommen  und  Gewinnung,  Brennen,  Herstellung  von 
Magnesitsteinen. 

„Schürlochverschlüsse  für  Gaserzeuger."  Von  Dr.  ing. 
Fricke,  St.  u.  E.  31,  Nr.  24,  S.  964.    Konstruktive  Erläuterungen. 

„Wichtige  Fragen  aus  der  Kraftversorgung  unserer  Hütten- 
werke durch  Gichtgase."  Von  Obering.  Hoff,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  25,  S.  993.    Fragen  der  Meßtechnik. 

„Ueber  die  elektrische  Roheisenerzeugung  auf  dem  Ver- 
suchswerk am  Trollhättan."  Von  Neumann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  25, 
S.  1010.  Ofenbeschreibung,  Elektroden,  Gaszirkulation,  elek- 
trische Anlagen,  Anlagekosten,  Berechnung  der  Oefen,  der  Be- 
trieb, Eisenerze,  Elektrodenverbrauch,  Beschickungen,  Gewölbe 
und  Schmelzraum,  Roheisen  und  Schlacke,  Gase,  Spannungen 
und  Stromstärken. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 
„Moderne  Kugellagerkonstruktionen."   Von  Dir.  Brühl,  Der 
prakt.  Masch^-Konstr.  44,  Nr.  21,  S.  175.  Konstruktionserläute- 
rungen. 

Hebezeuge. 
„Elektrisch  betriebene  Kohlenlösch-  und  Lageranlage  der 
Portlandzementfabrik  von  Dyckerhoff  &  Söhne  in  Amöneburg 
bei  Biebrich  a.  Rh."  Von  Prof.  Buhle,  Beschreibung  und 
Betrieb  des  mit  einer  Verladebrücke  verbundenen,  fahrbaren 
und  mit  einem  Drehkran  ausgerüsteten  Portales. 


Kraftmaschinenbau. 

„Der  heutige  Stand  im  Dampfturbinenbau."  Von  Dr.  ing, 
Meuth,  Dingl.  pol.  Journ.  326,  Nr.  22,  S.  337.  Vorbemerkung, 
Bauarten,  Konstruktionsdetails,  Vor-  und  Nachteile  usw. 

„Ein  neuer  Rotationsmotor  für  Flugmaschinen."  Von  Reg.- 
Bmstr.  Dierfeld.    Gnome-,  Delfossemotor. 

„Versuchsfahrten  mit  2  C  1-Vierzylinder-VerbundheiRdampf- 
lokomotiven  der  württembergischen  Staatseisenbahnen."  Von 
Insp.  Dauner,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  21,  S.  833.  Angaben  über 
Leistungen,  Dampfverbrauch,  Wasserverbrauch  und  Belastungs- 
tabellen.    Ergebnisse  des  ersten  Betriebsjahres. 

„Die  Wärmeausnutzung  der  heutigen  Kolbendampfmaschine." 
Von  Obering.  Dipl.-Ing.  Heilmann,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  23,  S.  921. 
Heißdampfverbundmaschine  und  Gleichstromdampfmaschine. 

„Beiträge  zur  Berechnung  der  Zentripetal(-Franzis)-Tur- 
binen."  Von  Prof.  Camerer,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  23,  S.  933. 
Erwägungen  über  den  Arbeitsvorgang,  Lage  der  Ein-  und  Aus- 
trittspunkte usw. 

„Gleichstrom-Dampfmaschine  mit  kurzem  Zylinder  und 
kurzem  Kolben."  Von  Sondermann,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44, 
Nr.  21,  S.   177.     Beschreibung  der  Bauart  Todd. 

„Berechnung  einer  dreistufigen  Druck-Dampf-Turbine."  Von 
Eichelberger,  D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  23,  S.  195.  Voll- 
ständiges praktisches  Rechnungsbeispiel. 

Pumpen  und  Gebläse. 

„Wirkungsweise  und  Berechnung  der  Windkessel  von  Kolben- 
pumpen." Von  Gramberg,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  21,  S.  842.  Ueb- 
liche  Theorie,  Zeitdiagramme,  eine  experimentell-mathematisch-? 
Darstellung  der  Vorgänge  und  Ableitung  der  Berechnungsweise 
hieraus. 

'  Elektrotechnik. 

„Die  Elektrotechnik  im  Dienste  der  Feuerwehr."  Von 
Branddir.  v.  Moltke,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  22,  S.  540.  Beleuch- 
tungen, Alarm,  Telephon,  Feuermelder,  Abfrage-Apparate,  Motor- 
wagen usw. 

„Die  Einwirkung  der  Strompreise  auf  die  Belastungsverhält- 
nisse der  Elektrizitätswerke."  Von  Norberg-Schulz,  E.  T.  Z,  32, 
Nr.  23,  S.  557.  Asymptotische  Annäherung  der  Einnahmen 
an  einen  Grenzwert  von  etwa  100  Pf.  pro  inst.  KW  bei  Preis- 
herabsetzung pro  KW/Stde. 

„Ueber  die  Energieverteilung  in  Fernsprechkreisen."  Von 
Breisig,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  23,  S.  558.  Herleitung  aus  Mes- 
sungen, Verluste  durch  Mikrophone  und  deren  Deckimg,  Wir- 
kungsgrad der  Fernleitungen,  seine  Verbesserung  usw. 

„Die  Hochspannungskraftübertragung  der  Hidrodectrica 
Espanola."  Von  Dipl.-Ing.  Neustätter,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  23, 
S.  561.    Beschreibung  der  Anlagen. 

„Ueber  die  Dimensionierung  der  einphasigen  Kommutator- 
motoren mit  besonderer  Berücksichtigung  der  schweren  Zugförde- 
rung." Von  Prof.  Osanna,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  24,  S.  581.  Ab- 
leitung der  Formeln,  ihre  Zusammenstellung  und  Anwendung. 

„Eine  neue  Meßbrücke  zur  Untersuchung  von  Blitzableiter- 
anlagen." Von  Dipl.-Ing.  Wurm,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  24,  S.  593. 
Telephonmeßbrücke  zur  Bestimmung  von  Uebergangswider- 
ständen  an  Erdableitungen. 

,jDie  Fahrleitung  der  Allgemeinen  Elektrizitäts-Gesellschaft 
auf  der  Strecke  Dessau — Bitterfeld".  Von  Reg.-Bmstr.  W. 
Usbeck,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  25,  S.  609.  Konstruktionserläute- 
rungen. 

„Die  magnetische  Prüfung  von  Eisenblech."  Von  Guml'ch 
und  Rogowski,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  25,  S.  613.  Verlustmessung 
bei  Parallelschaltung,  Messung  der  Permeabilität.  Bemerkungen 
zu  dem  Aufsatz  vom  Prof.  Dr.  Epstein. 

Gasbeleuchtung  und  Wasserversorgung. 

„Anforderungen  der  Hvgiene  an  Privatwasserleitungen." 
Von  Ing.  Dalldorf,  Journ.  f.'Gasbel.  LIV,  Nr.  21,  S.  490.  Be- 
leuchtung der  allgemein  herrschenden  Vorschriften  und  Be- 
stimmungen. 

„Zur  statischen  Llntersuchung  des  Bassinrundganges  eiserner 
Gasbehälterbecken."  Von  Fröhlich,  ebenda,  S.  501.  Mathe- 
matische Untersuchungen. 

„Fortlaufende  Bestimmung  und  Aufzeichnung  des  Kohlen- 
säuregehaltes von  Gasen."  Von  Prof.  Dr.  Strache.  ebend.i, 
Nr.  23,  S.  548.  Beschreibung  des  Apparates,  s:iner  Wirkun^^s- 
weise  und  praktischen  Ergebnisse. 

„Die  Wirtschaftlichkeit  von  Horizontalöfen  mit  6  ni  Re- 
torten." Von  Dir.  Göhrum,'  ebenda,  Nr.  24,  S.  573.  Neuere 
zahlenmäßige  Ergebnisse. 

vBenzolfabrikation."  Von  Prof.  Simmersbach,  ebenda,  Nr.  2i, 
S.  581,    Beschreibung  des  Verfahrens  und  der  Apparatur. 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


461 


Flugtechnik. 

„Die  Versuchsanlage  für  Luftschrauben-Untersuchungen  der 
Geschäftsstelle  für  Flugtechnik  des  Sonderausschusses  der  Jubi- 
iäumsstiftung  der  deutschen  Industrie."  Von  Dr.  ing.  Bende- 
mann,  Z.  f.  Flugtechn.  und  Mot.-Luftschiff.  2,  Nr.  2,  S.  137. 
Einfluß  radial  veränderlicher  Schraubensteigung,  Einfluß  von  Vor- 
sprüngen am  Flügelprofil,  Einfluß  des  Armvvinkels  usw. 

„Neue  Flugzeuge."  Von  Dr.  Quittner  und  Dipl. -Ing.  A. 
Vorreiter,  ebenda,  S.   143.     Der  „Lohner-Daimler"-Pfeilflieger. 

„Navigation  mittels  Derivators."  Von  Boykow,  ebenda, 
S.  145.    Darstellung  des  Verfahrensi. 

Verschiedenes. 

„Besuche  von  Fabriken  zu  Studienzwecken  und  §  5  des 
Reichshaftpflichtgesetzes."  Von  Rechtsanwalt  Dr.  P.  Witt- 
kowsky,  St.  u.  E.  31,  Nr.  24,  S.  971.  Nichtigkeit  aller  Ver- 
suche der  Werksunternehmer,  sich  der  Haftpflicht  durch  Unter- 
schreibeniassen  entsprechender  Reverse  zu  entziehen. 

„Die  Torfgewinnungsmaschine,  Bauart  Strenge."  Von  Reg.- 
Bmstr.  Paulmann  und  Reg.-Bmstr.  Blaum,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  24, 
S.  979.  Allgemeine  Gesichtspunkte,  Arbeitsvorgang,  Arbeits- 
plan, Konstruktionseinzelheiten. 

„Emery-Dampfmesser."  Von  Dipl. -Ing.  Ernst  Ciaassen,  D. 
prakt.  Masch. -Konstr.  H  Nr.  23,  S.  199.  jVlathem.  Ableitung, 
Wirkungsweise  und  Baubeschreibun^.  K.  S. 

Ansichtskarten  vom  Erholungsheim 
Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 
heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Die  Verbandsleitung. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technitter-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Mascliinenelemente.   Von  Georg  L  i  n  d  n  e  r ,  Prof.  an  der  Techn. 
Hochschule  zu  Karlsruhe.    Preis  geh.  8,50  M,  geb.  10  M. 
Stuttgart,  Deutsche  Verlags-Anstalt. 
Das  Gebiet  der  Maschinenelemente  umfaßt  bekanntlich  so 
vielerlei  Probleme  der  Mechanik  und  Festigkeitslehre,  daß  man 
beim  Studium  und  der  Anwendung  immer  wieder  auf  schwierige 
Fragen  stößt.    Diese  hat  der  Verfasser  in  einer  zum  Gebrauch 
geeigneten  Form  zu  lösen  versucht;    im  übrigen  war  er  stetsi 
bestrebt,  den  reichen  Stoff  in  beschränkter  Ausführlichkeit  und 
in  möglichst  knapper   Fassung  zu  behandeln.     Die  Beschrei- 
bungen   und    zahlreichen,    meist    als    Schnittzeichnungen  aus- 
geführten  Abbildungen,   sind   zum   großen    Teil   aus  Luegersj 
Lexikon  der  gesamten   Technik,   bei  dem   der  Verfasser  dasi 
Kapitel  „Maschinenelemente"  bearbeitet  hat,  übernommen.  Prof.; 
Lindners  Arbeit  ist  damit  noch  einmal  in  besonderer  Buchform 
erschienen.     Das  Werk   wird   sich   durch   seine  Handlichkeit, 
wohlfeilen  Preis,  durch  die  übersichtliche  Anordnung  des  Stoffes 
und  die  reiche  Illustrierung  sicherlich  gut  einführen. 
Leitfaden  der  Kurvenlehre.    (Analytische  Geometrie  der  Ebene.) 
Von  Professor  Dr.   K.   D  ü  s  i  n  g.     Mit  zahlreichen  An- 
wendungen aus  der  Technik  von   Dipl.-Ingenieur  Ernst 
Preger,  sowie   vielen   Uebungen  und   117  Abbildungen. 
Preis  2.20  M.     Hannover,   Dr.   Max  Jänecke,  Verlags- 
buchhandlung. 

Im.  Gegensatz  zu  den  vorhandenen  Lehrbüchern  über  ana- 
lytische Geometrie  der  Ebene,  die  dieses  Gebiet  vom  mathe- 
matischen Standpunkte  aus  behandeln,  bringt  der  vorliegende 
Leitfaden  das  für  die  Technik  so  wichtige  Gebiet  der  Kurven- 
lehre in  einer  Bearbeitung,  die  nicht  die  Interessen  des  Mathe- 
matikers, sondern  die  des  Technikers  in  erster  Linie  berück- 
sichtigt. Daher  behandelt  das  Buch  außer  den  Kegelschnitten! 
auch  die  Sinuslinie,  Adiabate,  die  verschiedenen  Rollkurven  und 
die  logarithmische  Spirale.  In  dem  Werke  ist  der  einfachste 
und  leichteste  Weg  der  Entwicklung  gewählt.  Die  Darstellung, 
ist  leichtverständlich  und  anschaulich,  sie  wird  durch  zahlreiche 
Abbildungen  unterstützt  und  erleichtert  daher  auch  das  Selbst- 
studium. Das  Gelernte  kann  an  Uebungsbeispielen  befestigt 
werden,  deren  Resultate  am  Schluß  des  Buches  angegeben 
sind.  Eine  große  Zahl  von  Anwendungen  aus  der  Praxis,  von 
Dipl.-Ing.  Ernst  Preger  bearbeitet,  beleben  die  Darstellung  und 
werden  für  den  Techniker  von  besonderem  Interesse  sein. 


H  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ;:  ::  ::  ::  ;:  H 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beihegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
\X/ o  h  n  ü  n  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen,  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Line 
Rücksendung  der  IVlanuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrüt  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fr.igen  notwendigen  Druck- 
StöcKe  2ur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorlier  bezahlen. 

Technik 

Frage  162.  Womit  tränkt  man  am  besten  die  Filz-Dich- 
tungsringe der  Kolben  von  Jauchepumpen  ?  Die  Ringe  dürfen 
nur  unwesentlich  zusammenschrumpfen,  wenn  beispielsweise  die 
Pumpe  längere  Zeit  unbenutzt  unter  dem  Einfluß  der  Sonnen- 
strahlen steht. 

Frage  163.  Zum  Trocknen  von  Rübsamen,  Getreide  und 
Hülsenfrüchten  werden  Trockenapparate,  die  gänzlich  aus  Holz 
hergesteilt  sind  und  durch  Oefen  bezw.  Heißluft  geheizt  werden, 
verwendet.  Die  Temperatur  in  den  Apparaten  beträgt  120^  C. 
Womit  wird  das  Entzünden  des  Holzes  mit  Sicherheit  ver- 
hindert? Feuerschützende  Anstriche  haben  sich  infolge  Ab- 
nutzung nicht  bewährt. 

Frage  164.  Welche  Umfangsgeschwindigkeit  gibt  man  der 
Trommel   einer  Breit-Dreschmaschine? 

Frage  165.  Sägespäne  sollen  durch  Zusatz  von  Bindemitteln 
zu  einer  Masse  verarbeitet  werden,  die  gegen  Druck  und  Zug 
widerstandsfähig  ist.  Welches  Bindematerial  ist  dafür  geeignet 
und  welche  Fabrikationsmethode  ist  zu  empfehlen?  Wie  erklärt 
sich  die  große  Festigkeit  des  Steinholzes? 

Frage  166.  An  Zentralheizungskesseln  gibt  es  selbsttätige 
Reguliervorrichtungen  des  Luftzuges  in  dem  Fuchs,  derart,  daß 
der  Schieber  durch  eine  Quecksilbersäule  beeinflußt  wird. 
Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  über  die  Konstruktion  eines 
solchen  Quecksilberstandrohres  Aufschluß  geben? 


Zur  Frage  149.  Emaillewände.  Ich  habe  mit  den  untei 
dem  Namen  „biegbare  Emaille"  in  den  Handel  gebrachten 
Blechtafeln  keine  guten  Erfahrungen  gemacht.  Es  scheint  mir 
daher  Vorsicht  bei  der  Verwendung  derartiger  Fabrikate  an- 
gebracht. Wsch. -Görlitz. 

Zur  Frage  150.  Wasserbassin.  Die  Herstellung  des  Wasser- 
bassins aus  Ziegelsteinen  ist  nicht  ratsam,  weil  die  Porosität  der 
Steine  eine  größere  Mauerstärke  bedingt,  als  der  Wasserdruck 
erfordert.  Die  zwischen  I-Trägern  eingewölbte  Decke  erscheint 
mir  zu  schwach.  Die  Zementschicht  des  Deckenfußbodens  als 
Bassinboden  zu  benutzen,  ist  technisch  nicht  einwandfrei,  da 
bei  der  Herstellung  der  Decken  im  allgemeinen  keine  Rücksicht 
auf  absolute  Wasserdichtigkeit  gelegt  wird.  Ich  empfehle  daher, 
die  Anordnung  eines  Eisenbeton-Reservoirs  von  ca.  8  bis 
10  cm  Wand-  und  Bodenstärke.  Der  Behälter  kann  jede  ge- 
wünschte Form  erhalten,  auch  können  die  senkrechten  Eisen- 
einlagen bis  zur  Dachkonstruktion  durchgeführt  und  somit  zur 
Entlastung  der  Kuhstalldecke  verwendet  werden.  Der  Zement- 
betonmischung muß  zur  Erzielung  unbedingter  Wasserdichtig- 
keit ein  genügender  Zusatz  von  Nettethaler  Traß  gegeben  werden. 
Der  2  cm  starke  innere  Zementputz  der  Wände  und  Sohle  erhält 
am  besten  einen  Zusatz  von  Andernachs  Mörtelzusatz  A.  W.  A. 
und  einen  Anstrich  von  Inertol  oder  Siderosthen-Lubrose.  Beide 
Anstriche  bedingen  eine  5tägige  wechselweise  Entfernung  des 
Wassers,  sind  dann  aber  auf  den  Inhalt  in  bezug  auf  Geruch  und 
Geschmack  ohne  jeden  Einfluß.  Die  Ausführung  des  Behälters 
überlassen  Sie  am  besten  einer  Spezialfirma,  die  die  statische 
Berechnung  nebst  Kostenanschlag  kostenlos  liefern  wird. 

Sander-  Rheydt. 

Zur  Frage  154.     Schwitzwasserbeseitigung  in  Viehställen. 
I.  In  ähnlichen  Fällen  hat  sich  eine  Verkleidung  mittels  Asbest- 
Zementtafeln  von  4  bis  5  mm  Stärke  bewährt.     Bedingung  ist 
jedoch   eine  genügende   Zufuhr   von    Frischluft  in   den  Stall 
Zu  weiteren  Auskünften  bin  ich  gern  bereit. 

Oskar  B  ö  s  c  h  e  -  Hamburg,  Bismarckstraße  4  II. 

II.  Einen  absolut  dichten  Abschluß  der  unteren  Stalldecke 
erreichen  Sie  durch  Verwendung  von  Patent-Falztafeln  „Kosmos", 
mit  darüber  aufzubringenden  Zementputz.  —  Wenn  Sie  durch- 
aus Asphaltplatten  vermeiden  wollen,  so  kommt  nur  noch  ein 
Rabitzputz  der  unteren  Deckenfläche  in  Frage.  Allerdings  müssei 
Sie  für  eine  gute  Stallentlüftung  Sorge  tragen. 

Sander-  Rheydt. 


462 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911^ 


Heft  29 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützuigskasse  30-60  M  (vom  I.Juli  1911  ab 
45-90M)  pro  Monat.  5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  geratene  Mitglieder. 
6.  Darlehenskasse,  zinsfreie  Darlehen  bislOOM.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis 
300  M.  8.  Rechtsauskunft  u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.  Streitsachen. 
Angegliedert  eine  Krankenkasse  u.  eine  Pensions-  u.  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Borsch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.  68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Einige  Freistellen  im  Erholungsheim 

sind  an  bedürftige  Verbandsmitgiieder  zu  vergeben.  Anträge 
sind  zu  richten  an  die  Verbandsleituncr. 


40.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1127/28  Franz  Pölitz  und  Frau,  Militär-Bausekretär,  Leipzig. 
1129  Karl  Löschke,  Militär-Bausekretär,  Berlin.  1130  Wilhelm 
Wagner,  Militär-Bausekrctär,  Berlin.  1131  Gustav  Sockol,  Mili- 
tär-Bausekretär, Berlin.  1132  Heinrich  Grimm,  Chemiker,  Bens- 
heim a.  d.  L.  1133/35  Frau  Betriebsassistent  König  mit  Kindern, 
Altenbrögge.  1136/37  Ernst  Reiche  mit  Frau,  Baumeister,  Leipzig. 
1138/42  G.  Bursch  mit  Kindern,  Architekt,  Hameln.  1143/45 
W.  Schmidt  mit  Familie,  Architekt,  Bremen.  1146  Friedr.  Jakoby, 
Baurat,  Altona.  1147  Herm.  Schumacher,  Tiefbautechniker, 
Brunsbüttelkoog.  1148  H.  Heuschel,  Oberingenieur,  Braun- 
schweig. 1149/50  Frau  Kampe  mit  Sohn,  Braunschweig.  1151 
H.  Menzel,  Architekt,  Berlin.  1152  Heinr.  Balz,  Schiffsbautech- 
niker, Bremen.  1153/55  Frau  Baumeister  Scholz  mit  Töchtern, 
Königshütte  (O.-S.).  1156/59  Karl  Becher  mit  Familie,  Zimmer- 
meister, Halberstadt. 

Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 

Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
95.  Quittung. 

Sammlung  des  Tcchn. -Vereins  Offenbach  a.  M.  (200  M, 
hiervon  100  M  für  den  Baufonds  und  100  M  für  die  ünter- 
stützungskasse  des  Erholungsheimes)  und  zwar:  Wilhelm  Schäfer 
30  M,  Ludwig  Grundel  10  M,  Oust.  Lang  10  M,  Karl  Neu- 
becker 10  M,  Karl  Horn  10  M,  Heinr.  Messing  10  M,  Jonasi 
Heinrich  10  M,  Karl  Zimmermann  10  M,  Friedr.  Seum  5  M, 
Harald  Hansen  5  M,  Herm.  Schmidt  5  M,  Rieh.  Pornig  5  M, 
Arth.  Hauffe  5  M,  Karl  Kästner  5  M,  Heinr.  Ratz  5  M,  Karl 
Glaser  5  M,  Joh.  Werner  5  M,  Heinr.  Reinartz  5  M,  Adam 
Schupp  5  M,  Jakob  Rücker  5  M,  Willi  Ermold  5  M,  P.  Michiel 
5  M,  Georg  Müller  4  M,  G.  Wilhelm  3  M,  W.  Gottfried  3  \1, 
Herm.  Kaltschmied  3  M,  Chr.  Grünheit  3  M,  Ljudolf  Nessel 
3  M,  Jak.  Reisacker  2  M,  A.  Weidmann  2  M,  Joh.  Stier  2  M, 


Georg  Arnold  2  M,  C.  Jung  2  M,  Paul  Nenner  1  M.  Gg. 
Weißer,  Keetmanshoop,  S.-W. -Afrika  4  M.  Rieh.  Nebel,  Alitgl.- 
Nr.  37  858  1,40  M.  A.  Heyroth,  Seega,  Mitgl.-Nr.  53  338  IM. 
Verein  staatl.  Techn.  zu  Hamburg  19,10  M.  A.  Engel,  Bi- 
bundi,  Kamerun,  Mitgl.-Nr.  59  520  1,75  M.  Techn. -Verein  Plauen 
100  M.  Sammlung  des  Techn. -Vereins  zu  Bottrop  i.  W.  20  M. 
Vereinigung  Görlitzer  Techn,iker  20  M.  V.  Winterkorn,  Lud- 
wigshafen, Mitgl.-Nr.  22  607  1  M.  Techn. -Verein  Hildesheim 
50  M.  Bautechn.  Ed.  Schäfer  in  Vienenburg,  Mitgl.-Nr.  48  447 
25  M.  Himmelfahrtsspende  der  Bez.-Verw.  Halle  a.  S.,  vom 
Tecnn.-Verein  Zeitz  und  Umg.  15  M.  Sammlung  gelegentlich 
eines  Ausfluges  der  Bez.-Verw.  Halle  a.  S.  nach  dem  Erholungs- 
heim, Himmelfahrt  1911  und  zwar:  Bez.-Verw.  Halle  a.  S. 
25  M,  Verein  städt.  techn.  Beamten  Halle  a.  S.  25  M,  Maschinen- 
Techn. -Verein  Halle  a.  S.  15  M,  Techn. -Verein  Halle  a.  S. 
15  M,  Techn.-Vercinigung  Wittenberg  UM,  Skatspieler  im  Ma- 
schincn-Techn.-Verein  Halle  a.  S.  6,75  M,  Karl  Taube,  Halle 
an  der  Saale  8,25  M,  Rieh.  Tröger,  Halle  a.  S.  5  M,  E.  Schölzel, 
Halle  a.  S.  1  M,  F.  Heineck,  Halle  a.  S.  1  M,  O.  Hohmann, 
Halle  a.  S.  1  M,  Moosbach,  Merseburg  1  M,  Fr.  Stolz,  Bitter- 
feld 3  M,  A.  Donnerhack,  Weißenfels  2  M. 

Berichtigung.  In  Heft  Nr.  21,  Seite  335,  2.  Reihe 
von  oben  muß  es  heißen:  Schmidt  &  Biernacki,  Berlin-Brom- 
berg, anstatt  Berlin-Hamburg,  5  M. 


Abteilung:   Unter  Stützung?  kasse 
des  E  r  h  o  1  u  n  g  s  Ii  e  i  ni  e  s. 

24.  Quittung. 

Sammlung  des  Techn. -Vereins  Offenbach  a.  M.  100  M. 


S. 


Steinle,  Chemnitz  für  1  Freistelle  100  M.  Georg  Gaedke,  Berlin 
20,80  M. 

Gesamtbetrag  der  1.  bis  23.  Quittung  2522,31  M. 

Gesamtbetrag  der  24.  Quittung  220,80  M^ 

"  2743,11  MT 

Mit  herzlichem  Dank  bescheinigen  wir  auch  den  Empfang 
dieser  Spenden.    Hoffentlich  erlahmt  die  Gebefreudigkeit  auch 
in  Zukunft  nicht,  damit  wir  uns  immer  mehr  unseres  Erholungs-  ■ 
heimes  freuen  können. 

Die  Verbandsleituns. 


Sitzungs-Kalender  der  Bczirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,U.  T.-Z."  bis  spätestens  Sannabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
besuliriehenen  Blattern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinsendung  Ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Vrrsammiungstag  und  (3rt, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Vcrbandszeltung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Dezirksverwallungen 

Brandenburg.  Die  Herren  Kollegen  seien  hiermit  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  von  jetzt  ab  wieder  Billette  für  den 
Sportpalast  zum  ermäßigten  Preise  von  75  Pfg.  für  das  Stück 
(sonst  1  M)  im  Verbandsbureau  erhältlich  sind. 

Niedersachsen.  Laut  Beschluß  der  letzten  Vorstandssitzung; 
werden  die  Einzclmitglieder  unserer  Bezirksvcrwaltung  hiermit 
nochmals  dringend  gebeten,  die  Fragebogen  zwecks  Gruppen- 


einteilung nunmehr  umgehend  an  unseren  Kassierer,  Kollegen 
G.  Hübel,  Hannover-Ricklingen,  Nordfeldstraße  2,  zu  senden, 
da  sonst  eine  geordnete  Zählung  innerhalb  unserer  Bezirks- 
vcrwaltung unmöglich  ist. 

Pommern.  Unser  nächster  Bezirkstag  findet  im  August 
in  Swinemünde  statt.  Die  Vereine  bezw.  Einzelmitglieder  werden 
gebeten,  evtl.  zu  stellende  Anträge  bis  zum  25.  d.  Mts.  dem. 
Vorsitzenden,  Kollegen  Beyer,  Stettin,  Oberwiek  70,  zuzusenden. 
Die  genauen  Termine  und  Tagesordnung  werden  noch  bekannt- 
gegeben. 

West prenßen.  Bezirkstag  am  13.  August  d.  J. 
in  Könitz.  Anträge  sind  bis  zum  22.  Juli  d.  J.  an  den 
Vorsitzenden,  Ingenieur  Schmidt,  einzureichen. 


Zii'eisvereine 
Gemischte  Vereine. 
Bernbnrg.    Technischer  Verein.     Zu  der  am   1 2. 
und     13.  August     in     Bernburg     stattfindenden     Wand  er- 


Heft  29 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


463 


Versammlung  der  Bezirksverwaltung  Sachsen-Anhalt 
erlauben  wir  uns  hierdurch  alle  werten  Kollegen  mit  Damen 
ergebenst  einzuladen.  Wir  bitten  um  zahlreiche  Beteiligung., 
Genaues  Programm  wird  später  bekannt  gegeben. 

Berlin.  Technischer  Verein,  gegr.  1882.  Vereins- 
lokal: Industrie-Festsäle,  Beuthstr.  20.  Br.-A. :  F.  Schneider, 
Charlottenburg,  Brauhofstraße  4.  Die  Besichtigung  der  Brauerei 
Königstadt,  A.-G.,  Berlin  N.  37,  findet  am  Sonntag,  23.  Juh, 
vormittags  präz.  lO^/^  Uhr,  statt. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vors.  u.  Br.-A. : 
C.  Rost,  Oreifswald,  Baderstr.  24.  Sonnabend,  15.  Juli  1911, 
abds.  81/2  Uhr,  Hauptversamml.  im  Vereinslokal  Rest.  Ihlenfeld, 
Rotgerberstr.  8.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  letzten  Sitzungs- 
berichtes. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Verbandsschreiben. 
4.  Zahlung  der  Beiträge.  5.  Mitteilungen  und  Anträge.  Wir 
bitten  um  pünktliches,  zahlreiches  Erscheinen.  Diejenigen  Mit- 
glieder, die  noch  mit  dem  Beitrage  für  das  2.  Quartal  im  Rück- 
stände sind,  ersuchen  wir,  diesen  mit  dem  für  das  3.  Quartali 
umgehend  an  unseren  Kassierer,  Koll.  Bastei,  am  Graben  12, 
einzusenden. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung:  Dienstag,  18.  Juli,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Verbands- 
angelegenheiten.   3.  Technische  Fragen.    4.  Verschiedenes. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vors.:  Otto  Behrens. 
V.  u.  O. :  An  jedem  1.  und  3.  Donnerstag  eines  Monats,  abends 
8V2  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falckstraße  12.  Br.-A.:  Otto 
Behrens,  Ingenieur,  Kiel,  Fährstraße  7.  Mitgliederversammlung 
am  20.  Juli,  abends  8V2  Uhr  präzis.  Tagesordnung:  1.  Protokoll- 
verlesung der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge. 4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Sonstiges.  Wir  nehmen 
heute  schon  Gelegenheit,  auf  die  stattfindende  Oeffentliche  Ver- 
sammlung hinzuweisen,  in  der  Herr  Schubert,  Berlin,  über: 
„Die  Bewegung  der  Marinetechniker"  sprechen 
wird.  Alle  näheren  Bekanntmachungen  hierzu  erfolgen  durch 
die  Tageszeitungen.  Wir  halten  es  für  selbstverständlich,  daß' 
kein  Kollege  dieser  Versammlung  fern  bleibt,  um  nach  außen 
hin  eine  wuchtige  Kundgebung  in  Erscheinung  treten  zu  lassen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Interessengruppe  der  Vermessungstechniker. 

Chemniiz.  Der  Landesverein  d-e  r  Vermessungs- 
techniker im  Königreich  Sachsen  hat  für  Sonntag, 
23.  Ju?i  1911,  in,  Chemnitz  eine  außerordentliche  Versamm- 
lung anberaumt,  wozu  die  Herren  Vertreter  der  Ortsvereine 
hierdurch  nochmals  eingeladen  werden.  Die  Tagesordnung  ist 
den  Ortsvereinen  besonders  mitgeteilt  worden.  Ferner  wird 
hierdurch  noch  bekannt  gegeben,  daß  auf  Ansuchen  des  Landes- 
vereins Herr  Stadtvermessungs-Assistent  Schweisfurth  aus] 
Elberfeld,  Vorstandsmitglied  der  Interessengruppe,  im  Auftragq 
der  Verbandsleitung  anschließend  an  die  Wanderversammlung 
des  D.  T.-V.  in  Dresden,  Vorträge  bei  den  einzelnen  Ortsj-» 
vereinen  in  Sachsen  halten  wird. 

Zu  diesem  Zwecke  haben  die  Ortsvereine  Plauen  und 
Zwickau  gemeinschaftlich  in  Reichenbach,  die  Ortsverci  e  Leipzig 
und  Chemnitz  dortselbst  Versammlungen  anberaumt. 

Herr  Schweisfurth  wird  sonach  am  18.  d.  M  t  s.  in 
Reichenbach  i.  V.,  Hotel  „Zum  goldnen  Lamm"  von 
Vo9  Uhr  abends  ab  über :  „W  ie  müssen  sich  die  Ver- 
messungstechniker zur  Erreichung  ihrer  Ziele 
organisiere  n",  am  2  0.  d.  ,M  t  s.   in   Leipzig,  Hotel 


„Sieben-Männer-Haus",  Bayersche  Str.  1,  von  Vs^  Uhr  abends 
ab,  über:  „Die  Forderung  der  Vermessung  stech-' 
niker  und  der  Deutsche  Techniker-Verband" 
und  am  2  2.  d.  Mts.  in  Chemnitz  über:  „Der  Beruf 
des  Vermessungstechnikers  und  seine  Stellung 
und  Ziele  im  Wirtschaftsleben  der  Gegenwart 
und  Zukunft"  sprechen. 

Die  genannten  Ortsvereine  laden  hierdurch  Freunde  und, 
Gönner  der  in  ihren  Orten  befindlichen  Brudervereine  des 
D.  T.-V.  zum  Besuch  der  Vortragsabende  ganz  ergebenst  ein. 
Die  Mitglieder  werden  gebeten,  Kollegen,  die  unserer  Organi- 
sation noch  nicht  angehören,  zu  diesen  Veranstaltungen  mit- 
zubringen. 

Staatstechniker. 

Zwickau.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bahnmeister  '  P.  Baum,  Zwickau,  Bahnhofstr.  46 1.  Sonntag, 
23.  Juli,  nachmittags  3  Uhr,  findet  im  Hotel  „Zur  Rose" 
Zwickau,  Mittelstraße,  Versammlung  mit  Fachvortrag  statt.  Ein- 
teilung: 1.  Geschäftliches.  2.  Fachvortrag  des  Kollegen  Herrn 
Bausekretär  Tramm,  Dresden  „über  den  Bau  von  Notbrücken". 
3.  Verschiedenes.  Erscheinen  sämtlicher  Kollegen  dringend  er- 
forderlich. Freifahrt  wird  gewährt.  Haben  Sie  schon  Ihren 
Vereinsbeitrag  bezahlt? 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von, 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teii, 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung.' 


Techniker -Verein  Barmen. 

Am  27.  Juni  verschied  nach  langem,  schwerem  Leiden 
unser  verehrter  Kollege,  der 

Architekt  Wilhelm  Schmitz. 

Wir  betrauern  in  dem  Verschiedenen  einen  lieben 
Kollegen,  weichem  wir  ein  bleibendes  Andenken  in  unserm 
Verein  sichern  werden.  Der  Vorstand. 


Metzer  Techniker-Verein. 

Am  1.  Juli  verschied  nach  langem  Leiden  unser  lang- 
jähriges Mitglied 

Herr  Hermann  Borfitz, 

Kgl.  Militär-Bausekretär. 

Wir  verlieren  in  dem  Verstorbenen  einen  liebenswürdigen 
Kollegen.  Seine  vorzüglichen  Eigenschaften  sichern  ihm 
ein  ehrendes  Andenken.  Der  Vorstand. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


Haben  Sie 
schon  gelesen, 


was  in  der  neuen  Nummer  der  Deutschen  Techniker- 
Zeitung  gestanden  hat?  So  sollte  ein  Kollege  den 
anderen  fragen,  um  sein  Interesse  an  den  Standes- 
fragen zu  wecken.  Noch  nicht  organisierten  Kollegen 
gebe  man  die  Zeitung  mit  den  wichtigsten  Stellen 
angestrichen  zum  Lesen.  ■■■■■■■■■■ 


464 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  29 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  VerbandsmitslieJer.) 
!.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

1995  Prov.  Posen,  Beb.  sof.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust.,  fl.  Zeichn., 
Absolv.  e.  Bgw. -Schule,  m.  Praxis  bei  Beh.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen,  an  Hn.  Bautechniker 
König,  Hohenlohestraße  3. 

2040  Essen  a.  Ruhr,  Arch.-Bureau  künstl.  befähigt.,  m. 
modern.  Formen  vertr.  T.,  fl.  Darsteller,  f.  Bureau  u.  Baust. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.,  Skizz.  in  Briefform  u. 
Antr.-Term.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstraße  86. 

2127  Riesa,  Beh.  sof.  ält.  Bt.  a.  zun.  3  Mon.  Bis  210  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

2128  Prov.  Hannov.,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  gel.  Zimm., 
firm  in  all.  Bureau-  u.  Platzarbeit. ; 

desgl.  sof.  jüng.  Bt.  f.  Bureau.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Hannover  an  Hn.  L.  Damköhler,  Sücher- 
straße  8. 

2129  Berlin,  Arch.-Bureau  j.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  m.  Erf.  im  Ver- 
anschlagen V.  landwirtschaftl.  Baut.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2130  Berlin,  sof.  Bt.,  durch,  m.  Buchführg.  vertr.  200  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

2135  Berlin,  j.  Bt.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2136  Berlin,  Baugesch.  sof.  tücht.  Zeichner.  180  bis  200  M. 
Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2138  Berlin,  f.  Regierungsbaumstr.  sof.  tücht.  Bt.  Vor- 
übergehend. 8  bis  9  M  Tagesdiät.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2139  Berlin,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.  125  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.    Hauptstelle   Berlin   SW.,   Markgrafenstraße  94. 

2140  Charlottenburg,  Baugesch.  sof.  gew.  Zeichn.  Vor- 
übergehend. 5  M  Tagesdiäten.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2141  Berlin,  Arch.-Bureau  sof.  gew.  Bt.  z.  Aufstellg.  v. 
Massenberechn.  f.  Maurerarbeit.  Bis  10  M  Tagesdiät.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2142  Berlin,  Arch.  sof.  j.  Bt.,  mögl.  m.  Einj.-Zeugn.  Dauernd. 
120  bis  140  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2143  Berliner  Vorort,  Baumstr.  sof.  jüng.  Bt.,  m.  Berl. 
Verhältn.  vertr.,  f.  Bauleitg.,  Kostenanschläg.  u.  Bauzeichn.  150 
bis  180  M.     Ang.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2144  Charlottenburg,  Baugesch.  sof.  erf.  Bt.,  gel.  Statik. 
Ca.  200  M,  a.  4  bis  6  Woch.  Ang.  mit  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle  Berlin   SW.,   Markgrafenstraße  94. 

2145  Schöneberg,  Militärbeh.  sof.  j.  T.  a.  4  Woch.  Ang. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2146  Berlin,  Arch.  sof.  j.  T.,  fl.  Zeichn.,  vorübergeh.  Ca. 
150  M.    Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2148  Friedenau  b.  Berl.,  Arch.-Bureau  sof.  tücht.  zuverl. 
Bt.,  saub.  Zeichn.,  mit  statisch.  Berechn.  bewandert  und  fl. 
Handschrift.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94.- 

2150  Berlin,  Arch.  sof.  j.  Bt.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2151  Bunzlau,  Kgl.  Beh.  sof.  erf.  Bt.  z.  Vertretg.  d.  Bau- 
supernumerars,  m.  d.  lauf.  Dicnstgeschäft.  vertr.  Stellungsd. 
bis  Nov.  1912.  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauplstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2152  Schönsee  i.  Westpr.,  Baugesch.  sof.  gew.  Bt.,  mögl. 
m.  poln.  Sprachkenntn.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-.\nspr. 
Zweigst.  Danzig,  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Herta- 
straße 17. 

2153  Stolp  i.  Pomm.,  sof.  Arch.,  erf.  Bauf.,  z.  Leitg.  v. 
Ausstellungsbaut.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin,  an 
Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

2154  Kempen  i.  Pos.,  Kgl.  Beh.  sof.  Bt.,  25  bis  30  J., 
m.   d.    lauf.    Dienstgeschäft,    durch,   vertr.     Ang.   m.  Zeugn.- 


Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen,  an  Hn.  Bautechn.  König, 
Hohenlohestraße  3. 

2155  Zwickau  i.  Sa.,  Arch.  od.  Bt.,  der  mögl.  schon  in 
Arch. -Bureaus  tätig  war.  130  bis  *  170  M.  Ang  m.  Zeugn.- 
Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2156  Potsdam,  Zimmereigeschäft  sofort  ält.  gewissenhafter 
Zimmerei-T.,  militärfrei,  m.  all.  vorkommend.  Arbeit,  durch, 
vertr.  u.  selbst,  im  Bureau  u.  auf  d.  Zimmereiplatz.  160  M. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Photographie  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2157  Posen,  Kgl.  Beh.  sof.  Arch.  m.  2  Semest.  Hochschule. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Posen,   an   Hn.   Bautechn.   König,   Hohenlohestr.  3. 

2158  Goslar,  Kgl.  Beh.  sof.  T.  f.  Erweiterungsbau  ein. 
kath.  Kirche.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2159  Hanau  a.  M.,  Bauamt  sof.  a.  5  Mon.  j.  Bt.,  fl. 
Zeichn.,  m.  Erf.  in  Bauausführung.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M.,  an  Hn.  Joh.  Wührmann, 
Frankfurt  a.  M.-Bk,,  Adalbertstr.  73. 

2160  Essen  a.  Ruhr,  Arch.  sof.  jüng.  Bt.,  mögl.  m.  künst- 
lerischer Befähigung.  130  bis  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Skizz.  in  Briefform  Geschäftsstelle  Rheinland  und  West- 
falen in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

2161  Elbing,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust., 
saub.  Zeichn.,  mit  gut.  Handschrift.  Dauernd.  120  M  u.  mehr. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Danzig,  an  Hn.  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 

2187  Charlottenburg,  sof.  tücht.  Bt.  150  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin   SW.,   Markgrafenstraße  94. 

2188  Niederschönhausen,  sof.  tücht.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust. 
Bis  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

2189  Charlottenburg,  jüng.  Bt.  120  bis  130  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2190  Bremerhav.,  Arch.-Bureau  sof.  tücht.  T.,  m.  all.  vor- 
kommenden Arbeit,  vertr.  150  bis  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2191  Sachsen,  Granitsteinbruch  u.  kl.  Baugesch.  sof.  Hoch- 
bau- od.  Steinmetztechn.,  n.  üb.  30  J.  alt,  mögl.  verheiratet. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

2192  Wernigerode  a.  H.,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bauf.,  n. 
uht.  25  J.,  selbst.  Arbeit.,  gew.  Zeichn.  u.  Konstr.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2193  Küstrin,  Baugesch.  sof.  tücht.  T.,  gel.  Maur.,  im 
Hochb.  erf.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2194  Magdeburg,  Beh.  ält.  T.,  m.  Bauleitg.  u.  Abrechng. 
durch,  vertr.  150  bis  180  AI,  keine  Zureisekost.  Nur  für 
Bewerb.,  welchl.,  bereits  an  Staatsbaut.  tätig  war.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Magdeburg  an  Hn.  Th.  Große, 
Breiteweg  175  77. 

2198  Wilmersdorf  b.  Bln.,  Baumstr.  sof.  j.  Bt.  z.  Projek- 
tierung e.  Industriepalast.  5  bis  6  M  Tagesdiäten.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.    Hauptstelle   Berlin   SW.,   Markgrafenstraße  94. 

2199  Posen,  Arch.-Bureau  sof.  Bt.,  durch,  tücht.  im  Ver- 
anschlagen u.  Abrechn.,  auf  zunächst  3  Mon.,  evtl.  läng.  200 
bis  250  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Posen,   an    Hn.    Bautechniker   König,    Hohenlohestr.  3. 

2200  Schroda,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.,  gut.  Zeichn.  u.  sich. 
Rechn.  120  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Posen  wie  unt.  2199. 

2202  Kolmar  (Posen),  Maurermstr.  sof.  ält.  Bt.,  äußerst 
tücht.  Kraft,  im  Vcranschl.  u.  Abrechn.  erf.  Dauernd.  Ang.  ni. 
Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  wie  unt.  2199. 

2203  Bochum,  ehem.  Fahr.  sof.  zuverlässig.  Bt.,  m.  Bau- 
abrechn.  u.  Raubeaufsichtisj.  \ollständ.  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

2204  Sachsen,  z.  1.  9.  er.  tüchtig.  Bt.,  ledig,  prakt.  erf., 
f.  d.  Bau-  u.  Wirtschaftsbetrieb  e.  sächs.  Sanatoriums.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  an  Hn.  F.  Benndorf,  Qiem- 
niti-O.,  Albrechtstraße  6, 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  30  Schnftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  22.  JuH  1911 

Inhalt:  Die  deutschen  Getreidezölle  -  Unsere  Stellung  zum  Hauptausschuß  -  XXII.  Wanderversammlung  des  Deutschen  Oewerbeschulverbande?  vom  7.  bis  10.  Juni  1911 
in  Eisenach  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Zur  Hausschwammfrage  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus 
dem  Verbände 


Die  deutschen  Getreidezölle 

Von  Regierungsassessor  Dr.  CL.  HEISS,  Treptow-Berlin. 


Entgegen  den  Arbeiterorganisationen,  die  sich;  mehr 
als  dem  gewerkschaftlichen  Grundgedanken  zuträglich  ist, 
den  politischen  Parteien,  wie  der  Sozialdemokratie,  der 
freisinnigen  Volkspartei  und  dem  Zentrum  eng  an- 
zuschließen pflegen,  geraten  die  Privatangestellten  häufig 
in  die  Gefahr,  die  gerade  für  ihre  gewerkschaftliche  Organi- 
sation besonders  notwendige  politische  Neutralität  mit  poli- 
tischer Interessenlosigkeit  zu  verwechseln.  Wenn  die 
Gewerkschaften  auch  keine  politischen,  sondern  soziale 
und  wirtschaftspolitische  Aufgaben  verfolgen,  so  können 
sie  doch  viele  ihrer  Aufgaben  nicht  erreichen,  ohne  zu 
ihrer  Durchsetzung  auf  die  pohtischen  Parteien  einen  Druck 
auszuüben.  Die  Organisationen  haben  daher  allen  Grund, 
ihre  Mitglieder  für  politische  Fragen  zu  interessieren  und 
ihnen  die  Richtlinien  zu  weisen,  die  für  deren  Entscheidung 
vom  gewerkschaftlichen  Standpunkt  aus  maßgebend  sind, 
wenn  es  dabei  auch  jedem  einzelnen  Mitglied  überlassen 
bleiben  muß,  darüber  zu  entscheiden,  welcher  politischen 
Partei  es  sich  anschließen  will,  wenn  sie  auch  keinerlei 
politischen  Gewissenszwang  ausüben  dürfen  und  kein  Be- 
rufs- oder  Standesmitglied  wegen  seiner  politischen  Ge- 
sinnung von  der  Teilnahme  an  der  Organisation  aus- 
schließen dürfen. 

Wie  die  oberste  Gewerkschaftsfrage  der  Arbeiter  die 
Lohnfrage  ist,  so  ist  die  oberste  Gewerkschaftsfrage  der 
Privatangestellten  die  Gehaltsfrage.  Wie  aber  der 
Nominallohn,  d.  h.  die  ziffernmäßige  Höhe  des  Lohnes, 
noch  nicht  die  wirtschaftliche  Lage  des  Arbeiters  bestimmt, 
sondern  wie  diese  vom  Reallohn  abhängig  ist,  so  hängt  auch 
die  wirtschaftliche  Lage  des  Privatangestellten  nicht  von 
seinem  Nominal-  sondern  von  seinem  Realgehalt  ab.  Unter 
Reallohn  und  Realgehalt  ist  dabei  der  Lohn  hinsichtlich 
seiner  Kaufkraft  für  die  hauptsächhchsten  Gegenstände 
des  Lebensbedarfes  zu  verstehen.  Der  viel  höhere  No- 
minallohn der  englischen  Arbeiter  ist  zugleich  ein  noch 
wesentlich  höherer  Reallohn  als  der  niedrigere  Lohn  der 
deutschen  Arbeiter.  Der  englische  Arbeiter  kann  sich  mit 
seinem  vielleicht  schätzungsweise  durchschnittlich  um  die 
Hälfte  höheren  Lohn  als  der  deutsche  Arbeiter  nicht  bloß 
eine  um  die  Hälfte  bessere  Lebenshaltung  verschaffen. 
England  hat  als  Freihandelsland  viel  billigere  Brot-  und 
Fleischpreise  als  Deutschland.  Es  hat  wegen  der  Erhaltung 
deutschen  Rechts  auf  dem  Gebiete  des  Boden-  und  Hypo- 
thekenrechts auch  in  den  größten  Großstädten  weit  billigere 
Mieten  als  Deutschland.  Um  sich  also  die  gleiche  Lebens- 
haltung wie  der  deutsche  Arbeiter  zu  verschaffen, 
braucht  der  englische  Arbeiter  absolut  einen  geringeren 
Betrag  als  der  deutsche  Arbeiter  und  dieser  geringere 
Betrag  ist  natürlich,  zu  seinem  höheren  Gesamtlohn  in 


Beziehung  gesetzt,  relativ  noch  ein  weit  geringerer  Teil 
seines  Lohnes.  Dieses  Beispiel  zeigt  schon,  welch  hohes 
Interesse  alle  in  ihrem  Erwerb  auf  die  ausschließliche  Ver- 
wertung ihrer  Arbeitskraft  angewiesenen  Volksschichten 
an  der  Gestaltung  der  Lebensmittelpreise  haben.  Dieses 
Interesse  ist  aber  für  die  Festbesoldeten,  um  einmal  dieses' 
neueste  Schlagwort  unseres  politischen  Lebens  zu  ge- 
brauchen, d.  h.  also  für  Staats-  und  Gemeindebamten 
aller  Grade  und  für  die  Privatangestellten  weit  größer, 
als  für  die  Arbeiter.  Die  Arbeiter  können  sich  nämlich 
gegen  die  Verteuerung  ihrer  Lebenshaltung  durch  Zölle 
und  indirekte  Steuern  weit  wirksamer  wehren,  als  die 
Festbesoldeten.  Die  Gehälter  der  Staats-  und  Gemeinde- 
beamten sind  durch  einen  Schematismus  geregelt,  der  sich 
nur  sehr  langsam  den  wirtschaftlichen  Veränderungen  der 
Zeit  anzupassen  vermag,  da  er  nur  durch  Beschlüsse  der 
Gemeindevertretungen  und  der  Gesetzgebung  abgeändert 
werden  kann.  Aber  auch  die  'Privatangestellten,  deren  wirt- 
schaftliche Aktionen  durch  ein  großes  Reserveheer  be- 
schäftigungsloser Kräfte,  die  sich  dem  Berufe  über  das 
Bedürfnis  hinaus  zugewendet  haben,  lahm  gelegt  werden, 
können  ihre  durch  die  Verteuerung  der  Lebenshaltung 
begründeten  erhöhten  Gehaltsforderungen  nur  sehr  schwer 
und  langsam  durchsetzen.  Denn  auch  ihnen  ist  es,  selbst 
wenn  sie  auf  die  Anwendung  des  äußersten  Mittels  im 
wirtschaftlichen  Kampfe,  den  Streik,  nicht  grundsätzlich 
verzichten,  außerordentlich  schwer  davon  Gebrauch  zu 
machen,  da  sie  durch  lange  Kündigungsfristen  in  ihren 
Entschließungen  gehindert  sind.  Von  der  Erkenntnis  des 
Interessengegensatzes  zwischen  Unternehmern  und  Privat- 
angestellten bis  zu  seiner  Durchführung  durch  das  äußerste 
Mittel  des  wirtschaftUchen  Kampfes,  den  Streik,  ist  eben 
noch  ein  sehr  weiter  Weg.  Jedenfalls  ist  so  viel  Tatsache, 
daß,  von  kleineren  unbedeutenden  Organisationen  der 
Privatangestellten  abgesehen,  noch  keine  einzige  einen 
Streik  von  irgend  welcher  Bedeutung  überhaupt  nur  unter- 
nommen, geschweige  denn  durchgeführt  hat.  Es  fehlt 
ihnen  also  auch  an  der  überaus  notwendigen  Erfahrung 
im  wirtschaftlichen  Kampfe  und  es  ist  dies  ein  weiterer 
Grund  vor  ihm  zu  warnen,  da  er,  wie  gesagt,  nur  das 
äußerste  Mittel  darstellt.  Es  ist  aber  auch  zugleich  ein 
gewichtiger  Grund  dafür,  daß  die  Privatangestellten  das 
allergrößte  Interesse  haben,  sich  mit  Zoll-  und  Steuerfragen 
zu  beschäftigen,  denn  sie  werden  von  einer  Verteuerung 
der  gesamten  Lebenshaltung  durch  die  Zollerhöhungen 
noch  weit  schwerer  getroffen  als  die  Arbeiter.  Auf  ihnen 
lastet  auch  noch  ein  erhöhter  sozialer  Repräsentations- 
aufwand. Sie  können  sich  fast  ausschließlich  nur  auf 
Kosten  der  Ernährung  und  Wohnung  einschränken,  da 


/ 


466 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  30 


man  von  ihnen  verlangt,  daß  sie  stets  gut  gekleidet  sind. 
Es-  ist  umso  notwendiger,  sich  mit  diesen  Fragen  zu  be- 
schäftigen, als  der  kommende  Reichstrag  über  den  Ab- 
schluß neuer  Handelsverträge  zu  beschließen  haben  wird. 
Die  Literatur,  die  die  AgrarzöUe  behandelt,  schwillt  dann 
auch  immer  mehr  an.  Unter  ihr  ist  bei  weitem  die  beste 
Arbeit  die  Denkschrift  von  Professor  Brentano  über  ,,Die 
deutschen  QetreidezöUe",  die  vor  kurzem  in  zweiter  neu- 
bearbeiteter Auflage  in  der  J.  G.  Cottaschen  Buchhandlung 
in  Stuttgart  und  Berlin  erschienen  ist  (124  Seiten  Oroß- 
quart).  Alle  Argumente  gegen  die  Getreidezölle  sind  hier 
kurz  und  übersichtlich  zusammengefaßt  und  die  Einwände 
der  Gegner  ausführlich  widerlegt.  Trotz  ihrer  wissen- 
schaftlichen Gründlichkeit  ist  die  Schrift  gemeinverständlich 
gehalten  und  ihre  Lektüre  bietet  vielseitige  Anregung  und 
einen  hohen  geistigen  Genuß  wegen  ihrer  temperament- 
vollen und  überzeugenden  Darstellungsweise.  Die  zweite 
Auflage  ist  mit  'neuen  interessanten  Tabellen  ergänzt  und 
erweitert. 

Während  man  in  früheren  Zeiten  durch  Ausfuhrzölle 
möglichst  niedrige  Getreidepreise  zu  sichern  versuchte, 
stellte  man  zuerst  in  England  den  Schutz  der  Produzenten 
in  den  Vordergrund  und  tat  durch  Einfuhrzölle  dem  all- 
zustarken Sinken  der  Getreidepreise  Einhalt. 

In  Preußen  wurde  die  Getreideausfuhr  durch  das  Edikt 
vom  26.  Juli  1811  freigegeben,  aber  noch  mit  einem  ge- 
ringen Zoll  belegt,  der  1818  ebenfalls  fiel.  Dagegen  wurde 
jetzt  ein  Einfuhrzoll  eingeführt  und  in  wechselnder  Höhe 
bis  zum  Jahre  1865  beibehalten.  Anfangs  sehr  niedrig, 
wurde  er  1824  zu  einem  mäßigen  Schutzzoll  ausgestaltet, 
wurde  er  1824  zu  einem  mäßigen  Schutzzoll  ausgestaltet, 
1857  aber  wieder  auf  ganz  minimale  Sätze  herabgedrückt. 
Der  Zoll  betrug  in  den  Jahren  1819  und  1824  für  Weizen 
44  Pfg.  und  1,2  M,  für  Roggen  16  Pfg.  und  1,2  M,  für 
Gerste  18  Pfg.  und  1,4  M  und  für  Hafer  12,5  Pfg.  und 
2,0  M.  Die  Sätze  des  Jahres  1857  waren  gegen  die  des 
Jahres  181Q,  teils  niedriger,  teils  höher,  im  ganzen  waren 
die  Verschiebungen  aber  unwesentlich.  Von  1865  bis  , 1879 
herrschte  Einfuhrfreiheit.  Erst  das  Tarifgesetz  vom  15.  Juli 
1879  brachte  der  deutschen  Landwirtschaft  einen  geringen 
Zollschutz.  Durch  die  Gesetze  vom  22.  Mai  1885  und 
21.  Dezember  1887  wurden  die  Zollsätze  ganz  bedeutend 
erhöht.  Die  Handelsverträge  des  Jahres  1891  und  1894 
brachten  mit  der  Bindung  der  Zölle  auf  12  Jahre  eine 
Herabsetzung,  während  der  neueste  Zolltarif  vom  25.  De- 
zember 1902  mit  seinem  Minimaltarif  für  die  wichtigsten 
Getreidearten  Tarifpositonen  enthält,  die  teils  gleich,  teils 
höher  sind,  als  die  vom  Jahre  1887.  Die  Entwickelung 
der  Zollsätze  ergibt  sich  aus  folgender  Uebersicht: 


für 
100  ke 


nacli  dem  Gesetz  von 
1879     1885     1887     1891/4      25.  XII.  02 

Min. -Tarif—  Max.- 


Weizen  .... 

1,0  M 

3,0  M 

5,0  M 

3,5  M 

5,5 

M  7,5  M 

Roggen  .... 

1,0  „ 

3,0  „ 

5,0  „ 

3,5  „ 

5,0 

„  7,0  „ 

Hafer  .... 

1,0  „ 

1,5  „ 

4,0  „ 

2,8  „ 

5,0 

„  7,0  „ 

Gerste  .... 

0,5  „ 

1,5  „ 

2,25  „ 

2,0  „ 

4,0 

„   7,0  „ 

Futtergerste 

1,5 

Mais,  Buchweizen 

0,5  „ 

1,0  „ 

2,0  „ 

1,6  „ 

5,0  „ 

Mühlenfabrikate  . 

2,0  „ 

7,5  „ 

10,5  „ 

7,3  „ 

18,75  „ 

1852  wurde  der  Identitätsnachweis  für  Mehl  und  1894 
auch  der  für  Getreide  aufgehoben  und  damit  die  Durch- 
setzung der  Zolldifferenz  im  Inlandspreise  erleichtert. 

Selbst  nach  einem  Anhänger  gemäßigter  landwirtschaft- 
licher Schutzzölle,  wie  Professor  K.  Wiedenfeld,  ist  die 
Wirkung  der  Getreidezölle  unzweifelhaft,  daß  sich  die 
Inlandspreise  höher  stellen,  als  die  des  freien  Weltmarktes. 
Statistisch  die  Höhe  zu  erfassen,  ist  aber  kaum  möglich, 


da  unsere  Preisnachweisungen  wenig  Rücksicht  auf  die 
beim  Getreide  doch  sehr  wesentlichen  Qualitätsunter- 
schiede nehmen.  Außerdem  genügen  selbst  unter  Berück- 
sichtigung der  noch  zu  ermittelnden  Durchschnittsfracht- 
sätze die  lokalen  Preisunterschiede  noch  nicht,  um  eine 
einwandfreie  Rechnung  aufzustellen.  Die  Frage,  ob  in- 
folge des  immer  weiter  sich  ausbreitenden  Zollschutzes 
die  Nachfrage  nach  Getreide  zurückgegangen  ist  und  die 
Weltmarktpreise  deshalb  gefallen  sind  und  das  Ausland 
insofern  den  Zoll  trägt,  läßt  sich  nicht  endgültig  ent- 
scheiden. Man  kann  nicht  wissen,  wie  die  Preise  bei 
allgemeinem  Freihandel  sich  stellen  würden.  Wiedenfeld 
schätzt  den  Druck  auf  den  Weltmarktpreis,  der  durch  die 
Erschwerung  der  Einfuhr  herbeigeführt  werden  kann,  sehr 
gering.  Seit  Einführung  des  neuen  Zolltarifs  von 
1902  und  der  damit  zusammenhängenden  Handelsverträge 
ist  jedoch  die  Zolldifferenz  im  Inlandspreis  vollständig 
zum  Ausdruck  gekommen,  da  wegen  der  vermehrten 
Nachfrage,  die  durch  die  Industrialisierung  großer  Ge- 
biete herbeigeführt  worden  ist,  auch  der  Weltmarktpreis 
gestiegen  ist.  Seitdem  ist  also  diese  Frage,  ob  das  Aus- 
land den  Zoll  trägt,  entschieden  zu  verneinen. 

Die  Preissteigerung  des  Weltmarktes  hängt  nicht  allein 
von  den  Ernteerträgnissen  und  der  vermehrten  Nach- 
frage der  industriellen  Bevölkerung,  die  rasch  zunimmt, 
ab.,  sondern  sie  ist  eine  Folge  der  vermehrten  Gold- 
produktion. Als  Währungsmetall  bestimmt  das  Gold  den 
Wert  des  Geldes,  das  Geld  ist  aber  der  Wertmaßstab 
aller  übrigen  Waren  und  so  ist  eine  Verbilligung  des 
Goldes  oder  des  Geldes  nichts  anderes  als  ein  anderer 
Ausdruck  für  die  allgemeine  Verteuerung  der  Waren. 
Diesen  Teil  der  Preissteigerung,  der  auf  die  Goldent- 
wertung zurückzuführen  ist,  schätzt  Ashley  auf  6"o. 

Angesehene  Vertreter  der  Wissenschaft  rechtfertigen 
die  Getreidezölle  damit,  daß  sie  weder  eine  Erhöhung 
der  Getreidepreise  bezweckt,  noch  herbeiführt,  sondern 
nur  einem  weiteren  Preissturz  vorgebeugt  hat. 

Um  die  Preisbewegungen  des  Getreides  des  ver- 
flossenen Jahrhunderts  zu  veranschaulichen,  geben  wir 
folgende  Uebersicht: 


;ung  der  Preise  in 
'<en  alten  Bestandes 

Weizen 

Roggen 

1821—30 

121,4  M 

126,8  M 

1831—40 

138,4  „ 

100,6  „ 

1841—50 

167,8  „ 

123,0  „ 

1851—60 

211,4  „ 

165,4  „ 

1861—70 

204,6  „ 

154,6  „ 

1871—75 

235,2  „ 

179,2  „ 

1876—80 

211,1  „ 

166,4  „ 

1881—85 

189,0  „ 

160,0  „ 

Der  Berhner  Weizenpreis  betrug  1885  160,9,  stieg 
bis  1891  auf  224,2,  fiel  1894  auf  136,1,  stieg  1S9S  auf 
185,5,  fiel  1900  auf  151,8,  betrug  in  den  drei  folgenden 
Jahren  163,6,  163,1  und  161,1,  stieg  dann  1904  auf  174,4 
and  stetig  weiter,  bis  er  1909  mit  233,9  das  Maximum 
erreichte. 

Der  Berliner  Roggenpreis  zeigte  folgende  Bewegung. 
Er  betrug  pro  Tonne  1885  140,6,  fiel  bis  1SS7  auf  120,9, 
stieg  dann  anhaltend,  bis  er  im  Jahre  1891  mit  211,2  das 
Maximum  erreichte,  ging  von  da  ab  ebenso  stetig  zurück 
bis  auf  118,8  im  Jahre  1896,  stieg  wieder  bis  1898  auf 
146,3,  fiel  1901  auf  140,7  und  stieg  von  1902  ab  mit 
Unterbrechungen  von  1903  und  1904,  bis  er  1907  mit 
193,2  das  zweite  Maximum  erreichte,  sank  dann  aber 
1908  auf  186,5  und  1909  auf  176,5. 

Die  mäßigen  Zollsätze  des  Zolltarifs  von  1879  ver- 
mochten das  starke  Sinken  der  Getreidepreise  nicht  auf- 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQIl 


467 


zuhalten.  Die  Zollsätze  von  1885  scheinen  schon  eher 
ihren  Zweck  erreicht  zu  haben,  waren  aber  zu  kurze  Zeit 
wirksam,  um  ein  sicheres  Urteil  zu  erlauben,  während 
die  Sätze  von  1887  zweifellos  eine  Steigerung  der  Qe- 
treidepreise  im  Gefolge  hatten,  wie  ebenfalls  ihre  Herab- 
setzung durch  die  Gesetze  von  18Q1/94  bis  zum  Jahre  1896 
zu  einem  Sinken  der  deutschen  Getreidepreise  führte.  Das 


mäßige  Ansteigen  der  Getreidepreise  von  da  ab  bis  zum 
Jahre  1902  ist  ein  Beweis  dafür,  daß  die  ermäßigten  Ge- 
treidezölle der  Caprivischen  Handelsverträge  für  die 
deutsche  Landwirtschaft  erträglich  waren.  So  hohe  Weizen- 
preise wie  im  letzten  von  Brentano  nachgewiesenen  Jahr 
finden  wir  seit  1820  überhaupt  nur  in  der  Hausseperiode 
von  1871  bis  1875.  (Schluß  folgt.) 


Unsere  Stellung  zum  Hauptausschuß 


Die  wesentliche  Verschlechterung,  welche  der  Entwurf 
eines  Versicherungsgesetzes  für  Angestellte  in  seiner  end- 
gültigen, nunmehr  dem  Reichstage  vorliegende 
gegenüber  dem  Vorentwurf  erhalten  hat,  läßt  im  Ver- 
bände gelegentlich  die  Frage  auftauchen,  ob  unsere  Stel- 
lung zur  allgemeinen  Sozialpolitik  ein  weiteres  Zusammen- 
arbeiten mit  den  im  Hauptausschuß  für  die  staatliche 
Pensionsversicherung  zusammengeschlossenen  Verbänden 
erlaube.  Ein  in  Nr.  27  der  D.  T.-Z.  erschienener  Artikel, 
der  die  Anschauung  Dr.  ,W.  Lassens  begründet,  bringt 
weiter  Bedenken  vor,  die  ein  näheres  Eingehen  auf  die 
Frage  rechtfertigen.  Wenn  wir  doch  zu  einer  rück- 
haltlosen Bejahung  der  Frage  gelangen,  so  ist 
maßgebend  der  Standpunkt,  den  der  Verband  seit  langem 
einhält:  Unter  allen  Umständen  praktische  PoUtik  zu 
treiben  und  das  Erreichbare  zu  akzeptieren. 

Gewiß  ist  die  Verschlechterung  des  Entwurfs  ge- 
eignet, einmal  die  unersprießlichen  Gebilde  gewisser  Werk- 
pensionskassen zu  konservieren,  dann  durch  ungleiche 
Verteilung  der  Risiken  die  versicherungstechnischen  Grund- 
lagen der  Reichsversicherung  ungünstig  zu  beeinflussen. 
Es  fragt  sich  nur,  ob  der  Reichstag  sich  an  diese  neue 
Fassung  bindet,  die  schließlich  nur  ein  Zugeständnis  an 
bestimmte  Kreise  war  und  dem  eigentlichen  Gedankengang 
der  Regierung  durchaus  nicht  entspricht,  so  daß  von  dieser 
Seite  schwerlich  einer  neuerlichen  Aenderung  wider- 
sprochen werden  dürfte.  Aber,  selbst  wenn  die  Fassung 
des  Vorentwurfes  im  Reichstage  nicht  wieder  hergestellt 
werden  sollte:  Auch  der  vorliegende  Entwurf  bedeutet 
ein  erstes  scharfes  Vorgehen  gegen  die  Werkkassen,  und 
wer  wünscht,  daß  die  bei  den  Arbeiter  -  Pensionskassen 
in  noch  weit  stärkerem  Maße  herrschenden  Mißstände 
beseitigt  werden,  der  wird  diesen  ersten  Schritt  niclit 
ablehnen  dürfen.  Es  kommt  hinzu,  daß  der  Entwurf  in 
der  Begünstigung  der  Ersatzkassen  weniger  weit  geht,  als 
man  vor  seinem  Erscheinen  auf  Grund  offiziöser  Mit- 
teilungen befürchten  mußte.  Neue  Ersatzkassen  sind 
nämlich  ausgeschlossen  und  von  den  bereits  bestehenden 
werden  nur  wenige  in  der  Lage  sein,  den  weitgehenden 
Tieuen  Normativ-Bestimmungen  sich  einzufügen  und  damit 
auf  die  Dauer  weiter  zu  arbeiten.  Es  sei  hier  bemerkt, 
daß  selbstverständlich  wohlerworbene  Rechte  bei  diesen 
Werkpensionskassen  durch  Uebergangsbestimmungen  auf- 
recht erhalten  werden.  Darüber  hinaus  aber  dürfen  Sonder- 
interessen gegenüber  einer  so  Wichtigen  Standesfrage  nicht 
geltend  gemacht  werden. 

Vielleicht  mehr  als  durch  diese  Aenderungen  des  Ge- 
setzentwurfes selbst  wird  die  Pensionsversicherung  aber 
durch  Gedankengänge,  die  nicht  in  der  Sache  selbst  be- 
gründet, vielmehr  ihr  wesensfremd  sind,  geschädigt.  Es 
geht  nicht  an,  eine  Frage,  die  vorwiegend  oder  vielleicht 
auch  ausschließlich  versicherungstechnischer  Natur  ist,  zum 
Ausgangspunkt  politischer  Aktionen  zu  machen.  Derartige 


politische  Gedankengänge  fiouen  sich  nach  zwei  Seiten,  ur'^ 
die  technischen  Verbände  haben  allen  Grund,  sie,  wo  sie 
auch  angetroffen  werden,  scharf  zurückzuweisen.  Unter 
keinen  Umständen  darf  ein  sozialer  Fortschritt  durch  all- 
gemeinpolitische  Konzessionen  aufgehoben  werden.  Wenn 
nun  ausgesprochen  wurde,  daß  das  „Geschenk"  der 
Pensionsversicherung  die  Angesteliten  im  politi- 
schen Sinne  beeinflussen  solle,  so  liegt  von  vornherein 
ein  Fehler  in  dem  Rechenexempel.  Wenn  man  auch  in 
gewissen  Kreisen  hofft,  diesen  Effekt  zu  erreichen,  so 
ist  doch  lange  nicht  gesagt,  daß  er  auch  erreicht  wird. 
Weiter  birgt  dieser  Gedankengang  eine  Geringeinschätzung 
der  Angestellten.  Sie  sind  doch  wohl  politisch  reif  genug, 
um  ein  sozialpohtisches  Ergebnis  nach  seinem  Wert  ab- 
zumessen und  selbst  darüber  zu  bestimmen,  ob  es  ihre 
allgemeinpolitische  Stellungnahme  beeinflussen  darf. 

Wenn  wir  aber  entschieden  die  Vertretung  der  poli- 
tischen Motive,  welche  die  Regierung  möglicherweise  hat, 
seitens  der  Angestellten-Führer  bekämpfen,  so  müssen  wir 
doch  auch  die  Anschauung  derer  ablehnen,  welche  aus 
diesen  gelegentlichen  Aeußerungen  ihre  gegensätzliche 
Stellungnahme  ableiten  wollen.  Wir  in  der  Organisation 
haben  praktische  Politik  zu  treiben,  d.  h.  unter  fest- 
gegebenen Verhältnissen  das  Mögliche  und  Erreichbare 
herauszufinden  und  festzuhalten,  Sache  der  einzelnen  Mit- 
glieder ist  es,  im  Wahlzettel  ihre  allgemeine  politische 
Anschauung"  kund  zu  tun,  völlig  unbeeinflußt  von  Zu- 
geständnissen, welche  übrigens  nicht  etwa  dem  Interesse 
einzelner  Berufsschichten,  sondern  dem  Gesamtwohle  und 
der  Volkswirtschaft  überhaupt  gemacht  werden. 

Wenn  wir  uns  durch  Gewährung  einiger  Vorteile, 
die  dem  Reiche  nicht  einmal  etwas  kosten,  von  einem 
berechtigten  Widerspruch  gegen  soziale  Reaktion  nicht 
abbringen  lassen,  so  wäre  es  doch  unverantwortlich,  ein 
Entgegenkommen,  das  uns  der  Reichstag  noch  in  letzter 
Stunde  —  gleichgültig  aus  welchen  Gründen  —  zu  ge- 
währen scheint,  abzulehnen.  Einen  derartig  doktrinären 
Standpunkt  hat  jedenfalls  die  Sozialdemokratie  verschmäht, 
als  sie  aus  den  Händen  ihrer  schärfsten  Widersacher  das 
allgemeine  gleiche  Wahlrecht  für  Elsaß-Lothringen  ent- 
gegennahm. Ebensowenig  kann  eine  verantwortliche  Ver- 
bandsleitung eine  solche  ,,Entweder-oder-PoIitik"  mit- 
machen, ohne  die  Interessen  ihrer  Mitglieder,  die  ihr  an- 
vertraut sind,  zu  schädigen. 

Dabei  scheidet  die  Frage,  ob  das  Gesetz  wohl  auch 
von  dem  neuen  Reichstage  erledigt  werden  würde,  zu- 
nächst aus,  weil  wir  es  noch  mit  dem  alten  Reichstag 
zu  tun  haben.  Wird  die  Frage  aber  gestellt,  so  können 
wir  ernste  Befürchtungen,  daß  das  Gesetz  später  über- 
haupt nicht  zustande  kommt,  nicht  unterdrücken.  Fast 
unsere  ganze  soziale  Gesetzgebung  ist  ein  Beweis  dafür, 
daß  nur  die  rasche  Durchberatung  und  Erledigung  eines 
Gesetzentwurfes  zum  Ziele  führt  und  daß  die  Initiative 


468 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  30 


des  Reichstages  allein  versagt.  Die  Arbeitskammern,  ein 
Hauptpunkt  des  die  Sozialreform  eröffnenden  Kaiserlichen 
Erlasses,  sind  noch  nicht  erledigt,  unzählige  Forderungen 
des  Reichstages  fanden  ein  alles  andere  als  ehrenvolles 
Begräbnis,  und  die  heillose  Zersplitterung  der  Parteien, 
welche  die  Beratung  des  Etats  des  Reichsamts  des  Innern 
in  jeder  Session  erneut  verzeichnen  läßt,  kommt  nur  den 
Gegnern  jeder  Sozialpolitik  zugute.  Und  da  sollen  die, 
die  ein  Dezennium  für  die  Versicherung,  die  sie  gewiß 
auch  in  einer  anderen  Form  -^ikzeptiert  hätten,  gearbeitet 
haben,  nicht  ,,die  Hand  ausstrecken,  um  die  Versicherung 
von  dieser  Mehrheit  und  von  dieser  Regierung  entgegen- 
zunehmen"? Die  Freie  Vereinigung  hätte  jedenfalls  nicht 
gezögert,  die  relativ  wenigen  Zugeständnisse,  die  ihre 
Petition  in  letzter  Stunde  forderte,  skrupellos  auch  von 
dieser  Mehrheit  und  dieser  Regierung  entgegenzunehmen, 
obwohl  auf  die  wichtigsten  Forderungen,  Berufsinvalidität, 
65. Lebensjahr,  größere  Selbstverwaltung  und  Reichszuschußf 
Verzicht  geleistet  worden  war.  Der  Umstand,  daß  diese 
Mehrheit  nicht  in  den  Reichstag  zurückkehren  wird,  kann 
uns  nur  veranlassen,  alles  daran  zu  setzen,  die  Versicherung 
jetzt,  natürlich  unter  Einfügung  der  notwendigen  Reformen, 
zu  erhalten.  Denn  es  ist  sehr  unwahrscheinlich, 
daß  ein  in  Opposition  gegen  die  Regierung 
stehender  Reichstag  sic4i  mit  dieser  über 
fruchtbare  positive  Sozialpolitik  verstän- 
digen wird.  Es  ist  deshalb  fraglich,  ob  die  nächste 
Gesetzgebungsperiode  bedeutsamer  sein  wird  wie  die  ver- 
gangene, und  wir  stehen  nicht  an,  zu  erklären,  daß  eine 
grundsätzliche  Opposition  unter  Umständen  durch  einen 
Verzicht  auf  Einzelleistungen  nicht  zu  teuer  erkauft  ist. 
Um  eine  derartige  grundsätzliche  Opposition  handelt  es 
sich  aber  nicht  in  diesem  Reichstag,  und  so  vermögen 
wir  die  Ansicht  derer  nicht  zu  teilen,  die  ein  Gesetz,  mit 
dem  die  große  Mehrheit  der  Beteiligten  annähernd  zu- 
frieden ist,  mit  in  das  Debakle  der  nächsten  Zeit  ziehen 
M^ollen.  Wir  wollen  noch  in  die  Scheune  bringen,  was 
irgend  Wert  für  uns  hat. 

Wenn  nun  dieser  Wert  bestritten  wird,  so  gilt  als 
Grund  hierzu  neben  der  Ersatzkassenfrage  hauptsächlich 
die  nicht  in  dem  Umfange,  wie  wir  es  wünschten,  vor- 
gesehene Selbstverwaltung.  Immerhin  ist  diese  Verwal- 
tung eine  wesentlich  vollkommenere,  als  in  Nr.  27  der 
D.  T.-Z.  angenommen  wird.  Ein  weitverzweigtes  System 
von  Vertrauensmännern  (für  die  besser  Vertrauensleute  ein- 
gesetzt worden  wäre),  dann  die  Rentenausschüsse  bilden 
einen  durchaus  auf  Selbständigkeit  beruhenden  Unterbau 
für  Verwaltungsrat  und  Vervvaltungsausschuß ;  er  enthält 
immerhin  kaum  weniger  Selbstverwaltung,  als  etwa  die  In- 
validen- und  HinterbHebenen-Versicherung  in  der  Reichs- 
versicherungsordnung, in  welche  die  Freie  Vereinigung 
ihre  neuen  Lohnklassen  vorbehaltlos  einfügen  wollte.  Es 
ist  überhaupt  die  Frage,  ob  im  Rahmen  der  Invalidenver- 
sicherung angesichts  der  bisher  gut  eingebürgerten  Orga- 
ganisation  der  Versicherungsanstalten  und  angesichts  des 
Reichszuschusses  wesentliche  Reformen  in  Richtung  auf 
Selbstverwaltung  möglich  sind.  Demgegenüber  enthält 
der  Entwurf  der  Pensionsversicherung  bedeutende  Ansätze 
einer  Selbstverwaltung,  die  auszubauen  Sache  des 


Reichstages  ist.  Daß  daneben  die  Rechtsprechung 
einwandfrei  in  paritätischer  Form  geordnet  ist,  wird  wohl 
nicht  bestritten. 

Für  uns  ist  die  Entstehungsgeschichte  der 
Pensionsversicherung  unter  allen  Umständen  eine 
Manifestation  bedeutenden  organisatorischen  Wollens,  die 
dadurch  nicht  geringer  wurde,  daß  ein  sachlich  gewiß 
verständlicher,  in  der  Form  das  Maß  aber  übersteigender 
Widerstand  gegen  sie  geführt  wurde.  Dieser  Widerstand 
ist  heute  in  seinem  Lebensnerv  getroffen,  er  kann  nur 
mehr  ne;^ativ-destruktiv  wirken.  Das  sollten  sich  die- 
jenigen überlegen,  die  theoretisch  vielleicht  konsequent 
gewesen  sind,  allerdings  auf  Kosten  der  praktischen 
Politik.  Und  selbst  diese  theoretische  Folgerichtigkeit  hat 
mit  der  Annahme  der  Reichsversicherungsordnung  ihr 
Ende  erreicht.  Darüber  hinaus  verkehrt  sie  sich  in  ihr 
Gegenteil.  Wir  nehmen  für  unseren  Verband  in  Anspruch, 
daß  er  unter  schwierigen  Verhältnissen  ebenfalls  für  den 
Ausbaugedanken,  soweit  er  durchführbar  war,  eingetreten 
ist.  Wir  haben  im  Hauptausschuß,  insbesondere  auf  seiner 
Würzburger  Tagung,  mit  allem  Nachdruck  ein  grundsätz- 
liches Zugeständnis  für  den  Ausbaugedanken  verlangt  und 
durchgesetzt.  Wir  sind  in  der  Gesellschaft  für  Soziale 
Reform  der  Gegenpartei  sehr  weit  entgegengekommen 
und  hätten  verlangen  dürfen,  daß  nunmehr,  nach  Erledi- 
gung der  Reichsversicherungsordnung,  auch  für  unseren 
Standpunkt  Verständnis  gezeigt  und  die  gemeinsame  Stoß- 
kraft für  Verbesserung  des  Entwurfs  eingesetzt  würde. 
Damit  haben  wir  dokumentiert,  daß  uns  das  Interesse  an 
der  Versicherung  als  solcher  höher  steht  als  die  Form 
der  Versicherung,  daß  wir  jedes  politische  Motiv  ab- 
lehnen und  streng  auf  dem  Boden  der  Realpolitik  stehen. 
Es  muß  nun  mit  vermehrter  Energie  an  dem  Einen  fest- 
gehalten werden,  was  wir  als  positives  Ergebnis  dieses 
Reichstages  mit  nach  Haus  nehmen  wollen. 

Wir  haben  bedauert,  daß  der  Hauptausschuß  die  ge- 
waltige Macht,  die  er  repräsentiert,  nicht  in  höherem 
Maße  zugunsten  der  so  notwendigen  Verbesserungen  der 
Reichsversicherungsordnung  eingeworfen  hat.  Es  ist  for- 
mell richtig,  daß  er  es  in  der  Hauptsache  nicht  mit  der 
Pensionsversicherung  zu  tun  hat,  immerhin  hätte  eine 
energischere  Tätigkeit  vielleicht  etwas  mehr  als  nur  Ver- 
günstigungen für  die  Krankenkassen  der  kaufmännischen 
Verbände  erreichen  lassen.  Dies  Bedauern  ist  aber  für 
uns  kein  Grund,  von  der  übergroßen  Mehrheit  der  An- 
gestellten abzugehen.  Wir  würden  es  im  gegen- 
wärtigen Augenblick  geradezu  für  fri\oI 
halten,  durch  eine  Sezession  die  Versiche- 
rung als  solche  aufs  Spiel  zu  setzen.  Denn 
das  ist  gewiß,  daß  die  beiden  großen  technischen  Ver- 
bände heute  für  die  gesetzgebenden  Organe  noch  weit 
mehr  bedeuten,  als  rein  ziffernmäßig  erscheinen  mag,  und 
zwar  als  Repräsentanten  einer  großen,  in  die  Hundert- 
tausende gehenden  Angestellten-Schicht.  Ihr  Verbleiben 
im  Hauptausschuß  ist  gegenwärtig  vielleicht  maßgebend 
für  das  Zustandekommen  des  Gesetzes.  Solcher  Ver- 
antwortlichkeit gegenüber  scheiden  Verstimmungen 
und  Wünsche,  die  nicht  der  Hauptsache  gelten,  aus. 

Günther. 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  igil 


469 


XXII.  Wanderversammlung  des  Deutschen  Gewerbeschulverbandes 
vom  7.  bis  10.  Juni  IQll  in  Eisenach 


Die  22.  Wanderversammlung  des  Deutschen  Gevverbc- 
schul-Verbandes  war  von  Vertretern  des  gewerblichen  und 
fachlichen  Unterrichtswesens  und  technischer  Mittelschulen 
in  großer  Zahl  besucht.  Der  erste  Vorsitzende 
des  Verbandes,  Herr  König  1.  Baurat  Pro- 
fessor Pickersgill,  Stuttgart,  begrüßte  in  seiner 
Eröffnungsansprache  die  Vertreter  staatlicher 
Behörden.  Vertreten  waren  das  Preußische  Ministe- 
rium für  Handel  und  Gewerbe,  das  Preußische  Landes- 
gewerbeamt, das  Großh.  Sächsische  Staatsministerium  des 
Innern,  das  Königl.  Sächsische  Ministerium  des  Innern, 
das  Königl.  Württembergische  Ministerium,  das  Großh. 
Badische  Ministerium  und  das  Großh.  Ministerium  für 
Mecklenburg-Schwerin.  Ferner  waren  das  Herzogl.  Säch- 
sische Staatsministerium  Gotha  und  das  Schweizerische 
Industriedepartement  vertreten  neben  zahlreichen  Inter- 
essenten von  städtischen  Behörden,  Verbänden  und  Ver- 
einen, unter  denen  der  Deutsche  Techniker-Verband  durch 
Herrn  Baumeister  Kahnt-Leipzig  vertreten  war. 

Für  die  anwesenden  Regierungsvertre- 
ter nahm  derHerrGeheime  Oberregierungs- 
rat Dr.  von  Seefeld  das  Wort  und  betonte,  daß  die 
gemeinsamen  Beratungen  der  Tagung  besonderen  Wert 
in  Deutschland  mit  seiner  staatlichen  Vielseitigkeit  haben. 
Die  Erfahrungen,  die  in  verschiedenen  Staaten  unter  ver- 
schiedenen Verwaltungen  gesammelt  werden,  zusammen- 
zutragen, gemeinsam  zu  verarbeiten  und  voneinander  zu 
lernen,  sei  für  die  Entwickelung  der  gewerblichen  Schulen 
außerordentlich  wertvoll.  Der  Redner  gab  seiner  Freude 
darüber  Ausdruck,  daß  die  jetzige  Tagung  eine  Möglich- 
keit biete,  die  Arbeit  der  verschiedensten  Orte  durch 
methodisch  angeordnete  Ausstellungen  von  Schülerarbeiten, 
die  mit  der  Tagung  verbunden  sind,  kennen  zu  lernen. 
Die  Ausstellung  darf  dadurch  besonderes  Interesse  be- 
anspruchen, weil  sie  vorläufig  nur  bestimmte  Spezial- 
gebiete zeigt. 

Aus  der  weiteren  Reihe  von  Rednern  bei  der  Er- 
öffnungsfeier sei  nur  noch  Herr  Diplom-Ingenieur 
C.  Matschoß,  Berlin,  erwähnt,  der  für  den  Verein 
Deutscher  Ingenieure  und  gleichzeitig  auch  für 
den  Deutschen  Ausschuß  für  technisches 
Schulwesen  sprach.  Auch  unserVertreterkam 
zu  Worte,  er  betonte  die  gemeinsamen  Interessen  beider 
Verbände  (des  D.  G.  V.  und  des  D.  T.-V.)  und  wünschte 
der  Tagung  gute  Arbeit,  nicht  zuletzt  auch  zum  Besten 
unserer  Mitglieder  und  aller  deutschen  Techniker. 

Dem  nunmehr  erstatteten  Geschäftsbericht  war 
zu  entnehmen,  daß  die  Mitgliederzahl  während  des  Be- 
richtsjahres von  924  auf  1003  angewachsen  ist. 

„D  as  gewerbliche  Unterrichts  wesen  im 
Oroßherzogtum  Sachsen"  lautete  das  Thema, 
welches  Herr  Dr.  Ing.  Klopfer,  Direktor  der  Großh. 
Baugewerkenschule  zu  Weimar,  ausführlich  behandelte. 
Der  Redner  schickte  seinen  Ausführungen  die  Bemerkung 
voraus,  daß  das  Großherzogliche  Staatsministerium  der 
Tagung  umso  größeres  Interesse  entgegenbringe,  als  ihm 
das  Gewerbeschulwesen  des  Landes  außerordentHch  am 
Herzen  liege  und  es  dessen  Reformbedürftigkeit  in 
manchen  Beziehungen  nicht  verkenne,  und  entwarf  dann 
in  großen  Zügen  ein  anschauliches  Bild  von  der  Ent- 
wickelung des  Gewerbeschulwesens  im  Groß- 
herzogtum   Sachsen,     das    durch    seine  reine 


staatliche  Eigenschaft  eine  gewisse  Sonder- 
stellung einnehme.  Des  näheren  streifte  Redner  den 
Werdegang  der  beiden  ältesten  Gewerbeschulen,  Weimar 
und  Eisenach,  der  1829  und  1833  gegründeten  Gewerken- 
schulen.  Die  Anregung  zur  Gründung  reiner  Baugewerken- 
schulen  wurde  bereits  1825  von  Goethe  und  anderen  in 
Weimar  gegeben.  Die  freie  Gewerkenschule  ist  die  älteste 
Vorgängerin  der  deutschen  Baugewerkenschulen.  Bei  Be- 
sprechung der  Gewerbeschule  in  Jena,  die  eine  fast  reine 
Fachschule  für  Mechaniker  geworden  ist,  gedenkt  Redner 
des  wohltätigen  Wirkens  Professor  Abbes,  dem  es  zu 
danken  ist,  daß  die  Schule  in  Räumen  des  Volkshauses 
unentgeltlich  untergebracht  werden  konnte.  Dann  widmete, 
der  Redner  der  Lehrarbeit  in  iden  weimarischen  Fach-  und, 
Gewerbeschulen  nähere  Darlegungen.  Die  Tätigkeit« 
des  Lehrkörpers  erfolgt  in  der  Hauptsache  neben- 1 
amtlich,  zwei  Techniker  und  ein  Maler  sind! 
hauptamtlich  angestellt.  Der  Fachunter-| 
rieht  liegt  durchgängig  in  den  Händen  von 
Technikern  und  Praktikern,  nur  der  Elementar- 
unterricht wird  von  Bürgerschullehrern  erteilt.  Als  die 
Hauptaufgabe  der  Gewerbeschulen  bezeichnet  er,  dem 
Schüler  das  Gesicht  zu  schärfen  und  sein  Gefühl  für  das 
Schöne  zu  wecken.  Für  Neueintretende  ist  die  Bildung 
des  Sehvermögens  die  erste  Aufgabe,  denn  An- 
ordnen- und  Sehenkönnen  sind  unerläßliche  Bedingungen 
für  technische  Fertigkeit.  Ganz  besonderer  Uebung  und 
Anleitung  bedarf  das  Gedächtniszeichnen.-  Der 
Logik  des  Aufbaues  wegen  ist  es  hierbei  notwendig,  auf- 
zunehmende Objekte  in  Teile  zu  zerlegen  und  im  gewissen 
Sinne  auswendig  zu  lernen.  Das  Großh.  Staatsministerium, 
schloß  der  Redner  seine  recht  interessanten  Ausführungen, 
habe  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  die  Gewerbeschulen 
des  Landes  nicht  nur  auf  dem  laufenden  zu  erhalten, 
sondern  sie  immerfort  zu  reorganisieren,  dabei  aber  stets 
auf  der  alten  Basis  zu  bleiben,  nämlich  die  Heranbildung 
der  männlichen  Jugend  zu  tüchtigen  Handwerkern  im  Auge 
zu  haben. 

Den  mit  großem  Beifall  aufgenommenen  Ausführungen 
folgte  ein  Vortrag  über: 

„Jugendpflege  an  ger werblichen  Schu- 
1  e  n."  Gehalten  wurde  er  vom  Marinepfarrer  a.  D. 
Weicker,  Vorstand  der  Abteilung  für  Jugendpflege  der 
Zentralstelle  für  Volkswohlfahrt,  aus  Berlin.  Der  T^edner 
ging  von  dem  Gesichtspunkt  aus,  daß  die  Direktoren  und 
Lehrer  an  gewerblichen  Schulen  an  erster  Stelle  den  Kreis 
bilden,  zur  Erziehung  der  gewerbhchen  Jugend  die  Hand 
zu  bieten.  Es  sei  nun  die  Frage,  inwieweit  es  möglich 
sein  wird,  in  den  Fach-  und  Gewerbeschulen  auf  die 
jungen  Menschen  erzieherisch  einzuwirken  und  weiter,  wie 
können  die  Gewerbeschulmänner  in  den  Schülern  den  Sinn 
für  Erziehung  wecken,  die  als  hervorragende  Aufgabe  ihrer 
später  als  Geselle  und  Meister,  als  Vater  und  Bürger 
harrt.  In  der  Schule  müsse  sich  ein  Vertrauensverhältnis 
entspinnen,  wie  es  früher  zwischen  Meister,  Gesellen  und 
LehrHng  bestand.  Durch  die  unverhältnismäßig  schnelle 
Industrialisierung  des  Gewerbes,  den  frühzeitigen  Brot- 
erwerb, die  Wohnungsnot  und  Frauenmitarbeit  ist  heute 
eine  Lage  geschaffen,  die  als  J  u  g  e  n  d  n  o  t  bezeichnet 
werden  muß.  Aus  der  Jugendnot  entsteht  die  unerläßliche 
Notwendigkeit  für  Jugendpflege.  Die  Kriminalität 
und  Politisierung  geben  ebenfalls  Veranlassung  zu  ander- 


470 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  30 


weiter  Regelung  der  Erziehungsfrage.  Was  gegenwärtig 
für  die  Erzieliung  der  gewerblichen  Jugend  geschehe,  reiche 
nicht  aus,  hierzu  sei  die  Mitarbeit  einzelner  und  der  Gesamt- 
heit erforderlich;  die  Mitarbeit,  der  Inbegriff  der  Jugend- 
pflege, namentlich  auch  deswegen,  damit  sie  nicht  ledig- 
lich auf  öffentliche  Mittel  gestellt  werde.  Die  Erziehung 
der  gewerblichen  Jugend  nicht  nur  von  bureaukratischen, 
sondern  von  individuellen  Gesichtspunkten  leiten  zu  lassen, 
benötige  die  Mitarbeit  der  Schule.  Durch  derartige  Mit- 
arbeit ist  es  möglich,  Einfluß  darauf  zu  gewinnen,  daß 
die  Schüler  sich  in  selbstverwalteten  Jugend  vereinen 
und  Jugendheimen  organisieren.  Der  Zug  sich  zu 
organisieren  ist  nicht  nur  ein  Streben  Erwachsener,  son- 
dern macht  sich  schon  bei  den  Kleinen  bemerkbar.  Das 
Selbstvertrauen  muß  rechtzeitig  gestärkt  werden,  dadurch 
läßt  sich  etwas  kraftvolles,  werbendes  und  charaktervolles 
hervorbringen,  denn  erfahrungsgemäß  ist  immer  erst  die 
zweite  und  dritte  Generation  geeignet  die  Werbearbeit  zu 
verrichten.  In  den  sehr  anschaulichen  Ausführungen 
schilderte  Redner  weiter  die  Art  und  den  Nutzen  aller 
Jugendpflege  unter  eingehender  Berücksichtigung  der  Maß- 
nahmen, die  die  Schule  als  solche  zu  ergreifen  hat,  und 
des  Wirkens  der  Lehrer  im  und  außerhalb  des  Unter- 
richtes. Mit  einem  herzlichen  Appell  im  Sinne  seiner  An- 
regungen schloß  Redner  den  mit  Beifall  aufgenommenen 
Vortrag. 

Die  Eröffnungssitzung  und  damit  gleichzeitig  die  erste 
gemeinschaftliche  Sitzung  aller  Gruppen  wurde  darauf 
geschlossen. 

Fünf  Gruppen:  die  der  Baugewerk-,  Ma- 
schinenbau-, Kunstgewerbe-Schulmänner, 
der  gewerblichen  Pflicht  -  und  Fachschulen 
und  der  Mädchengewerbeschulen  hielten  nach- 
folgend jede  für  sich,  aber  zu  gleicher  Zeit  Sonder- 
sitzungen ab.  Eifer  und  Pflichtbewußtsein  forderten 
meist  längere  Dauer  für  die  wichtigen  zur  Beratung  stehen- 
den allgemeinen  Fragen  und  Sondergebiete  technischer 
Unterrichtsdisziplinen,  so  daß  die  vom  arbeitsfreudigen  Orts- 
ausschuß in  umsichtiger  Weise  reichlich  vorgesehenen  Be- 
sichtigungen öffentlicher  Bauten,  historischer  Bauwerke, 
Museen,  gewerblicher  und  industrieller  Anlagen  usw.  in 
den  meisten  Fällen  außerordentlich  eingeschränkt  werden 
mußten.  Für  die  Mehrzahl  der  Teilnehmer  verblieb  über- 
haupt keine  Zeit  zu  Besichtigungen.  Den  Vorträgen  und 
Beratungen  aller  Gruppen  beizuwohnen  war  dem  einzelnen 
nicht  möglich,  deswegen  kann  hier  auch  nicht  die  gesamte 
Leistung  aller  Gruppen,  sondern  nur  ein  kleiner  Bruchteil 
hiervon  besprochen  werden. 

Ueber  ,,Das  preußische  Fortbildungs- 
schulgesetz" sprach  Herr  Direktor  Dr.  Kley  aus 
Harburg  a.  E.  in  der  Gruppe  für  gewerbliche  PfUcht-  und 
Fachschulen. 

In  derselben  Gruppe  folgten  noch  zwei  Vorträge,  deren 
Inhalte  in  nachfolgenden  Leitsätzen  zum  Ausdrucke 
kommen.  „Die  Kunst  der  Unbegabten",  Vortrag 
von  Herrn  Robert  Mielke,  Lehrer  an  der  II.  Ber- 
liner H  a  n  d  w  e  r  k  e  r  s  c  h  u  1  e. 

Leitsätze. 

1.  Für  die  Kunstproduktion  kommen  wirkliche  Künstler 
und  Mitarbeiter  in  Betracht,  die  nicht  in  der  Lage 
sind,  künstlerisch  -  s  c  h  ö  p  f  e  r  i  s  c  h  zu  schaffen. 

?.  Eine  Scheidung  zwischen  beiden  ist  in  der  Produktion 
nicht  möglich.  Ein  großer  Teil  der  Künstlerisch- 
Unbegabten  aber  Technisch-Geschickten  wird  von 
vielen  Gebieten  des  Kunstgewerbes  nicht  auszu- 
schließen, sondern  gezwungen  sein,  sich  künstlerisch 
zu  betätigen. 


3.  Das  ist  ein  schwerer  Schaden  für  die  Kunst,  denn 
die  Künstlerisch-Unbegabten  wirken  zunächst  durch 
Anlehnung  und  Nachahmung;  sie  bleiben  aber  da- 
bei nicht  stehen,  sondern  suchen  durch  Uebertreibung 
ihr  künstlerisches  Unvermögen  zu  verdecken. 

4.  Das  künstlerische  Niveau  wird  dadurch  herab- 
gedrückt; Schlichtheit  und  Rhythmus  werden  viel- 
fach durch  künstlerische  Taktlosigkeit  ersetzt. 

5.  Dem  kann  auf  die  Dauer  nur  begegnet  werden  durch 
die  volle  Berücksichtigung  der  Künstlerisch-Un- 
begabten in  der  Erziehung  des  Handwerkers.  Es 
wird  in  der  Fach-  und  Handwerkerschule  eine  Schei- 
dung zu  erstreben  sein  zwischen  einer  allgemeinen 
Unterstufe  und  einer  besonderen  Oberstufe,  die  nur 
die  Künstlerisch-Begabten  aufnimmt. 

6.  Die  Unterstufe  hat  an  die  charakteristische  Eigenart 
der  Unbegabten,  an  die  Nachahmung  anzuknüpfen, 
indem  sie  diese  auf  ein  Gebiet  ablenkt,  das  künst- 
lerisch nicht  verwirrend  sein  kann:  auf  das  Typische 
in  der  Entstehung  künstlerischer  Formen. 

7.  Die  Kunst  selbst,  insbesondere  die,  das  feinste  Ge- 
fühl verlangende  Lehre  von  der  Anwendung  des 
Ornamentes,  ist  in  der  Regel  erst  auf  der  Oberstufe 
zu  lehren. 

„D  er  grundlegende  Unterricht  im  Fach- 
zeichnen für  Metallgewerbe,  unter  spezi- 
eller Berücksichtigung  des  Lehrganges  für 
Maschinenbauer,  Schlosser  und  Schmied  e." 
Vortrag  von  Herrn  Ingenieur  Pieschel,  Oberlehrer  aus 
Dresden. 

Leitsätze. 

1.  In  allen  gewerblichen  und  technischen  Schulen  stellt 
das  sogenannte  Fachzeichnen  oder  Maschinen- 
zeichnen eins  der  wichtigsten  Fächer  im  Unterricht 
dar,  nachdem  das  Zirkeizeichnen  und  die  Projektions- 
lehre als  vorbereitende  Fächer  voraufgegangen  sind. 

2.  Zur  Einführung  in  das  Fachzeichnen,  sowie  in  das 
Maßskizzieren  von  Maschinenteilen  bildet  die  Be- 
lehrung über  das  richtige  Eins.chreiben  der  Maße  die 
erste  Grundlage  für  den  anzulernenden  Schüler. 

3.  Zum  Skizzieren  und  Aufzeichnen  für  Anfänger  eignen 
sich  zunächst  nur  ganz  einfache  Metallkörper,  die 
in  ihren  Formen  und  Ausdehnungen  leicht  vom 
Schüler  wiedergegeben  werden  können.  Zu  diesem 
Zwecke  hat  der  Vortragende  eine  Serie  von  ein- 
fachen Zeichenmodellen  entworfen,  die  in  16  Tafeln 
zusammengestellt,  den  Entwicklungsgang  zeigen,  wie 
man  ihn  in  Maschinenbauklassen,  aber  auch  in 
Klassen  anderer  Metallgewerbe  zur  Anwendungen 
bringen  kann. 

4.  Diese  neuen  Lehrmodelle  eignen  sich  für  gewerb- 
liche Fortbildungsschulen,  Handwerker-  und  Ge- 
werbeschulen, an  denen  sie  bereits  verschiedenfach 
erfolgreich  Anwendung  gefunden  haben. 

5.  Die  15  Gesetze  über  die  Herstellung  von  sauberen 
und  richtigen  Werkstattzeichnungen  hat  der  Ver- 
fasser in  der  Innendeckelscite  seines  mustergeschütz- 
ten Skizzenbuches  anbringen  lassen.  Die  andere 
Innendeckelseite  enthält  die  Anleitung  zum  richtigen 
Einschreiben  der  Maße  unter  Benutzung  der  auf 
Tafel  1   behandelten  Flacheisen  Lehrniodclle. 

6.  Das  Skizzenbuch  und  die  Lehrmodelle  (D.R  G..V\.) 
haben  sich  im  Unterricht  sehr  gut  bewährt,  weil 
sie  den  Schüler  schnell  und  sicher  in  das  Maschinen- 
zeichnen einführen  und  weil  der  kurze  Text  im 
Skizzenbucli  dem  Lehrer  den  vielmaligen  Hinweis 
erspart. 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


471 


Sondersitzungen  der  Baugewerkschul- 
tnänner-Gruppe. 

Herr  Dipl.-Ing.  Schild,  Oberlehrer  aus  Idstein,  hielt 
einen  Vortrag  mit  dem  Thema:  Ueber  den  Unter- 
richt im  städtischen  Tiefbau  in  Baugewerk- 
schulen. Von  der  Notwendigkeit  für  die  Einrichtung 
zweisemestriger  Tiefbaukurse  an  Baugewerkenschulen  und 
besonderen  Tiefbauschulen  ausgehend,  kommt  Redner  auf 
das  sehr  umfangreiche  Gebiet  des  städtischen  Tiefbaues 
zu  sprechen.  Er  bedauert,  daß  in  mittleren 
und  kleinen  Städten  den  mittleren  Tech- 
nikern Arbeiten  zugemutet  würden,  die 
eigentlich  nur  von  Akademikern  geleistet 
werden  könnten.  Gleichzeitig  erkannte 
der  Redner  aber  auch  an,  daß  es  zu  bewundern 
sei,  wie  sich  mittlere  Techniker  in  das 
recht  schwierige  Kapitel  einarbeiten  und 
wie  auch  in  Unternehmergeschäften  recht 
tüchtige  Mittelschultechniker  als  Spezialisten 
für  Tiefbau  gefunden  werden.  In  seinen  sehr  eingehenden 
Behandlungen  des  Lehrplanes  für  städtischen  Tiefbau  be- 
spricht Redner  in  der  Reihenfolge  ihrer  Bedeutung  1.  Ka- 
nalisation, 2.  Straßenbau,  und  3.  Wasserversorgung.  An 
der  Hand  von  Lehrgängen  und  Lehrplänen  führt  der  Redner 
die  verschiedenen  Unterabteilungen  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange, Berechnungsarten  und  den  Gang  der  Entwickelung 
von  Projekten  mit  Rücksicht  auf  Erweiterungsmöglichkeiten 
im  Falle  von  Stadterweiterungen,  bei  offener  und  geschlos- 
sener Bauweise,  und  noch  verschiedenes  mehr  klar  vor 
Augen.  Am  Schlüsse  stellt  er  die  Forderung,  daß  an 
den  Baugewerkenschulen  der  Behandlung  dieses  recht  um- 
fänglichen Stoffes  eine  möglichst  große  Zahl  von  Unter- 
richtsstunden eingeräumt  wird. 

Die  Ausführungen  lösten  eine  sehr  angeregte  Be- 
sprechung aus,  in  der  Regierungsvertreter,  Schulleiter  und 
Lehrer  die  gesammelten  Erfahrungen  und  Meinungen  zum 
Austausch  brachten.  Es  sei  in  der  Städtebaupraxis  zu 
beobachten  gewesen,  daß  Absolventen  von  Tiefbauschulen 
vor  denen  der  Hochschulen  bei  Stelienbesetzungen  meist 
den  Vorzug  hatten.  Eine  sehr  kleine  Minderheit  befand 
sich  in  Gefolgschaft  des  Referenten;  die  Mehrheit  vertrat 
den  Standpunkt,  daß  es  nicht  Aufgabe  der  Schule  sein 
könne,  die  Schüler  für  jede  einzelne  Spezialrichtung  der 
Praxis  vorzubereiten.  Die  Baugewerkenschulen  können 
nicht  ausgebildete,  sondern  nur  vorgebildete 
Techniker  in  die  Praxis  schicken.  Wenn  Unternehmer 
oder  Gemeinden  von  den  auf  den  Schulen  vorgebildeten 
jungen  Leuten  ganz  besondere  Spezialkenntnisse  erwarten, 
so  ist  das  eine  unerfüllbare  Forderung  von  der  Schule, 
denn  Spezialkenntnisse  können  eben  erst  in  der  Praxis 
erworben  werden.  Die  Allgemeinkenntnisse  des  die  Bau- 
gewerkenschule  verlassenden  jungen  Mannes  müssen 
ausreichen,  daß  er  sich  überall  als  Anfänger  hindurchfindet. 
Pflicht  der  Vorgesetzten  ist  es  dann,  die  jungen  Techniker 
auf  besonderen  Gebieten  der  Praxis  zu  unterweisen.  Nach 
alledem  sei  zu  fordern,  daß  die  Baugewerkenschulen  in 
der  Masse  reduzieren  und  im  Erwecken  des  Erfassens  mehr 
in  die  Tiefe  gehen.  „Wenig  aber  gründlich"  soll 
der  Grundsatz  für  richtiges  Unterrichten  sein.  Es  wird 
noch  dem  Ausdruck  verliehen,  daß  mit  Rücksicht  auf  die 
Gesundheit  der  Schüler,  nach  achtstündiger  Arbeit  auf  dem 
Reißbrett  während  des  täglichen  Unterrichts,  zu  Hause  nicht 
mehr  zeichnerisch  gearbeitet  werden  soll.  Die  hierfür  auf- 
zuwendende Zeit  möchte  besser  zur  Vertiefung  aller 
übrigen  Unterrichtsstoffe  freibleiben. 

Die  Gruppe  hörte  noch  die  folgenden  Vorträge: 


„Beiträge  zur  Gestaltung  des  Unterrichts  im  Frei- 
handzeichnen an  Baugewerkschulen."  Dipl.-Ing.  Böhm 
aus  Essen  a.  R. 

„Experimentelle  Projektionslehre  und  Perspektive",  mit 
Demonstrationen.    Oberlehrer  Hoffmann  aus  Rendsburg. 

„Fränkische  Bauernhäuser  im  Herzogtum  Koburg",  mit 
Lichtbildern.    Baurat  Wustand,  Direktor  aus  Koburg. 

Sondersitzungen   der  Maschinenbauschul- 
männer-Gruppe. 

Die  Gruppe  beschäftigte  sich  mit  nachstehenden 
Themen : 

„Die  Reform  des  mathematischen  Unterrichtes  und 
ihre  Uebertreibung."  Prof.  Dr.  Düsing,  Kgl.  Oberlehrer 
aus  Kiel. 

,,Die  Fortschritte  in  den  autogenen  Metallbearbeitungs- 
verfahren und  Vorschläge  zur  Organisation  des  Unter- 
richts hierfür."    Ingenieur  Theo  Kautny  aus  Cöln. 

Herr  Regierungsbaumeister  Paul  aus  Stuttgart  sprach 
hiernach  über :  „Bedeutung  des  technologi- 
schen Unterrichtes  für  Schule  und  Praxis." 
Der  hohe  Wert  desselben  ist  von  den  meisten  Maschinen- 
bauschulen durch  Anlage  von  Lehrwerkstätten,  Lehr- 
betrieben und  Materialiensammlungen  anerkannt  worden. 
Die  richtige  Anwendung  derselben,  Hand  in  Hand  mit 
dem  übrigen  Unterrichte,  fördern  das  Verständnis  der 
Schüler  für  die  Arbeitsvorgänge  und  die  Materialienkennt- 
nis außerordentlich.  Ebenso,  wenn  in  der  Lehrwerkstatt 
das  vorher  von  den  Schülern  selbst  konstruierte  Arbeits- 
stück, an  der  Werkzeugmaschine  unter  den  Augen  der 
Schüler  entsteht.  Redner  wünscht,  daß  die  Schulen  immer 
rechtzeitig  auf  Neuerungen  in  der  Industrie  Rücksicht 
nehmen.  Besondere  Klage  wurde  von  führenden  Männern 
der  Industrie  darüber  geführt,  daS  im  Unterricht  außer 
der  konstruktiven  Möglichkeit,  die  praktische  Herstellungs- 
weise nicht  genügend  berücksichtigt  wird.  Schule  und 
Industrie  müssen  unbedingt  zusammenarbeiten,  die  Rich- 
tigkeit habe  das  Ergebnis  einer  Umfrage  des  Deutschen 
Ausschusses  für  technisches  Schulwesen  gezeigt.  Der 
technologische  Unterricht  solle  die  praktische  Ausbildung 
nicht  ersetzen,  sondern  nur  ergänzen.  Wollen  wir  hoffen, 
so  führte  der  Redner  am  Schlüsse  seines  Vortrages  aus, 
daß  die  Maschinenbauschulen  gute  Erfahrungen  machen 
mit  dem  technologischen  Unterricht,  und  möge  die  In- 
dustrie, die  aus  der  Schule  den  größten  Nutzen  davon- 
trägt, auch  zur  Förderung  dieses  Unterrichtsgebietes  Mittel 
verfügbar  halten.  In  der  nachfolgenden  Besprechung 
werden  die  Einrichtungen  zur  praktischen  Ausbildung 
Amerikas  geschildert.  Von  einer  Ausbildung  in  der  Fabrik 
sieht  man  dort  ab  und  überläßt  diesen  Teil  dem  techno- 
logischen Unterricht,  der  gleichsam  eine  abgesonderte  Be- 
rufspraxis für  sich  darstellt  und  ein  gemeinsames  Unter- 
nehmen der  großen  amerikanischen  Fabrikherren  ist.  An 
die  technischen  Hochschulen  Amerikas  sind  selbständige 
Werkstätten  angegliedert,  in  denen  sogar  fabriziert  wird. 
Ein  kleiner  Stamm  von  gelernten  Arbeitern  ist  in  diesen 
Betrieben  beschäftigt,  im  übrigen  werden  alle  Arbeiten 
von  den  Studierenden  selbst  verrichtet.  Die  Hochschulen 
verhandeln  ihre  Fabrikate  nicht  selbst,  sondern  setzen  sich 
mit  Fabrikanten  in  Verbindung  und  liefern  denen  die 
gefertigten  Werkzeugmaschinen  usw.  zum  Selbstkosten- 
preis. Im  weiteren  Verlauf  der  Besprechung  wird  die 
Ansicht  vertreten,  daß  amerikanische  Verhältnisse  zurzeit 
noch  nicht  für  uns  übertragbar  seien.  Die  Erfahrungen 
haben  gezeigt,  daß  die  Praxis  nicht  in  der  Lage  ist,  den 
jungen  Leuten,  die  sich  der  technischen  Laufbahn  zu- 
wenden wollen,  die  gehörige  praktische  Ausbildung  zu 


472 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  30 


geben,  und  lediglich  deswegen  müsse  der  technologische 
Unterricht  die  Praxis  ergänzen. 

Unser  Verbandsmitglied,  Herr  Architekt  K.  Keiser, 
Oberlehrer  aus  Leipzig,  hielt  einen  Vortrag  über:  Tech- 
nisches Freihandzeichnen  für  Maschinen- 
bauer. Mit  einem  geschichtlichen  Rückblick  über  das 
Zeichnen  im  allgemeinen  beginnend,  kommt  Redner  zum 
eigentlichen  Freihandzeichnen,  das  künstlerisches  Zeichnen 
sei,  und  führt  den  Nachweis,  daß  auch  technisches  Frei- 
handzeichnen unbedingt  notwendig  ist.  Hierdurch  wird 
erst  das  Form-  und  Raumdenken  geweckt.  Die  anfäng- 
liche Darstellung  im  technischen  Freihandzeichnen  neigte 
noch  zu  sehr  dem  künstlerischen  zu,  praktische  und  tech- 
nische Anforderungen  fanden  zu  wenig  Beachtung,  der 
Hauptwert  wurde  auf  raffinierte  Darstellung  gelegt.  Redner 
erklärt  an  Hand  ausgestellter  Lehrgänge  das  methodische 
Abzeichnen  einzelner  Maschinenteile  nach  Naturmodellen, 
das  Gedächtniszeichnen  und  das  damit  verbundene  Ueben 
im  richtigen  Schätzen  der  Abmessungen.  Auch  dieser 
Vortrag  rief  einen  lebhaften  Austausch  der  Meinungen 
hervor. 

Sodann  folgte  ein  Bericht  über  die  Arbeit 
des  Deutschen  Ausschussus  für  technisches 
Schulwesen  im  vergangenen  Jahre.  Wir 
können  es  uns  hier  ersparen,  auf  den  Bericht  einzugehen, 
da  die  Arbeit  des  Deutschen  Ausschusses  an  Hand  des 
gedruckt  vorliegenden  Berichtes  in  einem  besonderen  Auf- 
satz durch  Herrn  Baugewerkschuldirektor  Hirsch  behan- 
delt wird,  auf  den  wir  schon  heute  verweisen. 

Den  Sondersitzungen  der  übrigen  noch  nicht  erwähnten 
Gruppen  lagen  ebenfalls  reichhaltige  Tagesordnungen  zur 
Erledigung  vor.  Es  würde  zu  weit  führen,  auch  darüber 
zu  berichten,  es  soll  nur  noch  erwähnt  sein,  daß  in  der 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Der  achte  Gewerkschaftskongreß 

In  der  letzten  Juniwoche  hat  in  Dresden  der  Kongreß 
der  freien  Gewerkschaften  Deutschlands  getagt.  In 
ruhigen,  sachlichen  Verhandlungen  ist  eine  bedeutende 
Summe  praktischer  Arbeit  geleistet  worden,  sind  Be- 
schlüsse gefaßt,  die  in  ihrer  Wichtigkeit  weit  über  die 
gewöhnliche  Art  der  Kongreßbeschlüsse  hinausgehen.  Die 
Arbeit  der  in  Dresden  versammelt  gewesenen  Delegierten 
ist  dadurch  ausgezeichnet,  daß  ihre  Resolutionen  nicht  auf 
dem  Papier  stehen  bleiben,  sondern  den  Worten  die  Taten 
unmittelbar  folgen  werden. 

Aus  dem  reichen  Arbeitsprogramm  seien  einige  Ka- 
pitel herausgegriffen: 

Im  Zusammenhang  mit  dem  Tätigkeitsbericht  der 
Generalkommission  wurde  die  Frage  der  Lehrkräfte  an 
den  gewerkschaftlichen  Unterrichtskursen  kurz  besprochen 
und  in  dem  Sinn  entschieden,  daß  nicht  in  erster  Linie 
für  die  Ansicht  des  Lehrers  ausschlaggebend  sein  solle 
das  Bekenntnis  zum  Erfurter  Programm  der  Sozialdemo- 
kratie, sondern  allein  der  Umstand,  daß  er  seiner  Aufgabe 
gewachsen  sei  und  die  in  Betracht  kommende  Materie 
wissenschaftlich  einwandfrei  behandeln  könne.  Also  nicht 
darauf  soll  es  ankommen,  daß  'die  reine  unverfälschte  Lehre 
von  Karl  Marx  vorgetragen  werde,  daß  die  Gewerkschafts- 
kurse bloße  Filialen  der  Parteischulen  darstellen,  sondern 
die  Qualifikation  als  Lehrer,  der  die  Idee  der  Gewerkschaft 


Kunstgewerbeschulmänner-Oruppe  einer  der  Unseren,  Herr 
Hugo  Krause,  Lehrer  an  der  Kgl.  Fachschule  in 
Iserlohn,  über:  „Die  künstlerische  Färbung  der  Metalle, 
ihre  Wege  und  Ziele",  sprach. 

Nach  Beendung  sämtlicher  Gruppensitzungen  standen 
in  einer  gemeinschaftlichen  Schlußsitzung  noch  verschie- 
dene geschäftliche  Beratungen  zur  Erledigung.  Einer 
Aussprache  zufolge  wird  eine  generelle  Bearbeitung  der 
Beziehungen  zwischen  den  Fachschulen 
einerseits  und  dem  Meisterprüfungswesen 
andererseits  im  kommenden  Jahre  erfolgen.  An- 
regungen hierzu  haben  bereits  vorher  die  Handwerks- 
kammern und  der  Handwerkskammertag  im  Jahre  IQIO 
gegeben. 

Der  Vertreter  des  D.  T.-V.  (Kahnt,  Leipzig)  sprach 
nach  verschiedenen  anderen  Ausführungen  noch  den  Direk- 
toren, die  zur  Unterrichtserteilung  an  Fach-  und  Fort- 
bildungsschulen Techniker  herangezogen  haben,  Anerken- 
nung und  Dank  aus  und  wünschte,  daß  in  noch  viel 
größerem  Maße  zu  fachlichen  Unterrichtszweigen  Tech- 
niker verwendet  werden  möchten. 

Für  das  nächste  Jahr  wurde  Braunschweig  als 
Tagungsort  gewählt;  es  soll  mit  der  stattfindenden 
23.  Wanderversammlung  das  25  jährige  Bestehen  des  Deut- 
schen Gewerbeschul-Verbandes  gefeiert  werden.  Mit  be- 
sonderem Dank  an  alle  Vortragenden  und  anwesenden 
Vertreter  wurde  hierauf  die  an  Arbeiten  reiche  22.  Wander- 
versammlung durch  den  1.  Vorsitzenden  geschlossen. 

Wenn  wir  das  Arbeitsgebiet  des  Deutschen  Gewerbe- 
schül-Verbandes  überblicken,  so  muß  in  uns  die  Ueber- 
zeugung  erstarken,  daß  wir  in  gemeinschaftlicher  Arbeit 
mit  demselben  dem  technischen  Berufe  bestens  dienen. 

Baumeister  Kahnt,  Leipzig. 


unter  seinen  Hörern  auszusäen  verstünde,  das  sei  die 
Hauptsache. 

Von  größerer  Bedeutung  war,  daß  fortan  gebrochen 
werden  soll  mit  dem  System,  wie  bisher  die  finanziellen 
Mittel  in  Fällen  ungewöhnlich  umfangreicher  Arbeits- 
streitigkeiten aufgebracht  wurden.  Wenn  in  den  letzten 
Jahren  Aussperrungen  oder  Streike  stattgefunden  hatten, 
die  über  den  Kreis  und  die  Mittel  einer  einzelnen  Ge- 
werkschaft hinausgingen,  so  hatte  man  sich  mit  frei- 
willigen Sammlungen  zu  helfen  gesucht,  indem  man  auf 
die  Hilfsbereitschaft  der  Kameraden  in  anderen  Gewerben 
baute.  Dies  war  ein  Verfahren,  das  trotz  aller  Opfer- 
willigkeit doch  einmal  versagen  konnte,  wenn  es  sich 
um  Aussperrungen  in  größerem  Stile  oder  um  solche  Fälle 
handelte,  wo  der  Kampf  kein  sehr  aussichtsreiches  Unter- 
nehmen war.  So  beschloß  man  grundsätzlich,  das  Um- 
lageverfahren einzuführen,  indem  die  benötigten  Summen 
durch  die  der  Zentralkommission  angeschlossenen  Ver- 
bände nach  Maßgabe  ihrer  Mitgliederzahl  aufgebracht 
werden  sollen. 

Neben  diesen  inneren  Angelegenheiten  wurde  alles  das 
in  den  Kreis  der  Beratungen  gezogen,  was  aus  der  Sozial- 
politik der  Gegenwart  nur  irgendwie  von  Interesse  für 
die  Arbeiterschaft  sein  konnte.  Die  Fragen  der  Heim- 
arbeit und  Hausindustrie,  Arbeiterschutz  und  Arbeiter- 
versicherung, Arbeitsnachweis  und  Arbeitslosenversiche- 
rung wurden  behandelt. 

Für  die  Privatangestellten  von  besonderem  Interesse 
ist  das  Referat  des  bekannten  Berliner  Rechtsanwalts 
Heinemann  über  den  Vorentwurf  zu  einem  neuen  Deut- 
schen Reichsstrafgesetzbuch    geworden.    Was  da  über 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


473 


die  Gefahren,  die  dem  freien  Vereinigungsrecht,  letzten 
Endes  den  Organisationen  selber  drohen,  gesagt  ist,  gilt 
Satz  für  Satz  auch  den  Angestelltenverbänden.  So  un- 
geheuerlich es  klingen  mag:  mit  Zuchthausstrafe  wird 
bedroht,  wer  einen  oder  mehrere  Arbeitgeber  darauf  hin- 
weist, daß  ihre  Arbeiter  bei  Ablehnung  der  von  diesen 
aufgestellten  Forderungen  evtl.  die  Arbeit  niederlegen 
würden.  Die  Konsequenzen  dieses  so  gefaßten  Erpres- 
sungsparagraphen sind  unübersehbar.  Er  bedeutet  prak- 
tisch nichts  anderes  als  den  Abbruch  friedlicher  Verhand- 
lungen zwischen  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer,  als  die 
Verwirklichung  der  .Wünsche  jener  Scharfmacher,  deren 
sehnlichstes  Begehren  es  ist,  mit  staatlichen  Zwangsmitteln 
die  Arbeiterbewegung  niederzuhalten.  Und  die  Angestell- 
ten haben  alle  Ursache,  diese  Debatten  des  Kongresses' 
mit  Eifer  zu  studieren,  ihre  Handlungen  darnach  ein- 
zurichten und  rechtzeitig  in  eine  Abwehrbewegung  ein- 
zutreten, ehe  es  auch  hier  zu  spät  ist.  Hier  wäre  ein 
Zusammenarbeiten  Hand  in  Hand  mit  den  Organisationen 
der  Arbeiter  durchaus  am  Platze.  Es  stehen  die  ursprüng- 
lichsten Interessen  in  gleicher  Weise  auf  dem  Spiel,  in 
gleicher  Weise  geht  der  Kampf  um  Lebensfragen  der 
Organisationen. 

Was  der  Kongreß  über  die  Privatangestelltenbewegung 
selber  zu  sagen  hatte,  war  weniger  'bedeutend  und  auch 
weniger  wichtig  als  das,  was  über  das  bedrohte  Koalitions- 
recht gesagt  wurde.  P.  Lange  hielt  das  Referat  über 
die  Stellung  der  Privatangestellten  im  Wirtschaftsleben. 
Neues  konnte  bei  der  Nat«r  der  Sache  kaum  vorgebracht 
werden.  Aber  die  Ausführungen  hatten  den  Vorzug,  daß 
sie  großzügig  und  einheitlich  die  soziale  Lage  darstellten 
unter  gehöriger  "Würdigung  der  Besonderheiten  gegenüber 
der  Masse  der  Arbeiter.  Er  betonte,  die  Angestellten 
hätten  den  Interessengegensatz  zwischen  Kapital  und 
Arbeit  noch  nicht  hinreichend  erkannt.  Aber  wie  bisher 
schon  ältere  Verbände  durch  den  Zwang  der  Entwicklung 
genötigt  worden  seien,  sozialpolitisch  tätig  zu  werden, 
so  werde  der  weitere  Gang  der  Entwicklung  schon  von 
selber  seine  Wirkung  tun  und  die  Angestellten  dahin 
führen,  daß  sie  den  Mut  haben  würden,  auszusprechen, 
was  doch  Tatsache  sei,  nämlich  die  Gleichartigkeit  ihrer 
Interessen  mit  denen  der  Arbeiterschaft.  Wenn,  heute 
freilich  die  Unternehmer  noch  erfolgreich  seien,  den  Gegen- 
satz zwischen  Privatangestellten  und  Arbeitern  aufrecht  zu 
erhalten  und  so  beide  Teile  unterdrückten  und  aus- 
beuteten, so  werde  die  Aufklärungsarbeit  das  ihre  tun,  bis 
auch  die  Angestellten  einschwenkten  in  die  große  ein- 
heitliche soziale  Bewegung,  bis  auch  sie  in  Wirklichkeit 
ein  Glied  der  sozialen  Bewegung  sein  würden. 

Das  wirklich  Neue,  den  kühnen  Griff  in  die  Zukunft, 
brachten  die  Verhandlungen  über  das  Zusammenarbeiten 
der  Generalkommission  mit  dem  Zentralverband  deutscher 
Konsumvereine.  Eine  recht  nüchtern  klingende  Resolution 
besagte  folgendes:  Generalkommission  und  Zentralver- 
band setzen  sich  miteinander  in  Verbindung  und  gründen 
eine  gewerkschaftlich-genossenschafthche  Unterstützungs- 
kasse. Ihre  Aufgabe  soll  sein,  den  beiderseitigen  Mit- 
gliedern und  deren  Famihenangehörigen  auf  Grund  frei- 
williger Beiträge  Unterstützung  für  den  Fall  des  Todes, 
des  Alters,  der  Kinderversorgung  usw.  zu  gewähren,  mit 
anderen  Worten  die  Begründung  einer  Volksversicherung. 
Unsere  privaten  Versicherungsgesellschaften  zeichnen  sich 
vor  allen  anderen  Arten  der  Kapitalsanlage  dadurch  aus, 
daß  sie  die  höchsten  Gewinne  ihren  Aktionären  erbrachten. 
Eine  Dividende  von  23o/o  ist  der  normale  Gewinnsatz. 
Prüft  man  aber  die  Art,  wie  diese  großen  Gewinne  erzielt 
werden,  so  kommt  man  sehr  bald  zu  einem  recht  be- 
trübenden Resultat.  Diese  heute  bestehenden  Versicherungs- 
gesellschaften, die  sich  den  schönen  Namen  „Volksver- 
sicherung" beigelegt  haben,  versichern  in  6,8  Millionen 
Fällen,  arbeiten  mit  einem  Kapital  von  1345  Millionen  Mark, 
haben  einen  Verwaltungskostenaufwand  von  ca.  29  Milho- 
nen  Mark  und  erzielen  in  Summa  17  Millionen  Mark 
Ueberschüsse.  Diese  ,, Volksversicherung"  baut  ihre  Er- 
folge aber  fast  ausschließlich  auf  die  Unerfahrenheit  der 


Minderbemittelten  auf.  So  sind  in  einem  Jahre  69  Millionen 
Mark  Policen  für  verfallen  erklärt  worden,  weil  die  Be- 
träge nicht  rechtzeitig  bezahlt  wurden.  Diesen  empörenden 
Mißständen  stellt  die  Arbeiterschaft  der  freien  Gewerk- 
schaften künftig  die  eigene  Versicherung  entgegen  und 
ihr  oberster  Grundsatz  wird  lauten:  kein  Pfennig  ge- 
leisteter Beiträge  soll  verloren  gehen.  Mindestens  zehn 
Millionen  Menschen  stehen  hinter  Gewerkschaften  und 
Konsumvereinen  und  sie  haben  die  Macht,  dem  unratio- 
nellen Treiben  der  Versicherungsgesellschaften  Einhalt 
zu  gebieten. 

Dieser  Beschluß  des  Dresdener  Gewerkschafts- 
'  kongresses  hat  schon  heute  eine  überragende  Bedeutung 
in  den  Annalen  der  Geschichte.  Er  bedeutet  nicht  mehr 
und  nicht  weniger  als  einen  Wendepunkt  in  der  Geschichte 
des  deutschen  Volkes,  er  öffnet  das  Tor  in  die  Zukunft. 
Zum  erstenmal  in  der  Geschichte  des  Kapitalismus  wird 
an  Stelle  des  unverantwortlichen  Privatkapi- 
tals, wird  an  Stelle  der  mächtigsten  Aktiengesellschaften 
und  ihre  Herrschaft  eine  der  Gesamtheit  der  beteiligten 
Volksgenossen  verantwortliche  Produktion,  wird  an 
Stelle  der  unregulierten  Erwerbswirtschaft  und  ihrer 
Ausbeutung  die  freiwillig  auf  genossenschaftlicher  Grund- 
lage aufgebaute  Versicherung  gesetzt.  Und  schon  jetzt  ist 
der  weitere  Weg  in  die  kommenden  Zeiten  gewiesen.  Wie 
hier  im  Versicherungswesen  eine  Art  der  Kapitalsanlage 
getroffen  wurde,  die  für  die  Gesamtheit  unrationell 
arbeitete,  so  werden  andere,  die  nicht  minder  unvernünftig 
arbeiten,  dereinst  folgen.  Die  Etappen  sind  diese:  erst 
entstehen  die  Gewerkschaften,  ihnen  folgen  die  Konsum- 
vereine, dann  kommt  die  Zeit,  da  ein  Herrschaftsgebiet 
des  Kapitals  nach  dem  andern  in  den  Besitz  der  organi- 
sierten Mehrzahl  der  arbeitenden  Volksgenossen  übergeht. 
Die  Zeit  der  alten  Gewerbefreiheit  ist  endgültig  vorüber. 
Nicht  diejenige  Organisation  der  Volkswirtschaft  gilt  uns 
als  die  wertvollste,  die  es  den  einzelnen  ermöglicht,  sich 
auf  Kosten  und  zum  Schaden  der  Gesamtheit  zu  bereichern, 
sondern  zuerst  fragen  wir,  ob  gerade  durch  diese  oder 
jene  Art  der  Produktion  der  Gesamtheit  am  meisten  ge- 
dient ist.  Neue  Werte  sind  im  Werden  begriffen.  An 
Stelle  des  einzelnen  und  seines  egoistischen  Interesses 
will  die  Gesamtheit  ihre  Rechte  geltend  machen.  Wir 
glauben  nicht  mehr,  daß  dem  Volksganzen  damit  gedient 
ist,  wenn  der  einzelne  unbekümmert  um  die  links  und 
rechts  neben  ihm  Stehenden  nur  seinen  Vorteil  sucht; 
wir  glauben  vielmehr,  daß  die  Zeit  kommen  muß,  wo 
der  oberste  Maßstab  zur  Bewertung  von  Wert  oder  Un- 
wert aller  Tätigkeit  sein  wird:  Welchen  Nutzen  hat  die 
Gesamtheit  davon?  So  sehen  wir,  wie  ein  Teil  des 
Volkes  sich  ein  neues  Haus  zu  bauen  beginnt.  Die  Ge- 
werkschaften legten  die  Fundamente  des  neuen  uebäudes, 
das  in  ferner  Zukunft  uns  'alle  beherbergen  wird.  Sie 
zeigen  vor  allem  das  Mittel,  durch  das  wir  eine  hÖTiere 
Form  des  Daseins  erobern  sollen.  ,, Genossenschaftliche 
Organisation"  heißt  das  Wort,  das  die  Zukunft  in  sich  trägt. 

Was  die  Vertreter  der  freien  Gewerkschaften  in 
Dresden  beschlossen  haben,  ist  ein  verheißungsvoller  An- 
fang. Danken  wir  ihnen,  daß  sie  den  Mut  fanden  zu 
kühner  Tat,  danken  wir  ihnen  als  den  Schöpfern  eines 
solchen  Willens. 


STANDESBEWEGUNG 


Die  Angestellten  der  Torpedowerkstatt  und  der  neue 
Dienstvertrag 

Nun  hat  das  Reichsmarineamt  auch  den  An- 
gestellten der  Torpedowerkstatt  in  Friedrichs- 
ort den  ominösen  Dienstvertrag  vorgelegt;  einstweilen 
nur  zur  Kenntnisnahme  und  Rückäußerung  und  ohne  das 
Zwangsmittel  der  vorherigen  Kündigung,  das  bei  den 
Bautechnikern  der  Intendanturen  und  Garnisonbauämter 
angewendet  wurde.    Unsere  Kampfbereitschaft  ist 


474 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  30 


also  anscheinend  beim  Reichsmarineamt  doch  nicht  ganz 
ohne  Eindruck  gebUeben.  Erfreuhcherweise  lehnen  die 
technischen  Privatangestellten  der  Torpedowerkstatt  den 
Dienstvertrag  in  der  vorgelegten  Form  ebenso  einmütig 
ab,  wie  die  Angestellten  der  Bauämter.  In  einer  Eingabe 
an  ihre  Direktion  haben  sie  die  gemeinsamen  Forderungen 
der  Technikerorganisationen  —  Verband  und  Bund 
kommen  hier  gleichermaßen  in  Betracht  —  zum  Ausdruck 
gebracht  und  die  Gründe  angeführt,  die  uns  zwingen, 
das  Vertragsmuster  des  Reichsmarineamtes  zu  bekämpfen. 

.Wir  lassen  diese  Eingabe  nachstehend  im  Wortlaut 
folgen : 

Friedrichsort,  den  8.  Juli  1911. 

Betrifft :  Anstellungsverhältnisse 
der  Techniker  der  Kaiserlichen  Torpedo- 
Werkstatt. 

Nach  eingehender  Aussprache  über  den  uns  am  Sonnabend, 
dem  1.  d.  M.,  zur  Kenntnisnahme  und  Aeußcrungi 
übergebenen  neuen  Dienstvertrag  gestatten  wir  uns,  Ihnen  als 
unsere  Meinung  über  diesen  Vertrag  folgendes  mitzuteilen: 

Wir  sind  nicht  abgeneigt,  unsere  Tätigkeit  bei  der  Kaiser- 
lichen Torpedo-Werkstatt  Friedrichsort  auf  einen  neuen 
Dienst  vertrag  zu  gründen,  können  uns  aber  mit  der 
Annahme  eines  solchen  Vertrages  nur  dann  einverstanden  er- 
klären, wenn  er  uns  gegenüber  unseren  bisherigen  Ansteliungs- 
bedingungen  Verbesserungen  bringt. 

Unter  diesem  Gesichtspunkte  betrachtet,  ist  jedoch  der  am 
Sonnabend  uns  übergebene  Vertrag  in  der  vorliegenden  Fassung 
für  uns  vollkommen  unannehmbar,  denn  er  enthält 
eine  Reihe  von  Bestimmungen,  die  nicht  nur  als  unsozial, 
sondern  als  eines  technischen  Angestellten  geradezu .  unwürdig 
bezeichnet  werden  müssen. 

Im  Einzelnen  haben  wir  gegen  den  Vertragsentwurf  folgendes 
einzuwenden : 

Im  zweiten  Satz  des  §  3  wird  verlangt,  daß  der  Dienst- 
verpflichtete erforderlichenfalls  auch  über  ,die  festgesetzten 
Dienststunden  hinaus  an  Sonn-  und  Feiertagen  ohne  besondere 
Vergütung  arbeite.  Diese  Forderung  erscheint  uns  ungerecht- 
fertigt, denn  unsere  Arbeitskraft  stellt  unser  einziges  Vermögen 
dar,  und  wir  halten  uns  nicht  für  berechtigt,  sondern  in  unserem 
eigenem  Interesse  und  dem  unserer  Angehörigen  geradezu  für 
verpflichtet,  für  eine  über  das  durchschnittliche  Maß  iiinausi 
gehende  Dienstleistung  auch  eine  angemessene  Vergütung  zu 
beanspruchen.  Die  Organisationen  haben  die  Forderung  auf- 
gestellt, daß  regelmäßig  wiederkehrende  Ueberstunden  mit 
2  0  o/o  Oehaltsaufschlag  vergütet  werden.  Wir 
halten  diese  Forderung  für  berechtigt  und  bitten  deshalb,  den 
§  3  des  Vertrages  entsprechend  zu  ändern. 

In  §  5  des  Vertrages  wird  für  die  Verletzung  der 
Dienstpflicht  eine  Bestrafung  bis  zu  30  M  vorgesehen. 
Eine  derartige  Bestimmung  halten  wir  für  eines  technischen  An- 
gestellten unwürdig.  Die  lallgemeinen  gesetzhchen  Vor- 
schriften geben  dem  Arbeitgeber  ausreichende  Möglichkeiten 
einen  Angestellten,  der  seinen  diensthchen  Verpflichtungen  nicht 
nachkommt,  zu  bestrafen.  Dem  Stande  der  technischen  An- 
gestellten wird  aber  im  allgemeinen  ein  hohes  Pflichtbewußtsein 
und  damit  im  Zusammenhang  ein  wesentliches  Verdienst  an  dem 
Aufschwung  unseres  Wirtschaftslebens  zugesprochen.  Wir  halten 
es  deshalb  nicht  für  gerechtfertigt,  Mitglieder  dieses  Standes 
über  die  gesetzlichen  Bestimmungen  hinaus  mit  Strafen  für 
Pflichtverletzungen  zu  hedrohen.  Demgemäß  bitten  wir,  aus 
dem  §  5  „oder  mit  Geldstrafe  bis  zu  30  M"  zu  streichen. 

Im  §  6  wird  der  Dienstverpflichtete  mit  Bestrafung  nach 
§  5  bedroht,  wenn  er  von  der  Vorschrift  im  ersten  Satz  desl 
.§  6  abweicht,  oder  eine  Beschwerde  leichtfertig  er- 
hebt, oder  in  ihr  Unwahres  wider  besseren  Wissens  behauptet. 
Auch  in  dieser  Bestimmung  erblicken  wir  ein  ungerechtfertigtes 
Mißtrauen  gegen  die  technischen  Angestellten.  Wir  sind  uns 
nicht  bewußt,  leichtfertige  Beschwerden  jemals  erhoben  zu  haben, 
oder  gar  Unwahres  in  unsern  Eingaben  behauptet  zu  haben. 
Deshalb  halten  wir  es  auch  zum  mindesten  für  überflüssig,  diesen 
Satz  überhaupt  in  den  Dienstvertrag  aufzunehmen.  Wir  bitten 
also,  ihn  zu  streichen.  , 

Im  §  7  wird  dem  Dienstverpflichteten  verboten,  eine 
Nebenbeschäftigung  zu  nehmen.  Diese  Bestimmung 
ist  geeignet  uns  wirtschaftlich  stark  zu  schädigen.  Wir  können 
auch  nicht  glauben,  daß  die  Interessen  der  Kaiserhchen  Torpedo- 
Werkstatt  geschädigt  werden  können,  wenn  wir  außerhalb 
imserer  Dienststunden  eine  Nebenbeschäftigung,  etwa  als  Lehrer 
in  gewerblichen  Fortbildungsschulen  oder  dergl.  ausübten.  Des- 
halb bitten  wir,  im  §  7  die  Worte  „keine  Nebenbeschäftigung 
zu  nehmen",  zu  streichen. 


Im  §  9  wird  der  rechtliche  Anspruch  auf  Urlaub 
ausgeschlossen.  Eine  derartige  Bestimmung  kann  mit 
den  sozialen  Anforderungen  unserer  Zeit  nicht  in  Einklang  ge- 
bracht werden.  Selbst  in  der  Privatindustrie  wird  in  immer 
steigendem  Maße  anerkannt,  daß  den  Angestellten  zur  Auf- 
frischung ihrer  körperlichen  und  geistigen  Kräfte  ein  angemes- 
sener Erholungsurlaub  gewährt  werden  muß.  Wir  erlauben  uns, 
auf  die  mittleren  Hilfsbeamten,  Klasse  II,  der  Kaiserlichen  Werft 
Kiel  und  der  auf  der  T.-I.  (Torpedoinspektion)  hinzuweisen. 
Dortselbst  kann  diesen  Herren  nach  Verfügung  ein  Urlaub  von 

3  Wochen   und   nach  dem   45.    Lebensjahre   ein    solcher  von 

4  Wochen  gewährt  werden.  Bei  der  Festsetzung  der  Dienstzeit 
sind  auch  die  bei  anderen  Marinebetrieben  geleisteten  Dienst- 
jahre mit  in  Anrechnung  zu  bringen.  Wir  bitten  die  T.-W. 
um  Aufnahme  dieser  Bestimmung  in  den  neuen  Dienstvertrag. 

Ganz  besonders  anfechtbar  erscheinen  uns  die  Bestim- 
mungen im  zweiten  und  dritten  Absatz  des  §  12.  Wir  halten 
es  für  eine  höchst  unsoziale  Härte,  daß  einem  erkrankten 
Angestellten  gekündigt  werden  kann,  wenn  er 
länger  als  14  Tage  krank  ist,  und  nicht  mit  einiger  Bestimmt- 
heit angegeben  werden  kann,  daß  die  Krankheit  innerhalb  einer 
weiteren  vierzehntägigen  Frist  gehoben  sein  wird,  und  daß  dem 
Erkrankten  sogar  in  der  Regel  gekündigt  werden  soll,  wenn  die 
Krankheit  länger  als  4  Wochen  dauert.  Ebenso  vermissen  wir 
soziale  Rücksichten  in  der  Bestimmung  des  dritten  Absatzes, 
daß  dem  Angestellten  das  Krankengeld  vom  Gehalt  abgezogen 
werden  soll.  Gegen  diese  Bestimmung  müssen  wir  umsomehr 
lebhaften  Einspruch  erheben,  als  in  den  Verträgen  der 
Heeresverwaltung  wesentlich  günstigere  Normen  für  den 
Fall  der  Erkrankung  des  Angestellten  aufgestellt  sind.  Es  heißt 
dort:  „In  Krankheitsfällen  haben  Techniker  Anspruch  auf  Fort- 
gewährung ihrer  Vergütung  für  die  Dauer  ihrer  Erkrankung 
und  des  Urlaubs  zur  Wiederherstellung  der  Gesundheit.  An- 
spruch dauert  bei  einem  Einkommen  bis  zu  2000  M  längstens! 
26  Wochen,  über  2000  M  längstens  13  Wochen,  vom  Tage  der 
Erkrankung  oder  vom  Beginn  des  Urlaubs  zur  Wiederherstellung 
der  Gesundheit  an,  Anspruch  besteht  auch  dann,  wenn  während 
der  Erkrankung  oder  des  LJrlaubs  zur  Wiederherstellung  der 
Gesundheit  das  Arbeitsverhältnis  sein  Ende  erreicht."')  —  Diese 
Bestimmungen  werden  den  sozialen  und  wirtschaftlichen  Inter- 
essen der  Angestellten  in  einem  Maße  gerecht,  daß  wir  nur 
bitten  können,  sie  anstelle  des  jetzigen  Wortlauts  des  §  12 
in  den  uns  vorgelegten  Vertrag  zu  übernehmen. 

Im  §  15  Absatz  B  wird  erfreulicherweise  bestimmt,  daß 
den  Angestellten  ihre  vertragliche  Vergütung  während 
militärischer  Uebungen,  sowie  während  der 
Uebungen  a  und  b  der  Offizieraspiranten  weitergezahlt  werden 
soll.  Es  ist  jedoch  die  Einschränkung  gemacht,  daß  der  Dienst- 
verpflichtete mindestens  ein  Jahr  im  Marinedienst  beschäftigt  ge- 
wesen sein  muß.  Diese  Einschränkung  halten  wir  gerade  in 
einem  Reichsbetriebe,  der  doch  in  erster  Linie  die  Pflicht  hat, 
dafür  zu  sorgen,  daß  seine  Angestellten  durch  die  Erfüllung 
ihrer  militärischen  Pflichten  keine  materiellen  Nachteile  erleiden, 
für  unberechtigt.  Wir  erlauben  uns  daran  zu  erinnern,  daß  erst 
vor  kurzem  der  Herr  Kriegsminister  an  die  Privat- 
industrie eine  Mahnung  gerichtet  hat,  ihren  Angestellten  die 
Erfüllung  ihrer  militärischen  Pflichten  nicht  zu  erschweren. 
Wenn  eine  solche  Aufforderung  an  die  Privatindustrie 
gerichtet  wird,  dann  darf  doch  wohl  erwartet  werden,  daß  die 
Reichsbehörden  mit  gutem  Beispiel  xoran- 
gehen  und  bitten  wir  deshalb  die  Worte:  „mindestens  ein 
Jahr  im  Marinedienst  beschäftigt  gewesen  ist",  zu  streichen. 
Ebenso  bitten  wir  um  Streichung  des  Absatzes  C  des  §  15. 
Der  Gesetzgeber  hat  in  §  6 1  6  des  B.  G.  B,  seinen  Willen 
zum  Ausdruck  gebracht,  daß  dem  Angestellten  aus  einer  gering- 
fügigen Dienstversäumnis,  die  in  persönlichen  Verhältnissen  ihren 
Grund  hat,  kein  wirtschaftlicher  Nachteil  erwachse.  Entgegen- 
stehende vertragliche  Abmachungen  halten  wir  für  unsozial  und 
namentlich  eines  Reichsbetriebes  für  unwürdig.  Wir  bitten  des- 
halb, diesen  Satz  zu  streichen. 

Im  §  16  wird  bestimmt,  daß  alle  Erfindungen,  die 
der  Dienstverpflichtete  in  Ausübung  seines  Dienstes  oder  mit 
Benutzung  amtlichen  Materials  macht,  Eigentum  der  Kaiserlichen 
Marine  seien.    Dieser  Eingriff  in  das  Recht  des  An- 

*)  In  den  neuen  Verträgen  der  Heeresverwaltung  ist  die 
Fortzahlung  des  Gehaltes  auf  die  Dauer  von  26  Wochen  für 
alle  Angestellten  gewährleistet.  So  heißt  es  z.  B.  in 
den  Bedingungen  für  Annahme  und  Beschäftigung  der  Tech- 
niker bei  den  technischen  Instituten  im  §  36  Abs.  d: 

„In  Krankheitsfällen  haben  die  Techniker  Anspruch  auf 
Fortgewährung  ihrer  Vergütung  für  die  Dauer  ihrer  Krank- 
heit, jedoch  nur  bis  auf  längstens  26  Wochen  vom  Tage 
der  Erkrankung  an,  ausgenommen,  wenn  bei  ihrer  Annahme 
feststeht,  daß  sie  weniger  als  ö  Monate  beschäftigt  werden. 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


475 


gestellten  auf  sein  geistiges  Eigentum  wider- 
spricht jeder  sozialen  Gerechtigkeit.  In  den  weitesten  Kreisen! 
bricht  sich  immer  mehr  die  Ueberzeu^ung  Bahn,  daß  unser 
heutiges  Patentgesetz  lückenhaft  ist,  weil  es  das  Eigentums- 
recht an  der  Erfindung  nicht  dem  Erfinder,  sondern  dem  An- 
melder sichert.  Wenn  es  nun  schon  als  durchaus  unsozial 
bezeichnet  wird,  wenn  Privatbetriebe,  also  Erwerbsgeschäfte  sich 
das  Anrecht  auf  die  Erfindungen  ihrer  Angestellten  zusichern 
lassen,  so  muß  es  zu  entschiedenstem  Widerspruch  heraus- 
fordern, wenn  eine  Reichsbehörde,  die  doch  keinerlei  Erwerbs- 
interessen zu  verfolgen  hat,  ihren  Angesteliten  gegenüber  in 
gleicher  Weise  vorgeht.  Wir  betrachten  eine  Erfindung  als 
die  allerpersönlichste  Schöpfung  des  Erfinders  und  halten  esi 
deshalb  für  gerecht,  daß  ihm  auch  das  Eigentumsrecht  an  seiner 
Erfindung  vorbehalten  bleibt.  Auf  die  Interessen  des  Reiches 
kann  u.  E.  dadurch  Rücksicht  genommen  werden,  daß  in  den 
Vertrag  eine  Bestimmung  aufgenommen  wird,  wonach  ein  Li- 
zenzrecht an  der  Erfindung  gegen  eine  angemessene! 
Entschädigung  der  Kaiserlichen  Marine  zur  Ausnutzung 
für  ihre  eigenen  Betriebe  überlassen  werden  muß.  Zur  Fest- 
stellung der  Höhe  der  Entschädigung  wäre  im  einzelnen  Pal! 
ein  Schiedsgericht  zu  berufen,  zu_  dem  der  Erfirtder  und 
die  Behörde  je  einen  Beisitzer  und  diese  in  Uebereinstimmung 
einen  unparteiischen  Obmann  zu  wählen  hätten.  Wir  bitten 
deshalb,  den  §  16  in  folgender  Weise  zu  ändern: 

Das    Eigentumsrecht    an    den   Erfindungen   des  Dienst- 
verpflichteten verbleibt  ihm    s'felbst.     Sofern   es  sich  jedoch 
um  eine  Erfindung  handelt,  die  mit  seiner  dienstlichen  Tätig- 
keit im  Zusammenhang  steht  und  die  in  den  Betrieben  der 
Kaiserlichen  Marine  verwertet  werden  kann,  hat  die  Kaiser- 
liche Marine  das  Recht,  gegen  eine  angemessene  Entschädi- 
gung das  gebührenfreie  Lizenzrecht  für  die  Ausnutzung  der 
Erfindung  in  ihren  eigenen  Betrieben  zu  erwerben.    Ueber  die 
Höhe  der  Entschädigung  entscheidet  im  Streitfalle  ein  Schieds- 
gericht,   zu    dem    die   Torpedo-Werkstatt   und   der  Dienst- 
verpflichtete je  einen  Beisitzer,  die  Beisitzer  im  gegenseitigen 
Einverständnis  einen  Obmann  wählen.    Der  Spruch  des  Schieds- 
gerichts ist  gültig. 
Im  §  17  bitten   wir  die  Streichung  des  letzten  Absatzes 
und  bitten  dafür  zu  setzen:    „Zureisekosten  behufs  An- 
tritt des  Dienstes  werden  auf  Antrag  gewährt",  wie  dies  größten- 
teils  bei    Privatfirmen   gehandhabt  wird. 

Im  §  18  wird  bestimmt,  daß  während  einer  planmäßigen 
oder  teilweisen  Mobilmachung  der  Kaiserlichen  Marine! 
oder  des  Heeres  eine  Kündigung  des  Dienstver- 
pflichteten unzulässig  sei.  Wir  erkennen  an,  daß, 
die  Rücksicht  auf  die  Wehrfähigkeit  des  Reiches  im  Mobil- 
machungsfalle eine  gewisse  Beständigkeit  in  den  Marine-  und 
Heeresbetrieben  erfordert.  Wir  halten  es  aber  für  ungerecht,, 
vwenn  das  Kündigungsrecht  nur  für  den  Dienstverpflichteten^ 
ausgeschlossen  wird,  und  bttten  deshalb  im  letzten  Satz  des 
§  18  die  Worte:  „seitens  des  Dienstverpfhchteten"  zu  streichen. 

§  19  bitten  wir  dahin  abzuändern:  „die  gesetzlichen  Stem- 
pelkosten das  Vertrages  trägt  die  Kaiserliche  Tor- 
pedo-Werkstatt". 

Den  besonderen  Verhältnissen  der  Torpedo-Werkstatt  ent- 
sprechend wird  noch  um  Einführung  der  Bestimmung  gebeten, 
daß  Techniker,  die  sich  im  Dienst  der  Torpedo-Werkstatt  be- 
währt haben  und  konstruktiv  tätig  sindj  zu  fiilfsarbeitern! 
für  Konstruktions-Bureaus  ernannt  werden  können^ 
als  Ersatz  für  die  im  Jahre  1905  in  Aussicht  gestellten  30  Be-. 
amtenstellen.  Zu  dem  sind  die  nach  §  17  des  jetzigen  Vertrages! 
zu  Konstruktionszeichnern  resp.  Technikern  ernannten  Personen 
weit  schlechter  gestellt  als  die  Meister,  sodann  aber  befinden 
sich  die  Techniker  in  Stellungen,  die  auf  den  Werften  von  Hilfs- 
arbeitern  für   Konstruktionsbureaus  besetzt  sind. 

Für  bereits  bei  der  Torpedo-Werkstatt  beschäftigte  Herrea 
bitten  wir  um  Aufnahme  des  folgenden  Passus: 

Der  Dienstverpflichtete  hat  nach  bestehenden  besonderen 
Bestimmungen  Teil  am  Unterstützungsfonds  für  Werftbeamte. 
Zum  Schluß  sei  noch  um  die  Aufnahme  gebeten. 

Die  auf  Privatdienstvertrag  angestellten  Personen  wählen 
aus  ihrer  Mitte  eine  Vertretung,  welche  das  gute  Verhältnis) 
zwischen  der  Behörde  und  den  Angestellten  fördern  soll. 
In  der  Hoffnung,  daß  unsere  Wünsche  bei  der  endgültigen, 
Formulierung  des   Vertrages   Berücksichtigung  finden  werden, 
zeichnen  wir  mit.  vorzüglicher  Hochachtung. 

An  die 

Kaiserliche  Torpedo-Werkstatt 
Friedrichsort. 

Mit  dieser  Eingabe  haben  die  Angestellten  pflicht- 
gemäß den  Dienstweg  eingehalten  und  nun  bleibt 
abzuwarten,  was  das  Reichsmarineamt  tun  wird.  Will 


es  den  Angestellten  der  Torpedowerkstatt  ebenfalls  den 
unsozialen  Dienstvertrag  aufzwingen,  dann  muß  auch 
hier  der  Widerstand  einsetzen.  Wir  sind  gerüstet,  um. 
den  aufgezwungenen  Kampf  durchzuhalten! 


Zum   Konflikt  mit   dem  Reichsmarine-Amt, 

ist  im  übrigen  zu  bemerken,  daß  die  Lage  noch  unver- 
ändert ist.  Am  1.  August  werden  die  Kollegen  in  Kiel, 
Wilhelmshaven,  Cuxhaven  und  Helgoland 
so  lange  aus  dem  Dienste  scheiden,  bis  das 
Reichsmarine-Amt  bereit  ist,  die  Forde- 
rungen der  Angestellten  zu  bewilligen. 

Die  Kollegen  der  Neubauverwaltung  Mürwik  und 
Sonderburg  haben  sich  ebenfalls  der  Bewegung  an- 
geschlossen und  die  in  Unkenntnis  der  Sachlage  zum 
Teil  bereits  gegebene  Unterschrift  wieder  zurückgezogen. 
Für  den  Fall,  daß  die  Unterschrift  nicht  mehr  zurück- 
gegeben werden  sollte,  haben  sie  auf  Grund  des  neuen  | 
Vertrages    gemeinschaftlich    ihre    Kündigung     ein- ; 
gereicht.    So  geben  auch  diese  Kollegen  ein  schönes  Bei-, 
spiel  der  Solidarität.    Der  Kreis  der  Beteiligten  ist  also 
geschlossen. 

Auch  die  Opferwilligkeit  der  Verbands- 
kollegen beginnt  sich  in  recht  erfreulichem  Maße  be-, 
merkbar  zu  machen.  Schon  nach  den  ersten  Notizen  der. 
Tagespresse,  die  von  einem  ,,Streik  der  Marine- 
techniker" schrieben,  obwohl  es  sich  doch  um  eine, 
Aussperrung  handelt,  trafen  unaufgefordert  Spenden ? 
bei  uns  ein,  die  den  Grundstock  des  neu  zu  schaffenden' 
Kampffonds  bilden  sollen. 

Der  Leipziger  Bautechniker-Verein  gab  250  M  als 
erste  Rate,  eine  Vorstandssitzung  der  Bezirksverwal- ^ 
tung  Brandenburg  brachte  als   Ertrag  einer  freiwilligen 
Sammlung  36  M;  ein  vor  kurzem  gemaßregelter  inzwischen  ; 
aber  wieder  in  besserer  Stellung  untergebrachter  Kollege| 
zeichnete  aus  Dankbarkeit  für  die  Unterstützung  des  Ver-: 
bandes  monatlich  10  M  usw.    Selbst  bis  ins  Ausland, 
ist  die  Kunde  von  dem  Kampf  der  Techniker  gedrungen.  ; 
Ein  ehemaliger  Marineangestellter  in  Zürich  überweist; 
uns  monatlich  5  M,  aus  Paris  und  anderen  Orten  sind« 
Spenden  eingegangen,  kurz  es  zeigt  sich,  daß  der  Kampf  ; 
um  den  Arbeitsvertrag  überall  helle  Begeisterung  aus- 
löst.  Auch  in  der  gesteigerten  Anmeldung  von  Mitgliedern 
kommt  das  gestärkte  Vertrauen  zum  Verbände  zum  Aus-, 
druck.  —  Wenn  diese  Stimmung  anhält  und  ein  edler, 
Wetteifer   Einzelmitglieder,    Vereine   und  Bezirksverwal- 
tungen anspornt,  durch  reiche  Sammlungen  den  Kriegs- 
schatz und  damit  unseren  im  Kampf  stehenden  Kollegen 
den  Rücken  zu  stärken,  kann  uns  der  Sieg  nicht  fehlen. 

Kfm. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  n 


Die  Geschichte  der  Lebensversicherung 

Das,  was  wir  heute  unter  Lebensversicherung  ver- 
stehen, muß  als  eine  moderne  Einrichtung  bezeichnet 
werden.  Auf  der  andern  Seite  ist  indessen  zu  berücksich- 
tigen, daß  der  dieser  Einrichtung  zugrundeliegende  Ge- 
danke alt  ist.  Was  das  Altertum  an  Institutionen  dieser 
Art  aufzuweisen  hatte,  wie  die  Begräbniskassen  der 
Römer  usw.,  ging  in  den  Stürmen  der  Völkerwanderung 
zugrunde.  Das  Mittelalter  bildete  ältere  Vorläufer  auf  dem 
Gebiete  der  Lebensversicherung  nicht  weiter,  da  es  von 
diesen  nichts  wußte.  Es  ging  in  der  Ausgestaltung  lebens- 
versicherungsähnlicher Einrichtungen  selbständig  vor.  Die 
Gebilde  der  Zünfte  und  Gilden  schienen  besonders  ge- 
eignet zu  sein,  die  Idee  der  Lebensversicherung  zu  ver- 
wirklichen. So  lösten  sich  einzelne  Kassen  von  den  all- 
gemeinen Einrichtungen  dieser  Organisationen  los,  die 
Menschen  verschiedener  sozialer  Klassen  umschlossen.  Da- 
neben begegnet  man  im  Mittelalter  Einrichtungen,  die  die 
Versorgung  des  Einzelnen  im  Alter  zum  Gegenstand  hatten, 


476 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  30 


also  als  Vorläufer  der  Rentenversicherung  anzusprechen 
sind.  Die  Kapitalversicherung  auf  den  Lebensfall  scheint 
mit  der  Aussteuerversicherung  begonnen  zu  haben,  die 
sich  in  ihren  Anfängen  schon  im  16.  Jahrhundert  in  Italien 
nachweisen  läßt. 

Von  erheblicher  Bedeutung  für  die  weitere  Entwick- 
lung der  Lebensversicherung  in  Deutschland  waren  die 
nach  dem  Italiener  Tonti  genannten  Tontinen,  die  im 
17.  Jahrhundert  als  Mittel  zur  Hebung  der  Staatsfinanzen 
zur  Einführung  gelangten.  Sie  berücksichtigten  eigentlich 
zum  erstenmal  in  stärkerem  Grade  die  Sterbens- 
wahrscheinlichkeit des  Einzelnen.  Ihre  Technik  be- 
stand darin,  daß  man  gegen  die  einmalige  Zahlung 
einer  gewissen  Summe  an  den  Staat  das  Anrecht  auf 
eine  jährlich  zahlbare  Leibrente  erwarb.  Die  Zinsen 
und  Einzahlungen  der  Einzelnen  wurden  jährlich  durch 
die  Zahl  der  noch  lebenden  Rentner  geteilt  und 
dann  den  Lebenden  in  entsprechender  Höhe  zugewiesen. 
Da  nun  die  Zahl  der  Rentner  infolge  des  Absterbens  mit 
jedem  Jahre  sich  verringerte,  wurde  die  Leibrente  für  die 
Ueberlebenden  ständig  größer.  Der  am  längsten  Lebende 
erbte  die  Renten  der  vor  ihm  verstorbenen  Mitversicherten. 
Die  Rentenbezieher  waren  hierbei  meist  in  verschiedene 
Klassen  geteilt,  für  deren  Bildung  das  Eintrittsalter  maß- 
gebend war  und  die  verschiedene  hohe  Renten  aufwiesen. 
Der  Tontine  gelang  es,  in  verhältnismäßig  kurzer  Zeit 
von  Frankreich  aus  in  Holland,  England  und  Preußen 
Eingang  zu  finden  und  zwar  wurde  sie  sowohl  von  den 
Regierungen  dieser  Staaten  wie  von  Privatunternehmern 
gepflegt. 

Wenn  bei  der  Tontine  auch  die  Sterbenswahrschein- 
lichkeit der  Versicherten  in  Betracht  gezogen  wurde,  so 
fehlte  es  ihr  doch,  um  ein  Lebensversicherungsbetrieb  im 
modernen  Sinne  zu  sein,  an  genauen  mathematisch-sta- 
tistischen Grundlagen,  vor  allem  an  einer  auf  wissen- 
schaftlicher Basis  aufgebauten  Sterblichkeitsforschung. 
Eine  Lebensversicherung,  die  diesem  Anspruch  genügte, 
wurde  zuerst  in  England,  das  damit  zur  Wiege  der  mo- 
dernen Lebensversicherung  wurde,  eingeführt.  Die  hier 
im  Jahre  1762  errichtete  Lebensversicherungs-Gesellschaft 
„Equitable  Society",  die  noch  heute  besteht,  erfüllte  zum 
erstenmal  diese  wissenschaftlichen  Anforderungen.  Das 
von  ihr  gegebene  Beispiel  fand  verhältnismäßig  rasch  Nach- 
ahmung. Zu  der  genannten  Gesellschaft  gesellten  sich 
neben  anderen  Gegenseitigkeitsunternehmungen  bald  zahl- 
reiche Aktiengesellschaften,  so  daß  im  Jahre  1830  Eng- 
land bereits  fünfunddreißig  Lebensversicherungs-Gesell- 
schaften zählte. 

Das  Vorgehen  Englands  auf  dem  Gebiete  der  Lebens- 
versicherung veranlaßte,  freihch  erst  erheblich  später,  auch 
in  Deutschland  die  Errichtung  von  auf  moderner  Basis 
ruhenden  Lebensversicherungsunternehmungen.  Gefördert 
wurden  die  hierauf  gerichteten  Bestrebungen  in  Deutsch- 
land durch  eine  Reihe  von  Zusammenbrüchen  kleinerer 
Sterbekassen  und  dadurch,  daß  das  Versicherungswesen 
durch  das  im  Jahre  1794  in  Kraft  tretende  preußische 
Landrecht  wenigstens  für  den  größten  Teil  Deutschlands 
einheitlich  geregelt  wurde.  Der  erste  Versuch,  eine 
deutsche  Lebensversicherungs-Gesellschaft  zu  begründen, 
wurde  im  Jahre  1806  von  dem  Hamburger  Kaufmann 
Benecke  unternommen.  Er  fiel  in  eine  Zeit  kriegerischer 
Verwicklungen  und  hatte  keinen  Erfolg.  Erst  den  Kauf- 
leuten Wilhelm  Arnoldi  in  Gotha  und  Vermehren  in  Lübeck 
gelang  es  in  den  Jahren  1828—1829  Lebensversicherungs- 
Gesellschaften  zu  schaffen,  die  sich  bis  auf  den  heutigen 
Tag  erhalten  haben  und  sich  noch  jetzt  des  größten  Ver- 
trauens erfreuen.  Es  sind  dies  die  Lebensversicherungs- 
bank für  Deutschland  zu  Gotha,  die  als  Gegenseitigkeits- 
Gesellschaft  errichtet  wurde,  und  die  Lübecker  Lebens- 
versicherungsbank, für  die  ihr  Begründer  die  Form  der 
Aktiengesellschaft  mit  Gewinnbeteiligung  der  Versicherten 
wählte.  Seit  dieser  Zeit  hat  auch  in  Deutschland  die 
Zahl  der  Lebensversicherungs-Anstalten  eine  erhebliche 
Vermehrung  erfahren. 


Zur  Hausschwamm-Fmge 

brachten  wir  in  Heft  21  einen  Beitrag  von  Herrn  H.  Klose, 
Heidelberg.   Hierzu  wird  uns  noch  folgendes  geschrieben: 

Zu  den  Ausführungen  des  Herrn  K.  erlaube  ich  mir 
nachstehendes  zu  bemerken: 

Der  Verfasser  baut  auf  ältere  Literaturangaben  auf, 
die  neueren  Eeststellungen  scheinen  ihm  nicht  bekannt 
zu  sein. 

Im  Auftrage  von  verschiedenen  Ministerien  wurde 
eine  amtliche  Beratungs-Kommission  für  Forschungen  auf 
dem  Gebiete  der  Hausschwamm-Erage  am  11.  Dezember 
1905  in  Berlin  eingesetzt,  deren  Ergebnisse  in  Denkschriften 
niedergelegt  sind.  Ein  endgültiger  Beschluß  wurde  jedoch 
noch  nicht  gefaßt.  Von  mir  selbst  ist  die  Forschungsarbeit: 
„Ruff,  Endgültige  Lösung  der  Hausschwamm  -  Frage !" 
(zu  beziehen  durch  K.  F.  Köhler,  Leipzig,  Preis  2,50  M)  er- 
schienen. Darin  wird  der  Beweis  erbracht,  daß  nicht  der 
botanische,  sondern  der  bautechnische  Standpunkt  die 
Richtlinie  für  die  Erledigung  der  Sache  ist.  Hierzu  be- 
merke ich  noch,  daß  diesen  Standpunkt  verschiedene 
Spezialisten,  wie  z.  B.  Prof.  Dietrich  u.  a.  m.,  mit  mir 
teilen. 

Auf  eine  interessante  Polemik  mit  Herrn  Prof.  Mez 
verweise  ich  noch  in  der  „Frankfurter  Hausbesitzer-Zei- 
tung" Nr.  1,  5  und  7,  Jahrg.  1911. 

Nach  Vorstehendem  steht  es  den  Gerichten  bei  ihren 
Entscheidungen  bis  jetzt  noch  frei,  die  Sache  als  Ge- 
heimschaden oder  als  Baukonstruktionsfehler  auf  Grund 
der  Sachverständigen-Aussagen  zu  behandeln. 

Jedenfalls  dürfte  es  aber  für  Ihre  Leser  vorkommenden 
Falles  zweckmäßig  sein,  sich  über  diese  neuere  Richt- 
linien bei  Abgabe  von  Sachverständigen-Gutachten  zu 
unterrichten. 

Frankfurt  a.  M.,  den  22.  Mai  1911. 

Ruff,  Zivil-Ingenieur. 


Zu  dieser  Zuschrift  äußert  sich  der  Verfasser  unseres 
Aufsatzes  wie  folgt:  Herr  Ruff  bemängelt  meinen  angeb- 
lich veralteten  Standpunkt  in  der  Hausschwamm-Erage  und 
verweist  u.  a.  auf  die  Denkschriften  der  Beratungskom- 
mission auf  dem  Gebiete  der  Hausschwamm-Erage 
(11.  Dez.  1905  in  Berlin).  Wie  Herr  Ruff  aber  selbst 
bemerkt,  ist  von  dieser  Kommission  ein  endgültiger  Be- 
schluß nicht  gefaßt  worden  (!).  Im  weiteren  bezieht  er 
sich  auf  sein  im  Selbstverlag  erschienenes  Heftchen  mit 
dem  vielversprechenden  Titel:  „Endgültige  Lösung  der 
Hausschwamm-Erage"  und  bezeichnet  diese  Schrift  aus- 
drücklich als  „seine  Eorscherarbeit". 

Herr  Ruff  spricht  sich  auf  S.  28  dieser  Schrift  dahin 
aus,  daß  nur  auf  bautechnischem  Wege  die  Hausschwamm- 
Erage  gelöst  werden  kann.  Ich  pflichte  ihm  in  dieser 
Anschauung  bei  und  verweise  auf  die  Schlußbetrachtungen 
in  meinem  Aufsatz.  Solange  aber  die  streitenden  Parteien 
in  Schwammschäden-Prozessen  die  Zuziehung  von  bota- 
nischen Sachverständigen  verlangen  und  die  Richter  auf 
die  Mitwirkung  solcher  nicht  verzichten  wollen,  wird  wohl 
eine  Reform  des  Rechtsstreites  nach  dieser  Hinsicht 
schwerlich  zu  erreichen  sein. 

Mit  den  übrigen  Anschauungen  des  Herrn  Ruff  kann 
ich  mich  aber  nicht  einverstanden  erklären  und  möchte 
hier  nicht  unterlassen,  kurz  die  Art  und  Weise  zu  charak- 
terisieren, mit  welcher  Herr  Ruff  die  Hausschwamm- 
Erage  endgültig  zu  lösen  unternommen  hat.  Er  sagt  im 
Vorwort  seines  Buches : 

Im  2.  Abschnitt:  „Angeregt  durch  mannigfache  Vor- 
kommnisse in  meiner  Praxis  als  Zivil-Ingenieur  und  bei 
tieferen  Forschungen  erkennend,  daß  diese 
Materie  bis  jetzt  nur  einseitig  bearbeitet 
wurde,  und  daß  nach  Meinung  der  Techniker  die  Frage 
durch  Botaniker  allein  zu  lösen  sei,  habe  ich  mich 
entschlossen,  durch  umfangreiches  Stu- 
dium eine  endgültige  Lösung  der  Sache 
h  e  r  b  e  i  z  u  f  ü  h  r  e  n." 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


477 


Im  Schlußsatz:  „Ich  habe  meiner  Forschungsarbeit 
auch  nur  stichhaltige  Beweisstücke  zugrunde  gelegt,  und 
hoffe,  daß  die  Sache  nunmehr  festgelegt  ist, 
und  den  bis  jetzt  herrschenden  Mißständen  in  der  Haus- 
schwamm-Frage  möglichst  ein  Ende  macht." 

Glaubt  Herr  Ruff  wirklich,  daß  die  botanischen  und 
technischen  Ergebnisse  langjähriger  Forschungen  nam- 
hafter Männer  der  Wissenschaft  und  Praxis  auf  dem  Ge- 
biete der  Hausschwamm-Frage  nur  seiner  warteten,  damit 
e  r  die  endgültige  Lösung  dieser  Frage  im  Handumdrehen 
herbeiführt?  Es  scheint  fast  so!  Auf  28  länglichen, 
schmalen  Seiten  hat  Herr  Ruff  einzelne  Stellen  aus  den 
zahlreichen  Veröffentlichungen  bekannter  Hausschwamm- 
Sachverständiger  zusammengetragen  und  streut  nur  hin 
und  wieder  ein  paar  philosophische  Blüten  dazwischen. 
Die  übrigen  28  Seiten  will  er  allem  Anschein  nach  als 
„seine  Forschungen"  bezeichnet  wissen.  Hier  zeigt  sich 
die  ganze  Dürftigkeit  des  Büchleins.  Auf  eine  ein- 
gehende Besprechung  dieser  „Forscherarbeit"  kahn  ich' 
hier  aus  Mangel  an  Raum  nicht  eingehen,  sondern  be- 
schränke mich  nur  auf  die  Wiedergabe  der  beiden 
letzten  Abschnitte  auf  Seite  47,  welche  recht  charakte- 
ristisch sind  für  die  Lehre  (!)  des  Herrn  Ruff  über  die 
Hausschwamm-Frage.    Es  heißt  da  wörtlich: 

„Um  den  Juristen  möglichst  die  Sache  klar  zu  machen: 
Es  ist  also  eine  Holzfüllungsdecke  ein  Kon- 
struktionsfehler und  in  jedem  Bau  auszuschalten. 
Ebenso  wäre  es  aber  auch  ein  Konstruk- 
tionsfehler, wenn  ein  Stück  Holz  im  Mauer- 
werk eingelegt  würde,  sei  es  nun  als  Kon- 
struktionsglied oder  aus  Nachlässigkeit  der 
Arbeiter." 

In  ähnlicher  Tonart  und  mit  gleicher  Scharfsinnigkeit 
ist  das  Uebrige  geschrieben. 

Ganz  abgesehen  von  dem  recht  anfechtbaren  Inhalt 
des  Ruffschen  Heftchens  ist  es  seiner  Ausstattung  und 
seinem  Umfange  nach  unverhältnismäßig  hoch  im  Preis; 
mit  der  Hälfte  der  geforderten  Summe  wäre  es  vollauf 
bezahlt.  Der  Laie  und  der  Baufachmann  wird  aus  dem 
■  Heftchen  keine  Belehrung  schöpfen  können.  Ueber  dem 
Vorwort  des  Ruffschen  Heftchens  steht  das  schön  ge- 
wählte Motto:  „Augen  auf,  Kauf  ist  Kauf!"  Das  mögen 
alle  jene  beherzigen,  welche  die  Absicht  haben,  zu  ein- 
gehenderer Belehrung  über  die  Hausschwamm-Frage  sich 
ein  Buch  kaufen  zu  wollen.  — 

In  meinem  Aufsatz  „Der  Hausschwamm",  Heft  Nr.  21, 
Seite  328  bis  331,  sind  einige  Druckfehler  unterlaufen, 
die  gleichzeitig  berichtigt  seien. 

Seite  328,  Spalte  2,  Zeile  43  statt  indes,  lies:  und  es; 
Seite  32Q,  Spalte  1,  Zeile  14  statt  Polyporus  raporarius, 
lies:  Polyporus  vaporarius;  Seite  329,  Spalte  2,  Zeile  19 
statt  umfangreiche,  lies:  unsachgemäße;  Seite  330, 
Spalte  1,  Zeile  35  statt  Kresotil,  lies:  Kreosotöl. 

Heidelberg,  den  11.  JuH  1911. 

  H.  Klose. 

Wir  schheßen  hiermit  die  Diskussion. 

Die  Schriftleitung. 


H  H  ;:  ::  H  ::  BÜCHERSCHAU   :;      ::  :;  H  :: 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
zu  beziehen.) 

Die  Ausbildungs-  und  Prüfungsstellen  für  den  deutschen  Kraft- 
fahrzeugverkehr.    Nach    amtlichen    Unterlagen  heraus- 
gegeben    vom     Mitteleuropäischen  Motor- 
wagen-Verein in  Berlin  SW.  11.    Preis  1  M. 
Diese  Veröffentlichung  gibt  alles  Material  wieder,  das  sich 
auf  das  Ausbildungs-  und  Prüfungswesen  im  deutschen  Kraft- 
fahrzeugverkehr  bezieht:    Die   Liste   der  in    Deutschland  zur 
Ausbildung    von   Kraftfahrzeugführern    ermächtigten  Personen 
(etwa   1250);    eine   Zusammenstellung   der   (etwa   250)  Sach- 
verständigen für  die  Prüfung  von  Kraftfahrzeugen  und  Führern; 
die  gesetzlichen  Besümmungen  über  die  Prüfung  von  Kraftfahr- 


zeugen und  Führern;  die  Namhaftmachung  der  Ausgabesteilertj 
für  Führerscheine  und  eine  Schilderung  des  Beschwerde- 
verfahrens bei  Versagung  eines  Führerscheins  in  den  einzelnen 
Staaten;  endlich  eine  ministerielle  Bekanntmachung  über  diei 
Stempelpflicht  für  behördliche  Bescheinigungen  in  Preußen.  Ein] 
Inhaltsverzeichnis  erleichtert  das  Nachschlagen  in  dem  WerkeJ 
durch  dessen  Zusammenstellung  der  Mitteleuropäische  Motor-! 
wagenverein  sich  ein  Verdienst  um  den  Automobilismus  erworben  i 
hat,  denn  wir  2weife!n  nicht  daran,  daß  die  handliche  Zusammen- i 
Stellung  sowohl  den  Automobilinteressenten  als  auch  den  Be-| 
hörden  willkommen  sein  wird.  j 
Bericht  über  die  II.  Tagung  der  Vereinigung  der  höheren  j 
technischen  Baupolizeibeamten  Deutsclüands  im  Archi-} 
tektenhause  zu  Berlin  am  13.  Februar  1911.  Erstattet  vomj 
Vorstande.  Mit  22  Abbildungen.  Verlag  von  Withelmi 
Ernst  &  Sohn,  Berlin  W.  Preis  geh.  3  M.  ; 
Der  Bericht  ist  in  diesem  Jahre  etwas  früher  erschienen 
als  im  Vorjahre.  Nur  wenige  Seiten  sind  es,  die  die  inneren 
Angelegenheiten  der  Vereinigung  behandeln,  der  weitaus  größte 
Teil  des  Berichts  ist  für  diejenigen  Fachleute,  die  mit  Bau-, 
Polizeibehörden  zu  tun  haben,  von  großem  Interesse.  , 
Er  enthält  zunächst  ausführlich  den  Vortrag  des  k.  k.  Ober-1 
baurats  Dr.  ing.  v.  Emperger-Wien :  „Eine  neue  Güteprobe  i 
für  Beton".  Herr  v.  Emperger  hat  einen  Apparat  konstruiert, 
mittels  dessen  die  Güte  des  Betons  an  am  Bau  hergestellten; 
Versuchsbalken  direkt  geprüft  werden  kann,  wodurch  sich  ein-; 
wandsfreiere  Resultate  ergeben  sollen  als  bei  Herstellung  und 
Prüfung  von  Probewürfeln.  Dann  folgt  ein  Bericht  über  Ver- 
suche mit  Flechtwerkseinlagen,  die  im  Anschluß  an  im  Vor- 
jahre in  der  I.  Tagung  geäußerte  Zweifei  über  Flechtwerks- 
einlagen bei  Deckenplatten  veranstaltet  wurden  und  zwar  unter 
Leitung  von  Baupolizeibeamten.  Die  Versuche  hatten  ein 
günstiges  Ergebnis.  Der  nächste  Vortrag  behandelt  die  bau- 
polizeiliche Prüfung  der  Baiugesüche  in  konstruktiver  Hinsicht, 
besonders  bei  Eisenkonstruktionen.  Er  ist,  ebenso  wie  der  des; 
Herrn  v.  Emperger,  mit  Skizzen  ausgestattet  und  weist  auf 
Mängel  in  der  Durchbildung  der  Eisenkonstruktionen  hin.  Auch 
der  folgende  Bericht  des  Sonderausschusses,  der  im  Vorjahre  ge- 
wählt wurde,  um  auf  eine  ganze  Reihe  von  Fragen  und  Klagen 
des  Betonvereins  zu  antworten,  enthält  viel  Wissenswertes-  und 
ist  geeignet,  zur  Vereinheitlichung  in  der  Handhabung  der  Vor- 
schriften beizutragen.  Unter  „Verschiedenes"  kamen  dann  auch 
rein  baupolizeihche  Sachen,  wie  „Vereinigung  unbebaut  zU; 
lassender  Grundstücksflächen  von  Nachbargrundstücken"  u.  a.  m. 
zur  Verhandlung.  Besonders  wertvoll  ist  der  Bericht  durch  die 
nach  den  Vorträgen  einsetzende  Diskussion,  die  auch  gegen- 
teilige Ansichten  zu  Worte  kommen  läßt  und  zur  weiteren  Klä- 
rung der  behandelnden  Punkte  beiträgt. 

Wir  können  die  Anschaffung  des  Werkes  nur  empfehlen. 

L.  , 


H  t:  H  :;  ::  ::    BRIEFKASTEN    ;t  ::  ::  ::  :t  :; 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhi)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  2ur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  167 .  Wie  erfolgt  die  Ermittelung  des  Drehmomentes 
der  Spindeln  bei  Fräsmaschinen? 

Zur  Frage  146.  Staubbindung  auf  einem  Kirchenfußboden. 
Zurzeit  werden  in  einigen  Städten  Deutschlands  Versuche  mit 
Westrumit  —  einem  neueren  Produkt  aus  Steinkohlenteer,  dasi 
dem  Wasserzusatz  ein  milchiges  Aussehen  gibt  —  angestellt^ 
um  den  Straßenstaub  zu  binden.  Diese  Besprengung  soll  eine 
Wirkungsdauer  von  einem  halben  Monat,  ohne  Rücksicht  auf 
Niederschläge,  haben.  Es  wird  nun  darauf  hingewiesen,  daß 
die  vorzügliche  Wirkung  auch  für  öffenthche  Innenräume  an- 
wendbar Sein  soll,  jedoch  unter  Bedingungen,  die  von  den 
chemischen  Fabriken  in  Erfahrung  zu  bringen  sind.  —  Ein 
äheres  Mittel  ist  Dr.  Noerdlingers  antiseptisches  Floricin-Fuß- 
boden-Oel  (Flörsheim  a.  M.).  — pf- 

Zur  Frage  148  (Heft  26).  Anlage  einer  Rodelbahn.  Siehe 
Notiz  20,  Heft  7,  S.  106  d.  Ztg.  Eine  Rodelbahn  ist  um  so 
sicherer,  je  allmählicher  das  Gefälle  in  die  letzte  Strecke  über- 
geht, die  als  Auslaufstrecke  mindestens  wagerecht  liegen  soll. 


478 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  30 


Es  wären  somit  die  flachen  Bahngefälle,  wie  angenommen, 
zu  belassen.  Die  Nutzlänge  betrage  statt  5  km  nur  3,5  +  0,5  km 
Auslauf.  Die  letzte  l-km-Strecke  käme  in  Fortfall.  Erhält  die 
Gehstrecke  ein  Gefälle,  so  wird  die  Bahnneigung  zu  gering, 
die  Bahnwirkung  wird  dadurch  abgeschwächt,  so  daß  die  letzte 
Strecke  bedeutunglos  würde.  Hiermit  würden  zwei  Bahnen 
hintereinander  entstehen,  die  aus  Gründen  der  Verkehrssicher- 
heit unstatthaft  sind.  Der  Ausl'auf  setzt  aber  eine  horizontale 
oder  schwach  ansteigende  Strecke  voraus,  um  die  Schlitten 
zur  Ruhe  kommen  zu  lassen.  — pf. 

Zur  Frage  150.  Wasserbassin  über  einem  Kuhstall.  Die 
vorgeschlagene  Ausführungsart  ist  ungenügend  und  daher  zu 
verwerfen.  Es  ist  zu  beachten:  1.  Zwischen  Decke  und  Bassin- 
boden ist  ein  genügend  freier  Raum  für  den  Luftdurchzug  zu 
.lassen.  2.  Zur  Herabsetzung  der  Saugefähigkeit  sind  nur 
Klinker  zu  verwenden.  3.  Als  Isolierschicht:  Siebeis  Blei- 
, Asphalt,  lieber  die  statische  Untersuchung  geben  die  Siebel- 
Werke,  Düsseldorf-Rath,  Auskunft.  4.  Die  Hauptlast  ist  auf 
die  Wände  zu  legen  und  die  Decke  nach  Möglichkeit  zu  ent- 
lasten. 5.  Ventilation!  Der  Behälter  ist  zuzudecken  und  ein 
Standrohr  durch  das  Dach  mit  Windhut  einzubauen.  6.  Der 
Außen-  und  Innenputz  ist  mit  neutralen  Anstrichen  zu  ver- 
sehen (Bontrie  und  Vitralin,  Farbwerke  Kassel).  — pf. 

Zur  Frage  154.  Schwitzwasserbeseitigung  in  Viehsfällen. 
III.  (1  und  II  s.  Heft  2Q.)  Nachdem  die  Untersicht,  wie  Sie 
angegeben  haben,  bereits  verschalt  worden  ist,  bekleiden  Sie 
diese  mit  guter  Dachpappe,  teeren  sie  einige  Male  gut  nach 
dem  Aufbringen  und  streichen  alsdann  die  ganze  Untersicht 
mit  Kalkmilch,  um  den  Stallraum  heller  und  freundlicher  zu 
machen.    Als  Fußbodenbelag  wird  ein  gefalzter  Bretterboden 


I 


1160/61  Gust.  Suhr  mit  Frau,  Bauführer,  Altona.  1162  64  Joh. 
Stegie  mit  Kindern,  Rixdorf.  1165/66  A.  Albert  mit  Tochter, 
Oberbahnmeister,  Leipzig-Pl.  1167/68  O.  Behrens  mit  Frau, 
Ingenieur,  Hildesheim.  1169/70  Wilh.  Drangmeister  mit  Frau, 
Stadtbauführer,  Celle.  1171/73  Ed.  Wachenschwanz  mit  Familie, 
Baukommissar,  Halberstadt.  1174/75  E.  Müller  mit  Frau,  Tech- 
niker, Uerdingen  a.  Rh.  1176/79  Rob.  Eschershausen  mit  Familie, 
Reg.-Bausekr.,  Kassel,  1180  81  Ferd.  Severitt  mit  Tochter,  Archi- 
tekt, Dresden.  1182  Maria  Meier,  Hildesheim.  1183  84  A. 
Dietsch  mit  Frau,  Rechnungsrat,  Berlin.  1185/89  R.  Langhein 
mit  Familie,  Elektro-Techn.,  Delmenhorst.  1190/92  Joh.  Lazarek 
mit  Familie,  Stadtbauass.,  Berlin.  1193  Wilh.  Rummel,  Ingenieur, 
Hildesheim.  1194  Bruno  Grund,  Werft-Sekr.,  Wilhelmshaven. 
1195/97  R.  Liebich  mit  Familie,  Werft-Sekr.,  Wilhelmshaven. 
1198/1200  Georg  Stock  mit  Familie,  Stadtgeometer,  Dessau. 
1201/02  H.  Otto  und  Tochter,  Alfeld  a.  Leine.  1203  H.  Meyer, 
Bauunternehmer,  Oldenburg.  1204/06  W.  Hahne  mit  Familie, 
Maschinentechn.,  Oberschöneweide.  1207  Wilh.  Gönig,  Kataslcr- 
sekretär,  Friedrichsort  bei  Kiel.  1208  H.  Holzkamp,  Friedrichs- 
ort bei  Kiel.    1209  Meta  Snetlage,  Nowaes  bei  Potsdam. 

Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erliolungshcim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 

Die  Verbandsleitung. 


genügen.  Sorgen  Sie  außerdem  für  Ventilation  in  einfacher 
Weise  dadurch,  daß  Sie  unterhalb  der  Decke  10  cm  weite 
Ton-  oder  Zementröhren  durch  die  Umfassungsmauern  führen, 
etwas  steigend  nach  außen.  B.,  M.-Nr.  42  261. 

Zur  Frage  159.  Kesselhauseindeckung.  I.  Die  meisten 
Kesselhäuser  sind  mit  einem  Pappdach  versehen.  Man  darf 
diese  Dachdeckung  als  einwandfrei  bezeichnen.  Bs. 

II.  Für  die  Eindeckung  eines  Kesselhauses  empfiehlt  sich 
die  Verwendung  der  Kassettenplatten-Eindeckung  aus  Bimsbeton 
von  der  Firma  Friedr.  Remy  Nachfolger,  Neuwied  a.  Rh.  Die 
Platten  sind  leicht,  feuersicher  und  werden  nicht  von  den  Rauch- 
gasen angegriffen.  Sie  verleihen  auch  dem  Dach  ein  gefälliges 
Aussehen.  Die  Dachhaut  wird  aus  Dachpappe,  Ruberoid  usw. 
gebildet.    Zu  näheren  Auskünften  ist  bereit 

Paul  Schmidt,  Zivilingenieur,  Hamburg  1. 

Zur  Frage  161.  Grasvertilgung  in  Straßen.  I.  X'ic'.fr.ch 
hat  sich  das  Bestreuen  der  Flächen  mit  verbrauchter  Reini- 
gungsmasse aus  Gasanstalten  bewährt.  Das  Verfahren  ist  ziem- 
lich 'billig  und  sehr  einfach,  da  die  Masse  von  den  Gaswerken 
fast  überall  für  wenig  Geld  zu  haben  ist  und  dann  dünn  auf  die 
in  Betracht  kommenden  Stellen  gebracht  wird.  Der  Nachteil 
ist  der  in  den  ersten  Tagen  sich  ziemlich  stark  bemerkbar 
machende  Gasgeruch.  Bs. 

II.  Ammoniakwasser,  bei  gutem  Wetter  stark  aufgetragen, 
ist  sehr  gut  zur  Vertilgung  von  Unkraut  auf  Spielplätzen,  Straßen 
usw.  geeignet.  Es  dürfte  wohl  auch  bei  Mosaikpflaster  an- 
zuwenden sein.  Ammoniakwasser  ist  in  jeder  Gasanstalt  zu 
haben.  Den  üblen  Geruch  verliert  das  Wasser  bald  nach  der 
Verwendung. 


erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  Volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotclbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  imd  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim  des   D.  T.-V.   in  Sondershausen   i.  Thür. 

Wanderversammlung  in  Posen 

Das  Protokoll  über  die  Verhandlungen  der  ostdeutschen  Be- 
2irksverwaltungen  am  17.  Juni  d.  J.  in  Posen  ist  fertiggestellt 
und  kann  von  den  interessierten  Vereinen  und  Mitgliedern 
(gegen  Erstattung  der  Selbstkosten)  durch  die  Geschäftsstelle 
in  Berlin  bezogen  werden.  Bestellungen  müssen  bis  zum 
28.  Juli  erfolgen,  damit  die  erforderliche  Anzahl  Umdrückc 
hergestellt  werden  kann. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei :  l.DeutscheTechniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45  — 90  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse für  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwen kasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfür  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipi.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  S\V.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


41.  Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 


Unser  Erholungsheini 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


479 


Sitzunqs-Kalender  der  BezirJisvenvaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  da3  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammiungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands; 

" —  tages  Jahresberichte  nicht  aut 
genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung, 

Bezirksver  waltun  gen 

Brandenburg.  Freie  volkswirtschaftliche  Kurse. 
Vier  Wochenkurse  werden  in  der  Zeit  vom  17.  Juli,  bis  13.  August 
in  der  Gartenstadt  Eden  bei  Oranienburg-Berlin  von  Silvio  Gesell 
und  Gustav  Simon  veranstaltet.  Wocheneinteilung  für  die  Kurse: 
1.  Montags:  Die  Rolle  des  Bodens  und  der  Bodenschätze  in 
der  Volkswirtschaft.  2.  Dienstags:  Die  Rolle  des  Geldwesens 
in  der  Volkswirtschaft.  3.  Mittwochs:  Die  Verwirklichung  des 
Rechts  auf  den  vollen  Arbeitsertrag  durch  die  Boden-  und  Geld- 
reform. 4.  Donnerstags:  Die  jetzige  Volkswirtschaft  als  Hemm- 
nis der  Schulreform.  5.  Freitags:  Die  jetzige  Volkswirtschaft 
als  Hemmnis  der  Volksgesundung.  6.  Sonnabends:  Die  jetzige 
Volkswirtschaft  als  Hemmnis  der  Erneuerung  religiösen  Lebens. 
Nachmittags  nach  freier  Wahl,  Aussprache  in  Gruppen  oder 
Ausflüge  (Berlin,  Rheinsberg,  F'rohnau)  oder  Gartenarbeit.  Die 
Kosten  der  Teilnahme  an  einem  Kursus  betragen  10  M.  Unter- 
kunft gewährt  das  Edener  Erholungsheim  von  Brinkmann.  Preis 
mit  Verpflegung  (vegetarisch,  auf  Wunsch  auch  gemischt)  pro 
Woche  25  M.  Anfragen  und  Anmeldungen  sind  an  den  Ein- 
berufer, Herrn  Gustav  Simons  in  Eden  bei  Oranienburg,  zu 
richten. 

Niederschlesien.  Unser  nächster  Bezirkstag  findet  am 
Sonntag,  6.  August  d.  J.,  in  Schweidnitz  im  Saale  der 
„Loge  zur  wahren  Eintracht"  statt.  Beginn  der  öffentlichen 
Versammlung  10  Uhr  vormittags.  Herr  Kollege  Richard 
Schubert,  Berlin,  Redakteur  unserer  D.  T.-Z.,  wird  einen: 
Vortrag  halten  über  das  Thema:  „.Der  Einfluß  der 
Technik  auf  die  wirtschaftliche  Entwicklung 
Deutschlands."  Nach  Erledigung  der  Tagesordnung  ver- 
einigt eine  gemeinsame  Mittagstafel  im  Haupt-Restaurant  der 
Gewerbeaussteilung  (ohne  Weinzwang)  die  Teilnehmer  mit  ihren 
Damen.  Daran  schließt  sich  eine  Besichtigung  der  Ausstellung 
und  eine  zwanglose  Zusammenkunft  im  Saale  des  Haupt-Restau- 
rants an.  Bestellungen  zur  Mittagstafel,  auf  Eintrittskarten  zur 
Ausstellung  und  Anmeldungen  für  Uebernachten  sind  bis  späte- 
stens 25.  Juli  d.  J.  an  Herrn  Bauführer  G.  Grunewald,  Schweid- 
nitz, Markt  Nr.  8,  zu  richten.  An  unsere  benachbarten  Be- 
zirksverwaltungen und  deren  Zweigvereine,  insbesondere  aber 
an  alle  unsere  Bezirksmitglieder  richten  wir  die  dringende  Bitte, 
recht  zahlreich  zu  erscheinen. 

Ostpreußen.  Der  XXI.  Bezirkstag  findet  am  3.  S  e  p  t  e  m  b  e  r 
1911  in  Lyck  statt.  —  Anträge  sind  bis  zum  6.  August  an| 
die  Adresse  des  I.  Vorsitzenden:  Baumeister  Radtke,  Königs- 
berg, Kurfürstendamm  15,  zu  senden.  Programm  wird  später 
bekannt  gegeben. 

Saargegend.  Am  Sonnabend,  22.  Juli,  abends  8  Uhr,  im 
kleinen  Saale  der  Tonhalle  zu  Saarbrücken  1  Oeffentliche  Ver- 
sammlung mit  Vortrag  des  Geschäftsleiters  der  Geschäftsstelle 
Rheinland-Westfalen  des  D.  T.-V.  zu  Dortmund  Herrn  Lustig. 
Nach  dem  Vortrage:  „Warum  haben  wir  uns  organisiert?"  freie 
Aussprache.    Gäste  herzlich  willkommen. 

Westpreu fkn.  Für  den  aus  der  Bezirksverwaltung  aus- 
geschiedenen Herrn  Kollegen  Weyer  ist  Herr  Kollege  Hübsch- 
mann als  Schriftführer  eingetreten. 


Zwei(ivereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-Adr. :  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Str.  9.  Samstag,  22.  Juli,  Abendausflug  nach 
Ronheide,  daselbst  Vortrag  des  Herrn  E.  Dunkel  über  „Die 
Eifel  und  ihre  Bebauung".  Abfahrt  abends  9.10  vom  Haupt- 
bahnhof. Wir  bitten  um  rege  Beteiligung  der  Mitglieder,  sowie 
um  Einführung  dem  Verein  noch  fernstehender  Kollegen. 

Ilmenau.  Technischer  Verein.  Unser  Vereinslokal 
befindet  sich  im  Hotel  ,,Deutscher  Kaiser",  Bahnhofstraße.  Ver- 
sammlungen finden  wöchentlich,  Hauptversammlungen  jeden 
ersten  Freitag  im  Monat,  abends  S'/,  Uhr,  statt. 


München.  Techniker-Verein.  E.  V.  Dienstag, 
25.  d.  Mts.,  Besichtigung  der  Elektrischen  Ausstellung  unter 
persönlicher  Führung  unseres  Ehrenmitgliedes  Herrn  Haggen- 
müller. Eintrittskarten  sind  zu  30  Pfg.  im  Verbandsbureau  zu 
haben.  Eintrittskarten  für  den  Glaspalast  sind  zu  ermäßigtem 
Preise  von  50  Pf.  im  Verbandsbureau  zu  haben. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs.:  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Die  Mitgliederversammlung  im 
August  fällt  aus.  Die  nächste  Versammlung  findet  am  6.  Sep- 
tember 1911  statt.  Die  Tagesordnung  hierfür  wird  später  be- 
kannt gegeben.  Schon  jetzt  ersuchen  wir  aber  alle  unsere 
Mitglieder,  für  eine  energische  Verbands-  und  Vereinstätigkeit 
im  kommenden  Winterhalbjahr  bereit  zu  sein  und  alle  unsere 
Veranstaltungen  pünktlich  und  zahlreich  zu  besuchen.  —  Die 
fälligen  Beiträge  bitten  wir  einschließlich  5  Pfennig  Bestell- 
geld unserem  Kassierer  zu  übersenden. 


Allen  Kollegen  hierdurch  die  traurige  Mitteilung,  daß 
unser  langjähriges  Vereinsmitglied  und  Mitgründer  des 
hiesigen  Vereins, 

Herr  Stadtbausekretär  Hans  Westphal 

am  Sonntag  den  9.  Juli  im  Alter  von  48  Jahren  infolge 
eines  Schlaganfalls  gestorben  ist.  Wir  verlieren  in  dem 
Dahingeschiedenen  einen  lieben  Kollegen,  der  viel  für  den 
Verein  getan  hat  und  dem  wir  stets  ein  ehrendes  Andenken 
bewahren  werden.  Flensburger  Techniker-Verein. 


Am  13.  Juli  1911  verschied  in  Glogaii  nach  langem, 
schwerem  Krankenlager  unser  langjähriges  Vorstandsmitglied, 
der  Königliche  Bausekretär 

Herr  Erwin  Müller. 

Wir  betrauern  in  dem  Dahingeschiedenen  einen  durch 
seine  aufopfernde  Mitarbeit  und  sein  aufrichtiges  Wesen  uns 
allen  liebgewordenen  Kollegen. 

Vereinigung  Posener  Techniker. 


Technischer  Verein  Saarbrücken. 

Am  Sonntag,  dem  9.  Juli,  verstarb  nach  kurzem  Kranken- 
lager unser  Mitglied 

Herr  Albert  Düllmann, 

Betriebsleiter. 

Der  Verstorbene  war  ein  eifriges  Mitglied  unseres  Vereins. 
Wir  werden  ihm  stets  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 


Am  10.  Juli  a.  c.  verschied  plötzlich  infolge  Unglücks- 
falles unser  lieber  Kollege 

Herr  Otto  Siegel 

im  27.  Lebensjahre. 

Wir  verlieren  in  dem  Verstorbenen  ein  treues  Mitglied, 
dessen  Andenken  wir  jederzeit  in  Ehren  halten  werden. 

Technischer  Verein  Velbert. 


Am  7.  Juli  verstarb  unser  langjähriges  Mitglied 

Herr  Ingenieur  Carl  Crußius 

in  Frankfurt  a.  M. 

Ehre  seinem  Andenken. 

Mittelrheinische  Bezirks-Verwaltung. 


480  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  Heft  30 


Stellen -Angebote 


Das  Reichsmarineamt 

steht  in  Konflikt  mit  den  technischen  Angestellten  der 
Intendanturen  und  Garnisonbauämter.  Wir  bitten,  in  den 
Kreisen  der  Angestellten  dahin  zu  wirken,  daß  keinerlei 
Bewerbungen  bei  den  dem  Reichsmarineamt  unterstellten 
Betrieben  eingehen.  Die  Solidarität  aller  Berufsgenossen 
ist  die  erste  Voraussetzung  des  Sieges  in  dem  uns  auf- 
gezwungenen Kampfe.  Die  Verbandsleitung. 


(Nur  für  Verbandsmitglleder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2233  Lichtenberg  b.  Bln.,  Baugesch.  sof.  gew.  Bt.,  in  Bau- 
leitung erf.,  n.  unt.  27  J.  a,lt^  m,  Berl.  Vcrh.  velrtr.  u,.  gut» 
Handschrift.  Ang.  m.  Oeh.-Anspr.  liauptsteile  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2235  Leisnig,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.,  gel.  M.,  zur  Aus- 
hilfe auf  einig.  Mon.,  sich.  Rechn.,  Radfahr.  Ca.  125  Mi 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2236  Ostseebad  Karlshagen,  örtl.  Bauleitg.  e.  Kirche  tücht. 
Bt.  auf  6  Mon.  Ang.  m.  Oeh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2237  Gr.-Strehlitz  i.  Oberschles.  sof.  ält.  Bt.  f.  d.  Domänen- 
abteilung. Bis  ISO  M.  Vorüberg.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2238  Halle  a.  S.,  Maurermstr.  sof.  tücht.  Bauf.  Ang.  m. 
Oeh.-Anspr.  Zweigst.  Halle  a.  S.,  an  Hn.  L.  Hauschild,  Alte 
Promenade  25. 

2251  Berlin,  z.  Bebauung  e.  gr.  Terrains  durch,  erf.  Bauf., 
repräs.  u.  m.  prakt.  Erf.  im  modern.  Wohnungshausb.  300  bis 
400  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2252  Berlin,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.  a.  3  bis  4  Woch. 
Tagesdiäten  5  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin 
SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2253  Berlin,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.  Ca.  120  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2254  Charlottenburg  b.  Berlin  sof.  tücht.  Bt.  z.  Ausarbeitg. 
V.  Kostenanschlag.  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2255  Berlin,  Baumstr.  sof.  jüng.  Bt.,  m.  prakt.  Erf.  a.  d. 
Baust,  u.  m.  Berl.  Verh.  vertr.  Stellungsd.  vorerst  etwa  8  Woch. 
evtl.  auch  läng.  Ang.  m.  Oeh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2256  Budapest,  sof.  erstklassig.  Bt.,  speziell  f.  Fassaden- 
konstruktion a.  Eisen  u.  Bronze,  f.  Bureau  u.  Werkstattaufsicht. 
Dauernd.  Bis  400  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2257  Olbernhau,  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  sof.  tücht. 
Geschäftsf.,  energ.  u.  umsiciitig.  Bis  30  J.  alt  u.  durch,  ge- 
wissenhaft. Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2258  Glogau,  Militärbeh.  sof.  tücht.  Bt.,  m.  d.  Bestimmung, 
d.  Heeresbauverwaltg.  vertr.  u,  im  Entwerf.,  Veranschl.  u.  Ab- 
rechnen geübt.  Stetig,  v.  läng,  Dauer.  Ang.  m.  Oeh.-Anspr. 
u.  Zeugn.-Abschr.   Hauptstellc   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  94. 

2259  Bremen,  Arch.  sof.  jüng.  T.,  saub.  fl.  Zeichn.,  sich. 
Statik.,  f.  mittelgroße  Bauwerke,  gew.  in  Baukonstrukt.,  Massen- 
berechnung u.  Kostenanschl.  Dauernd.  Ang.  m.  Oeh.-Anspr. 
u.  Zeugn.-Abschr,   Hauptstelle   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  9^. 

2260  Pirmasens,  Baugesch.  Krankenhausneubau  sof.  encrg. 
Bauaufseher.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Zweig- 
stelle Kaiserslautern,  an  Hn.  Otto  Braun.  Barbarossastr.  37. 

2261  Rydultau  i.  Oberschles.,  Arch.  sof.  künstl.  befähigt.  Bt., 
m.  a.  Arbeit,  vertr.  Dauernd.  150  M.  Ang.  an  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2263  Schinne  b.  Stendal,  Maurermstr.  sof.  jüng.  T.,  Absolv. 
Bgw.-Schule.     Dauernd.     60   M   bei   freier  Kost   u.  Wohng. 


Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

2264  Königsberg  i.  Pr.,  Hochbauamt  sof.  zwei  erf.  Bt., 
z.  Ausarbeitg.  d.  ausführt.  Entwurf,  e.  Oymnasiums.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr., 
an  Hn.  .Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

2269  Rüstringen  (Kr.  Bant),  Baugesch.  sof.  tücht,  Bt., 
über  25  J.  alt,  f.  Bureau  u.  Baust.  Norddeutsch,  bevorzgt. 
Dauernd.  Ca.  175  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2271  Schöneck  (Sachs.),  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  mögl. 
Zimm.,  f.  Bureau  u.  Baust.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94". 

2272  Kattowitz,  O.-S.,  Baugesch.  sof.  Bt.  f.  Bureau  und 
Baust.,  militärfr.,  gut  Statik.,  im  Entwerf.  u.  Veranschl.  v.  Pro- 
jekten erf.  Bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2275  Tegel  b.  Berlin,  Baugesch.  sof  jüng.  Bt.,  m.  Berl. 
Verhältn.  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2276  Neumark,  zur  Bauleitg.  ein.  neu  zu  gründend.  Renten- 
kolonie V.  Landgesellsch.  sof.  tücht.  Bt.  als  Bauf.  Lebenssteilg. 
Arig.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2277  Mülheim  a.  Ruhr,  Baugesch.  m.  Ringofenziegelei  sof. 
Bt.,  mögl.  m.  abgeschloss.  Prüfg.  als  Baugewerksmstr.  u.  m'. 
reich,  prakt.  Erf.  in  Oebäude-Unterhaltg.  Bewerb.,  welch,  im 
Ziegelei-Betr.  erf.,  bevorz.  200  bis  250  M.  Ang.  m.  Photo-, 
graphie,  Antr.-Term.,  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Oeschäfts- 
stelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2278  Düsseldorf,  Arch.-Bureau  sof.  Arch.  200  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Oeschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  wie 
unt.  2277. 

2279  Recklinghausen,  Baugesch.  sof.  jüng.  T.  f.  Baust, 
u.  Abrechn.  130  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Oe- 
schäftsstelle Rheinla'nd  u.  Westfalen  wie  unt.  2277. 

2280  Duisburg,  Baugesch.  sof.  T.  zur  Aufnahme  v.  Gcbäud. 
zwecks  Ta^xfertigung.  Erfordert,  gut.  Handschr.  u.  Fertigk. 
in  der  Abfassung  v.  Schriftsatz.,  sow.  Erf.  in  Bauaufs.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  West- 
falen wie  unt.  2277. 


Die  Herren  Bewerber  werden  gebeten,  um  Verzögerungen  bei 
der  Weitergabe  der  Bewerbungsschreiben  zu  vermeiden,  stets 
die  Mitglieds-  und  Vakanzennummer  oben  links  auf  dem  Be- 
werbungsschreiben und  auf  dem  Briefumschlag  anzugeben. 


2297  Berlin,  Gesellsch.  f.  Isolierg.  sof.  jüng.  T.  m.  kauf- 
männisch. Befähigung.  120  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2298  Kreis  Mörs,  Beh.  sof.  Bt.,  ledig,  z.  Leitg.  ein.  größ. 
Schulbaues  f.  Bureau  u.  Baust.,  d.  mögl.  schon  b.  Beh.  tätig 
war.  Stellgsd.  zun.  bis  1.  4.  1912.  Ang.  m.  Zeugn.-.^bschr. 
Oeschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiser- 
straße 86. 

2299  Tarnowitz,  Beh.  spätest.  z.  1.  9.  er.  tücht.  T.  f.  Neub. 
ein.  Lehrerseminars,  d.  mögl.  schon  bei  Kgl.  Bauämtern  tätig 
war.  Stellgsd.  ca.  31/4  J-  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2300  Kolmar,  Maurermstr.  sof.  jüng,  Bt.,  tücht,  Zeichn., 
Absolv.  Bgw. -Schule.  Dauernd.  Ang.  m.  Och.-.\nspr.  u.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Posen,  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohe- 
straße 3. 

2301  Schrimm,  Kgl.  Beh.  sof.  2  Bt.  auf  läng.  Zeit,  zu 
Abrechnung,  u.  Inventur-Aufstellung,  f.  Domänenbaut.  Bei  Hoch- 
bauämtern tätig  gewesene  Techn.  bevorz.  Ang,  m,  Och.-.\nspr. 
u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  wie  unt.  2300. 

2302  Sachs.,  Schornsteinbaugesch.  z.  1.  10.  er.  Spezialt. 
m.  vollständig,  ßranchenkenntn.  od.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust., 


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


V 


fl.  Zeichn.,  firm  in  stat.  Berechn.,  einfach.  Buchfülirg.  u.  mögl. 
in  Stenographie.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  an 
Hn.  F.  Benndorf,  Chemnitz-Gablenz,  Albrechtstraße  6. 

2303  Greiz,  Stadtbauvervvaltg.  sof.  tücht.  T.  f.  leicht  barocke 
Arbeit,  z.  Umbau  ein.  Kapelle  auf  2  bis  2V2  Mon.  Ang.  m." 
Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94.  ~^ 

2304  Magdeburg,  Baugesch.  sof.  jung.  Bt.  m.  abgeschloss. 
Bgw.-Schulbildg.,  hauptsächl.  f.  Abrechn.  Dauernd.  Ang.  m. 
Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Magdeburg,  an  Hn. 
Th.  Grosse,  Breiteweg  175/77. 

2305  Deuben,  Bez.  Dresden,  Baugesch.  sof.  tücht.  T.  m. 
Erf.  in  Schulbaut.  Ca.  150  M.  Angenehm  u.  dauernd.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Dresden,  an  Hn. 
H.  Mirtschin,  Burgsdorfstraße  7. 

2306  Meseritz  sof.  tücht.  T.,  m.  all.  vorkommend.  Bureau- 
arbeiten vertr.  Stellgsd.  8  Woch.,  evtl.  läng.  Ang.  m.  Geh.- 
Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen,  an  Hn.  Bautechniker 
König,  Hohenlohestraße  3. 


Baust.  150  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  Q4. 

2308  Königshütte  sof.  tücht.  Installationst.,  etwa  25  J. 
alt,  m.  Erf.  in  Tiefbaut.  u.  Nivellier.,  d.  fern,  in  d.  Lage  ist, 
groß.  Arbeiterpersonal  zu  überwach,  u.  d.  Montagen-Kontroll, 
auszuführ.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

Eisenbetonbau. 

2262  Solingen,  Baugesch.  sof.  Bt.,  n.  unt.  28  J.  alt,  ledig, 
m.  Erf.  in  d.  Berechn.  v.  Eisenbeton  u.  in  Ausführg.  180  bis 
220  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

2273  Sebnitz  i.  S.,  Baumstr.  sof.  gew.  Bt.  f.  Bureau  u. 
Baust,  m.  Kenntn.  im  Eisenbetonbau.  150  bis  180  M.  Dauernd. 
Sachs.  Bewerb.  bevorz.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstclle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2284  Steinbruchbes.  bei  Gumbinnen  sof.  tücht.  T.  f.  Eisen- 
beton u.  Kunststeinb.,  gut.  Prakt.  u.  Statik.,  f.  Bureau  u.  Werk- 


lOeartiten  Bit  Daa  flugWött  Win  flwmnl 


Ber  fionflltt  mit  km  feirtjamönne^ 
ömt  fietie  flugWaft  W\n  Iiiummer! 


Hjaben  Bit  Die  jOoHanrocifung  aua  Der  legten  flummer 
benmt,  um  eine  lEinjaWung  )u  löunften  Des  Untere 

üüftungsfonDs  )u  martien? 


2307  Osterode,  Ostpr.,  Kgl.  Beh.  sof.  Bt.,  ledig,  f.  Bureau  u. 
Baust.,  d.  mögl.  m.  d.  Dienstgesch.  ein.  Hochbauamtes  vertr. 
ist.  Bauleitg.  z.  einem  Pächterwohnhaus  bestimmt  z.  erwart.. 
160  M.  Stellgsd.  etwa  IV2  J-  A.ng.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Königsberg  i.  Pr.,  an  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

Tiefbau. 

2265  Mark,  Kgl.  Streckenbauleitg.  z.  1.  10.  er.  ein.  in  Ramm-, 
Maurer-  u.  Betonierungsarbeit,  erf.  T.,  Absolv.  Bgw.-Schule, 
als  Bauaufseh.  f.  Außendienst.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.; 
Geh.-Anspr.   Hauptstelle   Berlin,   Markgrafenstr.  94. 

2266  Herne  (Westf.),  Tiefbauunternehm.  sof.  tücht.  Bt.,  m. 
Abrechn.  u.  einfach.  Buchführg.  vertr.,  sow.  selbst,  im  Bureau. 
Dauernd.  Bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle 
Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

2270  Halle  a.  S.,  Wasserbaubeh.  sof.  Bt.  z.  Aufsicht  über 
die  Ausführg.  e.  massiv.  Ufermauer  (Zement,  Beton)  zwisch. 
Spundwänd.  Stellgsd.  8  Mon.  Bis  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Halle  a.  S.,  an  Hn  L.  Hauschild,  Alte  Prome- 
nade 25. 

2281  Kgl.  Kanalbauamt  bei  Dortmund  sof.  einig,  jüng. 
T.,  saub.  Zeichn.,  f.  Bureau.  Ang.  m.  Zeugn.-Ab«^hr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

2282  Königsberg  i.  Pr.  sof.  Bt.  f.  Straßenbaut.  a.  voraus- 
sichtlich läng.  Zeit.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Königs- 
berg i.  Pr.,  an  Hn.  Militärbausekretär  Wiehe,  Königseck  5. 

2283  Gleiwitz,  Beton-  u.  Tiefbauimterrrehmg.  z.  1.  9.  er. 
Installationstechn.  f.    gesundheitstechn.    Anlag.,    spez.   f.  d. 


Stätte.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweig- 
stelle Königsberg  i.  Pr.,  an  Hn.  Mihtärbausekretär  Wiehe,  Königs- 
eck 5. 

2309  Frankfurt  a.  M.,  Eisenbetonbaufirma  sof.  tücht.  T., 
d.  Eisenbetonbaut,  detaill.  kann.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u, 
Geh.-Anspr.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M.,  an  Hn.  Joh.  Wührmann, 
Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

Steinmetztechnik. 
2274  Berlin,  groß.  Marmorfirma  sof.  j.  Steinmetztechn. 

120  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  an  Hn.  J.  Marsalek, 
Johannistal  b.  Berlin,  Parkstraße  20. 

Vermessung. 

2310  11  Viersen,  Rhld.,  Vermessungsbureau  sof.  tücht.  Ver- 
messungstechn.,  m.  Aufn.  v.  Straßen  zwecks  Aüfstellg.  eines 
Stadtplan,  u.  größ.  Nivellements  vertr.,  sow.  in  d.  Handhabung 
ein.  Präzisionspantographen  erf.    Stellgsd.  5  bis  6  J.; 

desgl.  z.  1.  10.  er.  ein  in  Bearbeitg.  v.  Fortschreibg.  erf. 
Vermessungst.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  an  den 
Vermessungstechniker-Verein  für  Rheinland  u.  Westfalen,  an 
Hn.  J.  Stender,  Essen  a.  Ruhr,  Steinstraße  4. 

B.  für  IndustrieangestelÜe. 
Maschinenbau. 

2230  Würzen  j.  Mt.  m.  gut.  Auffassungsvermög.,  d.  mögl. 
schon  m.  Masch,  f.  d.  Kartonagenerzeugung  besch.  war.  ,120 
bis  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 


VI 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  30 


2231  Mülhausen,  Kraftwerk  sof.  Mt.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  ii.  Oeh.-Anspr.  Zweigst.  Mülhausen,  an  Hn.  Ph.  Mayer, 
Engel-Dollfußstraße  7. 

2232  Berlin  sof.  tücht.  Zeichn.,  m.  gut.  Rundschrift  u.  m.  d. 
Eintrag,  v.  Rohrleitg.  in  Gebäudegrundrisse  f.  sanitäre,  Warm- 
wasser- u.  Heizungsanlag.  vertr.  Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2242  Luckenwalde,  Strahlapparatefabr.  sof.  durch,  erf.  tücht. 
Korrespond.  (Ing.),  d.  mögl.  in  Injektor.,  Strahlapparat,  u.  Pulso- 
meterbau  erf.  ist.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2243  Ostrowo,  Kupferschmiederei  u.  Installationsgesch.  f. 
Heizungsanl.  sof.  gew.  T.,  mögl.  gel.  Kupferschmied.  Durch, 
selbst,  in  Projekt,  u.  Ausführg.  kl.  Heizungsanlag.  150  bis 
200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen,  an  Hn.  Bau- 
techniker König,  Hohenlohestraße  3. 

2244  Stolberg  i.  Rhid.,  A.-G.  sof.  tücht.  T.,  n.  unt.  25  J. 
alt,  f.  Konstrukt.-Bureau  u.  Reise,  d.  mögl.  im  Bau  v.  Apparat, 
f.  d.  ehem.  Industrie  u.  Einhol.  v.  Aufträg.  bew.  ist.  200  M. 
Stellg.  V.  läng.  Dauer.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2245  Annweiler  (Pfalz),  Spezialfabr.  v.  Maßstäben,  Wasser- 
wagen, Schublehren  usw.  sof.  tücht.  jüngerer  Mt.,  mögl.  m. 
Branchenkenntn.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh. -An- 
sprüchen u.  Antr.-Term.  Zweigst.  Kaiserslautern,  an  Hn.  Otto 
Braun,  Barbarossastraße  37. 

2246  Kiel-Gaarden,  A.-G.  sof.  erst.  Konstr.  f.  stat.  Kessel- 
bau, im  Rechn.  u.  Konstruier,  erf.  225  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Kiel,  an  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

2247  Hamburg,  A.-G.  sof.  jüng.  selbst.  Ing.  f.  Konstrukt.  kl. 
Apparate,  Fertigk.  im  Photographier.  erwünscht.  150  bis  200  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Hamburg,  an  Hn.  E.  Natho, 
Hamburg  23,  Leibnitzstraße  6. 

2248  Nonnendamm  b.  Bln.,  gr.  Werk  sof.  jüng.  T.  f.  Eiureau. 
Gut.  Handschrift  erforderl.  150  bis  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94, 

2249  Berlin,  Filterfabr.  sof.  j.  Mt.,  mögl.  m.  Wasserreini- 
gungsapparat, vertr.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2250  Frankfurt  a.  M.  sof.  Ing.  od.  T.  m.  Erf.  im  Wasser- 
rohrkesselb. Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Frankfurt  a.  M.,  an  Hn.  jöh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk  , 
Adalbertstraße  73. 

2267  Augsburg,  Masch. -Fabr.  sof.  jüng.  Mt.,  saub.  Zeichn., 
m.  Werkstattpraxis.  Ca.  120  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Augsburg,  an  W.  Arnold,  Haunstetterstraße  25  a. 

2268  Essen  a.  Ruhr,  A.-G.  sof.  jüng.  T.  od.  Zeichn.  z.  An- 
fertigung V.  Detailzeichn.  v.  Kesselteil.,  d.  mögl.  schon  in  ein. 
Kesselschmiede  tätig  war.  150  M,  evtl.  mehr.  Dauernd.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  ohne  Bezugnahme  a.  ci.  Verband,  an  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2286  Schweidnitz,  Maschinenfabr.  sof.  Ing.,  Erf.  in  Dampf- 
maschinen-Bau, als  Konstr.  Bis  200  M.  Dauernd.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2287/88  Zwickau,  Masch.-Fabr.  sof.  Mt.,  bis  25  J.  alt,  f. 
Ziegelei-  u.  Zerkleinerungsmasch.    120  bis  150  M; 

desgk  erst.  Konstr.,  28  bis  35  J.  alt,  f.  Dampf-  u.  Berg- 
werksmasch. 250  bis  280  M.  Ang.  für  dies.  beid.  Vakanz,  sind 
nach  vorherig.  Anfrag,  bei  der  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94  nach  d.  Adresse  d.  Firma  direkt  an  dieselbe 
zu  richten.  ; 

2289  f.  Wissenschaft!,  techn.  Institut  bei  Potsdam  z.  1.  10.  er. 
T.  f.  Hilfeleistg.  u.  Ueberwachung  d.  mechanisch. -elcktr.  Betrieb, 
Erledig,  v.  Arbeit,  a.  d.  Gebiet  d.  Materialprüfg.,  selbst.  Anfertio;. 
konstrukt.  Entwürfe,  d.  Werkstattzeichnung,  neuer  Apparat,  u. 
Versuchseinrichtung.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2291  München,  gr.  Geschäft  sof.  Mt.  f.  Dampfturbin.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  München,  an  Hn.  A.  Dörge,  Holz- 
straße 26. 


2292  Bamberg,  Masch.-Fabr.  f.  Mühlenb.  u.  Eisengieß.  sof. 
Mt.  f.  'Mühlenb.,  ledig,  m.  gut.  Werkstattpraxis  u.  Fachschulbildg. 
Bis  180  M.  Evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Würzburg,  an  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntalerstraße. 

2294  Bitterfeld,  Luftfahrzeuggesellsch.  sof.  2  Mt.,  dauernd. 
150  bis  170  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart, 
an  Hn.  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstr.  14. 

2295  Glatz,  Masch.-Fabr.  u.  Eisengieß.  sof.  jüng.  Ing.,  im 
allgem.  Masch. -B.  sow.  in  Eisenkonstr.  erf.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Breslau,  an  Hn.  E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskv- 
straße  11. 

Eisenkonstruktion. 

2239  Berlin,  Baumstr.  sof.  j.  Eisenkonstr.,  saub.  Zeichn., 
in  Statik  bew.  120  M.  Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2290  Cöln  sof.  selbst.  Konstr.  z.  Anfertig,  v.  Werkstatt^ 
zeichn.  u.  Details,  sow.  stat.  Berechn.  f.  Eisenhochb.  Dauernd.; 
Bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land u.  Westfalen  in  Dortrnund,  Kaiserstr.  86. 

Elektrotechnik. 

2240  Schöneberg  b.  Bln.  sof.  j.  T.  f.  elektr.  Uhren,  Licht- 
u.  Telephonanlag.  (Akquisition).  Ca.  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2241  Berlin,  Straßenbahngesellsch.  sof.  j.  T.  125  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

Heizungstechnik. 

2296  Frankfurt  a.  M.,  Masch.-Fabr.  f.  Heizungsbureau  sof. 
jüng.  Heizungst.,  d.  Wärmeverluste  berechn.  u.  unt.  Anleitg.  Proj. 
fertig.,  sow.  zeichnerische  Arbeit,  erledig,  kann.  Bis  140  M. 
Adresse  d.  Firma  durch  die  Zweigst.  Frankfurt  a.  M.,  Hn. 
Joh.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73  zu  erf. 

2312  Bonn  a.  Rh.  sof.  zuverlässig.  Heizungst.  120  bis 
150  M.  Ane^.  m.  Photographie  u.  Zeugn.-Abschr.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund.  Kaiserstr.  86. 

II.  Wiederholt: 

2110  (Bauaufs.,  Westfalen).  2126  (Bahnbau,  Westfalen). 
2174  (Mt,  Dortmund).  2175  (Mt,  Duisburg).  2178  (Werkzeug- 
konstrukteur, Crefeld).  2184  (Mt.,  Westfalen).  2185  (Kessel- 
ingenieur, Oberhausen).  2210  (Bt,  Coblenz).  2226  (Eisenkonstr., 
Dortmund).  2154  (Bt,  Kempen).  2224  (Elektrotechn.,  Posen). 
2223  (Elektrotechn.,  PosenV 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  2159  (Hanau).  1753 
(Plauen).  1677  (Hagen).  2150  (Berlin).  1835  (Charlottenburg). 
1897  (Wilmersdorf).  1899  (Berlin,  d.  2  Mitgl.).  1969  (Dorsten). 
1941  (Breslau).  2023  (Offenbach).  1777  (Wulsdorf).  2285  (Ber- 
lin). 2164  (Bückeburg).  2145  (Schöneberg).  2026  (Hohen- 
wutzen).  2131  (Rathenow).  2128  (Lüchow).  1779  (Gelsen- 
kirchen). 2293  ^Württemberg).  1727  (Eßlingen).  2190  (Lehe). 
2193  (Küstrin).  2199  (Posen).  2200  (Schroda).  316,  1893  (Mül- 
hausen).   2080  (Goslar). 

Erledigt:  2048  (Mannheim).  2078  (Laage).  2084  (Lank- 
witz). 2141  (Berlin).  2140  (Charlottenburg).  1886  (Plauen). 
2008,  2024  (Frankfurt  a.  M.).  2198  (Berlin).  2106  (Crossen). 
2162  (Emden).     1879  (Lissa).     1546  CMülhausen). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

45058.    18079.    53660.    52923.    61692.    61772.   48134.  53512. 

61395.     48955.     58913.    46425.     62061.    57433.    59278.  45766. 

42862.     15479.     48309.     18525.     62213.    39546.    24423.  55064. 

56327.     57211.     58068.     61873.     61395.    61957.    54963.  59164. 

56780.  59719.  58691.  59489.  43398.  49892.  58020.  58916. 
62472.    52406.  61368. 


Reiselektüre ! 

Zum  Bezug  von  literarischen  Neuerscheinungen  alier  Art 
empfiehlt  sich  die  BUCHHANDLUNG  des  DEUTSCHEN 
TECHNIKER-VERBANDES  ::  Versand  erfolgt  portofrei 
bei  Voreinsendung  des  Betrages  oder  gegen  Nachnahme. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE -E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,   Heft  31  Schriftldtung:  E.  Rieh.  Schubert.  Berlin.  29.  JuH  1911 

Inhalt:  Raubbau  und  Arbeitsrecht  -  Straßenbauten  in  der  Schweiz  und  Oberitalien  -  Fehlerhafte  Indikator-Diagramme  und  Diagramme  fehlerhafter  Maschinen  —  Deutscher 
Ausschuß  für  technisches  Schulwesen  -  Soziale  Bewegung  -  Schulfragen  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Raubbau  und  Arbeitsrecht 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Jeder  Geschäftsmann  hat  ein  privatwirtschaftliches 
Interesse  an  der  pfleglichen  Behandlung  seiner  Arbeits- 
tiere und  seiner  Maschinen,  weil  jede  Verkürzung  der 
Leistungsdauer  die  Quote  für  die  Amortisation  des  An- 
schaffungspreises erhöht  und  damit  den  Gewinn  aus  der 
Tätigkeit  schmälert.  Nur  beim  Angestellten  und  Arbeiter 
liegt  dieses  private  Interesse  nicht  vor,  weil  die  Amorti- 
sation des  menschlichen  Kapitals  nicht  vom  Arbeitgeber, 
sondern  von  anderen  Kreisen  (Familie,  Volksgesamtheit) 
getragen  wird.  Deswegen  muß  hier  der  staatliche  Zwang 
im  Interesse  der  Allgemeinheit  eingreifen.  Und  während 
das  Recht  bisher  noch  nicht  anerkannt  hat,  daß  eine  zur 
Ernährung  des  Angestellten  und  der  Familie  ausreichende 
Entlohnung  der  Tätigkeit  ein  öffentliches  Interesse  sei,  ist 
die  öffentliche  Bedeutung  einer  Schonung  der  Arbeitskraft 
grundsätzlich  anerkannt.  Allerdings  praktisch  erst  in  ganz 
bescheidenem,  unzureichendem  Maße  durchgeführt. 

Jeder  Arbeitgeber  hat  die  Pflicht,  Geschäfts- 
räume, Vorrichtungen  usw.,  bei  Aufnahme  in  die  häus- 
hche  Gemeinschaft  auch  iWohn-  und  Schlafräume,  Arbeits- 
und Erholungszeit  so  einzurichten,  daß  der  Arbeitnehmer 
gegen  Schädigung  der  Gesundheit  nach  Möghchkeit  ge- 
schützt, auch  eine  Aufrechterhaltung  der  guten  Sitten  und 
des  Anstandes  gesichert  ist.  Der  allgemeine  Satz  des 
Bürgerlichen  Rechts  gibt  nur  private  Ansprüche  für  den 
Angestellten.  Die  Gewerbeordnung  geht  weiter  und  gibt 
der  Polizei  das  Recht,  zur  Durchführung  dieser  Vorschrif- 
ten Bestimmungen  zu  erlassen  und  sie  zu  überwachen 
(Sitzgelegenheiten  in  Verkaufsgeschäften). 

Der  freie  Sonntag  ist  nur  zum  geringsten  Teil 
gesichert.  Das  B.  G.  B.  enthält  nichts  darüber.  Die  Ge- 
werbeordnung (für  alle  Betriebe  in  Handel  und  Gewerbe 
gültig)  enthält  zwar  ein  grundsätzliches  Verbot  der  Sonn- 
tagsarbeit, aber  zugleich  so  viel  Ausnahmen,  daß  ein  An- 
gestellter stets  Sonntags  beschäftigt  werden  kann.  Und 
tatsächlich  gibt  es  Tausende  von  kaufmännischen  und 
technischen  Angestellten,  die  jahraus  jahrein  keinen  freien 
Sonntag  kennen.  Nur  im  Handelsgewerbe  ist  einigermaßen 
Schutz  gegeben,  indem  namentlich  in  den  offenen  Verkaufs- 
stellen die  Arbeitszeit  auf  wenige  Stunden  beschränkt  und 
deren  Herabminderung  durch  Ortsstatut  zugelassen  ist. 
Einzelne  Städte  haben  bewiesen,  daß  die  volle  Durch- 
führung der  Sonntagsruhe  für  Detailgeschäfte  sehr  gut 
möglich  ist.  Erst  recht  ist  sie  für  Bureaus  möglich  (von 
einzelnen  Ausnahmen  vielleicht  stets  abgesehen)  und  für 
die  meisten  Fabriken.  ,Wo  aber  ein  Durcharbeiten  nicht 
zu  vermeiden  ist,  da  muß  der  freie  Sonntag  durch  einen 
anderen  Ruhetag  ersetzt  werden.    Denn  es  läßt  sich  nach- 


weisen, daß  der  Mensch,  der  in  <3er  Woche  einen  Tag 
ruht,  auf  die  Dauer  absolut  mehr  leistet  als  derjenige, 
der  ununterbrochen  im  Betrieb  ist.  Und  wir  müssen 
die  höchste  Leistungsfähigkeit  erzielen. 

Auch  die  Sicherung  der  Nachtruhe  ist  gesetzlich 
fast  ausschließlich  auf  die  offenen  Verkaufsstellen  be- 
schränkt. Hier  ist  der  9-Uhr-LadenschIuß  durchgeführt,  an 
vielen  Plätzen  der  8-Uhr-Ladenschluß.  Er  wird  mit  Recht 
von  den  Handlungsgehilfen  als  allgemeine  Regel  erstrebt. 

Die  Handlungsgehilfen  sind  auch  die  einzigen,  die  bis- 
her eine  gesetzliche  Beschränkung  der  Arbeitszeit  und 
eine  Sicherung  einer  genügenden  Mittagspause  er- 
reicht haben.  Bei  den  übrigen  Angestellten  ist  das  völlig 
freier  Abmachung  überlassen.  Auch  den  Arbeitern  gegen- 
über hat  das  Gesetz  sich  für  erwachsene  Männer  auf 
eine  Beschränkung  der  Arbeitszeit  bei  besonders  gefähr- 
licher oder  gesundheitsschädlicher  Tätigkeit  beschränkt, 
während  im  übrigen  grundsätzlich  eine  Vereinbarung  bis 
zu  24  stündiger  Arbeitsdauer  zulässig  ist  —  wenn  nicht 
der  Paragraph  von  den  guten  Sitten  Anwendung  findet. 

Ein  Recht  auf  Erholungsurlaub  besteht  nirgends. 
Gewiß  weiß  man,  daß  alles  organische  Leben  eines  Er- 
satzes der  verbrauchten  Kräfte  bedarf.  Den  Acker  ließ 
man  schon  vor  Jahrtausenden  ausruhen,  wenn  er  durch 
häufige  Bestellung  „müde"  geworden  war  und  geringere 
Erträge  lieferte.  Heute  führt  man  ihm  die  entzogenen 
Kräfte  wieder  zu.  Daß  auch  der  Mensch  mehr  leistet, 
wenn  'er  regelmäßig  von  der  eintönigen  Arbeit  des  heutigen 
iWirtschaftslebens  ausspannen  kann,  weiß  man  wohl,  will 
aber  dieses  volkswirtschaftliche  Interesse  nicht  durchsetzen 
gegenüber  dem  Privatinteresse  der  Arbeitgeber.  Uebrigens 
würde  hier  eine  gesetzliche  Vorschrift  (nach  österreichi- 
schem Muster)  auch  wenig  nützen,  denn  das  Gesetz  kann 
nur  jedem  Angestellten  das  Recht  auf  Urlaub  geben.  Ob 
er  dieses  Recht  aber  ausübt  und  ohne  Gefährdung  seiner 
Stellung  ausüben  kann,  hängt  von  der  Gesinnung,  Soli- 
darität und  Rückenstärke  der  Angestellten  ab.  Hier  liegt 
ein  wichtiges  Tätigkeitsfeld  für  die  Berufsverbände. 

Daß  die  Frauen-  und  Kinderarbeit  auch  im 
Angestelltenberufe  gewisse  Einschränkungen  erfahren  hat, 
ist  die  notwendige  Folge  von  der  Erkenntnis,  daß  gerade 
hier  das  Privatinteresse  geradezu  mit  der  Volksgesundheit 
gewüstet  hat.  Immerhin  bestehen  gerade  mit  Bezug  auf 
die  Jugendlichen,  im  L  e  h  r  1  i  n  g  s  w  e  s  e  n  recht  erheb- 
liche Mißstände.  Handlungsgehilfen,  Bureaubeamte  und 
Musiker  führen  einen  energischen  Kampf  gegen  die  Lehr- 
lingszüchterei  und  Lehrlingsausbeutung,  der  staatlicher 
Unterstützung  wert  ist. 


482 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  31 


Die  Kehrseite  und  notwendige  Ergänzung  solcher  Be- 
stimmungen bilden  zwingende  Rechtsvorschriften  zur 
Sicherung  der  Existenz  des  Arbeitnehmers.  Im 
Gegensatz  zu  den  Arbeitern,  welche  eine  möglichste  Frei- 
heit des  Arbeitsverhältnisses  erstreben,  um  nicht  durch 
langfristige  Verträge  im  gewerkschaftlichen  Kampfe  ge- 
hindert zu  sein,  legen  von  alters  her  die  Privatbeamten 
alle  großen  iWert  auf  ein  möglichst  dauerndes,  festes 
Dienstverhältnis.  Das  entspricht  auch  insofern  ihren  wirt- 
schaftUchen  Interessen,  als  sie  nicht  so  leicht  wie  die  Ar- 
beiter ihre  Stellung  wechseln  können.  Infolgedessen  haben 
sie  sich  um  eine  Regelung  des  DienstrecKtes  in  dem  Sinne 
bemüht,  daß  ihnen  eine  möghchst  lange  Kündigungs- 
frist gesichert  ist.  In  dieser  Beziehung  haben  kauf- 
männische und  technische  Angestellte  Erfolg  gehabt. 
Handelsgesetzbuch  und  Gewerbeordnung  schreiben  als 
Regel  eine  Kündigungsfrist  von  sechs  .Wochen  zum  Viertel- 
jahresschluß vor  und  als  zwingende  Mindestfrist  einen 
Monat  zum  Monatsschluß.  Andere  Beamtengruppen  sind 
ganz  auf  freien  Vertrag  angewiesen,  sie  können  auch  eine 
Ungleichheit  der  Kündigungsbedingungen  vereinbaren  — 
soweit  sie  nicht  als  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten  an- 
gesehen wird.  Aus  wichtigen  Gründen  ist  eine  sofortige 
Beendigung  des  Dienstverhältnisses  möglich.  Aber  auch 
in  diese  Gründe  hat  das  Gesetz  regelnd  eingegriffen.  Ins- 
besondere darf  Verhinderung  der  Dienstleistung  durch 
persönliche  Gründe,  namentlich  Krankheit,  nur  dann  eine 
sofortige  Entlassung  rechtfertigen,  wenn  sie  eine  gewisse 
Zeitdauer  übersteigt.  Und  in  (Krankheitsfällen  erhält 
der  Angestellte  für  eine  nicht  erhebliche  Zeit  den  Anspruch 
auf  Fortbezug  des  Gehalts.  Aber  nur  für  die  Handlungs- 
gehilfen ist  dieses  Recht  auf  6  Wochen  durch  zwingendes 
Gesetz  gesichert.  Bei  allen  anderen  ist  es  entweder  gar 
nicht  festgelegt,  oder  kann  durch  Vertrag  jederzeit  be- 
seitigt werden.  Hier  ist  eine  Gleichstellung  unbedingt 
nötig.  Aehnliches  sollte  auch  bei  militärischen 
Uebungen  gelten:  denn  der  Staat  muß  Sorge  tragen,  daß 
der  Bürger,  den  er  aus  seiner  Stellung  zur  Erfüllung  vater- 
ländischer Pflichten  reißt,  darunter  möglichst  wenig  finan- 
ziellen Schaden  erleidet.  Daß  Staatsbehörden,  selbst 
Reichsmilitärbehörden  ihren  Angestellten  das  Gehalt  nicht 
fortzahlen,  sondern  sie  teilweise  einfach  entlassen,  wenn 
sie  zu  militärischen  Uebungen  eingezogen  werden,  ist 
ein  Skandal. 

Der  Sicherung  der  Existenz  dient  das  Vorrecht  der 
Lohnforderungen  im  Konkurse  und  der  Ausschluß  der 
Pfändung  eines  Arbeitseinkommens  bis  zu  125  M  mo- 
natlich. Dieses  Minimum  ist  unzureichend  geworden  und 
die  Angestellten  verlangen  mit  Recht  eine  Erhöhung  der 
:  Pfändungsgrenze  und  eine  Gleichstellung  mit  den  öffent- 
lichen Beamten,  denen  von  dem  das  Minimum  übersteigen- 
den Verdienst  nur  ein  Drittel  weggepfändet  werden  kann. 
Auch  eine  gesetzliche  Sicherung  der  Dienst kautionen 
gegen  Veruntreuung  oder  Konkurs  des  Arbeitgebers  wird 
gefordert. 

Die  wichtigste  Frage  aber  ist  die  nach  einem  Schutz 
gegen  ungerechtfertigte  Entlassung.  Denn  sie  hängt 
stets  als  Drohung  über  allen  Angestellten  und  ihren  Be- 
strebungen. Auch  hier  muß  die  Gewerkschaft  die  Haupt- 
arbeit leisten,  genau  wie  das  bei  den  Arbeitern  schon 


geschehen  ist.  Aber  auch  das  Gesetz  wird  auf  die  Dauer 
um  eine  Regelung  dieser  Frage,  um  ein  Eingreifen  in  die 
„Freiheit"  des  Abschlusses  oder  der  Beendigung  eines 
Dienstvertrages  nicht  herumkommen.  Der  dringendste 
Regelfall  ist  die  Abschiebung  der  alten  und  die  Annahme 
nur  von  jungen  Arbeitskräften.  Wenn  ein  Kommis  oder 
Werkmeister  jahrzehntelang  einer  Firma  treu  gedient  hat 
und  ohne  sein  Verschulden  einfach  deswegen  seine  Kün- 
digung erhält,  weil  seine  Kräfte  verbraucht  sind,  so  gilt 
das  sicher  bei  allen  rechtUch  Denkenden  als  eine  Gemein- 
heit. Aber  unser  Recht  —  oder  vielmehr  unsere  Gerichte 
betrachten  es  noch  nicht  als  einen  Verstoß  gegen  die 
guten  Sitten  und  ein  Angestellter,  der  wegen  ordnungs- 
mäßiger aber  unsittUcher  Kündigung  Schadenersatz  ver- 
langte, vnirde  wohl  überall  erstaunt  angesehen  und  glatt 
abgewiesen  werden.  Und  doch  entspräche  die  Anerken- 
nung seiner  Klage  nicht  nur  der  Gerechtigkeit,  sondern 
auch  dem  Gemeinnutzen,  wäre  also  sozial.  Denn  gerade 
diese  Möglichkeit,  jeden  abgearbeiteten  Angestellten  wie 
eine  ausgepreßte  Zitrone  auf  die  Straße  zu  werfen,  erlaubt 
es,  alle  Folgen  eines  Raubbaus  an  der  Arbeitskraft  auf 
die  Allgemeinheit  abzuwälzen;  sie  steigert  die  Lasten  der 
Armenpflege  und  die  Kosten  der  sozialen  Versicherung, 
weil  sie  den  raschen  Verbrauch  der  Arbeitskraft  fördert; 
sie  zwingt  zu  zahlreichen  polizeilichen  Schutzvorschriften, 
die  unnötig  wären,  wenn  man  den  Unternehmer  anhalten 
könnte,  die  Folgen  seiner  Nichtschonung  der  Arbeitskräfte 
selbst  zu  tragen.  Daß  wir  langsam  auf  dem  Wege  zu 
solchen  Anschauungen  sind,  beweisen  Urteile  des  Reichs- 
gerichts und  des  preußischen  Oberlandesgerichts,  wodurch 
Zuwendungen  einer  Firma  für  die  Pensionsversicherung 
ihrer  Beamten  der  Einkommensteuer  und  der  Schenkungs- 
steuer entzogen  sind,  weil  solche  Aufwendungen  nicht 
Geschenke,  sondern  Erfüllung  einer  sittlichen  Pflicht,  also 
nicht  Geschäftsgewinn,  sondern  Geschäftsunkosten  seien. 

Die  Einführung  der  Pensionsversicherung' 
schafft  hier  insofern  Hilfe,  als  sie  die  Amortisation  des 
Menschenlebens  teilweise  den  Arbeitgebern  und  die  Folgen 
einer  rücksichtslosen  Ausnutzung  der  Angestellten  im 
Einzelinteresse  von  der  Gesamtheit  des  Volkes  teilweise 
auf  die  Gesamtheit  der  Arbeitgeber  abwälzt.  Aber  damit 
verliert  die  Frage  nach  der  freien  Kündigung  durchaus 
nicht  ihre  Bedeutung.  Denn  neben  der  volkswirtschaft- 
lichen hat  sie  auch  eine  politische  Seite.  DasArbeitsverhältnis 
im  Großbetriebe  reicht  über  die  notwendige  Unterordnung 
der  Angestellten  unter  die  Leitung  der  Produktion  weit 
hinaus  und  unterwirft  den  Menschen  in  seiner  Gesamtheit 
als  Staatsbürger  der  Macht  des  Arbeitgebers.  Alle  poli- 
tischen Rechte  der  Angestellten  stehen  auf  dem  Papiere, 
solange  die  Ausübung  durch  die  Drohung  mit  der  Ent- 
ziehung der  Existenzgrundlage  (der  Kündigung  oder  Nicht- 
anstellung)  gehindert  werden  kann.  Die  Ausschlichtung 
eines  derartigen  Mißbrauches  wirtschaftlicher  Macht,  die 
Ausschlichtung  einer  Entlassung  ohne  einen  von  der 
Rechtsordnung  als  berechtigt  anerkannten  Grund,  wird 
der  Angelpunkt  künftiger  Sozialpolitik  sein,  weil  von  hier 
aus  allein  das  Arbeitsverhältnis  nach  dem  Worte 
des  Landtagsabgeordneten  Flesch  „aus  einem  Gewalt- 
verhältnis in  ein  reines  Rechtsverhältnis"  umgewandelt 
werden  kann. 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


483 


Straßenbauten  in  der  Schweiz  und  Oberitalien 

yon  cand.  ing.  K.  HALLER,  Stuttgart-Cannstatt. 


Gotthardstraße  bei  Amsteg 


Abb.  3 


[Während  einst  die  Landstraßen  neben  <ien  Wasser- 
wegen die  einzigen  Vermittler  des  Verkelirs  auf  weiten 
Strecken  waren,  hat  heute  die  Eisenbahn  die  Straßen  aus 
ihrer  Position  verdrängt  und  ihnen  eine  untergeordnetere 
Stelle  zugewiesen.  In  den  Kulturländern  fällt  den  Land- 
straßen im  allgemeinen  immer  ausschließlicher  die  Auf- 
gabe zu,  den  Verkehr  zwischen  benachbarten  Orten  zu 
vermitteln.  Die  Bedeutung  der  Landstraßen  ist  aber  trotz 
dieser  Einschränkungen  noch  groß  genug,  um  auch  heute 
zahlreiche  Landwege  entstehen  zu  lassen.  Besonders  sind 
wir  heute  bei  der  sehr  entwickelten  Ingenieurtechnik  im- 
stande, natürliche  Hindernisse,  wie  Wasserläufe,  Gebirgs- 
züge u.  dergl.  viel  leichter  zu  überwinden  als  früher, 
wo  man  gezwungen  war,  die  Wege  durch  eine  künstliche 
Führung  über  die  Gebirge  hinweg  zu  leiten,,  wobei  natür- 
licherweise für  den  Uebergang  die  tiefsten  Stellen,  die 
Pässe,  gewählt  wurden.  Während  es  in  der  Ebene  ziem- 
lich einfach  ist,  Richtung  und  Höhenlage  einer  Straße 
festzusetzen,  um  durch  sie  zwei  Orte  in  billigster  und 
zweckentsprechendster  Weise  zu  verbinden,  erfordert  die 
Festlegung  der  Trasse  im  Gebirge  schon  großen  Zeit- 
aufwand und  Geschicklichkeit  in  der  Ausführung  solcher 
Ermittlungen  und  bereitet  dem  Ingenieur  oft  ziemliche 
Schwierigkeiten.  Bei  den  Gebirgsstraßen  gilt  es  nicht 
nur,  die  aus  den  Terrainverhältnissen  entspringenden 
Schwierigkeiten  zu  überwinden,  sondern  auch  die  aus 
den  Witterungseinflüssen  stammenden  Hindernisse  zu  be- 
seitigen. Diese  letzteren  Schwierigkeiten  sind  um  be- 
deutender, in  je  größerer  Höhenlage  die  Strafe  geführt 
werden  muß. 

Im  nachstehenden  mögen  nun  ein:~e  cl:r.rrkteristische 
Stellen  einer  solchen  Gebirgsstraße,  der  Gotthardstraße, 
Erwähnung  finden.  Diese  bildete  im  Lr.::fe  der  Jahr- 
hunderte den  HauptverkL.-.oVveg  der  Tessiner  Landvo2'teien 
und  spielte  einsi  i..r  den  Verkehr  von  Italien  nach  Deutsch- 
land eine  große  Rolle.  Die  heute  noch  bestehende,  aber 
fast  ganz  verödete  Straße  wurde  erst  in  den  Jahren  1820 


484 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  31 


Abb.  2 


bis  1830  erbaut.  Die  erste  Strecke  der  Straße  von  Amsteg 
bis  Göschenen  wurde  von  Cirillo  Jauch  nach  Plänen  des 
tessinischen  Staatsrats  Meschini  ausgeführt.  Da  die  Gott- 
hardstraße ja  allgemein  bekannt  sein  dürfte,  mögen  hier 
nur  zwei  Stellen  derselben,  vor  und  nach  Amsteg,  er- 
wähnt sein. 

Bis  Amsteg  führt  die  Straße  das  ganze  Reußtal  auf- 
wärts mit  einer  Fahrbahnbreite  von  4,50  m  einschließlich' 
des  Straßengrabens;  von  Amsteg  bis  zum  Gotthardmassiv 
ist  dieselbe  auf  6,00  m  einschl.  des  Grabens  verbreitert. 
Abb.  1  zeigt  eine  Stelle  der  Straße  50  m  unterhalb  Am- 
steg, talabwärts  gesehen.  Links  gegen  die  Reuß  ist  die 
Straße    auf  einer  4,50  m  hohen,    senkrecht  gegen  den 


Fluß  abfallenden  Stützmauer  geführt,  rechts  ist  eine  fast 
15  m  hohe,  beinahe  senkrecht  ansteigende  Felswand,  auf 
der  die  Gotthardbahn  gelegen  ist.  Die  Brüstung  gegen 
die  Reuß  ist  0,70  m  hoch  und  0,40  m  stark.  An  dieser 
Stelle  ist  der  Stromstrich  der  Reuß  ganz  an  den  Fuß  der 
Straße  gedrängt,  da  durch  den  oberhalb  Amsteg  ein- 
mündenden, vom  Maderanertal  kommenden  und  stark  ge- 
schiebeführenden Kerstelenbach  (s.  Abb.  2)  das  Bett 
der  Reuß  vollständig  gegen  den  Ort  hin  verlegt  worden 
ist,  dessen  Gärten  und  Gebäude  durch  ein  starkes  Ufer- 
deckwerk gegen  Unterwaschungen  gesichert  sind.  In 
nächster  Nähe  'der  in  Abb.  1  dargestellten  Stelle  der  Straße 
ist  der  Fels,  auf  dem  die  Stützmauer  gegründet  ist,  durch 


Abb.  5 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


485 


Abb.  8.    Vizinalstraße  Carasso-Molinazzo 
(Koiiton  Tessin) 


Abb.  9 


'den  beständigen  Anprall  des  Flußgeschiebes  und  des 
iWassers  schon  in  gefahrdrohender  .Weise  unterwaschen. 

Die  Gotthardstraße  führt  nun  durch  den  Ort  Amsteg, 
überführt  dann  auf  der  in  Abb.  2  dargestellten  Brücke  den 
Kerstelenbach  und  einige  hundert  Meter  oberhalb,  un- 
mittelbar hinter  den  letzten  Häusern  Amstegs  auf  einer 
aus  Bruchsteinen  hergestellten  Brücke  mit  5,50  m  lichter 
Fahrbahnweite  zwischen  den  1,00  m  hohen  und  0,40  m 
starken  gemauerten  Brüstungen  die  Reuß.  Von  hier  steigt 
die  Straße,  die  nun  auf  6,00  m  Fahrbahnbreite  erweitert 
ist,  unter  Einhaltung  dieses  Maßes  weiter  talaufwärts. 
Abb.  3  zeigt  einen  Normalschnitt  der  Straße  500  m  ober- 
halb Amsteg.  Der  0,50  m  breite,  durchschnittlich  meist 
nur  15  cm  tiefe  Straßengraben  ist  direkt  aus  dem  Felsen 
ausgehauen.  Die  aus  Findlingen  gemauerte  1,00  m  hohe 
und  0,35  m  starke  Brüstung  nach  der  Reuß  hin  ist  alle 
3,00  m  durch  einen  0,20/0,20  m  großen  Entwässerungs- 
schlitz durchbrochen.  An  solchen  Stellen,  wo  die  Böschung 
nicht  zu  steil  gegen  den  Fluß  abfällt,  sind  Materiallager- 
plätze, soweit  sich  diese  nicht  auf  der  linken  Seite  der 
Straße  anordnen  ließen,  nach  der  in  Abb.  4  dargestellten 
iWeise  angebracht. 


Um  nun  eine  solche  Gebirgsstraße  nicht  zu  steil  an- 
legen zu  müssen,  ist  man  nicht  selten  gezwungen,  ihr 
eine  gewundene  Richtung  zu  geben,  indem  es  nur  auf 
diese  Weise  ermöglicht  werden  kann,  die  zur  Ueber- 
windung  der  Steilheit  des  Geländes  nötige  Länge  zu  er- 
zielen. Solche  Windungen,  die  man  als  Kehren  oder 
Serpentine  bezeichnet,  treten  auch  an  der  Gotthardstraße 
in  mannigfacher  Weise  auf.  Außer  den  im  Gotthardmassiv 
selbst  auftretenden  Kehren  sind  noch  besonders  zwei 
Stellen  zu  erwähnen,  wo  solche  vorhanden  sind,  und  zwar 
im  Reußtal  in  der  Gegend  von  Wassen  (am  sog.  Kirch- 
berg) und  im  Tessintal  bei  Giornico,  welch  letztere  Kehre 
Abb.  5  zeigt. 

Auffallend  ist  die,  hauptsächlich  im  Tessintal,  durch- 
weg mangelhafte  Konstruktion  der  Abschrankungen,  da 
auf  der  Talseite,  selbst  an  den  auf  oft  hohem  Unterbau 
liegenden  Wendeplatten  und  den  vielfach  sehr  steilen  und 
hohen  Böschungen  nur  dünne  Abweissteine  von  den  in 
Abb.  6  angegebenen  Dimensionen  in  Abständen  von  3  m 
angebracht  sind.  Im  Reußtal  sind  die  Abschrankungen 
noch  in  guter  Weise  durchgeführt.  In  der  Gegend  von 
Station  Wassen  sind  sie  beispielsweise  nach  Abb.  7  an- 


486 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


Heft  31 


/4 


Abb.  n 


Abb.  15 


Abb.  10 


geordnet,  was  im  allgemeinen  unseren  Verhältnissen 
entspricht. 

Eine  konstruktiv  sehr  interessante  Straße  ist  die  teil- 
weise zwischen  schönen  Weinbergen  sich  hinziehende 
Vizinalstraße  Carasso — Molinazzo.  Carasso,  ein  kleiner 
Flecken  inmitten  fruchtbarer  Weinberge  und  Kastanien- 
wälder, liegt  am  rechten  Tessinufer  gegenüber  Bellinzona 
und  ist  von  dort  in  einer  halben  Stunde  zu  erreichen.  Von 
genanntem  Dorfe  führt  nun  eine  Straße,  die  außerhalb 
des  Orts  ziemlich  rasch  ansteigt  und  dann  ca.  1  km  von 
Carasso  entfernt,  auf  eine  Länge  von  ungefähr  1  km  an 
sehr  steil  gegen  den  Tessin  abfallenden  Felsen  hingeführt 
ist,  nach  dem  ganz  in  Weinbergen  versteckten  Dörfchen 
Goronno  und  von  hier  weiter  nach  Molinazzo.  In  einer 
Entfernung  von  ca.  1200  m  von  Carasso  zeigt  die  Straße 
das  in  Abb.  8  dargestellte  Profil,  das  an  normaler  Stelle 
aufgenommen  ist.  Die  Fahrbahn  hat  einschi  dem  0,30  m 
breiten  und  0,15  m  tiefen  Straßengraben  eine  Breite  von 
3,75  m.  Gegen  den  Tessin  ist  eine  2,20  m  hohe,  aus 
Granitfindlingen  hergestellte  Stützmauer,  die  bis  auf 
Straßenhöhe,  d,  h.  auf  1,30  m  Höhe,  0,30  m  Meter  Anlauf 
hat.  Ueber  Straßenhöhe  dient  dieselbe  als  Brüstung,  ist 
0,90  m  hoch,  0,45  m  breit  und  in  diesem  oberen  Teil 
ohne  Anlauf  konstruiert.  Gegen  den  Tessin  sind  in  der 
Brüstung  an  einigen  Stellen  0,50  m  breite  Oeffnungen 
angebracht,  durch  welche  man  von  der  Straße  aus,  auf 
schmalen  in  den  steil  abfallenden  Felsen  eingehauenen 
Stufen  nach  dem  Fluß  gelangen  kann  Lin':s  der  Straße 
steigt  die  auf  der  Höhe  mit  Kastanien  bewachsene  Fels- 
wand fasi  senkrecht  an.    Interessant  ist  hier  die  Art  und 


Weise  der  Entwässerung.  Auf  der  rechten,  dem  Flusse 
zu  gelegenen  Seite  erfolgt  dieselbe  durch  Schlitze,  welche 
im  Abstand  von  10  m  je  0,40  0,40  m  groß  durch  die 
Brüstung  geführt  sind.  Zwischen  diesen  sind  dann  inner- 
halb einer  solchen  Strecke  von  10  m  Länge  noch  zwei 
kleinere  Schlitze  von  0,15  0,25  m  Größe  angeordnet. 
Bergseitig  sind  nun  zur  Entwässerung  ganz  eigenartig 
konstruierte  Einlaufschächte  angelegt,  durch  welche  das 
Wasser  unter  dem  Straßenkörper  hindurch  nach  dem  Fluß 
abgeführt  wird.  Die  Abb.  9  bis  11  stellen  einen  dieser 
Schächte  im  Grundriß,  Aufriß  und  Querschnitt  dar.  In 
den  Straßengraben  ist  hier  eine  1,05  m  lange,  0,70  m 
breite  und  0,20  m  starke  Granitplatte  eingelegt,  deren 
0,10  m  breiter  Rand  ca.  2  cm  erhöht  ist,  wie  dies  aus 
dem  Querschnitt  Abb.  11  hervorgeht.  Durch  diesen  er- 
höhten Rand  soll  das  abzuführende  Wasser  nach  dem 
0,30  m  breiten  und  0,90  m  tiefen  Schacht  abgelenkt 
werden,  der  aus  Bruchsteinen  gemauert  ist.  In  der  An- 
sicht ist  die  0,65  m  breite  und  0^85  m  im  Licht  hohe 
Einlauföffnung  ersichtlich.  Die  Stirnmauer  ist  durch  drei 
je  5  cm  starke  Granitplatten  abgedeckt.  — 

Weiter  soll  noch  eine  größere,  im  Hügelland  geführte 
Straße  in  Oberitalien  Erwähnung  finden,  welche  den  Haupt- 
verkehrsweg zwischen  Genua  und  Alessandria  bildet.  Im 
Gegensatze  zu  vielen  Hauptstraßen  Obcritaliens,  beispiels- 
weise der  Straße  Alessandria— Novi,  die  der  Verfasser 
anläßlich  eines  Besuches  des  Schlachtfeldes  von  Marengo 
beging  und  auf  der  die  unzähligen  zweirädrigen  Fuhr- 
werke, die  am  frühen  Morgen  nach  Alessandria  fahren, 
infolge  vollständiger  Vernachlässigung  der  Unterhaltung 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


488 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  31 


bis  weit  über  den  Radkranz  im  Kot  eingesunken  sind, 
befand  sich  die  hier  zu  schildernde  Straße  in  muster- 
gültigem Zustande. 

Von  dem  28  km  oberhalb  Genua  gelegenen  Rondo 
führt  die  zu  beschreibende  Strecke  der  Straße  am  linken 
Ufer  der  Scribia  am  Fuße  der  Berglehnen  des  gleich- 
namigen Felsentales  entlang.  Die  zweigleisig  durch- 
geführte Bahn  überschreitet  unmittelbar  am  Ende  des 
Bahnhofs  Ronco  auf  der  in  Abb.  12  dargestellten  Brücke 
die  Scribia  und  durchquert  mittels  eines  Tunnels  den 
dortigen  Bergvorsprung.  Dadurch  war  nun  für  die  Linien- 
führung der  Straße  ein  Festpunkt  insofern  gegeben,  als 
ein  schienengleicher  Uebergang  des  starken  Bahnverkehrs 
wegen  ausgeschlossen  war.  Ebenso  war  eine  Unterführung 
der  Straße,  schon  der  gefährlichen  Hochwasser  der  Scribia 
wegen,  unmöglich,  so  daß  nur  die  Möglichkeit  einer  Ueber- 
führung  übrig  blieb,  die  dann  auch  über  den  Tunnel- 
scheitel hinweg  erfolgt  ist.  Die  Straße,  die,  um  die  Höhe 
des  Tunnels  zu  erreichen,  mit  ca.  5%  gegen  jenen  an- 
steigt, ist  rechtsseitig,  gegen  den  Fluß  zu,  ca.  2  km  weit 
auf  einer  Stützmauer  geführt.  Diese  ist  in  Abb.  12,  links 
und  rechts  dem  Tunnel  am  Fuße  des  Berges  entlang 
führend,  ersichtlich.  Der  Querschnitt  der  Straße,  den 
Abb.  13  zeigt,  ist  ca.  100  m  hinter  dem  Tunnel  in  der 
Ricntung  gegen  Alessandria  aufgenommen.  Die  Fahrbahn 
der  Straße  ist  ausschließlich  dem  Straßengraben  9,50  m 


breit.  Die  Stützmauer  ist  aus  Bruchsteinen  gemauert  und 
bildet  gegen  die  Straße  eine  0,75  m  hohe  und  0,50  m 
breite  Brüstung,  welche  mit  einer  0,20  m  starken  (nach 
der  Mitte  hin  3  cm  nach  oben  gewölbten)  Granitplatte 
abgedeckt  ist.  Mit  dem  Setzen  von  Sicherheits-  bezw. 
Abweissteinen  ging  man  hier,  im  Gegensatz  zu  der  sonst 
herrschenden  Sorglosigkeit,  fast  etwas  zu  weit,  indem  man 
solche  nicht  nur  auf  der  linken  Seite  der  Straße,  wo  sie 
gegen  den  0,65  m  tiefen  Straßengraben  angezeigt  sind, 
setzte,  sondern  sie  auch  auf  der  rechten  Seite  innerhalb 
der  Brüstung  angebracht  hat  und  zwar  beiderseits  in  einem 
Längenabstand  von  je  3  m.  Der  Abstand  der  Steine, 
deren  Abmessungen  aus  Abb.  14  zu  entnehmen  sind,  be- 
trägt vom  oberen  Rand  des  Straßengrabens  bis  Mitte 
Stein  0,75  m,  von  der  Innenkante  der  Brüstung  bis  Mitte 
Stein  0,50  m.  Der  Straßengraben  hat  eine  Sohlenbreite 
von  0,50  m  und  eine  Tiefe  von  0,65  m.  Diese  etwas  groß 
erscheinenden  Dimensionen  sind  durch  die  dortigen  meteo- 
rologischen Verhältnisse  bedingt,  da  die  Niederschläge 
in  jener  Gegend  selten  längere  Zeit  anhaltende,  dafür 
aber  um  so  heftigere  sind.  Die  Böschung  des  Grabens 
gegen  die  Straße  zu  hat  eine  Neigung  von  1 : 1  und  ist 
abgepflastert,  ebenso  ist  die  Böschung  gegen  den  Berg 
hin  teilweise  gepflastert,  wie  dies  in  Abb.  14  dargestellt 
ist.  Die  Abb.  15  endlich  zeigt  einen  an  dieser  Straße 
stehenden  Kilometerstein,  dessen  Abmessungen  aus  der 
Abbildung  zu  entnehmen  sind. 


Fehlerhafte  Indikator-Diagramme  und  Diagramme  fehlerhafter  Maschinen 

iVon  W.  SCHÜTZ,  Magdeburg-B. 


Unter  einem  Dampfdiagramm  versteht  man  die  gra- 
phische Darstellung  der  Wirkung  des  Dampfes  auf  den 
Dampfkolben;  man  kann  daraus  den  Verlauf  und  die 
Größe  der  theoretischen  Dampfarbeit  im  Zylinder  er- 
kennen und  diese  auch  zahlenmäßig  berechnen. 

Neben  der  Leistungsbestimmung  ist  der  Hauptzweck 
einer  Indizierung  auch  die  Beurteilung  des  richtigen  Ver- 
laufes des  theoretischen  Kreisprozesses  und  der  richtigen 
Dampfverteilung  auf  beide  Zylinderseiten.  Aus  den  Ab- 
weichungen der  erhaltenen  von  den  richtigen  Diagrammen 
kann  man  auf  Fehler  der  Steuerung,  des  Kolbens  und 
eventl.  des  Indikators  schließen. 


Abb.  1 


Die  Ursache  eines  fehlerhaften  Diagrammes  braucht 
nun  nicht  immer  an  der  zu  indizierenden  Maschine  zu 
liegen,  sondern  der  Fehler  kann  auch  durch  unsach- 
gemäßes Verfahren  beim  Indizieren  entstanden  sein. 

Im  folgenden  sollen  Fehler  verschiedener  Art  be- 
sprochen werden  und  zwar  zunächst  solche  Fehler,  die 
durch  unsachgemäßes  Verfahren  beim  Aufnehmen  der  Dia- 


gramme hervorgerufen  worden  sind.  Es  möge  noch  vor- 
ausgeschickt werden,  daß  bei  den  hier  abgebildeten  Doppel- 
Diagrammen  das  rechte  Diagramm  stets  der  Kurbelseite 
entspricht. 

Geht  ein  Indikatorkolben  zu  schwer,  ist  er  nicht  ge- 
nügend geölt,  oder  durch  Fremdkörper  verunreinigt,  so 
geht  er  sprungweise  und  kann  auch  manchmal  hängen 
bleiben.  Der  Indikator  zeichnet  dann  Diagramme  ähnlich 
wie  Abb.  1  bis  3  zeigen.  Besonders  deutlich  ist  das 
Hängenbleiben  des  Kolbens  in  Abb.  1  zu  erkennen.  Das 
Diagramm  der  Deckelseite  ist  noch  normal  und  es  ist  an- 
zunehmen, daß  während  des  Umschaltens  des  Dreiweg- 


Abb.  3 


hahncs  kleine  Unreinigkeiten,  wie  Formsandreste,  in  den 
Indikatorzylinder  gelangt  sind,  welche  sich  oben  festgesetzt 
haben.  Der  Kolben  ist  hierdurch  so  in  seiner  Bewegung 
gehemmt  worden,  daß  erst  ein  größerer  Unterdruck  unter 
ihm  erforderlich  war,  che  ihn  die  Indikatorfeder  wieder 
herabdrücken  konnte.  Hierbei  ist  er  in  Schwingungen 
geraten,  welche  sich  auf  dem  Papier  als  .Wellenlinien 
bemerkbar  machen. 


Abb.  2 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


489 


Abb.  4 


Abb.  5 


Abb.  6 


Besondere  Aufmerksamkeit  erfordert  das  Anbringen 
der  Indikator-Rohrleitung.  Es  ist  darauf  zu  achten,  daß 
dieselbe  genügend  weit  ist  und  durch  keine  exzentrisch 
eingesetzten  Dichtungsscheiben  verengt  wird,  ferner,  daß 
die  Indikatorlöcher  am  Zyhnder  sich  nicht  durch  Oel- 
rückstände  zugesetzt  haben.  Zu  enge  Querschnitte  der 
Rohrleitung  machen  sich  im  Diagramm  sehr  bemerkbar, 
wie  z.  B.  Abb.  4  zeigt.  Bei  diesem  Diagramm,  welches 
an  einer  Einzylinder-Auspuff-Maschine  genommen  wurde, 
könnte  man  annehmen,  daß  die  Auspuffleitung  nicht  ge- 
nügend freien  Querschnitt  gehabt  hat,  weil  der  Gegen- 
druck gar  so  hoch  ist.  In  Wirklichkeit  waren  in  diesem 
Falle  die  Dichtungsscheiben  der  Rohrleitung  exzentrisch 
eingesetzt,  so  daß  der  Dampf  nur  gedrosselt  unter  den 
Indikator-Kolben  gelangen  und  während  der  Ausströmungs- 
periode nicht  schnell  genug  entweichen  konnte. 


Hubverminderer  angetrieben,  und  zwar  so,  daß  der  hintere 
Indikator  an  die  Papiertrommel  des  ersteren  angeschlossen 
war.  Da  der  Indikatorhaken  in  diesem  Falle  zu  lang  an- 
gebunden war,  hatte  die  Papiertrommel  des  vorderen 
Hochdruck-Indikators  ihren  Anschlag  schon  berührt,  war 
also  schon  in  Ruhe,  bevor  der  Kolben  in  seinen  hinteren 
toten  Punkt  angekommen  war.  Beide  Diagramme  wurden 
infolgedessen  zu  kurz  aufgezeichnet.  Die  punktierten 
Linien  stellen  die  richtigen  Diagramme  dar. 

Ein  sonderbares  Diagramm  zeigt  Abb.  7,  welches  an 
einer  Einzylinder-Auspuff-Maschine  aufgenommen  wurde. 
Hier  war  der  Hubverminderer  in  Unordnung  geraten  und 
zwar  war  die  kleine  Rolle  a  (siehe  Abb.  8)  lose  geworden 
und  hatte  sich  beim  Aufnehmen  des  Diagramms  der  Deckel- 
seite, welches  zuerst  gezeichnet  wurde,  um  den  Winkel  a 
verdreht,  so  daß  die  Schnurverbindung  zwischen  Papier- 


Nachdem  dieser  Uebelstand  beseitigt  war,  schrieb  der 
Indikator  das  punktiert  gezeichnete  Diagramm. 

Große  Sorgfalt  muß  man  beim  Indizieren  auch  darauf 
verwenden,  daß  die  Indikatorschnur  die  richtige  Länge 
hat  bez\v.  daß  der  Indikatorhaken  richtig  befestigt  ist. 
Ist  die  Schnur  zu  kurz,  so  berührt  die  Papiertrommel 
ihre  Drehbegrenzung  nach  der  Kurbelseite  schon,  bevor 
der  Dampfkolben  seinen  Weg  ganz  beendet  hat;  dabei 
kann  die  Schnur  reißen  oder  der  Indikator  beschädigt 
werden.  Ist  die  Schnur  zu  lang,  so  können  Beschädi- 
gungen am  Indikator  nicht  so  leicht  eintreten,  aber  auch 


Abb.  10 


die  so  erhaltenen  Diagramme  sind  fehlerhaft  und  zu 
Leistungsbestimmungen  nicht  zu  gebrauchen.  In  Abb.  5 
und  6  sind  solche  Diagramme  abgebildet,  welche  an  einer 
Tandem-Kondensations-Maschine  genommen  worden  sind. 
Beide  Indikatoren  wurden  hier  gemeinschaftlich  von  einem 


trommel  b  und  der  kleinen  Rolle  a  zu  lang  geworden 
war,  was  sich  besonders  in  der  hinteren  Totpunktstellung 
bemerkbar  machte.  Beim  Indizieren  der  Kurbclseite  hatte 
sich  durch  die  Federspannung  der  Papiertrommel  die 
kleine  Rolle  noch  mehr,  um  den  Winkel  ß,  verdreht,  so 
daß  dieses  Diagramm  auf  der  nun  noch  mehr  nacheilenden 
Papiertrommel  um  ca.  27o/o  seiner  Länge  zu  kurz  und 
verschoben  aufgezeichnet  wurde.  Das  Fehlende  ist  wieder 
punktiert  gezeichnet. 

Beim  Indizieren  von  Niederdruck-Dampfzylindern  muß 
der  Indikator  und  auch  die  Rohrleitung  genügend  an- 


Abb.  12 


gewärmt  werden,  bevor  inan  ein  Diagramm  nimmt.  Wenn 
dies  nicht  geschieht,  dann  ergeben  sich  fehlerhafte  Dia- 
gramme ähnlich  Abb.  9.  Bei  kaltem  Indikator  geht  der 
Ind.-Kolben  etwas  schwer,  weil  er  sich  infolge  seiner 
leichten  Ausführung  schneller  erwärmt  und  ausdehnt  als 


Abb.  11 


490 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


1 

Heft  31 


Abb.  13  Abb.  14  Abb.  15 


der  verhältnismäßig  starkwandige  Indikatorzylinder,  und 
die  schwache  Indikatorfeder  und  der  geringe  Dampfdruck 
genügen  nicht,  daß  der  Kolben  den  wechselnden  Span- 
nungen im  Zylinder  so  schnell  folgen  kann,  besonders 
wenn  es  sich  um  höhere  Umdrehungszahlen  handelt. 
Außerdem  kann  im  Indikatorraum  eine  schädliche  Kon- 
densation des  eingetretenen  Niederdruckdampfes  statt- 
finden und  damit  ebenfalls  das  Diagramm  fehlerhaft  be- 
einflussen. Das  richtige  Diagramm  ist  auch  hier  punktiert 
eingezeichnet. 

Von  großer  .Wichtigkeit  ist  es  beim  Indizieren,  daß 
die  Dampfabsperrventile  an  Kessel  und  Maschine  auch 
ganz  geöffnet  sind,  wenn  man  richtige  Diagramme  er- 
halten will.  Abb.  10  zeigt  ein  Hochdruck-Diagramm 
einer  Verbundmaschine,  bei  welcher  das  Zylinderabsperr- 
ventil nicht  genügend  offen  war.  An  den  Hubenden 
machten  sich  im  Diagramm  heftige  Schwingungen  bemerk- 
bar und  die  Admissionslinie  fällt  infolge  der  Drosselung 
schnell  ab,  so  daß  kaum  der  Abschluß  der  Füllung  zu 
erkennen  ist;  außerdem  ist  das  Diagramm  im  Verhältnis 
zum  einpunktierten  richtigen  Diagramm  sehr  niedrig. 


gebracht  werden,  bei  denen  der  fehlerhafte  Verlauf  auf 
Mängel  an  der  Maschine  zurückzuführen  ist. 

Das  in  Abb.  13  abgebildete  Diagramm  wurde  an  einer 
Einzylindermaschine  mit  Rider-Steuerung  aufgenommen 
und  weist  als  Fehler  zu  geringe  Vorausströmung  auf, 
welche  hier  erst  fast  in  den  toten  Punkten  beginnt.  Der 
Auspuffdampf  kann  nur  langsam  entweichen  und  es  ent- 
steht ein  Gegendruck  auf  den  Kolben.  Die  schraffierten 
Flächen  zeigen  den  Verlust  an  Arbeit  an,  der  hierdurch 
entsteht.  Eine  Besserung  kann  man  dadurch  herbei- 
führen, wenn  man  dem  Qrundschieber  etwas  weniger  innere 
Ueberdeckung  gibt,  wodurch  allerdings  auch  die  Kom- 
pression vermindert  wird.  Im  übrigen  ist  das  Diagramm 
normal. 

Das  nächste  Diagramm  in  Abb.  14  wurde  gelegent- 
lich einer  Revision  an  einer  Einzylindermaschine  mit  Rider- 
Steuerung  aufgenommen,  welche  das  Bestreben  zeigte,  bei 
Leerlauf  durchzugehen.  Die  Steuerung  war  von  einem 
unerfahrenen  Maschinisten  auseinander  genommen  und 
nicht  wieder  richtig  zusammengebaut  worden.  Um  wieder 
gleiche  Dampfverteilung  zu  erhalten,  wurde  der  Grund- 


Abb.  16 


Abb.  17 


Abb.  18  und  19 


Etwas  anders  sieht  das  Diagramm  aus,  wenn  das 
Absperrventil  am  Kessel  nicht  genügend  geöffnet  ist,  siehe 
Abb.  11.  Hier  sind  die  Schwingungen  des  Indikator- 
kolbens nicht  so  heftig,  die  Spannung  während  der 
Füllungsperiode  bleibt  gleichmäßiger  und  der  Schluß  der 
Füllung  ist  deutlich  erkennbar.  Die  Eintrittsspannung 
liegt  auch  hier  infolge  der  Drosselung  bedeutend  unter 
der  Kesselspannung.  Daß  im  vorigen  Diagramm,  Abb.  10, 
die  Eintrittsspannung  während  der  Füllungsperiode  mehr 
abfällt  als  im  letzten  Falle  liegt  daran,  daß  der  Raum- 
inhalt zwischen  Schieberkasten  und  Zylinderabsperrventil 
ein  weit  kleinerer  ist  als  zwischen  Schieberkasten  und 
Kesselabsperrventil. 

In  Abb.  12  ist  ein  Diagramm  wiedergegeben,  bei 
dessen  Aufnahme  sich  die  Indikatorfeder  am  Kolben  ge- 
lockert hatte.  Eigentümlich  ist  hierbei,  daß  der  Indikator- 
kolben jedesmal  an  derselben  Stelle  hängen  blieb  und 
dann  plötzlich  unter  großen  Schwingungen  den  abfallenden 
Spannungen  im  Dampfzylinder  folgte.  Auch  an  der  Kom- 
pressionslinie ist  zu  erkennen,  daß  der  Indikatorkolben 
sich  sprungweise  bewegte.  Solche  Diagramme  sind  zu 
Leistungsbestimmungen  natürlich  nicht  zu  gebrauchen.*) 

Bei  den  bisher  behandelten  Diagrammen  lag  die  LJr- 
sache  der  Fehler  meistens  am  unsachgemäßen  Verfahren 
beim  Indizieren.    Im  folgenden  sollen  einige  Diagramme 

•)  Der  verwendete  Indikator  hatte  eine  innen  liegende  Kolbenfeder. 


Schieber  nach  der  Deckelseite  und  der  Expansionsschieber 
nach  der  Kurbelseite  gestellt. 

Ungleiche  Dampfverteilung  infolge  falscher  Schieber- 
stellung zeigen  auch  die  Diagramme  Abb.  15  bis  17  und 
zwar  rühren  die  Diagramme  Abb.  15  und  16  von  Kolben- 
schiebermaschinen in  Verbindung  mit  Flachreglern  und 
das  Diagramm  in  Abb.  17  von  dem  Niederdruckzylinder 
einer  Verbundmaschine  mit  Flachschiebersteuerung  her. 
Zur  Erzielung  gleicher  Arbeitsverteilung  auf  beide  Zylinder- 
seiten müssen  diese  Schieber  nach  der  Deckelseite  ge- 
stellt werden,  wobei  bemerkt  werden  möge,  daß  die  Kolben- 
schieber Inneneinströmung  besitzen.  Bei  dem  Niederdruck- 
Diagramm  ist  infolge  der  einseitigen  Schiebersteilung  und 
der  kleinen  Belastung  die  Füllung  auf  der  Kurbelseite 
so  gering,  daß  die  Expansionslinie  die  atmosphärische 
bedeutend  unterschneidet  und  auf  dieser  Zylinderseite 
mehr  negative  wie  positive  Arbeit  geleistet  wird.  Das- 
selbe ist  in  noch  größerem  Maße  in  den  Niederdruck-Dia- 
grammen Abb.  18  und  IQ  der  Fall.  Diese  Maschine 
arbeitet  mit  Auspuff  und  beide  Seiten  des  Niederdruck- 
zylinders leisten  nur  negative  Arbeit,  weil  die  Maschine 
nur  sehr  wenig  belastet  ist.  Der  Hochdruckzylinder  muß 
hier  den  Niederdruck  mitschleppen.  Bei  solchen  Indi- 
zierungen tut  man  gut,  jede  Zylinderseitc  einzeln  aufzu- 
nehmen, weil  man  dann  den  Verlauf  der  einzelnen  Di?- 
grammlinien  besser  erkennen  kann.  (Schluß  folgl) 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


491 


Deutscher  Ausschuß  für  technisches  Schulwesen 


Der  Verein  Deutscher  Ingenieure  hatte  im 
Dezember  1Q08  25  Vertreter  der  Industrie,  der  Lehrer- 
schaft und  des  Ministeriums  für  Handel  und  Gewerbe  zu 
einer  ersten  Sitzung-  des  Deutschen  Ausschusses  für  tech- 
nisches Schulwesen  versammelt.  Man  beschäftigte  sich 
dabei  zwar  mit  einer  rein  preußischen  Angelegenheit,  der 
Einrichtung  einer  fünften  Klasse  an  den  höheren  Maschinen- 
bauschulen in  Preußen,  war  sich  aber  bereits  damals  völlig 
einig,  daß  die  im  technischen  Schulwesen  bestehenden 
Verhältnisse  gebieterisch  eine  Ausdehnung  solcher  Be- 
ratung auch  auf  süddeutsche,  auf  staathche,  ebenso  wie 
auf  private  Schulen  fordere. 

Seitdem  haben  Sitzungen  im  November  1909  und  1910 
in  Berlin  stattgefunden,  bei  denen  die  hohe  Bedeutung 
der  Aufgaben  des  Ausschusses  immer  deutlicher  in  Er- 
scheinung getreten  ist.  Auch  der  Deutsche  Techniker- 
Verband  beteiligte  sich  eingehend  an  den  Arbeiten  durch 
Entsendung  zweier  Vertreter.  Die  Ergebnisse  und  Pro- 
tokolle der  Verhandlungen  liegen  in  zwei  Bänden  vor, 
die  im  Verlag  von  B.  Q.  Teubner,  Leipzig,  erschienen 
sind.  Es  ist  anzunehmen,  daß  diese  wertvollen  Abhand- 
lungen den  interessierten  Fachkreisen  zugänglich  gemacht 
werden.*)  Jedenfalls  ist  es  notwendig,  daß  sie  den 
Büchereien  der  Hochschulen  und  Fachschulen  (Baugewerk- 
und  Maschinenbauschulen)  einverleibt  werden,  die  an  den 
Verhandlungsgegenständen  auf  das  lebhafteste  inter- 
essiert sind. 

Bei  der  zweiten  Sitzung  im  November  1909  lautete 
die  Tagesordnung: 

1.  Bericht  über  die  stattgehabten  Besichtigungen  von 
staatlichen  technischen  mittleren  und  niederen 
Schulen. 

2.  Bericht  über  die  Ergebnisse  des  Fragebogens  (An- 
forderungen an  die  Ausbildung  der  mittleren  und 
niederen  technischen  Beamten,  die  seitens  der  In- 
dustrie an  die  staatlichen  Maschinenbauschulen  ge- 
stellt werden). 

3.  Bericht  über  die  staatlichen  technischen  Mittelschulen 
für  den  Maschinenbau  (höhere  Maschinenbauschulen, 

*      Techniken  usw.). 

4.  Bericht  über  die  niederen  Maschinenbauschulen 
(Werkmeisterschulen). 

5.  Ausbildung  der  Fachlehrer  für  die  Maschinenbau- 
schulen. 

6.  Lehrlingausbildung  und  Fabrikschulen. 

7.  Die  gewerblichen  Fortbildungsschulen  und  ihre 
Beziehungen  zur  Industrie. 

8.  Bericht  über  den  heutigen  Stand  der  Baugevverk- 
schulen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Tief- 
bauschulen. 

Wie  intensiv  hier  gearbeitet  worden  ist,  zeigt  die 
Dauer  der  Sitzung  am  ersten  Tage  von  9  Uhr  vormittags 
bis  7  Uhr  nachmittags  mit  IV2  stündiger  Mittagspause. 
Die  Berichte  und  anschließenden  Besprechungen  müssen 
das  Interesse  aller  Schulmänner  und  der  Industriellen  er- 
regen, denen  mit  der  Ausbildung  an  den  Fachschulen 
gedient  werden  soll.  Mit  dem  2.  Bericht  des  Ausschusses 
über  das  Ergebnis  der  bisherigen  Verhandlungen  schließt 
der  erste  Band. 

*)  Abhandlungen  und  Berichte  über  technisches  Schulwesen, 
veranlaßt  und  herausgegeben  vom  Deutschen  Ausschuß  für  tech- 
nisches Schulwesen.  Band  I  1910,  Band  II  1911.  Verlag  von 
B.  O.  Teubner,  Leipzig  und  Berlin. 


Hatte  sich  der  Ausschuß  bisher  ausschließlich  mit 
den  staatlichen  Anstalten  beschäftigt,  so  zieht  er  im 
zweiten  Bande  die  heikle  Frage  der  Privatschulen  in  den 
Kreis  seiner  Betrachtungen.  Was  hier  zum  ersten  Male 
über  die  Mißstände  an  gewissen  Privatschulen  vor  aller 
Oeffentlichkeit  gesagt  wird,  zeigte  solchen  Ernst  und 
fand  so  allseitige  Zustimmung,  daß  die  baldige  Besserung 
gewisser  unhaltbarer  Zustände,  die  eine  Schädigung  des 
ganzen  Technikerstandes  darstellen,  endlich  eintreten  dürfte. 
Aus  der  Tagesordnung  der  dritten  Sitzung  vom  Novembei 
1910  sind  nachstehende  Verhandlungsgegenstände  zu 
erwähnen : 

1.  Bericht  über  die  stattgehabten  Besichtigungen  von 
nichtstaatlichen  technischen  Mittelschulen  Deutsch- 
lands (Technikum  Mittweida,  Ingenieurschule  in 
Zwickau,  Städtisches  Friedrichs-Polytechnikum  in 
Göthen,  Thüringisches  Technikum  in  Ilmenau  und 
Polytechnisches  Institut  in  Frankenhausen.  Die 
Polytechnische  Lehranstalt  in  Arnstadt  hatte  den  Be- 
such nicht  gestattet). 

2.  Bericht  über  die  nichtstaatlichen  technischen  Mittel- 
schulen Deutschlands. 

3.  Technische  Hochschule  und  technische  Mittelschule. 

4.  Die  Bestrebungen  des  Verbandes  höherer  tech- 
nischer Lehranstalten  in  Deutschland. 

5.  Die  Stellung  der  Hochschulen  und  die  Bedürfnisse 
der  Praxis  auf  Ausgestaltung  der  Studien. 

Bei  den  Verhandlungen,  die  von  früh  9  bis  abends 
6  Uhr  dauerten,  waren  außer  den  Ministerien  für  Handel 
und  Gewerbe  in  Preußen,  des  Innern  für  Kirchen-  und 
Schulangelegenheiten  in  Bayern,  des  Innern  in  Sachsen  und 
Mecklenburg-Schwerin  folgende  Verbände  vertreten; 

Verein  Deutscher  Ingenieure, 

Verein  Deutscher  Maschinenbauanstalten, 

Verein  Deutscher  Eisenhüttenleute, 

Verband  Deutscher  Elektrotechniker, 

Verband  Deutscher  Architekten-  und  Ingenieurvereine. 

Verband  Deutscher  Diplomingenieure, 

Deutscher  Betonverein, 

Verein  Deutscher  Maschineningenieure, 

Schiffbautechnische  Oesellschaft, 

Bund  der  technisch-industriellen  Beamten, 

Deutscher  Techniker-Verband, 

Deutscher  Werkmeister-Verband, 

Verein  der  Architekten  und  Ingenieure  an  den  preußi- 
schen Baugewerkschulen, 

Maschinenbau-Schulmänner-Vereinigung, 

Verein  akademisch  gebildeter  Lehrer, 

Verband  höherer  technischer  Lehranstalten  in 
Deutschland, 

Deutscher  Ausschuß  für  den  mathematischen  und 
naturwissenschaftlichen  Unterricht. 

Die  ausführliche  Angabe  über  die  ver- 
tretenen Verbände  erscheint  wichtig,  da- 
mit unwiderleglich  klargestellt  wird,  daß 
die  Versammlung  zu  einem  Urteil  berufen 
und  in  der  Angelegenheit  unantastbar  ur- 
teilsfähig war. 

In  den  Berichten  sowohl  wie  in  den  Besprechungen 
wurde  anerkannt,  daß  einige  ältere  Privatschulen  bestehen, 
gegen  die  nichts  einzuwenden  sei.  Dagegen  wurde  ein- 
stimmig verdammt  die  unlautere  Reklame,  die  von  ein- 
zelnen Anstalten  unter  allen  möglichen  Vorspiegelungen 


4Q2 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  31 


gemacht  wird;  die  durch  nichts  berechtigten  Neugrün- 
dungen privater  Unternehmer,  denen  in  ganz  unverständ- 
licher Weise  dabei  auch  noch  die  Unterstützung  der  Ge- 
Imeinden  zuteil  wird,  und  die  hochschulähnHche  Namen- 
■  führung  einzelner  Anstalten,  die  den  wirklichen  Verhält- 
nissen an  ihnen  durchaus  nicht  entspreche.  Auch  über 
die  Erteilung  von  Diplomen  an  solchen  Anstalten,  die 
den  Hochschuldiplomen  oft  sehr  ähnlich  seien  und  unter 
allen  Umständen  das  Ansehen  der  technischen  Bildung 
sowohl  im  Inlande  wie  auch  im  Auslande  schädige,  wurde 
sehr  ernst  und  nachdrücklich  geklagt. 

Den  Vorschlägen  zu  einer  reichsgesetzhchen  Regelung 
der  Frage  trat  der  Vertreter  des  preußischen  Ministeriums 
entgegen.  Eine  solche  sei  nicht  zu  erreichen.  Seitens 
der  Industrievertreter  wurde  als  ultima  ratio  die  Boykottie- 
rung aller  Anstalten  vorgeschlagen,  die  nicht  einwandfrei 
beständen,  wenn  die  Versuche  zu  einer  Besserung  der 
bestehenden  Uebelstände  von  ihnen  abgelehnt  werden 
sollten.  Kurzum,  man  ging  den  auch  an  dieser  Stelle 
wiederholt  und  nachdrücklich  gekennzeichneten  üblen  Aus- 
wüchsen an  den  Privatanstalten  mit  einer  erfrischenden 
Energie  zu  Leibe.  Der  Direktor  des  städtischen  Polytech- 
nikums zu  Göthen  suchte  dann  in  längeren  Ausführungen 
die  Notwendigkeit  einer  technischen  Bildungsanstalt  nach- 
zuweisen, die  zwischen  den  Hoch-  und  Mittelschulen 
stehen  solle.  Er  fand  aber  weder  bei  den  Vertretern 
der  Eachverbände,  noch  bei  denen  der  Industrie,  zu  deren 
Bestem  er  sich  angeblich  bemühte,  die  geringste  Gegen- 
liebe. Im  Gegenteil,  die  Vertreter  der  Industrie  lehnten 
sowohl  die  Bedürfnisfrage  nach  einer  solchen  Zwischen- 
stufe, als  auch  die  Anerkennung  des  Cöthener  Poly- 
technikums als  einer  über  den  Mittelschulen  stehenden 
Anstalt  rundweg  ab. 

Als  interessantes  Kuriosum  aus  den  Besprechungen 
möge  erwähnt  sein,  daß  sogar  das  Auswärtige  Amt  des 


Deutschen  Reiches  auf  die  Reklame  einer  neugegrün- 
deten Anstalt  hereingefallen  ist  und  einem  Prinzen, 
von  Siam  —  er  hat  einen  Namen  von  27  Silben  — ■ 
den  Besuch  der  in  Fachkreisen  als  durchaus  minderwertig' 
bekannten  Anstalt  empfohlen  hat.  .Was  für  mangelnda 
Begriffe  über  die  Bedeutung  der  technischen  Bildung  und 
über  die  Vermittelung  derselben  bis  zu  den  höchsten  Amts- 
stellen unseres  Reiches,  und  das  im  Zeitalter  der  Technik! 
Wer  mag  noch  behaupten,  daß  es  nicht  an  der  Zeit  ist, 
hierin  Wandel  zu  schaffen!? 

Von  allen  Seiten  wurde  dringend  verlangt,  daß  durch 
die  Tagespresse  Aufklärung  in  die  Volkskreise  getragen 
werden  solle,  aus  denen  der  Nachwuchs  für  die  verschie- 
denen technischen  Berufe  hervorgeht.  Es  ist  anzuerkennen, 
daß  nur  auf  dem  Wege  der  Aufklärung  und  der  Aufsicht 
eine  Besserung  herbeizuführen  sein  wird. 

Ganz  verworfen  wurde  der  Eernunterricht,  bei  dem 
den  Teilnehmern  ledighch  das  Geld  aus  der  Tasche  ge- 
zogen würde.  Dabei  würde  die  Hauptreklame  mit  den 
Namen  der  Mitarbeiter  getrieben,  unter  denen  Regierungs- 
baumeister, Diplom-Ingenieure,  Oberlehrer  an  Baugewerk- 
und  Maschinenbauschulen  usw.  aufgeführt  wurden.  Die 
Herren  müßten  aufgefordert  werden,  sich  zukünftig  von 
solchen  Arbeiten  fern  zu  halten. 

Mit  dem  dritten  Bericht  des  Ausschusses  über  <iie 
Sitzung  und  einem  Anhang  schheßt  der  zweite  Band,  in 
dem  in  hochverdienstvoller  Weise  grundlegendes  Material 
zusammengetragen  worden  ist.  Möge  der  Deutsche  Aus- 
schuß sich  demnächst  auch  mit  den  Baugewerkschulen 
befassen,  die  in  der  zweiten  Sitzung  ein  wenig  zu  kurz 
weggekommen  sind.  Auch  sie  bieten  ein  reiches  Arbeits- 
feld und  haben  für  die  Industrie  und  für  das  ganze  Volk 
nicht  minder  große  Bedeutung  wie  die  Maschinenbau- 
schulen. Hirsch. 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG  :::::::::: 


Ein  Oesetz  über  die  Konkurrenzklausel? 

Nachdem  zum  letztenmal  der  preußische  Handels- 
j minister  Delbrück  über  die  Notwendigkeit  einer  Neurege- 
!lung  der  Konkurrenzklausel  einige  allgemeine  Grundzüge 
der  öffentlichen  Diskussion  unterbreitet  hatte,  war  es  lange 
Zeit  über  diese  für  die  Angestellten  so  dringende  Forde- 
rung recht  still  geworden.  Der  Interessengegensatz 
zwischen  den  beiden  Lagern  schien  ganz  unüberbrückbar. 
Die  Angestellten  wollen  programmatisch  Beseitigung  der 
Klausel  überhaupt,  während  die  Unternehmer  schon  für 
ihre  Existenz  zu  fürchten  scheinen,  wenn  die  Rede  nur 
auf  eine  bloße  Abänderung  des  gegenwärtigen  Rechts- 
zustandes kommt.  Hier  zu  vermitteln  schien  der  Regie- 
rung ein  undankbares  Unterfangen,  um  so  mehr,  da  sich 
früher  die  interessierten  Arbeitgeberkreise  schon  recht  ener- 
gisch zur  Wehr  gesetzt  hatten.  Nun  hören  wir  von  neuem, 
daß  die  Regierung  sich  mit  der  Ausarbeitung  eines  Ent- 
wurfs beschäftigt.  Nach  dem  Stande  der  Arbeiten  weiß 
man  nichts  über  die  Einzelheiten  der  Arbeit.  Nur  so  viel 
steht  fest,  daß  die  damaligen  Kompromißvorschläge  des 
Handelsministers  im  wesentlichen  beibehalten  werden 
sollen,  also  daß  an  eine  Beseitigung  der  in  vielen  Fällen 
gegen  die  guten  Sitten  verstoifenden  Abmachung  nicht 
gedacht  wird.  Eine  Milderung  ihrer  Härten,  den  Druck 
und  die  Vergewaltigung  etwas  sanfter,  etwas  weniger 
fühlbarer  machen,  das  ist  alles,  was  man  will.    Ob  man 


glaubt,  daß  die  Arbeitgeber  andern  Sinnes  geworden  sind  ? 
Wir  können  es  kaum  hoffen.  Oder  sollte  man  darauf 
rechnen,  daß  dieser  Kompromißentwurf,  der  den  Unter- 
nehmern schwerlich  viel  nehmen,  den  Angestellten  gewiß 
wenig  geben  wird,  als  brauchbare  Grundlage  dankbaren 
Herzens  von  den  Angestellten  begrüßt  werden  wird? 


SCHULFRAGEN 


Ausbildungskurse  für  Fortbildungsschullehrer 

Laut  Ministerialblatt  der  Handels-  und  Gewerbe-Ver- 
waltung Nr.  6  und  14/1911/12  finden  im  Etatsjahre  1911 
an  folgenden  Orten  Ausbildungskurse  für  „Praktiker" 
(Techniker  und  Handwerksmeister)  statt:  1.  In  Frank- 
furt a.  M. :  Ein  pädagogischer  Ausbildungskursus  vom 
14.  August  bis  9.  September  1911  für  25  Teilnehmer.  2.  In 
C  h  a  r  1  o  1 1  e  n  b  u  r  g:  Vom  8.  Januar  bis  3.  Februar  1912 
für  25  Teilnehmer. 

Ferner  sollen,  wie  uns  der  Minister  für  Handel  und 
Gewerbe  unterm  18.  Juli  d.  J.  mitteilt,  im  kommenden 
Winter  an  mehreren  Orten  Kurse  zur  Einführung  von 
Technikern  in  die  Methodik  des  Zeichenunterrichts  an 
gewerblichen  Fortbildungsschulen  veranstaltet  werden. 
Näheres  über  Zeit  und  Ort  wird  noch  bekannt  gegeben 
werden. 

Die  Zulassung  feu  diesen  Kursen  ist  trotz  verschiedener 
Eingaben  des  Verbandes  zurzeit  noch  immer  auf  solche 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


493 


Personen  beschränkt,  die  bereits  an  einer  Fortbildungs- 
schule unterrichten  oder  dafür  von  einer  Schulbehörde  in 
Aussicht  genommen  sind.  Techniker,  die  Neigung  und 
Befähigung  zum  Lehrberufe  haben,  müssen  sich  daher 
zunächst  bemühen,  eine  nebenamtliche  Beschäftigung  an 
einer  Fortbildungsschule  zu  gewinnen. 

Die  Gesuche  um  Zulassung  zu  den  obengenannten 
Kursen  sind  unter  Beifügung  eines  kurz  gefaßten  Lebens- 
laufes und  des  Nachweises  der  theoretischen  und  prak- 
tischen Ausbildung,  sowie  auch  über  die  bisherige  Lehr- 
tätigkeit an  die  Regierung  in  Wiesbaden  oder  an  den 
Polizeipräsidenten  in  Berlin  zu  richten.  —  Die  Beschränkung 
der  Teilnehmerzahl  auf  solche  Personen,  die  bereits  einige 
Lehrerfahrung  besitzen,  hat  leider  zu  einem  argen  Miß- 
stand geführt. 

Einigen  Kollegen,  die  ihre  Zulassung  zur  Lehrtätigkeit 
bei  einer  Schuldirektion  beantragten,  wurde  geantwortet, 
daß  sie  erst  an  einem  Ausbildungskursus  für  Lehrer  teil- 
nehmen müßten.  Da  der  Minister  aber  umgekehrt  erst 
eine  gewisse  Lehrpraxis  verlangt,  bevor  die  Zulassung 
zu  diesen  Kursen  erfolgen  kann,  so  war  ein  beiderseitig 
gegensätzlicher  Standpunkt  geschaffen  worden,  der  es 
den  Technikern  unmöglich  gemacht  hätte,  jemals  zu  einer 
Lehrerstelle  berufen  zu  werden. 

Um  zu  versuchen,  diesem  unhaltbaren  Zustand  ein 
Ende  zu  bereiten,  hatten  wir  uns  wiederum  mit  einer  Ein- 
gabe an  den  Minister  für  Handel  und  Gewerbe  gewandt. 
Es  wurde  geantwortet,  daß  der  Bescheid  der  Schuldirektion 
richtig  sei.  Indessen  sei  dieser  nicht  dahin  zu  verstehen, 
daß  allgemein  die  Zulassung  der  Techniker  als  Lehrer 
nur  davon  abhängig  gemacht  werden  könnte,  wenn  sie 
vorher  an  einem  Ausbildungskursus  teilgenommen  hätten. 
Diese  Teilnahme  könne  auch  nach  Eintritt  in  die  Lehr- 
tätigkeit erfolgen.  — 

tWir  stehen  nicht  an  zu  erklären,  daß  es  hiermit  leider 
noch  immer  beim  alten  bleibt.  Nach  wie  vor  können  die 
Regierungen  und  Schuldirektionen  Bewerber  abweisen,  die 
noch  keine  praktische  Erfahrung  als  Lehrer  haben.  Es  wäre 
wohl  an  der  Zeit,  daß  die  Regierung  diesem  widerspruchs- 
vollen Zustand  ernstlich  ein  Ende  macht.  — f. 


::  ::  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::         ::  ::  :: 


Technik 

Frage  168.  Es  soll  ein  unterirdischer  Teerbehälter  gebaut 
werden.     Da  mit  Grundwasser  zu  rechnen   ist,  müssen  die 


Wände  wasserdicht  hergesteilt  werden.  Was  ist  besser:  Mauer- 
werk oder  Beton?  Welche  Ausführungsart  ist  zu  wählen? 
Behältergröße:  etwa  4,0  :  5,0  m  bei  3  m  Höhe.  Um  den  Beton 
wasserdicht  zu  machen,  wird  in  neuerer  Zeit  Beimischung  von 
Schmierseife  vorgeschlagen.  Wie  hat  sich  dies  Verfahren  be- 
währt? Ich  würde  dem  Schmierseifenzusatz  gegenüber  den 
gebräuchlichen  anderen  Dichtungsmitteln  (Bitumen  usw.)  wegen 
seiner  Billigkeit  den  Vorzug  geben. 

Frage  169.  lieber  den  Arbeitsräumen  einer  Färberei, 
Bleicherei  und  Appreturanstalt  ist  das  Dach  aus  kiefernem 
Sparrenholz,  Rahmen  und  einer  24  mm  starken  Schalung  aus 
Fichtenbrettern  durch  die  Säure  (Schwefelsäure)  und  heißen 
Dämpfe  in  kurzer  Zeit  vollständig  zerstört  worden  und  muß 
erneuert  werden.    Welche  Konstruktion  ist  zu  empfehlen? 

Frage  134.  (Wiederholt.)  Bitte  um  Angabe  von  Firmen, 
die  Einrichtungen  für  die  Fabrikation  von  Semi-Emaille-Schmuck- 
gegenständen  liefern. 


Zur  Frage  164.  Umfangsgeschwindigkeit  einer  Breitdresch- 
maschinen -  Trommel.  Bei  fahrbaren  Breitdreschmaschinen, 
Trommelbreite  140,  160,  170  cm,  richtet  sich  die  Tourenzahl 
der  Trommelwelle  nach  der  Stärke  der  Lokomobile  und  haupt- 
sächlich nach  dem  Durchmesser  der  Dreschtrommel.  Die  Breite ; 
derselben  ist  hierbei  Nebensiache  und  bedingt  lediglich  diq 
Maschinenstärke  zum  Antrieb.     Die  Normalmaße  sind : 

Maschinen  für  große  und  größte  Leistungen:  1.  Trom- 
meldurchmesser 500  bis  550  mm  =  1200  Touren  pro  Minute; 
Antrieb  8  PS-Dampflokomobile  oder  15  PS-Motor  (ohne  Presse). 
2.  Trommeldurchmesser  475  bis  500  mm  =  1300  Touren  pro 
Minute;  Antrieb  8  PS,  evtl.  neue  7  bis  8  PS-Dampf lokomon 
bile  oder  12  PS-Motor. 

Maschinen  für  mittlere  Leistungen :  Trommeldurchmesser 
400  bis  450  mm  =  1350  Touren  pro  Minute;  Antrieb  7  PS 
oder  neue  6  bis  7  PS-Lokomobile;   oder  10  PS-Motor. 

Maschinen  für  kleinere  Leistungen :  Trommeldurchmesser 
350  bis  375  bis  400  mm  =  1400  Touren  pro  Minute;  Antrieb 
5  bis  6  PS  oder  6  PS-Dampflokomobile  je  nach  Größe  des 
Durchmessers  der  Trommel,  oder  8  PS-Motor. 

Kleine  Garnitur  für  Einzel-Anwesen:  Trommeldurchmesser 
300  mm  —  1450  Touren;  4  PS-Dampf lokomobile  oder  6  bis  7  PS- 
Motor. 

Bei  eingebauten  stationären  Anlagen  schwankt  die  Touren- 
zahl oder  Umfangsgeschwindigkeit  der  Trommel  je  nach  demi 
Durchmesser  zwichen  1100  bis  1350  Touren  pro  Minute.  Der 
Durchmesser  der  Trommel  schwankt  je  nach  Leistung  zwischen' 
200  bis  300  Millimeter.  Je  größer  die  Trommel,  desto  langsamer 
muß  sie  laufen.  Kann  man  nicht  bei,  um  den  Durchmesser  zu 
messen,  so  muß  man  eben  die  Geschwindigkeit  so  lange  er- 
höhen, bis  vollkommen  marktfertiges  Getreide  in  die  Säcke  aus- 
läuft.   Zu  weiterer  Auskunft  gerne  bereit. 

Fried  r.  Mager,  Ingenieur,  Scheßlitz-Bamberg,  M,-Nr.  57  568, 


Mitteilungen  aus 

Unsere  Dresdener  WanderversammUing 

Um  den  Gedanken  der  Organisation  unter  den  technischen 
Angestellten  zu  fördern,  hatte  die  Dresdener  Bezirksverwaltung 
eine  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  zu  sich  entboten.  Die 
Hygiene-Ausstellung  pchuf  von  selber  den  festlichen  Rahmen, 
Hier  an  weithin  sichtbarer  Stelle  sammelten  sich  die  Scharen, 
der  Techniker,  um  ihre  Angelegenheiten  zu  beraten,  um  zu 
dokumentieren,  daß  ohne  fortschreitende  Technik  keiner  Hygiene 
dauernde  Erfolge  beschieden  seien,  daß  der  Technikerstand  ein 
sehr  wichtiges  Ghed  des  Volksganzen  darstelle.  An  diese  Zu- 
sammenhänge sollte  die  Oeffentlichkeit  erinnert  werden. 

Die  feierliche  Eröffnung  fand  am  Sonntag,  16.  Juli,  vorm. 
11  Uhr  im  großen  Saale  des  städtischen  Ausstellungspalastes  statt, 
nachdem  sich  am  Abend  zuvor  bereits  über  600  Techniker  zu 
einem  Begrüßungskommers  zusammengefunden  hatten. 

Der  Vorsitzende  der  Bezirksverwaltung  Dresden,  Ingenieup 
Mirtschin,  bot  den  Erschienenen,  besonders  den  Vertretern  der 
Staats-  und  Stadtbehörden,  der  Presse  und  den  Damen  einen 
Willkommengruß,  erklärte  die  Versammlung  hierauf  für  eröffnet 
und  ließ  sein  Willkommen  in  einem  Hoch  auf  Se.  Maj.  den 
Kaiser  und  den  Protektor  der  Ausstellung,  Se.  Maj.  König  Fried- 
rich August  von  Sachsen,  ausküngen.  Der  Präsident  der  Königl. 
Sachs.  Staatsbahnen,  Herr  Geheimer  Rat  Prof.  Dr..  phil.  et  Dr. 
ing.  Ulbricht  ergriff  hierauf  das  Wort,  daß  er  zwar  nicht  den 


dem  Verbände 

Auftrag  und  das  Recht  habe,  die  Erschienenen  namens'  der  Staafs- 
regierung  zu  begrüßen,  daß  er  dies  aber  im  Namen  der  von  ihm 
vertretenen  Generaldirektion  der  Sächs.  Staatsbahnen  tue.  Ge- 
freut habe  es  ihn,  daß  der  D.  T.-V.  auch  die  Vertretung  der 
wirtschafüichen  Interessen  der  Technikerschaft  zu  seiner  Auf- 
gabe gemacht  habe,  er  wünsche  recht  guten  Erfolg.  Namens 
der  Stadt  Dresden  begrüßte  Herr  Stadtbaurat  Prof.  Erlvvein  die 
Erschienenen  und  hieß  sie  herzlich  willkommen,  mit  dem 
Wunsche,  daß  der  Verband,  der  schon  auf  eine  30jährige,  an 
Erfolgen  reiche  Vergangenheit  zurückblicken  könne,  immer  mehr 
erstarken  möge  und  daß  der  Techniker  sich  Platz  schaffe. 

Hierauf  sprach  Herr  Architekt  Schubert  über 
„Technik,  Wirtschaft  und  Organisation". 

Er  führte  aus,  wie  im  Wirtschaftskampfe  jetzt  allmählich!' 
die  Menschen  sich  wieder  darq,yf  besinnen,  daß  Ausgangspunkt: 
und  Endpunkt  allen  Wirtschaftens  [sie  selber  seien.  „Der 
Mensch",  das  vielsagende  Wort,  stehe  am  Hauptgebäude  der 
Hygiene-Ausstellung  geschrieben.  Die  Erfindung  und  Einfüh- 
rung von  Maschinen  hat  in  allen  Wirtschaftszweigen  große  Um- 
wälzungen hervorgebracht.  Der  Rhythmus  der  Arbeit  ist  durch 
die  Technik  verändert  und  hat  neue  Nöte  und  Sorgen  über  die 
Menschen  gebracht,  nicht  zum  wenigsten  über  den  Stand  der 
Techniker,  der  doch  als  erster  Anspruch  auf  die  Glücksgüter 
der  neuen  Wirtschaftsweise  gehabt  hätte.  Die  Erkenntnis,  daß 
ohne  Organisation  unsere  Arbeit  entwertet  wird  und  daß  die 


494 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  31 


Organisation  den  Ertrag  der  Wirtschaft  und  den  Anteil  der  Arbeit 
mit  einander  ausgleiciien  müsse,  ist  überall  durchgedrungen.  Wir 
fühlen  uns  als  Glied  einer  großen  Organisation.  Sollen  die 
einzelnen  Glieder  des  Berufes  gesund  bleiben,  so  ist  dies  nur 
auf  dem  Wege  möglichster  Arbeitsverkürzung  bei  gleichzeitiger 
Lohnerhöhung  möglich;  nur  so  können  sie  an  den  Kulturwerten 
unserer  Tage  teilnehmen.  Nicht  für  die  Gegenwart  allein,  nicht 
für  unseren  Stand  allein,  für  die  Zukunft,  für  unsere  Kinder 
müssen  wir  streben  und  schaffen,  und  so  ist  nur  zu  wünschen, 
daß  jeder  nach  Wissen  und  Können  auch  nach  Feierabend 
an  der  Erreichung  der  hohen  Ziele  mitarbeitet.  Hierzu  gehört 
aber  das  Gefühl  der  Solidarität,  das  uns  bitter  not  tut.  Das 
Zusammengehörigkeitsgefühl  muß  uns  vorwärts  bringen.  Mit 
der  Aufforderung:  „einzutreten  für  die  Freiheit  der  Persönlich- 
keit innerhalb  der  Organisation,  die  die  Techniker  vor  Eingehung 
unwürdiger  Verträge  schützt,"  schloß  der  Redner  seine  Aus- 
führungen, für  die  ihm  reicher  Beifall  dankte. 

liierauf  ergriff  Herr  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  jur.  et  phil.  Wuttke 
das  Wort  zu  dem  Festvortrage  über: 
„Die  Bedeutung  der  Tarifverträge  im  Wirt- 
schaitslebe  n". 

In  geistvoller  und  doch  allgemein  verständlicher  Weise 
führte  der  hochgeschätzte  Vortragende  aus,  wie  der  uralte  Ka::;i.f 
^v^ischen  Arbeit  und  Unternehmertum  allmählich  immer  schärfer 
geworden  sei,  beleuchtete  alle  Umstände,  welche  hierzu  bei- 
getragen haben,  wie  schließlich  Streiks  und  Arbeitseinstellungen 
zu  einer  fester  geschlossenen  Organisation  zuerst  der  Arbeit- 
nehmer, schließlich  der  Arbeitgeber  geführt  habe,  um  dem 
Kampf  mehr  und  mehr  die  Schärfe  zu  nehmen.  Der  Redner 
zeigte,  wie  die  verschiedensten  Ursachen  Streiks  veranlassen.; 
Der  Wunsch  der  Verbesserung  der  Lage  sei  ein  berechtigter 
und  haben  die  aus  diesem  Beweggrunde  entstandenen  Streiks 
auch  Gutes  gezeitigt,  sie  haben  die  Arbeitnehmer  geeinigt  und 
erzogen  und  ihnen  Gehorsam  gegen  ihre  Führer  gelehrt,  daher 
treten  sie  heute  geschlossen  auf,  beseelt  von  einem  gewissen 
Standesbewußtsein.  Die  Ansicht  aber,  daß  nur  durch  Streiks 
etwas  zu  erreichen  wäre,  sei  unzutreffend.  Die  heutigen  Organi- 
sationen haben  es  mit  sich  gebracht,  daß  die  Streiks  nicht  mehr 
durch  Proletarier,  sondern  durch  kapitalkräftige  Verbände  ge- 
führt werden,  wodurch  die  Arbeitgeber  ebenfalls  zum  Zusammen- 
schluß gezwungen  wurden.  Die  Organisation  der  Unternehmer 
tritt  jetzt  der  Organisation  der  Arbeitnehmer  entgegen.  Es 
ist  nicht  mehr  ein  Kampf  einzelner  gegen  einzelne,  sondern 
zwischen  Organisation  und  Organisation.  Hieraus  haben  sich 
die  Tarifverträge  mit  Notwendigkeit  entwickelt.  Aus  den  ersten 
einfachen  Werkstattstarifen  sind  große  Reichstarifverbände  ent- 
standen. Dieselben  bieten  viele  Vorteile.  Sie  erleichtern  den 
Unternehmern  ihre  Kalkulationen  und  ermöghchen  es  ihnen, 
Preiserhöhungen  gegenüber  ihren  Abnehmern  leichter  durch- 
zusetzen und  die  Belastung  aus  erzwungenen  Lohnerhöhungen 
abzuwälzen,  haben  aber  aucli  nicht  zu  leugnende  Nachteile. 
Für  den  Arbeiter  haben  sie  den  wesentlichen  Vorteil,  daß  er 
beim  Eintritt  in  ein  Arbeitsverhältnis  von  vornherein  mit  einem 
festen  Einkommen  rechnen  kann.  Durch  diese  Tarifverträge 
werden  Arbeitsstreitigkeiten  vermindert.  Paritätische  Lohnkom- 
missionen sollen  dazu  beitragen,  Zuschläge  zum  Grundlohn,  Ver- 
schiedenheiten, die  sonst  nicht  zu  beseitigen  wären,  auszu- 
gleichen. Die  Arbeitsverträge  werden  hierdurch  zu  Dienstver- 
trägen, deren  ausgebildetste  Form  der  Staatsdienervertrag  list. 
Der  Redner  beleuchtete  aufs  Eingehendste  alle  in  Betracht  kom- 
menden Verhältnisse  und  kam  zu  dem  Schluß,  daß  der  Kampf 
zwischen  Arbeitnehmer-  und  Arbeitgebertum  nie  aufhören  werde, 
daß  aber  zu  hoffen  sei,  daß  er  allmählich  an  Stärke  und  Schärfe 
verlieren  werde  und  endete  mit  den  Worten  Friedrichs  des 
Großen,  daß  zwischen  den  Ständen  und  Parteien  der  Staat 
die  Wage  zu  halten  habe. 

Am  nächsten  Tage  sprach  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  phil.  et 
Dr.  ing.  Cornelius  Gurlitt  über: 
„D  as  Wesen  der  Schönheit  alter  deutscher 
Städte". 

Ausgehend  von  der  Frage:  Aus  welchen  Gründen  ergießt 
sich  alljährlich  ein  so  lebhafter  Strom  von  Reisenden  aus  aller 
Herren  Länder,  ja  selbst  von  jenseits  des  Ozeans  über  unser 
Deutschland,  warum  kommen  die  Fremden,  in  deren  Heimat 
nach  ihrer  eigenen  Aussage  alles  viel  schöner  und  großartiger 
ist,  zu  uns,  erläuterte  der  Redner,  daß  es  nicht  allein  Wirt- 
schafts-, Industrie-  und  Handelsinteressen  sind,  sondern  viel- 
mehr der  Geist  der  Vergangenheit  es  ist,  der  mit  eigenem 
Reiz  alles  umfängt,  was  in  seinen  Bannbereich  kommt.  Der 
Geist  der  Vergangenheit,  :1er  auch  das  nur  uns  Bürgern  der 
V/cIt  eigentümliche  Gefülil  des  Heimwehs  erzeugt,  das  uns 
immer  und  immer  wieder  nach  der  hciiuischen  Scholle  zi^Iiti 
Welches  Glücksgefühl  durchdringt  uns,  wenn  wir  heimkehren 
in  die  gehebte  Heimat,  welcher  Schmerz  aber  auch,  wenn  wir 


sie  ihres  Reizes  entkleidet  finden,  entstellt  durch  Neuanlagen, 
die  nur  i'>Iützlichkeitszwecken  dienend,  alle  Poesie  der  Ver- 
gangenheit vernichtet  haben.  Unsere  alten  Städte  bieten  uns 
aber  nicht  allein  unzählige  Erinnerungen  oft  sogar  schmerzlicher 
Art,  sondern  auch  eine  Unmenge  von  Lehrstoff.  Lehrstoflf 
für  alle  Gebiete  der  Technik,  hauptsächlich  für  den  Baumeister, 
den  Architekten.  Das  Zurückgreifen  auf  die  alten  uns  erhal- 
tenen Schönheiten,  nicht  die  planlose  Nachahmung  hat  auch 
große  Geister  auf  diesen  Gebieten  zu  herrlichen  Arbeiten  be- 
geistert. Auch  moderne  Architekten  hängen  mit  Liebe  an 
unseren  Altertümern  und  wünschen  dieselben  erhalten  zu  sehen. 
Der  Redner  schilderte  dann,  wie  sich  im  Lauf  der  Jahrhunderte 
das  Städtebild  geändert  hat,  wie  mit  dem  sich  wandelnden 
Zweck  der  Stadt  Grundriß  und  Bauart  andere  geworden  sind. 
Der  Beginn  des  vorigen  Jahrhunderts  leitete  eine  neue  Epoche 
ein.  Nach  den  napoleonischen  Kriegen,  die  gelehrt  hatten, 
daß  sich  die  Fortifikationen  überlebt  haben,  begann  man  die 
Wälle  vie'p-  Städte  niederzulegen.  Die  bisherigen  Sackgassen 
wi:.-:Icn  V  crxchrsstraßen,  große  Straßendurchbrüche  entstanden 
und  somit  neue  Verkehrsverhältnisse,  für  die  der  alte  Grundriß 
nicht  mehr  geeignet  war.  Großhandel  und  Industrie  haben 
rasch  entschlossen  hier  eingegriiren  u:id  vieles  Erhaltens- 
werte  vernichtet.  So  droht  allmälilich  dem  alten  Besitzstand 
der  Untergang.  Es  wird  mit  Dingen  aufgeräumt,  die  noch 
recht  lange  hätten  dienen  können.  Einen  lebhaften  Beweis 
dafür  bietet  Lyon,  das  vollständig  erneuert,  fast  keine  Spur 
mehr  der  alten  Schönheiten  zeigt.  Der  Redner  schließt  mit 
der  Mahnung,  daß  es  Sache  aller  Freunde  ihrer  Heimat  sei, 
mitzuwirken,  daß  der  Zerstörung  unserer  Städtebilder  Einhalt 
getan  werde  und  alles  einzusetzen  ist,  daß  die  Schönheit  unserer 
alten  Städte  und  die  Schätze  deH  Vorzeit  erhalten  bleiben.  Reicher 
Beifall  dankte  für  den  sehr  interessanten  Vortrag. 

Hierauf  gab  Herr  Architekt  Kaufmann,  Berlin,  einen  Be- 
richt über: 

„Die  12.  Legislaturperiode  des  Reichstages  und 
die  technischen  Angestellten".; 

In  eingehender  Weise  schilderte  er,  wie  wenig  für  die 
technischen  Angestellten  erreicht  worden  sei  und  behandelte 
eingehend  die  Fragen  der  Beamtenbesoldung,  des  Arbeitsrechts 
und  der  sozialen  Versicherung,  die  Wirkungen  der  Reichsfinanz- 
reform, die  Gewerbeordnungsnovelle  und  schließlich  den  Ge- 
setzentwurf über  die  Pensionsversicherung  der  Angestellten. 
Den  bekannten  Vorgängen  in  Kiel  und  Wilhelmshaven,  die  zu 
dem  Konflikte  mit  dem  Reichsmarineamte  geführt  haben,  widmete 
der  Redner  noch  eingehende  Betrachtungen  und  schloß  mit  der 
Aufforderung  um  allseitige  Förderung  und  Unterstützungen  der 
Bestrebungen  und  Maßnahmen  des  Verbandes  in  dieser  Hin- 
sicht. Reicher  Beifall  dankte  für  die  überaus  klaren  und  ein- 
gehenden Mitteilungen. 

Zum  Schlüsse  wurden  unter  allgemeiner  Zustimmung  die 
nachstehenden  beiden  Resolutionen  angenommen. 

Resolution  I. 

Die  anläßlich  der  Internationalen  Hygiene-Ausstellung  vom 
15.  bis  17.  Juli  in  Dresden  tagende  Wanderversammlung  des 
D.  T.-V.  begrüßt  den  von  der  Reichsregierung  bekundeten 
Willen,  das  Gesetz  für  die  Pensionsversicherung  der  Privat- 
angestellten auf  staatlicher  Grundlage  noch  in  der  laufenden 
Legislaturperiode  zu  verabschieden  und  spricht  in  letzter  Stunde 
der  Reichsregierung  und  dem  hohen  Reichstag  das  bestimmte 
Erwarten  aus,  daß  bei  der  endgültigen  Gestaltung  des  ver- 
öffentlichten Oesetzentwurfes  die  Forderungen  des  Hauptaus- 
schusses und  der  Siebener-Kommission,  welche  gleichzeitig  den 
in  der  Reichsversicherung  unberücksichtigt  gebliebenen  Wünschen 
und  Bedürfnissen  der  Privatangestellten  Rechnung  zu  tragen 
bestimmt  sind,  in  dem  Gesetz  Aufnahme  finden. 

Resolution  II. 

Das  Reichs-Marineamt  hat  durch  Verfügung  den  mit  Aus- 
sicht auf  feste  Anstellung  bisher  beschäftigten  Technikern  der 
Intendantur-  und  Garnison-Bauämter  gekündigt  und  ihre  Weiter- 
beschäftigung von  der  Anerkennung  eines  Privat-Dienstvertrages 
abhängig  gemacht,  der  neben  wirtschaftlicher  Schädigrung  der 
gekündigten  Techniker  erhebliche  soziale  Härten  enthält  und 
welcher  die  durch  die  Bestimmungen  der  Gewerbe-Ordnung 
dem  Arbeitgeber  auferlegten  Pflichten  in  diesen  Staats- 
betrieben nicht  erfüllt. 

Die  gekündigten  Tecimi  v/cllen  sich  mit  der  Ueberfüh- 
rung  in  das  Privatdienstverhältnis  abfinden,  halten  sich  aber 
zur  Wahrung  ihres  persönlichen  wirtsch::r;h:::L:i  \":rhältnisscs 
sowohl,  c'.i  des  allgemeinen  Standcs-Inter-^s'^i  verpflich- 

tet, den  vorgelcrjtcn  Vertragsentwurf  abzulchnc:i  und  die  Be- 
rücksichtigung der  ::r.  ivaii...on  uiiTc^rer  sozialen  Gesetzgebung 
gco:;;:;;.c:i  /..Anderungsvorschläge  zu  verlangen.  Die  c!:.!::nzielen- 
ucn  Eingabe;!  der  gekündigten  Angestellten  sind  a''~°lebnt,  die 
Vermittlung  des   D.  T.-V.   vom   Rcichsmarineamt  in  schroffer 


Heft  31 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


495 


Form  grundsätzlich  zurückgewiesen  worden.  Sie  sind  deshalb 
darauf  angewiesen,  für  die  Erfüllung  ihrer  berechtigten  Wünsche 
zur  Abwehr  der  ihnen  drohenden  wirtschaftlichen  Schädigung 
den  Schutz  ihrer  Berufs-Organisation  anzurufen.  Dieser  Schutz 
ist  ihnen  seitens  der  Verbandsleitung  in  vollem  Umfange  zu- 
gesichert. Die  Wander- Versammlung  des  Deutschen  Techniker- 
Verbandes  in  Dresden  vom  15.  bis  17.  Juli  1911  billigt  alle  in 
dieser  Hinsicht  Von  der  Verbandsleitung  getroffenen  Maß- 
nahmen, erklärt  sich  mit  den  im  aufgedrungenen  Wirtschafts- 
kampfe stehenden  Kollegen  solidarisch  und  erhofft,  daß  mit  der 
eingeleiteten  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Unterstützungsfonds 
der  Verbandsleitung  in  erhöhtem  JVlaße  die  Möglichkeit  ge- 


schaffen werde,  den  Kampf  um  die  Freiheit  des  Dienstvertrages 
und  der  Koalition,  den  Kampf  um  die  gerechte  Wertung  der 
geistigen  technischen  Arbeit  gegen  dasi  Reichs-Marineamt  bis 
zum  vollen  Erfolg  durchzuhalten. 

Hiermit  endete  der  offizielle  Teil  der  Wanderversammlung, 
die  Dank  der  Vorarbeiten  des  Vorbereitenden  Ausschusses  und 
des  Gesamtvorstandes  der  Bezirksverwaltung  Dresden  einen  er- 
freulich und  harmonischen  Verlauf  genommen  hat.  Was  be- 
absichtigt war,  ist  erreicht  worden.  Der  D.  T.-V.  hat  Kunde  ge- 
geben von  seiner  Bedeutung  im  Leben  der  Nation;  hoffen  wir, 
daß  von  Posen  und  Dresden  dec  Weg  zu  weiteren  Erfolgea 
führen  wird. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Bezirksverwaltungen 

Hamburg-Altona.  Briefadresse  u.  Vors.:  E.  Natho,  Ham- 
burg 23,  Leibnizstr.  6.  Das  technische  Vorlesungswesen  isoll 
im  kommenden  Winter  laut  Mitteilung  der  Direktion  verbessert 
und  vergrößert  werden.  Entsprechende  Wünsche,  z.  B.  andere 
Unterrichtsweise,  Trennung  der  Fächer  für  niedere  und  höhere 
Abteilungen  (z.  B.  bei  Eisenkonstruktionen),  Einrichtung  von 
neuen  Fächern,  wie  Architektur,  Baustillehre,  Veranschlagen, 
Kalkulationen,  Lehre  über  Baumaschinen  für  Bautechniker  usw., 
sind  dem  Bezirksvorstande  baldigst  schriftlich  mitzuteilen,  zwecks 
weiterer  Verfolgung. 

Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung,  Vorort  Bielefeld.  Adresse 
Baupolizeiingenieur  W.  Langbein,  Ravensberger  Straße  60.  Am 
10.  September  d.  J.  soll  unser  Bezirkstag  jn  Bottrop  ab- 
gehalten werden;  die  Einzelmitglieder  und  die  Vereine  bitten 
wir  daher,  uns  rechtzeitig  die  Anträge  für  die  Beratung  aüF 
dem  Bezirkstag  zustellen  zu  wollen.  Das  genaue  Programm 
der  Tagung  wird  noch  bekannt  gemacht. 

Sachsen-Anhalt.  Programm  zur  Wanderversammlung  am 
Sonnabend,  12.  und  Sonntag,  13.  August  1911,  zu  Solbad  Bern- 
burg.  Tages-Einteilung:  Sonnabend,  12.  August:  Von  6  Uhr 
abends:  Empfang  der  eintreffenden  Gäste.  Von  SVo  Uhr  abends 
m  Vereinslokal  „Hotel  zum  Erbprinzen":  Gesa"mtvorstands- 
Sitzung.  Tagesordnung:  „Satzungsänderung".  Für  nicht  an 
der  Versammlung  teilnehmende  Kollegen  zwangloses  Beisammen- 
sem im  Vereinslokale.  Sonntag,  13.  August:  Von  SV,  Uhr 
vormittags:  Empfang  der  eintreffenden  Gäste.  Spaziergang 
durch  die  Stadt  zum  Konzerthaus  Hohenzollern.  V2II  Uhr: 
Aufbruch  nach  dem  Herzogl.  Schlosse,  Ueberfahrt  nach  dem  Kur- 
hause. Punkt  V2I2  Uhr:  Oeffentlicher  Vortrag  im 
Kurhaussaale  von  Herrn  Ingenieur  L  e  n  z .  Berlin.  Thema:  „Die 
sozialpolitischen  Forderungen  der  Techniker 
und  der  Reichsta  g".  Gegen  1  Uhr :  Besichtigung  des 
Stadtischen  Solbades.  2  Uhr:  Gemeinschaftliches  Mittagessen 
im  großen  Saale  des  Kurhauses.  Anmeldungen  hierzu  bis  spä- 
testens den  10,  August  erbeten.  1/24  Uhr:  Snaziergang  nach  dem 
Parforcehause.  6.50  Uhr:  Gemeinschaftliche  Dampferfahrt  zum 
Kurhause.  Wir  hoffen  auf  zahlreiche  Beteiligung  der  Kollegen, 
insbesondere  auch  der  Einzelmitglieder. 

Westpreußen.  Außerordentliche  '  Bezirksversammlung  am 
Mittwoch,  2.  August  er.,  abends  8V2  Uhr,  im  Restaurant  „Hohen- 
zollern" Danzig-Langermarkt.  „Stellungnahme  zum  Vorgehen 
des  Reichsmarineamts  gegen  die  Marinetechniker." 

Zweig;  vereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Str.  9.  Samstag,  29.  Juli,  abends  9  Uhr,  Zwang- 
lose Zusammenkunft  im  Vereinslokal  Berliner  Hof  (Restaurations- 
zimmer). Gleichzeitig  Vorbesprechung  der  Eingänge  und 
Sonstiges.  Samstag,  5.  August,  abends  9  Uhr,  Monatshaupt- 
versammlung. Tagesordnung:  1.  Verlesung  der  Protokolle  der 
letzten  Versammlungen.  2.  Bekanntgabe  der  Eingänge  und  Be- 
schlußfassung darüber.  3.  Vorbereitungen  für  den  Schüler-Vor- 
trag am  12.  August.  4.  Referat  eines  Kollegen  über  die  Vor- 
kommnisse bei  der  Reichsmarineverwaltung.  5.  Verschiedenes! 
und  Beitragszahlung.  Wir  ersuchen  alle  Mitglieder,  die  Ver- 
sammlungen zahlreicher  als  bisher  zu  besuchen  und  evtl.  die 
Gründe  ihres  Fernbleibens  bekannt  zu  geben,  damit  Maßnahmen 
zur  Hebung  des  Vereinslebens  getroffen  werden  können. 

Bernburg.  Technischer  Verein.  Wir  verweisen  auf 
das  unter  Bezirksverwaltung  Sachsen-Anhalt  veröffentlichte  Pro- 
gramm der  Wanderversammlung  in  Bernburg  und  laden  nochmals 
zu  reger  Beteiligung  ein. 

Bonn.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Wilh. 
Heuer,  Bonn,  Dechenstraße  3.  —  Hauptversammlung  am  Mitt- 
woch. 2.  Auerust  1911.  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokal  „Hotel 


du  Nord"  in  der  Poppelsdorf  er  Allee.  Tagesordnung:  1.  Proto- 
kollverlesung. 2.  Mitteilungen  und  Eingänge.  3.  Verschiedenes. 
Es  wird  gebeten,  die  Beiträge  rechtzeitig  einzusenden.  Zahl- 
reiches Erscheinen  erwünscht. 

Hamburg.  Techniker-Verein  v.  1884,  e.  V.  Ver- 
sammlung: Dienstag,  1.  August,  präzise  9  Uhr  abends,  im  Ver- 
einslokale „St.  Georger  Bürger  -  Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
von  Mitgliedern.  3.  Antrag  der  Herren  Kollegen  P.  Schmidt,  Otto 
Kruse  usw.,  betreffend  Bewilligung  von  200  M  aus  der  Ver- 
einskasse für  die  betroffenen  Werfttechniker.  4.  Abrechnung 
über  den  stattgehabten  Sommerausflug  nach  Mölln.  5.  Tech- 
nische Fragen.  6.  Verschiedenes'.  —  In  dieser  Versammlung 
wird  Herr  Kollege  Petermann  anwesend  sein  und  Kranken- 
kassenbeiträge entgegennehmen. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  3.  August, 
abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel  zum 
Riesen".  Tagesordnung:  1.  Verlesung  der  Eingänge.  2.  Mit- 
gliederaufnahme. 3.  Zahlung  der  Beiträge  für  das  3.  Quartal, 
4.  Besprechung  über  die  Bewegung  der  Marinetechniker.  5.  Ver- 
eins- u.  Verbandsangelegenheiten.  6.  Verschiedenes.  Der  wich- 
tigen Tagesordnung  wegen  bitten  wir  um  pünktliches,  zahlreiches 
Erscheinen.  Diejenigen  Mitglieder,  die  noch  mit- dem  Beitrage 
für  das  2.  Quartal  im  Rückstände  sind,  ersuchen  wir,  diesen  mit 
dem  für  das  3.  Quartal  umgehend  an  unsern  Kassierer,  Koll, 
Albin   Jung,   Hanau   a.  M.,    Bernhardstr.  6,  einzusenden. 

Hildesheim.  Tech  n.  Verein.  Br.-A. :  O.  Behrens,  Bulter- 
born  4  II.  In  der  am  Sonnabend,  22.  d.  M.,  im  Galgenberg-Rest, 
abgehaltenen,  stark  besuchten  Versammlung  berichtete  der  1.  Vor- 
sitzende über  den  derzeitigen  Konflikt  des  Reichsmarineamtes  mit 
den  techn.  Angestellten.  Nach  lebhafter  Debatte,  in  welcher 
der  neue  Dienstvertrag  des  Kaiserlichen  Marineamtes  einer  schar- 
fen Kritik  unterzogen  wurde,  beschloß  die  Versammlung  ein- 
stimmig, den  in  Wahrung  berechtigter  Interessen  handelnden 
Kollegen  die  volle  Sympathie  auszusprechen  und  sie  aufzufordern, 
den  unwürdigen  Dienstvertrag  nicht  zu  unterschreiben.  Eine 
sofort  in  Umlauf  gesetzte  Sammelliste  für  den  Unterstützungs- 
fonds der  Kollegen  ergab  unter  den  Anwesenden  den  Betrag 
von  56  M.  Weitere  Sammlungen  werden  vorbereitet,  Spenden 
nimmt  der  1.  Vorsitzende  entgegen.  Unsere  nächste  Haupt- 
versammlung findet  am  Sonnabend,  5.  August,  im  Vereinslokale 
statt.  Um  vollzähliges  Erscheinen  der  Kollegen  wird  dringend 
gebeten. 

Ilmenau.  Technischer  Verein.  Die  Monats-Haupt- 
versammlung findet  Freitag,  4.  August  d.  J.,  abends  8V2  Uhr, 
im  Vereinslokal  „Hotel  Deutscher  Kaiser",  Bahnhofstr.  statt., 
Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls  der  letzten  Monats- 
versammlung. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Erledigung 
neuer  Eingänge.  4.  Verschiedenes.  Die  Herren  Vereins-  und 
Verbandskollegen  werden  gebeten,  die  fälligen  Beiträge  bis  zur 
nächsten  Hauptversammlung  zu  entrichten.  Gäste  herzlich  will- 
kommen. Um  vollzähliges  und  pünktliches  Erscheinen  wird 
dringend  gebeten. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vors.  Otto  Behrens.  V. 
u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  eines  Monats,  abends 
8V2  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falkstraße  12.  Br.-A.:  Otto  Beh- 
rens, Ingenieur,  Fährstraße  7.  Die  nächste  Mitgliederversamm- 
lung fällt  aus  wegen  der  am  Mittwoch,  2.  August,  abends 
83/^  Uhr,  im  großen  Saale  der  „Hoffnung"  (Eingang  Karlstraße) 
stattfindenden  großen  öffentlichen  Versammlung  in 
Angelegenheit  der  Marinetechniker.  Herr  Redakteur  Schu- 
bert, Berlin,  wird  über  „Die  Bewegung  der  Marine- 
techniker" sprechen.  Wir  betrachten  es  als  Pflicht  aller 
Kollegen,  sich  zu  dieser  Versammlung  einzufinden;  machen 
jedoch  im  besonderen  darauf  aufmerksam,  möglichst  viele  Kieler 
Bürger  mitzubringen,  auch  Damen  sind  gern  gesehene  Versamm- 
lungsteilnehmer. Ortsanwesende  Reichstagsabgeordnete  haben 
ihr  Erscheinen  zugesagt.  Gleichzeitig  nehmen  wir  Gelegenheit, 
auf  den  von  Herrn  Dr.  med.  Struve,  Mitglied  des  Reichstages, 
in  unserer  Angelegenheit  geschriebenen  Leitartikel  des  „Berliner 


4Q6 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  31 


Tageblattes"  vom  15.  ds.  MtsL,  Abendausgabe,  betitelt  „Der 
Streik  derMarinetechniker"  hinzuweisen.  Die  Ueber- 
schrift  dieses  Artikels  ist  nicht  ganz  richtig  gewählt,  da  von; 
einem  Streik  unseres  Erachtens  bisher  nicht  die  Rede  sein 
kann,  sondern  eine  Aussperrung  vom  Reichs-Marine-Amt 
in  die  Wege  geleitet  worden  ist. 

München.  Techniker-Verein.  Dienstag,  1.  August, 
Monatsversammlung  im  Vereinslokal  Domhof,  abends  8V2  Uhr, 
mit  Berichterstattung  des  1.  Vorsitzenden  Bender  über  die 
Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  vom  15.  bis  19.  Juli  in 
Dresden  und  die  internationale  Hygieneausstellung.  Sonntag, 
6.  August,  Ausflug  nach  Augsburg  zur  Besichtigung  der  Stadt 
und  der  dortigen  Sehenswürdigkeiten.  Die  Augsburger  Kollegen 
laden  alle  Münchener  Kollegen  mit  ihren  werten  Damen  hierzu 
freundlichst  ein  und  werden  sich  die  größte  Mühe  geben, 
den  Aufenthalt  in  der  alten,  ehrwürdigen  Reichs-  und  Handels- 
stadt angenehm  und  interessant  zu  gestalten.  Wir  bitten  um 
zahlreiche  Beteiligung. 

Nordliaiiscn.  Technische  Vereinigung.  Vrs.  u. 
Br.-A.:  H.  Klingner,  Baumstr.,  Nordhausen,  Steinstr.  24.  Jeden 
Donnerstag  Vereinsabend;  bei  günstiger  Witterung  finden  diese 
im  Gehege-Restaurant  „Merwigs-Linde"  statt,  sonst  im  Re- 
staurant Bürgerbräu.  Am  Donnerstag,  3.  August,  abendg 
8V2  Uhr,  findet  im  Restaurant  Bürgerbräu  unsere  August-Haupt- 
versammlung statt.  Wir  bitten  um  zahlreichen  Besuch.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Verlesen  der  Protokolle.  3.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  4.  Verbandsangelegenheit.  5.  Vortrag.  6.  Aus- 
flug nach  Sondershausen.    7.  Verschiedenes. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch, abends  8V2  Uhr,  im  Rest.  „Theodor  Körner"^  Insel  Schütt. 
Am  Mittwoch,  2.  August,  findet  im  Vereinslokale  Monats- 
versammlung mit  folgender  Tagesordnung  statt:  1.  Protokoll- 
bericht. 2.  Neuaufnahmen.  3.  Einlauf.  4.  Bericht  über  die 
Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  in  Dresden.  5.  Verschiedenes. 
Um  recht  zahlreiches  Erscheinen  wird  ersucht.  —  Seit  Grün- 
dung der  Vereinigung  im  April  wurden  bereits  33  Kollegen 
neu  aufgenommen,  gewiß  ein  schönes  Resultat.  An  die  werten 
Mitglieder  geht  die  Bitte,  auch  fernerhin  so  tatkräftig  mit- 
zuarbeiten,  wie  bis  jetzt,   der  Erfolg  wird   nicht  ausbleiben.) 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Br.-A.:  Ing.  Fr.  Zube,  Regen- 
walde. Unsere  nächste  Versammlung  findet  Sonntag,  6.  August, 
nachmittags  in  Greifenberg  statt.  Treffpunkt  Försterei  Lebbin, 
von  dort  gemeinschaftlicher  Spaziergang  nach  der  Stadt.  Um 
vollzähliges  Erscheinen  der  Mitglieder  wird  gebeten.  Gäste  sind 
willkommen.  Kollegen,  welche  noch  mit  den  Beiträgen  für  das 
2.  Quartal  im  Rückstände  sind,  wollen  diese  umgehend  an  den 
Kassierer,  Kollegen  Lüdke,  Waugard,  abliefern. 

Wetzlar.  Technische  Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Leonhard,  Bauassistent,  Wetzlar.  Vereinsabend: 
An  jedem  Donnerstag  im  Hotel  Luy.  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  3.  August,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  Hotel 
Luv.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme  des  25.  Mitgliedes.  2,  Be- 
sichtigung der  Edertalsperre.  3.  Ausflug  nach  Garbenheim. 
4.  Besichtigung  des  Eisenbetonbaues  der  Leitzschen  Optischen 
Werke.    5.  Verschiedenes. 

Reistenliaiisen.  Technischer  Verein  Reisten- 
hausenund  Umgegend.  Sonntag,  6.  August,  nachmittags 
4  Uhr,  findet  in  unserem  Vereinslokal  „Bayrischer  Hof"  die 
übliche  Monatsversammlung  statt.  Die  Mitgheder  werden  er- 
sucht, bei  dieser  Versammlung  recht  zahlreich  zu  erscheinen, 
da  wichtige  Angelegenheiten  zu  besprechen  sind.  Auch  werden 
die  Beiträge  für  das  III.  Quartal  erhoben^ 


Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum 
Prinzen.  —  Monatsversammlung  am  Mittwoch,  2.  August  1911, 
abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  I.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.  2.  Wahl  eines  Stimmführers  zum 
10.  Bezirkstag.  3.  Besprechung  der  Anträge  zum  10.  Bezirks- 
tag resp.  21.  Verbandstag.  4.  Berichterstattung  über  die  Maß- 
nahmen des  Deutschen  Techniker- Verbandes  betr.  die  Lage 
der  bei  den  Marine-Intendanturen  beschäftigten  Bautechniker. 
5.  Verschiedenes. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Rudolf  Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung 
Donnerstag,  3.  August  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Str.  14.  Tagesordnung:  1.  Mit- 
teilungen und  Eingänge.  2.  Aufnahme:  gemeldet  Herr  H.  Le- 
derer.   3.  Technische  Fragen.    4.  Verschiedenes. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A.:  M.  Lindemann,  Witten- 
berg (Bez.  Halle),  Bürgermeisterstraße  4.  Nächste  Monats-Ver- 
sammlung am  12.  August.  Tagesordnung:  1.  Protokollver- 
lesung. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Eingänge  und  Ver- 
schiedenes. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Berlin.    Verein  der  Steinmetztechniker.   V.  u. 

0.  :  Jeden  ersten  Wljttwoch  im  Monat  im  Hilsebein-Restaurant, 
Belle-Alliancestraße  87.  Br.-Adr. :  H.  Reichert,  Berlin  SW.  29, 
Fidicinstr.  44  1.  Kassierer:  E.  Heß,  Berlin  W.  57,  Bülowstr.  63. 
Nächste  Versammlung:  Mittwoch,  2.  August,  im  Vereinslokal, 
Beginn  pünktlich  9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches  und 
Protokollverlesung.  2.  Beratung  über  Konstituierung  des  Ver- 
eins der  Gruppe  A.  3.  Verschiedenes.  In  Anbetracht  der 
Wichtigkeit  des  Punktes  2  werden  alle  Kollegen  der  Gruppe  A, 
der  verschiedenen  Vereine  und  die  Einzelmitglieder  dringend 
eingeladen. 

Dresden.  Motiv,  Bauhütte  Dresden.  Br.-A. : 
Baumeister  Eugen  Pönisch,  Dresden-Trachau,  Schützenhofstr.  11. 
Am  Mittwoch,  2.  August,  findet  Monatshauptversammlung,  abends 
V29  Uhr,  im  Vereinslokal  mit  folgender  Tagesordnung  statt: 

1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitgheder.  3.  Bericht  über 
die  Bewegung  der  Werfttechniker  in  Kiel  und  Wilhelmshaven. 
4.  Bericht  über  die  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  5.  Be- 
richt der  einzelnen  Ausschüsse  über  bevorstehende  Veranstal- 
tungen. Es  wird  um  allseitiges  Erscheinen  der  Mitglieder  und 
um  Einführung  von  Kollegen,  welche  dem  Verein  oder  Verband 
noch  fern  stehen,  gebeten. 

Stettin.  Stettiner  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  II.  Hauptversammlung  Donnerstag,  3.  Aug., 
im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder  Str.  129.  Be- 
ginn abends  9  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Proto- 
kolls der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Ver- 
lesung der  Eingänge.  4.  Vereinsangelegenheiten.  5.  Bericht 
des  Kollegen  Zimmermann  über  die  Wanderversammlung  in 
Dresden.  6.  Verschiedenes.  7.  Fragekasten.  Wir  bitten  um 
zahlreiches  pünktliches  Erscheinen.  NB.  Voraussichtlich  am 
13.  August  d.  J.  Besichtigung  des  Regierungs-Neubaues.  Ge- 
naueres hierüber  am  Sonnabend,  12.  August,  im  „General-Anz.". 
Techniker  in  der  Industrie. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  Vereinsabend  jeden  Mitt- 
woch im  Restaurant  „Bayrische  Krone",  Jakobstr.  2.  Am  Mitt- 
woch, 2.  August:  Hauptversammlung.  Sonntag,  6.  August:  Be- 
sichtigung des  physikalischen  Instituts  der  Kgl.  Universität 
Leipzig,  Linnestraße  5.  Treffpunkt  im  Institut  vormittags  10  Uhr. 
Damen  und  Gäste  willkommen. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


Berichtigung:  Bei  Vakanz  2267  (Augsburg)  muß  es 
heißen:  sauberer  Zeichner  mit  Bureaupraxis  statt  „Werkstatt- 
praxis". 

(Nur  für  Verbandsmltglleder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2316  Könitz,  Westpr.,  Beh.  sof.  Bt.,  nicht  unt.  25  J.  alt,  d. 
mögl.  bei  Behörd.  tätig  war.  Bis  150  M.  Vorübergehend. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastraße  17. 


2317  Genthin,  Behörd.  sof.  jüng.  T.,  saub.  Zeichn.  m.  gut. 
Handschr.,  d.  mögl.  bei  Bch.  tätig  war.  Bis  150  M.  Stellungs- 
dauer 2  Alon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Magdeburg 
an  Hn.  Th.  Grosse,  Breiteweg  175/77. 

2318  Lehe,  Baugesch.  sof.  jüng.  T.  f.  Bureau,  gut.  Zeichn. 
u.  Rcchn.,  z.  Untcrstützg.  d.  erst.  Bauführers.  130  bis  150  M. 
Ang.  ni.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW.,  A\arkgrafenstr.  94. 

2319  Münster  i.  W.,  Regierungsbaumtsr.  sof.  2  T.,  ledig, 
f.  Architektur.  Dauernd.  140  bis  160  M.  kng.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  32  Schnftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  5.  AugUSt1911 

labalt:  Wir  gehen!  -  Die  deutschen  Getreidezölle  —  Ueber  die  Formgebung  bei  Ho'ztüren  -  Fehlerhafte  Indikator-Diagramme  und  Diagramme  fehlerhafter  Maschinen  — 
Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  -  Rechtsfragen  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Bücherschau  —  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Wir  gehen! 


Mit  diesen  Worten  waren  sämtliche  Stimmzettel  be- 
schrieben, die  die  Kollegen  in  Wilhelmshaven  und  Kiel 
am  Freitag  und  Sonnabend  der  letzten  Woche  in  geheimer 
Abstimmung  abgaben,  um  festzustellen,  ob  unter  dem 
unwürdigen  Vertrag,  der  nun  schon  so  lange  die  Gemüter 
beschäftigt,  weiter  gearbeitet  werden  soll  oder  nicht. 
Einstimmig  lehnten  sie  die  Zumutung  ab,  Freiheit 
und  Recht  zu  veräußern!  Sie  lehnten  es  ab,  obwohl 
in  letzter  Stunde  Herr  von  Tirpitz  selbst  —  bis  dahin 
hatte  er  geschwiegen  —  mit  einigen  Verbesserungen  kam. 
Damit  ist  der  Angriff  zurückgeschlagen,  langjährigen  Be- 
amten des  Reichsmarineamts  einen  Vertrag  aufzuzwingen, 
der  sie  schwer  schädigen  müßte,  damit  ist  der  Vertrag 
hoffentlich  auch  für  die  Beamtenkreise  vernichtet,  die  ihn 
wohl  nun  erhalten  hätten,  wenn  die  Marinetechniker  nicht 
standhaft  geblieben  wären.  Sie  blieben  aber  standhaft, 
obwohl  mancher  von  ihnen  vor  der  Lebensstellung  stand, 
nach  der  er  ein  Jahrzehnt  fast  strebte,  obwohl  Familien- 
väter mit  großer  Kopfzahl  sich  entscheiden  mußten,  ab- 
zuwandern. 

Und  so  wie  in  Kiel  und  Wilhelmshaven  ist  die 
Stimmung  in  Helgoland,  Mürwick,  Cuxhaven,  Sonderburg 
und  überall  da,  wo  organisierte  Kollegen  in  Frage  kommen. 
So  rigoros  der  Dienstvertrag,  den  das  Reichsmarineamt 
durchdrücken  wollte,  so  brüsk  die  Ablehnung  jeder  Ver- 


hand'"ng  mit  dem  Verbände,  um  so  geschlossener  der 
Kreia  der  Beteiligten  und  um  so  begeisterter  die  Stim- 
mung aller  Berufsgenossen  in  Nord  und  Süd,  Ost  und  West. 

Wir  lehnen  den  Vertrag  ab,  wir  gehen  aus  unserer 
Stellung  und  bleiben  beim  Verbände!  Die  Männer,  die  so 
entschieden,  hatten  alles  versucht,  in  Güte  den  Konflikt 
zu  beseitigen.  Ihre  Vorgesetzten  hatten  Eingabe  über 
Eingabe  gemacht,  es  half  nichts!  Der  verbesserte  Dienst- 
vertrag, den  vorzulegen  das  Reichsmarineamt  nur  Stunden 
gebraucht  hätte,  er  kam  nach  Wochen  nicht  und  die  An- 
gestellten zogen  die  Konsequenzen  unter  dem  Schutze 
des  Deutschen  Techniker-Verbandes  und  gingen. 

Der  Schritt,  so  schwer  er  fiel,  so  reiflich  ist  er  er- 
wogen worden.  Der  Kampf  um  Arbeitsvertrag  und  Arbeits- 
recht des  Angestellten  hat  hier  zum  ersten  Male  in  der 
Angestelltenbewegung  dieses  Mittel  erfordert.  Wir  werden 
siegen  in  dem  Kampfe,  wenn  wir  wissen,  daß  alle  hinter 
uns  stehen.  Die  Opferfreudigkeit  draußen  im  Lande  ist 
groß,  denn  fast  stündlich  laufen  die  Mittel  ein,  die  der 
Ausdruck  des  Mitgefühls  sein  sollen.  Wir  freuen  uns 
darüber  und  danken  allen  mit  der  Bitte,  fortzufahren  den 
Kampffonds  zu  stärken,  denn  auch  hiernach  wird  uns 
der  Gegner  beurteilen! 

Der  neue  Tag  beginnt,  die  Morgensonne  unserer  Freiheit 
begrüßt  die  Kämpfer  und  der  Abend  soll  uns  als  Sieger  sehn 


Die  deutschen  Getreidezölle*) 

Von  Regierungsassessor  Dr.  Cl.  HEISS,  Treptow-Berlin. 


Zur  Rechtfertigung  der  Getreidezölle  wird  geltend 
gemacht,  daß  die  Erhaltung  einer  kräftigen  landwirtschaft- 
lichen Bevölkerung,  insbesondere  eines  gesunden  Bauern- 
standes und  des  Großgrundbesitzes  eine  Staatsnotwendig- 
keit sei,  da  der  Bauernstand  einen  weit  besseren  Heeres- 
ersatz liefere  als  die  industrielle  Bevölkerung  und  der 
Großgrundbesitz  für  die  Rekrutierung  des  Offizierkorps 
notwendig  sei.  Außerdem  habe  der  Staat  an  der  seß- 
haften ruhigen  landwirtschaftlichen  Bevölkerung  ein  weit 
größeres  Interesse  als  an  der  zum  Umsturz  geneigten 
industriellen  Arbeiterbevölkerung.  Weiter  behaupten  die 
einen,  daß  die  Zollerhöhungen  die  deutsche  Landwirtschaft 
in  den  Stand  zu  setzen  vermöge,  den  gesamten  Getreide- 
bedarf Deutschlands  zu  decken,  während  andere  wiederum, 
die  dies  zwar  nicht  zugeben,  doch  der  Ansicht  sind,  daß 
es  namentlich  auch  in  militärischer  Beziehung  ein  großer 

*)  Sciiluß  aus  Heft  30. 


Mißstand  sei,  wenn  Deutschland  bei  der  Deckung  seines 
Getreidebedarfs  vom  Auslande  immer  mehr  abhängig 
werde.  Dies  sei  aber  zu  befürchten,  wenn  durch  ein 
weiteres  fortgesetztes  Sinken  des  Weltmarktgetreidepreises 
der  Uebergang  zu  anderer  Bebauung  der  bisherigen  Ge- 
treideböden notwendig  würde.  Die  landwirtschaftliche 
Bevölkerung  und  der  Großgrundbesitz,  ja  selbst  nur  der 
Bauernstand  und  der  Großgrundbesitz  —  wenn  man  zu- 
geben wolle,  daß  diese  allein  von  den  Getreidezöllen 
Nutzen  hätten  — ,  seien  für  den  Staat  so  wertvoll,  daß 
man  zu  ihrer  Erhaltung  der  gesamten  übrigen  Bevölkerung 
Opfer  aufzuerlegen  berechtigt  sei.  Adolf  Wagner  ins- 
besondere verficht  mit  Entschiedenheit  die  Ansicht,  daß 
der  reine  Industriestaat  mit  seiner  großen  Abhängigkeit 
vom  Export  und  seinen  Schwankungen  gegenüber  dem 
Agrarstaat  oder  wenigstens  einem  Land  mit  starker  land- 
wirtschaftlicher Bevölkerung  ein  unsicherer,  um  nicht  zu 
sagen  prekärer  Zustand  sei. 


498 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


Sei  dem,  wie  ihm  wolle,  einige  wenige  Zahlen  be- 
weisen, daß  selbst  die  Qetreidezölle,  die  allerdings  — 
das  kann  man  ruhig  zugeben  —  zur  Erreichung  dieses 
Zweckes  vor  1885  oder  1887  zu  niedrig  waren,  eine  immer 
stärkere  Industrialisierung  Deutschlands  nicht  aufzuhalten 
vermocht  haben.  1816  waren  nämUch  in  Deutschland  noch 
78  Proz.  der  Gesamtbevölkerung  in  der  Landwirtschaft 
tätig.  Dieser  Prozentsatz  fiel  'aber  stetig,  1849  auf  64  Proz., 
1867  auf  48  Proz.,  1882  auf  42  Proz.,  1895  auf  35  Proz. 
und  1907  sogar  auf  28,5  Proz.  der  Bevölkerung.  Diese 
Zahlen  geben  zu  denken.  Sie  werfen  die  dringende  Frage 
auf,  ob  der  Staat  es  verantworten  kann,  mehr  als  zwei 
Dritteln  der  Bevölkerung  zugunsten  eines  Drittels  eine  der- 
artige enorme  Last  aufzubürden.  Da  aber  von  der  land- 
wirtschaftlichen Bevölkerung  alle  landwirtschaftlichen 
Betriebe  mit  weniger  als  5  ha  auszuscheiden  sind,  weil 
sie  von  den  Qetreidezöllen  keinen  Nutzen  haben,  so  wird 
das  Verhältnis  noch  ungünstiger  und  so  berechnet  denn 
Brentano,  daß  81  Proz.  der  deutschen  Bevölkerung  in 
den  drei  Jahren  1907  bis  1909  nur  infolge  der  Zölle 
auf  Roggen,  Weizen,  Gerste  und  Hafer  2,68  Milliarden, 
in  jedem  Jahre  also  durchschnittlich  nahezu  900  Millionen 
Mark  in  die  Taschen  der  Getreidebauenden  19  Proz. 
gezahlt  haben. 

Man  wird  eine  derartige  Ueberlastung  der  weit  über- 
wiegenden Mehrheit  der  Bevölkerung  zugunsten  einer 
kleinen  Minderheit  umso  weniger  rechtfertigen  können, 
als  die  Vorteile  den  wirtschaftlich  Stärkeren  zukommen 
und  ihnen  in  um  so  höherem  Grade  zukommen,  je  leistungs- 
fähiger sie  sind  und  daß  umgekehrt  die  Nachteile  den 
wirtschaftlich  Schwächeren  aufgebürdet  werden  und  sie 
um  so  stärker  treffen,  je  schwächer  und  bedürftiger  sie 
sind.  Dr.  Bruno  Heinrich  Roncador  auf  Schloß  Ober- 
Rengersdorf  (Oberlausitz),  ein  Schüler  Professor  Conrads, 
der  in  landwirtschaftlichen  Fragen  als  eine  erste  Autorität 
gilt,  berechnet  in  seinem  Buche  „Wesen  und  Wirkung 
der  Agrarzölle"  (Jena  1911,  Gustav  Fischer,  X,  194  S. 
gr.  8°  und  zwei  Kurventafeln,  Preis  brosch.  6.50  M)  die 
Mehrausgaben  einer  normalen  Arbeiterfamilie  durch  die 
Zölle  auf  50  M  jährlich  bei  einem  durchschnittlichen  Jahres- 
einkommen von  900  M  und  einem  Existenzminimum  von 
600  M  auf  5,3  Proz.  ihres  Gesamteinkommens  und  auf 
15,8  Proz.  ihres  freien  Einkommens.  Diese  Mehrausgabe 
für  Brot  und  Mehl  wird  umso  größer,  je  größer  die  Fami- 
lie des  Arbeiters  ist,  je  schwerer  also  der  Arbeiter  mit 
seinem  Verdienst  auskommen  kann. 

Wer  den  Nutzen  der  Getreidezölle  hat,  ergibt  sich 
aus  folgender  Berechnung  der  Bedeutung  der  Getreide- 
zölle für  die  einzelnen  Besitzklassen,  die  Roncador  auf- 
gestellt hat.  Nach  der  Betriebsstatistik  von  1907  hatten 
die  2  585  716  Betriebe  in  Größe  von  unter  zwei  Hektar 
nur  341  983  Hektar  mit  Brotgetreide  bestellt.  Demnach 
bauen  Betriebe  unter  zwei  Hektar  im  Durchschnitt  des 
ganzen  Reiches  nicht  mehr  als  nur  0,13  Hektar  Brotgetreide 
pro  Betrieb.  Im  Durchschnitt  der  letzten  fünf  Jahre  1905 
bis  1909  wurden  16,7  Doppelzentner  Roggen  und  19,99 
Doppelzentner  Weizen  pro  Hektar  geerntet.  Die  Anbau- 
fläche von  Roggen  ist  ungefähr  dreimal  so  groß  wie  die 
von  Weizen,  so  daß,  man  im  allgemeinen  eine  mittlere! 
Brotgetreideernte  von  .17,5  Doppelzentner  pro  Hektar  an- 
nehmen kann.  Auf  diese  Weise  ergibt  sich,  daß  die  Be- 
triebe unter  zwei  Hektar  durchschnittlich  2,3  Doppelzentner 
Brotgetreide  jährlich  ernten,  während  der  Bedarf  einer 
Familie  an  Brot  auf  durchschnittlich  10  Doppelzentner 
zu  schätzen  ist.  Diese  Betriebe  müssen  also  durchschnitt- 
lich 7,7  Doppelzentner  Getreide  zukaufen. 

Die  985  613  Betriebe  in  Größe  von  zwei  bis  fünf 
Hektar  bestellen  mit  Brotgetreide  819  651  Hektar,  auf  einen 


Betrieb  kommen  dann  0,83  Hektar,  oder  im  Durchschnitt 
14,5  Doppelzentner  Brotgetreide.  Auch  diese  Betriebe 
konnten  im  besten  Falle  nur  einen  geringen  Teil,  etwa 
vier  Doppelzentner  Getreide  verkaufen.  Es  ist  aber  wohl 
anzunehmen,  daß  dieser  Ueberschuß  eher  verfüttert  wird. 

Der  mittlere  bäuerliche  Besitz  von  5  bis  20  Hektar 
Ackerlandes,  das  sind  1  050  696  Betriebe,  baut  insgesamt 
2  726  807  Hektar  Brotgetreide.  Auf  einen  einzelnen  Be- 
trieb entfallen  also  2,59  Hektar  mit  einer  Ernte  von  43,3 
Doppelzentner  Brotgetreide.  Da  aber  gerade  auf  diese 
Betriebe  außer  den  Familienmitgliedern  noch  mehrere  an- 
dere Arbeitskräfte,  insgesamt  im  Durchschnitt  4,5  und 
3,5  ständig  beschäftigte  Personen  kommen,  so  verringert 
sich  die  Menge  verkäufUchen  Brotgetreides  ganz  bedeutend. 
Roncador  schätzt  diese  Menge  auf  30  Doppelzentner  und 
meint,  daß  sich  dem  mittleren  Bauer  auch  bei  einem  so 
geringen  Quantum  die  Vorteile  der  Brotgetreidezölle  fühl- 
bar machen.  Dies  trifft  aber  nur  dann  zu,  wenn  man  die 
Nachteile  der  Zölle  außer  acht  läßt.  Die  Preissteigerung 
auf  alle  anderen  Waren,  die  der  Bauer  kaufen  muß,  und 
die  Lohnerhöhung  überwiegen  zweifelsohne  für  diese  Klasse 
der  Bauern  die  Vorteile  der  Zölle.  Dagegen  entfällt  auf 
den  großbäuerlichen  Betrieb  9,14  Hektar  Brotgetreide,  ent- 
sprechend einem  Ernteertrage  von  162  Doppelzentner;  auf 
den  Großbetrieb  mit  über  100  Hektar  Fläche  kommen 
75,66  Hektar  Brotgetreide  und  eine  Erntemenge  von  1324 
Doppelzentner  Brotgetreide. 

Aus  diesen  Zahlen  geht  ohne  weiteres  hervor,  wer 
den  größten  Vorteil  von  den  Zöllen  auf  Brotgetreide  hat. 
Es  sind  die  259  475  großbäueriichen  und  23  262  Groß- 
betriebe,  insgesamt  also  282  737  Betriebe.  Da  die  Zahl 
aller  Betriebe  mit  Ackerland  4,9  Millionen  betrug,  so 
machen  diese  Großbetriebe  nur  etwas  über  5»/o  aller 
Betriebe  aus. 

Zu  einem  ähnlichen  Resultat  führt  die  Untersuchung 
der  Zölle  auf  Hafer  und  namentlich  der  Futterzölle.  Die 
Eutterzölle  wurden  denn  auch  vom  bayerischen  Wald- 
bauernverein  energisch  bekämpft,  da  sie  geradezu  ihre 
Existenz  bedrohen.  Ebenso  wurde  durch  Dr.  Hecht  fest- 
gestellt, daß  nach  einer  Erhebung  der  badischen  Ober- 
amtmänner vom  Jahre  1902  in  Baden  überhaupt  nur  2o/o 
der  Betriebe  (von  mehr  als  50  ha)  ein  nennenswertes  Inter- 
esse an  den  Getreidezöllen  haben,  kein  Interesse  haben 
14,6o/o,  ein  geringes  Interesse  7,9o;o,  ein  mäßiges  Interesse 
6,20/0,  ein  erhebliches  Interesse  0,6o,o  und  ein  gegenteiliges 
Interesse  70,7ob  aller  Familien  des  Landes.  In  der  Pro- 
vinz Hannover  tritt  im  allgemeinen  der  Getreidebau  gegen- 
über der  Viehzucht  sehr  zurück,  und  der  Viehzüchter,  der 
in  großen  Mengen  Futtermittel  zukaufen  muß,  kann  un- 
möglich das  gleiche  Interesse  an  einer  durch  Zölle  herbei- 
zuführenden Verteuerung  der  Futtermittel  haben,  wie  der 
Getreidebauer.  Und  dasselbe  gilt  für  die  Bauern  in 
Pommern  und  anderen  ostelbischen  Provinzen.  In  seiner 
Reichstagsrede  vom  25.  März  1895  hat  der  Reichskanzler 
Fürst  Hohenlohe  ausgeführt,  daß  für  das  ganze  Deutsche 
Reich  nur  21  o/o  der  landwirtschaftlichen  Bevölkerung  an 
einem  hohen  Preisstand  des  Getreides  interessiert  seien. 

Unter  den  Getreidezöllen  und  Futterzöllen  leidet  die 
Viehzucht  und  deshalb  vor  allem  der  Bauer,  der  auf  die 
Viehzucht  angewiesen  ist.  Von  Pantz,  Brentano  und 
Roncador  kommen  daher  zu  dem  Schlüsse,  daß  Getreidezoll- 
politik Großgrundbesitzerpolitik  ist. 

Die  Getreidezölle  vermögen  aber  ihren  Zweck,  eine 
nachhaltige  Besserung  der  Lage  des  landwirtschaftlichen 
Gewerbes  herbeizuführen,  nicht  zu  erreichen.  Wenn  man 
die  Gründe  der  Notlage  des  landwirtschaftlichen  Gewerbes, 
die  durch  die  amerikanische  Konkurrenz  herbeigeführt 
wurde,  untersucht,  so  ist  einer  dcT  Hauptgründe, 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


499 


daß  die  deutsche  Landwirtschaft  mit  ihren 
hohen  Bodenpreisen,  für  deren  Verzinsung 
sie  aufzukommen  hat,  nicht  konkurrieren 
kann  mit  der  nord-  und  südamerikanischen 
Landwirtschaft  und  ihrer  extensiven  Wirt- 
schaft auf  jungfräulichem  Boden  von  sehr 
niedrigem  Preise.  Die  Notlage  der  Landwirtschaft 
beruht  darauf,  daß  der  gegenwärtige  Besitzer  zu  teuer 
gekauft  oder  im  Erbgange  zu  einem  zu  hohen  Preise  hr.t 
übernehmen  müssen.  Daraus  entsteht  eine  hohe  Ver- 
schuldung der  Landwirtschaft.  Diese  Mißstände  werden 
aber  durch  die  Getreidezölle  nicht  nur  nicht  beseitigt, 
sondern  direkt  verschärft.  ,Wir  haben  gesehen,  daß 
die  Größenklassen  unter  5  Hektar  von  den  Getreidezöllen  keinen 
Vorteil  und  daß  der  Qroßgri..:':'bp?itz  den  größten  V^ortei!  hat. 

So  haben  denn  auch  eingehenden  Ur.terc-'-'r'-Ten 
Dr.  Rothkegels  in  seinem  Buche  über  ,,Die  Ka...,..^ise 
für  landwirtschaftliche  Besitzungen  im  Königreich  Preußen 
von  1895  bis  1906"*)  und  in  der  Abhandlung  „Die  Be- 
wegung der  Kaufpreise  für  landwirtschaftliche  Besitzungen 
und  die  Entwickelung  der  Getreidepreise  im  Königreich 
Preußen  von  1895  bis  1906"**)  ergeben,  daß  seit  der 
letzten  Zollerhöhung  die  größten  Betriebe  am  stärksten 
im  Preise  gestiegen  sind  und  daß  die  Preissteigerung 
nach  Einführung  des  neuen  Zolltarifs  doppelt  so  hoch 
war.  Im  Durchschnitt  aller  Landgüter  (also  Boden  samt 
Gebäuden  und  Inventar)  für  das  ganze  Staatsgebiet  sind 
die  Preise  gestiegen:  in  der  Periode  von  1895/97  bis 
1901/03  um  17o,o,  in  der  Periode  von  1901/03  bis 
1907/09  um  33o/o;  insgesamt  in  der  Periode  von  1895/97 
bis  1907/09  um  50  o/o.  Im  Durchschnitt  aller  Stück- 
ländereien  (also  Boden  ohne  Gebäude  und  Inventar)  in 
der  ersten  Periode  um  lOo/o,  in  der  zweiten  um  21  o/o;  ins- 
gesamt um  31  o/o. 

Für  die  einzelnen  Größenklassen  ergibt  sich  folgendes: 
Der  Preis  ist  gestiegen  bei  Landgütern  um  Prozente 

insgesamt 

von  1895/97  von  1901,03  von  1895/97 
bis  1901  03      bis  1907/09      bis  1907/09 


unter  2  ha  21  33  54 

2  bis  5  ha  18  27  45 

5  bis  20  ha  18  31  49 

20  bis  100  ha  14  37  51 

100  bis  500  ha  13  49  62 

über  500  ha  19  53  72 


Endlich  aber  war  die  Zollerhöhung  im  Jahre  1902 
überflüssig  und  deshalb  einer  weiteren  fortschrittlichen 
Entwickelung  des  landwirtschafthchen  Gewerbes  eher 
hinderlich  als  förderhch.  Die  Caprivischen  Handelsver- 
träge fielen  nämlich  zusammen  mit  einem  großen  Auf- 
schwung der  Naturwissenschaft  und  der  Technik,  die  der 
Landwirtschaft  zugute  kamen  und  eine  intensivere  Wirt- 
schaft wesentlich  förderten,  indem  sie  ihre  Rentabilität 
steigerten.  Dies  kommt  ja  auch  in  der  Steigerung  der 
Bodenpreise  während  der  Dauer  der  Caprivischen  Han- 
delsverträge zum  Ausdruck.  Es  können  nämlich  auch 
bei  sinkenden  Getreidepreisen  Mehraufwendungen  für  eine 
Ertragssteigerung  rentabel  sein,  wenn  nämlich  die  Kosten 
einer  intensiven  Bestellung  des  Bodens  in  noch  höherem 
Maße  als  die  Fruchtpreise  sinken.  Dies  war  aber  in 
den  letzten  Dezennien  der  Fall,  und  es  ist  vor  allem  C 
Forts:!:; i'.ten  der  Wisscnsch.^ft  und  der  Industrie  zu  \  - 
danken.  Die  wichtigsten  Substanzen  für  die  Steigerun.; 
des  Ertrages  der  Pflanzen  sind  Phosphorsäure,  Kalisalze 

•)  Leipzig  1910,  Duncker  &  H v.r. *-':.'„  S.  gr.  8«,  Preis 
brosch.  10  M.  Ein  äußerst  wc.-tvolles  (Juellcr-^ii'crial  für  unsere 
Frage,  das  hier  zum  erstenmal  veröffentlich,  i.-:. 

•*)  In  Schmollers  Jahrbuch  für  Gesetzgebung,  Verwaltung 
und  Volkswirtschaft  im  Deutschen  Reich.  Jahrg.  34.  1910,  Heft  4. 


und  Stickstoff.  Infolge  der  Verbilligung  der  Schwefelsäure, 
der  Verbesserungen  der  Frachtmittel  und  der  Vervollkomm- 
nungen der  Betriebe  ist  es  gelungen,  das  Kilogramm 
wasserlöslicher  Phosphorsäure  zu  nicht  viel  weniger  als 
einem  Drittel  des  30  Jahre  früher  geltenden  Preises  zu 
liefern.  Außerdem  wurde  seit  1879  durch  die  Entphos- 
phorung  des  Eisens  in  einem  industriellen  Abfallprodukt, 
der  sog.  Thomasschlacke,  welche  fast  20o/o  Phosphorsäure 
enthält,  eine  weitere  Bezugsquelle  von  Phosphorsäure  er- 
schlossen. Daher  ein  Sinken  des  Preises  der  Phosphor- 
säure um  45  bis  nahezu  48o/o  in  dem  Zeitraum  von  1880 
bis  1897.  Die  Kalisalze,  welche  bis  in  die  sechziger  Jahre 
des  19.  Jahrhunderts  sehr  kostbar  gewesen  sind,  sind  in 
dem  Zeitraum  von  1880  bis  1908  um  41,63o/o  gesunken; 
ISQO  kamen  im  Deutschen  Reiche  auf  100  h:.  landwirt- 
schaftlicher Anbaufläche  77  Doppelzentner,  1903  439 
Doppelzentner  reines  Kali  zur  Verwendung.  Endlich  ist 
die  Industrie  auch  noch  in  der  Beschaffung  von  Stickstoff 
die  große  Helferin  der  Landwirtschaft  gewesen.  Sowohl 
die  Gasanstalten  als  auch  die  Eisenwerke  liefern  als 
Nebenprodukt  schwefelsauren  Ammoniak.  Infolge  seiner 
Konkurrenz  mit  Chilesalpeter  ist  dieser  von  1880  bis  1897 
von  203  auf  96  Pfennig  pro  1  kg  Stickstoff,  d.  h.  um 
52,21  o/o  im  Preise  gesunken;  der  schwefelsaure  Ammoniak 
ist  gleichzeitig  von  185  auf  77  Pfennig  pro  1  kg  Stick- 
stoff, d.  h.  um  58,38  o/o  herabgegangen.  Während  die  den 
Ertrag  steigernden  künstlichen  Düngemittel  so  um  42,42 
bis  58,55  o/o  im  Preise  gesunken  sind,  sind  gleichzeitig 
der  Weizen  nur  um  20,30  und  der  Roggen  nur  um  30,77o/o 
im  Preise  heruntergegangen. 

Demgegenüber  sind  allerdings  die  Löhne  der  Land- 
arbeiter gestiegen,  was  aber  durchaus  nicht  gleichbedeutend 
mit  einer  Steigerung  des  Preises  der  Arbeitsleistung  zu 
sein  braucht.  Die  Lohnsteigerung  hat  nämlich  zu  Arbeits- 
ersparungen  durch  vermehrten  Gebrauch  von  Maschinen 
geführt  und  wurde  so  ausgeglichen. 

Die  Benutzung  künstlicher  Düngemittel  und  Arbeit 
sparender  Maschinen  wurde  durch  eine  Verbilligung  der 
Kapitalbeschaffung  erleichtert.  Durch  Grundstückszusam- 
menlegungen und  Feldbereinigungen  wurden  ebenfalls 
Kosten  erspart.  Durch  eine  Verbesserung  der  Organi- 
sation des  Betriebes,  beispielsweise  Einführung  von  Rüben- 
und  Kartoffelbau,  wurde  die  Ertragsfähigkeit  ebenfalls 
gesteigert.  Endlich  verringerte  der  Bau  von  Chausseen 
sowie  Klein-  und  Nebenbahnen  die  Betriebskosten.  Zu- 
sammenfassend führte  Brentano  aus:  „Die  Ertragssteige- 
rungen wurden  möglich  einmal,  weil  es  noch  viele  Böden 
gab,  bei  denen  sich  die  Wachstumsbedingungen  der 
Pflanzen  noch  nicht  in  ihrem  Optimum  und  in  ihrem 
wirksamsten  Wirkungsverhältnisse  befunden  haben,  und 
ferner,  weil  die  vorgeführten  Kostenersparnisse  im  größten 
Maßstabe  stattgefunden  haben.  Durch  beides  ist  es  mög- 
lich geworden,  auch  bei  sinkenden  Preisen  intensiver  zu 
wirtschaften.  Infolgedessen  betrugen  die  Durchschnitts- 
erträge pro  ha  in  kg: 


Im  Durchschn. 
der  Jahre 

f.  Rogge 

n     f.  Weizen 

f.  Gerste 

F.Hafei 

1882/91 

1162 

1487 

1576 

1414 

1893/97 

1390 

1694 

1630 

1446 

1 898/1902 

1476 

1814 

i:o6 

170Ö 

1903  07 

1610 

1976 

19C0 

■  1892 

Klo  05 

leoo 

1950 

1950 

1960 

Allein  trotz 

dieser 

Steige.".:-.,;- 

der  Roggenerträge  um 

55 o/o,  L  jr^V/cizenerträge  um  35 »,u, 

der  Gcr?fc 

ncrt.'ä^<re  um 

nahezu  24o/o  und  der  Hafo.-crt::  "'^  um  3S,STo  sind  an- 
[;fe?ic!its  der  Zunahme  de-  Bevölkerung  um  39,7 f;  in 
dem  Zeitraum  von  1882/1909,  ihres  steigenden  Bedarfs 
an  Bodenfrüchten  mit  wachsender  Industrialisierung  und 


500 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  32 


der  Abnahme  der  Getreidefläche  in  den  Jahren  1883/1909 
um  7,49%  pro  Kopf  der  Bevölkerung  die  im  deutschen 
Reichsgebiete  erzielten  Getreideerträge  unzureichend  ge- 
wesen, um  den  Bedarf  der  deutschen  Bevölkerung  an 
Getreide  für  menschliche  und  tierische  Ernährung  und 
für  gewerbliche  Zwecke  zu  decken.  Daher  ein  großer 
Bruchteil  dieses  Bedarfs  trotz  der  Zölle  nach  wie  vor  aus 
dem  Auslande  bezogen  werden  mußte." 

Wir  haben  in  der  Einleitung  schon  darauf  hingewiesen, 
daß  die  Privatangestellten  bei  der  Getreidezollpolitik  aus- 
schließlich als  der  leidende  Teil  in  Betracht  kommen  und 
sie  um  so  schwerer  leiden,  als  ihnen  wegen  ihrer  langen 
Kündigungsfristen  die  Durchsetzung  einer  sich  aus  der 
Verteuerung  der  Lebenskosten  als  notwendig  ergebenden 
Gehaltsaufbesserung  weit  schwerer  fällt  als  den  Arbeitern. 
Sie  sind  wie  die  Arbeiter  der  leidende  Teil,  weil  sie  in 
erster  Linie  Konsumenteninteressen  haben. 

Aber  auch,  soweit  Privatangestellte  und  Industrie- 
arbeiter an  der  Zollpolitik  als  Produzenten  interessiert  sind, 
ist  die  Hochschutzzollpolitik  für  sie  überaus  gefährlich  und 
nachteilig.  Es  besteht  nämlich  die  große  Gefahr,  daß 
sich  die  Schwerindustrie  mit  dem  Großgrundbesitz  zu  einer 
gemeinsamen  Hochschutzzollpolitik  verbindet.  Die  Schwer- 
industrie mit  ihren  wenigen  Großbetrieben  und  ihren 
wenig  differenzierten  Produkten  ist  viel  leichter  zu  kar- 
tellieren als  die  weiter  verarbeitende  Industrie.  Ein  großer 
Teil  unserer  weiter  verarbeitenden  Industrie  ist  auf  die 
Ausfuhr  angewiesen.  Die  Zölle  ermöglichen  es  aber  der 
Schwerindustrie,  ihre  Rohprodukte  im  Auslande  billiger 
anzubieten,  als  die  ausländische  Konkurrenz  zu  produ- 
zieren vermag,  da  sie  sich  durch  eine  Preiserhöhung  im 
Inlande  schadlos  halten  kann  und  durch  den  gesteigerten 
Absatz  nach  dem  Auslande  auch  wenig  unter  den  Selbst- 
kosten eine  derartige  Steigerung  der  Gesamtproduktion 
zu  erzielen  vermag,  daß  die  Gesamtproduktion  auf  dieser 
breiteren  Basis  immer  noch  rentabler  wird,  als  wenn  das 
Angebot  zu  Schleuderpreisen  nach  dem  Auslande  unter- 
bleibt.   Dadurch  wird  aber  der  weiter  verarbeitenden  In- 


dustrie, soweit  sie  auf  den  Export  angewiesen  ist,  das 
Leben  erschwert.  Sie  kann  nämlich  mit  den  billigen  Roh- 
produkten des  Auslandes  nicht  mehr  konkurrieren,  da  sie 
wesentlich  höhere  Preise  zu  zahlen  hat.  Ja,  es  kann  so 
weit  kommen  und  ist  schon  so  weit  gekommen,  daß  die 
zu  Schleuderpreisen  nach  dem  Auslande  verkauften,  deut- 
schen Rohprodukte,  nachdem  sie  dort  weiter  verarbeitet 
worden  sind,  die  heimische  weiter  verarbeitende  Industrie 
auf  ihrem  eigenen  Markte  bedrohen.  Weiter  ist  aber  die 
Schutzzollpolitik  eine  Schraube  ohne  Ende.  Die  deutsche 
Zollpolitik  ruft  Zollerhöhungen  in  unseren  Absatzländern 
hervor  und  erschwert  so  der  heimischen,  auf  den  Export 
angewiesenen  Industrie  den  Absatz.  Dadurch  können, 
wie  dies  ja  auch  mit  der  Einführung  des  neuen  Zolltarifs 
fast  zusammenfiel,  Krisen  hervorgerufen  werden  und  der 
Privatangestellte  und  der  Industriearbeiter  leidet  unter 
dem  Getreidezoll  doppelt.  Er  hat  für  die  notwendigsten 
Lebensmittel  nicht  nur  höhere  Ausgaben  zu  machen, 
sondern  er  hat  auch  diese  Ausgaben  von  seinem  ver- 
ringerten Einkommen  zu  bestreiten,  wenn  er  nicht  gar  — 
ein  hartes  Los,  das  ihn  leider  allzu  oft  trifft  —  stellungs- 
los wird. 

Selbst  wenn  man  wie  Wiedenfeld  einen  Zoll  für  not- 
wendig hält,  der  unserer  Landwirtschaft  die  Fortführung 
des  Betriebes  und  damit  die  Durchführung  ihrer  staat- 
lichen und  sozialen  Aufgaben  ermöglicht,  wird  man  diesem 
zollfreundlichen  Autor  um  so  mehr  zustimmen  müssen, 
wenn  er  fortfährt:  „Aber  er  darf  nicht  so  hoch  sein, 
daß  der  Trieb  nach  Selbsthilfe  unterdrückt  wird.  In 
erster  Linie  muß  auch  der  Landwirt,  da  er  hohe  Rechte 
in  Anspruch  nimmt,  die  eigene  Kraft  einsetzen,  die  dem 
Rechte  entsprechende  Pflicht  erfüllen  und  durch  äußerste 
Einschränkung  der  Produktionskosten  bei  größtmöglicher 
Produktion  zunächst  selbst  das  richtige  Verhältnis  zwischen 
Ertrag  und  Kosten  herzustellen  suchen.  Nicht  auf  Er- 
haltung höchster  Erträge  geht  der  berechtigte  Anspruch 
der  Landwirte,  sondern  nur  auf  den  Ersatz  mittlerer  Pro- 
duktionskosten." 


lieber  die  Formgebung  bei  Holztüren 


Mit  der  Einführung  von  Holzbearbeitungsmaschinen 
gelangte  eine  große  Zahl  der  verschiedenartigsten  Holz- 
profilleisten zur  Anwendung.  Diese  Mannigfaltigkeit  hat 
aber  dem  schönen,  ruhigen  und  massiven  Aussehen  un- 
serer Fertigarbeiten  sehr  geschadet.  Wir  sollten  daher 
mehr  als  bisher  bestrebt  sein,  den  Ursachen  nachzugehen, 
durch  die  sich  eine  gute  Wirkung  von  Profilen  und  Flächen 
erzielen  läßt. 

Wie  bei  jeder  Formgebung  muß  man  sich  besonders 
hier,  wo  es  sich  oft  um  sehr  kleine  Maße  handelt,  voll- 
ständig darüber  klar  werden:  Welchen  Ausdruck  hat 
eine  Form  oder  welchen  Eindruck  ruft  sie  hervor? 
Sie  kann,  irgendeiner  Gesamtanordnung  entsprechend,  klein 
und  zierlich  sein;  oft  nur  wenig  verändert  kann  sie  als 
das  gerade  Gegenteil  erscheinen:  groß,  schwer,  satt.  Bei 
schlechter  Behandlung  wird  sie  leicht  den  Eindruck  des 
Harten,  Dünnen,  Scherbigen  hervorrufen,  wenngleich  sie 
doch  bei  einigermaßen  sorgsamer  Bearbeitung  voll  und 
schön  erscheinen  kann.  Im  allgemeinen  wird  zuviel  mit 
Profilen  gearbeitet,  die,  aus  dem  vollen  Holz  ausgearbeitet, 
sein  Aussehen  nur  verringern.  Das  Bestreben  soll  viel- 
mehr sein,  das  Holz  in  seinem  vollen  Körper  zu  belassen. 
Unter  vorhandenen  Profilen  wird  tnan  stets  die  zu  wählen 


Abb.  1 


Abb.  2 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


10 


502 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


Abb.  7 

haben,  die  das  meiste  Holz  stehen  lassen  und  dem  Ge- 
samtkörper das  vollste  Aussehen  geben.  Einkerbungen, 
unnütze  Nuten,  Vielstäbe  usw.  sehen  wohl  nie  schön  aus 


und  zerstören  das  Massive  und  Gesunde  der  Flächen, 
die  sie  schmücken  sollen.  Gerade  um  die  Erhaltung  der 
vollen  Flächen  ist  es  uns  aber  zu  tun,  weil  diese  schön 
sind!  An  einigen  Beispielen  soll  gezeigt  werden,  worauf 
es  ankommt.  Abb.  1  und  2  stellen  eine  Tür  dar,  die 
den  Eindruck  erregt,  stärker  zu  sein,  als  sie  in  Wirklichkeit 
ist.  Das  liegt  nur  an  der  Art  der  Profilierung.  Die  tiefe 
dunkle  Nut  zwischen  Rahmen  und  Füllung  verleiht  dem 
breiten  Stab  ein  sehr  kräftiges  Aussehen,  weil  er  auf 
die  Tiefe  der  Nut  in  seiner  ganzen  Dicke  zu  sehen  ist. 
Das  Stabprofil  ist  flach  und  straff  gewölbt  und  steigt  genau 
bis  zur  Dicke  des  Rahmens  empor.  Die  Einkerbung  am 
Rahmen  ist  nur  seicht,  gibt  also  einen  durchsichtigen 
Schatten,  wodurch  der  Stab  als  zum  Rahmen  gehörig 
erscheint.  Die  Tendenz  des  ganzen  Profiles  ist  die  einer 
stetig  ansteigenden  breiten  Masse.  Der  Zweck  ist,  die 
an  und  für  sich  nicht  breiten  Rahmen  durch  das  Stab- 
profil, das  sich  bis  in  die  Höhe  des  Rahmens  schwingt, 
möglichst  voll  und  schwer  erscheinen  zu  lassen,  daher 
der  Eindruck,  als  sei  mehr  Holz  verwendet  als  in  Wirk- 
lichkeit geschehen.  Dasselbe  ist  bei  der  Bekleidung  zu 
beobachten.  Hierbei  ist  noch  besonders  hervorzuheben, 
daß  diese  auf  dem  Verputz  liegt.  Neben  den  bekannten 
praktischen  Gründen  ist  in  unserem  Beispiel  besonders  zu 
bewerten,  daß  das  Holzwerk  —  auf  dem  Verputz  liegend  — 
bedeutend  mehr  in  die  Erscheinung  tritt  und  voller  und 
massiver  aussieht,  als  wenn  es  aus  unbestimmten  Gründen 
im  Verputz  halb  versinkt. 

Die  Absicht,  mit  der  die  Profile  und  Flächen  in  Wir- 
kung zueinander  gesetzt  werden,  ist  besonders  deutlich 
und  klar  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Je  klarer  dies  ge- 
schieht und  mit  je  feinerem  Gefühl,  desto  schöner  er- 
scheinen diese  Arbeiten.  Ueber  die  einfachste  Art  einiger 
Profilierungen  folgen  als  Beispiele  noch  eine  Anzahl  Haus- 
türen. A.  Bernhard. 


Fehlerhafte  Indikator-Diagramme  und  Diagramme  fehlerhafter  Maschinen 

Von  W.  SCHÜTZ,  Magdeburg-B. 
(Schluß.) 


Ein  anderes  Diagramm  von  einer  Maschine  mit  Kolben- 
schiebersteurung  in  Verbindung  mit  einem  Achsregler 
ist  in  Abb.  20  abgebildet.  Es  ist  ein  Hochdruckdiagramm 
einer  Verbundmaschine  und  zeigt  die  Eigentümlichkeit, 
das  die  Vorausströmung  auf  beiden  Zylinderseiten  sehr 
frühzeitig  beginnt.  Wollte  man  diese  Vorausströmung 
verringern,  z.  B.  durch  Vergrößern  der  betreffenden  Ueber- 
dcckungen,  so  würde  man  auch  eine  höhere  Kompression 
erhalten,  welche  unter  Umständen  die  Einströmungsspan- 
nung bedeutend  übersteigen  kann,  da  ja  Voraustritt  und 


Kompression  von  ein  und  ^derselben  Schieberkante  gesteuert 
werden.  Das  punktiert  eingezeichnete  Diagramm  wurde 
bei  größerer  Belastung  aufgenommen  und  zeigt,  daß  hier- 
bei die  Vorausströmung  und  Kompression  nicht  so  zeitig 
beginnt  als  bei  kleiner  Belastung.  Die  Höhe  der  Kom- 
pression ist  ungefähr  dieselbe  wie  beim  kleinen  Diagramm, 


Abb.  20 


Abb.  21 


Abb.  22 


Heft  32  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911  503 


Abb.  23  Abb.  24  Abb.  25 


Man  muß  daher  bei  dieser  Steurung  bei  günstigen  Kom- 
pressionsverhältnissen  den  geringen  Verlust  an  Arbeit 
durch  die  frühzeitige  Vorausströmung  mit  in  Kauf  nehmen. 

Die  Spitzen  an  den  oberen  Ecken  der  Diagramme 
rühren  von  den  Massenschwingungen  des  Indikators  in- 
folge der  hohen  Tourenzahlen  her.  Diese  Schwingungen 
machen  sich  in  dem  nächsten  Diagramm  (Abb.  21)  in 
noch  größerem  Maße  bemerkbar,  weil  diese  betr.  Ma- 
schine mit  größerer  Füllung  und  höheren  Touren  arbeitete. 
Die  Schwingungen  machen  sich  sogar  in  den  Expansions- 
linien durch  leichte  Wellenlinien  bemerkbar,  was  aber 
nicht  als  Fehler  anzusehen  ist,  vielmehr  ist  es  ein  Zeichen, 
daß  der  Indikator  gut  funktioniert.  Immerhin  können 
diese  Schwingungen  die  Diagrammflächen  ungünstig  be- 
einflussen und  für  die  Auswertung  der  Diagramme  eine 
Fehlerquelle  sein. 

Hohe  Kompression  auf  beiden  Zylinderseiten  zeigt 
das  Niederdruck-Diagramm  in  Abb.  22,  welches  an  einer 
Verbundmaschine  aufgenommen  wurde,  die  mit  Auspuff 
arbeitete.    Die  Niederdrucksteuerung  war  aber  nicht  hier- 


gesperrt sein,  sonst  treten  die  vorhin  erwähnten  Arbeits- 
verluste auch  hier  in  Erscheinung.  Abb.  23  zeigt  ein 
Diagramm,  bei  dessen  Aufnahme  diese  Verbindungsleitung 
nicht  abgesperrt  war.  Es  ist  hier  gewissermaßen  ein 
undichter  Kolben  entstanden,  was  auch  schon  aus  dem 
eigenartigen  Verlauf  der  Kompressionslinien  zu  ersehen 
ist.  Das  richtige  Diagramm  ist  auch  hier  wieder  punk- 
tiert eingezeichnet. 

Ein  eigenartiges  Niederdruck-Diagramm  ist  in  Abb.  24 
abgebildet,  welches  an  einer  Verbundmaschine  ohne  Kon- 
densation aufgenommen  wurde  und  die  Eigentümlichkeit 
zeigt,  daß  die  Qegendruckhnien  einen  wellenförmigen 
Verlauf  haben  und  daß  kurz  vor  Beginn  des  Dampf- 
austrittes noch  etwas  Frischdampf  nachzuströmen  scheint. 
Die  Ursache  dieser  Erscheinung  ist  folgende.  Der  Nicder- 
druckschieber  ist  mit  einem  Ueberströmkanal,  ähnlich  wie 
beim  Trickschen  Schieber,  versehen,  welcher  bei  einer  gewissen 
Schieberstellung  gegen  Ende  des  Kolbenhubes  die  bereits 
begonnene  Kompression  unterbricht  und  den  schon  etwas 
komprimierten  Dampf  auf  die  andere  Kolbenseite  leitet, 


Abb.  27  Abb.  28  -  Abb.  29 


für  eingerichtet,  sondern  nur  für  Kondensationsbetrieb. 
Und  da  die  Höhe  der  Kompression  auch  von  der  Höhe 
des  Gegendruckes  abhängig  ist,  mit  welcher  der  aus- 
tretende Dampf  den  Zylinder  verläßt,  so  muß  auch  hier 
die  Kompression  um  ein  Bedeutendes  ansteigen.  Wie  die 
Abb.  22  zeigt,  übersteigt  die  Kompression  die  Eintritts- 
spannung, so  daß  die  eingesetzte  Indikatorfeder  sich  als 
zu  schwach  erwies  und  der  Indikatorkolben  seine  obere 
Hubbegrenzung  berührte.  Infolgedessen  konnte  das  Dia- 
gramm bei  den  Kompressionsperioden  nicht  ganz  aus- 
geschrieben werden;  das  Fehlende  ist  punktiert  gezeichnet. 
Um  bei  solchen  Maschinen  die  Kompression  etwas  zu 
vermindern,  verbindet  man  häufig  beide  Zylinderseiten 
durch  eine  Rohrleitung,  in  welche  ein  Hahn  eingeschaltet 
ist.  Bei  geöffnetem  Hahn  strömt  ein  Teil  des  Dampfes 
von  der  jeweiligen  Kompressionsseite  nach  der  anderen 
Kolbenseite,  wodurch  die  Kompression  etwas  vermindert 
wird.  Ein  hierbei  aufgenommenes  Diagramm  ist  punktiert 
eingezeichnet.  Diese  Anordnung  der  Rohrleitung  hat  aber 
auch  den  Nachteil,  daß  auch  Dampf  während  der  je- 
weiligen FüUungs-  und  Expansionsperiode  direkt  in  den 
Auspuff  entweichen  kann.  Es  entsteht  hierdurch  ein 
Arbeitsverlust  im  Niederdruck-Zylinder,  der  durch  größere 
Füllung  im  Hochdruckzylinder  wieder  ausgeglichen  werden  muß. 

Wird  die  Maschine  wieder  auf   Kondensation  um- 
'       gestellt,   so   muß   natürlich   die  Verbindungsleitung  ab- 

h 

j 

1 


was  sich  auch  durch  die  Erhöhung  der  Expansionslinie 
gegen  Hubende  bemerkbar  macht.  Nachdem  der  Ueber- 
strömkanal wieder  abgeschlossen  hat,  beginnt  die  Kom- 
pression von  neuem  und  erreicht  eine  normale  Höhe.  Bei 
geringer  Belastung  hält  es  schwer,  den  Verlauf  der  Dia- 
grammlinien zu  verfolgen  (siehe  Abb.  25),  und  man  tut 
gut,  jede  Zylinderseite  auf  einem  besonderen  Blatt  zu 
indizieren;  vergl.  auch  Abb.  26  und  27. 

Die  beiden  nächsten  Diagramme  (Abb.  28  und  29) 
wurden  an  einer  Verbundlokomobile  eines  kleinen  Elek- 
trizitätswerkes aufgenommen,  welche  angebhch  zu  schwach 
sein  sollte  und  den  Betrieb  nicht  mehr  recht  durchzog. 
Aus  den  Diagrammen  geht  hervor,  daß  die  Maschine  stark 
belastet  und  die  Hochdrucksteuerung  einseitig  eingestellt 
ist.  Ferner  ist  die  Receiverspannung  und  damit  die  Ein- 
trittsspannung in  den  Niederdruckzylinder  eine  ungewöhn- 


Abb.  30  Abb.  31 


504 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


lieh  hohe,  was  auf  einen  undichten  Hochdruckschieber 
schUeßen  läßt.  Die  Besichtigung  bestätigte  auch  diese 
Vermutung.  Beide  Schieberspiegel  und  auch  die  Schieber 
waren  baliig  gelaufen  und  hatten  infolge  ungenügender 
Schmierung  gefressen.  Die  Undichtigkeit  des  Hochdruck- 
schiebers war  so  groß,  daß  im  Niederdruckschieberkasten 
mehr  als  3  Atm.  Druck  herrschten,  denn  die  3-kg-Feder 
des  Indikators  reichte  nicht  aus,  den  richtigen  Druck  auf- 
zuzeichnen, der  Indikatorkolben  stieß  oben  an  und  die 
Einströmungslinien  erscheinen  als  fast  gerade  Linien. 

Nachdem  diese  Maschine  einer  gründlichen  Reparatur 
unterzogen  war,  wurde  sie  bei  gleicher  Belastung  wie 
vorher  indiziert,  wobei  sich  die  punktiert  eingezeichneten 
Diagramme  ergaben.  Die  Lokomobile  zog  den  Betrieb 
nun  anstandslos  durch  und  verbrauchte  auch  bedeutend 
weniger  Brennmaterial. 


Abb.  32. 

Ein  selten  vorkommender  Fall  liegt  in  dem  rechten 
Diagramm  der  Abb.  30  vor,  welches  an  dem  Hochdruck- 
zylinder einer  kleinen  Verbundmaschine  von  175/300  mm 
Zylinderdurchmesser  aufgenommen  wurde.  In  diesem 
Diagramm  fällt  die  Expansionslinie  auf  der  .Kurbelseite 
sehr  ab  und  die  Kompression  steigt  auch  nicht 
sehr  hoch  an.  Würde  diese  Erscheinung  sich  auch 
auf  der  Deckelseite  bemerkbar  machen,  so  hätte 
man    auf    einen    undichten    Kolben    schließen  können. 

Fall    war,    mußte    es  eine 
die    den   Dampf    auf  der 
Die  undichte  Stelle  fand 


Da    dies    aber    nicht  der 
andere   Undichtigkeit  sein, 
Kurbelseite  entweichen  ließ, 
man  auch  in  dem  Stutzen  für  den  Zylinder-Ablaßhahn 
dieser  Zylinderseite.    Der  Stutzen  war  durch  den  Receiver- 


kanal  geführt  und  infolge  unrichtiger  Lage  des  Kernes 
kam  beim  Bohren  das  15  mm  weite  Loch  so  einseitig  zu 
sitzen,  daß  in  dem  Receiverraum  eine  Oeffnung  entstand, 
durch  welche  der  Dampf  von  der  Kurbelseite  direkt  in 
den  Receiver  treten  konnte. 

Nachdem  dieser  Fehler  beseitigt  und  die  Steuerung; 
richtig  eingestellt  war,  ergab  die  Indizierung  das  punktiert 
eingezeichnete  richtige  Diagramm. 

In  Abb.  31  ist  ein  Diagramm  von  einer  Verbund- 
maschine gebracht,  bei  vvclcher  der  Hochdruckkolben  sehr 
abgelaufen  und  undicht  war;  sämtliche  Kolbenringe  waren 
zerbrochen  und  lagen  in  Stücken  von  6  bis  12  cm  Länge 
lose  in  den  Ringnuten  des  Kolbenkörpers,  so  daß  von 
einer  Abdichtung  nicht  mehr  die  Rede  sein  konnte.  Wie 
aus  dern  Diagramm  zu  ersehen  ist,  fällt  die  Spannung 
nach  Schluß  der  Füllung  rapide  ab,  da  der  Dampf  sofort 
durch  den  undichten  Kolben  entweicht.  Anstelle  der  üb- 
lichen Kompressionslinie  erkennt  man  nur  eine  schwache 
Erhebung  im  Diagramm,  bis  die  Voreinströmung  beginnt. 
Selbstverständlich  war  diese  Maschine  ein  großer  Dampf- 
und Kohlenfresser,  bis  nach  Einsetzen  eines  neuen  Kolbens! 
der  Fehler  behoben  war. 

Der  Deutlichkeit  halber  ist  hier  nur  eine  Diagramm- 
seite wiedergegeben. 

Zum  Schluß  ist  in  Abb.  32  ein  originelles  Diagramm 
abgebildet,  welches  an  einer  Einzylinder-Auspuffmaschine 
aufgenommen  wurde,  die  angeblich  zu  schwach  sein  sollte. 
Die  Steuerung  war  eine  von  einem  Achsregler  beeinflußte 
Kolbenschiebersteuerung  mit  Inneneinströmung.  Wie  das 
Diagramm  zeigt,  ist  der  Verlauf  der  Diagrammlinien  ein 
ganz  unregelmäßiger,  was  daher  kommt,  daß  der  Achs- 
regler um  180"  verkehrt  aufgekeilt  war.  Außerdem  war 
infolge  dieser  unrichtigen  Aufkeilung  die  Drehungs- 
richtung rechts  statt  links  geworden.  Die  Maschine  war 
nur  sehr  schwer  in  Gang  zu  setzen  und  hatte  schon  bei 
Leerlauf  einen  so  starken  Auspuff,  als  wenn  sie  mit  der 
Maximalfüllung  arbeitete.  In  Abb.  33  sind  die  Kolben 
und  Schieberstellungen  bei  falsch  aufgekeiltem  Exzenter 
in  verschiedenen  Phasen  dargestellt,  woraus  zu  ersehen 
ist,  wie  dieser  wunderliche  Verlauf  der  Diagrammlinien 
zustande  kommen  kann. 


Abb.  33. 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


505 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Bund  der  kaufmännischen  Angestellten 

Eine  Korrespondenz  meldet,  daß  unter  diesem  Namen 
soeben  eine  neue  Organisation  ins  Leben  getreten  ist, 
die  die  kaufmännischen  Angestellten  der  Industrie  auf 
unabhängig  -  gewerkschaftlicher  Grundlage  zusammen- 
schließen will,  ähnlich  wie  der  Bund  der  technisch-indu- 
striellen Beamten  seit  1904  die  technischen  Angestellten 
der  Industrie  erfolgreich  organisiert  hat.  Die  Gründungs- 
versammlung fand  am  12.  Juli  1911  in  Neumanns  Fest- 
sälen zu  Berlin  statt.  Wie  der  vorbereitende  Ausschuß 
mitteilen  konnte,  hat  die  erste  Anregung  im  ganzen  Reiche 
lebhaften  Anklang  gefunden.  Ueber  vierhundert  Kollegen, 
vorwiegend  Angestellte  großer  industrieller  Betriebe,  haben 
sich  sofort  gemeldet,  um  an  der  Gründung  der  neuen  Or- 
ganisation mitzuwirken.  Auch  außerhalb  Berlins  ist  der 
Plan  sehr  beifällig  aufgenommen  worden,  so  daß  bereits 
in  einer  ganzen  Reihe  größerer  Städte  die  Gründung  von 
Ortsgruppen  gesichert  ist.  Nach  einem  Referat  über  die 
Ziele  und  Aufgaben  des  Bundes  wurde  die  Gründung  der 
neuen  Organisation  durch  Annahme  folgender  Resolution 
vollzogen: 

Die  am  Mittwoch,  den  12.  JuU  1911,  in  Neumanns 
Festsälen  zu  BerUn  versammelten  kaufmännischen  An- 
gestellten geben  ihrer  Ueberzeugung  dahin  Ausdruck, 
daß  eine  wirksame  Hebung  der  wirtschaftlichen  und 
sozialen  Lage  ihres  Standes  nur  durch  eine  unab- 
hängige gewerkschaftliche  Organisation 
erfolgen  kann,  die  sich  frei  hält" 

von  Einflüssen  des  Arbeitgebertums, 
von  rassen-,  religions-  und   parteipolitischen  Be- 
strebungen, 

von  einer  organisatorischen  Verbindung  mit  der 
Arbeiterbewegung. 

Da  eine  solche  Organisation  zurzeit  nicht  besteht, 
da  ferner  eine  Umwandlung  der  bereits  vorhandenen 
Handlungsgehilfenverbände  in  dieser  Richtung  auf  ab- 


gerichtet ist.  Es  gelangte  an  die  Oeffentlichkcit  trotz 
geforderter  strengster  Vertraulichkeit  und  läßt  erkennen, 
daß  die  Leitung  des  Bundes  seinen  Mitgliedern  gegenüber 
bei  dieser  Gründung  etwas  unsicher  war.  Das  stellt  aucH 
die  „Handlungsgehilfen-Zeitung"  fest,  indem  sie  schreibt: 

„Das  Maß  der  Demagogie,  das  in  dem  Umstände 
liegt,  daß  der  Bund  der  technisch-industriellen  Beamten 
sogar  seinen  Vertrauensleuten  einreden  will,  die  Grün- 
dung des  neuen  Vereins  gehe  eigentlich  gar  nicht  von 
ihm  aus,  ist  selbst  von  den  Antisemiten  kaum  jemals 
erreicht  worden.  Die  ganze  Aufmachung  und  insbeson- 
dere auch  die  verlangte  „vertrauliche"  Behandlung  spricht 
dafür,  daß  die  Macher  sich  sehr  wohl  bewußt  sind, 
daß  die  neue  Zersplitterung  der  Handlungsgehilfen-Be- 
wegung keineswegs  im  Interesse  der  Angestellten  liegt." 

Wir  verhehlen  uns  nicht,  daß  die  Handlungsgehilfen- 
Zeitung"  in  ihrem  Urteil  befangen  sein  mag.  Man  muß 
aber  trotzdem  gespannt  sein,  was  sie  in  dieser  Sache 
noch  vorzubringen  hat,  wenn  sie  ankündigt,  daß  für  diese 
Gründung  des  Bundes  ,,ganz  andere  Zwecke  maßgebend 
gewesen  sind",  die  die  „Handlungsgehilfen-Zeitung" 
nächstens  zu  veröffentlichen  gedenkt.  Es  is*  zweifellos 
ein  Ideal,  die  Angestellten-Verbände  zusammenzuschließen 
zu  vereintem  Handeln.  Ob  es  aber  besonders  glücklich  ist 
für  die  Vertretung  der  Technikerinteressen,  wenn  der  B. 
t.-i.  B.  eine  „kaufmännische  Filiale"  nebenher  eröffnet,  das 
wollen  wir  dahingestellt  sein  lassen,  zum  mindesten  als 
verfrüht  bezeichnen. 


:  U  n  H    STANDESBEWEGUNO       H  H  1: 


Zum  Konflikt  mit  dem  Reichsmarineamt 

In  unserem  Artikel  „Das  Reichsmarineamt 
gegen  die  Techniker"  geben  wir  u.  a.  auch  eine 
Intendantur-Verfügung  bekannt,  nach  der  die  Angestellten 
dieser  Behörde,  ebenso  wie  die  der  Garnison-Bauämter 
solange  auf  jede  Gehaltszulage  verzichten 


erdenkt  des  Kampfes  der  Marinetechniker! 

==  Sammelt  durch  die  Markenhefte  zum  Fonds!   


IHB 


sehbare  Zeit  nicht  zu  erwarten  ist,  beschließen  die  Ver- 
sammelten die  Gründung  einer  unabhängigen  gewerk- 
schaftlichen Organisation  im  Sinne  des  von  ihnen  unter- 
zeichneten Aufrufes,  die  den  Namen  „Bund  der 
kaufmännischen  Angestellten"    führen  soll. 

An  alle  Kollegen,  die  von  der  Notwendigkeit  einer 
solchen  Organisation  durchdrungen  sind,  ergeht  der  Ruf, 
sich  dem  neuen  Bunde  anzuschließen  und  durch  soli- 
darisches Zusammenstehen  mit  den  gleichgesinnten  Be- 
rufskollegen an  der  Verwirklichung  des  großen  Zieles 
mitzuarbeiten. 

Wir  bemerken  hierzu,  daß  für  diese  Gründung  der 
Bund  techn. -industrieller  Beamten  tätig  war  und  seit 
einigen  Monaten  eine  Halbmonatsschrift  „Der  kaufmän- 
nische Angestellte"  in  seinem  Industriebcamten-Verlage 
verlegt.  Wir  zweifeln  nicht  daran,  daß  die  neue  Organi- 
sation Anhänger  finden  wird  und  daß  es  den  wenigen 
vielleicht  auch  gelingt,  die  Handlungsgehilfen-Verbände, 
die  verschiedentlich  eine  entschlossene  Angestelltenpolitik, 
namentlich  im  Rahmen  der  Gesamtbewegung  der  An- 
gestellten, vermissen  ließen,  gelegentlich  aufzurütteln.  Die 
„Handlungsgehilfen  -  Zeitung"  veröffentUcht  ein  Rund- 
schreiben des  B.  t.-i.  B.,  das  an  seine  Vertrauensmänner 


müssen,  bis  ihr  Dienstalter,  gerechnet  vom  Einstel- 
lungstage an,  das  Aufrücken  nach  den  neuen  Sätzen 
erlaubt.  Diese  Verfügung  ist  auf  Anordnung  des  Reichs- 
marineamtes zurückzuführen,  weshalb  vielfach  in  den 
Kreisen  der  betroffenen  Angestellten  angenommen  wurde, 
daß  die  Intendantur,  die  den  Wert  ihrer  Arbeitskräfte 
besser  einzuschätzen  wisse,  nur  mit  einem  gewissen  Wider- 
willen die  wenig  tröstliche  Eröffnung  machte.  Diese 
Annahme  ist  irrig!  Die  höhere  Bureaukratie  ist  durch- 
aus einig.  In  dem  Bestreben,  den  Techniker  der  Marine- 
betriebe so  tief  als  möglich  zu  drücken,  finden  sich  Inten- 
dantur und  Reichsmarineamt  zusammen,  nur  einige  Bau- 
amtsvorstände, die  aus  naheliegendem  Interesse  ihr  altes, 
jahrelang  eingearbeitetes  und  erprobtes  Personal  nicht 
verlieren  wollen,  bemühen  sich  noch  darum,  die  harten 
Bestimmungen  des  Dienstvertrages  und  der  Zulagenver- 
fügung zu  ändern.  Allerdings  vergeblich,  wie  wir  aus 
einem  recht  interessanten  Schriftwechsel  der  Intendantur 
Kiel  mit  dem  Reichsmarineamt  nachzuweisen  vermögen. 

Am  17.  Juni  berichtet  nämlich  die  Kieler  Intendantur 
über  die  Stimmung  in  den  Angestelltenkreisen.  Bei  dieser 
Gelegenheit  läßt  die  von  ihren  Angestellten  bisher  recht 
vertrauensvoll    beurteilte  Behörde    ihre  eigene  Auf- 


506 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


f  a  s  s  u  n  g  durchblicken  in  einer  Weise,  die  jede  Hoffnung 
auf  Unterstützung  der  um  itir  Recht  kämpfenden  Kollegen 
von  dieser  Seite  schwinden  läßt. 

„Es  ist  n  i  c  h  t  beabsichtigt,  den  Hilfsarbeitern  neben 
dem  Weiterbezug  der  bisherigen  höheren  Remuneration 
auch  noch  die  Vergünstigung  des  neuen  Verfahrens, 
Aufriicken  nach  jedem  vollen  Jahre  zu  gewähren" .... 

„Wir  stehen  auf  dem  Standpunkte,  daß  die  jetzt  ge- 
währte Remuneration  solange  zu  "beziehen  ist,  bis  das 
Einstellungsdienstalter  das  Aufrücken  nach  den  neuen 
Sätzen  erlaubt." 

S  o  lesen  wir  in  dem  Bericht  der  unverdientermaßen 
als  angestelltenfreundlich  geltenden  Intendantur  Kiel.  Da- 
neben wird  darin  weiter  gemeldet: 

„Von  dem  technischen  Hilfsarbeiterpersonal  ist  eine 
große  Anzahl  Anträge  vorgelegt,  die  sich  auf  E  r  - 
höhung  der  Remuneration,  Wiederge  Wäh- 
rung der  Anstellungsverfügung  usw.  be- 
ziehen. Wenn  wir  auch  sämtliche  derartige  Anträge 
für  aussichtslos  halten,  werden  wir  sie  doch  ge- 
sammelt zwecks  genereller  Entscheidung  demnächst 
vorlegen." 

Die  Angestellten  können  daraus  ersehen,  daß  auf 
Hilfe  der  scheinbar  so  wohlwollenden  Vorgesetzten  nicht 
zu  rechnen  ist  und  daß  sie  sich  mit  um  so  größerem 
Nachdruck  der  Orgnaisation,  d.  h.  der  Selbsthilfe  be- 
dienen müssen. 

Schon  am  24.  Juni  ging  die  Antwort  des  Reichs- 
marineamtes  auf  das  Schreiben  der  Intendantur  Kiel 
dort  ein.    Der  Inhalt  dieser  Antwort  ist  ganz  im  bisher 
beobachteten  Stile  gehalten.    Da  heißt  es  zum  Schlüsse: 
„Anträge    auf   Wiedergewährung  der 
A n s t e  1 1  u n g s V e r  f  ü  g u n g      und  Erhöhung 
der  Remuneration  werden  grundsätzlich 
abgelehnt. 

Die  Kaiserliche  Intendantur  wolle 
dies  den  Antragstellern  eröffnen. 

Auf  Vorlage  der  einzelnen  Gesuche 
wird  verzichte  t." 

Mit  dieser  auch  den  Kollegen  in  Wilhelmshaven  ,, er- 
öffneten" Antwort  sind  wohl  alle  jene  Hoffnunp^en  zer- 
stört, die  da  oder  dort  einzelne  Optimisten  noch  gehegt 
haben  Nicht  nur  die  Vertretung  der  Angestellten  durch 
ihre  Berufsorganisation  wird  abgelehnt,  auch  alle  Bitten, 
die  auf  dem  vorgeschriebenen  Dienstwege 
an  die  Zentralstelle  gelangen  sollen,  werden  ,, grundsätzlich" 
zurückgewiesen.  Mögen  die  Forderungen  noch  so  berech- 
tigt und  die  Gründe  noch  so  zwingend  sein,  das  Reichs- 
marineamt ,, verzichtet"  ausdrücklich  auf  die  Vorlage  der- 
artiger Gesuche;  es  nimmt  sich  nicht  die  Mühe,  die 
Wünsche  der  eigenen  Angestellten  zu  hören  und 
deren  Eingaben  zu  prüfen. 

Von  dem  bei  einer  Kaiserlichen  Behörde  bisher 
immer  noch  vorauszusetzenden  Wohlwollen  bleibt  nach 
einer  solchen  Behandlung  in  der  Tat  nichts  mehr  übrig. 

Wir  sind  heute  aber  weiter  in  der  Lage,  noch  ein 
anderes  feststellen  zu  können':  Dasselbe  Reichs- 
mari n  e  a  m  t ,  das  gegenwärtig  so  schroff  gegen  die  An- 
gestellten vorgeht  und  'zur  Abschwächung  seines  ungerecht- 
fertigten Angriffes  auf  Beamtenrechte  in  verschie- 
denen Preßnotizen  die  Beamteneigenschaft  der 
in  Frage  kommenden  Techniker  bestreitet,  hat  noch 
vor  kaum  vier  Jahren  deren  Beamteneigenschaft 
ausdrücklich  anerkannt. 

Aus  Anlaß  eines  Einspruches  mehrerer  Garnisonbau- 
techniker gegen  die  Veranlagung  zur  Gemeindeeinkommen- 
steuer fragte  am  13.  August  1907  der  S  t  a  d  t  m  a  g  i  s  t  r  a  t 
Kiel  (Verwaltung  der  direkten  Steuern)  beim  Staatssekre- 
tär des  Reichsmarineamtes  an, 
,,obdieBeilegungderBeamteneigenschaft 
für   sämtliche  hiesige  Garnisonbautech- 
niker gewollt  ist  und  verneinendenfalls, 
ob  die  Bautechniker  (folgen  Namen)  Beamten- 
eigenschaft  im  Sinne  des  Reichsbeamten- 
gesetzes vom  31.  März  1873  besitzen". 


Die  Frage  ist  am  17.  August  beantwortet  worden: 
,,D ie  Bautechniker"  so  schreibt  in  seiner  Ant- 
wort   der    Staatssekretär,    ,,besitzen  Beamten- 
eigenschaft im  Sinne  des  Reichsbeamten- 
gesetzes. 

Auf  Grund  einer  voraussichtlich  im  nächsten  Marine- 
verordnungsblatt erscheinenden  Verfügung  wird  für  alle 
bei  den  Garnisonbauämtern  beschäftigten  Bautechniker 
nachträglich  eine  Anstellungs  Verfügung 
ausgefertigt  werden." 

Also,  hier  wird  unzweideutig  die  Beamteneigenschaft 
der  gegenwärtig  aus  dem  Verzeichnis  A  heraus- 
genommenen und  in  das  Verzeichnis  B  übergeführ- 
ten technischen  Angestellten  zugegeben.  Auch  die  An- 
stellungsverfügung ist  jedem  Angestellten  ausgehändigt 
worden.  Die  Techniker  sind  somit  im  Rechte, 
wenn  sie  in  ihren  persönlichen  Eingaben  auf  diese  Tat- 
sache hinweisen.  Um  so  höher  sollte  darum  das  Reichs- 
marineamt die  Bereitwilligkeit  der  Beamten,  sich 
aus  dem  unbestreitbaren  Beamtenverhältnis  in  den  unsiche- 
ren Privatdienstvertrag  überführen  zu  lassen,  anerkennen 
und  die  geforderten  geringfügigen  Entschädigungen,  so- 
wie einen  anständigen  Dienstvertrag  genehmigen. 
Das '  läßt  aber  der  Herrenstandpunkt  der  Reichs- 
marineverwaltung nicht  zu!  Oder  sollte  die  in  Personal- 
fragen immer  mehr  zutage  tretende  Unklarheit  die  ver- 
antwortlichen Leiter  selbst  nicht  mehr  hindurchfinden 
lassen? 

Wir  wollen  deshalb  kurz  die  Rechtslage  streifen.  Im 
Jahre  1907  erhielten  die  technischen  Angestellten  Beam- 
teneigenschaft und  Steuerprivileg  bestätigt; 
im  Jahre  1909  wurde  ihnen  durch  die  von  S.  M.  dem 
Kaiser  genehmigte  Garnisonbauordnung  eine  ge- 
wisse Stabilität  ihrer  Stellung  zugesichert.  Dort  wird 
bestimmt: 

,,Die  auf  Kündigung  oder  Widerruf  angestellten  Be- 
amten können  ohne  förmliches  Disziplinarverfahren  ent- 
lassen werden. 

Die    Kündigung    erfolgt  in  der  Regel 
nur,  wenn  sie  ihren  Dienstobliegenheiten 
nicht  gehörig  nachkommen,  sich  schlecht 
führen,  übermäßig  verschuldet  sind  oder 
wenn  das  dienstliche  Bedürfnis  zur  Bei- 
behaltung ihrer  Stelle  aufhört."   (S.  177  der 
G.  B.  O.  Abs.  1.) 
Im  Jahre  1911   dagegen  sollen  sie  auf  alle  mit  dieser 
Beamteneigenschaft  verbundenen  Vorteile  verzichten  und 
sich  einem  Dienstvertrag  unterwerfen,  der  weit  zurück- 
bleibt hinter  dem,  was  soziale  Gesetzgebung  und  soziale 
Moral  heute  schon  von  privaten  Arbeitgebern  fordern. 

Das  Reichsmarineamt  wird  nicht  beweisen  können,  daß 
sich  die  gekündigten  Angestellten  schlecht  führten,  daß  sie 
übermäßig  verschuldet  seien,  oder  ihren  Dienstobliegen- 
heiten nicht  gehörig  nachkamen;  auch  das  dienstliche  Be- 
dürfnis für  Beibehaltung  der  gekündigten  Stellen  wird  es 
nicht  bestreiten  können,  —  und  doch  die  rücksichtslose 
Kündigung!  Dieser  Tatbestand  muß  immer  wieder  be- 
tont werden.  Das  Reichsmarineamt  hat  die  Techniker 
einfach  a  u  s  g  e  s  p  e*r  r  t  und  es  ihnen  überlassen,  ent- 
weder ihre  jahrelang  innegehabte  Stellung  mit  allen  Hoff- 
nungen auf  eine  einigermaßen  gesicherte  Zukunft  auf- 
zugeben, oder  sich  den  drückenden  Bestimmungen  eines 
unsozialen  Dienstvertrages  und  harten  materiellen  Ver- 
schlechterungen zu  unterwerfen.  Das  ist  die  vom  Reichs- 
tag geforderte  ,,R  e  o  r  g  a  n  i  s  a  t  i  o  n"  der  Marinebetriebe ! 
Möge  sie  im  Interesse  der  Allgemeinheit  und  der  Landes- 
verteidigung nicht  zu  einer  Desorganisation  führen ! 

Kfm. 


Wie  es  gemacht  wird! 

Es  ist  bekannt,  daß  die  Prospekte  technischer  Lehr- 
anstalten häufig  die  Mitteilungen  ehemaliger  Schüler  dar 
über  enthalten,  in  welche  gute  Stellung  sie  gelangt  sind 


Ii 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


507 


Diese  Schreiben,  zu  denen  sich  leider  eine  große  Zahl 
von  technischen  Angesteliten  vorbehaltlos  bereit  findet, 
schildern  selbstverständlich  die  Lage  des  Schreibers  und 
ehemaligen  Schülers  in  glänzendem  Lichte,  so  daß  auch 
in  diesen  Briefen  ein  Anreiz  zum  Ergreifen  des  technischen 
Berufes  erblickt  werden  muß.  Zu  diesem  allgemeineren 
Zvi^eck  und  zu  dem  besonderen,  hierzu  die  Anstalt  zu 
wählen,  von  der  der  Prospekt  ausgeht,  werden  ja  diese 
Schreiben  eingefordert  und  veröffentlicht.  Ein  Mitglied 
erinnert  uns  an  diesen  Fall,  weil  ihm  von  seiner  Studien- 
anstalt ein  Schreiben  zugegangen  ist  mit  der  Bitte  um 
die  Erlaubnis,  seinen  Namen  und  Stand  als  ehemaligen 
Schüler  veröffentlichen  zu  dürfen.  Mit  seltener  Deuthch- 
keit  lehnte  unser  Mitglied  die  Veröffentlichung  ab  unter 
der  von  uns  vorher  erwähnten  Begründung.  Er  schrieb 
weiter,  daß  er  nach  nunmehr  fünf  Jahren  seine  Stellung 
durch  eigenen  Fleiß  verbessert  habe,  daß  aber  sein  Vor- 
wärtskommen durchaus  nicht  die  Regel  bilde,  zum  min- 
desten nicht  als  Empfehlung  zur  Ergreifung  des  tech- 


den  Mitgliederkreisen  nicht  allgemein  durchschlug  und 
Anklang  fand,  daran  brauchen  wir  den  Bund  wohl  nur 
zu  erinnern.  Wir  ersparen  es  uns,  dem  Bunde  nach- 
zurechnen, daß  seine  theoretische,  rein  gewerkschaftliche 
Maßregel  letzten  Endes  praktisch  nur  eine  freiwillige 
Steuer  darstellte,  weil  längst  nicht  alle  Mitglieder  die  Extra- 
steuer bezahlten.  Man  ist  vielleicht  bereit  zu  sagen,  daß 
die  schlechte  wirtschaftliche  Lage  viele  daran  gehindert 
habe,  und  auch  Herr  Thimm  sieht  sich  in  einem  Artikel  im' 
Jahrgang  1908  der  „Industriebeamten-Zeitung"  genötigt, 
gegen  die  Mißstimmung  über  die  Extrasteuer  zu  schreiben 
und  dabei  vorzusehen,  daß  freiwillige  Spenden  die  aus- 
fallenden Pflichtextrasteuern  ersetzen  müßten.  Wie  stehts 
auch  mit  der  freiwilligen  Beitragserhöhung  der  Berliner  Mit- 
glieder, die  dasBundesorgan  in  derselbenNummer  mit  großer 
Freude  begrüßt?    Ja,  Bauer,  das  ist  auch  etwas  anderes! 

Die  einzige  gerechte  Würdigung  erfahren  unsere  Mit- 
glieder in  dem  angezogenen  Artikel  mit  dem  Satze:  „Selbst, 
wenn  das  Experiment  das  erste  Mal  glücken  sollte".  Un- 


■  ■ 

:  Die  Höhe  des  Fonds,  1 

■  den  wir  durch  die  Markenhefte  sammeln,  ist  ein  Maßstab  unserer  Solidarität.  ■ 


nischen  Berufes  betrachtet  werden  dürfe.  Selbst  nach 
dieser  Zeit  würden  viele  ehemalige  Schüler  nur  schlechte 
Erfahrungen  berichten  können,  die  natürlich  in  dem  Pro- 
spekt keine  Aufnahme  finden  würden.  Das  einseitige 
Herausgreifen  von  Personen,  die  zufällig  in  leitende  Stel- 
lungen gekommen  sind,  gibt  ein  falsches  Bild.  —  Wir 
stimmen  dieser  Auffassung  bei  und  empfehlen  das  Vor- 
gehen Unseres  Mitgliedes  zur  Nacheiferung. 

* 

Der  D.  T.-V.  handelt  leichtfertig!  " 

Wenn  wir  die  Bundeszeitung  in  die  Hand  nehmen, 
so  befällt  seit  langer  Zeit  gar  viele  von  uns  die  Neu- 
gier, wie  findig  diesmal  die  fleißigen  Redakteure  des 
Bundes  gewesen  sind,  um  auch  aus  dem  Unmöglichsten 
dem  D.  T.-V.  einen  Strick  zu  drehen.  Was  wir  in  dieser 
Beziehung  kennen  lernten,  war  nur  allzu  häufig  geeignet, 
bei  uns  Heiterkeit  auszulösen,  da  die  Angriffe  des  Bundes 
sehr  oft  schon  äußerlich  den  Stempel  des  Lächerlichen 
trugen.  Wir  hätten  jedoch  nicht  geglaubt,  daß  auch  der 
Konflikt  mit  den  Marinebehörden,  der  seit  einiger  Zeit 
unsere  Mitgliederschar  bis  ins  letzte  Glied  beschäftigt, 
Veranlassung  geben  könnte,  uns  herabzusetzen. 

Die  letzte  Nummer  der  ,, Industriebeamten-Zeitung" 
beweist  uns  aber  das  Gegenteil,  denn  der  Bund  versucht 
dort,  die  im  Streit  mit  den  Marinebehörden  stehenden 
Vert^andsmitglieder  dadurch  wankend  zu  machen,  daß  er 
sagt,  der  D.  T.-V,  besitze  nicht  die  Mittel  zur  Durch- 
führung des  Kampfes.  Mit  viel  mehr  Berechtigung  könnten 
wir  vom  Bunde  sagen,  daß  er  die  Versprechungen  seiner 
Sterbekasse  ziffernmäßig  nicht  erfüllen  kann,  wenn  er  auf 
der  anderen  Seite  behauptet,  daß  alles  Geld,  auch  das  zur 
Auszahlung  der  Sterbegelder,  gegebenenfalls  auf  einen 
Kampfplatz  geworfen  werden  muß.  Daß  er  auch  hierbei 
wieder  den  ,, Kaufmännischen  Angestellten"  schlecht  spielt, 
wenn  er  auf  den  Barbestand  unserer  Kasse  hinweist,  wollen 
wir  nur  streifen.  Kurzum,  die  „Industriebeamten-Zeitung" 
kommt  zu  der  Auffassung,  daß  wir  keine  Solidaritäts- 
Unterstützungen  zahlen  können! 

Was  tat  der  Bund  seinerzeit  beim  Ausbruch  des  Augs- 
burger Konfliktes?  Er  erließ  einen  geharnischten  Aufruf, 
in  dem  er  eine  Extrasteuer  für  die  Dauer  von  drei  Monaten 
ausschrieb.  Das  ist  nach  Ansicht  des  Bundes  das 
einzige  gewerkschaftliche  Mittel.    Daß  das  Mittel  in 


sere  Mitglieder  werden  das  dem  Bunde  beweisen  und  es 
wird  sie  erst  recht  anfeuern  zu  zeigen,  daß  sie  es  mit 
ihrem  Stande  ernst  meinen,  nicht  in  dem  hämischen  Sinne, 
wie  es  der  Bund  niederschreibt,  sondern  so,  wie  es  un- 
seren Mitgliedern  Herzensbedürfnis  ist.  Schwarz  in  schwarz 
malt  dann  der  Artikel  weiter,  daß  die  Sammlung  wohl 
das  erste  Mal  gelingen,  dann  aber  nicht  mehr  ziehen  würde. 
Wir\vollen  dem  Bunde  heute  sagen,  daß  er  sich  darum  nicht 
zu  kümmern  hat,  wie  wir  es  Wohl  das  nächste  Mal  machen! 
.Wir  haben  nach  bestem  Gewissen  und  nicht  leichtfertig 
gesprochen,  als  wir  uns  sämtlichen  auszusperrenden  Kol- 
legen gegenüber  verpflichteten,  ihnen  Ersatz  zu  leisten. 
Wir  versprachen  sogar,  die  Unterstützung  zu  zahlen  in 
der  vollen  Höhe  des  bisherigen  Gehalts  und  nicht  — 
eventuell  — ,  wie  der  Bund  es  seinerzeit  in  Aussicht  stellte. 
Wie  wir  die  Gelder  das  erste  und  das  zweite  Mal  sammeln, 
darum  hätte  sich  der  Bund  vorsichtigerweise  nach  seinen 
Erfahrungen  nicht  zu  kümmern  brauchen.  Wenn  es  wahr 
wäre,  daß  mit  der  abnehmenden  Opferfreudigkeit  auch 
die  Arbeitsfreudigkeit  für  den  D.  T.-V.  abnimmt,  dann 
könnte  er  sich  ja  darüber  aus  dem  bei  ihm  bekannten 
Bundesegoismus  heraus  nur  freuen.  Wir  aber  wissen,  daß, 
die  Opferfreudigkeit  zunehmen  und  die  Arbeitsfreudigkeit 
sich  steigern  wird.  Unser  Fonds  zur  Unterstützung  der 
Gemaßregelten,  der  nicht  unsere  einzigen  Mittel  darstellt, 
wird  wachsen  als  sicherer  Schutz  im  Kampfe  unter  der 
Kontrolle  aller  Mitglieder. 

Auch  das  Letzte  wird  fehlschlagen,  was  der  Bund 
wiederum  versucht,  die  Mitglieder  nämlich  gegen  die  Lei- 
tung auszuspielen.  Die  Leitung  meint  es  tnit  ihrem  Stande 
nicht  ernst  nach  Ansicht  der  „Industriebeamten-Zeitung". 
Wir  haben  nachgewiesen,  daß  die  Methode  der  Geldsamm- 
lung nicht  allzu  unterschiedlich  von  der  des  Bundes  ist 
und  wir  sind  uns  keiner  Schuld  bewußt,  es  gewerkschaft- 
lich unrichtig  gemacht  zu  haben.  Nur  das  Eine  wissen 
wir,  der  „Industriebeamten-Zeitung"  haben  wir  es  wieder- 
um nicht  recht  gemacht.  Aber  darüber  werden  wir  uns 
hinwegsetzen  können,  dessen  sei  die  ,, Industriebeamten- 
Zeitung"  —  das  Archiv  für  theoretische  Gewerkschaftsr 
Politik  in  Reinkultur  —  versichert. 

*  * 

Es  tagt! 

Unter  der  Marke:  Reichsfinanzreform  und  Techniker 
finden  wir  in  der  „Deutschen  Bauzeitung"  eine  Notiz, 


508 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


deren  Ton  in  diesem  Blatte  immerhin  auffällig  ist.  Es 
handelt  sich  fast  um  dieselben  Dinge,  um  die  sich  unser 
Kampf  mit  dem  Reichsmarineamt  dreht,  nur,  daß  das 
iWort  hier  der  Lage  der  Regierungs-Baumeister  geredet 
wird.  Mit  dem  Tenor  aber  wollen  die  Ausführungen 
das  Gleiche  treffen:  Cavete!  Zuzug  fernhalten.  Wir 
lesen  wörtlich:  „Bei  den  Intendanturen  des  Reichsmarine- 
amtes sowie  bei  den  diesen  untergeordneten  Bauämtern 
und  Neubau-Verwaltungen  sind  eine  große  Anzahl  Regie- 
rungsbaumeister, Architekten  und  Techniker  angestellt. 
Diese  Hilfskräfte  erhielten  bei  ihrem  Eintritt  die  Eigen- 
schaft als  Beamte  des  Deutschen  Reiches  und  wurden 
dementsprechend  vereidigt.  Versorgungsansprüche  stan- 
den ihnen  jedoch  nicht  zu,  da  sie  mit  drei-  bezw.  ein- 
monatlicher Kündigungsfrist  angestellt  wurden.  Nun  hat 
ein  findiges  Mitglied  des  Reichsschatzamtes  herausgefun- 
den, daß  das  Vaterland  zu  retten  wäre,  wenn  diesen. 
Beamten  ihre  Amtseigenschaft  genommen  würde,  weil 
ihnen  dann  die  in  Diensten  der  Marine  zugebrachten 
Jahre  ihres  Lebens  bei  der  Festsetzung  des  Besoldungs- 
dienstalters und  der  Pensionsansprüche  nicht  angerechnet 
zu  werden  brauchten.  Sofort  wurde  sämtlichen  An- 
gestellten dieser  Kategorie  gekündigt  und  ihnen  die  Weiter- 
beschäftigung gegen  Privatdienstvertrag  zugesichert.  Nun 
kommen  aber  bei  dem  erwähnten  Sparsinn  nur  die  Re- 
gierungsbaumeister in  Frage,  da  die  übrigen  Beamten  gar 
keinen  Anspruch  auf  Pension  oder  Qehaltsstaffelung  be- 
saßen. Der  einzige  Vorteil,  welchen  sie  aus  der  Beamten- 
schaft zogen,  bestand  darin,  daß  sie  in  Preußen  (in  Olden- 
burg nicht)  eine  kleine  Ermäßigung  der  Gemeindesteuern 
genossen.  Hingegen  stehen  sie  sich  unter  dem  aufgestell- 
ten Dienstvertrag  finanziell  und  moralisch  erheblich 
schlechter,  da  dieser  eine  große  Anzahl  Härten  aufweist 
(unbeschränkte  Ueberstunden,  auch  Sonntags,  Kündigung 
nach  Htägiger  Krankheit,  Versagung  jeden  Anspruches 
auf  Urlaub  usw.).  Es  haben  sich  nun  die  in  Frage  kom- 
menden Herren  zusammen  getan,  um  die  Aufhebung  dieser 
Verfügung  zu  erstreben  und  hoffen  auf  den  einmütigen 
Beistand  der  Fachkollegen.  Auf  alle  Fälle  sollte  sich  jeder, 
der  eine  durch  Ausscheiden  der  Gekündigten  frei  werdende 
Stelle  annehmen  will,  darüber  klar  werden,  unter  welchen 
Umständen  ihm  Gelegenheit  dazu  gegeben  worden  ist." 

Wir  würden  uns  freuen,  wenn  die  akademischen  Kreise 
die  Gleichartigkeit  unserer  Lage  erkennen  und  sich  soli- 
darisch erklären  würden.  Wir  benutzen  die  Gelegenheit 
mitzuteilen,  daß  wir  die  Vorfälle  mit  dem  Marineamt  auch 
dem  Verband  der  Diplom-Ingenieure  in  der  gleichen  Ab- 
sicht wie  andern  Verbänden  mitteilten,  ohne  von  diesem 
Verband  bis  heute  eine  Antwort  zu  erhalten. 


RECHTSFRAGEN 


Familie  contra  Gläubiger 

In  Rechtsfragen,  die  das  soziale  Gebiet  berühren,  er- 
wartet man  heutzutage  kein  allzu  großes  Verständnis  von 
Seiten  unserer  deutschen  Richter.  Das  Recht  ist  ihnen 
in  ihrer  Mehrzahl  eine  bloße  Technik  geworden,  mit  der 
man  die  Fülle  der  Einzelfälle  mustert,  ohne  ihre  Besonder- 
heit einer  verständigen  Würdigung  zu  unterziehen.  So 
entstehen  die  vielen  Entscheidungen,  die  die  Bevölkerung 
nicht  begreift  und  um  derentwillen  man  irre  werden  möchte 
an  der  Unparteilichkeit  unserer  Rechtsprechung.  Vielleicht 
ist  das  Reichsgericht  die  einzige  Instanz,  die  sich  des 
öfteren  durch  Urteile  auszeichnet,  von  denen  man  sagen 
kann,  daß  sie  Einsicht  in  die  Bedürfnisse  des  modernen 
Lebens  verraten. 

Neuerdings  ist  eine  Entscheidung  ergangen,  die  Auf- 
sehen erregt  hat,  und  von  der  mancher  behaupten  wird, 
sie  gewähre  bedrängten  Menschen  einen  so  übertrieben 
kräftigen  Schutz,  daß  seine  praktische  Betätigung  zu  un- 
gewollten Konsequenzen  führe,  ja,  sogar  letzten  Endes 
an  den  Fundamenten  unserer  heutigen  Wirtschafts- 
ordnung rüttle. 


Es  handelte  sich  um  einen  Fall  in  Breslau,  wo  ein 
überschuldeter  Ingenieur  eine  Vereinbarung  mit  seinem 
Arbeitgeber  getroffen  hatte,  wonach  ihm  von  seinem  Ge- 
halt monatlich  nur  150Mark  ausgezahlt  werden  sollten, 
der  Rest  (300  M)  aber  seiner  Frau  zuzuwenden  sei.  Die 
Gläubiger  gerieten  ob  dieser  —  Hintergehung,  wie  sie 
meinten,  in  die  nötige  Empörung  und  klagten  auf  Un- 
gültigkeitserklärung der  Vereinbarung,  da  sie  die  deut- 
liche Absicht  verfolge,  die  Interessen  der  Gläubiger  zu 
schädigen  und  gegen  die  guten  Sitten  verstoße. 

Diese  Klage  wurde  abgewiesen  und  das 
Abkommen  für  gültig  erklärt. 

Diese  Entscheidung  ist  von  Bedeutung  für  die  Entwick- 
lung der  Auffassung,  die  unsere  Rechtsprechung  über  das 
Verhältnis  von  Gläubiger  zu  Schuldner  durchgemacht  hat. 
Wie  war  es  früher  gewesen?  In  Zeiten,  wo  das  Geld 
noch  nicht  jene  dominierende  Rolle  spielte  wie  heute, 
wo  selten  geliehen,  selten  geborgt  wurde,  wo  der  Rechts- 
verkehr unsicher  war,  da  enthielt  das  Schuldrecht  Be- 
stimmungen drakonischer  Art.  Mit  Vermögen  und  Leben 
haftete,  wer  seinen  Verbindlichkeiten  nicht  nachkommen 
konnte.  Das  Interesse  des  Gläubigers  ging  über  alles, 
mochte  der  Vertragsgegner  und  seine  Familie  darüber 
zugrunde  gehen.  Am  Ende  der  Entwicklung  steht  die 
Bestimmung  des  gegenwärtigen  Rechts,  daß  ein  Monats- 
gehalt bis  125  M  unpfändbar  ist,  und  die  jüngste  Ent- 
scheidung der  höchsten  Justizbehörde  des  Reichs.  Heute 
wird  die  Anschauung  vertreten,  daß  es  Pflicht  jedes 
Familienvaters  sei,  seine  Familie  zu  ernähren,  und  dieser 
Pflicht  haben  alle  übrigen  Verbindlichkeiten  nachzustehen. 

Was  aber  wird  die  Folge  sein,  wenn  alle  Angesteil- 
ten, die  in  Not  geraten  sind,  sich  diese  Entscheidung  zu 
nutze  machen  und  die  Gläubiger  das  Nachsehen  haben? 
Auf  der  Möglichkeit  des  Kreditgebens  und  -nehmens  baut 
sich  doch  heute  der  Verkehr  unter  Menschen  auf;  wohin 
würde  es  führen,  wenn  jeder  Schutz  des  Gläubigers  aufhört? 
Das  Nächstliegende  wird  wohl  sein,  daß  der  Kreditgebende 
sich  den  Menschen  daraufhin  anschaut,  ob  er  ihn  für 
kreditwürdig  erachtet  und  unter  Umständen  darauf  ver- 
zichtet, mit  ihm  Geschäfte  zu  machen.  Insofern  wäre 
die  Wirkung  eine  erzieherische  und  könnte  einen  heilsamen 
Einfluß  ausüben  in  einer  Bevölkerung,  wo  das  Borg- 
unwesen nachgerade  zur  Landplage  geworden  ist.  Die 
Entscheidung  trifft  in  praxi  nur  die  kleineren  Schuldver- 
bindlichkeiten. Jedes  Einkommen,  das  über  die  zur  Sicher- 
stellung des  Familienlebens  benötigte  Summe  hinausgeht, 
ist  nach  wie  vor  dem  Angriff  des  Gläubigers  ausgesetzt. 
Und  Menschen  mit  unter  5—6000  M  Einkommen  pflegen 
nicht  als  übermäßig  kreditwürdig  angesehen  zu  werden, 
kommen  also  für  den  Kreditverkehr  im  großen  Stil  nicht 
in  Betracht.  Der  große  Geschäftsverkehr  wird  von  dieser 
Entscheidung  des  Reichsgerichts  nicht  im  geringsten  be- 
rührt. Daß  aber  in  Fällen,  wo  ein  Mensch  ohne  sein 
Verschulden  in  Not  geraten  ist  und  durch  Gläubiger,  die 
über  die  Maßen  drängen,  jede  Möglichkeit  verlieren  würde, 
sich  je  wieder  heraufzuarbeiten,  daß  da  künftig  ein  Aus- 
weg eröffnet  ist,  erachten  wir  für  erfreulich  und  begrüßen 
daher  diese  Entscheidung  des  Reichsgerichts. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  Entwicklung  der  Lebensversicherungsbedingungen 

Mit  der  in  der  vorigen  Darstellung  geschilderten 
äußeren  Entwicklung  der  Lebensversicherung,  von  höchst 
primitiven  Grundlagen  zu  einer  fein  ausgebildeten  Technik, 
ging  eine  nicht  minder  interessante  und  weitgehende  Aus- 
gestaltung der  Versicherungsbedingungen  Hand  in  Hand. 
Als  die  ersten  Lebensversicherungs-Gesellschaftcii  ihi^e 
Tätigkeit  aufnahmen,  ihre  statistischen  Grundlagen  mangel- 
haft waren  und  sie  über  Erfahrungen  noch  nicht  verfügten, 
mußten  sie,  wenn  sie  einen  rationellen  Versicherungsbetrieb 
dauernd  aufrecht  erhalten  wollten,  zahlreiche  Vorsichts- 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


509 


maßregeln  treffen,  um  sich  vor  willkürlicher  Vergrößerung 
des  von  ihnen  übernommenen  Risikos  durch  den  Ver- 
sicherten oder  absichtlicher  Herbeiführung  des  Schadens- 
falles zu  schützen.  Die  Gesellschaften  fügten  daher  den 
Versicherungsbedingungen,  zu  denen  sie  die  Lebens- 
versicherung übernahmen,  eine  Reihe  von  Klauseln  bei, 
die  den  Verfall  aller  vom  Versicherten  gezahlten  Prämien 
und  den  Verlust  aller  seiner  Ansprüche  an  die  Gesellschaft 
festsetzten,  falls  er  diese  oder  jene  Vorschrift  verletzte 
und  von  der  Gesellschaft  aufgestellte  Verbote  überschritt. 
Es  genügte  beispielsweise,  um  die  Ansprüche  des  Ver- 
sicherten zum  Erlöschen  zu  bringen,  wenn  er  eine  Seereise 
unternahm,  in  einen  anderen  Beruf  überging,  oder  in  den 
Krieg  zog  und  selbstverständlich,  wenn  er  Selbstmord  ver- 
übt hatte.  Heute  ist  dagegen  die  Lebens  Versicherungs- 
police unanfechtbar  und  unverfallbar.  Die  Lebensversiche- 
rung gewährleistet  heute  dem  ehrlichen  Versicherten  den 
Fortbestand  seiner  oft  durch  jahrzehntelange  Prämien- 
zahlung erworbenen  Ansprüche  in  weitestem  Umfange. 
Am  interessantesten  läßt  sich  vielleicht  dieser  Wandel  in 
den  Anschauungen  der  Lebensversicherer  an  der  Behand- 
lung der  Selbstmordfrage  zeigen.  Bis  in  die  achtziger  Jahre 
des  vergangenen  Jahrhunderts  hinein  zahlten  die  deutschen 
Lebensversicherungs-Gesellschaften  die  Prämienreserve  an 
die  Hinterbhebenen  des  durch  Selbstmord  umgekommenen 
Versicherten  zurück.  Es  wurde  hierbei  keine  Rücksicht  dar- 
auf genommen,  ob  die  Tat  vom  Versicherten  im  Zustand 
der  Unzurechnungsfähigkeit  begangen  war  oder  nicht.  Seit- 
dem ist  die  Mehrheit  der  deutschen  Anstalten  dazu  über- 
gegangen, auch  im  Falle  des  Selbstmordes  die  Versiche- 
rungssumme zur  Auszahlung  zu  bringen,  vorausgesetzt,  daß 
der  Versicherte  eine  bestimmte  Anzahl  von  Jahren  ver- 
sichert war.  Die  hierbei  in  Betracht  kommende  Wartezeit 
ist  verschieden  lang  bemessen,  sie  schwankt  zwischen  ein 
und  fünf  Jahren.  Wenn  diese  Karenzzeit  abgelaufen  ist 
und  der  Versicherte  Hand  an  sich  legt,  fragt  die  Mehrheit 
der  deutschen  Gesellschaften  nicht  mehr  darnach,  aus  wel- 
chem Grunde  der  Selbstmord  begangen  wurde,  insbesondere 
nicht,  ob  ihm  eine  krankhafte  Störung  der  Geistestätig- 
keit voranging.  Die  Lebensversicherer  lassen  sich  hierbei 
von  der  Erwägung  leiten,  daß,  wer  eine  mehrjährige  Warte- 
zeit durchzumachen  hat,  nur  in  den  allerseltensten  Fällen 
eine  Lebensversicherung  mit  dem  Vorsatz  abschließen  wird, 
nach  Beendigung  der  Wartezeit  Hand  an  sich  zu  legen. 
Die  praktischen  Erfahrungen  scheinen  diese  Anschauungen 
zu  bestätigen.  Allerdings  läßt  sich  eine  Reihe  von  Fällen 
nachweisen,  in  denen  tatsächlich  der  Versicherte  die  Lebens- 
versicherung mit  der  festen  Absicht  abschloß,  nach  Be- 
endigung der  Karenzzeit  seinem  Leben  ein  Ende  zu  machen, 
um  hierdurch  seiner  Familie  die  Lebensversicherungssumme 
zuzuführen  und  diese  Absicht  auch  wirklich  ausführte. 

Wie  gegenüber  dem  Selbstmord  die  Haltung  der 
Lebensversicherungs-Gesellschaften  im  Laufe  der  Entwick- 
lung eine  liberalere  geworden  ist,  so  ist  dies  auch  in  der 
Frage  der  Kriegsversicherung  der  Fall  gewesen.  Es  war  in 
den  ersten  Perioden  der  Ausgestaltung  der  modernen 
Lebensversicherung  den  Gesellschaften  nicht  übel  zu 
nehmen,  daß  sie  die  Zahlung  der  Versicherungssumme  aus- 
schlössen, wenn  der  Versicherte  durch  seine  Teilnahme  an 
einem  Krieg  umgekommen  war.  Nachdem  indessen  die 
Lebensv,ersicherungs-Gesellschaften  auch  auf  diesem  Ge- 
biete größere  Erfahrungen  gesammelt  hatten,  tauchten  Be- 
strebungen auf,  diese  Kriegsklausel  fallen  zu  lassen.  Schon 
Ende  der  vierziger  Jahre  machte  sich  eine  Bewegung  für 
Aufrechterhaltung  der  Versicherungen  auch  im  Kriegsfall 
geltend.  Um  die  Mitte  der  fünfziger  Jahre  des  vergangenen 
Jahrhunderts  verpflichtete  sich  eine  deutsche  Aktiengesell- 
schaft, alle  Lebensversicherungen  von  Nichtoffizieren,  die 
lediglich  der  allgemeinen  Wehrpflicht  genügten,  auch  im 
Kriege  aufrecht  zu  erhalten,  vorausgesetzt,  daß  die  Ver- 
sicherung fünf  Jahre  hindurch  ununterbrochen  bestanden 
hatte.  Diesem  Beispiel  folgte  eine  Reihe  größerer  Ge- 
sellschaften. Eine  weitere  Ausbildung  der  Kriegsversiche- 
rung brachte  der  Feldzug  von  1870/71.  Er  veranlaßte 
die  Errichtung  der  Lebensversicherungs-Anstalt  für  die 


Armee  und  Marine  durch  den  preußischen  Staat  im  Jahre 
1872,  die  das  Kriegsrisiko  ohne  weiteres  miteinschloß.  Im 
Jahre  1888  folgte  die  größte  deutsche  Gegenseitigkeits- 
Qesellschaft  diesem  Beispiel  und  erklärte  die  Mitübernahme 
des  Kriegsrisikos  in  voller  Höhe  der  Versicherungssumme 
und  ohne  irgendwelche  Sondervergütung  für  alle  Ver- 
sicherten, die  infolge  der  allgemeinen  Wehrpflicht  oder 
als  Nichtmitkämpfer  am  Kriegsdienst  teilnehmen  müßten. 
Heute  ist  das  Kriegsrisiko,  so  vielgestaltig  auch  im  ein- 
zelnen die  Bestimmungen  der  verschiedenen  Gesellschaften 
hierüber  sind,  entweder  in  irgendeiner  Form  in  die  Lebens- 
versicherung mit  eingeschlossen  oder  durch  eine  besondere 
Versicherung,  die  in  Verbindung  mit  der  Lebensversiche- 
rung genommen  werden  kann,  gedeckt. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technil<er-Verbandcs 

zu  beziehen.) 

Leitende  Grundsätze  für  die  Entwässerung  von  Ortschaften. 
Von    Ingenieur    Friedrich   Paul   Böhm.     Zweite,  ver- 
besserte und  stark  vermehrte  Auflage.    Mit  zahlreichen 
Textabbildungen  und  graphischen   Darstellungen.  Preis 
brosch.  3,60  M,  geb.  4,20  M.  Verlag  von  Ludwig  Degener, 
Leipzig.  f 
Ein  Buch,  geschrieben  aus  der  Praxis  für  die  Praxis,  liegt 
hier  vor.    Bei  der  zweiten  Auflage  hat  sich  der  bekannte  Ver- 
fasser bemüht,  die  in  der  ersten  unberücksichtigt  gebliebenen 
Punkte  noch  zu  erörtern  und  für  nicht  eingehend  genug  be- 
arbeitete Kapitel  Ergänzungen  zu  bringen. 

Dieses  ist  ihm  in  anerkennenswerter  Weise  gelungen.  Tief- 
bautechniker finden  viel  Wissenswertes  und  viel  Neues,  und 
andere,  die  sich  mit  der  Entwässerung  von  Ortschaften  zu 
beschäftigen  haben  (Verwaltungstechniker,  Gemeindeverwaltungs- 
Organe,  Hygieniker,  Industrielle  usw.)  können  aus  dem  Werk 
wertvolle  Aufklärung  schöpfen. 

Die  Einteilung  ist  gut  gewählt.  Einen  guten  Ueberblick 
gewinnt  man  schon  aus  den  Ueberschriften  der  Hauptkapitel, 
wie:  Notwendigkeit  einer  geregelten  Wohnstätten-Entwässerung; 
grundlegende  Voruntersuchungen  und  Feststellungen;  Anord- 
nung des  Kanalnetzes;  die  Berechnung  der  Kanäle;  die  Bau- 
ausführung; Einrichtungen  zur  Reinhaltung  der  Kanäle;  Haus- 
leitungen; die  Hebung  des  Kanalwassers;  die  Reinigung  und 
Unterbringung  der  Kanalwässer;  die  Kostendeckung.  Reiches 
Tabellenmaterial,  schöne  instruktive  Abbildungen,  gut  erklärte 
Berechnungen,  insbesondere  solche  in  graphischer  Darstellung, 
müssen  das  Interesse  jedes  Fachmannes  erwecken  und  sind 
dazu  angetan,  den  Wert  des  Werkes  noch  zu  heben.  Dieses 
ist  jedenfalls  imstande,  zu  der  nicht  kleinen  Anzahl  seiner 
Freunde  noch  neue  zu  gewinnen;  auch  trägt  es  seine  beste 
Empfehlung  wohl  in  sich  selbst.  Wir  möchten  es  aber  trotzdem 
nicht  unterlassen,  auf  seine  Gediegenheit  hier  aufmerksam  zu 
machen  und  ihm  die  weiteste  Verbreitung  zu  wünschen.     R.  i 

Theorie  und  Praxis  der  Flugtechnik  von  Paul  Painleve 
und  E.  B  o  r  e  1.    (Bibliothek  für  Luftschiffahrt  und  Flug- 
technik, Bd.  5.)     Deutsche  Ausgabe,  bearbeitet  und  mit 
einem   Anhang   versehen   von   A.   Schöning.  Berlin.( 
Verlag  von  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.    Mit  76  Ab- 
bildungen  und    einer   Kenngrößentafel   deutscher  Flug- 
maschinen.   Preis  7  M. 
Wie  bei  allen  großen  wissenschaftlichen  Entdeckungen  und 
industriellen  Erfindungen  waren  auch  in  der  Geschichte  der 
Fliegekunst  Theorie  und   Praxis  innig  miteinander  verknüpft, 
und  wenn  auch  gerade  in  der  Fliegekunst  der  Versuch,  also  die 
Praxis,  immer  das  letzte  Wort  behalten  wird,  so  wäre  es  doch 
falsch,  der  theoretischen  Untersuchungen  und  rechnerisch  ge- 
fundenen Resultate  völlig  entraten  zu  wollen.    Das  vorliegende 
Buch  —  das  französische  Original  ist  bereits  in  mehreren  Auf- 
lagen erschienen  —  will  besonders  den  Anteil  schildern,  welchen 
die  Beschäftigung  mit  dem  Vogelflug  an  der  Lösung  des  Flug- 
problems hat,  den  Vergleich  der  vorgeschlagenen  verschiedenen 
Lösungen  (Schwingenflieger,  Schraubenflieger,  Drachen,  Drachen- 
flieger), ihre  Vorzüge  und  Nachteile,  sowie  die  wesentlichen 
Gründe  für  die  gegenwärtige  Ueberlegenheit  des  Drachenfliegers. 
In  einem  Anhange  hat  der  Bearbeiter  der  deutschen  Ausgabe 
auch  die  Ferberschen  Theoreme,  sowie  bemerkenswerte  theore- 
tische Ergebnisse  anderer  Forscher,  z.  B.  Eiffel,  mit  verwertet. 
Die  Darstellung  ist  leicht  verständlich,  so  daß  das  Werk  auch 
dem  Laien  empfohlen  werden  kann. 


1 


510 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  32 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  w;erden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
w  0  Ii  n  u  n  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Kucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Ersc  heinen  des  Heftes 
m  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Vcrbindliclikelt  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lelint  die  Schrift- 
'-itung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  IriauteruRg  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
y.öcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnui, -;en  muß  der  Fragesteller  vörlier  bezahlen. 

Technik 

Frarre  170.  Aus  kreisrunden  Metallscheiben  sollen  Kapseln 
—  Rohrstück  mit  Boden  aus  einem  Stj-'s  —  gezogen  werden. 
vVonach  bestimmt  sich  der  Durchmesser  li.r  Scheibe  fü''  eine 
Kapsel  mit  vorgeschriebenen  Maßen  } 


Zur  Frage  167.  Bestimmung  d^s  Drehmoments  bei  Fräs- 
maschinen. Die  Qrundgleichung  hienür  ist  Md  =  W  •  r.  wobei 
ist  Md  =  Drehmoment  in  der  Fräserwclle,  W  =  Widerstand  am 


Fräserumfang,  r  =  dessen  Radius.    Die  Schnittgeschwindigkeit, 

zugleich  auch  die  Umfangsgeschwindigkeit  des  Fräsers  ist  nun 

für  die  verschiedenen  Metalle  sehr  verschieden.     Die  Hütte 

XVlIl/I.  S.  1053  gibt  dafür  an  u  =  180  ^  600  mm/sek.  Aus 

2  •  r  u     n  ,  ,  ,  60  •  u        .  -r-  t., 

u  =   zt;  folgt  n  =   ,  worin  n  die  Tourenzahl  des 

60  "  2  r  •  Tt 

Fräsers  bedeutet.    Ebenso  abhängig  von  den  Metallen  ist  der 

Vorschub,  welcher  an  derselben  Stelle  zu  v  =  0,2  -f-  3,0  mm  pro 

Umdrehung  angegeben  wird.    Hieraus  berechnet  sich  die  Vor- 

schub/sek  zu  w  =  -^-v.    Ist  b  die  Breite  des  Fräsers  in  mm, 

oj  die  absolute  Scherfestigkeit  des  jeweiligen  Materials  in  kg/mm-, 

so  ergibt  sich  die  Fräsarbeit  in  Sek.  zu  A  =  b  w     =  b  •  v  ■ 

in  kgmm.  Rechnet  man  diese  Arbeit,  welche  auf  der  ge- 
raden Ebene  geleistet  wird,  auf  den  Fräserutiii.rig  um,  so  hat 

■  *"    Tt  ■  (1 

man  A  =  W  •  u  oder  =^  \7  —  .  Da  cl:.:  Fräscr.rxoment  Md= 

60 

W-r  ist,  ergibt  sich  als  Resultat  Md  —  ^ — ^ — -■  Vorausgesetzt 
ist  hierbei,  daß  b  die  Nutzbreite  des  Fräsers  ist.  Bs. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  I.Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45-QO  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse für  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grün sp ach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikusfürgewerb- 
lichen  Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Die  neuen  Satzungen, 
die  der  Verbandstag  zu  Stuttgart  1910  beschlossen  hat,  sind 
nunmehr  unter  Zurückweisung  der  eingelegten  Proteste  be- 
hördlich genehmigt  worden.  Hieraus  ergibt  sich,  daß  der  nach 
dieser  Satzung  sich  zu  bildende  geschäftsführende  Vorstand  dem- 
nächst an  Stelle  des  seitherigen  tritt.  Das  gleiche  ist  beim 
Gesamtvorstande  der  Fall.  JUit  Ueberreichung  der  Liste  der 
neuen  Gesamtvorstandsmitglieder  tritt  der  bisherige  von  seinem 
Amt  zurück  und  der  neue  in  Funktion.  Voraussichtlich  wird 
der  neue  Gesamtvorstand  mit  Beginn  des  neuen  Jahres  zu  seiner 
ersten  Sitzung  zusammengerufen.  Die  Verbandsleitung. 


42.  Liste  der  Besuclier  des  Erfiolungsfieims. 
1210/11  Theodor  Speer,  Reg.-Bausekr,  und  Gattin,  Lüne- 
burg. 1212  Paul  Wieher,  Masch.-Techn.,  Eisenach.  1213  Ferd. 
Breunig,  Zivil-Ing.,  Hagen.  1214/16  Wilh.  Stundt,  techn.  Sekre., 
mit  Familie,  Wilhelmshaven.  1217  Fritz  Scholz,  Baumeister, 
Königshütte.  1218/19  Max  Winkler,  Ingenieur,  und  Gattin, 
Hamburg.  1220  Joh.  Stegie,  Stadtbauass.,  Rixdorf  b.  Berlin. 
1221/22  Otto  Petersen,  Ingenieur,  und  Gattin,  Halle  a.  S.  1223/24 
Paul  Knorr,  Ingenieur,  und  Gattin,  Magdeburg.  1225  Hans 
Buchholz,  Masch.-Techn.,  Rendsburg.  1226/29  Karl  Aue,  In- 
genieur, und  Angehörige,  Frankenthal.  1230  Rieh.  Dietz,  Ing., 
Cainsdorf.  1231/34  Waldemar  Walter,  Eisenbahn-Baumeister, 
Magdeburg.  1235  Wilh.  Potthoff,  Ing,  Ammendorf.  1236  Georg 
Schreck,  Bautechniker,  Leipzig.  1237/39  Fritz  Gerth,  Kgl.  Bau- 
sekretär, und  Familie,  Hcrzfcld.  1240/41  Gust.  Micheels,  Bau- 
techniker. Neumünster.  1242  C.  R.ibe,  Masch.-Techn.,  Spandau. 
1243  Hci-m.  Le'Vr.  Masch.-Tcc'.;n.,  A'.agdeburg.  1244/46  P.  Otto, 
Landmesser,  r  i  i  :  ■ilie,  Görlitz.  1247  Frau  A.  Frnntz,  Dresden. 
1248  C.  r.iiscr,  ubLr.::gcnic:ir,  Aachen.  1219  Rob.  Vogler, 
7immermr,;r.,  Suhl.  1250/53  H.  Cassier,  Ingenicui,  mit  Familie, 
Südende-Bcrlin.  1234/55  E.  BarÜi,  Bauführer,  nebst  Frau,  Weiß-' 
,\aiser.  1256  Raschke,  K— '•■truktions-Cck- ,  mit  Sohn,  Wil- 
helmshaven. 1257/60  G.  StraCburgcr,  Ba'.'.r.ssi.-*rnt,  nebst 
Angehörige,  Erfurt.  1261/62  Vogelsang,  techn.  SeKr.,  nebst 
Frau,  Wilhelmshaven.  1263  Fräulein  Martha  Müller,  Berlin. 
1264  Müller,  Baumeister,  Birkenfeld  i,  Fürstentum. 


Spenden  für  das  Eriiolungsiieim 

Folgende  Spenden,  für  die  hiermit  allen  Gebern  bestens 
gedankt  wird,  gingen  ferner  im  Erholungsheim  ein: 
Bezirksverwaltung  Unterelbe,  Sitz  Harburg:    Ein  herrl,  großes 

Heidebild  in  schwarzem  Rahmen. 
Bauamtsass.  Bachmann  in  Zeitz:   Ein  Liegestuhl. 
Architekt  Paul  Reifland,  Berlin:    Eine  Anzahl  Bücher. 
Kollege   Drangmeister,   Celle:    Eine  Metallschale  als  Karten- 
behälter. 

Baumstr.  Reiche,  Leipzig:    Ein  Liegestuhl. 

Architekt  Ernst  Nickel,  Berhn:  Ein  gebrauchter,  gut  erhaltener 
kl.  Geldschrank. 

Breslauer  Techniker- Verein :  Ein  herrl.  Sofakissen  für  das  Bres- 
lauer Zimmer,  gestiftet  von  den  Damen  des  Vereins  anläßl. 
des  25  jähr.  Stiftungsfestes. 

Oskar  Schleitzer,  Mitgl.  44  081  in  Bodion  (Schweiz):  Ein  Buch: 
Nach  hartem  Kampf,  sozialer  Roman  von  Fr.  Miliin. 


Unser  Erholungsfieim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  Volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichletcn  Räumen,  finden  'lic  .Mitglieder  des  Verbandes 
mit  il:rt:r.  Angehörigen  die  beslc  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Su!:;:r!crir.'sc!ie  zu  besuclien.  um  neue  Kräfte  p.^'ch  anstmger.dcr 
Bcnif?.irbc!t  zu  sa;r.n:e!n.  Der  Verkehr  i.Ti  iiei:n  unter  lO:  liegen 
ist  ci:i  ii!::fezwungencr  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Voncil,  von  einem  gcwerl!  '-en  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Fün:  i  ;  •ueri:ä!tnisse  bchi-idcrt  ist, 
sollte  am  licl^'-icn  die  Vc-  i't!  Nachsaison  zum  Ai:l'cnthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Ar:7."!il  Anmeldu::gen  vo.l:e;;'.::,  wird 
f  ' -"'en.  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Uauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim  des   D.  T.-V.   in  Sondershausen  i.  Thür. 


Heft  32 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


511 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daS  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  „D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Emsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versimmlungsta?  und  Ort, 
Br.  A,  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügunaen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Interessengruppe  der  Vermessungstechniker. 
Landesverein  der  Vermessungstechniker  im  Königreich  Sachsen. 

Der  Ortsausschuß  der  Vermessungstechniker  des  Tech- 
nischen Vereins  zu  Plauen  und  der  Verein  Deutscher  Ver- 
messungstechniker zu  Zwickau  hatten  gemeinschafthch  am 
18.  Juli  eine  Wanderversammlung  in  Reichenbach  ver- 
anstaltet, an  der  sich  auch  Mitgheder  des  Technischen  Vereins 
Reichenbach  zahlreich  beteiligten. 

Im  Auftrage  der  Verbandsleitung  sprach  Herr  Stadtvermes- 
sungsassistent Schweisfurth-Elberfeld  über:  „Wie 
müssen  sich  die  Vermessungstechniker  zur 
Erreichung  ihrer  Ziele  organisieren?"  Aus- 
gehend von  den  wirtschaftlichen  Verhältnissen  der  Gegenwart, 
beleuchtete  der  Vortragende  die  Notwendigkeit  des  engen  Zu- 
sammenschlusses aller  Berufsstände  und  bezeichnete  es  als 
Pflicht  jedes  einzelnen,  sich  über  diese  Verhältnisse  zu  orientieren. 
Typisch  für  die  Zustände,  wie  sie  sich  entwickelt  haben,  sei 
das  jedem  Kollegen  bekannte  Vorgehen  des  Reichsmarineamts. 
Es  habe  sich  hier  wiederum  gezeigt,  wie  notwendig  eine  freie 
Organisation  aller  technischen  Angestellten  und  Beamten  ist, 
die  als  Glied  eines  großen  wirtschaftlichen  Interessenverbandes, 
genügende  Machtmittel  besitzt,  um  ihre  Forderungen  durch- 
zusetzen und  gegebenenfalls  unsoziale,  den  Zeitverhältnissen 
nicht  angepaßte  Vertragsbestimmungen  zurückzuweisen.  Der 
Deutsche  Techniker- Verband  hat  mit  seinem  Beschluß,  die 
Techniker  des  Reichsmarineamtes  im  Entlassungsfalle  zu  unter- 
stützen, gezeigt,  daß  er  nicht  nur  seine  Hauptaufgabe  in  der 
Wahrnehmung  der  sozialen  und  wirtschaftlichen  Besserstellung 
aller  deutschen  Techniker  sieht,  sondern  daß  er  auch  in  der 
Lage  ist,  diese  berechtigten  Forderungen  mit  dem  nötigen 
Nachdruck  zu  vertreten. 

Nachdem  der  Redner  die  auf  dem  Stuttgarter  Verbandstage 
neugegründete  Gruppeneinteilung  des  Verbandes  erläutert  hatte, 
behandelte  er  im  "besonderen  die  Forderungen  der  Vermessungs- 
techniker. Hierzu  gehöre  in  erster  Linie  die  Gründung  von 
Fachschulen,  die  zweckmäßig  an  staatliche  Baugewerkschulen 
anzugliedern  sind.  Arbeitgeber  und  Behörden  haben  ein  Inter- 
esse an  gut  ausgebildetem  technischen  Personal,  weshalb  der 
einzelne  darauf  angewiesen  ist,  sich  eine  gute  allgemeine  Fach- 
ausbildung anzueignen.  Von  der  Spezialisierung  ist  auch  das 
Vermessungswesen  nicht  verschont  geblieben.  Sie  führt  aber 
sehr  oft  zur  Einseitigkeit.  Darunter  leidet  natürlich  die  Frei- 
zügigkeit, die  in  der  Ausnutzung  des  einzelnen  zry  alleinigen 
Vorteil  des  Arbeitgebers  Ausdruck  findet.  Wenn  auch  vielfach 
erfahrene  und  maßgebende  Herren  des  Vermessungswesens  sich 
für  eine  bessere  Ausbildung  der  Vermessungstechniker  erklärt 
haben,  hatten  bisher  die  eingereichten  Petitionen  keinen  Erfolg. 
Es  ist  zu  bedauern,  daß  der  Deutsche  und  Sächsische  Geometer- 
Verein  und  ebenso  auch  andere  Fachvereine  der  vereideten 
Landmesser  unsere  Forderungen  nicht  unterstützen.  Die  Ver- 
messungstechniker müssen  aber  trotzdem  auf  Grund  ihrer  prak- 
tischen Erfahrungen  dazu  beitragen  helfen,  daß  das  große 
Reformwerk  im  Vermessungswesen  nicht  auf  einseitige,  egoisti- 
sche Interessen  zugeschnitten  wird,  sondern  daß  die  Hoch- 
und  Mittelschultechniker  gemeinsam  in  geachteter  Stellung  alle 
die  Aufgaben  erfüllen,  die  auch  immer  der  Kulturfortschritt  an 
sie  stellen  mag.  Der  von  verschiedenen  Seiten  des  Landmesser- 
standes erhobene  Anspruch,  alle  Arbeiten,  die  der  niederen 
Geodäsie  einbegriffen,  nur  den  Hochschülern  vorzubehalten, 
muß  scharf  bekämpft  werden.  Es  widerspricht  auch  dem  Be- 
streben jener  Herren,  die  eine  höhere  Vorbildung  und  volles 
akademisches  Studium  für  den  Landmesserberuf  fordern.  Be- 
zeichnend ist  auch  die  Art  des  Deutschen  Geometer-Vereins, 
der  ein  Schreiben  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  Vi  Jahre 
unbeantwortet  ließ  und  dann  erklärte,  jener  Frage  erst  nach 
Erfüllung  der  eigenen  Interessen  seines  Standes  näher  treten 
zu  können.  Dieser  Standpunkt  kann  aber  nicht  aufrecht  er- 
halten werden,  denn  bei  der  Durchführung  der  auch  von  jener 
Seite  gewünschten  Reform  des  ganzen  Vermessungswesens  kann 
nur  die  Wirtschaftlichkeit  den  Ausschlag  geben,  die  aber  zweifel- 
los nach  einer  geeigneten  Zweiteilung  der  Vermessungsarbeiten 
drängt.  Ebenso  können  bei  der  bevorstehenden  allgemeinen 
Verwaltungsreform  nur  ökonomische  Gründe  ausschlaggebend 
sein.     Die  Verstaatlichung  des  gesamten  Vermessungswesens 


wird  vom  Verein  selbständiger,  in  Preußen  vereideter  Land- 
messer vielfach  erörtert  und  mit  der  Ueberfüilung  des  Berufes 
begründet.  Es  ist  selbstverständhch,  daß  bei  allen  diesen 
Reformen  der  Landmesser  und  der  Vermessungstechniker  an 
den  richtigen  Platz  gestellt  werden  muß.  Beide  Berufsstände 
werden  dann  zweifellos  an  Achtung  gewinnen.  Nicht  durch 
übertriebenes  Standesbewußtsein  können  die  Fragen  gelöst 
werden,  sondern  einzig  durch  wirtschaftliche  Erwägungen  lassen 
sich  beiderseits  befriedigende   Resultate  erzielen. 

Weiter  sind  die  Vermessungstechniker  an  der  Beseitigung 
der  Konkurrenzklausel,  der  Regelung  der  Arbeits-  und  Urlaubs- 
zeit, Alters-  und  HinterbliebLnenversorgung  und  anderes  mehr 
ebenso  stark  interessiert  wie  die  Masse  der  übrigen  Techniker. 
Das  System  der  Großbetriebsbildung,  in  dem  alle  Techniker 
nach  einem  Schema  behandelt  werden,  ist  auch  unserem  Beruf 
nicht  fremd  gebiic'.)en.  Die  Hebung  des  Technikerstandes  er- 
fordert Solidarität  aller  Techniker,  und  deshalb  haben  auch 
die  Vermessungstechniker  zum  großen  Teil  den  Deutschen 
Techniker-Verband  als  die  allein  richtige  Interessenvertretung 
des  Technikerstandes  erkannt  und  ihm  sich  angeschlossen. 

In  der  Diskussion  wurden  die  Ausführungen  des  Kollegen 
Schweisfurth  allseitig  anerkannt.  Sie  werden  sicherlich  dazu 
beitragen,  daß  der  Organisationsgedanke  zum  Wohle  des  ganzen 
Berufsstandes  und  des  D.  T.-V.  weiter  verbreitet  wird.  tz. 


Bezirksverwaltun^en 

Dresden.  Von  der  Wanderversammlung  des 
D.  T.-V.  Dresden  1911  haben  wir  noch  eine  Anzahl  vom 
vorbereitenden  Ausschusse  herausgegebene  Festschriften' 
und  Beschreibungen  der  Reisewege  von  der  sächsischen 
Grenze  nach  Dresden  übrig.  Die  Festschriften  haben  künst- 
lerischen Wert,  die  Reisebeschreibungen  enthalten  für  den 
Techniker   wissenswerte  Angaben. 

Gegen  vorherige  Einsendung  von  50  Pf.  für  Festschrift 
und  20  Pf.  für  Reisebeschreibung  in  Briefmarken  an  Herrn 
Vermessungsassistent  Arno  Martin,  Dresden-A.,  Schumann- 
straße 58 1,  übersenden  wir  jedem  diese  Sachen  postfrei.  Wir 
bitten  um  gefällige  Abnahme. 

Kurhessen-Waldeck.  Am  13.  August  d.  J.  findet  eine  Be- 
sichtigung der  Edertalsperre,  veranstaltet  vom  Techniker-Verein 
Marburg,  statt,  die  sehr  interessant  zu  werden  verspricht.  Die 
Edertalsperre  umfaßt  217  000  000  cbm  Inhalt  und  ist  gegen- 
wärtig die  größte  Talsperre.  Eine  Besichtigung  dieses  kolossalen 
Bauwerkes  unter  fachmännischer  Führung  ist  sehr  zu  empfehlen 
und  werden  sämtliche  Herren  Kollegen  mit  ihren  Damen  hierzu 
freundlichst  eingeladen  und  um  zahlreiche  Beteiligung  gebeten. 
Treffpunkt  in  Wabern  8.56  Uhr  vormittags. 

Niedersachsen.  Br.-A. :  H.  Kahn,  Hannover,  Hartmannstr.  2. 
Unsern  Zweigvereinen  und  Einzelmitgliedern  geben  wir  hiermit 
unsern  jetzigen  Vorstand  bekannt  mit  der  frdl.  Bitte,  alle  Schrift- 
stücke an  unsern  Vorsitzenden,  Koll.  Herrn.  Kahn,  Hannover,  Hart- 
mannstraße 2,  zu  richten.  Herm.  Kahn,  Vorsitzender,  Hannover, 
Hartmannstr.  2.  G.  Schatz,  Schriftleiter,  Hannover,  Husaren-i 
Straße  43.  G.  Hübel,  Kassierer,  Hann.-Rickhngen,  Nordfeldi 
Straße  2.  J.  Howahrde,  Vertreter  der  Gruppe  A,  Hannover, 
Baumbachstr.  1.  Fr.  Hermenau,  Vertreter  der  Gruppe  B,  Han- 
i'.over,  Bultstr.  8.  C.  Bender,  Vertreter  der  Gruppe  C,  Hannover, 
Robertstr.  20.  J.  Goldbach,  Vertreter  der  Gruppe  D,  Han- 
nover, Jacobistr.  29, 

Zwei^vereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Str.  9.  —  Samstag,  5.  August,  abends  9  Uhr, 
Monatsversammlung  im  Vereinslokal  „Berliner  Hof".  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesung  der  Protokolle  der  letzten  Versamm- 
lungen. 2.  Bekanntgabe  der  Eingänge  und  Beschlußfassung 
darüber.  3.  Vorbereitungen  betr.  des  Schülervortrages  am 
12.  August  1911.  4.  Referat  eines  Kollegen  über  die  Vor- 
kommnisse im  Reichsmarineamt.  5.  Verschiedenes  und  Bei- 
tragszahlung. —  Samstag,  12.  August,  zwanglose  Zusammen- 
kunft im  „Berliner  Hof"  (Restaurationszimmer).  Wir  ersuchen 
alle  Mitglieder,  die  Versammlungen  recht  zahlreich  zu  besuchen. 

Altona.  Techniker-Verein.  Außerordentliche  Haupt- 
versammlung am  Mittwoch,  9.  August,  abends  9  Uhr,  in  Peter- 
sens Hotel,  Altona,  Königstr.  188.  Tagesordnung:  Beschluß- 
fassung über  die  Angelegenheit  der  Techniker  in  den  Betrieben 
des  Reichsmarineamtes. 

Amberg.  Techniker- Verein.  Vrs.  und  Br.-Adr. :  Hans 
Fischer,  Amberg,  Georgenstraße  8.  Die  am  4.  Juli  ds.  Js. 
stattgefundene  Generalversammlung  im  Vereinslokal  hat  folgende 
Neuwahlen  zu  verzeichnen:  Als  I.  Vorstand  Herr  Hans  Fischer, 
Bauführer,   als  I.  Schriftführer  Fritz  Amschler,  Bauführer.  Ab 


512 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Hell  32 


1.  Juli  finden  alle  Monatsversammlungen  jeden  1.  Dienstag  im 
Monat  im  Gasthof  zum  goldenen  Löwen  statt. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversamm- 
lung findet  am  Donnerstag,  10.  August,  abends  9  Uhr,  in  den 
Industrie-Festsälen,  Beuthstr.  20,  statt.  Vortrag  des  Herrn  Dr. 
A.  Günther,  Privatdozent  der  Staatswissenschaften  an  der 
Universität  Berlin:  Marinetechniker  gegen  Reichs- 
marineamt. 

Erfurt.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  In  der  Versammlung 
vom  7.  ds.  Mts.  wurde  der  Vorstand  des  Vereins  wie  folgt  neu 
gewählt:  1.  Vorsitzender  (gleichzeitig  Briefadresse)  Wilh.  Nau- 
mann, Arch.,  Karthäuserring  8,  II.  Vorsitzender  Otto  Herrling, 
Maurermstr.,  I.  Schriftführer  Max  Czekallo,  Ing.,  II.  Schrift- 
führer Arthur  Fletsch,  Stadtbauass.,  I.  Kassenwart  Paul  Wuttke, 
Stadtbauass.,  II.  Kassenwart  Alb.  Rößner,  Ing.,  Büchervvart 
Heinr.  Niemand,  B,-Techn.,  I.  Beisitzer  Max  Ehrhardt,  B.-Techn., 
II.  Beisitzer  Hugo  Röhrborn,  Eisenbahn-Techniker. 

Frankfurt  a.  AI.  Technischer  Klub.  Sonntag  den 
13.  August,  nachmittags  3  Uhr,  unter  technischer  Führung:  Be- 
sichtigung der  MüUverbrennungs-  und  Klärbecken-Anlagen.  Sam- 
melpunkt nachmittags  2Vo  Uhr  vor  Cafe  Milanie  in  Niederrad. 
Nach  der  Besichtigung  Spaziergang  durch  den  Wald  nach  der 
Unterschweinstiege.  Zurück  mit  der  Waldbahn.  —  Donnerstag, 
17.  August,  abends  8V2  Uhr,  im  Klublokal  Restaurant  Haerle, 
GoethestraI3e  10  I :  Diskussionsabend.  —  Donnerstag,  24.  Aug., 
abends  81/0  Uhr,  im  Kiublokal:  Vorstandssitzung.  Ferner  finden 
in  den  näclisten  Wochen  einige  gesellschaftliche  Ver?|nstaltungen 
statt.  Wir  verweisen  auf  unser  Verkündigungsblatt  Nr.  7.  Das 
Bücherverzeichnis  unserer  Bibliothek  kann  an  den  Vereins- 
abenden eingesehen  und  Bücher  durch  unseren  Bibliothekar 
Herrn  Kann  entnommen  werden.  Wohnungsänderungen  bitten 
wir  dem  Klubvorstand  baldmöglichst  mitzuteilen.  Zu  allen  un- 
seren Veranstaltungen  sind  dem  Verbände  noch  fernstehende 
Kollegen  stets  willkommen. 

Helgoland.  Techniker-Verein.  Anläßlich  der  Kün- 
digung der  Marinetechniker  im  Bereich  der  Marineintendanturen 
Kiel  und  Wilhelmshaven  veranstaltete  der  hiesige  Techn. -Verein 
am  27.  Juli  eine  Versammlung,  zu  der  alle  Mitglieder  des  Ver- 
eins, sowie  auch  Gäste  erschienen  waren.  Von  der  Leitung 
des  D.  T.-V.  war  Herr  Kaufmann,  Berlin,  erschienen, 
der  in  seinem  Referat  die  Kündigung  der  bisherigen  Dienst- 
verhältnisse der  technischen  Angestellten,  die  Folgen,  die  sich 
hieraus  ergaben,  und  den  neuen  Privatdienstvertrag  erörterte, 
sowie  unsere  Stellung  zu  diesem  Vertrage  usw.  darlegte.  In 
der  Versammlung  wurde  hervorgehoben,  daß  das  Reichsmarine- 
amt jegliche  Verhandlungen  mit  dem  D.  T.-V.  in  dieser  An- 
gelegenheit abgelehnt  hat.  In  Anbetracht  dieser  Verhältnisse 
wurde  erklärt,  den  Deutschen  Techniker-Verband  als  berech- 
tigten Vertreter,  besonders  auch  der  bei  Behörden  beschäftigten 
und  im  Verband  organisierten  Techniker  anzusehen,  und  folgende 
Resolution  angenommen: 

„Die  heute  in  Janssens  Hotel  zu  Helgoland  versammelten 
Techniker  beschließen  einmütig,  dafür  einzutreten,  daß  der 
Deutsche  Techniker-Verband  als  berechtigter  Vertreter  bei  allen 
Angelegenheiten  der  technischen  Angestellten  von  ihren  vor- 
gesetzten Behörden  anerkannt  wird  und  daß  in  Zukunft  die, 
einzelne   Technikerkategorien    betreffenden    Maßnahmen  nur 
durch  den   Deutschen  Techniker- Verband  geregelt  werden." 
Karlsruhe.    Technischer  Verein.    Am  4.  Juli  ds.  JsL 
fand  satzungsgemäß  unsere  halbjährliche  Generalversammlung 
statt,  bei  welcher  der  II.  Vorsitzende,  der  1.  Schriftführer  und  der 
Kassier  satzungsgemäß  aus  dem  Vorstande  ausschieden.  Die 
Wahl  der  neu  zu  besetzenden  Vorstandsstellen  ergab  als  II.  Vor- 
sitzenden Herrn  Friedrich  Mußler,  Karlsruhe,  Scheffelstraße  34, 
als  I.  Schriftführer  Herrn  Arno  Arnold,  Karlsruhe,  Karlstr.  80 
und  als  Kassier  Herrn  Gustav  Koch,  Karlsruhe,  Herrenstraße  20. 
Außerdem  wurde  für  Herrn  Koch,  der  bisher  das  Amt  des 
Bibliothekars  bekleidete,  Herr  Walter  Gebhardt,  Karlsruhe,  Jolly- 
straße  16  als  Bibliothekar  gewählt. 

Offenbach  a.  AI.  Technischer  Verein.  Am  Sonntag, 
20.  August,  findet  in  Frankfurt  a.  M.,  Restaurant  „Zum  Storch'', 
vormittags  9  Uhr,  eine  außerordentliche  (erweiterte)  Sitzung  des 
Gesamtvorstandes  der  Mittelrheinischen  Bczirksverwaltung  statt 
mit  der  Tagesordnung:  „Die  Verbandspolitik  auf  Grund  des 
Stuttgarter  Programms  und  die  neuzeitliche  Tätigkeit  der  Ver- 
bandsleitung". Wir  berufen  daher  auf  Dienstag,  8.  August, 
abends  8V2  Uhr,  im  Hotel  „Kaiser  Friedrich"  eine  außerordent- 
liche Generalversammlung  ein,  zu  deren  Besuch  wir  unsere 
Mitglieder  verpflichten  und  die  am  Orte  wohnenden  Einzel- 
mitglieder höfhchst  einladen.    Tagesordnung:  1.  Geschäftliches. 

2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  über  die  verschiedenen 
Sitzungen  des  geschäftsführenden  Vorstandes  der  M.  B.-V. 
4.  Stellungnahme  zur  Tagesordnung  der  Gesamtvorstandssitzung 
der  M.  B.-V.  5.  Wahl  der  Delegierten.  6.  Somnierausflug. 
7.  Verschiedenes. 


Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg»  Berliner  Str.  104.  Br.-A. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  AAittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  —  Zur  Unterstützung  der  in 
Kiel  und  Wilhelmshaven  gemaßregelten  Kollegen  hat  der 
Deutsche  Techniker-Verband  Solidaritätsmarken  herausgegeben. 
Es  ist  Pflicht  eines  jeden  Kollegen,  mindestens  eine  Marke 
zu  kaufen.  Unsere  Mitglieder  können  diese  Marken  durch  Koll. 
Leipziger  beziehen.  Wir  ersuchen  (alle  Kollegen,  umgehend  durch 
Kauf  solcher  Marken  die"  Kieler  und  Wilheimshavener  Kollegen 
mit  zu  unterstützen.  Die  Marken  sind  erhältlich  zu  1,  2  und 
3  M  das  Stück.  Die  Beträge  bitten  wir  schnellstens  porto-  und 
bestellgeldfrei  an  Koll.  Leipziger  abzusenden,  wofür  dann  den 
Kollegen  die  betreffenden  Marken  zugehen  werden. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Freitag,  11.  Aug.,  abends  ^  2^  Uhr,  im  Ver- 
einslokale Gewerbehaus,  Ostra-Allee,  Monats-Hauptversammlung. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Verschiedenes.  4.  Fragekasten.  Reger  Besuch  der  Monats- 
Hauptversammlung  ist  nicht  nur  erwünscht,  sondern  dringend 
notwendig  im  Interesse  des  Vereins.  Außerdem  bittet  unser 
Kassierer  um  pünktlichere  Begleichung  der  Beiträge. 

Staatstec  h  n  i  k  e  r. 
Landes  verein    Mittl.    Säclisischcr  Eisenbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs.:    Bausekrctür   K.  Tranun.    Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Mitt- 
woch, 9.  Aug.,  abends  8  Uhr,  Versammlung  mit  Festvortrag  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Näh.  d.  Rundschreiben. 

Zum  Konflikt 
mit  dem  Reichsmarineamt 

erfahren  wir,  während  diese  Zeilen  in  Druck  gehen,  zu- 
gleich als  Ergänzung  unseres  Leitartikels  folgendes:  Der 
einmütige  Beschluß  der  Marinetechniker,  am  31.  Juli  ihren 
Dienst  zu  verlassen,  hat  die  erfreuliche  Wirkung  ge- 
zeitigt, daß  die  Kieler  Behörden  den  von  uns  ausgearbei- 
teten Dienstvertrag  in  letzter  Stunde  angenommen  haben. 
Zunächst  gab  es  noch  ein  Feilschen  um  jenen  Paragraphen, 
der  von  der  Kündigung  bei  Krankheit  handelte,  dann 
aber  traf  bei  uns  die  Nachricht  ein,  daß  der  Vertrag  in 
seinem  ganzen  Umfange  als  nunmehriger  Dienstvertrag 
anerkannt  wird. 

Nicht  ganz  so  leicht  scheint,  wie  wir  zur  Stunde  über- 
sehen können,  der  Vertragsabschluß  nach  unserem  Muster 
in  Wilhelmshaven  von  statten  zu  gehen.  Aber  auch  dort 
gehen  wir  'mit  Zuversicht  in  den  Kampf,  denn  die  Kollegen 
versicherten,  nur  unter  Vollziehung  des  Vertrages  nach 
unserem  Muster  länger  im  Dienst  bleiben  zu  wollen. 

Das,  was  wir  als  Hoffnung  im  Leitartikel  aussprachen, 
hat  sich  schnell  verwirklicht.  Die  Solidarität  der  Kollegen 
und  die  Schtagfertigkeit  unseres  Verbandes  haben  zum 
Siege  geführt.  Das  Nachgeben  des  Reichsmarineamts 
ist  ein  bemerkenswerter  Erfolg,  der  allen,  auch  den  Letzten 
unter  uns  die  Notwendigkeit  und  den  Nutzen  der  Orga- 
nisation vor  Augen  führen  sollte.  In  der  Siegesfreude 
aber  wollen  wir  nicht  vergessen,  daß  neue  Kämpfe  in 
jeder  Stunde  uns  bevorstehen  können  und  die  Siegesfreude 
sollte  uns  darum  veranlassen,  jetzt  für  unseren  Kriegsfonds 
doppelt  beizusteuern.  Heute  waren  es  die  Angestellten 
eines  Staatsbetriebes  und  morgen  schon  können  die  Privat- 
angestellten vom  gleichen  Schicksal  betroffen  sein. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  33  Schriftleitung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  12.  AugUStlOll 

Inhalt:  Zum  Konflikt  mit  dem  Reichsmarineamt  —  Ausgewählte  Kap  tel  aus  der  Feuerungsiechnik  —  W  rtschaftspol.tik  und  Sozialpo'itik  -  Der  Ha'isabund  —  Der  orgai  - 
satorische  Wert  der  Geselligkeit  -  Standesbewegung  -  Schulfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Zum  Konflikt  mit  dem  Reichsmarineamt 


Mit  hoffnungsvollen  Worten  schlössen  wir  den  Leit- 
artikel der  letzten  Nummer,  in  dem  wir  unseren  Lesern 
über  den  Stand  des  Konfliktes  mit  dem  Reichsmarineamt 
berichteten.  Die  Energie,  die  aus  den  Beschlüssen  sprach, 
die  Arbeit  einzustellen,  wenn  die  Verträge  nicht  verbessert 
würden,  mußte  jeden  von  uns  mit  außerordentlicher  Freude 
erfüllen.  In  diesem  Kampfe  konnten  wir  der  Sympathie 
unserer  Mitbürger  in  weitestem  Sinne  sicher  sein.  Die 
beiden  Versammlungen,  die  in  Kiel  und  Wilhelmshaven 
unter  großer  Teilnahme  der  Bürgerschaft  stattfanden,  gaben 
uns  hiervon  den  Beweis.  Der  Abgeordnete  Struve  unter- 
strich in  der  Kieler  Versammlung  noch  einmal,  daß  der 
Konflikt  nicht  durch  uns  entstanden  sei,  sondern  vom 
Reichsmarineamt  sei  uns  der  Kampf  aufgezwungen 
worden.  Der  Abgeordnete  rief  den  Technikern  zu,  daß 
kein  honoriger  Techniker  sich  finden  möge,  dem  Reichs- 
marineamt unter  den  angebotenen  Verträgen  Arbeit  zu 
verrichten.  Wenn  noch  etwas  besonders  geeignet  war,  den 
kämpfenden  Kollegen  ihren  Mut  zu  steigern,  dann  war  es 
die  alle  Erwartungen  übertreffende  Opferfreudigkeit  der 
Kollegen  im  Reiche.  Ging  beim  Ausbruch  des  Kampfes 
ein  Sturm  der  Entrüstung  durch  unsere  Reihen,  so  folgten 
der  Ausschreibung  unserer  Sammlung  die  Taten.  Mancher 
begeisterte  Brief  gelangte  in  unsere  Hände,  der  Zeugnis 
von  der  Zusammengehörigkeit  aller  Techniker  gibt,  deren 
wir  uns  immer  erinnern  werden,  wenn  es  gilt,  eine  gleiche 
Aktion  durchzuführen. 

Und  doch  wollen  wir  uns  nicht  verhehlen,  daß  die 
erste  Aktion  an  dieser  Stelle  besondere  Gefahren  in  sich 
bergen  mußte.  Die  Mehrzahl  derer,  die  aus  ihrer  Stellung 
scheiden  wollten,  schieden  nicht  aus  einer  beliebigen  Ar- 
beitsstelle,.  sondern  aus  einem  Amte;  entstand  doQh  der 
Konflikt  dadurch,  daß  ihr  Beamten  Verhältnis  in  ein 
Privatdienst  Verhältnis  umgewandelt  werden  sollte. 
Die  Mehrzahl  von  ihnen  wähnte  sich  auch  im  Kampfe  als 
Beamte  mit  all  ihren  Rücksichten  und  Verpflichtungen  ihrer 
Behörde  gegenüber.  Es  war  deshalb  nicht  das  durchschnitt- 
liche Menschenmaterial,  mit  dem  gekämpft  werden  sollte, 
sondern  wir  müssen  gestehen,  daß  in  diesem  Kreise  noch 
manch  besondere  Hindernisse  zu  überwinden  waren.  Wenn 
trotzdem  die  Einmütigkeit  erzielt  wurde,  so  freuen  wir 
uns,  weil  die  Einmütigkeit  des  Beschlusses  ein  Dokument 
für  das  Fortschreiten  des  Organisationsgedankens  darstellt. 

Wir  wollen  der  Hoffnung  Ausdruck  geben,  daß  auch 
beim  Staatssekretär,  Herrn  von  Tirpitz,  bei  unseren  Be- 
hörden überhaupt  mit  diesem  Konflikt  das  Verständnis  für 
die  Bedeutung  der  Organisation  und  ihre  gerechte  Würdi- 
gung gewachsen  ist. 

Wenn  wir  den  weiteren  .Verlauf  des  Kampfes  über- 
blicken, so  ist  ohne  Zweifel  festzustellen,  daß  Herr  von 


Tirpitz  seinen  ablehnenden  Standpunkt  hat  verändern 
müssen,  denn  wozu  er  ursprünglich  nicht  bereit  war,  in 
friedlicher  Verhandlung  mit  dem  Deutschen  Techniker- 
Verbände  die  Lage  der  Techniker  zu  erörtern,  dazu  hat  er  sich 
bereitfinden  müssen,  unter  dem  Druck  derselben  Organisation. 

In  der  letzten  Nummer  bereits  kündigten  wir  in  einem 
Nachsatz  an,^  daß  die  Kieler  Behörden  versprochen  hätten, 
den  von  uns  ausgearbeiteten  und  von  jedem  einzelnen 
Techniker  seiner  Behörde  vorgelegten  Dienstvertrag  an- 
zuerkennen, so  daß  die  Arbeitsniederlegung  dort  nicht  zu 
erfolgen  brauchte.  Während  man  noch  in  Kiel  über  die 
Kompetenz  und  die  Form  der  Zusage  verhandelte,  lief  aus 
Wilhelmshaven  die  Nachricht  ein,  daß  der  Staatssekretär 
bekanntgegeben  habe,  den  Konflikt  damit  zu  entscheiden, 
daß  man  den  Technikern  freistellen  solle,  zwischen  dem 
alten  Dienstvertrag  und  einem  neuen  Privatdienstvertrag 
zu  wählen.  Auf  diese  Zusage  hin  traten  die  Techniker 
wieder  in  ihre  Stellung  ein.  Das  ist  der  Erfolg,  der  auf 
das  erste  energische  Vorgehen  sich  erzielen  ließ. 

Wir  verhehlen  uns  nun  nicht,  daß  auth  das  alte  Dienst- 
verhältnis kein  glückliches  war,  denn  wir  wissen,  daß 
die  Klagen  auch  unter  den  alten  Verhältnissen  sich  von 
Jahr  zu  Jahr  mehrten.  Der  Schwerpunkt  der  kommenden 
Zeit  muß  darum  der  sein,  den  Privatdienstvertrag,  den  ein 
großer  Teil  vorziehen  wird,  durchaus  und  sofort  in  unserem 
Sinne  zu  gestalten  und  wir  zweifeln  nicht,  daß  eine  Rück- 
wirkung auf  das  Beamtenverhältnis  eintreten  wird.  Ge- 
lingt uns  dies,  dann  können  wir  von  der  Aktion  behaupten, 
daß  sie  einen  Sieg  bedeutet  und  ihre  Früchte  auch  weiterhin 
zeitigen  wird. 

Das  Ressort  des  Herrn  von  Tirpitz  zeigt  in  bezug  auf 
Personalfragen  keine  große  Klarheit  und  man  vermißt  auch 
den  großen  Zug,  der  einem  solchen  modernen  Ressort 
eigentümlich  sein  müßte.  Man  erinnert  sich  unwillkürlich 
der  Lehren  des  Kieler  iWerftprozesses  und  wünscht  das 
Vordringen  kaufmännisch-technischen  Geistes  gegenüber 
dem  militärisch-bureaukratischen.  Die  Werfthilfs- 
techniker  sind  mit  ihren  Forderungen  seither  auch 
immer  abgewiesen  worden  und  man  kann  es  ihnen  nicht 
verdenken,  wenn  auch  sie  beunruhigt  werden  durch  die 
Pläne  des  Staatssekretärs.  Die  Umwandlung  von  Beamten- 
stellen in  solche  mit  Privatdienstvertrag  war  keine  zufällige 
Erscheinung,  sondern  ist  symptomatisch  für  das  Ressort 
des  Herrn  von  Tirpitz.  Die  Höhe  des  Pensionsfonds 
bedrückt  Herrn  von  Tirpitz  und  ihn  will  er  entlasten. 
Das  geschieht  nun  nicht  dadurch,  daß  er  die  Pensionier- 
ungen ins  Auge  nimmt,  die  ungeheure  iVlittel  erfordern, 
sondern  die  bescheidenen  Stellungen  der  technischen  Be- 
amten sind  ihm  gerade  recht,  mit  seiner  Reform  zu  be- 
ginnen.    Aus  Friedrichsort  verlautet,  daß  für  den 


514 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  33 


nächsten  Etat  Stellen  für  Konstruktionsmechaniker,  die 
durch  Deckoffiziere  besetzt  werden  sollen,  beantragt  wur- 
den. Mit  diesen  soll  der  Druck  auf  die  Techniker  ausgeübt 
werden,  lieber  die  technische  Zweckdienlichkeit  dieses 
Verfahrens  wollen  wir  uns  heute  nicht  unterhalten,  son- 
dern nur  feststellen,  daß  damit  nicht  das  erreicht  wird, 
was  der  Reichstag  wünscht,  eine  Verringerung  des  Pen- 
sionsfonds, sondern  im  Gegenteil  eine  Vermehrung!  Mili- 
tärischer Geist  soll  gefördert  werden!  Ist  es  wahr,  daß 
man  sogar  beabsichtigt,  einen  Mechaniker-Obermaaten  ein 
Jahr  zu  beurlauben,  damit  er  (ein  Jahr!)  Technik  studiere? 
Daß  unter  solchen  Umständen  die  Erbitterung  auch  in 
diesem  Teile  des  Tirpitzschen  Ressorts  wächst,  brauchen 
wir  nicht  zu  sagen. 

Doch  genug  für  heute.  Wir  sehen^  daß  der  letzte 
Kampf  nur  ein  Vorgefecht  bedeutet.  Es  steht  noch  mehr 
auf  dem  Spiel  und  wir  müssen  auf  der  Hut  sein,  aber  uns 
bangt  nicht  davor!  Wir  stellen  uns  weiter  in  den  Dienst 
der  Interessen  unserer  Berufsgenossen.  Unsere  Arbeits- 
freude für  diese  Tätigkeit  wird  umso  größer  sein,  je 
größerer  Anteilnahme  wir  aus  allen  Kreisen  sicher  sein 
können. 

Immer  deutlicher  sehen  wir,  daß  der  Kam,»)f  in  der 
Tat  kein  lokaler  ist,  sondern  daß  er  nur  einen  Teil  jenes 
allgemeinen   Ringens  bedeutet,   den   die   gesamten  An- 


gestellten um  Arbeitsvertrag  und  Arbeitsrecht  zu  führen 
haben.  Arbeitsvertrag  und  Arbeitsrecht! 
Wir  rütteln  damit  an  Vorrechten  und  Vorurteilen  alt  ein- 
gesessen in  ihrer  ganzen  Rückständigkeit.  Nicht  freiwillig 
wird  man  uns  geben,  was  uns  gebührt,  sondern  ein 
dauerndes  Fordern,  Verhandeln  und  Kämpfen  wird  es  sein 
müssen,  so  lange,  bis  uns  der  Sieg  winkt,  unseren  Stand 
eingefügt  zu  haben  als  gleichberechtigten  Stand  ins  Wirt- 
schaftsleben der  Gegenwart. 

Diese  Aussichten  beleben  uns,  sie  führen  uns  alle 
zusammen,  ihnen  wird  sich  niemand  mehr  entziehen  können. 
Wenn  Herr  von  Tirpitz  vielleicht  glaubte,  unseren  Ver- 
band zum  Schaden  der  Organisation  ignorieren  zu  können, 
er  hat  sich  mit  keiner  Auffassung  so  getäuscht,  wie  mit 
dieser.  Größer  werden  unsere  Reihen  und  stärker  wird 
die  Kraft  werden,  mit  der  wir  uns  wehren  werden.  Wir 
könnten  den  Kampf  aufnehmen,  weil  der  Idealismus,  der 
uns  bewegt,  die  Mittel  für  den  Kampf  reichlich  fließen 
läßt  und  wir  wissen  auch,  daß  die  Opferwilligkeit  nicht 
nachlassen  wird  nach  der  ersten  Etappe,  die  hinter  uns 
liegt.  Auch  diesen  Bericht  schließen  wir  deshalb  mit  der 
Aufforderung:  Spornt  Eure  Opferfreudigkeit 
von  neuem  an,sammelteifrigfürden  Krieg s- 
fonds,damitwirgerüstetsindundmitEhren 
alle  Kämpfe  der  Zukunft  bestehen  können! 


Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feuerungstechnik 

Von  Doktor-Ingenieur  GEORG  HERBERG,  Halle  a.  S. 
(Schluß.) 


IX*)  Mechanische  Feuerungen. 

Der  fortschrittliche  Menschengeist,  der  stets  bemüht 
ist,  menschliche,  rein  mechanische  Tätigkeit  durch  maschi- 
nelle Hilfsmittel  zu  ersetzen,  bestrebt  sich  schon  seit  langer 
Zeit,  die  Feuerungsarbeit  maschinell  ausführen  zu  lassen. 
Die  Schwierigkeiten,  die  sich  diesem  Beginnen  entgegen- 
stellen, lassen  sich  ermessen,  wenn  man  die  obengeschil- 
derte Vielseitigkeit  in  der  Stückgröße  der  Kohle,  ihrer 
Sortierung,  ihren  Eigenschaften  beim  Verbrennen  usw.  sich 
vergegenwärtigt;  denn  es  liegt  auf  der  Hand,  daß  das 
Arbeiten  jeder  Maschine  um  so  leichter  und  gleichmäßiger 
erfolgt,  je  gleichmäßiger  der  Stoff  ist,  den  sie  verarbeitet; 
und  in  der  Tat,  trotz  zweijahrzehntelangem  Bemühen  der 
Technik  ist  es  bisher  noch  nicht  gelungen,  eine  Feuerung 
zu  bauen,  die,  ähnlich  der  Arbeit  von  Hand,  imstande 
ist,  jegliches  Material  in  gleich  guter  Weise  zu  verfeuern. 
Deshalb  ist  auch  die  Anzahl  der  Konstruktionen,  die  alle 
auf  verschiedenen  Wegen  dem  gleichen  Ziele,  nämlich 
der  wirtschaftlichen  Verfeuerung  möglichst  vieler  Kohlerii- 
sorten  zustreben,  ziemlich  reichlich. 

Für  den  praktischen  Betrieb  kommen  nur  Kohlen  bis 
etwa  10  bis  12  cm  Stückgröße  zur  Verwendung;  darüber 
hinaus  geht  man  nicht  aus  Gründen  der  Zweckmäßigkeit, 
um  ein  gut  und  gleichmäßig  bedecktes  Feuer,  ohne  zu 
große  Lücken  für  Luftdurchtritt  zu  erhalten.  Nach  unten 
zu  ist  die  Größe  der  Kohlen  nicht  begrenzt. 

Feuerungskonstruktionen,  welche  Kohlen  aller  prak- 
tisch vorkommenden  Größen  störungsfrei  verarbeiten 
können,  gibt  es  nur  wenige.  Die  meisten  sind  im  Ver- 
wendungsbereiche beschränkt  auf  Kohlen  von  geringeren 
Größenunterschieden  oder  auf  Nußkohlen  allein;    ja  es 


gab  Feuerungskonstruktionen,  nämlich  die  Kohlenstaub- 
feuerungen, von  d^.ien  einzelne  Apparate  heute  noch  ar- 
beiten, für  welche  die  Kohle  besonders  gemahlen  wurde. 
Dieser  gemahlene  Kohlenstaub  wurde  durch  Walzen  oder 
Bürsten  in  den  Feuerungsraum  gebracht,  wo  er  vom 
natürlichen  Luftzuge  mitgenommen  wurde  und  im  Fluge 


*)  Vergl.  Heft  41,  42,  46/1910;  6,  12,  24  und  29,1911. 


Abb.  11 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQII 


515 


Abb.  12 


verbrannte.  Heute  jedoch  sind  diese  Konstruktionen  ver- 
lassen, weil  ihnen  eine  Anzahl  Mängel  anhaftete;  denn 
man  mußte  erst  mit  bedeutendem  Kraftaufwande  stückige 
Kohle,  die  man  ja  ebenso  gut  in  diesem  Zustande  hätte 
verwenden  können,  zermahlen  und  zu  Staub  verarbeiten. 
Dieser  Staub  hat  eine  große  Gefahr  durch  seine  leichte 
Explosionsmöghchkeit,  er  drang  überall  hin,  verschmutzte 
alles  und  verlegte  die  Kesselzüge.  Zurzeit  bewegen  sich 
deshalb  aUe  Feuerungskonstruktionen  innerhalb  eines  Ver- 
wendungsbereiches der  Kohlen  von  ca.  12  cm  bis  herab 
zur  Qrusform,  der  Staub  bleibt  der  Kohle  beigemischt. 

Folgende  Anforderungen  sind  an  alle  mechanischen 
Feuerungen  zu  stellen: 

1.  eine  bequeme  Anpassungsfähigkeit  an  vorhandene 
Verhältnisse, 

2.  Betriebssicherheit,  selbst  beim  Versagen  eines  Me- 
chanismus, 

3.  wesentliche  Einschränkung  der  Rauchentwickelung, 

4.  möglichste  Unabhängigkeit   von    der  Kohlensorte 
und  vom  Heizer  und 

5.  kein  zu  hoher  Anschaffungspreis,  damit  eine  Er- 
sparnis trotz  der  Anschaffung  herausspringt; 

in  der  Tat  erfüllen  auch  die  heute  maßgebenden  Feuerungs- 
konstruktionen mehr  oder  weniger  diese  Forderungen. 

Als  typisches  Beispiel  einer  solchen  mechanischen 
Feuerung  sei  die  Katapultfeuerung  der  Firma 
J.  A.  Topf  &  Söhne  beschrieben.  Sie  beruht  auf  dem 
Prinzipe  des  Wurfes. 

Die  Kohle  wird  durch  mechanische  Zuführung  oder 
von  Hand  in  den  Trichter  geworfen  (Abb.  11  und  12),  aus 
dem  sie  einem  Speiseapparate  zurutscht,  der  aus  einem 
breiten  niedrigen  Schieber  besteht.  Bei  der  Bewegung 
dieses  Schiebers  wird  die  Kohle  vor  die  Wurfschaufel 
gefördert.  Diese  wird  durch  eine  Feder  abgeschnellt, 
welche  in  dreifach  verschiedener  Stärke  gespannt  wird, 
damit  die  Kohle  durch  die  verschiedene  Beschleunigung, 
die  sie  erhält,  gleichmäßig  alle  Roststellen  bedeckt.  Ent- 
sprechend der  wechselnden  Wurfweite  der  Kohle 
wird  auch  die  Wurfmenge  vom  Speiseapparate  in  der 
Art  vermittelst  einer  Kurvenscheibe  reguliert,  daß  dem 
weitesten   Wurf   die   größte  Kohlenmenge, 


dem  kürzesten  die  geringste  zugeführt  wird. 
Eine  große  Feuertür  ermöglicht  in  jedem  Falle,  den 
Betrieb  beim  Versagen  irgend  eines  Teiles  des 
Mechanismus  fortzuführen.  Die  Wurfschaufelwelle  be- 
sitzt Kugellagerung,  desgleichen  die  Unterstützungs- 
säulen des  Apparates,  welche  dazu  dienen,  bei  Flamm- 
rohrkesseln die  Flammrohre  von  dem  Gewicht  der 
Apparate  zu  entlasten.  Sekundärluft-Zuführungseinrich- 
tungen gestatten,  durch  die  Schlitze  der  Feuertür  hin- 
durch und  von  der  Rückseite  des  Apparates  aus  im  Be- 
darfsfalle weitere  Verbrennungsluft  zuzuführen.  Die 
Durchgangsöffnungen  sind  so  bemessen,  daß  Kohlen  bis 
zu  ca.  10  bis  12  cm  Stückgröße  verfeuert  werden  können, 
dabei  läßt  sich  die  Kohle  in  verschiedener  Sortierung  bis 
herab  zu  kleinster  Form  verwenden.  Der  Kraftbedarf  pro 
Apparat  beträgt  ungefähr  Vi  PS.  Der  gesamte  Antriebs- 
mechanismus ist  in  einem  geschlossenen  gußeisernen 
Kasten  untergebracht,  so  daß  er  schädlichen  Eingriffen 
von  außen  und  Verschmutzungen  nicht  ausgesetzt  ist. 
Der  Antrieb  des  Speiseschiebers  wird  durch  Stirnräder 
und  Kurvenscheibe,  der  Antrieb  der  Wurfschaufel  durch 
Daumenrad  bewirkt.  Alle  Teile  sind  mit  zweckmäßigen 
Schmiervorrichtungen  versehen.  Die  Regulierung  der 
Kohlenmenge  geschieht  durch  Stufenscheibe,  Reguher- 
schieber  und  Verstellbarkeit  im  Mechanismus.  Der  Apparat 
läßt  sich  an  sämtlichen  Kesseltypen  anbringen  und  erhält 
dann  verschiedene  Grundplatten  und  Ausführungsformen, 
wie  aus  Abb.  12,  15  und  17  zu  ersehen  ist. 

Wie  sich  der  Betrieb  mit  mechanischen  Feuerungen 
gegenüber  Handfeuerungen  gestaltet  zeigen  die  beigefüg- 
ten Kohlensäure-Diagramme  (Abb.  13  und  14).  Bei  Hand- 
feuerung wechselt  der  Kohlensäuregehalt  sehr  stark,  steigt 
nach  jeder  Beschickung  mit  frischem  Brennmaterial  an, 
nimmt  langsam  auf  den  niedrigsten  Wert  ab,  bis  sich  das 
Spiel  bei  jedem  Aufwerfen  wiederholt.  Das  Diagramm 
erhält  ein  zerrissenes  Aussehen.  Bei  mechanischem  Be- 
triebe dagegen  bleiben  die  Verhältnisse  gleichmäßiger,  der 
Kohlensäuregehalt  schwankt  nur  in  geringen  Grenzen  und 
da  infolge  des  seltenen  Oeffnens  der  Feuertür  das  Ein- 
ziehen schädlicher  Verbrennungsluft  fortfällt,  ist  auch  der 
durchschnittliche  Kohlensäuregehalt  höher  wie  bei  Hand- 


516 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  33 


Kohlensäure- Diagramme 


m 

JiiiiiiiiüiMiiSinmi  ^ 
mmmm^tiMwwnmtmiMmtmtwmmnmm 
iiiiMiiiiitiiiiBiiiviiiiliiiiriiiiiai 

!«■■  a ■iiii  1 9  fiais  ■  I B  1 1  II  I  tiiiiiiiiBfi 
liPi  II  ifKirtiMiifiiiiiiin  Iii  Hill  liiiiiHBii 
I«  I  f  (  i  i  f  Ulli  ifiü  IIS  niM  iiiiinii  iiiiHiii 
Kl  I  r  I  I  rntlii    lU  I  f  i  (tHi  I  flif  lliniMBill 

II)    M  '  r  '  M    I  (  !     r  f  S  !  t  !    !li  i  I  I  I  !  |lfi  tiftff  f  i 

!  I      j        t       •■  \  t  n  .       i\  i  .     nui  i 

!  !  "  t     '  !      f  I    f  f 


-■■«■■III  in. 

BilllHIIII  III 

cnviiwiBiii 

III 

I  f  I 

f  ( I 

>  f  IIB 
tlB 

IM 

!  M 

I  f 


eil  I!  iisi  f  I 
Uli  !!  I  f  i  a 
ni  1 1    1 1  M  I 

f  I  I  f      M     !  i 

!  i    f  '   I  * 


Abb.  13.  Handbeschickuiig 


r 


Abb.  14.    Mechanische  Rostbeschickung 


feuerung.  Abb.  15  zeigt  die  Katapultfeuerung  für  Ruhr- 
und Saarkohlen  (Nuß)  in  Verbindung  mit  drei  Wasserrohr- 
kesseln von  je  235  qm  Heizfläche  und  4  Atm.  Druck  in 
der  Spinnerei  am  Stadtbach  in  Augsburg.  Die  Kohle  wird 
durch  Karren  von  der  erweiterten  Laufbühne  aus  in  die 
Trichter  geworfen. 

In  Abb.  16  ist  das  eine  der  beiden  Kesselhäuser  der 
Baumwollspinnerei  Schmidt  in  Amerika  bei  Penig  i.  Sa. 
dargestellt,  woselbst  insgesamt  sechs  Zweiflammrohrkessel 
von  je  108  qm  Heizfläche  und  4  bis  6  Atm.  Druck  mit 
12  Katapultfeuerungen  ausgerüstet  sind.  Die  Kohle  wird 
von  Hand  eingeworfen ;  es  werden  Steinkohlen  (Nuß) 
gemischt  mit  Braunkohlenbriketts  verfeuert. 

Abb.  17  gewährt  einen  Blick  auf  die  Bekohlungs-  und 
Feuerungsanlage  der  Zuckerfabrik  Laun;  Böhm.  Braun- 
kohlen, Nußkohlen  und  Förderkohlen  kommen  zur  Ver- 
wendung. Die  Trichter  besitzen  offene  Schlitze  zur  Be- 
obachtung des  Kohlendurchfalles.  Vor  den  Trichtern 
liegt  die  gemeinsame  Antriebswelle.  Es  sind  10  Tisch- 
beinkessel zu  je  204  qm  Heizfläche  und  ein  Wasserrohr- 
kessel von  204  qm  Heizfläche  mit  insgesamt  22  Apparaten 
ausgestattet. 

Die  mechanischen  Feuerungen  können  ohne  wesent- 
liche Betriebsunterbrechung  angebaut  werden. 

Aus  einigen  neueren  Versuchen  mit  mechanischen 
Feuerungen  „Katapult"  mögen  die  Hauptzahlen  Erwäh- 
nung finden. 


Firma 


Sclilegel  Brauerei 
A.-G.  Bochum 


Ballhorn's  Bierbr. 
A.-G.  Braunschweig 


Kesseltyp  und  qm 
Rostfläclie  pro  Kessel  qm 
Kesseldr.,  atm.Ueberdr. 
Vorwärmer,  qm 
Heizwert  u.  Kohlensorte  | 

2Zweiflk.äl21,lqm 
3,6 
9,5 

7313  WE.  Westf. 
Steinkohle.  Nuß 

1  Zweiflk.  ä  100  qm 
3,4 
9,6 
96,0 
7690  WE. 

Wasservei  brauch  qm/Hzfl. 

und  Stunde  7,„„  "C 
Wassertemperatur  "C 

Rostbeanspruch,  kg  qm  St. 

17,65  kg 
28,4 

67,6 

22,47 

52°  vord.  Vorwärm. 
104°  hint.  d.  Vorw. 
67.8 

Verdampfung  kg;°/,„„ " 
Dampftenip.  hinter  Ueberh. 
Abgastemperatur  "C 

Zugstärke  hint.d.Kess.  mm 
CO.,  Gehalt  der  Abgase 
CO^+O,  Geh.  d.  Abgase  7, 

8,77 

286 

8,5 
12,3 
19,15 

9,54 
224  oc 
1 322°  am  Kesselende. 
1 169  °  hint.  d.  Vorw. 

13,8 

10,3 

19,10 

Nutzeffekt  7« 

Abgaseverhiste  "'^ 
Versuch  vorgenommen  von 

76,3 

15,0 

Karrer&  Liepe,  Frkf. 
a.  M.,  Zivil-Ing. 

79,01 

9,16 

Dampfk.-Rev.- Verein 
Braunschweig 

Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


517 


Wirtschaftspolitik  und  Sozialpolitik  —  Der  Hansabund 

.Von  Dr.  A.  Q  ü  n  t  h  e  r. 


Eine  häufig  wiederholte  Anschauung  setzt  Wirtschafts- 
politik und  Sozialpolitik  gleich;  ihr  erschöpft  sich  das 
Interesse  des  Arbeitnehmers  im  Arbeitsvertrag,  sein  Inter- 
esse an  der  Produktion  beginnt  erst  mit  der  Verteilung 
des  Produktionsgewinnes.  Daß  marxistische  Gedanken- 
gänge in  dieser  Richtung  verlaufen,  daß  die  Arbeiter- 
Organisationen  wenigstens  formell  auf  diesem  Boden 
stehen,  ist  bekannt.  Es  fragt  sich,  ob  er  auch  für  die 
unabhängige  gewerkschaftliche  Pohtik  der  Angestellten- 
verbände die  Basis  abgeben  muß. 

Vorausgeschickt  sei  das  uneingeschränkte  Anerkennt- 
nis: Die  Sozialpolitik  ist  für  unsere  Organisation  das 
Primäre  und  Nächstliegende.  Die  Zeit  paritätischer  Politik 
ist  endgültig  vorbei,  der  Gegensatz  zwischen  Arbeitgeber 
und  Arbeitnehmer  als  den  Kontrahenten  im  Arbeitsvertrag 
liegt  so  klar  auf  der  Hand  wie  der  Gegensatz  zwischen 
Vermieter  und  Mieter  im  Mietvertrag,  jener  von  Rohstoff- 
produzenten und  Weiterverarbeiter  im  Lieferungsvertrag. 
Niemand  wünscht  etwas  anderes  als  ausg^esprochene  Inter- 
essentenpolitik,  die,  wenns  not  tut,  auch  rücksichtslos  sein 
kann. 

Aber  gerade  die  Gleichstellung  des  Arbeitsvertrages 
mit  dem  Warenlieferungsvertrag,  —  sie  veranlaßt,  noch 
einmal  die  Politik  derer  anzusehen,  die,  als  Gegner  bei 
diesen  Warenverträgen,  ihre  Sonderinteressen  haben  und 
die  es  bisher  doch  stets  noch  verstanden  haben,  bei  Fragen 
gemeinsamen  Interesses  am  gleichen  Strang  zu  ziehen. 
Der  Hansabund  ist  die  jüngste  und  zunächst  erfolg- 
reichste Organisation  dieser  Art.  Die  beiden  Antipoden, 
Zentralverband  der  Industriellen  und  Bund  der  Industriellen, 
also  die  Vertreter  der  hochschutzzöUnerischen  schweren  In- 


dustrie und  der  —  gewiß  nicht  grundsätzlich  freihänd- 
lerischen, aber  doch  handelspolitisch  weit  maßvolleren  — 
Stufen  der  Weiter-  und  Fertigfabrikation,  fanden  sich  zu 
gemeinsamen  Aktionen  zusammen,  neben  ihnen  maß- 
gebende Kreise  des  Handels,  des  Handwerks  und  der 
Angestellten.  Es  war  eine  buntgemischte  Gesellschaft, 
in  der  neben  Rießer,  Knobloch  und  Thissen  (58  er  Ver- 
ein), Tille,  Rötger  und  Kirdorf  wirkten.  Manchen  waren 
die  Namen  der  letzteren  die  eigentlich  programmatischen 
des  neuen  Bundes,  mancher  lehnte  ihn  deshalb  als  eine 
Neuauflage  des  Zentralverbandes  auf  wirtschaftlichem,  C  :s 
Reichsvc-bands  gegen  die  Sozialdemokratie  auf  politischem 
Gebiete  ab. 

Für  die  rechtsstehenden  Kreise  des  Hansabundes  fiel 
Sozialpolitik  und  Wirtschaftspolitik  zum  guten  Teil  zu- 
sammen, sogut  wie  für  die  marxistische  Arbeiterschaft. 
Der  Zentralverband  wird,  um  mit  einem  richtigen  Wort 
des  „Soziale  Bewegung"  überschriebenen  Artikels  in  Nr.  27 
der  D.  T.-Z.  zu  operieren,  „den  Kampf  immer  wieder  auf 
das  soziale  Gebiet  verlegen  wollen".  Er  will  durch  soziale 
Ausnahmegesetze  die  Position  des  Arbeitgebers  in  der 
Rohstoff-  und  Halbzeug-Industrie  stützen,  das  Herrschafts- 
verhältnis, die  sogenannten  Wohlfahrtseinrichtungen  und 
die  gelben  Vereine  konservieren.  Was  das  enfant  terrible 
dieser  Kreise,  Alexander  Tille,  mit  verblüffender  Rück- 
sichtslosigkeit ausspricht:  vielen  ist  es  ihr  soziales  Evan- 
gelium, gemischt  aus  Uebermenschenkult  und  einer  sehr 
praktischen  Moral,  die  den  gelben  Arbeiter  für  seinen  Ver- 
zicht auf  freie  Organisation  „belohnt". 

Es  kam  unerwartet.  Der  Zentralverband  schied  aus, 
wohlwollend  begleitet  von   der  „Norddeutschen  Äuge- 


st 


518 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  33 


Abb.  16.    Kesselhaus  der  Baumwollspinnerei  Schmidt,  Amerika  bei  Penig  i.  Sa. 

(Z.  A. :  Ausgewählte  Kapitel  aus  der  Feueiungstechnik.) 


meinen  Zeitung",  der  Landbündlerpresse  und  einigen  Or- 
ganen, die  den  Verderb  des  Hansabundes  unter  allen  Um- 
ständen wünschen,  selbst  wenn  er  ihren  Todfeinden,  dem 
Zentralverband  und  den  Agrariern,  frommt.  Wir  haben 
mit  ihnen  nicht  zu  rechten,  wir  haben  aber  die  ernste 
Frage  aufzuwerfen,  ob  die  Angestellten  zu  dieser  Oppo- 
sition, die  ihr  Frohlocken  übrigens  als  verfrüht  betrachten 
dürfte,  gehören  sollen. 

Eine  Schlußfolgerung  des  genannten  Artikels  der  D. 
T.-Z.  gipfelt  in  den  Worten:  „Es  geht  eben  nicht  an, 
Menschen,  die  im  sozialen  Leben  sich  sonst  in  Kampf- 
stellung gegenüberstehen,  auf  einen  einzigen  Gedanken 
dauernd  zusammenzubringen."  Man  kann  das  bestreiten 
und  sich  zur  Widerlegung  auf  die  tatsächlichen  Vorgänge 
der  politischen  Parteibildung  berufen.  Nicht  einmal  die 
als  ausgesprochene  Klassenvertretung  ins  Leben  gerufene 
Sozialdemokratie  hat  es  verschmäht,  bis  weit  in  die  Kreise 
des  landwirtschaftlichen  Besitzes  hinein,  jedenfalls  aber 
über  die  eigentlich  proletarischen  Schichten  hinaus  ihren 
Besitzstand  zu  erweitern.  Das  Streben  nach  politischer 
Macht  hält  sich  eben  nicht  an  die  Grenzen,  die  durch 
soziale  Berufszugehörigkeit  gegeben  und  für  eine  sozial- 
politische Organisation  selbstverständlich  bindend  sind.  Für 
alle  politischen  Parteien,  mit  Einschluß  auch  der  sozial 
besonders  eifrigen  linksstehenden  Gruppen,  gilt  das  gleiche 
und  sie  werden  in  diesem  LJebergreifen  auf  andere  Berufs- 
kreise durchaus  keinen  Verzicht  auf  ihre  energische  soziale 
Arbeit  für  bestimmte  schwer  kämpfende  Klassen  sehen 
wollen.  So  ist  mit  dem  Willen  zur  Macht,  der  das  Wesen 
einer  politischen  Partei  ausmachen  muß,  unmittelbar  ihr 
Streben  nach  Expansion,  nach  Erweiterung  ihres  Arbeits- 
gebiets und  des  Personenkreises,  für  und  mit  welchem  sie 
schafft,  gegeben;  damit  ist  es  aber  ausgeschlossen,  daß 
eine  einzige  durch  die  Interessen  einer  Berufsschicht  be- 
stimmte Front  zur  völligen  Orientierung  in  der  Politik 
ausreicht.  Das  Leben  eines  großen  Volkes  erschöpft  sich 
nicht  in  der  Sozialpolitik,  das  muß  bei  aller  Einschätzung 
sozialer  Fragen,  wie  sie  hier  wohl  nicht  besonders  unter- 


strichen werden  muß,  gesagt  sein.  Daneben  steht  die 
Fülle  der  geistigen,  kulturellen,  künstlerischen  und  wirt- 
schaftlichen Strömungen,  für  die  unter  Umständen  ganz 
andersartige  Gruppierungen  notwendig  sind,  als  sie  aus 
den  sozialen  Bedürfnissen  heraus  geboren  werden. 

Eine  solche  rein  wirtschaftliche  Strömung  hat 
den  Hansabund  geschaffen.  Erfolgreich  hat  er  die  von 
sich  abgeschüttelt,  die  ihn  zum  Werkzeug  sozialpolitischer 
Reaktion  machen  Wollten.  War  er  mit  dem  Zentralverband 
identisch,  war  seine  Wirtschaftspolitik  auch  nur  möglicher- 
weise auf  Hochschutzzoll  und  Zuchthausvorlagen'  ge- 
richtet, so  war  ein  Zusammengehen  der  Angestelltenorgani- 
sationen mit  ihm  Torheit  und  Verbrechen,  selbst  wenn 
gelegentlich  einmal  gleiche  wirtschaftliche  Interessen  be- 
rührt wurden.  Noch  immer  bezweifelten  wir  diese  Iden- 
tität; wenn  je  eine  Erscheinung  diesem  Zweifel  Recht 
gegeben  hat,  so  ist's  der  Austritt  des  Zentralverbandes 
aus  dem  Hansabund.  Die  unnatürliche  Vereinigung  ist 
gesprengt,  eine  reinliche  Scheidung  zwischen  denen,  die 
deutsche  Wirtschaftspolitik  und  denen,  die  industrielle 
Feudalherrschaft  wünschen,  ist  eingetreten. 

Auch  sonst  finden  wir  Gegensätzliches  vereinigt.  In 
einem  Bunde  fü'r  Wirtschaftsreform,  der  der 
Hansabund  sein  will,  ist  ein  gleiches  mindestens  möglich. 
Was  für  den  Augenblick  vielleicht  noch  Utopie  ist,  einer 
zukünftigen  Entwickelung  mag  es  doch  gegeben  sein;  Ein 
Kooperieren  dieses  Bundes  von  Fall  zu  Fall  mit  den  Ar- 
beitergewerkschaften. Gewiß,  manch  radikal-politisches 
Wort,  das  auf  dem  Dresdner  Kongreß  wieder,  übrigens  nur 
selten  aus  dem  Mund  eines  Gewerkschaftlers  gefallen  ist, 
steht  noch  im  Wege.  Aber  eine  vielfach  gleiciie  Kampf- 
front ist  nicht  wegzuleugnen  imd  die  Ablchmmg  jeder 
Stichwahlparole  seitens  des  Hansabundes  hat,  politisch' 
betrachtet,  manches  Hemmnis  beseitigt  (nebenbei  auch  für 
die  Angestelltenvcrbändc,  die  politisch  neutral  sein  wollen 
und  müssen).  Müssen  wir  diese  Entwickelung  der  Zukunft 
und  den  unmittelbar  Beteiligten  überlassen:  ih.re  Möglich- 
keit, ihre  grundsätzliche  Notwendigkeit  ist  nicht  abzulehnen. 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


519 


Abb.  17.    Feuerungsanlage  der  Zuckerfabrik  Laun. 

(Z,  A. :  Ausgewälilte  Kapitel  aus  der  Feuerungjtechnik.) 


Man  spreche  nicht  von  einem  Verwischen  der  Unter- 
schiede und  Gegensätze,  von  einer  verwässerten  Samm- 
lungspolitik (die  hier  übrigens  immer  noch  berech- 
tigter wäre  als  in  einem  anderen  Sinn).  Uns  ist  es  um 
volles  Aufrechterhalten  der  Eigenart  und  Selbständigkeit 
unserer  Bewegung  zu  tun;  nur  wissen  wir,  daß  uns 
Aufgaben  entrückt  sind,  zu  deren  Lösung  eine  breitere 
Grundlage  als  die  eines  einzelnen  Berufsstandes  gehört. 
Ja,  man  kann  umgekehrt  sagen:  Gerade  eine  wirt- 
schaftliche Organisation  des  Gewerbelebens  großen 
Stils,  an  der  Angestellte,  Arbeitgeber  und  Arbeiter 
mitarbeiten  sollen,  setzt  die  differenzierte  Ver- 
tretung der  einzelnen  Berufsgruppen  in  ab- 
geschlossenen Organisationen,  setzt  ihre  gewerk- 
schaftliche Standespolitik  als  notwendige  Be- 
dingung voraus.  Denn  eine  energische  wirtschaft- 
liche Organisation  kann  sich  wohl  da,  wo  die 
Interessen  der  einzelnen  recht  gleichmäßig  liegen  —  wie 
bei  den  MitgUedern  des  Bundes  der  Landwirte  oder 
wenigstens  bei  seinen  Großgrundbesitzer-Mitgliedern  — 
auf  diese  einzelnen  selbst  stützen.  Wo  aber  die 
Gegensätze  von  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  vorhanden 
und  nicht  wegzudebattieren  sind,  da  kann  eine  Organi- 
sation, wie  der  Hansabund,  nur  die  bereits  organi- 
sierten Berufsgruppen  der  Arbeitgeber  und  der 
Arbeitnehmer  zu  rein  wirtschaftspolitischen  Aufgaben  zu- 
sammenfassen. 

In  der  Korrespondenz,  die  der  Hansabund  herausgibt, 
wird  in  Nr.  28  ein  Aufsatz  F.  Naumanns  zitiert,  der  sich 
in  aller  Schärfe  gegen  den  Zentralverband,  gegen  das 
den  Arbeiter  und  Angestellten  bindende  Wohlfahrtss3'stem, 
gegen  den  Industrie-Feudalismus  wendet.  Wir  halten  es 
für  ein  gutes  Zeichen,  wenn  solch  unzweideutige  Worte 
widerspruchslos  Eingang  in  ein  heute  noch  vorwiegend 
von  Unternehmern  gelesenes  Organ  finden.  Manche 
iWandlung  hat  sich  schon  im  Gefolge  der  Tarifverträge 
bei  deutschen  Arbeitgebern  vollzogen.  Die  Arbeiter- 
politik   des  Bundes  der  Industriellen    ist  von  der  An- 


erkennung der  Arbeiterorganisationen  vielleicht  weniger 
weit  entfernt  als  das  "Reichsmarineamt  von  der  Anerkennung 
der  Technikerorganisation.  Nicht  blind  und  untätig  soll 
der  Angestellte  dem  Flusse  sozialer  Neubildungen  zu- 
sehen, in  der  Organisation,  die  ihm  —  vielleicht  nur  auf 
Zeit!  —  Vorteile  verspricht,  soll  er  wirken,  selbst  wenn 
e*  gelegentlich  auch  Widerstände  zu  beseitigen  hat.  Ein 
Beiseitestehen  kann  hier  nichts  nützen. 

Wenn  aber  eingewendet  werden  sollte,  daß  wir  nicht 
auf  volles  Verständnis  beim  Hansabund  rechnen  dürfen: 
Volles  Verständnis  der  Eigenart  der  Angestelltenorgani- 
sation finden  wir  heute  wohl  nur  bei  uns  selbst.  Der 
Dresdner  Kongreß  der  freien  Gewerkschaften  ließ  sie  in 
diesen  Kreisen  vermissen,  nur  eine  treffliche  Rede  von 
Robert  Schmidt  tat  ihr  Genüge,  wenn  sie  von  der  Not- 
wendigkeit der  Anlehnung,  nicht  der  Verschmelzung  der 
Angestellten-  mit  der  Arbeiterorganisation  sprach.  Können 
wir  so  den  uns  an  sich  näherstehenden  übrigen  Arbeit- 
nehmer-Organisationen durchaus  nicht  vorbehaltlos  folgen, 
so  werden  wir  uns  selbstverständlich  auch  dem  Hansa- 
bund gegenüber  freie  Bahn  sichern  müssen.  Das  schließt 
ein  Zusammenarbeiten  auf  der  breiten  Grundlage  der  all- 
gemeinen Wirtschaftspolitik  nimmermehr  aus. 

Wenn  Blätter,  denen  wir  für  vi^arme  Vertretung  un- 
serer Interessen  zu  Dank  verpflichtet  sind,  im  Hansabund 
den  notwendigen  Rückhalt  gegen  wirtschaftliche  Reaktion 
sehen,  so  dürfen  wir  Vertrauen  hegen.  Bezeichnender- 
weise erinnert  die  Frankfurter  Zeitung  an  frühere  Grün- 
dungen mit  ähnlichen  Zielen,  wie  sie  sich  der  Hansabund 
setzt,  die  aber  ohne  dauernde  Wirksamkeit  und  letzten- 
endes  ohne  Erfolg  blieben.  „Es  ist  das  ein  historisch- 
wirtschaftlicher Kampf,  der  in  Deutschland  einmal  durch- 
gefochten werden  muß :  der  Kampf  der  neuerstandenen 
Produktionen  gegen  die  alten,  übermächtigen.  Wird  der 
Hansabund  diesen  Kampf  verstehen  und  ihn  mit  derselben 
Starknervigkeit  führen,  mit  der  er  ihm  aufgedrungen  wurde, 
dann  erfüllt  er  eine  notwendige  Mission." 


520 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  33 


Hier  aber  wie  bei  diesen  früheren  Gründungen 
Gewehr  bei  Fuß  stehen  und  nur  mit  einem  ästhe- 
tisch berechtigten  Wohlbehagen  die  innere  Geschlossen- 
heit des  Zentralverbandes  gegen  den  organisatorisch 
gewiß  noch  nicht  gleichstehenden  Hansabund  aus- 
spielen, geht  nicht  an;  das  letztere  auch  deshalb 
nicht,  weil  man  nicht  ohne  Grund  von  einer  Krise 
im  Zentralverband  spricht  und  auf  das  Aus- 
scheiden starker  Verbände  (zum  Beispiel  des  großen 
Bergischen  Fabrikantenvereins  und  der  rheinischen  Seiden- 
industriellen) hinweist.  Wohlwollende  Neutrali- 
tät ist  das  Mindeste,  was  die  unerschrockene 
Vertretung  der  deutschen  Wirtschaftsinteressen,  die  wir 
in  dem  Hansabunde  von  heute  anerkennen,  von  uns 
fordern  kann. 


Eine  entscheidende  Mahnung  mag  aber  in  diesem  Zu- 
sammenhang an  den  Hansabund  selbst  gerichtet  werden: 
Gewisse  Beschlüsse  gegen  die  genossenschaftliche 
Betätigung,  insbesondere  der  Beamten,  haben  berech- 
tigte Bedenken  geweckt.  Wer  selbst  in  großem  Stile  organi- 
sieren will,  kann  die  Organisation  des  Konsums  und  des 
Wohnungswesens  nicht  den  kleinlichen  Interessen  mittel- 
ständiger Schichten  zuhebe  opfern  wollen.  Hier  allerdings 
ist  ein  Punkt,  dessen  Klärung  unerläßlich  für  uns  ist: 
Mindestens  muß  der  Hansabund  allen  genossenschaftlichen 
Bestrebungen  diejenige  Neutrahtät  zuwenden,  die  er  im 
übrigen  sozialer  Betätigung  gegenüber  fordert.  Entspricht 
er  nach  dieser  Richtung  den  an  genossenschaftlicher  Arbeit 
so  sehr  interessierten  Angestellten  und  Beamten,  so  wird 
er  in  ihnen  Freunde  finden  können. 


Der  organisatorische  Wert  der  Geselligkeit 


Die  Gewerkschaften  sind  Vereinigungen  der  Arbeit- 
nehmer, d.  h.  der  Arbeiter  und  Angestellten  zur  gemein- 
samen Herbeiführung  besserer  Arbeitsverhältnisse.  Die 
Arbeitnehmer  setzen  sich  damit  in  Gegensatz  zu  den  Unter- 
nehmern. Dem  Prinzip  nach  erstreben  sie  einen  mög- 
lichst hohen  Lohn  für  eine  möglichst  geringe  Arbeits- 
leistung: hohen  Lohn  bei  kurzer  Arbeitszeit. 

Dieser  ganze  Gedankengang  war  der  Ständeverfassung 
des  Mittelalters  fremd.  Zwar  lassen  sich  Organisationen 
der  Lehrlinge  und  Gesellen  schon  aus  der  Blütezeit  des 
Mittelalters  (vom  10.  bis  12.  Jahrhundert)  nachweisen. 
Jedoch  verfolgten  die  Gesellen  damals  ihre  wirtschaftlichen 
und  sozialen  Ziele  nicht  gegen,  sondern  gemeinsam  mit 
den  Meistern.  Soweit  ihre  Vereinigungen  in  erster  Linie 
die  Interessen  der  Gesellen  betrafen,  waren  es  vor  allen 
Dingen  gesellige  Interessen  und  dann  auch  Wohlfahrts- 
einrichtungen wie  die  Kranken-,  Reiseunterstützung  und 
Sterbekassen.  Die  Bruderschaften  oder  Gilden  stellten 
nach  damahgem  Brauch  ihre  Vereinigungen  regelmäßig 
unter  den  Schutz  eines  Heihgen  und  feierten  dessen 
Namensfest  bei  fröhlichem  Trunk  und  Gesang.  Daneben 
gaben  verschiedene  wichtige  Anläße  im  Berufsleben  des 
Handwerkers,  wie  !z.  B.  die  Aufnahme  neuer  Lehrhnga 
usw.,  willkommene  Veranlassungen  zu  geselligen  Festlich- 
keiten. In  West-  und  Süddeutschland,  wo  sich  der  Kapi- 
talismus frühzeitig  entfaltet  hat,  sind  bereits  schon  im 
Mittelalter  Bewegungen  der  Gesellen  gegen  ihre  Meister 
vorgekommen.  Auch  die  radikalsten  Arbeiterorganisationen 
haben  die  Geselligkeit  als  solche  niemals  verworfen.  Der 
grundsätzliche  Kampf  innerhalb  der  Arbeiterorganisationen 
der  verschiedenen  Richtungen  hat  sich  vielmehr  um  die 
prinzipielle  Bedeutung  der  Wohlfahrtseinrichtungen  ge- 
dreht. Die  entschiedenen  gewerkschaftlichen  Organisa- 
tionen haben  den  Wohlfahrtseinrichtungen  immer  nur  eine 
untergeordnete  Bedeutung  beigelegt;  sie  haben  in  ihnen 
nur  ein  Mittel  zur  Erlangung  des  Hauptzweckes  der  ge- 
werkschaftlichen Selbsthilfe,  der  Verbesserung  der  Arbeits- 
verhältnisse gesehen.  Aber  auch  die  radikalen  Gewerk- 
schaften wurden  durch  die  Erfahrung  belehrt,  daß  sie  der 
Wohlfahrtseinrichtungen  nicht  entbehren  können,  um  ihre 
Mitglieder  dauernd  zusammen  zu  halten. 

Als  sich  die  Angestellten,  zuerst  die  Kaufleute,  dann 
die  Techniker  zu  organisieren  begannen,  herrschte  jioch 
die  Anschauung  von  der  Harmonie  der  Interessen  der 


Angestellten  und  der  Unternehmer.  In' den  Kreisen  der 
Angestellten,  ganz  besonders  der  kaufmännischen,  herrschte 
damals  noch  allgemein  die  Anschauung,  daß  die  Gehilfen- 
zeit nur  ein  Uebergangsstadium  zur  späteren  Selbständig- 
keit sei.  Um  diese  den  Unternehmerinteressen  so  über- 
aus förderliche  Anschauung  der  Interessenharmonie  zu 
hegen  und  zu  pflegen,  beliebten  es  die  Prinzipale  ihre  An- 
gestellten ihre  Mitarbeiter  zu  nennen.  Damit  konnte  man 
unbequeme  Forderungen,  wie  die  der  Bezahlung  von 
Ueberstunden,  als  des  Standes  unwürdig  zurückweisen. 

Dem  Standpunkt  der  Interessenharmonie  entsprach  die 
paritätische  Organisationsform.  Es  war  ganz  natürlich, 
daß  sich  Prinzipale  und  Angestellte,  solange  die  letzteren 
in  ihrer  Mehrzahl  die  sichere  Aussicht  hatten  oder  wenig- 
stens zu  haben  glaubten,  später  in  die  Stellung  des  Prinzi- 
pals einzurücken,  gemeinsam  zur  Förderung  der  wirtschaft- 
lichen und  sozialen  Interessen  ihres  Berufs  und  zur  besseren 
Aus-  und  Fortbildung  im  Berufe  zusammenschlössen. 

In  zahlreichen  wichtigen  Berufszweigen  wie  z.  B. 
namentlich  im  Baugewerbe  waren  damals  die  Interessen- 
gegensätze zwischen  Angestellten  und  Prinzipalen  tatsäch- 
lich auch  lange  noch  nicht  so  groß  wie  gegenwärtig.  Der 
damals  vorherrschende  Typus  der  alten  Baugewerksmeister 
fühlte  sich  wohl  in  der  Mehrzahl  als  sozial  auf  der  gleichen 
Stufe  mit  seinen  Angestellten  stehend.  Das  ganze  Ar- 
beitsverhältnis hatte  einen  mehr  vertrauten,  intimen,  teil- 
weise auch  patriarchalischen  Charakter;  es  war  noch  weit 
entfernt  von  der  Geschäftsmäßigkeit  und  der  Rechen- 
haftigkeit  im  kapitalistischen  Großbetriebe  unserer  Zeit,  der 
über  die  Brauchbarkeit  seiner  Angestellten  genau  Buch  führt. 

Bei  diesen  geringen  sozialen  und  wirtschaftlichen 
Gegensätzen  war  ein  intimerer  gesellschaftlicher  Verkehr 
möglich,  der  nicht  selten  zu  Eheschließungen  zwischen 
Angestellten  und  Prinzipalstöchtern  führte.  Der  gesellige 
Verkehr  nahm  in  diesen  paritätischen  Organisationen  eine 
bedeutsame  Stellung  ein.  Daneben  wurden  in  erster  Linie 
die  Wohlfahrtseinrichtungen  gepflegt,  während  die  Haupt- 
aufgabe einer  gewerkschaftlichen  Organisation,  die  Ver- 
besserung der  Arbeitsverhältnisse  in  der  paritätischen 
Organisationsform  nicht  die  ihr  gebührende  überwiegende, 
die  ganze  Tätigkeit  der  Organisation  beherrschende  zen- 
trale Stellung  sich  verschaffen  konnte. 

Diese  paritätischen  Organisationen  waren  vielfach  ört- 
lich oder  bezirksweise  begrenzte  Vereinigungen.  Sie  waren 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


521 


nicht  zentralisiert  wie  unsere  heutigen  Gewerkschaften.  In 
diesem  Umstände  ist  ein  neues  Motiv  dafür  zu  erblicken, 
daß  sich  die  Pflege  der  Geselligkeit  in  ihnen  besonders 
gut  entwickeln  konnte. 

Als  sich  nunmehr  diese  paritätischen  Organisationen 
vom  Standpunkt  der  Interessenharmonie  frei  machten  und 
zu  gewerkschaftlichen  Organisationen  weiter  bildeten,  be- 
hielten sie  natürlich  ihre  geselligen  Einrichtungen  bei.  Und 
das  war  gut  so.  Es  macht  einen  merkwürdigen,  um  nicht 
zu  sagen,  geradezu  komischen  Eindruck,  wenn  man  die- 
jenige Organisation  der  technischen  Angestellten,  die  die 
reine  gewerkschaftliche  Organisationsform  zum  Patent  an- 
gemeldet und  in  Erbpacht  genommen  zu  haben  scheint, 
fortwährend  über  den  Standesdünkel  der  Angestellten 
jammern  hört  und  dabei  sehen  muß,  wie  sie  die  geselligen 
Veranstaltungen  ihrer  Konkurrenzorganisation  mit  Hohn 
und  Spott  überschüttet.  Als  ob  es  ein  besseres  Mittel  zur 
Ueberwindung  des  Standesdünkels  geben  könnte  als  gerade 
den  geselligen  Verkehr!  Man  denkt  dabei  unwillkürlich  an 
den  Fuchs,  dem  die  Trauben  zu  sauer  sind,  oder  an  den 
hübschen  Straßennamen:  „Wo  der  Fuchs  den  Enten 
predigt." 

Voraussetzung  eines  intimeren  geselligen  Verkehrs  ist 
allerdings  eine  gewisse  Gemeinsamkeit  der  sozialen  Her- 
kunft, der  Bildung  und  überhaupt  der  ganzen  Lebens- 
anschauung. 

Unter  den  Arbeiterorganisationen  ist  keine  Richtung  zu 
finden,  die  jemals  die  Pflege  der  Geselligkeit  verworfen 
hätte.  Dagegen  erinnere  ich  mich  einer  Stelle  aus  dem 
Berichte  des  ausgezeichneten  Gewerbeaufsichtsbeamten  des 
dritten  württembergischen  Bezirks,  Dr.  Hardegg,  wonach 
in  Ulm  a.  D.  die  freien,  die  christlichen  und  die  Hirsch- 
Dunckerschen  Gewerkvereine  in  dem  der  Stadt  Ulm  ge- 
höriger, großen  Saalbau  einen  gemeinschaftlichen  Ball  ver- 
anstaltet haben.  Dr.  Hardegg  stellt  das  Vorgehen  der  Stadt 
Ulm,  die  den  ihr  gehörigen  größten  Saal  der  Stadt 
den  Gewerkvereinen  aller  Richtungen  zu  einem  gemein- 
samen Feste  zur  Verfügung  gestellt  hat,  ausdrücklich  als 
ein  nachahmenswertes  Beispiel  hin,  das  geeignet  sei,  auf 
die  Klassengegensätze  ausgleichend  zu  wirken.  Bekannt- 
lich macht  nicht  bloß  die  Liebe,  sondern  auch  der  Haß 
blind.  Nur  so  ist  es  zu  verstehen,  daß  der  Bund,  der 
die  Arbeitergewerkschaften  den  Angestellten  immer  als 
nachahmenswertes  Muster  hinstellt,  den  deutschen  Tech- 
niker-Verband aus  seiner  Pflege  der  Geselligkeit  so  bittere 
Vorwürfe  machen  kann. 

Die  Arbeiterorganisationen  haben  gute  Gründe,  die 
Geselligkeit  zu  pflegen.  Gelegentliche  Agitationsversamm- 
lungen, die  wöchentlichen  Beitragszahlungen,  selbst  ge- 
legentliche Unterstützungen  vermögen  ihre  Mitglieder  nicht 
so  eng  zusammen  zu  schließen,  wie  es  im  wirtschaftlichen 
Kampfe  notwendig  ist.    Ein  Streik  stellt  die  größten.  An- 


forderungen an  die  Opferwilhgkeit  der  Mitglieder  der  Ge- 
werkschaften. Nicht  selten  entstehen  da  schwere-  Ge- 
wissenskonflikte, wenn  es  gilt,  die  eigenen  Interessen  und 
die  der  Familie,  ja  nicht  selten  ihre  Existenz  den  Inter- 
essen der  Gewerkschaft  unterzuordnen.  Um  ihre  Mitglieder 
zu  solcher  Opferwilligkeit  zu  erziehen,  dazu  ist  der  all- 
tägliche gesellige  Verkehr  für  die  Gewerkschaften  ein  un- 
entbehrliches Hilfsmittel.  Die  Agitationsversammlungen, 
in  denen  die  Mehrzahl  der  Teilnehmer  doch  eine  mehr 
passive  Rolle  spielt,  vermögen  den  Gemeinsamkeitssinn 
nicht  so  zu  stärken,  daß  er  so  harten  Proben  gegenüber 
Stand  hält.  Dazu  bedarf  es  der  Befestigung  des  in  der 
Versammlung  Gehörten  durch  die  gegenseitige  Aussprache 
im  geselligen  Verkehr.  Sie  zwingt,  das  in  der  Versamm- 
lung Gehörte  selbständig  durchzudenken,  um  darüber 
sprechen  zu  können,  und  macht  es  so  erst  zum  unverlier- 
baren geistigen  Besitz,  der  das  ganze  Tun  und  Treiben, 
die  ganze  Lebensanschauung  beherrscht. 

Gerade  der  Umstand,  daß  die  Privatangestellten  in 
ihrer  sozialen  und  beruflichen  Stellung  zu  sehr  differenziert 
sind,  als  daß  sich  ein  inniger  täglicher  Verkehr  unter  ihnen 
entfalten  könnte,  ist  der  Hauptgrund  dafür,  daß  alle  ge- 
werkschaftlichen Organisationen  der  Privatangestellten  in 
der  wichtigsten  gewerkschafthchen  Frage,  in  der  Gehalts- 
frage, so  gut  wie  gar  keine  positiven  Leistungen  auf- 
zuweisen vermögen.  Solange  sich  jeder  Angestellte  noch' 
schämt,  seinen  Kollegen  über  seine  Gehaltsverhältnisse  Aus- 
kunft zu  geben,  weil  er  fürchtet,  in  ein  schlechtes  Licht 
zu  kommen,  wenn  er  weniger  verdient  als  jener,  so  lange 
ist  eine  wirksame  Aktion  in  der  Gehaltsfrage  überhaupt 
nicht  möglich.  Deshalb  kann  es  mit  als  eine  Aufgabe  der 
gewerkschaftlichen  Organisationen  bezeichnet  werden,  die 
Berufskollegen  durch  gesellige  Veranstaltungen  einander 
gesellschaftlich  und  überhaupt  menschlich  näher  zu  bringen. 
Die  Agitationsversammlungen  allein  genügen  nicht,  um 
unter  den  Mitgliedern  einer  Gewerkschaft  die  Gemein- 
samkeit der  Lebensanschauung  und  das  innige  Zusammen- 
gehörigkeitsgefühl zu  erzeugen,  das  zur  Durchführung  wirt- 
schaftlicher Kämpfe  unerläßlich  ist.  Es  dürfte  aber  allzu 
optimistisch  sein,  in  der  Gehaltsfrage  bedeutsame  und 
dauernde  Fortschritte  ohne  wirtschaftliche  Kämpfe  zu  erwarten. 

Ein  Sozialpolitiker,  der  einige  Zeit  als  wissenschaft- 
licher Hilfsarbeiter  beim  Bund  der  technisch-industriellen 
Beamten  tätig  gewesen  ist,  Dr.  Gl.  Heiß,  hat  allerdings 
vor  jener  Zeit  die  geselligen  Bestrebungen  der  Arbeiter- 
organisationen nicht  eben  ungünstig  beurteilt.  An  her- 
vorragender Stelle,  nämlich  auf  der  letzten  Seite  seiner 
,, modernen  Arbeiterfragen"  (Berlin,  Carl  Heymann)  schreibt 
es  hierüber: 

Ein  Tänzchen  in  Ehren 
Kann  niemand  verwehren. 

Dr.  Umbrecht. 


■  ■■  -I 


::  tl  II    STANDESBEWEGUNO    H  ::  :: 


Die  Stadt  Fmnkenthal  (Pfalz)  und  das  Pfiischertum 

Wir  haben  stets  die  Anschauung  vertreten,  daß 
es  nicht  im  Interesse  des  Bauhandwerks  liegt,  seinen 
Meistern  Wissensgebiete  aufzuzwingen,  die  mit  der  prak- 
tischen Ausübung  ihres  Gewerbes  nichts  zu  tun  haben. 
Will  man  aber  dem  Bauhandwerker  Gelegenheit  geben, 


daß  er  die  zur  Projektierung  und  Leitung  eines  Bauwerks 
erforderlichen  Kenntnisse  sich  aneignet,  also  sein  eigener 
Techniker  oder  Baumeister  wird,  so  sollte  man  ihn  einer 
Lehranstalt  zuweisen,  wo  auch  wirklich  die  Möglichkeit 
vorhanden  ist,  das  Notwendige  gründlich  zu  lernen. 

Bedauerlicherweise  v/aren  Handwerkskammern  nicht 
immer  derselben  Ueberzeugung.  So  hat  z.  B.  im  vorigen 
Jahre  die  Handwerkskammer  in  Osnabrück  besondere 
Meisterkurse  für  Bauhandwerker  eingerichtet,  denen  eine 
Unterrichtszeit  von  im  ganzen  nur  110  Stunden  entspricht. 


522 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  33 


iWir  hatten  seinerzeit  auf  die  Zwecklosigkeit,  ja  sogar 
Schädlichkeit  dieses  Schneiiunterrichts  gebührend  hin- 
gewiesen,*) und  auch  heute  müssen  wir  betonen,  daß 
mit  diesen  Kursen  nicht  dem  Bauhandwerk  gedient  wird, 
sondern  dem  Pfusch  ertum  Tür  und  Tor  geöffnet 
werden. 

iWir  verstehen  daher  auch  nicht,  daß  eine  Gemeinde 
wie  die  Stadt  Frankenthal  in  der  Pfalz  es  für  nötig 
befunden  hat,  eine  Meisterschule  für  Bauhandwerker  zu 
gründen.  Die  Schule,  die  anfangs  des  Monats  Oktober 
eröffnet  werden  soll,  umfaßt  nur  zwei  fünfmonatige 
iWinterkurse.  Man  hat  also  nicht  gewagt  —  viel- 
leicht hat  auch  unser  Aufsatz  dazu  beigetragen  — ,  in  der 
Blitzzuggeschwindigkeit  es  dem  Osnabrücker  Unterricht 
gleich  zu  tun.  Dafür  unterscheidet  sich  aber  auch  der 
Lehrplan  dieser  ,,Meistcrschule"  fast  in  nichts  von  dem 
der  Baugewerkschulen,  außer  eben  in  dem  Hauptpunkt, 
der  Dauer  des  Unterrichts.  Neben  Statik,  Gesetzes- 
kunde usw.  ist  sogar  ein  Sanitätskursus  im  Lehrplan  auf- 
genommen. Und  das  alles  soll  in  knapp  zwei  Semestern 
gelehrt  werden ! 

Am  Ende  des  zweiten  Kursus  wird  eine  Schlußprüfung 
abgehalten.  Mit  dieser  Schlußprüfung  hat  es  etwas  ganz 
besonderes  auf  sich.  Wie  es  in  der  uns  vorliegenden 
Ankündigung  dieser  Schule  heißt,  wird  näml\ch  in  Er- 
wägung gezogen,  die  Abschlußprüfung  an  der  Meister- 
schule der  Meisterprüfung  in  dem  betreffenden  Bauhand- 
werk —  mit  Ausnahme  der  Arbeitsprobe  —  gleichzustellen. 
Also  diese  Schule  mit  dem  Schnellunterricht  soll  ein  Vor- 
recht genießen,  welches  noch  nicht  einmal  unsere  fünf- 
semestrigen  Baugewerkschulen  besitzen,  wo  bekanntlich 
der  Meistertitel  zurzeit  nicht  erworben  werden  kann.  Es 
ist  wünschenswert,  daß  sich  die  Regierung  ins  Mittel 
legt,  besonders  aber,  daß  sie  die  angestrebte  Gleich- 
berechtigung mit  den  baugewerblichen  Fachschulen  dieser 
Anstalt  verweigert.  Die  Hoffnung  ist  allerdings  gering, 
da  die  Schule  sich  bereits  als  staatlich  unterstützte  ausgibt. 

Mtz. 

*)  Vergl.  D.  T.-Z.  Heft  5  und  19,']910. 


SCHULFRAGEN 


Vermessungstechnische  Ausbildiingskiirse 

In  Nr.  22/1911  der  „Allgemeinen  Vermessungs-Nach- 
richten", herausgegeben  von  der  Firma  R.  Reiß-Lieben- 
werda,  veröffentlicht  der  städtische  Vermessungs-Assistent 
Hopmeier  zu  Dortmund  den  Bericht  über  das  erste  Schul- 
jahr der  Fachklasse  für  Vermessungstechniker  an  der 
Handwerker-  und  Kunstgewerbeschule  in  Dortmund. 

Aus  dem  rein  sachlich  verfaßten  Bericht  geht  folgen- 
des hervor: 

An  die  genannte,  staatlich  unterstützte  Schule  wurde 
im  Beginn  des  Jahres  IQIO  eine  Fachklasse  für  Vermes- 
sungstechniker angegliedert  und  im  April  desselben  Jahres 
mit  dem  Unterricht  begonnen.  Von  den  anfangs  teil- 
nehmenden Schülern  traten  nach  und  nach  aus  den  ver- 
schiedensten Gründen  etwa  die  Hälfte  zurück,  so  daß 
das  2.  (Winter-)  Semester  mit  nur  15  Schülern  fortgeführt 
wurde.  Bestimmend  für  den  Austritt  war  für  manche 
der  so  bedeutende  Altersunterschied  der  Teilnehmer,  der 
sich  zwischen  28  und  15  Jahren  bewegte.  Es  ist  begreiflich, 
daß  dieser  Altersunterschied  zu  Erschwerungen  und  Stö- 
rungen des  Unterrichts  führen  mußte;  es  läßt  sich  das 
aber  gar  nicht  vermeiden,  da  man  selbstverständlich  den 
Gang  des  Unterrichts  dem  Auffassungsvermögen  der 
jüngeren  und  gerade  der  jüngsten  Schüler  anpassen  muß. 

Der  Unterricht  wurde  an  zwei  Wochentagen  abends 
von  8  bis  10  Uhr  und  Sonntags  von  8  bis  10  Uhr  vor- 
mittags, im  Winter  von  11  bis  1  Uhr  erteilt. 

Der  Lehrplan  war  folgender: 

1.  Arithmetik,  a)  Die  Grundrechnungsarten  1. 
und  2.  Stufe    mit    absoluten    imd  algebraischen  ganzen 


Zahlen  und  Brüchen,  b)  Verhältnisse  und  Proportionen, 
c)  Potenzen  und  Wurzeln  mit  absoluten  und  algebraischen 
ganzen  und  Bruchexponenten,  d)  Gleichungen  ersten 
Grades  mit  einer  und  mehreren  Unbekannten. 

2.  GeometriederEbene.   a)  Linien  und  Winkel. 

b)  Parallelen,  c)  Kongruenz  der  Dreiecke,  Winkelhalbie- 
rende, Höhen,  Transversalen,  d)  Parallelogramme,  Vier- 
ecke, e)  Kreis,  f)  Flächeninhalt  und  Flächengleichheit 
der  Figuren,  g)  Pythagoräische  Lehrsätze,  Satz  des  Tales, 
h)  Verwandlung  der  Figuren,  i)  Proportionalität  der 
Strecken,  Aehnlichkeit  der  Dreiecke. 

3.  Instrumentenkunde.  a)  Werkzeuge  zum 
Längenmessen  und  zum  Abstecken  rechter  Winkel,  b)  Ge- 
brauch des  Nivellier-Instruments. 

4.  Praktische  Uebungen  im  Felde,  a)  Aus- 
richten gerader  Linien,  b)  Abstecken  und  Fällen  rechter 
Winkel  mit  Winkelkopf,  Winkelspiegel  und  Winkelprisma. 

c)  Längenmessungen,  kleinere  Geländeaufnahmen,  d)  Auf- 
nahme eines  (Straßen-)  Längennivellements  mit  Quer- 
profilen. 

5.  Planzeichnen.      a)    Kleinere  Kartierungen. 

b)  Auftragen  und  Ausarbeiten  der  Aufnahme  unter  4  d. 

c)  Kolorierübungen,  d)  Signaturen,  Rund-  und  Karten- 
schrift. 

6.  F  a  c  h  1  i  c  h  e  s  R  e  c  h  n  e  n.  a)  Einrechnen  einzelner 
Punkte  auf  Linien,  deren  Endpunkte  durch  die  Koordinaten 
gegeben  sind,  b)  Berechnung  der  Höhe  und  des  Höhen- 
fußpunktes  aus  den  drei  Seiten  des  Dreiecks,  c)  Einfacher 
und  allgemeiner  Bogenschnitt.  d)  Kleinpunktsberechnung, 
einschließlich  seitwärts  gelegener  Punkte,  c)  Berechnung 
des  Schnittpunktes  zweier  Geraden. 

Alle  Aufgaben  wurden  aus  den  Grundformeln  ab- 
geleitet und  dabei  die  einzelnen  Lehrsätze  der  Geometrie 
und  Algebra  geübt. 

Außer  diesen  in  den  Stundenplan  aufgenommenen 
Lehrdisziplinen  konnte  auch  die  deutsche  Sprache  durch 
die  Anfertigung  von  Aufsätzen  über  Instrumente  ge- 
fördert werden.  ^' 

Auch  ist  den  Schülern  an  der  Anstalt  Gelegenheit 
geboten,  noch  andere  Fächer,  wie  z.  B.  Deutsch,  Buch- 
führung, Schriftzeichnen  usw.,  zu  belegen. 

Das  neue  Schuljahr  begann  am  1.  April  1911.  In 
ihm  wird  nach  kurzer  Wiederholung  des  bisher  durch- 
genommenen Stoffes  in  der  Durcharbeitung  der  einzelnen 
Lehrgegenstände  fortgefahren,  während  neueintretende 
Schüler  den  Anfangsunterricht  erhalten. 

Das  Sommerhalbjahr  wird  in  erster  Linie  den  prak- 
tischen Uebungen  im  Felde  gewidmet  sein.  Ein  geeig- 
netes größeres  Gelände  steht  der  Schule  zur  Verfügung, 
ebenso  die  erforderlichen  Instrumente  und  Meßwerkzeuge. 

Es  ist  bemerkenswert,  daß  die  Schriftleitung  der  „All- 
gemeinen Vermessungs-Nachrichten"  diesen  Bericht  über- 
haupt veröffentlicht  hat.  Ich  finde  darin  einen  seltsamen 
Widerspruch  mit  den  Bemerkungen,  die  daran  zu  knüpfen 
sich  die  Schriftleitung  nicht  versagen  konnte.  Es  heißt 
da  wörtlich: 

Die  Stadt  Dortmund  hat  es  unternommen,  in  den 
Lehrplan  ihrer  Handwerker-  und  Kunstgewerbeschule 
auch  die  Vermessungstechnik  aufzunehmen. 
Bisher  war,  ist  und  bleibt  wohl  der  Brauch,  die  tech- 
nischen Hilfskräfte  an  der  Hand  der  Praxis  auszubilden, 
allgemein.  So  lange  nur  eine  Stadt  diese  Einrichtung 
getroffen  hat,  kann  von  einer  Störung  des  bisherigen 
bewährten  Verhältnisses  keine  Rede  sein,  ebensowenig 
kann  man  schon  jetzt  sich  ein  Urteil  über  den  Erfolg 
derselben  bilden.  Einstweilen  halten  wir  es  für  be- 
denklich, wenn  jungen  Leuten  eine  solche  Ausbildung 
gegeben  wird,  bevor  sie  in  den  eigentlichen  Beruf 
eingetreten  sind  und  dessen  praktische  Anforderungen 
vollständig  erfaßt  haben.  Die  Schriftleitung. 

Man  muß  der  Schriftleitung  ja  darin  recht  geben,  daß 
es  bisher  Brauch  war  und  leider  noch  ist,  die  Vermessungs- 
techniker an  der  Hand  der  Praxis  auszubilden,  oder  was 
richtiger  wäre,  ihnen  in  der  Lehrzeit  diejenigen  Kenntnisse 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


523 


zu  vermitteln,  die  sie  g^erade  in  dem  betreffenden  Ver- 
messungsbureau brauchen.  Was  aber  über  jene  Bedürf- 
nisse hinausgeht,  was  zu  wissen  für  jeden  strebsamen  Ver- 
messungstechniker unerläßHch  ist,  das  war  und  ist  dieser 
genötigt,  durch  mühsames  Selbststudium  sich  anzueignen. 
Was  das  bedeutet,  wird  jeder  erkennen,  der  bedenkt,  wie 
schwer  es  ist,  ohne  Führung  des  erfahrenen  Lehrers  den 
Weg  und  die  Mittel  zu  finden,  die  zum  Ziele  führen.  Be- 
sonders schwer  in  der  Mathematik,  die  wie  keine  andere 
Wissenschaft  der  Frische  des  Unterrichts  benötigt. 

Wenn  aber  die  Schriftleitung  sagt,  daß  dieser  Brauch 
bestehen  bleibt,  was  wohl  heißen  soll,  daß  wir  Ver- 
messungstechniker vergebens  nach  einer  besseren  Gestal- 
tung unseres  Werdeganges  und  unserer  späteren  sozialen 
Stellung  »*'ireben,  so  können  wir  die  Widerlegung  getrost 
der  Zukunft  überlassen. 

Ein  Beweis  für  die  Notwendigkeit  der  Fachschule 
für  Vermessungstechniker  ist  die  Gründung  der  Fach- 
klasse in  Dortmund,  denn  gewiß  hätte  man  dieser  städti- 
schen, vom  Staate  unterstützten  Schule  die  Fachklasse 
nicht  angegliedert,  wenn  man  nicht  an  maßgebender 
Stelle  die  Notwendigkeit  der  besseren  Ausbildung  der 
Vermessungstechniker  einzusehen  begänne.  Daß  die  bisher 
gegründeten  Fachschulen  sich  nicht  halten  konnten,  ist 
noch  lange  kein  Beweis  dafür,  daß  sie  überflüssig: 
sind.  Bewiesen  wird  dadurch  nur,  daß  ein  derartiges 
Werk  nicht  in  private  Hände,  sondern  nur  in  die  der  Kom- 
munen oder  des  Staates  gelegt  werden  darf.  Ein  Beweis 
für  die  Notwendig-keit  der  Fachschulen  für  Vermessungs- 
techniker ergibt  sich  auch  daraus,  daß  es  vereidete  Land- 
messer waren,  die  diese  Schulen  gründeten  und  zu  halten 
versuchten,  also  Angehörige  des  Standes,  den  die  „Allgem. 
Vermessungs-Nachrichten"  einzig  und  allein  zu  vertreten 
scheinen. 

Eine  Störung  der  bestehenden  Verhältnisse  bedeutet  der 
Dortmunder  Versuch  —  denn  mehr  kann  man  es  aller- 
dings noch  nicht  nennen  —  gewiß  noch  nicht.  Daß  die 
Schrift.'oitung  aber  von  „bewährten"  Verhältnissen  redet, 
kann  doch  bei  jedem  Einsichtsvollen  nur  ein  Lächeln 
auslösen. 

Und  wenn  die  Schriftleitung  zugibt,  ein  Urteil  über 
den  Erfolg  des  Dortmunder  Versuchs  einstweilen  noch 
nicht  abgeben  zu  können,  wie  kommt  sie  denn  dazu,  gleich 
darauf  zu  sagen,  daß  sie  es  für  bedenklich  hält,  wenn 
jungen  Leuten  eine  solche  Ausbildung  gegeben  wird,  bevor 
sie  in  den  eigentlichen  Beruf  eingetreten  sind  und  dessen 
praktische  Anforderungen  vollständig  erfaßt  haben? 

Man  muß  fast  glauben,  daß  die  Schriftleitung  den 
Lehrplan  nicht  oder  doch  nur  oberflächlich  gelesen  hat. 
Oder  ist  es  in  der  Tat  bedenklich,  wenn  der  junge  Ver- 
messungstechniker, und  sei  es  der  jüngste  Lehrling,  mit 
der  Arithmetik,  mit  der  Geometrie,  mit  der  Instrumenten- 
kunde bekannt  gemacht  wird?  Ist  es  bedenklich,  wenn 
er  in  der  Fachschule  Unterweisungen  im  Planzeichnen, 
im  fachlichen  Rechnen,  oder  auch  bei  praktischen  Uebungen 
noch  Anweisungen  im  richtigen  Gebrauch  der  wertvollen 
Instrumente  empfängt?  Nein,  sie  werden  ihn  zu  einem 
besseren  Verständnis  und  vor  allem  zu  größerem  Eifer 
und  größerer  Freude  an  seinem  Beruf  erziehen.  Ja,  auch 
mit  Freude!  Denn  wo  ist  das  vermessungstechnische 
Bureau,  von  rühmlichen  Ausnahmen  abgesehen,  in  dem  der 
Lehrling  die  vor  allem  so  nötige  Zeit  und  Ruhe  findet,  um 
seine  Arbeiten  gründlich  verstehen  und  würdigen  zu  lernen? 
Zu  dieser  Frage  ist  man  leider  nur  zu  sehr  berechtigt, 
denn  in  den  meisten  Vermessungsbureaus  ist  es  nachgerade 
zu  einer  rechten  Lehrlingszüchterei  gekommen,  die  nichts 
weiter  als  egoistische  Zwecke  verfolgt,  nichts  anderes  will 
als  billige  Arbeitskräfte.  Und  das  ist  die  Ursache,  daß  so 
mancher  Vermessungstechniker  später  mit  einer  gewissen 
Aengstlichkeit  Aufgaben  gegenübersteht,  öder  Arbeiten  aus- 
führt, deren  Wesen  er  nicht  richtig  versteht,  oder  deren  Er- 
ledigung er  bedeutend  einfacher  betreiben  könnte,  wenn 
er  eine  gründliche  Ausbildung  genossen  hätte. 

Diese  zu  vermitteln,  scheint  sich  die  Fachklasse  in 
Dortmund  als  Ziel  gesetzt  zu  haben.    Wenn  auch  nur 


wenige  Vermessungstechniker  jetzt  davon  profitieren 
können,  so  ist  ihre  Einrichtung  doch  zu  begrüßen,  weil 
sie  einen  Anfang  bedeutet  auf  dem  Wege,  der  uns  zum 
Ziele  führen  wird. 

Die  Stadt  Dortmund  verdient  den  Dank  eines  jeden, 
dem  an  der  Hebung  des  Vermessungstechnikerstandes' 
gelegen  ist. 

R  i  e  m  a  n  n. 

Hierzu  schreibt  uns  noch  die  Interessengruppe  der 
Vermessungstechniker  in  unserem  Verbände: 

„In  der  am  2.  Juli  in  Dortmund  veranstalteten  Vor- 
standssitzung der  Interessengruppe  hatten  wir  Gelegen- 
heit, mit  dem  Leiter  der  Dortmunder  Fachklasse,  Herrn 
Hopmeier,  Fühlung  zu  nehmen.  Herr  Hopmeier  erklärte, 
daß  es  sich  hier  um  Unterrichtskurse  handelt,  welche  an 
Wochentagen  nach  Feierabend  und  Sonntags  abgehalten 
werden  und  daß  diese  Kurse  nur  lokalen  Charakter  tragen. 

So  begrüßen  auch  wir  diese  Einrichtung,  die  den 
jungen  Leuten  das  Einleben  in  den  von  ihnen  er- 
wählten Beruf  erleichtern  und  zu  deren  Fortkommen 
nicht  unwesentlich  beitragen  wird.  Nach  wie  vor  jedoch 
müssen  wir  an  unserer  Forderung  —  Ausbildung  an 
staatlichen  Baugewerk-  (Tiefbau-)  Schulen  —  festhalten, 
deren  Besuch  nach  absolvierter  Lehrzeit  erfolgen  muß. 
Aber  selbst  dann  wird  es  für  den  Lehrling  eine  gute 
Vorbereitung  sein,  wenn  er  während  der  Lehrzeit  be- 
reits Gelegenheit  hatte,  sich  an  solchen  Unterrichts- 
kursen zu  beteiligen.  Dadurch  kann  er  sich  diejenigen 
Vorkenntnisse  aneignen,  die  unbedingt  nötig  sind,  um 
dem  Unterricht  mit  Verständnis  folgen  zu  können  und 
die  er  sich  sonst  durch  mühsames  Selbststudium  er- 
werben muß.  Aus  diesem  Grunde  verdienen  alle  der- 
artigen Einrichtungen  unsere  Anerkennung,  da  sie  auch 
dann  noch  segensreich  wirken  können,  wenn  unsere  For- 
derung erfüllt  sein  wird. 

Die  Redaktion  der  „Allgemeinen  Vermessungs-Nach- 
richten" hätte  sich  die  Fußnote  ersparen  können,  da 
sie  nur  eine  Verbeugung  vor  den  vereideten  Land- 
messern darstellt,  gleichzeitig  aber  zahlreiche  vermessungs- 
technische Abonnenten  direkt  vor  den  Kopf  stößt.  Wirken 
wir  alle  dahin,  unseren  Stellennachweis  möglichst  um- 
fassend auszubauen,  dann  wird  die  Firma  Reiß  uns  bald 
nicht  mehr  wehe  tun." 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  H 


Die  Sterbetafeln  und  ihre  Konstruktion 

Daß  die  Vorbedingung  für  die  ÄufrecHterhaltung  eines 
rationellen  Lebensversicherungsbetriebes  die  Sterblichkeits- 
forschung ist,  wurde  schon  gesagt.  Sie  ermöglicht  es,  ob- 
vv^ohl  niemand  weiß,  wann  sein  Tod  eintritt,  die  wahrschein- 
liche Lebensdauer  eines  Menschen  zu  bestimmen  und  mit 
annähernder  Gewißheit  festzustellen,  in  welcher  Weise  das 
Absterben  einer  größeren  Gruppe  von  Personen  vor  sich 
geht.  Diese  für  die  Lebensversicherung  ungemein  wich- 
tigen Kenntnisse  verdankt  man  der  Wahrscheinlichkeits- 
rechnung und  der  mathematischen  Statistik,  die  seit  etwa 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  sich  mit  immer  größerem  Er- 
folg der  Aufgabe  zuvi'andte,  Sterblichkeitstafeln  her- 
zustellen. Dieselben  lassen  erkennen,  daß  die  Sterblich- 
keit nach  Ländern  und  Nationen  und  innerhalb  desselben 
Landes  nach  den  einzelnen  Gegenden  verschieden  ist.  Die 
Stadtbevölkerung  besitzt  eine  andere  Sterblichkeit  wie  die 
des  Landes.  Beruf  und  Lebensweise,  Klima  und  Jahres- 
zeit, die  wirtschaftliche  Lage,  der  Familienstand  und 
von  den  Eltern  übernommene  Veranlagungen  üben  auf 
die  Lebensdauer  ihre  Wirkung  aus.  Ueber  diese  ver- 
schiedenen Punkte  gibt  es  in  nahezu  allen  Kulturländern 
mehr  oder  minder  genaue  Statistiken,  deren  Durchforschung 
zu  dem  Ergebnis  führte,  daß  für  einen  größeren  Kreis 
von  Personen  das  Abstertjen  in  den  verschiedenen  Lebens- 


524 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  33 


altern  mit  einer  gewissen  Regelmäßigkeit  vor  sich  geht, 
die  als  Sterblichkeitsgesetz  oder  Absterbeordnung  bezeich- 
net worden  ist.  Eine  derartige  Absterbeordnung  pflegt  die 
Zahl  derjenigen  zu  enthalten,  die  von  einer  anfangs  vorhan- 
denen Anzahl  Lebender  eines  gewissen  Alters  in  den  höheren 
Jahren  noch  vorhanden  sind,  ferner  die  Zahl  der  in 
der  angenommenen  Personenmenge  bei  den  einzelnen 
Altern  eintretenden  Sterbefälle,  drittens  für  die  einzelnen 
Alter  die  Wahrscheinlichkeit,  binnen  Jahresfrist  zu  sterben, 
viertens  die  WahrscTieinlichkeit,  nach  Ablauf  eines  Jahres 
noch  zu  leben  und  fünftens,  die  Lebenserwartung  für  einen 
in  einem  gewissen  Alter  stehenden  Menschen. 

Der  Ausgangspunkt  für  die  Aufstellung  von  Sterbe- 
tafeln bildete  anfangs  die  Zahl  der  Verstorbenen.  In  dieser 
iWeise  verfuhr  beispielsweise  der  englische  Mathematiker 
und  Astronom  Halley.  In  anderer  Weise  versuchte  man 
die  Ableitung  einer  Sterbeordnung  aus  den  Volkslisten. 
Größere  praktische  Bedeutung  erlangten  die  Tafeln  der 
siebzehn  englischen  Gesellschaften  aus  dem  Jahre  1847, 
die  der  zwanzig  englischen  Gesellschaften  aus  dem  Jahre 
1869,  die  amerikanische  Sterbetafel  aus  dem  Jahre  1868, 
die  Tafeln  der  dreißig  amerikanischen  Gesellschaften  aus 
dem  Jahre  1881,  der  dreiundzvvanzig  deutschen  Gesell- 
schaften vom  Jahre  1883,  der  vier  französischen  aus  dem 
Jahre  1885,  der  vierunddreißig  amerikanischen'  aus  dem 
Jahre  1903  und  der  einundsechzig  englischen  Gesellschaften 
aus  dem  gleichen  Jahre.  Eine  bekannte  Sterbetafel,  die 
nur  das  Material  einer  einzelnen  Gesellschaft  verwertet, 
ist  die  der  Gothaer  Lebensversicherungsbank  aus  dem 
Jahre  1904.  Zu  diesen  ist  im  Jahre  1908  eine  Tafel  der 
österreichischen  Gesellschaften  getreten.  In  Vorbereitung 
ist  eine  neue  Sterbetafel  der  deutschen  Gesellschaften,  an 
der  bereits  seit  mehr  als  Jahresfrist  intensiv  gearbeitet 
wird.  Ebenso  sind  neue  Sterblichkeitsuntersuchungen  bei 
einer  Reihe  von  amerikanischen  Gesellschaften  im  Gange. 

Die  Bedeutung  der  Sterbetafel,  die  eine  Gesellschaft 
als  Grundlage  für  ihr  Lebensversicherungsgeschäft  wählt, 
liegt  vor  allem  darin,  daß  von  ihr  die  Höhe  der  Prämien 
und  der  Prämienreserven  abhängig  ist.  Wenn  die  gewählte 
Sterbetafel  eine  zu  hohe  Sterblichkeit  der  Versicherten  an- 
nimmt, so  ergeben  sich  zwar  aus  dem  Lebensversicherungs- 
geschäft für  die  Gesellschaft  hohe  Sterblichkeitsgewinne, 
aber  das  betreffende  Unternehmen  muß  von  seinen  Ver- 
sicherten zu  hohe  Prämien  fordern  und  wird  daher  an- 
gesichts des  lebhaften  Konkurrenzkampfes  der  Gesell- 
schaften untereinander  im  Wettbewerb  unterliegen  müssen. 
Ist  umgekehrt  die  Sterbetafel  zu  günstig  für  die  Versicherten 
der  betreffenden  Gesellschaft  gewählt,  so  ermäßigen  sich 
zwar  die  Prämien,  die  von  den  Versicherten  zu  entrichten 
sind,  aber  es  entsteht  sehr  bald  eine  Unterbilanz,  die  für 
die  finanzielle  Lage  der  betreffenden  Anstalt  verhängnisvoll 
werden  kann.  Im  allgemeinen  arbeiten  die  Lebensversiche- 
rungsunternehmen mit  Sterbetafeln,  die  die  Sterblichkeit 
etwas  größer  annehmen  als  sie  in  Wnkiichkeit  ist.  Sie 
fordern  auf  der  einen  Seite  höhere  Prämien,  als  sie  nach 
dem  zu  erwartenden  Verlauf  der  Sterblichkeit  einziehen 
müßten,  lassen  aber  auf  der  anderen  Seite  die  sich  hier- 
aus ergebenden  Sterblichkeitsgewinne  ihren  Versicherten 
in  Form  von  Versichertendividenden  wieder  zugute 
kommen.  Auf  diese  Weise  ist  die  finanzielle  Position  der 
Gesellschaft  gesichert,  ohne  daß  die  Versicherten  benach- 
teiligt zu  werden  brauchen.  Selbstverständlich  kann  den 
verschiedenen  Lebensversicherungsarten  nicht  dieselbe 
Sterblichkeitstafel  zugrunde  gelegt  werden,  denn  die 
Sterbetafeln  für  die  Versicherung  auf  den  Todesfall 
zeigen  ganz  andere  Ziffern,  wie  die  für  die  Renten- 
versicherung. Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  Per- 
sonen, die  eine  Versicherung  auf  den  Todesfall  abschließen, 
kürzer  leben  als  diejenigen,  die  sich  auf  den  Erlebensfall 
versichern  oder  eine  Rentenversicherung  eingehen.  Es 
tritt  hier  nämlich  die  Selbstauslese  der  Versicherten  stark 
hervor.  Man  versteht  hierunter  die  Erscheinung,  daß  viele 
Personen  beim  Abschluß  der  Lebensversicherung  gerade 
diejenige  Versicherungsform  wählen,  die  für  sie  am 
günstigsten  ist.   Daß  den  Versicherten  sein  Gefühl  hierbei 


sehr  häufig  richtig  leitet,  zeigt  die  Tatsache,  daß  die 
deutschen  Lebensversicherungs-Qesellschaften  vielfach  bei 
ihren  Rentenversicherungen  zusetzen  müssen. 


BÜCHERSCHAU   ::  ::  ::  ::  ::  :: 


(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Bucli handlunsj  des  Deutschen  Techniker-Vcrbandei 

zu  beziehen.) 

Taschenbuch  zum  Abstecken  der  Kurven  an  Straßen  und  Eisen- 
bahnen.   Von  C.  K  n  o  11.    Dritte  Auflage.    Neu  bearbeitet 
von    Prof.    W.  Weitbrecht.     Zwei    Bände.  Erster 
Band:     Text.     Zweiter    Band:     Zahlentafeln.  Leipzig. 
Verlag:  Alfred  Kröner.    Preis  geb.  5  M. 
Neben  Anleitung  zur  Absteckung  von  Kreisbögen  und  Ueber- 
gangskurven,  Aufstellung  der  zur  rechnerischen  Ermittelung  der 
Absteckungsgrößen  nötigen  Gleichungen  der  Absteckung  von 
Tangenten  enthält  das  Werk  auch  Abhandlungen  über  Korb- 
bögen, Verbindungsstrecken  bei  wechselndem  Achsabstand  mehr- 
gleisiger Bahnen,  über  Schienenüberhöhung,  Uebergangskurven, 
Spurerweiterung,   Ausrundung   der  Neigungswechsel,  Achsver- 
sicherung, Ausweichungen  usw.    Der  Text  ist  gewandt  geordnet 
und  recht  eingehend  bearbeitet.    Den  Beispielen  sind  gute  Dar- 
stellungen beigegeben.    Das  trifft  auch  auf  die  Zahlentafeln  zu. 

R. 

Die  Stoßdichtunn;  von  Steinzeugröhren.  Von  Ing.  Julius  Barth, 
Berlin-Weißensee.  Sonderabdruck  aus  der  „Gesundheit", 
Zeitschrift  für  Städtehygiene  und  Gesundheitstechnik  1911, 
Nr.  5.  Leipzig,  Verlag  von  F.  Leineweber. 
In  dem  ersten  Teil  dieser  kleinen  Abhandlung  beschreibt 
der  Verfasser  das  von  ihm  sChon  im  Jahre  1908  vorgeschlagene 
Verfahren  zur  Dichtung  von  Steinzeugröhren,  welches  darin 
besteht,  daß  man  die  Dichtungsflächen  rauh  gestaltet,  statt 
wie  bisher  glasiert  und  glatt.  Das  Verfahren  ist  von  ihm 
jetzt  dahin  verbessert  worden,  daß  sich  die  Rillen,  dank  einer 
eigenartigen  Anordnung  des  Rillennetzes,  bei  einer  etwaigen 
Verschmutzung  leicht  reinigen  lassen.  Die  Aufgabe  der  fabrik- 
mäßigen Herstellung  dieser  neuartigen  Dichtungsflächen  hat 
der  Verfasser  einwandfrei  gelöst.  Im  zweiten  Teil  des  Heft- 
chens beschreibt  Barth  die  Herstellung  von  schwalbenschwanz- 
förmigen  Rillen,  die  bekanntlich  das  idealste  Mittel  zur  Ver- 
bindung der  Rohrenden  darstellen.  Auch  dieses  Verfahren, 
welches  bisher  daran  krankte,  daß  die  Herstellung  der  Rillen 
in  einem  Arbeitsgang  für  Massenfabrikation  nicht  durchführbar 
war,  hat  der  Verfasser  jetzt  verbessert,  so  daß  die  schwalben- 
schwanzförmige  Rillung  sich  nicht  mehr  teurer  stellt  als  die 
alte.  — tz.— 

Neuere  Kraftanlagen.  Eine  technische  und  wirtschaftliche 
Studie.  Auf  Veranlassung  der  Jagorstiftung  der  Stadt 
Berlin  unter  Mitwirkung  von  Dr.  Ing.  Gensecke  und 
Dr.  Ing.  Hanszel  bearbeitet  von  E.  Josse,  Prof.  an  der 
Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin.  Zweite,  wesent- 
lich vermehrte  Auflage.  Mit  93  Abbildungen  im  Text. 
München  und  Berlin.  Verlag  von  R.  Oldenbourg.  Preis 
4  Mark. 

In  dem  vorliegenden  Werk,  dessen  erste  Auflage  bereits 
nach  Jahresfrist  vergriffen  war,  hat  der  Verfasser  das  Er- 
gebnis seiner  Studien  niedergelegt,  die  den  ^gegenwärtigen  Stand 
der  Technik  des  Kraftmaschinenbaus  zum  Gegenstand  hatten. 
Das  Werk,  das  einer  Anregung  der  Stadt  Berlin  seine  Ent- 
stehung verdankt,  behandelt  die  bisher  erreichte  Ausnutzung 
der  Brennstoffe  in  den  verschiedenen  Wärmekraftmaschinen  in 
technischer  und  wirtschaftlicher  Hinsicht.  Der  Verfasser  er- 
örtert demnach  nicht  nur  technische  Fragen  —  das  rein  Kon- 
struktive der  einzelnen  Maschinen  tritt  in  dem  Werk  sogar 
zurück  — ,  er  geht  auch  auf  die  Forderungen  und  Ergebnisse 
des  praktischen  Betriebes,  wie  Betriebssicherheit,  Anpassungs- 
vermögen, Steigerungsfähigkeit,  Anlage-,  Betriebs-  und  Unter- 
haltungskosten, Raumbedarf  usw.  näher  ein.  Als  Grundlage 
für  seine  Ausführungen  dienten  dem  Verfasser  eigene  Versuche 
und  praktische  Erfahrungen;  in  erster  Linie  sind  Berliner  Ver- 
hältnisse berücksichtigt,  also  kleinere  und  mittlere  Kraftwerke. 
In  der  neuen  Auflage  werden  u.  a.  auch  die  Großkraftwerke 
in  den  Bereich  der  Betrachtung  gezogen.  Allgemeine  Regeln 
für  die  Wahl  einer  Maschinengattung  bei  der  Errichtung  einer 
Neuanlage  findet  der  Leser  nicht  in  dem  Werke.  Ingenieure, 
Betriebsleiter,  Erbauer  von  Kraftwerken  werden  aber  auf  Grund 
der  vorliegenden  Studie  unter  Berücksichtigung  der  jeweils  in 
Betracht  kommenden  Gesichtspunkte  um  so  leichter  die  Wahl 
des  Maschinensystems  selbst  treffen  können,  als  ihnen  das 
Werk  einen  vortrefflichen  Ueberblick  über  den  gegenwärtigen 
Stand  des  Kraftmaschinenbaus  bietet.  -f. 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


525 


'Einführung  in  die  Festigkeitslehre  nebst  Aufgaben  aus  dem 
Maschinenbau  und  der  Baukonstruktion.     Ein  Lehrbuch 
für  Maschinenbauschulen   und   andere   technische  Lehr- 
anstalten sowie  zum  Selbstunterricht  und  für  die  Praxis. 
Von  Ernst  Wehnert,  Ingenieur  und  Oberlehrer  an 
der   Städtischen   Gewerbe-   und   Maschinenbauschule  in 
Leipzig.    Mit  247  Abbildungen.    Zweite,  verbesserte  und 
vermehrte  Auflage.    Berlin.    Verlag  von  Julius  Springer. 
Preis  geb.  6  M. 
Während  es  an  elementar  geschriebenen  Werken  über  die 
Festigkeitslehre   im   Baufach   nicht  mangelt,  gibt   es'  für  den 
Maschinentechniker   nur   wenig   brauchbare    Lehrbücher.  Die 
vorhandenen  größeren  Werke  sind  von  weitgehender  Wissen- 
schaftlichkeit und  daher  für  den  Mittelschultechniker  teilweise 
schwer  verständlich,   für  den  Anfänger  aber  fast  immer  un- 
geeignet.    Das   vorliegende   Buch   trägt  diesen  Verhältnissen! 
dadurch  Rechnung,  daß  es  dem  lernenden  Techniker  bei  elemen- 
tarer Darstellung  die  vollständige  mathematische  Entwicklung 
bringt,  ohne  daß  mehr  als  die  ersten  Kenntnisse  der  Mathematik 
vorausgesetzt  werden.    Die  neue  Auflage  enthält  neben  einigen 
Verbesserungen  eine  wesentlich  größere  Aufgabensammlung  als 
die  seitherige.    Neu  hinzugekommen  sind  auch  die  40  Beispiele, 
die  nur  mit  Endresultaten  versehen  sind  und  dem  Studierenden 
zur  selbständigen  Durcharbeitung  dienen  sollen.    Aus  dem  Buch 
wird  nicht  nur  der  Anfänger,  sondern  auch  der  in  der  Praxis 
stehende  Techniker  großen  Nutzen  ziehen.  M. 
Graphische  Statik  der  starren  Systeme.    Von  Prof.  L.  Henne- 
b  e  r  g  in   Darmstadt.     Verlag  von   B.   G.   Teubner  in 
Leipzig  und  Berlin.    Preis  geb.  24  M. 
Das  vorliegende  Werk  eines  unserer  besten  Vertreter  der 
graphischen  Statik  will  eine  eingehende  wissenschaftliche  Dar- 
stellung jener  Materie  geben.    Der  Inhalt  gliedert   sich  in  die 
folgenden  Abschnitte:    das  ebene  Kräftesystem,  Anwendungen 
des  ebenen  Kräftesystems,  das  räumliche  Kräftesystem,  das  be- 
stimmte ebene  Fachwerk  und  im  Schlußabschnitt  das  bestimmte 
räumliche  Fachwerk.    Der  Verfasser  versteht  es,  in  einer  klaren 
Ausdrucksform  den  Lesern  das  schwierige  Gebiet  der  graphischen 
Statik  leichtverständhch  darzustellen.    Deswegen  hätten  wir  es 
gewünscht,  daß  er  auch  näher  auf  das  Prinzip  der  virtuellen  Ver- 
rückungen eingegangen  wäre,  dessen  Beherrschung  er  in  seinen 
Untersuchungen  über  das  Fachwerk  voraussetzt.    Es  wäre  damit 
auch  bei,spielsweise  den  Mittelschultechnikern,  denen  wir  das: 
Studium  des  vorzüglichen  Werkes  nur  empfehlen  können,  mög- 
lich, den  Untersuchungen  im  Sinne  Hennebergs  zu  folgen,  ohne 
ein  anderes  Buch  daneben  zu  gebrauchen.     Die  beste  Emp- 
fehlung besteht  aber  zweifellos  darin,  daß  der  Verfasser  in 
seinem  Werke  erfüllt  hat,  was  er  in  seinem  Vorwort  versprochen 
hat,  nämlich,   die  graphische  Statik   als  Grundlage  der  Bau- 
konstruktionen wissenschaftlich  und  in  möglichst  vollständige!: 
Weise  uns  vorzuführen. 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
'"'^•■fisse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhi)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
m  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Blöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der .  fragesteiler  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  171.  Ich  verwende  beim  Einzementieren  der  Fuß- 
boden-Oberlicht-Glasplatten in  Eisenrahmen  Portlandzement- 
mörtel 1 : 3.  Bei  diesem  Verfahren  ist  es  des  öfteren  vor- 
gekommen, daß  die  fertig  einzementierten  Glasfliesen  nach 
einigen  Tagen  geplatzt  sind.  Ich  schiebe  die  Schuld  dem 
Treiben  des  Mörtels  zu.  Wie  kann  ich  dem  Schaden  abhelfen 
und  welche  Mörtelmischung  eignet  sich  hierzu  am  besten? 

Frage  172.  Wie  berechnet  man  die  Lagerdrucke  einer 
Welle,  die  auf  drei  Lagern  unterstützt  ist?  Die  Lagerentfernungen 
sitid  verschieden.  Jedesi  Feld  ist  durch  zwei  vertikale  Einzel- 
kräfte belastet,  deren  Entfernungen  voneinander  ebenfalls  ver- 
schieden sind. 

Frage  173.  Sind  Würfelfestigkeitsproben  des  Bimsbetons 
ausgeführt  worden?  Welche  Resultate  sind  dabei  erzielt  worden? 
Welche  Spannungen  sind  zulässig? 

Zur  Frage  152.  Hypothekarische  Beleihung  von  Grund- 
stücken. In  Heft  2  und  3  der  Bayer.  Baugewerkszeitung  finden 
Sie  eine  Abhandlung,  die  Ihnen  Aufschluß  über  das  Gewünschte 
gibti  B.,  42  261. 


Zur  Frage  158.  Ranimver fahren.  Die  große  Nähe  der 
hohen  Schornsteine  erfordert  das  Rammen  der  Pfähle  mittels 
Wasserspülung.  Dadurch  werden  die  heftigen  Erschütterungen 
vermieden.  Noch  besser  ist  die  Anwendung  eines  Pfahlsystems, 
bei  dem  der  Pfahl  nicht  mit  der  Ramme  eingetrieben  wird.  So 
wird  z.  B.  bei  dem  Betonpfahl  „System  Strauß"  der  Kern 
herausgebohrt  und  dann  das  Bohrloch  ausbetoniert.    B.,  42  261. 

Zur  Frage  160.  Stoßwirkiing  eines  herabfallenden  Auf- 
zuges. Zur  Klarstellung  der  hier  in  Frage  kommenden  Ver- 
hältnisse verweise  ich  auf  meinen  Aufsatz:  ,, Berechnung  einer 
Schutzbrücke  gegen  herabfallende  Wagen  einer  Drahtseilbahn" 
in  Heft  38/1910  der  D.  T.-Z.  Weiter  will  ich  hinweisen  auf 
den  „Entwurf  einer  Polizeiverordnung  vom  17.  März  1Q08, 
betreffend  die  Einrichtung  und  den  Betrieb  von  Aufzügen", 
herausgegeben  von  den  Ministerien  für  Handel  und  Gewerbe, 
der  öffentlichen  Arbeiten  und  des  Innern.  Darin  lautet  §10,1: 
,,Die  Fahrkörbe  der  Aufzüge  sind  mit  einer  zuverlässigen  Fang- 
oder Geschwindigkeitsbremsvorrichtung  (selbsttätige  Senk- 
bremse) zu  versehen";  und  ferner  §  11,11:  „Fahrstühle  mit 
Geschwindigkeitsbremsen  dürfen  nach  Loslösung  oder  Bruch 
der  Tragorgane  höchstens  mit  einer  Geschwindigkeit  von 
1,5  m/sek  niedergehen;  solche  mit  Fangvorrichtung  müssen  sich 
festklemmen,  nachdem  sie  höchstens  0,25  m  tief  gefallen  sind." 
Hiernach  ist  eine  Fallhöhe  von  10  m,  wie  in  der  Frage  an- 
gegeben, eigentlich  ausgeschlossen.  Der  Geschwindigkeit  von 
1,5  m/sek  entspricht  nur  eine  Fallhöhe  von  0,115  m.  Schon 
im  voraus  sei  bemerkt,  daß  der  Fahrkorb,  wenn  er  am  Ende 
nicht  durch  eine  zweckentsprechende  Bremse  aufgefangen  wird, 
selbst  unter  Anwendung  sehr  elastischer  Unterlagen,  beim  Auf- 
schlagen mit  Sicherheit  zertrümmert  wird.  Um  sich  ein  Bild 
von  der  Wirkung  machen  zu  können,  soll  die  am  Ende  der 
Fallstrecke  erreichte  Geschwindigkeit  bestimmt  werden.  Diese 
ergibt  sich  zu  v  =  -j/Tgs  =  ^  2  ■  9,81  •  10  =  14  m/sek, 
das  sind  rund  50  km  pro  Stunde.  Es  entspricht  also  das 
Aufschlagen  des  Fahrkorbes  etwa  dem  Auftreffen  eines  Eisen- 
bahnwagens, der  mit  50  km/std  Geschwindigkeit  gegen  ein 
feststehendes  Hindernis  läuft. 

Um  auch  zahlenmäßig  die  auftretenden  Kräfte  abschätzen 
zu  können,  soll  die  Rechnung  durchgeführt  werden  unter  der 
Annahme,  daß  die  Unterlage,  worauf  der  Fahrkorb  fällt,  sehr 
elastisch,  z.  B.  durch  Stahlfedern  abgefangen  ist.  Hier  kann 
von  der  Formel  (6)  des  oben  genannten  Aufsatzes  ausgegangen 
werden.    Hiernach  ist 

A  =  a  P  (h  +  fd),  1) 
wobei  die  Bezeichnungen  dieselben  sind  wie  in  dem  Aufsatze. 
Der  Faktor  a  mag  hier  zu  0,65  geschätzt  sein.  Die  dynamische 
Durchbiegung  fd  kann  gegen  die  große  Fallhöhe  vernachlässigt 
werden,  ebenso  die  Masse  der  federnden  Unterlage,  da  die 
gesamte  Rechnung  ja  doch  nur  ein  Abschätzen  zuläßt.  Die 
kinetische  Wucht  muß  nun  in  Formänderungsarbeit  der  Federn 
umgesetzt  werden.  Spiralfedern  aus  rundem  Draht  können 
eine  Formänderungsarbeit  von 

A  =  ^  V 

4  •  G  2) 

aufnehmen,  wenn  bezeichnet:  kd  die  auftretende  größte  Tor- 
sionsbeanspruchung, G  den  Gleitmodul  des  Materials  und  V 
das  arbeitende  Volumen  der  Federn.  Setzt  man  die  rechten 
Seiten  der  Formeln  (1)  und  (2)  einander  gleich,  so  wird 

krl^ 

«P(fd  +  h)^^^V.  3^ 

Für  kd  =  4500  kg/qcm  und  G  =  750  000  kg/qcm  erhält  man : 
V=  L^  +  Jl)  G  =  4  .  0,65  .  n^OO  .  1000  ^^Q^^Q  ^ 


kd'  4500' 
-  164  000  cml 

Die  Federn  müßten  demnach  ein  wirksames  Volumen  von 
164  000  cm3,  oder  ein  Gewicht  von  164  000  •  7,86  =  1  290  000  gr  = 
1290  kg  haben.  Wie  das  Material  in  den  Federn  untergebracht 
wird,  ist  im  Grunde  gleichgültig,  denn  je  weicher,  also  nach- 
giebiger, die  Federn  gewählt  werden,  um  so  geringer  ist  die 
Tragkraft  und  umgekehrt  je  steifer,  desto  größer  die  Trag- 
fähigkeit. Grenzen  sind  hier  natürlich  durch  die  Ausführbar- 
keit gesetzt.  Wählen  wir  für  das  Beispiel  sehr  elastische  Zug- 
federn ünd  nehmen  wir  weiter  an,  daß  diese  400  mm  nach- 
geben. Die  von  den  Federn  aufzunehmende  Formänderungs- 
arbeit ist 

A  =  a  P  (fd  +  h)  =  0,65  •  1700  •  1000  =  1  105000  kgcm 
sie  riiüssen  also  eine  größte  Belastung  von 

ü^-^  ==  55250  kg 

aushalten  können.  Diese  Kraft  von  55  250  kg  wirkt  ebenso 
am  Fahrkorb.  Der  Korb  nebst  Inhalt  wird  also  bei  diesen 
sehr  günstig  angenommenen  Verhältnissen  mit  dem  fast 
33  fachen  seines  Eigengewichtes  beansprucht. 


526 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  33 


Zu  ähnlichen  Resultaten  gelangt  man  bei  der  Anwendung 
der  Stoßformeln,  die  natürlich  den  hier  bestehenden  besonderen 
Verhältnissen  angepaßt  werden  müssen.  Die  Ergebnisse  der 
Rechnung  sind  sehr  unsicher.  Bei  der  vorher  durchgeführten 
Rechnung  liegt  die  Unsicherheit  in  der  Unkenntnis  des  Koeffi- 
zienten a,  bei  den  Stoßformeln  in  dem  Stoßkoeffizienten  be- 
gründet. Aufklärung  kann  man  hier  nur  durch  Versuche  im 
großen  erhalten,  die  ihrer  Kostspieligkeit  wegen  bisher  nur 
selten  ausgeführt  wurden. 

Wie  das  Beispiel  schon  zeigt,  ist  die  ganze  Rechnung 
fast  nur  von  dem  Verhalten  der  Unterlage  beim  Aufschlagen 
abhängig.  Trotzdem  die  Nachgiebigkeit  der  Federn  sehr  groß 
angenommen  wurde,  ist  doch  noch  ein  Zertrümmern  des  Fahr- 
korbes so  gut  wie  sicher.  Menschen  im  Korb  würden  einen 
solchen  Stoß  nicht  überleben.  Werden  die  Bedingungen  beim 
Aufschlagen  anders  gewählt,  so  erhält  man  auch  ganz  andere 
Resultate.  Rob.  Schmidt,  Rostock. 

Zur  Frage  168.  Wasserdichter  Teerbehälter.  I.  Beton  ist 
entschieden  dem  Mauerwerk  vorzuziehen.  Schmierseife  alsi 
Zusatz  zu  dem  Anmachewasser  im  Verhältnis  1 :  30  oder  3  bis 
4  kg  pro  cbm  Beton  soll  den  Beton  für  Wasser  undurchlässig 
machen.  Dieses  Verfahren  hat  sich  bei  einem  Bau,  der  bald 
nach  Herstellung  einem  Hochwasser  ausgesetzt  war,  bewährt, 
während  ein  ähnlich  hergestellter  Beton  ohne  Seifenzusatz  etwas 
wasserdurchlässig  war.  Außer  dem  Schmierseifenzusatz  ist  ein 
wasserdichter  Verputz  zu  empfehlen,  der  im  Mischungsverhältnis 
1:1,5  oder  1 : 2  unter  Zusatz  von  Seifenwasser  oder  Bitumen 
hergestellt  wird.  B.,  M.-Mr.  42  261. 

Anm.  der  Schriftleitung.  Die  von  verschiedenen 
Zementfabriken  angestellten  Versuche,  dem  Beton  Schmierseife 
zuzusetzen,  um  ihn  wasserdicht  zu  machen,  sind  gänzlich  fehl- 
geschlagen. Wohl  wurde  anfangs  eine  Dichtigkeit  erzielt,  die 
aber  bereits  nach  einigen  Wochen  verschwunden  war.  Man 
nimmt  an,  daß  die  organische  Seife  verwittert  oder  aber  der 
Wasserdruck  die  Seifenteilchen  ausschwemmt.  Den  letzteren 
Grund  kann  man  wohl  als  den  richtigen  bezeichnen,  da  die 
Verwitterung  zweifellos  eine  längere  Zeit  braucht.  Dadurch, 
daß  der  früher  von  den  Seifenpartikelchen  eingenommene  Platz 
nun  leer  bleibt,  ist  der  Zustand  nur  noch  schlimmer  geworden, 
da  ohne  Zusatz  von  Schmierseife  die  Hohlräume  durch  Zement 
ausgefüllt  worden  wären. 

II.  Ein  Teerbehälter  von  60  cbm  Inhalt,  der  im  Grund- 
wasser liegt,  kann  sowohl  in  Beton  als  auch  in  Mauerwerk 


ausgeführt  werden.  Beides  jedoch  nur,  wenn  der  Auftrieb 
nicht  zu  groß  ist  und  keine  größeren  Wärmeunterschiede  zwi- 
schen Behälterinhalt  und  umgebendem  Erdreich  vorhanden  sind, 
das  Material  also  kalt  einläuft.  Wichtiger  aber  als  die  mit 
Zementmörtel  erfolgende  eigentliche  Abdichtung  ist  es,  die 
Behältersohle  für  den  meist  unterschätzten  Auftrieb  zu  kon- 
struieren. Dieser  Auftrieb  beträgt  bekanntlich  bei  nur  einem 
Meter  Grundwasserhöhe  über  Unterfläche — Behältersohle  schon 
1000  kg/qm,  auf  die  angegebene  Grundfläche  von  20  qm  dem- 
nach 20  000  kg.  Diese  Beanspruchung  kann  ziemhch  starke 
Mauersohlen  oder  Betonsohlen  glatt  durchbrechen.  Wenn  der 
Teer  heiß  einläuft,  müssen  im  massiven  Mauerwerk  oder  Beton 
unvermeidlich  Risse  entstehen.  Schon  die  Abbinde-Spannungen 
können  bei  Beton  zur  Rissebildung  führen. 

Wenn  eine  dieser  Annahmen  zutrifft,  hauptsächlich  aber 
bei  hohem  Grundwasserstand,  muß  von  Beton  oder  Mauerwerk 
unbedingt  abgeraten  werden.  Es  kommt  dann  nur  noch  Eisen- 
beton in  Frage.  Hierbei  wird  die  Sohlenkonstruktion  außer- 
ordentlich einfach,  auch  für  sehr  hohen  Auftrieb;  Rissebildung 
ist  bei  richtiger  Konstruktion  vollkommen  ausgeschlossen.  Der 
größte  Vorzug  ist  jedoch  die  Billigkeit  des  Eisenbetonbehälters 
gegenüber  einem  gemauerten  oder  einem  Betonbehälter  ohne 
Eisen.  Die  Wände  werden  verhältnismäßig  schwach,  die  Sohle 
kann  nach  unten  gewölbt  werden.  Die  Wandstärken  und  Eisen- 
einlagen müssen  durch  besondere  statische  Berechnung  fest- 
gestellt werden.  Die  Ausführung  bietet  auch  für  Maurer- 
meister, die  solche  Arbeiten  noch  nicht  gemacht  haben,  keine 
Schwierigkeit.  Ich  bin  bereit,  dem  Fragesteller  Berechnung 
und  Arbeitszeichnung  zu  liefern. 

Ingenieur  Johannes  Senff,  M.-Nr.  12  908,  Dresden-A.  16, 
Krenkelstraße  25. 

Zur  Frage  169.  Säurefestes  Dach  für  eine  Färberei.  Die 
einzige  Dachkonstruktion,  die  von  den  Dämpfen  nicht  an- 
gegriffen wird,  ist  Eisenbeton.  Es  fragt  sich  nur,  ob  Mittel- 
stützen nötig  werden  und  ob  für  diese  der  Unterbau  stark  genug 
ist;  unter  Umständen  können  vorhandene  eiserne  Säulen  bis 
zum  Fundament  mit  Beton  und  Eisen  verstärkt  werden.  Ich  bin 
bereit,  dem  Fragesteller  Berechnungen  und  Arbeitszeichnung  zu 
liefern. 

Ingenieur  Johannes  Senff,  M.-Nr.  12  90S,  Dresden-A.  16, 
Krenkelstraße  25. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 

29000  Mitglieder  ♦  Hauptgeschäftsstelle:  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße 94  ♦  Fernspr.:  AmtlV,575  u.  576 


Jahresbeitrag  18  Mark,  dafür  als  Gegen- 
leistung kostenfrei:    ::    ::    ::    ::  :: 

1.  Deutsche  Techniker-Zeitung  ::    ::  :: 

2.  Stellenvermittelung   ::         ::  :: 

3.  Auskunftei  über  Firmen  und  örtliche 
Verhältnisse  ::    ::    ::    ::    ::    ::  :: 

4.  Steliungslosen-Unterstützungskasse  45 
bis  90  Mark  pro  Monat  ::    ::    ::  :: 

5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  ge- 
ratene Mitglieder      ::    ::    •:    ::  :: 

6.  Darlehenskasse,  zinsfr.  Darl.  bis  100  M. 

7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  Mark 


MITTEILUNGEN 
AUS  DEM 
VERBANDE 


8.  Rechtsauskunft  und  ::    ::    ::    ::  :: 

9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.Streitsachen 
Angegliedert:  eine  Krankenkasse  und  eine 

Pensions- und  Witwenkasse  ::    ::  :. 

Syndikus:  Rechtsanwalt  Grünspach, 
Berlin  \V.  8,  Taiibenstr.  47 

Syndikus  für  gewerblichen  Rechtsschutz: 
Dipl.-lng.  Alfred  Barsch,  Patent- 
anwalt, Berlin  W.  8,  Friedrich- 
straße 158     ::    ::    ::    ::    ::    ::  :: 

Erholungsheim  in  Sondershausen  i.  Th. 
Anmeldungen  dorthin    ::    ::    ::  :: 


Konto  S 

Wir  bitten  dringend,  der  Deutschen  Bank-Depositenkasse  B, 
Berlin,  zugunsten  des  Konto  S  nur  freiwillige  Spenden  zum 
Grundstocke  zur  Unterstützung  der  Kollegen  im  Kampfe  um 
den  Arbeitsvertrag  überweisen  zu  wollen. 

Wiederholt  sind  diesem  Konto  nicht  nur  Verbands-,  Pen- 
sions- und  Witwenkassen-,  sondern  sogar  Krankenkassen-Bei- 
träge überwiesen  werden.  Die  Verbandsleitiing. 

Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1205/66  Ziecke,  Stadtbauführer,  und  Frau,  Stendal.  1267 
Hermann  Werneke,  Betriebs-Ingenieur,  Augsburg.  12ö8  Karl 
Schauseil,  Ingenieur,  Chemnitz.  1269  Ewald  Köppe,  Baimicister, 
Merseburg.     1270  Gustav   Vanzke,   Ober-Ingenieur,  Chemnitz. 


1271  Frau  Maus,  Essen.  1272  Erich  Müller,  Ingenieur,  Berlin. 
1273  Karl  Ichein,  Schiffb.-Ing.,  Hamburg.  1274  75  Arthur  Seeger, 
Architekt,  und  Frau,  Spandau  1276  77  Frau  Thurmann  nebst 
Tochter.  1278  Oskar  Guritz,  Kgl.  Betricbsmstr.,  Spandau.  1279/82 
K.  Walther,  Straßenmeister,  nebst  Familie,  Altcnburg.  1283 
Otto  Sommer,  städt.  Bauhofsverw.,  Chemnitz. 


Ansichtskarten  vom  Erholungsheim 

Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholung.— 
heim  sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Vcrbandskollcgen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  bezichen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims.        Die  Vcrbandsleiiung. 


Heft  33 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


527 


Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verbandes 
Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
96.  Quittung. 

Ueberschuß  aus  dem  Verkauf  von  Ansichtspostkarten  vom 
Erholungsheim  20  M.    W.  Leishert,  Maltahöhe,  Mitgl. -Nr.  41  416 

4  M.  Rieh.  Schmidt,  St.  Petersburg,  Mitgl.-Nr.  41  808  4  M. 
F.  R.  Müller,  Wilhelmshaven,  3.  Rate  für  das  Jubilarenzimmer 

5  M.  Bez.-Verw.  Chemnitz,  gesammelt  an  verschiedenen  Sitzun- 
gen 30,15  M 

Abteilung:  Unterstützungskasse 
des  Erholungsheimes, 
25.  Quittung. 

Ueberschuß  vom  Wintervergnügen  der  Bez.-Verw.  Branden- 
burg  119,30  M,   Herr  Architekt   Dietz-Bunzlau   10,00  M. 
Gesamtbetrag  der  1.— 24.  Quittung  2743,11  M. 

Oesamtbetrag  der  25.  Quittung  _  129,30  M. 

Sa.  2872,41  M. 

Für  die  hochherzigen  Spenden  dankt  verbindlichst 

Die  Verbandsleitung. 


Unser  Erholungshelm 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend' 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.     Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 

Erholungsheim  des  D.T.-V.  In  Sondershausen  1.  Thür. 


'Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusl<ripte  müssen  ar  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  ==  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Qberliaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Bezirks  Verwaltungen 

Kurhessen-Waldeck.  Am  13.  August  d.  J.  findet  eine  Be- 
sichtigung der  Edertalsperre,  veranstaltet  vom  Techniker-Verein 
Marburg,  statt,  die  sehr  interessant  zu  werden  verspricht.  Die 
Edertalsperre  umfaßt  217  000  000  cbm  Inhalt  und  ist  gegen- 
wärtig die  größte  Talsperre.  Eine  Besichtigung  dieses  kolossalen 
Bauwerkes  unter  fachmännischer  Führung  ist  sehr  zu  empfelilen 
und  werden  sämtliche  Herren  Kollegen  mit  ihren  Damen  hierzu 
freundlichst  eingeladen  und  um  zahlreiche  Beteiligung  gebeten, 
Treffpunkt:  Wabern.  Abfahrt  von  Wabern  9.25  Uhr  vormittags, 
Ankunft  in  Waldeck  11.01  vormittags. 

Pommern.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul  Beyer,  Stettin,  Oberwiek  70. 
Tagesordnung  für  den  am  27.  d.  M.  in  Swinemünde  abzuhalten- 
den Bezirkstag:  Sonnabend,  26.  d.  M,,  abends  8  Uhr,  im 
Hotel  „Drei  Kronen"  Begrüßung  durch  den  Techniker-Verein 
Swinemünde.  Sonntag,  27.  d.  M.,  in  demselben  Hotel,  vor- 
mittags 9  Uhr,  Eröffnung  des  Bezirkstages.  1.  Prüfung  der 
Vollmachten.  2.  Eingänge.  3.  Verlesung  des  Protokolls  des 
6.  Bezirkstages  in  Stettin.  4.  Geschäftsbericht.  5.  Kassenbericht. 
6.  Bericht  des  Obmannes  der  Stellenvermittelung.  7.  Beratung 
der  eingegangenen  Anträge.  8.  Wahl  des  Ortes  für  den  nächsten 
Bezirkstag.  9.  Verschiedenest.  10.  Um  1  Uhr  nachmittags  ge- 
meinschaftliches Mittagessen  mit  Damen.  Danach  Promenaden- 
fahrt in  See.  Die  Vereine  bezw.  Einzelmitglieder  werden  ge- 
beten, die  Anzahl  der  Teilnehmer  am  Bezirkstag  dem  Kollegen 
Wandel,  Swinemünde,  Gr.  Kirchenstr.  21,  mitzuteilen. 

Westpreußen.  Die  Bezirksverwaltung  Westpreußen  hatte  zu 
Mittwoch,  2.  August,  eine  Bezirksversammlung  nach  dem  Re- 
staurant Hohenzollern,  Danzig,  einberufen,  um  Stellung  zu 
nehmen  zu  dem  Konflikt  des  Reichsmarineamts  mit  den  Marine- 
technikern. Nach  einleitenden  Worten  des  Vorsitzenden,  Herrn 
Ingenieur  Schmidt,  erstattete  Herr  Architekt  Kloß,  Mitglied  des 
Gesamtvorstandes,  ein  eingehendes  Referat,  das  mit  starkem 
Beifall  aufgenommen  wurde.  Die  Versammlung  faßte  einstimmig 
die  nachfolgende  Resolution: 

Die  am  2  August  in  Danzig  versammelten  Verbandsimit- 
glieder  der  Bezirksverwaltung  Westpreußen  sprechen  der  Ver- 
bandsleitung und  den  standhaften  Kollegen  in  Kiel,  Wilhelms- 
haven usw.  vollstes  Vertrauen  und  Anerkennung  für  ihre  Hal- 
tung und  die  getroffenen  Maßnahmen  im  Konflikt  mit  dem 


Reichsmarineamt  aus.     Wir  werden   nichts  versäumen,  um 
den  Grundstock  für  den  Kampf  um  das  Arbeitsrecht  zu  stärken. 
Es  wurde  noch  von  der  Genehmigung  der  neuen  Verbands- 
satzungen Kenntnis  gegeben. 

Der  nächste  Bezirkstag  findet  am  12.  und  13.  August  1911 
in  Könitz  statt.  Tagesordnung: 

A.  Gesamtvorstandssitzung  am  Sonnabend,  12.  August, 
abends  8V2  Uhr,  im  „Hotel  Krebs". 

1.  Geschäftsbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Bericht  über  die 
Posener  Tagung  der  ostdeutschen  Bezirksverwaltungen.  4.  An- 
träge, a)  Hütte,  Danzig,  beantragt,  in  eine  lebhafte  Agitation 
für  die  allmähliche  Erhöhung  des  Mindestgehalts  auf  150  M 
einzutreten.  5.  Anderweite  Abgrenzung  des  Geschäftsbezirks 
der  Bezirksverwaltung  Westpreußen.  6.  Wahlen  der  Gruppen- 
vertreter sowie  der  neuen  Schriftführer.  7.  Wahl  des  Ortes 
für  die  nächste  Bezirksversammlung.    8.  Verschiedenes. 

B.  Bezirksversammlung  der  Verbandsmitglieder  am  Sonn- 
tag, 13.  August,  mittags  12  Uhr,  ebenfalls  im  ,, Hotel  Krebs". 

1.  Verlesung  und  Genehmigung  des  Protokolls  und  der 
Beschlüsse  der  Vorstandssitzung.  2.  Die  Wohlfahrtseinrichtungen 
des  D.  T.-V.  Arch.  E.  Schulz,  Obmann  der  Stellenvermittlung. 
3.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther,  Berlin:  „Die  soziale 
Gesetzgebun  g".  4.  Verschiedenes.  1 V2  Uhr  gemeinschaft- 
liches Mittagessen. 

Zweinvereine 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-Adr. :  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Str.  9.  —  Samstag,  12.  Aug.,  abends  8V4  Uhr, 
im  großen  Saale  des  „Berliner  Hofes",  Bahnhofstraße,  Vor- 
tragsabend für  Schüler  und  Studierende  der 
technischen  Lehranstalten.  Thema:  Die  Tech- 
niker und  ihre  soziale  Stellung  in  der 
Praxis.  Referent  Herr  Ingenieur  A.  F.  Martin,  Cöln. 
Alle  Mitglieder  werden  ersucht,  an  diesem  Vortragsabend 
zu  erscheinen  und  dem  Verein  noch  fernstehende  Kollegen  ein- 
zuführen. —  Samstag,  19.  Aug.,  Zusammenkunft  in  einem  Garten- 
lokale vor  der  Stadt.  Näheres  darüber  in  nächster  Nummer 
der  D.  T.-Z. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  F  Schneider, 
Charlottenburg,  Brauhofstr  4.  Die  Besichtigung  der  städt.  Unter- 
grundbahn Wilmersdorf  findet  unter  Führung  des  Herrn  Regie- 
rungsbaumeister Dr  Ing.  Platzmann  am  Freitag,  25.  Aug.,  nachm. 
V46  Uhr,  statt.  Treffpunkt:  Hohenzollernplatz,  Ecke  Fasanen- 
straße. Wir  erwarten  zu  dieser  hochinteressanten  Besichtigung 
eine  zahlreiche  Beteiligung  unserer  Vereinskollegen.  Verbands- 
kollegen sind  als  Gäste  willkommen;  vorh.  Anmeldung  erbeten. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u  Br-Adr. : 
C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  Hauptversammlung  am  Sonn- 
abend, 12.  August  1911,  abends  81/,  Uhr,  im  Vereinslokal  Re- 
staurant Ihlenfeld.  Tagesordnung:"  1.  Verlesen  des  letzten 
Sitzungsberichtes.  2.  Neuwahl  eines  Schriftführers.  3.  Bezirks- 
tag in  Swinemünde  am  26.  und  27.  August  1911.  4  Verbands- 
schreiben. 5.  Zahlung  der  Mitgliedsbeiträge  6.  Eingänge. 
7  Mitteilungen  und  Anträge.  Wir  bitten  wegen  der  Wichtig- 
keit der  Tagesordnung  um  das  Erscheinen  sämtlicher  MitgUeder. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  15.  Aug.,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 


528 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  33 


Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Verbands- 
angelegenheiten.   3.  Technische  Fragen.    4.  Verschiedenes. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
(O.-S.)  und  Umgegend.  Br.-A. :  Bauingenieur  H.  Spiller, 
Moltkestr.  1.  Nächste  Versammlung  Mittwoch,  16.  August, 
8V2  Uhr.  Pschorrbräu,  August-Schneider-Straße.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  3.  Bericht  des  Herrn  Kollegen 
Jelinski  über  „Die  Aussperrung  der  Marine- 
techniker". 4.  Interne  Vereinsangelegenheiten.  5.  Ver- 
schiedenes. Vollzähliges  Erscheinen  der  Mitglieder  erforderlich. 
Gäste  sind  willkommen.  Kollegen,  die  noch  mit  Beiträgen 
im  Rückstand  sind,  werden  dringend  gebeten,  diese  umgehend 
unserem  Kassierer,  Kell.  K.  Richter,  Gustav-Freitag-Straße  Nr.  6, 
einzusenden.  Für  den  Unterstützungsfonds  der 
betroffenen  Marinetechniker  wurden  als  erste 
Rate  76  M  abgesandt.  Weitere  Spenden  nimmt 
der  Kassierer  entgegen. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Br.-A. :  Hugo  Hahn,  Kiel, 
Preußerstraße  16.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag 
eines  Monats,  abends  S^/o  Uhr,  im  ,,Patzenhofer",  Falkstr.  12. 
Nächste  Versammlung  am  17.  August,  abends  pünktlich  8^  2  Uhr. 
Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge.    4.  Verbandsangelegenheiten.     5.  Sonstiges. 

Passau.  Techniker-Verein.  Es  wird  hiermit  zur 
Kenntnis  gebracht,  daß  nach  Beschluß  der  Vertrauensmänner 
infolge  Auflösung  der  Baugewerkschule  die  Beiträge  des 
Jubiläumsfonds  bis  einschl.  15.  August  1.  J.  zurück- 
bezahlt werden.  Nach  diesem  Termine  geltend  gt?machte  An- 
sprüche werden  nicht  berücksichtigt  und  fallen  diese  Beträge 
der  Kasse  des  Techn.-Vereins  Passau  zu. 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2466  Würzburg,  Baugesch.  sof.  Bt.,  tücht.  Zeichn.,  m. 
Korrespondenzwesen  vertr.  Dauernd.  Ang.  m.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.  Würzburg  an  Hn.  L.  Ungerer,  Schöntaler  Straße. 

2467  Ostrowo,  Baugesch.  tücht.  Bt.,  m,  all.  vorkommend. 
Arbeit,  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Posen  an   Hn.   Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

2468  Königsberg  i.  Pr.,  Dipl.-Ing.  sof.  od.  spät,  tücht  erf. 
Bt.  in  dauernd.  Stellg.  Ang,  hi.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Königs- 
berg i.  Pr.  an  Hn.  L.  Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 

2469  Zabrze  (O.-S.),  Arch. -Bureau  sof.  jung,  zeichnen  gew. 
T.,  mögl.  kath.  u.  sich,  im  Veranschlag.,  zur  Hilfeleistg.  bei 
der  Bearbeitg.  v.  Kirchenbauentwürf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2476  Saarbrücken,  Baugesch.  u.  Arch. -Bureau  z.  1.  10. 
jüng.  Bt.  (Arch.)  f.  Entwurf  u.  Bauleitg.  150  bis  200  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Saarbrücken  an  Hn. 
R,  Rosprich,  Petersbergstr.  82. 

2477  Truppenübungsplatz  Grafenwöhr  sof.  tücht.  T.  zur 
Bauführg.  u.  f.  Abrcchn.  Bewerb.,  welch,  b.  d.  Militärbau- 
verwaltg.  tätig  war,  bevorz.  Bis  1Q8  M  u.  IM  Bauzulage. 
Stellungsdauer  1  J.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Gesundheitsattest 
an  Hn.  Fr.  Rehle,  Untere  Grasersgasse  9. 

2486  Strausberg,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.  150  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2487  iStaßfurt,  Baugesch.  sof.  durchaus  tücht.  T.,  d.  d. 
Chef  in  jed.  Weise  vertr.  kann.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Magdeburg  an  Hn.  Th.  Große,  Magdeburg, 
Breiteweg  175/77. 

2488  Lauenburg  i.  Pomm.,  Maurermstr.  sof.  tücht.  Bt., 
ledig,  im  Entwerf.,  Veranschl.  u.  Abrechn.  erf.,  a.  3  Mon.  Bis 
180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Photographie  Zweigst. 
Stettin  an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

2489  Baugesch.  in  ein.  Stadt  an  d.  Lahn  u.  am  Rhein  sof. 
ein.  im  Hoch-  und  Tiefbau  erf.  T.,  etwa  30  J.  alt,  f.  Bureau  u. 
Baust.,  fl.  Zeichn.,  im  Veranschl.,  Abrechn.  u.  in  Statik  bew. 


Posen.  Vereinigung  Posener  Techniker.  Die 
letzte  Versammlung  stand  im  Zeichen  der  Kieler  Vorgänge. 
Nachdem  15  neue  Mitglieder  aufgenommen  waren,  wurde 
mitgeteilt,  daß  die  freiwillige  Sammlung  für  die 
Kieler  Kollegen  bereits  jetzt  über  300  Mark 
ergeben  hat.  Nach  einem  kurzen  Referate  des  Vorsitzenden 
wurde  folgende  Entschließung  einmütig  angenommen: 

Die  heutige  Versammlung  der  Vereinigung  Posener  Tech- 
niker verurteilt  einmütig  das  schroffe  Vorgehen  des  Reichs- 
marineamtes gegen  die  Techniker,  das  einer  Vergewaltigung 
gleichkommt.  Bei  dem  vorgelegten  Dienstvertrage  handelt 
es  sich  nicht  mehr  um  einen  Arbeitsvertrag,  sondern  um 
eine  einseitig  diktierte  Unterwerfungsurkunde,  die  die  schärfste 
Verurteilung  aller  gerecht  denkenden  Menschen  verdient.  Die 
Versammlung  billigt  deshalb  alle  von  der  Verbandsleitung 
ergriffenen  Maßnahmen  und  stellt  neben  den  freiwillig  ge- 
sammelten Beträgen  200  M  zur  Durchführung  der  erforder- 
lichen Schritte  aus  der  Vereinskasse  zur  Verfügung.  Sie 
beschließt  ferner  die  großzügige  eingeleitete  freiwillige  Samm- 
lung fortzuführen  und  hofft,  daß  sich  kein  Techniker  seiner 
Pflicht  gegenüber  der  Berufsorganisation  und  der  im  Kampfe 
stehenden  Werfttechniker  entzieht. 
Posen,  den  3.  August  1911. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Leipzig.  Techniker-Verein.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch im  Restaurant  „Bayrische  Krone",  Jakobstraße  Nr.  2. 
Am  Mittwoch,  16.  August:  Vereinsabend,  Bericht  über  die 
Wanderversammlung  und  die  Hygienische  Ausstellung  in 
Dresden. 


Dauernd.  160  bis  200  M.  Ang.  mit  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Wiesbaden  an  Hn.  F.  Wunder,  Blücherstr.  24. 

2490  München,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  etwa  23  J.  alt, 
f.  Bureau  u.  Baust.  'Dauernd.  Bis  140  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  München,  Elisenstr.  7. 

2491  Gifhorn,  Bez.  Hannover,  sof.  tücht.  T.,  gel.  Zimm., 
mögl.  verheir.  u.  Radfahr.  Dauernd.  150  bis  180  M  evtl.  mehr. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Hannover  an  Hn.  L.  Dam- 
köhler, Slicherstr.  8. 

2492  Berlin  sof.  tücht.  Bt.,  saub.  Zeichn.  u.  fl.  Statik. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2495  Berlin,  Hochbauamt  sof.  tücht.  T.,  m.  stat.  Berechn. 
u.  tnögl.  auch  m.  baupolizeil.  Prüfung,  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  \u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2497  Berlin,  Kgl.  Hochbauamt  sof.  tücht.  Bt.  f.  Um-  u. 
Erweiterungsarbeit,  a.  5  bis  6  Mon.  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2498  Berlin,  erf.  Bt.  od.  Arch.  f.  Entwurfsarbeit,  ein. 
Bureau-  u.  Geschäftshaus.,  m.  Berlin.  Verhältn.  \ertr.  225  AL 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2502  Dahlem  b.  Berlin,  Arch. -Bureau  sof.  tücht.  Bt.,  gut. 
Architekturzeichn.,  zun.  zur  Aushilfe.  150  bis  ISO  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2503  Dortmund,  Arch. -Bureau  sof.  jüng.  Bt.,  vorüberg. 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Antr. -Termin  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen   in   Dortmund,   Kaiserstraße  86. 

2504  Forst  i.  Laus.  sof.  jüng.  Bt.,  22  bis  24  J.  alt.  130  bis 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2505  Bromberg,  Baugesch.  z.  1.  9.  er.  tücht.  Bt.,  gel. 
Zimm.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  bei  freier  Woh- 
nung Zweigst.  Bromberg  an  Hn.  H.  Neudahl,  Mittelstr.  48. 

2506  Rheinsberg  i.  Mark,  Arch. -Bureau  sof.  tücht.  T.,  bis 
25  J.  alt,  f.  Villen-,  Landhäuser-  u.  Schulhausbaut.  Stcllungsd. 
zun.  3  Mon.,  evtl.  läng.  125  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2507  Neisse,  Hochbauamt  sof.  erf.  Arch.  f.  ausführl.  Ent- 
wurf, Um-  u.  Erweiterungsb.  ein.  ländl.  Kirche.  Stellungsd. 
vier  Mon.  250  AL  Ang.  ni.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  A^arkgrafenstr.  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  | 

Stellen-Angebote 


11 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  34  Schriftldtung.  L  Rieh.  Schubert,  Berlin.  19.  AugUSt  1911 

Inhalt:  Privatbeamte  und  Steuerpolitik  —  Kleinwohnungen  —  Ueber  Verbreitung  von  Zentralheizungen  —  Kultur  und  Kunst  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  — 
Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Zeitschriftenschau  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Privatbeamte  und  Steuerpolitik 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Gegen  ein  gutes  Wahlrecht  und  gegen  eine  gerechte 
Beteiligung  der  Angestellten  an  der  Staatsmacht  wird 
meist  geltend  gemacht,  daß  der  politische  Einfluß  den 
Leistungen  an  den  Staat  entsprechen  müsse.  Wir  können 
die  Bemessung  der  Rechte  nach  den  materiellen  Leistungen 
nicht  zugeben,  denn  der  Staat  soll  eine  soziale  Einrichtung 
sein,  die  der  Menschen  wegen  da  ist.  Aber  selbst  wenn 
man  den  Maßstab  anerkennte,  müßte  man  sagen,  daß 
öffentliche  Rechte  und  Pflichten  in  unserem  Vaterlande 
ungerecht  verteilt,  die  Angestellten  gegenüber  den  Unter- 
nehmern und  sonstigen  besitzenden  Klassen  benachteiligt 
sind.  Denn  nichts  ist  falscher  als  die  Behauptung,  daß 
bei  uns  die  wirtschaftlich  Schwachen,  die  Arbeitenden  zu 
Lasten  der  Besitzenden  vom  Staate  beschenkt  und  be- 
günstigt würden.    Genau  das  Gegenteil  ist  der  Fall. 

Der  verheiratete  Angestellte  mit  Kindern  ist  schon 
bei  einem  Jahresverdienste  von  1000  bis  1200  Mark  durch- 
aus nicht  frei  von  direkten  Steuern,  wie  so  oft  behauptet 
wird.  An  Einkommensteuer  in  Staat  und  Gemeinde  zahlt 
er  durchschnittlich  20  bis  30  Mark,  in  manchen  Bundes- 
staaten eher  mehr  als  weniger.  An  indirekten  Steuern 
und  Zöllen  entrichtet  er  für  den  Bedarf  einer  fünfköpfigen 
Familie  gegen  100  Mark  jährlich.  Noch  viel  mehr  muß 
er,  durch  Schutzzölle  gezwungen,  in  höheren  Preisen  fast 
aller  Nahrungsmittel  und  Bedarfsgegenstände  zur  Unter- 
stützung der  notleidenden  Landwirtschaft  und  Industrie 
beitragen.  Seine  Wohnung  könnte  um  100  Mark  billiger 
sein,  wenn  nicht  die  Rechtsordnung  und  die  mangelhafte 
Bodenpolitik  in  Staat  und  Gemeinde  ihn  zwängen,  hohe 
Grundrente  zu  leisten.  Schließlich  wälzt  ihm  das  Recht 
ajich  noch  die  Sicherung  seiner  Zukunft  zu,  die  früher 
der  Armenverwaltung  zufiel,  und  nötigt  ihn,  80  Mark 
und  mehr  jährlich  für  Kranken-  und  Invalidenversicherung 
aufzuwenden. 

Diese  vom  Staate  erzwungenen  Lasten  des  Arbeiters 
machen  also  gegen  400  bis  500  Mark  jährlich  aus  gegen- 
über einem  Einkommen,  das  nicht  viel  mehr  als  doppelt 
so  hoch  ist.  Was  sollen  dagegen  die  10  bis  20  Prozent 
oder  meinetwegen  auch  30  Prozent  bedeuten,  die  der 
wohlhabende  Unternehmer  für  gleiche  Zwecke  entrichtet 
und  die  ihm  teilweise  zehnfach  vergolten  werden  durch 
Staatsmaßnahmen,  die  als  Zoll  oder  Steuern,  durch  Rechts- 
ordnung oder  Staatslieferung  sein  Einkommen  steigern? 

Denn  darüber  kann  doch  das  Schlagwort  vom  „Schutz 
der  nationalen  Arbeit"  niemand  wegtäuschen,  daß  die 
damit  begründeten  Schutzzölle  und  manche  ähnliche  Maß- 
regeln wie  Kaligesctz,  Kontingentierung  der  Schnaps-  und 
Bierproduktion  usw.  immer  viel  weniger  der  gewerblichen 
Arbeit,  als  der  Verzinsung  des  im  Gewerbe  angelegten 
Kapitals  dienen  müssen!    Das  ist  ja  die  schwächste  Seite 


dieses  sogenannten  Schutzes,  daß  die  höhere  Verzinsung 
sofort  wieder  kapitalisiert  wird  und  sich  auf  das  Anlage- 
kapital schlägt.  Das  ist  ja  nirgends  greifbarer  als  bei  den 
AgrarzöUen,  die  auf  die  Dauer  nur  Grundstückspreis  urrd 
Pacht,  also  die  Grundrente  steigern  und  das  Uebel  ver- 
schlimmern müssen.  Zollschutz  und  Monopolschutz  ist 
Rentenschutz! 

Gewiß  ist  bei  unserer  heutigen  Wirtschaftsverfassung 
eine  RentabiHtät  des  privaten  Kapitals  Voraussetzung  da- 
für, daß  es  Arbeitsgelegenheit  verschafft.  Aber  daraus 
folgt  noch  nicht,  daß  die  vielen,  die  auf  diese  Arbeits- 
gelegenheit angewiesen  sind,  zugunsten  der  wenigen  Ka- 
pitalbesitzer belastet  werden  müssen.  Und  es  folgt  erst 
recht  nicht  daraus,  daß  man  diese  Privilegienwirtschaft 
auch  noch  mit  einem  falschen  Namen  frisieren  muß. 

Ja,  wenn  der  Staat  zugleich  dafür  sorgte,  daß  die 
Früchte  aus  dem  Schutze  der  Arbeit  auch  den  Arbeitenden 
zukämen.  Ein  einziges  Mal  ist  ein  schwacher  Versuch 
dazu  gemacht  worden.  Beim  Kaligesetz  hat  der  Reichs- 
tag eine  Maßregel  dagegen  beschlossen,  daß  mit  der 
staatlichen  Garantie  der  Bergwerksrente  nicht  eine  Ver- 
schlechterung der  Arbeitsbedingungen  verbunden  sein 
dürfe.  Aber  bezeichnenderweise  beschränkt  dieser  Schutz 
sich  auf  die  Arbeitsbedingungen  der  Bergarbeiter,  während 
die  kaufmännischen  und  technischen  Angestellten  davon 
ausgeschlossen  sind.  Und  im  übrigen  tut  der  Staat  alles 
nur  mögliche,  um  den  Aufstieg  der  arbeitenden  Massen 
zu  hindern  und  den  Unternehmern  die  Herabdrückung 
der  Gehälter  durch  Heranziehung  ausländischer  Arbeiter 
zu  erleichtern. 

Außerdem  beschafft  er  sich  seine  Bedürfnisse  in  höchst 
unsozialer  Weise.  Denn  wenn  sozial  das  Vorrecht  des 
Menschen  vor  den  Sachen  bedeutet,  dann  sind  die  Steuern 
um  so  unsozialer,  je  mehr  sie  den  Menschen  selbst,  d.  h. 
sein  Dasein  treffen,  sein  Leben  und  Arbeiten  erschweren; 
um  desto  sozialer,  je  mehr  sie  andere  Dinge,  vor  allem 
nicht  erarbeitete  Güter  belasten.  Unsozial  sind  die  Reichs- 
steuern auf  die  notwendigsten  Lebensmittel  und  Gebrauchs- 
gegenstände, wie  Brot,  Fleisch,  Salz,  Petroleum  usw.  Sehr 
sozial  sind  alle  Steuern  auf  das,  was  dem  Menschen  ohne 
Arbeit  zuwächst,  wie  Kapitalzinsen,  Erbschaften,  Boden- 
rente, Monopolgewinn  usw.  Unsozial  ist  die  Einkommen- 
steuer, wenn  sie  nicht  ein  Existenzminimum  ganz  frei 
läßt  und  das  fundierte  Einkommen  höher  erfaßt  als  das 
auf  Arbeit  beruhende.  Der  §  23  des  preußischen  Ein- 
kommensteuergesetzes, der  nur  für  Arbeitseinkommen  eine 
Deklarationspflicht  vorschreibt  und  deswegen  für  geringe 
Arbeitseinkommen  eine  höhere  Besteuerung  bringt  als  für 
gleichhohe  Einkommen  aus  Geschäftsgewinn  oder  Kapital- 
zinsen, ist  ungerecht,  unsozial  und  muß  im  Interesse  der 


530 


Heft  34 


Angestellten  beseitigt  werden.  Eine  Vermögenssteuer  ist 
in  der  Regel  sozial  richtig  und  gerecht,  fast  so  gut  wie 
die  Erbschaftssteuer.  Daß  bei  der  letzten  großen  Steuer- 
vermehrung die  Ausdehnung  der  Erbschaftssteuer  auf  den 
Nachlaß  für  Kinder  und  Ehegatten  abgelehnt  ist,  bedeutet 
ein  schweres  Fiasko  der  Sozialpolitik  und  muß  von  den 
Angestellten  als  ein  Schlag  ins  Gesicht  empfunden  werden. 
Denn  die  statt  dessen  eingeführten  Verkehrssteuern  sind 
kein  Ersatz,  weil  sie  nicht  vom  unerarbeiteten  Vermögens- 
zuwachs genommen  werden,  sondern  im  Gegenteil  die 
Arbeit  selbst  erschweren  und  besteuern. 

Wie  wenig  sozial  unsere  Finanzgesetzgebung  ist,  hat 
jüngst  noch  das  Schicksal  der  Bodenbesteuerung  gezeigt. 
Es  gibt  nichts  gerechteres  und  sozialeres  als  die  Heran- 
ziehung des  unverdienten  Wertzuwachses  am  Grund  und 
Boden  zu  den  öffentlichen  Lasten.  Denn  die  Monopol- 
gewinne des  Bodens  werden  durch  das  Wachsen  des 
Volkes  und  seine  gemeinschaftlichen  Einrichtungen  ge- 
schaffen. Aber  auch  in  seiner  höchsten  Finanznot  hat 
das  Reich  zunächst  den  Boden  mit  erhöhten  Umsatz- 
stempeln belastet  und  dann  nicht  statt  ihrer,  sondern  neben 
ihnen  eine  Wertzuwachssteuer  geschaffen,  die  so  von 
Grundbesitzer-  und  Kapitalrenten-Interessen  diktiert  ist, 
daß  sie  vielleicht  mehr  schaden  als  nützen  wird.  Boden- 
reformerisch  ist  diese  Steuer  nicht  und  die  erwünschte 
Nebenwirkung  eines  Druckes  auf  die  Bodenpreise,  damit 
einer  Verbilligung  der  Mieten,  wird  sie  leider  nicht  haben 
können.  Im  Gegenteil  hat  die  Besteuerung  des  Bodens 
durch  Reich,  Staat  und  Gemeinden  durch  ihre  verkehrte 


Kleinwohnungen 

Unseren  Lesern  zeigen  wir  heute  in  den  Abbildungen 
eine  Arbeit,  die  schon  längere  Zeit  in  unserer  Mappe 
der  Veröffentlichung  harrt.  Es  handelt  sich  um  Teile 
aus  einem  Wettbewerb,  den  der  Spar-  und  Bauverein  zu 
Hamburg  ausgeschrieben  hatte.  Es  ist  uns  leider  nicht 
möglich,  den  Bauplan,  den  der  Verfasser  unserer  Arbeit 
für  den  zur  Verfügung  stehenden  Baublock  entworfen  hatte, 
zu  veröffentlichen,  aber  Einzelheiten  aus  der  Arbeit  er- 
scheinen uns  wertvoll  genug,  sie  unseren  Lesern  zu  zeigen. 

Die  Aufgabe  bestand  darin,  in  guter  Gruppierung  2-, 
3-  und  4-Zimmerhäuser  einzeln  oder  auch  als  Doppel-  und 
Drillingshäuser  anzuordnen.  Eine  andere  Vorschrift  war 
die,  daß  die  Zweizimmerhäuser  den  Preis  von  4000  M 
nicht  übersteigen  und  die  Dreizimmerhäuser  nicht  über 
5500  M  und  die  Vierzimmerhäuser  nicht  über  7500  M 
kosten  sollten. 

Die  Perspektive  der  Straßenansicht  stellt  die  gefällige 
Gruppierung  von  Vierzimmerhäusern  dar.  Ein  Vierzimmer- 
haus zeigen  wir  dann  noch  besonders  dm  Grundriß  und 
in  einer  Teilperspektive. 

Schon  aus  diesen  Darstellungen  geht  hervor,  wie  gut  es 
der  Architekt  verstanden  hat,  ohne  große  Mittel  ein  ge- 
fälliges Aeußere  zu  erzielen.  Das  wird  besonders  schwer, 
je  kleiner  die  Aufgabe  wird  und  je  mehr  mit  den  Mitteln 
gerechnet  werden  muß,  wie  das  bei  den  zu  entwerfenden 
Zweizimmerhäusern  der  Fall  war.  Unsere  Abbildung  des 
Zvveizimmerhauses  belegt  aber  das  Geschick  des  Archi- 
tekten auch  für  diese  Aufgabe.  Wir  bedauern,  unseren 
Lesern  nicht  die  ganze  Lösung  vorlegen  zu  können,  deren 
Güte  von  den  Preisrichtern  durch  einen  Ankauf  aus- 
gezeichnet wurde.  Trotzdem  sind  die  Abbildungen  viel- 
leicht geeignet,  diese  oder  jene  Anregung  zu  geben. 


Art  bisher  viel  mehr  zur  Verteuerung  des  Bodens 
und  des  Wohnens  gewirkt  als  zur  Verbilligung.  Und  auch 
die  Verkehrsanstalten  (Eisenbahn)  haben  herzhch  wenig 
getan,  um  der  wachsenden  Wohnungsteuerung  abzuhelfen. 

Was  hier  vom  Wohnbedürfnisse  gesagt  ist,  gilt  leider 
in  noch  höherem  Maße  von  dem  wichtigsten  Nahrungs- 
bedürfnisse der  Angestellten.  Unsere  Wirtschaftspolitik 
ist  ausschließlich  diktiert  von  den  Rücksichten  auf  die 
Produktion,  nicht  auf  den  Konsum.  Die  Nebenwirkung 
unserer  meisten  Reichssteuern  ist  eine  dauernde,  er- 
hebliche Preissteigerung  der  notwendigsten  Unterhalts- 
mittel. Die  große  Besoldungsreform  für  Reichs-,  Staats- 
und Gemeindebeamte  hat  bewiesen,  in  welchem  Maße 
diese  Verteuerung  von  den  Verwaltungen  selbst  anerkannt 
werden  muß.  Die  Privatangestellten  sind  leider  nicht  in 
der  Lage,  durch  die  Volksvertretungen  eine  allgemeine 
Aufbesserung  ihres  Einkommens  gemäß  den  Preissteige- 
rungen zu  erreichen.  Sie  haben  noch  nicht  einmal  eine 
den  Verhältnissen  voll  entsprechende  Ausdehnung  und 
Verbesserung  ihrer  sozialen  Versicherung  erreichen  können. 
Sie  sind  auch  noch  nicht  in  der  Lage,  wie  die  Arbeiter, 
durch  gewerkschaftliche  Machtmittel  eine  Aufbesserung  zu 
erzwingen.  Die  Folge  ist,  daß  das  durchschnittliche  Ein- 
kommen der  Angestellten  nicht  mit  den  wachsenden  Be- 
dürfnissen Schritt  gehalten,  ja  vielleicht  sogar  in  den  letzten 
Jahren  absolut  zurückgegangen  ist.  Die  Privatbeamten 
stehen  also  wirtschaftlich  heute  vielfach  schlechter  als 
vor  einem  Jahrzehnt.  Und  dazu  hat  die  falsche  Wirtschafts-  und 
Steuerpolitik  des  Reiches  nicht  am  wenigsten  beigetragen. 


TEILPLR^PCfMlVL. 


Heft  34  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  531 


Vierzimmerhaus 


Arch.:  Raiß  und  Petermann 


532 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


HeU  34 


Zweizinimerliaus    /.    /.   .•.  Acli.:  Raiß  und  Petenijann 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


533 


Vierzimmerliäuser   .-.   .-.    .•  Arch.:  Raiß  und  Petermann 


Lieber  Verbreitung  von  Zentralheizungen 

yon  JOH.  EUGEN  MAYER,  beratender  Ingenieur,  Donaueschingen. 


Es  ist  unbestreitbar^  daß  die  Verbreitung  von  Zentral- 
heizungen noch  häufig  nicht  den  Umfang  angenommen 
hat,  wie  es  nach  dem  Stand  dieses  Zweiges  der  Technilv 
sein  könnte.  Man  sucht  häufig  den  Grund  zu  dieser  Er- 
scheinung darin,  daß  der  Laie  nicht  genügend  über  die 
Vorteile  einer  zentralen  Heizung  gegenüber  einer  lokalen 
aufgeklärt  ist.  Der  Hauptzweck  des  letzten  Preis- 
ausschreibens des  Verbandes  Deutscher  Zentralheizungs- 
industrieller war  auch,  Arbeiten  zu  gewinnen,  welche  das 
große  Publikum  auf  die  große  Ueberlegenheit  unserer 
modernen  Zentralheizungen  über  die  lokale  Ofenheizung 
hinweisen  sollen.  Ich  habe  es  in  meinem  Büchlein :  „Heizung 
und  Lüftung"*)  jn  einem  besonderen  Abschnitt  versucht 
und  darf  wohl  auf  jene  Ausführungen  verweisen.  An 
dieser  Stelle  niöchte  ich  nur  noch  darauf  hinweisen,  daß 
man  häufig  in  Zeitschriften  Klagen  über  das  Verschwinden 
der  Kachelofenpoesie  findet;  diese  muten  mich  immer  an, 
wie  die  Trauer  über  die  verabschiedete  Postkutsche  mit  all 
ihrem  Zauber,  all  ihrer  Poesie.  Wohl  mag  einen  in  Stunden, 
in  denen  die  zartesten  Saiten  menschlichen  Eühlens  an- 

•)  Sammlung  aus  „Natur  und  Geisteswelt" ;  vergl.  auch  die  Be- 
sprechung in  Heft  40/1909. 


geschlagen  werden,  eine  gewisse  Wehmut  b.-^schleichen, 
wie  ja  dann  immer  die  Beobachtung  der  Vergänglichkeit 
traurig  stimmt.  Tritt  man  aber  aus  solchen  Stimmungen 
heraus  in  die  nackte  Wirklichkeit,  so  zieht  man  für  eine 
große  Reise  sein  geheiztes  Abteil  eines  durchgehenden 
Zuges  der  Postkutsche  vor.  So  wird  auch  jeder,  der  ein- 
mal in  seinem  Hause  die  Vorteile  einer  guten  Zentral- 
heizung genossen  hat,  nie  mehr  auf  diese  verzichten 
wollen. 

Nach  meinen  Erfahrungen  in  der  Praxis  ist  es  aber 
weniger  die  Unkenntnis  der  Vorteile  einer  Zentralheizung, 
welche  da  und  dort  der  Einführung  hinderlich  in  den 
Weg  tritt,  sondern  eine  gewisse  Furcht  des  Publikums  vor 
Unannehmlichkeiten  infolge  der  Zentralheizung.  Der  Nach- 
bar hat  eine  Zentralheizung,  welche  die  Hälfte  der  Zeit 
nicht  funtioniert,  bald  ist  es  vor  Kälte,  bald  vor  Hitze  nicht 
auszuhalten,  ein  Stockwerk  wird  warm,  das  andere 
nicht  usw.  Schlecht  ausgeführte  Anlagen  oder  falsch  an- 
gewandte Systeme,  darin  liegt  meiner  Ansicht  nach  der 
Hauptgrund,  weshalb  man  sich  mancherorts  sträubt,  eine 
Zentralheizung  einzurichten.  Der  Hochbautechniker,  denn 
dieser  wird  in   den  weitaus  meisten  Fällen  zuerst  um 


534 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  34 


seinen  Rat  angegangen,  muß,  wenn  hier  eine  Aenderung 
zum  besseren  eintreten  soll,  mit  allen  Mitteln  dafür  Sorge 
tragen,  daß  sein  Bauherr  eine  dem  Zweck  entsprechende, 
in  all  ihren  Teilen  richtig  angelegte  Zentralheizung  erhält. 
Soll  aber  dieses  Ziel  in  der  Praxis  wirklich  erreicht  werden, 
so  muß  der  Hochbautechniker  mit  einer  alten  Gepflogen- 
heit gründlich  brechen,  nämlich  sich  selbst  als  Heizungs- 
fachmann zu  fühlen,  die  Projekte  selbst  zu  beurteilen  und 
nach  seinem  Gutdünken  zu  vergeben.  Hierbei  spielt  dann 
meist  der  Preis  eine  sehr  große  Rolle,  so  daß  auch  unsere 
ersten  Firmen  gezwungen  sind,  eben  das  AUereinfachste 
anzubieten.  Ich  bin  weit  entfernt  davon,  zu  behaupten, 
daß  bei  dieser  Art  der  Vergebung  unsere  ersten  Firmen 
nicht  auch  tadellose  Anlagen  liefern,  allein  gerade  durch 
diese  Art  sind  eben  viele  unvollkommene  Anlagen  ent- 
standen, durch  Preisunterbietungen  haben  sich  Firmen, 
denen  es  an  Erfahrungen  mangelt,  in  das  Geschäft  hin- 
eingedrängt und  (deshalb  ist  dieser  Weg  zu  verwerfen. 
Ein  viel  Sicherer  Weg,  eine  gute  Anlage  zu  erhalten,  ist 
der,  daß  sich  der  Architekt  schon  von  Anfang  an  mit 
einem  tüchtigen  Heizungstechniker,  der  womöglich  nicht 
in  Diensten  einer  unternehmenden  Firma  steht,'  in  Ver- 
bindung setzt  und  diesem  die  Wahl  des  Systems,  die  An- 
ordnung der  Anlage,  Begutachtung  der  Projekte  usw. 
überläßt.  Dieser  Sachverständige  wird  in  erster  Linie 
die  Güte  eines  Projektes  und  dann  erst  den  Preis  ins 
Auge  fassen. 

Bei  der  Ausführung  einer  Anlage  habe  ich  häufig  die 
Erfahrung  gemacht,  daß  Heizungstechniker  ihre  Anlagen 
sehr  wohl  berechnen  und  aufzeichnen  können,  für  die  Mon- 
tage aber  sehr  wenig  Verständnis  haben.  Und  doch  kommt 
es  gerade  bei  der  Montage  auf  mancherlei  scheinbare 


KULTUR  UND  KUNST 


Der  Preußische  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten 
und  die  geschiclitliche  Ueberlieferung 

Wer  sich  der  Jahre  erinnert,  in  denen  es  der  Aufklä- 
rungsarbeit kunstsinniger  Männer  gelang,  einen  frischeren 
Geist  in  unsere  Baukunst  zu  tragen,  der  nimmt  mit  Freude 
wahr,  wie  sich  doch  manches  gebessert  hat,  was  durch- 
zuführen damals  so  außerordentlich  schwer  erschien.  Ja 
selbst  manche  unserer  öffentlichen  Bauten  und  darunter 
niclit  zuletzt  die  kleineren  bei  Bahnhöfen  und  auf  dem 
platten  Lande  lassen  erkennen,  daß  auch  hier  die  Anfänge 
zu  einer  Besserung  vorhanden  sind.  Die  Freude,  die  wir 
an  diesem  Vorgang  empfinden,  scheint  der  Minister  der 
öffentlichen  Arbeiten  in  Preußen  nicht  zu  teilen,  denn  in 
einem  Bericht  über  seine  Tätigkeit  läßt  er  Sätze  einfließen, 
die  nach  zweierlei  Seiten  wie  ein  kalter  Wasserstrahl 
wirken  müssen.  Ist  das  Deutsch  nicht  sehr  schön,  aber 
umsomehr  amtlich,  so  sind  die  darin  enthaltenen  Gedanken 
geeignet,  einen  Rückschlag  herbeizuführen,  unter  allen  Um- 
ständen aber  kunstgefährliche  Grundsätze  von  Amts  wegen 
zu  verbreiten.    Der  Satz  aus  dem  Bericht  lautet: 

„Gegenüber  der  in  neuerer  Zeit  aufgetretenen  B  e  - 
w  e  g  u  n  g  ,  in  der  kirchlichen  wie  in  der  bür- 
gerlichen Baukunst  unter  Anwendung  \-  o  n 
allem  Herkömmlichen  neue  Ausdrucks- 
mittel  für  die  B  a  u  g  e  d  a  n  k  e  n  d  e  r  G  e  g  e  n  - 
w  a  r  t  zu  suchen,  glaubt  die  Staatsverwaltung  Zur  ü  c  k  - 
h  a  1 1  u  n  g  üben  zu  müssen,  in  der  Ueberzeugung,  daß 
es    als    ein    b  a  u  k  ü  n  s  1 1  e  r  i  s  c  h  c  r    Verlust  an- 


Kleinigkeiten an,  deren  Nichtbeachtung  unter  Umständen 
zu  einem  Versagen  'der  Anlage  führen  kann.  Es  wäre 
daher  nur  zu  begrüßen,  wenn  unsere  Schulen  immer  mehr 
dahin  streben,  dem  Heiztechniker  auch  praktische  Kennt- 
nisse mitzugeben.  Dem  Hochbautechniker  aber  wird  in 
dieser  Beziehung  der  von  ihm  zu  Rat  gezogene  Heizungs- 
fachmann gute  Dienste  leisten,  wenn  jener  die  Montage  von 
diesem  überwachen  läßt. 

Auf  diesem  Wege,  bei  dem  sich  die  ausführende  Firma 
auch  unter  einer  gewissen  Kontrolle  weiß,  verschwinden 
die  schlechten,  zu  Schundpreisen  ausgeführten  Anlagen; 
hält  dann  der  Architekt  seine  Bauherren  noch  an,  die 
Anlage  frühzeitig  —  im  Sommer  —  jeweils  einer  Prüfung 
von  der  Lieferungsfirma  unterziehen  zu  lassen  —  wozu 
übrigens  die  Heizungsfirmen  nicht  unzweckmäßig  ihre 
Kunden  durch  Rundschreiben  auffordern  sollten  — ,  so 
werden  sich  Mängel  an  der  Anlage  kaum  bemerkbar 
machen,  vielmehr  wird  diese  den  höchsten  Anforderungen 
entsprechen!  Der  zu  Rate  gezogene  Heizungsingenieur 
wird  den  Architekt  auch  auf  manche  Einrichtungen  und 
Vorkehrungen,  die  geeignet  sind,  die  Anlage  zu  verfeinern, 
aufmerksam  machen;  ich  erinnere  nur  an  selbsttätige  Tem- 
peraturregelung, Luftbefeuchtung,  Luftzuführung  usw. 

,Wird  aber  eine  solche  Zentralheizung  in  wärme- 
technischer und  hygienischer  Beziehung  die  höchsten  An- 
sprüche befriedigen,  so  kann  auch  in  ästhetischer  Beziehung 
dem  verwöhntesten  Geschmack  Rechnung  getragen  werden; 
ich  erinnere  'Uur  an  die  kunstvollen  Heizkörperverklei- 
dungen, die  unsere  Spezialfirmen  auf  den  Markt  bringen. 
Wer  nach  dem  Schmuck,  den  die  alten  Kachelöfen  boten, 
verlangt,  dem  stehen  wundervolle  Heizungskörperumbauten 
in  Kachelofenform  zur  Auswahl. 


zusehen  ist.  Wenn  der  Boden  geschichtlicher 
Ueberlieferung  verlassen  und  damit  auf  die 
Verwertung  des  Reichtums  an  Gestal- 
tungskraft verzichtet  wird,  den  die  Kultur 
früherer  Jahrhunderte  hinterlassen  hat." 

An  sich  würden  diese  Ausführungen  für  die  Allgemein- 
heit nicht  gefährhch  sein,  denn  das  große  Publikum  unter- 
scheidet sehr  wohl  Kunst  von  staatlicher  Kunst.  Man 
weiß  auch,  daß  die  Architekten  unter  dem  Minister  der 
öffentlichen  Arbeiten  und  auch  an  anderen  Stellen  nicht 
frei  schaffen,  sondern  unter  einem  gewissen  Zwang  der 
Tradition  im  schlechtesten  Sinne  des  Wortes  stehen.  Das 
Ansehen  der  im  öffentlichen  Dienst  stehenden  Architekten 
ist  dadurch  nicht  gestiegen,  es  schien  sich  aber  zu  bessern, 
als  auch  sie  die  Schablone  hier  und  dort  verließen.  Das 
hat  bei  Herrn  von  Breitenbach  Mißfallen  erweckt  und 
vorstehend  abgedruckten  Satz  ausgelöst.  Es  ist  bedauer- 
lich, wie  wenig  kunstpolitisch  unsere  Behörden  noch  ver- 
anlagt sind  und  wie  sie  gerade  hierdurch  nicht  in  der 
Lage  sind,  etwas  zur  Förderung  wahrer  Kunst  beizutragen, 
für  die  sie  glauben,  ein  Privileg  zu  besitzen. 

Mit  Recht  wendet  sich  deshalb  der  Bund  Deutscher 
Architekten  mit  der  nachfolgenden  Erklärung  gegen  den 
Minister,  der  wir  nichts  weiter  hinzufügen  wollen. 

,,Die  allgemeine  Fassung,  daß  die  Bewegung  für  die 
Baugedanken  der  Gegenwart  neue  Ausdrucks  mittel 
zu  suchen,  in  neuerer  Zelt  aufgetreten  sei,  fordert  zu 
Widerspruch  heraus.  Diese  Bewegung  ist  vielmehr  s  o 
alt,  als  der  Fortschritt  in  der  Kunst.  Sie  ist  dessen 
einzige  Quelle. 

Auch  ist  es  ein  Irrtum,  wenn  ausgeführt  wird,  daß 
mit  der  so  falsch  gekennzeichneten  Bewegunsr  eine  Ab- 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECMNIKER-ZEITUNO  1911 


535 


Wendung  von  allem  Herkömmlichen  verbunden  sei.  Viel- 
mehr werden  die  Kunstschöpfungen  aller 
früheren  Zeiten  so  eifrig  wie  nur  je  und  räumlich 
wie  zeitlich  weit  umfassender  studiert  (und  nach 
Gelegenheit  genutzt),  als  das  irgendeiner  früheren  Zeit 
möglich  war.  Es  handelt  sich  bei  der  vermeintlich  neuen 
Bewegung  keineswegs  um  eirP» Verlassen  des  „Bodens  ge- 
schichtlicher Ueberlieferung",  sondern  darum,  nicht  an  den 
dem  Laien  rasch  verständlichen  „Stilmerkmalen"  haften 
zu  bleiben,  sondern  die  künstlerischen  Ideen  (be- 
sonders in  Rhythmus  und  Farbe)  zu  erfassen  und  sie 
unseren  heutigen  Zwecken  dienstbar  zu  machen.  Gegen- 
über dieser  Aufgabe,  die  nur  unter  sorgsamer  Beachtung 
der  geschichtlichen  Ueberlieferung  erfüllt  werden  kann, 
tritt  die  ,, Verwertung  des  Reichtums  an  Gestaltungskraft, 
den  die  Kultur  früherer  Jahrhunderte  hinterlassen  hat", 
völlig  zurück.  Sie  beschränkt  sich  bei  völlig  veränderter 
Bestimmung  der  Gebäude  meistens  auf  die  Uebernahme 
dieser  oder  jener  Ausdrucksweise,  oft  sogar  auf  eine  ferne 
und  fremde  Ornamentik. 

Das  vom  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  an- 
geschnittene Problem  liegt  ziemlich  viel  tiefe  r, 
als  der  Verfasser  des  angeführten  Satzes  annimmt.  Es 
wäre  erwünscht,  wenn  die  Staatsbauverwaltung  die  gleiche 
Zurückhaltung,  die  sie  neuen  architektonischen  Ausdrucks- 
mitteln gegenüber  üben  zu  müssen  glaubt,  auch  bei  der 
beiläufigen  Lösung  kunstgeschichtlicher  und  kunstphilo- 
sophischer Fragen  übte. 

Dagegen  bedarf  es  durchaus  nicht  der  Begründung  der 
Zurückhaltung  gegenüber  den  neuen  Ausdrucksmitteln,  da 
jeder  Sachkundige  diese  Zurückhaltung  anerkennen  wird. 
Die  neuen  Ausdrucksmittel  sind  von  jeher  für  den  ganz 
engen  Kreis  derer  gewiesen,  die  die  Kunst  weiter- 
gebracht haben,  die  aber  auch  unter  den  B  a  u  - 
Beamten  der  Staatsbauverwaltung  höchst 
selten  sein  dürften. 

In  den  Händen  aller  übrigen  haben  die  neuen  Aus- 
drucksmittel stets  zu  Entgleisungen  geführt." 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Gehalts-  und  Anstellungsverhältnisse 
bei  der  Allgemeinen  Bauverwaltung  Preußens 

Unsere  Petition  für  die  auf  Privatctienstvertrag  bei 
der  Allgemeinen  Bauverwaltung  und  bei  den  Preußischen 
.Wasserbauinspektionen  beschäftigten  Techniker,  worin  wir 
eine  allgemeine  Regelung  der  sehr  ungünstigen  Dienst- 
und Anstellungsverhältnisse  dieser  Angestellten  gefordert 
haben,  ist  vom  Preußischen  Abgeordnetenhause  wieder 
nicht  erledigt  worden.  Wie  uns  der  Direktor  dieses  Parla- 
ments mitteilt,  hatte  die  Petitionskommission  für  die 
Plenarberatung  den  Antrag  gestellt,  die  Petition  der  König- 
lichen Staatsregierung  als  Material  zu  überweisen.  Die  Ge- 
schäftslage des  Preußischen  Landtages,  über  dessen  soziale 
Initiative  wir  uns  hier  nicht  zu  verbreiten  brauchen,  be- 
dingt es,  daß  Petitionen  und  Wünsche  der  Staatsangestelltcn 
als  Noli  me  tangere  betrachtet  werden.  Sie  kommen  stets 
am  Schluß  der  Session  zur  Beratung,  wenn  meistens  keine 
Zeit  mehr  ist,  um  sich  mit  Beamtenfragen  zu  beschäf- 
tigen. So  ging  es  auch  unserer  Petition,  über  die  das 
Plenum  nicht  mehr  Beschluß  fassen  konnte. 

Wir  werden  zu  Beginn  der  Herbsttagung  aufs  neue 
mit  unseren  Wünschen  an  den  Landtag  herantreten. 


Der  Bund  der  Werkvereine 
hat  auf  seiner  ersten  Tagung  in  Dresden  es  für  gut  be- 
funden, unserm  Verband  einige  unfreundliche  Titulationen 
anzuhängen.  Wahrscheinlich  als  Ausdruck  des  Dankes 
dafür,  daß  wir  vor  einiger  Zeit,  als  bei  den  Bergmann- 
Elektrizitätswerken  und  anderwärts  gelbe  Vereine  mit  der 


ausgesprochenen  Absicht  ins  Leben  gerufen  wurden,  die 
Bestrebungen  der  Angestellten  und  Arbeiter  zur  Verbesse- 
rung ihrer  Lage  lahmzulegen,  gegen  diese  angeblichen 
Interessenvertretungen  Front  machten  und  vor  ihnen 
warnten.  Man  ist  gegen  uns  recht  grob  geworden.  Die 
Mitglieder  werden  ohne  weiteres  als  pflicht-  und  ehr- 
vergessen hingestellt,  als  Menschen,  die  ihre  Arbeitgeber 
hintergehen  und  betrügen.  Der  Verband  selber  wird  rot 
angestrichen,  außerdem  moralisch  minderwertig  genannt, 
da  er  zu  feige  sei,  sich  offen  zur  Sozialdemokratie  zu  be- 
kennen. Man  kann  niemandem  verbieten,  sich  derjenigen 
Waffen  zu  bedienen,  die  ihm  am  nächsten  liegen.  Wenn 
die  „nationalen"  Gelben  es  als  eine  vaterländische  Auf- 
gabe betrachten,  alle  diejenigen,  die  nicht  ihren  Fahnen 
folgen,  als  Betrüger  und  Feiglinge  zu  bekämpfen,  so  sind 
wir  der  Meinung,  daß  man  wohl  bessere  Mittel  zur  Wah- 
rung des  Ansehens  und  der  Würde  einer  Nation  als  gerade 
Beschimpfung  und  Schmähung  seiner  Volksgenossen  finden 
kann.  Doch  abgesehen  hiervon,  warum  gab  man  keine 
sachliche  Widerlegung?  Es  wäre  doch  sehr  wünschens- 
wert gewesen  zu  wissen,  warum  ausgerechnet  der  D.  T.-V. 
6ine  sozialistische  Organisation  sein  soll.  Vielleicht  weil 
er  es  gewagt  hat,  dem  Reichsmarineamt  Widerstand  zu 
bieten,  als  es  jenen  unsozialen  Dienstvertrag  gegen  die 
Marinetechniker  durchsetzen  wollte?  Oder  weil  er  den 
Harmoniestandpunkt  als  schöne  Utopie  ad  acta  gelegt  hat? 
Freilich,  wenn  Techniker  und  Arbeiter  nach  der  Auffassung 
jener  Gelben  die  Pflicht  und  den  Auftrag  haben,  die  Inter- 
essen der  Arbeitgeber  zu  vertreten  und  jeder  Arbeitnehmer, 
der  auch  einmal  an  seine  eigenen  Interessen  denkt  und 
für  sie  eintritt,  als  Umstürzler  verschrien  wird,  dann  ist 
eine  Diskussion  überflüssig  und  wir  können  nichts  anderes 
tun  als  nochmals  und  mit  aller  Schärfe  vor  jenen  Vereinen 
warnen.  „Wirtschaftliche,  soziale  und  geistige  Hebung  des 
deutschen  Arbeiterstandes"  steht  auf  ihrem  Programm. 
Und  wie  denkt  man  sich  die  Verwirklichung?  „In  Werken 
mit  ungünstigen  Arbeitsverhältnissen  dürfen  keine  Werk- 
vereine gegründet  werden."  „Mag  der  schlechte,  unsoziale 
Arbeitgeber  mit  Genossen  sich  herumschlagen,  wir  Werk- 
vereinler  wollen  nur  mit  guten,  uns  soweit  als  möglich 
entgegenkommenden  Arbeitgebern  arbeiten."  So  denken 
sich  die  Führer  der  Werkvereine  die  durch  die  Gelben 
in  die  richtigen  Bahnen  geleitete  Arbeiterbewegung!  Erst 
dürfen  die  ,, Genossen''''  den  unsozialen  Unternehmer  er- 
eiehen,  dürfen  im  Kampfe  mit  ihm  ihre  Haut  zu  Markte 
tragen,  dann  wollen  die  braven  Menschen  zur  Belohnung 
des  Arbeitgebers,  daß  er  gute  Lehre  annahm,  ihre  ,, na- 
tionalen" Arbeitskräfte  ^ur  Verfügung  stellen.  Wir  ver- 
zichten auf  s'olche  Methode  sozialpolitischer  Betätigung 
und  auf  die  Gesinnung,  die  dahinter  steckt. 


n  H  ü  ::    STANDESBEWEGUNG    H  ::  ::  H 


Düsseldorfer  Akademie  für  kommunale  Verwaltung 

Zu  der  Errichtung  dieser  städtischen  Akademie  erfährt 
die  „Soziale  Praxis"  folgendes:  „Die  Errichtung  einen 
städtischen  Akademie  für  kommunale  Verwaltung  in  Düs- 
seldorf ist  von  den  dortigen  Stadtverordneten  beschlossen, 
Vv^orden  und  wird  im  Oktober  d.  J.  ihre  Tätigkeit  beginnen. 
Der  Zweck  dieser  neuartigen  Akademie  ist  die  Ausbildung 
leitender  Kommunalbeamter,  insbesondere  künftiger  Stadt- 
und  Landbürgermeister,  auf  der  Grundlage  hochschul- 
mäßigen Unterrichts,  der  einerseits  die  für  den  Kommunal- 
beamten wichtigen  Rechts-  und  Wirtschaftsmaterien, 
andererseits  die  verschiedenen  Gebiete  der  kommunalen, 
Praxis  berücksichtigt.  Als  Teilnehmerkreis  sollen  zu- 
gelassen werden:  bereits  im  Amt  befindliche  Kommunal- 
beamte, die  ihre  Kenntnisse  vertiefen  und  erweitern  wollen ; 
ferner  Referendare  und  Rechtsbeflissene,  inaktive  Offiziere, 
Nationalökonomen,  Techniker  usw.;  Abiturienten  höherer 
Lehranstalten.  Als  Norm  für  die  Zulassung  als  Vollhörcr 
wird  das  Abiturientenexamen  an  einer  neunstufigen  höheren 


536 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  34 


Lehranstalt  oder  die  Ablegung  als  gleichwertig  !zu  ler- 
achtender  Prüfungen  (wie  z.  B.  des  Offiziersexamens)  ge- 
fordert, man  wird  jedoch  Ausnahmen  machen,  nament- 
lich insoweit  es  sich  um  bereits  in  der  kommunalen  Praxis 
tätig  Gewesene  handelt.  Den  Vollhörern  soll  Gelegenheit 
zur  Ablegung  einer  Prüfung  am  Schluß  des  Studienjahrs 
gegeben  werden.  Gasthörer  sollen  sowohl  für  die  Ge- 
samtheit des  Studienbetriebs  als  auch  für  einzelne  Vor- 
lesungen zugelassen  werden.  Die  Dauer  des  Studiums 
ist  auf  zwei  Semester  bemessen,  von  denen  das  eine  von 
Mitte  oder  Ende  Oktober  bis  Ende  Januar  oder  Mitte 
Februar,  das  andere  von  Mitte  oder  Ende  April  bis  Ende 
Juni  jedes  Jahres  laufen  soll.  Die  Akademie,  die  eine  rein 
städtische  Anstalt  sein  wird,  soll  von  einem  Direktorium 
geleitet  werden,  von  dessen  Mitgliedern  eins  besoldet  sein 
wird  und  die  Funktionen  des  „Studien-Direktors"  ausüben 
soll.  Die  gesamten  geldlichen  Aufwendungen  für  die 
Akademie  sind  auf  20  000  M  jährlich  veranschlagt.  —  Die 
Anregung  zu  dieser  Neuschöpfung  kommt  von  dem  Bonner 
Universitätsprofessor  Dr.  S  t  i  e  r  -  S  o  m  1  o  ,  der  als  Stu- 
dienleiter der  Akademie  berufen  worden  ist.  —  Anfang 
August  ist  das  vorläufige  Vorlesungsverzeichnis  veröffent- 
licht worden,  Anfang  September  wird  das  spezialisierte 
folgen.  Interessenten  erteilt  das  Oberbürgermeisteramt  zu 
Düsseldorf  weitere  Auskunft."  ^ 

Hierzu  sei  bemerkt: 

iWir  als  Techniker  verlangen  mit  gutem  Recht  seit 
langer  Zeit  bei  der  Besetzung  kommunaler  Verwaltungs- 
stellen berücksichtigt  zu  werden.  Es  wird  deshalb  den 
Eingeweihten  nicht  wundern,  daß  unser  Interesse  an  dieser 
Gründung  sehr  groß  ist.  Die  Zulassung  von  Technikern 
ist  jedoch  in  der  Satzung  nicht  in  dem  Maße  zum  Ausdruck 
gekommen,  wie  wir  das  wünschen  müssen.  §  3  besagt: 
„Als  ordentliche  Hörer  Zugelassen  werden  Abiturienten 
neunstufiger  höherer  Lehranstalten  oder  solche  Personen, 
die  eine  als  gleichwertig  zu  erachtende  Prüfung  (in  einer 
Fußnote  ist  hier  das  Offizierexamen  als  solche  bezeichnet) 
abgelegt  haben,  ferner  bereits  im  Amt  befindliche  Bürger- 
meister und  Magistratspersonen  (Beigeordnete)  und  Per- 
sonen, deren  Zulassung  als  ordentliche  Hörer  das  Direk- 
torium im  Einzelfalle  beschließt.  Grundsätzliche  Beschlüsse 
nach  dieser  Richtung  faßt  das  Kuratorium. 

Ueber  die  Zulassung  als  Gasthörer  entscheidet  in 
jedem  Falle  das  Direktorium.  Die  Teilnahme  in  den 
öffentlichen  Vorträgen  (§  4  c)  ist  jedermann  zugänglich 
gegen  Lösung  einer  Eintrittskarte. 

Zu  den  einzurichtenden  Abschlußprüfungen  werden  nur 
die  ordentlichen  Hörer  zugelassen;  an  den  Vorlesungen, 
Uebungen,  Besichtigungen  und  etwaigen  sonstigen  Ver- 
anstaltungen der  Akademie  nehmen  die  Gasthörer  in 
gleicher  .Weise  wie  die  ordentlichen  Hörer  teil." 

Es  entsteht  nun  die  Erage,  ob  die  Techniker  nur 
als  Gasthörer  mit  jedesmaliger  Erlaubnis  teilnehmen  dürfen, 
wie  die  Satzung  vorsieht.  Es  wäre  durchaus  wünschens- 
wert, wenn  die  Satzung  den  Technikern  gegenüber  etwas 
weiter  gefaßt  würde,  so  daß  man  neben  dem  Offizier- 
examen auch  die  Abgangszeugnisse  von  staatlichen  tech- 
nischen Lehranstalten  außer  denen  der  Hochschulen  gelten 
ließe.  Es  kann  nicht  der  alleinige  Zweck  der  Akademie 
sein,  Oberbürgermeister  auszubilden^  sondern  es  ist  alsi 
berechtigtes  Bedürfnis  anerkannt  worden,  daß  Vorsteher 
technischer  Anlagen,  technische  Beamte  überhaupt  in  Ver- 
waltungsfragen Bescheid  wissen  müssen.  Die  zu  grün- 
dende Akademie  hat  eine  große  Zukunft,  und  wir  halten 
uns  darum  für  verpflichtet,  beizeiten  auf  die  Lücke  auf- 
merksam zu  machen,  die  zweifellos  entstehen  würde,  wenn 
man  den  Kreis  der  .Berechtigten  zu  eng  zieht.  Unser 
technisches  Schulwesen  ist  in  so  großer  Blüte,  daß  man 
vertrauensvoll  den  Absolventen  dieser  Schulen  eine  Be- 
rechtigung für  die  neue  Akademie  zuerkennen  könnte  und 
wenn  die  Techniker  hierbei  etwas  erreichen  würden,  so 
wäre  mit  einem  Male  ein  Erfolg  für  das  langjährige 
Streben  erzielt,  den  Technikern  die  kommunale  Verwaltung 
zu  eröffnen.  R.  F  r  e  y. 


Die  Hochschul-  und  Mittelschultechniker 

Zu  diesem  Thetna  schreibt  uns  einer  unserer  Zweig- 
vereine: 

Die  Erkenntnis  von  der  Notwendigkeit  des  Zusammen- 
schlusses der  einzelnen  Berufsstände  und  wirtschaftUchen 
Gruppen  in  unserem  Volke  greift  immer  mehr  um  sich. 
Allenthalben  ist  man  zu  der  Ueberzeugung  gekommen, 
daß  nur  die  als  geschlossene  Masse  auftretende  Organi- 
sation es  vermag,  die  besonderen  Bedürfnisse  ihrer  Glieder 
innerhalb  der  Volkswirtschaft  zu  verteidigen  und  ihre 
iWünsche  durchzusetzen. 

Nun  ist  es  klar,  daß  die  Hebung  des  eigenen  Standes 
und  die  Durchsetzung  der  notwendigen  Forderungen  ohne 
Tangierung  der  Interessen  anderer  Stände  und  Berufs- 
schichten nicht  vor  sich  gehen  wird.  Das  sind  Begleit- 
erscheinungen, die  im  Wesen  jeden  Kampfes  liegen.  Es 
muß  aber  eine  Organisation  den  scharfen  Widerspruch 
der  Allgemeinheit  finden,  wenn  sie  die  Besserstellung  ihrer 
Mitglieder  lediglich  oder  auch  nur  wesentlich  auf  Kosten 
einer  anderen  Gruppe  zu  erreichen  trachtet,  dadurch  die 
Vermehrung  der  eigenen  Bedeutung  erstrebt,  in  dem  sie 
eine  andere  Berufsschicht  sozial  tiefer  zu  stellen,  wirt- 
schaftlich hinabzudrücken  sucht  und  somit  diese  ihre 
Lebensinteressen  schädigt. 

Zu  den  unerfreulichsten  Erscheinungen  in  diesem 
Sinne  gehört  die  Spannung,  die  sich  in  der  letzten  Zeit 
zwischen  den  sogen,  „höheren"  und  den  „mittleren"  Tech- 
nikern entwickelt  hat.  Wesentlich  verschärft  wurde  die 
Lage  durch  die  Gründung  des  Verbandes  Deutscher 
Diplom-Ingenieure,  dessen  Führer  die  angedeuteten  Bahnen 
sehr  häufig  beschreiten  und  glauben,  den  Diplom-Inge- 
nieuren könne  in  erster  Linie  dadurch  geholfen  werden, 
daß  man  in  der  Oeffentlichkeit  den  Wert  aller,  nicht  durch 
das  Diplom-Examen  bestätigten  technischen  Bildung  als 
ungenügend  und  mangelhaft  bezeichnet.  Man  hörte  häufig, 
daß  mittlere  Techniker  nur  zu  untergeordneten  Hand- 
langerdiensten zu  gebrauchen  und  ohne  Zweifel  un- 
zureichend seien,  technische  Arbeit  von  gewisser  Bedeutung 
zu  leisten.  Anstatt  den  Vertretern  einer  akademisch-tech- 
nischen Bildung  gleiche  Anerkennung  zu  erringen  gegen- 
über den  alten  wissenschaftlichen  Ständen,  statt  die  öffent- 
liche Meinung  von  der  Ueberzeugung  zu  durchdringen, 
daß  eine  gute  akademisch-technische  Bildung  genau  so 
wertvoll  ist  wie  etwa  eine  gute  juristische,  wendet  man 
sich  gegen  den  Wert  der  technischen  Mittelschulbildung, 
sucht  diesen  herabzusetzen  und  den  mittleren  Techniker 
als  unbefähigt  und  untauglich  zur  selbständigen  Lösung 
größerer  technischer  Aufgaben  hinzustellen. 

In  einem  Artikel  der  Zeitschrift:  ,,Das  freie  Wort" 
schrieb  einst  der  Reichstagsabgeordnete  Dr.  Potthoff  über 
den  Verband  Deutscher  Diplom-Ingenieure  sehr  be- 
zeichnend : 

„Der  Verband  ist  ein  richtiger  Titelverband  ge- 
worden, dem  nicht  die  Hebung  des  Ingenieurs  nach 
Können  und  Anerkennung,  sondern  die  zunftmäßige  Ab- 
sperrung und  Privilegierung  des  mit  einem  gewissen 
Bildungsstempel  versehenen  Ingenieurs  am  Herzen  liegt. 
Der  größte  Teil  seiner  Bestrebungen  richtet  sich  gegen 
die  nicht  mit  dem  Diplom  geschmückten,  also  angeblich 
weniger  gebildeten  Ingenieure.  Wieder  eine  Gruppe, 
der  die  hohe  Schule  weniger  zur  Erlangung  von  Bil- 
dung als  zur  Erlangung  von  Privilegien  dienen  soll. 
Die  Diplom-Ingenieure  machen  einen  bloßen  wissen- 
schaftlichen Titel  zum  Kriterium  und  wollen  auch  Leute 
mit  gleicher  Bildung  aber  ohne  Examen  abgesondert 
wissen." 

Es  ist  unseres  Erachtens  auch  auf  alle  Fälle  zu  be- 
streiten, daß  als  akademisch  gebildeter  Ingenieur  nur  der- 
jenige gelten  kann,  welcher  sein  Studium  an  einer  tech- 
nischen Hochschule  mit  der  akademischen  Hauptprüfung 
abgeschlossen  hat.  Durch  das  Examen  wird  doch  nicht 
die  akademische  Bildung,  sondern  nur  der  Titel  erworben. 

Gewiß  können  die  Diplom-Ingenieure  unbestritten  das 
bestandene  Diplom-Examen  zur  Voraussetzung  für  die  Auf- 
nahme in  ihren  Verband  machen.   Den  Besitz  akademischer 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


537 


Bildung  aber  allen  anderen  Technikern,  die  das  Examen 
nicht  abgelegt  haben,  schlechthin  abzusprechen,  ist  un- 
verständlich und  unberechtigt  zugleich.  Ueber  die  Bedeu- 
tung eines  solchen  Titelverbandes  für  die  soziale  Be- 
wegung der  Techniker  brauchen  wir  heute  nicht  zu 
sprechen. 

In  allen  Beziehungen  läßt  sich  übrigens  der  technische 
Beruf  mit  anderen  wissenschaftlichen  Berufen,  Juristen, 
Medizinern  usw.  nicht  vergleichen.  Es  geht  nicht  an  zu 
behaupten,  weil  das  bestandene  akademische  Examen  die 
Voraussetzung  darstellt  zur  Anerkennung  des  Juristen, 
Arztes  usw.  als  vollwertiges  Glied  seines  Standes,  dies 
beim  Techniker  genau  so  sein  müßte.  Hier  liegt  der 
Unterschied,  der  die  Quelle  des  Unbehagens  zu  bilden 
scheint.  Es  gibt  keine  mittleren  Jura-  oder  Medizinschulen, 
aber  wir  haben  zahlreiche  technische  Mittelschulen,  welche 
staatliche  Anstalten  sind  und  von  den  Regierungen  unserer 
Bundesstaaten  mit  reichen  Mitteln  unterstützt  werden. 
Diese  technischen  Lehranstalten  vermitteln  eine  staatlich 
anerkannte  technische  Bildung.  Ihre  Zwecke  sind  so 
mannigfaltige  und  ihre  Ziele  so  verschieden  weit  gesteckt, 
daß  man  ohne  weiteres,  wenn  man  dabei  die  von  ihnen 
aus  jeweils  möglichen  weiteren  Fortbildungsgelegenheiten 
auf  Akademien  und  Hochschulen  ins  Auge  faßt,  eine 
lückenlose  Stufenleiter  technischer  Bildungsmöglichkeiten 
aufbauen  kann,  die  vom  Besuch  der  einfachsten  Hand- 
werker- oder  Gewerbeschule  hinaufführt  bis  vor  das 
Diplom-Examen  an  einer  technischen  Hochschule.  Wo 
aber  will  man  da  die  Grenze  ziehen!  Gewiß  kann  man 
ein  bestandenes  Examen  zum  Maßstab  wählen,  aber  es  wird 
trotzdem  die  Tatsache  bestehen  bleiben,  daß,  vi'ollte  man 
etwa  eine  Scheidung  vollziehen  in  dem  Sinne,  alle  ohne 
Diplom-Examen  als  Techniker  und  alle  mit  Examen  als 
Ingenieure  zu  bezeichnen,  dies  aller  historischen  Entwicke- 
lung  des  technischen  Berufes  widersprechen  würde.  Nach 
dieser  Richtung  hin  kann  sich  eine  etwaige  Lösung  der 
Titelfrage  nicht  entwickeln,  so  einfach  liegt  die  Definition 
Techniker  oder  Ingenieur  nicht! 

Man  hat  mit  Stolz  behauptet,  daß  die  Diplom- 
Ingenieure  zu  Führern  unserer  industriellen  Entwickelung 
berufen  seien,  daß  sie  gewissermaßen  die  technische  In- 
telligenz darstellten.  Hier  aber  muß  man  an  das  Wort 
denken:  „Viele  sind  berufen,  aber  wenige  sind  aus- 
erwählt!" Durchaus  nicht  alle  Diplom-Ingenieure  stehen 
an  führenden  Stellen  und  keineswegs  sind  und  können  alle 
führenden  Stellen  durch  Diplom-Ingenieure  besetzt  werden. 
Eine  zahlreiche  Schar  von  Männern,  die  an  der  Spitze 
großer  Unternehmungen  stehen,  ist  aus  dem  Kreis  der 
Mittelschultechniker  hervorgegangen  und  so  wird  es  auch 
in  Zukunft  bleiben,  weil  das  Examen  an  sich  nicht  ohne 
weiteres  die  Führereigenschaft  im  praktischen  Leben  ver- 
leihen kann. 

Daß  der  Wert  bestandener  Examina  bei  uns  heutigen- 
tags im  allgemeinen  überschätzt  wird,  darüber  ist  man 
zum  Teil  auch  in  sachverständigen  Kreisen  durchaus  nicht 
im  unklaren.  Man  braucht  bei  dieser  Erkenntnis  nicht 
gleich  zu  rufen:  weg  mit  allen  Prüfungen,  weg  mit  allen 
staatlichen  Approbationen,  wenn  man  auch  der  Mei- 
nung sein  kann,  daß  oft  genug  gerade  in  der  Wichtigkeit, 
die  man  bestandenen  Prüfungen  beizulegen  sich  gewöhnt 
hat,  ein  Hemmnis  zu  erblicken  ist  für  eine  gesunde 
Vorwärtsentwickelung  aller  Kräfte  unseres  Volkes.  In  der 
einseitigen  Uebertreibung  des  Wertes  der  Prüfungen  liegt 
ein  großer  Fehler.  Das  Ziel  sollte  doch  sein,  eine 
gedeihliche  Entfaltung  aller  Kräfte  für  das  praktische 
Leben  zu  fördern.  Auf  der  diesjährigen  Dresdener  Tagung 
des  Deutschen  Werkbundes  bekannte  sich  einer  unserer 
hervorragendsten  Hochschulprofessoren,  der  Geheime  Hof- 
rat Prof.  Dr.  Gurlitt,  gelegentlich  einer  Aussprache,  in 
der  er  den  Wert  der  Prüfungen  ganz  allgemein  stark  an- 
zweifelte, mit  Stolz  dazu,  niemals  in  seinem  Leben  ein 
Examen  abgelegt  zu  haben.  Und  der  Münchener  Hoch- 
schulprofessor Dr.  Theodor  Fischer  sprach  sich  im  An- 
schluß an  diese  Worte  im  gleichen  Sinne  aus,  auch  er  hätte 
sich  nie  einem  Examen  unterzogen.    Wer  Lust  hat,  die 


Reihe  der  wirklichen  Führer  der  Technik  in  Wissenschaft 
und  Praxis  zu  vervollständigen,  die  ohne  Examina  zu 
hoher  Bedeutung  gelangt  sind,  der  mag  sich  umsehen,  er 
wird  zahlreiche  Namen  von  gutem  Klange  finden. 

L^ebrigens  in  bezug  auf  praktisches  Erfassen  der  Auf- 
gaben des  werteschaffenden  technischen  Arbeitsprozesses! 
hat  der  Mittelschultechniker  dem  Diplom-Ingenieur  an- 
erkanntermaßen vieles  voraus.  Oeheimrat  Gurlitt  schrieb 
einst  in  einem  Artikel,  welcher  die  Organisation  der  Tech- 
nischen Hochschulen  behandelte,  folgendes: 

„Bei  dem  heutigen  Lehrbetrieb  werden  die  Tech- 
niker zu  alt.  Mit  26,  27  Jahren  treten  sie  als  „ge- 
lehrte Hühner"  ins  Leben,  meist  den  aus  niederen  Schulen 
Hervorgegangenen,  nun  schon  eine  Reihe  von  Jahren 
in  der  Technik  Eingeführten  an  praktischen  Erfahrungen 
weit  nachstehend.  Die  Staatsbauämter,  wie  die  Privat- 
praxis klagen  laut  über  die  geringe  Verwendbarkeit  der 
Diplom-Ingenieure.  Der  Staat  verwendet  seine  Regie- 
rungsbauführer leider  jiur  zu  oft  zu  untergeordnetert 
Arbeiten.  Denn  noch  ist  ihre  Kraft,  trotz  der  kost- 
spieligen Ausbildung,  billiger  als  die  der  aus  Baugewerk- 
schulen hervorgegangenen  Techniker." 

Gurlitt  schließt  seinen  hochinteressanten  Aufsatz: 
,,Man  fragt  sich  wohl,  wo  der  freudige  Lebensmut 
vergangener  Zeiten  hingekommen  ist!  Er  blieb  an  den 
Schulbänken  hängen!  Wann  wird  man  erkennen,  daß 
wichtiger  als  pedantische  Ausbildung  die  Sparsamkeit 
an  Jugend  und  Kraft  des  deutschen  Volkes  ist!" 

Fürwahr  ein  treffendes  Wort  in  einer  Zeit,  wo  man  am 
Werke  ist,  die  schulmäßige  Ausbildung  unserer  Jugend 
ins  uferlose  zu  treiben,  wo  man  alles  von  der  Schule 
erwartet  und  der  belehrenden,  erzieherischen  Tätigkeit  des 
praktischen  Lebens  nichts  mehr  zu  tun  übrig  lassen  will, 
wo  dem  jungen  Menschenkinde  bereits  in  der  Wiege  der 
korrekte  Lebensgang  vorgezeichnet  ist,  von  dem  nicht  ab- 
gewichen werden  darf  bei  Verlust  des  Anspruchs,  dereinst 
zur  Schicht  der  Gebildeten  gezählt  zu  werden.  Der  Ver- 
band der  Diplom.-Ingenieure  wird  gut  tun,  seinen  Kurs 
auch  in  dieser  Hinsicht  zu  revidieren.  Der  org"anisierte 
Mittelschultechniker  hat  den  Wunsch,  gemeinsam  mit  allen 
Vertretern  technischer  Bildung,  mit  den  Technikern  aller 
Grade  der  technischen  Arbeit  höhere,  verständnisvollere 
Anerkennung  und  "Wertschätzung  zu  erringen  und  dafür 
einzutreten,  daß  jeder  den  Platz  einnehme,  der  ihm  ge- 
bührt, nicht  bewertet  nach  Titel  und  Privilegien,  sondern 
nach  tatsächlichen  Fähigkeiten  und  Leistungen.  Mit  — 
nicht  gegeneinander! 


Die  Berliner  Eisenkonstrukteure 

Solange  in  einem  Berufe  mehrere  Organisationen  be- 
stehen, ist  es  ganz  natürlich,  daß.  die  eine  Organisation 
gegenüber  der  anderen  gewisse  Kreise  in  geschlossenerer 
Form  in  sich  aufgenommen  hat  als  die  andere.  Der  Bund 
der  technisch-industriellen  .Beamten  wandte  sich  zunächst 
an  die  Angestellten  der  Großindustrie  und  bei  der  Dich- 
tigkeit dieser  Kategorie  durften  die  Erfolge  auch  nicht 
ausbleiben.  Die  schwierigere  Werbung  unter  den  Bau- 
technikern blieb  neben  der  Aufgabe,  die  Angestellten  der 
Industrie  zu  organisieren,  nach  wie  vor  Sache  des  Deut- 
schen Techniker- Verbandes.  Es  erklärt  sich  dadurch,  daß 
unser  Verband  allein  bei  dem  Konflikt  mit  den  Marine- 
behörden in  Frage  kam.  Das  Gleiche  sehen  wir  jetzt 
bei  der  Bewegung  unter  den  Angestellten  der  Berliner 
Eisenkonstruktions-Firmen.  Von  diesen  ist  nur  ein  kleiner 
Teil  im  Verbände  organisiert,  obwohl  diese  Zahl  in  letzter 
Zeit  Fortschritte  gemacht  hat.  Der  B.  t.-i.  B.  besitzt  aber 
hier  die  Mehrheit  und  hat  deshalb  pflichtgemäß  die  von 
ihm  festgestellten  schlechten  Verhältnisse  als  Anlaß  zu 
einem  Vorgehen  benutzt.  Nachdem  im  vorigen  Winter 
verschiedene  kleinere  Aktionen  mit  nur  geringem  Erfolg 
durch  ihn  unternommen  wurden,  ist  jetzt  eine  größere 
Bewegung  zu  Gunsten  eines  besseren  Arbeitsvertrageßt 


538 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  m\ 


Heft  34 


eingeleitet  worden.  Der  den  Eisenkonstruktions-Firmen 
vorzulegende  einheitliche  Arbeitsvertrag  lautet  fol- 
gendermaßen: 

Die  Firma  (im  folgenden 

kurz  als  „die  Firma"  bezeichnet)  engagiert  hiermit  Herrn 

 (im  folgenden  kurz  als  „der 

Angestellte"  bezeichnet)  zum  

als  für  folgende  Tätigkeit  

§  2. 

Der  Angestellte  erhält  für  seine  Tätigkeit  ein  Gehalt 

von  Mark  monatlich,  das  am  Ende  eines 

jeden  Monats  zu  zahlen  ist. 

§  3. 

Der  Vertrag  wird  auf  unbestimmte  Zeit  abgeschlossen, 

die  gegenseitige  Kündigungsfrist  ist  eine  monatliche  

die  gesetzliche. 

§  4. 

Die  regelmäßige  Arbeitszeit  beträgt  acht  Stunden  (bei 
durchgehender  Arbeitszeit  einschl.  einer  halbstündigen 
Frühstückspause),  am  Sonnabend  sechs  Stunden  bei 
durchgehender  Arbeitszeit. 

§  5. 

Zur  Leistung  von  Ueberstunden  ist  der  Angestellte  nur 
in  dringenden  Fällen  verpflichtet.  Sie  werden  mit  einem 
Zweihundertstel  des  Monatsgehaltes  zuzüglich  eines  Zu- 
schlages von  SOn/o  vergütet. 

§  6. 

Im  Falle  einer  Erkrankung  des  Angestellten  gelten  die 
gesetzlichen  Bestimmungen  der  R.  G.  O. ;  bei  einer  Krank- 
heitsdauer von  mehr  als  3  Tagen  hat  er  auf  Verlangen 
der  Firma  und  auf  deren  Kosten  ein  ärztliches  Attest  bei- 
zubringen. 

§  7. 

iSVährend  militärischer  Pflichtübungen  bis  zur  Dauer 
von  8  .Wochen  ruht  das  Kündigungsrecht.  Das  Gehalt 
läuft  weiter. 

§  8. 

Alljährlich  steht  dem  Angestellten  ein  Urlaub  zu,  der 
nach  sechsmonatlicher  Tätigkeit  mindestens  10  Arbeitstage, 
nach  einem  Jahre  mindestens  14  Arbeitstage  beträgt  und 
mit  jedem  weiteren  Dienstjahre  um  zwei  Tage  bis  zur 
Dauer  von  drei  Wochen  steigt.  Das  Gehalt  wird  für 
die  Dauer  des  Urlaubs  fortgezahlt. 

§  9. 

Für  den  Fall  der  Lösung  dieses  Vertrages  hat  der 
Angestellte  bereits  bei  der  Kündigung  ein  Zeugnis  zu 
beanspruchen,  das  auf  Verlangen  des  Angestellten  er- 
schöpfende Angaben  über  Art  und  Umfang  seiner  Tätig- 
keit und  seiner  Leistungen  erhalten  muß. 

§  10. 

Erfindungen  des  Angestellten  sind  sein  Eigentum. 
§  U- 

Glaubt  sich  der  Angestellte  durch  die  Firma  benach- 
teiligt, oder  hält  er  im  Falle  der  Lösung  des  Vertrags- 
verhältnisses von  selten  der  Firma  die  Entlassungsgründe 
für  nicht  stichhaltig,  so  hat  er  das  Recht,  sich  an  den 
Angestelltenausschuß  zu  wenden,  der  von  der  Firma  eine 
moti\ierte  Antwort  auf  die  vorgebrachten  Wünsche  und 
Beschw  erden  verlangen  kann. 

Bei  allen  Engagements  mit  Eisenkonstruktionsfirmen 
Berlins  ist  daher  darauf  zu  achten,  daß  keine  Verträge 
abgeschlossen  werden,  die  eine  Verschlechterung  der  bis- 
herigen Anstellungsverhältnisse  bedeuten.  Insbesondere 
werden  die  Kollegen  im  Reiche  auf  diese  Weise  die  For- 
^rungen  ihrer  Berliner  Kollegen  unterstützen  müssen. 

Wir  erkennen  die  Vorzüge  dieses  Vertrages  ohne 
weiteres  an  und  haben  unsere  Mitglieder  angewiesen,  sich 
an  der  Durchführung  dieses  Vertrages  zu  beteiligen.  Wir 
geben  uns  der  Hoffnung  hin,  daß  durch  die  von  uns 
herbeigeführte  Einheitlichkeit  bald  ein  Erfolg  gezeitigt 
wird,  im  anderen  Falle  aber  sind  wir  gewillt,  die  für 
unsere  .Vlitglieder  entstehenden  Konsequenzen  im  gleichen 
Umfange  wie  der  B.  t.-i.  B.  für  unsere  Mitglieder  auf- 
zunehmen. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 


Die  Präinienberechnung  in  der  Lebensversicherung 

Die  Prämienberechnung  in  der  Lebensversicherung 
stützt  sich,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  in  erster  Linie  auf 
die  Sterbetafeln,  daneben  spielen  aber  die  Verzinsungs- 
verhältnisse eine  wichtige  Rolle.  Welche  Bedeutung  für  die 
Feststellung  der  Prämien,  die  eine  Gesellschaft  erhebt, 
die  Wahl  des  Zinsfußes  hat,  den  sie  ihren  Berechnungen 
zugrunde  legt,  mag  an  einem  Beispiel  erläutert  werden. 
Wenn  ein  Dreißigjähriger  eine  Kapitalversicherung  auf  den 
Todesfall  in  Höhe  von  hundert  Mark  abschließt,  hat  er 
eine  jährlich  und  lebenslänglich  zu  zahlende  Nettoprämie 
in  Höhe  von  1,93  M  zu  entrichten.  Wenn  man  jede 
Verzinsung  außer  Betracht  läßt,  würde  der  betreffende 
Versicherte  durchschnittlich  insgesamt  nur  etwas  über  60  M 
einzahlen.  In  Wirklichkeit  ergibt  sich  aber  bei  S'/aOoigcr 
Verzinsung  der  Prämienleistung  ein  Betrag  an  Zins  und 
Zinseszins  von  fast  40  M  oder  mehr  als  ein  Drittel  der 
versicherten  Summe.  Wären  in  dem  gegebenen  Beispiel 
die  Einlagen  des  Versicherten  mit  nur  3«o  verzinst  worden, 
so  würde  sich  der  Betrag  an  Zins  und  Zinseszinsen  beträcht- 
lich verringert  haben.  Bei  der  Wahl  eines  höheren  Zins- 
fußes wäre  umgekehrt  eine  erhebliche  Vergrößerung  der 
Zinserträgnisse  entstanden.  Die  Wichtigkeit  der  Wahl  des 
richtigen  Zinsfußes,  der  den  Berechnungen  in  der  Lebens- 
versicherung zugrunde  gelegt  wird,  liegt  darin,  daß  den 
Jahr  für  Jahr  von  den  Versicherten  entrichteten  Prämien- 
zahlungen eine  Leistung  der  Versicherungsgesellschaft  erst 
nach  Ablauf  einer  langen  Frist,  oft  von  mehreren  Jahr- 
zehnten gegenübersteht.  Während  dieses  großen  Zeit- 
raums muß  die  Gesellschaft  die  ihr  anvertrauten  Prämien- 
einlagen ihrer  Versicherten  so  anlegen,  daß  der  von  ihr 
der  Prämienberechnung  unterlegte  Zinsfuß  erreicht  wird. 
Wenn  dies  nicht  der  Fall  ist,  kann  sie  mit  den  Beiträgen 
der  Versicherten  und  dem  aus  ihnen  fließenden  Zins  und 
Zinseszins  nicht  den  ganzen  Betrag  der  Versicherungs- 
summe erwirtschaften,  sondern  muß,  wenn  der  Versiche- 
rungsfall eintritt,  aus  ihren  Vermögen  geringere  oder 
größere  Beträge  zuschießen,  um  die  Auszahlung  der  Ver- 
sicherungssumme in  der  vereinbarten  Höhe  zu  ermög- 
lichen. Die  betreffende  Gesellschaft  würde  dann  mit  Unter- 
bilanz arbeiten.  Wenn  sie  umgekehrt  zu  niedrige  Ver- 
zinsungssätze annimmt,  erzielt  sie  zwar  mehr  oder 
minder  erhebliche  Zinsgewinne,  muß  aber  von  ihren  Ver- 
sicherten eine  höhere  Prämie  fordern  und  wird  daher  nicht 
wettbewerbsfähig  sein.  Die  Wahl  des  Zinsfußes  ist  für 
die  Gesellschaft  nicht  nur  bedeutungsvoll,  sondern  aucli 
schwierig,  weil  sie  nicht  weiß,  wie  sich  die  Geld-  und 
Zinsverhältnisse  während  der  Dauer  der  Versicherung  ent- 
wickeln. Wollte  beispielsweise  eine  Lebensversicherungs- 
Gesellschaft,  die  in  einer  Zeit  großer  Geldknappheit  und 
daher  hoher  Zinssätze  gegründet  wäre,  ihren  Berechnungen 
eine  41/2-  oder  5ooige  Verzinsung  zugrunde  legen,  so  würde 
sie  von  dem  Augenblick  an  mit  Unterbitanz  arbeiten  und 
ihre  finanzielle  Position  gefährden,  in  dem  es  ihr  infolge 
der  Aenderung  der  Geldmarktverhältnisse  nicht  mehr  mög- 
lich wäre,  aus  ihren  Kapitalanlagen  diese  Verzinsung  zu 
erzielen. 

Wer  eine  Lebensversicherung  abschließt,  zahlt  in  <\:v 
Regel  Jahr  für  Jahr  eine  gleich  hohe  Prämie.  Da  aber, 
wie  ein  Blick  auf  die  Sterbetafeln  zeigt,  die  Sterblichkeit  mit 
dem  Alter  größer  wird,  müßte  eigentlich  vom  Versicherten 
in  jungen  Jahren  eine  niedrigere  Prämie  erhoben  werden 
als  in  alten  Jahren.  Es  hätte  jeder  Versicherte  ^it  zu- 
nehmendem Alter  dauernd  steigende  Beiträge  zu  ent- 
richten. Dies  würde  zahlreiche  Personen  zweifelsohne 
davon  abhalten,  eine  Lebensversicherung  einzugehen,  weil 
die  wirtschaftliche  Leistungsfähigkeit  des  Menschen  mit 
dem  Alter  nicht  ständig  zunimmt.  Man  ist  daher  zu  dem 
System  gleichbleibender  Prämien  übergegangen.  Es  be- 
steht d  irin,  daß  vom  Versicherten  in  jungen  Jahren  eine 
in  Rücksicht  auf  seine  dann  geringe  Sterblichkeit  zu  hohe 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


539 


Prämie  gefordert  wird,  während  er  im  Alter,  da  er  den- 
selben Beitrag  weiter  leistet,  eigentlich  bei  Beachtung 
seiner  dann  gewachsenen  Sterblichkeit  einen  zu  niedrigen 
Beitrag  zahlt.  Das,  was  der  Versicherte  in  den  jungen 
Lebensjahren  an  Prämien  zuviel  gezahlt  hat,  wird  für  die 
größere  Verbindlichkeit  der  späteren  Jahre  zurückgestellt. 
Es  werden  Prämienreserven  gebildet.  Hierüber  soll  in  der 
nächsten  Darstellung  gesprochen  werden. 


:;  :;  :;       ZEITSCHRIFTENSCHAU  ::  ::  ::  II 

für  Juli  1911. 

Technische  Physik. 

„Eine  Hauptformel  der  Kreiseltheorie  in  einfacher  Her- 
leitung." Von  Dr.  Ing.  O.  Schaefer,  Dingi.  pol.  J.  326,  Nr.  26, 
S.  401.  Es  wird  die  Formel  für  das  Moment  abgeleitet,  welches 
den  Kreisel  derart  zu  drehen  sucht,  daß  seine  Achse  parallel 
zur  Präzessionsachse  wird  und  daß  Kreiseldrehung  und  Präzession 
im  selben  Sinne  erfolgen. 

„Die  Verdampfungswärme  des  Wassers."  Von  Dr.  techn. 
Jar.  Hybl.,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  27,  S.  422.  Die  errechneten 
Werte  stimmen  mit  den  Münchener  Versuchen  bis  auf  ^^0,05  v.  H. 
überein. 

„lieber  Knickformeln."  Von  Dr.  Ing.  Schaller,  Dingl.  pol. 
J.  326,  Nr.  28,  S.  433.  Beispiel  der  Gefahr  der  Anwendung 
unerprobter  Formeln  an  einer  engl.  Knickformel.  Empfehlung 
■  der  Tetmajerschen  Formel  bei  gedrungener-  Form  und  der  Euler- 
schen  bei  schlanker  Form  der  Knickstäbe. 

„Der  Energiesatz  der  kreisenden  Flüssigkeit."  Von  Dondt 
Bdnki,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  2Q,  S.  1215.  Die  Summe  aus  kine^ 
tischer  und  Druck-Energie  ist  an  allen  Punkten  des  Strom- 
fadens gleich,  aber  die  durch  Krümmungen  hervorgerufenem 
Druckänderungen  werden  nicht  auf  Kosten  des  Energievorrates 
des  Stromes  erzeugt  und  somit  werden  die  Druckenergiemengen 
durch  solche  Druckänderungen  nicht  beeinflußt. 

„Apparat  zur  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  und 
des  Molekulargewichts  von  Gasen."  Von  Direktor  Güiich, 
J.  f.  Gaabel.  LIV,  Nr.  28,  S.  69Q.  Der  Apparat  beruht  auf  dem 
Gesetz,  daß  die  Quadrate  der  Ausströmungsgeschwindigkeiten 
zweier  Gase  durch  eine  feine  Oeffnung  in  einer  dünnen  Wand 
bei  gleichem  Druck,  Feuchtigkeit  und  Temperatur  sich  ver- 
halten wie  die  spezifischen  Gewichte  der  beiden  Oase. 

Industrielle  Feuerungen. 
Dampfkessel. 
„Ueber  Korrosionserscheinungen  an  .Gußeisenventilen  und 
schmiedeisernen  Röhren  bei  Heißdampfleitungen."  St.  u.  E.  31, 
Nr.  26,  S.  1043.  Korrosionswirkung  von  Soda,  die  sich  infolge 
Nachlässigkeit  im  Kessel  angereichert  und  vom  Dampf  in  die 
Leitung  mitgerissen  worden  war. 

Hüttenwesen. 

„Das  Eisen-  und  Stahlwerk  Mark  in  Wengern."  Von  Ing. 
Gille,  St.  u.  E.  31,  Nr.  26,  S.  1035.  Einrichtungsbeschreibung. 

„Ein  elektrisch  betätigter  Satz-  und  Mischungsanzeiger  für 
Kupolöfen."  Von  Obering.  Neufang,  St.  u.  E.  31,  Nr.  26, 
S.  1041.    Beschreibung  der  Vorrichtung. 

„Die,  Verwendung  von  Briketts  aus  Stahl-  und  Gußspänen 
im  Kupolofenbetrieb."  Von  Ing.  Schott,  St.  u.  E.  31,  Nr.  26, 
S.  1045.    Einige  allgemeine  Bemerkungen. 

„Zur  Frage  der  Verwendung  gußeiserner  Spänebriketts." 
Von  Ing.  Schoemann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  26,  S.  1045.  Betrifft 
die  Frage  der  Beeinflussung  des  Kohlenstoff-  und  Schwefel- 
gehaltes durch  die  Briketts,  sowie  die  daraus  resultierende  Ver- 
wendungsmöglichkeit für  verschiedene  Gußfabrikatc. 

Kraftmaschinenbau. 

„Neuere  Rohölmotoren."  Von  Dipl. -Ing.  Pöhlmann,  Dingl. 
pol.  J.  326,  Nr.  27,  S.  421.  Systematische  Behandlung  von 
marktgängigen  Typen  nach  Gruppen  und  ihre  Kritik. 

„Untersuchung  einer  Heusinger-Steuerung  mit  symmetrischer 
Dampfverteilung.  Von  Dr.  Ing.  Schneider,  Dingl.  pol.  J.  326, 
Nr.  29,  S.  449.    Verfahren  auf  kinematischer  Grundlage. 

Elektrotechnik. 
„Betriebserfahrungen  an  neueren  Telephonsystemen."  Von 
Prof.  C.  L.  van  der  Bilt,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  26,  S.  633.  Besondere 
Beachtung  der  Verteilersysteme.     Betriebserfahrungen,  Anlage- 


und  Personalkosten.  Automatische  und  halbautomatische  Aemter 
erst  bei   Mehrzentralensystemen  zweckmäßig. 

„Experimentelle  Ermittlung  des  Hysteresedrehmomentes." 
Von  Hermann  Zipp,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  27,  S.  652.  Durch  Ver- 
suche an  der  Wirbelstrombremse  mit  Bremsscheiben  aus  magne- 
tischem und  unmagnetischem  Material  wird  das  Dasein  eines 
von  Drehgeschwindigkeit  unabhängigen  Hysteresedrehmomentes 
nachgewiesen.  Dieses  Moment  kann  im  Synchronismus  alle 
Werte  zwischen  zwei  negativen  und  positiven  Grenzwerten 
durchlaufen. 

„Umwandlung  von  Drei-  in  Zweiphasenstrom."  Von 
G.  Rasch,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  28,  S.  681.  System  Scott,  System 
Meyer  und  neuere  Systeme,  deren  Transformatoren  weder  reine 
Spar-,  noch  rein  normale  Transformatoren  sind. 

„Theorie  und  Konstruktion  der  Quecksilbermotorzähler  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Fabrikates  der  Isaria-Zählwerke 
A.-G.  München."  Von  Dr.  W.  Kesseldorfer,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  28, 
S.  684.  Achsenpolige  und  außerachsenpolige  Zähler,  ihre  histo- 
rische theoretische  Entwicklung  als  Quecksilbermotorzähler.  Kon- 
struktion der  Isariazähler. 

„Mehrphasenmotoren  im  Anschluß  an  Einphasennetze."  Von 
E.  F.  W.  Alexanderson,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  29,  S.  705.  Art  der 
Verbesserung,  allgemeine  Theorie,  Kontrolle  der  Versuchsergeb- 
nisse durch  Rechnung,  Gewicht  und  Größenschätzung  für  prak- 
tische Zwecke. 

„Ein  neuer  Wechselstromerzeuger  für  Fernsprechzwecke." 
Von  Falkenthal,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  29,  S.  715.  Allgemeine  Be- 
schreibung der  Bauweise. 

„Einfache  Formel  für  die  Ueberlastbarkeit  des  Asynchron- 
motors."    Von    Dipl. -Ing.    E.    Auerbach,    E.  T.  Z.  32,   Nr.  30, 

S.  738.    Ableitung  der  Formel:  u  =  f  '-"^-t^,  worin  u  =  Ueber- 

lastungsfähigkeit,  f  ein  Koeffizient,  ik  =  Kurzschlußstrom,  io  = 
Leerlaufstrom  und  i^  =  Vollaststrom  ist. 

Werkzeugmaschinenbau. 

„Kinematographische  Untersuchung  eines  Dampfhammers." 
Von  Ing.  Otto  Fuchs,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  2S,  S.  1161.  Gewinnung  ein- 
wandfreier Diagramme  zum  Studium  der  Dampfverteilung. 

„Die  Ausgleichung  der  Massenwirkungen  bei  den  Zwei- 
touren-Oleichstrorn-Schnellpressen."  Von  Dr.  Paul  v.  Schrott, 
D.  prakt.  Masch. -Konstr.  44,  Nr.  29,  S.  246.  1.  Massenwir- 
kungen, 2.  die  Methoden  des  Ausgleichs. 

„Auswahl  und  Behandlung  der  Bandsägenblätter."  Von 
D.  Dominicus,  Der  deutsche  Werkzeug-Masch. -Bau,  1911,  Nr.  15, 
S.  131.    Allgemeine  Erörterungen. 

Oasbeleuchtung   und  Wasserversorgung. 

„Zur  Ofenfrage."  Von  Dir.  Terhaerst  und  Dr.  Trautwein, 
J.  f.  Oasbel.  LIV,  Nr.  22,  S.  517.  Technischer  und  wirtschaft- 
licher Vergleich  zwischen  Vertikalofen  mit  18  Retorten,  Kammer- 
ofen, Horizontalretortenofen  mit  Stoß-  und  Lademaschine  und 
Schrägretortenofen. 

„Altes  und  Neues  vom  Oaskocher."  Von  Obering.  Meurer, 
J.  f.  Oasbel.  LIV,  Nr.  22,  S.  522.  Technische  und  wirtschaft- 
liche Kritik  von  Gaskochern  und  -Herden. 

„Ueber  die  Anwendungsweise  von  Druckluft  zum  Wasser- 
heben." Von  Perengi,  ebenda  S.  527.  Geschichtliches,  Ver- 
suchsmittel zur  Theorie,  Förderhöhe  und  Luftmenge. 

„Gaswäscher,  Patent  Kubierschky."  Von  Zivil-Ing.  Borr- 
mann, ebenda,  S.  531.  Beschreibung,  Wirkungsweise  und  Be- 
triebsergebnisse. 

„Gasfernleitung,  deren  Anwendung  und  Wirtschaftlichkeit." 
Von  Geh.  Baurat  Dr.  Ing.  h.  c.  Blum,  J.  f.  Oasbel.  LIV,  Nr.  27, 
S.  650.  Ausführungen  an  Hand  Von  bereits  bestehenden  Anlagen. 

„Beitrag  zur  Frage  der  Erzeugung  künstlichen  Grundwassers 
aus  Flußwasser."  Von  Baurat  Scheelhaase,  ebenda,  S.  665. 
Allgemeines  über  Infiltration,  die  Einwirkung  der  Infiltrahon  auf 
das  Grundwasserentnahmegebiet,  das  hierzu  in  Frankfurt  vor- 
handene Gelände,  die  Beschaffenheit  des  Grundwassers  und 
des  Flußwassers,  Versuchsanordnung,  Ergebnisse. 

„Die  Sterilisation  des  Trinkwassers  durch  ultraviolette 
Strahlen."  Von  Prof.  Courmont,  ebenda,  S.  675.  Ultraviolette 
Strahlen,  die  Quarzglas-Quecksilberdampflampe,  die  Wasser- 
sterilisation mit  ihr,  Sterilisation  anderer  Flüssigkeiten  auf  die- 
selbe Weise,  Erfahrungen,  Eintauchen  der  Lampe,  Vorgang, 
chemische  Veränderungen,  Behandlung  unschädlich,  Einwirkung 
auf  Fluoreszensstoffe  im  Wasser  und  auf  Toxine,  praktische 
Anwendungen. 

F  1  u  g  t  e  c  h  n  i  k. 

„Luftschraubenuntersuchungen  Versuche  über  den 

Einfluß  der  Wölbung  bei  Kreissichel-Profilen  mit  ebener  und 


540 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  34 


:gewölbter  Druckseite."  Z.  f.  Flugtechnik  u,  Mot.-L.-Schiff.  II, 
Nr.  12,  S.  149. 

„Technische  Rückblicke  auf  den  deutschen  Zuverlässigkeits- 
flug am  Oberrhein."    Von  P.  Bejeuhr,  ebenda,  S.  157. 

„Neue  Flugzeuge."  Von  Ing.  Dr.  Quittner  und  Hauptmann 
Kobitzsch,  ebenda,  S.  169.  Der  Zweidecker  von  Farman,  Ein- 
bau des  Gnome-JVlotors,  Albatros-Zweidecker,  Flugzeug  von 
Kobitzsch. 

Verschiedenes. 

„Staat  und  Technik."  Von  Konrad  Matschoß,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  29,  S.  1185. 

„Die  Turbinenfabrikation  der  A.  E.  Q."  Von  Lasche,  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  29,  S.  1198  Werkstätten,  ihre  Bauart,  Einrichtungen 
und  Organisation.  K.  S. 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliclie  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Die  elektrolytischen  Metallniederschlüge.  Lehrbuch  der  Galvano- 
technik mit  Berücksichtigung  der  Behandlung"  der  Metalle 
vor  und  nach  dem  Elektroplattieren.  Von  Dr.  W.  P  f  a  n  - 
haus  er  j  r.  Verlag  von  Julius  Springer,  B-^rlin.  Preis 
geb.  15  JVl. 

In  diesem  Lehr-  und  Handbuch  der  Technik  elektrolytischer 
iVletailniederschläge  hat  der  Verfasser  das  Werk  seines  Vaters 
fortgesetzt,  der,  ein  Pionier  der  modernen  Galvanotechnik,  im 
Jahre  1878  zum  ersten  Male  daran  ging,  das  Kesultat  seiner 
Forschungen  und  seine  persönlichen  Erfahrungen,  die  er  als 
Seniorchef  der  heute  unter  dem  Namen  Langbein-Pfanhauser, 
A.-G.,  bekannten  Werke  in  Leipzig  auf  diesem  Gebiete  ge- 
sammelt hatte,  der  elektrochemischen  Industrie  als  Gemeingut 
anzuvertrauen.  Daß  ihm  die  Fachwelt  dafür  Dank  wußte,  be- 
weisen die  Neuauflagen,  die  das  Werk  wiederholt  erlebte.  Die 
vorliegende  fünfte  Auflage  umfaßt  nunmehr  einen  stattlichenl 
Band  von  nahezu  800  Seiten  mit  nicht  weniger  als  173  Abbil- 
dungen. Um  das  Verständnis  des  Gebotenen  auch  für  Praktiker 
ohne  wissenschaftliche  Vorbildung  zu  erleichtern,  ist  der  Stoff 
jetzt  in  zwei  Teile,  einen  theoretischen  (das  eigentliche  Lehr- 
buch) und  einen  praktischen  geteilt.  Die  Darstellung  ist  der- 
artig klar  und  einfach,  der  praktische  Teil  schöpft  aus  einer 
solchen  Fülle  von  Erfahrungen,  daß  das  Werk  kaum  einer 
besonderen  Empfehlung  bedarf.  Gesagt  sei  nur,  daß  wohl  kaum 
in  der  Praxis  ein  Fall  eintreten  dürfte,  über  den  man  in  diesem 
Buche  keine  Auskunft  findet.  Was  die  gegebenen  Kezepte 
für  die  Zusammensetzung  der  Bäder  und  die  Wahl  der  Bad- 
spannung, was  überhaupt  die  Winke  und  die  Hinweise  für 
das  Gelingen  des  Metallniederschlags,  für  die  Verbesserung  von 
Fehlern  bei  den  einzelnen  Verrichtungen  usw.  usw.  anbelangt, 
so  ist  das  Werk  geradezu  zur  klassischen  Literatur  auf  diesem 
Gebiete  zu  zählen.  Mtzd. 

Bürgerkunde  des  Hansablindes.  Ein  Leitfaden  zur  Einführung 
in  das  staatsbürgerliche  Leben.  Von  Dr.  Kleefeld. 
Hansa-Bund  für  Gewerbe,  Handel  und  Industrie.  Berlin. 
Preis  ca.  4  M. 

Der  Hansabund  will  wirtschaftspolitisch  wirken.  Zu  dem 
Zweck  hat  er  es  nützlich  befunden,  für  staatsbürgerliche  Er- 
ziehung zu  sorgen  und  eine  „Bürgerkunde"  herauszugeben.  Es 
ist  darin  eine  Darstellung  der  Reichsverfassung  gegeben,  eine 
inhaltliche  Wiedergabe  ihrer  einzelnen  Artikel,  hinter  der  eine 
kurze  allgemeine  und  geschichtliche  Einleitung  sowie  ein  An- 
hang, der  die  Grundzüge  der  Verfassungs-  und  Verwaltungs- 
Organisation  der  deutschen  Bundesstaaten  und  des  Auslandes 
darstellt,  vollständig  zurücktreten.  Ein  paar  Definitionen  volks- 
wirtschaftlicher Grundbegriffe  werden  auf  knapp  zwei  Seiten 
erledigt,  wirtschaftliche  Vereine  und  poHtische  Parteien  werden 
ebenfalls  sehr  kurz  behandelt.  Als  erstes  Orientierungsmittel 
lüber  die  Institutionen  des  Reichs  mag  das  Buch  ganz  brauchbar 
sein,  aber  es  ist  das  nicht,  was  es  sein  will.  Im  Vorwort  heißt 
es,  die  Arbeit  mache  ,,den  Versuch,  in  das  Verständnis  der 
wichtigsten  Grundlagen  des  Staats-  und  Wirtschaftslebens  unter 
rein  sachlichen  Gesichtspunkten  einzuführen".  „Sie  will  zum 
Wohl  des  Vaterlandes  einer  Vertiefung  der  Auffassungen  über 
staatsbürgerliche  Rechte  'und  Pflichten  besonders  bei  den  jungen 
Generationen  dienen."  Es  hält  schwer,  an  eine  Vertiefung  der 
Auffassungen  zu  glauben,  da  'nirgends  ein  kritisches  Wort  gesagt 
werden  durfte  über  Wert  oder  Unwert  dieser  oder  jener  Organi- 
sation. Das  Buch  ist  nichts  anderes  als  eine  Materialsammlung, 
eine  Anhäufung  von  nüchternen  Daten.  An  keiner  Stelle  werden 
Probleme  oder  künftige  Aufgaben  angedeutet.  Was  aber  soll 
dann  der  Titel  „Bürgerkunde  des  Hansabundes"  bedeuten? 


BRIEFKASTEN 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
■Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  I-:ine 
Rucksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Srlirift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D.e  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
stöclie  zur  Wiedergabc  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  174.  Die  Stützmauer  der  einem  Landhause  vor- 
gelagerten Terrasse  ist  mit  gewöhnlichem  Kalkmörtel  glatt 
geputzt.  Dieser  auf  Hintermauerungssteinen  angebrachte  Putz 
löst  sich  in  größeren  Flächen  vom  JVlauerwerk  los  und  fällt  ab. 
Wie  ist  dem  Uebelstand  abzuhelfen?  Die  Mauer  ist  ca.  1  m 
über  Terrain  mit  eingestampftem  Boden  hinterfüllt,  auf  dem, 
dicht  an  die  Mauer  anschließend,  eine  10  cm  starke  Beton- 
schicht mit  Fliesenbelag  gebracht  ist. 

Frage  175.  Wie  präpariert  und  färbt  man  auf  einfache 
Weise  Buchen-  und  Eichenlaub  braun? 

Frage  176.  Ich  beabsichtige,  mir  einen  photographischen 
Apparat  für  Architektur-  und  Innenaufnahmen  zu  kaufen  und 
will  etwa  100  bis  120  M  einschl.  des  Objektivs  dafür  anlegen. 
Welches   System  und  welche  Größe  ist  am  praktischsten? 

Frage  177.  In  einer  Wasserrechtsangelegenheit  möchte  ich 
über  einige  Fachpunkte  Auskunft  einholen.  Kollegen,  die  in 
Quellfassungen  bewandert  und  möglichst  mit  sächsischen  Ge- 
setzen vertraut  sind,  werden  um  Angabe  ihrer  Adresse  gebeten. 

Frage  178.  Wer  baut  Gas  -  Heizungen  für  Heißwasser- 
Dampfback-Oefen,  und  welche  Patente  haben  sich  in  der  Praxis 
bereits  bewährt? 

Frage  179.  Welche  Firma  liefert  eiserne  Ziegeltragen 
(Winkelgestell  mit  je  zwei  Tragriemen)  ? 

Zur  Frage  168.  Wasserdichter  Teerbehälter.  III.  (I  und  II 
s.  Heft  32.)  Die  Ausführungsart  richtet  sich  nach  dem  vor- 
handenen Grundwasser.  Es  sind  zwei  Fälle  möglich:  1.  die 
Baugrube  kann  durch  Pumpen  trocken  gehalten  werden  oder 
2.  die  Bewältigung  des  Grundwassers  ist  nicht  möglich.  Im 
ersten  Falle  empfiehlt  es  sich,  die  Baugrube  bis  zur  erforder- 
lichen Tiefe  auszuschachten,  eine  genügend  starke  Betonsohle 
(1  Teil  Zement,  2  Teile  Kies)  unter  gehörigem  Stampfen  ein- 
zu  bringen,  die  Umfassungswände  in  Klinkermauerwerk  mit 
Zementmörtel  1 :  2  aufzuführen,  innen  zu  fugen,  außen  zu  putzen 
und  zu  glätten.  Auf  die  Sohle  wird  ein  Zementestrich  1 : 2 
aufgebracht  und  geglättet.  Die  Anschlüsse  des  Estrichs  an 
die  Umfassungswände  werden  als  Hohlkehlen  ausgeführt.  Im 
zweiten  Falle  ist  die  Ausführung  als  Senkbrunnen  zu  empfehlen. 
Die  Baugrube  wird  bis  zum  Grundwasserstand  ausgehoben. 
Auf  einem  kiefernen,  mit  etwa  1,5  m  langen  und  1  Zoll  starken 
Ankern  versehenen  Brunnenkranz  werden  die  Umfassungswände 
in  Klinkermauerwerk  und  Zementmörtel  1 : 2  aufgeführt,  innen 
gefugt  und  außen  geputzt  und  der  Brunnen  zum  Erhärten  etwa 
8  bis  10  Tage  stehen  gelassen.  Nach  dem  Leerpumpen  und 
Versenken  wird  eine  etwa  75  cm  starke  Betonschicht  1:2:0 
(keine  Ziegelbrocken,  sondern  Gran-^brocken  oder  Kies)  ci"- 
gebracht  und  gestampft  und  der  Brunnen  sofort  wieder  mit 
Wasser  gefüllt.  Nach  etwa  8  bis  10  Tagen  wird  er  wieder 
leer  gepumpt  und  die  Betonschicht  mit  3  bis  4  Hartbrandstein- 
Flachschichten  und  mit  einem  Estrich  wie  oben  abgedeckt. 
Der  Brunnen  wird  wieder  mit  Wasser  gefüllt  und  zum  Er- 
härten wieder  8  bis  10  Tage  stehen  gelassen.  In  beiden 
Fällen  wird  aus  statischen  Gründen  die  Wahl  einer  kreisrunden 
an  Stelle  der  rechteckigen  Form  empfohlen.  Bei  der  recht- 
eckigen Form  müßten  die  Umfassungswände  auch  einen  Stich 
von  i/g  bis  i/io  der  Spannweite  bekommen,  um  Material  zu 
sparen.  Die  Ausführung  in  Beton  dürfte  kaum  billiger  zu 
stehen  kommen;  jedenfalls  ist  bei  der  Ausführung  in  Klinker- 
mauerwerk die  Gediegenheit  der  Arbeit  leichter  zu  überwachen. 
Zusätze  von  Bitumen,  Zeresit  und  ähnlichem  zur  Erhöhimg 
der  Wasserundurchlässigkeit  des  Bauwerks  sind  überflüssig,  da 
sich  tTiit  Klinkermauerwerk  in  Zementmörtel  1 :  2  ein  vollkommen 
dichtes  Bauwerk  erzielen  läßt.  Schmierseife,  als  wasser- 
abweisender Mörtelzusatz,  hat  seine  Brauchbarkeit  m.  W.  nur 
bei  Laboratoriums- Versuchen  erwiesen. 

Bei  der  Ausführung  ist  darauf  zu  achten,  daß  das  Bauwerk 
vor  seiner  Erhärtung  möglichst  wenig  dem  Grundwasserdruck 
ausgesetzt  ist.  Sß.,  60  347,  W-haven. 

Zur  Frage  170.  Herstellung  von  Blechkapseln.  Die  Frage  ist 
zu  allgemein  gehalten,  als  daß  sich  eine  sichere  Antwort  erteilen 
ließe.  Bei  genauer  Darlegung  des  Sachverhaltes  bin  ich  zur  brief- 
lichen Auskunft  gerne  bereit.  Adresse  durch  die  Redaktion.  Bs. 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


541 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.örtliciie  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45-90  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse für  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlefien  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  W.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Tli.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.Q4 
♦  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1284  86  Karl  Grännßer,  Ingenieur,  nebst  Familie,  Chemnitz. 
1287  Arthur  Dietrich,  Architekt,  Leipzig.  1288  Chr.  Heuer, 
Architekt,  Bielefeld.  1289/91  Otto  Behrens,  Ingenieur,  nebst 
Familie,  Kiel.  1292/94  Arthur  Schieber,  techn.  Eisenb.-Sekr, 
nebst  Familie,  Stuttgart.  1295/96  C.  Jäde,  Bauwart,  nebst  Frau, 
Lübeck.  1297  Fräulein  Lisa  Bartsch,  Berlin.  1298  Fräulein  Else 
Wolter,  Berlin.  1299/1301  Hermann  Rosenthal,  Stadtbausekr, 
nebst  Familie,  Bochum.  1302/03  Alb.  Täuber,  Ingenieur,  nebst 
Frau,  Dresden.  1304/07  Leo  Fegers,  Architekt,  nebst  Familie, 
Essen.  1308  C.  Leopold,  Ingenieur,  Leipzig,  1309/10  Rudolf 
Püschel,  Stadtbauführer,  nebst  Frau,  Düren  (Rheinland).  1311/12 
G.  Paetzold,  Architekt,  nebst  Frau,  Lübben.  1313  Frau 
L.  Prehl,  Hoyerswerda.  1314  Heinr.  Schmid,  Ingenieur,  Erfurt. 
1315/16  Wilh.  Böckmann,  Ingenieur,  nebst  Frau,  Essen.  1317/18 
F.  Karstens,  Bauwart,  nebst  Frau,  Lübeck.  1319/20  Otto  Woh- 
babe,  Masch.-Konstr.,  nebst  Frau,  Plauen  i.  V.  1321/22  Frau 
E.  Veit  nebst  Sohn,  Hirschberg  i.  Schi.  1323  Fräulein  Elsa 
Kowalska,  Hirschberg  i.  Schi.  1324,25  Andreas  Hefti,  Zimmer- 
meister, nebst  Frau,  Lübeck. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen, 

Die  Verbaiidsleitung. 

Ansichtskarten  vom  Erliolungsheim 

Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be» 
sonders  gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 
heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen,  recht  viele  dieser  Karten  zu 
erwerben  und  hinauszusenden.  Dieses  Verfahren  trägt  mit  am 
besten  dazu  bei,  unser  Heim  und  gleichzeitig  unseren  Ver- 
band in  weiten  Kreisen  bekannt  werden  zu  lassen.  Bestellungen 
am  besten  durch  Postanweisung. 

Die  Verbandsleitung. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O,  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festliclikeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
" —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Bezirksverwaltungen 

Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung.  Br.-A. :  W.  Langbein, 
Bielefeld,  Ravensberger  Straße  60.  —  Im  Laufe  der  letzten  Monate 
sind  neue  Vereine  gegründet  worden  in  Datteln  i.  W.  (Br.-A.: 
Amtsbauführer  Berkemeyer,  Lohestr.  54)  und  in  Rheine  (Br.-A.: 
Ingenieur  Hildebrandt,  Neuenkirchener  Str.  79). 

Im  Verein  Gladbek  ist  der  Vorsitz  auf  Herrn  Franz  Briel, 
Hermannstr.  27,  übergegangen;  alle  Benachrichtigungen  sind 
an  die  vorstehende  Adresse  zu  richten. 

Der  Bezirkstag  findet  am  Sonntag,  10.  September  d.  J., 
in  Bottrop  mit  folgendem  Programm  statt:  9  Uhr  vorm.  Ge- 
samtvorstandssitzung im  Vereinslokal  Hotel  Fischdiek.  11  Uhr: 
Eröffnung  des  Bezirkstags  im  Hotel  „Westfälischer  Hof".  Vor- 
trag des  Geschäftsstellenleiters  Herrn  Ingenieur  Lustig  aus 
Dortmund.  Daran  anschließend  Bezirkstagsversammlung.  Mittags 
IV2  ^hr  zwangloses  Mittagessen  im  Hotel  Westfälischer  Hof. 
Nachm.  3  Uhr  Fortsetzung  der  Beratungen  und  Besichtigungen. 
Abends  7  Uhr  gesellschaftliche  Zusammenkunft  im  Hotel  West- 
fälischer Hof.  Die  Tagesordnung  des  Bezirkstages  umfaßt: 
Geschäftsbericht,  Kassenbericht,  Beratung  der  Satzung,  Beratung 
der  Anträge,  Neuwahl  des  Vorortes,  Wahl  des  Bezirksvorstandes! 
nach  den  neuen  Satzungen.  Verschiedenes, 


Vom  Verein  Osnabrück  ist  folgender  Antrag  eingegangen: 

Der  Bezirkstag  wolle  beschließen,  dem  Abs.  4  des  §  7  fol- 
gende Fassung  zu  geben: 

Den  Mitgliedern  des  geschäftsführenden  und  erweiterten' 
Vorstandes  und  den  Vertretern  der  Einzelmitglieder  im  Vorstand 
wird,  außer  den  Fahrkosten,  zu  den  Bezirkstagen  und  den  Ge- 
samtvorstandssitzungen ein  Tagegeld  von  8  M  für  den  ganzen 
und  von  5  M  für  den  halben  Tag  gewährt.  Den  am  Orte 
wohnenden,  oben  bezeichneten  Mitgliedern  wird  nur  die  Hälfte 
vorstehender  Sätze  gewährt. 

Begründung  folgt  auf  dem  Bezirkstag. 

Wir  laden  hiermit  alle  Vereine  und  Einzelmitglieder  zur  Teil- 
nahme an  der  Veranstaltung  ein  und  erhoffen  einen  zahlreichen 
Besuch.  Besondere  Einladungen  ergehen  noch  durch  den  Verein 
Bottrop. 

Oberschlesien.  Wir  bitten  unsere  Bezirksxereine  die  neuen 
Bezirkssatzungen  schon  jetzt  zu  beraten  und  dazu  Stellung  zu 
nehmen,  da  dieselben  auf  der  am  1.  Oktober  in  Gleiwitz  statt- 
findenden Wanderversammlung  vom  Gesamt\orstande  beraten 
werden  sollen.  Am  17.  September  findet  in  Myslowitz  seitens: 
der  Bezirksverwaltung  vormittags  ein  Vortrag  und  nachmittags 
ein  Dampferausflug  mit  Damen  statt.  (Näheres  in  der  nächsten 
Nr.  der  D.  T.-Z.)  Der  Herbstbezirkstag  findet  am  15.  oder 
22.  Oktober  in  Beuthen  statt.  Vorläufige  Tagesordnung:  1.  Be- 
ratung und  Annahme  der  neuen  Bezirkssatzungen.  2.  Neuwahl 
des  Vorortes  und  des  geschäftsführenden  Vorstandes  für  die 
nächsten  2  Jahre.  3.  Wahl  der  Gruppenvertreter.  4.  Grün-, 
dung  eines  ostdeutschen  iVerkündigungsblattes.  5.  Winter- 
agitation. Anträge  für  den  Herbstbezirkstag  bitten  wir  recht- 
zeitig zu  stellen. 

Zweigvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-Adr. :  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stolberger  Str.  9.  Samstag,  26.  August,  abends  9  Uhr, 
Zusammenkunft   im   „Berliner   Hof",  Restaurationszimmer. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Besichtigung  der 
Städt.  Untergrundbahn  Wilmersdorf,  unter  Führung  des  Herrn 


542 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Hdt  34 


Im  ersten  Halbjahr  1911 

zahlte  der  D.T.-V. 

Stellenlosen-  und  6emaßregelten-Unterstützung: 

17984  JM 


Sterbegelder  in  65  Fällen:  Darlehen  in  138  Fällen: 


Unterstützungen  (nichtrückzahlbar): 


Die  Stellenvermittlung 

des  D.  T.-V.,  die  den  Mitgliedern  kostenfrei  zur  Verfügung  steht,  bewährte 
sich  wiederum  ausgezeichnet.    Vom  1.  Januar  1911  bis  30.  Juni  1911  wurden 

1392  Vakanzen 

gemeldet.    Hiervon  wurden  durch  unsere  Vermittlung 


besetzt!  Damit  beweist  der  D.T.-V.,  daß  er  trotz  aller  Anfeindungen  seine  Aufgabe 
erfüllt.    Sein  Eintreten  für  die 

Verbesserung  der  Lage  unseres  Berufes 

kam  auch  in  dem  Konflikt  mit  den  Marinebehörden  zum  Ausdruck  und  die  Organisation 
unseres  Verbandes  bewährte  sich  ebenso,  wie  die  Solidarität  aller  bewies,  daß  der  D.T.-V. 
die  Berufsorganisation  ist,  die  das  Vertrauen  aller  technischen  Angestellten  verdient. 

Werbt  deshalb  gerade  jetzt 

neue  Mitglieder  Z 

Werbematerial  versendet  jederzeit  und  für  Aufgabe  von  Adressen  zu  werbender 
Mitglieder  dankt 

Die  Geschäftsstelle  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstr.  94 


Heft  34 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


543 


Regierungsbaumeister  Dr.  Ing.  Platzmann,  am  Freitag,  25.  Augusit, 
nachmittags  Utir.  Treffpuni<t:  Hohenzollernplatz,  Ecke 
Fasanenstraße.  Wir  erwarten  zu  dieser  hochinteressanten  Be- 
sichtigung eine  zahlreiche  Beteiligung  unserer  Vereinskoilegen., 
Verbandskollegen  sind  als  Gäste  willkommen. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-Adr. : 
C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  Als  Schriftführer  ist  neu 
gewählt  Bautechniker  F.  W.  Bagaus,  Greifswald,  Knopfstr.  31. 
Auf  Beschlub  des  Vereins  soll  zum  Bezirkstage  in  Swinemünde 
am  26.  und  27.  August  1911  ein  Ausflug  mit  Damen  nach 
dort  stattfinden.  Abfahrt  von  Greifswald  4.59  Uhr  morgens, 
in  Wolgast  6.53  Uhr.  Ab  Wolgaster  Fähre  7.35  Uhr,  in  Swine- 
münde Bad  9.10  Uhr.  Wir  bitten  die  Mitglieder,  sich  in  die 
zirkulierende  Liste  eintragen  zu  wollen  und  dabei  anzugeben, 
wie  viel  Personen  den  Ausflug  bestimmt  mitmachen. 

Hameln  a.  W.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  1 .  Vor- 
sitzender Ing.  O.  V.  Lühmann,  Klütstraße  6.  In  der  General- 
versammlung vom  3.  August  1911  wurde  folgender  Vorstand 
gewählt:  1.  Vors.  Herr  O.  v.  Lühmann,  Ing.,  Klütstr.  6.  2.  Vors. 
H.  Leßmann,  Bauführer,    Gausstraße  2.    1.  Schriftführer  Herr 

G.  Meyer,  Tiefbautechn.,-  Großehofstr.  30.    2.  Schriftführer  Herr 

H.  Rese,  Bauführer,  Deisterstr.  4.  Kassierer  Herr  W.  Groedecke, 
Maschinentechn.,  Osterstr.  4.  Versammlungen  finden  statt  jeden 
Donnerstag  und  ordendiche  Monatsversammlungen  jeden  ersten 
Donnerstag  im  Monat  im  VereinslokaLJiotel  Bremer-Schlüssel. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  E.  V. 
Bericht  über  die  Monatsversammlung  am  2.  August  1911.  In 
der  Versammlung  am  2.  August  wurden  einige  der  wichtigsten 
Verbandsfragen  eingehend  erörtert.  Eine  lebhafte  Debatte  ent- 
spann sich  um  die  aus  allen  Zeitungen  bekannte  Angelegenheit 
der  Marinetechniker.  Von  allen  Rednern  wurden  die  Maßnahmen 
der  Verbandsleitung  gegenüber  dem  Reichsmarineamt  anerkannt 
und  die  Hoffnung  ausgesprochen,  daß  durch  ein  zielbewußtes 
Vorgehen  ein  voller  Sieg  errungen  wird.  Von  der  Gründungl 
einer  Unterstützungskasse  für  gemaßregelte  Kollegen  wurde; 
Kenntnis  genommen.  Es  wurde  jedoch  lebhaft  bedauert,  daß 
der  Grundstock  zu  dieser  Kasse  aus  freiwilligen  Spenden  gebildet 
werden  muß,  die  nur  von  einem  Bruchteil  der  Verbandsmitglieder 
aufgebracht  werden.  Für  richtiger  gehalten  wurde  die  Gründung 
und  Unterhaltung  eines  derartigen  Fonds  aus  Verbandsmitteln,, 
da  dann  alle  Mitglieder  gleichmäßig  zu  den  Beiträgen  heran- 
gezogen werden  können;  selbstverständlich  wäre  dies  möglich, 
wenn  die  Verbandsbeiträge  entsprechend  erhöht  würden.  Da 
jedoch  die  sofortige  Gründung  der  Unterstützungskasse  eine 
dringende  Notwendigkeit  ist,  beschloß  die  Versammlung,  diese 
Gründung  in  weitgehendstem  Maße  zu  unterstützen  und  der  Kasse 
einen  Betrag  von  60  M  zu  überweisen.  Ferner  bewiesen 
die  Anwesenden  durch  regen  Kauf  von  Solidaritätsmarken  gleich- 
falls ihr  Interesse  für  diese  Sache.  Eine  weitgehende  Aus- 
sprache entwickelte  sich  auch  über  den  Punkt  „Gruppenteilung". 
Allgemein  wurde  darüber  geklagt,  daß  die  Vornahme  der  Grup- 
penteilung nicht  energisch  genug  nach  den  Stuttgarter  Satzungen 
durchgeführt  wird  und  teilweise  überhaupt  noch  nicht  in  die 
Wege  geleitet  ist.  Die  Versammlung  nahm  zum  Schluß  ein- 
stimmig nachfolgende  Resolution  an:  Die  am  2.  August  1911 
tagende  Hauptversammlung  des  Vereins  der  Steinmetztechniker; 
ist  nach  eingehender  Aussprache  davon  überzeugt,  daß  ein 
gedeihliches  Arbeiten  im  fortschrittlichen  Sinne  im  Verbände 
nur  möglich  ist,  wenn  die  in  Stuttgart  1910  beschlossene  Gruppen- 
teilung baldmöglichst  und  konsequent  durchgeführt  wird,  und 
zwar  so,  daß  in  allen  Orten,  wo  die  Zahl  der  Verbandsmitglieder 
es  zuläßt,  sich  von  jeder  Gruppe  nur  ein  Verein  befindet.  (Vgl. 
neue  Satz.  §  18.)  Die  Versammlung  erklärt  deshalb  einmütig, 
daß  der  Verein  gern  und  jederzeit  bereit  ist,  sich  zur  Erreichung 
dieses  obengenannten  Zieles,  wenn  nötig,  aufzulösen,  und  mit 
den  übrigen  Mitgliedern  der  Gruppe  A  in  der  Bezirksverwaltung 
Brandenburg  zusammenzuschließen,  um  so  gemeinsam  für  das 
Wohl  der  Organisation  zu  arbeiten. 

-München.  „Verein  bayrischer  Kulturtech- 
nike r."  Vors.  u.  Br.-A. :  Ad.  Obermayr,  München,  Milch- 
straße 191.    4.  ordentliche  Hauptversammlung  in  Würzburg  am 

8.  September  1911,  nachmittags  3V2  Uhr,  im  Saale  der  Restau- 
ration „Alhambra",  Franziskanerplatz.  Geschäftsordnung:  1.  Ver- 
lesung des  Protokolls  der  vorjährigen  Hauptversammlung.  2.  Ge- 
schäftsbericht des  Vorsitzenden.  3.  Rechnungsablage  und  Be- 
ratung des  Voranschlages.    4.  Satzungsänderung.    5.  Anträge. 

6.  Bestimmung  des  Ortes  für  die  nächstjährige  Hauptversamm- 
lung und  Wahl  der  Delegierten  zu  etwaiger  Vereinsvertretung., 

7.  Neuwahl  des  Vorstandes.    8.  Druckschriftenverteilung  usw. 

9.  Verschiedenes.  —  Für  die  Herren  Vorstandsmitglieder  präzis 
2  Uhr  nachm.  findet  Vorstandssitzung  im  gleichen  Lokale  statt, 


in  der  die  Punkte  1  mit  7  und  9  kurz  vorberaten  werden,  um 
für  die  Plenarversammlung  die  erforderlichen  Richtpunkte  zu 
gewinnen.  —  Im  Interesse  der  Erstarkung  und  nachhaltigen  Wirk- 
samkeit unseres  Vereins  nehmen  wir  nochmals  Anlaß,  die  Mit- 
glieder aufzufordern,  den  dem  Verein  noch  fernstehenden  Kol- 
legen durch  Einladung  zu  unserer  Hauptversammlung  Gelegen- 
heit zu  geben,  sich  durch  Besuch  unserer  Tagung  davon  zu 
überzeugen,  daß  nur  Gemeinsinn,  Standesinteresse,  Streben  nach 
Fortbildung  und  Verbesserung  der  Lebenslage  es  sind,  was  zu 
gemeinsamer  Vereinsarbeit  uns  zusammenführt. 

Technikerinderindustrie. 

Leipzig.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  V.  u.  O.:  Jeden  Mitt- 
woch im  Restaurant  „Bayrische  Krone",  Jakobstr.  2.  Am  Mitt- 
woch, 23.  August,  Vereins-  und  Diskussionsabend. 

Staatstechniker. 

L  a  n  d  c  s  v  c  r  e  i  n    M  i  1 1 1.    Sächsischer  Eisenbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm.    Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  Mitt- 
woch, 23.  August,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißener 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Bei  der  Wichtigkeit  der  inneren 
Angelegenheiten  ist  vollzähliges  Erscheinen  dringend  erforderlich.! 

Chemnitz  i.  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A.:  E.  Klotzsche,  Bm.  l.Kl.,  Zschopauer  Str.  64.  Mittwoch, 
23.  d.  M.,  pünktlich  abends  Uhr,  Monatsversammlung  im 
Vereinslokale  „Restaurant  Moritzburg".  Tagesordnung:  1.  Ein- 
gänge. 2.  Berichterstattung  über  die  Wanderversammlung  der 
Landesverwaltung  Sachsen  ides  D.  T.-V.  in  Dresden.  3.  Ver- 
bandsangelegenheiten. 4.  Ländesvereins-  und  Vereinssachen. 
5.  Verschiedenes.  Die  für  den  3.  September  vorgesehene  Nach- 
mittag-Versammlung mit  Fachvortrag  fällt  aus  und  wird  vor- 
aussichtlich auf  Sonntag,  1.  Oktober,  verlegt.  Näheres  folgt. 
Nächste  Mittwochs-Versammlung  am  20.  September.  Zu  allen 
Veranstaltungen  wird  um  eine  recht  rege  Beteiligung  gebeten. 
Die  Vereinsbeiträge  für  das  3.  Vierteljahr  sind  fällig. 

Die  Herren  Schriftführer  unserer  Bezirksverwaltungen 
und  Zweigvereine 

werden  hiermit  aufs  neue  dringend  ersucht,  sich  in  ihren  Anzeigen 
und  Berichten  so  kurz  wie  nur  irgend  möglich  zu  fassen. 

Die  Schriftleitiing. 


Warnung. 
Aus  Cottbus  wird  uns  geschrieben : 

Ein  Bautechniker,  der  sich  Wenzel  Heidrich  aus 
Kriesdorf  (Bez.  Deutsch-Gabel)  nennt,  hat  sich  hier  wieder- 
holt unter  der  Angabe,  er  sei  Mitglied  des  D.  T.-V.  und  durch 
Krankheit  in  Not  geraten,  von  unseren  Kollegen  Geldunter- 
stützungen zu  verschaffen  gewußt.  H.,  der  einen  verhältnis- 
mäßig anständigen  Eindruck  macht,  pflegt  anzugeben,  daß  er 
zuletzt  in  Nürnberg  in  Stellung  gewesen  sei,  auch  schon  von 
unserer  Bayr.  Landesverwaltung  Krankenunterstützung  bezogen 
hätte  und  sich  zurzeit  auf  der  Durchreise  nach  Berlin  befände. 
Wie  wir  aber  inzwischen  erfahren,  ist  H.  nicht  Mitglied  unseres 
Verbandes  und  es  auch  niemals  gewesen.  Wir  warnen  daher 
nachdrücklichst  vor  dem  Genannten. 

Die  Verbandsleitung. 


Liegt  bei  Ihnen  die 
Deutsche  Techniker-Zeitung 

aus?    So  sollten  Sie  immer  in  den  Gasthäusern  fragen,  in 
denen  Sie  und  Ihre  Freunde  verkehren.    Sorgen  Sie  jeder- 
zeit für  weite  Verbreitung  der 

Deutschen  Techniker-Zeitung 


544 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


HeU  34 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Zweigstellen  der  Verbands-Stellenvermittelung 


Augsburg.    Adresse:  W.  Arnold,  Haunstetter  Straße  25a. 
Berlin.     Hauptstelle:    SW.  68,  Markgrafenstraße  94. 

—  Für  Kultur-,  Tiefbau-  u.  Vermessungstechniker:  L.  Ur- 

bach, Baumschulenweg  b.  Berlin,  Scheiblerstr.  27  II. 

—  Für  Steinmetztechniker:  J.  Marsalek,  Johannisthal,  Park- 

straße 20  1. 

Bielefeld.    Adresse:   W.Langbein,  Ravensberger  Straße  60. 
Braunschweig.    Adresse:   O.  Janschek,  Pestalozzistraße  19. 
—  Adresse:   K.  Steiner,  Gerstäckerstr.  23. 

(Nur  für  Maschinen-  und  Elektrotechniker.) 
Bremen.     Für  Hoch-  und  Tiefbau:    Otto  Krause,  Ncustadts 
Contrescarpe  Nr.  70. 

—  Für  Maschinen-  und  Schiffbau:   L.  Seipgens,  Luther- 

straße 21. 

Breslau.    Adresse:    E.  Reußner,  Breslau  8,  Webskvstr.  11. 
Bromberg.   Adresse:   H.  Neudahl,  Mittelstraße  48.' 
Cassel.     Adresse:    F.   Thielke,  Roonstr.  44. 
Danzig.    Adresse:    E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 
Dortmund.    Adresse:    E.  Lustig,  Kaiserstr.  86. 
Dresden:   H.  Mirtschin,  Dresden,  Burgsdorfstr.  7. 
Erfurt.    Adresse:    L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 
Frankfurt  a.  AI.    Adresse:    Job.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.- 
Bk.,  Adalbertstr.  73  I.    Sprechstunde  U/a  bis  2Vo  und  7  bis 
8  Uhr  nachmittags. 
Halle  a.  S.   A.  Adresse:  W.  Schleenvoigt,  Ladenbergstraße  57. 
(Nur  für  Maschinentechniker.) 
—         B.  Adresse:    L.    Hauschild,    Alte    Promenade  25 
(Stadttheater). 

Hamburg-Altona.    Adresse:   E.  Natho,  Hamburg  23,  Leibnitz- 
straße 6. 

Hannover.    Adresse:    L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 
—  Adresse:   G.  Bruns,  Drostestraße  3. 

(Nur  für  Maschinentechniker.) 
Harburg  a.  E.    Adresse:   P.  Mehring,  Postweg  45. 
Kaiserslautern.    Adresse:    Otto  Braun,  Barbarossastr.  37. 


Karlsruhe  i.  B.    Adresse:   Rob.  Jais,  Sofienstr.  89  III. 
Kattowitz,  O.-S.    Adresse:   W.  Gehrke,  Beatestraße  12. 
Kiel.    Adresse:   F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 
Königsberg  i.  Pr.  Adresse:  L.  Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 
Leipzig.    Adresse:  An  die  Geschäftsstelle  der  Bezirksverwaltung 
Leipzig,  Thomasring  18  IV,  Wünschmannshof.  Fernspr.  14854. 
Magdeburg.     Für  Hoch-  und   Tiefbau:    Th.   Grosse,  Breite 
Weg  175/177. 
Für  Maschinenbau:   P.  Herrmann,  Kruppstr.  12. 
Mannheim.     Adresse:    Fr.   Krieger,   Beethovenstr.  12. 
Metz.    Adresse:  J.  Ziegler,  Brunnenstr.  8. 

Mülhausen  i.  E.    Adresse:   Philipp  Mayer,  Engel-Dollfußstr.  7. 
München.    Für  Hoch-  u.  Tiefbau:  Münchener  Techniker- Verein, 
Elisenstr.  7.    (Obmann  Peter  Danninger.) 

—  Für  Maschinenbau:  A.  Dörge,  Holzstr.  26,  Tele- 

phon 22  954. 

Niederschlesien.    Adr.:   C.  Hauer,  Altwasser  i.  S.,  Promenade.; 

Nürnberg.  Für  Hoch-  und  Tiefbau:  Fr.  Rehle,  Untere  Grasers- 
gasse  9.  Sprechstunden :  Montag,  Mittwoch 
und   Donnerstag  7  bis  8  Uhr  abends. 

—  Für  Maschinenbau:    G.   Hauenstein,  Berkhauser- 

straße  1  I. 

Osnabrück.    Adresse:    H.  Schütte,  Parkstr.  45. 
Plauen  i.  V.    Adresse:   E.  Pröhl,  Melanchthonstr.  43. 
Posen.    Adresse:    Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 
Rheinland  und  Westfalen.    (Für  Vermessungs-  und  Kultur- 
techniker.)   Adresse:  J.  Stender,  Essen  a.  d.  R.,  Steinstr.  4. 
Saarbrücken.    Adresse:   Rieh.  Rosprich,  Petersbergstr.  82. 
Stettin.    Adresse:    G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 
Straßburg  i.  E.   Adresse:   Georg  Schmidt,  St.  Mauritiusstr.  3  11. 
Stuttgart.    Adresse:    H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstraße  14. 
Wiesbaden.    Adresse:    F.  Wunder,  Blücherstr.  24. 
Würzburg.     Adresse:    L.  Ungerer,    Schöntalerstraße  6,  Fern- 
sprecher Nr.  1729, 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2427  Beuthen,  Ob. -Schi.,  Kunststeinfabr.  sof.  jüng.  T., 
Statik.,  zun.  a.  8  Woch.  120  M.  Ang.  m.  Zeugnis-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2551  Schöneberg  b.  Berlin  sof.  tücht.  erf.  Bt.  m.  all. 
vorkommend.  Arbeit,  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2552  Guben,  Baugesch.  sof.  Bt.,  25  bis  30  J.  alt,  evang.,  f. 
Bureau  u.  Baust.  Beteilig,  od.  Einheirat  nicht  ausgeschloss. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94. 

2553  Osterode  i.  Ostpr.,  Beh.  sof.  Bt.,  ledig,  f.  Bureau 
u.  Baust.,  d.  mögl.  m.  d.  Dienstgeschäft,  ein.  Hochbauamt. 
vertr.  ist.  Bauleitg.  zu  ein.  Pächterwohnhaus  bestimmt  zu  erwart. 
160  M.  Stellungsd.  etwa  IV2  J-  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Königsberg  i.  Pr.  an  Hn.  L.   Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 

2554  Werden  a.  Ruhr,  Baugesch.  sof.  od.  z.  1.  10.  1911 
tücht.  Bt.,  ledig,  kath.,  25  bis  30  J.  alt.  Dauernd.  150  bis  200  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2555  Remscheid,  Arch.  sof.  tücht.  Bt.,  ledig,  f.  Bureau  u. 
Baust.  Dauernd.  120  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  wie  unt.  2554. 

2556  Zielenzig,  ^aurermstr.  sof.  jüng.  T.,  fl.  u.  saub. 
Zeichn.,  gew.  im  Verkehr  m.  dem  Publikum  u.  m.  allen  vor- 
kommend. Arbeit,  vertr.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
11.  Geh.-.^nspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2557  Gramzow  (Uckerm.),  Hofmaurermstr.  sof.  tücht.  jüng. 
cJt.  Ca.  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  S\V., 
Markgrafenstr.  94. 


2558  Riesa  a.  E.  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  gut.  Statik.,  im 
Veranschl.  praktisch  erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Dresden  an  Hn.  H.  Mirtschin,  Burgsdorfstr.  7. 

2562  Berlin,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.  Ang.  m.  Zeugn.-.'Vbschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2563  bei  Berlin,  Luftverkehrsgesellsch.  sof.  jüng.  T.,  saub. 
Zeichn.,  aushilfsweise.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2564  Spandau  tücht.  Bt.  auf  14  Tg.  zr.  Vertretg.  M  6.— 
Tagesdiät.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

2566  Marienwerder  i.  Westpr.,  Baugesch.  sof.  Bt.  m.  all. 
vorkommend.  Arb.  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-.Anspr. 
Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

2567  Bischofswerder  i.  Westpr.  sof.  tücht.  Bt.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u,  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Danzig  wie  unt.  256ö. 

2568  Greifswald,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  ledig,  fl.  u. 
saub.  Zeichn.,  gew.  im  Veranschl.  140  bis  180  M.  Dauernd.  Ang. 
ni.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Bordiert,  Bar- 
nimstr. 16  E. 

2569  Erzgebirg.,  Nähe  v.  Chemnitz,  größ.  Baugesch.  sot. 
jüng.  Bt.  auf  einig.  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Chemnitz  an  Hn.  F.  Benndorf,  Chenmitz-G., 
Albrcchtstr.  6. 

2570  Landkreis  Crefeld,  A.  Baugesellsch.  sof.  Bt.  f.  Bureau 
u.  Baust.  125  bis  150  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-.Abschr.  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2571  Schwarzenberg  i.  S.,  Baugesch.  z.  1.  10.  1911  Bt., 
im  Veranschl.,  Abrechn.  u.  St.  erf.,  etwa  25  J.  alt,  150  bis  175  M, 
auf  zunächst  3  Mon.  evtl.  auch  läng.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstclle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2572  Leobschütz,  Ob.-Schles.,  Wohnungsverein  sof.  tücht. 
T.  Ca.  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  35  Schriftldtung.  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  26.  AugUSt  1911 

Inhalt:  In  eigener  Sache !  —  Schwere  Kämpfe  in  der  Metallindustrie?  —  Zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Systeme  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Schul- 
fragen —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


In  eigener  Sache! 


Es  widerstrebt  uns,  an  dieser  Stelle  das  Wort  zu 
nehmen,  um  auch  hier  Behauptungen  des  B.  t.-i.  B.  zurück- 
zuweisen. ,, Wissentliche  Täuschung  der  Oeffentlichkeit", 
„Mißbrauch  der  Statistik"  und  ,, Gewissenlosigkeit"  sind 
einige  der  Schmähungen  und  Beleidigungen,  die  uns  der 
B.  t.-i.  B.  zuwirft. 

Unsere  Mitgliederbewegung 

ist  dem  B.  t.-i.  B.  schon  lange  ein  Dorn  im  Auge.  Nicht 
wir  versuchten  uns  in  Rechenkünsten,  sondern  der  B.  t.-i.  B. 
hatte  Rechenexempel  aufgestellt,  nach  denen  wir  schon 
lange  zerrieben  sein  mußten.  Anfang  1910  wurde  der 
Feldzug  ins  Lager  der  Bautechniker  unternommen,  unser 
Zufluß  aus  den  Kreisen  sollte  für  immer  abgestoppt  werden. 
Dann  kam  Stuttgart  mit  unserer  Reorganisation  und  mit 
der  Annahme  unseres  Programms,  an  dem  es  nichts  zu 
drehen  und  zu  deuteln  gibt.  Aber  das,  so  sagte  man, 
würde  alle  Rückständigen  heraustreiben  und  rückständig 
sollen  wir  ja  fast  alle  sein.  Und  wenn  das  nicht  zog, 
dann  erhoffte  man  es  von  der  Beitragserhöhung,  die  viele 
abschrecken  würde  und  zum  Bunde  gehen  hieße,  der  doch 
nicht  viel  höhere  Beiträge  einfordere.  Der  letzte  Einwand 
trifft  ja  nun  nicht  mehr  zu,  denn  zwischen  18  M  und  36  M 
ist  doch  noch  ein  gewaltiger  Unterschied.  Wir  rühmen 
uns  nicht,  weil  wirs  billiger  machen,  sondern  wundern 
uns,  daß  dort  erhöht  wird,  wo  man  sich  doch  immer 
uns  gegenüber  rühmt,  im  Golde  zu  schwimmen.  Mit 
der  Zertrümmerung  des  Verbandes  weder  von  innen  noch 
von  außen  war  es  also  nichts  und  haltlose  Ver- 
dächtigungen müssen  deshalb  in  die  Welt  gesandt 
werden. 

In  dem  amtlichen  „Reichsarbeitsblatt"  und  im  , .Stati- 
stischen Jahrbuch"  erscheinen  die  Mitgliederbewegungen 
der  Verbände.  Auch  wir  machen  unsere  Einsendungen 
und  die  letzte  war  so  einwandfrei  wie  die  erste.  Wir 
gaben  dem  Kaiserlichen  Statistischen  Amte  an: 

31.  März  1911  29  114  Mitglieder, 

d.  h.  27  981  ordentliche  Mitglieder, 
1  133  außerordentl.  Mitgl., 
30.»  Juni  1911  29  009  Mitglieder, 

d.  h.  27  857  ordentliche  Mitglieder, 
1  152  außerordentl.  Mitgl. 

Bedauerlicherweise  ist  nun  dem  Statistischen  Amt,  wie 
wir  feststellten,  das  Versehen  unterlaufen,  die  Zahl  der 
außerordentlichen  Mitglieder  nicht  anzugeben.  Dafür 
müssen  wir  büßen,  daß  uns  der  Bund  in  unerhörtester 


Weise  beschimpft!  Ehe  man  so  schwere  Beleidigungen 
ausspricht,  sollte  man  sich  vorher  vergewissern,  ob  das 
Behauptete  zutrifft.  Das  tut  aber  der  B.  t.-i.  B.  nicht,  weil 
es  sich  bei  ihm  in  allen  Dingen  und  immer  darum  handelt, 
uns  herabzusetzen.  Mit  diesen  Feststellungen  hat  er  sich 
selbst  gerichtet! 

Doch  nun  noch  einige  Worte  zu  unserer  Mitglieder- 
bewegung selbst.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  wir  seit 
Jahr  und  Tag  den  als  richtig  erkannten  Weg  mit  größerer 
Konsequenz  verfolgen,  als  frühere  Jahre  das  geboten  er- 
scheinen ließen.  Es  galt,  einen  größeren  Stamm  von  Mit- 
gliedern, der  unter  dem  alten,  damals  berechtigten  organi- 
satorischen Grundsatze  dem  D.  T.-V.  sich  angeschlossen 
hatte,  von  der  Notwendigkeit  der  neuen  Richtung  und 
der  veränderten  Taktik  zu  überzeugen.  Diesem  Kreis  ge- 
rade eine  Beitragserhöhung  mit  dem  ausgesprochenen 
Zwecke,  mit  ihm  die  neue  Politik  ermöglichen  zu  können, 
geläufig  zu  machen,  ist  ungemein  schwieriger,  als  das 
gleiche  bei  einem  von  vornherein  auf  gewerkschaftliche 
Tendenzen  festgelegten  Kreis  zu  tun.  Wir  hatten  an- 
genommen, dieser  Entwicklung  größere  Opfer  bringen 
zu  müssen,  als  wir  tatsächhch  gebracht  haben.  Die  Zeit, 
in  der  sich  diese  Entwicklung  unter  unseren  Mitgliedern 
abspielte,  ist  vorüber.  Wir  haben  damit  Opfer  bringen 
müssen,  daß  eine  große  Zahl  von  Mitgliedern  uns  in 
einer  Zeit  verließ,  in  der  wir  mit  der  inneren  Festigung 
so  stark  beschäftigt  waren,  daß  das  Schwergewicht  unserer 
Tätigkeit  nicht  auf  der  Werbung  neuer  Mitglieder  allein 
liegen  konnte.  Die  Zeiten  sind  vorüber  und  wir  sind 
heute  innerlich  gekräftigt  und  gereinigt.  Die  kommende 
Zeit  wird  es  beweisen,  daß  die  Werbekraft  des  Verbandes 
durchaus  nicht  im  Sinken  begriffen  ist,  die  letzten  Vor- 
gänge haben  unsere  Schlagkraft  gezeigt  und  das  muß 
uns  die  Anerkennung  der  beteiligten  Kreise  eintragen. 
Der  Bund  brüstet  sich  mit  seinem  Mitgliederzuwachs,  der 
hauptsächlich  aus  den  Kreisen  rekrutiert,  in  denen  er  das 
Uebergewicht  besitzt.  Seine  Werbekraft  verliert  an  innerem 
Gehalt,  wenn  sie  gestützt  werden  muß  durch  so  niedrige 
Beschimpfungen  des  Gegners,  wie  wir  sie  vorher  fest- 
stellten. Man  wird  sie  auch  anders  einschätzen,  wenn 
man  des  Terrorismus  gedenkt,  der  hier  und  dort  aus- 
geübt wird,  um  Verbandsmitglieder  zum  Uebertritt  zum 
Bunde  zu  zwingen. 

An  unsere  Mitglieder  aber  richten  wir  die  Bitte,  sich 
durch  diese  verachtenswerte  Taktik  des  Bundes  die  Arbeit 


546 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  35 


an  unserer  Sache  nicht  verkümmern  zu  lassen.  Erst  recht 
und  um  so  mehr  wollen  wir  dem  Bunde  zeigen,  daß  unser 
D.  T.-V.  imstande  ist,  eigene  Wege  zu  wandeln.  ,Wir 
hoffen  von  unseren  MitgUedern,  daß  die  Werbung  für 
unseren  Verband  um  so  besser  sich  entwickelt,  je  mehr 
der  Bund  solche  Mittel  gebrauchen  muß,  um  sich  durch- 
zusetzen. Wir  fordern  jedes  unserer  Mitglie- 
der auf,  uns  die  Adresse  wenigstens  eines 


Kollegen  einzusenden,  der  für  unseren  Ver- 
band geworben  werden  kann.  Wenn  diese  Bitte 
erfüllt  wird,  dann  glauben  wir,  daß  die  Zahl  unserer 
Mitglieder  sich  bald  vergrößert. 

Mit  diesen  Ausführungen  haben  wir  das  letzte  Wort 
in  dieser  Sache  gesprochen  und  wir  können  das  Vor- 
gehen des  Bundes  ruhig  dem  Urteile  unserer  Leser 
überlassen. 


Schwere  Kämpfe  in  der  Metallindustrie? 

Von  ERICH  HÄNDELER. 


Was  hat  man  uns  allen  in  unseren  Kindertagen  für 
schöne  Märchen  erzählt!  „Es  war  einmal  .  .  so  be- 
gannen sie  alle.  Und  als  wir  größer  wurden,  hat  man 
uns  auch  ein  solches  Märchen  erzählt,  das  Märchen  vom 
„freien"  Arbeitsvertrag.  Man  sagte  uns  zwar 
nicht:  „Es  war  einmal  vor  langen  grauen  Zeiten  .  . 
sondern  suchte  uns  einzureden,  daß  es  kein  Mär- 
chen wäre,  sondern  reine  Wirklichkeit.  Viele  glaubten 
es  anfangs,  manche  sogar  bis  in  ihre  alten  Tage  hinein. 
Soll  uns  das  wundernehmen,  wo  man  uns  zumutet,  fast 
alle  volkswirtschafthchen  Fragen  mit  Kinderaugen  an- 
zusehen, wo  man  uns  zumutet,  zu  glauben,  daß  alle 
wirtschaftlichen  Kämpfe  nur  durch  den  bösen  Willen 
einiger  gewissenloser  Agitatoren  und  durch  künstlich 
geschaffene  ,,K  a  m  p  ^'-Organisationen  hervorgerufen  wür- 
den, daß  Freude  und  Zufriedenheit  herrschen  würde, 
wenn  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  friedlich  in  einer  Or- 
ganisation zusammen  wären? 

Die  meisten  haben  aber  unter  dem  Druck  der  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  am  eigenen  Leibe  zu  erfahren 
bekommen,  daß  es  keinen  freien  Arbeitsvertrag  gibt, 
daß  —  wenige  gehobene  Stellungen  ausgenommen  — 
kein  Verhandeln  beider  Parteien  möglich  ist,  sondern  nur 
eine  einseitige  Festsetzung  des  Vertrages  durch  den 
Unternehmer.  Es  war  eben  einmal  vor  langen  grauen 
Zeiten  —  so  kann  man  fast  sagen  — ,  nämlich  vor  der 
Entstehung  unserer  modernen  Volkswirtschaft  mit  ihren 
Riesenbetrieben,  daß  es  einen  Sinn  hatte,  von  der  Frei- 
heit des  Arbeitsvertrages  zu  sprechen. 

Doch  der  Arbeitnehmer  versucht  jetzt  wieder,  sich 
die  Freiheit  des  Arbeitsvertrages  zurückzuerobern;  nicht 
für  das  einzelne  Individuum.  Die  Freiheit  des 
Arbeitsvertrages  für  die  einzelne  Persönlichkeit  ist  un- 
widerruflich dahin;  von  einem  freien  Vertrage  kann  ja 
nur  dann  die  Rede  sein,  wenn  beide  vertragschließenden 
Teile  gleich  oder  doch  annähernd  gleich  stark  sind,  nicht 
aber,  wenn  das  Stärkeverhältnis  z.  B.  1 : 100  oder  gar 
noch  größer  ist.  Die  Freiheit  des  Arbeitsvertrages  zurück- 
zugewinnen ist  nur  möglich  für  den  Arbeitnehmer 
als  Stand,  und  das  Zauberwort  heißt  hier  wie  auf  allen 
Gebieten  des  menschlichen  Lebens:  Organisation. 
Mächtige  Arbeitnehmerorganisationen  allein  stehen  dem 
Arbeitgeber  als  ebenbürtiger  Faktor  gegenüber.  Nur 
durch  seine  Organisation  kann  der  Arbeitnehmer  wieder 
einen  Einfluß  auf  die  Gestaltung  des  Arbeitsvertrages 
erhalten. 

Diese  Zurückeroberung  der  Freiheit  des  Arbeitsver- 
trages ist  die  Frage,  auf  die  sich  mehr  und  mehr  die 
großen  sozialen  Kämpfe  zuspitzen.    Nicht  darum  handelt 


es  sich  so  sehr,  ob  in  dem  einen  oder  anderen  Falle 
eine  Lohnerhöhung  oder  eine  Arbeitszeitverkürzung  von  den 
Arbeitnehmern  erreicht  oder  von  den  Arbeitgebern  gewährt 
wird,  sondern  vielmehr  darum,  ob  diese  neuen  Verein- 
barungen zwischen  den  Arbeitgebern  und  dem  einzel- 
nen Arbeiter  bezw.  einem  kleinen  Kreis  von  Arbeitern 
getroffen  werden  sollen,  oder  zwischen  den  Arbeit- 
gebern bezw.  ihren  Verbänden  und  den  Ver- 
bänden der  Arbeitnehmer.  Die  jetzigen  Arbeits- 
kämpfe in  der  Metallindustrie  drehen  sich  im  Grunde 
genommen  um  diese  Frage;  das  wird  offen  auch  in  der 
Presse  von  selten  der  Unternehmer  zugegeben.  So  gibt 
das  „Leipziger  Tageblatt"  am  13.  August  eine  Aeußerung 
aus  Arbeitgeberkreisen  wieder,  daß  es  sich  ,, jetzt  weniger 
um  einen  Kampf  handelt,  der  die  Erhöhung  der  Löhne  und 
die  Verminderung  der  Arbeitszeit  bezweckt,  sondern  viel- 
mehr um  eine  Macht  frage".  Wenn  es  in  dieser 
Aeußerung  aber  weiter  heißt:  „Arbeitgeber  und  Organi- 
sation kämpfen  um  die  Herrschaft",  so  ist  hier 
der  Streitpunkt  vollständig  verschoben,  wenigstens  soweit 
die  Organisationen  der  Arbeit  n  e  h  m  e  r  in  Betracht 
kommen.  Die  Arbeitgeber  kämpfen  wohl  darum,  daß  sie 
„Herren  im  eigenen  Hause  bleiben",  daß  sie  nur  mit 
„ihren"  Arbeitern  verhandeln;  sie  nehmen  sogar  für  sich 
das  Recht  in  Anspruch,  durch  ihre  Verbände  für  das 
ganze  Gewerbe  die  Arbeitsverhältnisse  festzusetzen. 
Für  die  Arbeitnehmerorganisationen  handelt  es  sich  aber 
nur  darum,  als  gleichberechtigter  Faktor  anerkannt  zu 
werden  oder  genauer  gesagt:  um  das  Recht  ats  Anwalt 
des  einzelnen  Arbeiters  einen  „freien"  Arbeitsvertrag 
mit  den  Unternehmern  bezw.  ihren.  Organisationen  ver- 
einbaren zu  können. 

Das  Bild  der  einzelnen  Arbeitskämpfe  in  der  Metall- 
industrie ist  darum  überall  dasselbe.  In  einigen  Betrieben 
entstehen  Streitigkeiten  wegen  der  Lohnforderungen  und 
Arbeitszeitverkürzungen.  Die  Fabrikleitungen  erkennen 
teilweise  die  Berechtigung  der  Forderungen  an  und  er- 
klären sich  bereit,  mit  den  Arbeitern  ihres  Betriebes 
zu  verhandeln,  weisen  aber  die  Verhandlungen  mit  der 
Organisation,  vor  allem  mit  dem  Metallarbeiter- 
verband, zurück.  Die  Arbeiter  oder  einzelne  Gruppen 
der  Arbeiter  der  betreffenden  Fabriken  legen  darauf  die 
Arbeit  nieder.  Die  Arbeitgeber  antworten  mit  einer  Aus- 
sperrung auch  bei  den  übrigen  Betrieben,  wenn  bis  zu 
einem  bestimmten  Termin  die  Arbeit  nicht  wieder  auf- 
genommen ist.  In  Stuttgart  bei  den  Daimler-Werken 
ist  glücklicherweise  eine  Einigung  erzielt  worden.  In 
Düsseldorf  wurde  auch  nach  kurzem  Ausstand  zu- 
nächst ebenfalls  eine  Verständigung  erreicht,  wenn  man 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


547 


aber  der  „Rheinisch- Westfälischen  Zeitung"  Glauben 
schenken  soll,  so  wird  in  den  nächsten  Tagen  —  jetzt 
streiken  etwa  1500  Arbeiter  —  auch  dort  eine  weitere 
Verschärfung  eintreten,  da  die  Düsseldorfer  Werke  ent- 
schlossen seien,  „auf  die  Forderungen  der  Arbeiter  nicht 
weiter  einzugehen".  Im  Kreise  '  H  a  g  e  n  -  S  c  h  w  e  1  m 
haben  gleichfalls  viele  Arbeiter  ihre  Kündigung  eingereicht, 
in  Barmen,  Elberfeld  und  Vohwinkel  stehen 
1200  Arbeiter  in  Streik,  während  360  die  geforderten  neuen 
Bedingungen  gewährt  worden  sind.  D-r  Arbeite  eb;rvcrband 
von  Pforzheim  und  Umgegend  hat  in  seiner  letzten 
Generalversammlung  beschlossen,  daß  kein  Arbeiter  ohne 
die  Zustimmung  auch  des  letzten  Arbeitgebers  angenom- 
men werden  darf,  um  den  Streikenden  die  Möglichkeit 
neuer  Arbeitsgelegenheit  zu  nehmen.  Auch  in  Breslau 
bestehen  Differenzen. 

Am  klarsten  zeigt  sich  aber  der  Grundgedanke  des 
neuen  Kampfes  in  Nürnberg,  Dresden,  Leipzig,  Chemnitz 
und  in  Thüringen. 

In  Nürnberg  traten  nach  wochenlangen  ergebnis- 
losen Verhandlungen  die  Arbeiter  von  12  Fabriken  in  den 
Ausstand.  Darauf  forderte  der  Verband  Bayerischer  Metall- 
industrieller die  Arbeiterorganisationen  auf,  die  Arbeit 
bis  zum  7.  August  wieder  aufzunehmen,  widrigenfalls 
6O0/0  aller  Arbeiter  ausgesperrt  werden  würden. 

In  Leipzig  begannen  Mitte  Mai  Differenzen  in  den 
Gelbmetallfabriken.  Die  Arbeitgeber  verweigerten  die  Ver- 
handlung mit  den  Arbeiterorganisationen,  nicht  der 
Höhe  der  Forderung  wegen,  —  in  sehr  vielen 
Fällen  werden,  wie  eine  Kundgebung  der  Arbeitgeber 
selbst  hervorhebt,  höhere  Löhne  gezahlt,  als  sie  vom 
Metallarbeiterverbande  gefordert  wurden  — ,  sondern  weil 
man  eben  mit  den  Arbeiterorganisationen  nicht 
verhandeln  will.  Es  entstanden  einzelne  Streiks  und 
Aussperrungen  in  der  Gelbmetallbranche,  etwa  1100  Ar- 
beiter kamen  in  Betracht.  Da  beschlossen  am  5.  August 
die  Leipziger  Metallindustriellen  die  Aussperrung 
von  6O0/0  ihrer  Arbeiter.  Nach  den  Angaben  der 
Arbeitgeber  sollen  10-  bis  12  000  Arbeiter  von  dieser  Maß- 
nahme betroffen  werden,  nach  den  Mitteilungen  der  Ar- 
beiterorganisationen sollen  jedoch  einschließlich  der  schon 
bisher  streikenden  1100  nur  6600  ausgesperrt  sein. 

Mit  welchem  Ernst  übrigens  die  Arbeitsaussperrung 
von  den  Metallindustriellen  gemeint  ist,  zeigt  der  Be- 
schluß, daß  diejenigen  Mitglieder,  die  bis  zum  14.  August 
weniger  als  60 »/o  ihrer  gesamten  Belegschaft  ausgesperrt 
haben,  eine  Buße  von  50  M  pro  Mann  und  Tag  an  die 
Verbandskasse  zu  zahlen  haben.  Interessant  ist  es, 
daß  der  „Vorwärts"  darauf  aufmerksam  macht,  daß 
durch  diese  Drohung  der  Tatbestand  der  versuchten  Er- 
pressung im  Sinne  des  §  253  Str.  G.  B.  erfüllt  ist.  Denn 
dort  heißt  es: 

„Wer,  um  sich  oder  einem  Dritten  einen  rechtswidrigen 
Vermögensvorteil  zu  verschaffen,  einen  andern  durch  Ge- 
walt oder  Drohung  zu  einer  Handlung,  Duldung  oder 
Unterlassung  nötigt,  ist  wegen  Erpressung  mit  Gefängnis, 
nicht  unter  einem  Monat,  zu  bestrafen.  Der  Versuch  ist 
strafbar." 

Nach  §  152  Abs.  2  der  Gewerbeordnung  ist  eine 
Vereinbarung  auf  Zahlung  einer  Buße,  auch  wenn  in  den 
Statuten  die  Festsetzung  einer  solchen  zugelassen  ist, 
nichtig,  und  nach  der  Auslegung  des  Reichsgerichts  ist 
ein  Vermögensvorteil  auch  dann  rechtswidrig,  wenn 
jemand  kein  klagbares  Recht  darauf  hat.  Das  würde 
bei  dieser  Buße  zutreffen.  Die  Leipziger  Metallindustriellen 
haben  sich  hier  also  anscheinend  eine  tüchtige  Blöße 
gegeben.  Ob  wohl  die  Staatsanwaltschaft  einschreiten 
wird?  — 


Auf  Leipzig  folgte  Dresden.  Der  Bezirk  Dresden 
des  Verbandes  Sächsischer  Metallindustrieller  beschloß 
einstimmig,  zur  Unterstützung  der  bestreikten  Verbands- 
fabriken  ebenfalls  6O0/0  seiner  Arbeiter  auszusperren.  Die 
Dresdener  Firmen  beschäftigen  64  539  Arbeiter. 

Ein  gleicher  Beschluß  wurde  vom  Chemnitzer 
Bezirk  gefaßt,  so  daß  vom  ganzen  Verbände  der  Säch- 
sischen Metallindustriellen  die  Aussperrung  von  60«o  der 
Belegschaften  beschlossen  ist. 

Der  Verband  der  Thüringer  Metallindustriellen 
hatte  schon  für  den  29.  Juli  eine  Aussperrung  ins  Auge 
gefaßt,  falls  nicht  eine  Einigung  bei  den  sechs  von  Streiks 
in  Mitleidenschaft  gezogenen  Firmen  erreicht  würde.  In 
der  Tat  wurde  in  vier  Betrieben  eine  Beilegung  des  Streiks 
herbeigeführt.  Die  Arbeiterorganisationen  zogen  auch  ihre 
zur  Abwehr  gegen  die  Aussperrung  erhobenen  Ansprüche 
zurück.  Trotzdem  wurde  am  5.  August  auch  vom  Thü- 
ringer MetaUindustriellen-Verband  die  Aussperrung  voll- 
zogen. Dadurch  sind  9000  Arbeiter,  nach  den  Angaben 
der  Arbeiterpresse  allerdings  nur  6000  bis  6500  Arbeitef, 
in  den  verschiedensten  Städten  Thüringens  ausgesperrt. 

Die  ,, Deutsche  Arbeitgeber-Zeitung"  weiß  auch  zu 
melden,  daß  „die  Metallindustriellen  von  Rheinland  und 
Westfalen  sich  bereits  mit  den  sächsischen  Fabriken  soli- 
darisch erklärt"  hätten.  Ob  hinter  dieser  Nachricht  etwas 
Tatsächliches  steckt  —  nach  einem  Leitartikel  in  der 
Nr.  888  der  „Rheinisch-Westfälischen  Zeitung"  ist  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  —  oder  ob  es  sich  nur 
um  einen  Versuch  der  Einschüchterung  handelt,  läßt  sich 
noch  nicht  sagen.  Eine  Aussperrung  ist  wenigstens  zurzeit 
nicht  vorgenommen. 

Eine  "weitere  Aussperrung  bereitet  sich  ferner  in  Prag 
vor.  Der  Westböhmische  Arbeitgeber- Verband  der  Metall- 
industriellen will  sämtliche  Arbeiter,  etwa  7000,  aussperren, 
falls  die  schwebenden  Differenzen  nicht  bis  zum  18.  August 
beigelegt  sind. 

Ob  die  Aussperrungen  noch  weitere  Kreise  ziehen 
werden,  läßt  sich  zurzeit  nicht  klar  erkennen.  Die  ,, Metall- 
arbeiter-Zeitung" zieht  aus  den  vielen  Aeußerungen  aller- 
dings den  Schluß,  „daß  eine  —  vorläufig  noch  ge- 
heim gehaltene  —  Abmachung  dahinter  steckt", 
und  fährt  dann  weiter  fort: 

„Nun  muß  man  sich  allerdings  fragen:  Welche  Rolle 
spielt  die  Leitung  des  Gesamtverbandes  der 
Metallindustriellen  dabei?  Geschieht  dies 
sonderbare  Zusammenwirken  der  Scharfmacher  in  den 
verschiedenen  Bezirksverbänden  mit  ihrem  Ein- 
verständnis oder  hat  sie  sich  beiseite  schieben 
lassen  und  die  Bezirksverbände  mimen  auf 
eigene  Faust?  Möchte  man  die  von  so  man- 
chem sehnlich  herbeigewünschte  Gesamtaussper- 
rung der  Metallarbeiter  auf  diese  Weise  von 
hinten  herum  in  Szene  setzen?  1906  und  1910  genügte 
die  Androhung  durch  den  Gesamtvorstand,  um  bei  der 
öffentlichen  Meinung  große  Entrüstung  hervorzurufen. 
Jetzt  möchte  man  es  wohl  „schlaue  r"  anfangen,  indem 
man  verhältnismäßig  geringe  Streitfälle  zur  Veranlassung 
nimmt,  um  in  einem  Bezirk  nach  dem  anderen  aus- 
zusperren." 

Die  Richtigkeit  dieser  Annahme  wird  scheinbar  durch 
eine  Notiz  der  „V  o  s  s  i  s  c  h  e  n  Zeitung"  bestätigt, 
die  in  Nr.  389  schreibt: 

„Der  Vorstand  der  Berliner  Metallindustriellen  erklärte 
uns,  daß  seinerseits  noch  (!)  keine  Beschlüsse 
gefaßt  worden  wären,  daß  aber  die  Möglichkeit 
eines  Uebergreifens  der  Bewegung  nach  Ber- 
lin nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen  war e." 


548 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  35 


Und  auch  die  Berlin-Anhaltische  Maschinenbau-Aktien- 
Gesellschaft  antwortet  demselben  Blatt  auf  eine  Anfrage: 

„Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  der  Zen- 
tralverband den  Zweigverbänden  in  Sachsen  und 
Thüringen  zu  Hilfe  kommen  muß  und  daß  so  die 
Aussperrung  sich  über  ganz  Deutschland 
erstrecken  kan  n." 

Also  Beschlüsse  hat  der  Zentralverband  noch  nicht 
gefaßt,  aber  die  Möglichkeit  einer  Oeneralaussperrung  für 
ganz  Deutschland  liegt  vor!  ,Wir  berichten  über  die  Vor- 
gänge und  die  Möghchkeit  ihrer  Entwicklung  darum  so 
eingehend  und  begründen  das  weiter  unten  noch  einmal, 
weil  wir  uns  bewußt  sind,  daß  die  Differenzen  mit  den 
Arbeitern  sehr  leicht  auch  das  Arbeitsverhältnis  der  An- 
gestellten beeinflussen  können.  ,Wir  sind  zur  Beobach- 
tung der  Verhältnisse  um  so  mehr  gezwungen,  weil  hier- 
durch auch  eine  Bewegung,  die  wir,  wie  wir  im  vorigen 
Hefte  ausführten,  unterstützen,  die  Massenkündigung  der 
Berliner  Eisenkonstrukteure,  nicht  unwesentlich  beeinflußt 
werden  könnte,  wenn  man  daran  denkt,  daß  die  Aus- 
sperrung auch  auf  Berliner  Industriegebiete  übergreift. 

,Was  ein  Kampf  in  der  Metallindustrie  auf  der  ganzen 
Front  heißen  würde,  zeigen  die  in  Betracht  kömmenden 
Zahlen.  Mehr  als  eine  halbe  Million  Metallarbeiter  sind 
organisiert,  davon  entfallen  auf  den  Metallarbeiterverband 
464  000  Mitglieder,  auf  die  Hirsch-Dunckerschen  Qewerk- 
vereine  40  584  und  auf  den  Christlich-nationalen  Metall- 
arbeiterverband an  33  963  Mitglieder.  Die  Lokalkassen 
des  Metallarbeiterverbandes  wiesen  Ende  IQIO  3  597  803  M 
auf,  die  der  Gewerkvereine  etwa  eine  Million,  die  der 
Christlich-nationalen  Metallarbeiter  eine  ähnliche  Summe. 
Demgegenüber  steht  die  „Gesellschaft  des  Gesamtverban- 
des Deutscher  Metallindustrieller  zur  Entschädigung  bei 
Arbeitseinstellungen",  die  Ende  1910  693  Firmen  mit 
160  000  Arbeitern  umfaßte,  die  sich  auf  27  Bezirksverbände 
verteilen.  Die  1910  gezahlten  Entschädigungen  betrugen 
allein  1  317  786  M;  nach  den  Abrechnungen  soll  sich  ge- 
zeigt haben,  daß  die  Gesellschaft  in  diesem  Jahre  noch 
viel  günstiger  arbeiten  kann. 

Aber  nicht  nur  die  Arbeiter  selbst  sind  es,  die  unter 
einem  solchen  Riesenkampfe  zu  leiden  hätten;  auch  der 
sogenannte  Mittelstand  würde  stark  in  Mitleidenschaft  ge- 
zogen werden.  Naumann  hat  einmal  ausgerechnet,  daß 
—  Chefs  und  Angestellte  zusammengenommen  —  auf 
eine  halbe  Million  Metallarbeiter  etwa  4300  Schneider, 
3800  Schuhmacher,  2800  Krämer,  2500  Gastwirte,  2300 
Bäcker,  1800  Fleischer  usw.  kommen  würden.  Man  ver- 
gegenwärtige sich  weiter  nur,  daß  eine  Bevölke- 
rungsmenge von  derAussperrung  dieser  halben 
Million  organisierter  Arbeiter  betroffen  würde,  wie  sie 
etwa  der  Einwohnerzahl  des  ganzen  Großherzog- 
tums  Hessen  entspricht. 

Und  einer  solchen  Bevölkerungsmenge  gegenüber 
stellen  sich  die  Metallindustriellen  auf  den  Standpunkt 
des  „Herr-im-Hause-Seins".  Denn  um  diese  prinzipielle 
Frage  handelt  es  sich;  der  Kampf  geht  um  die  Berech- 
tigung der  Organisation,  auf  den  Arbeitsvertrag  mit- 
bestimmend einwirken  zu  können.  Weil  man  ihr  dieses 
Recht  nicht  zugestehen  will,  soll  die  Organisation  der 
Arbeiter  zertrümmert  werden.  Daß  das  die  Absicht  ist, 
geht  aus  der  Art  und  Weise  hervor,  wie  die  Aussperrung 
der  60oo  der  Arbeiter  vorgenommen  wird.  In  erster  Linie 
kommen  die  organisierten  Arbeiter  an  die  Reihe,  dann 
die  unorganisierten.  Sollten  aber,  um  die  festgesetzten 
60<''o  Ausgesperrte  zu  erreichen,  doch  u  n  organisierte  Ar- 
beiter betroffen  werden,  so  werden  vom  Verbände  der 
Metallindustriellen  Unterstützungen  ge- 
zahlt.   So  hat  der  Leipziger  Bezirk  beschlossen,  nicht- 


organisierten  verheirateten  Arbeitern  15  M,  verheirateten 
20  M  für  die  Woche  zu  zahlen.  Das  ist  mehr,  als  die 
Arbeiterverbände  zahlen.  Der  Metallarbeiterverband  zahlt 
an  Verheiratete  14  M,  an  Ledige  10  M,  die  Hirsch-Duncker- 
sche  Gewerkschaft  an  Verheiratete  17  bis  20  M  und  an 
Nichtverheiratete  13  M.  So  soll  verhindert  werden,  daß 
u  n  organisierte  Arbeiter  in  die  Organisationhinein- 
gedrängt werden,  ja  durch  die  höheren  Sätze  will  man 
sogar  den  Austritt  der  Arbeiter  aus  ihren  Or- 
ganisationen erreichen. 

Mancher,  der  diese  Zeilen  liest,  wird  sie  wohl  mit 
einer  gewissen  —  nun  sagen  wir  einmal  —  Gleichgültig- 
keit lesen,  mit  dem  Gefühl,  daß  hier  ein  fremdes  Haus 
brennt,  nicht  das  eigene.  Nun,  .ob  es  sich  nicht  doch 
um  ein  Nachbarhaus  handelt ?  Das.  Vorgehen  des 
Verbandes  der  Metallindustriellen  richtet  sich  doch  nur 
gegen  den  „sozialdemokratischen"  Metallarbeiterverband 
mit  seinen  provokatorischen  Forderungen!  So  denkt  sicher 
der  eine  oder  andere  zur  eigenen  Beruhigung.  Ach,  so 
dachten  auch  die  in  Frage  kommenden  Christlich- 
nationalen Arbeiterorganisationen!  Aber  sie,  denen 
man  doch  keinerlei  provokatorisches  Auftreten  gegen  die 
Unternehmer  nachsagen  kann,  sind  schnell  eines  besse- 
ren belehrt  worden.  Sie  werden  von  den  Metallindustriel- 
len ebenso  behandelt  wie  die  Mitglieder  des  Metall- 
arbeiterverbandes.  In  einer  Entschließung  des  Leipziger 
„Arbeitsausschusses  der  nationalen  Arbeiter-  und  Ge- 
hilfen-Organisationen" wird  offen  erklärt,  man  habe  ein- 
gesehen, „daß  es  sich  hier  nicht  um  die  Forderungen 
der  Gelbmetallgießereiarbeiter  handelt,  sondern  daß  das 
Vorgehen  des  Verbandes  der  Metallindustriellen  sich 
gegen  alle  Arbeiterorganisationen  richtet, 
die  als  Interessenvertretung  ihrer  Mitglie- 
der unter  keinenUmständen  anerkannt  wer- 
den solle  n".  Der  Beschluß  der  Metallindustriellen  be- 
deutet nichts  anderes,  heißt  es  weiter,  „als  den  Ar- 
beitern das  Recht  des  Zusammenschlusses 
einfach  abzusprechen,  ihnen  das  gesetzlich 
gewährleistete  Koalitionsrecht  zu  nehmen, 
man  selbst  nimmt  aber  in  vollem  Maße  dieses  Recht  für 
sich  in  Anspruch". 

Es  brennt  also  des  Nachbars  Haus!  Das 
Gefühl  muß  hier  in  jedem  Angestellten  lebendig  werden. 
Nicht  das  „provokatorische"  Vorgehen  irgendeiner  ge- 
werkschaftlichen Organisation  kommt  hier  in  Frage,  son- 
dern das  Recht  jeder  Arbeiter-  oder  Angestelltenorgani- 
sation überhaupt,  auf  die  Gestaltung  des  Ar- 
beitsvertrages von  sich  aus  einwirken  zu 
können.  Alle  Nicht  -  „G  e  werkschaften"  werden 
nur  solange  in  Frieden  gelassen  oder  auch  gefördert,  als 
sie  diese  Frage  des  Arbeitsvertrages  unberührt  lassen. 
Hatte  man  doch  auch  in  Leipzig,  wie  aus  einer  Aeußerung 
aus  Arbeitgeberkreisen  im  „Leipziger  Tageblatt"  hervor- 
geht, geplant,  ,,der  Christlich -  nationalen  Gewerk- 
schaft nach  Möglichkeit  Eingang  zu  verschaffen.  Nach- 
dem sich  diese  aber  in  ihrer  Erklärung  mit  dem  Deutschen 
Metallarbeiterverband  solidarisch  erklärt  hat,  dürfte  diese 
Absicht  wohl  nicht  zur  Ausführung  kommen". 

Der  Kampf  in  der  Metallindustrie  verdient  also  weit- 
gehende Beachtung.  Es  sind  nicht  Lohnfragen  eines  Be- 
rufsstandes, um  die  es  sich  hier  handelt,  sondern  Fragen 
von  durchgreifender  volkswirtschaftlicher 
Bedeutung:  Soll  die  Freiheit  des  Arbeitsvertrages  end- 
gültig verloren  gegeben  werden,  oder  ist  es  Aufgabe 
und  Pflicht  aller  Arbeitnehmerorganisationen,  ganz  gleich, 
ob  es  sich  um  Arbeiter  oder  Angestellte  handelt,  für  ihre 
Mitglieder  wenigstens  den  Einfluß  der  Organisation 
auf  den  Arbeitsvertrag  zurückzuerobern. 


Ii 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


549 


Zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Systeme 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 


Im  Anschluß  an  die  in  den  Heften  9.  18  und  22 
dieser  Zeitschrift  erschienene  elementare  Darstellung  der 
Theorie  der  statisch  unbestimmten  Systeme  sollen  im 
folgenden  einige  Beispiele  durchgerechnet  werden.  Hier- 
bei kommt  es  weniger  darauf  an,  die  allgemein  bekannten 
Lösungen  der  Aufgaben  zu  finden,  sondern  es  soll  gezeigt 
werden,  wie  die  wenigen  in  oben  erwähnter  Arbeit  er- 
läuterten Gesetze  tatsächlich  genügen,  um  jede  statisch 
unbestimmte  Aufgabe  zu  lösen. 

1.  Die  Biegungsmomente  des  in  Abb.  1  skizzierten  Bal- 
kens sind  zu  bestimmen. 


± 


I 


r — ^   

Abb.  ] 

Wir  untersuchen  zunächst,  ob  der  Balken  statisch  be- 
stimmt ist,  und  finden  sofort,  daß  er  äußerlich  einfach 
statisch  unbestimmt  ist,  weil  an  den  drei  Auflagern  vier 
Auflagerunbekannte  auftreten,  von  denen  wir  nur  drei  mit 
Hilfe  der  allgemeinen  Qleichgewichtsbedingungen  be- 
stimmen können.  Wenn  nur  senkrechte  Kräfte  vorhanden 
sind,  haben  wir  allerdings  nur  noch  drei  senkrechte  Auf- 
lagerkräfte zu  bestimmen,  trotzdem  genügen  zu  ihrer  Auf- 
findung die  drei  Gleichgewichtsbedingungen  nicht,  weil 
in  der  Bedingungsgleichung  S  H  =  0  (Summe  der  hori- 
zontalen Kräfte  =  0)  die  gesuchten  Auflagerkräfte  dann 
gar  nicht  vorkommen.  Eine  Auflagerkraft  ist  also  stets 
überzählig. 


A 


1 


X 


TTTfTTTT, 


Abb.  2 


Wir  wählen  eine  der  Auflagerkräfte  als  statisch  un- 
bestimmte Größe,  beispielsweise  die  Reaktion  unter  der 
Mittelstütze  C  (Abb.  2)  und  bezeichnen  sie  mit  X.  Nun- 
mehr liegt  nur  noch  ein  Balken  auf  zwei  Stützen  vor, 
A  B,  an  dem  außer  der  gegebenen  Kraft  P  noch  die  un- 
bekannte Kraft  X  angreift.  Wenn  wir  nun  für  X  einen 
Wert  annehmen,  so  können  wir  sofort  die  anderen  Auf- 
lagerkräfte sowie  die  Biegungsmomente  des  Balkens  be- 
rechnen und  wir  können  nach  dem  in  Heft  18  gebrachten 
Verfahren  (Formänderung  vollwandiger  Systeme)  die 
Durchbiegungen  des  Balkens  A  B  ausrechnen.  Hierbei 
wird  sich  Punkt  C  nach  oben  oder  unten  verschieben. 
Wir  wissen  nun  aus  der  Stellung  der  Aufgabe,  daß 
Punkt  C  sich  in  Wirklichkeit  als  Auflagerpunkt  nicht  senk- 
recht verschieben  kann.  Dadurch  haben  wir  die  Bedingung" 
für  die  Berechnung  der  statisch  unbestimmten  Größe  X 
gefunden:  diese  muß  einen  so  großen  Wert  annehmen, 
daß  die  Durchbiegung  des  Balkens  A  B  in  C  gleich  Null 
wird.  Mit  anderen  Worten:  Die  Durchbiegung,  die  der 
Balken  A  B  infolge  der  Last  P  in  C  erfährt,  muß  gleich 


und  entgegengesetzt  sein  der  Durchbiegung,  die  infolge: 
der  gesuchten  Kraft  X  in  C  auftritt. 


Fa. 


Abb.  3 

Zunächst  ist  die  Durchbiegung  (?o,  die  die  Kraft  P 
allein  hervorruft,  zu  ermitteln:  Die  Momentenfläche  des 
Balkens  A — B  für  diesen  Fall  ist  in  Abb.  3  gezeichnet. 
Die  Durchbiegung  in  C  ergibt  sich  (nach  Heft  18  S.  281) 
als  das  Biegungsmoment  des  mit  der  „reduzierten  Mo- 
mentenfläche" belasteten  Balkens  A  B  in  C.  Belastet  man 
den  Balken  mit  dieser  Momentenfläche,  so  entsteht  ein 
Auflagerdruck 

1^    P  a  2/  1_    P  a-^  a 

3        2  2/      2    '  3 

a/  Pa^l 

1 


B 


1 

EJ 

_  \^ 

~EJ 

und  ein  Moment 
1 


12/ 


12/ 

[4a/2  — a^ 


M 


c  - 


EJ 
1 

EJ 
1 

EJ 


Pa         P  a 


3 
Pa/^ 


4 


12 

Pa3" 
T2 


l^Pa 
2  T 

1 

12 

Pa 


/•^ 


Pa/^' 


12  EJ 


[3  V-  -  a2]  =  So 


Dies  ist  also  die  Durchbiegung,  die  in  C  durch  die 
Last  P  hervorgerufen  wird. 

Nun  berechnen  wir  die  Durchbiegung  h^,  die  infolge 
der  Kraft  X  in  C  entsteht,  wieder  auf  dieselbe  Weise. 

Die  „reduzierte  Momentenfläche"  hat  hier  den  Inhalt 

J_i    ^    2/  — — — 
EJ  2    T        ~  EJ  2 

und  das  Biegungsmoment  des  Balkens  A  B  in  C,  wenn 


Abb.  4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  35 


wir   diese   Fläche   als    Belastung   des    Balkens  auffassen, 


nach  bekannter  Formel 

_  PI 
~  6 


Biegungsmoment  einer  Dreieckslast 


,  _  J_  Xl^  21 
~  EJ  ■    2  6 
1  X/3 

~  E]"6~ 

Dies  ist  also  die  Durchbiegung,  die  von  der  Un- 
bekannten X  hervorgerufen  wird.  Diese  muß,  wie  eingangs 
erläutert,  gleich  und  entgegengesetzt  sein  der  Durch- 
biegung infolge  P.  LWir  haben  also  die  Bestimmungs- 
gleichung: 

So  —  0 

EJ 

P    a  [3  /2  _  a-'] 


P  •  a 
12  EJ 


[3  /2 


a-' 


0 


X  = 


2 

Ist  X  gefunden,  so  liegt  ein  einfacher  Balken  A  B  vor, 
an  dem  nur  gegebene  Kräfte  angreifen,  eine  von  diesen, 
und  zwar  von  unten  nach  oben  wirkend,  ist  C  =  X. 

Zahlenbeispiel  (Abb.  5). 
P  =  5,0  t,   /  =  5,0  m;  a  =  2,00  m;  Reaktion  der 
Mittelstütze 

5^    2,0  [3    5,0^  —  2,0-'] 


C  =  X 


B 
A 


5,03 

5,0  •  2,0  —  2,84  ■  5,0 

2  ■  5,0 
5,0  ~  2,84  +  0,42  - 


\P=S.oi 


=  2,84  t 


=  —  0,42  t 
=  2,58  t 


S./6 


Abb.  5 


Momente  ^ 

Unter  P  =  2,58    2,0  =  +  5,16  mt 
In  C: 

==      0,42  ■  5,00  =  —  2,10  mt 
Hiermit  ist  die  Aufgabe  gelöst. 

Wir  wollen  nun  dieselbe  Aufgabe  auf  etwas  andere 
Weise  lösen,  indem  wir  als  statisch  unbestimmte  Größe 
das  Biegungsmoment  Mc  über  C  einführen.  Das  statisch 
bestimmte  Hauptsystem  (Abb.  6)  besteht  also  aus  zwei 
nebeneinander  liegenden  einfachen  Balken  A  C  und  C  B. 
An  jedem  von  ihnen  greift  in  C  ein  äußeres  Moment 
(Kräftepaar)  =  Mc  an.  Die  geometrische  Bedingung  zur 
Auffindung  des  statisch  unbestimmten  Momentes  Mc  finden 
wir  durch  folgende  Ueberlegung: 

Wählen  wir  für  Mc  vorerst  einen  beliebigen  Wert,  dann 
werden  die  beiden  Balkenteile  A — C,  C— B  sich  etwa  wie 
in  Abb.  6  b  angedeutet  durchbiegen  und  die  Endquer- 
schnitte beider  Balken  sich  gegeneinander  um  den  Winkel  a 
verdrehen.  Da  nun  in  Wirklichkeit  keine  Verdrehung  der 
beiden  Querschnitte  möglich  ist,  muß  also  Mc  einen  solchen 


Wert  annehmen,  daß  die  Verdrehung  =  0  ist.  Mit  an- 
deren Worten:  Die  durch  die  äußeren  Lasten  allein  hervor- 
gerufene Verdrehung  der  Endquerschnitte  über  C  muß 
durch  die  Verdrehung,  die  das  Moment  Mc  hervorruft, 
wieder  aufgehoben  werden.  Wir  berechnen  also  diese 
Verdrehungen : 


e 

Abb.  6 


Zunächst  berechnen  wir  allgemein  den  Verdrehungs- 
winkel des  Endquerschnittes  eines  einfachen  Balkens, 
dessen  Biegungsmomente  bekannt  sind. 

In  Abb.  7  ist  die  Biegungslinie  des  Balkens  in  der 
bekannten  Weise  als  Momentenlinie  des  mit  der  „reclu- 
zierten  Momentenfläche"  belasteten  Balkens  dargestellt. 
Die  Tangente  in  A  an  diese  Linie  schließt  mit  der  Hori- 
zontalen den  Winkel  a  ein,  der  angibt,  um  wieviel  der 
Endquerschnitt  bei  A  sich  infolge  der  Biegung  verdreht 
hat.  Die  Strecke  65,  die  von  der  Tangente  unter  B  ab- 
geschnitten wird,  stellt  die  Durchbiegung  dar,  die  der 
Balken  erleiden  würde,  wenn  er  bei  A  in  Richtung  der 


A 


RectitzierteMomen  t&n/fÖLch  e\B 


h) 
c) 


A 


Abb.  7 


Tangente  festgehalten  wäre,  sonst  aber  dieselben  Biegungs- 
momente auf  ihn  einwirkten.  Diese  Strecke  ist  nun  gleich 
dem  „statischen  Moment"  der  Belastungsfläche  in  bezug 
auf  B,  also 

_  ^  M,„  Ax 

EJ^  X 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


551 


und  der  gesuchte  Winkel 
l 


a.  —  -r 


1   „  Mm  Ak 


Die  Ausdrücke 


Mm  Ax 

"El 


EJ 


geben  die  Höhe  der  Belastung 


an,  es  stellt  der  obige  Ausdruck  für  a  nichts  anderes  dar 
als  den  Auflagerdruck  dieser  Belastungsfläche  —  der  redu- 
zierten Momentenfläche  — .  Der  Verdrehungs- 
winkel des  Endquerschnittes  eines  ein- 
fachen Balkens  ist  daher  gleich  dem  Auf- 
lagerdruck, den  die  als  Belastungsfläche 
betrachtete  „reduzierte  Momentenfläche" 
hierhervorruft. 

Nach  Abb.  6  b  ist  daher  der  Verdrehungswinkel,  wenn 
die  Momente  Mc  allein  wirken. 


1  [1    Pa/       1     Pa2  a 
EJ  3  '  ~2        7  ■  3 

_  1  Pa 
~  EJ  67 

und  nach  Abb.  6  c  der  Verdrehungswinkel, 
Momente  Mc  allein  wirken 

1       2  Mc/ 


wenn  die 


1 

El 


EJ 

2 

■  ~3 


3 

Mc  •  / 


Gemäß  der  erörterten  Bedingung  muß  sein 

8,  4  öc  =  0 


1 


EJ 

Daher 


Pa 
6/ 


Mc  -  l 


Mit  dem  vorigen 
sofort  erhalten 

Mc  =  — 


Zahlenbeispiel  würden  wir  also 
5,0  •  2,0 


B 


A  = 


C  = 


4  •  5,0-' 
2,10  mt 
2,10 


[5,02-2,02] 


5,00 
2,10 


=  —  0,42  t 
5,0  •  3,0 


+ 


5,00 

4-  2,58  t 
5,00  +  0,42 


5,0 

-  2,58  =  2,84  t 


2.  Es  sind  die  Biegungsmomente  und  Auflagerkräfte 
eines  kontinuierlichen  Balkens  auf  vier  Stützen  für  eine 
gleichmäßig  verteilte  Last  zu  bestimmen.   (Abb.  8.) 

Wir  wollen  diese  Aufgabe  in  Anlehnung  an  die  Dar- 
stellung in  Heft  14  auch  mit  denselben  Bezeichnungen 
behandeln. 

Dei  Balken  ist  offenbar  zweifach  statisch  unbestimmt. 
Als  statisch  unbestimmte  Größen  nehmen  wir  die  Biegungs- 
momente des  Balkens  über  B  und  C  an  und  bezeichnen 
sie  mit  Xa  und  Xb.  Das  statisch  bestimmte  Hauptsystem 
besteht  demnach  aus  3  einfachen  Balken  AB,  BC  und  CD. 

Nunmehr  betrachten  wir  die  Winkeländerungen  der 
benachbarten  Querschnitte  über  B  und  über  C.  Dieselben 
bezeichnen  wir  als  positiv,  wenn  sich  die  Winkel  nach 
oben  öffnen,  als  in  demselben  Sinne,  wie  Xa  und  Xb  in 
der  Figur  eingetragen  sind. 

Belasten  wir  das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  mit 
der  gleichmäßig  verteilten  Last  q,  so  besteht  die  Mo- 
mentenlinie aus  drei  nebeneinander  liegenden  Parabeln 


'«'niiiDIigpIlljpp^ 


Abb.  8 

q/2  2  q/2 

mit  der  Pfeilhöhe  ~-  und  dem  Flächeninhalte  —  /  •  ^  = 
8  3  8 


Die  Ausschlagwinkel  der  benachbarten  Querschnitte  über 


q  /3 
12 


q^ 
12' 

B  und  C  betragen  dann 

K  -  2  •  Ej  •  T 

EJ       12  ''o 
Wirken  auf  das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  die 
Momente  Xa   =  1,0  mt,  Momentenlinie  Abb.  8  e,  dann  ent- 
stehen folgende  Ausschlagwinkel  über  B 

_2_    1,0  ■  / 
E  J    T  ~2~ 

3  EJ 


Öa,  =  2 


Über  C; 


1 

EJ 


1 

T 

EJ 


1,0  •  / 


Entsprechend  ergibt  sich  für  den  Belastungszustand  Xb  =  1 
Über  B, 

"^^b  -  6  ■  EJ 

über  C: 

=  y  EJ 

Wirkt  die  gegebene  Belastung  gleichzeitig  mit  den 
statisch  unbestimmten  Größen  auf  das  Hauptsystem  ein, 
wie  es  in  der  Tat  der  Fall  ist,  dann  entstehen  die  Winkel- 
änderungen über  B:  » 

3a  =  +  Xa  ■  8^^  +  Xb  ■  S..^ 

Über  C: 

Sb  =  Öbo  +  Xa  •  8-0^  +  Xb  •  5o|^ 

Diese  müssen  =  0  sein,  da  in  Wirklichkeit  die  Quer- 
schnitte über  B  und  C  zusammenhängen.    Wir  erhalten 


I 


552 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  35 


A  — 'C.'-^.o — I  ^=<^,o  — — 

■1  \  z 


TTTIiiiit^iiiiniJiiiniiiiiiiiiii 


/iome  f^e  nf/dche 


aij 


Otts  sta/^LSc/L  leshTnJr^eTZ.  //cczt/z^f^si/s/'emj 


Flache  L7z/i/^e 


!'  1 
1 
1 
1 

f^/o77ierUtn/?a^he^  Uej  Jcil/<en5\  dii/^  ^  Stii^ze/z 


Abb.  9. 


gleichungen 


hebt  sich  fort 


also  unter  Einsetzung  obiger  iWerte  die  bestimmungs- 
1 

El 

T 
1 


x. 


/  =  0 


12 

12     '  6 
Da  im  vorUegenden  Falle  aus  Symmetrierücksichten 
Xa  =  Xb, 

genügt  eine  Gleichung  zur  Lösung,  und  wir  erhalten 


Xa 


Bisher  hatte  sich  J  und  E  immer  aus  der  Gleichung 
herausgehoben.  Um  eine  allgemeinere  Lösung  zu  geben, 
wollen  wir  an  einem  Zahlenbeispiel  den  Fall  ungleicher 
Trägerquerschnitte  und  auch  ungleicher  Spannweiten  behandeln. 

Zahlenbeispiel. 
Nebenstehend  skizzierter  Unterzug  (Abb.  9)  sei  für 
die  eingeschriebenen  Lasten  zu  berechnen.    Das  Träg- 
heitsmoment   des    Querschnittes    der  Mittelöffnung  sei 

doppelt  so  groß  wie  das  der  Seitenöffnung,  also  ~  —  2. 

Ji 

Wir  wählen  wiederum  die  Momente  und  Xi,  über 
B  und  C  als  statisch  unbestimmte  Größen  und  berechnen 
die  Verdrehungen  der  Querschnitte  über  B  und  C  gegen- 
einander: 

112  112  * 

S...  =  -JU  •  4-  ■  4-  7,8  •  5,0  +         •  4-  •  4  •  24,0  S,0 


EJ, 


EI, 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


553 


E  ■  J, 


Ji 


13,0  +  64,0 


2  •  1 3,0  +  64,0  =  90,0 
EL  ■  K 

1,0  ■  5,0 

„     1,0-5,0  , 
2  •       ^       +  2,67 


2 

T 

T 
6,0 
1 

T 


+  1 


1,0  ■  8,0 


1,0  ■  8,0 


1,33  =  E  •  J., 


(vgl.  Heft  22  S.  340). 
Da  we^en  der  symmetrischen  Belastung  wiederum 
Xa  =  Xb,  genügt  eine  Bedingungsgleichung,  die  aussagt, 
daß  die  beiden  bei  B  zusammenstoßenden  Querschnitte 
sich  gegeneinander  nicht  verdrehen,  also 

Sa  =         +         •  S.ia  + 

90  +  Xa  •  6,0  +  Xa  ■  1,33  0 


Xa  =  - 


12,36  mt  =Xb 


90  _ 
7,33  ~ 

Hiermit  sind  die  statisch  unbestimmten  Größen  ge- 
funden und  es  liegt  nunmehr  nur  eine  Aufgabe  der  ein- 
fachen Statik  vor.  Die  wirküchen  Biegungsmomente 
findet  man,  indem  man  zu  den  Momenten  des  statisch 
bestimmten  Hauptsystems  infolge  Verkehrslast  die  durch 
die  statisch  unbestimmten  Größen  hervorgerufenen  Mo- 
mente addiert;  dies  ist  in  Abb.  9e  geschehen.  Somit 
sind  die  Momente  an  allen  Punkten  bekannt.  Die  Auf- 
lagerdrücke ergeben  sich  aus  den  Momenten  wie  folgt: 

-  2,5  •  -  12,3  mt 

2  über  B) 

2,46  +  6,25  =  +  3,79  t  =  D 
5,0  •  2,5  +  ^  ■  3,0  —  3,79 


5,0 


=  C 


=  12,50  +  12,0  —  3,79 

=  20,71  t  (Fortsetzung  folgt.) 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Zur  Konkunenzklauselfrage 


^^^"^^^ZTT»  ^'^  Berufsgeheimnis  überhaupt  zu  betrachten  ist,  was' 

::  \\        nicht,  wenn  nun  hierdurch  auch  das  Vorhandensein  eines 
—     Verständnisses  für  Berufsgeheimnis  und  Berufspflicht  all- 
gemein nicht  vorausgesetzt  werden  kann,  so  ist  es  doch 
erwünscht,    eine    Art    von    Vertrauensleuten  zu 
schaffen,  die  durch  einen  vor  einer  Behörde  abzulegenden 
Die  Vorschlage,  die  aus  Arbeitgeberkreisen  zur  Re-     Eid  oder  auf  andere  Weise  zur  unbedingten  Wahrung 
gelung  der  Konkurrenzklauselfrage  gemacht  werden,  be-     des  Berufsgeheimnisses  verpflichtet  werden  können,  und 
deuten  im  allgemeinen  wohl  nie  Verbesserungen.    Auch     jeren  Vertrauensbruch  alsdann  unter  Strafe  gestellt  wird." 
das,  was  wir  von  Regierungsseite  seither  erfuhren,  zeugte  Man  sieht  hieraus,  zu  welch  kuriosen  Blüten  die  Vor- 

nicht  von  großem  Verstandms  für  das  Verhältnis  der  Ar-  schlage  reifen  können,  wenn  man  an  dem  Kern  der  Frage 
beitnehmer  zur  Konkurrenzklausel.  Von  noch  geringerem  vorübergeht.  Mit  dem  Ehrenwort  im  Dienstvertrage  will 
Verstandms  scheint  ein  Vorschlag  getragen  zu  sein,  der  rn^n  ja  heute  schon  etwas  ähnliches  erreichen.  Mit  diesem 
Zeitungsnachrichten  zufolge  vom  Verein  deutscher  Seiden-  „euen  Vorschlage  wird  den  Angestellten  auch  der  Köder 
Webereien  ausgeht.  Der  Vorschlag  bezweckt,  vereidigte  der  besseren  Bezahlung  hingeworfen,  denn  man  knüpft 
Vertrauensleute  unter  den  Privatbeamten  zu  schaffen.  Das  an  ihn  die  Behauptung,  daß  die  Privatangestellten  „mit 
wird  in  jener  Korrespondenz  begründet,  in  der  gesagt  dem  Eide"  ganz  besonders  hoch  besoldet  werden  würden, 
wird:  Wenn  es  sich  nicht  gerade  darum  handelte! 

„Der   Arbeitgeber   kann  viele  Dinge  seinen  Ange-  Die  Gehaltsfrage  steht  ja  mit  der  Frage  der  Konkur- 

steilten doch  nicht  anvertrauen,  weil  er  nie  mit  Bestimmt-     renzklausel  im  engsten  Zusammenhang,  man  pflegt  sie, 
heit  auf  ein  Bleiben  des  Angestellten  rechnen  kann,  es     um  zu  verhindern,  daß  ein  Angestellter  eines  besseren 
ihm  aber  an  jeglichem  gesetzlichen  Schutz  gegen  einen     Lohnangebots  halber  zur  Konkurrenz  übergeht.  Wenn 
Verrat  nach  dem  Dienstverhältnis  gebricht,  ein  späterer     die  Arbeitgeber  sich  dazu  verstehen,  Vertrauensposten  und 
Verrat  ihm  aber  genau  so  unangenehm  und  schädlich  wer-     Wahrung  etwaiger  Geheimnisse  mit  guten  Gehältern  zu 
den  kann  wie  der  noch  während  des  Dienstverhältnisses     lohnen,  dann  bedarf  es  weder  der  Eidesformel  noch  der 
begangene.    Anderseits  ist  es  vielen  Arbeitgebern  voll-     Konkurrenzklausel.     Das,    was  der  Verein  der  Seiden- 
kommen unmöglich,  all  die  geheimen  Verträge,  Steuer-     Webereien  mit  diesem  Vorschlage  ausgesponnen  hat,  ist 
Sachen,  und  was  an  derlei  vertraulichen  Dingen,  von  deren     für  uns  undiskutabel, 
dauernder  Geheimhaltung  häufig  ungeheuer  viel  ab-  ^ 
hängen  kann,  selbst  zu  bearbeiten.    Es  ist  daher  dringend  * 
erwünscht,  einen  dauernderen  Schutz  zu  schaffen,  als  ihn 
das  Gesetz  gegen  den  unlauteren  Wettbewerb  gewährt. 
Auch  bei  Privatsekretären,  Geschäftsführern  von  Kartellen, 
wirtschafthchen  Vereinigungen  usw.  besteht  zweifellos  ein 
Bedürfnis,  der  Wahrung  der  ihnen  notwendig  anzuver- 
trauenden Geheimnisse  sicher  zu  sein;    man  wird  nicht 
behaupten  können,  daß  die  jetzt  manchmal  geübte  Abnahme 
des  Ehrenworts,  die  nach  Reichsgerichts-Entscheidung 
rechtlich    nicht   einmal    eine    Bedeutung  hat,  dazu  aus- 
reichend sei.    Wenn  es  nun  auch  wohl  nicht  angängig 
erscheint,  nach  dem  Beispiel  der  Aerzte,  Rechtsanwälte, 
Apotheker  usw.  gemäß  §  300  St.  G.  B.  ganz  allgemein 
für  Privatbeamte  die  Verletzung  des  Berufsgeheimnisses 
unter  Strafe  zu  stellen,  schon  weil  die  Zusammensetzung 
des  Privatbeamtenstandes  allzu  verschieden  ist,  und  weil 
es  im  kaufmännischen  und  gewerblichen  Leben  und  in 
sonstigen  privaten  Berufen  immerhin  recht  zweifelhaft  ist. 


Tagungen  der  Handlungsgehilfen 

Der  Verband  Deutscher  Handlungsgehilfen 
zu  Leipzig 

hielt  vom  4.  bis  7.  August  zu  Köln  a.  Rh.  seinen  3.  Ver- 
batidstag  ab.  Die  beiden  Hauptreferate  des  ersten  Ver- 
sammlungstages betrafen  die  heutige  soziale  Lage 
auf  dem  Gebiete  des  Arbeitnehmerschutzes 
(Marquart-Leipzig)  und  die  Reichsversicherungs- 
ordnung (Mantel-Leipzig).  Im  Anschluß  daran  wurden 
zwei  Beschlußanträge  einstimmig  angenommen.  In  dem 
einen  wird  an  den  Hauptforderungen  des  Verbandes  fest- 
gehalten: völlige  Sonntagsruhe,  Achtuhr-Ladenschluß, 
zwölfstündige  Mindestruhezeit,  Erholungsurlaub,  Verbot 
der  Konkurrenzklausel  und  Einführung  von  Handlungs- 
gehilfenkammern.   Der  andere  legt  Verwahrung  ein  gegen 


554 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  35 


die  den  .Weiterausbau  der  Sozialreform  bedrohenden  Kund- 
gebungen des  Zentralverbandes  deutscher  Industrieller  und 
der  vereinigten  Kommissionen  für  Sozialpolitik  und  Klein- 
handel des  deutschen  Handelstages. 

Der  zweite  Verhandlungstag  brachte  zunächst  eine 
Kundgebung  für  die  staatliche  Pensionsver- 
sicherung der  Privatangestellten.  Der  Ver- 
bandsvorsitzende Reif  (zugleich  Vorsitzender  des  Haupt- 
ausschusses) erklärte  in  seinem  Referat,  daß  der  Oedanke 
des  Ausbaues  der  Invalidenversicherung  heute  als  abgetan 
betrachtet  werden  könne,  und  vertrat  im  übrigen  die  be- 
kannten Forderungen  des  Hauptausschusses.  Eine  Ent- 
schließung wurde  angenommen,  in  der  es  u.  a.  heißt: 

„Der  Verbandstag  erkennt  in  Uebereinstimmung  mit 
dem  Hauptausschuß  für  die  staatliche  Pensionsversiche- 
rung fder  Privatangestellten  den  Gesetzesvorschlag  seinen 
Grundzügen  nach  als  eine  befriedigende  Lösung  der 
Frage  an,  rechnet  aber  mit  Bestimmtheit  darauf,  daß 
die  weitere  Behandlung  der  Vorlage  zu  wesentlichen 
Verbesserungen  im  Sinne  der  Hauptausschußforderungen 
führen  werde;  er  wendet  sich  im  besonderen  gegen  die 
geplante  Zulassung  von  Ersatzkassen,  weil  diese  infolge 
der  nicht  zu  beseitigenden  Risikenauswahl  eine  bestän- 
dige Schädigung  der  Reichsanstalt  sein  weviden." 
lieber    die   Notwendigkeit  staatsbürger- 
licher Erziehung  sprach  sodann  Marquart-Leipzig. 
Seit  Begründung  des  Deutschen  Reiches  sei  staatsbürger- 
liche Erziehung  tnehr  als  je  zur  Notwendigkeit  geworden. 
Einrichtungen  in  Staat,  Gemeinde  und  Gesellschaft  fordern 
die  Beteiligung  der  weitesten  Volkskreise.  Ueber  die  Auf- 
gaben  und   Mittel   der  staatsbürgerlichen 
Erziehung  verbreitete  sich  Buschmann-Rostock.  Die 
ganze  Erziehung  in  Volksschule,  höherer  Schule  und  Fort- 
bildungsschule müsse  von  dem  Gedanken  der  staatsbürger- 
lichen Erziehung  getragen  werden. 

Der  nächste  Redner,  Bangert-Köln,  behandelte  die 
Aufgaben  der  H  andlungsgehilfen  im  öffent- 
lichen Leben  und  forderte  zu  regerer  staatsbürgerlicher 
Betätigung  auf.  Die  Berufsvereine  können  in  diesem  Sinne 
ein  gutes  Stück  Erziehungsarbeit  leisten.  Eine  ent- 
sprechende Entschließung  wurde  angenommen. 

Ueber  Jugendpflege  sprach  sodann  Marquart- 
Leipzig.  Zu  diesem  Referat  hatte  der  Verband  eine  Aus- 
stellung arrangiert,  die  mit  zur  Bekämpfung  der  Schund- 
literatur dienen  sollte.  Daneben  bot  die  Ausstellung 
eine  Musterbücherei  für  Lehrlingsheime  und  eine  Ab- 
teilung für  Fachschriften  und  Berufswissen.  In  einer  Ent- 
schließung wurden  die  Staatsregierungen,  Behörden,  Ver- 
eine und  einzelnen  Erwerbsstände  zur  Mitwirkung  an  den 
großen  nationalen  Aufgaben  der  Jugendpflege  aufgefordert. 

Zu  der  Gehaltsfrage,  die  auf  den  früheren 
Tagungen  noch  keine  Entschließung  zur  Folge  hatte,  sprach 
Beckmann-Leipzig.  Er  wies  darauf  hin,  daß  die  Gehälter 
der  kaufmännischen  Angestellten  im  Verhältnis  zu  der 
andauernden  Steigerung  der  Kosten  der  Lebenshaltung, 
namentlich  in  den  unteren  Schichten,  sehr  zurückgeblieben 
seien  und  vielfach  nicht  einmal  die  Löhne  der  gewerblichen 
Arbeiter  erreichen.  Um  Abhilfe  zu  schaffen,  müsse  u.  a. 
auf  die  Einführung  von  Mindestgehältern,  zunächst 
für  alle  Angestellte,  die  das  18.  Lebensjahr  vollendet  haben, 
hingearbeitet  werden.  Entsprechende  Leitsätze  fanden 
einstimmige  Annahme. 

Als  letzter  Redner  verbreitete  sich  Götze-Berlin  über 
die  Handlungsgehilfenkammern.  Die  gegen- 
wärtig bestehenden  Handlungsgehilfenausschüsse  bei  den 
Handelskammern  seien  durchaus  unzureickend.  Die  durch 
den  Arbeitskammer-Gesetzentwurf  auf  paritätischer  Grund- 
lage aufgebauten  Standesvertretungen  werden  für  das  Han- 
delsgewerbe als  völlig  verfehlt  erachtet.  Demgegenüber 
hält  der  Verband  daran  fest,  Idaß  zur  Vertretung  der  Hand- 
lungsgehilfen-Interessen nur  aus  Handlungsgehilfen  ge- 
bildete Kammern  in  der  Lage  sind.  Zur  Pflege  gemein- 
samer Interessen  sollen  sich  paritätische  Abordnungen  den 
Kammern  anschließen.  Eine  Entschließung  in  diesem 
Sinne  wurde  einstimmig  angenommen. 


Der  Verein  für  H  a  n  d  1  u  n  g  s  k  o  m  m  i  s  1858 

leitete  seinen  dritten  Vereinstag  in  München  am  Sonn- 
abend, den  12.  August  mit  einer  Jahresversammlung  der 
Vereinigung  bayerischer  Bezirke  ein.  Hierbei 
behandelte  der  Geschäftsstellenleiter  Vogel-Berlin  in 
einem  Referat  die  Angestelltenausschüsse  in 
den  bayerischen  Handelskammern.  Seine  Aus- 
führungen ließen  erkennen,  daß  jene  Ausschüsse  für  die 
Angestellten  wertlos  sind.  Dem  schloß  sich  auch  die  Ver- 
sammlung an  und  verwarf  in  einer  Resolution  diese 
Ausschüsse. 

Das  Verhältnis  der  Angestelltenpolitik 
zu  den  allgemeinen  sozialpolitischen  und 
parteipolitischen  Bestrebungen  behandelte  der 
Verwaltungsdirektor  Dr.  Thissen-Hamburg.  Er 
ging  von  dem  Gedanken  aus,  daß  das  Gedeihen  eines 
Standes,  besonders  des  der  Angestellten,  abhängig  ist  von 
dem  Gedeihen  seines  Gewerbes.  Dadurch  werde  aber 
ungeachtet  der  sozialen  Interessenunterschiede  zwischen 
Kapital  und  bloßer  Arbeitskraft,  zwischen  Arbeitgeber  und 
Arbeitnehmer,  eine  wirtschaftspolitische  Verbindung  des 
Gewerbes  mit  seinen  Angestellten  notwendig.  Thissen 
gelangt  zu  dem  Schluß,  daß  der  selbständige  Mittelstand 
mit  den  Privatangestellten  in  der  Richtung  einer  umfassen- 
den Sozialpolitik  und  Staatsfürsorge  gegenüber  der  alles 
proletarisierenden  Wirkung  des  Großkapitals  zusammen- 
gehen muß. 

Zur  parteipolitischen  Stellung  der  An- 
gestelltenverbände führte  der  Redner  weiter  aus, 
daß  sie  keine  unwandelbar  feststehende  sein  kann.  In 
außerberuflichen  Angelegenheiten  des  Parteikampfes  habe 
ein  Berufsverein  nichts  zu  suchen.  Die  politischen  Parteien 
sind  nach  ihren  jeweiligen  Leistungen  für  die  Interessen 
eines  Verbandes  von  diesem  zu  beurteilen.  Für  das  Verhalten 
einer  Organisation  zum  parteipolitischen  Leben  soll  der 
Grundsatz  gelten:  Im  Umkreise  ihrer  Verantwortung  keine 
Betätigung  egoistischer  .Wirtschaftsinteressen,  auch  der 
eigenen,  zu  üben  oder  zu  dulden,  durch  die  die  höhere 
Rücksicht  auf  die  Anforderungen  unserer  vaterländischen 
und  sittlichen  Lebensverhältnisse  verletzt  werde. 

Ferner  referierte  das  Verwaltungsmitglied  Klopfer- 
Hamburg  über  die  Frauenarbeit  im  Handels- 
gewerbe. Hier  erklärte  der  Redner,  daß  die  Frauen- 
arbeit zu  verwerfen  ist,  wenn  die  Gefahr  einer  Herab- 
drückung  oder  gar  Verdrängung  der  älteren,  für  Familie 
und  Nation  weit  notwendigeren  Männerarbeit  vorliegt. 
Mit  wenigen  Ausnahmen  trifft  das  im  Handelsgewerbe  zu. 
Eine  geordnete,  im  allgemeinen  dreijährige  Lehrzeit  und 
der  Besuch  einer  kaufmännischen  Pflichtfortbildungsschule 
bis  zum  vollendeten  18.  Lebensjahre  sind  für  die  weib- 
lichen Handlungsgehilfinnen  zu  fordern.  Dadurch  wird 
das  Ueberangebot  und  der  Lohndruck  allmählich  ab- 
geschwächt. 

Zur  Pensions  Versicherung  der  Privat- 
angestellten wurde  ebenfalls  eine  Resolution  an- 
genommen. Darin  wird  ausgesprochen,  daß  die  Privat- 
beamtenversicherung spruchreif  ist  und  bedauert,  daß  seit 
Monaten  eine  Stockung  eingetreten  ist. 


STANDESBEWEGUNG 


Parteipolitische  Neutralität 

Fast  alle  Interessenvereinigungen  haben  in  ihr  Pro- 
gramm die  parteipolitische  Neutralität  aufgenommen,  d.  h. 
sie  verzichten  darauf,  als  Vereinsganzes  eine  bestimmte 
Parteirichtung  zu  unterstützen  und  ihren  Angehörigen  den 
Anschluß  an  eine  bestimmte  Partei  zu  empfehlen.  Die 
Berufsorganisation  überläßt  es  vielmehr  ihren  Mitgliedern, 
sich  den  einzelnen  Parteien  anzuschließen  und  empfiehlt 
nur,  die  Interessen  der  Gemeinschaft  innerhalb  der  Partei 
zu  vertreten.  Soweit  ist  der  Grundgedanke  ganz  berech- 
tigt, denn  der  enge  Anschluß  an  eine  einzige  Partei  würde 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


555 


in  vielen  Fällen  die  notwendige  Unterstützung  der  anderen 
Parteien  ausschließen.  Aber  auch  in  anderer  Beziehung 
bestehen  Bedenken.  Eine  Interessenvereinigung  besteht 
zumeist  aus  Mitgliedern  bestimmter  Berufsgruppen.  Zu- 
gehörigkeit zu  diesen  Gruppen  ist  ausschließende  Be- 
dingung; möglichst  lückenloser  Anschluß  aller  Gruppen- 
zugehörigen anderseits  wieder  idealstes  Ziel.  Es  wäre 
also  unklug,  die  Mitgliederzahl  auf  jene  zu  beschränken, 
bei  denen  zufällig  die  Bedingungen  der  Berufs-  und  Partei- 
zugehörigkeit zusammenfallen. 

Muß  sich  nun  jede  parteipolitisch  neutrale  Vereini- 
gung jeglicher  Parteipohtik  enthalten,  darf  sie  nicht  eine 
Partei  vor  der  anderen  empfehlen  ?  Die  Theoretiker  sagen : 
„Sie  darf  es  nicht.''  Die  so  sagen,  verkennen  aber  völlig 
die  tatsächlichen  Verhältnisse.  In  den  Parteiprogrammen, 
Wahl-  und  Parlamentsreden,  Abstimmungen  und  dergl. 
legen  die  Parteien  dar,  welche  geistigen  und  materiellen 
Interessen  sie  vertreten.  Es  ist  eine  offenkundige  Tat- 
sache, daß  die  Parteimaßnahmen  große  Rücksicht  auf  die 
Wähler  nehmen,  oder  für  die  Gewinnung  von  neuen 
Wählern  zugeschnitten  werden.  Ja,  einzelne  Abgeordnete 
verpflichten  sich  in  gewissen  Punkten  auf  den  Wunsch 
kräftiger  Interessengruppen  zu  bestimmter  Stellungnahme, 
selbst  wenn  diese  mit  dem  Parteiprogramme  nicht  ganz 
in  Einklang  !zu  bringen  ist.  Das  Einzelindividuum  nun 
wird  sich  der  Partei  anschließen,  welche  die  für  ihn  wert- 
vollsten Interessen  vertritt. 

Für  eine  Berufsvereinigung  ist  aber  die  Vertretung  der 
Berufsinteressen  Hauptzweck.  Sie  ist  deshalb  nicht  nur 
berechtigt,  sondern  verpflichtet,  die  Mitglieder  aufzuklären, 
welche  Abgeordneten  und  Parteien  die  Berufsinteressen 
fördern  oder  schädigen.  Sie  muß  ganz  naturnotwendig  zu 
einer  Kritik  kommen,  die  eine  Förderung  oder  Schädigung 
der  betreffenden  Partei  oder  des  Abgeordneten  bedeuten 
kann.  Sie  verletzt  damit  keineswegs  die  Neutralität,  son- 
dern sie  vertritt,  was  ihre  verdammte  Pflicht  und  Schuldig- 
keit ist,  die  ihr  anvertrauten  Interessen.  Daß  diese  Kritik 
jede  Partei,  ja  jeden  einzelnen  Abgeordneten  treffen  kann, 
bezeugt  gerade  die  wünschenswerte  Neutralität.  Es  wäre 
sogar  der  Fall  denkbar,  daß  eine  Berufsorganisation  als 
solche  bei  einer  Wahl  alle  Parteien  bekämpfen  müßte  und 
nur  eine  empfehlen  könnte,  und  zwar  dann,  wenn  die 
vitalsten  Berufsinteressen  von  allen  Parteien  verletzt  und 
nur  von  einer  vertreten  würden.  Auch  dieser  immerhin 
krasse  Fall  wäre  keine  Verletzung  der  Neutralität,  nur  ein 
scharfes  Mittel,  die  Stellung  der  Parteien  im  Interesse 
des  Berufes  zu  beeinflussen.  Anderseits  kann  es  aber  auch 
vorkommen,  daß  eine  Vereinigung  als  solche  an  einem 
Orte  den  Kandidaten  derselben  Partei  bekämpft,  deren 
Kandidaten  sie  anderwärts  unterstützt.  So  würde  es  z.  B. 
Dr.  Mugdan  nicht  wagen  dürfen,  in  einem  Kreise  zu  kandi- 
dieren, wo  Privatangestelltenvereine  Einfluß  besitzen,  wäh- 
rend der  derselben  Partei  angehörige  Dr.  Potthoff  sicher- 
lich von  denselben  Wählern  freudig  unterstützt  würde.  So 
aufgefaßt,  bildet  die  Neutrahtät  die  schärfste  Waffe,  wäh- 
rend die  andere  Anschauung  Tatenlosigkeit  bedingen  und 
die  Organisationen  den  von  den  Parteien  ausgehenden 
Schädigungen  widerstandslos  ausliefern  würde  Kreß. 

* 

Die  Bewegung  der  Berliner  Eisenkonstrukteure 

In  unserer  letzten  Nummer  haben  wir  unseren  Mit- 
gliedern von  der  Bewegung  unter  den  Berliner  Eisen- 
konstrukteuren Kenntnis  gegeben.  Wir  teilten  dort  mit, 
daß  wir  unseren  Mitgliedern  aufgegeben  haben,  die  Aktion 
zu  unterstützen.  Diesen  Mitteilungen  fügen  wir  ergän- 
zend einiges  über  Hergang  und  weiteren  Verlauf  hinzu. 

Schon  seit  längerer  Zeit  verhandelten  die  Eisenkon- 
strukfeure  mit  dem  Verbände  Berliner  Eisenbauanstalten, 
um  bessere  Arbeitsverhältnisse  zu  erlangen.  Diese  Ver- 
handlungen zog  der  Verband  mit  der  Erklärung,  daß  die 
nächste  Generalversammlung  sich  mit  der  Sache  beschäf- 
tigen werde,  in  die  Länge.  Wie  wenig  ernst  es  damit 
gemeint  war,  geht  daraus  hervor,  daß  man  niemals  einen 


Termin  angab.  Um  die  Sache  zu  fördern,  überreichten  des- 
halb die  Eisenkonstrukteure  den  von  uns  abgedruckten 
und  anerkannten  Dienstvertrag.  Hierauf  erwarteten  die 
Angestellten  eine  Antwort  bis  zum  10.  August.  Nach 
diesem  Termine  sollten  die  Verhandlungen  mit  dem  Ver- 
bände Berliner  Eisenbaufirmen  als  abgebrochen  gelten. 
Am  10.  August  versammelten  sich  die  Beteiligten,  um 
über  die  weiteren  Schritte  zu  beraten.  In  geheimer  Ab- 
stimmung wurde  mit  148  gegen  7  Stimmen  bei  einer 
Stimmenthaltung  beschlossen,  durch  solidarische  Kün- 
digung den  aufgestellten  Normaldienstvertrag  durchzu- 
setzen. Man  beschloß,  mit  nachfolgendem  Schreiben  die 
Aktion  aufzunehmen: 

„Die  unterzeichneten  Angestellten  überreichen  ein- 
liegend den  Entwurf  eines  Normaldienstvertrages  mit 
der  höflichen  Bitte,  diesen  Vertrag  vom  1.  Oktober  d.  J. 
an  als  Grundlage  für  das  weitere  Dienstverhältnis  an- 
erkennen zu  wollen. 

Als  ihre  Bevollmächtigten  für  ihre  Verhandlungen 
über  diesen  Vertrag  haben  sie  die  Herren ....  gewählt. 

Gleichzeitig  bitten  wir  Sie,  dieses  Schreiben  als 
Kündigung  ihres  bisherigen  Dienstvertrages  zum  1.  Ok- 
tober ansehen  zu  wollen." 
Am  14.  August  hat  eine  Mitgliederversammlung  des 
Vereins  Berliner  Eisenbaufirmen  mit  der  Tagesordnung 
stattgefunden:  „Beschlußfassung über  die  Technikerfrage", 
über  deren  Verlauf  aber  nur  wenig  bekannt  wurde.  In 
einer  Versammlung  der  Angestellten  am  17.  August  wur- 
den die  Berichte  über  den  Stand  der  Bewegung  ent- 
gegengenommen. Von  287  Angestellten  bei  12  Firmen 
hatten  bis  dahin  250  die  Kündigung  eingereicht.  Unter 
ihnen  werden  sich  etwa  15  Verbandsmitglieder  befinden. 
Die  Vertreter  unseres  Verbandes  teilten  bei  dieser  Ge- 
legenheit die  Beschlüsse  unseres  Vorstandes  mit,  die  Einig- 
keit der  Aktion  durch  unsere  Teilnahme  zu  schließen  und 
unsere  Mitglieder  in  gleicher  Weise  wie  der  Bund  zu 
unterstützen. 

Die  Firma  Druckenmüller,  bei  der  bereits  Diffe- 
renzen bestanden,  glaubte,  besonders  schart  vorgehen  zu 
müssen,  indem  sie  am  Morgen  nach  der  Versammlung, 
in  der  die  Kündigung  beschlossen  wurde,  den  Ver- 
trauensmann des  Bundes  maßregelte.  Andererseits  ist  er- 
freulich, daß  der  neue  Dienstvertrag  bei  der  Firma  Barth, 
die  allerdings  nicht  dem  Verbände  der  Eisenbauanstalten 
angehört,  angenommen  wurde.  Der  Zuzug  von  Eisen- 
konstrukteuren ist  unter  diesen  Umständen  auf  jeden  Fall 
fernzuhalten  und  eindringlicher  denn  je  bitten  wir,  bei 
Engagementsveränderungen  unsere  Auskunftei  zu  Rate  zu 
ziehen. 

* 

Titel  statt  Lohn 

Aus  der  „Monteur-Zeitung"  entnehmen  wir  die  fol- 
gende Mitteilung,  der^wir  nichts  hinzufügen  wollen: 

Die  Direktion  einer  Aktiengesellschaft  beschied  einen 
technischen  Angestellten,  der  eine  kleine  Gehaltserhöhung 
wünschte,  folgendermaßen: 

Herrn  Monteur  X.  Auf  Ihren  Brief  vom  ...  er- 
widern wir,  daß  wir  bei  den  gedrückten  Preisen  Ihren 
Stundenlohn  nicht  erhöhen  können.  Um  Sie  aber  in  an- 
derer Weise  zu  entschädigen,  ernennen  wir  Sie  hiermit 
zu  unserem  Ingenieur  und  können  Sie  sich  fortan  außer- 
halb unseres  Betriebes  stets  so  bezeichnen.  Wenn  Sie 
fortfahren,  unsere  Interessen  bestens  wahrzunehmen,  stellen 
wir  Ihnen  in  Aussicht,  Sie  nach  einiger  Zeit  zum  Ober- 
Ingenieur  zu  ernennen.  Aber  "wir  rechnen  darauf,  daß  Sie 
diese  unsere  Bereitwilligkeit  als  vollgültigen  Ersatz  für 
jede  Lohnerhöhung  ansehen,  die  wir  Ihnen  nach  Lage 
des  Geschäfts  nicht  gewähren  können. 

*  * 

Die  Industriebeamtenzeitung 
benutzt  wie  immer  mehrere  Aufsätze,  um  zu  beweisen, 
wie  schlecht  der  D.  T.-V.  ist.    Schon  im  Leitartikel  ver- 


55Ö 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  igil 


Heft  35 


steigt  sicti  Herr  Gramm  zu  der  kühnen  Behauptung,  daß 
„es  sicher  erst  dem  sohdarischen  Vorgehen  der  größten- 
teils im  Bunde  organisierten  technischen  Hilfsbeamten  der 
Werften  zu  danken  sei",  wenn  es  mit  dem  Reichsmarine- 
amt so  kam.  Zu  der  Behauptung,  ist  sie  naiv  oder 
kühn,  fehlt  jeder  Beweis.  Man  behauptet  ja  aber  auch 
draußen  im  Lande,  daß  die  Lage  der  technischen  An- 
gestellten sich  gebessert  habe,  natürlich  nur  seit  der  Bund 
gegründet  wurde.  Das  alles  ist  billig  und  kaum  not- 
wendig zu  widerlegen,  denn  diese  Behauptungen  werden 
von  den  Kennern  unserer  Bewegung  immer  mehr  als 
Redensarten  erkannt  werden,  Redensarten,  über  die  man 
lächeln  könnte,  wenn  sie  nicht  hier  und  dort  deplaciert 
verwendet  würden. 

Wir  Werden  verurteilt,  weil  wir  sammeln,  und  liebens- 
würdig, wie  immer,  weist  der  Bund  darauf  hin,  daß  die 
Sammlung  nur  die  erreichen  würde,  die  immer  mitarbeiten, 
anstatt  alle,  wie  das  eine  Sondersteuer  vermag.  Wir 
wählten  den  Weg  und  wir  wissen,  daß  wir  nicht  nur  die 
Immerbereiten  erreichen  und  auch,  daß  eine  freiwillige 
Sammlung  bei  diesem  ersten  Anlaß  mehr  Begeisterung 
auslöst  als  wir  erwarteten.  Nun  schreibt  üns  die  ,, In- 
dustriebeamten-Zeitung" auch  vor,  wieviel  wir  einbringen 
müssen  und  benutzt  als  Verhältniszahl  die  Summe  der 
Extrasteuer  aus  Anlaß  der  Augsburger  Voi'fälle.  Von 
11  000  Mitgliedern  sind  50  000  M  aufgebracht  worden, 
demnach  ca.  4  M  von  jedem  Mitglied.  6  M  aber  waren 
als  Extrasteuer  ausgeschrieben!  Wurden  die  Mitglieder, 
die  nicht  zahlten,  ob  ihres  „ungewerkschaftlichen"  Ver- 
haltens etwa  ausgeschlossen? 

Nun  aber  kommt  das  Tollste!  Bundesmitglieder  sollen 
angegangen  worden  sein,  die  Kasse  des  D.  T.-V.  zu  füllen. 
Selbst  wenn  ein  Bundesmitglied  als  Sympathie  für  die 
Kämpfenden  eine  Sohdaritätsmarke  freiwillig  erworben 
haben  sollte,  so  berechtigt  das  den  Bund  noch  lange  nicht 
zu  der  dreisten  Behauptung,  daß  Bundesmitglieder  unser 
Defizit  mit  beseitigen  helfen  sollen.  Die  Bundesmitglieder 
werden  von  der  „Industriebeamten-Zeitung"  aufgefordert, 
uns  zu  fragen,  was  mit  dem  Oelde  geschieht,  wenn  es 
nicht  zur  Maßregelung  kommt.  So  verhält  sichs  jetzt  und 
wir  werden  die  Namen  der  Anfragenden  hier  gern  ver- 
öffentlichen, ehe  wir  ihnen  durch  eine  Postanweisung 
antworten,  und  wir  werden  damit  beweisen,  daß  der  Bund 
auch  hier  wieder  nicht  von  seiner  Gewohnheit  abwich, 
den  Mund  so  weit  wie  möglich  aufzureißen. 

Statt  uns  zu  antworten,  wie  der  Bund  seine  Sterbe- 
geldverpflichtungen zu  erfüllen  gedenkt,  wenn  er  sein 
ganzes  Vermögen  auf  einen  Punkt  wirft,  wie  es  seine 
Politik  verlangt,  wärmt  er  immer  und  immer  wieder  das 
Märchen  auf,  daß  wir  am  Jahreswechsel  nur  203  M  be- 
sessen hätten!  Wir  wären  imstande,  unsere  Sterbekasse 
zu  schwächen,  ohne  in  absehbarer  Zeit  Gefahr  zu  laufen, 
unsere  aus  ihr  entspringenden  Pflichten  nicht  erfüllen  zu 
können,  aber  wir  brauchen  es  nicht.  Der  neugegründete 
Fonds  wird  wachsen,  gegründet  durch  freiwillige  Gaben 
aus  Begeisterung  für  unsere  Sache,  und  die  nächsten  Ver- 
bandstage werden  dafür  sorgen,  daß  dieses  Kapital  sich 
steigert  und  wir  nach  jeder  Seite  hin  leistungsfähiger 
sein  werden  als  der  Bund. 

Die  „Industriebeamten-Zeitung"  wählt  den  Zeitpunkt 
für  diese  Art  Auseinandersetzungen  herzlich  schlecht.  Wir 
wissen  zwar,  daß  die  Hundstage  Konzessionen  verlangen 
können,  aber  mit  der  eingetretenen  kühleren  Witterung 
hoffen  wir,  daß  der  witzige  Artikelschreiber  der  „Induslrie- 
beamten-Zeitung"  sich  der  Stimmung  der  beiderseitigen 
Mitgliederkreise  anschließt.  Die  deckte  sich  gerade  jetzt 
nicht  mit  dem  Ton  des  Bundesorgans.  Alle  technischen 
Angestellten  beider  Lager  schauten  interessiert  nach  der 
Wasserkante,  und  der  Ausgang  des  Konfliktes  mit  tiem 
Reichsmarineamt  war  entscheidend  für  alle  Angeh()rige 
beider  Verbände.  Die  Bewegung  der  Berliner  Eisenkon- 
strukteure ist  durch  unsere  Parole  einheitlich  geworden 
und  in  solchen  Momenten  sollten  Spiegelfechtereien  der 
Waffenübung  für  den  Kampf  mit  dem  eigentlichen  Gegner 
weichen.   Die  Belehrungen  hierüber,  die  die  Bundesleit.mg 


von  Zeit  zu  Zeit  durch  ihre  Ortsgruppen  bekommt, 
scheinen  an  dem  Unfehlbarkeitsbewußtsein  der  Leitung 
solange  abzuprallen,  bis  die  Sprache  von  dort  noch  ener- 
gischer wird. 


SCHULFRAOEN 


Techniker  und  Fortbildungsschule 

Unsere  Mitteilung  in  Heft  31  über  die  im  kommenden 
Winter  stattfindenden  Kurse  zur  Heranbildung  von  Tech- 
nikern als  gewerbliche  Fortbildungsschullehrer  können  wir 
heute  durch  einen  Erlaß  des  preußischen  Ministers  für 
Handel  und  Gewerbe  an  die  Regierungspräsidenten  und 
den  Oberpräsidenten  von  Potsdam  ergänzen.  In  diesem 
Erlaß  (J.  Nr.  IV.  6291  vom  14.  7.  11)  heißt  es,  daß  be- 
absichtigt wird,  im  nächsten  Winter  an  mehreren  Orten 
Kurse  zur  Einführung  von  Praktikern  (Technikern  und 
Handwerksmeistern)  in  die  Methodik  des  Zeichenunter- 
richts an  den  gewerblichen  Fortbildungsschulen  zu  ver- 
anstalten. Diese  Kurse  werden  14  Tage  dauern  und  im 
Januar  oder  Februar  1912  stattfinden.  Zu  den  Kursen 
sollen  in  erster  Linie  solche  Praktiker  einberufen  werden, 
die  bereits  an  einer  Fortbildungsschule  als  Lehrer  tätig 
sind,  in  zweiter  Linie  aber  auch  solche,  die  von  einer 
Gemeinde  zur  Einstellung  in  den  Fortbildungsschuldienst 
in  Aussicht  genommen  sind  und  den  Wunsch  haben,  sich 
für  diesen  Dienst  vorzubereiten.  Die  zu  den  Kursen  zli- 
geiassenen  Praktiker  erhalten  Staatsbeihilfen  nach  Maß- 
gabe des  Erlasses  vom  16.  Januar  1904  (III  b  404). 

Dieser  Erlaß  bedeutet  einen  weiteren  Schritt  vorwärts 
auf  dem  Wege,  den  wir  in  der  Frage  des  gewerblichen 
Unterrichtes  beschritten  haben. 

Techniker,  die  bereits  unterrichten,  werden  zu  den 
Kursen  ohne  weiteres  zugelassen,  ebenso  Kollegen,  die 
von  einer  Schulverwaltung  für  Erteilung  von  Unterricht 
in  Aussicht  genommen  sind.  Kollegen,  die  noch  nicht 
unterrichten  und  auch  noch  nicht  in  Aussicht  genommen 
sind,  müssen  sich  bei  der  örtlichen  Schulbehörde  um 
Uebertragung  von  Fachstunden  an  der  Fortbildungsschule 
bewerben,  oder  wenn  vorläufig  kein  Bedarf  ist,  sich  für 
später  eintretende  Vakanz  vornotieren  lassen.  Erst  wenn 
das  geschehen  ist,  können  sie  sich  zur  Teilnahme  an  den 
oben  angekündigten  Kursen  melden.  Die  Meldungen  sind 
möglichst  bald  an  den  zuständigen  Herrn  Regierungs- 
präsidenten zu  richten. 

Herren,  die  zur  Teilnahme  an  einem  Kurse  ihren 
Wohnort  verlassen  müssen,  erhalten  die  Reisekosten  dritter 
Klasse  vergütet  und  für  jeden  Unterrichtstag  5.00  M  Tage- 
geld. Daneben  wird  allen  Teilnehmern  eine  Entschädi- 
gung von  10  M  für  Zeichenmaterialien  gewährt.  Wir 
bemerken  ausdrücklich,  daß  es  sich  hier  um  Kurse 
handelt,  die  hauptsächlich  für  den  Techniker  zugeschnitten 
sind,  in  denen  also  der  Hauptv.  ert  des  Unterrichts  auf  Päda- 
gogik und  Methodik  gelegt  wird ;  im  Gegensatz  zu  den 
bisherigen,  für  Volksschullehrer  zugeschnittenen  Kursen, 
die  das  Schwergewicht  naturgemäß  auf  den  Fachunterricht 
legen  mußten.  Aus  diesen  Gründen  können  wir  unseren 
Mitgliedern  die  Teilnahme  an  den  Kursen  ganz  besonders 
empfehlen. 

Herren,  die  an  einem  Kurse  in  Posen  teilnehmen 
wollen,  werden  ersucht,  ihre  Meldungen  bis  zum  15.  Sep- 
tember an  den  Herrn  Regierungs-Präsidenten  in  Posen 
zu  richten. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 


Die  Prämienreserve 

Die  Prämienreserven  sollten  besser  als  Deckungskapi- 
talien bezeichnet  werden,  denn  sie  stellen  eine  Rücklage 
der  Versicherungsgesellschaften  dar,  die  aus  den  Prämien- 


Heft  35 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


557 


geldern  angesammelt  wird,  die  vom  Versicherten  in  jungen 
Versicherungsjahren  unter  Berücksichtigung  seines  dann 
geringeren  Risikos  zu  viel  geleistet  wurden,  erhöht  um 
die  Zinsen  hiervon.  Deckungskapital  ist  es,  weil  die  An- 
sammlung dieser  Beträge  geschieht,  um  die  dem  Versicher- 
ten in  Aussicht  gestellte  Vertragsleistung  bei  Eintritt  des 
Schadensfalles,  also  in  der  Lebensversicherung  beim  Ab- 
^  leben  des  Versicherten  oder  bei  Erreichung  eines  gewissen 
Lebensalters,  erfüllen  zu  können.  Wenn  man  sich  diesen 
Zweck  des  Deckungskapitals  vor  Augen  hält,  wird  ohne 
weiteres  klar,  wie  außerordentlich  wichtig  die  Aufgabe 
ist,  die  es  zu  erfüllen  hat  und  von  welcher  Bedeutung 
für  die  Solidität  und  Sicherheit  des  Lebensversicherungs- 
betriebes es  ist,  daß  diese  Rücklage  gewisser  Teile  der 
Prämien  für  die  spätere  Verpfhchtung  der  Gesellschaft 
auf  Grund  sorgfältiger  und  einwandfreier  Berechnungen 
geschieht.  Ueber  die  zweckmäßigste  Methode  der  Fest- 
stellung des  Deckungskapitals  sind  sich  die  Versicherungs- 
mathematiker nicht  immer  einig  gewesen.  Es  sind  lang- 
jährige Kämpfe  über  die  Grundsätze,  die  bei  der  Ansamm- 
lung des  Deckungskapitals  zu  beachten  sind,  ausgefochten 
worden.  Zur  Anwendung  gelangen  in  der  Praxis  vor 
allem  zwei  Methoden  der  Berechnung  des  Deckungs- 
kapitals. Die  eine,  die  sogenannte  Nettomethode,  rechnet 
mit  jährlich  gleichbleibenden  Nettoprämien,  von  denen 
gewisse  Teile  zurückgestellt  werden.  Das  andere  Ver- 
fahren, das  von  dem  Versicherungsmathematiker  Zillmer 
seinen  Namen  hat,  besteht  darin,  daß,  um  die  hohen 
Anwerbe-  und  Verwaltungskosten  zu  decken,  die  bei  Ab- 
schluß der  Lebensversicherungsverträge  den  Gesellschaften 
erwachsen,  ein  Deckungskapital  zurückgestellt  wird,  dem 
im  ersten  Versicherungsjahr  nicht  die  gesamte  Nettoprämie 
zu  Grunde  gelegt  wird,  sondern  nur  ein  Teil  derselben. 
Dagegen  wird  vom  zweiten  Jahre  an  ein  entsprechend 
größerer  Teil  der  einzelnen  Jahresprämien  als  Deckungs- 
kapital verwandt,  so  daß  während  der  Dauer  der  Ver- 
sicherung ein  Ausgleich  zwischen  dem,  was  im  ersten 
Versicherungsjahre  zu  wenig  in  Reserve  gegeben  wurde, 
und  dem,  was  später  zurückgestellt  wird,  stattfindet. 
Das  Endresultat  beider  Methoden  der  Berechnung  des 
Deckungskapitals  ist  also  dasselbe.  Der  praktische  .Wert 
der  Zillmerschen  Methode  besteht  darin,  daß  sie  kleineren 
und  vor  allem  neugegründeten  Lebensversicherungsgesell- 
schaften sowie  den  Anstalten,  die  sehr  hohe  jährliche 
Neuabschlüsse  erzielen,  die  finanzielle  Lage  im  ersten  Ver- 
sicherungsjahr erleichtert  und  es  ihnen  hierdurch  ermög- 
licht, ins  Geschäft  zu  kommen.  Da  eine  übertriebene 
Anwendung  des  Zillmerschen  Verfahrens  unter  Umständen 
zu  einer  Erschütterung  der  finanziellen  Grundlagen  einer 
Lebensversicherungsgesellschaft  führen  kann,  hat  sich  in 
Deutschland  der  Gesetzgeber  mit  dieser  Methode  beschäf- 
tigt. Das  deutsche  Versicherungsaufsichtsgesetz  untersagt, 
bei  einer  Versicherung  von  1000  M  mehr  als  121,  jyi  des 
normalen  Deckungskapitals  des  ersten  Versicherungsjahres 
zur  Deckung  der  Unkosten  zu  verwenden.  Es  soll  hier- 
durch verhindert  werden,  daß  junge  Gesellschaften  zur 
Deckung  ihrer  Unkosten  größere  Bruchteile  des  Deckungs- 
kapitals im  ersten  Versicherungsjahre  benutzen  und 
hierdurch  im  ersten  Versicherungsjahre,  sowie  in  den 
folgenden  bis  zum  wiederhergestellten  Ausgleich  die 
Prämienreserve  schwächen.  Die  Wichtigkeit  des  Deckungs- 
kapitals für  die  gesamte  Lebensversicherung  hat  dem 
deutschen  Gesetzgeber  zu  einer  Reihe  weiterer  Be- 
stimmungen Veranlassung  gegeben.  So  wird  durch  das 
Aufsichtsgesetz  die  getrennte  Berechnung  und  Buchung 
des  Deckungskapitals  nach  den  einzelnen  Arten  der  Lebens- 
versicherung für  den  Schluß  eines  jeden  Geschäftsjahres 
vorgeschrieben.  Ferner  ist  die  richtig  vorgenommene  Be- 
rechnung und  Rückstellung  des  Deckungskapitals  von 
einem  mathematischen  Sachverständigen  unter  der  Bilanz 
zu  bescheinigen.  Zuwiderhandlungen  werden  mit  Strafen 
geahndet. 


Die  Arten  der  Lebensversicherung 

Die  Fürsorgewünsche  des  Publikums,  die  die  Gesell- 
schaften erfüllen  müssen,  sind  außerordentlich  verschie- 
den. Während  der  eine  den  Wunsch  hegt,  bei  seinem 
Ableben  seinen  Angehörigen  eine  mehr  oder  minder  hohe 
Versicherungssumme  zu  hinterlassen,  will  der  andere  schon 
zu  seinen  Lebzeiten  und  zwar  bei  Erreichung  eines  be- 
stimmten Lebensalters  über  einen  gewissen  Kapitalbetrag 
verfügen.  Eine  Witwe,  der  in  höherem  Alter  ein  Kapital 
zufällt,  wünscht  hiergegen  eine  jährliche,  bis  zu  ihrem 
Lebensende  fließende  Rente  zu  erhalten.  Ein  Familien- 
vater hegt  den  Wunsch  für  seine  heranwachsende  Tochter 
eine  Aussteuer,  für  den  Sohn  die  finanziellen  Mittel  zur 
Ergreifung  eines  Studiums  oder  zur  Ableistung  seiner  Mi- 
litärpflicht durch  die  Lebensversicherung  bereitzustellen. 
Die  Vielgestaltigkeit  dieser  Versicherungswünsche  hat 
die  Lebensversicherungs-Gesellschaften  gezwungen,  eine  » 
außerordentlich  große  Zahl  von  Formen  der  Lebens-Ver- 
sicherung auszubilden.  Zwei  Hauptgruppen  müssen  hier 
unterschieden  werden.  Die  einen  sind  Versicherungen, 
die  in  irgendeiner  Weise  dem  Versicherten  ein  Kapital, 
also  eine  einmalige  Zahlung  gewährleisten.  Zur  zweiten 
Hauptgruppe  gehören  diejenigen  Versicherungen,  die  jähr- 
lich wiederkehrende  Leistungen  der  Versicherungsgesell- 
schaften, also  Renten,  vorsehen.  Bei  der  Kapitalversiche- 
rung auf  den  Todesfall  wird  die  Versicherungssumme 
fällig,  wenn  der  Versicherte  stirbt.  Bei  der  Kapitalversiche- 
rung auf  den  Lebensfall  wird  sie  gezahlt,  wenn  ein  be- 
stimmtes Alter,  z.  B.  das  sechzigste  oder  fünfundsechzigste 
Lebensjahr,  erreicht  wird,  wenn  die  Tochter  sich  ver- 
heiratet oder  der  Sohn  zur  Ableistung  seines  militärischen 
Dienstes  herangezogen  wird.  Eine  gemischte  Kapital-Ver- 
sicherung liegt  vor,  wenn  die  Versicherungsgesellschaft 
zur  Leistung  verpflichtet  ist,  sobald  der  Versicherte  stirbt, 
jedenfalls  aber,  wenn  er  ein  bestimmtes  Alter  erreicht. 
Neben  den  drei  Hauptformen  der  Lebensversicherung,  Ka- 
pitalversicherung auf  den  Todesfall,  den  Erlebensfall  und 
gemischte  Kapitalversicherung  findet  sich  in  der  Praxis 
eine  große  Reihe  anderer  Lebensversicherungskombina- 
tionen. Die  Aussteuer-,  die  Studiengeldversicherung  und 
die  Militärdienstversicherung  wurden  schon  angedeutet. 
Sie  stellen  ein  bestimmtes  Kapital  in  Aussicht,  das  bei  Er- 
reichung eines  gewissen  Alters,  etwa  des  zwanzigsten 
Lebensjahres  des,  versicherten  Kindes,  zur  Auszahlung 
gelangt.  Es  kann  auch  vereinbart  werden,  daß  die  Ver- 
sicherungssumme nach  Erreichung  des  betreffenden 
Lebensjahres  in  mehreren  Jahresraten,  wie  sie  nämlich 
beim  Studium  gebraucht  werden,  ausgezahlt  werden  soll. 
Ebenso  kann  bestimmt  werden,  daß,  wenn  der  Prämien- 
zahler, also  der  Vater  des  versicherten  Kindes,  vorzeitig 
stirbt,  die  Versicherung,  obwohl  die  Prämienzahlung  auf- 
hört, als  prämienfreie  Versicherung  in  Kraft  bleibt.  Na- 
türlich lautet  sie  dann  auf  einen  geringeren  Versiche- 
rungsbetrag. Ferner  kann  in  der  Police  die  Bestimmung 
getroffen  werden,  daß,  wenn  das  versicherte  Kind  vor 
Erreichung  des  in  Aussicht  genommenen  Lebensjahres 
stirbt,  von  der  Versicherungsgesellschaft  entweder  alle 
Einzahlungen  oder  die  Prämien  abzüglich  der  ersten  Jahres- 
prämie zurückvergütet  oder  ein  Sterbegeld  in  bestimmter 
Höhe  gezahlt  wird. 

Die  Lebensversicherungsgesellschaften  lassen  in  der 
sogenannten  „großen"  Lebensversicherung,  also  wenn  es 
sich  um  die  Versicherung  erheblicher  Summen  mit  ganz- 
oder  halbjähriger  Prämienzahlung  handelt,  den  Versicher- 
ten, bevor  sie  einen  Versicherungsvertrag  mit  ihm  ein- 
gehen, einer  genauen  ärztlichen  Prüfung  unterziehen.  Sie 
hat  den  Zweck,  gesundheitlich  nicht  einwandfreie  Ver- 
sicherte, bei  denen  mit  einem  baldigen  Ableben  zu  rechnen 
ist,  von  der  Versicherung  fernzuhalten.  Es  erscheint  auf 
den  ersten  Blick  hart,  daß  durch  ein  derartiges  Verfahren 
gerade  die  Bevölkerungselemente,  die  der  Versicherung 
am  meisten  bedürftig  sind,  ihren  Segen  nicht  genießen 
können.  Es  ist  aber  zu  berücksichtigen,  daß  die  Sterb- 
lichkeitstafeln, auf  denen  die  Prämienberechnungen  der 
Gesellschaften  aufgebaut  sind,  nicht  mit  der  allgemeinen 


558 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  35 


Bevölkerungssterblichkeit  rechnen,  sondern  mit  einer  an 
Hand  der  Erfahrungen  festgestellten  Versichertensterblich- 
keit, also  mit  Sterbhchkeitsziffern,  die  sich  bei  einem  Ver- 
sichertenbestand ergaben,  der  vor  der  Versicherungsnahmc 
ärztlich  untersucht  und  gesundheithch  einwandfrei  befun» 
den  war.  Die  ärztliche  Auslese  soll  demnach  die  Ver- 
sicherungsgesellschaften vor  einer  Häufung  der  Schadens- 
fälle in  den  ersten  Versicherungsjahren  schützen.  Für 
die  spätere  Zeit  der  Versicherung  vermag  sie  dies  nicht 
zu  tun.  Es  ist  vielmehr  beobachtet,  daß  die  ärztliche 
Auslese  nur  etwa  innerhalb  der  ersten  fünf  bis  sechs 
Jahre  wirkt,  ja,  von  manchen  Autoren  wird  behauptet, 
ihre  Wirkung  lasse  schon  vom  dritten  Versicherungsjahr 
an  nach.  Mag  dem  sein,  wie  ihm  wolle,  fest  steht  jeden- 
falls, daß  etwa  vom  fünften  bis  sechsten  Versicherungs- 
jahre an  die  Sterblichkeit  der  Versicherten  durchaus  der 
allgemeinen  Bevölkerungssterblichkeit  entspricht. 


BÜCHERSCHAU 


Die  Denkschrift  der  österreichischen  Pensionsanstalt  zur  No- 
vellierung des  Pensionsversicherungsgesetzes  von  Dr,  H. 
K  o  r  k  i  s  c  h.  • 
Das  Angesteiitenversicherungsgesetz  kommt  voraussichtlich 
sofort  nach  Zusammentritt  des  Reichstages  zur  Vorlage  und 
Beratung.  Da  in  vielen  Beziehungen  das  österreichische  Oesetz 
der  Vorlage  als  Muster  gedient  hat,  wird  für  alle  Angestellten 
die  Schrift  von  Dr.  Hubert  Korkisch  von  besonderem  Interesse 
sein,  in  der  die  Denkschrift  der  österreichischen  Pensionsanstalt 
für  Angestellte  zur  Novellierung  des  Pensionsversicherungs- 
gesetzes  behandelt  wird.  Dr.  Korkisch  ist  Sekretär  der  All- 
gemeinen Pensionsanstalt  für  Angestellte  in  Wien,  deshalb  Sach- 
verständiger, dessen  Urteil  sicher  beachtenswert.  Die  kleine 
Schrift  ist  im  Verlage  der  Werkmeister-Buchhandlung,  Düssel- 
dorf, erschienen;  sie  kostet  30  Pfg.  Da  auch  die  Ersatz- 
kassentrage besonders  eingehend  behandelt  ist,  beansprucht  sie 
das  Interesse  alter. 

Das  Kommnnalblatt  für  Ehrenbeamte.  Vita,  Deutsches  Ver- 
lagshaus, Charlottenburg,  Hardenbergstraße  1  4.  Preis 
vierteljährlich  1,50  M. 
In  unseren  Kreisen  ist  wiederholt  bei  der  Aufforderung  zur 
Betätigung  im  öffentlichen  Leben  auf  die  für  die  Gemeinde 
wertvolle  Teilnahme  der  Techniker  an  der  Gemeindeverwaltung 
hingewiesen  worden.  Das  hat  zur  Folge  gehabt,  daß  eine  größere 
Anzahl  unserer  Mitglieder  ehrenamtlich  in  den  Kommunalverwal- 
tungen tätig  ist.  Diese  wird  es  nun  freuen,  daß  es  eine  Zeit- 
schrift für  unbesoldete  Gemeindebeamte  gibt, 
die  einen  Ueberblick  über  das  ganze  städtische  Gemeindewesen 
und  Getriebe  geben  will.  Es  braucht  nicht  besonders  betont  zu 
werden,  daß  Parteipolitik  in  diesem  Blatte  ausgeschlossen  ist. 
Ueber  den  Kreis  derer  hinaus,  die  bereits  tätig  sind,  stellt  das 
Blatt  aber  eine  gute  Einführung  in  die  Aufgaben  der  Gemeinde- 
politik für  die  dar,  die  beabsichtigen,  sich  mehr  um  die  ehren- 
amtliche Verwaltung  unserer  Gemeinden  zu  kümmern. 


::  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


^  Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
aX' 0  h  n  u  n  g  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
uellen  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
ücl<sendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (Initials  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  180.  Ein  Zimmer  von  ca.  52  cbm  Inhalt  soll  elek- 
trisch geheizt  werden.  Wieviel  Watt  sind  erforderlich,  und 
welches  elektrische  Ofensystem  ist  das;  beste? 

Frage  181.  Im  Kellergeschoß  eines  Hauses  befindet  sich 
ein  Heizraum  mit  einem  freistehenden  Atlas-Kessel  von  10  qm 
Heizfläche  für  Niederdruckdampfheizung  und  Warmwasserberei- 
tung. Zu  letzterem  Zweck  ist  in  dem  Heizraum  noch  ein  Boiler 
von  1250  1  Inhalt  eingebaut.  Der  Heizraum  ist  mit  einem 
1/2  Stein  starken  preußischen  Kappengewölbe  zwischen  Trägern 
überwölbt,  darüber  ist  Zementestrich  und  Linoleumbelag.  In 
welcher  Weise  ist  der  über  dem  Heizraum  gelegene  Raum,  der 
Bureauzwecken  dient,  gegen  die  Hitze  zu  isolieren?  Der  Einbau 
einer  zweiten  Decke  im  Heizraum  ist  nicht  ausführbar,  da  die 
Heizrohre  usw.  direkt  unter  dem  Kappengevvölbe  liegen.  Ist 
vielleicht  eine  isolierende  Unterlage  unter  das  Linoleum  zu  emp- 
fehlen und  welche?    Oder  ist  Entlüftung  wirksamer? 

Frage  182.  Ich  bitte  um  Angaben  über  die  beste  Art  der 
Herstellung  des  Belages  einer  sogenannten  Lattenbahn  (Kegel- 
bahn), hauptsächlich  in  bezug  auf  die  Befestigungsart  der  Latten. 
(Asphalt  scheidet  aus).  Wie  hoch  stellt  sich  der  Preis,  fertig 
verlegt? 

Frage  183.  Wie  kann  das  Wasser  eines  Schulbrunnens, 
das  stark  eisenhaltig  und  etwas  kalkhaltig  ist  und  auch  erdige 
Bestandteile  mit  sich  führt,  zu  Trink-  und  Kochzwecken  am  besten 
gereinigt  werden?  Der  Brunnen  ist  15  m  tief.  Das  Wasser  muß 
mittels  Saug-  und  Druckpumpe  nach  oben  befördert  werden. 

Frage  184.  Welche  Behörden,  Staat  oder  Kommune,  be- 
willigen ihren  Technikern  mit  abgeschlossener  Baugewerkschul- 
bildung nach  Ablegung  der  Sächs.  Baumeister-  oder  Maurer-  und 
Zimmermeisterprüfung  Gehaltsaufbesserung ? 

Frage  185.  In  einer  größeren  Stadt  will  man  den  Mühl- 
graben, an  dem  mehrere  Werke  liegen,  die  außer  der  Wasser- 
kraft noch  Dampfkraft  besitzen,  einziehen.  Die  Werksbesitzer 
sollen  für  die  Wasserkraft  entschädigt  werden.  Welche  Ent- 
schädigungssumme würde  für  10  Pferdekräfte  in  Betracht 
kommen?  Wenn  man  nun  das  gesamte  Grundstück  zum  Verkauf 
anbietet,  welche  Summe  würde  man  außer  dem  Gebäude-,  Ma- 
schinen- und  Grundwert  noch  für  die  Wasserkraft  von  10  Pferde- 
stärken zu  fordern  haben? 

Frage  186.  Welche  Firmen  liefern  kleinere  Schmelzapparate 
für  Paraffin?  Es  handelt  sich  um  die  Herstellung  von  Modellen 
aus  Paraffin,  wozu  jeweils  bis  zu  10  I  Paraffin  einzuschmelzen 
sind,  was  möglichst  feuersicher  geschehen  soll.  Gas  und  Elek- 
trizität stehen  zur  Verfügung. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

132Ö  Richard  Thurmann,  Stadtbauführer,  Spandau.  1327 
Hermann  Ahrens,  Kulturtechniker,  Oldenburg.  1328  Fritz  Kiile- 
mann,  Architekt,  Danzig.  132Q  Richard  Schmucker,  Ingenieur, 
Hannover.  1330  Rudolf  Schmidt,  Ingenieur,  Halle  a.  S.  1331  34 
Ferd.  Kamps,  Ingenieur,  mit  Familie,  Delmenhorst.  1335  Her- 
mann Gottwald,  Ingenieur,  Berlin.  1336  Felix  Höhne,  Archi- 
tekt und  Ingenieur,  Leipzig.  1337/38  Robert  Wilsdorf,  Archi- 
tekt, und  Frau,  Charlottenburg.  1339/42  Martha  Mertzky  mit 
Kindern,  Dorsten  i.  W.  1343  J.  Jacoby,  Ing.,  Magdeburg.  1341  45 
Max  Hübler  mit  Tochter,  Ingenieur,  Darmstadt.  1346  Atlolf 
Derlig,  Eis.-Bauass.,  Kassel.  1347/49  Wilh.  Hanke,  Bautechniker, 
nebst  Eltern,  Rixdorf.  1350/52  Gottwald  Sieber,  Ingenieur,  nobst 
Familie,  Plauen. 

Ansichtskarten  vom  Erholungsheim 

Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 


heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen,  recht  viele  dieser  Karten  zu 
erwerben  und  hinauszusenden.  Dieses  Verfahren  trägt  mit  am 
besten  dazu  bei,  unser  Heim  und  gleichzeitig  unseren  Ver- 
band in  weiten  Kreisen  bekannt  werden  zu  lassen.  Bestellungen 
am  besten  durch  Postanweisung. 

Die  Verbandsleitung. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  n  u  r  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker- Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 

Die  Verbandsleitung. 


Heft  35 


DEUTSCHE  TE:HNIKER-ZEITUNQ  1911 


559 


Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  Sondershausen. 


Herrliche,  freie  Gebirgslage. 
Buchen-  und  Nadelwald.  Ge- 
sundes, billiges  Wohnen,  freund- 
liche Zimmer  m.  1  od.  mehreren 
Betten  u.  Liegesofa.  Behagl.  Ge- 
sellschaftsräume. Guteund  reich- 
liche Kost.  Volle  Pension  (Woh- 
nung u.  volle  Kost  3  M  50  Pf.  für 
denTagfürMitgliederu.derenAn- 
gehöri  ge.  Gesel  1  iger  Verkehr.Zen- 
tralheizung.  Badeanlagen:  Wan- 
nen- u.  Brauseb.,  Fichtennadel- 
Kohlensäure-  u.Solbäder.Turn-u. 
Spielplatz.  Frei-Konzerte  d.  Hof- 
kapelle das  ganze  Jahr.  Fahrkarte 
Sondershausen-Possen  lösen.  :: 
Prosp.  durch  die  Anstaltsleitung. 


Alle  Anfragen  sind  zu  richten  an 
das  Erholungsheim  d.  Deutschen 
Techniker- Verb.  Sondershausen. 


Das  ganze  Jahr  geöffnet! 


iiiiiii. 


6e9  Deutschen  Techniker  ^Verbandes. 
Sondershausenim 


Um  für  unser  Erholungsheim  zu 
werben,  haben  wir  Künstler-Stein- 
drucke herstellen  lassen,  die  in 
diesem  Bilde  wiedergegeben  sind. 
Es  ist  aus  dieser  schwarzen  Wieder- 
gabe nicht  annähernd  ersichtlich, 
wie  schön  der  in  neun  Farben  her- 
gestellte Steindruck  sich  als  Zimmer- 
schmuck für  das  Haus,  für  die 
Vereinszimmer  usw.  eignet.  Durch 
eine  große  Auflage  ist  es  uns  ge- 
lungen, den  Preis  außerordentlich 
billig  stellen  zu  können.   Es  kostet: 

a)  das  Bild  (ca.  47X70  cm)  auf 
starker  Pappe  mit  gefälligem  weißen 
Rahmen  einschließlich  Verpackung 
ohne  Porto  1,75  M  (Porto  25  bezw. 
50  Pf ), 

b)  dasselbe  Bild  auf  Karton  mit 
Leisten  einschließlich  Verpackung 
chne  Porto  0.Q5  M  (Porto  20  Pf.). 

Bestellungen  sind  zn  richten  an 

die  Verbandsleitung  in  Berlin. 


Sifzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
FUr  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2: —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Bezirksverwaltungen 

Pommern.  Vors.  u.  Br.-A. :  Paul  Beyer,  Stettin,  Ober- 
wiek 70.  Am  Sonntag,  3.  September,  vormittags  10  Uhr,  findet 
eine  Besichtigung  des  hiesigen  Regierungsgebäudes  an  der 
Hakenterrasse  statt.  Treffpunkt  um  ^/^lO  Uhr  vor  der  Haupt- 
front des  Gebäudes.  Wir  bitten  zu  dieser  interessanten  Be- 
sichtigung um  zahlreiche  Beteihgung. 

Zweis^vereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-A.:  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Straße  9.  Samstag,  26.  August,  abends  9  Uhr, 
Zusammenkunft  im  Berliner  Hof,  Restaurationszimmer;  gleich- 
zeitig Vorstandssitzung.  Samstag,  2.  September,  abends 
83/^  Uhr,  im  Vereinslokale  des  Berliner  Hofes  Monatshaupt^ 
Versammlung.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bekanntgabe  der  Eingänge 
und  Beschlußfassung  darüber.  4.  Festlegung  des  Winterpro- 
gramms. 5.  Verschiedenes  und  Beitragszahlung.  Wir  ersuchen 
die  Mitglieder,  zu  den  Versammlungen  zahlreich  zu  erscheinen 
und  dem  Verband  fernstehende  Kollegen  einzuführen.  Den 
Markenkauf  und  -Verkauf  bitten  wir  eifrig  zu  betreiben.  Marken 
und  Markenbücher  sind  durch  Kollegen  M.  Kemmerich,  Bismarck- 
straße 152,  zu  beziehen. 

Mülheim  a.  Rh.  Techn.  Verein.  Hauptversammlung 
am  Freitag,  1.  September,  abends  Si/,  Uhr,  im  Vereinslokal 
Kasino-Restaurant,  Freiheitstr.  65.  Tagesordnung:  1.  Protokoll 
der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Be- 
richt über  die  Sitzung  der  Vorstände  der  Nachbarvereine  in  Cöln 
am  16.  August  (Verbandstag  betr.).  4.  Stiftungsfest  betreffend. 
Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird  dringend  ge- 
beten. 


Sonneberg,  S.-M.  Techniker-Verein.  Br. -Adresse : 
R.  Glaser,  Sonneberg  S.-M.,  Coburger  Straße  23.  V.  u.  O. : 
Jeden  1.  Sonnabend  eines  Monats  im  Vereinslokal,  Hotel  „Zum 
Kaiserhof".  Nächste  Versammlung  Sonnabend,  2.  September, 
abends  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung.  2.  Aut- 
nahmen.   3.  Eingänge.    4.  Verschiedenes. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Br.-A.:  Ing.  Fr.  Zube,  Regen- 
walde, Mauerstraße  259.  Unsere  nächste  Versammlung  findet 
am  Sonntag,  nachmittags  31/2  Uhr,  in  Plathe,  Hotel  Quand,  statt 
und  ist  das  Erscheinen  aller  Mitglieder  erforderlich.  Alles  nähere 
wird  noch  durch  Karten  bekannt  gegeben. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Essen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Am  2.  Juli  fand  im  Hotel 
Kölnischer  Hof  in  Dortmund  die  3.  Hauptversammlung  unseres 
Vereins  statt.  Der  Bericht  über  den  53.  Bezirkstag,  welcher 
schriftlich  vorliegt,  wurde  bekannt  gegeben.  Zu  der  von  der 
westdeutschen  Bezirksverwaltung  in  Aussicht  genommenen 
Werbearbeit  wird  Kollege  von  der  Nahmer-Cöln  als  Mitglied 
des  Gesamtwerbeausschusses  gewählt  und  Kollege  Brune-Bochum 
als  Vertreter.  Die  Mißstände  bei  den  Königl.  Eisenbahnverwal- 
tungen betr.  die  Heranbildung  von  Vermessungstechnikern  wur- 
den scharf  kritisiert  und  soll  von  verschiedenen  Kollegen  spezi- 
fiziertes Material  zur  Bekämpfung  dieser  Mißstände  eingefordert 
werden.  Zur  Aufnahme  meldeten  sich  zwei  Kollegen.  Als  Ver- 
treter zum  54.  Bezirkstag  wurden  die  Kollegen  JanlSen-Essen  und 
voh  der  Nahmer-Cöln  gewählt.  Als  Ort  der  nächsten  Haupt- 
versammlung wird  Düsseldorf  gewählt.  Am  Nachmittage  be- 
gaben sich  die  Kollegen  zu  dem  Dortmunder  Flugplatz,  woselbst 
an  der  Besichtigung  der  Schauflüge  teilgenommen  wurde. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Berlin.  'Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Unsere  nächste  Vereinsversamm- 
lung findet  am  Mittwoch,  6.  September,  abends  pünktlich  8^  '2  Uhr, 
im  Vereinslokale  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Reichsmarineamt  gegen  die  Techniker.    3.  Solidaritätsbeitrag. 

4.  Bericht  über  die  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  in  Dresdeh. 

5.  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten.  6.  Verschiedenes. 
Unsere  Vereinskollegen  bitten  wir,  uns  auch  in  diesem  Winter- 
semester durch  zahlreichen  Besuch  unserer  Veranstaltungen  zu 
unterstützen,  gilt  es  doch  in  der  Winterkampagne  wieder,  frank 


560 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  3d 


und  frei  für  unseren  Deutschen  Technii<er-Verband  einzutreten, 
zum  Wohle  unseres  Technikerstandes.  Gleichzeitig  verweisen 
wir  nochmals  auf  den  Versammlungsbeschluß  vom  5.  April  1911, 
wonach  das  Verbandseintrittsgeld  für  neu  eintretende  Industrie- 
lechniker,  welche  sich  uns  anschließen,  von  dem  Verein  bezahlt 
wird.  Wir  bitten  alle  Mitglieder,  noch  nicht  organisierte  Kol- 
legen auf  diesen  Beschluß  aufmerksam  zu  machen. 


Allen  Kollegen  die  traurige  Nachricht,  daß  am  27.  Juli  1911 
unser  verehrtes  Mitglied,  der  Bergungs-Ingenieur 

Herr  Robert  Lentz 

im  79.  Lebensjahre  sanft  entschlafen  ist. 

Wir  betrauern  in  dem  Verstorbenen  einen  lieben  Kollegen 
und  Mitbegründer  des  Deutschen  Techniker-Verbandes. 

Ehre  seinem  Andenken. 

Techniker-Verein  der  Elbinseln. 


(Nur  för  Verbandsmitglleder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

265-t  Dessau,  Baugesch.  sof.  jüng.  T.  f.  Abrechn.,  Anschl.  u. 
Bauführg,  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Magdeburg  an 
Hn.  Th.  Grosse,  Breiteweg  175/77. 

2655  Delitzsch  i.  S.,  Beh.  sof.  erf.  Bt.  f.  Detaillierung 
einf.  Bauausführg.  in  d.  ortsüblich.  Bauweisen  u.  f.  Bauausführg. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  Hauptstelle 
Berlin' SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2656  Breslau,  Baugesch.  sof.  t.  Bt.,  evang.,  f.  Bureau  u. 
Baust.  Dauernd.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Breslau  an  Hn.  E.  Reußner,  Webskystraße  11. 

2657  Falkenberg  i.  Schles.,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2658  Neisse,  Kgl.  Beh.  sof.  Arch.  f.  d.  Erweiterungsb.  ein. 
ländl.  Kirche.  250  M.  Stellungsd.  etwa  4  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2659  Neisse,  Militärbeh.  sof.  tücht.  T.,  d.  mögl.  bei  ein. 
Militärverwaltg.  tätig  war.,  auf  zun.  3  Mon.,  evtl.  läng.  Tages- 
diäten 6.50  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2660  Angermünde,  Zimmermstr.  sof.  tücht.  jüng.  Bt.,  Absolv. 
ein.  Bgw. -Schule.  Dauernd.  120  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2661  Vorort  v.  Chemnitz,  Baugesch.  sof.  gew.  zuverl.  Bt., 
n.  unt.  24  J.  alt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Chemnitz  an  Hn.  F.  Benndorf,  Chemnitz-G.,  Albrechtstr.  6. 

2662  Schönsee  i.  Westpr.,  Zimmermstr.  sof.  Arch.,  m.  einig. 
Semestern  Hochschulbildg.  180  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr, 
Hertastr.  17. 

2663  Delmenhorst,  Baugesch.  sof.  ält.  erf.  Bauf.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neustadts 
Contrescarpe  Nr.  70. 

2664  Friedeberg  a.  Qu.,  Baugesch.  sof  .jüng.  Bt.  Ca.  120  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2665  Neubreisach,  Militärbeh.  sof.  jüng.  T.,  auf  läng.  Zeit, 
tücht.  saub.  Zeichn.,  zr.  Anfertig,  v.  Ausführungszeichn.  Tages- 
diäten 5  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Straßburg  i.  Eis. 
an  Hn.  G.  Schmidt,  St.  Mauritiusstr.  3. 

2676  Friedenau,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.  m.  gut.  Handschrift 
a.  zun.  4  Woch.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2677  Berlin  sof.  tücht.  j.  Bt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Liegt  bei  Ihnen  die 
Deutsche  Techniker-Zeitung 

aus?    So  sollten  Sie  immer  in  den  Gasthäusern  fragen,  in 
denen  Sie  und  Ihre  Freunde  verkehren.    Sorgen  Sie  jeder- 
zeit für  weite  Verbreitung  der 

Deutschen  Techniker-Zeitung 


2678  Frohnau  i.  Mark  sof.  j.  Bt.  f.  Arch.-Bureau.  125  bis 
140  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94. 

2680  Berlin,  Spezialgesch.  f.  Holzbaut.  sof.  jüng.  Bt.,  evtl. 
dauernd.  Tagesdiät.  5  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2682  Tempelhof,  Kunststeinwerk  sof.  j.  T.,  gel.  Maur.,  f. 
Werkzeichn.  u.  einf.  stat.  Berechn.  120  bis  130  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2685  Leipzig,  Arch.-Bureau  sof.  jüng.  Bt.,  ca.  20  J.  alt, 
fl.  Zeichn.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle 
d.  Bezirksverwaltung  Leipzig,  Thomasring  18. 

2686  Bielefeld,  Baugesch.  m.  Holzhandlg.  sof.  ält.  energ. 
Zimm.-T.,  mögl.  verh.,  d.  d.  Chef  vertr.  kann.  Ca.  200  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2687  Creuzdal  (Siegerland)  sof.  jüng.  T.,  gel,  M.,  mögl. 
m.  einig.  Kenntn.  im  Eisenbet.  Dauernd.  120  bis  150  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  wie 
unter  2686. 

2688  Tilsit,  Baugesch.  m.  Dampfsägew.  sof.  tücht.  Bt. 
m.  Kenntn.  im  Fassadenzeichn.  Stellg.  dauernd  und  sehr  zu  emp- 
fehlen. 200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Königsberg 
i.  Pr.  an  Hn.  L.  Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 

2704  Glogau,  Arch.  sof.  Bt.,  ca.  25  J.  alt,  m.  Abrechng.  f.; 
Umbauten  vertr.  180  M.  Auf  ca.  2  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2705  Posen,  Arch.  sof.  ält.  T.  m.  läng.  Bureau-  u.  Bauprax. 
140  bis  160  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

2706  Baugesch.  in  ein.  klein.  Provinzst.  Westpreußens  m. 
4000  Einw.,  ohne  Konkurrenz,  zum  1.  10.  1911  käufl.  zu  erwerb. 
Näheres  d.  d.  Zweigst.  Posen  wie  unt.  2705. 

2707  Meseritz,  Maurermstr.  sof.  Bt.,  n.  unt.  26  J.  alt, 
selbst,  in  all.  Bureauarbeit.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  wie  unt.  2705. 

2708  Ungarn  sof.  erstklassig,  selbst.  Bauzeichn.  m.  mehr- 
jähriger Praxis  in  modern.  Architektur  u.  in  d.  Anfertig,  v. 
Baupl.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2709  Liegnitz,  Zimmermstr.  sof.  tücht.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust, 
in  dauernde  Stellg.  120  bis  175  M.  Ang.  m.  Zeugn.-.^bschr. 
Zweigst.  Niederschlcsien  an  Hn.  G.  Sippach,  Freiburger  Str.  51. 

2710  Leobschütz  (Oberschi. ),  Beh.  sof.  T.  f.  d.  Kühlhallenb. 
d.  Schlachthofes  u.  mehr.  and.  behördl.  Baut.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  (ca.  200  M)  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

2711  Hattingen  (Ruhr),  Stuck-  u.  Plattierungsgesch.  sot. 
j.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust.  120  bis  130  M.  Vorüberg.  Ang^  m. 
Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr,  86. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  j 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  36        schnftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Bern a.  2.  September  1911 

Inhalt:  Werbearbeit!  —  Die  pliotographische  Meßbildkunde  und  ilire  Anwendung  im  laufenden  städtischen  Vermessungsdienst  —  Ein  verbesserter  Kirchenfyp  —  Wirtschaff 
und  Le'.en  -  Soziale  Bevcegung  —  Standesbewegung  —  Schulfragen  —  Briefl<asten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Werbearbeit ! 


Die  Sommermonate,  'die  u^ir  in  diesem  Jahre  durch 
die  Hitze  besonders  drüci<end  empfanden,  lähmen  natur- 
gemäß die  Werbearbeit  für  die  Organisation.  Die  kom- 
menden Wochen  aber  bereits  sollen  uns  wieder  an  der 
Arbeit  sehen  und  wenn  wir  das  überdenken,  was  hinter 
uns  liegt,  so  wissen  wir,  daß  dieser  Winter  ganz  be- 
sondere Anforderungen  an  uns  stellen  wird.  Wir  haben 
es  im  Laufe  der  Zeit  kennen  gelernt,  daß  der  einzelne 
unseres  Berufes  sich  nicht  so  leicht  vom  Organisations- 
gedanken überzeugen  läßt,  als  es  die  Lage  unseres  Be- 
rufes beinahe  bedingen  müßte.  Wer  an  diesen  oder  jenen 
Kollegen  herantrat,  um  ihn  zu  gewinnen,'  der  konnte  die 
merkwürdigsten  Ausreden  hören,  die  weltfremdesten  Auf- 
fassungen vom  Wirtschaftsleben  kennen  lernen. 

Durch  die  Hindernisse,  die  sich  dem  für  die  Organi- 
sation Tätigen  entgegensetzen,  läßt  sich  gar  mancher  ent- 
mutigen und  wird  dadurch  selbst  zum  Untätigen  innerhalb 
unserer  Organisation.  Andere  wieder  erwarten  für  ihre 
Arbeit  in  unserem  Verbände  einen  besonderen  Dank  und 
sind  enttäuscht,  wenn  man  ihre  Erfolge  mit  einer  gewissen 
Selbstverständlichkeit  aufnimmt.  Das  ist  nicht  die  rechte 
Auffassung  von  den  Pflichten  eines  Verbandsmitgliedes. 
Wir  haben  unsere  Pflicht,  für  die  Organisation  arbeiten  zu 
müssen,  aus  der  Erkenntnis  unserer  schlechten  wirtschaft- 
lichen Lage.  Wir  kennen  die  Zusammenhänge,  die 
zwischen  der  Lage  unseres  Berufes  und  dem  Gemeinwohl 
bestehen.  Die  Gedanken,  die  hierdurch  ausgelöst  werden, 
sind  die  Triebfeder  dafür,  daß  wir  für  die  Organisation 
eintreten,  nicht  um  des  einzelnen  willen,  sondern  um 
unseres  Standes  willen  im  Dienste  der  Allgemeinheit.  Man 
sollte  glauben,  daß  diese  Gedankengänge  jedem  Denkenden 
geläufig  wären  und  ihn  zur  Mitarbeit  gewinnen  müßten. 
Weit  gefehlt!  Wie  viele  gehen  gedankenlos  unter  in 
seichten  Vergnügungständeleien,  wie  wenige  kümmern  sich 
um  die  Vorgänge  auf  wirtschaftlichem  und  politischem 
Gebiete  und  wie  viel  gibt  es  gerade  hier  für  den  Tech- 
niker zu  tun. 

Man  hat  deshalb  geglaubt,  durch  die  Stimmung  großer 
Versammlungen  die  Säumigen  mit  fortreißen  zu  können, 
aber  wir  stehen  mit  unserer  Erfahrung  wohl  nicht  allein, 
daß  die  Versammlungen  zur  Gewinnung  von  Mitgliedern 
nicht  immer  die  Erfolge  bringen,  die  man  erwarten  sollte. 
Den  Versammlungen  sollte  man  darum  mehr  die  Wirkung 
zuweisen,  unsere  Wünsche  der  Oeffentlichkeit  zu  unter- 
breiten. Wir  zweifeln  nicht,  daß  die  Versammlungen  diesen 
Zweck  erfüllen  werden,  wenn  man  sich  bemüht,  mit  der 
Debatte  nicht  das  Referat  zu  entwerten.  Was  damit  ge- 
meint ist,  wissen  unsere  Mitglieder  sehr  wohl,  wenn  sie 
sich  der  Versammlungen  entsinnen,  in  denen  nach  Refe- 
raten über  Fragen  unseres  Berufes,  bei  denen  die  Organi- 


sation selbst  in  den  Hintergrund  trat,  die  Gegner  aus  der 
andern  Organisation  glaubten,  unter  allen  Umständen  eine 
Auseinandersetzung  über  längst  veraltete  Dinge  herbei- 
führen zu  müssen.  Für  die  Werbung  neuer  Mitglieder, 
das  haben  wir  erfahren,  waren  diese  Debatten  in  ihrer 
Wirkung  nicht  so  bedenklich,  weil  dieses  pedantische 
Herumkramen  in  verstaubten  Dingen  auch  der  Gegen- 
partei keine  Freunde  eintrug.  Aber  den  Zweck,  dem  nach 
unseren  Erfahrungen  die  öffentlichen  Versammlungen 
dienen  müssen,  den  vereitelten  die  sich  immer  wieder- 
holenden Zänkereien  doch.  Die  Wirkung  unserer  Bestre- 
bungen auf  die  Unparteiischen,  auf  Politiker  und  Ver- 
treter der  Presse  ging  verloren.  Wir  müssen  uns  trotz- 
dem bemühen,  unsere  Auffassung  über  öffentliche  Ver- 
sammlungen durchzusetzen,  werden  aber  gleichzeitig  der 
Erfahrung  Rechnung  tragen  müssen,  daß  öffentliche  Ver- 
sammlungen allein  nicht  das  geeignete  Mittel  zur  Werbung 
neuer  Mitglieder  darstellen. 

Die  Werbung  durch  öffentliche  Versammlungen  ist 
für  den  einzelnen  natürlich  außerordentlich  bequem,  denn 
man  überläßt  es  ja  hauptsächlich  bedauerlicherweise  dem 
Redner,  die  Anwesenden  für  seine  Gedanken  und  damit 
für  die  Organisation  zu  gewinnen.  So  simpel  es  erscheint, 
so  ist  es  aber  notwendig,  in  diesem  Zusammenhange 
wieder  einmal  erwähnt  zu  werden,  daß  auch  in  öffent- 
lichen Versammlungen  nach  dem  Referat  die  persönliche 
Werbung  von  Tisch  zu  Tisch  einsetzen  muß,  wenn  auch 
nur  einigermaßen  ein  Erfolg  erzielt  werden  soll. 

Diese  persönliche  Werbung  lenkt  uns  zu  der  An- 
regung hin,  die  wir  mit  diesen  Zeilen  geben  wollen.  Wir 
glauben  nämlich,  daß  noch  mancher  Kollege  zur  Mitarbeit 
herangezogen  werden  könnte,  wenn  sich  mehr  von  uns 
der  persönlichen  Agitation  im  Bureau,  unter  Mitstudiersn- 
den  und  unter  ehemaligen  Studiengenossen  widmen  wür- 
den. Daß  die  Leitung  des  Verbandes  und  seine  Organe 
den  einzelnen  in  dieser  Tätigkeit  gern  unterstützen,  setzen 
wir  als  bekannt  voraus.  Es  gehen  uns  täglich  Mittei- 
lungen zu,  die  Angaben  enthalten  über  Kollegen,  die  noch 
nicht  organisiert  sind.  Wir  glauben,  hierin  einen  Finger- 
zeig erblicken  zu  sollen  für  die  Einleitung  einer  größeren 
Aktion  zur  Werbung  neuer  Mitglieder. 

Diesem  Hefte  liegt  deshalb  eine  Karte  bei,  die  Raum 
für  mehrere  Adressen  von  Kollegen  bietet,  die  unserem 
Verbände  noch  fernstehen.  Wir  appellieren  deshalb  an  das 
Pflichtgefühl  des  einzelnen,  daß  jeder  diese  Karte  ausfüllt 
und  innerhalb  der  nächsten  Woche  an  die  Hauptgeschäfts- 
stelle einsendet.  Wir  bitten,  auf  der  Karte  zu  bemerken, 
ob  bei  der  Werbung  auf  den  Einsender  der  Karte  Bezug 
genommen  werden  kann  und  auch  etwaige  Bemerkungen 
über  die  Gründe,  die  den  Betreffenden  seither  vom  Eintritt 


562 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  36 


in  den  Verband  abhielten,  wären  uns  für  die  individuelle 
Abfassung  des  Werbebriefes  sehr  angenehm.  Von  dieser 
Aktion  zur  Werbung  neuer  MitgUeder  bei  Eintritt  des 
Winters  und  nach  den  Erfolgen  unserer  Organisation  in 
letzter  Zeit  versprechen  wir  uns  außerordentlich  viel.  Die 
Mitglieder  müssen  eine  Ehre  darein  setzen,  daß  die  Zahl 
der  durch  diese  Aktion  gewonnenen  Mitglieder  recht  hoch 
ist.  Die  Zeit  ist  nicht  ungünstig,  den  Mitgliederstamm  zu 
vergrößern  und  wir  wissen  es  wohl  einzuschätzen,  was 
es  für  eine  Organisation  bedeutet,  wenn  ihr  neues  Blut 
beim  Eintritt  in  die  Winterarbeit  zugeführt  wird.  Damit 
auch  die  Säumigen  ihre  Pflicht  erfüllen,  empfehlen  wir 
eine  gegenseitige  Kontrolle  darüber,  ob  jeder  schon  die 
beiliegende  Karte  eingesandt  hat. 

Wir  sprachen  vorher  davon,  daß  es  Mitglieder  gibt, 
die  jeder  politischen  und  berufsorganisatorischen  Beschäf- 
tigung aus  dem  Wege  gehen.  In  diesem  Winter  steht  uns 
der  Wahlkampf  für  den  Reichstag  bevor.  Wir  dürfen 
die  Lage  für  die  Werbung  zur  Berufsorganisation  nicht 
unterschätzen,  denn  die  politischen  Versammlungen  werden 
für  die  Allgemeinheit  im  Vordergrund  des  InteresSfCS  stehen. 
Es  kann  dabei  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  dieses  politische 
Interesse  durch  eigene  Versammlungen  abzuschwächen, 
wohl  aber  entsteht  für  uns  eine  Aufgabe  dadurch,  daß  wir 
unsere  Eorderungen  hineinarbeiten  müssen  in  die  Ge- 
dankengänge, die  die  politischen  Versammlungen  bewegen 
werden.  Wir  sind  uns  in  dieser  Beziehung  einer  Ver- 
säumnis nicht  bewußt,  denn  wir  haben  auch  die  Zu- 
sammenhänge zwischen  unseren  Forderungen  und  der  poli- 
tischen Bewegung  dargelegt  bei  den  Eragen  der  Zoll- 
politik, bei  der  Reichsversicherungsordnung  und  bei  so 
und  so  vielen  anderen  politischen  Eragen  noch,  bei  denen 
wir  Verbindungen  mit  unserem  Programm  feststellen 
können.  Nach  dieser  Seite  hin  wird  die  Winterarbeit  nicht 
leicht  sein,  aber  auch  dabei  hoffen  wir,  daß  ein  Zusammen- 
arbeiten der  Mitglieder  mit  der  Zentrale  eintritt,  um  unseren 
Mann  im  Sinne  unseres  Programms  auch  im  kommenden 
politischen  Tageskampfe  unter  Beobachtung  der  unbedingt 
notwendigen  parteipoliüschen  Neutralität  zu  stellen.  Wir 
werden  demnächst  Gelegenheit  nehmen,  mit  einer  Ver- 
öffentlichung vor  unsere  Mitglieder  zu  treten,  in  der 
wir  versuchen,  die  Eorderungen  unseres  Programms  heraus- 
zuarbeiten, die  in  den  politischen  Debatten  eine  Rolle 
spielen  müssen. 

Wenn  man  diesen  Teil  der  Winterarbeit  übersieht,  so 
wird  jeder  bekennen  müssen,  daß  dazu  Mittel  notwendig 
sind,  Arbeitskräfte,  durchdrungen  von  der  Idee,  die  ge- 
willt ist,  alles  für  ihre  Organisation  einzusetzen.  Sie  sind 
bei  dieser  Kleinarbeit  so  vonnöten,  als  Mut,  Selbstvertrauen 
und  Solidarität  in  den  Kämpfen  um  den  Arbeitsvertrag, 
die  hinter  uns  liegen  und  uns  noch  bevorstehen. 

Wenn  wir  so  planmäßig  unsere  Aufgabe  erfassen, 
so  wird  es  allerdings  notwendig  sein,  daß  wir  uns  nicht 
nur  nach  Mitstreitern  umsehen,  sondern  auch  um  die  Mittel 
kümmern,  die  zur  Durchführung  eines  solchen  Planes  not- 
wendig sind.  Wir  haben  uns  in  den  letzten  Nummern  des 
öfteren  damit  befaßt,  daß  uns  nachgesagt  würde,  wir 
könnten  nicht  wirken,  weil  wir  keine  Mittel  besäßen  und 
man  glaubte,  das  daraus  schließen  zu  müssen,  daß  wir 
einen  Eonds  gegründet  haben,  mit  dessen  Hilfe  wir  be- 
sonders zu  wirken  gedenken,  wenn  es  sich  um  Kämpfe 


um  den  Arbeitsvertrag  handelt.  Wir  wollen  heute  nocK 
einmal  dem  Wunsche  Ausdruck  geben,  daß  die  Samm- 
lungen nicht  nachlassen  dürfen,  auch  heute  nicht,  nachdem 
der  Konflikt,  der  den  Anlaß  bot,  teilweise  gelöst  ist.  Die 
Mittel  aber  müssen  reichlich  bereit  stehen  für  kommende 
Eälle  und  die  begeisterte  Zustimmung,  und  nicht  nur  die, 
sondern  die  reichen  Mittel  selbst  —  über  10  000  M  — , 
die  geflossen  sind,  beweisen  uns,  daß  der  Wille  zur  Mit- 
arbeit in  Verbandskreisen  durchaus  rege  ist. 

An  etwas  anderem  zweifeln  wir  aber  auch  nicht  und 
das  wird  der  erzieherische  Wert  dieser  Sammlung  sein. 
Einige  beachtenswerte  Stimmen  unseres  Verbandes  be- 
nutzten die  Ablieferung  größerer  Summen,  um  dem 
Wunsche  Ausdruck  zu  geben,  daß  die  ordentlichen  Bei- 
träge baldigst  noch  einmal  erhöht  würden.  Die  An- 
regungen sahen  dabei  die  Erhöhung  des  Verbandsbeitrages 
auf  24  M  vor  und  wir  freuen  uns  über  den  Verbands- 
ideahsmus,  der  in  diesen  Eorderungen  zum  Ausdruck 
kommt.  Wir  wissen  nicht,  ob  sich  diese  Auffassungen  zu 
Anträgen  für  den  Verbandstag  verdichten  werden,  aber 
dessen  sind  wir  gewiß,  daß  um  die  Notwendigkeit  nicht 
mehr  gefeilscht  werden,  sondern  daß  man  mit  großer 
Ereude  die  Bewilligung  vorziehen  würde. 

Die  Opferfreudigkeit  für  die  Organisation,  soweit  Geld- 
mittel in  Frage  kommen,  anzuregen,  gehört  also  auch  mit 
zur  Winterarbeit.  Damit  ist  eine  neue  Aufgabe  zu  dem  vor- 
her Besprochenen  hinzugekommen,  die  sich  allerdings  nur 
auf  den  engen  Kreis  der  Mitglieder  selbst  beschränkt. 
Hoffen  wir  also  auch  in  diesen  Dingen  auf  eine  Wandlung 
in  unserem  Kreise  zum  besseren  und  mit  der  Erfüllung 
eines  Wunsches  um  den  anderen  rücken  wir  unserem  Ziele 
immer  näher. 

Wir  können  diese  Ausführungen,  in  denen  wir  un- 
vermittelt einige  Oedanken  zur  Winterarbeit  aneinander- 
reihten, nicht  schließen,  ohne  noch  einer  anderen  Auf- 
gabe zu  gedenken,  die  noch  mehr  als  seither  in  Angriff 
genommen  werden  muß.  Es  ist  das  die  Agitation  für 
unseren  Verband  unter  den  Schülern  und  Studierenden 
der  technischen  Lehranstalten.  Wir  haben  in  diesen  Tagen 
wieder  zwei  neue  Flugblätter  zur  Werbung  in  den  Kreisen 
hinausgehen  lassen  und  wir  hoffen  auf  einen  guten 
Erfolg.  Aber  auch  "hier  können  wir  auf  einen  Erfolg 
nur  recTinen,  wenn  sich  die  nötigen  Kräfte  mit  Lust  und 
Liebe  in  den  Dienst  dieser  nicht  leichten  Aufgabe  stellen. 
Sie  ist  von  ganz  besonderer  Art,  denn  es  ist  nicht  leicht, 
den  angehenden  Technikern,  die  noch  von  der  Burschen- 
herrlichkeit ihrer  Studienzeit  durchdrungen  sind,  ein  Ver- 
ständnis abzuringen  für  die  neuen  Aufgaben,  die  ihnen 
die  Berufsorganisation  stellen  muß.  Wer  sich  aber  dieser 
Aufgabe  mit  Lust  und  Liebe  widmet,  der  erwirbt  sich  ein 
unbestreitbares  Verdienst  um  unsere  Sache. 

Wir  haben  mit  den  vorstehenden  Sätzen  nicht  alles 
erfassen  können,  was  uns  bewegt,  wenn  wir  an  den  Auf- 
marsch unserer  Mitstreiter  zur  Winterarbeit  denken.  Wir 
vertrauen  aber  dem  Idealismus,  der  uns  alle  bcv.egt  und 
zweifeln  nicht  daran,  daß  der  kommende  Frühling  nach 
harter  Wintcrarbeit  eine  größere  und  geschlossenere 
Streiterschar  unter  der  Fahne  unseres  Verbandes  sehen 
wird.  Beherzigen  wir  für  die  anstrengende  und  ernste 
Arbeit  das  "Wort  Carhles,  das  uns  immer  und  immer 
wieder  anspornen  soll:  „Arbeiten  und  nicht  verzweifeln!" 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQII 


563 


Reisebilder 


Colmar  i.  E.    Alte  Straße  am  Kanal 


Colmar  i.  E.  Schwarzbiirgplatz 


Colmar  i.  E.    Durchblick  vom  Münster  aus 


Colmar  i.  E.    Polizeigebäude  (i.  J.  1597  erbaut) 


Die  Reisezeit  geht  ihrem  Ende  entgegen  und  mancher 
nserer  Leser  kehrt  heim,  das  Skizzenbuch  voller  Er- 
nnerungen,  oder  er  geht  jetzt  erwartungsvoll  an  die  Arbeit, 
eine  photographischen  Platten  zu  entwickeln.  Beides,  das 
eichnen  nach  der  Natur  und  das  Arbeiten  mit  dem  photo- 
raphischen  Apparat  schärfen  das  Auge  und  bilden  unsern 
inn  für  das  Schöne  des  Erschauten. 

Das  Skizzieren  liegt  dem  Techniker  ja  näher  und 
eilte  nicht  vernachlässigt  werden.  Aber  wie  manchem 
teht  nur  eine  kurze  Zeit  für  seine  Wanderungen,  denn 
anderungen  müssen  es  sein,  keine  Reisen  im  Schneil- 
uge, zur  Verfügung.  Dem  kommt  die  photographische 
echnik  zur  Hilfe  und  ermöglicht  ihm,  das  Qeschaute 
estzuhalten.  Diese  Tätigkeit  wird  oft  unterschätzt  und 
vielen  ist  die  Photographie  auch  nichts  weiter  als  ein 


Mittel,  Gelegenheitsbilder  anzufertigen.  Aus  diesem  Sta- 
dium hat  sich  aber  die  photographische  Kunst  des  Nicht- 
fachmanns  herausgerettet. 

Unsere  Abbildungen,  Arbeiten  von  A.  Matzdorff- 
Berlin,  geben  eine  Anzahl  Stadtbilder  wieder,  die  das 
Ergebnis  einer  Wanderung  im  Südwesten  Deutschlands 
sind.  Wenn  wir  von  der  photographischen  Technik,  die 
uns  hier  zunächst  nicht  berührt,  absehen,  so  bleibt  uns 
übrig,  festzustellen,  daß  ein  guter  Blick  für  architektonische 
Schönheiten  das  Objektiv  einstellte. 

Wie  reizvoll  wurde  der  Standpunkt  unter  einem  Bogen 
des  Münsters  zu  Colmar  i.  E.  gewählt,  um  den  Erker 
festzuhalten,  den  das  danebenstehende  Bild  noch  einmal 
größer  wiedergibt.   Ein  Stück  Venedig  scheint  die  Häuser- 


Türlsiieim  i.  E.    Hotel  2  Schlüssel 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


565 


Türkheim  i.  E.    Alte  Stadtmauer  mit  Turm  Türi<heim  i.  E.    Alter  Stadtturm  (restauriert) 


Colmar  i.  E.    Alter  Erker  aus  Holz 


front  am  Kanal  zu  Colmar  vortäuschen  zu  wollen.  Das 
wäre  ein  Bild,  das  den  Zeichner  reizen  und  vielleicht 
zu  noch  besserer  Gestaltung  durch  den  Griffel  zwingen 
könnte. 

Aus  dem  merkwürdigen  und  doch  verhältnismäßig 
wenig  besuchten  Freudenstadt  im  Schwarzwald  bringen 
wir  ein  Bild,  eigentlich  mehr  zum  Thema:  Städtebaukunst. 
iWelche  feine  Platzlösung  und  Anordnung  des  Monuments 
in  diesem  Bild  vom  Freudenstädter  Rathaus!  Es  ist  un- 
gemein dankbar,  an  solchen  Beispielen  sein  Auge  zu  üben. 
iWenn  nun  schon  leider  zum  Wandern  mit  dem  Skizzen- 
buch keine  Zeit  mehr  vorhanden  ist,  dann  sollen  wir  uns 
aber  die  Fortschritte  der  Technik  zunutze  machen  und 
mit  dem  photographischen  Apparat  abseits  der  Bahngleise 


wandern.  Unsere  Bilder  zeigen,  was  dort  alles  verborgen 
liegt  und  gehoben  werden  kann. 

,Wir  zweifeln  nicht,  daß  man  sich  dann  auch  nicht  allein 
auf  den  Apparat  verläßt,  sondern,  was  wir  zu  unserem 
Bild  von  der  Straße  am  Kanal  in  Colmar  sagten,  kann  sich 
auch  auf  den  alten  Erker  und  das  Pfisterhaus  beziehen, 
die  Reize  der  malerischen  Winkel  und  Gassen  werden 
uns  den  Stift  in  die  Hand  zwingen.  Nur  wer  so  wandert, 
wer  denkend  und  schauend  Land  und  Leute  beachtend 
dahinwandert,  nur  der  hat  Genuß  und  —  Gewinn.  Die 
Freuden  solcher  Reisen  sind  unbezahlbar,  wir  gönnen  sie 
allen  Lesern  im  Sinne  Gottfried  Keilers: 

„Trinkt,  o  Augen,  was  die  Wimper  hält, 
Von  dem  goldenen  Uebcrfluß  der  Welt!" 


Heft  '36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


567 


Die  photographische  Meßbildkunde 
und  ihre  Anwendung  im  laufenden  städtischen  Vermessungsdienst 

Von  Dr.  Ing.  LUDWIG  ,W.  GÜNTHER, 
wissenschaftlichen  Mitarbeiter  der  Opt.  Anstalt  C.  P.  Goerz,  Friedenau. 


I.Teil:   Die  photographische  Aufnahme  der 
Meßbilder. 

Schaubilder  haben  den  Zweck,  zu  zeigen,  wie 
ein  projektiertes  Gebäude  sich  in  ein  Stadt-  oder  Land- 
schaftsbild einpaßt.  Es  handelt  sich  dabei  darum,  aus 
den  orthogonalen  Grund  -  und  Aufrissen  ein 
zentralprojektives  Bild  zu  entwerfen. 


Abb.  1 

Wenn  dem  Architekten  dabei  die  Wahl  des  Stand- 
punktes und  damit  des  Projektionszentrums  freigestellt  ist, 
dann  ist  die  Aufgabe  verhältnismäßig  einfach:  man  wird 
sich  eben  auch  die  Risse  der  umliegenden  Gebäude  ver- 
schaffen und  nach  diesen  eine  perspektivische  Ansicht 
des  ganzen  Gebäudestocks  mit  beliebiger  Lage  des  Pro- 
jektionszentrums entwerfen. 

Sehr  viel  schwieriger  wird  es,  wenn  dem  Architekten 
die  perspektivische  Ansicht  geliefert  wird,  in  die  er  sein 
Gebäude  hineinzuzeichnen  hat:  in  der  Regel  sind  die 
Ansichten  auf  photographischem  Wege  hergestellt,  Pho- 
togramme; dann  muß  er  sich  die  Lage  des  Projek- 
tionszentrums erst  selbst  konstruieren.  Die  Bauherren 
würden  ihm  diese  Arbeit  sehr  erleichtern,  wenn  sie  bei 
der  photographischen  Aufnahme  die  Arbeitsmethode  an- 
wenden wollten,  welche  sich  beim  Meßbildverfahren 
so  gut  bewährt  hat. 


Unsere  Forderung  läuft  dabei  darauf  hinaus,  daß  man 
die  photographische  Aufnahme  nicht  einem  beliebigen  Be- 
rufsphotographen überlasse,  sondern  daß  man  einen  Ver- 
messungsbeamten zuziehe.  Derselbe  hat  an  drei  beliebigen 
Stellen  Pj,  Rj,  Tj  des  aufzunehmenden  Gebäudes  oder  Ge- 
bäudestocks Marken  in  gleicher  Höhe  einzunivellieren  und 
die  Winkel  p'i  und  t'i  einzumessen,  welche  die  von  dem  in 
Aussicht  genommenen  Standpunkt  O'i  nach  diesen  Punkten 
führenden  Strahlen  miteinander  einschließen  (Abb.  1). 

,  Der  Photograph  hat  dann  seine  Kamera  so  über  dem 
eingemessenen  Standpunkt  O'  aufzustellen,  daß  sein  Ob- 
jektiv senkrecht  über  dem  Punkte  0\  steht.  Das  gelingt 
leicht  mittels  eines  vom  Objektiv  herabhängenden  Lotes. 
Ferner  muß  die  Höhe  des  Objektivs  auf  die  oben  er- 
wähnten drei  Marken  einnivelliert  werden.  In  bezug  auf 
die  Aufnahme  hat  der  Photograph  sonst  freie  Hand_,  wie 
er  ja  auch  bei  der  Wahl  des  Standpunktes  seine  Ansicht 
zur  Geltung  bringen  kann:  nur  müssen  eben  die  drei 
einnivellierten  Standpunkte  irr:  Bild  gut  zu  erkennen  sein. 


Abb.  2 

Es  ist  ohne  weiteres  klar,  daß  diese  drei  Punkte 
uns  den  Horizont  des  Bildes  repräsentieren,  und  damit 
ist  eine  wichtige  Größe  bekannt.  Es  ist  nun  noch  nötig, 
den  sog.  A  u  g  p  u  n  k  t  zu  ermitteln,  d.  h.  den  Punkt,  in 
welchem  ein  vom  Objektiv  auf  die  Platte  gefälltes  Lot, 
das  mit  der  optischen  Achse  des  Objektivs  zusammen- 
fallen soll,  diese  trifft.  Damit  ist  auch  das  Objektiv- 
zent/um  O'  gegeben,  das  auf  diesem  Lot  in  der  Ent- 
fernung der  Brennweite  f  liegt.  Diese  letztere  ergibt  sich 
bei  der  folgenden  Konstruktion  von  selbst,  und  zwar  wird 
der  ermittelte  Wert  genauer  sein  als  der  auf  der  Fassung 
des  Objektivs  eingravierte  Betrag,  der  nur  einen  Mittel- 
wert darstellt. 

An  einem  beliebigen,  als  Grundriß  des  Aufnahmepunkts 
angenommenen  Punkte  O'i  in  Tafel  I  als  Scheitel  tragen 
wir  die  Winkel  p\  und  t'^  ab;  längs  der  drei  Bildpunkte 
P',  R',  T'  in  Ebene  E'  legen  wir  einen  Papierstreifen  an, 
übertragen  die  Punkte  auf  ihn,  um  den  Streifen  dann  so 
in  das  Strahlenbündel  O/  (Pj  Ri  Ti)  einzupassen,  daß 
P'  auf  Oi'(Pi),  R'  auf  Oi'(Ri),  T'  auf  Oi'(Ti)  zu  liegen 
kommt:  an  der  Kante  des  Papierstreifens  entlang  ziehen 
wir  eine  Linie,  die  Bildspur;   längs  dieser  haben  wir 


568 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  36 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


569 


Abb.  3 


uns  die  Bildebene  des  Photogramms  senkrecht  auf  der 
Zeichenfläche  stehend  zu  denken. 

Eine  von  O/  auf  die  Bildspur  gefällte  Senkrechte 
trifft  diese  in  F/:  es  ist  dies  der  Grundriß  des  Aug- 
punktes F',  die  Entfernung  Oi'  Fi'  ist  gleich  der  Brenn- 
weite f. 

Den  Punkt  F/  übertragen  wir  auf  unseren  Papier- 
streifen und  legen  denselben  so  an  den  Bildhorizont,  daß 
die  entsprechenden  Punkte  zusammenfallen;  hierauf  wird 
Fl'  als  F'  auf  das  Bild  übertragen.  Senkrecht  über  F', 
in  der  Entfernung  f,  haben  wir  uns  das  Projektions- 
zentrum O'  zu  denken. 

Damit  sind  alle  zur  Ausmessung  des  Bildes  not- 
wendigen Angaben,  die  sog.  Konstanten  der  inne- 
ren Orientierung,  gegeben,  und  die  Ausmessung 
des  Bildes,  beziehungsweise  die  Eintragung  der  neuen 
Bildteile,  kann  beginnen. 

Der  Architekt  wird  demgegenüber  einwenden,  daß  er  die 
Gewinnung  obiger  Konstanten  einfacher  durchführen  könne. 
Er  brauche  bloß  (Abb.  2)  die  Verschwindungs-  (Flucht-) 
Punkte  zweier  senkrecht  aufeinander  stehender  Scharen 
von  in  ^Wirklichkeit  horizontalen  parallelen  Geraden  auf- 
zu  suchen,  um  den  Horizont  zu  erhalten,  über  der  so  ab- 
gegrenzten Strecke  einen  Halbkreis  zu  schlagen,  im  Ab- 
stand f  zum  Horizont  eine  Parallele  zu  ziehen,  um  in 
einem  der  Schnittpunkte  oder  im  Tangierungspunkte  der- 
selben mit  dem  Halbkreis  das  Projeküonszentrum  zu  er- 
halten, von  dem  aus  mittels  einer  Senkrechten  zum  Hori- 
zont der  Augpunkt  F'  gefunden  werden  kann. 

Dem  sei  erwidert,  daß  die  Konstruktion  der  Flucht- 
punkte von  Gebäudelinien  an  sich  schon  eine  wenig  genaue 
Sache  ist;  man  wird  sich  bei  der  Konstruktion  ziemlich 
viel  Zwang  antun  .^lüssen,  damit  man  einheitliche  Schnitt- 
punkte erziele,  ganz  abgesehen  davon,  daß  dies  überhaupt 
nur  bei  ganz  regelmäßigen  Gebäuden  möglich  ist.  Wie  weit 
es  aber  mit  der  Regelmäßigkeit  bei  älteren  Gebäuden  be- 
stellt ist,  davon  wird  mancher  Architekt  zu  erzählen  wissen. 
Dazu  kommt,  daß  in  der  Regel  die  Brennweite  un- 
bekannt isf. 

Ein  viel  einfacheres  und  zugleich  viel  genauere  Resul- 
tate gewährendes  Mittel  könnten  wir  da  dem  Architekten 
empfehlen :  das  ist  die  Verwendung  einer  ent- 
sprechend eingerichteten  Kamera,  wie  sie 
für  die  Zwecke  der  messenden  Photographie,  der  Photo- 


grammetrie  oder  photographi  sehen  Meß- 
kunst, gebaut  wird.  Nur  daß  eben  solche  Kameras  in 
der  Regel  nicht  vorhanden  sind,  obwohl  die  Meßbildkunde 
das  gegebene  Verfahren  im  städtischen  Vermessungs- 
dienst wäre. 

Die  Meßbildkamera  besitzt  an  ihrer  rückwärtigen,  offe- 
nen Seite,  dort,  wo  die  Kassette  mit  der  lichtempfindlichen 
Platte  eingeschoben  wird,  einen  viereckigen  Rahmen,  den 
Anlegerahmen  (Abb.  3),  an  den  die  Platte  angepreßt 
wird.  Dieser  Rahmen  muß  streng  parallel  zum 
Vorderteil  der  Kamera,  dem  O  b  j  e  k  t  i  v  b  r  e  1 1 , 
stehen,  in  welchen  das  Objektiv  derart  eingelassen  ist, 
daß  seine  optische  Achse  genau  senk- 
recht auf  Objektivbrett  wie  auf  Anlege- 
rahmen steht. 

Der  Anlagerahmen  hat  noch  eine  weitere  Aufgabe  zu 
erfüllen :  er  soll  uns  ermöglichen,  anzugeben,  wo  die 
optische  Achse  die  Plattenebene  trifft,  wo 
also  der  Augpunkt  F'  liegt.  Zu  diesem  Zweck  ist  in  der 
Mitte  jeder  der  vier  Seiten  des  Rahmens  eine  Marke  in 
Form  einer  Spitze,  eines  Einschnittes,  angebracht.  Diese 
vier  Marken  werden  jedesmal  mitphotographiert  und  er- 
scheinen deutlich  am  Rande  des  Bildes.  Verbindet  man 
je  zwei  gegenüber  liegende  Marken  miteinander,  so  erhält 
man  ein  rechtwinkliges  Koordinatensystem,  dessen  hori- 
zontale Achse  die  Haupthorizontale  genannt  wird: 
sie  repräsentiert  den  Horizont  des  Bildes ;  während  die 
senkrechte  Achse  Hauptvertikale  heißt. 

Das  Objektiv  ist  nun  vorn  so  angebracht,  daß  die 
optische  Achse  durch'  den  Mittelpunkt  des 
Fadenkreuzes  geht. 

Damit  ist  der  Schnittpunkt  der  beiden  Achsen  zum 
Augpunkt  F'  des  Bildes  geworden,  in  welchem  die 
optische  Achse  auf  der  Platte  senkrecht  steht. 

Da  bei  Kameras,  die  zur  Aufnahme  von  Gebäuden 
dienen  sollen,  unbedingt  das  Objektiv  sich  nach  oben 
wie  nach  unten  verschieben  lassen  muß,  so  muß  man, 
um  die  damit  verbundene  Verschiebung  des  Augpunktes 
zu  berichtigen,  das  Maß  der  Verschiebung 
kennen. 

Zu  diesem  Zweck  ist  (Abb.  4)  längs  des  Vertikal- 
schlittens vorn  am  Objektivbrett  ein  Maßstab  mit 
Nonius  angebracht:  man  liest  bei  der  Aufnahme  dessen 
Stand  ab,  wobei  man  Verschiebung  nach  oben  mit  +, 
nach  unten  mit  —  kennzeichnen  mag,  und  trägt  auf  dem 
Bild  vom  Schnittpunkt  der  beiden  Achsen  her  längs  der 
Hauptvertikalen  den  abgelesenen  Betrag  entsprechend  nach' 
oben  oder  unten  ab:  eine  durch  den  so  erhaltenen  Punkt, 
den  eigentlichen  Augpunkt,  zur  Haupthorizontalen 
gezogenen  Parallele  repräsentiert  den  eigentlichen 
Horizont. 

Für  Meßbildzwecke  kann  zur  Not  jede  bessere  Kamera 
eingerichtet  werden,  wenn  es  sich  auch  empfiehlt,  eine 
eigene  Kamera  dafür  anzuschaffen.  Am  besten  eignet  sich 
für  Improvisationen  die  sog.  R  e  i  s  e  k  a  m  e  r  a  ,  die  mittels 
Stativ  zu  benutzen  ist.  Man  verzichtet,  wenn  es  sich 
um  Meßzwecke  handelt,  auf  die  Veränderungsmöglichkeit 
der  Bildweite  (Objektivbrett — Mattscheibe)  und  macht  die 
Kamera  durch  Querspreizen  starr,  wobei  man  auf  genaue 
Parallelstellung  von  Objektivbrett  und  Mattscheibenrahmen 
zu  achten  hat.  Die  Mattscheibe  wird  auf  „Unendlich" 
eingestellt.  Den  Verlust  der  Einstellmöglichkeit  auf  ge- 
ringere Entfernungen  macht  man  durch  Abblenden  wett. 

Vom  Schlosser  läßt  man  sich  einen  rechteckigen 
Rahmen  aus  Messing  machen;  die  in  der  Mitte  jeder  Seite 
anzubringenden  Marken  müssen  so  ausgerichtet  sein,  daß 


570 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  36 


die  Verbindungslinien  gegenüber  liegender  Marken  auf- 
einander senkrecht  stehen.  Dies  geUngt  leicht,  wenn  eine 
Drehbank  mit  Kreuzsupport  vorhanden  ist. 

Der  Anlegerahmen  wird  nun  nach  bestem  Können  so 
eingesetzt  (Abb.  3),  daß  die  Haupthorizontale  bei  aus- 
gerichteter Kamera  (Mattscheibenrahmen  streng  senkrecht) 
horizontal  steht.  Das  genaue  Ausrichten  folgt  später.  Als- 
dann wird  die  Kassette  eingeschoben:  nun  ist  alles  zur 
Aufnahme  bereit. 

Als  Aufnahmeobjekt  dient  ein  regelmäßiger  Gegen- 
stand, z.  B.  eine  Kiste.  Diese  wird  so  aufgestellt,  daß 
ihre  obere  Fläche  genau  horizontal  steht.  Wenn  möglich, 
wähle  man  eine  Kiste,  deren  horizontaler  Querschnitt 
quadratisch  ist.  Kann  man  dies  nicht  erlangen,  so  trage 
man  auf  den  längeren  Seiten  die  Länge  der  kürzeren 
Seiten  auf.  Es  muß  vermieden  werden,  eine  Vertikalfläche 
der  Kiste  parallel  zur  Mattscheibe  aufzustellen;  die  Kiste 
muß  vielmehr  Überkant  dazu  stehen. 

Ohne  weiteres  erkennt  man  (Abb.  5),  daß  man  aus 
dem  perspektivischen  Bild  der  Kiste,  das  man  bei  der 
Aufnahme  erhält,  die  Fluchtpunkte  aller  horizontalen 
parallelen  Geraden  finden  kann.  Hat  man  di^  Kiste  mit 
größter  Präzision  herstellen  lassen,  derart,  daß  die  Winkel 
wirklich  rechte  sind,  dann  ist  auch  die  Genauigkeit,  mit 
der  die  Fluchtpunkte  bestimmt  werden,  eine  sehr  große. 
Der  Einwand,  den  wir  vorhin  bei  einer  derartigen  Kon- 
struktion aus  Gebäudefluchtlinien  erhoben,  ist  hier  nicht 
stichhaltig.  Auch  wird  dadurch,  daß  die  Kiste  sehr  nahe 
vor  dem  Apparat  aufgestellt  wird,  eine  sehr  große  Kon- 
vergenz der  horizontalen  parallelen  Linien  und  damit  er- 
höhte Genauigkeit  im  Zusammentreffen  erzielt. 

Zur  Konstruktion  des  Horizonts  können  wir  außer 
den  Fluchtpunkten  der  Seitenkanten  der  Kiste,  M^  M_,,  noch 
die  Fluchtpunkte  der  Diagonalen,  Ni  N2,  heranziehen. 
Auch  darin  hegt  ein  gutes  Mittel  zur  sicheren  Konstruktion. 
Nun  schlagen  wir  einmal  über  Mj  Mo,  das  andere  Mal 
über  Ni  N,  Halbkreise:  im  Schnittpunkt  dieser  beiden 
Kreise  liegt  das  Projektionszentrum  O'.  Ein  von  hier  aus 
auf  den  Horizont  gefälltes  Lot  trifft  diesen  in  F',  dem 
Augpunkt:  in  O'  E'  erhalten  wir  ohne  weiteres  die  Brenn- 
weite unseres  Objektivs.  Verlängern  wir  sie  nach  beiden 
Seiten,  so  ergibt  sich  die  Hauptvertikale  des  Bildes. 

Es  empfiehlt  sich,  die  Konstruktion  von  Hauptverti- 
kale und  Horizont  auf  einem  ungetonten  Abzug 
des  Originalnegativs  (im  Halbdunkel)  vorzunehmen,  um 
die  mit  dem  Tonen  und  Wässern  unvermeidlichen  Ver- 
zerrungen des  Papiers,  die  sich  auf  die  Brennweite  über- 
tragen, zu  vermeiden. 

Wir  übertragen  die  so  konstruierten  Achsen  auf  das 
Negativ,  passen  dieses  genau  so  auf  den  Auflegerahmen, 
wie  es  bei  der  Aufnahme  gestanden  hat  (zu  diesem  Zwecke 
bringen  wir  es  an  die  Stelle  der  Mattscheibe  in  den  Matt- 
scheibenrahmen) und  markieren  die  Stellen  auf  dem  Holz 


des  Mattscheibenrahmens,  da  die  durch  Konstruktion  er- 
haltenen Achsen  diesen  schneiden.  Ist  der  Unterschied  in 
der  Lage  beider  Achsenkreuze  nur  gering,  so  kann  man 
versuchen,  durch  Verrücken  des  Anlegerahmens  diesen 
in  die  auf  dem  Mattscheibenrahmen  markierte  Stellung 
zu  bringen.  Ist  der  Unterschied  zu  groß,  dann  verschiebt 
man  das  Objektiv  im  horizontalen  wie  im  vertikalen  Sinne 
so  lange,  bis  man  annehmen  darf,  daß  es  richtig  stehe, 
und  macht  eine  zweite  Aufnahme,  die  man  wie  vorher 
behandelt.  Sollten  auch  jetzt  noch  Fehler  vorhanden  sein, 
so  muß  man  sich  die  Mühe  und  Kosten  nicht  verdrießen 
lassen,  nach  abermaliger  Verbesserung  der  Fehler  eine 
zweite  Platte  daran  zu  wenden,  gegebenenfalls  noch 
eine  dritte. 

Die  schließlich  als  richtig  befundene  Lage  des  Ob- 
jektivs, die  Normalstellung,  kennzeichnen  wir  dadurch,  daß 
wir  sowohf  längs  des  Schlittens  für  die  Horizontalver- 
schiebung wie  desjenigen  für  die  Vertikalverschiebung 
50  bis  100  mm  lange  Maßstäbe  mit  Noniusablesung  an- 
bringen, wobei  wir  die  Nullpunkte  der  Nonien  mit  den 
Nullpunkten  der  Maßstäbe  zusammenfallen  lassen. 

Die  so  justierte  Meßbildkamera  weist  zwei  Einrich- 
tungen auf,  die  nicht  vollkommen  sind,  deren  Behebung 
aber  mit  den  zur  Verfügung  stehenden  einfachen  Mitteln 
nicht  möglich  ist,  die  aber  auch  für  gewöhnlich  durchaus 
untergeordneter  Natur  sind.  Fürs  erste  ist  keine  Garantie 
dafür  vorhanden,  daß  die  optische  Achse  auch  wirklich 
senkrecht  auf  dem  Anlegerahmen  steht:  da  müssen  wir 
uns  auf  die  das  Objektiv  konstruierende  Anstalt  verlassen, 
und  fürs  zweite,  daß  die  Platte  nicht  am  Anlegerahmen 
anliegt.  Was  einen  etwaigen  Fehler  im  ersteren  Fall  betrifft, 
so  ist  er  durch  unsere  Konstruktion  dadurch  unschädlich  ge- 
macht, daß  wir  dann  eben  nicht  die  wirkliche  Brennweite 
ermittelt  haben,  sondern  nur  die  Länge  des  auf  dem  An- 
legerahmen senkrecht  stehenden  Strahles.  Im  zweiten  Fall 
können  wir  sofort  erkennen,  ob  die  Platte  schief  zum 
Anlegerahmen  gestanden  hat  dadurch,  daß  der  Anlege- 
rahmen sich  nicht  als  ein  Rechteck,  sondern  als  ein  ver- 
zerrtes Viereck  abgebildet  hat.  Der  Umstand,  daß  die 
Marken  des  Anlegerahmens  nicht  ganz  scharf  abgebildet 
werden,  ist  für  die  Genauigkeit  der  späteren  Messung 
belanglos. 

Wer  sich  die  Mühe  nimmt,  seinen  Apparat  derart 
herzurichten,  wie  es  beschrieben  wurde,  sieht  sich  in  den 
Stand  gesetzt,  eine  Menge  von  Aufgaben  mit  Leichtigkeit 
zu  lösen,  die  man  sonst  nur  unter  Aufwand  von  viel 
Mühe  und  Kosten  bewältigen  könnte  und  die  deshalb  nur 
zu  häufig,  liegen  bleiben.  Der  Intelligenz  des  einzelnen 
ist  dabei  ein  großer  Spielraum  gewährt  und  er  wird  Wege 
gehen  können,  die  in  keinem  Lehrbuch  der  Vermessungs- 
kunde beschrieben  sind  und  die  die  Aufmerksamkeit  seiner 
Vorgesetzten  auf  ihn  lenken.  Wir  werden  in  einem  späteren 
Artikel  noch  mehr  davon  sagen. 


Ein  verbesserter  Kirchentyp 


In  dem  in  Nr.  49  des  vorigen  Jahrgangs  enthaltenen 
Aufsatz  Dr.  Scheffers  erblickten  einige  Leser  eine  falsclie 
Auffassung  der  katholischen  Glaubenslehre.  Wir  glauben, 
zunächst  versichern  zu  müssen,  daß  wir  den  Ausführungen 
Scheffers  nicht  Raum  gegeben  hätten,  wenn  wir  davon 
überzeug|  gewesen  wären,  daß  eine  herabsetzende  Ab- 
sicht   Dr.  Scheffer   leitete.    Trotzdem    lassen    wir  gern 


einige  der  Gedanken  folgen,  die  sich  gegen  Dr.  Scheffers 
Auffassung  wenden: 

Es  ist  einseitig,  die  Entwickelung  der  konventionellen 
Form  des  katholischen  Kirchengebäudes  aus  der  katho- 
lischen Glaubenslehre  über  Priestertum,  Messe,  Fege- 
feuer und  gute  Werke  zu  begründen.  Diese  Darstellung 
enthält    fundamentale    Unrichtigkeiten,    die    den  .Wider- 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


571 


Spruch  herausfordern.  Nach  der  Darstellung  des  Herrn 
Dr.  Scheffer  müssen  die  nichtkatholischen  Leser  den  Ein- 
druck gewinnen,  als  lehre  die  katholische  Kirche  gerade 
in  bezug  auf  die  ernstesten  Fragen,  die  den  menschlichen 
Geist  beschäftigen,  manche  unsinnigen  Mystifikationen. 
Es  könnte  sich  leicht  bei  denen,  die  sich  nicht  weite'  mit 
theologischen  und  philosophischen  .Werken  beschäftigen, 
die  Ansicht  festsetzen,  ein  gläubiger  Katholik  müsse  ge- 
dankenarm sein,  wenn  er  die  so  gezeichnete  Lehre  für 
wahr  halte. 

Die  Behauptung,  der  Chor  sei  deshalb  erhöht  worden, 
weil  der  Priester  über  der  Menge  der  Laien  rangiere,  ist 
unrichtig,  denn  dafür  waren  praktische  und  Kultusbedürf- 
nisse maßgebend.  (S.  Kunstgeschichte  von  Kuhn  und 
Kunstgeschichte  von  Fäh.)  Wenn  gesagt  wird,  die  katho- 
lische Kirche  lehre,  jede  Seele  müsse  durch  das  Fege- 
feuer, so  trifft  das  ebenfalls  nicht  zu.  Falsches  enthält 
die  Darstellung  bezüglich  der  den  Seelen  im  Fegefeuer 
zugute  kommenden  ,, guten  .Werke".  Falsch  ist  die  Be- 
hauptung, daß  zu  dem  sogen.  Schatzstock,  dem  Thesaurus, 
jeder  Gläubige  beisteuern  könne;  überhaupt  entspricht 
die  ganze  Vorstellung  von  dem  Fegefeuer  und  der  Erlösung 
aus  demselben  durchaus  nicht  den  katholischen  Begriffen, 
die  hier  zu  erörtern  kein  Raum  ist,  weshalb  diese  Fest- 
stellung genügen  möge.  Falsch  ist  vor  allem  die  Auf- 
fassung, diese  „guten  Werke"  beständen  nur  im  Besuche 
der  Messe  und  im  Messe-Lesenlassen.    Unnötig  war  vor 


::         WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   :l  II  II 


Abwehrverbände 

In  der  Bewegung  der  Eisenkonstrukteure  Berlins 
spielte  für  die  Firmen  die  Stellung  ihres  Verbandes  (Ver- 
band Berliner  Maschinenbau-Anstalten)  eine  nicht  unter- 
geordnete Rolle.  Auf  seine  Beschlüsse  wurden  die  An- 
gestellten vertröstet.  Wir  wollen  hoffen,  daß  die  An- 
gestellten aus  dieser  Tatsache  lernen.  Die  auch  als  ein- 
zelne uns  gegenüber  mächtigen  Unternehmer  ordnen  sich 
ihrer  Organisation  unter,  weil  sie  wissen,  daß  sie  durch 
Geschlossenheit  an  dieser  Stelle  noch  mächtiger  sind. 

Auch  anderwärts  ist  eine  Organisationsfreude  der 
Unternehmer  festzustellen,  an  der  sich  die  Angestellten 
ein  Beispiel  nehmen  können.  Aber  nicht  nur  das  sollen 
die  Angestellten  aus  diesen  Zeichen  der  Zeit  erkennen, 
sondern  noch  mehr,  daß  nämlich  Organisationen  der  Unter- 
nehmer, die  seither  sich  mit  Angestelltenfragen  nur 
nebenher  beschäftigten,  im  Handumdrehen  zu  ,, Abwehr- 
organisationen" werden  können.  Gemeinsame  Dienst- 
verträge, bei  denen  natürlich  Bedingung  ist,  daß  die  An- 
gestellten sie  ohne  Einrede  annehmen,  Vereinbarungen 
über  das  ,,Nicht-weg-engagieren"  des  Personals  bilden 
die  überleitende  Tätigkeit  der  Verbände  zu  Abwehr- 
verbänden. Die  Abwehr  setzt  schon  ein,  wenn  der 
Angestellte  einen  solchen  V  e  r  b  a  n  d  s  vertrag  der  Unter- 
nehmer seiner  Organisation  vorlegt.  Das  darf  er  nicht! 
Das  ist  ein  Uebergriff!  Das  hat  zwar  keine  Logik,  aber 
was  tut  Logik,  wenn  man  die  Macht  besitzt.  Weil  aber 
die  Angestelltenverbände  wachsen,  weil  die  Angestellten 
mitbestimmend  sein  wollen,  darum  gründet  man  Abwehr- 
verbände. 

Die  Zentralheizungsindustriellen  in  Leipzig  ermunter- 
ten in  einem  Beschlüsse  den  Verband  deutscher  Zentral- 
lieizungsindustrieller  zu  seiner  Absicht,  einen  ,, Abwehr- 
verband gegenüber  unbegründeten  Forderungen  der  Ar- 


allen  Dingen  in  diesem  Zusammenhange  der  Hinweis 
darauf,  daß  letzteres  honoriert  werden  müsse.  Der  Ver- 
fasser Dr.  Scheffer  verwechselt  hier  Begriffe,  denn  es  ist 
nach  katholischer  Lehre  ein  wesentlicher  Unterschied 
zwischen  den  guten  Werken,  die  den  sogen,  thesaurus 
ecclesiac  bilden,  und  den  guten  Werken,  die  der  einzelne 
Gläubige  verrichtet.  Es  fällt  schwer,  die  tendenziöse  Ab- 
sicht bei  diesen  Ausführungen  und  bei  denen  über  irdische 
Magd  und  Dienerin  nicht  zu  erblicken,  obwohl  wir  eine 
tendenzfreie  Darstellung  in  unserer  Zeitung  gern  an- 
nehmen und  nicht  vermissen  wollen.  Endlich  ist  auch 
der  Behauptung,  es  bedürfe  hauptsächlich  darum  der  vielen 
Priester,  um  alle  diese  Messen  für  Verstorbene  zu  ,, ab- 
solvieren", zu  widersprechen  unter  Beachtung  des  Vor- 
ausgesagten. 

Zwar  ist  die  Form  der  katholischen  Kirchen  (Ge- 
bäude) aus  den  Bedürfnissen  des  Kultus  entstanden.  Dies 
alles  kann  aber  auch  ein  nichtkatholischer  Schriftsteller 
darstellen,  ohne  die  Ansichten  vom  Katholizismus  ent- 
wickeln zu  müssen,  wie  es  Herr  Dr.  Scheffer  in  seinem 
Aufsatze  tut.  Ich  verweise  hierfür  auf  die  Abhandlung, 
die  der  feinsinnige  Karl  Scheffler  in  seinem  Werke  „Mo- 
derne Baukunst"  (Berlin  1907)  in  dem  Kapitel  Sakralkunst 
gibt,  wenngleich  auch  Scheffler  dem  katholischen  Dogma 
nicht  voll  gerecht  wird. 

Mit  diesen  Ausführungen  glauben  wir,  die  Debatte 
schließen  zu  können. 


beitnehmer"  zu  gründen.  Man  hat  wohl  nicht  ohne  Ab- 
sicht ,, Arbeitnehmer"  gesetzt  und  wie  ernst  es  den  Herren 
ist,  geht  daraus  hervor,  daß  die  nächste  ordentliche  Mit- 
gliederversammlung nicht  nur  diese  Gründung  beschließen 
soll,  sondern  auch  den  Anschluß  an  die  Zentralstelle  der 
Arbeitgeberverbände. 

Auch  die  Angestellten  sollen  zweifellos  von  der  Ab- 
wehraktion getroffen  werden.  Ueber  eine  Klärung  in 
diesem  Sinne  kann  man  sich  aber  nur  freuen,  wenn  zu 
gleicher  Zeit  die  Angestellten  einsehen,  daß  der  Anschluß 
an  eine  Organisation  Pflicht  ist,  wenn  sie  begreifen,  daß 
die  Geschlossenheit  der  anderen  Seite  eine  Geschlossen- 
heit bis  zum  letzten  Mann  auf  unserer  Seite  bedingt! 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Handwerker 

gehören  zu  den  Schichten  der  Bevölkerung,  deren  Gegen- 
satz zu  dem  Technikerstand  wohl  am  größten  ist.  Aus 
mehreren  Gründen:  Einmal  ist  der  Handwerker  sehr 
weit  entfernt  von  dem  Grundsatz  aller  Technik:  mit  mög- 
lichst wenig  Aufwand  an  Kraft,  Stoff  und  Zeit  den  mög- 
lichst großen  Effekt  zu  erzielen.  Die  Forderung  größter 
Zweckmäßigkeit  und  Sparsamkeit  ist  etwas,  das  dem  gegen 
seine  Natur  zu  gehen  scheint.  Wenn  auch  die  Vorstellung 
vom  behäbigen  und  gemächlichen  Handwerksmeister,  der 
sich  Zeit,  sogar  sehr  viel  Zeit  läßt  bei  der  Herstellung 
seiner  Arbeiten,  mehr  und  mehr  veraltet,  da  der  Selbst- 
erhaltungstrieb auch  ihn  gezwungen  hat,  Motore  und  Ma- 
schinen in  stets  wachsendem  Umfang  in  seinen  Betrieb 
hineinzunehmen,  so  ist  damit  doch  keineswegs  gesagt, 
daß  es  ihm  bereits  gelungen  wäre,  den  modernen  Ge- 
schäftsgeist restlos  in  sich  aufzunehmen.  Es  bleibt  für 
immer  auf  ihm  liegen  ein  gut  Teil  jener  alten  von  seinem 
Standpunkt  aus  durchaus  zu  verstehenden  Opposition  gegen 


1 

i 


572 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  36 


die  gesamte  gegenwärtige  Wirtschaftsordnung.  Zum 
andern:  Die  Technik  ist  vor  aUem  ein  Produkt  des  Kapi- 
taiismus, des  industriellen  Großbetriebs.  Da  der  Hand- 
werker diese  nicht  will,  kann  er  im  Grunde  auch  nicht 
die  vorgeschrittene  Technik  wollen,  da  sie  es  war,  die 
durch  Spezialisierung  und  Mechanisierung  es  erst  ermög- 
lichte, daß  dem  Handwerk  ein  Kreis  seiner  Wirksamkeit 
nach  dem  andern  entzogen  wurde. 

Das  Handwerk  ist  aufs  engste  verquickt  mit  den  Inter- 
essen jener  Mächte,  die  die  moderne  technisch-industrielle 
Entwicklung  als  Ursache  allen  Unglücks  und  Elends  in 
der  Welt  bekämpfen.  Das  zeigte  sich  wieder,  als  vor 
kurzem  in  Düsseldorf  die  Handwerks-  und  Ge- 
werbekammern zu  ihrer  zwölften  Tagung  zusammen- 
traten. Man  wird  das  Gefühl  nicht  los,  als  sei  alles  Raten 
und  Planen,  als  seien  selbst  die  längsten  Resolutionen  nicht 
viel  mehr  wert  als  Deklamationen  gegen  den  Gang  der 
Zeiten,  der  dem  Handwerkerstand  Schicksal  geworden  ist. 
Gewiß,  es  sind  allerlei  gute  Beschlüsse  gefaßt  worden, 
so  über  die  Propagierung  der  Einziehungsgenossenschaften 
zur  Beseitigung  des  Borgunwesens,  aber  man  hat  nicht 
vermocht,  sich  mit  beiden  Füßen  auf  den  Boden  der  nun 
einmal  gewordenen  Entwicklung  zu  stellen.  Nirgends  ein 
grundsätzliches  Erfassen  der  wirtschaftspolitischen  Pro- 
bleme. Darum  aber  auch  eine  fast  bedingungslose  An- 
passung an  konservative  Theorien.  Hier  machen  sich  die 
verhängnisvollen  Folgen  unserer  Zollpolitik  in  auffallender 
Weise  bemerkbar.  Eingekeilt  zwischen  Verteuerung  der 
Produktionsmittel,  Steigen  aller  Preise,  wachsende  Absatz- 
schwierigkeiten und  stets  neuen  Lohnforderungen  von  Ge- 
sellen und  Arbeitern  hätte  das  Handwerk  wohl  einige 
Veranlassung  gehabt,  sich  auf  seine  wirtschaftspolitische 
Orientierung  zu  besinnen.  Statt  dessen  leistet  man  treue 
Gefolgschaft  jenen  Parteien,  die  um  ihrer  Selbst- 
erhaltung willen,  um  willige  Instrumente  zur  eigenen  wirt- 
schaftlichen Begünstigung  zu  werben,  Versprechungen 
machen,  die  sie  nie  erfüllen  können.  Darum  eine  Befangen- 
heit gröbster  Art  auch  in  sozialpolitischen  Dingen.  Es 
ist  gar  kein  Zweifel,  daß  der  kleine  Handwerker  durch 
die  sozialpolitische  Belastung  ungleich  mehr  zu  leiden  hat 
als  der  mit  größeren  Mitteln  arbeitende  Industriebetrieb. 
Aber  ebenso  sicher  ist,  daß  ihm  die  Privatangestellten- 
versicherung nur  wenig,  die  Arbeitslosenversicherung  vor 
der  Hand  noch  gar  nichts  angeht,  da  sie  noch  in  weitem' 
Felde  steht. 

Es  war  zum  mindesten  unklug  und  .voreilig,  Reso- 
lutionen anzunehmen,  die  sich  gegen  Versicherungen 
wandten,  deren  Zweck  es  sein  wird,  die  Unsicherheit  des 
Einkommens  und  der  Existenz  für  Millionen  von  Menschen 
zu  beseitigen.  Was  die  sozialpolitische  Gesetzgebung 
nimmt,  gibt  sie  auf  der  anderen  Seite  in  reichem  Maße 
zurück.  Nicht  nur,  daß  sie  für  eine  größere  Leistungs- 
fähigkeit des  Menschenmaterials  wirkt;  sie  wirkt  ebenso 
sehr  als  Förderin  der  Konsumtion.  Und  indem  sie  die 
Stellung  der  Angestellten  und  Arbeiter  als  Käufer  ver- 
stärkt, stärkt  sie  auch  die  Stellung  der  Handwerker,  in 
dem  sie  ihm  bessere  Absatzmöglichkeiten  gewährleistet. 
So  sollte  man  meinen,  hätte  ein  Handwerkertag  alle  Ur- 
sache, mit  einer  Stellungnahme  gegen  die  Interessen  der 
Konsumenten  hintan  zu  halten,  zum  wenigsten  aber  in 
solchen  Angelegenheiten  der  sozialen  Gesetzgebung  sich 
neutral  zu  verhalten,  wo  seine  Mitglieder  als  zahlende 
Arbeitgeber  kaum  in  Frage  kommen. 


:i  U  ::  STANDESBEWEGUNG 


Zur  Ueberfüllung  des  technischen  Berufes 

Die  ideale  Seite  eines  Berufes  ist  gewiß  etwas  Schönes. 
Welche  Genugtuung  bereitet  es,  auf  ein  wohlgelungenes 
Bauwerk,  das  wir  vorher  nur  in  unserem  Geist  erschauten, 
blicken  zu  können  und  vielleicht  auch  von  anderer  Seite  An- 
erkennung zu  finden.    Es  soll  hier  einmal  nicht  untersucht 


werden,  warum  es  leider  in  letzter  Beziehung  noch  viel- 
fach mangelt.  Aber  Freude  bereitet  es  zum  Beispiel  auch 
dem  Ingenieur,  eine  Maschine  in  Betrieb  zu  sehen,  bei 
der  er  jeden  Teil,  bis  auf  jeden  Bolzen  und  jede  Schraube, 
selbst  bemessen  und  angeordnet  hat.  Man  kann  es  daher 
verstehen,  wenn  Idealisten,  die  sich  dem  technischen  Be- 
rufe widmen,  sich  noch  vielfach  finden.  Für  den  Fort- 
schritt der  Technik  ist  dies  sogar  zu  begrüßen.  Trotz 
alledem  bleibt  es  unsere  Pflicht,  die  große  Masse  immer  und 
immer  wieder  vor  der  Ergreifung  des  technischen  Berufes 
zu  warnen.  Noch  besser  als  die  Statistik  können  uns 
zu  diesem  Zweck  Fälle  aus  der  Praxis  als  eindringliche 
Beispiele  dienen. 

So  hatte  auch  der  Amtmann  der  Stadt  Langer- 
feld bei  Barmen  die  Stelle  eines  Amtsbauführers  aus- 
geschrieben, die  mit  einem  Grundgehalt  von  1800  M  ver- 
bunden sein  sollte,  dazu  noch  Wohnungsgeld  in  Höhe  von 
500  M.  Das  Gehalt  sollte  nach  18  Jahren  die  schwindel- 
hafte Höhe  von  3300  M  erreichen.  Wir  hören  nun,  daß 
sich  auf  diese  Anzeige  nicht  weniger  als  215  Be- 
werber gemeldet  haben ! 

Diese  Zahlen  sollten  doch  auch  einem  Idealisten  zu 
denken  geben. 

Daß  der  Technikerberuf  nicht  nur  im  Bau-  und  Ma- 
schinenfach, sondern  auch  im  Vermessungswesen  über- 
füllt ist,  lehrt  folgendes  Inserat,  das  wir  dem  Zentralblatt 
der  Bauverwaltung  vom  12.  August  d.  J.  entnehmen  und 
unseren  Lesern  seiner  Eigenart  wegen  wortgetreu  hier 
bekannt  geben  wollen. 

500  Mark 

für  nationalen  oder  wohltätigen  Zweck  stellt  ein 
in  allen  Feld-  und  Bureauarbeiten  erfahrener 
Vermessungstechniker,  geprüfter  Bau- 
assistent des  Ingenieur-Baufaches,  mit  praktischer 
Erfahrung  in  Eisenbahn-  und  Straßenbau,  in  der 
Verwaltung  bewandert,  mit  Kalkulations-Befähi- 
gung vers.  und  stenographiekundig,  bei  der  Ver- 
mittlung einer  Lebensstellung  als  Plan- 
kammerverwalter, Bausekretär  usw.  bei  kommu- 
nalen Verwaltungen  oder  großem  Unternehmen 
zur  Verfügung. 

Gefl.  Zuschriften  unter  S.  L.  734  befördert  die 
Annoncen-Expedition  Invalidendank,  Berlin  W.  8. 

Es  ist  ja  leider  nicht  das  erstemal,  daß  Stellung- 
suchende durch  die  Versprechung  einer  Belohnung  ihren 
Zweck  zu  erreichen  suchen.  Aber  das  jetzt  sogar  an  das 
nationale  und  mildtätige  Gefühl  einer  Behörde  oder  eines 
Unternehmens  appelliert  wird,  ist  wohl  das  letzte  Mittel, 
auf  das  ein  unorganisierter  Kollege  verfallen  kann. 
Möge  dies  den  Anstoß  dazu  geben,  uns  noch  fester  als 
bisher  zusammen  zu  schließen.  Mf. 


::  \t  ::  H  H  ::    SCHULFRAGEN    H  H  ::  H  ::  H 


Die  Stadt  Frankenthal  (Pfalz)  und  das  Pfuschertum 

Unter  obiger  Ueberschrift  hatten  wir  in  Heft  33  die 
neu  gegründete  Meisterschule  für  Bauhand- 
werk e  r  in  Frankenthal  einer  kritischen  Betrachtung  unter- 
zogen. Dies  veranlaßte  den  Vorsitzenden  unserer  Bayr. 
Landesverwaltung,  Herrn  J.  Bender,  München,  uns 
nachstehende  Berichtigung  zu  senden: 

Der  Verfasser  hat  wahrscheinlich  die  Reorganisation 
der  Bayr.  Baugewerkschulen  nicht  verfolgt,  sonst  würde 
er  gewiß  zu  einem  anderen  Resultat  über  diese  Meister- 
schule gekommen  sein.  Bereits  in  Heft  3Q  1910  der  D. 
T.-Z.  habe  ich  in  dem  Aufsatz:  „Die  Reorganisation  der 
Bayr.  Baugewerkschulen"  hervorgehoben,  daß  in  Zukunft 
die  Ausbildung  von  Technikern  und  Baumeistern  einer- 
seits und  Handwerksmeistern  andererseits  nicht  mehr  auf 
einer  Schule,  sondern  in  zwei  getrennten  Schulgattungcn 
erfolgen  soll,    was  wir  immer  anstrebten.    Der  Grund 


ii 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


573 


hierfür  lag  darin,  daß  bei  gemeinsamer  Ausbildung  für 
beide  Teile  nicht  das  erreicht  wurde,  was  jeder  in  seinem 
Berufe  notwendig  braucht,  und  zwar  lernte  der  Techniker 
zu  wenig,  der  Handwerksmeister  viel  Ueberflüssiges. 
Außerdem  war  die  Ausbildung  in  vier  oder  fünf  Kursen 
für  den  Handwerksmeister  zu  kostspielig  und  das  Resultat 
war  gewöhnlich,  daß  viele  dieser  Absolventen  nicht  mehr 
zum  Handwerk  zurückkehrten,  sondern  als  Techniker 
Stellung  suchten,  wodurch  die  Ueberproduktion  an  Tech- 
nikern geschaffen  wurde. 

Sollten  diese  Uebelstände  beseitigt  werden,  so  konnte 
dies  nur  durch  eine  Reorganisation  der  Baugewerkschulen 
auf  der  Grundlage  der  Zweiteilung  geschehen,  wie  sie 
dann  auch  durchgeführt  wurde,  unü  zwar  indem  ein  Teil 
der  Baugewerkschulen  zu  ,,B  a  u  s  c  h  u  1  e  n"  für  die  Aus- 
bildung der  Techniker  und  Baumeister  mit 
fünf  Kursen  umgewandelt,  während  für  die  Ausbildung  von 
Bauhandwerksmeistern  „M  e  i  s  t  e  r  s  c  h  u  1  e  n" 
mit  zwei  Kursen  errichtet  und  die  seitherigen  Baiigewerk- 
schulen  in  Aschaffenburg,  Bamberg,  Frankenthal  und 
Passau  zu  solchen  umgestaltet  wurden. 

Sowohl  die  Aufnahmebedingungen,  als  auch  die  Lehr- 
pläne und  die  Dauer  des  Unterrichts  dieser  beiden  Schul- 
gattungen sind,  wie  die  Bekanntmachung  der  Schul-  und 
Dienstordnung  dieser  Schulen  in  Nr.  27  des  Ministerial- 
blattes für  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  im  König- 
reich Bayern  vom  7.  September  IQIO  zeigt,  so  verschieden, 
daß  von  der  Heranbildung  eines  Pfuschertums  oder 
schmutzigen  Konkurrenz  für  die  Techniker  und  Baumeister 
durch  die  Meisterschulen  keine  Rede  sein  kann.  Das 
Ziel  dieser  Meisterschulen  ist:  Bauhandwerker  für 
die  Meisterprüfung  im  Maurer-,  Zimmerer-  oder 
Steinmetzhandwerk  vorzubereiten,  soweit  dies  auf  der 
Schule  geschehen  kann. 

Der  Lehrplan  ist  deshalb  so  gehalten,  daß  nur  das 
für  jedes  einzelne  Handwerk  Notwendige  gelehrt  und 
alles  Ueberflüssige  beiseite  gelassen  wird,  wodurch  die 
Dauer  des  Unterrichts  viel  kürzer  sein  kann:  sie  wurde 
auf  zwei  Semester  von  je  fünf  Monaten  festgesetzt. 

.Wenn  der  Verfasser  meint,  der  Lehrplan  unterscheidet 
sich  von  dem  der  Bauschulen  nur  in  der  Dauer  des  Unter- 
richts, so  irrt  er  sich  darin.  Selbstverständlich  muß  auch 
der  Bauhandwerksmeister  Statik,  Qesetzeskunde,  Rechnen, 
Deutsch,  Baukonstruktionslehre  usw.  lernen,  denn  er 
braucht  dies  notwendig  in  seinem  Fach,  aber  in  viel 
geringerer  .Weise  wie  der  Techniker  und  Baumeister. 
Hierin  liegt  nun  aber  der  Unterschied:  Dem  Handwerks- 
meister wird  nur  das  gelehrt,  was  er  für  sein  spezielles 
Handwerk  braucht,  während  der  Techniker  das  Bau- 
gewerbe in  seiner  Gesamtheit  kennen  muß  und  der  Unter- 
richt dem  entsprechend  zu  gestalten  ist. 

Damit  aber  die  Meisterschulen  keine  minderwertige 
Konkurrenz  der  Bauschulen  werden  und  über  ihre  Auf- 
gabe nicht  hinausgehen,  lehnte  das  Ministerium  jede  Er- 
weiterung des  Lehrplans  ab,  was  auch  in  der  letzten  Sitzung 
der  Abteilung  II  der  Zentralstelle  für  Industrie,  Gewerbe 
und  Handel  deutlich  zum  Ausdruck  kam.  Dort  wurde 
von  dem  Vertreter  der  Handwerkskammer  Bamberg  der 
Antrag  gestellt,  die  Meisterschule  in  Bamberg  zu  einer 
dreikursigen  auszubauen;  der  Referent  des  Kultusmini- 
steriums Herr  Ministerialrat  Dr.  P  r  e  g  e  r  wies  dies  aber 
von  vornherein  zurück,  im  Hinblick  darauf,  daß  sonst 
wieder  allmählich  eine  Annäherung  an  die  Bauschulen 
erfolgen  würde,  was  unbedingt  vermieden  werden  soll. 

Was  nun  die  kritisierte  Abschlußprüfung  bei  den 
Meisterschulen  anbelangt,  so  soll  der  theoretische 
Teil  der  Meisterprüfungen  an  diese  Schule  verlegt, 
d.  h.  die  Abschlußprüfung  am  Ende  des  II.  Kurses  soll 
so  ausgestaltet  werden,  auch  in  bezug  auf  die  Zusammen- 
setzung der  Prüfungskommission,  daß  sie  der  Gewerbe- 
ordnung entspricht;  der  praktische  Teil  der  Meisterprüfung 
bleibt  davon  unberührt. 

Nachdem  die  Handwerkskammern,  die  sich  gewiß 
gegen  die  Wegnahme  der  ihnen  hier  gesetzlich  zustehenden 
Rechte  mit  allen  Mitteln  wehren  würden,  ihre  Zustimmung 


hierzu  gegeben  haben,  so  besteht  auch  für  uns  keine  Ver- 
anlassung, gegen  diese  Einrichtung  Stellung  zu  nehmen. 

Wenn  der  Verfasser  weiter  meint,  daß  solche  Rechte 
nicht  einmal  den  fünfkursigen  Bauschulen  zustehen,  so  irrt 
er  sich  hierin,  denn  die  Abschlußprüfung  an  diesen  Lehr- 
anstalten ist  ebenfalls  dem  theoretischen  Teil  der  Meister- 
prüfung gleichgestellt.  (Einem  Teil  der  theoretischen  Prü- 
fung! Die  Schriftltg.)  Hier  möchte  ich  noch  gleich  anführen, 
daß  in  der  letzten  Sitzung  der  Abteilung  II  der  Zentral- 
stelle vorgeschlagen  wurde,  bei  der  demnächst  stattfinden- 
den Regelung  über  die  Führung  des  Titels  „Bau- 
meister" die  Abschlußprüfung  der  Bauschulen  als 
,,B  a  u  m  e  i  s  t  e  r  p  r  ü  f  u  n  g"  einzuführen.  Es  besteht  die 
Aussicht,  daß  diesem  Vorschlag  Rechnung  getragen  wird, 
woraus  zu  entnehmen  sein  dürfte,  daß  man  die  Bauschulen 
jetzt  ebenfalls  höher  einschätzt  als  früher. 

Was  nun  noch  das  Hervorheben  der  staatlicherseits 
erfolgenden  Unterstützung  in  der  Ankündigung  der  Stadt 
Frankenthal  anbelangt,  so  verweise  ich  auf  die  Verordnung 
vom  10.  Mai  1905,  welche  die  Gewährung  staatlicher  Zu- 
schüsse an  diese  Schulen  regelt. 

Damit  hoffe  ich  die  Bedenken  des  Verfassers  Verstreut 
zu  haben,  und  wir  können  es  nur  begrüßen,  daß  die  Stadt 
Frankenthal  ihre  frühere  Baugewerkschule  aufgehoben  und 
zu  einer  Meisterschule  für  Bauhandwerker  umgestaltet  hat, 
weil  nur  durch  die  Verringerung  der  vielen  technischen 
Schulen  einer  Ueberfüllung  im  Technikerstande  vorgebeugt 
werden  kann. 


::  ::  H  ::  II  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::     H  H  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
fnteresse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
\X'ohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlulitag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leilung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  1S7.  Ich  möchte  mich  eingehend  über  das  ^ogen. 
Schiffshypothekenwesen  unterrichten.   Gibt  es  Literatur  darüber? 

Frage  188.  Gibt  es  Städte,  welche  dem  Leiter  ihres  Bau- 
amtes gestatten,  neben  ihrer  dienstlichen  Tätigkeit  ein  Privat- 
bureau zu  betreiben?    Evtl.  wo  ist  dies  der  Fall? 

Frage  189.  Für  eine  kleine  Restauration  soll  ein  Eis- 
behälter für  ca.  12  bis  15  Fuder  Eis  unter  Terrain  so  an- 
gelegt werden,  daß  der  anstoßende  Bierkeller  während  der 
Sommermonate  genügend  kühl  gehalten  werden  kann.  Der 
Behälter  soll  ganz  unter  Terrain  liegen,  da  zu  einem  Hoch- 
bau keine  Genehmigung  erteilt  wird.  Ich  bitte  um  nähere  An- 
gaben über  die  zweckmäßigste  Ausführung  eines  solchen  Kellers.; 

Frage  190.  Womit  wird  Steinholzfußboden  am  besten  ge- 
reinigt und  sauber  erhalten?    Ist  Parkettboden  wachs  geeignet? 

Frage  191.  Welche  Erfahrungen  hat  man  im  Bau  von 
Traber-Rennbahnen  gemacht?  Welches  Material  eignet  sich 
am  besten  dazu?  Es  soll  eine  möglichst  schnelle  Bahn  werden, 
die  der  Witterung  und  dem  Durchtreten  der  Pferdehufe  bei 
nassem  Wetter  möglichst   widersteht   (ohne  Grasnarbe). 

Frage  192.  In  einem  Wohnhausneubau  sind  stark  kalk- 
und  salzhaltige  Steine  verwendet  worden,  so  daß  damit  zu 
rechnen  ist,  daß  später  das  Mauerwerk  stark  ausblüht,  der 
Putz  abgetrieben  Tind  Anstriche  und  Tapeten  verdorben  werden. 
Es  sind  nun  Vorkehrungen  zu  treffen,  um  die  in  den  Steinen  be- 
findlichen schädlichen  Stoffe  unwirksam  zu  machen.  Ein  län- 
geres Stehenlassen  des  Hauses  im  Rohbau  ist  nicht  möglich.; 
Bei  dem  Außenputz  sollen  zunächst  sämtliche  Mauerflächen 
wiederholt  angenäßt  und  ausspringende  Steine  herausgestemmt 
werden;  dann  soll  der  Putz  in  einer  Stärke  von  31/2  bis  4  cm 
aufgebracht  werden  (Mischung  1  Teil  Portlandzement  una 
2V2  Teile  Flußs'and).  Dem  ersten  1  cm  starken  Bewurf  soll 
Preolit  oder  ein  anderes  wasserdichtendes  Mittel  zugesetzt 
werden.  Die  Innenwände  sollen  vor  dem  Verputz  ebenfalls 
wiederholt  genäßt  und  nach  ausspringenden  Steinen  abgesucht 
werden;  ferner  ist  eine  Bekleidung  aus  Putz  auf  dünnen  Bims- 
zementtafeln oder  Falzpappe,  Drahtziegelgewebe  bezw.  Asphalt- 
lackanstrich gedacht.    Kann  wir  einer  der  Herren  Kollegen  Aus- 


I 


574 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  36 


kunft  geben,  ob  bei  dieser  Ausführungsweise  für  eine  dauernde 
Haltbarl<eit  des  Putzes  ohne  schädliche  Nebenwirlcungen  garan- 
tiert werden  l<ann?  Welche  Schutzmittel  werden  sonst  emp- 
fohlen? Gegen  die  Verwendung  der  Falztafeln  spricht  der 
Umstand,  dab  die  Hohlräume  Unterschlupf  für  Ungeziefer  bieten, 
gegen  den  Asphaltlackanstrich,  daß  er  sich  in  der  Hitze  in  der 
Nähe  der  Oefen  nicht  bewähren  wird,  gegen  den  Ziegeldraht- 
putz, daß  er  mit  Zementmörtel  ausgeführt  werden  muß  und  für 
das  Anbringen  von  Bildernägeln  usw.  Schwierigkeiten  bietet, 
gegen  die  Bimszementtafeln  endlich,  daß  bei  den  Zimmergrößen 
zuviel  eingebüßt  wird. 

Frage  193.  In  einer  kleinen  Stadt  von  5000  Einwohnern 
ist  die  Erbauung  einer  Wasserleitung  und  SchwemmkanaHsation 
beschlossen.  Voraussichtlich  wird  aber  gestattet  werden,  alte 
Abortanlagen  mit  Fäkaliensammelgruben  weiter  zu  benutzen, 
wenn  ihr  Bauzustand  nichts  zu  wünschen  übrig  läßt.  Kann 
man  derartige  Gruben  in  den  Kanal  entleeren,  wenn  man  sie 
durch  Tonrohrleitung  anschließt?  Es  wird  angenommen,  daß 
die  Verbindung  mit  dem  Kanal  für  gewöhnlich  durch  einen 
Schieber  unterbrochen  ist  und  daß  vor  der  jedesmaligen  Ent- 
leerung die  gesammelte  Masse  gehörig  durchgerührt  werden 
muß.     Ein   Wasserzusatz  bezw.   Wasserspülung   während  der 


Entleerung  wäre  nötigenfalls  durch  einen  mit  der  Wasserleitung 
zu  verbindenden  Schlauch  leicht  zu  bewirken. 

Frage  194.  Welche  Firmen  richten  komplette  Eisenkonstruk- 
tions-Werkstätten  ein? 

Zur  Frage  174.  Abfallender  Putz  einer  Stützmauer.  Die 
in  der  Frage  gemachten  Angaben  lassen  die  örtUchen  Ver- 
hältnisse nicht  genügend  klar  erkennen.  Vielleicht  ist  das  Ab- 
fallen des  Putzes  zurückzuführen  auf  Quellen,  die  hinter  der 
Stützmauer  vorhanden  sind.  Für  deren  Ableitung  muß  zunächst 
gesorgt  werden.  Dies  kann  auf  folgende  Weise  geschehen. 
Die  Stützmauer  wird  auf  ihrer  Hinterseite  etwa  1,0  m  breit 
frei  gegraben  und  der  vorhandene  Putz  (ev.  nur  so  weit  er 
lose  ist)  abgeschlagen.  Möglichst  nahe  über  dem  Terrain  wer- 
den in  Abständen  von  2,0  bis  3,0  m  IV2  zöllige  Gasrohre 
quer  durch  die  Mauer  gelegt.  Die  Mauer  wird  dann  auf 
ihrer  Vorderseite  zuerst  mit  einem  möglichst  dünnen  Zement- 
mörtel überzogen,  auf  den  nach  seinem  Erhärten  der  eigent- 
liche Putz  in  Zementmörtel  (möglichst  1 : 2)  aufgebracht  wird. 
Nun  erst  wird  die  Stützmauer  hinterfüllt,  aber  nicht  mit  dichtem 
Boden,  sondern  mit  Kies  in  der  Weise,  daß  an  der  Hinterseite 
der  Wand  selbst  die  größten  Stücke  zu  liegen  kommen. 

Sß.,  60  347,  W-haven, 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  u.id  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u. ,  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichl<eiten  usw. 
sind  überliaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Bezirksverwaltungen 

Brandenburg.  Humboldt-Akademie.  Das  neue  Pro- 
gramm für  das  1.  Lehrvierteljahr  dieses  Winters  ist  im  Bureau, 
Kurfürstenstr.  1661,  von  1  bis  3  Uhr,  in  allen  Filialen  von 
A.  Wertheim,  in  den  Buchhandlungen  und  öffentlichen  Lese- 
hallen kostenlos  zu  erhalten.  Die  Humboldt-Akademie  ist  als 
älteste  Volkshochschule  auch  dieses  Mal  bemüht  gewesen,  in 
über  200  Lehrzyklen  aus  allen  Wissensgebieten  den  geistigen 
Bedürfnissen  aller  Stände  gerecht  zu  werden.  Neben  Vor- 
lesungen aus  der  bildenden  Kunst,  Musik  und  Literatur  stehen 
die  Sprachkurse  ausländischer  und  deutscher  Dozenten,  neben 
Philosophie  und  Religionswissenschaft  treten  juristische  und 
volkswirtschaftliche  Themen,  neben  die  naturwissenschafthchen 
Grundlehren  die  Gebiete  der  Technik  und  Medizin.  Auch  eine 
besondere  journalistische  Abteilung  ist  der  Humboldt-Akademie 
angeschlossen.  Die  Dozentenschaft  bemüht  sich,  auf  streng 
wissenschaftlicher  Grundlage  in  gemeinverständlicher  Form  ihre 
Vorträge  aufzubauen.  Alle  Anfragen  sind  an  das  Zentralbureau, 
Kurfürstenstraße  166  I  (1  bis  3,  VI,  8794),  zu  richten. 

Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung.  Vorort:  Bielefeld.  Br.-A. : 
Baupolizeiingenieur  W.  Langbein,  Bielefeld,  Ravensberger  Str.  60. 
Wir  laden  hiermit  nochmals  zum  Bezirkstag  in  Bottrop 
am  10.  September  d.  J.  ein;  die  Tageseinteilung  ist  in  Nr.  34 
der  „Techn. -Zeitung"  bereits  veröffentlicht.  Folgende  Anträge 
des  Techn.  Vereins  Gladbeck  werden  noch  bekannt  gegeben: 
Antrag  I :  Bei  Stellenangeboten  der  Arbeitgeber  im  Stellennach- 
weis der  „Techn. -Ztg."  soll  dem  Vorsitzenden  des  Vereins 
im  jeweiligen  Aufgabeort  umgehend  die  Adresse  des  betr. 
Arbeitgebers  mitgeteilt  werden.  Antrag  II:  Schrifthche  Ein- 
gänge, Zeitungsartikel  usw.,  welche  von  Mitgliedern  der 
„Techn. -Ztg."  eingesandt  werden,  sollen  in  die  Zeitung  auf- 
genommen werden;  falls  sie  zur  Aufnahme  nicht  geeignet  sind, 
soll  der  Einsender  benachrichtigt  und  ihm  die  Sendung  zurück- 
gegeben werden. 

Norddeutsche  Bezirksverwaltung.  Zu  dem  am  Sonnabend, 
16.,  und  Sonntag,  17.  September,  in  den  oberen  Räumen  des 
Kasinorestaurant  in  Schwerin,  Pfaffenstr.  Nr.  3,  stattfinden- 
den 10.  Bezirkstage  laden  wir  hiermit  alle  angeschlossenen  Ver- 
eine und  Einzelmitglieder  ein.    Tageseinteilung:  Sonnabend, 

16.  September,  abends  9  Uhr:  Sitzung  des  erweiterten  Vor- 
standes;   gleichzeitig  Stimmführerkonferenz.     Sonntag  den 

17.  September:  Abhaltung  des  Bezirkstages.  Tagesordnung: 
1.  Eröffnung  des  Bezirkstages  vormittags  9  Uhr.  2.  Ersatz- 
wahlen für  den  geschäftsführenden  Vorstand:  a)  Vertreter  der 
Gruppe  A,  b)  Vertreter  der  Einzelmitglieder,  c)  Vertreter  des 
Gesamtvorstandsmitgliedes.  3.  Beratung  der  eingegangenen 
Anträge.  4.  Verschiedenes.  Nach  der  Sitzung  findet  ein  ge- 
meinschaftliches Mittagessen  statt.    Kuvert  trocken  ca.  1,50  M 


ohne  Weinzwang.  Anmeldungen  zum  Mittagessen  werden  bis 
zum  12.  September  an  den  Kollegen  Herrn  Telegr^-Verwalter 
Lindner,  Schwerin,  Steinstraße  2,  erbeten. 


Zweigvereine 

Gemischte  Vereine. 

'Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  F.  J.  Gatz- 
weiler, Stoiberger  Str.  9.  —  Samstag,  2.  September,  abends 
8V4  Uhr,  im  Vereinslokale  des  ,, Berliner  Hofes"  Monats-Haupt- 
versammlung.    Tagesordnung:    1.  Verlesung    des  Protokolls. 

2.  Bekanntgabe  der  Eingänge  und  Beschlußfassung  darüber. 

3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Festlegung  des  Winter- 
programms. 5.  Verschiedenes  und  Beitragszahlung.  —  Sams- 
tag, 9.  September,  abends  9  Uhr,  Zusammenkunft  im  Restau- 
rationszimmer des  „Berliner  Hofes"^  Zahlreiches  Erscheinen 
erwünscht. 


Senden  Sie  noch  heute 

die  Adressenkarte  dieses  Heftes  ein! 


Altona.  .Techniker-Verein.  Hauptversammlung: 
Mittwoch,  6.  September,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel, 
Altona,  Königstraße  186/188.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche 
Mitteilungen.  2.  Aufnalime  neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  der 
Kassenprüfer.    4.  Technische  Fragen.    5.  Verschiedenes. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversamm- 
lung ist  Donnerstag  den  14.  September,  abends  präzis  9  Uhr, 
in  den  Industrie-Festsälen,  Beuthstraße  20.  Vortrag  des  Herrn 
Architekt  Schubert,  Redakteur  der  D.  T.-Z.,  über  „Neuere 
Tendenzen  in  der  Angestellten-Bewegun  g".  — 
Sonntag  den  3.  September:  Besichtigung  der  Sammlungen  in 
Schmetterlingshorst.  Näheres  in  den  Mitteilungen  der  Bezirks- 
verwaltung Brandenburg.  Freunde  unseres  Vereins  sind  als 
Gäste  willkommen. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Jobs. 
Dietze,  Charlottenburg,  Berliner  Straße  60.  Vereinslokal:  Wii- 
helinshof,  Charlottenburg,  am  Wilhelmsplatz.  —  Die  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Donnerstag,  7.  September,  abends 
i/o9  Uhr,  statt.  Die  Tagesordnung  wird  in  der  Versammlung 
bekannt  gegeben.  Zur  Aufnahme  in  den  Verein  haben  sich 
die  Kollegen  Matthäus,  Westphal,  Schüttauf  und  Müller  gemeldet. 
Die  restierenden  Beiträge  sind  spätestens  bis  zum  7.  Sept.  d.  J. 
an  Koll.  Fasterding,  Charlottenburg,  Kaiser-Friedrich-Straße  93, 
bestellgeldfrei  einzusenden. 

Charlottenbiirg.  „Bauhütte  C  Ii  n  r  1  o  1 1  c  n  b  u  r  g". 
1.  Vrs.:  Friedrich  Brinkmann,  Charloltcnburg,  Goethestr.  15. 
1.  Schriftf. :  Rieh.  Brennecke,  Charlottenburg,  Fritschestr.  40  111. 
1,  Kassierer:  Alb.  Papenzin,  Charlottenburg,  Wallstr.  47.  \^  u.  O.; 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


575 


Jeden  1.  Dienstag  eines  Monats  im  Logen-Restaur.,  Charlotten- 
burg 1,  Berliner  Str.  61,  Ecke  Kirchhofstr.  —  Dienstag,  5.  Sept., 
abends  Punkt  8V2  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  die  nächste  Monats- 
Hauptversammlung  statt.  Die  Tagesordnung  ist  in  dem  Ver- 
kündigungsblatt der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  bekannt  ge- 
geben worden.  Sollte  ein  Mitglied  dieses  Blatt  nicht  erhalten 
haben,  so  wolle  taan  dies  umgehend  Herrn  Kollegen  A.  Dieter, 
Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5,  mitteilen,  an  dessen  Adresse 
auch  alle  Mitteilungen  bezüglich  Wohnungsänderungen  zu  senden 
sind.  Da  in  der  nächsten  Versammlung  unter  Punkt  „Verbands- 
und Vereinsangelegenheiten"  sehr  wichtige  Beschlüsse  für  die 
Winterarbeit  gefaßt  werden  müssen,  ist  es  unbedingte  Pflicht 
eines  jeden  Kollegen,  auch  ohne  nochmalige  schriftliche  Ein- 
ladung pünktlich  zu  erscheinen.  Insbesondere  wolle  man  auch 
Kollegen,  welche  dem  D.  T.-V.  noch  fernstehen,  zu  unseren 
Versammlungen  einladen.  Herr  Gustav  Krüger  ist  zum  Ehren- 
mitglied unseres  Vereins  ernannt  worden. 

Friedberg  i.  H.  Techn.  Verein.  Br.-A. :  H.  Pollex, 
Kaiserstr.  154.  —  Die  außerordentliche  Hauptversammlung  vom 

16.  August  hat  den  geselligen  Vereinsabend  auf  jeden  ersten 
Donnerstag  nach  dem  15.  im  Monat,  9  Uhr  abends,  im  Vereins- 
lokal festgesetzt.  —  Nächste  Monatsversammlung  am  Samstag, 
2.  September,  9  Uhr,  im  Vereinslokal  Probst.  Tagesordnung: 

1 .  Vortrag  des  Koll.   Rüster  über  „Kanalisationen", 

2.  Geschäftliches.  3.  Bericht  über  die  Gesamtvorstandssitzung 
vom  20.  August  in  Frankfurt.  4.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
5.  Verschiedenes.  Die  Mitglieder  werden  um  pünkthches  Er- 
scheinen ersucht.  Zu  dem  Vortrag  sind  Einzelmitglieder  und 
Freunde  des  Vereins  herzlichst  eingeladen. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  5.  September,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürgerkasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
von  Mitgliedern.  3.  Technische  Fragen.  4.  Verschiedenes.  — 
Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen  werden  gebeten, 
Adressenänderungen  unverzüglich  dem  Herrn  Schriftführer  Weber 
mitzuteilen.  Gleichzeitig  werden  die  Herren  Vereins-  und  Ver- 
bandskollegen gebeten,  die  fälligen  Vereins-  und  Verbands- 
beiträge in  den  Vereinssitzungen  zu  bezahlen. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  7.  Sept., 
abends  1/39  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal  „Hotel 
zum  Riesen".     Tagesordnung:    1.   Verlesung    der  Eingänge. 

2.  Bericht  über  die  außerordentliche  Sitzung  des  Gesamtvor- 
standes der  M.  B.-V.  Frankfurt  a.  M.  3.  Abschiedsfeier  der 
scheidenden  Kollegen  vom  Eisenbahnregiment.  4.  Besprechung 
über  Vorträge.    5.  Vereinsangelegenheiten. 

Ilmenau.  Technischer  Verein.  Die  nächste  Monats- 
versammlung findet  am  Freitag,  8.  September,  abends  8V2  Uhr, 
im  Vereinslokal  „Deutscher  Kaiser",  Bahnhofstraße,  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesung  und  Genehmigung  des  Protokolls.  2.  Be- 
richt über  das  am  Sonntag,  13.  August,  stattgefundene  Ver- 
gnügen im  Kurhotel  Langewiesen.  3.  Neuwahl  des  Schrift- 
führers und  2.  Vorstandes.  4.  Erledigung  der  Eingänge.  5.  Ver- 
schiedenes. Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen  werden 
nochmals  gebeten,  die  fälligen  Beiträge  endgültig  bis  zur  nächsten 
Hauptversammlung  an  Herrn  Kassierer  A.  Hopf,  Bismarckstr.  17, 
zu  entrichten.  Gäste  sind  herzlich  willkommen.  Um  voll- 
zähliges  und   pünktliches   Erscheinen   wird   dringend  gebeten. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
(O.-S.)  und  Umgegend.  Br.-A.:  Bauingenieur  H.  Spiller,- 
Holterstr.-  —  Nächste  Hauptversammlung  Mittwoch,  6.  Sept., 
SVo  Uhr,  im  „Pschorr-Bräu",  August-Schneider-Straße.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  3.  Interne  Vereins- 
angelegenheiten.  4.  Wahl  eines  Vertreters  zur  Teilnahme  an 
der  Wanderversammlung  in  Myslowitz  (siehe  Bekanntmachung 
der  Bez.-Verw.  O.-S.  Nr.  35  der  D.  T.-Z.).  5.  Besprechung  eines 
Herbstvergnügens.  6.  Verschiedenes.  Wir  bringen  in  Erinne- 
rung, daß  laut  Versammlungsbeschluß  vom  16.  August  für  den 
Unterstützungsfonds  der  Marinetechniker  ein  Extrabeitrag  von 
mindestens  1  M  pro  Mitglied  erhoben  wird,  jedoch  sind  höhere 
Beträge  erwünscht.  Wir  bitten,  soweit  die  Beträge  noch  nicht 
gezahlt  sind,  dieselben  mit  den  evtl.  rückständigen  Beiträgen 
umgehend  an  unseren  Kassierer,  Koll.  K.  Richter,  Gustav-Freitag- 
Straße  Nr.  6,  einzusenden.    Gäste  willkommen. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ing.,  Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Am  1.  und  3.  Donnerstag  eines 
jeden  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falckstr.  12. 
Nächste  Mitgliederversammlung:  7.  September.  Tagesordnung: 
1.  Protokollverlesung  der  letzten  Versammlung.    2.  Aufnahmen. 

3.  Eingänge.    4.  Verbandsangelegenheiten:  a)  10.  Bezirkstag  am 

17.  September  d.  J.  in  Schwerin;  b)  Beratung  der  Anträge; 
c)  Festlegung  der  Tagegelder  für  die  Abgeordneten;  d)  Wahl 
der  Abgeordneten;  e)  Wahlvorschläge:  1.  Gruppenvertreter  der 
Gruppe  A  im  geschäftsführenden  Bezirksvorstand,  2.  Stellen- 
vermittler   der    Industrie    für    die  Stellenvermittlungszentrale 


Kiel.  5.  Sonstiges.  Wegen  der  überausi  wichtigen  Tages- 
ordnung erhoffen  wir  heute  besonders  starke  Beteiligung.  Im 
besonderen  glauben  wir  annehmen  zu  dürfen,  daß  wegen 
Punkt  4  e,  1  der  heutigen  Tagesordnung  die  zur  Gruppe  A 
gehörigen  Mitglieder  vollzählig  erscheinen  werden.  Im  be- 
sonderen geben  wir  den  verehrlichen  Mitgliedern  bekannt,  daß 
uns  die  Rathausneubauverwaltung  die  Besichtigung  des  Rathaus- 
neubaues für  Sonntag,  3.  September  d.  J.,  gütigst  gestattet  hat. 
Die  Führung  übernimmt  Herr  Kollege  Suhr.  Treffpunkt:  Neu- 
markt.   Zeit:  91/2  Uhr  vormittags. 

Königsberg  i.  Pr.  Technischer  Verein.  Vrs.  und 
Br.-A.:  P.  Ruhnau,  Königsberg  i.  Pr.,  Philosophendammg.  3  II.; 
Nächste  Sitzung  am  Donnerstag,  7.  September,  abends  8V2  Uhr, 
im  Vereinslokal  (Jubiläumshalle).    Tagesordnung:   1.  Eingänge. 

2.  Mitgliederbewegung.  3.  Vereins-  und  Verbandsangelegen- 
heiten. 4.  Verschiedenes.  Die  Kollegen  werden  gebeten,  recht 
zahlreich  zu  erscheinen.    Gäste  herzlich  willkommen. 

Mannheim.  Technischer  Verein.  6.  Sept.,  abends 
9  Uhr,  Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Protokollver- 
lesung.   2.  Neuwahl  eines  2.  Schriftführers.    3.  Neuwahl  eines 

3.  Ballotage-Mitgliedes.  4.  Aufnahme  neuer  Mitglieder:  Herr 
Bräuning  (Verb. -Mitgl.),  Herr  Bruhn,  i.  F.  Oberrh.  Eisenb.-Ges. 
5.  Erledigung  der  Eingänge.  6.  Verschiedenes.  27.  September 
Vorstandssitzung. 

A'^ iirnberg.  Technikervereinigung.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
K.  Polster,  Schreyerstr.  14.  V.  u.  O. :  Jeden  Mittwoch,  abendsi 
8V2  Uhr,  in  der  Rest.  Theod.  Körner,  Insel  Schütt.  —  Am  Mitt- 
woch, 6.  Sept.,  findet  im  Vereinslokale  Monatsversammlung  statt. 
Tagesordnung:  1.  Protokollbericht.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Ein- 
lauf.  4.  Bericht  über  die  letzte  Sitzung  des  sozialen  Ausschusses 
und  Stellungnahme  zu  den  Gemeindewahlen.  5.  Sonstiges.  In 
Anbetracht  der  wichtigen  Tagesordnung  ersuchen  wir  um  all- 
seitiges Erscheinen.  Ab  September  wird  die  Vereinstätigkeit 
wieder  im  vollen  Umfange  aufgenommen.  Eine  große  Zahl 
von  Vorträgen  usw.  ist  vorgesehen  und  der  kommende  Winter 
verspricht  ein  in  jeder  Beziehung  abwechslungsreiches  Vereins- 
leben. An  den  Mitgliedern  ist  es,  die  Vereinsleitung  durch 
allseitigen  und  regelmäßigen  Besuch  zu  unterstützen..  Näheres 
wird  durch  Rundschreiben  bekannt  gegeben. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Eberl,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum  Prinzen. 
Monatsversammlung  am  Mittwoch,  6.  September  1911,  abends 
8V2  Uhr,  im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.   2.  Verbandsangelegenheiten.  3.  Verschiedenes'. 

Sonneberg,  S.-M.  Techniker-Verein.  Br.-Adresse : 
R.  Glaser,  Sonneberg  S.-M.,  Coburger  Straße  23.  V.  u.  O. : 
Jeden  1.  Sonnabend  eines  Monats  im  Vereinslokal,  Hotel  „Zum 
Kaiserhof".  Nächste  Versammlung  Sonnabend,  2.  September, 
abends  ^Iß  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung.  2.  Auf- 
nahmen.   3.  Eingänge.    4.  Verschiedenes. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Hauptversammlung 
Donnerstag,  7.  September,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  und  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  Gemeldet  Herr 
E.  Wiehle.  3.  Neuwahl  des  Vorstandes.  4.  Technische  Fragen. 
5.  Verschiedenes.  —  Der  Verein  „Espero"  veranstaltet  Mitte 
September  einen  Kursus  in  der  Hilfssprache  Esperanto  und  sind 
unsere  Mitglieder  zur  Teilnahme  eingeladen.  Der  Unterricht 
ist  frei  und  bitten  wir  um  gefl.  Anmeldungen  an  unseren  Vor- 
sitzenden, Herrn  Rud.  Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A. :  M.  Lindemann,  Witten- 
berg (Bezirk  Halle),  Bürgermeisterstr.  4.  —  Monatsversamm- 
lung 2.  Sept.,  abends  9  Uhr,  im  Vereinslokale  „Brauerei  Mai- 
waldt".  Coswiger  Straße  23.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des 
Versammlungsberichtes'.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Ein- 
gänge. 4.  Verschiedenes  (Beschaffung  von  Liederbüchern).  Die 
rückständigen  Beiträge  sind  an  dem  Versammlungsabend  an 
den  Kassierer  abzuführen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  Motiv,  Bauhütte  Dresden.  Vrs. :  Bau- 
meister Eugen  Pönisch,  Dresden-Trachau,  Schützenhofstr.  11. 
Kassierer:  Baumeister  Richard  Gladewitz,  Dresden-N.,  Konrad- 
straße 10.  —  Mittwoch,  6.  September,  findet  im  Vereinslokal, 
Kleiner  Gewerbehaussaal,  Monats  -  Hauptversammlung  statt. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Genehmigung  des  Herbst- 
und Winterprogramms  des  Vergnügungsausschusses,  des  Aus- 
schusses für  Wissenschaft  u;id  Kunst,  sowie  des  sozial-  und 
wirtschaftlichen  Ausschusses.     3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

4.  Verschiedenes.  Um  zahlreichen  Besuch  zu  dieser  Ver- 
sammlung wird  gebeten,  ebenso  um  Einführung  neuer,  dem 
Verein  und  Verband  noch  fern  stehender  Kollegen  ersucht. 
Jedes  Mitglied  muß  werben,  der  Erfolg  wird  nicht  ausbleiben! 


576 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  36 


Gleichzeitig  wird  auf  §  5,  Abs.  3  der  Satzungen,  Bezahlung 
der  Beiträge  betr.,  besonders  aufmerksam  gemacht.  Die  Adresse 
des  Kassierers  ist  am  Kopfe  dieser  Bekanntmachung  angegeben. 

Stettin.  Stettiner  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  II.  —  Hauptversammlung  am  7.  Sept.  d.  J. 
im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder  Str.  Nr.  12Q. 
Beginn  abends  Q  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Pro- 
tokolls der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Verlesung  der  Eingänge.  4.  Vereinsangelegenheiten.  5.  Ver- 
schiedenes. 6.  Fragekasten.  Um  zahlreiches,  pünktliches  Er- 
scheinen wird  gebeten.  —  Ferner  zur  Kenntnis,  daß  nunmehr 
bestimmt  Sonntag,  3.  Sept.,  die  Besichtigung  des  hiesigen  Re- 
gierungsgebäudes an  der  Hakenterrasse  stattfindet^  Treffpunkt 
um  Uhr  an  der  Hauptfront  des  Gebäudes, 


Beachten  Sie  den  Leitartikel 

und  vergessen  Sie  nicht  die  Postkarte 
===  sofort  einzusenden.  === 


Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs.:  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Alittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Unsere  nächste  Vereinsversamm- 
lung findet  am  Mittwoch,  6,  September,  abends  pünktlich  8V2  LJhr, 
im  Vereinslokale  statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Reichsmarineamt  gegen  die  Techniker.   3.  Solidaritätsbeitrag. 

4.  Bericht  über  die  Wanderversammlung  des  D.  T.-V.  in  Dresden. 

5.  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten.  6.  Verschiedenes. 
Unsere  Vereinskollegen  bitten  wir,  uns  auch  in  diesem  Winter- 


semester durch  zahlreichen  Besuch  unserer  Veranstaltungen  zu 
unterstützen,  gilt  es  doch  in  der  Winterkampagne  wieder,  frank 
und  frei  für  unseren  Deutschen  Techniker-Verband  einzutreten, 
zum  Wohle  unseres  Technikerstandes.  Gleichzeitig  verweisen 
wir  nochmals  auf  den  Versammlungsbeschluß  vom  5.  April  1911, 
wonach  das  Verbandseintrittsgeld  für  neueintretende  Industrie- 
techniker, welche  sich  uns  anschließen,  von  dem  Verein  bezahlt 
wird.  Wir  bitten  alle  Mitgheder,  noch  nicht  organisierte  Kol- 
legen auf  diesen  Beschluß  aufmerksam  zu  machen. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Br.-A.:  Ing.  O.  Baumgart,  Dresden-N.,  Leip- 
ziger Straße  38.  Vereinslokal:  Gewerbehaus,  Ostra-Allee.  — 
Freitag,  8.  September,  Monats-Hauptversammlung  im  Vereins- 
lokal. Beginn  Punkt  i/oQ  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Eingänge. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  „Mitteilungen  über 
neue  Gießverfahre  n."  Referent:  Kollege  H.  E  c  k  a  r  d  t. 
4.  Verschiedenes  und  Fragekasten.  Alle  Mitglieder  werden 
dringend  gebeten,  an  dieser  Versammlung  zu  erscheinen  und 
dem  Verein  noch  fernstehende  Kollegen  zuzuführen,  Gäste 
herzlich  willkommen. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  V.  u.  O.:  Jeden  Alitt- 
woch  im  Restaurant  „Bayrische  Krone",  Jakobstr.  Nr.  2.  — 
Mittwoch,  6.  September,  Hauptversammlung.  Besprechung  wich- 
tiger Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten.  Erscheinen  eines 
jeden  ist  Pflicht.  —  Sonnabend,  9.  September,  Besichtigung 
der  Weinkellereien  und  Speicher  der  heimischen  Weingroßhand- 
lung von  Gotthelf  Kühne.  Treffpunkt  abends  pünktlich  7  Uhr 
am  Eingang  der  Kellereien,  Dessauer  Str.  Nr.  6, 

Staatstechniker. 

Landcsvcrcin  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 
Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstraße  41  II.  — 
Mittwoch,  6.  Sept.,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Landesvereinssachen.  3.  Fachvortrag  des  Herrn  Kollegen 
Bm.  1.  Kl.  R  a  b  e  n  e  r  über:  „DieBedeutungderEisen- 
bahnen  im  Krieg  e".  4.  Standesangelegenheiten.  5.  Verein 
Sächs.  mittl.  Staatstechniker.  6,  Verschiedenes.  7.  Steno- 
graphiekursus, 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmitglieder.) 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2536  Stettin  sof.  alt.  Bt.,  gew.  Arch.-Zeichn.,  m.  gut. 
Umgangsform.,  zur  Anfertig,  v.  Entwürf.,  Abrechn.,  Ausschreib. 
V.  "Arbeit,  u.  zur  Bauleitg.  Bewerb.  muß  auch  den  Chef  vertret. 
können.  Dauernd.  Ang.  m.  Zcugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.   Stettin   an   Hn.   G.    Borchert,   Barnimstr.    16  E. 

2625  Dresden  sof.  tücht.  T.,  etwa  30  J.  alt,  gew.  Zeichn.j 
m.  Kostenanschl.  u.  stat.  Berechn.  bew.,  fern,  in  Tonwarenfabr., 
Ziegeleien  u.  Industrie-Brennöffenb.  180  bis  200  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Dresden  an  Hn.  H.  Mirtschin, 
Burgsdorfstr.  7. 

2727  Hanau,  f.  d.  Neub.  ein.  Kasernements  drei  erf.  T. 
z,  Entwurfsbearbeitg.  auf  3  bis  4  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Frankfurt  a.  M.  an  Hn.  Joh.  Wühr- 
mann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

2728  Greiz,  Baugesch.  sof.  T.,  m.  Erf.  in  Abrechnungs- 
arbeit, u.  im  Entwerf.  v.  Wohnhaus,  usw.  Bis  150  M.  Ang. 
m,  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2732  Schöneberg  b.  Berlin  sof.  j.  strebs.  Bt.,  mögl.  Abs. 
Berlin.  Schule.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2733  Gemeindebauamt  bei  Berlin  sof.  tücht.  Bt.,  25  bis 
30  J.  alt,  gut.  Statik.,  m.  Kenntn.  im  Eisenbeton  u.  Erf.  bei 
Beh.  Dauernd.  200  bis  220  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2734  Charlottenburg  sof.  j.  Bt.  120  bis  150  M.  Ang.  m, 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


2735  Waidmannslust  b.  Berlin  sof.  j.  T.,  gel.  Zimm.,  a. 
4  bis  8  Woch.  140  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2736  Graudenz  sof.  tücht.  Bt.,  z.  Bearbeitg.  d.  umfangreich, 
baupolizeilich.  Dienstgesch.  (Prüfg.  d.  Hoch-  u.  Tiefbaugesuche, 
Revision  d.  Privatbaut,  usw.),  gut.  techn.  Vorbildg.,  archit. 
u.  städtebaulich.  Verständn.  sow.  Sicherh.  in  d.  Prüfg.  stat. 
Berechn.,  auch  v.  modern.  Konstr.  erforderl.  Anfangsgeh.  3000  M 
steigend  von  drei  zu  drei  J.  bis  4200  M.  Feste  Anstellg.  in 
Auss.  Ang.  schnellst,  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Danzig 
an   Hn.   E.  Schulz,   Danzig-Langfuhr,   Hertastr.  17. 

2737  Swinemünde,  Maurermstr.  sof.  tücht.  T.  a.  ca.  6  Woch. 
Ang.  in.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Stettin  an 
Hn.  G.   Borchert,  Barnimstr.   16  E, 

2738  Dresden,  Fabr.  f.  Feuerungs-  u.  Heizungsanlag.  sof. 
Bt.,  m.  Erf.  im  Bau  von  Ziegeleien,  Tonwarenfabr.,  sowie 
Brennöfenb.  f.  d.  Keramik,  auch  f.  Bewerb.,  der  sich  evtl. 
einarbeit.  will.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.- 
Term.  Zweigstelle  Dresden  an  Hn.  H.  Mirtschin,  Dresden, 
Burgsdorfstr.  7. 

2739  Schrimm  i.  Pos.,  Kgl.  Beh.  sof.  Bt.,  d.  bereits  mögl. 
bei  Hochbauämt.  tätig  war,  z.  Hilfeicistg.  bei  Entwurfs-  u. 
Abrechnungsarbeit.,  a.  mehr.  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

2740  Prov.  Posen,  Kgl.  Hochbauamt  sof.  Bt.,  selbst.  Arbeit., 
Abs.  ein.  ancrk.  Bgw.-Schule,  d.  mögl.  schon  bei  Beh.  tätig 
war.  Bis  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  polizeilichem 
Führungsattest  Zweigstelle  Posen  wie  unter  2739. 

2741  Cassel  sof.  T.  als  Sekr.,  der  in  freier  Rede  u.  schriftL 
Ausdruck  alle  das  Handwerk  betr.  Frag,  beherrscht  u.  in  einf. 


Heft  36 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


V 


stat.  Berechn.  n.  unerf.  ist.  Gel.  Zimm.  bevorz.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Cassel  an  Hn. 
F.  Thielke,  Roonstr.  44. 

2742  Großherzogt.  Oldenburg,  städt.  Beh.  sof.  jüng.  Bt.  auf 
mehr.  Mon.  Bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neustadts,  Contrescarpe  70. 

2743  Gleiwitz  O.-S.,  Maurermstr.  sof.  tücht.  Bt.,  m.  all.; 
vorkommend.  Arbeit,  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  ,94. 

2744  Kaiserslautern  sof.  j.  Bt.  m.  4-  bis  5  jähr,  prakt.  Tätig 
keit  a.  4  bis  6  Mon.  130  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigstelle  Kaiserslautern  an  Hn.  Otto  Braun,  Barbarossastr.  37. 

2745  Kreisbaumstr.  in  d.  Nähe  v.  Frankfurt  a.  JVl.  sof.  jüng. 
T.,  gut.  Zeichn.,  f.  Eisenbahnbau,  Hochbau  u.  Aufstellg.  v.  Flucht- 
lienienplän.  120  M.  Ang^  m.  Zeugn.-Abschr.  an  Hn.  Farr, 
Gelnhausen,  Barbarossastr.  8  z.  Weiterbefördg. 

2746  Zeitz,  Maurermstr.  sof.  t.  ält.  T.,  zun.  aushilfsweise, 
evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94. 

2766  Prov.  Sachsen,  gr.  Masch. -Fabr.  z.  1.  10.  er.  t.  Archi- 
tektur-Zeichn.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Magdeburg 
an  Hn.  P.  Herrmann,  Kruppstr.  12. 

2767  Prenzlau,  Beh.  z.  Aufstellg.  ein.  ausführl.  Entwurfs 
u.  z.  Anfertig,  v.  Ausführungszeichn.  zum  Neub.  ein.  Pächter- 
wohnhauses sof.  gew.  T.,  auf  zun.  2  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2768  Maldeuten  i.  Ostpr.,  A.-G.  z.  1.  10.  tücht.  Bt.,  mögl. 
gel.  Zimm.,  saub.  Zeichn.  u.  zuverlässig,  im  Veranschl.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr. 
an  Hn.  L.  Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 

2769  Stadtbauamt  ein.  mittl.  Stadt  bei  Dortmund  sof.  T.,  der 
bereits  bei  ein.  Verw.  tätig  war.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Antr.-Term.  an  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2770  Westfalen,  gr.  M.-Fabr.  baldigst  Bt.,  d.  n.  Angab,  u. 
Vorlag,  fl.  zeichnet.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen   wie  unter  2769. 

2778  Körlin  a.  P.  sof.  j.  Bt»,  a.  2  bis  3  Mon.,  z.  Beaufsichtig, 
u.  Besorg,  d.  Geschäfte  klein.  Baulichkeit,  bei  d.  Ueberland- 
zentrale.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Stettin 
an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

2779  Lehe,  Arch. -Bureau  sof.  zuverlässig.  T.,  im  Entwerf., 
Statik  u.  Kostenanschl.  bew.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigstelle  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neustadts  Contres- 
carpe Nr.  70. 

2780  Berlin,  Baugenossensch,  sof.  tücht.  Bt.,  fl.  Zeichn., 
im  Entwerf.  v.  Skizz.,  Landhäus.  u.  Polizeiplän.  erf.  150  bis 
200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2781  Nowawes,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.,  gel.  Zimmerer, 
speziell  für  Baust.,  auf  einige  Mon.,  evtl.  läng.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2782  Kiel,  Baugesch.  sof.  erf.  T.  f.  Bureau  u.  Baust.  Zirka 
180  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Kiel  an 
Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

2783  Belitz  i.  Mark,  Beh.  sof.  erf.  T.,  m.  all.  schriftl.  und 
zeichnerisch.  Bureauarbeit,  vertr.  Stellungsd.  1  Jahr.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

Tiefbau. 

2729  Brandenburg  a.  H.,  Beh.  sof.  gew.  Bt.,  m.  eingehend. 
Kenntn.  im  Straßenb.  u.  in  d.  Verlegung  v.  Straßenbahngleisanlag. 
sow.  in  d.  Bauleitg.  v.  Eisenbetonbrück.  Bis  200  M.  Zun. 
a.  1  Jahr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94, 

Eisenbetonbau. 

2784  Kunststeinfabr.  in  d.  Nähe  v,  Essen  sof.  j.  T.,  sich, 
in  darstellend.  Geometrie,  m.  Erf.  in  Eisenbeton.  Bis  150  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr,  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland 
u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

Steinmetztechnik. 

2785  Köln  sof.  Steinmetzt.,  sich.  u.  selbst,  im  Steinaustrag. 
Dauernd.  Bis  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr,  Geh.-Anspr. 
u.  Antr.-Term.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86. 

Kanalisation. 

2747  Helgoland  sof.  ält.  T.  m.  läng.  Praxis  im  Be-  und  Ent- 
wässerungsbau, sowie  mit  Känalisationsbau  vollständig  vertr. 
Beschäftigungsd.  4  bis  6  Mon.  Bis  250  M,  evtl.  mehr.  Nur 
für  erste  Kraft.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2748  Marienwerder  i.  Westpr.,  Installationsgesch.  sof.  T., 
22  bis  24  J.  alt,  z.  Anfertig,  von  Hausentwässerungszeichn.  und 
Kostenanschlag.  Stllg.  v.  läng.  Dauer.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig- 
Langfuhr,  Hertastraße  17. 


2771  Berliner  Firma  sof.  j.  Bt.  als  Zeichn.,  für  Gas-, 
Wasser-  und  Heizungsanlag.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2777  Berliner  Firma  sof.  fl.  Zeichn.  m.  Erf.  in  Gas-  u. 
Wasseranlag.  Vorüberg.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

B.  für  IndustrieangestelJte. 
Maschinenbau. 

2287/88  Zwickau,  Masch. -Fabr.  sof.  Mt.,  bis  25  J.  alt,  f. 
Ziegelei-  u.  Zerkleinerungsmasch.    120  bis  150  M; 

desgl.  erster  Konstr.,  28  bis  35  J.  alt,  f.  Dampf-  u.  Berg- 
werksmaschinen. 250  bis  280  M.  Ang.  f.  beide  Vakanz,  sind 
n.  vorher.  Anfrage  b.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94,  nach  der  Adresse  der  Firma  direkt  an  dieselbe  zu  rieht. 

2367  Erzgebirge,  klein.  Ort  sof.  j.  T.  bezw.  Zeichn.  Bis 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2588  Dortmund,  Dampfkesselfabr.  z.  1.  10.  1911  erst.  Konstr. 
f.  d.  Abteiig.  Kesselb.  200  M  u.  mehr.  Ang.  sind  n.  vorherig. 
Anfr.  b.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86,  nach  der  Adresse  der  Firma  direkt  an 
dieselbe  zu  richten. 

2720  Dortmund  z.  1.  10.  1911  f.  d.  Abteiig.  Eisenhoch-  und 
Brückenb.  tücht.  T.,  m.  Werkstattzeichn.  u.  Materialauszügen 
bew.  180  M.  Ang.  sind  n.  vorherig.  Anfr.  b.  d.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86,  n.  d. 
Adresse  der  Firma  direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

2721  Regierungsbez.  Bromberg,  Signalbauanstalt  sof.  j.  Mt. 
120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bromberg  an  Hn. 
H,  Neudahl,  Mittelstraße  48. 

2722  Norddeutsch.  Röhren-  u.  Blechschweißwerk  sof.  jüng. 
T.,  militärfrei,  f.  Betriebsbuchhaltg.  u.  Nachkalkulation,  in  Röhren- 
fabr.  usw.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bremen 
an  Hn.  L.  Seipgens,  Lutherstr.  21. 

2723  Berlin,  Eisengießerei  f.  d.  Abteiig.  Industrieöfenb.  sof. 
tücht.  Ing.  z.  Leitg.,  m.  gründl.  Kenntn.  im  Bau  v.  Verbrennungs- 
öfen, Glühöfen  usw.  Bewerb.  muß  d.  Betrieb  derartig.  Oefen 
m.  Halbgas-  und  Rohölfeuerung  gründl.  kenn.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2724  Hannover,  Masch. -Fabr.  sof.  jüng.  Mt.  m.  einig. 
Kenntn.  i.  d.  Hartzerkleinerungsbranche  u.  im  allg.  Maschinenb. 
130  M  und  mehr.  Ang.  sind  nach  vorherig.  Anfr.  bei  Hn. 
W.  Rummel,  Hildesheim,  Langerhagen  2,  n.  d.  Adresse  d.  Firma 
direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

2725  Rheinland,  Masch.-Fabr.  z.  1.  10.  1911  Konstr.  f.  Eisen- 
konstr.    Ca.  200  M; 

desgl.  Konstr.  für  Wasserbehält.  Ca.  200  M.  Ang.  sind 
n.  vorher.  Anfrage  b.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86,  n.  d.  Adresse  der  Firma  direkt  an 
dieselbe  zu  richten. 

2749  Oberschöneweide  b.  Berlin  sof.  mehr.  jüng.  Meßtechn. 
ni.  etwas  Praxis  f.  Kabelmessung,  u.  Prüffeld.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  Haupstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2750  Magdeburg,  mittl.  Masch.-Fabr.  z.  1.  10.  1911  Konstr. 
f.  allg.  Masch, -Bau  u.  Zuckerf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Magdeburg  an  Hn.  P.  Herrmann,  Magdeburg-S., 
Kruppstraße  12. 

2751  Magdeburg,  gr.  Masch.-Fabr.  z.  1.  10.  1911  tücht. 
Konstr.  f.  Armaturenbau.  Bis  2400  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Magdeburg  wie  unt.  2750. 

2752  mittl.  Masch.-Fabr.  Nähe  Magdeburgs  baldg.  Konstr., 
mögl.  aus  d.  Schreibmaschinenbranche.  Dauernd.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  Zweigst.  Magdeburg 
wie  unter  2750. 

2753  Prov.  Sachsen,  gr.  Masch.-Fabr.  baldigst  Konstr.  f. 
Hartzerkleinerung.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Magdeburg 
wie  unter  2750. 

2754  Görlitz,  Masch.-Fabr.  z.  1.  10.  1911  ein.  Ing.  und  ein. 
Mt.  als  Konstr.  f.  d.  Dampfmasch. -Bureau.  120  bis  160  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2755  Stettin,  Oelmühle  z.  1.  10.  1911  Betriebsass.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  (ca.  180  M)  Zweigst.  Stettin 
an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

2756  Chemnitz,  zum  15.  9.  1911  bezw.  1.  10.  1911  Zeichn. 
od.  T.  f.  Dampfmaschinenb.    120  bis  130  M; 

desgl.  jüng.  Ing.     130  bis  150  M; 
desgl.  2  tücht.  Ing.    150  bis  200  M; 

desgl.  1  Ing.  od.  T.  f.  Kühl-  und  Eismaschinenb.  120 
bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2757  Berlin,  Fabr.  f.  Gasanstaltsbedarf  sof.  jüng.  T.,  tüchtig 
u.  gew.,  selbst.  Arbeit.,  bew.  in  Dreherei,  Schlosserei,  Lohnwesf. 
u.  Werkstattzeichng.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94, 


VI 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  36 


2758  Darmstadt,  Masch, -Fabr.  sof.  od,  spät.  jüng.  T.,  evang., 
gel.  Schloss.  od.  Maschinenbauer.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Frankfurt  a.  M.  an  Hn.  Joh.  Wührmann,  Franfurt 
am  Main-Bk.,  Adalbertstraße  73. 

2759  Neisse,  Eisengieß.  sof.  Werkzeugmaschinenkonstr., 
ca.  30  J.  alt,  z.  Ueberwachung  d.  techn.  Bureaus  u.  Kontrolle 
der  angefertigt.  Zeichn.  Dauernd.  Ca.  275  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2773  Königr.  Sachs.,  Transportgerätefabr.  sof.  T.,  fl.,  saub. 
Zeichn.,  m.  guten  Kenntn.  in  Festigkeitslehre,  zuverlässig. 
Kalkulator,  Tätigk.  in  landwirtschaftl.  Masch. -Fabr.  od.  Eisen- 
gießerei erwünscht.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2774  Rheinland,  Eisenwerk  sof.  j.  T.  m.  Bureaupraxis  im 
Walzwerksbetr.  a.  ein  bis  zwei  J.  150  M,  bei  gut.  Leistg. 
schnell  steigend.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2776  Kottbus  zum  1.  10.  1911  tücht.  Mt.,  mögl.  m.  Erf. 
in  Textilmasch.-  od.  Armaturenb.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2786  Freiburg  i.  Schlcs.,  Masch. -Fabr.  sof.  T.,  mind.  25  J. 
alt,  m.  Erf.  im  Kalkulationswes.,  im  Bau  u.  in  Reparaturen  von 
landwirtschaftl.  Masch.,  sowie  im  Auftrag.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Breslau  an  Hn.  E.  Reußncr, 
Breslau  8,  Wpbskystr.  11. 

2787  rhein.  Dampfkessel-  u.  Masch. -Fabr.  sof.  bezw.  zum 
1.  10.  1911  mehr,  durch,  tücht.  T.  150  bis  200  M.  Ang.  sind 
n.  vorher.  Anfr.  b.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.'  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86,  n.  d.  Adresse  der  Firma  direkt  an 
dieselbe  zu  richten. 

2788  Wismar  i.  M.,  Masch. -Fabr.,  Metallgieß.,  Kupfer- 
schmiede u.  Heizungsanlag.  sof.  tücht.  jüng.  T.  Ca.  130  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  schnellstens  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2791  Braunschweig  z.  1.  10.  1911  jüng.  Mt.  f.  d.  Betriebs- 
bureau m.  mehrjährig.  Bureaupraxis.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.   Braunschweig  an   Hn.   Janschek,   Pestalozzistr.  19. 

Eisenkonstruktion. 

2762  Fabr.  f.  Eisenhochb.  b.  Berlin  sof.  zwei  Eisenkonstr. 
m.  mehrjährig.  Bureaupraxis,  im  Eisenhoch-  u.  Brückenb.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Haufitstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2763  Südende  b.  Berlin  zwei  tücht.  Eisenkonstr.  in  mittl. 
Jahr.,  m.  Erf.  in  Eisenkonstr.  u.  Kenntn.  in  Statik.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2775  Rheinland,  Eisenkonstr.-Firma  sof.  Projektzeichn. 
120  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 


2789  Zweibrücken  i.  Pfalz  sof.  2  Konstr.  f.  allg.  Blech- 
u.  Eisenkonstr.  zu  Hochofengasreinigungen  (Rohrleitg.  in  Blech 
m.  all.  Zubehör  für  Hochofenanlag.).  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Kaiserslautern  an  Hn.  O.  Braun,  Barbarossastr.  37. 

2790  Braunschweig,  A.-G.  z.  1.  10.  1911  Ing.,  d.  n.  Angab. 
Montagegerüste  f.  Eisenkonstr.,  Hoch-  u.  Gasbehält,  ausarbeit, 
kann.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Braunschweig  an  Hn. 
Janschek,  Pestalozzistraße  19. 

Heizungstechnik. 

2760  Berliner  Firma  sof.  Heizungst.  130  bis  150  M.  Ang. 

m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

2761  Halle  a.  S.,  Fabr.  Heizungsanlag.  sof.  tücht.  T.  m. 
gut.  Hand-  u.  Rundschrift  f.  Anfangsstllg.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Halle  a.  S.  aji  Hn.  W.  Schleen- 
voigt, Ladenbergstraße  57. 

2792  Reutlingen  z.  1.  10.  1911  erf.  Ing.  f.  Zentralheizg.,  d. 
m.  all.  vorkommend.  Arbeit,  vollständig  vertr.  ist  und  selbst, 
handeln  kann.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Stuttgart  an  Hn,  H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstr.  14. 

Elektrotechnik. 

2764  Charlottenburg,  Dipl. -Ing.  sof.  jüng.  T.,  d.  speziell 
neuerfundene  elektrische  Apparate  Interessenten  vorzuführ.  hätte. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2765  Freiburg  i.  B.,  elektrotechn.  Bureau  sof.  jüng.  T. 
f.  Montageleitg.  bei  elektrisch.  Installation.  Dauernd.  Ca.  120  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Karlsruhe  an  Hn.  Rob. 
Jais,  Sofienstraße  89. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 
Besetzt  durch  Mitglieder:  2554  (Werden).  2580 
(Berlin).  2726  (Berlin).  2534  (Landeshut).  2534  (Breslau). 
2529  (Breslau).  2525  (Berlin).  2376  (Berlin).  2510  (Werms- 
dorf).  2001  (Würzburg).  2446  (Düsseldorf).  2408  (Wieters- 
heim). 2421  (Hannover).  2655  (Delitzsch).  2616  (Halle).  2456 
(Birnbaum).  2525  (Berlin).  2501  (Berlin).  2210  (Dortmund, 
d.  2  Mitgl.).  2674  (Berlin).  2383  (Brandenburg).  2411  (Königs- 
brück). 2250  (Frankfurt  a.  M.).  2574  (Gera).  2213  (Bonn). 
2772  (Danzig).     2431    (Wilmersdorf).     2555  (Remscheid). 

Erledigt:  2626  (Oberglogau).  2517  (Münster).  2677 
(Berlin).  2455  (Posen).  2358  (Plötzensee).  2730  (Wilmersdorf). 
2278  (Dortmund). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

0380.    51115.    54221.    52486.    57539.    54799.    49945.  31684. 

41030.    57962.    55609.    47231.    33205.    57782.    48376.  59719 

57340.    60307.    41786.    40887.    60217.    58046.    61266.  54378. 

12455.  55609.  48334.  58524.  52654.  61982.  45461.  50706. 
61984.    62319.  60308. 


Jüng.  Bautechniker 

flotter  Zeichner,  auf  etwa  3  Mon. 
für  möglichst  sofortigen  Antritt 
gesucht.   Gesuche  mit  Gehaltsan- 
sprüchen werden  an  den  Stadtrat 
Borna  b.  Leipzig  erbeten. 
Borna,  am  23.  August  1911. 
Der  Stadtrat. 
Löscher,  Bürgermeister. 


Große  Maschinenfabrik  Nord- 
deutschl.  sucht  zu  sofort.  Eintritt 

jüngeren  Techniker 

für  die  Konstrukt.  v.  Blechgefäßen 
u.  d.  Zeichn.  v.  Robrleitungspläncn. 
Bewerbungen  m.  Alters-  u.  Gehalts- 
angabe,  Bildungsgang  u.  W.  8102 
an  Daube  &  Co.,'BerIiii  SW.  19. 


§lraSoiil]a!iR  io  Norddeulsch'and 

sucht  zum  1.  Oktober  nicht  zu 
jungen  Zeichner  oder  Techniker 
für  dauernde  Stellung.  Offerten 
mit  Angabe  der  Gehaltsansprüchc 
unter  B.  8087  an  Daube  &  Co., 
Berlin  SW.  19. 


Kleine  Anzeigen  liaiien  gute  Erfolge 


Stellen-Gesuche 


».liiaulecliDlIer 

24  Jahre  alt,  Zimmerer,  Kgl.  Bau- 
gewerkschule m.  „gut"  absolv..  z. 
Zt.  b.  Militär  als  Einj.-Gefr.,  sucht, 
gestützt  auf  gute  Zeugn.,  Stellung 
zum  1.  Okt.  oder  später.  Angebote 
erbeten  unter  D.  184  an  Daube  &  Co., 
Halle  a.  S. 


Vonliiilnn  (M.),  4.  Sem. 

Königl.preuß. 
Baugewerkscli.,  s.  St.  i.e.  Baugesch. 
f.  d.  Zeit  v.  1 . 9.  -  1 5. 1 0.  Qefl.  Off.  an 
H.  Naeve,  Fleckeby,  Eckernförde.'""^ 


Verschiedenes 


Schornsteinbauten, 

Kesseleinmrg.  etc.  Vertreter  werd. 
an  allen  Orten  unter  günst.  Be- 
dingungen ges.  Off.  u.  U.  9329 
an  Daube  &  Co.,  Berlin  SW.  19. 


Techniker, 

der  mehrere  Jahre  ein  Zimmer- 
geschäft betrieben  hat,  sucht  sich 
wieder  selbständig  zu  machen. 
Welcher  von  den  Herren  Kollegen 
wäre  bereit  und  imstande  nach- 
zuweisen, wo  sich  eine  Gründung 
eines  kl.  Ziinniergescliäftes 
rentieren  würde.  Auch  wäre  ich 
bereit,  einen  kleineren  Betrieb 
zwecks  späteren  An  kaufs  zupachten . 
Diesbezügl.  Offerten  wolle  man 
unter  W.  9996  an  Daube  &  Co., 
Berlin  SW.  19  zwecks  Weiter- 
beförderung richten.  ^o-j 


ist  Gelegenheit  geboten, 

llollgelieii:!es  Baügescliäil 

in  Posen  unter  überaus  giinstigcn 
Bedingungen  zu  übernehmen. 

Anfragen  bitte  zu  richten  unter 
0.  P.  hauptpostl.  Posen. 


0r 


eh 


ohne  großen  Zeitverlust 
über  Literatur,  Kunst  und 
öffentliche  Angelegenheiten 
unterrichtet  zu  bleiben,  er- 
füllt sich  am  besten  durch 
die  ständige  Lektüre  der 
„Hilfe".  Herausgeb.  Reichs- 
tagsabgeordneterDr.Friedr^ 
Naumann.  Diese  Wochen- 
schrift kostet  vierteljährlich 
beim  Buchhändler  und  bei  ■ 
der  Post  nur  2,12  M  und 
bringt  in  jeder  Nummer 
Artikel  hervorrag.  Schrift- 
steller. Verlangen  Sie  bitte 
ein  kostenloses  Monats- 
abonnement. 

„Die  Hilfe"  fchö^eberg 


Beilagen 


finden  durch  die  ,.Dentsrlie  Tech- 
iiikcr-Zeitnng;''  die  weiteste  und 
billigste  Verbreitung. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  37        sdinftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  9.  September  191  i 

Inhalt:  Entwicklungstend -nzen  und  ihre  Forderungen  -  Wettbewerbsarbeit  zu  einem  Volksbrause-  und  Schwimmbad  in  Tilsit  -  Das  Maschinenprobleni  im  induUrielleti 
Großbetrieb  -  Ueber  die  Nachteile  fehlerhaften  Ziegelmauerwerks  -  Vom  alten  und  neuen  Mittelstand  -  Unsere  Verbandsstalistik  -  Wirtschaft  und  Leben  — 
Standesbewegung  -  Schulfragen  —  Büchersch.-.u  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Entwicklungstendenzen  und  ihre  Forderungen*) 


Tief  verankert  in  den  Existenznotvvendigkeiten  der 
modernen  Gesellschaft,  wie  die  soziale  Politik  und  soziale 
Gesetzgebung  sind,  würde  es  ein  mangelhaftes  Verständ- 
nis ihrer  Bedeutung  beweisen,  wenn  man  diese  aus 
Kämpfen  geborenen,  in  Kämpfen  sich  entfaltenden  Expo- 
nenten der  gesellschaftlichen  Mächte  nach  augenblicklichen 
Situationen  beurteilen  wollte.  Momentaner  Stillstand,  selbst 
rückläufige  Bewegung  können  sehr  wohl  Symptome  später 
mit  gesammelter  Energie  vorwärtsstürmender  Kräfte  sein. 
Erkenntnis  der  die  Entwicklung  der  Gesellschaft  bestim- 
menden Elemente,  der  in  ihr  wirkenden  materiellen  und 
geistigen  Faktoren,  nicht  zuletzt  der  ökonomischen  und 
gesellschaftlichen  Veränderungen  ermöglichen  erst  ein 
klares  Urteil  über  die  konkrete  Lage  und  die  gegebenen 
Voraussetzungen  für  die  Fortschritte  einer  von  sozialen 
Gesichtspunkten  geleiteten  Politik  und  Gesetzgebung. 
Solche  Einsicht  kann  im  vollen  Maß  nur  die  Wissenschaft 
bieten  auf  Grund  ihrer  Methoden  und  der  ihr  zu  Gebote 
stehenden  Hilfsmittel,  unter  denen  die  Statistik  eines  der 
wichtigsten  ist. 

Deutschland  besitzt  in  den  seit  1871  veranstalteten 
Volkszählungen  und  den  Berufs-  und  Betriebszählungen 
vom  5.  Juni  1882,  14.  Juni  1895  und  12.  Juni  1907  das 
erforderliche  Material  für  die  Beurteilung  der  gesellschaft- 
lichen Entwicklungstendenzen.  Diese  Berufszählungen  sind 
bei  aller  UnvoUkommenheit  um  so  geeigneter  zur  Be- 
antwortung entscheidender  Fragen  der  sozialen  Politik  und 
Gesetzgebung,  als  bekanntlich  die  erste  Berufs-  und  Be- 
triebszählung in  direktem  Hinblick  auf  die  in  der  kaiser- 
lichen Botschaft  vom  17.  November  1881  angekündigten 
sozialen  Reformen  veranstaltet  worden  ist.  Dank  dieser 
Statistik  ist  es  möglich,  die  berufliche  und  soziale  Gliede- 
rung des  deutschen  Volkes  wie  die  Organisation  des  Pro- 
duktionsprozesses in  wesentlichen  Zügen  zu  erkennen,  und 
nicht  nur  den  Stand  der  Dinge  im  Zeitpunkt  der  Zäh- 
lungen, sondern  durch  Vergleichung  der  Ergebnisse  auch 
ihre  Umgestaltungen  im  Verlaufe  des  Vierteljahrhunderts 
von  1882  bis  1907  richtig  zu  deuten. 

Der  flüchtigste  Bli?k  auf  die  Resultate  der  amtlichen 
Zählungen  lehrt,  daß  wir  uns  in  einer  beispiellosen  Um- 
wälzung befinden,  die  sowohl  der  Tiefe  wie  der  Schnellig- 
keit nach  kaum  ihresgleichen  hat.  Das  auffallendste  und 
auch  wirtschaftlich  einflußreichste  Ereignis  ist  die  Be- 
völkerungsvermehrung, deren  Wachstum  seit  dem  Jahre 
1816  von  24  833  396  auf  64  903  423  im  Jahre  1910,  also 
in  weniger  als  einem  Jahrhundert  auf  mehr  als  das  Zwei- 


*)  Mit  gütiger  Erlaubnis  des  Herausgebers  der  „Annalen  für 
soziale  Politik  und  Gesetzgebung"  abgedruckt  aus  seiner  Vorrede 
über  „Die  Aufgabe  der  Annalen".  Vergl.  auch  die  Bücher- 
besprechung in  diesem  Hefte, 


undeinhalbfache  gestiegen  ist.  In  den  25  Jahren,  auf  die 
die  Berufszählungen  sich  erstrecken,  wuchs  die  Bevölke- 
rung von  45  222  113  i.  J.  1882  auf  51  770284  i.  J.  1895 
und  61  720  529  i.  J.  1907,  d.  h.  um  16  498  416  oder  36,48oo, 
also  um  mehr  als  ein  Drittel  der  gesamten  Bevölkerung. 
Diese  ungeheure  Vermehrung  weist  Begleiterscheinungen 
auf,  von  denen  namentlich  zwei  den  weitestgreifenden  Ein- 
fluß üben:  die  Abwanderung  vom  platten  Lande  und  die 
Ueberflutung  der  Städte.  Während  die  Landbevölkerung 
seit  dem  Jahre  1871  Jahrfünft  auf  Jahrfünft  von  63,9oo 
der  gesamten  Bevölkerung  bis  auf  42,6 "o  i.  J.  1905  un- 
ablässig gesunken  ist,  zeigt  die  Stadtbevölkerung  während 
der  gleichen  Periode  lückenloses  Wachstum  von  36,10,0 
auf  57,4» ü.  Das  will  besagen,  daß  bereits  im  Jahre  1905 
weit  über  die  Hälfte  der  Gesamtbevölkerung  in  städtischen 
Gemeinden  lebten.  Und  seit  1905  ist  dieser  Prozeß  weiter- 
gediehen. Die  definitiven  Ergebnisse  der  letzten  Volks- 
zählung liegen  zwar  noch  nicht  vollständig  vor,  aber  die  eine 
Tatsache,  daß  die  Städte  mit  über  100  000  Einwohnern  vom 
Jahre  1905'  bis  1910  von  41  auf  47  sich  vermehrten  und 
eine  Bevölkerung  von  13  709  863,  d.  s.  21,12oo  der  Ge- 
samtbevölkerung umfassen,  spricht  dafür,  daß  die  Ent- 
wicklung in  derselben  Richtung  fortschreitet. 

Die  mitgeteilten  Tatsachen  lassen  über  die  in  der  Natur 
der  Dinge  liegende  Veränderung  der  beruflichen  Gliederung 
des  deutschen  Volkes  keinen  Zweifel;  aus  einem  vor- 
wiegend agrarischen  ist  Deutschland  ein  Industriestaat  ge- 
worden, und  unaufhaltsam  wird  es  das  von  Jahr  zu  Jahr 
mehr.  Während  die  landwirtschaftliche  Bevölkerung  im 
Jahre  1882  noch  19,2  Millionen  betrug,  sank  sie  1895 
auf  18,5  Millionen  und  im  Jahre  1907  auf  17,7  Millionen. 
Dagegen  wuchs  die  durch  Industrie,  Handel  und  Ver- 
kehrswesen ernährte  Bevölkerung  von  20,5  Millionen  im 
Jahre  1882  auf  34,6  Millionen  i.  J.  1907.  Im  Jahre  1882 
lebten  von  1000  Deutschen  425  von  der  Landwirtschaft, 
i.  J.  1907  nur  noch  286,  wobei  die  Tatsache  zu  beachten 
ist,  daß  der  Zeitpunkt  der  Berufszählung  ebenso  wie  die 
Methode  der  Erhebung  das  Bild  zugunsten  der  Landwirt- 
schaft verschoben  hat. 

Gewährt  schon  die  Veränderung  in  der  beruf- 
lichen Gliederung  des  Volkes  eine  Vorstellung  von  der 
geradezu  revolutionären  Umwälzung  der  Grundlagen  der 
Gesellschaft,  so  spricht  die  soziale  Schichtung  das  noch 
prägnanter  aus.  Die  Selbständigen  haben  in  der  Landwirt- 
schaft und  besonders  in  der  Industrie,  wo  die  Betriebs- 
konzentration außerordentlich  zunimmt,  einen  Rückgang 
erfahren;  demgegenüber  ist  die  Vermehrung  der  Selb- 
ständigen in  Handel  und  Verkehr,  wo  die  Gescheiterter 
aller  Berufe  Zuflucht  im  Kleinbetrieb  suchen,  nicht  als 
ein  sozial  günstiges  Zeichen  anzusehen.    Um  so  gewich- 


578 


DEUTSCHE  TECHNIKEF^ZEITUNG  1911 


Heft  37 


tiger  ist  das  enorme  Wachsen  der  Arbeiterschaft  und  inner- 
halb ihrer  der  weiblichen  Ervverbstätigkeit,  sowie  der  neuen 
Schicht  der  Angestellten.  Der  allergrößte  Teil  des  seit 
1882  16  Millionen  betragenden  Bevölkerungszuwachses  ent- 
fällt auf  sie.  Mit  anderen  Worten:  die  Klassengliederung 
der  Gesellschaft  verschiebt  sich  in  weit  überwiegendem 
Maß  nach  der  Seite  des  Proletariats  oder  ihm  verwandter 
Schichten.  Die  Selbständigen  und  die  leitenden  Beamten 
in  der  Industrie  bilden  nach  der  Berufszählung  von  1907 
zusammen  nur  noch  17,57oo  aller  Erwerbstätigen.  Indessen 
ist  die  Zahl  der  wirklich  Selbständigen  tatsächlich  erheblich 
geringer,  denn  in  den  17,57<V()  sind  nicht  nur  sehr  viele 
Abhängige,  sondern  überdies  auch  eine  große  Zahl  bloß 
scheinbar  Selbständiger  mitgezählt.  Hier  liegt  ein  Mangel 
unserer  Eerufsstatistik  vor,  die  die  soziale  Differenzierung 
nicht  gründlich  genug  durchführt  und  dadurch  irrtümliche 
Vorstellungen  herx'orruft. 

Die  industriellen  Arbeiter  machen  dagegen  76,3400, 
also  mehr  als  drei  Viertel  der  gesamten  industriellen  Be- 
völkerung aus.  Im  Handel  bilden  die  Arbeiter  56,35 oo 
und  in  der  Landwirtschaft  73,70oo.  Die  auffallendste  Er- 
scheinung neben  dem  riesigen  Anwachsen  dei-  Klasse  der 
männlichen  und  weiblichen  Lohnarbeiter  ist  aber  die  ver- 
blüffende Vermehrung  der  Angestellten,  deren  Zahl  im 
Jahre  1882  308  000,  i.  J.  1895  622  000,  i.  J.  1907  1  291  000 
betrug  und  gegenwärtig  wohl  mit  Recht  auf  anderthalb 
Millionen  geschätzt  wird. 

Haben  diese  Momente  die  wirtschaftliche  und  soziale 
Struktur  Deutschlands  von  Qrund  aus  verändert,  so  wirkt 
in  derselben  Richtung  das  rasende  Tempo  der  Entwicklung 
des  maschinellen  Großbetriebs  und  der  Riesenbetriebe, 
eine  Tendenz,  die  durch  die  Vergesellschaftung  vieler 
Unternehmungen  erheblich  gefördert  wird.  Von  den  ge- 
werblichen Betrieben,  in  denen  Gehilfen  beschäftigt  sind, 
waren  zwar  i.  J.  1907  nur  6,6o„  vergesellschaftet,  aber 
diese  relativ  kleine  Zahl  vereinigte  in  sich  38,0oo  aller  in 
diesen  Betrieben  beschäftigten  Personen.  Von  1882  bis 
1907  hat  sich  das  Personal  der  Riesenbetriebe  mehr  als 
verdreifacht,  und  wenn  sie  jetzt  bereits  im  Verein  mit 
den  öffentlichen  Unternehmungen  der  Staaten  und  Ge- 
meinden den  überwiegenden  Teil  der  gewerblichen  Pro- 
duktion beherrschen,  so  werden  sie  in  Zukunft  immer 
mehr  dem  gesamten  wirtschaftlichen  Leben  ihr  Gepräge 
aufdrücken. 

Nicht  weniger  charakteristisch  wie  die  wirtschaftliche 
Organisation,  die  sich  in  einer  wahrhaft  bewunderungs- 
würdigen Weise  in  Deutschland  und  in  ähnlichen  Verhält- 
nissen in  anderen  Ländern  vollzieht,  ist  die  soziale  Organi- 
sation, die  in  einem  ursächlichen  Parallelismus  zur  gleichen 
Zeit  alle  Klassen  der  Gesellschaft  in  früher  ungeahntem 
Maß  ergreift.  Die  Arbeiter  und  Unternehmer,  Produ- 
zenten und  Konsumenten,  die  öffentlichen  Beamten  und  pri- 
vaten Angestellten,  die  liberalen  Berufe  der  verschiedensten 
Art  und  alle  möglichen  anderen  Schichten  schließen  sich 
in  immer  größerem  Verhältnis  zur  Vertretung  ihrer  wirt- 
schaftlichen und  sozialen  Interessen  zusammen,  um  eine 
Politik  zugunsten  der  eigenen  Klasse  oder  des  eigenen 
Standes  zu  verfechten  und  Gesetzgebung  und  Verwaltung 
in  den  Dienst  ihrer  Interessen  zu  zwingen.  Diese  sozialen 
Erscheinungen,  die  in  ihren  Anfängen  weiter  zurückliegen, 
aber  in  ihrer  Allgemeinheit  und  ihrem  Umfang  erst  den 
letzten  Dezennien  angehören,  sind  das  Gegenstück  zur 
Umwälzung  der  Volkswirtschaft.  Der  großartige  Zug  zur 
Organisierung,  der  durch  unser  wirtschaftliches  Leben  geht, 
und  über  alle  noch  so  schmerzlichen,  damit  verknüpften 
Folgen  hinweg  hoffnungsreiche  Perspektiven  öffnet,  setzt 
sich  auch  im  sozialen  Leben  in  verwandter  Gestalt  durch. 


Was  man  bisher  Sozialpolitik  und  soziale  Gesetzgebung 
nannte  und  in  dem  engen  Kreis  einer  auch  für  ihren  be- 
grenzten Zweck  unzulänglichen  Arbeiterschutzgesetzgebung 
und  Arbeiterversicherung  zusammenfaßte,  gewinnt  unter 
dem  Einfluß  der  Umgestaltung  der  Wirtschaft  und  infolge 
des  sozialen  Erwachens  der  verschiedenartigsten  Schichten 
der  Gesellschaft  ein  neues  und  erweitertes  Fundament.  Es 
scheint,  daß  jetzt  erst  die  materiellen  und  psychologischen 
Voraussetzungen  vorhanden  sind,  um  einer  umfassenden, 
alle  Ressorts  der  staatlichen  und  kommunalen  Verwaltung 
durchdringenden  Sozialpolitik  zu  lebendigem  Dasein  zu 
verhelfen. 

Die  wissenschaftliche  Behandlung  der  sozialen 
Politik  und  sozialen  Gesetzgebung  findet  im  Hinblick  auf 
alle  diese  Vorgänge  gegenwärtig  sicherlich  ein  frucht- 
bareres Feld  als  zu  irgendeiner  früheren  Zeit.  Die  Um- 
gestaltungen in  den  Existenzgrundlagen  der  Gesellschaft, 
die  sich  in  der  Spanne  weniger  Dezennien  vollzogen,  und 
so  tiefgreifende  und  erstaunliche  sind,  daß  vor  etwas  mehr 
als  einem  Menschenalter  auch  der  genialste  Sozialökonom 
maßgebende  Faktoren  nicht  vorherzusehen  oder  richtig 
abzuschätzen  vermochte;  die  Beeinflussung  der  einzelnen 
Klassen  durch  diese  wirtschaftliche  Revolution;  die  Gegen- 
tendenzen gegen  ihre  Wirkungen  in  der  Gesellschaft  selbst; 
die  Untersuchung  der  Frage,  wie  in  Deutschland  und  in 
anderen  von  dieser  Umwälzung  mitbetroffenen  Ländern 
der  Staat  seine  Pflicht,  Gesetzgebung  und  Verwaltung 
den  geänderten  Zuständen  anzupassen,  erfüllt  hat,  bietet 
einen  reichen  und  kaum  zu  erschöpfenden  Gegenstand 
der  wissenschaftlichen  Forschung.  Sie  ist  desto  reizvoller, 
weil  die  auf  diesem  Wege  lediglich  im  Dienst  der  Wahr- 
heit gewonnenen  Erkenntnisse  zugleich  ein  unentbehrlicher 
Behelf  für  alle  diejenigen  werden  müssen,  die  in  den  poli- 
tischen und  sozialen  Kämpfen  die  Interessen  ihrer  Klasse 
vertreten.  Denn  deren  Bestrebungen  werden  nur  dann 
zum  Erfolge  führen,  wenn  sie  ausgehen  von  der  Einsicht 
in  das  geschichtlich  Notwendige,  das  die  unbefangene 
wissenschaftliche  Forschung  festzustellen  hat. 

Die  soziale  Statistik  ist  fast  überall  unzulänglich,  aber 
kaum  in  einem  Staat  mehr  im  Argen  als  in  Deutschland, 
wobei  von  der  nur  alle  10  bis  12  Jahre  stattfindenden 
Berufsstatistik  abgesehen  wird.  Im  Jahre  1892  ist,  um 
die  Lücke  auszufüllen,  die  Kommission  für  Arbeitsstatistik 
eingesetzt  worden.  Sie  war  von  vornherein  aufs  äußerste 
eingeengt  und  unglücklich  organisiert;  immerhin  hat  sie, 
aller  Erschwerungen  ungeachtet,  einige  nützliche  Arbeiten 
ausgeführt.  Aber  diese  Arbeiten  ruhen  zum  größten  Teil  als 
unbenutztes  Material  in  den  Akten  des  Reichsamts  des  Innern 
und  die  Kommission  selbst  ist  eingeschlafen  und  nicht 
wieder  zu  neuer  Tätigkeit  erweckt  worden.  Das  entspricht 
durchaus  dem  ar'beitsstatistischen  Eifer,  der  das  Reichs- 
amt des  Innern  seit  der  Entlassung  des  Grafen  Posadowsky 
kennzeichnet,  und  der  sich  u.  a.  darin  bekundet,  daß  die 
150  Arbeitskräfte,  mit  denen  die  Abteilung  für  Arbeiter- 
statistik im  Kaiserlichen  Statistischen  Amt  bei  ihrer  Be- 
gründung ausgestattet  worden  war,  auf  50  reduziert  sind. 
Ein  sprechendes  Bild  von  den  Fortschritten  der  deutschen 
Sozialpolitik  in  den  letzten  Jahren. 

Der  Umstand,  daß  in  Deutschland  der  Fortschritt 
einer  ernsthaften  sozialen  Politik  und  Gesetzgebung  seit 
Jahren  ins  Stocken  geraten  imd  hinter  anderen  Ländern 
zurückgeblieben  ist,  —  beispielsweise  übertrifft  England 
heute  schon  das  Deutsche  Reich  erheblich  im  gesetzlichen 
Schutz  der  Jugendlichen,  der  Frauen  in  der  Textilindustrie, 
der  Männer  im  Bergbau,  in  der  Heimarbeitsgesetzgobung, 
in  den  auf  hygienischen  Schutz  bezüglichen  Vorschriften 
und  dürfte  es  bald  auch  auf  dem  Gebiet  der  Arbeiter- 


Heft  37 


DEUTSCHE.  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


579 


Versicherung  übertreffen  — ,  dieser  Umstand  spornt  nur 
desto  mehr,  Hand  ans  Werk  zu  legen.  Wissen  wir  doch, 
daß  in  keinem  anderen  europäischen  Land  die  innere  Um- 
gestaltung   der    ökonomischen    und    sozialen  Zustände 


intensiv  und  extensiv  weiter  gediehen  ist  als  in  Deutsch- 
land, und  daß  es  aus  innerster  Lebensnotwendigkeit  her- 
aus zu  energischer  Tätigkeit  auf  dem  von  ihm  allzulange 
\  ernachlässigten  Gebiet  gedrängt  wird. 


Wettbewerbsarbeit  zu  einem  Volksbrause-  und  Schwimmbad  in  Tilsit 

Von  Architekt  ERNST   BRENSCHEIDT  in  Bremen. 


Das  Programm,  dem  diese  Arbeit  zugrunde  lag,  for- 
derte eine  ökonomische  Ausnutzung  des  Bauplatzes,  weil 
auf  diesem  noch  andere  der  Volksgesundheit  dienende 
Einrichtungen  geschaffen  werden  sollen.  Da  es  sich  um 
ein  Volksbad  handelte,  sollte  die  luxuriöse  Ausstattung 
hinter  vollkommen  erprobten  technischen  Einrichtungen 
zurücktreten.  Programmgemäß  sollte  von  reich  ausgestat- 
teten Vorräumen  und  Treppenhäusern  Abstand  genom- 
men werden.  Diesen  Anforderungen  hat  der  Verfasser 
in  seiner  Arbeit  entsprochen,  was  unsere  kleinen  Grund- 
risse noch  deutlich  erkennen  lassen.  Von  den  übrigen 
Forderungen  erwähnen  wir,  daß  das  Bassin  der  Schwimm- 
halle 250  qm  Wasserfläche  auf  500  cbm  Wasserinhalt 
aufweisen  sollte.  Ferner  wurden  20  Brausebäder  und 
1  Schülerbrausebad  neben  24  Wannenbädern  verlangt. 
Ausreichende  Räumlichkeiten  sollten  dem  Betriebe  der 
Dampf-  und  Heißluftbäder  dienen.  Außer  Licht-  und 
Dampfkästenbädern  war  eine  in  diesem  Zusammenhang 
selten  auftretende  Forderung  gestellt,  nämlich,  ein  süd- 
lich gelegenes  Sonnenbad  mit  der  Anstalt  zu  verbinden. 

Man  ersieht  aus  den  Forderungen,  daß  die  Aufgabe 
nicht  leicht  war,  und  wenn  man  hinzunimmt,  daß  nur 
eine  Summe  von  260  000  M  zur  Verfügung  stand,  so 
muß  man  wohl  sagen,  daß  dem  Verfasser  die  Lösung 
gut  gelungen  ist.  Wenn  wir  uns  die  äußere  Gestaltung 
des  Baues  hinzudenken,  so  stellen  wir  fest,  daß  mit  Glück 


Kellergeschoß 


Obergeschoß 


Erdgeschoß 


580 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  37 


Entwut f  lür  ein  Volksbrause-  und  Sclnvuunibad  in  Aich.  E.  Brensclieidt,  Bremen. 


der  durch  das  Programm  versagte  Luxus  auch  in  der 
Architektur  vermieden  wurde.  Der  Verfasser  denkt  sich 
einen  Putzbau  mit  roter  Biberschwanzdeckung.  Nur  das 
Portal  benutzt  er,  um  es  durch  einigen  Schmuck  zu  be- 
tonen, läßt  im  übrigen  aber  die  Linien  wirken,  die  durch 
die  Fensterachsen  sich  ergeben.  Bei  einer  Bauaufgabe 
wie  der  vorliegenden  kann  der  Künstler  leicht  in  die 
Versuchung  kommen,  den  Erfolg  des  Instituts  durch  zu 


großen  Luxus  im  Innern  und  Aeußern  aufzuheben.  Wir 
glauben  nicht,  daß  der  Verfasser  der  vorliegenden  Arbeit 
diesem  Fehler  erlag,  denn  die  äußere  Gestaltung 
seiner  Aufgabe  ist  sachlich  und  würdig.  Für  die  Kosten- 
berechnung hat  der  Architekt  beim  Hauptgebäude  pro  cbm 
umbauten  Raum  12.90  M  angenommen,  für  das  Kessel- 
haus 9  M,  so  daß  die  Bausumme  von  260  000  M  nicht 
überschritten  wird. 


Das  Maschinenproblem  im  industriellen  Großbetrieb 

Von  Ingenieur  RICHARD  WOLDT,  Berlin. 


Nach  zwei  Richtungen  isHm  heutigen  Industriebetrieb 
die  Organisation  der  Arbeit  durchzuführen:  der  Produk- 
tionsprozeß wird  in  möglichst  viele  Teiloperationen  zer- 
legt und  Mensch  und  Maschine  werden  dem  Arbeits- 
vorgang so  künstlich  eingefügt,  daß  für  jede  Einzelfunktion 
sich  die  Produktionskosten  möglichst  niedrig  stel+en.  Vor 
allen  Dingen  müssen  die  Maschinen  konstruktiv  so  aus- 
gebildet werden,  daß  die  eisernen  Glieder  sich  schmieg- 
sam dem  Herstellungsprozeß  anpassen.  Es  findet  also 
eine  Verdrängung  der  Handarbeit  statt.  Jede  neue  Ar- 
beitsmaschine hat  den  Zweck,  Handgeschicklichkeit  auf- 
zusaugen, den  Produktionsprozeß  zu  mechanisieren. 

Durch  die  Fortschritte  der  Maschinenwirtsthaft  finden 
im  Arbeitssaal  fortwährend  Arbeitsverschiebungen  statt. 
Der  gelernte  Arbeiter  wird  verdrängt  durch  den  luigclernten 
Arbeiter,  die  Frauenarbeit  findet  inuner  m^hr  ein  größeres 
Anwendungsgebiet.  Dieses  Stadium  zeigt  uns  gegenwärtig 
die  industrielle  Entwicklung  in  fast  allen  Arbeitszweigen 
mehr  oder  weniger  klar  ausgedrückt.  Aber  damit  ist  der 
letzte  Grad  noch  nicht  erreicht.  Vielmehr  wird  in  Zu- 
kunft die  Maschine  die  Arbeitssäle  auch  von  den  ,, unquali- 
fizierten" Arbeitskräften  entxölkern.    Die  Maschinen  wer- 


den zu  Automaten,  die  der  menschlichen  Hand  im  Arbeits« 
prozeß  immer  weniger  Funktionen  übrig  lassen.  Das  Zu- 
kunftsbild wird  uns  den  Maschinenwärter  zeigen,  der,  um- 
geben von  einem  ganzen  Maschinensystem,  durch  leichte 
Handgriffe  auf  Steuerrad  und  Bremse  die  Maschinen  zu 
bedienen  hat. 

Es  findet  also  im  modernen  Industriebetrieb  ein  Kampf 
zwischen  dem  Arbeiter  und  der  Maschine  statt  und  das 
Maschinenproblem  ist  deshalb  für  den  Arbeiter  zunächst 
ein  Gewerkschaftsproblem.  Von  der  Entwicklung  des  ma- 
schinentechnischen Fortschrittes  innerhalb  eines  Industrie- 
zweiges hängt  es  ab,  ob  der  gelernte  Arbeiter  durch  die 
Konkurrenz  des  ungelernten  Arbeiters  bedroht  wird  oder 
nicht.  Danach  richtet  sich  die  Kampfstrategie  des  Gewerk- 
schaftlers, sein  Augenmerk  auf  diejenigen  Stellen  des  Be- 
triebes hinzulenken,  in  denen  der  gelernte  (und  gewerk- 
schaftlich organisierte)  Arbeiter  schwer  zu  ersetzen  ist. 
In  meinem  Buch:  Der  industrielle  Großbetrieb")  habe 
ich  gerade  diesen  gewerkschaftlichen  Fragen  eine 
Betrachtung    gewidmet,     um    zu    untersuchen,  welche 

*)  Dietz,  Stuttgart  1911. 


Heft  37 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


581 


Rolle  der  Arbeiter  durch  den  maschinentechnischen  Fort- 
schritt im  Industriebetrieb  spielen  muß,  welche  Abhängig- 
keitsverhältnisse vom  Betrieb  sich  daraus  ergeben. 

Die  Methoden,  nach  denen  im  heutigen  Industrielebcn 
die  Maschinen  ausgebildet  und  angewendet  werden,  haben 
sich  nun  ungeheuer  verfeinert.  Die  Kunst  der  Betriebs- 
führung, der  rationellen  Arbeitsorganisation,  ist  zu  einer 
besonderen  Wissenschaft  geworden,  zu  einer  Fabrik- 
betriebskunde, die  fachmäßig  gelehrt  und  gelernt  wird. 
Und  gerade  der  moderne  Maschinenbau,  der  das  Waffen- 
arsenal für  den  gesamten  Industrialismus  ist,  der  die 
arbeitssparenden  Maschinen  herstellt,  die  nachher  auf  allen 
Wirtschaftsgebieten  gebraucht  werden,  wendet  in  seiner 
Betriebsführung  mit  besonderen  Feinheiten  alle  jene  Kunst- 
regeln an,  die  zu  einem  erfolgreichen  Wirtschaften  auf 
Ertrag  führen  sollen. 

* 

In  letzter  Zeit  hat  das  Maschinenproblem  durch  einige 
sehr  gründliche  Arbeiten  seine  Behandlung  erfahren.  Da 
sind  zunächst  die  Untersuchungen  Prof.  Kammerers  von  der 
Technischen  Hochschule  Charlottenburg  zu  nennen.  Als 
auf  der  letzten  Tagung  des  Vereins  für  Sozialpolitik  in 
Wien  das  Produktivitätsproblem  zur  Debatte  stand,  nahm 
dazu  auch  als  Techniker  Professor  Kammerer  das  Wort. 
Er  stellte  sich  die  Aufgabe,  ,, Durchblicke  durch  das  viel- 
gestaltige Getriebe  der  Industrie"  zu  geben  und  die  Wir- 
kungen gesteigerter  Maschinenwirtschaft  auf  die  Produk- 
tivität der  Qütererzeugung  zu  untersuchen. 

Nachdem  Kammerer  das  Bestreben  der  Industrie  ge- 
zeigt hat,  in  ihren  Kraftzentralen  große  Maschineneinheiten 
aufzustellen,  die  Kraftgewinnung  also  zu  zentralisieren, 
schildert  er  die'  Methoden  der  heutigen  Kraftverteilung, 
der  Stoffgewinnung  durch  den  Bergbau,  der  Stoffverarbei- 
tung im  Hüttenwerk,  im  Stahlwerk  sowie  anderen  groß- 
betrieblichen Tätigkeitsgebieten.  Was  Kammerers  Unter- 
suchungen auszeichnet,  was  auch  das  Studium  seiner  an- 
deren Arbeiten  so  überaus  lehrreich  macht,  ist  die  Methode, 
den  technisch  konstruktiven  Fortschritt  in  seinem  wirt- 
schaftlichen Nutzeffekt  zu  untersuchen.  Kammerer  stellt 
vor  allen  Dingen  Rentabilitätsberechnungen  auf.  Er  stellt 
zwei  Bearbeitungsmethoden  gegenüber,  um  aus  den  beiden 
Rechnungsergebnissen  die  Produktivität  der  neuen  fort- 
geschrittenen Arbeitsweise  darzulegen. 

Interessant  sind  seine  Schlußsätze,  die  er  als  Ergebnis 
seiner  Untersuchungen  formuliert:  ,,Der  Ueberblick  über 
die  jüngste  Entwicklung  der  Maschinentechnik  ließ  als 
hervorstechendsten  Grundzug  der  Arbeit  des  letzten  Jahr- 
zehnts das  Bestreben  erkennen,  die  Maschinen  unter  Zu- 
hilfenahme der  elektrischen  Kraftverteilung  so  zu  vervoll- 
kommnen, daß  sie  nicht  nur  ihren  Hauptzweck  erfüllen  — 
Förderbewegung  oder  Werkzeugbewegung  — ,  sondern 
daß  sie  darüber  hinaus  auch  alle  Hilfsgriffe  und  Hand- 
reichungen selbst  ausführen.  Es  geht  also  die  Entwick- 
lung nicht,  wie  vielfach  angenommen  wird,  dahin,  daß 
immer  mehr  Handlanger  in  den  Dienst  der  Maschine  ge- 
stellt werden.  Tatsächlich  werden  im  Gegenteil  die  Hand- 
langer immer  mehr  ausgeschaltet;  an  ihre  Stelle  tritt  eine 
geringe  Zahl  hochwertiger  Arbeiter,  die  die  notwendige 
Intelligenz  und  Fachbildung  besitzen,  um  die  vollkommenen 
Maschinen  zu  versehen  und  richtig  zu  lenken. 

Wenn  auch  zunächst  die  an  einer  Stelle  eines  Werkes 
überflüssig  gewordenen  Handlanger  infolge  Steigerung" 
der  Produktion  an  anderer  Stelle  verwendet  werden  können, 
so  wird  doch  jedenfalls  der  Zuwachs  von  Handlangern 
in  der  Zukunft  nur  gering  sein  können;  nur  das  Bedürfnis 
nach  gelernten  Arbeitern  wird  bestehen  bleiben  und  zu- 


nehmen. Es  wird  daher  eine  Fachausbildung  in  der  Zu- 
kunft wertvoller  sein  als  irgendeine  Kranken-  oder  Alters- 
versicherung, denn  der  ungelernte  Arbeiter  wird  so  wenig 
zu  brauchen  sein  wie  der  ungesunde.  Ein  Staat,  der  nicht 
auf  irgendeine  Art  dafür  sorgt,  daß  die  heranwachsende 
Generation  eine  Fachbildung  erhält,  wird  vielleicht  in  Zu- 
kunft in  die  gleiche  Bedrängnis  geraten  wie  ein  Staat, 
der  hölzerne  Kriegsschiffe  mit  Vorderladekanonen  in  den 
Kampf  gepanzerter  Linienschiffe  mit  Schnelladegeschützen 
schickt."*) 

Zu  einem  ähnlichen  Resultat  kommt  C.  Ergang  in 
einer  neueren  Arbeit  ,, Untersuchungen  zum  Maschinen- 
problem in  der  Volkswirtschaftslehre".**)  Er  schreibt  als 
Schlußsatz  seiner  sehr  umfangreichen  Untersuchung:  ,,Bei 
Sadowa  siegte  der  deutsche  Schulmeister;  in  den  indu- 
striellen Schlachten,  die  wir  auf  dem  Weltmarkte  mit 
unseren  Konkurrenten  werden  auszufechten  haben,  wird 
die  Nation  Siegerin  bleiben,  die  nicht  nur  die  hervorragend- 
sten technischen  Offiziere  und  Unteroffiziere,  sondern  vor 
allem  den  bestgeschulten,  geistig  hochstehenden  Arbeiter, 
den  Soldaten  der  Industriearmee,  ihr  eigen  nennt." 

Es  ist  interessant,  daß  beide  Forscher  in  ihren  Schluß- 
folgerungen zu  den  gleichen  Gedankengängen  kommen,  in- 
dem die  Verdrängung  der  Handgeschicklichkeitsarbeit  und 
Muskelkraft,  selbst  das  Zurücktreten  der  ungelernten  Ar- 
beitskraft und  dafür  die  Tätigkeit  des  Maschinenarbeiters 
als  die  Wirkungen  der  modernen  Maschinenentwicklung 
bezeichnet  wird.  In  beiden  Fällen  wird  die  Schulung,  die 
fachgewerbliche  Schulung  dieses  Maschinenarbeiters  als 
überaus  notwendig  erkannt. 

*  .-i! 

■i: 

An  einem  Beispiel  aus  der  Industriepraxis  sollen  diese 
Entwicklungstendenzen  erläutert  werden.  Wir  wählen 
einen  Vorgang  aus  der  Maschinenbaupraxis,  den  auch 
Kammerer  benutzt  und  den  der  Ingenieur  Otto  Stolzenberg, 
Leiter  der  Ludw.  Loeweschen  Fortbildungsschule,  Berlin, 
jüngst  in  seinem  Buche  ,, Moderne  Werkzeugmaschinen  und 
Werkzeuge"  (Verlag  Dr.  Max  Jänecke,  Hannover),  be- 
sonders ausführlich  darstellt:  Den  Uebergang  von  der 
einfachen  Supportbank  zur  Revolverbank  und  zur  Auto- 
matenbank. 

Kammerer  unterscheidet  für  die  Entwicklung  dieser 
Maschinenart  drei  Stufen,  die  durch  die  Begriffe  Kraft, 
Genauigkeit,  Selbsttätigkeit  gekennzeichnet  werden. 

Solange  man  Naturkraft  nicht  zur  Verfügung  hatte, 
wurde  die  Drehbank  mittels  Hand-  oder  Fußantrieb  in 
Bewegung  gesetzt:  es  konnten  dementsprechend  nur 
kleine  Werkstücke  bearbeitet  werden. 

Durch  die  Verwendung  der  Dampfmaschine  im  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts  für  den  Antrieb  der  Drehbank 
wurde  eine  Steigerung  an  Kraft  und  Geschwindigkeit  der 
Bearbeitungsmaschine  erreicht.  Zur  Bearbeitung  großer 
Werkstücke  konnte  also  übergegangen  werden.  Die  Ent- 
wicklung zur  Genauigkeit  begann  mit  der  Einführung  des 
Supports,  d.  h.  der  zwangsläufigen  Führung  des  Dreh- 
stahls. Vollendet  wurde  die  Genauigkeitsentwicklang  mit 
Einführung  der  Revolverdrehbank  für  die  Massenherstel- 
lung erst  kleiner,  später  auch  größerer  Werkstückfe.  Die 
Arbeit  an  der  Revolverdrehbank  besteht  nun  aus  zwei 
ganz  verschiedenen  Tätigkeiten:  aus  der  Einstellung  der 

*)  Der  Vortrag  von  Prof.  Kammerer  ist  jetzt  als  Sonderabdruck 
bei  Duncker  &  Humblot  erschienen:  Die  Ursachen  des  technischen 
Fortschrittes.    Preis  1,40  M. 

**)  „Untersuchungen  zum  Maschinenproblem  in  der  Volks- 
wirtschaftslehre. Rückblick  und  Ausblick.  Eine  dogmengeschicht- 
liche Studie  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  klassischen  Schule." 
Karlsruhe  i.  B.    O.  Braunschweiger  Verlag. 


582 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  37 


ßank  und  aus  der  Zuschiebung^  der  Werkzeuge.  Das 
elementarste  Gesetz  moderner  Arbeitsorganisation,  für  jede 
Einzeloperation  die  billigste  Arbeitskraft  heranzuziehen, 
führt  dazu,  neben  dem  geschickten  und  gelernten  Hand- 
arbeiter auch  den  ungelernten  Arbeiter  an  die  Bank  zu 
stellen.  Wie  sich  der  Arbeitsprozeß  an  der  Revolver- 
drehbank in  zwei  qualitativ  verschiedene  Funktionen 
spaltet,  so  kommen  auch  verschiedenartige  Arbeitskräfte 
in  Anwendung.  Nur  die  Einstellung  der  Drehbank  führt 
der  Dreher  aus,  die  Bedienung  des  Supports  (Kammerer 
nennt  das  die  Zuschiebung  der  Werkzeuge)  wird  den  un- 
/gelernten  Arbeitern  übertragen. 

Als  die  dritte  Stufe  der  Entwicklung  —  die  Selbst- 
tätigkeit —  charakterisiert  Kammerer  die-  Konstruktion  der 
Automatendrehbank,  die  dort  in  Anwendung  kommt,  wo 
ein  Werkstück  in  sehr  großen  Mengen  hergestellt  wird. 
Die  Zuschiebung  wird  bei  den  Automaten  durch  die  Ma- 
schine selbst  besorgt.  Es  entfällt  damit  alle  Handlanger- 
tätigkeit. Kammerer  sucht  also  an  diesem  Vorgang  der 
konstruktiven  Entwicklung  der  Drehbank,  ein  Beispiel,  das 
uns  als  Praktiker  natürlich  nicht  neu  ist,  die  Verdrängung 
der  menschlichen  Hand  zur  Maschine  zu  chariikterisieren. 
Bei  der  einfachen  Drehbank  waren  die  Hilfswerkzeuge  noch 
so  unvollkommen,  daß  wir  mit  unseren  Handstählen  eine 
gewisse  Geschicklichkeit  in  der  Dreharbeit  entwickeln 
mußten.  Bei  der  Revolverdrehbank  haben  wir  nur  die 
einzelnen  Schneidstähle  einzustellen,  die  genau  und  selbst- 
tätig das  Werkstück  bearbeiten,  was  von  uns  durch  ent- 
sprechende Handgriffe  eingeleitet  wird.  Nur  das  Einstellen 
dieser  Stähle  erfordert  eine  besondere  Uebung  und  Aus- 
bildung. Bei  der  Automatendrehbank  beschränkt  sich  unser 
Eingriff  in  den  Arbeitsprozeß  nur  auf  die  Einstellung  der 
Maschine,  während  die  Arbeit  der  Drehstähle  selbständig 
automatisch  vor  sich  geht. 

Rein  rechnerisch  kommt  diese  Produktionssteigerung 
durch  folgende  Zahlenbeispiele  zum  Ausdruck: 

Herstellungspreise  für  die  Anfertigung 
von  1/  Kurbelbolzen. 
Einf.  Drehbank    Revolverbank  Automat 
1  Stück  ä  81  Pfg.  ä  38  Pfg.      ä  —  Pfg. 

100     „  ä  64    „  ä  26    „        ä  9  „ 

300     „  ä  53    „  ä  25    „        ä  7 


Herstellungspreise  für  die  Anfertigung 


von  Vs"  Schraubenbolzen. 
Einf.  Drehbank  Revolverbank 
ä  75  Pfg.  — 
ä  38    „  ä  20  Pfg. 

ä  32    „  ä    9  „ 


Automat 


1  Stück 
10  „ 

100     „  ä  32    „  ä    9    „         ä  5  Pfg. 

1000     „  —  —         /  ä  3  Pfg. 

In  dem  bereits  zitierten  Buch  von  Stolzenberg  hat 
der  Verfasser  eine  ähnliche  Aufstellung  gemacht,  die 
folgenden  Wortlaut  hat: 

Zur  Anfertigung  von  100  Bolzen  in  zehnstündigem 
Arbeitstag  werden  nun  gebraucht: 

a)  bei  Herstellung  auf  Leitspindeldrehbänken: 

1.  eine  Abstechmaschine  mit  2V >  Stunden  Arbeitszeit, 

2.  eine  Zentriermaschine  mit   l'Ai  Stunde  Arbeitszeit, 

3.  sieben  Lcitspindeldrehbänke  mit  zusammen  66  Stun- 
den Arbeitszeit, 

so  daß  sich  eine  Gesamtarbeitszeit  von  70  Stunden  ergibt, 
oder  mit  anderen  Worten,  es  ist  der  Lohn  für  sieben  ge- 
lernte Arbeiter  zu  zahlen; 

b)  bei  Herstellung  auf  Hand-Revolverdrehbänken: 
zwei     Hand-Revolverdrehbänke      mit  zusammen 
14  Stunden  Arbeitszeit, 


so  daß  hier  nur  der  Lohn  für  1,4  Arbeiter  verrechnet 
werden  muß ; 

c)  bei  Herstellung  auf  automatischen  Revolver-Dreh- 
bänken : 

eine  automatische  Revolverdrehbank  mit  zehn  Stun- 
den Arbeitszeit, 
wofür  jedoch  nur  Vo  Mann  Bedienung  zu  rechnen  ist. 


Bevor  der  Unternehmer  dazu  übergeht,  eine  neue 
Maschine  in  den  Produktionsprozeß  einzugliedern,  hat  er 
kalkulativ  zu  überschlagen,  welche  Betriebsersparnis  für 
ihn  mit  der  Einführung  dieser  neuen  Arbeitsmaschine  ver- 
bunden ist.    Er  macht  seine  Rentabilitätsberechnung. 

Angenommen,  es  würde  sich  um  die  Aufstellung  einer 
neuartigen  Automatendrehbank  in  dem  Arbeitssaal  einer 
Metalldreherei  handeln.  Der  Unternehmer  muß  dann  die 
Produktionskosten  für  die  Fabrikation  auf  der  alten  und 
auf  der  neuen  Maschine  einander  gegenüberstellen.  Der 
alte  Arbeitsvorgang  sei  auf  der  Revolverdrehbank  Type  A, 
die  neue  Arbeitsweise  auf  der  Automatendrehbank  Type  B 
gedacht.  Diese  Gegenüberstellung  würde  dann  etwa  fol- 
genden Wortlaut  haben: 

Arbeitsleistung:   3000  Drehteile  Easson  E. 

Maschine  A      Maschine  B 
Messingverbrauch   ....     40  M,  40  M, 

direkter  Arbeitslohn  ...     10  „  2  „ 

Unkosten   20  „  12  ., 

70  M  54  M. 

Die  3000  Eassonstücke  kosten  also 

auf  der  Maschine  A  70  M, 

„      „  „       B  54  „ 

Ersparnis    16  M. 

Der  Unternehmer  hat  seiner  Berechnung  für  beide 
Arbeitsweisen  eine  gleichlautende  Arbeitsleistung  (3000 
Drehteile  Easson  F)  zugrunde  gelegt.  In  beiden  Fällen 
ist  der  Materialverbrauch  an  Messing  für  diese  3000  Arbeits- 
stücke naturgemäß  gleich.  Nur  die  Summen  des  direkten 
Lohnes  und  der  Unkosten  sind  verschieden. 

Unter  direktem  Lohne  versteht  sich  für  den  Unter- 
nehmer die  Lohnsumme,  die  dem  Arbeiter  gezahlt  wird, 
der  unmittelbar  an  der  Herstellung  des  Produktes  beteiligt 
ist.  Es  sind  also  die  Löhne  für  die  eigentliche  Ausführung 
der  Arbeiten. 

Als  Fabrikationsunkosten  der  Maschinen  bezeichnen 
wir  die  Aufwendungen,  die  für  Anschaffung  und  Betrieb- 
setzung der  Maschinen  notwendig  sind.  Nebenstehend  ist 
die  Seite  eines  Maschinenjournals  wiedergegeben,  auf  der 
alle  die  Posten  verzeichnet  sind,  die  wir  unter  Fabrikations- 
unkosten verbuchen  müssen.  Von  jeder  Maschine  muß 
eint  solche  Berechnung  aufgestellt  werden,  um  zu  er- 
kennen, welche  Ausgaben  pro  Tag  oder  Woche  für  die 
Betriebsetzung  einer  jeden  Maschine  nötig  sind. 

Unser  Beispiel  zeigt,  daß  die  Anschaffung  der  Auto- 
matendrehbank B  rentabel  ist,  da  gegenüber  der  Arbeits- 
weise auf  der  Maschine  A  bedeutende  Ersparnisse  erzielt 
werden.  Ueberhaupt  können  wir  den  Satz  aufstellen,  daß 
die  Anschaffung  einer  neuen  Maschine  für  den  Unter- 
nehmer dann  vorteilhaft  ist,  wenn  sich  im  Vergleich  mit 
einer  bereits  angewandten  Arbeitsweise  die  Summe  direkter 
Arbeitslohn  plus  Unkosten  ernräßigt. 

Natürlich  bringt  die  industrielle  Praxis  die  mannig- 
faltigsten Abstufungen  hervor.  Es  gibt  Fälle,  in  denen 
der  direkte  ArbeitsFohn  gleich  bleibt,  dafür  sich  aber  die 


Ii 


Heft  37 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


583 


Fabrikationsunkosten  ermäßigen.  Oder  umgekehrt  gehen 
die  Arbeitslöhne  herab,  während  die  Fabrikationsunkosten 
die  gleichen  bleiben.  In  den  meisten  Fällen  werden  jedoch 
beide  Posten  herabgesetzt,  der  Arbeiter  leistet  an  der 
neuen  Maschine  mehr,  die  Summe  für  Amortisation  und 
Instandhaltung  ist  geringer  geworden. 

Ebenso  ist  das  Tempo  und  der  Wirkungsgrad  der 
Arbeitsverdrängung  von  Fall  zu  Fall  verschieden.  Es  gibt 
Industriezweige,  in  denen  die  Entwickelung  zur  Maschinen- 
Wirtschaft  in  verhältnismäßig  gleichförmig  aufsteigender 
Linie  vor  sich  gegangen  ist.  Dann  wiederum  haben  ein- 
zelne Erfindungen  mit  einer  gewissen  Plötzlichkeit  große 
Umwälzungen  hervorgebracht.  Immer  aber  hat  es  gerade 
der  Arbeitergewerkschaftler  notwendig,  den  Lauf  der  ma- 
schinentechnischen Entwicklung  und  der  Arbeitsverdrän- 
gung in  seinem  Arbeitsgebiet  zu  verfolgen,  weil  diese 
Veränderung  auf  die  gewerkschaftliche  Aktion  von  Ein- 
fluß ist. 


Werkzeugmasch  i  n  en  ty  p  e 


Inventur  Nr.  .  .  . 


Amortisationssumme : 
Anschaffungswert  .  .  .  M 
.  .  .  .  Prozent  Abschreibung 
Amortisation  pro  Jahr  .  .  .  .  M 


Amortisation 
pro  Monat 


M 


Werkzeugmaschi  n  enty  p  e 


Inventur  Nr. 


Grundstück-  und  Gebäudekonto 
Die  Maschine  beansprucht  Raum  .  .  .  m  x  .  .  .  ni 
Miete  pro  Jahr  .  .  .  M,  .  .  .  pro  Monat 
Werkzeuge,  Mobilien,  Utensilien 

In  Gebrauch  sind  an  Zubehör  

Abnutzung  und  Instandhaltung  pro  Jahr  .  .  .  M 

pro  Monat 

Betriebsanlage: 

a)  Kraftmotor  Type' .  .  .,  Kraft  verbrauch  pro  Monat 

b)  Licht  .  .  Stück  Lampen  .  .  .  NK  Lichtverbrauch 
pro  Monat 

Transmission: 

Abnutzung  und  Instandhaltung  pro  Monat 
Betriebsmaterialien : 

Gasverbrauch  pro  Monat 

Gel,  Fett,  Reinigungsmittel  pro  Monat 
Direkter  Arbeitslohn : 

Die  Maschine  arbeitet  durchschnittlich  .  .  .  Stun- 
den und  wird  von  .  .  .  Mann  bedient. 

An  direktem  Lohn  wird  durchschnittlich  gezahlt 
Zusammenstellung : 

Gesamte  Maschinenunkosten  pro  Monat  .  .  .  M 

Direkter  Arbeitslohn  pro  Monat  .  .  .  M 

Die  Unkosten  betragen  also  .  .  .  Prozent  zum 

direkten  Arbeitslohn. 


M 


üeber  die  Nachteile  fehlerhaften  Ziegelmauerwerks 

Von  Reg.-Baumeister  a.  D.  LAUTENSACK,  Stolberg  am  Harz  (M.-Nr.  26  778). 


Gegen  die  Grundregeln,  welche  für  eine  sachgemäße 
Ausführung  von  Ziegelmauerwerk  unerläßlich  sind,  werden 
so  häufige  zum  Teil  grobe  Verstöße  gemacht,  daß  es  lohnt, 
die  meist  vorkommenden  Fälle  herauszugreifen  und  hin- 
sichtlich ihrer  Folgeerscheinungen  einer  näheren  Betrach- 
tung zu  unterziehen. 

Ganz  allgemein  vernachlässigt  der  Maurer  das  un- 
mittelbar vor  dem  Vermauern  der  Ziegel  erforderliche  ge- 
hörige Annässen  jedes  einzelnen  Steines,  wodurch  nicht 
nur  eine  genügende  mechanische  Reinigung  der  Ober- 
fläche, sondern  auch  eine  hinreichende  Sättigung  des 
Steines  mit  Feuchtigkeit  herbeigeführt  werden  soll.  Da 
die  Verbindung  des  Mörtels  mit  dem  Tonziegel  (bei  neuen 
Steinen)  bekanntlich  auf  einem  chemischen  Vorgang  be- 
ruht, muß  der  Ziegelstein  vor  dem  Vermauern  von  an- 
haftendem Staub  und  sonstigen  Unreinigkeiten  möglichst 
gründlich  befreit  werden,  wozu  eben  das  Wasser  sich  am 
besten  eignet.  Andererseits  leuchtet  ein,  daß  der  je  nach 
dem  Grade  des  Brandes  mehr  oder  minder  porige  und 
wasseraufsaugende  (hygroskopische)  Ziegelstein  das  Be- 
streben hat,  den  Wassergehalt  des  beim  Verlegen  her- 
zustellenden Mörtelbettes  nach  Möglichkeit  in  sich  auf- 
zunehmen, und  zwar  um  so  mehr,  je  weniger  ihm  vorher 
Wasser  zugeführt  worden  ist.  Naturgemäß  vollzieht  sich 
dieser  Vorgang  auf  Kosten  der  Beschaffenheit  des  Mörtels 
und  somit  der  Festigkeit  des  Mauerwerks  überhaupt.  Des- 
halb genügt  in  den  meisten  Fällen,  namentlich  an  heißen 
Tagen  das  meist  übliche  Besprengen  der  auf  der  Bau- 
stelle aufgestapelten  Ziegelsteine  keineswegs,  vielmehr  ist 
das  Eintauchen  des  Steines  in  einen  neben  dem  Maurer 
aufzustellenden  Eimer  mit  Wasser  unmittelbar  vor  der 
Verarbeitung  erforderlich. 


Nicht  minder  wichtig  ist  das  Verlegen  des  Ziegels  iii 
ein  sattes  Mörtelbett  mit  nachfolgendem  Eindrücken 
unter  Anwendung  des  Maurerhammers  dergestalt,  daß 
der  Mörtel  aus  der  Lager-  und  den  Stoßfugen  herausquillt. 
Diese  Grundregel  wird  von  den  meisten  Maurern  ganz 
ohne  Grund  gröblich  vernachlässigt  und  statt  dessen  die 
Stoßfuge  wenig  oder  gar  nicht,  häufig  nach  dem  Ver- 
setzen des  Ziegels  in  unzulänglicher  Weise  mit  Mörtel 
bedacht.  Dieses  Verfahren  ist  scharf  zu  verurteilen,  denn 
es  verhindert  nicht  nur  eine  innige  Verbindung  der  ein- 
zelnen Steine  untereinander  und  das  Zustandekommen 
größtmöglicher  Festigkeit  des  Mauerwerks  in  sich,  sondern 
es  ist  auch  geeignet,  durchlässige  Fugen  zu  erzeugen, 
die  mannigfache  Nachteile  im  Gefolge  haben  können. 

Von  besonderer  Tragweite  können  die  oben  gerügten 
Mängel  bei  der  Herstellung  von  Schornsteinen  und  bei 
Aufführung  von  Lüftungs-  bezw.  Heizkanälen  werden. 
Schornsteine  verlangen  selbst  bei  geregeltem  Heizbetriebe 
undurchlässige  Wandungen,  wenn  man  das  Durchschlagen 
der  Verbrennungsgase  als  teerartigen  Niederschlag  an  den 
Außenwandungen  des  Schornsteines  vermeiden  will.  Es 
genügt  also  keineswegs  die  Anwendung  von  hartgebrann- 
ten Ziegeln  (Khnkern),  sondern  auch  das  Versetzen  der 
Steine  und  das  nachfolgende  Ausfugen  muß  mit  ent- 
sprechender Sorgfalt  erfolgen.  Die  Gefahr  des  Durch- 
schlagens vergrößert  sich  naturgemäß,  wenn  zu  mangel- 
hafter Ausführung  des  Mauerwerks  die  Verwendung 
minderwertiger  Brennstoffe  (z.  B.  Briketts)  und  ein  un- 
sachgemäßer Betrieb  —  insbesondere  das  vorzeitige 
Schließen  der  luftdichten  Türen  —  hinzukommen.  Selbst 
der  in  vielen  Gegenden  übliche  innere  Verputz  (das  „Aus- 
schweißen") vermag  die  Möglichkeit  des  Durchschlagens 


584 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  37 


der  Brenngase  nicht  aufzuheben.  Erwägt  man  ferner,  daß 
die  durch  einen  mangelhaften  Schornstein  bedingten  Ge- 
ruchsbelästigungen und  sonstigen  Schäden  nur  schwer  zu 
beseitigen  sind,  so  drängt  sich  unwillkürlich  die  Frage 
auf,  ob  man  von  den  zur  Herstellung  von  Rauchrohren 
bisher  wenig  verwendeten  glasierten  Tonrohren*)  nicht 
ausgiebigeren  Gebrauch  machen  sollte. 

Die  angeführten  Mängel  in  der  Ausführung  von  Ziegel- 
mauerwerk machen  sich  nicht  minder  bei  der  Herstellung 
von  Lüftungs-  bezw.  Heizungskanälen,  wenn  auch  in 
anderer  Weise,  unangenehm  bemerkbar.  Da  für  solche 
Kanäle  möglichst  glatte  Wandungen  unbedingt  erforder- 
lich sind,  ist,  abgesehen  von  der  unerläßlichen  Verwen- 
dung glattflächiger  Steine  (Klinker)  auf  eine  flucht-  bezw. 
lotrechte  Vermauerung  der  Ziegel  und  sachgemäße  Aus- 
fugung  das  Hauptaugenmerk  zu  richten.  Aber  gerade 
diese  beiden  wichtigen  Anforderungen  pflegen  ungenügend 
berücksichtigt  zu  werden.  Eine  Hauptgefahr  besteht  in 
der  —  bei  Wandungen  von  mindestens  1  Stein  Stärke 
—  erforderlichen  gleichzeitigen  Verwendung  von  Klinkern 
und  gewöhnlichen  Hintermauerungssteinen  —  a  in  Abb.  1  — 
insofern,  als  die  gewöhnlichen  Brandsteine  iri  der  Regel 
einige  Millimeter  breiter  sind  als  die  scharf  gebrannten 
Klinker.  Daraus  ergibt  sich,  wenn  der  Maurer  die  Außen- 
fläche nach  Lot  und  Richtschnur  aufführt,  eine  innere 
Kanalwandung  von  der  in  Abb.  1  ersichtlichen  Eorm  mit 
vor-  und  zurückspringenden  Flächen  bezw.  Schichten,  die 
der  Luftbewegung  einen  ganz  erhebhchen  Widerstand  ent- 
gegensetzen und  Staubablagerungen  bedeutenden  Vorschub 
leisten.  Die  hierdurch  bedingten  schweren  gesundheit- 
lichen Gefahren  sind  um  so  beachtenswerter,  als  die  besten 
Luftreinigungsvorrichtungen  solchen  Mißständen  gegen- 
über erfolglos  sein  werden.    Bei  der  Anlegung  eines  Luft- 


kanals muß  also  auf  die  Erzielung  glatter  Innenwandungen 
das  Schwergewicht  gelegt  und  die  Ausgleichung  aller  Unter- 
schiede in  den  Abmessungen  der  Ziegel  an  den  Außen- 
wandungen  vorgenommen  werden.  Außerdem  ist 
ein  sachgemäßer  Fugenverstrich  mit  fettem  Zementmörtel 
dergestalt,  daß  eine  flache  Fuge  entsteht,  unbedingt  er- 


*)  Bekannt  sind  die  vom  Maurermeister  Soltau  in  Berlin  ein- 
geführten sogen.  Soltau-Rohre. 


Abb.  1 


forderlich  (Abb.  2  a).  Die  beim  Fugen  sonst  üblichen 
und  zweckmäßigen  vertieften  oder  erhabenen  Fugen 
(Abb.  2  b  und  2  c)  sind  aus  den  oben  erwähnten  Gründen 
im  vorliegenden  Falle  ganz  und  gar  zu  verwerfen.  Auch 
für  Lüftungs-  bezw.  Heizungskanäle  können  die  schon 
oben  erwähnten,  in  Frankreich  für  Luftheizungen  allgemein 
üblichen  Tonröhren,  welche  innen  vollkommen  glatt  und 
mit  ausgerundeten  Ecken  versehen  sind  und  gleichzeitig 
mit  dem  Hochführen  der  Mauern  versetzt  bezw.  ein- 
gemauert werden,  am  meisten  empfohlen  werden. 

Da  die  fehlerhafte  Ausführung  des  Ziegelmauerwerks 
meist  nicht  nur  auf  mangelndes  PfHchtgefühl  des  Maurers, 
sondern  auch  auf  dessen  völlige  Unkenntnis  der  Verhält- 
nisse zurückzuführen  ist,  läßt  sich  Abhilfe  nur  durch  ein- 
gehende und  scharfe  Beaufsichtigung  der  Arbeitsvorgänge 
schaffen,  eine  Maßnahme,  die  einzig  und  allein  vor  den 
oben  geschilderten  schweren  Schäden,  insbesondere  auch 
solchen  gesundheitlicher  Art  zu  schützen  vermag. 


Vom  alten  und  neuen  Mittelstand 


Der  Begriff  Stand  gehört  zu  jenen  schillernden  Be- 
griffen, die  wenig  scharf  umrissen  sind,  deren  Inhalt 
sich  fortwährend  wandelt.  Bis  zur  französischen  Revo- 
lution war  das  anders.  Bis  dahin  unterschied  man  die 
drei  Stände:  Adlige,  Geistliche  und  Bürger.  Als  sich  in 
der  großen  Revolution  der  dritte  Stand  die  Gleichberech- 
tigung errungen  hatte,  begann  bereits  der  bisher  un- 
bekannte vierte  Stand  aufzutauchen  und  seine  Rechte 
geltend  zu  machen.  Aber  auch  der  dritte  Stand  differen- 
zierte sich  weiter.  Neben  dem  Handwerkerstand  spricht 
man  vom  Kaufmannstand  und  vom  Gelehrtenstand.  Wäh- 
rend bei  der  älteren  Unterscheidung  die  Gemeinsamkeit 
der  Rechte  und  Privilegien  das  standesbildende  Element 
sind,  hat  man  bei  der  neueren  die  Gemeinsamkeit  des 
Berufs,  der  Lebensanschauungen  und  gleichen  Besitzes 
im  Auge. 

Der  Ausdruck  Mittelstand,  der  für  das  Agitations- 
bedürfnis durch  seine  schlagwortartige  Kürze  und  Viel- 
deutigkeit sehr  geeignet  ist,  hat  sich  leider  auch  in  die 
Wissenschaft,  wo  er  nicht  hingehört,  eingeschlichen.  Zu- 
erst verstand  man  darunter  die  kleineren  und  mittleren 
Betriebe  der  Landwirtschaft,  von  Gewerbe  und  Handel, 
die  als  einziges  gemeinsames  Merkmal  eine  gewisse  mitt- 
lere Wohlhabenheit  und  ein  dem  entsprechendes  Ein- 
kommen aufweisen.    Daneben  kommt  ihm  wirtschaftliche 


Selbständigkeit  und  Selbstvcrantwortlichkeit  zu.  Diesem 
Mittelstand  schrieb  man  eine  besondere  Bedeutung  für 
die  Erhaltung  des  Staates  und  der  Gesellschaftsordnung 
zu.  Da  war  es  denn  sehr  bedauerlich,  von  Berufszählung 
zu  Berufszählung  feststellen  zu  müssen,  wie  dieses  wert- 
volle Glied  der  Gesellschaft  wenn  auch  nicht  gerade  ab- 
nahm, so  doch  den  Großbetrieben,  den  Angestellten  und 
Arbeitermassen  in  der  Vermehrung  nicht  zu  folgen  ver- 
mochte und  also  in  seiner  relativen  Bedeutung  zurückging. 

Doch  die  staatserhaltenden  Parteien  wußten  sich  zu 
helfen.  Geschwindigkeit  ist  keine  Hexerei.  Hätte  man 
den  Rückgang  der  relativen  Bedeutung  des  Mittelstan:Ies 
zugegeben,  so  wäre  dies  ein  Zugeständnis  an  die  sozia- 
listische Lehre  von  der  Akkumulation  und  Konzentration 
des  Kapitals  gewesen.  Um  dies  zu  vermeiden,  wurde 
der  neue  Mittelstand  erfunden.  Alle  Angestellten  in  Land- 
wirtschaft, Industrie,  Handel  und  Gewerbe  sowie  die 
große  Mehrzahl  der  Beamten  von  Staat  und  Gemeinde 
wurden  zum  neuen  Mittelstand  geschlagen.  Der  neue 
Mittelstand  hatte  nur  noch  ein  mittleres  Einkommen  und 
dementsprechende  Lebensansprüche  gemeinsam,  die  wirt- 
schaftliche Selbständigkeit  und  Selbstvcrantwortlichkeit 
war  dabei  vollständig  unter  den  Tisch  gefallen. 

Damit  zeigte  sich  aber  auch,  daß  es  sich  bei  diesem 
neuen  Mittelstand  um  keinen  Stand,  sondern  um  eine  soziale 


Heft  37 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  19H 


585 


Klasse  handelt.  Standesbildend  ist  der  Beruf,  klassen- 
bildend der  Besitz  und  das  Einkommen.  Danach  war  auch 
der  alte  Mittelstand  irrtümlich  für  einen  Stand  ausgegeben 
worden,  während  es  sich  tatsächlich  um  eine  soziale  Klasse 
handelte.  Man  kann  wohl  vom  Kaufmannsstand  oder 
vom  Handwerkerstand,  vom  Stand  der  Aerzte,  der  Ge- 
lehrten und  der  Privatangestellten  sprechen.  Alle  diese 
Stände  zusammen  bilden  aber,  wenn  sie  nach  ihrem  Besitz 
und  Einkommen  gruppiert  werden,  keinen  Mittelstand, 
sondern  eine  soziale  Mittelklasse.  Diese  Mittelklasse  steht 
in  der  Mitte  zwischen  der  Kapitalistenklasse  und  der 
Arbeiterklasse.  Die  Angehörigen  der  Mittelklasse  haben 
gewisse  gemeinsame  soziale  Merkmale.  Vor  allem  haben 
sie  nicht  bloß  commercium,  sondern  auch  connubium  mit- 
einander, d.  h.  sie  anerkennen  gegenseitige  soziale  Gleich- 
berechtigung. Gemeinsam  ist  ihnen  ferner,  daß  sie  sich 
von  der  Arbeiterklasse  absondern.  Das  betätigt  sich  nicht 
bloß  im  geselligen  Verkehr,  sondern  auch  im  gesamten 
Zuschnitt  der  Lebenshaltung:  in  Kleidung,  Wohnung  und 
Kindererziehung.  Die  Angehörigen  des  sog.  neuen  Mittel- 
standes werden  daher  von  Arbeitern  Stehkragenproletarier 
genannt. 

Wirtschaftlich  ist  der  alte  Mittelstand  wesentlich  ver- 
schieden vom  neuen.  Seine  wirtschaftliche  Selbständig- 
keit und  Selbstverantwortlichkeit  weist  ihm  in  zahlreichen 
Fragen  unserer  sozialen  Gesetzgebung  eine  andere  Stellung 
zu  als  dem  neuen  Mittelstand.  In  allen  diesen  Fragen 
vertritt  er  Arbeitgeberinteressen  und  schließt  sich  daher 
als  willige  Gefolgschaft  der  Führung  der  kapitalistischen 
Unternehmerklasse  an,  während  der  neue  Mittelstand  nur 
Arbeitnehmerinteressen  hat  und  daher  auf  der  Seite  der 
Arbeiter  stehen  sollte.  Wir  sagen  stehen  sollte,  weil  an 
Zahl  recht  bedeutende  Schichten  unserer  Mittelklasse  sich 
zur  Erkenntnis  ihrer  wahren  wirtschaftlichen  und  sozialen 
Interessen  noch  nicht  durchgerungen  haben  und  sich  in 
Gegensatz  zur  Arbeiterklasse  stellen.  Ein  schlecht  an- 
gebrachter Standesdünkel  verleitet  sie  zur  Ueberhebung 
über  die  Arbeiterklasse  und  läßt  ihnen  die  Absonderung 
von  ihr  auch  da  wünschenswert  erscheinen,  wo  sie  sach- 
lich nicht  begründet  ist.  Nur  so  ist  es  zu  erklären,  daß 
der  Entwurf  einer  Pensionsversicherung  für  die  An- 
gestellten auch  in  der  von  der  Regierung  vorgelegten 
Form  ihre  grundsätzliche  Zustimmung  finden  konnte,  ob- 
wohl er  den  Privatangestellten  die  erwartete  Selbstver- 
waltung nicht  bringt  und  überhaupt  nicht  mehr  bietet, 
als  durch  den  Ausbau  der  Invalidenversicherung  mit  weit 
geringeren  Kosten  zu  erreichen  gewesen  wäre.  Das  so 
lange  gebrauchte  Schlagwort  von  der  Sonderkasse  hatte 
breite  Schichten  der  Privatangestellten  zur  sachlichen  Kritik 
eines  Gesetzentwurfes,  der  ihnen  die  Sonderkasse  brachte, 
unfähig  gemacht.  Auf  der  anderen  Seite  kann  aber  den 
Anhängern  des  Ausbaugedankens  der  Vorwurf  nicht  erspart 
werden,  daß  sie  politische  Prinzipienreiterei  getrieben  und 
nach  Annahme  der  Reichsversicherungsordnung  erklärt 
haben,  sie  wollten  lieber  keine  Pensionsversicherung  als 
die  des  Entwurfs.  Kluge  Realpolitiker  hätten  unter  den 
gegebenen  Umständen  rechtzeitig  den  Rückzug  antreten 
müssen.  Sie  hätten  sich  auf  den  Standpunkt  stellen  müssen, 
die  Pensionsversicherung  dürfe  nicht  noch  länger  hinaus- 
geschoben werden,  sie  hätten  also  ihre  ganze  Kraft  für 
die  Umgestaltung  des  vorliegenden  Entwurfs  auf  der  ge- 
gebenen Grundlage  einsetzen  und  den  Versuch  machen 
müssen,  die  Gegenpartei  für  ihre  Reformvorschläge  zu 
gewinnen.  Denn  nach  Annahme  der  Reichsversicherungs- 
ordnung war  jedes  weitere  Eintreten  für  den  Ausbau- 
gedanken aussichtslose  und  unverantwortliche  Prinzipienreiterei. 

Auf  die  gleiche  Verkennung  ihrer  wahren  Interessen 
als  Arbeitnehmer  ist  die  Ueberschätzung  der  Wohlfahrts- 


einrichtungen und  die  Vernachlässigung  der  wirtschaft- 
lichen Selbsthilfe  durch  zahlreiche  große  Organisationen 
der  kaufmännischen  Angestellten  und  die  reaktionäre 
Politik  des  Deutschnationalen  Handlungsgehilfenverbandes 
in  der  Frauenfrage,  der  Frage  der  Konkurrenzklausel  und 
der  Frage  eines  einheitlichen  Privatangestelltenrechts  zu- 
rückzuführen. Es  gibt  tatsächlich  keinen  Stand  der  Hand- 
lungsgehilfen mehr  mit  besonderen  Standesvorrechten  und 
Privilegien,  wie  der  Deutschnationale  Handlungsgehilfen- 
verband wähnt.  Wer  heutzutage  immer  noch  ein  voll- 
ständiges Verbot  der  Frauenarbeit  im  Handelsgewerbe  und 
in  den  Bureaus  der  Industrie  verlangt,  statt  die  Frauen 
zu  organisieren  und  zu  höheren  Lohnansprüchen  bei 
höheren  Leistungen  zu  erziehen,  der  täuscht  die  kauf- 
männischen Angestellten  über  ihre  wahren  Interessen 
hinweg.  Ein  kurzsichtiger  Egoismus  ist  es  aber,  wenn 
der  Deutschnationale  Handlungsgehilfenverband  die  An- 
schauung vertritt,  man  wäre  mit  der  Forderung  des  Verbots 
der  Konkurrenzklausel  längst  weiter,  wenn  man  diese  For- 
derung nur  für  die  kaufmännischen  und  nicht  auch  für 
die  technischen  Angestellten  gestellt  hätte,  oder  wenn  er 
die  Verbesserung  des  Rechtes  der  Handlungsgehilfen  über 
die  Forderung  eines  brauchbaren  einheitlichen  Privat- 
angestelltenrechts stellt. 

Wir  haben  damit  die  Fragen,  in  denen  selbst  organi- 
sierte Angestellte  ihre  wahren  Interessen  verkennen,  noch 
keineswegs  erschöpft.  Ein  Hauptgrund  dieser  merkwür- 
digen Tatsache  ist  jedenfalls  ihre  Zusammenwerfung  mit 
einer  sozialen  Klasse,  die  entgegengesetzte  wirtschaftliche 
Interessen  hat,  mit  dem  alten  Mittelstand.  Allzulange 
haben  die  Angestellten  ihren  Beruf  als  ein  Uebergangs- 
stadium  zur  späteren  Selbständigkeit  angesehen.  Allzulange 
haben  sie  sich  von  den  Prinzipalen  als  ihren  schätzens- 
werten Mitarbeitern  schmeicheln  lassen.  Ein  solches  Kom- 
pliment war  natürlich  viel  billiger  als  die  Bezahlung  un- 
gemessener Ueberstunden.  So  sind  sie  sich  des  Interessen- 
gegensatzes zwischen  ihnen,  die  zeitlebens  Angestellte 
sind  und  bleiben,  und  ihren  Prinzipalen  zu  spät  bewußt 
geworden  und  haben  allzulange  an  der  paritätischen  Or- 
ganisationsform und  der  auf  ihr  aufgebauten  Lebens- 
anschauung festgehalten. 

Erklärlich  wird  dieser  Irrtum  dadurch,  daß  die  alte 
und  die  neue  Mittelklasse,  wie  wir  schon  erwähnt  haben, 
gewisse  gemeinsame  soziale  Interessen  haben,  daß  sie 
gesellschaftlich  miteinander  verkehren,  während  sie  sich 
beide  von  der  Arbeiterklasse  absondern.  Doch  auch  auf 
sozialem  Gebiete  sind  es  nur  mehr  rein  äußerliche,  ober- 
flächliche Interessen,  die  den  beiden  Mittelklassen  gemein- 
sam sind.  Die  mit  der  wirtschaftlichen  Selbständigkeit 
verbundene  Unabhängigkeit  des  alten  Mittelstandes  steht 
bekanntlich  auf  sehr  schwachen  Füßen.  Doch  ist  seine 
wirtschaftliche  und  soziale  Abhängigkeit  ganz  anderer 
Natur  als  die  der  Privatangestellten.  Der  alte  Handwerks- 
meister ist  von  seinen  Lieferanten,  die  ihm  die  Ware 
kreditieren,  und  von  seiner  Kundschaft  abhängig.  Beide 
haben  schon  den  Versuch  gemacht,  seine  politische  und 
sozialpolitische  Stellungnahme  zu  beeinflussen.  In  wirt- 
schaftlichen Kämpfen  um  die-  Arbeitsbedingungen  (Streiks) 
sind  die  Lieferanten  in  Bewegung  gesetzt  worden,  um  die 
Handwerker  für  die  Machtgebote  der  Großunternehmer 
gefügig  zu  machen.  In  den  politischen  Parteikämpfen 
haben  die  extremen  Parteien  der  Rechten  und  der  Linken 
sich  nicht  gescheut,  den  Boykott  anzuwenden,  um  die 
kleinen  Kaufleute  und  Gewerbetreibenden  auf  ihre  Seite 
zu  bringen. 

Ganz  anderer  Natur  aber  ist  die  soziale  Abhängigkeit 
der  Angestellten.  Sie  sind  mit  ihrer  ganzen  Existenz  von 
einer  einzigen  Person,  ihrem  Arbeitgeber,  abhängig.  Sie 


586 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  37 


müssen  ihre  ganze  Arbeitskraft  und  damit  ihre  ganze 
Person  Tag  für  Tag  in  den  Dienst  des  Arbeitgebers 
stellen.  Damit  aber  nicht  genug,  eine  nicht  geringe  Zahl 
von  Arbeitgebern  verlangt  von  ihren  Angestellten  auch 
außerhalb  des  Dienstes  in  politischen,  ja  selbst  in  rein 
persönlichen  Angelegenheiten  vollständige  Unterordnung. 
Gibt  es  doch  noch  manche  Großbetriebe,  deren  An- 
gestellte die  Genehmigung  zur  Verehelichung  einholen 
müssen!  Eine  weit  größere  Zahl  von  Unternehmern  sieht 
es  noch  für  ganz  selbstverständlich  an,  daß  ihnen  die 
Angestellten  politische  Gefolgschaft  zu  leisten  haben. 
Noch  vor  zehn  Jahren  konnte  man  glauben,  daß  die  Zeit 
des  Patriarchalismus  überwunden  sei.  Doch  er  ist  wieder 
aufgelebt  und  zeigt  in  der  Organisierung  gelber  Gewerk- 
schaften eine  merkwürdige  Zähigkeit  und  Ausdauer.  Viel- 
leicht ist  ein  Teil  des  Erfolges  dieser  atavistischen  Be- 
wegung auf  die  politische  Zersplitterung  der  Arbeiter- 
bewegung und  auf  die  Intoleranz  und  Intransingenz  der 
sich  leidenschaftlich  bekämpfenden  Gewerkschaftsrichtun- 
gen zurückzuführen.  Unnötig  noch  besonders  zu  bemerken, 
daß  die  in  der  Erkenntnis  ihrer  Klassenlage  noch  vielfach 
rückständigen  Angestellten  ebenfalls  mit  gelben  Vereinen 
bedacht  werden. 

Zur  Erklärung  der  Rückständigkeit  der  Angestellten  in 
der  Erkenntnis  ihrer  Klassenlage  reichen  diese  wirtschaft- 
lichen und  sozialen  Gründe  noch  nicht  aus.  Den  Angestellten 
fehlt  das  große  politische  Ideal  der  Arbeiterklasse,  das,  selbst 
wenn  man  es  für  irrig  hält,  als  Ideal  doch  von  nicht  zu 
unterschätzender  Bedeutung  ist.  Es  kommt  aber  ein 
wichtiges  psychologisches  Moment  hinzu,  das  ein  übeiaus 
günstiger  Nährboden  für  die  Verkennung  der  Klassenlage 
durch  die  Angestellten  ist.  Von  ihrer  besseren  Schul-  und 
Fachbildung  sollte  man  eigentlich  ein  größeres  Verständnis 
für  ihre  eigensten  Angelegenheiten  als  von  den  Arbeitern 
erwarten.  Es  ist  nun  aber  eine  psychologische  Erfahrungs- 
tatsache, daß,  wer  in  seinem  Berufe  überwiegend  Hand- 
arbeit leistet,  das  Bedürfnis  hat,  sich  zu  seiner  Erholung 
mit  geistiger  Arbeit  zu  beschäftigen,  und  daß  umgekehrt, 
wer  in  seinem  Berufe  als  geistiger  Arbeiter  tätig  ist,  sich 
zu  seiner  Erholung  mit  Handarbeit  zu  beschäftigen  sucht. 
Durch  die  Berufsarbeit  ist  die  geistige  Tätigkeit  des  An- 
gestellten für  wirtschaftliche  Zwecke  so  stark  und  aus- 
schließlich in  Anspruch  genommen,    daß    es  immerhin 


verzeihlich  ist,  wenn  er  sich  nicht  in  seiner  freien  Zeit 
wiederum  für  soziale  und  wirtschaftliche  Zwecke  mit 
sozialpolitischen  Problemen  in  anstrengender  Geistesarbeit 
beschäftigen  will. 

Doch  die  Angestellten  werden  durch  die  sozialen  und 
wirtschaftlichen  Verhältnisse  in  eine  harte  Lehre  ge- 
nommen. Ihre  wahren  Interessen  werden  ihnen  mit 
solchem  Nachdruck  und  solcher  Brutalität  eingebläut,  daß 
sie  sich  ihnen  nicht  länger  verschließen  können.  In  den 
Angestelltenorganisationen  gewinnt  der  Gedanke  des  Inter- 
essengegensatzes immer  mehr  Ausbreitung  und  dringt 
gleichzeitig  in  die  Tiefe  vor. 

Die  Organisationen  der  technischen  Angestellten  im 
Baugev/erbe  und  in  der  Industrie  haben  die  Richtigkeit 
des  gewerkschaftlichen  Organisationsprinzips  längst  er- 
kannt und  führen  es  mit  immer  größerer  Konsequenz  und 
Tatkraft  durch.  Bei  den  Betrieben  der  Marine  ist  es 
unser  Verband  gewesen,  der  zum  erstenmal  die  Mittel 
der  gewerkschaftlichen  Selbsthilfe  anwenden  mußte. 
In  den  Betrieben  der  Berliner  Eisenkonstruktions- 
firmen hat  der  Bund  der  technisch-industriellen  Be- 
amten die  Initiative  ergriffen  und  unsere  unein- 
geschränkte Unterstützung  gefunden.  Durch  diese  beiden 
Vorgänge  ist  aber  die  ganze  Privatangestelltenbewegung 
in  eine  neue  Epoche:  die  Epoche  des  aktiven 
Kampfes  um  die  Verbesserung  der  Arbeitsbedingungen, 
eingetreten.  Der  größte  kaufmännische  Verband  ist  aller- 
dings noch  himmelweit  davon  entfernt,  die  Bedeutung 
dieses  Vorgangs  zu  erkennen.  Hat  doch  einer  seiner 
Vertreter  der  gewerkschaftlichen  Solidarität  die  Rolle 
eines  Hausschlüssels  gegenüber  der  Schußwaffe  zu- 
gewiesen. Wenn  die  neue  Gründung  des  Bundes  der  kauf- 
männischen Angestellten  die  Ruhe  dieser  stagnierenden 
.Wasser  stört,  so  kann  sie  hier  willkommen  sein. 

Wenn  auch  Schlagwörter  und  besonders  falsche 
Schlagwörter  schwer  auszurotten  sind,  so  ist  von  der 
Tatsache,  daß  sich  immer  breitere  Schichten  der  Angestell- 
ten zur  Erkenntnis  ihrer  wahren  Klassenlage  durchringen, 
doch  mindestens  das  zu  erwarten,  daß  das  Schlagwort 
vom  Mittelstand  nicht  mehr  allzulange  den  Unfug  an- 
richten kann,  die  Köpfe  der  Privatangestellten  zu  verwirren. 

Dr.  Gl.  Heiß. 


Unsere  Verbandsstatistik 


Das  Manuskript  unserer  Verbandsstati- 
.ätikist  in  den  letzten  Tagen  des  August  zum 
Druck  gegangen.  Es  steht  noch  manche  Ergänzung 
im  einzelnen,  auch  noch  die  Anfügung  eines  allgemeinen 
sozialpolitischen  Resümees  aus,  im  allgemeinen  ist  die  ein- 
einhalbjährige Arbeit  abgeschlossen.  Man  darf  die  Er- 
wartung aussprechen,  daß  sie  wissenschaftlichen  und  prak- 
tischen Anforderungen  gleich  gerecht  wird. 

Ueber  die  Einzelheiten  gibt  das  auf  Seite  III  ab- 
gedruckte Inhaltsverzeichnis,  das  nur  mehr  in 
nebensächlichen  Punkten  im  erweiternden  Sinne  abgeändert 
wird,  Aufschluß.  Das  äußerst  breit  angelegte  Tabellen- 
material, das  etwa  die  Hälfte  des  auf  über  20  Druckbogen 
(320  Seiten)  bemessenen  Werkes  einnehmen  wird,  soll  clen 
einzelnen  Interessenten  Gelegenheit  bieten,  das  für  ihn 
besonders  Wissenswerte  für  seinen  engeren  Bedarf  selb- 
ständig auch  unter  lokalen  Gesichtspunkten  weiter  zu 
verarbeiten.    Die  Verhältnisse  der  einzelnen  Berufe  luid 


Industriebezirke  liegen  zu  verschieden,  als  daß  sie  er- 
schöpfend behandelt  werden  könnten.  Der  Text  kann  nur 
die  große  Richtlinie  herausarbeiten  und  muß  sich  eine 
gewisse  Beschränkung  auferlegen,  um  neben  dem  (natur- 
gemäß stets  subjektiven)  Urteil  des  Verfassers  das  sorg- 
fältig aufgearbeitete  und  konzentrierte  Tatsachenmaterial 
als  solches  sprechen  zu  lassen.  Das  geschieht  in  diesem 
Umfang  zum  erstenmal  in  der  Angestellten-Statistik. 

Die  Erhebung  ist  durch  ihre  zeitliche  Nachbarschaft 
mit  der  Berufszählung  von  1907  sehr  günstig  beeinflußt 
und  will  nach  vielen  Richtungen  hin  geradezu  als  eine 
beruflich  begrenzte,  aber  eben  deshalb  in  größerer  Tiefe 
schürfende  Ergänzung  dieser  Zählung,  soweit  der  Tech- 
nikerstand in  Frage  kommt,  gelten.  Es  wird  deshalb  will- 
kommen sein,  daß  die  einschlägigen  Ergebnisse  der  Be- 
rufs- und  Betriebszählung  im  weiten  Umfange  auch  tabellcn- 
mäßig  herangezogen  worden  sind. 


Heft  37 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEfTUNG  1911 


587 


Ein  gleiches  gilt  von  den  früheren  Organisations- 
erhebungen: jenen  unseres  Verbandes  von  1903  und  1Q08, 
jener  des  Bureaus  für  Sozialpolitik  für  Qroß-Berlin  von 
1908,  endlich  jener  des  Deutschnationalen  Handlungs- 
gehilfen-Verbandes. Nach  Möglichkeit  sind  Vergleiche 
zwischen  allen  diesen  Erhebungen  unternommen  worden. 

Die  Fertigstellung  des  bei  Duncker  &  Humblot  in 
Leipzig  erscheinenden  Buches  ist  Ende  Oktober, 
also  rechtzeitig  für  die  bevorstehende 
,W  i  n  t  e  r  k  a  m  p  a  g  n  e  ,  zu  erwarten.  700  Exemplare  sind 
auf  Grund  der  Subskriptionslisten  bereits  fest  bestellt.  Ob- 
wohl der  in  Aussicht  genommene  Umfang  wohl  über- 
schritten werden  dürfte,  bleibt  der  Preis  mit  zwei 
Mark  und  vierzig  Pfg.  festgesetzt.  Wir  ersuchen 
alle    Mitglieder,    die    sehr   günstige,    aber   nur  gegen- 


wärtig gegebene  Gelegenheit  zum  Erwerb  eines  so- 
zialpolitischen Werkes,  das  ihnen  ihren  eigenen  Be- 
ruf noch  näher  bringen,  das  ferner  die  gerechten  Forde- 
rungen des  Standes  nachdrücklichst  begründen  und  unter- 
stützen soll,  zu  benutzen.  Um  die  Auflage  festsetzen 
zu  können,  ist  möglichst  umgehende  Bestellung 
erforderlich.  Von  der  Verbreitung  des  Buches  hängt  ein 
gut  Teil  seines  Erfolges  ab.  Auch  den  Mitgliedern 
der  übrigen  technischen  Verbände  steht  die 
Subskription  zu  denselben  Bedingungen 
offen.  Die  Verbandsstatistik  ist  endlich  in  den  Kreisen 
der  Unorganisierten  als  W  e  r  b  e  m  a  t  e  r  i  a  1  in  weitem 
Umfange  zu  verwenden,  sie  zeigt,  was  noch  geleistet 
werden  muß  und  daß  dieses  nur  durch  organisatorischen 
Zusammenschluß  erreicht  werden  kann.  Günther. 


■I  I  ■  B I  ' 


H  ::  H  WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  H  H 


Zwei  Jahre  Schmiergelderparagraph 

Wenn  die  Hoffnungen,  mit  denen  die  Privat- 
angestellten auf  die  gegenwärtige  Reichstagsperiode  ge- 
blickt hatten,  auch  fast  in  allem  getäuscht  worden  sind, 
so  hat  sie  ihnen  doch  wenigstens  ein  ,, Angestelltengesetz" 
bescheert,  den  sogen.  Schmiergelderparagraphen  in  dem 
neuen  Gesetz  gegen  den  unlauteren  Wettbewerb.  Behütet 
von  den  Firmen,  die  da  glaubten,  die  bisherigen  Straf- 
bestimmungen gegen  den  unlauteren  Wettbewerb  genügten 
nicht,  wächst  dieses  Schoßkind  der  Gesetzgebung  allmäh- 
lich heran  und  feiert  in  kurzem  seinen  2:  Geburtstag. 

Es  verlohnt  sich  daher,  auf  die  Wirkung,  die  das 
Gesetz  bisher  gehabt  hat,  zurückzublicken.    Die  Stimmen, 

•  die  s.  Zt.  am  lautesten  schrien,  ganze  Berufsklassen  seien 
dem  Schmiergelderunwesen  zugänglich,  haben  nun  ein- 
mal jene,  nicht  nur  aus  Angestelltenkreisen  kommenden 

-  übertönt,  die  sich  gegen  ein  neues  Gesetz  aussprachen, 
'weil  die  älteren,  allgemeinen  Gesetze  eine  hinreichende, 
sogar  bessere  Handhabe  gegen  derartige  Auswüchse  jm 
geschäftlichen  Verkehr  bieten.  Zwar  haben  diese  Bestim- 
mungen selten  Anwendung  gefunden,  dies  lag  aber  daran, 
weil  die  benachteiligten  Firmen  meistens  nicht  klagen 
wollten.  Sie  setzten  einfach  den  ungetreuen  Angestellten 
auf  die  Straße  —  wozu  sie  ja  gesetzlich  schon  immer  be- 
rechtigt waren  —  und  lösten  im  übrigen  die  Verbindung 
mit  dem  „schmierenden"  Lieferanten.  Hierbei  ist  es  nun 
bisher  größtenteils  geblieben,  und  wenn  wir  zur  Zeit  des  In- 
krafttreten des  Gesetzes  schrieben:  Erst  die  Praxis  wird 
dieses  Gesetz  in  seinem  "Wert  oder  seiner  Unzulänglich- 
keit erkennen  lassen,  so  können  wir  heute  sagen:  Man  kann 
noch  immer  im  Zweifel  sein,  ob  das  Gesetz  die  beabsich- 
tigte Wirkung  gehabt  hat.  Eine  erheblichere  Anwendung 
hat  der  Paragraph  bisher  nicht  gefunden.  Aber  wenn  man 
daraus  schließen  wollte,  das  Gesetz  habe  eben  die  er- 
freuliche Wirkung  gehabt  daß  nun  Verstöße  dagegen  so 
selten  sind,  so  wäre  dies  ein  Irrtum.  Einen  erzieherischen 
Einfluß  mußten  z.  B.  noch  viele  Zeitungsredaktionen  aus- 
üben, indem  sie  Schmiergelder-Inserate,  die  gar  nicht  so 
selten  noch  ganz  offen,  teilweise  jetzt  in  versteckterer 
Form  eingesandt  wurden,  zurückwiesen.  Im  übrigen 
scheuen  zuweilen  Firmen  noch  immer  nicht  davor 
zurück,  das  ,, Schmieren"  weiter  zu  betreiben.  In  die  Dienst- 
verträge, die  sie  z.  B.  mit  ihren  Filialleitern  abschließen, 
wird  jetzt  gewöhnlich  ein  Passus  aufgenommen,  wonach 
das  Anerbieten  von  Schmiergeldern  sofortige  Entlassung 
nach  sich  zieht.    Dennoch  zahlen  die  Firmen  häufig  eine 

/  „Provision"  an  den  Besteller.  Der  Geschäftsgang  ist  dabei 
der,  daß  die  Firma  wohlweislich  im  Hintergrund  bleibt  und 


der  Vertreter  gegebenenfalls  als  der  der  Bestechung  schul- 
dige dasteht. 

Eine  andere  Erscheinung  hatte  hingegen  der  Kampf 
gegen  das  Schmiergelderunwesen  zur  Folge.  Im  Mai  d.  Js. 
ist  ein  VereingegendasBestechungsunwesen 
gegründet  worden,  wie  solche  schon  in  England  bestehen. 
Der  Verein  will  in  erster  Linie  die  Kenntnis  der  gesetz- 
lichen Bestimmungen  —  die  zweifellos  manchem  Firmen- 
inhaber noch  sehr  von  Nöten  ist  —  verbreiten  und 
dann  sich  mit  der  Auskunftserteilung,  Sammlung  gericht- 
licher Urteile,  Herausgabe  laufender  Mitteilungen,  Unter- 
suchung von  Klagen  und  endlich  mit  der  Veranlassung 
gerichtlicher  Verfolgungen  in  geeigneten  Fällen  befassen. 
Wir  können  demnach  feststellen,  daß  es  sich  hier  nicht  um 
eine  Organisation  gegen  Angestellte  handelt  —  solche 
würde  uns  gerüstet  vorfinden  — ,  sondern  wir  wollen  es 
gern  begrüßen,  daß  der  Verein  erst  mal  selbst  unter  seinen 
eigenen  Standesgenossen  zur  Hebung  der  Geschäftsmoral 
beitragen  will.  Die  Firmen  werden  vor  ihrer  eigenen  Tür 
genug  zu  kehren  vorfinden.  Erzielen  sie  damit  endlich 
Reinlichkeit,  dann  wird  vielleicht  auch  die  Zeit  kommen, 
wo  das  Odium  des  Mißtrauens,  daß  man  durch  den 
Schmiergelderparagraphen  auf  den  Angestellten  gewälzt 
hat,  hinweggeräumt  sein  wird.  Mtzd. 


V.  H  ::  H    STAN DESBEWEGUNO    ::     H  :: 


Sei  bstei tisch  ätziing 

Wie  schädlich  die  Preisbildung  auf  dem  technischen 
Arbeitsmarkte  durch  die  freiwillige  Bewertung  der  Ar- 
beitskraft beeinflußt  werden  kann,  beweist  eine  Anzeige 
der  Deutsehen  Bauzeitung,  in  der  ein  Baumeister  mit 
ISjähriger  Praxis,  der  seine  praktische  Tätigkeit  (vermutlich 
Selbständigkeit)  aufgeben  will,  beabsichtigt,  eine  Stelle 
als  Stadtbaumeister  zu  suchen.  Er  verzichtet  großmütig 
auf  Pension  und  beansprucht  nur  12-  bis  1500  M  jähr- 
lich. In  der  Anzeige  gibt  der  Stellungsuchende  an,  daß 
er  vermögend  sei. 

Wir  wollen  annehmen,  daß  ihn  diese  Tatsache  zu  der 
verkehrten  Auffassung  gebrächt  hat,  berechtigt  zu  sein, 
durch  seine  Preisunterbietung  die  Lage  der  anderen  ver- 
schlechtern zu  können.  Sieht  man  aber  hiervon  ab,  so 
sind  nur  noch  zwei  Dinge  möglich,  entweder  leidet  der 
Stellungsuchende  an  einer  krankhaften  Geringschätzung 
seiner  eigenen  Kraft  oder  aber  er  hat  durch  15jährige 
Praxis  und  vorhergehendes  Studium  nichts  gelernt  und 
nichts  vergessen.  Dann  sind  allerdings  die  geforderten 
1200  M  noch  zu  viel  und  die  Gemeinde,  die  auf  dieses 
unwürdige  Angebot  eingehen  würde,  wäre  zu  bedauern, 
daß  sie  mit  einer  solchen  Kraft  einen  Versuch  macht. 


1 


588 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  37 


Ueber  die  Bewegung  der  Berliner  Eisenkonstrukteure 

haben  wir  in  Nr.  34  und  35  der  Deutsclien  Techniker- 
Zeitung  berichtet  und  Ursache  und  Entwickelung  des 
Konfliktes  dargelegt.  Wir  betonten  dabei  besonders  die 
allgemeine  Solidarität  der  Verbandsmitglieder  mit  den  Mit- 
gliedern des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten 
aus  der  Erkenntnis  heraus,  daß,  so  se'hr  uns  auch 
der  Bund  bis  in  die  letzte  Zeit  hinein  mit  seinen 
Anwürfen  bedenkt,  in  wirtschaftlichen  Kämpfen  Bund 
und  Verband  im  Interesse  des  ganzen  Technikerstandes 
immer  wieder  zusammenwirken  müssen.  Als  eine  Kon- 
sequenz dieser  Gemeinschaft,  die  zunächst  nicht  nur  in  der 
Sperrung  unseres  Stellennachweises,  son- 
dern auch  in  Uebernahme  aller  Verpflichtungen  bestand, 
welche  aus  Stellenlosigkeit  oder  Maßregelung  der  be- 
teiligten Mitglieder  folgen  konnten,  schien  uns  das  Ver- 
langen berechtigt,  an  allen  Beschlüssen,  welche  für  die 
weitere  Entwickelung  der  Bewegung  ausschlaggebend  sein 
sollten,  auch  durch  verantwortliche  Personen  unserer  Vcr- 
bandsleitung  beteiligt  zu  sein.  Wir  gaben  diesem  Ver- 
langen in  einem  höflichen  Schreiben  an  die  Leitung  des 
Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  unter  dem 
16.  August  er.  in  folgenden  Ausführungen  Ausdruck: 

„Die  in  Gemeinschaft  mit  den  übrigen  Konstrukteuren  von 
unseren  Mitgliedern  ausgesprochene  Kündigung,  welche  mit 
unserer  Billigung  und  Unterstützung  erfolgt  ist,  veranlaßt  uns, 
an  Sie  das  Ersuchen  zu  stellen,  alle  weiterhin  in  dieser  An- 
gelegenheit zu  unternehmenden  Schritte  nur  gemeinsam  durch 
die  beiden  Organisationen  vornehmen  lassen  zu  wollen.  Sie 
hatten  die  Freundlichkeit,  uns  in  Ihrem  Schreiben  vom  21.  v.  M. 
in  Aussicht  zu  stellen,  uns  ständig  in  der  Angelegenheit  der 
Eisenkonstrukteure  auf  dem  Laufenden  zu  halten.  Würde  es  sich 
nur  um  die  Sperrung  unseres  Arbeitsnachweises  handeln,  so 
würden  wir  Ihr  gefl.  Anerbieten  gern  akzeptieren.  Nun  aber, 
wo  wir  im  Interesse  der  gemeinsamen  Aktion  mit  Ihnen  gleich- 
zeitig vorgegangen  sind,  können  unsere  Mitglieder  von  uns  ver- 
langen, daß  ihr  Interesse  gemeinsam  durch  die  Vorstände  beider 
Organisationen  verfolgt  wird.  Wir  formulieren  unsere  Wünsche, 
um  eine  geeignete  Grundlage  für  die  Kooperation  zu  schaffen, 
dahin,  daß  möglichst  sofort  eine  Kommission  ins  Leben  treten 
soll,  welcher  gleichmäßig  Herren  der  beiden  Organisationen 
angehören.  In  Anbetracht  der  weit  stärkeren  numerischen  Be- 
teiligung Ihres  Bundes  sind  wir  gern  damit  einverstanden,  wenn 
Ihr  Vorstand  die  Mehrheit  in  dieser  Kommission  bildet.  Es  liegt 
uns  lediglich  daran,  bei  den  zu  unternehmenden  Schritten  von 
vornherein  beschließend  mitwirken  und  dadurch  ebenso  die  Ein- 
heitlichkeit der  Aktion  wie  die  Interessen  aller  Beteiligten  fördern 
zu  können. 

Wir  denken  uns  den  Wirkungskreis  der  zu  bildenden  Kom- 
mission, über  deren  nähere  Zusammensetzung  wir  Ihre  Vorschläge 
erbitten,  in  der  Weise,  daß  die  Vertreter  der  Organisationen 
im  allgemeinen  nur  im  Einvernehmen  mit  ihren  Vorstünden  wich- 
tige Beschlüsse  fassen  können,  daß  aber  in  besonders  kritischen 
Situationen,  um  die  Schlagfertigkeit  aufrecht  zu  erhalten,  eine 
weitergehende  Befugnis  der  Kommission  selbstverständlich  unter 
voller  Verantwortlichkeit  ihrer  Mitglieder  Platz  greifen  soll. 

Ferner  ersuchen  wir  Sie  um  möglichst  baldige  Uebersendung 
eines  genauen  Verzeichnisses  der  in  Frage  kommenden  Unter- 
nehmungen Groß-Berlins,  damit  wir  in  der  Lage  sind,  in  un- 
serem Stellennachweis  die  entsprechenden  Maßnahmen  treffen 
zu  können." 

Selbstverständlich  hatten  wir  erwartet,  daß  unserem 
durchaus  billigen  Wunsche  im  Interesse  einer  einheitlichen 
Weiterführung  der  Aktion  ohne  weiteres  Rechnung  ge- 
tragen würde.  Hierin  sahen  wir  uns  aber  getäuscht,  denn 
die  Leitung  des  Bundes  antwortete  uns  am  23.  August 
mit  folgendem  Schreiben : 

„Wir  bitten  Sie,  gütigst  zu  entschuldigen,  daß  wir  erst 
heute  auf  Ihr  Schreiben  antworten.  Der  Grund  der  Verzögerung 
ist  darin  zu  suchen,  daß  wir  zunächst  durch  eine  Umfrage 
unter  unseren  Vertrauensmännern  feststellen  wollten,  in  welcher 
Zahl  Mitglieder  Ihres  Verbandes  an  der  Aktion  der  Berliner 
Eisenkonstrukteure  beteiligt  sind. 

Diese  Umfrage  ist  gestern  veranstaltet  worden  und  hat 
ergeben,  daß  im  ganzen  10  Verbandsmitglieder  an  der  Aktion 
teilnehmen.  Diese  Zahl  ist  im  Verhältnis  zur  Gesamtzahl  der 
an  der  Aktion  Beteiligten,  die  bis  auf  die  10  Vcrbandsmitglieder 
sämtlich  in  unserem  Bunde  organisiert  sind,  so  verschwindciul 


gering,  daß  sie  uns  allein  schon  den  Boden  für  eine  Diskussion 
Ihres  Vorschlages  zu  entziehen  scheint.  Wir  können  uns  wenig- 
stens nicht  denken,  daß  Sie  im  Ernste  verlangen  sollten,  be- 
schließend an  der  Fortführung  einer  Aktion  mitzuwirken,  von 
deren  Trägern  knapp  40()  Mitglieder  Ihres  Verbandes  sind. 
Durch  die  von  Ihnen  vorgeschlagene  Kommission  würde  zweifel- 
los die  Fortführung  der  Aktion  wesentlich  kompliziert  und  das 
gegenwärtige  Zahlenverhältnis  scheint  uns  eine  derartige  Er- 
schwerung der  Aktionsfähigkeit  nicht  zu  rechtfertigen.  Zudem 
haben  Ihre  an  der  Aktion  beteiligten  Mitglieder,  auch  ohne  daß 
die  von  Ihnen  vorgeschlagene  Kommission  gebildet  wird,  die 
Möglichkeit,  ihren  Einfluß  auf  die  weiteren  Maßnahmen  geltend 
zu  machen.  Wir  veranstalten  von  Zeit  zu  Zeit  allgem.eine 
Versammlungen  der  Eisenkonstrukteure,  in  denen  jeder  der  be- 
teiligten Kollegen,  ganz  gleich  ob  er  Bundes-  oder  Verbands- 
mitglied ist,  seine  Meinung  und  seine  Wünsche  aussprechen 
kann.  Da  in  der  letzten  Eisenkonstrukteur-Versammlung  außer- 
dem Ihr  Herr  Schubert  anwesend  war  und  somit  die  Möglich- 
keit hatte,  die  Meinungen  Ihres  Verbandes  zu  \ertreten,  da  wir 
uns  außerdem  auch  für  die  künftigen  allgemeinen  Versammlungen 
gern  damit  einverstanden  erklären,  daß  Sie  regelmäßig  einen 
Vertreter  Ihres  Verbandes  entsenden,  glauben  wir,  daß  genügend 
Gewähr  für  ein  ausreichendes  Mitbestimmungsrecht  Ihres  Ver- 
bandes gegeben  ist. 

Wenn  wir  uns  daneben  vorbehalten,  die  entscheidenden 
Maßnahmen  bei  dieser  Aktion  selbst  zu  treffen,  so  glauben  wir, 
daß  Sie  uns  daraus,  abgesehen  von  dem  bisher  Gesagten,  um 
so  weniger  einen  Vorwurf  machen  können,  als  wir  ja  die  Aktion 
auch  eingeleitet  und  alle  Vorarbeiten  dazu  geleistet  haben." 

Inzwischen  hatten  wir  Gelegenheit,  in  einer  internen 
Versammlung  der  an  dem  Konflikt  beteiligten  Verbands- 
rriitglieder,  deren  Meinung  zu  der  strittigen  Frage 
kennen  zu  lernen  und  fanden  dort  volles  Verständnis  dafür, 
daß,  wenn  der  Verband  einerseits  alle  Verpflichtungen 
der  Solidarität  auf  sich  nimmt,  ihm  dann  auch  anderer- 
seits die  Rechte  des  das  Risiko  Teilenden  zustehen 
müßten.  In  dieser  Versammlung  gab  man  zu  verstehen, 
daß  es  unbegreiflich  erscheinen  würde,  wenn  sich  die  Ver- 
bandsleitung mit  der  ihr  zugedachten  Aschenbrödel-Rolle 
abfände.  Unsere  Mitglieder  forderten  geradezu,  daß  die 
Verbandsleitung  in  dieser  von  der  Oeffentlichkeit  mit  außer- 
ordentlichem Interesse  verfolgten  Bewegung  auch  nach 
außenhin  erkennbar  an  die  Seite  der  Bundesleitung 
trete.  Gestützt  auf  dieses  einmütige  Verlangen  versuchten 
wir  nun  nochmals  der  Bundesleitung  unsere  Gründe  be- 
greiflich zu  machen,  indem  wir  ihr  am  29.  August  u.  a. 
schrieben: 

„Wie  Sie  bereits  unserem  Schreiben  entnommen  haben, 
waren  wir  über  die  numerisch  weit  schwächere  Beteiligung 
unseres  Verbandes  in  der  Aktion  der  Eisenkonstrukteure  unter- 
richtet. Demgemäß  haben  wir  uns  von  vornherein  in  der  von 
uns  Vorgeschlagenen  Kommission  mit  der  Minderheit  der 
Stimmen  begnügen  wollen  und  sind  gerne  bereit,  jedem  billigen 
Wunsche  Ihrerseits  nach  dieser  Richtung  zu  entsprechen. 

An  der  sofortigen  Bildung  einer  Kommission  aber  halten  w  ir 
unter  allen  Umständen  fest  und  stützen  uns  dabei  einmal  auf 
die  einmütige  Forderung  unserer  an  der  Kündigung  beteiligten 
Mitglieder,  dann  aber  auf  den  ganz  selbstverständlichen  gewerk- 
schaftlichen Grundsatz,  daß  gemeinsame  Aktionen  in  einheit- 
licher Weise  durch  die  Verbände  zu  führen  sind.  .  .  . 

....  Ihr  Vorschlag,  unsere  beteiligten  Mitglieder  in  all- 
gemeinen Versammlungen  der  Eisenkonstrukteure  zum  Wort 
kommen  zu  lassen,  scheint  uns  nicht  ernstlich  diskutabel,  da 
alsdann  die  von  Ihnen  selbst  betonte  geringe  Zahl  unserer  Mit- 
glieder zur  vollständigen  Einflußlosigkeit  verurteilt  wäre.  Unser 
Verband,  der  selbst  finanzielle  Verpflichtungen  auf  sich  ge- 
nommen hat,  kann  es  unter  keinen  Umständen  als  genügend 
ansehen,  wenn  seinen  Mitgliedern  gestattet  wird,  ihre 
Meinung  und  ihre  Wünsche  auszusprechen  oder  wenn  ein  Ver- 
treter des  Verbandes  dessen  Meinung  zu  vertreten  in  der  Lage 
ist.  Wir  verlangen  neben  der  beratenden  auch  eine  beschließende 
Stimme. 

Ihr  Einwand,  daß  Sic  selbst  die  .Aktion  eingeleitet  und 
alle  Vorarbeiten  dazu  getroffen  hätten,  ist  ebenso  wenig  stich- 
haltig. Wir  bedauern  vielmehr,  daß  Sie  in  einer  so  wichtigen 
Angelegenheit  uns  erst  in  den  letzten  Wochen  verständigt  haben, 
während  unserer  Meinung  nach  eine  frühere  Hinzuziehung  des 
Verbandes  ebenso  nötig  wie  gerechtfertigt  war. 

Wir  betonen  zum  Schluß  noch  ausdrücklich,  daß  imsere 
Forderungen    lediglich    der  Einheitlichkeit  der  Aktion  dienen 


Heft  37 


sollen  und  können  nicht  einsehen,  inwieweit  durch  die  von  uns 
vorgeschlagene  Kommission  eine  Komplii<ation  eintreten  sollte. 
Eben  der  Einheitlichkeit  des  Vorgehens  wegen  ersuchen  wir 
Sie  aut  das  entschiedenste,  unseren  Vorschlag  anzunehmen,  da 
wir  unter  keinen  Umständen  gewillt  sind,  für  den  Fall  Ihrer 
Ablehnung  auf  jedes  selbständige  Vorgehen  zu  verzichten,  das 
im  Interesse  unserer  Mitglieder,  ganz  besonders  bei  den,  wie 
wir  erfahren,  in  Aussicht  stehenden  Verhandlungen  mit  dem 
Verband  der  Eisenbaufirmen  nötig  werden  kann." 

Nach  einer  am  gleichen  Tage  stattgefundenen  all- 
gemeinen Eisenkonstfukteur-Versammlung  wurde  in 
interner  Besprechung  selbst  von  am  Konflikt  führend  be- 
teiligten Bundesmitgliedern  die  Berechtigung  un- 
sererWünsche  anerkannt  und  die  Bereitwilligkeit  aus- 
gesprochen, dem  Verband,  soweit  es  das  Beteiligungs- 
verhältnis gestatte,  eine  beschließende  Stimme 
einzuräumen.  Zu  unserer  großen  Ueberraschung  erhielten 
wir  4  Tage  später  ein  Schreiben,  gez.  Lüdemann,  das  am 
besten  ohne  Kommentar  sowohl  den  beteiligten  Kollegen 
als  auch  den  sämtlichen  Verbandsmitgliedern  zur  Be- 
urteilung unterbreitet  wird. 

„Form  und  Inhalt  Ihres  Schreibens  verbieten  uns,  Ihnen 
hinsichtlich  Ihrer  Mitwirkung  an  der  Beschlußfassung  über  die 
in  der  Aktion  der  Berliner  Eisenkonstrukteure  zu  unternehmenden 
Schritte  Zugeständnisse  zu  machen,  die  über  das  Maß  des 
Entgegenkommens,  das  wir  Ihnen  bereits  in  unserem  letzten 
Schreiben  bewiesen  zu  haben  glauben,  hinausgehen." 

Im  Interesse  der  Bewegung  der  Eisenkonstrukteure, 
die  auch  wir  mit  allen  Kräften  fördern  wollen,  sehen  wir 
uns  gezwungen,  diesen  Schriftwechsel  der  Oeffentlichkeit 
zu  übergeben.  Wir  fügen  aber  hinzu,  daß  selbst  diese 
schroffe  Zurückweisung  der  Bundesleitung  uns  nicht 
hindert,  die  einmal  verkündete  Solidarität  treu  bis  zum 
Ende  der  Bewegung  durchzuhalten.  Nach  wie  vor  weisen 
wir  unsere  Mitglieder  an  die  Seite  der  im  gleichen  Kampf 
stehenden  Bundesmitglieder.  Alle  geheimen  Hoffnungen 
unserer  Gegner,  soweit  sie  sich  etwa  auf  Zersplitterung  und 
Schwächung  der  Stoßkraft  der  technischen  Angestellten 
stützen  sollten,  müssen  zu  Schanden  werden!  Was  uns 
veranlaßt,  im  gegenwärtigen  Stadium  des  Kampfes  diese 
Meinungsverschiedenheiten  der  beiden  Organisations- 
leitungen bekannt  zu  geben,  ist  lediglich  der  Umstand, 
zu  zeigen,  daß  auch  der  Deutsche  Techniker-Verband  in 
der  Bewegung  seine  Schuldigkeit  zu  tun  sich  bemüht  und 
nicht,  wie  der  äußere  Anschein  bisher  vermuten  ließ,  die 
ganze  Last  und  Verantwortlichkeit  allein  auf  den  Schultern 
des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  ruht.  Bis- 
her haben  wir  in  Erwartung  eines  verständnisvollen  Ein- 
gehens auf  unseren  berechtigten  Wunsch  darauf  verzichtet, 
in  der  Oeffentlichkeit  den  Namen  des  Deutschen  Tech- 
niker-Verbandes neben  dem  des  Bundes  erscheinen  jzu 
lassen.  Nachdem  aber  in  so  kategorischer  Form  unsere 
selbstverständliche  Forderung  von  der  Bundesleitung  zu- 
rückgewiesen ist,  gebietet  es  uns  die  Selbstachtung,  diese 
Riicksicht  nunmehr  schwinden  zu  lassen,  weil  sonst  unsere 
Mitgheder  es  nicht  mehr  verstehen  würden,  wenn  in  einer 
Aktion  von  so  außerordentlicher  Tragweite  eine  Organi- 
sation von  30  000  Mitgliedern  sich  mit  der  Rolle  des  Zu- 
schauers begnügte.  Wir  sind  es  dem  Verbandsansehen 
schuldig,  jetzt  als  gleichberechtigter  Verhandlungsfaktor 
neben  dem  Bund  der  technisch-industriellen  Beamten  im 
Sinne  unserer  an  den  Bund  gerichteten  Ausführungen  in 
die  weitere  Entwickelung  der  Angelegenheit  einzugreifen. 
Der  Zustimmung  unsere.-  gesamten  Verbandsmitglieder 
sind  wn-  ebenso  sicher,  wie  sie  uns  die  an  der  Bewegung- 
direkt  beteiligten  Kollegen  durch  geheime  Abstimmung 
bereits  gezeigt  haben.  Eine  andere  Sache  dagegen  ist  es, 
ob  die  Bundesmitglieder  es  verstehen  werden,  daß  ihre 
Leitung  in  einem  so  schweren  Kampfe  den  D.  T.-V. 
direkt  zurückstößt,  und  zwar  in  einer  Weise,  die  ge- 
fährlich werden  müßte  für  die  Bewegung,  wenn  dieser  Ver- 
^  band  in  der  Tat  das  wäre,  was  im  vorigen  Jahre  bei  den 
sattsam  bekannten  Auseinandersetzungen  von  der  Bundes- 
leitung immer  behauptet  wurde. 


::  ::  ::  ::  ::  ::    SCHULFRAGEN    ::  ::  ::  H  ::  :: 


Techniker  and  Fortbildungsschule 

Von  Ingenieur  FR.  SÜSS,  Gewerbelehrer  in  Wilhelmshaven. 

Da  sich  die  Regierung  nunmehr  entschlossen  zu  haben 
scheint,  Technikern  mehr  als  bisher  Gelegenheit  zu  geben, 
sich  durch  den  Besuch  eines  Kursus  die  für  einen  Fort- 
bildungsschullehrer notwendigen  pädagogischen  Kenntnisse 
anzueignen,  so  dürfte  der  Andrang  von  Bewerbern,  der 
schon  bisher  sehr  groß  war,  noch  weiter  zunehmen. 
Außer  zum  Lehrfach  Berufenen  dürften  sich  da  leicht  auch 
Unberufene  melden.  Es  werden  viele  gern  diese  Gelegenheit 
benutzen,  die  ihnen  Aussicht  auf  sicheres  und  höheres 
Einkommen  bietet.  Hierin  aber  liegt  eine  Gefahr  für  die 
gesamte  Technikersache  auf  dem  Gebiete  des  Unterrichts- 
wesens. Nicht  der  zu  erwartende  Gewinn  sollte  für  die 
Bewerbung  maßgebend  sein;  ein  jeder  sollte  sich  ernst 
prüfen,  ob  er  zum  Lehrer  geeignet  ist  oder  nicht.  Der  Beruf 
eines  gewerblichen  Fortbildungsschullehrers  ist  schön  und 
dankbar,  aber  —  schwer.  Mißerfolge  technischer  Lehrer 
an  den  Fortbildungsschulen  sind  Wasser  auf  die  Mühlen 
ihrer  Neider. 

Es  ist  viel  gestritten  und  geschrieben  worden,  wer 
der  berufene  Lehrer  für  die  gewerbliche  Fortbildungsschule 
sei,  ob  Handwerksmeister,  Techniker  oder  Berufslehrer. 
Meines  Erachtens  wäre  es  ein  idealer  Zustand,  wenn  die 
tüchtigsten  Handwerksmeister  selbst  den  Nachwuchs 
des  Handwerks  unterrichten  würden.  Aber  gerade  die 
tüchtigen  Handwerksmeister  selbst  sind  mit  Arbeiten  sn 
ihrem  eigenen  Geschäft  überhäuft  und  nur  mit  wenigen 
Ausnahmen  kaum  für  das  Lehrfach  zu  gewinnen.  Im  übri- 
gen aber  hindert  wohl  die  im  Durchschnitt  unzureichende 
Schulbildung  des  Handwerkerstandes  an  der  Uebernahme 
eines  Lehramtes. 

Günstiger  liegen  die  Verhältnisse  für  den  Mittelschul- 
techniker; eine  bessere  Schulbildung  und  die  eigene  Praxis 
stehen  ihm  zur  Seite  und  aus  dieser  seiner  Praxis  heraus 
kennt  er  den  Umgang  mit  den  Lehrlingen  und  Gesellen 
des  Handwerks  —  eine  Kenntnis,  die  ihm  in  vielen  Fällen 
den  Mangel  pädagogischer  Schulung  ersetzen  wird.  Aber 
der  Mittelschultechniker  muß  sich  für  den  Beruf  eines 
Gewerbelehrers  weiterbilden,  er  muß  sein  technisches 
Wissen  vertiefen  und  viele  Stoffe  aus  anderen  Gebieten 
neu  hinzulernen,  damit  er  nicht  nur  unterrichten  kann, 
sondern  damit  er  Anteil  nehmen  kann  am  Ausbau  der 
gewerblichen  Fortbildungsschule.  Am  Ausbau  sage  ,  ich, 
denn  die  Fortbildungsschule  ist  heute  noch  nicht  das,  was 
das  Leben  und  mit  ihm  der  Handwerkerstand  von  ihr 
verlangen. 

Wer  sich  dem  Berufe  widmen  will,  muß  sich  schon 
vor  der  Anstellung  als  Lehrer,  ja  vor  seiner  Bewerbung 
darum,  in  dem  Fache  betätigen.  Herr  Regierungs-  und 
Gewerberat  Töne  sagte  emmal  bei  einem  Kursus  in  Han- 
nover, der  Fortbildungsschullehrer  müsse  Sammler  sein, 
d.  h.  er  müsse  seinen  Lehrstoff  zusammentragen,  mit 
offenen  Augen  durch  die  Straßen  gehen  und  Beispiele 
sammeln.  Auf  Schritt  und  Tritt  werden  solche  geboten. 
Ich  wähle  hier  emmal  einige  Beispiele  für  Schmiede  und 
Schlosser  —  nur  für  einen  Beruf,  da  eine  Anführung  von 
Beispielen  für  mehrere  Berufe  ins  unendliche  führen 
würde.  —  Da  ist  ein  Ladenumbau:  für  die  Schüler  die 
Stützen,  ihr  Fußpunkt  und  ihr  Anschluß  an  die  Träger; 
da  sind  Einfriedigungen  (nicht  der  künstlerische  Entwurf 
für  die  Schüler,  sondern  die  Konstruktions-Details),  da 
sind  ferner  Abdeckungen  der  Kellerhälse,  eiserne  Tore 
mit  ihren  Eckausbildungen  und  Aufhängepunkten,  Gestänge 
für  Telephonleitungen  auf  Häusern  und  auf  hölzernen 
Masten,  Fenstergitter,  Balkongeländer,  Kleiderleisten  in 
Schulen  und  anderen  öffentlichen  Gebäuden  usw.  usw. 
Alles  dies  sind  kleine  selbständige  Bauwerke  in  Eisen, 
die  von  den  Schülern  —  im  Detail  in  natürlicher  Größe  — 
durchgezeichnet  werden  müssen,  und  auch  mit  Interesse 
durchgezeichnet  werden,   da  es   Arbeiten  sind,  die  den 


590 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  37 


Schülern  auch  in  der  Werkstatt  in  die  Hände  kommen. 
Man  sammle  aber  nicht  nur  Zeichenaufgaben,  sondern  auch 
Aufgaben  für  das  gewerbliche  Rechnen,  denn  meines  Er- 
achtens ist  die  Zeit  nicht  mehr  fern,  wo  Zeichnen  und 
Rechnen  an  den  Fortbildungsschulen  in  die  Hand  eines 
Lehrers  gelegt  werden.  Diese  Maßnahme  würde  auch  den 
Anforderungen  der  Praxis  entsprechen.  Jeder  von  uns 
weiß  ja,  wie  nahe  Zeichnen  und  Rechnen  in  Technik  und 
Handwerk  nebeneinander  liegen. 

Man  sammle  weiter  auf  anderen  Gebieten.  Man  er- 
bitte sich  Jahresberichte  von  Fortbildungsschulen;  dort 
findet  man  die  Lehrpläne,  die  als  Wegweiser  zu  weiterer 
Sammeltätigkeit  dienen.  Man  sammle  und  verarbeite 
Zeitungsnotizen  über  Jugendpflege,  Bürgerkunde,  Organi- 
sation des  Handwerks,  üewerbehygiene,  Arbeiterversiche- 
rung, Rechtspflege,  Verkehrswesen  usw.  'Eine  unversieg- 
bare Quelle  bieten  die  Briefkastennotizen  der  Zeitungen. 

Stets  aber  hüte  man  sich  vor  einem  Ueberschreiten 
des  Zieles  der  Fortbildungsschule ;  man  verwechsle  dieses 
nicht  mit  dem  der  mittleren  Fachschule^nd  bedenke,  daß 
nicht  die  besten  Schüler  der  Volksschule  dem  Handwerk 
zugeführt  werden. 

Hat  man  auf  diese  Weise  Stoff  zusammen  getragen 
und  durchgearbeitet,  so  hat  man  etwas  in  der  Hand,  das 
man  den  Bewerbungen  um  Anstellung  als  Lehrbr  beifügen 
kann.  Der  Behörde  ist  hierdurch  die  Möglichkeit  geboten, 
den  Bewerber  zu  beurteilen  und  zu  prüfen,  ob  er  pädago-  , 
gisches  Talent  besitzt.  Die  besten  Zeugnisse  aus  der  * 
eigenen  Praxis  bilden  hierfür  keinen  Ersatz. 

Im  übrigen  sei  noch  auf  die  im  Handelsministerium 
bearbeiteten  Bestimmungen  über  Einrichtungen  und  Lehr- 
pläne gewerblicher  Fortbildungsschulen  vom  1.  Juli  IQll 
(zu  haben  in  Karl  Heymanns  Verlag,  Berlin  W.,  Mauer- 
straße 43/44)  verwiesen. 


der   Inhalt   dieser   lesenswerten   Schrift   jedem   Techniker  die 
beste  Gelegenlieit  bietet,  sich  darüber  zu  unterrichten,  welche 
Behörden  und  unter  welchen  Bedingungen  diese  Techniker  ein- 
stellen, welche  gesetzlichen  Vorschriften  für  den  Erwerb  und 
die  Führung  des  Meistertitels  maßgebend  sind,  und  daß  auch 
die  Kapitel,  die  die  Aussichten  der  Techniker  in  der  Privat- 
industrie behandeln,  sehr  beherzigenswert  sind.     Nicht  zuletzt 
der  billige  Preis  veranlaßt  uns,  dem  Buch  weiter  die  besten 
Empfehlungen  mitzugeben.    Unsere  Buchhandlung  hält  es  stets 
vorrätig  und  kann  es  daher  jedem  Besteller  sofort  liefern. 
Der  Türmer.     Monatsschrift  für  Gemüt  und   Geist.  Heraus- 
geber :    J  e  a  n  n  o  t   Emil   Freiherr  v.   G  r  o  1 1  h  u  ß. 
Vierteljährlich  (3  Hefte)  4  Mark,  Probeheft  franko  (Stutt- 
gart, üreincr  &  Pfeiffer). 
Aus  dem  Inhalt  des  Septemberheftes:  Gassen-Weisheit.  Von 
Karl  Spieß-Bottenhorn.  —  Zw  ei  Menschen.    Roman  von  Richard 
Voß    (Schluß).    —    Theodor   Fontane    und   die   Politik.  Von 
Theodor  v.  Sosnosky.  —  Der  Weltraunzer.    Von  Walter  Harlan. 

—  Schweizer  Briefkästen.  Von  Fritz  Müller  (Zürich).  —  Ge- 
sellschaftskultur. Von  Prof.  Dr.  Ed.  Heyck.  —  Die  neue  Ver- 
fassung für  Elsaß-Lothringen.  Von  Dr.  jur.  et  phil.  Boven- 
sicpen.  —  Naturgeschichtliche  Streitfragen.  Von  Dr.  Friedrich 
Knauer.  —  Der  Kinderhort.  Von  Pauline  Gruß.  —  Hippolyte 
Taine  und  die  Deutschen.  Von  S.  Fritsch.  —  Zur  Schriftfrage. 
Von  Albert  Windeck.  —  Die  evangelische  Kirche  unpopulär? 
Von  Deutscher  Michel.  —  „Verfehlte  Opfer."  Von  Paul  Dieck- 
mann. —  Türmers  Tagebuch:  Fanfaren  und  Schamaden.  — 
Unzüchtige  Schriften.  Von  Dr.  Karl  Storck.  —  Aus  Frauen- 
feder. Von  Marie  Diers.  —  Pestalozzis  Liebe,  Von  B.  Moritod 
von  Mellenthin.  —  Wie  wir  uns  von  der  Kunst  erholen  mußten. 
Von  O.  Hör.  —  Eine  Neuerung  bei  Denkmal-Konkurrenzen.  — 
Alfred  Messel.  Von  Prof.  Dr.  B.  Haendcke.  —  Farbige  Musik 
und  Farbenhören.  Von  Dr.  Richard  Hennig.  —  Beethovens 
„unsterbliche"  Geliebte.     Von  Karl  Storck.  —  Auf  der  Warte. 

—  Kunstbeilagen.  —  Notenbeilagen. 


BRIEFKASTEN 


BÜCHERSCHAU 


(Sämtliche  Wcikc  sind  durLli  die  BiRliluindluni;  des  Ueiitstlieii  Tctiiiiiker-V'crbandes 

zu  beziehen.) 

Annaleii  für  soziale  Politik  und  Gesetzgebung.  Herausgegeben 
von  Dr.  Heinrich  Braun.     Berlin,  Springer  IQll. 

Irfr  ersten  Teil  dieses  Heftes  sind  die  gesellschaftlichen  Ent- 
wicklungstendenzen und  die  aus  ihnen  sich  ergebe. iden  wissen- 
schaftlichen Forderungen  dargestellt.  Es  waren  die  Aufgaben 
angedeutet  worden.  Für  ihre  Erfüllung  zu  wirken  ist  der 
Zweck  der  Annalen  für  soziale  Politik  und  Gesetzgebung.  Sie 
sind  als  eine  Art  wissenschaftliche  Zentralstelle  gedacht,  wo 
das  über  die  ganze  Kulturwelt  zerstreute  literarische  und  legis- 
lati\e  Material  gesammelt  und  kritisch  bearbeitet  werden  soll. 
Diese  kritische  Arbeit  soll  nicht  von  irgendwelchen  vorgefaßten 
Meinungen  oder  Wünschen  ausgehen,  sondern  wird  überall  mit 
einem  einzigen  Maßstab  messen,  nämlich  dem,  der  durch  die 
Dinge  selber  gegeben  ist.  Das  heißt:  Die  Gesellschaft  be- 
findet sich  in  allen  ihren  Erscheinungsweisen  in  ständiger  Be- 
wegung. Diese  Bewegung  ist  aber  letzten  Endes  überall  Aus- 
druck veränderter  Machtverhältnisse.  Da  ergibt  sich  von  selber 
die  Frage,  die  die  Basis  der  kritischen  Tätigkeit  abgibt:  Werden 
die  gesetzgeberischen  Maßnahmen  den  veränderten  Machtver- 
hältnissen gerecht?  Ist  für  die  lebendigen  oder  nach  neuem 
Leben  ringenden  Kräfte  der  Gesellschaft  der  entsprechende 
juri^.tische  Ausdruck  gefunden? 

Neben  Abhandlungen  und  Aufsätzen  über  wichtige  Fragen 
der  sozialen  Politik  und  über  hervorragende  Gesetzentwürfe 
und  Gesetze  Deutschlands  wird  jedes  Heft  eine  sozialpolitische 
Rundschau  enthalten,  die  in  periodischen  Uebersichten  eine 
summarische  Darstellung  der  schwebenden  Probleme,  der  tat- 
sächlichen Vorgänge  und  der  wichtigsten  Literatur  geben  wird. 
Das  erste  bis  jetzt  vorliegende  Heft  enthält  u.  a.  eine  vor- 
zügliche Untersuchung  über  die  Organisicrbarkeit  der  Arbeiter, 
ein  Thema,  das  unseres  Wissens  hier  zum  erstenmal  be- 
handelt wird. 

Technikerheruf '.    Ein  Ratgeber  für  Alittclschultechnikcr  bei  der 
Wahl   einer  Lebensstellung.     Von  Regierungsbausekretär 
FI  e  i  d  m  a  n  n  ,  Hannov  er.     Preis  kart.   1,50  M. 
Seit  dem   Erscheinen  dieses  Wcrkchens  vor  etwa  Jahres- 
frist sind,  wie  wir  hören,  bereits  2000  Exemplare  verkauft  worden, 
sicher  ein  Beweis,  daß  diese  Schrift  eine  Lücke  in  der  Literatur 
füiTte.    Wir  weisen  an  dieser  Stelle  nochmals  darauf  hin,  daß 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
\X' o  Ii  n  u  n  g  und  M  i  t  g  1  i  e  d  n  u  ni  ni  e  r  hinzuzufügen.  Anfragen  nath  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Line 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Ulir)  vor  trs- heinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindliclikeit  für  die  Aufnahme, 
fi;r  Inhalt  und  Richtigkeit  von  IVagcii  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icitung  nachdrürklich  ab.  D  e  zur  Erläuterung  der  Fr.Tgen  notwendigen  Druck- 
6  locke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  195.  In  Verschlußdeckel  aus  Messing-  und  Bronzegui', 
soll  die  Firmenaufschrift  eingeätzt  werden  und  zwar  erhaben 
und  blank,  während  der  herausgeätzte  Grund  schwarz  sein 
soll.    Wie  kann  dies  in  einfacher  Weise  erfolgen? 

Frage  196.  Die  Fußsteige  an  der  Eisenkonstruktion  einer 
Straßenunterführung,  die  seitlich  durch  L-Eisen  8/8  cm  und  nach 
unten  durch  ein  4  mm  starkes  Eisenblech  eingefaßt  sind,  sollen 
bis  Oberkante  L-Eisen  durch  eine  wasserdichte  Alasse  ab- 
gedeckt werden.  Welches  Material  dürfte  der  Konstruktions- 
höhe von  8  cm,  der  ständigen  Erschütterung  der  Eisenkonstruk- 
tion,  außerdem  der  Ausdehnung  des  Eisens   Rechnung  tragen? 

Frage  197.  In  einer  Badeanstalt  ist  ein  Warmwasserbehältjr 
von  Fx,l;<2  m  Größe  mit  Kupferrohrheizschlange  von  10  m 
Länge  und  2  Zoll  Stärke  seit  etwa  vier  Wochen  in  Benutzung. 
Die  Wandungen  des  Behälters  bestehen  aus  3  mm  starkem, 
verzinktem  Eisenblech.  Es  zeigt  sich  nun,  daß  schon  in  dieser 
kurzen  Zeit  der  Zinküberzug  merklich  gelitten  hat,  so  daß  eine 
völlige  Zerstörung  des  Behälters  allmählich  zu  erwarten  ist. 
Auch  der  frühere  Behälter  aus  2  mm  starkem  Eisenblech  hatte 
nur  eine  Lebensdauer  von  acht  Jahren.  Wie  kann  diesem 
Uebelstand  ohne  .(rroße  Kosten  vor^jebeugt  werden?  Ich  führe 
die  Zerstörung  aut  einen  elektrischen  Strom  zurück,  der  zwischen 
der  Kupferrohrschlange  und  den  verzinkten  Bchälterwandungen 
entsteht.  _ 

Zur  Frage  174.  Schadhafter  Putz  an  einer  Futtermauer. 
IL  (I  s.  Heft  36.)  Vermutliche  Ursache:  Schwitzwasserwirkung 
infolge  Temperaturdifferenz  zwischen  Erde  und  Luft.  Abhilfe; 
Stückweise  Aufgrabung  und  Mauerisolierung  mit  Asphaltpappe 
(gut  überblattet)  in  Holzzcment,  Put/abschlagen,  Mauerwerk 
trocknen  lassen  und  mit  Zechit  (Kassel-Bredelar)  neu  putzen! 
Nicht  flicken,  das  ist  halbe  Arbeit,  die  teuer  werden  kann,  wein 
der  Stein  ins  Stocken  gerät!  — pf- 

III.  Geraten  wird,  die  Stützmauer  bis  zur  Terraiiüinie  von 
der  Hinterfüllung  nebst  Beton  und  Fliesen  frei  zu  machen,  damit 


Heft  37 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


591 


sie  gehörig  austrocknen  kann.  Darauf  ist  die  Rückwand  mit 
heißem  Asphalt  gut  zu  streichen.  Nachdem  die  Hinterfüilung 
wieder  eingebracht  ist,  muß  zwischen  der  Mauerabdeckung  und 
der  Betonschicht  sowie  zwischen  der  erstgenannten  und  dem 
Fiiesenbeiage  eine  Asphaitgußisolierung  vorgesehen  werden. 

Mitgl. -Nr.  52  425. 
Zur  Frage  176.  Photographischer  Apparat.  Die  Haupt- 
sache ist  ein  gutes  Objektiv,  aber  die  Auswahl  ist  eine  über- 
große, da  urhebende  Firmen  wie  Busch,  Goerz-Anschütz,  Hüttig, 
Krügener,  Meyer,  Vogtländer,  Wünsche,  Zeiß  ihre  Objektiv- 
Systeme  auf  Grund  von  Spezialstudien  konstruieren  und  so  zu 
Verschiedenheiten  gelangen.  Es  gibt  die  billigeren  Aplanatc 
(Lynkeioskope)  und  die  teueren  Anastigmate  (Uni\ersal-  und 
Spezial-Objektive),  für  welche  an  optischen  Momenten  die 
Lichtstärke,  Abbiendung  und  Belichtungszeit,  die  Brennweite 
und  der  Bildwinkel,  die  Tiefenschärfe  und  Perspektive  je  nach 
Zweck  zu  berücksichtigen  sind.  Die  Plattengröße  ist  Maßstab- 
sache, über  welche  der  Preis,  die  Aufnahmefähigkeit  aber  Objek- 
tivwahl, über  welche  Arbeitsobjekt  und  Zweck  der  Arbeit  ent- 
scheidet. Empfohlen  wird  ein  Objektiv  für  Freilicht-  und  Raum- 
aufnahme und  ein  Apparat  in  der  Ausrüstung  der  Ica-Gesellschaft, 
Dresden-A.  Zur  Bestimmung  der  Apparatgröße  gibt  die  Gesell- 
schaft die  Formel:  die  gewünschte  Bildgröße  (Plattengröße) 
aus  Körpergröße  in  Längen/Metern  mal  Brennweite,  dividiert 
durch  den  Abstand.    Stellen  Sie  für  Innenaufnahme  den  größten 


Abstand  (Standpunkt  des  Apparats)  fest,  dann  finden  Sie  die 
erforderliche  Brennweite  des  Objektivs  aus  Abstand  mal  Bild- 
größe, dividiert  durch  Körpermaß  (größte  Wandlänge).  Mit 
diesen  Angaben  wenden  Sie  sich  zur  weiteren  Auskunft  an 
die  Gesellschaft.    Die  Literatur  derselben  ist  instruktiv!     — pf. 

Zur  Frage  178.  Gasheizung  für  Bäckereiöfen.  Zu  nennen 
ist  das  System  Mekcr  mit  25  bis  30  cbm  Gasverbrauch  pro 
Stunde,  dann  das  System  Lequeux  (Typ  IQH)  mit  21  cbm  Gas- 
verbrauch pro  300  kg  Backwerk.  Beide  bedeutend  billiger  als 
Holz-  oder  Kohleheizung.  Wenden  Sie  sich  um  Auskunft  über 
die  Lizenzträger  der  französischen  Patente  in  Deutschland  an 
die  Redaktion  der  Zeitschrift  „Licht  und  Wasser",  zu  Händen 
des  Chef-Ingenieurs  Termin,  Berlin  NW.  40,  Invalidenstr.  94, 
unter  Bezugnahme  auf  den  Artikel  über  „Backofen-Gasheizung" 
in  Heft  33  der  genannten  Zeitschrift.  — P^- 

Zur  Frage  181.  Bureauräume  über  einem  Heizkeller.  Da 
die  fragliche  Decke  infolge  der  hochliegenden  Dampfleitung 
nicht  im  Keller  isoliert  werden  kann,  ist  es  nur  möglich,  durch 
Auftragen  schlechter  Wärmeleiter  auf  den  Fußboden  die  Trans- 
mission zu  verringern.  Es  empfiehlt  sich  eine  Lage  Woll- 
pappe, wie  man  sie  zum  Isolieren  kalter  und  nasser  Wände 
benutzt,  sodann  eine  Korkplattenschicht,  20  mm  stark,  und  als 
Laufdecke  Linoleum.  Der  Preis  für  Korkplatten  beträgt  etwa 
1,60  M  bis  2  M  pro  qm.  O.  Gi. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 
1353/54  Hans  Steinert,  Ingenieur,  mit  Frau,  Goslar  a.  Harz. 
1355  D.  Noll,  Eisenbahntechniker,  Cassel.  1356  Paul  Canzler, 
Ingenieur,  Mülheim  a.  Rh.  1357/58  Alb.  Dannenberg,  Ingenieur, 
mit  Frau,  Dresden.  1359  Rieh.  Schmitz,  städt.  Plankammerverw., 
Halle  a.  S.  1360  Jul.  Röhre,  Bautechniker,  Gr,-Lichterfeldc. 
1361/62  Eug.  Kornath,  Ingenieur,  mit  Frau,  Düsseldorf.  1363 
Frl.  Weißenfels,  Recklinghausen.  1364  Gertrud  Hauschild,  Halle 
an  der  Saale.  1365/67  Karl  Bartels,  Bahnmeister,  mit  Frau 
und  Tochter,  Brake  i.  O.  1368  Martha  Guritz,  Spandau.  1369 
Karl  Neubert,  Baumeister,  Bautzen.    1370  Marie  Daniel,  Cöln. 


1371  Johanna  Halberkann,  Cöln.  1372/73  Fritz  Steinle,  Ober 
Ingenieur,  und  Frau,  Chemnitz.  1374/77  W.  Beyersdorff,  Arch., 
und  Familie,  Berlin.  1378  Karl  Untermann,  Rechn.-Rat,  Berlin. 
1379/82  E.  Oeltze,  Ing.,  und  Familie,  Metz.  1383/84  Paul  Fuchs, 
Ing.,  und  Frau,  Halle  a.  S.  1385/87  L.  Stolz,  Ing.,  und  Farn., 
Braunschweig.  1388/89  Heinrich  Moltzen,  Kgl.  Baugewerkschul- 
lehrer,  und  Frau,  Eckernförde.  1390/91  Härder,  Stadtbaumstr., 
und  Frau,  Eckernförde.  1392/94  Herrn.  Müller,  Baumstr.,  und 
Familie,  Dortmund.  1395,96  Fritz  Hoffmann,  Stadtverm.-Ass.. 
und  Schwester,  Königsberg  i.  Pr.  1397  Alois  Kudella,  Kgl. 
Maschinenb.-Obermstr.,  Gleiwitz, 


Siiziinqs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 


vereine 

Vi'ir  machen   wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß   Anzeigen   und  Mitleiluns 


für 


die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versimmlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  w^'"''^".      Beschluß  des  Verbands- 

 2       tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Landesverwaltungen. 

Bayr.  Techniker-Verband,  Landesverwaltung  des  D.  T.-V. 
Sonntag,  27.  August,  fand  auf  Einladung  des  Bayr.  Techniker- 
Verbandes  eine  sehr  gut  besuchte  Versammlung  der  etats-  und 
nichtetatsmäßigen  Techniker  der  Bayr.  Staatsbauämter  im  Ro- 
kokosaale des  Hackerbräus  in  München  statt,  welche  zu  der 
Entschließung  des  Kgl.  Staatsministeriums  des 
Innern  vom  2  2.  Juli  überdas  mittlere  technische 
Personal  des  inneren  Staatsbaudienstes  Stellung 
nahm.  Die  Entschließung  enthält  Vorschriften  über  die  zukünf- 
tige Zusammensetzung  des  techn.  Personals,  die  Einführung 
einer  Prüfung  für  etatsmäßige  Anstellung,  sowie  einer  solchen 
für  die  etatsmäßigen  technischen  Beamten  in  Klasse  17,  welche 
eine  Beförderung  in  Klasse  14  anstreben,  desgl.  einen  neuen 
Dienstvertrag  für  die  Hilfstechniker. 

Der  Referent,  Herr  Verbands\orsitzender  J.  Bender, 
München,  gab  in  längerer  Rede  ein  klares  Bild  über  die  Vor- 
und  Nachteile  dieser  Entschließung,  woraus  zu  entnehmen  war, 
daß  die  Nachteile  bedeutend  größer  sind  als  die  Vorteile; 
vielfach  ist  sogar  eine  Verschlechterung  der  bestehenden  Zu- 
stände und  der  bereits  erworbenen  Rechte  zu  konstatieren. 


Nach  längerer,  reger  Diskussion,  in  der  die  verschiedenen 
Verbesserungsvorschläge  eingehend  l:ehandelt  wurden,  gelangte 
eine  Resolution  einstimmig  zur  Annahme,  in  der  sich  die  An- 
wesenden mit  den  Ausführungen  des  Referenten  einverstanden 
erklärten.  Eine  Kommission  von  sieben  Herren  wurde  bestimmt, 
die  gemeinsam  mit  der  Vorstandschaft  des  Bayr.  Techniker- 
Verbandes  die  vorhandenen  Wünsche  ausarbeiten  und  in  einer 
Petition  durch  den  Verband  dem  Kgl.  Staatsministerium  über- 
reichen soll. 

Die  Versammlung  spricht  ferner  die  Hoffnung  aus,  daß 
die  berechtigten  Wünsche  der  beteiligten  Techniker  bei  hohem 
Staatsministerium  gerechte  Würdigung  finden  und  seitherige 
Rechte  nicht  gekürzt  werden. 

Bczirhsvcrwnl  Inneren 

Oberschlesien.  Sonntag,  17.  Sept.,  vorm.  11  Uhr,  findet  in 
M  y  s  1  o  w  i  t  z  ,  Hotel  Sabaczinsky,  ein  Vortrag  statt.  Der  Be- 
zirksvorsitzende, Herr  Hochstein  ,  wird  sprechen  über  das 
Thema:  „Das  Reichsmarine  amt  gegen  die  Tech- 
niker und  die  Maßnahmen  des  D.  T.-V."  —  Nachm. 
V23  Uhr  findet  von  der  Dreikaiserecke  aus  eine  Dampferpartie 
mit  Damen  auf  der  Przemsa  statt,  und  zwar  nach  Kl.-Chelm,  dann 
Spaziergang  nach  Gr.-Chelm.  Rückfahrt  mit  der  Eisenbahn. 
Wir  bitten  unsere  Mitglieder  um  zahlreiche  Beteiligung,  besonders 
die  in  der  Nähe  befindlichen  Vereine  und  Einzelmitglieder. 

Rheinland.  Laut  Beschluß  des  erweiterten  Bezirksvorstandes 
in  der  Sitzung  vom  27.  August  findet  der  nächste  Bezirkstag 
am  12.  November  in  Cöln  statt.  Anträge  der  Vereine  und 
Einzelmitglieder  für  den  Bezirkstag  sind  bis  zum  12.  Oktober 
an  unseren  Vorsitzenden  Herrn  C.  Schreier,  Mülheim  a.  Rhein, 
Montanusstr.  45,  in  doppelter  Ausführung  einzusenden. 


ZweiQvereine 

Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Br.-A 
Weiler,  Stoiberger  Str.  9. 


F.  J.  Gatz- 

Samstag,  9.  Sept.,  abends  9  Uhi, 


I 


592 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  37 


Zusammenkunft  im  Restaurationszimmer  des  „Berliner  Hofes". 
Samstag,  16.  September,  abends  8^/^  Uhr,  Vortrag.  Näheres  hier- 
über in  näclister  Nummer  der  D.  T.-Z. 

Frankfurt  ci.  M.  Technischer  Klub.  Donnerstag, 
14.  September,  abends  8V2  Uhr,  im  Klublokal  Restaurant  Haerlc, 
Goethestraße  10  I,  Diskussionsabend.  Donnerstag,  21.  September, 
abends  8^  o  Uhr,  im  Klublokal,  Zwangloses  Beisammensein.  Be- 
sprechung betreffs  Stiftungsfest.  Donnerstag,  28.  September, 
abends  8^  o  Uhr,  im  Klublokal,  Vorstandssitzung.  Vollzähliges 
Erscheinen  zu  allen  Veranstaltungen  dringend  erwünscht.  Wir 
machen  unsere  verehrlichen  Mitglieder  auf  unsere  Bibliothek 
aufmerksam.  Das  Bücherverzeichnis  kann  an  den  Vereinsabenden 
eingesehen  und  Bücher  durch  unseren  Bibliothekar  Herrn  Kann 
entnomm.en  werden.  Wohnungs-Aenderungen,  sowie  Beschwer- 
den über  unpünktliche  Zustellung  der  Deutschen  Techniker- 
Zeitung  bitten  wir  dem  Klubvorstand  baldmöglichst  mitzuteilen. 
Zu  allen  unseren  Veranstaltungen  sind  dem  Verbände  noch 
fernstehende  Kollegen  stets  willkommen. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-Adr. : 
C.  Rost,  Greifswald,  Baderstr.  24.  —  Unsere  nächste  Versamm- 
lung findet  am  Sonnabend,  9.  September  er.,  abends  Uhr, 
im  Vereinslokal  Restaurant  Ihlenfeld,  Rotgerberstraße  8,  statt. 
Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht  der  letzten  Versammlung. 
2.  Bericht  über  den  7.  Bezirkstag.  3.  Besichtigung  der  Pro- 
vinzial-Irrenanstalt  in  Stralsund.  4.  Beitragszahlung.  5.  Mit- 
teilungen und  Anträge. 

Karlsruhe.  TechnischerVerein.  Verein'slokal :  Rest. 
Goldner  Adler,  Karl-Friedrich-Straße.  Wir  machen  nochmals 
auf  die  am  10.  Sept.  er.  stattfindende  Besichtigung  der  Eisen- 
werke Haggenau  aufmerksam.  Sammeln  bis  ^  48  Uhr  Eingang 
Hauptbahnhof.  Abfahrt  8.04.  Gäste  und  dem  Verein  noch 
fernstehende  Kollegen  sind  zu  allen  unseren  Veranstaltungen 
freundlichst  eingeladen.     Zahlreiche  Beteiligung  erwünscht. 


Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
12.  September,  abends  8V2  Dhr,  Hauptversammlung  im  Hotel 
„Kaiser  Friedrich".  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Brief- 
wechsel. 3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Bericht  über  die 
erweiterte  Gesamtvorstandssitzung  der  Mittelrh.  Bez.-Verwalt. 
5.  Winteragitation.  6.  Vertragsentwurf  des  B.  H.  Pr.-A.  7.  Be- 
sichtigung am  Nickelchestag.     8.  Verschiedenes. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Vors. :  Fr.  Zube,  Regenwalde. 
Unsere  nächste  Versammlung  findet  ausnahmsweise  am  17.  ds. 
Mts.,  nachmittags  3Vä  Uhr,  in  Plathe,  Hotel  Quandt,  statt. 
Tagesordnung:  1.  Bericht  des  7.  Bezirkstages  in  Swinemünde. 
2.  Kassenbericht.  3.  Verschiedenes.  4.  Vortrag  des  Wasser- 
suchers Ing.  Fehrmann,  Greifenberg,  über  seine  Erfahrungen 
im  Auffinden  unterirdischer  Wasseradern  mittels  der  Wünschel- 
rute. Da  betreffender  Herr  als  einer  der  ersten  Männer  auf 
diesem  Gebiete  gilt,  der  nicht  allein  die  Wasseradern  auf- 
findet, sondern  auch  die  Tiefe,  Breite,  sowie  Strömung  unter 
Garantie  bestimmt,  so  sind  auswärtige  Kollegen,  welche  sich 
für  dieses  Fach  besonders  interessieren,  hierzu  herzlich  ein- 
geladen. Um  vollzähliges  Erscheinen  der  hiesigen  Mitglieder 
wird  gebeten  und  haben  Gäste  Zutritt.  Auswärtige  Kollegen 
wollen  sich  vorher  beim  Vorsitzenden  anmelden. 

Technikerinderindustrie. 

Leipzig.  Techniker-Verein.  V.  u.  O. :  Jeden  Mitt- 
woch im  Restaurant  „Bayr.  Krone",  Jakobstr.  2.  —  Sonnabend, 
9.  September,  Besichtigung  der  Weinkellereien  und  Speicher 
der  heimischen  Weingroßhandlung  Gottheit  Kühne.  Treffpunkt 
pünktlich  abends  7  Uhr  am  Eingang  zu  den  Kellereien,  Dessauer 
Straße  6.  —  Mittwoch,  13.  September,  Vereinsabend  mit  an- 
schließender Jubiläumsfeier  der  25  jährigen  Mitgliedschaft  un- 
seres Kollegen  Paul  Schröder. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen-Angebote 


(Nur  für  Verbandsinitglieder.) 

I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2795  Augsburg,  Elektr.-Werk  sof.  Hoch-  od.  Tiefbau-T., 
ledig,  für  Bau-Bureau  u.  Leitungen-Absteck.  Tagesdiät.  5  M. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Augsburg  an 
Hn.  W.  Arnold,  Haunstetter  Str.  25a. 

2796  Osnabrück,  Arch. -Bureau  sof.  j.  fl.  Zeichn.,  d.  n.  ge- 
gebenen Skizz.  selbst.  Bauzeichn.  anfertig,  kann.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Osnabrück  an  Hn.  B.  Wieg- 
mann, Blumenthalstr.  4. 

2797  Fürstent.  Lübeck,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  gel.  Zimm., 
n.  unt.  25  J.  alt.  Dauernd.  140  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigstelle  Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

2798  Neisse,  Kgl.  Beh.  sof.  f.  d.  ausführl.  Entwurf  zum  Um- 
imd  Erweiterungsb.  ein.  ländl.  Kirche  Arch.  in  Kirchenbausach. 
erf.  Stellungsd.  4  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2801  Zeulenroda,  A.-G.  sof.  tücht.  Bauleit.,  selbst.  Arbeit., 
m.  Erf.  in  mod.  Pri\atneubaut.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2802  Lehe,  Arch. -Bureau  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  tücht.  Stat, 
im  Veranschl.  erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweig- 
stelle Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neustadts  Contrcscarpe  Nr.  70. 

2803  Meiningen,  Arch. -Bureau  sof.  tücht.  Bauführ.,  gut. 
Statik,  u.  Zeichn.,  m.  Veranschl.  u.  Abrechn.  vertr.  Ca.  150  M. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafcnstraße  94. 

2804  Vacha  a.  Weser,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bauführ.,  gel. 
Zimm.,  der  selbst.  Baut.  leit.  kann.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neustadts 
Contrcscarpe  Nr.  70. 

2805  Lüneburger  Heide,  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  sof. 
prakt.  erf.  jüng.  Bt.,  gel.  Zimm.     Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 


Geh.-Anspr.  bei  freier  Station  an  Hn.  W.  Haarstrich,  Har- 
burg a.  E.,  Marienstr.  19. 

2806  Breslau,  Arch. -Bureau  sof.  tücht.  jüng.  T.  120  bis 
130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Breslau  an  Hn 
E.  Reußner,  Webskystr.  11. 

2807  Hameln,  Arch.  z.  1.  10.  1911  T.  m.  praktisch,  u.  Bureau- 
kenntnissen, fl.  Zeichn.  u.  Statik.,  auf  d.  Baust,  erf.  u.  bei 
Kostenanschl.  u.  Abrechn.  durch,  zuverlässig.  120  bis  150  M, 
steigend  halbjährl.  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Hand- 
skizzen (mögl.  Perspektive)  Zweigstelle  Breslau  wie  unter  2806. 

2808  Hamburg,  städt.  Beh.  sof.  eing.  tücht.  Arch.  als 
Hilfskräfte  f.  Bureau  u.  Bauleitg.  ein.  groß.  Krankenanstalt; 

gleichzeitig  mehr,  tücht.  Hochbau-T.  m.  läng,  prakt.  Tätigk. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Hamburg 
an  Hn.  E.  Natho,  Leibnitzstr.  6. 

2810  Bebra,   Bez.   Cassel,  Arch. -Bureau  sof.  zeichn.  gew. 
Bt.,  auf  2  bis  3  Mon.  evtl.  dauernd.    130  M.    Ang.  m.  Zeugn.-« 
Abschr.  Zweigstelle  Cassel  an  Hn.  F,  Thiclke,  Roonstr.  44. 

2811  Rendsburg,  Arch. -Bureau  j.  energ.  Bt.  m.  mehrjährig. 
Prax.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweig- 
stelle Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

2812  Swinemünde,  Maurermstr.  sof.  erf.  T.,  fl.  Zeichn., 
m.  stat.  Berechn.  vertr.  a.  etwa  4  Woch.  Ca.  200  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Stettin  an  Hn.  G.  Borchert, 
Barnimstraße  16  E. 

2813  Marggrabowa,  Kgl.  Beh.  z.  1.  10.  er.  tücht.  T.  m, 
d.  Dienstgesch.  bei  Hochbauämtern  vertr.  Stellungsd.  6  Mon. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Königsberg 
an  Hn.  L.  Pitz,  Vorder  Roßgarten  44. 

2815  Schweinfurt,  Baugesch.  z.  1.  10.  er.  tücht.  Bt.,  militär- 
frei. Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Würzburg 
an  Hn.  L.  Ungcrcr,  Schöntaler  Str. 

2816  Danzig,  Militärbeh.  sof.  Bt.,  Abs.  ein.  Bgw.-Schule, 
fl.  Zeichn.,  über  26  J.  alt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigstelle  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr, 
Hertastr.  17. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  38        schriftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  16.  September  1911 

Inhalf:  Wer  schimpft?  -  Wasserbauten  in  Oberitalien  -  Wirtschaft  und  Leben  -  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  A'is  der  Volkswirtschaftslehre  -  Briefkasten  — 
Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Wer  schimpft? 


In  dem  Artikel  „In  eigener  Sache"  in  Nr.  35  unserer 
Zeitung  mußten  wir  uns  wieder  einmal  gegen  die  Kampfes- 
weise des  Bundes  wenden,  die  ihre  Zielpunkte  darin  cr- 
bhckt,  über  unseren  Verband  möghchst  viel  Schmähungen 
und  Beleidigungen  zu  häufen,  um  unseren  Verband  in  den 
Augen  unserer  Mitglieder  herabzusetzen.  Nachdem  wir 
damals  eine  Blütenlese  der  Schimpfereien  des  Bundes  gaben 
(wissentliche  Täuschung  der  Oeffenllichkeit,  Mißbrauch  der 
Statistik  und  Gewissenlosigkeit),  sind  wir  es  heute  nicht 
dem  Geschmack  unserer  Leser  schuldig,  wohl  aber  der 
Vollkommenheit  des  Bildes,  den  lieblichen  Strauß  von  Be- 
leidigungen durch  Auszüge  aus  der  letzten  Nummer  der 
„Industriebeamten-Zeitung*'  zu  vervollständigen.  Dort  sagt 
man  von  uns,  daß  wir  ,, durch  Manöver  die  Oeffentlichkeit 
zu  blenden  suchen",  daß  wir  unseren  ,, unwissenden  Lesern 
etwas  vorlügen",  ihnen  gewisse  Dinge  „einfach  unter- 
schlagen" und  bei  all  dieser  Gerissenheit  sollen  wir  uns 
obendrein  noch  „dumm  stellen"  und  der  Bund  selbstredend 
ist  der  Berufene,  alle  diese  Dinge  „schonungslos  zu  ent- 
hüllen".   Wir  fragen  deshalb  nur:   wer  schimpft?! 

Drei  Fragen  richtet  die  ,, Industriebeamten-Zeitung" 
zum  Schluß  an  den  Deutschen  Techniker-Verband  und  wir 
beantworten  die  Fragen  nicht  um  der  „Industriebeamten- 
Zeitung",  sondern  um  ihres  Zieles  willen,  weil  sie,  wie 
schon  oben  gesagt,  mit  dieser  Methode  unseren  Verband 
herabzusetzen  beabsichtigt.  Die  „Industriebeamten-Zei- 
tung" fragt: 

L  Warum  gibt  der  D.  T.-V.  dem  „Reichsarbeitsblatt" 
und  dem  „Statistischen  Jahrbuch"  für  denselben  Termin 
(31.  Dezember  IQIO)  zwei  voneinander  um  mehr  als  tausend 
abweichende  Mitgliederzahlen  an,  nämlich  dem  Statistischen 
Jahrbuch  29  499,  dem  Reichsarbeitsblatt  28  286? 

Reichsarbeitsblatt  und  Statistisches  Jahrbuch  haben  von 
uns  am  31.  Dezember  1910,  wie  bereits  berichtet,  die 
summarische  Zahl  für  den  Mitgliederbestand  29  499  er- 
halten mit  der  erläuternden  Bemerkung,  daß  hiervon  28  286 
ordentliche  Mitglieder  und  1213  außerordentliche  Mitglieder 
(Hospitanten)  sind. 

Die  zweite  Frage  lautet: 

Warum  zählt  der  D.  T.-V.  im  Gegensatz  zu  seiner 
bisherigen  Praxis  plötzlich  Personen,  die  nach  seinen 
Satzungen  zweifellos  keine  Mitglieder,  sondern  bloße 
Zeitungsabonnenten  sind,  seinem  angeblichen  Mitglieder- 
bestande zu? 

Diese  erledigt  sich,  weil  wir  in  der  Tat  unsere  Praxis 
nicht  geändert  haben.  Wir  haben,  als  sich  ein  nennens- 
werter Bestand  außerordentlicher  Mitglieder  gesammelt 
hatte,  diesen  zur  Gesamtsumme  hinzugezogen  und  er- 
läuternd an  das  Reichsarbeitsblatt  und  das  Statistische 
Jahrbuch  die  vorgenannten  Zahlen  mitgeteilt. 


Die  dritte  Frage  lautet: 

Warum  wird  von  dieser  veränderten  Zählmethodc  zwar 
dem  ,, Reichsarbeitsblatt"  Kenntnis  gegeben,  dem  für  die 
Oeffentlichkeit  weit  wichtigeren  „Statistischen  Jahrbuch" 
dagegen  nicht,  so  daß  der  Benutzer  dieser  letzten  Publi- 
kation den  Eindruck  gewinnen  muß,  als  habe  der  D.  T.-V. 
im  vergangenen  Jahre  über  zweitausend  Mitglieder  zu- 
genommen, während  in  Wirklichkeit  die  Zunahme  geringer 
als  tausend  ist? 

Auch  diese  Frage  erledigt  sich  durch  die  vorhergehen- 
den Mitteilungen,  die  beweisen,  daß  uns  jede  Absicht 
der  Täuschung  fern  lag,  denn  offen  und  klar  sind  unsere 
Mitteilungen  an  die  beiden  Stellen  Reichsarbeitsblatt 
und  Statistisches  Jahrbuch  abgesandt  worden. 

Wir  sind  nicht  optimistisch  genug,  um  von  der  „In 
dustriebeamten-Zeitung"  zu  erwarten,  daß  sie  ihre  Be 
leidigungen  zurücknimmt.  Hielte  man  sich  hierzu  für  ver- 
pflichtet, so  würde  man  nicht  mit  solchen  Mitteln  diese 
kleinen  Scharmützel  anzetteln,  denn  wir  können  nicht  an- 
nehmen, daß  die  „Industriebeamten-Zeitung"  an  das  Vor- 
handensein einer  täuschenden  Absicht  bei  uns  je  geglaubt 
hat.  Wir  nehmen  unsere  Pflichten  der  Oeffentlichkeit 
gegenüber  genau  so  ernst  als  der  Bund,  so  daß  es  der 
angemaßten  Aufpassertätigkeit  der  ,, Industriebeamten-Zei- 
tung" eigentlich  nicht  bedarf.  Wir  hüten  uns,  der  „In- 
dustriebeamten-Zeitung" auf  diesen  Spuren  zu  folgen,  ob- 
wohl dieses  Intermezzo  Gelegenheit  genug  bieten  könnte, 
den  Angriffen  des  Bundes  noch  in  anderer  Art  zu  begegnen. 

Bezeichnend  sind  die  hämischen  Bemerkungen  der 
Bundeszeitung  über  unsere  Hospitanten-Mitglieder,  die  man 
als  bloße  Zeitungsabonnenten  bezeichnet.  Der  Bund  weiß 
genau,  daß  wir  diese  außerordentlichen  Mitglieder  organi- 
satorisch erfassen,  nicht  nur  durch  das  Abonnement  auf  die 
„Techniker-Zeitung",  sondern  durch  Zusammenfassung  in 
Hospitanten-Gruppen  und  durch  Teilnahme  an  so  und  so 
vielen  anderen  Einrichtungen  unseres  Verbandes.  Es  ist 
übrigens  bezeichnend,  daß  aus  dem  Jahrbuch  des  Bundes 
an  keiner  Stelle  klar  hervorgeht,  ob  in  der  Mitgliederzahl 
von  17  738  am  Ende  1910  nicht  auch  die  Zahl  von  1497 
Hospitanten  des  Bundes  enthalten  ist.  Nach  der  morali- 
schen Entrüstung  nehmen  wir  natürlich  an,  daß  die  Zahl 
17  738  die  Hospitanten  ausschließt,  aber  besonders  klar 
ist  das  im  Jahresbericht  des  Bundes  nicht  gekennzeichnet. 

Wir  haben  damit  unseren  Lesern  wiederum  gezeigt, 
wie  unerfreulich  der  Kampf  mit  dem  B.  t.-i.  B.  sich  ge- 
legentlich gestaltet,  und  wir  wollen  anschließend  daran 
unseren  Lesern  einige  Zahlen  mitteilen,  von  denen  wir  an- 
nehmen, daß  sie  aufrichtige  Freude  über  unsere  Verbands- 
arbeit auslösen  werden. 


594 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  38 


Unsere  Stellenlosen-Untcrstützung,  die 
am  1.  7. 1907  in  Kraft  trat,  fiat  folgende  Beiträge  ausgezahlt: 

1907  (1./7.— 31./12.  07)  .    .    .    .      3  760— M 

1908    16  795,50  „ 

1909    37  699,26  „ 

1910    34  205,50  „ 

1911  (l./l.— 30./6.  11)  .    .    .    .    17184,—  ',, 

Insgesamt  109  644,26rM!  ~ 
Die  Sterbekasse,  die  ja  solange  den  Beifall  des 
Bundes  nicht  fand,  bis  er  selbst  eine  gründete,  hat  be- 
deutende Leistungen,  namentlich  in  den  letzten  Jahren, 
aufzuweisen.  Auch  hierüber  geben  die  nachfolgenden 
Zahlen  Aufschluß. 

1906    8  360,—  M  in    80  Fäl!e;i, 

1907    7  635,—  „    „  69 

1908    12  555,—  „    „  114 

1909    14955,—  „    „  115 

1910    14  980,—  „    „  126  „ 

1911  (l./l.— 30./6.  11)  .     7640,—  „    „  65 

Einen  rechten  Begriff  dieser  Einrichtung  bekommen 
wir  aber  erst  dann,  wenn  wir  wissen,  daß  die  Kasse  seit 
ihrem  Bestehen  in  1066  Fällen  112  795  M  zahlte. 

Zinsfreie  Darlehen  zu  geben,  ist  die  Aufgabe 
unserer  Darlehenskasse.  Auch  diese  Einrichtung  ist  von 
Jahr  zu  Jahr  leistungsfähiger  geworden,  was  die  nach- 
.  folgenden  Zahlen  belegen  können. 

1906    7200,—  M  in  104  Fällen 

1907   7940,—  „   „   119  „ 

1908  .......    11190,—  „   „   197  „ 

1909    13250,50  „    „  232 

1910    15208,—  „    „  231 

1911  (l./l.— 30./6.  1911)      9022,—  „   „   138  „ 
seit  ihrem  Bestehen  120252,50  M  in  2015  Fällen. 

Die  von  der  Darlehenskasse  zu  zahlenden  Darlehen 
sind  wohl  zinsfrei  und  den  Bedürfnissen  entsprechend 
langfristig,   die   Pflicht   der   Rückzahlung   besteht  aber. 


Anders  ist  das  bei  der  Unterstützungskasse,  die 
Unterstützungen  an  bedürftige  Mitglieder  zahlt  ohne  die 
Verpflichtung  der  Rückzahlung.  Wir  setzen  die  Ergebnisse 
dieser  Kasse  gleichfalls  hierher. 

Die  Unterstützungskasse  zahlte: 

1906    1603,—  M  in  29  Fällen 

1907    3220,—  „   „  63  „ 

1908    4372,—  „   „  93  „ 

1909    2830,10  „   „  63  „ 

1910    3220,—  „   „  68  „ 

1911  (1./1.-30./6.  1911)   .    2081,—  „   „  46  „ 

seit  ihrem  Bestehen  24206,10  M  in  506  Fällen.  - 

Das  ist  ein  erfreuliches  Bild  unserer  Verbandstätigkeit 
und  auch  auf  allen  anderen  Gebieten  können  wir  ein  reges 
Verbandsinteresse  feststellen.  Wenn  wir  vor  kurzem 
sagten,  daß  die  Sammlung  zu  dem  Fonds  für  die  Unter- 
stützung im  Kampfe  um  den  Arbeitsvertrag  ein  Maß- 
stab für  die  Verbandsfreudigkeit  sein  sollte,  so  haben  wir 
uns  darin  nicht  getäuscht.  Wir  hoffen,  daß  unsere  Mit- 
glieder eingedenk  dieser  Auffassung  in  der  nun  beginnen- 
den regeren  Organisationstätigkeit  auch  noch  weiterhin 
diesem  Fonds  gegenüber  ihre  Schuldigkeit  tun. 

Zum  Schluß  noch  eine  Bitte.  In  Heft  36  baten 
wir  um  die  Angabe  von  Adressen  solcher  Kollegen,  an 
die  wir  Werbebriefe  zum  Eintritt  in  den  Verband  senden 
können.  Unserer  Bitte  ist  zahlreich  entsprochen  worden, 
wir  erneuern  sie  aber,  weil  wir  uns  von  der  Bearbeitung 
des  Adressenmaterials  guten  Erfolg  versprechen.  Benutzen 
Sie  deshalb  die  Postkarte  aus  Heft  36  oder  eine 
andere,  falls  Sie  unsere  Bitte  noch  nicht  erfüllt  haben, 
und  teilen  Sie  uns  alle  Ihnen  bekannte  Kollegen  mit,  von 
denen  Sie  wünschen,  daß  sie  Mitglieder  des  Verbandes 
werden  möchten.  Wir  danken  Ihnen  im  voraus  und 
zweifeln  nicht,  daß  die  Verbandsfreudigkeit  wächst,  wenn 
allenthalben  freudig  im  Sinne  unserer  Pflichten  und  in 
der  Richtung  unseres  Programms  gearbeitet  wird. 


Wasserbauten  in  Oberitalien 

Von  cand.  ing.  KARL  HALLER,  Stuttgart-Cannstatt. 


Im  Unterschied  zur  Schweiz  und  zu  unseren  deutschen 
Verhältnissen  treffen  wir  bei  Uferschutzbauten  in  der  lom- 
bardischen Tiefebene  meist  andere  Flußbausysteme  an  die 
vornehmlich  durch  die  dort  vorkommenden  Baumaterialien 
und  die  dortigen  Bodenverhältnisse  bedingt  sind.  Von 
Faschinen  und  sonstigen  Erzeugnissen  aus  Buschholz,  wie 
sie  bei  uns  hauptsächlich  zu  Uferdeckwerken  verwendet 
werden,  ist  hier  am  Po,  wenigstens  in  seinem  Mittellauf, 
nur  sehr  wenig  zu  finden.  Ebensowenig  findet  man  dort 
Leitwerke  aus  Felsen,  wie  sie  meist  in  der  Schweiz,  wo 
solche  überall  in  unmittelbarer  Nähe  der  Flüsse  anstehen, 
hergestellt  werden.  Das  Hauptbaumaterial  bildet  in  Ober- 
italien neben  dem  Ziegelstein  der  überall  in  Menge  vor- 
kommende Kies,  der  nicht  nur  zu  Betonarbeiten  verwendet 
wird,  sondern  sehr  häufig  auch  als  Slraßenpflasteriings- 
material  und  dergl.  dient.  So  finden  wir  beispielsweise 
die  schönsten  Straßen  in  Alessandria,  Pavia,  Piiicenza  fast 
ausschließlich  mit  Kieseln  gepflastert. 

Verläßt  man  nun  die  letztgenannte  dieser  drei  Städte 
durch  die   Porta   Födesta,  so  erreicht  man   nach  kaum 


I/o  km  den  Po,  der  dort  durch  2  mächtige  Brücken,  die 
ganz  in  Eisen  konstruierte  Eisenbahnbrücke  und  die  100 
Meter  oberhalb  dieser  gelegenen,  im  Jahre  1908  voll- 
endeten, annähernd  1'  o  km  langen  Straßenbrücke,  die  den 
Hauptverkehrsvveg  nach  Mailand  bildet,  überspannt  ist. 
Der  Po,  welcher  schon  durch  die  Wasser  großer  Gebirgs- 
flüsse,  wie  des  Tanaro,  des  Ticino  und  der  Trebbia  zu 
einem  bedeutenden  Flusse  angewachsen  ist,  hat  bei  Pia- 
cenza  eine  Breite  von  600  Meter  und  in  der  Mitte  seines 
Bettes  eine  Tiefe  von  10  Meter.  Daß  die  erwähnten 
Nebenflüsse  des  Po,  der  Tanaro  und  der  Ticino,  schon 
ganz  namhafte  Flüsse  sind,  möge  die  Abb.  1  zeigen,  die 
eine  Eisenbahnbrücke  1  km  vor  Pavia  über  den  Ticino 
veranschaulicht. 

Diese  Flüsse,  deren  Wasserführung  als  Gebirgsflüsse 
eine  außerordentlich  variable  ist,  wälzen  bei  Hochwasser 
ungeheure  Wassermassen  dem  Po  zu,  was  dann  vielfach 
Ueberschwcmmungen  im  Gebiet  des  letzteren  zur  Folge 
hat.  Die  oft  mehrere  100  Meter  breiten  Vorländer  zu 
beiden  Seiten  des  Po,  die  teilweise  mit  Weiden,  Akazien 


Heft  38 


DEUTSCHE.  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


5Q5 


und  dergl.  dicht  bewachsen  sind,  findet  man  in  der  lom- 
bardischen Tiefebene  meist  derart  versumpft,  daß  eine  Be- 
gehung derselben,  schon  der  ganz  entsetzlichen  Mückenplage 
wegen,  vollständig  ausgeschlossen  ist  und  in  hygienischer 
Beziehung  dort  sehr  bedenkliche  Zustände  herrschen. 
Dasselbe  trifft  für  den  Unterlauf  verschiedener  Nebenflüsse 
zu.  So  versicherte  dem  Verfasser  u.  a.  in  Mantua,  wo  der 
Mincio  vollständige  Seen  bildet  und  die  weitere  Umgebung 
noch  bedeutend  stärker  versumpft  ist  als  am  Po  bei 
Piacenza,  ein  hochgebildeter  Italiener,  mit  dem  er  sich 
über  die  Gefahren  dieser  Zustände  für  die  Gesundheit  der 
Bewohner  besprach,  daß  in  der  Gegend  von  Mantua 
während  der  Sommermonate  sehr  häufig  Malariafälle  auf- 
treten. Von  Seiten  der  Regierung  geschieht  unbegreif- 
licherweise fast  nichts,  um  diese  Verhältnisse  durch 
entsprechende  Flußregulierungen  usw.  zu  bcscern.  Ob 


Bahndammes  ist  durch  mehrere  Reihen  von  Betonquadern, 
die  bis  über  den  höchsten  Hochwasserspiegel  reichen,  vor 
Unterwaschung  geschützt.  Mit  solchen  Betonquadern,  die 
in  zwei  Größen,  mit  den  Abmessungen  1,41  •  1,00-  0,80  m 
und  1,02-  0,82-  0,60  m  auf  der  Baustelle  selbst  hergestellt 
werden,  ist  nun  die  ganze  Breite  zwischen  Damm  bezvv. 
Endpfeiler  der  Brücke  und  dem  Uferrand  gegen  Ufer- 
abbrüche und  die  schließlich  dadurch  bedingte  Unter- 
spülung des  Pfeilerfundaments  gesichert  worden.  In 
Abb.  5  ist  die  Anordnung  dieser  Sinkstücke  sehr  gut  er- 
sichthch.  Der  hierzu  erforderliche  Kies  wurde  einer  in 
nächster  Nähe  erschlossenen  Kiesgrube  entnommen  und 
mittelst  einer  Rollbahn  auf  die  Baustelle  transportiert. 

Die  Fundation  solcher  Uferschutzbauten  ist  hier  oft 
sehr  schwierig.  Die  Hauptschwierigkeiten  bilden  aber  nicht 
etwa  die  .Wasser  des  Po,  sondern  die  Bodenverhältnisse 


Abb.  1 


die  starken  Hochwasserschutzdämme,  welche  in  der  Nähe 
von  Piacenza  stundenweit  den  Ufern  des  Po  entlang  er- 
richtet sind,  um  die  dahintergelegenen  Felder  und  Wiesen 
vor  Ueberflutungen  zu  schützen  und  deren  normalen  Quer- 
schnitt in  der  Nähe  von  St.  Nicolo  Abb.  2  zeigt,  auf  Kosten 
des  Staates  oder  der  Gemeinden  errichtet  wurden,  entzieht 
sich  der  Kenntnis  des  Verfassers. 

Durch  die  vielen  Hochwasser,  welche  der  Po  führt, 
sind  nun  u.  a.  auch  der  aus  Abb.  3  ersichtliche  links- 
ufrige  Landpfeiler  der  Eisenbahnbrücke  vor  Piacenza,  sowie 
der  an  denselben  anschließende  Eisenbahndamm  derart 
gefährdet  worden,  daß  sich  die  italienische  Regierung  zur 
Ergreifung  entsprechender  baulicher  Maßnahmen  genötigt 
sah,  um  einer  Unterspülung  des  Pfeilers  und  des  Bahn- 
dammes vorzubeugen.  Zu  diesem  Zweck  wurde  letzterer 
auf  der  stromaufwärts  gelegenen  Seite  auf  ca.  300  Meter 
Länge  bis  auf  Kronenhöhe  vollständig  mit  Betönplatten 
abgepflastert  und  an  der  Stelle,  wo  sich  der  Erdkegel  der 
Bahnböschung  an  den  Brückenpfeiler  anschmiegte,  ein 
50  Meter  langer,  parallel  mit  dem  Strom  laufender  Damm, 
der  ebenfalls  wie  der  Bahndamm  mit  Betönplatten  ab- 
gepflastert wird,  angeschlossen.  Besser  ersichtlich  ist  der 
Damm  in  Abb.  4,  die  von  der  Eisenbahnbrücke  aus  auf- 
genommen ist.    Der  Fuß  desselben,  ebenso  auch  der  des 


der  Flußsohle  bezw.  der  Ufer.  Hier  besteht  die  Sohle 
meist  aus  sehr  feinem,  losem  Sand,  in  den  die  Betonkörper 
oft  ganz  bedeutend  einsinken.  Um  bei  diesen  Verhältnissen 
einen  für  solche  Fundationen  einigermaßen  tragfähigen 
Untergrund  zu  erhalten,  bedecken  die  Italiener  häufig  die 
Flußsohle  bezw.  den  Fuß  des  Ufers  mit  einer  Schicht 
von  Reisstroh,  wodurch  dem  Einsinken  der  Uferdeckwerke 
in  den  losen  Sand  bis  zu  einem  gewissen  Grade  entgegen- 
gewirkt wird.  Namentlich  wird  dieses  Hilfsmittel  bei  Ufer- 
schutzbauten, die  nach  dem  patentierten  System  des  In- 
genieurs Giulio  Serazzanetti  in  Castenaso  (Provinz  Bo- 
logna) ausgeführt  werden  und  sich  auch  eine  Stunde  ober- 
halb von  Piacenza,  bei  St.  Nicolo,  auf  dem  rechten  Poufer 
befinden,  fast  immer  verwendet.  Dieses  ebenso  zweck- 
mäßige, als  verhältnismäßig  billige  System  wird  neben  den 
oben  beschriebenen  Uferschutzbauten,  die  am  häufigsten  nur 
zur  Sicherung  gefährdeter  Kunstbauten  ausgeführt  werden, 
beinahe  überall  in  Oberitaüen  mit  gutem  Erfolg  verwendet. 
Am  zweckmäßigsten  dürfte  die  Konstruktion  Serazzanetti 
vornehmlich  dort  Verwendung  finden,  wo  es  sich  darum 
handelt,  bei  Hochwasserkatastrophen  möglichst  rascli  eine 
alsolut  sichere  Uferschatzkonstruktion  zu  erhalten  und  auch 
an  Stellen,   wo  gewöhnliche   Steinschüttungen  entwedei 


I 


5Q6   DEUTSCHE,  TECHNIKER-ZEITUNG  1911   Heit  38 


f-Ieft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


597 


H.W.damm  bei  ß'acenza. 

.  gOO   H 


Abb.  2 


Abb.  5 


Abb.  9. 


ihren  Dienst  versagen  oder  gar  nicht  anzubringen  sind, 
wie  dies  gerade  im  Gebiet  des  Po  häufig  der  Fall  ist. 

Als  Konstruktionsmaterial  dient  hier  nur  verzinkter 
Eisendraht,  welcher  der  Fäulnis  nicht  unterworfen  ist  und 
auch  bei  unmittelbarer  Einwirkung  von  Wärme  und  Kälte, 
Trockenheit  und  Feuchtigkeit  genügend  widerstandsfähig, 
elastisch  und  dauerhaft  ist. 


Holzwerk,  und  zwar  gespaltenes  Holz,  wird  in  Ver- 
bindung mit  Draht  nur  an  einzelnen  Stellen,  z.  B.  bei  Fluß- 
korrektionen in  ihrem  Oberlauf,  im  Gebirge  verwendet. 

Dort  werden  dann  die  gewöhnlich  aus  verzinktem 
Eisendraht  hergestellten  Drahtgeflechte,  die  eine  Maschen- 
weite von  4  bis  6  cm  und  mehr  haben,  mit  Holzpfählcn 
bewehrt,  um  eine  Abscheuerung  der  Verzinkung  durch 


5Q8 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  38 


Abb.  9 


Abb.  11 


Abb.  12 


Abb.  14 


Sand,  Anprall  von  Geschieben  und  dergl.  zu  verhindern. 
Das  Hauptprinzip  der  Konstruktionsmethode  beruht  auf 
Verwendung  eines  Netzwerkes  aus  verzinktem  Eisendraht, 
das  zu  röhrenförmigen  Gebilden  (meist  30  cm  Drchm.)  ver- 
arbeitet wird,  die  dann  auf  der  Baustelle  mit  Kies  und 
Steinen,  die  ja  an  diesen  Flüssen  überall  zu  finden  sind, 
ausgefüllt  werden.  Man  kann  die  Konstruktion  einfach  als 
festgehaltene  Steinschüttung  bezeichnen.  Die  auf  solche 
Weise  hergestellten  Röhren,  welche  je  nach  den  Verhält- 
nissen und  Arbeiten  wechselnde  Querschnitte  haben, 
werden  nebeneinander  verlegt  und  unter  sich  mit  Draht- 
seilen festgehalten,  so  daß  auf  diese  Weise  ein  festes' 
Ganzes  entsteht. 

Da  mit  diesen  Drahtgeflechtbauten  während  der  letzten 
10  Jahre  in  Italien  so  bedeutende  Erfolge  erzielt  worden 
sind,  möge  diesen  hier  ein  etwas  größerer  Raum  vergönnt 
sein,  zumal  die  Bauweise  bei  uns  in  Deutschland  noch  so 
wenig  bekannt  geworden  ist,  trotzdem  sie  in  Italien  schon 
seit  nahezu  15  Jahren  zur  Ausführung  gelangt.  In  den  ersten 
Jahren  wurde  diesem  System,  wie  fast  allen  Neuerungen, 
großes  Mißtrauen  entgegengebracht,  aber  infolge  der  immer 
feineren  Durchbildung  und  Vervollkommnung  durch  den 
rührigen  Patentinhaber,  dem  sein  System  auch  in  Deutsch- 
land geschützt  ist,  und  durch  die  vielfach  geradezu  ver- 
blüffenden Erfolge  ist  dieser  Bauweise  jetzt  eine  große 
Zukunft  gesichert.  Nicht  am  "wenigsten  trägt  hierzu  neben 
der  technischen  Zweckmäßigkeit  die  große  Wirtschaftlich- 
keit des  Systems  bei,  welche  vielen  Gemeinden  Piemonts 
und  der  Lombardei,  die  für  Verteidigungswerke  gegen 
die    gefürchteten    Ueberschwemmungen    des    Po  und 


seiner  Nebenflüsse  oft  Summen  in  ihr  Budget  einsetzen 
mußten,  die  ihre  finanziellen  Kräfte  vielfach  weit  über- 
stiegen, zu  einer  wahren  Hilfe  im  Sinne  des  Wortes  ge- 
worden ist. 

Die  verschiedenartigsteuVervvendungen  der  Serazzanetti- 
schen  Bauten  beweisen  immer  mehr  deren  ausgezeichnete 
Brauchbarkeit.  Das  ganze  System  ist,  wie  schon  eingangs 
kurz  erwähnt,  auf  dem  Gedanken  einer  vollständigen  Ver- 
bindung aller  einzelnen  zugehörigen  Teile  aufgebaut,  was 
sowohl  vom  technischen  als  ökonomischen  Standpunkte 
aus  augenscheinlich  das  rationellste  ist. 

Man  unterscheidet  für  diese  Drahtnetzbauten  ver- 
schiedene Formate  für  die  Konstruktionskörper,  zylin- 
drische, halbzylindrische,  prismatische  usw.,  welche  wieder- 
um von  verschiedener  Größe  und  Maschenweite,  wie  dies 
aus  den  weiter  unten  gegebenen  Abb.  und  Tabellen  erhellt. 
Diese  Konstruktionsciemente  können  sowohl  in  vertikaler 
als  horizontaler  Stellung  verwendet  werden.  Erstcre  Art 
erleichtert  besonders  das  Einbringen  des  Gesteinsmaterials 
und  gestattet  somit  auch  leicht  im  Wasser  zu  konstruieren. 
Derartig  ausgeführte  Wasserschutzbauten  garantieren  eine 
größte  Sparsamkeit,  sowohl  durch  die  kleine  Quantität  der 
verwendeten  Netze  und  die  große  Leichtigkeit  ihrer  Ver- 
wendung, als  auch  durch  die  Solidität  und  Dauerhaftigkeit 
der  Arbeiten  und  durch  die  Minimalkosten  ihrer  Unterhaltung. 

Im  nachstehenden  mögen  die  wesentlichsten  einzelnen 
Systeme  nebst  einigen  ausgeführten  Beispielen  Erwähnung 
finden. 

Für  Uferdeckwerke  werden  meist  nebeneinander  ge- 
stellte zylindrische  Röhren  nach  Anordnung  der  Abb.  6 


Heft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


599 


verwendet.  Diese  Röhren  sind,  wie  schon  oben  angeführt, 
aus  einem  Netzwerk  von  verzinktem  Eisendraht  gefertigt 
und  werden  aus  Draht  Nr.  12  bis  19  und  Maschenvveiten  von 
4x4  bis  15x15  hergestellt,  wie  dies  die  für  die  Kosten- 
berechnung zugrunde  zu  legende  Tabelle  I  zeigt,  aus  der 
jeweils  die  Gewichte  der  einzelnen  Röhrentypen  in  kg 
zu  entnehmen  sind. 


Tabelle  I 


Nr. 

Maschenweite  in 

cm 

des 
Drahts 

Y 

in 

X 

in 

o 

X 

X 

00 

X 

00 

X 

o 

X 

o 

12X12 

15X15 

1 
1 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

12 

1,15 

1,05 

0,95 

0,80 

0,70 

13  ' 

1,35 

4,20 

1,05 

0,95 

0,80 

0,70 

0,60 

0,50 

14 

1,60 

1,35 

1,20 

1,05 

0,95 

0,85 

0,75 

0,65 

15 

1,90 

1,65 

1,45 

1,25 

1,15 

1- 

0,90 

0,80 

16 

2,40 

2,15 

1,75 

1,50 

1,35 

1,20 

1,10 

0,95 

17 

2,95 

2,65 

2,25 

1,85 

1,65 

1,50 

1,30 

1,20 

1 - 

18 

3,50 

3,25 

2,85 

2,35 

2,15 

1,85 

1,60 

1,40 

1,25 

19 

4,35 

3,90 

3,45 

2,95 

2,45 

2,25 

1,95 

1,70 

1,45 

Den  einzelnen  Drahtnummern  entsprechen  hierbei  fol- 
gende Maße  in  mm 

Nr.  des  Drahts  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19 
entspricht  (ij  in  mm   1,5  1,6  1,8  2,0  2,2  2,4  2,7  3,0  3,4  3,9 

Bei  Ausführung  eines  Uferdeckwerks  ist  es  vor  allem 
nötig,  sich  von  der  Bodenbeschaffenheit  des  zu  schützen- 
den Uferrandes  zu  überzeugen  und  sich  über  seine  Ueber- 
schwemmungsverhältnisse,  soweit  dies  möglich  ist,  zu  in- 
formieren. Nachdem  die  gewählte  Neigung  der  Böschung 
hergestellt  ist,  wird  der  Boden  mit  einer  Strohschicht  be- 
deckt, auf  welcher  dann  die  netzartigen  Apparate  aus- 
gebreitet werden.  Bei  Arbeiten  im  trockenen  Flußbett 
werden  dieselben  an  den  anstoßenden  Rändern  zusammen- 
geheftet, damit  sie  auf  diese  Weise  ein  festes  Ganzes 
bilden;  arbeitet  man  dagegen  im  Wasser,  so  werden  die 
Drahtnetzröhren  durch  eiserne  Reifen  oder  biegsames  Holz 
verstärkt  und  mittels  Drahtseilen  unter  sich  verbunden. 
Die  für  solche  Uferdeckwerke  geeigneten  Röhren  sind  aus 
verzinktem  Eisendraht  Nr.  16  mit  einer  Maschenweite  bis 
zu  6  cm  hergestellt  und  haben  einen  Durchmesser  von 
30  cm.  Bei  Geweben  mit  einer  Maschenweite  von  6  bis 
10  cm  erhöht  sich  der  Durchmesser  auf  40  cm.  Diese 
zylindrischen  Röhren  werden  alsdann,  nachdem  sie  an  Ort 
und  Stelle  gebracht,  mit  vorhandenem  Flußgeschiebe  ge- 
füllt und  die  Drahtseile  in  besondere  Gräben,  die  an  den 
höchsten  Stellen  des  Dammes  oder  Vorlandes  50  bis  100  cm 
tief  ausgehoben  werden,  verlegt  und  ca.  2  Meter  von  der 
Richtlinie  der  Verkleidung,  in  Abständen  von  ebenfalls 
2  Meter  unter  sich  entfernten,  eingeschlagenen  Pfählen 
befestigt  (s.  Abb.  3).  (Die  Haltetaue  werden  entweder  um 
große  eingegrabene  Steine  oder  Baumstämme  geschlungen.) 

Bei  sandigem  Untergrund  wird  stets  ein  Einsinken 
der  Röhren  erfolgen,  worauf  man  schon  beim  Befestigen 


der  Taue  Rücksicht  zu  nehmen  hat,  da  sonst  eine  Ab- 
scherung derselben  eintreten  könnte.  Man  beugt  diesem 
gewöhnlich  dadurch  vor,  daß  bei  wichtigen  Dammbauten 
die  Taue  mit  Reservetauen  von  schwacher  Spannung  ver- 
bunden und  über  hölzerne  Traversen  geführt  werden. 
Wenn  ein  Bruch  der  ersten  Drahtseile  erfolgt,  so  wird 
das  Uferdeckwerk  von  den  lockeren  Tauen,  die  dann  erst 
jetzt  in  Tätigkeit  treten,  festgehalten.  Um  nun  die  Soli- 
dität der  Bauwerke  nach  dem  erfolgten  Einsinken  nicht 
zu  vermindern,  werden  die  Röhren  einfach  verlängert, 
indem  man  neue  auf  die  eingesunkenen  aufsetzt,  was  ja 
mit  großer  Leichtigkeit  zu  bewerkstelligen  ist.  An  Stellen, 
wo  die  Flußsohle  toniges  oder  sonst  haltbares  Material 
aufweist,  kann  man  mit  Sicherheit  ohne  Befürchtung  be- 
deutender Einsenkungen  mit  zylindrischen  Röhren  von 
30  bis  50  cm  Durchmesser  konstruieren.  Wo  der  Unter- 
grund aber  sandiger  oder  sonst  wenig  konsistenter  Natur 
ist,  wird  man  am  zweckmäßigsten  nach  Anordnung  der 
Abb.  7  und  8  konstruieren. 

An  Flußstrecken  im  Mittel-  und  Unterlauf,  wo  die 
lebendige  Kraft  des  Wassers  nicht  mehr  zu  stark  ist,  stellt 
man  solche  Uferdeckwerke  sehr  zweckmäßig  mit  einzelnen, 
in  Abständen  von  0,80  bis  1,00  m  voneinander  getrennten 
Röhren  her;  die  Zwischenräume  werden  bald  mit  Gras, 
Akazien  und  dergl.  ausgefüllt,  so  daß  hier  neben  der 
bedeutenden  Kostenersparnis  zugleich  auch  dem  ästhe- 
tischen Moment  vollauf  Genüge  getan  ist. 

Für  halbzylindrische  Drahtnetzkörper  ist  die  Kon- 
struktionsmethode im  wesentlichen  dieselbe  wie  für  zylin- 
drische Röhren.    Sie  ist  aus  Abb.  9  ersichtlich. 

Abb.  10  zeigt  das  System  halbzylindrischer  Körper, 
die  aber  in  Abständen  von  je  1  Meter  angeordnet  sind. 

Eine  weitere  sehr  zweckmäßige  Ausführung  dieser 
Drahtnetzbauten  ist  die  Verwendung  prismatischer  Körper 
nach  Anordnung  der  Abb.  11  und  12.  Diese  Ausführung 
wird  mit  großem  Vorteil  vornehmlich  dort  angewendet, 
wo  ein  tragfähiges  Terrain  vorhanden  und  wo  es  sich 
darum  handelt,  als  Uferschutz  eine  stabile  Masse  zu  er- 
halten, die  einer  steilen,  abbrüchigen  und  zerklüfteten 
Böschung  zugleich  als  Stützmauer  zu  dienen  hat.  Wo  der 
Grund  nicht  zuverlässig  ist,  verfährt  man  nach  Abb.  13 
und  14,  aus  denen  die  Sicherung  des  Dammfußes  erhellt. 
Bei  außergewöhnlichen  Hochwassern  kann  es  bei  starker 
Wirbelbildung  vorkommen,  daß  eine  teilweise  Unter- 
waschung eines  solchen  Bauwerks  eintritt,  was  dann  eine 
Senkung  desselben  zur  Folge  hat.  Aber  infolge  der  Elasti- 
zität der  Konstruktion  behält  diese  ihre  zum  Schutze 
des  Ufers  erforderliche  Dichtigkeit  und  Festigkeit  bei,  da 
eine  Zerstreuung  und  Fortführung  der  Steine  unmöglich 
ist.  Derartige  Konstruktionen  werden  an  italienischen 
Flüssen  vielfach  ausgeführt  und  haben  sich  bis  heute  vor- 
züglich bewährt.  Abb.  15  z.  B.  zeigt  eine  solche  im  Jahre 
1909  bei  Bazzano  am  Smoggia  ausgeführte  Konstruktion. 
Der  Damm  ist  dort  nach  der  in  Abb.  11  angegebenen 
Weise  auf  eine  Länge  von  158  m  hergestellt.  Bei  dieser 
Ausführung  erreicht  man  eine  größte  Stabilität  und  Festig- 
keit und  erspart  zugleich  wenigstens  1/4  des  Netzwerks  im 
Vergleich  zu  irgend  einer  anderen  Konstruktion.  Abb.  16 
zeigt  ebenfalls  einen  solchen  Drahtnetzbau  an  demselben 
Flusse,  ebenfalls  in  der  Nähe  von  Bazzano, 

(Schluß  folgt.) 


600 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  38 


H  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  II  :: 


Oespensterfurcht 

Hysterisch  veranlagte  Leute  hat  es  schon  immer  in 
Deutschland  gegeben.  Nur  war  man  bisher  gewohnt,  daß 
ihre  Betätiger  sich  auf  den  engen  Kreis  von  Familie  und 
Bekannten  beschränkten.  Erst  in  den  letzten  Jahren  hat 
man  es  in  England  erlebt,  daß  gelegentlich  einer  vor- 
züglichen Agitation  der  englischen  Schiffsbauer  und 
Waffenfabrikanten  ein  großer  Teil  des  englischen  Volkes 
nervös  wurde  und  unter  Halluzinationen  litt.  Bei  Nacht 
und  bei  Tag  träumte  man  von  der  deutschen  Invasion. 
Damals  spotteten  wir  Deutschen  über  die  armen  irre  ge- 
leiteten Engländer  und  bedauerten  sie  ob  ihres  zerrütteten 
Nervensystems,  taten  uns  auch  viel  darauf  zu  gute,  daß 
wir  so  viel  nüchterner  und  ruhiger  den  Dingen  gegenüber- 
ständen. Und  heute?  Heute  ist  auch  bei  uns  die  Hysterie 
Massenerkrankung  geworden;  hat  überdies  einige  recht 
seltsame  Erscheinungsformen  angenommen.  Die  einen 
glauben  eine  besonders  patriotische  Pflicht  zu  erfüllen, 
indem  sie  die  Sparkassen  stürmen;  die  andern  wähnen 
sich  am  Vorabend  der  sozialen  Revolution.  Die  letzte 
Spezies  mag  uns  hier  einen  Augenblick  beschäitigen. 

Die  Sozialdemokraten  Berlins  hatten  in  den  ersten 
Tagen  des  Septembers  eine  Protestkundgebung  gegen  die- 
jenigen Kreise,  die  finanzielles  Interesse  an  kriegerischen 
Auseinandersetzungen  haben,  im  Park  von  Treptow  ver- 
anstaltet. Natürlich  kam  eine  beträcht  iche  Menschenmenge 
zusammen,  so  daß,  wie  immer  bei  großen  Massenversamm- 
lungen, in  der  Oeffentlichkeit  ein  tiefer  Eindruck  hervor- 
gerufen wurde.  Die  selbstverständliche  Folge  war,  daß 
in  der  Tagespresse,  die  den  Stahl-  und  Eisenmagnaten 
nahesteht,  ein  entsprechender  Lärm  geschlagen  wurde.  Was 
aber  nicht  selbstverständlich  war,  auch  einige  christliche, 
nationale,  vaterländische,  deutschnationale  usw.  Arbeiter- 
und Angestelltenverbände  fanden  sich  bemüßigt,  Partei 
zu  ergreifen. 

Man  sollte  erwarten  dürfen,  daß  Arbeitnehmer  nach- 
gerade gelernt  haben,  sozialdemokratische  Kundgebungen 
richtig  einzuschätzen,  sie  vor  allem  —  richtig  zu  lesen. 
Die  Versammlungsredner  in  Treptow  hatten  gesagt,  es 
sei  ein  Skandal,  wie  gewisse  Großindustrielle  ein  scliänd- 
liches  Spiel  trieben  mit  den  Interessen  des  deutschen 
Volkes,  daß  man  ihnen  das  Handwerk  legen  müßte,  damit 
sie  nicht  den  Teufel  an  die  Wand  malten,  bis  er  wirklich 
da  sei  Christlich-nationale  Arbeiter  haben  herausgehört, 
das  bedeute  soviel  wie  die  Anwendung  des  politischen 
Massenstreiks  im  Fall  eines  Krieges.  Grund  genug 
für  Leute  dieses  Schlages,  die  Welt  mit  einer  schönen 
Resolution  zu  überraschen,  in  der  den  ahnungslosen  Mit- 
menschen, die  doch  auch  Augen  und  Ohren  zu  sehen  und 
zu  hören  haben,  erzählt  wird  und  zwar  mit  allen  Aus- 
drücken der  Entrüstung  und  des  Entsetzens,  daß  die  So- 
zialdemokratie die  Revolution  vorbereite,  daß  die  Sozial- 
demokratie den  Frieden  gefährde  und  das  Ausland  direkt 
zum  Krieg  verführe.  Wir  wollen  unseren  Lesern  nicht 
verschweigen,  daß  zu  den  Unterzeichnern  dieses  Aufrufs 
die  Herren  Behrens  und  Bechly  gehören,  von  denen  der 
eine  es  für  gut  befand,  dafür  zu  stimmen,  daß  die  Tech- 
nikerkassen in  der  R.  V.  O.  nicht  die  gleiche  Bevorzugung 
wie  die  Kassen  der  Handlungsgehilfen  erfuhren,  damit 
die  Unterdrückung  der  Hilfskassen  nicht  allzu  sehr  als 
Ausnahmebestimmung  gegen  die  Arbeiter  gedeutet  würde, 
und  daß  der  andere  jenem  Herrn  Reif  eng  liiert  ist,  der 
CS  für  seine  Lebensaufgabe  hält,  die  Privatangestellten 
in  gut  bürgerlichem  Fahrwasser  zu  halten. 


Ein  neues  Ami 

Der  Dipl. -Ingenieur  Hinze  hat  eine  Broschüre  erscheinen 
lassen  über  den  Einfluß  der  Bauordnungen  in  Preußen 
auf  die  bauliche  Entwicklung  der  Bauerndörfer.    Ein  Bei- 


trag zur  Förderung  des  Heimatschutzes  (Verlag:  Berliner 
Bauplan-Vereinigung  in  Berlin-Mariendorf;  2.  Aufl.).  Auf 
dieses  Buch  ist  mit  allem  Nachdruck  hinzuweisen.  Wir 
haben  bisher  noch  niemanden  gefunden,  der  die  Sache 
einmal  von  der  baupolizei-technischen  Seite  anfaßt  und 
an  den  einzelnen  Bestimmungen,  wie  sie  in  den  einzelnen 
Landesteilen  jeweils  gelten,  aufzeigt,  wo  und  wie  sie 
förderlich,  wo  und  wie  sie  hemmend  sind.  Das  Ganze 
eine  Argumentation  zur  Regelung  dieses  Gebietes  im  Sinn 
des  Heimatschutzes.  Wozu  noch  zu  bemerken  ist,  daß 
Hinze  diesen  Sinn  nicht  selbst  in  eine  enge  Schablone 
steckt.  Ich  führe  zum  Beweis  dafür  folgende,  schier  pro- 
grammatische Stelle  aus  dem  Buch  an  (S.  12): 

„Die  intensivere  Ausnutzung  und  Bearbeitung  des  Feldes, 
die  infolge  größeren  Wohlstandes  vergrößerte  Viehzucht,  die 
durch  reichere  Ernteerträgnisse  bedingten  größeren  Gebäude  zur 
Aufbewahrung  der  Feldfrüchte  und  schließlich  die  immer  weiter- 
gehende Verwendung  von  Maschinen  an  Stelle  von  Knechts- 
arbeit —  alles  das  sind  Umstände,  die  sowohl  die  Anlage  und 
das  Aussehen  der  einzelnen  Gehöfte  und  Gebäude  als  auch  das 
des  ganzen  Dorfes  ganz  wesentlich  mit  beeinflussen  —  und  das 
leider  in  einem  der  Entwickelung  und  Erhaltung  ländlicher  Bau- 
weise entgegengesetzten  Sinne. 

Alle  Bestrebungen,  so  auch  der  Versuch,  durch  die  Bau- 
ordnungen Einfluß  auf  das  ländliche  Bauwesen  zu  gewinnen, 
werden   dieser   Gegenströmung   Rechnung   tragen  müssen. 

Im  einzelnen  wird  es  aber  immer  Sache  des  Architekten 
sein,  diese  Gegensätze  feinfühlig  zu  überbrücken,  den  durch  sie 
geschaffenen  neuen  Aufgaben  das  richtige  Empfinden  entgegen 
zu  bringen  und  aus  diesem  heraus  ästhetisch  befriedigende  Lösun- 
gen zu  suchen." 

Ein  Buch  also,  daß  fortab  seinen  Platz  neben  den 
übrigen  grundlegenden  Werken  haben  muß.  Es  gibt  Ta- 
bellen über  die  Art  und  den  Geltungsbereich  der  einzelnen 
Bestimmungen,  die,  im  ganzen  gesehen,  das  Bild  einer 
sehr  umständlichen,  fast  ,, thüringischen"  Kleinstaaterei  im 
bautechnischen  Polizeisinn  geben  —  ein  unheilvolles  Durch- 
einander. Und  das  nur  in  Preußen!  Das  ganze  übrige 
Deutschland  kommt  nun  also  auch  noch  hinzu!  Wer  sich 
nur  vor  Augen  hält,  wie  jung  diese  Heimatbewegung  ist, 
wie  lange  es  erst  her  ist,  daß  wir  im  Sinne  des  Volkstums 
bodenständig  bauen,  der  fühlt  ja  gleich  heraus,  wie  hart 
die  alte  und  die  neue  Zeit  noch  aneinander  grenzen:  wie 
geradezu  erst  gestern  war,  was  heute  überwunden  sein 
soll;  wie  aber  so  mancher  noch  von  „gestern"  ist.  Also 
gehört  das  Buch  gerade  in  diese  Zeitwende.  Und  gehört 
erst  recht  dahin,  weil  man  den  ganzen  Heimatschutz,  in 
der  Agitation,  von  der  ästhetischen  Seite  her  behandelt 
zu  sehen  gewohnt  ist.  Für  die  Leute  mit  technischer  Vor- 
bildung ist  das  gut;  ihnen  gehen  —  allein  bei  „Beispiel 
und  Gegenbeispiel"  —  alsbald  die  Augen  auf.  Darum 
liegt  der  Heimatschutz  im  weiteren  Sinn  auch  so  vielfach 
in  den  Händen  der  Architekten:  die  wissen,  worauf 
es  ankommt,  kennen  das  Wie?  und  handeln  danach. 
Und  stoßen  dabei  auf  zweierlei  Widerstand:  den  des 
ästhetischen  Unvermögens  und  —  die  Baupolizeibestim- 
mungen. (Von  der  Wirtschaftlichkeit  zu  reden  ist  kaum 
nötig;  man  versichert  jetzt  aligemein,  wenn  die  Geldfrage 
überhaupt  ins  Gewicht  falle,  so  handle  es  sich  nur  um  ge- 
ringfügige Unterschiede.)  Der  Begriff  mag  sich  also  ge- 
trost gegen  beide  richten,  gegen  ästhetisches  Unvermögen 
und  für  Verbesserung,  genauer  gesagt:  Anpassung  der 
Bauordnungen  an  unsere  Bedürfnisse.  Aber  wie  soll  er 
im  einzelnen  geführt  werden? 

Von  dem  Zuständlichen  zu  reden,  halte  ich  für  über- 
flüssig. Ich  möchte,  daß  man  Hinzes  Buch  und  nicht  nur 
diesen  Artikel  Fiest;  ich  will  ja  nicht  eine  Besprechung 
geben,  sondern  von  dem  Weg  sprechen,  der  sich  auftut. 
Das  ist  mir  das  Hauptverdienst  dieser  Abhandlung,  daß 
sie  auf  diesen  Weg  aufmerksam  macht;  denn  er  ist  schon 
da.  Irgendwo  existiert  in  einem  kleineren  Bezirk  die  Ein- 
richtung des  B  a  u  s  c  h  ö  f  f  c  11  a  m  t  e  s :  Ein  oder  zwei 
erfahrene  Hofbesitzer  im  Dorf  pflegen  die  nötigen  bau- 
polizeilichen Beratungen.  Das  große  Aber  dabei  ist,  daß 
diese  Schöffen  technisch  nicht  vorgebildet  sind.  Es  bedarf 
das  Schöffenamt  also  einer  Ergänzung  durch  den 
s  a  c  h  V  e  r  s  t  ä  n  d  i  g  e  n  A  r  c  h  i  t  e  k  t  c  n  :  Architekten,  als 


i. 


Heft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


601 


obligatorische  Ergänzung  obligatorischer  Bauschöffenämter 
—  das  ist  diejenige  Einrichtung,  die  auszubauen  wäre. 
Die  Entscheidungen  liegen  bei  der  Baupolizei.  Für  sie 
gelten  die  anzustrebenden  neuen  Bestimmungen.  ,Wo  sie 
nun  gelten  und  wo  sie  nicht  gelten:  es  gelangen  an  sie 
nur  d  i  e  Projekte,  die  durch  die  Schöffenberatungen  durch- 
gelaufen sind.  Jetzt  sind  (auf  dem  Land)  QOo'o  der  Polizei- 
gewalfen weder  technisch  noch  ästhetisch  vorgebildet; 
denn  die  Baupolizei  liegt  in  den  Händen  der  Gemeinde- 
vorstände, die,  als  Haus-  und  Hofbesitzer,  vielleicht  selbst 
einige  Bauerfahrungen  gesammelt  haben  und  nun  von 
der  vorgesetzten  Behörde  für  zuständig  angesehen  werden. 
Bei  ihnen  also  handelt  sich's  immer  nur  um  eine  ganz 
„eigene"  Wissenschaft.  Selbst  wenn  sie  nun  die  Entwürfe 
weitergeben  müssen,  so  gelangen  sie,  für  solche  einfacheren 
Verhältnisse,  nur  an  eine  subalterne  Behörde,  w^erden  also 
auch  oft  im  bedeutungsvollen  Sinn  nicht  einwandfrei  — 
vom  Heimatgedanken  aus  —  erledigt.  Sind  sie  aber  zuvor 
durch  die  Schöffenverhandlungen  durchgegangen  —  gut, 
dann  sind  wenigstens  einige  Garantien  gegeben  —  wenn 
der  Architekt  dabei  war.  Also  darauf  kommt's  an : 
Architekten  zu  beratenden  Sachverständigen  zu  machen 
und  diese  Einrichtung  zu  einer  dauernden,  allgemeinen 
zu  erheben.  (Daß  es  sich  dabei  auch  um  einen  neuen 
sozialen  Beruf  handelt,  sage  ich  nur  nebenbei.)  Wichtig 
aber  ist  das,  daß  diese  beratenden  Architekten  dem  Sinn 
nach  eine  ähnliche  Stellung  erhalten  wie  die  Konservatoren: 
diese  für  das  Ueberkommene ;  jene  für  das  Werdende. 
Wie  oft  wird  da  nicht  die  Notwendigkeit  eintreten,  daß 
beide  zusammen,  Hand  in  Hand  arbeiten.  Das  wird  am 
ehesten  der  Fall  sein,  wenn  die  Bauschöffenämter  nicht 
nur  ein  Dorf  umfassen,  sondern  mehrere  Dörfer,  ganze  Be- 
zirke zusammen.  So,  daß  aus  jedem  Dorf  ein  Schöffe 
zu  ernennen  wäre,  die  dann,  alle  zusammen,  das  Schöffen- 
amt ausmachen.  Natürlich  sind  immer  solche  Orte  zu 
einem  Bezirk  zu  vereinigen,  die  gleiche  oder  ähnliche  Ver- 
hältnisse aufweisen.  Für  diese  Gemeinsamkeit  der  Ver- 
hältnisse bekundet  Hinze  einen  feinen  Sinn  mit  der  Skizze 
der  verschiedenen  Bauverordnungsgebiete  (analog  den  aus 
der  Kunstgeschichte  bekannten  „Bauprovinzen"),  die  er 
mit  den  ethnographischen  Voraussetzungen  sich  decken 
läßt.  Er  gibt  eine  Karte  des  in  diesem  Sinne  aufgeteilten 
Nord-  und  Mitteldeutschland  bei.  Da  werden  denn  also 
Gebiete  zusammengefaßt,  die  jetzt  unter  den  Schematismus 
der  politischen  Provinz  oder  gar  des  Regierungsbezirkes 
fallen  und  dadurch  auseinander  gerissen  sind.  ,, Zuzugeben 
ist  (sagt  Hinze;  S.  23),  daß  es  bequemer  ist,  wenn  im 
ganzen  Regierungsbezirk  oder  womöglich  in  der  ganzen 
Provinz  oder  in  dem  ganzen  Staat  nur  eine  einzige  Bau- 
ordnung Geltung  hat;  „im  Interesse  der  Rechtseinheit 
und  damit  der  Rechtssicherheit  auf  baupolizeilichem  Ge- 
biet" wäre  das  allerdings  zu  wünschen,  aber  es  dürfen 
einer  Bequemlichkeit  im  Verwaltungsverfahren  nicht  Kultur- 
werte, wie  sie  unsere  Dörfer  bilden,  zum  Opfer  gebracht 
werden." 

Diesen  neueren  Bezirken  also  würden  die  einzelnen 
Schöffenämter  sich  organisch  eingliedern;  oder  vielmehr 
so:  auf  den  bodenständigen  Gebilden  der  mehr  lokalen 
Schöffenämter  würden  die  größeren  Bezirke  als  eine  höhere 
Einheit  sich  aufbauen.  Das  wäre  ein  verheißungsvoller 
Sieg  des  lebendigen  Heimatschutzes  über  den  Baupolizei- 
verordnungs-Parägraphen.  Dr.  S  c  h  e  f  f  e  r. 


::n  ::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Arbeitskämpfe  in  der  Metallindustrie 

Die  im  Leitartikel  von  Heft  35  geäußerte  Befürcli- 
tung,  daß  die  sächsischen  und  thüringischen  Metallindu- 
striellen versuchen  würden,  das  Kämpfgebiet  auf  ganz 
Deutschland  auszudehnen,  hat  sich  bewahrheitet.  Die 
thüringischen  Metaltindustriellen  hatten  sich  an  den  Ge- 
samtverband in  Berlin  mit  dem  Antrage  gewandt,  eine 


Gesamtaussperrung  in  der  Metaliindustrie  vorzunehmen, 
glücklicherweise  ohne  Erfolg.    Die  Sitzung  des  Gesamt- 
verbandes,  an   der   Metallindustrielle   aus    allen  Teilen 
Deutschlands  teilnahmen,  war  streng  geheim,  jedoch  ist 
durch  das  Wolffsche  Telegraphenbureau  ein  Beschluß  ver- 
breitet worden,  wonach  der  Gesamtverband  die  zurzeit 
noch  schwebenden  Verhandlungen  abwarten  will  und  weiter 
erklärt  —  man  sehe  sich  dieses  Dokument  eines  rück- 
ständigen Unternehmerstandpunktes  recht  genau  an!  — . 
„daß    vor   allem    der  Abschluß  von  Tarifver- 
trägen und  die  Einführung  von  Mindest- 
löhnen unter  keinen  Umständen  zugestanden  werden 
dürfe.   Sollten  die  Arbeitnehmer  an  diesen  oder  anderen, 
die     Leistungsfähigkeit      der  Medallindustrie 
untergrabenden  Forderungen  festhalten,  so  würde 
der    Gesamtverband    geschlossen    hinter  den 
betroffenen  Bezirks  verbänden  stehen". 
Erst  hieß  es  also,  daß  die  Arbeiter  die  Schuld  an 
der  ganzen  Aussperrung  hätten,  weil  sie  darauf  beständen, 
daß  die  Verhandlungen  nur  von  Organisation  zu  Organi- 
sation   geführt  würden.     Da    nun    die  Arbeiterorgani- 
sationen in  kluger  Taktik,  um  nicht  an  einer  Prinzipien- 
frage alles  scheitern  zu  lassen,  sich  damit  einverstanden 
erklärt  haben,  daß  die  Einigungsverhandlungen  von  be- 
sonderen, frei  gewählten  Kommissionen  geführt  würden, 
wird  dieser  neue  Grund  hervorgeholt,  daß  man  Tarif  und 
Mindestlöhne  nicht  anerkennen  könne!    Um  so  sonder- 
barer wirkt  dieser  Grund,  als  tatsächlich  in  der  Metall- 
industrie schon  viele  Tarifverträge  bestehen  und  sogar 
zahlreiche  Mitglieder  des  Gesamtverbandes  der  Metall- 
industriellen derartige  Verträge  mit  den  verschiedensten 
Arbeiterorganisationen  abgeschlossen  haben.    Ende  IQOQ 
waren  in  der  Metallindustrie  583  Tarife  in  13  470  Betrieben 
mit  120  813  Arbeitern  abgeschlossen.    Allerdings  sind  zu- 
meist  kleinere  und   mittlere  Betriebe   in   diesen  Zahlen 
enthalten,  während  die  Großindustrie,  wie  auch  der  obige 
Beschluß  zeigt,  so  lange,  wie  nur  irgend  möglich,  Wider- 
stand zu  leisten  versucht.    Im  Schiffsbaugewerbe  ist  dieser 
Widerstand  aber  auch  schon  im  Herbst  1910  gebrochen 
worden. 

Am  25.  August  wurden  auch  in  Leipzig  die  Einigungs- 
verhandlungen  aufgenommen.  Es  traten  eine  besonders 
gewählte  siebengliedrige  Kommission  der  Arbeiter  und 
eine  gleichstarke  Kommission  der  Unternehmer  zusammen. 
Die  Verhandlungen  wurden  aber  sofort  wieder  ab- 
gebrochen. In  einem  Teil  der  Presse  wurde  als  Grund 
dafür  ein  Streit  über  die  Frage  angegeben,  ob  die  Eini- 
gungsverhandlungen von  den  Arbeitern  oder  den  Unter- 
nehmern gewünscht  worden  wären.  Glaubhafter  scheint 
aber  die  andere  Lesung,  daß  die  Arbeitgeber  es  ablehnten, 
die  für  den  folgenden  Tag  für  die  Bezirke  Dresden  und 
Chemnitz  festgesetzte  Aussperrung  aufzuschieben,  falls  die 
Einigungsverhandlungen  noch  nicht  beendet  sein  sollten. 

So  trat  denn  nun  wirklich  am  26.  August  die  Aus- 
sperrung in  Dresden  und  Chemnitz  in  Kraft.  37  Betriebe 
mit  13  000  Arbeitern  sollen  beteiligt  sein,  nach  den  Angaben 
aus  Arbeiterkreisen  sind  jedoch  nicht  die  beabsichtigten 
öOo/o,  sondern  nur  etwa  30<Vü  ausgesperrt.  Die  Aussperrung 
für  Leipzig  war  schon  am  5.  August  vollzogen  worden. 
Dort  sind  jetzt  5400  Arbeiter  ausgesperrt,  daneben  streiken 
1100  Arbeiter  der  Gelbmetallindustrie,  des  ursprünglichen 
Brandherdes,  und  etwa  1500  weitere  Arbeiter,  die  von 
den  Arbeiterorganisationen  zur  Lahmlegung  der  aus- 
sperrenden Betriebe  herausgezogen  worden  sind.  Die 
60  prozentige  Aussperrung  ist  nämlich  nicht  mit  einem 
Streik  aller  Leipziger  Metallarbeiter  beantwortet  worden, 
sondern  man  hat  dort  ebenso  wie  in  Thüringen  zu  dem 
die  Kassen  der  Arbeiterorganisationen  weniger  belastenden 
Mittel  gegriffen,  nur  besonders  qualifizierte  Arbeiter,  die 
zum  Aufrechterhalten  des  Betriebs  unbedingt  notwendig 
sind,  zurückzuziehen. 

Am  28.  August  traten  die  beiden  Kommissionen  erneut 
zusammen.  Die  Verhandlungen  drehten  sich  lediglich  um 
die  Arbeitsverhältnisse  in  der  Leipziger  Gelb  metall- 
industrie.    Nach  langem  Hin  und  Her,  wobei  es  sich  tag- 


602 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  38 


lieh  unangenehm  fühlbar  machte,  daß  nicht  die  Organi- 
sationen selbst  die  Verhandlungen  führten,  sondern  nur 
Kommissionen,  die  immer  wieder  erst  mit  den  Organi- 
sationen Fühlung  nehmen  mußten,  wurde  eine  Verkürzung 
der  Arbeitszeit  erreicht,  nicht  aber  eine  Einigung  über 
die  Löhne.  Die  Gelbmetallarbeiter  verlangen  eine  Er- 
höhung von  drei  Pfennig  für  die  Stunde,  die  Arbeitgeber 
wollen  nur  einen  Pfennig  gewähren.  Am  7.  September 
lehnte  eine  Versammlung  der  beteiligten  Arbeiter  diese 
Vorschläge  einstimmig  ab. 

Die  Einigungsverhandlungen  sind  also  zurzeit  als  ge- 
scheitert zu  betrachten,  aber  doch  wohl  nur  zurzeit. 
Denn  wenn  auch  die  führenden  Leipziger  Metallindustriellen 
die  Differenz  auf  die  Spitze  treiben  möchten,  so  sind 
anscheinend  die  anderen  sächsischen  Verbände  über  diese 
Kämpfe  nicht  allzusehr  erbaut,  was  schon  daraus  zu 
schließen  ist,  daß  die  Einigungsverhandlungen  von  Dresden 
aus  eingeleitet  worden  sind.  Hinzu  kommt  die  Hoch- 
konjunktur in  der  Metallindustrie,  die  wohl  die  sicherste 
Gewähr  dafür  ist,  daß  die  Arbeitskämpfe  nicht  allzuweit 
um  sich  greifen  und  daß  in  absehbarer  Zeit  auch  die 
Leipziger  Arbeitgeber  nachgeben. 


::  ::  ::  ::    STANDESBEWEGUNO       II  1:  II 


Bedenkliche  Zeichen 

Wir  berichten  an  anderer  Stelle,  daß  bei  der  Firma 
Teichert  &  Sohn  in  Liegnitz  mit  den  Arbeitsverhältnissen 
nicht  alles  in  Ordnung  ist,  weshalb  wir  unsere  Stellen- 
vermittelung für  diese  Firma  sperrten.  Es  handelt  sich 
um  technische  Angestellte,  die  wohl  ausschließlich  dem 
B.  t.-i.  B.  angehören  und  die  seither  eine  lange  Arbeitszeit 
hatten.  Nach  einem  Bericht  im  ,, Freien  Volk"  wurde 
die  Arbeitszeit  aus  Anlaß  der  großen  Sommerhitze  vor- 
übergehend verkürzt.  Die  Angestellten  benutzten  die  Ge- 
legenheit, diese  Einrichtung  zu  einer  dauernden  zu  machen. 
Der  Chef  nahm  den  Angestellten  ihr  höfliches  Vorgehen 
sehr  übel  und  beantwortete  die  Bitte  mit  der  Kündigung 
aller  Angestellten,  die  die  Petition  unterzeichnet  hatten. 


vorlegt,  lautet  —  charakteristisch  genug  dafür,  wie  man 
dort  informiert  ist  — :  ,,Sie  sind  auch  an  dem  Streik 
bei  der  Firma  Teichert  beteihgt?" 

Vergeblich  sucht  S.  auseinanderzusetzen,  daß  von 
einem  Streik  gar  keine  Rede  sein  könne,  da  ja  der 
Chef  den  Angestellten  gekündigt  habe.  Der  Be- 
amte, der  offenbar  nicht  das  geringste  Verständnis  für 
wirtschaftliche  Dinge  hat  —  oder  nur  durch  die  Brille 
seines  Informators  sehen  kann  — ,  erklärt  kategorisch: 
„Mit  Ausländern  macht  man  hier  nicht  viel  Geschichten, 
wenn  sie  herkommen,  um  andere  aufzuhetzen."  Kurz 
und  gut,  S.  wird  die  Ausweisung  angedroht,  falls  er  sich 
seinem  Chef  nicht  füge. 

Diese  Drohung  zieht.  Um  einer  solchen  Zwangsmaß- 
regel, die  für  ihn  eine  schwere  Gefährdung  seiner  wirt- 
schaftlichen Existenz  bedeutet,  zu  entgehen,  bietet  S.  dem 
Chef  seine  Unterwerfung  an. 

Aber  gleich  darauf  packt  ihn  die  Reue.  Sein  gebeugtes 
Ehrgefühl  bäumt  sich  auf  und  in  einem  zweiten  Schreiben 
an  die  Firma  erklärt  er  in  ergreifender  Weise,  daß  er  es 
nicht  über  das  Herz  bekommen  könne,  seinen  Kollegen 
und  seiner  Organisation  die  Treue  zu  brechen. 

Nichts  ist  charakteristischer  als  die  Art  und  Weise, 
wie  der  Chef  diesen  Beweis  edelster  Charakterfestigkeit 
bei  seinem  Angestellten  würdigt.  Wutschnaubend  kommt 
er  in  das  Bureau  gestürzt,  in  dem  der  Angestellte  arbeitet. 
„Wie  können  Sie  es  wagen,  mir  einen  solchen  Brief  zu 
schreiben?"  faucht  er  ihn  an.  Und  ohne  eine  Antwort 
abzuwarten,  überhäuft  er  den  Angestellten  mit  einer  Flut 
unflätiger  Schimpfworte,  packt  ihn  an  der  Brust,  mißhandelt 
ihn  körperlich  und  wirft  ihn  mit  Hilfe  eines  Prokuristen, 
eines  Deutschnationalen  Handlungsgehilfen,  zur  Tür  hin- 
aus. Als  der  Angestellte  noch  einmal  eintritt,  um  seine 
sofortige  Kündigung  auszusprechen,  wiederholt  sich  der 
Vorgang. 

Soweit  der  Arbeitgeber.  Und  die  Polizei?  —  Noch 
sind  nicht  acht  Tage  seit  jenem  Vorfall  verflossen,  da  hat 
S.  seinen  Ausweisungsbefehl,  der  ihn  aus  dem 
Gebiet  des  Deutschen  Reiches  verbannt." 

Man  kann  gespannt  sein,  welche  Beurteilung  dieser 
Fall  vor  den  nächsthöheren  Instanzen  finden  wird;  aber 
schon  heute  geben  wir  unserer  Auffassung  Ausdruck,  daß 


Im  Heft  36 

lag  eine  Postkarte,  auf  der  Adressen  gesammelt  und  eingesandt  werden  sollten,  die  sich  zur 
Werbung  für  den  D.  T.-V.  eignen ! 

Erfüllten  Sie  unsere  Bitte? 


Nunmehr  nahm  der  B.  t.-i.  B.  sich  der  Aktion  an.  Das 
schien  den  Chef  erst  recht  zu  reizen,  so  daß  er  mit 
allen  Mitteln  versuchte,  das  einheitliche  durch  die  Organi- 
sation geleitete  Vorgehen  zu  durchbrechen.  Das  ,, Freie 
Volk"  berichtet  hierüber  nun  weiter: 

„Besonders  auf  einen  jungen  Zeichner  S.  hat  es  Herr 
Teichert  abgesehen.  Da  er  der  Jüngste  im  Bureau  —  und 
der  Schlechtbezahlteste  der  Schlechtbezahlten  ist,  erwartet 
er  von  ihm  besondere  Unterwürfigkeit.  Aber  der  junge 
Mann  bleibt  allen  Vorstellungen  und  Drohungen  gegen- 
über fest. 

Da  verfällt  der  angenehme  Chef  auf  einen  anderen 
Ausweg:  S.  ist  nämlich  Deutsch-Oesterreicher,  also  Aus- 
länder. Und  flugs  droht  ihm  Teichert:  „Wenn  Sie  nicht 
aus  dem  Bunde  austreten  und  zu  den  alten  Bedingungen 
bei  mir  weiterarbeiten,  werde  ich  dafür  sorgen, 
daß  Sie  ausgewiesen  werde  n." 

Und  wenige  Tage  darauf  erhält  S.  eine  Vorladung 
auf  das  Polizeibureau.    Die  erste  Frage,  die  man  ihm 


es  mehr  als  bedauerlich  ist,  wenn  sich  die  Polizei  in 
dieser  Weise  in  die  wirtschaftlichen  Kämpfe  der  Angestell- 
ten unbefugter  Weise  einmischt. 

* 

////  Konflikt  der  Eisenkonstmkteure 

greifen  die  Arbeitgeber  zu  dem  Mittel,  das  ihnen  aus 
den  Kämpfen  mit  der  Arbeiterbewegung  wohl  geläufig 
sein  mag,  das  aber  auch  im  Falle  des  Konfliktes  der 
Angestellten  die  Verurteilung  durch  die  Oeffentlichkeit 
finden  muß.  Der  Verband  der  Metallindustriellen  im  Bezirk 
Leipzig  gibt  eine  schwarze  Liste  der  Angestellten  unterm 
I.September  mit  folgendem  Schreiben  wcitor:  ,,Wir  bitten 
Sie,  die  in  beiliegendem  Verzeichnis  genannten  technischen 
Beamten  bis  auf  weiteres  von  einer  Anstellung  ausschließen 
zu  wollen."  '  Die  Liste  zählt  die  Angestellten  von  den 
11  nachverzeichneten  Firmen  auf,  die  seinerzeit  ihre  Kün- 


Heft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


603 


digung  gemeinsam  eingereicht  haben:  Brcest  &  Co.,  Berlin; 
Maschinenfabrik  Cvclop,  Berlin;  Q.  E.  Dellschau,  Berlin; 
Deutscher  Eisenhandel,  Berlin;  H.  Gossen,  Reinickendorf; 
Hein,  Lehmann-Reinickendorf;  D.  Hirsch  und  E.  de  la 
Sauce  &  Kloß,  Lichtenberg;  Kammerich  u.  Belter  &  Schnee- 
vogFsche  Werke;  Akt. -Oes.  Lauchhammer,  Berlin;  Wolf 
Netter  &  Jacobi,  Berlin;  Steffens  &  Nolle,  A.-G. 

Statt  daß  die  Firmen  sich  mit  ihren  Angestellten  be- 
ratend verständigen,  greifen  sie  zu  dem  groben  Mittel  der 
schwarzen  Liste.  Statt  den  parlamentarischen  und  gesetz- 
lichen Weg  zu  beschreiten,  den  die  Angestellten  wählten, 
sperren  die  Firmen  den  Angestellten,  die  nichts  weiter 
verbrochen  haben,  als  sich  anständige  Arbeitsbedingungen 
zu  vereinbaren,  die  Arbeitsgelegenheit  über  das  ganze 
Reich.  Jetzt  ist  es  Zeit,  an  der  Oeffentlichkeit  dieses 
Herrentum  der  Metallindustriellen  in  seine  Schranken 
zurückzuweisen. 


Der  Bund  der  technisch-industriellen  Beamten 

hielt  am  letzten  Sonntag  in  Berlin  seinen  zweiten  dies- 
jährigen Bundestag  ab.  Diese  Tagung  verdient  darum 
besonderes  Interesse,  weil  auf  ihr  der  Beschluß  gefaßt 
werden  sollte  über  die  zukünftige  Einrichtung  einer  Soli- 
daritäts-Unterstützung. Als  erster  Punkt  der  Tagesordnung 
wurde  die  Versicherung  der  Privatangestellten  behandelt. 
Ingenieur  Schweitzer  erstattete  das  Referat.  Das  Thema 
ist  so  oft  diskutiert  worden,  daß  es  unmöglich  gewesen 
wäre,  neue  Gesichtspunkte  vorzubringen.  Die  Stellung- 
nahme des  Bundes  in  dieser  Frage  ist  bekannt.  Man 
erfuhr  nur,  daß  wohl  oder  übel  der  Gedanke  an  die 
völlige  Vereinigung  der  Pensionsversicherung  mit  der 
Reichsversicherungsordnung  aufgegeben  worden  sei,  und 
daß  die  Organisation  als  ihre  nächste  Aufgabe  betrachte, 
zusammen  mit  den  übrigen  Verbänden  der  freien  Ver- 
einigung geeignete  Vorschläge  zu  machen,  um  noch  in 
letzter  Stunde  so  viel  wie  möglich  aus  dem  Pensions- 
versicherungsgesetz  in  die  große  einheitliche  Sozialver- 
sicherung hinüber  zu  retten.  Man  betonte,  daß  es  vor 
allen  Dingen  darauf  ankomme,  den  Verwaltungsapparat 
der  beiden  Versicherungen  nach  Möglichkeit  miteinander 
zu  verschmelzen,  ferner,  daß  die  Selbstverwaltungsrechte 
der  Versicherten  erweitert  werden  müßten,  und  daß 
schließlich  alle  Ersatzkassen  zu  streichen  wären. 

Das  zweite  Referat  behandelte  die  Stellung  der  An- 
gestellten zu  der  beabsichtigten  Reform  des  Strafrechts. 
Der  Referent,  Redakteur  Kuttner,  stellte  in  den  Mittelpunkt 
seiner  Ausführungen  die  kulturelle  Bedeutung  des  Solidari- 
tätsgefühls für  die  gesamte  Volkswirtschaft.  Die  heutige 
Rechtssprechung  sei  schlechterdings  nichts  anderes  als  eine 
Rechtssprechung  im  Interesse  der  Arbeitgeber.  Im  selben 
Augenblick,  wo  die  Angestellten  die  gewerkschaftlichen 
Methoden  der  Arbeiterschaft  sich  zu  eigen  machen  und  es 
wagen  würden,  ihre  Interessen  im  Gegensatz  zu  den  Unter- 
nehmern geltend  zu  machen,  würde  zweifellos  der  ganze 
Apparat  der  Klassenjustiz  auch  gegen  die  Angestellten 
zur  Anwendung  kommen.  Es  sei  nötig,  auf  der  Hut  zu 
sein,  daß  bei  der  bevorstehenden  Reform  unseres  Straf- 
rechts alle  diejenigen  Bestimmungen,  die  bisher  in  so 
vielen  Fällen  zum  Schaden  der  Organisation  angewendet 
worden  seien,  rechtzeitig  beseitigt  würden.  Er  stellte  dar, 
wie  die  Auffassung  des  heutigen  Richterstandes  von  dem 
Wert  der  Organisation  im  schärfsten  Widerspruch  zu  ihrer 
wahren  Bedeutung  sich  befinde,  und  wies  an  einer  Reihe 
von  Beispielen  nach,  wie  Rechtsprechung  und  sittliches 
Empfinden  des  Volkes  im  Widerspruch  zueinander  stehen. 
Es  sei  die  wichtigste  Aufgabe  all  derer,  die  an  einer  Reform 
des  Rechtes  im  Sinne  der  Organisation  interessiert  wären, 
dafür  zu  sorgen,  daß  ihre  eigenen  Anschauungen  über 
Moral  und  Sittlichkeit  die  Anschauungen  der  Oeffentlich- 
keit würden. 

Das  dritte  Referat  über  die  gewerkschaftlichen  Kämpfe 
der  Angestellten  hielt  Ingenieur  Lüdemann.    Er  gab  einen 


Ueberblick  über  die  Arbeitskämpfe  der  letzten  Jahre  und 
wies  an  der  Geschichte  des  Bundes  nach,  wie  sich  mehr 
und  mehr  unter  den  Angestellten  die  Erkenntnis  Bahn 
gebrochen  habe,  daß  die  Störungen  des  wirtschaftlichen 
Lebens  durch  Auseinandersetzungen  mit  den  Arbeitgebern 
imd  Arbeitnehmern  nur  durch  Vereinbaren  des  Arbeits- 
vertrages durch  die  Organisation  verhütet  werden  könnten. 
Wie  für  die  Arbeiterschaft,  so  hänge  auch  für  die  Organi- 
sation der  Angestellten  die  künftige  Entwicklung  davon 
ab,  ob  es  den  Organisationen  gelänge,  sich  die  Anerken- 
nung der  Arbeitgeber  zu  erkämpfen.  Wenn  die  Aktionen 
des  Bundes  sich  gerade  in  letzter  Zeit  so  auffällig  ver- 
mehrt hätten,  so  wäre  die  Ursache  nicht  darin  zu  suchen, 
daß  die  Leitung  des  Bundes  eine  absichtlich  aggressive 
Politik  verfolge.  Die  Ursache  hätte  allemal  in  besonderen 
Verhältnissen  der  betreffenden  Betriebe  gelegen.  Die  An- 
gestellten hätten  immer  den  Weg  der  Petitionen  gewählt 
und  von  vornherein  einen  friedlichen  Ausgleich  der  Diffe- 
renzen angestrebt.  Sei  dann  ein  Konflikt  entstanden  und 
hätten  sich  die  Differenzen  verschärft,  so  hätte  die  Schuld 
immer  an  der  rückständigen  Auffassung  der  Arbeitgeber 
gelegen,  die  auch  heute  noch  den  Standpunkt  des  „Herrn 
im  eigenen  Hause"  glauben  hervorkehren  zu  müssen. 

Das  Referat  lief  darauf  hinaus,  daß  es  den  Kampf  der 
Berliner  Eisenkonstrukteure  in  seiner  ganzen  Bedeutung 
für  den  Bund  und  die  Angestelltenbewegung  hinstellte. 
In  einer  Resolution  wurde  den  kämpfenden  Kollegen  die 
Sympathie  und  Unterstützung  des  Bundestages  aus- 
gesprochen. Wie  schon  erwähnt,  stand  dieser  Bundestag 
unter  dem  Zeichen  der  Solidaritätsunterstützung  und  zu 
diesem  Zweck  waren  die  voraufgegangenen  Referate  in 
der  Weise  geordnet,  daß  dem  Bundestag  Gelegenheit  ge- 
geben werden  sollte,  sich  über  die  bisherige  Arbeit  des 
Bundes  und  über  seine  Tätigkeit  zu  äußern.  Nachdem 
die  Leitung  des  Bundes  sich  die  Einwilligung  der  Dele- 
gierten für  ihre  bisherige  Arbeitsweise  besorgt  hatte,  und 
die  richtige  Stimmung  geschaffen  war,  ging  man  an  die 
Diskussion  über  die  Beitragserhöhung  und  die  Solidari- 
tätsunterstützung. 

Der  Bund  ist  nicht  die  einheitliche  geschlossene  Organi- 
sation, für  die  sie  uns  immer  hingestellt  wurde.  Es  ist 
ganz  selbstverständlich,  daß  gerade  bei  so  wichtigen  Ent- 
scheidungen, wie  die  vorliegenden,  die  Opposition  sich 
kräftig  bemerkbar  machte  und  alle  Regiekünste  des  Vor- 
standes nötig  waren,  um  Besorgnisse  der  Herren  aus 
Oberschlesien  und  Mannheim  nicht  zu  sehr  zum  Wort 
kommen  zu  lassen.  Von  dieser  Seite  behauptete  man, 
dieser  Bundestag  habe  nicht  das  Mandat,  die  Entscheidung 
über  die  Einführung  der  neuen  Unterstützung  zu  fällen. 

Besonders  lebhaft  wurde  zum  Ausdruck  gebracht,  daß 
es  eine  schwere  Verantwortung  für  die  Leitung  des  Bun- 
des bedeute,  wenn  jede  Entscheidung  über  künftige  Ak- 
tionen und  über  die  Verfügung  der  gesamten  Bundesgelder 
in  die  Hände  der  Führer  gelegt  würde.  Es  müßten  Garan- 
tien geschaffen  werden,  daß  dem  Vorstand  nicht  die  Ver- 
suchung überkomme,  den  Bund  in  unüberlegte  Aktionen 
größeren  Umfanges  zu  stürzen.  Es  sei  eine  Existenz- 
frage der  Organisationen,  in  den  bevorstehenden  Kämpfen 
mit  dem  Unternehmertum,  speziell  Oberschlesiens,  mit  Vor- 
sicht und  einer  gewissen  Zurückhaltung  vorzugehen.  Es 
wurden  sogar  Stimmen  laut,  die  ganz  energisch  von  jedem 
Hervorkehren  des  Machtbewußtseins  den  schlesischen 
Bergmagnaten  gegenüber  abrieten,  da  der  Bund  unweiger- 
lich zusammenbrechen  müßte,  falls  es  den  Industrieherren 
eines  Tages  einfallen  sollte,  geschlossen  gegen  die  An- 
gestellten vorzugehen.  Es  gehörte  die  Geschicklichkeit 
eines  Lüdemann  dazu,  um  die  oppositionelle  Stimmung 
und  die  Befürchtungen  wegen  einer  Zersplitterungsmög- 
lichkeit infolge  der  bedeutenden  Beitragserhöhung  zu  unter- 
drücken. Freilich  war  es  ein  günstiger  Zufall,  daß  der 
Kampf  der  Eisenkonstrukteure  dazu  ausgenutzt  werden 
konnte,  um  alle  Wünsche  des  Vorstandes  durchzubringen. 
Zweifellos  bedeutet  die  Beschlußfassung  über  die  Ein- 
führung der  Solidaritätsunterstützung  einen  bedeutenden 
Sieg  im  Sinne  der  Bundesleitung.    Wir  warten  ab,  ob  der 


604 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  38 


Bund  diese  Kraftprobe  im  Sinne  seiner  Leitung  über- 
stehen wird. 

Die  Tagung  selber  verlief,  wie  man  es  bei  den  Bundes- 
tagen nicht  anders  gewohnt  ist,  in  einer  Stimmung,  die 
ein  beredtes  Zeugnis  ablegt  von  der  Begeisterung  und 
Öpferfähigkeit  der  Bundesmitglieder.  Auffallend  war  nur, 
daß  so  außerordentlich  wenige  Mitglieder  der  Berliner 
Ortsgruppe  Zeit  und  Interesse  für  die  Tagung  zu  haben 
schienen. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :: 


Die  Lebensversicherung  ohne  ärztliche  Untersuchung 

Es  ist  schon  darauf  hingewiesen  worden,  daß  die 
.Wirkung  der  ärztlichen  Untersuchung,  der  die  Versiche- 
rungskandidaten vor  der  Aufnahme  in  die  Lebensversiche- 
rung unterworfen  werden,  zeitlich  beschränkt  ist.  Der 
Orund  hierfür  liegt  darin,  daß  auch  der  geschickteste 
Arzt  trotz  des  hohen  Standes  der  medizinischen  Wissen- 
schaft an  Hand  des  Gesundheitszustandes,  den  er  beim 
Yersicherungskandidaten  im  Zeitpunkt  der  ärztlicihen  Unter- 


gemacht werden,  daß  die  meisten  Gesellschaften  an  der 
ärztlichen  Qesundheitsprüfung  festhalten.  Allerdings  sind 
in  jüngster  Zeit  verschiedene  deutsche  Gesellschaften  dazu 
übergegangen,  für  Versicherungen  bis  zu  einer  bestimmten 
Höhe  die  ärztliche  Untersuchung  auszuschalten.  Hierbei 
ist  nicht  an  die  sogenannte  ,,  Volks  Versicherung"  gedacht, 
über  die  weiter  unten  zu  sprechen  sein  wird  und  die  seit 
ihrer  Einführung  in  den  achtziger  Jahren  des  vergangenen 
Jahrhunderts  die  ärztliche  Untersuchung  nicht  kannte. 

Die  Frage  der  Lebensversicherung  ohne  Untersuchung 
durch  den  Arzt  ist  mit  der  anderen  eng  verbunden,  wie 
sich  eine  Lebensversicherung  gerade  für  diejenigen  Per- 
sonen schaffen  läßt,  die  ihrer  am  meisten  bedürfen,  also 
Individuen  mit  geschwächtem  Gesundheitszustand,  die 
sogenannten  minderwertigen  Leben.  Es  ist  klar,  daß 
die  Lebensversicherung,  wenn  es  ihr  gelingt,  eine 
Form  zu  finden,  die  es  gestattet,  unter  bestimmten 
Voraussetzungen  jedem  Individuum,  gleichviel  wie  sein 
Gesundheitszustand  beschaffen  ist,  des  Segens  einer  Lebens- 
versicherung teilhaftig  werden  zu  lassen,  damit  einen  emi- 
nenten Fortschritt  zu  verzeichnen  hat.  Vor  allem  würden  da- 
durch die  Anfeindungen  der  mannigfachen  Gegner  der  pri- 
vaten Lebensversicherung  beseitigt,  die  darauf  hinweisen, 
daß  nur  der  körperlich  Gesunde  Versicherungsschutz  finden 


j  Verloren 

■  Sie  etwa  die  Postkarte  aus  dem  Heft  36?    Dann  sammeln  Sie  bitte  Adressen  Ihnen 

■  bekannter  Kollegen,  die  unserm  Verbände  noch  nicht  angehören  und  senden  Sie  diese 

5  sofort 
■ 

■  an  die  Hauptgeschäftsstelle  ein,  damit  den  Herren  Werbematerial  übersandt  werden  kann. 


suchung  findet,  nur  für  wenige  Jahre  den  künftigen  Ge- 
sundheitszustand voraussagen  kann.  Die  Erkenntnis  von 
dem  zeitlich  begrenzten  Wert  der  ärztlichen  Gesundheits- 
prüfung hat  schon  seit  längerer  Zeit  bei  den  Lebensver- 
sicherungsgesellschaften den  Gedanken  aufkommen  lassen, 
die  Lebensversicherung  ohne  ärztliche  Untersuchung  ein- 
zuführen. Die  Neigung,  dies  zu  tun,  wurde  in  den  letzten 
Jahren  durch  das  Verhalten  der  organisierten  Aerzteschaft 
verstärkt,  deren  erhöhte  Honoraransprüche  wiederholt  zu 
Trübungen  des  Verhältnisses  zwischen  den  Gesellschaften 
und  den  Aerzten  führten.  Noch  im  Jahre  1Q08  kam  es  in- 
folge von  Honorarforderungen  der  Letzteren  zu  einem 
mehrmonatigen  Streik,  dessen  Resultat  eine  Herauf- 
setzung der  ärztlichen  Untersuchungsgebühren  in  ziem- 
lich beträchtlichem  Umfange  war.  Wenn  ein  der- 
artiges Vorkommnis  die  Gesellschaften  bis  heute  noch 
nicht  veranlaßte,  die  ärztliche  Untersuchung  ganz  fallen 
zu  lassen,  liegt  dies  wohl  zu  einem  Teil  an  dem  konser- 
vativen Sinn  insbesondere  der  alten  führenden  Gesell- 
schaften, die  einer  so  einschneidenden  Neuerung  im 
Lebensversicherungsbetrieb  durchweg  nicht  günstig  gegen- 
überstehen. Zweitens  ist  aber  zu  berücksichtigen,  daß 
die  Voraussetzung  für  das  Aufgeben  der  ärztlichen  Unter- 
suchung eine  völlige  Veränderung  der  Rechnungsgrund- 
lagcn  der  Gesellschaften  sein  muß,  da  die  jetzt  an- 
gewandten Sterbetafeln  auf  ärztlich  ausgelesenes  Material 
aufgebaut  sind.  Die  Sterblichkeit  eines  ohne  ärztliche 
Gesundheitsprüfimg  gewonnenen  Versichertenbestandes 
würde  sich  natürlich  wesentlich  anders  stellen  und  daher 
andere  Sterblichkeitstafeln  erfordern.  Die  Annahme  einer 
neuen  Absterbeordnung  könnte  aber  nur  nach  Genehmi- 
gung durch  das  kaiserhche  Aufsichtsamt  für  Privatver- 
sicherung erfolgen.  Die  Furcht,  beim  Amt  Schwierig- 
keiten bei  der  Wahl  und  Ausarbeitung  der  neuen  Sterblich- 
keitstafeln für  einen  Versicliertenbcstand  ohne  ärztliche 
Untersuchung  zu  finden,  muß  mit  dafür  verantwortlich 


könne,  der  Kranke  aber  ohne  ihn  bleiben  müsse.  Dieser 
Vorwurf  ist  allerdings  schon  heute  unzutreffend,  weil  es 
zahlreiche  Lebensversichcrungsgesellschaften  gibt,  die  zu 
erhöhten  Prämien  auch  Personen  mit  weniger  gutem 
Körperzustand  in  Versicherung  nehmen. 

So  gewiß  durch  die  Einführung  der  Lebensversiche- 
rung ohne  Berücksichtigung  des  Körperzustandes  des 
Versicherungskandidaten  ihr  Kulturwert  außerordentlich 
gesteigert  wird,  ist  andererseits  ohne  weiteres  er- 
sichtlich, daß  die  Gesellschaften  schweren  Gefahren 
entgegengingen,  wenn  sie  ohne  irgendwelche  Vor- 
sichtsmaßregeln alle  sich  zur  Versicherung  meldenden 
Personen  annehmen  wollten.  Die  Selbstauslese  unter 
den  Versicherungslustigen  würde  sich  dann  nach  der 
Richtung  geltend  machen,  daß  vor  allem  Personen 
mit  schlechtem  Gesundheitszustand  sich  zur  Versicherung 
drängten.  Eine  Häufung  der  Schädensfälle  in  den  ersten 
Versicherungsjahren  wäre  dann  zu  erwarten.  Die  Prämien 
würden  nicht  ausreichen,  um  diese  Schäden  zu  decken. 
Die  Gesellschaften  müßten  Verluste  erleiden,  zu  deren 
Tilgung  sie  ihr  Vermögen  heranziehen  müßten.  Die  Folge 
wäre  eine  Erschütterung  der  finanziellen  Grundlagen  der 
Gesellschaften.  Die  Versicherung  ohne  Rücksichtnahme 
auf  den  Körperzustand  setzt  eine  gewisse  Karenzzeit  vor- 
aus. Man  kann  mit  Sicherheit  annehmen,  daß,  wenn  der 
ununtersuchte  Versicherte  im  ersten  oder  in  den  ersten 
beiden  oder  in  den  ersten  drei  Versichcrungsjahrcn  nicht 
starb,  er  eine  lange  Versicherungsdauer  erleben  wird.  Man 
kann  auch  weiter  gehen  und  sagen,  daß,  wenn  der  Ver- 
sicherte im  ersten  Versicherungsjahr  nicht  starb,  die  Wahr- 
scheinlichkeit, daß  dies  im  zweiten  V^crsicherungsjahrc 
geschieht,  erheblich  geringer  ist.  In  noch  höherem  Maße 
würde  dies  für  das  dritte  und  jedes  folgende  Versiche- 
rungsjahr zu  gelten  haben.  Dementsprechend  könnten  die 
Gesellschaften  von  einer  Karenzzeit  absehen,  dafür  würden 
sie  sich  aber  für  den  Fall,  daß  der  Tod  des  Versicherten 


Heft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


605 


im  ersten  Versicherungsjahr  eintritt,  nur  zur  Zahlung  eines 
geringen  Bruchteiles  der  Versicherungssumme  zu  ver- 
pfhchten  haben,  der  sich  im  zweiten  und  jedem  folgenden 
Jahre  zu  erhöhen  hätte,  bis  er  vielleicht  im  fünften  Jahre 
die  volle  Versicherungssumme  erreichte.  Drittens  könnte 
die  für  die  Gesellschaften  größere  Gefahr  der  Lebens- 
versicherung ohne  Berücksichtigung  des  Körperzustandes 
des  Versicherten  durch  Prämienzuschläge  während  der 
ersten  Versicherungsjahre  ausgeglichen  werden.  Diese 
Zuschläge  würden  am  bedeutendsten  im  ersten  Versiche- 
rungsjahr sein  und  von  Jahr  zu  Jahr  abnehmen  müssen. 
Diese  drei  Vorsichtsmaßregeln,  Karenzzeit,  Beschrän- 
kung des  übernommenen  Risikos  auf  einen  bestimmten 
Betrag  und  Prämienzuschläge  in  den  ersten  Versicherungs- 
jahren könnten  naturgemäß  auch  miteinander  verbunden 
werden.  In  ähnlicher  Weise  wird  tatsächlich  in  neuerer 
Zeit  von  einer  Reihe  deutscher  Gesellschaften  die  große 
Lebensversicherung  betrieben. 


::  ::  ::      ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  II 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  uerden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
\X' 0  Ii  n  u  n  g  und  M  i  t  g  I  i  e  d  n  u  ni  ni  e  r  hinzuzufügen.  Anfragen  nacli  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  F.ine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  S  c  h  1  u  1!  t  a  g  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Svliiift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  198.  Eine  Kirche,  die  zurzeit  einem  großen  Umbau 
unterworfen  ist,  wurde  bisher  durch  zwei,  später  drei  Nieder- 
druckdampfkessel geheizt.  Der  Schornstein  ist  ganz  unkenntlich 
in  einem  großen  Pfeiler  aus  Quadermauerwerk  am  Abschluß 
des  Chors  nach  dem  Schiff  hochgeführt.  Nun  haben  sich  an 
den  Wandungen  handgroße  schwarze  Flächen  und  auf  dem  Putz 
Risse  gebildet.  Um  diese  zu  beseitigen,  wird  beabsichtigt,  den 
kaum  1  cm  starken  Putz  loszuschlagen,  die  Fugen  gut  mit 
Zement  zu  schlemmen  und  den  späteren  Putz  auf  Ziegeldraht- 
gewebe aufzutragen.  Dürfte  dadurch  die  Wiederkehr  der  früheren 
Schäden  mit  Sicherheit  verhindert  werden?  Oder  empfiehlt  es 
sich,  dem  Mörtel  gewisse  Beimengungen  zu  machen,  und  welche  ? 
Ist  es  vielleicht  ratsam,  einen  dünnen  Asphaltanstrich  auf  die 
Quadersteine  aufzutragen? 

Frage  199.  Mit  welchem  Schmelzofen  schmilzt  man  Kupfer- 
abfälle von  1/,  mm  Stärke  am  vorteilhaftesten  wieder  zu  Blöcken 
ein,  bei  einem  täglichen  Quantum  von  400  bis  500  kg,  und 
wer  liefert  solche  Oefen? 

Frage  200.  In  einem  Landhaus  soll  die  Kellerdecke  in 
Eisenbeton  ausgeführt  werden;  nach  Abstrich  mit  einem  Zement- 
rauhstrich soll  15  mm  starker  Korkestrich  und  auf  diesen 
Linoleumbelag  aufgebracht  werden.  Wie  hat  sich  eine  solche 
Decke  speziell  über  Kellerräumen  bewährt,  in  bezug  auf  Begehen 
und  insbesondere  auf  Fußbodenwärme?  Ist  es  ratsam,  eine 
weitere  Isolierung  zu  verwenden? 

Frage  201.  Ein  kleinerer  Eiskeller  für  ca.  70  Zentner 
kommt  vollständig  in  die  Erde  zu  liegen  und  wird  mit  Eisen- 
betongewölbe überdeckt.  Sind  die  Mauern  gegen  das  an- 
schließende Erdreich  nochmals  zu  isolieren,  ebenso  das  Gewölbe, 
und  welches  sind  die  besten  Isoliermittel? 

Frage  202.  Eine  40  cm  starke  Backsteinmauer  soll  gegen 
die  Wetterseite  auf  der  Innenseite  isoliert  werden.  Welche 
Isolierarten  sind  zu  empfehlen,  wie  haben  sich  Kosmosfalztafeln 
bewährt?    Zeigt  der  Innenputz  mit  der  Zeit  keine  Risse? 

Frage  203.  Damit  das  Kondenswasser  sich  an  der  Decke 
eines  Siedehauses  einer  Zuckerfabrik  nicht  bilden  kann,  wird 
unterhalb  der  Sparren  eine  Unterschalung  angebracht.  Muh 
der  Zwischenraum  zwischen  unterer  und  oberer  Schalung  venti- 
liert werden  oder  nicht? 

Frage  204.  Ein  Laboratorium  soll  einen  fugenlosen,  säure- 
festen, absolut  sauberen  und  warmen  Fußboden  erhalten.  Fliesen- 
belag ist  zu  kalt  und  Asphalt  nicht  sauber  genug.  Welche  Fuß- 
bodenart ist  zu  empfehlen? 

Frage  205.  Die  hiesige  Ober-Realschule,  deren  Fassade 
in  Rohbau  ausgeführt  ist,  wurde  im  Jahre  1906  fertig  gestellt. 
Die  unteren  Wandflächen  erhielten  gleich  darauf  einen  drei- 
maligen Oelfarbenanstrich  in  Höhe  von  etwa  1,50  m.  Nunmehr 


sind  diese  Flächen  mit  wenigen  Ausnahmen  fleckig  geworden, 
es  scheint,  als  ob  der  Kalk  die  Oelfarbe  gänzlich  zerstört  hat. 
Außer  diesen  Flecken  macht  sich  bei  den  Umfassungswänden 
noch  ein  größerer  Uebelstand  bemerkbar.  Durch  den  Oelfarben- 
anstrich tritt  nämlich  eine  schwarze  klebrige,  teerartige  aber  ge- 
ruchlose Masse  hindurch  und  setzt  sich  dort  tropfenartig  ab.  Aul 
1  qm  Fläche  kommen  etwa  20  bis  30  Ablagerungen  von  5  bis 
6  mm  Durchmesser  und  etwa  4  mm  Stärke.  Um  diesen  Schaden 
zu  beseitigen,  wurden  die  Wände  sauber  abge;bürstet  und  mit 
eiriem  einmaligen  Oelfarbenanstrich  neu  versehen.  Trotzdem 
zeigen  sich  jetzt  von  neuem  die  schwarzen  Stellen.  Wie  ist 
dieses  Vorkommnis  zu  erklären,  und  wodurch  könnten  die  ge- 
nannten Uebelstände  dauernd  beseitigt  werden?  Bemerkt  sei 
noch,  daß  der  Sockel  in  Kalkmörtel  unter  etwas  Zementzusatz 
geputzt  ist. 


Zur  Frage  181.  Bureauräume  über  einem  Heizkeller.  II.  (I  s. 
Heft  37).  Als  Schutz  gegen  aufsteigende  Wärme  über  einem 
Heizraum  verwendet  man  zweckmäßig  eine  6  mm  starke  Asbest- 
unterlage, die  unter  dem  Linoleum  verlegt  und  wie  dieses  geklebt 
wird.  Bei  sehr  großem  Wärmeandrang  ist  jedoch  ein  doppelter 
Fußboden  mit  Luftzwischenraum  zu  empfehlen.  Der  Luftraum 
ist  nach  außen  zu  entlüften.  Ueber  dem  zweiten  Fußboden, 
der  aus  Holz  bestehen  kann,  ist  alsdann  wieder  der  Linoleum- 
belag mit  der  eingangs  erwähnten  Asbestunterlage  zu  verlegen. 
Die  6  mm  starke  Asbestunterlage  kostet  fertig  verlegt  etwa 
2,60  M  pro  qm.       R.  Reißer,  Mitgl.-Nr.  27087,  Rüstringen. 


Liegt  bei  Ihnen  die 
Deutsche  Techniker-Zeitung 

aus?   So  sollten  Sie  imtuer  in  den  Gasthäusern  fragen,  in 
denen  Sie  und  Ihre  Freunde  verkehren.    Sorgen  Sie  jeder- 
zeit für  weite  Verbreitung  der 

Deutschen  Techniker-Zeitung 


Zur  Frage  190.  Reinigung  von  Steinholzfußboden.  I.  Die 
Reinigung  des  Steinholzfußbodens  muß  mit  kaltem  oder  lau- 
warmem Wasser  erfolgen,  dem  nur  eine  geringe  Menge  von 
Seife  oder  Soda  zugesetzt  werden  darf.  Niemals  dürfen  scharf- 
ätzende Flüssigkeiten  verwendet  werden,  weil  sie  den  Fußboden 
in  kurzer  Zeit  zerstören  würden.  Zu  ihrer  Erhaltung  bedürfen 
die  Steinholzfußböden  einer  öfteren  Behandlung  mit  reinem 
Leinöl,  das  in  heißem  Zustande  mit  wollenen  Lappen  recht 
dünn  in  den  vorher  gründlich  gereinigten  und  trockenen  Fuß- 
boden verrieben  wird.  Niemals  aber  gieße  man  das  Oel  auf 
den  Fußboden,  da  er  hierdurch  übersättigt  wird  und  ein 
schmutziges  Ansehen  bekommt.  Einzelne  Stellen,  die  das  Oel 
schneller  aufnehmen,  sind  so  lange  uachzuölen,  bis  sie  kein  Oel 
mehr  aufnehmen.  Das  Oelen  nimmt  man  am  besten  abends, 
wenn  die  fraglichen  Räume  nicht  mehr  betreten  werden,  vor. 
Am  anderen  Morgen  muß  der  Fußboden  alsdann  kräftig  mit 
trockenen  Sägespänen  oder  mit  wollenen  Lappen  abgerieben 
werden,  damit  kein  Oel  stehen  bleibt,  das  Schmutz  aufnehmeu 
könnte.  Einige  Stunden  später  können  der  Rest  der  Sägespäne 
und  sonstige  Ueberbleibsel  naß  aufgenommen  werden. 

Sß.,  60  347,  W.-haven. 

IL    Steinholzboden  wird  mittels  Stahlspänen  gereinigt  und 
dann  mit  Parkettbodenwachs  gebohnert.    Gutes  Oel  kann  auch 
"Verwendung  finden.     Die  Hauptsache  ist,  daß  vor  dem  Oelen 
der  Fußboden  gründlich  gereinigt  wird.  Leonhardt. 

Zur  Frage  193.  Anschluß  der  Fäkalicnsammel gruben  an 
die  Schwemmkanalisation.  Die  Fäkaliengruben  dürfen  nur  dann 
in  den  Kanal  entleert  werden,  wenn  dieselben  zu  den  sog.  Drei- 
Kammer-Gruben  gehören  oder  wenn  dem  Inhalt  ständig  zer- 
setzende Substanzen  zugesetzt  werden.  Ohne  eine  derartige 
Vorkehrung  ist  der  Anschluß  unstatthaft,  da  Rühren  allein  nicht 
genügt.  Leonhardt. 


606 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  38 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 

29000  Mitglieder  ♦  Hauptgeschäftsstelle:  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94  ♦  Fernspr.:  AmtIV,575  u.  576 


Jahresbeitrag  18  Marli,  dafür  als  Gegen- 
leistung kostenfrei:    ::    ::    ::    ::  :: 

1.  Deutsche  Techniker-Zeitung  :: 

2.  Stellenvermittelung   ::    ::    ::    ::  :: 

3.  Auskunftei  über  Firmen  und  örtliche 
Verhältnisse  ::    ::    ::    ::    ::    ::  :: 

4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45 
bis  90  Mark  pro  Monat  ::    ::    ::  :: 

5.  Unterstützungskasse  für  in  Not  ge- 
ratene Mitglieder      ::    ::    ::    ::  :: 

6.  Darlehenskasse.zinsfr.  Darl.  bis  100  M. 

7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  Mark 


MITTEILUNGEN 
AUS  DEM 
VERBANDE 


8.  Rechtsauskunft  und  ::    ::    ::    ::  :: 

9.  Rechtsschutz  in  allen  berufl.Streitsachen 
Angegliedert:  eine  Krankenkasse  und  eine. 

Pensions- und  Witwenkasse  ::  "  ::  :: 
Syndikus:    Rechtsanwalt  Grünspach, 

Berlin  W.  8,  Taubenstr.  47 
Syndikus  für  gewerblichen  Rechtsschutz: 
Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patent- 
anwalt, Berlin  W.  8,  Friedrich- 
straße 158  ::  ::  ::  ::  ::  ::  :: 
Erholungsheim  in  Sondershausen  i.  Th. 
Anmeldungen  dorthin     ::    ::    ::  :: 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

13Q8  Gust.  Paul  Melzer,  Betriebs-Ingenieur,  Chemnitz.  1399 
Arth.  Kleinert,  Techniker,  Breslau.  1400  Carl  Haendel,  Ingenieur, 
Frankfurt  a.  M.  1401  Bruno  Springer,  Obermat.-Vorsteher,  Neu- 
münster. 1402/3  Friedrich  Stolz,  Ingenieur  und  Frau,  Bitterfeld. 
1404  Martha  Härtung,  Leipzig.  1405/7  Ed.  Hohnbaum,  Ing.  und 
Familie,  Groß-Lichterfelde.  1408  10  Herm.  Lenz,  Mil.-Bausekr. 
und  Familie,  Braunschweig.  1411  13  Rud.  Hofmann,  Betriebs- 
leiter und  Familie,  Olvenstedt.  1414  Wilh.  W.  Heusei,  In- 
genieur, Harburg.  1415  H.  Schlieckau,  Ingenieur,  Harburg. 
1416/17  Alb.  Radtke,  Städtischer  Bausekr.  und  Frau,  Dieden- 
hofen  i.  Lothr.  1418  20  H.  Lüdecke,  Maurermstr.  und  Familie, 
Berlin.  1421  Max  Voigt,  Betriebsleiter,  Cöpenick.  1422  F.  Klink, 
städt.  Techniker,  Essen  a.  Ruhr.  1423  26  J.  Feiß,  Oberbahn- 
meister und  Familie,  Rixdorf.  1427  Helene  Hohensee,  Rixdorf. 
1428  Frl.  Meyen,  Rixdorf.    1429  Frl.  Heger,  Rixdorf. 


Spenden  für  das  Erholungsheim 

Folgende  Spenden  gingen  ferner  im  Erholungsheim  ein: 
Frau  Regierungsbausekretär  Speer  in  Lüneburg:  60  Stück  Schalen 

als  Tafelgerät  für  den  Speisesaal. 
Bauhofverwalter    Sommer-Chemnitz:     Ein    Liegestuhl   für  das 

Zimmer  17. 

Frau  L.  Prehl-Hoyerswerda :  Zwei  Rohr-Papierkörbe. 
Obermaschinenmeister  Hauschild-Halle  a.  S. :  Sechs  eiserne  Pa- 
pierkörbe für  den  Garten. 
Ingenieur  Steinert-Goslar:  Eine  Briefwage  für  den  Schreibtisch. 


Ingenieur  R.  Dietz-Cainsdorf  i.  S. :  Zwei  Briefbeschwerer  in  Form 
von  Schienenstücken  für  den  Schreibtisch. 

Bezirksverwaltung  Brandenburg  zur  Ausschmückung  des  Branden- 
burger Zimmers:  Ein  Brandenburger-Wappen  auf  Eichenholz 
gemalt;  ein  Sofakissen  mit  Wappen;  eine  Sofarückwanddecke 
mit  dem  Wappenspruch:  „Hie  gut  Brandenburg  allewege"; 
ein  großes  Bild  in  Eichenrahmen:  Postkarten  der  35  Ver- 
eine mit  Widmungsschild;  zwei  große  Bilder  in  Eichen- 
rahmen: „Der  große  Kurfürst"  und  „Der  alte  Fritz";  vier 
kleinere  Bilder  in  Eichenrahmen:  „Aus  alter  Zeit";  ein  Brief- 
beschwerer aus  Marmor:  „Der  Juliusturm  in  Spandau"; 
zwei  Aschenschalen  (Zinn  und  Steingut);  eine  Deckengarnitur 
mit  Wappen  in  den  Brandenburger  Farben  für  Nachttisch, 
Waschtisch  und  Tisch;  ein  Ueberhandtuch  mit  dem  Branden- 
burger Wappen. 

Den  freundlichen  Spendern  dankt  hiermit  bestens 

Die  Verbandsleitung. 

Ansichtskarten  vom  Erholungsheim 
Acht  verschiedene  Ansichtskarlen  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 
heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen,  recht  viele  dieser  Karten  zu 
erwerben  und  hinauszusenden.  Dieses  Verfahren  trägt  mit  am 
besten  dazu  bei,  unser  Heim  und  gleichzeitig  unseren  Ver- 
band in  weiten  Kreisen  bekannt  werden  zu  lassen.  Bestellungen 
am  besten  durch  Postanweisung. 


Sitzungs-Kalender  dey  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerkiim,  daß  Anzeigen  und  Mitleilunjcn  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sannab^nd  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  hins-'nJung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  VcrsiininlunL,'Stag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichlieiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitang  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  djr  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederiiolte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Dczirksvcrwallan^cn 

Brandenburg.  Statik  kurse  und  Eisenbeton  kurse. 
Wie  bereits  aus  den  Mitteilungen  der  Bezirks  Verwaltung  hervor- 
geht, sollen  auch  in  diesem  Winter,  wie  im  vorigen  Jahre,  wieder 
Kurse  über  Statik  stattfinden.  Es  ist  beabsichtigt  1.  einen  Repe- 
tilionskursus  (Dienstag),  2.  einen  Fortbildungskursus  (Mittwoch) 
und  3.  einen  Eisenbelonkursus  (Freitag)  abzuhalten.  Als  Dozent 
ist,  wie  im  Vorjahre,  Herr  Dipl.-Ing.  Artur  Leipold,  Mitglied 
unseres  Verbandes,  gewonnen.  Die  Vorträge  geben  in  dem  ge- 
zogenen Rahmen  jedem  Teilnehmer  Gelegenheit,  seine  Kennt- 
nisse in  Statik  zu  revidieren,  zu  festigen  und  zu  erweitern,  da 


die  Themen  erschöpfend  behandelt  und  zahlreiche  Beispiele  aus 
der  Praxis  gegeben  werden.  Der  Beginn  der  Kurse  ist  vorläufig 
auf  Mitte  Oktober  d.  J.  festgesetzt,  die  Dauer  derselben  beträgt 
bei  je  einer  Wochendoppelstunde  etwa  vier  Monate.  Die  Kurse 
finden  in  der  4.  Städt.  Pflichtfortbildungsschule,  Georgenstraße 
Nr.  30  31,  am  Bahnhof  Friedrichstraße,  statt.  Das  Honorar 
für  die  Teilnahme  an  jedem  der  Kurse  beträgt  20  M.  Anmel- 
dungen, mit  Angabe  für  welchen  der  drei  Kurse,  erbeten  an 
Koll.  Architekt  Felix  Hesse,  Charlottenburg,  Königsweg  Nr.  5, 
welcher  auch  über  alles  nähere  Auskunft  erteilt. 

Chemnitz.  1.  Vrs.:  O.  Geßner,  Gießerstraße  11.  Die  Direk- 
tion der  höheren  Webschule  zu  Chemnitz  veranstaltet  durch  ihre 
Lehrerschaft  im  kommenden  Winterhalbjahre  und  zwar:  Donners- 
tag, 26.  Oktober  1911,  Donnerstag,  23.  November  1911,  Donners- 
tag, 18.  Januar  1912,  Donnerstag,  15.  Februar  1912,  Donnerstag, 
7.  März  1912  im  Vortragsaale  des  König-Albert-.'Uuseum  „t  e  x  t  i  1- 
wissensc  haftliche  Vorträg  e".  Hierzu  werden  unsere 
Herren  Mitglieder  nebst  Damen  und  Angehörigen  ergebcnst  ein- 
geladen. Die  Ausgabe  der  kostenlosen  Eintrittskarten  erfolgt  im 
Sekretariat  der  höheren  Webschule  an  Wochentagen  von  8  bis 
12  und  2  bis  6  L'hr,  Mittwochs  bis  i/o9  L'hr  abends,  Sonn- 
abends nur  vormittags,  Sonntags  von  8  bis  10  im  Sommer-, 
10  bis  12  Uhr  im  Winterhalbjahr. 

Z.\veiQ,vercine 
Gemischte  Vereine. 
Aachen.     Technischer  Verein.     Vrs.  u.  Br.-A. :  F. 
J.  Gatzweiler,  Stolbcrger  Str.  9.    V.  u.  O.:  Jeden  Samstag  im 


Heft  38 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


607 


Berliner  Hof.  Samstag,  16.  September,  abends  8^4  Uhr,  Vortrag 
des  Herrn  Kollegen  Noa  über  Fräsvverkzeuge.  Samstag,  23.  Sep- 
tember, abends  9  Uhr,  gesellige  Zusammenkunft.  Gleichzeitig 
Vorstandssitzung.  Wir  ersuchen  die  Herren  Kollegen,  ins- 
besondere zu  dem  Vortrage  zahlreich  zu  erscheinen  und  fern- 
stehende Kollegen  einzuführen.  Ferner  geben  wir  bekannt,  daß 
in  der  Hauptversammlung  am  2.  ds.  bei  der  Vorstandsergänzungs- 
vvahl   der   seitherige   1.  Schriftführer  Kollege   Gatzweiler  zum 

1.  Vorsitzenden  und  Kollege  Wunderlich  zum  1.  Schriftführer 
gewählt  worden  ist. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Besichtigung  des 
Kgl.  Verkehrs-  und  Baumuseums,  Invalidenstr.  50/51,  findet  am 
Sonntag,  17.  September,  vormittags  ^/^lO  Uhr,  statt. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  Dienstag,  19.  September,  präzise  9  Uhr  abends,  im 
Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Technische 
Fragen.  3.  Vortrag  des  Herrn  Natho.  4.  Verschiedenes.  —  Für 
den  Abschluß  der  Kassenbücher  ist  es  unbedingt  erforderlich, 
daß  die  Mitglieder  ihre  rückständigen  Beiträge  bis  spätestens 
den  19.  September  entrichten.  —  Karten  für  die  volkstümlichen 
Konzerte  sind  in  den  Abendstunden  bei  Herrn  Kollegen  Zehle, 
Eckhofstraße  22  I  erhältlich.  —  Adressenveränderungen  sind  un- 
verzüglich mitzuteilen. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
O.-S.  undUmgegend.  Vors.  u.  Br.-A. :  A.  Schwertfeger, 
Laurahütte  bei  Kattowitz.  V.  u.  O. :  Am  ersten  und  dritten  Mitt- 
woch eines  jeden  Monats,  abends  SVs  Uhr,  im  „Pschorr  Bräu", 
August-Schneider-Straße.  Nächste  Mitgliederversammlung  am 
20.  September.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen. 
3.  Beratung  der  Satzungen  der  Bezv.  O.-S.  4.  Bericht  über  die 
Wanderversammlung  in  Myslowitz.  5.  Besprechung  über  Abonne- 
ment von  Techn.  Zeitschriften.  6.  Verschiedenes.  Wir  bitten 
dem  Verband  noch  fernstehende  Kollegen  in  unsere  Versamm- 
lungen einzuführen. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Kiel,  Fährstraße  7.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  872  Uhr,  im  „Patzenhofer"  Falckstr.  12. 
Nächste  Mitgliederversammlung  am  Donnerstag,  21.  September. 
Tagesordnung:  1.  Protokoll  Verlesung  der  letzten  Versammlung. 

2.  Aufnahmen.  3.  Eingänge.  4.  Verbandsangelegenheiten  (Be- 
richt vom  10.  Bez.-Tage).  5.  Bericht  vom  Besuch  der  ..Hygiene- 
Ausstellung  Dresden"  durch  Kollegen  Haberkorn.  6.  Sonstiges. 
Nachstehend  geben  wir  unseren  Mitgliedern  die  erste  Hälfte 
unseres  Winterprogramms  bekannt,  mit  der  Bitte,  sich  dieses 
aufheben  zu  wollen,  da  die  Veröffentlichung  durch  die  Schrift- 
leitung der  D.  T.-Z.  nur  einmal  erfolgt.  Donnerstag,  5.  Oktober, 
Vortrag:  „Arbeit  und  Erholung".  Referent:  Kollege  Behrens. 
Donnerstag,  19.  Oktober,  Vortrag:  „Die  Stellenvermittlung  der 
Berufsorganisationen".  Referent:  Kollege  Kobarg.  Donners- 
tag, 26.  Oktober,  Oeffentliche  Versammlung.    Referent:  Kollege 


wieder  regelmäßig  im  Vereinslokale  —  Billardzimmer  der  Restau- 
ration Theodor  Körner  —  stattfinden.  Die  Vorstandschatt  ist 
bestrebt  gewesen,  die  Vereinsabende  im  Winterhalbjahr  1911/12 
recht  anregend  zu  gestalten  und  hat  eine  Anzahl  Vorträge  vor- 
gesehen, die,  von  bewährten  Rednern  gehalten,  unseren  Vereins- 
abenden neue  Zugkraft  verleihen  und  unsere  Mitglieder  zu  tätig 
mitarbeitenden  Verbandsmitgliedern  erziehen  sollen.  Jeden  ersten 
Mittwoch  im  Monat  findet  Monatsversammlung  statt,  in  welcher 
in  gedrängter  Weise  die  Vereins-  und  Verbandsangelegenheiten 
behandelt  werden.  Am  zweiten  Mittwoch  ist  Diskussionsabend, 
hieran  anschließend  kleine  Vorträge  oder  gemütliche  Unterhal- 
tung. Die  übrigen  Vereinsabende  werden  sozialen  und  sach- 
lichen Vorträgen,  sowie  allgemeiner  Unterhaltung  gewidmet  sein. 
Wir  ersuchen  Sie,  unsere  Bestrebungen  durch  möglichst  often 
Besuch  zu  unterstützen  und  noch  nicht  angeschlossene  Kollegen 
mitzubringen.  Die  Werbung  neuer  Mitglieder  bitten  wir  nicht 
aus  dem  Auge  zu  lassen;  der  schöne  Erfolg  bei  der  Zusammen- 
legung der  drei  Vereine,  32  Neuaufnahmen  in  drei  Monaten, 
das  muß  uns  auch  ferner  anspornen,  alle  noch  fernstehenden 
Kollegen  für  unseren  Verein  und  Verband  zu  gewinnen. 

Vortragsprogramm  für  die  Zeit  vom  2  0.  Sep- 
tember bis  3  1.  Dezember  1911.  20.  September:  Bau- 
und  Wohnungswesen  einst  und  jetzt,  Lichtbildervortrag  mit 
Damen,  von  Herrn  Schriftsteller  Karl  Loeberich,  Nürnberg. 
27.  September:  Die  Kneipkur,  Lustiger  Lichtbildervortrag  mit 
nachfolgender  Fidelitas,  mit  Damen.  11.  Oktober:  Betriebs- 
technische und  psychologische  Einflüsse  im  Technikerstande,  von 
Privatdozent  Dr.  Günther,  Berlin.  25.  Oktober:  Soziale  Strömun- 
gen im  Leben  der  Gegenwart,  von  Herrn  P.  O.  Rippel,  Berlin. 
15.  November:  Geschichte  und  Wesen  des  Tarifvertrages,  von 
Herrn  Rechtsanwalt  Dr.  Schloß,  Nürnberg.  29.  November:  Eme 
Rheinreise  von  Köln  bis  Mainz,  Lichtbildervortrag  mit  Damen. 

20.  Dezember:  Praktische  Streitfragen  auf  dem  Gebiete  des  Nach- 
barrechts, von  Herrn  Rechtsanwalt  Bender,  Nürnberg.  Die  Vor- 
träge finden  sämtlich  im  Saale  des  Restaurants  Theodor  Körner 
statt  und  bitten  wir  unsere  Kollegen  um  vollzähligen  Besuch  der- 
selben. Insbesondere  bitten  wir  bei  den  Vorträgen  und  Veran- 
staltungen, wo  es  besonders  bemerkt  ist,  die  Damen  und  Familren- 
angehörigen  mitzubringen.  Wir  machen  noch  auf  den  Wett- 
bewerb zur  Erlangung  einer  Mitgliedskarte  für  die  Techniker- 
vereinigung Nürnberg  aufmerksam;  die  Arbeiten  sind  laut  Pro 
gramm  bis  1.  Oktober  beim  2.  Vorstand,  Kollegen  Herzer,  ein- 
zuliefern. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstr.  4,  III.   Versammlung  am  Donnerstag, 

21.  Sept.  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  Restaurant  „Neu- 
bauer", Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  und 
Eingänge.  2.  Vortrag  über:  Ein  Rundgang  durch  die  Ostdeutsche 
Ausstellung  in  Posen.  3.  Technische  Fragen.  4.  Verschiedenes. 
—  Nach  der  in  der  Hauptversammlung  am  7.  September  d.  Mts. 


Mitglieder  gewinnen 

Sie  dadurch,  daß  Sie  uns  die  Adressen  der  Kollegen  einsenden,  die  dem  D.  T.-V.  zugeführt 
werden  sollen.   Wer  SCHnell 
einsendet,  unterstützt  unsere  Werbearbeit. 


Kaufmann,  Berlin.  Donnerstag,  2.  November,  Vortrag  (mit 
Damen):  „Die  Vollkanalisation  der  Stadt  Kiel".  Referent  noch 
unbestimmt.  Donnerstag,  16.  November,  Vortrag:  „Das  Ideal 
der  Freiheit"  von  D.  Fr.  Naumann,  vorgetragen  vom  Kollegen 
Behrens.  Donnerstag,  23.  November,  Vortrag  (mit  Damen) : 
„Stahl  und  Eisen"  ein  Gang  durch  die  rhein.-westf.  Hütten- 
werke mit  zirka  100  Lichtbildern.  Referent:  Ing.  Fromholz, 
Dortmund  (Mitgl.  d.  D.  T.-V.).  Donnerstag,  7.  Dezember,  Vor- 
trag: „Versicherungswesen".  Referent:  Kollege  Schulz.  Sämt- 
liche Vorträge  finden,  wenn  nicht  durch  die  Tageszeitungen 
anders  angegeben  wird,  in  unserm  Vereinslokal  statt.  —  Gleich- 
zeitig machen  wir  darauf  aufmerksam,  daß  der  Abschluß  der 
Kautions-Versicherung  mit  der  Stuttgarter-V.  perfekt  geworden  ist. 
Bedingungen  liegen  zu  jeder  Versammlung,  außerdem  bei  unserm 
ersten  Schriftführer  Kollegen  H.  Hahn,  Preußerstraße  16  III  I., 
zur  gefl.  Einsicht  aus. 

Nürnberg.  Technikervereinigung.  Vom  15.  Sep- 
tember ab  werden  unsere  Zusammenkünfte  und  Vereinsabende 


erfolgten  Neuwahl  des  Vorstandes,  setzt  sich  derselbe  aus  folgen- 
den Herren  zusammen:  1.  Vors.  Rudolf  Golle,  Pionierstr.  4,  III.; 
2.  Vors.  Willy  Schaul;  1.  Schriftf.  Rudolf  Koch;  2.  Schriftf.  Erich 
Rahn;  1.  Kassierer  Wilhelm  Jürgens,  Am  Bogengarten  12,  II.; 
2.  Kassierer  P.  Schachtschabel,  Friedrichstr.  1 ;  Bücherwart  H. 
Wiehmann;  Beisitzer  Kurt  Reiche.  —  Versammlungen  jeden 
Donnerstag  im  Vereinslokal,  Restaurant  Neubauer,  Pöiitzer  Str.  14. 

Staatstechniker. 

Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  Mittwoch,  20.  Sept.,  pünktl.  81/0  Uhr  abends, 
in  den  Neust.  Gesellschaftssälen,  Valentinskamp,  stattfindende 
Mitgliederversammlung:  1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Proto- 
kollverlesung. 3.  Geschäftl.  Mitteilungen.  4.  Bericht  und  Ab- 
rechnung über  das  Sommervergnügen.  5.  Antrag  des  Vorstandes 
betreffend  Bewilligung  von  Mitteln  für  Konto:  „S.".  6.  Ver- 
schiedenes. 


608 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  38 


Achtung!    Stellungsuchende!  Achtung! 

Reichsmarineamt:  Wie  uns  von  nnehreren  Seiten  gemeldet  wird,  versuchen  die 
Kaiserlichen  Werften,  Techniker  auf  Grund  des  Dienstvertrages  anzustellen,  welcher  von 
uns  bezw.  den  bei  den  Betrieben  der  Kaiserlichen  Marine- Intendanturen  beschäftigten 
Technikern  abgelehnt  ist  und  dessen  Aenderung  vom  Reichsmarineamt  zugestanden  wurde. 
Wir  fordern  deshalb  unsere  Mitglieder  erneut  auf,  dahin  zu  wirken,  da(3  keinerlei  Be- 
werbungen bei  allen  dem  Reichsmarineamt  unterstellten  Betrieben  eingehen.  Ueber 
schwebende  Anstellungsverhandlungen  bitten  wir  dringend  um  schleunigste  Benachrichti- 
gung an  die  Verbandsleitung.  Die  von  uns  zu  Gunsten  der  Marinetechniker  geführte 
Bewegung  kann  erst  mit  der  Einführung  eines  unseren  Forderungen  entsprechenden 
Dienstvertrages  als  beendet  angesehen  werden. 

Konflikt  der  Eisenkonstrukteure:  Infolge  des  zwischen  Berliner  Eisen- 
baufirmen und  ihren  technischen  Angestellten  schwebenden  Konfliktes  ist  unser  Stellen- 
nachweis gesperrt  für  nachstehende  Firmen: 

Biesold   Berlin  Kammerich,  Belter  &  Schnee- 
Brest  &  Co.    ....  Berlin         vogel  Wittenau 

Dellschau   Berlin  Lauchhammer  ....  Berlin 

Druckenmüller.    .    .    .  Berlin      Ravene  Berlin 

Gossen   Berlin  Steffens  &  Nolle  .    .    .  Berlin 

Hein,  Lehmann  &  Co.  .  Berlin  Wolff,  Netter  &  Jacoby  Berlin 

D.  Hirsch ....  Lichtenberg  Redlich  &  Crämer   .    .  Berlin 

Da  gleichfalls  die  Verhandlungen  mit  den  nachstehenden  beiden  Firmen  bisher  ergebnislos 
verlaufen  sind,  bleiben  auch  diese  nach  wie  vor  gesperrt: 

Stengel  &  Hofer,  Baugeschäft  IVlünchen 

Teichert  &  Sohn  Liegnitz 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  VerbandsinitjlieJir.) 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2567  Bischofswerder  i.  Westpr.  sof.  tücht.  Bt.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

2746  Osnabrück,  Arch.-Biireau  sof.  j.  fl.  Zeichn.,  d.  n.  ge- 
geben. Skizz.  selbst.  Bauzeichng.  anfertig,  kann.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Qch.-Anspr.  Zweigst.  Osnabrück  an  Hn.  H.  Schütte, 
Parkstr.  45. 

2816  Danzig,  Militarbeh.  sof.  Bt.,  Absolv.  ein.  Bgw.-Schiiie, 
fl.  Zeichn.,  nicht  über  26  J.  alt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langtuhr, 
Hertastr.  17. 

2877  Arch.  in  schön  geleg.  Stadt  dos  Ruhrtales  f.  Bureau  sof. 
j.  T.,  d.  nach  Skizz.  und  Angab,  arbeit,  kann  u.  bereits  Erf.  in 
kalkulat.  u.  Abrechn.  bes.     Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  üch.- 


Anspr.  (bei  freier  Station)  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 
in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

2893  Marklissa  i.  Pos.  z.  1.  10.  er.  tücht.  selbst,  arbeitend, 
Bt.,  23  bis  27  J.  alt,  z.  Beaufsichtig,  u.  Abrechn.  ein.  mehr. 
Jahre  dauernd.  Schloßumbaues.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u, 
Oeh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohen- 
lohestr.  3. 

2894  Burg  b.  Magdeburg  sof.  T.,  fl.  Zeichn.,  mögl.  m.  Erf.  im 
Krankenhausbau.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Oeh.-Anspr.  u.  Skizz. 
in  Briefform  Zweigst.  Magdeburg  an  Hn.  Th.  Grosse,  Breite- 
weg 175/77. 

2895  Budapest,  Arch. -Bureau  sof.  2  jüng.  T.,  fl.  Zeichn. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Hauptst.  Berlin  S\X'., 
Markgrafenstr.  04. 

2896  Seußlitz  a.  Elbe  sof.  jüng.  Bt.  m.  abgeschl.  Bgw.- 
Schulbildg.  f.  Bureau  u.  Baust,  evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  bei  freier  Station  Hauptstelle  Berlin  SNX'., 
Markgrafenstr.  Q4. 

2904  Schöneberg  b.  Berlin,  Ratszinuncrmstr.  sof.  j.  Bt.,  gel 
Zimm.,  m.  gut.  Handschrift.  120  bis  140  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Absclir.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  39        schriftidtung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  23.  September  1911 

'nhalt:  Das  Recht  der  Techniker  und  Betriebsbeamten  in  Oesterreich  -  Das  Krematorium  in  Dessau  -  Wasserbauten  in  Oberitalien   -   Kultur  und  Kunst   -  Wirtschaft 
und  Le'jen  -  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Rechtsfragen  -  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  -  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Das  Recht  der  Techniker  und  Betriebsbeamten  in  Oesterreich 

Von  Rechtsanwalt  Dr.  BAUM  in  Berlin. 


Die  deutschen  Techniker  und  Betriebsbeamten  kämpfen 
bekanntlich  immer  noch  um  ihre  Gleichstellung  mit  den 
Handlungsgehilfen.  Noch  immer  haben  sie  beispielsweise 
die  einmonatliche  Mindestfrist  für  die  Gehaltszahlung  nicht 
erreicht,  noch  immer  stehen  sie  hinsichtlich  der  Konkurrenz- 
klausel ungünstiger  als  die  Handlungsgehilfen,  und  der 
Schutz  der  Sondergerichte  ist  ihnen  bei  Konkurrenzklausel- 
Prozessen  gänzlich  und  im  übrigen  bei  einem  Gehalt  über 
.2000  M  versagt,  während  das  Kaufmannsgericht  für  Hand- 
lungsgehilfen bis  zu  5000  M  zuständig  ist.  Es  wird  daher 
von  Interesse  sein,  einmal  in  kurzen  Zügen  den  Inhalt  des 
österreichischen  Handlungsgehilfengesetzes  vom  16.  Jänner 
IQIO  darzustellen,  das  nicht  nur  die  Frage  der  Gleichstel- 
lung in  einfacher  und  befriedigender  Weise  löst,  sondern 
auch  eine  Reihe  anderer  sozialer  Fortschritte  bietet,  deren 
Erreichung  im  Deutschen  Reich  noch  weit  im  Felde  steht. 
Die  Betriebsbeamten  in  Oesterreich,  die  dort  bisher  keinem 
Schutzgesetz,  insbesondere  auch  nicht  der  österreichischen 
Gewerbeordnung  unterstanden,  haben  jetzt  durch  das 
Handlungsgehilfengesetz  einen  sozialen  Schutz  erlangt,  um 
den  ihre  deutschen  Kollegen  sie  noch  lange  beneiden 
werden.  Der  Titel  „Handlungsgehilfengesetz"  erschöpft 
das  Geltungsbereich  des  Gesetzes  bei  weitem  nicht.  Das 
Gesetz  umfaßt  nämlich  nicht  nur  die  vorwiegend  zur 
Leistung  kaufmännischer  Dienste,  sondern  auch  die  zur 
Leistung  höherer  nicht  kaufmännischer 
Dienste  angestellten  Personen.  Hierunter  fallen  zu- 
nächst die  dem  §  133  a  der  deutschen  Gewerbeordnung 
unterstehenden  Werkmeister  und  Techniker,  über  diesen 
Kreis  hinaus  aber  auch  diejenigen  höheren  Betriebs- 
angestcllten,  welche  nicht  gegen  feste  Bezüge  beschäftigt 
sind '  und  welche  nur  vorübergehend  mit  der  Betriebs- 
leitung oder  höheren  technischen  Di^^s[l;i3tu^g^?n  betraut 
sind.  In  Deutschland  wird  bekanntlich  den  Werkmeistern 
und  den  Technikern  vielfach  der  Rechtsschutz  des  §  133  a 
dadurch  entzogen,  daß  man  sie  'mit  schwankenden  Bezügen 
(Stücklohn,  Stundenlohn  usw.)  anstellt.  Höhere  nicht 
kaufmännische  Dienste  sind  aber,  abgesehen  von  den 
höheren  technischen  Diensten,  auch  z.  B.  höhere  künst- 
lerische, juristische  oder  sozialpolitische  Dienste.  Die 
volkswirtschaftlichen  und  juristischen  Syndiken  der  Unter- 
nehmungen, die  von  ihnen  beschäftigten  Kunstmaler  und 
Bildhauer,  die  in  Deutschland  keinerlei  sozialen  Schutz 
genießen,  unterstehen  daher  gleichfalls  dem  Handlungs- 
gehilfengesetz. Der  Kreis  des  Gesetzes  wird  dann  in 
§  2  noch  mehr  erweitert,  indem  ihm  die  höheren  An- 
gestellten in  einer  Reihe  von  Betrieben  unter  allen  Um- 
ständen unterstellt  werden,  gleichviel,  ob  der  Unternehmer 
Kaufmann  im  Sinne  des   Handelsgesetzbuches  ist  oder 


nicht.  Hierunter  fallen  insbesondere  die  Angestellten  aller 
Unternehmungen,  auf  die  die  Gewerbeordnung  Anwendung 
findet,  außerdem  aber  diejenigen  aller  Versicherungsanstalten, 
aller  periodischen  Druckschriften  und  der  Advokaten  und 
Notare.  Fast  keine  dieser  letzteren  Kategorien  genießt  in 
Deutschland  irgendwelchen  sozialen  Schutz. 

Das  österreichische  Gesetz  hätte  nun  allerdings,  wenn 
es  konsequent  bleiben  wollte,  noch  einen  Schritt  weiter- 
gehen müssen  und  von  den  wirtschaftlichen  Zwecken, 
die  der  Arbeitgeber  beim  Arbeitsvertrage  verfolgt,  für  die 
Frage  der  Klassifizierung  der  Stellung  des  Angestellten 
überhaupt  absehen  sollen.  Es  besteht  offenbar  doch  nicht 
der  geringste  sozialpolitische  Grund  dafür,  den  im  Bureau 
eines  wissenschaftlichen  Vereins,  eines  gemeinnützigen' 
Ausstellungsunternehmens  oder  einer  Wohltätigkeitsanstalt 
arbeitenden  Techniker  irgendwie  anders  zu  behandeln  als 
den  in  einem  Gewerbeunternehmen  tätigen.  Es  ist  ins- 
besondere auch  nicht  abzusehen,  weshalb  die  zahlreichen 
Techniker,  die  bei  einem  sogenannten  Regiebau  beschäf-, 
tigt  sind,  den  der  Unternehmer  für  eigene  Zwecke  aus- 
führt, des  Schutzes  der  sozialen  Gesetzgebung  verlustig 
gehen  sollen,  lediglich  deshalb,  weil  das  Unternehmen,  in 
dem  sie  arbeiten,  nicht  der  Gewerbeordnung  untersteht. 
Für  die  wirtschaftliche  und  soziale  Stellung  des  Technikers 
ist  es  doch  offenbar  ganz  gleichgültig,  ob  sein  Arbeitgeber 
den  Betrieb  zu  Erwerbszwecken  oder  aus  anderen  Mo- 
tiven eingerichtet  hat.  Ein  fernerer  Mangel  des  öster- 
reichischen Gesetzes  ist  es  auch,  daß  die  Bediensteten 
der  Eisenbahn,  die  Bediensteten  in  land-  und  forst- 
wirtschaftlichen Betrieben  des  neu  eingeführten  so- 
zialen Schutzes  verloren  gehen.  Auch  in  Deutsch- 
land genießen  diese  Angestellten  nicht  •  den  Schutz 
der  Gewerbeordnung.  Hier  sucht  man  die  Ausschließung 
der  Eisenbahnangestellten  von  dem  Schutz  der  Gewerbe- 
ordnung bekanntlich  mit  der  durch  die  Gewährung  des 
Koalitionsrechts  erhöhten  Gefahr  von  Eisenbahnstreiks  zu 
motivieren.  Es  mag  dahingestellt  bleiben,  inwieweit  dieser 
Grund  sozialpolitisch  berechtigt  ist.  Für  das  österreichische 
Handlungsgehilfengesetz  kann  er  jedenfalls  nicht  maß- 
gebend sein,  da  dieses  die  Koalitionsfrage  überhaupt  nicht 
regelt.  Auch  der  Ausschluß  der  Angestellten  in  land-  und 
forstwirtschaftlichen  Betrieben  hat  ebenso  wie  in  Deutsch- 
land keinen  stichhaltigen  sozialpolitischen  Grund.  Wenn 
man  im  wesentlichen  wohl  nur  aus  allgemein-politischen 
Motiven,  um  die  Landarbeiter  der  Gewerbeordnung  zu  ent- 
ziehen, die  verschiedene  historische  Entwicklung  von  In- 
dustrie und  Landwirtschaft  geltend  macht  und  auf  an- 
gebliche Unterschiede  in  der  sozialen  Stellung  der  Industrie- 
und  Landarbeiter  hinweist,  so  versagt  bei  den  höheren 


610 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  39 


Angestellten  dieser  Grund  jedenfalls  völlig.  Es  ist  nicht 
zu  erkennen,  inwiefern  die  soziale  Stellung  und  soziale 
Schutzbedürftigkeit  eines  Qutsbeamten  anders  ist  als  die 
eines  Werkmeisters.  Ganz  besonders  aber  versteht  man 
nicht,  warum  ein  Maschinentechniker  aufhören  soll,  den 
sozialen  Schutz  zu  genießen,  wenn  er  an  Stelle  der  Dampf- 
maschine einer  Werkzeugfabrik  die  Dampfmaschine  auf 
einem  Gute  unter  sich  hat,  und  weshalb  der  Rrennmeister 
zwar  sozialen  Schutz  genießt,  wenn  sein  Arbeitgeber  die 
zur  Herstellung  nötigen  Kartoffeln  einkauft,  nicht  aber, 
wenn  der  Arbeitgebor  die  Kartoffeln  selbst  produziert. 

Trotz  dieser  Bedenken  aber  muß  das  österreichische 
Gesetz  als  ein  wesentlicher  Fortschritt  auf  dem  Gebiete 
der  in  Deutschland  erstrebten  Vereinheitlichung  des  Privat- 
beamtenrechts begrüßt  werden.  Auch  in  Deutschland  wäre 
es  ein  erstrebenswerter  Fortschritt,  wenn  die  gesetzliche 
Scheidewand  zwischen  Handlungsgehilfen  und  technischen 
Beamten  endlich  fallen  würde.  Die  Grenzen  sind  bekannt- 
lich schon  heute  sehr  flüssig.  Der  technisch  gebildete 
Kaufmann  und  der  kaufmännisch  tätige  Techniker  nehmen 
eine  immer  größere  Stellung  im  deutschen  Wirtschaftsleben 
ein.  Innerhalb  des  Betriebes,  wo  Kaufleute  und  Techniker 
in  demselben  Bureau  miteinander  arbeiten,  sind  die  Funk- 
tionen vielfach  nicht  zu  unterscheiden.  Erst  wenn  es  zum 
Prozeß  kommt,  muß  mühevoll  untersucht  werden,  ob  das 
kaufmännische  oder  technische  Element  in  der  Tätigkeit 
des  Angestellten  überwogen  hat;  denn  nach  der  deutschen 
Rechtsprechung  entscheidet  bekanntlich  die  wirkliche  Tätig- 
keit, und  es  ist  nicht  entscheidend,  ob  der  betreffende  An- 
gestellte kaufmännisch  oder  technisch  vorgebildet  war. 
Durch  die  Unterstellung  der  Techniker  unter  das  Hand- 
lungsgehilfenrecht würden  in  Deutschland  mit  einem 
Schlage  viele  Zuständigkeitsschwierigkeiten  zwischen  Ge- 
werbegerichten, Kaufmannsgerichten  und  ordentlichen  Ge- 
richten beseitigt  werden.  Man  könnte  die  deutschen  Kaiif- 
mannsgerichte  zu  Angestelltengerichten  erweitern  und  ihr.en 
die  Techniker  und  alle  sonstigen  höheren  Angestellten 
unterstellen,  die  im  österreichischen  Gesetz  den  Hand- 
lungsgehilfen gleichstehen.  Hierdurch  würde  nicht  nur 
ein  großer  Teil  der  Techniker,  die  bisher  überhaupt  nur 
vor  den  ordentlichen  Gerichten  Recht  nehmen  können,  die 
Möglichkeit  des  Rechtsschutzes  vor  Sondergerichten  er- 
halten, sondern  es  würden  auch  alle  Techniker  eine  Sond.  r- 
gerichtsbarkeit  erhalten,  die  ihrer  sozialen  Stellung  mehr 
entspricht.  Die  Einführung  besonderer  Sondergerichte  für 
Techniker  wird  ja  ohnehin  in  Deutschland  schon  wegen 
der  verhältnismäßig  geringen  Zahl  dieser  Angestellten  nicht 
möglich  sein.  Besondere  technische  Kammern  ließen  sich, 
höchstens  in  einzelnen  ganz  besonders  großen  oder  in- 
dustriereichen Städten  bei  den  Gewerbegerichten  einrichten. 
Stellt  man  aber  die  Techniker  und  \Vcrkmeister  vor  die 
Frage,  ob  sie  lieber  mit  den  Handlungsgehilfen  oder  mit 
den  Arbeitern  gemeinsam  ihr  Recht  nehmen  wollen,  so 
w'crden  sie  zweifellos  das  erstere  wählen.  Sie  stehen  nicht 
nur  den  Handlungsgehilfen  wirtschaftüch  und  sozial  näher 
wie  den  Arbeitern,  sondern  sie  treten  auch,  da  sie  im 
Unternehmen  vielfach  eine  direkte  Zwischenstufe  zwischen 
den  Arbeitern  und  dem  Unternehmer  bilden,  vielfach 
sogar  mit  den  Arbeitern  direkt  in  Intcressenkonflüct.  Ein 
Werkmeister  z.  B.,  der  wegen  einer  Differenz  mit  Arbeitern 
abgegangen  oder  entlassen  ist,  wird  nicht  gerade  sehr 
erbaut  sein,  wenn  er  in  dem  darauf  folgenden  Prozeß  mit 
dem  Prinzipal  neben  zwei  Arbeitgebern  auf  der  Richter- 
bank zwei  Kollegen  der  Arbeiter  findet,  mit  denen  er 
den  Streit  gehabt  hat,  der  die  Grundlage  seines  Schaden- 
ersatzprozesses bildet. 

Was  den  materiellen  Inhalt  des  österreichischen  Ge- 
setzes betrifft,  so  ist  sein  ursprünglicher  Zweck,  den  öster- 


reichischen Handlungsgehilfen,  die  bisher  noch  unter  dem 
alten  deutschen  Handlungsgehilfengesetz  vom  Jahre  1861 
standen,  diejenigen  sozialen  Vorteile  zu  bieten,  welche  im 
Deutschen  Reiche  das  neue  deutsche  Handelsgesetzbuch 
und  für  Werkmeister,  Techniker  usw.  die  §§  133  a  flg. 
der  Gewerbeordnung  enthalten.  Das  österreichische  Gesetz 
ist  daher  vielfach  diesen  Bestimmungen  nachgebildet,  geht 
aber,  wie  schon  bemerkt,  hinsichtlich  des  sozialen  Schutzes 
vielfach  über  sie  hinaus.  Hiervon  kann  im  Rahmen 
dieses  Aufsatzes  nur  einzelnes  hervorgehoben  werden. 

Wie  §  6  des  Gesetzes  ausdrücklich  bestimmt,  kann 
die  Vereinbarung  über  Art  und  Umfang  der  Dienste  sowie 
über  das  zu  leistende  Entgelt  auch  durch  Kollektivvertrag 
zwischen  Vereinigungen  von  Dienstgebern  und  Dienst- 
nehmern getroffen  werden.  Diese  Kollektivverträge  gelten 
als  Bestandteil  des  Einzelarbeitsvertrages,  sofern  dieser 
nicht  abweichende  Bestimmungen  enthält.  Das  deutsche 
Gesetz  enthält  bisher  eine  ausdrückliche  Bestimmung  über 
Kollektivverträge  nicht,  jedoch  entscheiden  die  deutschen 
Gerichte  jetzt,  nachdem  das  Reichsgericht  seinen  früheren 
entgegengesetzten  Standpunkt  verlassen  hat,  im  wesent- 
lichen im  Sinne  der  österreichischen  Bestimmung.  Die  aus- 
drückliche Anerkennung  der  Kollektivverträge  durch  den 
Gesetzgeber  wird  aber  sicherlieh  viel  zu  ihrer  Ausbreitung 
beitragen.  In  Deutschland  hat  man  bisher,  so  verbreitet 
die  Kollektivverträge  bei  gewerblichen  Arbeitern  sind,  nur 
sehr  wenig  von  ihnen  bei  höheren  Angestellten  gehört. 
Die  Kollektivverträge  werden  jedoch  sicherlich  auch  in 
Deutschland  bald  zu  einem  wichtigen  Hilfsmittel  der  Privat- 
beamtenbewegung werden  müssen;  die  Forderung  der 
Mindestgehälter  beispielsweise  ist  ohne  Kollektivverträge 
nicht  zu  verwirklichen. 

In  dem  gleichen  §  6  enthält  die  österreichische  Ge- 
werbeordnung noch  die  Bestimmung,  daß  durch  behördliche 
Verordnung  die  Gewährung  von  Kost  und  Logis  an  An- 
gestellte verboten  werden  kann.  Diese  Bestimmung  ist 
von  praktischer  Bedeutung  wohl  mehr  für  die  eigentlichen 
Handlungsgehilfen,  da  bei  Technikern  Gewährung  von 
Kost  und  Logis  wohl  nur  in  kleinsten  Verhältnissen  vor- 
kom.mt.  Nachahmenswert  bei  dieser  Bestimmung  ist  aber, 
daß  die  zuständigen  Behörden  solcheVerordnungen  erst  nach 
Anhörung  der  Körperschaften  erlassen  sollen,  denen  die 
Vertretung  der  in  Betracht  kommenden  Interessen  obliegt, 
und  daß  als  solche  Körperschaften  ausdrücklich  auch  die 
Gehilfenversammlungen  bezeichnet  sind.  Bei  deutschen 
Behörden  besteht  bekanntlich  meistens  die  Tendenz,  in  sol- 
chen Fällen  nur  bei  Handels-  und  Handwerkskammern  als 
reine  Arbeitgeberorganisationen  anzufragen,  und  man 
wendet  sich  sogar  sehr  selten  an  die  einzigen  paritätischen 
>^prganisationen,  die  mangels  der  Arbeitskammern  hierfür 
bisher  in  Deutschland  existieren,  nämlich  die  Gewerbe- 
und  Kaufmannsgerichte. 

Von  höchst  zweifelhaftem  sozialem  Wert  ist  dagegen 
die  Bestimmung,  daß  der  Dienstnehmer  nach  Abschluß 
des  Dienstvertrages  eine  schriftliche,  nicht  zu  unterschrei- 
bende Aufzeichnung  über  die  wesentlichen  Rechte  und 
Pflichten  aus  dem  Dienstvertrag  verlangen  kann.  Dies  hat 
in  Oesterreich  schon  dazu  geführt,  daß  die  Arbeitgeber- 
vereinigungen derartige  Dienstzettel  einfach  drucken  lassen 
und  ihren  Mitgliedern  zur  Verfügung  stellen.  Natürlich 
besteht  bei  solchen  von  der  Arbeitgeberseite  ausgearbei- 
teten Formularen  die  Tendenz,  das  Recht  des  Angestellten 
möglichst  einzuschränken.  Die  Gefährlichkeit  dieser  For- 
mulare wird  jedem  einleuchten,  der  sich  etwa  an  die 
berühmten  Berliner  Mietskontrakte  erinnert.  Miet>kontrakte 
werden  aber  wenigstens  noch  unterschrieben.  Ein  Schrift- 
stück aber,  das  nicht  einmal  zu  unterzeichnen  ist,  wird  sich 
der  Angestellte  nur  in  den  seltensten  Fällen  durchlesen. 


Heft  3g 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


611 


Selbst  wenn  er  es  aber  durchliest,  wird  er  kaum  gegen 
eine  Bestimmung  Widerspruch  erheben,  wenn,  wie  das 
österreichische  Gesetz  vorschreibt,  der  Dienstzettel  erst 
nach  Abschluß  des  Dienstvertrages  auszuhändigen  ist  und 
wenn  der  Angestellte  befürchten  muß,  durch  Widerspruch 
gegen  den  Dienstzettel  seine  eben  erst  mühsam  gewonnene 
Stellung  zu  verlieren.  Ein  viel  wirksamerer  Schutz  der 
Angestellten  wäre  es  gewesen,  wenn  man  analog  der 
deutschen  Arbeitsordnung  des  §  134  b  der  Gewerbeord- 
nung, die  bisher  lediglich  für  Arbeiter  in  Großbetrieben 
und  für  Angestelite,  nur  im  Rahmen  des  §  139  k  (offene 
Verkaufsstellen),  obligatorisch  ist,  allgemein  in  den  Groß- 
betrieben Angestelltenordnungen  einführen  würde.  Bei  der 
Arbeitsordnung  besteht  ein  Schutz  gegen  Aufnahme  unbil- 
liger Bestimmungen  zu  Ungunsten  des  Angestellten  be- 
kanntlich darin,  daß  sie  vor  ihrem  Erlaß  den  Arbeitern 
des  Betriebes  zur  Aeußerung  vorgelegt  und  der  Behörde 
eingereicht  werden  muß.  Wenn  man  dann  fernerhin  in 
den  Großbetrieben  auch  noch  die  von  Seiten  der  tech- 
nischen Angestellten  vielfach  verlangten  Angestellten-Aus- 
schüsse obligatorisch  einführen  würde  und  diese  sich 
gleichfalls  über  die  Angestelltenordnung  äußern  ließe, 
wären  die  Interessen  der  Angestellten  gegenüber  unbilligen 
Härten  in  den  allgemeinen  Vertragsbestimmungen  mit  der 
nötigen  Schärfe  gewahrt.  Besondere  Angestellten-Aus- 
schüsse für  technische  und  kaufmännische  Angestellte 
wären  nicht  nötig.  Es  würde  genügen,  wenn  in  allen  Be- 
trieben, die  mindestens  20  höhere  Angestellte  beschäftigen, 
eine  gemeinsame  Angestelltenordnung  und  ein  An- 
gestelltenausschuß vorgeschrieben  würde. 

Die  Gehaltszahlung  bei  Verhinderung  durch  Krankheit 
oder  Unglücksfall  ist  im  §  8  des  österreichischen  Gesetzes 
ähnlich  wie  in  §  133  c  der  Gewerbeordnung  geregelt, 
nändich  Fortzahlung  des  Gehalts  auf  die  Dauer  von 
6  Wochen.  Abweichend  vom  deutschen  Recht  ist  jedoch 
bestimmt,  daß  auf  das  Gehalt  für  diese  Zeit  die  Bezüge 
aus  der  Kranken-  oder  oder- Unfallversicherung  nicht  an- 
gerechnet werden  dürfen.  Die  ganze  Bestimmung  ist  auch 
im  Gegensatz  zum  deutschen  Recht  zwingender  Natur, 
kann  also  durch  entgegenstehende  Vereinbarungen  nicht 
abgeändert  werden. 

Für  militärische  Uebungen  gilt  in  Deutschland  bekannt- 
lich, da  diese  nicht  als  „unverschuldetes  Unglück"  anzusehen 
sind,  nur  die  allgemeine  Bestimmung  des  §  616  B.G.B., 
nach  der  der  Angestellte,  der  durch  einen  in  seiner  Person 
liegenden  Grund  ohne  sein  Verschulden  an  der  Dienst- 
leistung verhindert  wird,  den  Anspruch  auf  die  Vergütung 
behält,  sofern  es  sich  um  eine  verhältnismäßig  nicht  er- 
hebliche Zeit  handelt.  Welche  Zeitspanne  als  verhältnis- 
mäßig nicht  erheblich  anzusehen  ist,  ist  vom  Richter  nach 
freiem  Ermessen  zu  beurteilen,  und  die  Frage  wird  deshalb 
hinsichtlich  der  einzelnen  militärischen  Uebungen  von  den 
verschiedenen  deutschen  Gerichten  recht  verschieden  be- 
antwortet. Das  österreichische  Gesetz  enthält  dagegen  für 
diesen  Fall  eine  feste  Bestimmung;  es  heißt  in  §  8 
Abs.  4: 

„Wird  er  (der  Dienstnehmer)  durch  Erfüllung  seiner 
Militärdienstpflicht  an  der  Verrichtung  seiner  Dienste 
verhindert,  so  behält  er  den  Anspruch  auf  seine  Gcld- 
bezüge  bis  zur  Dauer  von  vier  Wochen,  wenn  das 
Dienstverhältnis  ununterbrochen  bereits  ein  Jahr  ge- 
dauert hat.  Dieser  Anspruch  besteht  nicht,  wenn  der 
Dienstnehmer  zur  Ableistung  der  Militärpräsenzdienst- 
pfhcht  für  die  gesetzlich  bestimmte  einjährige  oder 
längere  Dauer  einberufen  wird." 

Die  Frage  der  Provision  wird  im  wesentlichen  im 
Anschluß  an  das  deutsche  Recht  geregelt.  Auf  Einzelheiten 


kann  im  Rahmen  dieses  Aufsatzes  nicht  eingegangen 
werden. 

In  §  15  ist  bestimmt,  daß  das  Gehalt  spätestens  am 
Schluß  eines  jeden  Kalendermonats  bezahlt  werden  muß, 
eine  Bestimmung,  die  nach  deutschem  Recht  bekanntlich 
nur  für  Handlungsgehilfen,  nicht  aber  für  Werkmeister 
und  Techniker  gilt. 

§  17  des  Gesetzes  verwirklicht  eine  von  den  deutschen 
Privatangestellten  vielfach  bisher  aber  nur  ohne  greifbaren 
Erfolg  vertretene  Forderung,  nämlich  das  Recht  auf  Er- 
holungsurlaub. Die  Bestimmung  lautet: 

„Wenn  das  Dienstverhältnis  bereits  ununterbrochen 
sechs  Monate  gedauert  hat,  ist  dem  Dienstnehmer  in 
jedem  Jahre  ein  ununterbrochener  Urlaub  in  der  Dauer 
von  mindestens  zehn  Tagen  zu  gewähren.  Hat  das 
Dienstverhältnis  bereits  ununterbrochen  fünf  Jahre  oder 
fünfzehn  Jahre  gedauert,  so  beträgt  der  jähriiche  Ur- 
laub mindestens  zwei  im  letzteren  Falle  mindestens  drei 
Wochen.  Der  Antritt  des  Urlaubs  ist  mit  Rücksicht 
auf  die  den  Betriebsverhältnissen  entsprechende  Zeit  im 
Einvernehmen  rechtzeitig  zu  bestimmen. 

Während  des  Urlaubes  erhält  der  Dienstnehmer  den 
Anspruch  auf  seine  Geldbezüge. 

Bei  gewerblichen  Unternehmungen,  in  denen  nicht 
mehr  als  drei  Dienstnehmer  verwendet  werden,  kann 
der  Urlaub  in  zwei  annähernd  gleichen  Zeitabschnitten 
gewährt  werden. 

Die  Zeit,  während  deren  der  Dienstnehmer  durch 
Krankheit  oder  durch  einen  Unglücksfall  an  der  Leistung 
seiner  Dienste  verhindert  ist,  darf  in  diesen  Urlaub 
nicht  eingerechnet  w^erden. 

Der  Dienstgeber  ist  zur  Gewährung  des  Urlaubes 
nicht  verpflichtet,  wenn  der  Dienstnehmer  gekündigt 
hat." 

Im  §  18  wird  die  Fürsorgepflicht  des  Arbeitgebers 
hinsichtlich  der  gesundheitsgemäßen  Einrichtung  der  Ar- 
beitsräume und  Gerätschaften  im  wesentlichen  im  Anschluß 
an  §  120  a  der  deutschen  Gewerbeordnung  geregelt.  Be- 
sonders hervorgehoben  ist  aber  noch  die  Verpflichtung, 
dafür  zu  sorgen,  daß  helle,  reine  und  staubfreie  Arbeits- 
räume gewährt  werden,  daß  sie  im  Winter  geheizt  und 
daß  ausreichend  Sitzplätze  zur  Benutzung  in  den  Arbeits- 
pausen vorhanden  sein  müssen.  Die  letzte  Bestimmung 
gilt  in  Deutschland  bekanntlich  nur  für  offene  Verkaufs- 
stellen. 

Die  Kündigungsfristen  und  das  Recht  zur  sofortigen 
Kündigung  des  Vertrages  sind  im  wesentlichen  ebenso 
geregelt  wie  in  Deutschland.  Ebenso  ist  auch  ähnlich 
wie  im  §  629  des  deutschen  Bürgerlichen  Gesetzbuchs 
bestimmt,  daß  nach  der  Kündigung  angemessene  Zeit  zum 
Aufsuchen  eines  andern  Dienstverhältnisses  gewährt  wer- 
den muß.  Die  österreichische  Bestimmung  geht  hier  nur 
insofern  weiter,  als  für  die  Zeit,  die  der  Angestellte  zum 
Aufsuchen  des  andern  Dienstverhältnisses  verwendet,  ein 
Lohnabzug  nicht  gemacht  werden  darf  und  daß  nähere 
Anordnungen  über  die  frei  zu  gebende  Zeit  generell  durch 
behördliche  Verordnung  getroffen  werden  können. 

Eine  sehr  humane  Bestimmung  enthält  das  öster- 
reichische Gesetz  auch  über  die  Räumung  von  Dienst- 
wohnungen beim  Tode  des  Angestellten.  Nach  deutschem 
Recht  würde  ein  rigoroser  Arbeitgeber  die  Witwe  und  die 
Kinder  des  verstorbenen  Angestellten  einfach  am  Todes- 
tage auf  die  Straße  setzen  können.  Nach  österreichischem 
Recht  braucht  die  Dienstwohnung,  wenn  der  Dienstnehmer 
einen  eigenen  Haushalt  führte,  erst  binnen  einem  Monat, 
sonst  binnen  vierzehn  Tagen  nach  dem  Tode  geräumt 
zu  werden. 


612 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  39 


Die  Verpflichtung  des  Arbeitgebers  zur  Ausstellung 
eines  Zeugnisses  ist  gleichfalls  ähnlich  dem  deutschen 
Recht  geregelt,  nur  kann  im  Gegensatz  zum  deutschen 
Recht  das  Zeugnis  nicht  erst  bei  der  Entlassung,  sondern 
schon  während  der  Dauer  des  Dienstverhältnisses  gefordert 
werden,  allerdings  hat  in  diesem  Falle  der  Angestellte  die 
Kosten  zu  tragen. 

Was  endlich  die  Konkiirrenzklausel  betrifft,  so  schließen 
sich  hier  die  österreichischen  Bestimmungen  im  wesent- 
lichen dem  deutschen  Handelsgesetzbuch  an.  Für  Techniker 
und  Werkmeister  ergibt  sich  hieraus  zunächst  gegenüber 
dem  §  133  f  der  Gewerbeordnung  der  Fortschritt,  daß, 
wenn  für  Zuwiderhandlungen  gegen  die  Konkurrenzklausel 
eine  Strafe  versprochen  ist,  der  Arbeitgeber  nur  die  Strafe, 
nicht  aber  Erfüllung  des  Konkurrenzverbots  oder  weiteren 
Schadenersatz  verlangen  kann.  Ferner  können  Rechte  aus 
dem  Konkurrenzverbot  nicht  geltend  gemacht  werden,  wenn 
der  Prinzipal  durch  rechtswidriges  Verhalten  dem  Ange- 
stellten Grund  zur  Auflösung  des  Dienstverhältnisses  ge- 
geben, oder  ihn  ohne  Grund  entlassen  hat.  Das  Reichs- 
gericht nimmt  dies  allerdings  bekanntlich  auch  schon  auf 
Grund  des  geltenden  deutschen  Rechts  aus  allgemeinen 
Erwägungen  an,  (vgl.  Entscheidungen  Bd.  59,  Seite  76). 
Wesentliche  Fortschritte  über  das  deutsche  Handelsgesetz- 
buch hinaus  Hegen  aber  darin,  daß  die  Wirksamkeit  der 


Konkurrenzklausel  die  Dauer  eines  Jahres  nach  dem  Ab- 
gang (nach  Handelsrecht  drei  Jahre,  nach  der  Gewerbe- 
ordnung besteht  keine  Beschränkung  auf  bestimmte  Zeit) 
nicht  überschreiten  darf,  und  daß  ferner  die  Konkurrenz- 
klausel überhaupt  nur  mit  solchen  Angestellten  vereinbart 
werden  darf,  deren  Gehalt  den  Betrag  von  4000  Kronen 
jährlich  übersteigt.  Der  österreichische  Gesetzgeber  nimmt 
an,  daß  ein  Schutzbedürfnis  gegen  Konkurrenz  überhaupt 
nur  bei  Angestellten  in  leitenden  Stellungen  besteht,  und 
daß  der  Arbeitgeber  sich  diesen  Schutz  für  die  Zeit  nach 
Auflösung  des  Dienstverhältnisses  dadurch  sichern  muß, 
daß  er  während  der  Vertragsdauer  ein  angemessenes  Ent- 
gelt gewährt. 

Dies  wären  im  wesentlichen  die  wichtigsten,  für  die  tech- 
nischen Angestellten  in  Betracht  kommenden  Bestimmungen 
des  neuen  österreichischen  Handlungsgehilfengesetzes. 
Das  Gesetz  zeigt,  daß  sehr  wohl  auf  dem  Gebiete  des 
Angestelltenrechts  eine  Menge  von  Dingen  erreicht  werden 
kann,  die  in  Deutschland  noch  als  unerfüllbare  Forderungen 
bezeichnet  werden.  Wenn  sich  der  im  Jahre  1Q12  in  Wien 
stattfindende  deutsche  Juristentag  mit  der  Frage  der  Ver- 
einheitlichung des  Angestelltenrechtes  zu  beschäftigen  hat, 
werden  jedenfals  die  in  Oesterreich  gemachten  Erfahrungen 
eine  gute  Grundlage  auch  für  die  Weiterbildung  des 
deutschen  Rechtes  geben. 


Das  Krematorium  in  Dessau 

Architekt:  WILLIAM  MÜLLER,  Berlin 


Nachdem  für  das  Herzogtum  Anhalt  durch  Gesetz 
vom  20.  März  1906  die  fakultative  Feuerbestattung  ein- 
geführt war,  wurde  die  Errichtung  eines  Krematoriums 
in  Dessau  beschlossen. 

Ein  für  das  Bauwerk  unter  4  Erbauern  von  deutschen 
Krematorien  ausgeschriebener  Wettbewerb  ergab  sehr  sorg- 
fältig ausgearbeitete  Projekte,  welche  aber  für  den  in  Aus- 
sicht genommenen  Platz  inmitten  einer  fast  unbebauten 
Ebene  nach  dem  Gutachten  der  Herren  Geh.  Bauräte 
Hoffmann  und  Messel-Berlin  nicht  die  gewünschte  Wir- 
kung zu  erzielen  versprachen.  Es  erging  deshalb  der 
Auftrag  an  den  Architekten  Herrn  William  Müller,  Berlin, 
welcher  die  Aufgabe  nach  sehr  eingehenden  Vorarbeiten 
außer  Wettbewerb  hervorragend  gelöst  hat. 

Unter  der  künstlerischen  Oberleitung  des  genannten 
Architekten  ist  das  Bauwerk  mit  seinen  Nebenanlagen  vom 
Stadtbauamt  in  der  Zeit  vom  1.  Mai  1909  bis  zum  15.  Mai 
1910  ausgeführt.  Dasselbe  wurde  unter  Beteiligung  der 
Vertreter  von  73  deutschen  Feuerbestattungsvereinen, 
welche  zur  Jahressitzung  versammelt  waren,  am  18.  Mai 
1910  eingeweiht. 

Für  die  Wahl  des  Bauplatzes  war  die  Nähe  des  Fried- 
hofes bestimmend,  von  welchem  aus  die  Beaufsichtigung 
und  Versorgung  des  Krematoriums  ohne  besondere  Ver- 
waltungskosten miterfolgen  sollte.  Es  wurde  das  städtische 
Bauland  gegenüber  dem  Eingang  des  Friedhofes  in  der 
Achse  der  Gedächtniskapelle  gewählt.  Zwischen  beiden 
Anlagen  führt  die  mit  Linden  bestandene  Straße  nach 
Heideburg  hindurch,  welche  sich  an  dieser  Stelle  zu  einem 
44  m  breiten  Voiplatz  mit  großen  Umfahrten  für  den 
Wagenverkehr  bei  größeren  Bestattungen  verbreitert. 

Das  Krematoriumsgebäude  ist  eine  46  m  tiefe  und  im 
Mittel  58  m  breite  gärtnerische  Schmuckanlage  vorgelegt, 


Lageplan 

in  deren  Längsachse  der  Hauptweg  nach  dem  Bau  liegt. 
Dieser  ist  mit  Baumhaseln  und  Koniferen  bepflanzt.  Der 
neuangelcgte  Pflanzenschmuck  wird  erst  später  die  Wir- 
kung des  Bauwerkes  erhöhen  helfen.  Durch  hochliegende 
Wege  und  vertieft  mit  Böschungen  angelegte  Rasenflächen 
ist  eine  reichliche  Bewegung  der  Bodenfläche  erzielt. 

Das  mit  den  beiden  seitlichen  Säulenhallen  470  qm 
Grundfläche  bedeckende  Gebäude  liegt  anschließend  an 


Heft  39 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


613 


Ansicht  nach  der  Straße 


614 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  39 


Ansicht  nach  dem  Urnenhain  Längenschnitt 


den  Vorgarten  55  m  hinter  der  Straßenflucht.  Das  am 
Gebäudefuß  gegen  die  Straßenhöhe  um  1  m  gehobene 
Gelände  erhöht  den  Maßstab  und  die  perspektivische 
Wirkung. 

Die  vorläufig  je  18  m  langen  mit  5  Achsen  zu  beiden 
Seiten  des  Hauptbaues  errichteten  Säulenhallen  sollen  später 
auf  den  Längsseiten  des  Grundstücks  in  einer  Gesamtlänge 
von  120  m  bis  an  die  Straße  fortgeführt  v/erden,  so  dalj 
alsdann  eine  durch  46  Säulenachsen,  das  Gebäude  und 
die  Einfriedigung  der  Straßenfront  geschlossene  Anlage 
entsteht,  die  erst  dann  ihren  architektonischen  Abschluß 
und  intimen  Reiz  erhält.  Vorläufig  ist  der  Kostenersparnis 
halber  von  der  Ausführung  abgesehen  worden.  Diese 
Säulenhallen  sind  für  die  Beisetzung  von  Urnen  vor- 
gesehen worden. 

Hinter  dem  Bauwerk  liegt  der  Urnenhain.  Es  ist 
zunächst  eine  Fläche  von  1550  qm  für  diesen  Zweck  auf- 
geschlossen, die  für  ca.  650  Stellen  ausreicht.  Für  später 
ist  die  Benutzung  des  nördlich  angrenzenden  städtischcii 
Geländes  zu  Urnenparksteilen  in  einer  Breite  von  etwa 
50  m  in  Aussicht  genommen. 

Das  als  achteckiger  Kuppelbau  auf  vorgelegtem  Unter- 
bau erscheinende  Gebäude  ist  in  einfachen  Barokformen 
gehalten.  Diese  Schlichtheit  ist  im  äußeren,  und  inneren 
des  Bauwerkes  in  Form  und  Farbe  durchgeführt.  In  Ver- 
bindung mit  der  5  m  breiten  vorgelegten  Freitreppe  und 
den  nur  ganz  oben  durch  die  Hallenfenster  unterbrochenen 
großen  Flächen  der  Kuppelmauern  erhält  das  Gebäude 
einen  großen  Maßstab  und  eine  sehr  ernste  Stimmung. 
Ein  besonderes  Moment  in  der  Wirkung  bildet  das  weit 
ausladende  hohe  Kuppeldach,  das  ohne  Unterbrechung 
seinen  Abschluß  in  einem  Vasenaufsatz  findet.  Zu  beiden 
Seiten  schließen  sich  die  aus  voller  Rückwand  gebildeten 
und  vorn  durch  kräftige  dorische  Säulen  gestützten  Seiten- 
hallen an. 

Das  Gebäude  ist  in  Mauersteinen  aufgeführt  und  außen 
mit  hydrauHschem  Mörtel  rauh  geputzt.  Die  Freitreppe 
besteht  aus  Lausitzer  Granit,  das  Hauptportal  ist  in  bay- 
rischem Muschelkalk  gearbeitet.    Ihm  fehlt  noch  der  bild- 


hauerische Schmuck.  Die  Säulen  der  Hallenfenster,  die 
der  Seitenhallen  und  die  Abdeckungen  der  Freitreppen- 
brüstungen sind  in  Kunststein  (Muschelkalkimitation)  ge- 
halten. 

Alle  Dachflächen  sind  mit  echten  holländischen  Silber- 
glanzpfannen eingedeckt.  Der  die  Kuppel  bekrönende 
Vasenaufsatz  hat  die  Form  eines  Pinienzapfens  und  ist  in 
kupferner  Treibarbeit  ausgeführt. 

Die  Fenster  sind  ausschließlich  in  Schmiedeeisen  her- 
gestellt und  mit  Antikglas  geschlossen  worden.  Für  die 
äußeren  Türen  ist  Eichenholz,  für  die  inneren  Kiefernholz 
verwendet.  Die  Beschläge  sind  nach  Modellen  in  Bronze 
gegossen. 

Die  freiliegenden  Umgänge  am  Kuppelbau  wurden  mit 
rauhen  Terrazoplatten  auf  Betonunterlage  belegt  und  sind 
gegen  das  Eindringen  von  Tagewasser  mit  Bitumenemulsion 
gedichtet. 

Im  Innern  sind  die  Räume  mit  Kaseinfarben  gestrichen 
und  durch  Tupfen  und  Streifen  stoffähnlich  behandelt  wor- 
den. In  der  Gedächtnishalle  sind  die  Flächen  durch  einige 
gemalte  Ornamente  belebt.  Die  Fenster  sind  hier  und  in 
den  Nebenräumen  dunkelblau  gehalten,  geätzt  und  ge- 
brannt. 

Die  Deckenkonstruktionen  sind  in  Hohlsteinen  zwi- 
schen Eisenträgern  ausgeführt.  Uebcr  die  Halle  wölbt 
sich  ein  achtseitiges  Kuppelgewölbe  in  Drahtputz- 
konstruktion. 

Im  Keller  liegt  als  Boden  Ziegelpflaster,  im  Unter- 
geschoß hellgelbe  Tonfliesen  und  in  der  Halle  und  den 
Seitenräumen  stumpffarbenes  Korklinoleum. 

Der  Aufbau  des  Hauses  setzt  sich  zusammen  aus 
dem  Kellergeschoß,  Untergeschoß,  Erdgeschoß  (Halle).  — 
Im  Kellergeschoß  liegen  die  Zentralheizung  und  die  Grund- 
mauern und  Kanäle  des  Einäscherungsofens.  —  Im  Unter- 
geschoß befinden  sich  der  Einäscherungsofen,  die  Ein- 
führungsvorrichtung und  die  hydraulische  Versenkungs- 
vorrichtung sowie  die  Klosettanlagen.  Die  Nebenräume 
dienen  zur  Aufbewahrung  der  Pflanzen.  —  Das  Hallen- 
geschoß hat  in  der  Mitte  die  11,4  m  breite  achteckige 


Heft  39 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


615 


Erdgeschoß 


Obergeschoß 


Kuppelhalle  mit  dem  Emporeneinbaii,  der  halbrunden  Apsis 
und  dem  Ueberbau  der  Versenkung.  —  Zu  den  Seiten  der 
Halle  hegen  durch  besondere  Zugänge  von  außen  erreichbar 
die  Räume  für  den  Geistlichen  (Redner)  und  für  die  An- 
gehörigen. 

Die  Einfriedigung  des  Grundstücks  an  der  Straße  ist 
durch  eine  Mauer  mit  Bekrönung  durch  eine  Pergola  er- 
folgt. An  den  Ecken  wird  dieselbe  durch  zwei  quadra- 
tische überdachte  Eckbauten  flankiert. 

Der  Urnenhain  hat  seine  Aufteilung  durch  Taxus-  und 
Ligusterhecken  erhalten^  die  nach  vollkommenem  Aus- 
wachsen einen  geschlossenen  Charakter  bilden  werden. 
Zwei  Laufbrunnen  und  6  schwere  Bänke  werden  hier  auf- 
gestellt. Die  angepflanzten  Laubbäume  und  Rosenstämme 
werden  die  Stimmung  heben. 

Bei  der  Auswahl  des  Ofens  zur  Einäscherung  der 
Leichen  ist  man  von  dem  Grundsatz  ausgegangen,  das 
hygienisch  beste  anzuwerben.  Die  Erwägung,  daß  bei  der 
Koksfeuerung  die  Bedienung  einen  besonderen  Heizer  er- 
fordert, Staubentwicklung  und  Geräusch  beim  Bedienen 
des  Ofens  nicht  zu  vermeiden  ist,  daß  ein  Aufbewahrungs- 
raum für  den  Koks  vorhanden  sein  muß,  die  Anfuhr  und 
die  Abfuhr  der  Schlacken  Kosten  verursacht,  sowie  andere 
ästhethische  Gründe  gaben  den  Anlaß  zur  Bestellung  eines 
Einäscherungsofens  für  Leuchtgasfeuerung. 

Diese  Anlage  wurde  von  der  Spezialfirma  Toisoul, 
Fradet  &  Cie.  in  Paris  ausgeführt. 

Der  in  Höhe  des  Untergeschosses  liegende  Einäschc- 
rungsraum  des  Ofens  wird  durch  Bunsenbrenner  auf  eine 
Temperatur  von  ca.  1000  Grad  Celsius,  also  auf  Weiß- 


glut gebracht  und  nach  dem  Abstellen  der  Gradzuführung 
der  Sarg  mit  der  Leiche  auf  einem  besonders  für  diesen 
Zweck  gebauten  eisernen  Wagen  eingeführt. 

Nach  vollständiger  Einäscherung  des  Körpers  wird 
die  klar  auf  einer  Platte  gesammelte  Asche  mit  dem  Wagen 
aus  dem  Ofen  herausgezogen  und  mit  Messinggeräten 
in  die  Urne  geführt,  so  daß  keine  menschliche  Hand  in 
Berührung  mit  den  Ueberresten  kommt. 

Die  Verbrennungsreste  bestanden  in  allen  Eällen  aus 
reinweißer  Asche,  und  die  mit  dem  Ofen  erzielten  Resultate 
sind  als  einwandfrei  zu  bezeichnen. 

Die  Versenkungseinrichtung  besteht  aus  einem  hydrau- 
lisch betriebenen  Fahrstuhl,  auf  dessen  oberer  Plattform 
der  Sarg  aufgebahrt  wird.  Nach  Beendigung  der  Gedächt- 
nisfeier sinkt  der  Sarg  lautlos  bis  zu  1,20  m  in  die  Tiefe, 
um  die  Blumenspenden  der  Angehörigen  aufzunehmen  und 
senkt  sich  dann  weiter  herab.  Ueber  ihm  schließen  sich 
langsam  die  gewölbten  Bronzeplatten  des  Versenkungs- 
aufbaues in  der  Halle.  Ein  für  die  Leidtragenden  feier- 
licher und  erhebender  Anblick. 

Für  örtliche  Bauleitung  sind  Kosten  nicht  in  Ansatz 
gebracht.    Die  reinen  Baukosten  betragen: 

1.  für  den  Bau  und  die  Seitenhallen  selbst  ein- 
schließlich Architektenhonorar  83  600  M, 

2.  für  die  Einfriedigung  4  600  „ 

3.  für  innere  Einrichtung  (Inventar)  3  400  „ 

4.  für  den  Versenkungsapparat  3  000  „ 

5.  für  den  Einäscherungsofen  15  400  „ 

W.  K  r  a  m  e  r. 


616 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  39 


Wasserbauten  in  Oberitalien 

Von  cand.  ing.  KARL  HALLER,  Stuttgart-Cannstatt. 
(Schluß.) 


Endlich  sei  noch  einer  letzten  Hauptvervvendungsart 
'dieser  Drahtnetzbauten  gedacht,  der  Buhnen  oder  wie  sie 
der  Patentinhaber  infolge  ihrer  nivellierenden  Tätigkeit  be- 
zeichnet, der  Nivellierbuhnen. 

Buhnen  sind  Querbauten  in  Flüssen,  deren  Wirkung 
darin  besteht,  daß  vor  ihnen  die  Durchflußfläche  plötzlich 
verengt  und  dahinter  ebenso  unmittelbar  wieder  er- 
weitert wird. 

Was  nun  die  Herstellungsweise  der  Serazzanettischcn 
NiveUierbuhnen  betrifft,  so  bestehen  diese  immer  aus 
Netzen  von  verzinktem  Eisendraht,  die,  wenn  es  sich  um 


Backsteinen,  oder  was  sonst  dergl.  zur  Verfügung  steht, 
gefüllt. 

Man  kann  die  Buhnen  entweder  mit  unter  sich  ver- 
bundenen Röhren  oder  mit  einfachen,  an  Pfahlwerk  an- 
liegenden Röhren  oder  aber  mit  beiden  zusammen  aus- 
führen. Im  Ufer  sind  die  Buhnen  soweit  einzugraben 
als  nötig  ist,  um  eine  genügende  Stabilität  zu  garantieren. 
Sie  können  aber  auch  von  einem  verkleideten  Ufer,  einem 
Stützdamm  u.  dergl.  ausgehen  (letzteres  z.  B.  in  Abb.  22), 
von  denen  sie  sich  unter  einem  bestimmten  Winkel  zu 
dem  Talweg  des  Flusses  erstrecken. 


Abb.  17 


kleinere  Buhnenbauten  handelt,  nur  eine  einfache  Reihe  von 
Hüllen  bilden,  dagegen  zu  einer  mehrfachen  Stufe  kombi- 
niert werden,  wenn  die  Breite  des  Bauwerkes  eine  größere 
ist,  wie  z.  B.  in  Abb.  17.  Diese  Abb.  zeigt  einen  solchen, 
im  Jahre  1908  bei  Casteldebole  am  Reno,  in  der  Provinz 
Boloj^na  ausgeführten  Buhnenbau.  Aus  Abb.  18  ist  der 
Zustand  des  Flusses  an  jener  Stelle  zu  ersehen,  ebenso 
die  Lage  der  eingebauten  Buhnen.  Die  strichpunlftierte 
Linie  stellt  die  rektifizierte  Flußachse  dar.  Der  Reno,  der 
dort  ein  Gefälle  von  5 o/o  und  eine  durchschnittliche  Hoch- 
wassermenge von  700  cbm/sek.  hat,  ist  ein  stark  geschiebe- 
führender Gebirgsfluß.  Der  500  m  lange  Ufereinbruch 
auf  der  einbiegenden  Flußseite  w^urde  hier  durch  3  je 
70  m  langer  Drahtnetzbuhnen  ausgebaut.  Der  Erfolg  war 
ein  solch  durchschlagender,  daß  schon  1  Jahr  nach  Aus- 
führung dieser  Bauten  der  Fluß  sein  Bett  bedeutend  gegen 
das  linke  Ufer  zu  verlegt  hat.  In  Abb.  17  ist  der  jcizige 
Flußlauf  durch  einen  Pfeil  kenntlich  gemacht. 

Die  Netze  bilden  bei  diesen  Buhnenbauten  in  der 
Regel  eine  Hülle  von  parallelopepidischer  Form.  Sie 
werden  aneinander  gelegt,  mittelst  zentraler  Taue  fest 
unter  sich  verbunden  und  hierauf  mit  Steinen,  Schutt, 


Um  eine  gute  Befestigung  am  Ufer  zu  erzielen,  ist  in 
erster  Linie  eine  genaue  Untersuchung  desselben  vor  Be- 
ginn des  Baues  erforderlich.  Wenn  z.  B,  der  Ausgangs- 
punkt der  Buhne  ein  hohes  Ufer  bildet,  ist  es  zweckmäßig, 
einen  Teil  des  Ufers  stromaufwärts  mit  einer  Abdeckung 
zu  versehen  (s.  auch  Abb.  20),  geht  man  dagegen  von 
niedrigem,  flachem  Gelände  aus,  so  hat  man  einen  Aus- 
hub in  demselben  zu  bewerkstelligen,  um  der  Wurzel  der 
Buhne  eine  sichere  Verbindimg  mit  dem  G:.iände  zu  geben. 
Ist  der  Ausgangspunkt  aber  ein  fester  Damm,  eine  starke 
Mauer  oder  eine  über  den  Hochwasserspiegel  reichende 
Felsschüttung,  so  genügen  schon  einige  eingemauerte 
eiserne  Oesen  zur  Befestigung  der  Haltetaue  des  Bauv.erks. 

Das  Hauptaugenmerk  bei  Ausführungen  solcher 
'Buhnenbauten  ist  darauf  zu  richten,  daß  ihr  Ausgangspunkt 
stets  absolut  wasserfrei  ist  und  daß  nach  Ablauf  des  ersten 
Hochwassers  für  die  Erhöhung  und  Aufpflanzung  von 
Röhren  Sorge  getragen  wird,  um  die  ursprüngliche  Höhe 
der  Buhnen,  falls  dieselben  eingesunken  sind,  wieder  zu 
erhalten. 

Hinsichtlich  Richtung  und  Länge  der  Buhnen  sind 
die   jeweiligen    Umstände    maßgebend;    irgend  wclclie 


Heft  39 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


617 


Normen  lassen  sich  hierfür  nicht  aufsteilen.  Soweit  es 
der  Raum  erlaubt,  ist  es  am  zweckmäßigsten,  daß  sich  die 
Spitze  der  Buhne  flußaufwärts  gegen  die  Axe  hinwendet; 
bei  beschränktem  Raum,  wo  der  Winkel  gegen  die  Axe 
geringer  ist,  wird  eine  verhältnismäßig  größere  Länge  der 
Buhne  erforderlich  sein. 

Ein  schönes  Beispiel  für  Buhnenbauten  zeigt  in  Kom- 
bination mit  Uferdeckwerken  Abb.  19.  Es  ist  dies  ein  Teil 
einer  im  Jahre  1908  am  Tanaro  in  der  Provinz  Alessandria 
ausgeführten,  nahezu  IV2  km  langen  Strecke.  Eine  starke 
kürzere  Buhne,  nebst  einem  aus  zyUndrischen  Röhren  nach 
Anordnung  der  Abb.  11  hergestellten  Uferdeckwerk  zeigt 
die  in  der  Nähe  von  Casteldebole  am  Reno  ausgeführte 
Abb.  20,  für  welche  eine  weitere  Erläuterung  ebenfalls 
überflüssig  sein  dürfte. 

Ein  letztes  Beispiel  ausgeführter  Buhnen  möge  Abb.  21 
zeigen.  Der  dort  ersichtliche  Fluß,  welcher  in  scharfen 
Kurven  seine  .Wasser  von  einer  Tallehne  zur  andern  führte, 


Die  bedeutende  Sparsamkeit,  welche  durch  die  Ver- 
wendung dieser  Drahtnetzkörper  erreicht  wird,  hängt  vor 
allem  von  der  großen  Einfachheit  ihrer  Konstruktion  ab 
und  von  der  Leichtigkeit,  mit  der  man  dieselben  überall 
hin  transportieren  und  anbringen  kann.  Die  Verlegung 
an  Ort  und  Stelle  ist  sehr  einfach  und  erfordert  durchaus 
keine  geschulten  Arbeiter,  wie  solche  z.  B.  beim  Faschinen- 
bau erforderlich  sind,  so  daß  man  ohne  weiteres,  etwas 
Umsicht  des  Ausführenden  vorausgesetzt,  ganz  beliebige 
Arbeiter  zu  solchen  Bauten  verwenden  kann.  Dann  fallen 
hier  kostspielige  Vorarbeiten,  wie  sorgfältige  Befestigungen 
desjenigen  Teiles  des  Flußbetts,  das  den  Bau  aufzunehmen 
hat,  Grabarbeiten  in  größerem  Maßstabe,  Untermaue- 
rungen, schwimmende  Gerüste  u.  dergl.  weg. 

Als  Hauptbedingung  für  den  guten  Erfolg  der  Arbeit 
kommt  hier  nur  die  Entfernung  aller  Ueberreste  etwaiger 
früherer  Bauten  aus  dem  Flußbett,  auf  dem  die  Schutz- 
konstruktion angebracht  werden  soll,  in  Betracht. 


Abb.  18 


ist  der  Enza  in  der  Provinz  Reggio  Emilia.  Durch  die 
mannigfachen  Hochwasser  wurde  die  am  rechten  Enzaufer 
hinziehende  Provinzialstraße  derart  gefährdet,  daß  ent- 
sprechende Schutzmaßregeln  ergriffen  werden  mußten. 
Diese  bestanden  im  Einbauen  von  60  Meter  langen 
Nivellierbuhnen  in  den  Fluß,  um  denselben  dadurch  zur 
Verlegung  seines  Bettes  gegen  die  linksufrige  Tallehne 
hin  zu  nötigen.  Die  Bauarbeiten  v^urden  der  Hauptsache 
nach  im  Jahre  IQOQ  ausgeführt.  Der  Erfolg  ist  bis 
jetzt  schon  ein  sehr  guter.  Aus  Abb.  21,  die  nach 
einem  Hochwasser  am  21.  Dezember  1909  aufgenommen 
worden  ist,  erhellt  schon  eine  merkliche  Auflandung  und 
Verlegung  des  Flußbetts.  Eine  etwas  weiter  oberh-alb 
gelegene  Stelle  dieser  Korrektion  zeigt  Abb.  22,  in  welcher 
zwei  solcher  60  m  langer  Buhnen  ersichtlich  sind,  die 
an  ihrer  Wurzel  gegen  eine  Stützmauer  stoßen,  auf  welcher 
die  Provinzialstraße  dem  Fluß  entlang  geführt  ist.  Außer 
den  im  Vorstehenden  kurz  beschriebenen  Bauten  wird  die 
Serazzanettische  Bauweise  noch  zu  mannigfachen  anderen 
Flußbauten,  wie  z.  B.  zur  Schließung  von  Dammbrüchen, 
zu  Wehrbauten,  Absperrung  von  Flußarmen  und  dergl. 
mehr  verwendet. 

Was  nun  die  Vorteile  dieser  Drahtnetzbauten  an- 
betrifft, so  sind  diese  sowohl  vom  technischen  als  vom 
finanziellen  Standpunkt  aus  so  mannigfache,  daß  es  sich 
auch  bei  uns  wohl  lohnen  dürfte,  die  Zweckmäßigkeiten 
dieser  Bauten  zu  erproben. 


Gegenüber  dem  sonst  wirksamsten  Mittel  der  Stein- 
schüttungen  hat  das  System  ebenfalls  unbestrittene  Vorteile 
aufzuweisen.  Vor  allem  ist,  wie  schon  eingangs  bemerkt, 
eine  Steinschüttung  nicht  überall  möglich  und  zweckmäßig 
und  zwar  entweder  wegen  gänzlichem  Mangel  geeigneten 
Materiales  an  der  Baustelle  oder  wegen  ungenügenden 
Vorhandenseins  desselben. 

Dann  ist  ein  weiterer  wichtiger  Faktor  der  Transport 
des  Materials,  der  meist  schwierig  und  kostspielig  ist  und 
sehr  oft  nicht  genügend  rasch  vor  sich  geht,  da  zu  den 
Baustelien  vielfach  nicht  ohne  weiteres  mit  Fuhrwerken 
zuzukommen  ist. 

Des  weiteren  kann  es  zutreffen,  daß,  wenn  ein  Ufer 
zu  schützen  ist,  wo  das  Flußbett  aus  losem  durchlässigen 
Sande  besteht,  die  Steinblöcke  ihre  Lage  verändern,  sich 
zerstreuen  und  von  den  Wellen  fortgerissen  werden. 

Ein  ebenfalls  nicht  zu  verkennender  Vorteil  ist^  daß 
diese  Wasserschutzbauten  in  jeder  beliebigen  Jahreszeit 
hergestellt  werden  können,  was  bei  Faschinenbauten  nicht 
zutrifft.  Bei  letzteren  mangelt  es  bei  größeren  unverhofft 
anfallenden  Arbeiten  zudem  nicht  selten  am  notwendigen 
Baumaterial,  vielleicht  auch  an  geschulten  Arbeitern,  Um- 
stände, die  bei  den  Drahtnetzbauten  nicht  in  Frage  kommen 
können,  da  Drahtgeflechte  und  Kies  oder  sonstige  Steine 
immer  zu  beschaffen  sind. 

Außer  ihrer  großen  Elastizität  und  Stabilität^,  welch' 
letztere  durch  das  hohe  Raumgewicht  der  gefüllten  Kon- 


1 


Heft  39 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


619 


struktionskörper  bedingt  ist,  möge  noch  ein  großer  Vor- 
teil erwähnt  sein,  nämlich  die  Anwendung  dieser  Bauweise 
für  vorübergehende  Bauten.  Während  die  Entfernung  von 
Faschinen  nach  Beendigung  einer  Arbeit  nur  durch  Zer- 
störung derselben  geschehen  kann,  trennt  man  bei  den 
Serazzanettischen  Füllkörpern  einfach  die  Verbindungsnaht 
durch  Durchschneiden  des  Drahtes  auf,  entleert  den  Körper, 
der  dann  wieder  an  anderer  Stelle  für  dieselben  oder  ähn- 
liche Zwecke  verwendet  werden  kann. 

Bezüglich  der  Wirtschaftlicjikeit  solcher  Drahtnetz- 
bauten möge  nachstehende  kleine  Tabelle  für  die  meist- 
verwendeten Röhren  Aufschluß  geben.  Die  Preise  ver- 
stehen sich  auf  je  1  cbm  des  mittelst  einer  Röhre  her- 
stellbaren Konstruktionskörpers. 


Maschenweite 

0  in 

Stärke  des  verzinkten  Eisen- 
drahts in  mm 

2,0 

2,2 

2,4 

2,7 

3,0 

cm 

cm 

M 

4X4 

50 

4,60 

5,25 

6,00 

7,35 

8,35 

75 

3,10 

3,40 

4,00 

4,80 

5,45 

100 

2,35 

2,60 

2,95 

3,50 

4,20 

5X5 

50 

3,75 

4,30 

4,80 

5,85 

6,70 

75 

2,35 

2,65 

3,10 

3,80 

4,35 

100 

1,85 

2,10 

2,35 

2,90 

3,30 

6X6 

50 

3,25 

3,80 

4,10 

5,10 

5,75 

75 

2,10 

2,50 

2,70 

3,40 

3,85 

100 

1,60 

1,85 

2,00 

2,50 

2,85 

lOX  10 

50 

2,50 

2,85 

3,00 

4,00 

4,50 

75 

1,50 

1,Q0 

2,00 

2,65 

3,00 

100 

1,20 

1,45 

1,50 

2,10 

2,30  1 

Hieraus  ist.  zu  ersehen,  daß  eine  1  m  lange  Röhre 
mit  Maschenweite  6x6,  wie  sie  der  mittleren  Geschiebe- 


KULTUR  UND  KUNST 


Soziales  Gewissen 

Heute  blätterte  ich,  schreibt  Heinrich  Scharrelmann 
im  „Kunstwart",  zufällig  einmal  in  meinem  ersten  Buche 
herum,  im  „Herzhaften  Unterricht".  Merkwürdig,  wie  mich 
die  alten  Zeilen  anmuteten!  Bald  schüttelte  ich  den  Kopf, 
weil  ich  inzwischen  anderer  Ansicht  geworden  bin,  bald 
genügte  mir  die  Form  nicht,  dann  wieder  war  ich  un- 
willig über  einen  allzu  knapp  angedeuteten  Gedanken.  Es 
kam  mir  vor,  als  versuchte  ich  einen  Anzug  anzuziehen, 
den  ich  als  Knabe  getragen  hatte.  Man  ist  heraus- 
gewachsen, und  man  wächst  auch  aus  seinen  geistigen 
Kleidern  heraus.  Das  ist  auch  gut  so.  Der  Schriftsteller 
kann  zudem  gar  nicht  rasch  und  kräftig  genug  über  sich 
selber  wachsen.  Und  ein  Buch  ist  immer  etwas  Un- 
vollkommenes. Es  bedeutet  nur  einen  mehr  oder  weniger 
willkürlich  markierten  Abschnitt  des  eigenen  Lebens,  das 
geistige  Wachstum  selbst  aber  ist  —  wenn  es  sich  normal 
vollzieht  —  ein  nach  tausend  Richtungen  hin  sprossendes 
Leben  in  immer  neuen  Ansätzen  und  Blüten  und  Früchten. 
So  sind  denn  die  Bücher,  die  vom  Baume  dieser  Ent- 


größe  entsprechend  am  meisten  Verwendung  findet,  bei 
einem  Durchmesser  von  1,00  m:  2,00  -f  ca.  1^00  M 
=  3,00  M  einschl.  Füllung  kostet.  Neben  diesem  billigen 
Preise  von  ca.  3,00  M  pro  cbm  ist,  selbst  von  der  größeren 
Zweckmäßigkeit  der  Drahtnetzkörper  infolge  ihres  großen 
Eigengewichts  gegenüber  den  Faschinen  abgesehen,  die 
Haltbarkeit  dieser  Bauwerke  eine  wesentlich  höhere  als 
die  des  Faschinenpackwerkbaues.  Nach  den  bisher  in 
Italien  gemachten  Erfahrungen  kann  man,  einigermaßen 
normale  Verhältnisse  vorausgesetzt,  eine  Lebensdauer  von 
immerhin  15  Jahren  in  Rechnung  nehmen.  Ist  genügend 
grobes  Geschiebe  vorhanden,  daß  z.  B.  statt  Netze  mit 
Maschenweite  6x6  solche  mit  10x10  verwendet  werden 
können,  erniedrigt  sich  der  Herstellungspreis  für  1  cbm 
fertigen  Konstruktionskörper  bis  auf  2,00  M. 

Auch  gegenüber  Senkfaschinen  und  Granitsteinberol- 
lungen  sprechen  vergleichende  Kostenberechnungen  sehr 
zugunsten  der  Serazzanettischen  Bauweise. 

Schlußfolgerung : 

Die  Verwendung  der  Bauweise  Serazzanetti  für 
Wasserschutzbauten  ist  infoige  größerer  Haltbarkeit  und 
billigerer  Herstellung  gegenüber  den  bei  uns  gebräuch- 
lichen Faschinen  zu  empfehlen.  Als  Hauptvorteile  dieses 
Systems  ergeben  sich : 

Große  Sparsamkeit  an  Material  und  deshalb  auch  vor- 
teilhafte Anwendung,  wo  Mangel  an  geeignetem 
Material  ist; 
Unanfechtbare  Solidität  des  Schutzvverkes ; 
Möglichkeit  der  Verwendung  zu  jeder  Jahreszeit  und  an 
jeder  Stelle  eines  Flusses  mit  beliebigen  Arbeits- 
kräften ; 

Unangreifbarkeit  der  Ufer,  welche  mit  diesen  Schutz- 
bauten bewehrt  sind. 

Für  eingehendere  Studien  dieser  interessanten  Bau- 
weise sind  nachstehend  aufgeführte  Bücher  zu  empfehlen: 

1)  Le  Difese  idrauliche  di  G.  Serazzanetti,  Bologna 
1902;  2)  Difese  idrauliche  montane  di  G.  Serazzanetti, 
Bologna  1905;  3)  Difese  idrauliche  fluviali  di  G.  Serazza- 
netti, Bologna  1908. 


Wicklung  fallen,  nichts  anderes  als  Spiegelbilder  des  jedes- 
maUgen  Entwicklungsstandpunktes,  Momentphotographien, 
die  schon  am  nächsten  Tage  nur  noch  historischen  Wert 
für  den  Autor  haben.  Wenigstens  mit  Bekenntnisschriften 
ist  es  so. 

Eigentlich  bin  ich  froh,  wenn  ich  eine  Zeile  lese, 
die  ich  früher  geschrieben  habe  und  heute  nicht  mehr 
billigen  kann,  denn  gerade  solche  Zeilen  bezeugen  ja  den 
eigenen  Fortschritt.  Das  Fortschreiten  aber  gehört  zum 
Begriff  Entwicklung,  und  Stillstand  ist  erst  recht  auf 
geistigem  Gebiete  Rückschritt  und  Tod.  Nochmals,  man 
kann  gar  nicht  rasch  genug  über  sich  selbst  hinaus.  Und 
die  wertvollste  Arbeit,  die  jemand  leisten  kann,  der  an 
der  Gesamtentwicklung  ein  Interesse  hat,  ist  der  Weg, 
den  er  zurücklegt,  nicht  in  erster  Linie  das  Ziel,  das  er 
erreichte.  Je  länger  aber  der  Weg  und  je  mühseliger  die 
Last,  die  man  schleppt,  desto  stärker  die  Kraft,  die  not- 
wendig ist,  um  das  Ende  zu  erreichen.  Mich  freut  der 
Weg  als  solcher!  Wer  aber  ein  Ziel  erreicht  hat  und 
seine  Kräfte  sind  gewachsen,  um  ein  noch  ferneres  Ziel 
anzustreben,  der  erst  ist  durch  den  zurückgelegten  Weg 
gestärkt,  der  erst  bleibt  auf  dem  Wege  weiterer  Ent- 
wicklung. Wie  manchen  sehen  wir  schon  im  blühenden 
Mannesalter  ausruhen  auf  seinen  Lorbeeren.    Je  früher 


620 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  39 


ein  Mensch  ausruht,  um  so  schwächer  war  er.  Der  Starke 
ruht  nie. 

Daß  wir  doch  viele  geistig  starke  Menschen  hätten, 
die  nicht  an  der  ersten  Frucht  ihrer  Arbeit  sich  genügen 
lassen,  sondern  ihr  Leben  lang  aufwärts  streben  von  einer 
Erkenntnis  zur  nächsten.  Es  würden  Menschen  sein  reich 
an  Widersprüchen  und  Ungereimtheiten,  aber  auch  Men- 
schen, deren  Kraft  gewachsen  ist  selbst  durch  die  Irr- 
wege, die  sie  gegangen  sind.  Und  lieber  ist  mir  ein 
Mensch,  der  in  der  Irre  geht,  als  einer,  der  gar  nicht 
mehr  von  seinem  Ruheplätzchen  aufstehen  mag,  mag  er 
auch  eine  noch  so  schöne  Aussicht    erreicht"  haben. 

Aber  diese  Unermüdlichkeit  im  Weiterstreben  kann 
nur  solchen  Menschen  eigen  sein,  die  in  allem  Voll- 
kommenen doch  noch  das  Unvollkommene  erkennen  und 
in  allem  Unvollkommenen  einen  Anlaß  zur  Vervollkomm- 
nung gewinnen. 

Wer  sich  in  die  Geschichte  einer  Erfindung  oder  Ent- 
deckung vertieft  oder  in  die  Entstehung  eines  Werkes, 
der  erkennt  gar  bald,  daß  jeder  Erfinder  und  Entdecker 
und  jeder  Künstler  auf  hundert  Schultern  zugleich  steht, 
nämlich  auf  den  Schultern  aller  derjenigen,  die  ihm  Vor- 
arbeiten geleistet  haben.  So  sei  auch  du  einer  von  den 
Hundert,  auf  deren  Schultern  dermaleinst  ein  Kulturriese 
der  Zukunft  sich  mit  zu  stellen  vermag. 

Das  möge  man  schon  Kindern  veranschaulichen,  um 
ihr  soziales  Gewissen  zu  schärfen,  ihre  Verantwortlichkeit 
der  Zukunft  gegenüber,  aber  auch  ihre  Unermüdlichkeit 
im  Fortschreiten  zur  eigenen,  höchsten  Entwicklung. 


H  H      WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  H  H 


/.  Technischer  Kongreß  für  Unfallverhütung  und 
industrielle  Hygiene 

Auf  Anregung  der  nachbenannten  fünf  industriellen 
Gesellschaften  für  Unfallverhütung,  u.  zw.  der  Association 
Normande  pour  prevenir  les  accidents  du  Travail  in  Rouen, 
Association  des  Industrieis  de  France  contre  les  accidents 
du  Travail  in  Paris,  Association  des  Industrieis  du  Nord 
de  la  France  contre  les  accidents  in  Lille,  Association  des 
Industrieis  de  Belgique  contre  les  accidents  du  Travail 
in  Brüssel  und  der  Associazione  degli  Industriali  d'Italia 
per  prevenzione  gli  infortuni  del  lavoro  in  Mailand 
wird  im  Frühjahr  1912  in  Mailand  ein  Kongreß  ab- 
gehalten werden,  der  sich  ausschließlich  mit  den 
technischen  Fragen  der  Unfallverhütung  und  in- 
dustriellen Hygiene  befassen  wird.  Dem  Organisations- 
komitee dieses  Kongresses  gehören  die  nachfolgend 
angeführten  Herren  an,  und  zwar:  J.  Bocquet,  Chef- 
ingenieur der  oben  genannten  Gesellschaft  in  Rouen, 
Henry  Mamy,  Direktor  der  vorbenannten  Gesellschaft 
in  Paris,  Charles  Arquembourg,  Ingenieur  der  Un- 
fallverhütungsgesellschaft in  Lille,  Leon  Deladriere, 
Direktor  der  Gesellschaft  für  Unfallverhütung  in  Brüssel, 
Lu  i  g  i  P  o  n  t  i  g  g  i  a  ,  Direktor  der  Gesellschaft  für  Unfall- 
verhütung in  Mailand,  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Ing. 
Konrad  Hartmann  in  Berlin,  William  H.  Tol- 
man,  Direktor  des  Institutes  für  Unfallverhütung  und  in- 
dustrielle Hygiene  in  New  York,  Direktor  des  Unfallver- 
hütungs-Museums A.  C.  M.  V  a  n  E  1 1  e  n  in  Amsterdam, 
Ingenieur  Giorgio  Boner  der  Brown-Boweri-Werke 
in  Baden,  Schweiz,  und  der  Herausgeber  und  Chef- 
redakteur der  ,, Zeitschrift  für  Gewerbe-Hygiene"  Viktor 
Steiner  in  Wien. 


SOZIALE  BEV/EGUNG 


Soziale  Bewegung 

Der  jüngst  in  Dresden  veranstaltete  Deutsche 
Richter  tag  hat  einige  Ergebnisse  gezeitigt,  die  es  ver- 


dienen, in  den  weitesten  Kreisen  der  Bevölkerung  bekannt 
zu  werden.  Ein  allgemeiner  Erfahrungssatz  besagt,  daß  der 
Mensch  die  Schuld  für  irgend  ein  Unglück  lieber  bei 
andern  als  bei  sich  selber  sucht.  Aehnlich  verfuhr  der 
Deutsche  Richtertag,  als  er  auf  die  Tagesordnung  seiner 
diesjährigen  Zusammenkunft  das  Thema  setzte:  „Inwie- 
fern empfiehlt  sich  ein  weiterer  Ausbau  des  Gerichts- 
verfassungsgesetzes über  die  Unabhängigkeit  der  Richter." 
Breite  Schichten  des  Volkes  glauben  Ursache  zu  haben, 
an  der  Billigkeit  der  heutigen  Rechtsprechung  zweifeln  zu 
müssen,  an  ihrer  Objektivität,  an  ihrer  Vorurteilslosigkeit. 
Wo  ist  der  Grund  zu  suchen?  Einige  besonders  krasse 
Fälle  der  letzten  Jahre  schienen  einen  Fingerzeig  zu  geben, 
Fälle,  die  fast  authentisch  bewiesen,  daß  der  Richter  noch 
andere  Quellen  für  sein  Urteil  kennt  als  nur  das  Gesetz: 
Rücksicht  auf  die  eigene  Karriere,  das  Bestreben  bei  den 
höheren  Instanzen  nicht  unangenehm  aufzufallen;  selbst 
politische  Gründe  mochten  von  Einfluß  gewesen  sein.  So 
ergab  sich  von  selber  |die  Frage:  Ist  der  Richter  un- 
abhängig genug,  auch  den  stärksten  Versuchungen  wider- 
stehen zu  können?  Und  wie  war  die  Antwort  des  Kon- 
gresses, was  sagten  deutsche  Richter  über  ihre  Stellung 
zu  den  Parteien?  „Unsere  heutige  Gerichtsverfassung 
bietet  keine  genügende  Gewähr  für  die  richterliche  Un- 
abhängigkeit." Das  ist  ein  sehr  interessantes  Geständnis; 
es  verdient  festgehalten  zu  werden.  Daß  es  in  Zukunft 
besser  werde,  wünschte  man  zunächst  eine  klare  Ab- 
grenzung der  richtedichen  Verantwortlichkeit  gegenüber 
der  Justizverwaltung;  als  mindestens  ebenso  wichtig  aber 
forderte  man  feste  Anstellung  aller  Richter  und  aus- 
reichende materielle  Sicherstellung.  Sicher  steht  in  diesen 
Forderungen,  speziell  was  die  wirtschaftlichen  Forderungen 
angeht,  ein  richtiger  Kern.  Es  wird  schwache  Menschen 
geben  —  auch  unter  den  Richtern  —  die  im  Konflikt  mit 
ihrem  Gewissen  und  der  Rücksichtnahme  auf  späteres 
Fortkommen  dem  erstem  nicht  den  Vorzug  geben.  Eine 
gewisse  Sicherheit  wäre  da  gewährt,  würde  die  Aussicht 
auf  das  höhere  Gehalt  nicht  sonderlich  als  Ansporn  wirken 
können.  Aber  es  würde  doch  sehr  die  Frage  sein,  wo 
man  die  Grenze  dieser  materiellen  Sicherstellung  zu  suchen 
hätte,  und  schließlich  würde  selbst  die  beste  Dotierung 
nicht  genügen,  solchen  Richtern  das  moralische  Rückgrat 
zu  festigen,  die  von  Haus  aus  nie  eins  besessen  haben. 
Richterliche  Unabhängigkeit  beruht  in  erster  Linie  auf 
Lauterkeit  des  Charakters,  unbeugsamer  Energie  in  der 
Verfolgung  des  einmal  als  Recht  Erkannten.  Die  Forde- 
rungen des  Deutschen  Richtertages  lassen  aber  erkennen, 
daß  man  im  Begriff  ist  auf  Abwege  zu  geraten.  Weniger 
die  Gerichtsverfassung  als  die  Erziehung,  die  der  zu- 
künftige Richter  erhält,  sind  schuld  an  der  mangelnden 
Unabhängigkeit.  Alle  die  Probleme,  die  aufgerollt  werden, 
wenn  man  von  dem  richterlichen  Nachwuchs  und  seiner 
Auswahl  redet,  sind  zehnmal  wichtiger  als  feste  Anstellung 
und  höheres  Gehalt.  Was  immer  für  Klagen  über  den 
Richterstand  geführt  werden,  die  Schuld  trägt  er  in  der 
Hauptsache  in  sich  selber.  Und  keine  Aussicht  ist  vor- 
handen, daß  es  besser  werde,  ehe  nicht  auch  das  juristische 
Bildungsmonopol  der  Besitzenden  gebrochen  ist.  Wer 
kann  denn  heutzutage  Richter  werden?  In  dem  man  so  die 
Frage  stellt,  hat  man  schon  die  Erklärung  dafür,  daß  die 
Diskussion  über  die  Unabhängigkeit  des  Richters  immer 
lauter  geworden  ist.  Wenn  der  Deutsche  Richtertag  auf 
die  Gerichtsverfassung  hinweist  und  sie  für  alles  ver- 
antwortlich machen  möchte,  so  erfaßte  er  nur  einen  und 
nicht  einmal  den  wichtigsten  Teil  des  Problems.  Wichtiger 
als  Gerichtsverfassung  ist  Charakterbildung.  Und  daß 
diese  ihre  Ergänzung  finde,  ist  noch  ein  ganz  anderes 
Versenken  des  Richters  in  sozialen  Dingen  nötig,  als  es 
heute  geschieht. 

 ■  B  ■  


Heft  30 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


621 


H  ::  H    STANDESBEWEGUNG  ::  :: 


Baiischul-  und  Heimatkiinst 

Es  ist  verwunderlich,  daß  einige  Ausführungen,  die 
Herr  Baurat  Professor  Diestel  in  den  „BaupoHzeiHchen 
Mitteilungen"  vor  längerer  Zeit  bereits  machte,  fast  gar 
keine  Beachtung  seitens  der  beteiligten  Kreise  gefunden 
haben.  Diestel  bespricht  in  dem  Aufsatz  den  Einfluß 
der  Bauordnungen  auf  die  Baukunst  und  streift  auch  die 
Bestrebungen  des  Heimatschutzes,  soweit  sie  von  der 
Baugesetzgebung  unterstützt  werden.  Nachdem  er  be- 
dauert hat,  daß  das  eigene  Nachdenken  des  Bauherrn 
vergangener  Zeit  verdrängt  worden  ist  durch  die  käufliche, 
behördlich  genehmigte  Bauzeichnung  eines  Ortsfremden, 
gelangt  er  zu  der  Behauptung,  daß  die  Baugesetzgebung 
der  natürlichen  Entwicklung  auf  dem  Lande  direkt  hinder- 
lich gewesen  sei.    Dort  sagt  er  dann  weiter: 

„Man  mache  den  Versuch  und  überlasse  fern  ab- 
gelegene Ortschaften  einmal  sich  selbst.  Man  beschränke 
sich  lediglich  auf  die  Anzeigepfiicht  und  die  Registrierung 
des  Hauses  zur  Brandversicherung.  Wenn  die  Wieder- 
aufnahme einer  Bautradition  überhaupt  noch  möglich  ist, 
dann  ist  sie  es  auf  diesem  Wege.  Ich  habe  nicht  finden 
können,  daß  unsere  Bauschulsprößlinge  mit  Baukonstruk- 
tionen und  sparsamer  und  zweckmäßiger  Raumverteilung 
besser  umzugehen  verstehen  als  der  Bauer  im  Gebirge 
und  der  eingesessene  Maurer  oder  Zimmermann.  Die 
Wiederaufnahme  einer  Bautradition  müßte  sich  außerhalb 
jeder  Bauschule  vollziehen." 

Der  Verfasser  macht  hier  die  Bauschulabsolventen, 
also  die  Mittelschultechniker,  verantwortlich  für  den  Nieder- 
gang der  Baukunst  auf  dem  Lande.  Er  folgt  damit  den 
Spuren  so  und  so  vieler,  die  angesichts  der  Verschandelung 
des  Charakters  unserer  Bauten  als  Prügeljungen  die  Bau- 
beflissenen herausgreifen,  die  ihre  Ausbildung  auf  einer 
Bauschule  erlangten. 

Wir  bedauern  mit  Herrn  Diestel,  daß  eine  große  Zahl 
unserer  Bauten  auf  dem  Lande  einen  beklagenswerten 
Tiefstand  architektonischen  Könnens  aufweisen.  Wir  unter- 
streichen die  Notwendigkeit,  nach  Mitteln  zur  Besserung 
sich  umzusehen.  Es  ist  weiterhin  auch  nicht  zu  leugnen, 
daß  gar  manches  Haus  nach  schlechter  Schablone  und 
unter  Außerachtlassung  von  Zweck  und  Mitteln  zum  Nach- 
teil des  Gebäudeäußern  errichtet  wurde.  Wenn  nun  aber 
Prof.  Diestel  und  andere  die  schwer  zu  beweisende  Be- 
hauptung aufstellen,  daß  Bauschulabsolventen  einzig  und 
allein  die  Missetäter  seien,  so  wollen  v^'w  darauf  hinweisen, 
daß  die  staatliche  Bauübung,  die  doch  immer  in  den  Händen 
approbierter  Akademiker  lag,  nicht  weniger  schlechte  Ge- 
bäude errichtete.  Die  schlechten  Arbeiten  dieser  Kreise 
müssen  um  so  schwerer  bewertet  werden,  weil  sie  leider 
so  und  so  oft  als  Beispiele  nachahmenswerter  Baukunst 
betrachtet  wurden. 

Der  Angriff  des  Herrn  Prof.  Diestel  auf  die  Bauschulen 
erscheint  uns  übrigens  darum  noch  besonders  unangebracht, 
weil  die  Baugewerkschulen  wohl  zuerst  sich  bemühten, 
den  verwahrlosten  Zustand  ländlicher  Bauweise  etwas  zu 
bessern.  Die  Vorschläge,  die  der  Verfasser  macht,  daß 
er  meint,  man  solle,  um  persönUche  Baukunst  auf  dem 
Lande  zu  erhalten,  den  Bauherrn  wieder  selbst  schöpferisch 
tätig  sein  lassen,  sind  in  der  Theorie  erträglich,  in  der 
Praxis  aber  undurchführbar.  Der  Baulustige  auf  dem  Lande 
ist  heute  auf  die  käufliche  Bauzeichnung  angewiesen,  und 
wir  glauben  auch,  daß  mit  diesen  Aufgaben  die  auf  Bau- 
gewerkschulen vorgebildeten  Techniker  sehr  gut  betraut 
werden  können.  Recht  geringschätzig  spricht  Diestel  von 
Bauschulsprößlingen,  ohne  zu  bedenken,  daß  eine  große 
Zahl  anerkannter  und  tüchtiger  Architekten  sich  aus  ehe- 
maligen Bauschulsprößlingen  entwickelt  hat. 

Wir  glaubten,  diese  Hinweise  machen  zu  müssen, 
weil  die  unbegründeten  Angriffe  gegen  die  Bauschulabsol- 
venten sich  immer  mehr  häufen. 


H         ::     ::   RECHTSFRAGEN  H  H  ::  :: 


Anwendung  der  ,, Berliner  Norm"  bei  Bereclinung  des 
A  rch  itek  ten  Honorars 

(Nachdruck  verboten) 

Ein  Architekt  hatte  auf  Bestellung  eine  Anzahl  Bau- 
pläne ausgeführt  und  bei  Berechnung  des  Honorars  die 
sogenannte  ,, Berliner  Norm"  angewendet.  Dem  Besteller 
erschien  die  Forderung  zu  hoch,  besonders  beanstandete 
er  das  Honorar  hinsichtlich  einiger  bestimmter  Arbeiten, 
die  er  nur  als  Kopien  eines  von  einem  anderen  Architekten 
bereits  ausgearbeiteten  Projektes  bezeichnete. 

Der  Architekt  gab  zwar  zu,  bei  seinen  Plänen  teilweise 
die  Arbeiten  jenes  anderen  Architekten  benutzt  zu  haben, 
behauptete  aber,  daß  dies  für  seine  Honorarforderung 
ganz  unerheblich  sei  und  klagte  gegen  den  Besteller  auf 
Zahlung  der  von  ihm  berechneten  Summe,  ohne  jedoch  mit 
seiner  Klage  durchzudringen.  — 

Das  Oberlandesgericht  Karlsruhe  trat  der  Ansicht  des 
Klägers,  es  komme  für  die  Beurteilung  seines  Anspruchs 
nicht  darauf  an,  ob  die  vom  Kläger  aufgewendete  Tätig- 
keit ganz  oder  teilweise  unter  Benutzung  der  geistigen 
Arbeit  eines  anderen  Architekten  erfolgt  sei,  nicht  bei. 
Der  zwischen  den  Parteien  zustande  gekommene  Vertrag, 
durch  den  der  Beklagte  sich  zwar  der  „Berhner  Norm" 
unterworfen  hat,  steht  unter  der  Regel  des  §  157  des 
Bürgerlichen  Gesetzbuchs;  er  ist  also  so  auszulegen,  wie 
Treu  und  Glauben  mit  Rücksicht  auf  die  Verkehrssitte  es 
erfordere.  Diese  Auslegung  schließt  es  aber  aus,  daß 
die  Kopierung  eines  fremden,  von  dem  Besteller  ge- 
lieferten Projektes  als  ein  neuer,  selbständiger,  nach  der 
Berliner  Norm  zu  honorierender  Entwurf  angesehen  wird; 
es  ist  vielmehr  selbstverständlich,  daß  dem  Fertiger  dafür 
nur  ein  seiner  wirklich  aufgewendeten  Tätigkeit  ent- 
sprechendes Honorar  zukommt.  rd. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  n 


Die  Rentenversicherung  und  die  Sterbekassen 

Die  Kapitalversicherung  in  ihren  verschiedenen  Formen 
wurde  als  ein  Zweig  der  modernen  Lebensversicherung 
erkannt.  Ihr  anderer  ist  die  Rentenversicherung.  Jene 
diente  zur  Bildung  eines  Kapitals,  diese  löst  es  in  seine 
Bestandteile  auf  und  führt  es  in  Form  von  lebenslänglichen 
Renten  dem  Versicherten  wieder  zu.  In  der  Kapitalver- 
sicherung zwingt  der  Tod  des  Versicherten  die  Gesell- 
schaft zur  Leistung  der  Versicherungssumme,  in  der  Renten- 
versicherung endet  sie,  wenn  der  Versicherte  stirbt.  Hier- 
aus folgt,  daß,  während  in  der  Kapitalversicherung  ein 
frühes  Absterben  des  Versicherten  für  die  Gesellschaft 
einen  Verlust  bedeutet,  der  vorzeitige  Tod  in  der  Renten- 
versicherung den  Lebensversicherungsanstalten  Vorteil 
bringt.  Diese  haben  daher  in  der  Rentenversicherung 
kein  Interesse  daran,  beim  Abschluß  der  Versicherung  den 
Gesundheitszustand  des  Versicherungskandidaten  fest- 
zustellen. Eine  ärzthche  Untersuchung  findet  hier  nicht 
statt.  Auch  in  der  Rentenversicherung  gibt  es  zahlreiche 
Formen.  Man  kann  sich  Renten  auf  eine  bestimmte  An- 
zahl von  Jahren  oder  bis  zum  Lebensende  sichern.  Sie 
können  zu  Beginn  eines  bestimmten  Zeitabschnittes, 
Jahres  usw.  oder  am  Ende  desselben  zur  Auszahlung 
gelangen.  Man  kann  vereinbaren,  daß  die  Rente  Jahr 
für  Jahr  gleich  bleibt  oder  mit  den  Jahren  steigt  oder 
fällt.  Bei  den  mit  dem  Tod  des  Versicherten  endigenden 
Renten  kann  man  wieder  sofort  beginnende  oder  auf- 
geschobene Leibrenten  unterscheiden.  Letztere  beginnen 
erst  nach  einer  Reihe  von  Jahren  nach  dem  Vertrags- 
abschluß zu  laufen. 

Die  Rentenversicherung  wird  im  allgemeinen  von 
Frauen  mehr  genommen  als  von  Männern.  Daß  sich  bei 
ihr  'die  Wirkung  der  Selbstauslese  in  starkem  Maße  geltend 


62ä 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  39 


macht  und  die  deutschen  Gesellschaften  aus  dem  Renten- 
versicherungsgeschäft nur  geringe  Gewinne  ziehen,  weil 
die  rentenbeziehenden  Personen  vielfach  länger  leben,  als 
man  an  Hand  der  Rentnersterblichkeitstafeln  annehmen 
sollte,  wurde  schon  erwähnt. 

Es  ist  interessant,  in  diesem  Zusammenhang  darauf 
hinzuweisen,  daß  die  Rentenversicherung  in  Deutschland 
zwar  von  Jahr  zu  Jahr  zunimmt,  sich  aber  in  ziemlich 
engen  Grenzen  hält.  Diese  Erscheinung  steht  im  Gegen- 
satz zu  der  weiten  Verbreitung  der  Rentenversicherung 
und  der  großen  Beliebtheit,  der  sich  diese  Versichcrungs- 
form  in  anderen  Ländern  erfreut.  In  der  Schweiz  beispiels- 
weise und  noch  mehr  in  Frankreich  hat  die  Renten- 
versicherung außerordentliche  Ausdehnung  gefunden. 
Der  Grund  hierfür  liegt  einmal  in  der  verschie- 
denen Größe  des  Nationalwohlstandes  in  den  einzelnen 
Staaten.  Frankreich  ist  ein  kapitalreicheres  Land  als 
Deutschland.  Während  sich  bei  uns  ein  fortwährender 
Prozeß  der  Kapitalbildung  vollzieht,  der  sich  an  Hand 
der  Einkommensteuerstatistik  deutlich  verfolgen  läßt,  und 
in  dessen  Dienst  auch  die  Kapitalversicherung  in  weitem 
Umfange  gestellt  wird,  läßt  sich  in  Frankreich,  wo  große 
Kapitalien  in  früheren  Wirtschaftsabschnitten  angesammelt 
wurden,  umgekehrt  ein  Prozeß  der  Wiederauflösung  dieser 
Vermögensmassen  in  Rentenform  wahrnehmen.  Zu  dieser 
Verschiedenartigkeit  der  wirtschaftlichen  Verhältnisse  in 
Frankreich  und  Deutschland  kommt  aber  noch  ein  volks- 
psychologisches Moment.  Das  Streben  der  erwerbstätigen 
Bevölkerung  in  Deutschland  ist  darauf  gerichtet,  zu  mög- 
lichst großem  Besitz  zu  gelangen.  Es  wird  mit  der  Lebens- 
arbeit nicht  inne  gehalten,  wenn  ein  bestimmter  Grad 
des  Wohlstandes  erreicht  ist.  In  Frankreich  dagegen  be- 
egnet  man  sehr  oft  der  Erscheinung,  daß  der  durch  sein 
chaffen  zu  einem  gewissen  Wohlstand  gelangte  Bürger 
seine  Tätigkeit  aufgibt,  um  die  Früchte  seiner  Arbeit  zu 
genießen,  selbst  wenn  er  mit  einer  geringen  Zinsrente 
auskommen  muß  und  obwohl  er  noch  im  Vollbesitz  seiner 
Arbeitskraft  ist.  Es  steht  also  dem  rastlosen  Erwerbssinn 
des  Deutschen  der  Wunsch  des  Franzosen,  einen  möglichst 
langen  Lebensabend  in  beschauhcher  Ruhe  zu  genießen, 
gegenüber. 

Der  Vollständigkeit  halber  mag  noch  auf  eine  andere 
Versicherungseinrichtung  hingewiesen  werden,  die  weite 
Verbreitung  erfahren  hat.  Wir  meinen  die  Sterbekassen. 
Sie  gewähren  ihren  Versicherten  Deckung  für  Beerdigungs- 
kosten. Häufig  wird  auch  ein  kleines  Kapital  als  Sterbe- 
geld in  Aussicht  gestellt.  Nicht  selten  sind  diese  Sterbe- 
kassen mit  Krankenkassen  und  anderen  Unterstützungs- 
einrichtungen verbunden  und  in  der  Regel  tragen  sie  lo- 
kalen und  beruflichen  Charakter.  Ihr  Wirkungskreis  er- 
streckt sich  mit  anderen  Worten  nur  auf  ein  räumlich 
enges  Gebiet  und  ihre  Versicherten  gehören  meist  ein 
und  derselben  Berufsklasse  an.  Die  Zahl  derartiger  Sterbe- 
kassen in  Deutschland,  wie  im  germanischen  Ausland, 
also  in  England  und  Amerika,  läßt  sich  zwar  nicht  ein- 
wandfrei feststellen,  ist  aber  sehr  groß.  Die  Organisation 
dieser  Versicherungseinrichtungen  ist  durchaus  verschieden, 
sowohl  hinsichtlich  der  Leistungen  der  Kassen  wie  der 
Leistungen  der  Beiträge  der  Mitglieder.  Durch  das  deut- 
sche Versicherungsaufsichtsgesetz  ist  den  mancherlei  Miß- 
ständen im  Sterbekassenwesen  wenigstens  nach  gewissen 
Richtungen  hin  gesteuert  worden. 


H  ::  ::  ::  ::  ::   BÜCHERSCHAU    ::  ::  ::  ::  H  :: 


bahn,  die  auf  einer  Schiene  läuft,  ist  das  Tagesgespräch  von 
Hunderttausenden,  das  Problem  der  Offenbarung  Gottes  oder 
der  Erbsünde  scheint  die  Gemüter  nur  sehr  wenig  in  Anspruch 
zu  nehmen.  Wo  mögen  die  Gründe  für  diese  veränderte  psy- 
chische Konstellation  zu  suchen  sein?  Ist  die  Interesselosig- 
keit für  religiös-p'iilosophische  Dinge  darin  begründet,  daß 
eine  gewisse  Müdigkeit  über  die  Menschen  gekommen  ist, 
weil  das  Streben  nach  Erkenntnis  des  letzten  Grundes  aller 
Dinge  müßig  geworden,  da  es  ja  doch  immer  ein  aussichtsloses 
Unterfangen  sei?  Oder  hat  darum  das  Interesse  nachgelassen, 
weil  das  Tempo  unseres  Lebens  zu  schnell  geworden  ist  und 
im  Drang  des  Tages  keine  Zeit  bleibt  für  ^o  entlegene  Fragen 
wie  die  nach  Zweck  und  Sinn  des  Daseins?  Oder  verlangen 
die  überspannten  Nerven  nach  stets  stärkeren  Reizmitteln,  mit 
denen  Philosophie  und  Weltanschauungen  nicht  mehr  zu  kon- 
kurrieren vermögen?  Eine  Antwort  mag  dahingestellt  bleiben; 
so  viel  aber  ist  sicher:  wenn  auch  der  Kampf  der  Welt- 
anschauungen und  der  Religionen  untereinander  an  Heftigkeit 
nachgelassen  hat,  die  geistigen  Strömungen  fließen  darum  doch 
auch  heute  noch  fort,  heute  wie  früher  hat  ihr  Dasein  und 
Gegensatz   eine   außerordentlich   starke   Partei   bildende  Kraft. 

Aufgebaut  auf  dem  Prinzip  der  Autorität  verfügt  die  katho- 
lische Religion  über  eine  einzig  dastehende  Organisation.  Ihre 
Einheitlichkeit  und  Geschlossenheit  verhalf  ihr  selbst  da  zum 
Siege,  wo  ihre  Anhänger  sich  in  der  Minderheit  befanden. 
Mochten  andere  Ideen,  andere  Weltanschauungen  um  ihre  Vor- 
züglichkeit und  Ueberlegenheit  gerühmt  werden,  sie  fanden 
nicht  die  Kraft  zur  Organisation  und  mußten  an  Einfluß  hinter 
der  stärkeren  Rivalin  zurückstehen.  Jene  Unterordnung,  jene 
bedingungslose  Hingabe  an  eine  Idee,  wie  Thomas  von  Aquin 
sie  lebte,  ist  im  Wandel  der  Zeiten  noch  nicht  wiedergekehrt. 
So  stehen  wir  heute  vor  einem  machtvollen  Gebäude,  an  dem 
nicht  achtlos  vorübergehen  kann,  wer  Zeit  und  Menschen  kennen 
lernen  will. 

Eine  Fülle  der  wichtigsten  Lebensverhältnisse  ist  in  ihrem 
Wert  zu  beurteilen  nach  der  jeweiligen  Beantwortung  der  letzten 
Fragen.  Wie  man  denkt  über  die  Stellung  des  einzelnen  inner- 
halb der  Gesellschaft,  über  Staat,  Familie,  über  Fragen  wirt- 
schafts-  und  sozialpolitischer  Natur,  überall  ist  das  Urteil  unter- 
worfen der  Weltanschauung  des  Urteilenden.  Die  konsequente 
Durchführung  des  katholischen  Standpunktes  hat  sich  die  Görres- 
gesellschaft  angelegen  sein  lassen,  indem  sie  durch  Jul.  Bachem 
ihr  Staatslexikon  herausgeben  ließ,  das  kürzlich  in  vierter 
Auflage  erschienen  ist.  Das  Hauptgewicht  ist  dabei,  wie  es  im 
Vorbericht  zur  ersten  Auflage  heißt,  auf  die  Erörterung  der 
fundamentalen  Begriffe  von  Religion  und  Moral,  Recht  und 
Gesetz,  natürlichem  und  positivem  Recht,  von  Staat  und  Kirche, 
Familie  und  Eigentum  gelegt  worden.  Als  Ganzes  betrachtet, 
bietet  das  Werk  eine  vorzügliche  Darstellung  der  katholischen 
Gedankenwelt,  soweit  sie  sich  auf  Staat  und  Gesellschaft  bezieht. 
Die  Mitwirkung  der  führenden  Geister  des  Katholizismus  —  es 
seien  nur  die  Namen  der  Cathrein,  v.  Hertling,  Spahn,  Faß- 
bender genannt  —  bürgt  dafür,  daß  die  Darstellung  sire-'g  sacb- 
lich  gehalten  ist  und  wohltuend  sich  abhebt  von  der  Art, 
wie  der  Katholizismus  In  der  Kaplanspresse  vorgetragen  wird. 
Die  Abschnitte  über  Sozialpolitik  geben  den  Stoff  in 
guter,  systematischer  Uebersicht,  die  bei  aller  Kürze  die  katho- 
lische Auffassung  scharf  zum  Ausdruck  bringt.  Die  Angaben 
über  die  Bewegung  der  Privatbeamten  sind  auf  den  neuesten 
Stand  gebracht.  Als  Hauptursache  wird  der  oberste  Grund- 
satz moderner  Geschäftspraxis  angegeben,  der  da  lautet: 
„Sich  unabhängig  machen  von  bestimmten  Personen.  Man 
bemüht  sich,  wie  die  körperliche,  so  auch  die  Kopfarbeit  zu 
schematisieren,  damit  auch  hier  der  einzelne  ohne  jede  Schwierig- 
keit durch  einen  andern  ersetzt  werden  kann.  Man  denke  an 
die  Tätigkeit  der  Bureaubeamten,  etwa  in  einer  großen  Bank, 
die  jahrelang  immer  nur  ein  bestimmtes  Buch  oder  Konto 
zu  führen  haben.  Ebenso  sind  die  meisten  Techniker  nur 
„Teilarbciter  in  einem  engen  Spezialgebiet".  Diese  Arbeits- 
teilung hat  sozial  alle  die  Nachteile,  die  mit  der  Arbeitsteilung 
bei  der  Handarbeit  verbunden  sind."  Wer  Orientierung  über 
soziologische  Themen  sucht,  wird  sich  mit  Nutzen  dieses  Staats- 
lexikons bedienen  können. 


(Sämtlii-he  Werke  sind  durcli  ilic  Lim  lili.iiKlIiinj;  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  bezielien.) 

S^taatslexilion ,  unter  Mitwirkung  von  Fachmännern  herausgegeben 
im  Auftrag  der  Görrcsgesellschaft  zur  Pflege  der  Wissen- 
schaft im  kathoHschcn  I^eutschland  von  Dr.  J.  Bache  m. 
5  Bände.    Freiburg  i.  B.  IQH. 
Im  Zeitalter  des  Dampfes  und  der  Elektrizität  treten  Frageii 
der  Weltanschauung   zurück   hinter  den   ungleich  wichtigeren 
Interessen    des    kulturellen    und    technischen    Fortschritts  der 
Menschheit.     Das  Problem  der  Flugmaschine  und  der  Eisen- 


BRIEFKASTEN 


Technik 

Frage  206.  A\it  welchem  Klebemittel  kann  man  öliges  Papier 
auf  geölter  Leinwand  gut  haftend  aufkleben? 

t'iai^c  207.  Welche  Ununantelungen  haben  sich  als  Feuer- 
Schutzmittel  für  Träger  und  Säulen  bewährt? 


Heft  39 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


623 


Frage  208.  Es  soll  ein  Verfahren  zur  Verglasung  von 
Wänden  geben,  das  in  Deutschland  patentiert  ist.  Pulverisiertes 
Glas  wird  auf  die  vorher  mit  einem  entsprechenden  Klebstoff  ver- 
sehenen Wände  aufgetragen.  Die  Masse  wird  dann  durch  eine 
Lötlampe  zum  Schmelzen  gebracht,  wodurch  ein  vollkommen 
gleichmäßiger  Glasüberzug  entstehen  soll.  Ich  bitte  um  nähere 
Mitteilung  über  das  Verfahren. 

Frage  209.  Ist  ein  Nachbar,  der  hart  auf  der  Grenze  baut 
und  dessen  Giebelmauern  das  bestehende  Wohnhaus  ungefähr 
8,00  m  überragen,  verpflichtet,  die  Schornsteine  unentgeltlich  mit 
hochzuführen,  damit  die  Schornsteine  des  niedriger  gelegenen 
Hauses  genügend  Zug  haben?  Muß  er  weiterhin  die  Giebel- 
mauern des  nicht  unterkellerten  Gebäudes  auch  auf  seine  Kosten 
unterfangen,  wenn  die  Fundamentmauern  de*  Neubaues  ticter 
liegen  als  jene  des  bestehenden  Hauses?  Wer  haftet  für  die 
Risse,  die  durch  das  Nichtunterfangen  der  Giebelmauern  ent- 
standen sind?  Hat  ein  evtl.  anzustrengender  Prozeß  Aussicht 
auf  Erfolg? 

Frage  210.  Wie  groß  ist  die  spezifische  Wärme  des  Benzins 
bei  einem  spezifischen  Gewicht  von  0,72 -bis  0,75  und  von  Kohlen- 
säure in  gasförmigem  Zustand  bei  einem  Ueberdruck  von  ca. 
50  mm  Wässersäule? 

Frage  211.  Ueber  den  Bureauräumen  eines  Fabrikgebäudes 
befinden  sich  die  Arbeitswerkstätten.  Die  darin  arbeitenden  Ma- 
schinen verursachen  einen  so  großen  Lärm,  daß  dem  Bureau- 
personal  das  Arbeiten  fast  unmöglich  gemacht  wird.  Gibt  es  ein 
Isoliermittel,  das  den  Schall  gänzlich  abdämpft,  oder  ist  es  besser, 
eine  Zwischendecke  einzubauen  und  evtl.  welcher  Art?  In  dem 
Gebäude  befinden  sich  Eisenbetondecken  mit  Zementestrich. 


Zur  Frage  189.  Anlage  eines  modernen  Eiskellers.  Siehe 
Heft  21  D.  T.-Z.  1910  S.  337.  Grundbedingungen:  Isolation  gegen 
aufsteigende  Erdwärme  durch  erprobte  Spezialmulle  wie  sie  \on 
den  Haspelmoor-Lagerwerken,  Oberbayern,  hergestellt  werden. 
Man  rechnet  auf  1  cbm  Kellerraum  bei  3  m  Füllhöhe  17  Zentner 
Eis  im  Prinzip  der  Eisverblockung.  Stampfdichte:  6  Ztr.  Mulle 
auf  1  cbm  Schutzraum.  Der  Treppenraum  ist  mit  sog.  Schleuscn- 
türen  zu  versehen.  Das  Grundwasser  ist  fernzuhalten  und  auch 
für  eine  gute  Bodenentwässerung  zu  sorgen.  Weiter  ist  eine 
Erdbodenentlüftung  mit  Thermometer-Anlage  zu  schaffen.  Der 


Schmelzverlust  pro  Tag  soll  etwa  0,1  vom  Oewichtshundert  be- 
tragen.    Näheres  durch  obengenannte  Werke.  — pf. 

Zur  Frage  192.  "Wetterfeste  Verkleidungen.  Es  ist  verkehrt, 
den  Wänden  eines  Wohnhauses  die  Atmungsfähigkeit  durch  Luft- 
absperrung nehmen  zu  wollen.  Der  Putz  muß  innen  und  außen 
abgeschlagen  werden.  Darauf  sind  Waschungen  mit  Lauge  und 
Reinwasser  bei  Sonnenwärme  vorzunehmen.  Nachdem  die  Wand 
trocken  geworden  ist,  ist  sie  mit  Zechit  Bredelar  zu  putzen.  Dem 
Außenmauerwerk  kann  Farbstoff  zugesetzt  werden,  um  die  Fas- 
sade zu  beleben.    Tapezierung  später.  — pt. 

Zur  Frage  196.  Wasserdichte  Abdeckung  von  Eisenkonstruk- 
tionen. I.  Bisher  hat  sich  bei  derartigen  Anordnungen  von 
Straßenunter-  und  -Überführungen  folgende  Anordnung  gut  be- 
währt. Auf  das  vorhandene  Eisenblech  wird  eine  Lage  la.  Asphalt- 
dachpappe in  voller  Breite  mit  Bitumen  aufgeklebt  und  an  den 
L-Eisen  hochgezogen.  Nun  wird  in  voller  Breite  eine  Lage 
„Pachytect"  aufgeklebt  und  ebenfalls  aufgekantet.  Nach  Fertig- 
stellung erhält  die  ganze  Oberfläche  einen  Bitumenanstrich. 
„Pachytect"  (vergl.  „Führer  durch  die  Industrie")  besteht  aus 
einem  starken  Gewebe  und  ist  beiderseitig  mit  Naturasphalt, 
ohne  jegliche  Beimengung  von  Teerprodukten,  überzogen.  Es 
besitzt  eine  große  Dehnungsfähigkeit,  die  bei  Eisenkonstruküonen 
hauptsächlich  verlangt  werden  muß.  Nachdem  die  Isolierung 
ausgeführt  wurde,  kann  alsdann  ein  Beton  mit  Feinschicht  oder 
PJattenbelag  aufgebracht  werden.  Wird  besonders  Gewicht 
darauf  gelegt,  daß  sich  im  Beton  keine  Risse  bilden  sollen,  so 
ist  eine  Drahtgeflechteinlage  oder  Anordnung  von  Trennungs- 
fugen zu  empfehlen.  Die  Firma  C.  F.  Beer  Söhne  in  Cöln 
liefert  die  zur  Abdeckung  benötigten  Materialien  und  führt  die 
Dichtungen  mittelst  „Pachytect"  schon  seit  vielen  Jahren  für 
die  Königl.  Eisenbahnverwaltung  aus.  Mitgl. -Nr.  52  327. 

II.  Decken  Sie  die  Brückenbahn  mit  Zechit  ab.         — pf. 

Zur  Frage  197.  Zerstörung  eines  Warmwasserbeliälters. 
Der  Grund  für  die  schnelle  Zerstörung  des  verzinkten  Warm- 
wasserbehälters ist  richtig  erkannt.  Für  alle  Wassergefäße  gilt 
vor  allem:  Verwendung  gleichartigen  Metalls  für  alle  im  Wasser 
liegenden  Teile.  Dadurch  wird  die  Bildung  eines  elektrischen 
Stromes  vermieden.  Gewissenhafte  Firmen  nehmen  daher  an 
Stelle  der  Kupferschlangen  verzinkte  Eisenschlangen,  die  von 
praktisch  gleicher  Leistungsfähigkeit  sind  wie  Kupferschlangen. 

Kuno  Preuß,  Frankfurt  a.  M. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deuisjiie  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Aus!;unftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Steilungslosen-Unterstützungskasse  45  —  00  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse für  in  Not  geratene  Mit^jlieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwen kasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Qrünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  \V.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
. FERNSPRECHER  ♦ 
AMT  IV,  575  UND  576 


Unser  Erholungsheim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  von  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
nicht  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
Dauer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in   Sondershausen   i.  Thür. 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 
1430  Gg.  Lichtensteiger,  Architekt,  Diedenhofen  i.  Loths 
1431  Otto  Thießen,  Architekt,  Lübeck.  1432  Otto  Wolff,  Archi- 
tekt, Niederschöneweide  b.  Berlin.  1433  H.  Friedrich,  Architekt, 
Naumburg  a.  S.  1431  G.  Weishaupt,  Bautechn.,  Marburg.  1433 
G.  Tränkner,  Stadtbaumstr.,  Penig.  1 433/37  F.  Holtz,  Ing.,  mit 
Sohn,  Rostock.  1438  J.  Müller,  Ingenieur,  Plauen  i.  V.  1439 
G.  Krutzsch,  Baumstr.,  Neiße.  1440  H.  Husemann,  Ing.,  Altona 
a.  d.  Elbe.  1441/42  Otto  Henkel,  Ing.,  mit  Frau,  Wiesbaden. 
1443/44  S.  Schwartz,  Ing.,  mit  Frau,  Wannsee.  1445  Ph.  Stark, 
Bauass.,  Essen.  1446/47  C.  Kison,  Werkmstr.,  und  Frau,  Darm- 
stadt. 1448/49  Frau  Sonnemann  mit  Tochter,  Halle  a.  S.  1450/52 
Carl  Führ,  Bauführer,  mit  Familie,  Cassel.  1453  Frl.  H.  Franke, 
Halle  a.  S.  

Alle  Anfragen  und,  Anmeldungen 
die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:   An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


624 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  39 


Sitzunqs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerlisam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  fQr 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  JVlitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 S —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Bezirksverwaltungen 

Brandenburg.  Statikkurse  und  Eisenbetonkurse. 
Wie  bereits  aus  den  Mitteilungen  der  Bezirksverwaltung  hervor- 
geht, sollen  auch  in  diesem  Winter,  wie  im  vorigen  Jahre,  wieder 
Kurse  über  Statik  stattfinden.  Es  ist  beabsichtigt  1.  einen  Repe- 
titionskursus  (Dienstag),  2.  einen  Fortbildungskursus  (Mittwocii) 
und  3.  einen  Eisenbetonkursus  (Freitag)  abzuhalten.  Als  Dozent 
ist,  wie  im  Vorjahre,  Herr  Dipl.-lng.  Artur  Leipold,  Mitglied 
unseres  Verbandes,  gewonnen.  Die  Vorträge  geben  in  dem  ge- 
zogenen Rahmen  jedem  Teilnehmer  Gelegenheit,  seine  Kennt- 
nisse in  Statik  zu  revidieren,  zu  festigen  und  zu  erweitern,  da 
die  Themen  erschöpfend  behandelt  und  zahlreiche  Beispiele  aus 
der  Praxis  gegeben  werden.  Der  Beginn  der  Kurse  ist  vorläufig 
aut  Mitte  Oktober  d.  J.  festgesetzt,  die  Dauer  derselben  beträgt 
bei  je  einer  Wochendoppelstunde  etwa  vier  Monate.  Die  Kurse 
finden  in  der  4.  Städt.  Pflichtfortbildungsschule,  GeorgenstraBe 
Nr.  30/31,  am  Bahnhof  Friedrichstraße,  statt.  Das  Honorar 
für  die  Teilnahme  an  jedem  der  Kurse  beträgt  20  M.  Anmel- 
dungen, mit  Angabe  für  welchen  der  drei  Kurse,  erbeten  an 
Koll.  Architekt  Felix  Hesse,  Charlottenburg,  Königsweg  Nr.  5, 
welcher  auch  über  alles  nähere  Auskunft  erteilt. 

Gleichzeitig  sei  nochmals  auf  die  in  Heft  36  bekannt  ge- 
gebenen Vorlesungen  an  der  Humboldt-Akademie  hin- 
gewiesen. Programme,  sowie  Hörerkarten  zu  ermäßigten  Preisen 
sind  im  Verbandsbureau,  Markgrafenstr.  Q4,  erhältlich. 

T hiiringcn.  Am  24.  September  d.  J.  findet  in  Erfurt  eine 
Vorstandssitzung  statt,  welcher  am  Vorabend  eine  öffent- 
liche Technikerversammlung  vorangeht,  in  welcher 
Herr  Kollege  Schubert,  Redakteur  der  Deutschen  Techniker- 
Zeitung,  sprechen  wird  über :  ,,Technik,  Wirtschaft  und 
Organisation".  Zu  dieser  Versammlung  laden  wir  be- 
sonders die  zu  unserer  Bezirksverwaltung  gehörenden  Zweig- 
vereine und  Einzelmitglieder,  sowie  alle  Verbandsmitglieder  und 
dem  Verbände  noch  fern  stehende  Kollegen  mit  der  Bitte  um 
zahlreiche  Teilnahme  ein. 


Zweigvereine 

Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  F.  J. 
Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  abend 
im  „Berliner  Hof"  Samstag,  23.  Sept.,  abends  9  Uhr,  gesellige 
Zusammenkunft.  Gleichzeitig  Vorstandssitzung.  —  Samstag, 
30.  Sept.,  abends  9  Uhr,  Vortragsabend.  Näheres  in  der  nächsten 
Nummer  der  D.  T.-Z. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Landes  verein     der    Vermessungstechniker  im 
Königreich  Sachsen. 

Einladung  zur  dritten  ordentlichen  Hauptversammlung  zu 
Zwickau  im  „Erzgebirgischcn  Hof"  am  1.  Oktober  1911.  Sonn- 
abend, 30.  Sept.  1911,  von  abends  9  Uhr  an,  Kommers  im  „Erz- 
gebirgischcn Hof",  Schnceberger  Straße.  (Zum  Empfang  der 
auswärtigen  Kollegen  werden  Sonnabend  nachmittags  und  abends 
bis  8  Uhr  Zwickaucr  Kollegen  bereit  sein.)  Sonntag,  1.  Okt.  1911, 
vorm.  10  Uhr,  Vortrag  des  Herrn  Stadt\crniessungstechnikcr3 
K.  Kratz,  Plauen,  über :  „Ein  Beitrag  zur  Reform 
des  Vermessungswesen  s".  An  den  Vortrag  schließt  sich 
eine  allgemeine  Aussprache  an.  Gemeinschaftliches  Mittagessen 
im  genannten  Lokale.  Sitzung.  Beginn  nachmittags  2  Uhr. 
Tagesordnung:  1.  Geschäftsbericht  und  Vorlesung  der  letzten 
Verhandlungsnicderschrift.  2.  Kassenbericht  durch  die  Knsscii- 
revisoren,  Entlastung  des  Kassierers  und  Beratung  des  Kostin- 
anschlages  für  das  Vereinsjahr  1911/12.  3.  Beratung  der  recht- 
zeitig eingegangenen  Anträge.  4.  Neuwahl  des  Gesanitxor- 
standes  und  der  Kassenrevisoren.    5.  Verschiedenes.    6.  Wahl 


des  Ortes  für  die  nächste  ordentliche  Hauptversammlung.  Ge- 
meinschaftlicher Spaziergang  in  die  nähere  Umgebung  Zwickaus 
unter  Führung  der  Zwickauer  Kollegen.  Besondere  Einladungen 
ergehen  nicht.  Es  werden  deshalb  die  Vorstände  der  Orts- 
vereine gebeten,  für  eine  zahlreiche  Beteiligung  seitens  ihrer 
Mitglieder  besorgt  zu  sein. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Freitag,  6.  Oktober  191 1,  abends  1/2^  Uhr, 
Monats-Hauptversammlung  im  Vereinslokal  Gewerbehaus,  Ostra- 
Allee.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 3.  Beratung  der  Anträge  zum  Herbst-Bezirkstag  in  Zittau. 
4.  Wahl  der  Delegierten  zum  Bezirkstage.  5.  Verschiedenes  und 
Fragekasten.  Etwaige  Anträge  aus  Kollegenkreisen  unseres 
Vereins  bitten  wir,  dem  Vereinsvorstande  baldmöglichst,  späte- 
stens am  Vereinsabend  schriftlich  vorlegen  zu  wollen.  Gäste 
und  Kollegen,  welche  dem  Verein  und  Verbände  noch  fernstehen, 
herzlichst  willkommen.  Von  unseren  Mitgliedern  erwarten  wir 
zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen,  insbesondere  bitten  wir, 
unseren  Kassierer  in  der  Erfüllung  seiner  ehrenamtlichen  Tätig- 
keit zu  unterstützen  und  dafür  zu  sorgen,  daß  die  noch  fälligen 
Vereins-  und  Verbandsbeiträge  bestimmt  spätestens  am  Versamm- 
lungsabend in  dessen  Hände  gelangen.  Adr.  des  Kassierers: 
Ing.  R.  Gläßel,  Dresden,  Schloßplatz-Ständehaus. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs.:  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Außerdem  finden  jeden  dritten 
Mittwoch  im  Monat  ebendaselbst  gesellige  Zusammenkünfte  statt. 
—  Unsere  Mitgliederversammlung  am  6.  September  beschäftigte 
sich  u.  a.  auch  sehr  eingehend  mit  der  Angelegenheit  der  Marine- 
techniker in  Kiel  und  Wilhelmshaven.  Alle  Anwesenden  er- 
klärten sich  für  ein  solidarisches  Vorgehen.  Das  Solidaritäts- 
gefühl unserer  Mitglieder  kam  erst  recht  zum  Ausdruck,  als 
folgender  Antrag  eingebracht  wurde,  welcher  einstimmig 
zur  Annahme  gelangte: 

„Die    heutige    Versammlung    wolle    beschließen:  Zur 
Stärkung  des  Solidaritäts-Fonds  sind  unsere 
Mitgliederverpflichtet,biszumJahresschluE 
3M  beizusteuern." 
Wir  richten  nun  an  alle  unsere  Mitglieder,  speziell  aber  an 
diejenigen,  welche  unsere  Vereinsversammlungen  sonst  meiden, 
die  Bitte,  sich  recht  bald  mit  den  Solidaritätsmarken,  die  bei 
unseren  Vorstandsmitgliedern  zu  haben  sind,  zu  versehen.  Es 
muß  Ehrenpflicht  eines  jeden  Kollegen  sein,  den  Kampffonds 
des  Verbandes  zu  stärken,  tut  er  es  doch  nicht  allein  für  die 
Allgemeinheit,  sondern  speziell  auch  für  sich  selbst,  denn  ein 
jeder  von  uns  kann  einmal  in  diese  Lage  kommen.    Darum  gebe 
ein  jeder  nach  seinen  Kräften ! 


Nachruf. 

Am  10.  September  er.  verschied  plötzlich  unser  lieber 
Kollege 

Herr  Architekt  Hermann  Ewald. 

Wir  betrauern  in  dem  Dahingeschiedenen  ein  treues 
und  ehrenwertes  Mitglied,  dessen  Andenken  wir  stets  in 
Ehren  halten  werden. 

Technischer  Verein  Charlottenburg. 


Ansichtskarten  vom  Erholungsheim 

Acht  verschiedene  Ansichtskarten  nach  neueren,  ganz  be- 
sonders gut  ausgeführten  Aufnahmen  von  unserem  Erholungs- 
heim sind  zum  Preise  von  5  Pfg.  für  das  Stück  durch  den 
Verbandskollegen  Herrn  Bürgenueister  Burkhardt,  Sonders- 
hausen, zu  bezichen.  Der  Uebcrschuß  durch  den  Verkauf  fließt 
in  den  Grundstock  unseres  Heims. 

Wir  bitten  unsere  Kollegen,  recht  viele  dieser  Karten  zu 
erwerben  und  hinauszusenden.  Dieses  Verfahren  trägt  mit  am 
besten  dazu  bei,  unser  Heim  und  gleichzeitig  unseren  Ver- 
band in  weiten  Kreisen  bekannt  werden  zu  lassen.  Bestellungen 
am  besten  durch  Postanweisung. 

Die  Verbandsleituns- 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V, 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  40        schriftieitung.  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  30.  September  1911 

Inhalt:  Lohnfragen  im  Arbeihrechte  —  Zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Systeme  —  Aus  den  Berichten  der  G^werbeinspektoren  -  Soziale  Bewegung  -  Standes- 
bewegung —  Bücherschau  -  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Lohnfragen  im  Arbeitsrechte 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 


Das  moderne  Arbeitsverhältnis  mit  seiner  Abhängigkeit 
der  Millionen  freier  Staatsbürger  von  der  wirtschaftlichen 
Macht,  die  der  Vermögensbesitz  dem  Unternehmer  oder 
dem  von  Kapitalisten  bestellten  Produktionsleiter  (bei  Ge- 
sellschaftsunternehmen) oder  dem  Vertreter  einer  öffent- 
lichen Körperschaft  gewährt,  birgt  zwei  verschiedene  volks- 
wirtschaftliche Probleme.  Das  eine  bezieht  sich  auf  die 
Nachteile,  die  der  Volks  Wirtschaft  erwachsen  durch  rück- 
sichtslose Geltendmachung  p  r  i  v  a  t  wirtschaftlicher  Inter- 
essen ;  die  der  Gesamtheit  erwachsen  durch  rücksichts- 
lose Ausnutzung  der  Abhängigkeit,  durch  übermäßige  Aus- 
beutung der  Arbeitskraft,  durch  Raubbau  an  der  Volks- 
gesundheit. Diesen  Schädigungen  sucht  unser  Recht  mit 
Arbeiterschutz  und  Arbeiterversicherung  allmählich  vor- 
zubeugen. Das  andere  Problem  bezieht  sich  auf  die  Ver- 
teilung des  Arbeitsertrages  unter  die  an  der  Arbeit  und 
ihrer  Verwertung  beteiligten  Personen.  Dieses  Problem 
greift  (wie  auch  das  andere)  weit  über  das  Arbeitsverhält- 
nis selbst  hinaus.  Die  gesamte  Rechts-  und  Wirtschafts- 
verfassung, die  gesamte  Staatspolitik  wirkt  darauf  ein, 
wie  das  Ergebnis  der  wirtschaftlichen  Tätigkeit  in  Form 
von  Arbeitslohn,  Unternehmergevi'inn,  Kapitalzins,  Boden- 
oder  Monopolrente,  Steuer  in  die  Erscheinung  tritt  und 
wem  es  zufließt.  Die  Gesamtheit  dieser  Fragen  kann  hier 
nicht  erörtert  werden ;  es  genügt  die  bedauerliche  Tat- 
sache festzustellen,  daß  die  Finanz-  und  Wirtschaftspolitik 
des  Deutschen  Reiches  in  der  Hauptsache  dahin  geht,  die 
Verzinsung  des  Kapitals  durch  Schutzzoll,  Monopol  und 
dergl.  zu  stärken,  das  Arbeitseinkommen  aber  durch  Auf- 
legung von  Steuern  und  Erhöhung  der  Preise  zu  schmälern. 
Einen  Schutz  des  Arbeitseinkommens  ge*en  ausländische 
Konkurrenz  haben  wir  nicht,  sondern  nur  einen  Schutz 
der  Rente.  Großgrundbesitzer  und  Zechenverwaltungen 
bringen  jährlich  Hunderttausende  von  slavischen  und 
romanischen  Arbeitskräften  ins  Land,  um  die  Löhne  zu 
drücken,  das  wirtschaftliche  und  politische  Emporsteigen 
der  deutschen  Arbeiterschaft  zu  hindern. 

Lohnhöhe. 

Auch  in  das  einzelne  Arbeitsverhältnis  greift  das 
deutsche  Recht  bezüglich  der  Verteilung  des  Arbeits- 
,  ertrags  zwischen  Arbeitgeber  und  Arbeiter  nicht  ein.  Ab- 
gesehen von  den  öffentlichen  Beamten,  deren  Bezüge  teil- 
weise durch  Gesetz  festgelegt  sind,  herrscht  nicht  das 
Recht,  sondern  die  Macht.  Der  Satz  in  §  105  der  Gewerbe- 
ordnung, daß  ,,die  Festsetzung  der  Verhältnisse  zwischen 
den  selbständigen  Gewerbetreibenden  und  den  gewerblic'icn 
Arbeitern  Gegenstand  freier  Uebereinkunft  ist",  gilt  nirgends 


so  wie  bezüglich  des  Arbeitslohnes.  Hier  bedeutet  der 
Zusatz  „vorbehaltlich  der  durch  Reichsgesetz  begründeten 
Beschränkungen"  die  geringste  Einengung.  Denn  irgend 
eine  allgemein  gültige,  positive  Beschränkung  kennt  das 
Reichsgesetz  nicht.  §  612  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches 
bestimmt,  daß  eine  Vergütung  als  stillschweigend  ver- 
einbart gilt,  wenn  die  Dienstleistung  den  Umständen  nach 
nur  gegen  eine  Vergütung  zu  erwarten  ist.  Diese  Ver- 
gütung ist  dem  Begriffe  des  Arbeitsvertrages  wesentlich. 
Ihre  Höhe  wird  im  Zweifel  durch  eine  Taxe  oder  den 
Ortsgebrauch  bestimmt.  Der  Vereinbarung  aber  ist  volk 
Freiheit  gegeben. 

Zum  erstenmal  ist  die  Reichsgesetzgebung  davon  ab- 
gewichen in  dem  Gesetzentwurf  über  den  Absatz  von 
Kalisalzen  von  IQIO.  In  §  13  wird  den  Kaliwerken 
eine  Kürzung  der  Beteiligungsziffer  von  mindestens  lOo/o 
angedroht,  wenn  innerhalb  einer  Arbeiterklasse  der  im 
Jahresdurchschnitt  für  eine  regelmäßige  Arbeitsschicht 
gezahlte  Lohn  unter  den  für  diese  Klasse  im  Durch- 
schnitt der  Kalenderjahre  1 907/1 Q09  gezahlten  Lohn 
sinkt.  Das  erste  Schutzgesetz  gegen  eine  Lohnver- 
schlechterung ist  aber  nur  für  einen  kleinen  Kreis  von 
Unternehmungen,  denen  durch  Gesetz  die  Kapitalrente  ge- 
sichert wird,  und  nur  für  einen  Teil  der  Arbeitnehmer 
(nicht  für  kaufmännische  und  technische  Beamte)  gültig. 

Größere  prinzipielle  Bedeutung  hat  der  Versuch  des 
Reichstags,  in  den  Entwurf  eines  Hausarbeits- 
gesetzes*) eine  amtliche  Festsetzung  von  Mindestlöhnen 
zu  bringen,  wie  es  zuerst  in  Australien  und  nun  auch  in 
England  vor  kurzem  durch  Einführung  von  L  o  h  n  - 
ä  m  t  e  r  n  in  einzelnen  Industrien  geschehen  ist.  In  der 
Reichstagskommission  lagen  verschiedene  Anträge  vor, 
nach  denen  entweder  Reichskanzler  und  Landeszentral- 
behörde (bei  auffallend  niedrigen  Löhnen  oder  auf  An- 
rufen eines  Gewerbegerichts  oder  einer  Arbeitskammer) 
Lohnämter  einsetzen  oder  auf  Antrag  das  Gewerbegerichf 
als  Einigungsamt  die  Löhne  festsetzen  sollte.  Die  Lohn- 
ämter sollten  wie  die  Gewerbegerichte  und  Arb^itskamraern 
aus  einer  gleichen  Zahl  von  Vertretern  der  Arbeiter  und 
Arbeitgeber  unter  dem  Vorsitz  eines  Beamten  bestehen. 
Der  Vertreter  des  Bundesrats  hat  diese  Einrichtung  für 
unannehmbar  erklärt,  und  in  der  Kommission  besonders 
betont,  „daß  es  der  bisherigen  konstanten  Auffassung 
von  den  Aufgaben  und  Befugnissen  des  Staates  zwecks 


*)  Vgl.  Drucks.  554  der  Reiclistagskommission  1909/lQlO, 
Bericht  der  12.  Kommission  zur  Beratung-  des  Entwurfes  eines 
Hausarbeitsgesetzes  Nr*  237  der  Drucksachen. 


626 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  40 


Ordnung  und  Regelung  des  Wirtschaftslebens  wider- 
sprechen würde,  wolle  man  dem  Staate  und  seinen  Be- 
amten die  Verantwortung  für  die  Festsetzung  der  Löhne 
im  privaten,  freien  Dienstvertrage  überweisen".  Das  sagt 
dieselbe  Regierung,  welche  sich  andauernd  bemüht,  durch 
gesetzliche  Eingriffe  die  Preise  zu  beeinfhissen,  die  Rente 
zu  sichern  und  die  Selbsthilfe  der  Arbeiter  zur  Erhöhung 
des  Einkommens  zu  erschweren! 

Es  scheint  aber,  als  ob  wir  den  prinzipiellen  Schritt 
doch  bald  tun  würden,  wenn  auch  von  einer  anderen 
Seite  her:  Nicht  im  Interesse  der  Millionen,  die  in  festem 
Dienstverhältnis  stehen,  sondern  im  Interesse  einiger  Zehn- 
tausende von  kleinen  Gewerbetreibenden.  Der  §  lOOq 
der  Gewerbeordnung  verbietet  den  Zwangsinnungen  jede 
Beschränkung  ihrer  Mitglieder  ,,in  der  Festsetzung  ider 
Preise  ihrer  Waren  oder  Leistungen  oder  in  der  Annahme 
von  Kunden".  Den  freien  Innungen  und  sonstigen  frei- 
willigen Organisationen  der  Handwerker  stehen  natürlich 
Kartellabmachungen  genau  so  wie  allen  anderen  Ver- 
bänden frei;  nur  den  Zwangsinnungen,  denen  der  Hand- 
werker auch  gegen  seinen  Willen  angehören  muß,  denen 
er  sich  nicht  durch  Austritt  entziehen  kann,  ist  eine  Vor- 
schrift über  die  Gewerbetätigkeit  der  einzelnen  untersagt. 
Von  den  Friseuren  und  anderen  Kreisen  geht  eine  lebhafte 
Agitation  gegen  den  Paragraphen  aus,  im  Reichstage 
kommen  immer  wieder  Anträge,  die  ermöglichen  wollen, 
daß  Zwangsinnungen  für  gleichmäßige  Dienstleistungen 
von  Handwerkern  Mindestpreise  festsetzen  können.  Diese 
Anträge  haben  wiederholt  eine  Mehrheit  gefunden  und 
auch  der  Bundesrat  scheint  seinen  Widerstand  allmählich 
aufzugeben.  Damit  würden  wir  also  über  den  bisherigen 
Zustand,  nach  dem  höchstens  die  Staatsgewalt  im  Inter- 
esse der  Konsumenten  Höchsttaxen  für  bestimmte  Dienst- 
leistungen (Aerzte,  Rechtsanwälte,  Hebammen,  Dienst- 
männcr  usw.)  festsetzt,  hinauskommen  und  staatlich  fest- 
gesetzte Mindestpreise  im  Interesse  der  Dienstverpflichteten 
erhalten.  Von  hier  bis  zur  staathchen  Festsetzung  von 
Mindestlöhnen  aber  ist  nur  ein  kleiner  Schritt  —  wenigstens 
juristisch  und  theoretisch,  während  politisch  und  praktisch 
der  Schritt  gewaltig  bleibt. 

Ein  gutes  Stück  auf  dem  Wege  dazu  sind  wir  aller- 
dings schon  vorwärts  gekommen  durch  die  Rechtsprechnng, 
die  den  §  138  B.Q.B,  auf  den  Dienstvertrag  angewandt 
und  eine  wucherische  Ausbeutung  der  Arbeitskraft 
durch  unangemessene  Entlohnung  für  einen  Verstoß  gegen 
:iie  guten  Sitten  erklärt  hat.  Gewerbegerichte  (zuerst 
Stuttgart)  und  neuerdings  Kaufmannsgerichte  (namentlich 
Berlin  und  Frankfurt)  haben  wiederholt  Arbeitsverträge  mit 
Schundlöhnen  für  nichtig  erklärt  und  den  Arbeitern  oder 
Handlungsgehilfen  einen  angemessenen  Lohn  von  Rechts 
wegen  zuerkannt.  Das  Reichsgericht  hat  im  November  1Q09 
diese  Auslegung  des  §  138  als  richtig  anerkannt,  indem 
es  erklärte:  „Es  vyiderstreitet  den  Auffassungen,  die  der 
anständig  und  gerecht  Denkende  von  der  Entlohnung  ge- 
leisteter Dienste  hat,  einem  Handlungsgehilfen,  der  auf 
den  Ertrag  seiner  Arbeit  angewiesen  ist,  diesen  Ertrag  .  .  . 
zu  verkümmern.  Es  ist  nicht  angängig,  einen  Handlungs- 
gehilfen, ohne  ihm  ein  bestimmtes  Gehalt  zuzubilligen, 
an  dem  Verlust  des  Geschäftes  derart  zu  beteiligen,  daß 
er  für  seine  geleisteten  Dienste  nichts  erhält,  sobald  die 
Geschäftsergebnisse  ungünstig  werden."  So  sehr  das  Urteil 
auf  einen  Spezialfall  zugeschnitten  ist,  so  klar  enthält  es 
den  Grundsatz,  daß  eine  Vereinbarung,  welche  einem 
Arbeiter  nicht  eine  angemessene  Vergütung  für  seine 
Dienste  gewährt,  ungültig  ist.  Damit  aber  ist  Bresche 
gelegt  in  eine  der  schlimmsten  Auffassungen  unseres 
Rechtes.  Und  es  ist  wohl  nur  eine  Frage  kurzer  Zeit, 
daß  auch    die   Straf  Vorschrift  gegen  Wucher 


einmal  auf  solche  Leute  angewandt  wird,  welche  gewerbs- 
oder  gewohnheitsmäßig  durch  Schundlöhne  die  Arbeits- 
kraft ihrer  Angestellten  in  einer  gegen  die  guten  Sitten 
verstoßenden  Weise  ausbeuten. 

L  o  h  n  V  e  r  h  ä  1 1  n  i  s. 

Schon  in  der  Anwendung  des  §  138  B.  G.  B.  auf  den 
Arbeitsvertrag  liegt  eine  Beziehung  zwischen  dem  Arbeits- 
lohn und  dem  Arbeitsertrage.  Denn  als  wucherisch  wird 
,, insbesondere"  ein  Rechtsgeschäft  bezeichnet,  „durch  das 
jemand  sich  oder  einem  Dritten  für  eine  Leistung  Ver- 
mögensvorteile versprechen  oder  gewähren  läßt,  welche  den 
Wert  der  Leistung  dergestalt  übertreffen,  daß  den  Um- 
ständen nach  die  Vermögensvorteile  in  auffälligem  Miß- 
verhältnis zu  der  Leistung  stehen".  Darnach  würde  also  ein 
übertriebener  Gewinn  des  Arbeitgebers  aus  dem  Arbeits- 
vertrage, oder  um  mit  Marx  zu  sprechen,  ein  ungemessener 
Mehrwert  Voraussetzung  der  Unsittlichkeit  sein.  Aber  die 
allgemeine  Regel  von  dem  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten 
greift  auch  dann  Platz,  wenn  ein  solches  Mißverhältnis 
nicht  vorliegt  und  die  obengenannte  Reichsgerichtsentschei- 
dung hebt  ja  besonders  hervor,  daß  die  Anstellung  eines 
kaufmännischen  Gehilfen  nur  auf  Gewinn  und  Verlust, 
also  eine  volle  Ueberwälzung  eines  Teiles  des  Unter- 
nehmerrisikos unzulässig  ist.  Damit  ist  der  Grundsatz 
ausgesprochen,  daß,  ganz  abgesehen  von  dem  privat- 
wirtschaftlichen Vorteile,  den  der  Arbeitgeber  aus  der  Tätig- 
keit des  Angestellten  hat,  diesem  ein  angemessenes  Ein- 
kommen gewährt  werden  muß.  Wenn  auch  nicht  ein 
Recht  auf  Arbeit,  so  doch  ein  Recht  auf  Einkommen 
aus  Arbeit  ist  anerkannt.  Wer  arbeitet,  der  soll  auch 
essen  können.  Denn  wer  andere  für  sich  arbeiten  läßt, 
ohne  ihnen  einen  zum  Lebensunterhalte  genügenden  Lohn 
zu  gewähren,  der  bestiehlt  die  Allgemeinheit  genau  so, 
als  wer  durch  übermäßig  lange  Arbeitszeit  die  Gesund- 
heit ruiniert. 

Die  Sicherung  eines  absoluten  Existenzminimums  ist 
die  dringendste  und  wichtigste  Aufgabe  des  Arbeitsrechtes. 
Der  ausreichende  Lohn  ist  wichtiger  als  der  gerechte  Lohn. 
Denn  die  Schädigung  der  Volksgesundheit  durch  un- 
genügende Ernährung  der  Millionen  ist  der  schwerste  Ver- 
lust am  Nationalvermögen,  der  Gewinn  von  Arbeitgebern 
und  Kapitalisten  aus  solcher  Ernährung  der  schlimmste 
Diebstahl  am  Gemeingut.  Viel  schlimmer  als  der  Mehr- 
wert, der  nach  Karl  Marx  im  Arbeitsverhältnis  entsteht 
und  dem  Arbeiter  den  vollen  Arbeitsertrag  verkürzt,  ist 
der  Minderwert,  der  in  vielen  unserer  Industrien  entsteht, 
weil  an  Menschengesundheit,  Kraft  und  Glück  unendlich 
mehr  verloren  wird,  als  der  private  Gewinn  der  Unter- 
nehmer wert  ist.*) 

Aber  auch  das  Verhältnis  des  Arbeitslohnes  zum  ge- 
samten Arbeitsertrage  ist  von  großer  volkswirtschaftlicher 
Bedeutung.  Denn  da  zwei  Drittel  des  Volkes  vom  Lohne 
leben  und  nur  eine  Minderheit  im  Besitz  des  Kapitals  ist, 
so  bedeutet  jede  Verschiebung  in  der  Verteilung  des  Ar- 
beitsertrages, wenn  sie  zugunsten  des  Lohnes  erfolgt,  eine 
Steigerung  des  Einkommens,  damit  der  Steuerkraft  und 
Kaufkraft  der  breiten  Massen;  umgekehrt,  wenn  sie  zu- 
gunsten des  Kapitalzinses,  der  Rente,  oder  des  Unter- 
nehmergewinnes  erfolgt,  eine  Schwächung  der  Massen, 
eine  Vermehrung  des  Reichtums  weniger,  eine  Verschärfung 
der  ökonomischen  und  damit  auch  der  politischen  Klassen- 
gegensätze. Ein  sozialer  Staat,  der  das  Wohl  der  Ge- 
samtheit, d.  h.  im  Zweifel  der  Mehrheit,   wünscht,  muß 


*)  Vgl.  die  glänzenden  Darlegungen  von  Goldsclieid:  Ent- 
wickhingswert-Theorie,  Leipzig  1908;  Höherentwicklung  und 
Menschenökonomie,  Leipzig  1911. 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


627 


also  eine  Steigerung  des  Arbeitseinkommens  und  eine  Be- 
schränkung der  arbeitslosen  Rente  erstreben.  Auch  für 
unseren  Staat  gilt  dasselbe  aus  allgemeinen  politischen 
und  aus  Steuerrücksichten.  Aber  auch  aus  volkswirtschaft- 
lichen Rücksichten;  denn  die  schweren  Störungen  unseres 
Wirtschaftslebens  beruhen  fast  immer  darauf,  daß  der  An- 
teil der  Massen  an  dem  Ertrag  Ihrer  Arbeit  zu  gering 
ist.  Die  Kaufkraft  der  Massen  entspricht  nicht  ihrer  Pro- 
duktionskraft. "Ein  zu  großer  Teil  des  Arbeitsertrages 
geht  nicht  in  den  Konsum,  sondern  dient  der  Vermehrung 
der  Produktionsmittel.  Die  Folge  ist  Ueberproduktion 
(oder  was  dasselbe  besagt:  Unterkonsum),  Absatzmangel, 
Geschäftsflaue  oder  Wirtschaftskrisis.  Auch  dieses  Problein 
wird  kompliziert  durch  die  Beziehungen  unserer  Volks- 
wirtschaft zum  Weltmarkt,  die  nicht  entbehrt  werden 
können,  weil  unser  heimischer  Boden  weder  genügend  Nah- 
rung noch  genügend  Rohstoffe  für  unsere  wachsende  Be- 
völkerungsmenge zu  erzeugen  vermag.  Aber  trotz  aller 
vorsichtigen  Rücksicht  auf  den  wirtschaftlichen  Kampf  der 
Völker  gegeneinander,  bleibt  die  Tatsache  bestehen,  daß 
für  die  Gesamtheit  ein  größerer  Anteil  des  Lohnes  am 
Arbeitserträgnis  des  Volkes  vorteilhafter  wäre  —  und  daß 
unsere  gesamte  Politik  dem  entgegensteht, 

Lohnsystem. 

Ebensowenig  wie  die  Lohnhöhe  und  ihr  Verhältnis 
zum  Arbeitsertrage  ist  bisher  in  Deutschland  die  Art  der 
Lohnzahlung  geregelt.  Es  steht  hier  mit  unserem  Rechte 
wie  fast  überall.  Der  Grundgedanke  ist  unsozial,  dem 
Vermögen  günstig,  der  arbeitenden  Person  ungünstig;  um 
den  daraus  entsprungenen  schweren  Schäden  für  breite 
Volkskreise  vorzubeugen,  sind  dann  durch  Spezialbestim- 
mungen Einzelheiten  in  sozialem,  den  Arbeitern  günstigem 
Sinn  abgeändert.  Solange  wir  nicht  ein  modernes,  voll- 
ständiges Arbeitsrecht  bekommen,  hat  hier  das  Gesetz 
drei  Aufgaben:  schweren  Uebeln  zu  steuern;  die  Ent- 
wicklung vertraglicher  Abmachungen,  welche  das  Recht 
anstelle  der  Arbeitgeberwillkür  setzen  wollen,  zu  erleich- 
tern; für  neue  Rechtsbüdungen  des  Wirtschaftslebens  eine 
sichere  Unterlage  zu  schaffen.  Auf  allen  drei  Gebieten 
bleibt  viel  zu  tun,  denn  auf  dem  letzten  tut  das  Recht  zur- 
zeit nichts,  auf  dem  zweiten  weniger  als  nichts  und  auf 
dem  ersten  auch  nur  wenig. 

1.  V/ährend  fast  alle  öffentlichen  Körperschaften  (Reich, 
Staat,  Stadt  usw.)  ihren  Beamten  das  Gehalt  im  voraus 
zahlen,  von  der  richtigen  Erkenntnis  aus,  daß  der  Arbeit- 
nehmer für  seinen  Unterhalt  auf  den  Lohn  angewiesen 
ist,  hat  unser  allgemeines  Recht  den  Grundsatz  festgehalten, 
daß  der  Arbeiter  vorleisten  muß  (B.G.B.  §  614).  Da- 
durch v.'ird  ihm  während  der  Dauer  der  Arbeit  auferlegt: 
die  Notwendigkeit,  sich  aus  anderen  Mitteln  als  dem  Er- 
gebnis der  gegenwärtigen  Arbeit  zu  unterhalten;  die  Ge- 
währung von  Kredit  an  den  Arbeitgeber,  der  zum  Vorteil 
seiner  Kapitalverzinsung  seine  Arbeitskraft  ausnutzt;  das 
Risiko  für  die  Zahlungsunfähigkeit  des  Arbeitgebers.  Also 
eine  Belastung  der  Besitzlosen  zugunsten  der  Besitzenden, 
die  weniger  der  Gerechtigkeit  als  den  Interessen  der  Macht- 
haber im  Staate  entspricht.  Eine  der  Gerechtigkeit  ent- 
sprechende Umkehrung  der  Leistungsfolge  würde  zweifel- 
los praktische  Schwierigkeiten  haben,  namentlich  dort,  wo 
der  Lohn  sich  nach  dem  Arbeitsergebnis  richtet  (Akkord) ; 
trotzdem  sollte  er  als  Regel  ins  Recht  eingeführt  werden 
und  Abweichungen  davon  an  zwei  unbedingte  Schranken 
gebunden  sein:  Die  Lohnzahlung  muß  in  kurzer  Erist 
erfolgen,  und  in  der  Zwischenzeit  muß  der  Arbeiter  den 
unverlierbaren  Anspruch  auf  Teilzahlungen  (Vorschüsse) 
bis  zur  Höhe  des  verdienten  Lohnes  haben.  Derartige 
Teilzahlungen  sind  bei  Akkordverträgen,  die  erst  nach 


langer  Arbeitsdauer  eine  Verrechnung  zulassen  (z.  B.  im 
Bergbau)  vielfach  üblich.  Gesetzlich  vorgeschrieben  sind 
sie  nirgends;  nur  die  Seemannsordnung  enthält  die 
Regel,  daß  der  Schiffsmann  alle  drei  Monate  die 
Hälfte  der  verdienten  Heuer  verlangen  kann;  und  nach 
§  119  c  der  Gevv'erbeordnung  kann  durch  Kommunalstatut 
für  alle  Gewerbebetriebe  oder  für  bestimmte  Arten  fest- 
gesetzt werden,  daß  Lohn-  und  Abschlagszahlungen  in 
festen  Eristen  von  einer  Woche  bis  zu  einem  Monat  er- 
folgen rrrüssen.  Die  meisten  Arbeitgeber  empfinden  das 
Verlangen  eines  Angestellten  nach  einem  Teile  seines  wohl- 
verdienten Gehaltes  als  eine  Unangemessenheit.  Eine 
reichsgesetzliche  Lohnzahlungsfrist  mit  zwingender  Gel- 
tung enthält  nur  das  Handelsgesetzbuch  (§  64:  spä- 
testens am  Schluß  jedes  Monats).  Eine  gleiche  Be- 
stimmung enthielt  die  Novelle  zur  Gewerbeordnung  von 
1907  für  die  Techniker  und  Betriebsbeamten;  sie  ist 
nicht  zustande  gekommen.  Dispositive  Regeln  enthalten 
das  Binnenschiffahrtsgesetz  und  das  Flößereigesetz  (Lohn- 
zahlung am  Schluß  jeder  zweiten  Woche)  und  die  See- 
mannsordnung (Auszahlung  der  Heuer  bei  Beendigung 
des  Dienstverhältnisses).  Auch  in  einzelnen  Saison- 
gewerben ist  die  Gehaltszahlung  am  Schluß  der  Kampagne 
üblich  (z.  B.  bei  den  Brennmeistern). 

Ueber  Lohnsysteme  und  Lohnberechnungen  schreibt 
unser  Recht  nicht  das  geringste  vor.  Es  ist  also  alles 
erlaubt,  was  nicht  gegen  die  guten  Sitten  verstößt.  Als 
Verstoß  gegen  die  guten  Sitten  ist  nach  dem  zitierten 
Reichsgerichtsurteil  eine  Lohnfestsetzung  zu  betrachten,  bei 
der  dem  Angestellten  nichts  oder  so  gut  wie  nichts  ver- 
bleibt. Eine  Beteiligung  am  Verlust  eines  Geschäfts  ist 
also  nur  in  bestimmten  Grenzen  zulässig.  Eine  Verweisung 
auf  den  Gewinn  enthält  stets  die  stillschweigende  Garantie 
eines  festen  Mindesteinkommens.  Das  gilt  natürlich  nur 
vom  Dienstvertrag  im  engeren  Sinn,  während  Verträge 
zwischen  selbständigen  Personen  (auch  Agenten  usw.), 
welche  die  Leistung  von  Arbeit  gegen  eine  Vergütung  zum 
Inhalt  haben  (Spedition,  Verlagsvertrag)  anders  zu  be- 
urteilen sind. 

2.  Die  Umwandlung  von  Arbeitgeberwillkür  in  Ver- 
tragsrecht erfolgt  gegenwärtig  hauptsächlich  durch  das 
Mitte!  der  Arbeitsnormen-Verträge  (Tarifverträge). 
Unser  Recht  stellt  diesen  noch  Schwierigkeiten  in  den 
Weg  durch  §  152/53  der  Gewerbeordnung;  unsere  Recht- 
sprechung durch  die  oft  falsche  Anwendung  dieser  Para- 
graphen und  verschiedener  Bestimmungen  des  Strafgesetz- 
buches auf  Tarifvereinbarungen;  unsere  Verwaltung  durch 
die  Erschwerung  einer  umfassenden  Organisation  der 
arbeitenden  Klassen.  Alle  drei  Vorgänge  widersprechen 
dem  Staatsinteresse  und  bedürfen  einer  Umkehrung  in  ihr 
Gegenteil.  In  den  Arbeitsnormenverträgen  werden  die  Vor- 
bilder geschaffen  und  erprobt,  die  einst  der  Gesetzgebung 
erlauben  werden,  zu  gerechter  Verteilung  des  Arbeits- 
ertrags ins  Arbeitsverhältnis  einzugreifen.  Hier  wird  durch 
die  Vereinbarung  von  Mindestlöhnen  in  den  verschiedenen 
Gewerben  eine  feste  Grenze  geschaffen,  an  die  sich  der 
Richter  halten  kann,  wenn  er  einen  Vertrag  mit  all- 
zuniedriger Entlohnung  als  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten 
zerreißen  soll.  Hier  wird  auch  der  Versuch  gemacht,  durch 
gleitende  Skalen  (welche  in  England  den  Lohn  in  Be- 
ziehung zum  Verkaufspreise*)  setzen)  den  Arbeitslohn  in 
ein  gleichbleibendes  Verhältnis  zum  Gewinn  am  Arbeits- 
vertrage zu  bringen.  Vielleicht  enthebt  uns  die  Entwick- 
lung der  Tarifverträge  einer  gesetzlichen  Lohnregelung 


*)  Neuerdings  auch  einmal  in  Beziehung  zur  Zahl  der  Stellen- 
losen. Vgl.  Annalen  für  soziale  Politik  und  Gesetzgebung,  Ber- 
lin 1911,  Heft  1  S.  63. 


628 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  40 


ganz  und  es  genügt  die  Vorschrift,  daß  tarifmäßig  ver- 
einbarte Lohnsätze  unter  bestimmten  Voraussetzungen  als 
übHche  oder  als  unabänderbare  Mindestlöhne  gelten. 

3.  Bei  der  mangelhaften  Regelung  des  Arbeitsrechts 
ist  es  naheliegend,  daß  jede  Neubildung  in  den  Beziehungen 
zwischen  Arbeitgeber  Und  Arbeitnehmer  auf  Zweifel  in 
der  rechtlichen  Beurteilung  stößt.  Von  den  vielen  Fragen, 
die  noch  einer  rechtlichen  Entscheidung  harren,  seien  zwei 
genannt,  von  denen  eine  der  Gegenwart,  die  andere  wohl 
erst  einer  ferneren  Zukunft  angehört.  Der  verstorbene 
Professor  Ernst  Abbe  hat  bekanntlich  sein  Unternehmen, 
die  Zeißwerke  zu  Jena,  in  ein  Gesellschaftsunternehmcn 
verwandelt,  das  ihm  selbst  nur  ein  mäßiges  Arbeits- 
einkommen, allen  Gewinn  aber  der  Gesamtheit  der  be- 
teiligten Angestellten  und  Arbeiter  abwerfen  soll.  Im  An- 
schluß daran  ist  von  Flesch  und  anderen  die  Forderung 


nach  ähnlichen  Einrichtungen  allgemein  erhoben  worden.  In 
ihrer  schärfsten  Konsequenz  kommt  eine  solche  Forde- 
rung auf  etwas  ähnliches  wie  die  Lassalleschen  Produktiv- 
genossenschaften mit  Staatskredit  hinaus,  oder  auf  eine 
gesetzliche  Enteignung  der  Arbeitgeber  zugunsten  der  Ar- 
beiter; denn  daß  viele  Unternehmer  freiwillig  das  soziale 
Vorgehen  Abbes  nachahmen  werden,  ist  leider  nicht  an- 
zunehmen. Eine  bescheidenere  teilweise  Verwirklichung 
des  Vorbildes  würde  in  allgemeiner  Gewinnbeteili- 
gung der  Beamten  und  Arbeiter  liegen.  Auch  für  deren 
gesetzliche  Regelung  dürfte  die  Zeit  noch  nicht  gekommen 
sein,  sondern  es  ist  zunächst  Aufgabe  der  Praxis,  vor 
allem  der  Arbeitsnormenverträge,  hier  eine  gute  Uebung 
zu  verbreiten  und  gute  Formen  herauszubilden.  Eine 
dringende  Aufgabe  heutiger  Gesetzgebung  aber  ist  die 
Regelung  des  Akkord  Vertrags.       (Schluß  folgt.) 


Zur  Berechnung"  statisch  unbestimmter  Systeme 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 
(Fortsetzung  aus  Heft  35.) 


3.  Das  in  Abb.  10  skizzierte  Portal  ist  für  eine  am 
oberen  Riegel  angreifende  Horizontalkraft  W  zu  berechnen. 

Das  Portal  ist  einfach  statisch  unbestimmt,  weil  an 
den  beiden  festen  Auflagerm  A  und  B  4  Auflagerkräfte, 
Av,  Ah,  Bv,  Bh  auftreten,  zu  deren  Best  mmung  nur  drei 
Gleichgewichtsbedingungen  vorhanden  sind. 

Wir  verwandeln  das  Portal  in  ein  statisch  bestimmtes 
System,  Abb.  10  b,  indem  wir  das  rechte  Auflager  bei  B 
beweglich  machen  und  hier  als  äußere  Kraft  den  Horizontal- 
schub X  als  statisch  unbestimmte  Größe  einführen,  jetzt 
sind  nur  noch  drei  Auflagerkräfte  zu  bestimmen,  und  wie 
können  Auflagerkräfte  und  Biegungsmomente  des  Portals 
an  jeder  Stelle  ausrechnen. 

Nun  gehen  w^r  weiter  nach  dem  in  Heft  14  S.  211  ge- 
zeigten aligemeinen  Verfahren  vor,  berechnen  die  horizon- 
tale Verschiebung  des  statisch  bestimmten  Hauptsysteni'-^ 
bei  B  und  zwar 

1.  S.iQ  infolge  der  angreifenden  Windkraft  W 

2.  3.,^  infolge  der  stat.  unbest.  Größe  X  —  1 

und  stellen  dann  die  Bedingungsgleichung  dafür  auf,  daß 
die  wirkliche  Verschiebung  des  Punktes  B  =  0  ist.  Hier- 
durch ist  dann  X  bestimmt. 

Zunächst  also  die  Bestimmung  von 

in  nebenstehender  Abb.  11  sind  die  Auflagerkräite 
geschrieben 

A  W  h 

Av  =•-  r — ;  Ah  = 


W 


B„ 


W  •  h 


0. 


Das  Biegungsmoment  des  Ständers  A  C  beträgt  an 
einem  Punkte  m  in  y-Höhe  über  dem  Auflager 
M,„  =  +  W  ■  y 
für  y  =  0  wird  M  =  0 
„    y  =  h     „    M  =  W  •  h 
Die  Momentenlinie  ist  also  ein  Dreieck,  in  einem  Punkte  m 
des  Riegels  C  D  beträgt  das  Biegungsmoment,  wenn  man 
von  rechts  vorgeht, 

,     W  ■  h 

M,„  =  H  , 


•  X 


für 


Die  Momentenfläche  ist  also  ebenfalls  ein  Dreieck,  wie 
in  Abb.  11  dargestellt. 


X 


Abb.  10 


0  wird  Mn 


0,  für  X  ^  b  Mn,  ^  W  h. 


fn  dem  Ständer  D  B  treten  keine  Biegungsmomente 
auf,  die  Momentenfläche  hat  überall  die  Ordinatcn  Null. 

Nun  wollen  wir  die  Formänderung,  die  das  Portal 
unter  dem  Einfluß  dieser  Biegimgsmomcnte  erleidet,  be- 
rechnen.   Um  den  Vorgang  der  Formänderung  bosser  zu 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


62g 


Abb.  11 

veranschaulichen,  untersuchen  wir  zunäthst  die  Formände- 
rung des  Portales,  wenn  nur  an  einer  einzigen  Stelle  m 
des  Rahmens  auf  eine  ganz  kurze  Strecke  d  s  ein  Bie- 
gungsmoment Mn,  auftritt.  An  dieser  Stelle  entsteht  dann 
eine  Winkeländerung 

M  „  •  d  s 

=  — rn 

und  der  ganze  rechte  Teil  II  des  Rahmens  dreht  sich  gege^i 
Teil  I  um  diesen  Winkel.  Behielte  hierbei  Teil  I  seine 
ursprüngliche  senkrechte  Lage  bei,  so  würde  sich  hierdurch 
der  rechte  Auflagerpunkt  B  nach  B'  bewegen.  Infolge 
der  Führung  des  Punktes  B  in  einem  Gleitlager  werden 
die  Fu.ßpunkte  des  Portals  jedoch  gezwungen,  auf  der 
Geraden  A  B  zu  bleiben.  Das  Portal  ist  also,  um  die 
wirkliche  Formänderung  zu  erhalten,  in  seiner  deformierten 
Gestalt  solange  um  A  zu  drehen,  bis  B'  in  die  Grade  A  B 
fällt  und  schließlich  nach  B"  kommt  (Abb.  12).  Nach  der 
in  Heft  18  gebrachten  Darstellung  ist  nun,  mit  den  Be- 
zeichnungen der  obigen  Abbildung 

=  a  n  ■  y 

[gleich  dem  statischen  Moment  der  als  Kraft  angesehenen 
Winkeländerung  in  bezug  auf  die  Verschiebungsrichtung 
als  Achse]. 

Der  gesuchte  Abstand  B  B"  ist  gleich  8^  vermehrt  um 
die  Horizontalprojektion  des  Bogens  B'  B".  Da  die  Form- 
änderungen im  Vergleich  zu  den  Abmessungen  der  Trag- 
werke sehr  klein  sind,  fällt  im  vorliegenden  Falle  der  Bogen 
B'  B"  mit  dem  von  B'  auf  die  Auflagerbahn  gefällten  Lot 
so  nahe  zusammen,  daß  die  Projektion  =  0  wird. 

Die  gesuchte  Verschiebung  B  B",  hervorgerufen  durch 
die  Verbiegung  bei  m  beträgt  also 

Wird  der  ganze  Rahmen  auf  Biegung  beansprucht, 
so  muß  man  diesen  Ausdruck  der  Reihe  nach  für  jeden 
Punkt  des  Rahmens  bilden  und  erhält  schließlich 

0.1  =  -  «  n  •  y  =  -       g    j       ■  Ym. 

Wir  wollen  nun  diese  Summenbildung  an  der  in  Abb.  1 1 
gezeichneten  Momentenhnie  des  statisch  bestimmten  Haupt- 
systems vornehmen.  In  Abb.  13  ist  diese  Momentenhnie 
noch  einmal  in  allgemeiner  Form  zur  Darstellung  gebracht 

und  zwar  ist  gleich  die  durch        dividierte  sogenannte 

J 


Abb.  12 

„reduzierte  Momentenlinie''  aufgetragen.  Wir  müßten  nun 
in  jedem  Punkte  m  die  zugehörige  Winkeländerung 
parallel  zu  der  gesuchten  Verschiebungsrichtung  als  Kräfte 
nach  einem  festgesetzten  Maßstabe  auftragen,  dann  die 
statischen  Momente  dieser  Kräfte  in  bezug  auf  die  Ver- 
schiebungsgerade A — B  bilden  und  diese  schließlich  ad- 
dieren. Jede  dieser  Kräfte  «m  ist  direkt  gleich  dem  Flächen- 
teilchen der  zu  dem  Stabteilchen  dj  gehörigen  „reduzierten 
Momentenfläche".  Die  Kräfte  können  wir  nun  strecken- 
weise zu  einer  Resultanten  vereinigen,  die  gleich  dem 
halte  der  zugehörigen  ,, reduzierten  Momentenfläche"  ist. 
Die  Lage  dieser  Resultanten  ist  dadurch  bestimmt,  daß 
ihr  Angriffspunkt  am  Rahmen  lotrecht  unter  dem  Schwer- 
punkt der  zugehörigen  „reduzierten  Momentenlinie"  liegen 
muß.  Wir  haben  dann  nur  noch  die  statischen  Momente 
dieser  Resultanten  zu  bilden,  um  die  gesuchte  Durch- 
biegung zu  erhalten. 

In  Abb.  14  sind  die  „reduzierten  Momentenflächen"  für 
das  statisch    bestimmte  Hauptsystem    gezeichnet,  wenn 


Abb.  13 


630 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  40 


dieses  nur  mit  W  belastet  ist 
dem  linken  Ständer  beträgt 
J_     W  ■  h 

"2"  nE~h 


Der  Inhalt  der  Fläche  über 


h  = 


Wh^ 


und  der  Angriffspunkt  dieser  Kraft  liegt  in  — -  h  über  A. 


Die  Fläche  über  dem  Riegel  hat  den  Inhalt 

1  Wh         _   1    W-  h  ■  b 

2  "EjT       ~  T  "^JT 
und  der  Abstand  der  Resultierenden  ist  h,  da  ja  in  dem 
oberen  Riegel  alle  Kräfte  a  in  die  Richtung  C  D  fallen. 

Die  statischen  Momente  dieser  Resultanten  in  bezug 
auf  die  Verschiebungsgrade  A  B  betragen 

1    W  •  h2     2  ,     ,     1    W  -  h  ■  b 

2~ 


h  + 


~  2 


EJ2 


Da  E  für  den  ganzen  Rahmen  konstant  ist,  erweitern 
wir  die  Gleichung  mit  E  ■  Ji: 

W-h-^  ^ 


E  Ji 


3 
Wh 


Jl 

•  w 

bhä 

J2 

J, 
h 

2 

+ 

bh 

Bezüglich  der  einzuhaltenden  Vorzeichen  soll  folgendes 
festgelegt  werden :  Biegungsmomente  -bezeichnen  wir  als 
positiv,  wenn  in  der  oberen,  bezw.  bei  den  Ständern  äuße- 
ren, Faser  Druck  entsteht.  Die  Vorzeichen  der  Abstände 
X  und  y  sind  durch  das  in  Abb.  14  angedeutete  Achsen- 
kreuz festgelegt.  »Das  Vorzeichen  8,^  ist  also  positiv. 

Nunmehr  schreiten  wir  zur  Bestimmung  von  also 
zur  Bestimmung  der  Horizontalverschiebung  von  B,  wenn 
die  Kraft  X  =  1  den  Rahmen  belastet.  In  Abb.  15  sind 
die  Biegungslinien  für  diesen  Fall  eingezeichnet.  Durch 
die  Kraft  X  =  1  entsteht  lediglich  in  A  eine  entgegen- 
gesetzt gerichtete  Reaktion  Ai,  =1.  Das  Biegungsmoment 
an  einem  Punkte  m  der  Ständer  A  C  und  B  D  beträgt 
also  M|,i  =  —  1  •  Yni,  da  die  äußere  Faser  gezogen  wird; 
für  y  =  0  wird  M,,,  =  0,  für  y  =  h  Mm  =•  —  1  •  h. 
Die  Momentenfläche  bildet  also  ein  Dreieck.  In  dem  oberen 
Riegel  beträgt  für  jeden  Punkt  das  Biegungsmoment 
=  —  1  •  h;   die  Momentenfläche  ist  also  ein  Rechteck. 


Je  


Abb.  16 


Abb.  15 


X 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


631 


Die  Inhalte  der  reduzierten  Momentenflächen  und  An- 
griffspunkte der  Resultierenden  sind  beigeschrieben.  Es 
ergibt  sich  hiernach 


1 


h2 


1 


2     E  Ji     3  EJ, 

h3  1 


hb  •  h 


2 

T  "El 


2  .  .    ,  J 


EJ, 


h^b 


=^  —  h 


,9        I  Jl 


bh 


Die  Bestimmungsgleichung  für  die  statisch  un- 
bestimmte Größe  lautet: 


0. 


Sie  bringt  zum  Ausdruck,  daß  die  Verschiebung  des  Punktes 
unter  dem  Einfluß  aller  Kräfte  =  0  sein  muß,  da  B  fest 
gelagert  ist. 

Durch  Einsetzen  der  Werte  erhält  man  [da  die 
Gleichung  auch  ihre  Gültigkeit  behält,  wenn  man  beide 
Seiten  mit  E  •  Jj  multipliziert] 


W 


2h-'    ,    Jl  uh 


X 


Xh 
W 


=  0 


Hiermit  ist  die  statisch  unbestimmte  Größe  gefunden, 
und  die  Ermittlung  der  wirklichen  Auflagerkräfte  und  Bie- 
gungsmomente erfolgt  nun  wie  bei  einer  statisch  be- 
stimmten Aufgabe. 

Es  ergibt  sich 


(Ah 


W 

w 


W  =  0) 


Mc  =  + 


h. 


In  Abb.  16  a  sind  die  Momentenflächen  eingetragen, 
und  in  Abb.  16  b  ist  die  Verbiegung  des  Portals  in  ver- 
zerrtem Maßstabe  eingetragen.  Wir  sehen,  daß  die  Be- 
anspruchung der  Querschnitte  mit  der  oben  festgesetzten 
Vorzeichen-Bezeichnung  übereinstimmt.  Auf  der  Strecke 
AC  wird  die  äußere  Faser  gedrückt,  die  innere  gezogen, 
also  sind  die  Momente  positiv.  Auf  der  Strecke  BD  sind 
die  Beanspruchungen  umgekehrt,  die  Momente  also  negativ. 
Im  oberen  Riegel  wird  die  äußere  Faser  des  Querschnittes  in 
der  linken  Hälfte  gedrückt,  in  der  rechten  gezogen;  also 
sind  die  Momente  links  positiv  und  rechts  negativ. 

Nachdem  an  dem  vorstehenden  Beispiel  der  Rech- 
nungsgang genau  erläutert  wurde,  sollen  bei  den  folgenden 
Beispielen  die  Zwischenrechnungen  fortgdassen  und  die 
Hilfswerte  in  den  Figuren  eingeschrieben  werden.  Dem 
Leser  wird  es  nicht  schwer  fallen,  die  Ableitungen  selbst 
zu  finden.  (Schluß  folgt.) 


Aus  den  Berichten  der  Oewerbeinspektoren 

Von  WILLY  BRACHVOGEL,  Friedenau  b.  Berlin. 


Mit  lebhaftem  Interesse  sieht  man  stets  den  Ver- 
öffentlichungen über  die  einzelnen  Berichte  der  Qewerbe- 
aufsichtsbeamten  entgegen,  die  besonders  im  verflossenen 
Jahre  umsomehr  Beachtung  verdienen,  als  die  Durch- 
führung der  Bestimmungen  der  Gewerbeordnungs- 
novelle vom  28.  Dezember  1908,  die  am  I.Januar  1910 
in  Kraft  getreten  sind,  eine  der  Hauptaufgaben  der  Ge- 
werbeaufsicht gewesen  ist. 

Die  Zahl  der  Gewerbeaufsichtsbeamten  ist  gegenüber 
den  Vorjahren  auch  nach  den  letzten  Berichten  gestiegen. 
In  Preußen  wurden  1910  wiederum  acht  neue  Posten  für 
Gewerbeinspektoren  geschaffen  und  der  Personalbestand 
w^urde  bei  einer  Reihe  größerer  Inspektionen  vermehrt.  Eiae 
gleiche  Erhöhung  trat  auch  bei  dt;n  weiblichen  Aufsichts- 
beamten ein.  In  Sachsen  beschloß  die  Kammer,  vom 
Jahre  1912  ab  für  jede  Kreishauptmannschaft  ständig  zwei 
Arbeiter  zur  Oewerbeaulsicht  zu  verwenden,  und  auch  in 
Baden  kam  ein  Kammerbeschluß  für  die  Anstellung  von 
Arbeitern  im  Gewerbeaufsichtsdienst  zustande,  in  Bayern 
hat  der  Landesgewerbearzt  seine  Tätigkeit  aufgenom.-Vien 
und  außerdem  wurde  der  Beamtenstand  um  einen  Ge- 
werberat, einen  Assistenten  und  eine  Assistentin  aus  dem 
Arbeiterstande  vermehrt.  Insgesamt  besitzt  Preußen  gegen- 
wärtig 33  Gewerbeaufsichtsbezirke,  in  denen  einschließ- 
lich der  Bundesstaaten  543  Beamte  (Regierungs-  und  Ge- 
werberäte,  kommissarischer  Gewerberat,  Hilfsarbeiter,  Ge- 
werbeinspektoren   und    Hilfsarbeiterinnen)    tätig  waren. 


Mit  dieser  Ziffer  steht  Deutschland  gegenüber  den  anderen 
Staaten  an  erster  Stelle,  da  England  nur  200,  Frankreich  139, 
Oesterreich  107  und  Ungarn  42  Beamte  im  Gewerbe- 
aufsichtsdienst beschäftigt.  Dasselbe  ist  bei  den  im  Ge- 
werbeaufsichtsdienst tätigen  Frauen  der  Fall,  deren  Zahl 
sich  im  Jahre  1910  in  Deutschland  auf  29,  in  England 
auf  18,  in  Frankreich  auf  18  und  in  Oesterreich  auf  5 
beläuft. 

Trotzdem  Deutschland  hiernach  in  dieser  Beziehung 
bei  weitem  an  erster  Stelle  steht,  ist  die  Zahl  der  Ge- 
werbeaufsichtsbeamten zurzeit  doch  noch  eine  un- 
genügende gegenüber  dem  großen  Aufgabenkreise, 
der  speziell  durch  die  1910  in  Kraft  getretene  Abänderung 
der  Gewerbeordnung  sehr  gewachsen  ist!  Die  Folge  war, 
daß  von  den  revisionspflichtigen  Betrieben  in  vielen  Fällen 
kaum  die  Hälfte  revidiert  werden  konnte !  Hier 
muß  vor  allem  Abhilfe  geschaffen  werden,  und  demzufolge 
muß  eine  Erhöhung  der  im  Gewerbeaufsichtidienst  beschäf- 
tigten Beamten  und  Beamtinnen  verlangt  werden,  damit 
die  Beamten  imstande  sind,  nicht  nur  sämtliche 
revisionspflichtigen  Betriebe  zu  kontrollieren,  sondern  auch 
die  Revision  mit  der  erforderhchen  Gründlichkeit  vor- 
zunehmen !  So  konnten  beispielsweise  in  Bayern  nur 
44f7  v.  H.  der  Betriebe,  in  Baden  58,2  v.  H.,  in  Würt- 
temberg und  Hessen  86,7  v.  H.  resp.  72,2  v.  H. 
revidiert  werden.  Erfreulich  ist,  daß  auch  im'  Berichtsjahre 
wiederum  Württemberg  und  Hessen  von  allen  anderen 


632 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  40 


Bundesstaaten  den  höchsten  Prozentsatz  aller  revisions- 
pflichtigen  Betriebe  aufweisen  konnte.  Auch  das  Verhältnis 
der  revidierenden  Beamten  zu  den  Arbeitgebern  war  in 
Württemberg  das  denkbar  beste,  was  man  besonders  in 
Preußen  nicht  behaupten  konnte,  da  sich  ein  verhältnis- 
mäßig großer  Teil  von  Arbeitgebern  weigerte,  den  An- 
ordnungen der  Beamten  nachzukommen. 

Beachtenswerte  Ausführungen  enthalten  diesmal  die 
Berichte  über  die  Arbeitszeit  der  erwachsenen 
Arbeiterinnen.  Die  durch  das  Inkrafttreten  der  Ge- 
werbeordnung geltenden  neuen  Bestimmungen  —  Verbot 
der  Nachtarbeit,  zehnstündige  Arbeitszeit,  elfstündige  un- 
unterbrochene Ruhezeit  nach  Beendigung  der  täglichen 
Arbeitszeit,  einstündige  Mittagspause,  früher  Arbeitsschluß 
an  den  Sonnabenden  und  den  Vorabenden  der  Festtage  — 
konnten  überall,  zumal  die  zehnstündige  Arbeitszeit  in 
vielen  Betrieben  schon  eingeführt  war,  glatt  durchgeführt 
werden. 

Verschiedentlich  wurden  jedoch  einzelne  Betriebs- 
zweige durch  den  Ausfall  an  Arbeitszeit  schwer  getroffen, 
so  u.  a.  die  Textilindustrie  und  Spinnerei.  Aber 
auch  die  Saison-  und  Kampagneindustrien  wurden  mitunter 
empfindlich  diych  die  neuen  Bestimmungen  getroffen,  so 
die  Ziegeleien,  Bierbrauereien  und  Zucker- 
fabrikationen.  In  letzteren  Industrien  geht  daher  das 
Bestreben  dahin,  eine  Verminderung  oder  gänzliche  Be- 
seitigung der  Frauenarbeit  eintreten  zu  lassen,  was  dann 
auch  tatsächlich  gegen  Schluß  des  Berichtsjahres  verschie- 
dentlich eingetreten  ist.  Der  freie  Sonnabendnach- 
mittag hat  viel  Anklang  gefunden,  so  erfreuten  sich 
in  Barmen  desselben  in  der  Textilindustrie  88,8  v.  H., 
in  Elberfeld  74,8  v.  H.  usw.  Hinsichtlich  der  Heim- 
arbeit ist  noch  zu  bemerken,  daß  dieselbe  leider  nach 
Berichten  aus  Arnsberg  und  Berlin  dadurch  gefördert 
wird,  daß  Aufträge  nach  auswärts  an  Heimrrbeitcr  vergeben 
werden.  Statt  die  Heimarbeit  einzuschränken,  erstreckt  sie 
sich  hier  bedauerlicherweise  auf  immer  weitere  Kreise. 
Sehr  zu  wünschen  läßt  ferner  der  Wöchnerinnen - 
schütz.  Der  Ausschluß  der  Arbeiterinnen  von  der  Be- 
schäftigung während  insgesamt  acht  Wochen  vor  und  nach 
ihrer  Niederkunft  ist  nach  Ansicht  des  Qewerbebeamten  von 
Merseburg  ,, schwer  zu  überwachen  und  enthält  eine 
Härte.  Der  Zeitpunkt  der  Entbindung  ist  nicht  so  genau 
vorher  zu  bestimmen,  daß  die  Arbeiterinnen  frühzeitig  ge- 
nug zum  Austritt  aus  der  Arbeit  veranlaßt  werden  könnten, 
da  die  Arbeiterinnen  und  besonders  die  unverheirateten 
geneigt  sind,  möglichst  bis  zum  letzten  Augenblick  in 
der  Arbeit  zu  bleiben,  um  zu  verdienen  und  für  die  lange 
Zeit  der  Nichtbeschäftigung  etwas  zurückzulegen".  Be- 
merkenswert ist  hierzu  noch  die  Aeußerung  des  Beamten 
in  Liegnitz,  daß  bei  Innehaltung  der  Vorschriften  die 
Wöchnerinnen  einen  erheblichen  Lohnausfall  erleiden  und 
es  anzunehmen  ist,  daß  deren  allgemeine  Beobachtung  erst 
dann  erzielt  werden  wird,  wenn  das  Krankenkasse  n- 
gesetz  eine  entsprechende  Aenderung  erfährt. 

Alles  in  allem  kann  wohl  gesagt  werden,  daß  die  neue 
Gewerbeordnung  den  Arbeitgebern  zwar  neue  Beschrän- 
kungen auferlegt  hat,  daß  diese  aber  vielfach  dem  Gesetze 
schon  durch  die  Einführung  der  zehnstündigen  Arbeitszeit 
zuvorgekommen  waren,  und  daß  sie  sich  im  übrigen  zu- 
gestandenermaßen mit  den  Bestimmungen,  ohne  tii-f- 
greifende  Störungen  und  Verluste,  zum  Teil  überhaupt  oly" 
Nachteile  abfinden  können  und  im  wesentlichen  abgefur.,  i 
haben.  Die  Vorteile,  welche  für  die  Arbeiter  und  ilir 
häusliches  Leben  gewonnen  sind,  müssen  anderer- 
seits als  so  erheblich  angesprochen  werden,  daß  dem- 
gegenüber etwaige  ungünstige  Wirkungen  nicht  entschei- 
dend ins  Gewicht  fallen  können. 


Ein  äußerst  trauriges  Kapitel  war  bisher  in  den  Be- 
richten der  Gewerbeinspektoren  die  Verwendung  jugend- 
licher Arbeiter  und  die  Durchführung  des  Kinder- 
schutzgesetzes.  Nach  den  vorliegenden  Berichten  ist 
in  manchen  Bezirken  eine  Besserung  eingetreten,  im 
großen  und  ganzen  aber  harrt  hier  den  Beamten  noch 
sehr  viel  Arbeit,  da  die  Zahl  der  Arbeitgeber,  die  jugend- 
liche Arbeiter  an  besonders  gefährlichen  Stellen  und  Ma- 
schinen beschäftigen,  noch  erschreckend  groß  ist. 
Die  Zahl  der  in  gewerblichen  Betrieben  mit  Arbeitskarte 
und  vorschriftsmäßig  beschäftigten  Kinder  unter  14  Jahren 
hat  im  Berichtsjahre  wieder  zugenommen,  sie  stieg  in 
Preußen  von  2420  im  Jahre  1909  auf  2749  im  Jahre  1910! 
Leider  sind  damit  auch  die  Fälle  von  offenen  Zuwider- 
handlungen gegen  die  Schutzgesetze  gewachsen,  denn  die 
Zahl  der  Bestrafungen  steigerte  sich  von  1909  bis  1910  von 
463  auf  539  Personen!  Die  meisten  gewerblich  beschäf- 
tigten Kinder  besaß  die  Rheinprovinz,  nämlich  1319, 
darunter  kamen  auf  den  Bezirk  Düsseldorf  allein  751, 
also  mehr  als  25  v.  H.  aller  beschäftigten  Kinder.  Die 
Berliner  Aufsichtsbeamten  beklagen  besonders  die  Schwie- 
rigkeiten der  Kontrolle,  hervorgerufen  durch  den  häufigen 
Wechsel  der  Arbeitsstätte  und  die  Beschäftigung  der  Kinder 
außerhalb  der  Werkstätten.  Das  Alter  dieser  Kinder  ging 
bis  auf  sieben  Jahre  hinab,  die  Arbeitszeit  stieg 
in  den  Ferien  bis  auf  täglich  9Vl'  Stunden.  Besonders 
groß  war  die  Zahl  der  Uebertretungen  im  Bezirk  Pots- 
dam. Dort  wurde  ermittelt,  daß  839  fremde  Kinder  ohne 
Arbeitskarte  und  880  Kinder  in  Rücksicht  auf  die  Lage 
oder  die  Dauer  ihrer  Arbeitszeit  ungesetzlich  beschäftigt 
wurden.  Dazu  kommt  noch,  daß  425  Kinder  noch  nicht 
das  Mindestalter  für  ihre  Beschäftigung  erreicht  hatten  und 
III  in  Betrieben  arbeiteten,  die  für  Kinderarbeit  überhaupt 
gesperrt  sind.  Im  Bezirk  Aachen  wurden  allein  3150 
Kinder  in  der  Hausindustrie  beschäftigt,  davon  waren  1530 
weniger  als  zehn  Jahre  alt!  Im  Bezirk  Wies- 
baden arbeiten  fast  1600  Kinder  in  der  Zigarrenindustrie; 
dabei  mußten  104  Personen  wegen  ungesetzlicher  Beschäf- 
tigung bestraft  werden.  In  der  Textilindustrie  wurden,  wie 
seither,  die  meisten  Kinder  beschäftigt.  Sie  wies  aber  nicht 
die  größte  Zahl  der  Uebertretungsfälle  auf,  da  sie  vor- 
wiegend Hausindustrie  ist  und  Uebertretungen  der  Schutz- 
bestimmungen dadurch  sehr  selten  zur  Kenntnis  der  Auf- 
sichtsbeamten gelangten.  Sehr  viele  Bestrafungen  kamen 
dieserhalb  in  der  Industrie  der  Erde  und  Steine  und  der 
Nahrungs-  und  Genußmittel  vor. 

Hervorzuheben  ist  diesmal  die  Mitwirkung  der  Lehret, 
und  der  Schulärzte.  Nach  einem  Erlaß  des  Kultus- 
ministers vom  Jahre  1910  muß  jetzt  jede  Volksschul- 
klasse ein  Verzeichnis  ihrer  gewerblich  be- 
schäftigten Kinder  anlegen.  Diese  Verzeichnisse 
werden  jährlich  zweimal  von  den  Gewerbeaufsichtsbeamten 
revidiert,  und  sie  können  dann  die  darin  enthaltenen  An- 
gaben zum  Ausgangspunkt  ihrer  Recherchen  und  Maß- 
nahmen machen.  Erschwert  wird  auch  die  Revisionstätig- 
keit der  Beamten  durch  den  weiteren  Umstand,  daß  viele 
Eltern  auf  das  bißchen  Verdienst  der  Kinder  mit  an- 
gewiesen sind.  Ist  der  Vater  kränklich  oder  die  Mutter 
Witwe,  so  kann  der  bescheidene  Verdienst  der  Kinder 
nicht  entbehrt  werden.  Aber  auch  diejenigen  Familien  sind 
übel  dran,  in  denen  der  Familienvater  Saisonarbeiter  ist. 
Aehnlich  klagen  die  Beamten  in  Württemberg.  Sehr 
vermißt  wird  hier  der  noch  nicht  eingeführte  Eintragungs- 
zwang durch  die  Schulen,  so  daß  namentlich  bei  den 
Revisionen  in  Gebirgsdörfern  viel  Zeit  dadurch  verloren 
geht,  die  erwerbstätigen  Kinder  überhaupt  erst  aufzufinden. 
Es  werden  dann  einige  praktische  Beispiele  der  gering  ent- 
lohnten Kinderarbeit  geboten,  u.  a.  das  mühsame  Spindel- 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


633 


stecken  in  der  Uhrenindustrie,  das  auch  die  Sehkraft  der 
Kinder  schwer  gefährdet;  solche  Arbeiten  könnten  wohl 
durch  die  Technik  auch  automatisch  besorgt  werden,  doch 
fehlt  der  Ansporn  zu  solchen  Fortschritten,  solange  sich 
30  billige  Kinderhände  dafür  finden.  Desgleichen  haben 
in  Bayern  die  ermittelten  Zuwiderhandlungen  infolge 
der  Abänderungen  der  Gewerbeordnung  wesentlich,  d.  h. 
um  2264  Fälle  (!),  zugenommen!  Grobe  Verstöße  wurden 
hauptsächlich  gegen  das  Verbot  der  Nachtarbeit  ge- 
meldet, die  wieder  am  häufigsten  in  Ziegeleien  und  Ge- 
treidemühlen zu  beanstanden  waren.  Günstiger  lauten  da- 
gegen die  Berichte  der  Gewerbeaufsichtsbeamten  aus 
Hessen.  Hier  sind  die  Zahlen  der  erwerbstätigen  Kinder 
stetig  zurückgegangen.  Von  der  Gesamtzahl  aller  hes- 
ri:.chen  Volksschulkinder  206  880  waren  3644  oder  l,76o/o 
erwerbstätig.  Beachtenswert  ist  ferner  der  Hinweis  der 
Beamten  auf  die  vielfach  vorkommende  Uebermüdung  der 
Kinder  durch  landwirtschaftliche  Arbeiten.  Be- 
sonders gefährlich,  und  zwar  sowohl  körperlich  wie 
sittlich  durch  das  Zusammenarbeiten  mit  wenig  guten 
Elementen  erwachsener  Arbeiter,  ist  die  Verwendung  der 
Kinder  an  und  bei  den  Dreschmaschinen,  die  im  Kreise 
.Worms  allein  in  27  Orten  nachweisbar  war.  Jeden- 
falls lassen  sich  hier  durch  ein  verständnisvolles  Hand- 
inhandarbeiten  von  Schule,  Gewerbeaufsicht  und  Polizei- 
behörden, durch  Aufklärung  der  Eltern  und  Gewerbe- 
treibenden über  die  oft  recht  schwer  verständlichen  Be- 
stimmungen des  Gesetzes,  durch  Mitarbeit  der  Presse 
und  der  verschiedenartigen  Wohlfahrtsvereine  allmählich 
bessere  Verhältnisse  erzielen. 

Die  Verkürzung  der  Arbeitszeit  hat  nach 
den  Berichten  entsprechend  den  früheren  Jahren  keine 
wesentlichen  Fortschritte  gemacht.  Die  kürzere  Arbeits- 
zeit, die  den  Arbeiterinnen  erst  durch  das  neue  Gesetz  ge- 
sichert werden  mußte,  hatte  in  den  meisten  Bezirken  mit 
höher  gearteter  Arbeit  und  mit  vorwiegend  männlicher 
Arbeiterschaft  schon  längst  Eingang  gefunden.  Ueber 
zu  lange  Arbeitszeiten  ist  dagegen  noch  vielfach  in 
Württemberg  in  den  sogenannten  Verordnungs- 
betrieben, den  Bäckereien,  Getreidemühlen,  Gast-  und 
Schankwirtschaften,  Steinbrüchen  zu  klagen.  Ueber  zu 
lange  Arbeitszeiten  lauten  ferner  die  Berichte  aus  Baden. 
Besonders  in  der  chemischen  Industrie  und  in 
den  kleinen  Elektrizitäts-,  Wasser-  und  Gaswerken  kamen 
oft  Wechselschichten  mit  einer  Arbeitsbereitschaft  von  24, 
ja  sogar  48  STiinden  vor!  Nicht  nur  lange  Arbeitsbereit- 
schaft, sondern  tatsächlich  angestrengte  Arbeit  von  sechs- 
unddreißig Stunden  Dauer  beim  Ausladen  der  Schiffe  in 
den  Kohlenlagern  kamen  zur  Kenntnis.  In  H  e  s  s  e  n  macht 
gleichfalls  noch  immer  die  Durchführung  der  Vorschriften 
über  die  Mindestruhezeit  für  die  Gasthausangestellten 
Schwierigkeiten.  Bei  den  Angestellten,  die  früher  häufig 
selbst  die  24stündige  Ruhezeit  zu  umgehen  suchten,  scheint 
dagegen  jetzt  die  Erkenntnis  über  die  gesundheitliche  Not- 
wendigkeit dieser  größeren  Pause  zu  wachsen.  „Die  An- 
gestellten streben  nach  der  Ruhepause,  auch  auf  Kosten 
eines  Verdienstausfalles.  Sie  stellen  ihr  körperliches  Wohl 
über  die  wirtschaftliche  Beeinträchtigung",  schreibt  der 
Gewerbeaufsichtsbeamte  für  Darmstadt.  Der  Beamte 
für  Gießen  muß  dagegen  von  der  besonderen  Schwierig- 
keit der  Durchführung  der  Ruhezeitverordnung  in  den 
Bädern  berichten,  wo  die  Gasthausangestellten  selbst 
die  Kontrolle  durch  ungenaue  Angaben  erschweren. 

Ein  äußerst  wichtiges  und  lehrreiches  Kapitel  aus  den 
Berichten  ist  das  der  Unfallverhütungen.  Die  Zahl 
der  Unfälle  hat  eine  bedauerliche  Vermehrung  erfahren, 
trotzdem  Verbesserungen  auf  dem  Gebiete  cler  Unfall- 
verhütung ständig  vorgenommen  werden  und  auch  das 


Verständnis  für  diese  Bestrebungen  wohl  bei  Arbeit- 
gebern wie  Arbeitnehmern  wächst.  Zahl  der  gemel- 
deten Unfälle  stieg  beispielsweise  in  Bayern  von  15  876 
im  Vorjahr  auf  17  888  im  Berichtsjahr!  Wenn  auch  die 
größte  Steigerung  die  jetzt  sorgfältiger  als  früher  gemel- 
deten leichteren  Unfälle  aufweist,  die  um  1683  zunahmen, 
so  stiegen  doch  auch  die  Todesfälle  um  45,  die  schweren 
Unfälle  um  61.  Als  Ursachen  der  auffallenden  Mehrung 
der  Unfälle  sieht  der  Zentralinspektor  das  Wachsen  der 
Arbeiterzahl,  überhaupt  die  intensivere  Tätigkeit  infolge 
der  Belebung  der  Geschäftslage,  die  vermehrte  Verwendung 
von  Maschinen,  sowie  das  Zusammentreffen  einiger 
Massenunglücksfälle  an.  Nach  einer  zusammenfassenden 
Berechnung  trafen  im  Berichtsjahr  auf  1000  beschäftigte 
Arbeiter  25,4  Verletzte,  also  ein  recht  hoher  Prozentsatz! 
Höchst  unerfreulich  lautet  auch  der  Bericht  über  Baden, 
wo  die  Arbeiterschaft  neuen  gewerbehygienischen  Maß- 
nahmen selbst  oft  Widerstand  leistet,  da  sie  deren 
Bedeutung  unterschätzen.  Auch  im  Königsberger 
Bericht  wird  über  Außerachtlassen  der  erforderlichen  Schutz- 
vorrichtungen und  Sicherheitsvorschriften  sehr  geklagt.  Die 
erste  Hilfeleistung  bei  Unfällen  ist  in  größeren  Betrieben 
gut  geordnet,  läßt  aber  in  kleineren  und  ländlichen  Be- 
trieben viel  zu  wünschen  übrig.  Durch  Einrichtungen  zur 
besseren  Lüftung  von  Arbeitsräumen,  durch  Anlegung  von 
Dunst-  und  Rauchabzügen  und  mechanischen  Staub- 
absaugungen,  durch  Verlegung  ungeeigneter  Arbeitsräume 
aus  Kellergeschossen,  Entlastung  zu  dicht  belegter  Arbeits- 
räume, Ergänzung  von  Kleiderablagen,  Wascheinrichtungen 
und  Aborten  wurden  manche  Verbesserungen  der  Arbeits- 
verhältnisse in  gesundheitlicher  Beziehung  erzielt. 

Die  Folge  der  vielfachen  Uebertretungen  der  Arbeiter- 
schutzbestimmungen und  auch  des  Kinderschutzgeseizes 
sind  Strafen.  Leider  sind  aber  in  fast  allen  Fällen  die 
Strafen  so  niedrig  bemessen,  daß  sie  bis  jetzt  über- 
haupt noch  nicht  abschreckend  gewirkt  haben.  Gern  ver- 
schmerzen gewissenlose  Arbeitgeber  Strafen  von 
einer,  drei  oder  fünf  Mark  für  Uebertretungen 
des  Kinderschutzgeseizes,  da  der  verbleibende  Nutzen 
immer  noch  sehr  groß  ist.  So  mußten  in  Königsberg 
720  Gewerbetreibende  wegen  Schulversäumnis  ihrer 
Lehrlinge  mit  Geldstrafen  bis  zu  zehn  Mark  bestraft 
werden  und  ein  Maschinist  erhielt  wegen  Beschäftigung 
eines  Kindes  beim  Reinigen  von  Dampfkesseln  eine  Strafe 
von  fünf  Mark.  Aehnliche  Fälle  könnten  noch  aus  vielen 
anderen  Bezirken  berichtet  werden. 

Hier  muß  vor  allen  Dingen  eine  Aenderung  eintretenl 
Strafen  von  einer  bis  zu  fünf  Mark  für  derartige  schwere 
und  leichtfertige  Uebertretungen  der  Ar- 
beiterschutzbestimmungen wie  des  Kinderschutzgeseizes 
können  niemals  die  beabsichtigte  Wirkung  erzielen.  Wenn 
daher  von  den  Aufsichtsbeamten  in  diesem  Falle  eine 
gewisse  Lauheit  Platz  greift,  so  braucht  man  sich  dessen 
nicht  zu  wundern.  Warum  erst  Anzeige  ei'statten,  wenn 
es  doch  nicht  viel  nützt! 

Zu  erwähnen  ist  schließlich  noch,  daß  mit  Hilfe 
der  Gewerbeaufsichtsbeamten  viele  Verbesserungen  in 
der  Abfassung  von  Arbeitsordnungen  zustande 
kamen.  Ferner  konnte  vielfach  über  das  Zustandekommen 
von  weiteren  Tarif  abschlüssen,  Arbeiteraus- 
schüssen wie  Erhöhung  der  Löhne  und  Bes- 
serung der  Wohnungsverhältnisse  berichtet 
werden.  — 

Aus  dem  hier  Gesagten  ersehen  wir  zur  Genüge,  daß 
die  Arbeiterschaft  in  den  Gewerbeaufsichtsbeamten  treue 
Berater  und  Helfer  besitzt,  die  ihr  im  Laufe  der  letzten 
Jahre  in  wirtschaftlicher  und  hygienischer  Beziehung  wert- 
volle Zugeständnisse  verschafft,  das  Verhältnis  zwischen 


634 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  40 


Arbeitnehmer  und  Arbeitgeber  Vielfach  günstiger  gestaltet 
uhd  manche  Lohnkämpfe  im  Keime  erstickt  hat.  Dringend 
zu  wünschen  \\'äre  aber  besonders,  wie  schon  eingangs 
bemerkt,  die  Zahl  der  Beamten  und  Beamtinnen 
möglichst  bald  so  zu  erhöhen,  daß  in  Zukunft 
alle  Betriebe,  die  in  Betracht  kommen,  revidiert  werden 
können. 

Anmerkung  der  Redaktion:  Der  vor'icgende 
Bericht  veranlaßt  uns,  von  neuem  d;irauf  hinzuweisen,  daß 
die  Tätigkeit  der  Qewerbeaufsichtsbeamten  sich  immer 
noch  nicht  auf  die  technischen  Angestellten  erstreckt.  Ob- 
gleich die  Angestellten  in  Betrieben  arbeiten,  die  von  den 
Inspektoren  revidiert  werden,  hört  man  nie  etwas  über 
die  wirtschaftliche  Lage  und  die  Schicksale  der  Betriebs- 


beamten. Dabei  sind  im  Lauf  der  letzten  Jahre  zu  wieder- 
holten Malen  Mißstände  aufgedeckt  worden,  die  beweisen, 
daß  die  Techniker  oft  genug  bedeutend  schhmmer  daran 
sind  als  die  Arbeiter.  Während  die  Arbeiter  längst  er- 
fahren haben,  welchen  Nutzen  ihnen  die  Gewerbeinspek- 
tion gebracht  hat,  kommt  es  auch  heute  noch  v'or,  daß  es 
Angestellte  gibt,  die  sich  aus  falsch  verstandenem  Standes- 
bewußtsein gegen  eine  Unterstellung  unter  die  Qewerbe- 
aufsichtsbeamten sträuben.  In  unseren  Forderungen  an 
eine  Revision  der  Q.-O.  gehört  die  Abänderung  des 
§  139  b  in  der  Art,  daß  Betriebsbeamte,  Werkmeister 
und  Techniker  in  den  Bereich  der  Gewerbeordnung  zu 
ziehen  sind. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Die  Arbeitslosen-Versicherung 

ist  auf  dem  Deutschen  Städtetag  in  Posen  Gegenstand 
umfangreicher  Beratungen  gewesen.  Nachdem  in  der 
Reichsversicherungsordnung  die  vier  großen  Teile  der 
Arbeiterversicherung  vorläufig  geregelt  worden  sind,  bleibt 
als  letztes  und  schwerstes  Problem  die  Frage  der  Ar- 
beitslosen-Versicherung. So  viel  bis  jetzt  an  ihrer  Losung 
gearbeitet  worden  ist,  immer  hat  sich  herausgestellt,  daß 
die  Schwierigkeiten  größer  waren,  als  man  geglaubt  hatte. 
Es  ist  das  vor  allen  Dingen  in  dem  periodischen  Cha- 
rakter der  Arbeitslosigkeit  begründet,  die  von  Beruf  zu 
Beruf  äußerst  verschieden  ist.  Neben  den  Berufsorgani- 
sationen der  Angestellten  sind  es  bisher  in  Deutschland 
nur  einige  wenige  Städte  gewesen,  die  eine  praktische 
Lösung  versucht  haben,  ohne  allerdings  einheitliche  Er- 
folge zu  erzielen.  Da  in  Zeiten  großer  Wirtschaftskrisen 
in  erster  Linie  die  Städte  unter  der  Massenhaftigkeit  der 
Arbeitslosen  zu  leiden  haben,  so  lag  es  nahe,  daß  diese 
Frage  von  der  Gesamtvertretung  der  deutschen  Städte 
aufgerollt  wurde.  Zwei  Referate  wurden  gehalten,  von 
denen  das  eine  einen  Ueberblick  über  die  geschichtliche 
Entwicklung,  das  andere  praktische  Richtlinien  für  die 
künftige  Ausgestaltung  der  Versiciierung  zu  geben  suchte. 
Der  bekannte  Sozialpolitiker,  Dr.  Adickes,  der  Oberbürger- 
meister von  Frankfurt  a.  M.,  faßte  seine  Ausführungen 
in  mehrere  Thesen  zusammen,  deren  Hauptergebnis  war, 
daß  die  Regierung  des  Reiches  und  der  Einzelstaaten 
veranlaßt  werden  sollten,  Untersuchungen  ein- 
zuleiten, um  das  Versicherungsbedürfnis  sowie  die  Mittel 
zu  seiner  Befriedigung  für  die  einzelnen  Gewerbe-  und 
Arbeiterkreise  festzustellen.  Weitergehende  positive  Vor- 
schläge wur^ii  nicht  gemacht.  Für  viele  war  im  Gegen- 
teil die  Mahnung,  die  Arbeitslosen-Versicherung  nicht  den 
einzelnen  Kommunen,  sondern  dem  Reich  zu  übertragen, 
eine  große  Enttäuschung.  Die  grundsätzliche  Stellung,  die 
Adickes  zur  Arbeitslosenfrage  einnimmt,  ist  indessen  nicht 
neu.  Schon  vor  8  Jahren,  als  er  auf  dem  ersten  deutschen 
Städtetag  über  die  sozialen  Aufgaben  der  Kommunen 
sprach,  äußerte  er  sich  in  demselben  Sinne,  daß  die  Ge- 
meinden besser  täten,  größeren  und  finanziell  leistungs- 
fähigeren Körperschaften  diese  Sorge  zu  überlassen.  Es 
ist  zweifellos,  daß  die  kommunale  Regelung  der  Arbeits- 
losigkeit ihre  Nachteile  hat.  Wir  wollen  nur  die  be- 
deutendsten nennen.  Einmal  hat  die  Arbeiterschaft  in  den 
allerwenigsten  Städten  Einfluß  auf  die  Zusammensct/ung 
des  Magistrats,  und  nur  wenig  Einfluß  in  der  Stadt- 
verordneten-Versammlung. Ferner  hat  eine  Kommune 
kaum  die  Möglichkeit,  die  bei  den  einzelnen  Berufen  sehr 


verschieden  großen  Risiken  auszugleichen.  Schließlich  be- 
deutet die  Versicherung,  so  lange  sie  nicht  für  alle  Ge- 
meinden einheitlich  geregelt  ist,  für  die  fortgescUfittensten 
Kommunen  eine  Erschwerung  ihrer  finanziellen  Leistungs- 
fähigkeit, da  viele  Arbeiter  versucht  sein  würden,  der 
Arbeitslosen-Versicherung  zuliebe  sich  in  der  betreffenden 
Stadt  dauernd  niederzulassen,  und  andererseits  würde  für 
die  Arbeiter  selber  die  Freizügigkeit  einigermaßen  in  Frage 
gestellt  sein.  Eine  Lösung  all  dieser  Schwierigkeiten  scheint 
uns  in  erster  Linie  dadurch  gegeben  zu  sein,  daß  die  be- 
rufenen Vertreter  der  Arbeitnehmer,  nämlich  deren  Organi- 
sationen, Träger  dieser  Versicherung  würden,  wie  sie  es 
ja  größtenteils  heute  schon  sind  und  daß  ferner  ihre  Arbeit, 
die  dem  Interesse  der  Gesamtheit  dient,  dadurch  erleichtert 
wird,  daß  Zuschüsse  von  Staat  oder  Gemeinde  gezahlt 
werden.  Freilich  wird  die  Opposition  gegen  diese  Art  der 
Regelung  gerade  in  Deutschland  außerordentlich  groß  sein. 
Es  wird  fraglich  sein,  ob  man  bei  der  sozialpolitischen  Rich- 
tung des  Deutschen  Reichstages  wird  erwarten  können, 
daß  öffentliche  Gelder  den  Arbeitnehmerorganisationen  zur 
Verfügung  gestellt  werden.  Trotzdem  wird  diese  Art  der 
Regelung  gewählt  werden  müssen,  denn  sie  war  bisher 
die  einzige,  die  praktische  Erfolge  aufzuweisen  hat.  Neuer- 
dings spricht  auch  dps  Beispiel  Englands  für  diese  Art 
der  Regelung,  wo  ganz  in  unserem  Sinne  die  Arbeiter- 
organisationen jedenfalls  teilweise  Träger  der  Versiche- 
rung geworden  sind.  Hier  wird  künftig  viel  aufklärende 
Arbeit  in  der  Oeffentlichkeit  und  im  Reichstag  nötig  sein. 
Bei  der  gegenwärtigen  Zusammensetzung  der  Volks- 
vertretung ist  kaum  zu  erwarten,  daß  in  absehbarer  Zeit 
eine  einheitliche  Inangriffnahme  dieses  Problems  erfolgen 
wird.  So  bleibt  trotz  aller  Bedenken  und  Warnungen 
das  System  der  kommunalen  Unterstützung  der  Arbeit- 
nehmerorganisationen vorläufig  die  einzige  Möglichkeit. 
Die  Masse  der  Arbeitnehmer,  die  tagtäglich  von  dem  Ge- 
spenst der  Arbeitslosigkeit  bedroht  ist,  würde  es  nicht 
verstehen,  wollte  man  mit  der  Linderung  ihrer  Not  so 
lange  warten,  bis  die  Regierungen  jahrelange  Unter- 
suchungen zu  Ende  geführt  hätten.  Die  will,  daß  ihnen 
jetzt  geholfen  wird. 

* 

Soziale  Bewegung 

Auf  der  internationalen  Konferenz  für  So- 
zi a  1  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  ,  die  in  der  Mitte  dieses  Monats  in 
Dresden  stattfand,  hielt  G  r  a  f  P  o  s  a  d  o  w  s  k  y,  der  frühere 
Staatsminister,  eine  Ansprache,  die  viel  beachtet  worden 
ist.  Er  sprach  von  den  sozialen  Jiiämpfen  der  Gegenwart, 
den  sozialpolitischen  Strömungen  der  letzten  Jahre  und 
führte  schlielMich  aus,  wie  sich  nach  seiner  Meinung  die 
Gegensätze  in  Zukunft  ausgleichiMi  würden.  Die  wirt- 
schaftliche Entwicklung  habe  sich  überstürzt  und  laste  mit 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIk'ER-ZEITUNG  1911 


635 


so  starkem  Druck  auf  dem  Einzelnen,  daß  dieser  meistens 
außer  stände  sei,  sich  selber  zu  helfen.  Da  müsse  der 
Staat  aus  seiner  Neutralität  hervortreten  und  Uebelstände 
beseitigen,  gegen  die  der  Einzehie  machtlos  sei,  müsse 
sozialpolitische  Maßnahmen  ergreifen.  Der  Graf  wandte 
sich  damit  gegen  diejenigen  Kreise,  die  immer  von  ein^r 
sozialpoHtischen  Ueberlastung,  von  einer  Ueberstürzung 
und  Ueberhastung  der  sozialen  Gesetzgebung  reden.  Aber 
er  ging  noch  weiter.  Unumwunden  stellte  er  fest,  was 
„echt  nationale"  Gemüter  als  Verhetzung  der  Massen  hin- 
zustellen pflegen,  nämlich,  daß  überall  da,  wo  Individuen 
sich  zu  gemeinsamen  wirtschaftlichen  Interessen  vereinen, 
Klassenkämpfe  und  Klassengegensätze  entstehen.  Das  ist 
für  einen  Mann,  der  jahrelang  die  innere  Politik  des  Reiches 
geleitet  hat,  ein  bemerkenswertes  Geständnis.  Alierdings 
ist  diese  Weisheit  nicht  überwältigend  neu  und  außerdem 
schief  ausgedrückt;  denn  auch  wo  keine  „Vereinigungen 
von  Individuen  zur  Wahrung  der  gemeinsamen  wirtschaft- 
lichen Interessen"  vorhanden  sind,  bestehen  die  sozialen 
Klassengegensätze.  Nur  daß  überall  da,  wo  die  Organi- 
sationen anfangen  zu  arbeiten,  aus  ganz  natürlichen  Grün- 
den die  Gegensätze,  die  Kampfesfront  deutlicher  werden.  Da- 
mit ist  aber  auch  gesagt,  daß  fürs  erste  die  Konflikte  um- 
fangreicher und  zahlreicher  werden  müssen.  Erst  wenn 
auf  beiden  Seiten  die  Macht  groß  genug  ist,  daß  eine  gleich- 
mäßige Kraftverteilung  stattfindet,  erst  dann  ist  Aussicht, 
daß  gerade  durch  das  Mittel  der  Organisationen  die  soziale 
Kriegführung  mildere,  kultiviertere  Formen  annehmen  wird. 
Die  Kämpfe  selber  werden  freilich  darum  noch  lange  nicht 
aus  der  Welt  geschafft,  die  werden  sich  stets  erneuern. 
Und  auch  das  wird  sich  schwerhch  verhindern  lassen,  was 
Graf  Posadowsky  als  Wunsch  aussprach,  daß  neue  wirt- 
schaftliche Schädigungen  vermieden  werden.  Wo  Kampf 
ist,  da  sind  auch  Opfer  und  X'erluste.  Nur  darauf  kann 
es  ankommen,  nur  das  ist  von  der  Zukunft  zu  erwarten, 
daß  die  Form  des  Kampfes  weniger  brutal,  daß  der 
Kampf  selber  anständiger,  vornehmer  geführt  wird. 
Solange  es  Unternehmer  giljt,  die  im  Arbeiter  und  An- 
gestellten immer  eine  Art  Mensch  zweiter  Klasse  sehen, 
die,  sobald  nur  bescheidene  Wünsche  geäußert  werden, 
von  Begehrlichkeit  und  Anmaßung  reden,  solange  die 
Organisationen  nicht  ehrlich  anerkannt  werden  als  die  be- 
rechtigten Vertretungen  der  Arbeitnehmer,  solange  wird 
man  sich  damit  abfinden  müssen,  daß  der  Kampf  in  aller 
Schärfe  bestehen  bleibt.  Seit  geraumer  Zeit  wird  —  vor 
allem  durch  die  Rheinisch-westfälische  Zeitung  —  die 
Oeffentlichkeit  bearbeitet,  daß  der  Reichstag  eine  Gesetz- 
gebung gegen  Gewerkschaften  und  alles,  was  sich  Arbeit- 
nehmerorganisation nennt,  inaugurieren  möchte.  Auch 
wenn  die  Aussichten,  die  Gesetzgebung  für  solche  Torheiten 
mobil  zu  machen,  nicht  sonderiich  groß  sind,  so  ist  es  doch 
bezeichnend,  wie  wenig  man  in  jenem  Lager  daran  denkt, 
die  Organisationen  als  notwendige  Ergänzung  der  Gewerbe- 
freiheit, als  erste  Existenzbedingung  des  Arbeitnehmers 
anzuerkennen.  Von  jener  Seite,  scheint  es,  wird  man  den 
Frieden  oder  gar  den  Kampf  mit  fairen  Mitteln  erst  zu 
allerletzt  erwarten  dürfen.  Auch  Graf  Posadowskv  wird  in 
langjähriger  Praxis  erfahren  haben,  wo  die  erbitterten 
Gegner  allen  sozialen  Fortschritts  sitzen,  so  daß  seine 
Prognose  der  kommenden  Zeit  auch  ihm  nicht  mehr  als 
ein  frommer  Wunsch,  als  eine  schöne  Hoffnung  sein  wird. 

Die  Konferenz  selber  hatte  eine  inhaltreiche  Tages- 
ordnung vorgesehen.  Prof.  Hartmann  behandelte  das 
Thema  „Maßnahmen  zur  Verhütung  von  Be- 
triebsunfällen, G e  w  e  r  b e k r a n k h  e  i  t e n  und 
Volkskrankheite  n".  Eine  Menge  von  Unfällen  und 
Betriebskrankheiten  ist  zurückzuführen  auf  übertriebene 
Sparsamkeit,  die  es  versäumt  hat,  Schutzmaßnahmen  durch- 
zuführen. Diese  aber  anzuwenden,  ist  ein  Gebot  der 
Menschlichkeit.  Der  Arbeiter  setzt  beim  Abschluß  des 
Arbeitsvertrags  mehr  ein  als  nur  seine  Arbeitskraft:  heile 
Knochen  und  Gesundheit  sind  es,  die  er  drauf  gibt.  Nichts 
sollte  unversucht  bleiben  dürfen,  was  ihn  vor  Gefahren 
schützen  könnte.  Ueber  das  Maß  dieser  Sicherungen  war 
man  sehr  verschiedener  Meinungen :   der  Referent  wollte 


ein  Gesetz,  das  den  Fabrikanten  verpflichtet,  von  vorn- 
herein nur  solche  Fabrikate  auf  den  Markt  zu  bringen,  die 
den  Verhütungsvorschriften  entsprechen. 

Zwei  weitere  Referate  über  „Grundsätze  des  Heil- 
verfahrens der  Sozialversicherung"  und  die  „Verbindung 
staatlicher  Zwangsversicherung  und  freier  Privatversiche- 
rung nach  den  bisherigen  praktischen  Ergebnissen" 
brachten  ein  umfangreiches  Material,  aus  dem  hervor- 
gehoben zu  werden  verdient,  daß  die  tatsächlichen  Erfah- 
rungen im  Lauf  der  Jahre  eine  Fülle  von  Belegen  für  die 
Anwendung  der  Zwangsversicherung  gebracht  haben.  Man 
erinnert,  daß  bei  ihrer  Einführung  viele  und  scheinbar  ge- 
vv'ichtige  Bedenken  gegen  sie  vorgebracht  wurden.  Es 
hat  sich  herausgestellt,  daß  die  freiwillige  Versicherung 
versagt  hat  und  gerade  die  unerfahrenen  und  bedürftigsten 
Familien  hilflos  ihrem  Schicksal  überlassen  bleiben. 

Daß  von  einigen  Debatterednern  die  Ueberspannung 
des  Versicherungszwangs  als  Konfiskation  des  Eigentums 
bezeichnet  v/urden  und  auch  die  Privatangestellten-Ver- 
sicherung angeblich  Kreise  einbeziehe,  für  die  der  Weg  der 
Selbsthilfe  der  gegebene  sei,  nimmt  nicht  Wunder,  wenn 
man  erfährt,  daß  der  eine  französische  Professor,  der  andere 
deutscher  Berufsgenossenschaftsdirektor  war. 


H  l:  II    STANDESBEWEGUNG    Ii  V:  II  II 


Em  ,, modernes"  Anstelliingsschreiben 

In  B  r  i  e  g  ,  einem  nicht  ganz  unbedeutenden  Provinz- 
städtchen der  Nähe  Breslaus,  hatte  ich  dieser  Tage  über 
,, Standesfragen"  zu  reden  und  kam  dabei  u.  a.  auch  auf 
die  Konkurrenzklauseln  in  den  Anstellungs- 
verträgen des  Baugewerbes  zu  sprechen.  Als  ich  aus 
der  Menge  des  zu  unserer  Verfügung  stehenden  Materials 
einige  Beispiele  zum  besten  gab,  konnte  man  aus  den 
zweifelnden  Zwischenrufen  und  Gebärden  einiger  älteren, 
anscheinend  in  guten  Stellungen  sitzenden,  oder  gar  selb- 
ständigen Techniker  erkennen,  daß  diese  die  vorgetragenen 
Beschränkungen  der  persönlichen  Freiheit  für  unmöglich 
hielten,  meine  Darstellung  zum  mindesten  aber  als  über- 
trieben betrachteten.  Besonders  unglaubwürdig  erschien 
anscheinend  den  Herren  eine  Klausel,  die  den  Dienst- 
verträgen einer  bekannten  G.  m.  b.  H.  aus  Nordhausen 
entnommen  ist.  Mit  dieser  Klausel  wird  einem  An- 
gestellten, der  das  fürstliche  Gehalt  von  140  M  monatlich 
bezieht,  unter  Vereinbarung  einer  Konventionalstrafe  von 
20  000  M  für  jeden  Fall  der  Zuwiderhandlung  verboten, 
zwei  Jahre  lang  nach  dem  Austritt  aus  der  Firma,  sich 
selbständig  an  einem  Konkurrenzunternehmen  der  Aktien- 
gesellschaft zu  beteiligen  oder  in  einem  solchen  als  Be- 
amter, Angestellter,  Gehilfe  usw.  in  Stellung  zu  treten. 

Auch  einige  andere  Klauseln,  aus  Architekti'.rbureaus 
und  kleineren  Baugeschäften  stammend,  erregten  das  Kopf- 
schütteln meiner  ungläubigen  Zuhörer.  Es  gibt  aber  leider 
immer  noch  Kollegen,  die  solange  nicht  einsehen  wollen, 
wie  tief  der  Tecimikerstand  bereits  gedrückt  ist,  bis  ihnen 
selbst  das  Feuer  auf  den  Nägeln  brennt,  oder  ein  per- 
sönliches Erlebnis  ihren  frommen  Glauben  an  die  harmo- 
nischen Arbeitsverhältnisse  unseres  Berufes  jäh  zerstört. 

In  Brieg  konnte  erfreulicherweise  den  Leuten  ge- 
holfen werden.  Es  gab  sich  Gelegenheit,  einmal  durch 
ein  Beispiel  aus  jüngster  Zeit  und  nächster  Nähe  zu  zeigen, 
was  alles  noch  einem  Bautechniker  geboten  wird.  Vor 
Beginn  der  Diskussion  der  gutbesuchten  Versammlung 
übergab  mir  ein  Versammlungsteilnehmer  ein  Anstellungs- 
schreiben, dessen  nachherig'e  Vorlesung  auch  die  ,, Un- 
gläubigen" überzeugte.  Damit  konnte  schlagend  der  Nach- 
weis erbracht  werden,  daß  die  Anstellungsmethoden  der 
schweren  und  großen  Industrie  auch  in  den  Kleinbetrieben 
des  Baugewerbes  immer  mehr  Eingang  finden  und  meine 
scharfe  Kritik  dieser  sogenannten  „patriarchalischen  Zu- 
stände" durchaus  berechtigt  war. 

Die  G.  m.  b.  H.  aus  Nordhausen  mit  ihrer  zwei- 
jährigen Beschränkung  des  Fortkommens  ihrer  Angestellten 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  Heft  40 

  /  —   


636 


und  der  20  000  M  Vertragsstrafe  wird  in  der  Tat  über- 
trumpft und  durch  einen  Baumeister  aus  der  Provinz  weit 
in  den  Schatten  gestellt.  Wir  lassen  mit  Erlaubnis  des 
betreffenden  Kollegen  das  Anstellungsschreiben  dieses 
Vertreters  der  baugewerblichen  Klein-  oder  Mittelbetriebe, 
als  klassisches  Dokument  zur  Illustrierung  der  Arbeits- 
verhältnisse der  Bautechniker,  im  Wortlaut  folgen: 

Herrn  Bautechniker  


Auf  die  am  vergangenen  Sonnabend  in  meinem 
Bureau  mit  Ihnen  gehabte  Unterredung  hin,  engagiere 
ich  Sie  zum  sofortigen  Antritt  unter  nachstehenden  Be- 
dingungen : 

An  Gehalt  zahle  ich  Ihnen  pro  Monat  150  M. 
Arbeitszeit  ist  im  Sommer  von  sechs  Uhr 
morgens  bis  sieben  Uhr  abends,  im  Winter 
beginnt  der  Dienst  den  Lichtverhältnissen  ent- 
sprechend später.  Im  Veranschlagen,  flotten,  modernen 
Zeichnen  sowie  Bauführung  sind  Sie  erfahren  und 
selbständig.  Durch  Annahme  des  Engagements 
verpflichten  Sie  sich  ausdrücklich,  inner- 
halb der  nächsten  15  Jahre  in  Obernigk 
oder  Umgegend  von  12  km  kein  Konkur- 
renzgeschäft zu  eröffnen  bezw.  zu  be- 
treiben, nochsich  mittelbaroderunmittel- 
bar  an  einem  solchen  zu  beteiligen,  im  an- 
derenFalleSiezueinerZahlungvonSO  000  iVI 
an  mich  verpflich-tet  sind. 

Falls  Sie  gesonnen  sind,  die  Stellung  unter  vor- 
genannten Bedingungen  anzunehmen,  ersuche  ich  Sie  nach 
Empfang  dieses  m.  Schreibens  mir  dies  sofort  tele- 
phonisch od.  telegraphisch  wissen  zu  lassen  u. 
mir  auch  mitzuteilen,  wann  Sie  kommen. 

Mit  Hochachtung 

Erich  Voigt. 

Ist  es  nötig,  dieses  Schreiben  zu  kommentieren?  — 
Bei  einem  Gehalt  von  150  M  und  einer  Arbeitszeit 
vom  Morgengrauen  bis  in  die  Nacht  hinein, 
je  nach  „den  Lichtverhältnissen"  15  Jahre  die  Ver- 
pflichtung, dem  Herrn  Voigt  keine  Konkurrenz  zu 
machen!  Eür  den  Versuch  im  Umkreise  von  12  km  von 
Obernigk  Stellung  zu  nehmen  oder  gar  dem  biederen  Holz- 
händler, Steinzeuglieferanten  und  Baumeister  als  Mit- 
bewerber bei  Vergebung  namentlich  staatlicher  Ar- 
beiten^ und  Lieferungen  gegenüberzutreten,  3000  0  M 
Strafe!!  Soll  man  sich  da  zufrieden  geben  mit  dem 
Bewußtsein,  daß  diese  Abmachung  gegen  die  guten  Sitten 
verstößt,  oder  soll  man  nicht  vielmehr  darauf  hinweisen, 
daß  Unternehmer,  die  solcher  Mittel  bedürfen,  um 
sich  im  Zeitalter  des  freien  Wettbewerbes  geschäftlich  auf 
der  Höhe  zu  halten,  Ursache  haben  müssen,  eine  tüchtige 
Konkurrenz  zu  fürchten?  Wir  enthalten  uns  eines  dahin- 
gehenden Urteils.  Jedenfalls  aber  werden  unsere  Mit- 
glieder, die  als  Bauleiter  oder  sonstige  Aufsichtsorgane 
mit  Unternehmern,  die  derartige  Verträge  nötig  haben, 
arbeiten  müssen,  gut  tun,  den  Herren  besonders  scharf  auf 
die  Finger  zu  sehen. 

Die  Entrüstung,  mit  der  das  Schreiben  von  der  Ver- 
sammlung aufgenommen  wurde,  fand  erfreulicherweise 
praktischen  Niederschlag  in  7  Neuanmeldungen  zum 
Verband  und  in  dem  Zusammenschluß  der  in  Brieg  wohnen- 
den Einzelmitglieder  zu  einem,  hoffentlieh  recht  lebens- 
fähigem Zweigverein  des  Verbandes. 

Nur  wenn  alle  arbeitnehmenden  Techniker  solidarisch 
zusammenwirken  und  wie  das  Verbandsmitglied,  dem  vor- 
stehendes Engagement  zuging,  solche  Stellungen 
ablehnen,  werden  wir  zur  besseren  Wertschätzung  der 
technischen  Arbeit  und  größerer  Freiheit  der  Persönlichkeil 
kommen.  K  a  u  f  m  a  n  n. 


Der  Bund  der  technisch-industriellen  Beamten 

hat  Unglück  mit  seinen  Anfragen  über  den  Mitglieder- 
bestand des  Verbandes.  Nachdem  ihm  mit  aller  Deut- 
lichkeit nachgewiesen  worden  ist,  daß  seine  ,, Enthüllungen" 
nur  dem  etwas  Neues  sagen  konnten,  der  mit  Fleiß  eine 
Täuschung  der  Verbandsleitung  konstruieren  wollte,  nach- 
dem er  hier  notgedrungen  auf  der  ganzen  Linie  den  Rück- 
zug antreten  mußte,  versucht  er,  die  ihm  zuteil  gewordene 
Belehrung  dadurch  in  ihrer  Peinlichkeit  zu  mildern,  daß 
er  eine  vierte  Anfrage  an  uns  richtet.  Es  scheint  ihm  da 
ähnlich  zu  gehen  wie  dem  getadelten  Schüler,  der  nach 
Empfang  einer  Lektion  ein  mürrisches  Gesicht  zeigt  und 
nicht  einsehen  will,  daß  er  Unrecht  hatte.  Er  hilft  sich, 
indem  er  zum  vierten  Male  die  Worte  hervorstößt:  ich 
habe  aber  doch  recht!  Und  zum  vierten  Male  muß  er 
sich  eine  Zurechtweisung  gefallen  lassen. 

Um  zu  retten,  was  zu  retten  möglich  ist,  hielt  der 
Bund  einen  neuen  Angriff  auf  die  Finanzgebarung  des 
Verbandes  als  das  geeignete  Mittel,  so  ziemlich  das  un- 
geschickteste Thema,  was  er  aufgreifen  konnte.  In  der 
Bilanz  ist  die  Verbandskasse  mit  einem  Bestand  von 
203,17  M  (Zvveihundertdrei  Mark  17  Pf.)  aufgeführt,  wäh- 
rend der  Gesamtbestand  sämtlicher  Kassen  des  D.  T.-V. 
dem  Kaiserlichen  Statistischen  Amt  mit  457  498  M  an- 
gegeben ist.  Nun  glaubt  der  Bund  eine  große  Entdeckung 
gemacht  zu  haben  und  geht,  das  Märchen  zu  verkünden, 
der  arme  Deutsche  Techniker-Verband  habe  überhaupt  nur 
ganze  203  M  zur  Verfügung.  Als  wir  zum  ersten  Male 
diese  Darstellung  in  der  Deutschen  Industrie-Beamten- 
Zeitung  lasen,  haben  wir  es  nicht  für  nötig  befunden, 
darauf  einzugehen,  weil  uns  das  Märchen  gar  zu  einfältig 
schien  und  weil  wir  bezweifelten,  daß  es  dem  Bund  mit 
dieser  Mär  ernst  sein  könnte.  Ein  plumpes  Mittel,  die 
Mitglieder  zu  bluffen,  weiter  nichts.  Indessen  zeigt  es 
sich,  daß  man  zum  vierten  Male  eine  Zurechtweisung 
nötig  hat. 

Der  Bund  soll  sie  haben!  Der  D.  T.-V.  ist  eine  Organi- 
sation zur  Hebung  des  deutschen  Technikerstandes.  Zu 
diesem  Zweck  hat  er  satzungsgemäß  Ausgaben  verschie- 
dener Art.  Darunter  solche  für  Unterstützungen,  Darlehen 
und  Sterbefälle.  Diese  speziellen  Ausgaben  werden  der 
Ordnung  und  Uebersichtlichkeit  wegen  besonders  verbucht, 
für  sie  sind  besondere  Kassen  angelegt.  Am  31.  Dezember 
1910  waren  in  der  Hauptkasse  203,17  M,  nachdem 
an  die  Darlehenskasse  4000  M,  an  die  Unterstützungskasse 
3000  M,  an  die  Sterbekasse  43  168  M,  an  die  Stellen- 
losenunterstützungskasse  43  000  M  überwiesen  worden 
waren.  Die  Bestände  aller  dieser  der  Hauptkasse  unter- 
geordneten Nebenkassen  an  Betriebskapital,  mündelsicheren 
Papieren  und  Hypotheken,  einschließlich  der  203  M  er- 
reichten am  31.  Dezember  die  dem  Statistischen  Amt  mit- 
geteilte Summe  von  457  498  M.  Das  war  der  Gesamt- 
kassenbestand  des  Verbandes,  dies  die  Summe,  die  er 
jeden  Augenblick  zur  Verfügung  hatte.  Wir  meinen,  das 
sei  deutlich.  Gesonderte  Buchführung  und  gesonderte 
Verrechnung  haben  nichts  zu  tun  mit  der  finanziellen 
Leistungsfähigkeit  des  Verbandes.  Nun  glaubt  der  Bund 
tadeln  zu  müssen,  daß  das  Geld  in  den  einzelnen  Kassen 
,, festliegt".  Er  irrt  sich,  es  liegt  nicht  fest.  Der  Bund 
rühmt  sich,  daß  er  jeder  Zeit  sein  ganzes  Vermögen  auf 
einen  Punkt  werfen  könne,  etwa  zur  Durchführung  einer 
gewerkschaftlichen  Aktion.  Kann  er  das?  Woher  nimmt 
er  dann  das  Geld  für  die  laufenden  Ausgaben  seiner 
Sterbekasse,  seiner  Stellenlosenunterstützung  usw.? 
Auch  ihm  wird  nichts  anderes  übrig  bleiben  als  die  Me- 
thode des  D.  T.-V.,  des  Leipziger  Handlungsgehilfen-Ver- 
bandes und  des  Vereins  der  Deutschen  Kaufleute,  der 
Deutschnationalen  Handlungsgehilfen,  des  Deutschen  Fak- 
toren-Bundes, des  Verbandes  technischer  Schiffsoffiziere 
und  von  13  anderen  Privatangestellten-Vcrbändcn  zu  akzep- 
tieren, eine  gesonderte  Verrechnung  der  Kassen  vor- 
zunehmen, was  er  heute  noch  nicht  tut.  Heute  schreibt 
der  Bund,  er  habe  am  31.  Dezember  1910  259  269  M  als 
Kapitalvermögen  gehabt,  sagt  seinen  Mitgliedern  aber 
nicht,  daß  er  von  dieser  Summe  so  und  so  viel  Tausende 


Heft  40 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


637 


für  seine  speziellen  Unterstützungsausgaben  —  1910  ca. 
45  000  M  —  reserviert  halten  muß. 

Was  sagte  der  Bund  doch  früher  vom  D.  T.-V.  „Sand 
in  die  Augen  der  Berufskollegen!"  Das  ist  die  Kampfes- 
weise des  Bundes,  Verdächtigungen  und  Unterstellungen. 
.  .  .  Spottet  seiner  selbst  und  weiß  nicht  wie. 


H  ::  ::  :;  H  ::  BÜCHERSCHAU 


Unterrichtsbriefe  für  Eisenbetonbau.     Von    Ingenieur  Albert 
Tönsmann  in  Helgoland.    Preis  eines  Briefes  0,25  M. 
Für  Verbandsmitglieder  0,20  M.    Selbstverlag  des  Ver- 
fassers. 

Der  Verfasser  hat  die  Absicht,  den  Eisenbetonbau  in  der 
Form  von  Briefen,  die  wöchentlich  erscheinen  sollen,  zu  be- 
handeln. Der  ganze  Lehrgang  soll  ungefähr  30  Lehrbriefe  um- 
fassen. Uns  liegen  die  beiden  ersten  Probebriefe  zur  Beurteilung 
vor.  Darin  ?v'ird  die  Berechnung  und  Konstruktion  der  Platte 
und  des  Plattenbalkens  an  der  Hand  von  Beispielen  vorgeführt. 
Diese  sind  der  Praxis  entnommen  und  von  Tönsmann  in  einer 
leicht  faßlichen  Weise  treffend  erläutert.  Dem  Lernenden  wird 
dadurch  das  Eindringen  in  die  Eisenbetonbauvveise  sehr  er- 
leichtert. Wir  können  die  Anschaffung  des  Werkes  um  so  mehr 
empfehlen,  als  der  Verfasser  auch  Mitglied  unseres  Verbandes  ist. 


::  ::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    H  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
VC  0  h  n  u  n  g  und  Alitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  hine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  .Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  .Antworten  lehnt  die  Schnft- 
leitung  naclidrüi  klich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
«töcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  nuiß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik- 
Frage  212.  Aut  Eisenbetondecken,  die  Linoleumbelag  er- 
halten, sollen  die  Heizungsrohre  verlegt  werden.  Welche  Auf- 
füllung und  welcher  Unterboden  würde  sich  für  das  Linoleum 
am  besten  eignen  und  gleichzeitig  schalldämpfend  und  isolierend 
wirken? 

Frage  213.  Wie  hoch  stellen  sich  die  ungefähren  Strom- 
erzeugungskosten bei  neueren  Elektrizitätswerken  von  mindestens 
110  000  PS  Leistung  pro  KW-Stunde,  wobei  als  Betriebskraft 
moderne  Dampf-  oder  Wasserkraftanlagen  Verwendung  finden  ? 

Frage  214.  Welche  Zusammensetzung  muß  ein  gutes 
Zylinder-Motorenöl  für  Sauggasmotoren  haben? 

Frage  215.  Für  Trinkwasserzwecke  wurde  vor  längerer 
Zeit  eine  50  mm  weite  Leitung  von  schmiedeeisernen,  asphal- 
,  tierten  Mannesmann-Muffenröhren  (Gesamtlänge  150  m)  in  einer 
Tiefe  von  0,5  bis  1,0  m  verlegt.  Nun  zeigt  das  Wasser,  das 
an  der  Quelle  einwandfrei  ist,  an  der  Entnahmestelle  eine  gelb- 
liche Farbe  und  einen  widrigen,  teerähnlichen  Geschmack. 
Welchen  Ursachen  ist  dies  zuzuschreiben?  Die  Leitung  ist  im 
Verhältnis  zum  Verbrauch  im  Durchmesser  sehr  weit,  so  daß 
das  Wasser  längere  Zeit  mit  der  Leitung  in  Berührung  bleibt. 

Frage  216.  Welche  Firmen  liefern  gußeiserne  Rauch-  oder 
'  Essenschieber  sowie  Reinigungsrahmen  mit  Deckeln  für  Zentral- 
heizungskessel (Gliederkessel)? 

Frage  217.  Wie  wird  Leinölfirnis  auf  seine  Reinheit  am 
einfachsten  untersucht?  Es  ist  besonders  festzustellen,  ob  jenem 
sogen.  Firnisersatz  beigemischt  ist. 

Frage  218.  Eine  Stadtgemeinde  soll  die  dein  Kreise  ge- 
hörige Chaussee  übernehmen.  Diese  ist  rd.  850  m  lang  bei 
einem  Querschnitt  von  6,50  m  chaussierter  Fahrbahn  und  zwei 
1,50  m  breiten  Fußgängersteigen  mit  Bordsteinen.  Welche  Ab- 
findungssumme für  Unterhaltung  usw.  der  Fahrbahn  und  der 
Sommerwege  kann  die  Stadt  verlangen,  und  wie  ist  die  Ent- 
schädigungsrechnung durchzuführen?  Genügt  es,  die  Lebens- 
dauer einer  (Basalt-)  Schüttung  mit  10  Jahren  zu  veranschlagen? 
Wie  viel  cbm  Material  werden  für  die  zehnjährige  Bestanddauer 
auf  1  qm  Fläche  verbraucht?  Wie  berechnet  man  weiter  die 
Unterhaltungs-  und  Herstellungskosten  der  Packlage,  der  Bord-, 
Prell-  und  Schutzsteine,  sowie  der  Gräben  und  Durchlässe? 
Außerhalb  des  Stadtgebietes  ist  die  Chausseebahn  nur  4,0  m 
breit.  Ist  in  der  Entschädigungsrechnung  die  Chausseebreite 
von  6,5  m  oder  die  von  4,0  m  einzusetzen? 


Zur  Frage  187.  Schiffshypothekenwesen.  Spezial-Literatu< 
über  das  Schiffshypothekenwesen  gibt  es  meines 
V^issens  nicht.  Die  Frage  ist  1909  und  auch  1910  von  Ham- 
burger Zeitungen  behandelt  worden.  Besonders  beachtenswert 
ist  die  folgende  Darstellung,  die  zugleich  auch  in  rechtlicher 
Beziehung  Zweifel  über  die  Sicherheit  von  Schiffshypotheken 
ausspricht: 

Es  muß  darauf  hingewiesen  werden,  daß  das  Hypotheken- 
recht auf  Schiffe  ein  ganz  anderes  ist  als  das  Recht  des  Immo- 
biliarkredits. Vor  allem  besteht  ein  fundamentaler  Unterschied 
zwischen  dem  Grundbuch  und  dem  Schiffsregister.  Das  Grund- 
buch besitzt  öffentlichen  Glauben,  und  eine  Eintragung  in  das 
Grundbuch  verleiht  an  sich  ein  Recht,  ohne  Rücksicht  darauf, 
ob  in  -dieser  Eintragung  etwa  der  Besitzer  des  Grundstücks 
falsch  angegeben  ist.  Daher  bestellt  die  Eintragung  einer  Hypo- 
thek in  das  Grundbuch  auch  ein  sicheres  Pfandrecht.  Das 
Schiffsregister  hat  dagegen  durchaus  anderen  Charakter.  Wenn 
eine  Schiffshypothek  in  das  Schiffsregister  eingetragen  ist,  so  ist 
die  Wirksamkeit  der  Eintragung  dadurch  noch  nicht  ohne  weiteres 
sichergestellt.  Wenn  es  sich  um  eine  Hypothek  auf  Schiffe  einer 
Partenreederei  handelt,  dann  ist  die  bloße  Eintragung  in  das 
Schiffsregister  noch  nicht  ohne  weiteres  hinreichend.  Vielmehr 
muß  der  Geldgeber,  um  sicher  zu  gehen,  feststellen,  ob  der 
Korrespondentreeder,  dem  er  das  Darlehn  gibt,  das  Recht  hat, 
die  Hypothek  eintragen  zu  lassen  oder  nicht.  Dieses  Recht  hat 
der  Korrespondentreeder  nur,  wenn  es  ihm  von  seinen  Mit- 
reedern zugestanden  ist.  Haben  die  Partenreeder  den  Korre- 
spondentreeder nicht  bevollmächtigt,  Hypotheken  eintragen  zu 
lassen,  so  hat  die  Eintragung  in  das  Schiffsregister  keinen 
Wert.  Der  Geldgeber  muß  sich  also  Gewißheit  verschaffen, 
welches  Vertragsverhältnis  zwischen  dem  Reeder  und  den  Parten- 
reedern besteht.  Dabei  ist  es  übrigens  gleichgültig,  ob  der 
Partenreeder  als  solcher  für  das  betreffende  Schiff  eingetragen 
ist  oder  der  Korrespondentreeder  als  alleiniger  Inhaber  im  Schiffs- 
register steht.  Ferner  muß  der  Hypothekgeber  darauf  bedacht 
sein,  daß  seine  Hypothek  versichert  ist  bezw.  daß  ihm  die 
Versicherung  des  Kaskos  zediert  wird,  denn  die  Versicherungs- 
summe haftet  dem   Hypothekargläubiger  nicht  ohne  weiteres. 

Schulze. 

Zur  Frage  197.  Zerstörung  eines  Warm  Wasserbehälters. 
II.  (1.  s.  Heft  39.)  Daß  Ihr  Warmwasserbehälter  schon  nach 
kurzer  Zeit  Spuren  von  Zinkzerstörung  zeigt,  ist  im  allgemeinen 
eine  ziemlich  "seltene  Erscheinung,  sofern  natürlich  der  Behälter 
fachgemäß  verzinkt  ist.  Sie  werden  daher  gut  tun,  den  Be- 
hälter erst  gründlich  untersuchen  zu  lassen,  denn  die  Verzinkung 
des  Behälters  muß  mindestens  zwei-  bis  dreimal  erfolgen,  wenn 
die  Lebensdauer  des  Behälters  viele  Jahre  anhalten  soll. 
Uebrigens  wird  die  Kupterrohrheizschlange  in  der  Praxis  noch 
vielfach  ausgeführt,  ohne  daß  der  Behälter  bezw.  die  Heiz- 
schlange frühzeitig  Schaden  leidet.  Sollten  Sie  trotzdem  keinen 
Erfolg  haben,  dann  empfehle  ich  Ihnen  den  Einbau  einer 
schmiedeeisernen  verzinkten  Heizschlange  unter  Voraussetzung 
eines  gut  verzinkten  Behälters.  Ing.  E.  B  r  i  n  e  r. 

Zur  Frage  198.  Beseitigung  von  schwarzen  Flächen  auf 
den  Wandungen  eines  Kirchenschornsteines.  Die  schwarzen 
Flecke  aut  dem  Putz  des  Schornsteinpfeilers  rühren  mit  großer 
Wahrscheinlichkeit  vom  Regenwasser  her,  das  in  den  meist  un- 
benutzten Schornstein  fällt  und  in  Verbindung  mit  dein  Ruß 
das  Mauerwerk  durchdringt.  Es  empfiehlt  sich,  den  Schornstein 
mit  einem  Grove'schen  Deflektor  zu  versehen,  dessen  ständige 
Saugwirkung  ein  Austrocknen  des  Schornsteins  herbeiführt.  Durch 
den  Sauger  wird  gleichzeitig  das  Eintreten  des  Regens  verhindert. 
Der  Aufsatz  wirkt  auch  dann  gut,  wenn  er  nicht  über  First 
mündet,  ebenso  paßt  er  sich  meist  in  das  architektonische  Bild 
gut  ein.  Ein  Asphaltanstrich  des  Mauerwerks  vor  dem  Abputzen 
dürfte  das  Wiedererscheinen  der  Flecken  ausschließen.     O.  Gi. 

Ziir  Frage  200.  Isolierung  einer  Beton-Kellcrdccke.  I.  Der 
vorgeschlagenen  Ausführungsart  dürften  keine  Bedenken  ent- 
gegenstehen. Ich  habe  einen  ähnlichen  Fall  ausgeführt.  Dort 
wurde  die  Kellerdecke  ebenfalls  aus  Beton  hergestellt.  Zur  Ab- 
gleichung  hatte  ich  einen  20  mm  starken  Zementglattstrich  auf- 
gebracht. Als  direkter  Fußbodenbelag  wurde  ein  7  mm  starkes 
Korklinoleum  verwendet.  Das  Korkhnoleum  begeht  sich  sehr 
schön,  die  Fußtritte  sind  kaum  hörbar.  Auch  in  Bezug  aut 
Wärme  hat  sich  dieser  Fußbodenbelag  gut  bewährt.  Beim  Ver- 
legen des  Linoleums  muß  besonders  darauf  gesehen  werden,  daß 
der  Estrich  schön  eben  ist,  da  sich  an  erhöhten  Stellen  der 
Belag  leicht  durchtritt.  Endriß,  Mitgl.-Nr.  42  937. 

II.  Ich  empfehle  unter  den  Korkestrich  eine  25  mm  hohe 
Sandschüttung  von  möglichst  dichtem  Sand  aufzubringen.  Dann 
kann  wohl  für  Fußbodenwärme  und  Schalldichtigkeit  garantiert 
werden,  Leonhardt. 


638 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1011 


HeFt  40 


Zur  Frage  201.  Eiskeller.  "Ein  Isolieranstrich  ist  nicht  dircitt 
notwendig,  jedoch  ist  es  ratsam,  die  Mauern  mit  Hohlschicht  aut- 
zuführen. Besser  noch,  den  Hohlraum  mit  Mull  usw.  auszufüllen. 

L  e  o  n  h  a  r  d  t. 

Zur  Frage  203.  Schwitzwasserbeseitigung.  Bei  allen  Isolicr- 
mitteln  ist  es  nicht  das  Material  selbst,  sondern  die  von  diesem 
umschlossene  ruhende  Luftschicht,  welche  die  Isolierung  her- 


beiführt. Will  man  mittels  einer  Doppeldecke  isoMeren,  oder 
durch  eine  Warmhaltung  der  Decke  den  Niederschlag  von  Dünsten 
verhindern,  so  muß  dafür  gesorgt  werden,  daß  die  in  der  Doppcl- 
decke eingeschlossene  Luft  nicht  mit  der  Außenluft  in  Verbindung 
treten  kann.  Bei  einer  Ventilierung  dieser  Zwischenschicht 
würde  mithin  gerade  der  gegenteilige  Erfolg  herbeigeführt 
werden.  O.  Gi. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1454  Heinrich  Fricke,  Ingenieur,  Halle  a.  S.  1455/5Ö  Arthur 
Michel,  Baumeister,  mit  Frau,  Leipzig.  1457/58  J.  Geib,  städt. 
Baubeamter,  mit  Frau,  Köln  a. Rh.  1459  M.  Zweck,  Leipzig.  14G0,  ol 
Emil  Wusterack,  Maurermeister,  mit  Frau,  Berlin-Lichtenberg. 
1462  Alb.  Schröder,  Bauführer,  Quedlinburg.  1463  Robert  Baiir, 
Penig  i.  S.  1464  Ernst  Röhle,  Lunzenau.  1465  Bernhardt  Benn- 
dorf, Architekt,  Riesa. 

Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteüungi'n  für 
die  ,,ü.  T.-Z."  bis  späteste.ns  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusl^ripte  müssen  auf  bjjoiv.lercii,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  cingereiclit  werden.  Bei  jeder  tmsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:     Vrs.  Vorsitzender,    V.    u.    O.    =    Versiinmiungstag  und  Ort, 

Br.  A.   =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Feitlichkeiten  i!sw. 
sind  überliaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  V'efbandszeitang  ausgeschlossen. 
Für    derartige    Mitteilungen    steht    der    Inseratenteil    gegen    Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeioren  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Bczirksverwaltangen 

Brandenburg.  Statik  kurse  und  Eisenbetonkur  se. 
Wie  bereits  aus  den  Mitteilungen  der  Bezirksverwallung  hervor- 
geht, sollen  auch  in  diesem  Winter,  wie  im  vorigen  Jahre,  w  ieder 
Kurse  über  Statik  stattfinden.  Es  ist  beabsichtigt,  1.  einen 
Repetitionskursus  (Dienstag),  2.  einen  F  o  r  t  b  i  I  - 
dungskursus  (Mittwoch)  und  3.  einen  Eisenbeton- 
kursus (Freitag)  abzuhalten.  Als  Dozent  ist,  wie  im  Vor- 
jahre, Herr  D  i  p  l.-I  n  g.  Artur  Le  i  p  o  1  d  ,  MiigliL-d  unseres 
Verbandes,  gewonnen.  Die  Vorträge  geben  in  dem  gezogenen 
Rahmen  jedem  Teilnehmer  Gelegenheit,  seine  Kenntnisse  in  Staük 
zu  revidieren,  zu  festigen  und  zu  erweitern,  da  die  Themen 
erschöpfend  behandelt  und  zahlreiche  Beispiele  aus  der  Praxis 
gegeben  werden.  Der  Beginn  der  Kurse  ist  vorläufig  auf  Mitte 
Oktober  d.  J.  festgesetzt,  die  Dauer  derselben  beträgt  bei  je 
einer  Wochendoppelstunde  etwa  vier  Monate. 

Um  ferner  vielfachen  Wünschen  unserer  Mitglieder  ent- 
gegenzukommen, ist  weiter  in  Aussicht  genommen,  einen  Kursus 
über  das  Thema :  „Theorie  und  Berechnung  statisch 
unbestimmter  Systeme  auf  elementarer  Grund- 
lage" im  Laufe  dieses  Winters  zu  veranstalten.  Die  Vorträge 
sollen  hierfür  an  jedem  Donnerstag  stattfinden.  Als  Dozent 
ist  Herr  Diplomingenieur  E.  Pollitzer  gewonnen,  der  ja  durch 
seine  Veröffentlichungen  über  jenes  Thema  in  der  D.  T.-Z. 
unseren  Mitgliedern  gut  bekannt  ist.  Die  Kurse  erstrecken  sich 
auf  ca.  fünf  Monate,  beginnend  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Oktober.  Die  Kurse  finden  in  der  4.  Städt.  Pfliclitfortbildungs- 
schule,  Georgenstraße  Nr.  30/31,  am  Bahnhof  Friedrichstraße, 
statt.  Das  Honorar  für  die  Teilnahine  an  jedem  der  Kurse  be- 
trägt 20  M,  mit  Ausnahme  des  von  Herrn  Pollitzer  gelesenen 
Kollegs,  wofür  je  nach  der  Teilnehmerzahl  25  bis  30  Mark 
erhoben  werden.  Anmeldungen,  mit  Angabe  für  welchen  der 
Kurse,  erbeten  an  Koll.  Architekt  Felix  Hesse,  Charlottenburg, 
Königsweg  Nr.  5,  der  auch  über  alles  nähere  Auskunft  erteilt. 

Die  Schriftleitung  unseres  Vcrkündigungsblattes,  das  allen 
Bezirkskollegen  kostenlos  zugesandt  wird,  teilt  uns  mit,  daß  noch 
jetzt  über  100  Exemplare  als  unbestellbar  /urückkommen.  ili  in 
dem  Verkündigungsblatt  alle  wichtigen  Mittcikingen  unserer  Bc- 
zirksverwaltung  bekannt  gegeben  werden,  so  liegt  es  im  Inle.esse 
eines  jeden  Kollegen,  die  Zeitschrift  regelmäßig  zu  erhalten. 
Wir  richten  daher  wiederholt  an  alle  Bezirkskollegen  die  Bitte, 
unserem  Schriftführer,  Herrn  A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler 
Weg  5,  sofort  jede  Wohnungsänderung  mitzuteilen.  Ebenso' 
ersuchen  wir  um  Nachricht,  wenn  ein  Kollege  das  Blatt  nicht 


regelmäßig  erhält.  —  Weiterhin  machen  wir  darauf  aufmerk- 
sam, daß  Mitte  Oktober  eine  Sitzung  des  erweiterten  Vorstandes 
der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  stattfindet.  Wii^bitten  unsere 
Zweigvereine  und  Einzelmitglieder,  soweit  dies  noch  nicht  ge- 
schehen ist,  Kollegen  A.  Dieter  die  Adressen  ihrer  Vertreter  in 
den  erweiterten  Vorstand  der  Bezirksverwaltung  umgehend  mit- 
zuteilen. 

Obcrsclilesien.  Am  Sonntag,  1.  Oktober,  31/2  Uhr  nach- 
mittags, findet  in  Gleiwitz,  Hotel  ..Schlesischer  Hof",  eine 
Wanderversammlung  unserer  Bezirksverwaltung  statt,  um  die 
neuen  Bezirkssatzungen  zu  beraten.  Wir  bitten,  recht  zahlreich 
zu  erscheinen.  Die  Vereine  ersuchen  wir,  einen  Vertreter  zu 
entsenden  unter  Uebernahme  der  Kosten  auf  die  Vereinskasse. 
Die  Anträge  für  den  am  22.  Oktober  stattfindenden  Herbst- 
bezirkstag sind  bis  zum  10.  Oktober  dem  Bezirksvorstand  ein- 
zureichen. 


Zwei 


"vereine 


Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  F.  J. 
Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  im 
Berliner  Hof.  Samstag,  30.  September,  abends  8^/4  Uhr,  Vor- 
trag des  Herrn  Kollegen  Wilh.  Roß  über:  „Wasserwerk  des 
Landkreises  Aachen".  —  Samstag,  7.  Oktober,  abends  8^  'j  Uhr, 
Hauptversammlungv  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Proto- 
kolls. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bekanntgabe  der  Ein- 
gänge. 4.  Anträge  zum  Bezirkstag.  5.  Besprechung  über  die 
Beschaffung  von  Zeitschriften.  6.  Bericht  der  Kassenrevisoren. 
7.  Verschiedenes  und  Beitragszahlung.  —  Die  Anträge  zum  Be- 
zirkstag bitten  wir  bis  zum  3.  Oktober  dem  Vorstand  einzusenden. 
Wir  ersuchen  die  Mitglieder,  zu  den  Veranstaltungen  zahlreich 
und  pünktlich  zu  erscheinen. 

Bergedorf.  TechnischerVerein.  Sonntag,  8.  Oktober, 
findet  eine  Besichtigung  der  im  Bau  befindlichen  Vierländer 
Eisenbahn  statt.  Es  wird  zuerst  der  im  Gojenberg  arbeitende 
Löffelbagger  im  Betrieb  vorgeführt  werden.  Dann  wird  die 
Neubaustrecke  bis  zur  Endstation  befahren.  In  Curslack-Neuen- 
gamme werden  nähere  Erklärungen  des  Bahnbaus  sowie  dei 
Hoch-  und  Brückenbauten  erfolgen.  Der  Sonderzug  fährt  zirka 
9  Uhr  vormittags  vom  Staatsbahnhof  Bergedorf  ab.  (Anschlußzug 
ab  Hamburg  7.46  Uhr.)  Am  Nachmittag  werden  einige  sehens- 
werte Vierländer  Bauwerke  besichtigt  (Kirche,  Bauernhäuser) 
Das  Mittagessen  in  Vierlanden  wird  1,20  M  kosten.  Anmel- 
dungen zur  Besichtigung  der  Bahn  und  zum  Mittagessen  sind 
möglichst  bald  an  Herrn  H.  Eggert,  Bergedorf,  Sillemstr.  15  11, 
zu  richten.  Wir  bitten  die  Einzelmitglieder  sowie  die  Mitgüedci 
aller  Vereine  der  Umgegend,  recht  viele  Kollegen,  die  dem  \'er- 
bände  noch  fernstehen,  mitzubringen. 

Cliarlottcnbi'.ri:.  ,,B  a  11  Ii  ii  t  f  e  C  ii  a  r  1  o  t  f  c  n  b  11  r  g" . 
Vors.:  Friedrich  jßrinkmann,  Charlottenburg,  Goethestraße  15. 
Schriftf. :  Richard  Brennecke,  Charlottenburg,  Fritschestr.  40  II. 
Kassierer:  Albert  Papenzin,  Charlottenburg,  Wallstr.  47.  V. 
u.  O. :  Jeden  ersten  Dienstag  eines  Monats  im  Logen-Rest., 
Charlottenburg  1,  Berliner  Str.  61,  Ecke  Kirchhofstr.  Dienstag, 
3.  Oktober,  abends  8'  .,  Uhr,  findet  die  nächste  Monatshaupt- 
versammlung im  Vereinslokal  statt.  Die  Tagesordnung  ist  in 
dem  Verkündigungsblatt  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  be- 
kannt gegeben  worden.  Sollte  ein  Mitglied  dieses  Blatt  nicht 
erhalten  haben,  so  wolle  man  dies  umgehend  Herrn  Kollegen 
A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5,  mitteilen,  an  dessen 
Adresse  auch  alle  A\itteilungen  über  Wohnungsänderungen  zu 
senden  sind.  —  Sonntag,  8.  Oktober,  findet  eine  genieinsame 
Fahrt  nach  Brandenburg  a.  H.  statt.  Abfahrt:  vormitt.igs  S  Uhr 
55  Min.  \om  Potsdamer  Bahnhof  Berlin.  Weitere  Auskunft  er- 
teilt Kollege  Dieter.  Wir  bitten,  zu  allen  unseren  Veranstal- 
tungen und  Versammlungen  Kollegen,  die  dem  Deutschen  Tech- 
niker-Verband   noch    fernstehen,  einzuführen. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.- 
A.:  Herm.  Voigt',  Berlin  O.  112,  Waldeyerstr.  61.  V.  u.  O.: 
Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  im  Wilhelmshof  am  Wil- 


Heft  40  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


639 


helmsplatz,  Charlottenburg.  —  Die  nächste  Hauptversammlung 
findet  am  Donnerstag,  5.  Okt.  er.,  mit  folgender  Tagesordnung 
statt:  1.  Geschäftliches.  2.  Anträge  und  Festsetzung  des  Winter- 
programms. 3.  Vereins-  und  Verbandsangelegenheiten.  4.  Ver- 
schiedenes. 

Greifswald.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-Adr. : 
C.  Rost,  Greif swald,  Baderstr.  24.  —  Am  Sonntag,  1.  Oktober  er., 
vormittags  IOV2  ^f""»  findet  eine  Besichtigung  der  „Greifs- 
waider  Maschinenfabrik"  statt.  Versammlung  am  Fabrikeingang 
in  der  A"nklamer  Straße.  Unsere  nächste  Sitzung  findet  am 
Freitag,  6.  Oktober  er.,  abends  Va^  Uhr,  im  Vereinslokal,  Re- 
staurant Ihlenfeld,  Rotgerberstraß'e  8,  statt.  Tagesordnung: 
1.  Sitzungsbericht  der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder,  gemeldet  Meliorationstechniker  Paul  Schubert, 
Verb.-Nr.  58  282.   3.  Eingänge.   4.  Rundschreiben  des  Verbandes. 

5.  Beitragszahlung.  6.  Mitteilungen  und  Anträge.  —  Am  Sonntag, 
8.  Oktober  er.,  auf  Einladung  des  Techniker-Vereins  Stralsund 
gemeinschaftliche  Besichtigung  der  in  Stralsund  neu  erbauten 
„Provinzial-Heilanstalt".  Abfahrt  von  Greifsvvald  mit  dem  Eil- 
zuge 12.50  Uhr  nachmittags.  Es  sind  Sonntagsbilletts  zu  lösen. 
—  Am  Dienstag,  10.  Oktober  er.,  abends  i/^Q  Uhr,  beginnt  im 
Vereinslokal  ein  Kursus  für  Eisenbetonstatik.  Kollegen,  die  an 
dem  Kursus  teilnehmen  wollen,  werden  ersucht,  sich  bei  dem 
Vorsitzenden  zu  melden. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Generalversammlung  Dienstag,  3.  Oktober,  präzise  9  Uhr  abends, 
im  Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme  von 
Mitgliedern.  3.  Bericht  der  Kassenrevisoren  und  Kassenbericht 
des  1.  Kassierers.  4.  Halbschichtige  Neuwahl  des  Vorstandes 
und  zwar  der  1.  Mitglieder,  Ersatzwahl  des  2.  Schriftführers 
und  Wahl  der  verschiedenen  Kommissionen.  5.  Anträge  des 
Hn.  Koll.  Schnieber  betr.  Vergnügungen  und  Pressekommission. 

6.  Uebergabe  des  Ehrendiploms  an  Herrn  C.  Stoll  anläßlich 
25jähriger  Mitgliedschaft.  7.  Besprechung  der  Herreritour  nach 
Bremen.  —  Die  Herren  Vereins-  und  Verbandskollegen  werden 
gebeten,  ihre  rückständigen  Vereins-  und  Verbandsbeiträge  in 
den  Versammlungen  zu  bezahlen.  —  Gleichzeitig  werden  sie  ge- 
beten, ihre  Wohnungsverlegung  unverzüglich  Herrn  Schriftführer 
Weber  mitzuteilen. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donners'.ag,  5.  Oktober, 
abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  j, Hotel  zum  Riesen". 
Tagesordnung:  1.  Verlesung  der  Eingänge.  2.  Mitgliederaut- 
nahme.  3.  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten.  4.  Noch- 
malige Besprechung  der  Wintervorträge.  5.  Besprechung  über 
das  20jährige  Stiftungsfest.    6.  Verschiedenes. 

Hildesheim.  Technischer  Verein.  Unsere  nächste 
Hauptversammlung  findet  am  Sonnabend,   7.  Oktober,  abends 

9  Uhr,  im  Vereinslokal  Hotel  „Weißer  Schwan"  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Bericht  der 
Kassenrevisoren.  4.  Referat  des  Kollegen  K  e  i  t  e  1  über  Grün- 
dung einer  Lebensmittel-Einkaufsgenossenschaft.  5.  Verschie- 
denes. Die  Mitglieder  werden  ersucht,  von  jetzt  ab  wieder 
vollzählig  zu  den  Versammlungen  zu  kommen  und  den  Vorstand 
in  seiner  Arbeit  zu  unterstützen,  damit  unsere  Mitgliederzahl, 
die  dank  einer  eifrigen  Agitation  auch  während  des  Sommers 
stetig  gestiegen  ist,  am  Schlüsse  des  Jahres  die  Zahl  100  er- 
reicht. Ferner  bitten  wir  die  Kollegen,  welche  Wünsche  haben 
in  bezug  auf  Aenderung  unseres  Jahrbuches,  diese  bis  zum 
15.  Oktober  d.  J.  dem  Vorstand  mitzuteilen. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  Rest.  „Goldner 
Adler",  Karl-Friedrich-Straße.  Vereinsabend  jeden  Dienstag 
abend  9  Uhr.  Am  Sonntag,  8.  Oktober,  findet  eine  Besichtigung 
des  städt.  Elektrizitätswerkes  im  Rheinhafen  statt.  Treffpunkt: 

10  Uhr  vormittags  am  Haupteingang  des  Werkes.  Wir  bitten 
zu  dieser  sehr  interessanten  Besichtigung  um  recht  zahlreiche 
Beteiligung.  Gäste  und  dem  Verein  noch  fernstehende  Kollegen 
sind  zu  allen  unseren  Veranstaltungen  freundl.  eingeladen. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
undUmgegend.  Vrs.  u.  Br.-A. :  A.  Schwertfeger,  Laurahütte 
b.  Kattowitz.  Nächste  Hauptversammlung:  Mittwoch,  4.  Okt., 
8V2  Uhr  abends,  im  Pschorr-Bräu,  August-Schneider-Str.  Tages- 
ordnung: 1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  3.  Vortrag  des  Kollegen 
Anke  über:  „Musterschutz  und  Patentrecht".  4.  Bericht  über 
die  Wanderversammlung  in  Gleiwitz.  5.  Verschiedenes.  Wir 
bitten  um  vollzähliges  Erscheinen,  sowie  um  Einführung  von 
Kollegen,  die  dem  Verbände  noch  fernstehen.  —  Am  15.  Oktober 
findet  gemeinschaftlich  mit  dem  S.-V.  Myslowitz  ein  Ausflug 
nach  Schoppenitz  statt.  Abfahrt  von  Kattowitz  2.27  Uhr.  Treff- 
punkt für  Nachzügler:  Bahnhofshotel  Schoppenitz.  Um  37.,  Uhr 
Vortrag  des  Wassersuchers  Herrn  Zischka  über:  „Auffinden 
unterirdischer  Wasseradern   mittels  Wünschelrute". 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Kiel,  Fährstraße  7.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  87,  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falck- 


straße  12.  Nächste  Mitgliederversammlung  am  Donnerstag, 
5.  Oktober.  Tagesordnung:  1.  Protokoll  Verlesung  der  letzten 
Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Eingänge.  4.  Verbands- 
angelegenheiten. 5.  Vortrag:  ,, Arbeit  und  Erholung",  Referent: 
Kollege  Behrens.  6.  Sonstiges.  —  Kassenstunden  unserer 
Krankenkasse  an  jedem  Donnerstag  abends  von  772  bis  8^/2  Uhr 
im  Geschäfts-  und  Lesezimmer,  das  nach  wie  vor  geöffnet  ist 
an  jedem  Werktage  abends  von  8  bis  10,  Sonntaj^s  von  10  bis 
12  Uhr  vormittags. 

Mülheim  a.  Rhein.  Technischer  Verein.  E.  V. 
Hauptversammlung  am  6.  Oktober  er.,  abends  8^/2  Uhr,  im 
Vereinslokal,  Kasinorest.,  Freiheitstr.  65.  Tagesordnung:  1.  Pro- 
tokollverlesung der  vorigen  Hauptversammlung.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Kassenbericht  über  das  III.  Quartal  und 
Kostenvoranschlag  für  das  IV.  Quartal  1911.  4.  Verbands- 
angelegenheiten und  Verschiedenes.  —  Um  zahlreiches  und 
pünktliches  Erscheinen   wird  dringend  gebeten. 

Ojfenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
10.  Oktober,  abends  8V2  Uhr,  Hauptversammlung  im  Hotel 
„Kaiser  Friedrich".  Die  Tagesordnung  wird  vor  Beginn  dei 
Versammlung  bekannt  gegeben. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum 
Prinzen.  Monatsversammlung  am  Mittwoch,  4.  Oktober  1911, 
abends  872  Uhr,  im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.  2.  Bericht  über  den  10.  Bezirkstag. 
3.  Wintervergnügen.    4.  Verschiedenes. 

Slargard  i.  P.  Techniker-Verein.  Vrs.  und  Br.-A.: 
A.  Krumbügel.  V.  u.  O. :  Mittwoch,  4.  Oktober,  Stargard  i.  P., 
Blüchergarten,  abends  872  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Protokoll- 
verlesung. 2.  Eingänge  und  Mitteilungen.  3.  Beschlußfassung 
über  die  Veranstaltung  eines  öffentlichen  Vortrages.  5.  Desgl. 
über  einen  Eisenbetonkursus.  5.  Vortrag  des  Kollegen  König 
aus  Frankfurt  a.  M.  6.  Fragekasten.  7.  Verschiedenes.  Um 
pünktliches  Erscheinen  und  um  Einführung  neuer  Kollegen  wird 
dringend  gebeten. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Rudolf  Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung 
am  Donnerstag,  5.  Oktober  1911,  abends  872  Uhr,  im  Vereins- 
lokal Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung: 
1.  Mitteilungen  und  Eingänge.  2.  Vierteljahreskassenbericht. 
3.  Bericht  der  Kassenprüfer.  4.  Besprechung  über  das  Winter- 
programm.    5.   Technische  Fragen.     6.  Verschiedenes. 

Wetzlar.  Technische  Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
A. :  Bauassistent  K.  Leonhard,  Wetzlar.  —  In  einer  am  14.  Sept. 
im  Hotel  Kaltwasser  abgehaltenen  stark  besuchten  Versammlung 
sprach  Herr  Architekt  K  a  u  f  m  a  n  n  -  Berlin  über:  „Die  Be- 
wertung der  geistigen  technischen  Arbeit".  Referent  schilderte 
den  Einfluß  der  Technik  auf  unser  Wirtschaftsleben  und  die 
Bedeutung  der  Technik  für  die  industrielle  Entwicklung,  die  in 
keinem  Verhältnis  stehe  zu  der  tatsächlichen  Bewertung  der 
technischen  Arbeitskraft.  An  Hand  von  Beispielen  wurde  der 
Nachweis  erbracht,  daß  die  Lage  des  Technikers  trotz  des 
glänzenden  Aufschwunges  der  Technik  immer  ungünstiger  werde. 
Die  Gehalts-  und  Arbeitsbedingungen  der  Angestellten  seien 
dringend  reformbedürftig,  ebenso  die  Stellung  desTechnikers  in  der 
Gesetzgebung.  Um  nach  dieser  Richtung  hin  fortschrittlich  arbeiten 
zu  können,  müsse  sich  der  Techniker  organisieren  und  seinen 
Stand  kraftvoll  vertreten.  Diese  Aufgabe  habe  der  Deutsche 
Techniker- Verband  übernommen.  Das  Ansehen  des  Technikers 
wächst  in  dem  Maße,  in  dem  seine  Organisation  wächst.  Mit 
einem  kräftigen  Appell  an  die  Unorganisierten  zum  Anschluß 
an  die  neugegründete  Wetzlarer  Technische  Vereinigung  schloß 
der  Vortragende.  Der  Abend  brachte  uns  verschiedene  Neu- 
anmeldungen, so  daß  unsere  Vereinigung  nunmehr  30  Mitglieder 
zählt.  Unsere  nächste  Hauptversammlung  findet  am  5.  Oktober 
im  Hotel  Luy  statt. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.  Verein  der  Steinmetztechniker.  Br.-A. : 
H.  Reichert,  Berlin  SW.  29,  Fidicinstraße  40.  Kassierer:  E.  Heß, 
Berlin  W.,  Bülowstraße  63.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  Hilsebein,  Belle-Alliance-Straße  87. 
Nächste  Versammlung  Mittwoch,  4.  Oktober,  9  Uhr  abends. 
Tagesordnung:  1.  Geschäftliches  und  Protokoll  Verlesung.  2.  Ver- 
bandsangelegenheiten. 3.  Vereinsangelegenheiten.  4.  Verschie- 
denes. Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird  dringend 
gebeten.  —  Versammlungsbericht.  In  der  Hauptver- 
sammlung am  6.  September  d.  J.  sprach  Herr  Architekt  Kaufmann 
über  „Gewerkschaftliche  Kämpfe  der  Gegenwart".  Eingehend 
referierte  der  Redner  über  die  Kämpfe  der  Marinetechniker  in 
Kiel,  Wilhelmshaven  usw.,  sowie  über  die  hier  in  Berlin  be- 
stehenden Differenzen  mit  den  Eisenkonstruktionsfirmen.  Der 


640  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911  Heft  40 


Redner  wies  darauf  hin,  daß  sich  in  diesen  Kämpfen  der  gewerk- 
schaftliche Geist  unseres  Verbandes  und  die  unbedingte  Soli- 
darität unserer  Kollegen  in  bester  Weise  gezeigt  haben.  Der 
Referent  ermahnte  zum  Schluß  die  Versammelten  den  gewerk- 
schaftlichen Geist  im  Verbände  weiter  zu  pflegen  und  immer 
bemüht  zu  bleiben,  fernstehende  Kollegen  zu  organisieren,  um 
so  dem  Fortschritt  im  Verbände  die  Wege  zu  ebnen.  In  der 
anschließenden  lebhaften  Diskussion  wurden  u.  a.  die  Verhält- 
nisse in  den  Berliner  Steinmetzgeschäften  besprochen  und  die 
in  einigen  Geschäften  erfolgten  Kündigungen  wegen  angeblichen 
Arbeitsmangels  scharf  kritisiert.  Allgemein  waren  die  Kollegen 
der  Ansicht,  daß  die  betreffenden  Firmen  wohl  in  der  Lage 
wären,  die  Kollegen,  vor  allem  die  Verheirateten,  über  einige 
unserer  Branche  ungünstige  Wintermonate  hinwegzuhelfen,  zumal 
der  günstige  Gcschäftsverlauf  im  verflossenen  Sommer  eine  der- 
artige Maßregel  hätte  rechtfertigen  können.  Die  Versammlung 
sprach  den  in  Mitleidenschaft  gezogenen  Kollegen  ihre  vollste 
Sympathie  aus. 


angelegenheiten.  4.  Besprechung  der  im  neuen  Geschäftsjahr 
abzuhaltenden  Vorträge,  Besichtigungen  und  Vergnügungen. 
5.  Kostenvoranschlag  für  das  Vereinsjahr  1911/12.  6.  Neuwahl 
des  Vorstandes.  7.  Verschiedenes.  8.  Fragekasten.  Um  zahl- 
reiches, pünktliches  Erscheinen  wird  gebeten. 

T  e  c  h  n  i  kV  r  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Derlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Ri.\dorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  ..Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Außerdem  finden  jeden  dritten 
Mittwoch  im  Monat  ebendaselbst  gesellige  Zusammenkünfte  statt. 
Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet  am  4.  Oktober 
1911,  punkt  Uhr,  im  Vereinslokale  statt.  Tagesordnung: 

1.  Geschäftliches.     2.  Vortrag  des  Herrn   Dr.  Lassen  über 


Bekanntmachung. 

An  unsere  Mitglieder  richten  wir  zum  Quartalswechsel  die  dringende 
Bitte,  bei  etwa  stattfindendem  Wohnungswechsel  nicht  zu  versäumen,  un- 
verzüglich dem  Postamte  des  bisherigen  Wohnortes  die  neue  Adresse  mit- 
zuteilen und  50  Pfg.  für  Ueberweisung  der  Zeitung  beizufügen.  Aber  auch 
der  Verbandsleitung  bitten  wir  hiervon  gleichzeitig  Meldung  zu  erstatten, 
damit  dieser  beim  nächsten  Abonnements-Abschluß  die  neue  Adresse  bekannt 
ist.  Formulare  hierzu  in  Heft  21  Seite  IV  und  Heft  39  Seite  VI  Jahrgang  1911. 
Die  Zeitungsabonnements  werden  nicht  vierteljährlich,  sondern  halbjährlich 
abgeschlossen  und  zwar  in  der  zweiten  Hälfte  des  Dezember  für  das  erste 
Halbjahr  kommenden  Jahres,  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juni  für  das  zweite 
Halbjahr  laufenden  Jahres.  Verbaidsleitiing. 


tssen.  Vermessungs-Techniker-Verein  für 
Rheinland  und  Westfalen.  Unsere  nächste  Hauptver- 
sammlung findet  am  Sonntag,  8.  Oktober  1911,  in  Düsseldorf 
im  Hotel  „Zum  Löwen",  Schadowstraße,  statt  und  zaar:  Vor- 
mittags 8  Uhr  Vorstandssitzung,  9  bis  11 '/s  '-"ir  Hauptversamm- 
lung. Tagesordnung:  1.  Protokoll  und  Schriftwechsel.  2,  Be- 
ratung der  Anträge.  3.  Wahl  eines  Obmannes  für  die  Stellen- 
vermittelung. 4.  Wahl  einer  Satzungskommission.  5.  Bericht 
über  den  Kassenbestand.  6.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  7.  Ver- 
schiedenes. Punkt  ll'/i'  LJhr  Vortrag  des  Herrn  !'  '  Lustig- 
Dortmund.  Thema :  „W  i  e  soll  sich  der  c  h  n  i  k  e  r 
organisieren?"  Hieran  anschließend  Vortrag  des  Herrn 
Kollegen  S  c  h  w  e  i  s  f  u  r  t  h  -  Elberfeld,  Thema:  Die  augen- 
blickliche Lage  der  Organisationen  der  Ver- 
messung s  -  T  e  c  h  n  i  k  e  r.  Nachmittags :  Besichtigung  der 
Düsseldorfer  Sehensvv'ürdigkeiten.  In  Anbetracht  der  Wichtigkeit 
der  Tagesordnung  bitten  wir  um  zahlreiches  Erscheinen. 

Stettin.  Stettin  er  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Paul 
Beyer,  Stettin,  Oberwiek  70  IL  Jahreshauptversammlung  am 
Donnerstag,  5.  Oktober  d.  J.,  im  VereinsloAal  „Zum  Pschorr", 
Falkenwalder  Str.  129.  Beginn  8'/.,  Uhr  abends.  TagesOidnu  ig: 
1.  Verlesung  des  Protokolls  der  letzten  Hauptversammlung  mit 
Jahresbericht.      2.   Aufnahme    neuer    Mitglieder.     3.  Vereins- 


„Entwickelungstendenzen  der  Gewerkschafts- 
bewegung" d  e  r  technischen  Angestellten.  3.  Ver- 
bands- und  Vereinsangelegenheiten.  4.  Verschiedenes.  Wir 
bitten  dringend  alle  Kollegen,  für  einen  zahlreichen  Besuch  der 
Versammlungen,  sowie  für  eine  recht  rege  Agitation  für  den 
Verband  und  Verein  Sorge  tragen  zu  wollen.  Weiter  weisen  wir 
nochmals  auf  den  Versammlungsbeschhill  \om  6.  September  d.  J. 
hin,  wonach  unsere  Mitglieder  \erpflichtct  sind,  bis  zum  Jahres- 
schluß 3  M  zur  Stärkung  des  Kampf-Fonds  des  Verbandes  bei- 
zutragen, und  bitten,  sich  baldigst  mit  den  Solidaritätsmarken 
zu  versehen.  Solidaritätsmarken  sind  bei  unseren  Vorstands- 
mitgliedern zu  haben.  Rückständige  Beiträge  bitten  wir  mög- 
lichst umgehend  porto-  und  bcstcllgeldfrei  unserem  Kassierer 
zu  übersenden.  Weiter  laden  wir  alle  unsere  Mitglieder  zu 
folgenden  Veranstaltungen  unseres  Vereins  ein:  Sonntag.  S.Ok- 
tober 1911,  nachmittags  ^1-3  Uhr,  Besichtigung  der  „Ständiai*;! 
Ausstellinrg  für  Arbciterwohlüihrt  in  Charlottenburg".  Diese 
Besichtigung  findet  mit  Damen  statt.  Treffpunkt  bis  i/,3  Uhr 
in  Charlottcnbiirg,  Frauenhof erstraße  11  12.  Nach  der  Besich- 
tigung findet  im  „Logenrestaurant",  Charlottenburg,  Berliner 
Straße  ein  geselliges  Beisanunenscin  statt.  Verkehrsverbin- 
dungen: Straiienbahnlinien  Q— V— N  —  R-^T-^64,  sowie  Unter- 
grundbahn  bis   Bahnhof  Knie.     Mittwoch,   18.  Oktober  1911, 


i 


HeFt  40 


V 


abends  i/o9  Uhr,  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrich- 
straße 138^  zwanglose  Zusammenkunft  aller  unserer  Kollegen. 
Auch  zu  diesen  Veranstaltungen  bitten  wir  alle  Mitglieder  pünkt- 
lich zu  erscheinen.  Gäste  sind  zu  allen  Veranstaltungen  unseres 
Vereins  jederzeit  herzlichst  willkommen. 

Hamburg.  Maschinentechnischer  Verein  von 
1Q08,  Hamburg-Altona.  Am  Freitag,  6.  Oktober,  abends 
9  Uhr,  findet  im  St.  Georger  Vereinshaus,  Inhaber:  Ernst  Haß, 
Hamburg,  Große  Allee  45,  eine  außerordentliche  General- 
versammlung statt,  zu  der  die  Tagesordnung  drei  Tage  vorher 
bekanntgegeben  wird.  Um  etwaige  Protest-Versammlungen  zu 
vermeiden,  ist  es  notwendig,  daß  die  Mitglieder  möglichst  voll- 
zählig erscheinen. 

München.  Maschinen  -  und  Elektrotechnischer 
Verein.  Wir  bringen  zur  allgemeinen  Kenntnis,  daß  mit  dem 
30.  September  d.  J.  die  Frist  für  diejenigen  Herren  Kollegen 
abläuft,  die  in  einer  Orts-,  Innungs-,  Betriebs-,  sowie  sonstigen 
Zwangskasse  versichert  sind  und  die  Absicht  haben,  unserer 
Techniker-Krankenkasse  (eingeschriebene  Hilfskasse  Nr.  58, 
monatlicher  Beitrag  3.50  M)  zum  1.  Januar  1912  beizutreten, 
ihren  Austritt  aus  der  Zwangskasse  beim  Vorstande  derselben 
erklärt  haben  müssen.  —  Satzungen,  Aufnahmeformulare, 
sowie  Formulare  für  die  Kündigung  der  Mitgliedschaft  aus 
der  Zwangskasse  stehen  zur  Verfügung  und  versendet  die  Orts- 
verwaltung Bauern,  Sitz  München,  der  eingeschriebenen  Hilfs- 
kasse Nr.  58  für  Architekten,  Ingenieure  und  Techniker  Deutsch- 
lands.   Br.-A. :    Jos.  Fischer.  Brüsseler  Straße  21. 


S  t  a  a  t  s  t  e  c  h  n  i  k  e  r. 

St.  Johann  -  Saarbrücken.  Eisenbahn-TccJiniker- 
Verein.  Vrs.  u.  Br.-Adr. :  Ingenieur  Feien,  Saarbrücken  1, 
Talstraße.  -  Samstag,  7.  Oktober,  abends  S'/,  Uhr,  im  Vcreins- 
lokal  Tonhalle,  Saarbrücken  1,  Hauptversammlung.  Tagesord- 
nung wird  noch  bekannt  gegeben. 

L  a  n  d  e  s  v  c  r  c  i  II    M  i  1 1  I.    S  ;i  c  Ii  s  i  s  c  Ii  c  r    E  i  s  c  n  b  a  Im  - 
t  e  c  Ii  n  i  k  c  r.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm.   Drcsden-A.  14, 
Schnorrstraße  4!  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A, : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Mitt- 
woch, 4.  Oktober,  abends  8  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner 
Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung:  1.  Geschäftliches. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Fachvortrag  des  Herrn  Koll. 
Deckwarth  über  den  Bau  und  den  Betrieb  der  neuerbauten 
Drahtseilbahn  von  Erdmannsdorf  nach  Augustusburg.  4.  Ver- 
schiedenes. Die  Versammlung  in  Löbau  findet  am  8.  oder 
15.  Oktober  statt. 

Zwickau.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Sonn- 
tag, 8.  Oktober,  nachmittags  3  Uhr,  findet  im  Hotel  zur  Rose, 
Zwickau,  Mittelstraße,  Versammlung  mit  einem  Fachvortrag  des 
Herrn  Bausekr.  Baumgarten  über  „Die  Stahlhcrstellung  nach 
dem  Siemens-Martin-Verfahren"  statt.  Freifahrt  wird  gewährt. 
Um  zahlreiche  Beteiligung  wird  gebeten. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmit!;lieder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2940  Danzig,  Kgl.  Baubeh.  sof.  tücht.  Bt.  z.  Anfertig,  v. 
Inventarienzeichng.  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweig- 
stelle Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

2983  Rheinland,  Archt.  Br.  Bt.,  flotter  Zeichn.,  gew.  i. 
Ausarbeiten  v.  sämtl.  Ausführungszeichn.  einschl.  d.  inn.  Aus- 
baues. Angeb.  m.  Geh.-Anspr.  an  die  Geschäftstelle  in  Dort- 
mund, Kaiserstraße  86. 

2987  Speyer,  Arch.-Bureau  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.  u.  Darstell., 
firm  in  Kostenanschl.  u.  stat.  Berechng.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Kaiserslautern  an  Hn.  O.  Braun, 
Barbarossastr.  37. 

2988  Lübeck  z.  Leitg.  ein.  groß.  Fabrikneubaues  sof.  tücht. 
energisch.  Bauführ.  f.  Bauleitg.  u.  'Aufstellg.  d.  Abrechng.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

2989  Landsberg  a.  W.,  Beh.  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  Absolv. 
ein.  Bgw.-Schule.  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2990  Stralsund,  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  gel.  Maur.,  im 
Konstruier,  u.  Veranschl.  erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

2991  Oberkirch  i.  Bad.  sof.  jüng.  Bt.,  gut.  Zeichn.,  zu- 
verlässig in  d.  Ausarbeitg.  v.  Projekt,  u.  im  Aufstell,  v.  Vor- 
anschlag. 120  M.  Probezeit  1  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Karlsruhe  an  Hn.  Rob.  Jais,  Sofienstr.  89. 

2992  Gramzov^  (Uckerm.)  sof.  jüng.  Bt.  130  bis  140  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2993  Weimar,  Beh.  sof.  j.  Bt.,  gel.  Zimm.,  f.  Bureauarbeit, 
Werk-  u.  Detailzeichng.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.  Erfurt  an  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 

2994  Breslau,  Arch.  sof.  T.  m.  Erf.  130  bis  150  M.  Ang. 
m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Breslau  an  Hn. 
E.  Reußner,  Webskystr.  11. 

2995  Danzig,  Neubau  ein.  groß.  Vereinshaus.  sof.  erf.  Bt. 
f.  Bureau  u.  Baust.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 

2996  Danzig,  Beh.,  sof.  tücht.,  j.  Bt.  z.  Hilfeleistg.  b.  d. 
Bearbeitg.  v.  Wasserkraftanlag.,  saub.  Zeichn.,  Absolvent  ein. 
Bgw.-Schule.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Langfuhr,  Hertastr.  17. 


2997  Bad  Elster,  Maurermstr.  sof.  jüng.  Bt.  aushilfsw.  auf 
2  Mon.  120  M.  Ang.  ni.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3011  Neuzelle,  Maurer-  u.  Zimmereigesch.  m.  Dampfschneide- 
mühle sot.  od.  z.  1.1.12  selbst,  arbeit,  Bt.,  gew.  im  Entwerf.,  Ver- 
anschl. u.  Abrechn.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3012  Aiinweiler  (Pfalz)  sof.  j.  Bt.  f.  Oktob.  u.  Novemb. 
120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Kaiserslautern  an 
Hn.  O.  Braun,  Barbarossastr.  37. 

3013  Ort  im  Bez.  Regenwalde  (Pomm.)  sof.  Bt.  f.  Zimmerei- 
gesch. Ca.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin 
an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

3014  Ballenstedt  a.  H.  sof.  j.  Bt.,  mögl.  gel.  Zimm.,  m. 
gut.  Handschrift.  Ca.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3015  Rheinland,  Provinzialbeh.  sof.  Bt.,  evg.,  militärfrei, 
fl.  Darstell.,  gew.  in  Arch.-Aufnahm.,  f.  Bureau  u.  Reise.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  selbstgefertigt.  Skizz.  Geschäftsstelle 
Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3016  Dortmund,  Arch.-Firma  sof.  ca.  25  J.  alt.  Bt.  mit 
Kenntn  in  Perspektiv.  u.  Aquarell  f.  alle  vorkommend.  Arbeit. 
150  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rhein- 
land u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3025  Sagan  i.  Schles.  z.  10.  10.  1911  tücht.,  jüng.  Bt.  m. 
Erf.  im  Hoch-  u.  Tiefbau,  sow.  in  d.  Buchführg.  f.  groß. 
Privatverwaltg.  Radfahr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3026  Posen,  Maurer-  u.  Zimmermstr.  sof.  erf.  Bt.,  gut. 
Zeichn.  u.  Statik.,  für  Bureau  u.  Baust.  160  bis  180  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  Bautechniker  König, 
Hohenlohestr.  3. 

3027  Samter,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.,  ledig,  m.  gut.  Hand- 
schrift u.  Erf.  in  Buchführg.  Bis  150  M.  Dauernd.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  wie  unter  3()2ö. 

3028  29  Colmar  i.  Pos.  sof.  alt.  Bt.,  30  bis  35  J.  alt,  im 
Veranschlag,  u.  Abrechn.  durchaus  erf.; 

desgl.  jüng.  Bt.,  etwa  25  J.  alt.  Stellg.  v.  läng.  Dauer. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  wie 
unter  3026. 

3031  Kgl.  Baubureau  in  Trebatsch  (Brandenburg)  sof.  tücht. 
T.  f.  Beaufsichtig,  d.  Außenarbeit,  a.  4  Woch.  z.  Vertretg.  Zirka 
160  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 


1 


VI 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  40 


3032  Zeulenroda,  Zimmermstr.  sot.  j.  Bt.,  Absolv.  ein. 
staatl.  Bgvv.-Schule,  m.  einig.  Erf.  Ca.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3033  Zeulenroda,  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  sof.  2.  T. 
m.  Erf.  in  Kostenanschl.,  stat.  Bereclin.  usw.  Ang.  m.  Zcugn.- 
Abschr.  u.  Geii.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

Tiefbau. 

2984  Gr.-Lichterfelde  sof.  jüng.  Tiefbt.  f.  Straßenbau,  m. 
Berl.  Verhältn.  vertr.,  evtl.  Stenographie.  Dauernd.  Ca.  150  M. 
Ang.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2985  Berlin  sof.  T.  f.  Be-  u.  Entwässerung,  Erf.  in  der 
Heizungsbr.  erw.,  dauernd.  Anf.-Geh.  150  M.  Ang.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2998  Gera,  Eisenbahnbaugesellsch.  sof.  tücht.,  jüng.  Bt., 
bis  24  J.  alt,  ledig.  120  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2999  Lauenburg  i.  Pomm.,  Beb.  sof.  zwei  äußerst  tücht.  T. 
f.  Kanalisation.  180  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweig- 
stelle Stettin  an  Hn.  O.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

3018  Birnbaum,  Wasserbaubeh.  sof.  erf.  Bt.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  Bau- 
techniker König,  Hohenlohestr.  3. 

3019  Kgl.  Kanalbauamt  im  nordöstl.  Westf.  Bt.,  mögl.  m. 
Kenntn.  im  Eisenbeton,  militärtrei,  Absolv.  ein.  Bgw.-Sch.,  auf 
mehr.  J.  130  bis  150  M  u.  Feldzulage.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term.  Geschäftsstelle  Rheinland 
u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3020  Wasserbaubeh.  Krs.  Angermünde  z.  1.  11.  1911  Bt. 
m.  einig.  Prax.  im  Wasserbau.  150  M  u.  evtl.  mehr.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3021  Burg  i.  Dithm.,  Kanalbeh.  sof.  einige  ält.  T.  m.  tadellos. 
Zeugn  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3022  Kiel,  Kaiserl.  Beh.  sof.  jüng.  Tiefbt.  Anfangsgeh. 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Ko- 
barg,  Hansastr.  10. 

Vermessung. 

3023  f.  d.  Bearbeitg.  ein.  Strominventars  d.  Unterwes.  sof. 
ein  im  Vermessungswes.  erf.  T.  200  M.  -^ng.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Antr.-Term.  Zweigst.  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neu- 
stadts  Contrescarpe  Nr.  70. 

B.   für  Industrieangestel'le. 
Maschinenbau. 

2947  Berlin  sof.  tücht.  T.,  selbst.  Zeichn.,  f.  Hochdruck- 
rohrleitg.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2948  Ostküste  v.  Sumatra  sof.  Mt.  m.  Kenntn.  in  d.  Gas- 
motorenbranche f.  d.  Betrieb  ein.  Gummiplantage.  2700  fl.  (zirka 
1,70  M)  u.  Tantiemen  (anfangs  ca.  600  fl.).  Ang.  an  Hn. 
B.  Schildt.  Friedrichsort,  Untere  Straße  4,  z.  Weiterbeförderung. 

2949  Mannheim,  Gasmotorenfabr.  sof.  Ing.  od.  T.  zur 
Ausarbeitg.  v.  Stücklist.  f.  Automobile.  150  bis  160  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Mannheim  an  Hn.  Fr.  Krieger, 
Beethovenstraße  12. 

2950  Reinickendorf  b.  Berlin,  Masch. -Fabr.  sof.  Konstr., 
d.  läng.  J.  in  Holzbearbeitgs. -Masch,  tätig  war  u.  selbst,  arbeit, 
kann ; 

desgl.  T.,  ebenfalls  m.  läng.  Tätigk.  in  der  Holzbearbeitungs- 
masch.-Branche.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Haupt 
stelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

2951  Berlin,  A.-G.  sof.  Mt.  f.  Aufzüge  u.  Hebezeuge,  d. 
mögl.  m.  Berl.  Verhältn.  vertr.  ist  u.  sich  f.  Akquisition  eignet. 
150  bis  175  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

2952  Großherzogt.  Hessen,  Gewerbeschule  f.  d.  Zeit  vom 
15.  10.  1911  bis  1.  4.  1912  Mt.  als  Lehr.,  wöchcntl.  43  Stund., 
einschl.  Zeichenunterricht.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Gtli.- 
Anspr.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M.  an  Hn.  Joh.  Wührmann,  Frank- 
furt a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

2953  Danzig,  Schiffswerft  sof.  mehr.  Schiffsbau-Ing.  u.  T. 
f.  Kriegsschiffbau.  180  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Ilangfuhr,  Hertastr.  17. 

2954  Magdeburg  sof.  tücht.  Konstr.,  mögl.  m.  Erf.  im 
Apparatebau,  f.  d.  chemische  Industrie.    Bis  200  M; 

desgl.  tücht.  jüng.  Konstr.,  gut.  Zeichn.,  m.  einig.  Erf. 
wie  vorstehend.  130  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigstelle  Magdeburg  an  Hn.  P.  Herrmann,  Magdcburg-S., 
Kruppstraße  12. 

2955  Barmen  sof.  erf.  T.  z.  Anfertig,  v.  Werkzcichng.  f. 
Eisenhoch-  u.  Brückenbau.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr. 
u.  Antr.-Term.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund,  Kaiserstr.  86. 

3000  Charlottenburg  sof.  j.  T.  f.  Patcntzeichng.  Ca.  120  .W. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  M!. 


3001  Gelsenkirchen,  Gewerksch.  sof.  tücht.  Konstr.  für 
Walzwerksanlag.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Ge- 
schäftsstelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3002  Leipzig,  Masch. -Fabr.  sof.  j.  T.  f.  Maschinen-  und 
Kranbau.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle 
der  Bezirksverwaltung  Leipzig,  Thomasring  18. 

3003  Herborn,  Bez.  Wiesbaden,  Pumpenfabr.  sof.  jüng.  T. 
m.  Erl.  im  allg.  Masch.-Bau  u.  mögl.  in  d.  Pumpenbranche.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Wiesbaden  an  Hn.  F.  Wunder, 
Blücherstraße  24. 

3007  Uhlbach  b.  Stuttgart  sof.  Mt.  f.  Flugtechnik,  insbes. 
f.  konstruktive  Arbeit.  3000  bis  3600  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Stuttgart  an  Hn.  H.  Neff,  Stuttgart-Berg, 
Rudolfstraße  14. 

3008  Reutlingen  sof.  Mt.  f.  d.  Betrieb  ein.  größ.  Spinnerei, 
d.  m.  Untersuchung,  v.  Dampfmasch,  u.  Kesseln  vertr.  ist.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart  wie  unter  3007. 

3010  Breslauer  A.-G.  sof.  j.  T.  f.  allg.  Masch.-Bau  m. 
einig.  Erf.  Geh.  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigstelle  Breslau  an  Hn.  E.  Reußner,  Webskystr.  11. 

3036  Kiel,  Privatwerft  sof.  jüng.  T.  f.  Vorkalkulationsbureau, 
d.  Gewichte  usw.  berechn.  kann.  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

3037  Hamburg  sof.  j.  Mt.  Ca.  150  .M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Hamburg  an  Hn.  E.  Natho,  Hamburg  23, 
Leibnitzstraße  6. 

3038  Hamburg  sof.  j.  Mt.,  mögl.  aus  d.  Buntpapier-  od. 
Papierverarbeitungsmaschinen-Branche.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Hamburg  wie  unter  3337. 

3040  Charlottenburg  sof.  j.  Mt.  f.  klein,  stat.  u.  einf. 
Träger-Berechng.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

Heizungstechnik. 

2982  Berlin  sof.  Heizungst.  m.  3  bis  4  J.  Praxis.  Dauernd. 
125  M.     Ang.   Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3004  Berlin  sof.  ält.  T.  f.  Heizg.  Dauernd.  200  bis  225  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3005  Neustadt  i.  S.  sof.  j.  H.-T.,  geübt.  Zeichn.,  m.  Erf. 
in  Projektierg.  u.  Ausführg.  a.  3  Mon.  evtl.  länger.  Ca.  120  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3006  Obertürkheim  sof.  Mt.  f.  d.  Heizungsfach.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart  an  Hn.  H.  Neff,  Stuttgart- 
Berg,  Rudolfstraße  14. 

3017  Bonn  sof.  jüng.  Heizungst.,  d.  selbst,  kleinere  u. 
mittl.  Projekte  bearbeit.  Dauernd.  130  bis  150  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstr.  86. 

Eisenkonstruktion. 
2957  Zawodzie  b.  Kattowitz,  Stahlfassongießerei  u.  Eisen- 
konstr.-Werkstätte  sof.  Konstr.  m.  Ingenieurbildg.,  sich.  Statik., 
t.  Bureau.    180  bis  200  M.    Dauernd.    Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle   Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

3039  Osnabrück,  Eisenkonstr.-Werkst.  sof.  Mt.,  gut.  Statik., 
zunächst  z.  Aushilfe,  evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Osnabrück  an  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  2S67  (Kiel).  2803  (Mei- 
ningen). 2860  (Birnbaum).  2359  (Castrop).  2784  (Kupferdreer). 
2767  (Prenzlau).  2970  (Wilmersdorf).  2905  (Wannsee).  2663 
(Delmenhorst).  2864  (Jever).  2904  (Schöneberg).  2932  (Span- 
dau). 2936  (Berlin).  2883  (Berlin).  2881  (Harburg).  2923 
(Dillenburg).  2430  (Köln).  2929  (Schwedt).  2785  (Dortmund). 
2877  (Werden).  2807  (Wiesbaden).  2927  (Schildberg).  2892 
(Mülhausen  i.  Eis.).  2984  (Berlin).  2900  (Bleckede).  2902 
(Danzig).    2796  (Osnabrück). 

Erledigt:  2890  (Magdeburg).  2821,  2S76  (Frankfurt  a.  M.). 
2934  (Berlin).  2896  (Seußlitz).  2878  (Charlottenburg).  2277 
(Mülheim).  2689  (Trebnitz).  2813  (Marggrabowa).  2897  (Kö- 
nigsberg i.  Pr.).    2822  (Wetzlar). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

48345.    51655.    58826.    50314.   47065.    56370.  46982.  59334- 


50241. 

63065. 

62564. 

20003 

56703. 

61175. 

35826. 

58916- 

62543. 

01437. 

12725. 

02169. 

54795. 

63074. 

47901. 

32162 

62337. 

59697. 

62534. 

49617. 

57700. 

50011. 

62337. 

57201 

56959. 

27256. 

01197. 

61458. 

57293. 

56556. 

46982. 

7892 

50855. 

61883. 

51134. 

60S46. 

60292. 

55250. 

01465. 

48802. 

38697. 

63246. 

42493. 

31922. 

6 1678. 

Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 
die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafeiistraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  41         schriftieitung:  e.  Rieh.  Schubart,  Berlin.  7.  Oktobcr  1911 

=  \     '  -  ~  -  ~ 

Inhalt:  Die  Krankenversicherung  -  Tönende  Tt-lefuiiken  -  Lchnf. agcn  im  Arbeitsrechte  -  Kultur  und  Kunst  -  Sozi.ile  Bewegung  -  StandesbeNsegung  -  Zgitsclirift.n- 
schau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Krankenversicherung 

Von  Regierungsassessor  Dr.  CL.  HEISS,  Treptow-Berlin. 

(Nachdruck  verbo'en.) 


I. 

Die  Arbeitskraft  ist  für  die  meisten  Privatan-restellten 
das  einzige,  für  alle  aber  das  wichtigste  Besitztum,  von 
dem  ihre  ganze  Existenz  abhängt.  Es  ist  daher  für  die 
Privatangestellten  nicht  minder  wichtig  als  für  die  Ar- 
beiter, dieses  hohe  Gut,  wenn  es  durch  Krankheit  leidet 
oder  gar  einer  dauernden  Gefährdung  ausgesetzt  ist,  sobald 
als  möglich  wieder  herzustellen.  Der  Gesetzgeber,  der  für 
die  Krankenversicherimg  den  Krankenversichcrungszwäng 
eingeführt  hat,  hat  diese  Pilicht  für  so  wichtig  gehalten, 
d;iß  er  glaubte,  ihre  Erfüllung  durch  den  einzelnen  sei 
nicht  ausreichend,  sondern  es  handele  sich  hier  um  eine 
Aufgabe  der  gesamten  staatlichen  Gesellschaft.  Doch  ist 
dem  Gesetzgeber  dabei  eine  merkwürdige  Inkonsequenz 
unterlaufen.  Während  er  nämlich  alle  Arbeiter,  für  die 
der  Versicherungszvv'ang  besteht,  ohne  Rücksicht  auf  die 
Höhe  ihres  Verdienstes  dem  Versicherungszwang  unter- 
stellt, verweist  er  von  den  Privatangestellten  diejenigen, 
die  nach  dem  alten  Krankenversicherungsgesetz  ein  Jahres- 
einkommen von  mehr  als  2000  M,  nach  der  Reichs- 
versicherungsordnung ein  solches  von  mehr  als  2500  M 
haben,  in  Krankheitsfällen  auf  die  eigene  Fürsorge. 

Es  . ist  inkonsequent,  Arbeiter,  die  mehr  als  2000  bezw. 
2500  M  im  Jahre  verdienen,  dem  Versicherungszwang  zu 
unterwerfen,  Privatangestellte  dagegen  von  diesem  Zwang 
zu  befreien.  Denn  gerade  für  die  Privatangestellten  ist 
die  Krankenversicherung  ein  weit  dringenderes  Bedürfnis 
als  für  die  Arbeiter.  Sie  haben  sich  —  es  ist  dies  ein 
durchaus  normaler  und  wünschenswerter  Vorgang  —  aus 
dem  Arbeiterstande  gerade  auch  deshalb  emporgearbeitet, 
um  eine  bessere  Lebenshaltung  durchführen  zu  können. 
Soziale  Beziehungen  und  Verpflichtungen  stellen  die  Wahl 
einer  mehr  oder  weniger  anspruchsvollen  Lebenshaltung 
zudem  nicht  ihrem  freien  Ermessen  anheim.  Mit  der  Stel- 
lung eines  Privatangestellten  sind  vielmehr  gewisse  Min- 
destanforderungen an  die  Lebenshaltung  unzertrennlich  ver- 
knüpft. Ihre  Zwischenstellung  zwischen  Unternehmer  und 
Arbeiter  legt  den  Privatangestellten  gewisse  soziale  Re- 
präsentationsverpfüchtungen  auf,  macht  einen  sozialen  Re- 
präsentationsaufwand notwendig,  den  die  Privatangestellten 
viel  schwerer  einschränken,  dem  sie  sich  viel  schwerer  ent- 
ziehen können  als  der  Befriedigung  der  einfachsten  Lebens- 
bedürfnisse. Niemand  kümmert  sich  darum,  wenn  sich 
ein  Privatangesteliter  mit  einem  knappen  Gehalt  und  einer 
großen  Familie  kaum  recht  satt  zu  essen  vermag.  Da- 
gegen wird  es  ihm  sehr  verübelt,  wenn  er  selber,  seine 
Frau  oder  seine  Kinder  nicht  anständig  gekleidet  sind 
oder  wenn  sie  nicht  standesgemäß  wohnen.    Daher  wird 


ein  Privatangestellter  einen  wesentlich  höheren  Verdienst 
haben  müssen  als  ein  Arbeiter,  der  keinen  solchen  Repräsen- 
tationsaufwand zu  machen  hat,  um  einen  Teil  seines  Ein- 
kommens zur  Rücklage  für  unvorhergesehene  Fälle,  ins- 
besondere aber  für  Krankheit,  frei  zu  haben.  Wenn  man 
schon  einmal  den  Versicherungszwang  grundsätzlich  an- 
erkennt, dann  muß  man  ihn  jedenfalls  bis  zu  der  Grenze 
durchführen,  wo  ein  für  die  recht  hohen  außerordentlichen 
Aufwendungen  für  Krankheit  ausreichendes  freies  Ein- 
kommen tatsächlich  auch  sicher  vorhanden  ist.  Diese 
Grenze  liegt  sicher  höher  als  bei  2500  M. 

Fordert  man  aber,  was  wir  für  richtiger  halten,  die 
Sicherung  gegen  Krankheit  durch  die  Zwangsversicherung 
für  alle  Arbeitnehmer,  die  in  ihren  ganzen  wirtschaftlichen 
Verhältüissen  von  einem  Dritten,  dem  Unternehmer,  ab- 
hängig sind,  so  wird  man  mit  der  Festsetzung  der  Gehalts- 
grenze für  die  Versicherungspflicht  noch  weit  höher  hinauf- 
gehen müssen.  Es  ist  dies  auch  schon  aus  dem  Grunde 
notwendig,  weil  die  Gesellschaft  von  den  höher  entlohnten 
Privatangestellten  eine  bessere  Erziehung  und  Fürsorge 
für  die  Kinder  erwartet  und  weil  dadurch  auch  bei  einem 
ziemlich  hohen  Einkommen,  etwa  bis  zur  Grenze  von 
5000  M,  der  ganze  regelmäßige  Arbeitsverdienst  be- 
ansprucht zu  werden  pflegt.  Gerade  ein  auf  höhere  An- 
sprüche zugeschnittener  Haushalt  kommt  durch  die  eben 
darum  höheren  Aufwendungen  für  Krankheit  viel  leichter 
in  Unordnung  als  ein  einfacherer.  Wenn  aber  der  Kreis 
der  in  die  Zwangsversicherung  einbezogenen  Angestellten 
und  Arbeiter  immer  größer  geworden  ist,  so  bleibt  für 
ixiie  Angestellten  ein  so  kleiner  Kreis  von  Personen  übrig, 
daß  die  Basis  zu  schmal  wird,  um  eine  freiwillige  Ver- 
sicherung tragen  zu  können. 

Ueberdies  behandelt  der  Gesetzgeber  die  freien  Hilfs- 
kassen so  ungünstig,  daß  es  ein  tollkühnes  Unternehmen 
ist,  eine  freie  Hilfskasse  ins  Leben  zu  rufen.  Die  private 
Versicherung  versagt  auf  diesem  Gebiete  ebenfalls  voll- 
ständig wegen  des  mit  der  Krankenversicherung  ver- 
bundenen zu  großen  Risikos,  das  vielfach  vom  Willen  des 
Versicherten  abhängt  und  deshalb  nur  durch  die  gegen- 
seitige Kontrolle  der  Berufskollegen  auf  ein  erträgliches 
Maß  zurückgeführt  werden  kann.  Vor  den  privaten 
Krankenkassen  kann  nicht  eindringlich  genug  gewarnt 
werden.  Sie  haben  sich  bisher  fast  ausnahmslos  als 
Schwindelunternehmungen  schlimmster  Sorte  erwiesen. 

Auf  diesem  so  enorm  wichtigen  und  schwer  zu  be- 
arbeitenden Gebiete  hat  die  Verwaltung  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  durch  die  Gründung  seiner  Kranken- 
kasse wertvolle  positive  Arbeit  geleistet. 


642 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


Das  Krankenversicherungsgesetz  ist  in  der  Reichs- 
versicherungsordnung in  zahlreichen,  gerade  für  die  Privat- 
angestellten besonders  wichtigen  Punkten  geändert  worden. 
Es  ist  daher  angezeigt,  den  wesentlichen  Inhalt  der  Be- 
stimmungen der  Reichsversicherungsordnung  über  die 
Krankenversicherung,  soweit  sie  für  die  Privatangestellten 
von  praktischer  Bedeutung  sind,  hier  kurz  zusammen- 
zufassen und  gemeinverständlich  darzustellen.  Leider  leiden 
unsere  sozialen  Versicherungsgesetze  an  einer  schwulstigen, 
unklaren  und  verzwickten  Darstellung,  aus  der  häufig  nicht 
einmal  die  Rechtsgelehrten  klug  zu  werden  vermögen,  die 
aber  für  einen  juristisch  ungebildeten  Menschen  ganz  und 
gar  unverständlich  ist.  Verschlimmert  werden  diese  Zu- 
stände noch  durch  die  Verweisungsseuche,  an  denen  all 
diese  Gesetze  kranken.  Statt  in  kurzen  und  klaren  Worten 
zu  sagen,  was  gemeint  ist,  wird  in  diesen  Gesetzen  auf 
einen  früheren  Paragraphen  hingewiesen,  von  dem  aus 
man  nicht  selten  auf  einen  weiteren  bis  zu  einem  halben 
Dutzend  neuer  Paragraphen  verwiesen  wird. 

lieber  die  Versichcrungspf licht  bestimmt  §  165  der 
Rcichsversicherungsordnung :  Für  den  Fall  der  Krankheit 
werden  versichert 

1.  Arbeiter,  Gehilfen,  Gesellen,  Lehrlinge,  Dienstboten; 

2.  Betriebsbeamte,  Werkmeister  und  andere  Angestellte 
in  ähnlich  gehobener  Stellung,  sämtlich,  wenn  diese 
Beschäftigung  ihren  Hauptberuf  bildet; 

3.  Handlungsgehilfen  und  Lehrlinge,  Gehilfen  und 
Lehrlinge  in  Apotheken; 

4.  Bühnen-  und  Orchestermitglieder  ohne  Rücksicht 
auf  den  Kunstwert  der  Leistungen; 

5.  Lehrer  und  Erzieher; 

6.  Hausgewerbetreibende; 

7.  die  Schiffsbesatzung  deutscher  Seefahrzeuge  sowie 
die  Besatzung  von  Fahrzeugen  der  Binnenschiffahrt. 

Für  alle  mit  Ausnahme  der  Hausgewerbetreibenden 
ist  Voraussetzung  für  die  Versicherung,  daß  sie  gegen 
Entgelt  beschäftigt  werden.  Für  die  Privatangesteliten, 
Handlungsgehilfen  usw.  (Ziffer  2  bis  5  und  7  des  un- 
mittelbar vorher  angeführten  Absatz  1  des  §  165)  ist  außer- 
dem Voraussetzung  der  Versicherung,  daß  ihr  regelmäßiger 
Jahresarbeitsverdienst  2500  M  nicht  übersteigt. 

Nach  §  176  können  Familienangehörige  des  Arbeit- 
gebers, die  ohne  eigentliches  Arbeitsverhältnis  und  ohne 
Entgelt  in  seinem  Betriebe  tätig  sind,  sowie  Gewerbe- 
treibende und  andere  Betriebsunternehmer,  die  in  ihren 
Betrieben  regelmäßig  keine  oder  höchstens  zwei  versiche- 
rungspflichtige Personen  beschäftigen,  der  Versiclierung 
beitreten,  wenn  ihr  jährliches  Gesamteinkommen  2500  M 
nicht  übersteigt.  Dabei  kann  aber  die  Satzung  der  Orts- 
krankenkasse das  Recht  zum  Beitritt  von  einer  bestimmten 
Altersgrenze  und  von  der  Vorlegung  eines  ärztlichen  Ge- 
sundheitszeugnisses abhängig  machen.  Nach  §  178  er- 
lischt die  Versicherungsberechtigung,  wenn  das  regel- 
mäßige jährliche  Gesamteinkommen  4000  M  übersteigt. 

Vom  Versicherungszwang  befreit  sind  auch  nach  der 
Reichsversicherungsordnung  Angestellte  auf  Seeschiffen, 
ein  Teil  der  Bureauangestellten,  liberale  Berufe,  An- 
gestellte von  Vereinen,  Anstalten  oder  Privatpersonen.  Der 
Kreis  der  versicherungspflichtigen  Personen  ist  wiederholt 
erweitert  worden.  Im  ersten  Gesetz  von  1883  beschränkte 
er  sich  auf  den  Bergbau,  das  Handwerk,  die  Eisenbahn, 
die  Binnenschiffahrt,  Bauten  und  Motorenbetriebe.  1835 
wurde  das  Verkehrsgewerbe  einbezogen,  1887  ein  Teil  der 
Seeschiffahrt.  Die  technischen  und  Betriebsbeamten  aller 
versicherungspflichtigen  Unternehmungen  waren  nur  bis  zu 
einem  Jahreseinkommen  von  2000  M  (6"/3  M  Tagelohn) 
versicherungspflichtig,    diese  Gehaltsgrenze    ist    in  der 


Reichsversicherungsordnung  auf  2500  M  erhöht  worden. 
18Q2  wurde  der  Zwang  weiter  ausgedehnt  auf  die  im  Ge- 
schäftsbetriebe der  Anwälte,  Notare  und  Gerichtsvollzieher, 
Krankenkassen,  Berufsgenossenschaften  und  Versicherungs- 
anstalten beschäftigten  Personen,  ferner  auf  Handlungs- 
gehilfen und  Lehrlinge,  mit  Ausnahme  der  Apotheken), 
soweit  als  die  aus  dem  Handelsgesetzbuch  ihnen  zu- 
stehenden Rechte  auf  Krankenfürsorge  aus  dem  Dienst- 
vertrage durch  Vereinbarungen  beschränkt  waren.  Diese 
Bedingung  wurde  1903  aufgehoben. 

Durch  die  Reichsversicherungsordnung  wurde  nun  der 
Kreis  der  versicherungspflichtigen  Personen  in  der  Weise 
erw^eitert,  daß  grundsätzlich  alle  Personen  versichenmgs- 
pflichtig  sind,  die  bisher  der  Invalidenversicherungs- 
pflicht unterlagen.  Insbesondere  sind  also  die  land-  und 
forstwirtschaftlichen  Arbeiter,  das  Gesinde,  die  Wander- 
arbeiter, Lehrer  und  Erzieher,  die  bisher  teilweise  nach 
Landesrecht  versicherungspflichtig  waren,  in  die  allgemeine 
reichsrechtliche  Versicherung  einbezogen  worden.  Danach 
sind  also  auch  alle  im  Haushalt  tätigen  Personen,  wie 
Aufwärterinnen,  Stundenfrauen,  Waschfrauen,  Näherinnen, 
Schneiderinnen  usw.  versicherungspflichtig.  Neu  hinzu- 
gekommen sind  auch  die  Apothekerlehrlinge  und  Gehilfen, 
das  Bühnen-  und  Orchesterpersonal  und  die  Hausgewerbe- 
treibenden. 

Der  Beitritt  Versicherungsberechtigter  ge- 
schieht durch  schriftliche  oder  mündliche  Anmeldung  beim 
Vorstand  oder  bei  der  Meldestelle,  wobei  ein  ärztliches 
Gesundheitszeugnis,  wenn  es  durch  die  Satzung  gefordert 
wird,  beigefügt  werden  muß.  Eine  Erkrankung,  die  beim 
Beitritt  bereits  besteht,  begründet  für  diese  Krankheit  keinen 
Anspruch  auf  die  Leistungen  der  Kasse.  Die  Kasse  kann 
binnen  einem  Monat  den  Beitritt  Erkrankter  und  solcher 
Personen,  für  die  das  Gesundheitszeugnis  nicht  genügt, 
.zurückweisen. 

Besonders  v.ichtig  für  die  Privatangestellten  ist  der 
§  313,  der  die  freiwillige  W  e  i  t  e  r  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g 
regelt.  Er  ermöglicht  es,  das  Versicherungsverhältnis  auch 
dann  fortzusetzen,  wenn  das  Jahreseinkomiiien  2500  M 
übersteigt.     Dieser   wichtige  Paragraph    lautet  wörtlich: 

„Scheidet  ein  Mitglied,  das  auf  Grund  der  Reichs- 
versicherungsordnung oder  bei  einer  knappschnftlichen 
Krankenkasse  in  den  vorangegangenen  12  Monaten  min- 
destens 26  Wochen  oder  unmittelbar  vorher  mindestens 
6  Wochen  versichert  war,  aus  der  versicherungspflichtigen 
Beschäftigung  aus,  so  kann  es  in  seiner  Klasse  oder  Lohn- 
stufe Mitglied  bleiben,  solange  es  sich  regelmäßig  im  In- 
land aufhält  und  nicht  nach  §  312  ausscheidet  (d.  h.  Mit- 
glied einer  anderen  Krankenkasse  wird).  Es  kann  in  eine 
niedere  Klasse  oder  Lohnstufe  übertreten." 

Wer  Mitglied  bleiben  will,  muß  es  der  Kasse  binnen 
3  Wochen  nach  dem  Ausscheiden  oder  im  Falle  des  §311 
(wenn  er,  solange  die  Kasse  ihm  Leistungen  zu  gewähren 
hat,  als  arbeitsunfähig  Mitglied  bleibt)  nach  Beendigung 
der  Kassenleistungen  anzeigen.  Wer  jedoch  in  der  zweiten 
oder  dritten  dieser  drei  Wochen  erkrankt,  hat  für  diese 
Krankheit,  vorbehaltlich  des  §  214,  Anspruch  auf  die 
Kassenleistungen  nur,  wenn  er  die  Anzeige  in  der  ersten 
Woche  gemacht  hat.  Der  Anzeige  steht  es  gleich,  wenn 
in  der  gleichen  Frist  die  satzungsmä-ßigen  Beiträge  voll 
gezahlt  werden.  Mit  Zustimmung  des  Oberversicherungs- 
amtes kann  die  Satzung  längere  Fristen  bestimmen. 

Daraus  folgt,  daß,  wer  des  überaus  wichtigen  Rechtes 
der  freiwilligen  Fortsetzung  der  Krankenversicherung  nicht 
verlustig  gehen  will,  gut  tut,  die  Fortsetzung  der  Ver- 
sicherung sofort  bei  der  Krankenkasse,  der  er  bisher 
angehört  hat,  anzumelden.  Es  empfiehlt  sich  nicht,  voni 
der  dreiwöchigen  Frist  Gebrauch  zu  machen,  da  man  Icichtl 

i 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


643 


innerhalb  derselben  erkranken  und  dann  für  die  ganze 
Dauer  dieser  Krankheit  seiner  Rechte  verlustig  gehen  kann. 
Wer  aber  gar  die  dreiwöchige  Frist  versäumt,  für  den  ist 
dieses  wichtige  Recht  meist  für  die  Dauer  seines  ganzen 
Lebens  verloren,  er  müßte  denn  nur  wieder  eine  Stellung 
annehmen,  bei  der  er  wegen  eines  Gehaltes  von  weniger 
als  2500  M  oder  als  Arbeiter  versicherungspflichtig  ist, 
und  in  dieser  Stellung  mindestens  6  Wochen  verbleiben, 
um  sich  alsdann  wiederum  mit  Erfolg  freiwillig  zur  Ver- 
sicherung anmelden  zu  können. 

Die  Anmeldung  der  freiwilligen  Fortsetzung  der  Ver- 
sicherung genügt  aber  nicht,  sondern  man  muß  vor  allem 
auch  seine  Beiträge  regelmäßig  bezahlen.  In  dieser  Be- 
ziehung bestimmt  nämlich  §  314  wörtlich  folgendes: 

„Die  Mitgliedschaft  Versicherungsberechtigter  er'ischt, 
wenn  sie  zweimal  nacheinander  am  Zahltage  die  Beiträge 
nicht  entrichten  und  seit  dem  ersten  dieser  Tage  min- 
destens 4  Wochen  vergangen  sind.  Die  Satzung  kann 
diese  Frist  bis  zum  nächstfolgenden  Zahltage  verlängern. 

Erfährt  der  Vorstand  der  Kasse  glaubhaft,  daß  das 
regelmäßige  jährliche  Gesamteinkommen  eines  versiche- 
rungsberechtigten Mitgliedes  4000  M  übersteigt,  so  hat  er 
diesem  Mitglied  alsbald  mitzuteilen,  daß  seine  Mitglied- 
schaft erloschen  sei.  Die  Mitgliedschaft  erlischt  mit  der 
Zustellung  der  Mitteilung." 

Die  freiwillige  Fortsetzung  der  Versicherung  kann  auch 
beim  Wechsel  des  Beschäftigungsortes  bei  der  zuständigen 
Krankenkasse  des  neuen  Beschäftigungsortes  weitergeführt 
werden.  Natürlich  muß  der  Versicherte  in  einem  solchen 
Falle  sich  rechtzeitig  bei  der  neuen  Kasse  anmelden  und 
darf  es  nicht  versäumen,  sich  bei  der  vorgesetzten  Be- 
hörde dieser  Kasse  (dem  Versicherungsamt)  zu  beschweren, 
wenn  seine  Anmeldung  zurückgevviesen  wird.  Wenn  es 
unter  dem  bisherigen  Gesetze  vorgekommen  ist,  daß  frei- 
willig versicherte  Mitglieder  im  Erkrankungsfalle  von  der 
Kasse  mit  ihrem  Ansprüchen  abgewiesen  worden  sind, 
trotzdem  sie  ihre  Beiträge  regelmäßig  bezahlt  hatten,  so 
war  dies  eben  gesetzwidrig.  Gegen  derartige  Gesetz- 
widrigkeiten kann  der  Versicherte  im  Verwaltungsstreit- 
verfahren seinen  Anspruch  einklagen.  Da  die  freiwillige 
Versicherung  bei  den  Krankenkassen  nicht  beliebt  ist,  so 
ist  die  Durchführung  der  Rechte  aus  ihr  nicht  selten  mit 
Unannehmlichkeiten  und  Schwierigkeiten  verknüpft,  umso- 
mehr  als  die  freiwillige  Versicherung  aus  dem  regelmäßigen 
Geschäftsgang  der  Krankenkassen  herausfällt.  Es  braucht 
daher  nicht  einmal  Böswilligkeit  vorzuliegen,  wenn  der 
freiwilligen  Versicherung  von  den  Kassenvorständen,  die 
vielfach  mit  den  komplizierten  Bestimmungen  des  Gesetzes 
nicht  vollkommen  vertraut  sind,  Schwierigkeiten  gemaclit 
v/erden.  In  einem  solchen  Falle  ist  die  Rechtsschutzstelle 
unseres  Verbandes  natürlich  jederzeit  gern  bereit,  den  Ver- 


sicherten mit  Rat  an  die  Hand  zu  gehen.  Nur  müssen 
die  Fälle  immer  sofort  gemeldet  werden,  damit  die  mit- 
unter recht  kurzen  Fristen  nicht  versäumt  werden. 

Die  Ortskrankenkassen  nahmen  bisher  schon  frei- 
willige Mitglieder  nur  dann  auf,  wenn  es  sich  um  die  Fort- 
setzung der  Mitgliedschaft  handelte.  Dieser  Zustand  ist, 
wie  wir  gesehen  haben,  unter  der  neuen  Reichsversiche- 
rungsordnung gleich  geblieben,  nur  ist  die  Frist  für  die 
Anmeldung  der  freiwilligen  Fortsetzung  der  Versicherung 
von  einer  auf  drei  Wochen  verlängert  worden. 

Die  kaufmännischen  und  technischen  Privatangestellten 
hatten  ihre  Floffnung  auf  die  Reichsversicherungsordnung 
gesetzt.  Sie  sind  aber,  wie  leider  so  oft,  wiederum  schmäh- 
lich getäuscht  worden.  Die  Gründe,  die  in  der  Kommission 
gegen  die  von  uns  und  zahlreichen  anderen  Verbänden 
von  Privatangestellten  geforderte  Hinaufsetzung  der  Grenze 
der  Versicherungspflicht  auf  5000  M  geltend  gemacht 
worden  sind,  sind  recht  fadenscheinig.  Daß  bei  der  Geld- 
entwertung und  bei  der  Verteuerung  aller  Lebensbedürf- 
nisse ein  Jahreseinkommen  von  2500  M  keine  bessere 
Lebenshaltung  ermögliche  als  ein  solches  von  2000  M 
zur  Zeit  des  Erlasses  des  alten  Krankenversicherungs- 
gesetzes, konnte  allerdings  nicht  widerlegt  werden.  Trotz- 
dem war  es  nur  mit  großen  Schwierigkeiten  möglich,  die 
auf  2500  M  erhöhte  Versicherungsgrenze  durchzusetzen. 
Eine  Verbesserung  der  Lage  der  Privatangestellten  wurde 
mit  Rücksicht  auf  die  Erwerbsinteressen  des  Aerztestandes 
abgelehnt  und  so  diese  Sonderinteressen  eines  bestimmten 
Berufes  von  einer  viel  kleineren  Zahl  über  die  Gesamt- 
interessen einer  an  Zahl  weit  größeren  sozialen  Schicht 
von  Angestellten  aller  Berufe  gesteilt. 

Trotzdem  die  Aussichten  auf  eine  baldige  Aenderung 
der  Reichsversicherungsordnung  recht  gering  sind,  bleibt 
uns  unter  den  gegenwärtigen  Umständen  nichts  anderes 
übrig,  als  auch  fernerhin  lebhaft  für  die  Hinaufsetzung 
der  Versicherungsgrenze  auf  5000  M  zu  agitieren.  Schließ- 
lich wird  der  Gesetzgeber  unserer  unermüdlichen  zähen 
Verteidigungen  einer  durchaus  berechtigten  Forderung 
weichen  müssen.  Die  Berechtigung  unserer  Forderung 
wird  um  so  klarer  erscheinen,  je  weiter  der  Kreis  der  ver- 
sicherungspflichtigen Personen  ausgedehnt  wird.  Lassen 
vv'ir  uns  durch  noch  so  zahlreiche  Täuschungen  unserer 
Hoffnungen  vom  Kampfe  für  unsere  berechtigte  Forde- 
rung nicht  abdrängen,  so  wird  sich  auch  für  uns  das 
Sprichwort  bewähren : 

Steter  Tropfen  höhlt  den  Stein! 

Durch  den  systematischen  Ausbau  der  Wohlfahrts- 
einrichtungen unseres  Verbandes  sind  gerade  seine  Mit- 
glieder in  dieser  wichtigen  Angelegenheit  besser  versorgt 
als  die  Mitglieder  zahlreicher  anderer  Privatangestellten- 
verbände. 


Tönende  Telefunken 

Von  Oberingenieur  WERNER-BLEINES,  Groß-Lichterfelde-W. 


In  den  letzten  Jahren  hp.ben  sich  auf  dem  Gebiete  der 
drahtlosen  Nachrichtenübermittelung  bedeutende  Wand- 
lungen vollzogen,  die  —  obschon  von  großer  Bedeutung  — 
nicht  vv'eit  über  den  engen  Kreis  der  Spezialtechniker  hinaus 
bekannt  geworden  sind.  Umso  schneller  hat  sich  aber  die 
Einführung  der  ,,Telegraphie  ohne  Draht"  in  die  Praxis 
vollzogen  und  so  manche  Lücke  im  Nachrichtendienst  aus- 
gefüllt. 


Die  Schiffahrt  im  Küstengebiet,  wie  die  auf  hoher 
See  haben  weitgehenden  Vorteil  aus  den  Erfolgen  dieser 
neuzeitlichen  Technik  gezogen  und  der  Verkehr  auf  dem 
Wasser  hat  dadurch  an  Sicherheit  und  Uebersichtlichkeit  ge- 
wonnen. Es  sei  —  neben  der  Ausdehnung  des  Depeschen- 
verkehrs auf  bewegliche  Fahrzeuge  —  nur  an  diejenigen 
Fälle  erinnert,  in  welchen  sich  Schiffe  in  Seenot  befanden, 
strandeten  oder  größeren  Maschinenschaden  erlitten.  Hier- 


644 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  41 


..■*.a»«WBC*ii 


Abb.  1    Der  gestrandete  Dampfer  „Cap  Frio"  rief  mittels  Telefunkenapparat  rechtzeitig  Hilfe  herbei 


bei  konnte  von  dem  zwischen  den  Hauptmasten  meist  in 
T-Form  ausgespannten  Dralit  —  der  Antenne  —  auf  un- 
siclitbare  Entfernungen  Irin  die  Lage  des  Schiffes  geschil- 
dert und  Hilfe  herangezogen  werden.  Mit  der  übHclien 
Masthöhe  von  25  bis  32  m  und  der  verhältnismäßig  ge- 
ringen elektrischen  Ausstrahlung  von  nur  1,5  Kilowatt 
ist  es  mit  den  modernen  Telefunkenapparaten  möglich  ge- 
wesen, zwischen  zwei  Schiffen  auf  1250  Kilometer  Ent- 
fernung zu  telegraphieren,  wobei  sogar  noch  das  Hoch- 
gebirge der  Anden  mit  6-  bis  7000  m  Höhe  dazwischen  lag. 

Aber  auch  in  die  Tiefen  des  Urwaldes  ist  die 
drahtlose  Telegraphie  eingedrungen,  wo  das  Ausspannen 
einer  Drahtleitung  ebenso  umständlich  und  kostspielig  ist 
wie  die  dauernde  Unterhaltung  derselben.  Beschädigungen 
durch  die  tropische*  Tierwelt  und  die  üppig  wuchernde 
Vegetation  hinderten  bisher  vielfach  die  Anlage  von  Tele- 
graphenlinien in  den  Tropengegenden.  Nachdem  es  ge- 
lungen war,  ein  in  dieser  Hinsicht  besonders  ungünstiges 
Gebiet  —  die  Niederung  des  .Amazonenstromes  —  mit 
den  Apparaten  des  deutschen  Telefunkensystems  auf  etwa 
4000  km  zu  überbrücken,  sind  noch  mehrere  Stationen 
im  Innern  teils  errichtet  worden,  teils  noch  im  Bau  be- 
griffen, so  daß  die  breiteste  Stelle  Südamerikas  durch 
diese  Telefunkenlinie  an  den  Weltdepeschenverkehr  an- 
gegliedert wird.  Oitterförmige  Eisenmaste  von  25  bis 
100  m  Höhe  tragen  bei  Landstationen  der  Ebene 
die  Sende-  und  Empfangsdrähte  und  werden  —  auf  ihrem 
Fußpunkte  beweglich  —  mittels  Spanndrähten  von  allen 
Seiten  her  gehalten.  Die  Antennendrähte  werden  dann  ent- 
weder von  der  Spitze  des  Mastes  herab  schirmartig  und 
isoliert  ausgespannt  oder  es  wird  zwischen  vier  .Masten, 
nach  deren  Mitte  hin,  ein  trichterförmiges  Drahtgebilde 
zu  den  Apparaten  gezogen. 

Im  Gegensatze  hierzu  bedürfen  die  Gebirgs- 
stationen  (vgl.  Abb.  3)  nur  verhältnismäßig  geringere 
Masthöhen,  da  es  —  namentlich  in  steilem  Felscngcbiet  — 
gewöhnlich  leicht  ist,  lange  Antennen  hiermit  auszuspannen. 


Abb.  2    Urwald-Station  Iqiiitos  (Peru) 

Hie  auszustrahlende  elektrische  Energie  wird  sich  bei 
Eand-  und  Gcbirgsstationcn  im  großen  ganzen  gleich 
bleiben;  einen  Unterschied  machen  dagegen  die  in  Eisen- 
b  a  h  n  z  ü  g  e  n  befindlichen  „drahtlosen"  Telegraphen 
Nicht  nur,  daß  sie  ihre  Zeichen  gewöhnlich  bloß 
bis  zur  nächsten  Bahnstation  senden,  sie  benutzen  auch 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKfR-ZEITUNQ  1911 


645 


Abb.  3    Station  auf  Stöckli  (Schweiz) 


die  meist  neben  der  Bahnstrecke  entlang  gezogenen  Tclc- 
graphendrähte;  denn  die  von  dem  Sendedraht  des  Eisen- 
bahnwagens ausgestrahlten  Wellenimpulse  pflanzen  sich 
an  den  Telegraphendrähten  entlang  viel  leichter  fort  als 
durch  die  freie  Luft.  Es  genügt  daher  ein  kleiner  Telc- 
funkenapparat,  um  den  fahrenden  Eisenbahnzug  ständig- 
mit  den  nächsten  Bahnstalionen  in  Verbindung  zu  erhalten. 

Auch  in  der  Luftschiffahrt  werden  wieder  zur- 
zeit eifrig  Versuche  angestellt,  um  die  drahtlose  Telegraphio 
der  Orientierung  und  Nachrichtenübermittehmg  dienstbar 
zu  machen;  letzteres  namentlich  für  Kriegszwecke.  Abb.  ' 
zeigt  schematisch,  wie  von  der  durch  zwei  Kugeln  dar- 
gestellten Funkenstreckc  aus  die  Drähte  der  Antenne  ab- 
wärts hängen,  während  die  des  Gegengewichts  vom  Netz- 


werk des  Luftballons  oder  Luftschiffes  gehalten  werden. 
Letztere  benutzen  auch  das  Metaligerippe  als  Gegengewicht. 
(Bei  Landstationen  ist  die  Antenne  oben,  das  Gegengewicht 
unten,  mitunter  durch  die  Erde  selbst  ersetzt.  Letzteres 
bedeutet  nach  den  neueren  Versuchen  indes  große  Verluste 
an  elektrischer  Energie  und  wird  nur  noch  angewandt,  wenn 
kein  Gegengewicht  zur  Stelle  ist  oder  besondere  Umstände 
dafür  sprechen.) 

Seit  16  Jahren  ist  man  bestrebt,  ohne  Drahtverbin- 
dung Nachrichten  in  die  Ferne  zu  senden,  was  auf  ver- 
schiedene Weise  möglich  ist.  Unter  den  Systemen,  welclie 
sich  im  Laufe  der  Zeit  dabei  herausgebildet  haben,  ist  bis 
jetzt  das  bei  weitem  leistungsfähigste  und  weitverbreitetste 
das  System  „T  e  1  e  f  u  n  k  e  n".    Es  ist  1Q03  durch  Ver- 


jtn,tertrte 

Abb.  4 


Abb.  5 


(Hecke 


1  ... 


Schema  der  Ballontelegraphie      Schema  des  ersten  Apparates  zur  Erzeugung  und  Ueber- 
»ohne  Draht"  tragung  elektrischer  Wellen  nach  Prof.  Heinrich  Hert^ 


iriKTi^  oder  &eqenijen>icf//  | 

Abb.  6 

Schema  des  Senders 
nach  Prof.  Braun 


Ö46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


einigung,  der  deutschen  Syslcmc  Braun -  Siemens  und 
Slaby-Arco  entstanden,  nachdem  diese  zuvor  von  der 
„Prof.  Brauns  drahtlose  Telegraphie  m.  b,  H.",  der  „Sie- 
mens &  Halske  Akt.-Ges."  und  der  „Allgemeinen  Elektri- 
zitäts-Ges."  getrennt  ausgebildet  worden  waren.  Ein 
nennenswerter  Fortschritt  ist  jetzt  noch  durch  die 
tönende  Funkenstrecke  hinzugekommen,  wobei 
gleichzeitig  die  übrigen  Apparateteile  entsprechend  geändert 
und  verbessert  wurden. 

Die  Funkentelegraphie  hat  damit  einen  so  !i  jhen  Grad 
von  Vollkommenheit  erreicht,  daß  es  von  Interesse  ist, 
einen  Blick  auf  ihren  Entwicklungsgan;  /  i  v  ;  rli  n,  zum.il 
uns  manches,  früher  Unbegreifliche,  jetzt  erklärlicii  vv'ird. 

Im  Jahre  1882  —  seine  Versuche  reichen  ungefähr 
3  Jahre  weiter  zurück  —  hatte  der  leider  so  früh  ver- 
storbene Professor  Heinrich  H  e  r  t  z  an  der  Technischen 
Hochschule  zu  Karlsruhe  (später  in  Bonn  lebend)  nacii- 
gewiesen,  wie  die  ■iiochgespannte  Elektrizität  sich  im 
Räume  ausbreitet  und  unter  anderem  auch  in  der  Lage  ist, 
ohne  Drahtverbindung  eine  elektrische  Klingel  zu  be- 
tätigen (Schaltungsschema  vgl.  Abb.  5).*)  Jene  genial  er- 
dachten Versuche  blieben  jedoch  auf  das  Labo/atorium 
beschränkt,  bis  es  ISQj  dem  damaligen  Studenten  der 
Technik,  Marconi,  durch  Hinzufügung  verschiedener 
Einzelerfindungen  und  Entdeckungen  (Frittröhre  von 
B  r  a  n  I  y  ,  Antenne  von  P  o  p  o  f  f.,  Sender  nach  Righi  usw.) 
gelang,  auf  grö.ßere  Entfernvmg  hin  Mörse-Zeichen  zu  über- 
tragen. In  beiden  Fällen  gelangen  die  Versuche  mit  einer 
winzig  kleinen  Funkenstrecke  am  besten.  Sobald  aber 
schneller  oder  länger  telegraphiert  wurde,  stellten  sich  Un- 
regelmäßigkeiten und  Unsicherheit  ein.  Infolge  Venvendung 
immer  grölierer  Elektrizitätsmengen  mußten  claher  auch 
die  Funkenstrecken  immer  größer  werden,  da  sich  sonst 
ein  Lichtbogen  bildet,  der  die  Elektroden  zu  sehr  erwärmt 
und  zerstört,  zudesn  auch  weniger  wirksam  ist. 

Die  zu  beiden  Seiten  des  Atlantischen  Ozeans 
errichteten  ,,D  o  n  n  e  r  s  t  a  t  i  o  n  e  n"  kamen  schließlich 
als  letztes  Stadium  dieser  Periode  zustande.  in  der 
Hauptsache  unterscheidet  sich  nur  der  E  m  p  f  ä  n  g  e  r 
Marconis  von  dem  Hertzschen  und  zwar  dadurch,  daß  an- 
stelle der  Viinzigen  Funkenstrecke  (B  in  Abb.  5)  ein 
viel  geeigneteres  ,, elektrisches  Auge"  in  Gestalt  der  Fritt- 
röhre (Kohärer)  trat  und  anstatt  einer  Glocke  wurde  ein 
empfindliches  Relais  eingeschaltet,  welches  den  in 
einem  besoiideren  Stromkreis  befindlichen  Morsetelegrapii 
mit  Schreibvorrichtung  auslöste.  (Ohne  Relais  vgl.  Abb.  7.) 

Bei  diesem  System  Hertz-Marconi  sind  die-  beiden 
Kugeln  der  Funkenstrecke  (A)  direkt  mit  dem  Sendedraht  — 
Antenne  —  verbunden  (Abb.  5)  und  der  Aether,  den  wir 
uns  tausendmal  feiner  und  leichter  als  die  Luft  vorstelie  i, 
wird  in  kräftige  Schwingungen,  versetzt.  So  sehne!!  diese 
entstehen,  so  schnell  hören  sie  auch  wieder  auf;  etwa 
so,  als  werfn  Schallwellen  durch  öfteren  Peitschenknall 


*)  Durch  den  Tod  wurde  Hertz  an  der  Fortführung  seiner 
Versuche  und  dem  weiteren  Ausbau  der  Tlieoric.i  vc;h  n.iert.  Es 
ist  nicht  unvvalirscheiniich,  daß  sein  Leiden  (ivlasenkrebs)  durcii 
physikalische  Experimente  herbei<^eführt  oder  begünstigt  wurde. 
Von  den  kurzwelligen  elektrischen  Schwingungen,  wie  sie  in 
evakuierten  Glasröhren  (nach  Crookes,  Röntgen  usw.)  auftreten, 
ist  jedenfalls  die  Bildung  krebsartiger  Veränderungen  im  Laufe 
der  Zeit  bekannt  geworden  un:l  werden  jetzt  Schu;zvoriichtu:ige;i 
von  den  ständig  damit  Arbeitenden,  namenilich  auch  von  y\c;zten, 
angewandt.  -  , 

Auf  die  Verwertbarkeit  Hertzscher  Wellen  für  eine  drahtlose 
Telegraphie  wies  Ferdinand  Schmidt  in  Fulda  gelegent- 
lich eines  Experimental-Vortrages  hin.  Nachdem  Marconi  hervor- 
getreten war,  brachte  Schmidt  ein  Fritterpulver  in  Verkehr,  das 
schon  die  von  einer  elektrischen  Klingel  ausgesandten  elektrisc'.en 
Wellen  auf  mehrere  Meter  hin  anzeigt. 


in  langen  Zwischenpausen  entstehen.  Da  sich  die  Wellen- 
länge der  elektrischen  Aetherschwingungen  nur  In  be- 
scliränktem.  .Maße  bei  den  Marconi-Apparaten  ändern  läßt, 
können  auch  nur  wenige  Apparate  soweit  abweichend  auf- 
einander abgestimmt  werden,  als  notwendig  ist,  andere 
nicht  zu  stören.  Ein  Vergleich  mit  dem  nachstehend 
noch  besprochenen  Per.delbeispie!  läßt  dies  leicht  erkennen. 

Bei  dem  lebhaften  funkentelcgraphischcn  Verkehr  in 
Deutschland,  namentlich  in  den  Häfen,  konnte  deshalb 
das  iVlarconisystem  hier  nicht  mehr  zugelassen  werden,  doch 
hat  es  r-  infolge  seiner  Monopolstellung  in  England  und 
Italien  —  sic'i  ais  nächstgrößtes  bezw.  zweitverbreitetstes 
System  eutwickeit. 

Das  Telcfunkensystem  ist  —  wie  erwähnt  —  aus 
mehreren  deutschen  Erfindungen  heraus  entstanden  und 
hat  schon 'seit  Jahreii  seine  vielseitige  Verwendung  vor- 
bereitet. Unter  anderem  kommen  hier  die  von  Geheimrat 
Slaby  und  dem  Grafen  A reo  in  Beriin  erfundenen  Ab- 
stimmvorrichtungen und'  Meßapparate  besonders  in  Be- 
tracht. In  ihrem  Wesen  verändert  wurden  die  aus- 
gesandten  elektrischen '  Wellen  durch  die  von  Professor 
Braun  in  Straßburg  i.  E.  erdachte  Anordnung.  (Braun 
und  Marconi  u-urden  bekanntlich  durch  den  Nobelpreis 
füi  Physik  ausgezeichnet.)  Die  Einführung  der  Braun- 
schen  Flaschenerregung  und  des  geschlossenen 
S  c  h  w  i  n  g  u  n  g  s  k  r  e  i  s  e  s  in  die  drahtlose  Telegraphie 
war  bedeutungsvoli.für  deren  Weitercntvvickelung.  —  Man 
kann  sich  den  Apparat  so  vorstehen,  als  wenn  die  an 
den  ^beiden  Kugein  der  Funkensircc:;e  angeschlossenen 
Sendedrähte  nicht  als  Luftdraht  und  Erdleitung  verwendet, 
sondern,  mit  ihren  äußersten  Enden  vereinigt,  zu  einer 
Drahtspule  auigerolit  werden.  Zwischen  dieser  und 
der,  einen  Kugel  werden  Verstärkungs-  oder  L  e  y  d  e  n  e  r 
Flaschen  eingeschaltet  (vgl.  Abb.  6,  Kondensator), 
deren  großen  Metalifiächen  sich  Elektrizitätsmengen 
sammeln. 


auf 
an- 


Hl 


Strom. 

 >raung  ni/yr 

Abb.  7 

rm]-)fäneer  mit  dem  Keilspalt-Fritter  des  Grafen  Aren 

Sobald  Funken  zwischen  den  Kugeln  überspringen^ 
entstehen  in  dem  geschlossenen,  sogenannten  Erreger-Kreis 
mit  Spule  und  Flaschen  elektrische  Schwingungen.  Aber 
auch  der  Aether  wird  in  wellenförmige  Bewegung  versetzt 
und  man  spricht  von  primären  Schwingtingen.  D:j 
sekundären  werden  in  einer  zweiten  Spule  mittels 
Induktion  erzeugt  und  durch  den  daran  angeschlossene.! 
Luftdraht  in  den  Raum  hinaus  gesandt. 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


647 


Da  sich  die  Aetherschwingungen  wellenförmig  aus- 
breiten, entstehen  bei  der  Braus^chen  Anordnung  Dop- 
pel \v  e  1 1  e  n.  In  einem  metallischen  Leiter  (z.  B,  Luft- 
draht oder  Antenne)  kann  und  soll  aber  nur  eine  Schwin- 
gung zur  selben  Zeit  stattfinden;  die  zweite  Welle  be- 
einträchtigt daher  die  durch  die  zuerst  eintreffende  Welle 
hervorgerufenen  Schwingungen.  Die  Anordnung  von  Hertz 
ist  in  dieser  Hinsicht  wohl  besser,  aber  die  Stärke  des  einen 
Welienstoßes  nimmt  rasch  ab,  während  bei  der  Braunschcn 
Kondensatorentladung  die  Funkenentladung  seltener,  aber 
kräftiger  ist  und  jedem  Funken  und  Wellenstoß  eine 
größere  Anzahl  langsam  abnehmender  weiterer  Stolpe 
folgen,  so  daß  die  Aetherschwingungen  eine  längere  Zeit 
hindurch  immer  von  neuem  angeregt  werden. 

Aus  Abb.  5  kann  man  sich  das  Entstehen  der  elek- 
trischen Schwingungen  und  die  Beeinflv.ssung  eines  zweiten 
Luftdrahtes  nach  den  Grundgesetzen  der  Elektrizitätslehre 
erklären.  Angenommen,  die  beiden  Kugeln  bei  A  würden 
durch  eine  Influenzmaschine  (bezw.  einfache  Reibungs- 
elektrizität) oder  einen  Induktor  mit  hochgespannten  Elek- 
trizität geladen,  so  wird  sich  an  der  einen  Kugel  die 
positive  (-|-),  an  der  andern  die  negative  ( — )  Elektrizität 
ansammeln.  In  den  anschließenden  Drähten  muß  dann 
jeweils  in  den  Endpunkten  die  entgegengesetzte 
Elektrizität  vorhanden  sein.  Steigt  nun  die  Spannung  in 
dem  Kugelpaar  A  so  hoch,  daß  .  ein  Ausgleich  durch 
Funken  stattfindet,  das  heißt  also,  daß  sich  beide  Kugeln 
plötzlich  eines  Teiles  ihrer  Energie  so  entledigen,  als  wenn 
aus  den  V,entilen  einer  Dampfmaschine  Dampf  ausgestoßen 
wird,  dann  sinkt  auch  plötzlich  die  Spannung  in  beiden 
Drahtenden  und  es  findet  in  den  Drähten  ein  elektrischer 
Strom  statt,  welcher  sich  dem  Aether  der  umgebenden 
Luft  mitteilt.  Bei  allen  im  Wirkungsbereiche  vorhandenen 
Metalldrähten  u.  dgl.  wird  dann  auch  in  entgegengesetzter 
Richtung  ein  Strom  fließen  und  ein  Ausgleich  der  Span- 
nungen stattfinden. 

Infolge  Elastizität  des  Aethers  verbleibt  es  aber  ebenso- 
wenig bei  einer  einzigen  Bewegung,  wie  etwa  bei  einem 
zur  Erde  geworfenen  Ball.  Erst  allmäh'ich  tritt  schließlich  — 
nach  mehrmaligen  Hin-  und  Rückströmungen  —  wieder 
der  Ruhezustand  ein. 

Werden  die  Kugeln  stetig  weiter  geladen,  so  hört  man, 
entsprechend  dem  Kugelabstand,  ein  mehr  oder  weniger 
schnelles  Ueberspringen  der  Funken;  scheinbar  regel- 
mäßig. Mittels  rotierendem  Spiegel  und  Kinematograph 
ist    jedoch    festgestellt    worden,    daß   die  Zwischenzeit 


während  der  einzelnen,  durch  die  Funken  hervorgerufenen 
Schwingungen  bei  den  Normalapparaten  für  drahtlose  Tele- 
graphie  etwa  500mal  länger  ist  als  die  jedesmaligen  Wellen- 
bewegungen. Nach  jedem  schnell  ausschwingenden 
Wellenstoß  kommt  der  Aether  auf  verhältnismäßig  sehr 
lange  Zeit  zur  Ruhe  und  muß  immer  wieder  von  neuem  in 
Schwingung  versetzt  werden. 

Bei  größerem  Kugelabstand  läßt  sich  die  Zeit  der  Auf- 
ladung und  Funkenentladung  leicht  beobachten;  je  kleiner 
die  Funkenstrecke  wird,  desto  schneller  erfolgt  zwar  das 
Ueberspringen  der  Funken  und  der  Ausgleich,  desto 
schwächer  werden  aber  auch  die  Wellenstöße,  und  ihre 
Fernwirkung  nimmt  ab.  Noch  deutlicher  tritt  dies  in  Er- 
scheinung, wenn  wir  statt  einer  Kugel  eine  Spitze  ver- 
wenden. Dann  wird  selbst  eine  geringe  Spannung  sofort 
ausgeglichen  und  eine  wenig  oder  gar  nicht  hörbare 
Büschelentladung  erfolgt  zwischen  den  beiden  Elek- 
troden, die  noch  leichter  als  bei  Kugelelektroden  in  einen 
für  unsere  Zwecke  wirkungslosen  Lichtbogen  übergeht. 

Anders  gestaltet  sich  der  Vorgang,  wenn  statt  der 
Kugeln  flache  Scheiben  verwendet  werden.  Auf 
ihnen  wird  die  elektrische  Spannung  bis  zum  Aeußcrsten 
steigen  und  sich  mit  scharf-knackendem  Geräusch  entladen. 
Dies  ist  auch  noch  der  Fall^  wen-n  die  Scheiben  auf  Bruch- 
teile eines  Millimeters  einander  genähert  werden.  Die 
Funkenentladungen  erfolgen  dann  so  schnell  —  etwa  1000 
bis  2000  Schwingungen  in  der  Sekunde  — ,  daß  sich  die 
Einzelgeräusche  zu  einem  musikalischen  Tone  ver- 
dichten. Innerhalb  der  Reichv/eite  ciiier  derartig  aus- 
gerüsteten Funkstation  werden  auch  in  anderen,  nament- 
lich darauf  abgestimmten  Luftdrähten  die  gleichen  Aether- 
schwingungen entstehen,  welche  mittels  eines  sogenannten 
Detektors  der  Schallplatte  (Membran)  eines  Fernhörers 
(Telephon)  zugeführt  und  dort  als  der  gleiche  musikalische 
Ton  vernommen  werden  können. 

Wir  erhalten  auf  diese  Weise  ein  Telegraphier-System 
der  „tönenden  Funke  n",  das  zum  Unterschied  von 
anders  gestalteten  (z.  B.  des  von  Poulsen  oder  von  Lepel) 
als  tönende  Telefunken  bezeichnet  werden  kann. 
(Technisch  spricht  man  auch  von  ,, tönenden  Löschfunken", 
weil  das  schnelle  Erlöschen  der  primären  Sciivvingungen 
im  Funkenstromkreise  de  A-'ssenchmg  ungedämpfter 
Schwingungen  durch  die  Antenne  ermöglicht.  Prak- 
tisch genommen  entstehen  dann  e  i  n  wellige,  kräftige 
Aetherschwingungen.) 

(Fortsetzung  folgt.) 


Lohnfragen  im  Arbeitsrechte 

Von  Dr.  HEINZ  POTTHOFF,  M.  d.  R. 
(Schluß.) 


L  o  h  n  s  i  c  h  e  r  u  n  g. 

Während  unser  Recht  es  bisher  nicht  für  notwendig 
erachtete,  dafür  zu  sorgen,  daß  für  die  Dienste  des  Ar- 
beiters eine  zum  Lebensminimum  ausreichende  Vergütung 
vereinbart  wird  (abgesehen  von  der  Regel  des  §  138 
B.  G.  B.),  ist  Vorsorge  dafür  getroffen,  daß  die  verein- 
barte Vergütung  in  gewissem  Umfange  weder  vom  Arbeit- 
geber noch  von  Dritten  vorenthalten  oder  entzogen  werden 
kann.  Hierhin  gehören  die  Vorschriften  der  Gewerbe- 
ordnung und  der  Spezialgesetze  für  gewerbliche  Dienst- 


verträge über  die  Pflicht  zur  Barzahlung  des  Lohnes,  das 
Verbot  des  Trucksystems,  der  Kreditierung  von  V/aren 
in  Anrechnung  auf  den  Lohn,  Ungültigkeit  von  Lohn-  oder 
Abschlagszahlungen  an  dritte  Personen  (alles  mit  einigen 
Ausnahmen).  Einem  ähnlichen  Zwecke  dient  das  Verbot 
der  Lohnzahlung  in  Schankwirtschaften,  wenn  dieses  sich 
auch  nicht  gegen  Ausbeutung  der  wirtschaftlichen  Schwäche, 
sondern  gegen  Verführung  zum  Leichtsinn  richtet.  Alle 
diese  Bestimmungen  sind  beschränkt  auf  gewerbliche  Ar- 
beitsverhältnisse und  finden  keine  Anwendung  auf  Ge- 
hilfen und  Lehrlinge  in  Handelsgeschäften.    Bei  diesen 


648 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


ist  wie  in  der  Landwirtschaft  und  in  allen  übrigen  Dienst- 
verhältnissen jede  Vereinbarung  von  Naturallohn,  Kreditie- 
rung, Warenlieferung  usw.  gültig,  die  nicht  gegen  die 
guten  Sitten  verstößt.  Dagegen  hat  allgemeine  Geltung 
die  Bestimmung  der  Konkursordnung,  wonach  Lohn- 
ansprüche für  die  letzten  12  Monate  zu  den  bevorrechtigten 
Forderungen  im  Konkurse  des  Arbeitgebers  gehören  und 
das  Lohnbeschlagnahmegesetz,  das  jedes  Arbeitsein- 
kommen bis  zu  1500  M  von  der  Beschlagnahme  und  den 
gleichen  Anspruch  für  künftigen  Lohn  von  der  Pfändung 
ausschließt.  Die  öffentlichen  Beamten  sind  hier  bevor- 
zugt vor  den  privaten,  indem  ihnen  von  dem  überschießen- 
den Betrage  nur  ein  Drittel  weggepfändet  werden  kann, 
während  alle  Privatangestellten  und  alle  Arbeiter  auf  den 
absoluten  Betrag  von  125  M  monatlich  hcrabgedrückt 
werden  können.  Gegen  diese  Ungleichheit  wird  mit  Recht 
von  den  Privatangestelltcn  agitiert,  das  Prinzip  der  relaliven 
Pfändbarkeit  des  Einkommensüberschusses  muß  auf  alle 
Arbeitsverhältnisse  angewandt  werden.  Andernfalls  müßte 
das  Existenzminimum  entsprechend  der  Entwertung  des 
Geldes  und  der  Verteuerung  aller  Unterhaltsmittei  seit 
einigen  Jahrzehnten  wesentlich  erhöht  werden.  Auch  die 
Sicherung  der  aus  dem  Lohnertrage  beschafften  Wirtschafts- 
güter (Wohnungseinrichtung)  gegen  Kahlpfändung  gehört 
im  weiteren  Sinne  hierher  und  bedarf  einer  Ausgestaltung 
nach  dem  Muster  der  amerikanischen  Heimstättengesctz- 
gebung.  Schließlich  ist  noch  zu  nennen  die  Unpfändbar- 
keit der  Beamtenpensionen,  der  Bezüge  aus  der  sozialen 
Versicherung  und  ähnlicher  kleiner  Versicherungssummen. 

Lohnregulierung  (Arbeiterversicherung). 

Die  Einführung  der  staatlichen  Arbeiter-  und  An- 
gestelltenvcrsicherung  im  Anschluß  an  die  Pensionsberech- 
tigung der  öffentlichen  Beamten  ist  der  wichtigste  Ein- 
griff in  das  Arbeitsverhältnis.  Er  bedeutet  eine  gesetzliche 
Regulierung  des  Lohnes,  indem  er  die  Arbeitgeber  zwingt, 
neben  der  Vergütung  für  die  gegenwärtige  Arbcits'uistung 
noch  eine  kleine  Amortisationsquote  für  den  Verbrauch 
an  Menschenleben  zu  leisten,  und  die  Arbeiter  zwingt, 
von  dem  Arbeitseinkommen  einen  Teil  zur  Fürsorge  für 
Zeiten  der  Arbeitsunfähigkeit  zurückzulegen.  Sie  sichert 
ein  Existenzminimum  für  die  auf  Arbeit  angewiesenen 
Millionen  auch  für  die  Zeit  der  vorübergehenden  oder 
dauernden  Arbeitsunfähigkeit,  und  zwar  nicht  aus  all- 
gemeinen Mitteln,  sondern  aus  dem  Arbeitsertrage  der 
Versicherten  selbst.  Dieses  volkswirtschaftlich  wie  sitt- 
lich und  politisch  segensreiche  Prinzip  hat  durch  die  neue 
Rcichsversicherungsordnung  einschließlich  der  in  kurzem 
zu  erwartenden  Privatbeamtenversicherung  noch  nicht  ihre 
letzte  Ausgestaltung  gefunden,  sondern  bedarf  noch  nach 
drei  Richtungen  hin  einer  weiteren  Entwicklung: 

1.  Wenn  auch  der  Personenkreis,  der  den  verschie- 
denen Versichcrungszweigen  untersteht,  allmählich  ge- 
wachsen ist  und  bezüglich  der  Kranken-,  Invaliden-  und 
Hinterbliebenenversicherung  jetzt  nahezu  übereinstimmt,  so 
umfaßt  er  doch  noch  nicht  alle  diejenigen  Personen,  die 
auf  Lohn  angewiesen  sind  und  bei  Unterbrechung  ihrer 
Arbeitsfähigkeit  vor  einem  Nichts  stehen,  wenn  nicht  aus 
ihrem  Arbeitsertrage  eine  Rente  für  sie  gesichert  wird. 
Es  muß  daher  grundsätzlich  die  Ausdehnung  aller  Ver- 
sicherungszweige auf  die  Gesamtheit  aller  Dienst- 
verträge erstrebt  werden.  Ganz  verkehrt  ist  die  gegen- 
wärtige Gesetzesvorschrift,  nach  der  Angestellte  von  einer 
bestimmten  Einkommenshöhe  ab  (die  in  jedem  Versichc- 
rungsgesetz  anders  bemessen  ist)  nicht  mehr  der  Ver- 
sicherungspflicht unterliegen.  Da  die  Versicherung  nur 
eine  Lohnregulierung  im  Staatsinteresse  ist,  so  liegt  gar 


kein  Grund  vor,  bei  höher  gelohnten  Angestellten  eine 
Ausnahme  zu  machen.  Mindestens  müßten  sie  für  einen 
Teil  ihres  Einkommens  die  Versicherung  eingehen  (wie 
das  für  die  Arbeiter  schon  Gesetz  ist),  vielleicht  wäre  es 
aber  richtiger,  sie  voll  zu  versichern  (wie  es  bei  allen 
öffentlichen  Beamten  von  jeher  Regel  und  Gesetz  ist). 
Die  unvermeidliche  Zulassung  der  freiwilligen  Versicherung 
von  Angestellten  mit  höherem  Einkommen  schädigt  die 
Zvv^angsversicherten,  denn  sie  hat  die  Folge,  daß  haupt- 
sächlich die  ungünstigen  Risiken  Gebrauch  davon  machen. 

2.  Alle  unsere  Versicherungseinrichtungen  sind  zu- 
geschnitten auf  Arbeitseinkommen  bis  zu  1500  M  jährlich; 
die  Reichsversicherungsordnung  hat  für  Kranken-  und 
Unfallversicherung  eine  Berücksichtigung  bis  zu  2000  M 
Einkommen  gebracht;  die  Angestelltenversicherung 
schneidet  ihre  höchste  Lohnklasse  auf  4000  M  zu.  Nament- 
lich die  Invaliden-  und  Hinterbliebenenversicherung  muß 
also  von  vornherein  unzureichend  sein  für  die  Hundert- 
tausende, die  mit  höherem  Einkommen  ihr  unterstehen; 
eine  Anpassung  an  ihre  Bedürfnisse  durch  Aufsetzen 
höherer  Lohnklassen  in  der  Invalidenversicherung,  ebenso 
durch  Erhöhung  der  Vollanrechnung  des  Lohnes  in  der 
Unfallversicherung  (mindestens  auf  3000  M,  wie  bei  der 
Seeunfallversicherung  schon  jetzt)  und  Erhöhung  des  Tage- 
lohnes in  der  Krankenversicherung  bis  auf  10  M  ist  not- 
wendig. 

Aber  auch  an  und  für  sich  sind  die  Leistungen  nicht 
ausreichend  für  den  Zweck  einer  Sicherung  des  Existenz- 
minimums in  Zeiten  der  Arbeitsunfähigkeit.  Das  gilt 
namentlich  von  der  Invalidenversicherung  mit  ihrer  be- 
scheidenen Altersrente  erst  vom  71.  statt  66.  Lebensjahre 
ab  und  von  der  Hinterbliebenenversicherung,  deren  Renten 
vielfach  unter  der  heute  in  Großstädten  üblichen  Armen- 
unterstützung bleiben.  Die  Unzulänglichkeit  namentlich 
der  Kinderrenten  und  die  Beschränkung  der  Witwenrenten 
auf  invalide  Witwen  führt  uns  zu  der  dritten  Erv/citerung. 

3.  Mutterschutz  und  Kinderschutz.  Beides 
ist  im  Grunde  dasselbe,  denn  in  der  Mutter  schützen  wir 
vor  allem  die  werdende  Generation  und  die  Mutter  selbst 
bedarf  einer  besonderen  Fürsorge  durch  die  Allgemein- 
heit, weil  sie  ihr  durch  die  Geburt  einen  wichtigen  Dienst 
leistet,  der  privatwirtschaftlich  ihr  nicht  vergolten  wird, 
sondern  ihre  Stellung  erschwert,  und  weil  sie  in  der  Mutter- 
schaft besonders  empfindlich  ist  gegen  die  Schädigungen, 
welche  der  Raubbau  am  Menschen  im  Arbeitsvertrage  mit 
sich  bringt. 

a)  Unsere  soziale  Versicherung  trägt  dem  ja  schon  in- 
sofern Rechnung,  als  einerseits  die  Prämien  für  alle  Ver- 
sicherten gleich  sind,  also  die  Ledigen  für  die  Familien- 
versicherung der  Verheirateten  mit  bezahlen  und  als  anderer- 
seits die  Krankenversicherung  den  Wöchnerinnen 
8  Wochen  lang  Krankengeld  gewährt,  die  Invalidenversiche- 
rung für  jedes  Kind  unter  15  Jahren  einen  Zuschlag  von 
lOofl  zur  Invalidenrente  gibt.  Aber  das  genügt  nicht,  und 
auch  die  Möglichkeit  zu  weitergehender  Mutterfürsorge 
durch  Krankenkassensatzung  bietet  keinen  Ersatz,  weil 
wenige  unsoziale  Arbeitgeber  (i  c  der  Vorstandsmitglieder) 
derartige  Einrichtungen  hindern  können.  Es  muß  erstrebt 
werden,  daß  die  wichtigsten  Hilfen,  wie  Gewährung  von 
Hebammendiensten  und  ärztlicher  Geburtshilfe  an  weib- 
liche Versicherte  und  an  die  Ehefrauen  männlicher  Ver- 
sicherter; Schwangerengeld,  das  ein  frühzeitiges  Aufhören 
der  Erwerbsarbeit  gestattet;  Stillgeld,  das  eine  möglichst 
lange  vollständige  oder  teilweise  Befreiung  der  Mutter 
von  der  Berufsarbeit  ermöglicht  und  dem  Kind  die  Mutter- 
milch sichert,  durch  Gesetz  allen  auf  Lohn  angewiesenen 
Familien  gewährt  wird.    Denn  es  ist  eine  Forderung  des 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


649 


Gesamtinteresses ;  deshalb  sollte  es  auch  nicht  nur  aus 
dem  Lohn  der  Eltern,  sondern  wenigstens  teilweise  aus 
öffentlichen  Mitteln  bezahlt  werden.  Ob  diese  Fortschritte 
durch  Ausbau  der  Krankenversicherung  oder  durch  eine 
besondere  Mutterschaftsversicherung  erfolgen,  ist  eine 
Frage  der  Zweckmäßigkeit.  Von  volkswirtschaftlichen  Er- 
wägungen aus  aber  kann  gar  nicht  genug  Geld  zur  Er- 
leichterung der  Geburten  und  zur  Sicherung  der  Säuglings- 
gesundheit aufgewandt  werden.  Denn  nirgends  können 
Kapitalanlagen  sich  so  hoch  verzinsen.*) 

b)  Gleiche  Erwägungen  fordern  einen  Ausbau  der 
Hinterbliebenen  -  Versicherung,  bei  der 
namentlich  der  Grundsatz,  daß  nur  arbeitsunfähige  Witwen 
eine  Rente  bekommen,  unhaltbar  ist.  Die  amtliche  Be- 
gründung zur  Reichsversicherungsordnung  erklärte  es  für 
nicht  unbedingt  nötig,  daß  arbeitsfähige  Witwen  Renten 
bekommen,  da  sie  ebensogut  wie  ledige  Frauen  sich  durch 
Erwerbsarbeit  ernähren  könnten.  Das  mag  zugestanden 
werden  für  Witwen  ohne  Kinder  oder  mit  halberwachsenen 
Kindern.  Denn  Deutschland  ist  im  wirtschaftlichen  Wett- 
kampfe der  Völker  ausschließlich  auf  seine  Arbeits- 
leistungen angewiesen  und  braucht  die  volle  Ausnutzung 
jeder  Kraft.  Aber  die  Mütter  im  engeren  Sinne,  d.  h. 
die  Frauen  mit  kleinen  Kindern,  haben  Besseres  und  Wich- 
tigeres zu  tun  als  in  die  Fabriken  zu  gehen.  Was  sie 
an  der  Spinnmaschine,  oder  am  Webstuhl,  oder  an  der 
Nähmaschine,  oder  auch  im  Kontore  arbeiten,  kann  gewiß 
volkswirtschaftlich  recht  gut  und  nützlich  sein,  aber  es 
wiegt  im  Durchschnitt  bei  weitem  nicht  das  auf,  was  sie 
gleichzeitig  zu  Hause  an  ihren  Kindern  versäumen  müssen. 
Wenn  heute  Millionen  von  Ehefrauen,  auch  von  solchen, 
die  kleine  Kinder  zu  versorgen  haben,  im  Erwerbsleben 
tätig  sind,  so  ist  das  eine  notwendige  Folge  der  tech- 
r.ischen  Entwicklung,  die  einen  großen  Teil  der  Haus- 
frauenarbeit  aus  dem  Hause  heraus  in  die  Fabriken  ge- 
tragen, damit  die  Hausarbeit  geringer  und  den  Geldbedarf 
größer  gemacht  hat.  Aber  diese  Entwicklung  der  Tech- 
nik mit  Maschine,  Großbetrieb  und  Organisation  hat  die 
Arbeit  jedes  Einzelnen  auch  produktiver  gemacht,  und  hat 
zugleich  einen  wachsenden  Teil  der  wirtschaftlichen  Arbeit 
von  den  Frauen  auf  die  Männer  übertragen.  Das  muß 
uns  ermöglichen  können,  einen  immer  größeren  Teil  der 
immer  wachsenden  Frauenmassen  für  ihren  edelsten  Be- 
ruf als  Mutter  freier  zu  machen. 

Gewiß  gibt  es  viele  Mütter,  die  zur  Säuglingspflege 
und  zur  Kindererziehung  nicht  taugen,  die  sich  in  Berufs- 
arbeit wohler  fühlen  als  zu  Hause.  Mögen  sie  dem  Be- 
rufe nachgehen,  soweit  ihr  Pflichtgefühl  es  zuläßt.  Gegen- 
wärtig gibt  es  aber  noch  Millionen  von  Familien,  vor 
allem  der  Handlungsgehilfen,  Techniker  und  ähnlicher 
unter  die  •  Versicherung  fallenden  Schichten,  in  denen  die 
Frau  nicht  erwerbstätig  ist.  Hier  soll  sie  durch  eine 
Witwenrente  davor  geschützt  werden,  daß  sie  nach  dem 
Tode  des  Mannes  sofort  und  unter  allen  Umständen  voll 
ins  Erwerbsleben  hinein  muß,  auch  wenn  sie  viel  lieber 
ihren  schöneren  und  wichtigeren  Pflichten  gegen  ihre  zarten 
K'nder  nachkäme. 

Zweifellos  sind  heute  die  Mütter  kleiner  Kinder,  die 
gleichzeitig  für  sich  und  ihre  Kinder  den  Lebensunterhalt 
schaffen  müssen,  in  einer  Weise  überlastet,  die  ohne 
schweren  Schaden  für  die  Gesundheit  der  Mütter  und  ihrer 
Kinder  nicht  bestehen  bleiben  kann.    Die  soziale  Erleich- 


*)  Vgl.  meine  Aufsätze:  Rentabilität  der  Jugendfürsorge 
in  Zeitschrift  Jugendwohlfahrt,  Mai  190Q;  Volkswirtsch'aftiiche 
Bedeutung  der  Säuglingssterblichkeit  in  Zeitschrift  Jugciidwolil- 
fahrt,  Januar  1911;  Sterblichkeit  und  Volksreichtum  in  Zeit- 
jchrift  Umschau,  August  1911. 


terung  darf  aber  nicht  darin  bestehen,  daß  man  der  Mutter 
die  Pflege  des  Kindes  abnimmt;  denn  die  Mutter  kann 
auch  eine  gut  organisierte  Staatsfürsorge  nicht  ersetzen. 
Sondern  darin,  daß  der  Mutter  die  Unterhaltsbeschaffung 
erleichtert  und  ihr  damit  die  Möglichkeit  gegeben  wird, 
sich  mehr  ihren  Kindern  zu  widmen;  denn  das  kann  der 
Staat  auf  die  einfachste  Weise,  durch  Bewilligung  einer 
Rente. 

Deswegen  müssen  entweder  alle  Mütter  kleiner 
Kinder  beim  Tode  des  Mannes  eine  Witwenrente  erhalten, 
oder  die  Kinderrenten  müssen  so  hoch  sein,  daß  sie  eine 
wirkUche  Unterstützung  für  die  Mutter  mit  sind.  Dazu 
müßten  die  Waisenrenten  aber  mindestens  dreimal  so  hoch 
sein  wie  jetzt. 

Die  Witwen-  und  Waisenversicherung  ist  eine  not- 
wendige Ergänzung  zur  Mutterschaftsversicherung.  Denn 
je  höher  die  Kultur  steigt,  desto  notwendiger  wird  die 
Erhaltung  bestehender,  gesunder  Leben.  Wenn  hundert- 
tausend Kinder  sterben,  so  ist  das  volkswirtschaftlich  viel 
schlimmer,  als  wenn  hunderttausend  Kinder  nicht  ge- 
boren werden. 

4.  Schließlich  wird  auch  ein  letztes  Problem  immer 
dringender:  d  i  e  A  r  b  e  i  t  s  1  o  s  e  n  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g.  Sie 
ist  eine  Folge  der  Konjunkturschwankungen  und  von 
solcher  Bedeutung,  daß  die  Gesetzgebung  auf  die  Dauer 
nicht  mehr  an  ihr  vorbeigehen  kann.  Wurden  doch  vor 
einem  Jahrzehnte  bei  allgemeinen  Berufs-  und  Volks- 
zählungen im  Sommer  300  000,  im  Winter  800  000  Be- 
schäftigungslose gezählt,  ohne  daß  diese  Zahlen  auf  Voll- 
ständigkeit Anspruch  machen  können.  Gewiß  spielt  auch 
hier  die  allgemeine  Politik  (Zölle,  Kartellbildung)  eine 
größere  Rolle  als  das  Arbeitsrecht;  und  die  Beschäftigung 
der  von  der  Privatindustrie  nicht  benötigten  Arbeitskräfte 
durch  Verlegung  der  öffentlichen  Arbeiten  in  die  Zeit  der 
Geschäftsflaue  ist  sicher  das  beste  Gegenmittel.  Aber  da 
beides  wohl  noch  auf  lange  Zeit  nicht  ausreichen  wird, 
das  Uebel  ganz  zu  beseitigen,  tritt  der  G  fJan.ico  der  Ein- 
kommenssicherung während  vorüber  e  v^irtschaft- 
licher  Unmöglichkeit  des  Arbcitsvei\ ,  _  .  s  durch  Ver- 
sicherung immer  mehr  in  den  Vordergrund.  Auch  hier 
hat  die  Selbsthilfe  der  Organisationen  den  Weg  gewiesen. 
Die  Arbeitergewerkschaften  haben  Großes  geleistet  und 
in  den  letzten  Jahren  je  7  Millionen  Mark  für  Arbeits- 
losenunterstützung (außer  bei  wirtschaftlichen  Kämpfen) 
aufgewandt.  Auch  bei  den  Privatbcamten  wird  die  Stellen- 
losenunterstützung  eine  allgemeine  Einrichtung,  deren 
Leistungen  in  die  Hunderttausende  gehen.  Von  einzelnen 
Arbeitgebern  sind  Kassen  und  Einrichtungen  von  lokaler 
Bedeutung  geschaffen.  In  steigendem  Maße  haben 
deutsche  Großstädte  sich  der  Frage  angenommen,  sei  es, 
daß  sie  besondere  Steüenlosenkassen  mit  freiwiliigem  Bei- 
tritt gründeten  (Typ  Bern-Köln)  oder  den  Gewerkschaften 
öffentliche  Zuschüsse  zu  ihren  Unterstützungen  zahlen 
(Typ  Gent-Straßburg),  oder  endlich  eine  allgemeine  Kasse 
mit  Beitrittszvvang  erstreben  (Typ  Düsseldorf)*).  Wenn 
durch  solche  Versuche  die  nötigen  v.irtsthaftlichen  und 
mathematischen  Grundlagen  geschaffen  sind,  zu  denen 
auch  eine  umfassende  Organisation  des  Arbeits- 
nachweises gehört,  wird  zu  erwägen  sein,  ob  das 
Reich  die  Arbeitslosenversicherung  einheitlich  regein  oder 
durch  Gesetz  den  Städten  die  Möglichkeit  zur  Einrich- 
tung kommunaler  Versicherungen  gewähren,  vielleicht  auch 
sie  dazu  zwingen  wird,  um  die  Armenpflege  zu  entlasten. 


*;  Vgl.  Heft  XIII  der  Schriften  des  Deutschen  Werkmeister- 
verbandes: Dr.  Most  und  Potthoff:  Fürsorge  für  Stellenlose, 
Düsseldorf  1910. 


650 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


Lohnergänzung. 

Ein  Hauptfehler  des  Arbeitsverhältnisses  ist,  daß  der 
Lohn  gar  keine  Rücksicht  nimmt  auf  die  Bedürfnisse  des 
Arbeiters.  Die  Versuche,  eine  Unterscheidung  zwischen 
den  Bezügen  der  ledigen  und  der  verheirateten  Arbeiter 
oder  Beamten,  eine  besondere  Erhöhung  für  kinderreiche 
Familienväter  durchzuführen,  haben  keine  große  Bedeu- 
tung gewonnen.  Und  solange  das  Arbeitsverhältnis  ein 
Austausch-Verhältnis  von  Arbeit  gegen  Lohn  bleibt,  wird 
auch  wohl  ein  anderer  Maßstab  als  die  Leistung  für  die 
Lohnberechnung  sich  nicht  durchsetzen.  Deswegen  ist  eine 
Ergänzung  des  Lohnes  (oder  wie  Flesch  es  nennt:  eine 


Vi  II  II  Vi   KULTUR  UND  KUNST   H  H  tt  H 


Arbeiferwohniing  —  ÄrbeiteHiaiismt 

An  ernsthaften  Versuchen,  schreibt  Erich  Vogeler  im 
„Kunstwart*',  auch  dem  Arbeiter  vernünftigen  Hausrat  zu 
schaffen,  Möbel,  die  einfach  und  gediegen,  sachlich  und 
schön  sind,  hat  es  ja  gewiß  nicht  gefehlt.  Doch  läßt  sich 
kaum  behaupten,  daß  diese  Versuche  auch  den  Erfolg  ge- 
habt haben,  den  sie  erstrebten,  und  der  so  sehr  zu  wünschen 
wäre.  Der  Plunder  von  Säulentrumeau  und  „genuß- 
baumtem''  Muschel- Vertiko  (welches  Wort  man  immer  ver- 
sucht ist,  wie  die  lateinische  Vokabel  mit  einem  g  zu 
schreiben)  hat  sich  den  Platz  noch  nicht  streitig  machen 
lassen.  Während  der  Bürger,  selbst  der  reiche,  den  Prunk, 
selbst  den  echten,  zum  Besten  einer  ehrlichen  Einfachheit 
immer  mehr  aus  seiner  Wohnung  verbannt,  sitzt  der  Pro- 
letarier noch  tief  in  der  gefälschten  Pracht  der  billig  üppigen 
Eabrikrenaissance  und  des  wildesten  Jugendstils.  Aber  man 
würde  dem  Arbeiter  unrecht  tun,  wollte  man  als  Grund 
hierfür  bloße  Verständnis-  und  Geschmacklosigkeit  an- 
nehmen. Wenn  ihm  auch  aus  Mangel  an  Zeit,  an  Vor- 
bildung und  Gewohnheit  —  und  man  vergesse  nicht,  daß 
die  moderne  Arbeitsteilung  des  Eabrikbetriebes  ihn  immer 
mehr  entwöhnt,  ein  geschaffenes  Ding  als  gedankliche, 
organische  Einheit  (für  die  technische,  organisierte  hat  er 
wohl  Sinn)  zu  umgreifen,  —  .wenn  ihm  auch  aus  diesen 
Ursachen  die  ästhetische  Einstellung  den  Dingen  gegenüber 
sehr  erschwert  wird,  so  hat  sich  doch  der  moderne  Arbeiter 
aller  verständigen  Kunstbelehrung  gegenüber  als  willig  und 
bildsam  durchaus  erwiesen.  Wir  dürfen  wohl  glauben, 
daß  mancher  seine  Ramschluxusmöbel  auch  längst  als  das 
erkannt  hat,  was  sie  sind  —  aber  als  einziges  Ergebnis 
dieser  kritischen  Einsicht  bleibt  vielleicht  nur,  daß  er  sich 
in  seinem  Heim  noch  unbehaglicher  fühlt  als  vorher. 

Die  Preise  für  gute  Arbeitermöbel  waren  bisher  noch 
immer  zu  hoch.  Ehe  man  die  schlimmen  nicht  unterbieten 
oder  wenigstens  mit  ihnen  im  Preise  konkurrieren  kann, 
wird  man  sie  schwerHch  verdrängen.  Aber  eben  das  ist 
natürlich  außerordentlich  schwer,  denn  Gediegenheit  ist  nun 
mal  teurer  als  Schwindel.  Wenn  der  Arbeiter  auch  für  den 
Plunder  dreimal  mehr  bezahlt  als  er  wert  ist  —  ich  meine 
rein  materiell,  sonst  hat  er  natürlich  gar  keinen  Wert,  — 
so  gibt  er  dafür  doch  noch  nicht  soviel  aus,  wie  er  für 
gute  Möbel  einfachster  Art  ausgeben  müßte.  Zugestanden, 
das  Einkommen  des  Arbeiters  ist  heutzutage  ganz  nett, 
wenn  er  älter  geworden  ist,  hat  er  sich  möglicherweise 
trotz  Eamilie  auch  etwas  erspart,  damit  könnte  er  sich 
vielleicht  bessere  Sachen  kaufen,  wenn  er  älter  geworden 
ist.  Nun  aber  hat  er  mal  den  Ramsch  auf  dem  Halse, 
denn  als  er  heiratete,  war  er  auf  die  Abzahlungsgeschäfte 
angewiesen.  In  den  andern  Ständen  werden"  die  Ehen 
fast  durchgängig  begründet  mit  einem  wenn  auch  noch 


Korrektur  des  Lohnsystems)  durch  öffentliche  Einrich- 
richtungen  nötig,  die  es  dem  Arbeiter  gestatten,  den  durch 
die  Eamiliengründung  gesteigerten  Ansprüchen  gerecht  zu 
werden.  Hierher  gehören  Gemeindeeinrichtungen  wie  Un- 
entgeltlichkeit der  Volksschule,  der  Lehrmittel,  der  Be- 
stattung; Maßnahmen  zur  Kräftigung  und  Versorgung  der 
Kinder  wie  unentgeltliche  Nahrung  (Säuglingsmilch,  Schul- 
speisung), Kinderhorte,  Spielplätze,  Badeeinrichtungen  usw. 
Solche  Einrichtungen  sind  natürlich  von  der  Leistungs- 
fähigkeit der  Gemeinden  und  des  Staates,  also  von  der 
Wirtschafts-  und  Steuerpolitik,  sowie  von  internationalen 
Rücksichten  abhängig. 


so  kleinen  Eonds  ererbten  oder  ersparten  Geldes,  mit  dem 
man  die  Einrichtung  ob  auch  knapp,  so  doch  glatt  bezahlt. 
Das  ist  beim  Arbeiter,  der  ja  auch  im  allgemeinen,  das 
liegt  an  den  sozialen  und  wirtschaftlichen  Verhältnissen 
und  ist  ja  in  andrer  Hinsicht  außerordentlich  gut,  be- 
deutend früher  heiratet  als  die  jungen  Männer  anderer 
Berufe,  nur  verschwindend  selten  der  Fall,  er  steht  mit 
einem  Nichts  von  Kapital  vor  der  Ehe  und  ist  auf  die 
Abzahlungsgeschäfte  angewiesen.  Ehe  man  nicht  auch 
für  die  anständigen  Möbel  einen  ähnlichen  Zahlungsmodus 
ermöglicht,  werden  die  jungen  Arbeiterbrautpaare,  nicht 
nur  die  ästhetisch  verständnislos  und  wirtschaftlich  leicht- 
sinnig denkenden,  an  ihnen  vorbei  den  Weg  in  die  Ranisch- 
basare  gehen.  Ich  glaube,  das  Problem  der  Versorgung 
des  Arbeiters  mit  gutem  Hausrat  bedeutet  vor  allem  noch 
eine  wirtschaftliche  Aufgabe.  Von  ästhetischer  Seite  ist 
es  eigentlich  gelöst. 

Das  können  wir  auf  jeder  Ausstellung  sehen.  Auch  bei 
der  augenblicklich  im  Berliner  Gewerkschaftshaus  von 
einer  „Kommission  für  vorbildliche  Arbeitermöbel"  dem 
Arbeiter  gezeigten  Musterv.'ohnung,  die  von  H.  Münch- 
hausen entworfen  ist.  Diese  Möbel  werden  gewiß  schon 
manchem  gefallen.  Der  Katalog,  der  mit  vielleicht  etwas 
mühlendammartiger,  aber  hier  gewiß  angebrachter  Bered- 
samkeit die  Ware  anpreist,  trifft  den  richtigen  Ton,  wenn 
er  den  Proletarier  an  sein  Klassen-  und  Kulturbewußtsein 
greift,  das  sich  doch  dafür  bedanken  sollte,  sich  mit  den 
schäbigen  Resten  der  Dokumente  einer  überwundenen, 
verlotterten  und  unsozialen  Zeit  und  Oesellschaft  zu  um- 
geben. Die  Möbel,  die  hier  gezeigt  werden,  vertragen 
es,  als  Ausdruck  unsrer  Zeit,  unsrer  Lebensauffassung  imd 
besonders  der  des  modernen  Arbeiters  bezeichnet  zu 
werden.  Man  hat  eine  Küche  und  zwei  Zimmer  aufgestellt. 
In  allen  drei  Räumen  Kiefernmöbel,  in  der  Küche  ge- 
strichen, im  Wohn-  wie  Schlafzimmer  gewachst  und  an- 
poliert. Bisher  hatte  man  das  Kiefernholz  immer  nur  ge- 
strichen zu  bieten  gewagt,  es  ist  schön,  daß  man  hier 
einmal  gezeigt  hat,  wie  gut  es  die  Politur  verträgt,  wie 
freundlich  und  —  fein  es  in  seinem  Glänze  aussieht.  Mit 
dem  gestrichenen  Möbel  im  Wohnzimmer  konnte  sich  der 
Arbeiter  nie  recht  befreunden,  es  schien  ihm  doch  nicht  ganz 
standesgemäß,  besonders  den  Frauen.  Und  das  polierte 
ist  hier  nicht  teuer.  Alle  Möbel  sind  außerordentlich  zweck- 
voll, praktisch,  einfach  und  zugleich  gefällig,  ja  komfor- 
tabel. Aber:  die  drei  Räume  kosten,  mit  dem  aller- 
knappsten  Mobiliar,  doch  beinah  900  M.  Das  ist  billig, 
von  unserm  Standpunkt.  Aber  es  ist  noch  um  300  M  zu 
teuer.  Für  600  M  sah  ich  ganz  in  der  Nähe  ein  Möbel- 
geschäft das  gleiche  Wohnungsbedürfnis  befriedigen,  und 
zwar  mit  „echt  Nußbaum",  Hochglanz  poliert,  und  dann 
noch  auf  Abzahlung,  monatlich  10  M.  Nun  sollen  aller- 
dings auch  bei  diesen  vorbildlichen  Arbcitermöbeln  Raten- 
zahlungen zugelassen  werden,  in  dringenden  Fällen,  natür- 
lich nicht  in  der  ,, billigen"  10-Mark -Manier,  bei  der  der 
Jammer  nachher  nicht  abreißt,  dafür  aber  auch  nicht  mit 


Heft  41 


DIZUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


651 


[  dem  schwindelhaften  Modus,  daß  bei  eintretender  Zah- 

1  lungsunfähigkeit  alle  vorher  geleisteten  Zahlungen  hin- 
fällig werden.  Dieses  Zugeständnis  eventueller  Raten- 
zahlung soll  gewiß  nur  ein  äußerstes  sein,  das  man  am 

I  liebsten  vermiede,  man  sieht  nur  ein,  es  geht  nicht  anders. 
So  klein  die  Anmerkung  ist,  die  es  verspricht,  sie  wird 
als  die  Hauptsache  des  ganzen  Katalogs  erfaßt.  Wenn  man 
zwischen  einer  Anzahl  von  Ausstellungsbesuchern  stand, 
hörte  man  immer  wieder  die  Tatsache  hervorheben.  Und 
begriff  noch  mehr,  wie  wichtig  sie  für  die  ganze  Frage 
tier  Arbeitermöbel  ist. 

Und  doch  darf  noch  bezweifelt  werden,  ob  die  Muster- 
einrichtung viele  Käufer  finden  wird.  Die  Wohnungs- 
verhältnisse! Ich  giaube,  wenn  wir  riditige  Arbeiter- 
wohnungen hätten,  hätten  wir  drin  trotz  allem  bald  auch 
richtige  Arbeitermöbel.  Denken  wir  an  die  Kalamität  schon 
in  den  Bürgerwolinungen.    Die  schematischen  Zimmer  in 

■  diesen  Miet-„Palästen",  können  sie  denn  eine  lebensvolle 
moderne  Einrichtung  überhaupt  vertragen?  Der  ewig 
gleiche  Pfeiler  zwischen  den  ewig  gleichen  Fenstern  schreit 
Förmlich  nach  dem  Säulentrumeau.  Gott  sei  Dank  gibt's 
ja  schon  neue  ^Häuser.  Aber  die  Arbeitermietkasernen? 
Und  hier  kompliziert  sich  die  Sache  noch  ganz  anders. 
Wenn  eine  Arbeiterfamilie  zwei  Zimmer  und  Küche  Irat 
(eine  Wohnung,  das  heißt  eine  organisch  einheitliche  Be- 
hausung kann  man  diese  zufällig  nur  unter  einem  Miet- 
kontrakt zusammengefaßten  Räume  ja  gar  nicht  nenrien), 
so  pflegt  sie  in  den  meisten  Fällen  ein  Zimmer  davon  zu 
vermieten,  das  natürlich  für  diesen  Zweck  extra  ,,fein" 
hergerichtet  werden  muß,  vielleicht  mit  Möbeln,  die,  wie 
etwa  ein  Schreibtisch,  dem  Bedürfnis  der  Familie  selbst 
vollständig  fremd,  ohne  Liebe  so  billig  und  schlecht  gekauft 
werden  wie  nur  möglich.  Das  übrigbleibende  Zimmer 
w.ri  zum  Schlafzimmer  eingerichtet,  das  heißt  nur  halb, 
denn  nebenbei  muß  es  auch  noch  „Besuchszimmer  '  sein. 
Wohnen  aber  tut  rnan  in  der  Küche.  Und  wenn  wirklich 
ein  besser  gestellter  Arbeiter  das  erste  Zimmer  nicht  ver- 
mietet, so  wird  es  trotzdem  nicht  benutzt,  so  wird  dar- 
aus eine  „gute  Stube"  gemacht,  gewohnt  wird  nach  wie 
vcr  in  der  Küche.  Wer  überhaupt  nur  Stube  und  Küche 
besitzt,  vvohnt  erst  recht  in  dieser.  Das  ist  unhygienisch? 
Ganz  gewiß !  Aber  doch  nur,  weil  diese  Küchen  nicht 
zum  Wohnen  eingerichtet  sind.  Das  Prinzip,  Küche  und 
Wohnraum  zu  verschmelzen,  ist  an  sich  gar  nicht  un- 
hvgienisph.  Es  ist  auch  gut  erprobt.  In  den  alten  Bauern- 
häusern war  es  allgemein,  und  jetzt  hat  man  sich  wieder 
drrjuf  besonnen.  In  den  Klcinhäusern  der  Arbeiter- 
koionicn  sind  die  Wohnküchen  sehr  beliebt.  Sollten  sie 
sich  nicht  auch  für  die  großen  Miethäuser  eignen?  Eine 
Wohnküche,  gut  ventiiierbar,  geräumig,  ganz  auf  den  Zweck 
ihin  gefc/rmt  und  gemessen;  und  dazu  dann  ein  Zimmer, 
das  nur  zum  Schbfen  dient,  und  darum  keineswegs  groß 
zu  sein  braucht,  dafür  aber  einen  abgeteilten  Raum  zum 
Waschen  und  B:;dcn  hat;  für  größere  Familien  natür- 
lich der  Schlafraum  größer,  geteilt,  oder  noch  besser  zu 
teilen,  für  die  Eltern  und  für  die  Kinder.  Nach  diesem 
,  Prinzip  baut  man  ja  die  neuen  Arbeiterwohnungen  auf 
dem  Lande.  Warum  nicht  auch  in  der  Stadt?  Warum 
br.uen  Fabriken,  die  innerhalb  der  Großstadt  liegen,  und 
deren  Arbeiter  nicht  draußen  wohnen  können,  nicht  nach 
Analogie  der  ländlichen   Arbeiterkolonien  Arbeiterwohn- 

Wiäuscr  in  der  Stadt?  Warum  bauen  nicht  Spekiil-nten 
und  Bauunternehmer  einmal  solche  Miethäuser  gr>nz  zweck- 
mäßig gerechnet  für  richtige  Arbeiterwohnungen?  Sie 
haben  eine  Zukunft.  !ch  bin  Idealist  und  gebe  meine 
Tips  gratis.  Ob  solche  Häuser  sich  wirklich  rentieren? 
Man  spart  Raum  dabei,  ganz  gewiß. 

Um  auf  die  Möbel  zurückzukommen:  die  einzigen 
Arbeiterwolmungen,  in  denen  sich  guter  moderner  Haus- 
rat eingebürgert,  wirklich:  „eingebürgert",  hat,  sind  die 
in  den  neuen  Arbeiterheimen  auf  dem  Lande.  Es  spielen 
ja  noch  andere  Ursachen  mit;  daß  aber  die  vernünftige 
1  Wohnraumeinteilung  ganz  wesentlich  dazu  beigetr.-igcn  hat, 
'wage  ich  wohl  zu  behaupten.  Dasselbe  wi'trde  sich  in  den 
Großstadt-Arbeiterhäusern  zeifen.    V/ohnung  und  Haus- 


rat, die  ja  doch  organisch  zusammengehören,  pflegen  sich 
auch  in  den  Ideen  und  in  der  Propaganda  gegenseitig  zu 
fördern.  Der  Arbeiter,  der  für  die  modernen  Möbel  Ver- 
ständnis hat,  wird  auch  Sinn  haben  für  solche  modernen 
V/ohnverhältnisse,  und  in  einer  vernünftigen  Wohnung 
wiederum  würde  ihm  der  Unsinn  des  Säulentrumeaus  in 
noch  besserem  Verständnis  zu  Gemüte  gehn.  Ich  möchte 
geradezu  den  Werkstätten  für  guten  Hausrat  empfehlen, 
zur  Einführung  ihrer  Ware  einmal  solche  Arbeitermiet- 
häuser zu  bauen;  die  sie  ja  zum  Teil  gleich  möblieren 
könnten.  Wobei  die  Möbel  unter  Umständen  sogar  nur 
gemietet,  sonst  aber  auf  dem  Amortisationswege  mit  einer 
etvas  höheren  Miete  allmählich  bezahlt  würden.  In  dieser 
Kombination  von  Mietherr  und  Möbellieferant  hätten  zum 
Beispiel  die  Werkstätten  auch  die  Möglichkeit  zu  einem 
viel  weiteren  Entgegenkommen  in  bezug  auf  die  Be- 
zalilungsfcrm. 

Ich  glaube,  man  hätte  das  Haus  bald  voll  von  jungen 
Arbeitereheleuten. 

Die  Möbelirage  gehört  zu.sammen  mit  der  Wohnungs- 
fr.age.  Wenn  wir  für  Arbeitesiv.nsrat  uns  einsetzen,  so 
sollten  wir  nie  vergessen  hinzLizufugen :  aber  auch  Ar- 
beiterwohnungen ! 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Der  erste  reichsdeuische  Mittclsfancfsfaff 

ist  vorüber.  In  Form  von  drei  wirklichen  sächsischen 
Sta;.tsministern,  einem  Oberbürgermeister,  einem  Ober- 
regierungsrat als  Vertreter  des  Reichsamts  des  Innern 
und  einer  ganzen  Reihe  von  Staatswürdentrügern  min- 
deren Ranges  hatte  sich  Glanz  und  Wohlwollen  der  hohen 
Staatsbehörden  auf  diese  Versammlung  gesenkt, 

„Es  gilt,  dem  Mittelstand,  .,des  Volkes  Rückgrat", 
diesem  tüchtigen  Kern  königstreuer,  vaterländischer  Ge- 
sinnung ein  kräftiges  Bollwerk  gegen  alle  Umsturz- 
bestrebungen zu  errichten.  Es  gilt,  die  bisherige  Be- 
cieritungs-  und  Einflußlosigkcit  des  gewerblichen  selb- 
ständigen Mittelstandes  zu  beseitigen,  den  Mittel- 
stand zu  schützen  gegen  den  Moloch  des  K-  init  -Is",  gegen 
die  „egoistische  Rücksichtslosigkeit  der  golilenen  Inter 
ni'.tionale,  die  kein  Erbarmen  kennt  und  über  Leichen 
schreitet"^  gegen  die  „rote  Internationale",  gegen  die  ganze 
V,  irtschaftiiche  Entwickelung,  gegen  Verblendung  und  Un- 
\-  i stand  der  Gesetzgebung.  ,,Hcnte  sind  die  Gesetze  so 
daß  der  Arbeitgeber  fast  für  :  .  Arbeitnehmer  für 

nichts  verant\vort;ich  ist."    „D.  .  t  ;ci'.ei  immer  neue 

Pflichten,  dem  Arbeitnehmer  immer  neue  Rechte."  Kon- 
sumverein, Boykott,  sozialdemokratischer  Terrorismus  legen 
den  Mittelstand  lahm,  richten  ihn  zugrunde.  Auf,  ihr  ehr- 
samen Hausbesitzer,  Klcinkramer  und  H  indwei  ker,  schließt 
eure  Reihen  gegen  den  Umsturz  in  jegiicher  Gestalt!" 

So  etwa  sprach  der  Vorsiezende  auf  der  Hauptversnmm- 
lung  in  Dresden.  Und  daim  folgte  eine  Reihe  sehr  scIi  )ner 
Vorträge  über  die  bestmögliche  Lösung  des  SubmiS;nons- 
v.'crens,  über  Preisfestsetzung  der  Innungen,  über  Waren- 
liäuser,  Konsumvereine,  Wanderlager,  Hausier-  und  Be- 
amtcnhandel.  Als  letztes  eine  nicht  eben  neue  Variation 
der  Themen  ,, Schutz  gegen  St-eik,  Terrorismus  und 
Boykott"  und,  damit  der  verdiensivoile  Beruf  des  Haus- 
besitzers auch  seine  Freude  habe,  über  die  ,, Stellung  des 
Haus-  und  Grundbesitzers  in  der  Mittelstandsbewegung"| 
der  als  ,,sehr  nützliche  Kerntruppe  des  gesamten  erwerbs- 
tätigen Mittelstandes"  gerühmt  waudc.  Zum  Schluß  er- 
teilten der  Tagimg  ihren  väterlichen  Segen  die  verschie- 
denen rechtsstehenden  Tageszeitungen. 

Viel  Kraft,  Zeit,  Reden  und  Begeisterung  sind  vertan 
worden,  darum  ist  es  so  schade,  daß  das  ganze  Unter- 
nehmen an  einem  einzigen  Schönheitsfehler  leidet:  es 
hätten  ein  Jahrhundert  früher  alle  diese  Reden  eine  ganz 
andere  Wirkung  erzielt.  Aber  heute?  Heute  noch  die  wirt- 
schaftliche Entv/icklung,  die  letzte  Ursache  aller  mittel- 


I 


652 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


ständicrischen  Not,  hemmen,  sie  gar  aufhalten  wollen?  Das 
hieße  nicht  mehr  und  nicht  minder,  als  dem  Rad  der 
Zeiten  in  die  Speichen  greifen.  Wirtschaftspoütisch  dürfte 
die  neilgegründete  Vereinigung  schwerlich  irgendwelche 
Bedeutung  erlangen.  Wir  meinen,  wenn  es  dem  Mittel- 
stand nicht  möglich  gewesen  ist,  sich  gegen  den  Gang 
der  neuen  Entwicklimg  in  Jahrzehnten  zu  wehren,  trotzdem 
wir  in  Deutschland  eine  konservative  Herrschaft  am  Ruder 
hatten,  trotzdem  die  Mehrheitsparteien  sich  ihrer  Mittel- 
standsfreundlichkeit rühmten,  eine  lange  Reihe  mittelständ- 
lerischer  Anträge  und  Gesetze  auf  ihre  Initiative  zurüclc- 
führcn  können,  dann  werden  auch  einer  Vereinigung  aller 
rückschrittlichen  Elemente  keine  größeren  Erfolge  winken, 
am  wenigsten  zu  einer  Zeit,  wo  eine  Möglichkeit  der  Ver- 
schiebung des  Schwerpunkts  der  Parteien  nach  links  nicht 
ganz  von  der  Hand  zu  weisen  ist. 

Nur  eins  wird  man  als  Ertrag  dieser  Dresdener  Tage 
loben  dürfen:  eine  klare  Grenzscheide  ist  gezogen  zwischen 
altem  und  neuem  Mittelstand,  zwischen  Vergangenheit  und 
Gegenwart.  Man  empfand  die  Organisation  der  An- 
gestellten als  Träger  gerade  dieser  neuen  Zeit,  als  Träger 
eines  neuen  Geistes,  auf  jeden  Eall  als  direkten  Gegner 
des  alten  Mittelstandes.  Wir  begrüßen  diese  Entwicklung, 
auch  um  der  Person  des  Vorsitzenden  willen.  Herr  Höhne 
vertrat  jahrelang  innerhalb  unseres  Verbandes  die  paritä- 
tische Auffassung,  nach  der  Mittelstand  und  Angesteliten 
durch  unseren  Verband  hätten  zusammengefaßt  werden 
können.  Herr  Höhne  geriet  mit  dieser  Auffassung  immer 
mehr  in  den  Hintergrund  und  erscheint  jetzt  wieder  auch 
nach  seiner  eigenen  Meinung  im  jenseitigen  Lager.  Diese 
Entwicklung  verfolgt  eine  gerade  Linie  und  hat  den  Vor- 
zug, konsequent  zu  sein. 


H       STAN DESBEWEGUNO    ::  ::  ::  II 


Techniker- Lehrlinge 

Daß  die  soziale  Stellung  des  Technikers  ebensowenig 
wie  seine  wirtschaftliche  Lage  der  Bedeutung  seiner  Be- 
rufsarbeit entspricht,  ist  eine  Tatsache,  die  kein  unter- 
richteter und  objektiv  Urteilender  heute  bestreitet.  Die 
rastlose  und  rapide  Entwicklung  der  technischen  Wissen- 
schaft stellt  heute  auch  schon  an  die  technischen  Mittel- 
schulen ganz  enorme  Anforderungen,  welche  diese  ge- 
zwungen haben,  zur  Bewältigung  des  Lehrstoffes  fast 
überall  ein  5.  Semester  anzufügen.  Nur  ganz  begabte  und  in 
diesem  5  semestrigcn  Lehrkursus  systematisch  vorgebildete 
Schüler  vermögen  den  Ansprüchen  zu  genügen,  welche  das 
Abgangsexamen  an  diesen  Anstalten  an  sie  stellt.  Die 
Organisationen  der  technischen  Angestellten,  deren  Be- 
strebungen auf  die  wirtschaftliche  und  soziale  Hebung  des 
Technikerstandes  gerichtet  sind,  haben  sich  mit  der  Ent- 
wicklung längst  abgefunden  und  unterstützen  die  Reform- 
bestrebungen für  das  technische  Mittelschulvvesen  in  der 
Erkenntnis,  daß  nur  vollwertig  vorgebildete  Kräfte  dem 
wirtschaftlichen  Konkurrenzkampf  im  technischen  Beruf 
stand  zu  halten  vermögen.  Diesen  gesteigerten  Ansprüchen 
der  Schulen  gegenüber  mutet  es  geradezu  wie  Hohn  an, 
wenn  man  in  Tageszeitungen  Inserate  von  folgendem 
.Wortlaut  liest: 

„Schlosser  oder  Tischler,  die  etwas  Schule  be- 
sucht  haben   und   sich   zum   Techniker  ausbilden 
wollen,  werden  von  großer  Fabrik  für  Eisen-  und  Holz- 
Konstruktionen  und  Heizungsanlagcn  für  sofort  gesucht.'' 
Oder  wenn  die  Erich  Rathenau-Stittung  der  Allgemeinen 
Elcktrizitäts-Gescllschaft  und  der  Berliner  Elektrizitätswerke 
Söhne  ihrer  Arbeiter,  die  bei  der  A.  E.-G.  ihre  Lehrzeit 
durchgemacht  haben, 

nach  Besuch  von  Abendschulen  durch  eine  einjährige 
theoretische  Ausbildung  wesentlich  vervollkommen 
und  zu  Elektrotechnikern  heranbilden  will,  die  Töchter 
zu  Zeichnern  und  sogar  zu  ,,K  o  n  s  t  r  u  k  t  c  u  r  e  n". 
Ob  sich  die  also  Bedachten  der  Wohltaten  dieser  Stiftung 
wohl  später  dann  auch  noch  dankbar  erinnern  werden, 


wenn  die  wirtschaftliche  Misere  des  Standes,  in  den  sie  mit 
dieser  Halbbildung  hineingefördert  worden  sind,  ihnen  über 
dem  Haupte  zusammenschlägt,  oder  ob  die  Schlosser  und 
Tischler  der  erstgenannten  Firma  dann  später  wohl  auch 
an  den  feudalen  Techniker-Gehältern  sich  erfreuen  werden, 
wenn  sie  diese  in  Vergleich  zu  der  relativ  befriedigenden 
Entlohnung  als  gelernte  Handarbeiter  bringen.  Es  ist  ge- 
radezu empörend,  wenn  selbst  aus  den  Kreisen  der  In- 
dustrie heraus  der  Oeffentlichkeit  die  Meinung  beigebracht 
wird,  als  ob  der  technische  Beruf  sich  handwerksmäßig 
wie  jede  andere  Lohnarbeit  erlernen  lasse.  Durch  solche 
Versuche  muß  geradezu  systematisch  den  Angestellten  so- 
Vv^ohl  wie  der  Oeffentlichkeit  die  Anschauung  von  der  all- 
gemeinen Arbeitnehmer-Solidarität  eingetrichtert  werden, 
die  sonst  den  Wünschen  der  Industrie  nicht  zu  entsprechen 
pflegt. 

Aber  solche  Erwägungen  beunruhigen  die  findigen 
Herren  gar  nicht.  Es  geht  um  den  augenblicklichen  Zweck, 
an  Stelle  der  immer  mehr  das  unwürdige  ihrer  Lage  er- 
kennenden Angestellten  solche  Elemente  zu  bekommen,  die 
das  Empfinden,  für  diese  vermeintlichen  Wohltaten  zu 
Dank  verpflichtet  zu  sein,  mit  recht  niedrigen  Ansprüchen 
vereinigen.  Lz. 
*  * 

Zar  Denkschrift  des  B.  D.  A. 

Der  Bund  Deutscher  Architekten  hat  eine  Denkschrift 
versendet,  in  der  er  die  Stellung  des  Architekten  im 
heutigen  deutschen  Bauwesen  nach  künstlerischen  und 
wirtschaftlichen  Gesichtspunkten  hin  untersucht.  Im 
wesentlichen  richtet  sich  die  Denkschrift  gegen  die  staat- 
lichen und  kommunalen  Bauämter  und  versucht  Vorteile 
festzustellen,  die  für  Staat  und  Gemeinde  zu  erreichen 
wären,  wenn  diese  mehr  als  bisher  zur  Lösung  ihrer 
Bauaufgaben  die  freie  Architektenschaft  heranzögen,  an- 
statt, wie  es  zurzeit  meist  geschieht,  staatliche  und  kom- 
munale Gebäude  durch  die  bestehenden  Bauämter  ent- 
werfen und  errichten  zu  lassen.  Man  wird  nicht  behaupten 
können,  daß  der  Denkschrift  dieser  Nachweis  gelungen 
ist.  In  der  Allgemeinheit,  mit  der  sie  die  Bauämter  be- 
fehdet, liegt  eine  Uebertreibung,  die  nur  geeignet  ist,  den 
berechtigten  Kern  zu  übersehen,  der  zweifellos  in  den 
Bestrebungen  des  B.  D.  A.  enthalten  ist. 

Der  D.  T.-V.  als  Organisation  der  Angestellten  und 
beamteten  Techniker  hat  an  der  Denkschrift  in  mancherlei 
Beziehung  Interesse. 

Die  Denkschrift  sagt  zu  Beginn: 
,,Wir  müssen  vorausschicken,  daß  wir  unter  einem 
Architekten  nicht  jeden  verstehen,  der  sich  heute  nach 
bequemem  Alltagssprachgebrauch  so  zu  nennen  beliebt, 
nicht  den  Bautechniker  und  Bauhandwerker,  besonders 
aber  nicht  den  aus  mancherlei  Berufen  auftauchenden 
Bauunternehmer,  die  alle  mit  Vorliebe,  doch  ohne  tat- 
sächliche Berechtigung  die  Berufsbezeichnung  „Archi- 
tekt" auf  ihren  Geschäftskarten  führen.    Wir  nennen 
einen  Architekten  nach  der  klaren  Auslegung  des  inter- 
nationalen Architekten-Kongresses  in  Wien  im  Jahre  1908 
nur  „den  freien,  selbständig  schaffenden  Baukünstler", 
der  gegen  prozentuales  nach  der  bestehenden  Gebühren- 
Ordnung  festgelegtes  Honorar  als  Vertrauensmann  und 
gewissermaßen    als    Bauanwalt    seines    Bauherrn  im 
Rahmen  einer  gestellten  Bauaufgabe  die  Anfertigung 
der  Entwürfe  und  Anschläge  sowie  die  Leitung  der 
Bauausführung  übernimmt,  in  keiner  Weise  dagegen  als 
Unternehmer  tätig  ist  oder  als  stiller  Teilnehmer  einer 
Unternehmerschaft  aus  einem  Baue  Gewinn  zieht." 
Dieser  Deutung  der  Berufsbezeichnung  ,, Architekt"  is; 
durchaus  zu  widersprechen.    Nach  ihr  wäre  weder  ein 
Angestellter  noch  ein  Beamter  zur  Führung  des  Titels 
,, Architekt"  berechtigt,    das    ist  unsachlich  und  unrcch" 
zugleich. 

Wer  Bauwerke  in  künstlerischem  Sinne  zu  entwerfen 
und  auszuführen  vermag  und  wer  im  praktischen  Berufe 
den  Nachweis  solchen  Könnens  erbracht  hat,  dem  steht 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


653 


der  Tifel  „Architekt"  unabhängig  davon  zu,  ob  er  An- 
gestellter in  einem  Architekturbureau,  Beamter  eines  Bau- 
amtes oder  ob  er  als  selbständiger  Baukünstler  tätig  ist. 
Mit  einer  wirtschaftlichen  oder  disziplinaren  Abhängigkeit 
muß  doch  nicht  unbedingt  Unfähigkeit  zu  künstlerischem 
Schaffen  als  Architekt  verbunden  sein. 

Inwieweit  nun  die  Denkschrift  Recht  oder  Unreclit 
hat  mit  ihren  folgenden  Behauptungen,  daß  durch  die 
Bauämter  „eine  Unterdrückung  des  freien  Architekten- 
standes" herbeigeführt  werde,  daß  es  zur  ,,Fördening  der 
Baukunst  geradezu  geboten"  und  zur  Erziehung  einer 
besseren  Wirtschaftlichkeit  des  Bauens  für  Staat  und 
Gemeinde  außerordentlich  erwünscht  sei,  die  freien  Archi- 
tekten zur  Lösung  staatlicher  und  kommunaler  Bauaufgaben 
häufiger  als  bisher  heranzuziehen,  wollen  wir  an  dieser 
Stelle  nicht  genauer  untersuchen.  Es  wird  indessen  in 
jedem  Vorurteilslosen  beim  Lesen  der  Denkschrift  der 
Wunsch  erstehen,  daß  sie  sachlicher  und  unparteiischer 
hätte  abgefaßt  werden  können,  als  es  geschehen  ist.  Dem 
Baubeamten  ganz  allgemein  ein  freies  individueiles  Wirken 
abzusprechen  und  diese  Möglichkeit  nur  dem  „in  der 
Luft  persönlicher  Freiheit"  lebenden  Privatarchitekten  zu 
gewähren,  geht  gewiß  nicht  an.  Da  sind  die  Verhältnisse 
in  den  einzelnen  Bauämtern  doch  zu  verschieden,  da  liegen 
die  Dinge  in  Preußen  anders  als  in  Bayern,  in  Sachsen 
anders  als  in  Württemberg  usw.  und  hängen  ganz  wesent- 
lich auch  von  den  Personen  ab.  Bezüglich  der  besseren 
Wirtschaftlichkeit  dürfte  jedoch  ein  vollgültiger  Beweis 
für  die  in  der  Denkschrift  ganz  allgemein  abgefaßte  Be- 
hauptung unmöglich  zu  erbringen  sein.  Die  Annahmen 
nach  dieser  Richtung  hin  beruhen  zu  sehr  auf  Schätzungen, 
als  daß  sie  zur  überzeugenden  Beweisführung  dienen 
könnten,  und  selbst  wenn  dem  B.  D.  A.  in  Einzelfällen 
der  Nachweis  zahlenmäßig  gelänge,  so  wäre  ein  Schluß 
auf  das  ganze  System  noch  längst  nicht  möglich. 

Aber  wenn  man  den  Maßstab  der  Kritik  anlegen  will 
an  die  Wirtschaftlichkeit  des  Bauens  durch  unsere  heutigen 
Bauämter  in  Staat  und  Gemeinde,  so  muß  man  vor  allem 
auf  einen  Umstand  hinweisen,  der  zwar  nicht  den  B.  D.  A. 
und  auch  nicht  die  Kreise  der  höheren  Staatsbaubeamten 
interessieren  wird,  die  bisher  auf  die  Denkschrift  in  der 
Fach-  und  Tagespresse  Erwiderungen  veröffentlicht  haben, 
der  aber  für  die  Allgemeinheit  der  steuerzahlendcn  Staats- 
bürger von  erheblicher  Bedeutung  ist.  Dieser  Umstand 
ist  der,  daß  unsere  Bauämter,  vor  allem  die  staatlichen, 
mit  zuviel  Oberbeamten  besetzt  sind,  die  natürlich  den 
Personaletat  stark  hinaufsetzen  und  die  Schwerfälligkeit 
und  damit  zugleich  wieder  die  Kostspieligkeit  des  Beamten- 
apparates steigern.  Man  sollte  endlich  dazu  kommen,  die 
technischen  Beamtenstellen  in  weit  umfassenderem  Maße, 
als  es  heute  geschieht,  mit  Mittelschultechnikern  —  das 
sind  die  auf  den  technischen  Fachschulen  ausgebildeten 
Kräfte  —  zu  besetzen  und  diesen  zugleich  eine  größere 
Selbständigkeit  und  Verantwortlichkeit  zu  übertragen.  Auf 
diese  Weise  ließe  sich  der  Beamtenetat  wesentlich  redu- 
zieren und  zwar  ohne  einen  Schaden  für  Staat  und  Ge- 
meinde befürchten  zu  müssen.  Das  in  der  Gegenwart 
deutlich  vorhandene  Bestreben,  alle  nur  einigermaßen  mit 
Selbständigkeit  und  Verantwortlichkeit  verbundenen  Stellen 
in  den  Bauämtern  des  Staates  und  der  Gemeinden  mit 
sogen,  höheren  Technikern  —  das  sind  solche,  welche 
das  Staatsexamen  für  den  höheren  technischen  Staatsdienst 
abgelegt  haben  —  zu  besetzen,  schafft  eine  gänzlich  un- 
zweckmäßige Verteuerung  des  Bauens,  worüber  die 
Oeffentlichkeit  deutliche  Aufklärungen  erhalten  muß. 

Die  Denkschrift  des  B.  D.  A.  sieht  schließlich  auch  in 
der  angeblichen  Schwierigkeit  einer  vollen  Ausnützung 
der  Kräfte  dieses  „kaum  übersehbaren  Beamfenpersonals" 
ein  Moment,  welches  die  Baukosten  erhöhen  müsse,  und 
sagt  wörtlich : 

„Der  durch  die  aufreibenden  Pflichten  seiner  Ver- 
waltungstätigkeit in  Anspruch  genommene  Vorgesetzte 
eines  Hochbauamtes  ist  selten  in  der  Lage,  gleich  dem 
Privatarchitekten  seine  Hilfskräfte  in  wirksamer,  zur 
Erreichung  der  höchsten  Leistungen  erforderlichen  Weise 


anzuspannen,  auch  ist  er  in  der  Auswahl  brauchbarer 
Gehilfen  fast  niemals  frei,  da  er  mit  fest  angestellten 
Technikern  zu  arbeiten  hat." 

Wenn  von  einem  „kaum  übersehbaren  B^amtenperso- 
nal"  eines  einzelnen  Bauamtes  gesprochen  wird,  so  ist 
auch  das  außerordentlich  stark  übertrieben.  Ein  normales 
Bauamt,  abgesehen  vielleicht  von  einigen  Hochbauärntern 
unserer  Großstädte,  die  dann  aber  auch  wieder  in  Ab- 
teilungen mit  eigenen  Vorständen  gegliedert  sind,  ist  in 
seinem  Personalbestande  nicht  umfangreicher  als  das 
Bureau  eines  gut  beschäftigten  Privatarchitekten.  Doch 
der  Satz  über  die  Anspannung  der  Hilfskräfte  verdient 
unsere  besondere  Aufmerksamkeit.  V/ir  müssen  stark  be- 
tonen, daß  sich  der  B.  D.  A.  mit  Verkündung  dieses  Satzes, 
wenn  er  nicht  nur  tendenziös  dazu  dienen  soll,  die  Bau- 
ämter um  jeden  Preis  zu  befehden,  auf  einen  rein  egoisti- 
schen Unternehmerstandpunkt  stellt,  der  den  Widerspruch 
aller  sozial  empfindenden  Menschen  herausfordern  muß 
und  der  uns  zur  energischen  Stellungnahme  gegen  solche 
Absichten  der  Mitglieder  des  B.  D.  A.  zwingt.  Sollte  der 
B.  D.  A.  glauben,  eine  größere  Wirtschaftlichkeit  des 
Bauens,  eine  Förderung  der  Baukunst  unserer  Tage  auf 
Kosten  einer  ergiebigeren  Ausnutzung  der  Angestellten 
erreichen  zu  können,  sollte  er  den  Bauämtern  etwa  zum 
Vorwurf  machen  wollen,  daß  sie  sich  die  Bureaus  ver- 
schiedener Privatarchitekten  nicht  zum  Muster  dienen 
lassen,  in  denen  heute  leider  noch  sehr  häufig  eine  auf 
Raubbau -an  der  Kraft  der  Angestellten  gerichtete  lange 
Arbeitszeit,  unbezahlte  Ueberstundcn,  Sonntagsarbeit, 
Mangel  eines  Anspruchs  auf  Erholungsurlaub  usw.  üblich 
ist,  dann  wird  er  mit  seinen  Besserungsvorschlägen  in 
der  Oeffentlichkeit  und  bei  allen  sozial  empfindenden  Mit- 
bürgern nicht  auf  Zustimmung  rechnen  können,  die  An- 
gestellten aber  werden  sich  gegen  derartige  Bestrebungen, 
die  auf  Verschlechterung  ihrer  Arbeitsverhältnisse  ge- 
richtet sind,  zur  Wehr  zu  setzen  wissen. 


:;  ::  ;:  ::  ZEITSCHRIFTENSCHAU  H  ;:  H  II 

für  August  IQll. 
Technische  Physik. 

„Untersuchung  über  die  Verbrennung  methanhalliger  Oas- 
gemische." Von '  Dr.  Ing.  Bücher,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  27,  S.  1110. 
Zweck:  Beseitigung  der  Unterschiede  zwischen  kalorimetrischem 
und  aus  der  Gaszusammensetzung  berechnetem  Hei/wert.  Die 
Abgase  aus  dem  Kalorimeter  enthalten  uaverbrannles  Methan. 
Einfluß  des  Wasserstoffs  auf  die  Zündgeschvvindigkeit  des 
Methans.  Der  Wärmeverlust  beträgt  1  bis  2  v.  H.  des  unteren, 
berechneten  Heizwertes. 

„Zur  Frage  der  Bildung  von  Rissen  in  Kesselblechen."  Von 
C.  Bach,  Z.  d.  V.  55,  Nr.'  31,  S.  1296.  Die  Ursache  wird  auf 
das  Abklopfen  des  Kesselsteins  zurückgeführt,  wodurch  die 
Wasserseite,  namentlich  bei  roher  Behandlung,  spröde  wird. 

„Der  Spannungszustand  von  Schwungrädern  bei  beschleu- 
nigter Rotation."  Von  Otto  Mies,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  31, 
S.  485.  Durch  genauere  Ermittlung  der  im  Schwungrade  bei 
beschleunigter  Rotation  entstehenden  Spannungen  wird  die  hin- 
reichende Genauigkeit  der  üblichen  Näherungsrechnung  bewiesen. 
Zahlenbeispiel. 

„Die  Torsion  dünnwandiger  HohlzvÜnder  mit  Zwischen- 
stegen." Von  H,  Lorenz,  Dingl.  pol.  ].  326^,  Nr.  32,  S.  497. 
Ermittlung  der  Torsionsspannungen  an  allen  Stellen  durch  Ein- 
führung von  Einzelmomcnten  für  jede  Zelle  eines  dünnwandigen 
Hohlzylinders  mit  Zwischenstegen.  Rechnungsdurchiülirung  dem 
Fall  eines  Schiffes  mit  mehreren  Decks  entsprechend. 

Hüttenwesen. 

„Die  eickirischen  Anlagen  auf  den  Zechen  des  Eschweiler 
Bergwerkvereins."  Von  Dr.  Ing.  Hellmann,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  27, 
S.  1Ü9S.  Das  Gaskraftwerk,  mechanischer  und  elektrischer  Teil, 
die  Verteilung  der  elektrischen  Energie,  35  000  Volt  Hoch- 
spannungsleitung; die  Umformerstationen,  die  Wasserhaltung, 
die  Ventilatorenanlage,  Kompressoren,  Kohlenwäsche  usw. 
Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Vanadiumstahl  und  -Eisen,  ihre  Eigenschaften  und  Ver- 
wendung im  Maschinenbau."  Von  Reg.-Bmstr.  Dierfeld,  Dingl. 
pol.  J.  Entdeckung  des  Elementes  und  sein  Einfluß  auf  die  Ge- 
fügeänderungen des  Stahles;  dessen  Eigenschaften,  seine  all- 
gemeine und  spezielle  Verwendung. 


654 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


Kraftmaschinenbau. 

„Steigerung  der  spezifisctien  Leistung  von  Viertakt-Gas- 
maschinen mit  Drucklul'tspühjng."  Von  W.  Hellmann,  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  30,  S.  1238.  Art  und  Weise  der  Spülung;  zusätz- 
Hche  Gasniciige  für  ausschlaggebende  Mehrleistung  bei  gering- 
stem Kraftbedarf  der  Luftpumpe.  Mittlere  Temperaturen  und 
Explosionsdrücke  nicht  höher;  Vorzündungen  unmöglich; 
Wärmeverbrauch  günstiger;  kleinere  Maschine;  Raumersparnis; 
gröI5ere  Wirtschaitlichkcit. 

„Die  neuere  Entwicklung  der  ortsfesten  Oelmaschinen." 
Von  Nägel,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  32,  S.  1318.  Vortrag  und  ein- 
gehende Würdigung  der  Fabrikate  verschiedener  Firmen,  wie 
der  Görlitzcr  Maschinenbau-Anstalt  und  Eisengicßerei-A.-G.,  der 
Augsburg-Nürnberger  Maschinenfabrik,  der  Gebr.  Sulzer  usf. 

„LJebcrblick  über  den  heutigen  Stand  des  Diesclmotorbaues 
und  die  Versorgung  mit  flüssigen  Brcnnstoficn,"  Von  Dr.  Ing. 
R.  Diesel,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  32,  S.  1345.  Verwendungsgebiet 
der  Diesclmotore  und  die  mit  ihnen  erzielten  Ersparnisse  an 
Brennstoff  gegenüber  den  Dampfmaschinen,  das  Vorkommen, 
die  Gewinnung  und  Verwendungsweisen  aller  natürlichen  und 
künstlichen  Kohlenwasserstoffe  für  den  Dieselmotor. 

„Versuche  an  der  Wasserkraftanlage  der  A.  S.  Tyssefaldene 
in  Tyssedal  bei  Odde  im  Hardangerfjord."  Von  Prof.  Ernst 
Reichel,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  33,  S.  1361.  Beschreibung  der  geo- 
dätischen Verhältnisse,  des  Druckstollens,  der  Rohrleitungen, 
der  Turbinen-  und  Wehranlagen,  des  elektrischen  Teiles  usw. 

„Dampfdurchgangsquerschnitte  von  Regelventilen."  Von 
P.  Wagner,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  33,  S.  1379.  ^ 

Die  vorliegenden  Betrachtungen  erstrecken  sicn  auf  Regel- 
einrichtungen, bei  denen  die  durchströmende  Dampfmenge  durch 
Kolbenschicber  und  Zylinderschlitze  oder  durch  gewöhnliche 
Ventile  und  Ringschlitze  geändert  wird.  Beziehungen  zwischen 
Regelhub  und  Dampfnienge;  Ermittlung  der  Durchströniqucr- 
schnitte  bei  Zylindcrschlitzen  und  reiner  Drosselung;  c!e-;gl.  bei 
Ringschlitzen  und  reiner  Drosselung;  Wechselwirkung  zwischen 
Regelhub  und  Ventilhub  bei  Drosselregelung;  desgleichen  bei 
gleichzeitiger  Drossel-  und  FüUungsregeiung. 

„Verfahren  zur  Ermittlung  des  Schwungrades  bei  Maschinen 
mit  Kurbelgetrieben."  Von  Feigl,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  34, 
S.  529.  Es  wird  ein  Verfahren  angegeben,  mittels  v\e!chem 
man  das  Schwungradgewicht  aus  dem  Ueber-  bezw.  Horizontal- 
druckdiagramm ermitteln  kann.  Angabe  von  Zahlenwcrien  zur 
Konstruktion  der  hierzu  nötigen  Hilfskurve. 

E  1  c  k  t  r  o  t  c  c  ]i  n  i  k. 

„Probleme  der  Schwachstromtechnik."  Von  Prof.  Dr.  Bark- 
hausen, Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  33,  S.  513.  Wesen,  Aufgabe 
imd  wirtschaftliche  Bedeutnjng;  Telegraphie,  drahtlose  Telc- 
graphie,  Telenhonie,  Fernmelder  ü.  Sicherungswesen;  Mc.fJtechnik. 

„Hochspannungskabel  mit  einem  neuen  Kabelschutzsystem 
und  deren  Garantieprüfung  für  25  000  Volt  Betriebsspannung." 
Von  Birrenbach  und  Höchstädter,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  32,  S.  789.  Das 
Höchstädtersche  Siclierungssystem  besteht  darin,  daß  in  die 
Isolierschicht  des  Kabels  ein  konzentrischer  Hiliski  er  zu  jedem 
Hauptleiier  eingebettet  wird,  dessen  Ladespan nung  im  Betriebe 
durch  geeignete  Drosselorgane  von  den  Auslöse.ipjiaraten  fern- 
gehalten ist.  Tritt  Schluß  im  Kabel  ein,  so  werden  dadurch 
die  Ströme  der  an  den  Enden  der  Hilislci-ter  ständig  liegenden 
Hilfss'uomqucilen  an  der  Fehlersteile  geschlossen  und  dadurch 
Abschalteapparate  in  der  Hauptleitung  zur  Auslösung  gebracht. 
Lieferungsbedingungen,  Garantie  versuche,  V/attnietermessung  der 
dielektrischen  Versuclie  bis  herab  zu  Leisiu:igen  mit  einem 
cos  !p  =  U,01. 

„Die  erste  1 10  000- Volt-Anlage  in  Europa."  Von  Fi;chingcr, 
E.  T.  Z.  32,  Nr.  33,  S.  815.  Beschreibung  der  Anlage  Gröditz — 
Gröba — Lauchhammer. 

„Ein  neuer  Wechselstrom-Gleichrichter  für  kleine  Leistimp^en." 
Von  Falkenthal,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  33,  S.  823.  Durch  das  künstlich 
etwas  vergrößerte  Streufeld  eines  von  dem  umzuformenden 
V/echselstrom  gespeisten  Transformators  wird  ein  zwei  Um- 
schaltekonfakte  steuernder  polarisierter  Anker  in  schwingende 
Bewegung  versetzt,  mit  dessen  Hilfe  in  bekannter  Weise  zwischen 
dem  Anker  und  dem  Transformatormitlclpunkt  gleichgerichtete 
Ströme  abgenommen  werden  können. 

„Zusatzpole  für  Umformer."  Von  Dr.  Ing.  R.  Pohl,  E.  T. 
Z.  32,  Nr.  34,  S.  847.  Die  Zusatzpole  ermöglichen  es,  bei  Ein- 
ankerumformern  das  Verhältnis  zwischen  Wechsel-  bezw.  Dreh- 
stromspannung einerseits  und  Gleichstronispannung  andererseits 
von  Hand  oder  selbsttätig  zu  verändern. 

„Das  gekapselte  Installationsmaterial  der  A.-E.-G."  Von 
Dipl.-Ing.  G.  Graf,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  34,  S.  819.  Sicherungen, 
Steckkontakte,  Schalter,  Schaltkasten. 

Gasbeleuchtung  und  Wasserversorgung. 
„Beiträge  zur  exakten  Gasanalyse."   Von  Wilhclmi,  J.  f.  Gasbel. 
LIV,  Nr.  29,  Seile  720.  Vakunmpipetten ;  Universalgasanalysenapparat. 


„Steuerungen  an  Apparaten  für  Gasverwertung."  Von  Ing. 
Rödenbeck,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  29,  S.  723.  Doppelsicher- 
heitszündhahn ;  Fernzündung. 

„Der  Cedtord-Gasprozeß."  Von  Prof.  Dr.  Erdmann,  J.  f. 
Gasbel.  LIV,  Nr.  30,  S.  737.  Herstellung  von  Methan  oder 
giftfreiem  Leuchtgas  aus  Wassergas. 

„Kokstransportanlage  mittels  Elektrohängebahn  in  Gas- 
anstalt 1,  Plauen  i.  V."  Von  Dir.  Jäckel,  J.  f.  Gasbel.  LIV, 
Nr.  30,  S.  743.    Beschreibung  der  mechanischen  Einrichtungen. 

„Ueber  die  Verwendung  der  Lade-  und  Stroßmaschine  in 
der  Gasanstalt  Lemberg."  Von  Ing.  A.  Teodorowicz,  J.  f. 
Gasbel.  LIV,  Nr.  31,  S.  762.  Leistungsversuche  und  deren 
Ergebnisse. 

„Starklichtlampen  für  Niederdruck."  Von  Dir.  Scholz,  J.  f. 
.Gasbel.  LIV,  Nr.  31,  S.  766.  Vergleiche  zwischen  Gas-  und 
Bogenlampen. 

„Zulässigkeit  von  Telephonen  und  elektrischen  Läutewerken 
in  den  Apparaträumen  der  Gasanstalten."  Von  Dr.  Leypold, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  31,  S.  771.  Zusammenstellung  der  Ant- 
worten auf  eine  diesbezügl.  Rundfrage.  Resultat:  Sicherungen 
von  Fernsprechleitungen  sind  außerhalb  anzubringen,  Läutewerke 
sind  mit  einer  Schutzhaube  aus  Sicherheitsdrahtnetz  zu  ver£ehcn. 

„Ein  neues  Rauchverbrennungsverfahren  für  die  Industrie." 
Von  Dr.  Heber,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  31,  S.  773.  System 
Bender,  Dr.  Lehmann. 

„Vier  Jahre  Vertikalofenbetrieb  im  Gaswerk  Köln."  Von 
Dr.  Leiße,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  32,  S.  781.  Betriebsergebnisse. 

„Grundwasserströme  bei  Leipzig  und  deren  Ausnützung." 
Von  Dr.  Ing.  Thiem,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  32,  S.  789.  Der 
Muldestrom  im  Diluvium  bei  Naunhof;  derjenige  bei  Würzen; 
der  Elsterstrom  im  Diluvium;  der  Pleiße-  und  Elsterstrom  im 
Alluvium;   die  Ströme  im  Gebiete  der  gemischten  Flußschotter. 

„Eine  neue  Kokslöscii-  und  Transportrinne."  Von  Eide, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  32,  S.  796.    Beschreibung  der  Vorrichtung. 

„Neuere  Erfahrungen  in  der  Ausnutzung  von  Gaswerks- 
nebenprodukten für  Kraftzwecke."  Von  Obering.  Kutzbäch,  I.  f. 
Gasbel.  LIV,  Nr.  33,  S.  805.  Teer,  Teeröl,  Generatorgas,  Gasöl- 
tcer,  Gasöl. 

„Gasanalvse  durch  fraktionierte  Verbrennung."  Von  Ubbe- 
lohde  und  Castro,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  33,  S.  810.  Beschrei- 
bung eines  neuen  Apparates. 

„Ein  neuer  gasanalytischer  Apparat."  Von  Gasinsp.  Hohen- 
see,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  33,  S.  814.  Beschreibung  des  Appa- 
rates und  des  Analysenganges. 

F  1  u  g  t  e  c  h  n  i  k. 

„Neue  Materialien  für  den  Luftschiffbau."  Von  Dr.  Ing. 
Sander,  Dingl.  pol.  J.  .326,  Nr.  33,  S.  517.  Chromnickelstahl, 
der  nieht  rostende  Nickelstahl,  Elektronmetall,  andere  Magnesium- 
legierungen, Aluminiumlegierungen  usw. 

„Mitteilungen  aus  der  Göttinger  •  ModcIlve.rSuchsansfalt 
8.  Widerstands-  und  Druckmessungen  an  Ballonmodellen. " 
Z.  f.  Flugtechn.  u.  Mot.-Luftschiff.  II,  Nr.  13,  S.  165.  Von 
G.  Fuhrmann.  Die  kleinsten  Widerstände  ergeben  sich,  wenn 
der  größte  Durchmesser  vor  der  Mitte  liegt.  9.  Auftrieb  und 
Widerstand  eines  Hchensteuers,  das  hinter  der  Tragfläche  an- 
g>eordnet  ist.    Von  Föppl,  ebenda  Nr.  14,  S.  182. 

„Luftschrauben-Untersuchungen  der  Geschäftsstelle  für  Flug- 
technik ....  Einige  neuere  Gesichtspunkte  zur  Frage  der 
Fiügelprofile."  Von  Dr.  Ing.  Bendeniann,  ebenda,  S.  167.  Die 
große  Bedeutung  der  Rücken-  oder  Saugseile  der  Flügel. 

„Neue  Flugzeuge."  Von  Dr.  V.  Quittner,  ebenda,  S.  169. 
Zweidecker  von  H.  Farman,  Einbau  des  Gnomemotors,  Albalros- 
zweidecker,  Flugzeug  von  Robitzsch. 

„Ueber  Längsstabilität  der  Drachenflugzeuge."  Von  Prof. 
Knoller,  ebenda,  Nr.  14,  S.  177.  Gleichgewicht  an  Flügelflächen, 
statische  Stabilität  derselben,  statische  Stabilität  gekoppelter 
Flächen  usw. 

„Drahtlostelegraphischer  Orienticrungs-  und  meteorologischer 
Beratungsdienst  für  die  Luftschiffahrt."  V'on  Dr.  M.  Dieckmann, 
ebenda,  Nr.  I  I,  S.  184.  Allgemeines,  Beschreibung  eines  Orien- 
tierungsautomaten. 

Verschiedenes. 

„Entwicklung  und  Ziele  des  Unterrichts  an  unseren  höheren 
Allgcmeinschulen  und  Technischen  Hochscliulen."  Von  D.  Meyer, 
Z.  d.  V.  55,  Nr.  27,  S.  1093. 

„Das  Vorkonnnen,  die  Beschaffenheit  und  die  wirtschaftliche 
Bedeutung  des  Erdöles."  Von  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Oebbeke, 
Z.  d.  V.  55,  Nr.  32,  S.  1313.  Un  volkswirtschaftlich-stati- 
stischer Vortrag. 

„Die  Bühneneinrichtung  des  neuen  Stadttheaters  in  Frei- 
burg i.  B,"  Von  A.  Rosenberg,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  33,  S.  1366. 
Beschreibung  sämtlicher  meclianischen  und  baulichen  Einzel- 
heiten. K.  S. 


Heft  41 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


655 


::  ::  ::  ;:  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Technik 

Frage  219.  Gibt  es  eine  Flüssigkeit,  in  der  man  Horn 
aiit  kaltem  Wege  weich  machen  kann,  so  daß  es  sich  zum 
Pressen  von  Gegenständen  behebiger  Form  eignet?  Das  Horn 
darf  jedoch  durch  diese  Flüssigkeiten  weder  spröde  werden, 
noch  an  seiner  Farbe  und  sonstigem  Aussehen  einbüßen. 

Frage  220.  Gibt  es  eine  Flüssigkeit,  in  der  man  Horn- 
gegenstände, welche  auf  heißem  Wege  gepreßt  worden  sind, 
abkühlen  kann,  ohne  daß  dieselben  spröde  werden  oder  sich 
verziehen. 

Frage  221.  Wie  härtet  man  glashart  Federstahl  von  20  mm 
Breite  und  1,5  mm  Stärke,  hochkantig  zu  lang  ausgedehnter 
Spirale  gewunden  (auf  1  m  etwa  1  Windung)?  Die  Gesamt- 
länge einer  Feder  schwankt  zwischen  1  m  und  3  m.  \X^elchc 
Härteöfen  eignen  sich  zu  diesem  Zweck? 

Frage  222.  Welche  Art  von  Isolierung  ist  die  geeignetste 
für  einen  modernen  massi\en  Eisschuppen  von  27  m  Länge 
und  19  m  Breite,  der  ein  Holzdach  erhalten  soll? 

Frage  223.    Der  Fußboden  einer  nicht  unterkellerten  Werk- 
tatt  für  Feinmechanik,  der  ungefähr  400  qm  groß  ist,  wurde 
^or  ca.  10  Jahren  aus  einer  Betonunterlage  mit  darüber  liegendem 
teinholzbeiag  hergestellt.    Dieser  Belag  hat  sich  an  den  Dreh- 
bänken usw.  etwa  5  cm  tief  ausgetreten.    Welcher  Fußboden 
würde  sich  wohl  für  einen  derartigen  Raum  am  besten  eignen? 

Frage  224.  Auf  welche  Weise  und  aus  welchem  Material 
werden  Modellhäuser  hergestellt,  wie  sie  auf  Ausstellungen  von 
Architekten  zur  Schau  stehen? 

Frage  225.  In  viereckigen  Holzbottichen  von  1  m  Breite, 
2  m  Länge  und  1,5  m  Höhe  (hebte  Maße)  soll  mit  Säure  ge- 
kocht werden.  Wie  schützt  man  das  Holz  zweckmäßig  gegen 
die  Einwirkungen  der  Säure? 

Frage  226.     Welcher  Fußbodenbelag   und   welche  Wand- 
bekleidung (rd.  1,60  m  hoch)  ist  für  den  8,0x5,7  m  großen 
Backraum  einer  Kommißbrot-Bäckerei  zu  empfehlen  ?     Da  der 
Fußboden  befahrbar  sein  soll,  erscheint  hierfür  die  Verwendung 
on  besseren  Fliesen  etwas  kostspielig.    Es  wird  großer  Wert 
ut  leichte  Reinhaltung  und  gute  Haltbarkeit  gelegt. 

Frage  227.  Gewöhnlicher  Sand  und  gewisse  Farben  sollen 
ur  Herstellung  von  buntem  Fassadenputz  verwendet  werden. 

eiche  Farben  eignen  sich  dazu,  in  welcher  Weise  werden 
lese  beigemengt,  und  wie  erfolgt  das  Putzen  überhaupt?  Eine 
chon  gefärbte  Unterschicht  muß  wohl  auf  jeden  Fall  erst  an- 
etragen  werden? 

Frage  228.    Die  Decke  über  einem  Kanal,  durch  den  Gase 
"on  450"  C  ziehen,  soll  in  Eisenbeton  hergestellt  werden.  Welche 
Sicherungen  der  Decke  sind  nötig,  .damit  für  die  Haltbarkeit  und 
Rissefreiheit  garantiert  werden  kann? 

Frage  229.  In  einem  Obstgarten  soll  ein  ca.  20  m  langer 
und  ca.  4  m  breiter  Obstkeller  mit  darüber  liegenden  Geräte- 
räumen erbaut  werden.  Licht  und  Luft  kann  dem  Keller  nur 
einseitig  zugeführt  werden.  Wie  ist  derselbe  zweckentsprechend 
herzustellen,  damit  das  eingelagerte  Obst  in  frischem  Zustande 
erhalten  wird?  Sind  besondere  Konstruktionen  der  Keliermauern 
erforderlich  und  welche  Materialien  sind  zu  den  Kellermauern 
am  geeignetsten?  In  welcher  Höhe  ist  die  Decke  anzuordnen 
und  wie  ist  dieselbe  herzustellen?  Wie  ist  eine  zweckmäßige 
Ventilation  und  gleichmäßige  Temperatur  zu  erzielen? 


Zur  Frage  180.  Elektrische  Zimmcrheiznng.  Der  Nutzeffekt 
elektrischer  Heizung  steht  im  Verhältnis  zu  dem  der  Kohle-  oder 


Gas-Heizung  etwa  wie  1 :  3^-4.  Zu  nennen  wäre  das  Kryptol- 
System.  Glühelemente,  aus  einer  Mischung  von  Kohle,  Graphit 
und  vermittelnden  Stoffen  gepreßt,  in  Glasröhren  dicht  ver- 
schlossen, bilden  mit  den  Armaturen  zur  Durchleitung  elek- 
trischen Stromes  Heizbatterien  in  mehr  oder  weniger  kunstvollen 
Einkleidungen.  Lebensdauer  der  Elemente  etwa  3000  Brenn- 
stunden. Zur  Erwärmung  eines  Raumes  von  50  cbm,  d.  h.  im 
Winter  nur  in  der  Nähe  einer  Person  oder  im  Frühjahr  und 
Herbst  nur  zur  Temperaturausgleichung  oder  zur  Unterstützung 
vorhandener  Heizeinrichtung,  wäre  erforderlich:  ein  Kryptol- 
Heizkörper  von  50  cm  Breite,  55  cm  Höhe  und  39  cm  Tiefe, 
mit  einem  Stromverbrauch  von  ungefähr  50x35  =  1750  Watt.  Zur 
Vollheizung  gehörten,  je  nach  Abkühlungsflächen,  drei  bis  vier 
solcher  Körper.  Allerdings  könnte  man,  so  \A  ird  gesagt,  sparen, 
da  die  Heizwirkung  eine  sofortige  ist,  indem  man  beim  jedes- 
maligen Verlassen  des  Zimmers  die  Heizung,  wie  eine  elek- 
trische Lampe,  ausschaltet.  Näheres  durch  die  Kryptol-Gcsell- 
schaft  Bremen.  — pf. 

Zur  Frage  205.  Isolierung  einer  Backsteinmancr  gegen 
Schlagregen.  Ein  Fehler  ist  es  stets,  Oelfarbe  auf  frischen 
Zementputz  zu  streichen,  auch  wenn  der  Putz  nur  Zementzusatz 
enthält,  da  der  Zement  bezw.  die  sich  bildenden  Salze  den 
Oelfarbenanstrich  zerstören.  Die  Wände  müssen  abgekratzt, 
mit  Fluat  \on  Busse,  Hannover,  gestrichen  und  dann  erst  mit 
Oelfarbenanstrich  versehen  werden.  Leonhardt. 

Zur  Frage  207.  Träger-  und  Säulenumniantcluiigen.  Die 
einfachste  und  billigste  Ummantelung  ist  Drahtgewebcumspan- 
nung  mit  Mörtelputz.  Diese  wird  auch  größtenteils  bauiiolizeilich 
als  feuersicher  anerkannt.  Eine  vorzügliche  Ummantelung  ist 
Kieselgur,  welcher  plattenförmig  geliefert  wird.  Auch  Asbest- 
pappe ist  gut.  L  e  o  n  h  a  r  d  t. 

Zur  Frage  209.  Höherfülirung  eines  Schornsteines  und 
Unterfangen  der  Fundamente  durch  den  Neubaunaelihar.  I.  In 
den  meisten  Fällen  führt  der  höher  bauende  Nachbar  die  Schorn- 
steine des  niedriger  gelegenen  Hauses  stillschweigend  unent- 
geltlich mit  hoch,  jedoch  besteht  hierzu  keine  gesetzliche 
Verpflichtung.  --  Nach  §  909  des  B.  G.  (und  Art.  674 
des -Code  civil)  müßte  der  Nachbar  die  Giebelmauern  des  nicht 
unterkellerten  Gebäudes  auf  seine  Kosten  unterfangen  oder  für 
eine  genügende  anderweitige  Befcs  i  iinig  sorgen.  Der  Nachbar 
haftet  für  den  entstandenen  Schaden  nach  §  S3  ),  i\h>.  1.  Den 
zu  leistenden  Schadenersatz  regeln  die  Si3  bis  S 17  des 
B.  G.    Ein  Prozeß  hat  Aussicht  auf  Erfolg. 

1)  a  I  m  a  r  ,  D'liofen. 

II.  Der  Bauherr  des  neuen  Hauses  hiMUcht  di'j  ^Y^iiornsccinc 
des  Nachbars  auf  eigene  Kosten  iiic'it  licch/ui'ührcn  jjdücli  muß 
er  eine  Verankerung  der  Schornsteine  in  sci;ie  Gicb jlv.iiiid  ge- 
statten. Ist  eine  Unterfangung  der  Giebehvand  des  Nachbars 
nötig,  so  muß  'der  Bauherr  diese  auf  eigene  Kosten  \  n.  nehmen 
lassen.  Für  etwaige  Risse  und  Schäden  am  Niiclih.irluiuse, 
welche  durch  den  Neubau  herrühren,  haftet  der  B  iuiicrr  des 
neuen  Hauses  bezw.  sein  Architekt  o.lcr  Maurernicistcr.  (Habe 
einen  gleichen  Fall  gehabt,  welcher  gerichtlich  ausgetragen 
Vvurde,  und  bin  gern  bereit,  weitere  Auskunft  zu  erteilen.) 

V:    '  \  <»9Ö8. 

Zur  Frage  211.    Scluilldäinpfiing  eines  Br.i^  s  mit 

darüber  liegenden  Arbcitswcrkstättcn.  Eine  gute  S  ^ung  ist 
wohl  überhaupt  nicht  mehr  möglich.  Die  Maschinen;uiflager 
mußten  gehörig  mit  Filz  usw.  isoliert  werden  und  in  keinerlei 
Zusammenhang  mit  der  Decke  stehen.  Ob  der  Uebelstand  durch 
eine  Zwischendecke  behoben  wird,  ist  sehr  fraglich,  da  der 
Schall  von  der  Betondecke  durch  das  Auflager  auf  die  Außen- 
wand und  von  da  nach  unten  übertragen  wird.  Eine  Decke 
müßte  mit  Hohlraum  als  Rabitzdecke  ausgeführt  werden.  Zu 
weiterer  Auskunft  bin  ich  gern  bereit.  Leonhard  t. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


An  unsere  Bezirksvenvaltungen  und  Zweigvereine ! 

Wir  beabsichtigen,  ein  genaues  Verzeichnis  der  Bezirksver- 
waltungen und  Zweigvereine  herauszugeben  und  haben  uns 
deshalb  wiederholt  mit  einem  Rundschreiben  an  unsere  Vereine 
gewandt.  Bedauerlicherweise  sind  die  nachfolgenden  Zweig- 
vereine mit  ihren  Antworten  noch  im  Rückstände.  Wir  benutzen 
deshalb  diesen  Weg,  um  die  säumigen  Organe  unseres  Verbandes 
an  die  pünktliche  Erfüllung  unserer  Bitte  zu  erinnern,  besonders 
auch  die  Bezirksverwaltungen,  denen  die  Vereine  angehören. 

Amberg  (Techn.  V.),  Annaberg  (Techfi.  V.  d.  ob.  Erzgeb.), 
Aue  (Techn.  V.),  Baden-Baden  (Techn.  V.),  Bad  Kissingen 
(Techn.  V.),  Barmen  (Techn.  V.),  Bergedorf  (Techn.  V.),  Berlin 
(Vereinig.  Berk  Techn.),  Bischofswerda  (Verein  dtsch.  Vermess.- 


Techn.  f.  Ostsachs.),  Brieg  (Techn.  V.),  Castrop  (Techn.  V.), 
Cöln  a.  Rh.  (Maschinentechn.  V.),  Cöpenick  (Techn.  V.),  Göthen 
(Techn.  V.),  Colmar  i.  Eis.  (Techn.  V.),  Crimmitschau  ( i  echn. 
V.),  Crossen-Oder  (Techn.  V.  „Bauhütte"),  Dirschau  (Techn.  V.), 
Düren  (Techn.  V.),  Eisenach  (Techn.  V.),  Elbing  (Techn.  V.), 
Eschweiler  (Techn.  V.),  Essen-Ruhr  (Baugewerkmeister-V.), 
Frankenstein  (Techn.  Vg.  Frankenst.,  Nimptsch  u.  Umg.),  Fürth- 
Bay.  (Techn.  Vg.),  Glatz  (Techn.  Vg.),  Hagendingen  (Techn.  V.), 
Heilbronn  (Techn.  V.),  Höxter  (Techn.  V.),  Horst-Emscher 
(Techn.  V.),  Kiel  (Vg.  d.  vom  Kaiserl.  Kanalamt  am  Erweiterungs- 
bau des  Kais.-Wilh.-Kanals  beschäft.  Techniker),  Königsberg  i.  Pr. 
(Techn.  V.),  Köslin  (Techn.  V.),  Kray  (Techn.  V.),  Landau 
(Techn.    Vg.),   Langenbielau    (Techn.    V.),  Langendreer-Werne 


655 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  41 


fTeclin.  V.),  Leipzig  (Techn.  Klub),  Luckenwalde  -  Jüterbog 
(Teclin.  V.),  Lünen  (Techn.  V.),  Miltenberg  (Techn.  V.),  Mörs 
(Techn.  V.),  München  (V.  d.  Techn.  d.  Baver.  Miütär-lnstitut.), 
Neusiadt-Haardt  (Techn.  V.),  Neuwied  (Techn.  V.),  Ohligs 
(Techn.    V.),   Rheinland-Westfalen    (Vermessungst.-V.),  Ri.xdorf 


(Techn.  V.),  Rostock  (Techn.  V.),  Saargemünd  (Techn.  V.), 
Schneidemühl  (Techn.  V.),  Thorn  (Techn.  V.),  Trier  (Techn.  V.^, 
Tsingtau  (Dtsch.  Techniker-V.  Ostasien),  Stuttgart  (Techn.  Vg.), 
Unna  (Techn.  V.),  Wesel  (Techn.  V.),  Wilhelmshaven  (Techn. 
V.),  Zwickau  (Techn.  V.). 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  maclicn  wiederliolt  darauf  aufmer!<sam,  d.iß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  l.-Z."  bis  spatesteis  Saiii'jend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  M.inus  nplc  iiii..en  auf  bisondereii,  nur  auf  einer  Seite 
bescliriebencn  Blättern  eiii;;r  n  lit  wenlen.  Bei  jeder  l:ins:uJun:j  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  \'rs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Veis miinlungstai,'  und  Ort, 
Br.  A.  =  Brietaufselirift.  —  Anzeigen  über  Vergnügin Jan,  Festlichkeiten  usw. 
sind  iibcrh:.upt  von  der  Veröi'fent  ichun^  in  der  Vcrb-indszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  d.-r  Inseratenteil  gegen  Bezaiilung  gern 
zur  Verfügung. 

Dczii  ksvcrwaltnngcn 
Brandenburg.  Freie  Hochschule  Berlin.  Das  neue 
Vorlesungsprogramm  ist  soeben  erschienen.  Mit  seinen  103  Vor- 
tragsreihen bietet  es  wiederum  jedermann  Gelegenheit,,  sich  auf 
den  mannigfachen  Gebieten  von  Kunst  und  Wissenschaft  zu 
orientieren  und  die  Zeit-  und  Streitfragen  der  Gegenwart 
im  Lichte  wissenschaftlichen  Denkens  zu  betrachten.  Die  Vor- 
träge luuideln  über  Weltanschauung,  bildende  Kunst,  Musik, 
Literalur  und  Sprachen,  Volks-.virtschaft,  Vorgesciiichte,  Natur- 
wissenschaften, Medizin.  Besonders  bemerkensv  ert  ist  noch 
die  Veranstaltung  zum  Besuch  der  Dresdener  hiLcrnationalen 
Hygieneausslellung  initiels  Sonderzuges  unter  kun'ji;;er  Leitung. 
Die  Programme  sind  wie  bisher  kostenlos  zu  haben  in  allen 
öffentlichen  Bibliotheken  und  Lesehallen  und  in  sämtlichen 
Filialen  von  Loeser  Wolff,  des'^leichcn  im  Verbandsbureau. 
Im  Verbandsbureau  sind  auch  Hüre  k  r  ci  zu  ermäfJigten  Preisen 
erhältlich. 

Obcrsciilesicn.  Vorläufige  Tagesordnung  für  den  am  22  Okt 
in  Beutiien,  O.-Schl.,  sla'tfindenden  Bezirkstag.  Vorm.  Q'/,  Uhr 
Vorsiaiidssitzung.  lli,_,  Uhr  öffentlicher  Vortrag.  1  Uhr  zwang- 
loses Mittagessen.  i  bis  5  Uhr  Fortsetzung  der  Vorstands- 
sitzung. Für  die  nicht  an  der  Vorstandssitzung  teilnehmenden 
Mitglieder,  Damen  und  Gäste  Besichtigung  des  Stadtparkes. 
5  Uhr  Mitgliederversammlung.  1.  Bekanntgabe  der  Beschlüsse 
der  Vorstandssitzung.  2.  Referate.  3.  Verschiedenes.  Wir  er- 
warten recht  rege  Beteiligung. 


G  c  ni  i  s  c  h  t  c  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  F.  J. 
Gatzweiler,  Slolborger  Str.  9.  V.  u.  O.:  Jeden  Samstag  abend 
im  ,, Berliner  Ffcf''.  —  Samstag,  7.  Oktober,  abends  Uhr, 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  L  Verlesung  des  Protol:o!i5. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bekanntgabe  der  Eingänge. 
4.  Anträge  zum  Bezirkstag.  5.  Wahl  eines  Delegierten  für  den 
Bezirkstag.  6.  Besprechung  über  Beschaffung  von  Zeitschriften. 
7.  Kassenbericht.  8.  Verschiedenes  und  Beitragszahlung.  Sams- 
tag, 14.  Oktober,  abends  9  Uhr,  Zusammenkunft  im  Restau- 
tionszimmer.  Wir  ersuchen  um  zahlreiches  Erscheinen  und  um 
Einführung  dem  Verband  noch  fernstehender  Kollegen. 

Ane.  Technischer  Verein  zu  Aue  und  Um- 
gegend. In  der  Bezirksverwaltung  Zwickau  und  Vogtland 
eröffnete  die  Wintcragitation  der  Zweigverein  Aue  am  20.  Sep- 
tember 1911  im  „Wetfiner  Hofe".  Der  geräumige  Gesellschaf  is- 
saal war  schon  lange  vor  Beginn  der  Versammlung  überfüllt. 
Herr  Architekt  Kaufmann,  Berlin,  behandelte  das  Thema: 
„Die  Bewertung  der  geistigen  technischen  Arbeit".  Der  Redner 
erntete  großen  Beifall,,  der  auch  in  der  Diskussion,  in  der 
der  Gauvorsitzende  des  Bundes,  Geiser,  Chemnitz,  sprach,  keines- 
falls abgeschwächt  wurde.  Der  Erfolg  des  Abends  waren  neun 
Aufnahmen  als  ordentliche  Mitglieder,,  sowie  die  Gründung  einer 
Hospitantengrmpe,  welcher  13  Herren  sofort  beitraten.  In  der 
darauf  folgenden  internen  Versanunlung  erläuterte  Herr  Kollege 
Kaufmann  Zweck  und  Ziele  des  D.  T.-V.  Danach  schritt  man 
zur  Wahl  eines  provisorischen  Vorstandes  der  neiigegründeten 
Hospitantengrunpe.  Ein  kräftiges  Blühen  und  Gedeihen  dem 
Techn.  Verein  Aue  und  Umgegenu^owie  der  Hospitantengruppe! 

Mannheim.  Technischer  Verein.  Die  Ersatzwahlen 
für  die  Vorstandsämter  ergaben:  1.  Vors.:  Wilhelm  Hoff schmidt, 
Waldparkstraße  8;  2.  Vors.:  Fritz  Cerotzky,  Heinrich-Lanz- 
Straße  16;  l.Schriftf. :  Adolf  Marx,  Eichendorfstr.  24;  2.  Schrift- 
führer: Georg  Böhm,  Ludwigshafen,  Humboldstr.  47 ;  Kassierer: 
Rudolf  Bockisch,  Aleerfeldstr.  t)3;  Archivar:  Martin  Laudeiiklos, 
Kronprinzenstr.  4a;  1.  Beisitzer:  Walther  Schlegel,  Augarten- 
straße  27;  2.  Beis.:  Heinrich  Schmidt,  Lit.  L.  2,  3;  3.  Beis.: 
Max  Schubert,  Akadcmiestr.  9.    Kassenrevisoren:  Wilhelm  Heu- 


beling,  Dammstr.  23;  Karl  Frömming,  Meerteldstr.  62.  Stellen- 
vermittlung: Obmann:  Friedrich  Krieger,  Beethovenstr.  12. 
Ballotagekommission :  Obmann:  Fritz  Cerotzky,  Heinrich-Lanz- 
Straße  16;  1.  Beis.:  Ludwig  Becker,  Rennershofstr.  21;  2.  Beis.: 
Adolf  Bender,  Alphornstr.  43;  3.  Beis.:  Otto  Künstler,  Qontard- 
platzö;  4.  Beis. :  Gg.  Schneider,  Lit.  T.  6,  9.  —  Am  18.  Oktober, 
abends  8^/^  Uhr,  findet  ein  Lichtbildervortrag  statt.  Vortragender 
und  Thema  werden  noch  bekannt  gegeben.  Anschließend  gemütl. 
Beisammensein.  Wir  hoffen,  daß  auch  Damen  an  dieser  Ver- 
anstaltung zahlreich  teilnehmen.  —  Am  23.  Oktober,  abends 
9  Uhr:  Vorstandssitzung. 

München.  Techniker-Verein.  Das  Winterprogramm 
beginnt  am  10.  Oktober  und  zwar  mit  einer  öffentlichen  Tech- 
niker-Versammlung im  Wittelsbacher  Garten.  Referent  ist  Herr 
Kollege  Kaufmann,  Berlin.  Von  dort  ab  finden  die  Ver- 
sammlungen wieder  jeden  Dienstag,  abends  SV«»  Uhr,,  im  „Dom- 
hof" statt. 

Rheydt.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
W.  Sander,  Rheydt,  Freiheitstraße  31.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten 
Donnerslag  im  Monat  Hauptversammlung  im  Hotel  Reichshot. 
Vom  Oktober  ab  findet  an  jedem  3.  Donnerstag  im  Monat  ge- 
mütliche Zusammenliunft  im  Vereinslokal  statt.  Beginn  der  Ver- 
sammlungen :  9  Uhr.  Wir  bitten  ergebenst,  zu  den  Veranstal- 
tungen regelmäßig  zu  erscheinen. 

Regensburc;.  Techniker-Verein.  Dienstag,  3.  Okt., 
Beginn  der  Wintersaison  im  Vereinslokal  Brauerei  Bischofshot, 
1.  Stock.  Vereinsabend  jeden  Dienstag  abend  8  Uhr.  Dienstag, 
10.  Oktober,  Vortrag  über  das  Thema :  Die  Bodenreform 
als  Grundlage  der  sozialen  und  wirtschaft- 
lichen Entwicklung".    Gäste  jederzeit  willkommen. 

Reistcnhaiisen.  Technischer  Verein  Reisten- 
hausen  und  Umgegend.  Sonntag,  8.  Okt.  1911,  nach- 
mittags 4  Uhr,  findet  in  unserem  Vereinslokal  ,  Bayerischer  Hof" 
die  übliche  Monatsversammlung  statt.  Die  Mitglieder  werden 
höflichst  ersucht,  in  der  Versammlung  recht  zahlreich  und  pünkt- 
lich zu  erscheinen.  Nach  Erledigung  der  Einläufe  werden  die 
Beiträge  für  das  4.  Quartal  erhoben.  Diese  betragen  pro  Mit- 
glied 5,00  Mark. 

Würzburg.  Techniker-Verein,  E.  V.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
W.  Krähmer,  Weißenburgstr.  III.  V.  u.  O. :  Jeden  Dienstag 
im  Schöntalerhof.  —  Mit  Oktober  beginnen  wieder  unsere 
wöchentlichen  Vereinsabende.  Wir  bitten  um  zahlreiche  Be- 
teiligung an  denselben. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Dez.  Groß-Bcrliii.  Interessengruppe  der  ^\a- 
s  c  h  i  n  e  n  -  und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Cur!  Moritz, 
Cliarlottenburg,  Berliner  Str.  101.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Jiiliiisstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendanun  5.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Mittw  och 
im  Monat  im  Restaurant  ..Prinz  Luitpold",  Friedriclistraße  138 
an  der  Weidendamnier  Brücke.  Außerdem  finden  jeden  dritten 
Mittwoch  im  Monat  ebendaselbst  gesellige  Zusammenkünfte  statt. 
Zu  der  am  Sonntag,  8.  Oktober  1911,  nachmittags  ^'3  Uhr, 
stattfindenden  Besichtigung  der  „Ständigen  Ausstellung  für  Ar- 
beiterwohlfahrt in  Charlottenburg  werden  alle  unsere  Mitglieder 
hiermit  herzlichst  eingeladen.  Wir  bitten  um  recht  pünktliches 
Erscheinen.  Diese  Besichtigung  findet  mit  Damen  statt.  Treff- 
punkt bis  i,  ,3  Uhr  in  Cliarlottenburg,  Frauenhoferstr.  11  12. 
Nach  der  Besichtigung  findet  im  Logenrestaurant",  Cliarlotten- 
burg, Berliner  Str.,  ein  geselliges  Beisammensein  statt.  Verkelirs- 
verbindungen :  Straßenbahnlinien  Q  —  V  —  N  —  R  —  T  -  64, 
sowie  Untergrundbahn  bis  Bahnhof  Knie.  —  Weiter  geben  wir 
bekannt,  daß  Mittwoch,  18.  Oktober  1911,  abends"  '  ,,9  Uhr, 
im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  13S.  unsere  zweite 
zwanglose  Zusammenkunft  stattfindet.  Auch  hierzu  bitten  wir 
alle  unsere  Mitglieder  pünktlich  zu  erscheinen.  Gäste  sind  zu 
allen  Veranstaltungen  unseres  Vereins  jederzeit  herzl.  willkommen. 

S  t  a  a  t  s  t  e  c  h  n  i  k  e  r.  'i 
Hamburg.    Am  1.  Juli  d.  J.  hat  sich  der  „Verein  vonj 
Technikern    im    ii  a  m  b  u  r  g  i  s  c  Ii  e  n  Staatsdienst"] 
dem  D.  T.-V.  als  Zweigverein  angeschlossen.    Der  Verein  zählt 
37  ordentliche  und  2ö'außcrordeniliche  Mitglieder.    1.  Vrs.:  Ad. 
Raiiials     Versammlungen  finden  am  3   A\itt\vocli  jeden  Monats 
in   der  „Karlsburg",  Schopcnstehl   Nr.  1,   statt.     Brief adrcsse: 
Adolf  Rainais,  Hamburg  35,  .Ausschlägerweg  26,  Hp. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  42        Schnftieitung  e.  Rieh.  Schubert,  Berli  n.  14.  Oktober  1911 

Inhalt:  Die  Mittelschultechniker  in  der  Hochbauverw  altung  Sachsens  -  Tönende  Telefunken  -  Die  Be:  ücksichtigiing  der  privaten  praktischen  Tätigkeit  im  Staatsdienst  bei 
der  Bemessung  des  Pens'onsd  enstalters  -  Betonprobekörper  -  Wirtschaft  und  Leben  -  Standesbewegung  -  Erfinderschutz  u  d  Patentrecht  -  Aus  der  Volks- 
wirtschaftslehre -  Biicherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Mittelschultechniker  in  der  Hochbauverwaltung  Sachsens 


Seit  fünf  Jahren  bemüht  sich  der  Verband  um  eine 
Besserung  der  Dienstverhältnisse  der  in  der  Hochbauver- 
waltung des  Landes  beschäftigten  technischen  Hilfsarbeiter, 
ohne  daß  jedoch  die  Regierung  bisher  auch  nur  ein  ge- 
ringes Entgegenkommen  gezeigt  hätte.  Die  Bewegung 
begann  mit  der  ersten  Eingabe  des  Verbandes  vom 
16.  Januar  1906  an  das  Sächsische  Qesamtministerium. 
Sie  erfolgte  auf  die  bekannte  finanzministerielle  Ver- 
ordnung vom  10.  Januar  1905,  nach  der  alle  Hilfsarbeiter 
jeweils  nach  fünfjähriger  Beschäftigung,  ungeachtet  ihrer 
Leistungen  und  Brauchbarkeit,  prinzipiell  zu  entlassen  seien. 
Diese  Verordnung  rief  damals  eine  berechtigte  Entrüstung 
in  allen  Kreisen  gerecht  denkender  Menschen  hervor,  und 
in  späteren  Verhandlungen  des  Landtages  wiesen  auch 
die  Abgeordneten  wiederholt  auf  die  Unbilligkeit  solcher 
Maßnahmen  hin. 

Am  1.  April  1908  wandte  sich  der  Verband  mit  einer 
größeren,  die  Verhältnisse  klar  darstellenden  Eingabe  an 
die  Ständeversammlung  des  Landes,  hatte  aber  mit  seinen 
Bemühungen  leider  keinen  Erfolg.  Beide  Kammern  des 
Landtages  beschlossen,  die  Petition  auf  sich  beruhen  zu 
lassen.  War  das  Ergebnis  auch  recht  beklagenswert,  so 
ergaben  die  Verhandlungen  doch,  daß  die  Kammermit- 
glieder einen  berechtigten  Kern  in  der  Eingabe  des  Ver- 
bandes erkannt  hatten,  und  ließen  somit  erhoffen,  daß 
auch  ohne  entsprechenden  Landtagsbeschluß  die  berech- 
tigten Wünsche  der  Bittsteller  von  der  Staatsregierung 
erfüllt  würden.  Fast  zwei  Jahre  vergingen  darauf; 
der  neue  Landtag  war  zusammengetreten,  aber  von  einer 
auch  nur  geringen  Besserung  der  Dienstverhältnisse  der 
technischen  Hilfsarbeiter  war  nichts  zu  spüren.  Der  Ver- 
band sah  sich  daher  veranlaßt,  unter  dem  25.  Januar  1910 
erneut  an  die  Ständeversammlung  mit  einer  Petition  heran- 
zutreten und  diesmal  mit  dem  Erfolge,  daß  die  Eingabe 
in  ihren  wesentlichsten  Punkten  der  Staatsregierung  zur 
Kenntnisnahme  überwiesen  wurde.  Die  Geschäftslage  des 
Landtages  erlaubte  es  nicht,  unsere  Wünsche  im  Plenum 
einer  Besprechung  zu  unterziehen,  indessen  haben  die 
Deputationsberichte  ergeben,  daß  die  Staatsregierung  selbst 
die  Notwendigkeit  gewisser  Besserungen  anerkannte.  Einer 
Abordnung  der  sächsischen  Landesverwaltung  des  Ver- 
bandes, die  im  Finanzministerium  nach  Schluß  des  Land- 
tages zweimal  vorstellig  geworden  war,  wurden  gleich- 
falls entsprechende  Besserungsmaßnahmen  der  Staats- 
regierung in  nahe  Aussicht  gestellt.  Aber  seitdem  ist  es 
wieder  still  geworden,  die  technischen  Hilfsarbeiter  harren 
nach  wie  vor  auf  Besserung.  Hoffnungen  und  Enttäuschun- 
gen lösten  in  fast  regelmäßiger  Folge  einander  ab. 

Wir  stehen  vor  der  Einberufung  des  neuen  Landtages. 
Bis  heute  ist  nichts  geschehen,  obwohl  verschiedene  unserer 


Wünsche  durch  eine  kurze  Verordnung  des  Königlichen 
Finanzministeriums  sofort  hätten  erfüllt  werden  können. 
Es  sind  Wünsche,  deren  Berechtigung  wohl  kein  Mensch 
anzweifeln  dürfte,  wie  etwa  die  folgenden:  Anstatt  einer 
zurzeit  noch  immer  gebräuchlichen  Gehaltsbemessung  nach 
Tagegeldern,  Einführung  von  festen  Monatsbezügen,  Rege- 
lung der  Kündigungsverhältnisse,  entsprechend  den  ein- 
schlägigen Paragraphen  des  Bürgerlichen  Gesetzbuchs  und 
der  G.-O.,  also  unter  Einhaltung  einer  Frist  von  6  Wochen, 
gebunden  an  den  Schluß  eines  Kalendervierteljahres,  Fort- 
zahlung des  Gehaltes  in  Krankheitsfällen  und  während  mi'i- 
tärischer  Uebungen,  sowie  Gewährung  eines  jährlichen,  mit 
der  Dauer  der  Beschäftigung  wachsenden  Urlaubes  unter 
Fortzahlung  der  Bezüge. 

Aber  auch  für  die  weitergehenden  Wünsche  auf  Schaf- 
fung einer  angemessenen  Zahl  mittlerer  technischer  Be- 
amtenstellen bleibt  wenig  Hoffnung  bestehen.  Was  von 
dem  neuen,  dem  Landtage  vorzulegenden  Etat  bisher  be- 
kannt geworden  ist,  läßt  nur  geringe  Befriedigung  erwarten. 
Der  Verband  wird  also  an  die  Stände  des  Landes  erneut 
herantreten  müssen,  vielleicht  daß  unsere  Wünsche  diesmal 
durch  die  Abgeordneten  eine  nachhaltigere  Unterstützung" 
erfahren  werden,  nachdem  der  Landtag  sich  davon  über- 
zeugt haben  wird,  daß  die  Regierung  nur  mit  Widerwillen 
an  eine  Erfüllung  der  berechtigten  Wünsche  der  mittleren 
Techniker  herangeht. 

Wenn  man  den  gegenwärtigen  Beamtenetat  der  sächs. 
Hochbauverwaltung  unbefangen  betrachtet,  so  wird  man  das 
Zahlenverhältnis  der  Beamtenstellen  für  höhere  zu  denen  für 
mittlere  Techniker  für  kaum  glaubhaft  erachten.  58  Stellen 
für  Hochschuliipchniker,  welche  die  Prüfung  für  den  höheren 
technischen  Staatsdienst  abgelegt  haben  müssen,  und  sieben 
Stellen  für  Bauamtsarchitekten,  d.  s.  Absolventen  der  Kgl. 
Akademie  der  bildenden  Künste,  stehen  16  Stellen  für 
mittlere  Techniker  gegenüber. 

Und  dieser  Personaletat  gilt  für  eine  Verwaltung,  die 
nicht  etwa  nur  künstlerische  Entwürfe  für  Neubauten  im 
Lande  aufzustellen  hat,  wofür  eine  größere  Zahl  akadem'sch 
gebildeter  Techniker  vielleicht  verständlich  wäre.  Der 
Verwaltung  untersteht  die  gesamte  Unterhaltung  der  zahl- 
reichen staatlichen  Bauten  im  Lande,  zu  der  doch  gewiß 
die  Bildung  und  Fähigkeiten  unserer  praktisch  erfahrenen 
Mittelschultechniker  vollkommen  ausreichen. 

Bei  der  geplanten  Reform  der  inneren  Verwaltung  sinnt 
man  jetzt  auf  Mittel  und  Wege,  die  Verwaltung  zu  ver- 
einfachen und  zu  verbilligen.  Ob  man  die  Lösung  der 
.Aufgabe,  soweit  sie  den  technischen  Staatsdienst  betrifft, 
wohl  richtig  erfassen  wird?  Es  kommt  darauf  an,  die 
Selbständigkeit  und  Verantwortlichkeit  der  mittleren  Tech- 
niker zu  erhöhen,  nm  ihre  im  Vergleich  mit  den  Hochschul- 


658 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


technikern  wohlfeileren  Kräfte  zum  Vorteil  der  Staafs- 
finanzen  besser  zu  werten.  Nach  allen  bisherigen  Er- 
fahrungen und  bei  der  Geringschätzung,  über  die  sich  die 
Mittelschultechniker  in  der  Hochbauverwaltung  zu  beklagen 
haben,  wird  man  jedoch  Zweifel  daran  hegen  müssen. 

Es  ist  der  Wunsch  des  Landtages  und  auch  die  Staats- 
regierung stellt  sich  theoretisch  auf  den  Standpunkt,  daß 
alle  in  der  Verwaltung  zu  leistende  Arbeit,  soweit  als 
irgend  angängig,  durch  Beamte  und  nicht  durch  Hilfs- 
kräfte erledigt  werden  soll.  In  einem  Schreiben  des  Kgl. 
Finanzministeriums  vom  2J,.  April  1906  an  den  Verband 
bekennt  sich  dieses  zu  derselben  Ansicht.  In  der  Wirklich- 
keit liegen  die  Verhältnisse  dagegen  wesentlich  anders! 

Die  hohe  Zahl  der  technischen  Hilfsarbeiter,  im  Jahre 
1909  waren  es  65,  im  Vergleich  mit  der  Anzahl  vor- 
handener Beamtenstellen  begründete  die  Staatsregierung 
im  Landtage  bisher  stets  mit  der  Behauptung,  daß  die 
staatliche  Bautätigkeit  Schwankungen  unterworfen  sei  und 
diese  bald  regere,  bald  geringere  Bautätigkeit  es  unmög- 
lich erscheinen  ließe,  alle  Arbeiten  stets  nur  durch  Beamte 
erledigen  zu  lassen,  weil  es  dann  in  Zeiten  geringerer  Bau- 
tätigkeit an  Beschäftigung  für  die  Beamten  fehlen  müßte. 

Wenn  man  nun  auch  die  Tatsache  gewisser  Schwan- 
kungen anerkennen  mag,  so  bleibt  doch  bei  gerechter  Be- 
urteilung der  Sachlage  die  Aufgabe  zu  erfüllen  übrig,  den 
Umfang  der  zu  erledigenden  Geschäfte  festzustellen,  wie 
er  für  normale  Zeiten  als  dauernd  anzusehen 'sein  wird. 
Bei  dieser  Prüfung  gewinnt  man  bald  die  Ueberzeugung, 
daß  die  gegenwärtige  Besetzung  der  einzelnen  Dienst- 
stellen der  Hochbauverwaltung  dem  dauernden  Bedarf 
mindestens  annähernd  entsprechen  dürfte.  Als  Beweis  für 
diese  Ansicht  ließe  sich  die  im  Kap.  80  Tit.  6  a  des 
Staatshaushaltsetats  eingestellte  Summe  anführen,  welche 
zur  Bestreitung  der  Vergütungen  an  technische  Hilfsarbeiter 
dient.  Diese  Summe  besteht  in  gleicher  Höhe  ohne  Schwan- 
kungen seit  der  Finanzperiode  1904/05  bis  zur  gegen- 
wärtigen 1910/11.  Im  Laufe  der  letzten  sechs  Jahre  ist 
also  weder  ein  Rückgang  noch  eine  Steigerung  des  Be- 
darfes eingetreten,  der  Schluß  liegt  nahe,  hier  auf  dem 
Beharrungszustande  angekommen  zu  sein.  Demnach  wäre 
es  nur  folgerichtig  gehandelt,  wenn  man  wenigstens  den 
größeren  Teil  der  jetzt  als  Hilfsarbeiter  beschäftigten  Tech- 
niker in  etatsmäßige  Beamtenstellungen  überführen  würde. 

Aber  auch  von  einem  anderen  Gesichtspunkt  aus  be- 
trachtet, rechtfertigt  sich  die  Forderung  nach  Vermehrtmg 
der  Zahl  der  Beamtenstellen  für  mittlere  Techniker  und 
dieser  liegt  in  der  Gegenüberstellung  der  Zahlen  58  (Stellen 
für  Hochschultechniker)  und  16  (Stellen  für  Mittelschul- 
techniker). * 

Die  UnWirtschaftlichkeit  und  Ungerechtigkeit  eines 
solchen  Zahlenverhältnisses  ist  ohne  weiteres  zu  erkennen. 
Zweifellos  müssen  unter  den  herrschenden  Umständen  von 
Hochschultechnikern  Arbeiten  geleistet  werden,  zu  denen 
diese  Bildung"  durchaus  nicht  notwendig  ist,  die  besser, 


mindestens  aber  ebenso  gut  von  minder  hoch  besoldeten 
Beamten,  als  die  Hochschultechniker  es  sind,  verrichtet 
werden  können.  Wer  die  Verhältnisse  genauer  zu  be- 
urteilen vermag,  wird  sogar  zugeben,  daß  die  höheren 
Techniker  zu  gewissen  technischen  Arbeiten,  ganz  ab- 
gesehen von  den  eigentlichen  Verwaltungsarbeiten  bei  der 
Gebäudeunterhaltung  im  Allgemeinen,  tatsächlich  weniger 
gut  geeignet  sind,  als  die  praktisch  weit  gründ- 
licher ausgebildeten  Mittelschultechniker.  Wir  verweisen 
hierbei  auf  die  Anfertigung  von  Massenberechnungen, 
Kostenanschlägen,  Bauabrechnungen,  der  eigentlichen  Kon- 
struktions-  und  Werkzeichnungen  usw.  Mindestens  wäre 
es  aber  unzweckmäßig  und  unwirtschaftlich,  durch  ab- 
geschlossenes Hochschulstudium  gebildete  Techniker  mit 
derlei  Arbeiten  zu  beauftragen,  ihre  gesamte  Ausbildung 
läßt  sie  zur  Lösung  anderer  Aufgaben  berufen  erscheinen. 
Das  Gesetz  der  Oekonomie  verlangt,  den  wissenschaftlich 
gebildeten  Technikern  nur  die  wirklich  leitenden  Stellen 
zu  übertragen,  es  bedeutet  eine  Verschwendung  von  Zeit 
und  Kraft,  wenn  man  die  für  die  leitenden  Stellen  be- 
stimmten Männer  zu  untergeordneten  Arbeiten  heranzieht. 
Quantitativ  fällt  also  der  Hauptteil  aller  Arbeiten  eines 
Bauamtes  dem  Mittelschultechniker  zu,  das  Verhältnis  der 
Beamtenstellen  für  Mittelschultechniker  zu  denen  für  Hoch- 
schultechniker sollte  also  folgerichtig  auch  in  diesem  Sinne 
gestaltet  werden.  Das  gegenwärtige,  unglückliche  Zahlen- 
vcrhältnis  ist  allmählicb  entstanden  durch  das  Herandrängen 
der  höheren  Techniker  an  die  staatlichen  Bauämter,  wobei 
die  Regierung  übersehen  hat,  rechtzeitig  sich  klar  zu  werden 
darüber,  daß  es  ein  verhältnismäßig  kleines  Land,  wie  es 
das  Königreich  Sachsen  ist,  auf  die  Dauer  nicht  so  viel 
Arbeit  haben  kann,  um  diese  große  Zahl  höherer  Techniker 
ihrer  Bildung  entsprechend  und  zugleich  wirtschaftlich  im 
Sinne  der  Staatsfinanzen  zu  beschäftigen. 

Gelegentlich  der  Berichterstattung  über  unsere  Petition 
in  der  I.  Ständekammer  am  10.  Dezember  1908  sagte  Herr 
Oberbürgermeister  Geh.  Rat  Dr.  Beutler-Dresden,  daß  die 
Kammer  unmöglich  den  ganze.n  technischen  Staatsdienst 
aus  Anlaß  einer  Petition  einer  Neuprüfung  nach  der  Ric'i- 
tung  hin  unterziehen  könne,  ob  man  da  oder  dort  auf 
dem  richtigen  Wege  sei.  Jetzt  ist  der  Zeitpunkt  zu  solcher 
Prüfung  gekommen,  wo  man  sich  anschickt,  die  gesamte 
innere  Staatsverwaltung  einer  Neugestaltung  zu  unterziehen. 

Die  Kommission,  die  sich  mit  der  Reform  der  Staats- 
verwaltung befassen  soll,  wird  über  diese  Fragen  des 
technischen  Staatsdienstes  nicht  hinweggehen  können, 
ohne  gründliche  und  sachliche  Untersuchungen  der  zur 
Zeit  gegebenen  Zustände  vorzunehmen  und  eine  grund- 
sätzliche Klärung  über  das  Verhältnis  der  Hochschul-  und 
Mittelschultechniker  in  der  Staatsverwaltung  herbeizuführen. 

Vor  allem  aber  hoffen  wir  auch  vom  neuen  Landtag, 
daß  er  sich  unserer  Wünsche  diesmal  mit  größerer  Wärme 
annimmt.  Unsere  in  Vorbereitung  befindliche  neue  Ein- 
gabe wird  ihm  Gelegenheit  dazu  bieten. 


Tönende  Telefunken 

Von  Oberingenieur  WERNER-BLEINES,  Groß-Lichterfelde-W. 
(Fortsetzung.) 


Eine  schematische  Darstellung  zeigt  den  Sender  in 
Abb.  8.  Vom  Induktor  (vgl.  auch  Abb.  5)  gelaugt  der 
sekundäre,  hochgespannte  Strom  zur  Funkenstreckc  R  F, 
welche  jedoch  aus  praktischen  Gründen  keine  Scheiben, 
sondern  flache  Ringe  enthält  und  daher  Ringfunke  n - 


strecke  heißt.  Um  größere  Reichweiten  zu  erzielen  und 
hierfür  größere  elektrische  Energien  verwenden  zu  können, 
müssen  eine  entsprechende  Anzahl  solcher  Ringfunken- 
strecken hintereinander  geschaltet  werden,  so  daß  eine 
S  e  r  i  e  n  f  u  n  k  e  n  s  t  r  e  c  kc  entsteht,  wie  sie  Abb.  9  zeigt. 


Heft  42 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


659 


JL>/i/ielunffs 
V^L  r  to  rneter 


HA/W 


SeZh^t-vn^uIctton,   f  y\  Musgerdt. 


Abb.  8.    Schema  einer  Sendestation 
für  „tönende  Telefunken". 

An  jedem  Ring  ist  eine  große  Scheibe  befestigt,  wodurch 
sich  an  jeder  Elektrode  mehr  Elektrizität  (Kapazität)  an- 
sammeln kann  und  die  Funken  daher  um  so  kräftiger 
den  Aether  in  Schwingung  versetzen.  Die  große  luft- 
umspülte Metalloberfläche  der  Scheiben  bewirkt  haupt- 
sächlich auch  eine  Kühlhaltung  der  Elektroden  und 
erübrigt  die  früher  angewandte  Kühlung  mit  fließendem 
Wasser  innerhalb  der  damals  hohlen  Elektroden.  Zwecks 
schneller  Beseitigung  der  Wärme,  welche  durch  die 
Funkenbildung  entsteht,  dürfen  die  Elektroden  nur  aus 
Kupfer  oder  Silber,  nicht  aber  aus  Eisen,  Messing, 
Zink  oder  Aluminium  bestehen.  Etwa  fünf  Funken- 
strecken haben  zusammen  nur  einen  Abstand  von  einem 
Millimeter,  weshalb  sie  am  Rande  durch  Ringe  von  Glimmer 
oder  dergleichen  getrennt  werden.  Die  Qleichmäßigkeit 
und  Schnelligkeit  der  Funkenentladung  und  damit  der 
Aetherschwingungen  wird  ferner  noch  dadurch  bewirkt, 
daß  dem  Induktor  nicht  Gleichstrom,  sondern  Wechsel- 
strom hoher  Periodenzahl  zugeführt  wird.  Das 
neue  System  Telefunken  erzielt  dadurch  einen  so  hohen 
Wirkungsgrad  und  eine  so  günstige  Ausnutzung  der  elek- 
trischen Energie,  wie  kein  anderes  Verfahren.  Die  Regu- 
lierfähigkeit ist  obendrein  so  groß  und  auch  einfach,  daß 


Abb.  9.  Serienfunkenstrecke. 

beispielsweise  mit  10  Funkenstrecken  hundertmal  soviel 
Energie  aufgewendet  werden  kann  als  mit  einer  Strecke. 
Die  Ausschaltung  der  einen  oder  anderen  Strecke  erfolgt 
einfach  durch  Ansetzen  einer  Metallklammer  an  zwei 
Scheiben,  wie  es  links  auf  Abb.  9  geschehen.  Der  Strom 
fließt  dann  durch  die  Klammer  und  braucht  nicht  erst 
den  Widerstand  der  betreffenden  Eunkenstreckc  zu  über- 
winden. Mittels  einer  solchen  Anordnung  der  Serien- 
funkenstrecken  können  Stationen  beliebiger  Größe  her- 
gestellt werden  und  ist  man  bisher  zu  Normal-Typen  bis 
75  Kilowatt  Primärenergie  =  35  Kilowatt  Antennenenergie 
gelangt,  die  nach  Erfordern  noch  weiter  vergrößere  werden 
können. 

Einen  klaren  Begriff  von  dem  Unterschied  der 
alten  Funkentelegraphie  gegenüber  dem 
neuen  Telefunkensystem  erhalten  Vv'ir  auch  d.rch 
Vergleich  mit  schwingenden  Uhrpendeln  oder  Kugeln, 
welche  an  Stangen  pendeln.  Das  alte  System  wird  nach 
Abb.  10  gekennzeichnet  durch  die  Hauptkugel  (Sende- 
draht)  A,  die  in  größeren  Zwischenpausen  durch  das 
Uhrwerk  (Elektrizität)  mit  der  Hemmung  H  und  die  an 
der  Stange  befindliche  Gabel  Q  in  Schwingung  versetzt 
wird.  Wenn  im  Drehpunkt  die  Reibung  (Dämpfung  infolge 
gegenseitiger  Induktion  der  Drahtvvindungen  aufeinander 
und  auch  infolge  Ueberwindung  des  Drahtwiderstandes  an 
und  für  sich  und  der  Dämpfung  jeden  Stromes  durch 
den  Gegenstrom  u.  dgl.)  sehr  groß  ist,  so  hören  die 
Schwingungen  bald  auf  und  die  Reichweite  (Amplitude) 
der  Schwingungen  wird  immer  kleiner,  wie  etwa  durch 
die  Zahlen  1.,  2.,  3.  und  4.  Schwingung  dargestellt.  Der 
neue  Antrieb  durch  denselben  Zahn  —  also  nach  Um- 
drehung des  einzahnigen  Rades  gedacht  —  muß 
dann  so  stark  sein,  daß  beispielsweise  bei  einer  Wanduhr 
die  im  Steigerad  eines  Uhrwerks  enthaltene  Kraft  allein 
nicht  ausreicht,  um  ein  Pendel  in  Schwingung  zu  versetzen. 
Dies  muß  vielmehr  d*.  rch  Handbewegung  geschehen.  Be- 
sorgt jedoch  ein  mit  regehnäßigen  Zähnen  (Funkenfolgen) 
versehenes  Zahnrad  K  den  Antrieb,  dann  genügt  der  jedes- 
malige leichte  Druck,  um  das  Pendel  (die  Antenne)  jahre- 
lang in  voller  Schwingung  (10.)  zu  erhalten.  Ebenso 
werden  gleichlange  Pendel  B  und  C  (gleichgesfmmte  An- 
tennen) durch  das  Hauptpendel  A  in  Schwingung  versetzt 
und  gleichmäßig  darin  erhalten. 

Zwischen  diesen  beiden  Systemen,  Herfz-Marconi  und 
den  tönenden  Telefunken,  ist  das  von  Braun  —  mit 
Kondensatorerregung  —  einzuschalten,  da  es  einem  Pendel- 


Heft  42 


antrieb  vergleichbar  ist,  bei  welchem  das  Steigerad  mehrere 
Zähne  und  darauf  eine  längere  Zahnlücke  hat.  Als 
Zwischensystem  ist  auch  eine  drahtlose  Telegraphie 
zu  betrachten,  welche  Wechselstrom  hoher 
Periodenzahl  oder  Frequenz  (mehrere  ICO 000  in  der 
Sekunde)  ohne  die  Telefunkenvonichtung  verwendet.  Um 
eine  größere  Fernwirkung  damit  zu  erzielen,  sind  lange 
Antennen  erforderlich  und  man  kann  die  Schwingungen 
mit  denjenigen  langer  aber  gewicht  los  er  Pendel 
vergleichen. 

Die  Länge  des  Pendels  (Luftdraht)  kann  auch  einen 
Bruchteil  oder  ein  Vielfaches  vom  Hauptpendel  A  betragen, 
so  daß  Wellen  von  halber  bezw.  doppelter,  drei-  und 
vierfacher  Schwingimgsdauer  entstehen,  weil  dann  trotz 
der  Zwisclienschwingungen  des  kleineren  Pendels  (z.  B.  E 
und  D,  doch  immer  wieder  regelmäßig  Schwingungen  mit 
dem  Hauptpendel  zusammentreffen  und  durch  dies  von 
neuem  verstärkt  werden.  Die  Länge  des  Pendels  (An- 
tenne) und  auch  die  Größe  der  Kugel  (Elektrizitätsmenge) 
lassen  schon  in  der  Zeichnung  erkennen,  daß  hiervon 
die  Reichweite  und  die  Kraft  des  Anstoßes  abhängig  ist. 
Aus  der  Lage  des  Pendels  D  zu  den  übrigen  geht  noch 
hervor,  daß  es  nicht  gleichgültig  ist,  wie  unä  wo  man 
eine  Sende-  oder  Empfangsantenne  anbringt,  wenn 
sie  überhaupt  und  dazu  leicht  und  in  kräftige 
Schwingungen  versetzt  werden  soll.  Nach  bisherigen 
Versuchen  pflanzen  sich  die  elektrischen  Schwingungen 
und  Wellen  an  der  Erdoberfläche  entlang  fort;  Gebäude, 
große  Bäume  und  Gebirge  sind  Hindernisse,  ähnlich  als 
wenn  das  Pendel  C  über  A  hinaus  durch  B' in  Schwingung 
versetzt  werden  soll.  Mit  der  kleinen  Kraft  b  würde  dies 
überhaupt  nicht  möglich  sein,  da  sie  höchstens  bis  a  reicht 
und  A  nicht  aus  der  Ruhelage  zu  bringen  vermag.  Mit 
dem  schwingenden  B  kann  aber  nicht  nur  A,  sondern 
aucli  C  und  E  in  Bewegung  versetzt  werden. 

Der  früher  benutzte  F  r  i  1 1  e  r  (Abb.  7)  wird  bei  dem 
System  der  tönenden  Funken  nicht  verwendet,  da  die  in 
einer  Röhre  eingeschlossenen  Metallkörnchen  durch 
Hertz'sche  Wellen  zwar  für  den  elektrischen  Strom  leit- 
fähig werden,  diese  Eigenschaft  aber  erst  durch  Schütteln 
oder  Klopfen  wieder  verlieren.  Nur  der  erste  Wellenstoß 
ist  also  jedesmal  wirksam  und  bis  zur  nächsten  Beein- 
flussung vergeht  soviel  Zeit,  daß  die  Telephonmembran 
nicht  in  so  schnelle  Schwingungen  versetzt  werden  kann, 
als  zur  Bildung  eines  musikalischen  Tones  notwendig  sind. 
Hierzu  ist  auch  ein  Gleichstrom  notwendig,  welcher  die 
Elektromagnete  des  Telephons  betätigt.  Die  hin-  und 
hergehenden  elektrischen  Schwingungen  müssen  also  zu- 
nächst in  den  nach  einer  Richtung  "fließenden  Gleichstrom 
verwandelt  werden,  ähnlich  wie  auch  die  Pendelbewcgungen 
einer  Uhr  sich  in  der  nur  nach  einer  Richtung  hin  er- 
folgenden Zeigerbewegung  äußern.  Wenn  das  durch  die 
Feder  F  gehaltene  Sternrad  S  (Abb.  10)  sich  in  der  Rich- 
tung des  Pfeiles  bewegen  soll,  wird  es  durch  den  Hebel  N 
nur  nach  jeder  Doppel  Schwingung  um  einen  Zahn  weiter 
geschoben. 

An  Stelle  des  Fritters  ist  daher  in  die  Empfangsvor- 
richtung ein  anderes  Instrument,  der  Detektor,  eingeschaltet, 
welcher  das  Auftreten  elektrischer  Wellen  nicht  bloß 
anzeigt,  sondern  diese  gleichzeitig  in  Gleichstrom- 
schwingungen umformt. 

Als  Detektor  wurden  früher  die  elektrolytische 
Zelle,  später  Thermodetektoren  benutzt,  während  jct  t  b.i 
dem  System  Telefunken  nur  noch  ebenso  einfache  als 
leistungsfähige  Kontakt-Detektoren  verwendet  werden,  die 
weder  eine  Flüssigkeit  (Säure),  noch  Wärmezufuhr  —  wie 
die  vorgenannten  —  benötigen.  Ein  solcher  Apparat  be- 
steht aus  einer  Metall-  oder  Graphitspitze,  die  leicht  gegen 


Abb.  11.    Erregerspulen  des  Slab\ -Arco-Senders. 


ein  Mineral  (Eisenglanz,  Bleiglanz,  Psilomelan  oder  dgi.) 
drückt  und  in  einer  Büchse  eingeschlossen  ist.  Je  regel- 
mäßiger und  —  bis  zur  Grenze  der  Schallschvvingungen  — 
schneller  die  Wellen  eintreffen,  desto  leichter  wird  die 
Telephonmembran  durch  den  Detektorgleichstrcm  in 
Schwingungen  versetzt,  was  sieh  durch  einen  Vergleich 
mit  der  Pendelbcwegung  leicht  erklärt. 

Der  musikalische  Ton  hat  für  die  Funkentele- 
graphic noch  einen  besonderen  Wert  insofern,  als  die  von 
einer  Station  aufgefangenen  —  im  Rhythmus  des  Morse- 
alphabets oder  wie  Reitersignale  tönenden  —  Zeichen  sich 
nicht  allein  durch  das  angeschlagene  Tempo  und  die  Laut- 
stärke, sondern  vor  allem  durch  die  Klangfarbe  von 
den  Zeichen  einer  anderen  Station  unterscheiden.  Wenn 
beispielsweise  die  eine  Stationsantenne  200  Wellenstöße 
in  der  Sekunde  (allenfalls  mit  3  bis  4  Ober-  und  Unter- 
schwingungen) in  den  Raum  hinaussendet  und  wir  sie  als 
Töne  von  200  Membranachwingungen  hören,  so  sind  sie 
deutlich  von  den  Zeichen  anderer  Sender,  die  mit  1000 
oder  2.tiOO  Schwingungen  arbeiten,  zu  unterscheiden.  Die 
musikalisch  klingenden  Töne  unterscheiden  sich  —  auch 
wenn  sie  nur  noch  ganz  schwach  hörbar  sind  —  deutlich 
von  dem  zischenden  oder  knackenden  Geräusch,  welches 
durch  Entladungen  der  Luftelektrizität  hervor- 
gerufen wird.  Diese  erschwert  das  Telegraphieren  mit 
anderen  Funksystemen  bedeutend  und  erfordert  vor  allem 
weit  größere  Energiemengen,  damit  die  Morsezeichen  durch 
ihre  Stärke  die  Zeichen  der  Mutter  Natur  übertreffen. 

Um  die  Tonschwingungen  möglichst  rein  und  kräftig 
zu  gestalten,  legt  das  Telefunkensystem  großen  Wert  auf 


Heft  42 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


661 


die  für  richtige  Energieausnutzung  günstigste  Abstimmung 
der  Gesamteinrichtung.  An  Stelle  der  früheren  Drahtspulen 
und  Traflsformatoren,  wie  sie  der  Sender  von  Slab)' 
und  Arco  in  Abb.  11  zeigt  und  der  noch  viel  in  Ge- 
brauch ist,  sind  nichtumsponnene  dicke  Drähte  oder  locker 
gewundene,  flache  Metallstreifen  als  Selbstinduk- 
tion, Koppelungsspulen  und  Antennenverlängerung  oder 
die  nach  R  e  n  d  a  h  1  gemäß  Abb.  1 2  gewickelten  Vario- 
meter getreten.  Letztere  sind  kreisrunde  Platten  und 
werden  bei  der  Sendestation  verwendet.  Dabei  ist  je 
eine  Plattenspule  feststehend,  die  andere  dazu 
drehbar  angeordnet,  wie  aus  Abb.  14  ersichtlich.  Stehen 
die  Scheiben  so  zueinander,  daß  die  Felder  der  vier  Spulen 
sich  addieren,  so  ist  dies  die  Einstellung  auf  höchste 
Selbstinduktion;  dreht  man  entgegengesetzt,  so  ergibt  sich 
die  niedrigste.  Durch  geringere  Drehung  erhält  man 
Zwischenwerte  und  kann  die  Selbstinduktion  allmählich  von 
1  bis  16  gesteigert  werden. 


y\bb.  12.  Variometer-Schaltung. 

Aus  dem  Schema  der  Abb.  8  ist  ersichtlich,  wie  die 
Variom.eter  einmal  zur  Einstellung  des  Erregerkreises  und 
dessen  Koppelung  mit  der  Antenne,  das  andere  IVlal  zur 
Verlängerung  der  Antenne  und  damit  der  ausgestrahlten 
Wellen  Verwendung  finden.  In  dieser  Schaltung  läßt  sich 
beispielsweise  die  Wellenlänge  von  500  m  auf  2000  m 
kontinuierlich  (durch  die  Pfeile  angedeutet)  verlängern; 
nach  einer  anderen  Anordnung  erzielt  man  sogar  eine  mit 
Erfolg  zu  benutzende  fünffache  Verlängerung,  nämlich  von 
600  m  bis  3000  m  Wellenlänge.  Da  die  veralteten  Systeme 
mit  ein  und  derselben  Antenne  nur  Veränderungen  bis 
zur  1,5  fachen  Wellenlänge  vornehmen  können  —  sich 
also  leicht  gegenseitig  stören  — ,  ergibt  sich  hieraus  schon 
eine  bedeutende  Ueberlegenheit  der  tönenden  Telefunkei. 

Die.  richtige  Einstellung  des  Kopp  elungs  Vario- 
meters und  der  daran  anschließenden  Antennen- 
verlängerung (vgl.  Abb.  8)  ist  erforderlich,  um  bei 
jeder  Wellenlänge  die  Funken  rechtzeitig  zum  Eflösclicn 
zu  bringen,  damit  sie  die  Antennen-  (gleich  den  Pen  Je!-) 
Schwingungen  nicht  stören  und  stets  cv  .'.t^n,  kräit  goii 
und  im  rechten  Augenblick  neuen  Anstoß  bewirken. 
Da  zur  Erzielung  kurzer  V/ellen  nur  wenig  Draht- 
windungen der  beiden  Variometer  eingeschaltet  sind, 
wird  eine  zusätzliche  S  e  1  b  s  t  i  n  d  u  k  t  i  o  n  s  s  p  u  1  e  in 
dem  Erregerkreis  auch  b;;  lex  .er  Drahtlänge  schon 
von  Einfluß  sein;  bei  großer  Wellenlänge  kommt  sie  da- 
gegen nicht  so  sehr  in  Betracht.  Im  ersteren  Falle  ist  die 
Koppelung  mehr  lose  (ähnlich  wie  in  der  Anordnung 
der  Abb.  7,  der  Braunschen  Schaltung),  im  letzteren  Falle 
dagegen  fester,  d.  h.  die  Antenne  wird  unmittelbarer  durch 
den  Schwingungskreis  erregt. 

Die  feste  Koppelung  und  die  dadurch  hervor- 
gerufene Aetherschwingung  ist  vergleichbar  mit  den 
Pendelschwingungen  einer  Wanduhr  (Abb.  10),  während 


die  lose  Koppelung  veranschaulicht  werden  kann  durch 
den  Ankergang  einer  Taschen-  oder  Weckeruhr.  Hier 
schwingt  die  Unruhe  (Balance)  U  der  Abb.  15*)  frei, 
wie  die  lose  gekoppelte  Antenne,  und  folgt  den  durch 
die  Spirale  S  hervorgerufenen  Schwingungen  (Elastizität 
des  Aethers).  Beim  Durchgang  durch  die  Mittellinie 
zwischen  R  und  U  erhält  jedoch  die  stiftartige  Elipse  E 
von  der  Gabel  G  des  Ankers  A  jedesmal  einen  neuen 
Anstoß.  So  wie  die  Kraft  eines  durch  die  Feder  auf- 
gezogenen Uhrwerks  zahnweise  sich  an  der  Hemmung 
mit  dem  Ankerrad  R  äußert,  entladet  sich  auch  die  Elek- 
trizität bei  der  drahtlosen  Telegraphie  funkenweise 
an  der  Funkenstrecke.  Erfolgen  mehr  Stöße,  als  den 
Schwingungen  der  Antenne  entspricht,  so  gehen  diese 
für  den  Antrieb  ebenso  verloren,  als  wenn  während  einer 
Ankerbewegung  einzelne  Zähne  des  Rades  R  durchrutschen. 
Es  ist  deshalb  nutzlos,  die  Frequenz  der  Funkenentladung 
über  ein  gewisses  Maß  —  etwa  durch  übertrieben  hohe 


Abb.  15. 


Periodenzahl  des  Wechselstromes  —  zu  steigern.  Das  Tele- 
funkensystem  arbeitet  am  besten  mit  etwa  500  bis  2000 
Funken  in  der  Sekunde.  Bei  zu  hoher  Frequenz  sind  die 
Impulse  naturgemäß  weniger  kräftig,  da  sich  die  Gesamt- 
energie dementsprechend  verteilt.  Dienen  dann  nur  ein- 
zelne Stöße  dem  Antrieb  (indem  die  anderen  nutzlos 
verloren  gehen),  dann  sinkt  auch  die  Reichweite  des  Sende- 
apparates ebenso  herab,  wie  etwa  die  Schv/ingungen  eines 
Pendels  oder  einer  Unruhe  kleiner  werden  und  wird  bei- 
spielsweise der  Bolzen  b  den  Kontaktstift  c  einer  benach- 
barten Unruhe  dann  nicht  mehr  erreichen  und  vermag  diese 
auch  nicht  in  Schwingung  zu  versetzen.  Töne  mit  etwa 
33  000  Schwingungen  in  der  Sekunde  können  wir  nocn 
hören,  während  die  Grenze  der  musikalischen  Töne  etwa 
bei  4000  Schwingungen  liegt. 

Erfordernis  einer  guten  Zeichenübertragung  ist  die 
Arssendung  scharf  ausgeprägter  und  reiner  musikalischer 
Töne,  ferner  Abstimmen  der  Empfangsapparete  auf  die 
gleiche  Tonschwingung.  Bei  dem  in  Abb.  13  dargestellten 
neuesten  Empfänger  sehen  wir  rechts  hinter  der  Rück- 
wand die  auf  einem  starken  Rillenisolator  aus  Porzellan 
angebrachte  Zuleitung  von  der  Antenne.  —  Im  Bedarfsfalle 
wird  der  Hebel  auf  „Geben"  hochgestellt  und  ist  dann 
der  Sender  an  den  Luftdraht  geschaltet.  —  Die  an- 
kommenden Zeichen  werden  im  Fernhörer  wahrgenommen, 
indem  sie  durch  Einschaltung  der  für  bestimmte  Wellen- 
längen bereitliegenden  auswechselbaren  Empfangsspulen 
und  Drehen  des  gleichfalls  oben  um  ein  Gelenk  drehbaren 
Klapp-  oder  Ringtransformators  —  dessen  rich- 
tige Einstellung  für  die  Empfangskoppelung  maßgebend 
ist  —  hörbar  gemacht  werden.   Wir  sehen  z.  B.  hier  vier 

*)  Der  Uebersichtlichkeit  wegen  etwas  abweichend  ge- 
zeichnet. 


662 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  42 


Abb.  13.     Empfänger  für  tönende  Telefunken. 


flache  Empfangsspulen  für  Wellenlängen  von  269 
bis  6000  m,  also  eine  Abänderungsmöglichkeit,  wie  sie 
bisher  auch  nicht  entfernt  zu  erzielen  war.  Oben- 
drein ist  die  Vorrichtung  soweit  vereinfacht,  daß  nur  noch 
die  Antenne  abgestimmt  zu  werden  braucht,  da  diese  nur 
noch  allein  schwingt.  Es  ist  dies  durch  die  Schaltungsweise 
ermöglicht,  wie  sie  in  Abb.  16  und  17  dargestellt  ist. 

Die  Empfangsschaltung  der  Abb.  16  wird  ge- 
wöhnlich da  angewandt,  wo  es  weniger  auf  genaue  Ab- 
stimmung ankommt.  Je  mehr  ,, Funksprüche"  indes  durch 
den  Aether  schwirren  oder  wo  die  Luftelektrizität  störend 
einwirkt,  anderenfalls  auch  die  Deutlichkeit  der  Zeichen 
zu  wünschen  übrig  läßt,  muß  zu  einer  präzisen  Abstimmung 
des  Empfängers  geschritten  werden.  Abbildung"  17  deutet 
eine  solche  Schaltungsvveise  an.  Es  können  dabei  die  Draht- 
spulen nicht  nur  sprungweise  verlängert  oder  verkürzt 
werden,  sondern  auch  noch  kontinuierlich.  Erst^r^^'s 
erfolgt  durch  Einschaltung  ganzer  Spulenvvindungcn  oder 
gar  von  einer  größeren  Anzahl  Windungen,  auch  durch 
Austausch  der  kürzeren  Spulen  gegen  längere.  Die  kon- 
tinuierliche Einstellung  dagegen  erstreckt  sich  auchvauf 
Teile  einer  Drahtwindung. 

Wie  die  Veränderung  der  Spulen  zueinander 
erfolgt,  zeigt  Abb.  13  und  sei  noch  an  Hand  der  Abb.  17 
bemerkt,  daß  die  primäre  Spule  P  des  Koppclungstrans- 
formators  auswechselbar  an  der  Rückwand  (Abb.  I  i)  be- 
festigt ist,  während  die  sekundäre  Ringspule  S  umso  stärker 
von  den  durch  die  Antenne  aufgefangenen  und  zur  Primär- 
spule geleiteten  Schwingungen  beeinflußt  wird,  je  mehr 
sie  in  dem  Gelenk  herabgedreht  und  über  die  Primär- 
spule gestülpt  wird.  Die  solchermaßen  entstehenden  In- 
duktion s  s  t  r  ö  m  e  schwingen  in  dem  aus  S  und  dem 
veränderlichen  Kondensator  VC  gebildeten  Zwischen- 
kreis.  —  Dieser  Kondensator  steht  in  Abb.  13  links  neben 
dem  Antennenkondensator  (V  K  der  Abb.  17).  je  eine 
Skala    auf   den  Kondensatorkasten  deuten  an,    daß  '  sie 


Abb.  14,  Variometer. 

variabel  sind  und  ebenfalls  zur  Abstimmung  dienen. 
Eine  Reihe  halbkreisförmiger  Metallplatten  ist  hierbei 
übereinander  feststehend  angeordnet,  indes  eine  zweite 
Reihe  sich  —  um  den  Mittelpunkt  drehbar  —  zwischen 
die  feststehenden  Platten  schieben  läßt.  Mit  den  sich 
gegenüberstehenden  Metallflächen  ändert  sich  auch  die 
darauf  als  Kapazität  ansammelnde  Elektrizität.  Die  beim 
Sender  (Abb.  8)  eingeschaltete  Kapazität  kann  bei  tönenden 
Eunken  auch  durch  Papierkondensatoren  gebüdet 
werden,  denn  hier  erreicht  die  Elektrizität  nicht  so  hohe 
Spannungen  wie  bei  den  wesentlich  längeren  Eunken- 
strecken  der  nichttönenden  S\'steme.  Sonst  kommen  nur 
Leydcner  Elaschen  in  Anwendung,  die  auch  wegen 
ihrer  Unempfindlichkeit  gegen  Witterungseinflüsse  — 
namentlich  für  Tropengebiete  —  benutzt  werden. 

Die  einfachere  Schaltung  (Abb.  16)  wird  vorzugsweise 
von  Handelsschiffen  benutzt  und  werden  die  nur  hierauf 


1 


Abb.  10.    Schema  einer  .Abb.  17.  Enipfangsschaltung 

Empfangsstation  mit  Detektor  mit  7-\visclienkreis  und 

und  I  ernliörer.  Empfangsspuie 


Heft  42 


DEUTSCHE  TECHNIKExR-ZElTUNO  1911 


6Ö3 


eingerichteten  Apparate  kommerzielle  Telefunken- 
stationen  genannt  —  abgekürzt  T  K,  wobei  die  Antennen- 
Energie  in  Zahlen  vorgesetzt  wird,  z.  B.  ist  1,5  TK  eine 
kommerzielle  Telefunkenstation,  deren  Antenne  1,5  Kilo- 
watt Schwingungsenergie  zugeführt  erhält.  Vornehmlich 
Kriegsschiffe  und  Militärstationen  stellen  aber  die  höchsten 
Ansprüche  an  das  Telegraphiersystem  und  es  werden  dafür 
die  in  allen  Teilen  kontinuierlich  veränder- 
lichen Apparateteile  zu  einer  Station  zusammengestellt, 
woraus  sich  ihre  Bezeichnung  als  variable  Telef unken- 
stationen  ergibt;  beispielsweise  ist  1  TV  eine  Normaltype 
für  mittlere  Kriegsschiffe  mit  Reichweiten  von  125  bis 
2400  km  über  See,  1  T  F  V  dagegen  eine  ,, Fahrbare  Karren- 
Station"  mit  kontinuierlich  variablen  Spulen  und  Konden- 
satoren, deren  Antenne  1000  Watt  (1  Kilowatt)  Energie 
zugeführt  erhält  und  damit  über  Land  mindestens  250  Kilo- 
meter Reichweite  erzieli. 

Der  Empfänger  (ström)  kreis  ist  bei  diesen 
variablen  Stationen  ebenso  wie  bei  den  kommerziellen  aus- 
gestaltet, was  aus  Abb.  16  und  17  ersichtlich  ist.  An 
Stelle  der  Sekundärspule  tritt  aber  eine  der  (auf  Abb.  13 


dargestellten  vier  Empfangsspulen  (E  in  Abb.  17).  Eine 
solche  erhält  dann  die  elektrische  Energie  wieder  i  n  d  u  k  - 
t  i  v  durch  die  Sekundärspule  S,  bezw.  von  den  im 
Zwischenkreis  pulsierenden  Wechselströmen.  Ist  die  An- 
ordnung so  getroffen,  daß,  die  Drahtwindungen  von  P 
über  S  nach  E  immer  weniger  werden,  aber  aus  ent- 
sprechend stärkerem  Drahte  bestehen,  so  wird  eine 
größere  Anzahl  schneller  Antennenschwingungen  zu 
wenigen  aber  kräftigen  Stromstößen  in  der  Empfangsspule 
verdichtet.  Man  hat  es  demnach  in  der  Hand,  mit  Hilfe 
des  Detektors  —  der  die  Wechselstromstöße  in  Gleich- 
strom umwandelt  und  dadurch  den  Fernhörer  betätigt  — 
die  weitreichenden,  schnellen  Antennenschwingungen  in 
diejenige  langsamere  Impulsfolge  überzuführen,  welche  den 
am  besten  hörbaren  Ton  ergibt.  Nach  den  Gesetzen  der 
Resonanz  wird  dies  für  gewöhnlich  der  vom  Sender  aus- 
gehende Ton  oder  ein  dazu  im  bestimmten  Schwingungs- 
zahlenverhältnis stehender  Ton  sein.  Die  hellen  Töne  der 
mittleren  Tonlage  werden  im  allgemeinen  besser  ver- 
nommen als  tiefe  oder  ganz  hohe  Töne. 

(Schluß  folgt.) 


Die  Berücksichtigung  der  privaten  j3raktischen  Tätigkeit  im  Staatsdienst 
bei  der  Bemessung  des  Pensionsdienstalters 

Von  Dr.-Ing.  A.  LINKER,  Hagen  i.  W. 


Im  Januarheft  der  ,, Verhandlungen  des  Vereins  zur 
Förderung  des  Gewerbefleißes"  befindet  sich  in  dem 
Aufsatz  des  Herrn  Geh.  Regierungsrats  v.  Böhmer  auf 
S.  74  unten  ein  Abschnitt,  in  welchem  der  Vorschlag  ge- 
macht wird,  bei  den  im  Kaiserl.  Patentamt  beschäftigten 
Mitgliedern  die  Anrechnung  der  in  der  Privatpraxis  zu- 
gebrachten Zeit  auf  das  Pensionsdienstalter  in  ähnlicher 
Weise  zu  regeln,  wie  es  in  Oesterreich  der  Fall  ist.  Diese 
Bemerkung  hat  mich  veranlaßt,  wenigstens  prinzipiell  ein- 
mal folgende  aus  der  Ueberschrift  sich  ergebende  zunächst- 
liegende Frage  zu  behandeln: 

,,Nach  welchen  Gesichtspunkten  hat  die  Einschätzung 
des  Wertes  der  praktischen  Tätigkeit  zu  erfolgen?" 

Im  allgemeinen  versteht  man  auch  heutzutage  noch 
unter  praktischer  Tätigkeit  oder  kurz  „Praxis"  eines  In- 
genieurs die  in  einem  industriellen  Betriebe  zu- 
gebrachte Zeit  nach  Beendigung  der  Ausbildungszeit  auf 
einer  technischen  Lehranstalt.  Es  bildete  sich  daraus  all- 
mählich die  Ansicht  heraus,  daß  der  Ingenieur  gewisser- 
maßen erst  durch  die  Arbeit  in  einer  Fabrik  seine  besondere 
Weihe  erhielte,  die  ihn  erst  befähigte,  praktische  Probleme 
zu  lösen.  Diese  Anschauung  ist  in  der  geschichtlichen 
Entwicklung  unserer  technischen  Bi'dungsstätten  begründet 
Ursprünglich  waren  sie  an  Real-  und  später  an  Gewerbe- 
schulen angeschlossen  oder  darauf  aufgebaut,  so  daß  die 
Zöglinge  vornehmlich  in  den  mathematisch-naturwissen- 
schaftlichen Grundlagen  der  Technik  ausgebildet  werden 
konnten.  Mit  diesen  Kenntnissen  traten  die  Absolventen 
nun  in  praktische  Betriebe  ein  und  sachten  ihr  Wissen 
soweit  zu  bereichern,  daß  sie  es  allmählich  zur  Leitung, 
Verbesserung  und  weiteren  Ausgestaltung  der  Fabrikation 
benutzen  konnten.  Erst  durch  langjährige  Uebung  war 
es  jedoch  dabei  für  die  meisten  möglich,  technische  Pro- 
bleme selbständig  zu  lösen  imd  damit  Ingenieurarbeit  zu 
leisten.  Der  Schulabsolvent  war  daher  damals  noch  ein 
'"unfertiges  Produkt. 


Besonders  begabte  und  hervorragend  tüchtige  Männer, 
die  neben  gründlichen  theoretischen  Kenntnissen  die  prak- 
tische Veranlagung  besaßen,  sich  auch  in  neue,  noch  wenig 
aufgeschlossene  technische  Gebiete  hineinzuarbeiten,  wur- 
den in  den  Schulbetrieb  übernommen.  Sie  erweiterten 
schrittweise  den  Lehrstoff  und  übertrugen  die  Theorien 
auf  technische  Probleme,  wodurch  die  Besucher  der  An- 
stalten einen  Teil  der  sonst  nur  in  den  industriellen  Be- 
trieben zu  erlernenden  Fachkenntnisse  schon  auf  der 
Schule  erhielten.  In  neuerer  Zeit  sind  die  technischen 
Lehranstalten  infolge  der  ausgezeichneten  Lehrkräfte  und 
Lehrmittel  in  ihrer  Wirkungsweise  soweit  gestiegen,  daß 
man  beinahe  auf  jedem  Fachgebiet  der  Technik  eine 
gründliche  Ausbildung  erhalten  kann. 

Jetzt  ist  es  nicht  mehr  zeitgemäß,  von  einem  Absol- 
venten der  Technischen  Hochschule  als  von  einem  un- 
fertigen Ingenieur  zu  sprechen.  Was  ihn  von  dem  in 
der  „Praxis"  tätig  gewesenen  Kollegen  unterscheidet,  ist 
nur  die  mehr  oder  weniger  große  Erfahrung,  die  der 
meistens  ältere  Fachgenosse  seit  der  Schulzeit  inzwischen 
gesammelt  hat,  und  die  inzwischen  durch  Weiterstudium 
der  technischen  Literatur  neu  erworbenen  bezw.  vertieften 
Kenntnisse.  Es  ist  daher  nicht  ohne  weiteres  in  allen 
Fällen  anzunehmen,  daß  ein  Ingenieur  mit  langjähriger 
industrieller  Praxis  dem  eben  von  der  Schule  kommenden 
an  Wertschätzung  bezüglich  der  Lösung  praktischer  Pro- 
bleme unbedingt  höher  stehen  muß,  wie  aus  folgendei 
Betrachtung  leicht  einzusehen  ist: 

Von  den  in  der  Praxis  arbeitenden  Ingenieuren  ist 
ein  verhältnismäßig  großer  Teil  mit  dem  auf  der  Schule 
erreichten  Erfolg  zufrieden  und  sucht  seine  Stelle  nach 
Kräften  auszufüllen.  An  ein  Weiterarbeiten  wird  selten 
gedacht,  sondern  man  wartet  geduldig  ab,  bis  das  Schicksal 
die  Hand  dazu  bietet,  eine  vorteilhaftere  Stellung  ein- 
zunehmen. Ein  festgestecktes  Ziel  ist  nicht  immer  vor- 
handen, obwohl  nicht  geleugnet  werden  soll,  daß  es  auch 


664 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


vielfach  Ausnahmen  gibt.  Diese  Ingenieure  sind  bestrebt, 
durch  rastlose  Weiterarbeit,  Vertiefung  der  Kenntnisse  und 
Studien  der  Literatur  zwecks  Weiterbildung  allmählich  eine 
führende  Stellung  einzunehmen.  So  entstehen  leistungs- 
fähige Männer,  aus  deren  Reihen  die  Führer  auf  wissen- 
schaftlichem und  praktisch-industrieilem  Gebiet  entspringen. 
Ich  erinnere  u.  a.  nur  an  Edison,  W.  v.  Siemens,  v.  Hefner- 
Alteneck,  Marconi,  Zeuner,  Stephenson,  Franklin,  Leonardo 
da  Vinci.  Bei  letzterem  muß  man  über  die  Fülle  der 
geistreichen  Angaben  auf  dem  Gebiet  der  praktischen  An- 
wendungen in  der  Technik  erstaunt  sein,  wenn  man  be- 
rücksichtigt, daß  er  damals  noch  nicht  die  Möglichkeit 
haben  konnte,  sich  eine  langjährige  industrielle  Praxis 
in  den  von  ihm  beschriebenen  Zweigen  der  Technik  zu 
erwerben. 

Solche  Männer  haben  ihre  Leistungen  überhaupt  nicht 
der  Praxis  zu  verdanken,  im  Gegenteil,  sie  haben  erst 
der  Technik  ihr  eigentümliches  Gepräge  gegeben,  sie  in 
neue  Bahnen  gelenkt  und  zu  neuen  Erfolgen  geführt.  Ich 
komme  damit  zu  dem  Resultat,  daß  ein  gewisser  prak- 
tischer Sinn  und  Begabung  für  praktische 
Probleme  angeboren  sein  müssen.  Diese  können 
durch  die  Betätigung  in  der  Industrie  nur  vervollkommnet, 
jedoch  nicht  oder  wenigstens  nur  mangelhaft  angelernt 
werden. 

Daher  zeigt  es  sich  vielfach,  daß  eine  langjährige 
Tätigkeit  in  einem  Spezialgebiet  der  Technik  einseitig 
macht,  allerdings  mit  den  beiden  Extremen,  auf  dem  be- 
treffenden Gebiet  ganz  Hervorragendes,  in  den  anderen 
Zweigen  dagegen  nichts  oder  nur  wenig  zu  leisten. 

Betrachtet  man  nun  die  modernen  Arbeitsstätten  der 
Praxis,  so  findet  man  infolge  des  heißen  Ringens  aller 
Völkei'  in  der  Technik  eine  ausgeprägte  Arbeitsteilung" 
nach  Spezial-  und  Einzelgebieten.  Für  die  praktische 
Weiterbildung  des  Hochschulabsolventen  ohne  Gefahr  der 
Einseitigkeit  sind  solche  Betriebe  daher  den  mittleiCn 
Fabriken  mit  nicht  so  streng  durchgeführter  Spezialisierung 
im  Werte  unterlegen.  Es  mag  nun  für  ein  industrielles 
Werk  von  besonderem  Nutzen  sein,  in  einzelnen  Spezial- 
gebieten besonders  bewanderte  Ingenieure  für  die  gleiche 
Arbeit  zu  erwerben.  In  einem  Staatsbetriebe  dagegen,  von 
dem  hier  ja  die  Rede  sein  soll,  kann  eine  derartige  Spezia- 
listenbeschäftigung weniger  angebracht  sein. 

Der  Staat  muß  im  Gegenteil  von  seinen  technischen 
Beamten  ein  möglichst  vielseitiges  Verständnis  für  tech- 
nische Fragen  verlangen,  damit  sie  imstande  sind,  bei 
gründlicher  Vorbildung  auch  auf  sonst  von  ihnen  noch 
nicht  beschrittenen  Wegen  vorzugehen  und  z.  B.  Neue- 
rungen auf  ihre  Brauchbarkeit  bezw.  Vervollkommnung 
zu  prüfen  oder  solche  einzuführen. 

Zu  den  hierbei  in  Frage  kommenden  Behörden,  welche 
ihren  Nachwuchs  aus  der  Privatpraxis  ergänzen,  könnte 
man  u.  a.  folgende  rechnen: 

Das  Kaiserliche  Tclegraphen-Versuchsamt,  die  Physi- 
kalisch-technische Reichsanstalt,  das  Kaiserliche  Patentaiut, 
die  staatlichen  Bauämter  und  technischen  Fachschulen.  Be- 
sonders das  Patentamt  und  die  Fachschulen  müssen  \on 
ihren  Bewerbern  eine  gründliche  und  möglichst  umfang- 
reiche Fachbildung  auf  verschiedenen  Gebieten  der 
Technik  verlangen. 

Nach  den  zurzeit  geltenden  Vorschriften  scheint  dazu 
nur  derjenige  geeignet  zu  sein,  der  gewisse  unerläßliche 
Prüfungen  bestanden  und  eine  langjährige  industrielle 
Praxis  aufzuweisen  hat.  Der  ersten  Forderung  mag  man 
zustimmen,  wenn  auch  auf  die  Angaben  von  Schulzeug- 
nissen im  allgemeinen  kein  besonders  großer  Wert  gelegt 
wird.    Von  der  zweiten  Bedingung  jedoch  sollte  man  bis- 


weilen absehen,  was  jedenfalls  nicht  zum  Schaden  der 
betreffenden  Behörden  sein  dürfte.  Einen  Schutz  gegen 
die  fälschliche  Einschätzung  der  Brauchbarkeit  des  Be- 
werbers bietet  ja  immer  die  vor  der  Anstellung  durch- 
zumachende Probezeit.  Auf  der  anderen  Seite  würde  diese 
von  mir  vorgeschlagene  und  gewissermaßen  als  Erweite- 
rung der  Zulassungsbedingungen  aufzufassende  Maßnahme 
den  jedenfalls  nicht  zu  unterschätzenden  Vorteil  für  die 
betreffende  Staatsbehörde  bieten,  aus  einer  größeren  An- 
zahl von  Bewerbern  besonders  befähigte  und  tüchtige 
Beamte  heraus  zu  suchen,  als  mit  der  jedenfalls  unzeit- 
gemäßen Einschränkung  durch  alleinige  Berücksichtigung 
der  industriellen  Praxis. 

Anderenfalls  müßten  die  betreffenden  Behörden  die- 
jenigen Ingenieure,  welche  außerhalb  der  industriellen  Be- 
triebe z.  B.  als  Assistenten  an  Hochschulen  oder  Lehrer 
an  privaten  oder  staatlichen  technischen  Fachschulen  und 
dergleichen  ihre  praktischen  Erfahrungen  gesammelt  haben, 
als  weniger  geeignet  zur  Lösung  praktischer  und  tech- 
nisch-wirtschaftlicher Aufgaben  ansehen. 

In  der  Industrie  scheint  diese  Ansicht  zwar  vielfach 
vertreten  zu  werden,  wie  ich  bei  meinen  zahlreichen  Be- 
sichtigungen industrieller  Anlagen  durch  gelegentliche  Aus- 
sprache in  dieser  Hinsicht  feststellen  konnte.  Man  hört 
oft  die  Bemerkung:  ,,Wer  im  Lehrberuf  einmal  tätig  ge- 
wesen ist,  eignet  sich  dann  nur  schlecht  für  die  Praxis", 
wobei  natürlich  „industrielle"  Praxis  gemeint  ist. 

Diese  Ansicht  dürfte  wohl  nicht  recht  begründet  sein 
und  scheint  aus  der  Tatsache  heraus  sich  gebildet  zu 
haben,  daß  die  Fabriken  kein  besonderes  Interesse  daran 
haben  können,  Ingenieure  mit  großem  Allgemeinwissen 
zu  erhalten,  wenn  sie  auch  imstande  sein  sollten,  sich 
allmählich  in  das  betreffende  Spezialgebiet  hineinzuarbeiten. 
Demgemäß  enthalten  auch  die  in  den  Zeitschriften  aus- 
geschriebenen Stellenangebote  eine  große  Anzahl  von  für 
die  betreffende  Stelle  allein  erforderlichen  Bedingungen 
und  Eigenschaften  des  Bewerbers. 

Schaltet  man  dieses  Moment  der  in  finanziellem  Inter- 
esse möglichst  starken  Ausnutzung  der  Hilfskräfte  aus, 
was  ja  bei  den  in  Frage  kommenden  Staatsbetrieben  nicht 
der  Fall  ist,  so  muß  man  bei  objektiver  Betrachtung  zu 
folgenden  Schlüssen  kommen: 

Der  als  Assistent  oder  Fachlehrer  tätig  gewesene  In- 
genieur oder  kurz  der  Techniker  mit  „akademischer"  Praxis 
arbeitet  in  seinem  Beruf  in'  ähnlicher  Weise  wie  der  Chef 
bezw.  Oberingenieur  eines  Fabrikzweiges.  Da  er  außer- 
dem seinen  Hörern  die  praktischen  Maßnahmen  beim  Be- 
rechnen, Konstruieren  und  im  Laboratorium  wissenschaft- 
lich zu  begründen  hat,  so  wird  er  nicht  nur  über  ein 
gründliches  Wissen,  sondern  auch  über  praktisches  Können 
verfügen  müssen.  Und  die  dazu  nötigen  Erfahrungen  auf 
den  verschiedenen  Gebieten  kann  er  viel  leichter  und  be- 
quemer sammeln  durch  Besichtigung  von  industriellen 
Werken  und  Leitung  wissenschaftlicher  Ausflüge  nach 
den  Industriezentren,  als  der  auf  sein  Werk  allein  an- 
gewiesene Oberingenieur. 

Ein  \v_eiteres  nicht  zu  unterschätzendes  Bildungsmittel 
sind  die  den  Lehrern  reichlich  zur  Verfügung  stehenden 
technischen  Werke  und  staatlichen  Bibliotheken,  deren  Be- 
nutzung für  den  ,, Praktiker  der  Industrie"  oft  mit  großen 
Schwierigkeiten  verbunden  ist.  Es  wird  auch  jedenfalls 
niemand  daran  zweifeln,  daß  man  an  allgemein-technischen 
Erfahrungen  bei  einer  Studienreise  mehr  sammeln  kann, 
als  ein  Ingenieur  bei  mehrjähriger  Beschäftigung  z.  B. 
in  einer  Transformatorenspulenwickelei  oder  beim  Kon- 
struieren von  Kolbendampfmaschinen, 


Heft  42 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


665 


Wie  viel  von  den  mit  Unterricht  betrauten  Ingenieuren 
in  fachlicher  Beziehung  gearbeitet  wird,  erkennt  man  aus 
dem  Umstand,  daß  der  größte  Teil  der  technischen  Unter- 
richtsvverke  und  literarischen  Veröffentliphungen,  aus  denen 
die  „Praktiker"  ebenfalls  ihr  Wissen  ergänzen,  von,  wenn 
auch  bisweilen  nur  nebenamtUch,  Unterricht  erteilenden 
Personen  verfaßt  wird.  Und  das  ist  eigentlich  nichts  Merk- 
würdiges. Denn  es  ist  ein  großer  Unterschied,  ob  man 
sein  Wissen  nur  dazu  braucht,  etwas  selbst  auszuführen, 
oder  ob  man  dasselbe  einem  anderen  übermitteln  soll, 
damit  er  danach  imstande  ist,  selbständig  in  dem  Fach 
tätig  zu  sein.  In  letzterem  Fall  ist  eine  viel  größere  Ver- 
tiefung notwendig.  Welche  gründliche  Beherrschung  des 
betreffenden  Fachs  und  dazu  noch  seiner  Grenzgebiete 
erforderlich  ist,  um  ein  größeres  Werk  zu  schreiben,  das 
wird  mir  jeder  zugeben  müssen,  der  selbst  literarisch  tätig 
gewesen  ist. 

Wie  sehr  auch  bei  den  Ingenieuren  mit  rein  industrieller 
raxis  dieser  allmählich  eintretende  Zustand  der  Einseitig- 
keit sich  fühlbar  macht,  kann  man  aus  den  Bestrebungen 
erkennen,  die  in  Amerika,  dem  Lande  der  angeblich  am 
besten  praktisch  ausgebildeten  Ingenieure,  aufgetaucht  sind 
und  zum  Ziel  haben,  den  in  der  Praxis  stehenden  In- 
genieuren Gelegenheit  zu  geben,  sich  durch  Teilnahme 
an  Hochschulkursen  in  modernem  Sinne  weiter  zu  bilden. 
Auch  in  Deutschland  sind  derartige  Vorschläge  schon  viel- 
fach gemacht  worden,  allerdings  mit  dem  Fehler,  daß  die 
Kurse  nur  kürzere  Zeit,  z.  B.  14  Tage  dauern  sollten,  wobei 
es  jedenfalls  nicht  möglich  sein  dürfte,  aus  einem  Kessel- 
revisionsingenieur einen  Sachverständigen  für  Elektro- 
technik zu  machen. 

Wie  sehr  auch  andere  hervorragende  Männer  der  Tech- 
nik diesen  meinen  Standpunkt  vertreten,  daß  die  langjährige 
industrielle  Praxis  noch  kein  Maß  für  die  praktische 
Brauchbarkeit  eines  Ingenieurs  notwendigerweise  bilden 
dürfte,  möchte  ich  nur  an  zwei  Beispielen  zeigen: 

Professor  Dr.  Niethammer,  langjähriger  Chefingenieur 
der  damaligen  Union-Elektrizitäts-Qesellschaft  in  Berlin, 
ein  Mann,  dem  man  eine  reiche  industrielle  Praxis  nach- 
rühmen kann,  führt  in  seiner  Rede,  die  er  am  19.  Oktober 
1907  bei  der  Uebernahme  des  Rektorats  der  Technischen 
Hochschule  in  Brünn  gehalten  hat,  etwa  folgendes  aus : 

„Nicht  allein  technisches  Wissen  und  Können  sind 
dem  Ingenieur  vonnöten,  wirtschaftliches  Denken,  Vor- 
stellungsvermögen, weiter  Blick  und  Beobachtungsgabe 
sind  ebenso  notwendig.  Das  Hochschulstudium  ist  heute 
unerläßlicher  denn  je  für  den  Ingenieur.  Heute  geht  „Stu- 
dieren über  Probieren",  und  Praxis  und  Theorie  gehen 
immer  mehr  ineinander  auf." 

In  ähnHcher  Weise  urteilt  über  den  Wert  eines  ge- 
diegenen Wissens  auf  Grund  theoretischer  Schulung  der 
ebenfalls  lange  Jahre  in  der  Industrie  tätig  gewesene 
Prof.  Pichelmayer  in  seiner  Antrittsrede  vom  11.  Januar 
1906  an  der  Technischen  Hochschule  in  Wien  in  folgen- 
den Ausführungen: 

„Selten  wird  ein  Mensch  so  geschult  darin,  in  allen 
Vorgängen  den  ursächlichen  Zusammenhang  rasch  auf- 
zufinden, wie  der  Ingenieur  in  der  Praxis.  Diese,  welche 
nichts  anders  als  „Erfahrung"  bedeutet,  ist  der  größte 
und  wertvollste  Besitz  des  Technikers  neben  dem  Können. 
Können  ist  natürlich  das  Erste.  Wissen  und  Theorie  ist 
notwendig,  weil  wir  nur  mit  Theorie  im  Kopfe  wirkliche 
Erfahrung  sammeln  und  die  Natur  zweckmäßig  be- 
fragen können." 

Diese  Ausführungen  mögen  genügen,  um  folgende 
Schlüsse  aus  meinen  bisherigen  Betrachtungen  zu  ziehen: 

„Nicht  die  Betätigung  in  der  industriellen  Praxis  allein 
gewährleistet  eine  vollkommene  Durchbildung  des  Hoch- 


schulabsolventen zu  einem  praktisch  brauchbaren  .  In- 
genieur, Auch  andere  Arten  praktischer  Betätigung  in 
seinem  Fache  geben  ihm  die  Möglichkeit,  sich  weiter  zu 
vervollkommnen  und  praktische  Erfahrungen  zu  sammeln, 
die  ihn  bei  gleichzeitigem  Studium  der  Literatur  und  Ein- 
gehen auf  die  modernen  Errungenschaften  der  Technik 
dazu  befähigen,  bei  einer  Beschäftigung  in  den  in  Frage 
kommenden  Staatsbetrieben  in  demselben,  wenn  nicht 
sogar  erhöhtem  Maße  das  zu  leisten,  was  man  von  einem 
Ingenieur  mit  rein  industrieller  Praxis  zu  verlangen  bisher 
gewohnt  war. 

Damit  komme  ich  nun  ohne  weiteres  zu  folgender  in 
der  Ueberschrift  enthaltenen  Frage: 

„Ist  die  Berücksichtigung  der  privaten  praktischen 
Tätigkeit  bei  der  Bemessung  des  Pensionsdienstalters  der 
in  Staatsbetriebe  übernommenen  Ingenieure  gerechtfertigt?" 

Dieselbe  ist  entschieden  zu  bejahen  und  wäre  aus 
Billigkeitsrücksichten  dahin  zu  erweitern,  daß  man  die 
private  praktische  Tätigkeit,  wenn  nicht  ganz,  so  doch 
wenigstens  teilweise  auch  auf  das  Besoldungsdienst- 
alter in  Anrechnung  bringen  müßte.  Da  nämlich  von 
den  Anwärtern  für  die  betr.  Staatsbetriebe  eine  langjährige 
praktische  Erfahrung  gefordert  wird,  wäre  es  nur  ein  Akt 
der  Gerechtigkeit,  sie  für  die  darauf  verwendete  Zeit  auch 
dementsprechend  zu  entschädigen.  Andernfalls  würden 
diejenigen  Beamten,  welche  nicht  die  Möglichkeit  haben 
konnten,  vorher  in  einem  geeigneten  Staatsbetriebe  die 
erforderlichen  praktischen  Erfahrungen  zu  sammeln,  gegen- 
über denjenigen,  welche  schon  im  Staatsdienst  beschäftigt 
waren,  und  denen  diese  Zeit  wenigstens  auf  das  Pensions- 
dienstalter angerechnet  wird,  benachteiligt  sein.  Es  wäre 
für  sie  dann  bisweilen  gar  nicht  die  Möglichkeit  vor- 
handen, daß  sie  einmal  den  höchsten  Pensionssatz'  er- 
reichen, solange  ihr  Pensionsdienstalter  über  25  Jahren 
liegt.  Es  wäre  daher  nicht  nur  in  moralischer  Hinsicht 
notwendig,  sondern  würde  außerdem  nur  dem  Verhältnis 
von  Leistung  zur  Gegenleistung  entsprechen,  wenn  die 
in  Privatbetrieben  zugebrachte  Zeit,  auf  welche  die  in 
Frage  kommenden  Staatsbetriebe  notwendigerweise  be- 
sonderen Wert  legen  müssen,  auch  entsprechend  bei  der 
Bemessung  des  Pensions-  und  Besoldungsdienstalters  in 
Rechnung  gezogen  würde. 

Es  ergibt  sich  nun  weiter  die  Frage,  wann  diese  Rege- 
lung stattfinden  sollte;  ob  man  schon  beim  Beginn  des 
Dienstverhältnisses  des  Beamten  oder  erst  beim  "Eintritt 
des  Pensionsbezugs  die  Feststellung  der  anzurechnenden 
Privatpraxis  vorzunehmen  hätte.  Im  Interesse  der  Dienst- 
behörde und  des  Beamten  kann  es  nur  erwünscht  sein, 
wenn  die  zu  erwartenden  Bezüge  des  Beamten  schon  bei 
der  Anstellung  in  allen  ihren  Teilen  festgelegt  würden. 
Eine  spätere  Behandlung  der  Angelegenheit,  die  erst  auf 
Grund  von  besonderen  Gesuchen  in  Angriff  genommen 
wird,  kann  leicht  den  Charakter  eines  Gnadenakts  an- 
nehmen, während  der  unter  gleichen  Verhältnissen  ar- 
beitende Beamte,  der  vor  seiner  Uebernahme  in  den  betr. 
Staatsbetrieb  seine  praktischen  Erfahrungen  in  einem  an- 
deren Staatsbetriebe  zu  sammeln  die  Möglichkeit  hatte, 
die  Anrechnung  dieser  Vorbereitungszeit  auf  das  Pensions- 
dienstalter als  etwas  Selbstverständliches  ansieht,  wobei 
er  sich  ja  vollständig  im  Recht  befindet,  da  es  ihm  durch 
die  bestehenden  Gesetze  ohne  weiteres  zuerkannt  wird. 

Fassen  wir  unsere  Betrachtungen  noch  einmal  zu- 
sammen, so  kommen  wir  zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Es  würde  nur  dem  Gefühl  der  Gerechtigkeit  ent- 
sprechen, wenn  man  den  in  die  vorher  charakterisierten 
Staatsbetriebe  aus  der  Privatpraxis  übernommenen  Beamten 
ihre  private  praktische  Tätigkeit  auf  das  Pensionsdienst- 
alter anrechnet  und  dasselbe  vor  der  Anstellung  festlegt. 


666 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


2.  Es  wäre  wünschenswert,  bei  der  Anstellung  eines 
älteren  Beamten  die  in  der  Privatpraxis  zugebrachte  Zeit 
ganz  oder  teilweise  bei  der  Bemessung  des  Besoldungs- 
dienstalters soweit  zu  berücksichtigen,  daß  sich  möglichst 
normale  Anstellungsverhältnisse  ergeben  und  eine  Benach- 
teiligung gegenüber  jüngeren  Kollegen  vermieden  wird. 


3.  Als  private  praktische  Tätigkeit  ist  jede  Art  der 
Beschäftigung  nach  erfolgtem  Studium  zu  betrachten, 
welche  dem  jungen  Ingenieur  die  Möglichkeit  bietet,  seine 
beruflichen  Kenntnisse  zu  erweitern  und  zu  vertiefen; 
jedenfalls  ist  darunter  nicht  allein  die  industrielle  Praxis 
zu  verstehen. 


Betonprobekörper 


Von  Stadtbaumeister  Dipl.-Ing.  DEWITZ  in  Altona  (Elbe). 


Die  preußischen  ministeriellen  Bestimmungen  vom 
24.  Mai  1907  für  die  Berechnung  und  Ausführung  von 
Eisenbetonkonstruktionen  schreiben  in  §  1  Ziffer  2  vor, 
daß  bei  dem  zu  verwendenden  Beton  aus  den  auf  der 
Baustelle  zu  entnehmenden  Baustoffen  in  dem  vor- 
gesehenen Mischungsverhältnis  für  die  Probekörper  in 
iWürfelformen  mit  30  cm  Seitenlänge  nach  28  Tagen  eine 
Druckfestigkeit  mindestens  gleich  dem  6-  bezw.  lOfachen 
der  größten  zugelassenen  Betonbeanspruchung  vorhanden 
sein  muß.  Die  Güte  und  spätere  Festigkeit  derartiger 
Probekörper  sind  abhängig  von  der  Beschaffenheit  der  zur 
Betonherstellung  zu  verwendenden  Baustoffe  (Zement,  Kies 
evtl.  Steinzuschlag),  ferner  von  dem  Mischungsverhältnis, 
von  der  Temperatur  und  Luftfeuchtigkeit,  nicht  zum  min- 
desten auch  von  der  Menge  des  Wasserzusatzes  und  der 
Art  und  Weise  der  Einstampfung  in  die  Würfelformen. 

Bei  Voraussetzung  guter  Beschaffenheit  der  Baustoffe 
gibt  das  Mischungsverhältnis  die  Richtschnur  für  die 
Festigkeit  des  Betons.  Die  Jahreszeit  hat  wohl  auf  die 
Bauteile  Einfluß,  kommt  aber  bei  den  Probekörpern  weniger 
in  Betracht,  weil  diese  durch  sorgfältige  Aufbewahrung 
und  Pflege  vor  Sonnenhitze  oder  vor  Kälte  und  schnell 
austrocknenden  Winden  geschützt  werden. 

Von  großer  Bedeutung  ist  der  Wasserzusatz  zum 
Beton,  nicht  nur  für  die  Bauteile  selbst,  sondern  auch  be- 
sonders für  die  Herstellung  von  Probekörpern.  Während 
der  Beton  für  Bauteile  in  Holzverschalung  je  nach  der 
Jahreszeit  mehr  oder  weniger  Wasserzusatz  erhält, 
empfiehlt  es  sich  für  die  Herstellung  von  Probekörpern, 
stets  nur  knapp  erdfeuchten  Beton  zu  verwenden.  Beim 
iWasserzusatz  ist  sehr  vorsichtig  zu  verfahren,  weil  leicht 
zu  viel  hinzugetan  wird.  Zahlenmäßige  Angaben  über  die 
Höhe  des  Wasserzusatzes  sind  schwierig  zu  machen  und 
können  in  der  Praxis  bei  auf  der  Baustelle  herzustellenden 
Probekörpern  kaum  Verwendung  finden;  denn  Bindemittel 
und  Korngröße  des  Zusatzmaterials  beim  Kiesbeton  sind 
in  bezug  auf  Wasseraufnahmefähigkeit  sehr  verschieden. 
Am  besten  gelangt  man  zu  der  LJeberzcugung  von  ge- 
nügendem Wasserzusatz,  wenn  der  Beton  beim  Einstampfen 
in  die  Eisenformen  plastisch  wird  und  an  der  Oberfläche 


eine  geringe  Absonderung  von  Zementwasser  erschemt, 
d.  h.  wenn  der  Beton  anfängt  zu  schwitzen.  Falls  in  ver- 
einzelten Fällen  eine  Absonderung  unterbleibt,  so  ist  dies 
eine  Folge  besonderer  Beschaffenheit  des  Zusatzmaterials 
(Kies,  Sand).  Bei  dem  für  Eisenbetonbauten  allgemein 
zur  Verwendung  kommenden  Beton  kann  beim  Stampfen 
ein  Schwitzen  der  Oberfläche  stets  beobachtet  werden. 
Wird  der  Wasserzusatz  für  Probekörper  zu  groß  bemessen, 
so  kann  wegen  der  eisernen  Umhüllung  ein  Abfluß  des 
überschüssigen  Wassers  nur  sehr  langsam  erfolgen.  Dies 
hat  zur  Folge,  daß  im  Beton  Poren  entstehen,  wodurch 
die  Druckfestigkeit  bedeutend  vermindert  wird. 

Zum  Schluß  soll  noch  die  Art  und  Weise  der  Ein- 
stampfung in  die  Würfelform  erwähnt  werden.  Zahlreiche 
Versuche,  besonders  ,in  bezug  auf  die  Kraftanstrengung 
bei  der  Einstampfung,  haben  recht  verschiedene  Resultate 
ergeben.  Erfolgt  neben  der  Berücksichtigung  der  oben 
erwähnten  Beschaffenheit  des  Betons  für  Probekörper  die 
Einstampfung  in  die  Eisenformen  noch  mit  besonderer 
Kraftanstrengung,  d.  h.  entgegengesetzt  der  Gewohnheit 
des  Einstampfens  von  Beton  für  Bauteile,  so  ergeben 
sich  bei  der  späteren  Prüfung  große  Festigkeiten,  die  zu 
dem  Mischungsverhältnis  und  zu  der  Festigkeit  des  Betons 
im  Bauteile  in  keinem  Verhältnis  stehen. 

Bei  der  Herstellung  von  Probekörpern,  welche  als 
Nachweis  für  die  Festigkeiten  von  Bauteilen  dienen  sollen, 
sind  daher  folgende  Regeln  zu  beachten: 

a)  Bereitung  des  Betons  ifi  derselben  Weise  wie  für 
die  betreffenden  Bauteile,  deren  Festigkeiten  nach- 
gewiesen werden  sollen,  nur  mit  wesentlich  ge- 
ringerem Wasserzusatz; 

b)  Einstampfen  mit  derselben  mehr  oder  weniger  ge- 
ringen Kraftanstrengung  wie  bei  Bauteilen  und  in 
etwa  vier  Schichten ; 

c)  Aufrauhen  einer  jeden  Schicht,  gleichzeitig  Los- 
trennung des  Betons  von  den  Wandungen; 

d)  Dauer  des  Stampfens  für  jede  Schicht  etwa  drei 
Minuten ; 

c)  Saubere  Abgleichung  der  Oberfläche,  evtl.  mit  reincin 
Zement. 


WIRTSCHAFT  UND  LEBEN 


Kifclienbaiiineistcreien 

Ich  habe  kürzlich  an  dieser  Stelle  bei  Besprechung 
der  Schrift  von  Hinz  jener  Einrichtungen  gedacht,  die 
Hinz  als  „Bauschöffenämter"  in  Hannover  gefunden  hat; 


und  bin  mit  Hinz  für  die  allgemeine  Einführung  dieser 
Aemter  im  ganzen  Reich  eingetreten.*) 

Kaum  daß  ich  von  diesen  Bestrebungen  Kenntnis  er- 
halten hatte,  kam  mir  von  anderer  Seite  und  von  ganz 

*)  Zu  dem  Thema  teilt  uns  Herr  Dr.-ing.  Klopfer  in  einer 
Zuschrift  mit,  daß  der  Bund  Hcimatscliutz  für  das  Oronherzosjtum 
Sachsen  eine  Bcratiinjisstcllc  im  Sinne  der  Hint/cschen  Aus- 
führungen gegründet  hat.     In  der  Beratungsstelle  werden  die 


'       Heft  42- 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


667 


.  anderer  Richtung  her  die  Mitteihing,  daß  man  eine  andere 
Art  „Bauamt*'  im  Dienst  und  Sinn  der  kirchlichen  Bau- 
kunst einrichten  wolle.     Es  handelt  sich  da  um  nichts 

'  anderes,  als  um  die  Schaffung  sogenannter  Kirchen- 
baumeistereien,  also  um  Bauämter  für  den  Bau 
von  Kirchen,  Gemeinde-,  Pfarrhäusern,  Krematorien,  Fried- 
hofsanlagen und  sonstige  Anstalten,  die  mit  den  kirchlichen 
Einrichtungen  oder  mit  den  Werken  christlicher  Liebe  auf 
dem  Gebiet  der  inneren  Mission  (Fürsorgeanstalten,  Magda- 

'  lenenhäuser,  Erziehungsinstitute  usw.)  zusammenhängen. 
Das  entscheidende  aber  bei  diesem  Vv^unsch  ist  nun,  daß 
diese  Kirchenbaumeistereien  nicht  eine  neue  staatliche  In- 
stitution sein  sollen,  sondern  daß  sie  —  der  Vorschlag 
kommt  von  protestantischer  Seite  —  den  S  y  n  o  d  e  n  unter- 
stellt werden  sollen.  Die  Synoden  sind  Selbstverwaltungs- 
körper der  Landeskirche.    Die  Provinzialsynode  geht  aus 

*  der  Kreissynode  hervor  und  wählt  ihrerseits  die  Vertreter 
zur  Generalsynode.  Die  Provinzialsynode  verfügt  über 
eigene  Mittel  und  kann  mit  diesen  Mitteln  unabhängige 
Kirchenbaumeistereien  errichten. 

Die  entscheidende  Darlegung  darüber  gab  vor  einiger 
Zeit,  nach  Vorverhandlungen  in  Königsberg  i.  Pr.  und  in 

,  den  Bezirksvereinen,  Pfarrer  K  a  1  k  o  f  f  auf  der  Tagung 
der  vereinigten  preußischen   Pfarrervereine  zu  Eisenach. 

I  Im  Anschluß  daran  hat  er  in  der  ,, Kirche",  (Zentralorgan 
für  Bau,  Einrichtung  und  Ausstattung  von  Kirchen,  Ok- 
toberheft 1911)  noch  einmal  ausführlich  über  den  Gegen- 
-tand  geschrieben.  ,, Selten,"  sagt  er,  ,,ist  die  Einmütig- 
keit in  den  Pfarrvereinen  so  vollkommen  gewesen,  als  in 
der  Förderung  kirchlicher  Bauämter,  und  überraschend 
-hncll  haben  die  kirchlichen  Behörden  für  jene  Forderung 
Lfständnis  gezeigt." 

In  baukünstlerischem  Sinn  ist  für  die  jetzige  Praxis 
\  on  Bedeutung,  daß  einzelne  Architekten,  die  sich  zu  Wett- 
bewerben bei  kirchlichen  Bauwerken  berufen  fühlen,  aus 
diesen  einzelnen  Arbeiten  doch  keinen  Lebensberuf  machen 
können;  sie  sind  daher  darauf  angewiesen,  Kirchen  neben 
ailcrhand  anderen  Bauwerken  her  zu  bauen  und  in  ihrer 
(  csamipraxis  sich  für  jeden  ,, vorkommenden  Bedarf"  be- 
reit zu  halten.  Wollte  man  nun  die  Privatpraxis  einfach 
durch  ein  Staatsamt  ^^rsetzen,  so  würde  da  die  noch  größere 
Gefahr  einer  schabloiienhaften  Bauweise  entstehen,  wie 
sie  uns  auf  dem  Gebiet  der  Bahnhofsbauten  so  viel  Jammer- 
volles gebracht  hat.  Würde  man  den  „Kirchenbaumeister" 
ferner  in  seinen  Einnahmen  nicht  so  gut  stellen,  daß  er 
auf  Nebenerwerb  Verzicht  leisten  könnte,  so  würde  seine 
Selbständigkeit  ihn  der  Versuchung  aussetzen,  an  so  und 
so  viel  anderen  Konkurrenzen  sich  zu  beteiligen. 

Also  handelt  es  sich  um  efii  möglichst  reichlich  aus- 

'  zustattendes  neues  Amt,  das  sich  in  jähre-  und  jahrzehnte- 
langer Arbeit  ganz  in  die  größeren  Traditionen  und  in  die 
örtlichen  Beziehungen  einleben  kann.  Diese  Ausübung 
käme  dann  vor  allem  dem  flachen  Lande  zu  Gute.  Nun 

.  brauchen  die  kleineren  ländlichen  „Objekte"  nicht  mehr 
als  Aufgaben  angesehen  zu  werden,  die  man  nur  gerade 

1^  /licht  von  der  Hand  weisen  kann,  sondern  sie  rücken  recht 
eigentlich  in  den  Mittelpunkt  heimatlicher  Baupflege;  und 
das  ist  umso  wichtiger,  als  der  Landpfarrer  heute  nicht 
mehr  wie  in  früherer  Zeit  der  lebendige  Mittelpunkt  seines 
Dorfes  ist,  sondern  ein  importierter  Städter,  der  sich  und 

'  seiner  Familie  den  Bauern  immer  erst  die  Befriedigung  einer 
höheren  Wohnungskultur  abringen  muß,  und  dadurch  leicht 

,  in  den  Verdacht  des  Wohllebens  und  persönlichen  Eigen- 
nutzes gelangt.    Sobald  aber  diese  Kirchen  und  Pfarr- 

,   hausbauten  nicht  mehr  seines  Amtes  sind,  sondern  der 

eingehenden  Fragen  von  einzelnen  Mitgliedern  der  Beratungs- 
stelle der  Natur  der  Sache  nach  erledigt,  so  daß  für  die  Ge- 
biete des  Baues,  der  Malerei  und  Landschaft  verschiedene  Kräfte 
zur  Beratung  gewonnen  worden  sind.  Aus  dem  Programm 
der  Arbeitsstelle  erfälirt  man,  daß  sich  die  Beratungsstelle  die 
Erhaltung  vergangener  Kulturarbeit  und  die  Beaufsichtigung  des 
Neuerstehenden,  um  seine  Beeinflussung  im  Sinne  des  Heimat- 
schutzes durchzuführen,  zur  Aufgabe  gemacht  hat.  Diese  Be- 
/  ratungsstelle  bildet  demnach  ein  Glied  in  der  Entwicklung  zu 
einer  Umwandlung  der  Verhältnisse,  die  auch  Hintze  mit  seinen 
Vorschlägen  herbeiführen  will. 


Kirchenbaumeisterei  unterstehen,  werden  sie  eben  ohne 
Haß  (vielleicht  ja  auch  mit  wenig  Liebe  von  Seiten  der 
Bevölkerung),  aber  jedenfalls  unter  größerer  Schonung- 
ländlicher  Empfindlichkeit  ,, amtlich  ausgeführt"  und  für 
den  Pfarrer  und  sein  Verhältnis  zur  Gemeinde  verschwin- 
den so  viel  Reibungsflächen,  die  der  eige'ntlichen  seel- 
sorgerlichen Arbeit  Hemmung  bereitet  haben. 

Es  wären  das  Vorteile,  die  der  Person  und  der  Sache 
zugleich  zugute  kommen  können.  In  diesem  Blatte  wäre 
aber  auch  hervorzuheben,  daß  eine  neue  soziale  Existenz- 
möglichkeit für  zahlreiche  Architekten  gegeben  würde,  die 
jetzt  im  freien  Berufsstand  miteinander  konkurrieren 
müssen.  Denn  man  kann  sich  eine  solche  Kirchenbau- 
lueisterei,  die  womöglich  den  ganzen  Bedarf  einer  Provinz 
decken  soll,  gewiß  nicht  als  auf  einer  Person  beruhend 
vorstellen,  sondern  wird  annehmen  müssen,  daß  min- 
destens mehrere  Architekten  in  ihr  zusammen  wirken 
würden. 

G  r  o  ß  ■■  L  i  eil  t  e  r  f  e  1  d  e.  D  r.  S  c  h  e  f  f  e  r. 

Die  vorstehenden  Ausführungen  zeigen  deutlich,  daß  die 
Architekturpraxis  durch  Organisation  neue  Formen  erleben 
kann.  Die  Umwandlung  großer  Baugeschäfte  in  Aktien- 
Gesellschaften,  die  Zusammenlegung  von  Baubetrieben  zu 
größeren  Gesellschaften  ist  ein  durchaus  typischer  Zug 
unserer  Zeit,  der  vielleicht  zu  wenig  beachtet  wird.  Man 
organisiert  und  organisiert,  um  wiederum  die  Stelle  eines 
individuellen  Betriebes  durch  einen  größeren,  aber  viel- 
leicht wirtschaftlicheren  Organismus  zu  ersetzen.  Wir 
wollen  bei  dieser  Gelegenheit  einer  anderen  Gründung  ge- 
denken, in  Berlin  hat  sich  eine  Zentrale  Berliner  Honorar- 
Architek-ten  gegründet,  die  uns  allerdings  zunächst  nur 
durch  ihre  Anzeigen  bekannt  ist.  Diesen  Veröffentlichun- 
gen ist  aber  zweifellos  zu  entnehmen,  daß  sich  eine  An- 
zahl Architekten  organisierte,  um  durch  eine  Organisation 
die  Aufträge  besser  hereinbringen  zu  können,  als  es  ein- 
zelnen Mitgliedern  möglich  ist.  Wir  kommen  auf  diese 
Gründung,  die  wir  gleichfalls  für  einen  Beweis  der 
Konzentrationsmöglichkeit  im  Baubetriebe  ansehen,  noch 
zurück. 

Mehr  im  Sinne  der  Schefferschen  Vorschläge  liegen 
die  Pläne,  die  hier  und  dort  für  Genossenschaften  erörtert 
worden  sind.  Es  wäre  uns  durchaus  einleuchtend,  wenn 
die  Deutschen  Baugenossenschaften  sich  eine  gemeinsame 
Stelle  schaffen  könnten,  von  der  aus  die  einzelnen  Ge- 
nossenschaften bedient  werden.  Nicht  jede  Genossen- 
schaft wird  heute  so  geleitet,  daß  man  die  Mittel  für 
einen  tüchtigen  leitenden  Architekten  für  notwendig  hält. 
Durch  die  gemeinsame  Organisation  einer  Beratungsstelle 
oder  durch  Unterhaltung  eines  gemeinsamen  Baubureaus 
könnten  manche  Fehler  vermieden  werden  und  man  könnte 
sich  vorhandene  Erfahrungen  zunutze  machen,  die  man 
heute  vielfach  erst  auf  dem  kostspieligeren  Wege  des 
eigenen  Versuchs  erlangt.  Nicht  allein  für  die  Bau- 
genossenschaften käme  eine  solche  Bauberatungsstelle  in 
Frage,  sondern  auch  die  Produktivgenossenschaften,  Kon- 
sum-Bäckereien und  Konsum-Fleischereien  und  andere  Be- 
triebe könnten  durch  eine  gemeinsame  Organisation  be- 
dient werden. 

Man  mag  diese  Vorschläge  als  verfrüht  bezeichnen, 
aber  wir  zweifeln  nicht,  daß  sie  in  der  Richtung  unserer 
Entwicklung  liegen. 


H  ::  ::    STANDESBEWEGUNG    II  ::  It 


Und  wieder  der  Bund ! 

Wir  kömien  es  nicht  recht  einsehen, 
da  ihm  das  große  Ziel,  nändich  die  Durch- 
ringung des  Gewerkschafts-Gedankens  in 
der  Angestellten  -  Bewegung  gegenüber 
seinem  oft  recht  kleinlichen  und  kurzsich- 
tigen Verbands-Egoismus  wenig  gilt. 

Dieser  Satz  rührt  nicht  von  uns  her,  sondern  das 
Bundesorgan  druckt  ihn  gegenüber  dem  Korrespondenzblatt 


1 

I, 


668 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  42 


der  Generalkommission  der  Gewerkschaften  in  seiner 
letzten  Nummer  ab.  Das  Korrespondenzblatt  wird  sich 
freuen  über  diesen  Satz,  denn  es  kennt  den  „kleinlichen 
und  kurzsichtigen  Verbands-Egoismus  des  Bundes",  den 
dieser  uns  und  anderen  Organisationen  gegenüber  an  den 
Tag  zu  legen' pflegt.  Das,  was  der  Bund  dem  Korrespon- 
denzblatte nachsagt,  hätte  er  richtiger  nicht  für  sich  nieder- 
schreiben können.  Unter  der  Ueberschrift  „Angenehrne 
Gegner"  wiederholt  der  Bund  seine  Angriffe  wegen  un- 
serer Angaben  dem  Kaiserlich  Statistischen  Amt  gegenüber, 
diesmal  soweit  sie  unsere  Verbandskasse  betreffen.  Kurz 
wollen  wir  feststellen,  daß  das  uns  übersandte  Formular 
des  Kaiserlich  Statistischen  Amtes  sich  nicht  deckt  mit 
dem,  was  der  Bund  aus  dem  Statistischen  Jahrbuch  wieder- 
gibt. Der  uns  übersandte  Fragebogen  sieht  mit  unserer 
Ausfüllung  und  der  des  Bundes  folgendermaßen  aus: 


Kassenbestand  am  31.  Dezember  1910 

a.  in  der  Verbandskasse 

1    b.  in  den 
obligatorischen 
Unterstützungs- 
1  ^  Rassen 

j  überhaupt 

davon  in  der 
Haupt  kasse 

D.  T.-V.    .  . 
B.  t  -i.  B.  .  . 

457  498,60 
259  269,— 

203,17 

457  295,43 

,Wir  übergehen  die  Bemerkungen  und  Unterschiebun- 
gen, die  uns  der  Bund  auch  bei  dieser  Gelegenheit  w  ieder 
macht  und  stellen  fest,  daß  die  Rubriken  von  niemand 
anders  aufgefaßt  werden  können,  als  wir  sie  und  so  und 
so  viel  andere  Verbände  auch  aufgefaßt  haben. 

Wir  möchten  jedoch  die  Blicke  unserer  Leser  auf 
eine  andere  Tatsache  lenken.  Der  Bund  gibt  für  seine 
Verbandskasse  einen  Bestand  an,  für  die  obligatorischen 
Unterstützungskassen  ist  aber  nichts  vorhanden.  Daß  in 
den  Kassen  gar  nichts  enthalten  ist,  ist  ein  bedenklicherer 
Zustand,  als  der  Bund  bei  uns  zu  unserem  Nachteile 
feststellen  zu  müssen  glaubte,  als  wir  nämlich  nur  203, —  M 
am  Jahresschluß  in  unserer  Kasse  zu  liegen  hatten.  Die 
Lücke,  die  der  Bund  im  Statistischen  Jahrbuch  in  der  Rubrik 
,, Obligatorische  Unterstützungskassen"  gelassen  hat,  ent- 
spricht durchaus  den  Behauptungen,  die  wir  am  Anfang 
unserer  gegenwärtigen  Polemik  aufstellten.  Wir  legten 
dort  dem  Bunde  die  Frage  voi-,  wie  er  die  beiden  Behaup- 
tungen auszubalanzieren  gedächte,  daß  nämlich  seine 
Sterbekasse  die  satzungsmäßigen  Ansprüche  erfüllen  könne, 
daß  aber  auch  gleichzeitig  das  Bundesvermögen,  das 
satzungsgemäß  auf  einen  Punkt  geworfen  werden  muß, 
so  leistungsfähig  bleibt,  wie  es  die  Aktionen  des  Bundes 
erheischen.  Uns  gegenüber  faselt  der  Bund,  daß  es  journa- 
listische Anstandspflicht  sei,  die  Ausführungen  des  Geg- 
ners, wenn  auch  nur  auszugsweise,  wiederzugeben.  Wir 
glauben,  in  dieser  Beziehung  nicht  gefehlt  zu  haben,  wohl 
aber  hat  der  Bund  die  an  ihn  gerichtete  Frage,  die  wir 
hier  nochmals  wiederholen,  seinen  Lesern  verschwiegen 
und  uns  nicht  beantwortet.  Wir  formulieren  deshalb  die 
Frage  genauer  und  hoffen,  daß  sie  uns  der  Bund  beant- 
wortet, obwohl  er  in  seinem  Schlußsatze  ankündigt,  die 
Debatte  nicht  mehr  fortsetzen  zu  wollen.  ,,Wie  gedenkt 
der  B.  t.-i.  B.  seine  Versprechungen,  die  die  Einrichtimg 
seiner  Sterbekasse  z.  B.  macht,  zu  erfüllen,  wenn  er  gleich- 
zeitig ankündigt,  daß  alle  Mittel  gegebenenfalls  auf  einen 
Punkt  zu  werfen  sind?" 

Wir  für  unseren  Teil  können  hiermit  die  Debatte 
schließen  und  wir  zweifeln  nicht,  daß  Gerechtdenkende  aus 
der  unerquicklichen  Auseinandersetzung  den  Eindruck  ge- 
winnen müssen,  daß  die  Schimpfereien  und  Schmähungen 
des  Bundes  nur  dem  einseitigsten  Bundesegoismus  ent- 
sprungen sind. 


Eine  Provokation 

Die  am  8.  Oktober  er.  zusammengetretene  Delegierten- 
Sitzung  des  Sozialen  Ausschusses  hat  einen  unerwarteten 
Abschluß  gefunden.  Obwohl  eine  Reihe  wichtigster  so- 
zialer Fragen  auf  dem  Programm  stand,  sah  sich  die  Leitung 
des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  bemüßigi, 
ebenso  überflüssige  wie  unmotivierte  Satzungsänderungen, 
welche  eine  folgenschwere  Verschiebung  des  Stimmen- 
verhältnisses innerhalb  des  Ausschusses  nach  sich  ziehen 
mußten,  zu  beantragen.  Nicht  genug  damit,  benutzten  die 
Vertreter  des  Bundes,  denen  Herr  Weiß  vom  Verband 
Deutscher  Kunstgewerbezeichner  sekundierte,  die  Gelegen- 
heit, die  alten  agitatorischen  Phrasen  von  der  ,, Parität" 
gegen  die  beiden  großen  Verbände,  Werkmeister- Verband 
und  Techniker- Verband,  zu  richten.  Herr  Weiß  ging 
dabei  soweit,  ihnen  die  Fähigkeit,  das  Programm  des 
Sozialen  Ausschusses  wirksam  zu  vertreten,  überhaupt  ab- 
zusprechen. Als  von  unserer  Seite  der  Versuch,  die  Ver- 
bände gewissermaßen  in  solche  erster  und  zweiter  Klasse 
einzuteilen,  aufs  schärfste  zurückgewiesen  wurde,  erlaubte 
sich  Herr  Granzin  vom  Bund  einen  Zwischenruf,  der  diese 
Klassifikation  in  schwer  beleidigender  Form  unterstrich. 
Der  Forderung  des  Vorsitzenden,  zu  revozieren,  kam  Herr 
Granzin  nicht  nach.  Werkmeister-  und  Techniker-Verband 
konnten  das  verzweifelte  Bemühen  des  Herrn  Lüdemann, 
die  gefallenen  Worte  harmlos  umzudeuten,  in  keiner  Weise 
als  eine  Rehabilitation  ihrer  Verbände  ansehen,  vielmehr 
erklärten  sie,  unter  diesen  Umständen  und  mit  derartigen 
Vertretern  nicht  weiter  verhandeln  zu  können,  worauf  die 
Sitzung  abgebrochen  wurde. 

Wir  werden  in  allernächster  Zeit  Gelegenheit  haben, 
unsere  Mitglieder  von  den  weiteren  Konsequenzen  dieser 
Vorfälle  zu  unterrichten.  Zweifellos  können  diese  nur 
in  der  Richtung  verlaufen,  daß  die  beiden  großen  Ver- 
bände, die  schon  öfters  Gelegenheit  zu  gemeinsamer  Arbeit 
hatten,  in  Zukunft  eine  noch  engere  organisatorische  Füh- 
lung miteinander  suchen  werden.  Wir  können  heute 
schon  mit  Genugtuung  konstatieren,  daß  andere  Verbände 
sich  einer  eventuellen  Neuordnung  gerne  anschließen 
werden.  Daß  es  für  den  Techniker-  und  Werkmeister- 
Verband  Ehrensache  ist,  die  fortschrittliche  Angestellten- 
Politik  weiterzuführen,  ist  selbstverständlich.  Wir  erhoffen 
die  Möglichkeit,  ruhig  und  ungestört  von  hemmenden  Ein- 
wirkungen unsere  Verbandspolitik  praktisch  betätigen  zu 
können.  Die  Bundesleitung  aber  hat  es  sich  selbst  zu- 
zuschreiben, wenn  sie  mehr  und  mehr  der  Isolierung  — 
die  sie  gewiß  selbst  nicht  als  ,, splendid  isolation"  emp- 
finden wird  —  anheimfällt. 


ERFINDERSCHUTZ  UND  PATENTRECHT 


Patenterschleichuiig 

(N'aclidruck  verboten.) 

In  einem  interessanten  Urteil  hat  sich  das  Reichs- 
gericht dahin  ausgesprochen,  daß  ein  Patent,  wenn  es 
auch  ordnungsgemäß  erworben  ist,  doch  keine  Rechte 
schafft,  falls  es  nachgewiesencrmaßcii  erschlichen  ist. 

In  dem  konkreten  Falle  hatte  der  Inhaber  des  — 
erschlichenen  —  Patents  gegen  eine  andere  Firma,  welche 
in  ihrer  Fabrik  genau  dasselbe  Verfahren  ausübte,  eine 
Klage  auf  Unterlassung",  Rechnungslegimg  und  Schadens- 
ersatz angestrengt.  Die  beklagte  Firma  wandte  ein,  das 
Patent  sei  erschlichen  und  drang  damit  auch  durch. 

Der  Kläger  wußte,  so  war  schon  in  den  Vorinstanzen 
festgestellt  worden,  daß  das  ihm  geschützte  Verfahren 
seit  langer  Zeit  in  den  Konkurrenzanstalten  offenkundig 
ausgeübt  werde.  Er  war  sonach,  da  er  sich  das  Patent 
auf  betrügerische  Weise  verschafft  hatte,  \crpflichtet,  sich 
seiner  Ausübung  zu  enthalten,  wie  ja  auch  nach  der  Recht- 
sprechung des  Reichsgerichts  derjenige,  welcher  betrüge- 
risch ein  rechtskräftiges  Urteil  erzielt,  verpflichtet  ist,  sich 
der  Ausübung  der  ihm  nach  dem  Urteil  zustehenden  Rechte 


Heft  42 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNÜ  1911 


zu  enthalten.  In  beiden  Fällen  ist  durch  den  Fristablauf 
lediglich  die  Möglichkeit  erloschen,  daß  das  erworbene 
Recht  als  Scheinrecht  erklärt  wird.  In  beiden  Fällen  muß 
auch  daran  festgehalten  werden,  daß  der  Rechtserwerb 
selbst  in  sittenwidriger  Weise  herbeigeführt  worden  ist; 
was  im  besonderen  den  Patenterwerb  betrifft,  muß  die 
Behörde,  die  das  Patent  verleiht,  durch  absichtliche  Irre- 
führung dazu  bestimmt  sein.  Im  vorliegenden  Falle  ist 
das  erwiesen.  Da  dem  Kläger  die  offenkundige  Vor- 
benutzung des  Gedankens  bekannt  war,  hat  er  sich  einer 
positiven  Irreführung  des  Patentamtes,  einer  Vorspiege- 
lung falscher  Tatsachen  schuldig  gemacht,  und  sonach  ist 
der  von  der  beklagten  Firma  gemachte  Einwand,  das 
Patent  sei  erschlichen,  durchaus  gerechtfertigt.  rd. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  :i 


Die  Volksversicliening 

Als  „große  Lebensversicherung"  bezeichnet  man  die 
von  uns  in  einem  früheren  Aufsatz  dargestellten  Formen 
der  Kapitalversicherung,  bei  denen  es  sich  um  beträchtliche 
Versicherungssummen  und  daher  auch  erhebliche  Prämien- 
leistungen der  Versicherten  handelt.  Für  große  Kreise 
der  Bevölkerung  sind  derartige  Beiträge  unerschwinglich, 
zumal  die  Prämie  gewöhnlich  für  das  ganze  Jahr  in  einem 
Betrag  zur  Erhebung  gelangt.  Die  private  Lebensversiche- 
rung wäre  infolgedessen  für  breite  Schichten  der  Bevölke- 
rung bedeutungslos,  wenn  es  ihr  nicht  gelungen 
wäre,  eine  Form  zu  finden,  die  auf  die  Bedürfnisse  und 
die  finanzielle  Leistungsfähigkeit  der  unteren  Volkskreise 
Rücksicht  nimmt.  Dies  tut  die  Volksversicherung.  Ihre 
Eigenart  besteht  darin,  daß  sie  nur  verhältnismäßig  geringe 
Versicherungssummen  kennt,  bei  ihr  die  Beiträge  in  kurzen 
Fristen,  wöchentlich  oder  monatlich,  zur  Erhebung  ge- 
langen, die  Sammlung  der  Beiträge  durch  Klebemarken 
geschieht  und  endlich  die  ärztliche  Untersuchung  durchweg 
in  Fortfall  kommt.  Die  Heimat  der  Volksversicherung 
ist  England.  Hier  führte  diesen  Lebensversicherungszweig 
um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  die  Versicherungsgesell- 
schaft „Prudential"  ein,  doch  erlangte  er  erst  vom 
Jahre  1864  an  allgemeinere  Verbreitung.  In  den  Vereinig- 
ten Staaten  von  Amerika  nahm  die  amerikanische  Gesell- 
schaft ,,P  r  u  d  e  n  t  i  a  1"  in  Verbindung  mit  zwei  anderen 
Unternehmungen  etwas  später  die  Volksversicherung  auf. 
Nach  Deutschland  gelangte  sie  auf  dem  Umwege  über 
Oesterreich.  Im  Jahre  1875  wurde  nämlich  die  öster- 
reichische Gesellschaft  „P  a  t  r  i  a",  die  die  Volksversiche- 
rung betrieb,  in  Preußen  zugelassen.  Ihr  preußischer 
Versicherungsbestand  ging  im  Jahre  1882  auf  die  Ge- 
sellschaft „Friedrich  Wilhelm"  in  Berlin  über,  die 
noch  heute  in  der  Volksversicherung  eine  bedeutende 
Rolle  spielt.  Jetzt  sind  in  der  Volksversichcrung  in 
Deutschland  vierzehn  Anstalten  tätig.  Bei  der  größten 
derselben,  der  ,,Viktoria"  zu  Berlin,  waren  Ende 
1910  Volksversicherungen  im  Betrage  von  mehr  als 
750  Millionen  in  Kraft.  Diese  Ziffer  zeigt,  in  wie  hohem 
Maße  es  diese  Versicherungsform  verstanden  hat,  im  Volk 
Eingang  zu  finden.  Sie  beweist,  daß  ein  Bedürfnis  für  diese 
Art  der  Fürsorge  besteht,  und  legt  zugleich  glänzendes 
Zeugnis  für  die  Werbearbeit  der  privaten  Versicherungs- 
gesellschaften ab.  Allerdings  wird  man  zugeben  müssen, 
daß  diese  Tätigkeit  der  Privatversicherung  insofern  durch 
die  staathche  Arbeiterversicherung  unterstützt  wurde,  als 
diese  in  den  unteren  Klassen  der  Bevölkerung  den  bis 
dahin  wenig  entwickelten  Sinn  für  Versicherung  und 
Fürsorge  weckte  und  dadurch  der  privaten  Tätigkeit  den 
Weg  ebnete. 

Dem  unleugbar  großen  Nutzen,  den  die  Volksversiche- 
rung in  ihrer  gegenwärtigen  Organisation  leistet,  stehen 
leider  mancherlei  Mängel  gegenüber.  Vor  allem  sind  die 
Anwerbe-  und  Verwaltungskosten  sehr  hoch,  wodurch  die 
Versicherung  verteuert  wird.  Zweitens  zeigt  die  Statistik, 
daß  ein  erheblicher  Prozentsatz  der  abgeschlossenen  Volks- 


versicherungsverträge aus  irgendwelchen  Gründen  nach 
kurzem  Bestände  verfällt.  Es  sind  mancherlei  Vorschläge 
gemacht  worden,  die<\e  Mängel  zu  beseitigen.  Leider  ist 
dies  in  vollem  Maße  bisher  nicht  gelungen.  Der  Versuch 
z.  B.  die  Postämter  oder  eine  staatliche  Versicherungsanstalt 
zu  Inkassostellen  für  die  Prämien  der  Volksversicherung 
zu  machen,  wie  er  in  England  und  Australien  unternommen 
worden  ist,  hat  sich  nicht  bewährt.  Die  Zahl  der  bei  den 
Postämtern  oder  der  staatlichen  Anstalt  abgeschlossenen 
Volksversicherungsverträge  hielt  sich  in  den  engsten 
Grenzen.  Es  zeigte  sich  mit  aller  Deutlichkeit,  daß  die 
Volksversicherung  weitere  Verbreitung  nur  finden  kann, 
wenn  sie  den  unteren  Klassen  der  Bevölkerung  durch 
persönliche  Beeinflussung,  Vorstellung  und  Bearbeitung 
nahegebracht  wird.  Freiwillig  die  Last  dieser  Versicherung 
auf  sich  zu  nehmen,  dazu  sind  nur  recht  wenige  Individuen 
geneigt.  Diese  persönliche  Fühlungnahme  zwischen  den 
Werbebeamten  der  Gesellschaften  und  den  Versicherungs- 
kandidaten erweist  sich  aber  nicht  nur  für  den  Abschluß 
der  Volksversicherungsverträge  notwendig,  sondern  auch 
für  die  Aufrechterhaltung  derselben.  Nur  wenn  die  Bei- 
träge des  Versicherten  in  seiner  Wohnung  durch  Beamte  der 
Gesellschaften  abgeholt  wurden,  wobei  oft  ein  mehrmaliges 
Aufsuchen  des  Versicherten  nicht  gescheut  werden  durfte, 
konnte  damit  gerechnet  werden,  daß  die  Prämien  der 
Versicherten  rechtzeitig  und  regelmäßig  entrichtet  wurden. 
Dem  vielbeklagten  vorzeitigen  Verfall  der  Volksversichc- 
rungspolicen  hat  man  sich  bemüht,  dadurch  entgegen- 
zutreten, daß  man  bei  Aufhören  der  Beitragsleistungen 
des  Versicherten  seine  Police  in  eine  prämienfreie  um- 
wandelte, die  dann^  auf  einen  geringeren  Versicherungs- 
betrag lautete.  Dies  ist  natürlich  nur  möglich,  wenn  die 
Versicherung  eine  bestimmte  Zeit  bestanden  hat  und  Bei- 
träge in  gewisser  Höhe  geleistet  waren.  Durch  diese 
Maßregel  hat  sich  der  Policenverfall  zwar  einschränken, 
aber  nicht  völlig  beseitigen  lassen,  denn  der  größte  Teil 
der  nicht  eingelösten  Versicherungsscheine  entfällt  auf 
Versicherungen,  die  nur  wenige  Wochen  und  Monate 
in  Kraft  waren. 


BÜCHERSCHAU 


(Samtlitlic  Wcikc  siiul  durLli  die  ButliluiiuJIunjj  des  Dciitbclicn  Tccliiukcr-Vcrbandes 

zu  beziehen.) 

Aviatik,  ein  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Flug- 
maschine. Von  Erich  Kempe,  Nürnberg.  Leipzig. 
Verlag  G.  Hedeler.  Preis  1,25  M. 
Das  vorliegende  kleine  Buch  gibt  in  gedrängter  Form  ein 
vvohlgelungenes  Historikum  des  Entwicklungsganges  des  Aero- 
plans.  In  gerechter  Anerkennung  ihrer  Verdienste  werden  die 
Arbeiten  und  Erfolge  von  Lilienthal  und  den  Gebrüdern  Wright 
an  erster  Stelle  beleuchtet.  Es  wird  dem  Laien  dabei  bewußt, 
was  für  eine  mühsame  Vorbereitungsarbeit  von  Lilienthal  ge- 
leistet werden  mußte,  damit,  auf  diese  so  gewonnenen  Erfahrun- 
gen basierend,  die  Wrights  mit  ebenso  viel  Mühen,  aber  mit  mehr 
Glück,  auf  dem  dornenvollen  Wege  der  Erfinder  zum  Ziele  ge- 
langen konnten.  Trotz  der  kurzen  Fassung  des  Ganzen  versäumt 
der  Verfasser  nicht,  auch  der  anderen  Konstrukteure  wie  Blcriot, 
Farman  usw.  zur  Genüge  zu  gedenken.  Die  Motorfrage,  welche 
für  den  Aeroplanbau  von  entscheidender  Wichtigkeit  ist,  wird 
liinreichend  beleuchtet,  indem  der  Verfasser  eine  kurze  üeber- 
sicht  über  die  wichtigsten  Motorsysteme  gibt.  Zum  Schluß 
des  Buches  wird  in  gerechter  Beurteilung  des  im  Aeroplanbau 
bis  jetzt  Geleisteten,  doch  in  richtiger  Erkenntnis  der  Sachlage 
hervorgehoben,  daß  noch  ein  weiter  Weg  zurückzulegen  ist, 
bis  die  Flugmaschine  ein  Verkehrsmittel,  etwa  wie  das  heutige 
Automobil,  geworden  ist. 

Der  künstliche  VogelfUig,  Theorie  und  Praxis.  Von  Emil 
Keller.  Zürich.  Verlag  von  K.  Peter.  Preis  2,20  M. 
Der  Verfasser  beschreibt  in  der  vorliegenden  Broschüre 
in  großen  Zügen  seine  Flugmaschine  mit  der  Absicht,  Inter- 
essenten zu  gewinnen,  die  sich  finanziell  an  den  Versuchen 
beteiligen  würden.  Ohne  auf  Einzelheiten  der  Konstruktion 
einzugehen,  vertritt  der  Verfasser  bei  dem  Bau  seiner  Flug- 
maschine den  Standpunkt,  den  Vogel  nicht  nur  als  Sclivvingen- 
flieger,  sondern  auch  seinen  sonstigen  Bau  getreu  nachzuahmen. 
Für  jede  Muskel  und  einzelne  Funktion  möchte  er  einen  mecha- 


670 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


nischen  Ersatz  schaffen.  Es  entsteht  dadurch  eine  äußerst 
kompUzierte  Maschine,  die  auf  den  Maschinenkonstrukteur  den 
Eindruck  der  Unübersichthchkeit  macht.  Die  Flügel  der  Ma- 
schine, die  auf-  und  abbewegt  werden,  machen  ihre  charak- 
teristische, nachgiebige  und  verwindende  Bewegung  durch  die 
ihnen  anhaftende  Elastizität.  Die  Versuche  müssen  nun  er- 
geben, ob  es  möglich  ist,  diese  elastische  Nachgiebigkeit,  die 
wir  bei  den  Vögeln  finden,  genau  genug  in  ihrer  Größe  zu 
bestimmen,  lieber  den  Bewegungsmechanismus,  d.  h.  denjenigen 
Teil  der  Flugmaschine,  die  das  Auf-  und  Niederschlagen  der 
Flügel  bewirkt,  läßt  sich  der  Verfasser  nicht  aus,  obwohl  gerade 
dieser  Teil  eine  Lebensfrage  des  Ganzen  darstellt.  —  Betrachtet 
man  indessen  die  Schrift,  wie  eingangs  erwähnt,  nur  als  Propa- 
ganda zur  Gewinnung  von  Interessenten,  so  kann  man  nicht 
umhin,  die  klare  und  kurze  Art  des  Ganzen  anzuerkennen, 
welche  die  Materie  gerade  dem  Laien  zugänglich  machen  soll. 


::  ::  ;:  ::      ;:    BRIEFKASTEN    :;  ::  ::  ::  ::  :: 

Technik 

Frage  230.  In  einem  vor  2  Jahren  erbauten  Pfarrhaus 
bilden  sich  im  Erdgeschoß  dumpfe  Gerüche,  welche  jedenfalls 
daher  rühren,  daß  die  Fußböden  hohl  gedielt  sind.  Diesen 
Zwischenraum  direkt  mit  der  Außenluft  in  Verbindung  zu  bringen, 
möchte  ich  \ermeiden,  beabsichtige  vielmehr  zwischen  je  zwei 


Lagern  an  jedem  Ende  ein  Gitter  von  perforiertem  Eisenblech 
in  den  Fußboden  einzubauen.  Würde  sich  dieses  Verfahren  gut 
bewähren  ?  Das  Gebäude  wird  durch  eine  Niederdruckdampf- 
heizung erwärmt. 

Zur  Frage  211.  Schalldämpf ung  eines  Bureauraumes  mit 
darüber  liegenden  Arbeitswerkstätten.  II.  (I.  s.  Heft  4L)  Ma- 
schinelle Geräusche  werden  hauptsächlich  durch  die  Funda- 
mente, den  Fußboden  und  die  angrenzenden  Gebäudemauern 
weitergeleitet.  Wenn  nun  in  dem  vorliegenden  Falle  eine  zweite 
Decke  angeordnet  werden  würde,  so  wäre  die  dadurch  erreichte 
Isolierung  sehr  gering,  denn  diese  Decke  würde  die  Geräusche 
doch  auf  die  angrenzenden  Seitenwände  und  damit  auf  die 
unteren  Räume  übertragen.  Diese  zweite  Decke  müßte  also 
unbedingt  gegen  die  erste  Decke  und  die  Seitenwände  isoliert 
werden.  Ein  Verfahren,  welches  unter  Hinzurechnung  der  Kosten 
für  die  zweite  Decke  recht  teuer  sein  dürfte.  Seit  mehreren 
Jahren  werden  für  die  Isolierung  gegen  Erschütterungen  und  Ge- 
räusche Spezialmaterialien  hergestellt,  die  auch  in  diesem  Falle 
die  geeignetsten  sein  werden.  Es  sind  dies  Schwingungs- 
dämpter,  Gewerbebauplatten  und  eisenarmierter  Naturkork. 
Welches  von  diesen  drei  Materialien  anzuwenden  ist,  hängt  von 
der  Art  der  zu  isolierenden  Maschinen  ab.  Gegenüber  Filz 
und  Kunstkork,  welche  nicht  zu  empfehlen  sind,  haben  die  ge- 
nannten drei  Materialien  sehr  gute  •  Wirkungen  gezeigt.  Es 
sind  damit  mehrfach  Isolierungen  der  über  Bureauräumen  stehen- 
den Maschinen  ausgeführt  worden. 

R.  K  m  o  t  h  ,  Berlin  20,  Freienwalder  Straße  23. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


spenden  für  das  Erholungsheim 

Folgende  Spenden,  für  die  hiermit  bestens  gedankt  wird, 
gingen  ferner  im  Erholungsheim  ein: 

J.  Geib  in  Köln:  1  Buch  Bölsche  Krätzchen.  Ing.  Heinrich 
Fricke,  Halle  a.  S. :  2  eis.  Hanteln  für  Zimmergymnastik.  Bau- 
meister Ernst  Reiche  und  Frau,  Leipzig:    1  silb.  Tischglocke. 


Baumeister  Michel  und  Frau,  Leipzig:  1  silb.  Serviettenring. 
Aktiengesellschaft  Norddeutsche  Steingutfabrik  in  Grohe  bei 
Bremen:  12  Stück  Aschenbecher.  Frau  Sonnemann,  Halle  a.  S. : 
1  Buch:  Auf  der  Walze.  Die  Meliorationstechniker  Kurhessens: 
1  Bild:  Aus  dem  Lahntal.  Technischer  Verein  Landsberg  a.  W.: 
1  Bild:  Marktplatz  mit  Marienkirche  in  Landsberg  für  das 
Brandenburger  Zimmer. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  .T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  niiissen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
bescliriehenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  EmsenJung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Vcrsimmlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  iVlitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Landesverwaltungen. 

Bayer.  Tecliniker-Verband.  Unsere  Eingabe  an  das  Kgl. 
Staatsministerium  des  Innern  (oberste  Baubehörde),  in  der  wir 
die  Wünsche  der  etats-  und  nichtetatsmäßigen  mittl.  Techniker 
der  Staatsbau^'erwaltung  zur  Ministerialbekanntmachung  vom 
22.  Juli  d.  J.  niederlegten,  haben  wir  bereits  am  26.  September 
eingereicht.  Abschriften  hiervon  werden  zum  Selbstkostenpreis 
von  25  Pf.  pro  Stück  (inkl.  Porto)  von  unserer  Geschäftsstelle, 
München,  Elisenstraße  7,  abgegeben.  Desgleichen  haben  wir 
für  die  auf  Privatdienst\ertrag  beim  Kgl.  Bnyr.  Wasserversor- 
gungsbureau München  angestellten  Techniker  um  Verbesserung 
ihrer  wirtschaftlichen  Lage,  sowie  der  Urlaubs-,  Titelverhältnisse 
usw.  petitioniert.  In  diesem  Bureau  haben  sich  unter  dem  neuen 
Direktor  die  Verhältnisse  außerordentlich  verschlcciitert.  Der 
Dienstvertrag  xerstößt  in  manchen  Teilen  gegen  die  guten  Sitten. 
Er  entspricht  nicht  einmal  der  Reichsgewerbeordnung,  denn  bei 
Krankheit  erlischt  schon  am  zweiten  Tage  die  Gehaltszahlung. 
Von  dem  Riesenanfangsgelialt  \on  105  M  ganz  zu  schweigen. 
Es  scheint,  daß  sich  der  neue  Direktor  über  die  Versprechungen 
des  Referenten  im  Kgl.  Staatsniinisterium  einfach  hinwegsetzt. 
Wir  hoffen  aber,  daß  er  durch  unsere  Eingabe  eines  Bessern 
belehrt  wird  und  für  Abhilfe  Sorge  trägt.  Der  Verband  wird 
selbstverständlich  alles  daran  setzen,  um  hier  bessere  Verhält- 
nisse zu  schaffen. 

Die  letzte  Vorslandssitzung  nahm  ferner  zu  der  Tagung 
des  Deutschen  Baugewerksmeistcr-Verbandes  in  Regensburg 
Stellung  und  bedauert  dessen  rückständige  Beschlüsse  in  Bezug 
auf  die  Umgestaltung  der  Bayr.  Baugewerkschulen.  Das  Referat 
des  Herrn  Ziminermeisters  Nieß  aus  Biaunschweig  zeigte  deutlich 
die  Unkennlnis  der  wirklichen  Sachlage.    Er  verwechselte  die 


Meisterschulen  für  Bauhandwerker  mit  den  Bauschulen.  Seine 
Angriffe  auf  das  Bayr.  Kultusministerium  müssen  wir  daher 
als  gänzlich  unbegründet  zurückweisen.  Wir  sind  nach  wie 
vor  der  Ueberzeugung,  daß  die  Reorganisation  der  Bayr.  Bau- 
gewerkschulen, wie  sie  durch  das  Kgl.  Kultusministerium  erfolgte, 
die  beste  Lösung  war. 

Die  Agitation  bei  den  einzelnen  Vereinen  hat  bereits  be- 
gonnen. In  verschiedenen  Städten  fanden  öffentliche 
Techniker-Versammlungen  statt,  in  welchen  Herr 
Koll.  Kaufmann,  Berlin,  referierte:  so  am  10.  v.  Mts.  in  München, 
11.  in  Augsburg,  12.  in  Bamberg,  13.  in  Eltmann;  ferner  finden 
Versammlungen  in  Ansbach,  Fürth  und  Würzburg  statt.  Desgl. 
referierte  Herr  Dr.  Günther  am  11.  Sept.  in  Nürnberg.  Weitere 
Versammlungen  folgen,  so  daß  die  Agitation  gut  eingeleitet  ist. 
Wir  bitten  aber  die  Vereine  und  die  einzelnen  Kollegen,  der 
persönlichen  Agitation  besonderes  Augenmerk  zuzuwenden  und 
die  noch  fernstehenden  Kollegen  für  uns  zu  gewinnen  zu  suchen. 
Nur  dann  werden  wir  allen  Forderungen  gerecht  werden  können, 
wenn  alle  Kollegen  geschlossen  hinter  uns  stehen  und  mithelfen 
an  der  Hebung  unseres  Standes. 


Dcziricsvcrwaltungcn 
Halle  a.  S.    Adresse:  Otto  Schneider,  Merseburger  Str.  '>\ 
Zu  unserem  am  14.  und  15.  Oktober  in  Halle  a.  S.  stattfindenden 
11.   Bezirkstage  laden  wir  unsere  werten  Mitglieder  höf- 
lichst ein  und  bitten  mn  zahlreiche  Beteiligung.  Tageseinteilung: 
Sonnabend,   14.  Oktober,  abends  S  Uhr,  im  Saale  des  „Park- 
hotel" am  Riebeckplatz  Vortragsabend.     Referent:    Herr  ^ 
Schubert,  Berlin,  Redakteur  der  Deutschen  Techniker-Zeitung.  1 
Thema :    Technik,  Wirtschaft  und  Organisation.! 
Sonntag,  15.  Oktober,  vormittag  10  Uhr,  im  Hotel  „Rotes  Roß",  1 
Leipziger  Straße,  Sitzung    des  Gesamtvorstandes.     Nachmittag  J 
3  Uhr:    Bezirkstagsitzung.    Tagesordnung:    1.  Wahl  eines  Ver-  \ 
handlungsleiters.     2.    Protokoll.     3.   Jahresbericht.     4.    Bericht  J 
des  1.  Vorsitzenden.    5.  Kassenbericht.    0.  Bericht  der  Stellen-  ? 
vermittler.    7.  Kosten  Voranschlag  für  IQ  12.    S.  Vorlage  der  neuen  1 
Bezirkssatzung  zur  Genehmigung.   0.  Beratung  gestellter  .Anträge,  f 

10.  Vorstandswahlen:    1.  Vorsitzender,  Kassierer,  Schriftführer.  '} 

11.  Verschiedenes.    .Abends  7  Uhr  im  Saale  des  „Roten  Roß" 
geselliger  Unterhaltungsabend  mit  Damen. 


5 


DEUTSCHE  TECHNIKERrZEITUNQ  1911 


671 


Oberschlesien.  Programm  für  den  am  Sonntag,  22.  Oktober 
d.  J.,  in  Beuthen,  Oberschlesien,  im  Hotel  Lomnitz,  Glei- 
witzer  Str.,  stattfindenden  Herbstbezirkstag.  Vormittags  91/2  Uhr 
Gesamtvorstandssitzung.  11  Uhr  Eröffnung  des  Bezirkstages. 
Vortrag  durch  einen  Oberbeamten  des  D.  T.-V.  I2V2  Uhr  Zwang- 
loses Mittagsessen  in  einzelnen  Gruppen  und  verschiedenen 
Restaurants.  2  Uhr  Einzelmitgliederxersammlung  zwecks  Wahl 
der  Vertreter  in  den  Bezirksvorstand.  3V  ^  Uhr  Besichtigung  des 
Krüppelheims-Neubaues  unter  Führung  des  .Herrn  Stadtbaurats 
Bruppers.  5  Uhr  Fortsetzung  der  Gesamtvorstandssitzung  — 
6  Uhr   Bezirksmitgiieder-Versammlung   mit   der  Tagesordnung: 

I.  Bekanntgabe  der  Beschlüsse  der  Vorstandssitzung.  2.  Reterate. 
3.  Anträge  aus  der  Versammlung.  4.  Verschiedenes.  Die  Tages- 
ordnung für  die  Gesamtvorstandssitzung  ist  folgende:  1.  Ge- 
schäfts- und  Kassenbericht.  2.  Beratung  und  Beschlußfassung 
der  neuen  Bezirkssatzung.  3.  Beratung  der  rechtzeitig  gestellten 
Anträge.  4.  Neuwahl  des  Vororts  für  die  Geschäftsjahre  1912 
und  1913.  5.  Neuwahl  des  geschäftsführenden  Bezirksvorstandes 
aut  Grund  der  neuen  Bezirkssatzung.  6.  Bestätigung  der  Wahl 
der  Vertreter  der  Einzelmitglieder.  7.  Wahl  der  Kassenprüfer. 
S.  Ort  und  Zeit  des  Frühjahrsbezirkstags  1912.  9.  Verschiedenes. 

Rheinland.  Br.-A. :  C.  Schreier,  Mülheim-Rhein,  Montanus- 
slraße  4S1I.  13.  Bezirkstag  Sonntag,  12.  November,  vor- 
mittags 10  Uhr  im  Restaurant  Schiebler,  Cöln-Kalk.  Tages- 
ordnung: 1.  Bericht  des  Vorstandes  über  Verbands-  und  Bezirks- 
angelegenheiten. 2.  Verbandstag.  3.  Besprechung  der  recht- 
zeitig eingegangenen  Anträge.  4.  Technische  Nachrichten. 
5.  Rechtsschutz.  6.  Neuwahl  des  Vororts  und  des  geschäfts- 
führenden Vorstandes.  7.  Neuwahl  der  Mitglieder  für  den  er- 
weiterten Vorstand.  8.  Neuwahl  der  Kassenprüfer.  9.  Ort  des 
nächsten    Bezirkstages.     10.   Verspätet    eingegangene  Anträge. 

II.  Verschiedenes.  Das  Mittagessen  findet  von  1  bis  2  Uhr  im 
Restaurant  ,,Zur  Zeche"  statt.  Nach  den  Verhandlungen  ge- 
mütliches Beisammensein  mit  dem  Kalker  Verein.  Die  Voll- 
machten für  die  Vertreter  zum  Bezirkstag  sind  bis  zum  8.  No- 
vember an  den  Vorsitzenden  einzureichen;  Formulare  sind  \on 
demselben  zu  beziehen. 

Sachsen-Anhalt.  Herr  Oberlehrer  Liebmann  von  der  Königl. 
Baugewerkschule  in  Magdeburg  beabsichtigt  einen  Eisenbeton- 
kursus in  diesem  Winter  abzuhalten.  Preis  pro  Teilnehmer 
18  bis  20  M.  Baldige  Meldungen  sind  dringend  erwünscht. 
Ferner  geben  wir  bekannt,  daß  Freitag,  20.  ds.  Mts.,  ein  Vortrag 
im  großen  Saale  der  Freundschaft  in  Magdeburg,  Prälaten- 
straße 32  bis  33,  stattfindet.  Thema:  ,,Wie  erkennen  wir  Talente, 
Neigungen  und  Charakter  bei  uns  und  anderen"  (mit  Demon- 
stration). Beginn  pünktlich  SVo  Uhr.  Mitglieder  haben  gegen 
Vorzeigung  der  Mitgliedskarte  freien  Eintritt.  Gäste  willkommen. 
Eintritt  0,20  M.    Wir  laden  zu  recht  zahlreichem  Besuch  ein. 


Zwci^vercine 
Gemischte  Vereine. 
Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag 
abend  im  Berliner  Hof.  Samstag,  14.  Oktober,  abends  9  Uhr, 
Zusammenkunft  im  Restaurationszimmer  des  Berliner  Hofes. 
Samstag,  21.  Oktober,  abends  8-^  Uhr,  Vortrag  des  Kollegen 
Franz  Roß  über  die  St.  Gotthard-Bahn.  Wir  bitten  die  Mitglieder 
sich  zu  dem  Vortrage  mit  ihren  Damen  recht  zahlreich  ein- 
zufinden und  dem  Verband  noch  fernstehende  Kollegen  ein- 
zuführen. 

Frankfurt  a.  M.  Technischer  Klub.  Donnerstag, 
19.  Oktober,  abends  81/,  Uhr,  im  Klublokal  Restaurant  Haerle, 
aoethestraße  10  1:  Geselliges  Zusammensein  mit  Damen. 
Donnerstag,  26.  Oktober,  abends  8V2  Dhr,  im  Klublokal 
Restaurant  Haerle,  Goethestraße  10  1:  Vorstandssitzung,  wozu 
wegen  des  bevorstehenden  Stiftungsfestes  vollzähliges  Erscheinen 
erwartet  wird.  Voranzeige.  Samstag,  11.  November,  im  Saale 
der  „Alemannia",  Schillerplatz:  Stiftungsfest.  Zu  allen  unseren 
Veranstaltungen  sind  dem  Verbände  noch  fernstehende  Kollegen 
stets  willkommen. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
In  der  Generalversammlung  am  3.  Oktober  wurde  der  Vorstand 
wie  folgt  zusammengesetzt:  1.  Vorsitzender  Friedr.  Rcitz; 
2.  Vorsitzender  Paul  Schmidt;  1.  Schriftführer  Erich  Weber; 
2.  Schriftführer  Otto  Kruse;  1.  Kassierer  Adolf  Fischer; 
2.  Kassierer  Benj.  Otto;  1.  Archivar  Otto  Markmann;  2.  Archivar 
Aug.  Bröker.  Versammlung  Dienstag,  17.  Oktober,  9  Uhr  abends, 
im  Vereinslokale  „St.  Georger  Bürger-Kasino",  Gr.  Alice  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Anträge 
Schnieber.  3.  Wahl  des  Vereinsvertreters  in  der  Bezirks- 
verwaltung.    4.    Herrentour   nach   Bremen.     5.  Verschiedenes. 

Jena.  Techn.  Verein.  Sonnabend,  14.  Oktober  1911, 
im  Hotel  zum  Stern,  abends  81/2  Uhr,  Generahersammlung. 
Tagesordnung:    1.  Eingänge.     2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 


3.  Jahresbericht.  4.  Bericht  der  Kassenprüfer  und  Richtig- 
sprechung  der  Bücher.  5.  Neuwahl  des  Vorstandes.  6.  Ab- 
änderung der  Satzung.  7.  Verschiedenes.  —  §  18  der  Satzung 
tritt  in  Kraft;  um  vollzähliges  Erscheinen  der  Kollegen  wircl 
gebeten. 

Kiel.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Kiel,  Fährstraße  7.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  8V3  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falck- 
straße  12.  Nächste  Mitgliederversammlung  am  Donnerstag, 
19.  Oktober,  abends  8V2  Uhr,  im  Patzenhofer,  Falckstr.  121. 
Tagesordnung:    1.  Protokoll  Verlesung  der  letzten  Versammlung. 

2.  Aufnahmen.  3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Vortrag:  „Die 
Stellenvermittlung  der  Berufsorganisationen."  Referent:  Kollege 
F.  Kobarg.    5.  Sonstiges. 

Königsberg  i.  Pr.  Technischer  Verein.  Im  Winter- 
halbjahr 1911/12  finden  die  Versammlungen  wieder  regelmäßig 
jeden  Donnerstag  nach  dem  1.  und  15.  eines  jeden  Monats 
um   8V2*Uhr  abends,   im   Vereinslokal   „Jubiläumshalle"  statt. 

München.  Techniker-Verein,  e.  V.  Das  Winter- 
programm des  Vereins  begann  am  10.  Oktober  mit  einer  öffent- 
lichen Versammlung  im  Wittelsbacher  Garten,  in  welcher  Herr 
Kaufmann,  Berlin,  referierte.  Von  jetzt  ab  finden  die  Versamm- 
lungen wieder  jeden  Dienstag,  abends  8'/2  Uhr,  im  Domhot 
statt.  Dienstag,  17.  Oktober,  Monatsversammlung  im  Domhot; 
hieran  anschließend  „Sozialpolitische  Monatsrückschau",  wobei 
die  wichtigsten  Vorgänge  der  letzten  Zeit  besprochen  und  Stel- 
lung hierzu  genommen  werden  wird.  Dienstag,  24.  Oktober, 
im  Domhof  Vortrag  von  Herrn  Bender  über:  „Die  Einrich- 
tungen des  Deutschen  Techniker-Verbandes;  was  muß  jedes  Mit- 
glied hiervon  wissen."  Dienstag,  31.  Oktober,  Unterhaltungs- 
abend im  Domhof  unter  Mitwirkung  des  Techniker-Gesang- 
Vereins  München. 

Rheydt.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
W.  Sander,  Rhej'dt,  Freiheitstraße  31.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten 
Donnerstag  im  Monat  Hauptversammlung  im  Vereinslokal.  Da 
die  auf  Donnerstag,  5.  Oktober,  einberufene  Hauptversammlung 
nicht  beschlußfähig  war,  wird  dieselbe  erneut  auf  Donnerstag, 
19.  Oktober,  anberaumt.  Wegen  der  Wichtigkeit  der  Tages- 
ordnung, welche  den  Mitgliedern  noch  schriftlich  zugehen  wird, 
bitten  Jwir  dringend  um  allseitiges  Erscheinen. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Versammlung,  Donnerstag, 
19.  Oktober  1911,  abends  S^/j  Uhr,  im  Vereinslokal,  Restaurant 
„Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen 
und  Eingänge.    2.  Technische  Fragen.    3.  Verschiedenes. 

Würzburg.  Techniker-Verein,  E.V.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
W.  Krähmer,  Weißenburgstraße  III.  V.  u.  O. :  Jeden  Diens- 
tag im  Schöntalerhof.  Dienstag,  7.  November  1911:  Ordent- 
liche Hauptversammlung  mit  nachstehender  Tagesordnung: 
1.  Verlesen  des  Protokolls  der  letzten  Hauptversammlung.  2.  Be- 
richterstattung durch   die   Vorstandschaft   u.   die  Kassenprüfer. 

3.  Satzungsänderung.  4.  Verschiedenes.  5.  Neuwahlen.  6.  Etat- 
autstellung für  1911  12.  Zahlreiches  Erscheinen  dringend  er- 
forderlich. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Bcrlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Mittwoch,  18.  Okt., 
abend|  i/,9  Uhr,  findet  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrich- 
straße 138  an  der  Weidendammer  Brücke  unsere  zweite  gesellige 
Zusammenkunft  statt.  Wir  laden  hierzu  alle  unsere  Mitglieder 
herzlichst  ein  und  bitten  dringend  um  pünktliches  Erscheinen. 
Gäste  sind  stets  willkommen. 

Staatstechniker. 
Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  Mittwoch,  18.  Oktober  1911,  in  den 
Neust.  Gesellschaftssälen,  Valentinskamp,  stattfindende  Mit- 
gliederversammlung: 1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Pro- 
tokollverlesung. 3.  Geschäftliche  Mitteilungen.  4.  Antrag  des 
Vorstandes  betr.  Sommervergnügen  und  Wahl  eines  Festkomitees. 
5.  Verschiedenes. 

L  a  II  d  c  s  V  c  r  c  i  n    M  i  1 1 1.    Sächsischer  Eisenbahn- 
technikcr.    Vrs.:    Bausekretär   K.Tramm,    Dresden-A.  14, 
Schnorrstialie  4!  II. 
Dresden.    Eisenba  hn-Techniker-Vere  in-    Br.-A. : 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Mitt- 
woch,   18.  Oktober,    fällt     die    Versammlung    aus.  Sonntag, 
22.  Oktober,  Versammlung  im  „Meißner  Hof"  am  Plauenschen 
Platze,  vorm.  Voll  Uhr.     1.  Wahl  der  Vertreter  für  den  Be- 
zirkstag in  Zittau  am  5.  November.    2.  Fachvortrag  des  Herrn 
Koll.     Bauobersekretär    Schulze    über:    Verträge,  Bestellzettel, 
Zuschlagsschreiben  und  deren  Beilagen.    Nachm.:  Besuch  der 
Internationalen  Hygiene-Ausstellung. 


672 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


Achtung!    Stellungsuchende!  Achtung! 

Reichsmarineamt:  Wie  uns  von  mehreren  Seiten  gemeldet  wird,  versuchen  die 
Kaiserlichen  Werften,  Techniker  auf  6rund  des  Dienstvertrages  anzustellen,  welcher  von 
uns  bezw.  den  bei  den  Betrieben  der  Kaiserlichen  Marine- Intendanturen  beschäftigten 
Technikern  abgelehnt  ist  und  dessen  Aenderung  vom  Reichsmarineamt  zugestanden  wurde. 
Wir  fordern  deshalb  unsere  Mitglieder  erneut  auf,  dahin  zu  wirken,  daß  keinerlei  Be- 
werbungen bei  allen  dem  Reichsmarineamt  unterstellten  Betrieben  eingehen.  Ueber 
schwebende  Anstellungsverhandlungen  bitten  wir  dringend  um  schleunigste  Benachrichti- 
gung an  die  Verbandsleitung.  Die  von  uns  zu  6unsten  der  Marinetechniker  geführte 
Bewegung  kann  erst  mit  der  Einführung  eines  unseren  Forderungen  entsprechenden 
Dienstvertrages  als  beendet  angesehen  werden. 

Konflikt  der  Eisenkonstrukteu  r6 !  Infolge  des  zwischen  Berliner  Eisen- 
baufirmen und  ihren  technischen  Angestellten  schwebenden  Konfliktes  ist  unser  Stellen- 
nachweis gesperrt  für  nachstehende  Firmen: 

Kammerich,  Belter  &  Schnee- 
vogel  Wittenau 

Lauchhammer  A.  Ges.  Berlin 

Ravene  Berlin 

Steffens  &  Nolle  .  .  .  Berlin 
Wolff,  Netter  &  Jacoby  Berlin 

Ingenieurbureaus: 
Leitholf    ......  Berlin 

von  der  Lanken    .    .    .  Berlin 
Ernst  Walther  ....  Berlin 

Die  Ingenieurbureaus  Kuhn  und  Redlich  &  Krämer  haben  mit  uns  einen  befriedigenden 
Vertrag  abgeschlossen  und  heben  wir  deshalb  die  Sperre  auf. 

Da  gleichfalls  die  Verhandlungen  mit  den  nachstehenden  Firmen  bisher  ergebnislos  ver- 
laufen sind,  bleiben  auch  diese  bis  auf  weiteres  gesperrt: 

Stengel  &  Hofer  .    .  München      Motorwerke     .    .    .  Dessau 
Teichert  &  Sohn  .    .  Liegnitz       Höntsch  &  Co.    .    .  Dresden 
Bergmann,  Elektr.  Werke  .    .    .  Berlin 


Joh.  Biesold    .  . 

.    .  Berlin 

Breest  &  Co.   .  . 

.    .  Berlin 

De  la  Sauce  &  Kloß 

.    .  Berlin 

J.  Degenhardt  .  . 

.    .  Berlin 

6.  E.  Dellschau 

.    .  Berlin 

Druckenmüller 

.    .  Berlin 

H.  Gossen   .    .  . 

.    .  Berlin 

Hein,  Lehmann  &  Co.    .  Berlin 

D.  Hirsch     .    .  . 

Lichtenberg 

Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


m 


Stellen-Angebote 


(Nur  für  Vcrbandsiiiilglieder.) 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Baiitechnikcr. 
Hochbau. 

3113  Hagen,  Arcli. -Bureau  sof.  tüclit.  jüiio.  Bt.  120  M. 
Ang.  111.  Zeugn.-Absclir.  an  Hii.  F.  Haninieistaedt,  Hagen  i.  VC"., 
Böiinierstr.  44  z.  Weiterbeförderung. 

3114  Kirchhain  N.-L.  sof.  jiing.  Bt.  m. 
Dauernd.    135  AI.    Ang.  in.  Zcugn.-Absclir. 
S\V.,  Markgratcnstralk'  '94. 

3115  Klein-Wanzleben,  f^t/  Magdeburg, 
Jahr.    Burcau|ira\.,   gut.    Zeiclin.,    in  Statik 


Buchfülirg  \erlr. 
i  lauptslelle  Berlin 

sof.  Bt.  ni.  einig, 
u.    Veransciil.  erf. 


140  M  u.  freie  Wolmg.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigstelle  Magdeburg  an  Hn.  Th.  ürolie,  Breiteweg  173  77. 

3116  Schroda  i.  Pos.,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.  Dauernd. 
120  M.  Ang.  ni.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Posen  an  Hn. 
König,   Hohenlohestraße  3. 

3117  Hüsten  i.  W.,  Baugesch.  äit.  Bt.,  d.  den  Chet  selbst. 
\ertret.  kann  u.  sich,  im  Veranschlag.,  Abrechii.,  Projekt,  u. 
Ausführ.  V.  Neubaut.  ist.  Nur  Westfale  mit  Keiintn.  d.  dortig. 
Industrieverliältn.  Dauernd.  Aug.  m.  Zeugn.-.'\bschr.  u.  Cieh.- 
Anspr.  n.  xorlierig.  Anfrage  b.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland 
u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  S()  n.  d.  Adresse  d.  Firma 
direkt  an  dieselbe 

3118  Posen,  Militarbeh.  sof.  zuverlässig.  Bt.,  saub.  Zeichn., 
/.    Anfertig     \'.    Zeichng.    u.    Kostenanschl.      Tagesdiät,   ö  ^\. 


Heft  42 


Stelluiigsdauer  1  Mon.  Aug.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle 
Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestraße  3. 

*  3119  Ostrowo  i.  Pos.,  Baugesch.  sot.  tücht.  selbst.  T.  f. 
Entwurt  ii.  Bauleitg.    Anfangsgeh.    200  M.    Ang.  m.  Zeugn.- 

.   Abschr.  Zweigstelle  Posen  wie  unter  3118. 

3120  Neidenburg  i.  Ostpr.,  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk  u. 
Nutzholzhandlg.  sof.  Bt.,  m.  sämtl.  vorkommend.  Arbeit.,  speziell 

'  m.  Aufstell,  v.  Kostenanschlag,  u.  Abrechn.  vertr.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Königsberg  i.  Pr.  au 
Hn.  L.  Pitz,  Hinter  Roßgarten  25. 

3148  Berlin.  Beh.  sof.  jüng.  Bt.  m.  Einj.-Zeugn.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.   u.   Geh.-Anspr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  JVlark- 

'  grafenstraße  Q4. 

3149  Stargard    i.  Pomm.    sof.   jüng.   Bt.,   fl.    Zeichn.,  in 
.;  dauernde  Stellg.    120  M.    Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle 

Stettin  an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimstraße  16  E. 

3150  Jarotschin,  Kgl.  Beh.  sof.  selbst,  arbeit.  Hochbaut. 
'  zur  Erledig,  d.  laufend.  Dienstgesch.    Stellungsdauer  zun.  6  Mon. 

Weiterbeschäftig,  in  Aussicht.    Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
,  Anspr.  Zweigstelle  Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohen- 
lohestraße 3. 

3151  Goslar  a.  Harz,  Baugeschäft  sof.  erf.  energ.  T.,  im 
Zeichn.,  Veranschl.,  Abrechn.,  sowie  in  Bauleitg.  besonders  gew  . 
Ca.  200  M,  f.  Verheirat.  evtl.  schöne  gr.  Wohng.  vorband.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

?        3159  Oeynhausen  i.  Westf.  sof.  Hochbaut.,  ca.  20  bis  23  J. 

alt,  Absolv.  ein.  Bgw.-Sch.,  f.  Bureau  u.  Baust.  Ang.  m.  Zeugn.- 
'  Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen 

in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 
I        3160  Hildesheim,  Kgl.  Beh.  sof.  Hochbaut.  z.  Veranschlag. 

ein.   Landkirche   u.  z.   Hilfeleistg.  b.  d.   laufend.  Dienstgesch. 

Bis  ISO  M.  Vorüberg.  evtl.  dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
'  an  Hn.  W.  Rummel,  Hildesheim,  Langerhagen  2  z.  Weiterbeförderung. 

3161    Jena,   Arch. -Bureau   sof.   Bt.,   ledig,  z.   Anfertig,  v. 
'   Baupolizei-  u.  Werkzeichng.    Bis  150  iVl.    Vorüberg.    Ang.  m. 

Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  94. 

Tiefbau. 

3104  Oppeln,  Tiefbaugesch.  sof.  tücht.  T.,  sich.  Statik., 
auch  Eisenbeton,  saub.  fl.  Zeichn.,  im  Nivellieren  erf.  u.  sich,  in  d. 
Aufstellg.  V.  Abrechng.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

3105  Zabrze  (O.-S.)  sofort  tücht.  T.  f.  Wasser-Inslalla- 
tionsfach,  d.  auch  Projekte  f.  sanitäre  Anlag.,  Warmwasscr- 
bereitg.,  Be-  und  Entwässerungsanlag.  selbst,  ausarbeit,  u.  d. 
Bauleitg.  übernehm.  kann.  Kenntn.  d.  kl.  Heizungsanlag.  er- 
wünscht. 150  bis  250  M.  Lebensstellg.  Ang.  m.  Zeugn.-  Ab- 
schriften Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3121  Berlin.  Firma  n.  Nordhausen  sot.  Ing.  od.  Tief  baut, 
f.  Kanalisation,  a.  2  bis  3  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  iVlarkgrafenstraße  94. 

3144  bei  Haspe  i.  W.,  Landmesser-  u.  Ing. -Bureau  sof.  jüng. 
T.,  Absolv.  ein.  anerkannt.  Bgw. -Schule,  sich.  Statik.  150  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3145  Rheinland,  städt.  Kanalbauamt  sof.  Tief  baut.  m.  Erf. 
in   Städtekanalisation.     150  M.     Ang.    m.   Zeugn.-Abschr.  Ge- 

I  Schäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  wie  unt.  3144. 

3146  Stettin,  städt.  Hafenanlag,  z.  1.  11.  1911  Tiefbaut,  a. 
Pri\ atdienstvertrag.  Etwas  Erf.  in  eisenbahntechn.  Anlag,  er- 
wünscht. 130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin  an 
Hn.  G.  Borchert,  Barnimstr.  16  E. 

I  3152  Wilmersdorf  b.  Berlin  sof.  Tiefbaut.  z.  Beaufsich- 
tigung V.  Naß-Baggerarbeit,  im  Großschiffahrtsweg,  d.  Profile 

»  aufnehm.  u.  berechn.  kann.  Ca.  150  M  evtl.  mehr.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3153  Spandauer  Firma  sof.  jüng.  Tief  baut.  n.  Rathenow 
a.    1  Mon.     Ang.   m.   Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW., 

I  Markgrafenstraße  94. 

3156  Kgl.  Kanalbauamt  bei  Osnabrück  sof.  Tiefbaut.  a. 
mehr.  J.    Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Osna- 

'   brück  an  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

3157  Bebra  (Bez.  Cassel)  sof.  tücht.  T.  f.  Tiefb.  u.  Eisen- 
,  bahnb.,  sow.  Beton  u.  Eisenbeton,  nur  selbst,  arbeitend.  Kraft. 

Ang.    m.    Zeugn.-Abschr.    u.   Geh.-Anspr.   Zweigst.   Cassel  an 

Hn.   F.  Thielke,  Roonstr.  44. 
I         3163  Bremen,  Baugesellsch.  sof.  j.  Tief  baut.    120  M.  Ang. 

m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bremen  an  Hn.  O.  Krause,  Neu- 

stadts  Contrescarpe  Nr.  70. 

3165  Rendsburg,  Kgl.  Wasserbaubeh.  sof.  Tiefbaut.,  mit 

einig.   Erf.   im  Wasserbau,   a.   etwa  4  bis  5  Mon.  Tagesdiät. 

5  M.    .''ing.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg, 

Hansastraße  10. 
'  Eisenbetonbau. 

3147  Danzig,  Eisenbetonbureau  sof.  j.  Zeichn.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz, 
Danzig-Langfuhr,  Hcrtastr.  17. 


Vermessung, 

3158  Hannover,  Vermessungs-Bureau  sot.  Verrn.-T.,  gut. 
Zeichn.,  m.  Erf.  in  d.  Bearbeitg.  v.  Bcbauungsplän.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  a.  d.  Zweigst,  d.  Vermessungstechniker-Vereins 
Rheinland  und  Westfalen  an  Hn.  J.  Stender,  Essen  a.  d.  Ruhr, 
Eltriedenstr.  20  a. 

B.   für  IndustrieangcstelUe. 
Maschinenbau. 

3003  Herborn,  Bez.  Wiesbaden,  Pumpenfabr.  sof.  jüng. 
T.,  m.  Erf.  im  allgem.  Masch.-Bau  u.  mögl.  i.  d.  Pumpenbranche. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Wiesbaden  an  Hn.  F.  Wunder, 
Blücherstr.  24. 

3070  Reval  i.  Rußl.  sof.  jüng.  tücht.  T.,  fl.  Zeichn.,  z. 
t 'nterstützg.  d.  Obering.,  mögl.  m.  Eisenhochbau  vertr.  Bis 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart  an  'Hn. 
H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolf str.  14. 

3124  Berlin,  Apparatebaugesellsch.  sof.  tücht.  T.,  saub. 
Zeichn.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3125  bei  Berlin,  Luftverkehrsges.  sof.  jüng.  fi.  Zeichn. 
t.  Flugtechn.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

3126  Berlin  sof.  j.  T.,  d.  bereits  Flugfahrzeuge  gezeichn. 
hat,  z.  Aushilfe.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3T27  Hameln  a.  W.,  Eisenwerk  2  tücht.  T.,  im  Ziegelei- 
fach erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

3128  Zittau,  Fahrradwerk  sof.  jüng.  Zeichn.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

3129  Hohenschönhausen  b.  Berlin  sof.  perfekt.  Konstr. 
f.  Fleichverwertungsmasch.  200  bis  250  M.  Dauernd.  Ang. 
III.   Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  94. 

3130  Braunschweig,  A.-G.  sof.  j.  Ing.,  d.  n.  Angabe  d. 
(Ihets  die  erforderl.'  Gerüste  f.  Montag,  v.  Eisenkonstr.,  Hoch- 
u.  Gasbehältern  ausarbeit,  kann.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Braunschweig  an  Hn.  G. 
Janschek,  Pestalozzistr.  19. 

3131  Meuselwitz  S.-A.  sof.  jüng.  Ing.  od.  T.,  ni.  gut. 
Erf.  in  Braunkohlen-Auf bereitungsanlag.  125  bis  150  M.  Aug. 
in.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Magdeburg  an  Hn.  P.  Herrmann, 
Magdeburg-S.,  Kruppstr.  12. 

3132  Diedenhofen  i.  Lothr.  sof.  Konstr.,  m.  mindest,  zwei- 
jährig. Prax.  f.  Eisenkonstr.  u.  schwere  Blecharbeit.  180  bis 
230  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Straßburg  i.  E.,  z.  H. 
d.  Hn.  Georg  Schmidt,  Mannheimer  Str.  5. 

3133  Plauen  i.  V.,  Bauschloss.  sof.  jüng.  T.  f.  Bureau 
u.  Werkst.  140  bis  150  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3138  Stuttgart  sof.  2  jüng.  Mt.,  m.  Kenntn.  im  allg.  Ma- 
schinenbau. Dauernd.  Ca.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Stuttgart  an  Hn.  H.  Neff,  Stutlgart-Berg,  Rudolf  str.  14. 

3139  Rhid.,  Maschinenbauabteilg.  ein.  gr.  Werk.  z.  1.  1.  12 
T.,  Absolv.  ein.  Mittelschule,  für  Bureau.  160  bis  200  M.  Ang. 
sind  n.  vorherig.  Anfr.  b.  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  West- 
falen in  Dortmund  ,  Kaiserstr.  86  n.  d.  Adresse  _d.  Firma  direkt 
an  dieselbe  zu  rieht. 

3140  41  Berlin,  Masch.-Fabr.  sof.  Konstr.  f.  hvdraulisch. 
Anlag.    Ca.  200  M; 

desgl.  ein  Betriebsing.,  m.  Erf.  in  Textilmasch.  u.  im  Akkord- 
wesen. Ca.  300  M.  Ang.  sind  n.  vorherig.  Anfr.  b.  d.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94  n.  d.  Adresse  d.  Firma 
direkt  an  dieselbe  zu  rieht. 

3155  Osnabrück  sof.  2  Mt.,  gut.  Rechn.,  f.  Weich.-  u.  Gleis- 
fabr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Osna- 
brück an  Hn.  H.  Schütte,  Parkstr.  45. 

Heizungstechnik. 

3134  Chemnitz  sof.,  spät.  1.  1.  12  durch,  selbst,  arbeitend. 
Heizungst.  od.  Ing,  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Hauptstelle   Berlin   SW.,   Markgrafenstr.  94. 

Eisenkonstruktion. 

3039  Osnabrück,  Eisenkonstr.-Werkstatt  sof.  Mt.,  gut.  Statik., 
zun.  z.  Aushilfe,  evtl.  dauernd.  Bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.   Zweigst.   Osnabrück   an   Hn.   H.  Schütte,   Parkstr.  45. 

3142  Berlin.  Masch.-Fabr.  sof.  Eisenkonstr.  Ca.  175  M. 
,A.ng.  sind  n.  vorherig.  Anfr.  h..  d.  H.iuntstcllc  Berlin  SW., 
Markgrafenstr.  94  n.  d.  Adresse  d.  Firma  direkt  an  dieselbe 
/u  rieht. 

Elektrotechnik. 
3103  Königsberg  i.  Pr.,  Elektr.-Oesellsch.  sof.  gew.  T.  z.  Proj. 
elektrisch.  Licht-  u.  Kraftanlag.     180  M.    Ang.  m.  Zeugn. -.Ab- 
schriften  Zweigst.   Königsberg   i.  Pr.   an   Hn.   L.   Pitz,  Hinter 
Koßgarten  25. 


1 


VI 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  42 


3135  Brandenburg  a.  Hav.,  Elektr.-Werk  sof.  j.  T.  z.  Ari- 
fertigung  v.  Maschinenzeichng.  Voiüberg.  Ca.  120  M.  Ang. 
•n.   Zeugn.-Abschr.   Hauptstelle   Berlin  SW.,   Markgrafenstr.  94. 

3136  Hannover,  A.-G.  sof.  T.  m.  gut.  prakt.  u.  elektrotcchn. 
Kenntn.,  als  Betriebsassist.  in  Anfangsstellg.  Ang.  m.  Zeugn".- 
Abschr.  an  d.  Zweigst.  Hannover  an  Hn.  G.  Bruns,  Droste- 
straf? e  3. 

3137  Halberstadt  z.  1.  1.  12  gew.  Elektro-!ng.  f.  Bureau 
u.  Werkst.  180  bis  200  M.  Ang.  sind  n.  vorherig.  Anfr.  bei 
d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  Q4  n.  d.  Adresse  d. 
Firma  direkt  an  dieselbe  zu  rieht. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellen: 

Besetztdurch  Mitglieder:  2684  (Osnabrück).  2323 
(Mannheim).  3062  (Spandau).  2284  (Gumbinnen).  2969  (Pots- 
dam). 3031  (Trebatsch).  2856  (Tempelhof).  2901  (Görlitz). 
2157  (Posen).  2925  (Stettin).  3096  (Berlin).  3045  (Erfurt). 
3073  (Pforten).  2928  (Hannover).  2816  (Danzig).  3030  (Wil- 
mersdorf). 3110  (Berlin).  3109  (Berlin).  3108  (Berlin).  3107 
(Berlin).  3106  (Berlin).  2849  (Gelsenkirchen).  2975  (Soest). 
3043  (Viersen).  3093  (Jüterbog).  2804  (Vacha).  3061  (Köslin). 
3065  (Rixdorf).    3032  (Zeulenroda).    .  . 

Erledigt:  3041  (Lichtenberg).  2828  (Gera).  3C67  (Ber- 
lin). 2828  (Lenzen).  2806  (Breslau).  2921  (Oels).  3010  (Bres- 
lau).   2948  (Sumatra). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

59266.  59889.  52811.  42640.  54894.  49097.  1185.  63132. 
16550.    28928.    41307.     62458.     63231.     5535.     48795.  17172. 


61859.  39726.  63226.    68814.    53690.    56038.  58876.  45362. 

57701.  02021.  53999.     60014  .     63021.     48544.  34430.  59909. 

56530.  58673.  56372.     62587.     63205.     58673.  63393.  62835. 

12370.  62922.  63062.    62023.    45409.  63484. 

Kostenfreie  Stellungsgesuche 

für  die  Mitglieder  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  werden 
von  den  nachstehenden  Fachschriften  veröffentlicht: 
Kohle  und  Erz, 

Technischer  Zcntralanzeiger  für  Berg-,  Hütten-  und  Maschinen- 
wesen.   Berlin,  Köthener  Str.  31. 

Heizungstechnische  Rundschau, 

Verlag  von  Karl  Kohler  in  Ludwigshafen  am  Rhein. 

Die  Mitglieder  haben  sich  bei  Einreichung  des  Inserates, 
welches  5  Druckzeilen  nicht  überschreiten  darf,  (direkt  an  den 
betr.  Verlag)  durch  ihre  Mitgliedskarten  zu  legitimieren,  für  deren 
Rücksendung  10  Pf.  Porto  beizufügen  ist.  —  Für  die  Zusteliiing 
eingehender  Angebote  ist  der  Fachschrift  „Kohle  und  Etz'"'  eine 
Einschreibegebühr  \on  25  Pf.  in  Briefmarken  einzusenden. 

Die  Zeitschrift 

Kali,  Erz  und  Kohle 

in  Halle  a.  S.,  Mühlweg  39,  gewährt  bei  Stellengesuch-! nsirnten 
667;!"  0  Rabatt  auf  den  Zeilenpreis  von  30  Pf. 

Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  n  u  r  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


(Ohne  Verantwortung  der  Redaktion.) 

Der  Mann 
mit  den  365  Krankheiten. 

Wie  viele  Menschen  gibt  es  doch,  die  jahraus  jahrein  kränk- 
lich zu  sein  glauben,  denen  stets  etwas  fehlt  und  die  jeden  Tag 
ihre  besondere  Krankheit  haben.  Heute  leiden  sie  an  Kopf- 
schmerzen, morgen  haben  sie  keinen  Appetit,  übermorgen  klagen 
sie  über  Schlaflosigkeit  usw. ;  kurz,  ein  solcher  Mensch  weiß 
nie  recht,  was  ihm  fehlt.  Er  ist  nicht  gesund  und  nicht  krank, 
eine  Plage  für  sich  selbst  und  seine  Mitmenschen.  Dieser  Zu- 
stand ist  meist  weiter  nichts  als  eine  Folge  der  Nervosität, 
die  leider  heute  noch  viel  zu  oft  vernachlässigt  wird  und  die 
zu  schweren,  oft  unheilbaren  Nervenleiden  führen  kann.  Ein 
Laie  denkt  bei  solchen  scheinbar  harmlosen  Fällen  selten  daran, 
daß  diese  leichten  Attacken  nur  die  Vorboten  schwererer  Krank- 
heiten sind,  allein  jeder  Arzt  weiß  genau,  wie  Nervenleiden  in 
den  \erschiedensten  Formen  sich  kenntlich  machen. 

Kopfschmerzen,  Gliederreißen,  Zuckungen,  Rückenschmerzen, 
Gesichtsschmerzen,  Schmerzen  in  Hals,  Armen  und  Gelenken, 
Augenflimmern,  Blutwallungen,  Herzklonfen,  Schlaflosigkeit,  sehr 
lebhafte  oder  schwere  Träume,  Bekletnmungen,  Schwindelanfälle, 
Angstgefühle,  übermäßige  Empfindlichkeit  gegen  Geräusche,  Reiz- 
barkeit, besonders  früh  nach  dem  Aufstehen,  Unruhe,  Launen- 
haftigkeit, Versagen  des  Gedächtnisses,  gelbe  Hautflecke,  Klopfen 
in  den  Adern,  Krämpfe  (auch  Lach-,  Wein-  und  Gähnkrämi^fe), 
Gefühl  \on  Taubheit  in  den  Gliedern,  Zittern  der  Hände  und 
Knie  bei  Erregungen,  blaue  Ringe  um  die  Augen,  Ohrensausen, 
sonderbare  Gelüste  imd  Abneigungen,  Impotenz,  Schreckhaftig- 
keit, Neigung  zu  Trunksucht  und  anderen  Ausschweifungen  tmd 
viele  weniger  auffällige  Erscheinungen  treten  einzeln  oder  zu- 
sammen auf  tmd  sind  sichere  Zeichen,  daß  die  Nerxen  an- 
gegriffen sind. 

Der  hauptsächlichste  Teil  des  Nervensystems  besteiil  aus 
dem  Gehirn  und  dessen  Fortsetzung,  dem  Rückenmark.  Von 
diesen  gehen  die  einzelnen  Nervenfasern  aus,  die  den  ganzen 
Körper  durchziehen. 

Ner\enleiden  sind  fast  immer  Gehirn-  oder  Rückenmark- 
leiden und  sehr  sch\\ere  Nerxenleiden  führen,  wenn  sie  iiircn 
Sitz  im  Gehirn  haben,  zu  Geistesstörungen,  zum  imheilbaren 
Wahnsinn  oder,  wenn  sie  \om  Rückenmark  ausgehen,  zti  schweren 
Lähmimgserscheinungen  tmd  in  nicht  all/ulanger  Zeit  zum  Tode. 

Jede  Arbeil,  die  geleistet  wird,  verbraucht  Stoff.  Die  Arbeit 
der  Dampfmaschine  \erbraucht  Kohlen.  Die  .Arbeit  des  Muskeln 
verbraucht  Eiweiß.  Die  Arbeit  der  Nerxen  (d.  h.  des  Gehirns) 
verbraucht  Phosphor  in  organisch  gebundener  Form,  als  so- 
genanntes Lecithin. 

Es  ist  nun  gelungen,  diesen  edlen  und  sehr  teuren 
N  e  r  V  e  n  n  ä  h  r  s  t  o  f  f  ,  das  Lecithin,  in  größeren  Mengen  rein 
zu  gewinnen,  und  Dr.  Arthur  Erhard  G.  m.  b.  H.  in 
Berlin  35  K.  61  bringt  ein  solches  mit  reinstem  Lecithin 
hergestelltes   N  e  r  v  e  n  -  N  ä  h  r  p  r  ä  p  a  r  a  t   unter  dem  Namen 


„Visnervin"  (gesetzlich  geschützt)  in  den  Handel.  Dieses  Prä- 
parat ist  nicht  identisch  mit  anderen,  durch  große  Reklame 
angepriesenen,  die  irgend  ein  Kunstprodukt  von  zweifelhafter 
Herkunft  in  minimalem  Prozentsatz  enthalten  und  außerdem 
meistens  viel  teurer  sind.  „Visnervin"  enthält  reinstes,  aus 
frischen  Hühnereiern  hergestelltes  Lecithin  in  hohem  Prozent- 
satz und  ist  von  staatlich  \  ereidigten,  öffentlich  angestellten 
Gerichtschemikern  und  Sachxerständigen  scharf  untersucht.  Alle 
diese  Herren  begutachten  es  glänzend!  „Visnervin"  ist  kein 
G  e  h  e  i  m  m  i  1 1  e  1 ,  in  jeder  Broschüre  sind  die  Analysen, 
von  Sachverständigen  und  Gerichtschemikern  aufgestellt,  an- 
gegeben. 

Man  verlange  durch  Postkarte  nur  die  Zusendung 
einer  kostenlosen  Probe,  diese  erhält  man  dann 
sofort  und  außerdem,  ebenfalls  ganz  kosten- 
los, ein  sehr  interessantes  Buch  über  das  Ner- 
vensystem und  seine  Krankheiten,  das  auch 
sonst  noch  zahlreiche,  für  jeden  Nerx  enleiden- 
den  wichtige  Aufklärungen  enthält. 

Diese  menschenfreundliche  Handlungsweise  hat  schon  \  iel 
Nutzen  gestiftet,  und  es  gingen  bereits  unzählige  Dankbriefe 
unaufgefordert  bei  Dr.  Arthur  Erhard  G.  m.  b.  H.  ein. 

Folgende  z.  B.  sind  sehr  charakteristisch: 

,, Visnervin"  ist  das  beste  Nerx  en-Stärkungsmittel.  Was  alle 
Aerzte  nicht  fertig  gebracht  haben,  hat  Ihr  , .Visnervin"  in  wenigen 
Monaten  fertig  gebracht.  Allen  Nervenkranken  ist  Ihr  „Vis- 
ner\in"  aufs  beste  zu  empfehlen. 

Robert  Tschersich  und  Frau,  Dittersbach. 

Wie  ich  seinerzeit  mich  über  „Visnervin"  geäußert  habe, 
so  bin  ich  heute  noch  auf  dem  Standpunkt,  daß  es  außer  ,,\'is- 
nervin"  nichts  besseres  gibt.  Mit  vielen  und  vielerlei  Mitteln 
probierte  ich  ganz  ohne  Erfolg.  Nach  Gebrauch  der  ersten  Ori- 
ginalschachtel bemerkte  ich  sofort  Linderung  und  nach  Gebrauch 
der  dritten  Dose  war  das  Uebel  wie  w  eggeblasen.  Ich  bemerke 
ausdrücklich  an  dieser  Stelle,  daß  ich  nur  xon  Ihrem  „Visner\in" 
geheilt  wurde.     Noch  einmal  ineinen  besten  Dank. 

Peter  B.,  Kempten. 

Zahlreiche  Aerzte  im  Deutschen  Reiche,  in  Oesterreich' 
Ungarn,  in  Rußland,  in  England  usw.  haben  sich  von  den  herr- 
lichen Wirkungen  des  Lecithins  bei  allen  Krankheiten,  die  mit 
den  Nerven  zusammenhängen,  überzeugt,  und  Professor  Dr. 
Lapponi,  der  Leibarzt  Sr.  Heiligkeit  weil.  Papst  Leos  XllL, 
hat  dem  Entdecker  dieser  neuen  Nervenernährungstherapie  ein 
begeistertes  .Anerkennungsschreiben  gesandt. 

Es  ist  jedem,  der  ein  nervöses  Leiden  irgendwelcher  Art 
hat,  dringend  anzuraten,  sich  sofort  von  Dr.  Arthur  Erhard 
G.  m.  b.  H.  in  Berlin  3  5  K.  61  eine  Probe  des  „Vis- 
nervin" und  ein  aufklärendes  B  u  c  h  k  o  s  t  e  n  1  o  s 
senden  zu  lassen,  denn  ein  Mittel,  welches  vielen  Tausen- 
den geholfen  hat,  sollte  man  mindestens  versuchen,  besonders 
wenn  dieser  Versuch  nichts  weiter  kostet  als  eine  Postkarte. 
Schreiben  Sie  heute  nocli,  ehe  Sie  es  xergcsscn. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,  Heft  43        Schriftidtung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  21.  Oktober  1911 

Inhalt:  Zur  Oescliichte  des  Bessemerverfahrens  -  Ueber  die  wirtschaftl  che  Dimensionierung  der  Eisenbe  on-Plattenbalken   -  Ueb  r  Spannungiverteilung  in  Winkele'. sen- 
stäben  -  Die  Krankenversicherung  -  Kultur  und  Kunst  -  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 

I 

Zur  Geschichte  des  Bessemerverfahrens 

Von  PAUL  MARTELL. 


In  der  Geschichte  der  Stahlbereitung  ist  der  Name 
des  Engländers  Henry  Bessemer  einer  der  klangvollsten, 
und  erscheint  es  nicht  ohne  Interesse,  sich  jener  geschicht- 
Uchen  Vorgänge  zu  erinnern,  die  einst  eine  neue  Epoche 
des  modernen  Hüttenwesens  bedeuteten  und  ins  Leben 
riefen.  Henry  Bessemer  wurde  am  19.  Januar  1813  in 
Charlton,  Hertfordshire,  in  England  geboren.  Sein  Vater 
war  Besitzer"  einer  Schriftgießerei,  die  dem  jungen  Henry 
gleichzeitig  zum  Erwerb  der  ersten  technischen  Kenntnisse 
diente.  Im  Alter  von  18  Jahren  kam  Henry  Bessemer 
nach  London,  unablässig  bemüht,  sich  erfinderisch  zu  be- 
tätigen. Der  erste  Erfolg  seines  erfinderischen  Genies 
dokumentierte  sich  in  der  Erfindung  einer  Stempelmarken- 
presse, die  es  ermöglichte,  der  im  großen  Maßstabe  ein- 
gerissenen Briefmarkenfälschung  einen  Riegel  vor- 
zuschieben. Der  englische  Staat  wurde  durch  diese  Er- 
findung vor  weiteren  Verlusten  von  Millionen  Mark  be- 
wahrt. Leider  hatte  Henry  Bessemer  veisäumt,  sich  seine 
wertvolle  Erfindung  patentieren  zu  lassen,  und  so  kam 
es,  daß  er  keinen  wirtschaftlichen  Nutzen  von  seiner  Schöp- 
fung hatte.  Bessemer  machte  im  Laufe  der  Zeit  die  ver- 
schiedensten Erfindungen,  von  denen  nur  eine  wegen  des 
materiellen  Vorteils,  den  Bessemer  von  ihr  hatte,  Erwäh- 
nung verdient.  Er  hatte  eine  echte  Bronzefarbe  für  Maler 
und  Bronzierer  erfunden,  welche  Farbe  England  damals 
aus  dem  Ausland  zu  120M  für  das  Pfund  bezog.  Bessemer 
vermochte  diese  Farbe  ebenso  einfach  wie  billig  her- 
zustellen, so  daß  ihm  in  den  ersten  Jahren  trotz  stark 
herabgesetzter  Verkaufspreise  Gewinne  von  jährlich  1000  £ 
blieben;  in  den  späteren  Jahren  brachte  ihm  diese  Farbe 
immer  noch  jährlich  300  £  Reingewinn.  Durch  diese  Er- 
findung gelangte  Henry  Bessemer  zu  mäßigem  Wohlstand, 
der  ihm  die  Mittel  zu  weiterer  erfinderischer  Betätigung 
an  die  Hand  gab. 

Den  äußern  Anlaß,  daß  sich  Bessemer  der  Stahl- 
fabrikation zuwendete,  gab  der  im  Jahre  1854  aus- 
gebrochene Krimkrieg.  Bessemer,  ein  glänzendes  Erfinder- 
genie, erfand  zu  jener  Zeit  ein  Geschütz,  dessen  Geschoß 
ohne  Drall  in  drehende  Bewegung  versetzt  werden  sollte. 
Er  bot  dieses  neue  Geschütz  der  englischen  Regierung" 
an,  die  sich  jedoch  ablehnend  dazu  verhielt;  dagegen 
bekundete  Napoleon  III.  Interesse  für  das  Bessemersche 
Geschütz.  Allerdings  hing  der  Erfolg  dieser  Bessemer- 
schen  Erfindung  von  einem  zuverlässigen  Material  ab,  daß 
besser  als  Gußeisen  und  billiger  als  Tiegelgußstahl  war. 
Diese  Sachlage  führte  Bessemer  zu  jenen  merkwürdigen 
Versuchen,  die  in  ihrem  weiteren  Verlauf  zu  einer  der 
segensreichsten  Kulturtaten  werden  sollten,  welche  je  die 
Neuzeit  erlebt.    Grundlegend  handelte  es  sich  hierbei  um 


das  Problem  einer  billigen  Massenstahlbereitung,  das  da- 
mals das  Ziel  aller  Eisentechnik  war.  Henry  Bessemer 
experimentierte  18  Monate,  ohne  hierbei  nennenswerte  Er- 
folge erzielt  zu  haben.  Da  kam  ihm  nahezu  am  Ende  seiner 
Versuche  die  Idee,  ob  nicht  Roheisen  durch  Einführen 
von  Luft  in  die  geschmolzene  Masse  schmiedbar  gemacht 
werden  könne.  Der  Durchführbarkeit  dieses  Gedankens 
stellten  sich  jedoch  große  technische  Schwierigkeiten  ent- 
gegen. Besonders  die  Erzeugung  einer  genügend  hohen 
Temperatur,  um  das  Roheisen  längere  Zeit  im  geschmol- 
zenen Zustande  zu  erhalten,  bereitete  Schwierigkeiten.  An- 
fangs vermochte  Bessemer  mit  keinem  Brennmaterial  die 
gesuchte  Temperaturhöhe  zu  erreichen,  bis  er  diese  mit 
Leichtigkeit  durch  Einleiten  mit  atmosphärischer  Luft  er- 
zielte. Henry  Bessemer  unternahm  diese  Versuche  mit 
einem  Teilhaber  R.  Longsdon  etwa  6  bis  7  Monate  lang 
und  setzte  sie  dann  allein  21/,  Jahre  fort,  ohne  jedoch 
hierbei  zu  großen  Erfolgen  zu  kommen.  Diese  Versuche 
verschlangen  eine  Summe  von  nahezu  80  000  M.  Es  sei 
bemerkt,  daß  Bessemer  diesen  Versuchen  keineswegs  als 
Fachmann  gegenüberstand,  vielmehr  in  der  Hüttentechnik 
nicht  mehr  als  ein  befähigter,  durch  Selbststudium  ge- 
förderter Laie  gelten  konnte.  Um  so  größere  Bewunderung 
verdienen  sein  Streben  und  sein  späterer  beispielloser  Er- 
folg, den  er  unter  Hintansetzung  seines  Vermögens  zu  er- 
reichen wußte.  Nachdem  er  sich  so  jahrelang  mit  diesem 
Problem  beschäftigt  hatte,  drängte  es  ihn,  auch  einmal 
die  Anschauung  eines  Fachmannes  darüber  zu  vernehmen. 
Eines  Tages  lud  Bessemer  den  Hüttenmann  R.  Reunie  zur 
Besichtigung  seiner  Bronzefabrik  ein,  in  der  Absicht,  bei 
dieser  Gelegenheit  seine  Erfindung  diesem  Fachmann  vor- 
zutragen. Reunie  sagte,  nach  den  eigenen  Aufzeichnungen 
Bessemers  zu  diesem:  ,,Was  auch  Ihre  praktischen 
Schwierigkeiten  sein  mögen,  dieselben  werden  in  dem 
Augenblicke  überwunden  werden,  in  dem  Sie  Ihre  wunder- 
volle Erfindung  einem  praktischen  Hüttenmanne  vorlegen 
Wir  haben  in  vier  Tagen  eine  Versammlung  der  British 
Association,  kommen  Sie  und  teilen  Sie  der  Gesellschaft 
Ihr  Verfahren  mit."  Henry  Bessemer  kam  dieser  Auf- 
forderung nach  und  hielt  am  16.  August  1856  zu  Chelten- 
ham  in  der  Versammlung  der  British  Association  seinen 
berühmten  Vortrag,  der  dem  durch  ihn  erfundenen  neuen 
Stahlbereitungsprozeß  gewidmet  war.  Der  Grundgedanke 
war,  geschmolzenes  Roheisen  durch  Durchblasen  von 
atmosphärischer  Luft  in  flüssigen  Stahl,  ja  sogar  in  flüs- 
siges Stabeisen  ohne  Anwendung  von  Brennmaterialien 
zu  verwandeln.  Der  16.  August  1856  wird  ewig  ein  denk- 
würdiger Tag  in  der  Geschichte  des  Eisens  und  Stahls 
bleiben.    Die  Kunde  von  der  neuen  Erfindung  durcheilte 


674 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  43 


wie  ein  Lauffeuer  ganz  Europa.  Das  Unverständliche  an 
der  Sache  schien,  daß  ein  so  einfacher  Prozeß  so  lange 
Zeit  unbekannt  geblieben  war.  Doch  betrachten  wir  kurz 
die  eigentlichen  Versuche  Bessemers  selbst.  Wiederholt 
hatte  er  Oefen  gebaut,  die  der  Verbesserung  in  der  Fabri- 
kation von  Stabeisen  und  Stahl  dienen  sollten,  aber  meist 
ließ  Bessemer  diese  Oefen  wieder  abreißen,  da  sie  den 
Zwecken  nicht  voll  entsprachen.  Die  ersten  Versuche 
wurden  mit  10  bis  20  Pfund  Eisen  unternommen,  die  im 
großen  und  ganzen  die  Richtigkeit  des  theoretischen  Ge- 
dankens für  die  Praxis  ergaben.  Der  Ofen  war  ein  ge- 
wöhnlicher Windofen;  der  Tontiegel  faßte  40  Pfund. 
Waren  10  bis  12  Pfund  Roheisen  eingeschmolzen,  so  wurde 
eine  Tonröhre  eingeführt,  um  einen  Windstrom  in  das 
geschmolzene  Metall  einzublasen.  Durch  dieses  Verfahren 
wurde  in  der  Tat  Schmiedeisen  gewonnen,  und  befindet 
sich  noch  heute  eine  Probe  aus  diesen  epochemachenden 
Versuchen  in  der  Sammlung  des  Iron  and  Steel  Institutes. 
Das  so  gewonnene  Eisen  wurde  im  Juni  1855  im  Arsenal 
zu  Woolvvich  mit  Erfolg  ausgewalzt.  Nach  diesen  ersten 
ursprünglichen  Verfahren  wurde  das  Gefäß  noch  von 
außen  geheizt;  bei  den  späteren  Apparaten  geschah  dies 
nicht  mehr.  Der  zweite  von  Henry  Bessemer  kon- 
struierte Apparat  zeigte  bereits  die  Gestalt  einer  auf- 
gehängten Retorte,  die  er  sich  patentieren  ließ,  jedoch 
nicht  zur  Ausführung  brachte.  Der  erste  Bessemer- 
Convcrter  war  nichts  weiter  als  ein  einfacher  Tontiegel, 
der  zum  Unterschied  von  einem  gewöhnlichen  Stahl- 
schmclztiegel  einen  gewölbten  Deckel  hatte,  dessen  Rand 
Löcher  für  den  Qasabzug  führte.  Die  ersten  Versuche 
waren  sehr  häufig  vom  Mißlingen  begleitet,  zumal  die 
Konstruktion  des  Schmelzofens  sehr  unvoi.kommen  war. 
Es  bestand  kaum  die  Möglichkeit,  das  Roheisen  in  Fluß 
zu  bringen.  Bessemers  Gehilfe  bei  diesen  Versuchen  war 
William  D.  Alien,  der  später  in  der  Firma  Henry  Bessemer 
&  Co.,  Sheffield,  erster  Direktor  und  dann  der  Schwager 
Bessemers  wurde.  Als  beide  wieder  einen  solchen  Tiegel 
mit  30  bis  40  Pfund  Roheisen  beschickt  hatten,  führten 
sie  durch  eine  Düse  Luft  ein.  Groß  war  das  Erstaunen, 
als  nach  Verlauf  von  nur  einer  Minute  Blasen  die  ganze 
Masse  in  einen  schönen  flüssigen  Zustand  geriet.  Als 
man  das  Blasen  7  bis  8  Minuten  fortsetzte,  fand  man  b:ild 
das  ganze  Bad_ weißglühend  vor.  Diese  Versuche  stellten 
den  unleugbaren  Erfolg  der  Erfindung  fest. 

Doch  wir  sind  diesen  Versuchen  in  der  Zeit  etwas 
vorausgeeilt.  Kehren  wir  zu  jenem  berühmten  Vortrag 
zurück,  der  von  den  bedeutendsten  Folgen  für  Bessemer 
begleitet  war.  Bessemer,  der  sich  sein  neues  Verfahren 
hatte  patentieren  lassen,  erteilte  Lizenzen,  und  es  fanden 
sich  auch  sogleich  Industrielle,  die  erhebliche  Kapitalien 
für  die  Lizenzen  bewilligten.  Innerhalb  dreier  Wochen 
nach  dem  Vortrage  wurden  ihm  von  fünf  Gesellschaften 
530  000  M  für  Lizenzen  bar  bezahlt;  ein  Vorgehen,  das 
sich  bald  als  übereilt  herausstclite.  Denn  hatte  auch 
Bessemer  zweifellos  einen  neuen  Stahlbereitungsprozeß  ge- 
funden, so  waren  die  technischen  Grundlagen  hierzu  doch 
keineswegs  so  geklärt  und  feststehend,  daß  in  jedem  Fall 
der  Erfolg  gesichert  schien.  Der  ersten  Begeisterung  folgte 
bald  die  Enttäuschung;  allerseits  wurden  mit  dem  Ver- 
fahren Mißerfolge  erzielt.  In  der  Fachwelt  entwickelte 
sich  ein  großer  Federkrieg;  man  sprach  der  Bessemer- 
schen  Erfindung  jeden  Wert  und  jede  Bedeutung  ab,  be- 
sonders tat  sich  hier  der  einflußreiche,  damalige  Redakteur 
des  ,, Mining  Journal"  in  London,  David  Hearnc,  her- 
vor. Die  Situation  wurde  für  Henry  Bessemer  eine  nach- 
gerade peinliche.  Das  Schlimme  war,  daß  Bessemer  selbst 
mit  seinen  weiteren  Versuchen  mehr  Mißerfolge  als  Er- 
folge erzielte.    Bald  stand  die  ganze  Welt  der  Bessemer- 


schen  Erfindung  sehr  kühl  und  ablehnend  gegenüber,  und' 
war  es  für  Bessemer  später  eine  der  größten  Schwierig- 
keiten, dieses  öffentliche  Vorurteil  zu  überwinden.  Den-' 
noch  hat  er  nie  den  Glauben  an  sich  und  seine  Sache 
verloren,  sondern  ist  mit  Mut  und  Beharrlichkeit  den  ein- 
mal betretenen  Weg  gegangen.  Nach  dieser  Sachlage  ver- 
mochte Bessemer  fremde  Hütten  für  seine  Versuche  kaum 
noch  zu  gewinnen,  und  so  entschloß  er  sich  1859  zur 
Gründung  einer  eigenen  Fabrik,  die  zu  Sheffield  unter  der 
Hirma  Henry  Bessemer  &  Co.  errichtet  wurde.  Der  Teil- 
haber war  ein  gewisser  Galloway  zu  Sheffield.  Unterdessen 
war  Bessemer  unablässig  bemüht,  neue  Ofenstruktionen 
zu  schaffen,  die  der  Lösung  des  Problems  näher  kamen. 
Alle  diese  Konstruktionen  ließ  sich  Bessemer  durch  Patent 
schützen.  Des  Erfinders  berühmter  Vortrag  hatte  vor  allen 
Dingen  die  Folge,  daß  in  allen  Ländern  Versuche  mit 
diesem  Verfahren  angestellt  wurden.  In  England  sprachen 
sich  so  hervorragende  Autoritäten,  wie  der  Stahlfabrikant 
Carl  Saunderson  zu  Sheffield  und  Truran  zu  Dowlais,  un- 
günstig über  den  Bessemerprozeß  aus.  Auch  die  franzö- 
sische Fachwelt  legte  dem  Bessemerprozesse  keine  Be- 
deutung bei.  In  Deutschland  wurden  Versuche  unzuläng- 
licher Art  auf  einigen  Werken  im  Rheinland  und  in  West- 
falen sowie  auf  der  Königshütte  in  Oberschlesien  gemacht. 
Ueberau  brachte  man  nur  gepreßten  Wind  in  der  Stärke 
zur  Anwendung,  wie  ihn  das  Hochofengebläse  lieferte. 
Diese  Tatsache  war  auch  die  eigentliche  Ursache,  weshalb 
beispielsweise  auch  die  Versuche  auf  der  Königshütte  miß- 
langen. Obgleich  nun  die  Gegner  in  der  Zahl  stark  über- 
wogen, gab  es  doch  auch  Förderer,  die  der  Sache  mit  Eifer 
dienten.  Bedeutungsvoll  für  das  neue  Bessemerverfahren 
wurde  das  Auftreten  des  Deutschen  C.  Schinz  zu  Phila- 
delphia, der  schon  1856  rechnerisch  nachwies,  daß  die 
durch  die  Verbrennung  des  Kohlenstoffs  entwickelte 
Wärme,  die  unter  den  denkbar  günstigsten  Bedingungen 
vor  sich  ging,  eine  sehr  erhebliche  sei  und  zu  voller  Geltung 
kom.me.  Nach  der  Berechnung  von  Schinz  verbrannten 
bei  dem  Prozeß  2V2",ü  Kohlenstoff  zu  Kohlenoxydgas  und 
^0»^J  Eisen  zu  Eiseno.xyd,  wodurch-  eine  Temperatur- 
erhöhung der  Schmelzmasse  bis  zu  953"  C  eintreten  mußte. 
In  Oesterreich  entstand  durch  Peter  Tunner  dem  neuen 
Bessemerprozeß  ein  gewichtiger  Sachverständiger  als 
Gönner,  v.ährend  in  Schweden  Goran  Fredrik  Göranson 
ein  Bahnbrecher  von  fast  geschichtlicher  Bedeutung  für 
das  Bessemerverfahren  wurde.  Ein  aligemein  begangener 
Fehler  bei  allen' diesen  Versuchen  war  es,  daß  das  neue 
Verfahren  in  zu  kleinem  Maßstab  auf  zu  kleinen  Alengen 
erprobt  wurde.  Der  Schv.ede  Göranson  aus  Högbo  war 
wohl  so  ziemlich  der  einzige,  der  1856  ernsthafte  Ver- 
suche mit  dem  neuen  Bessemerprozeß  unternahm.  Göran- 
son setzte  sich  mit  Bessemer  in  Verbindung  und  erbaute 
nach  dessen  Angaben  zu  Garpenberg  einen  Versuchsofen. 
Es  zeigte  sich  jedoch  schnell,  daß  die  zur  Verfügung 
stehende  Wasserkraft  wesentlich  zu  schwach  war. 

Bevor  Göranson  sich  jedoch  zur  Erbauung  eines  neuen 
Ofens  entschloß,  zögerte  dieser  tatkräftige  Mann  nicht, 
nach  England  zu  reisen,  um  sich  mit  Bessemer  zu  be- 
sprechen, sowie  dessen  Versuche  zu  Baxter  zu  besich- 
tigen. Göranson  kehrte  zurück  und  erbaute  auf  dem  Eisen- 
werk zu  Edsken,  das  der  Firma  Elfstrand  &  Co.  gehörte, 
einen  neuen  Versuchsofen.  Diese  Firma  war  im  Besitz  des 
Patentes  für  Schweden,  Göranson  hatte  jedoch  einen  An- 
teil an  diesem  schwedischen  Bessemer-Patent  erworben. 
Aber  auch  diese  Proben  befriedigten  nicht.  Abermals 
entschloß  sich  Göranson  zum  Bau  eines  neuen  Converters, 
zu  welchem  Zweck  Bessemer  einen  englischen  Ingenieur 
nach  Schweden  schickte,  der  den  Ofen  nach  demselben 
Prinzip  wie  Bessemers  Versuchsofen  zu  Baxter  House  in 


Heft  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


675 


London  erbauen  sollte.  Aber  auch  dieser  Ofen  arbeitete 
schlecht.  Bessemer  gab  den  Rat,  den  Wind  zu  verstärken, 
wodurch  sich  die  Resultate  etwas  verbesserten,  ohne  daß 
man  von  einem  bedeutsamen  Erfolg  sprechen  konnte.  Ueber- 
dies  gestattete  die  verfügbare  Wasserkraft  keine  Erhöhung 
der  Pressung.  Alle  Mittel,  das  Verfahren  zu  verbessern, 
schlugen  fehl.  Als  der  englische  Ingenieur  abreiste,  waren 
die  Versuche  wieder  auf  dem  Standpunkt  der  Trostlosigkeit 
angelangt.  Jetzt  entschloß  sich  Göranson,  gegen  die 
Meinung  aller  Berater,  die  Pressung  zu  vermeiden  und 
das  Windquantum  zu  erhöhen.  Um  dies  zu  erreichen, 
wurden  alle  zwölf  Düsen  auf  Vs"  erweitert.  Das  Resultat 
war  ebenso  glänzend  wie  überraschend.  Göranson  hatte 
ein  warmes,  flüssiges  Metall  gewonnen,  von  dem  sich  die 
Schlacke  leicht  abschied.  Beim  Abgießen  trat  ein  völlig 
ruhiger  Fluß  ein.  Die  Blöcke  eigneten  sich  vorzüglich 
zum  Ausschmieden  und  waren  völlig  rein  und  schlacken- 
frei. Nach  diesem  Verfahren  wurde  die  erste  Charge  am 
18.  Juni  1858  erblasen.  Man  kann  diesen  Tag  als  den 
Gründungstag  des  Bessemerns  in  Schweden  bezeichnen. 
Voller  Stolz  sandte  Göranson  15  t  seines  Stahles  an  das 
Stahlwerk  Henry  I^essemer  &  Co.  zu  Sheffield,  wo  es  bei 
der  Bearbeitung  alle  Eigenschaften  eines  ausgezeichneten 
Materials  bekundete.  Man  fertigte  Messer,  Scheren,  Rasier- 
messer, Werkzeuge  und  Bleche  daraus.  So  hatte  Bessemer 
seinen  ersten  großen  Erfolg  in  Schweden  zu  verzeichnen. 
Die  „Augsburger  Allg.  Ztg."  schrieb  am  5.  Februar  1858 
über  diese  schwedische  Episode  aus  der  Geschichte  des 
Bessemerprozesses  folgendes:  ,, Sicher  ist,  daß  durch  das 
Experiment  bei  Edskens  Hochofen  das  Bessemerproblem 
zufriedenstellend  gelöst  wurde.  Der  so  bereitete  Stahl 
scheint  allen  Anforderungen  zu  genügen,  und  das  Eisen- 
kontor hat  zur  weiteren  Anwendung  der  Methode  eine 
Anleihe  von  55  000  Talern  hergegeben  und  zwei  Personen 
ausersehen,  welche  die  Proben  überwachen  und  Bericht 
erstatten  sollen."  Dieses  Eisenkontor  in  Stockholm, 
welches  seit  langen  Jahrzehnten  bestand,  war  eine  Art 
genossenschaftlicher  Institution,  die  unter  anderem  auch 
zur  wirtschaftlichen  Unterstützung  der  schwedischen  in- 
dustriellen diente.  Ohne  das  Einspringen  des  Eisenkontors 
hätte  Göranson  seine  Versuche  nicht  fortsetzen  können, 


da  er  in  dem  großen  Krisenjahr  1857  fast  alle  seine  Mittel 
eingebüßt  hatte. 

Dieser  schwedische  Erfolg  gab  Bessemer  neuen  Mut. 
Zum  zweitenmal  trat  er  jetzt  mit  seiner  Erfindung  vor 
das  große  Publikum.  Am  10.  und  17.  Mai  1889  hielt 
Henry  Bessemer  abermals  zwei  Vorträge  über  sein  neues 
Verfahren;  diesmal  in  der  Institution  of  Civil  Engineers  zu 
London.  Der  zweite  Vortrag  Bessemers  machte  einen  be- 
deutenden Eindruck.  Immer  mehr  wurde  die  Welt  auf 
dieses  neue  Verfahren  aufmerksam,  das  bald  in  der  Shef- 
fielder Eisenindustrie  mit  einem  von  Tag  zu  Tag  steigenden 
Erfolge  angewendet  wurde.  Bald  kamen  fremde  Ingenieure 
nach  England,  um  den  epochemachenden  Bessemerprozeß 
kennen  zu  lernen.  Die  Zukunft  der  Hüttentechnik  war 
für  die  ersten  drei  Jahrzehnte  entschieden.  Der  Preis  des 
Bessemerstahles  belief  sich  auf  nur  zwei  Drittel  des  bis 
dahin  üblichen  Preises.  In  dem  Patent  vom  1.  März  1850 
hatte  Henry  Bessemer  seinen  verbesserten  Converter  in 
grundlegender  V/eise  in  V/ort  und  Zeichnung  beschrieben. 
Das  Erfindergenie  Henry  Bessemer  hatte  sich  auf  zahl- 
reichen Gebieten  versucht.  Er  schuf  Verbesserungen  in 
der  Typengießerei,  Eisenbah.nbremsen,  selbst  die  Glas- 
fabrikation zog  er  in  seinen  Bereich. 

Erwähnt  sei  auch  der  von  ihm  konstruierte  Schiffsalon, 
der,  mit  einer  dem  Cardanischen  Ringe  ähnlichen  Vor- 
richtung versehen,  sich  auch  bei  unruhigem  Wetter  stets 
in  unveränderter  Lage  erhielt,  wodurch  die  Seekrankheit 
unmöglich  werden  sollte.  Diese  Erfindung  hat  jedoch  aus 
erklärlichen  Gründen  keinen  Eingang  in  die  Pra.xis  ge- 
funden. Eine  der  letzten  Erfindungen  Bessemers  befaßte 
sich  mit  der  Herstellung  von  Stahlplatten  durch  Guß  und 
soforftges  Auswalzen.  Henry  Bessemer  hatte  die  Genug- 
tuung, sein  geniales  und  segensreiches  Wirken  vor  aller 
Welt  anerkannt  zu  sehen.  Im  Jahre  1871  wurde  Henry 
Bessemer  Präsident  des  Iron  and  Steel  Institute;  im  Jahre 
1879  wurde  er  zum  Mitglied  der  Royal  Society  zu  London 
ernannt  und  von  der  Königin  Viktoria  in  den  Adelsstand 
erhoben.  Als  Henry  Bessemer  am  15.  März  1893  hoch- 
betagt zu  London  starb,  hatte  die  Tecnnüc  einen  ihrer 
.größten  Führer  und  Bahnbrecher  verloren. 


Lieber  die  wirtschaftlichste  Dimensionierung  der  Eisenbeton-Plattenbalken 

Von  Bauingenieur  H.  HUNECKE,  Mainz. 


Die  preußischen  ministeriellen  Vorschriften  über  die 
'Ausführung  von  Eisenbetonkonstruktionen  im  Hochbau 
besagen:  „Bei  Plattenbalken  darf  die  Breite  des  platten- 
förmigen  Teiles  von  der  Balkenmitte  ab  nach  jeder  Seite 
mit  nicht  mehr  als  einem  Sechstel  der  Balkenlänge  in 
Rechnung  gestellt  werden."  Befolgt  man  diese  Vorschrift 
bis  zur  Grenze,  d.  h.  setzt  man  tatsächlich  die  Breite  B 

2 

des   plattenförmigen    Teiles    des    Balkens  =      '  ^  ^^^^ 

wendet  ferner  die  ebenfalls  in  den  „Bestimmungen"  ent- 
haltenen Formeln  ^ 

(h  —  a)  =  0,39  ]/^  und 


fe  =  0,293  y  M  ■  B  an, 

so  wird  der  gesamte  Betondruckquerschnitt  mit  dem  höchst 
zulässigen    Maß    von    40  kg/cm°    und    das    Eisen  mit 


1000  kg/cm-  beansprucht.  Es  ist  selbstverständlich,  daß, 
wenigstens  im  allgemeinen,  zu  einem  gegebenen  Moment 
ein  bestimmter  Betondruckquerschnitt  gehöit.    Nimmt  man 

also  B  vorläufig  so  groß  wie  möglich  an|^   /y  so  spart 

man  an  der  Höhe  des  Balkens.  Umgekehrt  folgt  aus 
einer  Verringerung  der  Breite  B  eine  Vergrößerung  der 
Höhe  h.  Nun  kann  man  aber  den  erforderlichen  Eisen- 
querschnitt eines  Balkens  auch  bestimmen  nach  der  all- 
gemeinen Formel 

M 


fe  = 


h 


wobei  'die  Eisenbeanspruchung,  x  den  Abstand  der 
Nullinie  vom  oberen  Rande,  a  den  Schwerpunktsabstand 
der  Eiseneinlage  vom  unteren  Rande  darstellt.    Mit  für 


676 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  43 


die  Praxis  genügender  Genauigkeit  kann  man  für  diese 

M 

Gleichung  auch  setzen  :  f»  =  ^ttttt^  ^ — •  Aus  dieser  Formel 

7/8  (h  —  a)  o> 

folgt,  daß  bei  gleichbleibender  Eisenspannung  o.,  fe  um 
so  größer  wird,  je  kleiner  (h — a)  ist.  Da  aber  beim  Eisen- 
beton das  Eisen  den  teuersten  Bestandteil  darstellt,  so 
erkennt  man,  daß  es  in  den  seltensten  Fällen  wirtschaftlich 
ist,  den  größten  zulässigen  Wert  für  die  Breite  B  des 
Plattcnbalkens  zu  wählen,  denn  einem  großen  Wert  von  B 
entspricht  ein  um  so  kleinerer  von  (h — a) ;  der  letztere 
ist  aber  ausschlaggebend  für  den  Eisenverbrauch.  Der 
erfahrene  Konstrukteur  wird  daher  lieber  einen  höheren, 
als  einen  stark  armierten  Träger  in  Kauf  nehmen.  Mit 
anderen  Worten,  er  wird  die  Breite  B  so  wählen,  daß 
der  Träger  hoch  und  dementsprechend  der  Eisenquerschnitt 
klein  wird.  Betrachten  wir  den  nebenstehenden  Quer- 
schnitt. Der  Träger  habe  eine  Länge  von  9,0  m  und 
liege  von  dem  nächsten  4,0  m  entfernt.  Es  wäre  für  B 
9  0  2 

zulässig:        —   =  3,0  m.     Man    erreicht   damit  einen 

niedrigeren  Träger  und  beansprucht  den  gesamten  Drnck- 
gurt  des  T-förmigen  Querschnittes  mit  40  kg/cm,-.  Nimmt 
man  dagegen  für  B  einen  kleineren  Wert  an,  beispielsweise 
1,20  m,  so  wird  der  Träger  höher,  der  Eisenquerschnitt 
kleiner  und  der  Balken  höchstwahrscheinlich  billiger 
werden.  Die  bei  einem  niedrigen  Träger  häufig  anzuord- 
nenden Vouten  zur  Aufnahme  der  Schubspannungen  werden 
unnötig  und  trotz  der  vielen  Vorteile  werden  die  preußi- 
schen Vorschriften  dennoch  erfüllt.  Es  wird  sogar 
die    tatsächliche    Betonspannung    geringer    als    die  der 

Formel  (h  —  a)  ==  0,39  ■  ^ zugrunde  liegende  Be- 
anspruchung von  40  kg/cm-,  denn  in  Wirklichkeit  ist  doch 
(s.  Abb.  1)  B  =  3,0  m  und  nicht  1,20  m,  wie  angenommen. 


4 


.  ,  f /////// 


Abb.  1 


Sollte  die  Nullinie  in  den  Steg  fallen,  so  gelten  die 
Formein  für  (Ii — a)  und  f  nicht  mehr  und  man  hat  bei 
Einsetzung  des  größten  Wertes  für  B  eine  sehr  umständ- 
liche, zeitraubende  Rechnung  vor  sich,  die  wir  gleichfalls 
sparen,  wenn  B  kleiner  angenommen  wird,  als  tatsächlich 
vorhanden,  also  einen  kleineren  Querschnitt  beanspruchen, 
als  uns  gegeben  ist. 

Nun  darf  man  diese  Rechnungsart  natürlich  nicht 
übertreiben  und  z.  B.  in  einen  60  cm  hohen  Tärger  3  R.  E. 
von  8  mm  Durchm.  legen  wollen.  Das  würde  sowohl 
dem  Wesen  des  Eisenbetons,  als  auch  der  Wirtschaftlich- 
keit der  Dimensionierung  nicht  entsprechen.  Es  ist  eben 
der  möglichen  Verkleinerung  von  B  eine  Grenze  gezogen, 
falls  man  richtig  und  rationell  arbeiten  will.  Ob  in  einem 
Träger  zu  wenig  oder  zu  viel  Eisen  liegt,  wird  jedem  nur 
ein  wenig  erfahrenen  Konstrukteur  sofort  einleuchten,  da- 
gegen ist  es  nicht  so  ohne  weiteres  klar,  welches  Träger- 
profil das  wirtschaftlich  günstigste  wird.  Bevor  wir  dieser 
Frage  nähertreten,  seien  noch  einige  Winke  für  die  Auf- 
stellung von  Massenberechnungen  von  Eisenbetonbauten 
gegeben,  die  ein  schnelles  Arbeiten  ermöglichen. 


Bei  der  Berechnung  einer  Offerte  ist  selten  Zeit, 
einen  mathematisch  genauen  Eisenauszug  oder  auch  nur 
einen  Betonmassenauszug  zu  machen.  Man  muß  da  immer 
sehr  viel  nach  der  Erfahrung  schätzen.  Beispielsweise 
kann  die  genaue  Länge  der  Eisen,  die  Endhaken,  Auf- 
biegungen, das  Uebergreifen,  die  Bügel  und  Verteilungs- 
eisen, das  oder  die  Montierungseisen  usw.  selten  ganz 
genau  so  in  der  Massenberechnung  berücksichtigt  werden, 
wie  sie  später  bei  der  Ausführung  eingebracht  werden. 
Da  hat  sich  nun  herausgestellt,  daß  man  für  die  vor- 
genannten Vergrößerungen  der  Eisenmenge  26o'o  einsetzen 
kann.  Es  wird  das  Gewicht  von  1  cm^  Eisen  für  den 
laufenden  m  =  1  kg  eingesetzt  (0,785 +  26o/o  =  1),  v^as 
natürlich  eine  bedeutende  Zeitersparnis  für  den  Bearbeiter 
der  Offerte  darstellt.  Ferner  rechnet  man  zur  Berücksich- 
tigung des  Voutenbetons  und  der  Voutenschalung  den 
Träger  bis  O.  K.  Platte  und  die  Platte  ebenfalls  ganz  durch. 

Wir  wollen  der  folgenden  Rechnung  nachstehende 
Einheitspreise  zugrunde  legen: 

Beton  +  Arbeitslohn  =  24  M/cbm 

Arbeitslohn,  Schalung  +  Verschn.  =  3  M/qm 
Eisen  =   0,14  M/kg. 

Die  Kosten  für  einen  lfdm  Balken  stellen  sich  jetzt 
zusammen  aus  folgenden  Werten: 

Beton  =  bi  .  [(h  —  a)  +  a]  .  1,00  .  24 

[(h  —  a)  +  a]  .  1,00  •  3 


Schalung 
Eisen 


fe  •  0,14. 
Setzen  wir  jetzt 

0,293  i/m  ■ 

K  =  W  .  (0,39  1/^  -]-a) 


0,39 


-)-  a  und  fe  = 


so  erhalten  wir  die  Gesamtkosten 

1  /m" 


B 


24  +  bi  .  2  (0,39 


3  +  0,293  "j/M  .  B  .  0,14  (1). 


Bei  jedem  Träger,  den  wir  finden  werden,  bleibt  a 
gleich,  ebenso  näherungsweise  bj  und  M.  Sollte  bi  ja 
noch  etwas  differieren  von  dem  bi  eines  anderen  aus- 
führbaren, das  Moment  aufnehmenden  Querschnittes,  so 
kann  der  Kostenunterschied  immerhin  noch  leicht  bei  der 
Dimensionierung  des  Trägers  berücksichtigt  werden.  Da 
es  sich  jetzt  nur  um  eine  Vergleichsrechnung,  nicht  um 
eine  Aufstellung  wirklicher  Kosten  handelt,  so  kann  also 


in  obiger  Gleichung  a,  M  und  bi  gestrichen  werden 
erszibt  sich  dann 

T 


Es 


K^     0,39  [/ ^  24  +  2  0,39  [/ 3,0  +  0,293 


B  0,14  (2), 


oder 


K, 


9,36  ]/^  +  2,34  ]/±  +  0,041  ]/b 


llj 


+  0,041 


]/b  (3). 


Derjenige  Wert,  der  diese  Gleichung  erfüllt  und  dabei 
der  kleinste  von  allen  richtigen  ist,  gibt  dann  das  wirt- 
schaftlich richtigste  B  an.  Mit  Hilfe  der  Maxima-  und 
Minimarechnung  läßt  sich  die  Gleichung  mathematisch 
genau  lösen.  Da  jedoch  die  hierbei  nötige  Differenzie- 
rung einem  mittleren  Techniker  im  allgemeinen  nicht  ge- 
läufig ist,  so  muß  der  kleinste  Wert  durch  Probieren 
gefunden  werden. 

Kl  =  11,7  ]/ 


11,7  Vli 

'    y  1.2 

11,7  ]/ 


1,20 


1,25 


+  0,041 


He't  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  IQll 


677 


Kl  und  damit  auch  die  Gesamtkosten  K  werden  also 
am  geringsten,  wenn  B  =  1,20  m  gewäiilt  wird.  Die 
günstigste  Dimensionierung  für  nachstehendes  Beispiel  er- 
folgt also  in  folgender  Weise: 

M  =  12  000  mkg,  /  =  10,0  m  (zul.  B  demnach  3,30  ni) 


(h  —  a)  =  0,39 


12  000 

T2cr 


=  0,39  m;    h  =  0,43  m; 


Es  zeigt  sich  also  bei  diesem  so  geringen  Unter- 
schiede der  Druckbreiten  B  bereits  eine  Kostendifferenz 
in  der  durch  die  GLichung  festgelegten  Weise. 

Viel  krasser  tritt  das  noch  hervor,  wenn  mit  der  höchst- 
zulässigen Druckbreite  =  3,30  m  gerechnet  wäre.  Da- 
für ist: 


fe  =  0,293  yi2  000  •  1,2  =  35  cm'^. 

Die  Kosten  für  1  Ifdm  betragen: 
Beton :   0,2  •  0,43  •  24 
Schalung:    (0,2  +  2-  0,43  •  3,0 
Eisen:  35  •  0,14  ~= 

~  10,14 

Zum  Vergleich  sei  jetzt  der  Träger  berechnet,  wenn 
man  B  noch  um  10  cm  verkleinert. 

1 2  OOÖ 


(h  —  a)  =  0,39  y 


/  1 2  000 
3,30~ 


0,24  m;    h  =  0,28  m 


=  2,CÖ  L\ 
3  ,1  S-  „ 
=  4,93  „ 


=  0,293  j/12C00  ■  3,30  =  58,2  cm^ 

Ccton :   0,2  ■  0,28  •  24 
Schalung :    (0,2  -j-  2  •  0,23)  ■  3 
Eisen:   58,2  ■  0,14 


(h  —  a)  =  0,39  ]/- 


1,10 


0,41  m;  h 


fe  =  0,293  "]/l2000  •  1,10  =  33,6  cm^ 

Beton:   0,2  ■  0,45  •  24 
Schalung:  (0,2+  2  •  0,45)  ■  3,0 
Eisen:  33,6  •  0,14 


=  1,34  M 
=  -  2,29  „ 
8,15  „ 
11,78  M 

rjcgcn  10,14  M  bei  dem  günstigsten  Profil.    Also  eine 
0,45  n;     Kostenersparnis  von  1,64  M  für  einen  Meter  Trägerlänge. 

Es  dürfte  sich  deshalb  wohl  lohnen,  bei  einem  größeren 
Projekt  vor  Aufstellung  der  Rechnungen  die  Einheitspreise 
für  Beton,  Schalung  usw.,  die  für  den  Ausführungsort 
Gültigkeit    haben,    in    obenstehender    Weise    in  die 

 Gleichung  2)  einzusetzen,    um    für  die  Dimensionierung 

10,16  M.      der  Träger  eine  Gleichung  der  Form  3)  aufzustellen. 


2,16  AI 
3,30  „ 
4,70  „ 


lieber  Spannungsverteüung  in  Winkeleisenstäben 

Von  J.  BENSCHEIDT  in  Dortmund. 


In  Nr.  22  der  Zeitung  ist  eine  Abhandlung  von  Herrn 
Richard  Ludwig  über  die  „Spannungsverteilung  in  Winkel- 
eisenstäben"  veröffentlicht.  Diese  ist  geeignet,  den  Eisen- 
konstruktionen ein  unberechtigtes  Mißtr'auen  entgegen- 
zubringen. Es  verlohnt  sich  daher,  auf  die  angeschnittene 
Frage  näher  einzugehen.  Infolge  des  senkrechten  Ab- 
standes  der  Winkeleisenschweriinic  von  der  Nietreihe  wird 


gesetzt.  Hieran  anschließend  wird  behauptet,  daß  die 
wirklich  auftretenden  Spannungen  nicht  wesentlich  anders 
sein  können  als  sie  diese  [Rechnung  ergibt.  Das  letztere 
ist  sehr  anfechtbar  und  steht  durchaus  nicht  mit  den  Er- 
gebnissen von  Zerreißversuchen  in  Einklang.  Es  hat  sich 
vielmehr  herausgestellt,  daß  in  einem  solchen  Falle  die 
wirkliche  Beanspruchung  den  Wert 


Abb.  1 


jir  die  a — a-Kante  des  Querschnittes  n — n  der  Abb.  1  eine 

eanspruchung  herausgerechnet  von 

26000             ,   26000-2,24  ,  „.^^ 

H  o       ■  5,74  -=  1200  +  2320 


(12,3  —  1,8  •  0,8)   '        72  -2 

=  3520  kg. 

Hierbei  ist  das  Widerstandsmoment  des  Querschnittes 
2  ■  72 

och  zu  günstig  mit  ,  d.  h.  ohne  Nietlochabzug  ein- 


26000 


=  1200  kg'qcm 


2  •  (12,3  —  1,8  ■  0,8) 
nur  sehr  wenig  überschreitet. 

Wenn  aber  die  Theorie  für  die  ersterwähnte  Berech- 
nung richtig  Vv'äre,  dann  hätte  die  Untersuchung  noch 
weiter  ausgedehnt  und  auch  der  einseitige  Anschluß  des 
einzelnen  Winkels  in  der  wagerechten  Richtung  berück- 
sichtigt werden  müssen.    Infolge  des  Schwerpunktsabstan- 


678 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  43 


des  entsteht  an  der  c — c-Kante  eines  jeden  Winkeleisens 
noch  eine  weitere  Zusatzspannung  von 

26000  •  1,86  •  2,26         ,  i  / 

Die  Qesamtspannung  im  Punkte  A  müßte  somit  sein-: 
1200  +  2320  -f  759        +  4279  kg/qcm. 

Die  Ursache,  daß  trotzdem  keine  wesentlichen  Biegungs- 
spannungen auftreten,  liegt  eben  darin,  daß  die  Stabenden 
durch  den  festen  Anschluß  der  verhältnismäßig  langen 
Nietreihe  mit  dem  starren  Knotenblech  nach  jeder  Rich- 
tung hin  fest  eingespannt  sind. 


T 


s1 


73 


Abb.  2 


Betrachten  wir  z.  B.  den  Anschluß  an  ein  fest  ein- 
gespanntes Knotenblech  in  der  Abb.  2,  so  wird  wohl 
niemand  darauf  verfallen,  den  Stabquerschnitt  n — n  in  der 
vorhin  gezeigten  Weise  auf  zusammengesetzte  Festigkeit 
zu  berechnen.  Das  entstehende  Moment  wird  eben  nicht 
vom  Stab,  sondern  von  den  Anschlußbolzen  aufgenomm.en 
und  hat  den  Wert:  P  ■  x  =  0 '  e.  Auf  Biegung  be- 
ansprucht ist  nur  der  schraffierte  Teil  des  Anschluß- 
lappens, nicht  der  Stab. 


Abb.  3 


In  derselben  Weise  ist  auch  der  eingangs  erwähnte 
Winkeleisenanschluß  zu  behandeln.  Das  Moment  26  OOO 
■  2,24  cmkg  arbeitet  an  2-6  Nietscherflächen  (Abb.  3),  deren 
Widerstandsmoment  in  bezug  auf  den  neutralen  Punkt  M 
sich  ergibt  zu: 

2  (3,25-^  + 9,75-^ +  16,25'^)  _      3,25^^  +  9,75^4-16,252 
16,25  16,25 
worin  f  den  Nietquerschnitt  bedeutet. 

Die  Reaktionen  senkrecht  zur  Stabrichtung  in  den 
Scherflächen  f  der  an  den  Enden  befindlichen  Nieten  sind 
demnach  ^6000  ■  2.24 


3,25^  +  9,75-'  +  16,25-^       640  kg. 
16,25 


'P--//äOOO 


Abb.  4 

Ebenso  findet  auch  in  wagerechter  Richtung  eine 
Kräftewirkung  statt  (Abb.  4),  indem  in  der  linken  Anschluß- 
hälfte die  lotrechten  Winkclschenkel  vom  Knotenblech  ab- 
gehoben, in  der  rechten  Hälfte  an  dasselbe  angedrückt  werden. 

Das  Moment,    v/elches    jeden  Winkeleisenstab  vom 

Knotenblech  abzubiegen  sucht,  beträgt 

26000     ,  ^ , 

— ^-  •  1,86  cm/kg. 

Führen  wir  das  Widerstandsmoment  der  Stabbefesti- 
gung (ungünstig)  der  Einfachheit  halber  als  das  der  sechs 
Nietquerschnitte  auf  die  neutrale  Achse  M— M  ein  mit 
3,25-'  +  9,75-'  +  16,25^' 
16,25 

so  wird  die  Zugspannung  des  letzten  Nietes  links 

=   1   =  531  kg. 

3,25^  -f  9,75^  +  16,25-^ 

16,25 

Aus  der  Abb.  3  läßt  sich  auch  erkennen,  daß,  wenn 
die  Stabschwerlinie  durch  den  Systempunkt  des  Knoten- 
bleches geht,  kein  Drehmom-ent  im  letzteren  entstehen 
kann.  Das  Moment  der  angreifenden  Kraft  ist  =  0,  wejl 
der  Hebelarm  =  0  ist,  und  das  Moment  aus  den  wider- 
stel>enden  Kräften  hebt  sich,  weil  entgegengesetzt  gerichtet, 
auf.  Auf  Biegung  beansprucht  wird  nur  der  zwischen 
Schwerlinie  und  Nietreihe  befindliche  Teil  des  Stabes.  Es 
v.'ird  hier  jedoch,  weil  die  Hölie  des  in  Betracht  kommen- 
den Querschnittes  in  der  Stablängsrichtung  zu  .messen  ist, 
ein  so  großes  Widerstandsmoment  vorhanden  sein,  daß 
diese  Biegungsspannungen  keine  Rolle  spielen. 

Die  erstangeführte  Berechnungsweise  giit  nur  .  dann, 
wenn  ein  einzelner  Bolzen  die  Verbindung  des  Stabes 
mit  dem  Knotenblech  bewirkt,  doch  dürfte  in  diesem  Falle 
eine  rationelle  Ausnützung  des  Winkeleisens  sovcieso  nicht 
beabsichtigt  sein.  Bei  doppelseitig  angeordneten,  mit 
mehreren  Nieten  angeschlossenen  Winkcleiscnstäbcn  kann 
keine  wesentliche  Biegungsbeanspruchung  in  den  Stiiben 
auftreten,  sofern  die  Stabschwerlinie  durch  den  System- 
pimkt  des  Knotenbleches  geht,  oder  falls  das  nicht  zutrefft, 
letzteres  auf  irgendeine  Weise  am  Verdrehen  gehindert 
ist.  Der  schädliche  Einfluß  des  Schweriinienabstandes  von 
der  Nietreihe  äußert  sich  in  der  Hauptsache  nur  in  einer 
etwas  stärkeren  Beanspruchung  der  Anschlußnicten. 

Läßt  man,  wie  dies  der  Einfachheit  halber  häufig  ge- 
schieht, die  Nietreihenlinie  statt  der  Schwcrlinie  durch  den 
Svstcmpunkt  gehen,  so  v,ird  dadurch  ein  Moment  in  das 
Knotenblech  gebracht,  welches  von  diesem  wieder  an  die 
anschließenden  Stäbe  abgegeben  werden  muß.  In  der 
Regel  werden  auch  die  durch  diese  fehlerhafte  Ausbildung 
entstehenden  Zusatzspannungen  gering,  weil  alle  Stab- 
enden als  eingespannt  zu  betrachten  sind  und  gewöhnlich 
ein  stärkerer  durchgehender  Stab  vorhanden  ist,  der  den 
Einfluß  des  Drehmomentes  allein  ohne  Schaden  aufi; 
nehmen  kann.  « 


Heft  43  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911  679 


Die  Krankenversicherung 


yon  Regierungsassessor  Dr. 

II. 

Feuchten  gegen  die  Kassen  und  ihre  Leistungen 

Diejenigen  Privatangestellten,  die  ein  Gehalt  von 
weniger  als  2500  M  beziehen,  gehören  kraft  Gesetzes  einer 
Krankenkasse  an  und  haben  daher  ein  Interesse,  die  Be- 
stimmungen über  die  gesetzliche  Krankenversicherung 
kennen  zu  lernen.  Die  Zwischenstellung  zahlreicher  Be- 
triebstechniker zwischen  Arbeitgebern  und  Arbeitern  macht 
die  Kenntnis  der  über  die  Krankenversicherung  geltenden 
gesetzlichen  Bestimmungen  aber  auch  für  alle  übrigen  tech- 
nischen und  kaufmännischen  Angestellten  überaus  wichtig, 
da  der  Arbeiter  vielfach  Anfragen  an  sie  richtet. 

Träger  der  Versicherung  sind  die  Ortskrankenkassen, 
die  Landkrankenkassen,  die  Betriebskrankenkassen  und  die 
Innungskrankenkassen.  Dazu  kommen  die  nach  landes- 
gesetzlichen Vorschriften  errichteten  Knappschaftlichen 
Krankenkassen.  Zum  Verständnis  des  folgenden  müssen 
wir  in  wenigen  Worten  die  von  der  Reichsversicherungs- 
ordnung für  den  gesamten  Bereich  der  sozialen  Versiche- 
rung geschaffene  Behördenorganisation  skizzieren.  Die 
oberste  Behörde  ist  das  Reichsversicherungsamt,  dessen 
Tätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Verwaltung  und  Recht- 
sprechung sich  auf  das  ganze  Reich  erstreckt;  die  Landes- 
versicherungsämter sind  für  einen  Bundesstaat  zuständig, 
die  Oberversicherungsämter  für  den  Bezirk  einer  höheren 
Verwaltungsbehörde,  also  für  die  Regierungsbezirke,  und 
endlich  sind  die  Versicherungsämter  bei  jeder  unteren  Ver- 
waltungsbehörde, also  den  Landratsämtern  in  Preußen, 
den  Bezirksämtern  in  Bayern,  den  Kreishauptmannschaften 
in  Sachsen  und  den  Oberämtern  in  Württemberg  und  Baden 
als  eine  besondere  Abteilung  für  Arbeiterversicherung  zu 
errichten.  Durch  Bestimmung-  der  obersten  Verwaltungs- 
behörde kann  für  die  Bezirke  mehrerer  unterer  Verwaltungs- 
behörden bei  einer  dieser  ein  gemeinsames  Versicherungs- 
amt errichtet  werden.  Bei  den  Versicherungsämtern  sind 
mindestens  zwölf  je  zur  Hälfte  aus  Arbeitgebern  und  Ver- 
sicherten entnommene  Versicherungsvertreter  zu  bestellen. 
Sie  werden  von  den  Vorstandsmitgliedern  der  Kranken- 
kassen gewählt,  die  im  Bezirke  des  Versicherungsamtes 
mindestens  50  Mitglieder  haben. 

Die  wichtigsten  Kassen  sind  die  Orts-  und  die  Land- 
krankenkassen, die  nach  §  226  in  der  Regel  innerhalb  des 
Bezirkes  eines  Versicherungsamtes  zu  errichten  sind.  Neben 
den  allgemeinen  Ortskrankenkassen  sind  noch  bisher  be- 
stehende besondere  Ortskrankenkassen  erhalten  geblieben. 
Versicherungspflichtige,  die  weder  in  einer  knappschaft- 
lichen Krankenkasse,  noch  in  eine  besondere  Orts-,  oder 
eine  Betriebs-,  oder  eine  Innungskrankenkasse  gehören, 
sind  Mitglieder  der  allgemeinen  Orts-  oder  der  Land- 
krankenkasse ihres  Erwerbszweigs  und  Beschäftigungs- 
ortes. —  Diese  allgemeinen  Ortskrankenkassen  werden  im 
allgemeinen  für  den  Bezirk  eines  Versicherungsamtes  er- 
richtet. Mitglieder  der  Landkrankenkassen  sind  die  in  der 
Landwirtschaft  Beschäftigten,  die  Dienstboten,  die  im 
Wandergewerbe  Beschäftigten  sowie  die  Hausgewerbe- 
treibenden. Die  allgemeinen  Ortskrankenkassen  und  die 
Landkrankenkassen  sind  also  nur  dann  zuständig,  wenn 
keine  der  folgenden  Kassenarten  in  Betracht  kommen. 
Ueber  die  besonderen  Ortskrankenkassen  bestimmen 
§§  239  ff:  „Wo  bei  Inkrafttreten  dieses  Gesetzes  eine 
Ortskrankenkasse    für   einzelne  oder  mehrere  Gewerbs- 


CL.  HEISS,  Treptow-Berlin. 

(Nachdruck  verboten.) 

zweige  oder  Betriebsarten  oder  allein  für  Versicherte  eines 
Geschlechts  besteht,  wird  sie  neben  der  allgemeinen  Orts- 
krankenkasse als  besondere  Ortskrankenkasse  zugelassen, 
solange  sie  den  Anforderungen  der  §§  240  bis  242  ent- 
spricht." 

Eine  besondere  Ortskrankenkasse  wird  nur  zugelassen, 
wenn 

1.  sie  mindestens  250  Mitglieder  zählt, 

2.  ihr  Fortbestand  den  Bestand  oder  die  Leistungs- 
fähigkeit der  allgemeinen  Orts-  und  der  Landkranken- 
kasse des  Bezirks  nicht  gefährdet, 

3.  ihre  satzungsmäßigen  Leistungen  denen  der  maß- 
gebenden Ortskrankenkasse  mindestens  gleichwertig 
sind  oder  binnen  6  Monaten  gemacht  werden, 

4.  ihre  Leistungsfähigkeit  für  die  Dauer  sicher  ist  und 

5.  sie  nicht  über  den  Bezirk  des  Versicherungsamtes 
hinausreicht. 

Nach  §  242  gilt  die  allgemeine  Ortskrankenkasse  oder 
die  Landkrankenkasse  insbesondere  als  gefährdet,  wenn 
die  Zahl  der  Mitglieder,  die  ihr  bei  Zulassung  besonderer 
Ortskrankenkassen  verbleiben  würden,  nicht  mindestens 
250  erreicht. 

Durch  diese  Bestimmungen  wird  also  der  Mißstand 
verhindert,  daß  für  besondere  Gewerbezweige  besondere 
Ortskrankenkassen  weiter  bestehen,  die  wegen  ihrer  ge- 
ringen Mitgliederzahl  leistungsunfähig  sind.  Leider  hat 
sich  der  Gesetzgeber  nicht  dazu  entschließen  können,  durch 
eine  weitergehende  Vereinheitlichung  die  Leistungsfähig- 
keit der  allgemeinen  Ortskrankenkassen  und  die  Ueber- 
sichtlichkeit  der  Organisation  zu  fördern,  indem  er  die 
Betriebs-  und  die  Innungskrankenkassen  bestehen  läßt. 

Ueber  die  Betriebs-  und  Innungskrankenkassen  be- 
stimmt §  245:  „Ein  Arbeitgeber  kann  eine  Betriebs- 
krankenkasse errichten  für  jeden  Betrieb,  in  dem  er  für 
die  Dauer  mindestens  150  Versicherungspflichtige  und  für 
jeden  landwirtschaftlichen  Betrieb  oder  Binnenschiffahrts- 
betrieb, in  dem  er  für  die  Dauer  mindestens  50  Ver- 
sicherungspflichtige beschäftigt.  Er  kann  auch  eine  ge- 
meinsame Betriebskrankenkasse  für  mehrere  Betriebe  er- 
richten, in  denen  er  für  die  Dauer  zusammen  mindestens 
150  oder  bei  landwirtschaftlichen  Betrieben  mindestens 
50  Versicherungspflichtige  beschäftigt.  Beteiligte  Ver- 
sicherungspflichtige sind  vorher  zu  hören. 

Soweit  ein  Arbeitgeber  mit  seinen  Betrieben  einer 
Innung  angehört,  die  eine  Innungskrankenkasse  hat,  kann 
er  für  die  versicherungspflichtig  Beschäftigten,  die  der 
Innungskrankenkasse  angehören  müssen,  keine  Betriebs- 
krankenkasse errichten." 

Nach  §  248  und  251  darf  eine  Betriebs-  oder  eine 
Innungskrankenkasse  nur  errichtet  werden,  wenn 

1.  sie  den  Bestand  oder  die  Leistungsfähigkeit  vor- 
handener allgemeiner  Ortskrankenkassen  und  Land- 
krankenkassen nicht  gefährdet;  dabei  gilt  eine  Kasse 
nicht  als  gefährdet,  wenn  sie  nach  Errichtung  der 
Betriebskrankenkasse  mehr  als  1000  Mitglieder  be- 
hält; 

2.  ihre  satzungsmäßigen  Leistungen  denen  der  maß- 
gebenden Krankenkasse  mindestens  gleichwertig  sind 
und 

3.  ihre  Leistungsfähigkeit  für  die  Dauer  sicher  ist. 


680 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  43 


Die  in  den  Betrieben  einer  Innungskrankenkasse  be- 
schäftigten Versicherungsberechtigten  können  ihr  nach 
§  250  beitreten.  Nach  dem  gleichen  Paragraph  gehören 
die  Beschäftigten  eines  Betriebes,  mit  dem  ein  Arbeitgeber 
einer  Zwangsinnung  freiwillig  beigetreten  ist  oder  für  den 
eine  Betriebskrankenkasse  errichtet  ist,  nicht  in  die  Innungs- 
krankenkasse. Ebenso  endet  die  Mitgliedschaft  der  bei 
ihnen  beschäftigten  Personen,  wenn  ein  Innungsmitglied 
seinen  Gewerbebetrieb  aus  dem  Kassenbereich  hinausverlegt. 

Die  allgemeine  Ortskrankenkasse  und  die  Landkranken- 
kasse können  miteinander  vereinigt  werden,  wenn  der 
Mitgliederstand  der  einen  oder  der  anderen  nicht  nur 
vorübergehend  unter  250  herabsinkt  (§  264).  Mehrere 
allgemeine  Ortskrankenkassen  oder  Landkrankenkassen,  die 
für  den  Bezirk  eines  Versicherungsamtes  errichtet  sind, 
können  auf  Beschluß  ihrer  Ausschüsse  und  mit  Zustimmung 
der  beteiligten  Gemeinden  oder  Verbände  miteinander  ver- 
einigt werden. 

Kassen,  deren  Leistungen  denen  der  maßgebenden 
Ortskrankenkassen  nicht  gleichwertig  sind  oder  nicht  binnen 
6  Monaten  gemacht  werden,  oder  deren  Leistungsfähig- 
keit nicht  mehr  für  die  Dauer  sicher  ist,  können  geschlossen 
werden. 

Der  Landkrankenkasse  gehören  an  die  in  der 
Landwirtschaft  Beschäftigten,  die  Dienstboten,  die  im 
Wandergewerbe  Beschäftigten,  sowie  die  Hausgewerbe- 
treibenden und  ihre  hausgewerblich  Beschäftigten.  Wenn 
eine  allgemeine  Ortskrankenkasse  nicht  errichtet  v/ird,  ge- 
hören auch  die  übrigen  Versicherten  der  Landkrankenkasse 
an.  Die  Landkrankenkassen  sind  in  der  Regel  für  den 
Bezirk  eines  Versicherungsamts  zu  errichten;  in  kleinen 
Bezirken  kann  die  Errichtung  von  Landkrankenlcassen 
unterbleiben.  Ihr  Selbstverwaltungsrecht  ist  geringer  als 
das  der  Ortskrartkenkassen,  insofern  als  der  Vorsitzende, 
der  Vorstand  und  der  Ausschuß  nicht  von  den  Mitgliedern 
gewählt,  sondern  vom  Gemeindeverband,  in  Preußen  also 
von  den  Kreisausschüssen  ernannt  werden. 

Pflichten  der  Arbeitgeber  (Meldungen). 

Ueber  die  Meldungen  bestimmt  §  317.  Die  Arbeit- 
geber haben  jeden  von  ihnen  Beschäftigten,  der  zur  Mit- 
gliedschaft bei  einer  Orts-,  Land-  oder  Innungskrankcn- 
kasse  verpflichtet  ist,  bei  der  durch  die  Satzung  oder 
nach  §  319  bestimmten  Stelle  binnen  drei  Tagen  nach 
Beginn  und  Ende  der  Beschäftigung  zu  melden.  Aende- 
rungen  des  Beschäftigungsverhältnisses,  welche  die  Ver- 
sicherungspflicht berühren,  haben  sie  gleichfalls  binnen 
drei  Tagen  zu  melden. 

Die  Meldung  kann  unterbleiben,  wenn  die  Arbeit  für 
kürzere  Zeit  als  eine  Woche  unterbrochen  wird  und  die 
Beiträge  fortgezahlt  werden.  Die  Satzung  kann  die  Meide- 
frist über  den  dritten  Tag  hinaus  bis  zum  letzten  Werk- 
tage der  Kalenderwoche  erstrecken. 

Die  Kasse  kann  mit  Verwaltungen  von  Reichs-  und 
Staatsbetrieben  abweichendes  über  die  Meldungen  ver- 
einbaren, 

Die  oberste  Verwaltungsbehörde  kann  über  Form  r.nd 
Inhalt  der  Meldungen  Vorschriften  erlassen. 

In  der  Anmeldung  sind  auch  die  Angaben  zu  maclien, 
die  durch  die  Satzung  zur  Berechnung  der  Beiträge  ge- 
fordert werden. 

Aenderungen  in  diesen  Verhältnissen  sind  binnen  der 
Meldefrist  anzuzeigen. 

Aendert  sich  der  Lohn,  so  ändert  sich  die  Lohnstufe, 
wenn  nicht  die  Satzung  anderes  bestimmt,  erst  mit  der 
nächsten  Beitragszahlung. 

Das  Versicherungsamt  kann  in  seinem  Bezirke  für  alle 
oder  mehrere  Orts-,  Land-  und  Innungskrankenkassen  ge- 


meinsame Meldestellen  errichten  oder  deren  Geschäfte  mit 
Genehmigung  der  Gemeindeaufsichtsbehörde  den  Orts- 
behörden übertragen. 

Die  Kosten  werden  auf  die  beteiligten  Kassen  nach 
Verhältnis  des  Jahreseinganges  an  Beiträgen  umgelegt, 
sofern  nicht  das  Oberversicherungsamt  einen  anderen  Maß- 
stab bestimmt. 

Die  Arbeitgeber  haben  die  Beiträge  für  ihre  Versiche- 
rungspflichtigen an  den  Tagen  einzuzahlen,  die  die  Satzung 
festsetzt.  Die  Zahltage  dürfen  höchstens  einen  Monat 
auseinanderliegen.  Die  Versicherungspflichtigen  müssen 
sich  bei  der  Lohnzahlung  ihre  Beitragsteile,  die  auf  volle 
zehn  Pfennige  angerundet  werden  dürfen,  vom  Barlohn 

■  abziehen  lassen.  Sind  Abzüge  .für  eine  Lohnzeit  unter- 
blieben, so  dürfen  sie  nur  bei  der  Lohnzahlung  für  die 
nächste  Lohnzeit  nachgeholt  werden,  wenn  die  Beiträge 
nicht  ohne  Verschulden  des  Arbeitgebers  verspätet  ent- 
richtet worden  sind.  Auf  Anordnung  des  Versicherungs- 
amts dürfen  Arbeitgeber,  die  mit  Abführung  der  Beiträge 

'  rückständig  sind  und  sich  in  einem  Zwangsbeitreibungs- 
'  verfahren  als  zahlungsunfähig  erwiesen  haben,  widerruflich 
nur  ihren  Beitragsteil  einzahlen.  Die  von  ihnen  beschäf- 
tigten Versicherungspflichtigen  haben  dann  ihren  Beitrags- 
'  teil  an  den  Zahltagen  selbst  einzuzahlen  (§  393  bis  405). 
Ueber  Streitigkeiten  hinsichtlich  der  Beitragszahlungen  ent- 
scheidet der  Beschlußausschuß  des  Versicherungsamtes. 

Die  unständigen  Arbeiter  braucht  der  Arbeitgeber 
nicht  zur  Krankenkasse  anzumelden;    sie  sind  vielmehr 

■  selbst  zur  Anmeldung  verpflichtet  und  haben  auch  ihren 
'  Beitragsteil  selbst  bei  der  Kasse  einzuzahlen.  Zu  ihrer 
'  Anmeldung  sind  ferner  verpflichtet  das  Versicherungsamt, 
'  die  Gemeinde-  und  Polizeibehörde,  die  Ausgabestelle  für 

Quittungskarten  sowie  alle  Organe  und  Angestellte  der 
Versicherungsträger,  sobald  sie  Kenntnis  davon  erhalten, 
daß  ein  Versicherungspflichtiger,  der  unständig  beschäftigt 
wird,  nicht  schon  Mitglied  einer  Krankenkasse  ist.  Den 
Beitragsanteil  der  Arbeitgeber  hat  der  Gemeindeverband 
'  am  Schlüsse  eines  jeden  Vierteljahres  auf  Grund  einer 
von  der  Krankenkasse  eingereichten  Rechnung  zu  zahlen. 
Die  Gemeinde  kann  den  Beitrag  entweder  auf  alle  oder 
nur  auf  die  beteiligten  Einwohner  des  Kassenbezirks  um- 
legen. Als  unständig  gilt  die  Beschäftigung  die  auf  weniger 
als  eine  Woche  entv/eder  durch  die  Natur  der  Sache  be- 
schränkt zu  sein  pflegt  oder  im  voraus  durch  den  Arbeits- 
vertrag beschränkt  ist.  Hierher  gehören  also  z.  B.  Putz- 
frauen und  Nähterinnen,  die  in  den  Häusern  ihrer  Kund- 
schaft auf  der  ,,Stör"  arbeiten. 

Auf  die  besonders  verwickelten  Bestimmungen,  die 
für  das  Wander-  und  das  Hausgewerbe  gelten,  wollen  wir 
hier  nicht  näher  eingehen. 

Die  Leistungen  der  Kassen. 

Die  baren  Leistungen  der  Kassen  werden  nach  einem 
Grundlohn  bemessen.  Als  solcher  kann  entweder  der 
durchschnittliche  Tagesentgelt  derjenigen  Klassen  Ver- 
sicherter, für  welche  die  Kasse  errichtet  ist,  bis  5  M  für 
den  Arbeitstag  oder  der  wirkliche  Arbeitsverdienst  der 
einzelnen  Versicherten  bis  6  M  für  den  Arbeitstag  fest- 
gesetzt werden.  Die  Leistungen  der  Kassen  zerfallen  in 
Krankenhilfe,  Wochenhilfe,  Sterbegeld  und  Faniilienhilfe. 
Die  Krankenhilfe  umfaßt  Krankenpflege  und  Krankengeld. 
Die  Krankenpflege  umfaßt  von  Beginn  der  Krankheit  an 
ärztliche  Behandlung  und  Versorgung  mit  Arznei  sowie 
Brillen,  Bruchbändern  und  anderen  kleinen  Heilmitteln. 
Das  Krankengekl  wird  vom  vierten  Krankheitstage  an,  wenn 
aber  die  Arbeitsunfähigkeit  erst  später  eintritt,  vom  Tage 
ihres  Eintritts  an  in  Höhe  des  halben  Grundlohns  für 
jeden  Arbeitstag  gewährt.    Die  Krankenhilfe  ist  für  die 


Heft  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


681 


Dauer  von  26  Wochen  zu  gewähren,  sie  kann  durch  die 
Satzung  bis  auf  ein  Jahr  erweitert  werden.  Anstelle  der 
Krankenpflege  und  des  Krankengeldes  kann  die  Kasse  Kur 
und  Verpflegung  in  einem  Krankenhause  gewähren.  Hat 
der  Kranke  einen  eigenen  Haushalt  oder  ist  er  Mitglied 
des  Haushaltes  seiner  Familie,  so  bedarf  es  seiner  Zu- 
stimmung. Dieser  Zustimmung  bedarf  es  jedoch  nicht, 
wenn  die  Art  der  Krankheit  eine  Behandlung  oder  Pflege 
verlangt,  die  in  der  Familie  des  Erkrankten  nicht  möglich 
ist,  wenn  die  Krankheit  ansteckend  ist,  wenn  der  Erkrankte 
wiederholt  der  Krankenordnung  oder  den  Anordnungen 
des  behandelnden  Arztes  zuwider  gehandelt  hat  oder  wenn 
sein  Zustand  oder  Verhalten  seine  fortgesetzte  Beobachtung 
erfordert.  Sind  mehrere  Krankenhäuser  vorhanden,  so  ist 
dem  Erkrankten  die  Wahl  zu  überlassen.  Die  Kasse  kann 
mit  Zustimmung  des  Versicherten  Hilfe  und  Wartung 
durch  Krankenpfleger,  Krankenschwestern  oder  andere 
Pfleger  namentlich  auch  dann  gewähren,  wenn  die  Auf- 
nahme des  Kranken  in  ein  Krankenhaus  geboten,  aber  nicht 
ausführbar  ist,  oder  ein  wichtiger  Grund  vorliegt,  den 
Kranken  in  seinem  Haushalt  oder  in  seiner  Familie  zu  be- 
lassen. Die  Satzung  kann  gestatten,  dafür  bis  zu  einem 
Viertel  des  Krankengeldes  abzuziehen. 

Wird  Krankenhauspfiege  einem  Versicherten  gewährt, 
der  bisher  von  seinem  Arbeitsverdienst  Angehörige  ganz 
oder  übcrv/iegend  unterhalten  hat,  so  ist  daneben  ein  Haus- 
geld für  die  Angehörigen  im  Betrage  des  halben  Kranken- 
geldes zu  zahlen.  Das  Hausgeld  kann  unmittelbar  an  die 
Angehörigen  ausgezahlt  werden. 

Freiwillig  kann  die  Satzung  Fürsorgen  für  Genesende, 
namentlich  durch  Unterbringung  in  einem  Genesungs- 
heim, bis  zur  Dauer  eines  Jahres  nach  Ablauf  der  Kranken- 
hilfe gewähren  sowie  Hilfsmittel  gegen  Verunstaltung  und 
Verkrüppelung  zubilligen,  die  nach  beendigtem  Heil- 
verfahren nötig  sind,  um  die  Arbeitsfähigkeit  herzustellen 
oder  zu  erhalten. 

Die  Satzung  kann  für  Versicherte,  die  auf  Grund  der 
Reichsversicherung  oder  aus  einer  knappschaftlichen 
Krankenkasse  oder  aus  einer  Ersatzkasse  binnen  zwölf 
Monaten  bereits  für  sechsundzwanzig  Wochen  hinter- 
einander oder  insgesamt  Krankengeld  oder  die  Ersatz- 
leistungen dafür  bezogen  haben,  in  einem  neuen  Versiche- 
rungsfalle, der  im  Laufe  der  nächsten  zwölf  Monate  ein- 
tritt, die  Krankenhilfe  auf  die  Regelleistungen  und  auf  die 
Gesamtdauer  von  dreizehn  Wochen  beschränken.  Dies 
gilt  nur,  wenn  die  Krankenhilfe  durch  dieselbe  nicht  ge- 
hobene Krankheitsursache  veranlaßt  wird. 

Durch  diese  Bestimmung  werden  einerseits  die  Kassen 
geschützt  gegen  jene  chronisch  Kranken,  v/ie  z.  B.  Lungen- 
schwindsüchtige, die  durch  kurze  Beschäftigung  immer 
wieder  einen  Anspruch  auf  die  Leistungen  der  Kasse  für 
die  ganze  Dauer  erwerben,  andererseits  aber  wird  die 
Lage  dieser  unglücklichen  Kranken  im  Vergleich  zur  bis- 
herigen Gesetzgebung  verschlechtert. 

Die  Leitungen  mehrerer  Krankenkassen  dürfen  zu- 
sammen den  Durchschnittsbetrag  des  täglichen  Arbeits- 
verdienstes eines  Mitglieds  nicht  übersteigen.  Jedoch  kann 
die  Satzung  der  Kasse  Ausnahmen  davon  machen. 

Ein  unständiger  Beschäftigter,  der  im  Laufe  der  letzten 
26  Wochen  vor  der  Erkrankung  für  mehr  als  8  Wochen 
seinen  Beitragsanteil  nicht  geleistet  hat,  erhält  kein  Kranken- 


geld, sondern  nur  Krankenpflege,  und  das  Sterbegeld  darf 
den  Betrag  von  30  M  nicht  übersteigen. 

Wöchnerinnen,  die  im  letzten  Jahre  vor  der  Nieder- 
kunft mindestens  sechs  Monate  hindurch  auf  Grund  der 
Reichsversicherung  oder  bei  einer  knappschaftlichen 
Krankenkasse  gegen  Krankheit  versichert  gewesen  sind, 
erhalten  ein  Wochengeld  in  Höhe  des  Krankengeldes  für 
acht  Wochen,  von  denen  mindestens  sechs  in  die  Zeit 
nach  der  Niederkunft  fallen  müssen. 

Statt  des  Wochengeldes  kann  der  Wöchnerin  mit  ihrer 
Zustimmung  Kur  und  Verpflegung  in  einem  Wöchnerinnen- 
heim oder  Hilfe  und  Wartung  durch  Hauspflegerinnen 
gewährt  werden.  Schwangere,  die  der  Kasse  mindestens 
sechs  Monate  angehören  und  durch  die  Schwangerschaft 
arbeitsunfähig  werden,  können  durch  Bestimmung  der 
Satzung  ein  Schwangerengeld  in  Höhe  des  Krankengeldes 
bis  zur  Gesamtdauer  von  sechs  Wochen  erhalten,  sowie 
Hebammendienste  und  ärztliche  Behandlung. 

Das  Sterbegeld  beträgt  das  Zwanzigfache  des  Grund- 
lohnes und  wird  auch  dann  noch  bezahlt,  wenn  ein  Er- 
krankter binnen  einem  Jahre  nach  Ablauf  der  Kranken- 
hilfe an  derselben  Krankheit  stirbt  und  bis  zu  seinem  Tode 
arbeitsunfähig  gewesen  ist.  Vom  Sterbegeld  werden  zu- 
nächst die  Kosten  des  Begräbnisses  bestritten  und  an  den 
gezahlt,  der  das  Begräbnis  besorgt  hat.  Bleibt  ein  Ueber-l 
Schuß,  so  sind  nacheinander  der  Ehegatte,  die  Kinder,' 
der  Vater,  die  Mutter,  die  Geschwister  bezugsberechtigt,! 
wenn  sie  mit  dem  Verstorbenen  zur  Zeit  seines  Todes  in 
häuslicher  Gemeinschaft  gelebt  haben.  Fehlen  solche  Be-, 
rechtigten,  so  verbleibt  der  Ueberschuß  der  Kasse.  Durch' 
die  Satzung  kann  das  Sterbegeld  bis  zum  vierzigfachen 
des  Grundlohnes  oder  auch  auf  den  Mindestbetrag  voni 
50  M  erhöht  werden.  ^ 

Durch  die  Satzung  kann  Krankenpflege  an  versicherungs- 
freic  Familienmitglieder  der  Versicherten,  Wochenhilfe  an 
versicherungsfreie  Ehefrauen  der  Versicherungspflichtigen 
und  Sterbegeld  beim  Tode  des  Ehegatten  oder  eines 
Kindes  eines  Versicherten  zugebilligt  werden.  Das  Sterbe- 
geld kann  für  den  Ehegatten  bis  auf  zweidrittel,  für  ein 
Kind  bis  auf  die  Hälfte  des  Mitgliedersterbegeldes  be- 
messen werden  und  ist  um  den  Betrag  des  Sterbegeldes 
zu  kürzen,  auf  das  der  Verstorbene  selbst  gesetzlich  ver- 
sichert war. 

Wichtig  ist  schließlich  für  die  freiwillig  Versicherten 
noch  §  207,  wonach  die  Satzung  bestimmen  kann,  daß 
der  Anspruch  Versicherungsberechtigter,  die  der  Kasse  frei- 
v/illig  beigetreten  sind,  erst  nach  einer  Wartezeit  von 
höchstens  sechs  Wochen  entsteht. 

Das  sind  im  wesentlichen  die  Vv'ichtigsten  Bestim- 
mungen der  Reichsversicherungsordnung  über  die  Kranken- 
versicherung. Wenn  auch  einzelne  Verbesserungen  an- 
zuerkennen sind,  so  fehlt  dem  Gesetze  doch  der  Grundzug 
einer  konsequenten  einheitlichen  Reform.  Namentlich  hätte 
der  Personenkreis  der  Versicherten  für  alle  sozialen  Ver- 
Licherungszweige  einheitlich  und  zwar  möglichst  umfang- 
reich abgegrenzt  werden  müssen.  Leider  wird  das  dick- 
leibige Gesetz  für  lange  Zeit  ein  Hindernis  des  Fort- 
schritts auf  dem  Gebiete  der  Sozialversicherung  sein,  da 
man  alle  weiteren  Reformvorschläge  mit  dem  Einwand 
zurückweisen  wird,  man  dürfe  das  soeben  kodifizierte 
Recht  nicht  schon  v/ieder  abändern. 


682 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  43 


KULTUR  UND  KUNST 

Entwicklung  und  Persönlichkeit 

Ins  tiefe  Problem  der  Kunstentwicklung  leuchtet  Karl 
Storck  im  Oktoberheft  des  „Türmers"  (Stuttgart, 
Oreiner  &  Pfeiffer)  in  einem  Gedächtnisartikel  an  Rein- 
hold Begas. 

„Entwicklung  und  Persönlichkeit  hat  Goethe  als  die 
beiden  Kriterien  hingestellt,  unter  denen  alle  kunst- 
geschichtliche Betrachtung  am  ehesten  fruchtbare  Er- 
gebnisse zu  zeitigen  vermöge.  Man  ist  vielfach  geneigt, 
beides  insofern  zu  vermengen,  als  man  die  Größe  einer 
Persönlichkeit  aus  ihrer  Bedeutung  für  die  Entwicklung 
erkennen  zu  können  glaubt.  Ich  halte"  das  für  durchaus 
falsch,  glaube  vielmehr,  daß  das  Letzte  und  Höchste  des 
Genies  —  ein  solches  aber  ist  die  reinste  Kristallisierung 
von  Persönlichkeit  —  außerhalb  der  Entwicklung  steht, 
wie  alles  Ewige  zeitlos  ist.  Den  Schöpfungen  des  Genies 
aber  eignet  diese  Ewigkeit,  soweit  wir  begrenzten  Men- 
schen eine  solche  erfassen  können. 

Das  Genie  schafft  aus  dem  Zwang  seines  Ichs  heraus, 
unbekümmert  um  die  Umwelt,  es  schafft  aiso  eigentlich 
auch  nur  für  sich.  Es  ist  gerade  diese  Unabhängig- 
keit von  der  Umwelt,  die  dem  Werke  des  Genies  jene 
Dauerwirkung  verleiht,  die  Goethe  an  einer  anderen  Stelle 
(im  Gespräche  mit  Eckermann)  als  ein  Zeichen  der  Ge- 
nialität hervorhebt.  Denn  durch  diese  Unabhängigkeit  von 
der  Umwelt  kommt  das  Werk  des  Genies  in  eine  Sphäre 
der  Reinheit,  des  absoluten  Seins,  in  die  zu  allen  Zeiten 
der  dazu  begabte  Mensch  genießend  sich  emporheben 
kann.  Es  ist  mit  dieser  Kunst  wie  mit  der  Liebe,  mit 
dem  Tiefsten  der  Religion:  es  gehört  dazu  kein  Verstehen, 
kein  Begreifen,  —  es  ist  ein  Erleben. 

Diese  Freiheit  von  der  Umwelt,  die  wir  so  als  höchste 
^X^ertkraft  zur  Dauerwirkung  erkennen,  wird  auf  der  an- 
deren Seite  leicht  zu  einem  Hemmnis  für  eine  starke 
Zeitwirkung.  Denn  diese  Zeit  hat  ihr  ganz  besonderes 
Bedürfen  und  sucht  aus  diesem  heraus  die  Sättigung  des- 
selben; sie  wird  diese  nur  dort  vollkommen  finden,  wo 
ein  gleiches  Bedürfen,  ein  gleiches  Gebundensein  in  der 
Not  oder  auch  im  Reichtum  der  Zeit  schöpferisch  am 
iWerke  war.  Ich  will  keineswegs  bestreiten,  daß  die  großen 
Genietaten  auch  von  starkem  Einflüsse  für  die  Entwicklung 
sein  können,  aber  in  der  Regel  doch  nur  so,  daß  in  einer 
imeist  wesentlich  späteren  Zeit  das  vom  Genie  vorweg- 
genommene und  erlöste  Empfinden  Zeitinhalt  wird.  Das 
ist  bereits  eine  Wirkung  des  Werkes  des  Genies,  eine 
Wirkung,  die  auf  tausend  oft  nur  schwer  festzustellenden 
Wegen  in  die  Welt  gedrungen  ist. 

Es  gibt  kein  absolutes  Genie.  Auch  das  größte 
menschliche  Genie  ist  nicht  zu  allen  Stunden  voll  gött- 
Hcher  Schaffenskraft.  Es  ist  ja  auch  keinem  Menschen 
möglich,  ganz  außerhalb  der  Welt  zu  stehen.  Mit  einem 
Teile  seines  Wesens  hängt  auch  der  Uebermensch  mit 
der  Gesamtheit  zusammen;  und  dieser  Teil  seiner  Per- 
sönlichkeit schafft  Zeitwerte.  Vielleicht  liegt  es  auch  so, 
daß  der  einzelne  erst  seine  Zeit  durch  ihr  völliges  Er- 
leben überwinden  muß,  um  in  seine  Ewigkeitssphäre 
hinaufgelangen  zu  können.  Er  wird  dann  mit  dem,  was 
er  so  als  Zeitgenosse  schafft,  die  Zeitgenossen  ergreifen, 
die  nachher  ihm  nicht  mehr  folgen  wollen,  ihn  gar  auf 
Irrwegen  wähnen.  Man  denke,  wie  einsam  Goethe  wurde, 
der  als  Dichter  des  , Werther'  und  des  ,Götz'  die  Welt 
für  sich  hatte.  Ein  gleiches  Schicksal  hatte  Beethoven; 
ein  gleiches,  wenn  auch  weniger  deutlich,  Mozart.  Michel- 
angelo, Lionardo  da  Vinci,  Dante,  sie  alle  wuchsen  in 
die  Einsamkeit  hinauf.  Es  ist  dann  die  Aufgabe  der 
Hunderte  von  Talenten,  aus  dem  Zeitbedürfen  heraus  sich 
an  diese  Einsamen  heranzufühlen  und  zu  entdecken,  wann 
sie  .zeitgemäß'  werden,  für  welchen  Teil  ihres  Ewigkeits- 
schaffens der  Gegenwartspunkt  eintritt.  Der  Goethe,  der 
heute  Tausenden  der  besten  Deutschen  täglicher  Lebens- 
genosse ist,  ist  ein  ganz  anderer  als  der,  den  die  Stürmer 


und  Dränger  liebten,  den  der  Kreis  der  römischen  Freunde 
umfing,  der  in  Weimar  einer  Heldentum  suchenden  Jugend 
als  Olympier  erschien.  Der  Mensch  Beethoven,  der  den 
Zeitgenossen  ein  Narr  war,  ist  heute  allen  denen,  die  ihm 
nahegekommen  sind,  Held  und  geliebter  Menschenfreund. 
So  wird  dieser  aus  den  heutigen  zeitlichen  Augen  ganz 
anders  angesehene  Goethe  heute  und  immer  wieder  ein 
Faktor  der  Entwicklung  dadurch,  daß  er  Menschen  bildet. 
Aber  seine  Bedeutung  für  die  sogenannte  Entwicklungs- 
geschichte der  Kunst,  die  liegt  ganz  anderswo,  war  zu 
gewissen  Zeiten  sehr  gering,  könnte  bei  einem  Genie 
sogar  fast  gleich  Null  sein. 

Die  sichtbare  Kunst  e  n  t  w  i  c  k  1  u  n  g  ,  die  wir  mit- 
erlebend verfolgen  können,  wird  dagegen  von  anderen 
Kräften  bestimmt.  Diese  Entwicklung  läßt  sich  auf  die 
Formel:  ,Der  Kampf  des  Jungen  gegen  das  Alte"  bringen. 
Dagegen  ist  es  sehr  kurzsichtig,  die  ganze  Kunstgeschichte 
als  einen  solchen  Kampf  hinstellen  zu  wollen.  Da  über- 
sieht man  eben,  daß  das  Allerhöchste  dieser  Kunst,  das, 
was  wir  zu  heiligem  Schauer  oder  zu  unbändiger  Lust  von 
der  Kunst  empfangen,  gar  nichts  mit  dieser  Kunstgeschichte 
zu  tun  hat.  Wir  können  allenfalls  von  einer  Geschichte 
des  Verhältnisses  der  Menschheit  zu  dieser  Kunst  sprechen. 
Dieses  Verhältnis  wechselt  nach  Art  und  Stärke,  und  wir 
sind  natürlich  töricht  genug,  das  jeweils  gegenwärtige 
Verhältnis  als  das  richtige  anzusprechen.  Aber  mit  der 
Entwicklungsgeschichte  des  künstlerischen  Schaffens  haben 
diese  Werke  eigentlich  nichts  zu  tun.  Die  diese  Entwick- 
lungsgeschichte bedingen,  sind  vielmehr  jene  Künstler  und 
jene  Kunstwerke,  zu  deren  Verständnis  es,  sobald  sie  der 
Vergangenheit  angehören,  eines  besonderen  Studiums  be- 
darf; jene  Künstler,  bei  denen  man  sich  in  ihre  Zeit,  in 
die  Begleitumstände  hineinleben  muß,  um  ihre  Bedeutimg 
zu  verstehen;  jene  Künstler  darum  auch,  die  gelegentlic'i, 
oft  lange  nach  ihrem  Tode,  wieder  einmal  plötzlich  in 
Mode  kommen  können.  Man  denke  z.  B.  an  die  Prä- 
raffaeliten.  Die  Liebe  zu  diesen,  so  leidenschaftlich  sie 
sich  zeitweilig  gebärdete,  hat  in  unserer  Zeit  niemals  das 
Snobistische,  oder  doch  wenigstens  das  , Gebildete'  ganz 
zu  überwinden  vermocht.  Sie  ist  auch  nicht  einen  Augen- 
blick lang  als  schlechtweg  natürlich  erschienen,  und  zwar 
weil  diese  Werke  nicht  zu  den  Großtaten  der  Genialität 
gehören,  sondern  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  Kunst 
als  bestimmt  erkennbare  Stufe  stehen.  Sie  sind  durchaus 
zeitlich  begrenzt  und  waren  nur  für  eine  bestimmte  Zeit 
Natur.  Das  kann  man  etwa  von  Werken  Raffaels  nicht 
behaupten.  Es  gehört  gar  keine  Bildung  dazu,  zur  Schön- 
heit seiner  Madonnen  ein  lebendiges  Verhältnis  zu  be- 
kommen. Gerade  der  Nicht-Kunstgelehrte,  der  bloß  Emp- 
fangende, Genießende,  wird  diesen  Werken  gegenübc; 
gar  nichts  Historisches  fühlen,  sondern  sie  ganz  als  in 
sich  beruhend,  als  zeitlos,  eben  einfach  als  schön  emp- 
finden. Oder  man  nehme  Goethes  , Faust'.  So  gewiß 
Goethe,  wenn  er  heute  lebte  und  heute  seinen  , Faust' 
schüfe,  das  Faustische  in  diesen  Menschen  sich  anderen 
Verhältnisse  der  Umwelt  gegenüber  betätigen  ließe,  an  dem 
Kern  des  Werkes,  eben  am  Faustischen,  würde  das  nichts 
ändern.  Darum  bleibt  dieses  auch  dauernd  gegenwärtig, 
es  ist  nur  Episodisches,  was  nicht  unmittelbar  lebendig 
wirkt.  Aber  weder  Raffaels  Werke  noch  Goethes  , Faust' 
sind  für  die  Entwicklungsgeschichte  der  Kunst 
bedeutsam  gewesen.  Raffaels  Werke  nicht,  trotzdem  ?i( 
millionenfach  nachgeahmt  wurden.  Denn  gerade  dic^. 
dauernde  Nachahmung  bezeugt  nur  die  stete  Gegenwarts- 
wirkung  seines  Schaffens.  Die  Kunstentwicklung  konnte 
sich  dagegen  nur  dadurch  vollziehen,  daß  man  sich  von 
Raffael  entfernte. 

Der  Kampf  des  Jungen  gegen  das  Alte!  Es  wäre 
merkwürdig,  wenn  die  Kunstgeschichte  nicht  auf  diese 
Formel  ginge,  wo  doch  das  ganze  Leben  auf  ihr  steht. 
Es  müßte  Stillstand,  Erstarrung  und  Unfruchtbarkeit  ein- 
treten, wenn  die  Jugei.d  dasselbe  wollte,  wie  das  .Mter. 
Es  läge  aber  eine  viel  größere  Schwäche  darin,  wenn 
das  Alter  sich  jung  gebärden  und  gegen  das  von  ihm 
selbst  Gcochaffene  mit  der  Jugend  anstürmen  würde,  als 


Heft  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


683 


wenn  dieses  Alter  seinen  Besitz  zu  verteidigen  strebt  und 
die  Jugend  als  irrend  bekämpft.  Denn  das  Alter  hat  ja 
den  Vorzug,  daß  es  eine^gereifte  Jugend  darstellt,  während 
die  Jugend  eben  nicht  mehr  Jugend  wäre,  wenn  sie  das 
Maß  und  die  Ausgeglichenheiten  des  Alters  besäße.  Es 
ist  darum  auch  nicht  zu  verwundern,  wenn  in  der  Kunst- 
geschichte gerade  jene,  die  in  der  Jugend  als  heftigste 
Stürmer  und  grundsätzliche  Neuerer  erscheinen,  im  Alter 
die  reaktionärsten  Bekämpfer  einer  neuen  Jugend  sind. 
Das  Temperament,  das  in  der  Jugend  sie  zum  Sturme 
befeuerte,  muß  beim  gereiften  Mann  zur  halsstarrigen 
Ueberzeugung,  im  Rechte  zu  sein,  werden.  Und  dasselbe 
Temperament,  das  einst  zum  kämpfenden  Ansturm  be- 
feuerte, gil^jetzt  die  Kraft  zur  kampfstarken  Verteidigung. 

Es  sind  nur  die  Schwächlinge,  die  Mitläufer,  die  Un- 
selbständigen, die  immer  ,modern'  sein  können.  Streng 
genommen  sind  sie  freilich  niemals  modern  in  dem  Sinne 
des  morgen  Kommenden,  sondern  immer  nur  modisch 
als  gute  Witterer  des  heute  bereits  Geltenden.  Dem  wider- 
spricht nur  scheinbar  die  Tatsache,  daß  wir  manche  starke 
Talente,  vor  allem  in  den  bildenden  Künsten,  noch  in 
reifen  Jahren  von  ihrer  Kunstrichtung  ablenken  und  eine 
neue  ergreifen  sehen.  Das  kann  einmal  seinen  Grund 
darin  haben,  daß  es  Menschen  von  sehr  langsamer  Eigen- 
entwicklung sind,  die  erst  spät  mit  dem  Ueberwinden 
der  Umwelt  fertig  werden  und  nur  langsam  zu  sich  selber 
kommen.  Viel  häufiger  aber  liegt  der  Fall  so,  daß  bei 
ihnen  der  Umschwung  nur  das  Aeußere  trifft  —  bei  der 
bildenden  Kunst  die  Technik  — ,  daß  also  die  betreffenden 
nur  zur  Meinung  gelangt  sind,  in  der  neuen  Technik  ein 
Mittel  gefunden  zu  haben,  mit  dem  sie  besser,  überzeugen- 
der das  ausdrücken  können,  was  sie  schon  immer  an- 
strebten. 

Das  alles  sind  keine  Vollkünstler,  keine,  die  unter 
dem  höchsten  Zwang  arbeiten.  Jene  Vollkünstler,  jene 
Genies,  werden  niemals  als  modern  empfunden.  Dazu 
hängen  sie  zu  wenig  mit  ihrer  Zeit  zusammen.  Sie  können 
allerdings  modisch  werden,  wofüY  aber  die  Ursache  nicht 
bei  ihnen,  sondern  nur  beim  Publikum  liegt.  Dieses  findet 
auf  einmal  in  den  vielleicht  lange  Zeit  verkannten  Werken 
ein  Etwas,  was  in  ganz  freier  Weise  das  ausdrückt,  was 
jetzt  die  Zeit  sucht.  Dadurch  entsteht  eine  plötzliche  Hin- 
neigung, die  aber  nichts  mit  der  wahren  Liebe  zu  tun 
hat,  weil  sie  auf  falschen  Voraussetzungen  beruht,  indem 
sie  nämlich  ein  über  den  Zeiten  Stehendes  in  den  Zeit- 
strom hineinzuzerren  sucht." 

* 

Der  internationale  Wohnungshygiene-Kongreß 
Ein  Rückblick 
Von  Pastor  a.  D.  KÖTSCHKE-Berlin. 

Die  Beschäftigung  mit  den  Wohnungsfragen  wächst. 
Im  großen  wie  im  kleinen.  Wir  hatten  heuer  in  Leipzig 
den  deutschen  Wohnungskongreß,  im  vorigen  Jahre  in 
Wien  den  internationalen  Wohnungskongreß  und  Anfang 
Oktober  tagte  in  Dresden  der  internationale  Wohnungs- 
hygienekongreß. Anregungen  und  Belehrungen  also 
massenhaft.  Trotzdem  kann  man  nicht  sagen,  daß 
unsere  Wohnungskultur  auf  der  Höhe  steht.  Die  innere 
Einrichtung  in  unseren  vornehmsten  Wohnungen  mag  zwar 
blenden:  Prachtvolle  Treppen  mit  automatischer  Nacht- 
beleuchtung und  selbsttätige  Fahrstühle  führen  hinauf  in 
die  Wohnung;  drinnen  Gas  und  Elektrizität,  Warmwasser- 
heizung, mehrere  Bäder,  Müllschlucker,  Staubsauger,  Tele- 
phon für  innerhalb  und  außerhalb  der  Wohnung,  ein- 
gemauerte Tresors,  womöglich  Hundekammern  usw.  — 
natürlich  alles  für  das  nötige  Geld.  Trotzdem  —  alles, 
was  Luft  und  Licht  und  Sonne  und  Grün  betrifft,  hatten 
unsere  Vorfahren  sicher  viel  besser  und  reichlicher  als 
wir,  und  diese  Dinge  sind  doch  eigentlich  viel  wichtiger 
als  die  Bequemlichkeiten  der  modernen  Kultur. 

Der  Fehler  ist  der,  daß  man  in  den  Großstädten  jahr- 
zehntelang einfach  darauf  los  gebaut- und  die  Menschen 


möglichst  dicht  zusammengepfer-cht  hat  in  dem  Glauben, 
je  weniger  die  Menschen  Platz  brauchen  und  je  enger 
man  die  Menschen  zusammen  hocken  läßt,  umso  besser. 
Wenigstens  hat  man  das  bei  uns  Mitteleuropäern  getan. 
Die  daraus  erwachsenden  gesundheitlichen  Schäden  be- 
achtete man  nicht.  Die  Wohnungshygiene  ist  eine  ver- 
hältnismäßig junge  Wissenschaft.  Heute  hat  sie  alle 
Hände  voll  zu  tun.  Aber  viele  Fehler  lassen  sich  zu- 
nächst gar  nicht  wieder  gut  machen. 

Unter  den  mannigfachen  Anregungen,  die  die  zahl- 
reichen Vorträge  boten,  wurde  immer  wieder  am  meisten 
darauf  der  Nachdruck  gelegt,  daß  unsere  Bauweise  viel 
zu  dicht  ist.  Unser  Massenmietshaus  ist  ein  Produkt  mo- 
derner Unvernunft,  der  ödeste  und  langweiligste  und  un- 
gesundeste Wohntypus,  den  man  sich  denken  kann.  Das 
ideal  ist,  daß  jede  Wohnung  im  Grünen  liegt  und  der 
Miensch  im  Zusammenhang  mit  der  Natur  bleibt,  deren 
Kind  er  ist.  Ist  dies  auch  nur  ein  Ideal,  das  in  der 
Großstadt  auf  vielerlei  Widerstände  stößt,  so  hat  doch 
die  Mietskaserne  sich  allzu  weit  und  zwar  in  ganz  un- 
nötiger Weise  davon  entfernt. 

Die  meisten  großstädtischen  Wohnungen  haben  zu 
wenig  Licht  und  Sonne.  Mit  Recht  verlangte  Prof.  Gur- 
litt  in  Dresden  für  alle  Zimmer  einen  Lichteinfall  im 
Winkel  von  45  Grad.  Nach  der  Straße  zu  wird  diese 
Rücksicht  ja  auch  befolgt.  Denn  da  schreiben  die  Bau- 
ordnungen vor,  daß  die  Straßen  nicht  breiter  sein  dürfen 
in  der  Regel  als  die  Häuser.  Aber  in  den  Großstädten 
liegen  heute  die  wenigsten  Zimmer  nach  der  Straße.  Auf 
den  Höfen  gibt  es  massenhaft  Zimmer  und  ganze  Woh- 
nungen, die  überhaupt  keine  Sonne  haben.  Ohne  Sonne 
aber  kann  der  Mensch  ebensowenig  gedeihen  wie  eine 
Pflanze.  Ein  Zimmer,  in  d  is  die  Sonne  mit  ihrer  heilenden 
und  reinigenden  Kraft  nicht  hinein  scheinen  kann,  ist  uur 
gesund.  Wir  brauchen  heute  gerade  in  großstädtischen 
Wohnungen  viel  Sonne,  weil,  wie  Prof.  Miethe-Charlotten- 
burg  nachgewiesen  hat,  die  feinsten  und  heilkräftigsten 
Strahlen,  die  ultravioletten,  durch  den  Straßendunstkreis 
kaum  noch  hindurch  dringen  können.  Leider  sind  insofern 
unsere  Häuser  noch  unpraktisch  gebaut,  als  sie  durchweg 
zu  wenig  Fensterraum  haben,  viel  weniger  z.  B.  als  die 
englischen.  Seit  die  Mode  aufgehört  hat,  zwischen  den 
Fenstern  den  Spiegel  aufzustellen,  könnte  man  die  Pfeiler 
zwischen  den  Fenstern  ruhig  auf  ein  Minimum  beschränken. 
Darüber,  daß  die  Gardinen  hygienisch  außerordentlich  nach- 
teilig sind,  braucht  man  kein  Wort  mehr  zu  verlieren. 
Leider  haben  aber  unsere  lieben  Hausfrauen  noch  keinen 
praktischen  Ersatz  dafür  gefunden,  und  ohne  einen  solchen 
tun  sie  es  nun  einmal  nicht.  Wenn  man  nun  gar  heute 
Zimmer  anlegt,  die  selbst  am  Tage  das  leidige  Lampen- 
licht nötig  haben  —  und  das  geschieht  sogar  bei  öffent- 
lichen Gebäuden  und  in  hochfeinen  Restaurants,  Hotels, 
so  ist  das  allerdings  mehr  wie  grober  Unfug. 

Haben  unsere  Mietskasernen  sehr  wenig  Sonne,  so 
sind  sie  doch  im  Sommer  viel  zu  heiß.  Wo  Seitengebäude 
sind,  fehlt  nicht  nur  den  Zimmern  jede  Querlüftung,  son- 
dern da  haben  auch  die  Höfe  keinen  Durchzug.  Deshalb 
sind  unsere  großstädtischen  Wohnungen  an  heißen  Sommer- 
tagen stets  einige  Grad  wärmer  als  die  auf  dem  Lande. 
Besonders  auch  in  der  Nacht  kühlen  sie  sich  zu  schwer 
ab.  Prof.  Flügge-Berlin  hat  nachgewiesen,  daß  in  Miets- 
kasernen Wände  von  15  Zentimeter  Stärke  die  Wärme, 
die  sie  durch  Sonnenbestrahlung  empfangen,  erst  nach 
10  bis  12  Stunden  abgeben.  Diese  Wände  strahlen  also 
in  der  Nacht  noch  genau  so  viel  Wärme  aus  wie  am  Tage 
Flügge  empfiehlt  zur  Abhilfe  die  allgemeine  Einführung 
von  Wänden  mit  IsoHerschichten,  die  nocli  dazu  den  Vor- 
zug haben,  daß  sie  im  Winter  wieder  wärmer  sind.  Ferner 
die  Berankung  der  Wände  mit  Blattgewächsen,  die  die 
übermäßige  Bestrahlung  der  Wände  abhalten.  Im  Winter 
verlieren  diese  Blattpflanzen  ihre  Blätter  und  tragen  keines- 
wegs, wie  man  vielfach  befürchtet,  dazu  bei,  die  Wände 
feucht  zu  erhalten.  Die  Blattpflanzen  aber  gewähren  auch 
den  öden  grauen  Wänden  einen  erfreulichen  Schmuck,  den 
man  namentlich  den  entsetzlich  langweiligen  Mietskasernen- 


684 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  43 


höfen  auf  keinen  Fall  entziehen  dürfte,  damit  der  Groß- 
städter von  den  Herrlichkeiten  der  ihn  umgebenden  Natur 
wenigstens  ein  paar  Blätter  um  sich  hat.  Was  übrigens 
ein  heißer  Sommer  in  großstädtischen  Wohnungen  auf 
sich  hat,  hat  man  heuer  erlebt,  wo  allein  in  den  acht- 
undvierzig Großstädten  gegen  10  000  Säuglinge  mehr  als 
sonst  gestorben  sind,  während  auf  dem  Lande  sich  kaum 
ein  Unterschied  gezeigt  hat. 

Auch  der  Hochbau  für  sich  hat  sciiie  großen  Schäden. 
Mit  jedem  Stockwerk  steigt  bei  diciiter  Bebauung  die 
Hitze  um  einen  Grad,  besonders  iii  den  Massenlnusern, 
wo  überall  Küchenherde  und  Kamine  sind,  in  den  Dach- 
wohnungen sind  also  meist  4  bis  5  Grad  Wärme  mehr 
als  in  den  Erdgeschossen.  Ferner  erschwere.;  die  oberen 
Stockwerke  die  Möglichkeit  an  die  Luft  zu  kommen,  nament- 
lich für  kleine  Kinder  und  alte  Leute.  Bevvcgung  in 
frischer  Luft  ist  aber  eine  Hauptbedjigung  für  die  Ge- 
sundheit. 

Einen  weiteren  Knoten  von  Fragen  behandelte  man 
in  Dresden  in  Anlehnung  an  die  Straßenbüdung,  Be- 
bauungspläne, Platzanlagen  usw.  Ai:f  die  schachbrett- 
artigen Bebauungspläne,  die  der  Geometer  mit  dem  Lineal 
zieht,  ist  schon  sehr  viel  gescholten  worden.  Leider  sind 
wir  noch  nicht  ganz  darüber  hinaus.  Erst  kürzlich  hat 
ein  preußischer  Ministerialerlaß  davor  gewarnt.  Hoffent- 
lich nehmen  sich  die  einzelnen  Regierungsbehörden  das 
selbst  ad  notam.  Statt  der  geraden  Straßen  bevorzugt 
man  heute  vielfach  gewundene  Straßen.  Das  gibt  wech- 
selndere Bilder.  Namentlich  empficlilt  sich  das  in  der 
Richtung  nach  Ost  und  West,  um  die  Zugluft  zu  mildern. 
Die  Scheidung  von  Wohnstraßen  und  Verkehrsstraßen 
fängt  sich  ja  auch  an  durchzusetzen.  Man  wiii  die  Straßen 
viel  schmäler  machen,  um  zu  sparen,  natürlich  nur  bei 
niedriger  Bauv»^eise.  Sachverständige  wollen  ja  beweisen, 
daß  bei  schmalen  Straßen  auch  in  Großstädten  sich  noch 
eine  niedrige  Bauweise  lohnt.  Auch  die  Verkehrsstraßen, 
die  vielleicht  später  einmal  einen  großen  Verkehr  bewäl- 
tigen sollen,  werden  am  besten  zunächst  mit  viel  Grün 
angelegt,  das  man  dann  im  Laufe  der  Zeit,  wenn  nötig, 
Jem  Verkehr  zum  Opfer  fallen  läßt. 

Für  eine  günstige  Wohnweise  kommt  es  übrigens  viel 
weniger  auf  die  Art  der  Straßen  an.  Wir  haben  heute 
viel  zu  sehr  eine  Kultur  der  Straße  getrieben.  Im  Alter- 
tum wie  im  Orient  noch  heute  war"  die  Straße  und  die 
Schauseite  des  Hauses  Nebensache.  Da  war  der  Hof  der 
Mittelpunkt.  Alle  besseren  Zimmer  lagen  nach  den  Höfen. 
Das  ist  bei  dem  Straßenlärm  und  Staub  der  heu- 
ligen Großstadt  noch  viel  nötiger.  Unsere  Höfe  aber, 
und  selbst  wenn  es  Gartenhöfe  sind,  sind  nur  Luft- 
ichächte.  Noch  viel  schärfer,  als  es  Prof.  Gurlitt  aus- 
sprach, muß  man  betonen,  daß  man  aus  unseren  Straßen 
nicht  im  geringsten  auf  unsere  Wohnkultur  schließen  kann. 
Die  Straßen  sind  in  Deutschland  und  Oesterreich  sicher 
schöner  als  in  England,  die  Wohnungen  nicht. 

Das  sind  im  ganzen  nur  einige  der  wichtigsten  Ge- 
sichtspunkte, um  die  auf  dem  Dresdner  Kongreß  ehrlich 
und  wacker  gestritten  wurde.  All  die  Fragen  der  gemein- 
nützigen Bautätigkeit,  Wohnungsinspektion,  Wohnungs- 
einrichtung (Kampf  gegen  die  Tapeten,  Bäder,  Vorzifge 
des  elektrischen  Lichtes)  haben  wir  aus  Raummangel  über- 
gehen müssen. 


::H::::H  SOZIALE  BEWEGUNG      H    H -1 


Die  Arbeiten  des  Reichstages 

in. der  letzten  Session  sind  umfangreicher  geworden,  als 
man  beim  letzten  Auseinandergehen  der  Rcichsboten  hätt.> 
annehmen  können.  Es  war  ursprünglich  beabsichtigt  ge- 
wesen, die  Schlußsitzung  dazu  zu  benutzen,  die  Pensions- 
versicherung zu  verabschieden.  Schon  nach  Erledigung 
der  Reichsversicherungsordnung  waren  die  interessierten 
Kreise  der  Meinung,  daß  selbst  die  Beratung  von  drei 


bis  vier  Wochen  nicht  ausreichen  würde,  ein  Gesetz  von 
solcher  Tragweite,  das  so  viele  Schwierigkeiten  und  un- 
gelöste Probleme  enthält,  zum  Abschluß  zu  bringen.  Wir 
bedauerten  es  im  Interesse  der  Privatangestellten,  daß  ein 
Gesetz  von  so  einschneidender  Bedeutung  Hals  über  Kopf 
erledigt  werden  sollte.  Inzv/ischen  sind  eine  ganze  Reihe 
neuer  Materien  hinzugekommen,  die  eine  ausgiebige  Be- 
ratung der  Pensionsversicherung  noch  weniger  wahr- 
scheinlich erscheinen  lassen.  Sofort  nach  seinem  Zu- 
sammentritt am  17.  Oktober  wird  der  Reichstag  eine  Aus- 
einandersetzung mit  Staatssekretär  und  Reichskanzler  über 
die  Marokko-Angelegenheit  haben  müssen,  daran  wird  sich 
die  sehr  wichtige  Debatte  über  die  Teuerung  und  die  Mittel, 
sie  zu  mildern,  anschließen.  Es  stehen  dann  auf^sder  Tages- 
,  Ordnung  eine  Reihe  bisher  unerledigter  Gesetzesvorlagcn. 
Hierher  gehören  das  Gesetz  über  die  Arbeitskammern  und 
die  Regelung  der  Heim-Industrie,  Vorlagen,  die  schon 
-längst  spruchreif  sind  und  nur  an  dem  Widerstand  der 
.Reichsregierung  gescheitert  sind.  Die  Techniker  im  be- 
, sonderen  haben  alte  Wünsche,  so  die  Novelle  zur  Gewerbe- 
,  Ordnung,  doch  scheint  es  absolut  ausgeschlossen,  daß  diese 
drei  Materien  noch  im  alten  Reichstag  erledigt  werden. 
Fernsprechgebührenordnung,  Hilfskassengesetz,  Handels- 
verträge mit  Japan  und  England,  Schiffahrtsabgabenkasse, 
Kleine  Strafgesetznovelle,  Errichtung  eines  obersten 
Koloniai-Gerichtshofes,  Gesetz  über  die  Tagegelder  der 
Kolonialbeamten,  Kurpfuschergesetz,  Kleinaktiengesetz,  Ge- 
richtskostennovelle, das  sind  die  Materien,  die  im  Laufe 
der  vorigen  Session  unerledigt  blieben,  an  denen  zum 
Teil  die  Regierung  noch  einiges  Interesse  bekundet.  Es 
scheint  vollständig  ausgeschlossen,  daß  noch  viel  frucht- 
bare Arbeit  geleistet  wird.  Je  näher  der  Termin  der 
Reichstagswahlen  heranrückt,  desto  nervöser  werden  die 
Abgeordneten,  desto  leerer  der  Sitzungssaal  des  Reichs- 
tages. Wir  wissen  nicht,  ob  und  wie  das  Versicherungs- 
gesetz für  die  Privatbeamten  erledigt  wird.  Es  ist  höchst 
wahrscheinlich,  daß  noch  recht  lebhafte  Debatten  statt- 
finden werden.  Trotzdem  Regierung  und  Reichstag  so 
überaus  lebhaftes  Interesse  für  die  Angestellten  bekunden, 
scheint  es  sicher,  daß  noch  manche  der  Parteien  bei  dieser 
Gelegenheit  ihr  wahres  Gesicht  zeigen  wird.  Jedenfalls 
werden  die  Verhandlungen  mit  gespanntem  Interesse  von 
den  Angestellten  verfolgt  werden.  Müssen  wir  erwarten, 
daß  die  letzte  Session  des  Reichstages  eine  gute  politische 
Vorschule  der  Angestellten  für  die  neuen  Wahlen  im 
Januar  abgeben  wird. 


H  H  ::  STANDESBEWEGUNG 


Rheinland  -  Westfalen 

gilt  vielen  als  das  Land  der  fortgeschrittensten  Technik, 
der  bestorganisierten  Industrie  und  der  größten  Kapitals- 
konzentration, darum  aber  auch  gleichzeitig  als  das  Land, 
wo  die  sozialen  Zustände  Deutschlands  am  besten  zu  er- 
forschen seien.  Man  müsse  nach  Rheinland-Westfalen 
gehen,  um  die  Grundlehren  der  Sozialpolitik  in  der  Praxis 
kennen  zu  lernen.  Diese  Auf.'assung  hat  manches  Richtige 
für  sich,  denn  wohl  nirgends,  in  Deutschland,  vielleicht 
mit  Ausnahme  Obcrschlesiens,  ist  der  Gegensatz  zwischen 
Kapital  und  Arbeit  größer  als  im  Ruhrrevier.  Hier  ist  das 
klassische  Land  der  schwarzen  Listen,  hier  ist  der  Arbeits- 
nachweis in  den  Händen  der  Arbeitgeber  zu  einem  vor- 
züglichen Kontrollorgan  über  die  Arbeiter  umgestaltet 
v.ordcn,  hier  ist  die  Wohlfahrtspflege  am  weitesten  ver- 
breitet, diejenige  Wohlfahrtspflege,  die  dem  Arbeitgeber 
noch  immer  am  meisten  nützte,  hier  bietet  die  große  Zahl 
der  von  den  Grubenherren  herangezogenen  fremdländischen 
Arbeiter  eine  eigenartige  Illustration  zu  dem  Schlagwort 
„Schutz  der  nationalen  Arbeit!".  Hier  in  Rheinland-West- 
falen wird  aber  auch  der  Vernichtungskampf  gegen  die 
Arbeitnehmer-Organisationen  in  der  allerkrassesten  Weise 
von  übermächtigen  Bergherren  geführt.  Erst  vor  wenigen 
Wochen   ging  durch   die   Presse   eine   fast  unglaublich 


Heft  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


685 


-  klingende  Schilderung  über  die  Lage  der  Steiger.  Der 
Steigerverband  ist  unter  allen  Organisationen  von  den 
Zechenbesitzern  der  bestgehaßte.  Ihm  gegenüber  bringt 
man  Mittel  zur  Anwendung,  die  erkennen  lassen,  daß  der 
Kampf  bis  zur  Vernichtung  geführt  werden  soll.  Ueber 
100  Mitglieder  des  Verbandes  sind  in  den  letzten  Tagen  auf 
einer  Reihe  von  Zechen  —  es  seien  die  der  Deutsch- 
Luxemburg.  A.-Ges.,  Hibernia-B.  A.-Q.,  Rheinpreußen, 
Gutehoffnungshütte  genannt  —  von  ihren  Vorgesetzten 
vor  die  Alternative  gestellt  worden:  „Heraus  aus  Eurem 
Verband,  oder  Ihr  seid  von  uns  entlassen!"  Diese  Alter- 
native, die  für  die  Angestellten  gleichbedeutend  ist  mit 
der  Auswanderung  aus  dem  Ruhrrevier,  kam  den  Verbands- 
angehörigen deswegen  überraschend,  weil  man  schon  längst 
peinlich  vermieden  hatte,  Versammlungen  einzuberufen,  um 
kein  Mitglied  bloßzustellen.  Die  Vorsicht  mußte  so  weit 
gehen,  daß  man  selbst  den  Zeitungsversand  in  Brief- 
umschlägen betreiben  mußte.  Trotzdem  waren  die  Namen 
dieser  Steiger  jetzt  den  Grubenhenen  bekannt  geworden, 
und  wenn  man  nun  untersucht,  mit  welchen  Mitteln  die 
Feststellung  der  Namen  aller  organisierten  Steiger  vor 
sich  gegangen  ist,  so  möchte  man  glauben,  daß  zum  min- 
desten die  Zustände  auf  den  Gruben  Rheinland-Westfalens 
sich  in  nichts  von  russischen  Zuständen  unterscheiden. 

'  Es  scheint  vollständig  ausgeschlossen,  daß  ein  Beamter 
des  Steigerverbandes  die  Liste  der  Mitglieder  heraus- 
gegeben hätte.  Auch  die  Angestellten  der  Druckfirma 
konnten,  wie  eine  genaue  Untersuchung  ergeben  hat,  nicht 
in  den  Verdacht  kommen,  daß  sie  die  Adressen  heraus- 
gegeben hätten.  Es  bleibt  kaum  eine  andere  MögHch- 
keit,  als  daß  einer  der  Leiter  des  Zechenverbandes  sich 
an  die  einzelnen  Postbeamten  herangemacht  hat,  um  ihnen 
das  Adressenmaterial  zu  entlocken.  Diese  Auffassung  wird 
dadurch  bestärkt,  daß  schon  seit  Monaten  das  Gerücht 
unter  den  Steigern  kursierte,  der  Zechenverband  be- 
absichtige mit  Hilfe  eines  höheren  Beamten  der  politischen 
Polizei  einen  Vernichtungsschlag  gegen  den  Steigerverband 
zu  führen.  Wie  die  Vorladung  der  Steiger  beweist,  haben 
die  Bemühungen  jetzt  diesen  traurigen  Erfolg. gehabt.  Allen 
Lauen  und  Halben  möge  dies  eine  Warnung  sein.  Viel- 
leicht bietet  es  ihnen  Veranlassung,  von  neuem  grund- 
sätzlich ihre  Stellung  zu  den  Organisationsfragen,  die  die 
Angestelltenverbände  bewegen,  durchzudenken.  Das  eine 
wird  durch  diesen  Vorgang  von  neuem  unterstrichen:  Der 
Ruf  nach  dem  Gesetz  zur  Sicherung  der  Koalitionsfreiheit 
muß  unaufhörlich,  muß  so  laut  erhoben  werden,  bis  es 
eines  Tages  da  ist.  Es  ist  nachgerade  eine  Lebensfrage 
für  die  sozialpolitischen  Organisationen  geworden,  daß  sie 
in  ihren  Staatsbürgerrechten  geschützt  werden  gegen  brutale 
Uebergriffe  derer,  die  sich  in  der  stärkeren  wirtschaftlichen 
Position  befinden. 

* 

Die  Selbstgerechten  auf  Abwegen 

„Eine  niedliche  Geschichtsklitterung"  nennt  die  I.-B.-Z. 
in  ihrer  Nr.  20  vom  6.  Oktober  meine  Ausführungen  über 
die  neue  Epoche  in  der  Angestelltenbewegung,  die  durch 
das  Vorgehen  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Kiel 
eingeleitet  und  durch  die  Bewegung  der  Berliner  Eisen- 
konstrukteure fortgesetzt  worden  ist.  Wenn  man  ver- 
suchen will,  in  das  Geschreibsel  der  I.-B.-Z.  einen  Sinn 
hineinzubringen,  so  scheint  es,  als  ob  mir  die  I.-B.-Z. 
vorwerfen  will,  daß  ich  die  technischen  Angestellten  im 
Baugewerbe  als  die  ersten  Träger  der  gewerkschaftlichen 
Bewegung  hätte  bezeichnen  wollen.  Wer  aber  meine  Dar- 
stellungen ohne  Voreingenommenheit  prüft,  wird  sofort 
finden,  daß  es  mir  gar  nicht  darauf  ankam,  den  zeit- 
lichen Beginn  der  gewerkschaftlichen  Bewegung  fest- 
zulegen. Ich  wollte  vielmehr  dartun,  daß  die  gewerk- 
schaftliche Bewegung  der  technischen  Angestellten  als 
solche  in  eine  neue  Epoche  der  Entwickelung  eingetreten 
ist.  Dieses  Neue  besteht  darin,  daß  man  nunmehr  von  der 
Aufklärung  durch  Wort  und  Schrift  und  von  dem  Appell 
an  die  Gesetzgebung  bewußt  den  Schritt  getan  hat  zum 
unmittelbaren  Kampf  um  die  Arbeitsbedingungen.  Anders 


ausgedrückt  kann  man  vielleicht  sagen,  daß  jetzt  eigent- 
lich erst  innerhalb  der  gewerkschaftlichen  Bewegung  der 
technischen  Angestellten  das  sich  zu  verwirklichen  be- 
ginnt, was  man  organisierte  Selbsthilfe  nennt.  Bei  dem 
grobfädigen  Auffassungsvermögen  derer  um  die 
l.-B.-Z.  ist  freilich  nicht  zu  erwarten,  daß  ihr  Verständnis 
für  solche  feine  Unterscheidungen  zureicht,  zumal  ein 
großes  Hemmnis  der  Selbsterkenntnis  sie  daran  hindert. 
Die  Einbildung  steht  im  umgekehrten  Verhältnis  zur  Aus- 
bildung. An  diese  Wahrheit  wird  man  erinnert,  wenn 
man  die  süffisanten  Auslassungen  der  gewerkschaftlichen 
Kirchenväter  des  Bundes  mit  ihrem  hochmütigen  Unfehl- 
barkeitsdünkel liest.  Also,  es  gibt  Angriffs-  und  Abwehr- 
streiks. Die  Aktion  des  Techniker-Verbandes  in  Kiel  fälll 
nach  dieser  Unterscheidung  unter  die  Abwehrstreiks,  wäh- 
rend die  der  Berliner  Eisenkonstrukteure  unter  die  Angriffs- 
streiks zu  rubrizieren  ist.  Daß  es  in  Kiel  nicht  zum  Aus- 
bruch des  Streiks  gekommen  ist,  ist  für  die  prinzipielle 
Würdigung  des  Vorgangs  von  ganz  untergeordneter  Be- 
deutung. Entscheidend  ist  vielmehr,  daß  in  Kiel  nach-- 
gewiesenermaßen  der  feste  Wille  einer  solidarischen 
Abwehr  einer  Verschlechterung  der  Arbeitsbedingungen 
unter  der  Leitung  der  Berufsorganisation  dieser  tech- 
nischen Angestellten,  des  Deutschen  Techniker-Verbandes, 
vorhanden  war.  Der  solidarische  Kampf  um  die  Arbeits- 
bedingungen, sei  es  nun  die  Abwehr  ihrer  Verschlechte- 
rung oder  der  auf  ihre  Verbesserung  gerichtete  Angriff, 
war  es,  was  ich  als  epochemachend  in  der  gevv'erkschaft- 
liehen  Bewegung  der  technischen  Angestellten  bezeichnet 
habe.  Die  Vorgänge  in  Augsburg,  Oberschlesien  und 
anderwärts,  bei  denen  um  das  freie  Koalitionsrecht  ge- 
kämpft wurde,  haben  offenbar  mit  diesem  Gedankengang 
nichts  zu  tun. 

Aber  auch  bei  der  neuen  Bewegung  wiederholt  der 
Bund  alle  Mißgriffe,  die  bisher  in  der  gewerkschaftlichen 
Bewegung  gemacht  worden  sind.  Wie  es  der  Bund  schließ- 
lich in  einer  durch  ihre  Schroffheit  geradezu  abstoßenden 
Weise  abgelehnt  hat,  dem  Deutschen  Techniker-Verband 
in  der  für  die  Bewegung  der  Eisenkonstrukteure  ein- 
gesetzten Kommission  beschließende  Stimme  einzuräumen, 
ist  in  Heft  37  dieser  Zeitung  eingehend  dargestellt.  Das 
gleiche  Verfahren  haben  die  Arbeitergewerkschaften  im 
Anfang  ihrer  Bewegung  eingeschlagen,  bis  sie  schließ- 
lich durch  die  Macht  der  Tatsachen  belehrt  wurden,  daß 
für  gemeinsame  Aktionen  der  verschiedenen  Gewerkschafts- 
richtungen gemeinsame  Kommissionen  notwendig  sind. 
Auch  im  vorliegenden  Falle  verrät  es  eine  sehr  sche- 
matische Denkweise,  wenn  man  bei  solchen  Aktionen  ledig- 
lich die  Zahlen  berücksichtigt.  Wenn  der  Techniker- 
Vtj^band  bei  einer  späteren  Aktion  die  Methoden  des 
Bundes  befolgen  würde,  wäre  tausend  gegen  eins  zu  wetten, 
daß  der  Bund  Zeter  und  Mord  schreie"n  würde.  —  In 
welcher  kleinlichen  Weise  die  I.-B.-Z.  gegen  mich  vor- 
geht, ersieht  man  unter  anderem  daraus,  daß  sie  mii 
es  als  ein  arges  Verbrechen  anrechnet,  daß  ich  in  meinem 
Artikel  vom  Techniker-Verband  als  ,, unserem  Verbände" 
geredet  habe.  Da  der  Verfasser  allem  Anschein  nach 
keine  anderen  als  egoistische  Motive,  kennt,  so  behaupte! 
er  frisch  und  frank,  ich  hätte  die  bezeichnete  Wendung 
nur  gebraucht,  um  mich  den  Agitationsbedürfnissen  des 
i'echniker-Verbandes  anzupassen.  Ich  dächte,  wer  selbst 
im  Glashaus  sitzt,  sollte  nicht  mit  Steinen  werfen.  Denn 
der  Bund  hat  mir  gegenüber  eine  Protokollfälschung  be- 
gangen, um  meine  sofortige  Entlassung  allenfalls  ver- 
teidigen zu  können.  Auf  Seite  50  des  Berichts  über  den 
5.  ordentlichen  Bundestag  der  technisch-industriellen  Be- 
amten, 23.  Oktober  1910  in  Berlin  (Schriften  des  Bundes 
der  technisch-industriellen  Beamten  Nr.  18),  auf  dei 
zwanzigsten  Zeile  von  unten  heißt  es  in  meiner  Rede 
zur  Frage  der  Beamtenbesoldung  —  ich  zitiere  ausführ- 
lich, damit  der  Leser  den  Zusammenhang  meiner  Aus- 
führungen nachprüfen  kann  —  wörtlich:  „Ich  möchte  er- 
wähnen, daß  es  auf  mich  den  Eindruck  macht,  und  ich 
habe  das  immer  beobachtet,  daß  bei  der  Verfolgung  dei 
Gedanken,  die  bei  der  Entlohnung  maßgebend  sind,  immer 


680 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  43 


diejenigen,  die  am  nächsten  dabei  sind  —  das  ist  einmal 
notwendigerweise  in  der  menschlichen  Psyche  begründet, 
darauf  sehen,  daß  sie  dabei  nicht  zu  kurz  kommen.  Das 
ist  das  goldene  Moment,  welches  den  Ausschlag 
gibt.  Und  der  Vorstand  kommt  dann  einmal  in  die 
Verlegenheit,  die  Begründung  seiner  Ansichten  finden  zu 
müssen."  Tatsächlich  habe  ich  aber  statt  der  beiden  letzten 
Sätze  folgendes  ausgeführt:  „Da  ist  es  der  interessierte 
iWille,  der  den  Ausschlag  gibt  und  der  Verstand  kommt 
dann  in  die  Verlegenheit,  die  Begründung  dafür  finden  zu 
müssen."  Daß  jch  nichts  anderes  gesagt  haben  kann, 
ergibt  sich  auch  aus  der  tatsächlichen  Berichtigung,  die 
ich  ganz  kurz  nach  meiner  Rede  niedergeschrieben  habe 
und  die  auf  Seite  60  des  Protokolls  abgedruckt  ist.  Jeder 
Unbefangene  wird  mir  zugeben,  das  zwischen  dem,  was 
mich  der  Bund  sagen  läßt  und  dem,  was  ich  tatsächlich 
gesagt  habe,  ein  wesentlicher  Unterschied  besteht,  de/ 
durch  keinerlei  Sophistik  wegdisputiert  werden  kann.  W;3 
loyal  man  mir  gegenüber  verfahren  ist,  geht  daraus  hervo4 
daß  mir  trotz  dringender  Aufforderung,  rnir  die  mich  an- 
gehenden Stellen  des  Protokolls  vor  der  Drucklegung  vor- 
zulegen, dies  verweigert  wurde  mit  dem  Hinvv^eis,  es  liege 
kein  Grund  vor,  von  der  hergebrachten  Uebung  abzugehen. 
Dieses  Verfahren  richtet  sich  selber,  so  daß  ich  mir  weitere 
iWorte  sparen  kann.  Dr.  C 1.  Heiß. 


H  H  :;  ;:  :;  :;   BÜCHERSCHAU    ;:      ;:  ;; 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Ihicli handlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

„Die  kranke  Dampfmaschine."    368  S.,   800  Abb.,    232  Beisp. 

4.  Aufl.   1911.    Preis  geb.  8.—  M. 
„Der  kranke  Gas-  und  Oelmotor."    368  S.,  927  Abb.,  300  Beisp. 

2.  Auflage.    1911.    Preis  geb.  8,75  M. 

Von    H.  Haeder,    Ingenieur.     Wiesbaden,  Verlag 

Otto  Haeder. 

Der  bekannte  Verfasser  hat  durch  die  neue  Ausgabe  der 
beiden  für  die  Praxis  bestimmten  Bücher  eine  Fülle  von  Material 
und  Beispielen  zusammengetragen;  die  Auflagen  sind  bedeutend 
erweitert  und  tragen  allen  modernen  Betriebsvcrhältnissen  Rech- 
nung. Die  beiden  Bücher  bringen  alle  an  einer  Dampfmaschine 
bezw.  einem  Motor  vorkommenden  Schaden  in  klarer,  über- 
sichtlich geordneter  und  leicht  verständlicher  Weise  zum  Aus- 
druck, der  Verfasser  gibt  an  zahlreichen  aus  der  Praxis  ge- 
griffenen Beispielen  die  Ursache  solcher  Krankheiten  bekannt 
und  geht  dem  vielgeplagten  Betriebsleiter  mit  genialen  Rat- 
schlägen an  die  Hand,  vv'ie  er  schnell  und  sicher  in  jedem  Falle 
Abhilfe  treffen  kann.  Er  schildert  alle  Arten  von  Dampf- 
maschinen, Gas-  und  Oelmotoren,  deren  Details  und  Arbeits- 
weise, das  Reparieren  gebrochener  Teile,  das  Einbauen  neuer 
Ersatzstücke  u.  dgl.  m.  Die  vielen  im  Texte  befindlichen 
Abbildungen  sind  auch  für  den  Laien  klar  und  leicht  verständlich, 
die  heikle  Frage  der  Schmierung  ist  gut  gelöst. 

Da  viele  moderne  Betriebe  mit  Gas-  oder  Oelmotoren  ver- 
sehen sind,  so  ist  besonders  dieses  Buch  von  hohem  Werte^ 
zumal  Motore  eine  viel  sorgfältigere  Behandlung  \erlangen  als 
Dampfmaschinen.  Die  Bücher  sollten  in  keinem  Betriebe  fehlen 
und  auch  dem  ausführenden  Ingenieur  sind  sie  ein  gutcf 
Ratgeber. 

Näher  auf  die  Einzelheiten  des  Inhaltes  einzugehen,  verbietet 
die  reiche  Fülle  des  Gebrachten;  jeder  Besitzer  einer  Betriebs- 
anlage und  jeder  Betriebsbeamte  wird  dem  Verfasser  Dank  für 
seine  nutzbringende  Arbeit  zollen.  K.  B. 

Taschenbiicli  für  Bauingenieure.  Von  Prof.  M.  Förster.  Preis 
geb.  20  M.  Berlin.  Verlag  Julius  Springer. 
Das  gediegen  ausgestattete  Taschenbuch  behandelt  auf 
1894  Seiten  alle  Fachgebiete  und  Hilfswi.^senschaitcii  des  Bau,- 
ingenieurwcsens.  Es  würde  zu  weit  fülircn,  hier  den  Inhalt 
sämtlicher  Abschnitte  eingehend  zu  besprechen.  Wir  wollen 
uns  nur  darauf  beschränken  zu  erwähnen,  dal5  es  dem  Heraus- 
geber gelungen  ist,  für  die  Bearbeitung  der  einzelnen  Facli- 
abteilungen  Kräfte  zu  gewinnen,  deren  Namen  die  GewilS- 
heit  für  eine  einwandfreie  Darstellung  der  Materie  geben.  Neben 
den  Hilfswissenschaften  der  Mathematik  und  Alechanik  finden 
wir  in  dem  Buche  behandelt:  die  Festigkeitslehre,  Statik  de^r 
Baukonstruktionen  und  Eisenbrückenbnu  durch  I^rof.  Mehrtens,; 
Baustoffe,  Eisenbetonbau  und  Eisenhochbau  durch  den  Heraus- 
geber;  Erd-,  Straßen-,  Tunnel-  und  Eisenbahnbau  einschließlich 


Signalwesen  durch  Prof.  Lucas,  während  die  Kapitel  über  höl- 
zerne, steinerne  und  Eisenbetonbrücken  dar  Privatdozent  Dr.  Jng. 
Kögler  bearbeitete.  Die  Kapitel  über  Wasserversorgung  der 
Städte  und  Kanalisation  stammen  von  Stadtbaurat  a.  D.  Koehn, 
das  über  Wasserbau  von  Prof.  Engels.  Für  den  Abschnitt 
Geodäsie  zeichnet  Baurat  Dr.  Ing.  Schreiber;  Prof  .Gurlitt 
orientiert  uns  über  die  künstlerischen  Fragen  des  Städtebaues 
und  Prof.  Böhm  über  Hochbaukunde.  Den  heutigen  Stand  der 
Maschinenbaukunde,  soweit  er  den  Bauingenieur  angeht,  erläutert 
der  Kgl.  Bauamtmann  Wentzel.  Fügen  wir  noch  hinzu,  daß 
Prof.  Dr.  Esche  im  Schlußkapitel  die  Staats-  und  Rechtskunde 
behandelt,  so  haben  wir  einen  kurzen  inhaltlichen  Ueberblick 
des  Buches. 

Sieht  man  von  kleineren  Wünschen  ab,  so  hätten  wir  bei- 
spielsweise gern  die  Theorie  der  Vierendeelträger  aufgenommen 
gesehen,  dann  muß  man  restlos  zugeben,  daß  alle  den  Bau- 
ingenieur irgendwie  interessierende  Fachfragen  in  dem  Taschen- 
buch vorzufinden  sind.  Dem  Grundsatz  eines  Taschenbuchs 
entsprechend,  beschränkt  es  sich  nur  auf  die  Wiedergabe  der 
wissenschaftlichen  Resultate  in  einer  knappen  und  doch  er- 
schöpfenden Form  vereint  mit  einer  leichtverständlichen  Aus- 
drucksweise. 

Wir  begrüßen  das  Erscheinen  des  Buches,  weil  es  dem  Bau- 
ingenieur gestattet,  sich  in  kürzester  Zeit  über  alle  Fragen  seiner 
Wissenschaft,  deren  Umfang  ja  stetig  zunimmt,  zu  informieren 
und  wünschen  ihm  die  verdiente  Beachtung  und  Verbreitung. 

Go. 

tiandbncli  für  Eisenbetonbau.     Herausgegeben   von   Dr.  Ing. 
F.  von  Emperger.    Zweiter  Band:   „Der  Baustoff  und 
seine    Bearbeitung".     Zweite    Auflage    bearbeitet  von 
K.  Memmler,    H.  Burchartz,    H.  Albrecht,    R.  Janesch, 
O.  Rappold,  A.  Nowak.     Berlin.      Verlag    von  Wilhelm 
Ernst  &  Sohn.    Preis  geh.  14  M,  geb.  16,50  M. 
Der  zweite  Band  des  Handbuches  für  Eisenbetonbau  ist  in 
der  vorliegenden  Auflage  neu  bearbeitet  worden.    Auch  ist  der 
Inhalt  wesentlich  vermehrt.    So  im  ersten  Kapitel  durch  die  Ab- 
schnitte über  das  Verhalten  des  Betons  gegen  Wärme,  gegen 
Wässer  verschiedener  Art,  Säuren,  Alkalien,  Salze,  Fette,  Oelc, 
Teer,  Elektrizität  und  durch  die  Deutschen  Normen  für  die  ein- 
heitliche   Lieferung   und   Prüfung    von    Portland-   und  Eisen- 
portlandzement.    Der   Praktiker   findet    in   dem   Kapitel  über 
Betonmischmaschinen    alle    bewährten  Neuerungen  aufgeführt. 
Dies  trifft  auch  auf  die  übrigen  Kapitel  zu,  von  denen  uns 
jene  über  die  Schalung  bei  Hoch-  und  Brückenbauten  am  meisten 
interessieren.     Ein  alphabetisches  Schlagwörterverzeichnis,  von 
Prot.  Brugsch  (Hannover)  bearbeitet,  ist  der  jetzigen  Auflage 
beigegeben.     Es    erleichtert    das    Auffinden     des  jeweiligen 
Themas  sehr. 

Welches  Kapitel  man  auch  aufschlagen  mag,  stets  wird  man 
finden,  daß  das  Buch  jene  wissenschaftliche  Höhe  beibehalten 
hat,  die  man  an  den  Namen  Emperger  zu  stellen  gewohnt  ist. 
Man  geht  daher  wohl  in  der  Annahme  nicht  fehl,  daß  die 
zweite  Auflage  ebenso  rasch  vergriffen  sein  wird  wie  die  erste. 

Go. 


II  I:  I:  ::  II  ::    BRIEFKASTEN    II  II  II  I;  I:  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beilegt  u.i.l  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsenders  sind 
Wohnung  und  M  i  t  g  1 1  e  d  n  u  m  in  e  r  hij^i'uzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schrifiiich  erteilt.  tine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (niitt.Tr;s  Ii  Uhi)  vor  t:is,heinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verjin  Jachkeit  fiir  die  .\  u  f  n  a  h  m  e  , 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  hragjii  und  Antworten  lehnt  die  Schiift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D,e  zur  hrläutciung  der  )T.'gen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorder  befahlen. 

Technik 

Frage  230.  Durch  richterlichen  Vertrag  habe  ich  meinem 
Nachbar  gestattet,  gegen  den  Brandgiebel  meines  Hauses  zu 
bauen.  Hat  der  Nachbar  durch  diese  Erlaubnis  das  Recht  er- 
worben, diesen  Brandgiebel  als  Abschluß  für  die  Räume  seines 
üegenbaues  zu  benutzen,  und  muß  ich  infolge  des  Vertrages 
bei  einem  etwaigen  Abbruch  meines  Hauses  den  Brandgiebcl 
zum  Schutze  für  die  Räume  seines  Gebäudes  stehen  lassen? 
Letzteres  wäre  m.  E.  wohl  nur  der  Fall,  wenn  ich  dem  Nachbari 
ausdrücklich  das  Mitbenutzungsrecht  an  meinem  Brandgiebel  ein-l 
geräumt  hätte.  * 

Frage  231.    Kann  mir  ein  Kollege  näheres  über  die  Buchun-* 
gen  der  eigenen  Arbeiten  im  Baubuche  angeben?    Wir  führen 
die  Maurer-  und  Zimmerarbeiten  selber  aus.    Muß  man  z.  B.  > 
die  Löhne  wöchentlich  eintragen  mit  Angabe  der  Namen  der  Ar-' 
heiter,  oder  genügt  die  nackte  wöchentliche  Lohnsummc?  Kann 


Heft  43 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


687 


man  bei  Materiallieferungen  vom  eigenen  Lager  die  jedesmalige 
Lieferung  in  einer  Summe,  wie  es  vielleicht  das  Lagerbuch  ergibt, 
in  das  Baubuch  eintragen,  oder  müssen  die  einzelnen  Materialien 
spezifiziert  in  das  Baubuch  eingetragen  werden? 

Zar  Frage  224.  Häusermodelle  werden  in  Gips  oder 
Papiermache  ausgeführt.  Letzteres  hat  sich  in  den  letzten  Jahren 
sehr  gut  eingebürgert  und  die  Gipsmodelle  teilweise  verdrängt, 
weil  man  bessere  Wirkungen  erzielte.  Papiermache-Modelle 
werden  nur  von  Spezialfirmen  (Stegmann,  Berlin)  hergestellt, 
während  Gipsmodelle  jeder  tüchtige  Stukkateur  ausführen  kann. 

Leonhardt. 

Zur  Frage  225.  Holzbottiche  zum  Kochen  von  Säure  eignen 
sich  absolut  nicht,  auch  nicht,  wenn  diese  mit  Blei  verkleidet 
sind,  da  sie  eine  sehr  kurze  Lebensdauer,  höchstens  ein  bis 


zwei  Monate  besitzen,  sehr  viel  Reparaturen  beanspruchen  und 
stets  undicht  sind.  Die  Firma  „Ruhrsandsteinwerke  H.  Buch- 
meyer" in  Herdecke  i.  Westf.  besitzt  einen  Kieselsandstein  und 
liefert  derartige  Tröge,  aus  Platten  zusammengesetzt  und  nach 
besonderem  Verfahren  gedichtet,  als  Spezialität.  Diese  halten 
ca.  10  bis  15  Jahre.  Genaueres  wird  Ihnen  genannte  Firma 
gern  mitteilen.  Pf. 

Zur  Frage  227.  Farbiger  Fassadenputz.  Es  ist  gleich, 
ob  man  Erd-  oder  Mineralfarben  verwendet.  Gewöhnlicher  Sand 
ist  dazu  nicht  geeignet.  Außerdem  werden  nie  gute  Wirkungen 
erzielt,  weil  die  Farben  und  Sand  ohne  Apparate  nicht  innig 
vermischt  werden  können.  Nehmen  Sie  doch  fertige  farbige 
Mörtel,  wie  Terranova,  Terrasit  u.  a.  m.  Gebrauchsanweisung 
erhalten  Sie  von  den  betr.  Werken.  Die  Unterschicht  braucht 
nicht  unbedingt  gefärbt  zu  werden.  Leonhardt. 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei:  1.  Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45-90  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse tür  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Borsch,  Patentanwalt,  Berlin  W.8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


•♦«««•*♦«••«•* 


HAUPTGESCHÄFTS- 
STELLE: BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1466  Joseph  Jelinsky,  Eisenbahn-Bauass.,  Kattowitz  (Ober- 
schlesien). 1467/68  Hedwig  Gottwald  mit  Tochter,  Halensee- 
Berlin.  1469  Emil  Remmertz,  Architekt,  W.-Assela  bei  Dort- 
mund. 1470  Ed.  Falke,  Betriebsing.,  Alfeld.  1471  V.  Lehmann, 
Berlin.  1472  Karl  Schneider,  Ingenieur,  Sterkrade.  1473//4  Job. 
Wisser,  Bahnverwalter,  mit  Frau,  Emden.  1475  Witwe  B. 
Schneider,  Erfurt.  1476  Aug.  Eckardt,  Baumeister,  Dresden.  1477 
Marie  Tränkner,  Penig.  1478  Kurt  Zweck,  Architekt,  Leipzig. 
1479  Willy  Nagora,  Bauführer,  Berlin.    1480  Elfr.  Feiß,  Berlin. 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung 

sind  von  der  Firma  Berliner  Buchbinderei  Wübbcn  Co., 
Berlin  SW.  48,  Wilhelmstraße  9,  zum  Preise  von  1  M  für 
das  Stück  zuzüglich  50  Pfg.  bezw.  25  Pfg.  für  Porto  zu  be- 
ziehen. Um  den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen, 
sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A  mit  Anzeigen,  Decke  B 
ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Bestellungen 
ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird 
und  für  welchen  Jahrgang. 

Die  Verbandsleitung. 


Sifzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Marruskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  emer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingei  eicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergiüjungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Vcrbandszeitunj  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratsntcil  gejin  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitnng. 

Dezirksverwaltungen 

Brandenburg.  Statik-  und  Eisenbeton  kurse.  Wie 
verschiedentlich  angezeigt,  finden  in  diesem  Winter  wieder  Kurse 
über  Statik  statt  und  zwar  beginnen  1'.  der  Repetitionskursus 
am  Dienstag,  7.  November,  2.  der  Fortbildungskursus  am  Mitt- 
woch, 8.  November,  3.  der  Eisenbetonkursus  am  Freitag,  10.  Nov., 
,  4.  der  Kursus  über  statisch  unbestimmte  Systeme  (Donnerstags) 
ebenfalls  etwa  Anfang  November;  der  Beginn  dieses  Kursus  steht 
noch  nicht  genau  fest.  Der  Beginn  jedes  Kursus  wird  den 
Herren  Teilnehmern  noch  schriftlich  bekannt  gegeben.  Wie 
bekannt,  liest  die  Kollegs  1—3  Herr  Dipl.-Ing.  Leipold,  Kolleg  4 
Herr  Dipl.-Ing.  Pollitzer.  Die  Kurse  finden  in  der  4.  Städt. 
Pflichtfortbildungsschule,  Georgenstraße  30/31,  am  Bahnhof  Fried- 
richstraße, statt  und  zwar  von  8  bis  10  Uhr  abends.  Das 
Honorar  für  die  Kurse  1—3  beträgt  20  M,  für  den  Kursus  4 


je  nach  Teilnehmcrzahl  25  bis  30  M.  Anmeldungen  nimmt 
noch  entgegen  Kollege  Architekt  Felix  Hesse,  Charlottenburg, 
Königsweg  Nr.  5. 

Chemnitz.  Vors.  Otto  Geßner,  Gießerstraße  11.  Unser 
Bezirkstag  findet  am  Sonntag,  3.  Dezember  1911,  in  den 
Räumen  des  Kaufmännischen  Vereinshauses  zu  Chemnitz  statt. 
Das  Programm  wird  in  der  nächsten  Nummer  der  Mitteilungen 
bekannt  gegeben.  Wir  bitten  unsere  Mitglieder  dringend, 
die  Werbung  neuer  Mitglieder  nachdrücklich  zu  betreiben,  und 
alle  Adressen  noch  nicht  organisierter  Kollegen  an  die  Be- 
zirksverwaltung mitzuteilen. 

Dresden.  1.  Vors.:  Mirtschin,  Dresden  30,  Burgsdorffstr.  7  I. 
Hierdurch  laden  wir  unsere  Vereine  und  Einzelmitglieder  zu 
dem  am  5.  November  1911  in  Zittau  stattfindenden  Herbst- 
Bezirkstage  ergebenst  ein  und  bitten  um  recht  zahlreiche  Betei- 
ligung. Tageseinteilung:  Vormittags  11  ^'.^  Uhr:  Vortrag  des 
Herrn  S  c  h  u  b  e  r  t  -  Berlin,  Schriftleiter  der  D.  T.-Z.,  über: 
„Aus  derWirtschaftsgeschichte  Deutschland  s". 
Nachmittags  2  Uhr:  Bezirkstag.  Tagesordnung:  1.  Eröffnung 
und  Zusammensetzung  des  Bezirkstages.  2.  Bericht  über  die 
Wanderversammlung  1911  in  Dresden.  3.  Beschlußfassung  über 
Kassenangelcgenheiten.  4.  Wahl  eines  Ausschusses  für  die  neue 
Satzung  der  B.-V.  5.  Wahl  von  Vertretern  für  die  Jahres-Haupt- 
versammlung  1912  der  Landesverwaltung  Sachsen.  6.  Bericht 
des  Herrn  Ingenieur  Pohlenz-Dresden  über  die  Frage:  ,,Wie 
kann  sich  der  Techniker  zum  gewerblichen  Fachlehrer  ausbilden 
und  wie  sind  die  Fortkommensaussichten?"  7.  Beratung  etwaiger 
Anträge.  8.  Verschiedenes.  Anträge  mit  kurzer  Begründung 
bitten  wir  bis  zum  31.  Oktober  an  den  1.  Vorsitzenden  ein- 
zusenden. Die  Lokale  werden  noch  an  dieser  Stelle  bekannt 
gegeben. 


688 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


HeH  43 


Sachsen- Anhalt.  Hiermit  machen  wir  bekannt,  daß  an  Stelle 
unseres  ernstlich  erkrankten  Kollegen  Drewenstedt,  die  Kassen- 
angelegenheiten vom  Kollegen  Papenroth  bis  auf  weiteres  ver- 
waltet werden.  Wir  bitten  gegebenen  Falls,  sich  an  genannten 
Kollegen  zu  wenden.  Adresse:  E.  Papenroth,  Magdeburg-W., 
Olvenstedter  Straße  35.  Gleichzeitig  verweisen  wir  nochmals  auf 
den  bereits  im  Heft  42  angekündigten  Eisenbetonkursus. 
Die  dem  Kursus  folgenden  Uebungsstunden  werden  unent- 
geltlich abgehalten. 


Zweisvereine 
Gemischte  Vereine, 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
F.  J.  Gatzweiler,  Stolbergstr.  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  abend 
im  „Berliner  Hof".  —  Samstag,  21.  Oktober,  abends  S^/^  Uhr, 
Vortrag  mit  Lichtbildern  des  Kollegen  Fr.  Roß  über  die  St.  Gott- 
hardbahn. Hierzu  werden  die  Mitglieder  mit  ihren  Damen  zu 
recht  zahlreichem  Besuche  eingeladen.  —  Samstag,  28.  Oktober, 
abends  9  Uhr,  Zusammenkunft.    Gleichzeitig  Vorstandssitzung. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Am  Donnerstag,  den 
26.  Oktober,  abends  8V2  Uhr,  in  den  Industrie-Festsälen,  Beuth- 
straße  20,  Projektionsvortrag  des  bekannten  Reiseschriftstellers 
Waldemar  Titzenthaler  „Auf  alter  Straße  durch  Italien".  Wir 
laden  unsere  Mitglieder  und.  deren  Damen  zu  diesem  hoch- 
interessanten Vortrage  ein  und  bitten,  pünktlich  erscheinen  zu 
wollen. 

Breslau.  Ma.schinentechnischer  Verein.  Vrs. : 
Ing.  R.  Wülfing,  Breslau  II,  Lehmgrubenstr.  21.  V.  u.  O. :  Jeden 

2.  und  4.  Mittwoch  im  Monat  „Augustinerbräu",  Blücherplatz, 
Ecke  Junkernstraße. 

Halle  a.  S.    Techniker-Verein.    Nach  der  Dienstag, 

3.  Oktober,  stattgefundenen  Vorstandswahl  der  Jahres-Hauptver- 
sammlung  setzt  sich  der  Vorstand  wie  folgt  zusammen:  Karl 
Taube,  Ehrenvorsitzender;  Karl  Schmidt,  1.  Vors.;  Karl  Müller, 
2.  Vorsitzender;  Walter  Busse,  1.  Schriftführer;  Richard  .Vlende, 
2.  Schriftführer;  Heinrich  Starke,  Kassierer;  Viktor  Wagner, 
Bücherwart;  Paul  Leuchte  und  Richard  Eckert,  Beisitzer;  Adolf 
Heidenreich  und  Max  Rammler,  Kassenprüfer;  Heinrich  Fricke 
und  Gustav  Villaret,  Bibliotheksprüfer;  Karl  Taube  und  Karl 
Schmidt,  Vertreter  des  Vereins  in  der  Bezirksverwaltung.  Briet- 
adresse: Karl  Schmidt,  Halle  a.  S.,  Berliner  Str.  3  b.  Vereins- 
lokal: Rest.  Schultheiß,  Poststr.  511.  Vereinsabende:  Dienstag, 
abends  8V0  Uhr. 

Kiel.  Teciiniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Ing.,  Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  und  dritten  Donners- 
tag eines  Monats,  abends  S'/i^  Uhr,  im  ,,Patzenhofer",  Falck- 
straße  12.  Auf  die,  bereits  durch  unser  Winterprogramm  be- 
kanntgegebene öffentliche  Versammlung  am  26.  Oktober,  abends 
8^/^  Uhr,  im  ,,Patzenhofer",  sei  hiermit  noch  einmal  hingewiesen. 
Es  ist  insofern  eine  Verschiebung  eingetreten,  als  nicht  Herr 
Kaufmann  das  Referat  übernimmt,  sondern  Herr  Schubert, 
mit  dem  Thema:  „Koalitionsfreiheit  und  Staats- 
bürge r  r  e  c  h  t".  Wir  hoffen  mit  der  Behandlung  dieses 
Themas  unsere  Winterarbeiten  gut  einzuleiten,  weslialb  wir  nicht 
nur  unsere  Mitglieder,  sondern  auch  Gäste  hierzu  herzlichst 
einladen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  Motiv.  Bauhütte.  Hiermit  geben  wir  unseren 
Mitgliedern  und  ihren  werten  Angehörigen,  die  in  den  Monaten 
Oktober  bis  Dezember  weiter  stattfindenden  Vortragsabende  be- 
kannt. 1.  Mittwoch,  den  25.  Okt.  Herr  Dr.  Weigt,  Hannover: 
„Kultur  und  Kunst  in  Assur  und  Babel"  (Mit  über  100  Licht- 
bildern). 2.  Mittwoch,  den  1.  Nov.  Herr  Arch.  Schubert, 
Berlin :  „D ie  Lage  der  bautechnischen  Angestell- 
ten". 3.  Mittwoch,  den  15.  Nov.  Herr  Oberbaukommissar 
Dr. -Ing.  Matkowsky,  Dresden:  „Die  Architektur  im  Klein- 
wohnungsbau" (Mit  vielen  interessanten  Lichtbildern),  4.  Mitt- 
woch, den  29.  Nov.  Herr  Generalsekretär  Döhring,  Dresden: 
„Was  uns  die  Bodenreforni  lehrt".  5.  Mittwoch,  den  8.  Dez. 
Herr  Dr.  Mühlstedt,  Leipzig:  „Aufs  Matterhorn!  Vom  Genfer 
See  nach  Zermatt."  Mit  120  künstlerischen,  farbigen  Licht- 
bildern und  kinematographischen  Vorführungen  nach  eigenen 
Aufnahmen.  Zu  dem  1.  und  5.  Vortragsabend  ist  die  Teil- 
nahme der  Damen  erwünscht.  Eintrittskarten  werden,  um  eine 
Ucberfüllung  des  Saales  zu  vermeiden,  nur  in  beschränkter  Anzahl 
ausgegeben  und  kosten  für  die  Lichtbildervorträge  je  ein  Vortrag 
für  Mitglieder:  Herrenkarte  25  Pf.,  Damenkarte  25  Pf.,  für 
Gäste:  Herrenkarte  35  Pf.,  Damenkarte  35  Pf.  Zu  den  sozial- 
politischen Vorträgen  am  1.  und  29.  November  ist  der  Eintritt 
frei.  Die  Eintrittskarten  sind  bei  Herrn  Kollegen  Scheibe, 
Dresden  23,  Kändlerstraße  8,  und  bei  dem  Vereinsdiener  Lange 
zu  entnehmen  bezw.  zu  besteilen.  Gäste  willkommen!  Vcreins- 
lokale:     1.   bis   4.   Vortragsabend:    Kleiner  Gewerbchaussaal, 


5.  Vortragsabend:  Eldorado,  Großer  Saal,  Steinstraße  15.  Sämt- 
liche Vorträge  beginnen  pünktlich  Va^  Uhr. 

Gemeindetechniker. 

Berlin.  Vereinigung  städtischer  Architekten, 
Ingenieure  und  Techniker.  Die  nächste  Monats-Ver- 
sammlung findet  Sonnabend,  28.  Oktober  er.,  abends  pünkt- 
lich 8Vd  Uhr,  im  Vereinslokal  Architektenhaus,  Wilhelmstr.  92, 
statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches  und  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  2.  Petitionsangelegenheiten.  3.  Beschlußfassung  über 
den  Antrag  auf  Erhebung  einer  Umlage.  4.  Vortrag  des  Herrn 
Oskar  Jeidel  über  „Moderne  Gasfernzündeinrich- 
tungen und  indirekte  Beleuchtun  g".  Mit  prak- 
tischen Vorführungen  der  Einrichtung  für  Bureau  und  Woh- 
nungen, Turn-  und  Zeichensäle  und  dergleichen,  sowie  der 
Treppennachtbeleuchtung  mit  automatischer  Zündung  und  Aus- 
schaltung. 5.  Verschiedenes.  In  Anbetracht  der  äußerst  wichtigen 
Tagesordnung  und  des  sehr  interessanten  Vortrags  wird  um 
recht  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  gebeten. 

Staatstechniker. 

Landesvcrcin    Mittl.    Sächsischer  Eiscnbahn- 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm,   Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A.: 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Diens- 
tag, 24.  Okt.  und  Donnerstag,  26.  Okt.,  abends  Uhr,  im 
„Meißner  Hof"  am  Plauenschen  Platze,  Sondervorträge  des  Herrn 
Kollegen  Bau-Obersekretär  Schulze,  Referat  über  das  gesamte 
Etatwesen.  Die  Unterrichtskurse  für  die  Herren  Bm.-Asp.  müssen 
noch  um  einige  Tage  verschoben  werden. 


Nachruf. 

Am  16.  September  er.  verschied  plötzlich  unser  lieber 
Kollege 

Herr  Architekt  Alfred  Behrend. 

Wir  betrauern  in  dem  Dahingeschiedenen  ein  treues 
und  ehrenwertes  Mitglied,  dessen  Andenken  wir  stets  in 
Ehren  halten  werden. 

Technischer  Verein  Charlottenburg. 


Unser  Erliolungslieim 

erfreute  sich  bisher  stets  des  regsten  Zuspruchs  aus  den  Reihen 
unserer  Mitglieder.  Das  Heim  war  ständig  besucht;  im  Sommer 
mehr,  im  Winter  weniger. 

Für  den  äußerst  mäßigen  Preis  von  3,50  M  für  den  Tag, 
für  volle,  gute  und  reichliche  bürgerliche  Kost, 
einschl.  Wohnung,  in  modern  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichteten  Räumen,  finden  die  Mitglieder  des  Verbandes 
mit  ihren  Angehörigen  die  beste  Gelegenheit,  eine  vorzügliche 
Sommerfrische  zu  besuchen,  um  neue  Kräfte  nach  anstrengender 
Berufsarbeit  zu  sammeln.  Der  Verkehr  im  Heim  unter  Kollegen 
ist  ein  ungezwungener  und  weicht  wesentlich,  und  zwar  nur 
zum  Vorteil,  \on  einem  gewerblichen  Hotelbetrieb  ab.  Wer 
niciit  durch  berufliche  oder  Familienverhältnisse  behindert  ist, 
sollte  am  liebsten  die  Vor-  und  Nachsaison  zum  Aufenthalt 
wählen.  Da  bereits  eine  Anzahl  Anmeldungen  vorliegen,  wird 
gebeten,  sich  rechtzeitig  zu  melden  unter  genauer  Angabe  der 
L)auer  des  Aufenthalts.  Prospekte  sind  erhältlich  durch  das 
Erholungsheim   des   D.  T.-V.   in  Sondershausen  i.  Thür. 


Bezirksverwaltung  Sachsen-Anhalt. 

Am  Freitag  den  14.  ds.  Mts.  verschied  plötzlich  nacii 
langem,  mit  Geduld  ertragenem  Leiden  unser  Kollege 

Stadtbauführer  Otto  Drewenstedt,  Magdeburg, 

langjähriges  Vorstandsmitglied  und  Kassierer  unserer  Ver- 
waltung. Eine  seltene  Pflichttreue  und  ein  hoher  Kollegiali- 
tätssinn werden  das  Andenken  des  \'erstorbenen  dauernd 
bei  unseren  Mitgliedern  befestigen. 

Ruhe  sanft! 

Der  Vorstand. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  44        schriftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  28.  Oktober  1911 

Inhalt:  Die  Berliner  Eisenkonstrukteure  -  Zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Systeme  -  Oeleinwirkung  auf  Beton  -  Soziale  Bewegung  -  Rechtsfragen  -  Aus  der 
Volksw  irtschaf  sichre  -  Zeitschriftenschau  -  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Sitzungskalender 


Die  Berliner  Eisenkonstrukteure 


Ueber  die  Bewegung  der  Berliner  Eisenkonstrukteure 
dringt  vertiältnismäßig  wenig  an  die  Oeffentlichkeit.  Als 
kürzlich  unser  Kampf  mit  dem  Reichsmarineamt  durch 
die  Kündigung  unserer  Mitglieder  schärfere  Formen  an- 
nahm, beschäftigte  sich  erfreulicherweise  die  deutsche 
Presse  sehr  eingehend  mit  dem  Vorgehen  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  und  zollte  der  Taktik  und  Entschieden- 
heit Beifall.  Anders  hier.  Die  Mitglieder  zweier  Organi- 
sationen sind  aus  ihren  Stellungen  ausgeschieden,  nachdem 
alle  Verhandlungen  mit  den  Arbeitgebern  sich  durch  deren 
Taktik  zerschlugen.  Privatdozent  Dr.  Zimmermann  hat 
die  verwerfliche  Friedensfeindschaft  der  AiL  .itgeberorgani- 
sation  (Verband  Berliner  Eisenbauanstalten)  treffend  ge- 
schildert: „Fast  seit  dem  Winter  lQlO/11  spielen  die 
Anknüpfungsversuche,  die  die  Angestellten  zwecks  Ver- 
ständigung über  einen  Normaldienstvertrag  beim  Verband 
Berliner  Eisenbauanstalten  gemacht  haben.  Und  erst  als 
die  leeren  Vertröstungen  gar  kein  Ende  nehmen  wollten 
und  selbst  um  den  kritischen  Moment  des  Aufkündigungs- 
termins herum  die  Firmen  das  neckische  Spiel  mit  der 
„nächsten  Generalversammlung"  noch  fortzusetzen  be- 
liebten, da  erst  rafften  sich  die  Angestellten  zur  Kriegs- 
erklärung auf.  Aber  trotz  aller  berechtigter  Erregung 
brachen  sie  die  Brücken  für  eine  nachträgliche  Verständi- 
gung, für  einen  raschen  Friedensschluß  nicht  ab,  sondern 
suchten  selbst  noch  dann,  als  der  Qegenentwurf  der  Arbeit- 
geber die  Forderung  des  Angestelltenentwurfs  für  den 
Normaldienstvertrag  vollständig  unberücksichtigt  ließ, 
wiederum  Verhandlungen  anzuknüpfen.  Ja,  sie  kamen, 
als  der  Verband  der  Eisenbaufirmen  ein  Verhandeln  seiner 
Kommission  mit  der  Organisation  der  Angestellten  ab- 
lehnte, so  weit  den  Arbeitgebern  entgegen,  daß  sie  auf 
die  Vertretung  des  Angestelltenbundes  bei  den  unmittel- 
baren Beratungen  im  Interesse  des  rascheren  Friedens- 
schlusses verzichteten.  Aber  die  Arbeitgeber  fanden  ein 
neues  Hindernismoment,  um  die  Friedensverhandlungen 
zu  vereiteln.  Sie  verweigerten  die  Führung  der  Verhand- 
lungen unter  dem  Vorsitz  eines  neutralen  Unparteiischen, 
den  die  Angestellten  in  Vorschlag  gebracht  und  im  Ein- 
vernehmen mit  den  Arbeitgebern  hatten  wählen  wollen. 

Die  Bestellung  eines  unparteiischen  Vorsitzenden,  der 
durch  keinerlei  Interessen  mit  der  Sache  der  einen  oder 
der  anderen  Partei  verknüpft  ist,  sondern  die  soziale  Ver- 
nunft bei  der  Aussprache  immer  wieder  zur  Geltung  bringen 
und  die  Verhandlungen,  wenn  sie  zu  scheitern  drohen, 
geschickt  über  den  verhängnisvollen  toten  Punkt  hinweg- 
bringen soll,  die  Bestellung  eines  für  sozialrechtliche  Aus- 
einandersetzungen und  Einigungsverhandlungen  erfahrenen 
Vermittlers  rundweg  verweigern,  nachdem  die  Angestellten 
durch  Verzicht   auf   die   bewährtesten  Wortführer  ihrer 


Organisation  soeben  noch  den  Arbeitgebern  die  Chance 
eines  überlegenen  Plädoyers  eingeräumt  hatten,  heißt  nicht 
nur  die  Angestelltenpartei  vor  den  Kopf  stoßen,  heißt  nicht 
nur  das  hohe  Amt  des  unparteiischen  Friedensstifters,  das 
in  den  letzten  Jahren  in  den  großen  deutschen  Arbeits- 
kämpfen sich  als  ein  wahrer  Segen  erwiesen  hat  und  in 
diesen  Wochen  gerade  in  Schweden  und  England  vosn 
König  mit  den  höchsten  Ehrungen  wegen  seiner  Verdienste 
um  die  nationale  Wohlfahrt  bedacht  worden  ist,  ignorieren, 
sondern  diese  Zurückweisung  der  unparteiischen  Einigungs- 
persönlichkeit kompromittiert  auch  die  ablehnende  Gruppe 
vor  der  gesamten  Oeffentlichkeit  als  diejenige  Partei,  die 
der  Gerechtigkeit  ihrer  Sache  anscheinend  nicht  traut  und 
lieber  die  Macht  in  die  Wagschale  der  Entscheidung  werfen 
will,  als  diejenige  Partei,  die  dem  Frieden  um  jeden  Preis 
Hindernisse  bereitet  und  die  sozialen  Spannungen  nicht 
zu  lösen,  sondern  zu  verschärfen  bereit  ist." 

So  stehen  jetzt  die  beiden  Parteien  gegenüber.  Auf 
der  einen  Seite,  selbstbewußt  und  unnahbar  die  Arbeit- 
geber,  auf  der  anderen  die  in  ihrer  Friedensliebe  getäusch- 
ten Arbeitnehmer,  organisiert  im  Bund  und  Deutschen 
Techniker-Verbände.  Wenn  wir  das  Wort  und  unter- 
streichen, so  deshalb,  weil  der  Bund  unsere  Solidarität 
fast  immer  verschweigt,  zuletzt  bei  der  großen  Kund- 
gebung für  die  Sache  der  Eisenkonstrukteure  in  Berlin. 

Ueber  die  rigorosen  Abweisungen  unseres  Verbandes 
durch  den  Bund  in  diesem  Konflikt  sind  unsere  Leser 
unterrichtet.  Es  werden  andere  Zeiten  kommen,  die  zu 
Auseinandersetzungen  hierüber  geeigneter  sind.  Heute 
wollen  wir  noch  einmal  festlegen,  warum  wir  trotz  allem 
die  Aktion  gern  mitmachen  und  die  gleichen  Opfer  wie 
der  Bund  übernehmen.  Durch  den  letzten  Verbandstag 
haben  wir  endgültig  und  auch  rein  äußeriich  dokumentiert, 
daß  wir  unsere  Organisation  so  ausbilden  wollen,  damit 
sie  nachdrücklich  die  Durchführung  unseres  Programms 
übernehmen  kann.  Das  Programm  ist  da  und  unsere 
Aufgabe  muß  es  sein,  dafür  zu  sorgen,  daß  es  erfüllt 
werde  Jeder,  der  in  Stuttgart  das  Programm  mit  an- 
genommen hat,  mußte  sich  darüber  klar  sein,  daß  die 
wenigsten  Forderungen  von  der  anderen  Seite,  mag  es 
Staat  oder  Arbeitgeber  sein,  gutwillig  erfüllt  werden.  Das 
vorausgesetzt,  wäre  es  Unsinn,  sich  ein  Programm  zu 
geben,  ohne  den  festen  Willen  zu  haben,  um  dieses  Pro- 
gramm gegebenenfalls  zu  kämpfen.  Heute  kämpfen  die 
Berliner  Eisenkonstrukteure.  Es  sind  Punkte  unseres  Pro- 
gramms, um  die  es  sich  dort  handelt.  Daß  wir  unsere 
Verbandsmitglieder  verpflichteten,  die  Aktion  zu  unter- 
stützen, war  für  uns  selbstverständlich.  Selbstverständlich 
müßte  es  sein,  daß  auch  die  anderen  Angestellten  mit 
den  Kämpfenden  sympathisierten,  denn  es  ist  nicht  bloß  ihre 
eigene  Sache,  um  die  die  technischen  Angestellten  hier  ringen.. 


690 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


HeU  44 


Um  dieses  Verständnis  ist's  aber  noch  schlecht  bestellt. 
Wohl  findet  man  nichts  dabei,  daß  Arbeiter,  Aerzte,  Journa- 
listen, Schauspieler  gelegentlich  streiken  —  aber  wir?!  Es 
zeugt  von  wenig  Selbstvertrauen,  wenn  man  sich  immer 
leiten  läßt,  alles  dem  Schicksal  anheimstellt,  ohne  selbst 
etwas  zu  tun.  Dazu  kommen  noch  von  allen  Seiten  war- 
nende Stimmen.    So  schrieb  die  „Kölnische  Zeitung": 

„Selbst  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Angestellten 
berechtigt  waren,  bessere  Arbeitsbedingungen  zu  verlangen, 
ist  es  mehr  als  zweifelhaft,  ob  sie  den  richtigen  Weg 
betreten  haben.  Denn  es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß 
das  Vorgehen  der  Berliner  Techniker,  wenn  es  Schule 
machen  sollte,  für  das  Verhältnis  von  Arbeitgebern  und 
Angestellten  von  außerordentlicher  und  verhängnisvoller 
Bedeutung  werden  könnte." 

Verhängnisvoll,  aber  nicht  nur  für  die  Angestellten, 
sondern  für  das  Wirtschaftsleben  kann  es  werden,  wenn 
sich  der  Arbeitgeber  hartköpfig  selbst  über  die  berechtigt- 
sten Forderungen  seiner  Angestellten  hinwegsetzt.  Welcher 
Weg  sollte  denn  sonst  eingeschlagen  werden?  Die  „Köln. 
Zeitung"  gibt  keine  Antwort,  aber  wir  kennen  sie  zur 
Genüge,  Zur  Beschwichtigung  von  Forderungen  ruft 
m.an  uns  als  Mitarbeiter  auf  und  bedient  uns  noch  mit 
anderen  schönen  Redensarten,  die  für  uns  nichts  neues, 
aber  so  und  so  viel  Falsches  enthalten,  mit  dem  zur 
Verbesserung  unserer  Lage  nichts  anzufangen  ist.  Nichts 
zu  erzielen,  kann  und  darf  aber  nicht  der  Erfolg  sein 
für  die  Kosten  und  Mühen  unserer  Organisationsarbeit. 
Wenn  die  Angestelltenorganisationen  nicht  mehr  zu  er- 
reichen wagen,  war  es  um  die  Arbeit  langer  Jahre  zu 
schade.  Gewiß  tritt  die  Angestelltenbewegung  mit  dem 
Vorgehen  der  Berliner  Eisenkonstrukteure  in  ein  neues 
Stadium,  das  der  Scheideweg  sein  muß  für  so  und  so  viele 
Angestelltenverbände.  Wir  wollen  hoffen,  daß  die  meisten 
Verbände  genügend  Selbstbewußtsein  besitzen  und  den 
schweren  aber  aussichtsreichen  Weg  beschreiten,  nicht 
immer  bloß  zu  fordern,  um  sich  von  allen  Seiten  ab- 


weisen zu  lassen,  sondern  zu  fordern  und  zu  kämpfen,  um 
etwas  für  ihren  Stand  zu  erreichen. 

Für  manche  unserer  Einrichtungen  wird  deshalb  jetzt 
die  Feuerprobe  kommen.  In  Friedenszeiten  haben  wir 
vorgesorgt,  daß  wir  mit  unseren  Geldmitteln  die  unter- 
stützen können,  die  als  Verbandsmitglieder  von  der  Aktion 
getroffen  werden.  Unsere  Stellenvermittlung  zeigt  jetzt 
wieder,  daß  sie  nicht  bloß  da  ist,  um  den  Kollegen  und 
den  Unternehmern  recht  schnell  zu  dienen,  sondern  jetzt 
soll  sie  den  Firmen  die  Arbeitskräfte  sperren.  Sie  ist 
eine  gute  Waffe,  aber  besser  noch  ist  in  diesen  Kriegs- 
zeiten das  Solidaritätsgefühl!  Keiner  der  Kollegen  darf 
sich,  und  sei  es  unter  Vorspiegelung  noch  so  hoher  Ge- 
hälter, nach  Berlin  in  die  ausgesperrten  Firmen  locken 
lassen!  Alle  haben  in  den  auswärtigen  Konstruktions- 
bureaus darüber  zu  wachen,  daß  Streikarbeit  für  Berlin 
nicht  ausgeführt  werde! 

Wenn  der  Zuzug  nach  den  Berliner  Bureaus  abzuhalten 
geht,  dann  müssen  die  Angestellten  Sieger  bleiben. 
Darum  frage  jeder,  der  mit  Berliner  Firmen  in  Verhand- 
lung tritt,  beim  Verbände  an,  denn  die  Firmen  versuchen 
alles,  um  Kräfte  zu  gewinnen.  Für  ein  „Baugeschäft" 
wurden  jüngst  „Bautechniker"  gesucht  und  um  Eisen- 
konstrukteure handelte  es  sich.    Darum  Vorsicht! 

Wir  bringen  auch  an  dieser  Stelle  die  gesperrten  Eisen- 
baufirmen zur  Warnung  unserer  Kollegen: 

D.  Hirsch  —  de  la  Sauce  &  Kloß  —  J.  Degenhardt, 
G.  m.  b.  H.  —  Ravene  —  Druckenmüller  —  Breest  &  Co. 

—  Steffens  &  Nölle  —  H.  Gossen  —  Lauchhammer  A.-G. 

—  Ver.  Kammerich'  &  Belter  &  Schneevoglsche  Werke 
A.-G.  —  Hein,  Lehmann  &  Co.  —  G.  E.  Dellschau  — 
Wolf,  Netter  &  Jacoby  —  Joh.  Biesold  —  Bretschneider 
&  Krügner,  Pankow  —  Roessemann  &  Kühnemann,  Rei- 
nickendorf —  Muth-Schmidt,  Lichtenberg  —  Ingenieur- 
Bureaus:  Leitholf  —  von  der  Lanken  —  Emst  Walther  — 
Reg.-Baumeister  Bruno  Schulz,  Wilmersdorf  —  Julius  Nagy, 
Friedenau  —  Kohlrautz,  Pankow  —  Kirch,  Charlottenburg. 


Zur  Berechnung  statisch  unbestimmter  Systeme 

Von  Dipl.-Ing.  E.  POLLITZER,  Halensee. 
(Schluß.)*) 


4.  Horizontalschüb  der  Zweigenlenk-Rahmen  für 
verschiedene  Belastungsfälle. 

I.  Rechteckiger  Rahmen. 

Zu  Abbildung  17:  eine  Einzellast  W  greife  an  einer 
beliebigen  Stelle  des  Ständers  an. 

Für  das  statisch  bestimmte  Hauptsystem  ergibt  sich 
die  skizzierte  Momentenfläche,  indem  man  zuerst  die  Auf- 
lagerkräfte berechnet  und  dann  die  Biegungsmomente  für 
die  Eckpunkte  des  Rahmens  und  den  Angriffspunkt  der 
Last  W  aufstellt.  Alle  Momente  ergeben  sich  positiv. 
Die  Momentenfläche  des  linken  Ständers  ist  ein  Trapez, 
das  wir  zur  bequemeren  Rechnung  als  die  Differenz  zweier 
Dreiecke  auffassen.  Der  Inhalt  des  kleineren  Dreiecks 
erhält  natürlich  dann  das  negative  Vorzeichen. 

Die  Inhalte  der  Momentenflächen  sind  auf  der  Zeich- 
nung beigeschrieben,  die  Schwerpunkte  auf  die  Rahmen- 
achse projiziert  und  die  „reduzierten  Momentenflächen"  in 

♦)  S.  Heft  9,  14,  18,  22,  35  und  40. 


diesen  Punkten  als  „Kräfte"  angetragen.  Es  ergibt  sich 
dann  die  Verschiebung  6.i„  des  Punktes  B  als  die  Summe 
der  statischen  Momente  dieser  „Kräfte" 

W   h-'     2         W   v-^/        v\  W(h-v)/ 
=  2ETI  ■        -  2Ej;      -  3 ;  ^ 


h 


2  E  J., 

Multipliziert  man  beide  Seiten  mit  E  Ji  und  setzt  wie 

Ji 

E  ■  Ji  ■  5.1 


vor 


n,  so  ergibt  sich 
Wh3  Wv^h 


^  +  |(Wh^/- 


Wvh/) 


3  2 

Drückt  man  die  geometrischen  Abmessungen  des  Por- 
talrahmens durch  Verhältniszahlen  aus,  indem  man  setzt 

so  vereinfacht  sich  die  Formel 
Wh» 


EJ,  K  = 


6 


2  —  3ß2  +       +  3na  (1 


Weiter  oben  hatten  wir  bereits  gefunden 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


691 


2 
3 

hl 

T 


h"  +  n/h 
2  +  3  n  ■  a 

=^  0 


Aus  der  Bestimmungsgleichiing 
aa„  +  X  •  8j 
ergibt  sich  somit 

W  2  —  3ß^  +  ß'  +  3na  (1  —  ß) 
2 


X  = 


2  +  3na 

Für  V  =  0  wird  ß  =  0  und  wir  erhalten  wieder  X  = 


z 


'S" 

/       ■  ■■ 

1  ^ 

wr7i-v)£ 


Abb.  17 


In  Abbildung  18  ist  der  Fall  dargestellt,  daß  W  ober- 
halb des  Riegels  an  dem  um  die  Strecke  v  verlängerten 
Ständer  angreift.  Hier  ergibt  sich  für  das  statisch  be- 
stimmte Hauptsystem  unter  Benutzung  der  in  der  Ab- 
'  ildung  18  eingeschriebenen  Werte  mit  den  oben  ein- 
geführten .Verhältniszahlen 

....         W  h2     2  .  W 
EJi  öa„       —         h  +  n  .  —  (h  +  v)  /•  h 


2  3 

W  ■  h'^  ,    n_^  W 

3  ^  2~ 
W  ■  h3 


6 


2  +  3  n  a  (1  +  ß) 


Der  Wert  für  Saa  bleibt  unverändert;  daher  ergibt 
sich  aus  der  Bestimmungsgleichung 


X 


8a„  +  X  •  3aa  0 
W    2  +  3na  (1  +  ß) 
2 


a  — 


h  ' 


2  +  3  n  a 

ß  =  - 


Abbildung  19  zeigt  einen  Portalrahmen,  dessen  oberer 
Riegel  durch  eine  senkrechte  Einzeliast  P  belastet  ist.  Die 
Momentenfläche  des  statisch  bestimmten  Hauptsystems  ist 
eingetragen  und  die  Inhalte  der  Flächen  sind  daneben 
geschrieben.    Es  ergibt  sich 

P  •  ab  ^ 

2-rrr,  ■ 

n 

T 

Der  Wert  für  Sa^  bleibt  unverändert  wie  oben;  daher 
ergibt  sich  durch  Einsetzen  in  die  Bestimmungsgleichung 
Sj„  +  X  ■  öaa  =  0 
n 


8a„  — 


P  •  abh 


Pab  h 


X  = 


h3  -f  n  /  h-^ 
3  Pab 


2      2  h  -'  +  3  n  /  h 

Ist  der  obere  Riegel  durch  mehrere  Einzellasten  oder 
durch  Streckenlasten  belastet,  so  wird  im  Prinzip  der- 
selbe Rechnungsgang  durchgeführt.  Es  ändert  sich  nur 
die  Momentenfläche  des  statisch  bestimmten  Hauptsystems 
infolge  der  angreifenden  Lasten.  Der  Inhalt  dieser  Fläche 
wird  sich  bei  unsymmetrischer  Belastung  nicht  so  einfach 
berechnen  lassen,  wie  in  dem  vorstehenden  Beispiel.  Be- 
zeichnet man  allgemein  den  Inhalt  dieser  Fläche  mit  Fq, 
so  ergibt  sich 

Sj„  =  n  •  F„  ■  h 


n 


3 

=  3  n 


h3  -I-  n  /  h^ 


2  h  -'  +  3  n  /  h 
Bei   einer   gleichmäßig   verteilten   Last  g  über  dem 


oberen  Ricofel  wird 


/2 


/  _  Ii 
^  12 


=  3n 


g/3 

12 


2  h2  +  3  n  /  h 

gl'  ■  h  

2  h^  +  3  n  /  h 


X„ 


4      2  h  +  3  n  / 

Setzt  man  die  geometrischen  Vcrhältniszahlen  ein,  so 
erhält  man 

JT^    _  gjj^  

4   '  2  a  +  3  n 

h 

gleichem  Trägheitsmoment  von  Ständer  und  Riegel  (n  =  l) 
demnach 


Bei  einem  quadratischen  Portal       —      =  1^  ist  bei 


20 


692 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  44 


Momenten  flache  /urX"^ 


Kfh.v}i 


Abb.  18 

II.  Rahmen  mit  sattelförmigem  Riegel. 

Diese  Rahmenform  findet  vielfach  als  Bindersystem 
Verwendung,  besonders  im  Eisenbetonbau.  Die  Ableitung 
allgemeiner  Formeln,  mit  deren  Hilfe  man  den  Horizontal- 
schub für  alle  Belastungsfälle  schnell  ausrechnen  kann, 
dürfte  manchem  Leser  willkommen  sein. 

iWir  setzen  wieder,  nach  Abbildung  20, 
Ji  1  V         .  b 

j7  =          =■      T  =  ^'-T  = 

In  Abbildung  20  ist  die  Momentenfläche  für  den  Fall 
eingetragen,  daß  an  dem  statisch  bestimmten  Hauptsystem 
nur  die  Kraft  X  =  1  angreift.  Die  Momente  sind  negativ, 
da  die  äußere  Faser  des  ganzen  Rahmens  bei  dieser  Be- 
lastung gezogen  wird.  Die  Flächeninhalte  sind  in  der 
Abbildung  beigeschrieben.    Es  ergibt  sich 


=  —  2 


EJi  5aa  =  — 2 


h2 


2EJi 

h^  / 

_4_n  (^h^b  +  hb 


2/  '  2J, 


hb 


1  + 


b  v-N 

T  J 


1  +  nr  (3  +  3ß  4  ß-^) 


Hom&ntenf Cache  für  X=0 


A 


J 


»77  77z 


Abb.  19 

Greift  an  dem  oberen  Eckpunkt  eine  Windkraft  W 

an,  so  wird  nach  Abbildung  21,  in  der  alle  zur  Berechnung 

erforderlichen  Hilfswerte    eingeschrieben  sind,  die  hori- 

zcnt  le  Verjchiebung  de;  Punktes  B  infolge  der  Windkraft 

^       Wh-'   2,    .  W  h  b/       v\       W  h  b/,    •2  \ 
=.-^-^h  +  ^^(h  +  3j  +  2^^(h  +  3v) 


EJi    6,.  =  W 


2EJi  3 
h3 


2E 
h-'b 


hb  V 


WJt3 

3~ 
Wh3 


+  "  +  _ 

■     ,      b  ,    3' v  \ 

1  +nT(3+4ß) 


4E 
h^b 


+ 


h  b  v\ 


Aus  der  Bestimmungsgleichung 

•^a^  -p  X  •  6a.i  =  0 
ergibt  sich  1  +  n  r  (3  -f  ^ 


X>v  — 


w 

2 


1  -f  HT  (3  -f  3ß  +  ß-') 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


693 


Wird  der  Binderstiel  allein  durch  eine  gleichmäßige 
.Windart  W  =  w  •  h  beansprucht,  so  ergibt  sich  nach  Ab- 
bildung 22 

\y  •  h^  5,   ,  Whb  /.   ,   v^  ,  „  V/hb 


I,C^+3)+^8ETA'  +  '3) 
Wh^  fWhb    ^.    .   Whb  /      ,2  \\ 


3E  Ji  8 
5  W 


,  IWh2 


5  W  h'^ 

Wh:>  L    ,  f_b 
.'5  +  n  {12- 


b  _^  W  •  h  ■  b  •  V 


24  V 


4 

T 


Ans  der  Bestimmungsgleichung  folgt  dann 
,       Wh^       3         5  +  6n  •  Y  (2  +  ß) 


24      2  h«     1  +  UY  (3  +  3ß  +  ß") 
=  ±W         5  +  6nY  (2  +  ß) 
16     "  1  +  UY  (3  +  3ß  +  ß-r 


Nomentertf  Cache  für  X=  / 


■7^ 


Abb.  20 


Bei  Belastung  des  Satteldaches  mit  einer  gleichmäßig 
über  die  eine  Hälfte  verteilten  ständigen  Last  p  ergibt 
sich  nach  Abb.  23  die  Verschiebung  des  Auflagerpunktes  B 
des  statisch  bestimmten  Hauptsystems 


32  E  J, 


24  EJ, 


32  EJ, 


n • p • /2 .  b 


p/-^b 
24 


96 


8h  +  5v 


Die  Verschiebung  3aa  behält  natürlich  ihren  Wert  bei. 
Aus  der  Bestimmungsgleichung  ergibt  sich 


Xg  = 


n  ■  p  /  -^  ■  b 
96 

8  h  +  5  V 

1- 

1  +nY(3  +  3ß  +  ß-') 

n  p 


8h  +  5v 


64  «'^  l+nT(3  +  3ß  +  ß^) 

Ist  die  Belastung  auch  über  die  andere  Hälfte  des 
Daches  verteilt,  so  verdoppelt  sich  einfach  der  Wert  X  g, 
da  bei  senkrechten  Lasten  die  Horizontalreaktion  A|,  in 
A  stets  gleich  dem  berechneten  Horizontalschub  in  B  ist. 

/Momenten fläche  furJC=0 


Belastu  n gsfig  u  r 
^  S 


Abb.  21 


Als  letzte  Belastungsmöglichkeit  des  sattelförmigen 
Rahmens  kommt  noch  einseitige  Windlast  W  =  w  •  b  auf 
eine  Dachseite  in  Erage,  Abbildung  24.  In  diesem  Fall 
ist  die  Ermittlung  der  Biegungsmomente  des  statisch  be- 
stimmten Hauptsystems  etwas  schvv'ieriger,  da  zwecks 
besserer  Uebersicht  die  Kraft  W  in  ihre  senkrechte  und 
wagrechte  Komponente  zerlegt  werden  mußte.  Die  Mo- 
mentenflächen sind  in  Abbildung  24  eingetragen  und  die 
Flächeninhalte  daneben  geschrieben. 


694 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  44 


Momentenflac?ie  ftirX*^  O 
hThh  _ 


Momenten  flache  für  JC'O 


Be  lastu  n gsfi^-a  r 


±  ^^^B^.X 


m 

m 

gfur 

Abb.  22 


Abb.  23 


Es  ergibt  sich  die  Verschiebung  von  Punkt  B  des 
statisch  bestimmten  Hauptsystems  infolge  schrägen  Wind- 
drucks 


w  v  h  -^  2 
oaw  =  ^  ^  .    •  — n 


c- 1    s.  h3  wb 

EJi  ■Saw  =  w-v--  +n-^ 


/-'+8vh+4v2 


3 (  /2h  -f  8vh2 -f  4  v^h  +  - 


+  3V^h+3v3 


8  b2h  + 


b^v 


+  3  (    h  +8  V h 2 4-4  v2 h  +|/'^ v  +y v^h 

«  M 


wh* 


48 


16ß  +  nYj6a'^  +  48ß  +  48ß-'  +  3a'^ß  +  12ß''' 

-8f-2r'f 


Durch  Einsetzen  in  die  Bedingungsgleichung  ergibt  sich 

w  •  h 


~  S,,     ~  32 


16ß+nT{6a^(l  +  P-)  +  1 2ß(4  +  4  ß  +  ßl -2TM4  +  ß)  J 
1  +nY  (3  +  3ß  +  ß-') 

Diese  letzte  Formel  ist  zwar  ct\v£^s  kompliziert,  die 
Ausrechnung  mit  Zahlenwerten  ist  jedoch  einfach  und  geht 
bedeutend  schneller  von  statten  als  eine  vollständige  Ab- 
leitung. 

Bei  einer  Temperaturänderung  um  -  t"  ent- 
steh! bei  dem  statisch  bestimmten  Hauptsystem  eine  Ver- 
schiebung des  Punktes  B  um 

at      -t-  e  .  t  •  / 
wenn  s   den  Ausdehnungskoeffizienten  des  Baumaterials 
bedeutet. 

Aus  der  Bedingungsgleichung 

S,  +   Xt   ■  g.la  0 

ergibt  sich  dann 

Durch  Einsetzen  der  vorerrechneten  Werte  für  6aa 
ergibt  sich  der  Horizontalschub  infolge  Temperatur 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


695 


rechteckiger^  Rahmen 
X  -  +      3's    t  ■  / 

'       -  hM2  +  3  n  a) 

Rahmen  mit  sattelförmigem  Riegel 

X  =  +   3e_:±^  

'       -  2hB  [1  +  ny  (3  +  3ß  +  ß-)] 

Um  die  Anwendung  der  Formeln  zu  zeigen,  soll  als 
Zahlenbeispiel  der  in  Abb.  25  skizzierte  Rahmenbinder  be- 
rechnet werden.  Binderabstand  =  4,50  m.  Die  Seiten- 
wände sind  durch  eine  Fachwerkkonstruktion  so  unter- 
teilt, daß  sie  nur  eine  horizontale  Reaktion  auf  den  oberen 
Eckpunkt  des  Rahmens  abgeben. 

Nach  den  amtlichen  Vorschriften  für  Hochbauten  er- 
geben sich  folgende  Belastungen : 

Eigengewicht    der   Dachhaut    und  des 

Binders  -—  rd.    200  kg/qm 

Ständige  Last  =  4,50  •  200  =-  .  .  .  900 
Schneelast  =  4,50  ■  75  =  ....  340 
Wind  auf  das  Dach 

w,  =  4,50  .  150  •  1^  =  .    .  -    300  „ 

V7:nd  auf  die  Seitenwand 

w.,  =  4,50  •  150  =   675 

Die  Koeffizienten  der  geometrischen  Abmessungen  sind 
nach  Abbildung 


T  = 


14,4 

3,50 
"6,0" 

8,00 


2,4 

0,585 

1,33 


Das  Verhältnis  der  Trägheitsmomente 


k 
Ji 


n  sei 


2. 


Es  entstehen  somit  die  folgenden  Horizontalschübe 
Ständige  Last,  über  beide  Binderhälften  verteilt, 


X.  =  2.^°.2,4..1,33. 
64 

=  1940  kg. 


8  •  6,0  +  5  •  3,50 


1  +  2  •  1 ,33  (3  +  3  ■  0,585  +  0,5852) 


Horizontalschub  durch  Schnee  auf  dem  ganzen  Binder 
ergibt  sich  aus  derselben  Formel  zu 

Bei  einseitiger  Schneelast  wird  aus  Symmetrie- 
rücksichten 


696 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  44 


Durch  Wind  auf  das  Dach  entsteht 


300-6,0 


16  0,585  +  2  - 1,33  ^6  -2,42  1 


0,585 


+  12  0,585 


4  +  4  •  0,585  +  0,5852 


2  - 1,332   4  +  0,585 


32 

_  300  6,0 
^  32 
=  810  kg 
Wind  auf  die 
\ 

\6 

800 


1  +  2  ■  1 ,33  (3  +  3  •  0,585  +  0,5852) 


209,85 
14^55" 


Seitenwand 


675  •  6,0 
kg. 


5  +  6  •  2  •  1,33  (2  +  0,585) 
1  +  2  •  1,33  (3  +  3  ■  0,585  +  0,5852) 


Wie  man  sieht,  braucht  man  sich  nicht  durch  die 
Länge  der  Formeln  abschrecken  zu  lassen;  die  Ausrech- 
nung der  Werte  geht  sehr  schnell.  Nachdem  die  statisch 
unbestimmten  Größen  gefunden  sind,  erfolgt  die  Auf- 
zeichnung der  wirklichen  Momentenfläche  nach  den  Lehren 
der  einfachen  Statik. 

An  Hand  der  behandelten  Beispiele  wird  es  dem  Leser 
nicht  schwer  fallen,  bei  anderen  vorkommenden  statisch 
unbestimmten  vollwandigen  Tragsystemen  die  Gleichung 
für  die  statisch  unbestimmten  Größen  zu  finden.  Die 
Behandlung  der  statisch  unbestimmten  Fachwerke  bleibe 
einer  besonderen  Arbeit  vorbehalten. 


Oeleinwirkung  auf  Beton 


In  letzter  Zeit  ist  vielfach  die  Frage  aufgeworfen,  ob 
Oele  auf  Wandungen  von  Beton-  oder  Eisenbetonbehäl- 
tern bezw.  auf  Betonfußböden  oder  Fußböden  mit  Zement- 
estrich zerstörend  wirken,  jedoch  hat  sich  eine  vollständige 
Lösung  noch  nicht  ergeben.  Die  neuerdings  angestellten 
eingehenden  Versuche  seitens  mehrerer  Zementfabriken 
haben  jedenfalls  dazu  beigetragen,  in  die  Materie  weiter 
einzudringen  und  für  die  Praxis  gute  Fingerzeige  zu  geben. 

Soviel  kann  jedenfalls  als  feststehend  angesehen 
werden,  daß  Beton  bezw.  Zement  durch  die  beiden  Oel- 
arten,  das  tierische  und  das  pflanzliche  Oel,  verschieden- 
artige zerstörende  Einwirkungen  erleiden.  Das  tierische 
Oel  besitzt  den  größten  Gehalt  an  Fettsäure,  und  da  die 
Fettsäure  hauptsächlich  der  angreifende  und  zerstörende 
Feind  des  Zementes  ist,  übt  naturgemäß  das  tierische  Oel 
die  größte  Schadenwirkung  auf  den  Beton  bezw.  Zement 
aus.  Die  pflanzlichen  Oele,  welche  Fettsäuren  nur  in 
ganz  unbedeutender  Menge  besitzen,  sind  demgemäß 
nahezu  unschädlich.  Die  Fettsäure,  an  und  für  sich  nur 
eine  schwache  Säure,  kann  nur  dort,  wo  sie  besonders 
stark  auftritt,  unter  Umständen  erhebliche  Zerstörungen 
am  Beton  bezw.  Zement  hervorrufen,  wenn  nicht  beson- 
dere, recht  einfach  herzustellende  Vorkehrungen  zur  Ver- 
hütung der  schädlichen  Beeinflussung  getroffen  werden. 

So  haben  denn  die  neuesten  Versuche  in  chemischer 
und  mechanischer  Beziehung  über  derartige  zerstörende 
Fettsäureeinwirkungen  gezeigt,  daß  dort,  wo  der  Beton 
bezw.  Zement  an  seiner  Oberfläche  Quarzsandkörnchen 
zeigt,  durch  die  chemische  Einwirkung  der  Fettsäure  auf 
die  Quarzsandkörnchen  sich  gelatinartige  Kieselsäure  bildet 
und  die  vorhandenen  Poren  der  Betonwandungen  oder 
Fußbodenfläche  damit  ausfüllt,  also  sozusagen  einen  Deck- 


mantel bildet,  wodurch  ein  etwaiges  tieferes  Eingreifen 
von  sich  noch  bildender  Fettsäure  verhindert  wird.  Auf 
Grund  der  vielfachen  Versuche  hat  sich  nun  die  Praxis 
herausgestellt,  daß  das  wirksamste  und  einfachste  Mittel 
gegen  zerstörende  Oelwirkung  die  Herstellung  einer  be- 
sonderen, etwa  1  bis  1,5  cm  starken  Putzschicht  ist,  be- 
stehend aus  bestem  Portlandzement  und  wirklich  reinem, 
scharfen,  feinkörnigen  Quarzsand  im  Mischungsverhältnis 
von  etwa  1 :  3. 

Zu  bemerken  ist  noch,  daß  sowohl  die  rohen  Beton- 
wandungTen  und  Fußböden  vor  Aufbringung  der  Putz- 
schicht gut  abgebunden  haben  müssen,  als  auch  die  Putz- 
flächen nach  Fertigstellung  nicht  nur  genügender  Zeit 
zum  Abbinden  bedürfen,  sondern  auch  sorgfältigste  Be- 
handlung nötig  haben,  d.  h.  ein  Betreten  oder  Benutzen 
solcher  Putzflächen  muß  unter  allen  Umständen  bis  zur 
vollständigen  Erhärtung  unterbleiben. 

Die  Oelbehälter,  in  denen  pflanzliche  Oele  gelagert 
werden,  sind,  wie  schon  oben  beschrieben,  zerstörenden 
Wirkungen  kaum  ausgesetzt.  Am  meisten  Bedenken 
müssen  industrielle  Betriebe  für  ihre  Fußböden  aus  Beton 
oder  Zementestrich  wegen  der  schädlichen  Einwirkung 
durch  Maschinenöle  haben.  Im  Maschinenöl  ist  meistens 
ein  mehr  oder  weniger  großer  Anteil  tierischen  Oeles 
enthalten,  infolgedessen  ist  auch  eine  stärkere  Bil- 
dung von  Fettsäure  und  somit  eine  größere  Zerstörungs- 
wirkung" zu  befürchten.  Bei  industriellen  Betrieben,  in 
denen  eine  Berührung  der  Fußböden  mit  Maschinenöl  sich 
nicht  vermeiden  läßt  —  und  dies  ist  praktisch  kaum  mög- 
lich — ,  .müssen  die  Betonfußböden  oder  Zementestriche 
derselben  aufs  sorgfältigste  hergestellt  werden. 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


697 


Auch  zurzeit  werden  noch  eingehende  Versuche  über 
3eleinwirkungen  auf  Beton  bezw.  Zementestrich  gemacht 
jnd  haben,  soweit  deren  Ergebnisse  schon  bekannt  ^  sind, 
die  bisher  gemachten  Erfahrungen  und  Versuche  bestätigt, 
lämlich,  daß  im  allgemeinen  die  schädHche  Einwirkung 
von  Oelen  auf  fertigen  und  bereits  längere  Zeit  erhärteten 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Eine  Warnung  für  die  Angestellten 

Vor  übereiltem  Abschluß  von  Lebensversicherungen 
ist  es  in  dieser  Zeit  dringend  notwendig,  zu  warnen. 
Die  Lebensversicherungsgesellschaften  geben  sich  alle  er- 
denkliche Mühe,  bevor  die  Privatbeamtenversicherung  Ge- 
setz wird,  noch  möglichst  viele  Abschlüsse  in  ihrem  Inter- 
esse hereinzubringen,  aus  dem  Kreis  der  künftig  von  der 
staatlichen  Versicherung  Erfaßten  aber  herauszuholen,  was 
möglich  ist.  Man  mag  zu  'der  Pensionsversicherung  stehen, 
wie  man  will,  wenn  die  Versicherung  kommt,  ist  es  Pflicht 
aller  Beteiligten,  dafür  zu  sorgen,  daß  diese  so  leistungs- 
fähig wie  möglich  wird.  Dies  würde  vereitelt  werden, 
wenn  gerade  die  finanziell  leistungsfähigeren  Privatbeamten 
sich  der  öffentlichen  Versicherung  entziehen.  Sie  würden 
auch  bei  dem  Eingehen  einer  privaten  Lebensversicherung 
wenig  gewinnen,  wie  wir  aus  einer  kurzen  Gegenüber- 
stellung der  Unterschiede  der  beiden  Versicherungsformen 
klarmachen  wollen.  Die  Lebensversicherung  ist  Kapital- 
versicherung! Die  Angestellten-Versicherung  ist  Renten- 
versicherung! Die  Lebensversicherung  kann  deshalb  mit 
ihren  Beiträgen  niemals  Rücksicht  auf  die  Einkommens- 
verhältnisse nehmen.  Die  Höhe  der  Beiträge  ist  abhängig 
von  dem  versicherten  Kapitalsbetrag  und  dem  Eintritts- 
alter. Auf  Krankheit,  Stelienlosigkeit,  Berufsunfähigkeit 
wird  keine  Rücksicht  genommen.  Die  Prämie  muß  in  der 
von  vornherein  festgelegten  Höhe  weiterbezahlt  werden; 
die  in  Aussicht  gestellten  Dividenden  werden  ja  nirgends 
gewährleistet.  Gerade  den  Angestellten  mit  der  Unsicher- 
heit ihrer  Arbeits-  und  Einkommensverhältnisse  droht  aber 
damit  die  Gefahr,  die  Prämien  einmal  nicht  mehr  auf- 
bringen zu  können,  so  daß  sie  die  Versicherung  verfallen 
lassen  oder  unter  Verlust  eines  erheblichen  Teiles  der 
eingezahlten  Beträge  zurückkaufen  müssen.  Fast  Vr,  der 
alljährlich  erledigten  Versicherungen  gehen  ohne  jeden 
Nutzen  für  den  Versicherten  verloren!  Bei  der  An- 
gestellten-Versicherung richten  sich  die  Beiträge  ausschließ- 
lich nach  dem  Einkommen;  sie  passen  sich  stets  dessen 
Schwankungen  an,  steigen  oder  fallen  mit  der  wechselnden 
Höhe  des  Gehalts.  Bei  Krankheit,  Stelienlosigkeit  oder 
Berufsunfähigkeit  fällt  die  Beitragszahlung  nicht  nur  ganz 
weg,  sondern  der  Angestellte  kann  bei  Krankheit  noch 
durch  ein  Heilverfahren  vor  der  Berufsunfähigkeit  geschützt 
werden,  biei  deren  Eintritt  ihm  ein  Ruhegeld,  die  Invaüden- 
rente  zusteht.  Die  Leistungen  der, Lebensversicherung  be- 
stehen lediglich  in  der  Auszahlung  eines  bestimmten  Ka- 
pitals beim  Tode  oder  bei  Erreichung  eines  bestimmten 
Lebensalters.  Der  Zweck  einer  solchen  Versicherung  ist 
doch  nur  die  Beschaffung  der  Mittel  zum  Lebensunterhalt. 
Es  bedarf  deshalb  gar  keiner  Frage,  daß  das  Kapital  um 
so  rascher  aufgebraucht  wird,  je  mehr  der  Angestellte 
im  Verhältnisse  zu  seinem  Einkommen  dafür  aufgewendet 
hatte.  Das  Kapital  wird  sich  alljährlich  zum  mindesten 
um  den  Betrag  des  früheren  Einkommens  verringern;  in 
wenigen  Jahren  ist  es  verbraucht  und  der  Angestellte 
steht  dann  mittellos  da!  Vor  allen  Dingen  muß  aber 
auch  berücksichtigt  werden,  daß  der  größte  Teil  der 
abgeschlossenen  Versicherungen  überhaupt  nicht  zur  ord- 
nungsmäßigen Erledigung  kommt.    Das  ist  der  größte 


Beton  sehr  gering  ist  und  alle  mit  dem  oben  beschriebenen 
Zementputz  als  Schutzmittel  versehenen  Betonbauteile 
gegen  bedenkliche  Zerstörungen  durch  aus  Oelzutritt  her- 
rührender Fettsäure  durchaus  geschützt  sind. 

Altona  (Elbe).  Dipl.-Ing.  Dewitz, 

Stadtbaumeister. 


gl  I- 


Nachteil  der  Kapitalversicherung.  Bei  der  Angestellten- 
Versicherung  fallen  diese  Verlustgefahren  fort.  Das  wich- 
tigste bei  ihr  ist  die  Gewährung  einer  dauernden,  gleich- 
bleibenden Invalidenrente  an  den  Angestellten  vom  Eintritt 
der  Berufsunfähigkeit  ab  (oder  als  Altersrente  vom 
65.  Lebensjahre  ab)  bis  zum  Tode.  Darüber  hinaus  laufen 
dann  noch  Witwen-  und  Waisenrenten.  Die  Angestellten- 
Versicherung  will  auch  durch  das  wichtige  Heilverfahren 
eine  etwa  drohende  Berufsunfähigkeit  abwenden.  Bei  vor- 
übergehender Berufsunfähigkeit  über  26  Wochen  wird  ein 
Kranken-Ruhegeld  gezahlt  auch  während  der  Heilbehand- 
lung. Das  alles  kennt  die  Lebensversicherung  überhaupt 
nicht!  Viele  Versicherungsgesellschaften  behaupten  unter 
Verschweigung  der  Wahrheit,  daß  der  Angestellte  bei 
der  staatlichen  Versicherung  in  den  ersten  zehn  Jahren 
keinerlei  Ansprüche  habe,  daß  er  unter  Umständen  das 
in  dieser  Zeit  eingezahlte  Geld  völlig  verliere.  Das  sei 
eine  große  Gefahr,  denn  beim  Deutschen  Privatbeamten- 
Verein  könne  man  sehen,  daß  ein  sehr  erheblicher  Teil 
der  Invaliditätsfälle  schon  in  dieser  Zeit  eintrete.  Solche 
Angaben  sind  unwahr.  In  den  ersten  zehn  Jahren  des 
Bestehens  des  Gesetzes  beträgt  die  Wartezeit  für  die 
Hinterbliebenenrenten  nur  fünf  Jahre;  stirbt  der  Versicherte 
noch  früher,  so  besteht  ein  Anspruch  auf  Rückzahlung  der 
von  ihm  geleisteten  Beiträge.  Verschwiegen  wird  von 
den  Versicherungsgesellschaften  auch,  daß  in  den  ersten 
drei  Jahren  des  Bestehens  des  Gesetzes  eine  Abkürzung 
der  Wartezeit  gegen  Einzahlung  entsprechender  Prämien- 
reserven möglich  ist  und  daß  für  Heilverfahren  und  Haus- 
geld keine  Wartezeit  besteht!  All  das  ist  aber  nur  für 
die  älteren,  jetzt  versicherungspflichtig  werdenden  An- 
gestellten von  Bedeutung.  Künftig  werden  die  Angestell- 
ten doch  durchweg  schon  in  so  jugendlichem  Alter  ver- 
sicherungspflichtig, daß  die  Wartezeit  —  die  allein  er- 
möglicht, die  in  diesen  zehn  Jahren  geleisteten  Beiträge 
doppelt  so  hoch  als  die  späteren  bei  der  Berechnung 
der  Leistungen  zu  bewerten  —  für  sie  keine  Gefahr  be- 
deutet. Außerdem  kennt  die  Angestellten-Versicherung 
keine  Risikenauswahl.  Die  Gesellschaften,  die  auch  un- 
günstige Risiken  ohne  ärztliche  Untersuchung  versichern, 
schreiben  für  diese  ebenfalls  eine  Wartezeit  vor.  Die 
Angestellten  seien  deshalb  gewarnt,  die  Angaben  und  Ver- 
gleiche der  Lebensversicherungs-Gesellschaften  als  un- 
bedingt beweiskräftig  anzusehen.  Zahlenmäßig  können 
die  Angestellten-Versicherung  und  die  Lebensversicherung 
überhaupt  nicht  verglichen  werden,  denn  es  handelt  sich 
um  gänzlich  verschiedene  Leistungen. 


RECHTSFRAGEN 


Der  soziale  Oedanke 

in  der  Rechtsprechung  scheint  im  Vordringen  begriffen 
zu  sein.  Jedenfalls  lassen  einige  Entscheidungen  aus  der 
letzten  Zeit  darauf  schließen,  daß  die  Richter  mehr  und 
mehr  Ernst  damit  machen,  humaneren  Ideen  in  der  Recht- 
sprechung Eingang  zu  verschaffen.  So  lesen  wir  in  der 
neuen  Berliner  Wochenschrift  ,,Im  Namen  des  Königs", 
daß  das  Kaufmannsgericht  in  Leipzig  das  Verschweigen 
einer  Zuchthausstrafe  nicht  als  Entlassungsgrund  anerkannt 


698 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  44 


hat.  Ein  Reisender,  der  vor  12  Jahren  mit  Zuchthaus 
bestraft  wurde,  davon  aber  bei  seinem  Engagement  nichts 
gesagt  hatte,  war  ohne  Kündigung  entlassen  worden.  Die 
Kündigung  mußte  zurückgenommen  werden.  Das  Urteil 
wurde  damit  begründet,  der  Zug  der  Zeit  gehe  darauf 
hinaus,  daß  einem  Bestraften  die  Existenz  nicht  unter- 
bunden werden  dürfe  und  daß.  mit  der  Verbüßung  der 
Strafe  die  Sache  erledigt  sei. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  H 


Ki^anken-  und  Invalidenversicherung 

[Während  in  der  Lebensversicherung  der  Großbetrieb 
vorherrscht,  begegnet  man  in  der  privaten  Kranken- 
versicherung vor  allem  Qegenseitigkeitsunternehmungen. 
Sie  umfassen  häufig  beruflich  oder  sozial  zusammen- 
gehörige Personengruppen,  auch  erstreckt  sich  ihr  Tätig- 
keitsgebiet sehr  oft  auf  einen  verhältnismäßig  engen  Be- 
zirk, eine  Provinz,  einen  Bundesstaat  u.  dergl.  Die 
Krankenversicherung  in  ihrer  privaten  Form  hat  in  Deutsch- 
land eine  starke  Ausbildung  nicht  erfahren.  Es  liegt  dies 
einmal  darin,  daß  die  deutsche  Sozialgesetzgebung  eine 
Reichskrankenversicherung  in  größtem  Umfange  schuf,  die 
einen  erheblichen  Prozentsatz  der  erwerbstätigen  Bevölke- 
rung zwangsweise  umfaßt.  Damit  wurde  das  Tätig- 
keitsgebiet für  die  privaten  Unternehmungen  in  diesem 
[Versicherungszweig  erheblich  eingeengt.  Dazu  kommt,  daß 
das  .Krankheitsrisiko  in  seiner  Größe  schwer  schätzbar  ist 
und  den  Versicherten  nach  manchen  Richtungen  hin  die 
Möglichkeit  bietet,  den  Versicherer,  durch  Vorspiegelung 
von  Krankheitszuständen  usw.  zu  schädigen.  Diese  Tat- 
sache macht  es  erklärlich,  daß  in  Deutschland  nur  zwei 
Aktiengesellschaften  zu  finden  sind,  die  neben  anderen 
Versicherungszweigen  auch  die  Krankenversicherung  be- 
treiben. Dagegen  hat  diese  Versicherungsart  in  Staaten, 
in  denen  eine  Sozialversicherung  nach  Art  der  deutschen 
fehlt,  größeren  Umfang  erlangt,  beispielsweise  in  England 
und  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Der  Zweck  der  Krankenversicherung  besteht  entweder 
in  der  Gewährung  freier  ärztlicher  Hilfe,  Arznei  usw.  oder 
einer  Barentschädigung  für  den  Fall,  daß  der  Versicherte 
infolge  seiner  Erkrankung  nicht  voll  arbeits-  und  erwerbs- 
fähig ist.  Bei  der  Feststellung  der  Beiträge,  die  vom  Ver- 
sicherten aufzubringen  sind,  wird  von  dem  allgemeinen 
Gesundheitsverhältnis,  dem  Berufe  und  dem  Alter  des  Ver- 
sicherten ausgegangen.  Die  Haftung  des  Versicherers  wird 
häufig  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  beschränkt.  Sie 
erstreckt  sich  z.  B.  nicht  auf  Erkrankungen  während  eines 
Krieges  oder  auf  Reisen,  insbesondere  wenn  es  sich  hierbei 
um  einen  Aufenthalt  im  Ausland  handelt.  Allgemein  besteht 
eine  .Wartezeit,  ebenso  kehrt  überall  die  Bestimmung 
wieder,  daß  der  Versicherer  zu  Leistungen  nicht  schon  vom 
ersten,  sondern  erst  vom  dritten  bis  fünften  Krankheitstage 
ab  verpflichtet  ist.  Wenn  der  Versicherte  Entschädigungs- 
ansprüche geltend  machen  will,  hat  er  ein  ärztliches  Attest 
beizubringen.  Die  Bemessung  der  Vergütung  erfolgt  auf 
Grund  desselben.  Oft  findet  sich  die  Bestimmung,  daß 
dem  Versicherten  in  der  Zeit  der  Genesung  und  vor  wieder 
erlangter  völliger  Arbeitsfähigkeit  ein  bestimmter  Bruch- 
teil des  Krankengeldes,  das  er  während  der  Dauer  der 
Krankheit  erhielt,  zusteht.  Jedoch  wird  in  der  Regel  nur 
eine  bestimmte  Zeit,  höchstens  ein  Jahr  hindurch  von  den 
(Versicherungsgesellschaften  Krankengeld  vergütet. 

Eine  besondere  Art  der  Krankenversicherung  stellt  die- 
jenige gegen  Infektionskrankheiten  dar.  In  diesem  Falle 
.verpflichtet  sich  die  Versicherungsgesellschaft  zur  Zahlung 
'der  vereinbarten  Versicherungssummen,  wenn  der  Ver- 
sicherte an  bestimmten,  namentlich  aufgeführten  Infektions- 
krankheiten stirbt,  beispielsweise  an  Typhus,  Diphteritis, 
Scharlach,  Masern,  Cholera  usw.  Eine  Weiterbildung  dieser 
Form  der  Krankenversicherung  ist  die  Operationsversiche- 
rung, bei  der  die  Kosten  einer  Operation  auf  dem  Wege 
der  Versicherung  gedeckt  werden  sollen. 


Zwischen  der  Versicherung  gegen  die  Folgen  vor- 
übergehender Erkrankung  und  der  Versicherung  auf  den 
Todesfall  steht  die  Invalidenversicherung,  die  die  Folgen 
dauernder  Erwerbsunfähigkeit  für  den  Versicherten  be- 
seitigen soll.  Hinsichtlich  der  Ausbreitung  der  privaten 
Invalidenversicherung  gilt  für  Deutschland  in  noch 
größerem  Umfange,  was  von  der  Krankenversicherung  ge- 
sagt wurde:  die  private  Invalidenversicherung  hat  sich 
bisher  außerordentlich  wenig  entwickelt.  Auch  hier  darf 
man  die  sehr  ausgedehnte  soziale  Invalidenversicherung - 
für  diesen  Zustand  in  erster  Linie  verantwortlich  machen. 
Bekanntlich  umfaßt  die  reichsgesetzliche  Invalidenversiche- 
rung nicht  weniger  als  13i/,  Millionen  Menschen.  Sie  engt 
daher  das  Feld  für  die  private  Invalidenversicherung  stark 
ein.  Hierdurch  erklärt  es  sich  auch,  daß  seitens  der  Privat- 
versicherung die  Grundlagen  für  die  Aufnahme  der  In- 
validenversicherung noch  recht  wenig  ausgebildet  sind.  Es 
fehlen  z.  B.  heute  noch  für  eine  Reihe  von  Berufen  und  Altern 
brauchbare  Invalidehsterbetafeln,  sowie  eingehende  Unter- 
suchungen über  die  Wahrscheinhchkeit  der  Erwerbstätigen, 
invalide  zu  werden.  Es  scheint  aber,  als  ob  die  Be- 
strebungen der  Privatbeamten  nach  einer  besseren  Für- 
sorge auch  die  Privatversicherung  veranlassen  wird,  sich 
der  Invalidenversicherung  mehr  anzunehmen,  als  dies  bis- 
her geschah  und  zwar  auch  dann,  wenn  die  Angestellten- 
versicherung als  reichsgesetzliche  Zwangs  Versicherung,  wie 
dies  wohl  anzunehmen  ist,  demnächst  geschaffen  werden 
sollte.  Vor  allem  dürfte  die  schon  heute  häufigste  Form  der 
Invalidenversicherung,  nämlich  als  Zusatzversicherung  zur 
Lebensversicherung,  sich  weiter  verbreiten.  Sehr  wichtig 
für  die  weitere  Entfaltung  der  privaten  Invalidenversiche- 
rung wird  es  sein,  daß  sich  die  Gesellschaften  darüber 
einigen,  was  unter  Invalidität  im  Sinne  der  Police  ver- 
standen werden  soll. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  September  IQIL 
Technische  Physik. 

„Die  Festigkeit  von  zusammengesetzten  vorgespannten 
Säulen."  Von  Dr.  Ing.  Rehfuß,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  33, 
S.  545.  Einfache  massive  und  zusammengesetzte  vorgespannte 
Säulen  haben  bei  gleich  großem  Querschnitt  die  gleiche  elastisciie 
Nachgiebigkeit.  Theoretisch  günstigste  Vorspannung,  Be- 
anspruchung des  Materials;  Beispiele. 

„Vereintachte  Berechnung  von  Tragwerken,  die  auf  zu- 
sammengesetzte Festigkeit  beansprucht  werden."  Von  Dipl. -ing. 
Kaufmann,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  38,  S.  5Q9.  Einfache  Be- 
ziehungen zwischen  Querschnitt  und  Widerstandsmomenten  nach 
der  X-  und  y-Axe. 

„Die  Bestimmung  der  Dampffeuchtigkeit  mit  dem  Drosscl- 
kaiorimeter  und  die  Anwendung  derselben  zur  Prüfung  von 
Wasserabscheidern."  Von  Dr.  Ing.  A.  Sendtner,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  34,  S.  142L  Konstruktion  eines  einwandfreien  eichfähigen 
Drosselkalorimeters.  Prüfung  von  Wasserabscheidern  mit  Hüte 
des  neukonstruierten  Drosselkalorimeters. 

„Das  Verhalten  des  Querkontraktionskoeffizienten  des  Eisens 
bis  zu  sehr  großen  Dehnungen."  Von  Dr.  Ing.  R.  Plank, 
Z.  d.  V.  55,  Nr.  35,  S.  1479.  Größte  Dehnung  auf  das  Ein- 
schnürungsgebiet bezogen,  beträgt  bei  Flußeisen  über  200  v.  H., 
auf  den  ganzen  Stab  bezogen  etwa  30  v.  H.  Querkontraktions 
und  ihr  Koeffizient,  Volumänderung. 

„Die  Eigenschaften  des  Wasserdampfcs  nach  den  neuesten 
Versuchen."  Von  W.  Schüle,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  36,  S.  1506. 
Neue  Dampftafeln  zur  Berechnung  des  thermischen  Wirkungs- 
grades des  Dampfmaschinen-  und  Turbinenprozesses  bis  zuin 
kritischen  Dampfdruck. 

„Die  Sicherung  richtigen  Längenmaßes  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Endniaßnormale."  Von  Reg. -Rat  Dr.  Stadl- 
hagen. Vorschläge  zur  Verhinderung  erheblicher  Maßdifferenzen 
bei  den  in  der  Feinindustrie  vorhandenen  Normalmaßen.  Z.  d. 
V.  55,  Nr.  36,  S.  1525. 

„Graphische  Darstellung  der  Vorgänge  in  einer  Trocken- 
anlage." Von  Reyscher,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  37,  S.  1567.  Zeich- 
nerische Festlegimg  der  mittleren  Temperatur  zweier  im  Wärme- 
austausch befindlichen  Körper:  Heizsystem  und  feuchte  Luft, 
feuchte  Luft  und  zu  trocknender  Körper  usw.;  neues  Trocken- 
verfahren. 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


699 


Industrielle  Feuerungen. 

Dampfkessel. 
„Untersuchungen  am  Hochleistungswasserkessel  im  Dauer- 
betrieb."    Von  P.   Fuchs,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  39,  S.  1652.  Die 
Beanspruchung  normaler  Zweikammer-Wasserrohrkessel  beiragt 
40  kg  st  pro  1  qm  Heizfläche. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Der  Stahl-Kraftband-Trieb  mit  besonderer  Berücksichtigung 
seiner  Rentabilität."  Von  Sproecke,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  35, 
S.  550.  Anorganische  Eigenschaften  des  Stahlbandes;  Verminde- 
rung von  Abmessungen  und  Gewicht  der  Triebteile;  Bemessung 
der  Kraftbandläpge;  konstruktive  Ausführung  von  Band,  Schloß 
und  Reibungsbelag  usw. 

„Bestimmung  des  Wirkungsgrades  von  Zahnrädern."  Von 
Rikli,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  34,  S.  1435.    Experimentelles  Verfahren. 

Kraftmaschinenbau. 

„Die  langsamlaufende,  zwangläufige  Frikartsteuerung."  Von 
-Dipl.-ing.  Kölsch,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  38,  S.  595.  Entwurf 
eines  Steuerdiagramms  für  diese  Steuerung. 

„Feststellung  des  Kohlen-  und  Wasserverbrauchs  bei  Loko- 
motiven." Von  Dipl.-ing.  Züblin,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  38, 
S.  593.  Neue  Meßmethode  der  Leistung.  Leistung  der  Kessel 
im  Verhältnis  zu  den  vorhandenen  Widerständen. 

„Der  hundertpferdige  Schiffsmotor  der  neuen  Automobil- 
gesellschaft in  Oberschöneweide  bei  Berlin."  Von  Reg.-Bmstr. 
Dierfeld.    Eingehende  Erläuterung  der  Baueinzelheiten. 

„Fernschwimmervorrichtung  für  Wasserstandregler."  Von 
Oberingenieur  Schmitthenner,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  36,  S.  1522.  Be- 
schreibung der  Apparatur,  die  hauptsächlich  für  Wasserkraft- 
werke in  Betracht  kommt. 

Elektrotechnik. 
„Die  Kommutation  bei  Einankerumformern."  Von  Dr.  Ing. 
S.  Hallo,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  35,  S.  880.  Theorie  der  Kommu- 
tierung mit  und  ohne  Wendepole.  Letztere  für  Einankerumformer 
nicht  besonders  geeignet,  deshalb  hohe  Dreh-  und  Perioden- 
zahl erschwert. 

,,Die  Elektrizitätsautomaten."  Von  Gruber,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  36,   S.  895.     Wesen    und  Konstruktion. 

,, Elektromagnetische  Ausgleichsvorgänge  in  Freileitungen  und 
Kabeln."  Von  K.  W.  Wagner,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  36,  S.  899. 
Verfahren  zur  experimentellen  Untersuchung  mit  dem  Oszillo- 
graphen. 

„Elektrische  Heiz-  und  Kochapparate."  Von  Dipl.-ing.  Stein- 
.  hardt,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  37,  S.  919.  Vorführung  einer  großen 
Reihe  von  Iforrichtungen  zu  den  verschiedensten  Zwecken. 

,, Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  automatischen  Morse- 
telegraphie."  Von  E.  Ehrhardt,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  37,  S.  922. 
Lochapparat  für  Morsezeichen  für  Empfangsregistrierung  und 
lokale  Herstellung  von  Lochstreifen. 

„Zum  Diagramm  des  Spannungswandlers."  Von  MöUinger 
und  Gewecke,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  37,  S.  922.  Diagramm,  das  nach 
Leerlauf-,  Kurzschluß-  und  Widerstandsmessung  aufgestellt 
werden  kann  und  gestattet,  das  Verhalten  von  Spannungswandlern 
bei  allen  Belastungen  zö  entnehmen. 

„Maschine  zum  Berechnen  elektrischer  Leitungsnetze."  Von 
Ing.  Nowak,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  39,  S.  973.  Eine  Rechenmaschine 
zur  Lösung  von  Gleichungen  ersten  Grades  mit  mehreren  Un- 
bekannten. 

Werkzeugmaschinenbau. 

„Oewichtsbestimmung  hydraulischer  Pressen."  Von  Ing. 
Friedmann,  Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  35,  S.  548.  Untersuchung 
der  geometrischen  Körper,  aus  denen  eine  Presse  zusammengesetzt 
ist,  die  Gewichte  und  Minimalbedingungen  einzeln  und  dann  in 
Abhängigkeit  untereinander.  Körper,  die  der  theoretischen  Be- 
rechnung unzugänglich  werden  durch  Aufstellung  empirischer 
Formeln  behandelt. 

„Kurbelwellendrehbank  von  700  mm  Spitzenhöhe."  Von 
Hülle,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  35,  S.  1473.  Beschreibung. 

Gas-  und  Wasserversorgung. 

„Ueber  Naphthalinwäscher."  Von  Dir.  Zwarg,  J.  f.  Gas- 
beleuchtung LIV,  Nr.  34,  S.  837.  Versuche  mit  dem  Ersatz 
des  Anthrazenöls  durch  Oelgasteer. 

„Die  Gasheizung  und  ihre  besondere  Eignung  als  Hilfs- 
heizung in  Verbindung  mit  Zentralheizungsanlagen."  Von  Dipl.- 
ing.  Meurer,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  35,  S.  863.  Vorzüge  der 
Gasöfen  in  punkto  Wirkungsgrad,  Betriebssicherheit,  Dauer- 
haftigkeit, hygienischer  Forderungen  usw. 

„Ueber  die  Wirtschaftlichkeit  der  nassen  und  trockenen  Gas- 
messer." Von  Insp.  Vieweg,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  36,  S.  888. 
Vergleichende  Zahlentabellen  und  Bilanzen,  die  zugunsten  des 
nassen  Messers  sprechen. 


„Bestimmung  des  Naphthalins  im  rohen  Steinkohlengas." 
Von  Arpad  Wein,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  36,  S.  891.  Eine  neue 
Methode  und  deren  Apparatur;  sie  ist  eine  Abänderung  der 
van  Ruttenschen  in  Form  von  Naphthalinpikrat  und  Zurück- 
titrieren der  nicht  verbrauchten  Pikrinsäure. 

„Beiträge  zur  Naphthalinwaschung."  Von  Pannertz,  J.  f. 
Gasbel.  LIV,  Nr.  37,  S.  912.    Praktische  Winke  und  Erfahrungen. 

„Ueber  Wassersterilisierung  mittels  ultravioletter  Strahlen." 
Von  Dr.  Erlwein,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  39,  S.  955.  Bestrah- 
lung von  Rieselwasscr  mit  Kopierlampen.  Bestrahlung  mit 
Quarz-Quecksilberlampen  unter  gleichzeitigem  Durchtreiben  von 
Preßluft  in  feiner  Verteilung  usw. 

F  1  u  g  t  c  c  h  n  i  k. 

„Folgerungen  aus  den  letzten  Ucberlandflügen  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  des  deutschen  Rundfluges."  Von 
Bejeuhr,  Z.  f.  Flugtechn.  u.  Mot.-Luftschiff.  II,  Nr.  16,  S.  208. 
Kritik   des   Materials    und   die   technischen  Erfahrungen. 

„Zur  Gastemperatur  des  Freiballons."  Von  Bassus  und 
Schmauß,  ebenda,  Nr.  17,  S.  217.  Die  Temperatur  des  Ballon- 
gases ist  nur  von  der  Sonnenstrahlung  abhängig. 

„Kreiselwirkungen  im  Flugzeug."  Von  Dipl.-ing.  Betz, 
ebenda,  Nr.  18,  S.  229.  Kreiseltheorie  und  der  Einfluß  der 
Kreiselwirkung  auf  die  Steuereigenschaften  der  Flugzeuge. 

„Neue  Flugzeuge."  Von  Dr.  Quittner,  ebenda,  Nr.  18,  S.  232. 
Der  Eindecker  von  Dorner. 

Verschiedenes. 
„Ausführungsbeispiele  autogener  Metallschweißungen."  Von 
Ing.  Hager,   D.  prakt.  Masch.-Konstr.  44,  Nr.  37,  S.  314. 


BÜCHERSCHAU 


(Samlliche  Werke  siiul  clurcli  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Technisches  Auskunftsbuch  für  das  Jahr  1912.     Notizen,  Ta- 
bellen, Regeln,  Formeln,  Gesetze,  Verordnungen,  Preise 
und  Bezugsquellen  auf  dem  Gebiete  des  Bau-  und  In- 
genieurwesens in  alphabetischer  Anordnung  von  Hubert 
Joly.     Neunzehnter  Jahrgang.     Leipzig,   K.   F.  Köhler. 
Preis  geb.  8  M. 
Das  von  uns  schon  wiederholt  besprochene  technische  Aus- 
kunftsbuch ist  soeben  in  neuer  Auflage  erschienen.    Damit  ist 
dieses  ausgezeichnete  Nachschlagewerk,  das  wohl  kaum  noch 
einem    Fachmann   unbekannt   ist,   in   das   19.  Jahr   seines  Be- 
stehens getreten.     Wir  können  auch  diesmal  allen,  denen  an 
einem  zuverlässigen  Orientierungsmittel  über  die  täglichen  Fragen 
der  Bureau-,  Bau-  oder  Betriebsarbeiten  gelegen  ist,  nur  emp- 
fehlen, sich  dieses  Werk  anzuschaffen. 


::  ::  ::  ::  H  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  H 


Nur  Anfragen,  äenen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
Wohnung  und  M  i  t  g  I  i  e  d  n  u  ni  m  e  r  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
(luellen  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Mine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mitta.ss  12  Ulli)  vor  lirs^heinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  f:ine  Verbindlichkeit  für  die  .Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  ["ragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
Icitung  nachdrücklich  ab.  D.e  zur  firläiiteriing  der  Fragzn  notwendigen  Druck- 
ctöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  218.  (Wiederholt.)  Eine  Stadtgemeinde  soll  die  dem 
Kreise  gehörige  Chaussee  übernehmen.  Diese  ist  rd.  850  m 
lang  bei  einem  Querschnitt  von  6,50  m  chaussierter  Fahrbahn 
und  zwei  1,50  m  breiten  Fußgängersteigen  mit  Bordsteinen. 
Welche  Abfindungssumme  für  Unterlialtung  usw.  der  Fahrbahn 
und  der  Sommerwege  kann  die  Stadt  verlangen,  und  wie  ist 
die  Entschädigungsrechnung  durchzuführen?  Genügt  es,  die 
Lebensdauer  einer  (Basalt-)  Schüttung  mit  10  Jahren  zu  ver- 
anschlagen? Wie  viel  cbm  Material  werden  für  die  zehnjährige 
Bestanddauer  auf  1  qm  Fläche  verbraucht?  Wie  berechnet  man 
weiter  die  Unterhaltungs-  und  Herstellungskosten  der  Packlage, 
der  Bord-,  Prell-  und  Schutzsteine,  sowie  der  Gräben  und  Durch- 
lässe? Außerhalb  des  Stadtgebietes  ist  die  Chausseebahn  nur 
4,0  m  breit.  Ist  in  der  Entschädigungsrechnung  die  Chaussee- 
breite von  6,5  m  oder  die  von  4,0  m  einzusetzen? 

Frage  232.  Mit  welchem  Anstrich  oder  mit  welcher  .\1asse 
kann  der  Asphaltfußboden  einer  Veranda,  die  jetzt  als  Zimmer 
ausgebaut  werden  soll,  versehen  werden,  um  den  Fußboden  an- 
sehnlich zu  gestalten? 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  44 


Frage  233.  Welche  Firmen  -fertigen  eleictrisch  versenkbare 
Fußböden  für  Theaterbühnen,  und  in  welchen  Städten  sind  diese 
mit  Erfolg  eingerichtet?  Welche  Kosten  entstehen  ungefähr  für 
-  die  Einrichtung  einer  Fläche  von  18,00  m  Länge  und  4,00  m 
Breite,  in  welcher  die  Fläche  zu  viertel  Teilen  für  jeden  Teil 
einzeln  versenkt  werden  kann?  Versenkungstiefe  6,00  m  über 
Bühne  zu  heben  ca.  2,50  m? 

Frage  234.  Ich  bitte  um  Angabe  geeigneter  Fäkalien-Abfuhr- 
Sj'steme  für  einen  Ort  von  e-twa  3500  Einwohnern. 

Frage  235.  Eine  Gemeinde- Verwaltung  beabsichtigt  eine 
Badeanstalt  im  Rhein  zu  errichten.  Da  nun  feststeht,  daß  ein 
hölzerner  Unterbau  auf  Tannen  große  Unterhaltungskosten  ver- 
ursacht, wird  ein  eiserner  Unterbau  in  Erwägung  gezogen.  Es 
wird  um  Angabe  von  Firmen  gebeten,  die  sich  mit  der  An- 
fertigung ganzer  Einrichtungen  oder  einzelner  Teile  befassen. 

Frage  236.  Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  darüber 
Aufklärung  geben,  warum  Artilleriegeschosse  innerhalb  der  Flug- 
bahn nach  rechts  abweichen.  Würde  dies  auch  im  luftleeren 
Raum  ein+reten? 

Frage  237.  An  einem  unter  Druck  stehendem  Wasser- 
leitungsstrang von  ca.  5  km  Länge  (Entfernung  zwischen  Quelle 
und  Hochreservoir)  und  125  mm  lichtweiten  Oußeisenrohren, 
soll  ein  neuer  Strang  von  1600  m  Länge  in  einer  Entfernung 
von  2i00  m  vom  Hoch-Reservoir  ab  angeschlossen  werden.  Die 
Wasserführung  der  alten  Leitung  beträgt  jetzt  nur  2  Sek  Liter. 
Die  neue  Leitung  soll  1  Sek/Liter  fördern.  Der  Wasserspiegel  des 
Hochreservoirs  liegt  auf  einer  angenommenen  Höhenkote  von 
520,00;  der  Wasserspiegel  der  alten  Quelle  auf  551,00,  der  neuen 
Quellen  auf  523,00,  der  Anschlußpunkt  an  die  alte  Leitung 
auf  507,00.  Die  alte  Leitung  steigt  und  fällt,  ebenso  auch  die 
neue.  Liegt  nun  die  zum  Fassen  beabsichtigte  Quelle  mit 
Rücksicht  auf  das  Reservoir  hoch  genug?  Kann  an  einem  tiefen 
Punkt  angeschlossen  werden?  Auch  innerhalb  des  Rückstaues? 
Welcher  Rohrdurchmesser  wäre  bei  gußeisernen  Muffenrohren  zu 
verwenden? 


Zur  Frage  204.  Säurefester  und  warmer  Fußboden.  Stein- 
fußböden sind  alle  kalt.  Geraten  wird  zu  Marmor-Mosaik,  das 
mit  Hartholz-Lattenrost  bedeckt  und  darüber  mit  Kokos-  oder 
auch  Bast-Läufern  belegt  wird.  Die  Erneuerungskosten  der 
Läufer  sind  nicht  so  erheblich.  Als  Pflanzenstoffe  halten  sie  aber 
genügend  Fußwärme.  -pt. 

Zur  Frage  215.  Teergeschmack  eines  Trinkwassers  aus 
einer  asphaltierten  Mannesmann-Muffenrohrleitung.  Der  Grund 
für  die  gelbliche  Farbe  und  den  teerähnlichen  Geschmack  des 
Wassers  an  den  Zapfstellen  kann  nur  daran  erblickt  werden, 
daß  der  Unternehmer  die  Muffen  mit  einem  in  schwedischem  Teer 
(Holzteer)  getränkten  Teerstrick  abdichtete.  Durch  das  Eintreiben 
des  Teerstrickes  in  die  Muffen  ist  der  Teer  aus  ersteren  heraus- 
gepreßt worden,  nach  innen  getreten  und  hat  sich  nun  an  den 
Wandungen  der  Röhren  angesetzt.  Beim  Durchströmen  des 
Wassers  wird  der  Teer  abgespült  und  vermischt  sich  mit  dem 
Leitungswasser.  Zu  Dichtungen  von  Trinkwasserrohrleitungen 
darf  nur  Weißstrick  (ungeteerter  Hanfstrick)  verwendet  werden. 
Dieser  kann  nicht  faulen,  da  durch  das  straffe  Einpressen  und 
Vergießen  der  Muffen  mit  Blei  ein  luftdichter  Abschluß  ent- 
steht. Ich  habe  im  vorigen  Jahre  mehrere  hundert  Meter  der- 
artige Rohre  zu  gleichem  Zwecke  verlegen  lassen  und  wie 
zuletzt  beschrieben,  gedichtet.  Ein  Nachteil  hat  sich  bis  jetzt 
nicht  gezeigt.  —  Anders  ist  es,  wenn  durch  solche  Rohre 
heißes  Wasser  geleitet  wird.  Das  heiße  Wasser  löst  den  an 
den  inneren  Wandungen  haftenden  Teer  nach  und  nach  ab.  Bei 
täglichem  Betrieb,  entsprechender  Entnahme  und  Länge  der 
Leitung  ist  der  Teer  nach  8  bis  14  Tagen  verschwunden.  Ich 
habe  in  letzter  Zeit  einen  derartigen  Fall  gehabt. 

H  ö  1  k  m  a  n  n  ,  Bauführer,  Mitgl.-Nr.  35  577. 

Zur  Frage  221.  Federstahl.  Federnder  Stahl  kann 
niemals  glashart  sein.  Um  Stahl  zu  härten,  wird  er  bis 
zur  Rotglut  erhitzt  und  dann  schnell  in  Wasser,  Gel,  Talg, 
Quecksilber  usw.  abgeschreckt.  Nunmehr  ist  er  glashart.  Jede 
Manipulation  in  diesem  Zustande,  als  Band  gedacht,  würde  ihn 
unweigerlich  brechen.  Um  ihn  elastisch,  für  Federn  brauchbar 
zu  machen,  schleift  man  mit  einem  scharfen  Mittel,  Schmirgel 
oder  dergl.  die  Oberfläche  des  Stahles  weiß,  übergibt  ihm 
mäßigem  Kohlenfeuer  und  läßt  ihn  bis  zu  der  verlangten  Zähig- 
keit an.  In  genauer  Folge  kann  man  dies  an  den  Regenbogen- 
farben beurteilen,  die  der  Stahl  annimmt  und  so  ganz  genau 
den  Grad  der  Härte  feststellen.  Für  Federn  wählt  man  bei 
ganz  gutem  Stahl  kirschbraun.  —  Nicht  ganz  klar  ist  mir  eine 
lang  ausgedehnte  Spirale  gewunden  auf  1  m  etwa  1  Windung. 


Nach  meiner  Schätzung  würde  eine  solche  Stahlklinge  fast  gar 
keine  federnde  Wirkung  haben.  Die  Gesamtlänge  einer  Feder 
schwankt  zwischen  1  m  und  3  m.  Wie  ist  das  zu  verstehen? 
Welche  Härteöfen  sich  zum  Federhärten  eignen,  ist  leicht  zu 
beantworten  insofern,  als  für  diesen  Zweck  nur  SpezialÖfen  in  Be- 
tracht kommen.  —  Ich  empfehle  den  Herrn  Fragesteller,  wenn  es 
sich  nicht  um  Millionen  Stücke  handelt,  ja  die  Hand  von  Ver- 
suchen fortzulassen.  Das  erste  brauchbare  Stück  Feder  stellte 
sich  gewiß  auf  einige  tausend  Mark,  während  derartige  Sachen, 
wie  angedeutet,  ganz  billig  zu  beziehen  sind.  Mit  Adressen 
hierfür  stehe  ich  gern  zur  Verfügung. 

G.   Krüger-  Charlottenburg,  Schloßstr.  64. 
Zur  Frage  222.    Eisschup/Kii.    I.   Für  moderne  Schuppen 
dieser  Art  hat  man  bewährte  Spezial-Konstruktionen  in  Holz. 
Ueber  die   Isolierungen   und  die   Adresse   zur   weiteren  Aus- 
kunft siehe  Notiz  über  „Eiskeller",  S.  623,   Heft  39   D.  T.-Z. 

II.  Die  Frage  der  Isolierung  des  Eisschuppens  läßt  sich 
so  allgemein  nicht  beantworten.  Wenn  der  Schuppen  massiv 
aufgeführt  wird,  so  empfiehlt  es  sich,  die  Wände  aus  allseitig 
geschlossenen  Balgsteinen  herzustellen.  Der  Balgstein  ist  ein 
gebrannter  Ziegelstein,  der  außen  allseitig  volle  Wandungen  hat, 
innen  aber  hohl  ist.  Vermöge  der  in  ihm  eingeschlossenen  Luft- 
schicht ist  er  ein  hervorragendes  Isoliermittel  gegen  Wärme- 
unterschiede. Wenden  Sie  sich  vielleicht  unter  genauer  Darlegung 
des  Falles  an  die  Balg-Stein-Patent-Verwertungs-Gescllschaft  m. 
b.  H.  in  Görhtz.  Plötz.    27  481. 

III.  Eine  gute  Isolierung  stellt  der  wasserdicht  imprägnierte 
Korkstein  dar.  Dieser  beansprucht  gegenüber  allen  anderen 
Isoliermitteln  die  geringsten  Stärken,  daher  ein  Ersparnis  an  zu 
bebauender  Grundfläche.  Torfmull  verliert  infolge  seiner  hygro- 
skopischen Eigenschaften  mit  der  Zeit  bedeutend  an  seinem 
Isolierwert.  Wenden  Sie  sich  an  die  Firma  A.  Haacke  &  Co., 
Celle  in  Hannover.  -n. 


Erklärung 

In  einem  Aufsatz,  den  wir  in  Nr.  43  veröffentlichten, 
erhebt  Dr.  Cl.  Heiß  gegen  den  Bund  der  technisch-indu- 
striellen Beamten  den  Vorwurf  der  Protokollfälschung.  Wir 
bekennen,  daß  dieser  Vorwurf  außerordentlich  schwer  ist 
und  konnten  erwarten,  daß  der  B.  t.-i.  B.  Schritte  zu  seiner 
Rechtfertigung  unternehmen  würde.  Die  Leitung  des 
B.  t.-i.  B.  teilt  uns  mit,  daß  sie  bereit  sei,  Hrn.  Dr.  Heiß 
vor  Gericht  Gelegenheit  zu  geben,  seine  Anschuldigung 
zu  beweisen.  Mit  dieser  Mitteilung  verbindet  der  Bund 
die  andere,  daß  die  Behauptungen  des  Herrn  Dr.  Heiß 
nicht  zutreffen.  Es  war  von  uns  übersehen  worden,  die 
Angaben  des  Herrn  Dr.  Heiß  vor  ihrer  Veröffentlichung 
zu  prüfen.  Zu  dieser  Vorsicht  gab  uns  die  wissenschaft- 
liche Mitarbeit  des  Herrn  Dr.  Heiß  seither  keine  Ver- 
anlassung. Herrn  Dr.  Heiß  müssen  wir  es  darum  auch 
überlassen,  für  diese  persönHche  Note  seiner  Ausführungen 
einzustehen. 

Wir  bedauern  das  Vorkommnis  nach  den  uns  ge- 
wordenen Aufklärungen  besonders  deshalb,  weil  sich  die 
Debatte  in  den  beiden  Verbandsorganen  noch  weiter  un- 
nötig zuspitzen  könnte.  Die  letzte  Nummer  der  Industrie- 
beamtenzeitung belegt  zur  Genüge,  welche  Formen  die 
Auseinandersetzung  zweier  Konkurronzveibände  annelim:n 
kann.  So  schwer  der  Vorwurf  des  Herrn  Dr.  Heiß  ist, 
so  kann  der  Bund  sich  nicht  davon  freisprechen,  eben- 
falls das  Maß  sachlicher  Diskussion  weit  überschritten 
zu  haben. 

Sollte  darum  der  vorliegende  Fall  und  unsere  Er- 
klärung dazu  beitragen,  die  Diskussion  über  die  bestehen- 
den Gegensätze,  im  Interesse  beider  Organisationen  ge- 
führt, auf  das  Maß  von  Sachlichkeit  zurückzuführen,  das 
allein  für  eine  Klärung  Qewähr  bietet,  so  ist  für  das 
Ansehen  der  Verbände  sehr  viel  gewonnen.  Unsere  nächste 
Vorstandssitzung  wird  ihre  Stellungnahme  in  einer  Er- 
klärung zum  Ausdruck  bringen,  die  sich  mit  der  künftig 
einzuhaltenden  Taktik  für  die  Erörterung  unserer  Stellung 
zum  B.  t.-i.  B.  in  der  D.  T.-Z.  befassen  wird. 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


701 


m 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 
vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T,-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  JWanuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 2 —  tages  Jahresberichte  nicht  aui- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 


Bezirksverwalt  linken 


Brandenburg.  Sonntag,  12.  November,  vormittags  IOV2  L^hr, 
indet  eine  Besichtigung  der  neuen  Technischen  Mittelschule  in 
Berlin  N.  65,  am  Zeppelinplatz,  statt.  Zu  dieser  interessanten 
Besichtigung,  die  allen  Teilnehmern  einen  Ueberblick  über  die 
Fortschritte  des  technischen  Schulwesens  zu  geben  verspricht, 
laden  wir  alle  Kollegen  der  Bezirksverwaltung  nebst  ihren  Damen 
ergebenst  ein.  Im  Interesse  einer  guten  Führung  wird  gebeten, 
die  Teilnahme  an  der  Besichtigung  bis  zum  6.  November  bei 
Herrn  Dieter,  Charlottenburg,  Tegeler  Weg  5  anmelden  zu 
wollen.  (Treffpunkt  Haupteingang  der  Schule.)  Verbindungen 
^  Nordring,  Station  Wedding,  außerdem  Straßenbahnlinien  24,  25, 
26,  28,  29  und  68. 

Brandenburg.  Statik  -  und  Eisenbetonkurse.  Wie 
verschiedentlich  angezeigt,  finden  in  diesem  Winter  wieder  Kurse 
über  Statik  statt  und  zwar  beginnen  1.  der  Repetionskursus  am 
Dienstag,  7.  November;  2.  der  Fortbildungskursus  am  Mitt- 
woch, 8.  November;  3.  der  Eisenbetonkursus  am  Freitag,  10.  No- 
vember und  4.  der  Kursus  über  statisch  unbestimmte  Systeme 
(Donnerstags)  ebenfalls  etwa  Anfang  November,  der  Beginn 
dieses  Kursus  steht  noch  nicht  genau  fest.  Der  Beginn  jedes 
Kursus  wird  den  Herren  Teilnehmern  noch  schriftlich  bekannt- 
gegeben. 

Wie  bekannt  liest  die  Kollegs  1  bis  3  Herr  Dipl.-Ing.  Lei- 
pold,  Kolleg  4  Herr  Dipl.-Ing.  Pollitzer.  Die  Kurse  finden  in 
der  4.  Städt.  Pflichtfortbildungsschule,  Oeorgenstraße  30/31,  am 
Bahnhot  Friedrichstraße,  statt  und  zwar  von  8  bis  10  Uhr  abends. 
Das  Honorar  für  die  Kurse  1  bis  3  beträgt  20  M,  für  den 
Kursus  4  je  nach  der  Teilnehmerzahl  25  bis  30  M.  Anmeldungen 
nimmt  noch  entgegen  Koll.  Arch.  Felix  Hesse,  Charlottenburg, 
Königsweg  Nr.  5. 

Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Oießerstr.  \\.  Briefe  a.  d. 
1.  Vors.  Unser  diesjähriger  Bezirkstag  findet  am  3.  De- 
zember in  sämtlichen  Räumen  des  Kaufmännischen  Vereinshauses 
zu  Chemnitz  statt.  Programm:  Vormittags  11  Uhr:  Er- 
öffnung des  Bezirkstages.  1.  Begrüßung  der  Gäste  und  Fest- 
teilnehmer durch  den  1.  Vors.  2.  Ansprachen.  3.  Vortrag  des 
Herrn  Dr.  Günther,  Privatdozent  an  der  Universität  Berlin. 

I  4.  Schlußwort.  Anschließend  hieran,  zwangloses  Mittngmahl  in 
den  unteren  Räumen.  Nachmittags  2V2  Uhr:  Geschäftliche 
Sitzung  im  Technikerzimmer.  Während  derselben  für  die  Damen 
und  übrigen  Teilnehmer  Besichtigung  des  neuerbauten  Rathauses. 
Sammeln  um  21/2  Uhr  im  Kaufmännischen  Vereinshaus.  Nach- 

I     mittags  4  Uhr:    Gesellschaftliche  Zerstreuungen. 

Dresden.  Vors. :  Mirtschin,  Dresden  30,  Burgsdorffstraße  7. 
Wiederholt  laden  wir  unsere  Einzelmitglieder  und  Vereine  zu 
dem  am  5.  November  1911  in  Zittau  stattfindenden  Herbst- 
bezirkstage ergebenst  ein  und  bitten  um  recht  zahlreiche  Be- 
teiligung. Tageseinteilung:  Vormittags  \\^!^  Uhr  im  Hotel 
„Drei  Kronen"  Vortrag  des  Herrn  S  c  h  u  b  e  r  t  -  Berlin,  Schrift- 
leiter der  D.  T.-Z.,  über:  „Aus  der  Wirtschafts- 
geschichte Deutschlands."  Nachmittags  2  Uhr  im 
Hotel  „Weißer  Engel"  Bezirkstag.  Tagesordnung:  1.  Er- 
öffnung und  Zusammensetzung  des  Bezirkstages.  2.  Bericht  über 
die  Wanderversammlung  Dresden  1911.  3.  Beschlußfassung  über 
■  Kassenangelegenheiten.  4.  Wahl  eines  Ausschusses  für  die  neue 
Satzung  der  Bezirksverwaltung.  5.  Wahl  von  4  Vertretern  für 
die  Jahreshauptversammlung    der    Landesverwaltung  Sachsen. 

6.  Bericht  über  die  Frage:  Wie  kann  sich  der  Techniker  zum 
gewerblichen  Fachlehrer  .ausbilden  und  wie  sind  die  Fort- 
kommensaussichten.   Herr  Kollege,  Ingenieur  Pohlenz-Dresden. 

7.  Bericht  über  den  Stand  der  Privatbeamtenversicherung.  Herr 
Kollege  Ingenieur  Bock-Dresden.  8.  Bericht  über  die  Denk- 
schrift des  Bundes  Deutscher  Architekten.    Herr  Kollege  Bau- 

!  meister  Seidler-Dresden.  9.  Beratung  und  Beschlußfassung 
r     etwaiger  Anträge.    10.  Verschiedenes. 


Westfalen.  Briefaufschrift:  W.  Langbein,  Bielefeld,  Ravens- 
berger Straße  60.  Der  8.  Bezirkstag  fand  am  9./10.  September  bei 
guter  Beteiligung  in  Bottrop  statt.  Herr  Ingenieur  Lustig  sprach 
in  öffentlicher  Versammlung  über  das  Thema:  „Die  Entwick- 
lung Deutschlands  zum  Industriestaat  und  der  neue  Mittelstand." 
Für  die  unserer  Bezirksverwaltung  angeschlossenen  Vereine  und 
die  Einzelmitglieder  bleibt  zu  beachten,  daß  der  Name  der  Be- 
zirksverwaltung in  Bezirksverwaltung  Westfalen  (früher 
Mitteldeutsche  Bezirksverwaltung)  geändert  ist.  Vorort  bleibt 
Bielefeld  mit  dem  wiedergewählten  alten  Vorstand.  —  In  diel 
Winteragitation  sind  wir'mit  öffentlichen  Vorträgen  in  Oeynhausen 
und  Minden  am  10.  und  11.  Oktober  eingetreten,  in  denen  vor 
60  und  26  Kollegen  Herr  Lustig  die  „Bestrebungen  des  D.  T.-V." 
erörterte.  Ob  die  für  den  7.  bis  11.  November  vereinbarten. 
Vorträge  durch  einen  Oberbeamten  gehalten  werden  können, 
steht  z.  Zt.  noch  nicht  fest.    Weiteres  im  Bezirks-Protokoll. 


Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  F.  J. 
Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  abend 
im  Berliner  Hof.  Samstag,  28.  Oktober,  abends  9  Uhr,  Zu- 
sammenkunft im  Restaurationszimmer.  Samstag,  4.  November, 
abends  8'-'/^  Uhr,  Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesung der  Protokolle.  2.  Bekanntgabe  der  Eingänge.  3.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.  4.  Beschaffung  von  Zeitschriften.  5.  Be- 
sprechung über  spätere  Veranstaltungen.  6.  Verschiedenes  und 
Beitragszahlung. 

Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  Mitt- 
woch, 1.  November,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel,  Altona, 
Königstraße  186/188.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mit- 
teilungen. 2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Abrechnung  über 
den  Verkauf  der  Solidaritätsmarken.  4.  Beschlußfassung  über 
das  Halten  von  Zeitschriften.  5.  Technische  Fragen.  6.  Ver- 
schiedenes. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.- 
A.:  Herm.  Voigt,  Berlin  O.  112,  Waldeyerstr.  6  1.  V.  u.  O.: 
Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  im  Wilhelmshof  am  Wil- 
helmsplatz, Charlottenburg.  —  Die  nächste  Hauptversammlung 
findet  am  Donnerstag,  2.  November  1911,  im  Vereinslokal  mit 
folgender  Tagesordnung  statt:  1.  Geschäftliches.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  Koll.  Küster  hat  sich  zur  Aufnahme  in  den 
Verein  gemeldet.  3.  Vorbesprechung  über  die  in  der  Jahres- 
Hauptversammlung  im  Dezember  1911  stattfindenden  Vorstands- 
wahlen. 4.  Bekanntgabe  des  Winterprogramms.  5.  Verschie- 
denes. Am  16.  November,  8V3  Uhr  abends:  Vortrag  (mit 
Damen)  über  coffeinfreien  Kaffee.  Gratiskostproben.  Gäste 
willkommen.  Im  November  1911  müssen  sämtliche  Beiträge 
an  den  D.  T.-V.  abgeführt  werden.  Unser  Kassierer,  Kollege 
Fasterding,  Charlottenburg,  Kaiser-Friedrichstr.  93,  ersucht  um 
recht  baldige  Zusendung  der  Beiträge. 

Coburg.  Techn.  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  Cl.  Hußlein, 
Hausmannstraße  3.  Ausnahmsweise  findet  die  nächste  Haupt- 
versammlung Mittwoch,  1.  November,  im  Vereinslokal  Fischerei 
statt.  In  Anbetracht  der  wichtigen  und  inhaltsreichen  Tages- 
ordnung muß  es  sich  jedes  Mitglied  zur  Pflicht  machen,  zu 
erscheinen.  Beginn  der  Versammlung  Punkt  8  Uhr.  Tages- 
ordnung: 1.  Verlesung  des  Protokolls.  2.  Eingänge  und  Tages- 
fragen. 3.  Privatarbeit  der  Kommunal-  und  Staatsbeamten  in 
Coburg.  4.  Verlegung  des  Bezirkstages  1912  nach  Coburg. 
5.  Vortrag  über  Wirtschaftsleben  und  Organisation.  6.  Lokal- 
fragen. 7.  Winterprogramm.  8.  Statikkursus  für  Eisenbeton 
(graphisch  und  analytisch).  9.  Exkursion  nach  Schney.  10.  Zah- 
lung rückständiger  Beiträge.     11.  Verschiedenes. 

Düsseldorf.  Technischer  Verein.  Die  nächste  Vor- 
standssitzung findet  im  Restaurant  „Rheinhof"  am  30.  Oktober 
1911  statt.  Daselbst  die  nächste  Monats-Hauptversammlung  am 
2.  November.  Als  wichtigster  Tagesordnungspunkt  ist  die  Be- 
ratung der  Anträge  zum  Bezirkstage  in  Kalk  am  12.  Noxember 
hervorzuheben.  Es  wird  vorausgesetzt,  daß  die  Kollegen  zahl- 
reich erscheinen  und  nicht  immer  nur  einzelnen  Mitgliedern  zu- 
muten, aktive  Arbeit  für  unsere  hohe  Sache  zu  leisten. 

Gleiwitz.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  W . 
Böning,  Gleiwitz,  Stephaniestraße  IS.  Nächste  Hauptversamm- 
lung am  Donnerstag,  2.  November,  abends  81/2  Uhr,  im  Schles. 
Hot.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls  der  letzten 
Hauptversammlung.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bekannt- 
gabe der  Eingänge.  4.  Bericht  über  den  14.  Bezirkstag  durch 
Herrn  Kollegen  Stolle.    5.  Mitteilungen  und  .Anträge. 

Hanau.  Techn.  -  Verein.  Donnerstag,  2.  November, 
Hauptversammlung  im  Vereinslokal  Hotel  „Zum  Riesen".  An- 
fang 9  Uhr.    Tagesordnung:  1.  Verlesung  der  Eingänge  und  der 


1 


702 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  44 


beiden  letzten  Protokolle.  2.  Mitgliederaufnahme.  3.  Vorstands- 
wahl. 4.  Nochmalige  Besprechung  über  die  Feier  des  zwanzig- 
jährigen Stiftungsfestes.  5.  Vereins-  und  Verbandsangelegen- 
heiten. 6.  Verschiedenes.  Der  wichtigen  Tagesordnung  wegen 
werden  die  Mitglieder  gebeten,  recht  zahlreich  zu  erscheinen. 

Kid.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n.  Vrs.  u.  Br.-.A. :  O.  Behrens, 
Ing.,  Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  eines 
Monats,  abends  8i/_,  Uhr,  im  „Patzenhofer",  Falckstraßc  12  1. 
Nächste  Mitgliederversammlung  Donnerstag,  den  2.  No\'embcr. 
Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung  der  letzten  Versammlung. 
2.  Aufnahmen.  3.  Verbandsangelegenheiten.  4.  Vortrag  ,,Ver- 
s  i  c  Ii  e  r  u  n  g  s  vv  e  s  e  n".  Referent:  Kollege  P.  Schulz. 
5.  Sonstiges.  Zu  Punkt  4  hatten  wir  im  Winterprogramm  für 
den  heutigen  Abend  den  Vortrag  „Vollkanalisation  der  Stadt 
Kiel"  vorgesehen,  dieser  kann  jedoch  umständehalber  leider  noch 
nicht  gehalten  werden;  dafür  springt  Herr  Kollege  Schulz  mit 
seinem  Referat  ein,  das  für  den  7.  Dezember  d.  J.  vorgesehen 
war.  Wir  bitten  um  zahlreiches  Erscheinen.  Der  vom  Kollegen 
Kobarg  für  den  19.  Oktober  in  Aussicht  gestellte  Vortrag  ., Stellen- 
vermittlung der  Berufsorganisationen"  konnte  v.'egen  Erkrankung" 
des  Kollegen  Kobarg  nicht  gehalten  werden.  \Vir  werden  den- 
selben jedoch  Donnerstag,  16.  November,  entgegen  nehmen 
können.  Die  von  uns  zum  Bez. -Tag  Schwerin  eingebrachte  und 
dort  angenommene  Entschließung  zur  Pens. -Vers,  für  Privat- 
angestellte, ist  vom  Verbandsvorstande  abgelehnt^  wir  werden 
nunmehr,  falls  nicht  noch  grundlegende  Aenderungen  im  Reichs- 
tage selbst  vorgenommen  werden,  was  jedoch  kaum  wahrschein- 
lich, unsere  Reichstagsabgeordneten  bitten,  gegen  das  vor- 
liegende Gesetz  zu  stimmen. 

Der  hiesige  Ausschuß  für  Volksbildung,  dem  der  Kieler 
Techniker-Verein  korporativ  beigetreten  ist,  hat  für  den  kommen- 
den Winter  nachstehende  Veranstaltungen  geplant.  Oeheimrat 
Erich  Marks  spricht  am  Dienstag,  7.  November,  in  der  Aula  der 
Universität  über  Bismarck  als  Künstler  und  Kunstwerk.^  Dr.  Karl 
Schönherr  aus  Wien  liest  am  14.  November  in  Wriedts  Etablis- 
sement aus  seinen  Werken.  Herr  Geheimrat  Thode,  Heidelberg 
spricht  am  23.  Januar  n.  Js.  über  die  tragische  Bühne  von 
Bayreuth.  Am  Sonntag,  5.  November,  findet  die  erste  Volks- 
unterhaltung statt  im  Schloßhof,  nachmittags  3  Uhr.  U.  a.  spricht 
Prof.  Doormann  über  „Wetterprophezeiungen  und  die  Beding- 
ungen des  Wetters  in  Kiel";  Herr  Reder  vom  Kieler  Stadt- 
theater wird  soziale  Zeitgedichte  vortragen.  Zu  sämthchen  Ver- 
anstaltungen haben  die  Mitglieder  des  Kieler  Techniker- Vereins 
bedeutende  Preisermäßigung;  zwecks  Legitimation  gibt  der  Aus- 
schuß für  Volksbildung '  Karten  aus,  die  in  unseren  Versamm- 
lungen und  beim  Kollegen  Herrn  Hahn,  Preußerstraße  16,  zu 
haben  sind. 

Mainz.  Technischer  Verein.  Voranzeige:  Mittwoch, 
8.  November,  Jahres-Hauptversammlung,  abends  8V2  LJhr,  im 
„Restaurant  zur  Sonne".  Tagesordnung:  Kassen-  und  Jahres- 
bericht, Vorstandswahl.    Besondere  Einladung  erfolgt  noch. 

Münclieii.  Techniker-Verein.  E.  V.  Dienstag, 
31.  Oktober,  gesellige  Zusammenkunft  im  Vereinslokal. 

N Ilmberg.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n  i  g  u  n  g.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.  O.:  Jeden  Mitt- 
woch, abends  S'/j  Uhr,  in  der  Restauration  ,, Theodor  Körner", 
Inselschütt.  Mittwoch,  I.November,  Monats ve:sammlung.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollbericht.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Einlauf. 
4.  Verschiedenes.  —  Die  bisherigen  Veranstaltungen  des  Vereins 
fanden  das  regste  Interesse  der  Mitglieder  und  wurden  mit  vollem 
Beifall  aufgenommen.  Trotzdem  könnte  der  Besuch  der  einzelnen 
Vortragsabende  usw.  immer  noch  besser  sein.  Wir  möchten  die 
Mitglieder  dringend  ersuchen,  die  Bekanntmachungen  und  Ein- 
ladungen des  Vereins  immer  ins  Auge  fallend  aufzubewahren 
und  an  Tagen,  welche  dem  Fachverein  gewidmet  sein^soilen, 
alles  andere  zurückzustellen.  Ganz  besonders  möchten  wir  an 
das  Pflichtgefühl  der  Herrn  Mitglieder  -appellieren.  Mit  der 
Zahlung  des  Beitrages  allein  ist  nichts  getan.  Jedes  Mitglied 
sollte  sich  verpflichtet  fühlen,  in  jedem  Monat  mindestens  einmal 
einen  Abend  dem  Verein  zu  widmen,  der  übrigens,  nach  dem 
Urteil  derjenigen  Mitglieder,  die  fleißig  kommen,  keinesfalls 
ein  verlorener  Abend  genannt  werden  kann.  —  Am  15.  No- 
vember, abends  S'/s  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  ein  Vortrag 
des  Herrn  Rechtsanwalts  I^r.  Schloß  statt  über  ,,0  e  s  c  h  i  c  h  t  e 
und  Wesen  des  Tarifvertrages".  Am  2j.  November: 
„Eine  Rheinreise  \-on  Köhl  bis  Mainz  '.  Lichtbi!dcr\ortrag  mit 
Damen.    Allseitiger  Besuch  v.ird  erwartet. 

Pforzheim.  Technischer  Verein.  Nach  der  am 
13.  d.  Mts.  stattgefundenen  Generalversammlung  setzt  sich  nun- 
mehr der  Vorstand  des  Vereins  wie  folgt  zusammen:  1.  Vor- 
sitzender: Gustav  Jäkel,  Stadtbauassistent,  Kaiser-Fricdrich- 
Straßc  24a.  (Wiedergewählt.)  2.  Vorsitzender:  Andreas  Neu- 
reuther,  Architekt.    (V/ieder  -gewählt.)    1.  Schriftführer:  Georg 


Lang,  Bauführer.  (Vorher  2.  Schriftführer.)  2.  Schriftführer: 
Anton  Bopp,  Baukontrolleur.  (Neu  gewählt.)  Kassierer:  Karl 
Deulschle,  Architekt,  Obere  Ispringerstraße  39.  (Wieder  ge- 
wählt.) Bibliothekar:  Josef  Bitz,  Architekt.  (Wieder  gewählt.) 
Stellenvermittler  und  Vertrauensmann:  Philipp  Dahl,  Stadtbau- 
assistent, Verlängerte  Holzgartenstraße  133.  (Wieder  gewählt.) 
Vertreter  der  Krankenkasse :  Eugen  Linck,  technischer  Revisor, 
Neßlerstraße  12. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umgegend.  Vors.:  Fr.  Zube,  Regenwaldc. 
Unsere  nächste  Versammlung  findet  Sonntag,  5.  November,  in 
Regenwalde  „Hotel  Florich",  nachmittags  3'/_,  Uhr,  statt.  Herr 
Kollege  K  u  n  z  k  e  wird  ein  Vortrag  halten  über  ,, Zugwirkungen 
im  Schornstein".  Da  wichtige  Beschlüsse  vorliegen,  werden 
die  Mitglieder  gebeten,  alle  zahlreich  zu  erscheinen. 

Rheydt.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
W.  Sander,  Rheydt,  Freiheitstraße  31.  In  der  am  19.  d.  Mts. 
stattgefundenen  Hauptversammlung  wurde  einstimmig  be- 
schlossen, das  Vereinslokal  nach  dem  Hotel  Monopol  (Buscher 
Hauptstraße)  zu  verlegen.  Des  weiteren  wurde  beschlossen, 
die  Vereinsanzeigen  im  Rheydter  Tageblatt  zu  veröffentlichen. 
Die  Einladungen  mittels  Karten  werden  trotzdem  weiter  erfolgen. 
Die  erste  Hauptvers."»mmlung,  zu  welcher  auch  die  dem  Verein 
noch  fernstehenden  Kollegen  hiermit  eingeladen  werden,  findet 
Freitag,  10.  November,  abends  9  Uhr,  im  neuen  Lokale  statt. 
Der  von  dem  hiesigen  Verein  in  der  Webschule  in  M.-Glad- 
bach  veranstaltete  und  durch  Herrn  Ingenieur  Frohn  aus  Düssel- 
dorf abgehaltene  Eisenbetonkursus  wird  erfreulicherweise  recht 
zahlreich  besucht. 

Stetlin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Rud. 
Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung  am 
Donnerstag,  2.  November  1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal, 
Restaurant    „Neubauer",    Pölitzer    Straße   14.  Tagesordnung: 

1.  Mitteilungen  und  Eingänge.  2.  Ersatzwahl  für  den  Bücher- 
wart.   3.  Technische  Fragen.    4.  Verschiedenes. 

Wetzlar.  Technische  Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
A.:  K.  Leonhard,  Eisenbahnbauassistent,  Wetzlar.  Samstag, 
28.  d.  Mts.,  abends  9  Uhr,  Versammlung  im  Hotel  Kaltwasser, 
in  welcher  Herr  Baumeister  H.  Richter,  Oberlehrer  an  der 
Kgl.  Baugewerkschule  Aachen,  sprechen  wird  über  das  Thema: 
„Neuere  Bestrebungen  in  der  bürgerlichen  Bau- 
k  u  n  s  t."  Um  zahlreiches  Erscheinen  und  um  Einführung  von 
dem  Verband  noch  fernstehenden  Kollegen  wird  gebeten. 

Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A. :  M.  Lindemann,  Maurermstr., 
Bürgermstr.-Str.   Nr.  4.     Tagesordnung:    1.  Protokollverlesung. 

2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.   3.  Stiftungsfest.  4.  Verschiedenes. 

Würzen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Ing. 
H.  Oehring,  Koenneritzplatz  19  p.  V.  u.  O. :  Jeden  Mittwoch 
nach  dem  1.  und  15.  bezw.  am  1.  und  5.  d.  Mts.  im  „Hotel 
zur  Post".  Die  erste  Versammlung  im  November  findet  nicht 
Mittwoch,  den  1.,  sondern  ausnahmsweise  Freitag,  den  3.  No- 
vember, abends  Vs^  Uhr,  statt.  Herr  Koll.  K  a  u  f  m  a  n  n  -  B;rlin 
wird  sprechen  über  „Bewertung  der  geistigen  tech- 
nischen Arbeit  und  Notwendigkeit  der  Organi- 
s  a  t  i  o  n".  Wir  bitten  die  Herren  Kollegen  an  diesem  Abend 
recht  pünktlich  und  zahlreich  zu  erscheinen.  Die  zweite  Versamm- 
lung im  November  findet  Mittwoch,  den  15.,  statt. 

Zwickau.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  B.".-,^. : 
Bautechniker  E.  Rascher,  Zwickau,  Alexanderstr.  2.  V.  u.  O. : 
Jeden  Sonnabend  nach  dem  1.  und  15.  eines  jeden  Monats  im 
„Hotel  Goldener  Adler".  Zu  der  umständehalber  bereits  am 
16.  September  anstatt  satzungsgemäß  im  Oktober  staltgefundenen 
außerordentlichen  Hauptversammlung  stand  der  Verein  im 
Zeichen  des  Wechsels.  Es  waren  Neuwahlen  des  1.  Vorsitzenden 
und  2.  Kassierers  erforderlich,  sowie  Neubesetzung  des  Schrift- 
führeramtes, da  der  gegenwärtige,  Kollege  Raab,  zur  Fahne  ein- 
berufen wurde.  Als  dessen  Nachfolger  wurde  Koll.  Reinliold 
gewählt.  Durch  Wiederwahl  und  Annahme  verblieb  das  Amt 
als  2.  Kassierer  in  den  bisherigen  Händen  des  Koll.  Kern.  Da 
der  bisherige  1.  Vorsitzende  Koll.  Kötteritzsch  seine  Wiederwahl 
von  vornherein  entschieden  ablehnte,  übernahm  nach  dem  Wahlakt 
Koll.  Rascher  dessen  Amt.  Wir  alle  wissen  die  ersprießlichen 
Dienste  des  seitherigen  ersten  Vorsitzenden  zu  würdigen,  die 
er  in  langjähriger  treuer  Arbeit  zum  Wohle  des  Vereins  geleistet. 
Es  wird  jdalicr  an  dieser  Stelle  gern  die  Gelegenheit  wahr- 
genonunen  ihm  besonders,  wie  auch  den  andern  genannten 
Kollegen  für  Ihre  Mühen  lierzlich  zu  danken.  Sehen  wir  nun  in 
die  Zukunft,  so  sind  wir  von  der  Hoffnung  beseelt,  daß  die  in 
die  Vorstandsämter  neueingewiesenen  Kollegen  rüstig  weiter 
bauen  mögen  an  der  Erreicliung  unserer  Ziele,  und  dies  wird 
umso  früher  möglich  sein,  je  mehr  und  andauernderen  Anteil  jeder 
einzelne  Kollege  nimmt. 


Heft  44 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  igil 


703 


Techniker  im  Baugewerbe. 

Berlin.    Verein  der  Steinmetztechniker.    Br.-A. : 

H.  Reichert,  Berlin  S\V.  2Q,  Fidicinstr.  44.  Kassierer:  E.  Heß, 
Berlin  W.,  Bülowstr.  63.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch  im 
JV\onat  im  Hilsebein-Restaurant,  Belle-Aliiance-Straße  87.  Nächste 
Versammlung:  Mittwoch,  1.  November,  9  Uhr  abends.  Tages- 
ordnung: 1.  Geschäftliches  und  Protokollverlesung.  2.  Oruppen- 
angelegenheiten.  3.  Verbands-  und  Vereinsangelegenheiten. 
4.  Verschiedenes.  Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen 
wird  dringend  gebeten. 

Stettin.  Stettiner  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A.:  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  III.    Monatshauptversammlung  Donnerstag, 

2.  November,  im  Vereinslokal  „Zum  Pschorr",  Falkenwalder 
Straße  Nr.  129,  Beginn  8 Vi  Uhr  abends.  Tagesordnung:  1.  Ver- 
lesung des  Protokolls  der  letzten  Jahreshauptversammlung.  2.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.  3.  Vereinsangelegenheiten.  '  4.  Ver- 
schiedenes. 5.  Fragekasten.  Bei  der  in  der  letzten  Jahreshaupt- 
versammlung vorgenommenen  Vorstandswahl  wurden  wieder  ge- 
wählt:   Kollege  Beyer  1.  Vors.,  Heynacher  2.  Vors.,  Knoche 

I.  Kassierer,  Wienandt  2.  Kassierer,  Zimmermann  1.  Schriftführer, 
Schwarz  2.  Schriftführer,  Dittmar  Bücherwart,  Carl  und  Fischer 
Beisitzer. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs.:  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  "  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  Ö. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Außerdem  findet  dort  jeden 
dritten  Mittwoch  gesellige  Zusammenkunft  statt.  Unsere  nächste 
Mitgliederversammlung  findet  Mittwoch,  1.  November  1911,  pünkt- 
lich 7,9  Uhr,  im  Vereinslokale  statt.  Tagesordnung:  1.  Ge- 
schäftliches. 2.  Vortrag  des  Kollegen  Matzdorff:  „Ueber 
Reorganisationsfragen   innerhalb  des    D.  T.-V.". 

3.  Besprechung  über  den  Dezember-Bezirkstag.  4.  Interne  An- 
gelegenheiten. 5.  Verschiedenes.  In  Anbetracht  der  äußerst 
wichtigen  Tagesordnung  erwarten  wir  von  allen  Kollegen  pünkt- 
liches Erscheinen.  Besonders  wird  darauf  aufmerksam  gemacht, 
daß  die  Versammlung  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  anwesen- 
den Kollegen  punkt  ^j^^  Uhr  eröffnet  wird.  Weiter  verweisen 
wir  nochmals  auf  die  Versammlu.ngsbeschlüsse  vom  5.  April 
und  6.  September  1911  über  1.  Werbung  neuer  Mitglie- 
der: Für  neu  in  den  Verband  und  Verein  eintretende  Industrie- 
techniker  wird  das  Verbandseintrittsgeld  (3  M)  vom  Verein  be- 
zahlt. 2.  Solidaritätsbeitrag:  Unsere  Mitglieder  sind 
verpflichtet,  bis  zum  Jahresschlüsse  in  diesen  Fonds  3  M  bei- 
zusteuern. Wir  bitten  alle  Mitglieder  recht  rege  im  Sinne  der 
Anträge  tätig  zu  sein.  Solidaritätsmarken  sind  bei  unseren  Vor- 
standsmitgliedern zu  haben.  Rückständige  Beiträge  bitten  wir 
umgehend  unserem  Kassierer  porto-  und  bestellgeldfrei  zu  über- 
senden. Ferner  machen  wir  schon  jetzt  auf  folgende  Veranstal- 
tungen aufmerksam:  Freitag,  10.  November,  nachmittags  gegen 
5  Uhr:  Besichtigung  der  „Berliner  Kindl-Brauerei",  Rixdorf,  Hcr- 
mannstraße  214/219.  Treffpunkt  gegen  5  Uhr  im  Hauptrestaurant, 
Hermannstraße  214/219.  Die  Brauerei  befindet  sich  während 
der  Besichtigung  im  Betrieb.  Mittwoch,  15.  November,  abends 
1/99  Uhr,  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138, 
dritte  gesellige  Zusammenkunft.  Auch  zu  diesen  Veranstaltungen 
bitten  wir  alle  Mitglieder  pünkthch  zu  erscheinen.  Kollegen 
von  den  Brudervereinen,  Einzelmitglieder  und  noch  nicht  organi- 
sierte Herren  sind  stets  willkommen. 

Breslau.  Maschinentech  n.  Verein.  Sitzungen:  am 
2.  und  4.  Mittwoch  im  Monat.  Vereinslokal:  ., Münchner 
Augustinerbräu",  Blücherplatz,  Ecke  Junkernstraße.  Briefadresse- 
Ing.  M.  Hiller,  Breslau  VI,  Friedrich-Karlstr.  28. 

Staatstechniker. 

Saarbrücken.  Eisenbahn-Tech  n.  -  V  eVe  i  n.  Vors. 
u.  Br.-A.:  Ing.  Feien,  Saarbrücken  1,  Talstraße.  In  der  letzten 
Hauptversammlung  wurde  beschlossen,  daß  die  Vereinsabende 
von  jetzt  ab  wieder  regelmäßig,  jeden  2.  Samstag  im  Monat, 
m  dem  Veremslokale  „Tonhalle  Saarbrücken"  stattfinden.  Als 
Vertreter  der  Bezirksverwaltung  wurde  Herr  Kollege  Hündgen 
jun.  einstimmig  gewählt. 

L  a  n  d  e  s  V  c  r  e  i  n    M  i  1 1 1.    Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker:    Vrs.:    Bausekretär  K.Tramm,    Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  4!  II. 

Chemnitz  i.  Sa.  E  i  s  e  n  b  a  h  n  -  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i  n. 
Br.-A.:   E.   Klotsche,   Bahnmeister  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64. 


Am  1.  November  findet  eine  Zusammenkunft  des  Standesaus- 
schusses statt.  Etwaige  Wünsche  wolle  man  dem  1.  Vorsitzen- 
den Herr  Bahnmstr.  Klotzsche,  Ba.  Chtz.  II  übermitteln.  Zu 
der  für  Mittwoch,  15.  November  angesetzten  Versammlung  sollen 
Standesfragen  besprochen  werden,  es  wird  deshalb  um  recht 
zahlreiche  Beteiligung  gebeten.  Der  Etat  1912  13  liegt  eben- 
falls zur  Einsicht  aus.  Ferner  hat  die  Versammlung  am  18.  X. 
beschlossen,  die  Zeitschrift  „Die  Bauwelt"  für  den  Verein 
ab  1.  X.  1911  zu  abonnieren.  Dieselbe  steht  jedem  Mitgliede 
zur  Verfügung.  Sonntag,  17.  Dezember,  nachmittags  ^i^l>  Uhr, 
wird  Herr  Kollege  Bausekretär  G  e  ß  n  e  r  einen  F  a  c  h  v  o"r  t  r  a  g 
halten,  an  welchen  sich  die  Erledigung  verschiedener  Vereins- 
und Standesangelegenheiten  anschließen  wird.  Das  Thema  und 
die  Tagesordnung  wird  noch  auf  besonderen  Einladungen  be- 
kanntgegeben. Es  wird  aber  gebeten  sich  schon  jetzt  diesen 
Tag  zum  Besuche  dieser  Veranstaltung  vormerken  zu  wollen. 
Die  Beiträge  für  das  4.  Vierteljahr  1911  sind  fällig. 


Wir  erfüllen  hiermit  die  traurige  Pflicht,  anzuzeigen, 
daß  am  7.  Oktober  unser  Mitglied 

Herr  Bautechniker  Ernst  Hermann  Frey 

in  Steglitz  verschieden  ist. 

Ehre  seinem  Andenken ! 

Bezirksverwaltung  Brandenburg. 


Am  13.  Oktober  er.  verschied  nach  langem  Leiden  unser 
Mitglied 

Herr  Stadtbauführer  Otto  Drewenstedt. 

Wir  verlieren  in  dem  Dahingeschiedenen  einen  treuen 
Kollegen  und  eifrigen  Förderer  unserer  Sache  und  werden 
ihm  ein  gutes  Andenken  bewahren. 

Freie  Techniker-Vereinigung  Magdeburg. 


Techn:ker-Verein  Eltmann. 

Wir  erfüllen  hiermit  die  traurige  Pflicht,  unsere  Mitglieder 
und  Verbandskollegen  von  dem  plötzlichen  Ableben  unseres 
Ehrenmitgliedes 

Herrn  Direktor  Konrad  Vetter 

geziemend  in  Kenntnis  zu  setzen.  Der  Verein  betrauert  in 
dem  Dahingeschiedenen  einen  wohlwollenden  Förderer  seiner 
sozialen  Bestrebungen.  Wir  werden  ihm  seines  biederen 
Charakters  wegen  jederzeit  ein  ehrendes  Andenken  bewahren. 

Der  Vorstand. 


Bekanntmachungen  der  Verbandsleitung 

Die  Zusendung  von  Verbandsabzeichen  erfolgt  auf  Wunsch  gegen 
vfiftjlf«         vorherige    Einsendung    von   4,30  M   für    massiv   silberne,    1,60  M 

für  vernickelte  oder  vergoldete  Ausführung.  —  Ebenso  sind 
^V/^wSu  Vorstecknadeln,  das  Verbandsab.?ciclien  in  Größe  tr.igend,  in 
yLl/yMff  vergoldeter  Ausführung  zu  I  M,  in  massiv  silberner  Ausführung 
C^T^aKT  zu  1,80  M  durch  die  Geschäftsstelle  Berlin,  Markgrafeustraße  94, 
^S^fr/         portofrei   zu  beziehen. 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung  sind   von   der  Firma  Berliner 

Buchbinderei  WübbenftCo.,  Berlin  SW.  48,  Wilhelnistraße  9,  zum  Preise 
für  1  M  das  Stück  zuzüglich  50  Pf.  bczw.  25  Pf.  für  Porto  zu  beziehen.  Um 
den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen,  sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A 
mit  Anzeigen,  Decke  B  ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Be- 
stellungen ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird. 

Sammelbüchsen  für  Gaben  zum  Erholungsheim  werden  zum  Stückpreise  von  4,20  M 
portofrei  verabfolgt  durch  Verbandskollegen  Herrn  Bruno  Löser,  Frank- 
furt a.  M. -Sachsenhausen. 

Ansichtspostkarten  vom  Erholungsheim  sind  zum  Preise  von  5  Pf.  für  das  Stück 
durch  Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister  Burkhardt-Sondershausen 
zu  beziehen.  Der  Ueberschuß  durch  den  Verkauf  fließt  zum  Baufonds.  Bestel- 
lungen am  besten  durch  Postanweisung. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 
die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  n  u  r  zu  richten:   An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


704 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  44 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Stellen -Angebote 


Reichsmarineamt : 


Die  Kaiserlichen  Werften  versuchen  Techniker  auf  Grund  eines 
Dienstvertrages  anzustellen,  welcher  von  uns  bezvv.  den  bei  den  Be- 
trieben der  Kaiserlichen  Marine-Intendanturen  beschäftigten  Technikern 
abgelehnt  ist  und  dessen  Aenderung  vom  Reichsmarineamt  zugestanden 
wurde.  Wir  fordern  deshalb  unsere  Mitglieder  erneut  auf,  dahin  zu 
wirken,  daß  keinerlei  Bewerbungen  bei  allen  dem  Reichsmarineamt 
unterstellten  Betrieben  eingehen,  lieber  schwebende  Anstellungs- 
verhandlungen bitten  wir  dringend  um  schleunigste  Benachrichtigung  an 
die  Verbandsleitung.  Die  von  uns  zu  Gunsten  der  Marine- Techniker 
geführte  Bewegung  kann  erst  mit  der  Einführung  eines  unseren  Forde- 
rungen entsprechenden  Dienstvertrages  als  beendet  angesehen  werden. 

=  Konflikt  der  Eisenkonstrukteure:  = 

Infolge  des  zwischen  Berliner  Eisenbaufirmen  und  ihren  technischen 
Angestellten  schwebenden  Konfliktes  ist  unser  Stellennachweis  außer 
den  in  Nr.  42  bekanntgegebenen  Firmen  auch  noch  gesperrt  für: 

A.  G.  Lauchhammer  in  Lauchhammer 
•  Rößemann  &  Kühnemann,  Berlin 
Brettschneider  &  Krügener,  Berhn 
Muth-Schmitt,  Berlin 

Ingenieurbureaus:  Reg.-Baumstr.BrunoSchuIz,Wilmersdorf 

Julius  Nagy,  Friedenau 

Kohlrautz,  Pankow 

Kirch,  Charlottenburg 
Die  Firma  F,  S.  Kasterniann  in  München  müssen  wir 
gleichfalls  sperren.  Dieselbe  hat  die  Arbeitszeit  ihrer  Angestellten  um 
eine  Stunde  verlängert  und  ein  Verbandsmitglied,  das  dagegen  Einwen- 
dungen machte,  gemaßregelt.  Die  Firma  versucht,  die  älteren  Beamten 
systematisch  abzuschieben  und  durch  jüngere  Kräfte  zu  ersetzen. 


(Nur  für  Verbandsniitglieder)i 

I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hoclibau. 

3026  Posen,  Maurer-  u.  Zimmermstr.  sof.  erf.  Bt.,  gut. 
Zeichn.  u.  Statik  f.  Bureau  u.  Baust.  160  bis  180  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  E.  König,  Hohenlohe- 
straße 3. 

3027  Samter  Baugesch.  sof.  tücht.  Bt.,  ledig,  m.  gut.  Hand- 
schrift u.  Erf.  in  Buchführg.  Bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohen- 
lohestraße 3. 

3044  Graudenz,  Kgl.  Beb.  sof.  tücht.  Bt.,  d.  schon  bei 
Hochbauämt.  tätig  war.  Zureisekost.  werd.  n.  gewährt.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E. 
Schulz,   Danzig-Langfuhr,   Hertastr.  17. 

3118  Posen,  Militärbeh.  sof.  zuverlässig.  Bt.,  saub.  Zeichn., 
z.  Anfertig,  v.  Zeichng.  u.  Kostenanschläg.  Tagesdiät.  6  M. 
Steilungsd.  1  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen 
an  Hn.  Bautechniker  König,  Hohenlohestr.  3. 

3178  Oberamtsstadt  i.  Württemberg  sof.  jüng.  Bt.,  ledig, 
f.  Bureau  u.  Baust.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Stuttgart  an   Hn.   H.   Neff,  Stuttgart-Berg,   Rudolfstr.  14. 

3220  Kiel,  Baugesch.  u.  Bautischlerei  sof.  tücht.  T.,  gel. 
Zimni.  Dauernd  u.  angenehm.  150  bis  180  M.  Ang.  ni.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Gch.-Anspr.  Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Kooarg,  Mansa- 
straße  10. 

3221  Meiningen,  Arch.-Bureau  sof.  j.  Baut.,  gut.  Zeichn. 
Ca.  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  'Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 


3222  Zwickau  i.  S.,  Arch.-Bureau  sof.  tücht.  Bt.,  saub. 
Zeichn.^  150  bis  170  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäfts- 
stelle  d.   Bezirksverwaltung   Leipzig,   Thomasring  18. 

3223  kl.  Stadt  im  Regierungsbez.  Bromberg,  Hochbauamt 
sof.  ält.  gew.  Bt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigst.   Bromberg  an   lin.   H.  Neudahl,  Mittelstr.  48. 

3224  Bromberg,  Kgl.  Beh.  sof.  jüng.  Hoch-  u.  Tiefbaut., 
Absolv.  ein.  anerkannt,  preuß.  Bgw.-Schule.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Bromberg,  wie  unt.  3223. 

3230  Lankwitz,  Beh.  sof.  j.  Bauzeichn.  a.  3  Mon,  125  M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgraten- 
straße  94. 

3246  Westfalen,  Amtsbauamt  z.  1.  1.  12  T.  als  Bauamts- 
assistent, Absolv.  ein.  Bgw.-Schule  in  d.  Baupolizei  erf.  Dauernd. 
1900  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  und 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3247  Heiligenstadt  (Eichsfeld),  Beh.  sof.  Bt.  z.  Hilfeleisig, 
bei  Anfertig,  ein.  ausführl.  Entwurf,  u.  Kostenanschlag.,  f.  ein. 
Kirchenerweiterungsbau,  a.  etwa  3  Mon.  Bis  210  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3248  Halle  a.  S.,  Arch.  sof.  2  Hochbaut.  m.  läng.  Bureau- 
praxis, fl.  Zeichn.,  zum  Aufstell,  v.  Kostenanschl.  u.  stat.  Be- 
rechng.  Ca.  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Halle 
an  der  Saale  an  Hn.  L.  Hauschild,  Alte  Promenade  25. 

3249  Posen  sof.  sehr  tücht.  Bt.  Stelig.  v.  läng.  Dauer. 
180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  E. 
König,   Hohenlohestr.  3. 

3250  Weimar  sof.  tücht.  Bt.,  gut.  Zeichn.,  im  Veranschl. 
geübt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-.\nspr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

3251  Ratibor  (Oberschi.)  sof.  tücht.  T.,  selbst.  Arbeit.,  n. 
unt.  25  J.  alt,  in  dauernde  Stellg.,  dem  Gelegenh.  gebot,  ist,  ein 
alt.  Gesch.  selbst  zu  übernehm.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geb.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3252  Elbing,  Beh.  sof.  tücht.  Hochbaut.  Bis  180  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig- 
Langfuhr,  Hertastraße  17. 

3258  Westpreußen,  Hochbauamt  sof.  jüng.  Hochbaut.,  Absol- 
vent ein.  Bgw.-Schule.  Radfahr,  bevorz.  Bis  150  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Danzig  an  Hn.  E.  Schulz,  Danzig-Lang- 
fuhr, Hertastraße  17. 

3260  Elberfeld,  Hochbaufirma  sof.  tücht.  Bauf.,  d.  auch  d. 
Löhnung  d.  Arbeit,  m.  übernimmt.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstraße  86. 

3271  Königsberg  i.  Pr.,  groß.  Bauausführg.  sof.  tücht.  u. 
erf.  Hochbaut.  180  bis  220  M.  Nur  f.  Bewerb.  m.  gut.  Zeugn. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.  an  Hn. 
L.  Pitz,  Hinter  Roßgarten  25. 

3272  Bremen,  Arch.-Bureau  sof.  T.,  in  d.  Anfertig,  v. 
Bauzeichng.,  Kostenanschläg.,  Massenberechn.  u.  stat.  Berechng. 
erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Bremen  an  Hn.  O.  Krause, 
Neustadts  Contrescarpe  Nr.  70. 

3273  Viersen  i.  Rhid.,  techn.  Bureau  ein.  Eisengieß.  sof. 
j.  Bt.  z.  Anfertig,  v.  Zeichng.  u.  Berechng.  \.  kl.  Eisenkonstr., 
Bauguß.  120  bis  150  M.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn. -.^bsclir. 
Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiser- 
straße 86. 

3274  Schivelbein  sof.  Stadtbaut.  f.  Hoch-  u.  Tiefb.  Probe- 
weise zun.  a.  1  J.  Ca.  200  M  einsclil.  Wohnungsg.  Ang. 
mit  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Bordiert,  Barniin- 
straße  16  E. 

3275  Wollstein  i.  Pos.,  Baugesch.  z.  1.  1.  12  jüng.  Bt., 
d.  auch  den  Chef  vertr.  u.  mit  all.  sonstig,  techn.  Arbeit  vertr. 
ist.  Radfahr.  Anfangsgth,  125  M.  Dauernd  Ang.  ni.  Z.ugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  n.  König,  Hohenlohestr.  3. 

3276  Posen,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.  f.  Abrechnungsarbeit, 
a.  läng.  Zeit.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Posen  wie  unt.  3275. 

3277  Pforzheim,  Bauunternehmg.  sof.  Bt.,  ledig,  Absolv. 
ein.  Bgw.-Schule,  gut.  Statik.,  m.  Erf.  in  Werkplän.  u.  Bau- 
führung. 150  bis  180  M,  evtl.  dauernd.  Aug.  m.  Zeugn.-Abschr. 
nn  Hn.  Pli.  Dahl,  Pforzheim,  Holzgartenstr.  133  z.  Weiter- 
beförderung. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,   Heft  45  Schriftleitung:  E,  Rieh.  Schubert,  Berlin.  4.  NoVCITlber  1911 

Inhalt:  Die  Pensionsversicherung  der  Privatbeamten  -  Tönende  Telefunken  -  Reinigung  städtischer  Kanalwässer    -    Wirtschaft  und  Leben    -    Soziale  Bewegung  - 
Standesbiwegung  —  Brief l<asten  -  Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Die  Pensionsversicherung  der  Privatbeamten 


Der  Gesetzentwurf  ist  am  19.  Oktober  zum  ersten  Male 
Im  Reichstag  beraten  worden.  Die  Verhandlungen  wurden 
eingeleitet  durch  ein  Referat  des  Staatssekretärs  Delbrück, 
der  in  Vertretung  des  Reichskanzlers  sprach  und  dessen 
Ausführungen  ungefähr  folgenden  Inhalt  hatten:  Die 
Klasse  der  Privatangestellten,  ein  Produkt  der  wirtschaft- 
lichen Entwicklung  der  letzten  Jahrzehnte,  spielt  eine  so 
wichtige  Rolle  in  der  heutigen  Gesellschaft,  daß  ein  öffent- 
liches Interesse  vorliegt,  diese  Kreise  gegen  die  Wechsel- 
fälle des  Lebens  in  Schutz  zu  nehmen.  Alle  Parteien 
seien  sich  darüber  einig,  daß  ihre  Versicherung  gegen 
Alter  und  Invalidität,  ebenso  die  Fürsorge  für  die  Hinter- 
bliebenen ein  Gebot  der  Notwendigkeit  sei.  Der  vor- 
liegende Gesetzentwurf  mache  den  Versuch,  die  Wünsche 
der  Angestellten  zu  befriedigen.  Der  Minister  gab  eine 
knappe  Darstellung  der  Grundsätze,  auf  denen  dieser  Ge- 
setzentwurf sich  aufbaut.  Der  Personenkreis,  der 
von  der  neuen  Versicherung  erfaßt  werden  soll,  sei  sehr 
schwer  abzugrenzen,  da  die  Privatangestellten  keine  fest 
abgeschlossene  Klasse  bilden,  sondern  die  Grenzen  nach 
oben  und  unten  flüssig  seien.  Von  ihnen  würden  schon 
heute  1,5  Millionen  durch  die  Reichsversicherung  erfaßt, 
nur  500  000  würden  durch  den  Entwurf  zum  erstenmal 
erfaßt  werden,  im  ganzen  kämen  2  Millionen  Personen 
in  Betracht.  Die  besonderen  Bedürfnisse  der  Angestellten, 
z.  B.  die  Frage  der  Grenze  des  Versicherungszwanges,  die 
Frage  nach  der  Verteilung  und  der  Höhe  der  Lasten,  die 
Frage  nach  der  Höhe  der  Leistungen  und  vor  allen  Dingen 
die  Organisation  der  neuen  Versicherung  wären  anders 
als  bisher  zu  behandeln.  Die  erste  Frage,  ob  ein  Ver- 
sicherungszwang ausgesprochen  werden  müsse,  sei  ohne 
weiteres  zu  bejahen,  erstens  weil  das  Auf  und  Ab  der 
Angestellten  auf  der  sozialen  Stufenleiter  wechselvolleren 
Schicksalen  unterworfen  sei,  als  in  anderen  Berufskreisen, 
die  Tendenz  der  Entwicklung  aber  dahin  gehe,  die  Zahl 
der  Selbständigen  immer  mehr  abnehmen  zu  lassen.  Ein 
zweiter  Grund  für  den  Versicherungszwang  sei  dadurch 
gegeben,  daß  die  Leistungsfähigkeit  der  Angestellten- 
versicherung abhängig  ist  von  einer  möglichst  großen  Zahl 
günstiger  Risiken.  Sie  wäre  nur  dadurch  garantiert,  daß 
die  jüngeren  Angestellten,  die  erfahrungsgemäß  sich  sehr 
selten  aus  freien  Stücken  versicherten,  zwangsweise  der 
Versicherung  zugeführt  würden.  Die  Notwendigkeit  der 
Doppelversicherung  begründete  der  Minister  damit,  daß  die 
der  allgemeinen  Versicherung  unterstellten  1,5  Millionen 
durch  die  R.  V.  O.  nicht  jene  Leistungen  empfangen,  die 
ihnen  im  Verhältnis  zu  ihrem  Bildungsgange,  zu  ihren 
Lebensverhältnissen  und  ihrer  sozialen  Stellung  zustehen 
müßten.  Die  Leistungen  der  neuen  Versicherung 
müßten  höher  sein  als  bei  der  Arbeiterversicherung.  Sie 


müssen  hinausgehen  über  das  Existenzminimum,  und  dar- 
aus folge,  daß  eine  Beteiligung  des  Reiches  an  der  Auf- 
bringung der  Kosten  nicht  in  Frage  kommen  könnte.  Eine 
Grenze,  durch  die  jene  Angestellten  ausgeschlossen  würden, 
die  in  besonders  günstigen  Einkommensverhältnissen  leben, 
sei  bei  einem  Einkommen  von  mehr  als  5000  M  an- 
zunehmen. Von  den  Angestellten,  die  dieses  Einkommen 
bezögen,  müssg,  man  annehmen  können,  daß  sie  in  der 
Lage  seien,  sich  selber  bei  der  Privatversicherungs-Gesell- 
schaft  gegen  Alter  und  Invalidität  zu  versichern.  Eine 
entschiedene  Absage  erteilte  der  Minister  den  Bestrebungen 
der  Arbeitszentrale,  so  weit  sie  sich  auf  den  Vor- 
schlag gründeten,  die  Zwangsversicherung  der  Angestellten 
den  Privatversicherungs-Unternehmungen  zu  übertragen. 
Da  es  bei  den  privaten  Gesellschaften  Grundsatz  sei,  die 
Beiträge  nach  den  Risiken  zu  bemessen  und  die  Leistungen 
nach  den  Beiträgen,  so  sei  absolut  keine  Garantie  ge- 
boten, auf  diese  Weise  den  Angestellten  eine  auch  nur 
einigermaßen  brauchbare  Versicherung  zu  schaffen.  Ueber- 
dies  hätten  die  Angestellten  nicht  Gelegenheit,  eine  Kon- 
trolle über  die  Verwaltung  auszuüben.  Es  sei  ihnen  aber, 
als  zum  ersten  Male  die  Frage  nach  der  staatlichen  Ver- 
sicherung auftauchte,  ausdrücklich  eine  weitgehende  Selbst- 
verwaltung versprochen  worden.  Auch  die  Vorschläge,  die 
Privatangestellten-Versicherung  mit  der  R.  V.  O.  organisch 
in  Verbindung  zu  bringen,  erwähnte  der  Minister.  Er  griff 
die  eine  Frage  heraus,  ob  es  zweckmäßig  sei,  die  Recht- 
sprechung der  neuen  Versicherungsanstalten  auf  die  recht- 
sprechenden Organe  der  Arbeiterversicherung  zu  über- 
tragen. Der  Minister  meinte,  dadurch  würde  das  Verfahren 
kompliziert  und  verteuert  werden  und  das  Maß  ehren- 
amtlicher Tätigkeit  würde  ungleich  größer  sein,  als  der 
Entwurf  es  vorschlägt.  Sein  Ergebnis  war,  die  beste  Lösung 
sei  die  Sonderkasse  mit  einer  selbständigen  Verwaltung. 
Sie  allein  könne  am  billigsten  arbeiten  und  ihre  Leistungen 
würden  am  besten  der  wirtschaftlichen  und  sozialen  Stel- 
lung der  Angestellten  entsprechen.  Die  Zulassung  der 
Ersatzkassen  sei  nicht  mehr  zu  umgehen,  da  die  An- 
gestellten, so  weit  sie  schon  heute  privaten  Kassen  an- 
gehören, kein  Interesse  daran  hätten,  diese  Kassen  zu  be- 
seitigen. Andererseits  würde  durch  übertriebene  Zulassung 
von  Ersatzkassen  die  Wirkung  der  Zwangsversicherung 
wieder  aufgehoben,  da  die  schlechten  Risiken  für  die 
allgemeine  Versicherung  übrig  bleiben  würden.  Auf  der 
mittleren  Linie  sei  die  Lösung  zu  finden. 

Soweit  der  Minister.  Am  folgenden  Verhandlungs- 
tag eröffnete  der  Zentrumsabgeordnete  Trimborn  die 
Debatte.  Er  sprach  vom  neuaufkommenden  Mittelstand, 
bezeichnete  die  Pensionsversicherung  als  ein  wesentliches 
Stück  Mittelstandspolitik  und  betonte,  daß  bei  dem  ernsten 


706 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  45 


Vorsatz,  das  Gesetz  in  dieser  Session  zustande  zu  bringen, 
die  unbedingte  NotwendigI<eit  vorläge,  im  Plenum  wie  in 
der  Kommission  sich  nicht  nur  eine  gewisse  Reserve,  son- 
dern eine  große  Reserve  aufzuerlegen.  Man  müsse  sich 
darüber  klar  sein,  daß  das  Gesetz  im  großen  und  ganzen 
so  angenommen  werden  müsse,  wie  es  vorliege.  Auch 
die  Beteiligten  müßten  mit  ihren  Wünschen  Maß  halten. 
Anzuerkennen  sei,  daß  der  Hauptausschuß  dieser  Rück- 
sicht weitgehend  Rechnung  getragen  habe.  Er  v/ürdc  seine 
Verdienste  krönen,  wenn  er  jetzt  Maß  hielte.  Nur  die 
Schwierigkeiten  der  zwangsweisen  Doppel- 
versicherung würden  in  der  Kommission  eingehend 
erörtert  werden  müssen.  Einmal  werde  die  hohe  Be- 
lastung unangenehm  empfunden  werden.  Andererseits' 
müßten  namentlich  hochgelohnte  Arbeiter,  die  an  Vor- 
bildung und  technischem  Können  vielen  Angestellten  mit 
elementarer  Bildung  weit  überlegen  seien,  die  ungleiche 
Behandlung  peinlich  empfinden. 

Auch  der  konservative  Abgeordnete  Freiherr  von 
Richthofen  -  Damsdorf  sprach  nur  ein  paar  Geleitworte 
zu  dem  vorliegenden  Entwurf.  Lob  spendete  er  dem 
Hauptausschuß  für  die  Pensionsversicherung  ,der  Privat- 
angestellten, Lob  auch  der  Siebenerkommission.  Es  sei 
ein  Ehrentag  für  die  Leute,  die  diesen  beiden  Korpo- 
rationen angehört  hätten.  Freilich  müsse  auch  er  die  Mah- 
nung des  Vorredners  unterstreichen;  Maßhalten  solle  der 
Hauptausschuß  in  allen  seinen  Zielen,  da  sonst  die  Mit- 
hilfe der  Parteien  erschwert  oder  das  Gesetz  gar  zum 
Scheitern  gebracht  werde,  und  ihm  sei  schon  zweifelhaft, 
ob  das  Maßhalten  in  allen  seinen  Aeußerungen  der  letzten 
Zeit  voll  zutage  getreten  sei.  Kurz  ging  er  ein  auf  die 
Vorgeschichte  des  Entwurfs  und  streifte  das  Problem,  ob 
derKreis  derAngestellten  richtig  umschrieben  sei. 

Die  schwierigste  Frage  war  ihm  die  Frage  der  Ersatz- 
kassen und  die  Beteiligung  der  privaten  Versicherungs- 
gesellschaften. Für  die  Sozialdemokratie  sprach  der 
Abg.  Schmidt.  Er  äußerte  Besorgnisse,  daß  der  Einfluß 
jener  Korporationen,  der  deutlich  bemerkbar  war  bei  den 
Verhandlungen  über  die  R.  V.  O.,  auch  in  der  Kommission 
sich  werde  geltend  machen.  Die  finanzielle  Be- 
lastung durch  die  Sonderkasse  sei  überaus  hoch,  weni- 
ger Beiträge  würde  die  Angliederung  an  die  Invaliden- 
versicherung erfordern.  Die  Berechnungen  der  Re- 
gierungsvorlage beruhen  auf  sehr  unsicheren  Grundlagen. 
Die  Wirkung  der  Belastung  bei  weiterer  Ausgestaltung 
der  Invalidenversicherung  sei  viel  zu  hoch  angegeben, 
der  Beitragsverfall  falsch  veranschlagt  und  am  unsicher- 
sten die  Berechnung  über  das  Aufrücken  der  Versicher- 
ten in  höhere  Lohnklassen  im  Anschluß  an  die  Invaliden- 
versicherung. Auch  die  Verwaltungskosten  könnten  bei 
einheitlicher  Versicherung  um  die  Hälfte  niedriger  sein. 
Die  Doppel  Versicherung  führe  einen  außerordent- 
lich unglücklichen  Zustand  herbei,  weil  die  Leistungen  und 
der  Zeitpunkt,  von  dem  ab  die  Leistungen  gewährt  würden, 
in  beiden  Versicherungen  verschieden  v.'ären.  Sehr  zu 
bemängeln  sei  die  Möglichkeit  der  Fortsetzung  der 
Versicherung,  wie  sie  der  Entwurf  vorsehe.  Die 
Leistungen  selber  seien  unzureichend.  Grundsätzlich  ab- 
gelehnt werden  sollten  alle  Arten  von  Ersatzkassen. 
Dr.  Stresemann  sprach  für  die  Nationallibe- 
ralen. Auch  er  wandte  sich  gegen  das  Angebot  der 
Lebensversicherungsgesellschaften,  die  mit  ihren  Vor- 
schlägen viel  zu  spät  kämen.  Es  war  gesagt  worden, 
die  Pensionsversicherung  führe  dazu,  daß  die  freie  Ent- 
faltung der  Persönlichkeit  und  die  Selbstverantwortlich- 
keit hintangestellt  würden.  Es  sei  vollkommen  unrichtig, 
daß  der  Wettbewerb  im  Kaufmannsstande  durch  die  Pcn- 
sionsversicherung  aufhöre.   Nicht  die  soziale  Stellung  oder 


das  Aufsteigen  in  dieser  Stellung  werde  garantiert.  Nach 
wie  vor  werde  eine  Auslese  der  'Persönlichkeiten  statt- 
finden, wie  es  bisher  gewesen  sei,  eine  Auslese  der  Tüch- 
tigsten für  die  besten  Posten.  Die  Gewährung  eines 
Reichszuschusses  sei  unberechtigt.  Die  Sonder- 
kasse sei  nach  seiner  Meinung  schon  darum  die  beste 
Form  der  Versicherung,  weil  er  als  Gegner  des  Klassen- 
kampfes gegen  den  Ausbau  sein  müsse,  der  doch  nur  ge- 
wissermaßen der  gemeinsamen  Idee  des  Klassenkampfes 
aller  Angestelltenschichten  in  Deutschland  auch  in  der  Form 
der  Versicherung  das  Siegel  aufdrücken  wolle.  —  Dr. 
M  u  g  d  a  n  von  der  Fortschrittlichen  Volkspartei,  die  Ab- 
geordneten Linz  (Rp.),  Korfanty  (P.),  Raab  (W.  V.),  er- 
klärten den  Entwurf  im  Namen  ihrer  Parteifreunde  als 
eine  brauchbare  Grundlage.  Grundsätzliche  Aenderungen 
wünschte  keiner  der  Herren.  Dann  wurde  der  Entwurf 
derselben  achtundzwanziggliedrigen  Kommission  über- 
wiesen, die  seinerzeit  die  R.  V.  O.  bearbeitet  hatte. 

Der  Hauptausschuß  hat  eine  Reihe  von  Ab- 
änderungsvorschlägen gemacht,  deren  hauptsächlichsten  die 
folgenden  sind: 

1.  Die  Begrenzung  der  Versicherungspflicht  mit  5000  M 
soll  wieder  beseitigt  werden.  Dies  Einkommen  soll 
nur  als  Grenzgehalt  für  die  Bemessung  der.  Bei- 
träge und  Leistungen  gelten. 

2.  Befreit  von  der  Versicherungspflicht  sollen  die  in 
den  Betrieben  des  Staats,  der  Gemeinden  oder  eines 
Trägers  der  reichsgesetzlichen  Versicherung  Beschäf- 
tigten nur  dann  sein,  wenn  die  ihnen  gewährleisteten 
Anwartschaften  auf  Ruhegehalt  und  Hinterbliebenen- 
renten den  Sätzen  des  Versicherungsgesetzes  für 
Angestellte  entsprechen. 

3.  Ebenso  soll  verfahren  werden  bei  den  im  Reichs- 
oder Staatsdienst  vorläufig  beschäftigten  Beamten. 

4.  Der  Bezug  der  Waisenrenten  soll  unabhängig  ge- 
macht werden  von  der  Bedürftigkeit. 

5.  Die  Kalendermonate,  in  denen  ein  Versicherter  nach- 
weislich stellenlos  war,  sollen  als  Beitragsmonat 
gelten. 

6.  Rückerstattung  der  Beiträge  ist  auszuschließen. 

7.  Der  Verwaltungsausschuß  muß  gehört  werden  vor 
der  Ernennung  der  Mitglieder  des  Direktoriums. 

8.  Zulässigkeit  der  Wahl  von  Frauen. 

9.  Erhöhung  der  nach  dem  Gesetz  möglichen  Renten, 
v/obei  die  Beiträge  in  den  acht  Gehaltsklassen  A — I 
auf  2,  4,  6,  8,  15,  18,  25,  30  Mark  festgesetzt  werden 
sollen. 

10.  Beseitigung  der  Ersatzkassen. 

Die  Freie  Vereinigung  stellt  folgende  Forde- 
rungen an  den  Entwurf: 

1.  Genauere  Umschreibung  des  Kreises  der  Versiche- 
rungspflichtigen. 

2.  Verbesserung  der  Bestimmungen  über  die  Weiter- 
versicherung. 

3.  Einwandfreie  Formulierung  des  Begriffs  der  Berufs- 
unfähigkeit. 

4.  Abgestufte  Witwenrenten  nach  dem  Grade  der  Er- 
werbsfähigkeit der  Witwen. 

5.  Verbesserung  der  Bestimmungen  über  Wartezeit  und 
Anwartschaft. 

6.  Berechnung  des  Ruhegeldes  nach  den  Grundsätzen 
der  Invalidenversichenmg. 

7.  Andere  Abmessung  der  Sonderleistungcn  an  weib- 
liche Versicherte. 

8.  Organisatorische  Verbindung  der  Verwaltung  mit  der 
der  Reichsversicherung. 

9.  Ausgestaltung  der  Selbstverwaltungsrechte. 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


707 


10.  Organisatorische   Verbindung  der  Spruchinstanzen 
mit  denen  der  Reichsversicherung. 

11.  Beseitigung  der  Ersatziiassen. 

Der  Arbeitsplan  des  Reichstags  sieht  nun  vor,  daß 
zunächst  eine  Vertagung  bis  zum  7.  November  eintritt;  die 
zweite  Lesung  der  Privatbeamtenvorlage  soll  dann  am 
23.  November  beginnen.  Inzwischen  findet  dfe  erste 
Lesung  in  der  Kommission  statt. 

Von  einer  allgemeinen  Besprechung  hat  die  Kommis- 
sion abgesehen,  es  wurde  sofort  in  die  Beratung  des  §  1, 
der  den  Kreis  der  neuen  Versicherungspflicht  unterstellten 
Gruppen  umschreibt,  eingetreten.  Der  Regierungsvertreter, 
Geh.  Rat  Beckmann,  führte  aus,  daß  alle  Einwendungen, 
die  sich  auf  die  rechnerischen  Grundlagen  des  Entwurfs 
bezögen,  nach  nochmaliger  sorgfältiger  Prüfung  als  nicht 
stichhaltig  angesehen  werden  dürften.  Der  sozialdemo- 
kratische Vertreter  beantragte,  daß  neben  den  Handlungs- 
gehilfen und  -Lehrlingen  auch  die  Bureauangestellten  und 
-Lehrlinge  versicherungspflichtig  sein  sollen.  Der  Antrag 
wurde  angenommen.  Alle  anderen  Wünsche  aus 
den  Kreisen  der  Angestellten,  speziell  die  der  Tech- 
niker und  Werkmeister  blieben  unberücksich- 
tigt. Die  Erhöhung  der  Einkommensgrenze 
wurde  mit  großer  Mehrheit  abgelehnt.    Eine  bessere 


Fassung  des  ganzen  Paragraphen  bleibt  der  zweiten  Lesung 
vorbehalten.  §  9  handelt  von  der  Befreiung  der  i  m 
Dienstdes  Reichs,  der  Bundesstaaten  oder  der  reichs- 
gesetzlichen Versicherungsträger  Beschäftigten,  so- 
weit ihnen  Anwartschaft  auf  Ruhegehalt  und  Hinter- 
bUebenenrente  im  Mindestbetrage  nach  den  Sätzen  der 
niedrigsten  Gehaltsklasse  A  gewährleistet  ist.  Die  An- 
gestellten forderten:  .  .  .  „soweit  ihnen  Anwartschaft  im 
Verhältnis  zu  ihrem  Gehalt  und  entsprechend  der 
Leistungen  dieser  Pensionsversicherung  gewährleistet  ist." 
Die  Kommission  beschloß:  Hier  günstigere  Bedingungen 
festzusetzen,  solle  in  das  Belieben  des  Bundesrats  gestellt 
sein.  §  10  wurde  ohne  wesentliche  Abänderung  an- 
genommen. Ungeregelt  bleiben  die  Verhältnisse  der  An- 
gestellten, die  vom  Ausland  kommen  oder  ins  Ausland 
gehen.  Die  Festsetzung  des  Ruhegelds  wurde  unverändert 
angenommen,  dagegen  §  75,  wonach  die  Witwen- 
rente, soweit  sie  einschließlich  des  Jahresarbeits- 
verdienstes den  Jahresverdienst  des  verstorbenen  Ehe- 
manns übersteigt,  ruhen  sollte,  gestrichen.  Auf  Anfrage 
bemerkte  der  Ministerialdirektor  Caspar,  daß  eine  Zu- 
lassung von  Ersatzkassen  in  einem  weiteren 
als  im  Entwurf  vorgesehenen  Umfange  in 
Aussicht  genommen  sei. 


Tönende  Telefunken 

Von  Oberingenieur  WERNER-BLEINES,  Groß-Lichterfelde-W. 
(Eortsetzung.)*) 


Bis  zu  welcher  Größe  sich  diese  Verstärkungsflaschen 
entwickelt  haben  und  bis  zu  welchem  Umfange  sie  An- 
wendung finden  können,  zeigt  Abb.  18,  welche  die  frühere 
inrichtung  der  Großstation  Nauen  darstellt.  Der 
„Flaschenpark"  von  ehemals  konnte  allerdings  bei  Ein- 
führung des  Systems  der  tönenden  Funken  bei  gleicher 
Leistung  auf  ein  Fünfzehntel  der  Flaschenzahl  herabgesetzt 
werden,  wie  Abb.  18  a  zeigt  (oben  die  bandrollenartige 
Selbstinduktion,  darunter  die  Variometer  und  6xl2Serien- 
funkenstrecken).  Interessant  ist  auch  die  Gegenüber- 
stellung von  Zahlen,  wie  sie  sich  für  diese  Großstation 
von  einst  und  jetzt  ergeben. 

Altes  System  :   Tönende  Funken " 
Leydener  Flaschen      Stück:         360  24 
Primäre  Ladungsenergie 

in  Kilowatt:  35  40 

hiervon   verfügbar  für  die 

Antenne  Kilowatt:       7—8  25 

Funkenfolge  in  der  Sekunde :  20  1000 

Diese  Station  bei  Nauen  ist  nicht  nur  stets  mit  den 
neuesten  Konstruktionen  ausgerüstet,  sondern  es  können 
uch  die  verschiedenen  Typen  in  weitgehendster  Weise 
nd  im  Dauerbetriebe  auf  ihre  Leistungsfähigkeit  geprüft 
erden.  So  hat  man  mit  „tönenden  Funken"  und  der  Type 
ür  25  Kilowatt  Antennenenergie  in  südlicher  Richtung 
nach  Schiffen  Depeschen  auf  4000  km  hin  und  nach  der 
weniger  gebirgigen  Westseite  sogar  auf  etwa  5000 km 
übertragen;  wie  denn  von  Bord  des  deutschen  Dampfers 
„Bosnia"  berichtet  wird,  daß  auf  der  Höhe  von  Hahfax 
—  bereits  hinter  der  Marconi-Riesenstation  in  Canada  — 


•)  S.  Heft  41  und  42. 


die  Nauener  Signale  noch  deutlich  genug  gehört  wurden. 
Es  erwies  sich  damit  auch  in  der  Praxis  eine  Ueberlegen- 
heit  des  Systems  der  tönenden  Löschfunken  gegenüber 
dem  von  Marconi.  Auf  Grund  sachlicher  Erwägungen 
ist  daher  auch  das  mit  viel  geringerem  Aufwände  an 
Material  und  Energie  arbeitende  neue  Telefunkensystem 
für  ein  radiotelegraphisches  Netz  in  Australien  und 
Neu-Seeland  angenommen  worden  und  zurzeit  werden 
die  vier  Großstationen  Sydney,  Bluff,  Doubtleß  Bay  und 
Fremantle  damit  versehen. 

Aus  den  Nauener  Versuchen  hat  sich  auch  ergeben, 
daß  die  Funkendepeschen  über  Land  und  namentlich 
hohe  Gebirge  etwa  dreimal  soviel  Energie  für  gleiche 
Reichweite  erfordern  als  die  „Funksprüche"  über  See. 
Nachttelegramme  dagegen  benötigen  weit  weniger  Energie 
als  die  am  Tage  übermittelten  Depeschen  und  die  An- 
nahme ist  gerechtfertigt,  daß  die  elektrischen  Wellen  mit 
den  am  Tage  durch  den  Stand  der  Sonne  veranlaßten 
elektromagnetischen  Strömungen  und  Gewittern  Kämpfe 
zu  bestehen  haben,  denen  sie  nur  schwer  —  zeitweise  über- 
haupt nicht  —  gewachsen  sind.  Auch  von  den  Marconi- 
stationen  ist  bekannt,  daß  sie  den  Atlantischen  Ozean 
des  Nachts  schon  mit  etwa  5  KW  Schwingungsenergie 
überbrücken  können,  während  am  Tage  bis  zu  250  KW, 
erforderlich  sind. 

Daß  die  Funkentelegraphie  aber  noch  zuverlässiger 
sein  kann  als  mancher  Drahttelegraph,  hat  die  jetzt  von 
den  Italienern  in  Tripolis  zerstörte  Station  D  e  r  n  a  ge- 
zeigt. Gleich  ihrer  Gegenstation  Patara  in  Kleinasien 
wurden  sie  als  die  ersten  Funkstationen  in  Tropen-  bezw. 
subtropischem  Gebiete  errichtet  und  mit  dem  früheren 
Telefunkensystem  versehen.    Die  beiden  von  Derna  aus- 


708 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  45 


Abb.  18.    Alter  Sender  in  der  Großstation  Nauen 


Abb.  ISa.    Neuer  Sender  in  der  Oroßstation  Nancn 


gehenden  Drahttclcgraphen  sind  allen  Zufälligkeiten  des 
dortigen  Klimas  und  Störungen  mannigfachster  Art  aus- 
gesetzt, so  daß  sie  an  Zuverlässigkeit  bei  weitem  von 


der  Telefunkenstation  übertroffen  wurden.  In  Zukunft 
wird  man  auch  für  den  überseeischen  Verkehr  die  Funk- 
stationen nicht  mehr  an  der  Küste,  sondern  außerhalb 
der  Schußweite  von  Schiffsgeschützen,  im  Landinnern 
aufstellen. 

Im  Januar  1911  wurde  auch  auf  den  Philippinen- 
Inseln  bei  Manila  eine  Telefunkenstation  errichtet,  die 
nicht  nur  über  See  —  z.  B.  bis  Japan  und  Tsingtau, 
etwa  2000  km  —  Nachrichten  übermittelt,  sondern  auch 
mit  den  fahrbaren  Funkenkarren  in  telegraphischen  Ver- 
kehr tritt,  da  die  Drahttelegraphen  häufig  von  den  Auf- 
ständischen zerstört  werden  und  die  teueren  Kabelverbin- 
dungen zwischen  den  Inseln  untereinander  und  nach  dem 
Festlande  leicht  durch  Sturm  und  Brandung  Schaden  er- 
leiden. Ein  Blick  auf  Abb.  19  zeigt  außerdem,  wie  ein- 
fach sich  der  direkte  Nachrichtenverkehr  nicht  nur  für 
di^  nach  allen  Seiten  erstreckende  Schiffahrt,  sondern 
auch  mit  festen  oder  fahrbaren  Landstationen  gestaltet. 
Finanziell  ist  es  geradezu  ausgeschlossen,  daß  man  alle 
Küstenplätze,  die  schon  im  Interesse  der  Schiffahrt  all- 
mählich mit  Funkstationen  w^ohl  ausgerüstet  werden,  unter- 
einander oder  auch  nur  mit  einem  Punkte  durch  Kabel 
verbindet.  Die  mit  tönenden  Löschfunken  arbeitende  Sta- 
tion Manila  benötigt  nur  eine  elektromotorische  Kraft  von 
3  bis  4  KW  (1,5  KW  Antennenenergie),  also  nur  soviel 
wie  ein  Paar  Bogenlampen.   (Vgl.  Abb.  20.) 

Es  ist  wohl  leicht  erklärlich,  daß  solche  Ergebnisse 
nicht  nur  ein  gründliches  Studium  der  in  Betracht  kom- 
menden Naturgesetze  erfordern  und  sich  nur  auf  einer 
hochentwickelten  Technik  aufbauen  können,  sondern  daß 
auch  die  Apparate  bezw.  Systeme  und  Typen  vor  ihrer 
weiten  Reise  ins  Ausland  einer  gründlichen  Dauerprüfung 
unterzogen  werden  müssen.  Es  ist  dies  noch  ein  Haupt- 
zweck der  in  Abb.  19  a  dargestellten  Großstation  Nauen, 
bei  welcher  die  ausgestrahlte  Antennen-Energie  bis  auf 
35  Kilowatt  gesteigert  werden  konnte. 

Mit  dem  100  m  hohen  Mast  sinrf'  Reichweiten  von 
über  5200  km  erzielt,  was  umso  höher  zu  werten  ist,  als 
die  Station  mitten  im  Lande  steht  und  neben  den  durch 
unsere  kulturellen  Einrichtungen  geschaffenen  Hindernissen 
noch  hohe  Gebirgszüge,  wie  die  Pyrenäen  und  der  Balkan 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


700 


Abb.  19 


überwunden  werden  können  und  Schiffe  die  Depeschen 
gut  aufzunehmen  im  Stande  sind. 

Ein  solcher  Nachrichtenverkehr  ist  schon  mit  Schiffs- 
stationen von  30  bis  35  m  Masthöhe  möglich,  und  zwar 
konnte  auf  die  Entfernung  von  5200  km  eine  kleinere 
Schiffs  -  und  Landstation,  wie  sie  Abb.  20  zeigt, 
noch  Telegramme  in  Empfang  nehmen.  Rechts  unten 
formt  ein  Elektromotor  von  4  PS  und  mit  1500  Touren 
für  220  Volt  Gleichstrom  die  Energie  in  Wechselstrom 
von  500  Perioden  um,  die  dem  vorn  stehenden  2  Kilowatt- 
Generator  dann  ebenfalls  mit  220  Volt  Spannung  ent- 
nommen werden.  Der  Anlasser  zum  Motor  ist  handbereit 
links  am  Tisch  angebracht,  während  der  Tourenregu- 
lator an  der  rechten  Seite  befestigt  ist.  Daselbst  steht 
obenauf  der  Spannungsregler  für  die  Wechselstrom- 
maschine und  davor  der  Taster,  mit  welchem  die  Morse- 
zeichen in  die  weite  Welt  hinausgesandt  werden,  hörbar 
von  jedem,  der  das  geeignete  elektrische  Ohr  dazu  besitzt 
und  darauf  abstimmt.  Ueber  den  Maschinen  sind  die 
Hochfrequenzsicherungen  in  Röhrenform  und 
darüber  die  Schalttafel  mit  den  Meßapparaten,  Ausschaltern 
und  Sicherungsstöpseln  sichtbar.  In  der  Ecke  steht  auf 
zwei  gut  isoHerten  Leydener  Flaschen  der  Sender.  Ueber 
ihnen  ist  die  Serienfunkenstrecke  und  davor  die  Draht- 
windungen der  Selbstinduktion  für  den  Erregerkreis 
auf  Porzellanisolatoren  befestigt.    Ein  Draht  führt  zu  der 


flachen  Spule  eines  Schiebevariometers  mit  zwei  „festen 
Wellen".  Damit  verbunden  sind  die  beiden  ebenfalls 
flachen  Spulen  der  Antennenverlängerung  (Vario- 
meter-Induktion), von  wo  ein  Draht  am  Schalter  des  Emp- 
fängers vorbei  zur  Antenne  führt.  Zwischen  Tisch  und 
Sender  stehen  noch  primäre  Drosselspulen  und  darüber 
ein  Transformator,  der  gleich  einem  Induktor  die  Hoch- 
spannung des  Wechselstromes  bewirkt.  Der  aufsteigende 
Draht  des  Gegengewichts  führt  über  ein  Hitzdraht- 
amperemeter  zur  Selbstinduktion  bezw.  den  Antennen- 
spulen (vgl.  Schema  der  Abb.  9). 

Im  Vergleich  zu  der  umfangreichen  Sendevorrichtung 
nitnmt  also  der  auf  dem  Tische  links  stehende  Emp- 
fänger nur  wenig  Raum  ein.  Einige  hierzu  gehörige 
wertvolle  Nebenapparate  verdienen  indes  noch  besonderer 
Erwähnung  und  sollen  für  sich  in  einem  Schlußartikel  dar- 
gestellt und  besprochen  werden. 

Zunächst  sei  noch  bezüglich  der  Großstation  Nauen 
erwähnt,  daß  die  hier  mit  dem  neuen  System  der  „tönen- 
den Löschfunken"  angestellten  Dauerversuche  —  ins- 
besondere im  Verkehr  mit  einer  5000  km  entfernten  Station 
und  den  nach  Südamerika  und  Indien  fahrenden  Schiffen 
(beispielsweise  auch  während  der  Reise  des  Deutschen 
Kronprinzen)  —  so  günstig  ausgefallen  sind,  daß  man 
neuerdings  noch  eine  Vergrößerung  der  Reichweite  be- 
schlossen hat.    Hierfür  wird  der  auf  einer  Marmorkugel 


710 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  45 


Abb.  19a.    Qroßstation  Nauen  bei  Berlin  mit  bisher  100  m  hohem  Turm 


balancierende  eiserne  Turm,  der  „Einsiedler  von  Nauen" 
genannt,  von  100  m  (vgl.  Abb.  19  a)  auf  1Q6  m  erhöht, 
was  also  ungefähr  der  zehnfachen  Höhe  eines  Großstadt- 
hauses entspricht.  Da  gleichzeitig  beabsichtigt  ist,  noch 
größere  Energien  als  bisher  zu  verwenden,  die  dann  mittels 
Kabel  von  Charlottenburg  aus  zugeführt  werden,,  dürfte 
es  unter  anderem  möglich  sein,  direi<t  mit  unseren  afri- 
kanischen Kolonien  in  funkentelegraphischen  Nach.ichten- 
verkehr  zu  treten. 

Dadurch  wird  Uer  Meinungsaustausch  unabhängig  von 
der  jetzt  die  Meere  überbrückenden  Kabeltelegraphie,  die 
namentlich  in  Kriegszeiten  leicht  unterbrochen  werden 
kann,  außerdem  aber  der  Kontrolle  der  jeweiligen,  oft 
fremdländischen  Telegraphengeselischaften  unterliegt,  was 
besonders  bei  Staatsdepeschen  seine  Schattenseiten  hat. 
Der  italienisch -türkische  Krieg  hat  neuerdings 
wieder  gezeigt,  wie  langsam  sich  eine  oft  wichtige  Kunde 
von  Land  zu  Land  über  das  Meer  hin  verbreitet,  wenn  nicht 
die  moderne  Funkentelegraphie  die  Vermittking  übernimmt. 
Aber  auch  über  eine  vom  Kriege  berührte  Gegend  hinweg, 
über  Gebirge  und  Klippen,  Wüsten  und  Urwald  trägt 
die  elektrische  Welle  schnell  und  sicher  eine  Nachricht 
nach  allen  gewünschten  Richtungen  hin.  So  wie  Eng- 
land täglich  zur  bestimmten  Zeit  seiner  Mittelmeerfloite 
Anweisungen  zugehen  läßt  und  sie  so  vor  ähnlichen  Ueber- 
raschung^i  schützt,  wie  sie  den  beiden  türkischen  Tor- 
pedobooten vor  Prevesa  zuteil  wurden,  wird  es  in  Zukunft 
noch  mehr  als  bisher  möglich  sein,  die  deutsche  Kriegs- 
flotte über  wichtige  politische  Vorgänge  auf  dem  Laufen- 
den zu  erhalten.  Etwaige,  durch  die  Ereignisse  überholte 
Befehle  können  während  der  Fahrt  auf  hoher  See  ab- 


geändert werden,  solange  das  Schiff  im  Bereiche  einer 
Sendestation  ist.  Die  Umwandlung  der  Großstation  Nauen 
dürfte  bis  Anfang  1912  beendet  sein. 

Für  die  deutsche  Handelsmarine  ist  in  dieser 
Hinsicht  auch  das  Jahr  1911  bedeutungsvoll,  da  im  Januar 
unter  Beteiligung  maßgebender  Weltfirmen  und  Persönlich- 
keiten die  „Deutsche  Betriebs-Gesellschaft  für  drahtlose 
Telegraphier  gegründet  wurde,  welche  nicht  nur  —  unter 
Benutzung  des  Systems  der  „tönenden  Löschfunken",  der 
Patentrechte  Marconis  (London)  und  der  „Compagnie  de 
Telegraphie  sans  Fil",  Brüssel  —  in  Zukunft  einheitlich 
betrieben  werden,  sondern  auch  in  der  Lage  sind,  ihre 
Mitteilungen  durch  die  in  England  und  Italien  noch  mit 
Monopolrecht  ausgestatteten  Marconistatationen  weiter- 
befördern zu  lassen.  (Bisher  mußten  die  deutschen  Schiffe 
beide  Systeme  an  Bord  führen.) 

Je  mehr  funkentelegraphische  Stationen  in  Tätigkeit 
sind,  um  so  deutlicher  treten  die  Vorzüge  des  neuen, 
des  tönenden  Telefunkensystems  in  Erscheinung.  Zu  der 
größeren  Störungsfreiheit  gegenüber  atmosphäiischen  Ein- 
flüssen und  fremden  Depeschen  sowohl  als  Störungen 
durch  absichtlich  hervorgerufene  elektrische  Wellen  ist 
jetzt  noch  eine  neue  Vorrichtung  hinzugetreten,  welche 
nach  Art  chiffrierter  Telegramme  eine  Geheim- 
haltung der  Nachrichten  auch  dann  gewährleistet,  wenn 
die  Zeichen  von  fremder  Seite  aufgefangen  werden.  Das 
Verfahren  gleiclit  dem  des  Typendruckers,  wie  er 
bei  der  Drahttelegraphie  (insbesondere  auch  für  größere 
Zeitungsredaktionen)  Eingang  gefunden  hat.  Die  De- 
peschen werden  dann  nicht  wie  bisher  mit  viel  Zeitverlust 
erst  in  Chiffre-Schrift  umgewandelt  und  am  Ankunftsort 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


711 


zurückübersetzt,  sondern  es  wird  ohne  weiteres  „gefunkt". 
iWenn  aber  auf  die  Tasten  a,  b,  c  gedrückt  wird,  gelangen 
die  Morsezeicfien  für  x,  y,  z  in  den  weiten  Raum  hinaus, 
oder  n,  k,  p,  je  nachdem  die  Tastatur  eingestellt  ist. 
Jeder  Empfangsapparat,  welcher  auf  die  Wellenlänge  des 
Senders  eingestellt  ist,  wird  zwar   die  Depesche  lesen 


können,  enträtseln  aber  kann  sie  nur  die  Station,  welcher 
der  „Schlüssel"  bekannt  ist.  Letzterer  kann  natürlich 
jederzeit  auf  Verabredung  geändert  werden,  wodurch  einem 
Verrat  des  Geheimnisses  vorgebeugt  wird. 

(Schluß  folgt.) 


Reinigung  städtischer  Kanalwässer 

iVon  cand.  ing.  KARL  HALLER,  Stuttgart-Cannstatt. 


Eine  der  schwierigsten  Aufgaben  der  Stadtverwal- 
ungen  ist  neben  einer  einwandfreien  Trinkwasserversor- 
gung die  zweckmäßige  Unterbringung  und  Reinigung  der 
Kanalwässer.  Vielfach  ist  die  Ansicht  verbreitet,  daß  es 
vollständig  genüge,  solche  Abwässer  auf  dem  einfachsten 
und  bequemsten  Wege  nach  dem  nächstgelegenen  Fluß 
zu  leiten  und  dort  sich  selbst  zu  überlassen.  Ein  solches 
Verfahren  hat  aber  erhebliche  Mißstände  hinsichtlich  der 
Verunreinigung  der  Flüsse  zur  Folge. 

Bis  ins  19.  Jahrhundert  hatte  man  sich  um  die  Ab- 
wässer wenig  oder  gar  nicht  gekümmert;  jeder  half  sich 


mit  der  Beseitigung  seines  Unrats,  wie  er  eben  konnte 
und  wie  es  ihm  am  bequemsten  schien.  Hierin  trat  erst 
mit  Einführung  der  Wasserklosetts  anfangs  des  IQ.  Jahr- 
hunderts eine  Aenderung  ein.  So  machte  z.  B.  London 
die  Einführung  dieser  Klosetts  1860  obligatorisch.  Andere 
größere  Städte  folgten  diesem  Beispiele.  Die  Folge  waren 
äußerst  unhaltbare  und  gesundheitsschädliche  Zustände. 
Die  Hausbesitzer  zogen  es  sowohl  der  Billigkeit  als  der 
Bequemlichkeit  halber  vor,  an  den  Gruben  Ueberläufe 
anzubringen  und  auf  diese  Weise  die  Fäkalien  ohne 
weiteres    in    die  Straßenrinnen  und  Straßenkanäle,  die 


712 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  45 


keineswegs  hierfür  geschaffen  waren,  abzuführen.  Die 
Folge  war,  daß  die  Abwässer  dort  in  Fäulnis  übergingen 
und  üble  Gerüche  entwickelten.  Ein  gutes  Resultat  haben 
diese  Verhältnisse  aber  immerhin  dadurch  gezeitigt,  daß 
man  begann,  statt  der  ganz  regellosen  und  unsystemati- 
schen Kanalisation,  die  nur  den  einen  Zweck  verfolgte, 
all  den  Unrat  auf  kürzestem  Wege  dem  nächsten  Ge- 
wässer zuzuführen,  eine  regelrechte  unterirdische  Ent- 
wässerung durchzuführen,  welche  auch  den  hygienischen 
Forderungen  einer  Stadt  Rechnung  trug. 

Das  allgemeine  Bestreben  der  gewaltig  heranwachsen- 
den großen  Städte  und  der  stark  aufblühenden  Industrie, 
ihre  von  Jahr  zu  Jahr  zunehmenden  Unratsstoffe,  Schmutz- 
und  Abwässer  in  die  Wasserläufe  zu  leiten,  legten  dem 
Staat  die  Pflicht  einer  sorgfältigen  Ueberwachung  der 
Flüsse  auf.  Andererseits  steht  aber  der  weittragenden 
hygienischen  Bedeutung  der  Reinhaltung  der  Flüsse  die 
Tatsache  entgegen,  daß  für  die  Städte  und  Fabriken 
Möglichkeiten  geschaffen  werden  müssen,  die  erwähnten 
Abfallstoffe  loszuwerden.  Oft  ist  eine  andere  Möglich- 
keit als  die  Einleitung  der  Abwässer  in  die  öffenthchen 
Wasserläufe  nicht  vorhanden.  Der  Not  und  dem  gesetz- 
lichen Zwange  gehorchend  sind  nun  eine  Menge  von 
Abwässer-Reinigungsverfahren  ersonnen  worden.  Nach- 
stehend sollen  nur  die  wesentlichsten  Gesichtspunkte  Er- 
wähnung finden. 

Bei  den  Erörterungen  über  die  Art  der  Kanalwasser- 
behandlung sind  vornehmlich  folgende  Faktoren  zu  be- 
rücksichtigen : 

a)  die  Beschaffenheit  und  Menge    des  entstehenden 
Abwassers, 

b)  die  Art  der  Vorflut, 

c)  der  Grad  der  verlangten  Abwasserreinigung  und 

d)  die  Oertlichkeit,  für  welche  die  Reinigung  des  Ab- 
wassers in  Frage  kommt. 

Hierbei  kann  bei  bestehenden  Kanalisationen  die  Be- 
schaffenheit und  Menge  des  Abwassers  ohne  weiteres 
durch  Augenschein,  Messung  und  Untersuchung  fest- 
gestellt werden. 

Von  entscheidender  Bedeutung  sowohl  auf  die  Art 
als  den  Umfang  der  Abwasserreinigung  ist  die  Beschaffen- 
heit des  Vorfluters.  Wenn  Abwässer  in  einen  großen  und 
wasserreichen  Fluß  geleitet  werden  sollen,  wird  man  sich 
mit  Rücksicht  auf  die  Selbstreinigung  des  Flusses  mit 
einem  weit  geringeren  Grade  der  Abwasserreinheit  be- 
gnügen können,  als  dies  bei  einem  kleinen  Flüßchen  der 
Fall  wäre.  Außer  den  erwähnten  Gesichtspunkten  ist  auch 
die  Höhenlage  des  Vorfluters  zum  Kanalnetz  und  zur 
Reinigungsanlage  von  wesentlicher  Bedeutung,  denn  es 
ist  ohne  weiteres  klar,  daß  Anlagen  mit  genügendem 
Gefälle  bedeutend  vorteilhafter  einzurichten  und  zu  be- 
treiben sind  als  solche  mit  beschränktem  oder  unzureichen- 
dem Gefälle.  Hieraus  resultiert,  daß  bei  der  Wahl  der 
Oertlichkeit  für  den  Bau  solcher  Anlagen  große  Sorgfalt 
und  Umsicht  erforderlich  ist.  Wenn  z.  B.  in  der  Nähe 
einer  Stadt  große  ebene  Landflächen  mit  gut  durchlässigem 
Boden  vorhanden  sind,  deren  Erwerb  keinen  zu  großen 
Kostenaufwand  verursacht,  so  wird  wohl  die  Anlage  von 
Rieselfeldern  das  Gegebene  sein,  wenn  die  Zuleitung 
der  Abwässer  mit  natürlichem  Gefälle  erfolgen  kann. 
Kommt  dagegen  für  Herstellung  einer  solchen  Anlage 
nur  eine  Fläche  von  mäßiger  Ausdehnung  in  Frage,  so 
können  'die  Abwässer  entweder  mechanisch  oder  biologisch 
gereinigt  werden.  Sehr  oft  ist  auch  eine  Kombination 
beider  Verfahren  zweckmäßig. 

Für  die  Abwasserreinigung  kommen  im  wesentlichen 
drei  Verfahren  in  Betracht; 


1.  die  chemische  Abwasserreinigung, 

2.  die  mechanische  „ 

3.  die  biologische  „ 

Die  chemische  Reinigungsmethode  hat  im 
ganzen  keine  befriedigenden  Resultate  ergeben;  besonders 
mit  Rücksicht  auf  die  Fischerei  und  die  Landwirtschaft 
haben  sich  ganz  erhebliche  Nachteile  gezeigt. 

Bei  schnellfließenden  und  wasserreichen  Flüssen 
genügt  es  meist  unter  sonst  günstigen  Verhältnissen,  die 
Abwässer  einer  mechanischen  Klärung  zu  unter- 
ziehen, die  im  wesentUchen  im  Abfangen  der  gröberen 
Schwimm-  und  Sinkstoffe  und  in  der  Zurückhaltung  des 
Sandes  besteht.  Dies  wird  durch  Rechen,  Gitter,  Siebe, 
Sandfänge  und  dergl.  erreicht.  Die  weitere  Behandlung 
des  Abwassers  besteht  dann  außer  dieser  Grobreini- 
gung hauptsächlich  darin,  den  Schwebestoffen  im  Wasser 
durch  Reduzierung  der  Geschwindigkeit  und  durch  wieder- 
holte Unterbrechung  des  gleichmäßigen  Fließens  Zeit 
zum  Absetzen  zu  geben. 

Eine  Folge  der  mannigfachen  Schwierigkeiten,  die  sich 
bezüglich  der  Beseitigung  und  Unterbringung  des  Ab- 
wasserschlammes aus  den  Absitzbecken  bei  der  mecha- 
nischen Klärung  ergaben,  ist  das  sog.  Faulverfahren, 
welches  darin  besteht,  daß  man  den  Abwasserschlamm 
in  den  Absitzbecken  einige  Zeit  liegen  läßt,  wodurch  er 
dann  in  Gärung,  Fäulnis  und  Auflösung  übergeht.  Das 
ergibt  eine  bedeutende  Raumverminderung  der  Schlamm- 
massen, die  auf  die  rege  Tätigkeit  zahlreicher  Bakterien 
zurückzuführen  ist.  Als  Nachteil  des  in  Deutschland  weit 
mehr  angewendeten  Faulverfahrens  gegenüber  dem  Absitz- 
verfahren wird  die  oft  bedeutende  Geruchsbelästigung  an- 
gegeben, die  sich  aber  durch  Ueberdecken  der  Faulräume 
immerhin  wesentlich  reduzieren  läßt. 

Das  Faulverfahren  ist  im  Vergleich  zu  anderen  Me- 
thoden kein  selbständiges  Abwasserreinigungsverfahren, 
sondern  lediglich  eine  vorbereitende  Methode  für  eine 
weitere  Nachreinigung  in  biologischen  Körpern  und  für  eine 
Desinfektion.  Es  entlastet  die  für  die  endgültige  Reinigung 
bestimmten  Anlagen  durch  Fernhaltung  ungelöster  Stoffe 
in  mindestens  ebenso  hohem  Maße  wie  das  Absitz^er- 
fahren  und  befördert  die  Vergasung  und  Mineralisierung 
der  im  Rohabwasser  gelösten  organischen  Stoffe.  Die 
Sedimente  werden  durch  den  Faulprozeß  meist  in  eine 
inoffensive,  leicht  drainierbare  Substanz  verwandelt.  Als 
Nachteile  des  Faulbetriebs  wären  zu  erwähnen,  daß  die 
Abflüsse  aus  den  Faulbecken  stets  fauligen  Charakter 
haben  und  bei  jeder  Bewegung  und  Durchlüftung  durch 
Freiwerden  von  Fäulnisgasen  üblen  Geruch  verbreiten. 
Die  nachträgliche  biologische  Reinigung  der  Faulkammer- 
abflüsse vollzieht  sich  weniger  günstig  als  diejenige 
frischer  Abwässer,  und  mit  Rücksicht  auf  die  gesundheit- 
lichen Verhältnisse  ist  die  Ansammlung  faulender  Stoffe, 
wie  sie  in  Faulkammern  geschieht,  besonders  dann  ein 
empfindlicher  Nachteil,  wenn  die  Anlage  in  unmittelbarer 
Verbindung  mit  Wohnhäusern  steht. 

Auf  ein  weiteres  Verfahren  der  Abwasserreinigung, 
das  sog.  Berieselungsverfahren,  soll  hier  des  beschränkten 
Raumes  halber  nicht  weiter  eingegangen  werden. 

Im.  nachstehenden  möge  nun  noch  dasjenige  Ver- 
fahren Erwähnung  finden,  das  sich  in  neuerer  Zeit  immer 
mehr  einführt,  die  biologische  Reinigung.  Dieses 
Verfahren  besteht  im  wesentlichen  darin,  daß  die  vor- 
gereinigten Abwässer  auf  Filtern  mit  porösen  und  luft- 
durchlässig aufgebauten  Steinen  —  Schlacken  —  Koks  — 
oder  Kiesmassen  in  Verbindung  gebracht  werden.  Sehr 
wesentlich  bei  diesem  künstlichen  biologischen  Verfahren 
ist  die  Beschaffenheit  und  Größe  des  Füllmaterials  der 


il 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


713 


3  30L. 


o 

fO 

vi 


'\bb.  1.  Grunariß 


Abb.  2.    Schnitt  c-d 


sog.  Oxydationskörper.  Ein  zu  weiches  Material  wird 
infolge  des  Drucks  der  darüber  liegenden  Massen  leicht 
zerfallen,  was  durch  die  Einwirkung  des  Abwassers  und 
des  Frostes  noch  unterstützt  wird.  Das  Zerfallen  des 
Füllmaterials  bewirkt  aber  durch  die  entstehenden  kleinsten 
Teilchen  eine  Verstopfung  der  Oxydationskörper,  welche 
dadurch  unwirksam  werden  und  dann  durch  neues  Füll- 
material ersetzt  werden  müssen.  Als  Füllmaterial  werden 
in  der  Regel  Schlacken,  Koks,  Kalksteine,  Ziegelsteine  und 
Basalttuff  verwendet,  wobei  sich  Schlacke  und  Koks,  ihrer 


Porosität  und  rauhen  Oberfläche  wegen,  am  zweckmäßig 
sten  erwiesen  haben. 

Den  Reinigungsvorgang  beim  biologischen  Verfahren 
kann  man  so  auffassen,  daß  die  organischen  Stoffe  in 
den  Filtern  oder  Oxydationskörpern  zunächst  festgehalten 
und  dann  unter  Mitwirkung  von  Bakterien  und  der  Lufl 
oxydiert  werden.  Man  unterscheidet  hauptsächlich  zwei 
Arten  dieses  biologischen  Verfahrens,  das  intermittierende 
Oxydationsverfahren  —  auch  Stauverfahren  genannt  — 
und  das  Tropf  verfahren.    Das  erstere  Verfahren  unter- 


714 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  45 


7*— H  m^.70-^ 


Abb.  3.    Schnitt  a-b 


scheidet  sich  vom  Tropfverfahren  namentlich  dadurch, 
daß  dort  das  Wasser  durch  periodische  Ueberstauung  der 
Filterbetten  mehrere  Stunden  im  Oxydationskörper  stehen 
bleibt,  während  beim  letzteren  Verfahren  das  Abwasser 
nur  durch  den  Oxydationskörper  hindurchsickert  und  den- 
selben sofort  wieder  verläßt.  Das  Stauverfahren  setzt 
demnach  dichte  Umfassungswände  des  Filters  voraus, 
während  Tropfkörper  ganz  freistehend  errichtet  werden 
können. 

Die  Filterbetten  werden  gewöhnlich  aus  Filtermassen 
aufgebaut,  deren  Korngröße  bei  Tropfkörpern  nicht  unter 
25  mm  beträgt,  während  Staufilter  besonders  in  der  obersten 
Deckschicht  bedeutend  feinere  Massen  (1  bis  2  mm  Korn- 
größe) erhalten.  Um  einer  Verschlammung  vorzubeugen, 
geht  man  zweckmäßig  so  vor,  daß  man  die  unteren 
Schichten  aus  grobkörnigem  Material  herstellt  und  all- 
mählich nach  oben  die  Korngröße  verringert. 

Von  den  mannigfachen  Konstruktionen  solcher  An- 
lagen sei  im  nachstehenden  eine  solche  neuesten  Datums 
beschrieben,  wie  dieselben  mit  bestem  Erfolg  in  Württem- 
berg ausgeführt  werden.  Diese  Anlage  stellt  eine  Haus- 
kläranlage dar,  welche  aber  im  Prinzip  mit  den  biologi- 
schen Anlagen  zur  Reinigung  städtischer  Kanalwässer 
vollständig  identisch  ist. 

Die  in  den  Abb.  1  bis  3  konstruktiv  und  mit  Maß- 
asgaben  dargestellte  biologische  Kläranlage  ist  für  12  5001 
Abwasser  pro  Tag  bemessen.  Die  Abwässer  stammen 
aus  einem  öffentlichen  Gebäude.  Das  Abwasser  gelangt 
von  der  Sammelgrube  mittels  eines  80  cm  breiten 
Ueberfalls  in  die  zweite  Faulgrube;  ein  vorgelegtes 
0,30  m  tief  eintauchendes  und  0,20  m  über  den  Wasser- 
spiegel sich  erhebendes  Tauchbrett  verhindert  den  Ablauf 
der  Schwimmdecke.  Den  Uebergang  von  der  zweiten 
Faulgrube  nach  dem  Oxydationskörper  vermittelt  ein 
T-Rohrstück.  Das  Wasser  gelangt  dadurch  in  den  Ab- 
lauf, von  diesem  in  die  Verteilungsrinne  und  aus  dieser 


in  die  Tropfrinnen.  Die  Verteilungsrinnen  sind  0,15  m 
breite  U-Eisen,  die  in  Abständen  von  0,30  m  im  Boden 
eingesetzte  Rohrstützen  haben,  deren  Oberkanten  in  inrcr 
Höhenlage  so  eingestellt  werden,  daß  ein  ganz  gleich- 
mäßiges Abtropfen  auf  die  ganze  Länge  gleichzeitig  statt- 
findet. Die  quer  zu  den  Verteilungsrinnen  laufenden  Tropf- 
rinnen (T)  sind  aus  auf  der  Kante  aufgestellten  L-  Eisen 
gebildet,  auf  deren  oberen  Kanten  in  Abständen  von  0,05  m 
derart  Kerben  eingefeilt  sind,  daß  ein  Abtropfen  auf  deren 
ganzen  Länge  gleichmäßig  erfolgen  kann. 

Der  Oxydationsköjper  besteht  den  amtlichen  Vor- 
schriften entsprechend  aus  Schlacken  und  hat  1,50  m 
Schüttungshöhe.  Unten  ist  er  mit  einem  Belüftungsraum 
von  0,20  m  Höhe  unterbaut.  Dieser  Belüftungsraum  be- 
steht aus  Kanälen,  die  durch  Ueberdecken  der  Filter- 
schachtsohle (in  dieser  Anlage  ist  diese  mit  Betonplatten 
überdeckt)  gebildet  werden.  Das  Sohlengefälle  beträgt, 
wie  in  'den  Abbildungen  ersichtlich,  2oo.  Im  Kontrollschacht 
dieser  Anlage  ist  der  Ablaufboden  als  Mischrinne  für 
etwa  nötige  Desinfektionen  ausgebildet  worden.  Am  Ende 
dieser  Mischrinne  liegt  ein  0,40  m  tiefer  Schacht,  aus 
dem  Wasserproben  für  Untersuchungszwecke  entnommen 
werden  können  und  in  'dem  zugleich  die  Ablaufvorrichtung 
nach  dem  Vorfluter  angebracht  ist.  Die  Frischluftzuführung 
erfolgt  hier  durch  den  städtischen  Entwässerungskanal, 
während  die  sich  im  Oxydationsraum  bildenden  schlechten 
Ausdünstungen  in  einem  besonderen  Rohr  über  Dach  ge- 
führt werden.  Die  Entlüftung  der  Faulgruben  erfolgt 
durch  eine  Entlüftungsleitung  des  Klosettfallstranges.  In 
der  Abdeckung  der  Gruben  sind  einige  Einsteigöffnungen 
angeordnet,  um  die  zeitweisen  Entleerungen  der  Gruben 
und  die  nötigen  Tiltererneuerungen  bequem  ausführen 
zu  können. 

Anmerkung.  Benützte  Literatur :  Böhm,  Entwässe- 
rung der  Ortschaften. 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


715 


Vi  V:  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ::  :: 


Techniker  im  Rechnungswesen 

In  den  Heften  35,  38,  3Q  und  45  des  vorigen  Jahr- 
ganges hatten  wir  verschiedenen  Anregungen  und  Mei- 
nungsäußerungen zu  der  Frage  der  Berufung  von  Tech- 
nikern in  die  obersten  „Staatsrechnungsrevisorstellen" 
Raum  gegeben.  Da  dürfte  nun  die  Mitteilung  von  Interesse 
sein,  daß  in  den  Reichslanden  Elsaß-Lothringen,  wie  wir 
von  unterrichteter  Seite  erfahren,  bereits  seit  zwei  Jahren 
Techniker  für  das  Rechnungswesen  angestellt  sind.  Dies 
kam  so.  Die  drei  Bezirkspräsidien  in  Straßburg,  Metz 
und  Colmar  unterbreiteten  dem  Kaiserlichen  Ministerium 
für  Elsaß-Lothringen  seinerzeit  gemeinsam  einen  Antrag 
um  Zuziehung  von  Technikern  zum  Rechnungswesen,  mit 
der  Begründung,  die  Regierungssekretäre  seien  infolge 
Ueberlastung  nicht  in  der  Lage,  die  Bauabrechnungen  und 
Bauanschläge  der  Gemeindebauten  kalkulatorisch  zu  prüfen 
und  festzustellen,  andererseits  ginge  den  Sekretären, 
insbesondere  den  Anwärtern,  die  nötige  Sicherheit  in  der 
Auflösung  der  technischen  Eormeln,  Klammerausdrücke, 
Potenzen  usw.  ab.  Es  empfehle  sich  daher  dringend, 
Techniker,  die  in  derartigen  Rechnungen  Gewandtheit  be- 
säßen, für  diese  Arbeiten  zu  verwenden.  Das  Ministerium 
pflichtete  diesen  Vorschlägen  nach  eingehender  Prüfung 
bei,  um  so  eher,  als  sich  ergab,  daß  tatsächlich  häufig 
große  Fehler  in  der  kalkulatorischen  Feststellung  der  Bau- 
anschläge und  Bauabrechnungen  unterlaufen  waren  und 
dieses  zu  langwierigen  Auseinandersetzungen  geführt  hatte. 

Seit  zwei  Jahren  ist  nun  je  ein  Techniker  dem  Bezirks- 
präsidium in  Straßburg,  Metz  und  Colmar  überwiesen. 
Vorbedingung  für  die  Anstellung  war  die  Absolvierung 
einer  sechssemestrigen  Kaiserlichen  oder  Königlichen  Bau- 
gewerkschule und  eine  mehrjährige  Praxis  als  Bausekretär 
oder  in  ähnlicher  Stellung.  Die  Techniker  unterstehen 
direkt  dem  Kaiserl.  Ministerium  in  Straßburg,  ihre  Be- 
rechtigung als  Kalkulatoren  ist  die  sogen,  beschränkte  und 
hat  nur  für  das  Bauwesen  Gültigkeit.  Ihre  Tätigkeit  be- 
steht ausschließlich  in  der  rechnerischen  Prüfung  und 
Feststellung  der  Bauabrechnungen  und  -Anschläge  und 
in  deren  Richtigkeitsbescheinigung.  Sie  sind  gleichzeitig 
die  letzte  Instanz  für  die  kalkulatorische  Prüfung,  da  die 
Bauanschläge  usw.  der  Gemeindebauten  der  Oberrech- 
nungskammer nicht  vorgelegt  zu  werden  brauchen.  Die 
Stellung  dieser  Techniker  ist  durchaus  selbständig,  da  sie 
durch  ihre  Unterschrift  für  etwaige  entstehende  Irrtümer 
haften  Das  Anfangsgehalt  beträgt  200  M  monatlich  und 
soll  in  bestimmten  Zeitabschnitten,  die  noch  nicht  genau 
geregelt  sind,  steigen.    Es  ist  Aussicht  vorhanden,  daß 

'   die  Stellen  später  etatsmäßig  werden,  wenn  auch  bindende 
Zusicherungen    in    dieser  Hinsicht    noch  nicht  gemacht 

•    wurden.    Die  feste  Anstellung  ist  allerdings  dringend  zu 
wünschen,  besonders  im  Hinblick  darauf,  daß  diese  tech- 

^   nischen  Arbeiter  durch  ihre  einseitige  Arbeitsleistung  der 
Praxis  allmählich  entfremdet  werden  und,  falls  sie  den 

,  Posten  verlassen  oder  dieser  ihnen  aufgekündigt  wird, 
nur  schwer  wieder  eine  andere  Stellung  erhalten. 

Seit  der  Einführung  dieser  Kalkulator-Stellungen  haben 
die   häufigen   Beanstandungen   von   Rechenfehlern  voll- 

^  ständig  aufgehört.    Wir  begrüßen  diese  Einrichtung  in 

1    Elsaß-Lothringen  im  Interesse  des  Technikerstandes  freu- 
dig und  hoffen,  daß  andere  Behörden  das  Beispiel  bald 

I  nachahmen. 


SOZIALE  BEWEGUNG  :::::::::: 


Die  Werkpensionskassen 
innerhalb  der  Pensionsversicherung 
werden  von  der  Sozialen  Praxis  einer  vorzüglichen 
Kritik  unterworfen.    Im  vierten  Oktoberheft  schreibt  Dr. 
Clauß : ' 


Während  bei  der  Arbeiterversicherung  fast  jeder,  für 
den  ein  Heilverfahren  in  Frage  kommt,  auch  der  Kranken- 
versicherungspflicht unterliegt,  so  daß  Krankenunter- 
stützung und  Heilbehandlung  vielfach  nacheinander  ein- 
treten, ist  dies  bei  den  Privatangestellten  nicht  der  Fall, 
sobald  ihr  Gehalt  2500  M  (nach  der  Reichsversicherungs- 
ordnung) übersteigt.  Bei  der  Privatangestelltenversiche- 
rung wird  also  voraussichtlich  die  Heilbehandlung  noch 
eine  bedeutungsvollere  Rolle  spielen  als  bei  der  Arbeiter- 
versicherung. Wie  sollen  und  werden  sich  nun  ins- 
besondere die  Werkpensionskassen  zur  Frage  der  Heil- 
behandlung stellen?  Die  Ersatzkassen  dürfen  nach  dem 
Entwurf  nur  dann  zugelassen  werden,  wenn  ihre 
Leistungen  den  reichsgesetzlichen  Leistungen  min- 
destens gleichwertig  und  in  dieser  Höhe  gewähr- 
leistet sind.  Die  neue  Versicherung  leistet,  abgesehen 
vom  Heilverfahren,  Ruhegeld,  Witwen-  und  Waisen- 
renten, die,  wie  die  Begründung  (S.  154)  sagt,  völlig 
verschieden  bewertet  werden  müssen.  Da  auch  in  manchen 
Fürsorgefällen  dem  Ruhegeld  besondere  Bedeutung  bei- 
gelegt werde  und  die  Hinterbliebenenrenten  minder  hoch 
bewertet  würden  und  umgekehrt  und  da  auch  die  Warte- 
zeit für  die  Erlangung  des  Anspruchs  auf  die  Leistungen 
sehr  verschieden  sei,  so  müßten,  sagt  die  Begründung 
weiter,  deshalb  bei  Prüfung  der  Gleichwertigkeit  nicht 
notwendig  die  einzelnen  Leistungen  getrennt  verglichen 
werden.  Vielmehr  werde  der  Wert  der  Anwartschaft  der 
Kassenmitglieder  auf  die  satzungsmäßigen  Leistungen  dem 
Werte  der  Anwartschaft  auf  die  reichsgesetzlichen 
Leistungen  gegenübergestellt  werden  dürfen.  Sollte  es 
etwa  hiernach  möglich  sein,  den  Wert  der  übrigen 
Leistungen  so  hoch  einzuschätzen,  daß  das  Heilverfahren 
bei  den  Ersatzkassen  fortfallen  könnte?  Wir  lesen,  wie 
wir  ausdrücklich  betonen  wollen,  dies  nicht  aus  den  Worten 
der  Begründung  heraus,  wir  nehmen  also  an,  daß  auch 
jede  Ersatzkasse  verpflichtet  ist,  das  Heilverfahren  zu  ge- 
währen. Nun  vergegenwärtige  man  sich  aber  einmal,  was 
das  heißt.  Bisher  hat  noch  kein  einziges  Institut,  das 
als  Ersatzkasse  in  Betracht  kommen  kann,  ein  Heilverfahren 
eingerichtet,  das  auch  nur  einigermaßen  den  Anforderungen 
des  Entwurfs  entspricht.  Künftig  aber  muß  jede  Ersatz- 
kasse jedem  ihrer  Mitglieder  —  denn  eine  Auswahl  der 
Risiken  gibt  es  ja  nach  den  Bestimmungen  des  Gesetzes 
nicht  —  sobald  es  erforderlich  erscheint,  das  Heilverfahren 
gewähren.  Das  bedeutet  eine  Belastung,  die  im  voraus 
gar  nicht  zu  schätzen  ist,  eine  Belastung,  an  die  keine 
Kasse  bisher  gedacht  hat.  Und  zwei  weitere  Fragen 
drängen  sich  hier  auf.  Wie,  d.  h.  auf  welche  Art  und 
Weise  soll  die  Heilbehandlung  gewährt  werden?  Wir 
sehen,  daß  die  Landesversicherungsanstalten  Millionen  und 
Abermillionen  festgelegt  haben,  um  zunächst  nur  einmal 
bescheidene  Heilerfolge  aufzuweisen,  und  wir  wissen 
längst,  daß  ohne  besondere  Heilanstalten  die  Heilerfolge 
noch  viel  schlechter  wären.  Was  sollen  die  Werk- 
pensionskassen tun?  Werden  sich  die  Heilanstalten  der 
Landesversicherungsanstalten  bereit  erklären,  die  Privat- 
angestellten aufzunehmen?  Zu  welchen  Sätzen?  Wird 
dann  nicht  wieder  das  Bedenken  auftauchen,  daß  die  Privat- 
angestellten infolge  ihrer  „gehobenen"  Stellung  nicht  mit 
den  übrigen  Versicherten  in  einen  Topf  geworfen  werden 
dürfen?  Oder  will  man  etwa  die  sämtlichen  Werkpensions- 
kassen und  ähnlichen  Einrichtungen  künstlich  zu  neuen 
Riesenverbänden  zusammenschweißen,  damit  sie  nur  ja 
wieder  als  ein  unausrottbarer  Pfahl  in  der  natürlichen 
Organisation  unserer  nationalen  Versicherung  stabilisiert 
werden?  Und  selbst  wenn  alle  diese  Bedenken  mehr 
technischer  Natur  glücklich  gelöst  werden  könnten:  wird 
nicht  jeder  Angestellte  einer  privaten  Ersatzkasse  sich 
scheuen,  auf  Heilbehandlung  zu  dringen,  wenn  er  sich  sagen 
muß,  daß  er  dadurch  nicht  nur  das  Vertrauen  in  seine 
Leistungsfähigkeit  bei  seinem  Chef  erschüttert,  sondern  daß 
er  dadurch  auch  die  Kasse  in  einer  Weise  belastet,  die 
er  doch  nur  dann  verantworten  kann,  wenn  er  sich  bei 
der  betreffenden  Firma  in  einer  Lebensstellung  befindet  und 
auch  bei  ihr  bleiben  will?  Und  welchem  Chef  soll  man 
zumuten,  für  einen  Angestellten  Aufwendungen  zu  dessen 


1 


716 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Hell  45 


Gesundung  zu  machen,  obwohl  er  weiß,  daß  ihm  der  An- 
gestellte, sobald  er  gesund  geworden,  kündigen  kann? 
Hier  liegt  eine  neue  Möglichkeit  vor,  Abhängigkeiten  zu 
schaffen,  die  unbedingt  vermieden  werden  muß. 

Wenn  man  sich  alle  diese  Fragen  vergegenwärtigt,  so 
muß  man  zu  der  Ueberzeugung  kommen,  daß  schon  die 
Frage  der  im  Volksgesundheitsinteresse  so  notwendigen 
Heilbehandlung  zur  Ablehnung  aller  privaten  Versiche- 
rungseinrichtungen als  Ersatzkassen  führen  muß,  daß  alle 
diese  Pensionseinrichtungen,  gleichgültig  ob  sie  schon  be- 
stehen oder  erst  geschaffen  werden,  nur  als  Zuschußkassen 
zugelassen  werden  dürfen,  und  daß  auch  abgeschlossen 
oder  noch  abzuschließende  Lebensversicherungen  ebenfalls 
nur  unier  diesem  Gesichtspunkte  betrachtet  v/erden  dürfen. 
Es  wird  von  den  Interessenten  an  den  Ersatzkassen  immer 
darauf  hingewiesen,  daß  man  in  der  gegenwärtigen  Zeit, 
wo  alles  nach  Staatshilfe  schreit,  nicht  jede  selbsttätige 
soziale  Regung  unterdrücken  dürfe.  Nichts  ist  törichter 
als  der  Einwand  gerade  von  dieser  Seite.  Die  Zwangs- 
versicherung bei  der  Reichsanstalt  soll  nur  das  Versiche- 
rungsminimum leisten,  aber  diese  zwangsweise  Versiche- 
rung soll  auch  den  Versicherungsgedanken  popularisieren 
und  ihn  in  Kreise  hineintragen,  wo  er  bisher  noch  nicht 
Fuß  gefaßt  hat,  und  da  bietet  sich  wirklich  sozial  denken- 
den Arbeitgebern  mit  ihren  Werkpensionskassen  ein  un- 
geheuer weites  Feld,  segenstiftend  zu  wirken,  da  können 
dann  die  Werkpensionskassen  Anstalten  werden,  um  die 
Angestellten  an  ihre  Werke  zu  fesseln,  aber  nicht  in  Un- 
freiheit, sondern  in  Freiheit.  Also  nochmals:  Reichstag, 
werde  hart  in  dieser  Frage! 


::  ::    STANDESBEWEGUNG       ::  :: 


Schwarze  Listen  der  Groß  industriellen 

Anläßlich  des  Konflikts  der  Berliner  Eisenkonstruk- 
teure stellten  wir  fest,  daß  der  Verband  der  Metall- 
industriellen eine  Anzahl  technische  Angestellte  durch 
schwarze  Listen  in  Acht  und  Bann  getan  habe.  Schwarze 
Listen  wiesen  wir  früher  schon  den  preußischen  Staats- 
betrieben nach  und  heute  geben  wir  einer  Mitteilung  Raum, 
die  die  „Fränkische  Tagespost"  enthielt. 

„Es  ist  uns  ein  Fall  bekannt  geworden,  der  den 
dringenden  Verdacht  begründet,  daß  unter  den  Groß- 
industriellen Abmachungen  bestehen,  die  darauf  hinaus- 
gehen, technisch-industrielle  Angestellte,  die  sich  in  einem 
Betrieb  auf  irgendwelche  Weise  „mißliebig"  gemacht 
haben,  mit  der  Aushungerung  zu  bestrafen.  Ein  Tech- 
niker, der  früher  bei  der  Firma  Gebr.  Bing  angestellt  war, 
ließ  sich  durch  fortvi^ährende  Anzapfungen,  daß  er  dem 
Bund  der  technisch-industriellen  Beamten  angehöre  und 
daß  man  solche  Leute  nicht  im  Betriebe  dulde  —  übrigens 
ist  das  gar  nicht  wahr,  der  Mann  ist  leider  unorganisiert  — 
zu  einer  unüberlegten  Aeußerung  hinreißen,  die  seine  so- 
fortige Entlassung  herbeiführte.  Soweit  wäre  die  Sache 
in  Ordnung,  man  kann  der  Finna  nicht  das  Recht  bestreiten, 
jemanden,  der  sie  beleidigt,  zu  entlassen,  wenn  auch  in 
diesem  Falle  der  Milderungsgrund  der  vorausgegangenen 
Reizung  vorliegt  und  es  gar  nicht  unschön  gewesen  wäre, 
in  Anbetracht  dieser  Tatsache  Nachsicht  zu  üben.  Aber 
man  scheint  sich  mit  der  Strafe  der  Entlassung  nicht  zu 
begnügen,  sondern  dem  Mann  die  Lebensmöglichkeit  übei-- 
haupt  abschneiden  zu  wollen.  Dieser  schwere  Verdacht 
wird  begründet  dadurch,  daß  der  Betreffende  seit  seiner 
vor  vielen  Monaten  erfolgten  Entlassung  in  keinem  anderen 
Betriebe  mehr  unterkommen  kann,  obwohl  er  vorzügliche 
Qualifikationszeugnisse  aufzuweisen  hat.  Schon  im  Februar 
hat  er  in  den  Schuckertwerken  nachgefragt,  und  man  zeigte 
dort  auch  anfangs  Neigung,  ihn  einzustellen,  als  man  ihn 
aber  gefragt  hatte,  bei  wem  er  früher  beschäftigt  gewesen 
sei  und  darauf  ans  Telephon  gegangen  war,  hieß  es  plötz- 
lich, man  müsse  sehr  bedauern,  es  sei  nichts  für  ihn  frei. 
Aehnlich  erging  es  ihm  in  anderen  industriellen  Etablisse- 
ments.   Eine  kürzliche  erneute  Nachfrage  bei  Schuckert 


hatte  dasselbe  negative  Ergebnis,  auch  hier  deutete  das 
ganze  Verhalten  des  Firmenvertreters  darauf  hin,  daß  man 
den  Mann  wohl  brauchen  könnte,  daß  aber  der  Einstellung 
ein  geheimes  Hindernis  im  Wege  stehen  müsse.  Der  Be- 
treffende ist  Familienvater  und  hat  drei  Kinder  zu  ernähren; 
durch  die  monatelange  Stellungslosigkeit  ist  er,  der  früher 
in  guten  Verhältnissen  war,  in  eine  äußerst  bedrängte  Lage 
gekommen  und  er  sieht  keinen  Ausweg,  wie  er  sich  daraus 
retten  kann.  Eine  Korporation,  die  ihn  wenigstens  einiger- 
maßen über  Wasser  halten  könnte,  hat  er  nicht  hinter 
sich,  denn  er  hat  es  ja  früher,  als  er  noch  in  Stellung  war, 
nicht  für  nötig  gehalten,  sich  zu  organisieren.  Jetzt  aber 
wird  ihm  vielleicht  klar  geworden  sein,  daß  man  eine 
Pflicht  gegen  sich  selbst  und  gegen  seine  Familie  er- 
füllt, wenn  man  sich  mit  seinesgleichen  zusammenschließt, 
um  Uebergriffe  des  Unternehmertums  abzuwehren  und  sich 
für  Notlagen  einen  Rückhalt  zu  sichern. 

Die  Art  aber,  wie  eine  Millionenfirma,  deren  Eigen- 
tümer noch  nie  die  Not  am  eigenen  Leibe  empfunden 
haben,  einen  ehemaligen  Angestellten  verfolgt  und  zur 
Aushungerung  verurteilt,  verdient  die  schärfste  Ver- 
urteilung." 

*  « 

* 

Ein  neuer  Streich  gegen  das  Koalitionsrecht ! 

Schon  seit  Wochen  gelangten  an  uns  Mitteilungen, 
daß  das  Arbeitgebertum  planmäßig  gegen  uns  und  die 
andere  Organisation  unserer  Berufsgenossen  vorgehe.  Die 
schwarzen  Listen  aus  Anlaß  des  Konflikts  der  Berliner 
Eisenkonstrukteure,  das  hinterhältige  Vorgehen  gegen  den 
Steigerverband  waren  Beweise  genug  für  die  dunklen  Pläne 
des  Unternehmertums. 

Da  kommt  aus  Sterkrade  die  Nachricht,  daß  die  „Gute- 
hoffnungshütte" den  Anfang  machen  wolle,  ihren  tech- 
nischen Angestellten  die  Koalitionsfreiheit  zu  rauben.  Das 
Unternehmen  hat  seinen  Sitz  in  Oberhausen.  Hier  ver- 
richteten dienstfertige  Oberingenieure  und  Bureauvorstände 
schon  seit  einiger  Zeit  die  entwürdigende  Tätigkeit,  für 
die  Direktion  die  Organisationszugehörigkeit  ihrer  ihnen 
unterstellten  Kollegen  auszuspüren.  Verschiedene  Austritte 
aus  der  Organisation  sind  dieser  niedrigsten  Gesinnungs- 
schnüffelei zuzuschreiben.  Man  hält  es  kaum  für  möglich, 
daß  sich  die  Oberingenieure  auf  Aufforderung  des  Werkes 
dieser  verwerflichen,  ja  entehrenden  Aufgabe  unterziehen. 
Und  doch  verhält  es  sich  so! 

Wir  versuchten  uns  in  einem  Schreiben  an  die  General- 
direktion Gewißheit  darüber  zu  verschaffen,  ob  die  leiten- 
den Beamten  diese  Ausfragerei  auftragsgemäß  erledigten. 
Auf  dieses  Schreiben  ging  keine  Antwort  ein,  sondern  die 
Werkleitung  holte  hiernach  zum  Schlage  gegen  die  An- 
gestellten aus,  deren  Organisationszugehörigkeit  die  ge- 
sinnungstüchtigen oberen  Angestellten  erschnüffelt  hatten. 

Am  25.  Oktober  erhielten  die  im  B.  t.-i.  B.  organisierten 
Kollegen  durch  ihre  Bureauvorstände  ein  Formular  vor- 
gelegt, das  zur  Abmeldung  aus  dem  Bunde  dienen  sollte, 
mit  der  strikten  Aufforderung  der  Ausfüllung!  „Hier- 
durch verpflichte  ich  mich  sofort  aus  dem  B.  t.-i.  B.  aus- 
zuscheiden." Was  Recht  als  Staatsbürger,  was  Koalitions- 
freiheit! Wir  sind  die  Herren  und  ihr  seid  die  Knechte, 
die  nur  gehorchen  müssen!  Und  wie  gings  den  Verbands- 
mitgliedern? Der  Vorsitzende  unseres  Zweigvereins 
Sterkrade,  der  in  der  Abteilung  „Brückenbau"  der 
„Gutehoffnungshütte"  beschäftigt  ist,  wurde  zum  allgewal- 
tigen Fabrikleiter  gerufen  und  ihm  aufgetragen,  bis  spä- 
testens zum  Abend  zunächst  selbst  aus  dem 
D.  T.-V.  auszutreten  und  weiterhin  ein  Verzeich- 
nis sämtlicher  Verbandsmitgiiedcr  mit 
deren  Austrittserklärungen  vorzulegen;  im 
Weigerungsfall  sollte  unverzüglich  die  Entlassung  aus- 
gesprochen werden.  So  hat  sich  die  Direktion  nicht  ge- 
scheut, den  Vertrauensmann  der  Organisation 
zu  zwingen,  seinen  eigenen  Verein  zu  zerstören.  Diese 
Zumutung  ist  so  ungeheuerlich,  daß  ihr  aus  der  langen 
Kette  der  Organisationsverfolgungen  nichts  ähnliches  an 
die  Seite  gestellt  werden  kann. 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


717 


Während  der  Mittagspause  desselben  Tags  kamen  die 
Angestellten  in  einer  Werkversammlung  zusammen.  Ver- 
bandsmitglieder und  Bundesmitglieder  berieten  gemeinsam. 
Mit  31  gegen  3  Stimmen,  bei  3  Stimmenthal- 
tungen, beschloß  man,  den  Angriff  der 
Werkdirektion  auf  die  persönliche  Freiheit 
zurückzuweisen!  Das  wurde  in  einem  Schriftstück 
niedergelegt,  das  mit  31  Unterschriften  versehen  an  die 
Werkleitung  eingereicht  wui'de : 

„Die  unterzeichneten  Mitglieder  des  B.  t.-i.  B.  und  des 
D.  T.-V.  erklären  hiermit  nach  reiflicher  Ueberlegung,  daß 
es  ihnen  nicht  möglich  ist,  Ihrem  Wunsch  nach  Austritt 
aus  den  Organisationen  zu  entsprechen.  Wir  haben  in 
den  Organisationen  z.  T.  recht  bedeutende  Rechte  er- 
worben, haben  außerdem  die  Empfindung,  daß  es  unserer 
Ehre,  unserem  Rechte  als  Staatsbürger  widerspricht,  auf 
einfachen  Befehl  hin,  Beschlüsse  zu  fassen,  die  außerhalb 
des  Rahmens  unserer  Dienstverpflichtungen  liegen." 

Noch  am  gleichen  Tage  erhärteten  die  Unterzeichner 
ihren  Entschluß,  namentlich  ermutigt  durch  das  Interesse, 
das  eine  Anzahl  Parlamentarier  aller  Richtungen  für  den 
Fall  bekundete.  Und  doch  sollten  die  Organisationen  eine 
Enttäuschung  erleben,  die  niemand  erwartet  hatte.  Die 
31  Kollegen,  die  begeistert  versprochen  hatten,  unter  dem 
Schutze  ihrer  Organisationen  ihr  Staatsbürgerrecht  ver- 
teidigen zu  wollen,  gaben  am  andern  Tage  dem  Druck  der 
Werkleitung  nach  und  verließen  ihre  Verbände.  Wir 
kennen  die  Seelenqualen  gar  manches  Kollegen,  der  noch 
zu  schwach  war,  angesichts  seiner  Familie  dem  Wetk 
gegenüber  den  Kopf  hochzutragen! 

Die  Herren  der  „Qutehoffnungshütte"  haben  die  An- 
gestellten —  besiegt  — ,  nein,  die  Angestellten  sind  ver- 
gewaltigt worden.  Vergewaltigt  hat  man  euch  mit  den 
„Wohlfahrtseinrichtungen".  Die  Werkpensionskassen,  die 
sich  in  ihrem  angeblichen  Zwecke  nur  selten  bewährten, 
sie  bewährten  sich  hier  als  Fessel,  die  dem  Arbeitsverhält- 
nis der  Großindustrie  den  Stempel  modernen  Sklaven- 
tums aufdrückt.  Den  „Wohlfahrtseinrichtungen"  des  Groß- 
kapitals und  den  schwarzen  Listen  unterlagen  die 
Schwachen,  deren  Selbstbewußtsein  durch  die  Bevor- 
mundung, Kontrolle  und  Gesinnungsriecherei  durch  Jahre 
hindurch,  gebrochen  war. 

Wo  bleibt  hier  das  Recht?  Wer  schützt  diese  Ab- 
hängigen vor  den  überspannten  Machtbegriffen  des  Groß- 
kapitals? Kollegen,  merkts  doch  endlich,  euch  schützt 
das  Gesetz  nicht!  Das  Gesetz  bestraft  euch,  wenn 
ihr  so  handeln  würdet  wie  diese  „Gutehoffnungshütte", 
es  schützt  aber  die  selbstherrlichen  Industriegewaltigen! 
Prägt  euch  doch  die  Ungerechtigkeiten  der  §§  152  und 
153  der  Gewerbeordnung  ein  und  begreift,  das  euch  nur 
die  Macht  zum  Recht  verhelfen  wird,  die  wir  uns  in 
unseren  Organisationen  schaffen.  Daß  wir  noch  schwach 
sind,  das  nutzen  die  Unternehmer  aus.  Noch  konnten  sie  es, 
aber  jeder  solcher  Fall  stärkt  unser  Kampfbewußtsein  und 
unsern  Freiheitsdrang.  Jeder  solche  maßlose  Uebergriff 
gegen  unsere  Freiheit  als  Staatsbürger  muß  eine  Antwort 
in  dem  Masseneintritt  in  die  Organisation  finden!  Davor 
bangt  das  Unternehmertum  und  es  versucht  erneut,  die 
Gesetzgebung  in  seinen  Dienst  zu  stellen,  um  zu  retten, 
was  durch  rohe  Gewaltakte  wie  in  Sterkrade  nicht  ent- 
gültig erreicht  werden  kann. 

Der  Entwurf  eines  neuen  Strafgesetzbuchs  soll  wieder- 
um dem  Kampf  gegen  uns  dienstbar  gemacht  werden. 
Der  Zentralverband  deutscher  Industrieller  hat  eine  Ein- 
gabe gemacht,  die  erstrebt,  den  §  241  folgendermaßen  zu 
fassen:  „Wer  durch  gefähriiche  Drohung  einen  andern 
in  seinem  Frieden  stört,  wird  mit  Gefängnis  oder  Haft  bis 
zu  einem  Jahre  oder  mit  Geldstrafe  bis  zu  1000  M  bestraft. 

Einer  gefährlichen  Drohung  im  Sinne  des  ersten  Ab- 
satzes macht  sich  auch  derjenige  schuldig,  der  es  unter- 
nimmt, Arbeitgeber,  Arbeitnehmer,  Arbeitsstätten,  Wege, 
Plätze,  Bahnhöfe,  Wasserstraßen,  Häfen  oder  sonstige 
Verkehrsanlagen  planmäßig  zu  überwachen." 

Darum  hat  man's  so  eilig,  von  diesem  Reichstage 
noch  die  Novelle  zum  Strafgesetzbuch  erledigen  zu  lassen, 


weil  damit  der  Koalitionsfreiheit  für  immer  das  Genick 
gebrochen  werden  soll!  Wer  damit  droht,  die  Arbeit  ein- 
stellen zu  wollen,  um  seine  Lage  zu  verbessern,  der  soll 
wie  ein  gemeiner  Erpresser  bestraft  werden!  Angestellte, 
merkt  ihrs  noch  nicht,  wohin  der  Weg  führt?  Bäumt 
sich  in  euch  nicht  endlich  der  freie  Mensch,  der  Staats- 
bürger, der  selbstbewußte  Arbeiter  auf?  Wir  nennen  uns 
geistige  Arbeiter  und  machen  dem  stolzen  Wort  so 
wenig  Ehre!  Die  Not  der  Zeit  möge  uns  alle  lehren, 
unsere  Kräfte  zu  brauchen,  die  dann  nicht  gering  sind, 
wenn  alle  zusammenstehen. 

Wären  dort  in  Sterkraae  alle  organisiert  gewesen, 
wir  wollten  den  Generaldirektor  sehen,  der  gewagt  hätte, 
uns  als  Knechte  zu  behandeln.  Sterkrade  ist  ein  Schandmal 
der  Großindustrie  mehr,  ein  Kainszeichen  für  die  schwäch- 
lichen Hörigen,  die  uns  verließen,  Sterkrade  kann  aber  auch 
ein  Wegzeichen  sein,  das  die  Angestelltenbewegung  auf- 
wärts führt.  Wir  schließen  die  Reihen  fester  und  warnen 
die  Werkleitungen  vor  fernerem  überspannten  Machtkitzel. 
Wir  kämpfen  um  höhere  Güter  als  um  Profit  und  Rente, 
wir  verteidigen  unsere  Freiheit  und  unsere  Arbeitskraft  und 
wir  zweifeln  nicht,  daß  uns  die  Zukunft  gehört! 


::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  uerden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsenders  sind 
Wohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  hine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhi)  vor  trs.  hcmen  des  Hcfles 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindliclikeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Eragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D,e  zur  Erläuterung  der  Er.!g;n  notwendigen  Druck- 
•  töcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorner  bezahlen. 

Technik 

Frage  238.  Eignet  sich  Holz,  das  längere  Zeit  im  Meer- 
wasser (Salzwasser)  gelegen  hat,  für  die  Verwendung  im 
Hochbau? 

frage  239.  In  welcher  Weise  wird  die  bereits  geputzt 
gewesene  Backsteinwand  eines  früheren  Kühlraumes,  der  als 
Schlachthaile  ausgebaut  worden  ist,  für  einen  Anstrich  mit  Leim- 
farbe in  geeigneter  Weise  vorbereitet?  Der  bereits  einmal 
aufgebrachte  Anstrich  ist  jedenfalls  infolge  des  Salzgehalts  der 
Wand  wieder  zerstört  worden  und  mit  einer  feinen  Putzschicht 
zusammen  abgefallen.  Das  gleiche  ist  im  Maschinenhause  der 
Fall  und  zwar  an  der  Stelle  der  Wand,  wo  früher  ein  Eis- 
generator stand. 

Frage  240.  Beim  Ausstanzen  von  Stahlblech-Massenartikeln, 
welche  sehr  großen  Flächeninhalt  haben,  wird  das  ganze  Ar- 
beitsstück mit  Oel  bestrichen.  Bisher  wurde  das  Oel  teilweise 
auf  dem  Schmiedefeuer  abgebrannt,  oder  auch  abgewischt,  was 
naturgemäß  sehr  zeitraubend  ist.  Auf  welche  rationellere  Weise 
kann  man  das  Arbeitsstück  vom  Oel  reinigen? 

Frage  241.  Wie  viel  beträgt  der  i^iruckhöhenverlust  bei 
einer  Wasserleitung  mit  2700  m  Länge,  19,50  m  Gefälle,  80  mm 
Rohrlichtweite  und  1/2  Sekundenliter  Wassermeiige  ? 


Zur  Frage  223.  Moderner  Werkstatt-Fußboden.  Nachdem 
eine  25  cm  starke  Betonunterschicht,  aus  einer  Mischung:  1  Teil 
Portlandzemerjt  zu  1/2  Teil  gelöschtem  Kalk,  3  Teilen  Scharfsand 
und  7  Teilen  grober,  aschefreier  und  gesiebter  Steinkohlen- 
schlacke hergestellt  worden  ist,  bringt  man  als  Deckschicht  eine 
5  cm  starke  Betonschicht  in  einer  Mischung  aus  1  Teil  PorJand- 
zement,  2  Teilen  lehmfreien  Feinsand  und  2  Teilen  feiner,  asche- 
freier und  gesiebter  Steinkohlenschlacke  auf.  Nach  mindestens 
Htägigem  Abbinden  ist  ein  Zechit-Estrich  oder  Zechit-Platten, 
Cassel-Bredelar,  aufzubringen.  Der  Fußboden,  nach  Vorschrift 
ausgeführt,  ist  unverwüstlich,  elastisch,  dröhnt  nicht,  hält  warm 
und  ist  leicht  zu  reinigen.  Der  alte  Fußboden  ist  gänzlich  zu 
entfernen.  -pf. 

Zur  Frage  225.  IL  (I.  s.  Heft  43.)  Tröge  für  Säuren  aus 
Sandsteinplatten  zusammengesetzt  und  aus  einem  Stück  liefert 
die  Firma  H.  A.  Gütschow  in  Eberbach  a  .N.,  auf  der  Turiner 
Weltausstellung  preisgekrönt.  P.  N. 

Zur  Frage  226.  Bäckerei-,  Wand-  und  Fußboden-Beklei- 
dung. Verwenden  Sie  Hartgußglasplatten  der  Gesellschaft  für 
Glas-Industrie,  vormals  Fr.  Siemens-Dresden  und  Zechitfußboden- 
platten  der  Werke  Cassel-Bredelar,  Fußbodenreinigung  Dr.  Noerd- 
linger.  Chemische  Fabrik  Flörsheim  a.  M.  -pf. 

Zur  Frage  229.  Obstkellerbau.  I.  Wenden  Sie  sich  an 
die  Redaktion  des  „Praktischen  Ratgebers  für  Obst-  und  Garten- 


718 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  45 


bau"  (Kgl.  Hofbuchdruckerei  Trowitzsch  &  Sohn),  Frankfurt 
(Oder),  Wilhehiisplatz.  -pf. 

II.  Bei  der  angefragten  Anlage  ist  vor  allen  Dingen  aut 
hinreichende  Be-  und  Entlüftung  des  Raumes  Sorge  zu  tragen. 
Bei  der  Konstruktion  der  Kellermauern  ist  darauf  Bedacht  zu 
nehmen,  daß  dieselben  gegen  Erddruck  widerstandsfähig  sind. 
Um  eine  gleichmäßige  Temperatur  zu  erzielen,  wären  die  all- 
seitig geschlossenen  Balgsteme  (vgl.  Antw.  222  i.  H.  44)  zu  ver- 
wenden. Sie  erlangen  durch  einfaches  Aufmauern  dieser  Steine 
eine  ausgezeichnete  Isolierung  gegen  Wärmeunterschiede.  Die 


Decke  des  Raumes  ist  ebenfalls  massiv  herzustellen  und  gleich- 
falls wärmeisolierend  auszuführen.  Hierzu  eignet  sich  eben- 
falls der  Balgstein  vortrefflich.  Wenn  Sie  diese  Steine  an- 
wenden, können  Sie  die  Decke  auch  über  Terrain  anordnen, 
da  die  in  den  Steinen  eingeschlossene  ruhende  Luftschicht  für 
eine  gleichmäßige  Erhaltung  der  Temperatur  im  Keller  bürgt. 
Sie  haben  dann  noch  den  Vorteil,  daß  Sie  dem  Kellerraum  besser 
Licht  und  Luft  zuführen  können.  Zu  weiterer  Auskunft  bin 
ich  gern  bereit. 

Plötz,  M.-Nr.  27  481,  Görlitz,  Reicherstraße  23. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 
1481/82  Ludw.  Krech,  Baumeister,  mit  Frau,  Leipzig-Qohl. 
1483  Gabler-Gumbert,  Ingenieur,  Cöln.  1484  Ad.  Heidenreich, 
Ingenieur,  Halle  a.  S.  1485 '86  Georg  Weber,  Architekt,  und 
Frau,  Halle  a.  S.  1487/88  Asmus  Kühl,  Ingenieur,  und  Frau, 
Neumünster.  1489  Wilh.  Müller,  Ingenieur,  Ilmenau  i.  Thür. 
1490  Wilh.  Waltking,  Regierungsbausekretär,  Halle  a.  S.  1491,92 
Hermann  JVlirtschin,  Ingenieur,  und  Frau,  Dresden. 


Freiwillige  Sammlung  zur  Schaffung  eines  Erholungs- 
heimes des  Deutschen  Techniker -Verb  ahdes 

Abteilung:  Ausbau  des  Erholungsheimes. 
97.  Quittung. 

Zinsen  von  der  Schwarzburgischen  Landesbank  9,30  h\. 
Techn.-Verein  Cöln  a.  Rh.  3  M.  N,  N.,  Zürich  3,05  M.  Landes- 
verein der  nicht  etatsmäßigen  Techniker  der  Reichs-Eisenbahn- 
Verwaltung  Elsaß-Lothringen  zu  Diedenhofen  5,05  JVl.  O.  Heus- 
1er,  Berlin  1  M.  Techn.-Verein  Zweibrücken  9  JVl.  Ergebnis 
der  Sammelbüchse  im  Erholungsheim  49,50  iVl.  Techn.-Verein 
M.-GIadbach  6,20  M.  JVlittelrheinische  Bezirksverwaltung  für  das 
Mittelrheinische  Zimmer  13,53  M.  Leipziger  Bautechn.-Verein, 
Leipzig  50  M.  Joh.  Kluskow,  Mitgl.-Nr.  49  656,  Gr.-Auheim 
5  M.  Sammlung  der  Teilnehmer  an  der  Wanderversammlung 
der  Bauamtsvorstände  der  Stadt  und  Landgemeinden  von  Sachsen 
und  Thüringen  am  7.  Oktober  1911  in  Mittweida  40  M.  Verein 
für  Ingenieure  und  Masch.-Techn.  zu  Dresden  30  M.  Techn.- 
Verein  Eßlingen  a.  N.  aus  seiner  Kupferkasse  5  M.  Techn.- 
Verein  Saarbrücken  für  das  Saarzimmer  20,05  M.  Landesverwal- 
tung Elsaß-Lothringen :  Nachweis  der  von  der  Landesverwaltung 
gesammelten  Beiträge  zum  Besten  des  Erholungsheimes  in 
Sondershausen:  Techn.-Verein  Metz  100  M.  Techn.-Verein  Mül- 
hausen i.  E.  25  M.  Techn.-Verein  Diedenhofen  20  M.  Landes- 
verein der  nicht  etatsm.  Angest.  der  Reichseisenbahnen  zu  Dieden- 
hofen   10  M.     Jos.    Graul,    Mitgl.-Nr.   26  576    20  M.  Heinr. 


Jochum,  Mitgl.-Nr.  60  175  3  M.  Theod.  Möhle,  Mitgl.-Nr.  25  775 
2  M.  G.  Werner,  Mitgl.-Nr.  32  708  3  M.  E.  Hoesli,  Mitgl.-Nr. 
45  696  3  M.  H.  Knobloch,  Mitgl.-Nr.  18  841  3,50  M.  C.  Wid- 
mann, Mitgl.-Nr.  28  944  3  M.  E.  Kihm,  Mitgl.-Nr.  22  792  3  M. 
Th.  Hendricks,  Mitgl.-Nr.  12  771  3  M.  D.  Buckert,  JVTitgl.-Nr. 
51  120  5  M.  O.  Neuhoff,  Mitgl.-Nr.  7301  5  M.  Jos.  Messing, 
Mitgl.-Nr.  60  306  5  M.  Jac.  Gewinner,  Mitgl.-Nr.  42  992  1  M. 
W.  Gumz,  Mitgl.-Nr.  6461  5  M.  Jos.  Ziegler,  Mitgl.-Nr.  19  487 
1,50  M.  K.  Knetsch,  Schwiebus,  Mitgl.-Nr.  34  470  5  M.  H. 
Scheiper,  Beckum,  Mitgl.-Nr.  48  839  1,80  M.  Ph.  Dexheimer, 
Thorn,  iVlitgl.-Nr.  32  131  2  M.  Sammlung  des  Techn.-Vereins  Aue 
und  Umgegend  anläßlich  seines  Sommerfestes  8  M.  Für  das 
Jubilaren-Zimmer  gingen  ferner  ein:  Leo  Fegers  in  Essen,  Mitgl.- 
Nr.  248,  als  dritte  Rate  200  M.  A.  Richter,  Krakau,  Mitgl.-Nr.  167 
12  M,  F.  Weyland,  Clausthal,  Mitgl.-Nr.  171  2  M.  K.  Keiser, 
Leipzig,  Mitgl.-Nr.  197  3  M.  M.  Zimmermann,  Schweidnitz, 
20,05  M.  E.  Zinke,  Meppen,  Mitgl.-Nr.  172  10  M.  J.  Arppe, 
Danzig,  Mitgl.-Nr.  94  5  M.  J.  Holsten,  Osterode,  Mitgl.-Nr.  28 
5  M.    G.  Stoff,  Berlin,  Mitgl.-Nr.  273  20  M. 

Abteilung:  Unterstützungskasse 
des  Erholungsheimes. 
26.  Quittung. 

Karl  Seemann,  Ihme  b.  Weningsen  10  M.  Leo  Fegers,  Cöln 
a.  Rhein,  Mitgl.-Nr.  248  50  M.  Frau  Drevenstedt,  Magdeburg, 
Ueberweisung  des  Sterbegeldes  des  Mitgl.  Nr.  25  381  O.  Dreven- 
stedt 120  M. 

Gesamtbetrag  der  1.  bis  25.  Quittung  2872,41  M. 

Gesamtbetrag  der  26.  Quittung    180,00  M. 

3052,41  M. 

Für  die  hochherzigen  Spenden  dankt  namens  aller  Verbands- 
kollegen herzlichst  Die  Verbandsleitung. 

Wohlfahrtsmarken  zum  Besten  des  Erholungsheimstocks  sind 
zum  Preise  von  2  Pf.  pro  Stück  durch  die  Geschäftsstelle  des 
D.  T.-V.,  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94,  zu  beziehen. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 


vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,Ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  emer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  tinssuJung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Vers immlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergniigunj^n,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  dar  Inseratenteil  g;g;n  Bezalilung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 ? —  tages  Jahresbericnte  nicht  auf- 
genommen. Bericlite  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Vcrbandsleitiuig. 

Landesverwaltangen. 

Bciyr.  T echuiker-V erband.  Die  Versammlungen,  mit  denen 
Herr  Kollege  Kaufmann,  Berlin,  die  Winteragitation  in 
Bayern  einleitete,  hatte  einen  sehr  guten  Erfolg.  Es  fanden 
solche  in  München,  Augsburg,  Bamberg,  Eltmann, 
Fürth,  Ansbach  und  Würzburg  statt.  Ucberall  konnle 
mit  Genugtuung  festgestellt  werden,  daß  die  Besucherzahl  eine 
große  und  der  Geist  der  Versammlung  sehr  fortschrittlich  war. 
Der  äußerliche  Erfolg  geht  aus  den  Neuanmckiungcn  von 
27  ordentlichen  und  17  Schülermitgliedern  hervor;  gewiß  im 
erfreuliches  Resultat.  Am  18.  Oktober  fand  eine  zweite  öffent- 
liche Versammlung  in  München  statt  als  Protestversammlun^ 


gegen  die  Maßregelung  eines  Mitgliedes  bei  der  Firma  F.  S. 
Kustermann.  Der  Kollege  hatte  es  abgelehnt,  die  von  der 
Firma  diktierte  Verlängerung  der  Arbeitszeit  um  täglich  eine 
Stunde  anzuerkennen,  und  erhielt  aus  diesem  Grunde  seine 
Kündigung.  Die  Versammlung  zeigte,  daß  die  Techniker  nicht 
mehr  gewillt  sind,  derartige  JVlaßnahmen  der  Arbeitgeber  ohne 
weiteres  hinzunehmen.  Schon  die  Besucherzahl  (der  Saal  war 
bis  auf  den  letzten  Platz  gefüllt),  wie  au:h  der  Geist,  der  in 
dieser  Versammlung  herrschte,  zeigte,  daß  die  Solidarität  unter 
den  Kollegen  große  Fortschritte  gemacht  hat.  In  dieser  Ver- 
sammlung erklärte  sich  auch  der  Bund  der  techn.-ind.  Beamten 
mit  uns  solidarisch.  Einstimmig  wurde  eine  Resolution  an- 
genommen, in  der  die  Versammlung  gegen  das  Vorgehen  der 
Firma  Kustermann  energisch  Protest  erhebt  und  die  Verbände 
beauftragt.  Schritte  hiergegen  zu  unternehmen.  Inzwischen  wur- 
den von  selten  der  beiden  Organisationen  der  Firma  Verträge 
vorgelegt;  wir  hoffen,  daß  diese  auch  zur  Annahme  gelangen. 
Möge  der  fortschrittliche  Geist,  der  in  den  Reihen  unserer 
Kollegen  so  frisch  einsetzte,  weiter  anhalten  und  durch  das 
gemeinsame  zielbewußte  Vorgehen  die  Zahl  der  Mitkämpfer 
in  diesem  Winter  bedeutend  vermehren.  Zu  diesem  Zwecke 
ersuchen  wir  jeden  Kollegen,  sein  Schcrflein  zum  Gelingen  des 
Ganzen  beizutragen. 

Dfzirksverwaliunnen 
Obcrschlesicn.   Gemäß  Beschluß  des  14.  Bezirkstages  besteht 
der  geschäftsführende  Vorstand  nunmehr  aus  folgenden  Herren. 
Vorort  Königs  hütte  (O.-S.).    R.  Hochstein,  Königshütte, 
1.  Vorsitzender.    P.  Neuhoff,  Königshütte,  I.  Schriftführer.  H. 


Heft  45 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


719 


Lange,  Königshütte,  Kassierer.  H.  Wittmeyer,  Beuthen,  für 
Gruppe  A.  W.  Bischoff,  Zabrze,  für  Gruppe  B  und  II.  Schrift- 
führer. J.  Jelinsi<i,  Kattowitz,  für  Gruppe  C.  C.  Sternberg, 
Beuthen,  für  Gruppe  D  und  II.  Vorsitzender.  Obmann  der 
Stellcnvermittelungsfiliale  W.  Gchrke,  Kattowitz.  Geschäfts- 
prüfer M.  Kettner,  Kattowitz,  und  W.  Specht,  Beuthen.  Ver- 
treter der  Einzelmitgheder  sind  die  Herren:  M.  Kettner,  Kattowitz, 
H.  Schaar,  Nicolai,  H.  Bühring,  Leobschütz,  und  Hergesell, 
Schoppsmitz. 

Rheinland.  13.  Bezirkstag  Sonntag,  12.  Nofember,  in  Cöln- 
Kalk,  Rest.  Schiebler,  Hauptstr.  247.  Beginn  der  Verhandlungen 
Punkt  10  Uhr.  Tagesordnung:  1.  Protokoll  des  12.  Bezirkstages. 
2.  Verbandsangelegenheiten.  Referate:  a)  Pensionsversicheruii^- 
der  Angestellten.  Referent:  Herr  E.  K  n  ö  1 1  -  Kalk,  b)  Marinc- 
techniker-Angelegenheiten.  Ref.:  Herr  G  a  t  z  w  e  i  1  e  r -  Aachen, 
c)  Was  lehrt  uns  der  Streik  der  Eisenkonstrukteure  in  Berlin. 
Referent:  Herr  S  c  h  r  e  i  e  r  -  Mülheim  am  Rhein.  d)  Fort- 
bildungsschule und  Techniker.  Referent :  Herr  Lautenbach- 
Berg.  Gladbach.  3.  Innere  Angelegenheiten  der  Bezirksverwal- 
tung. 4.  Beratung  der  rechtzeitig  eingegangenen  Anträge. 
5.  Rechtsschutz,  ö.  Nachrichtenblatt.  7.  Verbandstag.  8.  Be- 
richt des  Vorstandes  über  das  laufende  Geschäftsjahr.  9.  Kosten- 
voranschlag für  das  Jahr  1912.  10.  Wahl  des  Vorortes  für  die 
Jahre  1912,13.  11.  Neuwahl  des  geschäftsführenden  Vorstandes 
1912  13.  12.  Neuwahl  des  erweiterten  Vorstandes  1912/13. 
13.  Neuwahl  der  Kassenprüfer  1912/13.  14.  Ort  des  nächsten 
Bezirkstages.  15.  Verspätet  eingegangene  Anträge.  16.  Ver- 
schiedenes. Die  Verhandlungen  werden  von  1  bis  2  Uhr  unter- 
brochen. Im  Restaurant  „Zur  Zeche",  Kalk,  Hauptstraße  wird 
das  JVlittagessen  zum  Preise  von  2  M,  ohne  Weinzwang,  ab- 
gehalten. Zwangloses  Beisammensein  nach  den  Verhandlungen 
mit  den  Mitgliedern  der  „Technischen  Vereinigung  Kalk".  Der 
Bezirkstag  ist  öffentlich,  zur  Teilnahme  sind  die  Verbands- 
mitglieder, sowie  Gäste  durch  Verbandsmitglieder  eingeführt, 
freundlichst  eingeladen.  An  den  Verhandlungen  selbst  können 
nur  die  Vertreter  aktiv  teilnehmen. 

Sachsen-Anhalt.  Wir  haben  für  dieses  Winterhalbjahr  be- 
absichtigt Diskussionsabende  einzurichten,  an  denen  sich  unsere 
Mitglieder  sämtlich  beteiligen  können.  Der  erste  dieser  Abende 
soll  Montag,  6.  November,  in  Kublers  Hotel,  Wilhelmstraße, 
Magdeburg,  stattfinden  und  abends  9  Uhr  eröffnet  werden.  Die 
einzelnen  Themata  sollen,  soweit  es  möglich  ist,  durch  unsere 
Protokolle  bekannt  gegeben  werden.  Wir  laden  zur  regen  Be- 
teiligung ein. 

Zivei^vercine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  F.  J. 
Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  abend 
im  Berliner  Hof.  Samstag,  4.  November,  abends  8V4  Uhr, 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Proto- 
kolles.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Bekanntgabe  der 
Eingänge.  4.  Besprechung  der  Anträge  zum  Bezirkstag.  5.  Be- 
sprechung über  die  Veranstaltung  am  Nikolausabend.  6.  Ver- 
schiedenes und  Beitragszahlung.  Samstag,  11.  November,  Zu- 
sammenkunft im  Restaurationszimmer  des  Berliner  Hofes.  Wir 
ersuchen  die  Mitglieder  um  zahlreiches  Erscheinen  und  um 
Einführung  dem  Verband  fernstehender  Kollegen. 

Berlin.  Technischer  Verein.  Die  Hauptversammlung 
findet  am  Donnerstag,  9.  November,  abends  9  Uhr,  in  den 
Industrie-Festsälen,  Beuthstraße  19/20,  statt.  Demonstrations- 
vortrag über  die  Parlograph-Maschine.  Wir  bitten  ufn  pünkt- 
liches Erscheinen. 

Charlottcnburj^.  „B  a  u  hü  tte  Charlottcnbur  g". 
Vors.:  Friedrich  Brinkmann,  Charlottenburg,  Goethestraße  15. 
Schriftf. :  Richard  Brennecke,  Charlottenburg,  Fritschestr.  40  II. 
Kassierer:  Albert  Papenzin,  Charlottenburg,  Wallstr.  47.  V. 
u.  O. :  Jeden  ersten  Dienstag  eines  Monats  im  Logen-Rest, 
Charlottenburg  1,  Berliner  Str.  61,  Ecke  Kirchhofstr.  Dienstag, 
7.  November,  abends  Punkt  8V2  Lllir,  findet  im  Vereinslokal  die 
nächste  Monatshauptversammlung  statt.  Die  Tagesordnung  ist 
in  dem  Verkündigungsblatt  der  Bezirksverwaltung  Brandenburg 
bekannt  gegeben  worden.  Sollte  ein  Mitglied  dieses  Blatt  nicht 
erhalten  haben,  so  wolle  man  dies  umgehend  Herrn  Kollegen 
A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegelerweg  5,  mitteilen,  an  dessen 
Adresse  auch  alle  Mitteilungen  über  Wohnungsveränderungen 
zu  richten  sind. 

Frankfurt  a.  M.  Technischer  Klub.  Monatsprogramm 
für  Nov.  und  Dez.  Donnerstag,  9.  Nov.,  abends  8V2  Uhr,  im 
Klublokal  Diskussionsabend:  Die  Bewegung  der  Eisenkons'ruk- 
teure  in  Berlin.  Samstag,  11.  Nov.,  pünktlich  abends  8V2  Uhr, 
im  Saale  der  „Alemannia",  Schillerplatz,  27.  Stiftungsfest.  Don- 
nerstag, 16.  Nov.,  abends  8V2  Uhr,  im  Klublokal  Hauptver- 
sammlung. Tagesordnung:  l".  Verlesung  der  Protokolle  der 
letzten  Hauptversammlungen.    2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 


3.  Bekanntgabe  der  Eingänge.  4.  Bericht  unserer  Vertreter 
im  sozialen  Ausschuß.  5.  Sonstige  Klub-  und  Verbandsangelegen- 
heiten. Donnerstag,  23.  Nov.,  abends  8'/2  Uhr,  Vorstandssitzung. 
Donnerstag,  30.  Nov.,  abends  8V2  "Uhr,  Diskussionsabend.  Don- 
nerstag, 7.  Dez.,  abends  872  Uhr,  gemütliches  Zusammensein  mit 
Damen.  Donnerstag,  14.  Dez.,  abends  8V2  Uhr,  Vorstands- 
sitzung. Tagesordnung:  Vorstandswahi,  Jahresabschluß,  Vor- 
anschlag, für  Generalversammlung.  Donnerstag,  21.  Dez.,  abends 
8V2  Uhr,  im  Klublokal  Generalversammlung.  Hierzu  ergeht  be- 
sondere Einladung  mit  Tagesordnung.  Donnerstag,  Tä.  Dez., 
abends  8V2  Uhr,  Jahresschlußkneipe  mit  Damen.  Zu  allen  un- 
seren Veranstaltungen  sind  dem  Verbände  noch  fernstehende 
Kollegen  stets  willkommen. 

tlamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Vors.  u.  Br.-A.:  Fr.  Reitz,  Hamburg  31,  Mendclsohnstraße  26. 
Versammlung  Dienstag,  7.  November,  pünktlich  9  Uhr  abends, 
im  Vereinslokale  „St.-Georger-Bürger-Kasino",  Gr.  Allee  Nr.  55. 
Tagesordnung:  1.  Mitteilung  des  Vorstandes.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Vortrag  des  Kollegen  Zehle:  Wasser- 
reinigungsanlagen auf  der  Kaltenhofe.  4.  Technische  Fragen. 
5.  Verschiedenes.  Noch  ausstehende  Inserate  zum  Jahrbuch  sind 
jetzt  abzuliefern.  Unser  diesjähriges  Stiftungsfest  findet  Sonn- 
abend, 9.  Dezember,  in  Rehbens  Gesellschaftshaus,  Valentins- 
kamp 73,74  (Theatersaal)  ohne  gemeinschaftüches  Essen  statt. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  V.  u.  O. :  Jeden 
Dienstag  Vs^  Uhr  im  Rest.  Goldener  Adler,  Karl-Friedrich-Straße. 
Unsere  nächste  Monatshauptversammlung  findet  am  7.  November 
statt.  Tagesordnung:  1.  Verlesen  des  Protokolls.  2.  Erledigung 
neuer  Eingänge.  3.  Besprechung  über  unsere  am  16.  Dezember 
stattfindende  Weihnachtsfeier.  4.  Beschlußfassung  über  die  an- 
geregten Exkursionen.  5.  Verschiedenes.  Anschließend  Vortrag 
des  Herrn  Ing.  Heinzelmann  über  die  Heizungsanlage  im 
neuen  Stadttheater  zu  Freiburg.  Gleichzeitig  laden  wir  Sie 
höflichst  zu  der  am  12.  ds.  Monats  stattfindenden  Besich- 
tigung des  Hobelwerks  der  Firma  Fuchs  Söhne-Rheinhafen  ein. 
Treffpunkt  3/4IO  Uhr  am  Rest.  z.  Hansa.  Beginn  der  Besich- 
tigung Punkt  10  Uhr.  Gäste  und  dem  Verein  noch  fernstehende 
Kollegen  sind  zu  all::i  unsern  Veranstaltungen  freundlichst  ein- 
geladen. WohnungsM,  ränderungen  müssen  umgehend  angezeigt 
werden.  Ebenfalls  bi.'en  wir  dringend  rückständige  Beiträge 
an  unsern  Kass.  Hn.  G.  Koch,  Herrenstr.  20  I,  umgehend  abzuführen. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
und  Umgegend.  Vors.  u.  Br.-A.:  Schwertfc;:;-,  Laurahütte 
b.  Kattowitz.  Nächste  Hauptversammlung  Mi.t.voch,  8.  No- 
vember, abends  8V2  Uhr,  im  Pschorr-Bräu,  August-Schneider- 
Straße.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen  und 
Streichungen.  3.  Vortrag  des  Herrn  Koll.  Anke  „V7  i  e 
schütze  ich  meine  Erfind  unge  n".  4.  Bericht  über 
den  XIV.  Bezirkstag  der  Bez.-Verw.  Oberschlesien.  5.  Ver- 
schiedenes. Am  11.  November,  abends  S'/i  Uhr,  veranstalten 
wir  im  oben  genannten  Lokale  einen  Schüleragitationsabend. 
Tagesordnung:  1.  Vortrag  eines  Oberbeamten  des  D.  T.-V. 
2.  Freie  Aussprache.  Thema  wird  in  'der  Versammlung  bekannt- 
gegeben. Kein  Kollege,  der  den  Wert  der  Organisation  erkannt 
hat,  kann  diesen  Veranstaltungen  fernbleiben.  Namentlich  zu 
der  Schülerversammlung  bitten  wir  um  Einführung  dem  Ver- 
bände noch  fernstehender  Kollegen. 

Mülheim  a.  Rh.  Technischer  Verein.  Die  nächste 
Monatsversammlung  findet  mit  Rücksicht  auf  das  am  4.  No- 
vember, abends  8V3  LJhr,  zu  feiernde  Stiftungsfest  erst  Freitag, 
10.  November,  abends  pünktlich  8^/^  Uhr,  im  Vereinslokal, 
Casino-Rest.,  statt.  Tagesordnung:  1.  Protokoll  der  vor.  Vers. 
2.  Beschlußfassung  über  Anträge  zum  Bez.-Tag  in  Köln-Kalk 
am  12.  November.  3.  Verbandsangelegenheiten  und  Verschie- 
denes. —  Anschließend  an  obige  Bekanntmachung  gestatten 
wir  uns  darauf  hinzuweisen,  daß  der  Bez.-Tag  öffentlich  ist 
und  unsere  Alitglieder  das  Recht  haben,  den  Verhandlungen  von 
Anfang  bis  zu  Ende  beizuwohnen.  Das  nähere  Programm  wird 
in  der  Versammlung  am  10.  November  bekannt  gegeben.  Ferner 
gestatten  wir  uns  schon  heute  auf  den  am  Freitag,  17.  No- 
vember er.,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal,  Zimmer  links, 
stattfindenden  Vortrag  unseres  Herrn  L  u  s  t  i  g  -  Dortmund  über 
„Technik  und  Techniker"  aufmerksam  zu  machen.  Wir 
richten  an  unsere  Mitglieder  die  dringende  Bitte,  sich  recht  rege 
an  allen  Veranstaltungen  zu  beteiligen  und  dem  Verbände  noch 
fernstehende  Kollegen  einzuführen. 

München.  Techniker-Verein,  e.V.  Dienstag  den 
7.  November  Monatsversammlung  mit  anschließender  sozialpoli- 
tischer Monatsrückschau  und  Diskussion.  Sonntag,  12.  Nov., 
nachmittags  31/2  Uhr,  Ausflug  nach  Grünwald,  Restaur.  -Römer- 
schanze. Wir  bitten  um  zahlreiche  Beteiligung  unserer  Mit- 
glieder und  werten  Damen. 

Nürnberg.  Technikervereinigung.  Auf  die  von  uns 
ausgeschriebene  Konkurrenz  zur  Erlangung  von  Entwürfen  für 
unsere  Aufnahmekarte  sind  23  Arbeiten   eingelaufen,  welche 


720 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  45 


zum  großen  Teil  als  sehr  gut  zu  bezeichnen  sind.  Den  1.  Preis 
erhielt  der  Entwurf  „Asmus"  von  R.  Jakob,  Krehngstr.  17; 

2.  Preis  Entwurf  „Vorstadt"  von  Heinrich  Plank,  Lindengasse  9; 

3.  Preis  Entwurf  „Elektra"  von  Siegmund  Diener,  Schmausen- 
gasse 3.  Die  Entwürfe  sind  bis  einschließlich  7.  November  in 
der  Ba)'er.  Landesgewerbeanstalt  öffentlich  ausgestellt  und  wer- 
den bis  10.  November  den  Verfassern  wieder  zugeschickt.  Am 
8.  November  werden  die  Entwürfe  im  Vereinslokale  aufgelegt. 
Mittwoch,  15.  November,  Vortrag  des  Herrn  Rechtsanwalt  Dr. 
Schloß,  Nürnberg,  über  „G  eschichte  und  Wesen  des 
Tarifverträge  s".  Am  29.  November  Lichtbildervortrag 
mit  Damen  „Eine  Rheinreise  von  Köln  bis  Mainz".  Vollzähliges 
Erscheinen  der  Mitglieder  wird  erwartet,  auch  Außenstehende 
werden  freundl.  aufgenommen. 

Plauen.  Techn.  Verein  Plauenscher  Grund. 
Vrs.  u.  Br.-A. :  Ing.  Herrmann,  Deuben,  Dresdener  Straße. 
V.  u.  O.:  Jeden  2.  Sonnabend  im  Monat  im  Ratskeller,  Deuben. 
Nächste  Monatsversammlung  Sonnabend,  11.  Nov.,  im  Vereins- 
lokal. Die  Tagesordnung  wird  noch  bekannt  gegeben.  Gäste 
sind  herzlichst  willkommen. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum 
Prinzen.  Monatsversammlung  Mittwoch,  8.  November,  abends 
8V2  Uhr,  im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  2.  Verbandsangelegenheiten.  3.  Verschiedenes. 

Reisten  hausen  und  Umgegend.  Techn.  Verein.  Sonn- 
tag, 5.  November  1911,  nachmittags  4  Uhr,  findet  in  unserem 
Vereinslokale  „Bayerischer  Hof"  die  übliche  Monatsversammlung 
statt.  Es  werden  besonders  die  auswärtigen  Mitglieder  höfl. 
ersucht,  zahlreich  zu  erscheinen.  Nach  Erledigung  der  Ein- 
läute werden  vom  Kassierer,  Herrn  Joseph  Hegmann,  die 
restierenden  Beiträge  vom  4.  Quartal  erhoben.  Wir  erwarten 
recht  rege  Beteiligung. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Freitag,  10.  Novbr., 
nachmittags  gegen  5  Uhr,  besichtigt  unser  Verein  die  ,  Berliner 
Kindl"-Brauerei  Rixdorf,  Hermannstr.  214/219.  Treffpunkt  gegen 
5  Uhr  im  Hauptrestaurant,  Hermannstr.  214/219.  Die  Brauerei 
befindet  sich  während  der  Besichtigung  im  Betrieb.  Ferner 
findet  Mittwoch,  15.  November,  abends  1/2^  Uhr,  im  Restau- 
rant „Prinz  Luitpold",  Friedrichstr.  138,  unsere  dritte  gesellige 
Zusammenkunft  statt.  Zu  diesen  beiden  Veranstaltungen  laden 
wir  alle  unsere  Mitglieder  herzlichst  ein  und  bitten  um  recht 
pünktliches  Erscheinen.   Kollegen  von  den  Brudervereinen,  Einzel- 


Zur  gefl.  Beachtung! 

Von  verschiedenen  Firmen  und  Behörden  wird  darüber  Klage 
geführt,  daß  einzelne  Verbandskollegen,  welche  für  die  Be- 
setzung einer  Stellung  in  Aussicht  genommen  waren,  auf  eine 
Aufforderung  zum  Antritt  einer  solchen  nicht  geantwortet  hätten. 
—  Abgesehen  davon,  daß  schon  die  einfache  Pflicht  der  Höflich- 
keit eine  solche  Handlungsweise  verbietet,  leidet  auch  das  An- 
sehen unserer  Stellenvermittelung  darunter  und  werden  wir  daher 
für  die  Folge  diejenigen  Mitglieder,  welchen  eine  derartige  Unter- 
lassung nachgewiesen  werden  kann,  von  der  Benutzung  der 
Stellenvermittelung  ausschließen. 

Gleichzeitig  machen  wir  erneut  auf  unsere  Auskunftei  über 
Firmen  und  örtliche  Verhältnisse  aufmerksam,  deren  Inanspruch- 
nahme wir  vor  Abschluß  eines  Engagements  dringend  emp- 
fehlen, damit  die  Verbandskollegen  beim  Stellungswechsel  vor 
Enttäuschungen  bewahrt  bleiben. 

(Nur  für  Verbandsmitglleder). 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

2983  RheinL,  Arch.-Bureau  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  gew.  im 
Ausarbeit,  v.  sämtl.  Ausführungszeichng.,  einschl.  d.  inneren 
Ausbaues.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3278  Hildesheim,  Baugesch.  sof.  tücht.  T.,  nur  erste  Kraft 
u.  durchaus  selbst.,  m.  gut.  Erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.- 
Anspr.  u.  Skizz.  in  Brieff.  Hauptst.  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


mitglieder,  sowie  noch  nicht  organisierte  Herren,  sind  ebenfalls 
willkommen.  Weiter  geben  wir  bekannt,  daß  der  ,,Bund  Deut- 
scher Bodenreformer"  am  25.  November;  2.  und  9.  Dezember, 
abends  von  874  bis  10  Uhr,  in  der  Landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule einen  Vortragszyklus  über  „praktische  Einführung  in  die 
volkstümliche  Redekunst"  veranstaltet.  Unsere  Mitglieder  haben 
zu  diesen  Vorträgen  freien  Zutritt.  Kollegen,  welche  gewillt 
sind,  hieran  teilzunehmen,  werden  ersucht,  bis  spätestens 
10.  November  unserem  Schriftführer,  KoU.  B.  Leipziger,  Rixdorf, 
Juliusstr.  36/37  dies,  unter  Beifügung  von  5  Pfg.  Portoersatz, 
mitzuteilen. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Br.-A. :  O.  Baumgart,  Ing.,  Dresden,  Leipziger 
Straße  38.    Vereinslokal:  Gewerbehaus,  Ostra-Allee.  —  Freitag, 

10.  November,  abends  pünktlich  Uhr,  im  Vereinslokal  Monats- 
Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Bericht  über  den  am  5.  Nov.  stattgefundenen 
Bezirkstag  in  Zittau.  4.  Bericht  über  das  Ergebnis  der  Wander- 
versammlung des  D.  T.-V.  in  Dresden.  5.  Besprechung  über: 
Privatversicherung  oder  staatliche  Pensionsversicherung.  6.  Frage- 
kasten und  Verschiedenes.  Es  darf  wohl  vorausgesetzt  werden, 
daß  alle  Mitglieder  zu  dieser  Versammlung  erscheinen,  da  die 
auf  der  Tagesordnung  stehenden  Berichte  von  besonderer  Wich- 
tigkeit sind.  —  Der  wissenschafthche  Ausschuß  bemüht  sich 
zurzeit,  aus  unserem  Mitgliederkreise  Kollegen  zu  Vorträgen 
zu  werben,  welche  technischen  wie  auch  sozialen  Inhaltes  sein 
können,  und  bittet  um  möglichst  rechtzeitige  Anmeldung  und 
Bekanntgabe  des  Vortragstages.  Es  wird  um  rege  Betätigung 
wie  auch  um  rege  Teilnahme  an  diesen  Abenden,  welche  teil- 
weise auch  unter  Teilnahme  der  Damen  stattfinden  sollen,  gebeten. 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1  908.  Br.-A.:  A.  R.  Krobiell,  Ing.,  Hamburg  6,  An  der 
Sternschanze  29a.  Vereinslokal:  St.  Georger  Vereinshaus,  Ham- 
burg, Große  Allee  45.  Hauptversammlung:  Jeden  1.  Freitag 
im  Monat,  abends  8I/2  Uhr.  Nebsnversammlung:  Jeden  3.  Frei- 
tag im  JVlonat,  abends  81/.,  Uhr.  Zur  Huntversammlung  am 
3.  November  werden  sämtliche  Mitglieder  dringend  gefce'en  er- 
scheinen zu  wollen.  Auch  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn  alle 
noch  fehlenden  Beiträge  an  diesem  Tage  eingezahlt  würden, 
um  mit  dem  Verbände  für  dieses  Jahr  abrechnen  zu  können. 
Staatstechniker. 

Saarbrücken.    Eisenbahn-Tech  n.-V  e  r  e  i  n.  Samstag, 

11.  November,  abends  9  Uhr,  findet  im  Vereinslokale  „Tonhalle 
Saarbrücken"  Hauptversammlung  statt.  Wegen  der  Wichtigkeit 
der  Tagesordnung,  welche  den  Mitgliedern  noch  schriftlich  zu- 
gestellt wird,  bitten  wir  dringend  um  zahlreiches  Erscheinen. 


3286  Göttingen,  Arch.-Bureau  sof.  saub.  Zeichn.,  m.  Erf. 

im  Veranschl.  u.  in  Bauleitg.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.- 
Anspr.  u.  Skizz.  in  Briefform  Zweigst.  Cassel  an  Hn.  F.  Thielke, 
Roonstraße  44. 

3287  Breslau,  Baugesch.  sof.  tücht.  T.,  m.  a.  Arbeit.,  spez. 
Veranschl.  vertr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweig- 
stelle Breslau,  an  Hn.  E.  Reußner,  Webskystr.  11. 

3288  Beuthen  i.  Oberschles.,  Baugesch.  ert.  Hochbaut.,  ge- 
übt in  d.  Aufstellung,  v.  Kostenanschl.  u.  Abrechng.,  f.  Bureau 
u.  Baust.  180  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Haupt- 
stelle Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3289  Osnabrück  sof.  2  Hochbaut.  Bewerb.  m.  Erf.  in  d. 
Feuerungsbranche  bevorz.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Osnabrück  an  Hn.  Schütte,  Parkstr.  45. 

3293  Bad  Pyrmont,  Baugesch.  sof.  jüng.  T.  als  Baut. 
Ca.  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3295  Tegel,  Baugesch.  sof.  tücht.  T.,  gel.  Zimm.,  f.  Dach- 
T<onstr.  Dauernd.  130  bis  150  M,  evtl.  mehr.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Alarkgrafenstr.  94. 

3296  Magdeburg  sof.  tücht.  T.,  im  Entwerf.,  stat.  Berechn. 
u.  Kostenanschl.  durch,  erf.  u.  gewandt  im  Verkehr  m.  d.  Kund- 
schaft. Ang.  mit  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  A\agde- 
burg  an  Hn.  Th.  Grosse,  Breiteweg  175  77. 

3297  Cassel,  Arch.-Bureau  sof.  Bt.,  tücht.  Zeichn.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Cassel  an  Hn.  F. 
Thielke,  Roonstraße  44. 

3298  Forst  i.  Laus.,  Maurermstr.  sof.  tücht.  Bt.  Bis  25  J. 
alt.  125  bis  130  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  | 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,   Heft  46  Schriftldtung:  E.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  11.  NoVCmbcr  1911 

Inhalt:  Die  Privalbeamtenversicherung  in  der  Kommission   -   Die  gebräuctiliclien  SchienenschweiiSverfahren  -  Die  zeichnerische  Bestimmung  des  Neigungswinkels  bei 
Graten  und  Kehlen  -  Umfassungsmauern  lür  Kleinwohnungen  -  Soziale  Bewegung  -  Standesb  wegung  —  Briefkasten  -  Sitzungskalender 


Die  Privatbeamte  iversicherung  in  der  Kommission 


Die  Reichstagskommission  hat  am  vorigen  Sonnabend 
die  erste  Lesung  des  Versicherungsgesetzes  zu  Ende  ge- 
führt. Um  das  Ergebnis  gleich  vorweg  mitzuteilen:  Der 
Gesetzentwurf  wurde  ohne  wesentliche  Aenderungen  i  n 
der  Form  der  Regierungsvorlage  ange- 
nommen. 

Ein  Antrag  der  Sozialdemokraten,  der  den  B  e  - 
griff  der  Berufsunfähigkeit  anders  formulieren 
wollte,  wurde  zurückgezogen.  Es  bleibt  bei  der 
Bestimmung,  daß  Berufsunfähigkeit  dann  an- 
zunehmen ist,  wenn  die  Arbeitsfähigkeit  des  Versicherten 
auf  weniger  als  die  Hälfte  derjenigen  eines  körperlich 
und  geistig  gesunden  Versicherten  von  ähnlicher  Aus- 
bildung und  gleichwertigen  Kenntnissen  und  Fähigkeiten 
herabgesunken  ist.  i 

Neu  hinzugekommen  ist  ein  von  den  Sozialdemo- 
kraten beantragter  §  18a,  der  folgende  Fassung  erhielt: 
„Der  Versicherte  kann  bis  zum  vollendeten  25.  Lebens- 
jahre in  eine  höhere  Gehaltsklasse,  als  der  Höhe  seines 
Jahresarbeitsverdienstes  entspricht,  übertreten.  (Die  Sozial- 
demokraten hatten  das  40.  Lebensjahr  als  Altersgrenze 
für  den  Uebertritt  beantragt.  Infolge  des  entschiedenen 
.Widerspruchs  der  Regierung  aber  wurde  auf  den  Ver- 
mittlungsantrag der  Fortschrittlichen  Volks- 
partei das  2  5.  Lebensjahr  als  äußerste  Grenze  an- 
genommen.) 

Der  Abschnitt  über  die  Hinterbliebenenrenten 
(§§  27  bis  34)  bleibt  unverändert.  Nach  §  29  steht 
nach  dem  Tode  der  versicherten  Ehefrau  eines  erwerbs- 
unfähigen Ehemannes  den  ehelichen  Kindern  und  dem 
Manne  Waisen-  und  Witwenrente  nur  zu,  solange  sie  be- 
dürftig sind.  Der  Antrag  der  Sozialdemokraten, 
die  Rente  in  der  gleichen  Weise,  wie  bei  dem  Anspruch 
einer  Witwe  auf  Witwenrente  von  der  Voraussetzung  der 
Bedürftigkeit  unabhängig  zu  machen,  fand  nicht  die 
Mehrheit.  Auch  die  Abschnitte  über  das  Heilverfahren, 
die  Sachleistungen  und  die  besonderen  Vorschriften  für 
den  Aufenthalt  im  Auslande  (§§  35  bis  46)  wurden  wie 
in  der  Vorlage  bestätigt. 

Zum  §  54,  der  vom  Ruhegeld  handelt,  hatten  die 
Sozialdemokraten  einen  von  der  Regierung  ent- 
schieden bekämpften  Antrag  gestellt,  der  das  Ruhegeld 
'anders  regeln  will.  Nach  der  Vorlage  würde  das  Ruhe- 
geld nach  Ablauf  von  120  Beitragsmonaten  ein  Viertel  der 
in  dieser  Zeit  entrichteten  Beiträge  und  ein  Achtel  der 
übrigen  Beiträge  umfassen.  Der  Abänderungsantrag  sieht 
einen  Grundbetrag  und  gewisse  Steigerungssätze  vor.  Der 
Grundbetrag  soll  nach  120  Beitragsmonaten  berechnet 
werden.  Sind  weniger  nachgewiesen,  so  gilt  für  die  fehlen- 
den die  Gehaltsklasse  A,  sind  es  mehr,  so  scheiden  die 


überzähligen  Beiträge  der  niedrigsten  Gehaltsklassen  aus 
Für  jeden  Beitragsmonat  sollen  Beträge  ausgesetzt  werden, 
die  sich  in  den  neun  Gehaltsklassen  zwischen  0,30  und 
4,40  M  bewegen.  Die  Steigerungssätze  sollen  für  jeden 
Beitragsmonat  je  nach  der  Gehaltsklasse  0,10  bis  2,20  M 
betragen.  Im  Laufe  der  Beratungen  brachte  das  Zen- 
trum eine  Resolution  ein.  Die  verbündeten  Regie- 
rungen werden  darin  ersucht,  spätestens  nach  Aufstellung 
der  ersten  Bilanz,  die  am  31.  Dezember  1917  fällig  ist,  dem 
Reichstage  eine  Denkschrift  über  die  Geschäfts - 
ergebnisseunddie  Finanzlage  vorzulegen ;  dann, 
soweit  es  ohne  Erhöhung  der  Beiträge  möglich  erscheint 
in  erster  Linie  die  Gewährung  von  Kinderzuschuß- 
r  e  n  t  e  n  nach  dem  Vorbild  der  Reichsversicherungs- 
ordnung in  die  Wege  zu  leiten.  Diese  Resolution 
wurde  nach  kurzer  Besprechung  angenom- 
men und  der  Antrag  der  Sozialdemokraten  abgelehnt. 

Die  folgenden  Abschnitte  über  die  Berechnung  der 
Versicherungsleistungen,  Erstattung  von  Bei- 
trägen, die  Leibrenten,  den  Wegfall  und  die  Entziehung 
der  Leistungen,  das  Ruhen  der  Rente,  das  Verhältnis  zu 
anderen  Ansprüchen  wurden  —  abgesehen  von  einigen 
redaktionellen  Aenderungen  —  in  der  Fassung  des  Ent- 
wurfs angenommen. 

Der  §  75,  wonach  die  Witwenrente  teilweise  ruhen 
sollte,  je  nachdem  die  Witwe  noch  erwerbsfähig  ist,  wurde 
gestrichen. 

Bei  der  nun  folgenden  Beratung  über  die  Träger 
der  Versicherung  regte  ein  Zentrumsabgeordneter 
an,  die  nach  der  Vorlage  in  Berlin  zu  errichtende  Reichs 
Versicherungsanstalt  außerhalb  Berlins  zu  verlegen.  Die' 
Mehrheit  folgte  dieser  Anregung  jedoch  nicht.  Man  erwogt 
dann  eine  der  grundlegenden  Forderungen  der  Freien 
Vereinigung.  Diese  hatte  beantragt,  statt  der  Er- 
richtung einer  Reichsanstalt  die  Geschäfte  der 
neuen  Versicherung  den  Landesversicherungs- 
anstalten  zu  überweisen.  Die  Kommission 
schloß  sich  jedoch  den  Ausführungen  des 
Geheimrats  Becker  an,  der  eine  solche  Rege- 
lung für  weit  kostspieliger  als  eine  eigenei 
Reichsanstalt  erklärte.  Wie  er  den  Nachweis  für 
diese  Behauptung  erbrachte,  ist  aus  den  vorliegenden 
Kommissionsberichten  nicht  zu  ersehen.  Im  weiteren  Ver- 
lauf der  Beratungen  ging  man  zunächst  zu  dem  Abschnitt 
über  die  AufbringungderMittel  über.  D  i  e  H  ö  h  e 
der  Beiträge  wird  nach  den  Vorschlägen  der 
Regierungsvorlage  geriehmigt.  Der  Zeitpunkt 
für  die  erstmalige  Vorlage  einer  versicherungstechnischen 
Bilanz  wird,  um  ein  sicheres  Bild  zu  bekommen,  um  zwei 
Jahre  hinausgeschoben,  auf  den  31.  D  e  z  e  m  b  ,»  r  1919. 


722 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  46 


Mit  diesem  Beschluß  dürften  alle  enttäuscht  werden,  die 
darauf  hoffen,  an  dem  anzunehmenden  schlechten  Gesetz 
in  absehbarer  Zeit  etwas  bessern  zu  wollen.  Man 
wird  dann  immer  sagen:  vor  dem  Jahre  191Q  können  wir 
das  Gesetz  in  seinem  ganzen  Umfange  nicht  beurteilen. 
Damit  wird  aber  auch  der  Zeitpunkt  für  die  zuvor  an- 
genommene Entschließung  über  die  Einführung  einer 
Kinderzuschußrente  um  2  Jahre  vertagt.  Nach  §  175  er- 
höht der  Bundesrat  die  Beiträge  entsprechend,  wenn 
die  Bilanz  einen  Fehlbetrag  ergibt,  umgekehrt  können  bei 
einem  Ueberschuß  die  Leistungen  erhöht  werden.  Anträge 
der  Linken,  hierbei  die  Zustimmung  des  Reichs- 
tages vorauszusetzen,  wurden  von  der  Regierung  be- 
kämpft und  fanden  nicht  die  Mehrheit. 

In  dem  Abschnitt  über  die  freiwillige  Ver- 
sicherung wurde  eine  Erleichterung  vorgesehen,  indem 
eine  aus  einer  versicherungspflichtigen  Beschäftigung  aus- 
scheidende Person  die  Versicherung  auch  dann  fortsetzen 
kann,  wenn  er  nur  sechs  Monatsbeiträge  (statt  wie  die 
Vorlage  vorschlug  60)  entrichtet  hat.  Hat  der  Betreffende 
120  Monatsbeiträge  entrichtet,  so  kann  er  sich  die  bis  daliin 
erworbene  Anwartschaft  durch  die  Zahlung  .einer  An- 
erkennungsgebühr erhalten. 

Zum  §  342  des  Abschnittes  8  (Sonstige  Vor- 
schriften) hatte  die  Fortschrittliche  Volks- 
partei einen  Antrag  eingebracht,  dahingehend,  daß  ein 
Angestellter  während  der  Zeit  seiner  Ausübung  einer  ehren- 
amtlichen Tätigkeit  bei  der  Versicherungsanstalt  nur  aus 
einem  wichtigen  Grunde  entlassen  werden  kann.  Dieser 
Antrag  wurde  abgelehnt,  der  ganze  Abschnitt  un- 
verändert angenommen. 

Auf  eine  Anfrage  erklärte  Ministerialdirektor  Caspar, 
daß  die  Versicherung  bei  der  österreichischen  staat- 
lichen Angestelltenversicherung  in  Deutschland  nicht 
von  der  Versicherungspflicht  befreie.  (Man 
vergleiche  damit  unseren  Artikel  in  Heft  28  „Die  not- 
wendigste Ersatzkasse".) 

Ueber  die  Wartezeit  wurde  durch  Annahme  eines 
vom  Zentrum  beantragten  Zusatzes  zu  §  47  folgendes 
bestimmt:  „Von  den  Beitragsmonaten  müssen  mindestens 
60  auf  Grund  einer  versicherungspflichtigen  Beschäftigung 
zurückgelegt  sein.  Sind  weniger  als  60  Beitragsmonate 
nachgewiesen,  so  erhöht  sich  die  Wartezeit  beim  Ruhe- 
geld und  bei  Hinterbliebenenrenten  auf  150  Beitrags- 
monate." 

Nach  der  Vorlage  sollen  u.  a.  die  Kalendermonate  an- 
gerechnet werden,  in  denen  der  Versicherte  zur  Ab- 
legung einer  beruflichen  Prüfung  eine  staatlich  anerkannte 
Lehranstalt  besucht  hat.  Die  Kommission  ersetzte  die  Vor- 
aussetzung einer  beruflichen  Prüfung  durch  die  des  Schul- 
besuches zur  beruflichen  Fortbildung.  Die  Forde- 
rung der  Angestellten,  daß  auch  die  Kalendermonate,  in 
denen  ein  Versicherter  nachweislich  stellenlos  war, 
als  Beitragsmonat  gelten  sollen,  blieb  nach  unseren  Be- 
richten gänzlich  unberücksichtigt. 

Dem  Beschluß  über  den  auf  Wunsch  von  Unter- 
nehmer-, Versicherungs-  und  anderen  Verbänden  nach- 
träglich eingefügten  Abschnitt  über  die  Zulassung  von 
Ersatzkassen  ging  eine  allgemeine  Aussprache 
voraus. 

Die  Wirtschaftliche  Vereinigung  hatte  den 
Antrag  gestellt,  den  ganzen  Abschnitt  über  die  Ersatzkassen 
zu  streichen.  Dieser  Antrag  wurde  nur  von  den 
Sozialdemokraten  und  dem  Abgeordneten  D  r. 
Potthoff  unterstützt,  während  die  Mehr- 
heit der  Fortschrittlichen  Volkspartei 
mit  den  anderen  Parteien  sich  auf  den 
Boden    der    Vorlage    stellte.     Nach  dem  Ent- 


wurf sollen  Ersatzkassen  nur  dann  zugelassen  werden, 
wenn  es  sich  um  Kassen  handelt,  die  schon  vor  der  Ver- 
kündigung des  Pensionsversicherungsgesetzes  errichtet 
sind.  Die  Forderung  des  Zentralverbandes  deut- 
scher Industrieller,  daß  auch  nach  dem  Inkraft- 
treten des  Gesetzes  neuerrichtete  Kassen  als  Ersatz- 
kassen zugelassen  werden  sollen,  der  schon  im  Entwurf  keinel 
Erfüllung  gefunden,  wurde  auch  in  der  Kommission  mehr- 
fach widersprochen,  weil  sonst,  wie  ein  national- 
liberales  Kommissionsmitglied  ausführte,  fort- 
während neue  Anträge  an  den  Bundesrat 
herantreten  und  eine  fortwährende  Blut- 
entziehung für  die  R  e  i  c  h  s  v  e  r  s  i  c  h  e  r  u  n  g  die 
Folge  sein  würde.  Nach  der  Vorlage  müssen  sämt- 
liche Versicherungspflichtige  einer  Unternehmung  in  die 
Ersatzkasse  aufgenommen  werden.  Diese  Bestimmung 
wurde  von  mehreren  Seiten  beanstandet,  da  gewisse  Kassen 
bestehen,  die  nur  für  eine  bestimmte  Berufsgruppe  eines 
Betriebes  gegründet  sind.  Ministerialdirektor  Caspar  er- 
klärte jedoch  eine  Aenderung  dieser  Bestimmung  des  Ent- 
wurfs für  u  n  a  n  g  ä  n  g  i  g.  Auch  die  Kasse  des  Magde- 
burger (Privatbeamten-Vereins,  der  in  einer 
Petition  um  Zulassung  als  Ersatzkasse  eingekommen  war, 
soll  nur  als  Zuschußkasse  geduldet  werden.  Aus  den 
weiteren  Erklärungen  der  Regierung  war  zu  entnehmen, 
daß  die  Werkpensionskassen  jedenfalls  als 
Ersatzkassen  zuge  lassenwerden  sollen,  und 
daß  es  nicht  dem  Angestellten  überlassen  bleiben  soll,  ob 
er  der  Werkpensionskasse  oder  der  allgemeinen  Versiche- 
rung beitreten  will.  Der  von  den  Gegnern  der  Ersatzkasse 
erhobene  Einwand,  daß  diese  die  bcsreren  Risiken  nehmen, 
ermangele  des  Beweises.  In  der  Aussprache  wurde  unter 
anderem  auch  eine  Regelung  der  Frage  des  Heilverfahrens 
bei  den  Ersatzkassen  für  notwendig  erklärt. 

Positiv  formulierte  Anträge  der  Parteien  hatte  diese 
Aussprache  noch  nicht  zur  Folge.  Zur  weiteren  Verständi- 
gung wurde  die  Beratung  über  dieses  Thema  vertagt  und 
zunächst  über  den  bisher  zurückgestellten  Abschnitt 
über  die  Schiedsgerichte  und  das  Ober- 
schiedsgericht verhandelt.  Die  der  Freien 
Vereinigung  angeschlossenen  Angestelltenverbände 
hatten  bekanntlich  eine  organisatorische  Verbindung  der 
Spruchinstanzen  mit  der  Reichs  Versicherung  ge- 
wünscht. In  einer  der  früheren  Sitzungen,  in  der  die  Frage 
der  Organisation  schon  einmal  angeschnitten,  aber  bald 
wieder  verlassen  worden  war,  hatte  das  Zentrum  an- 
geregt, die  Schiedsgerichte  an  die  Oberversicherungsämter 
und  das  Oberschiedsgericht  an  das  Reichsversicherungsamt 
anzulehnen.  Es  wiederholte  nun  diesen  Vorschlag,  wäh- 
rend Nationalliberale  und  Konservative  und 
Reichspartei  sich  dagegen  erklärten  und  dem 
Regierungsentwurf,  nach  dem  besondere  Behörden  für  und 
innerhalb  der  Angestelltenversicherung  errichtet  werden 
sollen,  zustimmten. 

Für  die  Verschmelzung  trat  mit  der  Sozial- 
demokratie auch  die  Fortschrittspartei  und  die 
Wirtschaftliche  Vereinigung  ein.  War  die  Re- 
gierung in  der  früheren  Sitzung  dem  Antrag  des  Zentrums 
schon  entgegengetreten,  so  erhob  sie  auch  diesmal  den 
entschiedensten  Widerspruch  gegen  jede  An- 
giiederung  an  die  Instanzen  der  Reichsversicherungs- 
ordnung. Staatssekretär  Delbrück  griff  selbst  mehr- 
fach in  die  Besprechung  ein.  Das  Zentrum  war  in- 
dessen schon  vorher  umgefallen,  es  hatte  gleichzeitig  mit 
seinen  ausführlich  begründeten  Vorschlägen  für  die  Ver- 
bindung mit  der  Reichsversichenmgsordnung  erklären 
lassen,  daß  es  das  Gesetz  nicht  gefährden  wolle  und  in 
Anbetracht  des  Widerstandes  der  Regierung  und  der  A\ehr-  i 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


723 


heit  der  Parteien  sich  bei  der  Abstimmung  über  die  Vor- 
lage der  Stimme  enthalten  werde. 

Die  Regierung  begründete  ihren  gegensätzlichen  Stand- 
punkt hauptsächlich  damit,  daß  das  Reichsversicherungs- 
amt, trotzdem  man  durch  die  Reichsversicherungsordnung 
eine  Entlastung  vorgenommen  habe,  noch  immer  unter  einer 
Ueberlastung  leide.  Man  dürfe  es  nun  nicht  neuerdings 
weiter  belasten.  Den  Antrag  der  Sozaldemokraten  auf 
Angliederung  an  die  Instanzen  der  Arbeiterversicherung 
hielt  der  Staatssekretär  geradezu  für  verderblich.  Es 
handele  sich  hier  nicht  um  einen  Personenkreis  der  dem 
Arbeiterstande  angehöre.  Von  sozialdemokratischer  Seite 
.wurde  den  Ausführungen  entgegengetreten  und  auch  ein 
Mitglied  der  Fortschrittspartei  beklagte,  daß  die 
•Regierung  durch  die  Trennung  der  rechtsprechenden  Be- 
hörden die  Arbeiter  von  den  Beamten  zu  trennen  beabsich- 
tige. Ein  Zentrumsabgeordneter  fand  noch  ein- 
mal den  Mut,  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Männer  der 
Praxis  in  dieser  Frage  auf  einem  anderen  Standpunkt 
stünden.  Bei  der  Abstimmung  trug  aber  die  Regierung 
einen  vollen  Erfolg  davon,  die  Anträge  der  Sozial- 
demokraten und  der  Fortschritt!.  Volks- 
partei wurden  abgelehnt  und  die  Regie- 
rungsvorlage angenotnmen. 

Die  folgenden  Artikel  Beitragsstreitigkeiten, 
Feststellung  der  Leistungen  sowie  der  Rest  des 
ganzen  6.  Abschnittes  wurden  mit  unwesentUchen  Aende- 
rungen  angenommen. 

In  der  letzten  Sitzung  vor  Schluß  der  ersten  Lesung 
fiel  endlich  die  Entscheidung  über  die  Ersatz- 
kassen. Zunächst  wurde  der  mit  der  Frage  der  Ersatz- 
kassen im  Zusammenhange  stehende  Abschnitt  über  die 
Zuschußkassen  erledigt.  Hier  hatten  nun  die  Privat- 
versicherungsunternehmungen  und  vor  allem  der  Magde- 
burger Privatbeamten-Verband,  der  um  die  Zulassung  als 
Ersatzkasse  noch  einmal  dringend  eingekommen  war,  einen 
großen  Erfolg  zu  verzeichnen.  Denn  während  nach  dem 
Entwurf  als  Zuschußkassen  und  damit  auch  für  die  Be- 
stimmungen als  Ersatzkassen  in  Frage  kommen  sollten 
Fabrik-,  Betriebs-,  Haus-,  Seemanns-  und  ähnliche  Kassen, 
lautet  die  Fassung  jetzt  folgendermaßen:  „Fabrik-,  Be- 
triebs-, Haus-,  Seemannskassen  und  andere  Ver- 
.sicherungs  -  oder  Wohlfahrtseinrichtungen 
für  eine  oder  mehrere  Unternehmungen  sowie  andere  Unter- 
nehmungen für  Angestellte."  Es  war  dies  ein  Kompromiß- 
beschluß der  Parteien,  wonach  also  auch  Privat- 
versicherungs  -  Unternehmungen  als  Zu- 
schuß- und  Ersatz kassen  zugelassen  werden,  wenn 
sie  im  übrigen  die  hierfür  geltenden  Bestimmungen  er- 
füllen. Auf  Antrag  der  Sozialdemokraten  wird  als  weitere 
Voraussetzung  eingeschaltet,  daß  die  Kasse  nur  für  die  nach 
diesem  Gesetz  Versicherten  errichtet  ist,  oder  der  Teil 
des  Vermögens  der  Kasse  für  die  Angestelltenversiche- 
rung besonders  verwaltet  wird. 

Vor  der  nun  folgenden  Abstimmungüberdiese 
grundlegende  Frage  der  Ersatzkassen  wieder- 
holte die  Regierung  ihre  vorher  schon  einmal  abgegebene 
Erklärung,  daß  sie  auf  die  Annahme  der  Bestimmungen 
über  die  Ersatzkassen  das  größte  Gewicht  lege.  Ja  der 
Regierungsvertreter,  Ministerialdirektor  Caspar,  er- 
widerte sogar  auf  eine  Anfrage  eines  Mitgliedes  der  Fort- 
schrittlichen Volkspartei,  daß  das  Zustandekommen 
des  Gesetzes  ernstlich  in  Frage  gestellt 
werde  bei  wesentlichen  Abänderungen  der 
Bestimmungen.  Bei  der  Abstimmung  wurde 
demnach  der  Antrag  der  Wirtschaftlichen 
Vereinigung  auf  Streichung  des  ganzen  Ab- 
schnittes   mit     erheblicher    Mehrheit  ab- 


gelehnt. Für  die  Streichung  stimmten  mit  dieser  Partei 
die  Sozialdemokraten,  von  der  Fortschrittspartei 
Dr.  P  o  1 1  h  o  f  f  und  vom  Zentrum  die  Abgg.  Nacken 
und  Becker-  Arnsberg.  Der  §  367  über  die  Ersatzkassen 
erhält  nunmehr  folgende  Fassung: 

,,Der  Bundesrat   bestimmt    auf  Antrag,  daß  Ver- 
sicherungseinrichtungen der  in  §  362  (Zuschiißkassen) 
bezeichneten  Art  als  Ersatzkassen  zugelassen  werden. 
Die    Versicherungseinrichtungen    müssen    vor  dem 
15.  Oktober  1911  vorhanden  und  bei  Stellung 
des  Antrages  rechtsfähig  sein.    Der  Antrag  ist  vom  Vor- 
stand der  Versicherungseinrichtung  oder  der  Mehrheit 
der  versicherten  Angestellten  vor  dem  1.  Januar 
1913  beim  Bundesrat  zu  stellen.    Zur  Sicher- 
stellung der  reichsgesetzlichen  Beitragsleistung  für  den 
Fall  der  Nichtzulassung  dieser  haben  die  Versicherungs- 
einrichtungen am  1.  Januar  1913  eine  vom  Bundesrat 
nach  Anhörung  der  Reichsversicherungsanstalt  zu  be- 
messende Sicherheit  bei  der  Reichsversicherungsanstalt 
zu  hinterlegen.    Wird  der  Antrag  auf  Zulassung  ab- 
gelehnt, so  sind  die  seit  Inkrafttreten  des  Gesetzes  rück- 
ständigen Beiträge  unter  Anrechnung  von  3^/oo;o  Zinsen 
und  Zinseszinsen  nachzuzahlen.   Bei  Streit  über  die  Höhe 
des  nachzuzahlenden  Betrages    entscheidet    das  Ober- 
schiedsgericht.   Die  Beteiligung  bei  einer  zugelassenen 
Ersatzkasse  gilt  der  Versicherung  bei  der  Reichsversiche- 
rungsanstalt gleich.    Das  gleiche  gilt,  solange  das  Ver- 
fahren über  die  Zulassung  schwebt." 
Neu  hinzugekommen  ist  demnach  die  rückwirkende  Be- 
stimmung, daß  die  Kassen  bis  zum  15.  Oktober  (?) 
errichtet  sein  müssen,  neu  errichtete  Kassen  also 
nicht  zugelassen  werden  sollen.    Wenn  dieser 
Zeitpunkt  nicht  wieder  geändert  wird,  können  wir  wenig- 
stens hoffen,  daß  die  in  den  letzten  Wochen  häufig  ge- 
gründeten   Werkpensionskassen    keine  Berücksichtigung 
finden.    Daß  die  Firmen  nur  einen  Teil  ihrer  Angestell- 
ten in   der  betreffenden  Ersatzkasse   versichern,  wurde 
durch  Beschluß  des  Versicherungszweiges  für  sämtliche 
versicherungspflichtigen  Angestellten  für  unzulässig  erklärt. 

In  den  §  369  über  das  Heilverfahren  wurde  eine 
kleine  Verbesserung  aufgenommen,  sodann  auf  Antrag  der 
Fortschrittlichen  Volkspartei  in  einem  neuen  §  372  a  die 
Bestimmung  hinzugefügt,  daß  mindestens  ein  Viertel  des 
Vermögens  der  Ersatzkasse  in  Anleihen  des  Reiches  und 
der  Bundesstaaten  anzulegen  ist. 

Damit  war  die  erste  Lesung,  ohne  daß  der  Haupt- 
ausschuß noch  die  Freie  Vereinigung  wesentliche  Verbesse- 
rungen erzielten,  beendet.  Die  zweite  Lesung  wird  erst 
stattfinden,  nachdem  die  Fraktionen  zu  den  Beschlüssen 
der  Kommission  Stellung  genommen  haben. 

Für  uns  besteht  aber  die  Pflicht,  diese  Zeit  noch 
zur  Aufklärung  der  Reichstagsabgeordneten  und  Oeffent- 
lichkeit  zu  benützen,  so  aussichtslos  nach  den  seitherigen 
Beschlüssen  es  auch  erscheinen  mag.  Ein  Beschluß  des 
Sozialen  Ausschusses  von  Vereinen  der  technischen  Pri- 
vatangestellten erscheint  deshalb  sehr  dringend.  Der  So- 
ziale Ausschuß  beabsichtigt  an  den  Hauptausschuß  und 
die  Freie  Vereinigung  heranzutreten,  um  eine  gemeinsame 
Berliner  Kundgebung  gegen  die  Zulassung 
der  Werkpensionskassen  abzuhalten. 

Die  Sterkrader  Vorgänge  sind  es  nicht  zu- 
letzt, die  die  Empörung  der  Angestellten  gegen  die  nun- 
mehr gesetzlich  geschützten  sogenannten  ,, Wohlfahrts- 
einrichtungen" der  Unternehmer  erneut  wachrufen.  Wir 
begrüßen  deshalb  den  Beschluß  des  Sozialen  Ausschusses 
und  hoffen,  daß  die  Kundgebung  auf  alle  Fälle  zustande 
kommen  möge 


7^4 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG- 1911" 


Hen  46 


Die  gebräuchlichen  Schienenschweißverfahren 

Von  Dipl.-Ing.  FEURER,  Frankfurt  a.  M. 


Schon  seit  dem  Bestehen  von  Eisenbahngleisen  ist 
die  Technik  bemüht  gewesen,  die  aneinander  stoßenden 
Schienenenden  derartig  miteinander  zu  verbinden,  daß  die 
Wagen  darüber  rollen,  ohne  den  berüchtigten  Schlag  zu 
erhalten,  der  für  die  Reisenden  auf  die  Dauer  zur  Qual 
wird.  Aber  nicht  nur  die  Rücksicht  auf  die  Reisenden 
hat  obiges  Bestreben  der  Techniker  hervorgebracht, 
sondern  hauptsächlich  die  wirtschaftlichen  Gesichtspunkte 
haben  zu  einer  großen  Zahl  von  Stoßkonstruktionen  ge- 
führt, die  jedoch  nicht  alle  den  gestellten  Anforderungen 
entsprachen  und  nur  in  Ermangelung  und  Erwartung 
einer  zweckmäßigeren  und  vollkommeneren  Verbindung 
als  notwendiges  Uebel  zur  Verwendung  kamen.  Durch 
den  Schlag  der  darüber  fahrenden  Wagen  lockern  sich  die 
Schrauben  der  Verbindungslaschen,  die  Schienenköpfe 
werden  an  ihren  Enden  breit  gefahren,  die  Schwellen 
lockern  sich  in  der  Bettung  usw.;  alle  diese  Umstände 
bedingen  ständige  Unterhaltungs-  und  Wiederherstellungs- 
arbeiten, vorzeitigen  Schienenersatz  und  verursachen  dem- 
gemäß den  betreffenden  Verwaltungen  und  Gesellschaften 
ganz  bedeutende  Kosten. 

Da  die  Bemühungen  nach  einer  allen  Anforderungen 
gerecht  werdenden  Stoßkonstruktion  fehlschlugen,  war 
man  bestrebt,  durch  Einführung  von  Schienen  von  immer 
größeren  Längen  wenigstens  die  Zahl  der  Stöße  zu  ver- 
mindern. Gegenüber  den  früher  gebräuchlichen  6  m  und 
Q  m  langen  Schienen  sind  gegenwärtig  Schienenlängen 
von  15  und  16  m  als  normal  anzusehen  und  neuerdings 
gehören  im  Straßenbahnbetrieb  Schienen  von  18  und  20  m 
Längen  nicht  mehr  zu  den  Seltenheiten.  Diese  Längen 
können  jedoch  als  obere  Grenzen  angesehen  werden,  da 
Transport,  Verlegung  und  Längenänderung  infolge  von 
Temperaturschwankungen  eine  Verwendung  von  noch 
längeren  Schienen  ausschließen. 

Bei  den  bereits  erwähnten  Stoßkonstruktionen,  die 
eine  Verbesserung  der  Schienenverbindung  bezweckten, 
ging  man  stets  von  der  Voraussetzung  aus,  daß  die 
Schienenenden  gegeneinander  verschiebbar  bleiben  müßten, 
um  die  durch  die  Temperaturschwankungen  bedingten 
Längenänderungen  der  Schienen  zu  ermöglichen.  Bei  den 
Eisenbahnschienen,  die  infoige  ihrer  freien  Lage  in  vollem 
Maße  dem  Temperaturwechsel  und  den  Sonnenstrahlen 
ausgesetzt  sind,  war  diese  Annahme  berechtigt.  Anders 
lag  die  Sache  jedoch  bei  den  Straßenbahnschienen,  die 
fast  vollständig  in  das  Pflaster  oder  die  Chaussierung 
eingebettet  und  infolgedessen  in  viel  geringerem  Maße  den 
Temperatureinflüssen  und  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt 
sind,  so  daß  die  durch  den  Schienenkopf  eindringende 
Sonnenhitze  durch  das  kühlere,  die  Schiene  umgebende 
Einbettungsmaterial  wieder  ausgeglichen  wird.  Daß  diese 
Annahme  richtig  und  eine  Beweglichkeit  der  Schienen- 
enden infolge  der  Längenänderung  der  Schienen  nicht 
unbedingt  erforderlich  ist,  beweisen  die  vielen  fest  ein- 
gerosteten Laschenstöße,  wie  sie  sich  bei  der  Auswechse- 
lung von  schon  mehrere  Jahre  liegenden  Gleisen  zeigen 
und  zwar  nicht  an  einzelnen  Stellen,  sondern  auf  größere 
Längen  hintereinander. 

Durch  diese  auffällige  Erscheinung  kam  man  auf  den 
Gedanken,  die  Dilatationsfugen  auf  größere  Längen  gänz- 
lich /u  beseitigen  und  die  Schienenenden  durch  Schweißung 
miteinander  zu  verbinden.  Die  wirtschaftlichen  Vorteile 
der  ,, stoßlosen  Schiene"    sind    so  bedeutende  und  der 


praktische  Nutzen  ist  so  groß,  daß  man  keine  Anstrengung 
gescheut  hat,  eine  praktische  Lösung  der  Schweißung  zu 
finden,  bei  welcher  die  Struktur  der  Verbindung  mit  dem 
Schienenmaterial  selbst  auch  praktisch  übereinstimmt.  Eine 
derartig  innige  Verbindung  erhöht  nicht  nur  die  Lebens- 
dauer der  Schienen  und  Wagen,  sondern  sie  hat  für  elek- 
trische Straßenbahnen  noch  den  besonderen  Vorteil,  einen 
großen  Teil  der  vagabundierenden  und  durch  ihre  elektro- 
lytische Wirkung  Gas-  und  Wasserleitungen  in  hohem 
Maße  gefährdenden  Rückströme  zu  beseitigen,  deren  Stärke 
auch  bei  den  besten  Laschenverbindungen  im  Mittel  etwa 
33o/o,  in  der  Nähe  der  Zentrale  sogar  bis  zu  öO^/o  des 
Gesamtstromes  beträgt.  Schon  aus  diesem  Grunde  allein 
ist  eine  geschweißte  Schienenverbindung  jeder  anderen 
vorzuziehen.  Die  praktische  Lösung  der  Schweißfrage  hat 
nun  zu  verschiedenen  Anwendungsverfahren  geführt,  die 
nachstehend  näher  beschrieben  werden  sollen. 

Die  ersten  Versuche  in  größerem  Umfange  wurden 
in  Deutschland  im  Jahre  1898  von  der  Großen  Ber- 
liner Straßenbahn  ausgeführt  und  zwar  wurde  hier- 
bei der  sogenannte  ,,F  a  1  k  sehe  Stoß"  angewendet.  Bei 
diesem  Verfahren  werden  die  beiden  Schienenenden  unter 
Anwendung  eines  fahrbaren  Eisenschmelzofens  mit  einem 
eisernen  Kloben  fest  und  unverrückbar  miteinander  ver- 
bunden. Außer  in  Berlin,  wo  etwa  48  km  Gleis  mit  dem 
Falkschen  Stoß  versehen  wurden,  ist  dieses  Verfahren 
noch  in  Köln  und  B  r  e  s  1  a  u  angewendet  worden,  aller- 
dings in  bedeutend  geringerem  Umfange.  Während  nun 
in  Berlin  mit  diesem  Verfahren  im  großen  ganzen  sehr 
schlechte  Erfahrungen  gemacht  wurden,  gelangte  man  in 
Köln  und  in  Breslau  zum  Teil  wenigstens  zu  ganz 
günstigen  Resultaten. 

Als  ein  Hauptnachteil  des  Falkschen  Verfahrens  kommt 
der  Umstand  in  Betracht,  daß  die  Schweißung  nur  mit 
Hilfe  eines  fahrbaren  Eisenschmelzofens  möglich  ist,  wo- 
durch die  Anwendung  bei  einer  kleineren  Anzahl  von 
Stößen  zu  umständlich  und  unwirtschaftlich  wird.  Man 
ist  daher  von  der  Veru'endung  des  Falkschen  Stoßes  ganz 
abgekommen. 

Bereits  im  Jahre  1899,  also  ein  Jahr  später,  nachdem 
die  ersten  Versuche  mit  dem  Falkschen  Stoß  zur  Ausfüh- 
rung gelangten,  kam  ein  neues  Verfahren  zur  Anwendung, 
das  infolge  seiner  außerordentlichen  Einfachheit  das  Falk- 
sche  Verfahren  weit  übertraf.    Es  handelt  sich  um  das 


Abb'.  1 

a  Magnesiapuiver,  b  Asbestplatte,  c  Eisenpiatte,  d  .Magnesiastein, 
e  auswechselbarer  Stopfen,  f  Abstichstift. 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  IQU 


725 


Abb.  2 


von  Dr.  Hans  Qoldschmidt  in  Essen-Ruhr  er- 
fundene sogenannte  „G  o  1  d  s  c  m  i  d  t  sehe  oder  alumi- 
nothermische  Verfahren,  wie  es  zurzeit  von  der 
Firma  Th.  Goldschmidt  in  Essen-Ruhr  ausgeführt 
wird. 

Dieses  Verfahren  beruht  auf  der  Tatsache,  daß  Sauer- 
stoff zu  Aluminium  eine  größere  Verwandtschaft  besitzt 
als  zu  den  meisten  übrigen  Metallen.  Bei  dem  Schweiß- 
verfahren kommt  naturgemäß  nur  Eisenoxyd  und  Alumi- 
nium in  Betracht.  Bei  der  Reaktion  zwischen  Eisenoxyd 
und  Aluminium,  die  nur  bei  sehr  hoher  Temperatur  vor 
sich  geht,  verbindet  sich  der  Sauerstoff  des  Eisenoxyds 
mit  dem  Aluminium  und  es  wird  ein  nahezu  chemisch 
reines  Eisen  frei. 

Bei  dem  Goldschmidt  sehen  Verfahren  wird  ein 
fertiges  Gemisch  aus  Eisenoxyd  und  fein  gepulvertem 
Aluminium  verwendet,'  das  Goldschmidt  mit  dem 
Namen  ,,Thermit"  bezeichnet.  Wird  dieses  Gemisch 
an  einer  Stelle  entzündet,  so  brennt  es  in  sich  selbst  mit 
außerordentlich  hoher  Temperatur  weiter,  da  bei  der 
Reaktion  zwischen  dem  Eisenoxyd  und  Aluminium  ständig 
Wärme  frei  wird,  und  es  entsteht  dabei  flüssiges,  schmied- 
bares Eisen  und  Aluminiumoxyd  von  rotbrauner  Farbe, 
die  sogenannte  Schlacke.  Aluminiumoxyd  kommt  als  Ton- 
erde oder  Korund  (AU  O3)  in  der  Natur  vor  und  findet 
infolge  seiner  großen  Härte  in  der  Technik  als  Schmirgel 
große  Verwendung  zum  Schleifen  von  Edelsteinen  und 
•  Metallen.  Das  Thermit  wird  je  nach  der  Art  seiner  Ver- 
wendung besonders  hergestellt  und  ist  weder  explosiv 
noch  feuergefährlich. 

Da  „Thermit"  wegen  der  Verschiedenheit  der  Körnung 
seiner  Bestandteile  dazu  neigt,  sich  zu  entmischen,  wird 
es,  um  einer  solchen  Entmischung  vorzubeugen,  in  Säck- 
chen von  5  und  10  kg  verpackt,  die  in  Fässern  mit  25, 
50,  100  kg  Inhalt  zum  Versand  kommen.  Werden  kleinere 
Mengen  „Thermit"  als  5  bezw.  10  kg  zur  Anwendung 
gebracht,  so  muß  vor  Entnahme  der  Menge  der  ganze  Inhalt 
des  Sackes  ausgeschüttet  und  gut  durchmischt  werden. 

Zum  Anzünden  des  Thermits  dient  das  sogenannte 
Entzündungsgemisch,  von  dem  ca.  3  bis  5  gr  zur  Ein- 
leitung der  Reaktion  einer  beliebig  großen  Menge  „Ther- 
i  mit"  ausreichen.  Das  Entzündungsgemisch  wird  als  fi*ches 
Häufchen  auf  das  „Thermit"  gestreut  und  durch  Einstecken 
eines  brennenden  Sturmstrcichholzes  oder  Berühren  mit 
einem  glühenden  Eisenstabe  zur  Entzündung  gebracht. 

Die  Schweißung  von  Straßenbahnschienen  erfolgt  heute 
fast  ausschüeßlich  nach  dem  sog.  „kombinierten"  oder  auch 


Abb.  3 


„automatischen"  Verfahren,  und  man  ist  von  der  früher 
gebräuchlichen  „Stumpfschweißung"  fast  gänzlich  ab- 
gekommen, da  letzteres  Verfahren  verschiedene  Mängel 
aufwies,  die  durch  das  automatische  Verfahren  vollständig 
ausgeschaltet  werden.  Zur  Ausführung  der  Schweißung 
bedient  man  sich  eines  Spitz-  oder  Abstichtiegels  (sogen, 
automatischen  Tiegels)  der  nachstehend  näher  beschrie- 
ben sei. 

Der  Spitztiegel  (vergl.  Abb.  1  und  2)  hat,  wie  schon 
r'cr  Name  besagt,  eine  trichterförmige  FoiTn,  deren  Spitze 
nach  unten  gekehrt  ist.  Er  besteht  aus  einer  Eisenblech- 
hülle, die  mit  Magnesit  ausgekleidet  ist.  Im  Boden  hat  er 
eine  Oeffnung,  die  durch  einen  zylinderförmigen  Magnesia- 
stein gebildet  wird,  der  fest  in  die  Tiegelauskleidung  ein- 
gestampft ist.  In  dem  Magnesiastein  steckt  wiederum 
ein  Stopfen  mit  dem  Ausflußloch  für  das  Thermit  und  die 
Schlacke.  Sobald  das  Loch  des  Stopfens  durch  mehr- 
maligen Gebrauch  etwa  15  bis  17  mm  weit  geworden  ist, 
wird  derselbe  von  unten  nach  oben  aus  dem  Tiegel  her- 
ausgeschlagen und  durch  einen  neuen  ersetzt.  Der  Stopfen 
wird  hierbei  mit  einem  Blatt  Papier  faltenlos  umwickelt 
und  in  den  Magnesiastein  eingesetzt.  Während  der  Be- 
nutzung verkohlt  dieses  Papier  und  die  zurückbleibende 
Kohle  bildet  eine  isolierende  Zwischenlage,  die  das  An- 
schmelzen des  Stopfens  an  dem  Magnesiasteine  verhindert. 
Das  Verschließen  des  Ausflußloches  geschieht  folgender- 
maßen: In  das  Loch  wird  zunächst  der  sog.  Abstichst Jt  ein- 
gesetzt und  zwar  derart,  daß  er  das  Asbestplättchen  von 
etwa  1/2  na m  Dicke  und  50  mm  Durchmesser,  das  mit  einem 
daraufgelegten  Eisenplättchen  von  3  mm  Dicke  und  30  mm 
Durchmesser  zum  Verschließen  der  Abstichöffnung  dient, 
nicht  berührt.  Der  Abstichstift  ist  oben  gabeKörmig  ver- 
zweigt und  aufgebogen,  so  daß  er  nicht  durch  das  Ausfluß- 
loch hindurchgleiten  kann  und  ragt  unten  ein  Stück  aus 
dem  Boden  des  Tiegels  heraus.  Durch  das  Unterlegen 
des  Asbestscheibchens  unter  die  Eisenplatte  wird  ein 
sicheres  Verschließen  der  Abflußöffnung  bewirkt  und 
gleichzeitig  verhindert,  daß  schon  während  der  Reaktion 
Thermiteisen  herauströpfelt.  Auf  das  Eisenplättchen  wird 
eine  etwa  5  bis  10  mm  hohe  Schicht  von  trockenem 
Magnesitpulver  geschüttet  und  festgedrückt.  Der  Tiegel 
wird  dann  mit  der  für  die  betreffende  Schweißung  nötigen 
Menge  Thermit  gefüllt,  diese  wird  vermittelst  des  be- 
sonderen Entzündungsgemisches  angezündet  und  dei 
Tiegel  dann  mit  einer  Kappe  bedeckt. 

Nach  etwa  15  bis  20  Sekunden  ist  das  Thermit  nieder- 
geschmolzen, wobei  sich  das  flüssige  Eisen  infolge  seines 


726 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  46 


Abb'.  4 


schaffen  ist,  daß  um  den  Schienenstoß  eine  Art  Lasche 
aus  Thermiteisen  gegossen  wird.  Die  Form  wird  aus 
feuerfestem  Sand  angefertigt  und  in  der  Regel  in  einem 
besonderen  Formkasten  aus  Eisenblech  ausgestampft.  Zur 
Anfcrtigun/T  von  Formen  für  aluminothermische  Zwecke 
hat  sich  Eisenberger  Klebsand  am  besten  bewährt. 
Als  weiteres  Formmaterial  empfiehlt  sich  eine  Mischung 
von  gutem  Flußsand  mit  etwa  35  bis  4O0/0  Lehm-  oder 
8  bis  12o/o  Tonzusatz.  Die  Abb.  2  zeigt  eine  vollständige 
Ausrüstung  für  die  aluminothermische  Schweißung  fertig 
zum  Abstich,  woraus  deutlich  der  Abstichtiegel  nebst 
,  Abstichstift  und  Abstichstange  sowie  der  Klemmapparat 
und  die  Sandform  zu  ersehen  ist.  Die  Abb.  3  und  4 
zeigen  Schweißungen  auf  der  Baustelle. 

Sobald  also  der  Abstichstift  in  die  Höhe  gestoßen 
wird,  ergießt  sich  zunächst  das  am  Boden  des  Tiegels 
befindliche  reine  Thermiteisen  durch  einen  seitlich  in  der 
Sandform  angebrachten  Einlaufkanal  und  steigt  in  letzterer 
von  unten  nach  oben  auf,  M'ährend  die  nachfließende 
Schlacke  durch  eine  an  dem  oberen  Teile  der  Form  be- 
findliche Oeffnung  austreten  kann.  (Vergl.  Abb.  5.)  Das 
flüssige  Thermiteisen  bringt  infolge  seiner  hohen  Tempe- 
ratur von  noch  nahezu  3000"  C  die  mit  ihm  in  Berührung 


Abb.  bd 


Abb.  5b 


Abo.  5c 


größeren  spezifischen  Gewichtes  auf  dem  Boden  des 
Tiegels  sammelt,  während  die  ebenfalls  flüssige  Korund- 
schlac'cc  oben  schwimmt.  Die  Temperatur  des  Eisens 
und  der  Schlacke  beträgt  während  der  Reaktion  etwa 
3000"  C.  Nach  Beendigung  der  Reaktion  wird  ooch  etwa 
10  Sekunden  gewartet,  dann  wird  mittels  einer  besonderen 
Abstichstange  der  in  die  Bodenöffnung  eingesetzte  Ab- 
stichstift nebst  der  darüber  liegenden  Asbest-  und  Eiscn- 
plattc  in  die  Höhe  gestoßen,  wodurch  die  Bodenöffnung 
fr.'  wird.  Die  Abstichstange  besteht  in  der  Regel  aus 
einem  etwa  1,5  m  langen  V2  zölligen  Gasrohr,  an  dessen 
einem  Ende  eine  4  mm  starke,  80x  150  mm  große  Eisen- 
platte angenietet  ist. 

Die  beiden  zu  verschweißenden  Schienenenden  sind 
mit  einer   zweiteiligen  Sandform  umgeben,    die  so  be- 


kommenden äußersten  Schichten  des  Schieneneisens  zum 
Schmelzen,  so  daß  die  beiden  Schienenenden  mit  dem 
Thermiteisen  zu  einem  einheitlichen  Block  zusammen- 
schmelzen. Die  Thermitmenge  wird  so  bemessen,  daß 
das  Thermiteisen  in  der  Form  nur  etwa  bis  dicht 
unter  den  Schienenkopf  reicht,  wälirend  die  Schlacke  den 
übrigen  Teil  der  Form  ausfüllt.  Würde  man  nämlich  eine 
größere  Menge  Thermiteisen  eingie^^en,  so  besteht  Gefahr, 
daß  das  i  iermiteisen  über  den  Boden  der  Rille  hinaus- 
reic'it,  was  ein  späteres  Ausarbeiten  der  Schienenrille  er- 
forderlich machen  würde. 

Der  obere  Teil  der  Schiene  wird  durch  das  flüssige» 
Thermiteisen  und  die  Schlacke  bis  auf  Weißglut  erhitzt,  f 
Gleichzeitig  werden  die  beiden  Schienen,  die  vorher  in 
einen  entsprechenden  Klemmapparat  (vergl.  Abb.  2)  ein- 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


727 


gespannt  sind,  mit  großer  Kraft  gegeneinander  gepreßt, 
so  daß  in  diesem  Teil  der  Schiene  eine  wirkliche  Schwei- 
ßung stattfindet. 

Bei  dem  sogenannten  „kombinierten  Verfahren"  wird 
also  die  obere  Hälfte  der  Schiene  geschweißt,  die  untere 
zusammengeschmolzen  und  mit  einem  Wulst  umgössen. 
Diese  eigenartige  Vereinigung  der  beiden  Schienenenden 
entspricht  auch  vollständig  der  verschiedenartigen  Be- 
anspruchung der  beiden  Schienenhälften,  indem  der 
Schienenfluß,  der  die  Zugspannung  aufzunehmen  hat, 
durch  das  Umgießen  mit  einem  Wulst  aus  Thermiteisen 
in  seinem  Querschnitt  bedeutend  verstärkt  wird  und  somit 
imstande  ist,  ein  Zerreißen  des  Schienenfußes  zu  ver- 
hindern. Andererseits  genügt  die  einfache  Schweißung 
des  Schienenkopfes  vollständig,  um  den  in  diesem  Teil 
der  Schiene  wirkenden  Druck  aufzunehmen. 

Bei  der  Kopfschweißung  ist  natürlich  Vorbedingung, 
daß  die  beiden  Stoßflächen  dicht  aufeinander  passen,  um 
das  Eindringen  der  flüssigen  Schlacke  zwischen  dieselben 
zu  verhindern,  wodurch  eine  Schweißung  an  der  betreffen- 
den Stelle  unmöglich  würde.  Zu  diesem  Zwecke  werden 
die  Schienen  unterschnitten  und  die  Stoßflächen  der  beiden 
Schienenköpfe  mittels  einer  besonders  konstruierten 
Scheibenfeile  bearbeitet.  Diese  Scheibenfeile  besteht  aus 
einer  kreisrunden  Scheibe,  die  auf  einer  durch  ihren  Mittel- 
punkt gehenden  Achse  befestigt  ist  und  deren  beide 
Seitenflächen  als  Feilen  ausgebildet  sind.  Mittels  einer 
Ratsche  wird  die  Scheibe  in  Umdrehung  versetzt,  wobei 
die  Rillen  der  beiden  aneinander  stoßenden  Schienen  der 
Achse  der  Scheibenfeile  als  Lager  dienen. 

Vor  dem  Beginn  der  Schweißung  werden  die  Schienen 
genau  ausgerichtet,  fest  gelagert  und  in  den  Klemmapparat 
eingespannt.  Das  genaue  Ausrichten  der  Schienen  vor 
Einspannung  in  den  Klemmapparat  ist  unbedingt  erforder- 
lich, da  letzterer  nur  ein  Zusammenpressen  der  Schienen 
in  der  Längsachse  bewirkt,  nicht  jedoch  ein  Verschieben 
in  der  Querrichtung  verhindert.  Um  ein  Durchbiegen 
des  Stoßes  nach  unten  infolge  der  ungleichmäßigen  Ab- 
kühlung des  Schienenkopfes  und  des  Schienenfußes  zu 
verhindern,  hebt  man  'den  Stoß  etwas  aus  der  horizontalen 
Lage  heraus  ui^d  gibt  ihm  einen  kleinen  Knick  nach  oben. 
Das  richtige  Maß  der  Ueberhöhung  ist  selbstverständlich 
Erfahrungssache.  Allgemein  bietet  die  praktische  Durch- 
führung der  Thermitschweißung  keine  Schwierigkeiten,  doch 
sie  erfordert  eine  gewisse  Uebung,  so  einfach  der  Apparat 
und  das  Verfahren  bei  theoretischem  Studium  und  bei  der 
Ausführung  auch  erscheint.  Besonders  ist  dies  der  Fall 
bei  Gleisen,  die  bereits  verlegt  und  sich  schon  längere 
Zeit  im  Betriebe  befinden.  Durch  die  Einbettung  der 
Gleise  in  das  Straßenpflaster  (Steinpflaster,  Asphalt, 
Holz  usw.)  ist  es  selbstverständlich  nicht  möglich,  die 
Schienenenden  einfach  durch  den  Klemmapparat  aneinander 
zu  pressen  und  zu  schweißen,  da  die  neu  geschweißten 
Stöße  nach  Entfernung  des  Klemmapparats  infolge  der 
entstehenden  großen  Zugspannungen  alsbald  reißen  wür- 
den. In  diesen  Fällen  wird  gewöhnlich  derart  verfahren, 
daß  zunächst  in  den  bestehenden  Zwischenraum  zwischen 
den  beiden  Schienenenden  ein  Paßstück  eingeschoben  und 
alsdann  erst  die  Schienen  mit  dem  Klemmapparat  gespannt 
und  geschweißt  werden.  Auf  diese  Weise  entstehen  in 
Wirküchkeit  jedoch  zwei  Schweißflächen,  was  sicher  nicht 
von  Vorteil  ist.^Zweckmäßig  ist  es,  die  Schweißungen  von 
bereits  im  Betriebe  befindlichen  Gleisen  in  der  kühleren 
Jahreszeit  vorzunehmen,  da  lalsdann  die  Gefahr  des  Reißens 
der  Schweißstelle  infolge  nachträglich  auftretender  Zug- 
spannungen in  der  Längsrichtung  durch  Temperatur- 
einflüsse bedeutend  geringer  ist.    Die  geschweißten  Stöße 


7« 


■      ^  D 

^■iOo      ,jot      tjoj     190J      4äo.      -"Ji»  i^o«     i^o;      <ju»  ,j<,, 

-  35953Ö  , 

Abb.  6 


können  im  Notfalle  bereits  V2  Stunde  nach  dem  Guß 
befahren  werden,  wenn  auch  zunächst  noch  mit  Vorsicht. 

Aus  dem  Vorhergesagten  geht  hervor,  daß  sich  die 
Anwendung  des  Schweißverfahrens  in  erster  Linie  bei 
neuen  Gleisen  empfiehlt,  um  Schäden  an  den  Stößen  von 
vornherein  zu  vermeiden.  Inwieweit  bereits  längere  Zeit 
verlegte  Gleise  noch  geschweißt  werden  können,  hängt 
von  den  begleitenden  Umständen  ab  und  läßt  sich  nur 
von  Fall  zu  Fall  nach  dem  örtlichen  Befund  entscheiden. 
Die  noch  vorhandene  Tiefe  der  Schienenrille  überhaupt 
und  an  den  Schienenenden  im  besonderen,  werden  hierbei 
von  wesentlichem  Einfluß  sein. 

Bei  den  früher  ausgeführten  Schweißungen  auf 
längeren  Gleisstrecken  wurde  von  Zeit  zu  Zeit  ein  Laschen- 
stoß als  sogenannter  Dilatationsstoß  angeordnet  (in  Ent- 
fernungen von  80  bis  200  m).  Neuerdings  erachtet  man 
diese  Vorsichtsmaßregel  jedoch  als  überflüssig  in  der  An- 
nahme, daß  ein  «auf  seine  ganze  Länge  nebst  seinen  Quer- 
verbindungen in  Pflaster  eingebautes  Gleis  nicht  mehr 
wandert.  Diese  Annahme  hat  sich  nach  den  neuesten 
Erfahrungen  als  richtig  erwiesen. 

Der  Preis  für  einen  fertig  geschweißten  Stoß  schwankt 
je  nach  dem  verwendeten  Schienenprofil,  den  örtlichen 
Verhältnissen  und  der  Anzahl  der  zu  schweißenden  Stöße 
zwischen  22  und  30  M. 

Das  Thermitverfahren  zeichnet  sich  außer  durch  seine 
einfache  Apparatur  und  Ausführung  auch  noch  dadurch 
aus,  daß  die  Erhitzung  des  Stoßes  unter  Luftabschluß 


728 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  46 


stattfindet.  Dieser  Umstand  verbürgt  eine  unveränderte 
chemische  Zusammensetzung  des  Materials  und  gewähr- 
leistet die  gleiche  Abnutzung  wie  bei  der  übrigen  Schiene. 
Selbstverständlich  war  auch  bei  diesem  Verfahren  eine 
Reihe  von  Jahren  nötig,  um  vorhandene  Mißstände  aus 
den  ersten  Anfängen  oder  solche,  die  infolge  überstürztc/ 
Einführung  von  nicht  genügend  durchgearbeiteten  Neue- 
rungen entstanden  waren,  zu  beseitigen  und  die  Ausfüh- 
rungen auf  den  heutigen  nahezu  vollkommenen  Stand  zu 
bringen. 


Der  Beweis  für  die  ausgezeichneten  Ergebnisse  der 
Schienenschweißungen  nach  dem  Goldschmidt  sehen 
Verfahren  geht  aus  der  von  Jahr  zu  Jahr  ganz  bedeutend 
zunehmenden  Verbreitung  hervor,  wie  sie  aus  der  nach- 
stehenden graphischen  Darstellung  der  auf  dem  Erdball 
vorgenommenen  Thermitschweißungen  ersichtlich  ist. 
(Vergl.  Abb.  6.)  Im  Jahre  1910  wurden  in  etwa  50  größeren 
Städten  des  In-  und  Auslandes  Schienenschweißungen  aus- 
geführt. 

(Schluß  folgt.) 


Die  zeichnerische  Bestimmung  des  Neigungswinkels 
bei  Graten  und  Kehlen 


Unter  Graten  und  Kehlen  versteht  man  im  allgemeinen 
diejenige  Strecke  bei  einer  Konstruktion,  wo  zwei  nicht 
rechtwinklig  zueinander  stehende  Flächen  zusammenstoßen. 
Solche  Grate  und  Kehlen  treten  auf  bei  Dachkonstruk- 
tionen, Oberlichten,  pyramidenförmigen  Türmen,  koni- 
schen Behältern  usw.  Derartige  Konstruktionen,  besonders 
in  Eisen,  gehören  bekanntlich  nicht  gerade  zu  den  an- 
genehmsten, obwohl  die  Schwierigkeit  sehr  oft  über- 
schätzt wird.  Die  Hauptschwierigkeit  liegt  eben  in  der 
Bestimmung  des  erforderlichen  Neigungswinkels,  der  bei 
Graten  kleiner  wie  90°  ist. 

In  der  Praxis  hilft  man  sich  sehr  häufig  dadurch, 
daß  man  den  betreffenden  Winkel  durch  Probieren  be- 
stimmt. Ein  solches  Verfahren  ist  aber  zu  verwerfen, 
da  es  viel  Zeit  und  mithin  unnötige  Kosten  verursacht. 
Außerdem  gehört  die  Bestimmung  des  Neigungswinkels 
zu  den  Obliegenheiten  des  Konstruktionsbureaus,  zumal 
die  Konstruktion  für  einen  tüchtigen  Techniker  keine 
Schwierigkeiten  bietet. 

Für  die  Praxis  kommen  vier  Fälle  von  Graten  und 
Kehlen  in  Frage,  und  zwar  einmal  der  rechtwinklige  und 
der  schiefe  Grat,  andermal  die  rechtwinklige  und  schiefe 
Kehle.  Besteht  eine  derartige  Konstruktion,  wo  einer  der 
vier  Fälle  zutreffend  ist,  aus  Profil-  oder  Walzeiscn, 
meistens  wohl  Z.-,  _L-  oder  -  Eisen,  so  müssen  die 
Schenkel  oder  Flanschen  nach  dem  zu  bestimmenden 
Neigungswinkel,  der  natürlich  für  jeden  Fall  besonders 
bestimmt  werden  muß,  ausgebogen  werden,  wodurch  der 
Grat  oder  die  Kehle  entsteht.  ■« 

In  nachstehenden  Zeilen  soll  nun  die  Bestimmung 
des  betreffenden  Winkels  auf  zeichnerischem  Wege  für 
die  vier  oben  angegebenen  Fälle  gezeigt  werden. 

1.  Der  rechtwinklige  Grat.    Abb.  1. 

In  Abb.  1  ist  ein  rechtwinkliger  Grat  dargestellt,  und 
zwar  im  Grund-,  Auf-  und  Seitenriß.  Der  Einfachheit 
wegen  ist  ein  rechteckiges  Profil  angenommen  worden, 
an  deren  Stelle  natürlich  ebensogut  irgendein  gewalztes 
Profil  treten  kann,  ohne  daß  sich  dadurch  die  Konstruk- 
tion ändert. 

Als  bekannt  vorauszusetzen  sind  folgende  Werte:  Die 
Höhe  „h",  die  Länge  „1"  und  die  Breite  „b",  die  ent- 
weder bekannt  sind,  oder  angenommen  werden  können, 
oder  aus  der  vorliegenden  Berechnung  zu  entnehmen  sind. 
Die  Breite  ,,b"  wird  stets  angenommen.  Es  empfiehlt  sieh, 
selbige  möglichst  groß  zu  machen,  um  ein  deutlicheres 
Bild  beim  Ablesen  des  zu  suchenden  Winkels  zu  bekommen. 


Desgleichen  ist  es  unschwer,  die  wahre  Länge  mii 
Hilfe  der  drei  Projektionsebenen  zu  bestimmen.  (Abb.  1.) 
Trägt  man  nun  im  Grundriß  die  Breite  „b"  ein,  so  erhäll 
man  die  beiden  Punkte  „a"  und  „ai",  welche  man  als 
Abfallpunkte  des  Grates  bezeichnet,  d.  h.  diese  zwei  Punkte 
liegen  in  einer  anderen  Ebene  als  der  Firstendpunkt  „a^". 

Die  Entfernung  „c"  der  Verbindungslinie  a — a^  und 
dem  Punkte  „aa"  im  Grundriß  aufgetragen,  ergibt  die 
wagcrechte  Projektion  ,,d"  zwischen  der  Mitte  und  den 
Außenkanten  des  Grates,  oder  mit  anderen  Worten,  die 
Entfernung  „d"  stellt  die  wagerechte  Projektion  dar 
zwischen  dem  höchsten  und  dem  tiefsten  Punkt  des  Grates. 

Nunmehr  ist  die  zeichnerische  Darstellung  des  zu 
suchenden  Neigungswinkels  recht  einfach.  Man  zeichnet 
im  Seitenriß  den  Querschnitt  des  Grates,  der  ja  gleich  der 
Breite  „b"  ist,  ein,  und  zieht  die  Seiten  so  weit  herunter, 
bis  sie  den  Abstand  ,,d"  von  der  Oberkante  haben.  (Abb.  1.) 

Die  beiden  Endpunkte  „e"  und  „f"  werden  dann  mit 
dem  Mittelpunkte  ,,g"  verbunden,  und  der  so  entstehende 
Winkel  ist  der  gesuchte  Neigungswinkel  ,  9",  nach  welchem 
die  Eisen  eines  Grates  aus-  oder  eingebogen  werden 
müssen,  damit  der  gewünschte  Grat  entsteht. 

Zu  dieser  Konstruktion  ist  dann  noch  zu  bemerken, 
daß  die  beiden  Winkel  „a"  im  Grundriß  gleich  groß  sein 
müssen,  wodurch  eben  der  rechtwinklige  Grat  bedingt  ist. 
Sind  die  beiden  Winkel  „a"  nicht  gleich  groß,  so  handelt 
es  sich  um  den  sog.  schiefen  Grat,  der  in  Fig.  2  dar- 
gestellt ist. 


Heft  4^ 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1011 


729 


2.  Der  schiefe  Qrat.    Abb.  2. 


Die  Konstruktion  ist  ganz  analog  aer  vorhergehenden. 
Mit  den  bekannten  Werten  zeichnet  man  wieder  die  drei 
Projektionsebenen  und  erhält  durch  Eintragung  der 
Breite  „h"  wieder  die  beiden  Abfallpunkte  ,,a"  und  „ai''. 
Desgleichen  erhält  man  unschwer  die  Strecken  „Ci"  und 
„C2",  mithin  ebenso  die  wagerechten  Projektionen  „d/' 
und  „do".  Für  diesen  Fall  ergeben  sich  natürlich  zwei 
nicht  gleiche  Neigungswinkel,  die  durch  „91"  und  „cp/'  be- 
zeichnet sind,  welche  bei  der  Konstruktion  des  Grates 


zugrunde  zu  legen  sind.  Irgendwelche  Schwierigkeiten 
zur  Bestimmung  des  Neigungswinkels  entstehen  also  nach 
Vorausgesagtem  nicht. 

3.  D  i  e  w  i  n  k  1  i  g  e  K  e  h  1  e.    Abb.  3. 


Aus  Abb.  3  und  der  Beschreibung  zu  Abb.  1  geht 
die  Konstruktion  deutlich  hervor,  so  daß  hier  von  einer 
Beschreibung  abgesehen  werden  kann.  Gleiches  gilt  dann 
auch  für  den  vierten  Fall,  für  die  schiefe  Kehle.  Die 
Bestimmung  des  Neigungswinkels  ist  auch  für  diesen 
Fall  ganz  analog  wie  zu  Abb.  1. 


Umfassungsmauern  für  Kleinwohnungen 


Die  Bemühungen  um  die  Förderung  des  Kleinwoh- 
nungsbaues richten  sich  vom  technischen  Standpunkt  aus 
meist  auf  die  Herstellung  billiger  Umfassungswände. 
Auch  in  Gegenden  mit  billigen  Backsteinen  versucht  man 
immer  wieder  mit  geringen  Mauerstärken  durchzukommen 
und  kombiniert  mit  dünnen  Wänden  verschiedene  innere 
oder  äußere  Bekleidungen.  Doch  bleibt  es  dabei  wohl 
mehr  dem  Zufall  überlassen,  stets  das  richtige  zu  treffen. 
Die  ganz  verschiedenartigen  Erfolge  führen  zu  eingehen- 
derer Betrachtung  der  Ursachen,  aus  denen  sich  die 
günstigen  Wirkungen  guter  Umfassungswände  ergeben. 

Die  wichtigste  Rolle  spielt  hierbei  die  Wärme- 
menge, die  stündlich  durch  1  qm  Umschließungsfläche 
eines  Raumes  bei  P  Temperaturunterschied  von  Luft  an 
Luft  übertragen  wird.  Dieser  Transmissionskoeffizient  ist 
abhängig  vom  Material,  dessen  Dichtigkeit  und  Dicke, 
sowie  vom  Temperaturunterschied  zwischen  der  Außen- 
und  der  Innenluft,  der  aber  in  der  Praxis  vernachlässigt 
werden  kann. 

Der  Transmissionskoeffizient  wird  (nach  Rietschel) 
u.  a.  für  verschiedene  Mauerstärken  und  -Arten  wie  folgt 
angegeben* 


eine  Backsteinmauer  38  cm  diele  1,3 
25  17 
eine  Wand  aus  Backstein  mit  Luftschicht,  Mauer- 
stärke ohne  Luftschicht  24  cm     Transm.-Koeff.  =  1,4 
eine  Wand    aus  Backsteinen  mit  innerer  Gips- 
dielenverkleidung V.  3  cm  Stärke,  Mauer  25  cm  dick  1,5 


desgl.  „     38  „  „ 

4.  eine  Wand  aus  Backstein  mit  innerer  Holzverkldg. 

5.  eine  12  cm  dicke  Backsteinmauer  mit  innerer  und 
äußerer  Holzverkleidung 

Mauern  aus  natürUchen  Steinen  stellen  sich 
verhältnismäßig  ungünstiger  und  zwar: 

6.  eine  Sandsteinmauer  45  cm  dick 

50 

(mit  Backsteinhintermauerung  etwas  weniger) 

7.  eine  Wand  aus  Kalkstein  40  cm  dick 

50 


1,2 
1,5 

1,2 


1,7 
1,6 

2,2 
2,0 

Namentlich  beliebt  für  kleine  Wohnhäuser  sind  25  cm 
dicke  Umfassungsmauern.  Es  zeigt  sich  aber  immer 
wieder,  daß  gerade  diese  für  geheizte  W  o  h^n  räume 
ganz  ungeeignet  sind.  Diese  Wände  erwärmen  sich  rasch, 
kühlen  aber  auch  schnell  ab.    Bei  Temperaturstürzen,  bei 


730 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  46 


niedriger  Außen-  und  hoher  Innenwärme  schlägt  sich  die 
Luftfeuchtiglceit  dauernd  an  den  Mauern  ab.  Dieser  Haupt- 
nachteil wird  meist  übergangen  in  der  Annahme,  daß  durch 
energischeres  Heizen  'die  Feuchtigkeit  an  den  Wänden 
verschwindet.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall.  Die  ver- 
loren gehende  Heizungswärme  erfordert  im  Jahre  schon 
einige  Mark  Mehrkosten,  die  sich  rechnerisch  leicht  nach- 
weisen lassen;  die  wesentlichen  gesundheitlichen  Nach- 
teile werden  jedoch  nicht  beseitigt.  Es  ist  aber  sehr  un- 
wirtschaftlich, für  eine  kleine  Ersparnis  am  Bau  einen 
recht  hohen  Zins  zu  zahlen,  abgesehen  von  den  un- 
angenehmen Nebenwirkungen.  In  einer  großen  Anzahl 
von  Wohnungen  wurde  festgestellt,  daß  diese  dauernden 
Niederschläge  an  den  Mauern  mit  der  Zeit  zu  einem  durch- 
dringenden modrigen  Geruch  führen,  der  durch  noch  so 
fleißiges  Lüften  aus  den  Zimmern  nicht  mehr  zu  entfernen 
ist,  da  er  sich  in  allen  Winkeln  zwischen  den  aufgehäuften 
Möbeln,  Betten,  Koffern  usw.  festsetzt.  Wenn  dazu  noch 
Fenster  und  Türen  schlecht  angeordnet  sind,  so  sind  so 
ziemlich  alle  Grundlagen  für  eine  schlechte  Woh- 
nung gegeben. 

Es  kann  wohl  allgemein  behauptet  werden,  daß  bei 
einer  eineinhalb  Stein  oder  38  cm  dicken  Malier  von  ge- 
wöhnlichen Backsteinen  diese  Nachteile  nicht  auftreten. 
Wir  fühlen  uns  erst  in  derartig  hergestellten  Räumen 
wohl.  Wir  können  demnach  den  Durchlässigkeitswert 
dieser  Mauer  auf  1,3  als  Norm  beziffern,  unter  die 
nicht  heruntergegangen  werden  darf. 

Zieht  man  die  Vor-  und  Nachteile  dünnerer,  gut  iso- 
lierender Mauern  gegenüber  den  mehr  Raum  beanspruchen- 
den in  Betracht,  so  kommt  man  ungefähr  zu  folgendem 
Resultat: 

Zu  2.  Soll  die  Luftschicht  praktischen  Wert  haben, 
so  muß  sie  mindestens  12  cm  dick  sein.  Der  Zwischen- 
raum wird  sich  jedoch  bis  zu  gewisser  Höhe  mit  herab- 
fallendem Mörtel  füllen  und  letzterer  auch  auf  den  reich- 
lich anzuordnenden  Bindern  liegen  bleiben.  Die  beiden 
V2  Stein  starken  Mauern  werden  eine  Menge  offener  Fugen 
haben,  die  sich  beim  Mauern  nie  vermeiden  lassen.  Da- 
durch und  durch  die  zum  Zwecke  der  Standfestigkeit  an- 


zuordnenden vielen  Bindersteine  oder  Mauerpfeiler  wird 
die  Isolierfähigkeit  der  Luftschicht  zum  Teil  aufgehoben. 
Raumersparnis  ist  nicht  gemacht.  Bei  ordentlicher  Aus- 
führung ist  der  Preis  derselbe  wie  der  einer  38  cm  dicken 
Backsteinmauer. 

Zu  3.  Diese  Konstruktion  läßt  sich  wohl  etwas  billiger 
ausführen,  auch  eine  kleine  Raumersparnis  tritt  ein,  wo- 
durch sich  Ersparnisse  am  Aushub,  Dach  usw.  ergeben. 
Es  wird  jedoch  behauptet,  daß  Gipsdielen  ein  leider  sehr 
beliebter  Aufenthaltsort  für  Ungeziefer  sind. 

Zu  4.  und  5.  In  holzreichen  Gegenden  oder  wo 
Backsteine  schwer  zu  beschaffen  sind,  werden  Fachwände 
mit  ein-  oder  beiderseitiger  Holzverkleidung  gute  Dienste 
leisten  (innen  geputzt,  außen  geschindelt).  Die  Kosten 
werden  dann  verhältnismäßig  billig  sein. 

Ferner  ist  zu  beachten,  daß  alle  Bekleidungen  mit 
Gipsdielen,  Falzpappen  usw.  die  natürliche  Lüftung  der 
Mauer  zum  großen  Teile  aufheben.  Die  Durchlässigkeit 
ist  aber  gerade  für  Kleinwohnungen,  die  eine  besondere 
Lüftung  meist  nicht  haben,  von  großer  Bedeutung  und 
darf  keinesfalls  vernachlässigt  werden.  Die  Mauern 
sollen  auch  aus  diesem  Grunde  trocken  gehalten  sein, 
wozu  man  sie  gegen  aufsteigende  Feuchtigkeit  sichert. 
Feuchtigkeit  vermindert  z.  B.  bei  Sandstein  oder  Ziegel 
die  Durchlässigkeit  um  etwa  SOo/o,  Tapeten  heben  sie 
ganz  auf.  Von  den  Anstrichmitteln  ist  am  meisten  durch- 
lässig Kalkfarbe,  danach  Leimfarbe,  zuletzt  Oelfarbe,  die 
als  neuer  Anstrich  undurchlässig  ist. 

Nach  alledem  ist  eine  Backsteinmauer  in  der  Dicke 
von  38  cm  in  backsteinreichen  Gegenden,  selbst  wenn 
sie  etwas  teurer  sein  sollte,  die  beste  und  zuverlässigste 
Umfassung,  denn  sie  gewährt  in  technischer  Hinsicht  nach 
jeder  Richtung  die  meisten  Vorteile,  sie  läßt  sich  durch 
nur  einen  Handwerker  rasch  und  sicher  erstellen  und  in 
der  Festigkeit  beliebig  steigern. 

Aber  es  muß  auch  dem  Bauherrn  sowohl  wie  dem  Be- 
wohner die  Sicherheit,  nicht  gerade  an  der  Grenze  tech- 
nischer MögHchkeit  zu  wohnen,  eine  gewisse  Befriedigung 
gewähren.  A.  B  e  r  n  h  a  r  d. 


SOZIALE  BEWEGUNG 

Werkpensionskassen 


boten,  nach  und  nach  selber  Besitzer  eines  solchen  Häus- 
1:  ::  ::  chens  zu  werden.  Auch  die  Behauptung  hat  man  aufgestellt, 
-  daß  es  besonders  humaner  Sinn  verrate,  wenn  der  Unter- 
nehmer die  Baugelder  vorschösse,  sie  nur  niedrig  ver- 
zinsen ließe  und  die  Amortisation  auf  unbestimmte  Zeit 
Dem  Arbeitgeber  stehen  verschiedene  Mittel  zur  Ver-  verschiebe.  Die  häufigste  Erscheinungsform  derartiger 
fügung,  sich  die  wirtschaftlich  stärkere  Position  gegen-  Sozialpolitik  sind  die  Werkpensionskassen.  Die  mate- 
über  dem  Angestellten  zu  sichern.  Nicht  nur,  daß  das  Ver-  riehen  Vorteile,  die  sie  in  Aussicht  stellen,  erscheinen 
hältnis  von  Angebot  und  Nachfrage  zu  seinen  Gunsten  sich  vielen  als  gar  zu  verlockend,  sie  können  sich  der  Ver- 
gestaltet hat  und  die  natürliche  Ueberlegenheit  erhöhte,  suchung  nicht  entziehen,  bis  sie  sich  eines  Tages  schweren 
auch  Mittel  anderer  Art  haben  dazu  geführt,  den  An-  inneren  Konflikten  gegenüber  befinden.  Die  letzten  Ar- 
gestellten  in  Gebundenheit  und  Abhängigkeit  festzuhalten,  beitskämpfe  der  Techniker  haben  in  dieser  Beziehung 
Mittel,  die  nach  außen  hin  leicht  den  Eindruck  erwecken,  einige  recht  lehrreiche  Beispiele  gebracht,  Beispiele,  die  dar- 
als  handle  es  sich  um  die  menschenfreundlichen  Einrich-  tun,  daß  diese  Kassen  geradezu  gemeingefährlich  wirken, 
tungen  humaner  Arbeitgeber,  die  keiner  anderen  Absicht  daß  sie  zu  einem  Problem  werden,  das  öffentliches  Inter- 
entsprungen  sein  könnten,  als  dem  Bestreben,  die  Lage  der  esse  beansprucht.  In  demselben  Augenblick  nämlich,  wo 
Untergebenen  aus  eigner  Kraft  nach  Möglichkeit  zu  fördern,  es  den  Unternehmern  einfällt,  gegen  die  organisierten  An- 
Einrichtungen, die  aber  gerade  wegen  ihres  gleißenden  gestellten  vorzugehen,  ist  der  Konflikt  da.  Dann  setzt  der 
Scheines  in  Wirklichkeit  Fesseln  für  diejenigen  geworden  bittere  Kampf  ein,  in  dem  die  Treue  und  Liebe  zur  Organi- 
sind,  die  mit  ihnen  beglückt  wurden.  sation  mit  dem  Hang  am  Golde  in  der  Seele  des  Menschen 

Man  hat  es  oft  als  ein  Verdienst  der  Unternehmer  um  die  Herrschaft  ringen.   Je  älter  der  Angestellte  ist  und  ^ 

hingestellt,  wenn  sie  Häuser  bauen  ließen  und  die  Woh-  je  größer  die  bereits  gezahlte  Beitragssumme  ist,  um  so 

nungen  gegen  mäßigen  Zins  den  Arbeitern  und  Beamten  nachdrücklicher  wird  der  Unternehmer  darauf  hinweisen, 

zur  Verfügung  stellten  oder  gar  ihnen  die  Möglichkeit  was  er  zu  verlieren  habe,  wenn  er  sich  nicht  dem  Gebot 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


731 


füge  und  der  Organisation  den  Rücken  I<ehre.  Man  kann 
sicli  kein  raffinierteres  System  ausdenken,  als  diese  Speku- 
lation auf  menschliche  Schwäche  und  Selbstsucht,  als  dies 
Ausspielen  aller  niedrigen  Instinkte  gegen  alle  guten  Tugen- 
den des  Menschen.  Wenn  es  heißt:  ,, heraus  aus  der 
Organisation  oder  du  verlierst  Stellung  und  Kassenbeiträge" 
—  die  Entscheidung  mag  fallen  wie  sie  will,  Persönlichkeit 
und  Charakter  stehen  auf  dem  Spiel;  es  bleibt  immer  ein 
schmerzlicher  Rest  und  keiner  kommt  mit  ganz  reinem 
Gewissen  aus  diesem  Konflikt  mehr  heraus.  Das  ist  das 
gemeingefährliche  dieser  Kassen.  Wie  sie  heute  gehand- 
habt werden,  wirken  sie  demoralisierend;  sie  wirken  zur 
Korrumption,  sie  zerbrechen  die  Persönlichkeit  und  ziehen 
Selbstbewußtsein,  Stolz,  Treue  Mannesehre  in  den  Staub. 
Sie  sind  eine  fürchterliche  und  gefährliche  Waffe  geworden 
gegen  alle,  die  den  Aufstieg  wollen,  die  vorwärtskommen 
wollen  und  die  im  Kampf  um  die  Aufwärtsbewegung  nichts 
anderes  haben  als  ihre  Organisation.  Gerade  in  diesen 
Monaten,  wo  die  Pensionsversicherung  ihrem  Abschluß 
entgegengeht  und  wo  es  hieß,  daß  alle  vor  Erledigung  des 
Gesetzes  bestehenden  privaten  Kassen,  sofern  sie  nur 
gleichwertige  Leistungen  garantierten,  als  Ersatzinstitute 
zu  gelten  hätten,  ist  eine  Kasse  nach  der  andern  an  allen 
Ecken  und  Enden  gegründet  worden.  Herzlich  wenig  Aus- 
sicht ist  vorhanden,  daß  die  Schattenseiten  dieser  Ein- 
richtungen aus  der  Welt  geschafft  werden;  nach  wie  vor 
wird,  kaum  um  ein  weniges  gemildert,  Beschränkung  der 
Freizügigkeit  und  Abhängigkeit  des  Angestellten  fort- 
bestehen, wird  die  bedeutende  Ueberlegenheit  des  Arbeit- 
gebers durch  die  Kasse  gestützt  und  vergrößert  werden, 
wird  die  Gefahr  bestehen  bleiben,  daß  eine  neue  Art  vor 
Hörigkeit  über  die  Menschen  kommt.  Aehnlich  wird  diese 
Hörigkeit  sanftere  versöhnlichere  Formen  aufweisen  gegen 
frühere  Zeiten;  praktisch  wird  ihre  Härte  recht  deutlich 
fühlbar  werden. 

Die  Arbeitgeber  wissen,  welch  kostbare  Waffe  ihnen 
in  die  Hände  gelegt  ist,  und  sie  haben  bewiesen,  daß 
sie  es  verstehen,  mit  Erfolg  von  ihr  Gebrauch  zu  machen. 
Kein  Mensch  wird  bezweifeln  wollen,  daß  in  künftigen 
Kämpfen  die  privaten  Kassen  ihre  Rolle  spielen  werden. 
Wünschen  wir,  daß  alle  Arbeitnehmer,  genau  so  gut  wie 
die  Arbeitgeber,  sich  mehr  und  mehr  bewußt  werden,  um 
was  es  sich  hier  handelt.  Sie  sollen  diese  Kassen  meiden, 
wo  und  wie  sie  nur  immer  können!  Die  Kämpfe  von 
heute  stehen  unter  dem  Zeichen  der  Werkpensionskassen. 
Den  Kämpfen  von  morgen  wird  vorausgehen  müssen  der 
Ruf:  Fort  mit  diesen  Pensionskassen!  Nur  die  eine  ein- 
heitliche Reichsversicherung  soll  rechtens  sein! 

Die  Konkurrenzklausel 

Ein  interessantes  Urteil  ist  jüngst  vom  Reichsgericht 
gefällt  worden.  Wir  lesen  darüber  in  der  Nr.  560  des 
,, Berliner  Tageblatts"  vom  2.  November  d.  J. 

Der  Kläger  v.  d.  K.  war  von  der  Rheinischen 
Gummi-  und  Zelluloidfabrik  in  Mannheim- 
Neckarau  als  Chemiker  angestellt  worden.  Sein  Ge- 
halt betrug  2400  M  jährlich.  Die  Paragraphen  4  bis  6 
des  Anstellungsvertrages  befaßten  sich  mit  der  Konkurrenz- 
klausel und  bestimmten,  daß  Dr.  v.  d.  K.  zur  Geheim- 
haltung aller  Fabrikationsmethoden,  Absatzgebiete,  Ge- 
schäftseinrichtungen usw.  verpflichtet  sei,  ferner,  daß  er 
v/ährend  der  nächsten  fünf  Jahre  nach  Austritt  aus 
der  Fabrik  in  keine  konkurrierende  Fabrik  in  Deutsch- 
land, Frankreich,  Belgien  und  der  Schweiz  ein- 
treten, und  daß  er  weder  selbständig  Konkurrenz  treiben, 
noch  an  einem  Konkurrenzunternehmen  direkt  oder  in- 
direkt teilnehmen  dürfe.  Für  den  Fall  des  vorsätzlichen 
Zuwiderhandelns  sollte  eine  Konventionalstrafe 
von  20  000  M  fällig  werden,  für  die  die  Mutter  des 
Klägers  selbstschuldnerische  Bürgschaft  übernahm.  Am 
30.  April  1Q08  wurde  der  Vertrag  gelöst.  Die  Parteien 
gingen  im  guten  auseinander.  Die  Fabrik  zahlte  dem 
Kläger  das  Gehalt  bis  zum  30.  September  1908  weiter. 


Später  gab  sie  ihm  auch  Belgien  und  die  Schwjeiz  frei. 
K.-  bemühte  sich  jedoch  vergebens,  eine  angemessene 
Stellung  zu  erhalten.  Im  Mai  1910  beteiligte  er  sich  mit 
60  000  M  des  Vermögens  seiner  Mutter  an  der  Gründung 
einer  Düsseldorfer  Zelluloidefabrik.  Als  die 
Rheinische  Gummi-  und  Zelluloidfabrik  unter  Hinweis  auf 
den  Vertrag  widersprach,  erhob  der  Kläger  die  vorliegende 
Klage  und  begehrte  Einschränkung  der  für  den  Aus- 
schluß seiner  Konkurrenz  in  Betracht  kommenden  fünf- 
jährigen Frist  auf  zwei  Jahre. 

Das  Landgericht  Mannheim  wies  den  Kläger 
mit  seinem  Anspruch  ab.  Dagegen  schränkte  das  Ober- 
landesgericht Karlsruhe  die  Bindung  des  Klägers 
von  fünf  Jahren  auf  drei  Jahre  ein.  In  seinen  Entschei- 
dungsgründen führte  das  Oberhndesgericht  aus,  daß 
für  die  Beklagte  große  Werte  in  Betracht  kamen,  und  daß 
sie  deshalb  berechtigt  gewesen  sei,  eine  hohe  Vertragsstrafe 
festzusetzen.  Da  der  Kläger  in  einem  anderen  Geschäft, 
ohne  neu  zu  lernen,  nicht  unterkommen  kann,  sei  aber 
die  Einschränkung  der  Ausschlußfrist  auf  drei  Jahre  ge- 
boten. —  Dieses  Urteil  hat  der  Kläger  durch  Revision 
beim  Reichsgericht  angegriffen  und  hier  einen  durch- 
schlagenden Erfolg  erzielt.  Der  dritte  Zivilsenat  des 
höchsten  Gerichthofs  hat  gestern  das  Urteil  des  Ober- 
landesgerichts Karlsruhe  aufgehoben  und  er- 
klärt, daß  die  Paragraphen  4  bis  6  des  Vertrages  wegen 
Verstoßes  gegen  die  guten  Sitten  nichtig  sind.  Die 
gesamten  Kosten  des  Rechtsstreits  sind  der  Beklagten  auf- 
erlegt worden.  (Aktenzeichen:  III.  558/10.  —  Urteil  vom 
1.  November  1911.) 

Wir  verzeichnen  dieses  Urteil,  womit  der  Kläger  aller- 
dings erst  beim  Reichsgericht  Erfolg  hatte,  um  zu  zeigen, 
wie  unhaltbar  die  Zustände  für  die  Angestellten  geworden 
sind.  Wann  wird  aber  endlich  der  Zeitpunkt  kommen, 
wo  der  Gesetzgeber  den  Angestellten  von  einem  der 
schlimmsten  Auswüchse  des  sogenannten  „freien  Arbeits- 
vertrages" befreit? 


;:     H  H  STANDESBEWEGUNG 


Sozicler  Aussshuß 

Aus  einem  Rundschreiben  wissen  unsere  Organe  be- 
reits, daß  den  Wünschen  unseres  Vorstandes  folgend,  der 
Soziale  Ausschuß  von  Vereinen  technischer  Privat- 
angestellter durch  unseren  Austritt  nicht  erschüttert  wurde. 
Die  vor  kurzem  hier  angedeuteten  Vorgänge  wurden  von 
unserem  Verbandsvorstand  scharf  verurteilt,  gleichzeitig 
aber  erkannt  und  demnach  beschlossen,  daß  zu  einer  Tren- 
nung vom  Sozialen  Ausschuß  gerade  jetzt  die  ungünstigste 
Zeit  sei.  Die  erste  Sitzung,  die  am  4.  November  in  Berlin 
stattfand,  brachte  zum  Ausdruck,  daß  man  die  Veranlassung 
zu  dem  vorzeitigen  Abbruch  der  letzten  Sitzung  bedauert, 
die  regen  Arbeiten,  die  hiernach  einsetzten  und  auf  die  wir 
noch  zurückkommen  werden,  belegten,  daß  man  sich  im 
Ziel  durchaus  einig  war.  Der  Werkmeisterverband  hat 
neben  dem  Faktorenbund  seinen  Austritt  aufrecht  erhalten. 

Der  frühe  Redaktionsschluß  verbietet  uns  heute, 
näheres  zu  berichten.  Die  nächste  Nummer  der  D.  T.-Z 
wird  das  ergänzen. 

O utehoff nunghütte  und  schwarze  Listen 

In  letzter  Stunde  erfahren  wir,  daß  man  die  sieben 
Kollegen  in  Sterkrade,  die  dem  Ansinnen  ihrer  Werk- 
leitung ihre  Koalitionsfreiheit  zu  opfern,  sich  widersetzten 
und  in  ihren  Verbänden  blieben,  in  Acht  und  Bann  erklärt. 
Alle  scharfen  Worte,  die  Flüche,  die  tausende  von  An- 
gestellten in  diesen  Tagen  den  Werkpensionskassen  ent- 
gegen warfen,  die  maßlose  Erbitterung  gegen  das  slcnipel- 
lose  Herrentum  der  Großindustrie,  alles  ist  gerechtfertigt 
und  eher  zu  mild  als  zu  scharf  gewesen 


732 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  46 


Nachfolgendes  Rundschreiben  hat  der  Arbeitgeber- 
'crband  an  seine  Mitglieder  unterm  2.  November  versandt. 
„Die  Gutehoffnungshütte  Oberhausen  hat  ihre  Tech- 
niker, die  Mitglieder  des  Bundes  der  techn.-ind.  Beamten 
und  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  sind,  auf- 
gefordert, sich  durch  eine  schriftliche  Erklärung  zum  so- 
fortigen Austritt  aus  den  beiden  Verbänden  zu  ver- 
pflichten. Unser  Mitglied  sah  sich  zu  diesem  Schritt 
gezwungen,  da  besonders  der  jetzige  Ausstand  der  Tech- 
niker in  Berlin  zeigt,  daß  diese  Organisationen  gewerk- 
schaftliche und  arbeitgeberfeindliche  Anschauungen  ver- 
treten; zudem  ist  der  erstgenannte  Bund  nicht  frei- 
zusprechen von  sozialistischen  Tendenzen.  Von  den  vor- 
handenen 45  organisierten  Technikern  erklärten  sich  3S 
zum  Austritt  bereit.  Folgende  sieben  Techniker  ver- 
weigerten indes  ihren  Austritt." 

Nun  folgen  die  Namen  der  sieben  Aufrechten,  die  für 
ihren  Mut  unsern  Dank  und  unsere  Anerkennung  für  ihr 
Pflichtgefühl  gegen  ihre  Organisationen  verdienen!  Nacii 
Geburtsdaten  und  Berufsbezeichnung  werden  3  Verbands- 
mitglieder und  4  Bundesmitgliedcr  geächtet!  Und  das 
nennt  man  Koalitionsfreiheit!  Das  nennt  man  gleiches 
Recht  aller  Staatsbürger!  Diese  Niedertracht  schützt  das 
Gesetz  und  es  läßt  zu,  daß  aufrechte  Männer,  weil  sie 
ehrlich  w^aren  und  nicht  charakterlos  sich  fügen  wollten, 
dem  wirtschaftlichen  Ruin  preisgegeben  werden.  Hat  man 
für  den  unermüdlichen  deutschen  Techniker  keine  An- 
erkennung? Wohlan,  Berufsgenossen!  Das,  was  man  euch 
dort  mit  einem  Federstrich  raubt  und  zerstört,  bleibt  bei 
uns,  ihr  sollt  es  hundertfältig  wiederhaben.  Bleibt  auf- 
recht und  gebt  andern  ein  Beispiel  in  dem  nimmerruhenden 
Kampfe,  um  Koalitionsfreiheit  und  Staatsbürgerrecht! 

Auch  zu  den  jüngsten  Angriffen  auf  das  Koalitionsreclit 
faßte  der  Soziale  Ausschuß  einige  bemerkenswerte 
Beschlüsse.  In  verschiedenen  großen  Städten  sollen  in 
nächster  Zeit  Protestversammlungen  gegen  den 
Raub  des  Koalitionsrechts  stattfinden.  Veranstalter  sind 
die  dem  Sozialen  Ausschuß  angegliederten  Verbände. 
Wenn  diese  Zeilen  unsere  Leser  erreichen  werden,  sind 
bereits  die  diese  Angelegenheit  behandelnden  Rund- 
schreiben unterwegs. 

Zwei  Versammlungen  für  das  Koalitionsrecht 
gegen  den  Sterkrader  Machtkitzel  fanden  bereits  in  Köln 
und  Düsseldorf  statt.  In  beiden  Versammlungen  pro- 
testierten je  über  1000  Besucher.  In  Köln  sprachen  Kuttner 
und  Kaufmarm,  in  Düsseldorf  Timm  und  Schubert. 

.-je  ^ 

Eisenkonstmkteur  und  Diplom-Ingenieur 

Neben  den  vielen  durchaus  sympathischen  Nachrichten 
von  unbeteiligter  Seite  in  der  deutschen  Presse  ist  jüngst 
ein  Aufsatz  in  den  „Berliner  Neuesten  Nachrichten"  er- 
schienen, der  aus  der  Feder  eines  Diplom-Ingenieurs 
stammen  soll.  Wir  haben  uns  vor  einiger  Zeit  mit  der 
Sondertümelei  der  Diplom-Ingenieure  eingehend  beschäf- 
tigt. Wir  haben  auch  in  unserem  Berufsleben  scl:on 
manche  Verständnislosigkeit  und  Verkennung  unseres 
Wertes  von  dieser  Seite  gespürt,  aber  das,  was  in  dem 
erwähnten  Artikel  zum  Ausdruck  kommt,  ist  so  ungeheuer- 
lich, so  verletzend  und  die  gerechte  Sache  der  Eiscn- 
konstrukteure  schädigend,  daß  der  Diplom-Ingenieur-Ver- 
band, falls  er  sich  mit  den  Ausführungen  des  Verfassers 
identifiziert,  sich  für  immer  gezeichnet  hat  als  eine  Gefahr 
im  Kampf  der  Angestellten  zur  Verbesserung  ihrer  wirt- 
schaftlichen Lage.  Nach  dieser  Charakterisierung  des 
Aufsatzes  können  wir  eine  eingehende  Beurteilung  uns 
ersparen.    Der  Aufsatz  lautet: 

Der  sogenannte  ,,Ingenieurstreik"! 

Ein  Diplom-Ingenieur  schreibt  uns: 

Durch  die  deutsche  Presse  geht  die  Kunde  von  einem 
„Ingenieurstreik".  Ein  ,, neuartiger  wirtschaftlicher  Kampf" 
soll  es  sein.  Bisher  hätten  nur  die  Arbeiter  gestreikt; 
nunmehr   hätten    auch    die    akademischen  Stände  diese 


Kampfesform  aufgenommen  und  in  ihren  äußersten  Kon- 
sequenzen zur  Anwendung  gebracht.  Es  unterliegt  gar 
keinem  Zweifel,  daß  die  Aufmachung,  in  der  diese  Nach- 
richten, insbesondere  unter  stetiger  Betonung  des  Bildungs- 
grades der  Streikenden,  planmäßig  in  die  Presse  lanciert 
werden,  besonders  geeignet  erscheint,  den  streikenden 
Personen  die  Sympathie  der  öffentlichen  Meinung  zu  er- 
werben. So  wird  mit  geradezu  langweilender  Wieder- 
holung immer  wieder  betont,  daß  es  sich  um  einen  Streik 
von  „Ingenieuren"  handle.  Es  ist  aber  nachgerade  an 
der  Zeit,  diesem  irreführenden  Treiben  entgegenzutreten. 

Wer  die  einschlägigen  Personalverhältnisse  in  den 
betreffenden  Firmen  auch  nur  einigermaßen  kennt,  der 
weiß,  daß  es  sich  im  vorliegenden  Streik  um  nichts  weiter 
handelt  als  um  einen  regulären  Arbeiterstreik. 
Eine  Veröffentlichung  der  Liste  der  Ausständigen  würde 
diese  Behauptung  in  vollem  Umfange  und  lückenlos  be- 
stätigen. Die  ausständigen  Personen  sind  keine  Aka- 
demiker, sondern  gehören  jener  Bevölkerungsgruppe  an, 
die  sich  im  wesentlichen  aus  dem  Arbeiterstande  rekru- 
tiert und  sich  von  diesen  hinsichtlich  der  allgemeinen 
Bildung  kaum  unterscheidet.  Es  sind  im  wesentlichen 
solche  Personen,  die  es  aus  naheliegenden  Gründen  für 
zweckmäßig  befunden  haben,  die  gutbezahlte  Stellung  des 
Arbeiters  im  blauen  Kittel  mit  der  des  minder- 
wertigen Bureauangestellten  im  Stehkragen  zu 
vertauschen.  Da  sich  alljährlich  viele  Tausende  solcher 
Personen  finden,  denen  die  Tätigkeit  im  Bureau  „vor- 
nehmer" dünkt,  so  herrscht  in  diesem  unteren  technischen 
Berufszweig  eine  Ueberfüllung,  die  ihresgleichen  sucht. 
Und  diese  Ueberfüllung  wird  noch  verstärkt  durch  die 
Anpreisungen  der  vielen  privaten  technischen  Elementar- 
schulen, in  denen  jedem  Arbeiter  mindestens  ein  Fabrik- 
direktorposten in  Aussicht  gestellt  wird.  Da  sich  die  Bezah- 
lung, wie  auf  allen  Gebieten  des  Wirtschaftslebens,  so  auch 
hier  im  wesentlichen  nach  Angebot  und  Nachfrage  regelt, 
so  sind  die  Gehälter  bei  dieser  Bevölkerungsgruppe  infolge 
des  ungeheuren  Angebots  natürlich  niedrig;  und  da  für 
die  höheren  Posten  der  Industrie  naturgemäß  auch  eine 
entsprechende  allgemeine  Bildung  erforderlich  ist,  so  ist 
ein  Aufsteigen  bei  der  großen  Masse  dieser  Personen 
so  gut  wie  ausgeschlossen.  So  sehen  sich  denn  diese 
ehemaligen  gut  bezahlten  Arbeiter  in  ihren 
Hoffnungen  bitter  getäuscht,  und  nun  greifen  viele  von 
ihnen  zu  denselben  Mitteln,  zu  denen  viele  ihrer  Kollegen 
von  der  Werkstätte  gelegentlich'' auch  greifen,  zum  Streik. 
Man  darf  sich  unter  diesen  Umständen  auch  nicht  wun- 
dern, wenn  der  Kampf  dieser  Techniker  sich  von  den 
üblichen  Streiks  in  nichts  unterscheidet;  es  ist  dieselbe 
Rücksichtslosigkeit,  derselbe  Terrorismus  gegenüber  den 
Arbeitswilligen  und  Andersdenkenden  wie  bei  der  organi- 
sierten Sozialdemokratie.  Wie  man  das  anders  erwarten 
konnte,  ist  den  Kreisen  der  Sachkundigen  ganz  unver- 
ständlich: Arbeiterstreik  bleibt  Arbeiterstreik!  Das  „Neu- 
artige" im  vorliegenden  Falle  dürfte  nur  darin  zu  finden 
sein,  daß  die  Macher  es  für  nützlich  befunden  haben,  das 
Treiben  einen  „Ingenieurstreik"  zu  nennen.  Die  Gründe 
sind  durchsichtig.  Auch  heute  noch,  nach  zehn  Jahren 
seit  der  Schaffung  der  Bezeichnung  „Diplom-Ingenieur" 
für  die  akademisch  gebildeten  Techniker  haftet  dem  Worte 
,, Ingenieur"  ein  gewisser  akademischer  Nimbus  an;  das 
Publikum  erblickt  im  „Ingenieur"  einen  Mann  mit  ab- 
geschlossener akademischer  Bildung,  und  so  wird  aus 
dem  vorliegenden  Arbeiterstreik  unwillkürlich  ein  Streik 
akademisch  gebildeter  Männer  und  die  Bewegung  selbst 
gewinnt  damit  bei  den  Kreisen,  die  nicht  weiter  unter- 
richtet sind,  eine  ganz  andere  Beachtung.  Es  muß  aber 
nachdrücklichst  betont  werden,  daß  bei  dem  ganzen  ,, In- 
genieurstreik" auch  nicht  ein  einziger  Diplomingenieur, 
der  bei  seinen  Standesgenossen  anerkannt  wäre,  beteiligt 
ist,  und  daß  es  die  Standesorganisation  der  akademisch 
gebildeten  Techniker,  der  ,, Verband  Deutscher  Diplom- 
Ingenieure"  mit  aller  Entschiedenheit  ablehnt,  mit  dem 
Streik  und  seinen  häßlichen  Zwischenfällen  irgendwie  in 
Verbindung  gebracht  zu  werden.  Der  Verband  Deutsche; 
Diplom-Ingenieure  wird  denn  auch  wegen  seines  neutraler» 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITÜNö'lOlT 


733 


Verhaltens  von  dem  gewerkschaftlichen  Bund  der  technisch- 
indus.triellen  Beamten  in  der  diesem  eigenen  Sprache  an- 
gegriffen; ohne  jede  Spur  eines  Beweises 
nennt  man  die  Diplom-Ingenieure  „Streik- 
brecher" (!!),  aber  das  machen  ja  die  Apostel  der  So- 
zialdemokratie auch,  wenn  es  gilt,  gegen  einen  Stand 
zu  kämpfen,  der  sich  auch  inmitten  der  Wogen  des  ihn 
umgebenden  Klassenkampfes  dessen  bewußt  bleibt,  was 
er  sich  und  der  Allgemeinheit  schuldig  ist! 


Soviel  Worte,  soviel  Fehler.  Uns  fällt  ein  Wort  ein, 
das  im  Volksmunde  lebt,  es  heißt:  ,, Dummheit  und  Stolz 
wachsen  auf  einem  Holz".  Wie  gefährlich  aber  diese 
Paarung  werden  kann,  können  nur  die  ermessen,  die  im 
ehrlichen  Kampf  um  Verbesserung  ihrer  Existenz  aKe  Kräfte 
aufbieten,  um  dann  zu  sehen,  wie  ihnen  eine  von  Standes- 
dünkel befallene  Minderheit  in  den  Rücken  fällt. 


;:  ::  ;;  ::     H    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  :;  ::  :; 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  «erden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
VCohnung  und  Mitglied  nummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schrifil.ch  erteilt.  tine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  hrs' heincn  des  Heltes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D;e  zur  Erläuterung  der  Fragen ,  notwendigen  Druck- 
itöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  ^er  Fragesteller  vorher  bezahlen. 

Technik 

Frage  242.  Gibt  es  außer  Karbolineum  noch  weitere  gift- 
freie Anstrichmittel  für  Holzkonservierung?  Es  wird  vor  allem 
auf  möglichste  Geruchlosigkeit  Wert  gelegt,  da  es  sich  um 
Anstrich  von  Holzflächen  in  Eis-  und  Kühl-Räumen  handelt, 
in  denen  Fleisch  aufbewahrt  wird. 

Frage  243.  Der  fugenlose  Steinholzfußboden  einer  offenen 
Veranda  ist  stellenweise  reparaturbedürftig.  Wie  kann  hier  mit 
geringen  Kosten  Abhilfe  geschaffen  werden? 

Frage  244.  Die  nördlich  gelegene  Umfassungsmauer  eines 
Stallgebäudes  ist  derart  feucht,  daß  das  Mauerwerk  schon  stark 
angegriffen  ist.  Die  Außenseite  ist  unverputzt,  während  der 
Innenputz  total  (jedoch  nur  an  dieser  Wand)  abgefallen  ist. 
Das  Gebäude  ist  aus  „Tizever-Sandstein"  in  Kalkmörtel  im 
Jahre  1903  hergestellt  worden.  Für  eine  ausreichende  Entlüftung 
ist  Sorge  getragen.  Die  übrigen  Wände  ,sind  vollkommen 
trocken.  Was  ist  die  Ursache  dieses  Feuchtseins?  Wie  ist 
die  feuchte  Stelle  zu  beseitigen? 

Frage  245.  Der  gemeinschaftliche  Giebel  eines  Wohn- 
hauses wurde  im  Jahre  1905  errichtet  und  ist  schon  stark  ver- 
wittert. Es  ist  notwendig,  den  Giebel  an  der  Außenseite  mit 
Rapputz  zu  bewerfen.  Kann  nun  der  Miteigentümer  des  Giebels 
zu  den  Kosten  herangezogen  werden,  oder  sind  diese  von  dem- 
jenigen zu  tragen,  der  die  Arbeiten  ausführen  lassen  will?  Es 
sei  noch  bemerkt,  daß  der  Miteigentümer  in  absehbarer  Zeit 
nicht  bauen  wird. 

Frage  246.  Das  in  einem  Wasserbehälter  befindliche  Wasser 
soll  immer  in  einer  gleichbleibenden  Temperatur  zur  Verfügung 
stehen.  Der  Behälter  faßt  15  cbm.  Das  Wasser  wird  durch 
Pumpen  in  Bewegung  gehalten.  Es  zeigt  sich  nun,  daß  im 
Winter  das  Wasser  durch  Heizschlangen  erwärmt,  im  Sommer 
aber  gekühlt  werden  muß.  Welche  Art  von  Kühlung  ist  die 
geeignetste  außer  Rieselkühlung,  eventuell  künstliche,  unter  An- 
wendung von  Ammoniak?  Gibt  es  Literatur  hierüber,  und  welche 
Firmen  befassen  sich  mit  der  Anlage  solcher  Kühlanlagen? 

Frage  247.  Zur  größeren  Festigkeit  eines  3  cm  starken 
Zementestrichs  auf  einer  15  cm  starken  Betonunterlage  soll  dem 
Estrich  englisches  Eisenpulver  beigemischt  werden  und  zum 
Schutze  gegen  Staubbildung  mit  vegetabilischem  Oel  getränkt 
werden.  Der  Fußboden  soll  in  einem  Güterschuppen  und  einer 
dazu  gehörigen  Deckenflickerei  hergestellt  werden.  Einen 
gleichen  Fußboden  läßt  die  Militär-Verwaltung  in  Garnison- 
Bäckereien  ausführen.  Ich  bitte  um  Auskunft  über  die  Zu- 
sammensetzung des  Pulvers.  In  welcher  Menge  wird  das  Pulver 
dem  Estrich  beigemischt?  Auch  bitte  ich  um  Angabe  von 
Bezugsquellen  des  Pulvers  und  des  vegetabilischen  Oels. 

Frage  248.  Gibt  es  Literatur  über  die  Frage  der  Bewertung 
von  Wasserkräften?  Es  handelt  sich  um  den  Fall,  wo  das 
Wasserrecht,  sei  es  durch  Verkauf  des  Betriebes  oder  auf  dem 
Wege  der  Ablösung,  veräußert  werden  soll. 

Frage  249.  Welche  Firma  liefert  Schablonen  für  die  An- 
fertigung von  „Preßputz"  und  den  dazu  notwendigen  Mörtel? 


Frage  250.  Ich  wurde  beauftragt,  über  die  E'rd-,  Maürer- 
und  Zimmerarbeiten  zum  Neubau  eines  Einfamilienhauses  auf 
Grund  der  von  einem  Architekten,  dem  die  Bauleitung  über- 
tragen war,  hergestellten  Zeichnungen  einen  Kostenanschlag  an- 
zufertigen. Der  Kostenanschlag  ergab  die  Endsumme  von 
15  660,40  M.  Der  Bauherr  wollte  die  Arbeit  für  15  000  M 
gemacht  haben.  Ich  habe  auf  seine  diesbezügliche  Anfrage 
wörtlich  erklärt:  „Wenn  an  verschiedenen  Positionen  eingespart 
werden  kann  und  wenn  nichts  dazu  kommt,  so  ist  es  möglich, 
mit  15  000  M  auszukommen."  Als  Auftrag  galt  diesC  persön- 
liche Unterredung  nicht,  vielmehr  wurde  eine  Zeit  darauf  von 
dem  bauleitenden  Architekten  im  Beisein  meines  Bauherrn  und 
mir  ein  ausführlicher  Vertrag  geschlossen  und  beiderseits  unter- 
zeichnet. Nach  diesem  Vertrage  habe  ich  die  Arbeit  über- 
nommen und  ausdrücklich  auf  den  Paragraphen  2  Wert  gelegt 
und  denselben  aucli  dort  vorgelesen.  Derselbe  lautet:  „Die 
dem  Unternehmer  zukommende  Vergütung  wird  nach  den  wirk- 
lichen Leistungen  bezw.  Lieferungen  unter  Zugrundelegung  der 
vertragsmäßigen  Einheitspreise  berechnet.  Die  Vergütung  für 
etwa  im  Anschlag  nicht  vorgesehene  Arbeiten  erfolgt  nach  ver- 
tragsmäßig zu  vereinbarenden  Lohnsätzen."  Nach  Fertigstellung 
der  Arbeit  habe  ich  den  Akkord  genau  aufgerechnet  und  es 
ergab  sich  die  Endsumme  von  16  108,92  M.  Der  Architekt  hat 
meine  Abrechnung  geprüft  und  nach  einigen  kleinen  Abstrichen, 
welche-  ich  anerkannte,  für  richtig  befunden.  Mein  Bauherr  da- 
gegen ist  nun  anderer  Meinung  und  erklärte,  ich  habe  die  Arbeit 
für  15  000  M  übernommen,  hält  meine  damalige  Aussprache  für 
bindend.  Derselben  Meinung  sei  auch  sein  Rechtsanwalt.  An 
der  Ueberschreitung  trägt  hauptsächlich  der  vorgefundene 
sdilechte  Baugrund  schuld,  sowie  verschiedene  andere  Mehrun- 
gen, welche  durch  Konstruktion  und  Anordnung  der  Bauleitung 
entstanden  sind.  Ich  bitte  höflichst  um  Auskunft,  ob  die  münd- 
liche Erklärung  bindend  oder  der  ordnungsgemäße  Vertrag  gültig 
ist;  ferner,  ob  ich  bei  Beschreitung  des  Rechtsweges  Aussicht 
auf  Erfolg  habe. 


Zur  Frage  215.  Teergeschmack  eines  Trinkwassers  aus 
einer  asphaltierten  Mannesmann-Muffenrohrleitung.  \{\  (I.  s. 
Heft  44.)  Die  Antwort  ist  sachlich  nur  scheinbar  richtig.  Wenn 
auch  sogenannter  Oel-  oder  Weißstrick  zum  Dichten  der  Muffen 
benutzt  wird,  so  kann  doch  ein  Teergeschrhack  im  Wasser  beim 
Durchfließen  einer  neuen  Rohrleitung  entstehen.  Sämtliche  guß- 
eisernen und  schmiedeeisernen  Rohrleitungen  werden  mit  Rost- 
schutzmitteln gestrichen,  die  aus  Teerprodukten  hergestellt 
werden.  Frisch  gestrichene  Rohre  vermögen  mehr  lösliche  Stoffe, 
ätherische  Oele  usw.,  an  das  Wasser  abzugeben,  als  Rohre, 
deren  Anstrichmasse  älter  ist.  Ferner  spielt  die  chemische  Zu- 
sammensetzung des  abzuleitenden  Wassers  bezw.  die  Teer- 
lösungsfähigkeit eine  Rolle.  Empfohlen  wird,  die  Rohrleitung 
so  lange  kräftig  zu  spülen,  bis  sich  der  Teergeschmack  und 
die  Trübung  verliert.  In  der  Regel  treten  die  geschilderten 
Uebelstände  nach  mehrmaliger  Spülung  nicht"  mehr  auf,  wenn 
die  Trübung  des  Wassers  nicht  durch  Eisen  oder  Mangan  hervor- 
gerufen wird.  W. 

Zur  Frage  237.  Wasserleitung.  Empfohlen  wird  für  die 
Ableitung  des  Wassers  von  der  zweiten  Quelle  eine  50  mm 
weite  Rohrleitung  bis  zu  dem  Verbindungspunkt  mit  der  be- 
stehenden 125  mm  weiten  Fallrohrleitung  zu  legen.  In  die 
Fallrohrleitung  wird  an  dieser  Stelle  ein  Ejektor  eingebaut, 
an  dessen  Druckstutzen  die  bestehende  Fallrohrleitung  und  an 
dem  Saugstutzen  die  neue  50  mm  weite  Leitung  angeschlossen 
wird.  Das  restliche,  nach  dem  Hochbehälter  führende  Stück 
der  Fallrohrleitung-D  =  125  mm  dient  dann  als  Förderleitung  des 
Ejektors.  Die  überschlägige  Rechnung  ergibt,  daß  vor  dem 
Ejektor  in  der  Fallrohrleitung  eine  Druckhöhe  von  ca.  28  m  ver- 
fügbar ist.  Da  nun  von  der  Quelle  2  das  Wasser  mit  natür- 
lichem Gefälle  in  den  Hochbehälter  gelangen  kann,  soll  durch 
den  Einbau  des  Ejektors  nur  bewirkt  werden,  daß  ein  Rückstau 
nach  Quelle  2  hin  nicht  eintritt,  sondern  daß  das  von 
Quelle  2  kommende  Wasser  durch  die  größere  lebendige 
Kraft,  die  dem  von  Quelle  1  zugeleitetem  Wasser  innewohnt,  mit- 
gerissen, bezw.  dessen  lebendige  Kraft  erhöht  wird.  Ejektoren 
bauen  alle  Amaturenfabriken.  .  W. 

Zur  Frage  218.  Rentenberechnung  bei  einer  Chaussee- 
übernahme. I.  Um  den  Gang  der  Rentenberechnung  durch- 
zuführen, müssen  die  verschiedenen  befestigten  Flächen  einzeln 
genau  in  qm,  die  Gräben  und  Böschungen  in  lfdm  festgestellt 
sein.    Danach  handelt  es  sich  um 

a)  X  qm  Chaussee-Befestigung  einschl.  Bord, 

b)  „  qm  Sommerweg, 

c)  „  qm  Bankette, 

d)  „  lfdm  Gräben  und  Böschungen, 

e)  „  Durchlässe, 

f)  „  Prellsteine. 


734 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  46 


Abgesehen  von  den  jährlichen  gleichmäßigen  Unterhaltungs- 
kosten ist  bei  der  Berechnung  der  Ablösungsrente  zu  berück- 
sichtigen, daß  die  Chausseebefestigung  nach  30  Jahren  voll- 
ständig erneuert  und  daß  nach  15  Jahren  unter  Zusatz  neuen 
Schüttmaterials  die  Schüttung  frisch  aufgebracht  werden  muß. 
Den  Einheitssätzen  sind  die  in  den  letzten  10  Jahren  in  x  .  .  .  . 
gezahlten  Preise  für  Material  und  Arbeitslöhne  zugrunde  gelegt. 

I.  Jährliche  Unterhaltungskosten 
(bei  Annahme  von  1000  q  m). 

1.  1000  q'm  Chaussee-Befestigung  jährlich  gleich- 
mäßig zu  unterhalten^  f.  d.  qm  (0,06  bis  0,10)  äO,10    100,—  M. 

2.  1000  qm  Sommerweg  wie  vor,  f.  d.  qm  0,01   .     10,—  „ 

3.  1000  qm   Bankette  wie  vor,  f.   d.   qm  0,20  .    .     20,—  „ 

4.  1000  lfdm  Gräben  und  Böschungen,  wie  vor,  f.  d. 

lfdm  0,02    20,—  „ 

5.  Durchlässe  zu  unterhalten  (je  nach  Größe  des  Bau- 
werkes ä   (30  bis  50)   50,—  „ 

6.  Prellsteine  je  nach  Anzahl   5,—  „ 

7.  1000  lfdm  Straße    zu    beaufsichtigen  f.  d.  lfdm 

(0,06  bis  0,10)  ä  0,06    60,—  „ 

Summe  265,-^M. 
II.  Rente  für  die  Erneuerung  der  Schüttung. 

8.  1  qm  Chaussee-Schüttung  unter  Zusatz  von  neuem 
Material  zu  erneuern  kostet  (das  abgängige  Ma- 
terial ist  wertlos)  1,50  M,  demnach  kostet  die  Um- 
schüttung: 1000  qm  Schüttung  ä  1,50  M  =  1500  M. 
Da  die  Erneuerung  der  Schüttung  nach  15  Jahrer. 
erfolgen  soll,  beträgt  die  Rente  bei  einer  Verzin- 

.      „       1500  •  0,04  ^„ 
sung  von  4 o/o  R  =  ^  ^^^^      ^  =  70,50  M 

Summe  Tfi  70^501^". 
III.  Rente  für  die  Neuherstellung. 

9.  1  qm  Chausseebefestigung  (Packlage  und  Schütt- 
steinlage) einschl.  teilweiser  Erneuerung  der  Bord- 
steine neu  herzustellen  kostet  ....  5, —  M, 
hiervon  geht  ab: 

Kosten  für  die  Schüt'.ung,  die  nach  dreißig 

Jahren  fortfällt  1.5  „ 

bleiben:    3^5  M. 

Demnach  betragen  die  Kosten : 

1000,0  •  3,5  =  3500  M. 
Da  die  Neuherstellung  der  Chaussee  nach  30  Jahren 
erfolgen  soll,  beträgt  die  Rente: 

3500,0  •  0,04  „ 
R  =   1^04  30  _\  62,41  M. 

Summe  iTH  62,41  M. 
Zusammenstellung: 

I.  Jährliche  Unterhaltungskosten   265, —  M, 

II.  Rente  für  die  Erneuerung  der  Schüttung  ....  70,50  „ 

III.  Rente  für  die  Neuherstellung  der  Chaussee  .    .  62,41  „ 

397,9Fm, 

hierzu  1  o/o  Verwaltungskosten  3,98  „ 

Summe  jährlich:    401,89  JVL 
Wird  die  Abfindungs-Summe  gleich  gewünscht,  so  ist  der 
25fache  Betrag  der  jährlichen  Summe  einzusetzen,  in  diesem 
Falle: 

401,89  -  25  =  10047,25  M. 
Karl  Wied  e  m  a  n  n  -  Magdeburg,  Mitgl. -Nr.  42  700. 

II.  Für  die  Berechnung  der  Abfindungssumme  ist  die  ge- 
naue Fläche  der  Chausseebahn  erforderlich.  Bei  sorgsamer  War- 
tung und  gutem  Untergrund  ist  nur,  je  nach  Verkehr  und  Wahl 
des  Deckungsmaterials,  eine  Deckenerneuerung  in  Zeitabständen 
von  3  bis  8  Jahren  nötig.  An  Material  sind  Vs  bis  der 
Deckenstärke  erforderlich,  z.  B.  ist  bei  10  cm  Deckenstärke 
0,13  cbm  Material  nötig.  Die  jährlichen  Unterhaltungskosten 
betragen,  je  nachdem  schwacher  oder  starker  Verkehr  herrscht, 
etwa  0,20  bis  0,40  M  pro  qm.  Das  Ablösungskapital  berechnet 
sich  nach  der  Formel 

Es  sei:  D  =  Kosten  der  Deckenerneuerung 

m  =  Zeitabstand  der  Deckenerneuerung 
p  =  Jährliche  Unterhaltungskosten 
z  =  Verzinsung,  gewöhnlich  4  "Z,,. 
Zum    Beispiel    beträgt   die    Abfindungssumme    für    1  qm 
Chausseebahn  bei  einer  in  Zeitabständen  von  5  Jahren  nötigen 
Deckenerneutrung,  1,70  M  Kosten  der  Deckenerneuerung,  0,25  M 
jährliche  Unterhaltungskosten  und  40/0  Verzinsung. 


K  =  1 


+ 


0,25  •  100 


=  14,12  M. 


^]5 
100) 

Für  die  Prell-  und  Schutzsteine  ist  ein  kleiner  Zuschlag  zu 
nehmen. 

Die  Abfindungssumme  für  die  Durchlässe  wird  nach  der- 
selben Formel  berechnet  und  zwar  werden  für  Unterhaltung 
2  bis  3 0/0  der  Baukosten  eingesetzt  und  die  Dauer  der  Bauwerke 
mit  50  Jahren  angenommen. 

Die  Abfindungssumme  für  die  Bordsteine  wäre  unter  der  Be- 
rücksichtigung zu  berechnen,  daß  die  Bordsteine  etwa  alle  fünf- 
zehn Jahre  unter  Zuschuß  der  Hälfte  neuem  Materials  umgesetzt 
werden  müssen. 

Das  Bürgersteigpflaster  ist  ebenfalls  alle  15  Jahre  umzulegen 
unter  Zuschuß  von  Va  neuem  Materials. 

Für  die  jährhche  Unterhaltung  der  Entwässerungsgräben  sind 

0.  10  bis  0,15  M  pro  lfdm  in  Ansatz  zu  bringen.  Desgleichen  für 
die  Sommerwege  0,1  bis  0,20  M  pro  qm. 

Der  Reinertrag  aus  etwaigen  Nutzungen  (Gras)  ist  mit  4o/o 
kapitalisiert  von  der  Abfindungssumme  abzuziehen. 

W.  K.,  Potsdam,  Mitgl.-Nr.  41  474. 

III.  Je  nach  Befahrung  der  Straße  ist  wohl  alle  6  bis  8  Jahre 
eine  neue  Chaussierungsdecke  erforderlich.  Die  Stärke  dieser 
Decke  beträgt  0,10  bis  0,12  m  und  sind  daher  0,10  bis  12  cbm 
Kleinschlag  und  rd.  0,04  cbm  Sand  für  ein  qm  Straßenfläche 
notwendig.  Zunächst  sind  die  durchschnittlichen  jährlichen  Unter- 
haltungskosten, die  Lebensdauer  und  die  Erneuerungskosten  der 
einzelnen  Anlage  zu  ermitteln.  Ferner  sind  die  Kosten  fest- 
zustellen, die  für  Aufbringung  einer  neuen  Kleinschlagdecke  alle 
6  bis  8  Jahre  entstehen.  Sehr  wesentlich  sind  außerdem  noch 
die  Kosten,  die  für  die  Abschlammung  der  Fahrbahn  entstehen. 
Soll  es  sich  nun  um  eine  einmalige  Abfindungssumme  handeln, 
so  müßte  nach  dem  Vorstehenden  ein  Kapital  gesucht  werden, 
dessen  Zinsen  nebst  Zinseszinsen  die  Kosten:  a)  für  die  Unter- 
haltung, b)  für  die  Erneuerung  der  einzelnen  Anlagen,  c)  für  die 
Aufbringung  einer  neuen  Chaussierungsdecke  alle  6  bis  8  Jahre, 
d)  für  die  Abschlammung  der  Fahrbahn  aufbringen.  Zur  Klar- 
stellung diene  folgendes  Beispiel:  Die  durchschnittlichen  jähr- 
lichen Unterhaltungskosten  einer  Anlage  betragen  40  M.  Die 
Lebensdauer  derselben  betrage  30  Jahre.  Die  Erneuerungskosten 
der  Anlage  sollen  sich  auf  6000  M  stellen.  Es  muß  nun  ein 
Kapital  gesucht  werden,  das  jährlich  40  M  Zinsen  bringt  für  die 
Unterhaltung  der  Anlage  und  dessen  Zinsen  nebst  Zinseszinsen 
in  30  Jahren  zu  6000  M  anwachsen.  Der  Zinsfuß  sei  4o/o.  Für 
die  Unterhaltung  allein  beträgt  das  Kapital  1000  M.  Für  die 
Erneuerung  der  Anlage  würde  sich  das  Kapital  jetzt  auf  rund 
2675  M  stellen.  Kn  =  2675-  p^o  =  rund  8675;  p  =  1,04  (VergL 
„Hütte"  I.  Teil  Seite  54).  Für  die  Uebernahme  dieser  Anlage 
wären  also  1000  2675  =  3675  M  in  Rechnung  zu  stellen.  In 
dieser  Weise  wäre  auch  die  Berechnung  für  jede  Anlage  durch- 
zuführen. Es  wird  sich  jedoch  empfehlen,  die  Berechnung  ge- 
trennt durchzuführen,  weil  die  Anlagen  in  der  Stadt  wohl  mehr 
Unterhaltungskosten  erfordern,  als  die  außerhalb  der  Stadt  liegen- 
den.   Zu  näherer  Auskunft  bin  ich  gerne  bereit. 

Faber,  Stadtbauassistent,  Essen-Reüinghausen  (M.-Nr.  50  970). 

IV.  Bei  Berechnung  der  Entschädigung  für  die  künftige  Unter- 
haltung der  vom  Kreise  zu  übernehmenden  Chaussee  dürfte  die 
von  dem  Finanzminister  und  dem  Minister  der  öffentlichen  Ar- 
beiten vom  7.  November  1907  herausgegebene  „Anweisung  zur 
Ablösung  von  Wegebauverpflichtungen  der  Staatsbauverwaltung" 
zugrunde  zu  legen  sein.  Als  Dauer  der  verschiedenen  Befesti- 
gungsarten sind,  sofern  nicht  die  während  der  letzten  10  Jahre 
bei  ordnungsmäßiger  Unterhaltung  vorgekommenen  Erneuerungen 
einen  sicheren  Anhalt  gewähren,  in  Ansatz  zu  bringen  für: 

1.  Pflaster- 11.  Schotterbahn  40  Jahre  bei  1,7%  1  der  Neubaukosten  für 

2.  Durchlässe  50  Jahre  bei  2%  )  die  jährl.  Unterhaltung 
ohne  Wiederverwendung  bezw.  ohne  Wertermittelung  der  Ab- 
bruchmaterialien. 3.  Bei  Kiesbahnen  (Sommerweg)  ist  eine 
ewige  Dauer  bei  600  der  Neubaukosten  für  die  jährliche  Unter- 
haltung zu  rechnen.  Bei  Berechnung  der  Ablösungssumme  ist 
die  von  Eytelwein  in  dem  Werke:  Anleitung  zur  Ermittelung  der 
Dauer  und  Unterhaltungskosten  der  Gebäude  und  zur  Bestimmung 
der  Ablösungskapitalien  und  jährlichen  Renten  entwickelte  Formel 
zu  benutzen:  Welches  ist  das  Ablösungskapital  x,  das  mit  An- 
rechnung von  Zinseszinsen  zu  dem  Zinsfuß  z  nach  n  Jahren  so 
angewachsen  ist,  daß  daraus  nicht  nur  der  erste  Neubau  des 
Bauwerkes  mit  K  Kosten  bestritten  werden  kann,  sondern  daß 
auch  noch  nach  dem  Neubau  ein  Ueberschuß  verbleibt,  der  so 
groß  ist,  daß  aus  seinen  Zinseszinsen  allein  nach  Verlaut  von 
je  m  Jahren  bis  in  alle  Ewigkeit  immer  wieder  ein  Neubau  mit 
K  Kosten  vorgenommen  werden  kann  ? 

1  04  m  —  n 

^  +  1,04  m  -  1  •  K.         (Zinsfuß  47o). 


Heft  46 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


735 


Dies  X  liefert  also  die  Ablösungssumme,  die  es  ermöglicht,  zum 
ersten  Male  nach  n  Jahren  und  dann  wieder  alle  m  Jahre  je 
einen  Neubau  mit  K  Kosten  zu  bestreiten.  Wenn  nun  außerdem 
noch  das  Bauwerk  jährlich  mit  einem  Kostenaufvvande  von  p  o/q 
des  Neubaukapitals  K  unterhalten  werden  soll,  wozu  also  jährlich 

•  p  aufzubringen  sind,  so  ist  das  Ablösungskapital  x  noch 
um  so  viel  zu  vergrößern,  daß  die  jährlichen  Zinsen  dieses  Zu- 
Wachses  allein  den  jährlichen  Aufwand  — Unter- 
haltung gleichkommen,  also  bei  z  =  4  um  den  — ^  fachen  Be- 

Es  wird  daher  die  ganze  Ablösungssumme  für  Neubau  und  Unter- 
haltung betragen: 

100 

_  / 1,04  m  -  n      P  •   4  /1,04  T"-"  p\ 

^       ll^04m_i"r    100  li,04  m  _  1      4  '  ■ 

Steht  der  Neubau  sogleich  bevor,  so  wird  n  =  0;  folglich 

Ist  der  Neubau  soeben  erfolgt,  so  fallen  die  einmaligen  Kosten 
K  desselben  fort  und  es  bleibt 

^  =  (l,04m-l  +1)  • 

Bei  der  Berechnung  wird  die  wirkliche  Breite  der  Straße,  also 
6,5  m  bezw.  4,0  m,  in  Rechnung  gestellt.  Für  die  Unterhaltung 
der  Prell-  und  Schutzsteine,  Baumpflanzungen,  Beaufsichtigung 
und  Reinigung  der  Straße  ist  ein  Betrag  nach  dem  10jährigen 
Durchschnitte  anzunehmen,  der  mit  4 o/o  zu  kapitalisieren  ist. 

Drawiel,  Regier.-Bausekr.,   M.-Nr.  20. 

Zur  Frage  231.  Führung  des  Baubuches.  Man  unterscheidet 
der  Form  nach  zwei  Arten  von  Baurechnungen:  1.  Die  Kosten- 
anschlags- oder  Akkordrechnung.  Diese  wird  in  Form  eines 
Kostenanschlages  aufgestellt.  Nicht  die  einzelnen  Materialien,  die 
zum  Bauen  verwandt  sind,  nicht  die  gezahlten  Löhne  werden  für 
sich  aufgestellt,  sondern  das,  was  an  Arbeit  wirklich  geleistet  ist. 
2.  Die  Tagelohnsrechnung  für  Bauten,  die  in  Regie  oder  auf  Tage- 


lohn übernommen  und  ausgeführt  sind.  Die  Rechnung  wird  hier 
nach  Wochen  gegliedert;  in  jeder  Woche  werden  an  Hand  des 
Material-  und  Lohnnachweises  die  Materialien  und  die  Löhne 
einzeln  aufgeführt,  aber  nicht  die  jeden  Arbeiters,  sondern  die  der 
Maurer,  Arbeiter  usw.  in  getrennten  Gruppen.  Das  Gleiche  gilt 
auch  von  den  Materialien. 

Zur  Frage  236.  Geschoßbahn.  I.  Um  das  Langgeschoß  gegen 
den  Widerstand  der  Luft,  durch  dessen  Einwirkung  das  Geschoß 
sich  überschlagen  würde,  stabiler  zu  machen,  wird  ihm  von 
dem  Rechtsdrall  des  Rohres  eine  rotierende  Bewegung  nach  rechts 
erteilt,  woraus  sich  die  Rechtsabweichung  ergibt.  Der  Drall 
wird  durch  mehrere  nutenförmige  Vertiefungen  in  der  Seelen- 
wand, welche  nach  der  Mündung  in  der  Schraubenlinie  lauten, 
gebildet.  Rechts-  oder  Linksdrall  geben  entsprechende  Seiten- 
abweichungen. Im  luftleeren  Raum  ist  eine  rotierende  Bewegung 
des  Geschosses  nicht  nötig,  folglich  würde  auch  keine  Seiten- 
abweichung entstehen.  Grb. 

II.  Die  aus  gezogenen  Rohren  verfeuerten  Geschosse  weichen 
aus  der  senkrechten  durch  die  Seelenachse  des  Rohres  gelegten 
Ebene  nach  rechts  oder  links  ab,  je  nachdem  der  Drall  des 
Rohres  rechtsgängig  (gebräuchliche  Ausführung)  oder  linksgängig 
ist.  Diese  Erscheinung  wird  durch  die  Rotation  des  Geschosses 
einerseits  und  den  Luftwiderstand  in  Verbindung  mit  der  Träg- 
heit und  der  Schwere  des  Geschosses  andererseits  hervorgerufen. 
Sie  findet  ihre  Erklärung  in  der  durch  äußere  Kräfte  hervor- 
gerufenen Präzession  des  Kreisels,  als  weichen  sich  das  rotierende 
Geschoß  darstellt.  Eine  eingehende  Behandlung  der  fragl.  Er- 
scheinung, deren  Erklärung  verhältnismäßig  kompliziert  ist,  läßt 
sich  nicht  im  Rahmen  einer  Briefkastennotiz  geben.  In  einer 
Abhandlung  über  die  Theorie  der  Kreiselbewegung  von  Fuchs 
u.  Katzmeyer,  Zeitschrift  des  Vereins  Deutscher  Ingenieure,  Jahr- 
gang 1910,  Seite  1574,  ist  die  Frage  der  Abweichung  des  Ge- 
schosses eingehend  behandelt. 

Quastenberg,  M.-Nr.  26  761. 

Zur  Frage  282.  Anstrich  eines  Asphaltfußbodens.  Das 
beste  und  praktischste  ist  Linoleumbelag,  natürlich  muß  der 
Asphaltboden  tadellos,  d.  h.  ohne  Vertiefungen  sein.  Sonst 
käme  noch  Parkett  in  Betracht.  Für  Küchen  usw.  auch  Stein- 
holzfußboden. Leonhardt. 


Sitzun^s-Kalender  der  Bezlrksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  fOr 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manusl<ripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seile 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Oberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  \7erbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
" —  tages  Janresbericnte  nicht  aut- 
genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  iVlitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Dezirksverwaltiitirien 

Brandenburg.  In  der  letzten  Nummer  des  Verkündigungs- 
blattes der  Bezirksverwaltung  Brandenburg  ist  ein  Vortragsabend 
von  Herrn  Erich  Taeppe,  „Von  der  Hohen  Lauscha  zum  Oybin", 
bekannt  gegeben  worden.  Dabei  ist  jedoch  das  Datum  nicht 
richtig  wiedergegeben.  Der  Vortragsabend  findet  Mittwoch, 
22.  November  (Bußtag),  statt.  Gleichzeitig  möchten  wir  an 
dieser  Stelle  nochmals  darauf  aufmerksam  machen,  daß  alle 
Mitglieder,  welche  das  Verkündigungsblatt  nicht  regelmäßig  er- 
halten, dies  mit  Angabe  ihrer  genauen  Adresse  umgehend  dem 
Schriftführer  Herrn  A.  Dieter,  Charlottenburg  1,  Tegeler  Weg  5, 
mitteilen  wollen. 

Brandenburg.  Auf  die  am  Sonntag,  12.  November,  vor- 
mittags 101/2  Uhr,  stattfindende  Besichtigung  der  neuen  Tech- 
nischen Mittelschule  wird  noch  ganz  besonders  hin- 
gewiesen. Treffpunkt:  am  Zeppelinplatz,  Berlin  N.  65.  Alle 
Bezirkskollegen  nebst  ihren  Damen  sind  herzlichst  willkommen. 

Chemnitz.  1.  Vrs.:  O.  Geßner,  Chemnitz,  Oießerstraße  11. 
Briefe  an  den  1.  Vorsitzenden.  —  Unser  diesjähriger  Bezirks- 
tag findet  am  3.  Dezember  in  sämtlichen  Räumen  des  Kauf- 
männischen Vereinshauses  zu  Chemnitz  statt.  Programm :  Vor- 
mittags 11  Uhr  Eröffnung  des  Bezirkstages.  1.  Begrüßung  der 
Gäste  und  Festteilnehmer  durch  den  1.  Vorsitzenden.  2.  An- 
sprachen. 3.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther,  Privat- 
dozent an  der  Universität  Berlin.    4.  Schlußwort.  Anschheßend 


hieran  zwangloses  Mittagsmahl  in  den  unteren  Räumen.  Nach- 
mittags 21/2  Uhr  geschäftliche  Sitzung  im  Technikerzimmer. 
Während  derselben  für  die  Damen  und  übrigen  Teilnehmer  Be- 
sichtigung des  neuerbauten  Rathauses.  Sammeln  um  2^/2  Uhr 
im  Kaufmännischen  Vereinshaus.  Nachmittags  4  Uhr:  Gesell- 
schaftliche Zerstreuungen. 

ZweiQvereine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  Br.-A. :  F.  J. 
Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag  abend 
im  „Berliner  Hof".  Samstag,  \\.  November,  abends  9  Uhr, 
Zusammenkunft  im  Restaurationszimmer  des  „Berliner  Hofes". 
—  Samstag,  18.  November,  abends  8V4  Uhr,  im  großen  Saale 
des  „Berliner  Hofes"  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  E.  Lustig, 
Dortmund,  über  Techniker  und  Technik.  Wir  ersuchen 
alle  Mitglieder,  zu  dem  Vortrage  zu  erscheinen  und  soviel  wie 
möglich  dem  Verband  noch  fernstehende  Kollegen  einzuführen. 

Bonn.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Wilh. 
Heuer,  Bonn,  Dechenstr.  3.  Monatsversammlung  jeden  ersten 
Mittwoch  des  Monats  im  Vereinslokal  „Hotel  du  Nord".  — 
Oeffentliche  Versammlung  Freitag,  17.  November, 
abends  9  Uhr,  im  Hof-Restaurant  „Hähnchen",  Dreieck  3,  oberer 
Saal.  Es  werden  sprechen:  Herr  Architekt  K  a  u  f  m  a  n  n  ,  Berlin,- 
über:  „Das  Koalitionsrecht  der  technischen  An- 
gestellte n",  Herr  Ing.  Schreier  über :  „Die  neuesten 
Vorgänge  in  Berlin  und  der  G  u  t  e  n  h  o  f  f  n  u  n  g  s - 
hütte".  Anschließend  hieran  freie  Aussprache.  Wegen  der 
Wichtigkeit  der  Vorträge  ist  zahlreiches  Erscheinen  aller  Berufs- 
kollegen notwendig. 

Brohl  a.  Rh.  Techn.  Vereinigung  Brohl  a.  Rh.- 
Andernach.  Vrs.  u.  Br.-A.:  P.  Zenner,  Betriebsleiter, 
Brohl  a.  Rh.  Jeden  ersten  Samstag  im  Monat,  abends  8  Uhr, 
im  Hotel  Mittler,  Brohl  Mitgliederversammlung.  Nächste  außer- 
ordentliche Versammlung  Sonntag,  19.  November,  nachmittags 
51/2  Uhr,  im  Hotel  Mittler,  Brohl.  1.  Vortrag  des  1.  Vorsitzen- 
den der  Bezirksverwaltung  Rheinland  Herrn  Ing.  C.  Schreier, 
Mühlheim,  über:  „Die  wirtschaftliche  Lage  der 
technischen  Angestellten".  2.  Evtl.  Aufnahme  neuer 
Mitglieder.  Hierauf  geselliges  Zusammensein.  Um  zahlreiches 
und  pünktliches  Erscheinen  wird  gebeten.  Gäste  sind  willkommen. 


736 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  46 


Charlottenburg.  „Bauhütte  Charlottenbur  g". 
Vors.:  Friedrich  Brinkmann,  Charlottenburg,  Ooethestraße  15. 
Schriftf. :  Richard  Brennecke,  Charlottenburg,  Fritschestr.  40  II. 
Kassierer:  Albert  Papenzin,  Charlottenburg,  Wallstr.  47.  —  Unsere 
nächste  Monatsversammlung,  die  am  Dienstag,  7.  November, 
stattfinden  sollte,  ist  wegen  der  auf  den  gleichen  Tag  an- 
beraumten öffentlichen  Protestversammlung  auf  Montag,  13.  No- 
vember, abends  8V2  Uhr,  verlegt  vi'orden.  Vereinslokal:  Char- 
lottenburg, Berliner  Straße  61,  Ecke  Kirchhofstr.  Im  übrigen 
bleibt  die  Tagesordnung  dieselbe,  wie  bereits  bekannt  gegeben. 

Jena.  TechnischerVerein.  Nach  der  am  14.  Oktober 
stattgefundenen  Generalversammlung  setzt  sich  der  Vorstand 
wie  folgt  zusammen:  1.  I.  Vorsitzender:  Chr.  Behrends,  Bau- 
führer, Otto-Schott-Str.  30.  2.  Schriftführer:  Joh.  Pusch,  Tief- 
bautechniker, Lutherstr.  44.  3.  Kassierer:  fiugo  Führ,  Bau- 
techniker, Paulinenstr.  26.  4.  Beisitzer:  Hugo  Brendel,  Bau- 
amtsassistent, Hinter  d.  Kirche  7.  5.  II.  Vorsitzender:  Paul 
Schoder,  Bauamtsassistent,  Hinter  d.  Kirche  7.  Briefadresse  an 
Chr.  Behrends,  Otto-Schott-Str.  30. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  und  dritten  Donnerstag 
eines  Monats,  abends  8V2  LJhr,  im  „Patzenhofer",  Falckstr.  12. 
Nächste  Mitgliederversammlung  Donnerstag,  16.  Nov.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollverlesung  der  letzten  Versammlung.  2.  Auf- 
nahmen. 3.  Eingänge.  4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Vortrag: 
„Die  Stellenvermittelung  der  Berufsorgani- 
sationen". Referent:  Kollege  Kobarg.  6.  Sonstiges.  Wirf 
möchten  nicht  verfehlen,  nochmals  auf  den  Vortrag  des  Herrn 
Ing.  Fromholz,  Dortmund,  hinzuweisen,  der  am  23.  Nov. 
1911  mit  Damen  im  Restaurant  „Patzenhofer"  stattfindet.  Das 
Thema  lautet:  „Stahl  und  Eisen".  Ein  Gang  durch  die  rhei- 
nisch -  westfälischen  Hüttenwerke.  Mit  100  Lichtbildern.  — 
Kassenstunde  unserer  Krankenkasse  an  jedem  Donnerstag, 
abends  von  71/2  bis  S^A,  Uhr,  im  Geschäfts-  und  Lesezimmer, 
das  nach  wie  vor  geöffnet  ist  an  jedem  Werktage  abends  von 
8  bis  10,  Sonntags  von  10  bis  12  Uhr  vormittags. 

München.  Techniker-Verein,  E.  V.  Dienstag,  14.  Nov., 
abends  872  Uhr,  im  Domhof:  Diskussionsabend  über  technische 
und  wirtschaftliche  Fragen. 

Neurode.  Technischer  Verein  Neurode  und 
Umgegend.  In  der  auf  die  Gründungsversammlung  am 
22.  September  folgenden  Hauptversammlung  am  27.  Sept.  er. 
wurden  in  den  Vorstand  gewählt:  E.  Lorbeer,  1.  Vorsitzender; 
E.  Eberl,  Schriftführer;  S.  Cichy,  Kassierer;  A.  Baumann,  Bei- 
sitzer. Briefadresse:  E.  Lorbeer,  Neurode  i.  Schi.,  Kirchstr.  126. 
Vereinslokal:  Brauerei  Neurode,  Glatzer  Straße.  Vereinsabende: 
Jeden  1.  Mittwoch  im  Monat,  abends  8  Uhr,  Hauptversammlung, 
jeden  3.  Mittwoch  im  Monat,  abends  8  Uhr,  Nebenversammlung. 

Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.O.:  Jeden  Mitt- 
woch, abends  8V2  Uhr,  Rest.  „Theodor  Körner",  Insel  Schütt.  — 
Mittwoch,  15.  November,  abends  872  Uhr,  Vortrag  des  Herrn 
Rechtsanwalt  Dr.  Schloß,  Nürnberg,  über:  ,,G  e  s  c  h  i  c  h  t  e 
und  Wesen  des  Tarifvertrage  s".  —  Mittwoch,  29.  No- 
vember, Lichtbildervortrag  mit  Damen:  „Eine  Rheinreise  von 
Köln  bis  Mainz".  Allseitiger  Besuch  wird  erwartet.  Außen- 
stehende willkommen.  —  Bei  der  letzten  Monatsversammlung 
wurden  11  neue  Mitglieder  aufgenommen,  darunter  eine  ganze 
Anzahl  v.pn  Hn.  Koll.  Schneider  geworbene.  Möge  die  Werbetätig- 
keit auch  fernerhin  in  demselben  Maße  weitergehen,  jeder  ein- 
zelne Kollege  kann  sich  dadurch  ein  großes  Verdienst  erwerben. 
Ferner  möchten  wir  diejenigen  Mitglieder,  welche  bis  jetzt  noch 
keine  Solidaritätsmarke  abgenommen  haben,  ersuchen,  dies  jetzt 
zu  tun,  wenn  sie  sich  nicht  das  Odium  zuziehen  wollen,  gegen 
die  anderen  Mitglieder  zurückzustehen.  Ferner  machen  wir  die- 
jenigen Herren,  welche  noch  mit  Vereinsbeiträgen  im  Rück- 
stände sind,  auf  die  Bestimmungen  des  Vereins  aufmerksam, 
wonach  Streichung  stattfinden  muß,  wenn  der  Quartalsbeitrag 
nicht  jeweils  sechs  Wochen  vor  Quartalsschluß  bezahlt  ist,  oder 
um  Stundung  nachgesucht  wurde. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
14.  November,  abends  872  Uhr,  Hauptversammlung  im  Hotel 
„Kaiser  Friedrich".  Tagesordnung:  1.  Sitzungsbericht.  2.  Ein- 
gänge. 3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  4.  Festlegung  der  Vor- 
träge. 5.  Festlegung  der  Winterveranstaltungen.  6.  Stiftung 
von  technischen  Zeitschriften.  7.  Vortrag  des  Herrn  Kollegen 
Horn  über:  „Die  gegenwärtige  Verbands-  und 
B  u  n  d  e  s  p  o  1  i  t  i  k".  8.  Verschiedenes.  Hauptsächlich  wegen 
des  Punktes  7,  an  den  sich  eine  gründliche  Aussprache  schließen 
soll,  erbitten  wir  pünktliches  und  vollzähliges  Erscheinen  un- 
serer Mitglieder. 

Posen.  Techniker-Vereinigung.  Am  Montag, 
13.  d.  M.,  abends  9  Uhr,  spricht  Herr  Baumeister  Schubert, 


Berlin,  im  Kaiserkeller,  Berliner  Tor  20/21,  über:  „Koalitions- 
freiheit und  Staatsbürgerrecht  e".  Wir  bitten  alle 
Verbandskoilegen  um  Teilnahme  und  Einführung  von  fernstehen- 
den Kollegen.  In  einer  Zeit,  wo  das  Koalitionsrecht  der  An- 
gestellten von  großen  Werken  in  so  brutaler  Weise  mißachtet 
wird,  wo  die  Kommission  des  Reichstages  die  Privatangestellten 
bei  Behörden  von  den  Wohltaten  der  Pensionsversicherung  so 
gut  wie  ausschließen  will,  ist  es  Pflicht  eines  jeden  Technikers, 
sich  zu  organisieren  und  auch  die  Organisationsarbeit  durch 
Teilnahme  an  den  Versammlungen  zu  unterstützen.  —  Sonntag, 
12.  November,  findet  eine  Besichtigung  des  neuen  Diakonissen- 
hauses statt.  Treffpunkt  117^  Uhr  vorm.  an  der  Haltestelle 
Trainkaserne. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A.: 
Rudolf  Golle,  Ing.,  Pionierstr.  4  III.  —  Versammlung  Donners- 
tag, 16.  November,  abends  872  Uhr,  im  Vereinslokal  Restaurant 
„Neubauer",  Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen 
und  Eingänge.  2.  Zeitschriftenfrage.  3.  Technische  Fragen. 
4.  Verschiedenes.  —  In  der  Hauptversammlung  am  2.  Nov.  1911 
stattgefundenen  Ersatzwahl  für  den  Bücherwart  wurde  Herr 
Chr.  Weiß  gewählt. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1  908.  Br.-A. :  A.  Krobiell,  Ing.,  Hamburg  6,  An  der 
Sternschanze  29a.  Vereinslokal:  Große  Allee  45,  St.  Georger 
Gesellschaftshaus.  Hauptversammlung:  Jeden  1.  Freitag  im 
Monat,  abends  81/2  Uhr.  Nebenversammlung:  Jeden  3.  Freitag 
im  Monat,  abends  8^/2  Uhr. 

Staatstechniker. 

Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  15.  November,  abends  872  Uhr,  in 
den  Neustädter  Gesellschaftssälen,  Valentinskamp,  stattfindenden 
Mitgliederversammlung:  1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Pro- 
tokollverlesung. 3.  Geschäftliche  Mitteilungen.  4.  Auflösung 
des  Ausschusses  für  unsere  Petition  vom  2.  Juli  1910.  5.  Neu- 
wahl eines  ständigen  Ausschusses  für  Gehaltsregulierung  und 
Verwaltungsreform.  6.  Spätere  Veranstaltungen.  7.  Antrag  des 
Vorstandes:  Bewilligung  von  Anwesenheitsgeldern  für  Vor- 
standssitzungen". 8.  Verschiedenes.  U.  a.  Besprechung  über 
Dienstwohnungen. 

Landesvercin    Mitti.    Sächsischer  Eisenbahn^ 
t  e  c  h  n  i  k  e  r.    Vrs.:    Bausekretär   K.  Tramm,    Drcsden-A.  14^ 
Schnorrstraße  41  II. 

Am  22.  Oktober  (Sonntag)  sprach  Herr  Baumeister  A.  Schulze 
(Bauobersekretär  im  Rb.)  in  gut  besuchter  Versammlung  des 
E.-T.-V.  Dresden,  an  der  auf  Einladung  auch  Mitglieder  des 
Bahnmeister-Vereins,  Vorstandsmitglieder  des  Vereins  Säch- 
sischer Mittlerer  Staatstechniker  usw.  teilnahmen,  über  Verträge, 
Zuschlagsschreiben,  Bestellzettel  und  deren  Beilagen.  An  Hand 
der  Allgemeinen  Bestimmungen  über  die  Vergebung  von  Leistun- 
gen und  Lieferungen  durch  staatliche  Verwaltungen  im  König- 
reiche Sachsen  (September  1907),  die  Redner  den  vor  September 
1907  gültigen  Vorschriften  gegenüberstellte,  führte  dieser  alle 
Möglichkeiten  vor,  anstelle  der  bisherigen  schriftlichen  Vertrags- 
urkunden bestimmungsgemäß  die  Ausfertigung  von  Zuschlags- 
schreiben, Bestellzetteln  oder  Briefen  treten  zu  lassen.  Der  sehr 
zeitgemäße  Vortrag  wird  in  nächster  Zeit  auch  in  Chemnitz, 
Zwickau,  Leipzig  und  Löbau  gehalten  werden. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein-  Br.-A.: 
Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Mitt- 
woch, 15.  Nov.,  abends  8  Uhr,  Vereinsversammlung  im  „Meiß- 
ner Hof"  am  Plauenschen  Platze.  Einteilung;  1.  Geschäft- 
liches. 2.  Bericht  über  den  Bezirkstag  in  Zittau.  3.  Besprechung 
der  Etatangelegenheiten.  4.  Unsere  nächsten  Ziele.  5.  Ver- 
schiedenes. —  Nächste  Versammlung  in  Dresden:  Sonntag, 
3.  Dezember,  und  in  Löbau:    10.  Dezember. 


Am  30.  Oktober  verschied  in  Heinsen  bei  Holzniindcn 
unser  Mitglied 

Herr  Eisenb.- Bauassistent  Wilhelm  Eickhoff. 

Wir  verlieren  in  dem  Dahingeschiedenen  einen  treuen  Kollegen 
und  werden  ihm  ein  ehrendes  Andenkon  bewahren. 

Eisenb.-Techniker-Verein  Cassel. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  47        Schriftieitimg:  e.  rich.  Schubert.  Berlin.  18.  NoveiTiber  1911 

Inhalt:  Der  Rechtskampf  der  Techniker  —  Die  deutschen  Techniker  -  Tönende- Telefunken  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  —  Rechtsfragen  -  Aus  der  Volks- 
wirtschaftslehre —  Bücherschau  —  Briefkasten  -  Sitzungskalender 


r 


Der  Rechtskampf  der  Techniker*) 


Das  Ringen  der  Berliner  Eisenkonstrukteure  um  ein 
besseres  Arbeitsrecht  zieht  immer  weitere  Kreise  und  zeitigt 
[Vorgänge,  die  geradezu  ein  soziales  Verhängnis  herauf- 
zubeschwören drohen.  Der  Kampf,  der  zunächst  nur  der 
Forderung  günstigerer  Arbeitsvertragsbedingungen  galt, 
hat  sich  zu  einem  grundsätzlichen  Kampf  um  das  Recht 
kollektiver  Verhandlungen,  die  entweder  durch  unabhängige 
Vertrauensmänner  der  Techniker  oder  aber  unter  einem 
neutralen  Vorsitzenden  zu  führen  sind,  entwickelt.  In 
diesem  letzteren  Kampfe  ist  das  Recht  zweifellos  auf  der 
Seite  der  Angestellten,  denen  das,  was  den  Arbeitern  längst 
als  selbstverständlich  zugestanden  ist,  nicht  versagt  bleiben 
kann.  Der  angebliche  Einwand  der  Metallindustriellen,  daß 
die  Einigungsverhandlungen  unter  unparteiischem  Vorsitz 
laut  privater  „Statistik"  überwiegend  zu  Ungunsten  der 
Arbeitgeber  ausgefallen  seien,  ist  logisch  in  sich  so  wider- 
spruchsvoll, daß  er  wohl  ernsthaft  als  Gegenargument 
gegen  die  Forderung  der  Techniker  nach  Friedensverhand- 
lungen nicht  in  Betracht  kommen  kann.  Auch  bestehen 
die  Techniker  nicht  durchaus  auf  einem  unparteiischen 
Vorsitzenden,  sondern  wünschen  ihn  nur  für  den  Fall, 
daß  ihnen  verweigert  bleibt,  die  unabhängigen  Vertrauens- 
leute ihrer  Organisation  zu  den  Verhandlungen  heran- 
zuziehen. Für  die  Ablehnung  dieser  Alternativforderung 
würde  also  jene  „Statistik"  überhaupt  nichts  besagen;  aber 
auch  gegen  die  Verhandlungen  unter  neutralem  Vorsitz 
läßt  sie  sich  nicht  verwerten,  wenn  dem  Vorsitzenden 
'  nicht  verbindliche  Schiedsrichterbefugnisse  oder  eine  aus- 
schlaggebende Stimme  verliehen  sind.  Davon  ist  gegen- 
wärtig nicht  die  Rede. 

Qanz  allgemein  betrachtet  ist  aber  eine  derartige  Sta- 
t    tistik  des  ,, ungünstigen"  Ausfalls  von  neutralen  Einigungs- 
verhandlungen für  die   Arbeitgeber  methodologisch  ein 
Nonsens;   niemand  weiß,  ob  die  Arbeitgeber  ohne  Eini- 
gungsverhandlungen im  offenen  Kampfe  ,, günstiger"  ab- 
geschnitten hätten!   .Was  aber  heißt  überhaupt  bei  solchen 
Auseinandersetzungen:    „ungünstiger"   Ausfall   für  eine 
Partei?    Bei  erfolgreichen  Einigungsverhandlungen,  die 
naturgemäß  mit  einem  Vergleich,  auf  den  beide  Parteien 
.  bereits  bei   Eröffnung  der  Verhandlungen  gefaßt  sind, 
endigen,  muß  jede  Partei  meist  ein  oder  zwei  Löcher 
zurückstecken,  das  weiß  jedes  Kind.    Dasselbe  aber  gilt 
von  dem  Austrag  der  Arbeitszwiste  im  offenen  Kampfe 
i    ohne  Vermittlung;  auch  da  überwiegen  die  sogen,  „teil- 
!  "  weisen  Erfolge",  d.  h.  die  Kompromisse,  bei  denen  jede 


*)  Wir  entnehmen  diesen  Artikel  der  neuesten  Numiner  der 
„Sozialen   Praxis".     Wir  wollen  auch   hier  nur  das   Eine  be- 
merken, daß  durch  die  Vorgänge  in  Sterkrade  unterschiedslos 
j    Angehörige  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  und  des  Bundes 
der  technisch-industriellen  Beamten  getroffen  wurden. 


Partei  schließlich  etwas  nachgibt.  Und  warum  tun 
das  die  streitenden  Parteien?  Weil  sie  den  mageren  Ver- 
gleich einem  fetten  Prozeß  vorziehen,  weil  sie  es  für 
„günstiger"  halten,  sich  mit  der  Gegenpartei  auf  einer 
annehmbaren  Grundlage,  die  Frieden  für  längere  Zeit  ver- 
spricht, zu  verständigen,  als  den  Kampf  zu  verewigen  und 
sich  selbst  mit  Opfern  und  Wunden  zu  belasten,  die  in 
gar  keinem  Verhältnis  zu  dem  obendrein  ganz  ungewissen 
Siegespreise  stehen.  Rasche  Kompromisse  und  klug  ge- 
leitete Einigungsverhandlungen  liefern  also,  selbst  wenn 
sie  der  einen  Partei  etwas  mehr  Zugeständnisse  als  der 
anderen  empfehlen  sollten,  meist  —  von  einer  höheren 
Warte  als  der  des  Prozeßhandels  aus  betrachtet  —  ein 
objektiv  viel  ,, günstigeres"  Ergebnis,  als  durch  trotziges 
Verharren  in  einem  langen,  das  Geschäft  schädigenden 
Kampfe  zu  erzielen  ist. 

Wer  also  aus  ein  paar  statistischen  An.^^hreibungen, 
die  man  nicht  einmal  der  Oeffentlichkeit  zu  unterbreiten 
wagt  und  deren  angebliche  Schlüsse  mit  den  all- 
gemeinen Statistiken  der  Streiks  und  der  Einigungsämter 
über  volle  oder  teilweise  Durchsetzung  der  Parteiforde- 
rungen nicht  in  Einklang  zu  bringen  sind,  herauslesen  will, 
daß  Einigungsverhandlungen  unter  unparteiischem  Vorsitz 
den  Arbeitgebern  überwiegend  Nachteile  bringen,  der  ver- 
wechselt den  Begriff  der  subjektiven  Rechthaberei  mit  dem 
Begriff  des  objektiv  günstigen  Streikausganges.  Groß- 
zügige Unternehmer,  wie  es  die  Metallindustriellen  sind, 
sollten  aber  doch  geschäftlich  und  sozialwirtschaftlich  weiter 
denken  und  sich  durch  eine  kritiklose  ,, Statistik  von 
Einigungsverhandlungen  unter  neutralem  Vorsitz"  ebenso- 
wenig wie  etwa  durch  eine  Statistik  früherer  —  Pyrrhus- 
siege in  offenen  Arbeitskämpfen  davon  abhalten  lassen, 
der  sozialen  Vernunft  zu  folgen.  Soll  man  an  die  großen 
Auseinandersetzungen  der  letzten  Zeit,  den  Werftarbeitei- 
kampf  und  die  Aussperrung  in  der  sächsisch-thüringischen 
Metallindustrie  erinnern?  Hier  wurden  alle  rechtzeitigen 
Vermittlungsversuche  Unparteiischer  von  den  Arbeit- 
gebern entschieden  zurückgewiesen.  Schließlich  aber 
leiteten  die  Metallindustriellenverbände  selbst  die  Friedens- 
verhandlungen ein  und  machten,  um  nur  ein  rasches  Ende 
der  schweren  Produktionsstörung  herbeizuführen,  von  sich 
aus  Zugeständnisse  an  die  Arbeiter,  die  ihnen  ein  unpartei- 
ischer Einigungsvorsitzender  wahrscheinlich  kaum  zu  emp- 
fehlen gewagt  hätte!  Und  trotzdem  sahen  die  Metall- 
industriellen  diesen  Ausgang  für  „günstiger"  an  als  die 
Fortführung  des  Kampfes  bis  zur  Niederringung  der  Gegen- 
partei. Das  Kriterium  ,, günstiger  Ausgang  eines  Kon- 
fliktes" wird  also  von  den  Beteiligten  sehr  verschieden  ge- 
deutet, je  nach  der  Weite  ihres  geschäftlichen  und  sozial- 
politischen Horizonts.    Man  verschone  die  Welt  daher 


1 


738 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  47 


mit  anonymen  Statistiken  über  die  Nachteile  unparteiisch 
geleiteter  Einigungsverhandlungen  für  die  Unternehmer, 
und  halte  den  Blick  vielmehr  auf  die  sozialen  Nachteilei 
und  Vorteile  gerichtet,  die  der  Industrie  als  Ganzem  auf 
die  Dauer  und  der  Volkswohlfahrt  daraus  erwachsen,  daß, 
eine  streitende  Partei  die  Möglichkeiten,  einen  schweren 
Arbeitskampf  rasch  ohne  bleibende  gegenseitige  Verbitte- 
rung zu  beendigen,  wohlwollend  benutzt  oder  in  blindem 
Machteifer  trotzig  abweist. 

Unter  diesem  Gesichtspunkt  der  sozialen  Wohlfahrt 
des  Gewerbes  und  der  Gesamtheit  gewinnen  die  neuesten 
Wendungen  im  Technikerkampf,  wie  eingangs  bereits  be- 
tont, eine  geradezu  verhängnisvolle  Bedeutung.  Es  steht 
jetzt  fest,  daß  die  Berliner  Techniker,  die  aus  Ueberzeugung 
von  der  Notwendigkeit  einer  Verbesserung  ihrer  Arbeits- 
bedingungen ihre  Stellen  bei  den  Berliner  Eisenbauanstalten 
ordnungsgemäß  aufgegeben  haben,  für  dieses  durchaus 
berechtigte  Verhalten  in  der  gesamten  deutschen  Metall- 
industrie in  Verruf  getan,  also  zur  Brotlosigkeit  verurteilt 
worden  sind,  und  daß  dieser  Verruf  auf  sämtliche  Mitglieder 
des  Bundes  der  technisch-industriellen  Beamten  ausgedehnt 
werden  soll.  Systematisch  sind  in  den  verschiedensten 
Teilen  des  Reichs  die  Angestellten  technischer  Bureaus 
von  ihren  Arbeitgebern  um  ihre  Organisationszugehörigkeit 
befragt  worden,  so  bei  den  Siemens-Schuckert- Werken  in 
Charlottenburg,  bei  der  Qutehoffnungshütte  in  Sterkrade,, 
bei  der  Firma  Pönsgen  in  Düsseldorf,  bei  den  Adlerwerken 
in  Frankfurt  a.  M.,  bei  der  Breslauer  Waggonfabrik  u.  a.  m. 
Zugleich  mit  dieser  Umfrage  wurde  den  technischen  An- 
gestellten nahegelegt,  aus  ihrer  Berufsorganisation  aus- 
zuscheiden. Während  es  bislang  zu  einer  allgemeinen 
offenen  Maßregelung  der  organisierten  Angestellten  noch 
nicht  gekommen  ist,  da  der  Bund  der  technisch-industriellen 
Beamten  in  manchen  Werken  über  soviel  Mitglieder  ver- 
fügt, daß  ihre  Aussperrung  eine  Stillegung  der  Betriebe 
nach  sich  ziehen  müßte,  hat  die  Gutehoffnungshütte 
in  Sterkrade  ihren  technischen  Angestellten  sofort  die 
Pistole  auf  die  Brust  gesetzt:  Entrechtung  oder  Entlassung! 

Die  Hütte  legte  den  Angestellten  am  25.  Oktober  einen 
Erklärungsschein  vor,  durch  den  sie  sich  verpflichten 
sollten,  aus  dem  Bunde  auszuscheiden,  und  zwar  auf  der 
Stelle,  ohne  Bedenkzeit.  Ein  erbetener  Aufschub  wurde 
den  überraschten  Angestellten  verweigert  und  die  Unter- 
schrift noch  vor  Eintritt  der  Mittagspause  verlangt.  Aber 
die  organisierten  Ingenieure  und  Techniker  ließen  sich  nicht 
überrumpeln  und  veranstalteten  in  der  Mittagspause  eine 
Versammlung,  in  der  sie  fast  einmütig  die  Zumutung  der 
Direktion  ablehnten  und  eine  gemeinsame  Erklärung  be- 
schlossen, daß  sie  außerstande  seien,  ihrer  Organisation, 
in  der  sie  sich  bedeutende  Rechte  erworben  hätten,  die 
Treue  zu  brechen.  Das  Ansinnen  der  Firma  widerspreche 
ihren  Staatsbürgerrechten  und  ihrer  Ehre.  Darauf  wurden 
die  Angestellten  einzeln  bearbeitet  und  „gefoltert".  Die 
„Frankfurter  Zeitung"  schreibt  darüber: 

„Daß  gebildete  Menschen,  Oberingenieure,  Direk- 
toren, sich  dazu  herbeilassen,  stundenlang  auf  die  von 
ihnen  abhängigen  Angestellten  einzureden,  dabei  auch 
zu  Unwahrheiten  und  Drohungen  unschönster  Art  ihre 
Zuflucht  nehmen,  also  etwas  tun,  was  im  schärfsten 
Gegensatz  zu  allen  „guten  Sitten"  steht,  das  ist  doch 
ein  äußerst  bedenklicher  Vorfall,  der  die  OeffentHchkeit 
sehr  nachdenklich  stimmen  sollte.  Die  Welt,  die  hinter 
den  Mauern  der  großen  Betriebe  lebt  und  sich  profanen 
Blicken  sonst  nicht  preisgibt,  gewährt  hier  einmal  einen 
Einblick,  der  aber  leider  nichts  Gutes  zeigt.  Erfreulich 
ist  es  immerhin,  daß  sich  im  ganzen  sieben  Angestellte 
endgültig  geweigert  haben,  den  verlangten»  Revers  zu 
unterschreiben.   Fünf  davon  hat  man  sofort  aus  dem  Be- 


triebe hinausgewiesen  und  ihnen  ihr  Gehält  bis  zum 
Kündigungstage,  z.  T.  handelt  es  sich  um  sechs  Monate, 
ausbezahlt,  bei  den  beiden  anderen  hat  man  sich  dessen 
enthalten,  weil  sie  noch  vier  und  fünf  Jahre  Kontrakt 
haben;  da  war  der  Preis  denn  doch  auch  für  das  Prinzip 
zu  teuer.    Sehr  unglücklich  ist  die  allerdings  selbst  ver- 
schuldete Situation  der  Angestellten,  die  am  25.  Oktober 
ihrer  Direktion  noch  schriftlich  mitteilten,  daß  sie  die 
Zumutung  des  Austritts  aus  der  Organisation  ablehnten, 
und  sich  dann  am  26.  doch  breit  schlagen  ließen.  Man 
kann  leicht  nachfühlen,  welche  Gewissenskonflikte  und 
Seelenkämpfe  bei  den  ernster  veranlagten  Menschen  ent- 
stehen müssen." 
Nach  den  Mitteilungen,  die  die  Qutehoffnungshütte  auf 
Anfragen  an  die  Presse  gesandt  hat,  scheint  es,  daß  die 
Firma  auf  dieses  Vorgehen,  über  das  es  unter  allen  an- 
ständigen Menschen  nur  e  i  n  Urteil  gibt,  noch  besonders 
stolz  ist.    Wenn  die  Auslegungsregeln,  wie  sie  eifrige 
Staatsanwälte  früher  gegen  die  Gewerkschaften  und  ihren 
Organisationszwang  anwenden  durften,  heute  noch  Kurs 
hätten,  so  wäre  die  Gutehoffnungshütte  nicht  vor  einer 
Anklage  aus  §  253  StrGB.  sicher,  denn  sie  zwingt  durch 
Drohungen  Angestellte  zum  Verzicht  auf  ihr  gesetzmäßiges 
Koalitionsrecht   aus   geschäftlichen  Rücksichten,    um  ge- 
fügigere Arbeitsinstrumente  zu  erhalten,  die  ohne  Rück- 
halt an  einer  Organisation  auch  ungünstige,  also  für  das 
Firmenvermögen  „vorteilhafte"  Arbeitsbedingungen  hin- 
nehmen müssen;   dieses  Motiv  dürfte  die  Firma  selbst 
kaum  bestreiten,  wenn  sie  es  vielleicht  auch  mit  anderen 
Worten  ausdrücken  würde.    Jedenfalls  aber  macht  das 
Verhalten  der  Gutehoffnungshütte,  welche  die  aufrecht  ge- 
bliebenen Angestellten,  die  der  Aufforderung  zum  Koali- 
tionsverzicht nicht  Folge  geleistet  haben,  dem  Arbeitgeber- 
verbande für  den  Bezirk  der  nordwestlichen  Gruppe  des 
Vereins  deutscher  Eisen-  und  Stahhndustrieller  denunziert 
hat,  um  sie  mit  dessen  Hilfe  allenthalben  in  Acht  und  Bann 
zu  halten  und  von  der  Wiedererlangung  einer  Stellung  aus- 
zuschließen, die  Firma  aus  §  827  BGB.  schadensersatz- 
pflichtig; denn  sie  schädigt  die  gemaßregelten  Angestellten 
vorsätzlich  in  einer  gegen  die  guten  Sitten  verstoßenden 
Weise. 

Diese  Firma,  die  nordwestdeutsche  Eisenindustrie- 
gruppe und  der  Metallindustriellenverband,  die  rücksichts- 
los mit  derartigen  Machtmitteln  Angestellte  nur  wegen  ihrer 
Organisationszugehörigkeit  um  Arbeit  und  Brot  zu  bringen 
suchen,  gehören  auch  zu  den  Rufern  im  Streit  um  einen  ver- 
schärften Arbeitswilligenschutz!  Der  in  der  Petition  an 
den  Reichskanzler  vorgeschlagene  Hauptparagraph  aus  der 
alten  ZuchthausvOrlage:  „Wer  einen  anderen  durch  ge- 
fährliche Drohungen  in  seinem  Frieden  stört  .  .  ."  würde 
auf  dieses  Treiben  der  Metallindustriellen  Anwendung 
finden  müssen.  Quis  tulerit  Gracchos  de  seditione 
querentes ! 

In  unzweideutiger  Weise  beginnt  nunmehr  die  öffent- 
liche Meinung  gegen  diese  Kampfesweise  der  Metall- 
industriellen, wie  sie  durch  den  Sterkrader  Fall  gekenn- 
zeichnet wird,  Stellung  zu  nehmen,  —  nur  der  Verband 
deutscher  Diplom-Ingenieure  ist  infolge  seiner  Feindschaft 
gegen  den  Industriebeamtenbund  für  diese  Entrechtung  der 
technischen  Berufsgenossen  blind.  Aber  der  Protest  gegen 
die  Verfolgungspolitik,  die  hier  eine  Arbeitgeberorgani- 
sation gegen  organisierte  Kopfarbeiter  treibt,  kommt  reich- 
lich spät  und  müßte  viel  stärker  auftreten,  um  die  maß- 
gebenden Stellen  des  öffentlichen  Lebens  zu  einer  Inter- 
vention zu  bewegen,  die  schweres  Unheil  verhüten  soll. 

Es  steht  mehr  auf  dem  Spiele,  als  es  zu- 
nächst scheint.  Die  Metallindustriellen  handeln  sicht- 
lich nach  der  Losung,  den  Bund  der  technisch-industriellen 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


739 


Beamten  durch  Mitgliedermaßregelungen  aufzureib^sn  und 
seine  Unterstützungskassen  zu  sprengen.  Nun  brauchte 
sich  die  Oeffentlichkeit  gewiß  nicht  für  das  Schicksal  eines 
bestimmten  Berufsvereins  zu  engagieren.  Aber  die  Zer- 
trümmerung des  Industriebeamtenbundes  würde  doch  nur 
das  Vorspiel  zu  einer  vollständigen  Lahmlegung  aller 
übrigen  Technikerverbände  oder  zu  einem  gleichen  Ver- 
nichtungskampf gegen  jene  Vereine,  die  ihr  bisheriges 
Programm  auch  fernerhin  hochhalten  wollen,  bilden  und 
müßte  zur  unausbleiblichen  Folge  haben,  daß  alsbald 
auf  den  Trümmern  dieser  alten  neutralen,  politisch  un- 
abhängigen Berufsvereine  sich  eine  radikale  Klassenkampf- 
organisation der  Techniker,  womöglich  unter  syndi- 
kalistischer Führung,  auftun  und  bei  der  sozialdemokra- 
tischen Partei  oder  bei  den  freien  Gewerkschaften  festen 
Anschluß  und  Rückhalt  suchen  würde.  Denn  daß  es  ge- 
Ungen  wird,  die  unabhängige  Organisation  der  Techniker, 
die  eine  klare  sozialgeschichtliche  Notwendigkeit  ist,  durch 
Gewaltstreich  ein  für  allemal  aus  der  Welt  zu  schaffen, 
das  glauben  wohl  auch  kurzsichtige  Arbeitgeber  nicht.  Im 
Gegenteil,  mit  den  schroffen  Mitteln  der  Scharfmacher- 
politik streuen  die  Arbeitgeber  eine  Drachensaat  aus,  die 
auf  dem  Boden  des  Klassenkampffanatismus  unheimlich 
aufgehen  und  verhängnisvolle  Frucht  tragen  kann.  Und 
diese  Gefahr  ist  es,  um  derentwillen  die  Oeffentlichkeit 
gegen  die  rücksichtslose  Unterdrückungspolitik  prote- 
stieren muß. 

Eine  Technikerorganisation  von  Gnaden  sozialradikaler 
Agitatoren,  die  angesichts  ihrer  eigenen  ziffernmäßigen 
Schwäche  nicht  davor  zurückschrecken  würde,  im  Kampf 
mit  den  Arbeitgebern  die  mit  ihr  verbündeten  Arbeiter- 
Gewerkschaften  zum  solidarischen  Vorgehen  in  den  Werk- 
stätten gegen  die  „Streikbrecherzeichnungen"  oder  etwa 
zum  Sympathiestreik  aufzurufen,  eine  Technikerorganisation 
vielleicht  gar  mit  syndikalistischen  Tendenzen,  die  an  die 
Stelle  der  zertrümmerten  jetzigen,  auf  besonnene  Reform 
hinstrebenden  Vereine  träte,  würde  ein  Verhängnis  für 
die  ganze  deutsche  Maschinenbauindustrie  bedeuten  und 
nicht  nur  die  Schaffensfreude  in  ihr,  sondern  auch  ihre 
Konkurrenzfähigkeit  an  den  Wurzeln  bedrohen.  Ein  Riesen- 


kampf, der  neben  den  Technikern  ganze  Arbeiterorgani- 
sationen in  geschlossener  Front  anrücken  sähe  und  eine 
Qesamtaussperrung  auf  der  Arbeitgeberseite  zeitigte,  fehlte 
uns  gerade  auf  unserem  sozial  zerklüfteten  Boden  in 
Deutschland  noch! 

Kein  Mittel  sollte  unversucht  gelassen  werden,  um  die 
Wege,  die  in  solchen  Abgrund  führen  können,  zu  ver- 
legen und  die  immer  mehr  im  Kampf  sich  verrennenden 
Parteien  zur  nüchternen  Erkenntnis  und  Beurteilung  der 
Verhältnisse  zurückzuführen,  damit  eine  rasche  Verständi- 
gung möglich  werde.  Die  organisierten  Techniker  sind 
zum  Verhandeln  unter  der  Bedingung  des  fair  play  bereit; 
die  Metallindustriellen  aber  müssen  noch  dafür  gewonnen 
werden,  obgleich  doch  selbst  bei  einem  Siege  ihrer  intran- 
sigenten  Politik  kein  dauernder  Gewinn,  sondern,  wie  im 
Gegenteil  zu  befürchten,  ein  fressender  Schaden  für  die 
ganze  Industrie  überbleiben  würde. 

Wenn  die  Einwirkung  der  öffentlichen  Meinung  gegen- 
über der  Halsstarrigkeit  der  Metallindustriellen  versagt  und 
auch  die  Erklärungen  der  Gemeindeverwaltungen,  an  koali- 
tionsrechtsfeindliche  Firmen  keine  Lieferungen  mehr  zu 
vergeben,  nicht  verfangen  sollten,  dann  bleibt  nichts  übrig, 
als  nach  einer  gesetzlichen  Institution  zu  rufen,  die  das 
Prinzip  des  Verhandeins  unter  unparteiischem  Vorsitz  bei 
ernsten  Arbeitszwisten,  trotz  des  Widerstrebens  einer  Partei, 
unter  allen  Umständen  zur  Geltung  bringt.  Dringlicher 
als  je  rückt  uns,  da  keine  amtliche  Stelle  sich  bisher  be- 
müßigt gefunden  hat,  sich  um  diesen  in  seinen  Folgen  un- 
absehbaren Technikerkampf  zu  kümmern,  die  Notwendig- 
keit eines  Reichseinigungsamts  vors  Auge.  Hätten  wir 
bereits  längere  Zeit  ein  solches,  so  wäre  dieser  Kampf 
in  solcher  Schärfe  gewiß  nicht  ausgebrochen,  denn  die 
Metallindustriellen  hätten  sich  dann  hinter  der  Behaup- 
tung, daß  Einigungsverhandlungen  unter  neutralem  Vorsitz 
überwiegend  Nachteile  für  die  Arbeitgeber  mit  sich 
bringen,  nicht  mehr  verschanzen  können;  die  segensreiche 
Tätigkeit  einer  wirksamen  neutralen  Friedensvermittlungs- 
stelle hätte  solche  Behauptung  längst  ad  absurdum  geführt. 

W.  Z, 


Die  deutschen  Techniker 

Sozialpolitische  Ergebnisse  der  Verbandsstatistik*) 

Von  Privatdozent  Dr.  A.  GÜNTHER. 


/.  Allgemeines.  —  Die  sozialpolit{sch-demologischen 
Grundlagen.  —  Die  Vorbildung. 

Der  Ausgangspunkt  der  Statistik  ist  die  Stellung  des 
iTechnikers  im  Wirtschaftsleben  der  Gegenwart,  gemessen 
an  den  starken  zahlenmäßigen  Verschiebungen,  die  dieses 
iWirtschaftsleben  im  Spiegelbild  der  großen  Berufs-  und 
Betriebszählungen  erfährt.  Nicht  nur  das  absolute  An- 
schwellen der  Zahlen,  das  in  den  etwa  eineinhalbhundert- 
tausend Technikern,  die  es  heute  geben  mag,  kulminiert: 
auch  tiefgreifende  betriebstechnische  Veränderungen, 
welche  die  Zahl  der  Angestellten,  zumal  der  technischen 
Angestellten  jener  der  Handarbeiter  gegenüber  erheblich 
in  die  Höhe  schraubt,  zeigen  sich  und  kommen  in  den 


*)  Hierzu  die  Notiz  zur  Verbandsstatistik. 


Verhältniszahlen  zwischen  Angestellten  und  Arbeitern,  zu- 
mal in  Gewerbe  und  Industrie  zum  Ausdruck,  wo 

1882  414  Arbeitskräfte  auf  10  Angestellte 

1895  226  „  „10 

1907  nunmehr  125  „  „10  „ 

entfielen.  Den  betriebstechnischen  Triebfedern  dieses 
außerordentlichen  Umschwungs  kann  hier,  nicht  nach- 
gegangen werden,  aber  ein  Moment,  das  möglicherweise, 
ja  wahrscheinlicherweise  in  die  Wagschale  fällt,  sei  an- 
geführt :  Die  Wahlfeilheit  der  Angestellten - 
Arbeit,  die  —  soweit  der  Betrieb  es  gestattet  —  ihre 
zahlenmäßige  Vermehrung  begünstigen  dürfte.  —  Gewisse 
Wahrnehmungen,  die  nicht  verallgemeinert  werden  sollen, 
zeigen,  daß  nicht  ganz  selten  gerade  technische  Angestellte 


740 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  47 


zu  Verrichtungen  herangezogen  werden,  die,  streng  ge- 
nommen, kaum  mehr  in  ihr  eigentliches  Arbeitsgebiet 
fallen,  ihre  theoretische  Vorbildung  jedenfalls  nicht  er- 
forderten. Das  Archiv  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 
verwahrt  manche  Zeitungsanzeige,  die  hier  ein  beredtes 
Wort  sprechen  könnte. 

Eine  Hauptaufgabe  ist  weiter,  die  demologischen 
Verhältnisse,  wie  sie  unsere  Erhebung  zeigt,  mit 
den  Ergebnissen  der  Berufs-  und  Betriebszählung  und  an- 
derer Statistiken  zu  vergleichen.  Nur  dann,  wenn  Alters- 
aufbau und  Familienstand  nicht  allzusehr  von  dem  für 
die  Allgemeinheit  ermittelten  abweichen,  besteht  Berech- 
tigung, auch  unsere  wirtschaftlich-  sozialen  Resultate  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  als  typisch  darzutun.  Andern-- 
falls  bleibt  stets  der  Einwand,  es  handle  sich  in  der  Privat- 
erhebung entweder  um  zu  junge  Leute  oder  in  der  Haupt- 
sache um  Unverheiratete,  so  daß  sie  nicht  die  wirklichen 
im  Stande  herrschenden  Zustände  charakterisieren. 

Es  zeigte  sich  nun,  daß  unsere  Erhebung,  wenn  man 
von  den  jüngsten  Altersklassen  absieht,  recht  viele  Ver- 
gleichspunkte vor  allem  mit  der  Berufs-  und  Betriebszählung 
aufweist.  Daß  die  Jüngeren  (unter  20  Jahre  aVxn)  bei  uns 
selten  vorkommen,  beweist  nur,  daß  die  nachgewiesenen 
Einkommen  usw.  eher  etwas  günstiger  als  ungünstiger  denn 
der  Durchschnitt  sind  —  da  man  für  die  jüngeren  An- 
gestellten niedrigere  Verdienste  ansetzen  muß.  Was  den 
Familienstand  anbelangt,  so  ergibt  sich  für  unsere  Erhebung 
ein  beträchtliches  Plus  an  Verheirateten  —  52  o/o  gegenüber 
42 o/o  der  Berufszählung  —  was  in  noch  stärkerem  Maße 
zu  dem  eben  ausgesprochenen  Schlüsse  berechtigt.  Frei- 
lich mindert  sich  dieses  Plus  wesentlich,  wenn  man  die 
Beamten  mit  ihren  günstigeren  Familienstandverhältnissen 
ausscheidet.  Die  Eheziffer  der  Berufszählung  nähert  sich 
stark  der  für  unsere  Bautechniker  berechneten  und  bleibt 
reichlich  weit  hinter  der  für  unsere  Industrietechniker  gil- 
tigen zurück. 

Für  die  Darstellung  der  Verbandsstatistik  sind  im 
weiten  fast  stets  die  sechs  großen  Berufsgruppen 
Techniker  im  Baugewerbe, 
Techniker  in  der  Industrie, 

Techniker  in  Staatsbetrieben  auf  Privatdienstvertrag, 
Techniker  in  Staatsbetrieben  im  Beamtenverhältnis, 
Techniker  in  Qemeindebetrieben  auf  Privatdienstvertrag, 
Techniker  in  Qemeindebetrieben  im  Beamtenverhältnis, 
ausgeschieden  worden.     Die  Verhältnisse    dieser  sechs 
Gruppen  sind  recht  verschieden,  oft  geradezu  gegensätz- 
lich, und  ließen  nur  selten  die  gemeinsame  Behandlung  zu. 
Wo  Zweifel  über  die  Beamtenqualität  bestand,  ist  nach 
bestem  Wissen  entschieden  worden. 

Innerhalb  der  gewissermaßen  biologischen  Umstände, 
die  die  Grundlage  der  Existenz  des  einzelnen  ausmachen 
und  für  die  Gliederung  der  Gesamtheit  in  gleichwertige 
soziale  Massen  grundlegend  sind,  war  das  Lebens- 
alter einer  besonderen  Würdigung  zu  unterziehen.  Es 
ist  dabei  sehr  weit  ausgeholt  worden,  indem  nicht  nur 
eine  Ausscheidung  nach  den  Berufsgruppen,  sondern 
auch  nach  Einkommen  und  Ortsgröße  erfolgte. 
Dabei  leitete  der  Gesichtspunkt,  daß  zwischen  Einkommen 
und  Alter  —  übrigens  auch  Berufsalter  —  sehr  enge  Be- 
ziehungen bestehen  und  daß  nicht  ohne  weiteres  zu  über- 
sehen war,  ob  in  Groß-,  Mittel-  und  Kleinstädten  und  auf 
dem  Lande  die  einzelnen  Altersjahrgänge  im  gleichen 
Verhältnis  vertreten  sein  würden.  Es  galt  weiter,  die 
Altersgruppierung  auch  für  die  besonders  wichtigen  Ein- 
kommensstufen zu  berechnen.  All  diese  oft  recht  subtile 
Kleinarbeit  war  nötig  im  Hinblick  auf  die  später  dar- 


zustellenden Einkommensverhältnisse,  um  hier  von  vorn- 
herein dem  Zweifel,  als  seien  sie  zufälliger  Natur,  zu  zer- 
streuen. Daneben  sind  diese  demologischen  Darlegungen 
freilich  auch  Selbstzweck,  da  sie  allein  einen  tiefen  Ein- 
blick in  die  inneren,  von  den  großen  Staatszählungen  natur- 
gemäß wenig  berührten  Struktur  eines  Standes  gewähren. 

Die  einzelnen  Ergebnisse  müssen  hier  ausscheiden, 
bemerkenswert  abeuist  die  Feststellung,  daß  der  für  die 
Gesamtheit  jeder  einzelnen  Berufsgruppe  berechnete  Alters- 
aufbau in  den  vier  Ortsgrößenklassen  nicht  beträchtlich 
abweicht.  Damit  sind  gewissen  sozialpolitischen  Konse- 
quenzen für  alle  Orte  die  gleichen  und  gleichschwer- 
wiegenden. Die  weitgehende  Nivellierung,  die  sich  in 
den  Einkommen  und  sonstigen  wirtschaftlichen  Verhält- 
nissen der  deutschen  Techniker  offenbart,  kehrt  in  der  Groß- 
stadt wie  in  der  Kleinstadt  wieder,  diese,  aus  späteren 
Untersuchungen  hier  vorweggenommene  Tatsache  ist  vor- 
wiegend darin  begründet,  daß,  wie  gezeigt  wurde,  der 
Altersaufbau  im  großen  und  ganzen  überall  ein  recht  ähn- 
licher ist. 

Ganz  dieselbe  Methode  wurde  weiterhin  zur  Erkun- 
dung des  Familienstandes  angewendet  und  auf  sehr 
breiter  Grundlage  durchgeführt.  Als  weiteres  differen- 
zierendes Moment  trat  hier  das  Alter  hinzu,  für  jede 
Altersklasse  mußte  die  „Ledigenquote"  und  „Verheirateten- 
quote"  (sogen.  Alterseheziffer)  selbständig  festgestellt 
werden,  worauf  dann  noch  wie  vorhin  die  Ausscheidung 
nach  Ortsgrößenklassen  erfolgte;  hielt  galt  es  zumal,  die 
Fragen  prüfen,  ob  die  Heiratswahrscheinlichkeit  in  der 
Großstadt  eine  so  sehr  viel  kleinere  ist,  als  die  Jäckelschen 
Untersuchungen  für  Groß-Berlin  vermuten  ließen. 

Es  ist  nun  allerdings  festgestellt  worden,  daß  die 
Heiratsmöglichkeit  in  der  großen  Stadt  erst  bei  höheren 
Einkommen  gegeben  ist  als  in  der  kleinen,  wobei  natür- 
lich auch  der  —  statistisch  nicht  erfaßbare  —  Heiratswille 
eine  Rolle  spielt.  Diese  Verschiebung  tritt  aber  im  all- 
gemeinen nicht  annähernd  so  stark  ein,  als  dies  speziell 
für  Groß-Berlin  zutrifft,  das  zeigt  die  nachfolgende  kleine 
Gegenüberstellung : 

Es  sind  verheiratet  in  Gr.-Berlin    in  den  Großstädten 

(nach  Jäckel)      (nach  uns.  Jahrbuch) 

im  Alter  von  25—30  Jahren    1 9,70  Vo  28,2 1  % 

„     „     „   30—35     „       53,43  „  74,75  „ 

„     „     „   35—40     „       72,32  „  84,62  „ 

also  in  allen  drei  für  die  Eheschließung  besonders  in  Be- 
tracht kommenden  Altersklassen  ein  ganz  bedeutendes 
Minus  bei  Berlin  gegenüber  den  Großstädten  überhaupt. 

In  engerem  Rahmen  mußte  die  Familiengröße, 
die  ZahlderKinder  (die  der  zu  versorgenden  Familien- 
angehörigen spielt  später,  beim  Einkommen  eine  Rolle) 
behandelt  werden.  Die  Familien  mit  nur  1  bis  2  Kindern 
machen  überall  das  Gros  aus,  bei  den  Bautechnikem  fast 
77 o/o,  bei  den  Industrietechnikem  fast  genau  dasselbe,  bei 
den  nicht  festangestellten  Staatstechnikern  fast  75 »b,  den 
nicht  fest:ngestell(en  Gemeindetechnikern  660/0,  den  Staats- 
beamten 65 0/0,  den  Gemeindebeamten  71 0/0.  Vielleicht 
überraschen  die  letztgenannten  Zahlen,  da  es  sich  hier  doch 
recht  oft  um  bessere  Einkommen  handelt,  einigermaßen. 
Jedenfalls  ist  die  relative  Gleichmäßigkeit  in  der  Kinder- 
zahl —  die  Familien  mit  1  bis  2  Kindern  machen  in  allen 
6  Berufsgruppen  zwischen  -  3  und  V4  der  Gesamtzahl  von 
Familien  aus  —  bevölkerungsstatistisch  einigermaßen  be- 
deutsam. 

Schon  einmal  ist  auf  den  Zusammenhang  von  Berufs- 
und Lebensalter  hingewiesen  worden.    Die  Beziehungen 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


741 


zwischen  beiden  sind  durch  eine  Reihe  von  Jahren  zurück 
verfolgt  mit  dem  Ziele,  eine  etwaige  .Verjüngung  oder 
aber  ein  Hinausschieben  des  Eintritts  in  die  erste  bezahlte 
Stellung  feststellen  zu  können.  Außer  Zweifel  steht  das 
letztere  fest:  Die  Anforderungen  wachsen  von  Jahr  zu 
Jahr,  damit  wird  der  Eintritt  in  die  Praxis  langsam  aber 
stetig  in  ein  höheres  Lebensalter  verrückt.  Daß  damit  die 
Kosten  der  Ausbildung  steigen,  ist  anderwärts  gezeigt.  Die 
sozialpolitischen  Folgerungen  liegen,  wenn  anders  man 
vom  Einkommen  auch  die  Deckung  des  Aufwandes  für 
die  Ausbildung  beansprucht,  sehr  nahe. 

Auf  ein  anderes  Gebiet  führt  uns  die  Frage  nach  der 
sozialen  Herkunft  der  Angestellten.  Es  galt  bei 
der  Untersuchung  der  sozialen  Abstammung  nicht  zum 
wenigsten  auch  die  Behauptung  der  Jäckelschen  Schrift 
auf  ihre  Richtigkeit  zu  prüfen,  ob  sich  die  technischen 
Angestellten  in  hohem  Maße  aus  den  sog.  „freien"  Be- 
rufen rekrutieren.  Das  ist  nicht  der  Fall,  soweit  die  all- 
gemeinen Verhältnisse  im  Reiche  berücksichtigt  werden 
und  dürfte  wohl  auch  in  Berlin  teilweise  auf  ein  Miß- 


verständnis beruhen.  I 

r-     ,  L         ij-   •  Mitgliederbestandes 

Es  stammen  ab  aus  Kreisen  Prozente  des 

der  Selbständigen  (Gewerbetreibende, 

Kaufleute,  Landwirte)   44,21  Vq 

der  „freien  Berufe"   0,33  „ 

der  Beamten   8,97  „ 

der  Privatangestellten   22,21  „ 

der  Arbeiter   15,15  „ 

Sonstiger  Berufe  und  unbekannt   .    .    .  12,13  „ 


Zusammen    100,00  % 


Damit  ist  allerdings  etwas  anderes  dargetan.  Von 
Interesse  ist  weiterhin  die  Wahrnehmung,  daß  die  Rekru- 
tierung der  festangestellten  Beamten  durchaus  nicht  in 
besonders  großem  Umfang  aus  den  eigenen  Reihen  heraus 
erfolgt. 

An  letzter  Stelle  in  diesem  allgemeinen  —  demolo- 
gischen Teil,  der  das  Fundament  für  die  wirtschafts- 
statistischen Untersuchungen  errichten  soll,  steht  die  Frage 
nach  der  Verteilung  der  Angestellten  auf  Betriebe.  Nur 
die  privaten  Betriebe  kommen  hier  in  Betracht.  Ent- 
sprechend der  in  der  Industrie  weit  stärker  als  im  Bau- 
gewerbe fortgeschrittenen  Konzentration  zum  Großbetriebe 
finden  sich  hier  sehr  zahlreich  Firmen,  die  fünf  und  mehr 
berichtende  Angestellte  umfassen.  Die  in  diesen  Firmen 
Beschäftigten  machen  fast  Vs  aller  Industrietechniker  gegen- 
über V?  bei  den  Bautechnikern  aus.  Anschließend  ist  dann 
die  Form  der  Unternehmungen  einer  Betrachtung  unter- 
zogen worden.  Parallel  mit  der  soeben  gemachten  Wahr- 
nehmung geht  jene  andere,  wonach  das  unpersönliche 
Kapital,  Aktiengesellschaft  und  G.  m.  b.  H.  in  der  Industrie 
eine  weit  größere  Rolle  spielt  als  im  Baugewerbe.  Gerade 
die  große  Unternehmung  fügt  sich  zumeist  dieser  Form 
an,  während  die  kleinen  Betriebe  des  Baugewerbes  im  all- 
gemeinen Einzelpersonen  gehören.  Immerhin  darf  nicht 
außer  Acht  gelassen  werden,  daß  die  gleiche  Entwickelung 
zum  Großbetrieb  —  wie  am  deutlichsten  die  letzte  Be- 
triebszählung dartut  —  auch  im  Baugewerbe,  zumal  beim 
Eisenbetonbau,  eingesetzt  hat. 

Soweit  ein  kurzes  Resume  über  einige  wichtige  Fest- 
stellungen des  ersten  —  demologischen  —  Teiles. 
(Fortsetzung  folgt.) 


Tönende  Telefunken 

Von  Oberingenieur  WERNER-BLEINES,  Groß-Lichterfelde-W. 

(Schluß.)*) 


Versetzen  wir  uns  in  ein  gewöhnliches  Telegraphen- 
bureau, dann  werden  wir  sofort  am  Morseapparat  ein 
Klappern  im  Tempo  der  Morseschrift  vernehmen,  wenn 
eine  andere  Station  telegraphieren  will  und  uns  „anruft". 
Der  Drahttelegraph  ist  stets  aufnahmebereit,  da  er  nicht 
erst  auf  die  ankommenden  Zeichen  abgestimmt  zu  werden 
braucht.  Jede  Station  hat  ihr  besonderes  Zeichen,  das 
meist  aus  ein  oder  mehreren  Anfangsbuchstaben  des  Sta- 
tionsnamens besteht.  Es  ist  nicht  nur  auf  dem  schmalen 
Papierstreifen  zu  lesen,  sondern  auch  als  „Punkt-  und 
Strichsprache"  zu  hören. 

Anders  bei  der  Funkentelegraphie.  Bei  Fritteren:;i- 
fänger  mit  der  geringen  Sicherheit  gegen  Störung  melden 
sich  in  unseren  Gegenden  —  namentlich  auch  bei  einer 
Hafenstation  —  die  meisten  in  dem  Räume  umherschwingen- 
den Aetherwellen,  und  der  Morseschreiber  gerät  leicht  in  ein 
regelloses  Geklapper.  Für  das  System  tönender  Funken 
liegt  die  Sache  umgekehrt.  Wenn  man  nicht  den  Fern- 
hörer beständig  oder  zu  verabredeter  Zeit  zur  Hand  hat, 
bemerkt  man  an  den  Apparaten  gar  nicht,  wann  gerade 
unsere  Station  angerufen  wird,  zumal  diese  nicht  auf  jede 
Welle  auch  nur  annähernd  eingestellt  sein  kann. 

Es  ist  nun  gelungen,  einen  Anruf  apparat  zu  kon- 
struieren, welcher  anstelle  des  Fernhörers  angestöpselt  wird 


•)  Siehe  Heft  41,  42  und  45. 


und  der  selbst  dann  noch  eine  Alarmglocke  betätigt, 
wenn  der  Rufer  außerhalb  der  normalen,  etwa  bis 
der  äußersten  Hörbetriebsweite  sich  befindet.  Zu  diesem 
Zweck  drückt  der  Anrufende  etwa  10  Sekunden  lang  auf 
seinen  Taster,  wobei  also  weit  längere  Zeichen  entstehen 
als  durch  die  Morseschrift  oder  durch  atmosphärische  Ent- 
ladungen. Hierbei  wird  bewirkt,  daß  in  allen  erreichbaren 
und  eingestellten  Anrufapparaten  der  Zeiger  eines  gut 
ausbalancierten,  sogenannten  Drehspulengalvanometers 
durch  den  Strom  des  Detektors  abgelenkt  wird,  und  zwar 
soweit,  daß  er  in  die  Zähne  eines  durch  Uhrwerk  ständig 
gedrehten  Zahnrades  gerät.  Der  mitgenommene  Zeiger 
schließt  dann  einen  Stromkreis  und  betätigt  damit  die 
Alarmglocke,  worauf  der  Telegraphist  den  Fernhörer  ein- 
schaltet und  sich  seinerseits  meldet.  Abb.  20  a  zeigt  den 
für  Schiffe  bestimmten  Apparat  in  kardanischer,  also  nach 
allen  Seiten  drehbarer  Aufhängung. 

Der  Detektor  ist  an  und  für  sich  empfindlicher  zur 
Wahrnehmung  elektrischer  Wellen  als  der  Fritter  (Kohärer) 
und  seine  Verwendbarkeit  hört  nicht,  wie  bei  letzterem, 
mit  zunehmender  Entfernung  oder  durch  unbekannte  Ein- 
flüsse plötzlich  auf.  Diese  Ueberlegenheit  des  De- 
tektors wächst  noch  mit  zunehmender  Funken-,  d.  h. 
Wellengeschwindigkeit  und  ihrer  Gleichmäßigkeit.  Bei  30 
bis  40  Funken  in  der  Sekunde  reicht  der  Detektor  etwa 
doppelt  so  weit  als  der  Fritter,  bei  1000  Impulsen  etwa 


742 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  47 


Abb.  20  a.  Anrufapparat 


fünfmal  so  weit  und  bei  ungedämpften  Sciivvingungen 
entsprechend  weiter. 

Es  ergibt  sich  hieraus  schon  eine  wesentliche  Ersparnis 
an  eleiitrischer  Energie  für  die  drahtlose  Nachrichtenüber- 
mittelung oder  —  bei  gleichem  Energieverbrauch  —  eine 
bedeutend  größere  Reichweite.  Die  Regelmäßigkeit 
der  Wellenimpulse  bei  dem  tönenden  Telefunkensystem 
ermöglicht  aber  noch  eine  weitere  Steigerung  der  Leistungs- 
fähigkeit durch  den  Tonverstärker.    Abb.  21  zeigt 


eine  solche  Vorrichtung  in  kardanischer  Aufhängung  für 
dreimalige  Verstärkung  eines  Tones.  Sie  wird  so  in  den 
Empfangsapparat  eingeschaltet,  daß  der  in  gleichmäßigen 
Impulsen  vom  Detektor  kommende  Gleichstrom  hinter- 
einander drei  Elektromagnete  betätigt,  die  auf  schwingende 
Resonanzanker  einwirken  und  welche  ihrerseits  wieder 
Mikrophone,  zuletzt  ein  lautsprechendes  Tele- 
phon beeinflussen.  Es  gelingt  auf  diese  Weise,  einen 
Detektorstrom  von  10—'  oder  10-^  Ampere  auf  10-^  Amp. 


Abb.  22.    Vorfiiliruiig  einer  tragbaren  Telefunkenstation  vor  König  Chalu.ongkorn  von  Siam 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQU 


743 


Abb.  23.    Automobil-Karrenstation  des  belgischen  Heeres 


Abb.  2t.    Ton  Verstärker  und  Morseschreiber. 

zu  verstärken.  Dadurch  können  Töne,  so  laut  wie  das 
Klingen  einer  Stimmgabel  auf  hunderte,  ja  tausende  von 
Kilometern  durch  den  Raum  hinaus  übertragen  und,  wenn 


sie  dann  nur  noch  kaum  hörbar  im  Telephon  erklingen, 
doch  wieder  so  laut  wie  etwa  das  deutliche  Summen 
einer  Fhege  vernehmbar  gemacht  werden.  Doch  hat  auch 
hier  der  Triumph  moderner  Technik  und  .Wissenschaft 
noch  nicht  Halt  gemacht. 

Das  Bemerkenswerte  ist  hierbei  noch,  daß  der  Ton- 
verstärker gestattet,  einen  ganz  bestimmten  Ton  unter 
andern,  den  Empfänger  erreichenden  Tondepeschen  heraus- 
zugreifen und  ihn  allein  zu  verstärken.  Töne  mit  etwa 
lOo/o  Schwingungsunterschied  (Dissonanz)  können  dann 
nicht  mehr  stören,  selbst  wenn  die  betr.  Aetherschwingun- 
gen  die  Antenne  stärker  beeinflussen  als  der  erwartete  Ton. 
Die  anderen  Töne  können  jedoch  je  durch  einen  beson- 
deren, darauf  abgestimmten  Tonverstärker  gleichfalls  ver- 
nehmbar gemacht  werden. 

Für  die  etwa  in  Akkorden  eintreffenden  Signale  oder 
sonst  stark  abweichende  Töne  eines  Senders  ist  der  Ton- 
verstärker indes  allein  nicht  verwendbar.  Es  wird  aber 
auch  in  diesen  Fällen  mit  dem  „T  o  n  u  m  f  o  r  m  e  r"  eine 
Verstärkung  der  Töne  in  weiten  Dissonanzgrenzen  erzielt 
und  zwar  so,  als  ob  der  Verstärker  genau  für  die  ver- 
schiedenen Töne  abgestimmt  wäre. 

Ein  weiterer  Zusatzapparat  ist  der  „T  o  n  f  i  1 1  e  r", 
welcher  einen  beliebigen  Ton  aus  einem  Konglomerat  von 
Tönen  und  Geräuschen  abzusondern  gestattet  —  auch  wenn 
der  Verstärker  hierauf  nicht  abgestimmt  ist. 

Da  die  Einzelheiten  dieser  Vorrichtungen  hauptsächlich 
nur  den  Spezialtechniker  interessieren,  beschränken  wir  uns 
lediglich  auf  die  Registrierung  der  darin  liegenden  Fort- 
schritte und  erwähnen  noch  einen  besonders  wichtigen, 
der  in  der  Verwendung  eines  Morseapparates  anstelle 
des  lautsprechenden  Telephons  besteht.  Die  Anordnung 
ist  ähnlich  wie  bei  der  Fritterschaltung  und  der  gewöhn- 
lichen Drahttelegraphie,  indem  der  Morsestrom  durch  ein 
hochempfindliches  Relais  geschlossen  wird.  Um  dies  zu 
betätigen,  werden  die  vom  dritten  Lautverstärker  kommen- 
den verstärkten  Stromimpulse,  welche  dem  Mikrophon- 
gleichstrom übergelagert  sind,  in  einem  kleinen  Transforma- 
tor umgeformt,  wodurch  man  einen  Wechselstrom  in  der 
Sekundärspule  erhält.    Dieser  wird  durch  einen  Detektor 


744 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  47 


Abb.  24.    Fahrbare  Telefunkenstation.  Senderseite. 


wieder  in  Gleichstrom  verwandelt  und  dem  Relais  zu- 
geführt. 

Wenn  es  einerseits  durch  die  Verbesserungen  der 
letzten  Jahre  mögHch  war,  die  Leistungsfähigkeit  der  nor- 
malen Funkenstationen  erheblich  zu  vergrößern,  konnte 
andererseits  auch  das  Gewicht  kleiner,  tragbarer 
Apparate  wesentlich  herabgesetzt  werden.  Abb.  22 
zeigt  einen  solchen  für  den  Nachrichtenverkehr  auf  Ent- 
fernungen von  50  bis  80  km,  wobei  mit  einem  halb- 
pferdigen  Benzinmotor  eines  Fahrrades  oder  Kurbelantricb 
die  nötige  Energie  geliefert  wird.  Die  Antennenenergie 
erreicht  dann  etwa  100  Watt  (0,1  KW)  bei  einem  Ge- 
samtgewicht von  etwa  200  kg.  Demgegenüber  wog  eine 
tragbare  Station  nach  dem  früheren  System  350  kg  und 
erzielte  etwa  20  km  Reichweite.  Aehnliche  Apparate 
werden  auch  für  Luftschiffahrt  verwendet. 

Eine  besondere  Art  dieser  kleinen  Stationen  wird 
voraussichtlich  schon  in  der  nächsten  Zeit  unser  Kultur- 
leben wesentlich  beeinflussen.  Es  handelt  sich  hierbei 
um  einseitige,  gewöhnlich  kleine,  für  einen  besonderen 
Zweck  gearbeitete  Empfangsapparate,  welche  die  von 
einem  Sender  —  mitunter  einer  großen  Zentralstation  — 
ausgehenden  Depeschen  oder  Zeichen  und  Signale  auf- 
nehmen.   In  Betracht  kommt  beispielsweise  die  tägliche 


Bekanntgabe  des  W  etterberichts  durch  die  Wellen- 
telegraphie,  insbesondere  an  Luftfahrzeuge,  kleinere  Schiffe 
und  Fischdampfer,  die  sich  eine  kostspielige  Funkstation 
entweder  nicht  zulegen  oder  im  übrigen  wenig  Verwen- 
dung dafür  haben.  Die  große  Störungsfreiheit  und  Ver- 
änderlichkeit, sowie  die  vielen  Abstimmungsmöglichkeiten 
des  tönenden  Löschfunkensystems  werden  die  Konstruktion 
und  Einführung  solcher  Spezialempfänger  wesentlich  er- 
leichtern und  es  auch  ermöglichen,  daß  manchem  Schiff 
oder  Luftballon  rechtzeitig  Sturmwarnungen,  Aenderung 
der  Windrichtung  u.  dgl.  mitgeteilt  werden. 

Ein  weiteres  Gebiet  betrifft  die  Uebermittlung  Von 
Zeitsignalen.  Als  Anfang  kann  die  Bekanntgabe  der 
Normalzeit  gelten,  wie  sie  für  die  Mitteleuropäische 
Zeit  schon  täglich  um  1  Uhr  mittags  von  der  deutschen 
Großstation  Norddeich  amtlich  mittels  des  neuen  Tele- 
funkensystems  bekannt  gegeben  wird  und  die  auf  min- 
des  ;.  ns  1500  km  im  Umkreise  von  geeigneten  Wellen- 
empfängern überall  wahrgenommen  werden  können.  Un- 
abhängig von  teuren  Chronometern  oder  Drahtlcitungen 
kann  jedes  Schiff  bzw.  jede  Normaluhr,  Fabrik,  Bureau  usw. 
jetzt  schon  davon  Vorteil  ziehen,  sobald  das  passende 
elektrische  Ohr  für  die  Zeitsignale  vorhanden  ist.  Dr.  ; 
Erich  H  u  t  h  kündigt  bereits  solche  Empfänger  an,  die  \ 


1 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


745 


Abb.  25.   Empfängerseite  der  fahrbaren  Telefunkenstation. 


nicht  mehr  Raum  einnehmen  als  etwa  ein  Kästchen  mit 
20  Zigarren.  Je  mehr  die  Sendersignale  von  denjenigen 
gewöhnlicher  Depeschen  und  den  Schwingungen  der  Luft- 
elektrizität abweichen,  desto  zuverlässiger  werden  die 
Empfänger  wirken. 

Zu  diesen  einseitigen  Stationen  (ohne  Sender)  gehören 
auch  diejenigen  für  das  Fernlenkboot  (Torpedo  u.  dgl.) 
und  die  Minenzündung  ohne  Draht.  Daß  es  hierbei 
ganz  besonders  auf  ein  System  ankommt,  welches  ebenso 
zuverlässig  funktioniert  als  es  gegen  fremde  Einflüsse  un- 
empfindlich ist,  bedarf  keiner  weiteren  Erläuterung. 

Bei  'der  Drahttelegraphie  benutzt  man  für  geringe  und 
weite  Entfernungen  dieselben  Apparate  und  es  wächst 
nur  der  Verbrauch  an  elektrischem  Strom  mit  der  Länge 
des  Leitungsdrahtes.  Die  >Vellentelegraphie  hat  dagegen 
auch  noch  auf  die  E  o  r  m  der  Elektrizität  (Spannung, 
.Wechselzahl),  Störungsfreiheit  und  die  Geheimhaltung  der 
Depeschen  Rücksicht  zu  nehmen.  Letzteres  geht  im  Kriegs- 
fall so  weit,  daß  der  Eeind  möglichst  nicht  wissen  soll, 
ob  überhaupt  und  wann  telegraphiert  wird.  Auch  wird 
man  aus  der  Stärke  der  aufgefangenen  Zeichen  in  Ver- 
bindung mit  der  festgestellten  ^X^ellenlänge  ungefähr  die 
Entfernung  des  feindlichen  Apparates,  und  aus  dessen 
mehr  oder  weniger  lebhafter  Inanspruchnahme  dar- 
auf schließen  können,  ob  etwas  besonderes  in  Vorbereitung 
ist  oder  ob  es  sich  nur  um  regelmäßig  wiederkehrende 


Berichte  handelt.  Man  wird  deshalb  schon  aus  diesen 
Gründen  (also  nicht  nur  wegen  des  geringeren  Gewichtes) 
die  kleineren  Stationen  überall  da  verwenden,  wo  sie  ge- 
rade noch  ausreichen  und  mit  größeren  Vorrichtungen  im 
Nahverkehr  kürzere  Wellen,  wenig  Energie  u.  dgl.  an- 
wenden. Im  übrigen  ist  dies  auch  nocli  ein  Grund  dafür, 
die  anderen  Nachrichtenmittel,  wie  optische  Telegraphen, 
Telephon  u.  dgl.  einschließlich  Luftschiff,  Flugapparat, 
Automobil,  Fahrrad  und  Reiter,  überall  da  zu  benutzen, 
wo  sie  zweckmäßiger  oder  überhaupt  und  zuverlässig  an- 
wendbar sind.  Diese  Rücksichten  entfallen  wieder  dort, 
wo  ein  Gegner  nicht  über  Funkenapparate  verfügt.  In 
Tropen  und  Aufstandsgebieten  haben  deshalb  die  trans- 
portablen Vorrichtungen  teilweise  bisher  eine  mindestens 
ebenso  schnelle  Einführung  erfahren  wie  in  den  Kultur- 
ländern oder  für  Kriegszwecke. 

Die  tragbaren  Stationen  dürften  in  der  kleinsten  Aus- 
führung bei  der  Kriegführung  in  der  Regel  von  Vor- 
posten und  dem  eigentlichen  Kundschafter,  Flieger  u.  dgl. 
benutzt  werden,  wenn  sie  durch  reißende  Ströme,  Sumpf 
oder  sonstwie  unwegsames  Gelände  und  in  nicht  sichtbarer 
Entfernung  vom  Haupttrupp  getrennt  sind.  Eine 
größere  Ausführung  —  etvv'a  0,2  Kilowatt  Antennenstrah- 
lung —  wird  ähnlichen  Verkehr  zwischen  den  Regimen- 
tern u.  dgl.  vermitteln,  während  größere  Formationen 
desselben  Armeekorps  den  einfachen  Funkenkarren 


746 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  47 


benutzen.  Wo  diese  Hilfsmittel  und  die  bei  längerem 
Verweilen  stets  eingerichteten  Drahttelegraphen  nicht  mehr 
ausreichen,  treten  dann  die  größeren  fahrbaren  Stationen 
mit  Doppelkarren  (evtl.  Automobilzug)  in  Tätigkeit  und 
vermitteln  unter  anderem  den  Üepeschenverkehr  der  ein- 
zelnen Armeekorps  untereinander  oder  dieser  mit  der 
Heerführung  (dem  Hauptquartier).  Aehnlich  ist  die 
Staffelung  bei  der  Kriegsmarine:  von  den  Untersee- 
Torpedo-  und  Kanonenbooten  bis  zum  Linien- 
schiff und  den  sich  weit  von  der  Flotte  entfernenden 
großen  Kreuzern  oder  den  heimatlichen  Land- 
stat i  o  n  e  n. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ergibt  sich  schon,  welche 
vielseitigen  Ansprüche  an  ein  für  Kriegszwecke  brauchbares, 
Nachrichtenmittel  gestellt  werden  und  wie  wichtig  es  ist, 
daß  alle  die  Luft  durchschwirrenden  Aetherwellen  einander 
nicht  stören,  daß  Anfragen  und  Antworten  glatt  erledigt, 
gleichzeitig  auch  Störungen  des  Feindes  unwirksam  werden 
und  dieser  nicht  nur  von  dem  Inhalte  der  Depeschen 
nichts  erfährt,  sondern  auch  von  einem  Gedankenaustausch' 
selbst  möglichst  wenig,  jedenfalls  erst,  wenn  er  den 
Gegner  ohnehin  auf  andere  Weise  gewahrt,  Kenntnis  erhält. 

Die  Militär-Karrenstationen,  wie  sie  mit 
Bespannung  schon  vielfach  im  Kriegsfalle  (u.  a.  in  Süd- 
westafrika) Verwendung  gefunden  haben,  sind  jetzt,  gemäß 
Abb.  23,  auch  als  Automobil-Stationen  ausgestaltet.  Die 
innere  Einrichtung  erfordert  genaueste  Platzverteilung  und 
gute  Isolation.  Der  Fachmann  sieht  sofort,  wie  sich  auch 
hier  alles  gegenüber  dem  alten  System  geändert  hat.  Die 
neue  Telefunkenanordnung  des  Senderkarrens  zeigt 
in  Abb.  24  rechts  die  Kontaktstöpselung  für  die  stufen- 
w^eise  Verlängerung  der  Wellenlänge.  Links  davon  das 
drehbare  Koppelungsvariometer,  dann  die  tönende  Funken- 
strecke auf  dem  Kondensatorkasten,  der  mit  seinen  Papier- 
zwischenlagen leichter  als  eine  gleich  gute  Flaschenbatterie 
ist,  und  ganz  links  das  Antennen- Verlängerungsvariometer. 
Auf  der  Empfängerseite  (Abb.  25)  sind  links  und 
rechts  zwei  vollständige  Empfangsvorrichtungen  sichtbar, 


die  ebenfalls  völlig  von  der  alten  Anordnung  abweichen. 
Ueber  flaches  Land  wird  von  (der  Gesellschaft  für  drahtlose 
Telegraphie  eine  Mindestreichweite  von  250  km  für  diese 
fahrbaren  Apparate  garantiert,  wenn  die  Type  von  1,0  KW 
Antennenschwingung  verwendet  wird.  Eine  andere  Aus- 
führung mit  1,5  KW  erzielt  entsprechend  größere  Reich- 
weiten. Für  das  Hochführen  der  Antenne  kommen  neben 
Bambusrohr  für  kleine  tragbare  Stationen  und  dem  tele- 
skopartig zusammenschiebbaren  Mast  aus  Stahlrohr  — 
Abb.  22  —  (der  sich  übrigens  besser  bewährt  als  Mäste 
mit  anderem  Querschnitt)  auch  Drachen  —  meist  in 
Kastenform  —  und  der  Luftballon  zur  Anwendung;  letz- 
terer hauptsächlich  bei  Windstille  und  für  große  Ent- 
fernungen. Die  Vorzüge  des  tönenden  Löschfunkensystems 
erfordern  nur  geringe  Antennenlängen,  so  daß  auch  hier- 
bei ein  Fortschritt  infolge  geringerem  Aufwand  an  Zeit, 
Material  und  Kosten  zu  verzeichnen  ist.  Der  Nachrichten- 
dienst bei  der  Truppe  ist,  namentlich  während  des  Mar- 
sches und  auf  dem  im  Zeitalter  der  Eisenbahnen  und 
Automobile  immer  größer  werdenden  Operationsfeld  der 
modernen  Kriegführung,  durch  die  Funkentelegraphie  er- 
heblich verbessert  worden  und  sie  hat  sich  bereits  in  allen 
Kulturstaaten  ähnUch  eingeführt,  wie  in  der  Kriegs-  und 
Handelsmarine,  im  Küsten-  und  Hafenverkehr.  Mögen 
auch  mit  dem  Fortschreiten  der  Wissenschaft  und  Technik 
noch  weitere  Verbesserungen  und  Umgestaltungen  im  Laufe 
der  Zeit  vorkommen,  soviel  steht  indes  jetzt  schon  fest, 
daß  der  gegenwärtige  Stand  der  drahtlosen  Telegraphie, 
insbesondere  auch  der  des  Systems  der  tönendenTele- 
funken,  zu  den  größten  Kulturerrungenschaf- 
ten des  Menschengeschlechtes  gehört.  Außer 
Deutschland  führen  bereits  über  30  Staaten  in  zunehmen- 
dem Maße  das  Telefunkensystem  ein  und  liegt  auch  in 
dieser  äußerlich  wahrnehmbaren  Tatsache  schon  ein  An- 
erkenntnis dafür,  daß  auf  diesem  wissenschaftUch-indu- 
striellen  Gebiete  friedlichen  Wettbewerbes  das  Vater- 
land von  Heinrich  Hertz  an  der  Spitze  der 
Völker  marschiert. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Der  Soziale  Ausschuß 

ist  auf  den  4.  November  durch  den  stellvertretenden  Vor- 
sitzenden, Herrn  Architekten  Schubert  (D.  T.-V.)  zu  einer 
neuen  Sitzung  zusammenberufen  worden.  Herr  Schubert 
teilte  gleich  nach  Eröffnung  der  Sitzung  mit,  daß  Herr 
Barthel  vom  Deutschen  Werkmeisterverband  das  Amt  des 
Vorsitzenden  niedergelegt  habe  und  der  Werkmeister- 
verband zusammen  mit  dem  Faktorenbund  aus  dem  Sozialen 
Ausschuß  ausgetreten  seien.  Unter  den  übrigen  Vereinen 
ist  eine  Verständigung  erzielt,  daß  die  Vorgänge  aus  der 
letzten  Sitzung,  die  den  Konflikt  herbeigeführt  hätten,  als 
nicht  geschehen  betrachtet  werden  sollten. 

Auf  der  Tagesordnung  stand  als  erster  Punkt:  An- 
trag auf  Aenderung  der  Satzungen.  Er  hatte 
folgenden  Wortlaut: 

Hinter  §  1  wird  neu  eingefügt  ein  §  1  a: 

Der  Zweck  des  Ausschusses  soll  erreicht  werden  durch 
Verständigung  über  die  gemeinsamen  sozialpolitischen 
Forderungen  der  technischen  Angestellten,  durch  Ein- 
wirkung durch  die  Gesetzgebung  und  durch  Aufklärung 
und  Beeinflussung  der  Oeffentlichkeit. 

§  2  soll  lauten: 

Mitglied  des  Sozialen  Ausschusses  kann  jeder  deutsche 
Verein  von  technischen  Privatangestellten  werden,  der 


§  5 


vom  Boden  der  bestehenden  Gesellschaftsordnung  aus 
und  unter  Wahrung  der  parteipolitischen  Neutralität 
die  technischen  Angestellten  sozial  und  wirtschaftlich 
zu  heben  bezweckt  und  der  die  Satzungen  und  das  Pro- 
gramm des  Sozialen  Ausschusses  anerkennt.  Ueber 
die  Aufnahme  entscheidet  der  Vorstand.  Gegen  dessen 
Entscheidung  ist  Berufung  an  die  Vertreterversamm- 
lung möglich, 
soll  lauten: 

Die  Mitgliedschaft   verpflichtet    die  angeschlossenen 
Vereine,  sich  für  die  Verwirklichung  der  program- 
matischen Forderungen  des  Sozialen  Ausschusses  ein- 
zusetzen und  seine  Beschlüsse  durchzuführen, 
soll  lauten: 

Zu  den  Sitzungen  entsenden 


Vereine  mit  weniger  als 
2000  bis 
5000 
9000 
„  14000 
„  20000 
„  27000 
„  35000 
„  44000 
„  54000 


2000  Mitgliedern    1  Vertreter 

5000  „  2 

9000  „  3 

14000  „  4 

20000  „  5 

27000  „  6 

35000  „  7 

44000  „  8 

54000  „  9 

65000  „  10 

Maßgebend  ist  die  Zahl  der  Angestellten-Alitglieder  am 
Jahresschluß.    Stimmenübertragung  ist  unzulässig. 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


747 


Die  Aenderungen  der  gestellten  Anträge  wurden  ein- 
stimmig angenommen. 

Zweiter  Punkt  der  Tagesordnung :  Neuwahlen. 
Einstimmig  wurden  gewählt:  Lüdemann,  1.  Vorsitzender, 
Schubert,  stellvertretender  Vorsitzender,  Weiß. 

Dritter  Punkt:  Angestelltenversicherung. 
Nach  einem  Referat  des  Herrn  Kaufmann  wurde  folgende 
Resolution  angenommen: 

„Der  Soziale  Ausschuß  von  Vereinen  technischer 
Privatangestellter  ist  nach  wie  vor  der  Ueberzeugung,  daß 
die  Angestelltenversicherung  am  besten,  billigsten  und  vor 
allem  am  sozial  gerechtesten  durch  den  Ausbau  der  In- 
validenversicherung gelöst  wird.  Nachdem  jedoch  der 
Reichstag  entschlossen  zu  sein  scheint,  den  ihm  vom 
Bundesrat  unterbreiteten  Entwurf  eines  Versicherungs- 
gesetzes für  Angestellte  in  kurzer  Zeit  zum  Gesetz  zu 
erheben,  bittet  der  Soziale  Ausschuß,  dabei  unter  allen 
Umständen  folgende  Wünsche  zu  berücksichtigen: 

1.  Genaue  Feststellung,  daß  nach  dem  Gesetz  alle 
technischen  Privatangestellten  versicherungspflichtig  sind 
durch  Aufnahme  der  Worte  „Techniker,  Zeichner,  Zu- 
schneider" im  §  1  Ziffer  2. 

2.  Zweifelsfreie  Einbeziehung  der  auf  Privatdienst- 
vertrag oder  vorübergehend  beschäftigten  Angestellten  des 
öffentlichen  Dienstes. 

3.  Berechnung  des  Ruhegeldes  nach  den  gleichen 
Grundsätzen  wie  in  der  Invalidenversicherung. 

4.  Organisatorische  Verbindung  der  Verwaltung  und 
des  Spruchverfahrens  mit  der  allgemeinen  Versicherung. 

5.  Beseitigung  aller  privaten  Ersatzeinrichtungen." 
Dritter  Punkt  der  Tagesordnung :  Zuschneider 

und  Sonntagsruhe.  Eine  Spezialkommission  zur  Be- 
arbeitung der  schwierigen  Materie  wurde  eingesetzt  und 
folgende  Entschließung  angenommen: 

„Der  Soziale  Ausschuß  von  Vereinen  technischer 
Privat-Angestellten  fordert  die  Mitglieder  der  angeschlos- 
senen Verbände  auf,  die  deutschen  Zuschneider  in  ihrem 
Kampfe  um  die  Aufrechterhaltung  der  Sonntagsruhe  prak- 
tisch in  der  Weise  zu  unterstützen,  daß  sie  grundsätzlich 
davon  Abstand  nehmen,  am  Sonntage  Kleidungsstücke  zu 
bestellen  oder  zu  kaufen." 

Viertens  referierte  Herr  Kaufmann  über  die 
Stellungnahme  zur  herrschenden  Teuerung. 
Die  hierzu  angenommene  Resolution  lautet: 

,,Der  Soziale  Ausschuß  fordert  die  angeschlossenen 
Verbände  auf,  ihren  Mitgliedern  als  dringende  Maßnahme 
gegen  die  herrschende  Teuerung  den  Beitritt  zu  Konsum- 
und  Baugenossenschaften  zu  empfehlen  und  ferner  bei  den 
kommenden  Reichstagswahlen  nur  solche  Kandidaten  zu 
unterstützen,  die  sich  schriftlich  verpflichten,  jeden  Ver- 
such einer  Sonderbesteuerung  obengenannter  gemein- 
nützigen Institute  aufs  energischste  zu  bekämpfen." 

Schließlich  wurden  energische  Maßnahmen  zum  Schutz 
der  bedrohten  Koalitionsfreiheit  angenommen. 

„Der  Soziale  Ausschuß  von  Vereinen  technischer  Privat- 
angestellter ist  empört  über  das  rücksichtslose  Vorgehen 
der  Gutehoffnungshütte  gegen  das  Koalitionsrecht  ihrer 
technischen  Angestellten.  Die  Tatsache,  daß  die  von  der 
Gutehoffnungshütte  gemaßregelten  Angestellten  außerdem 
noch  von  der  Organisation  der  Arbeitgeber  auf  die  schwarze 
Liste  gesetzt  worden  sind,  beweist,  daß  das  organisierte 
Unternehmertum  systematisch  darauf  ausgeht,  die  An- 
gestellten im  Gebrauch  ihrer  Koalitionsfreiheit  zu  behindern. 
Angesichts  dieser  und  anderer  Angriffe  auf  die  Organi- 
sationsfreiheit fordert  der  Soziale  Ausschuß  alle  Privat- 
angestellten auf,  ihr  wichtigstes  staatsbürgerliches  Recht 
mit  allen  Mitteln  zu  verteidigen.  An  die  gesamte  Oeffent- 
lichkeit  richtet  er  die  dringende  Bitte,  die  Angestellten  in 
diesem  schweren  Kampfe  zu  unterstützen.  Im  besonderen 
erwartet  er  vom  Staate  und  den  Selbstverwaltungskörpcrn, 
"(laß  sie  ihre  Aufträge  keinem  Unternehmen  zuwenden, 
das  die  Angestellten  in  ihrer  Koalitionsfreiheit  beschränkt. 
Mit  Rücksicht  auf  das  brutale  Vorgehen  der  Gutehoffnungs- 
hütte muß  außerdem  von  den  gesetzgebenden  Körper- 


schaften gefordert  werden,  daß  sie  mit  aller  Beschleunigung 
einen  wirksamen  gesetzlichen  Schutz  des  Koalitionsrechtes 
schaffen." 

»  -ä 


Der  Hansabund 

hatte  am  9.  November  in  Stettin  die  verschiedenen  Organisationen 
der  Angestellten  zu  einer  großen  Versammlung  eingeladen.  Es 
geschah  mit  der  Absicht,  die  Angestellten,  soweit  sie  noch 
nicht  dem  Hansabunde  beigetreten  sind,  für  die  Sache  dieser 
Organisation  zu  werben.  Ungefähr  500  bis  600  Angestellte, 
Handlungsgehilfen  wie  Techniker,  füllten  den  großen  Saal  der 
Stettiner  Börse.  Wir  geben  den  Bericht  dieser  Versammlung, 
damit  unsere  Mitglieder  sich  auf  Grund  der  Vorgänge  ein 
selbständiges  Urteil  darüber  bilden  mögen,  wie  weit  der  Hansa- 
bund befähigt  sein  mag,  ihre  Interessen  zu  vertreten. 

Dr.  N  e  u  m  a  n  n  (Hansabund)  sprach  zunächst  über  Inter- 
essengegensätze, die  zweifellos  vorhanden  wären  zwischen  Arbeit- 
geber und  Arbeitnehmer.  Aber  die  Gegensätze  wären  doch 
nicht  so  groß,  daß  nicht  eine  Basis  geschaffen  werden  könnte, 
von  der  aus  gemeinsame  Angelegenheiten  zu  besprechen  möglich 
wäre.  Gerade  bei  Meinungsverschiedenheiten  innerhalb  der  ein- 
zelnen Betriebe  könne  der  Hansabund  die  Vermittlerrolle  durch- 
führen. Außerdem  gäbe  es  eine  ganze  Reihe  von  Fragen  rein 
wirtschaftspolitischer  Art,  wo  notwendigerweise  Angestellte  und 
Arbeitgeber  gegen  einen  gemeinsamen  Feind  sich  zusammen- 
schließen müßten.  Bei  den  kommenden  Reichstagswahlen  würde 
es  sich  darum  handeln,  daß  Finanzgesetzgebung,  Zollpohtik  und 
Handelsverträge  im  Interesse  all  derjenigen  entschieden  würden, 
die  gegen  die  heutige  übermächtige  Herrschaft  der  Großagrarier 
protestieren.  Dazu  gehören  in  erster  Linie  die  Privatangestellten, 
die  als  Konsumenten  auf  dem  Standpunkt  des  Hansabundes 
stehen  müßten.  Eine  große  und  starke  Industrie  würde  überall 
die  Voraussetzung  sein  dafür,  daß  die  Lage  der  Angestellten 
gehoben  würde.  Der  Hansabund  wolle  in  keiner  Weise  das 
Arbeitsfeld  der  Organisationen»  einschränken  oder  sie  überflüssig 
machen.  Seine  Stelle  sei:  neb^n  den  Organisationen  der  An- 
gestellten. Als  zweiter  Redner  sprach  der  Generalsekretär 
des  Hansabundes.  Nachdem  sein  Vorredner  sich  zu  wieder- 
holten Malen  an  die  Versammlung  gewandt  hatte:  „Sie  werden 
mir  nicht  nachweisen  können,  daß  der  Hansabund  auch  nur 
irgend  etwas  gegen  die  Angestellten  getan  hätte",  wollte  er 
die  positiven  Leistungen  des  Hansabundes  für  die  Angestellten 
vorführen.  Im  Hansabunde  könnten  freilich  sozialpoHtische  Auf- 
gaben nicht  im  Vordergrunde  stehen,  für  den  Hansabund  sei 
die  Wirtschaftspolitik  die  Hauptsache.  Zweitens  hätte  der  Hansa- 
bund bei  der  Pensionsversicherung  mitgearbeitet,  wo  ein  guter 
neutraler  Boden  geschaffen  wäre,  um  Angestellten-  und  Arbeit- 
geberinteressen zusammenzuführen.  Als  dritter  Redner  nahm  der 
Landtagsabgeordnete  Dr.  Lippmann,  das  Wort. 
Der  Reichstag  habe  bisher  nichts  geleistet  für  die  Angestellten; 
das  würde  erst  besser  werden,  wenn  die  jetzige  Mehrheit  zum 
Reichstag  hinausgeworfen  würde  und  dafür  die  Parteien  einzögen, 
die  Vertreter  der  im  Deutschen  Reiche  führenden  Berufe,  Handel, 
Gewerbe  und  Industrie  seien,  die  besser  a!s  die  Agrarier  wüßten, 
wo  den  Angestellten  der  Schuh  drücke.  Vor  allen  Dingen 
müsse  das  Koalitionsrecht  der  Angestellten  endlich  sichergestellt 
werden.  Die  Pensionsversicherung  sei  nichts  anderes  als  ein 
Schmiergeld,  das  durch  die  herrschenden  Parteien  die  Stimmung 
der  Angestellten  für  sich  gewinnen  wollten.  Man  dürfe  dieser 
Versicherung  nicht  trauen,  die  so  viele  schlechte  Bestimmungen 
enthielte,  daß  sie  fast  ganz  wertlos  sei  für  die  Angestellten. 
Aber  man  habe  doch  das  Prinzip  gerettet,  daß  überhaupt  die 
versprochene  Versicherung  endlich  käme.  Sei  sie  erst  einmal 
da,  dann  könnte  man  sie  auch  besser  machen.  Herr  Schindler 
vom  B.  t.-i.  B.  sprach  als  erster  in  der  Diskussion.  Er  stellte  fest, 
daß  die  Besteuerung  der  Konsumvereine,  wie  der  Hansabund  sie 
empfehle,  kaum  im  Interesse  aller  Angestellten  läge,  daß  die  Mittel- 
standspolitik des  Hansabundes  doch  nur  eine  Politik  im  Interesse 
des  alten  Mittelstandes  sei,  daß  die  Angestellten  vom  Hansabunde 
deswegen  wenig  Nutzen  haben  könnten,  weil  seine  Verfassung 
die  Angestellten  immer  in  eine  unrettbare  Minderheit  dränge 
und  zur  Einflußlosigkeit  verurteile.  Warum  versagte  denn  die 
Hansabundsleitung,  als  es  sich  darum  handelte,  bei  den  Eisen- 
konstrukteuren in  Berlin  zu  vermitteln?  Ein  Eisenkonstrukteur, 
Mitglied  des  Hansabundes,  habe  sich  an  das  Direktorium  ge- 
wandt, es  möge  doch  vermitteln.  Weil  aber  nicht  von  der 
Gegenseite  derselbe  Wunsch  an  den  Hansabund  gelangte,  hätte 
er  seine  Vermittlung  den  Parteien  nicht  zur  Verfügung  stellen 
können!  Ein  Widerspruch  sei  das  zu  der  angeblichen  Vermittler- 
rolle des  Hansabundes.  Wäre  es  ihm  Ernst  damit,  die  Inter- 
essen der  Angestellten  zu  vertreten,  so  hätte  er  gerade  diese 
Gelegenheit   benutzen   sollen,  seinen   Einfluß   auf   die  Arbeit- 


748 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  47 


geberkreise  geltend  zu  machen.  Auch  wüßte  er  noch  nicht,  ob 
die  KoaHtionsfreiheit  beim  Hansabunde  in  sicheren  Händen 
ruhte.  Er  ging  ein  auf  die  Vorgänge  in  Steri<rade,  schilderte 
die  Vergewaltigung  der  Angestellten  und  forderte  die  Versamm- 
fung  auf,  für  eine  Resolution  zu  stimmen,  die  aufs  schärfste 
protestiert  gegen  den  Angriff  auf  die  Koalitionsfreiheit  durch 
die  Sterkrader  Direktion  der  Gutehoffnungshütte  und  daß  die 
Leitung  des  Hansabundes  nur  solche  Kandidaten  unterstützen 
dürfe,  die  für  Sicherung  der  Koalitionsfreiheit  und  Ausbau  des 
freien  Vereinigungsrechtes  eintreten  würden.  (Lebhafter  Beifall.) 
Darauf  sprachen  zwei  Herren  von  der  Leitung  des  Hansabundes. 
Man  solle  sich  in  dieser  Versammlung  nicht  so  viel  mit  sozial- 
politischen Dingen  befassen,  Wirtschaftspohtik  zu  treiben,  sei 
die  Aufgabe  des  Hansabundes  und  nur  gemeinsame  Inter- 
essen von  Angestellten  und  Arbeitgebern  könne  er  vertreten. 
Dr.  Lassen  (D.  T.-V.)  ging  davon  aus,  daß  der  Hansabund 
entstanden  sei  aus  dem  Protest  gegen  die  Vorherrschaft  einer 
kleinen  Minderheit  im  Staate,  daß  er  sich  wende  gegen  Ver- 
gewaltigung und  Unterdrückung  der  großen  Masse  des  Volkes 
durch  extremagrarische  Parteien.  Der  Hansabund,  der  für  Gleich- 
berechtigung im  Staate  kämpfe,  könne  unmöglich  tatenlos  bei 
Seite  stehen,  wenn  in  den  Kreisen  der  ihm  nahe  stehenden  In- 
dustrie Männer  sich  finden,  die  die  Interessen  der  Angestellten 
gröblich  verletzen.  Auch  die  Angesteliten  wollen  Gleichberech- 
tigung im  Staate,  und  wenn  Großbetriebe  und  Kapital  sie  daran 
hindern,  so  könne  nur  der  ihr  Freund  sein,  der  sie  im  Kampfe 
gegen  diese  Mächte  unterstütze.  Wirtschaftspolitik  werde  den 
Angestellten  immer  eine  Sache  zweiten  Ranges  seil,  denn  die 
Wirkung  geringerer  Steuern,  billiger  Lebensmittel  würde  auf- 
gehoben, wenn  die  Organisationen  nicht  stark  genug  wären, 
den  Angestellten  diese  Vorteile  zu  sichern.  Für  die  Angestellten 
sei  immer  und  überall  Sicherung  des  Koalitionsrechtes  und 
Stärkung  der  Organisation  die  Hauptsache.  Der  Hansabund 
hätte  Gelegenheit,  Farbe  zu  bekennen,  ob  er  ein  wirklicher 
Freund  der  Angestellten  sei,  wenn  er  die  Resolution  gegen 
Sterkrade  annehmen  würde.  —  Hier  wurde  der  Redner  vom 
Vorsitzenden  unterbrochen;  er  ersuche  den  Redner,  nicht  über 
Koalitionsrecht  zu  sprechen,  da  Sozialpolitik  für  den  Hansabund 
Nebensache  sei  und  die  Beratung  des  Koalitionsrechts  nicht  in 
diese  Versammlung  gehöre.  Das  Koalitionsrecht  sei 
eine  einseitige  Forderung  der  Angestellten, 
der  Hansabund  wolle  aber  nur  die  gemeinsamen  Interessen  von 
Arbeitgebern  und  Arbeitnehmern  vertreten.  Außerdem  hätte  die 
Leitung  der  Versammlung  schon  selber  eine  Resolution  hierzu 
eingebracht.  Der  Redner  fuhr  fort:  „Ich  stelle  fest,  daß  der 
Vorsitzende  der  Versammlung  der  Meinung  ist,  das  Staatsbürger- 
recht der  Koalitionsfreiheit  sei  eine  einseitige  Forderung  der 
Angestellten!  (Lebhafter  Beifall  der  Versammlung.)  Wünscht 
die  Versammlung,  daß  ich  gegen  den  Willen  des  Vorsitzenden 
über  Koalitionsrecht  und  Ersatzkassen  weiterspreche?"  (Leb- 
hafter Beifall  der  Versammlung.)  Redner  fährt  fort,  die  zweit- 
wichtigste Forderung  der  Angestellten  sei  gegenwärtig  die  Be- 
seitigung der  Ersatzkassen  aus  der  Pensionsversicherung.  Da 
sei  es  ihm  sehr  interessant  gewesen,  daß  Justizrat  Lippmann 
die  Pensionsversicherung  als  ein  schmiergeldartiges  Institut  für 
die  kommenden  Wahlen  bezeichnet  habe,  daß  sie  nichts  tauge. 
Im  direkten  Gegensatz  zu  dieser  Auffassung  stehe  aber  das, 
was  vor  wenig  Wochen  Oberbürgermeister  Knobloch  in  der 
Kommission  zur  Beratung  über  die  Versicherung  den  Vertretern 
der  Angestellten-Organisationen  gesagt  hätte,  der  Entwurf  sei 
eine  brauchbare  Grundlage.  Sie  hätte  freilich  einige  Schönheits- 
fehler, die  Doppelversicherung,  die  geringen  Selbstvervvaltungs- 
rechte  usw.  Das  sei  doch  ein  direkter  Widerspruch  zu  der 
Auffassung  des  Herrn  Justizrat  Lippmann.  Wer  hätte  denn 
hier  die  wirkliche  Stellung  des  Hansabundes  zur  Pensionsver- 
sicherung dargelegt,  Herr  Lippmann  oder  Herr  Knobloch?  Fest 
stehe,  daß  die  Haltung  des  Hansabundes  auf  keinen  Fall  ein- 
heitlich wäre.  Weiter  hätte  Herr  Knobloch  gesagt,  wenn  die 
Angestellten  nur  energisch  wollten,  die  Regierung  müsse  schon 
nachgeben.  Die  Regierung  habe  so  oft  ihr  „Unannehmbar" 
ausgesprochen,  wenn  ihr  aber  ein  energischer  Wille  begegnet 
wäre,  sei  sie  noch  immer  zurückgewichen.  Auffallender- 
weise  hätte  der  Oberbürgermeister  Knobloch  nichts  gesagt  von 
der  Ersatzkassenfrage.  Für  die  Angestellten  hänge  aber  der 
Wert  der  Versicherung  davon  ab,  daß  die  Ersatzkassen  beseitigt 
würden.  Hier  sei  dem  Hansabund  eine  Gelegenheit  geboten, 
einen  energischen  Druck  auf  die  Regierung  auszuüben  und 
den  Angestellten  auf  diese  Weise  seine  Freundschaft  zu  be- 
weisen. Die  Versammlung  möge  für  die  Resolution  gegen 
Sterkrade  und  für  Beseitigung  der  Ersatzkassen  stimmen.  Herr 
Grünthal  vom  Verein  der  deutschen  Kaufleute  polemisierte 
gegen  diese  Ausführungen.  Man  dürfe  den  Hansabund  in  seinen 
Bestrebungen  im  Kampfe  gegen  „Rechts"  nicht  stören.  Die 
Angestellten  müßten  ihre  besonderen  Interessen  zurückstellen. 
Ein  Vertreter  des  58er  Handlungsgehilfen-Vereins 


meinte:  Das  Koalitionsrecht  gehöre  nicht  hierher,  sondern  in' 
Vereinsversammlungen  möge  man  darüber  sprechen.  (Lachen  in 
der  Versammlung.)  Als  dann  über  die  beiden  Resolutionen,' 
die  des  Herrn  Schindler  und  die  der  Leitung  der  Versammlung, 
in  der  d^as  Wort  „Sterkrade"  nicht  vorkam,  abgestimmt  werden 
sollte,  bat  der  Versammlungsleiter,  die  erste  Resolution  ab- 
zulehnen, da  man  keine  persönlichen  Dinge  in  die  Resolution 
aufnehmen  könne.  Auf  eine  Anfrage,  was  in  diesem  Zusammen- 
hange „persönliche  Dinge"  heißen  solle,  bemerkte  der  Vor- 
sitzende, man  könne  unmöglich  eine  Resolution  gegen  die  Direk- 
tion der  Gutehoffnungshütte  annehmen,  weil  das  ein  Verfahren ' 
gegen  Abwesende  sei  und  die  Direktion  sich  hier  nicht  ver- 
teidigen könne.  (Zwischenruf:  Sie  haben  wohl  Angst,  der 
Direktion  wehezutun!)  Da  erklärt  der  Vorsitzende,  ihm  sei  es 
unmöglich,  die  Resolution  des  Herrn  Schindler  anzunehmen, 
man  könne  nur  eine  Erklärung  gegen  die  Verletzung  der  Koali- 
tionsfreiheit in  unpersönhcher  und  gemildeter  Form  annehmen. 
Obgleich  die  Mehrheit  der  Versammlung  zweifellos  für  eine 
energische  Stellungnahme  gegen  die  Gutehoffnungshütte  war, 
wurde  diese  Resolution  zurückgezogen  und  die  der  Versamm- 
lungsleitung angenommen,  worauf  der  Vorsitzende  die  Versamm- 
lung mit  der  Bemerkung  schloß,  er  freue  sich,  daß  die  Ver- 
sammlung doch  noch  ein  harmonisches  Ende  gefunden  hätte. 


ü  H  ::  ::  STANDESBEWEGUNG 


Protestversammlung  gegen  den  Raub  des  Koalitionsrechtes 
durch  die  G utehoff nungshiitte 

Eine  großartige  Kundgebung  vereinigte  am  8.  No- 
vember d.  Js.  die  dem  Sozialen  Ausschuß  angegliederten 
technischen  Privatangestellten  Verbände  Groß-Berlins.  Eine 
mehr  als  zweitausendköpfige  Versammlung  protestierte 
gegen  die  Vorgänge  in  der  Gutehoffnungshütte  Sterkrade, 
wo  man  gewagt  hatte,  unseren  Berufsgenossen  Koalitions- 
freiheit und  Staatsbürgerrecht  zu  rauben.  Im  Referat  führte 
der  Qaubeamte  Gramm  vom  B.  t.-i.  B.  aus,  welche  tief- 
gehende Empörung  diese  Vergewaltigung  freier  Persön- 
lichkeitsrechte in  den  Reihen  der  Privatangestellten  ver- 
ursacht habe.  Es  fehle  uns  an  einem  parlamentarischen 
Ausdruck  für  das  Vorgehen  der  Werkleitung,  die  sich 
nicht  gescheut  habe,  unter  Anwendung  aller  erdenklichen 
Zwangsmittel,  die  an  die  mittelalterliche  Folterung  er- 
innerten, die  Kollegen  zum  Austritt  aus  ihren  Organi- 
sationen zu  bewegen.  Wenn  ein  Teil  der  Angestellten 
unter  der  Zuchtrute  der  Schwarzen  Liste,  mit  der  man 
ihnen  den  wirtschaftlichen  Ruin  androhte,  nicht  zuletzt 
unter  dem  zermürbenden  Einfluß  der  Werkpensionskassen 
zusammengebrochen  sei,  so  könnten  wir  doch  auf  der 
anderen  Seite  sieben  aufrechte  Kollegen  erblicken,  die  den 
Wert  der  Organisation  erkannt  hatten,  die  sich  bewußt 
waren,  daß  diese  sie  nicht  im  Stiche  lassen  werde.  Das 
von  der  Direktion  der  Gutehoffnungshütte  verübte  Attentat 
auf  das  Koalitionsrecht  müsse  dazu  beitragen,  daß  unser 
gewerbliches  Recht  verbessert  werde.  Heute  sei  der  §  133 
der  G.-O.  ein  Ausnahmerecht  zugunsten  der  \Jr»ternehmer. 
Jeder  Arbeiter  oder  Angestellter  wird  bestraft,  unter  Um- 
ständen sogar  schwer  bestraft,  wenn  er  einen  anderen 
zwingt  einer  Organisation  beizutreten.  Aber  die^  die  iiire 
wirtschaftliche  Uebermacht  dazu  mißbrauchen,  um 
Menschen  zum  Austritt  aus  ihren  frei  gewählten  Verbän- 
den zu  zwingen,  können  heute  leider  nicht  gefaßt  werden. 
Unter  den  Privatangestellten  aber  rege  es  sich.  Sie  er- 
kennen heute  immer  mehr  die  Gefahr,  die  ihnen  durch 
den  Machtkitzel  der  Großunternehmungen  droht.  Nicht 
die  beabsichtigte  Schwächung  der  Organisationen  werden 
diese  Vorgänge  zur  Folge  haben,  sondern  ihre  Stärkung. 
Gerade  in  letzter  Zeit  haben  sich  die  Beitrittserklärungen 
in  den  Lagern  der  Angestellten-Verbände  gehäuft.  Dieser 
massenhafte  Beitritt  zu  den  Organisationen,  zu  dem  der 
Redner  auch  an  die  Versammlung  appellierte,  wird  der 
Gutehoffnungshütte  zeigen,  daß  man  mit  Geld  zwar  alles 
kaufen  könne,  aber  nicht  das  höchste  Gut,  die  Ehre  und 
Ueberzeugung  freier  Männer.  Der  Redner  schloß  mit  der 
Forderung,  daß  der  Reichstag  Mittel  und  Wege  finden 
möge,  das  Koalitionsrecht  zu  schützen.   Inzwischen  müßten 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


749 


Staats-  und  Kommunalbehörden  veranlaßt  werden,  solchen 
Unternehmungen,  die  das  Koalitionsrecht  ihrer  Arbeiter 
und  Angestellten  mißachten,  keine  Aufträge  zu  erteilen. 

In  der  Diskussion  sprach  Herr  Rohr  (Charlottenburg) 
für  den  D.  T.-V.,  Justizrat  Trimborn  für  das  Zentrum, 
Hormann  für  die  FortschrittUche  Volkspartei  und  Heine 
für  die  Sozialdemokraten.  Sämtliche  Reichstagsabgeord- 
neten waren  darin  einig,  daß  zurzeit  im  Reichstag  wenig 
.für  die  Angestellten  geschehen  könne.  Ob  im  kommenden 
Reichstag  die  Verhältnisse  günstiger  für  sie  sein  würden, 
sei  auch  noch  ungewiß,  denn  es  komme  darauf  an,  ob 
die  Regierung  die  Vorschläge  des  Reichstags  annehmen 
würde.  Das  aber  sei  zweifelhaft.  Nach  den  schlimmen 
Erfahrungen  der  letzten  Jahre  wüßten  wir,  daß  die  Re- 
gierung nur  allzu  leicht  den  Wünschen  der  großen  In- 
dustrieverbände nachgebe.  Die  Angestellten  würden  fürs 
erste  am  besten  tun,  nicht  viel  von  der  Gesetzgebung 
zu  erwarten.  Sie  sollten  sich  auf  sich  selber  und  die  Lei- 
stungsfähigkeit und  Schlagfertigkeit  ihrer  Organisationen 
verlassen! 


Schwarze  Listen 

Ohne  unser  Zutun  spitzen  sich  die  Verhältnisse  in  der 
deutschen  Industrie  zwischen  Angestellten  und  Arbeitgeber- 
tum  immer  mehr  zu.  Wir  gaben  als  Charakteristikum  der 
jüngsten  Zeit  bekannt,  daß  immer  mehr  Zeichen  darauf 
deuten,  welch  fein  organisiertes  System  der  schwarzen 
Listen  besteht.  Auf  Grund  der  Mitteilungen  in  den  letzten 
Nummern  sind  uns  eine  große  Zahl  Zuschriften  zu- 
gegangen, die  uns  zwingen,  dieses  wertvolle  Material  zu 
sichten  und  gelegentlich  zu  verwerten.  Unter  Hinweis  auf 
diese  Tatsache  bitten  wir  deshalb  unsere  Leser,  uns  recht 
bald  und  eingehend  Mitteilung  darüber  zu  machen,  ob  sie 
von  dem  Vorhandensein  schwarzer  Listen  Kenntnis  er- 
langten, ob  sie  selbst  darunter  zu  leiden  hatten,  oder  ob 
sie  die  Wirkung  der  schwarzen  Listen  bei  anderen  Kol- 
legen feststellen  konnten.' 

Daß  wir  die  Namen  der  Einsender  vertraulich  be- 
handeln, ist  selbstverständlich,  aber  ebenso  selbstverständ- 
lich sollte  es  sein,  daß  uns  alle  in  dieser  Materialsamm- 
lung, die  dem  Kampf  gegen  die  schwarzen  Listen  dienen 
soll,  unterstützen.  Wir  bitten  unsere  Zweigvereine,  auch 
die  Artikel  der  letzten  Nummern  in  den  nächsten  Sitzungen 
besprechen  zu  wollen,  um  damit  ebenfalls  unsere  Ab- 
sichten zu  unterstützen. 


::  ::      n     ::   RECHTSFRAGEN  ::  ::  H  ::  ::  ;: 

Ist  der  Prinzipal  verpflichtet,  ein  Zeugnis,  bei  dessen 
Ausstellung  er  sich  hinsichtlich  der  Eigenschaften  de^ 
Angestellten  im  Irrtum  befunden  hat,  zurückzuv erlange i  P 

(Nachdruck  verboten). 

Diese  Frage  verneinte  das  Oberlandesgericht  Düssel- 
dorf gelegentlich  der  Entscheidung  eines  Rechtsstreites, 
in  dem  es  sich  darum  handelte,  unter  welchen  Umständen 
eine  Schadensersatzpflicht  des  Zeugnisausstellers  gegen- 
über dem  Dritten,  der  sich  auf  die  Richtigkeit  des  Zeug- 
nisses verläßt,  gegeben  ist.  Eine  Verpflichtung,  sich  das 
Zeugnis  wieder  zu  verschaffen,  um  solche  un- 
günstigen Tatsachen,  die  er  erst  nachträglich  erfahren  hat, 
durch  Berichtigung  des  Zeugnisses  zur  Kenntnis  Dritter 
zu  bringen,  liegt  dem  Prinzipal  nicht  ob,  so  führte  das 
Gericht  aus.  Das  Interesse  des  Angestellten  könnte  hierbei 
wesentlich  beeinträchtigt  werden,  besonders  in  der  Weise, 
daß  alte  Verfehlungen  noch  zur  Kenntnis  Dritter  kommen, 
nachdem  er  sich  bereits  gebessert  hat.  Der  Inhaber  des 
Zeugnisses,  dem  es  bekannt  ist,  daß  das  Zeugnis  unrichtig 
und  vom  Prinzipal  im  Irrtum  ausgestellt  ist,  kann  sich 
zivil-  und  strafrechtlich  verantwortlich  machen,  wenn  er 


es  gleichwohl,  ohne  seinerseits  eine  Berichtigung  herbei- 
zuführen, zur  Irreführung  Dritter  benutzt.  Das  genügt 
zum  Schutze  des  Verkehrs.  Der  Aussteller  des  Zeug- 
nisses, der  Prinzipal,  kann  dem  Inhaber  des  Zeugnisses 
zwar  einen  berichtigten  Nachtrag  übermitteln,  er  ist  aber 
nicht  dazu  verpflichtet.  rd. 


H  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  H 

Entstellung  und  Entwicklung  der  Unfallversicherung 

Der  Gedanke  der  Unfallversicherung  ist  alt.  Bereits 
im  16.  Jahrhundert  versicherten  die  Reeder  das  Leben  der 
Kapitäne,  die  ihre  Schiffe  führten,  gegen  See-Unfälle.  Im 
Jahre  1665  versicherte,  um  noch  ein  Beispiel  für  das  Alter 
der  Unfallversicherung  anzuführen,  die  niederländische  Re- 
publik ihre  Söldner  gegen  Unfälle,  vor  allem  gegen  In- 
validität infolge  eines  Unfalles.  Die  weitere  Verbreitung 
dieser  Versicherungsart  in  der  Vergangenheit  wurde  in- 
dessen durch  die  Vorschrift  des  römischen  Rechts  ver- 
hindert, der  zufolge  der  Körper  eines  freien  Menschen 
in  Geld  nicht  schätzbar  ist.  Ebenso  stand  die  Bestimmung 
alter  Seerechte,  die  die  Versicherung  der  Schiffsbesatzung 
gegen  See-Unfälle  als  unnatürlich  und  unmoralisch  hin- 
stellten, der  Entfaltung  dieser  Versicherungsform  hindernd 
im  Wege. 

Von  diesen  ersten  Anfängen  einer  Unfallversicherung 
scheint  man,  als  im  19.  Jahrhundert  diese  Versicherungs- 
form aufgenommen  wurde,  nichts  gewußt  zu  haben.  Man 
gab  sich  vielmehr,  als  durch  den  Bau  von  Eisenbahnen 
der  Gedanke  der  Unfallversicherung  stärkere  Anregung 
erfuhr,  dem  Glauben  hin,  hiermit  eine  ganz  neue,  bis  dahin 
noch  nicht  betriebene  Versicherungsform  geschaffen  zu 
haben.  Die  erste  Unfallversicherungs-Gesellschaft,  die  im 
19.  Jahrhundert  ihren  Geschäftsbetrieb  eröffnete,  war  die 
Railway  Passengers  Company.  Bei  ihr  konnte  Versiche- 
rung nur  gegen  Eisenbahnunfälle  genommen  werden.  Ihre 
Gründung  fällt  in  das  Jahr  1849.  Im  Jahre  darauf  folgte 
ihrem  Beispiel  eine  zweite  englische  Gesellschaft,  die  alle 
Unfälle  versicherte.  Etwa  gleichzeitig  mit  der  englischen 
entstand  die  französische  und  amerikanische  Unfallversiche- 
rung. Bald  begann  dieser  Versicherungszweig  auch  in 
Deutschland  Eingang  zu  finden  und  zwar  waren  es  hier 
verschiedene  Lebensversicherungsgesellschaften,  die  zu- 
nächst die  Reiseunfallversicherung  als  Nebenzweig  auf- 
nahmen. Die  praktischen  Ergebnisse  der  ersten  Unfall- 
versicherungsanstalten waren  zum  Teil  unerfreulich,  weil 
die  Gesellschaften  unter  dem  Mangel  einer  hinreichenden 
Klassifizierung  der  Risiken  und  den  Versuchen  der  Ver- 
sicherten, sich  Entschädigungen  durch  betrügerische  Maß- 
nahmen zu  erschleichen,  schwer  zu  leiden  hatten.  Als  ein 
wesentlicher  Fortschritt  in  der  Unfallversicherungspraxis 
muß  es  daher  bezeichnet  werden,  daß  in  den  sechziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts  zuerst  von  englischen  Gesell- 
schaften die  unter  dem  Namen  Gliedertaxe  bekannt  ge- 
wordene feste  Tarifierung  eingeführt  wurde,  der  zufolge 
schon  im  Versicherungsvertrag  für  die  einzelnen  mög- 
lichen Unfälle  bestimmte  Entschädigungssummen  vor- 
gesehen wurden. 

In  Deutschland  verdankt  die  Unfallversicherung  ihre 
weitere  Verbreitung  dem  Reichshaftpflichtgesetz  vom 
5.  Juni  1871.  Es  verpflichtete  die  Unternehmer  von  Berg- 
werken, Steinbrüchen,  Gräbereien  und  Fabriken  zur  Haft- 
pflicht für  Betriebsunfälle  ihrer  Arbeiter.  Die  weitgehende 
Haftpflicht,  die  hierdurch  den  Unternehmern  auferlegt 
wurde,  veranlaßte  sie,  dieses  erhebliche  Risiko  auf  dem 
Wege  der  Versicherung  zu  decken,  also  entweder  eine  Haft- 
pflichtversicherung einzugehen  oder  eine  Kollektivunfall- 
versicherung ihrer  Arbeiter  auf  bestimmte  Versicherungs- 
summen abzuschließen.  Zwecks  Betreibung  dieses  Ver- 
sicherungszweiges bildeten  sich  anfangs  der  siebziger  Jahre 
nicht  weniger  als  vier  Gegenseitigkeitsvereine  und  drei 
Aktiengesellschaften.    Wenn  diese  Kollektivunfallversiche- 


750 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  47 


rung  auch  im  Vordergrund  des  geschäftlichen  Interesses 
standj  so  wurde  daneben  auch  die  Einzelunfallversicherung 
weiter  ausgebildet.  Das  Jahr  1885  brachte  für  die  noch 
in  der  Entwicklung  stehende  private  Kollektiv-  und  Einzel- 
versicherung insofern  eine  recht  schwere  Krisis,  als  in 
diesem  Jahr  die  soziale  Unfallversicherung  in  Kraft  trat. 
Damit  wurde  der  Privatversicherung  der  große  Kreis  von 
Arbeitern  als  Versicherungsobjekt  nahezu  ganz  entzogen 
und  die  Gesellschaften,  die  in  erster  Linie  die  Kollektiv- 
Unfallversicherung  betrieben,  genötigt,  wenn  sie  es  nicht 
vorziehen  wollten,  ihren  Betrieb  ganz  aufzugeben,  sich  ein 
anderes  Tätigkeitsfeld  zu  suchen.  Die  meisten  von  ihnen 
taten  dies  und  fanden  es  in  der  stärkeren  Pflege  der  Einzel- 
unfallversicherung, die  nunmehr  an  Wichtigkeit  gewann. 
Die  sehr  lebhafte  öffentliche  Erörterung,  die  das  Reichs- 
gesetz über  die  Arbeiterunfallversicherung  fand,  machte 
weitere  Volkskreise  mit  dem  Oedanken  der  Versicherung 
gegen  Unfälle  vertraut  und  weckte  das  Interesse  für  diese 
Versicherungsart.  Daneben  entfalteten  die  Versicherungs- 
gesellschaften eine  lebhafte  Agitation,  durch  die  sie  das 
große  Publikum  über  die  vielen  Unfallgelegenheiten  und 
die  hohe  Unfallgefahr  des  täglichen  Lebens  aufzuklären 
suchten.  Gleichzeitig  verstanden  sie  es,  den  individuellen 
Bedürfnissen  angepaßte  Versicherungsbedingungen  zu 
schaffen.  Die  Folge  hiervon  war,  daß  die  Einzelunfall- 
versicherung verhältnismäßig  rasch  große  Verbreitung  an- 
nahm. Leider  führte  der  scharfe  \Vettbewerb  der  Gesell- 
schaften untereinander  zu  einer  so  starken  Herabdrückung 
der  Prämien,  daß  sie  zur  Deckung  des  Risikos  kaum  aus- 
reichen und  Gefahr  für  die  finanzielle  Lage  einer  Reihe 
von  Unternehmungen  bestand.  Wie  fast  überall  führte  auch 
in  der  Unfallversicherung  die  übermäßige  Konkurrenz  zur 
Errichtung  eines  Kartells  der  Gesellschaften  dieser  Branche. 
Es  war  dies  der  im  Jahre  1900  gegründete  Unfallversiche- 
rungs-Verband. 


notwendigen  Kenntnisse  im  Frage-  und  Antwortstil  sachgemäß 
und  auch  eingehend.  Es  werden  nicht  nur  Gesetze  behandelt, 
auch  die  Buchführung,  Wechselrecht,  Scheckverkehr,  gewerbliche 
Kalkulation  u.  a.  m.  sind  berücksichtigt.  Ferner  ist  das  gericht- 
liche Klagewesen  erwähnt.  Es  würde  hier  vielleicht  noch  an- 
gebracht sein,  über  die  weitere  Verwertung  eines  vollstreckbar 
erklärten  Zahlungsbefehls  oder  Urteils  (Pfändung,  Offenbarungs- 
eid) und  schließlich  auch  darüber  einige  Hinweise  zu  bringen, 
was  bei  Widersprüchen,  Widerspruchklagen  zu  beobachten  ist. 
Bei  dem  Wechselrecht  Frage  2  (Abschnitt  VIII)  genügt  wohl 
jetzt  der  Hinweis  auf  die  „Wechselordnung  für  das  Deutsche 
Reich  vom  3.  6.  1908".  Die  Anschaffung  des  kleinen  Werkes 
ist  jedenfalls  allen,  welche  mit  dem  Handwerk  in  Berührung 
stehen  oder  sich  für  dasselbe  interessieren,  zu  empfehlen.  O. 
R^aumlehre  für  Baugewerkscliiilen  und  verwandte  bautechnische 
Lehranstalten.  Von  Prof.  JVlartin  O  i  r  n  d  t ,  Kgl.  Ober- 
lehrer. Erster  Teil:  Lehre  \on  den  ebenen  Figuren.  Mit 
228  Abbildungen  im  Text  und  207  der  Baupraxis  ent- 
nommenen Aufgaben.  Vierte  neu  bearbeitete  Auflage. 
Leipzig.  Verlag  von  B.  G.  Teubner.  Preis  geh.  1,80  M. 
In  einem  bei  dem  genannten  Verlage  unentgeltlich  und  kosten- 
frei zu  beziehenden  Schriftchen  „Die  Begrenzung  und  Behand- 
lung des  mathematischen  Lehrstoffs  im  Unterricht  an  Baugewerk- 
schulen" sind  die  Grundzüge  für  die  Anlage  des  Leitfadens 
klargelegt.  Die  vorliegende  Auflage  bringt  nicht  die  sonst  vor- 
kommende euklidische  und  algebraische  Beweisführung;  die 
Klarlegung  der  geometrischen  Tatsachen  ist  einheitlich  auf  die 
Mitwirkung  und  Ausbildung  der  räumlichen  Anschauung  be- 
gründet. Der  Unterricht  gestaltet  sich  hierdurch  einfacher,  ist 
begrenzter  und  hinsichtlich  der  Anwendung  der  Mathematik 
auch  zweckentsprechender.  Das  alte  Beweisschema:  Voraus- 
setzung, Behauptung  und  Beweis,  fällt  vollständig  fort.  Das 
Autgabenmaterial  ist  gut  gewählt.  Die  Abbildungen  des  An- 
hangs in  den  früheren  Auflagen  erscheinen  jetzt  im  Text  und 
sind  mit  Maßen  versehen.  Die  in  der  Betontechnik  wichtige 
Parabel  ist  hier  entsprechend  gewertet  worden.  Das  zeitgemäß 
gestaltete  Werk  trägt  der  Eigenart  des  heutigen  bautechnisch- 
mathematischen  Unterrichts  in  vollem  Maße  Rechnung  und  dürfte 
Schüler  und  Lehrer  sowie  auch  den  in  der  Praxis  stehenden 
Techniker  befriedigen.  ^  R. 


H  ::  :;  ;:  ::  :;   BÜCHERSCHAU   ::  ::  H  H  :;  :: 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker- Verbandes 

zu  beziehen.) 

Leitfaden  für  Deutsch  und  Geschäftskunde    an  Baugewerk- 
schulen und  verwandten  Lehranstalten.    Teil  IL  Geschäfts- 
briefe, Geschäftskunde  und  amtliche  Eingaben.  Bearbeitet 
von  P.   N  i  e  h  u  s  ,  Kgl.   Baugew. -Lehrer  zu  Magdeburg 
und   K.    Bode,   Kgl.    BaugewerkschuUehrer   zu  Hildes- 
heim.   Zweite  Auflage.    Leipzig.    Verlag  von  B.  G.  Teub- 
ner.   Preis  geh.  1.80  M. 
Gegenüber  der  ersten  Auflage  bringt  die  zweite  einige  Ver- 
besserungen und  Erweiterungen.   So  sind  hinzugekommen  Kapitel 
über  Beanstandung  von  Waren,  über  Schuldeintreibungen  und 
Verjährung,   Postscheckverkehr.     Hierdurch   ist   das    Buch  für 
Schüler  und  Lehrer  nur  wertvoller  geworden.    Durch  sein  Er- 
scheinen war  überhaupt  ein  Bedürfnis  befriedigt  worden,  das  alle 
diejenigen  wohl  am  besten  beurteilen  können,  welche  die  frühere 
Methode  des  Diktierens  und  Schreibens  kennen  gelernt  haben. 
Hier  ist  nun  der  Stoff  logisch  und  dem  Lernbedürfnis  entsprechend 
gut  geordnet.     Es  dürfte  sich  als  weitere  Verbesserung  wohl 
empfehlen,    neben    den    Verhältniswörtern    im    Anhang  unter 
„I.  Gramatisches  im  Anschluß  an  Baugewerksschülerarbeiten" 
auch  die  hauptsächlichsten  Zeitwörter  mit  der  Anwendung  aut 
die  entsprechenden  Fälle  zu  bringen.    Ferner  ist  es  gewiß  auch 
angebracht,   dem   „Gesuch   um   Erlaß    eines  Zahlungsbefehls" 
(S.  67)   am  Schluß  hinzusetzen:    „Sollte  der  Beklagte  Wider- 
spruch erheben,  so  wird  um  Anberaumung  eines  Termins  zur 
mündlichen  Verhandlung  gebeten."    Dieser  Zusatz  erspart  dem 
Kläger  die  Mühe,  nach  Erhebung  des  Widerspruchs  seitens  des 
Beklagten    erst    noch    eine    Terminfestsetzung    beantragen  zu 
müssen,  wodurch  Zeit  und  Arbeit  gewonnen  wird.    Das  Gericht 
ist  nämlich  nur  verpflichtet,  den  Termin  sofort  festzusetzen  und 
dazu  zu  laden.  R. 
Was  der  Handwerker  von  den  Gesetzen  wissen  muß.    Von  Dr. 
H.    Purpus,    Syndikus    der    Handwerkskammer  für 
Schwaben  und  Neüburg.    15.  Auflage.    Augsburg.  Kom- 
missions-Verlag Lampert  &  Co.    Preis  1,20  M. 
Es  ist  eine  alte  Klage,  daß  manche  Handwerker  über  die  ,l;c- 
setzlichen  Bestimmungen,  die  für  sie  in  Frage  konunen,  sowie 
auch    über    die    allgemeinen  Regeln    im  Geschäftsverkehr  oft 
nur  wenig  informiert  sind.    Das  Büchlein  belehrt  über  diese  so 


::  ::  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  :;  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  Einsenders  sind 
\X'ohnung  und  Mitgliednummer  hinzuzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  Eine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Erscheinen  des  Helles 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Fragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  D.e  zur  Erläuterung  der  Fragen  notwendigen  Druck- 
Ii  töcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  vorher  be^alllen. 

Technik 

Frage  25!.  In  Naumburg  (S.)  besitze  ich  ein  altes,  ein- 
gebautes Hausgrundstück,  welches  ich  im  Frühjahr  abzubrechen 
gedenke,  um  einen  Neubau  zu  errichten.  Der  linksseitige  nach- 
barliche Giebel  besteht  aus  Fachwerk  und  hängt  vom  zweiten 
Stockwerk  ab  etwa  20  cm  nach  meiner  Seite  über.  Es  entsteht 
die  Frage:  Muß  der  Nachbar  auf  seine  Kosten  mit  seinem 
Giebel  zurückrücken?  Gibt  es  gesetzliche  Besümmungen  oder 
Reichsgerichts-Entscheidungen  hierüber?  Ich  bin  der  Ansicht, 
daß  ich  mir  das  Ueberhängen  in  meine  Bauflucht  nicht  so  ohne 
weiteres  gefallen  zu  lassen  brauche. 

Frage  252.  Ein  in  Ziegelmauerwerk  (in  verlängertem 
Zementmörtel)  aufgeführter  runder  Wasserturm  von  9,50  m  un- 
terem und  6,50  m  oberem  Durchmesser,  20  m  Höhe  bis  zur 
Spitze  und  12,0  m  Höhe  bis  zum  Bassin  soll  ungefähr  30  m 
verschoben  werden.  Wird  die  Verschiebung  gefahrlos  aus- 
zuführen sein?  Welche  Firmen  führen  sie  aus?  Wie  teuer 
stellt  sich  die  Verschiebung?    Das  Gesamtgewicht  ist  270  000kg. 


Zur  Frage  225.  Säurekochgefäße  aus  Stein  sind  nach 
neueren  Ermittelungen  häufiger  Reparatur  unterworfen.  Fort- 
gesetzt finden  Sie  deshalb  in  der  Drahtindustrie  Anfragen  nach 
säurebeständigen  Mitteln  zum  Kitten  von  Beiztrögen  aus  Sand- 
stein. Ich  habe  lange  Jahre  hindurch  gute  Erfahrungen  mit 
Holzbottichen  gemacht.  Sollte  es  sich  um  Bottiche  zutn  Beizen 
für  Ziehzwecke,  oder  zum  Beizen  von  Schraubenköpfen  usw. 
handeln,  so  empfehle  ich  Pitchpine-Bottiche  der  Firma  W.  Lenzen, 
Hohenlimburg.  Die  Firma  leistet  langjährige  Garantie.  Bei 
Angabe  des  Verwendungszweckes  bin  ich  auch  zu  speziellen 
Ratschlägen  bereit.  Mitgl.-Nr.  23227. 


Heft  47 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


751 


Zur  Frage  234.  Für  ein  Städtchen  von  3500  Einwohnern 
dürfte  heute  die  Abfuhr  aus  Senkgruben  mittels  Patentsauger 
das  beste  System  sein.  Der  Patentsauger  ist  ein  Abfuhrwagen 
mit  metallenem,  tonnenartigem  Gefäß.  Die  Luft  in  dem  Gefäß, 
das  durch  einen  Schlauch  mit  der  Senkgrube  in  Verbindung 
steht,  wird  durch  eine  leichte  Explosion  verdünnt,  wobei  infolge 
des  Uebergewichts  der  Atmosphäre  die  Fäkalien  in  den  Abfuhr- 
wagen gedrückt  werden.  Diese  Abfuhrweise  ist  sauber  und  ge- 
ruchlos. Für  die  Grubengröße  ist  pro  Kopf  und  Jahr  400  1 
anzunehmen.  —  Nach  Einführung  des  Fäkalientrennapparates, 
D.  R.  P.  199  164,  ist  auch  der  Anschluß  von  Spülklosettanlagen 
ohne  Vermehrung  der  Grubenjauche  möglich.  Beide  Systeme 
lassen  sich  kombinieren.  Dadurch  wird  der  Zeitpunkt  für  die 
Anlage  einer  teueren  Schwemmkanalisation  weit  hinausgeschoben. 
Wenden  Sie  sich  an  den  Dipl.-Ing.  Hoffmann  in  Lübeck,  Sachs- 
wehr-Allee. Buhl,  Lübeck,  Mitgl.-Nr.  36  866. 

Zur  Frage  235.  Badeanstalt  Die  Firma  Albert  Gaßmann, 
O.  m.  b.  H.,  Breslau  8,  hat  vor  drei  Jahren  den  Unterbau 
(Schwimmzylinder)  der  städtischen  Badeanstalt  in  Breslau  her- 
gestellt und  baut  gegenwärtig  die  komplizierte  Pontonanlage, 


bestehend  aus  Schwimmzylinder,  Dock,  Warteraum  und  Landungs- 
brücke für  den  Donauhafen  Silestria  (Bulgarien).  Sie  ist  für 
derartige  Arbeiten  zu  empfehlen.  H.  G  o  e  ß  i  n  g. 

Zur  Frage  241.  Der  Druckhöhenverlust  h  wird  berechnet 
nach  der  Formel  von  Weißbach 


h  = 


2g 


-4^ 


V  =  Geschwindigkeit,  /  =  Länge  der  Leitung, 
messer  und  Koeffizient  X  =  0,0144  +  ^'^^^^ 


d  =  Rohrdurch- 


Es  ist  V  =  - 


0,0005 


l  =  0,0144  + 


F        0,08'^  n 
4 

0,0095 


=  0,1  m;  damit  wird 


0,1 
0,P 


=  0,0444  und  der  Druckhöhenverlust  h  = 
2700 


2  ■  9,81 


0,0444 


0.08 


=  0,765  m. 


P.  N. 


Slfzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig- 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerlcsam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf,  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  VeröffentKchung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 S" —  tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Landesverwaltungen. 
DeutscheVermessungstechnikerimKönigreich 
Sachsen. 

Vrs.  u.  Br.-A.  :  K.  Kratz,  Plauen,  Vogtl.,  Moritzstr.  64. 
Zu  der  am  1.  Oktober  d.  J.  in  Zwickau  veranstalteten 
3.  ordentlichen  Hauptversammlung  waren  Vertreter  und  Mit- 
glieder der  Zweigvereine  Sachsens  ziemlich  zahlreich  erschienen. 
Der  Vormittag  brachte  der  Versammlung  einen  historisch  wie 
wissenschaftlich  gleich  guten,  äußerst  interessanten  Vortrag  des 
1.  Vorsitzenden  über:  „Ein  Beitrag  zur  Reform  des  Vermessungs- 
wesens". Zu  diesem  Vortrag  waren  u.  a.  die  Herren  geprüft, 
und  verpfl.  Feldmesser  von  Zwickau  eingeladen,  welche  z.  T. 
auch  erschienen  waren.  Daß  die  Abhandlungen  des  1.  Vor- 
sitzenden mit  großem  Interesse  von  der  Versammlung  auf- 
genommen wurden,  davon  zeugte  am  Schluß  der  ungeteilte 
Beifall,  welcher  dem  Redner  gezollt  worden  ist.  —  Nachmittags 
2  Uhr  trat  die  Versammlung  dann  zu  der  eigentlichen  Sitzung 
zusammen.  Punkt  1  der  Tagesordnung:  „Geschäftsbericht  und 
Verlesung  der  letzten  Verhandlungs-Niederschrift"  erledigt  sich 
ziemlich  glatt.  Zu  Punkt  2:  „Kassenbericht  durch  die  Kassen- 
revisoren, Entlastung  des  Kassierers  und  Beratung  des  Kosten- 
anschlags für  das  Vereinsjahr  1911/12"  ist  zu  berichten,  daß 
die  Kassenverhältnisse  zurzeit  befriedigend  sind,  auf  Antrag 
der  Kassenprüfer  wird  der  Kassierer  entlastet  und  die  Kasse 
richtig  gesprochen.  Punkt  3:  „Beratung  der  rechtzeitig  ein- 
gegangenen Anträge".  Ein  Teil  der  eingegangenen  Anträge  hat 
bereits  durch  den  Gang  der  Geschäftsordnung  Erledigung  ge- 
funden; in  der  Erwartung,  daß  die  Interessengruppe  des  Deut- 
schen Techniker-Verbandes  den  im  abgelaufenen  Vereinsjahr 
geleisteten  Zuschuß  dem  Landesverein  der  Verm.-Techn.  im 
Kgr.  Sachsen  auch  weiter  gewähre,  wird  der  Jahresbeitrag  in 
der  satzungsgemäßen  Höhe  wieder  erhoben  und  die  Sonder- 
steuer in  Wegfall  gebracht.  Punkt  4:  „Neuwahl  des  Gesamt- 
vorstandes und  der  Kassenrevisoren".  Der  neugewählte  Gesamt- 
vorstand setzt  sich  zusammen  aus  den  Kollegen  K.  Kratz,  Plauen, 
als  1.  Vorsitzender;  Decher,  Zwickau,  als  1.  Schriftführer; 
O.  Schierz,  Chemnitz,  als  Kassierer.  Die  übrigen  Vorstands- 
mitglieder behalten  ihre  Aemter.  Viel  Anstrengung  kostete  es 
der  Versammlung,  wenigstens  den  1.  Vorsitzenden  wieder  zu 
gewinnen,  weil  er  seinen  berechtigten  Wunsch  um  Abnahme 
des  Postens  lange  Zeit  aufrecht  hielt.  Als  Kassenrevisoren 
wurden  die  Kollegen  E.  Müller,  Chemnitz,  und  O.  Jähser,  Chem- 
nitz, einstimmig  neugewählt.  Bei  Punkt  5:  „Verschiedenes" 
wird  beschlossen,  die  Statuten  des  Landesvereins  sofort  drucken 


zu  lassen,  endlich  wird  zu  Punkt  6:  „Wahl  des  Ortes  für  die 
nächste  ordentliche  Hauptversammlung"  Plauen  i.  Voglt.  ein- 
stimmig gewählt.  Die  Plauenschen  Kollegen  versprachen  schon 
im  voraus,  für  einen  würdigen  Verlauf  der  Tagung  Sorge  zu 
tragen.    Nach  6  Uhr  Schluß  der  Versammlung. 

Dezirksverwaltungen 

Chemnitz.  1.  Vrs.:  O.  Geßner,  Gießerstraße  11.  Br.-A.: 
O.  Geßner,  Gießerstraße  11.  —  Wir  laden  hiermit  unsere  werten 
Mitglieder  zu  dem  diesjährigen,  am  3.  Dezember  in  sämtlichen 
Räumen  des  Kaufmännischen  Vereinshauses  stattfindenden  Be- 
zirkstage ein  und  bitten  um  rege  Beteiligung.  Tageseinteilung: 
Vormittags  11  Uhr:  Eröffnung  des  Bezirkstages  im  Theatersaale 
des  Kaufmännischen  Vereinshauses.  1.  Begrüßung  der  Gäste 
und  Festteilnehmer  durch  den  1.  Vorsitzenden.  2.  Ansprachen. 
3.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Günther,  Privat-Dozent  an  der 
Universität  Berlin.  4.  Schlußwort.  Anschließend  hieran  zwang- 
loses Mittagsmahl  in  den  unteren  Räumen.  Nachmittags  21/2  L'hr 
geschäftliche  Sitzung  im  Technikerzimmer.  Während  derselben 
für  die  Damen  und  übrigen  Teilnehmer  Besichtigung  des  neu- 
erbauten Rathauses.  Sammeln  um  272  Uhr  im  Kaufmännischen 
Vereinshaus.  Nachmittags  4  Uhr  gesellschaftliche  Zerstreuungen. 

Dresden.  Die  Bezirksverwaltung  Dresden  veranstaltete  am 
5.  November  in  Zittau  ihren  diesjährigen  Herbstbezirkstag.  Am 
Vormittag  sprach  Herr  Dr.  Lassen,  Berlin,  im  Hotel  „Drei 
Kronen"  über:   „Aus  der  Wirtschaftsgeschichte  Deutschlands". 

In  der  Nachmittagssitzung  im  Hotel  „Zum  weißen  Engel" 
war  eine  reichhaltige  Tagesordnung  zu  erledigen,  von  der  als 
Hauptpunkte  neben  den  üblichen  geschäftlichen  Erörterungen 
hervorzuheben  sind:  1.  das  Referat  des  Herrn  Pohlens, 
Fachlehrer  und  Ingenieur,  Dresden,  über  die  Frage:  Wie  kann 
sich  der  Techniker  zum  gewerblichen  Fachlehrer  ausbilden  und 
wie  sind  die  Fortkommensaussichten?  Zur  Ausbildung  ist  unter 
anderem  erforderlich:  Erweiterung  der  allgemeinen  Bildung  auf 
wirtschaftlichem  Gebiete,  eine  gute  allgemeine  technische  Bil- 
dung und  gründliche  Beherrschung  des  eigenen  Faches.  Sehr 
zu  empfehlen  ist  ferner  der  Besuch  von  Kursen  über  Methodik 
des  Unterrichts.  —  Folgende  Entschließung  wurde  angenommen: 
„Der  Bezirkstag  der  Bezirksverwaltung  Dresden  des  Deutschen 
Techniker-Verbandes  verfolgt  mit  größtem  Interesse  die  weitere 
Ausgestaltung  aller  Gebiete  des  Fach-  und  Fortbildungs-Schul- 
wesens. Er  erachtet  zur  weiteren  Entwickelung  des  Fortbildungs- 
unterrichtes es  für  wünschens-  und  erstrebenswert,  daß  auch  in 
Zukunft  Nichtberufslehrer,  wie  z.  B.  Techniker,  Ingenieure, 
Architekten  u.  a.  lehren  und  hauptamtlich  sowie  nebenamtlich 
Verwendung  finden  und  erbittet  hierzu  das  fernere  Wohlwollen 
der  Behörden.  Insbesondere  sieht  er  in  der  Errichtung  päda- 
gogischer Kurse  den  schnelleren  Weg  zur  endlichen  Erreichung 
seiner  Wünsche." 

2.  Bericht  des  Herrn  Ingenieur  Bock,  Dresden,  über  den 
augenblicklichen  Stand  der  Privatbeamten-Pensions-  und  Hinter- 
bliebenen-Versicherung. Die  dem  Reichstage  vorliegende  Ge- 
setzesvorlage und  die  insbesondere  vom  Hauptausschusse  ein- 
gebrachten Abänderungsvorschläge  besprechend,  kam  der  Redner 
zu  dem  Schlüsse,  daß  die  jetzt  zum  Ausdrucke  kommende  Ab- 
weisung der  Wünsche  des  Hauptausschusses  von  selten  der 
Regierung  und  Reichstagsparteien  mit  der  früheren  Anerkennung 
seiner  gerechten  Forderungen  nicht  in  Einklang  stehe.  Die  von 
ihm  eingebrachte  Entschließung:  „Der  heute  in  Zittau  im 
„Weißen  Engel"  tagende  Bezirkstag  des  Deutschen  Techniker- 
Verbandes  erklärt:   Die  durch  ihn  vertretenen  deutschen  Tech- 


752 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


fleft  47 


niker  erwarten,  daß  der  zurzeit  tagende  Reichstag  das  Versiche- 
rungsgesetz für  Privatangestellte  noch  verabschiedet  und  dabei 
die  vom  Hauptausschusse  noch  vorgebrachten  Wünsche  der 
Angestellten  auf  alle  Fälle  berücksichtigt,  insbesondere  die 
Wünsche  zur  Abänderung  der  §§  9,  10,  367  bis  377",  wurde 
einstimmig  angenommen.  , 

3.  Herr  Baumeister  Seidler,  Dresden,  berichtete  über  die 
Denkschrift  des  Bundes  deutscher  Architekten.  Redner  betonte, 
daß  der  von  diesem  Bunde  angestrebte  Titelschutz  falsche  Be- 
dingungen voraussetze  und  stützte  seine  Behauptungen  auf  Ur- 
teile berufener  Fachleute  auf  diesem  Gebiete.  Nur  wer  bewiesen 
habe,  daß  er  die  theoretischen  und  praktischen  Kenntnisse  und 
Fähigkeiten  besitze,  soll  berufen  sein,  einen  Titel  führen  zu  dürfen. 


Zweisvereine 
Gemischte  Vereine. 

'Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag 
abend  im  „Berliner  Hof".  —  Samstag,  18.  November,  abends 
8V4  Uhr,  im  großen  Saale  des  „Berliner  Hofes"  Vortrag  des 
Herrn  E.  Lustig,  Dortmund,  über :  „Techniker  und 
T  e  c  h  n  i  k".  —  Samstag,  25.  November,  abends  9  Uhr,  Ver- 
sammlung. Tagesordnung:  Berichterstattung  über  den  Bezirkstag 
von  den  entsandten  Vertretern.  Verschiedenes.  Wir  ersuchen 
die  Mitglieder,  besonders  zu  dem  Vortrage  recht  .zahlreich  zu 
erscheinen  und  dem  Verband  fernstehende  Kollegen  einzuführen. 

Hamburg.  Hamburger  Techniker-Verein  v.  188  4. 
E.  V.  Vors.  u.  Br.-Adr. :  F.  Reitz,  Mendelssohnstr.  26.  Tagesord- 
nung der  Versammlung  v.  21.  Nov.  im  Vereinslokal,  Gr.  Allee  55. 
1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Technische  Fragen.  3.  Ver- 
schiedenes. 4.  Abliefern  der  Sammelhefte  für  das  Konto  S.  Die 
Mitglieder  werden  gebeten,  die  für  das  4.  Quartal  noch  rückstän- 
digen Beiträge  an  Koll.  Fischer,  Lehmweg  1  oder  an  die  Volksbank 
einzuzahlen. 

München.  Techniker-Verein.  Sonntag,  19.  Nov.: 
Besichtigung  der  gewerblichen  Anlagen  des  Konsumvereins  Send- 
ling. Treffpunkt:  10  Uhr  beim  Eingang  an  der  Boschetsrieder 
Straße.  —  Dienstag,  21.  Nov.:  Vortragsabend  im  Vereinslokal. 
Das  Thema  wird  noch  durch  die  Presse  bekannt  gegeben. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Rud. 
GoUe,  Ingenieur,  Pionierstraße  4IIL  —  Unseren  Mitgliedern  zur 
Kenntnis,  daß  von  den  Vorstehern  der  Kaufmannschaft  zu  Stettin 
und  dem  Verein  der  Industriellen  Pommerns  die  Fortbildungs- 
kurse über:  1.  Bilanzwesen,  2.  Wechsel-  und  Scheckrecht  und 
3.  Vorträge  des  Handelsverkehrs  veranstaltet  werden.  —  Die 
Fortbildungskurse  finden  in  der  Zeit  von  8V4  bis  91/4  Uhr  abends 
in  den  Sälen  der  Börse,  Frauenstraße  30,  statt.  Der  Preis 
beträgt  pro  Kurs  2  M;  Karten  sind  in  der  Buchdruckerei 
H.  Savern,  Kleine  Domstraße  1,  zu  haben.  —  Ausführliche  Pro- 
gramme liegen  im  Vereinslokal  Restaurant  „Neubauer",  Pölitzer 
Straße  14,  aus. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  „M  o  t  i  v",  Bauhütte  Dresden.  Mittwoch, 
29.  November  1911,  Vortrag  des  Herrn  Generalsekretär  Döh- 
ring-  Dresden :  Was  uns  die  Bodenreform  lehrt. 
Um  guten  Besuch  und  Einführung  von  Gästen  wird  höflichst 
gebeten.    Die  Herren  Vorstands-  und  Ausschußmitglieder  werden 


dringend  gebeten,  ihre  Rechnungen  über  die  im  laufenden  Ver- 
einsjahr gehabten  Auslagen  bis  spätestens  zum  5.  Dezember  1911 
beim  Kassierer  einzureichen. 

iTechnikerinderlndustrie. 

München.  Maschinen  -  und  Elektrotechnischer 
Verein.  Dienstag,  5.  Dezember,  abends  8  Uhr,  findet  im 
Vereinslokal  Hotel  Reichshof,  Sonnenstraße,  unsere  General- 
versammlnug  mit  Vorstandswahlen  statt.  Um  zahlreiches  Er- 
scheinen der  Mitglieder  wird  ersucht. 

Gemeindetechniker. 

Berlin.  Vereinigung  städtischer  Architekten, 
Ingenieure  und  Techniker.  Vrs.  u.  Br.-A. :  M.  Tom- 
brink, Berlin  NO.  55,  Elbinger  Straße  39.  —  Die  Monatsversamm- 
lung findet  am  Sonnabend,  25.  November  1911,  8V2  'Jhr  abends, 
im  Architektenhaus,  Wilhelmstraße  92,  statt.  Tagesordnung: 
1.  Geschäftliches.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  2.  Bericht  über 
die  Verhandlungen  mit  der  „Vereinigung  der  Stadt-Bauassistenten 
Berlins".  3.  Beschlußfassung  über  den  Antrag  auf  Einsetzung 
einer  Kommission  zur  Aufstellung  einer  Statistik.  4.  Bildung 
der  Kommission  zur  Vorbereitung  der  Vorstandswahlen.  5.  Ver- 
schiedenes. Anschließend  geselliges  Beisammensein.  Aus  Anlaß 
der  im  Dezember  stattfindenden  Generalversammlung  und  des 
dazu  erforderlichen  Kassenberichtes  ist  es  dringend  notwendig, 
daß  sämtliche  rückständigen  Vereinsbeiträge  bis  spätestens  zur 
obigen  Versammlung  von  den  Herren  Vertrauensmännern  und 
Kollegen  an  den  Kollegen  Herrn  E.  Gädicke,  NO.  55,  Chodo- 
wieckistraße  7,  abgeführt  sind. 


Am  2.  ds.  Mts.  verschied  nach  schwerem  Leiden  unser 
Mitglied 

Herr  Bautechniker  P.Jos.  Bock. 

In  dem  Verstorbenen  verlieren  wir  einen  treuen  Kollegen, 
dessen  Andenken  wir  in  Ehren  halten  werden. 

Technischer  Verein  Cöln 
I.A.:  B  0  1 1  e  n  ,  Vorsitzender. 


Bezirksverwaltung  Niedersachsen. 

Am  6.  November  verschied  im  34.  Lebensjahr  der  Ver- 
treter der  Einzel mitglieder  des  Bezirks  Hannover 

Herr  Bauassistent  Fritz  Bendeis 

Die  Bezirks-Verwaltung  verliert  in  ihm  ein  eifriges  Mit- 
glied imd  Förderer  der  Interessen  des  Techniker-Standes,  dem 
das  Wohl  seiner  Kollegen  stets  am  Herzen  lag. 

Ehre  seinem  Angedenken! 

Der  Vorstand. 


Nur  für  die  Mitglieder  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 


Wie  in  früheren,  so  sind  wir  auch  in  diesem  Jahre  durch  einen 
größeren  Abschluß  in  der  Lage,  unseren  Mitgliedern  eine  Anzahl 
Bücher  als 

==  Weihnachts- Prämien  == 

anbieten  zu  können.  Wir  bitten,  von  dieser  außerordentlich  günstigen 
Gelegenheit  recht  baldigen  und  ausgiebigen  Gebrauch  zu  machen, 
da  unsere  Vorräte  schnell  geräumt  sein  dürften. 

1.  Fritz  Reuters  Werke.  (Neue  reich-  und  bestillustrierte  Jubiläums- 

Ausgabe  in  zwei  Prachtbänden.  Gesamtpreis  3  M  einschl.  Porto.) 

2.  Arndt.    Hoffmann  von  Fallersleben.   (Jedes  dieser  Werke  in  zwei 

Prachtbänden.    3  IVJ  einschl.  Porto.) 

3.  Jagden  und  Abenteuer  aus  allen  Zonen.    (3  IVl  einschl.  Porto.) 

4.  Götter  und  Heldensagen  der  Germanen.    (3  M  einschl.  Porto.) 


5.  Tausend  und  eine  Nacht.   (Neuausgewälte  Sammlung  der  inter. 

arabischen,  türkischen,  chinesischen  und  indischen  Märchen 
3  M  einschl.  Porto.) 

6.  Dr.  Bock  —  Das  Buch  vom  gesunden  und  kranken  Menschen. 

(600  Seiten  Lexikonformat  und  mehr  als  300  Illustrationen. 
3  IVl  einschl.  Porto.) 

7.  Für  frohe  Kreise.    Ausgabe  1912.    (Musikalbum  der  besten 

neuest.  Schlager,  Opern,  Operetten  usw.  2.50  M  einschl.  Porto.) 

8.  Im  Fluge  durch  die  Welt.    (250  photogr.  Aufnahmen  aus  allen 

5  Erdteilen.    3.50  M  einschl.  Porto.) 

9.  Universal-Handatlas  von  Dr.  A.  Berg.    (52  Haupt-  u.  100  Neben- 

karten.   3.50  M  einschl.  Porto.) 
10.  Das  große  Bisniarckbuch.    (Leben  und  Wirken  des  ersten  Dtscli. 
Reichskanzlers.    810  Seiten  stark,  illustr.  u.  eleg.  geb.  5.50  M 
einschl.  Porto.) 


Alle  Werke  sind  gegen  vorherige  Einsendung  des  Betrages  durch  das  Verbandsbüro,  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.94,  zu  beziehen. 


Deutsche  Techniker-Zeitung 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  48       schriftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  25.  Novcmber  1911 

lahalt:  Die  deutschen  Techniker  -  Die  gebräuchlichen  Schienenschweißverfahren   -  Die  sächsisch-böhmische  Dampfschiffahrtsgesellschaft   -   Wirtschaft  und  Leben  - 
Soziale  Bewegung  —  Standesbewegung  —  Briefkasten  -  Sitzungskalender 


Die  deutschen  Techniker*) 

Sozialpolitische  Ergebnisse  der  Verbandsstatistik 

yon  Privatdozent  Dr.  A.  GÜNTHER. 


Im  Anschluß  an  die  allgemein-soziologischen  Fragen 
des  Technikerstandes  wurde  die  Vorbildung  einer 
um  so  eingehenderen  Untersuchung  gewürdigt,  als  gerade 
dieser  Punkt  den  unmittelbaren  Anlaß  zur  Erhebung  ge- 
boten hatte.  Drei  Gesichtspunkte:  Allgemeine  Vorbil- 
dung, berufliche  Vorbildung  und  Praxis  und  Kosten  dieser 
letzten  geben  die  Gliederung  dieser  Untersuchung,  aus 
der  hier  nur  einige  besondere  wichtige  Ergebnisse  heraus- 
gehoben werden  können,  ab. 

,Was  die  allgemeine  Vorbildung  anbelangt, 
so  schwankt  der  Prozentsatz  der  Techniker,  die  nur 
eine  Vplks-  oder  Bürgerschule  besucht  haben,  in  den  — 
unter  Einbeziehung  der  Selbständigen  mit  und  ohne  tech- 
nische Angestellte  —  acht  Berufsgruppen  zwischen  etwas 
unter  der  Hälfte  und  fast  genau  -/s-  Im  Baugewerbe  ist 
dieser  Satz  der  höchste,  wesentlich  niedriger  in  der  In- 
dustrie, am  niedrigsten  bei  den  Gemeindebamten  und 
den  Selbständigen  mit  technischen  Angestellten.  Es  ist 
natürlich  nicht  möglich,  aus  diesem  Resultat  verallgemei- 
nernde Schlüsse  abzuleiten. 

Die  Angestellten,  welche  das  Einjährigen-Zeugnis  auf 
der  Schule  erworben  haben,  machen  zwischen  Vio  (Bau- 
techniker) und  über  (Selbständige)  aus.  Hier  gilt  das 
eben  Gesagte  gleichermaßen.  Maßgebend  ist,  daß  die 
Abschlußprüfung  an  der  Baugewerkschule  noch  nicht  die 
Einjährigenberechtigung  verleiht,  so  daß  für  die  Mehrzahl 
der  Mittelschultechniker  eine  Möglichkeit,  jene  zu  erlangen, 
nur  in  beschränktem  Maße  besteht.  —  Recht  selten  scheint 
die  Anwendung  des  sog.  „Kunstparagraphen"  zu  sein,  nur 
22  Techniker  haben  ihm  die  Einjährigen-Berechtigung  zu 
verdanken. 

Viel  wichtiger  ist  für  unsere  Zwecke  die  fachliche 
Ausbildung,  die  118  Fälle  von  Hochschulstudium,  das 
zumeist  in  der  Eigenschaft  des  Hospitanten  oder  Gastteil- 
nehmers erfolgte,  treten  allerdings  gegenüber  dem  F  a  c  h  - 
Schulunterricht  zurück,  bezeugen  aber  immerhin 
ein  reges  Streben,  erworbene  Kenntnisse  weiter  zu  ver- 
tiefen. Im  Mittelpunkt  steht  die  Baugewerkschule 
bezw.  für  Industrietechniker  ihre  maschinentech- 
nische Abteilung.  Fast  aller  Bautechniker,  -/^ 
bis  V?  der  Staats-  und  Qemeindeangestellten  und  -Beamten, 
V2  bis  2/3  der  Selbständigen,  aber  weniger  als  Vi  der 
Industrietechniker  sind  durch  sie  hindurchgegangen.  Bei 
diesen  letzten  überwiegt  das  Technikum  mit  über  Vs  der 
Fälle  und  die  Maschinenbauschule  mit  fast  V*,  daneben 
sind  sehr  zahlreiche  Spezialschulen  besucht  worden.  Der 

")  Fortsetzung  aus  Heft  -17. 


Selbstunterricht  findet  sich  selten  (von  der  Gesamtheit 
2,660/0). 

Prüfungen  kommen  sehr  mannigfache  in  Betraclit. 
Eine  fachliche  Abschlußprüfung  irgendwelcher  Art 
bestanden  nicht  viel  weniger  als  */5  der  Gesamtzahl, 
gewiß  ein  sehr  gutes  Ergebnis.  Im  einzelnen  kommen 
Meisterprüfungen,  zahlreiche  Spezialexamen,  sowie  recht 
häufig  (bei  227  Technikern)  die  sächsische  Baumeister- 
prüfung in  Frage. 

Im  Zusammenhang  damit  steht  der  erlernte  Beruf. 
Es  haben  als  Schlosser  12,77o/o,  als  Maschinenbauer  und 
Schlosser  10,13o/o,  als  Maurer  39,99o/o,  als  Zimmerer  16,64"o 
gelernt.  Die  imeisten  übrigen  entfallen  auf  Spezialbranchen 
des  Maschinenbaues  und  des  Baugewerbes  (insbes.  Stein- 
metzen, Landmesser).  Besonders  wichtig  ist  es,  fest- 
zuhalten, daß  diese  praktische  Schulung  der  jungen  Tech- 
niker vielfach  zugleich  eine  sozialpolitische  Schulung 
in  sich  schließt,  viele  waren  während  ihrer  Lehrzeit  in 
den  Arbeiter-Gewerkschaften  organisiert. 

Noch  interessiert  die  Zahl  der  zurückgelegten  Se- 
mester, die  für  die  wichtigsten  Schulen  im  einzelnen 
nachgewiesen  wurde.  Der  viersemestrige  Schulbesuch  ist 
in  fast  Vö  der  Fälle  vertreten. 

Anschließend  wurde  noch  die  Kostenfrage  be- 
handelt. Leider  sind  hier  die  Auskünfte  recht  lückenhaft, 
im  allgemeinen  zeigen  sie  doch,  daß  man  diese  Kosten 
bisher  (wohl  auch  auf  Grund  der  Jäckelschen  Statistik) 
zu  unterschätzen  geneigt  war.  Soweit  Angaben  vorliegen, 
hatten  der  Techniker  mit  Kosten  für  die  praktische 
Erlernung  ihres  Berufes  zu  rechnen;  Vi  der  bekannten 
Fälle  bleiben  unter  500  M,  12 0/0  zwischen  500  und  1000  M, 
I60/0  zwischen  1000  und  3000  M.  Nicht  selten  sind  An- 
gaben noch  weit  höherer  Kosten,  indessen  muß  man  hier 
immerhin  mit  gelegentlichen  Mißverständnissen  rechnen, 
so  daß  diese  Fälle  wohl  besser  ausscheiden. 

Im  übrigen  leitet  gerade  dieser  Punkt,  der  einen  Bei- 
trag zu  den  Gestehungskosten  der  Ware  Ar- 
beit im  Technikerstand  bildet,  von  selbst  zu  jenem 
großen  Problem  über,  das  als  Einkommensfrage 
den  Zentralpunkt  aller  sozialstatistischen  und  sozialpoli- 
tischen Studien  über  eine  Arbeitnehmerschicht  zu  bilden 
und  uns  nun  in  den  Ergebnissen  dieser  Erhebung 
näher  zu  beschäftigen  hat. 

//.  Das  Einkominensproblem. 

Vor  allem  gilt  es  zu  prüfen,  ob  die  in  der  Volkswirt- 
schaftslehre heute  wohl  allgemein  anerkannten  Preis- 


754 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  48 


bestimmungsgründe  für  die  Arbeit  auch  hier  zu- 
treffen oder  aber  ob  jene  Verfechter  eines  patriarchalischen 
Herrschaftsprinzips  Recht  behalten,  die  den  Entgelt  durch 
eine  künstlich-autonome  Lohnpolitik  festgestellt  sehen 
wollen.  Es  muß  ausgesprochen  werden,  daß  vieles,  was 
uns  von  den  Anfängen  der  sozialen  Arbeiterfrage 
wohl  bekannt  ist,  in  der  Angestellten  frage  neu  und 
doch  wesensgleich  zum  Leben  erwacht.  Was  Lasaile  als 
ehernes  Lohngesetz  prägte:  Die  Bedingtheit  des  Lohnes 
diaxh  das  Existenzminimum,  für  die  gelernte  Arbeiter- 
schaft ist  es  zum  guten  Teile  —  gleichmäßig  dank  der  ge- 
werkschaftlichen Organisationen  und  dank  der  sozialen  Ge- 
setzgebung —  ausgeschaltet  oder  wenigstens  gemildert. 
,Wie  steht  es  um  den  Techniker?  Manche  Anzeichen 
deuten  darauf  hin,  daß  ein  oft  grenzenloses  Angebot  den 
Arbeitsmarkt  verdorben  und  daß  die  Unternehmungen  viel- 
fach rücksichts-  und  vorbedachtlos  sich  die  für  sie  gün- 
stigen Marktverhältnisse  zu  Nutze  gemacht  haben. 

Das  Einkommen  hängt  nun  nicht  allein  von  wirt- 
schaftlichen Faktoren,  sondern  auch  von  biologischen  und 
schließlich  psychologischen  ab.  Es  liegt  auf  der  Hand, 
daß  Alter  (Berufsalter),  vielleicht  der  Eami'ienr.tand,  daß 
schließlich  auch  die  größere  oder  geringere  Bedürfnis- 
losigkeit bei  der  Gestaltung  des  Einkommens  in  die  Wag- 
schale fallen  kann.  Dabei  spielt  dann  die  Stellung  im 
Berufe,  die  Länge  der  Arbeitszeit,  die  geographische  Lage 
des  Bezirks  (ob  Industriebezirk,  ob  zahlreiche  Schulen  das 
Angebot  mehren  usw.),  nicht  zum  wenigsten  die  Größe 
des  Ortes  eine  Rolle.  Auf  keinem  Gebiet  wird  man  sich 
mehr  vor  falschen  Verallgemeinerungen  zu  hüten  haben 
als  hier.  All  diese  Besonderheiten,  die  durch  solche  in 
der  Person  des  einzelnen  begründete,  rein  individuelle 
gelegentlich  noch  vermehrt  werden  können,  dürfen  nun 
aber  über  die  eine  so  sehr  v/ichtige  Tatsache  nicht  hinweg- 
täuschen, daß  im  großen  und  ganzen  die  Einkommens- 
verhältnisse der  technischen  Angestellten  durch  einen  t'.ef- 
greifenden  Nivellierungsprozeß  bestimmt  werden, 
der  wohl  stärker  als  alle  die  genannten  Kausalreihen  wirkt 
und  der  letzten  Endes  gleichmäßig  in  dem  Ueberangebot 
der  Arbeitskräfte  und  in  den  betriebstechnischen  Eigen- 
arten der  Arbeitsteilung  und  Spezialisierung  gründet.  Im 
Baugewerbe  mit  seiner  weniger  großgewei  blichen  Struktur 
mag  das  erstere,  in  der  Industrie  das  letzte  Moment 
stärker  zu  betonen  sein.  Haben  Arbeitsteilung  und 
Spezialisierung  (von  Ausnahmen  abgesehen)  zuerst 
beim  ungelernten  Arbeiter  begonnen,  um  sich  dann  der 
gelernten  Arbeiterschaft  zu  bemächtigen,  heute  haben  sie 
auf  die  Angestelllenkreise  (auch  die  kaufmännischen)  über- 
gegriffen. Jene  oben  erwähnte  bedeutsame  Verschie- 
bung in  dem  zahlenmäßigen  Verhältnis  von  Angestell- 
ten und  Arbeiter,  die  durch  die  Berufs-  und  Betriebs- 
zählungen erwiesen  wird  und  für  1Q07  gegenüber  1882 
fast  eine  Vervierfachung  der  auf  die  gleiche  Anzahl  Ar- 
beiter treffenden  Zahl  von  Angestellten  bedeutet,  —  sie 
ist  eines  der  äußerlichen,  zahlenmäßig  erfaßbaren  Symp- 
tome dieses  Prozesses;  ein  Blick  in  die  Kontore  und 
Bureaus  der  großen  Unternehmungen  zeigt  dasselbe  Bild. 

Von  den  bisherigen  Ermittlungen  über  das  Einkommen 
im  Technikerstande  waren  jene  des  Bureaus  für  Sozial- 
politik (Jäckel)  und  jene  des  Deutschen  Techniker-Ver- 
bandes 1Q07  auf  bestimmte  Kategorien  beschränkt:  In 
beiden  Fällen  handelte  es  sich  um  die  Industrie,  in  ersterem 
trat  noch  eine  Beschränkung  auf  Qroß-Berlin  ein,  für  das 
allerdings  ein  sehr  wertvolles,  erschöpfendes  Ergebnis  er- 
zielt wurde.  Zwei  andere  Erhebungen,  wiederum  des 
Techniker-Verbandes,  dann  des  Reichsamts  des  Innern 
liegen  nun  fast  ein  Jahrzehnt  zurück  (1903),  beide  würdigen 
das  Einkommensproblem  auch  nur  im  allgemeinen.  Trotz- 


dem ist  in  vorliegender  Arbeit  wiederholt  zu  Vergleichs- 
zwecken auf  die  —  wie  vornehmlich  auch  auf  die  erst- 
genannten Statistiken  —  zurückgegriffen,  es  ist  aber  auch 
der  Vorbehalt  nicht  vergessen  worden,  daß  solche  Ver- 
gleiche, da  es  sich  ja  nicht  um  dieselben  sozialen  Massen 
handelt,  nur  sehr  bedingt  Wert  haben. 

Gewisse  Gleichmäßigkeiten  sind  immerhin  vorhanden, 
wenn  auch  sehr  zahlreiche  Verschiedenheiten  in  der  Ent- 
wicklung der  Reihen  den  gemachten  Vorbehalt  sehr  nach- 
drücklich unterstreichen  lassen.  Vielleicht  kann  man  nega- 
tiv wenigstens  sagen,  daß  von  einer  mcfi^üchen  Verbesse- 
rung in  den  Einkommensverhältnissen  seit  1903  nicht  wohl 
die  Rede  sein  kann. 

Einkommen,*)  Alter  und  Familienstand 
wai-  die  erste  Kombination,  die  durchgeführt  wurde,  wobei 
allerdings  zeitweilig  eine  Beschränkung  auf  die  Privat-, 
angestellten  des  Baugewerbes  und  der  Industrie  eintrat. 
Wir  rekapitulieren  hier,  daß  der  größte  Bruchteil  der  16- 
bis  25-jährigen  Bautechniker  (2/5)  zwischen  1200  und  1800M' 
verdient,  daß  dieselben  -  5  der  25-  bis  30-Jährigen  in  die 
Klasse  1800  bis  2100  M  eingerückt  sind,  daß  ferner  die 
30-  bis  35-Jährigen  zu  nahezu  je  Vio  bei  800  bis  2400  und 
2400  bis  3000  M  anzutreffen  sind.  Entsprechend  drängt 
sich  das  Hauptkontingent  der  35  bis  40  und  40  bis 
50  Jahre  alten  bei  2400  bis  3000  bezw.  3000  bis  3600  M 
zusammen.  Sehr  bezeichnend  ist  der  Rückgang  bei  dem 
Alter  über  50  Jahre,  wo  relativ  die  meisten  nur  1800  bis 
2400  M  einnehmen.  Gemäß  sind  auch  die  höheren  Gehalts- 
klassen nicht  schlecht  besetzt,  aber  auf  die  unteren  Stufen 
bis  einschließlich  2400  M  entfallen  fast  44oo,  und  dieser 
hohe  Bruchteil  wird  nur  noch  von  den  beiden  jüngsten 
Altersklassen  übertroffen. 

Die  Lage  der  Industrietechniker  ist  günstiger.  Aller- 
dings verweilt  das  Alter  von  unter  25  Jahren  ebenfalls 
zum  größten  Teil  in  den  Klassen  1200  bis  1800  M  und 
bei  den  25-  bis  30-Jährigen  herrschen  annähernd  ähn- 
liche Verhältnisse  wie  im  Baugewerbe,  aber  die  Besetzung 
der  2400-  bis  3000-M-Klasse  durch  die  30-  bis  35-Jährigen 
ist  weit  stärker  und  ein  gleiches  gilt  für  die  35-  bis  40- 
Jährigen  und  die  Klasse  3000  bis  3600  M.  Ferner  ist 
der  Prozentsatz  der  schlechten  Einkommen  bei  den  älteren 
Technikern  wesentlich  geringer. 

Im  ganzen  kann  man  nach  diesen  sehr  allgemein  ge- 
haltenen Zahlen  wohl  ein  steigendes  Einkommen  mit 
steigendem  Alter  annehmen,  aber  nur  innerhalb  der  omi- 
nösen Altersgrenze,  die  für  den  technischen  Angestellten- 
stand bei  50  Jahren  liegen  mag. 

Es  sei  gleich  in  diesem  Zusammenhang  der  Be- 
ziehungen zwischen  Gehalt**)  und  Berufsalter  gedacht, 
die  sich  in  der  gleichen  Richtung  bewegen  müssen,  immer- 
hin aber  deshalb  besonders  hervorzuheben  sind,  weil  das 
Berufsaher  kein  feststehender,  sondern  ein  im  Laufe  der 
Jahre  schwankender  Faktor  ist.  Es  sei  hier  der  aus- 
drücklichen, im  I.  Teil  der  Arbeit  niedergelegten  Wahr- 
nehmung gedacht,  daß  —  jedenfalls  infolge  der  immer 
steigenden  Anforderungen  an  die  theoretische  und  prak- 
tische Ausbildung  —  der  Eintritt  in  die  erste  bezahlte 
Stellung  immer  weiter  hinausgeschoben  wird,  was  natürlich 
mit  einer  Steigerung  der  „Produktionskosten  der  Arbeit" 
Hand  in  Hand  geht.  Ein  Resümee  aus  dem  Abschnitt 
„Berufsalter  und  Gehalt"  wird  vielleicht  zweck- 


*)  Hierauf  müssen  wir  uns  hier  beschränken.  Für  die  Frage 
des  Anfangsgehalts  ist  der  einschlägige  Abschnitt  der 
Arbeit  selbst  heranzuziehen. 

**)  Aus  Erwägungen,  die  in  dem  betreffenden  Abschnitt 
näher  bezeichnet  sind,  wurde  für  diese  Gegenüberstellung  nicht 
das  Einkommen,  sondern  das  Gehalt  gewählt. 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


755 


mäßig  die  Bewegung  der  „mittleren"  Gehälter  zwischen  100 
und  200  M,  der  „besseren"  zwischen  200  und  300  und  der 
guten"  über  300  M  durch  die  Berufsalters-Jahrgänge  zii- 
rückverfolgen.  Dabei  soll  eine  Beschränkung  auf  die 
gleichmäßigeren  Verhältnisse  in  der  Industrie  erfolgen. 
Bis  zum  dritten  Berufsjahr  zurück  steigen  die  Prozent- 
sätze der  als  „bessere"  bezeichneten  Gehaltsklassen 
(\-on  54  auf  92o/o,  von  6,6  auf  7,5%).  Die  Zunahme  der 
,, besseren"  Gehälter  bleibt  dann  konstant  bis  zum  10.  Be- 
rufsjahr, von  hier  nach  rückwärts  sind  die  Berufsjahre 
zu  Gruppen  von  je  fünf  zusammengefaßt;  nachdem  für 
das  11.  bis  15.  Berufsjahr  noch  eine  Verbesserung  der 
Zahl  der  besseren  Gehälter  wahrzunehmen  war,  die  mit  fast 
Vio  ihren  höchsten  Stand  erreichte,  sinkt  vom  16.  bis  25.  Be- 
rufsjahre der  Satz  dieser  Gehaltsstufe  bis  58o/o  herab. 
Die  Verhältnisse  der  nächstzurückliegenden  fünf  Jahre  sind 
anscheinend  vereinzelter  Natur  (der  Prozentsatz  der  besse- 
ren Gehälter  sinkt  bis  17o/o),  während  die  noch  weiter 
zurückliegenden  Jahre  Vs  bis  der  jeweiligen  Gesamt- 
zahl verzeichnen. 

Demgegenüber  sinkt  nach  dem  dritten  Berufsjahr  die 
Skala  der  „mittleren"  Gehälter  von  100  bis  200  M,  die 
schlechten,  unter  100  M,  müssen  hier,  weil  weniger  typisch, 
ausscheiden.  Dieses  Herabgehen,  das  mit  weniger  als  5o,o 
beim  20.  bis  25.  Berufsjahr  den  Tiefstand  erreicht,  endet 
dann  plötzlich  in  den  noch  weiter  zurückliegenden  Be- 
rufsjahren. Wenn  wir  die  25  o/o,  welche  diese  mittleren"  — 
besser  gesagt  geringen  —  Gehälter  bei  den  ältesten 
Jahrgängen  erreichen,  auch  als  eine  infolge  zu  kleiner 
Zahlen  nicht  charakteristische  Ausnahmeerscheinung  be- 
trachten, so  muß  es  doch  auffallen,  daß  10  bis  12o/o  der 
Techniker,  die  seit  1870/85  in  der  Industrie  stehen,  weniger 


als  200  M  Gehalt  haben.  Jene  äußerst  bedenkliche  Alters- 
grenze begegnet  uns  wieder. 

Die  „guten"  Gehälter  endhch  über  300  M  sind  erst 
vom  vierten  Berufs  jähr  an  (hier  in  Stärke  von  2,2  o/o)  an- 
zutreffen. Mit  geringen  Schwankungen  steigt  der  Bruch- 
teil zwar,  aber  doch  so  langsam,  daß  erst  vom  10.  Berufs- 
jahr rückwärts  mehr  als  10 o/o  ider  Industrieangestellten  über 
diesen  Gehalt  verfügen.  Vom  15.  Berufs  jähr  an  steigt 
die  Zahl  rasch  auf  Vi  und  über  Vs-  die  Verhältnisse  der 
1880/81  in  Praxis  Getretenen  —  fast  V4  haben  hier  einen 
Gehalt  von  über  300  M  —  sind  ebenso  wenig  typisch 
w'ie  die  oben  angeführten  Fälle.  Die  ältesten  Jahrgänge, 
über  1869  hinaus,  zeigen  gute  Gehälter  wieder  in  Vi 
der  Fälle. 

Damit  ist  allerdings  das  Steigen  des  Gehaltes  mit 
dem  Berufsalter  dargetan.  Die  Entwicklung  ist  aber  nicht 
selten  unterbrochen  oder  jedenfalls  verlangsamt,  so  daß 
von  einer  Stetigkeit  wohl  nicht  gesprochen  werden 
kann.  In  noch  geringeren  iVlaßen  trifft  dies  für  das 
Baugewerbe  zu.  — 

Zum  Thema:  F  a  m  i  I  i  e  n  s  t  a  n  d  und  Einkommen 
bezw.  Gehalt  mögen  hier  einige  gleichfalls  zusammen- 
fassende Bemerkungen  folgen.  Das  Einkommen  zwischen 
2400  bis  2700  M  läßt  im  Baugewerbe  die  Zahl  der  Ver- 
heirateten zum  ersten  Male  von  der  Zahl  der  Ledigen 
erreicht  werden.  In  der  Industrie  tritt  die  gleiche  Ver- 
schiebung im  Verhältnis  von  Ledigen  und  Verheirateten 
schon  eine  Einkommenklasse  früher,  also  bei  2100  bis 
2400  M,  ein  und  zwar  übertrifft  hier  bereits  die  Zahl  der 
Verheirateten  die  der  Ledigen.  Zusammengenommen  mit 
anderen  Momenten  tut  dies  gewiß  die  günstigere  Situation 
in  der  Industrie  dar.  (Fortsetzung  folgt). 


Die  gebräuchlichen  Schienenschweißverfahren 

Von  Dipl.-Ing.  FEURER,  Frankfurt  a.  M. 
(Schluß.) 


Ein  weiteres  Verfahren,  das  neben  dem  Goldschmidt- 
schen  für  die  Schweißung  von  Schienen  noch  inbetracht 
kommt,  ist  das  „elektrischeSchweiß  verfahre  n", 
wie  es  zurzeit  von  der  Accumulatoren-Fabrik,  Aktiengesell- 
schaft, Abteilung  für  elektrische  Schienenschweißung,  Ber- 
lin, angewendet  wird.  Man  unterscheidet  wieder  zwei 
Unterverfahren  und  zwar  die  Widerstandsschweißung  und 
die  Lichtbogenschweißung.  Von  praktischer  Bedeutung 
ist  jedoch  nur  die  Lichtbogenschweißung,  wie  sie  seit  dem 
Jahre  1Q04  von  obengenannter  Firma  bei  Schienenschweiß- 
ungen  ausgeführt  wird,  da  mit  der  Widerstandsschweißung 
keine  befriedigenden  Resultate  erzielt  wurden. 

Bevor  auf  das  eigentliche  Anwendungsverfahren  näher 
eingegangen  wird,  sei  [zunächst  das  Prinzip  der  Lichtbogen- 
schweißung tnit  Hilfe  eines  allgemein  bekannten  Vorgangs 
näher  erläutert.  Bringt  iman  in  den  Schließungskreis  eines 
elektrischen  Stromes  zwei  Kohlenstäbe  miteinander  in  Ver- 
bindung, so  erwärmen  sie  sich  an  der  Berührungsstelle. 
Bei  genügend  hoher  Spannung  und  daraus  hervorgerufener 
großer  Stromstärke  steigt  die  Temperatur  bis  zur  Weiß- 
glühhitze, wodurch  eine  lebhafte  Lichtentwickelung  statt- 
findet. Entfernt  man  nun  die  beiden  Stäbe  voneinander, 
so  wird  die  Lichtwirkung  stärker,  indem  sich  zwischen 
denselben  eine  leuchtende  Brücke,  der  sogenannte  Licht- 
bogen bildet,  eine  Erscheinung,  die  ihre  praktische  An- 


wendung in  der  Bogenlampe  gefunden  hat.  Dieser 
elektrische  Lichtbogen  ist  nichts  anderes  als  ein  Strom 
glühender  Kohledämpfe,  welche  den  Uebergang  des  elek- 
trischen Stromes  von  einer  Kohle  zur  anderen  vermitteln 
und  einen  kontinuierlichen  Funkenstrom  von  intensivem 
Glänze  bilden.  Die  Temperatur  des  Lichtbogens  ist  dem- 
nach eine  so  enorm  hohe,  (ca.  3500*)  C),  daß  sich  die 
Kohle  verflüchtigt. 

Ersetzt  man  nun  den  einen  Kohlenstab  durch  ein  zu 
schweißendes  Werkstück,  so  ist  man  imstande,  zwischen 
diesern  als  dem  einen  Pol  und  dem  Kohlenstift  als  dem 
anderen  Pol  einen  Lichtbogen  zu  erzeugen.  Infolge  der 
enorm  hohen  Temperatur  schmilzt  naturgemäß  das  Eisen 
an  der  von  dem  Lichtbogen  getroffenen  Fläche  schon 
nach  sehr  kurzer  Zeit.  Durch  geschickte  Handhabung 
des  Lichtbogens  wird  gleichzeitig  mit  dem  Schmelzen  des 
Werkstücks  auch  die  entsprechende  Fläche  des  anzu- 
schweißenden Metallstücks  flüssig  gemacht  und  so  mit 
dem  geschmolzenen  Material  des  Werkstücks  durch  Zusatz 
und  Niederschmelzen  weiteren  Materials  in  innigste  Ver- 
bindung gebracht.  In  WirkHchkeit  werden  also  die  zu 
verbindenden  Metallstücke,  in  diesem  Falle  die  beiden 
aneinanderstoßenden  Schienen  nicht  in  dem  sonst  üblichen 
Sinne  zusammengeschweißt,  sondern  zusammengeschmol- 


Abb.  7 


zen.  ITokale  Verbrennungen  des  Materials  kommen  wegen 
der  ausreichenden  Wärmeableitung  nicht  vor. 

Wie  allgemein  bekannt  sein  dürfte,  bildet  sich  bei  der 
Gleichstrombogenlampe  an  der  positiven  Kohle  eine  krater- 
förmigc  Vertiefung,  während  sich  die  negative  zuspitzt. 
Diese  Erscheinung  hat  man  bei  der  elektrischen  Schweißung 
insofern  praktisch  verwertet,  daß  man  den  Kohlenstab 
mit  dem  negativen  Pol,  den  Schienenkopf  hingegen  mit 
dem  positiven  Pol  verbindet,  wodurch  eine  wesentlich 
bessere  Schmelzung  des  Eisens  erreicht  wird  wie  bei  um- 
gekehrter Anordnung  der  beiden  Pole. 

Die  zur  Lichtbogenbildung  erforderliche  Energie  wird 
durch  einen  50  P.  S.  Rosenberg-Dynamo  in  einem  Spezial- 
wagen  erzeugt.  Die  heute  übliche  zur  Schweißung  ver- 
wendete Stromstärke  beträgt  bei  60  Volt  Betriebsspannung 
rund  400  Ampere,  wobei  die  erreichte  Verflüssigungstiefc 
etwa  2  mm  beträgt.  Die  durch  obige  Stromstärke  ent- 
wickelte Wärmemenge  beträgt  pro  Sekunde  etwa  5,8  Kilo- 
grammkalorien, d.  h.  eine  Wärmemenge,  die  in  der  Minute 
etwa  9  kg  Eisen  zum  Schmelzen  bringen  würde.  Je  nach 
den  örtlichen  Verhältnissen  ist  der  Antrieb  der  Dynamo- 
maschine ein  verschiedener.  Steht  Strom  aus  der  Ober- 
leitung zur  Verfügung,  was  wohl  meistens  der  Fall  sein 
wird,  so  wird  die  Dynamo  direkt  mit  einem  Nebenschluß- 
motor für  500  bis  600  Volt  Betriebsspannung  gekuppelt. 
Andernfalls  wird  ein  schneilaufender,  mehrzylindrischer 
Explosionsmotor,  ebenfalls  in  direkter  Kuppelung  ver- 
wendet. 

Einzelne  Mißstände,  die  sich  anfangs  bei  der  direkten 
Stromentnahme  aus  der  Straßenbahnleitung  geltend 
machten,  sind  durch  die  Wirkungsweise  der  Rosenberg- 
Dynamo  vollständig  beseitigt,  wodurch  auch  die  früher  auf 
einem  besonderen  Wagen  mitgeführte  und  zur  Maschine 
parallel  gekuppelte  Akkumulatorenbatterie  gänzlich  in  Weg- 
fall kam.    Durch  die  Berührung  der  Kohle  mit  dem  Werk- 


stück zur  Erzeugung  des  Lichtbogens,  sowie  die  ver- 
schiedenartige Längen  und  das  öftere  Abreißen  des  letzteren 
entstanden  nämlich  bei  konstanter  Klemmspannung  ganz 
bedeutende  Schwankungen  in  der  Stromstärke,  die  sowohl 
am  Transformerapparat  wie  auch  im  Netz  sehr  lästig  emp- 
funden wurden  und  zu  deren  Beseitigung  die  Vorschaltung 
von  Widerständen,  Einschalten  von  Schmelzsicherungen 
usw.  erforderlich  wurden.  Allen  diesen  Unzuträglichkeiten 
wurde  durch  Einführung  obiger  Dynamokonstruktion  be- 
gegnet, wodurch  die  ganze  Anlage  an  Einfachheit  und 
Uebersichtlichkeit  wesentlich  gewonnen  hat. 

Zur  Charakteristik  der  Rosenberg-Dynamo  sei  bemerkt, 
daß  mit  Hilfe  der  vorgesehenen  Kurzschlußbürsten  bei 
plötzlich  ansteigender  Stromstärke  ein  starker  Abfall  der 
Spannung  erreicht  wird.  Die  Leistung  der  Maschine  sinkt 
dann  momentan  noch  erheblich  unter  den  Normalwert 
und  entlastet  den  Antriebmotor.  Selbst  ein  Kurzschluß 
ist  für  Transformer  und  Netz  gänzlich  gefahrlos. 

Bei  der  Ausführung  von  Schweißungen  wird  im  all- 
gemeinen wechselseitig  in  !zwei  Kolonnen  gearbeitet.  Wäh- 
rend der  gleisspurige  Arbeitswagen  nachgeführt  wird, 
rücken  zwei  mit  dem  Schaltbrett  durch  Kabel  verbundene 
Schweißzelte  auf  der  Strecke  vor.  Geht  die  Mannschaft 
mit  dem  einen  Zelt  voran  und  bereitet  ihre  Arbeit  vor, 
so  schweißt  die  Mannschaft  in  dem  anderen  und  umgekehrt. 
(Siehe  Abb.  7.) 

Die  Bildung  einer  Schweißstelle  selbst  geschieht  in 
wenigen  Minuten.  Einer  der  beiden  Arbeiter  zieht  mit 
einer  verhältnismäßig  dünnen  und  schließlich  ganz  in  helle 
Rotglut  geratene  Kohle  an  der  Schweißstelle  einen  Licht- 
bogen und  bringt  die  zu  schweißenden  Flächen  in  Fluß, 
während  durch  den  anderen  Arbeiter  das  erforderliche 
Zusatzmaterial  in  Form  kleiner  Stahlstücke  oder  in  Form 
allmählich  vorgeschobener  Stangen,  die  lötzinnähniich  ab- 
schmelzen, beigegeben  wird.    Die  Arbeiter  sind  hierbei 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


757 


Abb.  8 


durch  Blenden  mit  rotem  Glaseinsatz  gegen  das  blendende 
Licht  und  die  für  die  Augen  höchst  schädlichen  ultra- 
violetten Strahlen  geschützt.    (Siehe  Abb.  8  u.  9.) 

Hinsichtlich  der  Form  und  Ausführung  unterscheidet 
man  zwei  Arten,  nämlich  die  Stumpfschweißung  und  die 
Laschenschweißung.  Die  Laschenschweißung  empfiehlt 
sich  besonders  bei  bereits  verlegten  und  mit  Laschen 
versehenen  Schienen,  während  bei  Verlegung  von  neuen 
Gleisen  zweckmäßiger  die  Stumpfschweißung  zur  An- 
wendung gelangt,  da  die  Beschaffung  neuer  Laschen 
die  Kosten  erheblich  vergrößern  würde. 

Die  „Stumpfschweißung"  von  Schienen  geschieht  der- 
art, daß  Kopf  und  Fuß  getrennt  für  sich  miteinander 
verschweißt  werden,  während  der  Steg  nicht  verschweißt 
wird.  Im  besonderen  gestaltet  sich  die  Ausführung  der 
Schweißung  folgendermaßen:  Um  das  Ablaufen  des  ver- 
flüssigten oder  neu  hinzugefügten  Materials  zu  verhindern, 
werden  zunächst  rechts  und  links  des  Schrenenkopfs 
Formen  aus  Temperguß  angelegt  und  durch  passend  be- 
lastete Hebelklinken  in  ihrer  Stellung  festgehalten.  (Siehe 
Abb.  10.)  Nunmehr  wird  der  Schienenkopf  mittels  des  Licht- 
bogens bis  zum  Steg  durchgeschmolzen,  wobei  das  ab- 
fHeßende  Material  in  den  unteren  Teil  der  Form  fließt, 
und  dann  beginnt  das  Zuschmelzen  des  vorher  aus- 
geschmolzenen Zwischenraums  unter  vorsichtigem  Zusatz 
von  neuem  Material.  '  Das  Stück  wird  völlig  homogen, 
da  etwa  während  der  Schweißung  sich  bildende  Schlacken 
infolge  ihres  geringen  spezifischen  Gewichts  nach  oben 
schwimmen  und  dann  ebenso  wie  der  durch  den  Hohl- 
raum der  angesetzten  Form  gebildete  Wulst  durch  die 
Schleifmaschine  beseitigt  werden.  Das  zugefügte  Neu- 
material wird  so  ausgewählt  bezw.  durch  direkten  Zusatz 


von  Kohle  zum  geschmolzenen  Eisen  so  hergerichtet,  daß 
es  nach  vollendeter  Schweißung  in  Härte  und  Elastizität 
dem  Material-  des  Schienenkopfes  vollkommen  entspricht, 
wie  die  vorgenommenen  Härteproben  an  den  Schweiß- 
stellen mittels  des  Kugelsprungapparates  ergeben.  Freilich 
war  hierzu  auch  längeres  Studium  und  eine  Reihe  von 
Versuchen  nötig,  um  diese  günstigen  Erfolge  zu  erzielen. 
Um  ein  Zuschmelzen  der  Schienenrille  zu  vermeiden,  wird 
vorher  in  dieselbe  ein  Kohlestück  eingelegt. 

In  ähnlicher  Weise  geht,  wie  aus  Abb.  10  ersichtlich, 
die  Schweißung  des  Schienenfußes  vor  sich,  wobei  unter 


Abb.  9. 


758 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1011 


Heft  48 


Abb.  10 

den  Fuß  eine  Platte  gelegt  wird,  die  mit  der  Schiene 
zusammengeschweißt  wird.  Durch  die  angeschweißte 
Platte  wird  der  Querschnitt  am  Stoß  wesentlich  ver- 
größert und  bildet  so  eine  bedeutende  Verstärkung  der 
Schweißstelle. 

Wie  schon  oben  gesagt,  handelt  es  sich  bei  der 
„Laschenschweißung"  hauptsächlich  um  die  Schweißung 
von  bereits  verlegten  und  schon  mit  Laschen  versehenen 
Stößen.  Ausnahmsweise  wird  die  Laschenschweißung  auch 
bei  der  Verlegung  neuer  Gleise  angewendet,  sofern  alte 
und  bereits  gebrauchte  Laschen  vorhanden  sind  und  die 
alsdann  unbedenklich  zur  Schweißung  verwendet  werden 
können.  Die  Laschenschweißung  wird  in  der  Weise  aus- 
geführt, daß  die  beiden  Schienenenden"  mit  den  beiden 
angelaschten  Laschen  an  drei  Stellen  —  in  der  Mitte 
und  den  beiden  Enden  —  verschweißt  werden,  und  zwar 
sowohl  am  Kopfe  wie  am  Fuße,  so  daß  im  ganzen 
12  Schweißstellen  entstehen,  sechs  an  jeder  Lasche.  (Vergl. 
Abb.  11.) 

Durch  diese  große  Zahl  der  Schweißstellen  und  die 
Verwendung  der  Laschen  wird  das  vertikale  Widerstands- 
moment des  Stoßes  ganz  erheblich  erhöht,  ein  Umstand, 
der  für  die  Haltbarkeit  und  Wirtschaftlichkeit  des  Gleises 
von  allergrößter  Bedeutung  ist.  Selbst  wenn  einmal  durch 
Zufall  ein  Bruch  der  Schweißstelle  vorkommen  sollte,  ist 
dies  für  den  Betrieb  nicht  bedenklich,  da  die  Schienen 
immer  noch  durch  die  Laschen  miteinander  verbunden  sind. 


1 

 J_ 

J 


Abb.  IIb 


Abb.  IIa 


Die  Schweißung  von  alten  Stößen  empfiehlt  sich  aucl 
dann  noch,  wenn  die  Stoßenden  schon  ziemlich  auS' 
gefahren  sind.  In  diesem  Falle  wird  der  meistens  ge 
senkte  Stoß  zunächst  durch  eine  geeignete  Hebelvorrich 
tung  angehoben,  mit  Hilfe  von  langen  Kontrollinealer 
wieder  auf  das  alte  Schienenniveau  gebracht  und  unter- 
stopft bezw.  in  irgendeiner  der  sonst  gebräuchlichen  Arter 
unterbettet.  Alsdann  wird  das  ausgefahrene  und  fehlende 
Material  der  Kopfenden  mittels  Lichtbogen  durch  auf 
geschweißtes  Neumaterial  ersetzt.  Um  hierbei  gleichzeitig 
den  Zerreißquerschnitt  zu  erhöhen,  erhält  jeder  Stoß  eint 
U-förmige,  um  den  Schienenfuß  gelegte  und  mit  diesen 
verschweißte  Unterlagsplatte. 

Sind  die  alten  Stöße  auf  eine  größere  Länge  als 
20  cm  ausgefahren,  so  wird  ein  anderes  Verfahren  an 
gewendet.  In  solchen  Fällen  wird  der  Stoß  auf  die  ganze 
beschädigte  oder  ausgefahrene  Länge  mittels  einer  Kalt- 
säge mit  zwei  Sägeblättern  ausgeschnitten  (vgl.  Abb.  12) 
deren  Antrieb  durch  einen  direkt  an  der  Maschine  an 
gebrachten  Elektromotor  erfolgt,  dessen  Strom  von  dei 
Oberleitung  entnommen  wird.  Beide  Sägeblätter  werden 
mit  derselben  Tourenzahl  von  demselben  Elektromotor 
aus  angetrieben  und  es  werden  absolut  saubere  und  exakte 
Schnittflächen  erzeugt.  Während  jedoch  die  eine  Säge 
feststeht,  läßt  sich  die  andere  um  genau  meßbare  Längen 
verschieben,  und  zwar  derart,-  daß  die  Bewegung  des 
Blattes  stets  genau  parallel  zu  seiner  Ebene  erfolgt.  Die 
gesamte  Einrichtung  läßt  sich  auf  dem  auszuschneidenden 
Gleis  durch  Flanschräder  verschieben,  deren  Spurweite 
verstellbar  ist.  Die  jeweilige  erwünschte  Stellung  des 
Wagens  wird  vor  der  Arbeit  durch  Spindelklauen  fixiert. 
Mittels  der  Kaltsäge  lassen  sich  Längen  bis  zu  2  m  aus- 
schneiden, was  allen  Anforderungen  der  Praxis  genügt. 
Nach  dem  Herausschneiden  des  ausgefahrenen  Schienen- 
stoßes wird  in  die  Lücke  ein  vorher  geschnittenes  Paß- 
stück eingesetzt  und  die  beiden  neuen  Stücke  verschweißt. 
Man  ist  auf  diese  Weise  imstande,  den  beschädigten  Stoß 
ohne  Herausnahme  der  Schienen  wieder  in  ordnungs- 
mäßigen Zustand  zu  versetzen. 

Bei  ausgefahrenen  Blattstößen  wird  nur  die  Lauf- 
schiene geschweißt,  da  wegen  des  versetzten  Stoßes  die 
Berührungsfläche  beider  Schienen  im  Kopf  selbst  groß 
genug  ist,  um  einen  genügendenHalt  zu  gewährleisten.  Auch 
hier  wird  etwa  ausgefahrenes  Material  durch  Aufschwei- 
ßung von  Neumaterial  ersetzt  und  der  Zerreißquerschnitt 
durch  eine  Unterlagsplatte  bezw.  durch  Anschweißen  der 
Laschen  erhöht. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  noch  die  elektrisch  angetriebene 
Schleifmaschine  erwähnt,  die  dazu  dient,  nach  dem 
Schweißen  sowohl  bei  der  Stumpf-  wie  auch  bei  der 
Laschenschweißung  die  genauere  Bearbeitung  des  Profils 
zu  übernehmen.    Wie  aus  Abb.  13  ersichtlich,  ruht  auf 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


759 


Abb.  12 


einem  der  Spurweite  angepaßten,  fahrbaren  Gesteil  ein 
langes,  sorgfältig  gearbeitetes  Prisma,  an  dem  die  Sclileif- 
vorrichtung  automatisch  hin  und  her  bewegt  wird.  Die 
'Arbeitslänge  beträgt  1  m.  Die  sehr  sorgfältig  hergestell- 
ten Schlittenvorrichtungen  gestatten  dabei  die  Justierung 
der  rasch  umlaufenden  Schmirgelscheiben  nach  allen 
Raumkoordinaten.  Da  sich  die  Scheibe  um  mehrere 
^Vinkelbeträge  neigen  läßt  und  außerdem  sämtliche  Be- 
wegungen mit  Feinregulierung  ausgestattet  sind,  so  kann 
jede  beliebige  Profilform  herausgearbeitet  werden.  Der 
Antrieb  erfolgt  ebenfalls  wie  bei  der  Kaltsäge  elektrisch 
von  der  Oberleitung  aus. 

Diese  JVlaschine  ist  dem  von  Hand  bedienten  Feil- 
hobel weit  überlegen,  da  sie  nicht  nur  exaktere  Arbeit 
liefert,  sondern  auch  in  derselben  Zeit  das  sechs-  bis  acht- 
fache leistet. 

Das  elektrische  Schweißverfahren  hat  nur  den  einen 
Nachteil,  daß  zu  seiner  Ausführung  ein  großer  Maschinen- 
apparat erforderlich  ist  und  nur  ganz  geübte  und  geschulte 
Arbeiter  dabei  verwendet  werden  können;  seine  Anwen- 
dung beschränkt  sich  also  nur  auf  große  Arbeiten.  Dem- 


gegenüber steht  der  Vorteil,  daß  die  Ausführung  jeder 
Eigenart  der  vorzunehmenden  Schweißungen  angepaßt 
werden  kann.  Auch  bei  diesem  Verfahren  waren  jahre- 
lange Versuche  nötig,  um  es  auf  den  heutigen  Stand  zu 
bringen,  und  gerade  die  letzte  Zeit  hat  eine  große  Anzahl 
Verbesserungen  gebracht.  Daß  dabei  besonders  in  den 
ersten  Jahren  manche  Mißerfolge  zu  verzeichnen  waren,  ist 
begreiflich.  Nach  den  Urteilen  der  elektrischen  Bahnver- 
waltungen sind  jedoch  die  Erfolge  bei  den  neueren  elek- 
trischen Schweißungen  recht  befriedigend  und  werden 
zweifellos  in  den  nächsten  Jahren  noch  wesentlich  besser 
werden.  Besonders  die  Ausbesserung  ausgefahrener  Stöße 
mittels  Aufschweißung  ohne  Herausnahme  der  Schienen 
ist  für  die  Qleisunterhaltung  von  ganz  außerordentlicher 
Bedeutung,  falls  sie  sich  auf  die  Dauer  bewährt,  und 
dürfte  diese  Ausführung  ein  besonderes  Anwendungsgebiet 
für  das  elektrische  Schweißverfahren  werden. 

Zum  Schluß  sei  hier  noch  das  „autogene 
S  c  h  vv  e  i  ß  V  e  r  f  a  h  r  e  n"  mittels  der  Azetylen-Sauerstoff- 
Flamme  erwähnt.  Eine  größere  Bedeutung  hat  dieses 
Verfahren  für  die  Schweißung  von  Schienenstößen  bis 
jetzt  nicht  gewonnen,  da  die  bis  jetzt  ausgeführten  Ver- 


Abb.  13 


760 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  48 


suche  größtenteils  nur  Mißerfolge  aufweisen,  indem  die 
mit  den  heute  zur  Verfügung  stehenden  autogenen  Schweiß- 
brennern erzeugte  Wärmemenge  nicht  ausreicht,  richtige 
Verschweißungen  zu  erzeugen.  Seine  Anwendung  dürfte 
sich  höchstens  für  die  Schweißung  solcher  Stöße  emp^ 
fehlen,  die  auf  einer  festen  Betonunterlage  ruhen  und 
außerdem    nur   mit   geringer   Geschwindigkeit  befahren 


werden,  wie  dies  z.  B.  bei  den  Gleisanlagen  innerhalb 
der  Wagenhallen  der  elektrischen  Bahnen  der  Fall  ist. 
Ob  jedoch  dieses  Verfahren  im  Laufe  der  Zeit  durch 
unsere  rastlos  vorwärtsstrebende  Technik  nicht  ebenfalls 
derartige  Verbesserungen  erfährt,  daß  es  ebenfalls  all- 
gemein zu  Schienenschweißungen  Verwendung  findet,  kann 
nur  die  Zukunft  lehren. 


Die  Sächsisch-Böhmische  Dampfschiffahrts-Gesellschaft 

(Zu  ihrem  75  jährigen  Bestehen) 
Von  KARL'  RADUNZ. 


In  unserer  schnellebigen  Zeit  entstehen  zum  Zwecke 
industrieller  und  gewerblicher  Betriebsunternehmungen  tag- 
täglich Aktiengesellschaften  —  und  vergehen  oft  ebenso 
schnell  und  leicht,  wie  sie  entstanden.  Ueber  den  engeren 
Kreis  der  Beteiligten  hinaus  bieten  sie  auch  wenig  Interesse, 
und  nach  einiger  Zeit  kennt  man  ihre  Spuren  bereits  nicht 
mehr.  Daneben  aber  gibt  es  einige  wenige  derartige  Unter- 
nehmungen, die  auf  ein  langes  Bestehen  zurückblicken 
können,  die  gewissermaßen  in  sich  ein  Stück  Geschichte 
verkörpern,  da  meistens  ihre  Geschichte  auch  diejenige 
des  von  ihnen  gepflegten  Zweiges  der  Technik  darstellt. 

Wie  unsere  großen,  überseeischen  Dampfschiffahrts- 
gesellschaften, die  Hamburg-Amerika-Linie  und 
der  Norddeutsche  Lloyd,  sich  rühmen  dürfen,  im 
Laufe  ihres  Bestehens  nicht  unwesentlich  zur  Entwicklung 
der  transatlantischen  Schiffahrt  beigetragen  zu  haben,  so 
hängt  fast  die  ganze  Entwicklung  der  Dampfschiffahrt  auf 
der  oberen  Elbe,  im  sächsischen  und  böhmischen  Gebiet,  zu- 
sammen mit  der  Geschichte  der  Sächsisch-Böhmi- 
schen Dampfschiffahrts  -  Gesellschaft  in 
Dresden.  Den  Spuren  der  letzteren  zu  folgen,  er- 
möglicht daher  auch,  ein  Bild  von  dem  Werdegang  der 
Dampfschiffahrt  auf  der  Oberelbe  und  damit  eines  guten 
Teils  der  deutschen  Binnendampfschilfahrt  zu  geben. 

Wer  Dresden  und  die  sächsische  Schweiz  besucht  hat, 
der  kennt  die  stattlichen,  weißen  Raddampfer,  die  in  an- 
sehnlicher Flotte  den  Schiffsbestand  der  genannten  Gesell- 
schaft bilden  und  alljährlich  Hunderttausenden  von 
Menschen  Gelegenheit  bieten,  in  angenehmer  Fahrt  auf  der 
Elbe  die  Schönheiten  der  dortigen  Gegend  bis  nach  Böhmen 
hinein  kennen  zu  lernen.  So  stattlich  und  zahlreich  diese 
Flotte  heute  ist,  so  bescheiden  war  der  Anfang  dieses 
Dampferverkehrs  zur  Zeit  der  Gründung  der  Gesellschaft 
vor  75  Jahren. 

Allerdings  schon  im  zweiten  Jahrzehnt  des  vorigen 
Jahrhunderts,  nachdem  anderorts  die  Dampfschiffahrt  auf 
Flüssen  sich  eingeführt  hatte,  waren  verschiedene  Pro- 
jekte aufgetaucht,  dieser  auch  auf  der  oberen  Elbe  ein 
Tätigkeitsfeld  zu  erschließen.  Diese  Versuche  hatten  jedoch 
keinen  Erfolg,  da  die  Gesuche  an  die  Regierung  um  Ge- 
währung von  Privilegien  abschlägig  beschieden  wurden. 
Ein  praktisches  Resultat  zeitigten  erst  im  folgenden  Jahr- 
zehnt die  Bemühungen  von  Wilhelm  Calberla,  dem 
Besitzer  einer  Zuckersiederei  in  Dresden.  Diesem  gelang 
es,  im  Winter  1834,35  zum  erstenmale  einen  Heckrad- 
dampfer für  den  Betrieb  auf  der  Elbe  in  Dienst  zu  stellen. 
Derselbe  machte  einige  Fahrten  zwischen  Dresden  und 
Hamburg,  wurde  dann  aber  wegen  mangelnder  Renta- 
bilität wieder  außer  Dienst  gestellt.*) 

*)  Vergl.  meine  Abhandlung :  „DieAnfängederdeut- 
schen  Binnen-Dampfschiffahr  t",  Prometheus, 
XX.  Jahrg.,  S.  265  ff. 


Erst  den  Bemühungen  zweier  Dresdener  Kaufleute, 
Benjamin  Schwenke  und  Friedrich  Lange,  ge- 
lang es  ein  Jahr  darauf,  183Ö,  eine  Gesellschaft  zum  Be- 
trieb der  Dampfschiffahrt  auf  der  Elbe  ins  Leben  zu  rufen. 
Es  ist  die  noch  heute  bestehende  Gesellschaft,  der  das 
frisch  ins  Werk  gesetzte  Unternehmen  gelang  und  die  heute 
auf  75  Jahre  erfolgreicher  Arbeit  auf  ihrem  Gebiete  zurück- 
blicken kann. 

Einer,  von  den  beiden  Genannten  dem  sächsischen 
Minsterium  unter  dem  6.  März  1836  eingereichten  Denk- 
schrift entnehmen  wir,  daß  gegenüber  den  zu  gleicher  Zeit 
projektierten  Eisenbahnen  man  von  der  Dampf- 
schiffahrt erwartete,  ,,daß  sie  dasjenige  Band  sein 
werde,  welches 

1.  die  Lücken  der  durch  Hindernisse  der  örtlichen  Lage, 
des  Bodens  usw.  mit  Eisenbahnen  nicht  zu  belegen- 
den Landstrecken  ergänzt; 

2.  die  Levante  mit  den  Nordseehäfen  auf  einem  un- 
säglich schnelleren,  gefahrloseren,  wohlfeileren  und 

*      ununterbrochenen  Zuge  verbindet,  somit 

3.  eine  Quelle  merkantiler  Betriebsamkeit  aufschließt, 
die  segensreich  auf  alle  Gewerbestände  übergeht, 
demnach  Vorteile  verspricht,  welche  durch  Eisen- 
bahnen allein  wohl  gehofft,  aber  nie  erreicht  werden 
dürften". 

Das  Hauptaugenmerk  hatte  man  zunächst  auf  die 
Stromstrecke  Dresden-Hamburg  gerichtet  und  regel- 
mäßige Touren  hierfür  vorgesehen.  Den  Reisenden  sollte 
es  so  ermöglicht  werden,  „die  zum  Teil  noch  sehr 
schlechten  Landstraßen  zwischen  Berlin  und  Hamburg  mit 
den  sich  daselbst  findenden,  elenden  Gasthäusern"  zu  ver- 
meiden. Auch  für  den  >Varentransport,  namentlich  für 
die  Einfuhr  von  Rohmaterial  und  Ausfuhr  der  Manufak- 
turen, wurden  bedeutende  Vorteile  erwartet. 

Die  Gründung  des  Unternehmens  kam  dann  auch  ver- 
hältnismäßig schnell,  noch  im  Frühjahr  1836,  mit  einem 
Aktienkapital  von  150  000  Talern,  unter  dem  Namen 
„Elbdampfschiffahrtsgesellschaft"  zustande. 
Letztere  erhielt  seitens  der  Regierung  das  Privilegium  für 
die  Dampfschiffahrt  auf  der  Elbe  im  Königreich  Sachsen 
auf  die  Dauer  von  5  Jahren  erteilt. 

Mit  den  Arbeiten  zur  Beschaffung  geeigneter  Dampf- 
schiffe war  bereits  begonnen  worden  und  ein  Techniker, 
Professor  Schubert  von  der  technischen  Hochschule 
in  Dresden  zu  einer  Studienreise  nach  Frankreich  ent- 
sandt, um  sich  über  die  dort  im  Betriebe  befindlichen 
Dampfschiffe  zu  unterrichten.  Galt  es  doch  in  diesem 
Falle  die  besonderen  Verhältnisse  im  Oberlauf  eines  Flusses 
bei  der  Konstruktion  der  Schiffe  zu  beachten.  Es  wurde 
unter  der  Leitung  des  Genannten  zunächst  an  den  Bau 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


761 


zweier  Dampfer  herangetreten.  Die  Schiffskörper  wurden 
aus  Eisen  hergestellt,  für  die  damalige  Zeit  ein  kühner 
Schritt,  der  dennoch  gut  gelang.  Mehr  Schwierigkeiten 
bereitete  die  Maschinenanlage.  Um  einen  geringen  Tief- 
gang der  Schiffe  zu  erreichen,  hatte  Professor  Schubert 
H  o  c  h  d  r  u  c  k  maschinen  vorgesehen,  deren  Gewicht  300 
Zentner  nicht  überschreiten  sollte.  Da  über  diese  Ma- 
schinen noch  nicht  genügend  Erfahrungen  vorlagen, 
wählte  man  jedoch  N  i  e  d  e  r  d  r  u  c  k  maschinen,  zu  etwa 
gleichem  Gewicht  angenommen.  Die  von  Egells  in 
B  e  r  1  i  n  für  das  erste  Schiff  KöniginMaria  gelieferten 
Maschinen  wogen  jedoch  in  Wirklichkeit  1200  Zentner, 
wodurch  sich  der  Tiefgang  des  Schiffes  dermaßen  ver- 
größerte, daß  der  Betrieb  auf  der  Oberelbe  Schwierig- 
keiten bereitete.  Die  Kalamität  war  so  groß,  daß  die  Ge- 
sellschaft bald  den  Bau  eines  dritten  Dampfers  erwog, 
während  ferner  die  Maschinen  der  beiden  ersten  Schiffe 
nach  mehrjährigem  Betrieb  durch  leichtere,  von  Penn 
in  Greenwich  erbaute  Maschinen  ersetzt  wurden.*) 

Die  regelmäßigen  Passagierfahrten,  die  sich  von 
Dresden  nach  Meißen  und  Rathen  erstreckten,  be- 
gannen mit  dem  ersten  Dampfer  Königin  Maria  am 
23.  September  1837.  Das  zweite  Dampfschiff  Prinz 
Albert  wurde  im  Frühjahr  1838  fertiggestellt,  ein  drittes, 
hölzernes  Schiff,  Dresden,  folgte  im  selben  Jahre. 
Letzteres  wurde  jedoch  schon  1841  wieder  verkauft,  wäh- 
rend die  beiden  anderen  Schiffe  erst  durch  den  Umbau 
zufriedenstellend  gebrauchsfertig  wurden. 

Mancherlei  Schwierigkeiten  und  Hemmnisse,  die  teils 
durch  den  stark  schwankenden  Wasserstand  der  Elbe  be- 
dingt wurden,  stellten  sich  im  Laufe  der  Zeit  noch  dem 
jungen  Unternehmen  in  den  Weg.  1842  nötigte  der  außer- 
ordentlich geringe  Wasserstand  der  Elbe  zur  Einsteilung 
des  Dampferbetriebes  während  des  Sommers.  Allerdings 
hatte  dieser  Uebclstand,  welcher  die  Gesellschaft  gerade 
während  der  Saison  zur  Untätigkeit  verdammte,  das  gute 
im  Gefolge,  daß  die  Regierung  der  notwendigen  Regulie- 
rung des  Strombettes  der  Elbe,  der  Vertiefung  desselben 
durch  Baggerung,  ihre  Aufmerksamkeit  zuwandte.  Diese 
Arbeit  wurde  bald  durchgeführt.  Ein  derartiger  Wasser- 
mangel hat  auch  nur  ein  einziges  Mal  wieder,  im  Jahre 
1904,  den  Verkehr  auf  der  Oberelbe  lahmgelegt.  (Der  dies- 
jährige Sommer  dürfte  sich  allerdings  nicht  von  dem- 
jenigen des  letztgenannten  Jahres  unterscheiden.)  Dann 
wiederum  brachte  ein  Hochwasser,  so  im  Frühjahr  1845, 
Störungen  im  Betriebe  hervor.  In  den  vierziger  Jahren 
hatte  die  Gesellschaft  einen  schweren  Konkurrenzkampf 
zu  bestehen,  da  eine  Zeitlang  drei  Dampfschiffsgesell- 
schaften sich  um  den  Verkehr  auf  der  Elbe  bewarben. 
Durch  Aufkauf  des  Hauptrivalen  im^  Jahre  1851  konnte 
jedoch  diese  Konkurrenz  beseitigt  werden. 

^  In  dem'  genannten  Jahre,  also  nach  ISjährigem  Be- 
stehen, belief  sich  der  Bestand  der  Gesellschaft  an  Damp- 
fern auf  6  Schiffe.  Zur  Ausführung  von  Reparaturen  wurde 
in  Krippen  ein  Schiffbauplatz  erworben,  auf 
welchem  als  erster  Dampfer  das  letzte  Holzschiff  der  Ge- 
sellschaft erbaut  wurde,  da  man  jetzt  völlig  zum  Bau 
eiserner  Schiffe  überging.  Dieser  Schiffbauplatz  wurde 
wegen  seiner  großen  Entfernung  vom  Sitz  der  Leitung 
1855  durch  einen  Platz  in  ßlasewitz  ersetzt,  bis  1898 
seine  Verlegung  nach  Laubegast  erfolgte.  Die  von 
der  Gesellschaft  in  Bau  gegebenen  Dampfer  sind  sämtlich 
Raddampfer  geblieben.    Ein  Versuch  im  Jahre  1863, 


•)  Vergl.  die  Abhandlung  von  Prof.  Fischer  über  die 
Dampfschiffahrt  auf  der  sächsischen  Elbe,  Zivil  Ingenieur, 
1890,  S.  257  ff. 


Schraubenschiffe  einzuführen,  mißlang  wegen  des 
größeren  Tiefganges,  den  diese  Art  Schiffe  beanspruchen. 

Die  Erweiterung  des  Betriebes  führte  im  Laufe  der 
Jahre  zur  Erhöhung  des  Aktienkapitales,  wodurch  diese 
oder  jene  Pläne  für  den  Ausbau  des  Unternehmens  zur 
Ausführung  gelangen  konnten.  So  wurden  geeignete  Ufer- 
strecken zur  Anlage  von  Landungsplätzen  erworben,  ein 
Winterhafen  angelegt.  Die  Stromregulierungsarbeiten 
wurden  seitens  der  Regierung  fortgesetzt  und  schufen  ein 
geeigneteres  Fahrwasser  in  der  Elbe.  1866,  in  welchem  Jahre 
die  Flotte  der  Gesellschaft  von  dem  sächsischen  General- 
kommando für  Kriegszwecke  in  Anspruch  genommen 
wurde,  verfügte  die  Gesellschaft  bereits  über  eine  stattliche 
Flotte  von  17  Dampfschiffen.  1879,  nachdem  das  Unter- 
nehmen inzwischen  seinen  heutigen  Namen  angenommen 
hatte,  betrug  diese  Zahl  20.  Die  Dampfer  selbst  wurden 
immer  mehr  in  Bau  und  Ausstattung  vervollkommnet. 
Die  Maschinenleistung  der  Dampfer  hat  sich  heute  gegen- 
über derjenigen  der  ersten  Anlagen  verfünffacht.  Die 
Schaufelräder  der  Schiffe,  ursprünglich  mit  festen  Schaufeln 
versehen,  wurden  mit  beweglichen  Schaufeln  ausgestattet. 
An  Stelle  der  oszillierenden  Maschinen  traten  festliegende 
Verbundmaschinen.  Es  wurden  die  sogenannten  Ober- 
deckdampfer, mit  einem  hochgelegenen  Promenaden- 
deck versehene  Schiffe,  1896  in  den  Verkehr  eingestellt.  Die 
Schiffslänge,  die  bei  den  ersten  Dampfern  etwa  35  m  be- 
tragen hatte,  bemißt  sich  heute  auf  fast  60  m. 

Das  Jahr  1904  brachte,  wie  schon  erwähnt,  noch- 
mals einen  derart  niedrigen  Wasserstand  in  der  Elbe,  daß 
w  ährend  voller  60  Tage,  vom  2.  August  bis  zum  2.  Oktober, 
während  denen  die  Dampferflotte  sonst  den  Hauptverkehr 
zu  bewältigen  hatte,  der  Verkehr  ganz  eingesteiit  werden 
mußte.  Derartige  schwere  Verluste  haben  jedoch  das  Be- 
stehen und  die  Weiterentwickelung  des  Unternehmens  nicht 
zu  erschüttern  vermocht.  Ansehnlich  repräsentiert  es  sich 
in  seinem  Jubiläumsjahre. 

Der  Flottenbestand  der  Sächsisch-Böh- 
mischenDampfschiffahrts-Gesellschaft  be- 
läuft sich  heute  auf  33  Raddampfer  mit  einer  Gesamt- 
Maschinenleistung  von  5000  PS.  Darunter  befinden  sich 
8  Oberdeckdampfer  und  3  Schraubenschii'fe.  Ferner  sind 
vorhanden:  33  eiserne  und  75  hölzerne  Landungsbrücken, 
4  Kohlenkähne,  20  Kohlenpontons,  1  Fährprahm,  1  Kessel- 
kranschiff und  1  Handbagger.  Die  Schiffswerft  in 
Laubegast,  auf  welcher  Bauten  und  Reparaturen  für 
die  Gesellschaftsflotte  vorgenommen  werden,  umfaßt  einen 
Flächenraum  von  36  000  qm.  Sie  besitzt  eine  aus  elf, 
120  m  langen  Bahnen  bestehende  Hellinganlage,  auf 
welcher  die  auszubessernden  Fahrzeuge  auf  Land  ge- 
nommen werden.  Das  umfangreiche  Werkstattsgebäude 
enthält  Maschinenbau,  Schlosserei,  Dreherei,  Blechbearbei- 
tung und  Schmiede,  sodann  Tischler-  und  Zimmerwerkstatt, 
Sattlerei  und  Malerei  nebst  den  erforderlichen  Arbeits- 
maschinen. Mehrere  Lagerschuppen  sind  zur  Aufnahme 
der  Holzvorräte,  der  halbfertigen  und  fertigen  Aus- 
rüstungsgegenstände u.  dergl.  bestimmt. 

So  hat  sich  die  Sächsisch-Böhmische  Dampfschiff- 
fahrts-Gesellschaft,  deren  Aktienkapital  sich  jetzt  auf 
1  500  000  M  beziffert,  als  eine  der  ältesten  Vertreterinnen 
des  deutschen  Verkehrswesens  im  Laufe  der  Jahre  zu 
stattUcher  Höhe  emporgeschwungen.  Hat  sie  ihre  ur- 
sprüngliche Bestimmung,  z.  B.  als  die  bequemste  und 
schnellste  Verkehrseinrichtung  zwischen  der  sächsischen 
und  böhmischen  Hauptstadt,  .auch  schon  längst  an  die 
Eisenbahn,  später  einen  Teil  ihrer  Tätigkeit,  nämlich  die 
Schleppschiffahrt,   an   die  Kettenschleppschiffahrts-Gesell- 


762 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


Heft  48 


Schaft  abgeben  müssen,  so  hat  sie  doch  in  anderer  Rich- 
tung umsomehr  an  Wert  und  Bedeutung  gewonnen.  Für 
den  Personenverkehr  auf  der  oberen  Elbe,  unter  welchem 
der  Fremdenverkehr  nicht  den  geringsten  Platz  einnimmt, 
stellt  sie  heute  den  wesentlichsten  Faktor  dar.    Und  unter 


zielbewußter  Leitung,  die  jetzt  in  Händen  des  Direktors 
Fischer  liegt,  wird  die  Gesellschaft  auch  fernerhin,  wenn 
nicht  elementare  Ereignisse  ihren  Betrieb  zeitweilig  stocken 
lassen  sollten,  als  eins  der  vornehmsten  Unternehmungen 
auf  der  Elbe  dem  Personenverkehr  auf  derselben  dienen. 


DD 


Ii  II  ::  WIRTSCHAFT  UND  LEBEN      tt  II 


Streik  und  Steuer 

Erleidet  jemand  durch  Stellenlosigkeit  oder  Krankheit 
eine  Verminderung  des  Jahreseinkommens,  auf  das  er  zu 
Beginn  des  Steuerjahres  oder  bei  seinem  Zuzüge  von  einer 
außerpreußischen  Gemeinde  zur  Einkommensteuer  ver- 
anlagt worden  ist,  um  mehr  als  ein  Fünftel,  so  hat  er 
Anspruch  auf  Ermäßigung  oder  Erlaß  der  Einkommen- 
steuer. Stellenlosen-,  Gemaßregelten-  oder.  Solidaritäts- 
Unterstützungen,  wie  sie  Gewerkschaften  an  ihre  Mit- 
glieder zahlen,  oder  die  aus  einer  Krankenkasse  dem  Ver- 
sicherten zustehenden  Leistungen  sind  nicht  steuerpflichtig. 

Fällt  ein  Steuerzahltermin  in  eine  Zeit,  zu  der  die 
iVerminderung  des  Jahreseinkommens,  zunächst  noch  nicht 
ein  Fünftel  ausmacht,  so  empfiehlt  es  sich,  ein  Gesuch 
um  Stundung  des  demnächst  fälligen  Steuerbetrags  münd- 
lich oder  schriftlich  an  den  zuständigen  Vorsitzenden 
der  Einkommensteuer-Veranlagungskommission  zu  richten. 
Hierbei  sind  die  Gründe  anzugeben,  die  zu  dem  Gesuch 
veranlassen,  sowie  ein  Zeitpunkt  zu  nennen,  bis  zu  dem 
die  Stundung  gewünscht  wird.  Dieser  Zeitpunkt  ist  zweck- 
mäßig auf  einen  Termin  zu  legen,  zu  dem  die  Voraus- 
setzungen des  oben  erwähnten  Anspruchs  auf  Ermäßigung 
oder  Erlaß  der  Steuer  erfüllt  sind;  der  dahingehende 
Antrag  ist  kurz  vor  Ablauf  des  Stundungstermins  eben- 
falls beim  Vorsitzenden  der  Einkommensteuer  -  Ver- 
anlagungskommission anzubringen. 

Obgleich  die  Entscheidungen  der  zuletzt  genannten 
Behörde  nur  die  Staatssteuern  treffen,  finden  sie  doch 
ohne  weiteres  Zutun  des  Steuerpflichtigen  auch  auf  die 
Gemeindesteuer  Anwendung.  Zg. 


SOZIALE  BEWEGUNG 


Der  Deutsche  Techniker-Verband  und  der  Bund  der 
technisch-industriellen  Beamten  haben  an  den  Reichstag 
folgende  gemeinsame  Petition  gerichtet: 

Die  unterzeichneten  Berufsverbände,  der  D  e  u  t  s  c  h  e 
iTechniker-Verband  und  der  Bund  der  technisch- 
industriellen  Beamten,  die  zusammen  etwa  50  000  Mit- 
glieder aus  allen  Kreisen  der  deutschen  Technik  zählen,  bitten 
den  Hohen  Reichstag: 

„d  afür  Sorge  tragen  zu  wollen,  daß  seine 
zugunsten  der  technischen  Angestellten 
gefaßten  Beschlüsse  zur  Durchführung  ge- 
lange n." 

Seit  Jahren  bemühen  sich  die  technischen  Angestellten  in 
den  Betrieben  der  Reichsmarine  um  Einführung  besserer  Arbeits- 
bedingungen und  Gewährung  von  Gehältern,  die  den  heiiligen 
teuren  Lebensverhältnissen  entsprechen.  Sie  haben  sich  zur 
Verbesserung  ihrer  Lage  den  vorhandenen  Berufsorganisationen 
der  Techniker  angeschlossen  und  nach  Erschöpfung  des 
ordentlichen  Dienstweges  durch  die  unterzeichneten 
Verbände  wiederholt  ihre  Wünsche  an  den  Reichstag  gelangen 
lassen. 

Im  November  bezw.  Dezember  v.  Js.  petitionierten  der 
Deutsche  Techniker-Verband  und  der  Bund  der 
technisch -  industriellen  Beamten  beim  Reiciistag 
für  die  bei  den  K.  Werften  beschäftigten  Hilfstechniker, 
für  die  bei  den  K.  Werften  auf  Privatdienstvertrag  beschäftigten 


Bautechniker  und  für  die  bei  der  K.  Torpedo-Werk- 
statt in  Friedrichsort  auf  Privatdienstvertrag  beschäftigten  An- 
gestellten, nachdem  vorher  der  Herr  Staatssekretär  des  Reichs- 
marineamtes, dem  die  materiellen  Wünsche  dieser  Petitionen 
unterbreitet  worden  waren,  mit  Schreiben  vom  7.  November  IQIO 
den  unterzeichneten  Verbänden  das  Recht  abgesprochen 
hatte,  sich  im  Interesse  ihrer  Mitglieder  mit 
den  Dienstangelegenheiten  der  Marine-An- 
gestellten zu  beschäftigen.  Damit  hatte  das  Reichs- 
marineamt das  Koalitions-  und  Petitionsrecht  der  Angestellten 
außer  Kraft  gesetzt  und  die  Organisation  der  Techniker  ge- 
zwungen, den  Hohen  Reichstag  zum  Schutze  der  bedrohten  Staats- 
bürgerrechte aufzurufen. 

Der  Deutsche  Reichstag  hat  die  Koalitionsfreiheit 
der  Staatsangestellten  zu  wahren  verstanden  und  bei  Beratung 
des  Marine-Etats  mit  dankenswerter  Schärfe  die  Ablehnung  der 
Berufsorganisationen  durch  das  Reichsmarineamt  getadelt  und 
unsere  Petitionen,  soweit  sie  sich  auf  Einführung  von 
Beamtenausschüssen,  Sicherung  des  Koali- 
tionsrechtes  und  Anerkennung  der  Organisation 
der  Techniker  bezogen,  einem  Antrag  Albrecht  und  Genossen 
folgend,  dem  Herrn  Reichskanzler  zur  Berück- 
sichtigung überwiesen. 

Es  war  also  der  Wille  der  Mehrheit  des  Reichs- 
tages, daß  die  Marineverwaltung  angewiesen  werde,  die 
Organisation  der  Angestellten  zu  respektieren  und  durch  Ein- 
führung von  Beamten  ausschüssen  eine  Stelle  zu  schaffen, 
die,  getragen  von  dem  Vertrauen  der  Angestellten  und  der  Ver- 
waltung, geeignet  sei,  gleichermaßen  den  beiderseitigen  Inter- 
essen zu  dienen. 

Dieser  Mehrheitsbeschluß  des  Reichstages 
ist  unberücksichtigt  geblieben!  Das  Reichsmarine- 
amt steht  heute  den  Organisationen  ablehnender  gegenüber  wie 
je  zuvor  und  sein  Beispiel  scheint  neuerdings  sogar  bei  anderen 
Reichsämtern  Nachahmung  zu  finden,  denn  auch  das  Kriegs- 
ministerium  hat  seine  frühere  entgegenkommende  Stellung 
geändert. 

Zur  Begründung  dieser  Behauptungen  gestatten  wir  uns, 
zunächst  auf  den  Konflikt  der  organisierten  technischen  An- 
gestellten mit  dem  Reichsmarineamt  hinzuweisen  und  nachfolgend 
eine  kurze  Darstellung  dieses  Streitfalles  zu  geben. 

Am  17.  Mai  d.  Js.  hat  das  Reichsmarineamt  die  Inten- 
danturen angewiesen,  allen  beim  Garnisonbauwesen  beschäf- 
tigten, mit  Anstellungsverfügung  angestellten  technischen  Hilfs- 
arbeitern einschließlich  der  Regierungsbaumeister  zu  kündigen 
und  sie  von  neuem  nach  beiliegendem  Privatdienst- 
vertrag wieder  anzunehmen. 

Durch  diese  Kündigung,  die  seitens  der  Intendantur  Kiel 
zum  1.  Juli,  seitens  der  Intendantur  Wilhelmshaven  zum 
1.  August  erfolgte,  wurden  die  Angestellten  in  ihrer  wirtschaft- 
lichen Existenz  schwer  geschädigt.  Sie  mußten  ein  gewisses 
Beamtenverhältnis  aufgeben,  das  St.uerprivüegium  op.'e.n  und 
auf  die  Aussicht,  im  Falle  der  Erwerbsunfähigkeit  eine,  wenn 
auch  bescheidene  Pension  auf  dem  Gnadenwege  zu  erhalten, 
verzichten.  Dagegen  sollten  sie  einen  Privatdienst\  ertrag  an- 
erkennen, der,  wie  die  herausgehobenen  Stellen  der  Anlage  1 
nachweisen,  mit  der  heutigen  Auffassung  von  den 
sozialen  Pflichten  eines  Staatsbetriebes  in 
schärfstem  Widerspruch  steht. 

Diese  Maßnahmen  des  Reichsmarineamtes  haben  begreif- 
licherweise eine  lebhafte  Beunruhigung  in  den  Kreisen  der  bc- 
troÄtencn  Angestellten  hervorgerufen  und  uns  veranlaßt,  d<fn 
Hcirn  Staatssekretär  um  eine  Unterredung  zu  bitten.  Wir 
hofften,  auf  diesem  Wege  das  Reichsmarineamt  von  der  Un- 
haltbarkeit  seiner  Verfügungen  überzeugen  zu  können,  wurden 
jedoch  wieder  in  der  gleichen  Form  wie  am  7.  No\ember  1910 
abgewiesen.  Der  Herr  Staatssekretär  lehnte  es  trotz  des  Rcichs- 
tagsbeschlusses  vom  16.  Februar  mit  Schreiben  vom  22.  Juni 
und  10.  Juli  wieder  „grundsätzlich"  ab,  „über  die 
d  1  e  n  s  1 1  i  c  ii  e  n  Verhältnisse  der  im  Bereiche  der 
Marine  -  Intendanturen     beschäftigten  Tech- 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


763 


niker  mit  den  Organisationen  in  Erörterungen 
einzutrete  n". 

Die  persönlichen  Eingaben  der  von  der  Kündigung 
betroffenen  Angestellten,  worin  die  Wiederherstellung  des  alten 
Zustandes  gefordert  wurde,  wurden  aber  ebenfalls  mit  Ver- 
fügung vom  24.  Juni  „grundsätzlich  abgelehnt". 
Außerdem  wurde  mit  der  gleichen  Verfügung  bestimmt,  daß  die 

Fegenwärtig  gewährte  Remuneration  der  Hilfstechniker  „s  o 
ange  zu  beziehen  ist,  bis  das  Einstellungs- 
dienstalter das  Aufrücken  nach  den  neuen 
Sätzen  erlaubt",  d.  h.  die  einzelnen  Angestellten  mußten 
je  nach  ihrem  Dienstalter  3  bis  5  Jahre  aut  der  gegenwärtigen 
Gehaltsstufe  stehen  bleiben,  bis  sich  ihr  Einkommen  mit  den 
neuen  Sätzen  kreuzt.  Die  Kaiserlichen  Intendanturen  wurden 
beauftragt,  „dies  den  Antragstellern  zu  eröffne  n". 
Aut  Vorlage  der  einzelnen  Gesuche  hat  das  Reichsmarineamt 
ausdrücklich  „verzichtet".  Damit  war  nunmehr  den  An- 
gestellten auch  der  Dienstweg  abgeschnitten. 

Die  Organisation  als  V  e  r  h  a  n  d  1  u  n  g  s  f  a  k  t  o  r 
abgelehnt,    der    ordentliche    Dienstweg  aus- 

feschaltet  —  da  mußte  der  Deutsche  Techniker- Ver- 
and,  dem  die  betroffenen  Angestellten  zu  mehr  als  90  o/o  als 
Mitglieder  angehören,  den  Kampf  gegen  das  Reichsmarineamt 
aufnehmen!  Die  Kritik  der  Maßnahmen  des  Herrn  Staatssekretärs 
in  der  Oeffenüichkeit  und  der  ernstliche  Wille  der  technischen 
Angestellten,  lieber  aus  ihren  bisher  jahrelang 
innegehabten  Stellungen  zu  scheiden,  als  sich 
den  drückenden  Vertragsbedingungen  zu 
beugen,  hat  dazu  geführt,  daß  mit  Verfügung  vom  22.  Juli 
die  Verfügung  vom  24.  Juni  aufgehoben  und  zum  Aus- 
gleich für  „entstehende  Härten"  eine  materielle  Besser- 
stellung gewährt  wurde.  Mit  einer  weiteren  Verfügung  vom 
2.  August  wurden  die  Kündigungen  mit  rückwirkender  Kraft 
zurückgezogen  und  es  den  Angestellten  freigegeben, 
entweder  im  alten  Dienstverhältnis  zu  bleiben  oder  gegen  Ge- 
währung eines  um  drei  Stufen  höheren  Gehaltes  als  bisher 
den  neuen  Privatdienstvertrag  zu  wählen. 

Von  den  Intendanturen  in  Kiel  und  Wilhelms- 
haven wie  von  den  übrigen  direkten  Vorgesetzten  wurde 
in  loyalster  Weise  mit  Vertretern  des  Deutschen  Techniker- 
Verbandes  verhandelt  und  eine  Befürwortung  des  vom  Ver- 
bände vorgelegten  Vertragsmusters  zugesichert.  Dieses  verstän- 
dige Eingehen  auf  den  im  Reichstagsbeschluß  vom  16.  Februar 
zum  Ausdruck  gekommenen  Gedanken  der  Anerkennung 
der  Organisation  hat  nun  zu  einer  weiteren  Verfügung 
des  Herrn  Staatssekretärs  geführt,  worin  die  unteren  Behörden 
direkt  angewiesen  werden,  „m  it  technischen  Ver- 
bänden, die  etwa  zur  Wahrung'der  Interessen 
der  technischen  Angestellten  an  die  Kaiser- 
liche Werft  herantreten  sollten,  nach  keiner 
Richtung  hin  zu  verhandel  n". 

Da  der  von  den  Angestellten  abgelehnte  Privatdienstvertrag, 
dessen    Aenderung    vom    Reichmarineamt    in    den  vor- 
erwähnten Verfügungen  in  Aussicht  gestellt  wurde,  aber 
immer  noch,  namentlich  bei  den  K.  Werften  bei  Neueinstel- 
'  lungen  in  Vorlage  kommt,  glaubten  wir  im  Interesse  der  Werft- 
hilfstechniker  noch  einmal  an  das  Reichsmarineamt  heran- 
I treten  zu  müssen  und  aufs  neue  um  Verhandlungen 
nachzusuchen.    Wir  taten  dies  mit  einem  Schreiben  vom 
*  18.  bezw.  16..  August,  worauf  bis  heute  eine  Antwortüber- 
"haupt    nicht    gegeben    wurde.     In  diesem  Schreiben 
:  brachten  wir  zum  Ausdruck,  daß  die  Intendanturen  den  von  uns 
^vorgelegten  Vertragsentwurf  —  siehe  Gegenüberstellung  —  als 
[  Grundlage    des    neu   aufzustellenden    Privatdienstvertrages  be- 
t  trachten  und  dementsprechende  Vorschläge  an  das  Reichsmarine- 
'  amt  haben  gelangen  lassen.    Statt  nun  die  Wünsche  der  An- 
!  gestellten,  die  durch  deren  direkte  Vorgesetzte  gestüzt  werden, 
''.  zu  berücksichtigen,  hat  das  Reichsmarineamt  mit  der  vorerwähnten 
(Verfügung  erneut  jedes  Verhandeln  mit  den  Or- 
^ganisationen  zurückgewiesen. 

jl"  AuchdasKriegsministerium  hat,  wie  bereits  oben 
bemerkt,  seinen  Standpunkt  den  Organisationen  der  Angestellten 
I gegenüber  in  auffallender  Weise  geändert. 

I       Während  noch  im  November  1909  der  Herr  Kriegs- 
"minister  von  Heeringen  durch  seine  Unterschrift  be- 
"s.tätigte,  daß  im  Kriegsministerium  „die  Bemühungen  des 
Deutschen  Techniker-Verbandes  eine  Besser- 
stellung   der    im    Festungsbau  beschäftigten 
;Techniker  und  Zeichner  zu  erstreben  vollaut 
!?e würdigt   werden",   hat   es   dasselbe   Ministerium  im 
'Januar  1911  ebenso  grundsätzlich  wie  das  Reichsmarineamt  ab- 
gelehnt, „mit  dem  Verbandin  Erörterungen  über 
iie  —  in  dessen  Petitionen  für  die  Intendanturbausekretäre  und 
iie  Hilfstechniker  der  Militärbauämter  —  zur  Sprache  ge- 
v) rächten  Punkte  einzutreten". 


In  allerneuester  Zeit  kam  zu  den  Ablehnungen  der  Organi- 
sation durch  das  Reichsmarineamt  und  Kriegsministerium  eine 
weitere  Zurückweisung.  Im  Mai  und  Juli  d.  Js.  petitionierte 
der  Deutsche  Techniker-Verband  in  zwei  Eingaben, 
die  an  den  Herrn  Chef  des  Reichsamtes  für  die 
Verwaltung  der  Reichseisenbahnen  gerichtet 
waren,  um  Verbesserung  der  Gehalts-  und  Anstellungsverhält- 
nisse der  technischen  Hilfskräfte  der  Rcichseisenbahn- 
verwaltung.  Diese  Petitionen  blieben  überhaupt  un- 
beantwortet, bis  sich  der  Deutsche  Techniker-Verband  im 
August  erlaubte,  daran  zu  erinnern  und  um  eine  Unterredung 
zu  bitten.  Mit  Schreiben  vom  28.  September  lehnte  nunmehr  auch 
diese  Reichsbehörde  es  ab,  „m  it  einer  außerhalb  der 
Verwaltung  stehenden  Interessenvertretung 
überdieVerhältnissedergenannten  Bedienste- 
ten zu  verhandeln",  unter  dem  gleichzeitigen  Hinweise 
darauf,  daß  die  technischen  Hilfskräfte  der  Reichseisenbahnen 
eine  „eigene  Vertretung"  haben,  durch  „die  sie 
in  der  Lage  sind,  ihre  Wünsche  unmittelbarvor- 
zutrage  n". 

Die  in  Rede  stehenden  Angestellten  der  Reichseisenbahnen 
sind  aber  fast  restlos  im  Deutschen  Techniker-Verbände 
organisiert  und  betrachten  nur  diesen  Verband  als  die  un- 
abhängige Vertretung   ihrer  Interessen. 

Wie  vorstehende  Beispiele  zeigen,  ist  also  eine  bemerkens- 
werte Schwenkung  in  der  Behandlung  der  Angestellten-Organi- 
sationen auch  bei  anderen  Reichs-Ressorts  eingetreten,  die  nur 
aut  die  schroff  ablehnende  Haltung  des  Reichsmarineamts  zu- 
rückgeführt werden  kann.  Anscheinend  um  die  Homogenität  der 
dem  Herrn  Reichskanzler  nachgeordneten  obersten  Reichs- 
stellen zu  wahren,  hat  man  sich  dort  allgemein  entschlossen, 
den  vom  Reichsmarineamt  bisher  beobachteten  Ständpunkt  bei- 
zubehalten bezw.  einzunehmen. 

Die  Ablehnung  der  Berufsorganisation  der  im  Reichsdienste 
beschäftigten  Privatangestellten  steht  im  schroffen  Wider- 
spruch zu  dem  Reichstagsbeschluß  vom  16.  Fe- 
bruar und  bedeutet  letzten  lEndes  nichts  anderes  als  eine 
Beeinträchtigung  der  Koalitionsfreiheit  der  An- 
gestejlten.  Wie  wir  bereits  im  November  v.  Js.  nachgewiesen 
haben,  ist  ein  Koalitionsrecht  der  Staatsangestellten  wertlos, 
das  nicht  zur  Anerkennung  der  von  diesen  Angestellten  frei  ge- 
wählten unabhängigen  Organisationen  durch  die  Reichs- 
behörden führt.  Wir  sehen  weiter  eine  Beschränkung  des 
Petitionsrechtes  darin,  wenn  sich  die  obersten  Reichs- 
behörden glatt  über  Beschlüsse  des  Reichstages  hinwegsetzen 
können.  Was  nützt  eine  Petition,  die,  mit  den  schönsten 
Gründen  belegt,  vom  Reichstage  geprüft  und  als  berechtigt  an- 
anerkannt dem  Herrn  Reichskanzler  zur  Berück- 
sichtigung hinübergegeben  wird,  wenn  die  Re- 
gierung nicht  im  entferntesten  daran  denkt,  die  von  der  Volks- 
vertretung gutgeheißenen  Wünsche  der  Petenten  zu  „berück- 
sichtigen"? 

Nach  wie  vor  müssen  die  Organisationen  der  technischen 
Angestellten  um  die  Koalitions-  und  Petitionsfreiheit  der  in 
Staatsbetrieben  beschäftigten  Beamten  und  Angestellten  kämpfen. 
Ob  die  P  r  i  v  a  t  a  n  g  e  s  t  e  1 1 1  e  n  ,  deren  Arbeitgeber 
das  Reich  ist,  minderen  Rechtes  sein  sollen, 
wie  die  Angestellten  der  Industri  e  und  des  pri- 
vaten Gewerbes  —  das  ist  die  Frage,  zu  deren  Ent- 
scheidung wir  mit  vorliegender  Petition,  die  durch  beiliegende 
Sonderdrucke  der  „Deutschen  Techniker-Zeitung" 
und  der  „Deutschen  Industriebeamten-Zeitung" 
ergänzt  wird,  noch  einmal  den  Reichstag  aufrufen,  Die  unter- 
zeichneten Verbände  glauben,  des  Eintretens  des  Reichstages 
um  so  sicherer  zu  sein,  als  es  ja  auch  die  Würde  des 
Reichstages  bedingt,  seinen  Beschlüssen  ent- 
sprechenden Nachdruck  zu  verleihen. 

Mit  größter  Hochachtung 

Deutscher  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  b  a  n  d. 
Seidel.  Kaufmann. 

Bund  der  technisch  - industriellen  Beamten. 
Kortenbach.  Lüdemann. 


n  Ii  n  standesbeweouno  h  h  n  ii 


Profestversammlung  gegen  den  Verband  Deutscher 
Diplom-Ingenieure. 

Wir  waren  schon  einige  Male  gezwungen,  uns  mit 
dem  Verband  Deutscher  Diplom-Ingenieure  zu  beschäftigen, 


1 


764 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  48 


dessen  Bestrebungen  letzten  Endes  darauf  abzielen, 
dem  Mittelschultechniker  jeden  sozialen  und  wirtschaft- 
lichen Aufstieg  unmöglich  zu  machen.  Die  Mittel,  deren 
sich  der  Verband  hierzu  bedient,  können  nicht  mehr  über- 
boten werden.  Dafür  liefert  uns  jetzt  wiederum  sein  Ver- 
halten in  dem  Kampf  der  Eisenkonstrukteure  mit  den 
Berliner  Eisenbauanstalten  einen  neuen  Beweis.  Erschreckt 
hier  nicht  einmal  davor  zurück,  seine  Stellenvermittlung 
den  gesperrten  Firmen  zu  öffnen,  er  sucht  seine  Mitglieder 
zu  bewegen,  die  verlassenen  Arbeitsplätze  bei  jenen  Firmen 
zu  besetzen. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  solche  Mittel,  die  wirt- 
schaftliche Entv^'icklung  der  technischen  Privatangestellten 
niederzuhalten,  nicht  nur  die  Mittelschultechniker  selbst 
schädigen,  nein  auch  die  akademisch  geschulten  Ingenicure 
werden  in  ihrer  Eigenschaft  als  Arbeitnehmer  schwer  davon 
betroffen.  Wie  nicht  anders  zu  erwarten  war,  können 
sich  auf  die  Dauer  auch  die  Diplom-Ingenieure  dieser 
Erkenntnis  nicht  entziehen.  Das  trat  besonders  in  einer 
vom  B.  t.-i.  B.  einberufenen  öffentlichen  Versammlung  am 
12.  November  in  Berlin  deutlich  zutage.  In  dem  fast  aus- 
schließlich von  Diplom-Ingenieuren  dicht  besetzten  Saale 
hatten  nur  Akademiker  gesprochen.  Sie  alle  waren  der 
Meinung,  daß  in  dem  Vorgehen  des  Diplom-Ingenieur- 
Verbandes  eine  schwere  wirtschaftliche  Schädigung  auch 
der  Diplom-Ingenieure  erblickt  werden  muß.'  Diese  Aus- 
führungen wurden  auch  unterstrichen  von  dem  Vertreter 
unseres  Verbandes  Dr.  Lassen,  vom  Verein  Deutscher 
Chemiker  und  von  Herrn  Dr.  med.  Rabe,  der  für  den 
Leipziger  Aerzte-Verband  sprach. 

Man  hatte  auch  die  Führer  des  Verbandes  Deutscher 
Diplom-Ingenieure  mittels  eingeschriebener  Briefe  zu  dieser 
Versammlung  eingeladen,  um  ihnen  Gelegenheit  zu  geben, 
ihre  Stellungnahme  zu  verteidigen  und  zu  beweisen,  daß 
die  Erregung  sämtlicher  technischen  Berufsangehörigen 
grundlos  ist,  daß  sie  vielmehr  im  Interesse  ihrer  Berufs- 
angehörigen so  handeln  mußten.  Ja  man  ging  soweit, 
ihnen  eine  Redezeit  von  30  Minuten  zu  gewähren,  während 
alle  übrigen  Diskussionsredner  sich  mit  10  Minuten  Rede- 
zeit begnügen  mußten.  Doch  die  Führer  des  Verbandes 
Deutscher  Diplom-Ingenieure  zogen  es  vor,  nicht  zu  er- 
scheinen. Man  konnte  die  Enttäuschung  der  Mitglieder 
des  Diplom-Ingenieur- Verbandes  an  ihren  Gesichtern  ab- 
lesen, als  der  Versammlungsleiter  kurz  vor  Schluß  der 
Versammlung  bekanntgab,  daß  sich  kein  Redner  des  Ver- 
bandes zum  Wort  meldete,  um  die  erhobenen  Anschul- 
digungen zu  widerlegen.  Aus  diesem  Verhalten  des  Di- 
plom-Ingenieur-Verbandes kann  daher  nur  der  Schluß  ge- 
zogen werden,  daß  er  hierzu  nicht  imstande  ist.  Schließlich 
wurde  die  nachstehende  Resolution  einstimmig  an- 
genommen : 

„Die  am  12.  November  im  Lehrervereinshaus  ver- 
sammelten technischen  Privatangestellten  Groß-Berlins  be- 
trachten es  als  eine  Konsequenz  unserer  gesamten  wirt- 
schaftlichen Entwicklung,  daß  alle  Schichten  der  Arbeit- 
nehmer sich  lediglich  nach  sozialen  Gesichtspunkten  orga- 
nisieren. Der  Zusammenschluß  darf  daher  ohne  Rücksicht 
auf  die  Vorbildung  nur  nach  der  Stellung  im  Produktions- 
prozeß erfolgen.  Die  klare  Einsicht  in  die  wirtschaft- 
lichen Zusammenhänge  und  die  daraus  sich  ergebenden 
organisatorischen  Konsequenzen  erfordern,  daß  auch  die 
Diplom-Ingenieure  zur  Wahrung  ihrer  sozialen  und  wirt- 
schaftlichen Interessen  sich  mit  ihren  nicht  akademisch 
gebildeten  Berufskollegen  in  einer  und  derselben  Organi- 
sation vereinigen. 

Die  Gründung  des  Verbandes  Deutscher  Diplom-In- 
genieure, die  im  Gegensatz  zu  den  Nichtakademikern  und 
unter  Außerachtlassung  der  sozialen  Gesichtspunkte  er- 
folgte, bedeutete  deshalb  von  vornherein  eine  Schädigung 
der  sozialen  Bewegung  der  technischen  Privatangestelllen. 
Dieses  Urteil  wird  bestärkt  durch  die  Tätigkeit,  die  der 
Verband  seit  seiner  Gründung  entwickelt  hat.  Seine  Forde- 
rungen an  die  Gesetzgebung,  die  angestellten  Diplom- 
Ingenieure  aus  den  Versicherungsgesetzen  und  der  Ge- 
werbeordnung herauszunehmen,  bedeuten  eine  rechtliche 


Benachteiligung  dieser  Angestelltengruppe  und  sind  nur 
geeignet,  die  Vereinheitlichung  der  verworrenen  Rechts- 
verhältnisse der  Privatangestellten  zu  erschweren.  Die 
Versammlung  protestiert  ferner  mit  Entrüstung  gegen  die 
schmähliche  Haltung,  die  der  Verband  in  den  gewerk- 
schaftlichen Kämpfen  der  technischen  Angestellten  bisher 
eingenommen  hat.  Die  Tatsache,  daß  er  es  nicht  für  unter 
seiner  Würde  hielt,  den  kämpfenden  Berliner  Eisenkon- 
strukteuren durch  die  Vermittlung  von  Arbeitswilligen  in 
den  Rücken  zu  fallen,  kennzeichnet  ihn  als  eine  Schutz- 
truppe des  Unternehmertums  gegen  die  wirtschaftlichen 
Bestrebungen  der  technischen  Angestellten. 

Die  Versammlung  fordert  daher  alle  Diplom-Ingenieure 
auf,  der  Tätigkeit  des  Verbandes,  die  nur  geeignet  ist,  die 
unvermeidlichen  sozialen  Auseinandersetzungen  mit  denf 
Arbeitgebertum  zu  vergiften,  schleunigst  ein  Ende  zu 
bereiten." 

* 

Technikerstreik 

Unter  dieser  Ueberschrift  schrieb  Dr.  Rudolf  Breit- 
scheid, der  für  die  Angestelltenbewegung  schon  wieder- 
holt treffende  Worte  gefunden  hat,  in  der  letzten  Nummer 
des  „März",  Verlag  Albert  Langen  in  München,  folgendes: 

Für  den  Streik,  in  dem  die  Berliner  Eisen- 
konstrukteure seit  dem  I.Oktober  stehen,  hat  sich 
die  breite  Oeffentlichkeit  bisher  verhältnismäßig  wenig 
interessiert.  Wahrscheinlich  macht  die  Zahl  der  Beteiligten 
keinen  Eindruck  auf  sie.  Denn  was  sind  etwas  über 
200  Ausständige?  Man  ist  an  andere  Ziffern  gewöhnt,  und 
die  Nerven  sind  abgestumpft. 

Es  wird  eben  nicht  genügend  beachtet,  vv  e  r  streikt.: 
Es  sind  nicht  Arbeiter  im  engeren  Sinne,  sondern  Tech- 
niker, Angestellte.  Zum  erstenmal  haben  Leute  im  Steh- 
kragen, Angehörige  des  sogenannten  neuen  Alittelstandes 
von  den  Kampfmitteln  Gebrauch  gemacht,  die  der  Rüst- 
kammer der  Arbeiterbewegung  entnommen  sind.  Nicht 
als  ob  sie  die  ersten  seien,  die  von  den  organisierten 
Arbeitern  gelernt  hätten.  Auf  die  Aerzte  des  Leipziger 
Verbandes  beispielsweise  ist  der  Gewerkschaftsgedanke 
nicht  ohne  Einfluß  geblieben,  und  auch  andere,  die  ge- 
meinhin nicht  dem  Proletariat  zugerechnet  werden,  haben 
gelegentlich  versucht,  ihre  Lage  durch  gemeinsame  Ver- 
weigerung ihrer  Arbeitskraft  zu  verbessern. 

Aber  es  blieb  in  der  Hauptsache  bei  gelegentlichen 
Versuchen,  bei  Drohungen  und  Anläufen.  Hier  haben 
wir  einen  gut  vorbereiteten  und  nach  allen  Regeln  der  Kunst 
durchgeführten  Streik.  Man  bezieht  Kontrollposten  vor 
den  Fabriken,  man  erhält  von  den  in  Frage  kommenden 
^  Organisationen  (Bund  der  technisch-industriellen  Beamten 
und  Deutscher  Technikerverband)  Streikunterstützung,  man 
verhängt  die  Sperre  über  die  Betriebe,  in  denen  Streik- 
brecherarbeit geleistet  wird:  kurzum  man  arbeitet  konse- 
quent und  zielbewußt  nach  dem  von  der  Arbeiterschaft 
geschaffenen  Muster. 

Wer  die  Angestelltenbewegung  in  den  letzten  Jahren 
verfolgt  hat,  den  setzt  dieser  Kampf  nicht  in  Erstaunen. 
Insbesondere  unter  den  Technikern  hat  die  Erkenntnis  von 
der  Notwendigkeit  gewerkschaftlichen  Vorgehens  immer 
mehr  an  Boden  gewonnen.  Ueberrascht  können  durch  den 
Streik  nur  die  sein,  die  die  Tendenz  unserer  ökonomischen 
Entwicklung  nicht  erkennen  oder  sich  einen  dauernden 
Erfolg  von  dem  Versuch  versprechen,  einen  Keil  zwischen 
Arbeiter  und  Privatbeamte  zu  treiben. 

Selbstverständlich  gibt  es  Unterschiede  zwischen  einem 
Eisenkonstrukteur  und  einem  Eisenarbeiter.  Unterschiede 
der  Bildung,  des  Milieus,  der  gesellschaftlichen  Ansprüche 
und  so  weiter.  Aber  sie  gehören  beide  der  Klasse  der 
Lohnempfänger  an,  sie  sind  beide  von  den  Produktions- 
mitteln getrennt  und  haben  infolge  der  Konzentration  der 
Betriebe  beide  keine  Aussicht,  aus  der  wirtschaftlichen 
Abhängigkeit  zur  Selbständigkeit  zu  gelangen.  Die  Unte^ 
schiede,  die  sich  ja  dann  auch  in  den  Forderungen  an 
die  Gesetzgebung  und  den  Arbeitgeber  ausdrücken,  können 

I 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


765 


sie  veranlassen,  sich  in  getrennten  Organisationen  zu- 
sammenzuschließen. Die  Wesensgemeinschaft  aber  läßt 
sie  zu  den  gleichen  Waffen  greifen. 

Schließlich  bleiben  die  Beschwörungen  der  Unter- 
nehmerpresse und  der  Harmonieapostel  wiikungslos.  Der 
Ingenieur,  der  für  einen  geringen  Lohn  unter  Umständen 
sogar  seine  Staatsbürgerfreiheit  an  den  Kapitalbesitzer  ver- 
kaufen muß,  glaubt  diesem  nicht  mehr,  daß  er  sein  Ver- 
trauensmann sei,  und  er  lernt  einsehen,  daß  ihm  die  An- 
wendung der  gewerkschaftlichen  Methode  nicht,  wie  sein 
wohlmeinender  Brotherr  warnt,  auf  ein  niedrigeres  Niveau 
hinabdrückt,  sondern  das  einzige  Mittel  ist,  seine  Per- 
sönlichkeitsrechte geltend  zu  machen  und  damit  sein  Niveau 
zu  erhöhen. 

Ist  so  der  Konflikt  in  B"erlin  seiner  symptomatischen 
Bedeutung  wegen  von  höchstem  Interesse,  so  verdienen 
doch  auch  seine  Gründe  und  sein  bisheriger  Verlauf  unsere 
Aufmerksamkeit.  Zuvörderst:  eigentlicher  Kampfgegen- 
stand ist  nicht  der  Lohn.  Nach  einer  Erhebung,  die 
die  Eisenhoch-  und  Brückenbaufachgruppe  des  Bundes 
technisch-industrieller  Beamten  vor  etwa  Jahresfrist  ver- 
anstaltet hat,  blieb  zwar  reichlich  ein  Drittel  der  von 
der  Statistik  erfaßten  hinter  der  angenommenen  Mindest- 
gehaltsgrenze von  150  M  plus  20  o/o  Ortszulage  zurück, 
und  diese  Verhältnisse  sind  angesichts  der  Teuerung  wirk- 
lich nicht  glänzend  zu  nennen.  Aber  im  Vordergrund  der 
Auseinandersetzung  stehen  doch  andere  Dinge.  Die  An- 
gestellten wollen  die  einheitliche  Grundlage  zu  einem  den 
Ideen  des  sozialen  Fortschritts  gerecht 
werdenden  Dienstvertrag  schnf .'cn. 

Bevor  sie  ihre  Stellungen  auf'cündigten,  überreichten 
sie  den  Unternehmern  den  Entwurf  eines  Dienstvertrages, 
der  zur  Grundlage  von  Verhandlungen  gemacht  werden 
sollte.  Seine  wichtigsten  Punkte  sind:  Achtstündige  und 
am  Sonnabend  sechsstündige  Arbeitszeit.  Verpflichtung 
zu  Ueberstunden  nur  in  dringenden  Fällen.  Bezahlung 
der  Ueberstunden  mit  einem  Zweihundertstel  des  Monats- 
gehalts zuzüglich  eines  Zuschlags  von  30 o/o.  Jährlicher 
Urlaub  von  zehn  Tagen  (nach  mindestens  sechsmonatiger 
Tätigkeit)  bis  zu  drei  Wochen  entsprechend  den  Be- 
stimmungen des  österreichischen  Privatbeamtengesetzes; 
Weiterzahlung  des  Gehalts  im  Urlaub,  in  Krankheitsfällen 
und  bei  militärischen  Uebungen,  Eigentumsrecht  des  An- 
gestellten an  seinen  Erfindungen.  Mitwirkung  des  An- 
gestelltenausschusses bei  Kündigungen. 

Man  sieht:   dieser  Entwurf  ist  ein  Niederschlag  der 
Stimmungen,  die  aus  der  Auflehnung  gegen  den 
Industriefeudalismus  geboren  wurden.    Das  Ver- 
'  langen  nach  einer  Sozialisierung  des  Arbeitsvertragsrechts 
I  ist  hier  in  einer  Reihe  von  Vertragsparagraphen  formuliert. 

Hätten  die  Angestellten  Lohnerhöhung  gefordert,  wer 
I  weiß,  ob  es  dann  überhaupt  zum  Aeußersten  gekommen 
wäre.  Das-  Unternehmertum  ist  eher  geneigt,  einen  Teil 
seiner  Rente  zu  opfern,  als  etwas  von  seinen  Herrenrechten 
;  aufzugeben.  Die  Rente  läßt  sich  bei  guter  Organisation 
i  durch  Erhöhung  der  Verkaufspreise  und  so  weiter  wieder 
[  einbringen,  den  Arbeitnehmern  gewährte  Rechte  aber  sind 
r  nur  schwer  zurückzuerobern. 

i_      So  lehnten  die  Berliner  Eisenbaufirmen-  den  Entwurf 
a  limine  ab  und  antworteten  mit  Gegenvorschlägen,  die, 
von  anderem  abgesehen,  das  von  den  Angestellten  be- 
kämpfte  System  auf  dem  Wege  des  Vertrags  festlegen 
^sollten.    Am  interessantesten  ist  da  der  Punkt  Q:  „Die 
f  Ausübung   einer  auf  Gelderwerb  gerichteten   oder  für 
idie    O  e  f  f  e  n  1 1  i  c  h  k  e  i  t     bestimmten  Neben- 
■  beschäftigung    kann    dem    Angestellten    nur  mit 
■schriftlicher  widerruflicher  Einwilligung    der  Firma  ge- 
stattet werden." 

(■  „Eür  die  Oeffentlichkeit  bestimmte  Nebenbeschäfti- 
gung" —  das  ist  beispielsweise  ein  Referat  in  einer  poli- 

i  tischen  Versammlung,  der  Vorsitz  in  einer  wirtschaftlichen 

i  Organisation,  ein  Stadtverordnetenmandat  und  anderes 
mehr.   In  der  Ausübung  staatsbürgerlicher  Rechte  soll  also 

j  der  Angestellte  von  der  widerruflichen  Einwilligung  seiner 

j  Firma  abhängig  sein. 


Die  Techniker  gaben  nicht  nach;  sie  forderten,  daß 
ihr  Entwurf  zur  Grundlage  der  Verhandlungen  gemacht 
und  ein  Unparteiischer,  über  den  man  sich  einigen  solle, 
zur  Leitung  dieser  Verhandlungen  bestellt  werde.  Beides 
lehnten  die  Arbeitgeber  ab.  Vor  allem  wollten  sie  den 
Vorsitz  bei  den  Konferenzen  nicht  aus  der  Hand  geben. 
Sie  sind  ja  doch  die  Herren  in  ihrem  Hause,  und  Unpartei- 
ische besitzen  fast  nie  das  genügende  Verständnis  für  den 
Unternehmerstandpunkt. 

So  stehen  sich  bis  zur  Stunde  die  Parteien  noch  schroff 
gegenüber,  und  auch  eine  Vermittlungsaktion  des  Hansa- 
bundes scheint  an  dem  Widerstand  der  Eisenbauanstalten 
zu  scheitern.  Allerdings  haben  die  inzwischen  eine  Rücken- 
deckung erhalten.  Wären  sie  isoliert,  so  hätten  sie  sich 
Verhandlungen  wohl  schon  geneigter  gezeigt,  denn  der 
m.eist  aus  sehr  untüchtigen  Ausländern  bestehende  Ersatz, 
den  sie  für  die  Streikenden  erhalten  haben,  genügt  ihren 
Ansprüchen  keineswegs.  Aber  der  Gesamtverband  deut- 
scher Metallindustrieller  hat  sich  hinter  sie  gestellt,  hat 
die  Ausständigen  auf  die  schwarze  Liste  gesetzt,  und  geht 
jetzt  dort,  wo  er  kann,  gegen  die  organisierten  Techniker 
vor.  An  verschiedenen  Orten  wird  von  den  ihm  an- 
geschlossenen Firmen  auf  die  Angestellten  ein  unerhörter 
Druck  ausgeübt,  um  sie  zum  Aufgeben  ihrer  Verbands- 
zugehörigkeit zu  zwingen,  und  wo  das  bisher  noch  nicht 
geschehen  ist,  hat  es  weniger  an  der  Koalitionsfreund- 
lichkeit der  Unternehmer  als  an  dem  Mangel  an  geeignetem 
Ersatz  gelegen. 

Man  beginnt  am  Punkte  des  geringsten  Widerstandes, 
aber  es  muß  damit  gerechnet  werden,  daß  die  nächsten 
Jahre  im  Zeichen  fortgesetzter  und  zum  Teil  sehr  heftiger 
Zusammenstöße  zwischen  Großkapital  und  Angestellten- 
organisationen stehen.  Die  sozialen  Konflikte  ergreifen 
die  Privatbeamten.  Eine  Bildungsschicht  nimmt  auf  dem 
Feld  des  Klassenkampfes  Aufstellung. 


/n  persönlicher  Angelegenheit 
zwingt  mich  die  I.-B.-Z.  nochmals  und,  wie  ich  hoffe,  zum 
letztenmal  das  Wort  zu  ergreifen. 

Es  kann  einem  Schriftsteller,  der  noch  einigen  Ruf 
zu  verlieren  hat,  wirklich  nicht  gleichgültig  sein,  wenn 
man  ihm  nachsagt,  er  richte  sich  nach  den  Agitations- 
bedürfnissen des  Verbandes,  für  dessen  Blatt  er  schreibt. 
Ich  habe  dies  dem  Bunde  in  meiner  ersten  Replik  nicht 
cxpressis  verbis  gesagt,  weil  ich  ihm  zugetraut  hatte'j 
er  werde  es  selber  zwischen  den  Zeilen  lesen. 

Darin  bin  ich  nun  aber  leider  bitter  enttäuscht  worden. 
Der  Bund  hat  vergleichende  Textstudien  über  die  Fassung 
der  beiden  Veröffentlichungen  meines  Aufsatzes  getrieben. 
Er  hat  daraus,  daß  der  Aufsatz  ,,Im  Freien  Wort"  ein 
paar  Tage  später  erschienen  ist,  geschlossen,  die  Fassung 
im  „Freien  Wort"  sei  die  spätere  und  ich  hätte  eingesehen, 
daß  meine  Ausführungen  in  der  ,,D.  T.-Z."  nicht  der 
Wahrheit  gerecht  würden,  und  sie  deshalb  geändert.  Ich 
kann  nun  aber  beweisen,  daß  nicht  die  Fassung  des  ,, Freien 
Wortes",  sondern  umgekehrt  in  der  „D.  T.-Z."  die  spätere 
ist.  Zum  Beweise  will  ich  nun  die  betreffende  Stelle 
aus  der  „I.-B.-Z."  ausschneiden  und  ohne  Zwischen- 
bemerkungen hierhersetzen,  nur  in  der  chronologisch 
richtigen  Umstellung. 

1.  Fassung  im  „Freien  Wort": 

„Nachdem  der  Bund  der  technisch-industriellen  Be- 
amten zuerst  die  Angestellten  der  Industrie  nach  streng 
und  konsequent  durchgeführten  gewerkschaftlichen 
Grundsätzen  unter  Ausschluß  der  Unternehmer  und  unter 
scharfer  Betonung  der  gewerkschaftlichen  Selbsthilfe 
organisiert  hatte,  ist  die  alte  Konkurrenz-Organisation, 
der  Deutsche  Techniker-Verband  mit  redlichem  Bemühen 
auf  dem  bestem  Wege,  sich  ebenfalls  in  eine  gewerk- 
schaftliche Organisation  umzugestalten." 

2.  Fassung  der  Deutschen  Techniker-Zei« 
tung: 

„Die  Organisationen  der  technischen  Angestellten 
im  Baugewerbe  und  in  der  Industrie  haben  die  Richtig- 
keit des  gewerkschaftlichen  Organisationsprinzips  längst 


766 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  48 


erkannt  und  führen  es  mit  immer  größerer  Konsequenz 
und  Tatkraft  durch.  Bei  den  Betrieben  der  Marine  ist  es 
unser  Verband  gewesen,  der  zum  erstenmal  die  Mittel  der 
gewerkschaftlichen  Selbsthilfe  anwenden  mußte.  In  den 
Betrieben  der  Berliner  Eisenkonstruktionsfirmen  hat  der 
Bund  der  technisch-industriellen  Beamten  die  Initiative 
ergriffen,  und  unsere  uneingeschränkte  Unterstützung 
gefunden." 

Jeder  unbefangene  Leser  wird  sich  sagen,  daß  die 
beiden  Fassungen  einander  durchaus  nicht  widersprechen. 
Ein  Widerspruch  läßt  sich  nur  durch  eine  logisch  un- 
2ulässige  Quaternio  terminorum  konstruieren.  Im  ,, Freien 
iWort"  hatte  ich  es  mit  einem  allgemeineren  Leserkreis  zu 
tun.  Hier  war  es  angebracht,  in  der  Geschichte  der  Privat- 
angestelltenbewegung  weiter  zurückzugreifen  und  zu  er- 
wähnen, daß  der  Bund  die  Privatangestelltenbewegung 
zuerst  konsequent  als  gewerkschaftliche  Bewegung  auf- 
gefaßt hat.  Daß  dies  seine  historischen  in  der  Entwick- 
lungsgeschichte des  Bundes  begründeten  Ursachen  hat, 
die  keineswegs  dem  Bunde  ausschließlich  als  Verdienst 
anzurechnen  sind,  sei  nur  nebenbei  bemerkt.  Sein  Haupt- 
vorteil dabei  war  eben,  daß  er  nicht  mit  einer  längeren 
Vergangenheit  und  den  damit  notwendig  verbundenen  Tra- 
ditionen belastet,  viel  später  als  die  übrigen  Privatangestell- 
ten-Verbände ins  Leben  getreten  ist  und  so  aus  ihren  Er- 
fahrungen lernen  konnte.  In  der  D.  T.-Z.  dagegen  konnte 
ich  diese  Dinge  als  bekannt  voraussetzen  und  an  die 
neuesten  Tagesereignisse  anknüpfen. 

In  der  Erklärung,  die  in  Nr.  23  der  I.-B.-Z.  in  der 
Rubrik  „Aus  dem  Bunde"  erschienen  ist,  wird  gleich  im 
ersten  Absätze  wörtlich  folgendes  versichert: 

„Im  Interesse  einer  zeitgemäßen  Umgestaltung  der 
deutschen  Angestelltenbewegung  halten  wir  die  grund- 
sätzlichen Erörterungen  über  Inhalt,  Form  und  Wesen 
der  Angestelltenbewegung  für  eine  dringende  Notwen- 
digkeit. Solche  Erörterungen  können  jedoch  nur  frucht- 
bar sein,  wenn  alle  Beteiligten  sich  ausschließlich  \  on 
dem  Streben  nach  sachlicher  Aufklärung  leiten  lassen 
und  jede  nicht  in  der  Sache  begründete  Zuspitzung  der 
Polemik  zu  vermeiden  suchen." 

Ich  möchte  nun  den  verantwortlichen  Redakteur  der 
I.-B.-Z.,  Herrn  Hermann  Lüdemann,  fragen,  wie  er  es  mit 
diesen  begrüßenswerten  Worten  zusammenzureimen  ver- 
mag, was  auf  S.  348  derselben  Nummer  der  I.-B.-Z.  steht: 
„Wir  wollen  Herrn  Dr.  Heiß  gern  bestätigen,  daß 
er  eine  erstaunliche  Anpassungsfähigkeit  an  den  Ort, 
für  den  er  gerade  schreibt,  an  den  Tag  legt  und  nach 
dieser  Gegenüberstellung  das  Urteil  über  Herrn  Dr.  Heiß 
als  Schriftsteller  jedem  Denkenden  überlassen." 

Diese  Verdächtigung  und  jene  andere  Bemerkung,  mit 
der  alle  Mitarbeiter  und  ehemaligen  Mitarbeiter  beim  Bunde 
der  Mitarbeiterschaft  an  der  D.  T.-Z.  entzogen  sein  sollen, 
stehen  in  schreiendem  Widerspruch  zu  der  Einleitung  der 
Erklärung.  Dr.  Gl.  H  el  ß. 


::  ::  ::  ::  Vt  ::    BRIEFKASTEN    ::      ::  ::  H  :; 


Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beihe^t  und  die  von  allgemeinem 
\y;    t"^'^^^  '*'^"'<^n    aufgenommen.      Dem    Namen    des    Einsenders  find 

Wohnung  „„j  M  i  t  g  1 1  e  d  n  u  ni  m  e  r  hin/u/iifügcn.  Anfr.igen  nach  Bezugs- 
quellen und  Biicliern  «erden  unparteiisch  und  nur  sclinfllich  erteilt.  hinc 
K  ucksend  ung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (mittags  12  Uhr)  vor  Ers  heinen  des  Heltes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  fiir  die  Aufnahme, 
|ur  Inhalt  un.l  Kichtigkeit  von  tragen  und  Antworten  lehnt  die  Schnft- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  trläuterung  der  Er.igen  notwendigen  Druck- 
»löcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  EragestcUer  vorher  bezahlen. 

Technik  _ 

Frage  253.  In  welcher  kürzesten  Frist  kann  ein  Maurer- 
geselle 1  cbm  Backsteinmaiicrwerk  der  Stärke  1,(J3;  Ü,CO;  0,77; 
0,64;  0,51;  0,38;  0,25  und  0,13  m  herstellen,  wenn  er  diesen 
Zeitraum  bei  standiger  Beschäftigung  nicht  überschreiten  soll? 
Wie  groß  ist  die  durchschnittliche  normale  Arbeitsleistung? 
Desgleichen  wenn  eine  Ansichtsfläche  der  Mauer  mit  Klinker- 


oder Glasursteinen  verblendet  wird.  Wie  stellt  sich  dieser 
Zeitraum  bei  Bruchstein-  oder  Quadermauerwerk  bei  den  üb- 
lichen Mauerstärken?  Wie  viele  Hilfsarbeiter  sind  für  diese 
Arbeiten  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  erforderlich? 

Frage  254.  In  10  Stunden  sollen  50  cbm  Grobkies  von 
9  bis  40  min  Korngröße  zu  Sand  zerkleinert  werden.  Welche 
Maschine  eignet  sich  hierzu,  wie  groß  ist  der  Kraftverbrauch  und 
wie  hoch  sind  die  Kosten  pro  cbm  einschl.  Abnutzung  der  Ma- 
schinenteile? 

Frage  255.  Es  ist  die  Anlage  einer  1,2  km  langen  Rodel- 
bahn in  einem  trockenen  Wiesental  geplant.  Ich  bitte  um 
Mitteilung,  ob  das  nachstehende  Oesamigefälle  ausreichend  ist. 
Die  einzelnen  Gefälle  betragen:  Von  0  bis  450  ra  =  1 :  7,7,  von 
450  bis  600  m  =  1:12,5,  von  600  bis  700  m  =  1:15,5,  von 
700  bis  900  m  =  1:18,5  und  von  900  bis  1000  m  =  1 :  15. 
Die  Trasse  liegt  von  0  bis  350  m  in  der  Oeraden,  geht  dann 
mit  einer  Rechtskurve  von  100  m  Länge  mit  anschließender 
Geraden  in  eine  schlanke  Linkskurve  über  und  schmiegt  sich 
dem  Talhang  an. 

Frage  256.  Gibt  es  ein  Mittel,  um  Terrazzofußboden 
dauernd  glatt  und  glänzend  zu  erhalten?  Im  vorliegenden  Falle 
ist  der  Terrazzofußboden  immer  noch  zu  stumpf.  Kann  man 
den  Glanz  gleich  beim  Herstellen  des  Fußbodens  erhalten,  und 
wie?    Oder  läßt  er  sich  noch  nachträglich  erzielen? 

Frage  257.  Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  über 
praktisch  ausgeführte  Tesching-Schießstände  für  Schützengesell- 
schaft kleinerer  Gemeinden  Auskunft  geben?  Gibt  es  darüber 
praktische  Werke,  sowie  Vorschriften  (sächsische)  ? 

Frage  258.  a)  Eine  Feder  von  24  mm  mittlerem  Durchm., 
auf  155  mm  zusammengedrückt,  soll  10  kg,  auf  125  mm  weiter 
zusammengedrückt  13  kg  tragen.  Wie  groß  ist  die  Vorspannung, 
die  Drahtstärke  und  die  Anzahl  der  Windungen? 

b)  Wie  ändern  sich  die  Werte,  wenn  eine  andere  Feder 
von  demselben  mittleren  Durchmesser  auf  300  mm  zusammen- 
gedrückt 10  kg  und  auf  275  mm  weiter  zusammengedrückt  13  kg 
tragen  soll? 


Zur  Frage  242.  Gerachlose  I mprägnierungsmittel.  \.  Ich 
verwende  seit  Jahren,  insbesondere  bei  Schwammbeseitigung 
„Raco"  (der  Firma  R.  Avenarius  &  Co.).  Es  ist  wirksam  und 
geruchlos,  aber  erheblich  teurer  als  Karbolineum. 

Mitgl.-Nr.  22  009. 

II.  Dem  Chemischen  Werke  Flörsheim  a.  M.  (Dr.  Noerd- 
linger)  ist  es  gelungen,  den  Teerölen  ihren  Geruch  dadurch  zu 
nehmen,  daß  diese  einer  Behandlung  mit  Kupfersalzlösungen 
unterworfen  werden.  Das  Produkt  heißt  Barol  (D.  R.  P.),  dient 
zum  Tränken  von  Faser-  und  Gewebestoffen,  hat  ein  spezifisches 
Gewicht  von  1,14,  eine  Ergiebigkeit  von  200  g  auf  1  qm  Holz- 
fläche und  ist  im  Winter  vor  Verwendung  auf  40  bis  50'^  C 
zu  erwärmen.  — pf. 

Zur  Frage  246.  Wasserkühlung.  Mit  Rücksicht  darauf, 
daß  kaltes  Wasser  schwerer  ist  als  warmes,  wird  empfohlen, 
um  den  oberen  Teil  des  Bassins  eine  Rohrspirale  zu  legen,  die 
von  Lindes  Ammoniak-Kühlmaschine  im  Zirkulationsstrom  ge- 
speist wird.  Der  Vorteil  dieser  Einrichtung  liegt  in  der  Regulier- 
barkeit der  Anlage.  Weiteres  durch  die  Gesellschaft  für  Lindes 
Eismaschinen,  München  II,  Nymphenburger  Straße  76.  —  Ferner 
liegt  eine  Verbilligerung  des  Sommer-  und  Winterbetriebes 
darin,  indem  man  den  Behälter  mit  Tannenholz  ummantelt  und 
den  Zwischenraum  mit  Alull  der  Werke  Haspelmoor  in  Ober- 
bayern (Stampfdichte:  siehe  Notiz  189,  S.  623,  Nr.  39  D.  T.-Z.) 
auskleidet.  — pf. 

Zur  Frage  247.  Staubbindendes  Fußbodenöl.  Schlechte 
Haftbarkeit  des  Oeles  tritt  ein,  wenn  die  Oberflächen  des  im- 
prägnierten Materials  sich  gegen  Oelaufnahme  ablehnend  ver- 
halten. Die  Firma  Heinrich  Amend,  Hanau,  stellt  daher  Sanitol- 
platten  und  zugehöriges  Sanitolöl  her.  —  Absolute  Haftbarkeit 
besitzt  das  staubbindende  Floricin-Fußbodenöl  der  Chemischen 
Werke  Flörsheim  am  Main  (Dr.  Noerdlinger),  wissenschaftlich 
erprobt  im  hygienischen  InstiUit  der  Universität  Göttingen.  Oel- 
ergiebigkeit:  100  g/l  qm.  Sie  hätten  sich  vorher  zu  ver- 
gewissern, ob  das  englische  Eisenpulver  einer  dauernden  Oel- 
aufnahme gegenüber  sich  nicht  negativ  verhält.  — pf. 

Zur  Frage  250.  Entschädigung  für  Mehrleistungen  bei 
einem  Bauwerk.  Der  ordnungsgemäße  Vertrag  hat  in  diesem 
Falle  nur  Gültigkeit,  denn  durch  Aufstellung  dieses  Vertrages 
und  beiderseitige  Unterschrift  sind  ja  die  vorhergehenden  Ab- 
machungen anulliert  worden.  Durch  §  2  ist  die  Kostenberech- 
nung der  Leistungen  genau  festgelegt,  so  daß  Sie  bei  Be- 
schreitung des  Rechtsweges  Ihres  Erfolges  sicher  sind,  noch 
dazu,  da  der  unparteiische  Architekt  Ihre  Abrechnung  als  richtig 
anerkennt.  Leonhardt. 


Heft  48 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


767 


Sitzangs-Kalender  der  Bezfrksverwaltiingen  und  Zweig- 

vereine 

U'ir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureaj 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  bisonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  ==  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  VersammlungstaCT  und  Ort, 
Bf.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlicnung  in  der  Verbanaszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

nezirksverwaltungen 
Chemnitz.  1.  Vors.:  O.  Geßner,  Gießerstr.  11.  Briefe  an 
den  1.  Vorsitzenden.  Wir  laden  hiermit  unsere  werten  Mitglieder 
riebst  Angehörigen  zu  dem  am  Sonntag,  3.  Dezember,  in  sämt- 
lichen Räumen  des  Kaufmännischen  Vereinshauses  zu  Chemnitz 
stattfindenden  Bezirkstag  ein  und  bitten  um  eine  rege  Beteili- 
gung. Programm:  Vormittags  11  Uhr:  Eröffnung  des  Bezirks- 
tages im  Theatersaale.  1.  ßegrüßung  der  Gäste  und  Teil- 
nehmer durch  den  1.  Vorsitzenden.  2.  Ansprachen.  3.  Vortrag 
des  Herrn  Dr.  Günther,  Privatdozent  an  der  Universität 
Berlin,  über:  „Der  Tarifvertrag  und  seine  Ver- 
wertung   für    den    technischen  Angestellten." 

^  4.  Schlußwort.    Anschließend  hieran  zwangloses  Mittagmahl  in 

-  den  unteren  Räumen.  Nachmittags  2V2  Uhr:  Geschäftliche 
Sitzung  im  Technikerzimmer.  Während  derselben  für  die  Damen 
und  übrigen  Teilnehmer  Besichtigung  des  neuerbauten  Rathauses 
unter  persönlicher  Führung  des  Hen  n  Baiirat  Luthrrdt.  Sammeln 
um  21/3  Uhr  im  Kaufmännischen  Vereinshaus.  Tagesordnung: 
1.  Festsetzung  der  Stimmführer.  2.  Bericht  der  Bezirks-Verwal- 
tung. 3.  Bericht  über  die  Wanderversammlung  in  Dresden. 
4.  Bericht  der  Zweigvereine.  5.  Beratung  und  Beschlußfassung 
der  Anträge.  6.  Ausbau  der  Stellenvermittlung.  7.  Verschie- 
denes.   Nachmittags  4  Uhr:    Gesellschaftliche  Zerstreuungen. 

Oberschlesien.  Freitag,  1.  Dezember,  8V2  Uhr  abends,  findet 
in  Königshütte,  Hotel  Graf  Reden,  die  erste  Sitzung  des  neu- 

;  gewählten  geschäftsführenden  Vorstandes  statt.  Wir  bitten  um 
vollzählige  Beteiligung  seitens  der  Vorstandsmitglieder. 

Westfalen.  Vorort  Bielefeld.  Br.-A.:  W.  Langbein,  Biele- 
feld, Ravensberger  Straße  60.  In  den  Monaten  Oktober  und 
November  hat  die  Bezirksverwaltung  Schüler  Vorträge  in 
Münster,   Lage   und   Lemgo   abgehalten.     Der  Besuch 

war  überall  ein  reger  ,und  auch  die  Zahl  der  Anmeldungen 
als  Hospitant  ist  eine  gute.  Weitere  Vorträge  sind  in  Höxter 
und  Detmold  in  Aussicht  genommen.  Am  Freitag,  11.  No- 
vember, sprach  Herr  Kaufmann  -  Berlin  im  Verein  Gladbeck 
über  das  Thema:  „Die  Sozialpolitik  im  Reichs- 
tage" vor  einer  Versammlung  von  70  Personen;  vertreten 
waren  die  Vereine  Gladbeck,  Buer  und  Bottrop  sowie  Horst- 

rEmscher.  Der  Vortrag  fand  lebhafte  Zustimmung  bei  allen  An- 
wesenden.   Hoffentlich  werden  wir  im  kommenden  Jahre  auch 

.  in  anderen  Vereinen  unseres  Bezirks  ähnliche  Vorträge  halten 
lassen  können. 


Zweigvereint 

Gemischte  Vereine. 

Aachen.     Technischer    Verein.     Vrs.    u.    Br.-A. : 
'  F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.    V.  u.  O. :   Jeden  Samstag 

abend  im  Berliner  Hof.  Samstag,  25.  November,  abends  9  Uhr, 
■  Versammlung.     Tagesordnung:    1.   Berichterstattung  über  den 

Bezirkstag  von  den   entsandten  .Vertretern.     2.  Verschiedenes. 

Samstag,  2.  Dezember,  abends  87^  Uhr,  Jahres-Hauptversamm- 
1  lung.  Tagesordnung:  1.  Bekanntgabe  der  Eingänge.  2.  Auf- 
I  nähme  neuer  Mitglieder.  3.  Jahresbericht.  4.  Neuwahl  des 
f  Vorstandes  und  der  Ausschüsse.    5.  Verschiedenes.    Wir  bitten 

alle  Mitglieder,   zur  Jahres-Hauptversammlung  zu  erscheinen. 
Charlottenburg.    Technischer  Verein.    Vrs.  u.  Br.- 

A.:    Herm.  Voigt,  Berhn  O.  112,  Waldeyerstr.  61.    V.  u.  O.: 

Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  im  Wilhelmshof  am  Wil- 
^  helmsplatz,  Charlottenburg.  Am  5.  Januar  1912  findet  im  Schiller- 
j  saal,  Charlottenburg,  Bismarckstraße,  eine  öffentliche  Versamm- 
I  lung  statt.  Referent:  Herr  E.  R.  Schubert,  Chefredakteur  der 
1  „Deutschen  Techniker-Zeitung",  über:  „Was  fordern  die 
^  Angestellten  vom  neuen  Reichstag."  —  Die  sämt- 
!■  liehen  Techn.-Vereine  von  Groß-Berlin  werden  gebeten,  an  diesem 
I  Tage  keine  Versammlungen  usw.  einzuberufen. 

Gladbeck  i.W.   Technischer  Verein.   Vrs.  u.  Br.-A.: 

Franz  Briel,  Gladbeck,  Hermannstr.  27.  V.  u.  O.:  Am  Freitag 
;  nach  dem  1.  und  15.  jeden  Monats  im  Gasthof  Thiele,  Bismarck- 
|1  Straße.  —  In  der  am  3.  d.  M.  abgehaltenen  Monats-Haupt- 
!  Versammlung  wurde  beschlossen,  die  Jahres-Generalversammlung 
I  statt  Anfang  Januar  n.  J.  schon  in  der  ersten  Versammlung 
[  des  Monats  Dezember  abzuhalten.  Freitag,  1.  Dezember,  abends 
I  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  Gasthof  Thiele  Jahres-Generalversamm- 
f  lung  mit  Neuwahl  des  Vorstandes.    Hierzu  ergehen  noch  briefl. 


Einladungen.  Wegen  der  Wichtigkeit  bitten  wir  dringend  um 
rege  Beteiligung,  auch  bitten  wir,  dem  Verbände  noch  fern- 
stehende Kollegen  einzuführen.  Nach  den  neuen  Verbands- 
sfatuten  hat  die  Jahres-Generalversammlung  spätestens  im  Monat 
Dezember  stattzufinden. 

Hanau.  Techniker-Verein.  Donnerstag,  7.  De- 
zember, abends  1/29  Uhr,  Hauptversammlung  im  Vereinslokal 
Hotel  zum  Riesen.  Tagesordnung:  1.  Verlesung  des  Protokolls 
und  der  Eingänge.  2.  (Mitgliederaufnahme.  3.  Hebung  der 
rückständigen  Beiträge.  4.  Vorträge  durch  Mitglieder  über  Bau- 
ausführung aus  dem  Tiefbaugebiet.  5.  Vereins-  und  Verbands- 
angelegenheiten. 6.  Verschiedenes.  Um  zahlreichen  Besuch 
dieser  Versammlung  wird  gebeten,  ebenso  um  Einführung  neuer, 
dem  Verein  und  Verband  noch  fernstehender  Kollegen. 

Mülheim  a.  Rh.  T  e  c  h  n.  Verein.  Freitag,  1.  Dez.,  abends 
SViUhr:  Generalversammlung  im  Vereinslokal,  Freiheitstr.  65. 
Tagesordnung:  1.  Protokoll  der  vor.  Hauptversammlung.  2.  Be- 
richt über  den  13.  Bezirkstag  in  Kalk.  3.  Jahresbericht.  4.  Neu- 
wahl des  Vorstandes  und  der  Kassenprüfer  für  das  Geschäfts- 
jahr 1912.  5.  Verbandsangelegenheiten  und  Verschiedenes.  In 
Anbetracht  der  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  wird  um  recht 
zahlreiches  Erscheinen  gebeten. 

Nürnberg.  Techniker -  Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.O.:  Jeden  Mitt- 
woch abends  8V2  Uhr  in  der  Restauration  „Theodor  Körner", 
Inselschütt.  Mittwoch,  29.  November,  im  Körnersaal  Lichtbilder- 
vortrag des  Herrn  Koll.  Ebel:  „Eine  Rheinreise  von  Köln  bis 
Mainz."  Zahlreiches  Erscheinen  auch  von  Seiten  der  verehrl. 
Dalsen  wird  erwartet.  Mittwoch,  6.  Dezember,  abends  SVs  Uhr, 
findet  im  Saale  des  Theodor  Körner,  Inselschütt  2,  unsere  dies- 
jährige Hauptversammlung  mit  folgender  Tagesordnung  statt: 
1.  Protokollbericht.  2.  Neuaufnahmen.  3.  Vorlage  und  Ge- 
nehmigung der  Satzungen.  4.  Jahresbericht.  5.  Bericht  des 
Kassierers  und  der  Revisoren.  6.  Bericht  des  Inventar-  und 
Bibliothekvervvalters.  7.  Bericht  der  Stellenverraittler.  8.  Ent- 
lastung der  Vorstandschaft.  9.  Neuwahl  der  Vorstandschaft  und 
der  Ausschüsse.  10.  Etataufstellung  für  das  Jahr  1912.  11.  An- 
träge. 12.  Verschiedenes.  Wir  fordern  alle  Mitglieder  dringend 
auf,  unter  allen  Umständen  zur  Hauptversammlung  zu  erscheinen, 
es  werden  so  wichtige  Beschlüsse  gefaßt  und  evtl.  grundlegende 
Aenderungen  des  ganzen  Vereinslebens  beantragt  werden,  daß 
jedes  Mitglied  schon  in  seinem  eigenen  Interesse  der  Versamm- 
lung beiwohnen  sollte.  Evtl.  Anträge  und  Wünsche  zur  Haupt- 
versammlung wolle  man  möglichst  bis  29.  November,  längstens 
aber  vor  Beginn  der  Versammlung  beim  1.  Vorsitzenden,  Herrn 
Koll.  Polster,  Schreyerstr.  14,  schriftlich  einreichen. 

Posen.  Techniker-Vereinigung.  Am  1 3.  d.  Mts. 
sprach  Herr  Schubert  in  Posen  vor  zahlreich  besuchter  Ver- 
sammlung über  Koalitionsfreiheit  und  Staats- 
bürgerrecht. Mit  treffenden  Worten  brandmarkte  er  das 
Vorgehen  der  Gutehoffnungshütte  und  ähnliche  Schritte  von 
scharfmacherischen  Großindustriellen.  Der  Beifall  bewie%  daß 
die  Posener  Kollegen  im  Kampfe  um  die  Koalitionsfreiheit  bis  auf 
den  letzten  Mann  hinter  der  Verbandsleitung  und  ihren  Beamten 
stehen.  —  Die  Jahreshauptversammlung  findet  Freitag,  1.  De- 
zember, abends  9  Uhr,  im  Restaurant  Mandel,  Berliner  Str.  19  1, 
statt.  Tagesordnung:  1.  Beschlußfassung  über  die  v/eihnachts- 
feier  und  Bewilligung  der  Kosten.  2.  Beschlußfassung  über 
die  Weitererhebung  der  Umlage  für  das  Posener  Zimmer  im 
Erholungsheim.  3.  Beschluß  über  die  Zusammensetzung  des  Vor- 
standes und  die  Art  der  Vorstandswahlen.  4.  Geschäftsbericht 
und  Entlastung  des  Vorstandes.  Die  Kassenberichte  erfolgen 
erst  im  Januar,  weil  noch  eine  Anzahl  Kollegen  mit  ihren  bei- 
tragen im  Rückstände  sind.  5.  Neuwahl  des  Vorstandes.  6.  Ver- 
schiedenes. Sonntag,  3.  Dezember,  vormittags  10^/4  Uhr,  findet 
eine  Besichtigung  des  Stadttheaterumbaues  statt.  Damen  können 
an  dieser  Besichtigung  noch  nicht  teilnehmen.  Es  wird  ihnen 
aber  später  noch  Gelegenheit  geboten,  den  Umbau  kennen  zu 
lernen.  Die  Weihnachtsfeier  findet  am  Mittwoch,  20.  Dezember, 
wahrscheinlich  unter  Beteiligung  der  Damen  in  den  oberen 
Räumen  von  Mandel  statt. 

Regenwalde.  Technische  Vereinigung  Regen- 
walde und  Umg.  Vors.  u.  Br.-A. :  Fr.  Zube,  Regenwalde. 
Unsere  nächste  Versammlung  findet  Sonntag,  3.  Dezember,  nach- 
mittags 31/2  Uhr,  in  Pluthe,  Hotel  Quandt,  statt.  Etwaiger 
Anträge  wegen  ist  das  .Erscheinen  aller  Kollegen  erwünscht. 

Techniker  im  Baugewerbe. 
Dresden.  Motiv,  Bauhütte.  Wie  schon  bekannt- 
gegeben, findet  am  20.  Dezember  1911  die  Jahreshauptversamm- 
lung statt.  Der  Kassierer  bittet  deshalb  alle  Vereinsmitglieder 
dringend,  die  Regelung  der  rückständigen  Beiträge  bis  spätestens 
den  3.  Dezember  1911  vorzunehmen.  Zu  diesem  Termin  nicht 
erledigte  Beiträge  werden  entweder  durch  Boten  oder  Post- 
nachnahme eingezogen,  da  die  Kassenbücher  bis  zum  10.  Dez. 


1 

Ii 


768 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  48 


dieses  Jahres  den  Herren  Revisoren  zur  Prüfung  vorgelegt  werden 
müssen.  Gleichfalls  werden  die  Herren  Vorstands-  und  Aus- 
schußmitglieder nochmals  gebeten,  ihre  Rechnungen  über  die 
im  laufenden  Vereinsjahr  gehabten  Auslagen  bis  spätestens  zum 
5.  Dezember  1911  beim  Kassierer  einzureichen. 

Techniker  in  der  Industrie, 
.  Bez.  Graß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-iA. :  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Außerdem  findet  dort  jeden 
dritten  Mittwoch  im  Monat  gesellige  Zusammenkunft  statt. 
Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet  Mittwoch,  6.  De- 
zember, pünktlich  ^/,9  Uhr,  im  Vereinslokale  statt.'  Tages- 
ordnung: 1.  Geschäftliches.  2.  Wahl  der  vorbereitenden  Kom- 
mission zur  Vorstandswahl.  3.  Wahl  der  Kassenprüfer.  4.  Be- 
richt über  die  Gruppenversammlung  der  Gruppe  „B"  vom 
8.  November  1911.  5.  Verschiedenes.  Wir  erwarten,  daß  zu 
dieser  letzten  Versammlung  im  Jahre  1911  alle  unsere  Mit- 
glieder erscheinen.  Weiter  ersuchen  wir,  die  noch  rückständigen 
Beiträge  umgehend  an  unseren  Kassierer  porto-  und  bestellgeldirei 
zu  übersenden,  damit  der  fällige  Kassenbericht  in  der  Monats- 
versammlung im  Januar  1912  günstig  lautet.  Auch  auf  den 
Versammlungsbeschluß  vom  6.  September  1911,  be1;r.  Solidari- 
tätsbeitrag, machen  wir  nochmals  aufmerksam  und  er- 
warten, daß  bis  zum  Jahresschluß  alle  Kollegen  für  3  M  Soli- 
daritätsmarken gekauft  haben.  Solidaritätsmarken  sind  bei  allen 
Vorstandsmitgliedern  zu  haben. 

Dresden.  Verein  für  Maschinentechniker  und 
-Ingenieure.  Br.-A. :  O.  Baumgart,  Ing.,  Dresden,  Leipziger 
Straße  38  III.  V.  u.  O. :  Jeden  Freitag  im  „Gewerbehaus", 
Ostra-AUee.  Freitag,  1.  Dezember  1911,  abends  i/jO  Uhr, 
Monats  -  Hauptversammlung  im  Vereinslokal.  Tagesordnung: 
1.  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Vortrag  des 
Herrn  Kollegen  Pohlenz  über:  „Wie  kann  sich  der 
Techniker  zum  gewerblichen  Fachlehrer  aus- 
bilden und  wie  sind  hier  die  Fortkommen-Aus- 
sichten". 4.  Mitteilungen  der  Ausschüsse.  5.  Fragekasten 
und  Verschiedenes.  Freitag,  8.  Dezember  1911,  abends  1/39  Uhr, 
im  Vereinslokal.    Vortrag  des  Herrn  Kollegen  Bock:  Tech- 


niker organisiert  Euch".  Es  darf  wohl  der  Erwartung 
Ausdruck  gegeben  werden,  daß  alle  Vereinsmitglieder  zahlreich 
erscheinen.  Gäste,,  besonders  fernstehende  Kollegen,  herzlich 
willkommen.  Außerdem  sei  bemerkt,  daß  in  Kürze  der  Jahres- 
Abschluß  erfolgen  muß  und  daher  um  Begleichung  aller  Außen- 
stände gebeten  wird. 

Hamburg-Altona.  Maschinentechnischer  Verein 
von  1908.  Br.-A.:  A.  R.  Krobiell,  Hamburg  6,  An  der  Stern- 
schanze 29  a.  V.  u.  O. :  St.  Georger  Vereinshaus,  Gr.  Allee  45. 
Hauptversammlung:  Freitag,  1.  Dezember  1911.  Nebenversamm- 
lung: Freitag,  15.  Dezember  1911.  Die  Versammlungen  beginnen 
stets  1/29  Uhr  abends.  Zu  dieser  letzten  Hauptversammlung 
in  diesem  Jahr  ist  das  Erscheinen  aller  Mitglieder  sehr  er- 
wünscht. Die  noch  fehlenden  Beiträge  sind  an  diesem  Abend 
ebenfalls  einzuzahlen. 

Staatstechniker. 

Landcsvcrcin  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  11. 

Chemnitz  L  Sa.  Eisenbahn-Techniker-Verein. 
Br.-A. :  E.  Klotsche,  Bahnmeister  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64. 
Die  nächste  Versammlung  mit  Fachvortrag  des  Herrn  Bausekretar 
Geßner-Chemnitz  über  „Eisenbahn-Signahvesen"  findet  Sonntag, 
17.  Dezember,  nachmittags  pünktlich  ^,23  Uhr,  im  Vereinslokal 
Restaurant  Moritzburg,  statt.  Tagesordnung  folgt.  Freie  Fahrt 
wird  gewährt.    Steuern  4.  Vierteljahr  sind  fällig. 

Zwickau.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  V.  u. 
O. :  Jeden  ersten  Dienstag  des  Monats  im  „Hotel  zur  Rose", 
Zwickau,  Mittelstraße.  Br.-A.:  Bahnmeister  Paul  Baum,  Zwickau, 
Bahnhofstraße  46  I.  Sonntag,  10.  Dezember,  nachmittags  3  Uhr, 
findet  im  Hotel  zur  Rose,  Zwickau,  Mittelstraße,  Versammlung 
mit  Fachvortrag  statt.  KoU.  Bauobersekr.  Schulze  aus  Dresden 
wird  über  „Verträge,  Bestellzettel,  Zuschlagschreiben  und  deren 
Beilagen"  sprechen.  Ferner  findet  ttat-Besprechung  statt.  Frei- 
fahrt wird  gewährt.  Die  zwanglose  Zusammenkunft  am  Diens- 
tag, 5.  Dezember,  fällt  aus.  Die  diesjährige  Generalversamm- 
lung mit  Neuwahl  des  I.  Vorsitzenden  und  I.  Schriftführers  findet 
am  14.  Januar  1912  statt.  Vereinsbeiträge.  Die  Beiträge  für 
das  vierte  Vierteljahr  sind  fällig.  Die  rückständigen  Beiträge 
bitten  wir  nunmehr  umgehend  an  unseren  Kassierer,  Herrn 
Koll.  Strobelt,  Zwickau,  Bauamt  II,  einzusenden. 


Stellen -Angebote 


(Nur  für  Verbandsmltglieder). 
I.  Neu: 


A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

3431  Beeskow  (Mark),  Behörde  z.  1.  1.  12  tücht.  Bauf.  t. 
die  Baultg.  u.  Abrechn.  eines  Schulhauses  auf  voraussichtl. 
15  Monate.  Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  an  die 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3432  Königsberg  i.  Pr.,  KönigL  Behörde  sof.  zwei  gew. 
T.  z.  Ausarbeitg.  d.  Kostenanschl.  für  ein  Polizei-Dienstgeb. 
Ang.  m.  Geh.-Anspr.  u.  Zeugn.-Abschr.  an  die  Zweigst.  Königs- 
berg i.  Pr.,  Herrn  L.  Pitz,  Hinter  Roßgarten  25. 

3433  Königshütte  (Oberschi.),  Baugesch.  sof.  zweiter  T., 
im  Veranschlg.  u.  i.  Abrechnungen  bewandert.  130  bis  150M. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  an  die  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstraße 94. 

3436  Kiel,  Arch.-Bureau  sof.  tücht.  T.,  fl.  saub.  Zeichn.  u. 
gut.  Statik.  Anfangsgeh.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg,  Hansastr.  10. 

3437  Kiel  sof.  tücht.  Zeichn.  f.  d.  Errichtung  ein.  neuen 
Gasanstalt.  Beschäftigungsdauer  etwa  2  J.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.   Zweigst.   Kiel   an  Hn.   F.   Kobarg,   Hansastr.  10. 

3438  Königsberg  i.  Pr.,  Arch.-Bureau  sof.  j.  Hochbaut., 
gew.  Zeichn.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Königsberg  i.  Pr.  an  Hn.  L.  Pitz,  Hinter  Roßgarten  25. 

3439  Darmstadt,  Arch.-Bureau  sof.  j.  Bt.,  fl.  Zeichn.  An- 
fangsgehalt 120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Frank- 
furt a.  M.  an  Hn.  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  .-\dalbert- 
straße  73. 

3440  Birnbaum  i.  Pos.,  Kgl.  Beh.  sof.  tücht.  Bt.,  Absolv. 
ein.   Bgw. -Schule,  m.   d.   Dieustgesch.   ein.  Hochbauamt.  vcrtr. 


Stellg.  V.  läng.  Dauer.  Bis  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-.A.bschr. 
Zweigst.  Pc^en  an  Hn.  E.  König,  Hohenlohestr.  3. 

3441  Kattowitz  O.-S.  sof.  Bt.,  Absolv.  ein.  Bgw.-Schule,  t. 
zeichn.  Arbeit.,  Veranschl.,  Bauführg.  u.  .\brechng.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafen- 
straße 94. 

3442  Norden  i.  Ostfriesland,  Arch.-Bureau  sof.  jüng.  Bt., 
gew.  fl.  Zeichn.  u.  tüchtig.  Statik.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.   Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3444  Rheinl.  gr.  A.-G.  sof.  Bt.,  der  auch  die  Stellg.  ein. 
Bahnmeisters  f.  eine  Anschlußbahn  zu  übernehm.  hat.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3464  Zwickau,  Arch.-Bureau  sof.  Hochbaut.  m.  mehrjährig. 
Prax.,  n.  über  30  J.  alt,  mögl.  m.  Einjährig. -Zeugn.  Ang.  ni. 
Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94. 

3465  Leipzig  sof.  jüng.  Bt.,  .^rch.,  fl.  Zeichn.  f.  Arch.- 
Bureau.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Ge- 
schäftsstelle Leipzig,  Tnomasring  18. 

3466  Hofgeismar-Wolfhagen,  Kgl.  Beh.  sof.  Bt.,  vertr.  m. 
d.  Arbeit,  auf  ein.  Hochbauamt,  zur  Vertretg.  d.  B.msckr.  Bis, 
180  M  a.  etwa  3  Mon.    Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  CasseL 
an   Hn.   R.   Thielke,  Roonstr.   44.  f 

3467  Stettin,  Museumsbau  sof.  tücht.  selbst.  T.  Bis.  200  S\. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Borchert, 
Barnimstr.    16  E. 

3468  Gummersbach  i.  Rhld.  sof.  j.  energ.  Bauf.  f.  Wcrk- 
zcichng.  u.  Abrechng.  m.  Dispositionstaient  auf  d.  Baust.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u. 
Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  S6. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 


HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgraf^nstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  49        Schnftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  2.  DczeiTiber  1911 

halt:  Der  soziale  Ausschuß  —  Ein  Landhaus  bei  Mannheim  -  Lehrgang  für  den  Werkstättenunterricht  der  Kgl.  Fachschule  für  Maschinenbau  und  Elektrotechnik  in 
Kais  rslautern  -  Die  deutschen  Techniker  -  Wirtschaft  und  Leben  -  Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Zeitschriftenschau  -  Briefkasten  — 
Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Der  soziale  Ausschuß 


Schon  wiederholt  hat  der  „Soziale  Ausschuß  von  Ver- 
einen technischer  Privatangestellten"  die  Mitgliederkreise 
unseres  Verbandes  beschäftigt,  ja  in  manchen  Mitglieder- 
kreisen ist  und  war  die  Stellung  zum  S.  A.  Ausdruck  für 
die  Art,  wie  man  unsere  Verbandspolitik  beurteilte.  So 
war  es  durchaus  nicht  zufällig,  daß  auf  dem  Verbandstage 
in  Königsberg  die  Befürworter  des  Anschlusses  an  den 
S.  A.  sich  mit  den  Verbandskreisen  deckten,  die  für  ein 
schnelleres  Tempo  der  Verbandsarbeit  im  allgemeinen  zu 
haben  waren.  Wer  um  diese  Zeit  in  der  Verbandsagitation 
stand,  der  weiß,  welche  Waffe  die  Bundesmitglieder  be- 
saßen, wenn  sie  uns  vorwarfen,  daß  wir  noch  außerhalb 
der  Gemeinschaft  von  Verbänden  technischer  Privat- 
angestellten, eben  dem  Sozialen  Ausschuß,  standen.  Mit 
gewissen  Kautelen  wurde  dem  Antrag  auf  Anschluß  zu- 
gestimmt, und  unsere  Aufnahme  in  den  S.  A.  hatte  Vor- 
gänge veranlaßt,  die  ebenfalls  nicht  ihre  Nachwirkung  auf 
den  D.  T.-V.  verfehlten :  die  erneuten  Versuche  zum  organi- 
satorischen Zusammenschluß  des  B.  t.-i.  B.  und  unseres 
Verbandes. 

Daraus  wurde  nichts,  wir  aber  waren  im  S.  A.  und 
verstärkten  ihn  durch  unseren  Beitritt  auf  den  respek- 
tablen Mitgliederbestand  von  100  000.  Hatten  wir  vorher 
wegen  unserer  Sonderstellung  unter  der  Bundesagitation 
zu  leiden,  so  glaubten  manche,  daß  die  äußeren  Formen 
der  Agitation  nach  unserem  Anschluß  sich  verändern 
würden.  Nur  naive  Gemüter  konnten  dieser  Auffassung 
sein  und  es  waren  merkwürdigerweise  nicht  die  Befür- 
worter des  Antrages  von  Königsberg,  sondern  seine 
Gegner.  Die  sagten  nun  den  anderen:  Da  seht  ihr,  was 
es  euch  nützte,  daß  ihr  dem  Bunde  nachlieft,  ihr 
werdet  genau  so  behandelt  wie  früher.  Als  ob  es  sich 
darum  gehandelt  hätte!  Interessant  ist  aber,  daß  sich 
in  manchem  unserer  Köpfe  das  „Nachlaufen  hinter  dem 
Bunde"  bei  dieser  Gelegenheit  festsetzte  und  die  Er- 
kenntnis für  die  Notwendigkeit  taktischen  Zusammengehens 
gelegentlich  oder  für  einen  bestimmten  Kreis,  umschrieben 
durch  Satzung  und  Programm  des  S.  A.,  dauernd  ver- 
drängte. 

Diesen  Kreisen  die  Vorteile  gemeinsamen  Wirkens  im 
S.  A.  zu  beweisen,  wurde  uns,  den  Freunden  dieser  Taktik, 
durch  zwei  Dinge  erschwert,  von  denen  die  Frage  der 
Pensionsversicherung  der  Privatangestellten  gegeben,  das 
Schlagwort  von  der  ,, organisatorischen  Reinlichkeit"  aber 
gesucht  war.  Das  Für  und  Wider  in  der  Pensionsver- 
sicherungsfrage  bereitete  immer  eine  schwüle  Luft,  die  aber 
besonders  über  den  letzten  Sitzungen  des  S.  A.  lagerte. 
Daß  es  nun  gerade  klug  war,  dahinein  auch  noch  das 
Wort  von  der  ,, organisatorischen  Reinlichkeit"  zu  werfen, 
möchten  wir  verneinen,  namentlich,  da  der  D.  T.-V.  von 


selbst  und  aus  sich  heraus  das  Bedürfnis  nach  Klärung 
empfand.  Die  Stellung  einiger  Verbände  zur  Pensions- 
versicherung der  Privatangestellten  im  Sinne  der  Regie- 
rungsvorlage war  durch  Verbandstagsbeschlüsse  zu  sehr 
erhärtet,  um  durch  den  S.  A.  gewandelt  zu  werden  und 
für  die  Beeinflussung  organisatorischer  Grundlagen  der 
Verbände  konnte  der  S.  A.  ebenfalls,  seiner  ganzen  Wirkung 
nach  nicht,  in  Frage  kommen.  Scheidet  das  aus,  so  muß 
man  auch  zugeben,  daß  die  Frage  der  Pensionsversicherung 
in  ihrem  Prinzip  hätte  ausscheiden  müssen,  namentlich  in 
den  letzten  Sitzungen  hätte  (diese  Frage  nicht  mehr  zwischen 
die  Verbände  treten  dürfen,  nachdem  sie  durch  Annahme 
der  R.-V.-O.  bestimmtere  Aussichten  hatte  im  Sinne  der 
beiden  Verbände  D.  T.-V.  und  W.-V.  angenommen 
zü  werden. 

Daß  'die  letzte  Angelegenheit  aber  in  der  bereits  sehr 
erregten  vorletzten  Sitzung  spukte,  kann  nicht  bestritten 
werden  und  daß  die  Stimmung  leider  auch  in  die  letzte 
Sitzung,  die  so  plötzlich  abgebrochen  wurde,  hinüberspielte, 
ist  ebenfalls  Tatsache.  Das  war  der  Boden,  den  die  Ver- 
treter an  jenem  Tage  betraten.  Hierzu  kam  die  Furcht, 
daß  die  Angestelltenbewegung  durch  den  S.  A.  radikalisiert 
werden  könnte  —  radikalisiert,  ein  Schlagwort  wie  organi- 
satorische Reinlichkeit  — ,  die  beim  Werkmeisterverband 
auf  Grund  seiner  Zusammensetzung  und  entsprechend  der 
Wandlung,  der  seine  Leitung  nach  dem  Austritt  Potthoffs 
unterworfen  wurde,  größer  war  als  beim  D.  T.-V.,  der  ja 
durch  die  Marinetechnikersache  gewitzigt  seiner  Pflichten 
der  Aktion  der  Berliner  Eisenkonstrukteure  gegenüber  sich 
von  vornherein  klar  war. 

Ruhige  Ueberlegung  muß  einem  sagen,  daß  die  An-' 
gestelltenbewegung  durch  keinen  S.  A.  radikalisiert  werden 
kann,  ja  daß  wir  alle  miteinander  zu  schwach  sind,  um 
uns  Ueppigkeiten  leisten  zu  können.  Meint  man  mit  Ra- 
dikalisierung das  veränderte  Tempo,  dann  macht  das  nicht 
der  Bund,  nicht  der  S.  A.,  nicht  wir  oder  ein  anderer 
kanns  hemmen,  sondern  die  gegebenen  und  sich  verän-, 
dernden  Verhältnisse  werden  uns  treiben.  Als  ob  uns  das 
bewiesen  werden  sollte,  kam  die  Uebermütigkeit  von 
Sterkrade ! 

Wie  kleinlich  waren  demgegenüber  die  Zusammen- 
stöße der  letzten  Sitzung!  Man  muß  die  Gereiztheit  be- 
rücksichtigen, um  nicht  individuelle  Pikiertheit  mit  Verbands- 
ehre zu  verwechseln.  Wir  sind  die  Letzten,  die  eine  Be- 
schimpfung des  Verbandes  ungesühnt  geschehen  ließen, 
aber  wir  rechnens  uns  auch  zur  Ehre  an,  die  Ersten  ge- 
wesen zu  sein,  die  nach  den  erhitzten  Augenblicken  einer 
nicht  mit  der  notwendigen  umsichtigen  Ueberlegenheit  ge- 
leiteten Sitzung,  Sclrritte  zur  Beilegung  des  Konflikts  zu 
tun,  der  wahrhaftig  kleinlich  war  im  Hinblick  auf  den 


770 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  49 


Schlag  von  Sterkrade.  Wer  bis  dahin  glaubte,  in  dem, 
jeder  übertriebenen  Empfindlichkeit  weit  überlegenen  Be- 
schluß unseres  Vorstandes,  der  durch  die  fadenscheinigen 
Argumentationen  der  Leitung  des  Werkmeisterverbandes 
in  einer  unserer  Sitzungen  nur  erhärtet,  nicht  verändert 
werden  konnte,  ein  Nachlaufen  hinter  dem  B.  t.  i.  B.  zu  er- 
blicken, der  muß  anderer  Meinung  nach  Sterkrade  ge- 
worden sein.  Das  gab  uns  recht  und  wer  hätte  angesichts 
dieses  heimtückischen  Schlages  für  eine  Zersplitterung  der 
einzigen  organisatorischen  Verbindung  der  Mehrheit  tech- 
nischer Berufsverbände  die  Verantwortung  übernehmen 
mögen  ? 

Unter  diesem  Eindruck  kam  die  erste  Sitzung  nach 
dem  Konflikt  zusammen  und  das  Einende  erwies  sich 
stärker  als  das  Trennende.  Die  erfreuliche  Zusammenarbeit 
und  Fruchtbarkeit  der  Sitzung  gab  die  bestimmte  Hoffnung, 
daß  das  nicht  nur  Sterkrade  vermochte,  sondern  der  ge- 
sunde Inhalt  dieser  zusammengefaßten  Verbandsarbeit,  die 
wie  im  Leben  auch,  nach  einem  reinigenden  Gewitter 
besser  von  der  Hand  ging,  als  vorher. 

Wenn  diese  Vorgänge  neben  den  schon  vorher  ge- 
planten organisatorischen  Veränderungen  auch,  eine  prin- 
zipielle Erkenntnis  auslösten,  so  ist  das  gut  und  sollte 
vor  allem  von  den  Gegnern  dieses  so  natürlichen  Friedens- 
schlusses richtig  eingeschätzt  werden.  Der  Zweck  ist  Be- 
einflussung der  Gesetzgebung  als  einziges  Ziel.  Ob  die 
Hoffnungen  berechtigt  sind,  daß  die  Befehdung  außerhalb 
des  Kreises  gedämpft  werden  könnte  als  Folge  innigen 
Zusammenarbeitens  an  dem  einen  Ziele,  wir  Wissens  nicht 
und  glauben  auch,  daß  das  nicht  entscheidend  sein  darf. 
Die  scharfen  Kanten  organisatorischer  Gegensätze  müssen 
sich  von  selbst  abstumpfen,  je  mehr  die  Errichtung  des 
einen  Zieles  Wirklichkeit  wird.  Aber  gibt  es  daneben 
nicht  so  und  soviele  Fragen,  die  durch  ihre  Lösung  tren- 
nende Momente  geben,  die  ein  gesunder  Verbands- 
egoismus aufwerfen  muß? 

Die  notwendige  Erziehungsarbeit  am  Einzelnen  auf 
dem  Werdegang  zum  vollwertigen  Verbandsmenschen  ist 
so  notwendig,  um  die  Erfolge  uns  zu  sichern,  die  nicht 
Aufgabe  des  S.  A.  sind.  Hier  werden  sich  noch  häufig 
Gegensätze  ergeben,  die  Verbandsegoismus  im  besten 
Sinne  des  Wortes  erzeugen  muß.  Hier  liegt  auch  der 
Weg  offen  zur  Verbandsehre,  die  zu  verteidigen  ist.  Die 
kann  durch  keinen  voreiligen  Zwischenruf  einer  erregten 
Sitzung  berührt  werden,  sondern  nur  durch  eigene  Energie- 
losigkeit und  Unsicherheit  in  der  Vertretung  der  uns  an- 
vertrauten Interessen.  So  wenig  uns  die  vielen  kleinlichen 
und  oft  häßlichen  Vorwürfe  von  der  andern  Seite  beirren 
konnten,  den  rechten  Weg  im  Interesse  teurer  Pflicht- 
erfüllung zu  verfolgen,  so  wenig  durften  die  «begrabenen 
Vorgänge  im  S.  A.  uns  an  der  fortgesetzten,  wertvollen 
Vertretung  unserer  Mitgliederkreise  im  S.  A.  hindern. 

Wer  in  diesen  Wochen  wegen  der  Vorgänge  im  S.  A. 
und  der  dankenswerten  Haltung  unseres  geschäftsführen- 
den Vorstandes  von  schwankender  Haltung  sprach,  ist 
hoffentlich  durch  die  vorstehenden  Ausführungen  nunmehr 
mit  uns  der  Auffassung,  daß  die  Ehre  des  Verbandes  am 
besten  durch  jenes  freie  und  zielsichere  Zusammenarbeiten 
gewahrt  wird,  daß  die  Verhältnisse  zwischen  Unternehmer- 
tum und  uns  in  den  letzten  Monaten  diktierte.  Es  wird  ein 
Zeichen  der  Gesundheit  unseres  Verbandslebens  sein,  wenn 
diese  Erkenntnis  allgemein  wird,  weil  nur  dieser  gemein- 


same Wille,  geboren  aus  der  Not  der  Zeit,  vor  der  Zu- 
kunft wird  bestehen  können. 

Wenige  Worte  noch  zu  der  Stellung  des  Werkmeister- 
verbandes. Es  ist  nicht  auffällig,  daß  derselbe  Werkmeister- 
verband, dessen  empfindliche  Vertreter  ihre  persönliche 
Stimmung  auf  die  Beschlüsse  ihres  Verbandes  wirken 
ließen,  sich  in  einem  Rundschreiben  persönlich  gegen  be- 
teiligte Vertreter  von  Organisationen  des  S.  A.  wendet.  Wir 
glauben  aber  nach  den  Erfahrungen  der  letzten  Wochen, 
daß  die  Leitung  des  Werkmeisterverbandes  diese  einem 
großen  Teil  seiner  Mitglieder  gegensätzliche  Politik  nicht 
mehr  häufig  wird  wiederholen  können.  Hat  dort  die  Lei- 
tung das  Verhalten  ihrer  Vertreter  im  S.  A.  gebilligt,  so 
wird  sie  bald  erfahren,  daß  diese  Sanktionierung  den  Bei- 
fall der  Mitglieder  nicht  findet.  So  wie  in  einigen  an- 
deren Städten  ein  starker  Unmut  vorhanden  ist,  so  haben 
auch  die  Berliner  Vorstände  dem  mit  folgender  Ent- 
schließung Luft  gemacht. 

Auf  Antrag  der  Sozialen  Kommission  Berlins  und  Um- 
gebung wurde  mit  Mehrheit  von  9  Vereinen  ge'gen  5  Ver- 
eine und  einer  Enthaltung  nachstehende  Entschließung  an- 
genommen : 

Die  am  12.  November  1911  tagende  kombinierte  Vor- 
standssitzung der  Werkmeister-Bezirksvereine  Berlins  und 
Umgebung  faßte  nach  voraufgegangener  eingehender  Prü- 
fung der  Vorgänge  in  der  Sitzung  des  Sozialen  Aus- 
schusses vojn  8.  Oktober  d.-  J.  nachstehende 

Entschließung, 

In  Erwägung,  daß  die  im  Sozialen  Ausschuß  zu- 
sammengeschlossenen technischen  Privatangestellten-Ver- 
bände verpflichtet  sind,  alle  Konkurrenzstreitigkeiten  in  den 
Sitzungen  des  Sozialen  Ausschusses  zu  unterlassen  und 
denselben  als  neutralen  Boden  zu  betrachten;  ferner: 

In  Erwägung,  daß  in  Zukunft  die  technischen  Privat- 
angestellten-Verbände trotz  momentaner  Zwistigkeiten, 
welche  in  ihrer  Grundursache  auf  das  persönliche  Ge- 
biet zurückzuführen  sind,  verpflichtet  sind,  in  der  Sozial- 
politik doch  Hand  in  Hand  zu  arbeiten  (daher  Zerwürfnisse 
der  Verbände  unter  sich  ein  völliges  Verkennen  der  sozial- 
politischen Situation  bedeuten  würde),  betrachtet  die  kom- 
binierte Vorstandssitzung  unter  lebhaftem  Bedauern  der 
Vorgänge  das  Auftreten  der  Leitung  des  Deutschen  Werk- 
meister-Verbandes in  der  Sitzung  des  Sozialen  Ausschusses 
vom  8.  Oktober  d.  J.  als  einen  schweren  Fehler,  der 
unserem  Verbände  das  Vertrauen  und  die  Achtung  der 
anderen  technischen  Privatangestellten-Verbände  rauben 
muß. 

Deshalb  protestiert  die  kombinierte  Vorstandssitzung 
ganz  energisch  gegen  den  von  der  Leitung  des  Deutschen 
Werkmeister-Verbandes  vollzogenen  Austritt  aus  dem  So- 
zialen Ausschuß  und  fordert  alle  Bezirksvereine  unseres 
Verbandes  auf,  sich  dieser  Entschließung  und  unserem 
Protest  anzuschließen. 

Somit  besteht  also  die  Hoffnung,  namentlich,  wenn 
wir  die  vielen  Zustimmungen  unserer  Organe  zum  Be- 
schluß unseres  Vorstandes  hinzunehmen,  daß  die  Vor- 
gänge im  S.  A.  eine  Episode  gewesen  sein  werden,  daß 
aber  das  Vordringen  der  technischen  Angestelltenorgani- 
sationen innerhalb  der  Privatangestelltenbewegung  wegen 
des  gemeinsamen  Zieles  durch  den  Zusammenschluß  im  So-' 
zialen  Ausschuß  von  geschichtlichem  Wert  sein  wird 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


771 


Ein  Landhaus  bei  Mannheim 

Architekt:   EW.  HEMPEL'. 


Die  Bemühungen  um  die  Gestaltung  eines  präzisen 
Stiles  für  das  bürgerliche  Wohnhaus  in  ländlicher  Gegend 
finden  in  recht  verschiedener  Weise  ihren  Ausdruck.  Ein 
allgemeiner  Zug  geht  jedoch  dahin,  den  Grundriß  wieder 
einfach  zu  gestalten.  Das  belegt  auch  unser  Beispiel. 
Um  einen  großen  Eintrittsraum  gruppieren  sich  die  Wohn- 
räume. Die  flach  vorgelagerte  Treppe  nimmt  der  Ein- 
trittshalle nichts  von  ihrer  wirklichen  Größe  und  Weitläufig- 
keit, die  man  in  so  vielen  Häusern  vergeblich  sucht  und 
die  doch  mit  so  einfacher  Anordnung  zu  erreichen  ist. 
Ueber  drei  Stufen  gelangt  man  in  den  Garten,  der  auf 
diese  Weise  mit  zur  .Wohnung  gehört  und  zur  ste'cn  Be- 
nutzung einladet. 

Der  äußere  Aufbau  des  Hauses  entspricht  vollständig 
dem  Gedanken  des  Grundrisses:  Schlichtheit  und  Klarheit. 
Das  große  Dach  ruht  auf  dem  breit  gelagerten  Block 
der  Mauermassen.  Ein  Hauptreiz  des  Hauses  hegt  in  der 


Anordnung  der  Fenster  und  der  sehr  gut  gebildeten 
Gaupen,  die  den  Räumen  des  Obergeschosses  auch  nach 
außen  hin  eine  größere  Bedeutung  geben.  Ganz  reizend 
geformt  ist  das  kleine  Dach  über  dem  Haupteingang,  das 
als  einziger  Schmuck  der  Eingangsseite  desto  reichet 
wirkt.  Die  Einfriedigung  gehört,  so  wie  sie  ist,  unbedingt 
zum  Hausganzen,  darauf  berechnet,  dieses  in  seiner  Art 
entsprechend  zu  steigern.  Das  Detail  ist  überall  sorg- 
fältig und  praktisch  durchgeführt,  denn  jede  Form  gründet 
sich  auf  den  unerläßlichen  Grundwert  handwerkstüchtiger 
Ausführung. 

Der  Blick,  den  die  eine  Aufnahme  aus  dem  Innern 
des  Hauses  gewährt,  zeigt  uns  die  geschmackvolle  Durch- 
führung des  Programms,  das  sich  der  Architekt  steckte. 
iWir  glauben  deshalb,  unseren  Lesern  mit  den  Abbildungen 
eine  entsprechende  Lösung  einer;  schlichten  Aufgabe  ge- 
zeigt zu  haben. 


772 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  49 


I 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


773 


Lehrgang  für  den  Werkstättenunterricht  der  Kgl.  Fachschule  für 
Maschinenbau  und  Elektrotechnik  in  Kaiserslautern 


Von  Professor  A.  PFEIFFER. 


Die  im  Königreich  Bayern  errichteten  Kgl.  Fachschulen 
für  Maschinenbau  und  Elektrotechnik  haben  den  Zweck 
und  die  Aufgabe,  junge  Leute  sowohl  praktisch  als  auch 
theoretisch  zu  tüchtigen  Mechanikern  und  Maschinen- 
schlossern vorzubilden. 

Von  den  Schülern  der  Fachschule  Kaiserslautern  wird 
in  den  Werkstätten  unter  anderem  auch  ein  System  von 
zweckmäßig  ausgewählten  praktischen  Uebungsstücken 
lehrgangsmäßig  bearbeitet.  Durch  Bearbeitung  dieses 
eigens  für  den  maschinentechnischen  Werkstättenunterricht 
aufgestellten  Systems  von  Uebungsstücken,  sowie  durch 
Verwendung  bei  Anfertigung  einfacher  Werkzeuge  und 
Maschinen  lernen  die  Schüler  nach  und  nach  alle  Arbeiten, 
welche  in  einer  mechanischen  Werkstätte  vorkommen, 
kennen  und  werden  dadurch  soweit  vorgebildet,  daß  sie 
nach  Ablauf  einer  dreijährigen  Lehrzeit  unmittelbar  als 
brauchbare  Arbeiter  in  irgendeinen  einschlägigen  Betrieb 
eintreten  können. 

Professor  Emil  Laval  an  der  früheren  Kgl.  Industrie- 
schule in  Kaiserslautern  gebührt  das  Verdienst,  das  oben 
genannte  System  von  praktischen  Uebungsstücken  kon- 
struiert und  bereits  vor  30  Jahren  zum  ersten  Male  in  den 
von  ihm  seiner  Zeit  geleiteten  Schulvverkstätten  erfolgreich 
eingeführt  zu  haben. 

Dieses  System,  das  sich  seit  vielen  Jahren  ganz  vor- 
trefflich bewährt,  besteht  aus  einer  Reihe  von  allgemein 
gebräuchlichen  Maschinenelementen. 

Diese  Uebungsstücke  gelangen  nunmehr  im  1.  und 

2.  Jahreskurse  in  Verwendung,  während  die  Schüler  des 

3.  Jahreskurses  Maschinenteile  und  auch  ganze  Maschinen 
sowohl  für  den  eigenen  Bedarf  als  auch  für  den  Verkauf 
anfertigen,  wodurch  die  Anstalt  in  engster  Fühlung  mit 
der  Praxis  steht. 

Bei  all'  diesen  Uebungsstücken  ist  unter  Berücksichti- 
gung eines  verhältnismäßig  kleinen  Gewichtes  insbesondere 
darauf  Bedacht  genommen,  daß  der  Schüler  durch  die  Be- 
arbeitung der  einzelnen  Teile  alle  Fertigkeiten  zu  erlangen 
vermag,  die  für  einen  geübten  und  geschickten  Mecha- 
niker oder  Maschinenschlosser  die  wichtigsten  Grundlagen 
bilden. 

Hierzu  gehören  das  Meiseln,  Feilen,  Bohren,  Drehen, 
Schmieden,  Härten,  Schweißen,  Hobeln,  Fräsen,  Löten, 
iWarmaufziehen,  Vernieten  usw.  Dabei  müssen  die  Schüler 
selbstverständlich  auch  lernen  das  Anreißen  mittelst  Reiß- 
nadel, Parallelreißers  und  Zirkels  sowie  das  Ein-  und  Auf- 
spannen auf  den  verschiedensten  Werkzeugmaschinen,  das 
Zentrieren  und  Rundrichten,  das  Geraderichten  usw.  Alles 
dies  wird  den  Schülern  bei  der  Bearbeitung  solcher  Guß- 
und  Schmiedestücke  sowohl  in  der  Schule  als  auch  in  der 
Praxis  immer  wieder  begegnen. 

Das  verhältnismäßig  kleine  Gewicht  der  einzelnen  Ar- 
beitsstücke ist  um  deswillen  gewählt,  um  einerseits  das 
Budget  der  Anstalt  nicht  allzusehr  durch  Ausgaben  für 
Gußteile  zu  belasten,  andererseits  aber  auch  dem  noch 
jugendlichen  Schüler  die  Handhabung  beim  Einspannen 
in  den  Schraubstock,  beim  Aufspannen  auf  die  Werkzeug- 
maschinen usw.  nicht  zu  erschweren  oder  gar  unmöglich 
zu  machen. 

Das  ganze  System  ist  in  3  Gruppen  auf  einem  be- 
sonderen Beiblatte  photographisch  wiedergegeben. 


Gruppe  I  enthält  in  Nr.  1  bis  7  hauptsächlich  solche 
Teile,  bei  deren  Bearbeitung  das  Meiseln  und  Feilen  erlernt 
wird.  Der  Ausgangspunkt  ist  hierbei  das  Abrichten  sog. 
ASrichtleisten  und  rechter  Winkelflächen.  Nunmehr  folgen 
in  Nr.  8,  10,  11  und  12  solche  Stücke,  die  zunächst  mittelst 
Freihand-  oder  Supportstahles  auf  der  Handsupportdreh- 
bank gedreht  werden,  während  bei  Nr.  9  die  Bearbeitung 
sog.  Gleitflächen  erforderlich  ist.  Weiter  findet  man  in 
Nr.  13  bis  21  solche  Arbeitsstücke,  bei  denen  das  Zu- 
sammenpassen von  Sitzflächen  (Paßsitze)  vorkommt,  wie 
sie  gewöhnlich  bei  Lagern  und  vielen  anderen  Maschinen- 
teilen auftreten.  Anschließend  daran  folgen  in  Gruppe  I 
noch  Lehrstücke,  bei  denen  das  Warmaufziehen,  das  Hart- 
und  Weichlöten  sowie  das  autogene  Anschweißen  von 
Flanschen  usw.  usw.  gelernt  wird.  Dann  folgen  Uebungs- 
stücke, an  denen  das  Drehen  von  Stütz-  und  Halszapfen 
sowie  das  Schneiden  von  Spitz-  und  Flachgcwinde- 
schrauben  mittelst  Schneidkluppen  und  mittelst  Drchstahles 
auf  der  Leitspindeldrehbank  geübt  wird. 

Gruppe  II  enthält  solche  Uebungsstücke,  die  besonders 
die  Bearbeitung  der  Längs-  und  Querkeilverbindungen 
sowie  von  Triebvverksteilen  (Exzenter,  Kurbeln)  zeigen. 
Hierbei  müssen  die  Schüler  unter  Verwendung  von  Tole- 
ranzlehren und  Kalibern  die  verschiedenen  Arten  des  Sitzes 
üben,  nämlich  den  Paßsitz,  Preßsitz  und  Laufsitz. 

Bei  Gruppe  III  wird  seitens  der  Schüler  den  Uebungs- 
stücken in  Nr.  58  bis  69  sehr  großes  Interesse  geschenkt. 
Die  hierbei  hervorspringende  Hand-  und  Schablonenarbeit 
setzt  ganz  besondere  Sicherheit  und  Geschicklichkeit  sowie 


774 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1011 


Heft  49 


auch  ein  scharfes  und'  geübtes  Auge  voraus.  Endlich  wird 
in  Gruppe  III  durch  Bearbeitung  der  letzten  Stücke  haupt- 
sächlich die  Vertrautheit  im  Umgange  mit  verschiedenen 
größeren  Leitspindeldrehbänken  und  anderen  Werkzeug- 
maschinen gefördert. 

Hervorgehoben  zu  werden  verdient  noch,  daß  sämtliche 
Arbeitsstücke  stets  nach  Zeichnung  unter  genauester  Ein- 
haltung der  vorgeschriebenen  Maße  angefertigt  werden. 
Durch  reichliche  Verwendung  von  Toleranzlehren  wird  eine 
gegenseitige  Vertauschbarkeit  der  einzelnen  Maschinenteile 
erstrebt  und  erreicht. 

Das  geschilderte  System  hat  noch  den  weiteren  Vor- 
teil, daß  es  den  Werkmeistern  die  wirksame  Durchführung 
des  Massenunterrichtes  sehr  erleichtert;  denn  selbst- 
verständlich können  sie  Uebungsstücke,  die  sich  wieder- 
holen, mit  ungleich  größerer  Genauigkeit  und  Schnelligkeit 
kontrollieren,  als  wenn  Stücke  bearbeitet  werden,  die  sich 
nicht  wiederholen. 


Durch  die  Arbeiten  in  der  Modellschreinerei  und 
Formerei,  in  der  Gießerei  und  Schmiede,  sowie  durch 
die  Bedienung  der  Transmissionsanlagen,  der  Kraft-  und 
•Arbeitsmaschinen  seitens  der  Schüler,  wird  die  praktische 
Vorbildung  zum  Mechaniker  und  Maschinenschlosser  aufs 
Trefflichste  weiter  unterstützt,  während  die  Anfertigung 
elektrischer  Maschinen  und  Apparate,  die  Installationen 
von  elektrischen  Licht-  und  Kraftanlagen  sowie  Versuche 
und  Messungen  im  elektrotechnischen  Laboratorium  die 
theoretische  Vorbildung  der  Schüler  auf  dem  Gebiete  der 
Elektrotechnik  in  wertvoller  Weise  ergänzen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  daß  das  oben  be- 
schriebene System  von  praktischen  Uebungsstücken  samt 
den  dazu  gehörigen  in  Naturgröße  hergestellten  Werk- 
stattzeichnungen mit  eingeschriebenen  A'laßen  gegen  eine 
mäßige  Materialvergütung  wiederholt  schon  auf  Wunsch 
an  andere  Schulen  mit  Werkstättenbetrieb  abgegeben 
wurde. 


Die  deutschen  Techniker') 

Sozialpolitische  Ergebnisse  der  Verbandsstatistik 

Von  Privatdozent  Dr.  A.  GÜNTHER. 


Tritt  man  in  eine  Untersuchung  des  Einkommens  nach 
Orts^ößenk  lassen  —  Groß-,  Mittel-  und  Klcin- 
städlen,  Land  —  ein,  so  läßt  sich  ein  gewisser  Einfluß 
der  Ortsgröße  in  dem  Sinne  feststellen,  daß  mit  sinkender 
Ortsgröße  auch  das  Einkommen  sinkt.  Die  Einkommen 
unter  2000  M  betrugen  bei  den  ledigen  Bautechnikern  in 


•)  Siehe  aucli  Heft  47  und  4S. 


den  vier  Ortsgrößenklassen  (mit  der  Großstadt  beginnend) 
63,  67,  75,  Sl»o  der  Gesamtzahl,  bei  den  verheirateten  15, 
21,  26,  49"'o.  Das  Gleiche  trifft  für  die  Industrie  nicht 
zu,  wo  die  entsprechenden  Zahlen  lauten  (für  Ledige)  61, 
70,  49,  61 0/0,  (für  Verheiratete)  18,  12,  14,  lOro.  Hierzu 
muß  man  aber  in  Betracht  ziehen,  daß  die  besseren  Ein- 
kommen viel  häufiger  in  Städten  als  auf  dem  Lande  an- 
zutreffen sind.    So  machen  die  Einkommen  von  3300  M 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


775 


aufwärts  in  den  drei  Stadtgrößen  gleichmäßig  zwischen 
31  und  34 o/o,  auf  dem  Land  aber  nur  26 o/o  aus. 

Wichtiger  wird  die  Zusammenstellung  von  O  e  h  a  1 1 
und  Zahl  der  zu  versorgenden  Familien- 
angehörigen sein.  Dabei  wurde  auch  noch  das  Alter 
der  Familienhäupter,  das,  wie  oben  gezeigt,  in  der  Ein- 
kommensgestaltung eine  entscheidende  Rolle  spielt  —  in 
Rücksicht  gezogen.  Sehen  wir  an  dieser  Stelle  vom  Alter 
ab,  so  ergibt  sich:  während  im  Baugewerbe  die  Zahl  der 
mehr  als  fünfköpfigen  Familien  (vom  Oberhaupte  ab- 
gesehen) aber  2i/o0o  beträgt,  die  der  ein-  bis  zweiköpfigen 
fast  öOo/o,  die  der  drei-  bis  fünfköpfigen  38 o/o,  verschiebt 
sich  dies  Verhältnis  der  beiden  letztgenannten  Familien- 
größen (der  Prozentsatz  der  großen  jedoch  nicht)  in 
den  einzelnen  Gehaltsklassen  recht  beträchtlich.  In  der 
untersten  Stufe  unter  1500  M  macht  die  kleine  Familie 
72oo,  die  mittlere  nur  26o/o  aus,  bei  1500  bis  2400  M 
64  bezw.  330/0,  bei  2400  bis  3600  M  58  bezw.  390/«,  bei 
mehr  als  3600  M  45  bezw.  53 o/o.  Auch  wenn  man  berück- 
sichtigt, daß  in  den  höheren  Einkommenslagen  ein  höheres 
Alter  des  Ernährers  mitspielt,  scheint  doch  die  bessere 
wirtschaftliche  Lage  eine  Familienvergrößerung  sehr 
günstig  zu  (beeinflussen. 

Diese  Wahrnehmung  |st  in  nicht  unähnlicher  Weise 
auch  für  andere  Berufsgruppen  gemacht  worden.  Bei  den 
festangestellten  Beamten  trifft  sie  jedoch  nicht  in  dem 
gemutmaßten  Umfange  'zu. 

Wohl  am  tiefsten  dringt  jene  Betrachtungsweise  in 
den  Kern  des  Einkommenproblems  ein,  welche  einmal 
nach  geographischen  Bezirken,  dann  nach 
Branchen  und  Berufsstellungen  differenziert. 
Nach  dieser  Richtung  hin  ist  der  bereits  recht  ausführliche 
Text  durch  ein  umfangreiches  Tabellenmaterial  erweitert 
worden,  aus  dem  alle  wissenswerten  Einzelheiten  ersehen 
werden  können.  Für  die  Darstellung  des  Einkommens 
nach  geographischen  Bezirken  ist  nun  gleichzeitig  eine 
Kombination  mit  der  Arbeitszeit  vorgenommen 
worden,  die  manche  Schliisse  zuläßt.  Auf  diese  Unter- 
suchungen hier  mehr  als  andeutungsweise  einzugehen,  ist 
angesichts  so  sehr  verschiedenartiger  Verhältnisse  nicht 
möglich,  wohl  auch  nicht  notwendig,  da  die  Darstellung 
selbst  leicht  lesbar  sein  dürfte.  — 

Als  Ergebnis  mag  aus  der  geographischen  Ein- 
teilung hervorgehoben  werden,  daß  —  im  Baugewerbe  — 
Rheinland-Westfalen  die  günstigsten  Verhältnisse  aufweist. 
Das  zeigt  sich  ebenso  an  der  relativ  stärksten  Vertretung 
der  Einkommen  über  2400  M  wie  der  relativ  schwächsten 
der  Einkommen  unter  1500  M.  Sehr  nahe  kommt  diesem 
Stand  Groß-Berlin  und  Hamburg.  Während  Sachsen  recht 
schwankende,  im  allgemeinen  wenig  glückliche  Zustände 
aufweist,  nehmen  Bayern,  Schlesien  und  Südwestdeutsch- 
land eine  mittlere  Linie  ein.  Die  östlichen  Provinzen 
zeigen  die  geringste  Zahl  besserer  und  —  'nach  Sachsen  — 
die  größte  Zahl  schlechter  Einkommen.  Ein  gleiches  gilt 
noch  für  den  Nordwesten,  Mitteldeutschland  rangiert  in 
beiden  Fällen  unter  den  wenigst  günstigen  Bezirken. 

Viel  einheitlicher  ist  die  Gestaltung  innerhalb  der  In- 
dustrie. Rheinland-Westfalen  hat  hier  die  im  Baugewerbe 
unbestrittene  Führerrolle  nicht  in  gleichem  Maße;  unter 
den  für  die  meisten  Bezirke  geltenden  Durchschnitt  fällt 
Bayern  stets,  der  Osten,  Schlesien,  der  Nordwesten 
wiederholt,  über  ihm  steht  vor  allem  der  Südwesten  und 
Hamburg.  Es  sei  angefügt,  daß  unsere  Statistik  für  die 
Industrie  Groß-Berlins  beträchtlich  günstiger  abschneidet 
als  jene  des  Bureaus  für  Sozialpolitik.  Ob  dies  an  einem 
verschiedenen  Menschenmaterial  (beachtenswert  ist  jeden- 
falls das  fast  völlige  Ausscheiden  der  weniger  gut  be- 
zahlten Zeichner  aus  unserer  Erhebung)  liegt  oder  ob 


seit  1907  eine  Besserung  der  Einkommensverhältnisse  zu 
verzeichnen  ist,  entzieht  sich  zunächst  der  Kenntnis. 
Jedenfalls  stimmen  nur  die  mittleren  Einkommenslagcn 
von  1800  bis  2400  M  in  beiden  Erhebungen  (übrigens 
fast  bis  auf  Bruchteile)  überein,  das  Uebergewicht  der 
schlechten  [Verdienste  bei  Jäckel  hat  sich  zu  einem  der 
besseren  in  unserer  Erhebung  umgestaltet. 

Die  Verhältnisse  der  Angestellten  und  Beamten  im 
öffentlichen  Dienste  können  im  Detail  aus  dem  Tabellen- 
werk ersehen  werden.  Statt  der  geographischen  Einteilung 
ist  hier  eine  Ausscheidung  nach  den  arbeitgebenden  Staaten 
und  Städten  erfolgt,  die  weit  besser  geeignet  sein  dürfte, 
das  Spezialinteresse  der  unmittelbar  Beteiligten  zu  be- 
friedigen. 

Als  letzter  Punkt  im  Einkommensproblem,  der  bereits 
in  die  Frage  der  Arbeitszeit  hinüberreicht,  ist  eine  Zu- 
sammenstellung nach  Berufs-  und  Betriebsgruppen  unter- 
nommen worden.  Es  war  nicht  möglich,  für  alle  sechs 
Kategorien  unserer  Erhebung  die  gleiche  Einteilung  durch- 
zuführen. In  Baugewerbe  und  Industrie  sind  jedoch 
gleichmäßig  in  allen  einzelnen  —  besonders  in  der  In- 
dustrie sehr  zahlreichen  —  Branchen  leitende  Be- 
amte, Bureau-  und  Betriebspersonen  unter- 
schieden worden.  Die  reinen  Bureaubeamten  sind  im 
Baugewerbe  noch  sehr  selten,  sie  kommen  hauptsächlich 
in  Architekturbureaus  und  bei  dem  mehr  großgewerblichen 
Eisenbetonbau  vor,  —  in  der  Industrie  aber  bildet  diese 
Gruppe  eine'  sehr  große  Masse,  es  empfahl  sich  die  Aus- 
scheidung der  selbständigen  Konstrukteure.  Im  all- 
gemeinen war  die  Beantwortung  der  Fragen  vorzunehmen 
nach  der  Stellung  im  Unternehmen,  die  der  Frage- 
bogen enthielt,  eine  gute,  doch  mußte  auch  gelegent- 
lich Fehlendes  nachgefragt  und  interpoliert  werden.  Im 
Gegensatz  zum  privaten  Gewerbe  war  eine  solche  Ab- 
grenzung bei  Staat  und  Gemeinde  nicht  möglich.  Hier 
knüpfte  die  Untersuchung  an  die  berufliche  Eigen- 
art der  Stellung,  ob  beim  Hoch-  und  Tiefbau,  bei  der 
Vermessung  oder  Melioration,  beim  Gas-  oder  Elektrizitäts- 
werk usw.  tätig,  an. 

Weiterhin  wurde  nun  der  eventuelle  Einfluß  der  Ar- 
beitszeit auf  die  Einkommensentwicklung  darzustellen 
versucht,  indem  für  die  wichtigsten  Arbeitstage  von  8, 
9  und  10  Stunden  die  Prozentziffern,  die  auf  die  einzelnen 
stark  konzentrierten  Einkommensklassen  entfallen,  nach- 
gewiesen wurden.  Da  ergibt  sich  einmal,  daß  längere 
Arbeitszeit  durchaus  nicht  regelmäßig  oder  auch  nur  öfters 
vom  höheren  Verdienste  begleitet  ist,  ja  daß  man  im 
Baugewerbe  jedenfalls  eher  das  Gegenteil  anzuneh- 
men hat.  Eine  auch  sonst  wiederholt  gemachte 
Wahrnehmung  bestätigt  sich,  daß  günstige  wie 
ungünstige  Arbeitsverhältnisse  meist  zusammentreffen. 
Im  übrigen  nahmen  die  leitenden  Beamten  des 
Baugewerbes,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  die 
günstigste,  die  Bureaubeamten  die  ungünstigste  Position 
ein.  Dieser  letzte  Umstand  mag  für  die  Entwicklung, 
die  auch  im  Baugewerbe  die  Zahl  der  rein  bureaumäßig 
Beschäftigten  anschwellen  lassen  wird,  bedeutungsvoll  sein. 

Der  Schwerpunkt  dieses  Teils  der  Arbeit  liegt  unstreitig 
auf  der  Industrie  mit  ihren  gegenüber  dem  Baugewerbe 
beruflich  weit  stärker  differenzierten  Verhältnissen.  Sieht 
man  vorr  der  Arbeitszeit  ab,  so  stellen  sich  die  leiten- 
den Beamten  mit  84o/o  über  2400  M  hinausragender 
Einkommen  am  besten.  Der  Prozentsatz  dieser  guten 
Verdienste  sinkt  nun  ständig;  er  beträgt  bei  den  selb- 
ständigen Konstrukteuren  38o/,i,  bei  den  Be- 
triebsbeamten 317,0/0,  bei  dem  sonstigen  Bureau- 
personal (,, sonstig"  im  Gegensatz  zu  den  Konstrukteuren) 
kaum  29oo.   Gleichzeitig  steigt  der  Prozentsatz  der  schlech- 


776 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  49 


ten  Einkommen  —  unter  1500  M  — ,  die  bei  dem  leitenden 
Personal  ganz  ausgefallen  waren,  von  fast  8  auf  über 
141/2  bezw.  24 0/0.  Die  mittleren  Einkommenslagen  gravi- 
tieren bei  den  drei  Kategorien  um  50o/o  (54,  47o/o). 
Trotz  aller  beruflichen  Vielgestaltigkeit  der  Industrie  zeigen 
also  die  Einkommensverhältnisse  ein  recht  gleich- 
mäßiges Niveau. 

Zieht  man,  nun  die  Arbeitszeit  in  den  Kreis  der 
Betrachtung,  so  findet  man  die  vom  Baugewerbe  her  be- 
kannte Tatsache  bestätigt,  daß  längere  Arbeitszeiten  im 
allgemeinen  höhere  Einkommen  nicht  zur  Folge  haben, 
daß  vielmehr  recht  oft  ein  Sinken  des  Einkommens  mit 
steigendem  Arbeitstag  zu  verzeichnen  ist. 

Grundsätzlich  ist  bei  der  Ausdehnung  dieser  Unter- 
suchung auf  Staats-  und  Qemeindebetriebe  festzuhalten, 
daß  es  sich  in  den  weitaus  meisten  Fällen  um  B  a  u  - 
techniker  handelt.  Demgemäß  zeigt  die  Entwicklung 
manche  Analogie  zum  privaten  Baugewerbe,  wenngleich 
die  Eigenart  des  öffentlichen  Betriebes  noch  stärker  zum 
Ausdruck  kommt.  Wichtig  ist  bei  den  Angestellten 
des  Staats  die  Wahrnehmung  des  Parallelgehens  guter 
bezw.  schlechter  Verhältnisse  in  Einkommen  und  Arbeits- 
zeit, während  dies  für  die  Staatsbeamten  nicht  zu- 
trifft. Hier  scheidet  die  Länge  der  Arbeitszeit  anscheinend 
als  Beeinflussungsfaktor  des  Einkommens  aus.  Für  die 
Gemeindebetriebe  gilt  Aehnliches. 

Eine    grundsätzliche    Orientierung    über    das    Ein-  ' 
kommensproblem  der  technischen  Angestellten  und  über 
Versuche  zu  seiner  Lösung  —  oder  wenigstens  seine  Beein- 
flussung durch  die  Organisation  mag  hier  anschließen. 

Die  Ziele  solcher  Organisationspolitik 
sind  an  den  Erfolgen  der  Arbeiterbewegung  orientiert, 
dürfen  aber  nicht  ohne  starke,  durch  die  Eigenart  des 
Angestelltenstandes  bedingte  Modifikationen  angestrebt 
werden.  Die  Tarifvertragsbewegung  hat  für  Millionen 
von  Arbeitskräften  die  Schwächen  und  Einseitigkeiten  des 
sogenannten  freien  Arbeitsvertrages  beseitigt  oder  er- 
heblich gemildert.  Ihre  Voraussetzung,  ein  gewisses 
gleichmäßiges  Niveau  der  Arbeits-,  speziell  der  Ein- 
kommensverhältnisse, ist  bei  den  Angestellten  annähernd 
im  gleichen  Maße  gegeben  wie  bei  den  Arbeitern.  Be- 
triebstechnische Verschiebungen  gleichen  die  heute  noch 
bestehenden  Verschiedenheiten  aus  und  lassen  gleichzeitig 
die  Zahl  der  Angestellten  derart  in  die  Höhe  schnellen, 
daß  die  Unternehmungen,  fast  ohne  es  zu  wollen,  zu 
gleichmäßigen,  nach  festen  Typen  abgeschlossenen  Ver- 
trägen und  auch,  schon  um  feste  Posten  in  die  Bilanzen 
einzuführen,  zu  einheitlichen  Grundsätzen  für  die  Gehalts- 
festsetzung gelangen.  Das  ist  dann  der  Boden,  auf  dem 
der  Arbeitstarifvertrag  —  für  den  man,  soweit  er  für 
Angestellte  gelten  soll,  zweckmäßig  den  Namen  „An- 
stellungsvertrag" vorgeschlagen  hat  —  erwächst. 

Handelt  es  sich  in  der  Industrie,  wo  die  Arbeitszeitver- 
hältnisse im  allgemeinen  weniger  schwanken  und  günstiger 
sind,  vornehmlich  um  Gehaltsregelung  und  ist  diese  hier, 
wo  es  sich  sehr  oft  um  große  Betriebe  mit  sehr  zahl- 
reichen Angestellten  handelt,  meist  ohne  besondere  Schwie- 
rigkeiten möglich,  —  so  steht  im  Baugewerbe  eine  Rege- 
lung der  so  sehr  ungleichen  und  "meist  ungünstigen  Arbeits- 
zeiten oben  an.  Das  ist  ja  gerade  die  Aufgabe  des  Tarif- 
vertrags, daß  er  die  konkunierenden  Betriebe  in  einem 
wesentlichen  Punkt  der  Produktionskosten  gleichstellt,  eine 
ungesunde,  nur  durch  sozial  und  hygienisch  bedenkliche 
Arbeitsbedingungen  haltbare  Schmutzkonkurrenz  beseitigt 
und  so  im  eigensten  wohlverstandenen  Interesse  der  In- 
dustrie wirkt. 

Freilich  ist  eine  Bedingung  für  die  Herübernahme 
des  Tarifgedankens  auf  die  Angestelltenkreise  nicht  zu 


umgehen :  Die  Anerkennung  der  Angestellten-Organisation  * 
seitens  der  Arbeitgeber  und  die  Achtung  vor  dem  Rechte  I 
der  Koalition.  Es  scheint,  daß  wir  hier  in  Deutschland  7 
noch  weit  zurück  sind;  was  sich  die  Arbeiter-Gewerk- 
schaften erzwungen  haben,  bleibt  für  die  Verbände  der 
Angestellten  noch  zu  lösen.  Konflikte,  wie  sie  die  beiden 
führenden  Techniker-Organisationen  mit  der  Maschinen- 
fabrik Augsburg-Nürnberg,  in  Oberschlesien  und  neuer- 
dings n^it  der  Gutehoffnungshütte  in  Sterkrade  hatten, 
sind  bezeichnend  für  eine  gewisse  Verständnislosigkeit 
gegenüber  den  Forderungen  der  Zeit,  die  gerade  in  unserer 
schweren  Industrie,  oft  bei  Industriellen  ersten  Ranges, 
anzutreffen  ist  und  die  Verständigung  unendlich  erschwert. 
Die  wirtschaftlichen  Kämpfe  der  Angestellten,  wie  sie 
neuerdings  zur  Abwehr  einer  Aussperrung  der  im  Reichs- 
marineamt (bezw.  seinen  Garnisonbauämtern)  beschäftig- 
ten Angestellten,  dann  offensiv  in  dem  Streik  der  Berliner 
Eisenbaukonstrukteure  und  vor  allem  gegenüber  dem 
unerhörten  Angriffe  der  Gutehoffnungshütte  zutage 
treten,  sind  grundsätzlich  so  einwandfrei  wie  gleich- 
gerichtete Kämpfe  in  Arbeiterkreisen  oder  wie  manche 
Gewaltmaßregeln  der  organisierten  Aerzte  den  Kranken- 
kassen gegenüber.  Trotzdem  waltet  noch  in  manchen 
Kreisen  der  Arbeitgeber  die  Anschauung,  daß  es  sich  hier 
um  eine  Art  Treubruch  handle,  und  man  ist  sehr  geneigt, 
dem  Angestellten  rücksichtlich  seiner  Pflichten  eine 
Sonderstellung  einzuräumen,  die  er  nach  seinen  Rechten 
wohl  kaum  genießt. 

Wenn  man  somit  unter  allen  Umständen  die  grund- 
sätzlicheAusnutzung  der  Koalitionsfreiheit  für  den  Angestell- 
ten in  Anspruch  nimmt,  so  darf  doch  wohl  ausgesprochen 
werden,  daß  der  Erfolg  wohl  hauptsächlich  auf  dem  Wege 
der  Verständigung  liegt.  Versuche,  einen  Tarifvertrag 
im  Münchener  Baugewerbe  zu  vereinbaren,  haben  zunächst 
zu  gewissen  grundsätzlichen  Verständigungen  geführt, 
welche  die  praktische  Durchführung  jedenfalls  erleichtern 
werden.  Wahrscheinlich  werden  es,  wie  auch  bei  den 
Arbeitern,  die  klein-  und  mittelgewerblichen  Betriebe  sein, 
welche  zunächst  die  ungeheuren  Vorteile  tariflicher  Ver- 
einbarungen auch  für  ihr  wirtschaftliches  Fortkommen 
akzeptieren.  Unzweifelhaft  wird  dagegen  in  der  syndizierten 
Großindustrie  der  Widerstand  ein  viel  hartnäckigerer  (und, 
angesichts  des  weiter  fortgeschrittenen  Nivellements  der 
Einkommen  und  Arbeitsbedingungen  viel  ungerechtfertig- 
terer) sein.  Nimmt  er  dann  jene  brutalen  Formen  an,  die 
man  in  Sterkrade  beliebt  hat,  so  kann  allerdings  nur  Ge- 
walt gegen  Gewalt  gesetzt  werden. 

Nicht  allen  Möglichkeiten  wird  der  Tarifvertrag  ge- 
recht. Sehr  starke  Mittel  haben  die  Organisationen  selbst 
in  der  Hand,  solange  sie  —  und  das  trifft  heute  für  die 
technischen  Verbände  uneingeschränkt  zu  —  die  Stellen- 
vermittlung im  Berufe  beherrschen  und  hierfür  eine 
Grenze  vorschreiben,  unter  der  sie  Stellen  nicht  empfehlen 
oder  besetzen.  Der  Mindestgehalt  rückt  damit  in 
den  Vordergrund  der  Diskussion.  Man  mag  hier  an  den 
Anfangsgehalt  oder  an  den  Gehalt  eines  normalen  Tech- 
nikers, etwa  des  selbständigen  Konstrukteurs  anknüpfen: 
in  jedem  Falle  vermag  diese  Festsetzung  einen  un- 
günstigen Einfluß  des  Arbeitsmarktes  auszugleichen.  Da- 
neben steht  der  hervorragende  erzieherische  Einfluß  auf 
die  Mitglieder. 

Die  Lösung  des  Einkommensproblems  ist  das  wich- 
tigste Mittel,  eine  Prolctarisicrung  des  Standes,  wie  sie 
unter  dem  Druck  ungünstiger  Verhältnisse  und  eines 
großen  Ueberangcbots  teilweise  schon  droht,  hintan- 
zuhalten. Die  Allgemeinheit,  die  Angestellten  selbst,  nicht 
zum  wenigsten  auch  die  Unternehmer  sind  hieran  gleich- 
mäßig interessiert.  (Schluß  folgt.) 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNö  1911 


777 


;:  ::  ::   WIRTSCHAFT  UND  LEBEN   ;:  II  :: 

Koloniale  Wirtschaftsfragen 

Bei  der  jüngst  stattgefundenen  Tagung  der  Tech- 
nischen Kommission  des  Kolonial-Wirtschaftlichen  Komi- 
tees erstattete  Generaldirektor  Dr.  Ing.  h.  c.  von  Oechel- 
haeuser-Dessau  ein  interessantes  Referat  über  den  Zu- 
sammenschluß der  Metall-  und  iVlaschinenindustrie  mit  dem 
genannten  Komitee.  Den  Ausführungen  entnehmen  wir 
auszugsweise  folgendes : 

Den  Beweis  der  Entwicklungsfähigkeit  unserer  Kolo- 
nien liefert  die  fortgesetzt  wachsende  Ein'-  und  Ausfuhr. 
Im  Jahre  1910  betrug  die  Einfuhr  an  JVletallen  und  Metall- 
waren nach  den  deutschen  Kolonien  in  Afrika  und  der 
Südsee  etwa  33  Millionen  Mark,  an  Maschinen  für  Land- 
wirtschaft, Industrie  und  Transport  etwa  7  Millionen  Mark, 
insgesamt  etwa  40  Millionen  Mark;  die  Einfuhr  über  den 
Hafen  von  Tsingtau  an  Waren  fremden  —  nicht  chinesi- 
schen —  Ursprungs  betrug  über  50  Millionen  Mark.  Den 
Verkehr  mit  den  deutschen  Kolonien  in  Afrika  und  der 
Südsec  vermitteln  die  Deutsche  Ost-Afrika-Linie,  Hamburg- 
Amerika-Linie,  Hamburg-Bremer  Afrika-Linie,  Woermann- 
Linie  und  der  Norddeutsche  Lloyd  mit  insgesamt  86  Damp- 
fern mit  rund  370  000  Registertons;  den  Verkehr  mit 
Tsingtau  unterhalten  die  Reichs-Postdampfer.  Das  ge- 
samte Schiffsmaterial  ist  fast  ausschließlich  Erzeugnis  des 
heimischen  Gewerbefleißes. 

Für  den  Verkehr  in  den  Kolonien,  für  Hafen-,  Berg- 
und  Wasserbau,  landwirtschaftliche  und  industrielle  Be- 
triebe kommen  an  Fabrikaten  der  Metall-  und  Maschinen- 
Industrie  in  Betracht: 

Lokomotiven,  Eisenbahngüter-  und  Personenwagen, 
Feld-  und  Eisenbahnschienen,  Feldbahnwagen,  Dampf- 
schiffe, Motorboote  und  Leichter  für  die  großen  Seen 
und  Flüsse,  Automobile,  Seilbahnen,  Straßenwalzen,  Fahr- 
räder, Material  für  Telegraph  und  Telephon,  Bagger, 
Dampfkrane,  elektrische  Krane,  Hebezeuge,  Maschinen  für 
Bergbaubetriebe,  Bohrapparate,  Pumpen  aller  Art,  Mate- 
rial für  Rohrleitungen,  Eisen-,  Messing-  und  Kupferdraht, 
Zaundraht,  Stacheldraht,  Drahtgewebe,  Drahtstifte,  Schrau- 
ben, elektrische  Anlagen,  Eisenwaren  und  Baumaterialien, 
Wellblech,  Eisenkonstruktionen,  Trägereisen,  Brücken, 
Wagen,  iVlaterial  für  Tropenhäuser,  Geldschränke,  Näh- 
maschinen, ärztliche  Instrumente,  Emaillewaren,  Loko- 
mobilen, Dampfmaschinen,  Gasmotoren,  Benzin-,  Pe- 
troleum-, Oel-,  Wind-  und  Elektromotoren,  Wasserturbinen, 
Dampf-  und  Motorpflüge,  Göpel,  Dreschmaschinen,  land- 
wirtschaftliche Geräte,  Pflüge,  Eggen,  Kultivatoren,  Mäh- 
maschinen, Drillmaschinen,  Hauer,  Schaufeln,  Aexte, 
Werkzeuge  für  Schmiede,  Schlosser,  Tischler,  Maurer, 
Sattler  usw.,  Baumwollentkörnungsmaschinen,  Ballen- 
pressen, Hanfentfaserungsmaschinen,  Wasserreinigungs- 
und Kondensationsanlagen,  Trockenhäuser  und  Trocken- 
apparate, Einrichtungen  für  Brauereien,  Brennereien  und 
iÜineralwasserfabriken,  Maschinen  für  Zementindustrie, 
Sandsteinmaschinen,  Dampfwäschereieinrichtungen,  Eis- 
und  Kältemaschinen,  Gerbereimaschinen,  Einrichtungen  für 
Sägewerke,  Holzwoll-  u.  Holzbearbeitungsfabriken,  Kaffee- 
pulper,  Kautschukwalzwerke,  Mühlen  für  Getreide,  Oel- 
mühlen  und  -pressen,  Reismühlen,  Buchbinderei-,  Buch- 
und  Steindruckereieinrichtungen,  Einrichtungen  für 
Trockenanlagen,  Hoteleinrichtungen,  Einrichtungen  für 
Schälereianlagen,  Molkereieinrichtungen,  Seifenfabrikations- 
einrichtungen, TabaJ<-,  Zigarren-  und  Zigarettenmaschinen, 
Zerkleinerungsmaschinen,  Ziegeleimaschinen,  Zuckerrohr- 
walzwerke 

Ein  vitales  koloniales  Interesse  der  Metall-  und  Ma- 
schinenindustrie besteht  ferner  in  der  gesunden  Weiter- 
entwicklung unserer  gesamten  heimischen  Industrie,  die 
großenteils  hinsichtlich  ihrer  Rohstoffversorgung  unter 
einer  verhängnisvollen  Abhängig'keit  vom  Auslande  leidet. 
Bei  einer  Gesamteinfuhr  Deutschlands  im  Jahre  1910  von 
etwa  9  Milliarden  Mark  betrug  die  Einfuhr  an  kolonialen 


Rohstoffen  und  Produkten,  hinsichtlich  deren  Bezuges  wir 
auf  das  Ausland  angewiesen  sind,  die  Hälfte,  nämlich 
etwa  41/2  Milliarden  Mark.  Die  Ziffern  der  Einfuhr  in 
Deutschland  (und  Ausfuhr  aus  den  Kolonien)  betragen: 

MineraHsche  Rohstoffe  und  Metalle  1  319  264  000  M 
(39  531  000  Mark),  Tierische  Produkte  (außer  Wolle) 
824  753  000  M  (6  374  000  M),  Rohbaumwolle  560  900  000 
Mark  (1  208  000  M),  Wolle  (roh  und  gekämmt)  469  400  000 
Mark  (52  000  M),  Sonstige  Faserstoffe  138  531  000  Mark 
(4  251  000  M),  Oelrohstoffe  304  252  000  M  (14  983  000  M), 
Kautschuk  und  Guttapercha  270  400  000  M  (18  493  000  M), 
Tropische  Hölzer  und  Gerbstoffe  33  000  000  M  (617  000  M), 
Tropische  Nahrungs-  und  Genußmittel  564  000  000  Mark 
(4  491  000  M).  Einer  Gesamteinfuhr  dieser  kolonialen  Roh- 
stoffe und  Produkte  in  Deutschland  von  4  484  500  000  M 
steht  also  eine  Ausfuhr  der  gleichen  Produkte  aus  den 
deutschen  Kolonien  von  nur  90  000  000  M  gegenüber. 

Dieser  Vergleich  zeigt,  daß  unsere  Kolonien  vorläufig 
nur  einen  kleinen  Teil  des  Bedarfs  Deutschlands  an  kolo- 
nialen Rohstoffen  und  Produkten  zu  decken  vermögen. 
Es  ist  aber  dabei  zu  berücksichtigen,  daß  unsere  Kolonial- 
wirtschaft erst  im  Anfang  der  Entwicklung  steht,  und 
fortgesetzt  im  Auge  zu  behalten,  daß  jede  Million  Mark 
an  Rohstoffen  und  Produkten  aus  den  eigenen  Kolonien 
einen  Zuwachs  unseres  Nationalvermögens  bedeutet! 

In  seinem  Appell  an  die  Metall-  und  Maschinen-In- 
dustrie betonte  der  Referent,  daß  nur  planmäßige  und  ein- 
mütige Arbeit  auch  der  deutschen  Technik  ein  lohnendes 
Arbeitsfeld  in  den  Kolonien  eröffnen  und.  der  deutschen 
Industrie  neue  sichere  Gebiete  für  ihre  Rohstoffversorgung 
und  für  den  Absatz  ihrer  Erzeugnisse  erschließen  kann. 


H  H  ::  STANDESBEWEGUNO 


Aus  dem  Baufach 

Man  hört  sehr  häufig  bei  der  Agitation  in  den  Kreisen 
der  Architekten  und  Bautechniker  den  Einwand,  daß  die 
Lage  der  bautechnischen  Angestellten  nicht  so  schlimm 
sei  wie  die  der  Kollegen  aus  dem  Maschinenbaufach  und 
der  Großindustrie.  Auf  den  ersten  Augenblick  könnte 
man  geneigt  sein,  dem  zuzustimmen,  denn  der  Kleinbetrieb 
herrscht  im  Baugewerbe  noch  vor.  Sieht  man  sich  jedoch 
die  Verhältnisse  näher  an,  dann  entdeckt  man,  daß  auch 
hier  sich  gewaltige  Wandlungen  vollziehen.  Auch  hier 
die  Neigung  zu  Vergrößerungen  durch  Zusammenlegung. 
Die  G.  m.  b.  H.  Und  die  A.-G.  treten  im  besonderen  in  der 
Großstadt  vor  die  kleineren  Betriebe  und  die  eigene  Ver- 
fassung der  Auftraggeber,  die  immer  häufiger  Großfirmen 
und  Gesellschaften  sind,  begünstigen  gleichfalls  diese 
Entwicklung. 

Zu  alledem  kommt  noch  die  Spezialisierung  durch 
moderne  Techniken.  Die  Großunternehmungen  der  Eisen- 
betonbranche beschränken  sich  nicht  auf  das  Weichbild 
der  Stadt,  in  der  sie  sitzen,  sondern  ohne  Schwierigkeit, 
wie  etwas  Selbstverständliches,  bewerben  sie  sich  um 
Aufträge  in  allen  Gegenden.  Das  muß  auf  das  Arbeits- 
verhältnis des  Technikers  im  Baugewerbe  seinen  Einfluß 
ausüben.  Wenn  die  technischen  Angestellten  in  dieser 
Entwicklung  auf  der  Hut  sind,  so  läßt  sich  manches  für 
sie  herausholen,  denn  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß 
Arbeitszeit  und  Urlaub  und  manches  andere  im  Groß- 
betrieb sich  besser  und  gleichmäßiger  regeln  lassen  wie 
im  Kleinbetrieb.  Es  werden  sich  auch  hier  gewisse  Normal- 
verträge der  Großfirmen  mit  ihren  Angestellten  entwickeln, 
auf  deren  Gestaltung  die  Angestellten  sich  einen  Einfluß 
sichern  müssen. 

An  den  Angestellten  liegt  es,  die  Augen  offen  zu  haben 
und  den  Mut  'zu  besitzen,  gegebenenfalls  ihren  Forderungen 
gemeinsam  Nachdruck  zu  verleihen.  Daß  die  Normali- 
sierung der  Arbeitsverhältnisse  im  Großbaugewerbe  natür- 
lich zu  denselben  Neigungen  Raum  gibt,  wie  die  Groß- 
betriebe der  Industrie,  ist  selbstverständlich.    Dafür  nur 


778 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  4y  f 


ein  Beispiel.  Die  Konkurrenzklausel  wird  im  Baugewerbe 
immer  häufiger  und  auch  der  Erfindelparagraph. 

Nach  diesen  Feststellungen  ist  es  natürlich  töricht, 
von  idyllischen  Verhältnissen  im  Baugewerbe  gegenüber 
denen  der  Industrie  zu  reden.  Wir  könnten  zur  Erhärtung 
des  Gesagten  noch  die  Statistik  reden  lassen,  die  feststellt, 
daß  die  Qehaltsverhältnisse  der  Angestellten  des  Bau- 
gewerbes hinter  denen  der  Industrieangestellten  zurück- 
stehen. Das  mit  unserer  Statistik  zu  belegen,  wird  noch 
Gelegenheit  sein.  Die  Reichsstatistik  zeigt  uns,  daß  die 
Zahl  der  Betriebe  im  Baugewerbe  sich  verrino^ert,  der 
Kleinbetrieb  gegenüber  dem  Großbetrieb  verschwindet. 

In  solchen  Zeiten,  in  denen  der  Kleinbetrieb  die  Kon- 
kurrenz des  Großbetriebes  empfindet,  neigt  er  zu  reaktio- 
nären Maßnahmen.  Er  will  sich  dem  großen  Konkurrenten 
gegenüber  erhalten,  er  will  bei  den  Offerten  konkurrenz- 
fähig bleiben  und  beginnt,  es  ist  fast  typisch,  an  allen 
unrechten  Stellen  zu  sparen.  Geringe  Gehälter  und  lange 
Arbeitszeiten,  Sparen  an  Bureauräumen  und  Arbeitsgerät, 
kurz,  erhöhtere  Ausnutzung  des  Angestellten  und  der 
Betriebsmittel  sind  die  Maßnahmen,  mit  denen  man  sich 
vergeblich  gegen  die  Konkurrenz  zu  wehren  versucht.  Trotz 
der  verschiedenen  Tätigkeit  weichen  Architekturbureaus 
und  Baugeschäfte  in  ihrer  Stellung  zu  den  Angestellten 
nicht  wesentlich  voneinander  ab. 

Aus  dem  geschilderten  Milieu  stammt  eine  Bureau- 
ordnung, die  uns  dieser  Tage  zuging.  Die  Dortmunder 
Firma  Büß  mann  &  Jacobs  verpflichtet  ihre  An- 
gestellten zu  folgender  Bureauordnung: 

§  1. 

Sämtliche  Angestellte  haben  unter  allen  Umstän- 
den die  Bureauzeit  zu  respektieren  und  wird  diese,  wie 
*olgt,  festgesetzt: 

Vom  15.  Januar  bis  15.  November  beginnt  der  Dienst 
morgens  um  8  Uhr  und  dauert  bis  abends  7  Uhr  mit 
einer  zweistündigen  Mittagspause  von  12  bis  2  Uhr; 

vom  15.  November  bis  15.  Januar  beginnt  der  Dienst 
morgens  8V2  Uhr. 

An  den  Sonntagen  hat  jeder  Angestellte  zwecks  In- 
formation von  10 Vl«  bis  12  Uhr  das  Bureau  zu  besuchen. 

Sollte  es  einem  Angestellten  nicht  möglich  sein,  zu 
erscheinen,  so  hat  er  sich  möglichst  vorher  zu  entschul- 
digen und  den  Grund  seines  Fernbleibens  anzugeben, 
letzteres  auch  im  Falle  einer  nachträglichen  Entschuldigung. 

§  2. 

In  Krankheitsfällen  ist  stets  ein  Arzt  zu  Rate  zu  ziehen, 
welcher  die  Arbeitsunfähigkeit  auf  seinem  vom  Geschäft 
auszustellenden  Krankenschein  bescheinigt.  Erteilt  der 
Arzt  diese  Bescheinigung  nicht,  dann  darf  der  Dienst 
nicht  versäumt  werden. 

§  3. 

Sämtliche  Angestellte  haben  ihre  ganze  Kraft  dem 
Geschäfte  zu  widmen  und  ist  die  Anfertigung  von  Privat- 
arbeiten verboten  resp.  dürfen  solche  Arbeiten  nur  mit 
Genehmigung  eines  Chefs  angefertigt  werden.  Zuwider- 
handlungen berechtigen  zur  sofortigen  Entlassung  des 
betr.  Angestellten. 

Ebenso  berechtigt  zur  sofortigen  Entlassung: 

1.  fortgesetzte  Unpünktlichkeit; 

2.  Unregelmäßigkeit  im  Dienste,  ferner  ungebührliches 
Benehmen  gegen  die  Vorgesetzten  und  Gehorsams- 
verweigerung; 

3.  grober  Vertrauensbruch,  worunter  auch  unrecht- 
mäßige Information  an  die  Handwerker  und  Unter- 
nehmer zu  verstehen  ist; 

4.  Annahme  von  irgendwelchen  Vergütungen  oder  Ge- 
schenken von  ausführenden  Handwerkern  und  Unter- 
nehmern, einerlei,  ob  diese  in  barem  Gelde,  Arbeits- 
leistungen oder  aber  sonstigen  Zuwendungen 
bestehen ; 

5.  dreimaliges  unentschuldigtes  Fehlen  im  Bureaudienst; 

6.  jegliche  strafrechtliche  Verfolgung  seitens  der  obrig- 
keitlichen Behörde; 

7.  unberechtigte  Mitnahme  von  dem  Geschäft  gehörigen 
Bureauutensilien,  Materialien,  ^Werken  usw.; 


8.  Schädigung  der  Firma  durch  üble  Nachreden,  man- 
gelndes Geschäftsinteresse  sowie  Unfähigkeit. 

§  4. 

Jeder  Angestellte  ist  verpflichtet,  nach  Kräften  für 
den  guten  Ruf  des  Geschäftes  zu  sorgen.  Für  die  Er- 
langung von  Aufträgen  werden  besondere  Remunerationen 
gewährt. 

§  5. 

Jeder  Angestellte  ist  verpflichtet,  einem  Chef  sofort 
Mitteilung  zukommen  zu  lassen,  wenn  er  einen  anderen 
Angestellten  im  Verdacht  hat,  daß  derselbe  gegen  diese 
Bureauordnung  sich  vergangen  hat  oder  aber  beabsichtigt,  ^ 
sich  dagegen  zu  vergehen. 

§  6. 

Sämtliche  Einstellungen  erfolgen  im  Sinne  der  §§  133  a 
und  133  c  des  Bürgerl.  Gesetzbuches. 
Dortmund,  12.  Dezember  1910. 

Neben  9-  und  SVs-stündiger  Arbeitszeit  werden  die 
Angestellten  zur  regelmäßigen  Sonntagsarbeit  verpflichtet. 
Dann  folgen  lauter  Pflichten  für  den  Angestellten,  aber 
von  einer  Pflicht  des  Arbeitgebers,  Ueberstunden  zu  zahlen, 
Urlaub  zu  gewähren  usw.  ist  nirgends  die  Rede.  Be- 
schämend für  die  Firma  und  entwürdigend  für  den  An- 
gestellten ist  das  Aufpassersystem,  zu  dem  der  §  5  die 
Angestellten  dieses  Musterbetriebes  verpflichtet. 

Der  Vertrag  beleuchtet  die  ,, guten  Zustände",  die  im 
Baugewerbe  noch  herrschen  sollen.  Nein,  Kollegen  vom 
Baufach,  auch  Euch  tut  die  straffe  Organisation  not,  wenn 
Ihr  nicht  eines  Tages  Euch  Verhältnissen  gegenübersehen 
wollt,  aus  denen  es  Euch  nur  mit  außerordentlichen  Mitteln 
möglich  sein  wird  herauszukommen.  Je  früher  die  An- 
gestellten des  Baugewerbes  gegen  solche  Zustände  an- 
kämpfen, um  so  ruhiger  wird  die  Verbesserung  ihres 
Arbeitsvertrags  sich  vollziehen,  sicher  nicht  zum  Schaden 
des  Unternehmers. 

*  ^: 

9 

Zum  Konflikt  mit  dem  Reichsmarineamt 

Die  Reichsmarinebetriebe  suchen  immer  noch  auf 
Grund  des  von  uns  bekämpften  schlechten  Privatdienst- 
vertrags neue  Techniker  anzustellen.  Namentlich  d  e  Kaiser- 
lichen Werften  bemühen  sich  fortgesetzt  um  Arbeitskräfte, 
allerdings  dank  der  Solidarität  der  technischen  Angestellten 
mit  recht  geringem  Erfolge.  Bei  den  Werften,  bei  der 
Torpedowerkstatt  und  in  noch  einigen  anderen  Marine- 
betrieben kommen  für  den  Abwehrkampf  neben  den  Mit- 
gliedern des  D.  T.-V.  auch  zahlreiche  Bundesmitglieder 
in  Frage,  weshalb  wir  glaubten,  im  allgemeinen  Standes- 
interesse eine  Verständigung  in  dieser  Sache  mit  dem 
Bunde  anstreben  zu  sollen.  Erfreulicherweise  ist  hier  auch 
einmal  ein  einiges  Zusammenwirken  gelungen.  Es  wurde 
zur  Weiterverfolgung  des  Marinetechnikerkonfliktes  eine 
Kommission  gebildet,  bestehend  aus  den  Herren  Reichel 
und  Kaufmann  vom  D.  T.-V.  und  den  Herren  Flügger  und 
Schweizer  vom  B.  t.-i.  B.,  die  in  ihrer  ersten  Sitzung  be- 
schlossen hat,  eine  gemeinsame  Petition  der  beiden  Ver- 
bände an  den  Reichstag  zu  richten,  worin  derselbe  ge- 
beten werden  soll,  seinen  Beschlüssen  vom  Februar  d.  J., 
die  den  Schutz  der  Koalitionsfreiheit  der  Angestellten, 
die  Anerkennung  der  Organisation  der  Techniker  und 
die  Einführung  von  Beamtenausschüssen  in  den  Betrieben 
des  Reiches  bezweckten,  mehr  Nachdruck  zu  verleihen. 
Die  im  Auftrage  der  Kommission  von  Herrn  Kaufmann 
ausgearbeitete  Petition  ist  nunmehr  fertiggestellt  und  nach 
Genehmigung  durch  beide  Verbände  am  8.  November  dem 
Reichstag  zugegangen.  In  Heft  4S  der  D.  T.-Z.  haben  wir 
bereits  deren  Wortlaut  bekannt  gegeben.  Hierzu  kommt 
noch  eine  Gegenüberstellung  des  amtlichen  und  des  von 
den  Organisationen  vorgelegten  Vertragsmusters,  ein 
Abdruck  des  notwendigen  Aktenmateriils  sowie  ein  Sonder- 
druck der  ,, Deutschen  Techniker-Zeitung"  und  der  „Deut- 
schen Industriebeamten-Zeitung".  Bei  dieser  Gelegenheit 
konnten  wir  auch  gegen  die  jüngsten  Ablehnungen  des 


1 


I 

Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


779 


Verbandes  durch  das  Kriegsministerium  und  die 
VerwaHung  der  Reichseisenbahnen  Be- 
schwerde führen.  Wir  hoffen,  daß  das  an  sich  umfang- 
reiche Material  den  Reichstagsabgeordneten  aufs  neue 
zeigen  wird,  wie  wenig  sich  die  verantwortlichen  Reichs- 
behörden aus  ihren  Beschlüssen  machen.  Leider  ist  nach 
der  gegenwärtigen  Geschäftslage  des  Reichstages  auf  nor- 
malem Wege  kaum  noch  eine  Besprechung  dieser  Petition 
zu  erwarten,  weshalb  wir  auch  an  die  Fraktionen  des 
Reichstages  herantraten  mit  der  Bitte,  auf  dem  Wege  der 
Interpellation  unsere  Wünsche  zur  Sprache  zu  bringen. 
An  Interpellationen  können  bekanntlich  keine  Anträge  des 
Reichstages  geknüpft  werden.  Aber  wenn  die  Volksver- 
tretung noch  einmal  kurz  vor  Toresschluß  den  Unwillen 
der  gesetzgebenden  Körperschaft  über  diese  Nichtachtung 
eines  Beschlusses  zum  Ausdruck  bringt,  werden  das  Reichs- 
marineamt und  auch  die  anderen  Ressorts  nicht  daran 
vorübergehen  können.  Dem  neuen  Reichstage  stehen  dann 
sicher  Mittel  und  Wege  zur  Verfügung,  um  die  Durch- 
führung seiner  Beschlüsse  zu  erzwingen.  Jedenfalls  hoffen 
wir  hoch  von  diesem  Reichstage  eine  Besprechung  unserer 
Petitionen.  Die  in  den  Staatsbetrieben  auf  Privatdienst- 
vertrag beschäftigten  Angestellten  würden  dies  mit  großem 
Danke  begrüßen. 


::  AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE  2 


Organisation  und  Technik  der  Unfallversicherung 

Die  Hauptart  der  privaten  Unfallversicherung  ist  heute, 
wie  schon  erwähnt  wurde,  die  Einzel-Unfallversicherung. 
Ihr  steht  die  infolge  der  sozialen  Gesetzgebung  in  Deutsch- 
land in  den  Hintergrund  getretene  Kollektiv-Unfallversiche- 
rung gegenüber.  Neben  der  allgemeinen  Einzel-Unfall- 
versicherung sind  eine  beträchtliche  Anzahl  besonderer 
Einzelunfallversicherungen  vorhanden.  Wir  nennen  nur 
die  Reise-Unfallversicherung,  die  lebenslängliche  Eisen- 
bahn- und  Schiffsunfallversicherung,  die  Seereise-Unfall- 
versicherung, die  Kinderunfallversicherung  usw.  Eine  voll- 
ständige Unfallversicherung  umfaßt  die  Versicherung  auf 
Entschädigung  für  den  durch  Unfall  herbeigeführten  Todes- 
fall, die  Versicherung  für  dauernde  Invahdität  infolge  eines 
Unfalles  und  drittens  die  Versicherung  für  vorübergehende 
durch  den  Unfall  verursachte  Erwerbsunfähigkeit.  Hieraus 
folgt,  daß  in  der  Unfallversicherung  eine  Todesfallversichc- 
rung  und  eine  Invaliditätsversicherung  für  dauernde  oder 
vorübergehende  Erwerbsunfähigkeit  enthalten  ist. 

Große  Schwierigkeiten  bietet  in  dieser  Versicherungs- 
art die  scharfe  Umgrenzung  des  Risikos,  also^die  genaue  Be- 
stimmung dessen,  was  unter  Unfall  im  Sinne  des  Vertrages 

'  verstanden  sein  soll.  Nach  den  Versicherungsbedingungen 
der  größeren  deutschen  Unfallversicherungsgesellschaften 
gelten  als"  Unfall  alle  ärztlicherseits  sicher  erkennbaren 
körperlichen  Beschädigungen,  von  denen  der  Versicherte 

\  unfreiwillig  durch  ein  von  außen  plötzlich  auf  ihn  ein- 
wirkendes Ereignis,  ferner  auch  durch  Blitz,  elektrischen 
Schlag  oder  durch  Verbrennung  betroffen  wird.  Nicht  als 
Unfall  werden  alle  gewöhnlichen  Erkrankungen  und  Krank- 
heitszustände  angesehen.  Unfälle  bei  regelmäßiger  Be- 
nutzung von  Kraftfahrzeugen,  bei  Sportausübung  u.sw.  sind 
in  die  Versicherung  nur  eingeschlossen,  wenn  dies  vom 
Versicherten  beantragt  und  im  Versicherungsschein  ver- 
merkt wird.     Ausgeschlossen  von  der  Versicherung  ist 

"     der  Selbstmord  und  beim  Selbstmordversuch  entstehende 

^  Körperbeschädigung.  So  einfach  es.  erscheint,  an  Hand 
dieser  Begriffsbestimmung  einen  Unfall  feststellen  zu 
können,  so  schwer  wird  dies  in  den  Einzelfällen  der  Praxis. 
Hierfür  ein  Beispiel.    Ein  Arzt  gleitet  vom  Jagdstuhl  zu 

;  Boden.  Er  erhebt  sich  sofort  und  nimmt  seinen  Platz 
wieder  ein.  Wenige  Stunden  später,  nach  Beendigung 
der  Jagd,  befällt  ihn  im  Gasthaus  schweres  Unwohlsein 
und  nach  vierundzwanzig  Stunden  ist  er  tot.    Die  Sektion 

[     ergibt  eine  schwere  Darmeiterung.    Der  Arzt  war  gegen 

I     Unfall  versichert.    Es  erhebt  sich  nun  die  Frage:  „Liegt 


Unfall  im  Sinne  des  Versicherungsvertrages  vor  oder 
nicht?'*  Zweifellos  hat  sich  die  Darmeiterung  ganz 
allmählich  entwickelt.  Der  Versicherte  hat  sie  lange  Zeit 
hindurch,  vielleicht  schon  jahrelang,  mit  sich  herumgetragen. 
Er  wäre  vielleicht  in  kurzer  Frist  daran  zugrunde  gegangen. 
Der  Unfall  hat  zwar  den  Anstoß  zu  einer  plötzlichen  Ver- 
schlimmerung seines  Krankheitszustandes  gegeben,  aber 
es  ist  zweifelhaft,  ob  es  der  Unfall  war,  der  den  Tod  des 
Versicherten  verursachte.  Dergleichen  Fälle  kommen  in 
der  Praxis  tagtäglich  vor  und  ziehen  sehr  oft  langwierige 
Prozesse  nach  sich,  ja,  man  kann  sagen,  daß  jeder  Fort- 
schritt der  medizinischen  Wissenschaft,  der  unsere  Kennt- 
nis von  den  Zusammenhängen  zwischen  äußeren  Ver- 
letzungen und  mechanischen  Einwirkungen  auf  den  Körper 
einerseits  und  den  Vorgängen  und  Zuständen  im  Innern 
des  Körpers  andererseits  erweitert,  eine  fortwährende 
Aenderung  des  Unfallbegriffes  für  den  Versicherungs- 
vertrag notwendig  machen  würde,  wenn  man  allen  Pro- 
zessen aus  dem  Wege  gehen  wollte.  Da  dergleichen  Aende- 
rungen  aber  notwendigerweise  den  medizinischen  Fort- 
schritten zeitlich  nachhinken,  entstehen  immer  neue  Kon- 
flikte. —  Aufgenommen  werden  in  die  Unfallversicherung 
in  der  Regel  nur  Personen,  die  das  achtzehnte  Lebensjahr 
überschritten  und  das  fünfundsechzigste  noch  nicht  erreicht 
haben.  Ueber  das  sechzigste  Lebensjahr  hinaus  findet  eine 
Versicherung  nur  von  Jahr  zu  Jahr,  nicht  mehr  für  längere 
Zeiträume  statt.  Beim  Abschluß  des  Versicherungs- 
vertrages muß  ferner  der  Antragsteller  körperlich  wie 
geistig  gesund  und  von  normalem  Körperbau  sein.  Wer 
einen  mit  ungewöhnlichen  Gefahren  verbundenen  Beruf  be- 
treibt, wird  nicht  als  versicherungsfähig  betrachtet.  Die 
Versicherung  weiblicher  Personen  wird  nur  zu  besonderen 
Bedingungen  übernommen.  Die  Versicherung  ist  in  der 
Regel  innerhalb  der  Grenzen  Europas  gültig  und  auf  See- 
reisen mit  Dampfschiffen  auf  dem  atlantischen  Ozean,  dem 
mittelländischen,  schwarzen  und  kaspischen  Meere.  Die 
Verpflichtungen  des  Versicherten  nach  Eintritt  des  Unfalles 
sind  genau  geregelt.  Wenn  der  Unfall  den  Tod  des  Ver- 
sicherten nach  sich  zog,  wird  die  volle  Versicherungs- 
summe gezahlt.  Hatte  er  binnen  Jahresfrist  eine  dauernde 
Beeinträchtigung  der  Arbeitsfähigkeit  zur  Folge,  so  wird 
unter  Zugrundelegung'der  vollen  Versicherungssumme  eine 
Kapitalentschädigung  gewährt,  die  dem  Grade  der  Invali- 
dität infolge  des  Unfalls  entspricht.  Vollständige  Invalidität 
wird  bei  gänzlichem  Verlust  der  Sehkraft  beider  Augen, 
beim  Verlust  beider  Arme  oder  Hände,  Beine  oder  Füße 
angenommen.  Für  den  rechten  Arm  oder  die  rechte  Hand 
stellt  sich  die  Entschädigung  auf  6O0/0,  für  den  linken  Arm 
oder  die  linke  Hand  auf  40o/o,  für  den  Zeigefinger  der 
rechten  Hand  auf  15 0/0  usw. 

Die  hauptsächlichste  technische  Grundlage  der  Un- 
fallversicherung ist  die  Unfallstatistik.  Sie  zeigt,  wie  sich 
die  Unfälle  auf  die  einzelnen  Glieder  einer  Person  ver- 
teilen, welche  Unfallgefahren  die  einzelnen  Berufsarten 
bieten  usw.  Damit  ermöghcht  sie  eine  Zerlegung  der 
Risiken  nach  Gefahrenklassen.  Ein  Mangel,  der  vor  allem 
der  Unfallversicherung  anhaftet  und  den  völlig  zu  be- 
seitigen kaum  möglich  sein  dürfte,  ist  der  hier  besonders 
häufige  Versuch  der  Versicherten,  Unfälle  vorzuspiegeln 
oder  in  ihren  Folgen  zu  übertreiben,  um  sich  auf  diese 
Weise  in  den  Besitz  möglichst  großer  Entschädigungs- 
summen zu  setzen.  Die  Simulation,  die  aufzudecken  den 
Gesellschaften  nicht  immer  gelingt,  führt  recht  oft  dazu, 
daß  sie  vom  Versicherten  in  weitgehendster  Weise  aus- 
genutzt werden. 


H  :;  ::      ZEITSCHRIFTENSCHAU  ::      H  I; 

für  Oktober  IQH. 

Technische  Physik. 

„Meßgeräte  für  Druck  und  Geschwindigkeit  von  Oasen  und 
Dämpfen."  Von  Ing.  Stach,  St.  u.  E.  31,  Nr.  43,  S.  1752. 
Beschreibende  Uebersicht  über  die  vorhandenen  Konstruktionen 
und  ihr  Vervvendungsbereich. 


■ 


780 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  49 


„Zur  Theorie  des  Wasserdampfes."  Von  Wertheimer,  Dingl. 
pol.  J.  326,  Nr.  43,  S.  676.  Eine  neue  Form  der  Zustands- 
gieichung, indem  spezifisches  Volumen  und  Uebersetzungsgrad 
(Abstand  vom  Kondensationspunkt)  als  unabhängige  Variable 
gewählt  werden.  Formeln  für  wichtige  thermodynamische  Aus- 
drücke und  Prozesse  nach  dieser  Methode. 

„Versuche  über  den  Arbeitsbedarf  und  die  Widerstände 
beim  Blechbiegen."  Von  Dr.  Ing.  Walther,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  41, 
S.  1731.  Versuchsübersicht  unter  besonderer  Berücksichtigung 
von  Fragen  für  den  praktischen  Bau  von  Biege-  und  Richt- 
maschinen. 

„Festigkeitsversuche  unter  allseitigem  Druck."  Von  Dr. 
V.  Kärmän,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  42,  S.  1749.  Theorie  von  Mohr 
und  die  darauf  bezüglichen  Versuche;  strittige  Punkte  und 
Versuchsprogramm;  Versuchseinrichtung;  Versuchsergebnisse. 

Hüttenwesen. 

(Die  Heftniimmern  25  bis  40  werden  wegen  irrtümlicher  Weise  erst  jetzt  erfolgter 
Nachlieferung  in  vier  Abschni  ten  in  dieser  und  ff.  Zeitschriftenschauen  berücksichtigt.) 

„Neuerungen  an  Flammöfen,  insbesondere  an  Siemens- 
Martinöfen."  Von  Obering.  Bernhardt,  St.  u.  E.  31,  Nr.  28, 
S.  1117.  Lufteinführung,  verbesserte  Flammenführung,  Versuchs- 
öfen und  die  Versuche  mit  ihnen  usw. 

„Erfahrungen  in  der  Elektrostahlerzeugung  im  Girodofen." 

Von  Dr.  Ing.  Müller,  St.  u.  E.  31,  Nr.  29,  S.  1165.  Neue 
Stromanordnung,  wassergekühlte  Elektrode,  Ofenzustellung, 
Wärmeverluste  durch  Kühlen,  Stromverhältnisse,  Einfluß  von 
Ofentemperatur  und  Ofengröße  auf  den  Stromverbrauch  usw. 

„Beiträge  zur  Ausnutzung  der  Hochofengase."  Von  Dr.  Ing. 
Buck,  St.  u.  E.  31,  Nr.  23.  S.  1172.  Zusammensetzung  der 
Gichtgase,  ihre  Reinigung,  Maschinenbetrieb,  Winderhitzer- 
heizung, Kesselheizung  usw. 

„Walzbetrieb  und  Kalibrierung  in  graphischer  Darstellung." 
Von  Dipl.-Ing.  Weißenberg,  St.  u.  E.  31,  Nr.  41,  S.  1653. 
C-Eisenkalibrierung,  Trägerkalibrierung,  \Valzprogramm  nacli 
Brovot  und  neues  Walzprogramm,  Blockstraßenkalibrierung  nach 
Brovot,  Blockkalibrierung  -nach  der  Hütte  usw. 

„Walzarbeit  und  Walzdruck;  ein  Beitrag  zu  ihrer  Theorie." 
Von  Prof.  Herrmann,  St.  u.  E.  31,  Nr.  42,  S.  1706.  Analytische 
Behandlung  des  Walzvorgangs. 

„lieber  die  physikalisch-chemischen  Grundlagen  des  Hütten- 
wesens." Von  Prof.  Dr.  Schenk,  St.  u.  E.  31,  Nr.  43,  S.  1745. 
Molekulare  Eigenschaften  des  Eisens  und  seiner  Legierungen,  die 
chemischen  Eigenschaften  und  Einflüsse  verschiedener  Element- 
systeme im  Eisen,  wie  Eisen-Karbid,  Kupfer-Schwefeloxyd,  Blei- 
Schwefel-Sauerstoff  usw. 

„Entschlammung  der  Waschwässer  von  der  Hochofengas- 
reinigung." Von  Dr.  Steuer,  St.  u.  E.  31,  Nr.  43,  S.  1759. 
Kläranlagen. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Kleinkupplungen  im  Automobilbau."  Von  Winkler,  Dingl. 
pol.  J.  326,  Nr.  40,  S-  631.  Kupplungen,  die  in  ihrer  Form 
und  Ausführung  Rücksicht  nehmen  auf  die  im  Autobau  unver- 
meidlichen Deformationen  und  Montageungenauigkeiten. 

„Entwicklung  und  Aussichten  des  Stahibandantriebes."  Von 
Dipl.-Ing.  Silberberg,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  42,  S.  1768.  Material, 
Beanspruchungen,  Achsenabstand,  Bandschlösser,  Scheibenbau, 
Aufziehen  der  Stahlbänder,  Reibungsbelag  usw. 

Hebezeuge. 
„Portaldrehkrane  für  den  Hafen  von  Gent."    Dingl.  pol. 
J.  326,  Nr.  40,  S.  635.    Kurze  allgemeine  Erläuterung. 

(Schluß  folgt.) 


::  H  ::  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  ::  ::  H  ::  :: 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  sind,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  binsendcrs  sind 
Wohnung  und  M  i  t  g  1  i  e  d  n  u  m  m  c  r  hin<^uzufügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
uellen  und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  titie 
ücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (nuttacis  12  Uhr)  vor  Ersrheincn  des  Heftos 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  hragcn  und  Antworten  lehnt  die  Schiift- 
leitune  nachdrücklich  ab.  Die  zur  firlänterüng  der  l'r.ig.-n  notwendigen  Druck- 
•  töclce  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Eragestcller  vorlier  bezahlen. 

Technik 

Frage  259.  Nach  Auftragen  des  Strohlehmes  auf  die  Gc- 
bälke  zeigt  sich  ab  und  zu  nach  einiger  Zeit  an  einzehic-.i 
Stickhölzern,  besonders  wo  sie  mit  den  Balken  zusammentreffen, 
eine  weiße,  pilzähnliche  Masse,  die  auch  schon  als  Schwamm- 
bildung angesprochen  wurde.    In  Form  und  Farbe  gleicht  diese 


Masse  einem  Pilz,  den  man  des  öfteren  an  gefällten  und  längere 
Zeit  im  Walde  gelegenen  Bäumen  unter  der  Rinde  bemerken 
kann.  Mir  ist  es  unklar,  woher  diese  Erscheinung  kommt,  da 
ich  nur  gutes  Holz  verwende.  Ich  habe  bisher  die  Stickhölzer 
herausreißen,  durch  andere  ersetzen  und  mit  Schwammvertil- 
gungsmitteln  anstreichen  lassen.  Für  die  Zukunft  möchte  ich 
diese  Mißstände  im  voraus  beseitigen  und  bitte  daher  um  Mit- 
teilung von  Erfahrungen,  die  anderweitig  in  gleichen  oder  ähn- 
lichen Fällen  gemacht  wurden. 

Frage  260.  Wie  wird  auf  einfachste  Art  ein  Manometer 
für  Luft-,  Dampf-  oder  Wasserdruck  auf  seine  Richtigkeit  ge- 
prüft? 

Frage  261.  Ich  besitze  einen  2  m  hohen  vertikalen  Warm- 
wasserkessel, in  dem  ich  Union-Briicetts  brenne.  Der  Kessel 
enthält  drei  gewellte  Flammrohre.  Da  der  Zug  nicht  aus- 
reichend ist,  so  setzt  sich  in  den  Flammrohren  ein  fettähnlicher 
Ruß  ab,  der  einer  Reinigung  mit  straffer  Bürste  nicht  weicht. 
Eine  Stahldrahtbürste  darf,  da  sowohl  der  Kessel  als  auch  die 
Flammrohre  aus  Kupfer  und  mit  Zinn  gelötet  sind,  nicht  be- 
nutzt werden.  Ich  beabsichtige  nun,  die  unteren  drei  Oeff- 
nungen  der  Flammrohre  durch  einen  Spund  zu  verschließen, 
die  Rohre  mit  Seifensodawasser  zu  füllen  und  eine  Nacht  stehen 
zu  lassen,  wodurch  der  fettartige  Ruß  nach  meiner  Ansicht 
sich  lösen  muß.  Kennt  jemand  ein  gutes  Mittel,  welches  den 
Rub  löst,  ohne  das  Kupfer  noch  das  Zinn  anzugreifen?  Ich 
bemerke  noch,  daß  ich  Unionbriketts  brennen  muß  und  auch 
der  Kamin  nicht  erhöht  werden  soll. 

Frage  262.  Anfang  dieses  Jahres  wurde  ich  von  einem 
Bauherrn  aufgefordert,  einen  ausführlichen  Kostenanschlag  über 
die  Errichtung  eines  Einfamilien-Wohnhauses  zu  machen.  Ich 
habe  diesen  nach  der  behördlich  genehmigten  Bauzeichnung 
und  nach  dem  mir  von  dem  Bauleiter  übergebenen  Höhen- 
profil des  Sockels  angefertigt  und  das  ganze  Gebäude  ent- 
sprechend dem  Anschlage  für  eine  Pauschalsumme  ausgeführt. 
Die  Sockelhöhe  in  der  behördlich  genehmigten  Zeichnung  be- 
trug aber  36  cm  mehr  als  in  der  mir  vom  Bauleiter  über- 
gebenen, geänderten  Sockelzeichnung.  In  dem  gu^en  Glauben, 
daß  dem  Bauherrn  die  Abänderung  der  Sockelhöhe  bekannt 
war  und  auch  das  Gebäude  nicht  zu  teuer  sein  sollte,  habe  ich 
den  Kostenanschlag  nach  der  geringeren  Sockelhöhe  angefertigt 
und  das  Gebäude  auch  demnach  ausgeführt.  Drei  Wochen 
später  wurde  der  Bauleiter  von  dem  Bauherrn  entlassen  und 
ich  habe  das  Gebäude  ohne  ihn  fertiggestellt.  Nun  verlangt 
der  Bauherr  wegen  der  geringeren  Sockelhöhe  von  mir  400  M 
Schadenersatz  und  beruft  sich  darauf,  daß  ich  laut  Vertrag  das 
Gebäude  nach  der  behördlich  genehmigten  Zeichnung,  also  mit 
der  größeren  Sockelhöhe,  hätte  ausführen  müssen  und  daß  ihm 
die  Abänderung  der  Sockelhöhe  nicht  bekannt  sei.  Ich  bitte  daher 
um  Aufschluß  über  folgende  Fragen:  a)  War  ich  verpflichtet, 
den  Kostenanschlag  nach  der  von  der  Behörde  genehmigten 
Zeichnung  herzustellen  und  zwar  unbeachtet  der  mir  von  dem 
Bauleiter  vorerst  gegebenen  Zeichnung  mit  der  abgeänderten 
Sockelhöhe?  b)  War  ich  verpflichtet,  das  Gebäude  nach  der 
behördlich  genehmigten  Zeichnung  auszuführen,  ohne  Rück- 
sichtnahme auf  die  mir  vom  bauleitenden  Architekten  über- 
gegebene geänderte  Sockelzeichnung  und  unbekümmert  um  den 
nach  derselben  gefertigten  Kostenanschlag,  wonach  die  Pau- 
schalsumme vereinbart  wurde?  c)  War  ich  nach  der  Entlassung 
des  Bauleiters  verpflichtet,  dem  Bauherrn  auf  die  vom  Bau- 
leiter abgeänderte  Sockelhöhe  aufmerksam  zu  machen? 

Frage  263.  Ich  habe  in  diesem  Frühjahre  einen  großen 
Lagerschuppen  aus  Tannenholz  errichtet.  Infolge  der  lang  an- 
haltenden Hitze  sind  die  einzelnen  Verbandhölzer  3,  5  und  6  mm 
eingetrocknet  und  auch  dementsprechend  Fugen  entsianden.  Der 
Bauherr  weigert  die  Auszahlung  des  Restes,  weil  die  Fugen 
nach  seiner  Ansicht  im  äußersten  Falle  nur  3  mm  breit  sein 
dürfen.  Wie  habe  ich  mich  dem  Bauherrn  gegenüber  zu  ver- 
halten ? 

Frage  264.  Kann  mir  ein  Kollege  nähere  Angaben  machen 
über  den  Bau  einer  Rodelbahn,  wie  sich  solche  auf  Jahrmärkten 
befinden,  mit  einer  Länge  von  40  m  einschl.  Turm.  Wie  würde 
die  Höhe  des  Turmes  zu  berechnen  sein?  Könnte  mir  ein 
Kollege   vielleicht  mit  Skizzen  aushelfen? 

Frage  265.  Anfang  dieses  Jahres  habe  ich  für  eine  aus- 
wärtige Firma  ein  Angebot  auf  Lieferung,  Montage  und  Ver- 
glasung von  Fenstern  abgegeben,  worunter  sich  auch  sogenannte 
Doppclverglasungsfenster  befanden.  Die  Lieferung  wurde  mir 
auf  Grund  des  detaillierten  Angebotes  übertragen,  Zahlungs- 
vereinbarung netto  Kasse,  Garantiezeit  zwei  Jahre.  Sämtliche 
Mängel,  welche  innerhalb  dieser  Zeit  auf  mein  Verschulden 
zurückzuführen  sind,  habe  ich  kostenlos  abzustellen.  Die  Liefe- 
rimg der  Fenster,  die  Montage  und  Verglasung  in  Doppelkitt, 
ist  genau  nach  Vorschrift  erfolgt,  und  der  Restbetrag  wurde 
auch    seitens    der  Architekten  (Bauleitung)   bei  der  Auftrag- 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  IQll 


781 


geberin  angewiesen.  Der  Bauherr  hält  mir  nun  500  M  meines 
Guthabens  zurück  mit  der  Begründung,  daß  sich  bei  den  in 
verzinittem  Stahlblech  gelieferten  Doppelverglasungsfenstern 
(solche  sind  aus  einem  Stück  gefalzt  und  für  vordere  und  hintere 
Verglasung  mit  Scheibenabstand  von  3  cm  eingerichtet)  Uebel- 
stände  herausstellten  und  zwar  trete  ein  Beschlagen  einzelner 
Scheiben  in  den  Hohlräumen  zwischen  den  beiden  Scheiben 
ein;  ferner  würde  der  Druck  in  den  Scheiben  so  groß,  daß 
der  Kitt  sich  wieder  wegdrückt  und  dort,  wo  der  Kitt  stand- 
hält und  nicht  nachgibt,  platzten  die  Scheiben.  Ich  bemerke 
nochmals,  daß  die  Fenster  nach  Kostenanschlag  gefietert  und 
und  auch  die  Verglasung  ordnungsmäßig  in  Doppelkitt  erfolgt 
ist.  Sind  nun  obengenannte  eingetretene  Uebelstände  auf  mein 
Verschulden  zurückzuführen  (bin  selbst  Fabrikant  der  Fenster) 
und  ist  die  Firma  berechtigt,  die  Restsumme  zurückzuhalten? 
Wodurch  werden  im  übrigen  derartige  Uebelstände  hervor- 
gerufen? Evtl.  welche  Firmen  befassen  sich  mit  der  Her- 
stellung  von    Doppelverglasungsfenstern   in  Holz? 

Frage  266.  In  einem  seit  zwei  Jahren  bestehenden  Bäckerei- 
neubau, dessen  Backraumdecke  als  geputzte  Hol/balkendecke  aus- 
geführt ist,  soll  letztere  auf  Verlangen  der  Verwaltungsbehörde 
nachträglich  feuersicher  hergestellt  werden.  Auf  welche  Weise 
würde  dieses  am  billigsten  erreicht? 

Frage  267.  Welche  Holzbalkendecken  haben  sich  in  der 
Praxis  als  die  schallsichersten  bewährt?  Welche  von  den  n  ch- 
stehenden  Decken  übertragen  den  Schall  am  wenigsten:  Holz- 
balkendecken mit  ganzem  Windelboden,  mit  unterem  Rabiiz- 
putz,  oberer  Sandauffüliung  und  Holzfußboden,  oder  Ho'zbalken- 
decken  mit  halbem  Windelboden,  sonst  wie  vor.,  endlich  Holz- 
balkendecken mit  Schwemmsteinausrollung  der  Balkengefache, 
sonst  wie  vor. 

Frage  268.  Mein  neu  aufgeführtes  Wohnhaus  stößt  mit  dem 
Giebel  an  die  Traufe  des  NachbarwohnhiiUies,  so  daß  bei  Nieder- 
schlägen das  Regenwasser  gegen  meinen  Giebel  läuft  und  die 
Feuchtigkeit  bis  in  die  Zimmer  hindurchschlägt.  Mein  Nach- 
bar, den  ich  aufgefordert  habe,  durch  Anbringen  einer  Dach- 
rinne diesem  Uebelstände  abzuhelfen,  weigert  sich,  dies  zu  tun 
und  wendet  ein,  daß  bereits  40  Jahre  lang  sem  Traufwasser 
auf  mein  Grundstück  niedergehe  und  somit  habe  er  die  Trauf- 
gerechtigkeit erworben.  Kann  ich  nun  meinen  Nachbar  gerichtlich 
zum  Anbringen  einer  Dachrinne  zwingen  und  hat  ein  an- 
zustrengender Prozeß  Aussicht  auf  Erfolg? 

Frage  269.  Ein  etwa  10  ha  großes  Gelände,  das  recht 
hügelig  und  dicht  mit  alten  Baumwurzeln  und  Stöcken  durch- 
wachsen ist,  soll  in  eine  Wiese  umgewandelt  werden.  Ich  bitte 
um  die  Adresse  eines  erfahrenen  Kulturingenieurs,  der  gegen 
Vergütung  mit  den  nötigen  Weisungen  zur  Verfügung  steht. 
Welche  Literatur  über  Wiesenmeliorationen,  Moorkultur  und 
Drainage  kann  empfohlen  werden? 


Zur  Frage  235.  Badeanstalt.  II.  (I.  s.  Heft  47.)  Für  die 
Flußbadeanstalten  in  Mannheim  wurden  zu  den  Unterbauten 
Pontons  aus  Eisenbeton  verwendet.  (S.  Südd.  Bauz.  Nr.  23.) 
Dieselben  haben  eine  längere  Lebensdauer  als  solche  in  Eisen- 
konstruktion. Unterhaltungskosten  fallen  hierbei  gänzlich  fort. 
Im  obigen  Fall  waren  die  Herstellungskosten  etwa  20o/o  ge- 
ringer als  bei  Pontons  in  Eisen.  Ing.  Mertens. 

Zur  Frage  251.  U eberhängender  Giebel.  I.  Nach  unseren 
Erfahrungen  brauchen  Sie  sich  das  Ueberhängen  des  Nachbar- 
giebels auf  Ihr  Grundstück  zwar  nicht  gefallen  zu  lassen,  können 
aber  auch  nach  dem  neuen  Gesetz  —  für  Hamburg  —  nicht  ver- 
langen, daß  der  alte  Zustand  des  Giebels  geändert  wird.  In 
den  beiden  Fällen  unserer  Praxis  ist  eine  Klage  wegen  der  un- 
geheuren Kosten  und  des  Zeitverlustes  vermieden  worden.  Die 
Parteien  haben  sich  in  beiden  Fällen  wie  folgt  geeinigt:  Das 
Maß  des  Ueberhängens  ist  durch  genaue  Lotung  festgestellt 
und  der  überhängende  Nachbar  hat  diesen  Grundstücksstreifen 
dem  anderen  abgekauft  zu  entsprechenden  Einheitspreisen. 
Reichsgerichtsentscheidungen  existieren  unseres  Wissens  nach 
nicht,  da  der  Bauherr  in  den  seltensten  Fällen  Zeit  hat,  Ent- 
scheidungen zu  erwarten.         Jacob  &  Ameis,  Hamburg. 

II.  §  910  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches  regelt  das  Ueber- 
hangsrecht  und  die  §§  Q12  bis  Q16  den  Grenzüberbau.  Diese 
Paragraphen  sind  für  Ihren  Fall  anzuwenden.  Nach  §  912 
haben  Sie  den  Ueberbau  zu  dulden,  wofür  der  Eigentümer  des 
überhängenden  Gebäudes  eine  Rente  an  Sie  zu  zahlen  hat.  Die 
Höhe  der  Rente  ist  nach  der  Zeit  der  Ueberschreitung  zu  be- 
messen. Läßt  sich  die  Zeit  der  Ueberschreitung  nicht  mehr 
feststellen,  so  wird  die  Zeit,  wann  der  Ueberbau  wahrgenommen 
wurde,  anzunehmen  sein.  Wenn  Sie  durch  den  Ueberbau  bei 
Errichtung  eines  Neubaues  auf  Ihrem  Grundstück  beeinträchtigt 
werden,  so  wird  der  §  910  anzuwenden  sein  und  zwar  derart, 
daß  Sie  den  überhängenden  Teil  des  Nachbargebäudes  ent- 
fernen lassen.  Die  Kosten  haben  Sie  zu  tragen.  Besteht  eine 
Gefahr  des  Einsturzes  an  dem  überhängenden  Giebel,  so  hat 
der  Nachbar  die  Kosten  zu  tragen. 

P.  Roß  1er,  Mors  a.  Rh.,  Mitgl.-Nr.  63  119. 

Zur  Frage  252.  Verschiebung  eines  Wasserturmes.  Einen 
Wasserturm  gefahrlos  zu  verschieben,  halte  ich  bei  sorgfältiger 
Ausführung  für  möglich.  Ich  schätze  die  Kosten  der  Ver- 
schiebung bei  gewöhnlichen  Verhältnissen  auf  etwa  5000  M. 
Spezialfirmen  für  dergleichen  Arbeiten  wüßte  ich  nicht,  da  es 
aber  unbedingt  eine  zuverlässige,  reelle  Firma  sein  müßte,  die 
Erfahrung  in  solchen  Arbeiten  besitzt,  würde  ich  Ihnen  unverbind- 
lich weitere  Ratschläge  persönlich  geben.  Ich  habe  vor  zwei 
Jahren  Entwürfe  für  die  Verschiebung  eines  Landhauses  auf- 
gestellt. Ing.  Mertens,  Mitgl.-Nr.  54  152. 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


"  Verbandsbeamte  gesucht!  - 

'  Die  Gründung  von  Geschäftsstellen  und  der  zunehmende 

Umfang  der  Geschäfte  in  der  Hauptgeschäftsstelle  machen  die 

1     Anstellung  neuer  Beamten  notwendig.     Diese  soll  An- 
fang  1912   erfolgen.     Der  Anstellung   liegen  Bedingungen 

I     zugrunde,  welche  von  der  Hauptgeschäftsstelle  zu  erfahren  sind. 
Die  Bewerbungen  müssen  außer  dem  Werdegang  des  Be- 
werbers, der  Verbandsmitglied  sein  muß,  eine  Arbeit  enthalten, 
die  in  möglichster  Kürze  eine  Abhandlung  über  das  Verbands- 
programm darstellt.    Rednerische  Begabung  und  organisatorische 

^     Fähigkeiten  sind  durchaus  erforderHch. 

Die  Gesuche  sind  bis  zum  16.  Dezember  1911  an  Herrn 
Arch.  Seidel,  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstr.  94,  einzureichen 
mit  der  Aufschrift:  'betrifft  Bewerbung. 

Der  Verbandsvorstand. 
gez.  Seidel,   gez.  Schwenkler. 


Bekanntmachung 

An  Stelle  des  Herrn  Bruno  Löser,  der  sein  Amt  niedergelegt 
hat,  ist  Herr  Dipl.-Ing.  Chr.  Unterauer,  Frankfurt  a.  M., 
Mainkai  23,  als  Vertreter  der  Mittelrheinischen  Bezirksverwaltung 
zum  Gesamtverbandsvorstande  gewählt  worden. 


Spenden  für  das  Erholungsheim 

An  Spenden  für  das  Erholungsheim  gingen  ferner  ein:  . 

Ingenieur  Gabler-Gumbert-Cöln :  1  Liter  Eau  de  Cologne  mit 
Zerstäuber.  Bezirksverwaltung  Mittelschlesien  für  das  Mittel- 1 
schlesische  Zimmer:  1  Bild  darstellend  die  Kaiserbrücke  in 
Breslau,  2  kleine  Bilder  mit  Ansichten  Schlesiens,  1  Stiftungs- 
urkunde, ein  in  Holz  geschnitztes  Schild.  Ingenieur  Leo  Fevers 
und  Gattin  in  Essen  a.  Ruhr:  4  Schilder  für  die  Toilettentüren, 
10  Tropfenfänger  für  Kaffeekannen.  Architekt  Otto  Wolff  in 
Niederschön  weide  bei  Berlin:  Friesvorhang  mit  allem  Zubehör  i 
zum  Abschluß  zwischen  Wandelhalle  und  Flur  nach  dem  Speise- 1 
saal.  Frl.  Feiß-Rixdorf,  Frau  Krech-Leipzig  und  Frau  Weber- 
Halle  a.  S.  zwei  Waschgarnituren,  1  Spiel  und  Noten.  Frau 
Luise  Fischlin-Ratibor  1  Liegestuhlkissen,  1  Wandschoner  für 
Liegesofa. 

Allen  freundlichen  Gebern  sagt  hiermit  besten  Dank. 

Die  Verbandsleitung. 


Liste  der  Besucher  des  Erholungsheims. 

1493  Paul  Neidhardt,  Ingenieur,  Halle  a.  S.  1494  Wilh. 
Hauswald,  Baumeister,  Chemnitz.  1495  Franz  Reißinger,  Frank- 
furt a.  M.  1496  Arthur  Schlegel,  Ingenieur,  Teterow  i.  Meckl. 
1497  L.  Staak,  Bahnmeister  1.  Kl.,  Goßlershausen.  1498  Otto 
Geßner,  Bausekretär,  Chemnitz.  1499  Luise  Fischlin,  Ehefrau, 
Ratibor.    1500  Paul  Fischlin,  Hütteningenieur,  Ratibor. 


i 


782 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  49 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzei.^en  und  Mitteilungen  fOr 
die  ,,ü.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Emsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usv/. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  In  der  >/erbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands. 

.  2       tages  Jahresberichte  nicht  aut- 

genommen.  Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Landesverwaltungen. 
München.  Dienstag,  5.  Dezember,  abends  8V?  Uhr,  findet 
im  großen  Saale  des  „Wittelsbacher  Garten"  in  München  eine 
öffentliche  Versammlung  der  im  Sozialen  Ausschuß  von  Ver- 
einen technischer  Pri\atangestellten  vereinigten  Verbände  statt. 
Das  Thema  des  Abends  lautet:  „D  ie  brutale  Vergewal- 
tigung der  organisierten  technischen  An- 
gestellten aut  der  „Gutehoffnungshütte"  in 
Sterkrade."  Um  vollzähliges  Erscheinen  der  Mitglieder  wird 
gebeten.  Der  Konflikt  mit  der  Fa.  F.  S.  Kustermann  in  München 
wurde  durch  das  Entgegenkommen  derselben  zugunsten  der 
technischen  Angestellten  erledigt  und  bedeutet  e;nen  Erfol.,^ 
unseres  Vorgehens.  Der  gemaßregelte  Ingenieur  hat  unterdessen 
bei  einer  anderen  Firma  einen  bedeutend  besser  honorierten 
Posten  erhalten. 

Bezirhsverwaltun^en 
Brandenburg.  Nach  einem  einstimmigen  Beschluß  des  Vor- 
standes des  Technischen  Vereins  Cliarlottenburg  und  des  Vor- 
standes der  Bauhütte  Charlottenburg  findet  Montag,  4.  Dezember, 
abends  Si/,  Uhr,  im  Saale  des  ,, Logen-Restaurants",  Charlotten- 
burg, Berliner  Str.  61,  Eingang  Kirchhofstraße,  eine  gemeinsame 
Versammlung  der  beiden  Zweigvereine  statt.  In  dieser  Ver- 
sammlung wird  der  wissenschaftliche  Mitarbeiter  des  D.  T.-V., 
Herr  Dr.  Lassen  über  »die  Durchführung  der  Gruppenteilung 
sprechen.  Hieran  anschließend  freie  Aussprache.  Weiteres  siehe 
Verkündigungsblatt  „Mitteilungen  der  Bezirksverwaltung  Branden- 
burg". Alle  Verbandskollegen  können  an  dieser  Versammlung 
teilnehmen. 

Brandenburg.  Gemeindetechniker.  Am  7.  Dez., 
abends  8Vo  Uhr,  wird  in  Neumanns  Festsälen,  Berlin,  Rosen- 
thalerstraße  36  Herr  Bürgermeister  A  ß  m  a  n  n  aus  Aschers- 
leben sprechen  über  das  Thema :  Die  Selbstverwaltung 
der  preußischen  Gemeinden  und  ihrer  Organe 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Städte 
der  östlichen  Provinzen.  Alle  im  Dienste  der  Ge- 
meinden stehenden  Techniker  werden  dringend  gebeten,  pünkt- 
lich zu  erscheinen. 

Chemnitz.  Br.-A.:  Otto  Geßner,  Chemnitz,  Sonnenstraße  811. 
Wir  laden  hiermit  unsere  verehrten  Mitglieder  nebst  werten  An- 
gehörigen zu  dem  am  3.  Dezember  in  den  Räumen  des  Kauf- 
männischen Vereinshauses  zu  Chemnitz  stattfindenden  Bezirkstag 
ein  und  bitten  um  eine  rege  Beteiligung.  Programm:  Vormitta;rs 
11  Uhr:  Eröffnung  des  Bezirkstages  im  Theatersaale  des  K;!uf- 
männischen  Vereinshauses.  1.  Begrüßung  der  Teilnehmer  durch 
den  1.  Vorsitzenden.  2.  Ansprachen.  3.  Vortrag  des  Herrn 
Dr.  Günther,  Privatdozent  an  der  Universität  Berlin,  über: 
„D  er  Tarifvertrag  und  seine  Verwertung  für 
den  technischen  Angestellten."  4.  Schlußwort.  An- 
schließend hieran  zwangloses  Mittagmahl  in  den  unteren 
Räumen.  Nachmittags  2i/o  Uhr:  Geschäftliche  Sitzung  im  Tech- 
nikerzimmer. Tagesordnung:  1.  Festsetzung  der  Stimmführer. 
2.  Bericht  der  Bezirksverwaltung.  3.  Bericht  über  die  Wander- 
versammlung in  Dresden.  4.  Bericht  der  Zweigvereine.  5.  Be- 
ratung und  Beschlußfassung  der  Anträge.  6.  Ausbau  der  Stellen- 
vermittlung. 7.  Verschiedenes.  Die  Jierren  Einzelmitglieder 
werden  gebeten,  die  satzungsgemäß  zu  stellenden  1 1  Stimmführcr 
noch  vor  der  geschäftlichen  Sitzung  zu  wählen  und  dem  Bezirks- 
vorsitzenden bekannt  zu  geben. 

Danzig.  Die  Bezirksverwaltung  Westpreußen  veranstaltete 
mit  den  ihr  angeschlossenen  beiden  Danziger  Zweigvereinen  am 
Mittwoch,  15.  November  einen  Diskussionsabend  im  Bahnhofs- 
hotel Zoppot.  Der  Vorsitzende  der  Bezirksverwaltung,  Herr 
Ingenieur  Schmidt,  eröffnete  die  Versammlung  und  gab  nach 
einigen  einleitenden  Worten  die  Absicht  der  Bez.-Verwaltung,  die 
Zoppoter  Kollegen  in  einen  Verein  zusammenzuschließen,  be- 
kannt. Hierauf  ergriff  Architekt  Kloß  das  Wort  zu  einem  Vor- 
trage über  „Organisation  und  techn.  Angestellte".    Er  betonte 


darin  hauptsächlich  die  absolute  Notwendigkeit  des  Anschlusses 
an  eine  Organisation  bei  unseren  heutigen  schwierigen,  sozialen 
Verhältnissen  und  schilderte  dann  eingehend  die  Wohlfahrts- 
einrichtungen unseres  Verbandes.  Als  Erfolg  des  Abends  können 
wir  den  Beitritt  dreier  Kollegen  zum  Verband  und  die  Grün- 
dung eines  Zop  poterZweig  Vereins  verzeichnen.  An- 
gaben über  die  Verteilung  der  Vorstandsämter  und  das  Vereins- 
lokal folgen  in  der  nächsten  Nummer. 


Zwei^vercine 
Gemischte  Vereine. 
Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Samstag 
abend  im  Berliner  Hof.  Samstag,  2.  Dezember,  abends  SVi  Uhr, 
Jahreshauptversammlung.  Tagesordnung:  1.  Bekanntgabe  der 
Eingänge.     2.   Aufnahme   neuer  ^Mitglieder.     3.  Jahresbericht. 

4.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der  Ausschüsse.  5.  Verscliie- 
denes.  Samstag,  9.  Dezember,  keine  Versammlung,  dafür  am 
8.  Dezember  Zusammenkunft  mit  Damen  im  kleinen  Saale  des 
Berliner  Hofes.  Wir  ersuchen  um  zahlreiches  Erscheinen  und 
um  Einführung  dem  Verband  noch  fernstehender  Kollegen. 

Altona.  Techniker-Verein.  Hauptversammlung  Mitt- 
woch, 6.  Dezember,  abends  9  Uhr,  in  Petersens  Hotel,  Altona, 
Königstr.  188/189.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliche  Mitteilungen. 
2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Neuwahl  eines  1.  Vorsitzen- 
den, Kassierers  und  2.  Schriftführers.    4.  Technische  Fragen. 

5.  Verschiedenes. 

Charlottenburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.- 
A.:  Herm.  Voigt,  Berlin  O.  112,  Waldeyerstr.  61.  V.  u.  O.: 
Jeden  ersten  Donnerstag  im  Monat  im  Wilhelmshof  am  Wil- 
helmsplatz, Charlottenburg.  Die  nächste  Hauptversammlung 
findet  Donnerstag,  7.  Dez.,  abends  8^  2  Uhr,  im  Vereinslokal  mit 
folgender  Tagesordnung  statt:  1.  Geschäftliches.  2.  Jahresbericht 
des  Vorstandes  und  Bericht  der  Kassenprüfer.  3.  Neuwahl  des 
Gesamtvorstandes.  4.  Verschiedenes.  Vollzähliges  Erscheinen 
ist  erwünscht. 

Cliarlottenburg.  ,,B  a  u  h  ü  1 1  c  C  h  a  r  1  o  1 1  e  n  b  u  r  g". 
Vors.:  Friedrich  Brinkmann,  Charlottenburg,  Goethestraße  15. 
V.  u.  O. :  Jeden  ersten  Dienstag  eines  Monats  im  Logen-Rest., 
Charlottenburg  1,  Berliner  Str.  61,  Ecke  Kirchhofstr.  Dienstag, 
5.  Dezember,  findet  abends  8V2  Uhr  im  Vereinslokal  die  nächste 
Monatshauptversammlung  statt.  Die  Tagesordnung  ist  äußerst 
wichtig,  siehe  Bekanntmachung  in  dem  Verkündigungsblatte  ,, Mit- 
teilungen der  Bezirksverwaltung  Brandenburg".  Gleichzeitig  wird 
besonders  auch  auf  die  gemeinsame  Versammlung  mit  dem 
Technischen  Verein  Charlottenburg  am  Montag,  4.  Dezember, 
im  Logen-Restaurant  aufmerksam  gemacht. 

Düsseldorf.  Techn.  Verein.  Donnerstag,  7.  Dez., 
findet  die  nächste  Hauptversammlung  statt.  Hauptpunkt  der 
Tagesordnung:  Vorstands  wähl.  Sonntag,  10.  Dezember,  zwang- 
lose Zusammenkunft  im  „Merkur",  Zimmer  23. 

" Friedeberg.  Technische  Vereinigung.  Unter  vor- 
stehendem Namen  hat  sich  hier  am  1.  Oktober  ein  neuer  Zweig- 
verein niedergelassen.  Der  Vorstand  setzt  sich  zusammen  aus 
den  Herren:  1.  Vors.  H.  Frohn,  Bauassistent.  Schriftführer  und 
stellvertr.  Vors.  Kopp,  Bauassistent.  Kassierer  Kollege  Becker- 
Guifkowski.  Vereinslokal:  Hotel  Deutscher  Kaiser.  Versamm- 
lung: Jeden  ersten  Mittwoch  im  Monat. 

Gleiwitz.  Technischer  Verein.  Vors.  u.  B -.-A. :  W. 
Böning,  Stephanistr.  18.  V.  u.  O.:  Am  1.  Donnerstag  eines 
jeden  Monats,  abends  8^/2  Uhr,  im  „Schlesichcn  Hof".  Donners- 
tag, 7.  Dezember,  Generalversammlung.  1.  Verlesen  des  Pro- 
tokolls der  letzten  Hauptversammlung.  2.  Jahreskassenbericht 
des  Kassierers  und  der  Kassenprüfer.  3.  Neuwahl  des  Vor- 
standes. 4.  Beschlußfassung  wegen  Abhaltung  eines  Winter- 
vergnügens. 5.  Verschiedenes.  Wir  ersuchen  um  zahlreiches  Er- 
scheinen und  um  Einführung  dem  Verbände  fernstehender  Mit- 
glieder. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Versammlung  am  5.  Dez.,  Große  Allee  55,  abends  9  Uhr.  Tages- 
ordnung: 1.  Mitteilungen  des  V^orstandes.  2.  Neuaufnahme  von 
Mitgliedern.  3.  Vortrag  von  Herrn  Ing.  Peters  über  Fahrstühle. 
4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Verschiedenes.  Am  9.  Dez. 
findet  Valentinskamp  73  das  27jährige  Stiftungsfest  statt. 

Hildesheini.  Techn.  Verein.  Am  Sonnabend.  9.  Dez., 
abends  9  Uhr,  findet  im  Vcreinslokal  unsere  diesjährige  General- 
versammlung statt,  mit  folgender  Tagesordnung:  1.  Geschäft  iche 
Angelegenheiten.  2.  Jahresbericht.  3.  Kassenbericht  und  Vor- 
anschlag für  1912.  4.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der  Kom- 
missionen. 5.  Verteilung  der  Jahrbücher  1912.  6.  Verschiedenes. 
Der  Vorstand  erwartet,  daß  die  Mitglieder  zu  dieser  wichtigsten 
unserer  Versammlungen  pünktlich  und  vollzählig  erscheinen.  Auch 
sind  ims  unsere  auswärtigen  Vereinskollegen  sehr  wiilkomnien. 
Des  Kassenabschlusses  wegen  ist  es  dringend  erforderlich,  daß 


Heft  49 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


783 


alle  fälligen  Beiträge  bis  spätestens  am  5.  Dezember  an  den 
Kassierer  abgeführt  werden,  und  wir  ersuchen  die  Kollegen, 
welche  noch  im  Rückstände  sind,  dies  unverzüglich  zu  tun. 

Hirschberg  und  Umgegend.  Techniker-Verein. 
(Fortsetzung  der  Quittung  in  Heft  2  Seite  30  von  1911  dieser 
Zeitung.)  Für  die  Hinterbliebenen  des  Mitgliedes  Nr.  49  726 
sind  beim  Techniker-Verein  in  Hirschberg  (Schi.)  noch  folgende 
Beträge  eingegangen :  Von  den  techn.  Vereinen  Feuerbach  5  M, 
Riesa  3  M,  F.  T.  Vereinigung  Magdeburg  20  M,  Rendsburg 
5  M,  Völklingen-Saar  3  M,  M.-V.  Breslau  5  M,  Dessau  3  M, 
Hameln  11,55  M,  Landshut  (Bayern)  3  M,  Metz  5  M,  Wiesdort 
8  M,  Remscheid  10  M,  Bremer  Hütte  15  M,  Ohligs  5,05  M, 
Vereinigung  Posener  Techniker  5  M,  Bezirksverwaltung  Posen 
5  M,  Hütte-Magdeburg  10  M,  Lucken walde-Jüterbog  7,05  M, 
Schweidnitz  30  M,  Trier  5  M,  Hagen  10  M,  Qlatz  3  M.  Wir 
schließen  hiermit  die  Sammlung  und  sagen  namens  der  Hinter- 
bliebenen allen  freundlichen  Gebern  herzlichen  Dank.  \.  A. : 
Schulz,  Königl.  Bausekretär. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
und  Umgegend.  Vors.  u.  Br.-A. :  Schwertfeger,  Laurahütte 
b.  Kattowitz.  V.  u.  O. :  Am  Mittwoch  nach  dem  1.  und  15.  eines 
jeden  Monats,  abends  8V2  Uhr,  im  Pschorr-Bräu,  August-Schnei- 
der-Straße. Nächste  Mitglieder-Versammlung  am  6.  Dezember. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  3.  Neuwahl  des 
Vorstandes.  4.  Verschiedenes.  Unsere  Werbung  unter  den 
Schülern  der  Kgl.  Baugewerkschule  brachte  uns  den  schönen 
Erfolg  von  23  Neuanmeldungen  für  unsere  Hospitanten- 
gruppe. Wir  bitten  jedes  unserer  Mitglieder  und  Hospitanten, 
den  Wert  der  Kleinarbeit  nicht  zu  unterschätzen  und  mit  der 
Werbearbeit  nicht  eher  zu  ruhen,  bis  es  uns  gelungen  ist,  alle 
noch  fernstehenden  Kollegen  für  unseren  Verein  und  Verband 
zu  gewinnen. 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.:  O.Behrens, 
Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  eines 
Monats  im  „Patzenhofer",  abends  pünktlich  8V2  Uhr.  Nächste 
Mitgliederversammlung  am  7.  Dezember.  Tagesordnung:  1.  Pro- 
tokollverlesung der  letzten  Versammlung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge. 4.  Verbandsangelegenheiten.  5.  Satzungsgemäße  Neu- 
wahlen: a)  der  gesamte  Vorstand,  b)  Kassenprüfer.  6.  Sonstiges. 
Wir  machen  im  besonderen  bekannt,  daß  dies  die  letzte  Versamm- 
lung in  diesem  Jahre  ist,  und  bitten  wegen  Punkt  5  der  heu- 
tigen Tagesordnung  um  vollzählige  Beteiligung,  gilt  es-  doch, 
wegen  Ausscheidens  des  bisherigen  Vorstandes,  neue  Männer 
in  den  Vereinsvorstand  zu  wählen,  die  weiterhin  berufen  sein 
sollen,  die  Interessen  unseres  Standes  gebührend  wahrzunehmen. 
Die  neue  Vereinsadresse  ab  1.  Januar  1912,  als  auch  die  Zu- 
sammensetzung des  neuen  Vorstandes  wird  in  der  D.  T.-Z. 
vom  23.  Dezember  d.  J.  bekanntgegeben.  Einen  gedruckten 
Jahresbericht  werden  wir,  wegen  der  damit  verbundenen  hohen 
Kosten,  am  Jahresschlüsse  nicht  herausgeben,  vielmehr  in  dieser 
Versammlung  unter  Punkt  4  der  Tagesordnung  einen  mündlichen 
Bericht  über  die  Vereinstätigkeit  im  letzten  Jahre  zur  allgemeinen 
Kenntnis  bringen. 

Merseburg.  Technischer  Verein.  E.  V.  Vors.  Jahr, 
Kgl.  Bauassistent.  V.  u.  O. :  1.  und  3.  Sonnabend  jeden  Monats 
im  Herzog  Christian.  Br.-A.:  A.  Jahr,  Weißenfelser  Str.  41. 
Mittwoch,  6.  Dezember,  nachmittags  3  Uhr,  Treffpunkt  im  Ver- 
einslokal Herzog  Christian,  zwecks  Besichtigung  der  Fabrik- 
anlagen der  Firma  J.  Blanke  &  Co.  Nach  der  Besichtigung, 
abends  8  Uhr,  Vortrag  im  Vereinslokal  über  das  Thema:  „Das 
soziale  Programm  des  D.  T.-V.".  Wir  bitten  die  Mit- 
glieder, recht  zahlreich  zu  erscheinen  und  namentlich  zu  dem 
Vortrag  dem  Verein  fernstehende  Kollegen  einzuführen. 

München.  Techniker-Verein.  Dienstag,  5.  Dez.,  fällt 
der  Vereinsabend  aus.  Dafür  findet  am  gleichen  Abend  im 
Wittelsbacher  Garten  eine  große  öffentliche  Versammlung  der 
hiesigen  technischen  Privatangestellten-Verbände  statt  mit  dem 
Thema:  „Die  brutale  Vergewaltigung  der  organisierten  tech- 
nischen Angestellten  auf  der  Gutehoffnungshütte  in  Sterkrade". 
Wir  ersuchen  unsere  Mitglieder,  bestimmt  jn  dieser  Versamm- 
lung zu  erscheinen.  Dienstag,  12.  Dez.,  Monatsversammlung 
im  Vereinslokal  Domhof  mit  anschließender  sozialer  Rückschau. 
Die  am  letzten  Sonntag  gemeinsam  stattgefundene  Besichtigung 
der  Einrichtungen  des  Konsum-Vereins  Sendling  hatte  einen 
sehr  zahlreichen  Besuch  aufzuweisen  und  war  für  die  Beteihgten 
sehr  interessant. 

Neurode.  Technischer  Verein  Neurode  und 
Umgegend.  1.  Vorsitzender:  E.  Lorbeer;  Schriftführer:  E. 
Ebert;  Kassierer:  S.  Cichy;  Beisitzer:  A.  Baumann.  Br.-A.: 
E.  Lorbeer-Neurode  i.  Schles.,  Kirchstr.  126.  Vereinslokal:  Stadt- 
brauerei Neurode.  Vereinsabende:  Jeden  1.  Mittwoch  im  Monat, 
abends  8  Uhr,  Hauptversammlung.  Jeden  3.  Mittwoch  im  Monat, 
abends  8  Uhr,  Nebenversammlung.  Tagesordnung  wird  in  den 
.Versammlungen  bekanntgegeben. 


Nürnberg.  Techniker-Vereinigung.  Vors.  u.  Br.- 
Adresse:  K.  Polster,  Schreyerstraße  14.  V.  u.O.:  Jeden  Mitt- 
woch abend  81/,  Uhr  in  der  Rest.  Theodor  Körner-Inselschütt. 
Mittwoch,  13.  ßezember  (nicht  6.  Dezember,  wie  in  der  vor- 
gängigen Nummer  bemerkt)  abends  8V2  Uhr,  findet  im  Saale 
des  Theodor-Körner-lnselschütt  2  unsere  diesjährige  Hauptver- 
sammlung mit  folgender  Tagesordnung  statt:    1.  Protokollbericht. 

2.  Neuaufnahmen.    3.  Vorlage  und  Genehmigung  der  Satzungen. 

4.  Jahresbericht.  5.  Bericht  des  Kassiers  und  der  Revisoren. 
6.  Bericht  des  Inventar-  und  Bibliothekverwalters.  7.  Bericht 
der  Stellenvermittler.  8.  Entlastung  der  Vorstandschaft.  9.  Neu- 
wahl der  Vorstandschaft  und  der  Ausschüsse.  10.  Etataufstellung 
für  das  Jahr  1912.  11.  Anträge.  12.  Verschiedenes.  Wir 
fordern  alle  Mitglieder  dringend  auf,  unter  allen  Umständen  und 
pünktlich  zur  Hauptversammlung  zu  erscheinen,  es  werden  so 
wichtige  Beschlüsse  gefaßt  und  evtl.  grundlegende  Aenderungen 
des  ganzen  Vereinslebens  beantragt  werden,  daß  jedes  Mitglied 
schon  in  seinem  eigenen  Interesse  der  Versammlung  beiwohnen 
sollte.  Evtl.  Anträge  und  Wünsche  zur  Hauptversammlung  wolle 
man  möglichst  bis  29.  November,  längstens  aber  vor  Beginn 
der  Hauptversammlung,  beim  1.  Vorsitzenden,  Herrn  Kollegen 
Polster,  Schreyerstr.  14,  schriftlich  einreichen.  Mittwoch,  6.  Dez., 
abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  Monatsversammlung.  Tages- 
ordnung:   1.  Protokollbericht.    2.  Neuaufnahmen.  3.  Sonstiges. 

Regensburg.  Techniker-Verein.  Dienstag,  12.  De- 
zember 1911,  abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Bischofshof", 
1.  Stock,  ordentliche  Generalversammlung.  Tagesordnung: 
1.  Jahresbericht.  2.  Kassebericht.  3.  Vorstandswahl.  4.  Ver- 
schiedenes. Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird 
ersucht. 

Rendsburg.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Ingenieur  E.  Ebert,  Rendsburg,  Neue  Straße.  V.  u.  O. :  Mitt- 
woch nach  dem  ersten  eines  jeden  Monats  im  Hotel  zum 
Prinzen.  Hauptversammlung  Mittwoch,  6.  Dez.,  abends  8V2  Uhr, 
im  Hotel  zum  Prinzen.  Tagesordnung:  1.  Vorstandswahlen; 
a)  Vorsitzender,  b)  Schriftführer,  c)  Kassierer,  d)  Beisitzer  Gruppe 
A.  bis  D.   2.  Wahl  zweier  Mitglieder  des  Rcchnungs  Ausschusses. 

3.  Verbandsangelegenheiten.     4.   Aufnahme    neuer  Mitglieder. 

5.  Verschiedenes. 

Reistenhausen.  Technischer  Verein  Reisten- 
hausen  und  Umgegend.  Am  Sonntag,  10.  Dezember, 
nachmittags  4  Uhr,  findet  im  Vereinslokale  ,  Bayerischer  Hof" 
die  übliche  Monatsversammlung  statt,  wozu  sämtliche  Mitglieder 
höfl.  eingeladen  werden.  Um  vollzähliges  und  pünktliches  Er- 
scheinen wird  gebeten.  Auch  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn 
alle  noch  fehlenden  Beiträge  an  diesem  Tage  eingezahlt  würden, 
um  mit  dem  Verbände  abrechnen  und  die  Jahresrechnung  fest- 
stellen zu  können. 

Rheine  i.  W.  T  e  c  h  n  i  s  c.h  e  r  V  e  r  e  i  n.  Vors.  u.  Br.-A. : 
Ing.  Hildebrandt,  Neuenkirchener  Str.  79.  Samstag,  2.  Dez., 
abends  8V2  Uhr,  im  Vereinslokale  Elmer,  Generalversammlung. 
Tagesordnung:  1.  Neuwahl  der  satzungsgemäß  ausscheidenden 
Vorstandsmitglieder.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder.  3.  Be- 
kanntgabe der  Eingänge.    4.  Verschiedenes. 

Stargard  i.P.  Techniker-Verein.  Vrs.  und  Br.-A. : 
Krumbügel.  V.  u.  O. :  Stargard  i.  P.  jeden  ersten  Mittwoch  im 
Monat.  Nächste  Hauptversammlung  Mittwoch,  6.  Dezember  1911. 
Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung.  2.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 3.  Eingänge  und  Mitteilungen.  4.  Festsetzung  einer 
Konkurrenzarbeit.  5.  Beschlußfassung  über  einen  Lichtbilder- 
vortrag. 6.  Technische  Fragen.  7.  Verschiedenes  (Festlegung 
des  Unterrichtsabends  im  Schulhause  Johannisstraße  17  für  unsern 
Eisenbetonkursus).    —  Kollegen  als  Gäste  stets  willkommen. 

Stettin.  Technischer  Verein.  Vors.  und  Br.-A. : 
Rudolf  Golle,  Ingenieur,  Pionierstraße  4  III.  Hauptversammlung 
Donnerstag,  7.  Dezember,  abends  8^  2  Uhr,  im  Restaurant  „Neu- 
bauer", Pölitzer  Straße  14.  Tagesordnung:  1.  Mitteilungen 
und  Eingänge.    2.  Technische  Fragen.    3.  Verschiedenes. 

Wilhelmshaven.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
F.  Mammen,  Rüstringen  I,  Bremer  Straße  49.  Jeden  ersten 
und  dritten  Freitag  jeden  Monats  Vereinsversammlung  im  Hotel 
Deutsches  Haus,  Wallstr.  Freitag,  1.  Dez.,  Vorstandswahl.  Das 
verflossene  Vereinsjahr  führte  uns  ca.  60  neue  Mitglieder  zu 
und  soll  uns  dies  ein  Ansporn  sein,  unsere  Werbearbeit  nicht 
erschlaffen  zu  lassen.  Unserer  Organisation  noch  fernstehende 
Kollegen  sind  in  unseren  Versammlungen  jederzeit  herzlich  will- 
kommen. 

"Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A.:  M.  Lindemann,  Wittenberg 
(Bezirk  Halle),  Bürgermeisterstraße  4.  Monatsversammlung  und 
Stiftungstag  am  9.  Dez.  1911.  Tagesordnung:  1.  Protokoll- 
verlesung. 2.  Jahresbericht.  3.  Verschiedenes.  Hierauf  zwang- 
loses Beisammensein. 


784 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  49 


Techniker  im  Baugewerbe. 

Dresden.  „M  o  t  i  v"  ,  Bauhütte  Dresden.  Freitag, 
8.  Dez.  IQll,  im  Eldorado  (großer  Saal),  Steinstraße  15.  Vor- 
trag des  Herrn  Dr.  Mühlstädt-Leipzig  „Aufs  Matterhorn!"  „Vom 
Genfer  See  nach  Zermatt".  Um  recht  zahlreichen  Besuch  der 
Herren  Kollegen  nebst  werten  Damen,  Angehörigen  und  Gästen 
wird  höfl.  gebeten. 

Stettin.  Stettiner  Bauhütte.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Paul 
Beyer,  Oberwiek  70  II.  Donnerstag,  7.  Dez.,  findet  im  Vereins- 
lokal „Zum  Pschorr",  Falken  walder  Str.  129,  unsere  Monats- 
hauptversammlung statt.  Beginn  abends  8V2  Uhr.  Tagesordnung: 
1.  Verlesung  des  Protokolls  der  letzten  Sitzung.  2.  Aufnahme 
neuer  Mitglieder.  3.  Vortrag  des  Herrn  Kollegen  Körb  er  über: 
„Rechte  und  Pflichten  des  Technikers  nach  der 
neuenReichsversicherungs-Ordnun  g".  4.  Ve:  eins- 
angelegenheiten.  5.  Verschiedenes.  6.  Fragekasten.  Um  zahl- 
reiches, pünktliches  Erscheinen  wird  gebeten. 

Techniker  in  der  Industrie. 
Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Br.-A.:  Bernhard  Leipziger, 
Rixdorf,  Juliusstraße  36/37.  Kassierer:  Carl  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Alittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Außerdem  findet  dort  jeden 
dritten  Mittwoch  im  Monat  gesellige  Zusammenkunft  statt. 
Unsere  nächste  Mitgliederversammlung  findet  Mittwoch,  6.  De- 
zember, pünktlich  i/oQ  Uhr,  im  Vereinslokale  statt.  Tages- 
ordnung: 1.  Geschäftliches.  2.  Wahl  der  vorbereitenden  Kom- 
mission zur  Vorstandswahl.  3.  Wahl  der  Kassenprüfer.  4.  Be- 
richt über  die  Gruppenversammlung  der  Gruppe  B  vom  8.  No- 
vember 1911.  5.  Verschiedenes.  Wir  erwarten,  daß  zu  dieser 
letzten  Versammlung  im  Jahre  1911  alle  unsere  Mitglieder,  auch 
diejenigen,  welche  unsere  Versammlungen  so  wenig  besuchten, 
recht  pünktlich  erscheinen.  Weiter  ersuchen  wir  die  noch  rück- 
ständigen Beiträge  umgehend  unserem  Kassierer  porto-  und  be- 
stellgeldfrei zu  übersenden,  damit  jjnser  Kollege  Staberow  in 
der  Hauptversammlung  im  Januar  1912  im  Kassenbericht  mög- 
lichst wenig  noch  außenstehende  Beiträge  aufführen  kann.  Auch 
auf  den  Versammlungsbeschluß  vom  6.  September  1911,  betr. 


Zur  gefl.  Beachtung! 

Von  verschiedenen  Firmen  und  Behörden  wird  darüber  Klage 
geführt,  daß  einzelne  Verbandskollegen,  welche  für  die  Be- 
setzung einer  Stellung  in  Aussicht  genommen  waren,  aut  eine 
Aufforderung  zum  Antritt  einer  solchen  nicht  geantwortet  hätten. 
—  Abgesehen  davon,  daß  schon  die  einfache  Pflicht  der  Höflich- 
keit eine  solche  Handlungsweise  verbietet,  leidet  auch  das  An- 
sehen unserer  Stellenvermittelung  darunter  und  werden  wir  daher 
für  die  Folge  diejenigen  Mitgheder,  welchen  eine  derartige  Unter- 
lassung nachgewiesen  werden  kann,  von  der  Benutzung  der 
Stellenvermittelung  ausschließen. 

Gleichzeitig  machen  wir  erneut  auf  unsere  Auskunftei  über 
Firmen  und  örtliche  Verhältnisse  aufmerksam,  deren  Inanspruch- 
nahme wir  vor  Abschluß  eines  Engagements  dringend  emp- 
fehlen, damit  die  Verbandskollegen  beim  Stellungswechsel  vor 
Enttäuschungen  bewahrt  bleiben. 

(Nur  für  Verbandsmltglleder). 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

3486  Halle  a.  S.,  Baubureau  sof.  jüng.  Bt.,  fl.  Zeichn.  11. 
Rechn.,  u.  gew.  in  stat.  Berechng.  120  bis  140  M.  Ang.  111. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Halle  a.  S.  an  Hn.  L.  Hauschild,  Alte 
Promenade  25. 

3487  Bad  Harzburg,  Baugesch.  sof.  j.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  in 
Bureau  u.  auf  d.  Baustelle  erf.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweig- 
stelle Braunschweig  an  Hn.  O.  Janschek,  Pestalozzistr.  19. 

3488  Düren  i.  Rhld.,  Baugesch.  sof.  solid.  Bt.,  gew.  Zeichn. 
u.  prakt.  Bauleit.,  m.  Erf.  in  Fabrikbau.    Stelig.  angenehm  u. 


Solidaritätsbeitrag:  „Unsere  Mitglieder  sind  verpflichtet,  bis  zum 
Jahresschluß  in  diesen  Fonds  3  M  beizusteuern",  weisen  wir 
hiermit  nochmals  hin  und  bitten  alle  Kollegen,  sich  schnellstens 
mit  den  erforderlichen  Solidaritätsmarken  zu  versehen.  —  Soli- 
daritätsmarken sind  bei  unseren  Vorstandsmitgliedern  zu  haben. 
Gäste  sind  zu  allen  unseren  Veranstaltungen  stets  willkommen. 

Halle  a.  S.  Maschinentech  n.  Verein.  Vors.  und 
Br.-A.:  K.  Fix,  Ing.,  Halle  a.  S.,  Beesenerstr.  lOdll.  V.  u.  O.: 
Jeden  Sonnabend,  abends  8V2  Uhr,  im  „Augustiner",  Mittelstr. 
Sonnabend,  9.  Dezember,  abends  8V2  Uhr,  Monatshauptversamm- 
lung  im  Vereinslokal,  verbunden  mit  Vortrag  des  Patentanwalts 
Herrn  M.  S  p  r  e  e  r  -  Leipzig,  über:  ,,Das  allgemeine 
Patentwese  n".  Wir  bitten  alle  Kollegen  zu  dem  Vor- 
trage zu  erscheinen,  und  so  viel  wie  möglich  dem  Verband 
noch  fernstehende  Kollegen  einzuführen. 

Staatstechniker. 
Landes  verein  Mittl.  Sächsischer  Eisenbahn- 
techniker. Vrs.:  Bausekretär  K.  Tramm,  Dresden-A.  14, 
Schnorrstraße  41  II. 
Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A.: 
K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  Sonntag,  3.  Dez., 
nachm.  3  Uhr,  Versammlung  in  Löbau  im  Reichsadler  mit  Fach- 
vortrag des  Herrn  Bau-Obersekr.  Schulze  (Rb.)  über:  Verträge, 
Zuschlagsschreiben,  Bestellzettel  und  deren  Beilagen.  —  Sonn- 
tag, 10.  Dez.,  vorm.  11  Uhr,  Versammlung  in  Dresden  im 
Vereinslokal  mit  Fachvortrag. 


dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geft.-Anspr.  Geschäfts- 
stelle Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3489  Oberschles.,  Kgl.  Hochbauamt  sof.  ein  m.  d.  laufend. 
Dienstgesch.  durch,  vertr.  T.  Stellungsd.  zun.  bis  1.  4.  12, 
Weiterbeschäftig,  n.  ausgeschloss.  150  bis  170  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3490  Posen,  Arch.  sof.  jüng.  Bt.  f.  Bureau  u.  Baust.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  an  Hn.  E. 
König,  Hoheniohestraße  3. 

3491  Sagard  (Rügen)  z.  1.  1.  12  tücht.  Bt.,  erf.  im  Auf  steh. 
V.  Kostenanschläg.,  Abrechng.  u.  Statik.  150  bis  ISO  M.  Ang. 
ni.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Borchert,  Barnim- 
straße 16  E. 

3492  Arnsdorf  (Sachs.),  Baumstr.  z.  1.  1.  12  St.,  bis  25  J. 
alt,  ledig,  f.  Bureau  u.  Baust.  Dauernd.  Ca.  175  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3493  Wellendorf  (Kreis  Uelzen)  z.  1.  1.  12  durch,  tücht.  Bt., 
m.  all.  \  orkommend.  Arbeit,  vertr.  Lebensstellg.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3494  Zeitz,  Arch.-Bureau  sof.  jüng.  Bt.,  fl.  Zeichn.  Dauernd. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  d.  Be- 
zirksverwaltung Leipzig,  Thomasring  IS. 

3495  Rotenburg  (Fulda)  sof.  tücht.  T.  f.  Seminarneubau 
auf  etwa  4  Mon.,  zur  Anfertig,  v.  Abrechng.,  der  bereits  bei 
Beh.  tätig  war.  180  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94.^ 

3517  Hoyerswerda  (Schles.),  Baugesch.  m.  Dampfsägewerk 
z.  1.  1.  12  sof.  j.  T.,  etwa  130  M.  -Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3518  Leobschütz  sof.  tücht.  Bt.  z.  Abrechng.  v.  drei  Neubaut. 
Geh.  u.  Reiseentschädig,  n.  Uebereinkunft.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94- 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes 

Stellen -Angebote 


Nachruf. 

Am  13.  November  starb  nach  schwerem  Leiden  unser 
Mitglied,  der  technische  Eisenbahn-Revisor 

Herr  Otto  Klockau-Oldenburg. 

Der  Verstorbene  war  lange  Jahre  Vertreter  der  Einzel::iit- 
glieder  in  unserer  Bezirksverwaltung,  eifriger,  von  kollegialem 
Geist  durchdrungener  Verbandskoilege,  dem  wir  ein  ehrendes 
Andenken  gerne  und  dauernd  bewahren  wollen. 

Nordwestdeutsche  Bezirksverwaltung:  Der  Vorstand. 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  50        schriftieitung:  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  9.  Dezember  IQll 

nhalt:  Der  neue  Deutsche  Buchdruckertarif  -  Hauptausschuß  und  Werkpensionskassen  -  Uiber  geodätische  Vor-  und  Absteckungsarbeiten  bei  der  Ausführung  von 
Tunnelbauten  -  Die  deutschen  Techniker  -  Standesbewegung  —  Aus  der  Volkswirtschaftslehre  —  Zeitschriftenschau  -  Bücherschau  -  Briefkasten  — 
Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Der  neue  Deutsche  Buchdruckertarif 

Von  Dr.  ALEXANDER  SCHROFFER. 


Versetzen  wir  uns  vier  Monate  zurück.  Das  ganze 
graphische  Gewerbe  ist  in  höchster  Aufregung,  denn  ein 
beispielloser  Disziplinbruch,  wie  es  der  „Korrespondent", 
das  Organ  des  Verbandes  der  Deutschen  Buchdrucker  selbst 
nennt,  hat  das  in  die  Zuverlässigkeit  der  Gehilfenschaft 
gesetzte  Vertrauen  aufs  tiefste  erschüttert  und  in  manchen 
Kreisen  die  Vermutung  entstehen  lassen,  daß  das  anschei- 
nend so  prächtige  und  feste  Gebäude  der  Tarifgemein- 
schaft der  Buchdrucker  auf  losem  Sande  gebaut  sei.  Mit 
Unrecht.  Wenn  ein  kleines  Häuflein  überradikaler  Heiß- 
sporne sich  erhaben  dünkte  über  der  Rechtsprechung  der 
obersten  Tarifinstanz  und  als  Richter  in  eigener  Angelegen- 
heit die  Solidarität  in  Gegensatz  zur  Disziplin  und  Ver- 
tragstreue bringen  zu  müssen  glaubte,  so  zeigte  das  ent- 
schiedene Vorgehen  der  Organisation,  daß  es  sich  trotz 
der  Stellungnahme  einer  Anzahl  Berliner  und  Leipziger  Ge- 
hilfen nur  um,  allerdings  sehr  bedauerliche  Ausschreitungen 
einzelner  und  um  eine  falsche  Auffassung  des  Begriffes 
,, Solidarität"  handelte.  Der  Fall  des  Maschinenmeister- 
personals in  der  Rotationsabteilung  der  Firma  August 
Scherl  ist  ja  bekannt  genug,  so  daß  hier  nicht  weiter  auf 
ihn  einzugehen  ist,  er  ist  nun  beendigt,  aber  er  war  doch 
von  solcher  Bedeutung,  daß  sich  die  Frage  erhob:  Wird 
es  der  Organisation  auch  weiterhin  gelingen,  die  Disziplin 
aufrecht  zu  halten  und  die  unbesonnenen  Elemente  in 
den  Schranken  der  Ordnung  zu  halten?  Heute  können  wir 
sagen :  Es  ist  gelungen,  un'd  damit  hat  der  Verband  der 
Deutschen  Buchdrucker  eine  Belastungsprobe  bestanden, 
die  nach  jenem  trüben  Auftakt  gefährlich  genug  aussah. 
Handelt  es  sich  auch  beim  Deutschen  Buchdruckertarif 
nicht  um  einen  Organisationsvertrag,  dessen  Wirkung  die 
Zugehörigkeit  zu  bestimmten  vertragschließenden  Organi- 
sationen voraussetzt,  es  kann  vielmehr  jeder  Prinzipal  und 
jeder  Gehilfe  Mitglied  der  Tarifgcmeinschaft  werden,  so 
ist  doch  klar,  daß  auf  beiden  Seiten  die  Organi- 
sation der  Träger  des  Tarif gedankens  ist, 
besonders  wenn  so  gewichtige  Vereinigungen  in  Frage 
kommen,  wie  es  auf  Prinzipalsseite  der  Deutsche  Buch- 
drucker-Verein und  auf  der  Qehilfenseite  der  Verband  der 
Deutschen  Buchdrucker  ist. 

Bot  auf  der  einen  Seite  der  erwähnte  bedauerliche 
Vorfall  die  Veranlassung,  sich  für  die  Tarifverhandlungen 
auf  manche  damit  zusammenhängende  Hinweise  —  Vor- 
würfe wäre  zu  viel  gesagt  —  gefaßt  zu  machen,  so  war 
andererseits  die  Situation  für  die  Prinzipalität  noch  mehr 
erschwert  durch  die  außerordentliche  Teuerung,  die  in 
keiner  Weise  zu  leugnen  versucht  oder  beabsichtigt  wurde. 
Bei  Abschluß  des  letzten  Tarifs  im  Jahre  1906  war^für 


dieses  Jahr  eine  Neuregelung  der  Tarifpositionen  zwecks 
Berücksichtigung  der  in  der  abgelaufenen  Tarifperiode  ver- 
änderten Verhältnisse  ins  Auge  gefaßt  und  zugestanden 
worden  und  es  bestand  kein  Zweifel  an  der  loyalen  Ein- 
lösung dieses  Versprechens,  wie  dagegen  auch  erwartet 
wurde,  daß  die  Gehilfenschaft  in  ihren  Forderungen  un- 
berechtigte von  berechtigten  Ansprüchen  scheiden  und 
ihrerseits  den  Anträgen  der  Prinzipale  auf  Berücksichtigung 
der  technischen  Fortschritte  im  Gewerbe  die  Anerkennung 
nicht  versagen  werde. 

Beide  Teile  kamen  mit  einer  bedeutenden  Anzahl  von 
Wünschen  zur  Beratung,  und  der  Tarifausschuß,  der  am 
25.  September  IQll  im  großen  Saale  des  Papierhauses 
in  Berlin  zusammentrat,  sah  sich  vor  eine  außerordentlich 
schwere  Aufgabe  gestellt.  Daß  es  gelungen  ist,  einen 
Weg  durch  dieses  Labyrinth  von  Anträgen,  die  vielfach 
direkt  entgegengesetzter  Natur  waren,  zu  finden  und  einen 
Ausgleich  aller  Forderungen  herbeizuführen,  stellt  den 
Fähigkeiten  und  der  Leistungskraft  der  beteiligten  Unter- 
händler, insbesondere  der  beiden  Vorsitzenden,  Geheimrat 
Büxenstein  und  Döblin,  das  glänzendste  Zeugnis  aus. 

Neben  der  Entscheidung  über  die  materiellen  Forde- 
rungen auf  beiden  Seiten  oblag  dem  Tarifausschuß  die 
Regelung  von  zwei  wichtigen  prinzipiellen  Aufgaben:  Die 
Verarbeitung  des  Kommentars  in  den  Tarif  und  die  Neu- 
regelung der  Lokalzuschläge. 

Der  vom  Tarifamt  gemäß  §  87  des  Tarifs  aus- 
gearbeitete Kommentar  zum  Tarif  enthält  wichtige  Ent- 
scheidungen der  einzelnen  Instanzen  (Schiedsgericht,  Tarif- 
amt, Tarifausschuß)  zu  Streitfragen  und  Differenzpunkten, 
die  sich  hinsichtlich  der  Auslegung  und  Anwendung  der 
Tarifbestimmungen  im  Laufe  der  Jahre  ergeben  haben. 
Wenn  von  Anfang  an  der  Grundsatz  aufgestellt  wurde, 
daß  die  Ausführungen  des  Kommentars  für  die  Mitglieder 
der  Tarifgemeinschaft  dieselbe  rechtsverbindliche  Kraft 
haben,  wie  die  Bestimmungen  des  Tarifs  selbst,  so  war 
man  sich  seinerzeit  der  Schwierigkeiten  nicht  bewußt,  die 
sich  der  strikten  Durchführung  dieses  Prinzips  entgegen- 
stellten. Es  wurde  deshalb  für  zweckmäßig  gehalten,  hier 
eine  Auslese  vorzunehmen  und  diejenigen  Bestimmungen, 
welche  Rechtsnatur  besitzen,  in  den  Tarif  selbst  zu  über- 
nehmen, während  alle  übrigen  den  Charakter  von  Aus- 
legungsbestimmungen ohne  Rechtskraft  bekommen.  Mit 
dieser  Ausscheidung,  welche  am  Anfang  der  Verhandlungen 
vorgenommen  wurde,  war  die  Grundlage  für  den  neuen, 
nun  formell  vollständig  veränderten  Tarif  geschaffen,  der 
als  Verhandlungsobjekt  für  die  materiellen  Wünsche 
dienen  sollte. 


786 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  50 


Es  ist  vielleicht  bekannt,  daß  der  Tarif  der  Buch- 
drucker nicht  einen  festen  Durchschnittslohn,  sondern  einen 
Mindestlohn  mit  einigen  Staffeln  für  die  jüngeren  Jahr- 
gänge festsetzt.  Zum  Ausgleich  der  Teuerungsverhält- 
nisse sind  für  eine  große  Anzahl  Orte  Zuschläge  ein- 
geführt, wobei  auch  die  Konkurrenz  als  Druckort  mit  in 
Betracht  kam.  Diese  Zuschläge  auf  den  Grundlohn,  das 
„gewisse  Geld"  oder  aber  Akkordlohn,  haben  eine  Span- 
nung von  27,,  bis  25o/o  in  Abstufungen  von  je  2V2<'/o,  so  daß 
z.  B.  in  Berlin,  welches  eine  der  Städte  mit  dem  höchsten 
Lokalzuschlag  ist,  der  Gehilfe  einen  um  25  o/o  höheren 
Lohn  erhält  als  vielleicht  in  Oranienburg,  das  keinen  Lokal- 
zuschlag hat.  Während  die  Festsetzung  der  Lokalzuschläge 
für  die  Vororte  der  13  Tarifkreise  durch  die  oberste  Be- 
hörde, den  Tarifausschuß,  erfolgte,  bestimmten  für  die 
einzelnen  Druckorte  die  Kreisämter  die  Höhe  des  Lokal- 
zuschlags. Dieses  System  hatte  zu  außerordentlichen  Un- 
gleichheiten und  Ungerechtigkeiten  geführt,  und  Abhilfe 
war  dringend  geboten.  Bei  dem  Mangel  einer  zuverlässigen, 
einheitlichen  Lebensmittelstatistik,  welche  die  Grundlage 
des  Vergleichs  hätte  bieten  können,  war  die  Auffjabe  einer 
gerechteren  Einteilung  ganz  besonders  schwierig,  und  wenn 
man  schließlich  das  in  dem  Reichsbesoldungsgesetz  vom 
15.  Juli  1907  für  die  Zubemessung  des  Wohnungsgeld- 
zuschusses aufgestellte  Ortsklassensystem  für  die  Neu- 
regelung zugrunde  legte,  so  war  man  sich  bewußt,  noch 
keine  durchaus  zufriedenstellende  Lösung  gefunden  zu 
haben.  Wird  ja  doch  in  der  Begründung  zu  dem  ge- 
nannten Gesetz  die  Schwierigkeit,  um  nicht  zu  sagen:  die 
Unmöglichkeit,  einen  gerechten  Maßstab  zu  finden,  in  ganz 
besonderer  Weise  hervorgehoben,  weswegen  eben  mit  Rück- 
sicht auf  das  Eehlen  einwandfreier  statistischer  Unterlagen 
hinsichtlich  der  Lebensmittelverhältnisse  ausschließlich  die 
Erhebung  über  die  Wohnungspreise  in  Betracht  gezogen 
wurde.  Immerhin  trägt  die  neue  Einteilung  mehr  als 
bisher  den  Anforderungen  der  Gleichmäßigkeit  Rechnung 
und  es  steht  zu  erwarten,  daß  auf  der  gefundenen  Basis 
die  weitere  Vervollkommnung  herbeigeführt  werden  kann. 


Herabsetzungen  zu  hoher  Lokalzuschläge  wurden  aus 
leicht  begreiflichen  Gründen  nicht  vorgenommen,  für  eine 
große  Anzahl  erfolgte  die  Neueinführung  bezw.  Erhöhung 
des  Zuschlages  um  272O/0;  in  Orten  mit  unter  31  Gehilfen 
tritt  diese  Erhöhung  erst  am  1.  Oktober  1913  in  Kraft 
Nachdem  eine  Lösung  der  beiden  Vorfragen  gefunden 
war,  konnte  der  Tarifausschuß  in  die  Verhandlung  der 
materiellen  Forderungen  eintreten.  Daß  von  Seite  der 
Gehilfenschaft  der  größte  Nachdruck  auf  eine  Erhöhung 
der  Löhne  gelegt  wurde,  liegt  gerade  bei  den  jetzigen 
Teuerungsverhältnissen  in  der  Natur  der  Sache  begründet. 
Uebertriebene  Forderungen,  die  von  der  Berliner  Gehilfen- 
schaft in  lokalen  Versammlungen  gestellt  wurden,  wie 
die  Erhöhung  um  20o/o,  wurden  auch  von  ihren  Vertretern 
nicht  aufgenommen,  und  wenn  schließlich  nach  langen 
Kämpfen  eine  Erhöhung  der  Mindestlöhne  um  lOo/o  zu- 
gestanden wurde,  so  ist  das  ein  Ergebnis,  das  zwar  für 
das  Gewerbe  eine  ziemlich  hohe  Belastung  bedeutet,  aber 
im  Interesse  des  Friedens  gebracht  werden  mußte.  Das 
Minimum  des  gewissen  Geldes  beträgt  also  nunmehr  statt 
25  M  vom  1.  Januar  1Q13  ab  27,50  M;  für  die  jüngeren 
Altersklassen  wurden  die  Beträge  entsprechend  erhöht: 
für  Neuausgelernte  im  ersten  Gehilfenjahr  von  18  M  auf 
19,50  M,  für  Gehilfen  bis  21  Jahre  von  23  auf  25  M, 
für  Gehilfen  von  21  bis  24  Jahre  von  24  auf  26  M.  Der 
normale  Minimallohn  ist  für  alle  über  24  Jahre  alten 
Gehilfen  27,50  M.  Nach  der  mir  vorliegenden  Lohnstatistik 
des  Tarifamtes  von  1910  nehmen  an  dieser  Erhöhung 
von  den  49  637  Gehilfen,  welche  diese  Statistik  erfaßt, 
17  663  Gehilfen,  also  35,6o/o  teil.  Um  die  übrigen,  bereits 
über  Minimum  Entlohnten  an  dieser  Aufbesserung  ebenfalls 
partizipieren  zu  lassen,  sollen  alle  diejenigen,  welche  bis 
zu  3  M  über  Minimum  entlohnt  werden,  die  tarifliche 
Lohnerhöhung  bekommen;  diese  Bestimmung  betrifft 
17  593  Gehilfen.  Für  alle  übrigen  Gehilfen  wird  seitens 
der  Prinzipalsorganisation  ihren  Mitgliedern  die  Gewährung 
einer  angemessenen  Lohnzulage  empfohlen. 

(Schluß  folgt.) 


Hauptausschuß  und  Werkpensionskassen 


Das  Versicherungsgesetz  für  Angestellte  wird,  bis 
diese  Zeilen  den  Lesern  zu  Gesicht  kommen,  voraus- 
sichtlich den  Reichstag  passiert  haben.  Damit  hat  eine 
Bewegung  ihren  vorläufigen  Abschluß  gefunden,  an  der 
auch  der  D.  T.-V.  erheblichen  Anteil  genommen  hat.  Wenn 
wir  nicht  mit  voller  Befriedigung  auf  den  Erfolg  der  ge- 
leisteten Arbeit  zurückblicken  können,  so  hat  dies  seine 
Gründe  in  Dingen,  über  die  in  einer  demnächstigen  Be- 
sprechung des  Gesetzes  das  Nötige  gesagt  werden  muß. 
Für  heute  haben  wir  uns  leider  mit  einer  Sache  zu  be- 
schäftigen, die  geeignet  ist,  die  Freude  an  der  weiteren 
Zusammenarbeit  mit  dem  „Hauptausschuß"  bedeutend 
herabzumindern. 

Bekanntlich  ist  die  Zulassung  von  Ersatzeinrich- 
tungen einer  der  schwächsten  Punkte  des  Gesetzes. 
Namentlich  die  Werkpensionskassen,  jene  „Wohl- 
fahrts"zwecken  dienenden  Gründungen  der  Großindu- 
striellen, die  aber  unterschiedslos  von  allen  Angestellten- 
Organisationen  abgelehnt  werden,  haben  eine  neue  Kräf- 
tigung durch  das  Gesetz  erfahren.  Sie  sollen  unter  ge- 
wissen, besonders  von  den  ganz  großen  industriellen  Unter- 


nehmungen  leicht  zu   erfüllenden   Voraussetzungen  als 
gleichberechtigte  Versicherung  neben  der  Reichsanstalt  be- 
stehen bleiben.    Damit  wird  der  ungeheure  wirtschaftliche 
Druck,  den  diese  Kassen  auf  die  Angestellten  ausüben  — 
die  Vorkommnisse  in  Sterkrade  zeigen  aufs  neue,  wozu 
solche  Einrichtungen  mißbraucht  werden  können  —  ver- 
ewigt.   Alle  Privatangestellten-Organisationen,  die  es  ernst 
nehmen  mit  der  Vertretung  der  Arbeitnehmerinteressen 
der  Angestellten,  sind  deshalb  auch  von  Anfang  an  g  e  g  e  n 
die  Zulassung  solcher  Werkpensionskassen  als  Ersatz  - 
der  Reichsversicherung  nach  Kräften  tätig  gewesen,  wäh- 
rend   andererseits    die  Verbände    der  Großindustriellen 
Klauen  und  Zähne  daran  setzten,  um  ihre  Kassen  durch  , 
die  allgemeine  Versicherung  nicht  gefährden  zu  lassen.  In  f 
diesem  Kampf  der  Interessen  wollten  wir  die  letzte  Kraft  : 
einsetzen,  um  Sieger  zu  werden.  ^ 

Zur  zweiten  Plenarlesung  des  Versicherungsgesetzes  ^ 
sollte  deshalb  noch  einmal  in  letzter  Stunde  der  Versuch  * 
gemacht  werden,  Regierung"  und  Reichstag  von  der  Ge- 
meingefährlichkeit der  Werkskassen  zu  überzeugen.  Unter 
dem  Schlachtruf:    ,,Fort  mit  den  Werkskassen"  sollten 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


787 


Hauptausschuß,  freie  Vereinigung  und  sozialer  Ausschuß, 
d.  h.  alle  zusammenfassenden  Organisationen  von  An- 
gestelltenverbänden, unter  Zurückstellung  der  sonstigen 
prinzipiellen  Unterschiede,  gegen  die  Forderungen  des 
gemeinsamen  Gegners  demonstrieren.  Und  es  v^^äre  mög- 
lich gewesen,  auf  diese  eine  Frage  die  ganze  Kraft  des 
Privatangestelltenstandes  zu  konzentrieren,  in  einer  Weise, 
die  sicherlich  nicht  ohne  Eindruck  auf  Regierung  und 
Reichstag  hätte  bleiben  können!  Aber  da  haben  die 
Führer  des  Hauptausschusses  und  der  Siebener-Kommis- 
sion, die  sonst  immer  als  d  i  e  Vertretung  der  Privatbeamten 
gelten  wollen,  leider  versagt. 

Von  der  letzten  Sitzung  des  Sozialen  Ausschusses  der 
technischen  Angestelltenverbände  ging  die  Anregung 
aus,  eine  gemeinsame  Kundgebung  aller  am  Ge- 
setz interessierten  Privatangestelltenkreise  zu  veranstalten, 
die  sich  nur  mit  der  Werkpensionskassenfrage,  unter 
Ausschaltung  aller  sonstigen  grundsätzlichen  Meinungs- 
verschiedenheiten beschäftigen  sollte.  Da  ich  gleichzeitig 
dem  Hauptauschusse  und  dessen  Siebener-Kommission  wie 
dem  Sozialen  Ausschusse  von  Vereinen  technischer  Privat- 
angestellten-Verbände angehöre,  wurde  ich  beauftragt,  die 
Vermittlung  in  dieser  Sache  zu  übernehmen. 

Wir  lassen  nachstehend  den  Briefwechsel  folgen,  um 
zu  zeigen,  wie  wenig  gegenwärtig  die  leitenden  Männer 
der  Siebener-Kommission  und  des  Hauptausschusses  der 
Situation  gewachsen  waren. 

Am  Abend  des  4.  November  fand  die  Sitzung  des 
Sozialen  Ausschusses  statt,  und  am  5.  erhielt  Herr  Reif, 
der  Vorsitzende  des  Hauptausschusses,  von  mir  folgen- 
den Eilbrief: 

,,In  der  gestrigen  Sitzung  des  Soz.  Ausschusses 
wurde  angeregt,  alle  Kräfte  der  Angestelltenbewegung, 
denen  die  Forderung:  ,, Beseitigung  der  Ersatzkassen" 
gemeinsam  ist,  in  letzter  Stunde  zusammenzufassen,  um 
in  einer  großen  allgemeinen  Kundgebung  der  Regierung 
und  dem  Reichstage  die  Einigkeit  der  Angestellten  in 
dieser  Forderung  zu  demonstrieren. 

Ich  bin  beauftragt,  an  Sie  heranzutreten  mit  der 
Bitte,  die  dem  Hauptausschuß  angeschlossenen  Verbände 
zur  Beteiligung  an  der  nächstens  in  Berlin  zu  veranstal- 
tenden Versammlung  aufzufordern.  Es  wird  gewiß  nicht 
'  ohne  Eindruck  sein,  wenn  Hauptausschuß,  freie  Ver- 
einigung und  S.ozialer  Ausschuß,  d.  h.  also  die  Ge- 
samtheit der  Angestellten  in  dieser  Sache  zusammen- 
gehen. Gerade  jetzt,  wo  in  Sterkrade  die  Werkpensions- 
kasse zur  Vernichtung  des  Koalitionsrechtes  der  An- 
gestellten benutzt  wurde,  kann  ein  gemeinsamer  Vorstoß 
erfolgreich  sein. 

Ich  bitte  Sie,  Ihre  Antwort  meinem  Kollegen  Herrn 
Dr.  Günther  zu  übermitteln  (.  .  .  .),  der  von  dem  Vor- 
haben unterrichtet  ist. 

Die  Kundgebung  hätte  sich  natürlich  nur  auf  diesen 
einen  Punkt  zu  beschränken  und  glaube  ich  garantieren 
zu  können,  daß  irgendwelche  Störungen  nicht  zu  be- 
fürchten sind. 

Als  Mitglied  der  Siebener-Kommission  bitte  ich  Sie 
persönlich,  Ihrerseits  mitzuhelfen,  die  Bewegung  zum 
Schlüsse  noch,  wenn  auch  nur  zu  einem  Teil,  auf  eine 
Linie  zu  bringen. 

Ihrer  Zustimmung  sicher 

mit  kollegialem  Gruße 

Ihr 

gez.  Kaufmann." 

Auch  Herr  Dr.  Günther,  der  infolge  meiner  —  durch 
die  Sterkrader  Vorgänge  —  notwendigen  Abwesenheit  von 
Berlin  die  Vertretung  in  der  Siebener-Kommission  über- 


nommen hat,  schrieb  ebenfalls  an  den  Vorsitzenden  des 
Hauptausschusses : 

„Sehr  geehrter  Herr  Reif! 

In  Technikerkreisen  und  zwar  speziell  in  jenen, 
welche  auch  der  Freien  Vereinigung  für  die  soziale  Ver- 
sicherung der  Angestellten  angehören,  ist  man  der  Ueber- 
zeugung,  daß  eine  große  gemeinsame  Kundgebung,  bei 
der  sich  die  Verbände  des  Hauptausschusses,  der  Freien 
Vereinigung,  des  Sozialen  Ausschusses,  kurz  alle  An- 
gestellten-Verbände zusammenfinden  würden,  allein  im- 
stande wäre,  in  der  Ersatzkassenfrage  noch  einen  be- 
stimmenden Einfluß  auszuüben. 

Wir  bitten  Sie  ergebenst,  möglichst  rasch,  eventl. 
telegraphisch,  uns  Ihre  Meinung,  möglichst  Ihre  Zustim- 
mung zu  dieser  Absicht  aussprechen  zu  wollen.  Als 
Ort  einer  solchen  im  größten  Stil  veranstalteten  Ver- 
sammlung kann  wohl  nur  Berlin  in  Frage  kommen. 
Wegen  des  Referats  müßte  man  sich  noch  einigen.  Der 
Unterzeichnete  wäre  grundsätzlich  nicht  abgeneigt,  in 
seiner  Eigenschaft  als  Dozent  der  Universität,  also  in 
unparteiischer  Weise,  zu  referieren,  doch  soll  selbst- 
verständlich den  Verbänden  in  keiner  Weise  vorgegriffen 
werden.  Es  sei  noch  betont,  daß  irgendwelche  unlieb- 
same Störungen  und  prinzipielle  Auseinandersetzungen 
bei  dieser  Versammlung  unter  allen  Umständen  zu  ver- 
meiden sind,  da  gerade  führende  Organisationen  der 
Freien  Vereinigung  die  Erklärung  abgegeben  haben, 
lediglich  zur  Ersatzkassenfrage  und  zwar  in  Ueberein- 
stimmung  mit  dem  Standpunkt  des  Hauptausschusses 
sich  zu  äußern. 

Mit  hochachtungsvollem  Gruße 

ergebenst 
gez.  Dr.  Günther." 

Darauf  folgte  eine  Antwort,  die  in  der  letzten  Sitzung 
der  Siebener-Kommission  in  Gegenwart  des  Herrn  Regie- 
rungsvertreters Geh.  O.  R.  R.  Dr.  Beckmann  vereinbart 
wurde. 

„An  den  Deutschen  Techniker-Verband,  Berlin  SW. 

Wir  haben  in  der  gestrigen  Sitzung  der  ,, Siebener- 
Kommission"  den  von  Ihrem  Herrn  Dr.  Günther  ver- 
tretenen Vorschlag  einer  gemeinsamen  Kundgebung  mit 
dem  „Sozialen  Ausschuß"  behandelt  und  sind  zu  dem 
Beschlüsse  gekommen,  uns  an  einer  solchen  gemein- 
samen Kundgebung  nicht  zu  beteiligen.  Unser  Stand- 
punkt zur  Frage  der  Ersatzkassen  ist  bekannt  und  bleibt 
unverändert,  aber  das  haben  wir  ja  auch  in  der  uns 
geeignet  erscheinenden  Weise  geltend  gemacht  und 
werden  das  mit  allem  Nachdruck  weiter  tun.  Unsere 
Kenntnis  der  Sachlage,  aber  auch  unsere  Verantwortung 
nötigen  uns,  von  Schritten  abzusehen,  die  in  dem 
jetzigen  Stadium  der  Sache  keinen  Nutzen  stiften,  w  o  h  1 
aber  das  ganze  Versicherungswerk  zum 
Scheitern  bringen  können. 

Die  Kommission  richtet  die  Bitte  an  Sie,  mit  Rück- 
sicht auf  Ihre  Zugehörigkeit  zum  Hauptausschuß  und 
um  den  Eindruck  der  Uneinigkeit  nach  Möglichkeit  zu 
vermeiden,  Ihre  Herren  Redner,  insbesondere  Herrn 
Kaufmann,  in  der  geplanten  öffentlichen  Versammlung 
nicht  auftreten  zu  lassen. 

Wir  unterbreiten  diese  Beschlüsse  Ihrer  Kenntnis 
mit  der  Bitte  um  Berücksichtigung. 

Mit  kollegialer  Hochachtung 

Hauptausschuß  und  Siebener-Kommission, 
gez.  Reif.  gez.  Bechly. 


788 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  50 


Diese  Antwort  ist  so  charakteristisch,  daß  wir  nicht 
viel  hinzuzusetzen  haben.  Wir  sind  der  Meinung,  daß 
gerade  die  Verantwortung,  auf  die  die  Herren  Reif  und 
Bechly  sich  beziehen,  die  Siebener-Kommission  hätte  ver- 
anlassen müssen,  der  geplanten  Kundgebung  zuzustimmen, 
um  so  mehr,  als  in  keiner  Weise  erwiesen  ist  und  er- 
wiesen werden  kann,  daß  dadurch  das  Gesetz  gefährdet 
worden  wäre.  Man  sollte  doch  nachgerade  wissen  in 
jenen  Kreisen,  daß  Reichstag  und  Regierung  die  Privat- 
beamtenversicherung fast  noch  notwendiger  gebrauchen 
wie  die  Angestellten.  Gerade  die  ,, Kenntnis  der  Sachlage", 
die  auch  den  anderen,  für  die  Vertretung  der  Angestellten- 
Interessen  mitverantwortlichen  Personen  nicht  abzusprechen 
ist,  ließ  uns  ein  solch  gemeinsames  Vorgehen  der  bisher 
sich  in  der  Pensionsversicherungsfrage  heftig  befehdenden 
Angestelltengruppen  in  dem  Punkte,  in  dem  sie  alle  einig 
sind,  besonders  notwendig  erscheinen.  „Um  den  Eindruck 
der  Uneinigkeit  nach  Möglichkeit  zu  vermeiden",  verhindert 
die  Siebener-Kommission  ein  einiges  Zusammengehen  aller 
Angestellten.    Diese  Logik  vermögen  wir  nicht  mehr  zu 


begreifen.  Daß  jgerade  die  Herren  unseres  Verbandes 
verh-ndert  werden  sollten,  in  der  geplanten  Versamm- 
lung aufzutreten,  spricht  nicht  für  das  gute  Gewissen 
der  Angestellten-Vertreter,  die  diesen  Beschluß  herbei- 
geführt haben. 

Wir  haben  in  der  Pensionsversicherungsfrage  unsere 
eigene  prinzipielle  Auffassung  im  Interesse  des  Ganzen 
häufig  genug  zurückgestellt  und  die  Politik  der  Herren 
Reif  und  Bechly  oftmals  anderen  Angestellten  gegenüber 
verteidigen  müssen,  und  das  ist  nicht  immer  leicht  gewesen. 
Nach  dieser  letzten  Leistung  der  Mehrheit  der  Siebener- 
Kommission  kommen  wir  mehr  und  mehr  zu  der  Ueber- 
zeugung,  daß  dort  Interessen  vertreten  werden,  die  nicht 
immer  identisch  sind  mit  denen  der  technischen  An- 
gestellten. Wir  bedauern  die  Ablehnung  unseres  wohl- 
gemeinten Vorschlages.  Die  nächste  Sitzung  unseres  Ge- 
samtvorstandes wird  sich  mit  den  daraus  zu  ziehenden 
Konsequenzen  beschäftigen  müssen. 

Kaufmann, 
Mitglied  der  Siebener-Kommission. 


Ueber  geodätische  Vor-  und  Absteckungsarbeiten  bei  der  Ausführung 

von  Tunnelbauten 

Von  F.  SPELBRINK,  MitgHed  Nr.  46  828,  in  Holweide  bei  Cöln. 


Manchem  Leser  der  D.  T.-Z.,  dessen  Tätigkeit  sich 
nicht  auf  das  Vermessungswesen  erstreckt  oder  in  den 
einschlägigen  Arbeiten  des  Tiefbaues  abspielt,  mag  wohl 
bei  der  Besichtigung  von  Tunnelbauten  die  Frage:  ,, Worin 
bestehen  die  geodätischen  Vor-  und  Absteckungsarbeiten, 
und  welche  Vermessungs-  und  Berechnungsarbeiten  sind 
erforderlich,  um  bei  Durchschlägen  das  genaue  Zusammen- 
treffen der  gegenseitigen  Baukolonnen  nach  Richtung  und 
Höhenlage  unbedingt  zu  gewährleisten",  zum  Nachdenken 
Anlaß  gegeben  haben. 


'  K  4  i  / 


sei  durch  einen  größeren  Gebirgszug,  der  ungünstig  die 
Trace  durchschneidet,  fortzuführen. 

Ein  Einschnitt  durch  das  Gebirge  ist  meist  unausführ- 
bar, erstlich  wegen  der  zu  großen  Erdarbeiten  und  auch 
wegen  des  kostspieligen  und  unnötigen  Grunderwerbs.  Es 
bleibt  daher  kein  anderer  Ausweg  übrig,  als  einen  Tunnel 
anzulegen,  weil  auch  eine  Umgehung  des  Gebirges  nicht 
ausführbar  ist. 

Zunächst  ist  die  Wahl  der  Methode  zur  gegenseitigen 
genauen  Feststellung  der  Lage  der  Tunneleingänge  zu 


K  -  -  - 


Abb.  1 


Es  scheint  daher  nicht  unwillkommen,  diese  a..  sich 
sehr  interessante  Betrachtung  einmal  anschaulich  in  all- 
gemeinen Grundzügen  zur  Darstellung  zu  bringen,  um 
so  mehr,  da  die  nachbeschriebenen  geometrischen 
Arbeiten  zu  den  schwierigsten  und  interessantesten 
Operationen  der  Feldmeßkunst  gehören.  Es  wird  vor- 
ausgesetzt, daß  die  geometrischen  Arbeiten  zum  Ausbau 
der  offenen  Bahnstrecke  dem  Leser  bekannt  sind,  und 
soll,  um  von  dem  gesteckten  Ziele  dieser  Abhandlung 
nicht  unnötig  abzuschweifen,  gleich  auf  den  eigentlichen 
Tunnelbau  eingegangen  werden. 

Eine  von  A  nach  B  projektierte  gerade  Eisenbahntrassc 
—  im  Lagcplan  Abb.l  — ,  welche  im  allgemeinen  einer  Ebene 
folgt  oder  doch  nur  durch  wenig  hügeliges  Gelände  führt, 


entscheiden.  Man  versucht  zuerst  eine  Richtung  der  offenen 
Trace  über  den  Berg  hinweg  zu  verlängern.  Zu  diesem 
Zwecke  stellt  man  von  dem  Berge,  etwa  bei  —  Abb.  2 
und  3  einen  Theodoliten  genau  in  der  Eisenbahnmittellinie 
auf,  visiert  nun  einen  rückwärts  liegenden  Punkt  der  Trace 
bei  A  an,  schlägt  das  Fernrohr  durch,  d.  h.  richtet  ein 
Signal,  Fluchtstab  oder  dergl.  bei  A^  auf  dem  Berge  ein. 
Alsdann  wird  das  Instrument  nach  A-  gebracht,  neu  ein- 
gestellt, das  Fernrohr  zurück  auf  A>  eingerichtet,  wiederum 
durchgeschlagen  und  ein  neuer  Punkt  bei  8'  markiert. 
Endlich  wird  der  Theodolit  noch  einmal  in  aufgestellt, 
das  vorbeschriebene  Verfahren  wiederhot  und  Punkt  B 
eingerichtet  und  gut  markiert. 


Heft  50  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  789 


Abb.  4 


Die  Richtung  der  Bahnlinie  ist  hierdurch  bereits  vor 
wie  hinter  dem  Berge  erhalten  und  hinreichend  genau 
festgelegt.  Um  die  Richtung  in  den  Berg  hinein  angeben 
zu  können,  braucht  nun  nur  noch  das  Instrument  wieder 
in  Ai  bezw.  B^  aufgestellt  zu  werden  und  die  Bahnachs: 
läßt  sich  so  fort  in  den  Berg  hinein  ohne  sonderliche 
Schwierigkeiten  von  beiden  Eingängen  aus  bis  zum  Zu- 
sammentreffen mit  den  beiden  Baukolonnen  verhältnis- 
mäßig leicht  angeben.  Ueber  die  zu  beachtende  Fehler- 
theorie des  Winkelmeßinstrumentes  (Theodolit)  wird  später 
das  Nötige  gebracht  werden.  Selbstverständlich  muß 
zuerst  immer  wieder  das  Signal  auf  dem  Berge  bei 
mit  dem  Fernrohr  genau  angezielt  und  letzteres  dann  bis 
zur  Tunnelbausohle  geneigt  werden,  um  bei  fortschreiten- 
dem Bau  die  Bahnmittellinie  von  Punkt  zu  Punkt  anweisen 
zu  können.  Die  Höhenübertragung  wird  ebenfalls  später 
beschrieben. 

So  einfach  dieses  Verfahren  erscheint,  können  sich 
ihm  doch  bedeutende  Schwierigkeiten  und  Hindernisse  ent- 


gegenstellen und  jene  Absteckungsmethode  unausführbar 
machen.  Wenn  nämlich  das  Gebirge  mit  wertvollem  Holze 
bestanden  ist  und  die  Ausholzung  der  Linie  über  den  Berg 
hinweg  nicht  gestattet  wird  oder  nicht  ausgeführt  werden 
soll,  sich  gar  bauliche  Hindernisse  in  den  Weg  stellen,  so 
muß  ein  anderes,  umständlicheres  und  komplizierteres  Ver- 
fahren angewandt  werden. 

Man  könnte  nun  einen  geschlossenen  Polygonzug  über 
den  Berg  hinweg  legen,  der  den  günstigsten  Lichtungen 
bei  Waldungen  oder  Hindernissen  folgt  und  die  gegen- 
seitige Lage  der  Tunneleingänge  durch  nachfolgende  Be- 
rechnung der  Koordinaten  bestimmen.  (Vergl.  Abb.  4.) 

Dieses  Verfahren  wird  bei  kurzen  Tunnelstrecken 
zweckmäßig  immer  mit  Vorteil  anzuwenden  sein. 

Wird  die  herzustellende  Tunnelstrecke  aber  beträcht- 
Hch  lang,  etwa  mehrere  Kilometer,  so  wird  dieses  Ver- 
fahren auch  ungenau  oder  doch  das  gewünschte  Ergebnis 
in  Zweifel  gestellt,  wenn  nicht  gar  fraglich  wegen  dei 


790 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  50 


Abb.  5 


ungünstigen  Fehlerfortpflanzung  längerer  Polygonzüge  mit 
Rücksicht  auf  ihre  Querverschiebung. 

Die  genaue  Messung  der  Polygonseiten  wird  durch  ihre 
sehr  geneigte  Lage  recht  erschwert,  wenn  nicht  gar  unmög- 
lich, zumal  wenn  der  Tunneleingang,  wie  oft  in  gebirgigen 
Gegenden  in  eine  steile  Felswand  zu  liegen  kommt,  und 
da  erfahrungsgemäß  Winkelmessungen  genauer  als  Längen- 
messungen auch  bei  geneigten  Schichten  ausgeführt  werden 
können,  so  greift  man  zur  dritten  und  besten  Lösung, 
nämlich  Anlage  eines  Dreiecksnetzes. 

Um  in  diesem  Falle  die  Gerade  A  B  (Abb.  1),  deren 
Endpunkte  gegenseitig  nicht  sichtbar  sind,  von  A  und  B 
aus  gleichzeitig  abstecken  zu  können  bezw.  die  Durch- 
schlagsarbeiten von  beiden  Eingängen  aus  beginnen  zu 
lassen,  ist  zunächst  die  Anlage,  Messung  und  Berechnung 
eines  Dreiecksnetzes  für  die  Angabe  der  Richtung  erforder- 
lich. Bei  sehr  großen  Tunnellängen  ist  das  Dreiecksnetz 
mit  dem  trigonometrischen  Netze  der  Landesaufnahme  in 
Verbindung  zu  bringen.  Da  die  Dreieckspunkte  der  Landes- 
aufnahme aber  vielfach  zu  ungünstig  liegen  werden,  aucli 
der  Anschluß  an  diese  nicht  immer  notwendig  erscheint,  so 
muß  eine  „selbständige"  Triangulierung  hergestellt  werden. 

Die  Anlage  des  Netzes  besteht  in  der  Auswahl  der 
Netzpunkte  und  wird  unter  Benutzung  etwaiger  vorhan- 
dener Karten  vorgenommen,  in  letzter  Linie  natürlich  ent- 
scheiden die  Terrainverhältnisse  der  Oertüchkeit.  Dabei 
ist  besonders  auf  eine  günstige  Gestalt  der  Dreiecke  zu 
achten.  Große  Unterschiede  der  Seitenlängen  oder  sehr 
spitze  Winkel  sind  möglichst  zu  vermeiden.  Die  beste 
Dreiecksgestalt  ist  die  der  Gleichseitigen. 

Abb.  5  zeigt  die  Anlage  und  Auswahl  einer  willkürlich 
gewählten  Dreieckskette.  Man  legt  der  Berechnung  ei  i 
beliebig  gewähltes  Koordinatensystem  zugrunde,  dessen 


Nullpunkt  z.  B.  mit  einem  der  beiden  Endpunkte  der  Grund- 
linie CD  und  dessen  +  X-Achse  mit  der  Grundlinie  selbst 
zusammenhält,  der  Endzweck  der  Berechnung  besteht  dann 
in  der  Ermittelung  der  Koordinaten  der  Dreieckspunkte. 

Zunächst  sei  die  Grundlinie  C  D  gemessen,  deren 
Länge  aus  mehrrrtaliger  Messung  im  Mittel  zu  340,225  m 
Länge  gefunden  wurde.  Hierauf  wird  zur  sorgfältigen 
wiederholten  Messung  aller  Dreieckswinkel  mit  Hilfe  eines 
großen,  gut  geteilten  Repetitions-Theodoliten  geschritten. 
Es  ergeben  sich  die  gemessenen  Winkelgrößen  wie  folgt: 


^  a  zu  68°  33'  40" 

4c  b   „    670  42'  26" 

4C  c   „   43"  43'  36" 

179"  59'  42" 

^  g  zu  69°  34'  42" 


45°  11'  46" 
65"  13'  20" 
179"  59'  48" 


^m 


zu  55"    4'  10" 

„    79"  29'  26" 

„    45"  26'  54" 

180"  00'  30" 

zu  47"  12'  10" 

„   60"  59'  43" 

„   71"  48'  25" 

ISO"  00"  18" 


Die  Zusammenstellung  von  je  drei  zusammengehörigen 
Winkeln  ergibt,  bei  den  Dreiecksschlüssen  Widersprüche 
gegen  ihre  Sollwinkelsumme  von  180',  welche  zuvor  auf 
die  einzelnen  Dreicckswinkel  gleichmäßig"  verteilt  werden 
müssen.  Man  erhält  dann  an  Stelle  der  gemessenen  Winkel- 
größen die  ausgeglichenen. 


a  zu  68"  33'  46" 

b   „  67"  42'  32" 

c   „   43"  43'  42" 

TSOO  00'  00" 

^  g  zu  69"  34'  46" 


45"  11'  50" 
65"  13'  24" 


zu  55"    4'  00" 
„   79"  29'  16" 
45"  26'  44" 


180"  00'  00" 


180"  00'  00" 

zu  47"  12'  4" 

„  60"  59'  37" 

„   71"  48'  19" 

'ISO"  00'  OÖ" 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


791 


^6V87C  *-_-,ooo^^oß  


Bei  ganz  bedeutenden  Tunnellängen  muß  die  Berech- 
nung und  Ausgleichung  nach  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  zur  Verschärfung  der  Genauigkeit  erfolgen. 

Jetzt  berechnet  man  die  Längen  der  einzelnen  Drei- 
ecksseiten der  Reihe  nach  aus  dem  Sinussatz  wie  folgt: 

sin  ■  b 


CE  =  CD 


DE  =  CD 


sm  •  c 


sm  a 
sin  •  c 


am  Dreieck  I 
Abbildung  5 


Mit  logarithmischer  Berechnung  ergibt  sich  die  Länge 
der  Dreiecksseiten  ziffernmäßig  wie  folgt: 

CE  log  340,225  =  2,531  76  64 
+  log  sin  67«  42'  32"  =  9,966  26  78 
^  cptL  log  sin  43'>  43'  42"  =  0,160  3712 


CE 


log  CE  =  2,6584  054 
=  455,412. 


Die  übrigen  Dreiecksseiten  werden  fortlaufend  ähnlich 
so  berechnet,  und  zwar  bekommt  man: 

D  E  zu  458,145  m. 


C  F 
EF 
EG 
FG 
EH 
GH 


628,374 
523,943 
670,456 
692,025 
728,286 
562,499 


Es  sind  nun  die  rechtwinkligen  ebenen  Koordinaten 
von  H  mit  Probe  durch  Berechnung  des  Polygonzuges  C  F 
G  H  E  D  C  (Abb.  5)  zu  ermitteln. 

Als  Koordinatennullpunkt  sei  Punkt  C  und  als  +  ^- 
Achse  C  D  gewählt. 


Die  Koordinatenbere?hnung  ergibt  unter  Benutzung 
des  Trig.  Formulars  19  c'ir  Preußischen  Katasteranwei- 
sung IX  folgende  rechtwinklige  Koordinaten. 


± 

Y 

± 

X 

Punkt 

+ 

0,00 

0,00 

C 

+ 

523,224 

348,01 

F 

+ 

1085,189 

+ 

55,848 

O 

+ 

1000,109 

+ 

611,876 

H 

+ 

423,910 

+ 

166,449 

E 

Nach  diesen  vorbereitenden  Berechnungen  kann  die 
Absteckung  der  Tunnelachse  als  gerade  Linie  nun  da- 
durch bewirkt  werden,  daß  man  in  C  (Abb.  5)  an  die 
Dreiecksseite  C  D  den  Winkel  a  und  in  H  an  die  Seite  G  H 
den  Winkel  ß  anträgt. 

Die  abzusetzenden  Richtungswinkel  a  und  ß  ergeben 
sich  aus  den  berechneten  Koordinaten  der  Punkte  D  C  H 
und  C  H  G  wie  folgt: 
yH  -yC 


lang  a 


xH 


xC 


oder  in  Zahlen  a 


58«  32'  29". 


1)  ßi  =  a  (Abbildung  7). 

2)  tang  ß^=.  yO-y" 


xG  - 
oder  in  Zahlen  ß- 
+ 


xH 

=  8°  41' 58" 
=  58»  32'  29" 


ergibt  für  ß  670  14'  27". 

Die  Uebertragung  des  Höhenunterschiedes  ist  im  Ver- 
hältnis zur  Richtungsangabe  bedeutend  einfacher.  Durch 
ein  Feinnivellement  entweder  durch  Umgehung  des  zu 
durchschneidenden  Gebirges  oder  aber,  wenn  dieses  nicht 


792 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  50 


möglich,  über  den  Berg  hinweg  wird  der  Höhenunterschied 
von  a  und  b  (Abb.  8)  ermittelt. 

Die  Uebertragung  in  den  Tunnel  hinein  kann  dann 
bequem  unter  Berücksichtigung  der  Steigung  oder  des 
Gefälles  der  Tunnelbausohle  an  Hand  des  Längenprofils 


mit  genügender  Genauigkeit  und  ohne  besondere  Schwie- 
rigkeit erfolgen  auf  markscheiderische  Weise.  Unerläßlich 
ist,  daß  alle  Höhenangaben  kontrolliert  werden. 

(Schluß  folgt.) 


Die  deutschen  Techniker 

Sozialpolitische  Ergebnisse  der  Verbandsstatistik 

Von  Privatdozent  Dr.  A.  GÜNTHER. 
(Schluß.)*) 


///.  Die  Arbeitszeit  und  die  übrigen  Arbeitsbedingungen 
Der  Dienstvertrag 

Schon  ist  in  dem  das  Einkommen  nach  geographischen 
Bezirken  und  nach  Betriebs-  und  Berufsgruppen  sichtenden 
Abschnitt  auf  die  Arbeitszeit  Bezug  genommen  worden. 
Hier  muß  auf  sie  in  kurz  zusammenfassender  Weise  ein- 
gegangen werden,  wobei,  da  die  Arbeitszeit  in  Staat  und 
Gemeinde  im  allgemeinen  geordneter  erscheint  als  in 
Privatbetrieben,  der  Nachdruck  auf  diesen  letzteren  und 
zumal  auf  den  so  sehr  ungünstigen  Verhältnissen  im  Bau- 
gewerbe ruhen  muß. 

Wir  nehmen  hierher  eine  kurze  Uebersicht  über  die 
winterliche  und  sommerhche  Arbeitszeit: 


1.  Baugewerbe 


Im  Sommer 
Im  Winter 


Im  Sommer 
Im  Winter 


über 
9  Stunden 

46,72  oyo  =  ICO  0/0 

15,26  0/0  =  100  Ob 


8  Stunden  9  Stunden 
und  weniger 

21,550/0  31, 73  0/0 

53,58  0/0  31,160/0 

2.  Industrie 

38,63  o/o  41 ,79  o/o  19,58  o/o  =  lOQo/o 
41, 33  o/o       44,140/0       14,53  0/0       =  lOOo,, 

Die  Industrie  schneidet  durchwegs,  besonders  aber 
in  der  sommerlichen  Arbeitszeit,  weit  günstiger  ab.  Es 
ist  ohne  weiteres  zuzugeben,  daß  die  schärfere  Betriebs- 
anspannung im  Sommer  beim  Baugewerbe  die  Arbeitstage 
auch  der  technischen  Angestellten  verlängern  muß.  Man 
kann  nun,  um  tiefer  in  die  Sache  einzudringen  — 
indem  man  gleichzeitig  einen  ungefähren  Durchschnitt  aus 
Sommer-  und  Winterarbeitszeit  (der  aber,  da  die  Winter- 
monate mit  ihrer  kürzeren  Arbeitszeit  geringer  sind,  z  u 
günstig  ist)  bilde  —  die  speziellen  Verhältnisse  der  Be- 
triebsbeamten im  Bau  und  Industrie  ins  Auge  fassen.  Dabei 
scheiden  die  leitenden  Beamten,  die  für  ihre  Mehrleistung- 
am  ehesten  eine  Entschädigung  in  Gestalt  erhöhten  Ein- 
kommens erhalten  werden,  ebenso  die  an  Zahl  äußerst 
geringen  Bureaubeamten  mit  ihren  wesentlich  kürzeren, 
den  Verhältnissen  in  der  Industrie  angepaßten  Arbeits- 
zeiten aus.  Von  den  Betriebsbeamten  beim  Bau  haben 
30,78oo  eine  zehnstündige,  13,18o/o  eine  über  zehnstündige 
Arbeitszeit.  Dabei  schneidet  eine  Gruppe  (wiederum  mit 
mehr  großgewerblicher  Betriebsstruktur),  die  Steinmetz- 
techniker, besser  ab,  indem  hier  nur  wenig  mehr  als  8oo  über 
10  Stunden  zu  arbeiten  haben.  Demgegenüber  haben  von 
den  industriellen  Betriebsbeamten  nur  20oo 
10  und  nur  4,7 o/o  über  10  Stunden,  bei  den  Konstruk- 
teuren in  der  Industrie  sind  die  einschlägigen  Zahlen 
mit  7,2  bezw.  l,8o/o  noch  weit  günstiger.    Wie  sich  die 

*)  Siehe  auch  Heft  47,  48  und  49. 


Arbeitszeit  in  den  verschiedenen  Branchen  gestaltet,  weist 
der  betreffende  Abschnitt  im  einzelnen  nach,  hierauf  muß 
verwiesen  werden. 

Bei  den  auf  Privatdienstvertrag  angestellten 
Staatstechnikern  umfaßt  der  Achtstundentag  über  ^ller 
Fälle,  bei  den  Staatsbeamten  nur  wenig  über  die 
Hälfte,  dafür  gilt  für  fast  Vi  der  Siebenstundentag  (denen 
einzelne  Fälle  von  sechsstündiger  Arbeitszeit  —  sie  kommen 
besonders  in  den  Marineverwaltungen  vor  —  eingereiht 
sind).  Die  privatdienstlich  bei  Gemeinden 
tätigen  Techniker  verfügen  zu  annähernd  Vi  über  die 
achtstündige  Arbeitszeit,  über  15  o/o  arbeiten  7  Stunden. 
Wohl  am  günstigsten  ist  das  Verhältnis  bei  den  Ge- 
meindebeamten, wo  nicht  viel  weniger  als  V4  (72,50») 
8  und  über  Vs  7  Stunden  (gelegentlich  6  Stunden)  täglich 
beschäftigt  sind. 

Reiht  man  dieser  Darlegung  eine  gleichfalls  gedrängte 
und  auf  die  privaten  Betriebe  beschränkte  Uebersicht  der 
Arbeitszeit  in  den  einzelnen  (oben  näher  bezeichneten) 
geographischen  Bezirken  an,  so  ergibt  sich  im  Baugewerbe 
die  größte  Zahl  der  übermäßig  langen,  über  10  Stunden 
hinausragenden  Arbeitstage  im  preußischen  Osten,  wo  sie 
V4  der  Gesamtzahl  ausmachen.  Mitteldeutschland  und 
Schlesien  reiht  sich  an,  wir  erinnern  uns  der  parallelen 
Darstellung  der  Einkommensverhältnisse,  in  der  diese 
Bezirke  ebenfalls  wenig  günstig  abschnitten.  Demgegen- 
über zeigen  die  großen  Städte  (Groß-Berlin  und  Hamburg) 
weitaus  die  besten  Zustände.  Im  übrigen  ist  es  im  Westen 
überall  günstiger  bestellt,  im  Süden  etwas  günstiger 
wie  im  Norden. 

Viel  gleichmäßiger  tritt  die  Arbeitszeit  in  der  I  n  - 
dustrie  auf,  wp  Fälle  übermäßig  —  über  10  Stunden 
währender  —  Arbeitszeit  auch  im  Osten  sehr  selten  sind. 
Berlin  steht  an  erster  Stelle,  im  übrigen  findet  sich  der 
Achtstundentag  fast  allgemein  in  1/3  der  Fälle,  der  Neun- 
stundcntag  in  1/3  t)is  V2  der  Fälle. 

Im  ganzen  sind  die  Ergebnisse  unserer  Erhebung  un- 
günstiger als  die  anderer  Statistiken.  Daß  zumal  jene 
des  Bureaus  für  Sozialpolitik,  die  sich  auf  Groß-Berlin 
bezog,  keiner  Verallgemeinenmg  für  das  Reich  fähig  ist, 
darf  nach  den  obigen  Gegenüberstellungen  als  selbst- 
verständlich gelten. 

Aus  den  Daten  über  Nacht-,  Sonntagsarbeit  und  Ucbep 
stunden  übernehmen  Xvir  lediglich  folgendes:  Die  Industrie 
verzeichnet  Sonntagsarbeit  überhaupt  in  etwas  über  Vi«» 
das  Baugewerbe  in  fast  '/:,  aller  Fälle.  Hinsichtlich  der 
Ueberstundcn  stimmen  beide  Branchen  mit  11  bis  1400 
der  Fälle,  hinsichtlich  der  Nachtarbeit  mit  1,7  bis  2,8ob  ■ 
annähernd  überein.  Natürlich  bedürfen  diese  Zahlen  sehr  i 
der  näheren  Charakterisierung,  wie  sie  der  betr.  Abschnitt 


j 

M 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


793 


gibt,  da  die  Intensität  dieser  Fälle  anormaler  Arbeitszeit 
mehr  als  ihr  Vorkommen  überhaupt  entscheidet. 

Auch  im  Punkte  Urlaub  bleibt  das  Baugewerbe 
zurück.  Es  ist  im  übrigen  sehr  zu  beachten,  daß  die 
relativ  großen  Zahlen  unbestimmter  oder  angabeloser 
Fälle,  die  in  allen  sechs  Berufsgruppen  unterlaufen,  zumeist 
eine  ungünstige  Lösung  der  Urlaubsfrage,  zum  mindesten 
das  Fehlen  fester  Rechtsansprüche  vermuten  lassen.  Unter 
diesem  Gesichtspunkt  sind  die  folgenden  Prozentsätze 
überhaupt  fehlenden  Urlaubs  zu  beachten.  Sie 
betragen  im  Baugewerbe  25,85"/o,  in  der  Industrie  12,57o'o, 
bei  Staatsangestellten  9,OOo/o,  bei  Gemeinde- 
angestellten 5,93 o/o,  bei  Staatsbeamten  2,45 "/o, 
bei  Gemeindebeamten  aber  nur  0,61  o/o.*)  Wie  auch 
sonst  hat  die  Kommunalverwaltung  der  sozial  so 
eminent  berechtigten  Forderung  geregelten  Urlaubs  am 
meisten,  häufiger  noch  als  die  Staatsverwaltung,  stattgegeben. 

Die  immerhin  an  Bedeutung  zurücktretende  Frage 
nach  der  Dauer  des  Urlaubs  mag  an  der  Hand  der  An- 
gaben des  Abschnitts  selbst  beantwortet  werden. 

Die  übrigen  Arbeitsbedingungen  können  an  dieser 
Stelle  nur  sehr  im  allgemeinen  gewürdigt  werden. 
Wichtiger  wird  es  sein,  auf  Grund  der  Gesamtdarstellung 
ein  charakteristisches  Bild  des  Arbeitsvertrags 
überhaupt  zu  entwerfen.  Das  soll  zum  Schluß  geschehen. 

Die  Kündigungsverhältnisse  sind  im  Bau- 
gewerbe in  der  weitaus  größten  Zahl  (fast  85 o/o)  die  ge- 
setzlichen, in  der  Industrie  beträgt  der  Satz  nominell  nur 
wenig  über  -[^  (67,3 o/o),  doch  ist  anzunehmen,  daß  zahl- 
reiche Fälle  ,, besonderer  Regelung",  wie  sie  hier  unter- 
laufen, doch  der  gesetzlichen  Kündigungsfrist  angenähert 
sind.  Es  wird  für  die  Organisationspolitik  sehr  wichtig 
sein,  die  durch  die  lange  Kündigungsfrist  bedingte  rela- 
tive Stabilität  der  Arbeitsverhältnisse  zu  beachten. 

Eingehender  wurde  der  Privatdienstvertrag 
bei  Staat  und  Gemeinde  behandelt,  nicht  nur  die 
Kündigungsfristen,  auch  die  durchschnitt- 
liche Länge  der  privatdienstlichen  Beschäf- 
tig u  n  g  ist  berechnet  worden.  Eine  zu  lange  Ausdehnung 
dieser  Beschäftigung,  wie  wir  sie  leider  —  in  höherem 
Grade  bei  Staats-  als  bei  Gemeindebetrieben  —  konstatieren 
müssen,  ist  ein  äußerst  bedenkliches  Moment.  Es  zeigt 
sich  nun,  daß  in  über  Vio  der  Fälle  die  Beschäftigung  auf 
Privatdienstvertrag    in    Staatsbetrieben    über    10  Jahren 

,  (über  1900)  zurückreicht,  daß  weitere  17o/o  seit  1905  in 
dieser  Weise  angestellt  sind.    Viel  günstiger  sind  die 

,  entsprechenden  Zahlen  in  den  Gemeindebetrieben,  wo  sich 
allgemein  eine  starke  Verjüngung  der  auf  Privatdienst- 

^  vertrag  Angestellten  zeigt,    die    hauptsächlich  im  Sinne 

,   häufigerer  und  rascherer  Uebernahme  in  den  Beamten- 

ji,  Status  gedeutet  werden  kann.  —  Besonders  wurde  hier 
die  Frage,  ob  ein  Anspruch  auf  Pension  besteht, 
beantwortet :  Vö  der  Staats-,  2/3  der  Gemeinde- 
angestellten   haben    keinen    solchen  An- 

i  Spruch,  gewiß  ein  sehr  bedenkliches  Bild,  das  die  Un- 
erläßlichkeit der  Einbeziehung  dieser  Kreise  in 

,  die  Pensionsversicherung  der  Privatbeam- 
ten zwingend  dartut.  Eine  solche  ist  nach  den  letzten 
Kommissionsbeschlüssen  annähernd  gewährleistet. 

Hinsichtlich      der     Fortzahlung      des  Ge- 

I  halts  im  Falle  der  Krankheit  und  der  Ein- 
ziehung zu  militärischen  Uebungen  bleibt  der  or- 
ganisatorischen Arbeit,  vor  allem  aber  der  Gesetz- 
gebung noch  viel  zu  tun  übrig,  wenn  auch  die  Ver- 
hältnisse —  soweit  bekannt  —  nicht  ganz  so  ungünstig 
liegen  Wie  auf  manchem  anderen  Gebiet. 

f        *)  Damit  sind  die  Zahlen,  wie  sie  früher  gelegentlich  einer 
•  vorläufigen  Feststellung  errechnet  wurden,  richtig  gestellt. 


Hingegen  muß  noch  bei  jenen  beiden  sozial  so  sehr 
bedenklichen  Erscheinungen  verweilt  werden,  die  als  ein 
ureigenstes  Charakteristikum  des  Angestclltenvertrags  und 
speziell  des  Vertrags  des  Technikers  zu  gelten  haben: 
Konkurrenzklausel  und  Erfinderklausel.  Ist 
ihr  spezielles  „Arbeitsfeld"  die  Industrie,  so  kennt  sie 
doch  auch  das  Baugewerbe.  Wir  haben  uns  auf  das 
Wichtigste  und  damit  auf  die  Industrie  zu  beschränken. 
Hier  ist  dann  hervorzuheben,  daß  schon  in  recht  jugend- 
lichem Alter  Konkurrenzklausel-Verträge  eingegangen  wer- 
den müssen.  7o/o  der  in  Frage  kommenden  342  An- 
gestellten (=  13,15o/o  aller  in  der  Industrie  tätigen)  sind 
unter  25  Jahre,  weitere  31, 29 0/0  unter  30  Jahre  alt.  (Im 
Baugewerbe  überwiegt  dies  jugendliche  Element  über- 
raschenderweise noch  stärker.)  Unter  2  Jahren  betrug 
das  Berufsalter  als  Techniker  in  fast  3,  2  bis  5  Jahre 
in  über  18.  5  bis  10  Jahre  in  fast  36o/o  der  Fälle. 

Sieht  man  sich  die  Branchen  an,  so  partizipiert  der 
Bergbau  mit  6,  die  Industrie  der  Steine  und  Erden  mit  8, 
jene  der  Metallverarbeitung  mit  18  Firmen.  96  gehören 
dem  Maschinen-  und  Instrumentenbau,  16  der  chemischen 
Industrie  an,  4  jener  der  forstwirtschaftlichen  Neben- 
produkte. Weiter  ist  die  Textilindustrie  mit  9,  die  Papier- 
industrie mit  8,  die  Holzindustrie  mit  5,  die  Nahrungs- 
mittelindustrie mit  19,  andere  Gewerbe  zusammen  mit 
7  Firmen  vertreten,  endlich  kommen  noch  2  Ingenieur- 
bureaus unter  den  insgesamt  200  Firmen  in  Frage.  Beim 
Baugewerbe  handelte  es  sich  um  42  Baugeschäfte  schlecht- 
hin, um  7  Architekturbureaus,  7  Eisenbetonunternehmun- 
gen, zusammen  waren  es  somit  56. 

Verweilen  wir  nun  bei  den  Verhältnissen  der  Industrie, 
so  ist  die  Frage  der  örtlichen,  zeitlichen  und  sachlichen 
Erstreckung  zu  untersuchen.  In  über  1/4  der  Fälle  ist 
in  örtlicher  Hinsicht  überhaupt  kein  Maß  gesetzt  (praktisch 
sind  nur  V3  der  Fälle  begrenzt,  wenn  man  nicht  etwa 
die  Ausdehnung  auf  ganz  Deutschland  mit  ihrem  so  sehr 
,, nationalen"  Hintergrund  als  Begrenzung  auffassen  will). 
Zeitlich  ist  die  Beschränkung  eine  wesentlich  bessere, 
über  die  Hälfte  der  Fälle  beschränken  sich  auf  eine  ein- 
bis  zweijährige  Bindung,  über  Vs  weiter  auf  eine  drei- 
jährige. Hier  zeigt  das  Baugewerbe  eine  ungünstigere 
Gestaltung. 

Stellen  wir  zum  Schlüsse  noch  die  Höhe  des 
Gehalts  der  Höhe  der  Konventionalstrafe  gegen- 
über, so  zeigt  sich  folgendes :  Von  jenen  Angestellten, 
denen  eine  Strafe  von  500  bis  1000  M  droht,  haben 
30,950/0  —  annähernd  Vs  —  unter  200  M  Gehalt.  Bei 
einer  Strafe  von  1000  bis  3000  M  befinden  sich  sogar 
43,530/0,  also  über  2/5  in  dieser  gewiß  nicht  eben  hohen 
Gehaltsklasse,  bei  einer  Strafe  von  3000  bis  6000  M 
27,27 0/0  —  über  Vd,  bei  einer  Strafe  von  6000  bis  20  000  M 
noch  15,52iin.  Vielleicht  wird  der  bestehende  Zustand, 
der  scharfe  Kritik  herausfordert,  nicht  besser  beleuchtet 
als  durch  diese  Gegenüberstellung. 

'  Fassen  wir  uns  hinsichtlich  der  Bestimmungen  über 
das  „Erfinderrecht"  etwas  kürzer,  so  wäre  —  wie- 
derum unter  Beschränkung  auf  die  vornehmlich  berührte 
Industrie  —  zunächst  zu  erwähnen,  daß  183  Firmen  mit 
385  Angestellten  in  Frage  kommen.  Der  Schwerpunkt 
liegt  wieder  auf  dem  allgemeinen  Maschinen-  und  Instru- 
mentenbau 

Das  Eigentumsrecht  an  den  von  Angestellten 
gemachten  Erfindungen  geht  in  fast  2/3  der  Fälle  ohne 
weiteres  auf  die  Firma  über,  in  dem  letzten  Drittel  nur 
dann,  wenn  die  Erfindung  im  Fabrikbetriebe  gemacht 
wurde  Eine  Entschädigung  ist  nur  in  10  bis  13<Vo  der 
Fälle  festgelegt.  Das  Namenrecht  an  der  Erfindung  steht 
in  97,14o/o  den  Firmen,  nur  in  2,86 "o  den  Angestellten  zu. 


1 


794 


In  13  Fällen  wird  das  Eigentumsrecht  an  Erfindungen 
auch  nach  Ausscheiden  des  Angestellten  aus  dem  Betriebe 
von  der  Finna  vorbehalten  —  eine  bisher  noch  wenig 
beachtete  Erweiterung  der  Konkurrenzklausel,  die  in 
zwei  Fällen  (chemische  Fabrik)  sich  auf  drei  bis  fünf  Jahre 
erstreckt.  Gewiß  ein  außerordentlich  trübes  Bild,  nicht 
nur  vom  sozialen,  auch  vom  volkswirtschaftlich-technischen 
Standpunkt  aus. 

Liegt  beim  Einkommensproblem  der  Haupt- 
nachdruck der  Reform  auf  den  Leistungen  der  Organi- 
sation, neben  denen  die  Gesetzgebung  nur  mittelbar  und 
im  Rahmen  der  allgemeinen  Sozialgesetzgebung  durch 
Schaffung  eines  Koalitions-  und  Tarifvertragsrechtes  tätig 
werden  kann,  —  so  ist  die  rechtliche  Regelung  des 
Arbeitsvertrages  der  technischen  Ange- 
stellten eine  der  wichtigsten  Aufgaben  eines  sozial 
denkenden  Gesetzgebers.  Bekanntlich  besitzen  ein  großer 
Teil  des  „Neuen  Mittelstandes",  die  Flandlungsgehilfen, 
in  den  einschlägigen  Partien  des  Handelsgesetzbuches  ein 
Recht,  das  wohl  nicht  überall,  so  z.  B.  nicht  auf  dem 
Gebiete  der  Konkurrenzklausel,  notwendigen  Gesichts- 
punkten zum  Siege  verhilft,  aber  doch  gegenüber  der 
Gewerbeordnung,  den  verschiedenen  übrigen  Spezial- 
gesetzen und  den  sekundär  gültigen  Vorschriften  des  Bür- 
gerlichen Gesetzbuches  einen  außerordentlichen  Vorsprung 
bedeutet.  Es  ist  bekannt,  daß  unter  der  Führung  des 
Deutschnationalen  Handlungsgehilfenverbandes  eine  ge- 
wisse Opposition  in  manchen  Kreisen  der  Handlungs- 
gehülf en  gegen  das  letzte  von  uns  erstrebte  Ziel :  Die 
Vereinheitlichung  des  Privatbeamtenrech- 
tes besteht.  Jüngst  kam  sie  auf  dem  Deutschen  Juristen- 
tag in  recht  ungeschickter  Weise  zur  Geltung.  Demgegen- 
über darf  freilich  die  gegensätzliche  Stellung  der  beiden 
anderen  großen  Handlungsgehilfenorganisationen,  des 
Leipziger  Verbandes  und  des  Vereins  für  Handlungskommis 
von  1858  nicht  übersehen  werden,  so  daß  immerhin  die 
weitaus  größte  Mehrzahl  der  organisierten  Angestellten, 
geschlossen  natürlich  die  Techniker,  für  jenes  Endziel  ein- 
treten. Aber  nicht  nur  mit  diesem  Ziele,  das  stets  die  letzte 
Forderung  bleibt,  haben  wir  uns  hier  zu  beschäftigen. 

Die  eben  genannte  Danziger  Tagung  des  Deutschen 
Juristentages  hatte  unmittelbar  —  neben  anderen  Themen 
—  die  Frage  zu  beantworten,  ob  sich  eine  Uebert  ra- 
gung der  für  die  Handlungsgehilfen  gil- 
tigen Schutzvorschriften  auf  die  übrigen 
Kreise  der  Angestellten  empfehle.  Fast  einstim- 
mig trat  die  Versammlung  dem  diese  Frage  bejahenden 
vortrefflichen  Referat  des  österreichischen  Justizministers 
Dr.  Klein  bei.  Damit  sind  die  nächsten  Aufgaben  der 
Gesetzgebung  bezeichnet. 

Was  hier  im  einzelnen  zu  geschehen  hat,  kann  heute 
nicht  aufgezählt  werden,  es  hieße  das,  das  Programm  der 
technischen  Organisationen  wiederholen.  Wir  können  nur, 
zusammenfassend,  nochmals  auf  tiefgehende  Schäden  hin- 
weisen, zu  deren  Klarstellung  die  nun  abgeschlossene 
Statistik  des  Technikerstandes  beigetragen  haben  dürfte. 
Bedauerlich  genug  ist  bei  der  Auflösung  des  Reichstages 
im  Jahre  1907  die  sog.  „Kleine  Techniker- 
novell e" ,  die  etwas  besseres  Recht  hinsichtlich  der 
Fortzahlung  des  Gehalts  im  Krankheitsfalle  und  anderer 


Heft  50 


Punkte  bringen  sollte,  gefallen.  Was  seither  an  gesetz- 
geberischen Versuchen  zur  Reform  des  Angestelltenrechtes 
verlautete,  ist  nicht  geeignet,  ernste  Bedenken  zu  zer- 
streuen. 

Das  gilt  vor  allem  von  dem  im  Vorjahre  veröffent- 
lichten Erlaß  des  preußischen  Ministers  für  Handel  und 
Gewerbe  hinsichtlich  der  Konkurrenzklausel. 
Verf.  dieser  Zeilen  ist  in  der  „Sozialen  Praxis"  in 
eine  sehr  ernste  Kritik  dieses  Erlasses  eingetreten.  Es 
zeigte  sich,  daß  er  weit  entfernt  war  von  einer  Beseitigung 
oder  wenigstens  starken  Beschränkung  der  Klausel;  der 
geringe  privatrechtliche  Vorteil,  der  dem  einzelnen  durch 
die  in  Aussicht  genommene,  recht  einseitig  bemessene 
Entschädigung  zuteil  werden  sollte,  hätte  mit  Verschlechte- 
rungen auf  der  ganzen  Linie  erkauft  werden  müssen:  Mit 
einer  evidenten  Rückwärtsrevidierung  der  relativ  fortschritt- 
lichen Bestimmungen  des  Handelsgesetzbuches,  einer 
falschen  Marschroute  für  die  Rechtsprechung,  die  bei  Be- 
urteilung der  sozialen  Zulässigkeit  eine  Klausel  (anstatt, 
wie  bisher,  die  zeitliche,  örtliche  und  sachliche  Erstreckung) 
die  Entschädigung  in  den  Mittelpunkt  der  Betrachtung  zu 
ziehen  gehabt  hätte,  endlich  mit  einer  geradezu  unver- 
ständlichen Einengung  der  Koalitionsfreiheit;  daß  solchen 
gesetzgeberischen  Entwürfen  ein  entschiedener  Wider- 
spruch entgegengesetzt  wurde,  ist  selbstverständlich. 

Es  muß  Grundsatz  des  Gesetzgebers  sein,  wirkliche 
Notstände  zu  beseitigen  und  diese  Beseitigung  nicht  durch 
Preisgabe  grundsätzlich  bedeutsamer  Punkte  dem  Gegner 
der  Reform  schmackhaft  machen  zu  wollen.  Darüber 
hinaus  bedarf  es  einer  prinzipiell  klaren  Stellung  zum 
Koalitionsrecht,  das  freilich  in  mehr  als  einer  Richtung 
erst  noch  zu  schaffen  wäre.  Wir  können  die  neuesten, 
im  Vorentwurf  zum  Strafgesetz  gemachten  Ver- 
suche einer  Neuredigierung  des  Erpressungsparagraphen 
u.  a.  m.  hier  nur  streifen,  müssen  aber  zugeben,  daß 
warnende  Stimmen,  die  zumal  in  Gewerkschaftskreisen 
laut  wurden,  gute  Gründe  hierfür  angeben  konnten.  Der 
technische  Angestellte  ist  an  einer  großzügigen  Lösung 
dieses  Grundprin2Üps  unseres  Gewerberechts  in  höchstem 
Maße  interessiert,  nur  auf  dieser  Grundlage 
wünscht  er  sein  Spezialrecht  erstehen  zu 
sehen. 

Dieses  Spezialrecht  wird  aber  stets  Angestellten- 
recht bleiben  müssen,  der  Arbeitsvertrag  des  gewerb- 
lichen Arbeiters  ist  nicht  ohne  tiefgehende  Aenderungen 
auf  die  oft  anders  gelagerten,  hier  eingehend  dargestell- 
ten Verhältnisse  des  Angestelltenstandes  übertragbar.  Un- 
leugbar ist  eine  gewisse  Annäherung  an  das  Recht 
des  öffentlichen  Beamten  möglich  und  wün- 
schenswert, vorausgesetzt,  daß  dieses  Recht  —  wofür  die 
vorliegende  Arbeit  ebenfalls  gelegentlich  Material  liefern 
dürfte  —  in  freiheitlichem  Sinne  ausgebaut  wird.  Jener 
Verzicht  auf  unbeschränkte  Freizügigkeit,  der  auch  die 
Stoßkraft  der  Koalition  gelegentlich  beeinflußt  und  der, 
neben  anderem,  allein  schon  in  den  langen  gesetzlichen 
Kündigungsfristen  zum  Ausdruck  kommt,  er  bedarf  einer 
Korrektur;  und  diese  Korrektur  kann,  unter  voller  Wah- 
rung der  Grundrechte  des  Arbeitsvertrages,  sehr  wohl  in 
der  tatsächlichen  Annäherung  an  den  heute  noch  viel- 
fach inhaltsleeren  Begriff  des  „Privat  b  e  a  m  t  c  n"  er- 
blickt werden. 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


795 


::  H  H  ::    STANDESBEWEGUNG       ::  ::  :: 


Architektinnen 

Nachdem  die  Frauen  als  Studierende  an  den  Tech- 
nischen Hochschulen  zugelassen  worden  sind,  war  auch 
zu  erwarten,  daß  die  technischen  Privatlehranstalten  eben- 
falls Abteilungen  für  Frauenausbildung  schaffen  werden. 
Inzwischen  haben  ja  auch  viele  unserer  sogenannten  höheren 
und  niederen  Privatlehranstalten,  von  der  Akademie  oder 
dem  Polytechnikum  bis  herunter  zu  der  Baugewerkschule 
und  dem  Technikum,  Abteilungen  für  die  Ausbildung  der 
Frau  als  Architektin  oder  Technikerin  errichtet. 

Doch  scheint  die  Aufklärungsarbeit  der  technischen 
Angestelltenorganisationen  der  Oeffentlichkeit  die  Augen 
geöffnet  zu  haben  über  den  Wert  und  die  Existenzmöglich- 
keit der  so  ausgebildeten  Kräfte.  Besonders  tüchtige 
Unterrichts  -  Unternehmer  wählen  daher  in  neuester  Zeit 
andere  Bezeichnungen  für  ihre  Schulen.  So  hat  ein  an- 
scheinend neu  begründetes  Unternehmen  in  Berlin, 
Dessauer  Straße  31,  „Technische  und  architektonische 
Frauenkurse"  eröffnet. 

Dem  Programm  der  Anstalt  ist  zu  entnehmen,  daß 
der  ,, Eintritt  jederzeit"  erfolgen  kann.  Damit  soll  zweifel- 
los angedeutet  werden,  daß  die  Ausbildung  eine  individuelle 
ist.  Schade  nur,  daß  die  Angabe  fehlt,  wie  groß  die 
Anzahl  der  beschäftigten  Lehrkräfte  ist.  Bei  den  an- 
geführten 28  Studienfächern  muß  sie  aber  ziemlich  groß 
sein  Denn  da  d^r  Eintritt  stündlich  erfolgen  kann  und 
die  Anstalt  auf  dem  System  des  Einzelunterrichts  aufgebaut 
zu  sein  scheint,  so  muß  jede  Schülerin  durch  eine  be- 
sondere Lehrkraft  gefördert  werden.  Rechnet  man,  daß 
ein  Lehrer  täglich  höchstens  sechs  Stunden  erteilen  kann, 
so  muß  eine  stattliche  Anzahl  vorhanden  sein.  Oder 
sollte  zur  Verminderung  der  Unkosten  ein  Lehrer  in  zwei 
bis  drei  Unterrichtsfächern  zu  gleicher  Zeit  unterrichten? 
Etwa  Kunstgeschichte,  Heizung  und  Lüftung  und  Statik 
der  Baukonstruktionen? 

Ohne  vorhergegangene  praktische  Aus- 
bildung (darin  soll  auch  ein  Anreiz  zum  Besuche  der 
,, Anstalt"  liegen)  werden  die  Schülerinnen  in  einem  ein- 
bis  dreijährigen  Kurs  zu  Architektinnen  oder  Bautech- 
nikerinnen diplomiert.  Es  beginnt  der  Wettbewerb  auf 
dem  Stellenmarkt,  der  trotz  der  gegenteiligen  Behauptungen 
betriebsamer  Lehranstaltsunternehmer  noch  auf  Jahre 
hinaus  ein  Mißverhältnis  zwischen  Angebot  und  Nach- 
frage zeitigen  wird.  Um  diese  Bedenken  gegen  die  Er- 
greifung des  technischen  Berufes  zu  zerstreuen,  hat  die 
Direktion  eine  Art  Stellenvermittelung  errichtet.  Sie  ver- 
spricht, ihren  Schülerinnen  bei  der  Erlangung  ,, passender" 
Stellungen  behilflich  zu  sein.  Dazu  unterhält  der  Leiter 
der  Anstalt  „beste  Verbindungen  mit  ersten  Fachkreisen". 
Man  muß  uns  schon  erlauben,  einer  so  aufgebauten 
Stellenvermittlung  zu  mißtrauen.  Denn  auch  die  Direktion 
wird  nicht  leugnen  wollen,  daß  heute  an  die  Ausbildung 
der  männlichen  Techniker  das  Unternehmertum  ganz  andere 
Forderungen  stellt,  als  sie  jene  Anstalt  erfüllen  kann.  Da 
muß  der  junge  Mann  erst  das  Bauhandwerk  praktisch 
erlernt  haben,  bevor  er  seine  mindestens  zwei  Jahre  wäh- 
rende theoretische  Ausbildung  an  einer  Königlichen  Bau- 
gewerkschule beendet.  In  vielen  Fällen  schließt  sich 
hieran  ein  mehrsemestriges  Studium  an  einer  anerkann- 
ten Hochschule.  Wenn  es  nun  einem  Architekten 
mit  dieser  anerkannt  guten  Ausbildung  nicht  möglich  ist, 
immer  eine  passende,  ja  überhaupt  eine  Stellung  zu  er- 
langen, um  wieviel  weniger  wird  dies  einer  Frau  gelingen, 
die  nicht  jene  abgeschlossene  Ausbildung  erhalten  hat. 
Der  Direktion  wäre  es  nur  möglich,  die  Absolventen  in 
unbedeutenderen  Stellungen  unterzubringen  mit  mäßiger 
Besoldung.  Aber  auch  das  wird  nur  schwer  gelingen.  Dann 
beginnt  das  Unterbieten  und  damit  die  Lohndrückerei 
mangelhaft  Vorgebildeter.  V/ir  warnen  deshalb  überhaupt 
die  Frau  vor  unserem  Berufe,  noch  mehr  aber  vor  solcher 
ungeeigneten  Ausbildung. 


AUS  DER  VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE 

Entstehung  und  Bedeutung  der  Haftpflichtversicherung 

Auch  die  Haftpflichtversicherung  geht  in  ihren  Vor- 
läufern weit  in  die  Vergangenheit  zurück.  In  Frankreich 
hatte  schon  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  die  Napoleo- 
nische Gesetzgebung  eine  bedeutende  Schadensersatzpflicht 
festgestellt,  aber  auch  in  anderen  Gebieten  begegnet  man 
der  Haftpflicht  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des  vergangenen 
Jahrhunderts.  Die  Haftpflicht  der  Pferde-  und  Wagen- 
besitzer z.  B.  war  ziemlich  ausgebreitet  und  führte  dazu, 
daß  man  sich  gegen  alle  Unfälle  versicherte,  die  an  Pferd 
und  Wagen  oder  durch  diese  entstanden.  Verschiedene 
in  den  Jahren  1825  bis  1830  gegründete  französische  Ge- 
sellschaften nahmen  dieses  Risiko  in  Deckung.  Eine  Haft- 
pflichtversicherungsgesellschaft für  die  Industrie  bildete 
sich  erst  in  den  sechziger  Jahren  des  vergangenen  Jahr- 
hunderts und  zwar  zuerst  in  Paris.  Hier  wurde  im  Jahre 
1861  eine  Versicherung  der  Arbeiter  gegen  haftpflichtige 
und  nicht  haftpflichtige  Unfälle  durch  die  Einrichtung  einer 
Kollektivunfallversicherung  ins  Leben  gerufen.  Ein  an- 
deres, 1868  errichtetes  Unternehmen  versicherte  auch  die- 
jenigen, die  fremde  Handarbeit  in  Anspruch  nahmen,  gegen 
Zivilansprüche,  die  ihnen  gegenüber  ihren  Angestellten  und 
Arbeitern  erwachsen  konnten,  die  Opfer  körperlicher  Un- 
glücksfälle an  der  Arbeitsstätte  des  Unternehmers  wurden. 
Für  Deutschland  brachte  das  bereits  bei  Besprechung  der 
Unfallversicherung  erwähnte  Haftpflichtgesetz  vom  7.  Juni 
1871  eine  selbständige  Haftpflichtversicherung  zum  Ent- 
stehen. Zwar  ordnete  das  Gesetz  nicht  an,  daß  die 
namentlich  den  Betriebsunternehmern  von  Bergwerken, 
Fabriken  usw.  auferlegte  Haftpflicht  versichert  werden 
sollte,  doch  empfahl  es  die  Versicherung  indirekt  durch 
die  Vorschrift,  daß  auf  die  Entschädigungssumme  die  dem 
Unfallbeschädigten  etwa  zukommende  Leistung  einer  Ver- 
sicherungsanstalt anzurechnen  sei,  wenn  der  Unternehmer 
mindestens  ein  Drittel  der  Prämie  gezahlt  habe.  Es  war 
daher  nicht  zu  verwundern,  daß  schon  im  Jahre  1873 
drei  Gegenseitigkeitsvereine  sich  bildeten,  die  die  Haft- 
pflichtversicherung betrieben.  Neben  ihnen  entstanden 
verschiedene  Aktiengesellschaften.  Diese  Unternehmungen 
nahmen  die  Haftpflichtversicherung  entweder  als  selbstän- 
digen Versicherungszweig  oder  als  Zusatzversicherung  zur 
Unfallversicherung  auf.  Wenn  die  neue  Versicherungsart 
auch  ziemlich  rasch  Freunde  zu  finden  verstand,  machten 
die  Haftpflichtversicherungsgesellschaften  jedoch  bald  die 
Erfahrung,  daß  die  von  ihnen  geforderten  Prämien  zur 
Deckung  des  Risikos  nicht  ausreichten.  Es  stellte  sich 
heraus,  daß  die  von  amtlicher  Seite  veröffentlichte  Unfall- 
statistik unzuverlässig  war.  Sie  berücksichtigte  nur  Un- 
fälle, die  zur  Kenntnis  der  amtlichen  Organe  gelangt  waren. 
Da  eine  Anzeigepflicht  nicht  allgemein  bestand,  blieben 
viele  Unglücksfälle  ohne  Beachtung.  Diese  Verhältnisse 
zwangen  die  Haftpflichtversicherungsunternehmungen  zu 
einer  Heraufsetzung  der  Prämien.  Während  diese  sich 
bei  den  Gegenseitigkeitsgesellschaften  ohne  Schwierigkeit 
vornehmen  ließ,  waren  die  Aktiengesellschaften  angesichts 
des  scharfen  Wettbewerbs  nur  zum  Teil  in  der  Lage, 
eine  Aenderung  der  Prämientarife  eintreten  zu  lassen.  Die 
Konkurrenz  führte  auch  dazu,  daß  die  Unfallverhütungs- 
vorschriften allmählich  abgeschwächt  und  schließlich  aus 
den  allgemeinen  Versicherungsbedingungen  entfernt 
wurden,  wodurch  sich  naturgemäß  das  Risiko  erheblich 
erhöhte.  Ferner  gelangte  auch  allgemein  jede  Beschrän- 
kung der  Ersatzleistung  in  Fortfall,  so  daß  die  Versicherer 
keinen  Maßstab  mehr  für  ihre  Maximalleistungen  besaßen. 
Dazu  kam,  daß  die  richterliche  Auslegung  des  Haftpflicht- 
gesetzes ständig  strenger  wurde  und  seine  Vorschriften 
immer  mehr  zu  Ungunsten  der  Arbeitgeber  angewandt 
wurden.  Endlich  entstand,  je  mehr  die  Kenntnis  vom 
Haftpflichtgesetz  in  die  breite  Masse  der  erwerbstätigen, 
unselbständigen  Bevölkerung  eindrang,  bei  dieser  das  Be- 
streben, jeden  Unglücksfall  als  haftpflichtigen  darzustellen 


796 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  50 


und  Entschädigungsansprüche  geltend  zu  machen.  Der 
schwierigen  Lage,  in  die  infolge  dieser  Verhältnisse  die 
private  Haftpflichtversicherung  geriet,  machte  der  deutsche 
Gesetzgeber  insofern  ein  Ende,  als  er  eine  reichsgesetzliche 
Unfallversicherung  für  Arbeiter  schuf.  Obwohl  den  be- 
stehenden Haftpflichtgesellschaften  irgendeine  Entschädi- 
gung dafür,  daß  ihnen  ihr  Versichertenkreis  entzogen  und 
sie  in  ihrer  Tätigkeit  lahmgelegt  wurden,  vom  Gesetz- 
geber nicht  zugebilligt  wurde,  gelang  es  ihnen  bald,  sich 
neue  Arbeitsgebiete  zu  erschließen.  Sie  faßten  zunächst  die 
von  der  sozialen  Unfallversicherung  nicht  berücksichtigten 
Haftpflichtreste,  daneben  aber  schon  bald  eine  Erweite^ 
rung  der  Haftpflichtversicherung  ins  Auge.  Während 
bisher  lediglich  die  Haftpflicht  der  Betriebsunternehmer 
versichert  worden  war,  gingen  die  Gesellschaften  dazu 
über,  die  Haftpflicht  aller  übrigen  Kreise,  Berufsarten  und 
Stände  in  Versicherung  zu  nehmen,  also  die  der  Haus- 
besitzer und  Mieter,  der  Aerzte  und  Apotheker,  der  Hotel- 
besitzer und  Restaurateure,  der  Beamten,  Rechtsanwälte, 
Notare  usw.  Gleichzeitig  löste  sich  die  Haftpflichtver- 
sicherung immer  mehr  von  der  Unfallversicherung  los. 
Der  starke  Wettbewerb  der  Gesellschaften  untereinander 
führte  im  Jahre  1900  auch  in  diesem  Versicherungszweig 
zur  Errichtung  eines  Verbandes  der  in  Deutschland  arbei- 
tenden Haftpflichtversicherungsunternehmungen. 


::  ::  :;  ZEITSCHRIFTENSCHAU  ::      :;  I; 

für  Oktober  1911. 
(Schluß  aus  Heft  49.) 

Kraftmaschinenbau. 

„Ueber  Gasturbinen."  Von  Prof.  Langer,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  42,  S.  1701.  Kurze  und  allgemeine  Erläuterung  von  Theorie 
und  Konstruktion. 

„Kerchowe-  und  Oleichstrom  -  Dampfmaschine."  Dr.  Ing. 
Doederlein,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  40,  S.  1683.  Theoretischer  und 
praktischer  Vergleich  beider  Maschinentypen. 

„CVie  neue  hydraulische  Regelung  der  Sulzer-Dampfturbine 
und  Versuche  an  der  2000-KW-Turbine  der  Baseler  Elek- 
trizitätswerke." Von  Stodola,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  41,  S.  1709. 
Allgemeine  bauliche  Anordnung,  die  hydraulische  Regelung, 
Schema  der  Regelvorrichtung,  die  Isodromvorrichtung,  Verstel- 
lung der  Drehzahl,  der  Sicherheitsregler,  die  Oelpumpen,  Rcgel- 
und  Ueberlastventile  usw. 

Elektrotechnik. 

„Zur  Messung  dielektrischer  Verluste  mit  der  Wechselstrom- 
brücke." Von  Wagner,  E.  T.  Z.  G2,  Nr.  40,  S.  1001.  Genauere 
Messung  bei  besonderen  Vorsichtsmaßregeln;  Schaltung  mit 
Beseitigung  der  Einflüsse  der  Ableitungen  und  Kapazitäten  der 
Brückenteile  gegen  Erde. 

„Die  Stralilungseigenschaften  elektrischer  Glühlampen."  Von 
Dr.  Rußner,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  41,  S.  1026.  Wirkungsgrad  der 
Kohlenfadenlampen  l,6o/o,  der  Metallfadenlampen  4,5o/o.  Be- 
festigung der  Metallfäden  durch  schlechte  Wärmeleiter. 

„Tickerempfang  mit  aperiodischem  Kreis."  Von  Prof.  Dr. 
Mosler,  Dipl-Ing.,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  41,  S.  1027.  Möglichkeit 
des  Tickerempfangs  bei  aperiodischem  Kreis  unter  wesentlicher 
Vereinfachung  bei  erheblicher  Steigerung  der  Empfindlichkeit 
gegenüber  Zellendetektoren. 

„Neues  Verfahren  zur  Isolation  von  Spulen  für  Hoch- 
spannungsmaschinen." Von  Perlewitz,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  41, 
S.  1028.  A'\ikarta-Umpressung  und  Ausfüllung  der  Zwischen- 
räume mit  Kompoundmasse.    Herstellung  der  Spu'en  auf  P.esscn. 

„Elektrisclie  Fördermaschinen."  Von  Prof.  Philippi,  E.  T. 
Z.  32,  Nr.  42,  S.  1047.  Die  wichtigsten  Systeme;  Vergleich 
der  verschiedenen  Systeme. 

„Meßeinrichtung  für  Oleich-  und  Wechselstrom  mit  großem 
Meßbereich  und  Schutz  gegen  Ueberlastung  des  empfindlichen 
Galvanometers."  Von  Prof.  Dr.  Rudolph,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  42, 
S.  1055.    Ein  für  Schulzwecke  besonders  geeignetes  Instrument. 

„Regelung  großer  Drehstrommotoren  durch  Frequenz- 
wandler." Von  Heyland,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  42,  S.  1054.  All- 
gemeine Darlegung  der  Vorteile. 

„Ueber  Versuche  zur  Bestimmung  der  Koronaverluste  auf 
Freileitungen."  Von  Görges,  Weidig  und  Jaensch,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  43,  S.  1071.  Beschreibung  der  Versuche  an  einer  Einphasen- 
leitung und  deren  Umrechnung  auf  eine  Dreiphasenleitung. 


„Die  magnetischen  Eigenschaften  des  Eisens  bei  Hoch- 
frequenz bis  zu  200  000  Per/Sek."  Von  Alexanderson,  E.  T, 
Z.  32,  Nr.  43,  S.  1078.  Bericnt  über  eine  Hochfrequenzmaschine 
für  200  000  f^;  Permeabilität  bei  dieser  Frequenz  höchstwahr- 
scheinlich die  gleiche  wie  bei  wenig  Perioden;  das  Eisen 
folgt  dieser  Frequenz  noch  ohne  weiteres.  Verwendung  des 
Eisens  für  Hochfrequenzmotoren  mit  Vorteil  möglich;  einwand- 
freie Methode  zur  Anstellung  von  Wattmessungen  für  Hoch- 
frequenzstromkreise. 

„Privatnebenstellenwesen  und  Fernsprechverwaltung."  Von 
Scheibe,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  43,  S.  1081.  Technisch  mangelhafte 
Ausführung  der  Privatnebenstellenanlagen;  Nichtachtung  verwal- 
tungsseitiger  Vorschriften  und  Einrichtungen. 

Werkzeugmaschinenbau. 

„Die  oszillierende  Kurbelschleife."  Von  Thele,  D.  deutsche 
Werkzeug-Maschinenb.  1911,  Nr.  21,  S.  244.  Berechnung  der 
Hauptabmessungen  für  den  Antriebsmechanismus  einer  kleinen 
Hobelmaschine  und  Ermittelung  der  Geschwindigkeiten  und 
Zeit  für  den  Vorwärtsgang  und  beschleunigten  Rücklauf. 

Gasbeleuchtung  und  Wasserversorgung. 

„Ueber  Vertikalofenbetrieb  mit  sächsischen  Gaskohlen."  Von 
Dir.  Dipl.-Ing.  Weißkopf,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  38,  S.  925. 
Tabellenmaterial  über  verschiedene  Betriebsarten  nebst  tech- 
nischen Erläuterungen. 

„Neuer  Gasmesser  von  Thomas."  Von  Dipl.-Ing.  Simon, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  38,  S.  934.  Das  Prinzip  besteht  darin, 
dem  Gas  auf  elektrischem  Wege  eine  genau  bekannte  Wärme- 
menge pro  Zeiteinheit  zuzuführen  und  die  zwischen  der  Eintritts- 
und Austrittsöffnung  des  Messers  in  derselben  Zeit  hindurch- 
strömende Oasmenge  durch  die  Temperaturzunahme  zwischen 
den  beiden  Punkten  zu  messen. 

„Einiges  über  Kunstseideglühkörper."  Von  Prof.  Dr.  Naß, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  38,  S.  938.  Vergleichende  Ausführungen 
über  die  Widerstandsfähigkeit  von  Kunstseide  gegenüber  Ramie- 
und  anderen  Fasern. 

„Ueber  die  Ergebnisse  des  Kammerofenbetriebes  in  Weimar." 
Von  Reg.-Baumstr.  Engelking,  Journ.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  40, 
S.  973  Gesamte  Ergebnisse  in  Gasausbeute,  Teer-  und  Am- 
moniakausbeute, Graphit  usw.  bei  dem  neugebauten  Gaswerk 
in  Weimar. 

„Zur  Berechnung  von  Rohrnetzen  für  städtische  Wasser- 
versorgungen." Von  Dir.  Rother,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  40, 
S.  986.  Verfahren  von  Baurat  Thiem  zum  Entwurf  eines  Netzes 
für  die  Bedingung  überall  hinreichenden  Druckes  bei  größtem 
Bedarf  und  geringsten  Anlagekosten. 

„Zur  Beurteilung  des  Naphtalinwaschöls."  Von  Pannertz, 
J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  41,  S.  1004.  Beschreibung  einer  Appa- 
ratur und  einer  entsprechenden  Titrierweise,  wie  sie  in  Krefeld 
seit  Jahren  gute  Dienste  leisten. 

„Die  direkten  Ammoniakgewinnungsverfahren  und  die  Oas- 
werke." Von  Dr.  Fürth,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  42,  S.  1030. 
Beschreibung  der  verschiedenen  Sulfatverfahren. 

„Versuche  über  Enteisenungsverfahren  und  verschiedene 
Filter."  Von  Dr.  Haack,  J.  f.  Gasbel.  LIV,  Nr.  42,  S.  1034. 
Ueberblick  über  die  in  der  Versuchsstation  Wuhlheide  der  städt. 
Berk  Wasserwerke  angestellten  Versuche. 

/ 

F  I  u  g  t  e  c  h  n  i  k. 

„Mitteilungen  des  Luftschiffbau  Zeppelin  Friedrichshafen. 
Die  Ermittlung  der  momentanen  Eigengeschwindigkeit  von  Luft- 
fahrzeugen mit  Hilfe  der  Pitotschen  Röhre.  —  Bestimmung  des 
Schiffswiderstandes  durch  den  Fahrtversuch."  Von  Dipl.-Ing. 
Frhr.  v.  Soden  und  Dipl.-Ing.  Dornier,  Z.  f.  Flugtechn.  u. 
Mot.-Luftschiff.  II,  Nr.  19,  S.  241.  Die  praktische  und  theo- 
retische Auswertung  der  Versuchsergebnisse. 

„Luftschraubenuntersuchungen  .  .  .  ."  5.  Einige  Versuche 
über  den  Einfluß  der  Kantendicke  bei  Sichelprofilen.  Von  Dr. 
Ing.  Bendemann,  Z.  f.  Flugtechn.  u.  Mot.-Luftschiff.  II,  Nr.  19. 
Seite  248. 

„Das  Luftschiff  der  Siemens-Schuckertwerke."  Von  Krell, 
ebenda,  S.  250,  II.  Teil.    Die  Halle  und  ihre  Einrichtungen. 

„Studien  zur  Berechnung  und  planmäßigen  Prüfung  der 
Luftschrauben."  Von  Rcißner,  Z.  f.  Flugtechn.  u.  Mot.-Luft- 
schif fahrt  11,  Nr.  20,  S.  253.  Tragschrauben.  Eine  dynamische 
obere  Grenze  für  den  Renardschen  Gütegrad. 

„Ueber  den  Luftwiderstand  gekrümmter  Flächen."  Von 
Dr.  phil.  Boltzmann,  ebenda,  S.  257.  Qeschwindigkeits-  und 
Druckmessung,  die  Beobachtung  und  ihre  Berechnung. 

„Neue  F'lugzcuge."  Von  Dr.  Quittner,  ebenda,  S.  260. 
Zweidecker  mit  großer  Spannweite  von  Farman,  Voitin,  Sommer, 
Savary,  Aviatik,  Albatros, 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


797 


Verschiedenes. 

„lieber  die  Konstruiction  von  Feinmeßmaschinen."  Von 
Dipl.-Ing.  Preger,  Dingl.  poi.  J.  326,  Nr.  40,  S.  633.  Beschreibung 
einiger  bestehenden   Maschinen   und   deren  Genauigi<eitsgrad. 

„Elektrisches  Schweißen."  Von  Loewenherz,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  40,  S.  1665.  Das  Lichtbogenschweißen,  die  Eiei<troschwei- 
ßung,  Stumpfschweißmaschinen,  Nahtschweißmaschinen  usw. 

„Goldgewinnung  durch  Bagger  in  Kalifornien."  Von  Ettrup 
und  Homberger,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  41,  S.  1717.  Geschichtliches, 
Reichhaltigkeit  des  Geländes,  ebenes  Gelände  von  genügender 
Ausdehnung,  Grundwasser,  elektrische  Kraft,  Geländeunter- 
suchung, Baggerkonstruktion,  der  Schiffskörper,  Maschinen,  der 
Betrieb.  K.  S. 


1^==  .  = 

n  H  Ii  ::  H  ::  BÜCHERSCHAU   ::  ::  ::     H  H 

(Sämtliche  Werke  sind  durch  die  Buchhandlung  des  Deutschen  Technilier-Verbandes 

zu  beziehen.) 

Die  gewerbliche  Baukunde.     Leitfaden  für  den  Unterricht  an 
Baugewerkschulen  und  an  verwandten  technischen  Lehr- 
anstalten.   Von  Ludwig  Comperl,  Oberlehrer  an  der 
Kgl.  Baugewerkschule  in  Posen.     Mit  178  Abbildungen 
in  Text  und  einer  mehrfarbigen   Tafel.     Leipzig.  Ver- 
lag von  B.  G.  Teubner.    Preis  geh.  2,60  M. 
Neben  vielem  anderen  hat  der  neue  Lehrplan  der  Kgl.  Bau- 
gewerkschulen in  Preußen  für  die  Klasse  I  H  in  der  Baukunde 
auch  die  Besprechung  über  die  Feuerungs-  und  Beleuchtungs- 
anlagen, Aborte,  Wasserversorgung,  Entfernung  der  Abwässer 
und  elektrische  Anlagen  bestimmt.     Diese  Kenntnisse  sind  für 
den  Hochbautechniker  heute  gewiß   nicht  mehr  zu  entbehren 
und  kommen  ihm  in  der  Praxis  sehr  zugute.     Die  Aufnahme 
des  Lehrstoffs  entspricht  daher  einem  Bedürfnis  und  ist  zu  be- 
grüßen.   Das  Buch  behandelt  denselben  in  kurzen,  vortrefflichen 
Zügen  und  beicht  verständlich,  wozu  die  guten  und  vielen  Ab- 
bildungen   wesentlich     beitragen.     Auch  Blitzableiter-Anlagen 
werden  darin  erwähnt.    Die  angeführten  Kosten-  und  Wertberech- 
nungen erhöhen  den  Wert  des  Buches  nicht  unbedeutend. 

In  dem  Buch  liegt  ein  Lehr-  und  Wiederholungsbuch  vor, 
das  in  der  Bibliothek  der  Schüler,  Hoch-  (und  Installations-)  Tech- 
niker nicht  fehlen  sollte  und  von  uns  empfohlen  werden  kann. 

R. 

Baukonstruktionslehre,   Leitfaden   für  den   Unterricht   an  Bau- 
gewerkschulen und  verwandten  technischen  Lehranstalten. 
Von  Otto  F  r  i  c  k  und  Karl  K  n  ö  1 1 ,  Oberlehrer  an  der 
Kgl.  Baugewerkschule  zu  Königsberg  i.  Pr.    Erster  Teil. 
Mit  240  Abbildungen  im  Text.    Leipzig.    Verlag  vön  B. 
G.  Teubner.    Preis  2,60  M. 
Ein  Hilfsbuch  für  den  Vortrag  des  Lehrers  sowie  Lehr- 
buch und  Nachschlagewerk  für  den  Baugewerkschüler,  aber  auch 
für  den  in  der  Praxis  stehenden  Techniker.     Es  ist  hervor- 
gerufen durch  den  vom  1.  Juni  1908  bestimmten  neuen  Lehr- 
plan der  Kgl.   Preußischen   Baugewerkschulen,   der   eine  Um- 
gestaltung des    Unterrichts    in    den    Hochbaufächern  umfaßt. 
Dieser  vorliegende  1.  Teil  umgrenzt  die  verlangten  Kenntnisse 
der  V.  Klasse   solcher  Schulen,   und   zwar  in  der  Hauptsache 
soweit  sie  tüf  den  Bau  kleinerer  (Landhaus-)  Bauten  unerläßlich 
sind.    Hinsichtlich  des  „Inneren  Ausbaus"  bietet  er  auch  Lehr- 
stoff für  die  IV.  Klasse  und  bildet  zugleich  eine  vorzüghche 
Unterlage    für  Wiederholungen    in    allen   Klassen.     Die  vor- 
bereitenden Arbeiten  auf  dem  Bauplatze,  Erd-,  Maurer-,  Asphalt-, 
Eisen-,  Zimmer-,  Dachdecker-,  Klempner-,  Tischler-,  Schlosser-, 
Glaser-,  Maler-  und  sonstige  Arbeiten  des  Ausbaues  sind  in 
kurzen  und  doch  eingehenden  Zügen  recht  verständlich  und  in 
anerkennenswerter  Weise   behandelt,   was   auch   auf   die  Ein- 
teilung des  Stoffes  zutrifft.     Hauptgewicht  ist  auch  auf  viele 
tadellose  zeichnerische  Abbildungen  gelegt  worden.    Wir  können 
den  Leitfaden  daher  nach  jeder  Richtung  bestens  zur  Anschaffung 
empfehlen.    Schülern  hauptsächlich  muß  er  recht  willkommen 
sein.  R. 

Nebelheini.    Entdeckung  und  Erforschung  der  nördlichen  Länder 
und  Meere.  Von  Fridtjof  Nansen.  Zwei  reich  illustrierte 
Bände  geb.  20  M.     Leipzig.     A.  F.  Brockhaus. 
Der  Verlag  Brockhaus  tritt  alljährlich  mit  populär-wissen- 
schaftlichen Werken   hervor,  die  nunmehr  bereits   von  einem 
großen  Kreis  mit  Spannung  erwartet  werden.    Dem  ersten  Werke 
von  Nansen  „In  Nacht  und  Eis",  dem  u.  a.  die  Werke  Sven 
Hedins  folgten,  reiht  sich  nunmehr  ein  neues  Werk  von  Nansen 
an:  „Nebelheim".    Dieser  neueste  Nansen  ist  eine  willkommene 
Ergänzung  des  ersten  Werkes,  denn  Nansen  gibt  mit  seinem 
neuen  Buche  eine  geschichtliche  Darstellung  aller  Versuche  zur 
Entdeckung  Nord-Europas.    Die  Sprache  Nansens  und  die  Kraft 


seiner  Darstellung  ist  bekannt.  Neben  seine  Ausführungen  läßt 
Nansen  alte,  ja  uralte  Schriftsteller  treten,  die  von  dem  Vor- 
dringen der  Entdecker  reden.  So  tritt  er  dann  vor  uns  als 
Historiker,  dem  gleichzeitig  aus  eigener  Erfahrung  die  Mittel 
zur  Seite  stehen,  die  notwendig  sind,  um  eine  solche  Geschichts- 
schreibung vorzunehmen. 

Jahrbuch  der  Innung:  Bund  der  Bau-,  Maurer-  und  Zimmer-' 
meister  zu  Berhn.  Preis  2  M.  Berlin,  Selbstverlag  der 
Innung. 

Die  neue  Auflage  des  bekannten  Jahrbuches  bringt  auch 
diesmal  wieder  einige  neue  Abhandlungen,  wodurch  der  Wert 
des  Buches  noch  erhöht  worden  ist.  Wir  zweifeln  nicht  daran, 
daß  auch  die  neue  Auflage  sich  weiterhin  der  Beliebtheit  er- 
freuen wird,  die  die  früheren  Jahrgänge  auszeichnete. 

]^LIeber  Land  und  Meer.  Die  erste  Nummer  des  neuen, 
54.  Jahrganges  der  jetzt  von  Rudolf  Presber  geleiteten 
Zeitschrift  umfaßt  24  Textseiten,  deren  abwechslungsreicher, 
fesselnder  Inhalt  und  prächtige,  technisch  vollkommene  Aus- 
stattung aufs  eindringlichste  den  neuen  großen  Aufschwung 
vor  Augen  führen,  den  das  seit  einem  guten  halben  Jahrhundert 
in  der  ganzen  Deutsch  sprechenden  Welt  eingeführte  Blatt  ge- 
nommen hat.  Die  Auswahl  und  Wiedergabe  der  Vollbilder, 
vor  allem  aber  auch  die  farbigen  Reproduktionen  sind  schlecht- 
hin vorzüglich.  —  Unter  den  Autoren,  die  in  der  ersten  Nummer 
zu  Worte  kommen,  finden  sich  die  Namen:  Johannes  Trojan, 
Oskar  Bie,  Ernst  Zahn,  Willy  Rath,  Artur  Fürst  und  andere. 
Die  von  unseren  besten  Publizisten  geschriebene  ständige  Revue 
über  alle  Gebiete  des  modernen  Lebens,  die  ,, Kultur  der  Gegen- 
wart" ist  im  neuen  Jahrgang  durch  drei  Rubriken  erweitert 
worden:  „Rechtswissenschaft"  (Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Kohler), 
„Frauenrundschau"  (Dr.  Gertrud  Bäumer  und  Grete  Meisel-Heß) 
und  „Erziehung  und  Schule"  (Dr.  Ernst  Guggenheim). 

Wir  machen  schließlich  noch  auf  den  feinfüh.ig  geschriebenen 
Roman  „Die  Rose  vor  der  Tür"  von  Emmi  Levvald,  mit  dem 
der  neue  Jahrgang  beginnt,  aufmerksam  und  empfehlen  unseren 
verehrlichen  Lesern,  sich  durch  Einsichtnahme  der  ersten  Nummer 
von  „Ueber  Land  und  Meer"  selbst  zu  überzeugen,  was  die 
behebte  Zeitschrift  für  ihren  billigen  Abonnementspreis  (viertel- 
jährlich 4  M)  bietet.  Die  erste  Nummer  ist  kostenlos  von  jeder 
Buchhandlung  zu  erhalten. 


;:  :;      ::  :;  ;:    BRIEFKASTEN    ::  :;  ::  t:  ::  H 

Nur  Anfragen,  denen  Rückporto  beiliegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse  smd,  werden  aufgenommen.  Dem  Namen  des  tinsenders  sind 
V^ohnuiig  und  Mitgliednummer  hinzu-f  uf  ügen.  Anfragen  nach  Bezugs- 
quellen und  Büchern  werden  unparteiisch  und  nur  schriftlich  erteilt.  fcine 
Rücksendung  der  Manuskripte  erfolgt  nicht.  Schlußtag  für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Donnerstag  (inittags  12  Uhr)  vor  Hrsiheinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.  Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für  Inhalt  und  Richtigkeit  von  Kragen  und  Antworten  lehnt  die  Schrift- 
leitung  nachdrücklich  ab.  Die  zur  Erläuterung  der  Fr.igen  notwendigen  Druck- 
Stöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  muß  der  Fragesteller  voriier  bezahlen. 

Technik 

Frage  270.  In  einem  größeren  Flecken  der  Rheinprovinz 
wurde  vor  vier  Jahren  eine  Traßmühle  errichtet  und  zwar  etwa 
2*^0  m  entfernt  von  schon  längere  Zeit  vorher  bestehenden  Wohn- 
häuse  n.  Cle  c'i  zu  Anfang  wurJe  Beschwcr-Ie  wegen  Staub- 
belästigung erhoben,  aber  trotzJem  wu.de  das  Werk  errichtet. 
Die  in  der  Narte  liegenden  Wohnungen  sind  sehr  schwer  zu 
vermieten  und  Verkäufe  von  Grundstücken  sind  gegen  früher 
nur  mit  größerem  Verlust  möglich.  Ist  die  Firma  evtl.  für  den 
Schaden  haftbar  oder  in  welcher  Weise  ist  diesem  Uebelstand 
Einhalt  zu  tun?    Wie  kann  ich  im  vorliegenden  Falle  vorgehen? 

Frage  271.  Wie  haben  sich  Steinholzfußböden  in  Restau- 
rationsräumen und  in  den  Fremdenzimmern  eines  Hotels  be- 
währt? Ist  dieser  Fußboden  zu  empfehlen?  Die  Unterkonstruk- 
tion besteht  aus  massiven  Decken  zwischen  Z-Trägern.  Ist 
Steinholz  ferner  als  Ueberzug  für  eine  gemauerte  massive  1  reppe 
angebracht  ? 

Frage  272.  Es  wird  beabsichtigt  einen  stehenden  Zeichen- 
tisch mit  Parallelschienenführung  zu  beschaffen.  Wie  haben 
sich  solche  Tische  in  der  Praxis  bewährt,  und  welche  Kon- 
struktion kann  empfohlen  werden? 

Frage  273.  Wie  haben  sich  die  sogenannten  Betonramm- 
pfähle bewährt,  wie  ist  ihre  Konstruktion,  und  wer  liefert  solche? 

Frage  274.  Welche  Firma  hat  Interesse  für  eine  Neuerung 
an  Fensterbändern? 

Frage  275.  In  einem  größeren  Neubau  soll  Korklinoleum 
verlegt  werden,  welcher  Estrich  ist  am  geeignetsten? 

Frage  276.  Zur  Erzielung  größerer  Schallsicherheit  soll 
auf  die  vorhandene  Eisenbetondecke  eine  ca.  4  cm  starke  Sand- 
schicht aufgebracht  werden  und  dann  2  cm  starker  Terranova- 


798 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  50 


belag  oder  Korkestrich  als  Unterlage  des  Linoleums.  Ist  diese 
Konstruktion  zu  empfehlen? 

Frage  277.  In  einem  großen  Kontor-  und  Lagerhause, 
8  Etagen  hoch,  sind  in  dem  obersten  Stockwerk  Maschinen, 
wie  Mühlen  und  Winden,  aufgestellt,  welche  durch  das  Arbeiten 
der  Zahnräder  lauttönende  oder  bei  Verwendung  gefräster  Zahn- 
räder summende  Geräusche  hervorrufen.  Diese  Geräusche  teilen 
sich  dem  ganzen  Bauwerk  mit,  so  daß  sie  noch  einige  Etagen 
tiefer  laut  wahrnehmbar  sind  und  für  das  Kontorpersonal  störend 
wirken.  Die  Decken  und  Pfeiler  des  Gebäudes  sind  in  Beton 
mit  Eisencinlagen  ausgeführt.  Wie  kann  man  die  Maschinen 
auf  dem  Fußboden  aufstellen  und  befestigen,  so  daß  die  Ueber- 
tragung  der  Geräusche  mit  Sicherheit  verhindert  wird?  Die 
Maschinen  haben  einen  □-Eisen  -  Fundamentrahmen.  Filz 
zwischen  Maschinen  und  Fußboden  dämpft  nicht  genügend. 

Frage  278.  In  einem  größeren  Neubau  sollen  Kraftmaschinen 
(Oelmotore)  zur  Erzeugung  des  Lichtes  aufgestellt  werden.  Um 


eine  Uebertragung  des  Geräusches  auf  das  Gebäude  nach  Mög- 
lichkeit zu  vermeiden,  beabsichtige  ich,  die  Fundamente  der 
Motore  vollständig  getrennt  von  dem  aufgehenden  Mauerwerk 
auszuführen.  Wie  müssen  die  Fundamente  der  Motore  weiter 
isoliert  werden?  Der  Zwischenraum  zwischen  aufgehendem 
Mauerwerk  und  Motor-Fundament  beträgt  30  bis  50  cm. 

Frage  279.  Ich  habe  ein  Motorfundament  für  einen  Saug- 
gas-Motor von  95  PS  nach  den  Zeichnungen  der  Maschinen- 
fabrik aus  Backsteinen  in  Zement  hergestellt.  Beim  Betriebe 
des  Motors  zittert  das  ganze  Fundament  und  die  Erschütterung 
teilt  sich  dem  Gebäude  und  dem  Nachbargebäude  mit.  Kann 
mir  einer  der  Herren  Kollegen  Anleitung  geben,  wie  diesem 
Uebelstande  abzuhelfen  ist?  Skizze  der  Fundamente  steht  auf 
Wunsch  zur  Verfügung. 

Frage  280.  Wer  fabriziert  den  Riemennäher,  Riemen- 
verbindersystem Bethäuser? 


DEUTSCHER  TECHNIKER-VERBAND 

Stärkste  soziale  u.  wirtschaftliche  Interessenvertretung  der  deutschen  Techniker 


DER  DEUTSCHE 
TECHNIKER-VER- 
BAND UMFASST 
29000  MITGLIEDER 


Jahresbeitrag  18  M,  dafür  als  Gegenleistung  kostenfrei :  I.Deutsche  Techniker- 
Zeitung.  2.  Stellenvermittelung.  3.  Auskunftei  über  Firmen  u.  örtliche  Verhält- 
nisse. 4.  Stellungslosen-Unterstützungskasse  45  —  90  M  pro  Monat.  5.  Unter- 
stützungskasse  lür  in  Not  geratene  Mitglieder.  6.  Darlehenskasse,  zinsfreie 
Darlehen  bis  100  M.  7.  Sterbekasse,  Sterbegeld  bis  300  M.  8.  Rechts- 
auskunft u.  9.  Rechtsschutz  in  allen  beruflichen  Streitsachen.  Angeglie- 
dert eine  Krankenkasse  und  eine  Pensions-  und  Witwenkasse.  Syndikus: 
Rechtsanwalt  Grünspach,  Berlin  W.8,  Taubenstr.  47.  Syndikus  für  gewerb- 
lichen Rechtsschutz:  Dipl.-Ing.  Alfred  Bursch,  Patentanwalt,  Berlin  \V.  8, 
Friedrichstr.  158.  Erholungsheim:  Sondershausen  i.  Th.  Anmeldg.  dorthin. 

Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


HAUPTüESCHAFTS- 
STELLE:  BERLIN  SW.68 
MARKGRAFENSTR.  94 
.  FERNSPRECHER  • 
AMT  IV,  575  UND  576 


Verbandsbeamte  gesucht! 


Die  Gründung  von  Geschäftsstellen  und  der  zunehmende 
Umfang  der  Geschäfte  in  der  Hauptgeschäftsstelle  machen  die 
Anstellung  neuer  Beamten  notwendig.  Diese  soll  An- 
fang 1912  erfolgen.  Der  Anstellung  liegen  Bedingungen 
zugrunde,  welche  von  'der  Hauptgeschäftsstelle  zu  erfahren  sind. 

Die  Bewerbungen  müssen  außer  dem  Werdegang  des  Be- 
werbers, der  Verbandsmitglied  sein  muß,  eine  Arbeit  enthalten, 
die  in  möglichster  Kürze  eine  Abhandlung  über  das  Verbands- 
programm  darstellt.  Rednerische  Begabung  und  organisatorische 
Fähigkeiten  sind  durchaus  erforderlich. 

Die  Gesuche  sind  bis  zum  16.  Dezember  1911  an  Herrn 
Arch.  Seidel,  Berlin  SW.  68,  Markgrafenstr.  94,  einzureichen 
mit  der  Aufschrift:  betrifft  Bewerbung. 

Der  Verbandsvorstand. 
gez.  Seidel,   gez.  Schwenklcr. 


Wer  kennt? 

Für  die  freundliche  Angabe  der  Adressen  nachstehend  ver- 
zeichneter Kollegen,  denen  die  Zeitung,  sowie  die  Briefschaften 
wegen  unbekannter  Adresse  nicht  zugestellt  werden  können, 
wären  wir  sehr  dankbar. 

Die  Verbandsleitung. 

Armbruster,  Karl,  Ing.,  früher  Ilversgehofen,  Hauptstraße  ()7. 

Ashauer,  Walter,  Techn.,  früher  Dortmund,  Ostenhellweg  57. 

Bachmann,  Adolf,  Techniker,  früher  Tharandt. 

Becker,  Willy,  Techn.,  früher  Homberg  v.  d.  H.,  Neue  Muserg.  7. 

Bender,  Wilh.,  Techn.,  früher  Berlin  57,  Katzlerstr.  15  111. 

Billetter,  Hrch.,  Werkf.,  früher  Salgo  Salgotarjan  (Ungarn). 

Buchmann,  Cäsar,  Techn.,  früher  Berlin  17,  Mühlenstr.  4. 

Bürker,  Gottl.,  Bau-Ing.,  früher  Stuttgart  (Wttbg.),  Varnbulerstr.  4. 

Buhr,   Friedr.,   Bautechn.,  früher  Siegwil  (Schweiz). 

Calov,  Paul,  Bautechn.,  früher  Weinböhla  (Bez.  Dresden),  Carold- 

straße  (b.  Wehnert). 
Christ,  Arthur,  Architekt,  früher  Frankfm  t  a.  M.  3,  Langestr.  22, 

Gartenhaus. 

Doerfel,  O.,  Kgl.  Reg.-Baus.,  früher  Berlin  87,  Levetzowstr.  16. 
Ehlerding,  Wilh.,  Baut.,  früher  Berlin  37,  Schönhauser  Allee  167. 


Eckold,  Alex,  Baut.,  früher  Hermsdorf  (Mark),  Friedrichstr.  27 
Engelmann,  Arno,  Techn.,  früher  Deutsch-Krone,  Judenstr.  11. 
Erke,  Gust.,  Techn.,  früher  Osnabrück,  Johannisstr.  112. 
Frick,  Theod.,  Ing.,  früher  Hamburg  31,  Voigstr.  811. 
Fürstenhaupt,  Rieh.,  Baut.,  früher  Schinne  (Post  Stendal),  2. 
Ganschovv,  Karl,  Techn.,  früher  Lippen  (Post  Neusalz  a.  O.), 

Comeniusstraße  14. 
Geis,  Job.,  Techn.,  früher  Schweinfurt,  Neue  Gasse  15. 
Goretzki,  Paul,  Techn.,  früher  Schöneberg  b.  Berlin,  Ebersstr.  66. 
Grauer,  Adolf,  Techn.,  früher  Stuttgart  (Wttbg.),  Moltkestr.  20. 
Hagedorn,  Hans,  Techn.,  früher  Lychen,  Oberpfahlstraße. 
Haßler,   Karl,   Bauf.,  früher  Mülhausen   i.  Eis.,   Glycherstr.  1  I. 
Hillebrand,  Joh.,  Techn.,  früher  Posen  1,  Wassersfr.  71. 
Hinze,  Fritz,  Techn.,  früher  Braunsberg  (Ostpr.),  Bahnhofstr.  36. 
Hömann,  Franz,  Techn.,  früher  Steglitz,   Berlinische  Straße  5, 

bei  Mühlreiter. 
Jakob,  Gust.,  Techn.,  früher  Hamburg  5. 
johannsen,  Andr.,  Techn.,  früher  Altona,  Wielandstr.  40  II  I. 
Josten,  Fritz,  Ing.,  früher  Essen  a.  R.-W.,  Frohnhauser  Str.  169, 
Kählitz,  Karl,  Techn.,  früher  Lychen,  Baugeschäft  Wolff. 
Kerwien,  Georg,  Architekt,  früher  Drengfurt. 
Köhler,  Rieh.,  Techn.,  früher  Sebnitz,  Weberstraße. 
Köhler,  Stefan,  Techn.,  früher  Berlin  23,  Altonaer  Straße  3b. 
Kühn,  Karl,  Techn.,  früher  Dresden-AI,  Plauentorplatz  3  II. 
Kusemann,  Fritz,  Ing.,  früher  Dortmund,  Beurhausstr.  57. 
Lauchstädt,  Franz,  Techn.,  früher  Berlin  65,  Brüsseler  Straße  2 
Leers,  Theod.,  Ing.,  früher  Bruchsal,  Württembergerstr.  113. 
Lindemann,  Mart.,  Techn.,  früher  Berlin  54,  Brunnenstr.  7. 
Lisson,  Josef,   Techn.,  früher  BroTnberg,   Elisabethmarkt  3. 
Möller,  Theod.,  Ing.,  früher  Königsberg  i.  Pr.  5,  Kaiserstr.  31  II. 
Mursch,  Alfr.,  Techn.,  früher  Charlottenburg  5,  Leonhardtstr.  17, 

b.  am  Ende. 

Nobiling,  Alfr.,  Techn.,  früher  Iserlohn,  Hagener  Straße  34. 
.  Paschen,  Herm.,  Techn.,  früher  Hamburg  35,  Eiffastr.  21. 
Rauer,  Hans,  Ing.,  früher  Ratzebuhr  (Pomm.). 
Reichow,   Georg,   Techn.,   früher   Berlin  57,   Bülowstr.  38,  h& 

Frau  Hartmann. 
Riedel,  Rieh.,  Techn.,  früher  Chemnitz,  Unt.  Georgstr.  2  p. 
Rühl,  Karl,  Techn.,  früher  Münster  i.  Westf.,  Johannesstr.  18. 
Rümler,  Otto,  Ing.,  früher  Lissa  i.  Pos.,  i.  Hause  Phil.  Hannasch. 
Rvbka,  Alois,   Ing.,  früher  Warschau,  Slizka  12/12. 
Scheiner,  Leo,  Techn.,  früher  Frankfurt  a.  M.,  Ludwigstr.  15. 
Schneider,  P.,  Techn.,  früher  Neuenahr,  Hecrsrt.  50,  Idyllenhöhe 
Schneider,  Paul,  Techn.,  früher  Lingen  (Ems),  Elisabcthstr.  6. 


Heft  50 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


799 


Schulze,  Fritz,  Techn.,  früher  Burg  b.  Magdeburg,  Johannisstr.  17. 
Stein,  Willy,  Techn.,  früher  Czamikau,  Filehner  Straße  153. 
Steiniger,  Paul,  Techn.,  früher  Hohenstein-Ernsthal. 
Stiehl,  Heinr.,  Geom.,  früher  Hann.-Linden,  Blumenauer  Str.  28  a. 
Stötzener,  Ernst,  Techn.,  früher  Erfurt,  Schinkelstr.  5  p  1. 
Tuschner,  Erich,  T.,  früher  Charlottenburg  2,  Grolmannstr.  61. 
Thormählen,  Max,  Betriebsleiter,  früher  Pömmelte,  Post  Schöne- 
beck a.  E. 

Wahl,  Georg,  Techn.,  früher  Cöln  1,  Gerhardstr.  16. 
Walter,  Ant.,  Bauf.,  früher  München  9,  Tegernseer  Landstr.  12. 
Wegbrett,  H.,  Ing.,  früher  Stettin  6,  Birken-Allee  22  a. 
Winckel,  Alb.,  Techn.,  früher  Halensee,  Markgraf  Albrechtstr.  3. 


Weihnachts-  und  Sylvesterfeier  im  Erholungsheim! 

Ein  herrlicher  Weihnachtsbaum  soll  den  trauten  Räumen 
unseres  Erholungsheims  Feststimmung  geben.  Wie  alljährlich, 
soll  auch  in  diesem  Jahre  im  frohen  Kreise  von  Berufskollegen 
mit  ihren  Angehörigen  das  Weihnachtsfest,  das  Fest  des  Friedens, 


im  Lichterglanze  im  eigenen  Heim  gefeiert  werden.  Am  Weih- 
nachtsheiligenabend 9  Uhr  gemeinsame  Christbescherung.  Am 
Silvesterabend  sollen  bei  dampfender  Bowle  die  Sorgen  und 
Mühen  des  vergangenen  Jahres  vergessen  und  mit  neuer  Zu- 
versicht das  neue  Jahr  begonnen  werden.  Kollegen,  die  diese 
Tage  in  unserem  Heim  zu  verleben  gedenken  (Meldungen  liegen 
bereits  vor),  werden  gebeten,  ihre  Anmeldungen  an  das  Er- 
iiolungsheim  oder  an  den  Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister 
Burkhardt  in  Sondershausen  zu  bewirken.  Derselbe  nimmt  auch 
Weihnachtsgeschenke  für  unser  Heim  dankend  entgegen.  Es 
werden  gewünscht:  Sofakissen,  Waschtischgarnituren,  Wand- 
schoner für  die  Liegesofas,  kleinere  Zimmerbilder. 


Bekanntmachung 

An  Stelle  des  Herrn  Robert  Baldamus,  der  sein  Amt 
niedergelegt  hat,  ist  Herr  Otto  Rohde,  Essen-Rüttenscheid, 
Brigittastr.  58,  als  Vertreter  der  Westdeutschen  Bezirksverwal- 
tung zum  Gesamtverbandsvorstande  gewählt  worden. 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  „D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  einer  Seite 
beschrietienen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Einsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  Ober  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Uberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  \7erbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  wenden  laut  Beschluß  des  Verbands- 
 2   tages  Jahresberichte  nicht  auf- 
genommen. Berichte  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitung. 

Landesverwaltungen. 

Württemberg.  Am  10.  Dezember  d.  Js.  findet  in  U  1  m  a.  D. 
unsere  Landesversammlung  statt  mit  folgender  Tagesordnung: 
9.  Dezember,  abends  8Vo  Uhr,  Vorstandssitzung  des  Gesamt- 
vorstandes im  Restaurant  Goldener  Apfel.  Am  10.  Dezember, 
vormittags  9  Uhr,  Fortsetzung  der  Vorstandssitzung.  11  Uhr 
vormittags  Eröffnung  der  Landesversammlung  u.  der  öffent- 
lichen Verhandlungen.  Anschließend  hieran  gemeinsames  Mittag- 
essen im  Restaurant  Goldener  Apfel.  Um  3  Uhr  nachmittags 
im  Hotel  Löwen-Blanken  öffentlicher  Vortrag  des  Herrn  Arch. 
K  a  u  f  m  a  n  n  -  Berlin  über  „Sozialpolitisches  für 
technische  Angestellte  und  Beamt  e".  Wir  laden 
hiermit  unsere  werten  Mitglieder,  ganz  besonders  die  Herren 
Einzelmitglieder,  zum  recht  zahlreichen  Besuch  ein. 

Bezirksverwaltun^en 

Hamburg-Altona.  Vrs.  u.  Br.-A.:  E.  Natho,  Hamburg  23, 
Leibnitzstr.  6.  —  Satzungsgemäß  hat  am  Jahresschluß  ein  Be- 
zirkstag stattzufinden.  Da  aber  die  Aufteilung  der  zu  kleinen 
Bezirksverwaltungen  in  einer  demnächstigen  Gesamtvorstands- 
sitzung  beschlossen  wird,  hierdurch  eventl.  unsere  Grenzen  ge- 
ändert werden  können  und  eine  nochmalige  Vorstandswahl  und 
Satzungsberatung  zur  Folge  haben  könnte,  ist  beschlossen,  die 
Versammlung  einige  Wochen  später  abzuhalten.  —  Zur  Ver- 
handlung kommen  Jahresbericht,  Vorstandswahl,  Kassenbericht, 
Aeniderung  der  Satzung,  Antrag  betr.  das  techn.  Vorlesungswesen 
eine  besondere  Kommission  zu  bilden.  Weitere  Anträge  sind 
baldigst  einzureichen. 

Niedersachsen.  Am  Sonnabend,  9.  d.  M.,  abends  S^/j  Uhr, 
hält  der  Vorsitzende  der  Interessengruppe  der  Vermessungs- 
techniker Herr  O.  Schweisfurth,  Elberfeld,  im  Restaurant 
„St.  Hubertus",  Hannover,  Aegidientorplatz,  einen  Vortrag  über: 
„Das  Vermessungswesen,  die  Vermessungs- 
techniker, ihre  soziale  Lage  und  ihre  Organi- 
s  a  t  i  o  n".  Wir  bitten  die  Kollegen,  recht  zahlreich  an  dieser 
Versammlung  teilzunehmen. 


Zweisvereine 

Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Str.  9.  V.  u.  O.:  [eden  Samstag 
abend  im  „Berliner  Hof".  —  Freitag,  8.   Dezember,  abends 


SVi  Uhr,  Zusammenkunft  mit  Damen,  Nikolausabend.  Samstag, 
9.  Dez.,  fällt  die  Versammlung  aus.  Samstag,  16.  Dez.,  abends 
9  Uhr,  Zusammenkunft.  Bearbeitung  des  neuen  Jahrbuches. 
Wir  bitten  um  rege  Beteiligung  bei  den  Veranstaltungen  und 
um  Werbung  von  Annoncen  für  das  neue  Jahrbuch.  Der  Raum 
einer  Seite  wird  mit  10  M  berechnet. 

Mannheim.  Technischer  Verein.  Br.-A. :  Wilh. 
Hoffschmidt,  Waldparkstr.  8.  Programm  für  Monat  Dezember: 
6.  Dez.,  abends  pünktlich  9  Uhr,  Hauptversammlung.  Tages- 
ordnung: 1.  Protokollverlesung.  2.  Aufnahme  neuer  MitgUeder: 
Herr  Gregor  Grigorjen,  stud.  ing.,  Herr  Curt  Lange.  Auf- 
genommen wurden  im  Monat  November:  Herr  Peter  Daiber, 
Pflügersgrundstraße  16,  Herr  Richard  Kluge,  Spelzenstraße  13. 
Beide  Herren  sind  bereits  Verbandsmitglieder.  3.  Erledigung 
der  Eingänge.  4.  Inwieweit  interessieren  die  bevorstehenden 
Reichstagswahlen.  5.  Verschiedenes.  9.  Dezember:  Weih- 
nachtsfeier. Hierzu  ergehen  noch  besondere  Einladungen.  Mit- 
teilung: Der  B.  t.-i.  B.  hält  am  7.  Dezember  im  Saale  der  „Bäcker- 
innung", S.  6.  40  einen  Vortrag  und  zwar  spricht  fierr  Dr. 
Breitscheid  aus  Berlin  über  das  Thema:  „Staats- 
bürgerliche Freiheit  und  wirtschaftl  icher 
Zwang"  und  ladet  unsere  Mitglieder  freundlichst  ein. 

München.      Techniker-Verein,    E.    V.  Dienstag, 

12.  Dez.,  Monatsversammlung  im  ,, Domhof".  Dienstag,  19.  Dez., 
Diskussionsabend.  Samstag,  23.  Dez.,  von  abends  8  Uhr  ab, 
findet  im  Wittelsbacher  Garten  die  Weihnachtsfeier  statt. 

München.  Verein  techn.  Verkehrsbeamter  in 
Bayern.  Die  satzungsgemäße  ordentliche  Mitglieder-(General-) 
Versammlung  findet  am  Sonntag,  7.  Januar  1912,  in  München, 
Pschorrbräuhaus-Ausschank,  Bayerstraße  30,  statt.  Beginn  vor- 
mittags 9  Uhr.  Der  Gesamtausschuß  tritt  am  6.  Januar  1912, 
abends  8  Uhr,  im  gleichen  Saale  zusammen.  Tagesordnung: 
1.  Entgegennahme  und  Genehmigung  des  Jahresberichtes.  2.  Ent- 
gegennahme und  Genehmigung  des  Kassenberichtes  und  Rechen- 
schaftsberichtes, sowie  des  Voranschlages  für  das  folgende  Ver- 
einsjahr. 3.  Wahl  zweier  Rechnungsprüfer.  4.  Neuwahl  des 
Hauptvorstandes  {§  14  d.  Satz.).  5.  Satzungsänderung.  6.  An- 
träge des  Hauptvorstandes  und  der  Mitglieder.  Vollzähliges 
Erscheinen  dringend  erwünscht. 

Nürnberg.      Techniker-Vereinigung.  Mittwoch, 

13.  Dezember,  abends  8^  o  Uhr,  findet  im  Saale  des  „Theodor 
Körner"-Nord,  Inselschütt  2,  unsere  diesjährige  Hauptversamm- 
lung statt.  Tagesordnung:  1.  Protokollbericht.  2.  Neuauf- 
nahmen. 3.  Vorlage  und  Genehmigung  der  Satzung.  4.  Jahres- 
bericht. 5.  Bericht  des  Kassierers  und  der  Revisoren.  6.  Be- 
richt des  Inventar-  und  Bibliothekverwalters.  7.  Bericht  der 
Stellenvermittler.  8.  Entlastung  der  Vorstandschaft.  9.  Neu- 
wahl der  Vorstandschaft  und  der  Ausschüsse.  -10.  Etataufstellung 
für  das  Jahr  1912.  11.  Anträge.  12.  Verschiedenes.  Evtl.  An- 
träge und  Wünsche  zur  Hauptversammlung  sind  spätestens  vor 
Beginn  der  Versammlung  beim  1.  Vorsitzenden  schriftlich  ein- 
zureichen. In  Anbetracht  der  Wichtigkeit  der  Tagesordnung 
ist  es  Pflicht  eines,  jeden  Mitgliedes,  bestimmt  und  pünktlich 
zu  erscheinen.  Nichtanwesende  haben  sich  den  Beschlüssen  der 
Versammlung  zu  fügen. 

Offenbach  a.  M.  Technischer  Verein.  Dienstag, 
12.  Dez.,  abends  8^/2  Uhr,  im  Hotel  Kaiser  Friedrich  Haupt- 
versammlung, sowie  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Unterauer- 
Frankfurt  a.  M.  über:  „Die  Technik  auf  der  Internationalen 
Hygiene-Ausstellung  in  Dresden".  Tagesordnung  für  die  Haupt- 
versammlung: 1.  Sitzungsbericht.    2.  Eingänge.    3.  Die  Antwor; 


800 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  50 


der  Verbandsleitung  auf  unser  Schreiben  über  die  gegenwärtige 
Verbandspoiitik.  4.  Bestellung  technischer  Zeitschriften.  5.  Ver- 
schiedenes (Weihnachtsfeier).    Wir  bitten  um  rege  Beteiligung. 

Regensburg.  Techniker-Verein.  Dienstag,  12.  De- 
zember 1911,  abends  81/2  Uhr,  im  Vereinslokal  „Bischofshof", 
1.  Stock,  ordentliche  Generalversammlung.  Tagesordnung: 
1.  Jahresbericht.  2.  Kassenbericht.  3.  Vorstandswahl.  4.  Ver- 
schiedenes. Um  zahlreiches  und  pünktliches  Erscheinen  wird 
ersucht. 

Zwickau.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
Bautechniker  E.  Rascher,  Zwickau,  Alexanderstr.  2.  V.  u.  O. : 
Jeden  Sonnabend  nach  dem  1.  und  15.  eines  jeden  Monats  im 
„Hotel  Goldner  Adler",  Innere  Leipziger  Straße.  Die  Jahres- 
Generalversammlung  findet  diesmal  am  6.  Januar  1912  statt. 
Da  zu  dieser  Zeit  die  Kassenbücher  nach  erfolgter  Revision 
vorzulegen  sind,  bittet  der  Kassierer  alle  Vereinsmitglieder  drin- 
gend, die  Regelung  der  rückständigen  Beiträge  bis  spätestens 
den  23.  Dezember  1911  vorzunehmen.  Zu  diesem  Termin  nicht 
erledigte  Beiträge  werden  entweder  durch  den  Boten  oder,  wenn 
der  betreffende  Kollege  nicht  angetroffen  werden  kann,  per 
Postnachnahme  eingezogen.  Wir  geben  gern  der  Erwartung 
Raum,  daß  jeder  Kollege  seinen  Verpflichtungen  auch  unauf- 
gefordert nachkommt.  Gleichfalls  werden  die  Herren  Vorstands- 
mitglieder gebeten,  ihre  Rechnungen  über  die  im  laufenden 
Vereinsjahre  gehabten  Auslagen  bis  spätestens  23.  Dezember 
beim  Kassierer  einzureichen.  Auch  bringen  wir  die  Solidaritäts- 
marken in  Erinnerung  die  in  unseren  Versammlungen  oder  jeder- 
zeit beim  Kassierer  zu  liaben  sind  und  bitten  um  regere  Abnahme. 


Zur  gefl.  Beachtung! 

Von  verschiedenen  Firmen  und  Behörden  wird  darüber  Klage 
geführt,  daß  einzelne  Verbandskollegen,  welche  für  die  Be- 
setzung einer  Stellung  in  Aussicht  genommen  waren,  aut  eine 
Aufforderung  zum  Antritt  einer  solchen  nicht  geantwortet  hätten. 
—  Abgesehen  davon,  daß  schon  die  einfache  Pflicht  der  Höflich- 
keit eine  solche  Handlungsweise  verbietet,  leidet  auch  das  An- 
sehen unserer  Stellenvermittelung  darunter  und  werden  wir  dalier 
für  die  Folge  diejenigen  Mitglieder,  welchen  eine  derartige  Unter- 
lassung nachgewiesen  werden  kann,  von  der  Benutzung  der 
Stellenvermittelung  ausschließen. 

Gleichzeitig  machen  wir  erneut  auf  unsere  Auskunftei  über 
Firmen  und  örtliche  Verhältnisse  aufmerksam,  deren  Inanspruch- 
nahme wir  vor  Abschluß  eines  Engagements  dringend  emp- 
fehlen, damit  die  Verbandskollegen  beim  Stellungswechsel  vor 
Enttäuschungen  bewahrt  bleiben. 

(Nur  für  Verbandsinitglleder). 
I.  Neu: 

3552  nach  Gnesen  wird  sofort  ein  durch,  tücht.  Techn.  als 
Gewerbelehrer,  zun.  z.  Vertretg.  auf  4  Woch.  f.  d.  Zeit  vom 
8.  1.  bis  3.  2.  1912,  gesucht.  Feste  Anstelig.  vom  1.  4.  1912 
ab  nicht  ausgeschlossen.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

3519  Reutlingen,  Baugesch.  sof.  Ing.,  Spezialist  in  Kessel- 
einmauerung, u.  Feuerungstechn.  z.  Beaufsichtig,  d.  Montage. 
Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Stuttgart  an  Hn. 
H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstr.  14. 

3536  Coswig  i.  Anh.,  Baugesch.  sof.  jüng.  Bt.,  22  bis  25  J. 
alt,  fl.  Zeichn.  u.  gew.  im  Aufstell,  v.  Kostenanschl.  u.  Abreclmg. 
Nur  tücht.  Kraft  in  dauernde  Stelig.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Zweigstelle  Magdeburg  an  Hn.  Th.  Grosse,  Brcite- 
'weg  175/77. 

3537  Stade,  städt.  Beh.  z.  1.  1.  12  jüng.  T.,  Absolv.  ein.  Kgl. 
Baugewerksch.,  m.  fl.  Handschrift  f.  Bureau  u.  Außendienst. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Hamburg  an 
Hn.  E.  Natho,  Hanibui-g  23,  Leibnitzstr.  6. 

3538  Plauen  i.  V.,  Arch. -Bureau  sof.  tücht.  Bt.,  ledig,  in 
dauernde  Stellg.  Anfangsgeh.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptslelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 


Staatstechniker. 

Landesverein    l^ittl.    Sächsischer    Eisenba  Hn'- 
techniker.    Vrs.:    Bausekretär  K.Tramm,  Dresden-A.  14y 
Schnorrstraße  41  II. 

Chemnitz  i.  Sa.  E  i  s  e  n  b  a  h  n  -  T  e  c  h  n  i  k  e  r  -  V  e  r  e  i 
Br.-A.:  E.  Klötsche,  Bahnmeister  I.  Kl.,  Zschopauer  Str.  64. 
Sonntag,  17.  Dezember  d.  Js.,  Versammlung  mit  Fachvortrag 
des  Herrn  Bausekretär  G  e  ß  n  e  r  -  Chemnitz  über:  „Eisen- 
bahn -  S  i  g  n  a  I  w  e  s  e  n".  Tagesordnung:  1.  Eingänge. 
2.  Verbands-  und  Landesvereinsangelegenheiten.  3.  Standes- 
fragen mit  Bekanntgabe  der  vom  Standesausschuß  aufgestellten 
und  bearbeiteten  Wünsche.  4.  Verschiedenes.  Der  Etat  1912/13 
liegt  ebenfalls  zur  Einsicht  aus.  Ferner  wird  auf  unsere  Bücherei 
aufmerksam  gemacht.  Als  neu  hinzugekommen  wird  auf  die 
Zeitschrift  „Bauwelt"  hingewiesen.  Um  unseren  Kassierer,  Herrn 
Telegraphenmeister  Stiebitz-Elta-Chemnitz,  die  nunmehr  zu  er- 
folgende Abrechnung  möglichst  zu  erleichtern,  bitten  wir  dringend 
noch  rückständige  Beiträge  für  1911  umgehend  abführen  zu  wollen. 
Auch  bedauern  wir  den  immerhin  noch  schwachen  Besuch  unserer 
Versammlungen  und  möchten  hierdurch  alle  unsere  werten  Kol- 
legen zu  erneuter  Mitarbeit  angeregt  haben. 

Dresden.  Eisenbahn-Techniker-Verein.  Br.-A. : 
K.  Tramm,  Dresden-A.  14,  Schnorrstr.  41  II.  —  Sonntag,  10.  Dez., 
vorm.  11  Uhr,  Versammlung  im  „Meißner  Hof"  am  Plauenschen 
Platze  mit  Fachvortrag  des  Herrn  Bahnmeister  Kühn  über: 
Signalwesen  und  seine  Ausführungsbestimmungen. 


3539  Meiningen,  Beh.  z.  1.  1.  12  durch,  tücht.  Hochbt.,  d. 
nach  gegeben.  Skizz.  selbst,  zeichn.  kann,  auf  d.  Baust,  durth. 
erf.  ist  u.  sich.  u.  gew.  Kostenanschl.  sow.  stat.  Berechng.  auf- 
stell, kann.  Gute  Handschrift  erfordert.  180  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3540  Hannover,  Spezialbureau  f.  zeitgemäß.  Lüftungsbau 
sof.  jüng.  sehr  intellig.  Bt.,  d'.  Lust  hat,  sich  dies,  interessant. 
Spezialität  zu  widm.,  evtl.  Lebensstellg.  Geh.  ca.  140  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Hannover  an  Hn.  L.  Damköhler, 
Slicherstr.  8. 

3547  Ostpr.  Wohnungsverein  sof.  tücht.  St.,  nur  erst.  Kraft, 
f.  Bureau  u.  Baust.  Stellungsd.  etwa  1  J.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.  an  Hn.  L.  Pitz, 
Hinter  Roßgarten  25. 

3548  Frankfurt  a.  O.,  Baugesch;  z.  1.  1.  12  Bt.,  tücht.  Zeichn. 
m.  Baugew.-Schulbildg.  Dauernd.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3549  gr.  Stadt  i.  Ostpr.,  Arch.-Bureau  z.  1.  1.  12  durch, 
tücht.  T.  f.  sämtl.  Arbeit.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Zweigst.  Königsberg  i.  Pr.  an  Hn.  L.  Pitz,  Hinter  Roß- 
garten 25. 

3550  Uelzen  i.  Hann.,  Kgl.  Beh.  sof.  tücht.  T.  f.  Aufmass, 
Abrechnung  u.  Abrechnungszeichng.  a.  zun.  4  Mon.  Längere 
Beschäftig,  in  Aussicht.  Geli.  ca.  160  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Hannover  ;  n  Hn.  L.  Damköhler,  Slicherstr.  8. 

3551  Prenzlau,  Baugesch.  sof.  tücht.  jüng.  T.  Anfangsgeh. 
120  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauplstelle  Berlin  SW.,  A\ark- 
grafenstr.  94. 

3553  Spandau,  Militärbeh.  sof.  1.  Hochbaut.,  tücht.  Kraft 
f.  Entwurf  ein.  Trockenhaus.  d.  Pulverfabr.  Tagesdiät.  6.50  bis 
7.00  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  ,\\ark- 
grafenstraße  94. 

3568  Dortmund  z.  1.  1.  12  od.  früh,  tücht.  ArchiteKtur- 
zeichner.  150  bis  ISO  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-.Anspr. 
u.  selbstgefertigt.  Skizzen.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  West- 
falen in  Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

3571  Halle  a.  S.,  Kgl.  Beh.  sof.  3  T.  auf  läng.  Zeit,  in 
Bauleitg.,  Veranschl.  u.  Abrechng.  von  Staatsbauten  erf.  Bis 
200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Halle  a.  S.  an  Hn. 
L.   Hauschild,  Alte  Promenade  25. 

3572  Greifswald,  Arch.-Bureau  sof.  j.  T.,  fl.  Zeichn.  u.  sich. 
Rechn.  Ang.  m.  Zcugn.-.Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  selbstgefcrfigt. 
Skizze  Zweigst.  Stettin  an  Hn.  G.  Borchert,  Barnimslr.  16  E. 


Stellennachweis  des  Deutschen  Techniker-Verbandes } 

Stellen -Angebote 


Deutsche  Techniker-Zeitung 


HERAUSGEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVIII.  Jahrgang,  Heft  51         schriftieitung:  e.  rich.  Schubert,  Berlin.  16.  DezeiTiber  1911 

Inhalt:  Die  Grundsätze  der  politischen  Parteien  in  DeHtschl  nd  —  Uiber  geodätische  Vor-  und  Absteckiingsarbeiten  bei  der  Ausführung  von  Tunnelbauten  -  Ueber  die 
wirtschaftlichs  e  Dimensionierung  von  Eisenbeton-Plattenbalken  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbeweguiig  -  Briefkasten  —  Mitteilungen  aus  dem  Verbände  | 


Die  Grundsätze  der  politischen  Parteien  in  Deutschland 

Von  Dr.  OSCAR  STILLICH-Großlichterfelde. 


Die  bevorstehenden  Reichstagswahlen  (12.  1.  1912) 
legen  es  nahe,  die  Ideenwelt  unserer  großen  politischen 
Parteien,  die  selbständige  Typen  innerhalb  der  deutschen 
Parteizersplitterung  repräsentieren,  grundsätzlich  und  ob- 
jektiv, d.  h.  ohne  Tendenzeinschlag,  darzustellen.  Eine 
solche  Skizze  kann  für  eine  Organisation,  die  wie  der 
Deutsche  Technikerverband  Mitglieder  aus  den  verschie- 
densten politischen  Lagern  enthält  und  die  daher  partei- 
politisch neutral  ist,  nur  dann  von  Wert  sein,  wenn  sie, 
wie  der  Chemiker  in  der  qualitativen  Analyse  die  stoff- 
lichen Bestandteile,  hier  die  politischen  Elemente  des  Par- 
teidenkens möglichst  exakt  theoretisch  auseinander  legt, 
d.  h.  zeigt,  welche  letzten  und  tiefsten  Weltanschauungen 
die  Parteien  bewegen,  welche  Vorstellungen  vom  Staat, 
von  der  Gesellschaft,  von  der  Wirtschafts-  und  Rechts- 
ordnung, sowie  von  der  Kultur  ihr  Handeln  als  Leitsterne 
begleiten.  Eine  solche  Ideendarstellung  aber  darf  nicht 
in  der  Luft  schweben,  sondern  muß  auf  festem  Boden 
aufgeführt  werden.  Denn  auch  die  politischen  Parteien 
gleichen  den  Technikern,  die  das  Gebäude,  das  sie  bauen, 
zuerst  fundamentieren.  Das  Fundament  der  politischen 
Ideen  einer  Partei  aber  sind  die  Interessen  der  sie  bil- 
denden sozialen  Schicht.  Die  Entstehungswelt  politischer 
Grundsätze  hängt  mit  den  Lebensbedürfnissen  bestimmter 
Gesellschaftsklassen  zusammen;  die  soziale  Schichtung  ist 
der  wesentlichste  Parteigrundsätze  bildende  Faktor. 

Wir  werden  im  Folgenden  die  Ideen  und  Interessen 
folgender  Parteien  betrachten,  und  zwar  unter  Vermei- 
dung jedes  Werturteils. 

1.  Des  Zentrums. 
-  2.  Der  Konservativen. 

3.  Der  Liberalen. 

4.  Der  Sozialdemokraten. 

/.  Das  Zentrum 

Das  Zentrum  repräsentiert,  sowohl  was  seine  Zu- 
sammensetzung als  auch  seine  Grundsätze  anbelangt,  in 
der  politischen  Parteibildung  der  Gegenwart  ein  Unikum. 
Während  nämlich  alle  übrigen  Parteien  eine  soziale 
K^'asse  vornehmlich  zur  Trägerin  ihrer  An- 
schauungen haben,  sucht  das  Zentrum  sämtliche  K'assen 
politisch  zu  umspannen.  Den  Kern  der  Konservativen 
bilden  die  Junker,  der  Liberalismus  basiert  in  der  Haupt- 
sache auf  dem  großindustriellen  und  gewerblichen  Bür- 
gertum, die  Sozialdemokratie  auf  der  Arbeiterschaft.  Das 
Zentrum  aber  umfaßt  Teile  aus  allen  Klassen.  In  einer 
von  dem  Vorstande  des  Zentrums  herausgegebenen  Schrift: 
Die  Zentrumsfraktion   an   der  Jahrhundertwende  (Berlin 


1900  )heißt  es:  „Das  Zentrum  war  und  ist  eine  wahrhafte' 
Volkspartei  im  christlichen  Sinne  und  hat  als  solche  stets 
Mitglieder  aller  Stände  umfaßt.  Demgemäß  hat  es  auch 
die  politischen  und  wirtschaftlichen  Interessen  aller  Stände 
stets  zum  Gegenstande  seiner  besonderen  Fürsorge  ge- 
macht. Gerade,  indem  das  Zentrum  allen  Ständen  ohne 
Ausnahme  seine  Fürsorge  zuwandte,  hat  es  sich  als  große 

einheitliche  Partei  behaupten   können   .  Ueberall 

wird  man  in  dieser  Praxis  die  festen  religiösen  Grundan- 
schauungen erkennen,  welche  die  christliche  Glaubens-  und 
Sittenlehre  als  unbedingte  Schranke  nicht  nur  für  das  häus- 
liche Leben  der  Einzelnen,  sondern  auch  für  das  öffentliche 
Leben  der  Völker  festhält  und  die  Freiheit  der  Kirche  so- 
wohl als  ein  natürliches  Recht  derselben  und  eine  unan- 
tastbare Mitgift  ihres  göttlichen  Stifters,  wie  auch  als  die 
größte  Wohltat  für  eine  gesunde  Entvvickelung  unseres 
Volkslebens  betrachtet.  Ueberall  wird  man  in  ihr  auch 
einen  weitsichtigen  und  selbstlosen  Geist  sozialer  Anschau- 
ungen im  Lichte  des  Christentums  finden,  welcher  aus  der 
Tatsache,  daß  Christus  der  Herr  seine  Kirche  für  alle 
Stände  gestiftet  hat,  für  das  öffentliche  Leben  die  Fol- 
gerung herleitet,  daß  die  Politik  einer  christlichen  Partei 
nicht  die  Politik  eines  einzelnen  Standes,  einer  einzelnen 
Klasse,  oder  Schicht  der  Gesellschaft,  sein  darf,  sondern 
daß  sie  die  Interessen  aller  Stände  gleichmäßig  in  Betracht 
ziehen  und  wo  die  Interessen  verschiedener  Stände  sich 
entgegenstehen,  suchen  muß,  dieselben  in  ausgleichender. 
Gerechtigkeit  zu  versöhnen  und  zu  vereinigen."  ^ 

Das  Band,  durch  das  diese  verschiedenen  sozialen 
Schichten  zusammengehalten  werden,  ist  die  über  den  ma- 
teriellen Differenzen  thronende,  von  der  Zentrumspartei  ver- 
tretene, im  Mittelalter  entstandene  Weltanschauung.  Sie 
ist  ein  Bestandteil  der  Stimmung  und  Denkweise  der 
höchsten  wie  der  tiefsten  Schichten  des  Volkes.  Die  Be- 
nutzung dieser  überkommenen  Weltanschauung  als  demo- 
kratisches Einigungs-  und  politisches  Herrschaftsmittel  er- 
möglicht eine  in  der  politischen  Geschichte  einzig  da- 
stehende Massenverbindung.  Seit  l^/o  Menschenaltern  sind 
durch  sie  Elemente  aus  Schichten  zusammengefaßt,  die 
sich  durch  die  Gemeinsamkeit  der  inneren  Ueberzeugung 
nahe  stehen,  während  die  äußere  Lebenslage  eine  recht 
verschiedene  ist.  Diese  innere  Zusammenfassung  setzte 
den  zerreißenden  Kräften  auseinanderstrebender  wirtschaft- 
licher Interessen  ein  Gewicht  entgegen,  das  bisher  stärker 
gewesen  ist,  als  der  Widerstreit  materieller  Interessen. 

Diese  Weltanschauung  geht  von  der  Einheit  der  Welt 
aus.  Die  Einheit,  aus  der  die  Vielheit  fließt,  und  ihre 
Bestimmung  findet,  ist  das  konstruktive  Prinzip  mittel- 


802 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  51 


alterlichen  Denkens.  Das  Universum  ist  ein  einziger,  von 
einem  Geiste  beseelter  und  von  Gott  beherrschter  Organis- 
mus. Nach  diesem  Typus  ist  auch  die  Gesellschaft  auf- 
gebaut; denn  soziale  Konstruktionen  dürfen  sich  als  Teile 
nicht  von  dem  Zweck  des  Ganzen  entfernen.  Danach  ist 
auch  die  Menschheit  ein  einheitlicher  Verband,  der  von 
Gott  als  Monarchen  regiert  wird.  In  diesem  Körper  stellen 
Kirche  und  Welt  zwei  getrennte  Ordnungen  dar.  Die  eine 
Ordnung  hat  den  geistigen,  jenseitigen,  die  andere  den 
weltlichen,  diesseitigen  Interessen  zu  dienen.  Jede  von 
ihnen  bildet  ein  besonderes  Reich  für  sich.  Die  Kirche  re- 
präsentiert daher  einen  politischen  Körper  mit  einem  be- 
sonderen Recht  (jus  canonicum),  mit  besonderem  Volk 
(Klerus  und  Laien)  und  besonderen  Kompetenzen.  Die 
Kirche  soll  in  ihrer  Sphäre  herrschen,  wie  der  Staat  in 
der  seinen.  Ihr  Zweck  ist  die  Verwirklichung  des 
christlichen  Gottesstaates,  der  res  publica 
christiana.  Durch  die  Dogmatik  werden  Christentum  und 
Kirche  gleichgestellt,  die  Zwecke  der  Kirche  werden  die 
letzten  und  höchsten  Maßstäbe  für  alle  menschlichen  Le- 
bensverhältnisse^  das  Maß  aller  Dinge.  Die  weltvernei- 
nende Religiosität  des  Christentums  wird  dem  weltbeherr- 
schenden Gedanken  Roms  dienstbar  gemacht.  Wir  be- 
sitzen eine  ausgezeichnete  Schilderung,  die  diesen  Zu- 
sammenhang klarstellt.  Es  ist  das  Buch  Heinrich  von 
Eickens:  Geschichte  und  System  der  mittelalterlichen  Welt- 
anschauung (Stuttgart  1887).  Dort  heißt  es  S.  120:  „Die 
göttlichen  Zwecke  waren  die  ideale  Norm  für  die  staatliche 
Verwaltung  und  Gesetzgebung,  für  Recht,  Sitte,  Wissen- 
schaft und  Kunst.  Seitdem  forderte  die  Kirche  aus  ihrer 
übersinnlichen  Idee  mit  gleicher  logischer  Notwendigkeit 
die  Verneinung  der  Welt  auf  der  einen  und  die  Beherr- 
schung derselben  auf  der  anderen  Seite.  Beide,  Weltvcr- 
neinung  und  Weltbeherrschung,  erscheinen  seitdem  als  die 
sich  gegenseitig  bedingten  Forderungen  der  christlichen 
Glaubenslehre.  Die  Verneinung  der  Welt  betätigte  sich  in 
der  Unterwerfung  derselben  unter  die  göttliche  Autorität 
der  Kirche  und  umgekehrt  die  kirchliche  Beherrschung  der 
Sinnenwelt  in  der  Verneinung  der  letzteren.  Die  Kirche 
verneinte  die  Welt,  indem  sie  dieselbe  eroberte,  sie  er- 
oberte die  Welt,  indem  sie  dieselbe  verneinte  

Die  Verneinung  des  weltlichen  Staates  hatte  den  Erfolg, 
daß  Gesetzgebung  und  Machtmittel  desselben  den  Ge- 
boten der  Kirche  unterstellt  wurden,  die  Verneinung  der 
irdischen  Liebe  den  Erfolg,  daß  die  rechtliche  und  sitt- 
liche Ordnung  des  Familienlebens  nach  den  Vorschriften 
der  Kirche  bestimmt  wurden,  die  Verneinung  des  welt- 
lichen Güterbesitzes  den  Erfolg,  daß  die  Kirche  durch 
fromme  Schenkungen  ein  unermeßliches  Vermögen  erwarb, 
die  Verneinung  der  weltlichen  Wissenschaften  den  Er- 
folg, daß  alle  Erkenntnis  und  Kritik  sich  der  kirchlichen 
Dogmatik  unterwarf." 

Freilich  ist  der  von  der  Kirche  erstrebte  Gottes- 
staat  des  Mittelalters  ein  Torso  geblieben.  Er 
hat  sich  nicht  durchführen  lassen.  Aber  seine  grund- 
legenden Gedanken  bilden  noch  heute  im  20.  Jahrhundert 
das  philosophische  Fundament  katholischen  Denkens  und 
politischen  Parteizusammenschlusses.  Diese  mitielalter- 
liche  Weltanschauung,  die  wir  im  Vorhergehenden  zu 
skizzieren  versuchten,  ist,  wie  erwähnt,  der  Kitt,  der  heute 
die  verschiedensten  sozialen  Klassen  zusammenhält;  sie 
liefert  aber  auch  gleichzeitig  die  Normen  für  die  Politik. 
Das  Zentrum  besitzt  seine  Prinzipien  im  katholischen 
Dogma;  damit  sucht  es  die  bestehende  Staats-  und  Ge- 
sellschaftsordnung umzubilden.  Die  Frage,  ob  es  eine 
konfessionelle  oder  politische  Partei  sei,  ist  daher  leicht 
zu  beantworten:  Es  ist  beides.  Das  Zentrum  sucht  seine 
Ziele  durch  politische  Machtmittel  zu  erreichen.  Diese 


Ziele  aber  liegen  teils  auf  religiösem,  teils  auf  rein  welt- 
lichem Gebiet.  Für  die  Erhaltung  oder  Umänderung  der 
bestehenden  Verhältnisse  aber  ist  die  Weltanschauung  die 
entscheidende  Grundlage,  auf  der  der  Bau  der  Zentrums- 
politik sich  erhebt. 

Während  die  Weltanschauung  des  Zeritrums  sich  ohne 
weiteres  feststellen  läßt,  ist  das  sehr  schwer  in  Bezug  auf 
die  Prinzipien  seiner  Staats-,  Gesellschafts-,  Wirtschafts- 
und Rechtsauffassung.  Denn  erst  jetzt  hat  es  den  An- 
schein, als  ob  die  Partei  im  Begriff  wäre,  sich  prinzipiell 
gegen  den  Konservatismus,  Liberalismus  und  Sozialismus 
hin  abzugrenzen.  Sie  scheint  in  ihre  theoretische  Periode 
einzutreten.  Einen  Anhaltspunkt  für  diese  Auffassung 
geben  die  Artikel  des  Staatslexikons  der  Görresgesell- 
schaft.  Dieses  große  Monumentalwerk  katholischen  Den- 
kens erschien  1889 — 1897  in  erster  Auflage,  noch  rein  von 
theoretisch-,  jesuitisch-scholastischen  Gesichtspunkten  be- 
herrscht. Die  seit  1908  erscheinende  dritte  Auflage 
trägt,  wenn  nicht  alles  trügt,  mehr  den  Charakter  eines 
politischen  Handbuches.  Immerhin  handelt  es  sich  auch 
darin  keineswegs  um  abgeschlossene  Grundsätze.  Denn 
die  Vielheit  der  Interessen,  die  sich  im  Zentrum  zusammen- 
finden und  die  es  als  politische  Partei  zu  vertreten  hat, 
erlaubt  keine  prinzipielle  Stellungnahme  im 
einzelnen.  Wo  diese  stattfindet,  entsteht  sofort  der  Kon- 
flikt. Darauf  ist  auch  das  ganze  unspezialisierte  Programm 
der  Reichs-  und  Landtagsfraktion  zurückzuführen.  Das 
erstere  besteht  nur  aus  drei,  das  letztere  aus  zwei  Sätzen, 
denen  man  nicht  nachsagen  kann,  daß  sie  die  Stellung  der 
Partei  nach  allen  Richtungen  hin  präzisieren.*)  Diese, 
durch  die  Vielheit  der  Interessen  bedingte  prinzipien- 
tötende Wirkung  ist  daher  der  eigentliche  Grund,  warum 
das  Zentrum  in  dieser  weit  hinter  den  großen  Prinzipien- 
parteien, den  Konservativen,  den  Liberalen  und  der  So- 
zialdemokratie zurücksteht  und  daher  auch  schwerer  theo- 
retisch zu  analysieren  ist,  wie  die  anderen  Parteigebilde. 

Charakteristisch,  wenn  auch  nicht  alleinbestimmend, 
ist  die  Stellung  einer  politischen  Partei  zum  Staat.  Das 
Zentrum  vertritt  —  wie  schon  vorher  bei  der  Behandlung 
seiner  Weltanschauung  angedeutet  —  die  organische  Staats- 
theorie: Der  Staat  ist  ein  Organismus.  Es  hat  diese 
mit  den  Konservativen  gemein,  unterscheidet  sich  jedoch 
von  der  konservativen  Staatslehre  dadurch,  daß  es  nur 
die  Kirche,  nicht  aber  den  Staat  für  eine  göttliche  Einrich- 
tung hält.  Für  den  Konservativen  ist  der  Staat  die  höchste 
irdische  Autorität  und  rechtsetzende  Macht,  für  das  Zen- 
trum ist  er  nur  eine  neben  anderen  Autoritäten,  dazu 
da,  gegebene  Rechte  zu  schützen. 


*)   Programm   der  Zentrumsfraktion   des  deut- 
schen Reichstages  von  1S71. 

Justitia  fundamentum  regnorum. 

Die  Zentrumsfraktion  des  deutschen  Reichstages  hat  folgende 
Grundsätze  für  ihre  Tätigkeit  aufgestellt: 

1.  Der  Grundcliarakter  des  Reiches  als  eines  Bundesstaates 
-  soll  gewahrt,  demgemäß  den  Bestrebungen,  welche  auf  eine 
Aenderung  des  föderativen  Charakters  der  Rcichsverfassung  ab- 
zielen entgegengewirkt,  und  von  der  Selbstbestimmung  und 
Selbsttätigkeit  der  einzelnen  Staaten  und  allen  inneren  Angelegen- 
heiten nicht  mehr  geopfert  werden,  als  die  Interessen  des  Ganzen 
unabweislich  fordern. 

2  Das  moralische  und  materielle  Woiil  aller  Volksklassen 
ist  nach  Kräften  zu  fördern;  für  die  bürgerliche  und  religiöse 
Freiheit  aller  Angehörigen  des  Reiches  ist  die  \  erfassungsmäßige 
Feststellung  von  Garantien  zu  erstreben  und  insbesondere  das 
Recht  der  Religions-Gcsellschaften  gegen  Eingriffe  der  Gesetz- 
gebung zu  schützen. 

3.  nie  Fraktion  verhandelt  und  beschließt  nach  diesen  Grund- 
sätzen über  alle  in  dem  Reichstag  zur  Beratung  kommenden 
Gegenstände,  ohne  dal5  übrigens  den  einzelnen  Mitgliedern  der 
Fraktion  verwehrt  wäre,  im  Reichstage  ihre  Stimme  abweichend 
von  dem  Fraktionsbeschlusse  abzugeben. 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


803 


Von  größter  Bedeutung  aber  ist  das  Verhältnis  der 
Kirche  zum  Staat.  Die  mittelalterliche  Theorie  von  der 
Herrschaft  der  Kirche,  d.  h.  der  geistigen  Ordnung  über 
die  weltliche,  hat  der  Koordinationstheorie  Platz  gemacht. 
Die  Qleichordnung  wurde  der  Ersatz  für  die  unrettbar  ver- 
lorene Ueberordnung,  sie  ist  das  der  veränderten  Weltlage 
entsprechende  modernisierte  „Kirchenstaatstum".  In  dem 
berühmten  Syllabus  Pius'  IX.,  der  das  Schema  enthält, 
nach  dem  die  bürgerliche  und  staatliche  Gesellschaft  re- 
konstruiert werden  soll,  findet  sich  in  Satz  IQ,  in  der 
positiven  (Schraderschen)  Fassung  d  i  e  Auffassung  nie- 
dergelegt, die  auch  dem  Zentrum  eignet.  Dort  heißt  es: 
„Die  Kirche  ist  eine  wahre  und  vollkommene,  völlig  gleiche 
Gesellschaft  und  besitzt  ihre  eigenen  beständigen,  von 
ihrem  göttlichen  Stifter  ihr  verliehenen  Rechte  und  es  ist 
nicht  Sache  der  Staatsgewalt,  zu  bestimmen,  welches  die 
Rechte  der  Kirche  und  welches  die  Schranken  seien,  inner- 
halb der  sie  dieselben  ausüben  könne."  Damit  ist  der 
Gegensatz  zum  liberalen  Staatsbegriff  erhärtet,  der  dem 
Staate  das  Recht  vindiziert,  auch  die  Kirche  seiner  Rechts- 
ordnung zu  unterwerfen  und  sich  in  Sachen  der  Religion, 
der  Moral  und  des  geistigen  Regiments  einzumischen.  Das 
Zentrum  nennt  den  Kampf  gegen  diese  liberale  Auffassung 
das  Eintreten  „für  die  Freiheit  und  Selbständigkeit  der 
Kirche  und  ihrer  Institutionen".    (Preußisches  Programm.) 

Die  Gesellschaftsauffassung  des  Zentrums  ist  die  demo- 
kratische. Eine  Partei,  die  große  Arbeitermassen  hinter 
sich  hat,  kann  sich  nicht,  trotz  einiger  Mitglieder  des 
Adels,  in  ihren  Reihen  auf  den  aristokratischen  Standpunkt 
stellen,  wie  sich  dies  die  Konservativen  erlauben,  die  keine 
Arbeiter  als  Wähler  —  es  seien  denn  ihre  eigenen  —  hinter 
sich  haben.  Der  Bischof  von  Ketteier  war  der  erste, 
der  die  soziale  Frage  vom  katholischen  Gesichtspunkte  aus 
anschnitt  und  eine  arbeiterfreundliche  Stellung  einnahm, 
die  das  Zentrum  noch  heute  hat.  Damit  verträgt  sich 
seine  antikapitalistische  Stellung  gut.  Während  es  sich 
durch  diese  soziale  Grundauffassung  von  den  Konservativen 
unterscheidet,  hat  es  mit  diesen  wieder  die  Forderung  der 
ständischen  Gesellschaftsordnung  gemein.  ,, Rückhaltlos", 
heißt  es  im  Staatslexikon  der  Görresgesellschaft  (Band  VII 
Seite  442)  ,, schließen  wir  uns  der  Forderung  von  Hitze 
an:  Unser  Leben  muß  wieder  ständisch  werden,  von  der 
Politik  bis  zum  Vergnügen".  Daher  korporative  Zu- 
sammenfassung der  einzelnen  GHeder  in  organische  Grup- 
pen und  Verbände,  d.  h.  Körperschaften  aus  den  An- 
gehörigen derselben  Berufe  (Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer 
eines  Industriezweiges)  mit  öffentlich  rechtlichen  Befugnissen. 

Die  Wirtschaftsauffassung  des  Zentrums  wird  dadurch 
bestimmt,  daß  es  klassenverbindend  auftritt.  Es  muß  einen 
Ausgleich  der  Interessen  auf  der  mittleren  Linie  suchen. 
Das  Zentrum  nennt  dies  die  Politik  der  ausgleichenden 
Gerechtigkeit.  In  welcher  Weise  diese  Politik  praktisch 
gehandhabt  wird,  möge  das  Verhalten  der  Partei  bei  den 
Verhandlungen  über  den  Zolltarif  von  1902  zeigen.  Die 
agrarischen  Interessen  sprachen  für  eine  Erhöhung  der 
Getreidezölle,  die  Arbeiterinteressen  dagegen.  Beiden 
mußte  Rechnung  getragen  werden.  Das  geschah  in  der 
Weise,  daß  das  Zentrum  für  die  Erhöhung  der  Getreidezölle 
stimmte,  aber  durch  die  lex  Trimborn  die  Ueberschüsse 
für  eine  Witwen-  und  Waisenversorgung,  die  freilich  seither 
nicht  in  Kraft  getreten,  sondern  bis  1912  hinausgeschoben 
worden  ist,  bereitstellen  ließ.  Auf  diese  Weise  suchte  man 
den  Interessen  beider  Rechnung  zu  tragen.  Die  mittlere 
Linie  zu  finden,  ist  nicht  immer  leicht.  Ein  Meister  dieser 
Kunst  war  Windthorst.  Ihm  gelang  es,  bei  den  häufigen 
Meinungsverschiedenheiten  in  rein  politischen,  noch  mehr 
in  wirtschaftlichen  und  sozialpolitischen  Fragen  einen  Aus- 
gleich zu  schaffen  und  die  Mittellinie  der  Verständigung  zu 


finden.  „Darin",  sagt  sein  Biograph  Hüsgen,  „bestand 
einer  der  großartigsten  Erfolge  seiner  Staatskunst  und 
seines  Einflusses." 

Die  Stellung,  die  das  Zentrum  z:um  Kapitalismus  ein- 
nimmt, wird  bedingt  einmal  durch  die  Kirchenlelire.  Der 
Mensch  soll  in  der  Ausnutzung  seines  Besitzes  und  seiner 
Mitmenschen  maßhalten.  Der  Kapitalismus  widerspricht 
der  von  der  Kirche  sanktionierten  Eigentumslehre.  Dieser 
Widerspruch  wurde  jedoch  bald  ausgeglichen.  Weiter  aber 
richtet  die  Mittelstandspolitik  des  Zentrums  ihre  natürliche 
Spitze  gegen  die  kapitalistische  Entwickelung,  so  daß  man 
in  dieser  oppositionellen  Stellung  zum  Kapitalismus  ein 
Merkmal  der  Uebereinstimmung  des  Zentrums  mit  den 
Konservativen  und  Sozialdemokraten,  ein  Merkmal  des 
Unterschieds  aber  von  dem  Liberalismus  sehen  kann. 

Die  Rechtsauffassung  des  Zentrums  gipfelt  in  einem 
dem  positiven  Recht  gegenüberstehenden,  in  der  göttlichen 
Gesetzgebung  begründeten  Recht.  „Dem  Rechtspositivis- 
mus", sagt  Cathrein  (Recht,  Naturrecht  und  positives  Recht. 
Freiburg  i.  Br.  1901)  „stellen  wir  die  Behauptung  gegen- 
über, daß  es  unabhängig  von  jeder  positiven  Gesetzgebung 
eine  natürliche  Rechtsordnung  mit  strengen  Rechten  und 
Rechtspflichten  gibt."  Diese  Rechtsauffassung  ist  ein  ge- 
waltiges Mittel,  um  die  Zuständigkeit  des  staatlichen  Ge- 
setzgebers, der  sich  in  Widerspruch  mit  den  naturrecht- 
lichen Grundsätzen  befindet,  zu  eliminieren.  Staatsgesetze, 
die  den  Kirchenlehren  widersprechen,  wie  z.  B.  in  Preußen 
die  Maigesetze  des  Kulturkampfes,  sind  daher  unverbind- 
lich. Mit  Recht  bemerkt  Fleiner  in  seiner  Baseler  Rek- 
toratsrede (Ueber  die  Entwickelung  des  katholischen 
Kirchenrechts  im  19.  Jahrhundert):  ,,Die  juristische  Be- 
gründung eines  solchen  der  Kirche  und  dem  Staate  über- 
geordneten gesetzgeberischen  Willens  liegt  in  der  Theorie 
vom  göttlichen  Recht  und  dem  unabänder.ichen  Naturrecht, 
wie  sie  die  katholische  Doktrin  im  Anschluß  an  die  Schriften 
des  Thomas  von  Aquin  ausgebildet  hat."  Auf  der  Grund- 
lage des  Naturrechts  kommt  das  Zentrum  logisch  auch 
zu  der  Forderung  des  gleichen  Rechts  für  alle,  die  wir 
beim  Liberalismus  noch  näher  besprechen  werden. 

Zum  Schluß  sei  noch  kurz  auf  die  Kulturauffassung 
des  Zentrums  hingewiesen.  Daß  es  die  Kultur  unter 
höheren,  religiösen  und  kirchlichen  Gesichtspunkten  be- 
trachtet, braucht  nicht  erst  besonders  betont  zu  werden, 
ebensowenig,  daß  es  die  Errungenschaften  des  Liberalismus 
nicht  unter  diesen  Begriff  subsummiert.  Die  allgemeine 
wissenschaftliche  Grundlage  für  die  Kulturtheorie  des  Zen- 
trums bildet  der  Syllabus  Pius'  IX.  vom  8.  Dezember  1864, 
der  sich  in  80  Sätzen  über  die  hauptsächlichsten  Irrtümer 
unserer  Zeit  verbreitet.  Dieses  grundlegende  Dokument  ist 
kritisch  besprochen  in  dem  Buche  des  Bonner  Universitäts- 
professors Geetz:  Der  Ultramontanismus  als  Weltanschau- 
ung.   (Bonn  1905.) 

Aus  dem  Vorhergehenden  ergibt  sich  der  Charakter  der 
Zentrumspartei:  Sie  ist  ihrer  Formation  nach  eine  Zu- 
sammenfassung verschiedener  Schichten  und  Klassen 
unseres  Volkes  zu  einem  politischen  Körper;  theoretisch 
betrachtet  im  Grunde  genommen  ein  Auszug  aus  der  Ideen- 
welt der  Konservativen,  der  Liberalen  und  der  Sozialdemo- 
kratie. Dabei  ist  zu  beachten,  daß  sie  in  ihrer  Stellung 
zwischen  rechts  und  links  der  rechten  Seite  bedeutend  näher 
steht,  als  der  linken,  einmal  weil  der  Schwerpunkt  ihres 
politischen  Denkens  durch  die  Bedürfnisse  der  katholischen 
Weltkirche  gelegt  und  bestimmt  wird,  wodurch  alles  Ueber- 
kommene  und  Traditionelle  einen  stärkeren  Akzent  erhält 
als  das  aufkommende  Neue,  ferner  aber  auch  deshalb,  weil 
sie  in  der  Wiederherstellung  vergangener  Zustände  und  Ein- 
richtungen das  Heil  der  Zukunft  erblickt  und  daher  neben  den 
Konservativen  als  reaktionäre  Partei  bezeichnet  werden  muß. 


804 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  51 


Ueber  geodätische  Vor-  und  Absteckungsarbeiten  bei  der  Ausführung 

von  Tunnelbauten 

Von  F.  SPELBRINK,  Mitglied  Nr.  46  828,  in  Holweide  bei  Cöln. 

(Schluß.) 


Es  ist  beim  bisherigen  Beispiel  zunächst  angenommen 
worden,  daß  der  Tunnel  in  gerader  Linie  angelegt  werden 
sollte  und  ein  größerer  'Höhenzug  zu  durchschneiden  wäre. 
Folgt  die  Eisenbahntrasse  jedoch  einem  schmalen,  viel- 
fach gewundenen  Tal,  wie  meistens  im  Gebirge,  so  wird 
es  nicht  immer  möglich  sein,  den  Tunnel  in  gerader  Linie 
durchzuführen,  da  die  Trasse  meistens  eine  andere  Rich- 
tung vor  wie  hinter  dem  zu  durchschneidenden  Berge  hat. 

Es  sind  nun  die  Absteckungsmaße  so  zu  berechnen, 
daß  der  Uebergang  von  einer  Geraden  in  die  andere  durch 
Einlcgung  eines  Kreisbogens  innerhalb  des  Berges  ver- 
mittelt wird. 

Wir  gelangen  zunächst  wieder  zur  Betrachtung  der 
Abbildung  5. 

Es  sei  dieselbe  Dreieckskette  gewählt,  welche  bereits 
für  den  Durchschnitt  in  gerader  Linie  gewählt  worden  ist, 
mit  Benutzung  der  dafür  bereits  ermittelten  Zahlenwerte. 
Selbstverständlich  wird  in  der  Praxis  die  Lage  der  Grund- 
linie der  Dreieckskette  eine  günstigere  sein  müssen  als 
bei  der  Abb.  9.  Die  Basis  wird  zur  bequemen  und  ge- 
nauen Messung  mit  einem  Teile  der  offenen  Bahntrasse 
vor  dem  Tunnel  zusammenfallen  können.  Es  sind  hierfür 
auch  wieder  die  Geländeverhältnisse  an  letzter  Stelle  aus- 
schlaggebend. Auch  muß  man  erwägen,  ob  nicht  eine 
zweite  Grundlinie  zu  wählen  ist,  um  danach  eine  Kontrolle 
für  die  richtige  Lage  der  Dreieckspunkte  gewinnen  zu 
können.  Nur  zur  Vereinfachung  dieses  Beispiels  speziell 
der  Berechnung  wird  das  Dreiecksnetz  der  Abb.  5  im 
Lageplan  (Abb.  9)  wieder  angewandt. 

Es  ist  zunächst  die  mehrmalige  genaue  Messung  des 
Neigungswinkels  der  offenen  Bahnachse  bei  C  gegen  die 
Dreiecksseite  CD  =  y  t)ei  H  gegen  die  Dreiecksseite 
H  E  =  5  erforderlich. 

Für  die  weitere  Rechnung  ist  auch  die  Ermittelung 
der  J-änge  C  J  und  J  H,  der  Tangentenlänge  J  K  und  J  L, 
sowie  der  Größe  des  Tangentenwinkels  beim  Schnitt- 
punkt J  erforderlich. 

Die  Rechnung  nimmt  ihren  Fortgang  mit  der  Ermitt- 
lung der  Seitenlängen  des  Dreiecks  GHJ  (Abb.  10). 

Die  s  und  yj  des  zu  berechnenden  Dreiecks  ergeben 
sich  so: 

£  wird  als  Ergänzung  zu  2  R  =  180°  aus  der  Differenz 
von  180"  und  der  Summe  der  Winkel  a  -(-  y  erhalten, 
(a  ist  bereits  als  Richtungswinkel  zur  Absteckung  des 
Durchschlags  der  Geraden  in  Abb.  6  berechnet.) 

a  =  58°  32'  29" 
Y  (Gemessen)  —  87°  58'  20" 

146°  30'  49" 
180°  00'  00" 


Zur 

Winkels  vj 


Richtungs- 

=  a,  sou- 


Bleibt  für  e  •  33°  29'  11". 
Berechnung  des  abzusteckenden 
genügen  nicht  allein  die  S  un<-l  ■"]" 
dern  es  ist  die  vorherige  Ermittelung  der  Hilfswinkel  8^ 
und  7]S  aus  den  bekannten  Koordinaten  von  E  und  H  noch 
erforderlich. 

^"^  ^   -   (xE  -  xH) 


7)^  =  52°  17'  13" 
7)2  =  a  =  58°  32'  29" 

bleibt  für      =    6°  15'  16" 
rj  ist  nun  180°  —  (5  —  8^) 
180°  00'  00" 
147°  5'  10". 
—  6'  =     6«  15'  16"     140°  49'  54" 

73  =  39°  10'  6" 
Der  Tangentenwinkel  i  ergiot  sich  nun  leicht  aus  det 
Summe  von  s     tj  als  Differenz  mit  der  Dreieckswinkel- 
summe —  180°  zu  107°  20'  43". 

Die  Seitenlänge  CH  folgt  aus  den  bekannten  Koordi- 
naten für  ihre  Endpunkte  nach  der  Formel: 
A  y  a*^  A  X  a'' 


s  a°  = 


sin  V  a° 


cos  V  a° 


-/(Aya''^  +  (Axa"') 


oder  ausgerechnet: 


CH  —  1172,44  m. 


Probe : 


1/1000,1092  +  611,8762  =  CH  1172,438  m. 
Unter  Anwendung  des  Sinussatzes  erhält  man  dann 
C  H  sin  73 


CJ 


oder  ausgerechnet: 
und  für 


sin  5 
C  J  —  775,79  m, 
C  H  sin  s 


oder  in  Zahlen: 


sm  8 

ausgerechnet:  JH  —  677,697  m. 

Die  Berechnung  der  Koordinaten  vom  Tangenten- 
winkelpunkt  J  ist  nicht  erforderlich,  bietet  aber  doch  eine 
gute  Probe  für  die  berechneten  Seitenlängen  und  Winkel 
des  Dreiecks  CJH  (Abb.  10). 

Die  Absteckung  der  Tunnelstrecke  mit  einem  Kreis- 
bogen wird  nun  in  der  Weise  vorgenommen,  daß  man 
den  Theodoliten  in  C  Izuerst  aufstellt,  dann  einen  genügend 
weit  rückwärts  liegenden  Punkt  anzielt,  darauf  das  Fern- 
rohr durchschlägt,  die  von  A  kommende  Linie  (Abb.  9) 
in  den  Stollen  (Tunnel)  fortgesetzt  hinein  verlängert  bis 
zum  Bogenanfang  bei  K.  Die  abzumessende  Länge 
ergibt  sich  aus  der  Differenz  der  bekannten  Seiten- 
länge C  J  —  775,79  m  und  der  Tangentenlänge  K  J.  Die 
Tangentenlänge  ist  nachstehend  zu  441,185  m  berechnet, 
es  muß  also  vom  Punkte  C  bis  zum  Bogenanfang  K  eine 
Länge  von  775,9  =  441,185  —  rund  334,60  m  und  von 
H  aus  bis  Bogenende  L  =  677,697  —  441,185  =  236,51  m 
Länge  abgemessen  werden. 

Dasselbe  Verfaliren  muß  in  analoger  Weise  vom 
Tunnelportal  bei  H  angewandt  und  ausgeführt  werden. 

Wie  aus  dem  Lageplan  (Abb.  9)  zu  ersehen,  sollten 
die  beiden  Eisenbahnmittellinien  bezw.  Tunnelachsen  durch 
einen  Kreisbogen  vom  Halbmesser  600  m  miteinander  ver- 
bunden werden. 

Die  Tangentenlänge  J  K  und  J  L  erhält  man  nach  der 

Formel  r .  cotang  ^-  oder  ziffernmäßig  zu 
JK  (JL— )  441,185  m. 


Heft  51  DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911  805 


Abb.  9 


Eine  Proberechnung  nach  den  Tabellen  von  Sarazin 
und  Overbeck  ergibt  die  Richtigkeit  der  berechneten 
Tangentenlänge. 

Die  Absteckung  des  Kreisbogens  ist  nun  auf  ver- 
schiedene Art  zu  ermöglichen.  (Vergl.  auch  hierzu  die 
gebräuchlichsten  Taschenbücher  zum  Abstecken  der  Kreis- 
bögen.) Der  Raum  für  Kurvenabsteckungen  im  Tunnel 
ist  immer  sehr  beschränkt.  Es  ist  angenommen,  daß  ein 
eingleisiger  Tunnel  anzulegen  sei  und  kann  zunächst  eine 
Bestimmung  der  Lage  der  Hauptbogenpunkte  durch  Ab- 
steckung eines  Sehnenpolygons  erfolgen. 

Im  Bogenanfang  wird  das  Winkelmeßinstrument  in  K 
aufgestellt  und  genau  zentriert,  dann  der  Winkel  180"  —  V2  9 
abgesetzt  und  die  Sehnenlänge  s  —  30,0  m  abgemessen. 
Alsdann  wird  das  Instrument  nach  b  verstellt,  Punkt  K  a 


anvisiert,  der  Winkel  {\80°  —  cp)  und  wiederum  die  gewählte 
Sehnenlänge  s  =  30,0  m  abgemessen  und  so  fort  bis  zum 
Zusammentreffen.  Sind  aus  irgendeinem  Grunde  einmal 
ungleiche  Sehnenlänge  s  s^  und  Zentriwinkel  9,  cp\  z.B. 
Winkel  cde  (Abb.  11)  abzusetzen,  so  ist  auch  der  Winkel 
180»  —  (V,  9  +  abzustecken. 

Es  ist  hierbei  zu  bemerken,  daß  die  Kurvenabsteckung 
vom  Kreisumfang  aus,  aus  der  Betrachtung  folgt,  daß  der 
Winkel  zwischen  der  verlängerten  Tangente  und  der  Sehne 
am  Bogenanfang  bei  K  a  gleich  der  Hälfte  des  zugehörigen 
Mittelpunkts-  oder  Zentriwinkels  ist;  der  Winkel,  den  die 
verlängerte  Sehne  mit  der  nächstfolgenden  Sehne  bildet, 
hat  die  Größe  des  ganzen  zugehörigen  Zentriwinkels. 

Alle  Winkel  müssen  mit  großer  Genauigkeit  ab- 
gesetzt werden,  ein  Fehler  von  einer  Minute  ergibt  schon 


806 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


HeU  51 


Abb.  11 


Rechenformel 

n : 

Resultate: 

s 

•    9  ^ 

sin  ~  =   

2  r 

9 
2 

=  10  25'57'' 

X   =^  s  •  cos 

9 

X 

=  29,99  m 

y   =  s  •  sin  1/2 

9 

y 

=  0,750  m 

=  s  •  cos  cp 

xi 

=  29,962  m 

=  s  •  sin  cp 

=    1,500  m 

usw. 

eine  falsche  Einstellung  und  Richtungsabweichung  von 
0,00029  mal  der  Entfernung,  für  200  m  also  schon  200  sin 
1  Minute  =  5,8  cm. 

Ein  weiteres  bequemeres  Verfahren  der  Kurven- 
absteckung in  Tunneln  ist  in  Abb.  12  veranschaulicht. 

Die  Punkte  abcd  werden  ähnlich  wie  bei  Abb.  11 
mit  gleichen  Sehnenlängen  s  gewählt,  zu  30,0  m,  dann  ist 
der  zugehörige  Zentriwinkel  bereits  noch  aus  Abb.  11 
bekannt  und  folgen  die  Koordinaten  von  b  in  bezug  auf 
die  Tangenten  zu  K  a  bei  einer  Sehnenlänge  wie  oben 
aus  nachstehendem. 

9 

y  b  =  s  ■  sin       ergibt  in  Zahlen    0,750  m, 
9 

xb  =  s   cos  2"  ergibt  in  Zahlen  29,990  m 

und  für  die  Punkte  cd  usw.  als  Verlängerungen: 
y'  =  s  •  sin  9  in  Zahlen  =    1,500  m, 
xi  =  s  •  cos  cp  in  Zahlen  =  29,962  m. 
Damit  läßt  sich  der  ganze  Bogen  durch  aufeinander- 
folgende Einzelabsteckungcn  angeben. 


a     'P'  ^ 

Abb.  14 

Die  sich  dann  ergebenden  Abweichungen  beim  Zu- 
sammentreffen mit  der  gegenarbeitenden  Baukolonne  sind 
einmal  in  den  unvermeidlichen  kleinen  Winkelmessungs- 
fehlern der  Dreieckskette  und  in  einer  ungünstigen  Fehler- 
fortpflanzung der  Absteckungen  zu  suchen  und  zu  er- 
klären, weshalb  daher  vor  Inangriffnahme  der  Absteckungs- 
arbeiten des  Bogens  die  Wahl  der  Methode  zu  prüfen 
und  zu  entscheiden  ist. 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  daß  die  Messungs-  und 
Berechnungsarbeiten  besonders  sorgfältig  und  sehr  genau 
zu  machen  sind.  Hierzu  ist  bei  aller  Geschicklichkeit,  Ge- 
wandtheit und  Sorgfalt  auch  die  unbedingte  Kenntnis  der 
Instrumentenfchler  und  deren  Theorie  bezw.  Unschädlich- 
machung bei  den  Messungen  erforderlich.  Es  soll  daher 
auch  nicht  unterlassen  werden,  die  Fehler  der  Theodolite, 
die  bei  Tunnelabsteckungen  für  die  ganzen  Angaben  Be- 
deutung haben,  zu  beschreiben.  Daß  zu  den  Erläuterungen 
der  Abb.  1,  2  und  3  mehrfach  bezeichnete  Durchschlagen 
des  Theodolitfernrohrs  zum  Abstecken  der  geraden  Linien 
erscheint  auf  den  ersten  Blick  recht  einfach.  Man  hüte 
sich  aber  in  der  angewandten  Praxis  vor  Selbsttäuschungen, 
wenn  man  mit  einem  nicht  justierten,  d.  h.  berichtigten 
Theodolit  gerade  Tunnelstrecken  abstecken  muß,  es  tritt 
sonst  leicht  der  Fall  ein,  daß  beim  Zusammentreffen  im 
Tunnelinnern  Abweichungen  entstehen,  die  man  sich  nicht 
erklären  kann,  da  man  doch  so  vorsichtig  und  gewissen- 
haft seine  Messungen  ausführte. 

Jeder  Theodolit  hat  kleine  Achslagerungs-  und  Kreis- 
teilungsfehlcr,  die  bei  dem  heutigen  Stande  der  Einrichtung 
unserer  mathematisch-mechanischen  Werkstätten  zum  Bau 
geodätischer  Instrumente  zwar  für  einfache  Winkelmessun- 
gen meistens  bedeutungslos  werden,  aber  für  Winkel-  und 
Richtungs  a  b  s  t  c  c  k  u  n  g  e  n  unter  Umständen  eine  nicht 
zu  unterschätzende  Bedeutung  haben. 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


807 


^^f^  'iherdem Tiin/te./ auf 
dem  "Berge. 


  .         ,  Ttm-nel 

Abb.  15 


 /8, 

■   ,r  ^  V 


Zwar  heben  sich  alle  Fehler  der  Kreisteilung  und  Lage- 
rung der  Fernrohrachse  bei  Winkelmessungen  in  zweifacher 
Fernrohrlage  auf;  jedoch  bei  der  Absteckung  einer  langen 
geraden  Tunnelstrecke  mit  dem  Theodoliten  hat  man  fol- 
gende Fälle  zu  beachten  und  zu  unterscheiden: 

1.  Das  Instrument  kann  in  einem  der  beiden  gegebenen 
Punkte,  z.  B.  in  A,  Abb.  13,  aufgestellt  werden,  und  es 
sollen  zwischen  A  und  B  liegende  Punkte  abgesteckt  werden. 

Angenommen,  der  Theodolit  ist  frei  von  Achsenfehlern, 
so  wird  die  Absteckung  derart  vorgenommen,  daß  man, 
nachdem  zuvor  das  Instrument  mittels  Lot  über  A  zen- 
triert wurde  und  seine  Drehachse  mit  der  Libelle  und 
den  Fußschrauben  vertikal  gestellt  ist,  den  Punkt  B  scharf 
anzielt  und  dann  (bei  festgeklemmtem  Limbus  und  fest- 
gestellter Alhidade)  die  Punkte  Pi,  P^,  P^  , 

der  Reihe  nach  anweist. 

2.  Wenn  aber  über  die  Größe  der  Achsenfehler  des 
zur  Verfügung  stehenden  Instrumentes  nichts  bekannt  ist, 
so  genügt  es  trotzdem,  die  Absteckung  in  der  zu  1  an- 
gegebenen Weise  auszuführen,  solange  die  Ziellinien  nach 

B,  Pi,  P2  alle  unter  denselben  Winkel  gegen 

die  Horizontale  geneigt  sind,  so  daß  das  Fernrohr  zwischen 
den  einzelnen  Zielungen  gar  nicht  oder  doch  nur  wenig 
gekippt  zu  werden  braucht. 

3.  Weiß  man  aber  von  der  Größe  der  Achsenfehler 
nichts  und  haben  die  Richtungen  nach  T,  P^,  P^,  P^, 
sehr  verschiedene  Höhen-  oder  Tiefenwinkel,  liegt  z.  B. 
B  in  Abb.  15  auf  dem  Berge  und  liegen  die  anderen 
Punkte  in  einem  Tale,  so  genügt  die  Absteckung  in  einer 
Fernrohrlage  nicht. 

Man  hat  dann  nötig,  nach  der  Einweisung  eines 
Punktes  P',  Abb.  15,  in  der  angegebenen  Art  das  Fernrohr 
durchzuschlagen  und  die  Einweisung  in  der  zweiten  Fern- 
rohrlage zu  wiederholen,  es  ergibt  sich  dann  ein  zweiter 
Punkt,  alsdann  stellt  der  Mittelpunkt  der  durch  die  beiden 
Punkte  erhaltenen  kleinen  Entfernung  den  gesuchten 
Punkt  vor. 

Vertikal  gesehen,  in  der  Richtung  vom  Beobachter 
aus,  sieht  dieses  so  aus,  wie  in  Abb.  16  dargestellt. 

Der  Theodolit  sollte  aber  nach  der  Abb.  2  und  3  in 
AI  vor  dem  Berge  oder  wie  dasselbe  Abb.  17  nochmals 
zeigt,  in  A  aufgestellt  werden  zur  Verlängerung  der  Ge- 
raden über  A  hinaus  rückwärts. 


7^ 

Ttinne/porfdl 


Abb.  16 


Abb.  17 


Angenommen,  der  Theodolit  steht  jetzt  in  A,  seine 
Umdrehungsachse  ist  horizontal  gestellt,  Punkt  A^  wird 
angezielt,  das  Fernrohr  —  bei  festgestelltem  Horizontal- 
kreis —  durchgeschlagen  und  der  Punkt  P^  angewiesen. 
Hierauf  zielt  man  durch  Drehung  des  Limbus  —  oder 
auch  der  Alhidade  —  den  Punkt  A^  wieder  an,  schlägt 
das  Fernrohr  nochmals  durch  und  weist  den  Punkt  P"  ein, 
der  Mittelpunkt  Q  der  kleinen  Lageentfernung  von  P'  und 
P2  gibt  dann  in  Wirklichkeit  die  genaue  Verlängerung  von 
Ai  über  A  nach  B  an.  Bei  diesem  Falle  kann  nur  angeraten 
werden,  die  Absteckung  stets  in  zwei  Fernrohrlagen  vor- 
zunehmen. 

Zur  Erledigung  der  Richtungswinkelabsteckung,  der 
Abb.  6  und  7  ist  noch  hinzuzusetzen. 

Gegeben  waren  die  Dreiecksseite  C  D  (wir  betrachten 
jetzt  den<^aAbb.  6),  und  die  Tunnelachse  CH,  welche 
den  abzusteckenden  Richtungswinkel  a  einschließen. 

Um  diese  Aufgabe  zu  lösen,  muß  man  zunächst  einen 
Punkt,  etwa  da,  wo  der  Tunnel  beginnt  —  bei  fortschrei- 
tendem Bau  natürlich  weiter  im  Tunnelinnern,  etwa  bei  P 
der  gesuchten  Tunnelachse  — ,  durch  Versuche  abstecken 
und  vorläufig  markieren. 

Nachdem  man  den  Theodoliten  über  C,  Abb.  18,  auf- 
gestellt und  seine  Umdrehungsachse  vertikal  gestellt  hat, 
zielt  man  den  Punkt  D  an  und  macht  an  einem  der  beiden 
Nonien  die  Ablesung  a,  dreht  dann  den  Horizontalkreis 
um  den  berechneten  <)r  ot,  so  daß  man  an  demselben 
Nonius  die  Ablesung  a  +  «  ausführt  und  weist  nun  den 
vorläufigen  Punkt  P  ein,  der  Winkel  DC  mit  der  Rich- 
tung H  ist  dann  genähert  gleich  a.  Um  alsdann  den  wirk- 
lichen Punkt  Pi  zu  erhalten,  bestimmt  man  das  Stückchen 
PPi=v,  um  welches  man  P  noch  verändern  muß,  da- 
durch, daß  man  den  Winkel  DCP^a^  scharf  mit  mehr- 
facher Repetition  und  Ablesung  jedesmal  in  beiden  Fern- 
rohrlagen und  an  beiden  Nonien  mißt. 

Mit  der  Differenz  —  a  und  der  durch  ermittelbares 
Messen  oder  Abschreiten  bestimmten  Entfernung  C  Pi  er- 
gibt sich  V  aus 

CPi^-^-"^- 
P 

Nachdem  man  die  Verschiebung  von  P'  ausgeführt 
hat,  wird  der  abzusteckende  D  C  Pi  zur  Kontrolle  ge- 
messen und  wenn  sich  zwischen  der  Sollwinkelgröße  und 


808 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  51 


dem  gemessenen  Winkel  noch  eine  Einfluß  habende  Diffe- 
renz herausstellt,  die  in  der  ungenügend  genauen  Ermitt- 
lung der  Entfernung  C  Pi  ihre  Ursache  hat,  so  muß  man 
eine  nochmalige  Verschiebung  ausrechnen  und  vornehmen. 

Ebenso  ist  mit  der  Absteckung  des  Richtungswinkels 
bei  H,  Abb.  7,  zu  verfahren. 

Als  Nivellierinstrument  ist  empfehlenswert  ein  Instru- 
ment mit  umlegbarem  Fernrohr  und  daran  festliegender 
Reversionslibelle,  da  man  sich  jederzeit  von  der  Richtig- 
keit desselben  Ueberzeugung  verschaffen  kann.  Alle 
Mängel  der  Justierung  elimieren  sich  bei  einem  solchen 
Instrument,  falls  man  in  beiden  Fernrohrlagen  die  Ablesung 
an  der  Nivellierlatte  macht.  Gleiche  Zielweiten,  wie  bei 
einem  Instrument  mit  fester  Verbindung  zwischen  Libelle 
und  Fernrohr  sind  auch  nicht  unbedingt  erforderlich. 
Uebrigens  braucht  man  auf  das  Nivellement  auch  nicht 
mehr  Sorgfalt  zu  verwenden  wie  bei  gewöhnlichen  Längen- 
nivellements, da  eine  kleine  Höhendifferenz  beim  Durch- 
schlag keine  Rolle  spielt,  vorausgesetzt,  daß  die  Höhen- 
lage der  Fixpunkte  in  den  Tunnelsohlen  an  den  Ein- 
gängen genau  stimmt. 

Für  die  Bogenabsteckung  ist  die  Erörterung,  welche 
längsten  Sehnenlängen  zu  wählen  sind  notwendig. 

Betrachtet  man  sich  die  Dimensionen  des  deutschen 
Profils   für    eingleisige   Tunnel   in   der  Sohle  bezw.  in 
Schienenoberkante,  so  kann  man  den  Ordinatenabstand 
Abb.  12,  ohne  weiteres  ersehen  und  die  Maße  der  anderen 
Absteckungselemente  vorbereiten. 

Rechnet  man  von  der  halben  Sohlenbreite  in  Schienen- 
oberkante des  Tunnels  für  Lehrgerüste  und  Spielraum  zwm 
Markieren  der  Punkte  etwa  60  cm  ab,  so  verbleiben  rund 
1,50  m  halbe  Tunnelbreite,  welche  zum  Messen  genügend 
Bewegungsfreiheit  lassen. 

Um  nun  die  Absteckungselemente  des  Bogens  in 
Abb.  12  zu  berechnen,  dürfen  wir  allerdings  nach  An- 
schauung der  Abb.  12  nur  V2  von  1,50  m  für  den  Begimi 
der  Rechnung  nehmen,  weil  sich  ja  yi  fast  verdoppelt  und 
der  verfügbare  Platz  zur  Angabe  der  weiteren  Bogenpunkte 


sonst  nicht  ausreichen  würde.  Das  Maß  1,50  m  ver- 
größert sich  jedoch  etwas,  wenn  nicht  zuerst  im  Sohl- 
stollen, sondern  im  Kern  des  Tunnels  mit  den  Bauarbeiten 
begonnen  werden  soll.  Ist  eine  Strecke  fertiggestellt,  so 
kann  mit  größerem  Ordinatenabstand  y,  Abb.  12,  die  Lage 
des  Bogens  nachgemessen  bezw.  zur  evtl.  Korrektion  der 
erhaltenen  Gleismitte  geschritten  werden. 

Unter  den  vorstehenden  Voraussetzungen  sind  die 
Sehnenlängen  s,  Abb.  11,  und  die  Werte  für  y  und  x, 
für  die  Absteckungsmethode,  Abb.  12,  berechnet  und  ein- 
gesetzt worden. 

Da  sich,  wie  schon  erwähnt,  y  nahezu  im  Verhältnis 
zu  y  verdoppelt,  so  muß  anfangs  mit  V2  y'  =  0,75  m  die 
Rechnung  begonnen  werden. 

Da  y  und  r  gegeben  sind,  so  erhält  man  hiemach 


1.  X  aus  ]/r-  —  (r  —  y)-, 
in  Zahlen  ausgedrückt: 

2.  für  X  =  29,99  m, 

„    s  =  30,028  m. 

3.  Für  den  zugehörigen  Zentriwinkel: 

X  X 

sin  cp     •  — ,  Probe:  lang  cp  = 


aufgelöst: 


Probe ; 


(r-y) 


log  29,99  =  1,4769765 
log  600,0  =  2,7781513 
log  sin  6  =  8,6988252 
9  =  2«51'54",1 
log  29,99  =  1,4769765 
log  599,25  =  2,7776080 
log  tang  c? 
9 


8,6993685 
20  51'54",1 

Für  die  Verlängerungen  ergeben  sich  bei  derselben 
Sehnenlänge  s  —  30,028  m  y'  bezw.       nun  so: 


y'  =  s  X  sm  9, 
oder  in  Zahlen : 

für  y'  = 
für  x'  = 


=  s  X  cos  cp 


1,501  m 
29,99  m 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


809 


Ueber  Durchschlagwidersprüche  sagt  Professor  Dr. 
O.  Eggert  in  der  neuesten  Ausgabe  des  Handbuchs  von 
Professor  Dr.  W.  Jordan  (und  Dr.  Reinhertz)  für  Ver- 
messungskunde am  Schluß  des  §  203,  Seite  858  folgendes: 
Wenn  eine  streckenweise  abgesteckte  Gerade  einen  fest 
gegebenen  Abschlußpunkt  nicht  genau  erreicht,  sondern 
um  einen  Betrag  links  oder  rechts  von  dem  festen  Punkte 
ankommt,  so  ist  das  ein  Fehler  von  gleicher  Art,  wie  die 
Koordinatenabschlußfehler  der  gewöhn'ichen  Polygonzüge; 
und  über  die  Ausgleichung  und  Verteilung  eines  solchen 
Fehlers  gilt  daher  dasselbe  wie  bei  Polygonzügen.  Die 
richtige  Fehlerverteilung  soll  in  einer  Biegung  bestehen. 
Dieselbe  ist  in  der  nachfolgenden  Abb.  20  angedeutet. 

Häufig  wird  man  statt  dieser  Biegung  zur  Verein- 
fachung eine  einfache  Drehung,  d.  h.  Verteilung  im  Ver- 
hältnis der  Entfernungen  anwenden.  Da  nun  aber  schon 
der  Tunnel  fast  bis  zum  Zusammentreffen  ausgemauert 
svn  wird,  ist  bei  der  Absteckung  wohl  oft  noch  gröber 
zu  verfahren,  da  zum  Ausgleichen  eines  Durchschlags- 
widerspruchs meistens  nur  kurze  Strecken  nach  beiden 
Seiten  verfügbar  sind. 

Bei  den  Angaben  im  Tunnelinnern  sind  auch  ver- 
schiedene Hilfsmittel,  deren  man  im  freien  offenen  Felde 


nicht  bedarf,  erforderlich,  z.  B.  Signallampen  usw.,  wie 
bei  der  Markscheiderei  und  Feldtelephonleitungen  zur  Ver- 
ständigung des  Beobachters  am  Instrument  mit  seinen 
Meßgehilfen. 

Hat  man  alle  Messungsmethoden  genau  studiert,  sich 
auch  über  die  Beschaffenheit  seiner  Instrumente  genaue 
Kenntnis  verschafft,  sowie  geschulte  Meßgehilfen  in  Bereit- 
schaft, dann  kann  man,  ohne  all  zu  ängstlich  zu  sein, 
die  Mauerarbeiten  beginnen  lassen  ohne  Befürchtung  von 
bedeutenden  Widersprüchen  beim  Durchschlag.  Der  neuer- 
dings erfolgte  Durchschlag  eines  sehr  langen  Alpentunnels 
bei  Kandersteeg  (Löschbergtunnels),  der  doppelspurig  ist, 
soll  eine  Achsenabweichung  beim  Zusammentreffen  von 
30  cm,  im  Längenunterschied  von  40  cm  und  in  der 
Sohlenhöhe  von  10  cm  ergeben  haben. 

Wer  sich  über  alles  Beschriebene  in  seinen  Einzel- 
heiten, auch  über  die  recht  interessanten  Bauweisen  der 
Tunnel  usw.  noch  genauer  zu  informieren  wünscht,  sei 
auf  die  durch  die  Buchhandlung  des  D.  T.-V.  zu  be- 
ziehende einschlägige  Literatur  verwiesen. 

Ein  Verzeichnis  derselben  steht  Interessenten  seitens 
der  Buchhandlung  zur  Verfügung. 


lieber  die  wirtschaftlichste  Dimensionierung  der  Eisenbeton-Plattenbalken 

Von  ERNST  KÖNECKE,  Maurermeister,  Cottbus. 


Unter  obigem  Titel  schreibt  Herr  Hünecke,  Mainz,*)  in 
Heft  43  eine  interessante  Abhandlung,  die  um  so  mehr 
zu  begrüßen  ist,  da  sie  Angaben  über  Kalkulationen  ent- 
hält, die  man  in  unseren  technischen  Zeitschriften  leider 
selten  findet.  Herr  Hünecke  kommt  darin  zu  dem  Schluß, 
daß  es  wirtschaftlicher  ist,  bei  Plattenbalken  die  obere 
Breite  B  nicht  voll  in  Rechnung  zu  setzen,  sondern  nach 
den  angegebenen  Formeln  ein  geringeres  Maß  zu  er- 
rechnen. Diesen  Angaben  kann  ich  nicht  zustimmen.  Ich 
würde  die  Breite  B  stets  beibehalten  und  lieber  die  Beton< 
beanspruchung  heruntersetzen.  Es  ist  bei  Plattenbalken 
nicht  wirtschaftlich,  den  Beton  bis  zum  höchst  zulässigen 
Maß  zu  beanspruchen.  Nehmen  wir  in  dem  angegebenen 
Beispiel  eine  Betonbeanspruchung  Ob  =  20  statt  a,  =40 
an  und  behalten  die  Breite  B  =  3,30  m  bei,  so  ist 

h  — a  =  0,686  ■  ]/^|^  =  0,414  m;  h  =  0,45  m. 

f,  =^  0,159  |/ 12000  -  3,30  =  31,7  cm^. 
Die  Kosten  für  1  lfdm  betragen,  um  mit  den  an- 
gegebenen Einheitswerten  zu  rechnen: 

Beton  0,45  •  0,20  •  24,0  =  2,16  M 

Schalung  (0,20  +  2  •  0,45)  •  3,0  =  3,30  „ 
Eisen  31,7  -  0,14  =  4,43  „ 

9,89  M. 

Gegen  10,14  M,  bei  einer  Kostenersparnis  von  0,25  M 
für  einen  lfdm  Balken,  und  gegenüber  der  Beanspruchung 
des  Balkens  mit  Ob  =  40  11,78  —  9,89  =  1,89  M/m  Er- 
sparnis. 

*)  Der  Verfasser  des  Artikels  in  Heft  43  heißt  „Hünecke" 
und  nicht  „Hunecke".  Die  Redaktion. 


Noch  günstiger  stellt  sich  der  Vergleich,  wenn  wir 
die  Einheitspreise  ändern,  und  dies  ist  m.  E.  auch  nötig, 
da  der  Arbeitslohn  für  das  Eisen  fehlt.    Dieser  beträgt 
3,00  bis  4,00  M  für  100  kg,  es  ist  daher  einzusetzen: 
Eisen  +  Arbeitslohn  =  0,17  M/kg. 
Rechnen  wir  mit  vorstehendem  Wert  unter  Beibehal- 
tung der  von  Herrn  Hünecke  gemachten  Massenaufstelung, 
so  ist  bei  einer  Betonbeanspruchung  von  40  kg/cm^ 
Beton  0,20  ■  0,28  •  24,0  =  1,34  M 

Schalung  (0,20  +  2  •  0,28)  ■  3,0  =  2,29  „ 
Eisen  58,2  ;  0,17  =  9,89  „ 

13,52  M 

und  bei  einer  Betonbeanspruchung  von  20  kg/cm" 
Beton  0,20  •  0,45  •  24,0  =  2,16  M 

Schalung  (0,20  +  2  •  0,45)  •  3,0  =  3,30  „ 
Eisen  31  •  7  •  0,17  =  5,39  „ 

10,85  M 

Die  Ersparnis  beträgt  demnach  2,67  M/lfdm  Balken. 


Wie  man  aus  den  Ausführungen  ersehen  kann,  ist  die 
wirtschaftlichste  Form  der  Plattenbalken  von  der  rich- 
tigen Wahl  der  Betonspannung  abhängig.  Doch  fehlt  in 
der  Abhandlung  noch  die  Angabe,  welchen  Grenzwert  Ob 
einnehmen  muß,  um  das  wirtschaftlich  günstigste  Profil 
zu  erhalten.  Hierfür  eine  Formel  aufzustellen,  dürfte 
zweifellos  von  Wichtigkeit  sein,  denn  es  würde  dadurch 
das  zeitraubende  Probieren  zur  Ermittlung  der  Beton- 
beanspruchung vermieden.  Um  diese  Frage  zu  klären, 
eröffnen  wir  die  Diskussion  und  bitten  unsere  Leser  um 
eine  rege  Beteiligung.  Die  Redaktion. 


810 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  51 


::::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG 

Die  Pensionsversicherung  der  Privatangestellten 

Aus  der  Tagespresse  wird  man  erfahren  haben,  daßi 
Üas  Pensionsversicherungsgesetz  der  Privatangestelltem 
nunmehr  Tatsache  wurde.  Wir  können  heute  nicht  darauf 
zurückkommen,  sondern  gedenken  das  in  mehreren  Auf- 
sätzen in  nächster  Zeit  zu  tun.  Eins  kann  einen  aller- 
dings bedenklich  stimmen,  daß  das  Gesetz,  auf  das  man 
so  viele  Jahre  mit  gespannter  Hoffnung  sah,  ohne  Be- 
geisterung und  ohne  impulsive  Freude  von  den  Angestell- 
ten entgegengenommen  wird.  Man  hat  bei  der  Erledigung 
des  Gesetzes  zu  deutlich  die  Absicht  empfunden,  daß  man 
es  fertigstellte,  weil  man  nicht  anders  konnte.  Die  Pen- 
sionsversicherungsfrage  sollte  man  meinen,  müßte  nun- 
mehr in  den  Hintergrund  der  Angestelltenbewegung  treten. 
tWir  bezweifeln,  daß  das  der  Fall  ist.  Obwohl  die  Re- 
gierung aller  Kritik  an  dem  Gesetz  bis  zum  Jahre  1919 
die  Berechtigung  absprechen  wird,  weil  sie  ja  auf  diesen 
Termin  erst  die  Möglichkeit  einer  Beurteilung  verlegt  hat, 
wird  sich  trotzdem  sehr  bald  die  Empfindung  Luft  machen, 
daß  dieses  Gesetz  nicht  der  Weisheit  letzter  Schluß  ist. 
*  * 

Der  Streik  der  Berliner  Eisenkonstrukteure 
Am  Freitag  trat  in  Berlin  eine  Versammlung  der 
Eisenkonstrukteure  zusammen,  um  über  die  Beendigung 
des  Streikes  zu  beschließen.  Wir  können  auf  die  Einzel- 
heiten der  Versammlung  der  Kürze  der  Zeit  wegen  nicht 
eingehen  und  behalten  uns  das  für  eine  der  nächsten 
Nummern  vor.  Für  heute  wollen  wir  mitteilen,  daß  die 
zurückliegenden  neun  Wochen  des  Ausstandes  kein  Er- 
gebnis zeitigten.  Es  ist  bedauerlich,  daß  diese  Bewegung 
ohne  Erfolg  beendet  werden  muß,  aber  die  schnelle  Be- 
endigung ist  einem  aussichtslosen  Ringen  durchaus  vor- 
zuziehen. Vor  einiger  Zeit  wurde  beschlossen,  das  Eini- 
gungsamt nicht  anzurufen,  nachdem  man  sich  wiederholt 
um  friedliche  Verhandlungen  mit  den  Arbeitgebern  be- 
mühte. Trotzdem  glaubte  man,  der  letzten  Versammlung 
noch  einmal  den  Vorschlag  machen  zu  müssen,  das  Eini- 
gungsamt des  Gewerbegerichts  anzugehen.  Nach  längerer 
Debatte  wurde  mit  großer  Mehrheit  beschlossen,  sich  nicht 
an  das  Schiedsgericht  zu  wenden.  Man  mußte  sich  nun- 
mehr entscheiden,  ob  die  Bewegung  abzubrechen  sei  oder 
nicht  und  für  einen  sofortigen  Abbruch  erklärten  sich  97, 
41  waren  dagegen. 

Damit  ist  eine  Bewegung  abgebrochen  worden,  die 
das  Interesse  nicht  nur  der  Nächststehenden,  sondern  der 
ganzen  Angestelltenbewegung  beanspruchen  konnte.  Was 
bleibt  hiernach  für  uns  zu  tun  übrig?  lieber  die  Lehren 
♦"dieses  Streikes  werden  wir  noch  häufig  reden  müssen. 
Für  heute  handelt  es  sich  um  praktische  Maßnahmen. 
Unsere  Kollegen  aus  der  Provinz  sind  verpflichtet,  sich 
auch  jetzt  noch  nicht  um  die  Berliner  Stellungen  zu  be- 
werben, damit  die  im  Ausstand  gewesenen  Kollegen  zu- 
nächst untergebracht  werden.  Gelingt  uns  das,  so  ist 
eine  würdige  Beendigung  des  Ausstandes  garantiert.  Die 
Spuren  werden  umso  schneller  verwischt  werden,  je  ein- 
sichtiger die  Beteiligten  selbst  sind,  daß  man  nämlich 
den  verheirateten  und  älteren  Kollegen  zunächst  die  Mög- 
lichkeit gibt,  in  ihre  alten  oder  ähnliche  Stellungen  einzu- 
rücken und  daß  nachdem  erst  der  Rest  untergebracht  wird. 

Wir  hoffen,  daß  unsere  Kollegen  Verständnis  für  diese 
Taktik  besitzen,  um  eine  verlorene  Sache  nicht  noch  emp- 
findlicher zu  machen. 


ü  H     ::  STANDESBEWEGUNG 


Die  Wertschätzung  des  Technikers 

Wir  hatten  ,in  jüngster  Zeit  wiederholt  Gelegenheit, 
gewisse  Anmaßungen  zurückzuweisen,  die  in  Kreisen  un- 


seres Berufes  breiten  Raum  gewonnen  hatten  und  die  sich 
gegen  die  Techniker  richteten,  die  ihre  Ausbildung  vor- 
zugsweise auf  technischen  Mittelschulen  genommen  haben. 
So  befaßten  wir  uns  in  diesem  Sinne  mit  den  Bestrebungen 
des  Verbandes  Deutscher  Diplom-Ingenieure,  vor  allen 
Dingen  aber  auch  mit  der  Auslassung  eines  Diplom-Inge- 
nieurs in  den  „Berliner  Neuesten  Nachrichten".  Wir 
können  heute  erfreulicherweise  ein  Referat  abvdrucken,  das 
auf  der  Tagung  des  Bundes  Deutscher  Architekten  ge- 
halten wurde  und  dessen  Wortlaut  wir  der  Neudeutschen 
Bauzeitung  entnehmen.  Herr  Architekt  W^g"^''"^''^"!^" 
übernahm  das  Referat  zur  Begründung  eines  Antrages, 
daß  der  B.  D.  A.  eine  Denkschrift  über  die  Ausbildung 
der  Privatarchitekten  ausarbeiten  soll.  Uns  interessiert 
im  besonderen  der  zweite  Teil  des  Referats,  weil  dieser 
ohne  Einschränkung  eine  Anerkennung  der  Tüchtigkeit 
jener  Kreise  ist,  die  namentlich  in  letzter  Zeit  ungerecht 
behandelt  und  herabgesetzt  wurden. 

Herr  Wagner  äußerte  sich  folgendermaßen: 
Gestern,  bei  den  Verhandlungen,  wurde  ich  durch  die 
Mitteilung  überrascht,  daß  ich  heute  die  Ehre  haben  würde, 
bei  meinen  Ausführungen  auch  Gäste  zu  sehen.  So  hoch 
ich  die  Ehre  zu  schätzen  weiß,  so  groß  war  auch  meine 
Ueberraschung  über  die  Mitteilung,  und  bedaure  ich  von 
neuem,  daß  Herr  Professor  Seeßelberg,  der  zunächst  das 
Referat  halten  sollte,  krankheitshalber  unserer  Tagung  fern- 
geblieben ist.  Er  ist  ein  glänzender  Redner,  und  jetzt 
müssen  Sie  mit  einem  ungewandten  vorlieb  nehmen.  Hof- 
fentlich gehen  Sie  mit  mir  nicht  zu  scharf  ins  Gericht! 
Aber  auch  aus  anderen  Gründen  bedaure  ich  das  Fern- 
bleiben von  Herrn  Professor  Seeßelberg  sehr.  Ich  be- 
daure es,  weil  Herr  Professor  Seeßelberg  von  einem  ganz 
anderen  Standpunkt  aus,  nämlich  von  dem  Standpunkt 
des  Hochschullehrers,  der  ganzen  Frage  gegenübergetreten 
wäre,  während  jch  sie  ja  nur  gewissermaßen  von  ferne 
her  beurteilen  kann.  Ich  kenne  das  heutige  Leben  an 
der  Hochschule  nur  aus  den  Früchten,  die  sie  gezeitigt 
hat,  aus  den  Leistungen  der  Jünglinge,  die  ich  nach  Ab- 
schluß ihres  Hochschulstudiums  Gelegenheit  hatte  in  mei- 
nem Bureau  bei  ihren  Arbeiten  näher  kennen  zu  lernen. 
Wenn  ich  nun  ein  Urteil  über  die  Hochschule  fällen  soll, 
im  Gegensatz  zu  der  Zeit,  als  ich  selber  die  Hochschule 
besucht  habe,  so  kann  ich  nur  sagen,  daß  heute  bereits 
ein  anderer  Wind  weht.  Manche  von  den  überflüssigen 
Fächern,  die  uns  noch  auf  der  Hochschule  quälten  — 
ich  möchte  nur  an  die  Integralrechnung  erinnern  und  Sie, 
meine  Herren  Kollegen,  fragen,  wer  jemals  in  seinem 
Beruf  Gelegenheit  gehabt  hat,  die  Integralrechnung  an- 
zuwenden —  sind  vom  Lehrplan  verschwunden ;  andere, 
die  für  unsere  heutige  Architektur  von  größter  Wichtig- 
keit sind,  z.  B.  der  Städtebau,  sind  an  ihre  Stelle  ge- 
treten. Die  Entwurfsübungen  sind  andere  geworden,  die 
umfangreiche  Anwendung  von  Stegreifentwürfen  geben 
dem  Schüler  Anregung  zur  selbständigen  Arbeit  und  da- 
mit die  Freude  am  Beruf,  die  echte,  rechte  Schaffensfreude, 
die  wir  bei  jedem  Werk  empfinden,  und  die  uns  immer 
von  neuem  Kraft  und  Mut  für  neue  Werke  gibt. 

Und  wenn  ich  dennoch  den  Antrag  eingebracht  und 
schon  mehrfach  öffentlich  darauf  hingewiesen  habe,  daß 
eine  Aenderung  unserer  Hochschulerziehung  not  tue,  so 
habe  ich  es  doch  aus  innerster  Ueberzeugung  getan,  aus 
dem  Wunsche,  unseren  Stand,  unser  Vaterland  zu  fördern. 
Unsere  Hochschulen  haben  zweifellos  eine  Reihe  von 
Mängeln.  Vollkommen  ist  ja  nichts  auf  der  Welt.  Diese 
Mängel  aber,  glaube  ich,  liegen  in  der  Hauptsache  in  dem 
System,  das  verfolgt  wird,  das  vom  grünen  Tisch  aus 
festgelegt  wird :  Die  Hochschule  erzieht  Be- 
amte, wir  aber  müssen  fordern,  daß  sie  Ar- 
chitekten erziehe.  Diese  Forderung  sind  wir  um 
so  schärfer  auszusprechen  berechtigt,  seitdem  nur  ein  ge- 
ringer Teil  der  Hochschüler  Staatsanstellung  findet  und 
die  meisten  auf  private  Tätigkeit  angewiesen  sind.  Bei 
dieser  geringen  Zahl  von  Staatsarchitekten  liegt  der  Ge- 
danke sehr  nahe,  das  Hochschulstudium  so  einzurichten, 
daß  unmittelbar  keine  Staatsbeamten  aus  der  Hochschule 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


811 


hervorgehen,  sondern  daß  vielmehr  bewährte  Privatarchi- 
tekten vom  Staate  veranlaßt  werden,  dauernd  in  seine 
Dienste  zu  treten  oder  von  Fall  zu  Fall  für  ihn  zu  wirken, 
der  Staat  dagegen  lediglich  Verwaltungsbeamte  anstellt. 
Das  würde  eine  klare  Trennung  geben,  die  Trennung 
zwischen  Verwaltungsbeamten  und  Künstlern.  Bei  jedem 
anderen  Künstlerberuf  käme  man  gar  nicht  auf  die  Idee, 
daß  eine  Verschmelzung  wie  bei  unserer  schönen  Kunst 
im  Staatsbetriebe  möglich  wäre.  Ich  möchte  nur  einmal 
ein  Wort  nennen,  um  das  darin  Ungewohnte  zu  charakteri- 
sieren: „Regierungsmalreferendar",  doch  berührt  dies  frei- 
lich eine  Frage,  die  wohl  das  heutige  Thema  sehr  nahe 
angeht,  die  aber  eingehender  zu  behandeln  uns  zu  weit 
führen  würde.  Zweifellos  ist,  daß  bei  einer  Umwandlung 
des  ganzen  Erziehungssystems  in  diesem  Sinne  nicht  nur 
w  i  r  eine  bessere  Ausbildung  erfahren  würden,  sondern 
auch  der  Staat  durch  die  freie  Wahl  seiner  Mitarbeiter 
ganz  wesentliche  Vorteile  haben  würde.  Ich  möchte  aus- 
drücklich betonen,  daß  dies  eine  Forderung  ist,  die  wir 
nicht  vom  Standpunkte  der  materiellen  Erfolge  zu  stellen 
haben,  sondern  allein  aus  dem  Interesse,  daß  wir  als 
Staatsbürger  an  dieser  Frage  haben  müssen.  Es  muß 
dieses  das  Ziel  sein,  nach  dem  wir  hinzustreben  haben; 
es  ist  eine  notwendige  Forderung  für  eine  gesunde  Weiter- 
entwicklung. 

Wenn  wir  uns  nun  klar  werden  wollen  über  die  Wege, 
die  unsere  Erziehung  gehen  soll,  dann  müs*i?n  wir  zuerst 
die  Ziele  kennen  und  uns  klar  darüber  sein,  was  man 
von  einem  Architekten  verlangen  muß,  und  worauf  sich 
also  eine  gute  Erziehung  zu  erstrecken  hat.  Wir,  meine 
Herren  Fachgenossen,  wissen  es  ja  alle,  wir  wissen,  was 
unser  Beruf,  was  das  Leben  von  uns  verlangt,  und  Ihnen 
werde  ich  nichts  Neues  sagen.  Aber  in  Anbetracht  der 
Gegenwart  unserer  verehrten  Gäste  ist  es  doch  gut,  es 
in  kurzen  Worten  auszusprechen.  Zunächst  also  verlangt 
das  Leben  von  einem  Architekten,  daß  er  ein  Künstler 
sei,  d.  h.,  daß  er  künstlerisches  Empfinden  habe.  Das 
künstlerische  Empfinden  ist  aber  ein  Geschenk 
der  Natur,  es  läßt  sich  weder  erlernen  noch  erarbeiten; 
wem  es  die  Natur  nicht  in  die  Wiege  gelegt  hat,  der  wird 
es  nie  erreichen  und  der  wird  nie  ein  guter  Architekt 
werden.  Also  fort  von  der  Hochschule  mit  denen,  die 
nicht  die  Anlage  zu  künstlerischem  Schaffen  mitbringen. 
Weiter  aber  verlangt  der  Beruf,  daß  wir  auch  gute 
Techniker  seien.  Auch  das  ist  nicht  eine  Wissenschaft, 
die  sich  erlernen  läßt,  sondern  es  ist  ein  Wissen,  das 
man  erarbeiten  muß.  Also  fort  von  der  Hochschule  mit 
denen,  die  ernste  Arbeit  fürchten.  Sind  diese  beiden  Grund- 
formen des  technischen  Berufes  erfüllt,  dann  erst  kommt 
das  Leben  mit  seinen  Forderungen :  Kunst  und  Wis- 
sen müssen  in  den  Dienst  der  Allgemeinheit 
gestellt  werden.  Dabei  bildet  aber  dieses  rein  künst- 
lerische und  technische  Vermögen  nur  die  Grundlage  für 
die  praktische  Betätigung,  die  abhängig  ist  von 
den  wirtschaftlichen  und  sozialen  Fragen, 
die  der  Beruf  mit  sich  bringt.  Jedes  Architekturwerk,  mit 
ganz  geringen  Ausnahmen,  hat  praktischen  Zwecken  zu 
dienen,  bei  denen  die  wirtschaftliche  Seite  die  erste  Rolle 
spielt.  Das  ist  eine  Tatsache,  der  sich  sowohl  der  be- 
amtete Architekt  wie  auch,  und  das  in  erster  Linie,  der 
Privatarchitekt  zu  unterwerfen  hat,  eine  Tatsache  aber, 
die  von  vielen  unterschätzt  wird,  und  auf  deren  Kenntnis 
vornehmlich  auf  der  Hochschule  gar  kein  Wert  gelegt 
wird,  während  doch  mit  ihr  der  Ruf  des  Architekten  steht 
und  fällt.  Wer  als  Architekt  in  dem  Ruf  steht,  unwirt- 
schaftlich zu  bauen,  der  kommt  ins  Hintertreffen,  selbst 
das  bessere  Kunstschaffen  nützt  ihm  dabei  nichts.  Vor 
allen  Dingen  kommt  diese  wirtschaftliche  Tätigkeit  in 
Frage  bei  den  großen  volkswirtschaftlichen  Pro- 
blemen, zu  deren  Lösung  der  Architekt  beizutragen  hat. 
Ich  möchte  nur  erinnern  an  die  Wohnungsfrage,  die  zum 
größten  Teil  nur  von  uns  gelöst  werden  kann;  unsere 
Tätigkeit  ist  dabei  die  praktische  Durcharbeitung  und  Aus- 
führung der  Vorarbeiten,  welche  von  Hygienikern  und 
Sozialpolitikern  in  theoretischen  Erwägungen  ausgeklügelt 


werden.  Der  Architekt  ist  diesen  Aufgaben  aber  nur  ge- 
wachsen, wenn  er  mit  offenen  Augen  und  offenem  Herzen 
die  wirtschaftlichen  und  sozialen  Fragen  betrachtet  und 
behandelt  und  eingedenk  ist  der  sozialen  Mission,  die  zu 
erfüllen  er  berufen  ist.  Nicht  eine  fröhliche  Bil- 
dermalerei ist  unser  Beruf,  sondern  eine 
ernste  soziale  Arbeit. 

Wenn  all  die  Jünglinge,  die  auf  die  Hochschule  ziehen, 
sich  die  Tätigkeit  des  Architekten  in  dieser  Weise  klar 
machen  würden,  so  würde  mancher,  der  später  Schiff- 
bruch leidet,  doch  vom  Studium  abgehalten  werden.  Da 
möchte  ich  nun  die  Frage  aufwerfen,  wer  besucht  denn 
eigentlich  die  Hochschule?  Von  einer  ganzen  Reihe 
junger  Architekten  im  ersten  Semester  sind  doch  nur  sehr 
wenige,  die  aus  innerem  Drange  den  Beruf  gewählt  haben. 
Die  meisten  wissen  eigentlich  überhaupt  nicht,  was  sie 
studieren  wollen,  und  wählen  irgend  ein  Studium  oft  aus 
reinen  Zufallsgründen;  so  z.  B.  sagt  sich  der  eine,  ge- 
baut wird  immer,  also  werden  auch  immer  Architekten 
gebraucht;  andere  haben  noch  mehr  egoistische  Gründe 
und  denken,  es  ist  doch  viel  schöner,  im  Bureau  zu  sitzen 
und  Bilder  zu  malen,  als  im  Aktenstaub  ein  trübseliges 
Dasein  zu  führen.  Wieder  andere  erwählen  das  Studium 
lediglich,  weil  ein  guter  Freund  gerade  Architektur  stu- 
diert, oder  irgend  ein  Verwandter  ein  stark  beschäftigter 
Unternehmer  ist.  Kurz  und  gut,  es  sind  die  verschieden- 
sten Gründe,  die  die  Architekturjünger  in  die  Hochschule 
treiben,  und  kaum  einer  ist  sich  der  Mission  bewußt,  die 
seiner  wartet.  Deshalb  aber  hat  die  Hochschule  die  Pflicht, 
möglichst  frühzeitig  ihre  Schüler  auf  diese  Mission  auf- 
merksam zu  machen.  Es  wird  den  ersten  Semestern  die 
Aufgabe  zufallen,  den  Schülern  die  Augen  zu  öffnen,  da- 
mit sie  noch  frühzeitig  die  Fehler  einer  falschen  Berufs- 
wahl erkennen  und  möglichst  frühzeitig  umsatteln  können. 
Das  ist  nicht  nur  zum  Segen  für  die  Schüler  selber,  es 
ist  auch  zum  Segen  für  die  Hochschule.  Die  übrigen 
können  dann  besser  für  den  Lebensberuf  vorbereitet  wer- 
den. Mit  offenem  Auge  und  klarsehend  soll  schon  der 
Mulus  auf  die  Hochschule  kommen,  im  vollen  Bewußt- 
sein dessen,  was  das  Leben  von  ihm  erv/artet! 

Dazu  aber  gehört  eins:  die  Hochschullehrer  müssen 
nicht  nur  treffliche  Theoretiker,  sondern  sie  müssen  in 
erster  Linie  gute  Architekten  sein.  Meiner  Meinung  nach 
aber  ist  dies  nur  möglich,  wenn  sie  eine  dauernd  intime 
Fühlung  mit  der  Praxis  behalten,  d.  h.  wennderHoch- 
schullehrer  selber  Bauten  ausführt.  Als  ich 
vor  einigen  Monaten  einem  Hochschullehrer  gegenüber 
diesen  Gedanken  aussprach,  warf  er  mir  ein,  was  denn 
der  B.  D.  A.  dazu  sage.  Ich  lege  daher  Wert  dar- 
auf, an  dieser  Stelle  es  mit  allem  Nachdruck 
auszusprechen,  daß  der  Bund  in  einer  mög- 
lichst guten  Ausbildung  des  Architektur- 
nachwuchses nur  Vorteil  für  sich  ersehen 
kann,  daß  dazu  ferner  aber  vor  allen  Dingen 
die  Frischerhaltung  der  Lehrkräfte  notwen- 
dig ist  und  daß  diese  nur  möglich  ist  bei 
einer  praktischen  Tätigkeit  der  Hochschul- 
lehrer. Der  Hochschullehrer  muß  an  jenen  wirtschaft- 
lichen Fragen  mitarbeiten,  er  muß  diese  sozialen  Probleme 
zu  erfassen  und  durch  die  praktische  Durcharbeitung  und 
Ausführung  zu  fördern  und  zu  klären  suchen.  Dann  wird 
das  Studium  auch  für  die  Schüler  Leben  erhalten.  Sie 
werden  häufig  Gelegenheit  haben.  Bauten  zu  sehen,  Kon- 
struktionen in  der  Wirklichkeit,  nicht  nur  theoretisch 
kennet!  zu  lernen,  selbst  aber  praktische  Erfahrungen  zu 
sammeln  und  sich  damit  ein  Wissen  zu  erarbeiten,  wel- 
ches noch  gesteigert  wird  durch  das  Interesse,  das  sie 
an  der  praktischen  Tätigkeit  finden.  Der  häufige  Besuch 
der  Baustelle  und  das  Interesse,  das  sie  selber  an  dem 
Bau  ihres  Lehrmeisters  gewinnen,  wird  ihnen  Freude 
machen  und  ihnen  Liebe  und  Lust  für  unsere  Arbeit  wecken. 

Nun  möchte  ich  etwas  aus  der  Schule  plaudern!  Hof- 
fentlich nehmen  mir  es  die  Herren,  an  die  ich  dabei 
denke,  nicht  übel!  Vorher  sagte  ich  bereits,  daß  ich  schon 
vielfach  Gelegenheit  gehabt  habe,  Herren,  die  von  der 


812 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  51 


Hochschule  kommen,  teils  als  Aushilfe  in  den  Ferien,  teils 
in  ihrem  dritten  Ausbildungsabschnitt  als  Regierungsbau- 
führer in  meinem  Bureau  zu  beschäftigen.  Fast  ein  Dutzend 
solcher  Herren  ist  bei  mir  gewesen.  Alle  waren  gute, 
zum  Teil  sogar  sehr  gute  Zeichner,  aber  einen 
gleichen  Fehler  hatten  sie  alle  bis  auf  einen,  trotzdem 
sie  von  vier  verschiedenen  Hochschulen  stammten:  es 
fehlte  ihnen  die  Kenntnis  der  einfachsten 
Konstruktionen,  und  bei  diesem  einen  war  die  Aus- 
nahme auch  erklärlich,  er  war  der  Sohn  eines  großen 
Bauunternehmers.  Alle  diese  Herren  suchten  Schwierig- 
keiten, wo  keine  zu  finden  waren,  und  wandten  die  schwie- 
rigsten Konstruktionen  bei  den  einfachsten  Verhältnissen 
an.  Auch  noch  ein  Fehler  zeigte  sich  fast  allgemein. 
Ich  habe  den  Herren  zu  Beginn  ihrer  Tätigkeit  gewöhnlich 
ein  kleines  Objekt  ^ur  Bearbeitung  gegeben,  das  mir  be- 
sonders interessant  erschien.  Einmal  tat  ich  es,  um  ihr 
Interesse  an  der  Arbeit  zu  wecken,  dann  aber  auch,  um 
selber  einen  Ueberblick  über  ihre  Leistungen  zu  erhalten. 
Der  Erfolg  war  mit  wenigen  Ausnahmen  der  gleiche.  Die 
Herren  hatten  erstens  kein  Empfinden  für  den  Maßstab 
des  Bauwerks  in  bezug  auf  seine  Umgebung,  und  zwei- 
tens wollten  sie  es  gewöhnlich  viel  zu  schön  machen. 
Beides  hat  meines  Erachtens  einen  Grund:  den  Herren 
fehlt  die  bewußte  Unterordnung  ihres  Werkes  unter 
die  vorhandene  Umgebung,  sie  haben  Reißbrett- 
architektur getrieben  ohne  Rücksicht  auf 
den  Platz.  Sie  verfielen  in  den  Fehler,  unter  dem 
ja  leider  unsere  heutige  Architektur  noch  sehr  viel  zu 
klagen  hat,  die  Sucht,  durch  das  eigene  Werk  Vorhandenes 
zu  überbieten.  Und  weiter:  gerade  die  Fragen,  die  heute 
unsere  wichtigsten  Architekturaufgaben  ausmachen,  waren 
kaum  auf  der  Hochschule  berührt  worden,  das  sind  der 
Kleinwohnungsbau  und  der  Bau  industriel- 
ler Anlagen.  Für  mich  ist  gerade  dieses  ein  Zeichen 
dafür,  daß  die  Hochschulen  mit  dem  Leben  nicht  Schritt 
gehalten  haben.  Ich  wies  vorher  mit  Absicht  auf  die 
soziale  JVlission  hin,  deren  Erfüllung  uns  bei  der  Woh- 
nungsfrage obliegt,  und  möchte  hier  jetzt  der  Ueberzeu- 
gung  Ausdruck  geben,  daß  das  Erfüllen  dieser  Mission, 
erst  möglich  sein  wird,  wenn  die  Hochschulen  mit  all 
den  Hilfskräften,  die  ihnen  zu  Gebote  stehen,  der  Fragen 
sich  angenommen  haben.  Wir  brauchen  nur  einmal  daran 
zu  denken,  daß  in  Preußen  92  Prozent  aller  steuerpflich- 
tigen Einwohner  ein  Einkommen  haben,  das  3000  M  nicht 
übersteigt  und  infolgedessen  auf  die  Kleinwohnungen  an- 
gewiesen sind.  Es  gehört  das  also  zu  den  wichtigsten 
Bauaufgaben,  die  wir  zu  lösen  haben  —  —  und  auch 
zu  den  schönsten.  Ich  möchte  nur  auf  die  Gartenstadt- 
bevi'egung  hinweisen,  —  welche  schönen  Aufgaben  und 
welch  reiches  Feld  sozialer  Tätigkeit!  Und  als  letztes: 
die  Herren  hatten  eine  große  Scheu  vor  Anschlag 
und  Massenberechnung.  Die  Scheu  ist  mir  er- 
klärlich, ihnen  fehlte  vollkommen  die  Uebung,  ja  manche 
wußten  kaum,  was  eigentlich  eine  Massenberechnung  ist, 
wenigstens  zeigten  sie  das  größte  Ungeschick  beim  Auf- 
stellen derselben.  Auch  dieses  ist  eine  Frage,  der  ich 
die  größte  ^Wichtigkeit  beilegen  muß.  Erst  durch  einen 
genauen  Ueberblick  über  die  im  Gebäude  befindlichen 
Massen  und  die  dadurch  bedingten  Kosten  werden  die 
Grundlagen  für  ein  wirtschaftliches  Bauen  ge- 
geben. Wir  haben  gerade  in  dieser  Beziehung  in  den  letzten 
Jahren  merkwürdige  Erfahrungen  machen  müssen.  Ich 
möchte  nur  an  den  Streit  erinnern.  „Massenmiethaus  oder 
Einzelhaus",  einen  Streit,  der  sich,  unter  Voraussetzung 
guter  Grundrisse,  nach  den  neusten  Ergebnissen  woh!  ciii- 
wandfrei  entgegen  den  üblichen  Anschauungen  zu  Gun- 
sten des  Einfamilienhauses  entschieden  hat.  Das  alles 
sind  aber  Fragen,  die  nach  Möglichkeit  bereits  in  den 
Hör-  und  Uebungssälen  der  Hochschule  hätten  erledigt 
werden  müssen !  Ein  Semester  hindurch  zwei 
Stunden  Kolleg  über  Anschlag  und  Massen- 
berechnung und  zwar  ohne  nennenswerte 
Ucbungen,  charakterisiert  den  Wert,  den 
man  diesen  Fragen  beilegt. 


Alle  diese  Gründe  bringen  mich  dazu,  als  Arbeiter 
für  mein  Bureau  einen  Techniker,  der  die  technische  Mittel- 
schule besucht  hat,  größtenteils  einem  Hochschüler  vor- 
zuziehen. Das  hat  aber  allein  darin  seinen  Grund,  daß 
den  Hochschülern  eine  geeignete  feste  Grundlage  fehlt. 
Der  allereinfachsten  und  landläufigsten 
Fragen  sind  sie  nicht  sicher.  Sie  haben  vieles 
gelernt,  alle  Anerkennung  vor  dem  theoretischen  Wissen, 
sie  kennen  die  schwierigsten  Konstruktionen,  aber  sie 
denken  nicht  daran,  daß  diese  nur  Ausnahmen  und  nicht 
die  Regel  bilden.  Mir  würde  daher  eine  Ausbildung,  die 
sich  in  der  ersten  Zeit  der  einer  technischen  Mittelschule 
anschließt,  als  durchaus  notwendig  erscheinen;  auf  dieser 
Grundlage  erst  hätte  sich  dann  das  Studium  aufzubauen 
und  zu  vertiefen. 

Ich  sehe  den  Unterschied  der  Hochschultätigkeit  bis- 
her mit  dem,  was  mir  als  wünschenswert  erscheint,  in 
der  Gegenüberstellung  der  Leiden  Begriffe,  die  ich  mehr- 
fach bereits  erwähnte,  dem  Erlernen  und  dem  Er- 
arbeiten. Das  bisherige  Streben  der  Hochschule  ist 
auf  das  Erlernen  von  theoretischen  Wissenschaften  ge- 
richtet, von  Wissenschaften,  in  denen  man  im  Examen 
glänzen  soll  und  auf  die  mechanische  Herstellung  einer 
großen  Zahl  von  Zeichnungen.  Je  mehr  Blätter  und  je 
eindrucksvoller  sie  dargestellt  sind,  desto  besser.  Es  war 
mir  interessant,  von  einem  Diplom-Ingenieur,  der  jetzt 
vor  einem  Jahr  seine  Diplomprüfung  abgelegt  hat,  zu 
hören,  daß  er  zu  der  Prüfung  186  Blatt  Zeichnungen 
vorgelegt  hat.  Er  hat  damit  aber  in  seinem  Jahrgang 
nicht  einmal  den  Rekord  geschlagen,  die  größte  Zahl  der 
von  einem  Einzelnen  vorgelegten  Blätter  waren  rund  240. 
Was  ist  das  für  ein  Unsinn!  Es  ist  klar,  daß  eine  solche 
Forderung  von  der  Hochschule  nicht  gestellt  war,  und 
daß  diese  Jünglinge  mit  sehr  viel  weniger  Blättern  aus- 
gekommen wären,  vielleicht  sogar  ein  noch  besseres 
Examen  gemacht  hätten.  Aber  schon  daß  es  zulässig  ist, 
soviele  Blätter  überhaupt  vorzulegen,  läßt  tief  blicken. 
Macht  einer  es  vor,  die  andern  können  sich  dem  kaum 
entziehen.  Hätten  sich  die  jungen  Fachgenossen  in  der 
Zeit,  in  der  die  unnützen  Blätter  verfertigt  wurden,  auf 
den  Bauten  herumgetrieben,  sie  hätten  mehr  davon  ge- 
habt. Denn  daß  das  alles,  was  auf  den  Zeichnungen  ge- 
standen hat,  verdaut  ist,  erscheint  mir  ausgeschlossen: 
Die  Herren  mögen  es  gewußt  haben,  als  sie  die  Zeich- 
nungen anfertigten,  das  wollen  wir  annehmen,  sie 
mögen  es  noch  gewußt  haben,  als  sie  die  Zeich- 
nungen einreichten,  das  wollen  wir  hoffen,  aber  daß  das 
Wissen  auch  jetzt  noch,  ein  Jahr  nach  dem  Examen,  an- 
hält, erscheint  mir  ausgeschlossen.  Was  nützt  aber  ein 
Wissen,  das  in  so  kurzer  Zeit  verraucht  ist.  Es  nützt 
nur  das  Wissen,  das  auf  eigenen  Erfahrungen  sich  auf- 
baut, das  erarbeitet  ist.  Dazu  gehört  aber  nicht  Ab- 
geschlossenheit und  ein  künstliches  Fernhalten  vom  Leben, 
dazu  gehört  das  Leben,  der  Kampf  des  Lebens.  Und  das 
wieder  auf  die  Hochschule  angewandt:  die  Jünglinge 
müssen  hinein  ins  Leben,  unter  der  Führung  ihres  Lehrers! 
So  viele  Aufgaben  gibt  es,  die  sich  der  Hochschule  bieten, 
ich  möchte  nur  an  die  Tätigkeit  der  Bauberatungsstellen 
erinnern,  wo  dem  Lehrer  wie  dem  Schüler  eine  schöne 
segensreiche  Arbeit  sich  bietet.  Hinaus  aus  den  dumpfen 
Lehrsälen  in  die  freie  Gottesnatur,  hinaus  in  die  Städte 
und  Dörfer,  dort  die  Bauten  studiert  und  treu  mitgeholfen 
an  dem  Schutz  des  Landes,  an  dem,  was  wir  unter  dem 
Worte  ,, Heimatschutz"  zusammenfassen.  Mannigfach  sind 
die  Aufgaben,  die  sich  dabei  bieten,  und  segensreich  für 
unsere  Kultur  kann  dann  die  Hochschule  als  geschlossene 
Gruppe  werden. 

Und  wieder  merkwürdig:  bisher  steht  im  Zusammen- 
hang mit  einer  Hochschule  nur  eine  einzige  Bauberatungs- 
stelle.  Ich  bedaure  dieses  tief,  weil  mir  gerade  die  Hoch- 
schule berufen  erscheint,  die  Führung  in  dieser  Bewegung 
zu  übernehmen.  Jetzt  ruht  diese  ganze  Tätigkeit  auf  dem 
idealen  Streben  einer  Reihe  von  Privatarchitekten,  die 
selber  schon  genug  zu  tun  haben  mit  dem  Kampf  um 
ihre  Existenz.    Hier  aber  scheint  mir  das  Feld  für  eine 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


813 


Hochschultätigkeit  zu  liegen,  sowohl  fördernd  dem  großen 
Publikum  gegenüber  wie  auch,  und  das  vor  allem,  als 
Lehrmittel  für  die  Schüler.  Gerade  diese  werden  es  mit 
größter  Dankbarkeit  begrüßen,  wenn  sie  sich  vor  prak- 
tische Aufgaben  gestellt  sehen. 

Daß  dieses  alles  Fehler  sind,  die  einer  ernsten  Prüfung 
wert  erscheinen,  glaube  ich,  werden  Sie  alle  zugestehen, 
doch  kann  ich  unmöglich  mit  praktischen  Vorschlägen  für 
eine  solche  Umwandlung  kommen.  Ich  übersehe  auch 
nicht,  wieweit  die  Forderungen  gehen  sollen.  Es  gibt 
darin  viele  verschiedene  Anschauungen,  denen  diejenigen 
huldigen,  welche  eine  Umgestaltung  der  Hochschule  wün- 
schen: die  einen,  die  ganz  Radikalen,  wollen  von  der 
Hochschule  überhaupt  nichts  wissen  und  auf  die  Aus- 
bildung in  Architekturschulen,  wie  z.  B.  Düsseldorf,  und 
in  Meisterateliers  hinaus:  ein  trefflicher  Gedanke,  ernster 
Ueberlegung  wert,  der  nur  den  Nachteil  hat,  daß  er  ganz 
mit  der  geschichtlichen  Entwicklung  abbricht  und  infolge- 
dessen nur  sehr  schwer  in  den  Verwaltungskreisen  Gegen- 
liebe finden  wird.  Andere  wollen  auf  Grund  der  bestehen- 
den Ordnung  eine  möglichst  schmerzlose  Aenderung  von 
Lehrplan  und  Lehrmethode,  im  Grunde  aber  Beibehaltung 
des  üblichen  Entwicklungsganges,  die  dritten,  die  da- 
zwischen stehen,  wünschen  eine  grundlegende  Aenderung 
des  Geistes  der  Hochschule  unter  sinngemäßer  Umwand- 
lung der  Lehrpläne,  aber  bei  äußerlicher  Beibehaltung  der 
geschichtlich  gewordenen  Form.  Für  den  Bund  diese 
Fragen  zu  entscheiden,  dürfte  die  Gelegenheit  noch  nicht 
gekommen  sein;  es  bedarf  einer  sehr  eingehenden  Vor- 
arbeit, einer  Vorarbeit,  die  er  sogar  zweckmäßig  gemein- 
sam mit  anderen  großen  Organisationen  machen  würde. 
Ich  denke  dabei  besonders  an  den  Verband  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieur-Vereine,  an  den  Werkbund  und 
an  Interessentengruppen,  wie  z.  B.  den  Bund  der  Indu- 
striellen, der  ja,  besonders  was  Wohnungswesen  und  in- 
dustrielle Anlagen  betrifft,  ein  ganz  lebhaftes  Interesse 
daran  haben  müßte.  Ich  habe  daher  in  meinem  Antrag 
den  Gedanken  des  Zusammenschlusses  größerer  Verbände 
bereits  zum  Ausdruck  gebracht. 

Nun  lassen  Sie  mich  zum  Schluß  kommen.  Ich  hoffe, 
daß  Sie  mit  mir  der  Ueberzeugung  geworden  sind,  daß 
eine  Aenderung  in  der  Erziehung  nottut  zur  Hebung  un- 
seres Standes,  zur  besseren  beruflichen  Fortbildung  un- 
seres Nachwuchses.  Das  ist  es  aber  nicht  allein,  was 
uns  zu  solchem  Vorgehen  veranlassen  soll.  Wir  sollen 
vor  allen  Dingen  ganz  allgemein  an  das  Wohl  des  Staates 
denken,  nicht  nur  im  Zusammenhang  mit  unsern  eigenen 
Standesinteressen,  und  da  müssen  wir  hervorheben,  daß 
uns  auch  an  der  Hochschule  die  staatsbürgerliche 
Erziehung  fehlt,  wir  genießen  jetzt  wohl  auf  der  Hoch- 
schule eine  Erziehung,  die  auch  staatswissenschaftliche 
Fächer  berührt.  Aber  das  genügt  nicht,  wir  brauchen 
auch  hier  nicht  das  Erlernen  einer  Wissenschaft,  sondern 
das  Erarbeiten  eines  Wissens  der  Praxis  für  unsere  Be- 
tätigung als  Staatsbürger.  Wir  werden  heute  nur 
erzogen,  weil  wir  Staatsbürger  sind,  nicht 
aberwerdenwirerzogen,aufdaßwirStaats- 
bürger  im  edelsten  Sinne  des  Wortes  wer- 
d  e  n.  Die  politische  Tätigkeit  des  Architekten,  auf  die 
Herr  Professor  Neumeister  hinwies,  ist  bereits  ein  Teil 
der  staatsbürgerlichen  Betätigung.  Ich  habe  auf  unsere 
soziale  Mission  verwiesen,  das  bewußte  Erkennen  dieser 
Mission  deckte  sich  bereits  mit  dem  Erkennen  des  staats- 
bürgerlichen Berufes.  Mögen  alle  unsere  Fachgenossen, 
mag  vor  allen  Dingen  unser  Nachwuchs  dieses  Berufes 
eingedenk  sein,  zum  Wohle  unseres  Standes  und  vor  allen 
Dingen  zum  Wohle  unseres  schönen  deutschen  Vaterlandes ! 

*  « 

Von  der  Lage  unseres  Berufes 

Mehrere  Zeitungsausschnitte,  die  uns  dieser  Tage  in 
die  Hände  kamen,  sind  wieder  einmal  sehr  bezeichnend  für 


unsere  Berufsverhältnisse.    Da  lesen  wir  z.  B.  in  Nr.  270 
des  „Hannoverschen  Anzeigers"  folgendes  Stellengesuch: 
t  Bautechniker  (M.),  Abs.  e.  Baugewerk- 
schule, 25  J.  alt,  9  J.  praktisch,  w.  schon 
auf  Bureau  war,  sucht  Stellg.  auf  Bureau 
od.  Baustelle.    Gehalt  80  Mk.  per  Monat. 
Offerten  unter  S.  752  bef.  d.  Exped.  ds.  Bl. 
Wir  meinen,  schon  die  einfache  Ueberlegung,  daß  eine 
so  niedrige  Gehaltsforderung  schwerlich  als  Empfehlung 
für  einen  Mann  gelten  kann,  der  neun  Jahre  praktisch 
und  auch  schon  auf  dem  Bureau  tätig  gewesen  ist,  hätte 
den  Kollegen  davon  abhalten  müssen,  andere  zu  unter- 
bieten.   Warum,  so  fragt  man  sich,  ist  der  dann  nicht 
lieber  als  Maurer  weiter  tätig  geblieben?    Muß  er  sich 
nicht  selbst  sagen,  daß  er  sich  unter  diesen  Umständen 
besser  gestanden  hätte?    Hier  sehen  wir  wieder,  was  wir 
noch  an  Aufklärungsarbeit  leisten  müssen  und  wie  wichtig 
es  ist,  daß  diese  bereits  an  der  Schule  einsetzt,  um  schon 
den  Anfänger  zu  der  richtigen  Selbsteinschätzung  zu  er- 
ziehen. 

Der  Weg  zur  Organisation  ist  häufig  mit  unnützen  Aus- 
gaben für  Inserate  Stellungsuchender  gepflastert.  Hilft 
eine  gewöhnliche  Anzeige  nichts,  so  versuchen  es  Nicht- 
organisierte dann  häufig  mit  irgend  welchen  Belohnungen, 
die  sie  in  den  Zeitungen  ausschreiben.    Zu  dieser  Kate- 
gorie gehört  auch  das  folgende  Inserat,  das  wir  der  Nr.  335 
der  „Berliner  Morgenpost"  entnehmen: 
50,00  Mark, 
wer  mir  Stellung  als  Bautechniker  besorgt. 
Offerten  ,,F.  R.  366",  Morgenpost,  Char- 
lottenburg. 

Wir  wissen  nicht,  ob  es  schon  jemandem  gelungen  ist, 
auf  diesem  leider  nicht  mehr  ungewöhnlichen  Wege  eine 
Stellung  zu  erhalten.  Aber  daß  die  Organisation  die  Mög- 
lichkeit bietet,  auf  bedeutend  billigerem  und  mindestens 
ebenso  sicherem  Wege  das  Ziel  zu  erreichen,  sollte  doch 
nachgerade  jedem  klar  geworden  sein. 

Gleich  darunter  lesen  wir  in  derselben  Nummer  der 
„Morgenpost" : 

Aelterer  Bautechniker 

sucht  Stellung  im  Bureau  oder  als  Polier 
auf  dem  Bau.  Wochenlohn  30  M.  Offerten 
„F.  R.  365",  Morgenpost,  Charlottenburg, 
Berliner  Straße. 
Entweder  ist  der  Inserent  ein  Arbeiter,  der  sich  un- 
berechtigterweise  Bautechniker  nennt,  oder  aber  —  was 
wir  für  wahrscheinlicher  halten  — ,  auch  er  leidet  unter 
der  Misere,  die  heute  unseren  Berufsgenossen  droht,  wenn 
sie  ein  gewisses  Alter  überschritten  haben.    Daß  dieser 
Zeitpunkt  sogar  sehr  früh  eintritt,  beweist  wiederum  das 
Inserat.    Zum  Polier  fühlt  sich  der  Suchende  noch  rüstig 
genug.    Ein  trauriges  Streiflicht  auf  unseren  Beruf.  Also 
deswegen  die  mehrjährige  praktische  Tätigkeit,  deswegen 
das  lange,  kostspielige  Studium  an  der  Baugewerkschule, 
um  im  Alter  dem  Beruf  zu  entsagen  und  wieder  als  Arbeiter 
das  tägliche  Brot  zu  verdienen! 

Wenn  wir  solchen  Zuständen  vorbeugen  wollen,  so 
müssen  wir  uns  immer  wieder  vorhalten,  daß  der  Einzelne 
diesen  Verhältnissen  machtlos  gegenübersteht  und  hier  nur 
die  Organisation  Wandel  schaffen  kann.  Pflicht  eines  jeden 
Kollegen  ist  es,  diese  Erkenntnis  weiter  zu  verbreiten. 
Mögen  diese  Zeilen  dazu  beitragen,  daß  der  Kampf  um 
die  Sicherstellung  unserer  Zukunft  nicht  erlahme.  Mf. 

*  * 
* 

Der  B.  t.-i.  B.  „vergleicht"! 
Seit  dem  7.  ordentlichen  Bundestage  vom  September 
dieses  Jahres  macht  die  „l.-B.-Z."  ausgiebig  Reklame  mit 
den  neuesten  Sätzen  der  Stellenlosen-Unterstützung  des 
B.  t.-i.  B.,  indem  sie  in  fast  jeder  Nummer  die  erste  Textseite 
zum  Abdrucke  eines  sogenannten  Vergleiches  der  Leistun- 
gen der  Stellenlosen-Unterstützung  benutzt,  wie  sie  vom 
Bund  und  irgendeiner  anderen  Berufsorganisation  gezahlt 
werden.   In  Nr.  27  vom  24.  November  besaß  die  „I.-B.-Z." 


814 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  51 


die  Liebenswürdigkeit,  zu  diesem  Vergleich  die  Stellen- 
losen-Unterstützung  des  D.  T.-V.  heranzuziehen.  Die 
Oegenüberstellung  vermeidet  so  geschickt  alles,  was  diese 
zu  einem  Vergleich  ausbauen  könnte,  daß  für  naive  Ge- 
müter wirklich  die  Vermutung  nahe  liegt,  daß  die  Unter- 
stützungssätze des  Bundes  ganz  erheblich  günstiger  wären, 
wie  diejenigen  des  Verbandes. 

Eine  Stellenlosen-Unterstützung  ist  ohne  Zweifel  eine 
„Versicherung"  für  uns,  nicht  im  rechtlichen  aber  tech- 
nischen Sinne.  Wenn  man  also  die  Leistungen  einer 
solchen  Versicherung  mit  den  Leistungen  der  Konkurrenz 
vergleichen  will,  so  muß  man,  wie  in  jedem  anderen  ähn- 
lichen Falle,  die  Leistungen  mit  den  Beiträgen  in  Be- 
ziehung setzen.  Da  der  B.  t.-i.  B.  bei  diesem  Verfahren 
jedoch  nicht  mitkommt,  hat  er  es  klüglich  unterlassen. 

Die  Geschichte  des  B.  t.-i.  B.  beweist  aber,  daß  auch 
ihm  die  notwendige  Beziehung  zwischen  Leistung  und 
Gegenleistung  bekannt  ist,  denn  bis  zum  30.  September 
dieses  Jahres  gab  es  bei  ihm  Mitglieder,  die  durch  Zahlung 
von  12  M  außerordentlichen  Beitrages  sich  ein  Anrecht 
auf  höhere  Leistungen  für  den  Fall  der  Stellenlosigkeit  er- 
werben konnten. 

Es  ist  unverständlich,  wie  der  Bund  darauf  hinweisen 
kann,  daß  die  Auffassung  des  D.  T.-V.  über  Stellenlosen- 
Unterstützung  eine  Wandlung  durchgemacht  habe,  wäh- 
renddem es  doch  nicht  weniger  bekannt  ist,  daß  eine  solche 
Wandlung  beim  Bund  ebenso  zu  konstatieren  ist.  Sehen 
wir  uns  die  Satzung  des  B.  t.-i.  B.  vom  Oktober  1907  darauf- 
hin an,  so  werden  wir  finden,  daß  der  B.  t.-i.  B.  bei  24  M 
Beitrag  seinen  Mitgliedern  in  den  ersten  fünf  Jahren  der 
Mitgliedschaft  weniger  Stellenlosen-Unterstützung  in  Aus- 
sicht stellte,  als  der  D.  T.-V.  mit  damals  13  M  Beitrag. 
Die  höheren  Sätze  des  B.  t.-i.  B.  vom  6.  bis  zum  9:  Mit- 
gliedsjahr können  dabei  tatsächlich  außer  Betracht  bleiben, 
da  auch  für  die  Gründungsmitglieder  des  B.  t.-i.  B.  diese 
Sätze  einen  Zukunftswechsel  mit  zu  langer  Frist  bedeuteten. 

Allmählich  schien  man  dieses  Mißverhältnis  beim 
B.  t.-i.  B.  eingesehen  zu  haben  und  erhöhte  dann  die  Sätze 
so,  daß  man  dem  D.  T.-V.  in  dieser  Beziehung  annähernd 
nachkam. 

Durch  die  auf  unserem  Verbandstag  in  Stuttgart  be- 
schlossene Erhöhung  der  Beiträge  waren  wir  in  der  Lage, 
unsere  Stellenlosen-Unterstützung  zu  erhöhen.  — 

Die  Januarbeschlüsse  unseres  Gesamtvorstandes  schei- 
nen auf  dem  6.  ordentlichen  Bundestag  einigen  Einfluß  aus- 
geübt zu  haben,  denn  man  beschloß  dort,  die  bisherigen 
Unieistützungssätzc  von  30  bis  75  M  auf  60  bis  105  M  zu  er- 
höhen, allerdings  nur  unter  der  Voraussetzung,  daß  der 


tu 

Die  Stellenlosenunterstützung  beträgt: 

Bisher 
bezalilte 

Die  Höchst- 
summe der 

Unterstützung 
beträgt  im  Ver- 
hältnis zu  den 
geleisteten  BeiT 

trägen  in  "o 

glieds-Al 
Jahre 

pro  Monat 
Mk. 

auf  die 
Dauer  von 
M  iia'eii 

im  Höchstfalle 
Mk. 

Beiträge 
Mk. 

s 

T.D.V. 

B.t.^LB; 

T.D  V. 

cd 

DO 

D.T.V. 

03 

cd 

D.T.V. 

od 
cd 

D.T.V. 

cd 
cd 

1 

45.- 

75.- 

3 

3 

135.- 

225.- 

18 

36 

750 

625 

2 

52.50 

82,50 

3 

3 

157.50 

247.50 

36 

72 

437 

344 

3 

60.- 

90,- 

!  3 

3 

180.- 

270  - 

54 

108 

333 

250 

4 

67.50 

97.50 

3 

3 

202.50 

292.50 

72 

144 

281 

203 

5 

75.- 

105.- 

3 

3 

225.- 

315.- 

90 

180 

250 

175 

6 

82.50 

112.50 

3 

3 

247.50 

337.50 

108 

216 

229 

156 

7 

82.50 

120.- 

4 

3 

330.- 

360.- 

126 

252 

262 

143 

8 

90.- 

120.- 

4 

3'/^ 

360.- 

420.- 

144 

288 

250 

146 

9 

90.- 

120.- 

5 

4 

450.- 

480.- 

162 

324 

278 

148 

10 

90.- 

120.- 

6 

4V. 

540.- 

540.- 

180 

360 

300 

150 

11 

90.- 

120.- 

6 

5 

540.- 

600.- 

196 

396 

275 

151 

12 

90.- 

120.- 

6 

57, 

540.- 

660.- 

216 

432 

250 

153 

13 

90.- 

120.- 

6 

6 

540.- 

720.- 

234 

465 

231 

154 

im  Mittel 

317 

215 

7.  ordentliche  Bundestag  eine  Erhöhung  des  Beitrages 
um  50 o/o  beschUeße. 

Inzwischen  traten  unsere  im  Januar  beschlossenen  er- 
höhten Sätze  in  Wirksamkeit  und  es  konnte  somit  der 
7.  ordentl.  Bundestag,  wollte  er  die  Stellenlosen-Unterstütz- 
ung des  B.  t.-i.  B.  von  derjenigen  des  D.  T.-V.  nicht  voll- 
ständig in  den  Schatten  stellen  lassen,  nicht  anders,  als 
die  im  Frühjahr  in  Aussicht  genommenen  Sätze  nochmals, 
ehe  sie  überhaupt  in  Kraft  getreten  waren,  zu  erhöhen. 
Eine  wirklich  objektive  Gegenüberstellung  der  Leistungen 
des  B.  t.-i,B.  und  D.  T.-V.  zeigt  die  vorstehende  Tabelle. 

Der  B.  t.-i.  B.  ist  damit,  seiner  eigenen  Ueberzeugung 
nach,  bis  an  die  äußerste  Grenze  des  für  ihn  Möglichen 
gegangen.  Anders  ließ  es  sich  nicht  erklären,  daß  die  Sätze 
bei  dem  Einheitsbeitrag  von  36  M  teilweise  ungünstigere 
sind,  wie  die  alten  Sätze  für  die  freiwilligen  36-Mark- 
Zahler. 

In  der  Gegenüberstellung  in  Nr.  27  der  I.-B.-Z.  ist  das 
Alter  der  Verbände  mit  7  bezw.  27  Jahren  angegeben,  damit 
ist  jedem,  der  es  sehen  will,  der  Nachweis  erleichtert,  daß 
es  beim  B.  t.-i.  B.  notwendigerweise  z,  Zt.  überhaupt  keine 
Mitglieder  geben  kann,  die  in  den  Genuß  seiner  sechs 
höchsten  Sätze  der  Stellenlosen-Unterstützung  kommen. 
Also  auch  hier  müssen  wir  konstatieren,  daß  die  mit  den 
neuesten  Stellenlosen-Unterstützungssätzen  gemachte  Re- 
klame nur  mit  einem  Wechsel  auf  die  fernste  Zukunft  ge- 
stützt wird. 

Ganz  abgesehen  davon,  daß  unsere  Mitglieder  z.  Zt. 
halb  sovjel  Beiträge  bezahlen  wie  die  Mitglieder  des  B. 
t.-i.  B.  und  daß  dieses  .Verhältnis  auch  für  unsere  alten 
Mitglieder  in  früheren  Jahren  mit  einem  Beitrag  von  10, 
13  und  14  M  gegenüber  den  Beitragszahlungen  der  Bundes- 
mitglieder ein  ähnliches  war,  haben  wir  in  unseren  Reihen 
tatsächlich  Mitglieder,  denen  eine  Stellenlosen-Unter- 
stützung in  der  Gesamthöhe  von  540  M  zusteht,  während 
die  größte  Leistung  beim  Bund  z.  Zt.  die  ist,  daß  er  einem 
stellenlosen  Kollegen  im  Laufe  dreier  Monate  360  M  be- 
zahlen muß. 

Außerdem  sind  die  Bedingungen  zur  Beanspruchung 
der  Stellenlosen-Unterstützung  beim  D.  T.  -  V.  wesent- 
lich kulantere  als  beim  B.t.-i.B.  Die  Bundessatzung 
stellt  demjenigen  die  Unterstützung  in  Aussicht,  der  vorher 
sechs  Monate  gegen  Gehalt  angestellt  war,  währenddem 
die  Verbands-Stellenlosen-Unterstützung  bereits  eintritt, 
wenn  eine  dreimonatliche  Stellungsdauer  nach- 
gewiesen wird. 

Wenn  die  „I.-B.-Z."  also  hervorhebt,  „der  D.  T.-V. 
versucht  dem  B.  t.-i.  B.  Konkurrenz  zu  machen,  schafft  es 
aber  nicht",  so  ist  das  eine  Verdrehung  von  Tat- 
sachen, wie  wir  sie  der  „I.-B.-Z."  schon  des  öfteren 
nachgewiesen  haben,  ohne  jede  dazu  sich  bietende  Ge- 
legenheit aufzugreifen. 

Wir  hätten  auf  diese  Richtigstellung  verzichtet,  wenn 
wir  nicht  glaubten,  insbesondere  unseren  jüngeren,  weniger 
unterrichteten  Mitgliedern  eine  Klarstellung  der  Verhält- 
nisse in  dieser  Beziehung  schuldig  zu  sein.  Die  „Auf- 
machungen" des  B.  t.-i.  B.  sind  sonst  zu  fadenscheinig,  um 
ernster  genommen  zu  werden.  Lg. 


::  ::  H  ::  ::  ::    BRIEFKASTEN    ::  H  ::  ::  ::  :: 


Nur  Anfragen,   denen   Rückporto  beilegt  und  die  von  allgemeinem 
Interesse    sind,    werden    aufgenommen.     Dem    Namen    des    tinsenders  sind 
VC  o  Ii  n  u  n  g    und    Ai  i  t  g  I  i  e  d  n  u  in  m  e  r    hin^U/'ufügen,     Aiifr.igen   nach    Bezugs- ■ 
quellen    und    Büchern    werden    unparteiisch    und    nur    schriftlich    erteilt,  tine 
Rücksendung   der   Manuskripte  erfolgt   nicht.     Schlußtag   für  Einsen- 
dungen ist  der  vorletzte  Diiiiiierstag  (mittags  12  Ulli)  vor  lirs^  heinen  des  Heftes 
in  dem  die  Frage  erscheinen  soll.     Eine  Verbindlichkeit  für  die  Aufnahme, 
für   Inhalt  und  Richtigkeit  von   Kragen   und   Antworten  lehnt  die  Schrift-, 
leitung  nachdrüi  kill  h  ab.    De  zur  triäiiterung  der  Tr.igcn  notweniligen  Druck-. 
•  töclce  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  mu8  der  Fragesteller  vorher  befahlen. 

Technik 

Frage  230.  (Wiederholt.)  Durch  richterlichen  Vertrag  habe 
ich  meinen  Nachbar  gestattet,  gegen  den  Brandgiebel 
meines  Hauses  zu  bauen.  Hat  der  Nachbar  durch  diese  Er- 
laubnis das  Recht  erworben,  diesen  Brandgicbel  als  Abschluß 
für  die  Räume  seines  Gegenbaues  zu  benutzen,  und  muß  ich 


Heft  51 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


815 


infolge  des  Vertrages  bei  einem  etwaigen  Abbruch  meines 
Hauses  den  Brandgiebel  zum  Schutze  für  die  Räume  seines 
Gebäudes  stehen  lassen?  Letzteres  wäre  m.  E.  wohl  nur  der 
Fall,  wenn  ich  dem  Nachbar  ausdrücklich  das  Mitbenutzungs- 
recht an  meinem  Brandgiebel  eingeräumt  hätte. 

Frage  281.  Bei  Abbruch  meines  eingebauten  Wohnhauses 
zeigte  sich  der  Giebel  nach  dem  Abtragen  der  Vorder-  und 
Hintermauer  schadhaft.  Der  Giebel  steht  auf  meinem  eigenen 
Grund,  ist  mein  Eigentum  und  dient  als  Abschluß  für  die 
Räume  meines  Nachbars.  Ich  mußte  nun  den  Giebel  auf  Ver- 
anlassung der  Baupolizei  abbrechen.  Habe  ich  nun  die  Kosten 
zum  Wiederaufführen  des  Giebels  allein  zu  tragen  oder  muß 
mein  Nachbar  die  Hälfte  beisteuern? 

Frage  282.  Ist  das  Dichten  von  Tonröhren,  die  im  sandigen 
Boden  verlegt  werden,  mit  Zement  ohne  Teer-  oder  Weißstrick 
vorteilhafter  als  ein  Vergießen  der  Muffen  mit  flüssigem 
Asphalt  und  Teerstrick?  Welche  Erfehrungen  haben  ferner 
Kollegen  beim  Muffendichten  von  Mannesmanndruckröhren  aus 
Stahl  mit  sogenannter  Bleiwolle  gemacht? 

Frage  283.  Ich  will  von  einem  älteren  Herrn  mit  Voll- 
bart eine  Gipsgesichtsmaske  abnehmen.  Welche  Mittel  hat  man, 
um  den  Bart  zu  präparieren,  so  daß  er  seine  natürliche  Form 
und  Farbe  behält  und  sich  der  Gips  nach  dem  Abbinden  leicht 
lösen  läßt?  Da  die  Maske  nicht  in  einem  Stück  angefertigt 
werden  kann,  bitte  ich  noch  angeben  zu  wollen,  in  welcher 
Weise  oder  mit  welchen  Mitteln  man  die  Trennung  der  ein- 
zelnen Teile  vornehmen  kann. 

Frage  284.  An  einem  Brückenbau  kommen  drei  Pfeiler 
vor,  die  z.  T.  im  Fluß,  z.  T.  auf  den  Ufern  stehen,  aber 
20  cm  vom  Wasser  überflutet  werden.  Es  sind  15  cm  starke 
Spundbohlen  eingerammt.  Meiner  Ansicht  nach  ist  nun  die 
ganze  Ausschachtung,  da  das  Terrain  unter  dem  Wasserstand 
des  Flusses  liegt,  als  Ausschachtung  unter  Wa  s  s  e  r  an- 
zusehen. Die  Bauleitung  will  die  Ausschachtung  erst  von  dort 
ab  als  „u  n  t  e  r  W  a  s  s  e  r"  ausgeführt  ansehen,  wo  der  Wasser- 
andrang von  unten  her  so  stark  wird,  daß  man  Pumpen  zur 
Wasserhaltung  aufstellen  muß.  Ich  bitte  um  Auskunft,  wie  es 
bei  anderen  ähnlichen  Bauten  Brauch  ist?  ; 

Frage  285.  A,  erbaute  im  Jahre  1897  ein  zweigeschossiges 
Haus  3  m  von  der  Grenze  des  B.  entfernt  und  legte  nach  dieser 
Seite  hin  im  Erdgeschoß  Fenster  für  eine  Werkstätte  an.  B. 
erbaut  in  diesem  Jahre  ein  dreigeschossiges  Haus  auf  der 
Grenze,  was  auch  die  Baupolizei  genehmigte.  Als  nun  B.  den 
Giebel  des  Dachgeschosses  hochführen  will,  legt  ihm  A.  den  Bau 
still  mit  der  Begründung,  es  würde  ihm  durch  den  hohen  Giebel 
das  Licht  genommen,  weil  er  nicht  mehr  vom  Fenster  des  Erd- 
geschosses aus  den  Himmel  sehen  kann.  Das  Objekt  liegt  im 
Regierungsbezirk  Arnsberg,  Provinz  Westfalen.  Darf  B.  nun 
nicht  höher  bauen  wie  A.  verlangt  oder  darf  B.  so  hoch  bauen 
wie  ihm  die  Baupolizei  genehmigt?  Sind  hierüber  schon  ge- 
richtliche Urteile  herbeigeführt?  Im  bejahenden  Falle  wann 
und  wo?  Wie  würde  sich  die  Sache  verhalten,  wenn  das 
Objekt  an  der  linken  Niederrheinseite  läge? 

Frage  286.  In  einem  neuerbauten  Hause  ist  ein  Schorn- 
stein mit  angebautem  Luftschacht  schlecht  ausgeführt,  innen 
nicht  gezogen  und  rauh.  Der  Schornstein  zieht  nicht  oder  wenig 
und  saugt  oft  nach  unten,  so  daß  die  im  Obergeschoß  an- 
geschlossenen zwei  Oefen  nicht  brennen.  Die  Rauchgase  drin- 
gen in  die  Zimmer  des  Obergeschosses.  Der  Kaminschieber  wird 
warm.  Der  Rauchschacht  ist  untersucht  und  frei.  Etwa  1^/4  m 
ist  schon  aufgesetzt  (Mauer  und  Rohr).  Um  den  Querschnitt 
zu  vergrößern,  wurde  im  Keller  die  Zunge  von  Rauch-  und  Luft- 
schacht auf  1/2  m  Länge  herausgenommen.     Der  Luftschacht 


zieht.  Im  Erdgeschoß  angeschlossene  Oefen  brennen,  im  ersten 
Obergeschoß  weniger  gut  und  oben  gar  nicht.  Welche  Mittel 
kann  man  anwenden,  um  hier  Abhilfe  zu  schaffen? 

Frage  287.  Für  einen  größeren  Saal  soll  ein  eichener 
Tafelparkettfußboden  geliefert  werden.  Der  bauleitende  Archi- 
tekt hat  vorgeschrieben,  daß  dieser  Fußboden  in  Asphalt  auf 
vorhandenem  Betonfußboden  verlegt  werden  soll.  Nähere  Er- 
kundigungen bei  verschiedenen  Parkettfußbodenlieferanten  haben 
ergeben,  daß  erfahrungsgemäß  eine  Verlegung  von  Tafelparkett- 
fußboden in  Asphalt  nicht  zu  empfehlen  ist,  da  die  Tafeln  hierbei 
leicht  lose  und  klapprig  werden  und  die  Reparaturen  später 
große  Kosten  verursachen.  Da  ich  für  den  272  cm  starken 
Tafelparkettfußboden  einschl.  Höhe  für  den  Asphalt  zusammen 
nur  41/2  cm  zur  Verfügung  habe,  ist  es  nicht  möglich,  den  Fuß- 
boden auf  Lagerhölzer  und  Blindboden  zu  verlegen.  Ich  bin  nun 
auf  den  Gedanken  gekommen,  den  Asphalt  durch  einen  sogen. 
Torgamentfußboden  oder  ähnlichen  nagelbaren  Fußboden  zu 
ersetzen  und  bitte  um  Auskunft  über  die  Zweckmäßigkeit  und 
ob  ich  den  Parkettfußboden  hierauf  mit  Nägeln  befestigen  kann? 
Wer  liefert  evtl.  Torgamentfußboden  oder  ähnliche  Fußboden- 
unterlage? 

Frage  288.  Eine  Gemeinde  beabsichtigt,  in  unmittelbarer 
Nähe  eines  Baches  eine  Grundwasserfassungsanlage  zur  Ge- 
winnung von  Nutz-  und  Trinkwasser  zu  bauen.  Das  gefaßte 
Wasser  soll  gesammelt  und  mittels  einer  elektrisch  betriebenen 
Pumpe  in  ein  bestehendes  Hoch-Reservoir  gepumpt  werden. 
Die  Wasserführung  des  Baches  beträgt  ca.  25  bis  30  Sec/1,  ge- 
wonnen sollen  hiervon  werden  ca.  8  bis  10  Sec/1.  Die  An- 
lage käme  ca.  500  m  vom  Hoch-Reservoir  zu  liegen.  Die 
Höhendifferenz  beider  beträgt  ungefähr  30  m.  Wie  würde  das 
Projekt  am  vorteilhaftesten  auszuführen  sein?  Welche  Filtrations- 
anlage ist  zu  empfehlen?  Könnten  derartige  schon  bestehende 
Anlagen,  speziell  Filtrationsanlagen  in  der  Nähe  Nordbayerns 
besichtigt  werden? 

Frage  289.  Wie  ist  die  Luftschicht  für  eine  40  cm  starke 
Außenwand  am  besten  zu  konstruieren,  wenn  die  Wand  balken- 
tragend und  wenn  sie  nicht  balkentragend  ist?  Wird  man 
lediglich  durch  Anordnung  der  Luftschicht  eine  absolut  trockene 
Wand  erreichen  unter  Anwendung  eines  mittelguten  Lehmziegel- 
steines? Wenn  goudronierte  Bindersteine  verwandt  werden, 
ist  dann  die  gewöhnlich  auf  diese  sich  anhäufende  Schicht 
herabfallenden  Mörtels  schädlich?    Wie  ist  sie  zu  vermeiden? 

Frage  290.  Ich  habe  für  ein  Gipswerk  ein  Silo  von  20  m 
Länge,  4  m  Höhe,  4,50  m  Breite  für  gekochten  Gips  zu  ent- 
werfen. Mein  Auftraggeber  will  den  Silo  gern  in  Eisenbeton 
ausgeführt  haben.  Kann  mir  einer  der  Herren  Kollegen  Aus- 
kunft geben  über  die  Ausführung  und  Zweckmäßigkeit,  be- 
sonders in  bezug  auf  die  dem  Beton  anhaftende  Feuchtigkeit? 

Frage  291.  Infolge  der  Ausdehnung  der  Stadtbebauung 
und  des  städtischen  Verkehrs  wird  an  einer  Kreischaussee  die 
Zuschüttung  der  Chausseegräben  und  die  Herstellung  von  Fuß- 
wegen darüber,  einschl.  Rinnstein-  oder  Bordsteinkante,  erforder- 
lich. Müssen  nun  die  Stadt  bezw.  die  Anlieger  sämtliche  Kosten 
für  die  erforderlichen  Arbeiten  zahlen  oder  ist  der  Kreis  hierzu 
ganz  oder  zu  welchem  Teile  verpflichtet?  Wo  und  in  welchem 
Umfange  haben  Kreisverwaltungen  solche  Arbeiten  ausgeführt? 

Frage  292.  Wer  fertigt  Modelle  für  Kachelöfen,  Mauer- 
steine und  Dachsteine  in  etwa  der  natürlichen  Größe?  Diese 
sollen  dem  gewerblichen  Fortbildungsschulunterricht  dienen.  Aus 
welchem  Material  bestehen  die  Modelle  und  welches  ist  der 
ungefähre  Preis? 

Frage  293.  Kann  mir  ein  Kollege  praktische  Winke  über 
die  Einrichtung  einer  Fabrik  für  Kunstbausteine  und  ebenso  über 
die  beste  Art  der  Fabrikation  geben?   Gibt  es  Literatur  hierüber? 


Mitteilungen  aus  dem  Verbände 


Weihnachts-  und  Sylvesterfeier  im  Erholungsheim! 

Ein  herrlicher  Weihnachtsbaum  soll  den  trauten  Räumen 
unseres  Erholungsheims  Feststimmung  geben.  Wie  alljährlich, 
soll  auch  in  diesem  Jahre  im  frohen  Kreise  von  Berufskollegen 
mit  ihren  Angehörigen  das  Weihnachtsfest,  das  Fest  des  Friedens, 
im  Lichterglanze  im  eigenen  Heim  gefeiert  werden.  Am  Weih- 
nachtsheiligenabend 9  Uhr  gemeinsame  Christbescherung.  Am 
Silvesterabend  sollen  bei  dampfender  Bowle  die  Sorgen  und 
Mühen  des  vergangenen  Jahres  vergessen  und  mit  neuer  Zu- 
versicht das  neue  Jahr  begonnen  werden.  Kollegen,  die  diese 
Tage  in  unserem  Heim  zu  verleben  gedenken  (Meldungen  liegen 
bereits  vor),  werden  gebeten,  ihre  Anmeldungen  an  das  Er- 
holungsheim oder  an  den  Verbandskollegen  Herrn  Bürgermeister 
Burkhardt  in  Sondershausen  zu  bewirken.    Derselbe  nimmt  auch 


Weihnachtsgeschenke  für  unser  Heim  dankend  entgegen.  Es 
werden  gewünscht:  Sofakissen,  Waschtischgarnituren,  Wand- 
schoner für  die  Liegesofas,  kleinere  Zimmerbilder. 


Einbanddecken  zur  Deutschen  Techniker-Zeitung 

sind  von  der  Firma  Berliner  Buchbinderei  Wübben  &  Co., 
Berlin  SW.  48,  Wilhelmstraße  9,  zum  Preise  von  1  M  für 
das  Stück  zuzüglich  50  Pfg.  bezw.  25  Pfg.  für  Porto  zu  be- 
ziehen. Um  den  Anzeigenteil  nicht  mit  einbinden  zu  lassen, 
sind  zwei  Rückenstärken  (Decke  A  mit  Anzeigen,  Decke  B 
ohne  Anzeigen)  zum  gleichen  Preise  lieferbar.  Bei  Bestellungen 
ist  anzugeben,  ob  Decke  A  oder  Decke  B  gewünscht  wird 
und  für  welchen  Jahrgang, 

Die  Verbandsleitung. 


816 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  51 


Sitzungs-Kalender  der  Bezirksverwaltungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  wiederholt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeigen  und  Mitteilungen  für 
die  ,,D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
sein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonderen,  nur  auf  emer  Seite 
beschriebenen  Blättern  eingereicht  werden.  Bei  jeder  Emsendung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  =  Versammlungstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  Ober  Vergnügungen,  Festlichkeiten  usw. 
sind  Oberhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
Für  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

Zweigvereine 

Gern  ischteVere  ine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Sams- 
tag abend  im  „Berliner  Hof".  —  Samstag,  16.  Dezember,  abends 
83/^  Uhr,  Jahres-Hauptversammlung.  Tagesordnung:  1,  Be- 
kanntgabe der  Eingänge.  2.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 
3.  Jahresbericht.  4.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der  Aus- 
schüsse. 5.  Verschiedenes.  —  Samstag,  23.  Dezember,  zwang- 
lose Zusammenkunft  im  Restaurationszimmer.  Zur  Hauptver- 
sammlung erwarten  wir  das  Erscheinen  aller  Mitglieder. 

Düsseldorf.  Technischer  Verein.  Zu  der  nächsten 
Hauptversammlung,  die  am  21.  Dez.  stattfindet,  wird  hierdurch 
eingeladen.  Tagesordnung  wie  in  der  Regel  bis.  auf  Bericht 
der  Kassenrevisoren. 

Hamburg.  Techniker-Verein  von  1884,  E.  V. 
Br.-A.  u.  Vors. :  Fr.  Reitz,  Mendelssohnstraße  26.  Tagesordnung 
der  Versammlung  vom  IQ.  Dezember,  abends  9  Uhr,  Große 
Allee  55.  1.  Mitteilungen  des  Vorstandes.  2.  Verbands- 
angelegenheiten. 3.  Technische  Fragen.  4.  Verschiedenes.  An- 
träge zum  Verbandstage  müssen  bis  1.  Januar  beim  Vorsitzenden 
eingereicht  sein. 

Karlsruhe.  Technischer  Verein.  V.  u.  O.:  Jeden 
Dienstag  im  Restaurant  Goldner  Adler,  Karl-Friedrich-Straße. 
Wir  machen  nochmals  auf  die  am  16.  d.  M.  im  Restaurant  Vier 
Jahreszeiten  stattfindende  Weihnachtsfeier  aufmerksam  und  bitten 
um  zahlreiche  Beteiligung.  Am  Dienstag,  28.  Dezember,  zweiten 
Weihnachtsfeiertag,  findet  vormittags  11  Uhr  im  Vereinslokal 
ein  Frühschoppen  statt.  Gleichzeitig  laden  wir  unsere  Mitglieder 
mit  werten  Damen  zu  einer  zwanglosen  Silvesterzusammenkunft 
am  Sonntag,  31.  Dezember,  abends  9  Uhr,  nach  unserm  Vereins- 
lokal höflichst  ein.  Wir  bitten  die  geehrten  Mitglieder,  unsere 
Veranstaltungen  fleißig  zu  besuchen.  Jeder  Kollege  muß  es  sich 
zur  Pflicht  machen,  die  Vereinsabende  mindestens  einmal  monat- 
lich zu  besuchen.  Gäste  und  dem  Verein  noch  fernstehende 
Kollegen,  dem  Vorsitzenden  vorgestellt,  sind  zu  allen  unsern 
Veranstaltungen  jederzeit  willkommen. 

Kattowitz.  Technischer  Verein  für  Kattowitz 
und  Umgegend.  Vors.  u.  Br.-A. :  Schwertfeger,  Laurahütte 
b.  Kattowitz.  V.  u.  O. :  Am  Mittwoch  nach  dem  1,  und  15.  eines 
jeden  Monats  abends  8Y2  Uhr  im  Pschorr-Bräu,  August-Schneider- 
Straße.  Nächste  Mitglieder-Versammlung  am  20.  Dezember. 
Tagesordnung:  1.  Eingänge.  2.  Aufnahmen.  3.  Präzis  9  Uhr 
Vortrag  des  Bez.-Vorsitzenden  über  „Städtebau".  4.  Verschie- 
denes. In  unserer  letzten  Versammlung  hatten  wir  wieder 
mehrere  Anmeldungen  in  unsere  Hospitantengruppe  zu  ver- 
zeichnen, so  daß  die  Hospitantengruppe  61  Mitglieder  zählt. 
Wir  sprechen  unseren  Herren  Hospitanten  für  die  rege  Mitarbeit 
auch  an  dieser  Stelle  unsern  Dank  aus  und  bitten  auch  fernerhin 
mitzuarbeiten  an  der  Hebung  unseres  Standes.  Unsere  Mitglieder 
und  Hospitanten  werden  gebeten,  in  Anbetracht  des  interessanten 
Themas  zu  der  Versammlung  vollzählig  zu  erscheinen  und 
dem   Verbände  noch  fernstehende  Kollegen  einzuführen 

Marburg  a.  Lahn.  Techniker-Verein.  Vors.  u. 
Br.-A.:  Stadtbauführer  C.  Haedke,  Cappeler  Straße  3.  Vereins- 
lokal Bopps  Terrasse.  An  jedem  ersten  Dienstag  im  Monat 
Monatsversammlung.  In  der  Januarversammlung  Vortrag  über 
hydraulische  Widderanlagen.  An  einem  der  nächsten  schönen 
Sonntage  Ausflug  zur  Besichtigung  ausgeführter  Anlagen  dieser 
Art.  An  einem  besonderen  Abend  im  Januar  Lichtbildervortrag 
über  Bosnien  und  Herzegowina.  In  der  Februarversammlung 
Verlag  über  Kunst-  oder  Steinholzfußböden  nebst  Anleitung 
zur  Herstellung  derselben.  In  jeder  Versammlung  Besprechung 
der  eingegangenen  Briefkastenfragen.  Der  Eisenbetonkursus 
kann  voraussichtlich  erst  Mitte  Februar  beginnen. 

München.  Techniker-Verein.  Dienstag,  19.  Dezem- 
ber: Diskussionsabend  über  ,, Hypothekenwesen".  Die  beiden 
folgenden  Vereinsabende  Dienstag,  26.  Dezember  1911,  und 
2.  Januar  1912,  fallen  aus.  Mittwoch,  3.  Januar  1912:  Gesamtaus- 
schußsitzung. Die  ordentliche  Hauptversammlung  findet  Diens- 
tag, 9.  Januar  1QI2,  iin  Vereins'okai  statt.  Tagesordnung:  1.  Be- 
richt der  Vorstände,  Schriftführer,  Kassierer,  Bibliothekar  und 
Verwalter  über  das  abgelaufene  Jahr.  2.  Bericht  des  Obmannes 
der  Stellenvermittelung  über  die  Tätigkeit  der  Filiale  München 


des  D.  T.-V.  für  das  Baugewerbe.    3.  Bericht  der  Revisoren. 

4.  Genehmigung  des  Kassenberichtes  und  Entlastung  der  Vor- 
standschaft.     5.    Aufstellung   des   Kostenanschlages   für  1912. 

6.  Neuwahl  der  Vorstandschaft,  des  Ausschusses  und  der  Revi- 
soren. 7.  Anträge  und  Verschiedenes.  Eventl.  Anträge  sind 
bis  zum  2.  Januar  schriftlich  bei  unserer  Geschäftsstelle,  Ehsen- 
straße  7,  einzureichen.  Später  einlaufende  Anträge  können  nur 
als  Dringlichkeitsanträge  behandelt  werden.  Die  Generalver- 
sammlung hat  über  deren  Zulassung  zu  beschließen.  Im  übrigen 
verweisen  wir  auf  die  §§  47  bis  61  unserer  Satzung. 

Rheydt.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A.: 
Wilh.  Sander,  Baumeister,  Rheydt,  Freiheitsstraße  31.  V.  u.  O. : 
Jeden  ersten  Freitag  im  Monat,  abends  Punkt  9  Uhr,  im  Hotel 
Monopol.  In  der  am  1.  d.  Mts.  abgehaltenen  Jahreshauptver- 
sammlung fand  die  Neuwahl  des  Vorstandes  statt.  Das  Er- 
gebnis war  folgendes:  Vorsitzender:  Wilh.  Sander,  Freiheits- 
straße 31.  Schriftführer:  Hermann  Nies,  Gartenstraße  133. 
Kassierer:  Karl  Olm,  Odenkirchener  Straße  165.  II.  Vorsitzender 
Koll.  Hoffmeyer,  II.  Schriftführer  KoU.  Seebach  und  II.  Kassierer 
Koll.  Benthien.  Zum  Bücherwart  wurde  Koll.  Steinhauer  und 
zu  Rechnungsprüfern  die  Koll.  Jakob  Zimmermann  und  Kill 
gewählt.  Wir  machen  besonders  darauf  aufmerksam,  daß  die 
Vereinsabende  auf  den  ersten  Freitag  im  Monat  verlegt  wurden. 
Gemütliche  Zusammenkunft  am  Stammtisch  jeden  Sonntag  vor- 
mittag 111/2  Uhr  im  Wirtszimmer  des  Vereinslokales. 

Wetzlar.     Technische   Vereinigung.     In   der  am 

7.  d.  Mts.  stattgefundenen  Hauptversammlung  wurde  der  Vor- 
stand für  das  nächste  Geschäftsjahr  gewählt.  Es  wurden  wieder- 
gewählt: Der  Vorsitzende  Eisenbahn-Bauassistent  K.  Leonhard 
und  der  Kassierer  Architekt  K.  Heinz.  Neugewählt  wurden : 
Architekt  Fr.  Hanusch  zum  Schriftführer  und  Architekt  A.  Stein- 
beck zum  stellvertretenden  Vorsitzenden.  —  Unsere  nächste  Ver- 
sammlung findet  am  4.  Januar  1912  statt. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Augsburg.  Zu  der  am  Donnerstag,  4.  Januar  1912,  abends 
8^/2  Uhr,  stattfindenden  Generalversammlung  im  Vereinslokale 
Cafe  Augusta  werden  die  geehrten  Herren  Mitglieder  hiermit 
bestens  eingeladen.  Tagesordnung:  1.  Erstattung  des  Jahres- 
berichtes. 2.  Kassenbericht.  3.  Beratung  von  Anträgen.  4.  Neu- 
wahl der  Vorstandschaft.  Anträge  zur  Generalversammlung 
müssen  mindestens  acht  Tage  vorher  bei  der  Vorstandschaft 
schriftlich  eingereicht  werden.  Um  zahlreiches  und  pünktliches 
Erscheinen  wird  gebeten. 

Dresden.  Motiv,  Bauhütte.  Adr.  des  Vors. :  Bau- 
meister Eugen  Pönisch,  Dresden  30,  Schützenhofstraße  11.  Adr. 
des  Kass.:  Baumstr.  Rieh.  Gladewitz,  Dresden-N.,  Conrad- 
straße 10 1.  Mittwoch,  20.  Dezember,  abends  Punkt  S  Uhr 
beginnend,  findet  im  Vereinslokal,  kl.  Gewerbehaussaal,  Jahres- 
hauptversammlung statt.  Tagesordnung:  1.  Eingänge  und  Mit- 
teilungen. 2.  Jahresbericht  des  I.  Vorsitzenden.  3.  Bericht 
des  Kassierers  und  des  Rechnungsaus^ghusses.  4.  Neuwahl 
des  Gesamtvorstandes,  der  Ausschüsse,  Beisitzer  und  Revisoren. 

5.  Anträge  und  Verschiedenes.  Restierende  Beiträge  müssen 
dem  Kassierer  unbedingt  bis  17.  früh  ausgehändigt  sein.  Für 
diesen  letzten  Abend  im  laufenden  Vereinsjahr  hoffen  wir  auf 
die  pünktliche  Anwesenheit  eines  jeden  einzelnen  der  Unseren 
und  bitten  zugleich  um  Einführung  neuer  zu  gewinnender  Berufs- 
kollegen. 

Techniker  im  Baugewerbe. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Die  am  dritten  Mitt- 
woch des  Monats  stattfindende  gesellige  Zusammenkunft  fällt 
für  Dezember  aus.  Da  Ende  des  Jahres  die  Kasse  abgeschlossen 
wird,  ersuchen  wir  die  noch  fälligen  Beiträge  und  den  Solidaritäts- 
beitrag möglichst  umgehend  unserem  Kassierer  Herrn  C.  Stab- 
berow,  Berlin  O.  17,  Markgrafendamm  5  porto-  und  bestellgeld- 
frei zu  übersenden.  Schon  jetzt  machen  wnr  auf  die  Haupt- 
versammlung am  3.  Januar  1912  aufmerksam  und  wir  erwarten, 
daß  an  diesem  Abend  alle  Kollegen  erscheinen.  Die  Tages- 
ordnung wird  noch  bekannt  gegeben.  Um  Einführung  noch  nicht 
organisierter  Kollegen  wird  gebeten. 

Staatstechniker. 

Hamburg.  Verein  staatlicher  Techniker. 
Tagesordnung  für  die  am  20.  Dezember  1911,  pünktlich  S'  o  Uhr 
abends,  in  den  Neustädter  Gesellschaftssälen,  Valentinskamp, 
stattfindenden  Generalversammlung:  1.  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder. 2.  Protokollverlesung.  3.  Geschäftliche  Mitteilungen. 
4.  Wahl  zweier  Kassenrevisoren.  5.  Beschlußfassung  über  die 
abgeänderten  Satzungen.  6.  Erweiterung  des  sozialen  Aus- 
schusses um  eine  Person.  7.  Verschiedenes,  u.  a.  Abrechnung 
für  die  Marken:  Konto  „S". 


Deutsche  Techniker-Zeitunq 

HERAUSOEGEBEN  vom  DEUTSCHEN  TECHNIKER-VERBANDE  E.V. 

BERLIN  SW.  68  Markgrafenstraße  94 
XXVI II.  Jahrgang,  Heft  52        schriftieitung  e.  Rieh.  Schubert,  Berlin.  23.  Dezembcr  1911 

Inhalt:  Die  Grundsätze  der  politischen  Parteien  in  Deutsctil  ind  —  Der  neue  De  itschc  Buchdrucl<ertarif  -  Beitrag  zur  Ansiedlungsfrage  auf  dem  platten  Lande  —  Woh- 
nungspflege und  Gartenstadtbewegung  —  Soziale  Bewegung  -  Standesbewegung  -  Re.htsfragen  -  Zeitschriftenschau  —  Briefkasten  —  Sitzungskalender 


Die  Grundsätze  der  politischen  Parteien  in  Deutschland*) 

Von  Dr.  OSCAR  STILLICH-Großlichterfelde. 


//.  Die  konservative  Partei 

'  Es  gehört  zu  den  politischen  Irrtümern  unserer  Zeit, 

daß  viele  glauben,  die  konservative  Partei  charakterisiere 

'  sich  durch  die  Tatsache,  daß  sie  die  bestehenden  Zu- 
stände und  Einrichtungen  in  Staat  und  Gesellschaft  konser- 
vieren wolle,  daß  ihre  Politik  sich  in  der  Erhaltung  des 

.{  politischen  status  quo  erschöpfe.  Diese  Auffassung  be- 
ruht, wie  es  im  politischen  Leben  so  häufig  geschieht, 
auf  einer  Teilwahrheit.  Richtig  erfaßt,  ist  konservative 
Politik  eine  Kombination  dreier  verschiedener  Tendenzen, 
nämlich  der  erhaltenden,  der  rückschrittlichen  und  der 
fortschii'ulichen.  Die  erste  Tendenz  baut  sich  auf  der 
geschichtlichen    Betrachtung,    der    Tradition,    auf.  Die 

}  Konservativen  treten  für  die  Erhaltung  des  Bestehenden 
überall  da  ein,  wo  sich  dasselbe  noch  in  Einklang  und 
Harmonie  mit  ihren  Grundanschauungen  befindet.  Man 
denke  an  die  autoritären  Einrichtungen,  wie  die  Mo- 
narchie und  die  Kirche,  oder  an  gewisse  mit  ihren  Inter- 
essen zusammenhängende  alte  Qesetzesbestände,  wie  die 
Gesindeordnung,  die  Fideikommisse,  das  Anerbenrecht. 
Ueberau  da  aber,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  wo  die 
großen  liberalen  und  demokratischen  Umwälzungen  den 
Bau  der  alten  feudal-ständischen  Gesellschaft  zertrümmert, 
die  Pfeiler  gestürzt  und  das  noch,  bestehende  Mauerwerk 
zerrissen  und  gesprengt  haben,  wollen  sie  neu  bauen. 

*  Dieser  Aufbau  soll  zum  Teil  mit  den  alten  Steinen  und 
Materialien  vor  sich  gehen  nach  den  Konstruktionen  und 
Bauplänen  einer  längst  vergangenen  Zeit.  Diese  nach 
rückwärts  in  die  Vergangenheit  gerichteten  Stiebungen 

I  nennt  man  reaktionär.  Sie  bezwecken  die  Wieder- 
herstellung früherer  Zustände  und  Einrichtiingen  und  be- 
ruhen auf  der  philosophischen  Anschauung,  daß  alles 
wiederkehrt,  daß  das  geschichtliche  Leben  der  Völker 
.Wiederholungen  aufweist.    Diese  uralte  Geschichtstheor-e 

j  hat  Nietzsche,  der  größte  antidemokratische  Philosoph  des 
19.  Jahrhunderts,  in  seiner  Lehre  von  der  ewig  gleichen 
Wiederkunft  aller  Dinge  modernisiert  und  sie  in  poetischen 
Bildern  verherrlicht.  „Alles  unsäglich  Kleine  und  Große 
dieses  Lebens  muß  dir  wiederkommen  und  alles  in  der- 
selben Reihe  und  Folge  —  diese  Spinne  und  dieses 
Mondlicht    zwischen    den    Bäumen    und    ebenso  dieser 

'  Augenblick  und  ich  selber.  Die  ewige  Sanduhr  des 
Daseins  wird  immer  umgedreht,  und  du  mit  ihr,  Stäub- 
chen  im  Staube."  Außer  dieser  rückwärtsschauenden, 
-  reaktionären  und  repetierenden  Auffassung  aber  vertritt 
die  konservative   Partei   auch   eine  fortschrittliche.  Nur 


*)  Siehe  auch  Heft  51. 


bedeutet  das  ,Wort  Fortschritt  im  Munde  eines  Konser- 
vativen etwas  ganz  anderes  als  im  Munde  eines  Libe- 
ralen. Fortschritt  im  konservativen  Sinne  heißt  organische 
Entwicklung,  d.  h.  Anknüpfung  an  das  Bestehende.  Es 
handelt  sich,  wie  einer  der  Führer  der  Partei  (von  Heyde- 
brand)  sagt,  um  eine  Weiterbildung,  ,,aber  aus  denselben 
Kräften  heraus,  die  bisher  in  der  Geschichte  gewirkt 
haben".  Mit  dieser  formalen  Bestimmung  ist  freilich  noch 
nichts  über  den  materiellen  Inhalt  des  konservativen 
Fortschrittsbegriffs  gesagt.  Dieser  liegt  nicht  in  der  zu- 
nehmenden Freiheit  des  Individuums,  wie  ja  überhaupt 
der  Konservative  niemals  auf  das  Einzelwesen  zurück- 
geht, sondern  immer  auf  die  organische  Gruppe.  Fort- 
schritt bedeutet  die  Entwicklung  der  Glieder  des  Volks- 
ganzen, damit  dieses  seine  Zwecke  besser  erfüllen 
könne.  Freiheit  des  Individuums  ist  daher  nur  im  Bereich 
der  Schranke  möglich.  In  diesem  Sinne  trat  Thadden- 
Triglaff  einst  für  Preßfreiheit  ein,  „aber  den  Galgen  da- 
neben". Der  Beamte  z.  B.  darf  nach  konservativer  Auf- 
fassung seine  Meinung  sagen,  aber  nur  innerhalb  der 
Grenzen,  die  ihm  sein  Beruf  auferlegt.  Der  Offizier 
darf  einen  Zeitungsartikel  schreiben,  aber  er  muß  ihn 
erst  dem  Vorgesetzten  zur  Genehmigung  vorlegen.  Das 
ist  Freiheit  im  konservativen  Sinne.  Aus  dieser 
Legierung  beharrender,  rückschrittlicher 
undfortsch  rittlich  erElementesetztsichdie 
Politik  derkonservativen  Partei  zusammen. 
Der  Grund,  warum  man  sich  nicht  mit  dem  ersten  Element 
begnügt,  sondern  noch  das  reaktionäre  aufgenommen  hat, 
liegt  in  den  den  Interessen  der  Partei  besser  entsprechenden 
vorkapitalistischen  Zuständen,  die  nach  Möglichkeit  wieder 
hergestellt  werden  sollen.  Den  Grund  für  die  Aufnahme 
des  fortschrittlichen  Elements  aber  sehe  ich  in  der  voll- 
ständigen Neuschichtung  und  Neuordnung  der  Gesellschaft, 
wie  sie  der  Kapitalismus  erzeugte,  der  theoretisch  den  Ent- 
wicklungsgedanken  brauchte  und  die  Besitzstände  der 
Konservativen  vollständig  hinweggeschwemmt  hätte,  wä  e 
es  nicht  gelungen,  mit  dem  neuen  Gedanken  zu  paktieren. 

Nach  dem  vorher  Gesagten  wird  es  nicht  wunder- 
nehmen, daß  auch  die  Weltanschauung  der  konservativen 
Partei  an  eine  Philosophie  anknüpft,  die  bereits 
2000  Jahre  alt  ist,  und  die  heute  noch  eine  ungeheure 
Macht  über  die  Gemüter  ausübt,  nämlich  die  christliche. 
Das  Programm  der  konservativen  Partei  basiert  auf  dieser 
Anschauung.  Bereits  in  dem  ersten  Artikel  des  großen 
konservativen  Partei-  und  Tendenzwerkes,  dem  Wagener- 
schen  Staats-  und  Gesellschaftslexikon  vom  Jahre  1859, 
heißt  es:  Unser  politisches  ABC  sind  die  sozialen  und 


t 


818 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  52 


politischen  Prinzipien  des  Christentums.  In  dem  noch 
heute  gültigen  Dezemberprogramm  vom  Jahre  1892  erhebt 
sich  auf  diesem  Grundgedanken  die  Forderung  des 
christlichen  Staates.  Die  betreffende  Stelle  lautet:  „Wir 
wollen  die  Erhaltung  und  Kräftigung  der  christlichen 
Lebensanschauung  in  Volk  und  Staat  und  erachten  ihre 
praktische  Betätigung  in  der  Gesetzgebung  für  die  un- 
erläßliche Grundlage  jeder  gesunden  Entwicklung." 

Diese  Betonung  der  christlichen  Lebensphilosophie  in 
einem  politischen  Parteiprogramm  ist  für  die  Zwecke  der 
Konservativen  nicht  gleichgültig.  Sie  nutzt  dem  Be- 
stände, sie  dient  der  Machterweiterung,  sie  steigert  den 
Einfluß  der  Partei.  Sie  läßt  sich  verwenden  und  wird  in 
zahllosen  Fällen  verwendet  zur  Legitimierung  bestehender 
Einrichtungen.  Eine  Reihe  irdischer  Institutionen  sind 
unantastbaren  göttlichen  Ursprungs.  Es  liegt  für  die 
Nutznießer  dieser  Institutionen  außerordentlich  nahe,  ihre 
Angreifbarkeit  hinter  ihren  Ursprung  zu  verschanzen,  so 
daß  jede  Auflehnung  dagegen  als  Frevel  an  Gott,  als 
Sakrileg  erscheint.  So  sind  für  den  Konservativen  z.  B. 
Staat  und  Kirche  von  Gott  verordnete  Einrichtungen. 
Daß  es  Reiche  und  Arme  gibt,  liegt  in  dem  ewigen  Rat- 
schluß Gottes  begründet,  und  wir  können  nichts  daran 
ändern.  Der  Krieg  ist  eine  gottgewollte  Erscheinung  in 
der  Kuiturentwicklung.  Soweit  das  Bestehende,  wie  in 
den  vorhergehenden  Beispielen,  mit  den  Herrschafts-  und 
Machtinteressen  der  Partei  übereinstimmt,  wird  es  durch 
die  religiöse  Motivierung  gestützt.  Durch  die  trans- 
zendentale Auffassung  des  Christentums  aber  läßt  sich 
auch  die  mit  ihrem  Schicksal  der  ungleichen  Verteilung 
der  Lebenslose  unzufriedene  Masse  leichter  beruhigen 
(im  Jenseits  wird  es  ihnen  besser  gehen!)  und  ihre  Er- 
regung sozial  ungefährlich  machen.  Der  Ungleichheit 
der  sozialen  Klassen  aber  wird  durch  ein  höheres  Drittes 
(die  Gleichheit  der  Menschen  vor  Gott)  die  für  die  Herr- 
schaft weniger  gefährliche  Spitze  abgebrochen.  Die  Herr- 
schaftsinstinkte der  Partei  haben  daher  dieses  in- 
strumentum  regni  aufrechterhalten,  selbst  dann,  wenn 
man  sich  vom  Standpunkte  der  Religion  aus  gegen  ihre 
Hineinziehung  in  die  Welt  politischer  Zwecke  wandte. 

Der  Aufbau  des  politischen  Programms  der  konser- 
vativen Partei  auf  der  christlichen  Weltanschauung  ist 
nun  aber  auch  auf  ihre  Staatsauffassung  und  Staats- 
theorie nicht  ohne  Einfluß.  Der  Staat  wird  repräsentiert 
durch  den  König.  Im  Mittelpunkt  steht  der  Monarch  von 
Gottes  Gnaden.  Nach  konservativer  Auffassung  ver- 
dankt er  seine  Stellung  nicht  dem  Willen  des  Volkes, 
sondern  dem  Willen  Gottes.  Daß  man  die  Dynastie  ge- 
flissentlich mit  dem  Schimmer  göttlicher  Herkunft  und 
gottverliehener  Majestät  bekleidet,  liegt  einmal  in  der 
Gewöhnung,  in  der  allerhöchsten  Person  den  Herrn  und 
Herrscher  zu  erblicken,  anderseits  aber  in  dem  Bedürfnis 
der  Konservativen,  ein  Palladium  gegen  die  Angriffe  der 
Demokratie  und  eine  Schutzwehr  gegenüber  der  zuneh- 
menden Demokratisierung  der  Gesellschaft  zu  gewinnen. 
.Das  Gottesgnadentum  ist  für  die  Konservativen  letzten 
Endes  eine  Bedürfnisfrage.*) 

In  dem  Kampf  zwischen  Königs-  und  Volksrcclitcn, 
der  die  Verfassungsgeschichte  des  19.  Jahrhunderts  duicii- 
zieht,  standen  die  Konservativen  stets  auf  selten  der 
Fürsten,  nicht  auf  selten  des  Volkes.  Man  denke  z.  B. 
an  den  preußischen  Verfassungskonflikt  von  1860  bis  1866. 
Alle  Verfassungsfragen  sind  in  letzter  Linie  Machtvertei- 
lungsfragen, bei  denen  die  Konservativen  immer  die 
Macht  der  Krone  zu  stützen,  resp.  zu  erweitern  suchen. 

*)  Man  denke  an  den  ehemaligen  König  von  Hannover, 
Georg  V. 


So  wenden  sie  sich  z.  B.  gegen  den  Parlamenta- 
rismus. Die  Ministersessel  sollen  ohne  jeden  Einfluß 
der  Volksvertretung  lediglich  nach  'dem  Willen  Sr.  Ma- 
jestät besetzt  werden. 

Theoretisch  steht  die  Partei  auf  dem  Boden  der  or- 
ganischen Staatsauffassung.  Diese  organische 
Anschauung  ist  das  Gegenteil  der  individualistischen.  Sie 
beruht  auf  der  Anschauung,  daß  Staat  und  Gesellschaft 
Organismen  sind,  wie  Menschen,  Tiere  und  Pflanzen. 
Organisch  bedeutet:  einheitliche  Gliederung  von  an  sich 
unselbständigen  Teilen  zu  einem  gemeinsamen  Leben. 
Auf  dem  Boden  dieser  Analogie  sucht  jetzt  die  agrarische 
Interessengruppe  durch  ihren  politisch  klügsten  .Mann, 
den  Professor  Ruhland,  eine  wissenschaftliche  Mittcl- 
standstheorie  zu  entwerfen.  Es  handelt  sich  hier  jedoch 
um  weiter  nichts  als  um  eine  nichts  beweisende  Zweck- 
konstruktion, die  keineswegs  neu  ist,  sondern  bereits  zur 
theoretischen  Begründung  der  Richtigkeit  der  alten  stän- 
dischen Gesellschaftsverfassung  Verwendung  fand.  Freilich 
lassen  sich  damit  konservative  Anschauungen,  wie  die 
Notwendigkeit  der  Ungleichheit  der  Menschen  und  das 
System  der  sozialen  Unterordnung  (denn  auch  die 
Glied_er  des  Organismus  sind  ungleich  und  haben  ver- 
schiedene Funktionen),  die  Berechtigung  der  Monarchie 
(denn  auch  der  Körper  hat  einen  Kopf,  der  die  Glieder 
regiert)  und  ähnliches  scheinbar  rechtfertigen.  Aber  auf 
notwendigen  Folgerungen  beruhen  diese  Gedanken  nicht. 
Ihre  politisch  erfolgreichste  Ausgestaltung  hat  diese  or- 
ganische Staats-  und  Gesellschaftsauffassung  in  der  An- 
schauung gefunden,  daß  die  Gesellschaft  seit  dem  Auf- 
kommen des  Kapitalismus  krank  sei.  Namentlich  die 
agrarische  Interessengruppe,  die  unter  dieser  Entwicklung 
am  meisten  litt,  vertritt  eine  sogenannte  Pathologie  der 
Gesellschaft,  und  die  konservative  Partei  steht  auf  dem- 
selben Boden.  Die  Aufgabe  der  Politik  ist  daher  die 
Heilung  des  kranken  Volkskörpers. 

Ebenso  wie  die  Staatsaufiassung  der  Konservativen  hat 
auch  ihre  Gesellschaftsauffassung  einen  h'stori- 
schen  Einschlag.  Sie  vertreten  eine  organisch-ständische 
Gliederung  der  Gesellschaft.  Die  alten  Stände  waren 
besondere  Korporationen  mit  besonderen  Rechten.  Der 
Liberalismus  mußte  sie  zertrümmern,  um  dem  Individuum 
zu  seinem  Recht  zu  verhelfen.  Seitdem  hat  sich  die 
Gesellschaftsverfassung  von  Grund  auf  geändert.  Der 
alte  ständisch-feudale  Organismus  löste  sich  auf  in  Ein- 
zelwesen, jedes  mit  seinem  besonderen  eigenen  Daseins- 
zweck; Norm  und  Ziel  des  Lebens  wurde  der  einzelne 
Mensch.  Diese  Atomisierung,  die  jetzt  in  neue  Gruppen- 
bildungen ausgelaufen  ist,  die  jedoch  auf  ganz  anderem 
Boden  beruhen  wie  die  früheren  Organisationen  und  die 
wir  beim  Liberalismus  besprechen  werden,  hat  die 
konservative  Partei  von  jeher  bekämpft,  weil  sie  ihr 
verderblich  wurde.  Durch  eine  korporative  Zusammen- 
fassung, wie  sie  bereits  für  das  Handwerk  gelungen  ist, 
arbeitet  sie  der  sich  vollziehenden  Machtumschichtung 
der  Gesellschaft  entgegen.  Diese  Umschichtung  wird 
gehemmt  und  verlangsamt  durch  die  Entstehung  orga- 
nischer Gebilde,  beschleunigt  aber  durch  eine  reinliche 
Trennung  der  Interessen  in  verschiedene  soziale  Klassen. 
Daher  erkennen  auch  die  Konservativen  nicht  die  Existenz 
einer  besonderen  Arbeiterklasse  mit  eigenen  Interessen  an. 

Die  konservative  Gesellschaftsauifassung  beruht  in 
letzter  Linie  auf  der  Teilwahrheit  von  der  Ungleichheit 
der  Menschen.  Die  gesellschaft  ichcn  Unterschiede  haben 
ihren  letzten  Grund  in  der  Verschiedenheit  des  Blutes 
und  der  Organisation.  Der  wesentliche  Unterschied 
zwischen  einem  Bauernjungen  und  einem  Prinzen  liegt 
daher,  von  der  Erziehung  abgesehen,  in  der  verschiedenen 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


819 


Abstammung.  Es  ist  das  genealogische  Moment,  das 
die  Qesellschaftskonstniktion  der  konservativen  Partei 
bestimmt.  Daher  wird  auch  der  früher  herrschend  ge- 
wesene Adel  noch  heute  als  die  erste  Gesellschaftsklasse 
betrachtet.  „Daß  es  im  Wesen  der  Gesellschaft  liegt", 
sagt  einer  der  hervorragendsten  Köpfe  der  konservativen 
Partei,  Hermann  Wagener,  ,,daß  eine  erste  Gesellschafts- 
klasse existiert  und  diese  die  Aristokratie  bildet,  wird 
niemand  bezweifeln."  Diese  erste  Klasse  stellt  nicht 
auf  Grund  ihrer  Intelligenz  und  ihrer  politischen  Einsicht 
die  Führer  der  Nation,  sondern  auf  Grund  ihrer  Geburt, 
ihres  Namens,  ihrer  Abstammung.  Dieses  genealogische 
Bewußtsein  strahlt  dann  auch  in  die  bürgerlichen  Kreise 
hinein.  Denn  Anschauungen  herrschender  Schichten 
haben  die  Tendenz,  sich  über  die  Peripherie  ihres  Inter- 
essenkreises hinaus  auszubreiten.  So  sehen  wir  im  bürger- 
lichen Leben  das  Wort  ,,Hochwohlgeboren"  in  der  An- 
rede als  einen  Ableger  der  konservativen,  aristokratischen 
Ideenwelt  selbst  in  den  Kreisen  des  Liberalismus  häufig 
gebraucht. 

Während  der  Adel  die  Spitze  der  sozialen  Pyramide 
bildet,  repräsentieren  die  großen  Massen  ihre  Basis.  Die 
konservative  Partei  hat  in  ihrer  Stellung  zu  der  Arbeiter- 
klasse zwei  Perioden  durchgemacht.  In  den  1850er  und 
60er  Jahren,  als  die  Parteien  noch  um  die  politische  Ein- 
rangierung der  Arbeiter  kämpften,  gab  es  eine  starke 
Gruppe,  die  Sozialkonservativen',  die  von  der  Gesetz- 
gebung ein  Eingreifen  zugunsten  der  durch  das  Kapital 
und  die  aufkommenden  Großbetriebe  bedrängten  Industrie- 
arbeitermasse forderten.  In  letzter  Instanz  aber  sollte  die 
Sozialreform  von  der  Krone  ausgehen,  unterstützt  von 
den  Konservativen.  Das  war  die  Forderung,  die  lange 
vor  dem  Auftreten  der  wieder  untergegangenen  National- 
Sozialen  Rudolf  Meyer  in  seiner  Schrift:  „Was  heißt 
konservativ"  und  mit  ihm  viele  andere  vertraten.  Der 
letzte  Sozialkonservative  war  der  Freiherr  von  Fechenbach- 
Laudenbach:  Das  Erbteil  dieser  Richtung  übernahmen 
dann  die  Christlich-Sozialen  unter  Stöcker. 

Seitdem  haben  sich  die  Dinge  vollständig  geändert. 
Die  Partei  ist  in  ihrem  inneren  Kern  unsozial  geworden. 
Sie  vertritt  die  Theorie,  daß  der  Schwerpunkt  der  sozialen 
Frage  nicht  in  einer  Hebung  des  äußeren,  sondern  des 
inneren  Menschen  liege.  Die  soziale  Frage  ist  danach 
nicht  eine  materielle,  sondern  eine  sittliche  Frage,  die 
durch  die  Mittel  der  Religion,  der  moralischen  Einwirkung 
usw.  gelöst  werden  soll.  Mit  dieser  Auffassung  aber  werden 
die  Augen  der  Darbenden  abgelenkt  von  ihren  eigent- 
lichen Interessen,  die  im  wesentlichen  auf  materiellem 
Gebiet,  in  einer  Besserung  ihrer  sozialen  Lage,  verankert 
sind.  Für  den  Konservativen  aber  ist  die  soziale  Frage 
nicht  die  Arbeiterfrage.  Diese  Auffassung  würde  an 
seiner  organischen  Gesamtvorstellung  scheitern.  Sie  ist 
vielmehr  eine  Frage  des  Volksganzen,  dessen  leidender 
Teil  aber  nicht  der  Arbeiter-,  sondern  der  Mittelstand  ist. 
Durch  die  zunehmende  kapitalistische  Entwickelung  droht 
der  selbständige  Mittelstand  immer  mehr  zu  verschwinden. 
Diese  Entwicklung  muß  durch  politische  Mittel  aufgehalten 
resp.  in  ihr  Gegenteil  verkehrt  werden. 

Mit  diesem  Punkte  aber  ist  gleichzeitig  die  Stellung 
der  Konservativen  zur  ganzen  Wirtschaftsordnung 
berührt.  Das  unsere  Volkswirtschaft  beherrschende  Prinzip 
ist  der  Kapitalismus.  Eine  auf  dem  platten  Lande  hei- 
mische Partei  kann,  das  versteht  sich  von  selbst,  mit 
der  mit  dem  Aufblühen  der  Städte  Hand  in  Hand  gehen- 
den hochkapitalistischen  Entwicklung  nicht  sympathisieren. 
Die  Vertreter  des  Agrarstaates  sind  Anti- 
kapitalisten.  Das  ist  der  einzige  Punkt,  den  sie  mit 
der  Sozialdemokratie  gemein  haben.    Sie  bekämpfen  das 


Großkapital  oder,  wie  sie  sich  ausdrücken,  seine  Bevor- 
zugung. Diese  Stellung  der  Konservativen  zum  Kapita- 
lismus hat  in  der  Hauptsache  zwei  Gründe:  sie  beruht 
einmal  darauf,  daß  die  Landwirtschaft  durch  die  Ent- 
wicklung der  modernen  Industrie  stark  geschädigt  worden 
ist.  Man  denke  an  die  Flucht  der  Arbeiter  nach  den 
Industriebebezirken  oder  an  die  Massenzufuhren  amerikani- 
schen Getreides  durch  den  technisch  hochentwickelten 
und  verbilligten  Dampfer-  und  Eisenbahnverkehr.  Im 
letzten  Grunde  aber  ist  der  landwirtschaftliche  Produk- 
tionsprozeß etwas  anderes  als  die  kapitalistische  Waren- 
erzeugung. Beide  sind  verschieden  geartet.  Die  Prin- 
zipien sind  einander  entgegengesetzt  und  darum  einander 
abhold,  was  hier  nicht  näher  dargelegt  zu  werden  braucht. 
Der  Kampf  gegen  die  großen  Aktiengesellschaften,  wie 
er  früher  von  der  ,, Kreuzzeitung"  betrieben  wurde,  der 
Kampf  gegen  die  Warenhäuser,  gegen  die  Börse,  gegen 
die  Goldwährung  sind  Belege  für  den  antikapitalistischen 
Geist  der  konservativen  Partei.  Daß  dieser  ursprünglich 
die  ganze  kapitalistische  Entwicklung  rein  negierende 
Geist  sich  später  wesentlich  abgeschwächt  hat,  ist  darauf 
zurückzuführen,  daß  die  nationalliberale  Partei  und  die 
Konservativen  auf  wirtschaftlichem  Gebiete  begannen, 
Hand  in  Hand  zu  gehen.  Der  Schutz  der  nationalen 
Arbeit  durch  Zölle  trieb  einen  großen  Teil  der  Industrie 
in  die  handelspolitische  Bahn,  die  die  Landwirtschaft  ein- 
geschlagen hatte.  Damit  begann  eine  Milderung  des 
Gegensatzes,  dem  die  konservativ-politische  Theorie  der 
1850- bis  70er  Jahre  einen  scharfen  Ausdruck  gegeben  halte. 

Schließlich  sei  noch  kurz  die  Stellung  der  konserva- 
tiven Partei  zum  Recht  skizziert.  Während  der  Libe- 
ralismus den  Grundsatz:  Gleiches  Recht  für  alle,  vertritt, 
huldigt  die  konservative  Partei  einer  aristokratischen  Auf- 
fassung. Gleichen  Gleiches  und  Ungleichen  Ungleiches, 
d.  h.  jedem  das  Seine.  Also  z.  B.  verschiedenes  Recht 
für  Arbeiter  und  Unternehmer,  denn  beide  sind  nicht  gleich. 
Die  Ungleichheit  der  Art  muß  auch  die  Ungleichheit  dei 
Rechte  zur  Folge  haben.  Daher  findet  auch  die  A  u  s  - 
nahmegesetzgebung  hier  ihre  politische  Vertretung. 
Ausnahmegesetze  (man  denke  an  das  Sozialistengesetz) 
werden  in  der  Regel  durch  das  Staatsinteresse  motiviert. 
Sieht  man  näher  zu,  so  erkennt  man,  daß  meistens  das 
eigene  Interesse  in  Gefahr  ist.  Die  Sozialdemokratie  soll, 
wie  Jordan  von  Kröcher  im  Reichstage  am  1.  Dez.  1902 
sagt,  nicht  Subjekt,  sondern  bloß  Objekt  der  Gesetzgebung 
sein.  Die  Sozialdemokratie  nicht  unter  ein  Ausnahme- 
gesetz stellen,  würde  ja  soviel  besagen,  daß  die  konser- 
vative Partei  über  wirksame  andere  Mittel  ihrer  Bekämp- 
fung verfügt.  Die  Befürwortung  einer  Ausnahmegesetz- 
gebung läßt  sich  ungezwungen  aus  der  durch  entgegen- 
gesetzte Interessen  ausgeübten  Machtbedrohung  der  Par 
tei  herleiten  und  verstehen. 

Ueber  die  Konservativen  existiert  eine  weitschichtige, 
aber  sehr  ungleichwertige  P  a  r  t  e  i  1  i  t  e  r  a  t  u  r.  Das  kon- 
servative Handbuch  ist  am  wenigsten  zu  empfehlen.  Besser 
ist  ,,Der  Ratgeber  für  die  Konservativen  im  Deutschen 
Reich".  Im  gleichen  Rahmen  bleibt  Friedrich  Wegener:  Die 
Deutsch-Konservative  Partei  und  ihre  Aufgaben  für  die 
Gegenwart  (Berlin  1908),  im  wesentlichen  eine  historische, 
keine  prinzipielle  Darlegung  vom  rein  konser\'ati\  en  Stand- 
punkt aus.  Eine  wissenschaftliche  Einführung,  die 
sich  zum  erstenmal  auf  die  grundlegenden  Fragen  der  Welt- 
anschauung, Staats-,  Gesellschafts-,  Wirtschafts-,  Rechts- 
und Kulturauffassung  der  konservativen  Partei  konzen- 
triert, ist  meine  Schrift:  Die  politischen  Parteien  in 
Deutschland  (Verlag  von  Dr.  Werner  Klinkhardt  in  Leip- 
zig), von  der  der  erste  die  konservative  Partei  behandelnde 
Teil  1908  erschienen  ist. 


820 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  52 


Der  neue  Deutsche  Buchdruckertarif 

Von  Dr.  ALEXANDER  SCHROFFER. 
(Schluß.) 


Hinsichtlich  der  Frage  der  Arbeitszeitverkürzung 
kommt  die  Einteilung  bezw.  Arbeitsweise  in  Betracht. 
Nach  dem  bisherigen  Tarif  ist  die  tägliche  Arbeitszeit 
eine  neunstündige  exklusive  der  Pausen,  bei  durch- 
gehender oder  sogenannter  englischer  Arbeitszeit  tritt 
eine  Verkürzung  von  einer  Viertelstunde  ein.  Die 
Gesamtstundenzalil  beträgt  damit  pro  Woche  bei 
deutscher  (geteilter)  Arbeitszeit  53\,2  Stunden,  bei  eng- 
lischer Arbeitszeit  52  Stunden.  Der  neue  Tarif  setzt  nun 
statt  der  täglichen  Arbeitszeit  eine  wöchentliche  fest 
unter  Herabsetzung  auf  53  Stunden,  mit  der  Maßgabe, 
daß  durch  Vereinbarung  zwischen  Oeschäftsleitung  und 
Personal  die  Arbeitszeit  an  den  einzelnen  Tagen  ver- 
schieden gelegt  werden  kann,  jedoch  soll  sie  nicht  mehr 
als  QV-  und  nicht  weniger  als  8  Stunden,  am  Sonnabend 
nicht  weniger  als  5'/.>  Stunden  betragen.  Diese  Einteilung 
ist  einesteils  durch  Erfordernisse  des  Betriebes  geboten, 
wenn  es  sich  um  Mehrarbeiten,  z.  B.  Zeitschriften,  han- 
delt, die  an  bestimmten  Tagen  in  regelmäßiger  Weise 
einen  Mehraufwand  an  Arbeit  bedingen ;  andererseits  soll, 
hauptsächlich  im  Hinblick  auf  die  Großstädte,  dem  Ar- 
beiter die  Möglichkeit  geboten  werden,  den  Sonnabend 
nachmittag  bereits  zu  seiner  Erholung  verwenden  zu 
können,  nach  Art  des  englischen  ,,week-end".  Eine  Ver- 
kürzung der  englischen  Arbeitszeit  ist  nicht  eingetreten, 
dieselbe  bleibt  mit  52  Stunden  wöchentlich  unverändert; 
wird  sie  jedoch  im  Laufe  der  Tarifperiode  neu  in  einem 
Betriebe  eingeführt,  dann  darf  sie  5272  Stunden  wöchent- 
lich betragen.  Von  Wichtigkeit  ist,  daß  in  dem  Tarif 
auch  ausdrücklich  die  Zulässigkeit  einer  Vereinbarung 
zwischen  Prinzipal  und  Gehilfen  festgestellt  wird,  wodurch 
die  Pausen  in  Fortfall  kommen  können  und  dadurch  die 
Möglichkeit  gegeben  wird,  die  Geschäftszeit  um  die  Pause, 
also  unter  Umständen  um  eine  halbe  Stunde  zu  kürzen. 
Von  Seite  der  Gehilfen  war  auch  der  Antrag  auf  obli- 
gatorische Einführung  der  englischen  Arbeitszeit  in  Groß- 
städten gestellt  worden,  der  sich  durch  diese  Beschluß- 
fassung von  selbst  erledigte.  Es  wird  wohl  nur  eine 
Frage  der  Zeit  sein,  daß  die  englische  Arbeitszeit  nicht 
nur  in  den  großen  Städten,  wo  sie  ja  an  und  für  sich 
durch  die  weiten  Entfernungen  zwischen  Arbeitsstätte  und 
Wohnung  ein  Gebot  der  Notwendigkeit  ist,  sondern  auch 
in  den  mittleren  und  kleinen  Städten  durchweg  ein- 
geführt wird. 

Ein  sehr  wichtiger  Verhandlungsgegenstand  war  auch 
das  Ueberstundenwesen.  In  Zeiten  eines  lebhaften  Ge- 
schäftsganges sind  Ueberstunden  geradezu  eine  Notwendig- 
keit für  manche  Betriebe;  deshalb  ist  ein  generelles  Verbot 
ganz  ausgeschlossen.  Der  bisherige  Tarif  konnte  daher 
auch  nur  eine  weitgehende  Regelung  eintreten  lassen  und 
mußte  sich,  um  Mißbräuche  nach  Möglichkeit  hint:in- 
zuhalten,  mit  der  Bestimmung  begnügen,  daß  regelmäßige 
Ueberstundea  tunlichst  zu  vermeiden  sind.  Eine  nach 
den  verschiedenen  Abend-  bezw.  Nachtstunden  abgestufte 
Festlegung  der  Entlohnung  sollte  den  entsprechenden 
Ausgleich  für  die  erhöhte  Inanspruchnahme  gewährleisten. 
Es  beträgt  gegenwärtig  die  Entschädigung  für  Extra- 
stunden für  im  gewissen  Gelde  stehende  Gehilfen  außer 
dem  nach  ihrem  Gehalte  sich  ergebenden  Stundenverdienst 
und  für  berechnende  (d.  h.  im  Akkordlohn  stehende)  Ge- 


hilfen außer  ihrem  tarifmäßigen  Verdienst  innerhalb  der 
Zeit  von  6  Uhr  morgens  bis  9  Uhr  abends  15  Pf.,  von 
9  bis  11  Uhr  abends  25  Pf.,  von  11  bis  12  Uhr  35  Pf., 
nach  12  Uhr  nachts  40  Pf.  pro  Stunde.  Bei  durchgehen- 
der Arbeitszeit  tritt  diese  Skala  der  Zeitangabe  um  zwei 
Stunden  früher  ein.  Wird  die  Arbeitszeit  durch  Ueber- 
stunden über  11  Stunden  erhöht,  so  tritt  für  diese  Mehr- 
stunden eine  Erhöhung  der  obigen  Sätze  um  5  Pf.  pro 
Stunde  ein.  Bereits  in  früheren  Jahren  hatte  nicht  nur 
in  Berlin,  sondern  auch  in  anderen  größeren  Druckstädten 
die  Ueberarbeit  einen  solchen  Umfang  angenommen,  daß. 
das  Tarifamt  in  einem  allgemeinen  Erlaß  an  die  tarif- 
treuen Prinzipale  eine  Einschränkung  der  Uebeistundcn 
in  Empfehlung  brachte.  Zu  einem  Erlaß  genereller  Be- 
stimmungen hielt  sich  das  Tarifamt  nicht  für  berechtigt, 
da  nur  von  Fall  zu  Fall  eine  Regelung  vorgenommen 
werden  konnte  und  den  Verschiedenheiten  der  einzelnen 
Betriebe  Rechnung  getragen  werden  mußte.  Gerade  bei 
periodischen  Arbeiten  ist  in  der  Hochkonjunktur,  wie  jeder 
wissen  wird,  die  Ueberarbeit  schon  deswegen  notwendig, 
weil  Räume  und  Arbeitsmaterial  nicht  in  zu  großem  Um- 
fange zur  Verfügung  stehen,  die  dann  in  stilleren  Zeiten 
ungebraucht  eine  Belastung  des  Betriebes  darstellen  würden. 
Da  hier  die  Ueberstunden  nur  eine  rationeile  Bet.iebsweise 
ermöglichen  sollen,  konnte  auch  seitens  der  Gehilfenschaft 
das  Bestreben  nur  dahin  gehen,  durch  eine  höhere  Ent- 
lohnung der  Ueberstunden  dieselben  möglichst  ein- 
zuschränken. Eine  allgemeine  Erhöhung  der  Ueber- 
stundenentlohnung  wurde  nicht  beschlossen,  sondern  nur 
eine  weitere  Erhöhung  um  5  Pf.  pro  Stunde,  soweit  die 
Arbeitszeit  über  11  Stunden  ausgedehnt  wird.  Besonders 
wichtig  jedoch  ist  die  Einführung"  einer  Mindestruhezeit 
von  acht  Stunden,  die  zwischen  Ende  und  Wiederbeginn 
der  Arbeit  liegen  muß.  Kann  diese  Ruhepause  in  Aus- 
nahmefällen nicht  eingehalten  werden,  so  ist  für  jede 
Stunde  50  Pfennig  extra  zu  zahlen.  Auf  diese  Weise  kann 
die  Möglichkeit  herbeigeführt  werden,  daß  Ueberstunden 
infolge  der  hohen  Kosten  für  den  Betrieb  unrationell 
werden  und  denselben  veranlassen,  derartige  periodische 
Ueberarbeiten  durch  andere  Maßnahmen,  wenn  Vergröße- 
rung des  Geschäftes  unzweckmäßig  erscheint,  zu  bew  äl- 
tigen:  es  ist  vielleicht  in  erster  Linie  an  die  kollegiale 
Aushilfe  durch  minderbeschäftigte  Firmen  zu  denken,  wie 
es  bereits  jetzt  schon  vielfach  geschieht. 

Es  kann  hier  nicht  Aufgabe  sein,  den  neuen  Tarif 
und  die  darauf  bezüglichen  Verhandlungen  in  erseht' pfender 
Weise  wiederzugeben;  interessieren  wird  jedoch  neben  den 
beiden  Hauptpunkten  der  Arbeitszeit  und  Entlohnung  in 
diesen  Spalten  besonders  die  Frage:  Wie  wird  der  Tarif 
den  Anforderungen  des  technischen  Fortschritts  gerecht? 
Von  Seiten  der  Tarifgegner  wird  vielfach  die  ablehnende 
Haltung  gegen  die  Einführung  von  Tarifverträgen  damit 
motiviert,  daß  diese  sich  als  Hemmnis  der  technischen 
Entwicklung  darstellten,  daß  sie  die  Konjunkturausnützung 
erschwerten  und  damit  unsere  Industrie  außer  Stand 
setzten,  den  Wettbewerb  mit  dem  Ausland  in  erfolgreicher 
Weise  aufzimehmen.  Diese  letzteren  Momente  sind  viel- 
leicht nicht  ganz  gegenstandslos,  wenn  die  tarifmäßig 
festgelegten  Löhne  sich,  wie  es  in  manchen  Gewerbe- 
zweigen vorkommen  mag,  wesentlich  über  den  im  Aus- 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  IQll 


821 


lande  gezahlten  Löhnen  halten.  Wir  wollen  hier  jedoch 
nur  die  erstere  Frage  näher  betrachten,  die  besonders 
deshalb  wichtig  ist,  weil  sich  auch  im  Druckgewerbe 
Arbeitgeber  finden,  die  dem  Tarif  im  allgemeinen  diese 
retardierende  Wirkung  zuschreiben.  Diese  Ansicht  stützt 
sich  darauf,  daß  die  Entwicklung  der  Technik  in  den 
letzten  Jahren  wie  im  allgemeinen  so  auch  im  Buchdruck- 
gewerbe eine  solche  Beschleunigung  erfahren  hat,  daß  der 
jeweils  auf  fünf  Jahre  abgeschlossene  Tarifvertrag  dieser 
Entwicklung  nicht  gerecht  zu  werden  vermag.  Wir  denken 
hier  insbesondere  an  den  Siegeszug  der  Setzmaschine, 
deren  Einführung  von  Jahr  zu  Jahr  einen  erhöhten  Umfang 
annimmt.  Gerade  wie  seinerzeit  bei  Einführung  der 
Spinnereimaschine  in  England  sich  die  Handweber  gegen 
die  ihnen  angeblich  drohende  Gefahr  der  Brotlosigkeit 
empörten,  allerdings  ohne  Erfolg,  erschien  auch  den  Hand- 
setzern der  „eiserne  Kollege"  als  Gefährdung  ihrer  Exi- 
stenz, die  man,  nachdem  seine  Zerstörung  doch  unmöglich 
war,  zum_  mindesten  in  tarifliche  Bestimmungen  pressen 
wollte,  um  ihn  nach  Möglichkeit  unschädlich  zu  machen. 
Unter  diesem  Gesichtswinkel  sind  die  Bestimmungen  des 
jetzigen  Tarifs  anzusehen,  daß  an  den  Zeilengieß-  wie 
auch  an  den  Tastmaschinen  nur  ordnungsmäßig  als  Hand- 
setzer ausgelernte  Gehilfen,  an  den  Gießmaschinen  mög- 
lichst gelernte  Setzer  oder  Schriftgießer  zu  beschäftigen 
sind.  Um  eine  UeberfüUung  des  Arbeitsmarktes  zu  ver- 
meiden, sollen  die  für  den  Maschinensatz  anzulernenden 
Gehilfen,  für  die  eine  Lehrzeit  von  13  Wochen  festgesetzt 
wurde,  möglichst  dem  eigenen  Personal  entnommen 
werden;  Lehrlinge  dürfen  nur  im  letzten  Lehrjahr,  und 
zwar  nur  während  dreier  Monate,  an  der  Maschine  aus- 
gebildet werden.  Da  die  Setzmaschine  hauptsächlich  in 
Zeitungsbetrieben  verwendet  wurde,  beschränkte  man  für 
die  Maschinensetzer  die  tägliche  Arbeitszeit  in  diesen 
Betrieben  auf  acht  Stunden  mit  einer  mindestens  halb- 
stündigen Putzzeit;  in  den  Werkbetrieben  durfte  die 
Setzzeit  ebenfalls  nur  acht  Stunden  betragen,  die  Putzzeit 
eine  volle  Stunde.  Hierzu  kam  noch  hinsichtlich  des 
Lohnes  eine  Erschwerung:  Zu  dem  ortsüblichen  Hand- 
setzerminimum erhielt  der  Maschinensetzer  im  Zeitungs- 
betrieb bei  achtstündiger  Arbeitszeit  einen  Zuschlag  von 
25 »0,  im  Werkbetrieb  bei  neunstündiger  Arbeitszeit  einen 
solchen  von  30 o/o.  Auch  die  an  und  für  sich  höher  ent- 
lohnten Ueberstunden  wurden  an  der  Maschine  noch  mit 
einem  25  prozentigen  Zuschlag  belegt.  Alle  diese  Bestim- 
mungen konnten  vielleicht  für  einzelne  Betriebe  die  An- 
wendung der  Setzmaschine  erschweren,  aber  die  Entwick- 
lung aufzuhalten,  waren  sie  nicht  imstande.  Die  Statistik 
des  Tarifamtes  vom  Jahre  1907  berichtet  uns,  daß  in 
diesem  Jahre  1879  Setzmaschinen  der  vier  Systeme  (Lino- 
type, Typograph,  Monoline  und  Monotype)  in  Tätigkeit 
waren,  die  meistens  zweifachen,  teilweise  auch  drei-  und 
sogar  vierfachen  Schichtwechsel  hatten.  Von  diesen  waren 
975  in  reinen  Zeitungsbetrieben  beschäftigt,  308  in  reinen 
Werkbetrieben,  572  in  gemischten  Betrieben,  d.  h.  sowohl 
für  Zeitungs-  wie  für  Werksatz;  nähere  Angabe  war  für 
24  Maschinen  nicht  vorhanden.  Im  Jahre  1910  betrug 
die  Zahl  der  Setzmaschinen  2916,  ihrer  Verwendung  nach: 
1357  in  Zeitungs-,  453  in  Werk-  und  1106  in  gemischten 
Betrieben.  Die  fortgesetzten  Verbesserungen  auf  dem 
Gebiete  der  Setzmaschine  machten  ihre  Anwendung  im 
gesteigerten  Maße  rationell  und  ließen  mit  Naturnotwendig- 
keit die  Forderung  entstehen,  mit  diesen  ungerechtfertigten 
Einschränkungen  des  Tarifs  aufzuräumen.  Jeder  Tarif- 
vertrag ist  auf  Kompromissen  aufgebaut,  und  deshalb 
konnten  auch  bezuglich  des  Maschinensatzes  nicht  alle 
Forderungen  der  Prinzipalsseite  bewilligt  werden,  deren 
materielle  Berechtigung  an  sich  die  Gehilfenvertreter  zum 


großen  Teil  durchaus  nicht  bestritten.  Auch  für  die  letz- 
teren bestand  alle  Veranlassung,  dem  Vorwurfe,  daß  der 
Tarif  den  technischen  Fortschritt  unterbinde,  den  Boden 
zu  entziehen.  Wesentliche  Veränderungen  der  bisherigen 
Bestimmungen  über  den  Maschinensatz  kennzeichnen  den 
Fortschritt,  der  hinsichtlich  der  Befreiung  der  Maschine  in 
den  diesjährigen  Tarifberatungen  erzielt  wurde.  Aus  den 
eben  erwähnten  Zahlen  ersehen  wir,  daß,  wie  noch  1907, 
die  meisten  Setzmaschinen  in  den  reinen  Zeitungsbetrieben 
verwendet  werden,  ganz  auffallend  jedoch  ist  die  Zu- 
nahme der  maschinellen  Tätigkeit  in  den  gemischten  Be- 
trieben: in  drei  Jahren  eine  Steigerung  von  572  auf  1106. 
Diese  Entwicklung  bedingte  notwendigerweise  die  Auf- 
hebung der  hinsichtlich  der  beiden  Betriebsarten  bestehen- 
den Unterschiede  der  Tarifbestimmungen,  es  wurde  somit 
für  die  Zeitungssetzer  die  Arbeitszeit  um  eine  halbe  Stunde 
verlängert,  für  die  Werksetzer  bei  einer  Verminderung 
des  Lohnes  um  5  o/o  die  Putzzeit  um  eine  halbe  Stunde 
verkürzt,  für  beide  Kategorien  beträgt  also  jetzt  gleich- 
mäßig die  Setzzeit  acht  Stunden,  die'  Putzzeit  V2  Stunde. 
Eine  Beschränkung  der  rationellen  Maschinenausnützung 
ist  in  gewissem  Sinne  dadurch  eingeführt,  daß  im  all- 
gemeinen mehr  als  zvs^ei  volle  Schichten  an  der  Setz- 
und  Gießmaschine  unzulässig  sein  sollen,  in  besonderen 
Fällen  können  jedoch  Ausnahmen  von  dieser  Bestimmung 
zugelassen  werden.  Aufgewogen  wird  jedoch  diese  Ver- 
schlechterung durch  die  Einführung  des  Berechnens  im 
Werkbetrieb,  das  bisher  nur  für  die  Zeitungsbetriebe  ge- 
stattet war.  Dadurch  ist  die  Möglichkeit  einer  absolut 
und  relativ  größeren  Ausnutzung  der  Maschine  herbei- 
geführt, die  hierdurch  gewährleistete  Arbeitsintensität 
macht  erst  die  Maschine  zu  einem  brauchbaren  Faktor 
der  gewerblichen  Entwicklung  und  zu  einer  rentablen 
Kapitalsanlage,  wie  nie  zuvor.  Wir  stehen  wohl  am  An- 
fang dieser  Entwicklung,  die  allem  Anschein  nach,  der 
drückenden  Fesseln  ledig,  nun  erst  freie  Bahn  hat.  Es 
könnte  ja  hier  leicht  die  Vermutung  auftauchen,  daß  mit 
der  verstärkten  Nutzbarmachung  der  Setzmaschine  etwa 
unsoziale  Tendenzen  verquickt  werden  könnten;  dem  ist 
jedoch  durch  die  Maßregel  vorgebeugt,  daß  nach  wie  vor 
nur  gelernte  Setzer  beschäftigt  werden  dürfen,  vor  allem 
ist  die  Ausbildung  von  Frauen  an  der  Setzmaschine  aus- 
geschlossen. Auch  die  Ausbeutung  der  Lehrlinge,  wie 
es  früher  in  nichttariftreuen  Betrieben  üblich  war  und 
auch  heute  noch  vorkommen  soll,  ist  dadurch  vermieden, 
daß  Lehrlinge  nur  während  des  letzten  halben  Jahres  ihrer 
Lehrzeit  an  der  Setzmaschine  arbeiten  dürfen.  Die  Er- 
höhung der  tariflich  festgelegten  Mindestleistungen  der 
Maschinensetzer  aller  Systeme  vom  zweiten  Jahre  nach 
Ablauf  ihrer  Lehrzeit  dient  ebenfalls  dem  großen  Ge- 
danken der  zweckmäßigen  Verwendung  der  Maschine. 

Die  feindliche  Stellung  der  Maschine  zur  Handarbeit, 
wie  sie  im  Setzersaal  zu  spüren  ist,  kommt  naturgemäß 
beim  Druck  ja  weniger  zur  Geltung,  da  bereits  seit  der 
Erfindung  der  König  und  Bauerschen  Schnellpressen  vor 
rund  100  Jahren  die  motorische  Kraft  in  Wirksamkeit  ge- 
treten ist  und  der  Handbetrieb  seit  dieser  Zeit  niemals 
mehr  mit  ihr  in  ernste  Konkurrenz  treten  konnte.  Aus 
diesem  Grunde  bestand  auch  für  tarifliche  Eingriffe  in 
die  Entwicklung  der  Druckpresse  keine  große  Möglich- 
keit, auch  wird  hier  die  Notwendigkeit  einer  entsprechen- 
den Verzinsung  des  angelegten  Kapitals  für  die  Schnell- 
pressen und  Rotationsmaschinen,  die  ja  für  Zeitungen 
und  Großbetriebe  geradezu  eine  Lebensfrage  darstellen, 
von  vornherein  zugegeben.  Es  bestand  bisher  die  Be- 
stimmung, daß  an  jeder  Spezialmaschine  ein  Maschinen- 
meister —  wie  sich  der  Drucker  heutzutage  nennt  —  zu 
beschäftigen  is*;    da  der  Begriff  „Spezialmaschine"  im 


822 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


Heft  52 


Tarif  eine  ziemlich  weite  Begrenzung  hatte,  die  zu  einer 
Erschwerung  führte  und  führen  mußte,  so  wurde  in  dem 
neuen  Tarif  einer  Anzahl  Maschinen  der  Charakter  als 
Spezialniaschine  abgesprochen  und  dadurch  die  Möglichkeit 
der  gleichzeitigen  Bedienung  mehrerer  derartiger  Ma- 
schinen durch  einen  Gehilfen  herbeigeführt.  Auch  für 
die  Rotationsmaschinen  ist  nunmeht  eine  neue  Begriffs- 
bestimmung und  für  die  Besetzung  daran  eine  veränderte 
Personenzahl  eingeführt. 

Die  besondere  Beachtung,  die  einer  zweckmäßigen 
Ausbildung  des  Nachwuchses  im  Driickgewerbe  gewidmet 
wird,  drückt  sich  in  tariflicher  Beziehung  durch  die  Fest- 
legung der  Lehrlingsziffer  in^en  einzelnen  Betrieben  aus. 
Damit  verbindet  sich  gleichzeitig  die. Absicht  einer  Regu- 
lierung des  Arbeitsmarktes,  da  die  Lehrlingsskala  bei  der 
jedesmaligen  Neuberatung  bezw.  Revision  des  Tarifs  vom 
Tarif ausschuß  mit  Rücksicht  auf  die  bestehende  Arbeits- 
losigkeit normiert  wird.  Als  Maßstab  gilt  hierbei  die 
Zahl  von  3i'o  Arbeitsloser.  Von  üchiifenscite  wurde  unter 
dem  Hinweis  auf  die  herrschende  Arbeitslosigkeit  diesmal 
eine  bedeutende  Reduzierung  der  Lehrlingsziffer  verlangt, 
es  wurde  jedoch  festgestellt,  daß  von  Arbeitslosigkeit  ledig- 
lich mit  Bezug  auf  die  großen  Städte  gesprochen  werden 
könne,  während  in  der  Provinz  andauernd  große  Schwierig- 
keiten bestehen,  das  erforderliche  Personal  zu  CihaUen. 
Zur  Abstellung  dieses  offenbaren  Mißstandes  wurden 
von  der  Qehilfenorganisation  entsprechende  Maßregeln 
in  Aussicht  gestellt.  Eine  Beschränkung  der  Lehrlings- 
ziffer wurde  im  Kompromißweg  für  die  oberste  Staffel 
vereinbart,  in  Druckereien  mit  über  30  Setzern  kann 
nunmehr  auf  je  9  —  bisher  8  —  Setzer  ein  Setzer- 
lehrling mehr  gehalten  werden,  in  Druckereien  mit 
über  20  Druckern  auf  je  weitere  7  —  bisher  6  — 
Drucker  ein  Druckerlehrling  inehr.  Die  bisherige  Aus- 
nahmebestimmung, daß  in  kleineren  Betrieben,  mit  bis 
zu  3  Gehilfen,  in  den  letzten  zwei  Jahren  der  Lehrzeit 
des  einen  Lehrlings  ein  zweiter  Lehrling  gehalten  werden 
durfte,  wurde  dahin  eingeschränkt,  daß  die  Einstellung 
des  weiteren  Lehrlings  nur  im  letzten  Lehrjahre  des  einen 
Lehrlings  erfolgen  darf. 

Einen  wichtigen  Punkt  bei  den  Beratungen  bildete  auch 
die  Aibeitskontrolle.  Es  hatte  sich  einerseits  eine  organi- 
sierte Zurückhaltung  mit  der  Arbeitsleistung  herausgestellt, 
andererseits  ein  außerordentlicher  Widerstand  der  Gehilfen 
gegen  jede  Art  der  Kontrolle  über  das  geleistete  Arbeits- 
quantum. Die  Folgen,  die  ein  solches  ca  canny-System, 
besonders  in  Zeiten  lebhafter  Konjunktur  oder  in  Zeitungs- 
betrieben, zur  Folge  hat,  sind  so  schwerwiegende,  daß 
eine  befriedigende  Lösung  der  Frage  der  Arbeitskontrolle 
als  eine  conditio  sine  qua  non  anzusehen  w^ar.  Von  den 
Gehilfenvertretern  wurde  lebhaft  betont,  daß  ihrerseits  eine 
künstliche  Zurückhaltung  der  Leistung  durchaus  nicht  ge- 
billigt werde,  und  um  derartige  Möglichkeiten  in  Zukunft 
hintanzuhaiten,  wurde  ausdrücklich  in  den  Tarif  die  Be- 
stimmung aufgenommen,  daß  dem  Prinzipal  das  Recht 
tustehe,  die  Gehilfen  auf  Erfüllung  ihrer  Arbeitspflichten 
zu  kontrollieren,  und  daß  der  Gehilfe  verpflichtet  sei,  Be- 
zeichnung und  Menge  der  Arbeit  und  die  darauf  ver- 
wendete Zeit  aufzuschreiben  unter  Zugutcrechnung  eines 
ihm  durch  diese  Kontrolle  entstehenden  erheblichen  Zeit- 
verlustes. 

Schwierigkeiten,  die  in  den  einzelnen  Betrieben  hin- 
sichtlich der  Arbeitsverhältnisse  sich  ergeben  hatten, 
waren  vielfach  auf  diejenigen  zurückzuführen,  deren  Auf- 
gabe die  Vermeidung  und  Beilegung  solcher  Differcn/c  i 
gewesen  wäre,  auf  die  Vertrauensleute.  Es  ist  ebenfalls 
aus  dem  Streik  in  den  Berliner  Zeitungsbetrieben  bekannt, 
daß  es  Vertrauensleute  waren,  welche  durch  eine  voll- 


kommene Verkennung  ihrer  Aufgaben  und  in  einem  be- 
dauerlichen Machtdünkel  erst  zu  einer  Zuspitzung  der  Ver- 
hältnisse beitrugen  und  dadurch  den  schweren  Konflikt 
herbeiführten.  Die  Forderung  der  Prinzipalität,  in  Zukunft 
auf  die  Wahl  des  Vertrauensmannes  Einfluß  zu  bekommen, 
kann  daher  sehr  wohl  als  berechtigt  angesehen  werden, 
zumal  ja  der  tarifliche  Schutz  des  Vertrauensmannes  ein 
außerordentlich  weitgehender  und  ein  Mißbrauch  dieser 
Stellung  besonders  schwerwiegend  ist.  Der  Widerstand 
der  Gegenpartei  führte  auch  hier  wieder  zu  einem  Kom- 
promiß: Der  Vertrauensmann  ist  grundsätzlich  aus  dem 
Drittel  derjenigen  Gehilfen  zu  wählen,  die  am  längsten 
im  Geschäft  tätig  sind;  Bedingung  ist  noch,  daß  in  der 
betreffenden  Druckerei  bezw.  Abteilung  mindestens  6  Ge- 
hilfen beschäftigt  sind.  Dadurch  wird  dem  Mißbrauch 
mit  dieser  Einrichtung  vorgebeugt,  da  ja  in  kleineren 
Betrieben  bei  dem  engen  Zusammenarbeiten  des  Inhabers 
mit  seinen  Gehilfen  eine  Mittelsperson  überflüssig  ist,  und 
andererseits  durch  diese  Neuregelung  die  Gewähr  geboten 
ist,  daß  nur  ältere  und  ruhige  Leute,  die  schon  Iäng2r 
in  Fühlung  mit  der  Geschäftsieitung  stehen,  zu  diesem 
Amt  berufen  werden  können. 

Hat  der  Tarif  im  allgemeinen,  wie  es  ja  überhaupt 
in  seinem  Wesen  liegt,  die  Aufgabe,  die  gegenseitigen  An- 
sprüche der  beiden  Parteien  festzulegen  und  abzugrenzen, 
so  geht  der  Deutsche  Buehdruekertarif  noch  in  einem 
Punkt  über  diese  paritätische  Tendenz  hinaus,  indem  er 
sich  in  den  Dienst  der  Gewerbeförderung  imd  der  Be- 
kämpfung des  Schleuderwesens  stellt.  Von  dem  Grund- 
gedanken ausgehend,  daß  die  schrankenlose  Gewerbe- 
freiheit in  der  Hand  einzelner  geschäftlich  untüchtiger 
oder  aber  rücksichtsloser  Personen  zu  einer  Gefahr  für 
das  ganze  Gewerbe  werden  kann,  hat  die  organisierte 
Arbeitgeberschaft  auf  der  Grundlage  eingehendster  Be- 
rechnungen einen  Preistarif  ausgearbeitet  und  für  die  Mit- 
glieder obligatorisch  gemacht,  dessen  Befolgung  eine 
Hebung  der  durch  gegenseitiges  Unterbieten  und  mangel- 
hafte Kalkulation  gesunkene  Preise  herbeiführen  soll. 
Uebertretungen  dieses  Preisgesetzes  werden  zunächst  von 
den  hierzu  eingesetzten  Vereinsinstanzen  abgeurteilt,  in 
schvreren  Fällen  tritt  die  Ueberweisung  an  die  tariflichen 
Ehrengerichte  und  das  Tarifamt  als  oberste  Instanz  ein. 
Da  es  sich  in  diesen  letzteren  Instanzen  um  paritätisch 
besetzte  Gerichte  handelt,  wurden  wegen  der  Mitwirkung 
der  Gehilfen  vielfach  Einwendungen  erhoben,  die  nun 
zu  einer  Neuregelung  der  Materie  führten.  Es  wird  nun- 
mehr an  jedem  der  13  Kreisvororte  ein  Beschwerdeamt, 
besetzt  mit  fünf  Prinzipalen,  errichtet,  das  über  Beschwerden 
wegen  Schleuderei  im  Gewerbe  zn  entscheiden  h;it.  Als  neue 
Tarifbehörde  wird  das  Zentralberechnungsamt  mit  dem  Sitz 
in  Leipzig  geschaffen,  welches  eine  Prüfung  der  der  Klage 
zugrunde  liegenden  Tatbestandsmerkmale  und  Kalkulatio- 
nen vornimmt.  Die  endgültige  Entscheidung,  ob  wegen 
Preisschleuderei  der  Ausschluß  aus  der  Tarifgemeinschaft 
mit  der  Folge,  daß  die  in  der  verurteilten  Firma  beschäf- 
tigten Gehilfen  zu  kündigen  haben,  erklärt  werden  soll, 
trifft  unter  Hinzuziehung  zweier  Gehilfenbeisitzer  das 
Tarifamt,  das  durch  diese  Neuregelung  ganz  wesentlich 
entlastet  wird. 

Eine  Reihe  von  kleineren  Aenderungen  im  Tarif  sind 
ohne  prinzipielle  Bedeutung  und  können  hier  wohl  außer 
Betracht  bleiben. 

Bald  nach  Bekanntgabe  der  neuen  Bestimmungen 
haben  in  allen  größeren  Städten  Versammlungen  der 
beiden  Tarifkontrahenten  stattgefunden,  in  denen  beide 
Teile  vielfach  ihre  Unzufriedenheit  mit  dem  neuen  Tarif 
aussprachen.  Es  werden  nin^  allzu  gerne  die  Vorteile 
gegenüber  den  Konzessionen  für  zu  gering  angesehen 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


823 


und  danach  der  ganze  Tarifabschluß  bewertet.  Als  Motto 
ist  dem  Arbeitsgesetz  der  Satz  vorausgeschickt:  „Der 
Tarif  ist  der  von  Prinzipalen  und  Gehilfen  anerkannte 
Ausdruck  dafür,  was  für  die  beiderseitigen  Beziehungen 
und  Leistungen  im  Deutschen  Reiche  allgemein  als  ge- 
recht und  billig  festzuhalten  ist."  Gerechtigkeit  und  Billig- 
keit verlangen  aber  ein  gegenseitiges  Nachgeben,  jede 
Partei  muß  im  Interesse  einer  gemeinsamen  Arbeit  Opfer 
an  ihren  ursprünglichen  Forderungen  bringen  und  auch 
das  von  der  anderen  Seite  gezeigte  Entgegenkommen 
anerkennen. 

Die  Ablehnung  einer  gemeinsamen  Verhandlung- 
zwischen  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  über  die  Grund- 
prinzipien des  Arbeitsvertrags,  wie  es  heute  ja  noch  viel- 
fach, besonders  seitens  der  schweren  Industrie  beliebt 
wird,  bedeutet  eine  vollkommene  Verkennung  des  Zeit- 
geistes, der  dem  Arbeiter  ein  Mitbestimmungsrecht  über 


die  Arbeitsweise  und  Entlohnung  zuspricht.  Zur  Be- 
gründung der  ablehnenden  Stellung  wird,  wie  bereits 
oben  kurz  erwähnt,  vielfach  auf  die  mit  dem  kollek- 
tiven Arbeitsvertrag  angeblich  verbundenen  Nachteile 
für  das  Gewerbe  hingewiesen.  Es  kommt  dabei 
selbstverständlich  in  hohem  Maße  auf  den  Tarifvertrag 
an,  eine  Beschränkung  des  Fortschrittes  und  der  Technik 
rächt  sich  von  selbst  und  wird  naturgemäß  zu  einer 
Korrektur  führen,  wie  wir  es  an  den  obigen  Beispielen 
gesehen  haben,  lieber  die  Vorteile  für  die  friedliche 
Entwicklung  des  Gewerbes  brauchen  wir  keine  Begründung 
zu  bringen,  die  außerordentliche  Zunahme  der  Tarif- 
verträge spricht  für  sich  selbst.  Es  ist  nur  zu  wünschen, 
daß  diese  Segnungen  auch  bald  und  im  weitesten  Um- 
fang den  Technikern  zuteil  werden,  deren  Kampf  um  eine 
moderne  Regelung  ihrer  Arbeitsverhältnisse  von  allen 
sozialpolitisch  denkenden  Kreisen  mit  Interesse  verfolgt 
und  unterstützt  wird. 


Beitrag  zur  Ansiedlungsfrage  auf  dem  platten  Lande 

Von  BUDNOWSKI,  Kreisbaumeister  des  Kreises  Crossen  a.  O. 


Ansiedlungsgehöft.    Arch. :  Kreisbaumeister  Budnowski,  Crossen  a.  O. 


Mit  dem  großen  Werke  der  inneren  Kolonisation  des 
Staates  hat  auch  der  Kreis  Crossen  a.  O.  neben  seiner  Be- 
teiligung an  der  durch  den  Herrn  Regierungs-Präsidenten 
V.  Schwerin  in  Frankfurt  a.  O.  ins  Leben  gerufenen  Be- 
gründung von  Rentengütern  (Eigene  Scholle)  nunmehr 
selbsttätig  begonnen.  Es  handelt  sich  bei  der  Kreisver- 
waltung zunächst  darum,  möglichst  in  allen  Teilen  des 
Kreises,  wo  immer  ein  Bedürfnis,  eine  Nachfrage  nach 
Land  sich  zeigt,  Ansiedlungslustigen  bestens  zu  Wirt- 
schaft, Grund  und  Boden  zu  verhelfen.  Das  erste  An- 
siedlungsgehöft  wurde  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  in 
der  Nähe  des  Dorfes  Gersdorf  an  der  Provinzialchaussee 
Crossen-Grünberg  errichtet.  Zur  Stelle  gehören  vier  Mor- 
gen gutes  Land,  die  den  Erwerber  nicht  selbständig  er- 
nähren, sondern  auf  Arbeit  außerhalb  tagsüber  verweisen. 
Eine  Anzahlung  aus  eigenen  Mitteln  in  Höhe  von  700  M 
ermöglichte  dem  Erwerber  den  Besitz  des  Gehöftes,  mit 


dem  er  zugleich  stimmberechtigtes  Mitglied  der  Gemeinde 
wird.  Für  das  Restkaufgeld  wird  eine  vom  Erwerber 
jährlich  zu  zahlende  Rente  zu  4  Prozent  (3^  ,,oo  Zinsen 
und  o/o  Tilgung  der  Restsumme)  auf  das  Rentengut  ein- 
getragen,. Die  Summe  wird  durch  den  Mietswert  der 
Wohnung  und  des  Wirtschaftsgebäudes  gedeckt,  so  daß 
sich  der  Rentengutsbesitzer  den  Ertrag  seines  Landes  aus 
der  Viehhaltung  als  reinen  Gewinn  rechnen  kann.  Im 
vorliegenden  Falle  wurde  der  Grund  und  Boden  von  dem 
Rittergute  Gersdorf  dem  Kreise  kostenlos  übereignet.  Bei 
Bearbeitung  des  Entwurfs  wie  auch  bei  der  Bauausführung 
konnte  in  jeder  Weise  den  Wünschen  des  Erwerbers  ent- 
sprochen werden. 

Das  Gehöft  besteht  aus  dem  Wohnhause  und  dem  an- 
gebauten Wirtschaftsgebäude.  Beide  Gebäude  sind  bis 
zur  Fensterbrüstungshöhe  in  Ziegelrohbau,  die  darüber 
liegenden   Umfassungsmauern   in  graugrünem  Spritzputz 


824 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  52 


Q 


Schnitt  A  -  B 


S.oo 


Erdgeschoß. 

Ansiedlungsgchöft.     Arch.:  Kreisbaunieister  Budnowski,  l^rossen  a.  O. 


hergestellt.  Die  Ost-  und  Südseite  —  zugleich  Front  an 
der  Chaussee  —  ist  mit  Lattenspalier  versehen.  Die  Gic- 
belseiten  zeigen  passend  rot  lackierte  Fachverblendungcn, 
die  zur  Belebung  der  Flächen  beitragen.  Die  Sprossen- 
teilung der  oberen  Fensterflügel,  der  auf  Balkenkonsolen 
ruhende  Dachüberstand,  ein  an  das  Vorderzimmer  an- 
gebauter Erker,  sowie  das  in  der  vorderen  Dachfläche 
vorgesehene  Fledermausfenster  erhöhen  an  dem  Bau  den 
Eindruck  des  Einfach-Behaglichen.  Das  Innere  des  Wohn- 
gebäudes enthält  ein  größeres  Wohnzimmer,  ein  Schlaf- 
zimmer, eine  den  ländlichen  Verhältnissen  angepaßte  ge- 
räumige Küche  nebst  unter  dem  Fenster  vorgesehenen 
Speiseschrank  und  einen  Flur;  im  Kellergeschoß  einen 
Vorratsraum  nebst  Backofen  und  Waschkessel;  im  Dach- 
geschoß ein  größeres  Zimmer,  eine  Räucherkammer  und 
den  Dachboden.  Die  Heizung-  geschieht  in  den  Wohn- 
räumen durch  Kachelöfen,  die  Fußböden  sind  gestrichen 


und  lackiert,  die  Türen  im  Innern  eichenartig  gemasert 
und  lackiert.  Küche  und  Flur  haben  massiven  Fußboden 
auf  1/2  Stein  starken  pr.  Kappen,  die  Küche  außerdem 
Fliesenbelag.  Passende  Leimfarbenanstriche  in  Schablonen- 
muster geben  den  Wohnräumen  einen  anheimelnden  Ton. 
Die  Küche  und  der  Flur  weisen  Oelpanel  mit  einfachem, 
um  die  Türbekleidungen  geführten  Fries  auf. 

Das  Wirtschaftsgebäude  enthält  neben  dem  Wohn- 
haus einen  Holzstall,  einen  Kuhstall  mit  zwei  Ständen, 
zwei  Schweineställe  und  darüber  einen  warmen  Hühner- 
stall. Die  Decken  sind  massiv  aus  preußischen  Kappen 
zwischen  I-Trägern  hergestellt.  Anschließend  ist  unter 
dem  geschleppten  Dache  des  Wirtschaftsgebäudes  ein 
Abort  mit  Grube  vorgesehen,  zu  dem  vom  Wohngebäude 
ein  gepflasterter  Gang  hinführt,  welchen  der  Dachüberstand 
gegen  Regen  schützt.  Das  Gehöft  ist  im  Anschluß  an 
die  Gutsleitung  mit  bestem  Leitungsquellwasser  versorgt. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  IQll 


825 


Zapfstellen  mit  Ausguß  befinden  sich  in  der  Küche,  im 
Keller  über  dem  Waschkessel  und  im  Hofe  an  der  Ost- 
seite des  Gebäudes. 

Die  Kosten  der  Gesamtanlage  einschließlich  des  vor- 
deren Spalierzaunes  und  des  den  Hof  einfassenden  Draht- 


maschenzaunes, sowie  der  Chausseegrabenüberbrückung 
(Zementröhren  mit  gemauerten  Stirnen)  belaufen  sich  auf 
6500  M. 

Entwurf  und  Bauleitung  lag  in  den  Händen  des  Unter- 
zeichneten. 


Wohnungspflege  und  Gartenstadtbewegung 

Von  Ing.  R.  BRÜCKNER,  Dresden. 


Die  Qartenstadtbewegung  ist  jetzt  in  so  ziemlich  allen 
deutschen  Großstädten  im  Gange  oder  im  Anzüge.  Garten- 
städte sind  die  neueste  Art  der  Großstadterweiterung;  diese 
Bewegung  ist  aus  der  sogenannten  Wohnungsnot  ent- 
standen. Früher  mag  diese  ja  wohl  auch  oft  vorhanden 
gewesen  sein,  aber  erst  in  neuerer  Zeit  hat  man  sich  mit 
ihr  eingehend  beschäftigt. 

Die  Landflucht  ist  immer  größer  geworden  infolge 
der  Umwandlung  Deutschlands  aus  einem  Agrar-  in  einen 
Industriestaat.  Die  Bevölkerung  hat  sich  in  die  Städte 
zusammengezogen,  und  diese  haben  sich  zu  Großstädten 
entwickelt  mit  all  ihren  Licht-  und  Schattenseiten. 

Dieses  Zusammenströmen  hat  zur  Folge  gehabt,  daß 
der  Bedarf  an  kleinen  und  mittleren  Wohnungen  ca.  85  «o 
sämtlicher  städtischer  Wohnungen  ausmacht.  Die  Mieten 
dieser  Wohnungen  sind  aber  ziemlich  hoch,  teils  weil  be- 
kanntermaßen die  kleineren  Wohnungen  überhaupt  teurer 
sind  als  die  größeren  im  Verhältnis  zu  deren  größerer  Aus- 
dehnung, teils  weil  oft  ein  Mangel  an  Kleinwohnungen 
vorhanden  ist,  und  woran  Mangel  ist,  das  ist  umso  teurer. 
Es  beträgt  z.  B.  in  Berlin  der  Durchschnittspreis 
für  eine  1-Zimmerwohnung  (mit  Küche)  350  M 
für  eine  2-Zimmervvohnung  5C0 — 5'0  M 

für  eine  3-Zimmervvohnung  750 — 900  „ 

Ein  Arbeiter  oder  kleiner  Beamter  muß  also  einen 
großen  Teil  seines  Gehaltes  oder  Lohnes  zur  Miete  ver- 
wenden. Dies  veranlaßt  ihn  zum  Beziehen  möglichst  kleiner 
Wohnungen.  Nun  sind  aber  die  Familien  kleiner  Leute 
(klein  =  weniger  bemittelt)  erfahrungsgemäß  die  an  Mit- 
gliederzahl reichsten.  Diese  große  Zahl  drängt  sich  auf 
kleinem  Raum  zusammen.  Nach  der  amtlichen  Zählung 
1895  waren  in  Berlin  4718  Wohnungen  ohne  heizbaren 
Raum  bewohnt  von  12  792  Menschen,  27  160  Wohnungen 
mit  einem  heizbaren  Raum  von  182  738,  in  jedem  also 
6  und  mehr  Personen;  1900  waren  unheizbare  Wohnungen 
5847  vorhanden,  mit  einem  heizbaren  Raum  27  792,  bewohnt 
von  sechs  und  mehr  Menschen. 

Bei  diesem  Zusammendrängen  ist  eine  Scheidung  der 
Geschlechter  bezw.  der  erwachsenen  Kinder  nach  dem  Ge- 
schlecht nicht  mehr  möglich.  Oft  kommen  noch  Unter- 
mieter und  Schlafleute  in  die  Familien.  So  wird  eine 
Schädigung  der  Sittlichkeit  herbeigeführt,  selbst  wenn  man 
von  Schlafleuten  usw.  der  schlimmsten  Sorte  absieht.  Wei- 
ter leidet  aber  auch  die  Gesundheit  der  einzelnen  Familien- 
mitglieder darunter.  In  dem  einen  Raum,  der  oft  nur  vor- 
handen ist,  wird  gekocht,  gegessen,  gearbeitet,  geschlafen, 
von  den  Kindern  gespielt  und  herumgetollt,  soweit  dies 
möglich  ist;  oft  liegen  noch  Kranke  in  dem  Zirrjmer. 
Trunksucht,  Tuberkulose  und  Verbrechen  aller  Art  haben 
dort  ihren  Entstehungsherd.  Die  ledigen  Leute,  die  auf 
Untermiete  angewiesen  sind  und  in  solchen  kleinen  Woh- 
nungen noch  aufgenommen  werden,  müssen  sich  mit  einem 
ungenügenden,  für  Menschen  manchmal  kaum  brauchbaren 


Raum  begnügen.  Ihr  liebster  Aufenthalt  wird  dann  das 
Wirtshaus. 

So  also  sind  die  Wohnungen  der  Unbemittelten  oft  be- 
schaffen, in  denen  die  Eltern  nach  des  Tages  Arbeit  und 
Mühen  sich  erholen  sollen  und  wollen,  sich  stärken  sollen 
für  des  nächsten  Tages  Lasten,  wo  die  Kinder  zu  kräf- 
tigen, gesunden,  brauchbaren  Staatsbürgern  heranwachsen 
sollen. 

Diese  billigen  Wohnungen  in  großer  Zahl  vereinigt 
ergeben  das  Massenmietshaus.  Eins  reiht  sich  an  das 
andere;  hoch  ragen  sie  in  die  Luft  an  zum  Teil  sehr  engen 
Straßen,  angefüllt  mit  Menschen.  Im  Jahre  1900  kamen 
auf  ein  Haus  in  Hamburg  23  Einwohner,  in  München  29, 
in  Breslau  41,  in  Berlin  50,  im  Jahre  1905  in  Berlin  sogar 
77,  und  ähnlich  in  manchen  Häusern  in  Chemnitz.  Spär- 
lich dringt  Luft  und  Licht  in  die  Wohnungen.  Die  Leute, 
besonders  die  Kinder,  sind  bleich  und  hohlwangig.  Der 
einzige  Ort  ist  noch  der  meist  mit  hohen  Mauern  um- 
gebene Hof,  wo  sie  ein  Stück  vom  blauen  Himmel  sehen; 
sonst  ist  für  sie  das  Wort  ,, Natur"  ein  ungesehenes  Etwas, 
das  sie  nur  vom  Hörensagen  kennen.  Aus  Umfragen  in 
den  Schulen  geht  diese  Naturentfremdung  klar  und  deutlich 
hervor.  Sehr  viele  hatten  nie  einen  Sonnenaufgang  oder 
-Untergang  gesehen,  viele  waren  noch  nie  in  einen  Wald 
gekommen,  noch  nie  haben  sie  ein  Aehrenfeld,  einen  Säe- 
mann,  einen  Schnitter  zu  sehen  bekommen. 

Es  kommt  noch  hinzu,  daß  vielfach  die  Wohnungen 
in  einem  nicht  besonders  guten  Zustand  sind,  da  die  Haus- 
wirte im  Vorrichten  und  wohnlichen  Instandhalten  nicht 
das  geringste  oder  nur  sehr  wenig  tun,  die  Bewohner 
es  aber  nicht  tun  können  wegen  Mangel  am  nötigen 
Gelde. 

Weiter  kann  man  in  den  Wohnungsankündigungen  die 
Worte  oft  lesen:  nur  an  kinderlose  Leute.  Wohin  aber 
sollen  denn  Familien  mit  Kindern  ziehen?  Ob  sich  die 
Hausbesitzer,  die  obigen  Grundsatz  haben,  diese  Frage 
schon  einmal  gestellt  und  zu  beantworten  versucht  haben? 
Zur  Beleuchtung  dieser  Sache  ein  Fall  in  Köln,  über  den 
man  lachen,  herzlich  lachen  möchte,  wenn  er  nicht  so 
furchtbar  ernst  wäre.  Daß  er  auf  Wahrheit  beruht,  be- 
weist der  Prozeß,  der  darum  geführt  worden  ist.  In  einem 
Mietvertrag  stand  folgende  Klausel:  Anmieter  versichern, 
daß  sie  keine  eigenen  Kinder  haben  und  auch  künftig 
solche  nicht  halten  (!)  wollen  (!!!);  im  Fall  der  Zuwider- 
handlung gegen  diese  Vertrags-Bestimmung  soll  der  Ver- 
mieter nicht  nur  berechtigt  sein,  von  dem  Vertrag  zurück- 
zutreten, sondern  die  Mieter  auch  eine  Vertragsstrafe  in 
Höhe  von  1000  M  (!)  an  den  Vermieter  zu  zahlen  haben. 
Nun  kam  bei  dem  betr.  Ehepaar  doch  ein  Kind  an;  der 
Hauswirt  klagte  auf  Zahlung  der  vertragsm.äßigen  Summe 
von  1000  M  und  führte  das  Verhalten  der  Mieter  bezw. 
den  Kindersegen  auf  grobe  Fahrlässigkeit  zurück.  Die 
Klage  wurde  natürlich  abgewiesen. 


826 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  52 


Es  seien  noch  einige  Zahlen  über  im  Jahre  1910  vor- 
handene, leerstehende  Wohnungen  angeführt: 


Charlottenburg 

6,98  0/0 

Köln 

4,19,, 

Breslau 

3,5  „ 

Dresden 

1,1  „ 

Halle 

0,98  „ 

Straßburg 

0,97  „ 

Braunschweig 

0,95,, 

Freiburg 

0,8  „ 

Dies  sind  die  gesamten  leerstehenden  Wohnungen.  Der 
Mindestsatz,  der  von  den  Nationalökonomen  gefordert 
wird,  ist  2,57o/o.  Wie  dieser  Prozentsatz  in  Bezug  auf  Ar- 
beiterwohnungen sich  stellt,  zeigt  z.  B.  Dresden  im  Jahre 
1910.  Der  Vorrat  an  solchen  betrug  476,  d.  i.  0,9 "n  des 
Bestandes  an  derartigen  Kleinwohnungen  aus  zwei  und 
drei  Räumen  im  großen  Durchschnitt;  dieser  Satz  sinkt 
aber  noch  in  einzelnen  Stadtbezirken  auf  0,7 "o,  ja  sogar 
bis  auf  0,3"  II  herunter. 

Alles  dies  drängt  dahin,  teils  überhaupt  eine  Mehrzahl 
an  Kleinwohnungen  (billigen)  herbeizuführen,  weiter  den 
kleinen  Leuten,  die  nicht  in  der  Lage  sind,  teure  Vorstadt- 
wohnungen zu  mieten,  in  den  Außenvierteln  der  Städte, 
wo  Natur,  Luft,  Licht  ihnen  zu  Teil  werden,  billige  Woh- 
nungsgelegenheit zu  schaffen. 

Demgegenüber  steht  wieder  die  Bodenspekulation,  die 
ihrerseits  teure  Mieten  zur  Folge  hat.  So  muß  denn  diese 
hintangehalten  werden,  sei  es  von  den  Gemeinden  selbst 
auf  die  oder  jene  Weise,  oder  von  Gesellschaften  und 
Genossenschaften,  die  große  Oeländestücke  kaufen,  Stein- 
häuser errichten  mit  Wohnungen  für  1,  2  bis  4  Familien 
und  mit  viel  Garten,  an  schmalen  Straßen,  wodurch  auch 
eine  Verbilligung  herbeigeführt  wird,  und  Hergeben  der 
Wohnungen  in  Erbbaurecht  oder  Erbpacht.  So  entstehen 
die  Gartenvorstädte  oder  ganze  Garienstädte.  Diese  sind 
also  Ansiedelungsanlagen,  in  denen  der  Grund  und  Boden 
möglichst  in  einer  Hand  bleibt  und  nicht  verkauft  wird, 
keinesfalls  aber  der  Spekulation  überantwortet  wird,  und 
wo  der  steigende  Mehrwert  des  Grundes  und  Bodens  den 
Bewohnern  selbst,  der  Allgemeinheit,  zugute  kommt. 

Ein  jeder  hat  da  seine  gute,  preiswerte  und  doch  bül'ge 
Wohnung  mit  Garten,  sein  Eigenheim.  Die  Bauweise  er- 
folgt von  einheitlichen,  künstlerischen  Gesichtspunkten  aus. 
Daneben  ist  die  Einrichtung  von  Sport-  und  Spielplälzen, 
Bibliotheken,  Lesehallen,  Ledigenheimen  usw.  zu  emp- 
fehlen. Die  Gemeinden  müssen  für  gute  und  billige  Ver- 
bindung mit  der  eigentlichen  Großstadt  sorgen. 

Der  Einwand,  daß  die  Mieten  doch  noch  hoch  seien, 
ist  hinfällig;  denn  sie  sind  tatsächlich  niedriger,  wie  der- 
artige Einrichtungen  zeigen.  Die  Wohnungen  sind  größer 
und  schöner;  eventuell  ist  Untervermietung  gestattet,  die 
Geld  einbringt;  was  jede  Familie  braucht  an  grüner  Ware, 
oder  wenigstens  ein  Teil,  kann  im  eigenen  Gärtchen  ge- 
zogen werden  —  beides  Punkte,  die  die  Wohnung  noch 
verbilligen  helfen.  Ebenso  soll  die  Freizügigkeit  der  Ar- 
beiter dadurch  eingeschränkt  sein;  dies  ist  aber  auch  nicht 
der  Fall;  denn  der  Betreffende  kann  kündigen,  wenn  er 
will  —  nur  daß  ihm  nicht  gekündigt  werden  kann,  außer 
in  Ausnahmefällen  wie:  schlechte  Behandlung  der  Woh- 
nung und  dergl.  Und  dann  ist  wohl  von  einer  Freizügig- 
keit nicht  mehr  zu  reden  bei  einem  Arbeiter,  der  Frau 
und  Kinder  hat.  Dieser  ist  froh,  wenn  er  eine  auskömm- 
liche  Stelle  hat,  die  er  so  leicht  nicht  aufgibt,  nament!'  !i 
bei  der  heutigen  Konkurrenz. 

Und  so  gibt  es  noch  verschiedene  Einwände,  di.-  sich 
Iber  alle  widerlegen  lassen,  und  die  meistens  nur  von 
Hausbesitzern  und  Grundstücksspekulanten  angeführi  wer- 
den, um  auf  solche  Bestrebungen  hemmend  einzuwirken  ans 


eigenem  Interesse  und  Egoismus.  Vollständig  hintanhalten 
lassen  sich  diese  Bewegungen  aber  nicht  mehr,  und  über 
kurz  oder  lang  wird  allmählich  jede  Großstadt  zu  Garten- 
vorstädten oder  Gartenstädten  in  ihrer  Nähe  kommen. 

Daß  die  Bestrebungen  nicht  unnütz  sind,  beweist  das 
stete  Wachsen  der  sächsischen  Gartenstadt  Hellerau  bei 
Dresden.  Es  mögen  über  diese  hier  noch  einige  Angaben 
folgen,  die  einzelnen  Veröffentlichungen  über  diese  Garten- 
stadt entnommen  sind.  Im  Jahre  1910  sind  daselbst  etwa 
150  Einfamilienhäuser  entstanden,  19  Landhäuser  und  die 
Geschäftshäuser  am  Markt,  die  alle  vermietet  sind;  für 
1911  waren  vorgesehen  150  Kleinwohnhäuser,  25  Land- 
häuser und  das  Gasthaus  am  Markt,  die  ebenfalls  alle  ver- 
mietet sind,  und  bis  1.  Oktober  1912  sind  wieder  alle 
vorgesehenen  Häuser  und  Wohnungen  schon  jetzt  ver- 
mietet bez.  vergeben.  Das  kleinste  Haus  für  eine  Familie 
besteht  aus  vier  Räumlichkeiten:  Wohnstube  und  Küclie 
im  Untergeschoß,  Schlafstuben  im  Obergeschoß,  gerechnet 
.für  eine  Familie  mit  zwei  bis  drei  Kindern.  Das  Haus  ist 
meist  ganz  unterkellert,  hat  Waschküche  mit  Kessel,  Wirt- 
schaftskeller, Wasserklosett,  eigenen  Bodenraum,  eiektr. 
Licht  und  Klingelanlage,  Wasserleitung  mit  Ausguß, 
Doppelfenster,  in  der  Küche  offenen  Herd  mit  zwei  Feue- 
rungen und  Wasserpfanne,  in  der  Wohnstube  Kachelofen 
mit  zwei  Wärmeröhren  und  —  versuchsweise  —  Bratröhre 
und  Wasserpfanne,  Ventilationsanlage  für  die  verbrauchte 
Luft.  Die  Erwärmung  der  Schlafräume  im  Obergeschoß 
ermöglicht  eine  Heizanlage  im  Stubenofen,  durch  die  die 
Wärme  des  Stubenofens  den  Kammern  zugeführt  werden 
kann.  Für  Krankheitsfälle  und  andere  Gelegenheiten  ist 
im  Obergeschoß  ein  eiserner  Dauerbrandofen  vorgesehen. 
Viele  Häuser  haben  an  der  Straße  Vorgärten  von  25  bis 
35  qm  Fläche.  Von  den  Küchen  aus  führt  eine  Tü.r  direkt 
in  den  Hof,  der  versehen  ist  mit  einer  Teppichklopfstange 
und  einem  Wasserfaß  für  Regenwasser  z  m  Begie'jen  d  r 
Gärten.  Diese  Nutzgärten,  95  bis  265  qm  groß,  schließen 
sich  an  den  Hof  an,  und  sind  mit  Wäschepfählen  in  Ton- 
röhren versehen. 

Diese  kleinsten  Reihenhäuser  kosten  250  Mark,  wozu 
allerdings  noch  Gartenmiete  kommt  in  Höhe  von  18  Pfen- 
nigen pro  qm  und  Jahr. 

Für  den  Ort  ist  eine  biologische  Kläranlage  vorhanden, 
sämtliche  Straßen  sind  mit  Schleusen  versehen. 

Im  Kleinhausviertel  werden  Häuser  (eine  Familie)  im 
Mietwert  von  250  bis  600  Mark  gebaut,  im  Landhausvieriel 
Häuser  im  Werte  (Miete)  von  800  bis  2000  Mark. 

Das  ganze  140  ha  große  Gebiet  ist  durch  einen  ein- 
heitlichen Bebauungsplan  von  Prof.  Riemerschmidt-  Mün- 
chen aufgeschlossen  worden.  Von  den  140  ha  sind 
733  220  qm  für  1,50  M  qm  gekauft  worden  von 
Landwirten  aus  Klotzsche,  der  Rest  ist  für  die  Garten- 
stadt gesichert.  Bis  zum  Schlüsse  1911  werden  über 
300  000  qm  verwertet  sein.  Mit  der  Bebauung  wurde  1939 
begonnen,  und  zwar  war  das  erste  Gebäude  die  Deutschen 
Werkstätten  für  Handwerkskunst".  Der  durchschnittliche 
Mietpreis  pro  Quadratmeter  Nutzfläche  stellt  sich  auf  4,81  M 
in  den  Reihenhäusern,  in  den  freistehenden  Einfamilien- 
häusern auf  5,97  M. 

VorgeseRen  ist  noch  ein  Ledigenheim ;  ferner  ist  vor- 
handen eine  Bildungsanstalt  Jaques  Dalcroze  G.  m.  b.  H. 
mit  einem  Schulbau  mit  acht  Uebungssälen  und  einem 
großen  Vortragssaal,  cincsn  großen  Wohnhaus  mit  etwa 
30  Zimmern,  sowie  acht  Kleinwohnhäusern  mit  insgesamt 
80  Räumen.  Ebenso  ist  die  Gründung  eines  Land- 
erziehungsheimes vorgesehen. 

Im  Jahre  1910  wurden  800  Einwohner  gezählt,  Oiv- 
tober  1911  sind  ca.  2000  vorhanden  gewesen. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


827 


Zum  Scliluß  verweise  ich  diejenigen,  die  sich  für  die 
Bew  egung  interessieren  und  auch  die  Geschichte  derselben 
kennen  lernen  wollen,  auf  das  kleine  Heftchen  von  H. 
Kampf fmever:  Die  Qartenstadtbevvegung.  (Aus:  Natur 
und  Geisteswelt,  Band  259,  1  M).    Ich  hoffe  noch,  mit 


H  ::::::::  SOZIALE  BEWEGUNG  HHHHH 


Arbcitnehinennteressen 

Von  Dr.  HEINZ  PQTTHOFF. 

Jeder  Stand  hat  nicht  nur  das  Recht,  sondern  auch 
die  Pflicht,  seine  Interessen  im  Wettstreitc  mit  den  an- 
deren Gruppen  zu  behaupten  und  durchzusetzen,  soweit: 
er  überzeugt  ist,  daß  es  im  Gesamtinteresse  notwendig 
und  segensreich  ist.  Leider  ist  das  ja  überall  der  Fall. 
Jeder  Stand  hält  sich  für  besonders  notwendig,  seine  Be- 
vorzugung vor  anderen  (die  man  selbst  stets  ,, Gleich- 
berechtigung" nennt)  für  ein  Staatsinteresse.  Das  ist  an 
sich  schon  ein  Grund,  warum  kein  Stand  zurückbleiben 
darf  mit  seinen  Interessen,  damit  die  ,, mittlere  Linie" 
nicht  von  vornherein  an  einer  falschen  Stelle  ansetzt.  Wie 
weit  der  einzelne  Stand  recht  hat,  lehrt  die  Unterstützung 
der  nicht  unmittelbar  Interessierten,  lehrt  oft  die  öffent- 
liche Meinung  und  hinterher  die  Geschichte.  Für  die  Be- 
rechtigung der  Arbeitnehmerbewegung  spricht  allgemein 
ein  Dreifaches:  Unser  Recht  und  unsere  Politik  haben 
unter  dem  Einflüsse  römischer  Juristerei  und  altgewohn- 
ter Herrschaftsverhältnisse  bisher  ganz  vorwiegend  den 
Interessen  des  Vermögens,  der  Produktion  und  des  Arbeit- 
gebers gedient.  Nachdem  aber  die  Masse  derer,  die  ihre 
Existenz  auf  ein  Arbeits-  oder  Dienstverhältnis  gründen, 
nahezu  40  Millionen  in  Deutschland  erreicht  hat,  ist  es 
zweifellos  eine  Notwendigkeit,  daß  Recht  und  Politik 
stärker  als  bisher  den  Grundsatz  anerkennen:  der  Staat 
ist  um  der  Menschen  willen  da;  sein  Hauptreichtum  liegt 
in  seinen  arbeitenden  Bürgern;  wichtiger  als  Zins  und 
Rente  ist  die  Arbeitskraft  der  Millionen;  das  oberste  Ge- 
setz muß  die  Erhaltung  von  Leben,  Gesundheit  und  Ar- 
beitskraft der  gegenwärtigen  und  der  kommenden  Gene- 
ration sein. 


Die  vorstehenden  Sätze  entstammen  einer  neuen 
Schrift  Potthoffs,  die  sich  „Soziale  Rechte  und  Pflichten" 
betitelt.  Weiter  hinten  befindet  sich  eine  Anzeige  unserer 
Buchhandlung,  in  der  wir  dieses  Heft  unseren  Mitgliedern 
anbieten.  Wir  glauben,  daß  es  besonders  während  der 
Wahlen  Verwendung  finden  kann,  aber  es  wird  auch  über 
diese  Zeit  hinaus  zu  einer  ständigen  Waffe  im  Gebrauch 
derer  werden,  die  für  soziale  Gedanken  und  unsere  Stan- 
desbewegung einzutreten  gewillt  sind. 


Sterkrade  und  Weihnachten 

In  der  Danziger  Protestversammlung  erg;'ff  Herr 
K  1  o  h  s  -  Danzig  das  Wort  zu  einigen  Ausführungen,  deren 
Inhalt  er  uns  mit  der  Bitte  um  Veröffentlichung  übersandte. 
Sie  lauteten: 

Gerade  in^  der  Weihnachtszeit,  in  der  man  so  gern  von 
dem  Frieden  auf  Erden  spricht,  werden  wir  durch  die 
Vorkommnisse  in  Sterkrade  und  Barmen  besonders  stark 
daran  erinnert,  daß  auch  der  Friedfertigste  zum  Kampf 
gezwungen  wird.  Jedes  Individuum  ist  bestrebt,  seine  Lage 
zu  verbessern,  es  strebt  danach,  unter  immer  besseren 
Daseinsbedingungen  zu  leben.  Nach  diesem  Ziel  strebt  und 
um  dieses  kämpft  gegebenenfalls  der  einfachste,  ärmste 


diesen  Zeilen  eine  kleine  Anregung  gegeben  zu  haben, 
sich  mit  dieser  Bewegung  zu  beschäftigen  bez.  mit  den 
mit  ihr  zusammenhängenden  Fragen  der  Wohnungs- 
politik, Wohnungsfrage,  Wohnungsreform  und  ähnlichen 
Begriffen. 


Arbeiter,  aber  auch  der  reiche  Mann.  Dieser  Trieb  liegt 
nun  einmal  in  der  Natur  des  Menschen,  und  wir  alle  handeln 
nach  diesem  Naturgesetz.  Weil  das  alle  tun,  deshalb  können 
auch  wir  Angestellte  uns  davon  nicht  ausschließen,  wir 
würden  sonst  unsere  wirtschaftliche  und  soziale  Lage  dem 
Schicksal  willenlos  überlassen.  Wir  müssen  ebenso  wie 
alle  anderen  Stände  unser  Schicksal  selbst  in  die  Hand 
nehmen,  und  ebenso  wie  alle  anderen  Stände  müssen  auch 
v/ir  dauernd  bestrebt  sein,  unsere  wirtschaftlichen  und 
sozialen  Verhältnisse  zu  verbessern. 

Würden  wir  diese  Bestrebungen  nicht  verfolgen,  dann 
würden,  wie  wir  sehen,  alle  anderen  Stände  ihre  Lage  auf 
unsere  Kosten  verbessern.  Wir  würden  gar  bald  ins  Hinter- 
treffen geraten  und  unsere  jetzige  schon  wenig  glänzende 
Lage  würde  sich  zusehends  noch  weit  schlechter  gestalten. 
Viel  Wahrheit  liegt  in  dem  Wort:  „Wer  sich  nicht  nach 
der  Decke  streckt,  dem  bleiben  die  Füße  unbedeckt".  Das 
Leben  kennt  hier  keine  Rücksichtnahme.  Wer  nicht  vor- 
wärts und  aufwärts  strebt,  kommt  unter  die  Füße  der 
anderen  und  wird  schonungslos  zertreten.  Wer  also  den 
Daseinskampf  nicht  anerkennt  und  mitkämpft,  der  hat  auch 
keine  Daseinsberechtigung. 

Unter  diesen  Gesichtspunkten  sind  die  technischen  An- 
gestellten in  letzter  Zeit  intensiver  in  den  Kampf  ums  Dasein 
eingetreten.  Das  wurde  dem  industriellen  Großkapital  un- 
bequem und  in  maßloser  Willkür  provozierte  es  in  jüngster 
Zeit  den  Fall  von  Sterkrade.  Es  ist  ein  zuversichtliches 
Bild,  das  uns  die  Geschlossenheit  der  technischen  An- 
gestellten gegenüber  dieser  Einmütigkeit  darbietet.  Mit 
allen  uns  zu  Gebote  stehenden  gesetzlichen  Mitteln  wehren 
wir  uns  gegen  solche  schmachvollen  Angriffe  auf  die  ali- 
gemeinen Menschenrechte,  um  zu  verhüten,  daß  solche 
Angriffe  in  Zukunft  sich  wiederholen.  Wenn  wir  das  tun, 
so  kann  man  noch  gar  nicht  einmal  sagen,  daß  wir  unsere 
Lage  verbessern.  Nein,  wir  kämpfen  zunächst  einmal 
darum,  daß  unsere  Lage  nicht  fortdauernd  ver- 
schlecht e  r  t  w  i  r  d !  Es  ist  tatsächlich  ein  Abwehr- 
kämpf,  ein  gerechter  Kampf,  in  dem  wir  Unterstützung 
von  allen  Seiten  erhoffen. 

Mit  aller  Energie  müssen  wir  nun  vom  neuen  Reichstag 
eine  bestimmte  Sicherstellung  des  Koalitionsrechtes  ver- 
langen. Ein  freies  Vereinigungsrecht  für  alle  Staatsbürger, 
das  auch  den  Angestellten  und  Beamten  ohne  Einschrän- 
kung gewährt  wird.  Die  Herren  der  Gutehoffnungshütte 
haben  den  Tag  von  Sterkrade  jedenfalls  ohne  Absicht  für 
uns  günstig  gewählt,  wenn  sie  uns  gerade  jetzt  vor  der 
Reichstagswahl  die  Augen  öffneten. 

Da  ist  zunächst  das  köstlichste  Gut,  das  alle  Staats- 
bürger gemeinsam  haben,  der  Arme  und  Bedrückte  mit 
dem  höchsten  Beamten  des  Reiches  —  das  Reichstags- 
wahlrecht! Auch  wir  müssen  dieses  köstliche  Gut 
hüten  und  darauf  achten,  daß  es  nicht  verkümmert  wird, 
wozu  aus  Scharfmacherkreisen  schon  wiederholt  Versuche 
gemacht  worden  sind.  Wir  müssen  uns  die  einzelnen 
politischen  Parteien  gründlich  ansehen,  ob  sie  nach  ihren 
bisherigen  Taten  auch  wirklich  gewillt  sind,  das  Koaiitions- 
recht  sicherzustellen.  Wir  dürfen  aber  nur  dem  Kandidaten 
unsere  Stimme  geben,  der  uns  nach  seinen  Charaktereigen- 
schaften und  nach  seiner  ganzen  bisherigen  Lebensart  und 
nach  seinem  politischen  Bekenntnis  für  die  Durchführung 
unserer  Hauptforderung  sicher  genug  erscheint. 

Ich  betone  deshalb  noch  einmal  unsere  Hauptforde- 
rungen: Sicherung  des  Koalitionsrechtes  und  Erhaltung  des 


-828 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Heft  52 


Reichstagswahlrechts  in  der  heutigen  Form  für  alle  Staats- 
bürger. 

So  soll  denn  der  12.  Januar  ein  Denkstein  auch  in  der 
Organisationsgeschichte  der  Techniker  werden.  Kollegen 
denkt  daran,  daß  der  nächste  Reichstag  sich  endlich  mit 
der  Verbesserung  eures  Rechtes  und  mit  der  Sicherung 
persönlicher  Freiheit  beschäftigen  muß! 

An  uns  liegt  es  nun,  die  Schlafenden  aufzurütteln,  daß 
auch  sie  an  dem  Kampf  um  politische  Rechte  und  wirt- 
schaftliche Freiheiten  teilnehmen,  von  dem  sich  eben  nie- 
mand ausschließen  darf.  Ihnen  rufen  wir  das  Schillerwoit 
zu:  ,, Immer  strebe  zum  Ganzen,  und  kannst  du  selber 
kein  Ganzes  werden,  als  dienendes  Glied  schließ'  an  ein 
Ganzes  dich  an."  Das  ist  ein  Wort,  das  auch  für  uns 
als  Organisierte  zu  gelten  hat,  besonders  wenn  wir  an 
unsere  Zugehörigkeit  zum  ,, Sozialen  Ausschuß  der  tech- 
nischen Angestellten-Verbände"  und  alle  sonstigen  großen 
Organisationen,  mit  denen  wir  irgendwelche  Gemeinschaft 
eingegangen  sind,  denken.  Wir  müssen  in  diesem  Sinne 
zum  Ganzen  streben,  da  unser  Verband  auch  nur  ein  Glied 
der  großen  sozialen  Bewegung  ist,  ein  Teil,  wertvoll  wie 
jeder  andere. 


H  H       STANDESBEWEGUNG       ::  H 

Techniker  in  Konkurrenz  mit  Volksschullehrern 

Seit  Jahren  bemühen  sich  die  Techniker  um  Zulassung 
zu  Lehrämtern  an  gewerblichen  Fortbildungsschulen.  Sie, 
die  in  erster  Linie  für  den  LInterricht  der  Handwerker- 
lehrlinge in  der  Gewerbeschule  berufen  sein  sollten,  haben 
es  mit  vieler  Mühe  durchgesetzt,  daß  einzelne  Regierungs- 
präsidenten neben  den  gewerblichen  Einführungskursen 
für  Volksschullehrer  auch  sogenannte  pädagogische  be- 
sonders für  Techniker  und  Handwerksmeister  einführten. 
So  hat  es  schon  vor  längerer  Zeit  geheißen,  daß  auch  in 
diesem  Winter  an  verschiedenen  Orten  solche  Kurse  für 
unsere  Berufskollegen  stattfinden  sollen.  Leider  hat  man 
aber  bisher  nichts  Bestimmtes  darüber  erfahren  können. 
Es  scheint  fast,  als  ob  nicht  nur  die  Teilnehmerzahl, 
sondern  auch  die  Anzahl  der  Kurse  sehr  beschränkt  sein 
wird.  Die  Regierung  führt  diese  Maßnahme  stets  auf 
die  geringen  Mittel  zurück,  die  dafür  verfügbar  wären.  Es 
steht  aber  fest,  daß  man  zwar  nicht  für  die  Techniker, 
wohl  aber  für  die  Volksschullehrer  recht  bedeutende  Mittel 
hat,  um  'diesen  Gelegenheit  'zu  geben,  sich  so  heranzubilden, 
damit  sie  in  gewerblichen  Fächern  unterrichten  können. 
Obwohl  für  einen  Techniker,  besonders  wenn  er  päda- 
gogisches Talent  besitzt,  wenige  Wochen  genügen,  um 
ihn  in  die  Geheimnisse  der  Pädagogik  und  Methodik  ein- 
zuführen, werden  die  Volksschullehrer  immer  noch  mit 
vollem  Gehalt  auf  ein  Jahr  und  noch  länger  beurlaubt, 
um  sich  mit  dem  ,, wissenschaftlichen  Rüstzeug"  für  den 
Unterricht  in  der  Qewerbekunde  zu  versehen.  Man  hat 
aber  wohl  einsehen  gelernt,  daß  selbst  ein  längeres  In- 
spizieren und  Volontieren  in  verschiedenen  Gewerbe- 
betrieben immer  nur  zu  einem  Halbwissen  führt.  Des- 
wegen treten  jetzt  die  Volksschullchrer  wie  die  angehenden 
Techniker  in  die  Lehre!  So  wird  uns  z.  B.  aus  Hamburg 
berichtet,  daß  dort  am  1.  Oktober  1910  ein  Volksschul- 
lchrer unter  Befürwortung  der  Innung  (!)  in  die  Klempnci- 
lehre  trat.  Ein  anderer  Lehrer  hat  am  1.  April  1911  die 
Gesellenprüfung  als  Klempner  bestanden  und  arbeitet  jetzt 
auf  Staatskosten  (!)  im  chemischen  Laboratorium  zur  wei- 
teren Vervollkommnung  seiner  Kenntnisse.  Also  trotz 
eines  anerkannten  Mangels  an  Volksschullehrern  werden 
diese  auf  Jahre  hinaus  der  Schule  entzogen,  um  d^n 
Technikern  Konkurrenz  zu  machen.  Wann  wird  man 
endlich  zu  der  Erkenntnis  gelangen,  daß  im  Techniker- 
stand ein  großer  Bestand  an  tüchtigen  Kräften  auch  für 
das  Lehrfach  vorhanden  ist!  Mf. 


Wie  eine  Behörde  Techniker  einschätzt 
Wir  haben  schon  mannigfache  Beweise  für  die  im 
technischen  Berufe  grassierende  Unterbewertung  der  Ar- 
beitskräfte bringen  können.  Aber  geradezu  wie  ein  Hohn 
für  den  deutschen  Technikerstand  nehmen  sich  zwei  An- 
zeigen aus,  die  kürzlich  die  „Münchener  Zeitung"  brachte. 
Unter  der  Rubrik:  ,, Vakanzenliste  für  Militäranwärter" 
fanden  wir  da  nebeneinander: 

Bezirksamt   Straubing  :    Ein  Di-  Fürtli.  Handwerkerschuleffir  Holz- 


striktsstraßenanwärter ,  nicht 
über  3S  Jahre,  einjährige  Praxis 
im  Straßenunterhaltungsdienst, 
Befähigungszeugnis  eines 
Distriktstechnikers,  720  M 
Jahresgehalt. 


industrie:  Ein  Pedell  (Schul- 
diener). Maschinenschlosser  oder 
Mechaniker.  Bedienung  der 
Zentralheizung  und  der  Holz- 
trockenkammer. Sechs  Monate 
Probezeit.  1500  M  Anfangs- 
gehalt nach  Klasse  25  der  Ge- 
haltsordnung. 

Wenn  schon  der  Gehaltsbezug  des  Schuldieners  nach 
Klasse  25  nicht  zu  hoch  bemessen  ist,  so  ist  er  doch 
geradezu  fürstlich  zu  nennen  im  Vergleich  zu  der  Ent- 
lohnung, die  das  Bezirksamt  Straubing  einem  Techniker 
anzubieten  wagt.  Mit  einem  Taschengeld  von  60  Mark 
monatlich  glaubt  diese  Behörde  einen  Techniker  abspeisen 
zu  können,  der  das  Befähigungszeugnis  eines  Distriktstech- 
nikers haben  muß.  Ist  ihr  nicht  bekannt,  daß  zur  Erlangung 
dieses  Zeugnisses  das  Absolutorium  einer  jetzt  fünf- 
klassigen  Bauschule  erforderlich  ist,  daß  ferner  manche 
Distrikte,  speziell  in  der  Rheinpfalz,  sogar  Hochschul- 
studium verlangen?  Mit  Entrüstung  weist  der  deutsche 
Technikerstand  ein  solches  Anerbieten  zurück  und  verwahrt 
sich  entschieden  gegen  die  Beleidigung,  die  in  dieser  Zu- 
mutung liegt.  Organisation  und  Kampf  um  unser  Recht 
muß  solange  unsere  Losung  bleiben,  bis  endlich  Wandel 
geschaffen  ist.  Alf. 


%%  H      ::  i:  ::   RECHTSFRAGEN  ::  ::  ::  ::  ::  :: 

Das  Recht  des  Ingenieurs,  in  seiner  Stellung  erlangte 
Kenntnisse  über  den  Bau  einer  Maschine  später 
für  eigene  Zwecke  zu  verwenden 

(Nachdruck  verboten) 

Ein  Ingenieur  war  etwa  ein  Jahr  lang  in  einer  Ma- 
schinenfabrik tätig  gewesen  und  hatte  nach  seinem  Aus- 
scheiden aus  dieser  Stellung  während  einiger  Zeit  den 
Vertrieb  der  in  diesem  Etablissement  hergestellten  Er- 
zeugnisse für  einen  bestimmten  Bezirk  gegen  Provision 
übernoinmen;  er  war  dann  mit  den  Inhabern  der  Fabrik 
in  Differenzen  geraten,  hatte  diesen  mitgeteilt,  daß  er 
den  Vertrag  betreffend  den  Vertrieb  ihrer  Waren  als  ge- 
brochen ansehe  und  Schadensersatz  fordere.  —  Der  In- 
genieur beschäftigte  sich  nun  mit  der  Errichtung  einer 
Arbeitsmaschine,  die  bei  Herstellung  der  von  der  er- 
wähnten Fabrik  erzeugten  Apparate  Verwendung  findet; 
noch  bevor  jedoch  diese  Arbeit  des  Ingenieurs  vollen:lot 
war,  meldete  die  Fabrik  diese  bei  ihr  schon  seit  Jahren 
im  Betrieb  befindliche  Maschine  zum  Patent  an  und 
strengte  alsdann  gegen  den  Ingenieur  Klage  an,  mit 
welcher  sie  beantragte,  jenen  zu  verurteilen,  den  von  ihm 
begonnenen  Bau  einer  Maschine  der  erwähnten  Art  ein- 
zustellen, die  Maschine  aber,  soweit  sie  fertig  sei,  heraus- 
zugeben und  nicht  in  Benutzung  z:i  bringen,  ferner  alle 
Zeichnungen,  Skizzen  und  Modelle,  die  sich  auf  die  Ma- 
schine bezichen,  zur  Vernichtung  herauszugeben.  Zur  Be- 
gründung der  Klage  führte  die  Firma  aus,  der  Beklagte 
benutze  die  bei  ihr  erworbenen  Kenntnisse,  um  sie  für 
eigene  Zwecke  zu  ihrem  Schaden  auszubeuten.  Er  stehe 
im  Begriffe,  sich  eine  Maschinenfabrik  zu  errichten,  die 
Räume  dazu  seien  bereits  gemietet,  und  dort  baue  der 
Beklagte  eine  Maschine  genau  so,  wie  sie  von  der  Klägerin 
erfunden  sei  und  gebaut  werde.  Außerdem  habe  der  Be- 
klagte einen  ihrer  Arbeiter  fortengagiert.  W\i  diesen  Hand- 
lungen verstoße  der  Beklagte  sowohl  gegen  das  Patent- 
gesetz wie  auch  gegen  die  guten  Sitten. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


829 


Das  Oberlandesgericht  Hamburg  hat  der  Auffassung 
der  klagenden  Firma  jedoch  nicht  beigepflichtet.  Zu- 
zugeben ist  der  Klägerin,  daß  die  Verwertung  ihrer  Er- 
findung durch  den  Beklagten  für  sie  in  erheblichem  Grade 
nachteilig  und  daß  es  diesem  durchaus  bewußt  gewesen 
ist,  daß  er  bei  der  Vorbereitung  einer  Verwertung  der 
Erfindung  für  eigene  Zwecke  gegen  das  Interesse  der 
Klägerin  handle.  Dieses  Verhalten  des  Ingenieurs  wird 
gewiß  von  manchem  Beurteiler  als  Anstoß  erregend  emp- 
funden werden,  indessen  ist  die  Auffassung, 
daß  es  gegen  die, gutenSitten  verstoße,  doch 
nicht  gerechtfertigt.  Bei  der  Entscheidung,  ob 
in  einem  Handeln,  das  innerhalb  des  Verkehrs-  und  Er- 
v\erbslebens  erfolgt,  ein  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten 
zu  finden  sei,  darf  nur  das  ethische  Empfinden  breiterer, 
mit  den  Verhältnissen  und  Bedürfnissen  des  Verkehrs- 
iind  Erwerbslebens  vertrauter  Schichten  der  Bevölkerung 
die  Norm  abgeben,  und  keineswegs  darf  jede  Handlung, 
die  dem  einen  oder  anderen  Manne  von  feinfühliger  Denk- 
weise verwerflich  scheint,  darum  schon  als  gegen  die 
guten  Sitten  verstoßend  behandelt  werden.  Es  ist  davon 
auszugehen,  daß,  sobald  das  Vertragsverhältnis  zwischen 
Prinzipal  und  Angestelltem  beendet  ist,  der  Angestellte  der 
uneingeschränkte  Herr  seiner  Fähigkeiten  und  Kenntnisse 
ist.  Der  Angestellte  ist  durch  die  Norm  der  guten  Sitten 
nicht  schlechthin  über  seine  Dienstzeit  hinaus  daran  ge- 
hindert, Kenntnisse,  die  er  während  derselben  erworben 
hat,  zu  verwerten;  nur  eine  Willenseinigung 
zwischen  Prinzipal  und  Angestelltem  kann  eine  Bindung 
über  die  Dienstzeit  hinaus  bewirken.  —  Auch  darin,  daß 
der  Beklagte  einen  Arbeiter,  der  bei  der  Klägerin  beschäf- 
tigt war,  veranlaßte,  zu  kündigen  und  in  seinen  Betrieb 
überzutreten,  ist  kein  Verstoß  gegen  die  guten  Sitten 
zu  finden. 

Der  Beklagte  hat  schließlich  auch  nicht  gegen  das 
Patentgesetz  verstoßen;  denn  es  ist  erwiesen,  daß  er 
bereits  mehrere  Wochen  vor  der  Anmeldung  des  Patents 
druch  die  Klägerin  mit  den  Arbeiten  für  die  Erbauung  der 
.\1aschine  begonnen  hat  und  das  Modell  ca.  4  Wochen 
vor  der  Patentanmeldung  fertiggestellt  war.  Es  steht  ihm 
also  der  Schutz  des  Vorbenutzens  nach  §  5,  Abs.  1  des 
Patentgesetzes  zu,  wonach  die  Wirkung  des  Patentes  gegen 
denjenigen  nicht  eintritt,  welcher  zur  Zeit  der  Anmeldung 
bereits  im  Inlande  die  Erfindung  in  Benutzung  genommen 
oder  die  zur  Benutzung  erforderlichen  Veranstaltungen 
getroffen  hatte. 

Nach  alledem  war  die  gegen  den  '.i-7<4nieur  gerichtete 
Klage  abzuweisen.  rd. 


ZEITSCHRIFTENSCHAU 


für  November  IQl  1. 

Technische  Physik. 

„Versuche  mit  Druckstäben  aus  Nickelstahl."  Von  Dr. 
Ing.  Bohny,  St.  u.  E.  31,  Nr.  32,  S.  1287.  Versuchsergebnissc. 

„Begründung  einer  neuen  Theorie  der  Oußeisenprüfung." 
Von  Dir.  Messerschmitt,  St.  u.  D.  31,  Nr*.  44,  S.  1785.  Die 
Begründung  basiert  auf  den  Vorgäng-en  der  Schwindung  und 
Volumvergrößerung. 

„Untersuchungen  an  zylindrischen  Schraubenfedern  mit  kreis- 
förmigem Querschnitt."  Von  Dr.  Ing.  Zacharias,  Z.  d.  V.  35, 
Nr.  43,  S.  1801.  Gleichungen  zur  statischen  Berechnung;  Ab- 
hängigkeit    zwischen     Schubziffer     und     dem  Verhältnis 

r 

Gleichung  über  Federverlängerung.  Bruchbelastung  und  iVla- 
terialanstrengung. 

„Ueber  die  Formänderung  dünnwandiger  Rohre,  insbesondere 
federnder  Ausgleichsrohre."  Von  Dr.  v.  Karman,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  45,  S.  1889.  Wertberichtigung  des  Trägheitsmoments  in 
der  Biegungsformel. 

„Das  Ausströmen  von  Gasen  durch  Düsen."  Von  Hamel, 
Z.  d.  V(.  55,  Nr.  45,  S.  1895.  Bemerkungen  zu  den  gleichen 
Abhandlungen  von  Lorenz  und  Prandt  im  Jahrgang  1903  u.  1904. 


Hüttenwesen. 
„Ueber  Neuerungen   an   Kammersteinen."    Von  Dipl.-Ing. 
Canaris,  St.  u.  E.  31,  Nr.  31,  S.  1245.    Verschiedene  neue  Bau- 
arten. 

„Ueber  Erfahrungen  beim  Brennen  von  Konverterböden." 
Von  Dr.  Lange,  St.  u.  E.  31,  Nr.  31,  S.  1255.  Temperalurkurven. 

„Ueber  Stahlkokillen."  Von  Obering.  Thiele,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  32,  S.  1285.  hrfahrungsmitteilung. 

„Beitrag  zur  elektromagnetischen  Eisenausscheidung."  Von 
Rietkötter,  St.  u.  E.  31,  Nr.  44,  S.  1790.  Vorführung  einer 
elektromagnetischen  Eisenaufbereitung. 

„Vorschläge  zur  Verbesserung  der  Eisen-  und  Schlacken- 
abfuhr in  Hochofenwerken."  Von  Langheinrich,  St.  u.  E.  31, 
Nr.  46,  S.   1869.     Kran-  und  Hängebahnanlage'. 

„Technisch-thermische  Analyse  von  Hüttenprozessen."  Von 
Prof.  Friedrich,  St.  u.  E.  31,  Nr.  47,  S.  1909.  Verfahren  zur 
Bestimmung  von  Erhitzungs-  und  Abkühlungskurven  bei  ver- 
schiedenen Analysen. 

„Das  Abdrehen  der  rohen  Qualitätsstahlblöcke  zur  gänz- 
lichen Vermeidung  der  Oberflächenfehler."  Von  Dir.  Peigers, 
St.  u.  E.  31,  Nr.  47,  S.  1927.  Einzige  MögUchkeit,  Oberflächen- 
fehler radikal  zu  vermeiden  bei  möglichster  Wirtschaftlichkeit. 

Allgemeiner  Maschinenbau. 

„Autogenes  Schweißen  von  Schmiedeeisen  und  Stahl  mittels 
der  Oxy-Azetylenflamme."  Von  de  Syo,  D.  pr.  Masch. -Konstr.  44, 
Nr.  45,  S.  381.  Darstellung  des  Schweißvorganges  der  Rolle 
eines  Sauerstoffüberschusses  dabei,  der  Oxydbildung  usw. 

„Die  Humphris-Verzahnung."  Von  Nickel,  Z.  d.  V.  55, 
Nr.  43,  S.  1816.  Allgemeine  konstruktive  Darstellung  und  Ab- 
wägung der  Vor-  und  Nachteile. 

Hebezeuge. 

„Ausgleichung  belasteter,  in  senkrechter  Ebene  schwiegendei 
Kranausleger."  Von  Reg.-Baumstr.  Proetel,  Dingl.  pol.  J.  326, 
Nr.  44,  S.  694.  Beschreibung  und  Theorie  der  Ausgleichs- 
xorrichtung  von  Mitchel  und  Williams. 

„Neuere  Baggerkonstruktionen."  Von  Reg.-Baumstr.  Paul- 
mann und  Reg.-Baumstr.  Blaum,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  46,  S.  1923. 
Eimerbagger. 

Kraftmaschinenbau. 
„Anlage   zweier   Zuppinger   Niedergefällräder   von   40  bis 
100  PS  Leistung."     Von  Müller,   Dingl.  pol.  J.  326,  Nr.  48, 
S.  753.    Konstruktion,  Gefäll-  und  Betriebsverhältnisse,  Brems- 
leistung. 

Pumpen,  Gebläse  und  Kompressoren. 
„Theorie  und  Berechnung  der  Hennphrey-Gaspumpe."  Von 
Lorenz,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  44,  S.  1852.    Kreisprozeß,  Stromfaden- 
theorie,   Bestimmung   der   Endgeschwindigkeiten,  Hauptabmes 
sungen,  Energieverluste. 

Elektrotechnik. 

„Beruht  die  drahtlose  Telegraphie  auf  der  Ausstrahlung 
Hertzscher  Wellen  in  der  Erde?"  Von  Zehnder,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  44,  S.  1101.  Verfahren  mit  Erdströmen.  Nachtreichweite. 
Unauflösbare  Geheimschrift. 

„Die  Dreiphasen-Moorelichtanlage  im  Elektrotechnischen  In- 
stitut der  Kgl.  Techn.  Hochschule  Breslau."  Von  Prof.  Dr. 
Ing.  Hilpert,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  44,  S.  1103.  Direkter  Anschluß 
an  die  drei  Phasen.  Messung  der  Flächenhelligkeit.  Wirt- 
schaftlichkeit. 

„Das  Stromdiagramm  des  Drehstromserienmotors."  Von  Dr. 
A.  Thomälen,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  44,  S.  1108.  Das  Spannungs- 
diagramm des  Drehstrom-Serienmotors  wird  durch  .\enderung 
des  Maßstabes  der  Vektoren  in  ein  Stromdiagramm  übergeführt. 

„Synchronmaschine  zur  selbsttätigen  Spannungs-  oder  Strom- 
regelung." Von  Moser,  E.  T.  Z.  32,  Nri.  45,  S.  1127.  Die 
fremderregte  Maschine,  die  synchrone  Kommutatormaschine,  die 
Maschine  für  konstante  Spannung. 

„Eine  neue  Meßanordnung  zur  Prüfung  von  Eisenblechen 
nach  den  VerbandsnormaHen."  Von  van  Lonkhuyzen,  E.  T. 
Z.  32,  Nr.  45,  S.  1131.  Erweiterung  eines  Maxwellschen  Meß- 
verfahrens; Erhöhung  der  Meßgenauigkeit  durch  den  Ersatz 
des  ballistischen  Galvanometers  durch  ein  einfaches  Zeiger- 
galvanometer als  Nullinstrument. 

■  „Die  elektrische  Festigkeit  der  Kabel."  Von  Deutsch,  E. 
T.  ZL  32,  Nr,.  47,  Sl  1175.  Wachsen  der  Feldstärke  gleich- 
sinnig mit  Drahtzahl  und  Isolationsstärke  bis  zu  einem  Grenz- 
wert. Bei  Sektorkabeln  ist  die  Beanspruchung  an  den  Stellen 
der  stärksten  Krümmung  erheblich  größer,  als  jener  Grenzwert 
bei  Runddrahtkabeln. 

„Beitrag  zur  Herstellung  von  Kohlenekktroden  für  gal- 
vanische Elemente."  Von  Brandt,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  47,  S.  1183. 
Drei  Verfahren  zur  Herstellung  von  künstlichen  Elektroden. 


830 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  52 


„Ein  graphisches  Verfahren  zur  Berechnung  des  Spannungs- 
abfalles in  Freileitungen."  Von  Nils  Forssblad,  E.  T.  Z.  32, 
Nr.  47,  S.  1185.  Die  neue  Methode  beruht  auf  der  Zurück- 
führung  aller  Spannungsverluste  auf  Flächeneinheiten. 

„Die  Praxis  des  Parallelbetriebes."  Von  Schüler,  E.  T. 
Z.  32,  Nr.  48,  S.  119Q.  Formel  für  Eigenschwingungszeit; 
Tabelle  hierfür  und  die  Störungsperioden;  Formel  für  resul- 
tierende Scliwingungszeit;  Leitungswiderstand  und  Parallel- 
betrieb;   mechanische  Beseitigung  der  Pcndelerschcinungen. 

„Radiotelegraphische  Empfangsversuche  im  Freiballon." 
Von  Prof.  Dr.  Mosler,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  48,  S.  1204.  Beschreibung 
der  Vorrichtung. 

„Wechselstrom-Turbodynamos  der  Siemens-Schuckertwerke." 
Von  Dr  A.  Thomälen,  E.  T.  Z.  32,  Nr.  48,  S.  1206.  Beschreibung 
des  Aufbaues  an  Hand  von  Werkstattaufnahmen,  Massivrotoren 
und  Wicklungsversteifungen  gegen  Kurzschlußwirkungen. 

Werkzeugmaschinenbau. 

„Reineckersche  selbsttätige  Nutenfräsmaschine  für  Dampf- 
turbinenringe." Von  W.  Koch,  D.  Deutsche  Werkzeug-Masch. - 
B.  11,  Nr.  23,  S.  273.     Konstruktion  und  Betriebsweise. 

„Automatische  Revolverdrehbänke  in  ihrer  Bedeutung  für  die 
Metallbearbeitung."  Von  Rolf  Sproecke,  ebenda,  S.  273,  Kon- 
struktion und  Wirkungsweise. 

Gasbeleuchtung  und  Wasserversorgung. 

„Ueber  die  Knickfestigkeit  des  oberen  Eckringes  an  Oas- 
behälterglocken." Von  Obering.  Schmidt,  J.  f.  Gasbel.  LIV, 
Nr.  43,  S.  10Ö5.  Berechnung. 

„Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  des  Schwefels  im 
Leuchtgas."  Von  Niermeyer,  ebenda,  Nr.  44,  S.  107S.  Eine 
Methode,  die  das  Verfiüclitigen  des  Jods  verhindert  und  daher  nur 
einer  Waschflasche  bedarf. 

„Zur  Frage  der  Oasfeuerung  in  gewerblichen  und  in- 
dustriellen Betrieben."  Von  Dir.  Förster,  ebenda,  Nr.  45, 
S.  1106.    Wärmeversorgung  eines  Schlachthofes. 

„Destillation  getrockneten  Abwasserschlammes  zur  Herstel- 
lung von  Leuchtgas)."  Von  A.  Bayer  und  L.  Fahre,  ebenda, 
Nr.  45,  S,  1113.  Versuchswerte.  Das  gewonnene  Gas  hat  eine 
fast  gleiche  Zusammensetzung  wie  das  Steinkohlcngas. 

,, Vereinfachungen  in  der  Feststellung  von  Gas-  und  Wasser- 
abgaben unter  Benutzung  neuzeitlicher  Hilfsmittel."  Von  Kraus, 
ebenda,  Nr.  46,  S.  1132.  Vereinfachungen  in  der  Organisation 
der  Gas-  und  Wasserwerke. 

„Die  Gewinnung  von  Gasolin  aus  Naturgas."  Von  Dipl.- 
Ing.  Czako,  ebenda,  Nr.  46,  S.  1136.  Mitteilungen  über  neuere 
Methoden. 

Flugtechnik. 

„Untersuchung  einer  Luftschraube."  Von  Geh.  Hofrat  Prof. 
Scheit  und  Dipl.-Ing.  Bobeth,  Z.  d.  V/.  55,  Nr.  4i,  S.  1840. 
Die  von  einem  regelbaren  Elektromotor  betriebene  Luftschraube 
übt  ihre  Schubkraft  auf  ein  Dynamometer  aus.  Versuchsdr.rch- 
führung,  Ergebnisse. 

„Mitteilungen  des  Luftschiffbau  Zeppelin  Friedrichshafen. 
Der  150-PS-Mavbach-Motor."  Von  Dipl.-Ing.  Graf  von  Zejipe- 
lin  jr.,  Z.  f.  Fliigtechn.  u.  Mot.-Luftschiff-Bau  II,  Nr.  21,  S.  2uS. 
Beschreibung  und  Prüfung. 

Verschiedenes. 
„Ausnutzung  der  natürlichen  Gase  bei  der  Erdölgewinnunp." 
Von  Werlitz,  Z.  d.  V.  55,  Nr.  43,  S.  1807.    Allgemeines,  K  aft- 
werke  Moreni   und  Cämpine,  elektrischer  Antrieb  der  Sonden 
und  Schöpfsonden.  K.  S. 


«*  •» 


BRIEFKASTEN  :: 


der  Herren  Kollegen  in  der  Lage,  mir  ein  Mittel  anzugeben,  das 
den  Geruch  beseitigt,  ohne  daß  der  Wandputz  und  das  Mauer- 
werk herausgenommen  zu  werden  braucht. 

Frage  295.  Ich  habe  in  der  im  Erdgeschoß  einer  Konditorei 
liegenden  Backstube  einen  Backofen  errichtet.  Dieser  erzeugt 
jedoch  eine  solche  Wärme,  daß  der  darunter  liegende  Keller 
vollständig  erwärmt  ist.  Die  Decke,  worauf  der  Backofen  steht, 
ist  aus  Beton  zwischen  I-Trägern  hergestellt.  Wie  kann  ich 
das  Durchdringen  der  Wärme  durch  die  Decke  verhindern? 
Welche  Schutzmittel  könnte  ich  an  der  Kellerdecke  anbringen?'' 
Platz  für  eine  evtl.  dünne  zweite  Decke  ist  vorhanden.  Ebenso 
könnte  der  Zwischenraum  alsdann  an  ein  Entlüftungsschlot  ~^/2o 
angeschlossen  werden, 

Frage  296.  Gibt  es  einen  Anstrich  für  Mauerwerk  (Klinker), 
der  einen  auf  einer  Grenze  errichteten  Giebel  gegen  Feuchtig- 
keit und  Durchschlagen  von  Regen  schützt,  nameniliih  aber  die 
Fugen  vor  Aufnahme  der  Feuchtigkeit  undurchlässig  macht,  und 
welches  ? 

Frage  297.  Welchen  Mietsmehrwert  erhält  eine  Wohnung 
aus  sieben  bewohnbaren  Zimmern  nebst  Zubehör  durch  die 
Anlegung  einer  'Dampfheizung?  Der  jetzige  Mietspreis  be- 
trägt 1600  M. 

Frage  298.  Können  Wechselstrom-Generatoren  oder  syn- 
chrone Wechselstrom-Mo'toren  in  Serie  geschaltet  werden?  Wenn 
nicht,  wird  um  Ausführung  der  Gründe  gebeten. 

Frage  299.  Eine  Schleusenkammer  mit  schrägen  Wänden 
1 :  1  soll  mit  Betonsteinen  0,40  ><  0,40  x  0,40  abgepflastert 
werden.  Da  der  Hintergrund  w^asserdurchlässig  ist,  so  soll  unter 
der  Schotterbettung  des  Pflasters  eine  Tonschicht  eingebracht 
werden.  Welches  Dichtungsmaterial  ist  für  die  Fugen  der  Be- 
tonsteine zu  empfehlen?  Ein  evtl.  späteres  Setzen  oder  Sacken 
der  Betonsteine  ist  zu  berücksichtigen.  Woher  kann  dieses 
Dichtungsmaterial  bezogen  werden,  und  wie  teuer  ist  dieses 
pro  qm?  Wie  stark  ist  die  Bettung  auf  der  Tonschiclit  zu  wählen? 
Sind  Beimengungen  des  Schotters  mit  Kies  zu  empfehlen? 

Frage  300.  Eine  an  ein  Wohnhaus  angebaute  Küche  im 
Erdgeschoß  wurde  dieses  Jahr  hergesleilt.  Die  Deckenkonstruk- 
tion besteht  aus  ausbetonierten  eisernen  I-Trägern  und  bildet 
zu  gleicher  Zeit  den  Boden  einer  Terrasse,  die  nicht  bedeckt  ist. 
Der  Boden  der  Terrasse  wurde  wie  nachfolgend  hergestellt: 
Der  Trägerbeton  erhielt  einen  2  cm  starken  Zementglattstrich, 
Misch.  1 :  3,  aus  Zement  und  Sand  (Gefälle  2oo).  Nachdem  dieser 
trocken  geworden  war,  wurde  von  den  Herren  Behrens  u.  Cic. 
ein  Marlinolanstrich  aufgebracht.  Nach  vollständiger  Erhärtung 
"  des  Anstrichs  wurde  der  so  hergestellte  Fußboden  mit  einem 
5  cm  starken  Zementestrich,  Misch.  1 :1,  (scharfer  Sand  und 
Zement)  und  einer  Drahtziegeleinlage,  die  quer  über  die  Träger 
gezogen  wurde,  abgedeckt.  Es  zeigen  sich  nun  einige  große 
Risse  in  dem  letzten  Zementestrich.  Ich  befürchte,  daß  bei 
eintretendem  Schneeweiter  das  Wasser  durchdringen  wird.  Wie 
ist  hier  ein  Dichten  möglich? 

Frage  301.  Ich  habe  einen  zementierten  Keller  zu  ent- 
wässern, in  dem  das  Wasser  im  ungünstigsten  F.alle  10  bis 
15  cm  über  dem  Zementboden  steht.  Ein  ca.  15  m  entfernter 
Kanal,  dessen  Wasserspiegel  rd.  33  cm  tiefer  ist  als  das  Keller- 
wasser, soll  das  Druckwasser  des  Kellers  aufnehmen.  Die 
Sohle  des  Kanals  liegt  20  cm  tiefer  als  der  Kellerboden.  Ich 
will  nun  in  den  vorhandenen  Zementfußboden  des  Kellers  Längs- 
und Quer-Rinnen  einbauen  lassen,  imi  darin  5  cm  weite  Drainage- 
rohre  einzulegen.  Darauf  sollen  die  Rinnen  wieder  zuzementiert 
werden.  Die  Drainagerohre  beabsichtige  ich  mit  dem  Kanal 
durch  15er  Zementrohre  zu  \erbinden.  Ist  hier  ein  ganzes 
Wasserdichtmachen  des  Kellerfußbodens  noch  nötig?  Kann  ich 
bei  der  \on  mir  vorgeschlagenen  Konstruktion  für  einen  wasser- 
dichten Keller  garantieren?  Wie  ist  der  höhere  Stand  zwischen 
dem  Wasser  im  Keller  und  dem  im  Kanal  zu  erklären? 


Nur  Anfiajen,  denen  Rückporto  beilegt  iniil  die  v  )n  a  1 1  g  e  jti  c  i  n  i- m 
Interesse  smd,  werden  aiifgeroninien.  Dem  Namen  des  binsenclers  m  ul 
VV  o  Ii  n  u  11  g  iiiid  M  i  1  g  1  i  c  d  n  11  III  m  e  r  liin/:uiuf iigen.  Anfragen  mv\\  Be.-!;:;;- 
quellen  und  Biiclicni  werden  iinparlciiscli  und  nur  sclirifllicli  erteilt.  1  ii: 
Rücksendun.g  der  Manuskripte  erfolgt  niclii.  S  c  Ii  I  u  I!  t  a  g  für  Einsen- 
dungen ist  der  voiU  t.  ir  Ijiinnristag  (-uitt  igs  1>  Ulli)  vor  Iiis,  lieiiien  des  llc  i;; 
in  dem  die  Frage  c;slieiii;ii  s  .11.  l:i:ie  Verbindlichkeit  für  die  Aufiialime, 
für  Inhalt  und  Rirntigkeil  von  I  ragen  und  Antworten  leimt  die  Silinf;- 
leitiing  nachdrii.  klk  li  ab.  L);e  ?iir  Erläuterung  der  iTagon  notwendigen  Druck- 
ttöcke  zur  Wiedergabe  von  Zeichnungen  iiiiiß  der  Fragesicller  vorlier  be/ali!eii. 

Technik 

Frage  294.  In  einem  älteren  Hause  hatte  sieh  Schwamm 
gebildet.  Dieser  wurde  im  Frühjahr  beseitigt,  ein  Teil  des 
Mauerwerks  abgebrochen  und  wieder  neu  hergestellt;  nachdem 
wurden  die  Wände  mit  Karbolineum  gehörig  getränkt  und  dann 
mit  Kalkmörtel  getüncht.  Jetzt  macht  sich  nun  der  Geruch 
des  Karbolineums  so  bemerkbar,  daß  man  sich  längere  Zeit  in 
den  geschlossenen  Räumen  nicht  gut  aufhalten  kann.    Ist  einer 


Berichtigung.  Die  in  der  Fußnote  angegebene  Quelle 
bei  dem  Aufsatz  „Reinigung  städtischer  Kanalwässer"  in  Heft  45 
lautet  nicht  „Entwässerung  von  Ortschaften",  sondern  ,, Leitende 
Grundsätze  für  die  Entwässerung  von  Ortschaften",  was  ich 
aiit  Wunsch  des  Herrn  Verfassers  jener  Schrift,  Ingenieur  F.  P. 
Böhm  in  Döbeln,  der  mir  die  Erlaubnis  zur  Benutzung  derselben 
nachträglieh  erteilt  hat,  richtig  stellen  möchte.  Cand.  ing.  Haller, 
Stuttgart-Cannstatt. 

Welcher  unserer  Leser 

kann  uns  die  Adresse  des  Herrn  Ingenieur  Gustav  Will  an- 
geben. Herr  Will  war  vor  Jahren  im  Laboratorium  des 
städtischen  Elektrizitätswerkes  München  beschäftigt  und  soll  jetzl 
in  Berlin  sein  Für  freundliche  Auskunft  im  voraus  besten 
Dank.  D.  T.-V.,  Berlin  SW.  68. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


831 


Sitziinqs-Kalender  der  Bezirksverwalfungen  und  Zweig' 

vereine 

Wir  machen  •aietlerliolt  darauf  aufmerksam,  daß  Anzeij^en  und  Mitteilungen  für 
die  „D.  T.-Z."  bis  spätestens  Sonnabend  mittags  12  Uhr  im  Verbandsbureau 
»ein  müssen.  Die  Manuskripte  müssen  auf  besonJeien ,  nur  auf  einer  Seite 
bescfiricbencn  Blättern  eingereijlit  werden.  Bei  jeder  tins"ndung  ist  am  Kopfe 
auszufüllen:  Vrs.  =  Vorsitzender,  V.  u.  O.  -  VersnmmUuigstag  und  Ort, 
Br.  A.  =  Briefaufschrift.  —  Anzeigen  über  Vergnügungen,  Festlictikeiten  usw. 
sind  überhaupt  von  der  Veröffentlichung  in  der  Verbandszeitung  ausgeschlossen. 
FU.-  derartige  Mitteilungen  steht  der  Inseratenteil  gegen  Bezahlung  gern 
zur  Verfügung. 

In  die  Vereinsanzeigen  werden  laut  Beschluß  des  Verbands- 

 2 —  tages  Jaliresbericnte  nicht  aut- 

genommen.  Bericlite  von  nur  lokaler  Bedeutung  sind  von  der  Auf- 
nahme ebenfalls  ausgeschlossen.  Eine  wiederholte  Aufnahme  von 
Vereinsanzeigen  ist  nicht  statthaft.  Alle  Mitteilungen  für  diesen  Teil 
unserer  Zeitung  sollen  möglichst  kurz  sein.      Die  Verbandsleitang. 

Landesverwaltuiigeii.  '  ' 

Badischer  Techniker-Verband.  Briefadresse  für  alle  Ver- 
bandssachen: Vorhoizstr.  41 ;  für  Stellenvermittlung :  Schwanen- 
straße  1.  —  Infolge  verschiedener  Veränderungen  im  Vorstand 
wurde  eine  Ergänzungswahl  notwendig.  Der  Vorstand  setzt  sich 
nun  wie  folgt  zusammen:  1.  Vorsitzender:  Aug.  Schneider, 
Vorhoizstr.  41,  Leiter  der  Geschäftsführung.  2.  Vorsitzender: 
Karl  Albecker,  Karlsruhe-Grünwinkel,  Berichterstatter  über  die 
Sitzungen  des  geschäftsführenden  Vorstandes  des  D.  T.-V.  Berlin, 
Aufsichtsperson  der  Stellenvermittlung  und  Mitarbeiter  für 
größere  Berichte  und  Eingaben.  1.  Schriftführer:  K.  Heinzel- 
mann, Schwanenstr.  1.  Erledigung  des  Briefverkehrs  und  der 
Stellenvermittlung.  2.  Schriftführer:  Dörr,  Dunach,  Weingarter- 
straße  6.  Regelung  der  Mitgliederbewegung  und  Protokolllührer. 
1.  Kassierer:  L.  Hummel,  Ludwig-Wilhelm-Straße  2ö.  Regelung 
der  Kassenverhältnisse.  2.  Kassierer  (Ersatzkassicrer),  Mitarbeiter 
für  größere  Berichte  und  Eingaben  und  Berichterstatter  über 
größere  Schriftsätze  und  Zeitungsnachrichten.  In  der  letzten 
Sitzung,  Dienstag,  12.  d.  M.,  wurde  beschlossen,  jeden  Dienstag 
eine  Sitzung  abzuhalten,  um  den  zurzeit  sich  häufenden  Tages- 
fragen nachkommen  zu  ki  nien.  Ueber  wichtige  Punkte  wird  an 
dieser  Stelle  berichtet  werden.  Unsere  Mitglieder  und  ins- 
besondere die  des  auswärtigen  Vorstandes  unserer  Verwaltung 
bitten  wir  um  gefällige  Unterstützung.  Für  evtl.  gewünschte 
Eingaben  sind  von  den  betr.  Interessenten  jeweils  vorgearbeitete 
Schriftsätze  und  Unterlagen  einzusenden. 


Dezi  rhsverwalt  unweit 

Dresden.  Hierdurch  laden  wir  unsere  Vereins-  und  Einzel- 
mitglieder zu  dem  am  4.  Februar  1912  in  Dresden  im  Gewerbe- 
hause, Ostra-Allee,  stattfindenden  Bezirkstage  ein.  Tagesein- 
teilung: Vormittags  W Uhr:  Vortrag  des  Vorsitzenden  der 
B.-V.,  Herrn  Mirtschin,  über:  „Die  Gesamtvorstandssitzung 
in  Berlin".  Nachmittags  2  Uhr:  Bezirkstag.  Tagesordnung: 
1.  Eröffnung.  2.  Neuwahl  der  Einzelmitgliedervertreter  und  Zu- 
sammensetzung des  Bezirkstags.  3.  Berichte:  a)  Jahresbericht, 
b)  Kassenbericht,  c)  Prüfungsbericht.  4.  Satzungsberatung  und 
Beschlußfassung.  5.  Etatberatung  und  etwaige  Anträge  zu 
derselben.  6.  Wahl  der  Abgeordneten  für  den  Verbandstag  1912. 
7.  Wahl  des  erweiterten  Bezirksvorstandes.  8.  Beratung  der 
Anträge:  a)  für  den  Verbandstag,  b)  sonstige  Anträge.  9.  Be- 
schlußfassung über  Abhaltung  des  Herbst-Bezirkstages  und  Orts- 
wahl  desselben.    10.  Verschiedenes. 

Ostpreußen.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Otto  Radtke,  Baumeister,  Kur- 
fürstendamm 15.  —  Der  12.  Bezirkstag  findet  am  27, /28.  Januar 
1912  in  Königsberg  i.  Pr.  statt.  Am  27.  Januar  abends  Begrüßung 
der  Vertreter  und  Gäste  im  Kaisersaal  der  „Deutschen  Ressource", 
Jägerhofstraße.  Am  28.  Januar,  vorm.  9  bis  11  Uhr,  Vorstands- 
sitzung; daran  anschließend  von  lli/j  bis  2  Uhr  öffentlicher 
Bezirkstag  im  großen  Saale  der  „Deutschen  Ressource".  Alles 
weitere  wird  durch  Programme  bekannt  gegeben.  Anträge  zum 
Bezirkstage  sind  bis  spätestens  den  5.  Januar  1912  an  die  Brief- 
adresse des  Vorsitzenden  einzureichen.  Insbesondere  werden 
die  Herren  Verbandskollegen  unserer  Bezirksverwaltung  sowie 
die  Königsberger  Vereins-  und  Einzelmitglieder  auf  die  voll- 
ständige Neubesetzung  des  geschäftsführenden  Ausschusses  der 
Bezirksverwaltung  sowie  die  Wahl  der  Gruppenvertreter,  auf 
Grund  der  neuen  Verbandssatzungen,  aufmerksam  gemacht  und 
bitten  wir  um  diesbezügliche  Vorschläge.  Nähere  Auskunft 
erteil*^  der  Vorsitzende  Otto  Radtke,  Baumeister,  Königs- 
berg i.  Pr.,  Kurfürstendamm  15. 

Rheinland.  Br.-A. :  C.  Schreier,  Mülheim  a.  Rh.,  Montanus- 
straße  45  II.  —  In  der  Zeit  vom  1.  Oktober  bis  heute  haben 
wir  Agitationsvorträge  veranstaltet  in  Aachen,  Cöln,  M. -Gladbach, 
Düsseldorf,  Rheinhausen,  Viersen,  Bonn,  Brohl,  Gummersbach 


und  Kalk,  ferner  je  eine  große  Protestversammlung  in  Cöln  mit 
ca.  1400  Personen  und  in  Düsseldorf  mit  ca.  1000  Personen, 
welche  sich  beide  mit  dem  Eingriff  in  die  Koalitionsfreiheit 
der  Angestellten  durch  die  Gutehoffnungshütte  in  Sterkrade 
befaßten.  Der  Besuch  der  Agitationsversammlungen  war  all- 
gemein gut,  dieselben  haben  über  100  neue  Mitglieder  dem 
Verbände  gebracht.  Die  Schülerversammlung  in  Cöln  hat  uns 
allein  50  Anmeldungen  eingebracht.  In  Brohl  und  Viersen  konnte 
je  ein  neuer  Verein  mit  über  20  MitgHedern  gegründet  werden. 
Der  13.  Bezirkstag  wurde  am  12.  November  in  Cöln-Kalk  ab- 
gehalten. Die  Referate  bezogen  sich  auf  die  staatliche  Pensions- 
versicherung, die  Marinetechniker-Angelegenheit  und  den  Streik 
der  Eisenkonstrukteure  in  Berlin.  In  den  Verhandlungen  wurde 
Stellung  genommen  zum  Sozialen  Ausschuß,  der  Gewinnung 
von  Rechtsanwälten  innerhalb  der  Bezirksverwaltung,  zwecks 
schnellerer  Erledigung  der  Rechtsschutzangelegenheiten,  soziale 
Kommissionen  in  Stadlparlamenten,  Teilnahme  der  Techniker 
am  Besuch  der  Akademie  für  kommunale  Verwaltung  in  Düssel- 
dorf usw.  Das  Programm  für  den  Verbandstag  in  Cöln  wurde  auf- 
gestellt und  genehmigt;  dasselbe  lautet:  Samstag,  vorm.  11  Uhr, 
Eröffnungsfeier  im  Isabellensaale  des  Gürzenichs.  Nachmittags 
3  Uhr  Beginn  der  Verhandlung.  Abends  8  Uhr  Begrüßungs- 
feier mit  Damen.  Pfingstsonntag :  Verhandlungen.  Abends 
6  Uhr  Festessen  im  großen  Saal  des  Gürzenichs.  Pfingstmontag: 
Verhandlungen.  Sämtliche  Verhandlungen  und  Komniissions- 
sitzungen  finden  in  den  Räumen  der  Lesegesellschaft  statt.  An 
allen  drei  Tagen  sind  für  die  nicht  an  den  Sitzungen  teil- 
nehmenden Gäste  Besichtigungen  und  Ausflüge  vorgesehen. 
Dienstag  für  alle  Teilnehmer  eine  Rheinfahrt  bis  Linz,  auf 
der  Rückfahrt  ein  Besuch  in  Königswinter  mit  Ruine  Drachen- 
fels. Ein  Ausflug  nach  der  berühmten  Urf-Talsperre  in  der 
Eifel  ist  für  Mittwoch  in  Aussicht  genommen.  Nach  dem  Be- 
richt des  geschäftsführenden  Vorstandes  wurde  als  Vorort  für 
die  nächsten  zwei  Jahre  Cöln  wiedergewählt.  Als  Ort  des 
nächsten  Bezirkstages  wurde  Cöln  bestimmt.  Der  für  die 
nächsten  Jahre  neu  gewählte  Bezirksvorstand  wird  in  der 
nächsten  Nummer  der  Verbandszeitung  bekannt  gegeben. 

Rheinland.  Der  13.  Bezirkstag  zu  Cöln-Kalk  wählte  füf 
die  Jahre  1912  und  1913  als  Vox-ort  wie  bisher  Cöln.  In  den 
Vorstand  wurden  gewählt  resp.  wiedergewählt  die  Kollegen 
C.  Schreier,  1.  Vorsitzender;  A.  F.  Martin,  2.  Vorsitzender; 
F.  Münzel,  I.Schriftführer;  A.  Seipp,  2.  Schrififührer;  G.Wagner, 
Kassierer;  H.  Lautenbach,  Beisitzer  und  Vertreter  der  Gruppe  A; 
F.  Fitzky,  Beisitzer  und  Vertreter  der  Gruppe  B;  A.  Oabler- 
Gumpert,  Beisitzer  und  Vertreter  der  Gruppe  C;  J.  Geib,  Bei- 
sitzer und  Vertreter  der  Gruppe  D.  Die  Briefadresse  lautet: 
C.  Schreier,  Mülheim-Rhein,  Montanusstr.  45.  Alle  Schriftstücke 
der  Vereine  und  Einzelmitglieder,  mit  Ausnahme  von  An-  und 
Abmeldungen,  sowie  in  Sachen  der  Stellenvermittlung  sind  unter 
vorstehender  Adresse  an  die  Bezirksverwaltung  zu  senden,  von 
wo  die  Weitergabe  an  den  Verband  erfolgt.  Nur  bei  genauer 
Einhaltung  dieser  Vorschrift  ist  ein  geordneter  Geschäftsverkehr 
und  eine  Vertretung  unserer  Mitglieder  möglich. 


Zwci^vcrcine 
Gemischte  Vereine. 

Aachen.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. : 
F.  J.  Gatzweiler,  Stoiberger  Straße  9.  V.  u.  O. :  Jeden  Sams- 
tag abend  im  „Berliner  Hof".  —  Samstag,  23.  Dez.,  abends 
9  Uhr,  Zusammenkunft.  Samstag,  30.  Dezember,  abends  9  Uhr, 
Zusammenkunft. 

Darmstadt.  Technischer  Verein.  Vereinsabend : 
Jeden  Mittwoch.  Vereinslokal:  ,,Perkeo".  Nach  der  in  der 
Generalversammlung  vom  9.  Dezember  1911  erfolgten  Neuwahl 
des  Vorstandes  setzt  sich  dieser  nunmehr  wie  folgt  zusammen: 

1.  Vorsitzender:  Herr  Hermann  Sattler,  M.-T.,  Viktoriastr.  26  II; 

2.  Vorsitzender:  Herr  Adam  Kadel,  B.-T.,  Grüner  Weg  33  II; 
Kassierer:    Herr  Adam   Ripper,   T.-T.,   Georgenstraße  3part. ; 

1.  Schriftführer:   Herr  Philipp  Stroh,  B.-T.,  Elisabethenstr.  48  1; 

2.  Schriftführer:  Herr  Heinrich  Müller,  B.-T.,  Neue  Irenestr.  66  p.; 
Bücherwart:  Herr  Heinrich  Heldmann,  M.-T.,  Parkusstr.  8; 
Beisitzer:  die  Herren  L.  Bernhard,  A.  Ritter  und  G.  Delp; 
Ersatzmänner:  die  Herren  Wilbert  und  Gisbert.  Wir  hüten  die 
verehrt.  Mitglieder,  auch  im  nächsten  Jahre  sich  recht  lebhaft 
an  den  Vereins-  und  Verbandsbestrebungen  zu  beteiligen  imd 
den  Vorstand  durch  regen  Besuch  der  Vereinsabende  und  allei 
sonstigen  Veranstaltungen  jederzeit  zu  unterstützen. 

Eltmann.  Techniker-Verein,  e.V.  Samstag,  den 
30.  Dezember  1911,  abends  8  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  (Alt 
deutsche  Bierstube  des  Herrn  Kilian  Schreyer)  unsere  ordent- 
liche Generalversammlung  statt.  Tagesordnung:  1.  Jahres, 
bericht.     2.  Kassenbericht  und  Revision.    3.  Etatsaufstellung, 


832 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  52 


4.  Anträge.  5.  Entlastung  der  Vorstandschaft.  6.  Neuwahl. 
7.  Statutenänderung  und  Verschiedenes.  Nach  §  10  der  Vereins- 
satzungen sind  Anträge  zu  dieser  Hauptversammlung  spätestens 
8  Tage  zu\or  entsprechend  begründet  an  die  Vorstandschaft  ein- 
zureichen. Wegen  der  Wichtigkeit  der  Tagesordnung  werden  die 
Mitglieder  dringend  ersucht,  vollzählig  zu  erscheinen,  mit  dem 
Bemerken,  daß  Nichterschienene  sich  den  gefaßten  Beschlüssen 
zu  fügen  haben. 

Gladbeck  i.  W.  T  e  c  h  n  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n.  Vors.  u.  Br.-A. ; 
Franz  Briel,  Gladbeck,  Hermannstr.  27.  V.  u.  O. :  Freitag  nach 
dem  1.  und  15.  jeden  Monats  im  Gasthof  Thiele,  Bismarck- 
straße. Am  Freitag,  1.  d.  M.,  fand  im  Vereinslokal  Gasthof 
Thiele  die  Jahres-Generalversammlung  statt.  Bei  der  Vorstands- 
wahl wurden  gewählt:  zum  Vorsitzenden  Koll.  Franz  Briel, 
zum  Kassierer  Fritz  Schmitz,  zum  Schriftführer  Wilh.  Biermann, 
als  Beisitzer  die  Koll.  Bradke,  Dötzer  und  Grauel.  Der  neue 
Vorstand  tritt  am  1.  Januar  1912  zusammen.  Nächste  Versamm- 
lung Freitag,  5.  Januar  1912,  wozu  noch  briefliche  Einladungen 
ergehen, 

Kiel.  Techniker-Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  O.  Behrens, 
Kiel,  Fährstr.  7.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  und  3.  Donnerstag  eines 
Monats,  abends  SVs  Uhr,  im  „Patzenhofer".  Nächste  Mitglieder- 
versammlung am  4.  Januar  1911,  pünktlich  872  Uhr  abends. 
Tagesordnung:  1.  Protokoll  Verlesung.  2.  Aufnahmen.  3.  Ein- 
gänge. 4.  Verbandsangelegenheiten:  a)  Rechenschaftsbericht 
1911,  b)  Bericht  der  Rechnungsprüfer,  c)  Voranschlag  für  1912, 
d)  Winterprogramm  1912,  e)  Vertrauensmänncrsystem.  5.  Wahlen  : 
a)  Der  gesamte  Vereinsvorstand,  b)  Rechnungsprüfer.  6.  Son- 
stiges. Wenn  wir  glaubten,  in  Nr.  49  der  D.  T.-Z.  darauf 
hinweisen  zu  dürfen,  daß  die  Bekanntgabe  der  neuen  Vereins-  - 
adresse  in  der  heutigen  Nummer  unseres  Verbandsorgans  er- 
folgen könne,  so  sehen  wir  uns  hierin  leider  getäuscht.  Die 
Fülle  an  vorliegendem  Material  zu  Punkt  ,, Verbandsangelegen- 
heiten" der  letzten  Versanunlung  und  die  Aussprache  über  die 
Vorstands\  alilen  im  besonderen,  vermochten  es,  daß  der  vor- 
gerückten Zeit  wegen,  auf  Antrag  hin,  sämtliche  Wahlen  in  der 
heutigen  Versammlung  vorzunehmen  sind.  Wir  verweisen  daher 
nochmals  auf  die  Bekanntgabe  zu  den  Vorstandswahlen  in  Nr.  49 
der  D.  T.-Z.  und  erbitten  wegen  Punkt  4  und  5  der  heutigen 
Tagesordnung  dieselbe  zahlreiche  Beteiligung  wie  in  der  letzte. 1 
Versammlung. 

Neusalz  a.  O.  u.  Umgeg.  TechnischerVerein.  Nach 
der  am  2.  November  1911  stattgefundenen  GeneralversammlmiLi 
setzt  sich  der  Vorstand  wie  folgt  zusammen:  1.  Vorsitzender: 
Otto  Topf,  Bauführer,  Bahnhofstraße  14.  2.  Kassierer:  XX^ilhelni 
Pröpper,  Siadtbauamtsassistent,  Bahnhofstraße  22,  3.  Schrilt- 
füliftr:  Erich  Altmann,  Masch. -Techn,,  Bahnhofstraße  lüc, 
Br,-A. :  O.  Topf,  Bauführer,  Bahnhofstraße  14.  Vereinslok  il : 
Gäbeis  Restaurant,  Berliner  Straße.  Sitzungen:  Jeden^  ers! j.i 
und  3.  Dienstag  im  Monat. 

Nürnberg.  T  e  c  h  n  i  k  e  r  v  e  r  e  i  n  i  g  u  n  g.  Vrs.  11.  Br.-A. : 
Franz  Herzer,  Adamstr.  17.  V.  u.  O. :  Jeden  Mittwoch,  abends 
Sy^  Uhr,  im  Restaurant  „Theodor  Körner",  Vord.  Insel  Schüft  2. 
Die  am  13.  Dezember  stattgefundene  Haujitversammlung  wählie 
folgende  Herren  Kollegen  in  die  Vorstandschaft :  1.  Vorsitzender: 
Franz  Herzer;  2.  Vors.:  Jos.  Krafft;  1.  Schriftführer:  Fritz 
Reis;  2.  Schriftführer:  Fr.  Lämmermann;  1.  Kassierer:  Otto 
Schuricht;  2,  Kassierer:  Hch,  Zächelein;  1.  Bibliothekar:  H.  Inzcn- 
höfer;  2.  Bibliothekar:  Otto  Klassert.  Die  Stellenvermittking 
für  das  Baufach  hat  ebenfalls  Herr  Koll.  Flerzer  übernommen, 
diejenige  für  das  Maschinenbaufach  Herr  Koll.  Otto  Schuricht, 
Qugelstr.  134.  Ausschuß:  Gruppe  A,  Bautechniker,  die  Herren 
Karl  Kaiser,  Weisheit,  Brunner,  Böck  und  Konrad  Weiß. 
Gruppe  B,  Maschinen-  und  Elektrotechniker,  die  Herren  Ebel, 
Sccberger,  Ludwig  Held  und  Wiizel.  Die  Versammlung  ge- 
nehmigte ferner  die  von  der  früheren  Vorstandschaft  vor- 
geschlagene, nach  dem  Muster  des  Verb:mdes  ausgearbeitete 
Satzung  mit  einigen  unwesentlichen  Aenderungen  und  bcsch'ol) 
zugleich  eine  Beitragserhöhung  von  20  auf  24  M  pro  Jahr. 
Zum  Schluß  ergeht  an  alle  Kollegen  die  dringende  Bitte  der 
neuen  Vorstandschaft,  zu  allen  Zusammenkünften  und  Ver- 
anstaltungen sich  in  recht  großer  Zahl  einzufinden  und  die  an 
der  Spitze  der  Vereinigung  stehenden  Kollegen  in  jeder  Weise, 
sowohl  durch  Mitarbeit,  als  auch  durch  Werbung  neuer  Mitglieder 
zu  unterstützen. 

Rheydt.  Technischer  Verein.  Vrs.  u.  Br.-A. :  Wilh. 
Sander,  Rheydt,  Freiheitstr.  31.  V.  u.  O. :  Jeden  1.  Freitag 
im  Monat,  abends  9  Uhr,  Hauptversammlung  im  Hotel  Monopol. 
Die  am  1^^  Dezember  abgehaltene  Versanuiilung  war  leider 
sehr  schlecht  besucht.  Wir  bitten  deshalb  wiederholt,  an  den 
Veranstaltungen  des  Vereins  reger  teilzunehmen.  Nächste  Hau])!- 
versammlung  Freitag,  5.  Januar  1912.  Stiftungsfest:  Sams- 
tag, 3.  Februar.    Weihnachtsfeier  fällt  aus. 


Wittenberg.  Technische  Vereinigung  Witten- 
berg und  Umgegend.  Br.-A. :  M.  Lindemann,  Wittenberg 
(Bezirk  Halle),  Bürgermeisterstraße  4.  —  Sonnabend,  6.  Januar 
1912,  abends  9  Uhr,  findet  im  Vereinslokal  die  Generalversamm- 
lung statt.  Tagesordnung:  1.  Protokollverlesung.  2.  Jahres- 
bericht. 3.  Kassenbericht.  4.  Neuwahl  des  Vorstandes.  5.  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder.    6.  Verschiedenes. 

Techniker  in  der  Industrie. 

Bez.  Groß-Berlin.  Interessengruppe  der  Ma- 
schinen- und  Elektrotechniker.  Vrs. :  Curt  Moritz, 
Charlottenburg,  Berliner  Str.  104.  Kassierer:  C.  Staberow,  Ber- 
lin O.  17,  Markgrafendamm  5.  V.  u.  O.:  Jeden  ersten  Mittwoch 
im  Monat  im  Restaurant  „Prinz  Luitpold",  Friedrichstraße  138 
an  der  Weidendammer  Brücke.  Jeden  3.  Mittwoch  im  Monat 
gesellige  Zusammenkunft  daselbst.  Unsere  Jahreshauptversam.m- 
lung  findet  am  3.  Januar  1912,  pünktlich  \lrf)  Uhr,  im  Vereins- 
lokale statt.  Tagesordnung:  1.  Geschäftliches.  2.  Geschäfts- 
bericht pro  1911.  3.  Kassenbericht  pro  1911.  4.  Bericht  der 
Kassenprüfer.  5.  Neuwahl  des  Vorstandes.  6.  Verschiedenes. 
Zu  dieser  ersten  Versammlung  im  neuen  Jahre  erwarten  wir,  daß 
alle  Mitglieder  pünktlich  erscheinen.  Weiter  ersuchen  wir  alle 
Kollegen,  noch  rückständige  Beiträge,  sowie  den  Solidaritäts- 
beitrag  von  3  M  an  unseren  Kassierer  einzusenden,  damit  der 
Kassenbericht  ein  recht  günstiges  Resultat  aufweist.  Auch  ist  es 
Pflicht  eines  jeden  Mitgliedes,  noch  unorganisierte  Kollegen  dem 
Verband  und  Verein  zuzuführen,  denn  nur  die  Masse  bringt  uns 
vorwärts.  ' 

Chemnitz.  Technische  Vereinigung.  Adr.  des 
Vors.:  Betr.-Ing.  Melzer,  Planitzstr.  76.  —  Freitag,  5.  Januar, 
Weihnachtsfeier  mit  Damen  im  Vereinslokal.  Montag,  8.  Januar, 
Vorstandssitzung.  Freitag,  12.  Januar,  abends  ^j.rf)  Uhr,  Vor- 
trag des  Herrn  Rechtsanwalt  Dr.  Roscher  über:  „Privat- 
beamte n  r  e  c  h  t".  Sonntag,  14.  Januar,  10  Uhr  vormittags, 
Besichtigung  der  Sächsischen  Schrauben-  und  Alutternfabrik  von 
Gebr.  Hübner,  Lutherstraße,  Freitag,  19,  Januar,  abds,  iA,9  Uhr, 
Vortrag  des  Herrn  Koll.  Ing.  Vogt  über:  „Brikett-Fabrikation". 
Anträge  zur  Jahres-Hauptversammlung  sind  bis  23.  Januar  ein- 
zureichen. 


Warnung. 

Aus  K  a  1 1  o  w  i  t  z  wird  uns  geschrieben : 

Wir  warnen  hiermit  vor  einem  angeblichen  Techniker,  det 
sich  Wilhelm  Wöhle,  1884  zu  Alfeld  (Hannover)  geb., 
nennt.  W.  hat  es  verstanden,  sich  Anfang  Oktober  von  hiesigen 
Kollegenkreisen  ein  größeres  Darlehen  zu  verschaffen,  ohne  bis 
jetzt  wieder  etwas  von  sich  hören  zu  lassen.  W.  legte  Papiere 
\or,  wonach  er  aus  Teheran  (Persien)  infolge  Revolution  aus- 
gewiesen sei;  ferner  gab  er  an,  die  Firma  Wilhelm  Gehrke, 
Belgrad,  hätte  ihm  zum  15.  Oktober  eine  Stellung  angeboten. 
Am  20.  November  ist  p.  Wöhle  noch  in  Laurahütte  gesehen 
worden,  wo  er  sein  Treiben  fortzusetzen  versuchte.  Von  dem 
etwaigen  Aufenthalt  des  Genannten  wolle  man  den  Technischen 
Verein  Kattowitz  (Br.-A. :  Schwertfeger,  Laurahütte,  O.-Schl.) 
umgehend  in  Kenntnis  setzen. 


Vorzugspreise  für  Vcrbandsniifglieder  beim  Bezüge 
von  Faclilialendern : 

I.  Deutscher  Baukalander  1912. 

a)  Ausgabe  in  dunkel  Lederband  anstatt  3,50  .M 

für  3.20  AI 

>    b)  Ausgabe   in   rotem   Leder   mit   Schloß  anstatt 

4,00  M  für  ,  3,C0  M 

!!.  Kalender  der  Baugewerkszeitung  1912. 

a)  Ausgabe  in  schwarzem  Einband  anstatt  2,75  M 

nur  2,45  M 

b)  Ausgabe  in  rotem  Einband  mit  Schloß  anstatt 

3,25  M  nur   2,95  .M 

c)  Ausgabe  in  ff.  Offenbacher  Ledereinband  mit 
Nickelschloß  anstatt  4,50  M  nur      .       .       .       4,20  M 

sind  jetzt  erschienen  und  gegen  vorherige  Einsendung  des  Be- 
trages und  30  Pfg.  Porto  für  ein  Exemplar,  50  Pfg.  für 
zwei  und  mehrere,  durch  die  Geschäftsstelle  des  D.  T.-\'.  Ber- 
lin SVC^.,  Markgrafenstraße  04,  zu  bezichen. 

Wir  weisen  jedoch  besonders  darauf  hin,  daß  die  Ver- 
günstigungen für  diese  Kalender  nur  unter  der  Bedingung  t:c- 
währt  wurden,  daß  der  Verband  eine  größere  Anzahl  Exempl  :^ 
auf  einmal  abnimmt.  —  Einzelne  Exemplare  werden  vom  X'ir- 
Icger  direkt  an  die  Mitglieder  nicht  abgegeben,  daher  müssen 
derartige  Gesuche  unberücksichtigt  bleiben. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Die  Aufnahme-Gebühr  im  «Führer  durch  die  Industrie*  beträgt  15.-  Marie  pro  Rubrik  und  Zeile  für  ein  ganzes 
 Jahr  =  52  Aufnahmen.    Die  Ueberschrift  ist  kostenfrei.  


Abortanlagen. 

Halbergerhüife,  Brehach-Saar. 
Abziehbilder  für  alle  Industrien. 

C.  Schimpf,  Abziclibilderfbr.,  Nümbg. 
Armaturen  und  Apparate  aus  Blei. 

BleiindHstrie-Akticnfreselisciiaft,  vorm. 
Jung  &  Lindig,  >>eibcri;  i.  S.  und 
-idelstedt-Hamburg. 

Asphalf  d.icbpappen. 

C.  F.  Beer  Süline,  I<öIn. 
Asphaltisolierplatten. 

C.  F.  Beer  Söline,  Köln. 
Aufzüge. 

C.  E.  Pippig  s  VC'w.,  Leipzig-Gohlis  S. 

Eifrig  &  Keldenig,  Bniuiiscliweig-W., 
Personen-,  Lasten-  und  Speisen- 
Aufzüge. 

tacltöfen  für  Brot-,  Kakes-  und  Waffel- 
fabrikation. 

Oöhring  &  Hebenstreit.  Maschinen- 

^  fabrili,  Radebeul-Dresden. 
B  aracken. 

H.  &  F.  Dickmann.  Berhn  S\V.  57. 
Bimskiss  und  Bimssand. 

Rhein. Schw  emfiisl. -Syndikat,  Neu«  ied. 
Bii.is-Zement-Wunddielen. 

Rhein.ScIivc  cm nist. -Syndikat,  Neiuvied. 
Blei'-öhren  und  Walzblei. 

31eiindiistrie-Aktiengesellschaft,  vorm. 
Jung  &  Lindig,  Freiberg  i.  S.  und 
Eidelstedt-Haneburg, 
ßleit.  aps. 

Bl  ■iindustrie-Aktiengesellschaft,  vorm. 
^ung  &  Lindig,  Freiberg  i.  S.  und 
E  idelstcdt-Hamburg. 
ßlitzabhiternn lagen  n.behördl.VorscIirifl. 

Xa\er  Kirchiioff,  Friedenau-Berlin  W. 
Brennei  ei-Einrichtungen. 

Gebr.  Saelis.nberg.  A.-G.,  Roßlau  a.  E. 


Ittt  iJarbolinei 


Carbolincum. 

C.  F.  BcLT  Söhne,  Köln. 


um 

eu?U 


Cementfabrik-Einrichtungen. 

Maschinenfabrik  Geiilmgen 
(Württemberg). 


riXi  A  S  P  H  A  I_T  - 

L  I  A.W.  An  de  mach,  Beuel. 


Dampfer. 

Gebr.  Sachsinberg,  A.-G.,  RoRlaua.  E. 
Elektrisches  Widerstandsmaterial. 

Firma  C.  Schniewindt,  Neuenrade. 
Faßfabrikat.-Maschinen. 

Böttclier  &  ÜLßner,  Altona  (Elbe). 
Feiisn  für  Uhrmacher  und  Feinmechanik. 

Fr.  Dirk,  [^IJIiagen  a.  N.  Ueb.  600  Arb. 

Filze,  technische. 

L.  Jacobius  &  Söhne  N".,  Berlin  N.  4, 

Stemhäuser  &  Kopp,  Olfenbacli  a.  M. 
Hobelmaschinen. 

F.J.Drcsch  Söhne,  G.m.b.H. .Chemnitz. 
Holzbearbeitungsmaschinen. 

Kirelmer  &  Co.,  A.-G.,  Leipzig-Seller- 
hausen. 

Böttcher  &  Geßner,  Altona  (Elbe). 
Holzhäuser. 

H.  &  F.  Dickmann,  Berlin  S\V.  57. 

Holzmodelle  jeder  Art  und  Größe. 

Franz   Becher    6:    Co.,  Lendersdorf 
Düren. 
Kalkwerkcinrichtungen. 

Maschinen  labrik    Geislingen     a.  St. 
(Württemberg). 
Kanalisationsgegenstände. 

Halbergcrliütte,  Brebach-Saar. 
Klingerit-Dichtung. 

Rieh.  Klin,i;er,  Gumpoldskirch.  b.Wien. 
Kreissägen  aller  Art. 

Fr.ClauBner,Wkzg.-f  br.,  Nürnb.-Doos. 
Kupferröhren  ohne  Naht. 

Elmores;   Metall-A.-O.,   Schladern  a. 
Sieg,  Rhpr.  - 
Lackier-  und  Trockenöfen. 

Göhring  &  Hebenstreit,  Masclii.nen- 
fabrik,  Radebeul-Dresden. 


L.igerweißmctalle. 

Bleiindustrie-Aktiengesellschaft,  vorm. 
Jung  &  Lindig,  Freiberg  i.  S.  und 
Eidelstedt-Hamliurg 
Lithtpaus-Utensilien. 

Schmidt  &  Wagner,  B.-rlin  SW.  11. 
Lötzinn. 

Bleiindustrie-Aklieiic'c;Li:s  liaft,  vorm. 
Jung  &  Findig,  l  ieibcrg  i.  S.  und 
Eidelstedt-Flaniburg. 
Pachytect   für   Brücken-    und  Tunnel- 
abdeckungen. 
C.  F.  Beer  Söhne,  Köln. 
Patentwesen. 

l'atcntbureau    M.    Martens,  Cassel, 
Hotienzollernstraße  1. 
Pressen  für  die  Metallbearbeitung. 
Ma.schincnfabrik    Geislingen     a.  St. 
(Württemberg). 
Rechenmaschinen. 

Brunsviga  Rechenmasch.  -  All.  Fabr. 

Grimme,  Natalis&Co.,  Braunschw. 
Triumpliator-W  erk,  Lcipzig  Li.  IS. 
RofleXions- Wasser  Stands- Anzeiger. 

Rieh.  Klinger,  Gumpoldskirch.  b.Wien. 
Regulatoren. 

M.  J.  Heinzmann,  Kötzschenbroda. 
Reißzeuge. 

Rud.  Flölbe,  Holzminden. 
Riemenverbinder. 

Franz  Küotner,  Drcsden-N. 
Sägegatter. 

Kirchner  &  Co.,  A.-G.,  Leipzig-Seller- 
hausen. 
Säurepumpen. 

Bleiiiidustrie- Aktiengesellschaft,  vorm. 
Jung  ü  Lmdig,  Freiberg  i.  S.  und 
Lidelstcdt-Ft  Jiiiburg. 
Schmicrapparate. 

Ivich.  Klmger,  G iinipi ildskircli.  b.Wien 
Schwemmsteine,  rhein.  (sog.  Tuffsteine). 

Rhein. Scli\vemnist.-S)  iidikat,  Neuwied. 
Semptaü.T  D.  R.  K. 

beste  und  bi  ligste  Bedachung. 
C.  1  .  Beer  Söhne,  Köln. 


Theatermalerei  und  Bühne.nb.  u. 

1  odder  (i  Co.,  Frankfurt  a.  M. 
Tectolith. 

A.  F.  Ma'chow,  Leopoldshall-Staßfurt, 
Zweigf  hrik  München,  ?w  ii^uieder- 
lassung  R  xd  rf-Be.l  n  u.  Hamburg 
Tuffsteine  siehe  Schwemmsteine. 
Turbinen  und  Regulatoren  (Wasser). 
Maschinenfabrik    Geislingen     a.  St. 
(Württemberg). 

lJnterlegsch:iben  aus  Bbi. 

Bleiindustrie-Akticngesellschaft,  vorm. 

Jung  &  Lindig,  Vreiberg  i.  S.  und 

Lidelstedt-Haniburg. 
Ventilatoren  aus  Blei. 

Blciindustrie-.-\ktieiigescllsrhaft,  vorm. 

Jung  &  Lindig,  Freiberg  i.  S.  und 

Fidelstedl-I  lamburg. 
Ventile  und  Hähne  aus  Blei. 

Bleiindustrie-Aktiengesellschaft,  vorm. 

Jung  &  Lindig,  Freibcig  i.  S.  und 

Eidelstedt-Hamburg. 

Vorwärmer. 

F.  Mattick,  Pulsnitz  Sa.  20,  Pat.-Vorw. 
Vulcan-Fibre. 

Anicriian   Hartfibre  Cie. ,   Hamburg  1. 

Vulcari-Fibre-Import,  Berlin  W.  67. 
Waagen  aller  Art. 

Neußer  W.iagciifabr.,  R.  Brois",  Neuß. 
Wächter  -  Kontrolluhren  u.-,d  Apparate 

A.  Eppner  &  Co.,  Breslau. 
Wassermesser  für  Dampfkessel. 

Fnul  Kegler,  Dusseldort-hllcr  XV. 
Weichblei. 

Bleiindustrie-Akticrigesellschaft,    vi  rm 
Jung  &  Lindig,  Freiberg  i.  S.  und 
Lidcistedt-Hamburg. 
Winden. 

C.  E.  Pippig  s  W\v.,  Leipzig-Gohlis  3 
Zeichen-Papiere  aller  Art. 

SJimidt  &  Wagner,  Berlin  SW.  11. 
Zerkleinerungsmaschinen. 

Maschinenfabrik    Geislingen     a.  St. 
(Württemberg). 
Ziegelei-Maschinen  und  -Einrichtungen. 

Gebr.  Saciis.nberg,  A.-G..  Roi;iau  a.  E. 


DieBepeclii;uDp.Facl]werI{8|8(einen 

erschien  soeben  als  2.  Band 
^v.  Max  Fischers  Statistik 
[ijcb.  18  M.  Gleich  sofg- 
üini  f.  d.  Selbststudium 
fbearbeit.  wie  Bd.  I:  Voll- 
wandige  Systeme  und 
Eisenbeton,  Monatsrate 
3  M.  In  allen  Buchhand  1. 
voiTätig.  Auch  Z.Ansicht. 
Hermann  Meusser.Buch- 
handlu'.,  Berlin  W.  35/4, 
S<r.a-)!<zT  «itr-Rp  58. 


heiraten  Sic  mö[)t 

bevor  Sie  über  zukiinft.  Person  u. 
Familie,  über  Mitgift, Vermögen, Ruf, 
Vl  rieben  etc.  genau  informiert  sind. 
Diskrete  Spezial-Auskunfte  überall. 

Well-iosliniillei, Globus'  Berlinff.?5 

Potsdamer  Straße  114. 


Clemens  Riefler, 

Nesselwang  u.  München 

Paris,  Lüttich,  St.  Louis  Grand  Prix, 
Brüssel  I9i0  zwei  Grand  Prix. 
III.  Preisliste  gratis. 

Die  echten  Rieflerzirkel  sind  am  Kopf 
mit  dem  Namen  „RIEFLER"  gestempelt 


Unterriehtsbrief  e  iur  Eisenbeton 

Die  Briefe  kosten  für  Mitglieder  des  D.T.-V.  p.  Nr. 
frko.  20  Pfg.,  sonst  25  Pfg.  Probebriefe  kostenl. 

—  Soeben  erschienen:  — 


Das  sehr  übersichtlich  gehaltene  Büchlein  dient 
wesentlich  zur  Erleichterung  bei  der  Aufstellung 
von  Eisenbetonberechnungen.  .•.  Preis  50  Pfg. 
Die  Einsendung  des  Betrages  kann  in  Brief- 
marken oder  per  Postanweisung  erfolgen. 

Tönsmann,  Ingenieur,  Helgoland. 

Mitglied  des  Deutschen  Techniker- Verbandes. 


Macco  Pflanzen- 
faserwäsche 
Oberhemden 

Kragen  U.Socken 

bei  Reisenden  zu 
bestellen,  Sie  zah- 
len 50  "/o  zu  viel 
Verl.  Sie  meinen 
Catiilos-  Ver.santl 
ohne  Nachnahme. 
Garantie :  Zurück- 
nahme. 

Herrn.  Wirth 

Wä.schct'nbrik 
Cassel. 


Präzisions-  und  Schul- 
Reißzeuge  ::  D.  R.-P. 

iinitz  i.  S. 


empfehlen 

°  fatiöf  ^  E.  0.  Richter  &  Co., 


SpHiilMnh'  ERNSTHciilG 'i-Cfln!!^ 

ArlingriiSiftlHimiin  niuism  rrtisbuch  grilisiifnn» 
tchURonrpliUenhoffer  tninilirs  prilswjrt 


Ledergamaschen  ::  Leder- 
bekleidung Jagdartikel. 


1 


II 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


Heft  52 


Wettbewerb- Au  ssch  rei  ben 

Der  Zeitschriftenverlag  Degener  &  Co.,  Leipzig,  Hospitalstraße  13/15  ladet  hiermit  ein  zu 

einem  Wettbewerbe  zur  Erlangung  von 

Entwürfen  für  2  Signete  —  Erkennungszeichen  — 

für  seine  Zeitschriften: 

a)  „Monatshefte  für  Baupraxis  und  heimische  Bauweise"  unter  dem  Titel 
„Der  Baugewerksmeister"  und 

b)  „Deutsche  Techniker-Zeitung",  Wochenschrift  für  alle  technischen  Berufs- 
stände, Organ  des  Deutschen  Techniker- Verbandes. 


§  1.  Es  sind  Entwürfe  einzusenden,  die  als  Marke  für  die 
Titelblätter 

a)  des  „Baugewerksmeisters"  und 

b)  der  „Deutschen  Techniker-Zeitung" 

sowie  in  den  Briefkö])fen  für  diese  Zeitschriften  und  auf  an- 
deren dazugehörigen  Drucksachen  verwendet  werden  können. 
Sie  sollen  das  Charakteristische  der  Blätter,  für  die  sie  dienen 
sollen,  in  klarer,  einfacher  Zeichnung  zum  Ausdruck  bringen. 
Dabei  sei  beachtet,  daß  der  ,, Baugewerksmeister"  den  Hoch- 
und  Tiefbau  und  das  moderne  Bauen  in  bodenständiger  Weise, 
sowie  die  Kenntnis  alter  noch  bestehender  deutscher  Bürger- 
bauten des  16.  Jahrhunderts  und  später  pflegt,  während  die 
,, Deutsche  Techniker-Zeitung"  den  Interessen  des  gesamtem 
Techniker-Standes  im  Hoch-  und  Tiefbau,  im  Maschinenbau, 
Eisenbahnbau,  Elektrotechnik,  Eeldmessen  u.  Nivellieren  dient. 

§  2.  Die  einzusendenden  Entwürfe  müssen  in  Strichzeich- 
nung möglichst  reproduktionsfertig,  also  auch  in  den  Einzel- 
heiten durchgebildet  sein,  jedenfalls  mehr  als  eine  rohe 
Skizze  bilden  und  für  eine  Wiedergabe  in  ein-  oder  zwei- 
farbigem Druck  geeignet  sein.  Diejenigen  Preisträger,  deren 
Entwürfe  vom  Preisgericht  zur  Ausführung  bestimmt  werden, 
verpflichten  sich,  nötigenfalls  den  Entwurf  reproduktions- 
fertig durchzuzeichnen. 

§3.  Der  Entwurf  darf  die  Größe  von  30:30  cm  nicht 
überschreiten,  soll  aber  auch  nicht  kleiner  als  10  :  10  cm  sein, 
braucht  aber  nicht  quadratische  Form  zu  besitzen,  sondern 
kann  ein  Dreieck,  Rechteck  oder  Vieleck  sein,  als  auch  Kreis 
oder  Oval. 

§  4.  Die  Entwürfe  müssen  portofrei  unter  der  Adresse 
Degener  &  Co.,  Zeitschriftenverlag,  Leipzig,  Hospitalstr.  13  15, 
bis  zum  15.  Januar  1912  eingereicht  werden.  Bei  Postsendung 
gelten  die  Angaben  des  Poststempels  als  Auflieferungszeit. 
Der  Name  des  Verfassers  darf  nirgends  erkennbar  sein. 

§  5.  Jeder  Entwurf  ist  mit  einem  Kennwort  zu  be- 
zeichnen; in  sorgfältig  beigelegtem  verschlossenen  Brief- 
umschlag, welcher  außen  mit  demselben  Kennwort  versehen 
ist,  soll  sich  die  genaue  Adresse  (Name,  Stand,  Wohnort, 
Straße  und  Hausnummer)  des  Einsenders  befinden. 

§  6.  Das  Preisgericht  tritt  innerhalb  8  Tagen  nach  dem 
15.  Januar  zusammen  und  wird  jeden  einzelnen  Einsender 
durch  Zustellung  des  Protokolls  über  das  Resultat  seines 
Urteils  benachrichtigen.  Eine  Ausstellung  der  eingesandten 
Entwürfe  bleibt  vorbehalten,  und  verpflichten  sich" die  Ein- 
sender, für  diesen  Zweck  die  Entwürfe  bis  Ende  Januar  dem 
Verlag  zu  überlassen. 

§  7.  Die  durch  Preise  ausgezeichneten  oder  angekauften 
•Entwürfe  gehen  in  den  unbeschränkten  Besitz  des  Verlages 
über;  insbesondere  erhält  der  Verlag  für  die  preisgekrönten 


und  angekauften  Entwürfe  das  unbeschränkte  Veröffentlich- 
imgsrecht  einschließlich  Urheberrecht.  Die  Rücksendung 
der  nicht  durch  Preise  ausgezeichneten  oder  angekauften  Ent- 
würfe erfolgt,  soweit  solche  nicht  vor  Ende  Januar  gegen 
genügende  Legitimation  abgeholt  worden  sind,  auf  Kosten 
des  Verlages,  der  dann  die  Einsender  feststellen  wird.  Für 
Verluste  aus  ungenügender  Adressenangabe  und  Beschädi- 
gungen während  der  Her-  und  Rücksendung  haftet  der 
Verlag  nicht. 

§  8.  An  Preisen  sind  im  ganzen  24  ausgesetzt,  nämlich 
5  Geldpreise,  4  Ankäufe  und  15  Sachpreise.  Der  zur  Ver- 
fügung gestellte  Geldbetrag  von  475.—  M  gelangt  auf  alle 
Fälle  zur  Verteilung,  während  bei  den  dem  Preisgericht  zur 
Verfügung  gestellten  100.—  M  zum  Erwerb  von  4  weiteren 
Entwürfen  für  den  Preis  von  je  25.—  M  es  dem  Einsender 
überlassen  bleibt,  dieses  Ankaufsangebot  abzulehnen. 

Die  Preise  betragen  unter  Vorbehalt  anderweiter  Preis- 
einteilung von  selten  des  Preisgerichtes: 

2  erste     Preise  je  100.-  M 

1  zweiter  Preis        75.-  M 

1  dritter  Preis        60.-  M 

1  vierter  Preis  40.  -  M 
15  Preise  in  Gestalt  eines  Jahres-Frei- Abonnements  auf  die 
Monatsschrift  „Der  Baugewerksmeister"  (Abonnementspreis 
20.—  M),  oder  die  ,, Neudeutsche  Bauzeitung",  illustrierte 
Wochenschrift  für  Architektur  und  Bautechnik,  Organ  des 
Bundes  Deutscher  Architekten  (Abonnementspreis  10.  -  M) 
nach  Wahl  des  Preisträgers.  Die  Annahme  dieser  Sach- 
preise soll  den  Einsendern  auch  überlassen  bleiben. 

Das  Preisrichteramt  haben  gütigst  übernommen  die  Herren: 
Baurat  Enke-Leipzig, 

Prof.  und  Lehrer  an  der  Kgl.  Akademie  Bruno  Heroux- 
Leipzig, 

Baumeister  Kahnt-Leipzig, 

Architekt  Heinrich  Quint-Leipzig, 

Architekt  u.  Chefredakteur  E.  Rieh.  Schubert-Berlin, 

Architekt  Prof.  Schütte-Hiidesheim, 

Verlagsbuclihändler  H.  A.  L.  Degener-Leipzig. 
§  9.  Das  Recht  zur  Beteiligung  an  dem  Wettbewerb  steht 
allen  Jahresabonnenten  für  1912  auf  die  Monatsschrift  ,,Der 
Baugewerksmeister"  oder  auf  die  , .Neudeutsche  Bauzeitung" 
(illustrierteWochenschrift  für  Architektin-  u.  Bautechnik)  offen, 
und  verpflichten  sich  die  Einsender  hierzu,  in  dem  geschlossenen 
Umschlag  mit  Aufschrift  des  Kennwortes  muß  die  Mitteihmg 
enthalten  sein,  auf  welclie  der  beiden  Zeitschriften  der  Ein- 
sender für  1912  abonniert  ist.  Schliel51ich  ist  noch  Bedingung 
für  die  Teilnahme  am  Wettbewerb,  daß  der  Einsender  seine 
Arbeitselbst  erfunden  und  nochnicht  anderweitig  verwertet  hat. 


Leipzig,  den  15.  November  1911. 


DEOENER  &  Co. 

Zeitschriftenverlagsgesellschaft  m.  b.  H. 
Leipzig,  Hospitalstr.  13/15. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNQ  1911 


III 


lg]  -  [5] 

Empfehlenswerte  und 
neuerschienene  Bücher 


Naumann,  Neudeutsche  Wirtschaftspolitik  (Ladenpreis  5,—  M)  

Reichsversicherungsordnung  nebst  Einführungsgesetz   .    .       ...       .       .  . 

Brandis,  Bürgerhches  Gesetzbuch   .    .  .    .       .       .  . 

Foerster,  Die  Eisenkonstruktionen  der  Ingenieur-Hochbauten.    4.  Aufl.    2  Bände. 

Ueber  1400  Abb.  und  37  Tafeln  geh.  50,— 

Foerster,  Taschenbuch  für  Bauingenieure  

w Hütte"  3  Bände  in  Leinen  geb.  18, —  M,  in  Leder 

nur  Band  I  und  II  .    .  . 

Band  III  allein    .    .    .  II       II        II     9, —  II    II  II 

Fischer,  Statik  und  Festigkeitslehre,  Band  2  I:  Berechnung  von  Fachwerksystemen 

Liebscher,  Spezialbuchführung  für  Baugeschäfte.    Große  Ausgabe  

Bernhard,  Der  Brückenbau.    Band  I:  Eiserne  Brücken.    Mit  über  700  Abb.  und 

13  Tafeln  geh.  15,— 

Dircksen,  Hilfswerte  für  das  Entwerfen  und  die  Berechnung  von  Brücken  mit 

eisernem  Ueberbau  

SchuKze-Naumburg,  Kleinbürgerhäuser.    (Kulturarbeiten  Band  5)  

Grassel,  Ueber  Friedhofanlagen  und  Grabmalkunst  (Flugschrift  des  Dürerbundes) 
Lorenz,  Lehrbuch  der  technischen  Physik.   Band  III:  Technische  Hydro-Mechanik 

geh.  14,— 

Brennecke,  Der  Grundbau.    3.  Aufl.  geh.  12, — 

Karsten,  Der  Eisenbetonbau.    Band  I:  Ausführung  und  Berechnung  der  Grund- 
formen   

Band  II:  Die  Anwendungen  im  Hocli-  und  Tiefbau  

Hirsch-Wienkoop,  Leitfaden  der  Bauverbandslehre  

I  Teil  I:  Der  Maurer  

In  einzelnen!    "        ^er  Zimmerer 


.  1     II  III:  Der  Dachdeclcer  und  Bauklempner 

Banden  jy^  j  .        Bautischler  und  Bauschlosser 

'      „    IV    9-  Trennen  in  '>tpin  nnH  Hnly 


IV,  2:  Treppen  in  Stein  und  Holz 


geb. 

2,50  M 

II 

1,50 

II 

II 

5,50 

II 

II 

56,- 

II 

II 

20,- 

II 

II 

£1, — 

II 

II 

1 J, 

II 

II 

10  

1  V, 

II 

II 

18,- 

II 

II 

8,- 

II 

17,- 

II 

II 

4,- 

II 

II 

4,50 

II 

II 

1- 

II 

II 

15,- 

II 

II 

13,50 

II 

II 

4,40 

II 

II 

4- 

II 

II 

7,50 

II 

kart. 

1,60 

II 

II 

1,60 

II 

II 

1,60 

II 

II 

1,60 

II 

II 

1,50 

II 

geb. 

8- 

II 

II 

4,20 

II 

0,75 

II 

Böhm,  Leitende  Grundsätze  für  die  Entwässerung  von  Ortschaften  .  .  geh.  3,60 
Erbrecht,  Testament  und  Nachlaßregelung  

Portofreie  Zustellung  der  genannten  Bücher  (ausgenommen  nach  dem  Auslande) 
bei  Voreinsendung  des  Betrages  oder  gegen  Nachnahme  durch  die 

Buchhandlung  des  Deutschen  Techniker -Verbandes 

Berlin  SW.  68,  Markgrafenstraße  94. 

[g]  —  h 


IV 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNO  1911 


Hett  52 


V; 


ervielfältiger 

TImriDgia' vervielfältigt  alles 

ein-  u.  mehrfarb.  Rundschr., 
Kostenanschläge,  Einladung., 
Noten,  Exportfaktnren,  Preis- 
listen usw.  100  scharfe,  nicht 
roll.  Abzüge,  v.  Original  nicht 
zu  unterscheiden.  Gebr.  Stelle 
sofort  wieder  benutzbar.  Kein 
Hektograph,  lOOOfach  im  Ge- 
brauch. Druckfläche  23/35  cm, 
mit  allem  ZubehörnurM  10. -.  - 
 •  1  Jahr  Garantie.   

Otto  Henss  Sohn,  Weimar  H6  a, 


Der  Techniker 

als  Kaufmann 


ist  eine  neue  Zeitschrift,  die  jed. 
Techniker,  der  geschäftlich  vor- 
wärts komm.  u.  Geld  verdienen 
will,  lesen  muß.  Probeheft  frei 
vom  Verlag  Berlin-Grunewald  I. 


ch 


ohne  großen  Zeitverlust 
über  Literatur,  Kunst  und 
öffentliche  Angelegenheiten 
unterrichtet  zu  bleiben,  er- 
füllt sich  am  besten  durch 
die  ständige  Lektüre  der 
„Hilfe".  Herausgeb.  Reichs- 
tagsabgeordneterDr.Friedr. 
Naumann.  Diese  Wochen- 
schrift kostet  vierteljährlich 
beim  Buchhändler  und  bei 
der  Post  nur  2,12  M  und 
bringt  in  jeder  Nummer 
Artikel  hervorrag.  Schrift- 
steller. Verlangen  Sie  bitte 
ein  kostenloses  Monats- 
abonnement. 

nio  |Ii1fo<'  Bei-lin- 
,,U1C  milC  Schöneberg 


OER 

MAScnraAU 


Studenten- 


l'tciiMilieii-F'ahriU 

älte?te  lind  größte 
Fabrik  dieser  Branche 

I'iinil  I>iiclke, 
\ovm.  Carl  Hahn  &  Sohn 
O.  m.  b.  H. 
Jena  i.  Thür.  27. 
Man  verlang;  t;rolipn  Katalog  gratis. 


{5i:ouaCo.£ßip3iQ  96 

jEcleicfofnte  Boblunastoeife 

Eu  mWen  IPcei(cn  ecili!laf[ige  {Daten 

BW.I:Suro6len,6olt>=  u.Silbet[cbmuck,  Pcä= 
3l;ioiis;l[Q|[bpnubr8n,  tnoii.  B  mmctubieii, 
£D[einetijls,  (Xunilgcroeiblicbc  ßoQenlläiibe 
ffibl.2:lPhoto--fipparole,«inos,lDptiIche£cbc= 
mittrl,  Cbeotct;  u.  iRci|eBlD[p[,  Roifijeuns, 
ßacomelct,  Rci(tko|fcr  u.  ülenliren  olleciatt 
fflbl.  3;  Spcediapparole  u.  iPlattpn,  fflu(ik= 
roatcn  ollet  fielen,  plnjtilch.  Bimmrr(il)muck, 
ßeIcutbtunQskötpcc  |iit  6qs  u.  Peitoicum 

ßeifflngabß  becfflbtßilunQ 
#(atQlog  koltßntcßl 


^/Üiler 


Adlerwerke  von» 
Heinnch  Kleitr  AG- 
■  Filidle  Berhn  • 

Zimmerflr-S2/a3 


Besuch  erbeten 


  modern  konstrnierte 

Maschinen  and  Formen 

zwr  Zemciitwaren-  und  Kiiiiststeinfabrikation 

.-.  Zementdachziegeimaschinen 
Zementhohl  blockmasch!  inen 
Zementmauersteinmasch  inen 

Preisen  f.  6ranitoidpiattenfabrikation 

::  Sand-  und  Kieswaschmaschinen  :: 

  Formen  für  alle  Zwecke   

Steinbrecher    ::  Walzwerkt' 

Maschinenfabrik 

Dr.  Graspary  &  Co., 

Markranstädt  bei  Lieipzig. 


Eintritt      Deutsche      Prosp.  | 

iierncliiilB ';: 

Oktob.  Dippoldiswalde  i.S.  '"s. 


i  ARNSTADT  I1!H£: 

Mascliinenb.,  Ele  Iro- 
(echnik,  Chemie,  Baii- 
'ng.,Gas  undWasser- 
cclinik.  Prosp.  frei. 

Direktor:  Prof.  A.  Holzt.  Könij^eich  Sachsen.  ^ 

Höhere  technische  Lehranstalt  f.  Elektro-  n.  Maschinentechnik. 

Sonderabteilunpen  f.  Ingenieure,  Techniker  u.  Werkmeister. 
Elektrotechn.  u.  Maschinen-Laboratorien.  Lehrfabrik- Werkstätten. 

IHöcilste  bisherige  Jahresfrequenz:  3610  Besucher. 
Programm  etc.  kostenlos  durch  d.  Sekretariat. 


Kgl.Maschinenbau-u.HütteiischulezuDuisbiirg 

Am  2.  April  1912  werden  neue  Lchrkurse  eröffnet: 
1.  für  Mai^ohinenhan  nnd  Filektroteolinik, 
SS.  für  Kiüiienliülten-  nnd  <i(ie»«sereibetrieb. 

Schnigeld:  halbjährlich  30  M. 
Anfnahmebedingiing:  4  Jahre  praktische  Berufstätigkeit. 
Prograinine  werden  kostenfrei  zugesandt  von  der  Direktion. 


Rinqe.l 
Schleif-,  . 


JSolicr'-u.Kejs^lfilze.: 
Untcnlagj'fllze.  ' 


'|echnikum  Hildburghausen 

Hliöhere  u.  mitil,  Masch.- u.EIektrot.-Schule.  Werkm.-Schule. 
Aiie.-kannte  Hoch-  und  Tiefbauschule. 


I 


-|4p||f.  Erwirkung, 
Q  KCl  Ii  Verwerruna 


Oll  ein  Verwerruna 
i .  all  .SraBten.  Ausarfarg.v.  Errindunjs- 
ideen.llDdellbau.Tedui.BürFau  f.  Patent- 
wesea  n,  Martens  ,CaSSEl.Narienzollemsrci 


Patent-Anwü 


D-GOTlSCnO  Leipzi9er5tr.3 


Palenl-Anwall 

B.Bomborn 


insÄ;BERllNSW.üifs!hinE-:irM 


Jngenieure 

i5lTheunBR[fl. 

Gebrauchsmuster.-Wapen-  Berlin  S^W4S 
zeichen.-  Anmeldung-  Friedriclistr  243'J 
Verwerlung.-Prospd<t  frei.  TeL  6$  isaaä 


Erfinder! 

Anmeldung  von  Patenten  im  In- 
u.  Auslande.  Verwertung,  Finan- 
zierung, Kulant.  Bedingungen.  Aller- 
erste Referenz. 
Wolters  &  Co.,  Herlin, 
Patentbtueau,  Potsdamer  Str.  33. 


Dick 


Spezialwerkz.  f.  Elektro- 
"  fechn.,  Aut.-Bau  u. Sport. 


Im 

Kompl. Werkzeugkästen  u.  Bestecke 

Friedr.  Dick,  Esslingen  M. 

550  Arbei(er.      60  Dipl. 


A\ed. 


I  Versacben  Sie  | 

Maiglöckchen  100  St.  3,50  M, 
m  1000  St.  35,  -  AI. 

m  Goldadler  .  .  100  St.  3,75  AI, 
m  1000  St.  37,50  .M. 

XManilla  .  .  .  100  St.  4,85  .M, 
g  1000  St.  48,50  AI. 

g^Lohengrin  .  .  100  St.  5,10  A!, 
s  1000  St.  51,- AI. 

^  Kaiser  Wilhelm  100  St.  7,-  M, 
g  1000  St.  70,- AI 

und200Sorteninden  Preislagen 
g  von  30,  -  M  b.350,  -  AI  p.Alille. 
^  X'erscnde  300  St.  franko  gegen 
Kachn.  GarantieZuriicknahme. 


Magdeburg  2. 


i 


Heft  52 


V 


Ein  Buch 
für  jedes  Mitglied 

Für  Vorträge  in  den  Vereinen,  für  den  Wahlkampf,  für 
Diskussionen  in  öffentlichen  Versammlungen  braucht  jeder 
ein  Handbuch.   In  der  Sammlung  von  Dieterichs  in  Jena 

Staatsbürgerliche  Flugschriften 

ist  ein  Heft  von  Dr.  Potthoff  erschienen,  das  den  Titel 

Soziale  Rechte  und  Pflichten 

führt.  Es  ist  das  Beste,  was  wir  von  Potthoff  kennen 
und  dabei  so  billig  bei  prächtiger  Ausstattung,  daß  es 

jeder 

von  uns  besitzen  muß ! 

Wir  raten  dringend,  das  Buch  durch  uns  zu  beziehen. 
Gegen  Einsendung  des  Betrages  —  1.—  M  in  Brief- 
marken oder  durch  Zehn-Pfennig-Postanweisung  —  geht 
Ihnen  das  unentbehrliche  Werk  portofrei  zu. 
Man    bediene    sich    des    anhängenden  Bestellzettels. 

Buchhandlung  des  D.T.-V.  Berlin  SW.  68 

Ausschneiden ! 


BESTELLSCHEIN. 

Hiermit  bestelle  ich: 

 Potthoff,  Soziale  Rechte  und  Pflichten  (1.-  M) 

 M  und  ersuche  um  postfreie  Einsendung.  Den 

Betrag  von   M  für   Stück  füge  ich  in 

Briefmarken  bei  -  folgt  durch  Postanweisung  (10  Pfg.  Porto 
kostet  die  Postanweisung). 


Ort: 


Name: 


Straße:,. 


  Mitghed  Nr. 

Bitte  deutlich  schreiben. 


Stellen-Angebote. 

(Nur  für  Verbandsmitglieder). 
I.  Neu: 

A.  Vakanzen  für  Bautechniker. 
Hochbau. 

3389  Mannheim  sof.  selbst.  Arch.  od.  T.,  im  Entwurf,  Öe- 
tailzeichng-.,  sow.  auf  d.  Baust,  durchaus  erf.,  der  auch  d.  Chef 
vertret.  kann.  Geh.  ca.  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweig- 
stelle Mannheim  an  Hn.  Fr.  Krieger,  Stephanienpromenade  15. 

3627  Brunau  i.  Altm.  sof.  tücht.  Bt.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Oeh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3628  Dresden,  Militärbauamt  sof.  tücht.  T.,  t'irm  im  Ab- 
rechnen, Veranschl.  u.  Entwerf.,  sow.  m:.  Kenntn.  d.  Militär- 
bauwesens. 200  M  u.  mehr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst. 
Dresden  an  Hn.  H.  Mirtschin,  Burgsdorfstr.  7. 

3642  Dahlem,  Beh.  sof.  Bt.,  der  schon  bei  Beh.  tätig  war. 
150  bis  180  M.  Stellungsd.  etwa  9  Mon.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3644  Czenstochau,  Baugesch.  sof.  äußerst  tücht.  u.  ge- 
schäftsgewandten Bt.,  fl.  u.  selbst.  Arbeit.,  im  Projekt.,  Ver- 
anschlagen u.  Abrechn.  durchaus  gew.  Nur  erste  Kraft,  die 
selbst,  eine  Filiale  leit.  kann.  Hohes  Geh.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.' 94. 

3645  Freienwalde  a.  O.  sof.  Bt.,  fl.  Zeichn.,  m.  gut.  Hand- 
schrift, auf  etwa  2  Mon.  Ca.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3646  Homburg  v.  d.  H.  sof.  zuverlässig.  T.  z.  Ausarbeitg. 
V.  Hochbauentwürf.  u.  Kostenanschläg.  a.  etwa  2  Mon.,  der 
bereits  in  ein.  Architekturbureau  tätig  war  u.  selbst,  arbeit,  kann. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Frankfurt  a.  M. 
an  Hn.  J.  Wührmann,  Frankfurt  a.  M.-Bk.,  Adalbertstr.  73. 

3647  Lauban  i.  Schles.,  Baugesch.  sof.  tücht.,  jüng.  Bt. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Niederschlesien 
an  Hn.  G.  Sippach,  Freiburger  Str.  51. 

3648  Ziegenrück  i.  Thür.  sof.  jüng.  Bt.,  gel.  Zimm.,  evang., 
f.  Bureau  u.  Baust.  Dauernd.  Ca.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Erfurt  an  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorsts'r.  18. 

3652  bad.  Oberland  sof.  Bt.  z.  Bauleitg.  ein.  groß.  Ge- 
schäftshauses. Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst. 
Karlsruhe  an  Hn.  Rob.  Jais,  Sofienstr.  89. 

3653  Altona,  Kgl.  Beh.  sof.  tücht.  Bt.,  d.  bereits  bei  ein. 
Beh.  tätig  war.  180  bis  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigstelle  Hamburg  an  Hn.  E.  Natho,  Hamburg  23,  Leibnitz- 
straße 6. 

3654  Essen,  Hoch-  u.  Tiefbaugesch.  sof.  j.  T.  m.  Prax 
im  Baugesch.  u.  Kenntn.  im  Lohnwes.,  Abrechng.  u.  Kosten- 
anschl.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.-Term. 
Geschäftsst.  Rheinland  u.  Westfalen  in  Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3661  Erfurt,  Baugesch.  sof.  T.,  fl.  Zeichn.,  tücht.  im  Ver- 
anschlagen u.  Abrechn.  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweig- 
stelle Erfurt  an  Hn.  L.  Leidenfrost,  Scharnhorststr.  18. 

3665  Gnesen,  Baugesch.  sof.  jüng.,  tücht.  Hochbaut.,  im 
Entwerf.  u.  Veranschlag,  städt.  Wohn-  u  Geschäftsgebäude 
erf.  120  bis  130  M  bei  freier  Wohng.  oder  150  bis  175  M 
ohne  solche.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr. 
Zweigstelle  Posen  an  Hn.  E.  König,  Hohenlohestr.  3. 

3666  Thorn  sof.  erst.  Hochbaut.,  m.  Projekt.,  stat.  Berechng., 
Kostenanschl.  u.  Abrechng.  vertr.  Nur  tüchtige  Kraft,  die  auch 
den  Chef  vertret.  kann.  Dauernd  u.  angenehm.  180  M  u.  mehr. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Zweigst.  Posen  wie 
unter  3665. 

3667  Lissa  i.  P.  sof.  jüng.  T.  f.  Bureau.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.  Posen  wie  unter  3665. 

3668  Düsseldorf,  Arch. -Bureau  sof.  zwei  tücht.  Bauführ., 
fl.  Zeichn.,  sich,  in  Konstruier,  u.  Statik,  m.  Kenntn.  in  Eisen- 
beton u.  in  all.  vorkommend.  Arbeit.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
u.  Geh.-Anspr.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dort- 
mund, Kaiserstraße  86. 

Tiefbau. 

3670  Kiel,  Kanalbauverwaltg.  sof.  zwef  erf .  Tiefbaut.  Zirka 
150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle  Kiel  au  Hn. 
F.  Kobarg,  Hansastraße  10. 

Kanalisation. 

I' 

3649  Mülheim  a.  Rh.,  Installationsgesch.  sof.  od.  spät,  tücht. 
T.  m.  läng,  prakt.  Erf.  in  Gas-,  Wasser-,  Kanal-,  sanitären  u. 
Zentralheizungsanlag.,  der  evtl.  auch  den  Chef  vertr.  kann  u. 
vielleicht  einige  Kenntn.  der  elektrischen  Installationsbranche 
bes.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  und 
Westfalen  in   Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3650  Berlin  sof.  einige  tücht.  T.  f.  Gas-  u.  Wasserinstalla- 
tion. Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.-Anspr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW..  Markorafenstr.  94. 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


Heft  52 


Vermessung. 

3671  Gleiwitz,  Ob.-Schles.,  vorübergehend  sof.  oder  später 
Vermess.-T.  f.  Absteckung,  v.  Nivellements  für  Bahnprojektc 
(Bau  ein.  Sandtransportbahn)  nebst  Berechng.  sovv.  Bearbeitg.  v. 
Fortschreibungsvermessung.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u.  Geh.- 
Anspr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

B.    Für  Industrieangestellte. 
Maschinenbau. 

3552  Gnesen  sof.  durch,  tücht.  T.  als  Gewerbelehrer,  Absolv. 
ein.  höh.  Maschinenb. -Schule,  zun.  z.  Vertretg.  auf  4  Woch. 
f.  d.  Zeit  V.  8.  1.  bis  3.  2.  1912,  feste  Anstelig.  ab  1.  4.1912 
nicht  ausgeschioss.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3587  Prov.  Sachsen,  gr.  Masch. -Fabr.  sof.  ält.  Konstr.  f. 
Dampfkessel-  u.  Uebcrhitzerbau,  d.  auch  Aufnahmen  u.  Vcr- 
dampfungsversuche  vornehm,  kann.  Nur  für  m.  d.  Branclie 
vertr.  Bewerb.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  u.  Antr.- 
Term.  Zweigst.  Magdeburg  an  Hn.  P.  Herrmann,  Magdeburg-S., 
Kruppstraße  12. 

3629  mittl.  Masch. -Fabr.  in  d.  Nähe  Magdeburgs  sof.  tücht. 
Ing.  z.  Ausarbeit,  v.  Offert.,  m.  Erf.  im  Zentrifugalpumpenbau. 
Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr.  ü.  Antr.-Term.  Zweigst. 
Magdeburg  an  Hn.  P.  Herrmann,  Magdeburg-S.,  Kruppstr.  12. 

3631  Düren  i.  Rhld.  sof. .  tücht.  T.,  fl.  Zeichn.,  m.  Prax. 
im  Dampfmaschinenbau.  Dauernd.  Anfangsgeh.  123  M.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3632  Rorschach  (Schweiz)  sof.  jüng.,  fl.  M. -Zeichn.  od. 
T.  auf  zun.  1/4  J.,  spätere  Weiterbeschäftig,  n.  ausgeschioss., 
der  Maschinenteile  n.  Modell  selbst,  aufzeichnet.  Süddeutsch, 
bevorz.  Geh.  150  Frs.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3633  Lehe  i.  H.  geeignete  Kraft,  die  eine  Sauggasanlage 
prüf.  u.  hierüb.  ein  fachmänn.  Gutacht,  abgeb.  kann,  auch 
bezügl.  d,  Fundamente.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigstelle 
Bremen  an   Hn.   L.  Seipgens,   Lutherstr.  21. 


3634  bei  Berlin,  Kabelwerk  sof.  erf.  Konstr.  f.  allgem. 
Masch. -Bau,  Eisenkonstr.  u.  Hebezeuge.  200  bis  225  M.  Ang. 
sind  n.  \orherig.  Anfrage  b.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Mark- 
grafenstr. 94,  n.  d.  Adresse  d.  Firma  direkt  an  dies,  zu  richten. 

3635  Chemnitz  sof.  tücht.  Ing.  f.  Dampfmasch. -Bau.  150  bis 
180  M  Ang.  sind  n.  \orherig.  Anfrage  b.  d.  Flauptstellc 
Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94,  n.  d.  Adresse  d.  Firma  direkt 
an  dieselbe  zu  richten, 

3636  Dresden  sof.  jüng.  T.  od.  Zeichn.  f.  Filter-,  Klar- 
u.  Maschinenanlag.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Dresden 
an  Hn.  H.  Mirtschin,  Burgsdorfstr.  7. 

3637  Berlin  sof.  jüng.  Mt.  Dauernd.  120  bis  150  M.  Ang. 
m.   Zeugn.-Abschr.   Hauptslelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

3655  Charlottenburg,  Ing.  sof.  tücht.  Mt.,  der  gleichzeitig 
auch  Maschinenschreiben  kann  und  den  Chef  vertret.  muli. 
Kenntn.  d.  engl.  u.  französisch.  Sprache  erfordcrl.  Geh.  200  M 
u.  mehr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauplstelle  Berlin  SW., 
Markgrafenstraße  94. 

3656  Eßlingen,  Masch. -Fabr.  sof.  tücht.  Mt.  m.  Erf.  im 
Signalbau,  für  Bureau  u.  Baustelle.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Zweigst.   H.  Neff,  Stuttgart-Berg,  Rudolfstr.  14. 

3657  Eßlingen,  Masch. -Fabr.  sof.  tücht.  Konstr.  m.  langj. 
Erf.  im  Kreiselpumpcnbau.  Dauernd.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigstelle  Stuttgart  wie  unter  3656. 

3658  Hamburg  sof.  erf.  T,,  22  bis  30  J.  alt,  f.  d.  Verkauf 
v.  Transmissionen,  der  im  Verkehr  m.  d.  Kundschaft  (industriLlIc 
Etablissements,  Exporteure)  usw.  Erf.  hab.  u.  mögl.  schon  in 
dies.  Fache  tätig  gew.  sein  muß.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  u. 
Geh.-Anspr.  Zweigst.  Hamburg  an  Hn.  E.  Natho,  Hamburg  23, 
Leibnitzstraße  6. 

3662  SchIeswig-HcL>tein  j.  Mt.  f.  Gasanstaltsneubau  An 
tritt  sof.  Geh.  150  M.  Ang.  Zweigst.  Kiel  an  Hn.  F.  Kobarg, 
Kiel,  Hansastraße  10. 


3663  Schweidnitz,  Masch. -Fabr.  sof.  im  Zuckerfach  erfahr. 
Konstr.  Ca.  200  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle 
Berlin  SW.,  Markgrafenstraße  94. 

3664  Nordvvestdeutschland,  Masch. -Fabr.  sof.  jüng.  T., 
ledig,  evang.  Dauernd.  Ca.  130  M.  Ang.  sind  n.  vorherig. 
Anfrage  b.  d.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94,  n.  d. 
Adresse  d.  Firma  direkt  an  dieselbe  zu  richten. 

Eisenkonstruktion. 

3566  Brückenbauanstalt  b.  Dortmund  sof.  2  Eisenkonstr. 
m.  mindest,  ein.  Jahr  Prax.  Ang.  sind  n.  vorherig.  .Anfrage 
bei  d.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in  Dortmund, 
Kaiserstr.  86,  n.  d.  Adresse  d.  Firma  direkt  an  dies,  zu  richten. 

3638  Dortmund,  Ziviling.  sof.  tücht.  Eisenkonstr.  Ang. 
m.  Zeugn.-Abschr.  Geschäftsstelle  Rheinland  u.  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstr.  86. 

3639  Breslau,  Eisenkonstr.-Werkstatt  sof.  T.  f.  Eisenkonstr., 
z.  Anfertig,  v.  Werkzeichng.,  Projekt,  u.  stat.  Berechng.  Geh. 
f.  Bewerb.,  die  nur  Werkstattzeichng.  anfertig.,  130  bis  150  M, 
die  stat.  Berechng.  ausführ,  könn.,  150  bis  180  M.  Ang.  m. 
Zeugn.-Abschr.  Zweigst.  Breslau  an  Hn.  E.  Reußner,  Breslau  8, 
Webskystraße  11. 

3659  Dortmund  sof.  Eisenkonstr.,  fl.  Zeichn.,  m.  mindest, 
einjährig.  Bureauprax.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.,  Geh.-Anspr. 
u.  klein.  Zeichng.  Geschäftsstelle  Rheinland  und  Westfalen  in 
Dortmund,  Kaiserstraße  86. 

Elektrotechnik. 

3641  Karlsruhe  baldigst  Elektrot.  z.  Anferlig.  v.  Leitungs- 
plänen, Beihilfe  b.  Ausarbeitg.  v.  Angebot,  u.  Projekt.,  sowie 
sonst.  Bureauarbeit.  Geh.  bis  150  M.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr. 
Zweigst.  Karlsruhe  an  Hn.  R.  Jais,  Sofienstr.  89. 

3660  Berlin,  Elektrizitätsfirma  sof.  j.  Zeichn.  od.  T.  f. 
Telegraphie  u.  Telephonie.  Geh.  120  M.  Ang.  m.  Zeugn.- 
Abschr.  Hauptstelle  Berlin  SW.,  Markgrafenstr.  94. 

Installation. 

3590  Meran  sof.  j.  T.  aus  d.  Installationsbranche,  m.  prakt. 
Tätigk.  u.  einig.  Kenntn.  in  Projektierg.  u.  Ausführg.  v.  Wasser- 
leitungs-,  Entwässerungsanlagen,  sowie  sanitären  Einrichtg. 
140  bis  160  Kr.  Ang.  m.  Zeugn.-Abschr.  Hauptstelle  Ber- 
lin SW.,  Markgrafenstraße  94. 

Besetzt  resp.  erledigt  sind  folgende  Stellungen: 

Besetzt  durch  Mitglieder:  3521  (Wanne  i.  W.). 
2973  (Wreschen).  3440  (Birnbaum).  3498  (Rendsburg).  3510 
(Kiel).  3254  (Erfurt).  3492  (Arnsdorf  i.  S.).  3630  (Berlin). 
3651  (Berlin).  3559  (Böhlitz-Ehrenb.).  3479  (Berlin).  2554 
(Rheinland).  3393  (Bonn).  3275  (Wollstein).  3415  (Wollstein). 
3550  (Uelzen). 

Erledigt:  3435  (Kiel).    3437  (Kiel).    3431  (Beeskow). 

Stellung  haben  erhalten  die  Mitglieder: 

63860.    49805.    37301.    54756.    47150.    57545.  50424.  58549. 

51868.     64176.     63873.     19020.     49063.     63557.  52486.  35375. 

54407.     49590.     35375.     59S12.     61249.     58893.  51244.  48S53. 

45473.  64078.  61254.  62186.  42485.  63873.  55299.  58789. 
31873.    53943.    60606.  60967. 


Wcihnachts-  und  Sylvesterfeier  im  Erholungsheim ! 

Ein  herrlicher  Weihnachtsbaum  soll  den  trauten  Räumen 
unseres  Erholungsheims  Feststimmung  geben.  Wie  alljährlich, 
soll  auch  in  diesem  Jahre  im  frohen  Kreise  von  Berufskollegen 
mit  ihren  Angehörigen  das  Weihnachtsfest,  das  Fest  des  Friedens, 
im  Lichterglanze  im  eigenen  Heim  gefeiert  werden.  .Am  Weih- 
nachtsheiligenabend 9  Uhr  gemeinsame  Christbescherung.  Am 
Silvesterabend  sollen  bei  dampfender  Bowle  die  Sorgen  und 
Mühen  des  vergangenen  Jahres  vergessen  und  mit  neuer  Zu- 
versicht das  neue  Jahr  begonnen  werden.  Kollegen,  die  diese 
Tage  in  unserem  Heim  zu  \  erleben  gedenken  (A\eldungen  liegen 
bereits  vor),  werden  gebeten,  ihre  Anmeldungen  an  das  Er- 
holungsheim oder  an  den  Verbandskollegcn  Herrn  Bürgermeister 
Burkhardt  in  Sondershausen  zu  bewirken.  Derselbe  nimmt  auch 
Weihnachtsgeschenke  für  unser  Heim  dankend  entgegen.  Es 
werden  gewünscht:  Sofakissen,  Waschtisrhgarnituren,  Wand- 
schoner für  die  Liegesofas,  kleinere  Zimmerbilder. 


Alle  Anfragen  und  Anmeldungen 

die  das  Erholungsheim  betreffen,  sind  nur  zu  richten:  An  das 
Erholungsheim  des  Deutschen  Techniker-Verbandes  in  Sonders- 
hausen. 


Die  Herren  Bewerber  werden  gebeten,  um  Verzögerungen  bei 
der  Weitergabe  der  Bewerbungsschreiben  zu  vermeiden,  stets 
die  Mitglieds-  und  Vakanzennummer  oben  links  auf  dem  Be- 
werbungsschreiben und  auf  dem  Briefumschlag  anzugeben. 
Bewerbungen  li;b-'n  nur  dann  Aussicht  auf  Erfolg,  wenn 
sie  spätestens  3  Tage  nach  der  Bekanntgabe  einer  Vakanz 
in  den  Händen  der  Vermittelungsstelle  sind    .•.  .•. 


Heft  52 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


VII 


H  ::  ::  Geschäftliche  Mitteilungen  n  ii 


Pianos 
Flügel 

mit  gold.  Medaillen 
vielfach  präiniierf. 


direktab Fabrik  auPrivate 

gegen  Raten  von  monatlich  20  M 
ohne  Anzahlung.  Freie  Probelief. 
Langjährige  Garantie.  Jahresverkauf 
über  1000  Instrumente.    Katal.  grat. 

Roth  &,  J  u  11  i  u  s 
Hof-Pianofabrik  HAGEN  i.  W.  4 

(2.  Fabrik:  Berlin  O.  34.) 


ro,  Hjoffmann  lOianoa 

linri  FllVo"*»!  gesetzlich  geschützt,  sind  nur  echt,  wenn  sie  direkt  aus 
Ulltl  I  lU^CIf  unserer  Fabrik  bezogen  werden.  Nur  eigene,  erstkLissige, 
mehrfach  prämiierte  Fabrikate  zu  mäliigen  Fabrikpreisen.  —  Strengste  Reeliltät 
Teilzaiil.  gestattet.  Kalalogegratisu.  franko.  Verbandsmltgtiedererlialten  holieiiRabatt. 
Jlaii  aelitc  s'en»"  auf  die  A<lresse: 

W.  Hoffmann  Pianos,  G,ni,  1.  D.,  Berlin  l  Si  Slallsdireibei'slrasse  A 


Was  ist  Reise-Cheviot? 

©in  etegatitcr  Stnsugftoff  in  mobcrnen  ect)tcn  5var6cn,  reine  Sdiafreo'-Ie, 
unjcrrcißbav,  140cm  breit,  3  aJictcr  toftcn  12  SBJart  franto.  Sircfter  !l»crfQiit> 
nur  guter  Stoff=*JJciil)citcn  Slnsügeu,  ?(<aletotei,  Sojen  bei  billigen  ipreiicii. 
Qcöcr  genaue  SJerglcidi  überrajd)t.  Slu^  über  200»  qjoftorten  liegen  9!nd)= 
beftelluitgen  unb  (£nipfei)[ungen  cor  «(erlangen  Sie  anufteic  oI)ne  .Saufsaiang 
BOttotrel.  Wilhfilm  Boetzkes  in  Düren   6)      bei  Aachen. 

Witglieöev  bes  D.  'X.-'B.  I)abeii  2!ov3ugspreii;. 


Regen  sich  ere  Da c h  I  ü f  t u  n  g 


Hijrtgenlü"f"fer     ,,     ''■'Stern  lüfte  r 

G .  H  ü  ptg  e  n .  Mö  n  n  i  9  &  C%  K ö  I  n  -  Li  nde  n t  ha Is 


^^enrf  mr  Sie  " 

sprechen  kön/jfen 

würdenwirSie  sicher  davon  über- 
zeugen, dass  Sie  durcti  direkten 
Bezug  aus  unserer  Fabrik  in 

flnzugstoffen,  Pale'otstoffei.  Hosen- 
stoffen. Westenstoften.  Camentuthen  etc. 

unbedingt  Vorteile  haben.  Spezialität: 
Erstklassige  Neuheiten  in  bess.  Qualitäten 
zu  allerbilligsten  Preisen.    Verlangen  Sie 
durch  Postkarte  Muster,  wir  senden  dieselben 
sofort  franko  ohne  Kaufzwang. 

Lehmann  &  Assmy,  Spremberg  L  239 

Größte  u.  alt.  Tuchfabrik  Deutschlands  dies.  Art 


Nach  allen  Orten 

liefern  wir 

Herren-u.  Damenkonfektion 
Pelzwarsn  •  Wäsche  •  Gardinen 

•  Teppiche  »  Schuhe  •  u.  s.w.  • 
6old-  u.  Silberwaren  •  Kunstgewerbe 

•  Lederwaren   •  Uhren   •   u.  s.  w.  • 


Ohne 
Anzahlung 

Bequemste 
Zahlweise 


Verlangen  Sie  heute  noch 
unsere  illustr.  Kataloge, 
welche  wir  Ihnen  gratis 
u.  franko  sofort  zusenden 


Anton  Christ.  Diessl 

Akt.-Ges  Versandhaus 

München  C.  8 


Schwaciie  Männer 


nehmen  keine  wertlosen  Pillen,  Nerven- 
futter und  Apparate  oder  dergl.,  son« 
dem  lesen  und  be.achfen  die  Schrift  eines 
Arztes  über  das  Scxnalnerveu-Sysleni,  das, 
ohne  die  Reklanietromniel  für  irgend  eine 
nutzlose  S])ezialitat  zu  rühren,  genaue 
Aufklärung  über  Ursprunc;,  Folgoi  und 
Heilung  der  Ncrvonscliwäclie  gibt.  Ein 
Wegweiser  fürs  gaii/e  Leben.  Zu  beziehen 
fiir  1.50  ftl  in  I-irielinarken,  franko  durch 
den  Verlag  Aesculaj),  (jenf  711  (Scliweizi 


als  Seppii^e  fint) 
teuer,  biUigcr,Qbcr 
cbciiio)ci)bii,niciiie 
blenb.  ineificn  u.  filbcrgraucn  <^cibfd)nudicn= 
feile.  (9r.  1  qm,  gcriidjloG  u.  ^narfeft. 
*Pr.  8  OTIi.  p.  et.,  ,3  6t  portofrei.  5;cid) 
illuftr.  "Prsl.  nud)  über  Sufjfiidie,  ^ßacicitJ 
bedien,  9?cifepcläe  u.  oieie  anberc  Sod)cn 
aus  if)cihfcl)Hudieiifcllen  gratis  unb  franko. 

U).  l^eino,  Eünjmüfjlcit  26  bei 
Sdfncoeröingcn,  £ünebiirg.  tjeiöe. 


Vereinfachte  Formeln  für 

Eisenbeton 

von  Fritz  Thomas.  Durch  jede 
Bnclih.  oder  direkt  von  W.  Crüwells 
Verlag",  Dortmund.    Preis  1,25  M. 


Alfred  Schmidt, 

Bremm,  Steintor  173/75. 
Technisches  Bureau  für 
Ziegelei-Anlagen,  Ton-  und 
Kalkwerke, 
Zickzack-,  Kammer-, 
Muffel-,  Blaudämpföfen, 
Schachtöfen, 


Trocken-Anlagen,  Schornsteinbau. 
Kostenanschläge,    Gutachten  usw. 


Schreibmaschine 


Prospekte 
jratis  und  franko 


Carl  E.  Halbartfi,  Berlin  W.  8,  Friedrichstr.  78 


Kostenlose 
Probestellung 


VIII 


DEUTSCHE  TECHNIKER-ZEITUNG  1911 


ixkep" 

Bestes  Miffel  zurTrockenlegung 
feuchter  Wände-  Muster  u. 
Prospekr  N9  180  postfrei 

vom  Fabrikanten 
Hermann  Paul, Breslau  6 


Stellen- Angebote 


Bei  Chiffre-Offerten  empfiehlt  es  sich,  nicht  Original-Zeugnisse,  sondern  nnr 
deren  Abschriften  beizufügen,  f-'iir  Wiedererlangung  von  beigefügten  Origmal- 
Zeu^nissen  oder  anderen  Urkunden  kann  keinerlei  Gewähr  übernommen  werden. 


Stellen-Gesuche 


Techniker 


bezugsw.  Bauf.,  28  Jahre  alt,  ver- 
heiratet, mit  ISjähriger  Maurer-  u. 
Steinhauerpraxis  in  Hocli-  u.  Tief- 
bau, sucht  per  sof.  o.  spät.  Stellung. 
Off.  mit.  Z.  4564  an  Haasenstein 
&  Vogler  A  -G.,  Nürnberg. 


Fit  ein  Baugescliäft  (Zimmerei)  mit  Holzhandlung  in  einem 
aufblühenden  industriereichen  Orte  Westfalens  mit  12  000  Einwohnern 
wird  zur  Vergrößerung  des  Betriebes  ein 

Teilhabel« 

mit  15-20000  M  Einlage  sofort  oder  zum  Frühjahr  gesucht.  Reiches 
Arbeitsfeld  vorhanden.  ,Gjn 
Offerten  unter  J.  8453  an  Daube  &  Co.,  Berlin  SW.  19. 


Tedinisdi  gebildeter 

JTaJJfuJäfions- 
beamfer 


der  in  der  Ma  sseufa  brihafion 
V.  Präzisious- Iii.sf rii iiicn.fcii 
n.  Apjyttrateu  d iirclm  us  4'r- 
fdhren  und  mit  dein  Kurtcn- 
systeni  voffhoiuiuen  rertnuit 
ist,  von  einer  f/rösseren 
l<\ibrih  baldif/st  gesiuJtt. 

Jieiverher,  die  schon  fänr/ere 
Zeit  in  äh nlieher  Stelhin<f 
fätif/  waren,  <in  Jtottes  and 
sicheres  Arbeite)»,  i/eiröhnt 
sind  lind  eine  lyetiensstef/iinf/ 
sueJien,  irol/en  iJt  re  A  ni/ettote, 
versehen  mit  Lefßens/fi  iif, 
Zeuf/iiisidfseh  riften,  Gehnfts- 
unspriiehen  u.  des  Eintritts- 
ternrins  unter  Chiffre  S.  F. 
14,84:  nn  FludLolf  MOSSe , 
Stuttgart  senden. 


stän'dfger  Ingeoieuf 

od  .Techniker  für  landw.  Maschi- 
nenbau, gut  vertraut  mit  elektr. 
Kraftanlagen,  in  dauernde  Stel- 
lung gesucht.  Qefl.  Off.  m.  Gc- 
haltsausprüchen  u.  Zeugnisab- 
schriften unter  U.  N.  9829  an 
Rudolf  Mosse,  Halle  a.  S. 


Zu  baldmöglichst.  Eintritt  wird 
von  einer  groß. Fabrik  Ost-Deutsch- 
lands ein  tüchtiger,  jüngerer 


für  das  Konstniktionsbureau  ge- 
sucht. Offerten  mit  Angabe  der 
Qehaltsanspr.,  Zeugnisabschriften 
und  Auskunft  über  die  bisherige 
Tätigkeit  befördert  unter  K.  5454 
Daube  6  Co.,  Berlin  SW.  19. 


Inserate  haben  plen  Eili! 


!  Nachweis!  i 


von  erstkl.  Firmen,  welche 
die  Ausführung  einer  Hohl- 
stein -  Rippendecke  über- 
nehiuen,  wird  entsprechend 
hoch  honoriert.  Die  Decke 
ist  schallsicher  und  wird 
ohne  Bretterschalung  her- 
gestellt. Off. unt.  0.1413  D. 
an  Ann.-Exp.  Daube  &  Co., 
Cöln.  " 


Hochfeine,  garantiert  reine  ""^ 
=  Anfisetiii<t(wnr»)t  = 

Leber-,Knack-,Ro(- U.Zungenwurst, 
Sülze  p.  Pfd. 90  Pfg  ,  Delikatmettw., 

frisch  od.  gelbreif,  ger.  p.Pfd.  120Pf. 
Desgl. alte,  gutger.,  rotschn.  140Pf. 
Sortimentspostkolli,  9  Pfd.  nett.,  frk. 
lOMgeg.  Voreins.  od.  Nachn.eii'nf. 
Fleischerei  Ke'lermann  Einbeck  =  H. 


Kleine  Aiizeiyen  haben  (jule  Eilolp 


TücJifige 


jüngerer 
/fonsfruA/eur 


der  nfieh  hnrzen  Angatn-n 
sefftständif/  arbeiten  kann  ii. 
reiche  Krffthrantj  im  Hau 
von  Instrinnenten  und  Prä- 
zisions(i))paraten  besitzt,  von 
einer  grösseren  l'^abrik  ge- 
sucht. 

Verlangt  uird  sauberes, 
schnelles  Zeichnen,  sicheres 
liechnen,  soa  ie  Jieifezeagnis 
eines  höheren  Technihitms. 

Angebote,  rrelche  mit  Zeiig- 
irisabscfiriffen ,  Gehaltsan- 
sprächen.,  Aftersangabe  und 
Kin  frittsterm  in  verseh  en 
srin  müssen,  sind  zu  richten 
unter   Chiffre  S.  B.  14SL 

an  Fludolt  iV^osse, 
Stuttgarts 


•lg'.  Tief bantechniker 

(Steins.),  Abs.  Kg'l.  Baugewerksch  , 
sucht  sofort  od.  später  Stellung  in 
einem  größeren  Straßen-  u.Tiefbau- 
geschäft.  Off.  unter B.  1234 postlag. 
Mühlhausen  i.  Th.  erbeten. 


Gnter  8tatiker  wird  man 

durch  Besuch  eines  2-wöchentl. 
Wiederholungskurses  von  Direktor 
Keller,  Meißen.   Progr.  sofort. 


Präzisions-Feilen  I.Klasse 

— -  für  jede  Art  Feinmechanik   

firosüfi  iinil  klPioe  Feilen 

mit  und  ohne 
gewelltem  Hieb.     ♦^Ö*^    n;  i 
Patentraspeln  j^f^^ 

m. Dauerzahn  Kaltsäge- 

Preislisten  ij*  ^  maschln.u. 
lof  ,  '^«'tsageblätt. 

^^Ajr  Sägen  f.  jed.  Zweck 
g  Werkzge.  f.  Maschin 

etc.  liefert 

V  Frifdr.  Dick,  Essllnfen  a.  Ii' 

  600  Arb.,  60  Med.  u.  Dipl.   

Wiedorauf hauen  alt.  I>'ellc-ii 


Zeugnisabschriften  u.Lebensl.i.  Alaschinenschr.  1  8.30x0,80,  40x  1,00, 
50x1,30  M  inkl.  Papier.  Gratis-Zugabe:  wie  man  sich  erfolgreich  um 
Stellung  bewirbt.  Vervielfältigungsbureau  „Zeugnis"  Düsseldorf  34. 


Buchführung 

Korrespondenz,  St^-nographie, 
Wechsel-  und  Schecklehre 

erlernen  Sie  ohne  Beriifsstörung 
u.  ohne  Besuch  einer  Handelsschule 
am   besten   durch   unsern  Fern- 
unterricht, Methode  Slreitz. 
Institut  für  Fern- Unterricht, 

Berlin  201,  Postamt  55. 
Prospekte  frei.  Feinste  Referenzen. 


KOLLEGEN, 

welche  an  Rheumatismus,  Gicht, 
Hexens ;huß,  Kopf-,  Nerven-,  Ge- 
sichts-, Brust-  und  Gliederreißen, 
Verstauchung  und  Geschwülsten 
leid.,  werd.  durch  mein  ges.  gesch. 
Einreibungsmitt,  schnellst. gesund. 
Viele  Anerk.  Preis  p.  Fl.  4,25  M. 

K.  FETTKE,  Steglitz-Berlin, 
Mommsenstr.  4J    Fernsprecher  43 


Gebrauchte,  in  gutemZustande  bef. 

Schreibmaschinen 

als:  Remingt.  Stand,  von  80,-  M 
d.ShooleslOO,  -  FayShooIes  60,  - 
Frist. u.Rossm  80,-  DensmorSO,- 
Calligr.50,-,  New  Century  Calligr. 
80,-,  Yost  50,-,  Barlock40,-, 
Hammond80,-,  Blicke^  sd.40,  - , 
Edelm  30,-,Mignon50,  -  ,Polygr. 
120,-  Knoch80,-  Viktor.l5,-  an 
verkauft  R.  Zocher,  Dresden  40, 
Dippoldiswaldaer  Gasse  6. 


Selbst- Unterricht  d. 
Burckhard-Blank 
Selbst-Unterrichts-Briefe  h.  60  Pfg  , 
beste  gründlichsteMe  hode,  sichere 
Erfolge!  Prospekt  und  Probebrief 
gratis.  Thüringer  Verlags-Anstalt, 
Chemnitz-Gablenz.  '°  ' 


Gratis 

Katalog  und  Bücher 

Scherz-,  Witz-  und  lux-Artikel 
Anton  Ohler,  Köln  a. Rh".Nr.71 1.'"-' 


Galvanische  Verzinnung! 

Wer  liefert  Ziiinsalz  zur  direkten  Verzinnung  von 


Grauguß  (ohne  Zwischenschicht)?  Offerten 
unter  B.  8447  an  Daube  &  Co.,  Berlin  SW.  19. 


erbeten 


Kaulen  Sie 

\mm  niusikalißn! 

Bevor  Sie  nicht  den  neuesten  KATALOG  über 

Adolf  Kunzes  Musikal.Volksbibliothek  besitzen 

Verlang.  Sie  den  Katalog  grt.  u.lrk.  \  on  Noten-Kunz,  Berlin  N0.43, 


JLbdampf-JBJntöler 

Bedeutende  Fabrik  f.  Apparatebau ii.  Andreh-Vorn'elitiin<^en 
etc.  sucht  für  Abdampf-Entöler  bewährter  Konstruktion 
an  allen  Orten  Vertreter  creo:  o^iinst.  Bedinzunoen.  Ciefl. 
Anfr.  erb.  u.  A.  t)44<),  liauftc  iC  Co.,  Berliii  S  IV.  OS. 


I 


\ 


I 


I 


I 


I